Skip to main content

Full text of "Gartenflora ?Monatschrift fuI?r deutsche und schweizerische Garten?und Blumenkunde /herausgegeben von E. Regel."

See other formats


a 
pro 
PEE 


GARTENFLORA. ~% 


TL —— Se 


Allgemeine Monatsschrift 
fiir 
deutsche, russische nnd schweizerische Garten- und Blumenkende und Organ des 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg. 
Unter Mitwirkung vieler 
Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


herausgegeben und redigirt 


Dr. Eduard Regel, 


Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe, Direetor des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Präsidenten 
des Kais Russ. Gartenbauvereins in St. Petersburg, Inhaber mehrerer hoher Orden, Ehrenmitgliede der 
edle der N paiaina sekien in Palermo, Correspondirendem Mitgliede der kgl. r. Akademie der 
Wissenschaften und der Kaiserlichen Russischen Akademie der Wissenschaften in St. > 
spondirendem Mitgliede ees Akademie der Wissenschaften zu Bologna, Mitgliede der deutschen Aka- 
mie der Naturforscher Leopoldina-Carolina, Ehrenmitgliede, Mitgliede tg ee ETES Mitgliede 
vieler Gelehrten- und Gartenbangesellsähnfte 


Mitarbeiter für Deutschland: 


H. Jüger, E. Mayer, A. Senoner, L. Beissn 
Hofgarteninspeetorin Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. in Wien. Garteninspectorin Braunschweig. 
H. Hotfmann, €. Salomon, W. Zeller 
Prof. ord. an der Univ. Giessen. Kgl. Botanischer Gürtner in Würzburg. AXE ek in Tübingen. 

Prof. Dr. Góppert, H. Zabe 
Geh. Rath u. Director d. bot. Gartens Konigl.G der b aii s 
zu Hannóv. Münden. 
E. Schmidt H. G. Reichenbach, 
(Firma: Haage & Schmidt.) ie u. i Dheeitós d. bot. Gartens in re 


Mitarbeiter fiir die Schweiz: 


E. Ortgies, 
Inspector des Bot. Gartens in Ziirich. 
Mitarbeiter fiir Russland: 


r. F. Herder, ^ 
Kais. Russ. Hofrath u. Bibliothekar - ‚Kaiserlichen Erster Gärtner am Kaiserlichen Botanischen 
Botanischen Garten zu St. Pet Garten zu St. Petersburg. 


Jahrgang 1883. 
32. Band. 


STUTTGART, 
Verlag von Ferdinand Enke, 
1883. 


Mo, Bot. Garden, 
1893 


Seiner Königlichen Hoheit 
LU Dusählauehiirsten 
Prinzen Ferdinand von oe aie 
widmet 


in tiefster Unterthänigkeit diesen Band der. Gartenflora 


DER VERFASSER. 


Kónigliche Hoheit! 


In dankbarer Erinnerung an die unvergesslichen Stunden, welche 
Sie im vergangenen Frühjabre als Gelehrter und Kenner der Besichtigung 
der Pflanzenschütze des Kaiserlichen Botanischen Gartens zu widmen 
geruhten, wagt es der ehrfurchtsvoll Unterzeichnete Ew. Königlichen Hoheit 
diesen Band der Gartenflora zu widmen. Haben Sie doch die Pflanzenwelt 
der Tropen in deren Heimath studirt und von dort eine Masse neuer und 
ausgezeichnet schöner Pflanzen mitgebracht, deren wissenschaftliche Be- 
schreibungen und künstlerische Abbildungen ganz kürzlich in dem unter 
der Hohen Protektion Ew. Königlichen Hoheit erschienenen Prachtwerke 
über Ihre Reisen in Brasilien publizirt worden sind. 

So wollen Sie denn geruhen, diese Widmung als den Ausdruck der 
wahrhaftigsten Hochachtung und Verehrung gütigst entgegen zu nehmen 


und auch fernerhin gewogen zu bleiben 
Ew. Königlichen Hoheit 
unterthänigsten Diener 


E. v. Regel. 


GARTENFLOR 


Allgemeine Monatsschrift 
für 
deutsche, russische und schweizerische Garten- und Binmenkunde und Organ des 
-Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg, 
‘Unter Mitwirkung vieler 
Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


—— und redigirt 


Dr. Eduard wu 


Kais. Russ. wirklichem sisti jeg Director des Kais. Gartens in St. Petersburg, Mg imet 
des Kais. Russ. Gartenbauvereins in St. dnm sburg, naib eher höher pm Ehrenmitgliede d 
Akademie ed Wissenschaften gr Correspondirendem Mitgliede der kgl. ba . caus a der 
Wissenschaften und der Kaiserlichen Russischen ee der oe n in St. sisi 
soe might "Mitgliede der Akademie der Wissen haften. zu Bologna, Mitgliede der pra schen A 
demie der Naturforscher Teooria ine Deco na, ee Mitelisde und eara aoo n Mitgliede | 
vieler Gelehrten- und Gartenbaugesellseha — 


Mitherausgeber fiir Deutschland 


E. H. Jüger, E. Mayer, A. Senoner, L. Beissner. " 
©... Hofgarteninspeetor in Eisenach. Garteninspector n Carlsruhe in Wien. Gartenins) pestorin Braunschweig. E 
d H. Hoffmann C. palio, W. Zeller, 


; ni, ; 
Prof. ord. an der Univ. Giessen. ~ Botanischer Gärtner in — Garteninspeetor in Tübingen. . I Am 
Prof. Dr. Góppe bel, 
Geh. Rath u. Director d. bot. ia \ er Garean i der ee 
in Breslau. u Hannóv. Münden 
E. Sehmidt Dr. H. 6. Reichenbach, * 
(Firma: Haage & Schmidt.) Professor u. Director d. bot. Gartens in Hambur, 


Mitherausgeber für die Schweiz: 


E. Ortgies, | ip Ee 
Inspector des Bot. Gartens in Zürich. : ucc ee 
Mitherausgeber für Russland: Bee e ELO 
. von Herder E. Ender, E 
: Erster Gärtner am Kanadian Botanischen E 

tersburg. io 


* Kais. Russ. Hofrath #. Bibliothekar am "Kaiserlichen 
.Bo et Garton zu St. Petersburg én zu se Pe 


D eue J anuar 1883. Mo. Bot Garden, 
| | 1899 


STUTTGART. * | 
Verlag von à Fersinund Zaks 
1883. i oí QE 


Inbalt des Januar-Heftes. 


` ei Sei 
I. Originalabhandlungen. sai 6) Ueber Anwendung des fliissigen T 
1) Abgebildete Pflanzen. Dongarra S. vs ee v. AB 
À. Aphelandra pumila J. D. 7) Treibbeetefür frühe Gemüse und 
Hooker var. splendens . . 1 Aussaat der Gemüse in diese. 14 
B. Delphinium cashmerianum 8) Rosa Alberti Rgl. . . . & 15 
30M ee S. 1 9) Berichte von A. Regel. Bald- 
C. Aerides odoratum Lour. 2 schuan im östlichen Buchara 
2) Eine neue elegante Spiranthes 3 am 12. August 1882 15 
3) E. Clausen, Herbstbilder aus | IL. Neue und empfehlenswerthe 
de Kim- — 21. 7. 8 | a a 
4) EF Dc Lehmann, Daher Ang HR: Noto e . .— 4 
rium Andreanum Linden in 
historischer, physikalischer und Pede S 5... . 28 
geographischer Hinsicht . . 7 V. Personalnotizen und Corre- 
5) Kultur der Alpenpflanzen . . 12 pen. . . .—. . SM 


Einsendungen für diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an 
die Redaction zu machen. : 
Original- Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder andere Gegen- 
stände, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- 
bogen honorirt. 
Bücher, deren unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung 
. in diesen Blättern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- 
. bildung, wo möglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 
E. Regel in St. Petersburg an die Verlagsbuchhandlung von Ferdinand Enke 
in Stuttgart einzusenden. 
E Annoncen aller Art werden auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine 
. Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen, — Cataloge legt die Ver- 
-~ lagsbuchhandlung in einer Anzahl von 600 Exemplaren gegen eine Gebühr 
. .. von 8 M. der Gartenflora bei. 
: Den geehrten Herren Autoren, die uns Originalabhandlungen bereits ein- 
. . gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, dass deren 
. . Arbeiten, soweit solche bis zum 4. September dem Herausgeber zugehen, noch . 
— im Laufe des gleichen Jahres veröffentlicht werden. — Kleinere Artikel werden 
.. Soviel als möglich immer sofort abgedruckt, grössere Abhandlungen können nur - 
insoweit Aufnahme finden, als sie den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. — 
Kleinere Abhandlungen von- !s — te Bogen sind dem Herausgeber, wie den. > 
Lesern der Gartenflora die willkommneren. als 


I. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Aphelandra pumila J. D. Hooker var. splendens. 
(Siehe Tafel 1104.) 


Acanthaceae. 


A. pumila J. D. Hook. bot. mag. 
tab. 6467 (anno 1879). 

Die A. pumila ist zuerst von W. 
Bull aus Brasilien in Kultur einge- 
führt worden und von D. Hooker 
1879 im Botanical Magazine beschrie- 
ben und abgebildet. (Siehe Garten- 
flora 1880, Seite 250.) Unsere bei- 
stehende Abbildung ist nach einer im 
Etablissement von Haage u. Schmidt 
gemachten Zeichnung dargestellt und 
unterscheidet sich durch griine spitze 
Brakteen von der von Hooker abge- 
bildeten Form, welche stumpfliche, 
brüunlich purpurne Brakteen besitzt *). 
Da aber in allen Charakteren Haage 


tibus. — (Hook. 1. c.) 
6. splendens; bracteis acutis viridibus, 


| und Sehmidt's Pflanze vollkommen 


mit der Beschreibung und Abbildung 
von Hooker iibereinstimmt, da sie 
ferner ebenfalls aus Brasilien und 
zwar vom Rio Doce stammt, wo solche 
durch Herrn Lietze gesammelt ward, 
so zweifeln wir nicht, dass wir es hier 
nur mit einer Form der gleichen Art 
zu thun haben. ; 

Eine sehr empfehlenswerthe, fast 
stammlose Art für das niedrige Warm- 
haus, die jährlich reichlich blühet, 
wie das auch bei dem im Petersbur- 
ger Botanischen Garten kultivirten 
Exemplar der Fall war. Die leuch- 
tend zinnoberrothe Farbe der in eine 
dichte Aehre zusammengedrüngten 


, Blumen macht zur Blüthezeit einen 
i | sehr guten Effekt. Liebt eine lockere 


lehmige Rasenerde, versetzt mit etwas 
Humus und Sand. (E. R.) 


B. Delphinium cashmerianum Royle. 
(Siehe Taf. 1105.) 
Ranunculaceae. 


_ D. cashmerianum Royle illustr. tab. | subrotundis cordatis 5-lobis, dentato- 
12; petiolis basi non dilatatis, foliis | serratis, utrinque pilosis, superioribus 
t 1883. e 


2 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


subsessilibus, racemo laxo paucifloro, | 


pedicellis flore longioribus; sepalis 
latis ovatis petala superantibus, cal- 
cari subrecto sepalis aequali. — 
Ein kaum 1! Fuss hoher peren- 
nirender Rittersporn, der in jedem 
Gartenboden gut und ohne jeden 
Schutz gedeihet, seine schönen gros- 
sen Blumen im Sommer in reich- 
licher Fülle entwickelt und oft im 
Herbste zum zweiten Male, wenn auch 
spürlicher, blühet. Die beistehende 
Tafel gibt eine Blüthentraube und 
Blatt in natürlicher Grósse und ausser- 
dem in bedeutender Verkleinerung 


C. Aerides odoratum Lour. 


eine ganze Pflanze. Stammt aus den 
Hochgebirgen Cashmirs und ist erst 
in den letzten Jahren in Kultur ein- 
geführt worden. Wegen des niedri- 
gen Wuchses, der reichen Blüthe und 
den grossen Blumen als schóne peren- 
nirende harte Art, die in jedem Gar- 
tenboden gut gedeihet, allgemein zu 
empfehlen. Vermehrung durch Thei- 
lung und Samen. (E. R.) 

Erklirung der Tafel 1105. 
a. eine ganze Pflanze, stark verklei- 
nert. b. Bliithenstand und ein Blatt 
in natürlicher Grösse. 


(Siehe Taf. 1106.) 
Orchideae. 


Als Beispiel, in welcher Ueppig- 
keit und Pracht die Orchideen jetzt 
in den Gärten Englands kultivirt wer- 
den, geben wir nach einer uns vom 
Gardener Chronicel iiberlassenen (nach 
einer Photographie gemachten) Ab- 
bildung eine Gruppe von Aerides 
odoratum im Orchideenhause des Hrn. 
J. D. Lewelyn. 

Aerides odoratum ward schon im 
Jahre 1800 von Banks aus dem siid- 
lichen China in den Königl. Garten 
zu Kew bei London eingeführt. Wal- 
lich entdeckte diese Art auch in Ost- 
indien und nannte solche „Aerides 


cornutum“. Eine colorirte Abbildung | 


der blühenden Pflanze gaben wir Gar- 
tenflora tab. 273, auch in Botanical 
Register tab. 1485 und Botanical Ma- 
gazine tab. 4139 ist dieselbe abge- 
bildet. Die grossen dichten überhän- 


| 


genden Trauben der weissen, zart 
rosa angehauchten wohlriechenden 
Blumen verwenden die Chinesen zum 
Schmuck ihrer Tempel, wir glauben 
aber nicht, dass in ihrem Vaterlande 
sich diese Art. in grösserer Ueppig- 
keit finden kann, als wie im Gewächs- 
hause des Herrn Lewelyn. 

Es gibt bekanntlich von A. odora- 


tum einige Abarten, die eine mit - 


grósseren Blumen ist als A. odoratum 
majus bekannt, die andere aber mit 
weissen roth getupften Blumen als 
A. odoratum purpurascens. Von die- 
ser letzteren Form erhielt Herr Lewe- 
lyn im Jahre 1858 ein 1 Fuss hohes 
Exemplar und diese Pflanze ist es 
(man hére und staune), aus der die 
abgebildete Gruppe mit 12 Fuss hohen 
Stengeln entstanden ist, an der 1881 
zu gleicher Zeit 70 Blüthentrauben 


I. Originalabhandlungen. | 3 


von je 1 Fuss Linge zur Bliithe ka- | getationszeit, dagegen miissig feuchte 
men. Eine reine gesunde Luft, ver- | Luft, niedrigere Temperaturgrade und 
mittelst zweckmässiger Ventilation | Unterlassen des Bespritzens zur Zeit 
und Reinhaltung von Pflanzen, sowie | der Ruhe im Winter, das sind die 
des ganzen Gewüchshauses, viel Feuch- | Hauptfaktoren, um derartige Resul- 
tigkeit, Wärme und Schatten zur Ve- | tate zu erlangen. (E. R.) 


2) Eine neue elegante Spiranthes. 


Die Erdorchideen sind sowohl we- | Stenorrhynchus, allein der beiderseits 
gen ihrer schweren Kultur als ihrer, | schwielige Grund der Lippe, wie von 


meistens durch Lieblosigkeit soge- | aufgewachsenen callis, bringt sie doch 


| nannterCult ten,Hin- | näher zu den wirklichen Spiranthes. 
falligkeit wenig in Aufnahme. Es ist | Eine lateinische Diagnose würde 
das wohl ein Glück für die Erhal- | folgendermassen aufzustellen sein: 

tung mancher Arten, welche sonst | Spiranthes euphlebia: foliis rosulatis 


bald ebenso vom Erdballe verschwin- | cuneato oblongis acutiusculis undu- 
den würden, als so manche Epiphyten | latis, peduneulo plurivaginato, vaginis 
es schon sind und so viele es bald sein | longe acuminatis, superioribus in brac- 
werden. teas decrescentibus, racemo densifloro, 
Die mir vorliegende Spiranthes hat | bracteis lanceis acuminatis ovoria pu- 
das allgemeine Ansehen eines Stenor- | berula superantibus (aequantibusve ?), 
rhynchus orchioides mit krausen Blät- | sepalis lanceis extus puberulis superne 
tern. Das Roth ist aber durch ein | apicem versus crasso nervoso pictis, 
leuchtendes schönes Braun vertreten, | infra in calcar obtuse conicum spurium 
die Blütter und die Spindel sind fein | extensis, tepalis dimidiato oblongis 
behart, die breiten Tepalen und die | apiculatis latis pulcherrime cretoso 
Lippe sind schón weiss und die obere | venosis, labello angusto sessili lineari 
Hälfte aller Blüthentheile ist besetzt | pandurato antice oblongo dilatato. 
mit einem schönen purpurbraunen | Ex Brasilia. (Hab. ab ill. Oliver, 
breiten Geüder, das prachtvoll ab- | cui Stenorrhynchum euphlebium dixi.) 
sticht. Das Vaterland ist Brasilien. H. G. Rehb. f 
Ich bezeichnete die Pflanze erst als 


3) Herbstbilder aus der Krim. 

Wird es mir gestattet werden in | uns in eine so freudig bewegte Stim- 
den ernsten Ton der ,Gartenflora^ mung, dass wir all das unsägliche 
einige Blüttchen Flittergold hinein- ^ Leid, das uns der glühendheisse und 
zustreuen? Die wunderbar schönen viele Monate lang dürre Sommer 
Herbsttage, mit denen uns der Him- | brachte, schnell vergessen haben und 
mel in dieser Zeit beglückt, bringen | jubelnd in das lustige Gezwitscher 


4 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


der Vógel einstimmen, die, glücklieh 
über die Jaila herübergekommen zu 
sein sich nun plötzlich aus den 
unwirthlichen Gefilden der kalten 
Steppe in goldenen, warmen Sonnen- 
schein versetzt sehen, wo ein reich- 
lich gedeckter Tisch aus allen mög- 
lichen Beeren und Samen sie will- 
kommen heisst und zum üppigen Male 
einladet. 

Köstliche, warme, stille Tage! Den 
leichten Morgennebel verscheucht der 
erste goldene Strahl der Sonne und 
trocknet schnell die Thauthränen, die 
von Busch und Zweig leise zur Erde 
träufeln, trauernd, dass dies schöne 
Dasein nun bald ein Ende nimmt 
und Blatt und Blume wieder zu Staub 
werden müssen, woraus sie geschaf- 
fen wurden. Doch ist es, als wolle 
die alles belebende Sonne sie noch 
trösten vor ihrem endlichen Vergehen, 
noch einmal sie umfangen mit ihrer 
ganzen Gluth, noch einmal sie lieb- 
kosen und erwärmen mit ihren himm- 
lischen Strahlen. Aber das dunkle 
Grün, in das sie sie früher kleidete, 
ist entschwunden; doch sollen sie 
nicht klagen; vor ihrem Tode soll 
ein schöneres, glänzenderes Colorit 
sie schmücken, gleichsam sie entschä- 
digend für die erdfahle Farbe, die 
sie nun bald annehmen müssen. 

Und wie die Sonne höher steigt, 
umstrahlt sie die ganze Landschaft 
mit goldenem Colorite vom hellsten 


Gelb bis zum dunkelsten Purpurroth | 


des edlen Metalles, gehoben durch 
die lichtgrünen Kuppeln der Pinien, 
die dunkeln, schwärzlich-grünen Spit- 
zen der Cypressen-Gruppen und dem 
blaugrünen Schein der Cedern des 


| Libanons, sowie der edlen Pinsapo. 


Auf dem hellgrauen Grunde der spitzi- 


| gen Gebirgszacken haften an steilen 


Abhüngen Rhus Cotinus, in einer Ent- 
fernung von einigen Werst gewalti- 
tigen, .blutrothen Blumen ähnelnd, 
zwischen denen junge und alte Pinus 
taurica (P. Laricio Pallasiana) einen 
dunkeln Schatten werfen, der hie und 
da durch die hellgelbe Farbe der 
Carpinus orientalis eigenthiimlich un- 
terbrochen wird. In den Gürten geben 
die verschiedensten Arten des Ahorn, 
des Rhus, der Esche, der Kastanien, 
der Gleditschien, Planera, Ulmen, 
Platanen, Eichen, Gingko, Pistacien, 
Catalpen und unzühlige andere Arten 
eine solche Fülle von Nüancen, dass 
keines Malers Palette im Stande würe, 
auch nur annühernd ein Bild davon 
zu geben; wenn sich jedoch dies Ge- 
wirre von blendenden Farben mit dem 
dunkeln Grün des Arbutus, Lorbeer, 
Prunus lusitaniea, Viburnum Tinus, 
mit den hellschimmernden Farben der 
Magnolia, Prunus Lauro-Cerasus und 
Photinia, mit dem matten Grau der 


Oelbiume und immergrünen Eichen, - 


den unendlich mannigfaltigen Farben 


und Formen der Coniferen und den - 
mit rothen Beeren bedeckten Ilex und 
Crataegus mischt, — wenn die goldene — 
Pyramide der italienischen Pappel |. 
sich neben die schlanke dunkle Cy- - 
presse reiht, — wenn Glycinen, Wein- . 
reben und Clematis goldene Gewinde _ 
von Baum zu Baum weben, wenn - 
von den mit dunklem Epheu dicht 
umwundenen Stümmen der Baume : 
die gelbbelaubten Zweige wie goldene | 
Locken sich abheben , — wenn dies Bild | ' 
auf der einen Seite durch nebelblaue 


L. Originalabhandlungen, 5 


Berge, auf der andern durch das kést- 
lich blaue Meer gehoben wird, und 
wenn man sich über das -— — 


azurblauen H 


dann bekommt man einen Rhwachen 
Begriff von dem, was unsere Süd- 
küste in diesen Tagen ist. 

Doch die grellen Farben, das helle 
Licht der schon ziemlich niedrig ste- 
henden Sonne und ihre fast zu war- 
men Strahlen haben unsere Augen 
ermüdet, und Kühle und gedümpftes 
Licht scheinen uns erwünscht; auch 
würde uns ein labender Trunk er- 
quicken. Da winkt nicht fern von 
uns der berühmte Keller der Maga- 
ratsch'schen Weinberge; die Weinlese 
naht sich bald ihrem Ende; doch tra- 
gen noch die Zöglinge der Nikitaer 
Garten- und Weinbau-Schule, zu der 
die Weinberge von Magaratsch ge- 
hören, volle Körbe mit köstlichen 
Trauben zur Kellerei, und wenn wir 


ihnen folgen, gelangen wir in die 


grossartigen Räume der Kellerwirth- | 


schaft, wo die Pressen noch in voller 
Arbeit und die Fässer schon gefüllt 
stehen mit dem Most, aus dem, unter 
der Oberleitung unsers bekannten Che- 
miker-Oenologen, Herrn Salomon’s, 
dies erquickende Nass bereitet wird, 
welches, wenn es nur einen edleren 
Namen gäbe, besser als „Wein“ heis- 
sen müsste. Auch ist Herr Salomon 
gern bereit uns einige Tropfen der 
köstlichsten Muscatweine kosten zu 
lassen, 

Zwei grosse Keller, von denen der 
eine um einige Faden tiefer liegt als 
. der andere, sind unter sich durch die 
Räumlichkeiten zum Pressen des Wei- 
nes und zur Brennerei und durch das 


- 


Empfangszimmer verbunden, in wel- 
chem die Wände behüngt sind mit 
den anerkennendsten Zeugnissen von 
allen Ausstellungen der Welt und ber- 
gen in ihren Gewólben viele Hunderte 
von Eimern des reinsten, köstlichsten 
Weines, der aller Falsification so fern 
steht, wie es wohl kaum anderwürtig 
gefunden werden kann. 

Auch ist dieser Keller der Sam- 
melpunkt der vielen Güste, die im 
Sommer in Jalta theils Gesundheit, 
theils Zerstreuung suchen, und die 
theils direkt aus jener Stadt auf klip- 
pigem Pfade am felsigen Ufer rei- 
tend hierher gelangen, theils, nach- 
dem sie sich müde gesehen haben an 
der Pflanzenwelt der Umgegend, sich 
von hier aus eine mehr materielle 
Erinnerung an das schóne Süd-Ufer 
mitnehmen, um dann im fernen Nor- 
den bei einem Glüschen dieses feuri- 
gen Getrünkes der sonnigen Tage und 
der glühenden Trauben zu gedenken, 
die ihnen in Süd-Russland so vielen 
Genuss bereiteten. 

Hart am steilen Ufer des Mio 
tief hineingegraben in den Berg, liegt 
dieser berühmte Keller; seine meisten, 
die Erde überragenden Wünde leuch- 
ten weit in die Ferne und zwei Cy- 
pressen stehen wie ernste Wachen 
vor seiner Front. 

Kaum haben wir uns im freund- 
lichen Empfangzimmer, einfach und 
ansprechend ausgestattet durch den 
jetzigen Direktor der Anstalt, Herrn 
A. Basaroff, niedergelassen, so zieht 
lebhaftes Getümmel auf der Terrasse 


vor dem Keller unsere Aufmerksam- 
keit auf sich. Eine muntere Caval- 


cade kommt im Galop den Berg her- 


6 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


aufgesprengt; die schlanken, kleinen 
Bergpferde wollen kaum dem Zügel 
gehorchen, der sie vor dem Eingang 
in die Kellergebiude zum Stehen 
zwingen soll; hübsche junge Damen 
springen gewandt, unterstützt von 
den Herrn, aus den Sätteln; ihre vom 
scharfen Ritte belebten Gesichter, ihre 
dunkeln Augen, kleidsame Reiters- 
toiletten mischen sich in die aus bun- 
ten Uniformen, aus den dunkeln Reit- 
kleidern der Herrn und den mit Gold 
und Silber verzierten Anzügen der 
tatarischen Reitknechte bestehende 
Gruppe, und lustig plaudernd und 
scherzend treten sie in die Keller- 
räume, wo sie wissen, stets liebens- 
würdig und freundlich vom Keller- 
meister, Herrn Serboulenko, empfan- 
gen zu werden, und wo der Chemiker- 
Oenolog, wenn er nicht in seinem La- 
boratorium beschäftigt, stets bereit 
ist, einfach Neugierigen Auskunft zu 
ertheilen, ebenso aber auch ernst For- 
schenden die wissenschaftlichen Auf- 
klärungen über alle ins Fach schla- 
gende Fragen zu geben. 

Ueberlassen wir diesen liebenswür- 
digen Wirthen die muntere Schar 
der Gäste und treten ins Freie, wo 
sich die Sonne gerade dem Gipfel 
des Taila Gebirges naht, hinter dem 
sie mi FROM SAUCE, um nun einer 
fast p 
das ‘Raich zu überlassen. 

Schon füngt es an zu dunkeln, so 
dass wir für unsern Rückweg in einige 
Besorgniss gerathen; da taucht aus 
dem Meere in sanfter Majestüt des 
Mondes silberne Scheibe und verbreitet 
ein liebliches Licht über die Küste; 
silbern schimmern die sich leicht krüu- 


prse | 


selnden Wellen des Meeres; leise 
schligt sein melodisches Rauschen an 
unser Ohr; scharf treten die Schatten 
der dunkeln Cypressen-Gruppen aus 
den Wölbungen der Laubhólzer her- 
vor; die scharfen Contouren aber 
der Felsen verschwimmen in der sil- 
bernen Dämmerung; leichter Nebel 
verschleiert das nüchtliche Bild. 

er nun vom, gestrigen Spazier- 
gange nicht zu sehr ermüdet war und 
sich einige Stunden vor Sonnenauf- 
gang erhebt, wurde hierfiir reichlich 
belohnt durch den herrlichen Anblick 
des Kometen, dessen Schweif einen 
grossen Theil des Horizontes einnahm, 
der sich im Meere spiegelnd, bereit 
zu sein schien, sich mit seinem Kerne 
voran ins Meer zu stiirzen, um seine 
Gluth in der purpurnen Fluth zu 
kühlen. 

Doch schon werden unsre Freunde 
im Norden eifersüchtig auf die gol- 
dene Landschaft, die uns hier berau- 
schend umgibt; der Kamm der Berge 
fingt an sich zu bewólken; bald be- 
deckt sich die ganze Kette mit einem 
dicken Mantel wie aus grauer Watte; 
der Aufgang der Sonne ist ver- 
schleiert; ein kalter Nordost treibt 
graue Wolken über das Gebirge; 
einzelne Tropfen fallen und je dichter 
sie werden, desto dichter fallen zur 
Erde auch die goldenen Blätter, die 
gestern noch in so herrlichem Colo- 
rite prangten. 

Doch gehen wir getrost dem Herbste 
entgegen; nach 2—3 Monaten wer- 
den schon wieder Mandeln, Veilchen, 


Chimonanthus, Lonicera fragrantis- 
sima, Galanthus, Cyclamen ete. blü- — 


hen, um uns allmülig in die Freuden : 


I. Originalabhandlungen, fi 


des Frühlings mit seinem frischen | so viele reine Genüsse bietet, wie 
Dufte, mit seiner Blüthenpracht und | der Stand des Gärtners, und dass wir 


all’ seinen Hoffnungen einzuführen. 


Das ist das Glück im Leben des | 


Girtners; die stets neuen Eindrücke, 


die die ewig junge Natur' auf uns | 
macht, erhalten unser Gemüth weich | 
und empfünglich für die uns umge- | 
Wenn ich von gan- | 
zem Herzen mit den ernst und freund- | 


bende Schónheit. 


lich mahnenden Worten des Herrn 
Redaktors der ,Gartenflora^, die er 
in einer der letzten Nummern den 
jungen Gürtnern, aus tiefem Herzen 
kommend, zurief, übereinstimme, *— 
so móchte ich selbigen Worten noch 
hinzufügen, dass schwerlich ein Stand 


| uns wohl für entschädigt betrachten 


kónnen, wenn uns oft Ehren und 
| Reichthum versagt bleiben. 
wir nur unser Gemiith rein und em- 
pfänglich für die Eindrücke, die uns 
die Natur bietet; wir werden vielleicht 
glücklicher sein, als "Tausende, die 
mit Ehrenzeichen geschmückt und 
| mit sogenannten Glücksgütern über- 
hüuft sind, wührend ihnen oft das 
köstlichste Gut des Menschen, ein 
reines, kindliches Gemüth abhanden 
gekommen ist. 

Nikita, 21. Okt. (2. Nov.) 1882. 


. Clausen. 


4) Ueber Anthurium Andreanum Linden in historischer, physikaliseher und geo- 
graphischer Hinsicht. 
Von F. C, Lehmann. 


Diese prüchtige Aroidee, welche 
vor ungefähr zwei Jahren so viel 
Spuk machte und Aufsátze der mannig- 
faltigsten Art in verschiedenen Ländern 
und Sprachen zu Tage fórdern liess, 
scheint heute beinahe ganz der Ver- 
gessenheit anheimgefallen zu sein. 
Wenn ich es nun noch einmal unter- 
nehme, über diesen Gegenstand zu 
schreiben, so geschieht dies nicht etwa 
im Sinne spekulativer Anpreisungen, 
“sondern einzig, um irrige Angaben 
und Missverständnisse, wie sich solche 
in dem Uebereifer und der Sucht nach 
Ehre und Geld, seiner Zeit, bei der 
Schilderung der physikalischen Ver- 
hültnisse des Heimathlandes, der Ge- 
schichte und geographischen Ver- 
breitung etc. eingeschlichen haben, 
nach bestem Wissen zu rectificiren, 


| Ohne weiter auf die Artikel und 
den Zweck, dem sie dienen sollten, 
kritisch einzugehen, will ich nur 
hervorgehoben haben, dass die meisten, 
besonders die in französischen Blättern 
erschienenen, so ephemerer, ober- 
flächlicher Art waren, dass sie nicht 
selten an das Fabelhafte grenzten; 
sonst aber hat weder die Wissenschaft 
noch der Gartenbau durch sie ge- 
wonnen. Anstatt über die physika- 
lischen Verhültnisse desHeimathlandes, 
die Geschichte und geographische 
Verbreitung zu berichten, hat man 
dem Publikum eigenartig gehaltene 
Erzühlungen über ,Cardinal birds* 
und ,Neger-Peones^ und zwar aus 
Gebieten, wo die Ersteren höchst 
| selten, und die Letzteren für mehrere 
| Hundert Kilometer nicht zu finden 


5 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


sind, unterbreitet. Nur derjenige, 
welcher die Aufsütze über Anthurium 
Andreanum von der Illustration hor- 
ticole, wo es zuerst beschrieben wurde, 
der Revue horticole de France, dem 
Gardner’s Chronicle, dem Garden, 
herab bis zu den hollündischen und 
belgischen Tagesblättern verfolgt hat, 
nur der kann sich einen Begriff davon 
machen, wie weit man es mit jenen 
Schilderungen trieb, aber auch wie 
wenig man gerade iiber die oben an- 
gefiihrten drei Punkte berichtet hat, 
und gewiss nicht Wenigen hat sich 
die Frage aufgedrüngt: ,wissen die 
Entdecker über diese, sowohl für 
die Wissenschaft, als auch für den 
Gartenbau hochwichtigen Dinge nichts 
zu sagen, oder verschweigen sie es 
absichtlich?^ In Bezug des letzteren 
Punktes ist es mir gleichgültig, ob 
man Eines oder Beides gethan hat, 
nur soviel sei bemerkt, dass man bei 
der Angabe des heimathlichen Stand- 
ortes Plitze genannt hat, wo Anthu- 
rium Andreanum nicht wüchst und den 
klimatischen und anderen Faktoren 
zufolge auch nie wachsen kann *). 


Die Ehre der Entdeckung des | 
Anthurium Andreanum gehört Herrn 
Dr. Triana, obgleich nicht die der 
Beschreibung. Die Entdeckung fällt 
schon auf das Jahr: 1853 zurück. 


Wie weit Dr. Triana seine schöne | 


Pflanze auföffentlichem oder privatem 

Wege bekannt machte, wissen wir 

nicht nachzuweisen, ‚doeh soviel ist 

gewiss, dass diesellio nicht wissen- 

~~ *) Zu vergleichen die Reclamation 

E. André am Sehluss des Pacea. 
(E. R.) 


schaftlich beschrieben und veröffent- 
licht wurde. Obgleich das Letztere 
nicht geschehen ist, so ist es dennoch 
kaum zu glauben, dass ein so aus- 
gezeichneter Botaniker, wie Herr 
Triana, eine solche Pflanze 23 Jahre 
lang in seinem Herbarium liegen lassen 
sollte, ohne sie Jemand gezeigt zu 
haben, zumal da er seit vielen Jahren 
in Paris lebt. 

In den Monaten April und Mai 1876, 
als Mr. André für Rechnung des 
Herrn Direktor Linden in Gent (gegen 
seinen Auftrag *) von einer Reise über 
Bogotá, den Quindio, Cartago, Buga, 
Cali und Popayan kommend, Pasto 
berührte, traf er Anthurium Andreanum 
an den Westgehingen der Pasto- 
Westcordilleren auf einer ungeführen 
Erhebung von 1000 M. über dem 
Meereshorizont. Mr. André nennt 
zwarniedieses Gebiet, sondern schreibt 
bald „Choco“ — (wo er aber gar 
nicht war!) — bald ,die Ostcordilleren 
von Pasto,“ — "e er auch nur bis 
zur Cocha ó mar dulce, 2749 M. über 


| dem Meereshorizont, gekommen ist!) 


— aber unsere eigenen Forschungen 
in diesen Gebieten wührend 6 langer 
Jahre haben es nicht nur bewiesen, | 
dass diese Pflanze in den von Mr. F 
At n £X lo a 1 s ; 


sondern, dass er sie auf dem von uns 


des Anthurium Andreanum 
Illustration horticole 1877. 


| $ 
ae *) Mr. André hatte nur den Auftrag, von Le 
| Tumaco über Barbacoas n 

| da nach Ecuador weiter 1 zu osi 


m bios 


Pasto und von E 


I. Originalabhandlungen. 9 


Sieben Monate nach Mr. André’s 
Besuch in Pasto, alsoim Dezember1876, 
von einer Reise durch die ecuado- 
rianische Proving Meanabé kommend, 
traf ich in Tumaco an der kolumbiani- 
schen Westküste ein, und zu Anfang 
Januar 1877 versuchte ich über Bar- 
Ganz 
zufällig erhielt ich durch Packtrüger 
daselbst zwei prüchtige Blüthen von 
dem Anthurium Andreanum (— da- 
mals aber noch einer unbeschrie- 
benen Pflanze!) welche dieselben 
mit aus dem Innern gebracht hatten. 
Wie sehr ich auch darnach verlangte, 
alles von dieser Pflanze zu erschliessen, 
— zu einer Beschreibung reichte das 
Material nicht aus, weil Blätter und 
Rhizome fehlten, — so musste ich 
doch auf einen Besuch des Innern, 
wegen der damals in ganz Kolumbien 
zur vollen Wuth entbrannten Revo- 
lution verzichten und nach der Küste 
zurückkehren. Einmal nach der Küste 
und Guayaquil zurückgekehrt, lagen 
mir auch ein Dutzend andere Ge- 
biete näher, welche einer Durchfor- 
schung ebenso werth waren als Pasto, 
und so kam es, dass ich erst im 
Monat Juni’ 1878 dazu kam, die Ge- 
biete um Pasto zu bereisen und das 
mittlerweile beschriebene Anthurium 
Andreanum in den heimathlichen 
Wäldern zu schauen und zu studiren. 

Die erste Einführung des Anthurium 
Andreanum in die Gärten Europas 
(Belgien) gelang zuerst dem franzö- 
sisehen Vice-Konsul Mr. Pouchar auf 
Tumaco um die Mitte des Jahres 1878. 
Mr. André will zwar schon im Monat 
Mai 1876 Pflanzen davon gesammelt 
und an Herrn Direktor Linden ge- 


bacoas nach Pasto zu gehen. 


schickt haben, doch kamen dieselben, 
wie Herr Linden öffentlich und mir 
persönlich mitgetheilt hat, weder 
lebend noch todt nach Gent! — Die 
Art, wie Mr. Pouchar in Tumaco 
dazu kam, Anthurium Andreanum nach 
Europa zu senden, war folgende. In 
den ersten Monaten von 1878 erhielt 
er durch Mr. André in Paris den 
Auftrag, eine grössere Anzahl von 
Pflanzen sammeln zu lassen und die- 
selben sobald als möglich nach Europa 
zu senden, — und zwar unter dem 
Vorwande, die Pflanzen seien für die 
internationale Industrie - Ausstellung 
1878 in Paris bestimmt! Mr. Pou- 
char, bona fide an das Thatsichliche 
des ihm zugekommenen Auftrages 
glaubend, beeilte sich auch in sehr 
lobenswerther Weise, den ihm ge- 
stellten Anforderungen zu genügen 
und mit Hilfe des Apothekers Mr. 
Carré und einiger Eingeborenen in 
Barbacoas gingen die ersten Pflanzen 
von Anthurium Andreanum im Mai 
oder Juni 1878 nach Paris zur Aus- 
stellung!*) — Jedenfalls kamen die 
Pflanzen in sehr schlechtem Zustande 
nach Europa, so dass sie erst kulti- 
virt werden mussten, ehe sie aus- 
gestellt werden konnten, und dies 
geschah denn auch in dem berühm- 
ten Garten-Etablissement des Herrn 


*) Wenn ich mich bei diesem Punkt etwas 
langer aufgehalten habe, als vielleicht schick- 
lich war, so geschah dies nur um diejeni- 

en Leser, welche je in der Lage gewesen 
seiu sollten, Pflanzen zu importiren, zum 
Nachdenken anzuregen, welches Aussehen 
ungefahr Pflanzen haben kónnen, die eine 
4—6wóchentliche Seereise, ohne der vorher- 
gegangenen Landreise von mindestens 14 Ta- 
gen zu gedenken, durchgemacht haben. 


10 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Direktor Linden in Gent. Erst im 
Mürz 1880 waren einige wenige Ex- 
emplare so weit, dass sie ausgestellt 
werden konnten; das letztere ge- 
schah zuerst in Gent, Brüssel und 
London! 

Von mir wurde Anthurium Andrea- 
num zuerst im Juli 1879 gesammelt. 
Leider ging diese Sendung auf der 
Reise zu Grunde. Die’ erste Ein- 
führung in England und Deutschland 
gelang mir erst im April 1880. Seit 
dieser Zeit ist diese Pflanze zu Zehn- 
tausenden von den Neffen des Herrn 
Rözl in Prag nach Europa gesandt 
worden, so dass sie ihren pekuniären 
Werth gänzlich verloren hat, obwohl 
ihr blumistischer Werth ein bleibender 
sein wird. 


Geographisches. 

Ueber die eigentliche geographische 
Verbreitung von Anthurium Andrea- 
num ist niemals etwas Zuverlüssiges 
erschienen, und die ersten Angaben 
über die Herkunft waren ungenau. 
In der Illustration horticole von 1877 
wird der Choco genannt. Dies war 
aus zweifachen Gründen unmöglich: 
1) besuchte Mr. André den Choco 
gar nicht, und 2) wurde es daselbst 
weder von Wallis noch mir aufge- 
funden. An einer anderen Stelle 
heisst es ,in den Ostcordilleren von 
Kolumbien“. Auch von da ist es un- 
móglich, weil Mr. André dieses Ge- 
biet von Bogotá bis Pasto gar nicht 
besuchte und selbst bei Pasto nur 
die Cocha 6 mar dulce, welche 
2749 M. über dem Meereshorizont 
liegt, besuchte, also weit von der 
Region entfernt war, wo eine Pflanze 


wie Anthurium Andreanum gedeihen 
kann. 

Soweit es mir gelungen ist, die 
Grenzen der Verbreitungszone fest- 
zustellen, dehnte sich dieselbe auf 
keines der von Mr.'André genannten 
Gebiete aus. Dies letztere kann 
ich mit umsomehr Nachdruck sagen, 
indem es heute wohl wenige Manner 
gibt, welche den westlichen Theil 
von Kolumbien und Ecuador so nach 
allen Richtungen bereist und botanisch 
erforscht haben. Die Verbreitungs- 
zone in horizontaler Richtung liegt 
zwischen 0° 30^ und 2° 25' n. Br. 
und 3° und 4° w. L. vom Meridian 
von Bogotá, und in vertikaler Rich- 
tung zwischen 400 und 1200 M, über 
dem Meereshorizont, und befindet sich 
in seiner ganzen Ausdehnung an den 
Westgehüngen der Cordilleren. Die 
mittlere Jahrestemperatur stellt sich 
auf 23° C., wührend die Extreme 
zwischen 14° und 32° liegen. 


Physikalisches. 

Die Region des Anthurium Andrea- 
num liegt in einer der regenreichsten 
Zonen der Erde ; wenige sind der Tage 
im Jahre, wo es nicht mehr oder 
weniger schwer regnet; und gerade 
diese eigenartigen, klimatischen Ver- 
hültnisse sind es, welche die Ver- 
breitungszone bedingen. Wenn gleich 
an den Westgehüngen der Quito- 
Westcordilleren der Regenfall eben- 
falls ein sehr reicher ist und dem 
der Pasto-Westcordilleren nur wenig 
nachsteht, so tritt da doch eine 2- bis 
Amonatliche trockene Jahreszeit ein, 
wo der Vegetationstrieb stockt. Aehn- 
lich sind die klimatischen Verhält- 


I, Originalabhandlungen. 11 


nisse an den Westgehüngen der Bali- 
oder Dagna-Cordilleren im Cauca. Von 
den Westgehingen des Cero Guapi 
bei Popayan im siidlichen Kolumbien, 
bis zu denen des Vulkan de Cotocachi 
im nórdlichen Ecuador, also im Ge- 
biet von Anthurium Andreanum, tritt 
fast gar keine trockene Jahreszeit 
ein. In Barbacoas soll es im Ganzen 
nur 5 bis 7 Tage nicht regnen, und 
diese kurze Zeit füllt oft mehrere 
Jahre hintereinander aus. 

Winde wehen nur in Form sanfter 
Brisen und bleiben sich fast das 
ganze Jahr hindurch gleich. In den 
Monaten Februar und Mürz, und Juli 
und August ist der Horizont klar 
und wolkenleer in den ersten Morgen- 
stunden. Gegen 9 Uhr Vormittags 
fangen sich dichte Dunstwolken an 
zu bilden, welche zuerst dicht über 
den Wald durch die Thäler ziehen, 
dann um den Mittag herum schnell 
aufsteigen und schon gegen 2 Uhr 
Nachmittags in heftigen Schauern 
niederschlagen. In den übrigen Mo- 
naten des Jahres brechen die Tage 
meist trübe und regnerisch an; das 
(zewölk in der Art dicker Nebel lagert 
dicht über den unermesslichen Wäldern 


` 


statt. Um die 9. Stunde fangen die 
Nebel an zu steigen und vertheilen 
sich in ein mehr zerrissenes, dickes 
. Gewölk, welches alsbald in nicht zu 
heftigem, aber anhaltendem Regen 
niederschlägt. Während dieser Zeit 
dringt oft für viele Tage kein Sonnen- 
strahl zur Erde, und wenn es ge- 
schieht, ist es nur von sehr kurzer 


Dauer. Die Atmosphäre ist drückend | 


feucht, ganz ähnlich wie in einem 


Dampfbade. Animalisches Leben, 
bis auf das der Schlangen und Ei- 
dechsen, scheint gänzlich ausgestor- 
ben zu sein, und weit und breit 
herrscht jene Urwaldsstille, welche 
nur durch dasy hlag 
der von Blatt zu Blatt fallenden 
Wassertropfen unterbrochen wird. 
Während dieser Regenzeit ist Werden 
und Vergehen im Pflanzenreiche an 
der Tagesordnung; was heute kaum 
entwickelt, steht oft nach wenigen 
Tagen schon in voller Blüthenpracht 
und in einer Woche dem Vondannen- 
scheiden nahe. 


Physiologisches. 

Das Anthurium Andreanum wiichst 
epiphytisch, was jedoch das Wachsen 
an geeigneten Stellen auf dem Boden 
oder an Felsen nicht ausschliesst, aber 
überall nur da, wo bedeutende Quanten 
von verwittertem Laube etc. abge- 
lagert sind. Die Rhizome sind, je 
nach den Standorten, kurz und sitzend, 
oder lang stengelartig gestreckt, wo 
sie in letzterem Falle eine Länge von 
2 Metern erreichen und sich ver- 
zweigen. Das Wurzelvermögen ist 
nicht sehr stark entwickelt. Die 
Blütter sind hellgrün und von derber 
Beschaffenheit. Die Blüthen erschei- 


| nen bei vóllig entwickelten Pflanzen 


regelmässig in jedem Blattwinkel und 
entwickeln sich ungemein schnell. Die 
Blüthenscheide ist von derber Textur 
und leuchtend mennigroth, und be- 
halt für 5 bis 6 Monate ihre frische 
Farbe. Fast alle Blüthen sind frucht- 
bar und produciren etwas ungleich- 
mässig reifenden, keimfähigen Samen, 
welcher unter den verschiedensten 


12 


Verhültnissen leicht und sicher keimt. 
Von den zahlreichen Keimpflanzen 
gehen jedoch die meisten zu Grunde, 
indem sie nur selten die passenden 
Standorte treffen. Die an geeigneten 
Orten aufkommenden Sümlinge ent- 
wickeln sich sehr schnell so, dass sie 
innerhalb Jahresfrist blühen. Das 


Alter der Pflanze habe ich zu er- | 


gründen nieht vermocht, doch ist es 
wahrscheinlich nur von kürzerer Dauer 
und 5 bis 6 Jahre móchten schon das 
Maximum sein. Dies Letztere mag 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der. Schweiz, 


| zum Theil davon herrühren, dass die 
Pflanzen keine. eigentliche Ruhe im 
Vegetationstriebe haben, obgleich der- 
selbe im ganzen Jahre nicht gleich 
stark ist. Im Juli und August scheint 
der Trieb am meisten zu stocken. 
Das Auftreten ist im Vergleich zu 
| dem anderer Aroideen im Allgemeinen 


| nur vereinzelt; am häufigsten ist es 
| auf ungefihr 1000 M. über dem 
| Meereshorizont. 

| Guatemala im Mai 1882. 


5) Kultur der 


Alpenpflanzen nennt man vorzugs- 
weise diejenigen Gewüchse, welche 
oberhalb der obersten Baumgrenze 


im Hochgebirge wachsen, da wo nur | 


noch kleine Strüucher und Gestrüpp, 
sowie meist niedrige Kräuter wachsen. 


Diese Gewüchse, welche hier ohne | 
menschliches Zuthun sich fortpflanzen, | 


nennt man Alpenpflanzen.  Einge- 
schlossen sind noch diejenigen, welche 
an den den Alpen analogen Standorten 
vorkommen. Viele derselben steigen 
tiefer herab, gleichsam Kolonien bil- 
dend, wo sie zeitweilig selbst dauernd 
sich ansiedeln. 


der Luft zugüngliche Lage; 3. Schutz 


vor strenger Kälte; 4. sind mehr oder | 


minder an eine bestimmte Lage oder 


Oertlichkeit sowie die Himmelsrich- ` 


tung gebunden; 5. sind meistens von 
der Bodenbeschaffenheit abhängig. 


Jemehr man diese Bedingungen zu 


Simmtliche Alpen- | 
pflanzen haben nachfolgende Bedin- | 
gungen zu ihrem Fortkommen gemein- - 
sam: 1. fortwährende Bodenfeuchtig- 
keit ohne stagnirende Nässe; 2. freie 


Alpenpflanzen. 


erfüllen sich bestrebt, desto sicherer 
ist der Erfolg bei einem Kulturver- 
fahren. Es ist oft behauptet worden, 
| dass die hochalpinen Gewüchse schwer 
| zu kultiviren seien; leider aber hat 
| die Erfahrung gelehrt, dass manche 
Orchideen und Rhinantheen weit 
schwieriger fortzubringen sind. Man 
ann daher annehmen, dass es nur 
gewisse Arten sind, welche ihr Wider- 
streben gegen die Kultur äussern, 
gleichgültig, ob sie in der Region des 
, ewigen Schnees, oder kaum oberhalb - 
| der obersten Baumgrenze zu Hause 


ind. 

Zur Bewüsserung ist Regenwasser 
allem übrigen vorzuziehen, jedenfalls 
aber weiches Wasser zu verwenden, 
welches móglichst wenige fremde Be- 
standtheile enthält. Die freie Lage 
ist Hauptbedingung, überhängende 
Baume und Strüucher und schattige, 
besonders dunkle Orte, welche sich 
besser für Farnkulturen eignen, sind 
den Alpenpflanzen verhängnissvoll. . 
Pflanzen, welche auf der Nordseite . 


I. Originalabhandlungen. 13 


der Alpen vorkommen, lieben das 
blendende Sonnenlicht nicht, ebenfalls 
diejenigen der hóchsten Alpen, welche 
an und über der Schneegrenze ange- 
troffen werden, ziehen theilweisen 
Schatten vor, und genügt ihnen einige 
Stunden des vollen Sonnenlichts. Die 
Mischung des Bodens spielt nicht die 
Rolle, welche man ihr gewöhnlich 
beimisst, nur wenige Arten verlangen 
ausschliesslich Kalk oder Dolomit 
oder Schiefer oder irgend etwas der- 
gleichen anderes. Mehr Riicksicht ist 
auf Lehm, Sand und Humus zu nehmen. 
Bei Pflanzen, welche in Felsritzen 
wachsen, wo oft keine Spur von 
. Humus zu entdecken, oder nur eine 
schwache Spur davon vorhanden, wende 
ich aus zerklopftem Gestein gewon- 
nenen Sand an, welcher mit dem des 
‘Standortes möglichst gleichartig ist, 
indem ich die in reine Hochmoorerde, 
welche ich im Allgemeinen anwende, 
gepflanzten Stöcke sammt Blättern 
öfters damit überstreue. Mir scheint, 
dass diese Pflanzen nur Alkalien und 
Salze bedürfen, und diese durch die 
Regentropfen auf längeren oder kürze- 
ren Wegen abwärts zur Spalte ge- 
löset und so der Pflanze in geniess- 
barer Weise zugeführt werden; auch 
ist hierdurch das Vorkommen dieser 
Arten auf Schotterbünken am leich- 
testen zu erklüren, indem das Wasser 
von den Hóhen kommend, gleichgültig 
ob fortwührend oder zeitweilig, den 
Pflänzchen genugsam der ihnen noth- 
Sgen Nene vigi 


‚sowie 


solchen, welche w Wasser lieben, 
wende ich zerriebenes Sumpfmoos 
(Sphagnum) an, welches zwischen die 


den besten Er- 
(Gusmus.) 


Moorerde gemischt, 
felit liefert 3: 


*) Oige Berii zur Kultur der jetzt mit 
Recht so beliebten Alpenpflanzen sind der 
langjährigen Erfahrung des Herrn Gusmus 
entlehnt. Was die Arten des Gesteines be- 


achtung und Kultur gestützt, behaupten zu 
kónnen, dis ein soleher Einfluss so wenig 
als möglich existirt und dass hier nur eine 
mechanische Einwirkung stattfindet 
wächst die ächte Saxifraga tongifhlie ah 
S. Cotyledon und Verwandten, wohl die 
schönste Saxifraga, nur dann sicher und 
gut und erträgt den Winter ohne auszu- 
gehen, wenn die Wurzeln derselben zwischen 
mauerartig senkrecht übereinander geschich- 
tete Steine, einerlei, eire Gesteinsart an- 
gehórend, so eingekiemmt werden, dass sie 
in den Ritzen auch se eine torfige, mit 
etwas mit Lehm vermischte Erde zur Nah- 
rung finden 

Phrtanme comosum gedeihet ebenfalls 
nur auf diese Weise konstant. Gleichmässige 
Feuchtigkeit mit Vermeidung aller Extreme 
und dann Verhinderung des diesen Pflanzen 


wirken. Ferner 
streuen und Einstreuen zwischen die Rasen 
der Pflanzen stets nur einen möglichst reinen 


mmten Kies, der aus i 
bus Maki bladi (Granit, Quarz, 

nd) besteht. Dieses Einstreuen halt die 
ae des Bodens offen, verhindert 
etwas das Ueberhandnehmen des Mooses 
befördert die Wurzelbildung aus den nieder- 
liegenden Stengeln der Alpenpflanzen und 
dient endlich zur Ausgleichung der Tem- 
peratur, alles Einflüsse, die das gesellige 
Wachsthum derselben in den hohen Re- 
gionen im Rasen ersetzen, wo die 
Pflanzen durch 
Schutz den andern verle 
tend der Einfluss des geselligen rasenförmi- 
gen Wachsthums ist, kann jeder bei Früh- 
und Spätfrösten ersehen, wo hei einigen Gra- 


- den Frost der offene Boden gefroren, während 


14 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


6) Ueber Anwendung des fliissigen Diingers. 


Durch das Begiessen mit fliissigem 
Diinger werden, wenn es richtig und 
zur rechten Zeit angewendet wird, 
bei der Pflanzenkultur bedeutende 
Erfolge erzielt, es ist aber Folgendes 
dabei zu beobachten: 

Der Dungguss darf den Pflanzen 
nur zur Zeit ihrer Vegetation gege- 
ben werden, auch müssen dieselben 
mit guten Wurzeln versehen, sowie 
überhaupt vollkommen gesund sein. 

Die Erde der zu begiessenden 
Pflanzen darf nicht ausgetrocknet sein, 
sondern muss feucht sein, ist sie dieses 
nieht, wird vor dem Dungguss mit 
reinem Wasser gegossen. Auch später 
dürfen die Töpfe nicht stark aus- 
trocknen, sonst leiden die Wurzeln, 
und der Guss bringt dann mehr Scha- 
den als Vortheil. 

Den Dungguss ertrigt fast jede 
Pflanze, selbst Azalea und Rhododen- 
dron habe ich mit Vortheil denselben 
gegeben. Hauptsächlich erlangen die 
Blattpflanzen und Florblumen durch 
Anwendung desselben eine grosse 
Ueppigkeit, wie auch Erdbeeren, wenn 
sie nach der Knospenbildung solchen 
da, wo Rasendecke vorhanden, der Boden 

ganz ungefroren bleibt, Steine und 
die Spalten der Felsen, zwischen denen so 
zahlreiche Alpenpflanzen ‚wachsen, ersetzen 
aber die Rasendecke. (E. R.) 


Kub- 


erhalten, üppig treiben und die Früchte 
besonders schön ausbilden 

Das Giessen mit diesem Dünger 
geschieht die Woche ein bis zwei 
Mal, nach Massgabe der Witterung, 
Jahreszeit und dem Zustande der 
Pflanzen. 

Zur Bereitung dieser Düngung be- 
dient man sich der Tauben-, Hühner-, 
oder Pferdeexkremente, diese 
werden in ein Fass geschüttet und 
mit Wasser übergossen. In die Sonne 
oder an einen warmen Ort gestellt, 
beginnt bald die Gährung, der man 
sie einige Zeit überlässt. 

Nachdem die Gährung einige Tage 
gedauert, schöpft man die Flüssigkeit 
ab, die nun zum Gebrauche fertig ist 
und nur noch mit Wasser soweit ver- 
dünnt wird, dass sie eine hellgelbe 
Farbe erhält. Das Fass wird wieder 
mit Wasser gefüllt und liefert drei 
bis vier Mal Dungmaterial. 

Eine Beimischung von Hornspänen 
ist sehr zu empfehlen. 

Kuhdünger enthält weniger Ammo- 
niak wie Pferdedünger und letzterer 
wieder weniger als Taubendünger, wes- 
halb man beim Gebrauche der beiden 
letzteren sehr vorsichtig zu verfahren 
hat, indem man den Pflanzen diesen 
Dungguss so verdünnt reicht, dass 
die Flüssigkeit nur schwach gelblich 
gefärbt erscheint. A. Sohrt. 


7) Treibbeete für frühe Gemiise und Aussat der Gemüse in diese. 


Man besäe die frühesten Treibbeete | säet 


auf die folgende Art und Weise: 


| hinzugefügt. 


; dann Salat, Radies und Kohl 
Sind die Samen auf- 


Zunüchst wird dünn mit Karotten be- | gegangen und so gross gewachsen, 


I, Originalabliandlungen. 


dass sie schon das Verpflanzen ver- | 
tragen, entfernt man zuerst den Salat, 
der auf die jetzt schon fertigen Me- 
lonen und Gurkenbeete, als Zwischen- 

frucht, verpflanzt wird; etwas spiiter | 
werden die Kohlpflanzen versetzt und | 
auf kalte Laubbeete piquirt, worauf | 
es nicht lange mehr dauert, dass die | 
Radies zum Gebrauche fertig sind. 
_ Nachdem nun diese abgeerntet wurden, 


15 


bleiben nur noch die Karotten, die 


‚ jetzt zu ihrer Ausbildung Raum ge- 


nug finden. 
Dass überhaupt nicht zu dicht ge- 
süet werden darf, setze ich als bekannt 


A. Sohrt.*) 


voraus, 


*) Publizirt im Westnik des Kaiserl, Gar- 


| tenbaues in St. Petersburg, 


S) Rosa Alberti Rgl. 


Ein niedriger ungeführ 3 Fuss hoher, 
stark verüstelter Strauch, der mit der 
weissblühenden R. pimpinellifolia in 
Bestachelung und Blüthe verwandt, 
aber durch mehr ruthenfórmige, etwas 
überhüngende Zweige schon habituell 
verschieden ist. Ausserdem besitzt 
diese Art spitze, unterhalb beharte 
Blüttehen und der Fruchtknoten ist 
lünglich. Ueberdauerte die Peters- | 
burger Winter ohne Schidigung im 
freien Lande und blühet reichlich im 
Frühjahre. 
vor Bosquets in sonniger Lage. 


Ward 


9) Berichte von A. Regel. Baldschuan 


Hier in Baldschuan bin ich gut | 


aufgenommen worden, wiewohl von 
meiner Ankunft nichts bekannt war. 
Die nüchste Station ist Darwas, dann 
Wandsch und Schugnan; das Alles 
erfordert viel mehr Zeit, als es der 
Entfernung wegen nóthig scheint, und 
hat man sich erst ordentlich einge- 
richtet, so ist es minder schwierig, 
mehr Pferde und Gepück durchzu- 
bringen. 

Was nun meine Resultate von Ka- 


| losa; 


Schön zur Vorpflanzung | 


von A. Regel im Thianschan entdeckt 
und durch Samen in den Botanischen 
Garten zu Petersburg eingeführt. 

E. R 


Similis R. pimpinellifoliae, differt autem 
foliolis acutis subtus adpresse pressi 
ovario en. — 

mique aculeis acicularibus rectis 
dense xi Folia ovata, acuta, argute 
serrata, supra glabra, subtus sub lente dense 
adpresse pubescentia, margine saepe glandu- 
petioli glandulosi. Calyx et flores 
R. pimpinellifoliae. Pedunculi, calyces et 
ovaria glabra. Flores albi. 


im östlichen Buchara am 12, August 1882, 


ratag bis hierher betrifft, so sind es 
dieses Mal mehr nur Aigen. 
dass in dieser Gegend, besonders dem 
Hissargebiete, noch viel zu thun wäre. 
Botanisch habe ich so ziemlich das 
Gleiche gefunden wie bei Mumynan- 
vad, nur das dortige Colchicum fehlt. 
An einer Stelle blühte Lycoris Se- 
werzowi, eine ganz amaryllisähnliche 
Blume mit rothen Streifen, manc 

gelb angehaucht; der 1’ lange Schaft 
tritt erst dann hervor, wenn die Blitter 


16 


vertrocknet sind. 
Felsmassen des Wandsch, wo die Ge- 
hölzflora überhaupt den Charakter 
der Vorberge trägt, deren Wälder 
bei Samarkand ganz den Charakter 
der Tannenwälder haben, stellenweise 
der Boden sogar mit Moos, Thymus 
Serpyllum etc. bedeckt, kommen zwei 
interessante neue Formen vor, nämlich 
Vitex Agnus Castus, einen weit aus- 
gebreiteten Strauch oder Halbstrauch 
bildend, der 8° hoch wird und von 


hellblauen Blüthenrispen ganz über- | 


säet ist. Ferner eine holzige, reich- 
blühende Schlingpflanze, eine wohl 
noch neue Atraphaxis, welche die 
Pistacienbäume umschlingt. Bei Bald- 
schuan fehlen diese Gewächse wieder. 
Mit der Fauna konnte ich mich dieses 
Mal nicht beschäftigen, wiewohl die 
spiralformigen Murchurböcke (Anti- 
lope megaceros) und das hyänen- 
artige Höhlenthier auch hier vor- 
kommen; auch Wildschafe sind häufig. 
X opitetiaeriuee bemerkte ich am 
Wachsch, oberhalb Norak ; Stein- 
kohle der Formation nach überall auf 
der Nordseite des Amudaria zu er- 
warten; soll nach Angabe der Us- 
beken im Jaawangebirge vorkommen, 
wiewohl die Bucharen sie nie un 
nimmer zeigen werden.  Versteine- 
rungen von Pflanzen habe ich auch 
in den Bergen von Karatag gefunden. 

Die Gegend zwischen Hissar und 
dem Wachsch, die ich nach langen 
Verhandlungen mit wenigen Mann in 
einer immer südöstlichen Richtung 
durchkreuzte, hat eine ganz andere 
Configuration, als die Karten angeben: 
das Gasimailikgebirge, das den ganzen 


Raum zwischen  Kafirnagan und 


In der Nähe der | 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Wachsch ausfüllen soll, bildet nur im : 


| Süden, nahe von Kabadian, den west- 


lichen Rand eines Plateaus, das von 
mehreren Parallelrücken eingenommen 
ist, die im Norden in ein 6000" hohes 
Querplateau, Rängan genannt, 
sammenfliesen. Ueber das ganze 
Plateau und seineGebirgsrippen führen 
nach allen Seiten bequeme Wege nach 
Kurgantuche. Der Ostrand des Pla- 
teau's ist vom Flusse Wachsch durch 
eine 15 Werst breite Tiefebene, in 
der die Stadt Jawan liegt, und jen- 
seits derselben durch das an 6000' 
steile Jawangebirge (von Nord nach 


zu- 


Süden gehend) geschieden, das eben- 


falls mit dem Ränganknoten zusammen- 
fliesst. Die Wege jenseits des Wachsch 
sind richtig verzeichnet, nur bildet 
der Bach von Kangut keinen Zufluss 
des Baldschuanflusses, sondern den 
Anfang eines besonderen Steppenge- 
wässers, das ich letztes Jahr zwischen 


| Tscharikul und Dengern kreuzte; 


überhaupt kam ich manchen früher 
gesehenen Gegenden sehr nahe. 

Die Tadschiks von Hissar und 
Baldschuan sind vielleicht nicht minder 
interessant, als ihre verborgenen 
Stämme von Darwas und Schugnan. 
Ich muss hier bemerken, dass ich 
die Tadschiks für von jeher in den 
Bergen hausende Stämme halte, darum 
auch am meisten Verwandtschaft mit _ 
den altasiatischen Sprachen und den p 
Sprachen einiger ausgewanderter eu- 
ropäischer Stämme, wozu die Griechen, 
Kelten und westlichen Germanen wohl 
am ehesten gehört haben dürften. 
Dagegen die direkten Nachfolger der 


| altpersischen Herren sind in Turke- 
stan unzweifelhaft die cub n die sich. | : 


Tat 1105. 


i 


LE P NIE as is a 


I. Originalabhandlungen. _ 17 


in Samarkand und anderswo zuweilen 
ebenfalls Tadschik nennen, mit den 
Landbewohnern aber nicht zu ver- 
wechseln, in den Stüdten meistens 
mit Usbeken, auch Arabern und Juden 
vermischt. Nach einer Bemerkung 
des Philologen Geiger bin ich darauf 
geführt worden, dass das unerklürte 
Wort ,Sart^ vielleicht am ehesten 
auf Sartustoi, Zoroaster's Diener, zu- 
rückzuführen ist, womit auch be- 
greiflich wird, dass die Sarten selber 
sieh ungern mit ihrem unbeliebten 
Namen nennen, sondern sich und ihre 
Sprache vornehmlich als muselmün- 
nisch bezeichnen. 

Hier im ostbucharischen Gebiet be- 
sitzen die Tadschiks meistentheils das 
europäische Körperaussehen, viele 
sind blond, ein Diener in Jawan mit 
blondem Barte und blitzenden blonden 
Augen erinnerte mich lebhaft an einen 
biederen Sachsen. Die Häuser sind 
gross, oftmals zweistöckig, tragen hohe 
Schilfgiebeldächer oder Strohdächer, 
haben Hofumzäunung mit überdachter 
Einfahrt und Gartenumzäunung, wo 
besonders Mais gebaut wird; essen 
mit Vorliebe Suppen mit Gamtise, 
die unsern Bauernsuppen ähnlich sind, 
und wenig muselmännische Gerichte, 
als z. B. Pillaw. Sie sind ehrlich, 
gerade, fleissig, die Kinder scheuen 
wenig vor Fremden zurück, die Frauen 
verhüllen sich nicht und werden mit 


eigener Einwilligung gegen geringen 
Preis verheirathet. Man erfährt die 
Wahrheit nur allmälig, denn das Volk 
wird nicht zugelassen und in ihren 
Aussagen werden die Bucharen nie- 
mals zugeben, dass sie schlechte Musel- 
männer zu Unterthanen haben. 

Von den hiesigen Tadschiks ver- 
schieden scheinen mir diejenigen des 
Hissargebietes. Dort bemerkt man 
oft eigentlich brachycephale Gestalten 
mit eingebogener Nase, die weder 
mit Türken noch mit europäischen 
Rassen etwas zu thun haben. Die 
Leute dieses Gebirges sind geizig, 
habgierig, zuvor suchen sie aber jeden 
Verkehr zu vermeiden. Ihre Sprache 
ist überall die gleiche Tadschiksprache, 
ist aber dort als die Sprache eines 
besonderen Volkes von einem russi- 
schen Beamten beschrieben worden, 
was Uifaly und nach ihm andere 
wiederholt haben. Das Auffallende 
ist aber blos die ethnographische 
Eigenthümlichkeit, die vielleicht wie 
in Indien auf ein Urvolk (Dransidier) 
zurückführt. Diese Usbeken sind die 
Nachkommen der ersten ostasiatischen 
türkischen Eroberer, sie nennen sich 
auch kurzweg „Turk“. Gewiss haben 
sie noch manche Eigenthümlichkeiten, 
z. B. tragen ihre unverhüllten Frauen 
die gleiche runde Mütze und die 
gleiche gestutzte Schläfenlocke, wie 
ich sie nur in Turfan gesehen habe. 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


A. Abgebildet in demKataloge von 
James Veitch and Sons und hier 
wiederholt. (S. Seite 18.) 

1) Begonia socotrana Hook. Eine Begonia 
1883. 


mit knolliger Wurzel, welche J. B. Balfour 

auf der trocknen heissen Insel Socotra im 

Indischen Ozean an der Küste Arabiens ent- 

deckte und in den Königl. Garten zu Kew 
2 


18 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Begonia socotrana. 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


einführte. Zuerst ward solche 1881 im 
Gardener's Chronicle 5 & beschrieben und 
. 6555 im Botanical 


gleichen Jahre tab 
ye abgebildet, Dieselbe gehört zu der 
n Afrika heimischen Gruppe von Begonien 


up 
die Klotzsch als Augustia beschrieben hat, 


| 
| 
| 
© 
| 


| weiblic 


19 


lich herzfórmig oder fast 3—5 lappig. Blumen 
schön rosaroth, 8 Zoll im Durchmesser. 
männlichen Blumen mit 4 Si a 
tumpf abgerundeten Blumenblattern, die 
en Blumen mit 6 aiiis ellip- 
tischen oder länglich elliptischen Blumen- 


Pot 
Heliconia metallica. 


Dieselbe ist überall abstehend behart und 
unterscheidet sich schon dadurch von den 
n Begonia-Arten, 


um mehr oder weniger tief gekerbt, 


I 
I 


dass deren untere | in voller Blüthe. 


verastelte Stengel wird bis 1 Fuss hoch und | 


nur die obersten Stengelblatter sind rund- | 


deve Blühet spát im Herbste und selbst 
rst Ende November und bleibt recae Monate 

Nach der Blüthe zieht 

nd die isis zu des 


auch diese Art ein un 


Der | winternden Knollen werden im Frühjahre 


in frische Erde gepflanzt und im niedrigen, 
nicht zu feuchtem Warmhause oder im 


20 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Treibbeete zur Blüthe gebracht. Sir J. D. 
Hooker empfiehlt diese Art als eine der 
schönsten bis jetzt bekannten rothblühenden 
Begonien, 
besonders werthvoll sei. 


B. Empfohlen von E. Regel und E. 
Schmidt. 


2) Heliconia metalli ica Pl. et Linden. 


zugespitzt , ag metallisch g 
sammtig nd mit etwas hellern Mittel- 
und ee unterhalb aber metallisch 
purpurroth, Der Blüthenschaft wird bei 
kräftigen Pflanzen 6—8 Fuss hoch und trägt 
auf seiner Spitze den lockern ährenförmigen 
Blüthenstand, indem aus der Achsel jeder der 
von einander entfernt gestellten, schmal 
lanzettlichen, in eine scharfe Spitze allmälig 
n, grünen, scheidenartigen, ab- 


Die Blumen sind ungefähr 2'/ Zoll lang, 
fast walzig, schwach sichelförmig gekrümmt, 
einander- 


nur 5, der 6 
stumpfes Rudiment vorhanden. Eine der 
schönsten Arten, die aber gleich allen an- 
deren Arten dieser Gattung in Kultur nur 
selten den Blüthenschaft entwickelt, Kultur 
im niedrigen Warmhause, wo diese Art 
auch nicht blühend, als whos Dekorations- 
pflanze ihren berechtigten Platz einnimmt. 


3) Echinocactus texensis, Ein schóner Igel- 
das Etablissement von Haage 


log per 1882 empfiehlt. Eine Beschreibung 


die wegen ihrer späten Blüthezeit 


ert 
n Brakteen, 1—3 Blumen hervor- 


auffinden 


ich nirgends 


kónnen. 


Echinocactus texensis. 


4) Aphelandra aurantiaca. Lindl. var. 

t Dieser schóne 
bar blühende Warmhausstrauch, ward von 
Roezl 1866 in der Provinz Vera-Cruz ent- 
deckt und an den Botanischen Garten in 
Zürich gesendet, Im Jahrgang 1869 der 
Gartenflora gab unser geehrter Mitarbeiter, 


Aphelandra aurantiaca Roezli. 


Herr E. Ortgies, die Beschreibung und Ab- 
bildung (pag. 66 tab. 608) dieser schönen 
Pflanze, deren hellgrüne 5—6 Zoll lange Blatter 
mit silbergrauem Adernetz geziert sind un 

deren in | spitzenstándjger Aehre stolen 


m 
diese schöne Art als Aph. Roezli angeboten. - 


d.d 


Dag ee oe a oN en Tee 
Stee — 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 21 


Kultur a den andern Aphelandra-Arten, 
im niedrigen rmhaus, wo sie ohne Schwie- 

rigkeit in einer N, lockern Erde ge- 
Bothe und jährlich blühet. 

5) Bomarea Caldasiana Herb. (Amaryll. 118. 

— Kunth. enum. V. 813. — Journ. the Garden 
1881 pag. 138 cum ic. — Alströmeria Cal- 
dasiana Bot. mag. 1864 tab. 5442. — Alstr. 
Caldasi Humb. et Kunth nova gen. I, 283). 
Diese schóne windende Amyrillidee ward 
schon von Humboldt auf seiner „zwischen 


Piro und Chillo in den Anden Quito's ent- 
deckt. Erst 1863 führte der Reisende von 
James Veitch und Söhne, Herr Pearce, die- 
selbe in das genannte Etablissement ein, 
wonach Hooker die oben citirte Abbildung 
gab. Aus dem Wurzelstock mit bündelförmig 
stehenden, spindelförmigen knolligen Wurzeln 
erhebt si is Fuss hoc 

i Stengel, der gleich der ganzen 
Pflanze, kahl ist. Blätter oval-lanzettlich, 
lang zugespitzt, auf ihrer Spitze die viel- 
blumige Dolde der 1'/» Zoll langen orange- 


Bomarea Caldasiana, 
rothen Blumen tragend. Die äussern läng- 


nblätter, die an der Spitze 
stark spatelförmig verbreitert und hier purpur 
getupft sind. Eine schöne Schlingpflanze 
fürs Kalthaus. Man pflanzt im Frühjahre 
die ruhenden Knollen in ziemlich grosse 


Töpfe, in eine lockere lehmige Erde, die mit 
Sand, Torferde und gut verrottetem Kuh- oder 
Pferdedünger vermischt ist. Auf den Topf- 

en kommen 1 Zoll hoch Topfscherben, 
darauf eine Schicht Moos und dann erst 
die Erde, in welche die Knollen eingepflanzt 
werden. Man stellt die Töpfe nun in ein 
temperirt warmes Haus oder Zimmer, giesst 
bis sich der Trieb zeigt, gar nicht, oder nur 
bei sehr grosser Trockenheit der Erde, und 
bringt, nachdem der Trieb begonnen, die 
Pflanzen in ein Kalthaus bei 5— 6° R., stellt 
sie hier am Fenster auf und zieht die schnell 
wachsenden Stengel dann bis zu den liegen- 
den Fenstern empor und unter diesen hin. 
Halbsonnige Lage, reichliches Lüften bei 
mildem Wetter, und wenn die Pflanze gesund 
und kräftig treibt, genügendes Begiessen, 
das sind die Grundzüge der Kultur. Im 
milderen Süden Deutschlands und Russlands 
kann man auch auf Beete an halbschattige 
Wände auspflanzen, im rauheren Norden 
werden die Pflanzen aber nur in Folge sehr 
warmer Sommer, bei letzterer Behandlung, 
zur Blüthe kommen. 

6) Chionodoxa Luciliae Boiss. Unsere 
beistehende Abbildung gibt die verkleinerte 
Darstellung der blühenden Pflanze und eine 


Chionodoxa Luciliae. 


Bm. n natürlicher Seen, von m 


Liliaceen. Blüheti im ersten desig: Blain 


* 


Gartenflora Deutschlands, 


22 


schón himmelblau und nach dem Grund 
der Bliithenblatter hin weiss, Stammt aus 


den Gebirgen Kleinasiens, wo Boissier. 


diese Art entdeckte, während Maw solche 
von einer Reise nach na vor einigen 
Jahren in Kultur einführte. Von uns schon 
wiederholt besprochen, sollte diese reizende 
Frühlingsblume, die unsere Winter gut er- 
trágt und überall leicht gedeihet, 
wenig wie die liebliche Scilla cernua (Sc. 
amoena und Sc. sibirica hort.) und Sc. bifolia 
in keinem Garten fehlen. 

7) Viola calcarata L. var. alba. Im Jahr- 
gange 1880, Seite 322, T 


Viola calcarata albiflora. 


Form nicht blos grossblumiger, sondern auch 


form, dass dieselbe einen halbschattigen 
Standort und feuchten lockern Moorboden, 
mit etwas Lehm und Sand gemischt, erfor- 
dert und im Winter mit Tannenreis gedeckt 
werden muss. Unter solchen Verhältnissen 
breitet sie sich durch ihre zahlreichen faden- 
förmigen Ausläufer schnell nach allen Seiten 
k 


aus und bedeckt bald ganze Beete, die An- 
fangs Mai mit Tausenden von Blumen einen 
weithin  leuchtend weissen 


en, glänzend 
Blüthenteppich bildet, Die Blüthezeit währt 
aber nur 2 Wochen. 


Russlands und der Schweiz. 


8) Idesia polycarpa Mazim, (Bixineae.) Ein 
schóner Baum des Südens Japans, von dem 
unsere beistehende Abbildung einen bliihen- 
den Zweig stark verkleinert und ausserdem 
die Blume und Frucht in natürlicher Grósse 
darstellt 

In Deutschland sind alle Versuche, den- 
selben dauernd im freien Lande zu erziehen. 
fehlgeschlagen, Selbst in dem milderen 
Westen, wo diese Art einige Jahre gut im 


BEM io 


~~ A 


freien Lande ausdauerte, fiel sie später käl- 
teren Wintern gänzlich zum Opfer. Dagegen 
ist dieselbe im milderen Frankreich und im 


Süden Europas zu den schönen Bäumen zu 
zählen. Im Topfe kultivirt, ist dieselbe ohne 
Werth, aber wenn man junge Pflanzen aus 
Stecklingen erziehet und diese in einem recht — 


nahrhaften lockern Boden, auf warmem Stand- 
ort, im Sommer ins freie Land pflanzt, so 
bildet sie hier bis 7 Fuss hohe Exemplare 


1 Fuss im Durchmesser 
C. v. Maximowiez entdeckte diese Art in 
Japan, führte sie zu Mitte der 60er Jahre 


in den Botanischen Garten zu Petersburg _ 


ein und von hier ward sie in den Gärten 
Europa's verbreitet. Derselbe bildete nach 
derselben die g Idesia, die im 


10. Bande (1866) der Bulletins der Peters- Y 
burger Akademie von ihm beschrieben ist. T 


Die Blumen sind diócisch, mit 3—6, m 


IL. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 233 


aber mit 5filzigen abfallenden A Pep 
Blumenblätter fehlen. Staubfäden viele, auf 
dem Fruchtboden ria. e behart. 
Die Frucht ist eine vielsamige kugelförmige 
Beere und ist im reifen Zustande orangen- 
roth (E. R 


C Empfohlen im Journal the 


9). Cer ( Echinocereus) | gonacanthus 
Engelm. x Hope (in Pacific raylway re- 
port, tom. IV. Porter et Coulter synopsis 
of the flora of Colorado). Ein 3—5 Zoll 
hoher, 7rippiger, unverüstelter oder wenig 
verüstelter Cactus, mit 8 Stachelbündeln aus 
gelben Randstacheln, die 8— 15 Linien lang 
und einen 1'/—2 Zoll langen Centralstachel 
besitzen. Blumen ziemlich gross, ungefähr 
3 Zoll lang, schön licht, 
Tag und Nacht offen. Stammt a 
zu den härteren Arten, die in 
Südeuropa im freien Lande aushalten. (1882, 
pag. 444 mit oploririer Abbildung.) 


Die Waratah der Ein 
Neuhollands. Ein 6—8 Fuss db fiuch 
it unverasteltem, oder an der Spitze arm- 
leuchterförmig verästeltem Stamm, der allent- 
halben kahl. Die lederartigen gestielten, aus 
keilfórmigem Grunde länglichen oder verkehrt 
ovalen Blätter, stumpf und gross gezähnt, 
6--10 Zoll lang und 1'/2—3 Zoll breit. Die 
scharlachrothen Blumen in einem kopf- 
förmigen, ovalen, spitzenständigen, 5—6 Zoll 
im Durchmesser haltenden Blüthenstand, 
h grosse, längliche, abstehende 

ist. 


obigen Namen abgebildet von 
Reichenbach (fl. exot. tab. 159) und kürzlich 
im Journal the Garden (1882, p. 400), als 
Embothrium speciosissimum von Smith (Nov, 
holl. I, p. 19, tab. 7. — Bot. mag. tab. 1128), 
als E. spathulatum von Cavanilles (ie, 4, 
tab, 388). 


ha I QU ea p 


Neuhollands, der bei Porte Jackson und 
Bathurst wächst, leider aber, gleich der 
Mehrzahl der Proteaceen Neuhollands, in 
unseren Gürten immer noch selten ist, ob- 


gleich er sich schon lange in Kultur befindet. 
Im Garten zu Schónbrunn bei Wien hat 
der tüchtige Gartendirektor, Herr Vetter, den- 


gezogen, die aus Stecklingen vermehrt werden, 
die diese Pflanze aus der Basis des Stammes 
bildet und die vor Beginn des neuen Wuchses 
in einem schattigen Kalthaus oder Fenster- 
beet in kleine Tópfe gesteckt und nicht mit 
einer Glasglocke bedeckt werden. Die Pflanzen 
werden in eine Erdmischung von lockerer 
Torferde, Rasenerde, Sand und Brocken von 
Sandstein gepflanzt, und erhalten eine gute 
rainage. Im mer werden dieselben 
auf einem halbsonnigen Platz im Freien auf- 
gestellt und reichlich begossen, im Winter 
aber in einem niedrigen, gut dis Kalt- 
haus auf einem Tisch nahe dem Glase kul- 
tivirt. cede in England im ien: ME 
on Sir George Macleay zu Pendell- 
5n ceni Zur Zeit als Preiss und 
Baron Hügel, vor nun mehr als 40 Jahren, die 
Samen der verschiedenen Proteaceen und 
der zarten Leguminosen -Sträucher Neu- 
hollands massenhaft in Europa’s Gärten ein- 
führten, da sah man schöne Sammlungen der- 
selben, besonders aber die jetzt so seltenen 
Proteaceen, häufig in unseren Gärten. Mit 
Unrecht haben dieselben Warmhauspflanzen 
fast gänzlich Platz machen müssen, und 
es freut uns, dass sie gegenwärtig wieder 
mehr Liebhaber zählen. Ein niedriges Kalt- 
haus, in dem im Frühjahr Epacris, Pultenaea, 
Eriostemon, Genethyllis, Boronia, die kleineren 
Acacia, Chorizema-Arten etc. zahlreich blühen, 
macht in Wahrheit einen in seiner Weise 
wunderbaren Effekt. (E. R.) 

11) Rosa Alfred Williams. Erzogen von 
Schwartz in Lyon. Wird empfohlen als eine 
der besten dunkelrothen, grossblumigen, gut 

gefüllten Remontante-Rosen, (1882, S. 296 
mit colorirter Abbildung.) 

12) Ranunculus anemonoides. Unter diesem 
Namen gibt the Garden (1882, p. 253) einen 
perennirenden zn TE 

mit weissen grossen Blumen, dessen Blumen- 
blätter auf der ‘Rieko er Weder 
Vaterland, noc sind angegeben, und 
uns macht paces ganz den Eindruck eines 
grossblumigen R., rutifolius L., einer von den 


24 


Alpen Europa’s bis zu den Hoch alpen Central | 


= 
SON 
n 


lich reichlich bliihet R. anemonifolius 
DC., der zu den gelbblumigen Arten ge- 
hórt, ist die im Garden abgebildete Art 
nicht zu verwechseln. 

13) Hypocalymna robustum Endl. (pl. 
Ein schóner, 2—3 Fuss hoher 


aron Hüg 
Schwanenfluss in Nenkolfind vor 56 dahin 
entdeckt hat, aus der Familie der Myrtaceen. 
Blätter gegenständig, fast linear, die rothen 
myrthenähnlichen Blumen sitzen einzeln 
oder zu eren in den Achseln der 
Blätter. chönen Pflanzen 
fürs niedrige m aus und liebt eine mit 
lehmiger Erde versetzte 
erde. 


tropischen Afrika an den Botanischen Garten 
zu Kew einsendete, Die Blumen reich carmin- 
roth, mit schmalem 11/2 Zoll langem grünlich 
weissem Sporn, lang und grazil gestielt, 
hee og aes ie E hint oink DA £23 


un 


Spitzen der Zweige in ein Bouquet vereinigt, 
Man kultivirt diese Art ganz wie die ge- 
wöhnliche Balsamine, da sie aber in Kultur 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


noch keinen Samen getragen hat, ist man 
noch auf Vermehrung durch Stecklinge an- 
gewiesen, die sich leicht bewurzeln und im 


armhaus durchwintert mü 
Blühete zu Bl 1'/ Zoll im Durch- 
messer. J. Hooker nannte diese Art nac 


dem Sultan von Zansibar, da solche in dessen 

Gebiete wild wüchst. 

Seite 208, 

Sept. 1882 abgebildet und beschrieben.) 

D. Abgebildet in Florist and Pomo- 
ogist. 

15) Lilium nitidum Baker. Eine Lilie des 
nordwestlichen Amerika's, welche im Garten 
des Herrn W. Bull zur Blüthe kam. Zunächst 
ist dieselbe mit L. parvum verwandt, mit 
horizontal verlangerter, einem Wurzelstock 
ähnlicher Zwiebel, deren Schuppen lanzett- 
lich und spitz. Stengel 2—2'/2 Fuss hoch, 
m das obere Dritttheil bis 12 


des Stengels. 

von Lilium M : | 

lanzettlichen Blumenblättern, reich goldgelb 
mit rothbraunen Tupfen. Eine schöne, 


tab 
Abbildung und ebene. 


"UL Notizen; 


1) Das Japanische Neujahrsfest. 
Wie der althergebrachte Name für den ersten 
Monat „Matsuki“, d. h. der liebreiche Monat, 
zeigt, ist dieser Monat vor allem durch das 
Neujahrsfest ausgezeichnet, welches vorzugs- 
weise in der Beglückwünschung und Freund- 
schaftserweisung besteht. Bekanntlich be- 
gann das alte japanische Mondjahr mit dem 
Frühling, und der erste Monat feierte daher 


rer Frühlings, bis der europäische 
Kalender eingeführt wurde. Bei der Ver- 
derung des Kalenders setzte nun die Re- 


gierung fest, dass man alle Feste nach dem. 
neuen Kalender abhalten solle, da aber die. 
meisten Festgebräuche eine deutliche cs 
ziehung auf die Jahreszeit haben, so passe 

sie denn nicht gut, so z. B. die Nicaea 
(Prunus Mume), welche als Frühlingsboten 


nieht und dergl. 
aus der übergrossen Neuerungssucht hat man 
damals viele Gebräuche ganz bei Seite ge- 
worfen oder sehr vereinfacht. Ein junger 
Arzt Sataro Hirose hat es deshalb unter- 
nommen, theils nach alten japanischen Schil | 


Tafel 1106. 


i e 


SOS fes 
Ñ. 
Nez 
Kun 


". X d 
emi : 
PÀ 
«idi IS 
7 CIA 
cn S 


f a SP 
5 aya. 
(0 SAU IP sli 


4 j 
e T 5 m N e 


= w - Pi ic y. i 
1 SNAM Ain Ws 
Sus | i V 


= 
5 
S 
N 
i 
bx 
S 
N 
E 
> 


7 
E 


N 


a RE ee ee NER 


. Weise aus allen Raumen 


III. Notizen. j 29 


derungen, theils nach den Erlebnissen seiner 


das japanische Neujahrsfest zu feiern pflegte. 
Dieser Schilderung entnehmen wir nun das 
Folgende, was auf die japanische Pflanzen- 
welt Bezug hat. Schon in der zweiten Hälfte 
des 12, Monates begannen die Vorbereitungen 
zum Feste, indem viele Kaufleute in den 
Tempel- Gärten zahlreiche Buden bauten, 
welche mit den zu Neujahr gebräuchlichen 
krade es s iate waren. pus rin hängen 


Fichte awa 
d: h. Strohseile mit norae Stroh- 
büscheln oder Papierschnitzeln, Ura-jiro 
(Farnkraut), Yuzuri-ha (Blatter von Daphni- 


einem getrockneten Schalthiere (Awabi) ge- 
schnitten, Kombu (Seetang), Bogen und Pfeile, 
cmm Federballschlaghölzer u. s. w. in 
Hülle u üle. — Gegen das Ende des 
Jahres snm 2 oder 3 Tänzer, auf groteske 
Weise aufgeputzt, von Haus zu Haus, um 
das Jahresende zu verkündigen, sie trugen 
um den Hals ein rothes Tuch, auf dem 
Kopfe Kranze von Farnkraut und Daphni- 
phyllum-Blüttern und in den Händen ge- 
spaltene Bambusstäbchen, um. damit zu 
klappern. Sie traten in jedes Haus mit dem 
Rufe: es ist Sekki (Frühling) geworden, jede 
Generation hüpfe und springe in den Garten 
des Herrn, klapperten und tanzten dazu. 
Am Abend des Setsu-bun (Abend vor Neu- 
jahr), wird die Ceremonie des Fukuwauchi, 
d. h. die Austreibung der bósen Geister vor- 
genommen, wobei man 2u beiden Seiten der 

Hausthür und der Fenster kleine Zweige 
der Stechpalme Mle ex cornutum) mit darauf 

k 


der Sardinen angelockt, steche sich aber an 
den spitzen Blättern wund, und laufe er- 
schreckt von dannen. nun die Nacht 
anbricht, so streut der Hausvater geröstete 
Bohnen in alle Zimmer und Winkel und 
ruft dabei: „das Glück herein, der Teufel 
hinaus, Nachdem der Hausvater auf diese 
e a die bösen Geister 
ausgetrieben hat, nehmen die Kinder und 


hi 


Hausgenossen die ausgestreuten Bohnen auf 
und jeder isst davon um eins mehr, als er 
Jahre zählt und sagt, er sei ein Jahr im 
Alter vorgerückt. Die Sitte, die Bohnen zu 
essen, ist hervorgegangen aus dem Gleich- 
klang der japanischen Wörter; mame(Bohnen) 
und mame (gesund). 

In der Sylvesternacht taucht man gewóhn- 
lich „Toso“, welches am 28. Tage bereitet 
und in einen rothseidenen Beutel gethan 
wird, unter das Wasser des Brunnens. Dieses 

oso“ ist eine chinesische Medicin, welche 
aus getrockneten, würzigen Blättern oder 
Wurzeln besteht und wird von den chine- 
sischen Aerzten zur Abwehr von ansteckenden 
Krankheiten gebrauc cht. Sie besteht nämlich 


florum A.DC,), Sansho (Zanthoxylon piperitum 
DC.), Bofu (Siler divaricatum Benth. et Hook.), 
Nikkei (Cinnamomum Loureiri Nees) und 
aiwo eum undulatum L.), und die 
chinesischen Aerzte behaupten, wenn ein 
Familienglied sie zu sich nehme, so werde 
keiner der Hausbewohner an einer anstecken- 
den —Ó leiden, qtiae die Bewohner 

Dorfe 
keine solche Krankheit aus. Beim Neujahrs- 
feste ist der Schmuck der Hauser sehr eigen- 
thümlich. Zu beiden Seiten der Hausthüre 
steht je eine Fichte und ein Bambus, welche 
beide wegen der immergrünen Farbe bei den 
Japanern sehr beliebt sind. Diese sind oben 
mit einem Strohseil (Shime-nawa) verbunden 
und stellen ein besonderes Thor dar, durch 
welches das Neujahr hereinkommen soll, 
Zwischen den Büscheln der einzelnen Stroh- 
bündel, aus welchen das Strohseil besteht 
und welehe entweder 3, 5 oder 7 einzelne 
Strohhalme enthalten, sind die Blatter von 
Yuzuriha (Daphniphyllum), die Wedel von 
Urajiro (Gleichenia) und Papierstreifen ab- 
wechselnd befestigt. Daphniphyllum macro- 


13 
= 
- 
Es 
®© 
a 
B 
[1] 
| 
= 
D 
Sy 
© 
le ] 
= 
b: 
e 
& 
B 
z 


esitzt die 
—€—— dass die alten Blatter abfallen, 
wenn die jungen hervorkommen ; so so 
Bia die regelmässige Vererbung der Be- 
sitzungen bedeuten. Gleichenia glauca Hook. 
gilt als Symbol der Freundschaft zwischen 
Eheleuten, weil ihre € zwei gegenüber- 


26 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


stehende Zweige tragen, zwischen denen ein 


nd. A id zum Schmuck 
des Ehrenplatzes der Reichen darf das sog. 
Sho-chiku-bai, welches aus einer Fichte, 
einem Bambus und einer Art Pflaume (Prunus 
Mume Sieb. et Zuce.), nebst der Fukuju-so, 
einer Art Teufelsauge (Adonis apennina L.) 
besteht, nicht fehlen. 

Sobald in der Sylvesternacht die Stunde der 
Maus (12 Uhr) vorbei ist, läuten die Glocken 
aller Tempel das neue Jahr ein, indem man bis 
zur Morgendämmerung fortwährend 108 mal 
läutet. „Ein glückliches Neujahr“ hört man 
von allen Seiten und obwohl es noch Tau- 
sende von anderen Festlichkeiten gibt, so 
wird doch kein Tag so a allgemein verjubelt, 
als der 1. Tag. Am 8. ist das 
grosse Neujahrsfest zu Ende, am 4. Tage 
fängt das kleine an, um bis zum 7. Tage 
zu dauern, an welchem Tage dann das eigent- 
liche Neujahrsfest zu Ende ist, obgleich noch 
mehrere folgende Tage dazu zu rechnen 
sind. Am 7. Tage, Jin-jitsu, dem » Tage 
des Menschen“ herrscht die Sitte, dass man 
den sog. Nana-Kusagaya, den mit 7 Arten 
Kräutern gemischten Reisbrei, als Schutz- 


sapei eine Art Gänsekresse (Arabis flagel- 
losa Miq.). (Aus den Mittheilungen der deut- 
schen en für Natur- und idees 
Ostasiens. 97. Heft, August 1882. v. H. 
2) Die Gartenbauschule RE Pomo- 
logischen Instituts 


in der früheren 
Weise bietet was ein bewährtes Lehr- 
personal gestattet, Das Wintersemester 1882 
bis 1883 begann am 2. Oktober, 


Auch der | 


Betrieb der Baumschulen geht unter der Füh- 
rung von Fritz Lucas, welcher ihnen seit vie- 
len Jahren vorsteht, seinen Gang fort. (J.) 

3) Unbeständigkeit 
nirenden Aster aus Sa rch 
viele Anpreisungen über die Vorthell ge 
Anzucht der perennirenden Aster aus Samen 
veranlasst, machte ich seit mehreren Jahren 
Versuche mit Aussaten. Bestätigt fand ich, 
dass da Sämlinge im ersten Sommer, einige 
sogar früher als alte Pflanzen blühen. Da- 
gegen wurde ich von den Blüthen der Säm- 
linge wenig befriedigt. Obgleich ich ausser 
selbst gesammelten Samen meist nur aus 
botanischen Gärten erhaltenen Samen säete, 

fü 


der — 


verschiedene Arten z 
gegen zeigten sich unter den Samenpflanzen 
derselben Art, oft Abweichungen, bald grüne, 
röthliche oder schwärzliche Stengel. Es 
dürften daher viele angebliche Arten nur 
Formen sein *). 

4) Chameacyparis notkatensis. Meine pag. 
77 des Jahrganges 1882 ausgesprochene Ver- 
muthung, dass die Form 
welche als en verbreitet ist, 
iche Pflanze sein könne, die typische Form 
aber die a beruhte, wie ich dort 
angab, auf fremden Angaben, die sich nun 
als falsch erwiesen haben, denn gegenwärtig 
tragen hier mehrere Bäume von Chamae- 
eyparis notkatensis männliche Blüthenkätz- 
chen zugleich. Samenzapfen von der Frühlings- 
Blüthe. e 
obgleich ich davon ziemlich grossen 
Baum besitze, noch nie Blüthen angesetzt. J. 

5) Calystegia als Säule gezogen. Als in 
einem kleinen Garten hier bei der Ver- 
einigung mit einem andern eine wilde Hecke 
ausgerottet wurde, erschienen an dieser Stelle 
zahlreiche Triebe der früher in der Hecke 
wachsenden Calystegia (Convolvulus) Sepium. 
Da ein Weg entlang führte, so steckte der 
Besitzer in regelmässigen Abständen Stangen 


m 


*) Theils Formen , theils wohl die Folge 
unrichtiger Bestimmungen. (p. R) 2 


IIL. Notizen, 27. 


an diese Pflanzen und erhielt so eine gerade 
Reihe von grünen Säulen, die mit ihren 
zahlreichen weissen Trichterblüthen reizend 


aussehen. Später bildete der Besitzer auf 
er andern Seite des Weges eine edhe 
Reihe, und hat dadurch einen férmlichen 


Säulengang erhalten. Da ich eine solche 
Verwendung noch nicht gesehen habe, und 
es nicht 


Selbstverständlich ist 
C. dahurica mit rothen Blumen ebenso zu 
benutzen *). 

6) Ein Beispiel von Frechheit in 
Bezug auf Katalogsanzeigen der 
Handelsgürtnereien, führen wir aus 
dem Preisverzeichnisse der Obst- und Ge- 
hólzbaumschulen zu Zoeschen bei Merse- 

urg an. Dort figuriren als Pflanzen eigener 


nnte Staude, Hypericum 
pyramidatum als a, und endlich die 
in is ee Botanischen Garten in 
St. Pet aus Turkestan eingeführte 
Pokale: er um) Salesowi, die schon 
seit 4 Jahren von unserm Institute allgemein 
in Samen vertheilt wurde, und Lonicera 
i, diese allerdings noch ganz neue 
Lonicere Turkestans, die wir letztes Jahr in 
der Gartenflora abbildeten und beschrieben. 
Wir hatten vor 3 Jahren einer uns befreun- 
deten, sich sehr für dendrologische Beobach- 
tungen interessirenden Baumschule, einige 
n mit, 


Baumschule die Lonicera Alberti als ihre 
Einführung 

7) In Paris nehmen die öffentlichen Gär- 
ten, Parks und Promenaden einen Flächen- 
raum von 17.620,000 Quadrat-Meter ein, 
worunter Bois de Be 8,470,000 Q.-M., 
Bois de Vincennes 8,000,000, ‘Trocadero 
230,000 u. a., hiebei ist nicht der neu er- 
öffnete Square am Marsfeld, nicht Luxemburg 
und noch andere zugezählt. (Rev. hort. Paris). 

8) In Bezug auf die Blumen-Ausstel- 
lung in Rouen im Mai d. J. bemerkt der 
Beriehterstatter Herr Sallier (Rev. hort. 


*) Schlingt nie so hoch. (E. R.) 


Paris, Juni), dass man nicht alle vorfind- 
lichen Gegenstände aufzählen soll, sondern 
nur immer die von besonderem Interesse 
sind und aus welchen ein deed in n 
Blumenkultur und des Gartenbaues zu e 
kennen sei, daher schenkt der nempe nl 
ter seine ganze Aufmerksamkeit den vom 
Herrn Grafen Alfred von Germiny (Gartner 
Rondeau) eingesendeten Orchideen in mehr 
als 50 Species, unter welchen namentliche 
Erwähnung verdienen ; Cypripedium villosum 
mit 15 Blüthen, Cyp. barbatum mit 36, Cyp. 
niveum mit 15, Laelia purpurata mit 10 Blu- 
menstengeln, Aerides Fieldingi mit 7 Blü- 
thentrauben, Oncidium tridens mit mehreren 

2 bis 3.50 Meter langen Blüthenstengeln 
reichlich mit Ds besetzt; Vanda suavis, 
tricolor u. a. von bis 2 Meter Hóhe in voll- 
ster Blüthe, ein - hiühan dot Anthurium An- 
dreanum g age grossen Blattern (40 Ctm, 
lang und . breit), ein prachtvolles 
Anth. ae mae ein 2 Meter hohes Phónico- 
phorium sechellarum, dann mehrere in 
Topf nach Hh a System soit rins Ho: 
sen von 2.50 Meter Hóhe und Umfang mit 
je über 160 uicit: Caladium bulbo- 
sum (?) von 80 Centm. bis 1 Meter Umfang 
v. m. à. (Sr.) 


9) Nach Hrn. Labhart (Oest. Monat- 
schrift far den Orient. Wien, Juni 1882) ge- 
deiht der Manila-Hanf (Abaca-Pflanze, 
Musa textilis) in südlichen Theilen der Phi- 
lippinen sehr üppig wegen der vulkanischen 
Bodenbeschaffenheit ; er erreicht eine Hóhe 


Meter lang, 1'/2 Meter breit; zur völligen 
Entwicklung benóthigt diese Musa drei Jahre, 
da kommt der Fruchtkolben im letzten kur- 
zen Blatte eingewickelt in Form einer zu- 


aus dem Stamme heraus, da wird der Stamm 
umgehauen, in Streifen geschnitten und nach 
mehrfaltiger Behandlung zur Verpackung vor- 
bereitet, Nach dem einmaligen Fruchtertrag 
stirbt die Pflanze ab und vermehrt sich mit- 
telst der um den Stamm herum tae 
wachsenen Wurzelausläufer. Der Hanf is 

von weisser Farbe, wird aber röthlich, ae 
farbig, wenn von aeiniabpiae befallen, 


28 


Hoang dieser um 15 Prozent an Werth 
ver 
bs er 0E wird zu Tauwerk ver- 


wendet, wohl auch zu Hemden entweder 
allein, oder mit Ba ligarn oder auch 
mit Seid ngt; der feinste blendend 


aus dem Allerinnersten des 
Stammes wird nur in geringer Menge ge- 
,Lupis- 
Hanf* nach Europa zu ee an- 
statt Pferdehar verse 

Im Jahre 1881 dene = 904 Pieuls (1 Picul 
= 62'/2 Kilo) im Werth von 7,280,136 Dollars 
exportirt (à 7—11 Doll. per Picul). (Sr.) 

10) In Dalmatien werden die Anbauver- 
suche mit Eucalyptus eifrigst fortgesetzt. 
Der K. K. Landesforst-Inspektor Zik mun- 
dowsky in Zara gibt in der österr. Monats- 
schrift für Forstwesen (Februar 1882) eine 
Uebersicht der Ortschaften, in welchen 


ehr oder w 
An der Eisenbahnstation Vopolje findet 
sich eine Allee von 8 Bäumen, diese waren 
im Jahre 1880 in Spalato in Töpfen ein- 
zeln herangezogen ; sie stehen jetzt durch- 


wi n Sta rum 
Erdreich mit saecu Sid Die 
‘4 Exemplare von Eucalyptus cornuta, die 
im Parke des Grafen Fanfagna in Trau 
in Kübeln im Freien stehen, zeigen keinen 


decurrens und pyenantha ete. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


nennenswerthen Zuwachs. Die im Bahn- 
hofe von Spalato vierjährigen Eucalyptus 


gt. d nsel Sabioncello 

hen mehrere Eucalyptus im Freien, auch 
eine Dattelpalme von circa 10 r Hóhe 
et sich hier, welche alljährlich blüht 


und reichlich Früchte nahe zur Reife bringt; 
auf dieser Insel findet sich auch Quercus 
coccifera in Baumform, Q. llex, Juniperus 
Oxycedrus, phonicea, dann ein grosser Hain 
(beim Kloster Sottomonte am Meere) von Cu- 
pressus sempervirens mit Oleander etc. — 
Im Garten des Dr. Zovetti in Curzola 
stehen mehrere Eucalyptu 


P 
ucalyp almatien ist 
am Pfarrhofe von Smokrica bie Curzeola), 
er hat 10 Meter Hóhe un 0 Cm. 
Stammdurchmesser in E ;ein vierjáh- 
riger Eucalyptus Globulus im Garten des 
Baron Gradola-Gheraldi zu Lapad blühte 


im verflossenen Jahre und dürfte wohl der 


erste und RS sein in ganz Oesterreich- 


e 
reien Euc. rostrata, Glo- 
, amygdalina u. a., und auch Acacia 
(Sr.) 


IV. 


1) O. Burbach, = > von 
Prof: Dr. B.-0; z. Fünfte Auf- 
lage. Gotha. ee von E. F. Thiene- 


mann, 

Eine Aufzählung von Pflanzen, welche in 
Deutschland wild wachsen und häufig in 
den Gärten, auf dem Feld und im mT 
hause und Zimmer kultivirt werden, m 
besonderer Berücksichtigung der für ETS 
strie und Technik wichtigen Gewächse. An- 
geordnet sind die Gewächse nach dem Lin- 
néischen System und in den Klassen dieses 
Systems sind solche so viel als möglich nach 
den Familien des natürlichen Systems zu- 


Literatur. 


s 6—9 Meter hoch, . 
d 


une = 


sammengestellt. Linné hatte bei Aufstellung — 


stimmung eine Uebersic 


Linnéischen System voraussenden. 


s dürfte dieses Buch als Leitfaden zur 


Besprechung der wichtigsten und bekannte- 
sten Gewäc 


sein, da es die bekannteren Pflanzen 


ty ohren gr vorzugsweise be rücksichtigt = 


t der Gattungen E 
mit ganz kurzer Charakteristik nach dem p. 


e beim Schulunterricht geeignet 3 


IV. Literatur. 29 


und ausser der kurzen paar aes auch 
eren Nutzen und Verwendung besprich 
Die 8 dem Buche aE Tafeln 
geben Erläuterungen zu den Beschreibungen 
der Pflanzen und deren Organe. (E. R.) 
2) Die Baumpflanzungen in der 
Stadt und auf dem Lande. Aesthe- 
tische und volkswirthschaftliche Begrün- 
dung der Dendrologie. Von Lothar 
Abel, Architekt. Mit 1 Tafel und 60 
in den Text gedruckten Handzeichnungen 
des Verfassers. Wien 1882, Verlag von 
Georg Paul Faisy 
Der Verfasser hat sich in dem angezeigten 
Buche ein weites Ziel gesteckt, und wenn 
er es nicht ganz erreicht hat, so ist es nicht 
seine Schuld. as auf dem Titel steht, 
geht eben zu weit, um in den Grenzen eines 
Buches, wie das vorliegende, zweckdienlich 
besprochen werden zu können. Was aber 
der Verfasser darüber bringt — und e 
ziemlich viel — verräth Erican, Belesen- 
heit und Nachdenken. Man muss gestehen, 
dass Herr Lothar Abel der Dendrologie eine 
neue Seite abgewonnen hat. Für den Gärtner 
leche 


der Grundbesitzer (einschliesslich Magistrate, 
Fiskus, Eisenbahnverwaltungen u 

für welche die Belehrung besonders pestimiot 
ist, wird das Buch mit grossem Nutzen ge- 
brauchen. Schade nn m Miu kein 
Gartner, specie ell L gewor der 
ist, denn er würde trotz der ERER ADEN 
Gelüste, die sich in seinen früheren Schriften 


dene Andeutungen und Zeichnungen in den 
„Baumpflanzungen“. Beiläufig gesagt, können 
wir nicht glauben, dass der Verfasser der 
j marten Architektor m der MORE der 


Gar ten 


Gar tenkun 
kunst so rod haben sollte, dass er 
zum landschaftlichen Stil übergegangen wäre, 
Und doch behandelt er in dem Theile, w 
cher sich auf das L 
ee ist ganz Landschaftsgärtner. 
ides, Stadt und Land, wo es sich nicht 
um an Plätze handelt, lassen sich 
aber geistig nicht trennen. Doch genug dieser 


allgemeinen Betrachtungen! Der Verfasser 
ringt in der That vieles Neue, was sonst 
nirgends gedruckt worden ist. So z. B, eine 
geschichtliche Uebersicht der Ben 
zungen verschiedener Völker und Natione 

bis auf die art. Das Buch zerfällt 
in sechs Hauptabschnitte, deren allgemeinen 
Inhalt wir hier geben, weil er am besten 
zeigt, was von dem Buche zu erwarten ist. 
Einleitung, die Baumpflanzungen der ver- 
schiedenen alten und neu 


über Baumpflanzungen“. I. Nutzen der Baum- 
pflanzungen und der durch ihr Pflanzen 
zu erzielende Gewinn. II, Klassifikation der 
Bäume in Bezug auf ihre technische Ver- 
wendung. lll. pA EE der Bäume im 
Bezug ihrer technischen Verwendung und 


ihrer Wirkung i in der bandas, es An- 
J lage der B isch 
es ist | Zwecken und des Gewinnes wegen, V. An- 


lage der Baumpflanzungen, bei welchen Ver- 
schónerung und landschaftliche Wirkung den 
Hauptzweck bilden. VI. Von der Kultur und 
Behandlung der Baumpflanzungen. VII. Ver- 
zeichniss der anerkannt kulturfähigsten aus- 
làndischen Baume und Straucher. VIII, An- 
pflanzungen zu besonderen Zwecken. [Ueber 
ie Baumpflanzungen stan dem Ver- 
fasser gems Erfahrungen zu Gebote, denn 
r ist noch kommissarisch der 
ee der öffentlichen Pflanzun- 
gen Wiens beigeordnet, und Wien hat in 
misslungenen oder vielmehr in verdorbenen 
umanlagen besonders viel geleistet.] Der 
Plan eines durch erringen ver- 
schónerten Landgu ist recht hübsch 
und die ate pes rdnu 
Xii. dein Rege 
geselz gilt, gut erdacht. Aber die Wasser- 
pfütze (Ententeich) neben dem Hause wäre 
besser als Oval der Grundform geblieben, 
als dass es durch zwei vermeintliche Halb- 
inseln zu einem Ohr geworden ist. Die Ge- 
wohnheit, mit dem Zirkel zu arbeiten, aee 
den Herren Architekten fest anzuha 


elmässigkeit als Haupt- 


nie fertig. Die 60 in den T 
Abbildungen nach Handzeichnungen des Ver- 
fassers stellen grösstentheils einheimische 


30 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Charakterbäume, andere Pflanzungsbeispiele 
vor. Von ersteren sind viele für so kleine 
Proportionen gut, einige WWE. ntlich oder zu 
idealisirt, z. B. Sohlweide (Salix caprea), 
we = nie einen Baum bildet, 
und die W Vici qund (Pinus Strobus). 
Mala mehr einem Laubholzbaume gleicht. 
Sehr belehrend sind die Zeichnungen, wel- 
che dieselbe Landschaft erst nackt, dann 
bepflanzt darstellen. Wir "eid. Apes 


els RB fl ER 
5 


dassAb 


wofür sie bestimmt sind, vides Nutzen stiften 


können und werden, e empfehlen es daher 
angelegentlich. "Wie r ein solches Buch 
Bedürfniss war, möge zy a die Thatsache 


 bestütigen, dass der Referent einmal selbst 
die Absicht hatte, ein ähnliches Buch zu 
Schreiben, dass er sich aber spáter aus be- 
sonderen Gründen mit der kleinen Schrift: 
d ihre Verwen- 


* von H. Jager (Hannover 1877) 
(J.) 


begnügte. 
3) J. Wiesner. Das Bewegungsvermógen 
der Pflanzen. — Wien. 1881. Bei Alfred 
Holder 


Das eben erwähnte Werk des bekannten 
Wiener Froles empfehlen wir unseren 


meinste Aufmerksamkeit erregt hatte, wegen 
der wirklich unerwarteten Resultate, zu 
welchen Darwin gekommen ist. Um die 
Bedeutung des Werkes von Wiesner besser 
hervorzuheben, ist es nothwendig, zuerst in 
ie Folgerungen von Darwin 
u lernen 
schreibt. i 
alle Pflanzen, gleich den Thieren, auch mit 
Bewegung begabt sind, welche aber sehr 
langsam und deswegen für das unbewaffnete 
Auge nicht merklich ist. Vermittelst einer 
von ihm ausgedachten und ausführlich be- 
ag ethode, bemerkte er bei allen 

bachteten anzen, in allen 
Partem (Wurzeln, Stengeln, Bláttern etc.) 
eine Kreisbewegung, obwohl sie entfernt 


nicht immer regelmüssig war, d. h. die Or- 
gane zeigten nicht regelmüssige gebogene 
Linien, sondern oft sehr verwirrte, in wel- 
chen aber immer eine Neigung zur kreis- 
runden Linie zu bemerken war. Da er diese 
(immer sehr langsame) Bewegung, welche 
er Circumnutation genannt hat, in allen 
beobachteten Pflanzen constatirt hat, so hat 


vermógen allen organischen Wesen eigen ist, 
und nicht nur den Thieren. Diese Bewegung 
ist immer mit Wachsthum verbunden und 
dauert immer nur so lange das Organ wächst, _ 
— mit dem Aufhören des Wachsthumes 
hórt auch die Bewegung auf. diesem 
Schlusse von Darwin folgte selbstverständlich 
der andere Schluss — dass jene Pflanzen, 
bei welchen schon lange eine Bewegung be- 


1 — 
so zu sagen, nur einen quantitativen und 
nicht qualitativen Unterschied von den 
deren Pflanzen dar. Bei ihnen sind die 
Bewegungen blos rascher und also bemerk- 
licher, als bei den übrigen. Alle Arten der 
Bewegungen im Pflanzenreiche betrachtend 
(die Krümmungen unter dem 


wegungen nur umgeänderte Circumnutations- 
Bewegungen darstellen, — Dies ist das Haupt- 
resultat sämmtlicher Untersuchungen von 
Darwin. Ausserdem findet man in Darwin" 
Buche eine Masse von neuen, oft sehr inter- 
essanten i pagos sena welche . 
zweifellos Anlass für e eihe von Unter- 


h von der Berührungsseite — 
biegt, u. s. w.) 

Gegen das bezeichnete Hauptresultat von 
Darwin trat Wiesner auf, und wir meinen, 
dass er das Recht hat zu sagen, dass er es 
gründlich entkräftete, Durch die theoretische 
Betrachtung der von Darwin benutzten Me- 


V. Personalnotizen 


thode der Beobachtung der Circumnutation, 
weist Wiesner auf die Móglichkeit und Wahr- 
scheinlichkeit der beständigen Fehlerquelle 


e be- 
merkte Fehlerquelle beseitigt wurde, hat 
er eine Reihe eigener Beobachtungen zur 


Nachweisung der Circumnutation ausgeführt, 
theilweise an denselben anzen, mit wel- 
en Darwin arbeitete. Aus diesen Beobach- 


indie erwies es sich, dass solche Pflanzen 
existiren, welche vollstándig gerade wachsen 
und keine Spur von ne zeigen. 
Ausserdem constatirte derselbe an einer b 
trächtlichen Zahl von Arten, dass deren 
Wurzeln ganz unregelmässig wachsen, sich 
ohne jede Regel nach allen Seiten biegend. 
Aus diesen Versuchen ward es klar, dass die 
Pflanzen überhaupt nicht ganz regehmäselg 
wachsen, was aber zu erwarten war, weil 
das Wachsthum die Verlängerung eines 


©» 


Complexes von den g 
ist, auf welche die äusseren Einflüsse selbst- 
verständlich nicht ganz gleich wirken, und 
dass eben in Folge verschiedenarti iger äusserer 


Krümmungen des wachsenden Theiles herbei- 

geführt werden iese Verneinung der 
Existenz der Circumnutation eiie: also 
uch all 2. 1 4 e kg 


eo 
T 4 I 


d h 1 ll Pflanzen nuir 
modificirte Cireumnutation seien. Ausserdem 
hat Wiesner fiir einige Arten der Bewegung 
durch direkte Versuche nachgewiesen, dass 
sie keine veránderten Kreisbewegungen sind, 
sondern geradelinig verlaufen. 


" polemisirt, 


und Correspondenz, 31 

Ausser Widerlegung des ee 
der Forschungen von Darwin, bespricht und 
entkraftet Wiesner ebenfalls auch die Ver- 
muthung von Darwin über die Transmission 
der Bewegungen, welche durch die Schwer- 
kraft und das Licht inducirt würden. Darwin 
sucht zu beweisen, dass das Licht und die 
Schwerkraft ähnlich Reizungen wirken, welche 
auf verschiedenen Stellen der Pflanze ver- 
einigt sein können, und dort die Bewegungen 
veranlassen, obwohl die Kraft auf diese 
Theile direkt nicht gewirkt hat. Die 
Transmission der Reizung verneint Wiesner 
auch und beweist durch eigene Versuche, 
dass sie nicht stattfindet, wenigstens in den 
Fällen der geotropischen und heliotropischen 
Bewegungen 

Das paie Buch ist äusserst klar und ele- 
gant geschrieben, deswegen wird es auch 


eine kurze Darlegung unserer 
über die Bewegungen in dem Pflanzenreiche 
vorausgeschickt. Wie es bekannt ist, hat 
der Verfasser sehr viel in diesem Gebiete der 
Physiologie gearbeitet und viele wichtige 
Entdeckungen gemacht, Zuletzt kónnen wir 
nicht unterlassen, noch eine Bemerkung zu 


einfache Hinweisung, dass diese oder die 
andere Meinung falsch ist, — er sucht immer 
die Fehlerquelle, bestim den Einfluss 


arbeitet er selbst nach dieser M 
mit ihr die wahren Verhältnisse zu finden. 
Diesem Wege folgen leider viele neue Physio- 
logen nicht. (Btln.) 


V. Personalnotizen 


1) Herr Linden, Direktor des frühern 
Linden’schen, gegenwärtig des grossarti- 
gen Etablissements der Compagnie continen- 
tale d’horticulture zu Gent, schreibt uns: 
Es dürfte wohl für die € = nn 
flora^ nicht ohne Interesse sei 


dass wir beabsichtigen, bei RE ap 


und Correspondenz. 


PN mit der grossen internationalen 
enbau voraus welc im Apri 
len 22.) dieses Jahres in Gent stattfin- 
den wird, eine besondere Schaustellung aller 
unserer Kulturen in unserem eigenen Etablis- 
sement zu eróffnen. 
Die verschiedenen Abtheilungen sind be- 


39 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


reits bestimmt und der Bau der noch erfor- 
derlichen Räume in Angriff genommen. In 
einigen Wochen, wenn der neue Winter-. 
garten, sowie die neuen Gewächshäuser fertig 
gestellt sind, wird eine Fläche von mehr 
als 100,000 Quadratfuss mit Glas gedeckt 
sein und die Länge der funktionirenden Hei- 
zungsröhren über 8 Kilometer betragen. Der 
Haupteingang zum Etablissement wird jetzt 
nach dem Boulevard de la Coupure hin ge- 
legt, also unmittelbar dem Casino gegen- 

über, in welchem die Ausstellungen in Gent 
stets stattfinden, so dass diese Blumenaus- 
stellung gleichsam in offene Verbindung mit 
der im Frühjahr stattfindenden Internatio- 
nalen Gartenbau-Ausstellung in Gent treten 


wird. 

Man sieht, die Compagnie Gontinen- 
tale, in deren Namen Herr Linden-Sohn, 
das frühere Linden’sche (alias Ambr. Ver- 
schaffelt) als Direktor vertritt, hat auf ihre 
Ausschliessung von der Konkurrenz zu der 
Internationalen Genter Ausstellung durch 


wortet, die je er der Internationa- 
len ken ‘eleichfall besuchen muss, 
(E. R.) 


2) Enthüllung des Siebold-Denk- 
mals, Es hat diese Feierlichkeit am 8. Okt. 
in Würzburg stattgefunden. : 
Zug, an dem die Spitzen der Behörden, 
der Gartenbau-Verein, das Chor Moenania, 
die Anverwandten etc. Theil nahmen, be- 
wegte man sich zum Denkmal, wo Herr 
Notar Seuffert, der Präsident des Garten- 
bau-Vereins, die Festrode hielt. Der Herr 
Bü : 


Gesellschaft für Ausführung des Denkmals 
und gab eine Biographie Siebold's, auf die 
wir nächstens näher eintreten werden, 


In festlichem - 


3) Dr. Thwaites, Direktor des Botan 3 
schen Gartens zu Peradenia bei Candia in 


Flora in die Gárten Englands, des Kontinen- 
tes und in die Gärten Neuhollands etc. ei 
(E. R. 


4) Frequenz des pomologischen - 
Institutes in Reutlingen. Das Pomo- 3 
logische Institut in Reutlingen erfreut sich 3 
in diesem Wintersemester eines ganz beson- 


Gartenbauschule sind 23 Zóglinge. — La 
Stundenplan werden täglich vier Stund 
theoretischen Unterrichtes ertheilt, welche 


wirthschaft Sind Arithmetik. 
Der Frühjahrs- (Baumwärter-) Kursus | 
und Sommer-Kursus, zu welchem wied 
neue Aufnahmen stattfinden, Mons am 


ürz 1 
Statuten werden I und gratis von 
der Direktion versan 


Monatlich 1 Melt von 4—5 Quartbogen 
U M R 0 | D | mit m Preis 1 Mark. 


* Eine neue -Monsteschrift 
der gesamten Naturwissenschaften Ar > enitn , iis hp 


Herausgegeben von Dr, Georg Krebs. — art. 
WE Probehefte in jeder Buchhandlung. Abonnements bei iss i es u u, 


Das 1. und 2. Heft des H. Jahrgangs enthält folgende Original-Aufsiitze : 
Professor Dr. H. FISCHER: Ueber die Anlage und den Nutzen ethnographischer Museen. 
Privatdozent Dr. A. WERNICH: Die niedrigsten Lebewesen und ihre Verbreitung über 

die Erde. p 
Professor Dr. ERNST HALLIER: Studien über Naturschönheit und Naturgenuss. I. (Mit ` 
Abbildung.) 
Professor Dr. JULIUS m ed Einiges über die Beziehungen von Form, Struktur und 
Lage des Blattes zu dessen Funktion. 
Ingenieur TH. SCHWARTZE: Ueber die photographische Darstellung animaler Loko- 
motion. (Mit Abbildung. 
Realschuloberlehrer H. ENGELHARDT: Ein Blick in Nordbóhmens Kohlengebiet. 
Dr. HANS VOGEL: Altes und Neues über Aquarien. 
Professor Dr. DIPPEL: Botanische Gärten und öffentliche Anlagen 
Bildungsmittel. 
Professor Dr. PAUL REIS: et weite Hörbarkeit von Tönen, erklärt durch 


als allgemeines 


ung. 
Professor Dr. W. DAMES: ART im wie di Attika. 
Professor Dr. H. LANDOIS: Ein einäugiger Doppe 
. Gymnasialoberlehrer F. J. BROCKMANN: Zur Hesiod des Kalenderwesens. 
Dr: EMIL DECKERT: Die skandinavischen Stróme. 


Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart. - 


GARTENFLOR A. 


Allgemeine Monatsschrift 
-a für 
deutsche, russische nnd schweizerische Garten- und Blumenkunde mi Organ des 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg. 
. Unter Mitwirkung vieler 


Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


ge = Ze 


herausgegeben und redigirt 
von 
: 
Dr. Eduard Regel, 
5 Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe, Director des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Präsidenten 
E des Kais. Russ. Gartenbauvereins in St. Petersburg, Inhaber Priami hoher Orden, ‘hrenmitgliede der 
: Akademie der Wissenschaften in Palermo, Correspondirendem Mitgliede der kgl ipe Akademie der 
Wissen ften und der Kaiserlichen Russischen Akademie der Wissenschafte: St. Petersburg, Corre- 
P spondirendem Mitglied es Akademie der Wissenschaften zu Bologna, Mitgliede der deutschen Aka- 
b demie der Naturforscher poldina-Carolina, Eiveenitglioks, Mit liede und Correspondirendem — 
; gt ieler Gelehrten- und Gar Eonbangeseiischäfteh 


Mitherausgeber für Deutschland 
A. Senoner, 


H. Jüger, ' E. Mayer, L. Beissner, = 
Hofgarteninspector in Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. Wien. P id peche in Braunschweig. 

H. © > C. Sal > Z ller, E 

3 Prof. ord. an der Univ. Giessen. Kgl. Botanischer Gärtner in Würzburg. Garteninspector in Tübingen. 


: Prof. Dr. Góppert, H. Zabel, 


Geh. Rath u. Director d. bot. Gartens Kónigl. Gart der Persia 
À in Breslau. ` zu Hannóv. Münden 
A 


i .. E. Schmidt H. 6. Reichenbach, 


(Firma: Haage & Schmidt.) oe u. ehe d. . Gartens in aiding: 


Mitherausgeber fiir die seen 


. K. Ortgies, 
Inspector des Bot. Gartens in Zürich. 2 
Mitherausgeber für Russland: 
. von Herder, E. Ender, 


Dr. 
Kais. Russ. Hofrath u. Bibliothekar am RT Erster Gärtner am 
Botanischen Garten zu St. Petersburg. arg zu St. Petersburg. 


Februar 1883. 


STUTTGART. | Ere 
Verlag. von Ferdinand Enke. 
dissi 


Inhalt des Februar-Heftes. 


Séite | Seite 
.. L Originalabhandlungen. 6) Die Behandlung frisch impor- 
1) Abgebildete Pflanzen. tirter Cycadeen . . 49 
A. Phlox sobsintacls io e. ce | II, Neue und empfehlenswerthe 
B. Exacum affine Balfour . 34 | Haa 7. 75 
C. Acacia viscidula A. Cun- 
ningh . ee ee | i kee 6. 0... o 
2) Cycadeen- en xcu gum vi 
3) Eine kleine alba plena . . 38 | DP ster es aN 
4) Ueber Laubverfirbung . . 39 


Y. Personalnotizen und Corre- 


5) Die Ausstellungen von Gegen- DUE ere 


| 
ständen des Gartenbaues in | 
Moskau und Dorpat . . 45 | 


Einsendungen für diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an 
die Redaction zu machen, 

Original- Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder andere Gegen- - 
stande, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- 
bogen honorirt. 

: Bücher, deren unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung 
in diesen Bláttern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- 
bildung, wo möglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 
E. Regel in St. Petersburg an die Veriagsbuchhandlung von Ferdinand Enke - 
| án Stuttgart einzusenden. 3 
c Annoncen aller Art werden auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine - 
Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen, — Cataloge legt die Ver- 
lagsbuchhandlung in einer Anzahl von 600 Exemplaren gegen eine Gebühr . 
. von 8 M. der Gartenflora bei. 

Den geehrten Herren Autoren, die uns Originalabhandiungen bereits ein- — 
gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, dass deren 
Arbeiten, soweit solche bis zum 1, September dem Herausgeber zugehen, noch - 
. im Laufe des gleichen Jahres veröffentlicht werden. — Kleinere Artikel werden 
` soviel als möglich immer sofort abgedruckt, grössere Abhandlungen können nur — 

insoweit Aufnahme finden, als sie den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. - 


Kleinere Abhandlungen von !/s — 4 Bogen sind dem Herausgeber, wie den 
Lesern der Gartenflora die willkommneren, 


Druck von Gebrüder Króner in Stuttgart. 


a 25 re a ee IR T Ree ee 
: 


. letzten Jahrhunderts 


I. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Phlox subulata L. 


(Siehe Tafel 1107.) 


Polemoniaceae. 


Ph. subulata L. spec. 217. — Benth. 
in DC. prodr, IX. 305. 

Wir haben schon Gartenflora 1880 
pag. 188 die Formen von Ph. subu- 
lata besprochen und geben nun hier 
eine Abbildung einiger dieser für den 
Gartenbau so wichtigen Gewüchse. 

Phl. subulata ward schon Ende des 
aus den süd- 
lichen und mittleren Staaten Nord- 
amerika's, wo derselbe in trocknen 
Sandsteppen wüchst, in die Gürten 
Europa's eingeführt. Im Jahre 1798 
gab das Botanical Magazine tab. 411 
die erste Abbildung, und zwar einer 
Form mit fleischfarbenen Blüthen mit 
purpurbraunem Centrum und einer 
fast sitzenden Bliithencorymbe auf 
der Spitze der aus den niederliegen- 
den überwinternden Stengel aufstei- 
genden kurzen Seitenzweige, welche 
letztere den dichten Rasen dieser, ge- 
nau genommen halbstrauchigen im- 
mergrünen Art bilden. 

Jacquin gab 1809 (fragm. tab. 44) 


die Abbildung einer Form mit lila | 


Blumen und kaum dunklerem Auge. 
Linné hatte die Form, wo die Blü- 
thencorymbe auf einem besondern 
kurzen 4—5 Zoll hohen Stengel sich 
über den dichten Rasen erhebt, als 
Ph. setacea (L. spec. 217) unterschie- 
den und das Botanical Magazine gab 
ebenfalls im Jahre 1798 tab. 411 die 
Abbildung dieser Form, die eigent- 
lich nur, weil Linné solche als Art 
unterschieden hatte, auch später noch 
als Art festgehalten ward, einer Form 
mit rosarothen Blumen mit purpur 
Stern. Im Jahre 1823 bildete Lod- 
diges (Bot. cab. tab. 780) eine Form 
mit rein weissen Blumen und sitzen- 
dem Blüthenstand, als Phlox nivalis 
ab und auch Sweet gab 1827 (Brit. 
flow. gard. tab. 185) die Abbildung 
der gleichen Form. 

Fast 60 Jahre lang wurden diese 
3 Formen in unseren Gärten als Ph, 
subulata, P. setacea und P. nivalis 
kultivirt, bis endlich in den 60ger 
Jahren noch einige andere Formen 
auftauchten, die als Phl. Nelsoni, so- 

3 


34 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


wie unter den ganz falschen Namen 
von Ph. pilosa und Ph. amoena in 
den Gürten kultivirt und auch in den 
Handbüchern aufgeführt wurden, wäh- 
fend die beiden letzteren Namen zu 
von Phl. subulata ganz verschiedenen 
Arten gehóren. 

Herr J. G. Nelson, ein Geistlicher 
Englands, war es, der aus Samen in 
seinem Garten eine ganze Zahl in der 
Blüthenfarbe unter einander verschie- 
dener Formen erzogen hat. 

Unsere Abbildung stellt einige die- 
ser Formen dar und klar geht es dar- 
aus hervor, dass wir mit der Zeit 
noch andere zahlreiche Formen von 
Ph. subulata erhalten werden, die im 
Farbenspiel die gleichen Nüancen zei- 
gen dürften, wie wir solche von Phl. 
Drummondi und dann bei den peren- 
nirenden hohen Phlox bewundern. 

Phlox subulata, mit seinen dichte 
immergrüne Rasen bildenden nieder- 
liegenden Stengeln, ist auch zur Zeit, 
wenn er nieht blühet, als schóne Bor- 
dürenpflanze zu empfehlen, wenn der- 
selbe aber im Frühjahr blühet, so 


decken im wahren Sinn des Wortes 
die Blumen den grünen Rasen günz- 
lich, so dass ganze Beete desselben 
einen überaus reizenden Anblick ge- 
wühren. Die Blüthezeit dauert aller- 
dings nur 3—4 Wochen, aber im 
Herbste blühet derselbe oft zum zwei- 
tenmale, freilich dann nur sparsam. 
Im Sommer nach der Blüthe ver- 
pflanzt und theilt man die Rasen und 
jedes Stück wüchst kriftig weiter, 
sofern nach dem Verpflanzen einige- 
mal tüchtig angegossen wird. Liebt 
einen lockern sandigen Boden und 
durchaus sonnigen Standort. Im Pe- 
tersburger Botanischen Garten und 
in meinen Baumschulen haben die For- 
men desselben schon mehrere Jahre 
ohne Deckung durchwintert, in Ge- 
genden aber, wo schneelose starke 
Fröste häufig vorkommen, rathen wir 
eine leichte Deckung mit Tannenreis 
im Winter anzuwenden. Wir em- 
pfehlen die Formen des Phl. subulata 
als wirklich schöne perennirende Ge- 
wächse zur Bildung von Teppich- 
beeten und Bordüren. (E. R 


B. Exacum affıne Balfour. 
(Siehe Tafel 1108.) 


Gentianeae. 


E. caule subquadrangulari, erecto; 
foliis trinerviis, ovato-subrotundis, acu- 
tiusculis, basi in petiolum folium di- 
midium subaequantem contractis; cy- 
ma foliosa terminali; calycis segmen- 
tis subrotundis, apice wi in ma- 
cronem el ongatu , dorso 
carinato-alatis ; 


alis éoctiuvatis: ;eo- 


rollae lobis late ovatis, obtusiusculis. 
Habitat in insula Socotra. 

Herr E. Schmidt schreibt uns 
über diese neue Art: „Es ist eine 
reizende Neuheit, die sich zur allge- 
meinen Kultur empfiehlt. Im August 
1881 ausgesüet, begannen die jungen 
Pflanzen bereits im Februar 1882 zu 


1. Originalabhandlungen. 85 


blühen und blüheten unausgesetzt bis 
zum Spütsommer fort. Die schónen 
Blumen besitzen einen vanillenartigen 
Wohlgeruch. Die jungen Pflanzen 
wurden in einem temperirt warmen 
Hause herangezogen, das viel Luft 
erhült und in welchem auch die knol- 
ligen Begonien kultivirt werden. Dr. 
Schweinfurth sammelte die Samen 
im Jahre 1881 im Frühjahr, auf der 
im indischen Ozean an der Küste von 
Arabien liegenden Insel Socotra und 
theilte diese unserm Etablissement 
mit. Professor Balfour, dem Herr 
E. Schmidt ein lebendes Exemplar 
sandte, hielt es anfangs für eine Ab- 
art von E. petiolare, spüter aber er- 
klürte auch er es für eine neue Art.* 
Mitte Oktober schrieb uns Herr 
E. Schmidt, ,dass die Exemplare, die 
im Mürz 1882 zu blühen begannen, 
unausgesetzt bis zum Oktober fort- 
blüheten und dass die Pflanzen im 
Laufe des Sommers im Freien kul- 
tivirt und nur bei grellem Sonnen- 
schein etwas beschattet wurden, wüh- 
rend sie im Winter im temperirt war- 
men Hause gehalten wurden, wo auch 
die im Winter blühenden Begonien 
kultivirt werden. Exemplare, die im 
Sommer ins freie Land in einen kal- 
ten Mistbeetkasten gepflanzt wurden, 
bildeten dichte schóne Büsche von 
viel bedeutenderen Dimensionen als 
unsere nach einem Exemplare vom 
Frühjahre dargestellte Pflanze,“ 
Soweit Herr E. Schmidt. Uns hat 
Herr E. Schmidt die beistehend ge- 
gebene Abbildung mitgetheilt, welche 
die Pflanze in Lebensgrösse darstellt. 
Nach ein paar uns ebenfalls mitge- 
theilten kleinen getrockneten Blüthen- 


zweigen haben wir die Analysen wie- 
dergegeben, von denen a. der Frucht- 
knoten mif Griffel, b. der Kelch mit 
seinen kahnförmigen fast geflügelten 
5 Lappen, die plötzlich oben in eine 
pfriemenförmige Spitze ausgehen und 
c. die aufgeschnittene Blumenkrone 
darstellen. 

Es gehört .das E. affıne zu der 
zweiten Abtheilung der Gattung Exa- 
cum (bearbeitet von Grisebach in De 
Candolle's prodromus IX, pag. 44 
bis 46) mit kleinern geraden läng- 
lichen beiderseits stumpfen Antheren. 
Zunächst steht dasselbe dem E. quin- 
quenervium Griseb. und E. petiolare 
Griseb. (DC. prodr. l. c. pag. 46). 
Von beiden unterscheidet es sich durch 
nur 3-nervige (nicht 5-nervige) Blät- 
ter, sowie durch plótzlich in eine 
pfriemliche Spitze ausgehende Kelch- 
lappen, — von ersterem ausserdem 
durch spitze Blätter, und von letz- 
terem durch spitze Blütter und stumpfe 
Lappen der Blumenkrone. 

Eine schóne neue Florblume, die 
unausgesetzt vom Frühling bis zum 
Spütherbst ihre hübschen purpurvio- 
letten Blumen in reichlicher Menge 
entwickelt und nach Hrn. E. Schmidt's 
Anweisung wird man dieselbe am 
geeignetsten als zweijührige Pflanze 
behandeln, deren Samen im August 
ausgesüet und wie das von demselben 
angegeben, behandelt und verwendet 
werden. 

Es ist uns nicht bekannt, ob Herr 
Balfour diese Art schon irgendwo be- 
schrieben, wir hatten dieselbe schon 
nach ihrem Entdecker, dem um die 
Erforschung Afrika's hochverdienten 
Sehweinfurth genannt, haben aber auf 


36 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Hrn. E. Schmidt’s Mittheilung hin 
den von Balfour ie Na- 
men ppelte Namen- 
goban zu vermeiden. 

Schliesslich wollen wir noch dar- 
auf aufmerksam machen, dass die 
schönste Art der Gattung Exacum, 
das E. macranthum Arn. ist. Das- 
selbe hat elliptisch-lanzettliche Blät- 
ter und grosse, 2 Zoll im Durchmes- 
ser haltende dunkel purpurblaue Blu- 
men und ward in der Gartenflora 
1854 Seite 160 beschrieben, nach 
einer im Botanical Magazine 1853 


publizirten Tafel. Dasselbe wüchst 
bei 6000 Fuss Höhe in den Gebir- 
gen Ceylons, war 1853 in England 
in Kultur, ist seitdem der Kultur aber 
wiederum verloren gegangen. Das 
Journal „the Garden“ publizirte 1882 
abermals eine Abbildung desselben 
und fordert zur abermaligen Einfüh- 
rung auf, was bei den lebhaften Ver- 
bindungen Englands mit Ostindien 
bald geschehen dürfte. Kultur gleich 
der, wie solche für E. affıne von E. 
Schmidt angegeben ist. (E. R.) 


C. Acacia viscidula A. Cunningh. 
(Siehe Tafel 1109.) 


Leguminosae. 


A. viscidula A. Cunningh. in Benth. 
et Hook. London Journ. I. 363. — 
Benth. et Müll. fl. austr. II. pag. 387. 

Ein 4—6 Fuss hoher stark ver- 
üstelter Strauch mit dünnen fast stiel- 
runden Zweigen, die gleich den Blät- 
tern und Blüthenstielen mit kurzen 
Härchen und sitzenden Drüsen be- 
setzt sind. Gehört zu der Abthei- 
lung „Series XII., Plurinerves 
Nervosae*, d. h. Blattstielblätter ER 
in keine Stachelspitze ausgehend, 
2- bis mehrnervig, Blumen in Köpfen 
auf achselständigen Blüthenstielen. 
Stengel und Blattstielblätter klebrig. 
Die schmalen 1—1!/ Linien breiten 
Blattstielblütter von 11e—2!a Zoll 
Lüngeund2— 5 Lüngsnerven, dieunter 


einander anastomosiren, unterscheiden 
diese Art von A, ixiophylla Benth. 
Unterm letztern Namen ist solche 
gemeiniglich in den Gürten verbreitet. 
Die Samen erhielt der hiesige Gar- 
ten vom Herrn Baron F. v. Müller 
in Melbourne. 

Gehórt wegen der starken Ver- 
üstelung, dem nicht hohen Wuchs 
und der reichen Blüthe im April zu 


den schönsten Arten dieser über 300 3 
Kultur 


Arten umfassenden Gattung. E 
im Kalthause in mit !4 Lehmerde 
vermischter Haideerde. (E. R.) 
Auf beistehender Tafel 1109 ist a. 
ein Zweig in natürlicher Grösse, 
b. Stengelstück mit Blatt und Blü- 
thenkópfchen schwach vergrössert. 


~ 


I. Originalabhandlungen. 37 


2) Cycadeen-Bastarde. 


Als ich neulich in der Gartenflora 
die Ceratozamia longifolia und mexi- 
cana des Herrn Garten-Inspektors 
Katzer in Paulowsk erwühnt fand, 
erinnerte ich mich mit Befriedigung 
des Besitzes des Hamburger Botani- 
schen Gartens, wo seit einer Reihe 
von Jahren ein prüchtiges Exemplar 
eines ühnlichen Bastards gezogen wird, 
welches, um die geschlechtslose Frucht- 
barkeit oder besser Produktivitüt der 
Bastarde zu erliutern, bereits einen 
krüftigen Abkómmling zur Seite ste- 
hen hat. 

Wir haben die Pflanze von dem 
Botanischen Garten zu Kopenhagen 
eingetauscht. Ich wendete mich nun 
neulich an meinen lieben Correspon- 
denten, Herrn Garten-Inspektor Fried- 
richsen um Aufklärung über die 
Geschichte der Pflanze. Die Mit- 
theilungen desselben lasse ich hier- 
mit wörtlich folgen. 

„Ich war Gehilfe hier im Botani- 
schen Garten, als mein Vorgänger 
Weilbach 1851 die Ceratozamia 
robusta Miq. 9? mit C. brevifrons 
Mig. ó befruchtete. Es wurden keim- 
fähige Samen erzielt, von denen einige 
nach Hamburg, Leipzig, St. Peters- 
burg, Upsala im Frühling 1852 ge- 
sendet wurden, Hier in Kopenhagen 
keimten die Samen. Von den er- 
zielten Pflanzen sind spüter mehrere 
an verschiedene Gürten abgegeben 
worden, wührend hier noch fünf Exem- 
plare existiren, von denen vier der 
Ceratozamia robusta ühneln, wührend 
eins der Cer. brevifrons nahe steht. 

Diese Exemplare haben hier mehr- 


mals geblüht und abermals keimfähi- 
gen Samen geliefert, von denen wir 
auch Pflanzen haben. 

Als ich 1869 angestellt worden war, 
nahm ich die Versuche wieder auf. 
Ich benutzte die Periode, wo der weib- 
liche Blüthenstand seine Schuppen 
spreizt, um den Blüthenstaub einzu- 
pusten. Sobald dieses von allen ei- 
ten geschieht, ist es die richtige Me- 
thode. Lässt man die richtige Pe- 
riode unbenutzt, so kann wohl eine 
theilweise, aber nie eine durchgehende 
Befruchtung erzielt werden. Aller- 
dings entwickeln sich scheinbar auch 
die unbefruchteten Samenknospen. - 
Ich habe viele Jahre alten, nur in 
Papier aufbewahrten Blüthenstaub 
mit Erfolg benutzt, frischer Stoff ist 
natürlich sicherer. Unsere Pflanzen 
sind seiner Zeit von Miquel bestimmt 
worden. Nach Warming ist indessen 
unsere Cer. robusta die C. longifolia, 
unsere C, brevifrons dagegen C. ro- 
busta. 

Die Samen von Ceratozamia brau- 
chen acht Monate, um zu keimen. 
Alle Versuche, die Bastarde unter- 
einander oder mit C. brevifrons zu 
befruchten, sind geglückt. 

Mit Zamia, welche pollenarm, und 
mit Dioon habe ich noch keine Er- 
folge gehabt, auch sind mir die ge- 
genwürtig versuchten Experimente mit 
Cycas noch zweifelhaft." 

So weit mein trefflicher Gewührs- 
mann. Ich móchte nun einen Wunsch 
anknüpfen. Es gibt reichlich weib- 
liche Cycas, reichlich münnliche Cera- 
tozamien, Die weibliche Inflorescenz 


98 


solcher Bastarde müsste ein ganz 
fabelhaftes Ding werden, vielleicht 
von hohem morphologischem Werth, 
ich möchte sagen, höchst wahrschein- 
lich, Möchten derartige Bastardi- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


rungen recht vielfach vorgenommen 
werden. Allerdings ist für die ältern 
Botaniker wenig Aussicht, sich ihrer 
Blüthen noch erfreuen zu können. 
H. G. Reichenbach f. 


3) Eine kleine alba plena. 


Wie oft hatte ich mit Behagen | lieblichen weissen Rosettenbliithen. 


diese Bezeichnung der weissen ge- | 


füllten Camellia gehört. Ich ahnte 
nicht, dass eine „alba plena^ mir ein- 
mal in der merkwürdigsten Weise 
entgegentreten würde. Unter die 
merkwürdigsten Excursionserinnerun- 
gen rechne ich die paar Augenblicke, 
wo die ganz unerwartete Erschei- 
nung einer Pflanze den Sammler zwei- 
felhaft macht, ob er wacht oder träumt 
oder sich täuscht. 

Einen solchen Eindruck hatte ich, 
als ich die Orchis purpurea Huds. 
zuerst im Königreich Sachsen auf- 
fand. Einen solchen weitgesteigerten 
Eindruck hatte ich neulich auf ein 
paar Augenblicke in jenem öden wil- 
den Gebirgszuge, der von den Höhen 
über Savona bis l’Ecterel sich hinzieht. 
Wochen waren dort verlebt, grossen- 
theils verloren durch unbrauchbare 
Leute, der Verdruss ohne Ende, die 
erbürmliche Kost, die grauenhaften 
Getränke (essigsaurer oder gerüucher- | 
ter (111111) Wein, vino fabbricato, Fei- | 
genkaffee) hatten ihre unfehlbare Wir- | 
kung geäussert, ich war marode, | 
marode schleppte ich mich über die | 
óde Alpenhaide. In weiter Ferne, 
wohl wiederküuend, war mein Triger 
liegen geblieben. Da war ich plótz- 
lich neubelebt. Unter mir leuchtete 
mich an ein wunderbarer Rasen mit 


Zwei Gedanken durehzuckten mich 
gleichzeitig — „ein neues Helichry- 
sum nächst frigidum, aber schwarz- 
grün belaubt^ — und das unvermeid- 
liche: ,wo ist mehr?* 

Der nächste Gedanke war: „un- 
möglich! Wo Molineri und Bellardi, 
wo Boissier und Reuter, wo Thuret 
und Bornet, wo Monsieur Burnat mit 
Leresche, mit den Neffen, mit Gremli, 

Tak = 1 1 3 L4 


. . 
mit seınam 


oo 
DM HET: A s E ENTER FS 


da wächst kein übersehenes helip- 
terumartiges Gewächs.“ 

Halb gebückt hatte ich das Rüthsel 
gelóst. Der Rasen gehórte einer Are- 
nariarecurva. Die Blüthen waren reich 
und wunderlieblich gefüllt. Die un- 
sügliche Oede mochte ihre Schónheit 
heben. Das Exemplar wire eine 
herrliche Zierde meiner Sammlung 
geworden. Ich konnte mich nicht 
entschliessen, der Pflanze den Garaus 
zu machen. Sorgfältig schnitt ich 
Blüthenzweige ab und eine Anzahl 
Blüthen zur Beilage. Die Pflanze 
selbst wurde frisch behäufelt und dann 
versuchte ich mich darin, einen Plan 
aufzunehmen, um sie wiederzufinden. 

Es war ein Glück, dass dieser Plan 
neben einer Anzahl unschuldiger Ge- 
birgsprofile allein in meinem Notiz- 
buch sich fand. Hatte ich doch das 


355 
caiat EE cfi 


P ge AS AER te A OR IE E NES e UR e 


I. Originalabhandlungen. 39 


hochverdächtige Unternehmen mir 
gestattet, vier aufgezogene grosse 
Generalstabskarten neben einander zu 
legen auf einer Kuppe. Nachdem 
dadurch sonnenklar bewiesen war, 
dass ich ein spionirender französischer 
General war, konnte ich den treff- 
lichen und feingebildeten Capitano de 
Peolini ein paar Tage später über- 
zeugen, dass dieser Plan für „alba 
plena^ durchaus keinen Bezug auf 
die modernen strategischen Linien 


hatte. Auch die Karten verzieh mir 
der leutselige Mann, hoch erhaben 
über seinen schablonenmässig denken- 
den Subalternen. 

Wenn ich gerade in der Garten- 
flora meinen kleinen Liebling rühme, 
so geschieht es, um auf die ausser- 
ordentliche Zierlichkeit hinzuweisen, 
welche gewisse Alpinen gefüllt zei- 
gen müssen. Es verlohnt sich wahr- 
haftig der Mühe, nach ihnen zu 
streben. H. G. Reichenbach f. 


4) Ueber Laubverfürbung. 
Von H. Hoffmann. 


Unter gewöhnlichen Verhältnissen 
können wir in Deutschland über die 
Zeit und den Eintritt der Blattver- 
färbung einer Anzahl spätgrüner 
Pflanzen, wie Syringa, Persica, Sam- 
bucus nigra, nichts erfahren, weil die- 
selben in der Regel schon durch Frost 
betroffen werden und daher ihre Blät- 
ter noch grün fallen lassen, ehe sie 
Zeit hatten, sich normal zu verfär- 
ben, wie dies bei anderen Bäumen, 
Kirschen, Buchen u. s. w. der Fall 
ist. Nur sehr selten gestattet es der 
Gang der Witterung, dass man diese 
Blätter noch in einer späteren Periode 
beobachten kann, ohne dass sie vom 
Froste berührt wurden. So im Jahre 
1853, wo in Giessen der erste Frost 
am 12. November eintrat und so wie- 
der im Jahre 1882, wo der erste 
Frost mit —2,0° R. auf den 13. No- 
vember fiel. Im Mittel von 31 Jahren 
tritt der erste Frost am 14. Oktober 
ein, also 4 Wochen früher. Die tüg- 
lichen. Minima waren in der betref- 
fenden Zeit in 1882 folgende: 


13. November — 2,0? 


14. ý — 0,2? Tiefer Schnee 
15; á —1,0° > 

16. $ + 0,50 j 

17. " --0,2^ 7 

18. » — 3,2° ý 

19. b — 6,0° ) 

20. ? —3,2° » 

21. i —0,4° » 

22. » —0,5° ‘ 

23. " + 0,79 — 


Ich will nun im Folgenden mit- 
theilen, was ich vor, während und 
nach dieser Zeit beobachtet habe. 
Man wird daraus ersehen, dass 


1) auch bei einer um 4 Wochen 
verspätet eintretenden Frostperiode 
unsere spätgrünen Laubhölzer ent- 
weder noch ganz grün sind (Cytisus 
Laburnum), oder nur schwache Spu- 
ren von Laubverfärbung zeigen (Rham- 
nus cathartica, Sambucus nigra), wäh- 
rend die normal sich verfärbenden, 
wie Prunus avium, ihre gewöhnliche 
Zeit einhielten, wonach also im vor- 


40 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


herigen Witterungsgang dieses Jahres 
nichts Exceptionelles lag * 

2) Dass manche unter ihnen (wie 
Robinia Pseudacacia) schon vor dem 
Froste, selbst bei anhaltend feuchtem 
Wetter, mehr oder weniger vertrock- 
neten und allmälig abfielen, oder 
auch, wie bei Hippophaé rhamnoides, 
vertrocknet sitzen blieben. 

3) Dass schwache Fróste, wie wir 
sie diesmal hatten, die Laubverfir- 
bung nicht beeinflussen, auch auf den 
Blattfall nicht einwirken (mit Aus- 
nahme von Deutzia crenata), und zwar 
ebenso wenig auf den der griinen, 
als der bereits verfürbten Blitter. 
Stürker ist die Einwirkung von 
Sturmwinden auf den Blattfall. 

Adventive Zweige aus Stamm oder 
Wurzel sind für solche Beobachtun- 
gen unbrauchbar; ihre Blatter bleiben 
weit linger grün, als die der Wipfel 
(Prunus domestica, Aesculus rubi- 
eunda) und auch im verfürbten Zu- 
stande haften sie hier fester (Quercus 
discolor, Acer platanoides, Crataegus 
erus galli). Ein freistehender Baum 
von Sambucus zeigt regelmässig Laub- 
verfärbung, während alle Exemplare 
von Strauchform grün zu fallen pflegen. 

Da die spütgrünen Holzpflanzen 
theils einheimisch sind, theils aus 
nördlicheren, theils aus südlicheren 
Gegenden stammen, so erscheint es 
unstatthaft, aus dem spätgrünen Cha- 
rakter auf eine südlichere Provenienz 
zu schliessen. Spricht doch auch ge- 


= die meteorologischen Ursachen 


eber 
der friiheren oder Drage Verfarbun 
artige 


ung der- 
anzen von Jahr zu Jahr vergl. 
meine Untersuchungen in un s Central- 


blatt für das gesammte Forstwesen, IV. Juli 
1878, p. 337; Naturforscher 1878, Nr. 42, 


gen eine solche Vermuthung schon 
a Fie! + 1 


+ 


die 


serer ächten Immergrünen; wie Vinca 
minor, Hedera Helix, Ilex Aquifolium. 

Soviel aber hat sich gezeigt, dass, 
wenn wir die normale Laubverfär- 
bung unserer spätgrünen Holzpflan- 
zen in aller Klarheit beobachten wol- 
len, wir viel weiter nach Süden gehen 
müssen *), oder an das westliche, mehr 
oder weniger frostfreie Gestade Eu- 
ropa’s; wie denn überhaupt diese 
Beobachtungen erst ihre rechte Be- 
deutung erhalten werden durch gleich- 
artige Beobachtungen in entfernteren, 
namentlich auch hochnordischen Ge- 
genden, wozu ich hiermit einlade **). 

Acer campestre. 12/XI. Blätter 
verfürbt, meist noch sitzend. 

A. Lobelianum. 13/XI. an Wur- 
zelausschlag von 5 Fuss Hóhe Bl. 
verfürbt, zur Hälfte noch sitzend. 

A.platanoides. 7/XI.anden Wipfeln 
alle Bl. ab; am 13/XI. an Stockausschlä- 
gen noch zur Hälfte sitzend, verfärbt. 

A. rubrum. 
halb verfirbt, sitzend. 

A. tataricum. 7/X1. verfirbt, ab. 

Aesculus Hippocastanum. 6/X. all- 


gemeine mime. 2/XI. ent- - 


laubt. 


*) In Rom hatten am 5. Januar 1878 Sam- | 


bueus nigra und Pyrus Malus zum Theil 
noch grüne Blatter. Am 19. war Sambucus 
noe nn Pyr. Mal. dagegen le ‚ent- 
blätter C. Hoffma 
id ri nordischen Klima tritt t wegen der 
früh einfallenden Kälte oder der küh 
sen Herbstwitterung die Laubverfärbung ae 
niger intensiv auf. 
vor seiner 


en 
und schónen Herbstes die Laub- 


ndern 
Witterung, je intensiver die. Laubverfärbung. | 


5/XI. (junge Pflanze) - | 


len nas- — 


erfro 
erfärbung in St. Petersburg, 1882 
. hatten wir dagegen in Folge des w l 


Tag eh Pore ee NEEF AE E, e ay VES A a GLT 


: 


dg Ars AC ete 


i Lg = ge en aie ei 


gw 
en ek ag LCS 


n, je wärmer die | T 


T; 


xA 
ERRE. 
"d ae T 
<a P 
Ps 


I. Originalabhandlungen. A1 


A. rubicunda. 13/XL, die Wipfel 
sind entlaubt; an Stockausschlag von 
5 Fuss Hóhe die Blütter noch sitzend 
und ganz grün. 

Alnus glutinosa, 13/XI. entlaubt. 

A. incana. 13/XI. entlaubt. 

A. viridis. 13/XI. Bl. vertrocknet, 
braun, zur Hälfte noch fest. 

Ampelopsis hederacea. 12/XI. ent- 
laubt. 

Amygdalus pumila fl. pl. (Prunus 
japonica). 11/XI. Blätter meist ver- 
firbt, sitzend. 

Andromeda mariana. 12/XI. Blät- 
ter etwas verfürbt, sitzend. 

Aspidium Filix foemina. 12/XI. ‚Bl. 
verfärbt, sitzend. 

Azalea mollis. 
zum Theil sitzend. 

Az. pontica. 12/|XI verfürbt, viele 
sitzend. i 

Baptisia australis. 12/XI. schwarz, 
trocken, sitzend. 

Berberis vulgaris. 5/XI. einzelne 
Büsche grün, andere halb verfirbt; 
Bl. sitzend. Am 23/XI. zum Theil 
noch grün, meist noch sitzend. 

Calycanthuslaevigatus. 13/XI. meist 
verfärbt, sitzend. 23/XI. verfärbt, 
ein Viertel ab. 

Castanea vesca. 12/XI. Wurzel- 
ausschlag, verfärbt, zur Hälfte sitzend. 

Catalpa syringifolia. 5/XL Wur- 
zelausschlag grün (der Baum verfürbt 
sich im Mittel aus 19 Jahren am 
9. Okt.). 

Celtis occidentalis. 5/XI. fast grün, 
meiste ab. Wurzelausschlag: am 7/XI. 

l grün, sitzend. 

Clematis Vitalba. 13/XI. schwach 
verfärbt, sitzend. 

Cornus alba. 


verfärbt, 


12/XI. 


5/XI. grün, meist 


sitzend; andere Büsche gelb, fast ent- 
laubt. 

C. mas. 5/XI. verfärbt, meist sit- 
zend. 

C. sanguinea. 13/XI. yerfärbt, drei 
Viertel ab. 

Corylus Avellana. 5/XI. gelb, zum 
Theil ab. 

C. Colurna. 5/XI. grün; 12/X1. 
wenig verfürbt, sitzend ; 23/XI. braun, 
noch wenige sitzend. 

Crataegus crus galli. 5/XI. gelb, 
Wipfel entlaubt, Ausschlag am Grunde 
noch sitzend. 

C. monogyna. 5/XI. verfürbt, meist 
sitzend. 

Cytisus Adami. 5/XI. grün. 

C. eapitatus. 23/XI. grün, sitzend. 

C. Laburnum. 5/XI. grün; 12/XI. 
wenig verfärbt; 23. fleckig grün, auch 
ganz grüne noch vorhanden; halb ab- 
gefallen. 

C. Weldeni. 
sitzend. 

Dahlia variabilis. Georgine.(L.) 13/XT. 
durch den ersten Frost geschwürzt 
und welk. 

Daphne Mezereum. 12/XI. an einer 
Stelle schwach verfürbt, meist ent- 
laubt. An einer anderen Stelle (beide 
schattig) am 13/XL noch meist grün 
und sitzend, ein Drittel sogar noch 
am 26/XI. 

Deutzia crenata. 12/XI. meist grün, 
sitzend; am 13. grün, fünf Sechstel 
abgefallen. 

Diervilla canadensis. 12/XI. ver- 
färbt, sitzend; ebenso 23/XI. 

Epimedium colchieum. 12/XI. fast 
grün, sitzend. 

Euphorbia Lathyris. 12/XI. grün, 
sitzend. 


12./XL fast grün, 


49 Garlenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Evonymus europaeus. 5/XI. gelb, 
halb entlaubt; 12/XI. meiste ab. 

Ev. nanus. 12/|XL verfärbt, sit- 
zend. 

Fagus sylvatica. 16/X. allgemeine 
Laubverfirbung (auf denselben Tag 
auch im Mittel von 26 Jahren). Forma 
pendula 12/XI. ganz entlaubt. 

Forsythia viridissima. 18/XI. grün, 
sitzend; 23/XI. ebenso, nur die jüng- 
sten Blütter blassgrün. 

Fraxinus excelsior (und v. mono- 
phyllos).  2/XI. Blätter noch grün, 
zur Hälfte oder mehr noch sitzend. 

Genista elata. 12/XI. meist grün, 
sitzend. 


Gingko biloba, 20/X. allgemeine 
Laubverfärbung. 

Helleborus foetidus. 13/XI. grün, 
sitzend. 


Hippophiie rhamnoides. 12/XI. grün, 
fast trocken, sitzend; 23/XI. ver- 
schrumpft, fast grün, sitzend. 

Hydrangea nivea. 12/XI. verfürbt, 
Vs sitzend. 

Hypericum calycinum. 12/XI. grün, 
sitzend. 

Juglans nigra. 2/XI. Blätter noch 
grün und grösstentheils hängend; 
7/XI. meist grün abgefallen. 

Kerria japonica plena. 23/XI. halb 
verfärbt, Mehrzahl sitzend. 

rix europaea. 30/X. allgemeine 
Laubverfärbung. Am 26/XL. fast ganz 
entnadelt 

Ligustrum vulgare. 23/XI. grün, 
sitzend. 1/XII. zur Hälfte noch sit- 
zend, davon wieder die Hälfte mehr 
oder weniger schwärzlich angelaufen, 
der Rest rein grün. 

Liriodendron tulipifera. 
gemeine Laubverfärbung. 


20[X. all- 


Lonicera Caprifolium. 13/X1. meist 
grün, sitzend. 

L. Morrowi. 13/XI. meist ver- 
färbt, Hälfte sitzend. 

L. sempervirens. 12/XI. zur Hälfte 
gelb, sitzend; ebenso am 13. 

L. tatarica. 5/XI. entlaubt, meist 
verfärbt. 

Lycium vulgare Dun. 12/XI. grün, 
sitzend. 

Magnolia acuminata. 
Laubverfärbung. 

Mahonia Aquifolium. 13/XI. Büsche 
theilweise verfärbt, doch am 23. einer 
noch grün. Blätter fest. 

Menispermum canadense. 
gelb, sitzend; ebenso am 19. 

Cydonia japonica. 5/XI. grün; 
23/XI. nur die jüngsten mehr oder 
weniger verfärbt, sitzend. 

Osmunda regalis. 12/XI. spurweise 
verfärbt, sitzend. 

Persica vulgaris. 23/XI. grün, etwa 
ein Drittel etwas gelblich-grün, sit- 
zend. (Im Jahre 1865 trat Blatt- 
verfärbung ein: 20/X.; ebenso 1867: 
24/X.; 1868: 14/X. Sonst immer 
grün abgefallen.) 

Philadelphus coronarius. 7/XI. Blät- 
ter meist verfirbt und meist abge- 
fallen. 

P. grandiflorus. 
färbt, meist sitzend. 

P. latifolius. 7/XI. die Hälfte der 
Blätter verfärbt und abgefallen; Rest 
am 13. noch grün, am 23. schwach 
verfärbt oder grün, schlaff. 

Platanus acerifolia. 21/X. die Hälfte 
der Blätter hängt noch grün ; die übri- 
gen abgefallen, meist verfärbt. 


26/X. allg. 


12/X1. 


7|Xl. wenig ver- 


Platanus cuneata. 5/XI. halb ver- — 


färbt. 


I. Originalabhandlungen. 43 


Prunus armeniaca. 13/XI. verfärbt, 
sitzend. 

Prunusavium. 18/X. allgem. Laub- 
verfärbung (im Mittel von 14 Jahren 
am 16/X.). 

Prunus domestica, Zwetsche. 7/XI. 
Blätter halb verfürbt, zum Theil sit- 
zend. 23/XI. an Adventivzweigen 
noch grün, sitzend; Wipfel ent- 
laubt. 

P. incana, 13/XI. grün, sitzend; 
23/XI. halb grün, halb hellgrün; halb 
entlaubt. 
` P. insititia. 7/XI. entlaubt. 

P. spinosa. 2/XI. allgemeine Laub- 
verfürbung. 

Ptelea trifoliata. | 12|XL: I ver- 
färbt, II schwach verfärbt; sitzend. 
93/XI.: I u. II entlaubt, III noch 
grün, sitzend. 

Pyrus baccata. 
entlaubt, verfärbt. 

P. Malus, Zwergstämme. 12[XL.: 
I etwas verfürbt, sitzend; II alle ver- 
färbt, meist sitzend; 13/XI. ebenso. 

P. salicifolia. 12/XI. verfärbt, fast 
entlaubt. 

Quercus Cerris. 
meist abgefallen. 

Q. discolor. Stockausschlag. 7/XI. 
und 13/XI.: I, II karminroth, III halb 
verfärbt, sitzend. 

Q. palustris. 
zend. 

Q. peduneulata. 21/X. allgemeine 
Laubverfärbung (Wald). (Im Mittel 
von 15 Jahren am 20/X.) 

Q. sessiliflora. 21/X. allgem. Laub- 
verfärbung. 

hamnus cathartica., 5/XI. grün, 
Hälfte ab. 18/XI. etwas schlaff und 
wenig geschwärzt. 


12/XI. fast ganz 


7/XI. verfürbt, 


7|Xl. verfärbt, sit- 


R. Frangula. 30|X. allgem. Laub- 
verfürbung. 

R. infectoria. 12/XI. zum Theil 
verfirbt, meist abgefallen. 

Rhodora canadensis. 12/XI. ver- 
firbt, abgefallen. 

Rhodotypus kerrioides. 23/XL grün, 
sitzend. 

Rhus Cotinus. 13/XI. grün; oder 
andere verfärbt, zur Hälfte abgefallen. 

R. glabra. 11/X. allgemeine Laub- 
verfärbung. 7/XI. entlaubt. 

R. typhina. 7/XI. entlaubt. 

R. vernicifera. 21/X. allgem. Laub- 
verfirbung. 13/XI. zum Theil noch 
sitzend. 

Ribes alpinum. 5/XI. gelb, viele 
abgefallen. 

R. aureum. 5/XI. gelb, meist ab- 
gefallen. 

R. Grossularia. 5/XI. verfärbt, 
meist sitzend. 12/XI. noch viele sit- 
zend. 

R. rubrum. 5/XI. entlaubt. 

Ricinus communis, 13/XL grün, 
sitzend (geschützte Stelle). 

Robinia Pseudacacia. 26/X. Blätter 
fallen zahlreich grün (Wetter stür- 
misch). 11/XI. frisch oder (trotz an- 
haltend feuchtem Wetter) vertrock- 
nend, bis vier Fünftel abgefallen. 
Ebenso 13/XI.; 23/XL. alle ab; foliola 
meist von der Spindel abgelöst. Fällt 
bei uns stets grün. 

Rosa alpina. 5/XI. meist verfärbt. 
13/XI. entlaubt. 
R. arvensis. 

färbt. 

R. canina. 
entlaubt. 

R. gallica. 7/XI. fast grün, sitzend. 


5/XI. entlaubt, ver- 


5[XL verfärbt, halb 


| 27|XI. entlaubt. 


44 


R. indica. 5/XI. grün, sitzend. 


R. pimpinellifolia plena.. 7/XI. ver- | 


färbt, sitzend. 23/XL: drei Viertel 
noch sitzend. 


Rubus idaeus. 12/XI. grün, sitzend. | 


29/XI. viele noch grün. 

R. odoratus. 21/X. allgem. Laub- 
verfärbung. 

Salix babylonica. 5/XI. grün. 11/X1. 
spurweise verfürbt, noch viele sitzend. 
13/Xl. grünlich vertrocknend, ein 
Drittel noch sitzend. 

S. Caprea. Fem. 7/XI. verfärbt, 
wenige sitzend, an andern Pflanzen 
abgefallen. : 

S. nigricans mas. 13/XI. verfürbt, 
meist sitzend. 

Sambucus nigra. 5/XI.: I Baum, 
ganz frei und sonnig stehend, ent- 
laubt. II verschiedene Büsche: grün, 
Blätter allmälig fallend. 12/XI. zum 
Theil schwach verfärbt. 25/XI. ein- 
zelne noch grün hängend, bleicher 
als im Sommer, zum Theil vom Wind 
geknickt und schlaff. (Verfärbt sich 
in den meisten Jahren an dem Hoch- 
stamme I und zwar im Mittel am 
29. Sept.) 

Sassafras officinale. 

is gel | 

Solanum Dulcamara. 12/XI. meist 
abgefallen, Rest halb verfärbt. 

Spiraea callosa. 12/XI. meist grün 
sitzend. 

S. Donglasii. 
färbt, sitzend. 

S. opulifolia. 5/XI. gelb, sitzend; 
13/XL ebenso. 23/XI. meist abgefallen. 

S. prunifolia. 13/XI. drei Viertel 
entlaubt, Rest verfärbt. 

S. salicifolia. 5/XI. entlaubt, ver- 
farbt. 


5/X1. grün 


12/XI. meist ver- 


| 
| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Staphylea pinnata (Baum). 5/XI. 
meist entlaubt, grün. 13/XI. ebenso. 
23/XL. entlaubt. 

S. trifoliata. 23/XI. entlaubt. 

Symphoricarpos racemosa. 12/X1. 
zur ‘Hälfte noch grün, andere ver- 
färbt, sitzend. 18/XI. etwas schwarz- 
fleckig. 25/XI. einzelne noch grün, 
sitzend. 29/XI. entlaubt. 

Syringa chinensis. 5/XI. Blätter 
meist grün abgefallen. - 12/XI. ent- 
laubt. 


S. persica. 13/XI. fast alle ab. 
Rest grün. 
S. vulgaris. 10/XI. an manchen 


Stöcken allgemeine Laubverfärbung, 
Blätter sitzend; andere grün. 12/XI. 
einzelne entlaubt. 16/XI. viele Blät- 
ter fallen grün. 18/XI. zum Theil 
schwärzlich angelaufen. 23/XI. alle 
entlaubt, (Normale -Blattverfirbung 
kommt an einzelnen Exemplaren in 
der Mehrzahl der Jahre vor um den 
16. Okt.) 

Tecoma radicans. 
verfürbt, sitzend. 

Tilia parvifolia. 
Laubverfärbung. 

Viburnum Lantana. 7/XI. sitzend; 
I meist verfarbt; II meist grün. 12/Xl. 
alle verfärbt, viele noch sitzend. 

V. Lentago. 7/XI, entlaubt. 

V. Opulus typicum. 24[X. allgem. 
Laubverfirbung; noch meist sitzend 
13/X1.—23/XI. entlaubt, 

Virgilia lutea, 24/X. allgem. Laub- 
verfürbung. 

Vitex agnus castus. 

ubt. 

Vitis vinifera, 5/XL. grün bis ver- 
färbt. 23/X1. entlaubt. 


7/XI. schwach 


12/X. allgemeine 


S[XL ent- 


ii d 


I. Originalabhandlungen. 45 


Weigela rosea. 5/XI. gelb. 18/XI. 
meist noch sitzend. 


Wistaria chinensis. 12/XL etwas 


verfürbt, sitzend. 


5) Die Ausstellungen von Gegenstiinden des Gartenbaues in Moskau und Dorpat. 


Die grosse Russische Ausstellung 
aus allen Gebieten der Fabrikation, 
der Technik und des Gewerbfleisses, 
welche vom Mai bis zum Oktober in 
Moskau im letzten Jahre stattfand, 
ist fast in allen politischen Zeitungen 
besprochen worden, und dieses um so 
mehr, als die Erzeugnisse des Russi- 
schen Gewerbfleisses in einer Schón- 
heit, Güte und Masse vertreten waren, 
wie solche z. B. die Internationale 
Ausstellung in Wien, die kleinere 
aber doch sehr reiche Ausstellung der 
Stadt Berlin, nicht mannigfacher und 
in keinem grössern Masstabe darge- 
stellt haben. 

In unsere Beurtheilung fällt nur 
die damit verbundene Ausstellung der 
,Moskauer Gesellschaft der Gar- 


tenfreunde^, welche es sich zur | 


Aufgabe gemacht hatte, die grossen 
Räume zwischen den Ausstellungs- 
gebäuden in einen Garten zu ver- 
wandeln und die ausserdem in meh- 


reren grossen besonders erbauten Ge- | 


wüchshüusern eine bestündige Aus- 


stellung von blühenden und Dekora- | 


tionspflanzen wührend der ganzen 
Ausstellung unterhielten. 
schmackvolle Plan war vom Chef der 
bekannten Samenhandlung von Immer 
und Sohn in Moskau, vom Herrn 
Ernst Immer gemacht worden und 
ebenso war demselben während der 
ganzen Zeit die Leitung dieser Aus- 
stellung anvertraut worden. 

Es war wohl ein Fehler, dass man 


Der ge- | 


es übernommen hatte, den ganzen, 
viele Acker grossen Raum zwischen 
den Ausstellungsgebäuden in einen 
Garten zu verwandeln, war es doch 
ein dürrer sonniger Sandplatz, dazu 
der vergangene heisse Sommer mit 
27°R IE 44 + I " 
Monate langer absoluter Trockenheit, 
so dass das reichlich zugeleitete Was- 
ser kaum genügendes Ueberspritzen, 
aber keine Ueberrieselung erlaubte, 
welche hier ganz allein hiitte helfen 
können. Man hätte sich auf den 
Raum um den Kaiserpavillon und 
den abgeschlossenen runden grossen 
Garten zwischen den Ausstellungs- 
gebäuden beschränken sollen, wo Fon- 
tinen ihre Wassergarben reichlich 
emporsendeten, aber den grossen Raum 
zwischen den äussersten (Gebäuden 
und Grenzen der Ausstellungsgebiiude 
lediglich in Wege und überrieselbare 
Grasplütze verwandeln sollen, anstatt 
solchen theils mit grossen Bäumen 
und Strüuchern im vorausgehenden 
Winter und Frühjahre zu bepflanzen, 
da diese alle fast blattlos dastanden 
und auch bei feuchterem Sommer- 
wetter weder Schatten gewühreg, 
noch zur Belebung des Bildes hätten 
beitragen können. Geschmackvoll 
und reich war die Dekorirung mit 
Blumengruppen und Teppichbeeten 
der beiden zuerst genannten Plätze 
und dass hier trotz des ungünstigen 
Wetters ein beständiger prächtiger 
Blumenflor unterhalten ward, war vor- 


1 L 
urna menrere 


46 


zugsweise der energischen Thitigkeit 
des Hrn. Immer zu danken. 

In den Gewüchshüusern waren es 
vorzugsweise Sammlungen schöner 
Dekorationspflanzen, die uns hier in 
grosser Mannigfaltigkeit und vorzüg- 
licher Kultur entgegentraten und hier 
konkurrirten die reichen Sammlungen 
von Moskau und Umgegend mit ein- 
ander. 

In erster Linie nennen wir da den 
Botanischen Garten in Moskau (Ober- 
gürtner Herr Wobst), der wührend 
der ganzen Zeit der Ausstellung be- 
stiindig eine kleine Gruppe mit blü- 
henden Orchideen unterhalten hat*), 
sondern auch viele andere interessante 
und sehr gut kultivirte Pflanzen aus- 
stellte, so eine Sammlung von 48 
Aroideen, ferner Kollektionen von 
29 Agaven, 78 Farn, ferner von Ara- 
lien, Bromeliaceen, Marantaceen. 

Ausgezeichnet war eine Gruppe 
von seltenen Palmen in grossen Exem- 
plaren von einem Gartenfreund in 
Nischni- Nowgorod, Herrn Burmi- 
strow, sowie von demselben eine 
reiche Gruppe von 100 Exemplaren 
buntblüttriger Caladien, einer Gruppe 
Pandanus etc. 

Von ganz ausgezeichneter Schön- 
heit, wie ich solche bis jetzt noch 
nirgends besser kultivirt gesehen, war 
die von einem Gartenfreund in Mos- 
kau, Herrn J. Schulz ausgestellte 
Sammlung von Coniferen, zwar nur 
in 40 Arten, aber jedes Exemplar 
ein Musterexemplar, wie man solche 


*) Wir besuchten auch den Botanischen 
Garten in Moskau und fanden dort eine reiche 
Sammlung tropischer Orchideen in guten 
und vollkommen kultivirten Exemplaren. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


im freien Lande erzogen, nicht schüner 
sehen kann, so die Araucaria, Cha- 
maecyparis, Thuiopsis-Arten und selbst 
auch Sciadopytis verticillata in 5— 16 
Fuss hohen und vom Grunde bis zur 
Spitze dichten grünen Exemplaren. In 
Bezug auf Kultur das Beste, was die 
Ausstellung bot. Auch 2 schöne 
Baumfarn vom gleichen Einsender. 
Der Garten der Gesellschaft der 
Gartenfreunde in Studenez bei 
Moskau (Obergärtner Hr. Tscher- 
nischow) hatte eine gemischte Blatt- 
pflanzengruppe von 160 Sorten, — 
Immer und Sohn in Moskau von 
55 Palmen ausgestellt. Im Freien 
hatte das letztere Geschäft ausserdem 
zahlreiche Formbäume von Laurus no- 
bilis, dann hochstämmige remontirende 
Rosen in 150 Sorten, dann Gruppen 
von Lilien, Gladiolus, Calceo- 


larien, gefüllten Petunien, Dah- - 


lien und Hyacinthus candicans 


ausgestellt, welche zur Zeit meiner - 


Anwesenheit gerade in Blüthe waren. — 


Im Frühjahre war die beste Gruppe : 


von Indischen Azaleen in 152 guten 
Kulturexemplaren und in 78 Sorten 
von Herrn K. W. Tretiakow ausge- 
stellt worden, eine Gruppe von buntblät- 
trigen Pelargonienin guten Exemplaren 
blühete wührend meiner Anwesenheit. 

Palmensammlungen waren ausser- 
dem ausgestellt vom Fürsten Goli- 


zin in Wlachernski bei Moskau, 


von der Handelsgürtnerei der Gebrü- 
der Fomin in Moskau, Palmen und 
Cycadeen von A. Salotarski. — 
Tschistiakow,  Handelsgürtner in 
Moskau, stellte Palmen, Pandanus und 


Coniferen, A. Ragosin in Jaroslaw 


eine Gruppe Croton (Codiaeum) etc. 


- 


I. Originalabhandlungen. 47 


Ferner müssen wir zweier ausge- 
zeichneter Gruppen von im Zimmer 
kultivirter Pflanzen erwühnen. Die 
erste derselben stellte K. Golowtejew 
in Moskau, dabei ein prüchtiger Pan- 
danus furcatus, der ein mittelgrosses 
Zimmer allein ausgefüllt hätte, dann 
müchtige Exemplare von Theophrasta 
imperialis, Cycas circinalis, Encepha- 
lartos Altensteini etc., im Ganzen 101 
Exemplare. Schöner und üppiger 
als diese Pflanzen kann man solche 
in keinem Gewächshaus sehen und 
wenn sie im Zimmer kultivirt waren, 
müssen sie in sehr hohen geräumigen 
Zimmern mit hohen Fenstern, auf 
dem Fussboden 4—5 Fuss vom Fen- 
ster entfernt stehend, kultivirt sein. 

Auch hier in Petersburg machen 
wir die Erfahrung, dass Pflanzen in 
solcher Entfernung aber dem Fenster 
gegenüber stehend, vortrefflich ge- 
deihen. Die andere Gruppe war von 
W. Achscharumow, dem Präsiden- 
ten der Gesellschaft, ausgestellt und 
war nicht weniger beachtungswerth. 

Für die Einführung der Statice 
Suworowiana und der neuen Gen- 
tianen aus Turkestan ward A. Regel 
durch Zuertheilung einer goldenen 
Medaille ausgezeichnet. 

Der Handelsgärtner L. Tschis- 
tiakow in Moskau zieht vorzugsweise 
Orangen in verschiedenen Grössen und 
hatte deren 250 Exemplare ausgestellt. 

Endlich sind noch hervorzuheben 
die aus der Ackerbau-Akademie in 
Petroffski (Garten-Inspektor Herr 
Schröder) im Freien ausgestellte 
reiche Sammlung von Coniferen in 
schönen Exemplaren, die Sammlung 
von Bäumen, Sträuchern, Obstbäu- 


' men und Formbäumen des freien Lan- 


des von eben daher. 

Wegen Mangel an Zeit besuchte 
ich diesmal nur wenige Gärten Mos- 
kau's, nimlich den am Wege nach 
den Sperlingsbergen gelegenen schi- 
nen Garten und Park des Nis- 
kuschni-Palais, wo vor dem Palais 
vom Garten-Inspektor Müller sehr 
reiche und schóne Teppichbeete mit 
grossem Geschmack angelegt waren. 
Dann den Garten der landwirthschaftl. 
Akademie Petrowski-Rasumowski un- 
ter dem Herrn Garten- Inspektor 
Schröder mit reichen Pflanzensamm- 
lungen und grossen Baumschulen. In 
den Baumschulen waren die verschie- 
denen Bastarde zwischen Populus lau- 
rifolia, suaveolens, canadensis und 
candicans interessant. Dann den Bo- 


| tanischen Garten, dessen Sammlun- 


gen an neueren und selteneren Pflan- 
zen und dessen Orchideensammlung 
wir schon erwähnt haben. Man baut 
dort jetzt ein Museum für die Diblio- 
thek, Herbarien, sowie zu einem Bo- 
tanischen Laboratorium unter der Lei- 
tung des Direktors Goroschankin. 
Von besonderem Interesse war mir 
endlich ein öffentlicher Garten, ge- 
nannt die Eremitage, wo verschie- 
dene Theater und Künstler aller Art 
sich produziren. Dieser Garten ist 
vom Herrn Demur mit grossem Ge- 
schmack angelegt, Bosquete, Teppich- 
beete, Wege, vorzüglich unterhalten, 
und grossartige Dekorationen von im 
Coulissenstyl gemalten Ruinen im Hin- 
tergrunde, die sich gleich einem Pa- 
norama mit dem Vordergrund ver- 
binden, umgeben bei Beleuchtung mit 
bengalischen Flammen Abends das 


48 


eine der Theater, wo auf offener 
Bühne gespielt wird. 

Die Ausstellung in Dorpat 
vom 28—30. August (a. St.) war 
eine Beigabe zur landwirthschaftlichen 
Ausstellung und Thierschau. Die Ge- 
sellschaft besitzt dort ein eignes gros- 
ses Lokal zu diesem Zwecke, wo auf 
einem freien Platze ein grosser run- 
der Pavillon mit Oberlicht für die 
Pflanzenausstellung bestimmt war. 

TES halen? mies Pcs E ae FA 


pen waren vom Botanischen Gar- 
ten, Obergirtner Herr Bartelsen, 
Herrn Landrath G. von Liphart 
im Rathshof bei Dorpat (Obergirtner 
Herr Markert) und dem Handels- 
gürtner Herrn Daugull gestellt wor- 
den, Palmen, Cycadeen, Aroideen, 
baumartige Farn, Marantaceen und 
andere buntblüttrige Warmhauspflan- 
zen, zeichneten die ersteren beiden 
grossen Einsendungen aus, während 


der Herr Daugull die | | 


Handelspflanzen in schönen kräftigen 
und zahlreichen Exemplaren ausge- 
stellt hatte. Dieser letztere hatte auch 
zahlreiche geschmackvolle Zusammen- 
stellungen von trocknen Blumen zur 
Stelle gebracht, wobei zu erwähnen, 
dass er dieselben selbst ziehet und 
selbst färbt. In zweiter Linie stand 
eine Sammlung von ebenfalls guten 
Handelspflanzen vom Handelsgärtner 
G. Becker in Dorpat, ferner eine 
Einsendung vom Handelsgärtner £E 


Tamberg in ‚Beyal;, in der sich | J 


carien und den nönssten buntblättri- ae > 


gen Dracaenen befanden. 
Dorpat liegt reizend und keschitst 
im Thale des Emba, die ausgedehn- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ten Parkanlagen, welche die Dom- 
ruine auf einem Hügel umgeben, bie- 
ten reizende Blicke auf die Stadt und 
Umgebung. 

Die Rosenkultur ist in Dorpat ge- 
genwärtig in allen Privatgärten ver- 
treten und zwar ziehet man hier vor- 
zugsweise hochstämmige Rosen in 
remontirenden Sorten, die im Herbst 
niedergelegt und mit Erde bedeckt 
werden. In Petersburg ist die Zucht 
der hochstämmigen Rosen im freien 
Lande nicht mehr möglich, ebenso 


sahen wir in den grossen Baumschu- | 


len des Herrn Daugull, die sehr gut 
gehalten sind, zahlreiche Birnsorten in 
guten und starken Exemplaren, und 
Herr Professor Schmidt hatte die 
Früchte von 2 in Dorpat noch har- 
ten guten Birnsorten (Sanitätsraths 


Butterbirne, Hoyerswerda grüne und . 
dann auch die noch in Petersburg - 
halbharte Besiemänka) ausgestellt. In — 
einzelnen Gürten sahen wir 
ziemlich starke Exemplare der Blut- - 


buche, welche dort noch aushält, 


während die gewöhnliche Buche auch — 


dort jährlich erfriert *). 
Im Botanischen Garten, dem frii- 


auch | 


tes 


eM EE ipm AER eng A ee aa RE PE ema NECS quitte eror] acqua ecm MESS e p L 


hern Sitz von Ledebour und Bunge, F 
vom Direktor desselben, Hrn. Pro- : 
fessor Russow, auf das liebenswür- — 


des Dorpater Klima's, so ein hohes 


i müchtiges Exemplar der Pyramiden- 
she perei pedunculata pyrami- — 


ge Exemplare des Kork- 
E. vom Amur (Phellodendron 
inre) , den wir in Petersburg 


*) Eine auch an andern Orten gemachte 
Beobachtung. 


 digste aufgenommen, erfreuten mich : 


andere Zeichen der grössern Milde 


Tat IOS 


f A JP P P A E SE E ELAS Ad 274 Pi / P A , HIT 
KH: s 


I. Originalabhandlungen, 49 


trotz aller Mühe noch nicht haben | gegangen. Schliesslich wollen wir noch 
emporbringen kónnen. Von Rhodo- | darauf aufmerksam machen, dass der 
dendron davuricum.findet sich am | Dorpater Garten eine sehr reiche 
Südabhang des Hügels, den der Botan. | Sammlung von Orchideen besitzt, die 
Garten umgibt, ein ungeführ 8 Fussho- | aber auf den Aussterbe-Etat gesetzt 
her breiter verästelter Busch, während | ist, wenn die dortigen Behörden, die- 
der Referent diese Art in Petersburg | sen interessanten Bewohnern der Tro- 
nicht hat durch den Winter bringen | pen, kein neues Gewüchshaus bewil- 
kónnen, wührend das verwandte Rh. | ligen. Wir hoffen, dass die Universitiit 
parviflorum unsern Winter sehr gut | der Stadt der Intelligenz der Ostseepro- 
aushält. Auch im Dorpater Garten | vinzen diesen interessanten Pflanzen, 
sind alle jungen Exemplare, die man | wie das auch in frühern Jahren der 
in gleicher Lokalitüt, neben dem alten | Fall war, eine neue zweckmüssige Be- 
Exemplar, ausgepflanzt hat, wiederaus- | hausung bewilligen werden, (E. R.) 


6) Die Behandlung frisch importirter Cyeadeen. 
Von Fritz Ehrenberg. 


Nur wenige Pflanzenfamilien dürf- | sicher nur in Folge der gebrüuchlichen 
ten sich mehr der Gunst der Gürtner | Behandlung dem Tode verfielen, 
und Gartenliebhaber zu erfreuen ha- Da man gern möglichst grosse 


| 
| 
ben, als die Cycadeen, in ihren man- | Pflanzen behält, dieselben auch oft 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 


= 


nigfachen, ausnahmslos schönen For- | theuer gekauft und bezahlt hat, so 
men. ist es allgemein üblich, die ganzen 
Während einige, wie C. revoluta Stämme, ohne etwas daran zu schnei- 
und circinalis dem Gärtner in ihren | den, einzupflanzen. Die Folge davon 
Wedeln einen recht guten Ertrag ge- | ist, dass 1) fast immer der erste Trieb 
ben, sind viele andere ein herrlicher | vor der Bewurzelung eintritt, 2) dass 
Sehmuck unserer Gewüchshüuser und | letztere sehr spüt, oft erst nach einem 
Wintergürten. Viele Species, beson- | Jahre und dann nur spürlich, eiutritt, 
ders die von Zamia und Encephalartos, | 3) dass die Stämme sehr häufig ver- 
stehen noch sehr hoch im Preise und | faulen, weil sie in Folge der beim 
sind, trotz ziemlich häufiger Importe, | Ausgraben verursachten argen Ver- 
gesuchte Pflanzen. Ueberhaupt steht | letzungen innen kranke Stellen haben. 
das in unsern Häusern wirklich Vor- Bekommt man Cycadeen von einem 
handene in gar keinem Verhültnisse | frischen Importe, so beginne man da- 
zu den Importen. Es muss ein sehr | mit, unten am Wurzelende eine dicke 
grosser Theil der importirten Stämme | Scheibe abzusügen; man wird dann 
zu Grunde gehen und Schreiber dieses | in vielen Fällen eine durch Füulniss 
hat in einer deutschen Girtnerei eine | verursachte, in den Stamm hineinge- 
ganz bedeutende Sendung frischer | hende Röhre entdecken. Man schneidet 
Stämme gesehen, die fast ausnabmslos ' dann so viel von dem Stamme fort, 
1883. 4 


Mo, Bot, Garden, 
1893 


50 


bis auch die letzte Spur dieser Füul- 
niss verschwunden ist. Dann nimmt 
man ein Gefäss, das halb so tief als 
breit und von einem etwas grösseren 
Durchmesser als der hineinzupflan- 
zende Stamm ist, bringt eine Drai- 
nage grober Holzkohle hinein, auf 
diese eine mässig starke Schicht sehr 
nahrhafter Palmenerde, darauf eine 
Schicht sandiger, mit Holzkohle ver- 
mischter Haideerde und auf diese, 
nach Bedarf, grob gepulverte Holz- 
kohle. Auf diese, oder flach in die- 
selbe hinein, setzt man den vorher 
an der Sägewunde glattgeschnittenen 
Stamm, stopft den zwischen Stamm 
und Schalenrand bleibenden Raum 
mit Holzkohle recht fest voll und 
steckt zu besserem Halte des Stam- 
mes 3 Stäbe fest um denselben herum. 

Die Töpfe oder Kübel werden nun, 
je nachdem die Gelegenheit da ist, 
in ein Mistbeet oder in einem Hause 
auf ein recht warmes Beet gebracht 
und so lange darauf erhalten, bis der 
erste Trieb vollendet ist. Man kann 
dann sicher sein, dass gleichzeitig 
auch eine kräftige Bewurzelung statt- 
gefunden haben wird. Die jungen 
Wurzeln finden, bei grösserer Erstar- 
kung, im Grunde des Topfes die kräf- 
tige Nahrung und schon dem näch- 
sten Triebe, der bei guter Behandlung 
immer im folgenden Jahre erscheint, 
sieht man diean der Pflanze vorgenom- 
mene Operation nicht mehr an 

Bei vorbeschriebener Behandlung 
geht nie ein Stamm zu Grunde. 

Ich habe die Pflanzen oft so weit 
abgeschnitten, dass nur ein zwiebel- 
förmiger flacher Kopf mit dem Her- 
zen blieb. In diesen Fällen traten 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


die Bewurzelung und der Trieb im- 
mer am schnellsten ein, zeigten sich 
auch ausnahmslos sehr kräftig, so dass 
ich ohne Bedenken den ganz natur- 
gemässen Satz aufstellte, dass, je näher 
dem Herzen man den Abschnitt vor- 
nimmt, desto schneller und kräftiger 
wird das Wachsthum eintreten, ein- 
fach deshalb, weil die jungen Stamm- 
theile geneigter und fähiger sind, 
Wurzeln zu bilden. Schon nach 
4 Wochen kann man einen wul- 
stigen Ring callöser Ausscheidung 
bemerken, wenn man einen Stamm 
an der Schnittfläche untersucht. Aus 
diesem Ringe werden sich in kurzer 
Zeit zahlreiche, fleischige Wurzeln in 
die Tiefe senken. 

Die abgeschnittenen Stammtheile 
geben, wenn sie von den faulenden 
Theilen gesäubert, mit Holzkohle aus- 
gestreut und auf ein Warmbeet ge- 
bracht werden, zahlreiche kräftige 
Vermehrung, was besonders bei den 
seltneren neueren Species von gröss- 
tem Werthe. 

Ich habe vorbeschriebenes Kultur- 


verfahren schon bei sehr starken En- | 


cephalartos und Zamia angewandt, 
nachdem dieselben zwei Jahre ge- 
standen hatten, ohne mehr zu zeigen, 
als einen ganz kurzen Trieb und 
einige kümmerliche Wurzeln. Im 
Jahre nach der Operation waren sie 
stark bewurzelt und brachten einen 
annühernd normalen Trieb zur Voll- 
endung. 

Mein Verfahren ist von Fachleuten 
erprobt und bewährt gefunden worden 
und glaube ich, meinen Kollegen mit 
vorstehender Beschreibung einen guten 
Dienst zu leisten. 


II. Neue und euet pid me Pflanzen. 51 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


A. Abgebildet im Journal the Garden. 

Ochna atropurpurea nee (O. multiflora 
hort. Williams.) Ochnaceae. Ein unge- 
fähr 5 Fuss hoher Buch des südlichen 
tropischen Afrika mit aufrechtem Stengel 


zeln unterhalb der Spitzen der Zweige. Kelch 
grün, 5blattrig. Blurnenblätter 5, zurück- 
gebogen abstehend in fädlicher Griffel, 
der auf einer verdickten Scheibe steht, welche 
5 Fruchtknoten trägt. xoig erhebt sich 
diese Seheibe und trágt die 5 kleinen vio- 
letten oder edet Steinfrüchtchen, 
die aus der Blume herausragen und den 
Blumen später einen ganz eigenthümlichen 
Reiz gewühren. 
Diese Art befindet sich schon seit 5 Jahren 
im Besitz des Herrn Williams Miren 
Paradise Nurseries, Londo pper 
Holloway), der solche in diesem MU trotz- 
dem Herr Hemsley dieselbe für Ochna 
atropurpurea erklärt hat, als Ochna multi- 
flora ill. Kultur im 


da Hookeriana Rehb, fil. Eine schon 

vor 15 Jahren von Low in Borneo entdeckte 
Orchidee, von der Tracht der Vanda teres, 
m 


thanael Rothschild zu Tring Park (Gartner 
Herr Hill) zur Blithe kamen. Walzige Sten- 
gel und Blatter besitzt diese Art gleich V. 


nde p 
weissem oder hellerm Grunde purpur ge- 
fleckter Lippe 
3 Spathoglottis Lobbi Rehb. fil, ( 

d 1876, L p.534). Eine AN 

s Burmah von der Tracht einer Bletia 
pests mit schwefelgelben Blumen, deren 
untere Blumenblütter mit punktirten dünnen 


róthlichen Streifen gezeichnet sind. H. G. 
Reichenbach beschrieb solche am angezo- 
enen Ort und das Journal the Garden gibt 

1882 pag. we die Abbildung der Bliithen- 
vn zugleich mit den Blumen von Ipsea 

eciosa Lindl., einer andern gelbblumigen 
Erdorehidee von Ceylon, die Gartenflora tom. 
XVIL, pag. 307 nach dem Botanical Maga- 
zine (tab. 5701) beschrieben ist. 

4) Arctotis aspera L. (Compositae). Unter 
A. aspera fius d Harvey (Harvey et Son- 
der fl. ca 453) alle die halbstrauchi- 
gen Arctolis Snarka welche eine weiss- 
liche, mehr oder weniger dichte, bisweilen 
selbst fast filzige Beharung besitzen, an 
denen aber keine Drüsen, wie bei A. glan- 
dulosa Thnbrg. vorkom 

A. angustifolia Jacq., d incisa Thnbrg., 
A. melanocycla Willd., A. auriculata Jacq., 
A. formosa Thnbrg., A. lyrata Willd., A. bico- 
lor Willd., A. caulescens Thnbrg., A. macu- 
lata Jaeq., A. arborescens Willd., A. cuprea 
Jacq., A. undulata Thnbrg., A, aureola Edw, 
werden als Formen zu A. aspera gestellt. 

err R. J, Lynch, Chef der Kulturen des 
Bolatiséhuót E in Cambridge in Eng- 
and, empfiehlt nun A, aspera var. scabra 
Berg (A. Vibius Jacq. — A. arborescens 
Willd.) im Journal the Garden, als vorzüg- 
lich schón, sowohl zur Kultur im Topfe, als 


— 


niger und die erh 
Blüthenkópfe tragen Strahlenblumen, die in- 
nerhalb weiss. 


ward diese Sorte als Einfassung um ein Beet 
mit Ricinus, sowie auch zur Bepflanzung 
ganzer Gruppen benutzt und blühete hier 


ur Dekora 
ale; blöhet à dieselbe den gróssten Theil 
des Jahres hindurch, 
Von der fures Form A. aspera undulata 
ta Thbrg., A. cuprea Jacq., 


joie the Garden (1882 pag. 336) eine 
Abbildung als A. aureola. Dieselbe besitzt 


52 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


dichte weissbeharte Blatter und grosse 
orangerothe Blumen des Strahls, und Herr 
Lynch sagt von derselben, dass sie in ihrer 
Tracht und Eigenschaften sich so wesent- 
lich von A. aspera ee das es wohl 
eine gut getrennte Art se en Sommer ins 
freie Land gepflanzt bilde sie schöne üppige 
Exemplare, die aber keine Blumen entwickel- 
ten und erst nach dem Einpflanzen im Herbste 


Dann sei deren Vermehrung durch Stecklinge 
viel schwieriger als von der andern Art. 
Im Juli und August wähle er dazu kräf- 
tige Triebe, die aber da, wo sie unterm un- 
tersten Blatte abgeschnitten werden, schon 
einigermassen reifes Holz haben müssen. So 
werden sie gesteckt und in ein mássig feuchtes 
Haus gestellt, sie dürfen aber nicht mit Glas- 
glocken bedeckt werden, da sie bei solcher Be- 
deckung absterben, ohne Wurzeln zu machen. 
Beide Sorten lieben eine lockere lehmige 
Rasenerde und müssen zur Ruhezeit im Win- 
ler vorsichtig begossen werden und einen 
hellen Standort bei 4— 6? erhalten. Wäh- 
rend der Blüthe erfordern sie einen sonni- 
gen Domni a ver unter eae ape der 


treten, 
aber im Schatten geschlossen bleiben. 

5) Salvia Pitcheri Torr. (DC. prodr. XII. 
302.). Am Red river in den Südstaaten Nord- 
amerika's, nah verwandt der bekannteren 


uni 1881 in Nr. 499 abgebildet 
und empfohlen. Während S. azurea ziem- 
lich kahl, unterscheidet sich S. Pitcheri 
durch filzige Stengel. Beides sind perenni- 
rende Kalthauspflanzen mit schmalen Blät- 
tern, die jáhrlich zum Wurzelstock absterben 
und im Sommer, im Topf oder ins freie 
Land gepflanzt, ihre schónen himmelblauen 
Blumen in endständigen Trauben entwickeln. 
6) Oncidium crispum Lindl. (Orchideae.) 
Das Oncidium crispum ward vor ungefahr 
40 Jahren von Hartweg in Neu-Grenada in 
der Provinz Bogota, zwischen den Dórfern 
Ziquapira und Pacho entdeckt. Gartenflora 


1879 pag. 26 ward die Beschreibung einer 
schónen Abart gegeben; solcher Formen in 
verschiedenartiger Fárbung besitzt diese wun- 
derbar schóne Orchidee aber jetzt viele und 


freunde, in E nd, gegenwärtig als ü 
haupt eine der schónsten Orchideen gesucht 
Hervorzuheben sind die nicht schwierige 


oder Rispe, lange Dauer der Blüthe im Blu- 
mensalon oder selbst im Zimmer, als beson- 
ders gute Eigenschaften. Blumenblätter (in- 
nere und äussere) oval, zugespitzt, ungefähr 
5 Cm. lang, am Rande stark kraus und fast 
gelappt. Die Lippe von ähnlicher Form, 


rosa verwaschenen Blumen sind als O. cris- 
pum guttatum, O. c. grandiflorum, O. c. ro- 
seum, O. c. giganteum bekannt. Andere 
Formen, wie O. Blunti, O. Pescatorei, O. 
Trianaei, O. Warneri, sind als getrennte be- 
sondere Arten beschrieben worden. 
einer Form mit weissen Blumen und einer 
mit purpurgefleckter Lippe findet sich im 
Journal the Garden im Juli, Nr. 502 (1881), 
eine schóne Abbildung. 

7) Chevalliera Veitchi E. Morr. Im Journal 
the Garden findet sich in der Juli-Nummer, 


1878, pag. 250 und 283, unter Aechmea 
Veitchi besprochen. 

8) Jasminum undulatum Willd. Aus China. 
Schon Tafel 436 im Botanical Register ab- 
gebildet. Niedriger Strauch aus China zur 
Kultur im temperirt warmen Gewächshause. 


Von . 


* 


Blumen weins, in spitzenständigem kopfför- — 


weiss mit 


Abbildung unter dem falschen Namen des 
verwandten J. pubescens W. 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 53 


9) Eucharidium Breweri Asa Gray (in pro- 
ceedings of Am. Acad. of arts and sc.). 
(Oenothereae.) 

Schon seit 16 Jahren bekannt und auf der 
Spitze des Berges Oso in Californien von 
Brewer entdeckt, nach welchem diese schóne 
Art benannt ist. Bei Panoche, Fresno-County, 
hat Gilmore diese Art später gefunden. Ist 

leich E. concinnum Fisch. et Mey eine nie- 
drige einjährige Pflanze, die kaum spannen- 
hoch wird, bei guter Kultur sich aber vom 
Grunde an stark verästelt und im Sommer 
die 1 Zoll im Durchmesser haltenden pur- 
purrosarothen, am Schlunde weisslichen Blu- 
men, in reiclicher br trägt. Blatter 
schmal-lauze lic h dick. Blumen mi 
lang MEGA UA ae Staub- 
fäden und Griffel. Der Mittellappen der 
Blumenblätter spathelfórmig. Samen in je- 
eihi 


= 


der der verwandten Clarkien in lockern Bo- 
den ins freie Land aussäen kann, d. h. erst 
dann, wenn die Samen dieser Art erst in 
grösserer Menge in Handel kommen. In der 

ersten Zeit, an dieses Eucharidium in 
den Handel kom säe man die Samen in 
Töpfe in lockere en Erde aus, stelle 
diese Töpfe ins kalte Fensterbeet oder in das 
Aijomexfonzien, verstopfe die ju ungen Pflanzen 


Anfang Mai in freier sonniger oder halbson- 
niger Lage ins freie Land. Eine gute Abbil- 
dung dieser hübschen, für die Kultur neuen 
annuellen Pflanze, findet sich im Journal 
the Garden 1881, Juli, Seite 84. Ward ein- 
geführt durch den Direktor des Arnold Ar- 
boretum der Harvard-Universität in Cam- 
bridge, der die Samen dieser Pflanze nach 
England an W. Thompson in Ipswich sendete. 

10) Lilium polyphyllum D. Don. Es ist 
das eine schon lange bekannte Lilie de 
Himalaya, die zuerst in dem Prachtwerke 
Royle’s (Illustr. of botany of the Himalaya 
et Cashmere p. 388) zwar nicht abgebildet, 
aber doch beschrieben ist. Dr. Royle ent- 


D. Don beschrieb sie in dem 183 
gekommenen oben citirten Werke. Einzelne 


lebende Exemplare dieser schónen Lilie wur- 
den wohl schon früher in unsern Gárten ein- 
geführt, aber erst eigentlich bekannt für un- 
sere Garten ward diese Lilie durch den Bo- 
tanischen Garten in Edinburg, wo dieselbe 
unter der einsichtigen Pflege des Hrn. Mac 
Nab schon im Jahre 1874 zur Blüthe kam. 
Der Referent des Journals the Garden, wel- 
cher im Februarheft pag. 180 eine Abbil- 
dung gibt, Herr Mac Intosh, erhielt damals 
Samen, aus denen er die bei ibm zur Blüthe 
gekommenen Exemplare erzogen hat. 

Das L. polyphyllum gehórt zur Gruppe 
von L. Martagon. Der kahle Stengel wird 
3—4 Fuss hoch und trägt 40— 60 zerstreute 
Blatter, von denen die untern verkehrt lüng- 
lich, die obern linear. Die schmal-lanzett- 
lichen Blatter am Grunde des RR 
stehen gegenüber oder in Quirle 

ach der uns vorliegenden Abbildung sind 
die Blüthenblätter bis 4 Zoll lang, lanzett- 
lich, ?/ Zoll breit, von der Mitte an zurück- 
geschlagen und eingerollt und auf weiss- 
lichem Grunde gelb nüancirt und mit wein- 
rothen oe ler i Flecken theils dicht 
lumen, welche einen kést- 


stehen auf langen aufrechten Bliithenstielen 
in 4—10blumigen Trauben.  Bakers Be- 
schreibung weicht von der uns vorliegenden 
Abbildung dadurch ab, dass nach ihm die 
Blumenblätter nur 1'/»—1*?/4 Zoll lang und 
2—8 Linien breit sind. 

Mac Intosh kultivirt die Lilien in sandi- 
ger lehmiger Rasenerde, gemischt mit Laub- 
erde, Kohlen und etwas verrottetem Pferde- 
dünger und want ausserdem eine gute Drai- 

e her. 


Da diese Art in einer Hóhe von nicht 
mehr als 6500 Fuss im Himalaya wichst, 
dürfte sie im Klima Deutschlands eine gute 
Deckung im Winter bei Freilandkultur ver- 
langen und in Russland wohl nur für Topf- 
kultur geeignet sein. 

11) Kniphofia carnosa M. Leichtl. Ohne 
Autor im Journal the Garden abgebildet, 
nach einer Tafel, die im Garten von M. Leicht- 
lin iu Baden-Baden gezeichnet ist. Nach 
Leichtlin von Schimper ursprünglich an den 
Botanischen Garten zu Karlsruhe gesendet 


54 


und ihm abgetreten zur Verbreitung. Hat 
ein Rhizom gleich einem Asparagus, die 
bandfórmigen kaum 1 Zoll breiten langen 
Blütter sterben im Winter ab. Die Vege- 
lation beginnt im April und bis September 
entwickelt sich der, — inclusive der dichten 


roth spielenden Blumen, — 1'/a hohe 
Blüthenschaft. Hielt in Baden-Baden unter 
eckung mit Laub aus. ie Form der 


Blüthenàhre mit dicht gestellten hängenden 
róhrigen Blumen ist denen der andern Arten 
ähnlich, aber nur viel kürzer. Wer hat diese 
Pflanze beschrieben und benannt? eine Art, 
die in 2 deutschen Garten erzogen und in 
einem englischen Journal abgebildet, jedoch, 
wie es leider das Journal the Garden thut, 
ohne jedes Citat, wo und von wem beschrie- 
ben. 


B. Abgebildet in dem Kataloge von 
James Veitch and Sons (Royal exot. 
nursery, Kingsroad, Chelsea, London). 

12) Globba coccinea h. Veitch. (Zingibera- 
ceae.) Es ist diese ausgezeichnete neue und 
schóne Art schon 1881 im Gardener's Chro- 
niele Bd. IL, pag. 23 beschrieben und so- 
wohl im Journal the Garden als im Bota- 
nical Magazine tab. 6626 abgebildet worden 
und unsern Lesern geben wir nun Seite 55 
die Abbildung, wie solche sich in Veitch's 
Katalog pag. 10 findet. Dieselbe ward durch 
den Reisenden des Herrn Veitch, Hrn, Cur. 
tis, in Borneo entdeckt und in das genannte 
Etablissement eingeführt und erhielt als aus- 
gezeichnete Neuheit das Certifikat I. Klasse, 
von der Royal Horticultural Society, Die 
Stengel derselben werden 12—16 Zoll hoch, 
sind schén purpurroth gefárbt und sind ele- 
gant nach allen Seiten übergebogen, wüh- 
rend die schmal lanzettlichen Blatter dunkel- 
grün sind. Auf der Spitze der Stengel ste- 
hen die diehten fast rispenfórmigen Blüthen- 
trauben, deren kurze Seitenästchen mit ellip- 
tischen mennigrothen Brakteen besetzt sind. 
Die eigenthümlichen Blumen mit dem lan- 
gen Staubfaden der unterhalb der Anthere 
kleine Blättchen trägt, besitzen eine gelbe 
Farbung. Die Blumen haben nach Veitch eine 
lange Dauer und sind deshalb auch zur Ver- 
wendung in feinen Bouquets besonders schon. 


SEDES I 


| gemeinen Verbreitung würdige neue 
(E. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Kultur im niedrigen Warmhaus, die Tópfe 
in ein erwärmtes Beet eingesenkt. (Siehe 
Abbildung p. 55.) 


C. Abgebildet und hier wiederholt 
imKataloge von W. Bull, New plant 
merchant, Kingsroad, Chelsea, 


do 

13) Euadenia eminens eu (Cappari- 
deae). (Bot. mag. tab. 6578.) Die Gattung 
Euadenia ward von ardens: Oliver nach 
noch 2 Arten des tropischen Afrika’s auf- 
gestellt. Hierzu tritt als 3te die S, 56 nach 
Bulls Katalog wiedergegebene Art, eingeführt 
von West-Afrika durch W. Bull’s Etablisse- 
ment, Es ist ein niedriger durchaus kahler 
Strauch, mit aufrechtem, an der Spitze be- 
blattertem Stamm und. Zw weigen. Die ab- 
stehenden eren: tragen a 


umig , nsti 
blätter 4, elliptisch- lan ed spitz, grün, 
Blumenblätter 4, schwefelgelb, aus schmalem 
linearem Grund nach oben länglich-lanzett- 
lich und mit grünlichem Mittelnerven und 
fiedrig gestellten Seitennerven, paarweise 2 
nach oben und 2 nach unten gerichtet, das 
obere Paar bis über 4 Zoll lang, das untere 
Paar kürzer oder sehr kurz. Fünf frucht- 
bare Staubfäden, herabgebogen aufsteigend, 
mehrmals kürzer als die obern Blumenblät- 
ter, ausserdem 5 unfruchtbare, die in ein an- 
der Spitze 5spaltiges, am Grunde der obern 


. Blumenblätter stehendes längliches Blattchen _ 


verwachsen sind. Kultur im niedrigen Warm- 

hause. Eine höchst eigenthümliche, der all- 

Art. 
R.) 


D. Empfohlen von E. Regel und E. 


14) Bougainvillaea spectabilis Willd. (Nye- 
taginaceae). (Willd. spec. 2, p. DC. 
prodr. XIII. II. p. 437. — Lam. encycl. pag. 

— Paxt. mag. XII. pag. 51 cum ic.) 
Ein diste als Buginvillee i in Ben nc: 


3 rW 


Buio. Tie Ste el und die beharten 
Zweige mit Dornen pales Blätter rundlich- 


II, Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 55 


Globba coccinea. 


— 


langer Röhre und kleinem Saum, stehen auf 
der Spitze kurzer Seitenzweige, welche mit 


oval, zugespitzt, kurzbehart, gestielt. Die röh- 
rigen gelblichen Blumen, mit dünner */4 Zoll | 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


56 


ia eminens, 


Euaden 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 57 


anfänglich ovalen Brakteen umgeben sind, 
die kaum länger als die Blumen, später aber 
bedeutend an Grösse zunehmen und eine herz- 
Diese Brakteen 


den Gärten der Tropen als beliebte Kletter- 
pflanze angebaut wird. In den Warmhäu- 
sern Europa’s früher viel kultivirt, sieht man 
diese Art jetzt nicht häufig, da sie im All- 
gemeinen selten blühet, ad einen 


Bougainvillaea spectabilis. 
T 


liehten sonnigen Standort, eine nahrhafte 
Erde und zur Zeit der Vegetation viel Was- 
ser, sowie zuweilen einen Dungguss, wenn 
sie ihren schónen bouquetartigen Blüthen- 
stand entwickeln soll. 


15) Dianthus plumarius L. (Federnelke.) 
Seit alten Zeiten eine sehr beliebte, im freien 
Lande ausdauernde perennirende Pflanze, 
die im westlichen und südlichen Europa wild 
wächst. Bildet dichte Büsche mit niederlie- 
genden Stengeln, die mit blaugrünen, schmal- 
linearen Blättern, gleichwie die aufsteigen- 
uss hohen 
Blüthenstengel besetzt 
blätter sind bis zur Mitte fransenförmig ein- 
ee nd sind bald einfarbig weiss, 
bald mehr oder weniger rosenroth, meist 
tragen sie e am Grund der Blumenblátter 
eine purpurrothe oder braunrothe Farbung, 


welche das Auge der Blumenkrone bildet. 
In Kultur sind nun eine Masse von Formen 
entstanden, r diesen sind die mit ge- 

üllten Blumen ae — von denen 
unsere beistehende Figur ein Bouquet in 
Yo der natürlichen ors darstellt. Die 
Formen mit gefransten Blumenblattern wer- 
den als „Gefüllte Federnelke“ (D. plu- 
marius fl. pleno) unterschieden, dagegen sind 
in Schottland Formen mit fast ganzrandi- 
gen Blumenblattern entstanden, welche als 
„Schottische Federnelke* (D. plu- 


Dianthus plumarius flore pleno. 


marius scoticus) sich in den Garten einge- 
bürgert haben. Einige Formen derselben 
ind auch in dem Bouquet enthalten, unsere 


dieser Form in natürlicher Grósse. e- 
schätztesten sind die Formen von untadel- 
hafter Füllung, breiten, gut gerundeten und 
möglichst ganzrandigen Blumenbláttern mit 
weissem Rand und Mittelfleck und purpurner 
oder braunpurpurner Zone ringsum, wie das 
unsere Abbildung darstellt. Als im Sommer 
reichlich blühend, dann auch wegen der 
Schónheit und dem Wohlgeruch der Blumen, 
sollten. die gefüllten Federnelken in jedem 
Garten kultivirt werden. Dieselben verlan- 
gen einen lockern, trockenen Boden, ganz 
sonnigen Standort und im Winter eine gute 


58 Gartenflora Deutschlands, 
Eindeckung mit Schnee, oder wenn diese 
Rn mit Moos und Tannenreis. 

e abwechselnden Bala und Feuch- 
uel erben sie im Winter oft ab, wes- 


Dianthus plumarius scoticus. 


halb man wohl thut, etwas junge Pflanzen 
fiir jeden Fall im Kalthaus oder im gedeck- 
ten Fensterkasten zu überwintern. Vermeh- 
rung der gefüllten Sorten im Sommer durch 
Stecklinge im kalten Mistbeete oder Gewächs- 
hause, oder auch durch Ableger, da sich die 
niederliegenden Stengel selten von selbst be- 
wurzeln. 


Russlands und der Schweiz, 


Die einfach oder halbgefüllt blühenden 
Sorten tragen jährlich reichlich Samen und 
werden aus diesem vermehrt, 


16) Echinocactus Johnsoni Engelm. Unsere 
beistehende Abbildung stellt diesen noch 
ganz neuen, von Haage und Schmidt in Er- 


Echinocactus Johnsoni. 


furt aus Utah importirten Igelcactus in "/s 
der natürlichen Grósse dar. Derselbe zeichnet 
sich durch die zahlreichen gelbbräunlichen 
Stacheln der Stachelbündel, durch die dichte 
Stellung der letzteren, so dass die Pflanze 
ganz mit den Stacheln überdeckt ist, aus. 
Die Blumen sind violett. (E. R.) 


IIl. Notizen. 


5n Katalogwesen. 1882—83. Établis- 

ent d'Horticulture et d'Acclimatation de 

hovin Fratellià Pallanza (Lac Majeur. Italie). 
Die 


rares“, unter denen Samen von Areca, Cha- 
maerops, Cocos, Phoeni 

Wenn wir diesen an hier erwähnen, 
so geschieht es, um die folgende Mittheilung 
zu besprechen. 

„NB. Nos graines sont la plus part *) ré- 


*) So! 


coltées dans Fétablisseinent ou dans les en- 


| bilité pour leur germination et dénomination. 
L’on 


enverra toujours des échantillons sur 
demendes, et tout soin sera apporté dans *) 
l’execution des commandes. 

Wir möchten für zukünftige Jahrgänge 
der Erwägung des Herrn Fratelli folgende 
Bemerkungen anheimstellen. 

Wenn in der That die im Stabilimento 
N Samen so viel sicherer keimen, 

es sich empfehlen, sie durch ein 
able kenntlich zu machen. Der beste 


? 
III. Notizen. 50 


Kenner kann ja doch nicht immer errathen, 
was in einem Glashaus und was in der Wild- 
niss gesammelt, 

enn nun aber die Herren Rovelli jede 
Verantwortung für Benennung und für Kei- 
mung ablehnen, so ist das Anerbieten der 
Sendung von Proben eine reine Ausflucht. 
An wie vielen Orten der Erde finden sich 
solche Samensammlungen, welche die Früchte 


die ächten Pflanzensamen vor si 

Das kaufende Publikum wird es vorziehen, 
sich an solche Häuser zu wenden, welche 
die Keimkraft Pan, und für die Be- 
nennung aufkom Der itali il Ex- 
port kann durch dis naive Anerbietungen 
nichts gewinnen, (H. G. Rehb. f.) 


2) Aufforstung der Appeninen. 
Um durch Erfahrung zu entnehmen, welche 
Baumarten zur Aufforstung verwendet wer- 
den kónnen, je nach der Gebirgslage, Boden- 
und klimatischen Verhältnissen, hat Herr 


rosse An 

Coniferen angepflanzt, welche alle kraftigst 
Se 

r Ort Moneconi findet sich im oberen 


ter ist rauh und andauernd; die Temperatur 
sinkt bis auf 10 Grad unter Null; der Schnee 
verbleibt zu Zeiten mehrere Tage bis über 
ein Meter Hóhe; der ame ist trocken, 

warm, der Boden kieselig et 

Unter den verschiedenen en: die 
in dem Bulletin der Gartenbau-Gesellschaft 
in Florenz aufgezählt che verdienen 
roe erwühnt zu we 

uglasi Fiosan, welche in 25 

jas eine Höhe von 16 Meter erreicht hat, 
der Stamm 1 Meter ober dem Boden 1,10 
Meter Umfang. 

Abies balsamea, welche sonst sehr schwer 
fortzubringen ist, hat 9 Meter Hohe. 

Larix europaea var. pendula, vor 32 Jahren 
angepflanzt, ist i i hoch, mit einem 
Stammumfang von 1,10 Meter. 

Cedrus Libani, ebenfalls mit einem Alter 


von 32 Jahren, hat eine Hóhe von 18 Meter 
und einen Stammumfang von 60 Cm 
Abies cephalonica hat in 16 Jahren schon 
o 


12 M. hoch; die Zweige vom Fuss des Baumes 
aus erheben sich schief bis auf 7—8 Meter 
und geben demselben ein ganz eigenthüm- 
liches Ansehen. 

Dann folgen noch mehrere andere, so 
Pinus Laricio, 30 Jahre alt, 15 Meter Höhe, 
Thuiopsis dolabrata, 1,80 Meter, Taxus hiber- 

nica, die seltene Höhe von 7 Meter, Abies 
cilicica und Ab. Nordmanniana, 8 Meter Höhe 
bei 10 Jabr Alter, u. s. f. (Sr.) 

8) Die Aequi-Quellen als Hei- 
zung. Von besonderem Interesse ist un 
Nachricht aus dem Giorn. d'agric. ind. 
comm., Bologna 1882, dass der watbakanite 
Industrielle Herr Civio, welcher, man kann 
sagen ganz Europa mit Obst, Gemüsen und 
andern Produkten versieht, nun die Ther- 
men von Aequi zur Heizung eines grossarti- 
gen Treibhauses verwerthet. 

4) Aufbewahrung der Aepfel wurde 
sehr erprobt gefunden zwischen Fliederblü- 
er Flieder wird in der Sonne ge- 
ost und dann der Boden einer aus 
Tannenholz konstruirten Kiste damit bedeckt. 


eX 
= 


diesen vorkommende 
falls mit solchen Blüthen ausgefüllt — dar- . 
auf folgt eine Schicht Blüthen, darauf wieder 
Aepfel, und so fort, bis die Kiste voll ist. 
Diese Kufbewairünguneliidd n tnehmen wir 
aus dem Giorn. d'agric., ind., e comm, Bo- 
logna. 2. Dezbr. 1882. (Sr.) 
5) Eine sehr einfache Methode, Obst, 


ev, hort, Paris, Oktoberheft 1882. Das 
Obst wird auf Breltern oder auch auf den 
Boden ausgelegt, wenn dieser letztere tro- 
cken und kalkhaltig ist, ein Stück neben 
dem andern und dann mit Watte oder mit 


zu entfernen, Auch Waldmoos, oder noch 


60 


besser Sumpfmoos (Sphagnum), diirfte sich 
eignen. Zur Conservation des Obstes tragt 
. eine constante Feuchtigkeit bei sehr niederer 
bero: r sehr viel bei, dies ist dadurch 
, dass man sehr oft im Frühjahre 
nach unt strengem Winter im Grase unter 
den Obstbäumen so frisch erhaltenes Obst auf- 
findet, als wenn es erst gepflückt worden 
ware. Sr 


i 


6) Die stärkste Wellingtonia in Frankreich 
findet sich bei Herrn Phil. Thiolliere nächst 
St. Etienne; sie wurde im Jahre 1853 ge- 
pflanzt und hatte eine Höhe von 15 Cm.; jetzt 
hat sie an ihrer Basis einen Umfang von 
4 Meter, bei 1 Meter Stammhöhe misst sie 


2,75 Meter, und bei 2 Meter Stammhöhe' 


misst sie 2,50 Meter; zwei andere Welling- 
tonia, 3 Jahre später gepflanzt, haben 
Meter Höhe, an ihrer Basis 4 Meter Umfang, 
bei 1 Meter Stammhóhe 2,90 Meter Umfang, 
und bei 2 Meter 2,50 Meter Umfang. (Sr.) 

7) Im Dezember d. J. 1883 wird in Ma- 
tanzas eine Weltausstellung en miniature 
stattfinden. Herr L 
Julih 


isschshafkhn von der Havana bis Matanzas 
darbietet. Unter andern erwähnt Lachaume 
insbesondere der Oreodoxa regia, welche zu 
tausenden Individuen ineinander gruppirt 
sich bis zu einer Höhe von 50 Fuss erhebt 
und deren Krone aus einer vierfachen Reihe 
von Blättern besteht, welche wie immense 
grüne Federbüsche auf 2 Fuss langen Blatt- 
stielen balanciren. Diese Oreodoxa findet in 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ihren Bestandtheilen vielfältige Mess. 
die Blatter dienen zur Deckung der 


zur Herstellung von Verschligen, Einfassun- 
gen, von Särgen für die Sklaven; die In- 
florescenz wird abgeschnitten, geklopft und 
daraus Faserstoff erzeugt; der Same dient 
zu Viehfutter. Der Baum hat ein sonder- 
bares Ansehen, bis zur Hälfte seiner Hohe 
hat er nur 1 Fuss Umfang und bei einer 


Hóhe von 20 Fuss über dem Erdboden er- P 


weitert sich dieser Umfang bis auf 1'/ Meter. 
Làngs der Eisenbahn folgen sich Felder mit 
Tabak, Mais, Bananen, welche von Zeit zu 
Zeit mit undurchdringlichen Hecken von 
Bromelia Pinguin (Pila valon.) umzäunt 
sind. Viele andere Pflanzen ziehen die Auf- 
merksamkeit der Reisenden auf sich, u. a. 
die Jatropha mit ihren schénen rothen Blü- 
then und palmenartigem Laub, Ipomaea alba 
grandiflora, deren Blüthen nach Orangen 
riechen, Yucca gloriosa, dann Agaven mit 
30—40 Fuss hohen Blüthenschaften, Aralia 
papyrifera mit ihren breiten abgestutzten, 
an der Unterseite silberweissen Blättern, und 
da ist dann auch ein Baum mit parasolför- 
miger Krone, welcher mit Tausenden schar- 
lachrothen Blüthen übersäet ist, und da diese 
zwischen m kleinen leichten Laub wie 
Flammen hervorleuchten, so hat dieser Baum 
den Namen „les flamboyants“ *) erhalten. 
T. 


*) Wohl Poinsettia pulcherrima., (E. RJ) 


IV. Literatur. 


1) ,Die Mittheilungen des k. k. 
steiermarkischen Gartenbau-Ver- 
m Dezember 1881, sind 


Steiermarks mit Beschreibung der am meisten 
verbreiteten Sorten mehr von lokaler Bedeu- 
tung sein, so ist dagegen der Artikel: , Der 
Gartner als Pionier des Forst- 


R 


| 


| 


| Er hat den Herausgeber, Herrn 


mannes“ von allgemeinerer Wichtigkeit. 
Heinrich 
Graf Attems, den vielverdienten Gross 
grundbesitzer und Beförderer des Gartenbaues 
(im weitesten Sinne) seines schönen Steier- 
landes, selbst zum Verfasser. Diese Abhand- 
bs verbreitet sich 

atisirung solcher ausländischer 
Hölzer, SER erfahrungsmässig zu gewissen 
Zw 


ecken besser und einträglicher sind, als — 


über die Einführung 


IV. Literatur. 61 


die einheimischen Gehölze. Abermals wird 


vorangestellt, allerdings auf Grund d 
gaben des Herrn J. Booth in Flottbeck, 
welcher sich zum Beschützer und Verbreiter 


Holstein selbst von dem frischen Wachsthum 
dieser Holzart überzeugte, so scheint die 
Bevorzugung dieser Tanne von Seiten einiger 
Männer doch wohl begründet zu sein, denn 
dort gedeiht die Douglastanne so, dass sie 
allen gleichzeitig gepflanzten Nadelholzarten 
Es scheint aber auch daraus 


fortkommt , 
nichts taugt. 
2) Die Pflanze, Vortrage aus dem 
Gebiete der Botanik. Von Ferd. 
Cohn, Professor der Universitát Breslau, 
Breslau 1882. J. A. Kern's Verlag (Max 
Müller). 511 S. Quart 
Die fast unbegrenzte Vielseitigkeit der äs- 
thetischen Anschauung und Auffassung der 
atur, insbesondere der Pflanzenwelt, zeigt 
sich uns so recht in einigen Büchern, wozu 
das vorliegende gehört. Anscheinend Hum- 
boldt's „Ansichten der Natur“, Schleiden's: 
„Die Pflanze und ihr Leben“, Karl Müller's 
(in Halle) ,Buch der Pflanzenwelt^ àhnlich, 
ist es doch etwas ganz anderes. Es erregt, 
zündet nieht, wie Humboldt's und Schleiden's, 
sondern spricht zum Gemüth, und der Leser 
vertieft sich gerne darin, und lernt dabei 


für ein Continentalklima aber 
J.) 


geniessend, fast ohne es zu gewahren, un- 
gemei viel: Die glänzenden Muster von 
Naturbeschreibung oder vielmehr Natur- 


Humboldt, welche in Schleiden's ,Pflanze* 

urch geistreiche, oft philosophische Ein- 
schlüsse pikanter aber auch unsicherer wur- 
den, die in Karl Müller's genanntem Buche 
wegen der Fülle des alles umfassenden Stoffs 


— diese Muster haben auch dem Verfasser 
des Buches , Die Pflanze* vorgeschwebt; oder 
vielmehr, er konnte in seiner asthetischen 


Naturanschauung nicht anders schreiben. 
Aber es hat einen Vorzug: 
Phrase und rednerischem Pathos, 
Viele ibre Vorträge würzen zu müssen glau- 
ben. Dabei bleibt aber doch die Sprache 
immer edel und von jenem Wohllaut, welcher 
in öffentlichen Vorträgen die Hörer fesselt. 
r erhebt sic 


: „Licht un 
Erhabenen. Der Inhalt des Buchs schliesst 
eine sachgemässe Kritik aus und über einige 
Abhandlungen fehlt uns überhaupt die Fähig- 
keit der Beurtheilung. Wir wollen uns daher 


Buch zerfällt in 16 Abtheilungen: 1) Botanische 
Probleme, 2) Göthe als Botaniker, 3) Der 
Zellenstaat, 4) Licht und Leben, 5) Der 
Pflanzenkalender, 6) Vom Pol zum Aequator, 
7) Vom Meeresspiegel zum ewigen Schnee, 
8) Was sich der Wald erzählt, 9) Weinstock 
und Wein, 10) Die Rose, 11) Insekten fres- 
sende Pflanzen, 12) Botanische Studien am 
Meeresstrande, 13) Die Welt im Wasser- 
tropfen, 14) Die Bakterien, 15) Unsichtbare 
Feinde in der Luft, 16) Die Garten in alter und 
neuerer Zeit, Wir sehen aus diesen Angaben, 
dass einige Abhandlungen den Gártner ganz 
besonders interessiren. Wir hätten gewünscht, 


„Insektenfressende 
„Insekten fangende* 
Auch einen kleinen 


andlung: 
on Gottlob Dietrich, welcher für Göthe 
die erste Anregung zum Studium der Botanik 
wurde, ein „junger Student“ genannt. Das 
war er nicht, sondern nur der Pflanzen- 
lieferant der Studirenden, indem er wöchent- 
lich die Flora der Umgegend von Jena absuchte 


hat Dietrich später mit Göthe’s Hilfe Natur- 
wissenschaft, besonders Botanik studirt. Diese 


d e 

Quelle, indem er einige Jahre in each 
mit Dietrich in dienstlichem Verhältniss 
stand, dessen Untergebener war und dessen 


62 


Nachfolger im Dienste wurde. 
Professor Dr. Dietrich war auch Garten- 
Inspektor, liess sich aber nie so nennen, 
öffnete kein dienstliches Schreiben, worauf 
dieser Titel stand, was man dem alten Herrn, 
der ja nur noch einen Scheindienst versah, 
gern nachsah. Dietrich sprach gern über 
seine Beziehungen zu Góthe, und hat sein 
erstes Begegnen und die Reise nach Karlsbad 
sehr oft erzählt. 


3) Obstbaulehre. Erziehung und Pflege 
unserer Obstbäume und Fruchtsträucher 
etc., von G. Stoll, Direktor des Pomo- 
logisehen Instituts zu Proskau. Mit 
31 Holzschnitten, Breslau, Verlag von 
Eduard Jenwan 

Der Bücher über Obsthaumzucht werden 

nachgerade so viele, e Kritik 

auf eine blosse Anzeige der in Behe 
beschränken muss und nur die schlechte 
Waare — es gibt deren bekanntlich noch 
immer — zur Verwarnung brandmarken muss. 
Die Obstbaumlehre ist seit einigen Jahren 
so ausgebildet worden, dass ein Berufener 
eigentlich niehts Schlechtes mehr schreiben 
Der Verfasser gehórt zu diesen Be- 
womit unser Urtheil eigentlich 
Das kleine Buch ist für „Freunde 


baues, besonders für Volksschul- 
lehrer“ bestimmt, und ents us dem 
Bedürfniss, den ern und ern Ho- 


spitanten, welche nur einen mehrwóchent- 
lichen Cursus am pomologischen Institut zu 
Proskau durchmachen, ein Erinnerungs- und 
Fortbildungsbuch in die 
n wird 


ein Elementar-Lehrb ist. Ein solches be- 
ürfen aber ni ie written 
„Freunde des Obstbaues,“ sondern eiche 


j iid nur einige er 

praktische Kenntniss haben. Als Elementar- 
Lehrbuch kennzeichnet unsere kleine Seir 
noch eine sonst allgemeine, in der Neuzeit 
nur von wenigen Autoren gebrauchte Ein- 
richtung, nàmlich ita kurze Angabe des In- 
halts der Seiten am Rande in kleinerer 
Schrift. Das idt zwar nicht so gut aus, 
als die Angabe der Lu E s Kapitel 
etc. über dem Texte, erfüllt seinen 
Zweck besser und vollständiger. Sails s ,Obst- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Der alte | 


bau-Lehre* erstreckt sich über das Ganze 
der Obstbaumzucht, ist klar geschrieben, gut 
ausgestattet und hat gute Holzschnitte. Wir 
empfehlen es allen jungen Collegen. J. 


4) Die schóne Gartenkunst. Inihren 
Grundzügen gemeinfasslich dargestellt.: 
Ein Versuch zur ästhetischen Begrün- 
dung derselben von K. E. Schneider, 
Dr. phil. Stuttgart, Voie von Eugen 
Ulmer, 1882. XVIII und 233 Seiten 
kl. 8? 


Seit Anfang dieses Jahrhunderts ist das 
Aesthetisiren über Gartenkunst verlassen 
worden und ein Buch wie das vorliegende 
überhaupt nieht geschrieben worden. Was . 


nenden  Andeutu 

gärtnerei gar keine ästhetische Begründung | 
versucht, sie selbstverstándlich als vorhan- | 
dene Kunst angenommen. Als nach langer - 
Pause neue Lehrbücher entstanden, hat | 
man nur nebenbei den Zweck des vorliegen — 
den Buches verfolgt, meist mit wenig Glück 3 
und Geschick, wenig überzeugend, weil die — 
Verfasser ihre Mm AE E 
aus der alten, wie sie assischen® 


= 


gestellt und sich von veralteten Ansichten — 
und unrichtigen Vorstellungen loszumachen 
gesucht. Mit besonderem Interesse hat eT. 
daher das Buch eines Nichtgärtners in die 
Hand genommen und — vorläufig — durch- 
lättert. Man kann ein solches Buch nicht — 
kritisiren, ohne zugleich zu polemisiren, ZU- 
stimmende 


thun, wenn ich erst ein richtiges Urth rtheil 


IV, Literatur, 63 


über die Ansichten des Verfassers habe. Vor- 
làufig will ich es blos der Aufmerksamkeit 
derjenigen empfehlen, welehe sich mit der 
höheren Gartenkunst beschäftigen. Hier nur 
noch einen Auszug des Inhalts: 
Einleitung: Voraussetzungen und Grund- 
begriffe der Gartenkunst 
nfähigkeit der ungen Natur, uns 
geistigen vollen Genuss zu bieten. 
Nothwendigkeit einer Idealisirung — dies 
ist die Aufgabe der Gartenkunst. 
Hindernisse der Idealisirung: 1) Mangel 
an o ie Mangel an Erkenntniss der 
el an Erkenntniss der Im- 


hen 
und 2) ihre regellose Zufálligkeit zur gesetz- 
mässigen Ordnung gesammelt werden. 


Erster Theil, 

Die Steigerung der sinnlichen Fri- 
schederNatur zur RAE RE pace Schón- 
heit, 

1) Durch ihre eignen Mittel. 

a. Auswahl des Schónsten der Natur 
an einem ausgewühlten Orte, dem 
Garten, und Abwehr physischer 
und inenscklicher Störungen 

b. Steigerung der eignen Triebkraft der 
Natur, 

c. Ergänzung derselben durch exotische 

ewüchse, Aber auch der Eindruck 
der verschónten Natur ist nur sinn- 
lich, Wehmuth wehend, und macht 
die weitere Steigerung nóthig. 
2) Dureh menschliche Zuthaten: 

a. Einfügung nicht naturfremder Stoffe 
un abrikate, sondern naturver- 
wandter Kunstwerke in die Vege- 

ation 


: b. die Desseiunp der Pflanzen zu Ge- 
fühlssprachen. 


Zweiter Theil. 
DieSammlung der regellosen Zu- 
fälligkeit der Naturzurgesetzmäs- 
sigen Ordnung. 
1) Vermittelst der logischen Vernunft und 
des aus ihr fliessenden Prinzips der 


Geradlinigkeit — der französische 
Gartenstil. 
vaio desselben in der Ge- 
sammtanlage und den Einzeltheilen des 
artens. 
co und Verwerfung der Gradlinig- 


kei 
die E der Natur und des ihr zu 
runde liegenden Prinzips der Kurve: 
iei und Oval — der englische Gar- 
tenstil. 
Durchführung desselben in der Ge- 
prae und den Einzelntheilen. 
eser Stil eine englische Erfindung, 
ibd fortgebildet von uns Deutschen. 
Zukunft beider Stile. 
Die sittliche und pädagogische Bedeu- 
tung des Gartens. 


t2 
— 


Man sieht schon aus diesem methodischen 
Inhaltsverzeichniss , welches sich fórmlich 


die Gartenkunst entwickelt 
bedauern wir: der Herr ie kennt zu 
wenig von der Geschichte der Gartenkunst, 
scheint ürst 
Pückler's Werk studiert und benutzt zu ha- 
ben. Er hat daher zwar die Gegenwart sorg- 
faltig beobachtet, weiss aber zu wenig von 

der Vergangenheit. Den symmetrischen Stil 
nennt er eine absolut französische, den land- 
schaftlichen eine durchaus englische Erfin- 


gilt ihm als eine spezifisch englische Erfin- 
dung, ohne zu bedenken, dass die ganze 
Zeitrichtung auf Befreiung in Kunst und 
Wissenschaft hinarbeitete, Er gedenkt nicht 


der Herr Verfasser die Geschichte der Gär- 
ten studiert hat, so hat er sie w 
nicht benutzt, (J.) 


V. Personalnotizen 


1) Rudolf Abel, Besitzer der bedeuten- 
den Handelsgärtnerei zu Hietzing bei Wien, 
starb am 24, Dezember des vergangenen 
Das Geschaft wird von der Wittwe 
und dem Sohn Rudolf Abel wie bisher fort- 
gesetzt, und zwar unter der Firma ,Rudolf 
Abel und Comp.“ 

2) Louis Schiebler, Hofsamenhändler 
und Baumschulenbesitzer , ee des Ab- 
geordnetenhauses, starb in seinem 70sten 

vb 


Jahre r. zu Celle Die gross- 
artigen eignen Samenzuchten und Baum- 
schulen sind genügend bekannt. (E. R.) 


r Brem’sche Gartenbau-Ver- 
ein veranstaltet vom 28.—29. April eine 
Blumenausstellung in der Freese’schen Reit- 
bahn. Programme sind durch den Sekretär 
des Vereines, Herrn H. Ortgies, zu er- 
halten, 

4) Herr E. André in Paris reklamirt ge- 
gen das vom Herrn Lehmann Ausgesprochene, 
dass er wissentlich eine falsche Lokalitä 
für Anthurium Andreanum angegeben habe. 
Derselbe verweist in dieser Beziehung auf 
seinen Artikel in der Illustration horticole, 
in welchem gesagt ist, „dass er (Andre) die 
genaue Lokalität, wo er diese Pflanze ge- 
funden WT — -agelo konne; weil 

PA N £ 


sentire." Herr André theilt uns iiaii 


t 

nach der Einführung die genaue Lokalität 
zu publiziren und dass er ausser den ersten 
in das Etablissement von J. Linden einge- 
nn Pflanzen noch vor Lehmann einen 
weiten Transport von 200 Exemplaren dem 

pitches Etablissement übermittelt habe. 
Wir fügen dieser Erklarung des Herrn 
André noch hinzu, dass jedenfalls ihm die 
Ehre der ersten Einführung dieser Pracht- 
pflanze gebührt, während Herr Lehmann 
später die grösste Menge von Exemplaren 

importirte. E. R. 
5) Internationale Ausstellung in 
St. Petersburg. a) Die Gartenbau-Ge- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


und Correspondenz. 


sellschaft in Riga hat eine goldene Medaille — 
im Werthe von 200 Rubel demjenigen der 
Russischen Gartenfreunde bestimmt, der sich 
durch seine Leistungen das gröste Verdienst : 
um die Ausstellung erworben hat. b) Auf 
verschiedene an uns ergangene Anfragen. 
erklären wir, dass das Gewächshaus, welches. 
zur Aufnahme der zarteren Pflanzen be- 
stimmt ist, am 15./27. April fertiggestellt 
sein wird und dass in diesem im Knospen- 
zustande ankommenden Pflanzen noch vol- 
lends zur Blüthe gebracht werden könne 


diejenigen, welche uns die Anzeige zugehen 
liessen, dass sie selbst zu kommen gedenken 
oder dass sie Gegenstände einzusenden ge 
denken, jedenfalls rechtzeitig benachrichtigt 
werden. Der billigste Transport wird über 
Stettin und Lübeck stattfinden, das Nähere 
darüber in besonderer Zuschrift. d) Ebenso 
wird den Herren Ausstellern noch das Ver- 
zeichniss der nachträglich ausgestellten Pri 
mien zugehen E.R) 
6) Vom Vosisnda der Gehólzbaumschulen 
zu Zöschen bei Merseburg geht uns betreffs — 
des Artikels Nr. 6, Gartenflora Seite 27, Ja- 
nuarheft d. J., die Erklärung zu, dass in 
dem betreffenden Kataloge unter: 
1. Neuheiten des Etablissements - 
(eigne Züchtungen oder Einführung). 1 
nieht Einführung aus dem Vaterlande, 


g 6jabrig 
gerade von einem andern eingeführt ward 
(E. 


R) 


GARTENFLORA. 


Allgemeine Monatsschrift 
für 
dentsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg. 
Unter Mitwirkung vieler 
Botaniker und Gärtner Deutschländs, Russlands und der Schweiz 


herausgegeben und redigirt 


von 

Dr. Eduard Regel, 
Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe, Director des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Prüsidenten 
des Kais. Russ. Gartenbauvereins in St. Petersburg, Inhaber mehrerer hoher Orden, Ehrenmitgliede der 
Akademie der Wissenschaften in Palermo, Correspondirendem Mitgliede der kgl. bayr. Akademie der 
W n und der Kaiserlichen Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, Corre- 

u Bologna, Mitgliede der deutschen Aka- 
Soan =e reg: Mitgliede 
Ischafte: 


issenschafte: 
spoutitendets Mitgliede der Akademie der Wissenschaften z 
- demie der Naturforscher Leopoldina-Carolina, Ehrenmiteiiede, "Mit 
vieler Gelehrten- und Gartenbaugese 


Mitherausgeber für Deutschland 
A. Senoner,  L. 


H. Jüger, E. M Beissner, 
Hofgarteninspector in Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. in Wien. Garteninspectorin Beo e 


H. Hoffmann, €. Salomon, W. Zeller, 
Prof. ord. an der Univ. Giessen. Be, Botanischer Gärtner in Würzburg. Garteninspector in Tübingen 


Prof. Dr. Göpper H. Zabel 
Geh. Rath u. Eu ie d. bot. mi Königl.Gart ister der Forstakademie 
zu Hannóv. Münden. 
E. ‘Schmidt H. G. Reichenbach, 


(Firma: Haage & Schmidt.) MES u. 2 or d. bot. Gartens in Hubs urg. 


Mitherausgeber für die Schweiz: 


E. Ortgies, 
Inspeetor des Bot. Gartens in Zürich. 


Mitherausgeber für Russland: 


Dr. F. von Herder E. Ender, 
Kais. Russ. Hofrath u. Bibliothekar am A aolopsliobén Erster par won am Katsertiehon Botanischen — 
zu St. Petersburg. 


Botanischen Daria zu St. Petersburg. 


Marz 1883. 


"y Muf cat Sams dd 
f 


STUTTGART. 
Verlag von Ferdinand Enke. 


Inhalt des Marz-Heftes. 


Seite | Seite 

4) Die Gärten in ZarskojeSelo . 70 

5) A. Regel, vom Naryngebiet über 
Wernoe bis Altynimel (1880). 73 


I. Originalabhandlungen. 
1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Viola pedata L. var. e 
; oe : 5 
puce = II. Neue und empfehlenswerthe 
B. u ER Duas pc. M Pa 
C. Mamillaria aes E. A. Pape : 5 
Haage . : m BEOGUNME. o. ee 
D. thier elini Eng L . 68 | 
2) Ueber Aralia ,(Tetrapanas) er Be Oe . . , . . . :* DL 
Hoo 69 


Y. Personalnotizen und Corre- 
7: | spondenz . 


3) Das jer mit warmem 
Whee? o AN TT 


Einsendungen für diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an 
die Redaction zu machen. 

Original- Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder andere Gegen- 
stände, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- 
. bogen honorirt. 

Bücher, deren unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung 
in diesen Blättern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- 
bildung, wo möglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 


. E. Regel in St. Petersburg an die Mes aoig von Ferdinand Enke * 


Xo me Stuttgart einzusenden. 


Annoncen aller Art werden’ auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine E 


Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen. — Cataloge legt die Ver- 
. lagsbuchhandlung in einer Anzahl von 600 Exemplaren gegen eine Gebühr 
von 8 M. der Gartenflora bei, 

Den geehrten Herren Autoren, die uns Originalabhandlungen bereits ein- 


gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, dass deren 


Arbeiten, soweit solche bis zum 1. September dem Herausgeber tügehiti, noch 


im Laufe des gleichen Jahres veróffentlicht werden, — Kleinere Artikel werden 3 
soviel als möglich immer sofort abgedruckt, grössere Abhandlungen können nur - 
sities Aufnahme finden, als sie den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. _ 


Lesern der Gartenflora die willkommneren. 


|. Druck von Gebrüder Kroner in Stuttgart. - 


inere Abhandlungen von 1s — te Bogen sind dem Herausgeber, wie den 


I. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Viola pedata L. var. atropurpurea DC. 


(Siehe Tafel 1110 Fig. a.) 


Violarieae. 


Viola pedata L. (spec. 1323) var. | blühet. 
atropurpurea DC. prodr. I. 291. — | 


Fl. des serres ser. II. tom. III, tab. 
1961. — V. flabellifolia Lodd. bot. 
cab. tab. 777. — V. atropurpurea 
Raf. in litt. — V. pedata var. bicolor 
Pursh. sec. Rafin. 

Eine sehr schóne Abart der in den 
südlichen Staaten Nordamerika's wach- 
senden V. pedata, die sich von der 
verwandten V. palmata durch die tie- 
fere Theilung der fingerförmig ge- 
theilten Blätter unterscheidet. Theil- 
blättchen meist 7, seltener nur 5, 
keilförmig-linear, mehr oder weniger 
eingeschnitten gezühnt. Die Blumen 
der gewöhnlichen Form sind hell- 
violett, die der in Rede stehenden 
Abart sind grösser, die beiden obern 
Blumenblätter dunkel purpur- violett, 
die 3 untern Blumenblättchen dage- 
gen weiss mit lila Anflug oder zu- 
weilen auch hell lila-violett. 

Ein sehr schönes Veilchen ohne 
Geruch, das dichte Büsche bildet und 
Ende Mai und im Juni reichlich 

1883. 


Besitzt einen kriechenden 
Wurzelstock, vermehrt sich schnell 
durch Theilung und liebt eine lockere 
Humuserde (lockere Torferde ver- 
mischt mit Sand und etwas lehmiger 
Erde). Die gewöhnliche V. pedata, 
wie auch V. palmata halten hier in 
Petersburg in schneereichen Wintern 
ohne alle Deckung aus und vermehren 
sich durch Theilung und Samen, eben- 
so auch ganz sich selbst überlassen sehr 
schnell, — in Wintern ohne Schnee- 
deckung frieren sie aber aus, wenn 
sie nicht gut mit Moos und Tannen- 
reis gedeckt werden. Ueber die bei- 
stehende Abart, die wir im Herbste 
1881 aus Amerika erhielten und die 
im Topfe überwintert im Frühjahr 
1882 reichlich blühete, fehlt uns noch 
die Erfahrung. Van Houtte sagte 
von derselben, dass sie als Topf- 
staude gehalten werden müsse; wir 
hoffen aber, dass sich dieselbe in der 
halbschattigen Steinparthie gleichfalls 
fürs freie Land gewinnen lassén wird. 


5 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


B. Saxifraga retusa Gouan. 
(Siehe Taf. 1110 Fig. 2.) 


Saxifragaceae. 


S. retusa Gouan ill. tab. 18, fig. 1. 
— Lapeyr. fl. pyr. 38, tab. 18. — 
DC. prodr. IV, p. 18. — Koch, syn. 
fl. germ. ed. II, p. 296. 

Eine Saxifraga, die in den hóch- 
sten Alpen der Schweiz, am Monte 
Rosa, in den Alpen Steiermarks, in 
den Alpen Piemonts, der Dauphiné 
und in den Pyrenüen wüchst, und ein- 
mal im freien Lande habilitirt (wie 
in meinen Baumschulen), dichte grosse 
Rasen bildet, die sich mit den hell- 
rothen Blumen im ersten Frühjahre 
ganz überdecken, wie das unsere bei- 
stehende Abbildung zeigt. Bildet 
durchaus dichte Polster niederliegen- 
der kurzer dichtbeblütterter Stengel. 
Blütter blaugrün, in 4 Reihen ziegel- 
dachfórmig über einander liegend, 
länglich-lanzettlich, 3seitig gekielt, 
mit meist zurückgedrückter Spitze, 
zuweilen aber auch vorn stumpf oder 
spitzlich. Die Blumen ragen auf kur- 


zen 1—4blumigen Stielen über den 
dichten Rasen empor. 

Wir kultiviren diese liebliche Al- 
penpflanze in einer lockern torfigen, 
mit Sand und Lehm untermischten 
Erde, gleich der verwandten Saxi- 
fraga oppositifolia ganz im freien 
Lande in der halbsonnigen Stein- 
parthie. Sorgfältiges Reinhalten, be- 
sonders auch von der schädlichen 
Marchantia und andern sich ansie- 
delnden Moosen, Deckung der Erd- 
oberfläche mit einem reinen grobkör- 
nigen Sande, der auch zwischen die 
Rasen eingestreut wird, Deckung im 
Winter mit Tannenreis, das sind 
Grundzüge der Kultur. Vermehrt 
wird durch Theilung nach der Samen- 
reife im Sommer und dann muss 
bei trockenem Wetter Abends ge- 
gossen werden, bis die Pflänzchen 
wieder gut eingewurzelt sind. 

(E. R.) 


€. Mamillaria sanguinea F. A. Haage. 
(Siehe Tafel 1111.) 


Cacteae. 


Caulis robustus, cylindricus, sim- 
plex. Axillae valde albo-lanigerae. 
Mamillae ovato-oblongae, glaucescenti- 
virides. Pulvillae initio albo-tomen- 
tosae, deinde nudae. Aculei exteriores 
24—26, radiantes, horizontaliter pa- 
tentes, uniseriales, albi, circiter !/;— 1/4 


| noscitur: 


poll. longi; centrales 7—9, validiores, - 
radiantibus circiter duplo longiores, 
erecto-patentes, recti, ima basi api - 


ceque rubro-fusei, caeterum candidi. 
Patria: Mexieo. 


M. Parkinsi Salm, cui affinis, di- 4 
caule tandem dichotome 


I. Originalabhandlungen. 67 


diviso; axillis parce lanigeris; aculeis 
radiantibus subbifariis, centralibus 
4—5 usque pollicaribus. 

Die in Rede stehende Mamillaria 
gehört Bach a zu 8 4 Setosae 
"E is centralibus elon 
gatis und steht da der M. Parkinsi 
Salm zunüchst, von der sie sich durch 
stets einfachen Stamm, durch die dicht 
weisswolligen Harbüschel in den Ach- 
seln zwischen den Warzen am obern 
Theil des Stammes und durch 7—9 
Mittelstacheln (nicht blos 4—5), die 
nur t Zoll lang und vorzug 
an den auf der Spitze des: Bana 
stehenden Stachelbündeln, gegen ihre 
Spitze hin glänzend braunroth gefärbt 
sind, was mit der weissen Färbung 
des untern Theils der Mittelstacheln 
und mit den silberweissen Radial- 
stacheln sehr schön contrastirt. Die 
beistehende Abbildung ist im Garten 
des Herrn Friedrich Adolph Haage 
jun. gezeichnet. Herrn F. A. Haage’s 
Cactus-Sammlung gehört zu den reich- 
sten des Continents. Die Abbildung 
stellt ein blühendes ausgewachsenes 
Original-Exemplar in voller Blüthe 
und in natürlicher Grösse dar. Bei b. 
ist ein einzelnes Stachelbündel, gleich- 
falls in natürlicher Grósse, wieder- 
gegeben. Herr Fr. A. Haage schreibt 
uns über diese wirklich schöne und 


nicht nur für Cactus-Freunde empfeh- 


lenswerthe Art das Folgende: 

„Ich erhielt diese schöne Mamillaria 
vor ungefähr 5 Jahren aus Mexiko. 
Schon im ersten Jahr der Kultur zeigte 
sich dieselbe verschieden von allen 
anderen Arten durch die dichte feine 
Bewaffnung und die schön braunroth 
gefärbten Scheitelstacheln. Auch die 


Blumen zeigten sich in doppeltem 
Kranz und waren schön carmoisin 
mit violetter Nüaneirung. Die Früchte 
sind grünlich, /2— 5s Zoll lang. Da 
diese Sorte sehr hart ist, eignet sie 
sich in kleinen Pflanzen bis zu Faust- 
grösse sehr gut zu Teppichbeeten und 
Gruppen im Freien. Aus Samen ge- 
zogen sind sie schon im 2ten Jahre wie 
eine Wallnuss gross.* 

. Schliesslich erlaubt sich der Referent 
noch daran zu erinnern, dass das Aus- 
pflanzen der Cactus im Sommer auf 
ein warm und sonnig gelegenes Beet, 
in lockere mit Kalkschutt aus alten 
Mauern vermischte Erde, im Allge- 
meinen sehr gute Resultate, in Bezug 
auf kräftigen gesunden Wuchs gibt, 
namentlich, wenn die Lokalität so ge- 
wählt ist, dass man bei anhaltendem 
Regenwetter durch übergelegte Fen- 
ster schützen kann. 

Im nördlichen Deutschland und be- 
sonders höher im Norden, wie in Pe- 
tersburg, ist es dagegen mehr zu em- 
pfehlen, seine im Topfe kultivirten 
Cacteen im Sommer in einem kalten 
Fensterbeet in Sand oder Koaksasche 
einzugraben, bei mildem hellem Wet- 
ter die Fenster ganz abzunehmen und 
Morgens und Abends leicht zu spritzen, 
bei Regenwetter aber die Fenster auf- 
zulegen und reichlich zu lüften. Die 
Ueberwinterung im trocknen Gewiichs- 
hause bei 6—8° R., oder im sonni- 
gen Zimmerfenster, oder doch auf be- 
sondern Stellagen in der Nähe des 
Fensters, gelingt gleichfalls stets leicht 
und sicher, wenn man nur im Herbste 
sehr wenig, im Winter gar nicht be- 
giesst und erst mit Beginn des Ein- 
flusses des Sonnenlichtes im Früh- 


68 


jahre erst wieder leicht zu spritzen 
und zu begiessen anfüngt. Cereus 
grandiflorus und die verwandten Ar- 
ten, die Epiphyllum und Phyllocac- 


| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


tus ete., blühen im sonnigen Zimmer- 
fenster kultivirt, stets reichlicher und 
dankbarer als im Gewüchshause. 


D. Anthurium elegans Engl. 
(Siehe Tafel 1112.) 
Aroideae. 


A. elegans, caudice brevissimo, 
cataphyllis mox fibroso-decompositis 
brunneis instructo; petiolis quam 
lamina plus duplo longioribus tereti- 
bus viridibus, interdum purpurascen- 
tibus; geniculo longulo, supra le- 
viter canaliculato; lamina subcoriacea 
laete viridi, superne nitida, sub- 
tus nitidula, ambitu cordato-ovata, 
lobis posticis sinu profundo ovato se- 
paratis, pedato-radiata, laciniis 
9—13 valde inaequalibus, intermedia 
quam laterales fere duplo longiore et 
latiore linearilanceolata vel anguste 
lanceolata, margine interdum hinc 
inde lobulata, laciniis lateralibus 3—4 
lineari-lanceolatis ut intermedia longe 
acuminatis, posticis 2 brevissimis ob- 
tusis, costa media acutangula, infimis 
3—4 in costam purpuream in sinu 
. fere tota longitudine denudatam con- 
junctis, nervis lateralibus secundariis 
tenuibus supra insculptis, subtus valde 
prominentibus in nervum collectivam 
a margine 4/;—14J6 latitudinis distan- 
tem conjunctis; pedunculo tenui quam 
petiolus fere duplo breviore; spatha 
late lanceolata viridi; spadice stipite 
decies breviore suffulto, cylindrico ob 
tuso, atropurpureo vel viridi; ovario 
oblongo roseo, antheris aurantiacis. 


Blattstiel bis 1 M. lang und 5 Mm. 


dick, in eine 3 Cm. lange, abwärts leicht 
gefurchte Anschwellung ausgehend. 
Blattspreite ungeführ 4 Dm. lang und 
3 Dm. breit, herunterhüngend, mit 
2—21} Dm. langem, 5—8 Cm. brei- 
tem Mittelabschnitt und 1,5—2 Cm. 
langen Seitenabschnitten, die bis auf 
ein Dritttheil ihrer Lünge oder dar- 
über hinaus mit einander zusammen- 
hüngen; die lings des Randes ver- 
laufenden Collektivnerven stehen von 
demselben etwa 3—5 Mm. ab; die 
Hauptrippen sind oberseits etwas róth- 
lich. Die Stiele der Inflorescenzen 
erreichen eine Lünge von 4—5 Dm., 
die Spatha ist 8—9 Cm. lang und 
2—2,5 Cm. breit, hellgrün. Der Kol- 


ben sitzt auf einem 5 Mm. langen : 
Stipes, ist 6—7 Cm. lang und 6—8 . 


m. dick, entweder grün oder schén 


violett. Die einzelnen Blüthen haben — 
oben einen Durchmesser von etwa — 


m. 
Diese Art wurde von Wallis bei 


Buonaventura in Columbien entdeckt 


x 


und im Jahre 1876 an den Kaiserl. - 
botanischen Garten in Petersburg ge — 


schickt, 


Die Pflanze gehört zu den schön — 
sten Anthurien, welche wir kennen, 
sie nähert sich in der eleganten Form — 


der Blätter dem Anth. pedato-ra- 3 


I, Originalabhandlungen, 69 


diatum, ist aber von demselben durch 
die etwas dünneren, schöner grünen 
und oberseits stark glinzenden Blat- 
ter ausgezeichnet, deren dekorativer 
Werth durch die oben róthlich ge- 
färbten Nerven erhöht wird. Auch 
die lange Scheide mit dem violetten 
Kolben macht sich sehr gut. 
(Engler.) 


Nachschrift von E. Regel. Herr 
Professor Engler in Kiel, der berühmte 
Monograph der Aroideen, hielt sich 


im vergangenen Herbst zu unserer 
grossen Freude einige Wochen im 
hiesigen botanischen Garten auf, um 
dessen reiche Schätze in Bezug auf. 
seine literarischen Arbeiten zu stu- 
diren. Es verstand sich von selbst, 
dass wir ihm gern unser Material zu 
Gebote stellten, und dabei beschrieb 
derselbe das schöne neue Anthurium, 
was unsere Tafel darstellt, sowie noch 
einige andere Aroideen, die wir später 
mit den Beschreibungen desselben 
publiziren werden. 


2) Ueber Aralia (Tetrapa 


Vor einigen Jahren sah ich zum 
erstenmale im freien Lande Aralia 
papyrifera in Poti, einem kleinen Ha- 
fenstidtchen am Schwarzen Meere, 
an den Westabhängen des Kaukasus, 
Im Stadtgarten, auf einem sehr 
lockeren, sandig-torfigen, sehr feuch- 
ten Boden, wuchs dies herrliche Exem- 
plar, welches auf mich einen unver- 
gesslichen Eindruck gemacht hat; ein 
schlanker Stamm erhob sich in einer 
Höhe von 14—16 Fuss und war ge- 
krönt mit einer Blätterkrone, die mich 
an eine Livistona chinensis erinnerte. 
Blätter an langen, schlanken Blattstie- 
len, deren untere sich graziös zur Erde 
neigten und bis 5 Fuss massen, wäh- 
rend die der höher stehenden sich 
mehr aufrichteten und durch ihre 
oberhalb dunkelgrüne, unterhalb aber 
gelbliche Färbung einen wunderbaren 
Effekt hervorbrachten. In einer Ent- 
fernung von ungefähr 10—12 Fuss 
hatten die Wurzelausläufer einen 
regelmässigen dichten bis 2 Fuss sich 
erhebenden Kreis gebildet. Auf meine 


nax) papyrifera Hook. 


Frage erfuhr ich, dass dies Exem- 
plar schon mehrere Jahre sehr gut 
überwintert habe. Einige dieser Wur- 
zelausläufer nahm ich für den Kaiser- 
lichen Garten in Nikita mit, über- 
winterte sie hier in einem temperir- 
ten Hause und pflanzte sie im Mai 
ins Freie auf eine durch Laub und 
frischen Pferdedünger erwärmte und 
mit nahrhafter, lockerer Erde auf- 
gefüllte Gruppe, wo sie bald ein kräf- 
tiges Wachsthum zeigten und bis zum 
Herbste Blätter von mehr als 2 Fuss 
Durchmesser bildeten, beieiner Stamm- 
höhe von 3! Fuss, Ein zum Ver- 
such in dieser Gruppe über Winter 
gelassenes Exemplar litt, unter leich- 
ter Bedeckung, nicht vom Froste, 
brachte eine Menge Wurzelausläufer, 
doch erhob sich der Stamm wenig 
und bildet jetzt, Ende Oktober, Blü- 
thenansatz. (Clausen.) 
Anmerkung.  Aralia papyrifera 
Hook. stammt aus China und wird in 
China vielfach kultivirt, da sie den 
Faserstoff zum Reispapier liefert. In 


70 


der Gartenflora ist dieselbe wieder- 
holt als schóne Blattpflanze empfoh- 
len worden, die in ähnlicher Weise, 
wie das Herr Clausen that, auch in 
Deutschland zum Auspflanzen wäh- 
rend des Sommers ins freie Land be- 
nutzt wird. Ueberwinterung bei uns 
im Kalthause oder im temperirten 
Gewiichshause. Am vorzüglichsten 
gedeiht solche als schöne Dekora- 
tionspflanze zur Kultur während des 
Sommers im freien Lande, wenn man 
sie in Körbe pflanzt, mit diesen im 
Sommer ins freie Land auspflanzt, 
die Gruppen, auf welche man sie aus- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


| 


pflanzt und wo solche den Mittelplatz 
einnehmen kann, mittelst Unterlage 
von frischem Pferdedünger 1—2 Fuss 
über den Boden erhóht und dann bei 
trockenem Wetter fleissig mit Wasser 
und auch mit Dungguss begiesst. 
Am Komersee sah ich von der- 
selben gleichfalls Exemplare, die 
mehrere Jahre im freien Lande durch- 
wintert hatten; in milden Wintern 
dürfte dieselbe also auch in der Krim 
im freien Lande aushalten, strengern 
Wintern, die aber dort, wie auch in 
Ober-Italien, nicht so gar selten sind, 
zum Opfer fallen. (E. R 


Die Pflanzen in meiner Wohnung 
werden schon einige Jahre mit war- 
mem Wasser gegossen. Die Tem- 
peratur des dazu verwendeten Was- 
sers beträgt 36—38° R. Die Zim- 
mer haben im Winter die gewöhn- 
liche Wärme, d. h. 12—15? R. Bei 
dieser Behandlung gedeihen vorzugs- 
weise die Pflanzen aus den warmen 
und temperirten Gewächshäusern, wie 


3) Das Begiessen mit warmem Wasser. 


Anthurium, Philodendron, verschie- | 


dene Ficus, Dracaena, Rhapis, Pan- 


cratium, Chamaerops, Livistona, Lau- | 


| 


rus Reinwardti, Clivia miniata, Levi- | 


stona u. a. m. 
Da die mit warmem Wasser ge- 


gossenen Töpfe besser gedeihen als 
solche, zu deren Begiessen kaltes Was- 
ser genommen wurde, so ist diese 
Methode sehr anzuempfehlen. 


Mit den Pflanzen des Kalt- oder 3 


Grünhauses ist es aber ein anderes; 


diese, wie z. B. Myrtus, Eugenia, © 


Viburnum Tinus, Pittosporum u. 4, 
ruhen im Winter und werden durch 


das warme Wasser zur Unzeit zum © 
Treiben gereizt, in Folge dessen die - 
zu früh erschienenen jungen Triebe Ä 


vergeilen, wodurch die Pflanzen so g& 


schwächt werden, dass sie kränkeln. E 


Sohrt.) 


4) Die Gürten 


Der Name .Zarskoje-Selo ist als 
Sommerresidenz Sr. Majestüt des Kai- 
sers von Russland genugsam bekannt. 

Ausser den früher in der Garten- | 
flora besprochenen Hofgärten befin- 


in Zarskoje-Selo. 


| 


den sich noch die Gärten reicher 
Herrschaften und namentlich grössere 


Handelsgärtnereien im Weichbilde 


der Stadt, welche letztere einen be- 
deutenden Theil der die Blumenläden 


et: Qu 51 £ 

Ed 5 A ng 
d gta ee eri od Da le E ie PRAE AR 
SETS ORAE T SUA NU Tr Eger M PRU OEE er il NA EC i 


I. Originalabhandlungen. 71 


St. Petersburgs schmiickenden Pflan- 
zen und Blumen liefern. 

Ohne heute auf den Reichthum an 
Pflanzen und die Kulturen der Gür- 
ten nüher einzugehen, soll der freund- 
liche Leser im Nachstehenden nur im 
Allgemeinen mit denselben bekannt 
gemacht werden. 

Die Stadt selbst ist auf drei Seiten 
von den Kaiserlichen Gürten einge- 
schlossen, die sich nach allen Seiten 
weit ausdehnen. Das Schloss Seiner 
Majestät, am der südlichen Seite der 
Stadt auf einer Anhóhe liegend, ist 
umgeben mit den alten, noch im 
franzósischen Styl gehaltenen Anlagen. 
Gerade Hecken, Alleen, sowie eben 
solche geradlinige sich kreuzende Ka- 
nüle, mit Brücken und Kiosken ge- 
ziert, bilden diesen Theil der Gárten, 
an denen sich der Park im englischen 
Style ausgeführt, anschliesst. 

Dieser ist im Allgemeinen schün, 
ja theilweise reizend zu nennen. Ei- 
nige Parthien, wie die den südlich 
vom Schlosse liegenden gegrabenen 
See umfassende, sind wirklich idyllisch. 

Gehoben wird der Park durch den 
krüftigen Baumwuchs, namentlich der 
Eichen, die hier aussergewöhnlich gut 
gedeihen, sowie auch mächtige Exem- 
plare von Ulmen, Linden, Eschen 
und Tannen manchen Parthien ein ehr- 
würdiges Ansehen geben und pracht- 
volle Scenerien hervorrufen. 

Oestlich vom Schlosse, noch in der 
Stadt, liegt die Kaiserliche Pflanzen- 
gärtnerei; eine Strasse trennt sie in 
zwei Hälften. Die östliche Hälfte 
enthält Fruchttreiberei, wie Ananas, 
Wein, Pfirsich, sowie auch noch einige 


Pflanzenhäuser. Die westliche Seite 


enthält hingegen Gewächshäuser mit 
Dekorationspflanzen angefüllt. 

Westlich vom Schlosse im Parke, 
in der Nähe der Kavalierhäuser, oder . 
wie diese genannt werden, des chine- 
sischen Dorfes, ist die Fruchttreiberei 
gelegen, ein Komplex von Glashäu- 
sern, ausschliesslich zur Erziehung 
von frühen Früchten bestimmt. 
siche, Wein, Aprikosen, Pflaumen, 
Erd- und Himbeeren werden hier in 
grossen Massen getrieben und vom 
frühen Frühlinge bis zum späten 
Herbste dem Hofe geliefert. 

Ebenfalls in diesem Theile des 
Parkes finden wir die Baumschule, 
wo das zum Nachpflanzen im Parke 
nöthige Material an Bäumen und Ge- 
sträuchen herangezogen wird. 

In der Stadt Zarskoje selbst besitzt 
der Herr Senator Polowzow einen hüb- 
schen Garten, der zwar nicht gross, 
aber schön gehalten ist. Die dorti- 
gen Pflanzenhäuser sind gefüllt mit 
schönen Warmhauspflanzen, darunter 
herrliche Exemplare importirter Cy- 
cadeen von bedeutender Grösse. Fer- 
ner sind auch hier Rosen, Azaleen 
u. s. w. in Massen kultivirt. 

Unter den Handelsgärten ist wohl 


‘die Rosengärtnerei des Hofgiirtners 


Freundlich die bekannteste; dieselbe 
liegt ausserhalb der Stadt auf der 
südwestlichen Seite derselben, im 
Dorfe Arakscheewka. Herr Freund- 
lich hat sich als Rosengärtner ein be- 
deutendes Renommée erworben, wes- 
halb es auch selbstredend ist, dass 
die Rosen dieses grossen Etablisse- 
ments sich in bester Kultur befinden. 
Einen zweiten Garten richtet der Be- 
sitzer jetzt im grossartigen Masstabe 


Pfir- ` 


19 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


in der Nühe des Bahnhofes ein. — 
Alle blühenden Rosen dieser Gärt- 
nerei kauft der Blumenhändler Eilers 
in St. Petersburg, für dessen Maga- 
zine der Garten ausschliesslich arbeitet. 
Unter den übrigen drei in der Nähe 
des Bahnhofes gelegenen Gärtnereien 
ist die von Gradke die bedeutendste. 
Dekorationspflanzen, Florblumen für 
den Markthandel bilden hier den 
Hauptbestand der Gärtnerei. Jähr- 
lich werden Tausende von Azaleen, 
Camellien, auch Rhododendron in 
Deutschland gekauft und hier zur 
Blüthe getrieben, von wo sie dann 
in die Blumenläden Petersburgs ge- 
langen. Auch Hyaeinthen, Tulpen, 
Convallaria u. s. w. werden hier zu 
vielen Tausenden getrieben. 

Unmittelbar an den Gradke’schen 
Garten grenzt der des Kaufmannes 
Selenin, wo auch wieder ausschliess- 
lich nur Rosen, und zwar in bedeu- 
tender Anzahl gezogen werden. Ob- 
gleich der Herr Selenin nicht selbst 
Gärtner ist, so befinden sich doch 
seine Rosen in recht guter Kultur 
und vergrössert er sein Etablissement 
jährlich durch Neubauten. 

Nicht weit entfernt von diesen Gär- 
ten, auch ganz in der Nähe des Bahn- 
hofes, befindet sich der Garten des 
emert. Hofgärtners Barlow. Obgleich 
die Gärtnerei nicht gross ist, so muss 
sie hier doch genannt werden, wegen 
der ganz ausgezeichneten Kulturen 
der hier gezogenen Rosen und Erd- 
beeren.. Wohl selten möchte man 
genannte Pflanzen so ausgezeichnet 
schön, wie sie hier gezogen werden, 
finden, wo jedes Exemplar die Kunst 
des Meisters bekundet. 


Ferner liegt auch noch auf dieser 
Seite der Stadt der Garten des Han- 
delsgärtners Andreew; auch hier sind 
es wieder ausschliesslich die Rosen, 
welche die Häuser füllen. 

An dem von Zarskoje nach Paw- 
lowsk führenden Wege ist die Rem- 
pen’sche Gärtnerei gelegen, die neuer- 
dings Herr Rempen jun. von seinem 
Vater übernahm. Dies Geschäft ist 
ein grosses und unter der thätigen 
Leitung des jetzigen Besitzers auf- 
blühendes. Durch gute Kultur, Sauber- 
keit und Accuratesse empfiehlt sich 
dieses Etablissement dem Besucher. 

Den hervorragendsten Theil der Kul- 
turen bilden auch hier die Rosen, aber 
auch alle andern blumistischen Pflan- 
zen zum Winterflor sind in Massen 
zu finden. In welcher Ausdehnung 
diese kultivirt werden, ist daraus er- 
sichtlich, dass dieses Etablissement 
fast allein das Blumenmagazin des 
Herrn Rempen sen. in St. Petersburg 
mit Pflanzen und Blumen füllt und 
unterhält. 

Obgleich die Nachbarstadt Paw- 
lowsk nicht mehr zu Zarskoje-Selo 
gehört, muss ich doch noch der dor- 
tigen prachtvollen Gärtnerei Seiner 
Kaiserl. Hoheit des Grossfürsten Kon- 
stantin Nikolajewitsch hier erwähnen. 
a Ls (C hahe sa eht 


vollen, in schönster Kultur stehenden 
Pflanzen gefüllt, erfreuen das Auge 
des Gartenfreundes. Obgleich auch 
viele Dekorationspflanzen zur Aus- 
schmiickung der Palais gebraucht 
werden, so sind doch noch ausserdem 
Pflanzen-Collektionen vorhanden, wie 
sie wohl selten gefunden werden. So 
möchte z. B, die Cycadeen- Sammlung 


laf MO 


c [M d Ce 
ie iota pres "Lt LL 000 alias (tafe ttLet 
Z ^ 
"d 


/ 


ra 


Us te tage pel tt Qe HH: 


I. Originalabhandlungen. 73 


hier, wenn nicht die reichhaltigste, 
doch eine der reichsten auf dem Kon- 
tinente sein. 

Aber auch von andern Pflanzen- 
familien, wie von Aroideen, Aralia- 
ceen, Dracaenen, Croton u. s. w., sind 


hier reiche Sammlungen und simmt- 

lich in schénster Kultur vorhanden. 
(A. Sohrt.) 

(NB. Beide Artikel des Hrn. Sohrt 

sind auch im Westnik der Kaiserl. 

Gartenbau-Gesellschaft veröffentlicht.) 


5) A. Regel, vom Naryngebiet über Wernoe bis Altynimel (1880). 
(Fortsetzung.) 


Wir erreichten nun den Pass Dolon, 
der 9000° hoch ist. Wiewohl nicht 
weit von dieser Stelle einige Schnee- 
felder zu bemerken waren, so kam 
doch hier gar nichts Bemerkens- 
werthes vor. Nur gab es hier zahl- 
reiche röthlich gefärbte Murmelthiere. 
Die hohen Felsberge, die den Dschu- 
wanaryk (wörtlich breiter Graben, 
ein Zufluss des Tschu) umgeben und 
bereits dem Terskei-Alatau des Issyk- 
kulufers angehören, lagen vor uns, 
doch ging es auf bequemem, wiewohl 
steilem Wege abwärts. Die Flora 
hatte den Charakter der trockenen 
Stellen, hauptsächlich nur Lasiagros- 
tis. Bei der Station am Sarybulak 
kamen noch Statice tenella und La- 
gochilus vor, auch Acantholimon ala- 
tavicum. Von dieser Station aus nah- 
men wir statt des Packpferdes ein 
Kameel, das allmälig in ein hinläng- 
liches Traben kam und nicht weit 
hinter mir zurückblieb. Die Stationen 
waren bisher immer 25 Werst lang; 
die letzte war länger; doch war ich 
nicht gewiss, ob ich noch die dritte 
machen sollte; man kann eben in der 
Steppe leicht das Doppelte von dem 
zurücklegen, was man im Gebirge 
macht. Der ziemlich tiefe Sary-bulak, 
der weiter unten Dschuwan-aryk heisst, 


wird hier auf einer Furth passirt, da 
die Brücke vom Hochwasser zerstórt 
Der Weg geht nun all- 
mälig in einen engeren Theil der 
Schlucht hinein, der mit der Buam- 
schlucht viel Aehnlichkeit hat; den 
Anfang des Weges legten wir wie- 
der bei dem heftigsten Gewitter zu- 
rück. Anfangs trifft man nur Salix 
purpurea und Hippophaé, ausserdem 
Eurotia und Caragana pygmaea, wei- 
terhin, wo die Felsen vorherrschen, 
allerhand Ferula, Pyrethrum, Sem- 
pervivum, Statice, und von Sträuchern 
vorherrschend Lonicera microphylla, 
am Wasser Populus suaveolens, dann 
öffnet sich die Schlucht nach dem 
Thale des Kotschkur, des Oberlaufes 
des Tschu hin. Nach Westen zu be- 
merkt man hier die Berge, die das 
Quellgebiet des Kotschkur bilden und 
wo Wege nach dem Dschungal und 
Sussamir durchführen; nach Norden 
schliesst sich der Südabhang des 
Alexandergebirges daran an und ihm 
liegt der Höhenzug Kysylombo vor, 
der sich zwischen das Knie, den der 
Tschu und sein Oberlauf, der Kotsch- 
kur bilden, einschiebt und also in die 
Nähe des Issyk-kul gelangt; nach 
Siiden zu blickend befindet man sich 
dem Westende des Terskei- Alatau, 


worden ist. 


74 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


also den südlichen Issyk-kulbergen 
gegenüber, von wo der zweite Quell- 
arm des Kotschkur, der Dschuwan- 
aryk, herkommt. Letztere Berge 
haben schóne Formen und sind weit- 
hinauf von Firn und Gletschereis be- 
deckt; die hóchste Gruppe trügt den 
Namen Dalawau. In der Station am 
Kotschkur, die aus einer Kirgisenjurte 
mit einer gastfreundlichen Kirgisen- 
familie bestand, übernachtete ich, da 
der Weg nach Kokmainak lang und 
schwierig war. Auf der Thalebene 
wuchs meistens Lasiagrostis, manche 
Stellen waren von Aeckern eingenom- 
men, an kiesigen Stellen kamen kleine 
Allium vor. Am folgenden Morgen 
passirten wir mit grosser Vorsicht 
den tiefen Kotschkur (es war übri- 
gens am vorigen Tage auch Artillerie 
hinübergegangen und hatte in der 
Nähe Station gehalten) Auf dem 
sumpfigen Uferland der andern Seite 
wuchs Thermopsis lanceolata und Or- 
chis incarnata v. latifolia in grosser 
Ueppigkeit. Dann erreichten wir bald 
die dürren Porphyrausliufer des Ky- 
sylombo, nüherten uns jedoch noch- 
mals dem Flusse, ehe wir die Rich- 
tung auf Kutemaldy zu verliessen. 
Auf den niedrigen Strecken kam 
hauptsächlich Nitraria und Iris ensata 
vor. Der Kysylombograt erhebt sich 
mehrere tausend Fuss über den Tschu 
und bietet manche malerischen Szene- 
rien dar. Die Pflanzen waren meist von 
dem Vieh, das auch jetzt in Schaaren 
durchzog (wahrscheinlich trotz des 
Verbotesnach Kaschgar), abgefressen : 
an einer Stelle, wo wir mehrere Ar- 
gali aufscheuchten, bemerkte ich kiim- 
merliche Exemplare von Potentilla, 


Lagochilus, Oxytropis und Lonicera 
microphylla. Wieder regnete es zu- 
letzt und mein Pferd fiel mitten in 
einer Pfiitze hin, als wir uns dem 
lehmigen Tschuufer oberhalb des 
Flusskniees wieder genähert hatten; 
das Kameel ging aber immer besser 
und besser, trotzdem wir es anfangs 
kaum vom Flecke gebracht hatten. 
In Kokmainak wartete ich abermals 
einen tüchtigen Regenguss ab, ehe 
ich nach Dschilaryk abfuhr. Wir 
waren über die Brücke gekommen, 
die in der Mitte der Buamschlucht 
auf die linke Tschuseite zurückführt, 
als wir grosse Strecken des Weges 
von Schlamm und Steinen überdeckt 
vorfanden, die die Gewitter von den 
Bergwänden hinabgerissen hatten. Es 
war gerade die Strecke, wo Perowskia 
brotanoid itil ierlichen blauen 


Rispen blühte. Ein Stück weiter blieb 
die Telege bis über die Achse in dem 
hall 4 + Colli ix nnd 


ein Pferd verschwand günzlich unter 
dem Kothe. Wir machten es wieder 1 
frei und nach vieler Mühe gelang es, — 
die Telege rückwärts zu ziehen und | 


dann den Abhang an einer andern : 
Stelle mit meinem sartischen Beil- - 


hacken fahrbar zu machen und über - 
das Rinnsal dort hinüberzusetzen, wo - 


der Koth und Schutt flacher lag. Nur E 


hundert Schritt weiter kamen wir aber 
an eine mehrere Klafter hohe Schutt- - 
mauer. Es blieb uns nur übrig, das 
Gepück so gut es ging, mit meinem 
Vorrathe an Stricken und den Leit- 


seilen auf die Pferde zu packen, auf 3 


denen der Fuhrmann und der Dungane — — 


davonritten; ich selbst machte mich — 


zu Fusse auf, da 12 Werst sich leicht 1 | 


I. Originalabhandlungen. 75 


gehenliessen, AehnlicheSchuttstróme 
kamen auch weiterhin vor, und an 
einer Stelle halfen wir einem Kosa- 
ken seine Telege herausgraben, da 
freilich konnte er dann weder vor 
noch riickwirts. Die mühselige Wan- 
derung lohnte sich mir aber wegen 
der botanischen Ausbeute genügend. 
Das Schönste, was ich in dieser aus- 
nehmend reichen Schlucht fand, war 
ein mir unbekanntes Dracocephalum 
mit breiten glünzenden Blüttern und 
grossen blauen Blumen (D. diversi- 
folium ?). Zwischen den bekannten 
Gehólzarten der Buamschlucht, als 
Acer Semenovi, Pistacia vera u. a., 
waren jetzt ausserdem schóne ge- 
schlitztblättrige Ferulaarten, ein weiss- 
blüthiger Eremurus (E. Olgae), eine 


eigenthümliche Cousinia, Salvia Scla- 


rea, Statice alatavica, ein Eryngium, 
Haplophyllum u. dgl. in voller Blüthe. 
Ich glaube diese reiche Flora dem Um- 
stande zuschreiben zu müssen, dass 
der Nordrand des Thianschanhoch- 
landes am  Einschnitte der Buam- 
schlucht am bedeutendsten nach Süden 
zurückweicht. Ist es doch jetzt augen- 
scheinlich, dass die Ründer des Hoch- 
landes für seine Vegetation viel be- 
stimmender sind, als seine gróssten 
Erhebungen! Dass diese Thatsachen 
am Südrande des östlichen Thian- 
schan eine Abänderung erleiden, lässt 
sich wohl dadurch erklären, dass die 
kaschgarische Wüste ihren Einfluss 
bis auf das Gebirge erstreckt; den- 
selben schädlichen Einfluss scheint 
ja die mongolische Wüste auch auf 
den Nordrand des östlichen Thian- 
schan bei Barkul zu üben, während 
sich der Wüsteneinfluss im Meridian 


von Schicho und Dschincho nur bis 
auf die Vorberge ausdehnt. Ich er- 
reichte Dschil-aryk bei einer so voll- 
kommenen Dunkelheit, dass es der 
Stationshalter für gefährlich hielt, in 
der Nacht weiterzufahren (freilich 
in manchen Fällen ein Kniff, um für 
die Bewirthung mehr zu erpressen); 
wir fuhren erst in der Morgendäm- 
merung ab. Der Postweg auf dem 
linken Tschuufer macht in der That 
am Ausgange der Schlucht einige 
sehr steile Senkungen und Steigungen 
durch, ehe er in die Ebene gelangt. 
Weiterhin regnete es wieder. Auf 
der Station Karabulak bekamen wir 
sehr bald Pferde und zwar ausneh- 
mend wilde. Die Kultur im Tschu- 
thal nimmt rasch zu; überall in 
der Ebene bemerkt man Aecker, 
die zu vereinzelten russischen, sarti- 
schen, dunganischen und hin und wie- 
der auch karakirgisischen Niederlas- 
sungen gehören. Tokmak selbst ist 
zufolge der Einwanderung ‘der Dun- 
ganen aus Kaschgar bedeutend an- 
gewachsen, ungeachtet die Kreisver- 
waltung nach Pischpek verlegt ist. 
Die Dunganen haben hier denselben 
mongolischen Typus wiein Urumtschi; 
in Suidun sind sie nicht rein. In Tok- 
mak konnte ich keine Pferde erhal- 
ten, weil die Post erwartet wurde, 
und konnte auch anderswo keine 
miethen. Da ich dann sah, dass die 
Postpferde an Privatleute um den 
vierfachen Preis vermiethet wurden, 
machte ich Lärm und wurde spedirt. 
Am Tschuufer waren Schilf, Malva 
nicaeensis, Glycyrrhiza, Inula Hele- 
nium, Thalietrum elatum, Euphorbia 
procera riesig emporgeschossen und 


16: Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


wurden gerade gemäht, was die Rus- | 
sen eingeführt haben. Weiterhin ka- | 


men auf der trockenen Hóhe der ersten 
Thalterrasse Cousinia, Delphinium 
hybridum und Artemisia vor. In Issi- 
gaty gab es keine Pferde und ich 
übernachtete. Da mir daran lag, 
Herrn Fetissow zu sprechen, so ritt 
ich am Morgen auf dem Pferde eines 
Boten nach Pischpek; mein Dungane 
wurde mir erst am Abend nachge- 
schickt. Der Weg nach Pischpek 
ging meist durch kultivirtes Land. 
Ich traf Fetissow an und sah mit 
ihm die netten Sammlungen an, die 
er im Alexandergebirge veranstaltet 
hatte; es that mir wiederum leid, 
dass ich nicht Zeit hatte, mit ihm in 
das Gebirge zu gehen. In demselben 
kommen manche interessante Gehólze 
vor, so auch als wild die Kirschen- 
art mit rundlichen rauhen Blättern, 
die in Suidun unter dem Namen 
Dschangista kultivirt wird. Das Ale- 
xandergebirge gilt als die Heimath 
des berühmten assa Mussa, des Moses- 
stabes (mit dem Moses Quellen er- 
öffnete), von dessen Härte und andern 
Eigenschaften viele Fabeln existiren; 
ich habe mich jetzt, nachdem ich in 
Taschkent Originalexemplare dieses 
Stabes gesehen habe, überzeugt, dass 
er wohl einfach von Berberis hetero- 
poda herstammt. Fetissow besass eine 
gelbblüthige Iris mit sichelfórmigen 
Blüttern, die einer bei Uratübe in 
einem Exemplare gesammelten ähn- 
lich sah (Iris caucasica), ausserdem 
ein breitblüttriges Colchicum, mit glei- 
cher Zwiebel wie der meinige vom 
Naryn (C. crociflorum), aber mit vio- 
lett gestreiften Petalen, nicht mit rein- 


weissen, wie am Naryn. Hutchinsia 
ist im Alexandergebirge häufig. Auch 
Ferulaceen gibt es dort viel; doch 
hatte er sie noch nicht gesammelt. 
Erst am dritten Tage, den 21. Juni 
(3. Juli), fuhr ich ab, nachdem die 
Post wieder Pferde hatte. Erst jen- 
seits der Station an der Tschubriicke 
begann eine interessante Prairienflora 
von Cousinia, Scabiosa, Delphinium 
hybridum, einer Stubendorffia (?) und 
einigen Labiaten. Schon an der Sta- 
tion Sugaty wurde der Weiterfahrt 
Halt geboten. Diese Stationen bis 
Werny sind nicht an den Monopoli- 
sten vergeben, sondern werden von 
einzelnen Kosaken gehalten, die die 
Sache im Ganzen schon um der Kon- 
kurrenz willen mit ihren guten Pfer- 
den ordentlich besorgen. Die Station 


ep EST ECT ee eT ey =: en a ek oe ed CR et D nahe et 


EB SIRE SG a akan 


Sugaty war aber offenbar einem ganz — 


heruntergekommenen Individuum zu 
Theil geworden, wo die Mittel fehl- 
ten, um die Pferde für den weiten 
Weg über den Kurdaipass tüchtig zu 
erhalten. 
gute Ausweg dar, auch dann, wenn 
Pferde dagewesen würen, dieselben 


nicht in das Buch einzuschreiben, son- 


dern den Reisenden zu zwingen, von 
den Kirgisen für vier- und fünffaches 
Geld das Nóthige zu miethen. Dabei 


geht der Stationshalter und der Starost ; 


nieht nur nicht leer aus, nein, der 


ganze Handel und die Theilung der — 


Beute wird auf das Schamloseste vor 
den Augen der Reisenden betrieben. 


Dieselben sollen dann wohl für die | 


ungewühnliche Ausgabe vom Haupt- 
komptoir entschüdigt werden, was 
aber schwer genug zu erlangen ist, 
und ausserdem wissen die Stations- 


Und dann bot sich der - 


I. Originalabhandlungen. 77 


tyrannen auch selbst das gemiethete 
Vieh zur Seite zu bringen, sobald die 
Bescheinigung verlangt wird. Auf der 
Station fand sich eine bunte Gesell- 
schaft vor, die theilweise schon über 
eine Woche wartete. Ich machte am 
anderen Tage einen Versuch, wenig- 
stens Ochsen für das Gepäck und 
den Diener zu miethen, und hatte auch 
fast mit Gewalt einen traurigen Klep- 
per für mich aufgetrieben. Aber kaum 
sass ich auf dem ebenso wackeligen 
Sattel (oder war eigentlich daran mit 
ihm hinunterzufallen), als meine Kir- 
gisen sofort so und soviel Zulage ver- 
langten und die Packochsen wieder 
abpackten. Ich stellte mir lebhaft 
vor, dass, wenn ich auch jetzt vom 
Flecke kam, doch wenige Schritte 
weiter Alles auseinanderlaufen würde, 
ohne dass ich auf meiner Rosinante 
sie überwachen kónnte, und gab das 
fruchtlose Beginnen auf. Es kam 
gerade zu dieser Minute ein Kreis- 
beamter, der zur Revision geschickt 
war, an, und versprach für uns ein- 
zutreten. Fürs Erste machte ich noch 
einen Spaziergang auf die nächsten 
Hügel und fand hier Cousinia, Ere- 
murus, Stubendorffia, eine eigenthüm- 
liche Lactuca, Prunus prostrata u. dgl. 
Den 23. Juni konnte ich meine Sachen 
zusammenpacken und die Fahrt über 
den Kurdai unternehmen oder viel- 
mehr meist neben dem Wagen zu 
Fuss gehen. Die Station ist 33 Werst 
lang und ganz ohne Wasser, was bei 
der Hitze empfindlich war. Zwei Cou- 
siniaarten, Rheum Rhaponticum, Al- 
thaea ficifolia, Delphinium hybridum, 
Nepeta nuda u. dgl. bildeten auf dem 
ersten Anstiege die Vegetation, dann 


folgte eine weite Hochebene mit nie- 
drigerer Vegetation, bis der steile 
Anstieg zum Passe selbst kam, der 
wider Erwarten gar nichts Nennens- 
werthes bot; es war überhaupt Alles 
abgeweidet. Wir langten bei Sonnen- 
untergang auf der Station Kurdai an 
und wurden nun ohne Aufenthalt fort- 
spedirt, so dass wir am folgenden 
Morgen schon in Usumgatsch waren 
und den transiliensischen Alatau in 
seiner ganzen Schénheit erblickten. 
Hier ist überall in der Niederung vor 
den Bergen die Wiesenvegetation äus- 
serst üppig, selbst eigentliche Berg- 
pflanzen, wie Phlomis und Nepeta 
nuda, Inula Helenium bemerkt man 
hier. Die Kirgisen sind von den rus- 
sischen Ansiedlern so im Raume be- 
schrünkt worden, dass ihr Futter nicht 
mehr ausreicht; sie mihen also jetzt 
Gras mit Sensen und treiben da und 
dort Kornbau, der erste Anfang zur 
Sesshaftwerdung. Am Abende des 
24sten kamen wir in Werny an, wo ich 
wegen eines Befehls weitere Aus- 
kunft abwartete. Hier machte ich 
zunüchst eine Exkursion in das Thal 
des Almatinka und fand die Vege- 
tation in vollster Ueppigkeit. Die be- 
kannten Gehólzarten: Populus suaveo- 
lens, nigra und tremula, Prunus Pa- 
dus, Salix purpurea und Caprea, Be- 
tula alba, Evonymus Semenovi, Acer 
Semenovi, Sambucus racemosa, Loni- 
cera mierophylla, coerulea und Alt- 
manni, Rosa laxa und platyacantha, 
Ribes rubrum, Befberis heteropoda, 
Aprikosen und Apfelbäume hatten 
Früchte angesetzt, dazwischen von 
Schlingpflanzen Hopfen und Atragene, 
ferner Cuscuta und am Nordabhange 


78 


mannshohe Grüser und Stauden, beson- 
ders Dactylis und Milium, Bromus, Me- 
lica, Aronicum, Picris, Sonchus paluster, 
Crepis sibirica, Centaureen, Scabiosa, 
Glossocomia, Phlomis, Stachys silva- 
tiea, Nepeta nuda, Dracocephalum 
nutans, Mentha sylvestris, Lamium 
album, Salvia sylvestris, Polemonium, 
Heracleum, Archangelica, Conioseli- 
num, Anthriscis, Bupleurum, Ferula, 
Pedicularis, Aconitum Lycoctonum, 
Lavatera thuringiaca, Lythrum virga- 
tum, Althaea ficifolia, Impatiens par- 
viflora, Orobus luteus, Lathyrus pra- 
tensis, ein mächtiger Eremurus (E. 
Kaufmanni ?) und ein rother Lathyrus, 
Lythrum virgatum, ferner, als am 
Bache wachsend, noch besonders zu 
erwühnen: Aspidium Filix mas, Pri- 
. mulaveris, Sedum Ewersi, Listera 
ovata. Ich unternahm später noch 
eine Tour an die gleiche Stelle, um 
am rechten Almatinka-Ufer an den 
dürreren Abhüngen, wo erst oben eine 
dichte Vegetation von Ferula, Cen- 
taurea, Althaea, Delphinium hybri- 
dum und dazwischen Haplophyllum 
latifolium vorkam, einen schénen mit- 
telhohen, gerade von weissen Blüthen 
überschütteten Eremurus zu sammeln, 
wahrscheinlich E. robustus. Später 
vor meiner Abreise ritt ich noch ein- 
mal weiter hinauf bis zur Tannen- 
region, die freilich jetzt arg aus- 
gehauen und ausgetrocknet ist, so dass 
nur noch spürliche Weiden und Loni- 
cera hispida und Cotoneaster übrig- 
geblieben sind; ith brachte von dort 
die üchte Adenophora liliifolia (var. 
stylo exserto) mit, wührenddem ich bis- 
her nurdiealpine niedrige Adenophora- 
Form (A. vulgaris) gefunden hatte. 


Gartenflora Deutschlands; Russlands und der Schweiz. 


- 


Den 14.26. Juni unternahm ich einen 


Ausflug nach Talgar, als dem eigent- 
lichen Centrum der transiliensischen 
Alpen. Der Weg führt unmittelbar 
unter den Vorbergen durch bebautes 
Land und Heuschlüge; die Artemi- 
siensteppe bleibt mehr seitwärts. Al- 
thaea, Lavatera, Cannabis, Dipsacus, 
Echinops, Nepeta, Stubendorffia bil- 
den stellenweise mächtige Bestände. 
Das Dorf Talgar, 25 Werst von Werny 
entfernt, liegt in der Mulde des Tal- 
gargletscherbaches, nach Süden und 
Westen blicken die schneeigen Fels- 
häupter darauf hinunter, hoch über 
ihnen die dreispitzige Talgarkuppe, 
nach Osten und Norden liegen die 
Berge vor, die nach dem Dorfe Issyk 
führen. Ich hielt mit meiner Kosaken- 
koika auf der Kosakenstation an und 
fand ein gutes Quartier, auch bemühte 
sich der Attaman, mir zum Morgen 
Kirgisenpferde und einen Führer zu 
verschaffen, das natürlich Dank den 
offenen Briefen, die ich mir in Werny 
verschafft hatte. Die Vegetation am 
Ausgange des Thales war stark aus- 
getrocknet und von Aprikosenbäu- 
men, Pappeln, Birken, Berberis und 


Rosen nicht mehr viel übrig geblie- ; 
ben; da und dort gab es Viburnum 


Opulus, Rhamnus cathartica und Loni- 


cera microphylla, dann an den Rainen 


einige Ferula, Anthriscus, Echinops, 


Althaea, Phlomis und Eryngium. Wir | 


folgten einem östlicheren Bacharm, der 
Kerskensu heisst, und nahmen hier 


einen kalmükischen Führer; ausser | 


dem gesellten sich einige Kirgisen 


zu uns, die uns in einen Aul führen ; 
wollten und riethen, über einen hohen — 
Pass in das Hauptthalhinüberzugehen. 


TE 


pou AU a te Se) ee 


I. Originalabhandlungen. | 19 


Allmälig ward der Tannenwald häu- 
figer. Erigeron aurantiacus, Glosso- 
comia, Myosotis alpestris, Parnassia 
Laxmanni, die stacheligen Cirsium, 
zahlreiche Aconitum Lycoctonum, Se- 
menovia, Archangelica, Trollius, Cre- 
pis, Lonicera Karelini u. a. traten 
auf. Bei einem Wasserfalle schwenk- 
ten wir nach rechts gegen die Fels- 
grüte ab, hinten nach links waren 
vergletscherte Gründe sichtbar. Am 
steilen Wege wuchsen an einer ent- 
bléssten Moräne Juniperus Pseudo- 
sabina, Lonicera Semenovi, Papaver 
nudicaule, eine alpine Nepeta, Draco- 
cephalum altaicum, Anemone narcissi- 
flora, Eritrichium villosum, das hoch- 
alpine Pyrethrum pulchrum, Thalic- 
trum alpinum, Oxytropis, Viola altaica, 
Pedicularis songorica, Alsine, allerlei 
Carices und weiter auf dem Schutte 
nur noch Callianthemum und Chori- 
spora Bungeana und ein Cerastium. 
Jenseits des Kammes (etwa 10,0004), 
wo uns ein heftiges Unwetter und 
Hagel überraschte, machten wir in 
einem Aule Halt, der nicht weit von 
den Gletschern entfernt war. Diese 
Stelle entsprach dem Fusse des Tal- 
garpiks, der nicht sichtbar war. Das 
Vieh hatte hier arg gewirthschaftet ; 
da und dort blühten Pyrethrum, Par- 
nassia, die Erigeron-Arten, Saxifraga 
flagellaris und sibirica, Eritrichium, 
die einjihrigen Gentiana und eine 
mehrjührige (G. decumbens). Samen 
waren hier noch nirgends reif. Gegen 
Mittag stiegen wir auf schwierigem 
` Pfade in das Hauptthal hinunter. Un- 
ten in der Nebenschlucht kamen eine 
andere Gentiana, ein Delphinium, 


liess das Gepäck in einem Aule an 
der Waldgrenze und ritt gegen die 
Anfangsgletscher des Talgar zu, die 
hier bereits von allen Seiten her von 
den Felswänden herabkamen. In 
den höhern Regionen wuchs hier be- 
sonders Juniperus, Lonicera Karelini, 
Weidenarten, dann Bryomorpha rupi- 
fraga, Nepeta, Hedysarum, Oxytropis, 
Erigeron, Cystopteris. Da sich von 
Pflanzenarten hier nichts auffallend 
Neues vorfand und die Samen noch 
nicht reif waren, kehrte ich am 17. um 
und unterliess auch weiter nach Osten 
und etwa an den Issyk-kul vorzu- 
gehen, umsomehr es ohne eigene 
Pferde schwierig gewesen würe. Der 
Weg in die Hauptschlucht war eng 
und steil; meist ging er durch prüch- 
tigen Wald, bisweilen über Schutt- 
halden und zwischen Felsen durch. 
(Mein Pferd, vor dem man mich übri- 
gens gewarnt hatte, riss sich einmal 
beim Absteigen los, und als ich es 
wieder einfangen wollte, verbrannte 
mir das Rossharseil die Hand so, dass 
sie erst nach einigen Wochen heilte.) 
Es war auffallend, dass die eigent- 
liche alpine Vegetation hier erst in 
der Nadelwaldzone ordentlich ent- 


‘wickelt war, die freilich selbst zu be- 
1 " 1 Trek as E 7 An he 


als anderswo, wenigstens im Vergleiche 
zu den Nebenthülern und zu der Hóhe, 
bis zu der dieselbe tiefer unten an 
den Thalwänden emporsteigt. Es 
scheint überhaupt eine Regel zu sein, 
dass je weiter ein Thal eingeschnitten 
ist, desto mehr gewührt es auch der 
Waldung Schutz; andererseits reichen 
aber auch Gletscher und Firnschnee 


Hedysarum und Onobrychis vor. Ich | von der Centralkette des Gebirges 


80 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


weiter hinab als an seinen Ausliufern, | hier einen schónen Wasserfall und 


es füllt auch an solchen Stellen der 
Schnee früher als an den Auslüufern, 
wiewohl diese, als dem Winde ausge- 
setzt, ein rauheres Klima und eine är- 
mere Vegetation besitzen. Die Talgar- 
schlucht bot wegen ihres steilen Abfalles 
auf verhültnissmüssig kurzer Strecke 
ein besonders belehrendes Beispiel des 
Zonenüberganges: in der obern Nadel- 
waldzone, ausser Picea Schrencki von 
andern Büumen nur Sorbus, dann all- 
mälig Ribes rubrum, Rosa laxa, Loni- 
cera hispida und Altmanni (L. Karelini 
und Juniperus Pseudosabina und nana, 
sowie die niedrigen Weiden, gehen 
auch hóher hinauf); nun auf sumpfi- 
gem Terrain im Walde Primula niva- 
lis, die Carices, Aronicum, Crepis 
sibirica, Aquilegia; weiter hinab, etwa 
in der Mitte der Nadelwaldregion, 
beginnt Populus tremula, noch weiter 
hinab erst die Birken und Populus 
suaveolens (letztere steigt freilich an- 
derwiirts weit hinauf, ebensoweit wie 
Salix purpurea — nähere Beobach- 
tungen iiber die verschiedenen Pur- 
purweiden behalte ich mir vor). Bald 
nach den Birken beginnen auch die 
Aepfel und Aprikosen, die Rosa platya- 
cantha, Berberis heteropoda (reicht 
am Talas und Tschotkal hoch hin- 
auf, wie überhaupt die meisten Ge- 
wächse an der Grenze ihrer geogra- 
phischen Verbreitung, zuerst einzeln 
auf bedeutender Höhe angetroffen 
werden). In der untern Zone fand 
ich hier ein eigenthümliches Tana- 
cetum, während Pyrethrum transiliense 
seltener wurde. Vor dem Ausgang 
in das Hauptthal war der Weg sehr 
verengt und der Talgarbach bildete 


viele Stromschnellen. Nach einer 
Rast auf der Station fuhr ich nach 
Werny zurück. Während der letz- 
ten Zeit meines Aufenthalts in Werny 
bis zum 27. Juli besuchte ich mit- 
unter den Kronsgarten, der von Hrn. 
Baumann und einem Beamten geleitet 
wird. Angestellte und Lehrlinge tra- 
gen militärische Uniform. Leider 


muss die Baumschule in der letzten - 


Zeit um der Blumenzucht willen ver- 
nachlässigt werden. Da im Garten 
zu Werny viel Lehrlinge erzogen 
werden, so ist es am Ende nur in der 
Ordnung, dass dieselben. sich in der 
Blumenzucht üben; gross kann natür- 
ich die Auswahl nicht sein, doch 
waren die Fuchsien nicht übel, über 
den Geschmack eines Teppichbeetes 
liesse sich streiten. Das Gewächs- 
haus war ordentlich gehalten, natür- 
lich nicht reich und ohne wahrhaft 
schöne Kulturexemplare, doch bildet 
es die Haupteinnahmsquelle des Gar- 
tens, der zu eigentlich fabelhaft bil- 


= 


ligen Preisen (der Topf 10 Kopeken) 


DOI 
ae 


die Einwohner von Werny mit Zim- — 


merpflanzen versorgt. Der Gemüse 
bau ist fast ganz zurückgekommen, 
was wegen der damit verbundenen 
Verpflichtungen nicht schade ist. Zu 
bedauern ist, dass die Baumschule 


jetzt vernachlässigt wird. Verdienst- . 


voll ist eine Systemanlage des Hrn. 


Baumann, in der von den bisher kul- l 


tivirten Gehölzarten einige Stück fami- 
lienweise zusammengepflanzt sind und 
auf Haltbarkeit hin beobachtet wer- 
den. Es wachsen dort: Paliurus acu- 
leatus, Rhus Cotinus (davon auch im 
Blumengarten ein schéner grosser 


fc 


ii 


I, Originalabhandlungen. 


Strauch, der jährlich blüht), Ampe- 
lopsis hederacea, Berberis vulgaris 
(hier von ganz anderer Tracht als 
B. integerrima, die immer helle glün- 
zende Blütter hat, von der kleinen 
Zähnung und dem feurigen Aussehen 
der runden Beeren ganz abgesehen), 
Tilia europaea, Broussonetia papyri- 
fera (klein, scheint aber zu wachsen), 
Paulownia imperialis (leidet), Cytisus, 
Hippophaé, Juglans regia (wieder zu- 
rückgegangen, wiewohl es Bäume mit 
Früchten im Garten gab), Betula 
alba verrucosa und papyrifera, Bryo- 
nia, Quercus pedunculata, Alnus glu- 
tinosa, Fraxinus potamophila (die gros- 
sen Büume im Garten sind herunter- 
gefroren und haben neuen Trieb ge- 
geben), Acer campestre, A. Pseudo- 
platanus, A. platanoides, Negundo 
fraxinifolia, Rubus odoratus (üppig), 
Potentilla fruticosa, Spiraea salici- 
folia, Sp. opulifolia, Sp. chamaedry- 
folia, Sp. callosa, Periploca graeca, 
Vinca minor, Hedera Helix (gut), 
Philadelphus coronarius, Populus dila- 
tata, Corylus Avellana. Im Garten 
in den Alleen stehen viele grosse Exem- 
plare von Acer Semenovi, Viburnum 
Opulus, Sambucus racemosa, Fraxinus 
soogdiana, sowie Robinia Pseudacacia 
und Bignonia Catalpa; die letzteren 
sind schon in der Stadt sehr ver- 
breitet. Ailanthus scheint in Werny 
zu leiden. Beerenobst wird jetzt allent- 
halben gepflanzt, Zimmerpflanzen sind 
beliebt und gut gehalten, dagegen in 
Hausgürten und Stadtpürken wird 
noch viel weniger Geschmack ent- 
wickelt wie in Taschkent, und Privat- 
Gewächshäuser, die dort schon Mode 
geworden sind, gibt es in Werny 
1883. 


81 


nicht, In den Bergen hinter dem 
Landhause des Gouverneurs hat der 
Förster Baumann, der Bruder des 
Gärtners, eine Anpflanzung von eini- 
gen Tausend Eichen und Ulmen an- 
gelegt. 

Am 27. Juli fuhr ich mit meinem 
Dunganen ab und kam unaufgehal- 
ten bis Iliisk. Hier ward ich bis 
zum Morgen vertrüstet und suchte 
unterdessen nach Eremurus inderiensis 
und fand auch allerlei andere Sand- 
pflanzen, als mehrere Cousinia-Arten, 


, Echinops, Astragalus coronatus, Aspa- 


eine Statice, 


ragus (maritimus?), 
E tach , Saussurea 


salsa, die schwarzfrüchtige Rosa Beg- 
geriana u. dgl. Den andern Morgen 
erwies sich, dass die vorausgeschick- 
ten Pferde so verhungert waren, dass 
sie gar nicht vom Flecke kamen. Ich 
musste wieder auf die Station schicken 
und sammelte unterdessen Samen von 
Eremosparton junceum, zuerst in die- 
ser Gegend, gefunden, von Ferula 
Karelini, Ammodendron Sieversi, Ly- 
cium turcomanicum, Hulthemia ber- 
berifolia, Convolvulus Pseudo-Canta- 
brica, einer Silene u. dgl, die hier 
zwischen Tamarix, Calligonum, Hali- 
modendron und einzelnen Saxaul- 
stráuchern wuchsen. Mit einem nach- 
geschickten Pferde kamen wir mit 
Mühe vom Fleck. Auf der Mitte 
des Weges trafen wir die Post, die 
im Freien übernachtete, da die Pferde 
nicht vom Flecke gingen. 

Am Abend des 28. kam ich in 
Tschingildy an. Ich liess den Dun- 
ganen den folgenden Tag Samen von 
Lycium ruthenicum sammeln und ging 
auf die nächsten Anhóhen im Nor- 

6 


82 


den los. Eine Statice, Hulthemia, 
einige wenige Cousinia, Convolvulus 
Pseudo-Cantabrica, Resten von Tulipa 
und Rhinopetalum waren das Einzige, 
was hier zwischen Artemisia und Eu- 
rotia vorkam ; auf einem Gange gegen 
den lli zu fand ich gar nichts als 
Artemisia und Alyssum. 

Den 30. August fuhr ich nach 
Karatschoku. Ausser Artemisia be- 
merkte ich jetzt auf dem Wege nur 
ein weissstengliges Eryngium, Hul- 
themia und lris tenuifolia, deren Sa- 
men, wie es scheint, grösstentheils 
abhanden gekommen sind. In Kara- 
tschoku hatte ich natürlich wieder 
Zeit zum Botanisiren, da auch hier 
wie in Tschingildy über ein halbes 
Dutzend unabgefertigter Posten und 
so und so viel Equipagen mit Privat- 


| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


personen auf eine bessere Zukunft 
harrten. In der Schlucht des Kara- 
tschokibaches sammelte ich am Mor- 
gen die Samen einer Ferula (F. teter- 
rima ?), von Convolvulus Pseudo-Can- 
tabrica, Lallemantia Royleana, eini- 
gen Alyssum, Saussurea und Centaurea 
und einer Statice; die Eremostachys- 
samen (von E. iliensis) waren sämmt- 
lich ausgefallen. Reicher und besser 
erhalten war die Flora auf einer Kuppe 
jenseits des Karatschokiberges : hier 
fand ich einige Ferula, Saussurea, 
Jurinea, Staticen, Gentiana Olivieri, 
Linosyris ete. — Tulipa Alberti konnte 
ich nicht auffinden, das beschränkte 
Vorkommen dieser Art bei Kuiankus 
ist mir räthselhaft. 
(Fortsetzung folgt.) 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


A. Abgebildet im Katalog von Ja- 
mes Veitchu.Sóhne. RoyalExotic 
Nurseries, Kingsroad, Chelsea, 

1) Leea amabilis h. Veitch. (Ampelideae). 
Bin Strauch für das niedrige Warmhaus, 
den Herr Curtis im Norden Borneo’s ent- 
deckt und in den Garten der Herren James 
Veitch eingeführt hat und der als ausge- 
zeichnet schóne buntblattrige neue Art ein 


chen 2—3parig, elliptisch-lanzettlich , zuge- 
spitzt, gross gezähnt, bis 6 Zoll lang und 
1'h—2 Zoll breit, fiedernervig, im jungen 
Zustande hellroth und braun achattirt und 
mit schónen rosenrothen Binden 


ältern Blätter erhalten nach und nach eine 
tiefe bronzegrüne Fárbung, schattirt mit braun 


| 


und die Binden längs der Nerven werden 
allmálig silberweiss. J. Veitch sagt, dass in 
der Farbung diese Art einem buschigen 
Cissus discolor gleiche. 

Wissenschaftlich untersucht und beschrie- 
ben ist diese Art noch nicht, da Blumen 
und Früchte derselben noch nicht bekannt 
sind, es kónnte daher ebensowohl ein Cissus, 
oder eine Ampelopsis etc. sein, obgleich die 
Tracht und das Vaterland mehr für Leea 
sprechen. 

Die beistehende (S. Seite 83), von J. Veitch 
mitgetheilte Abbildung stellt dieselbe in !/s 
der natürlichen Grösse dar. 


B. Abgebildet im Kataloge von w. 
Bull, Kingsroad, Chelsea, London. 


2) Calathea leopardina Rgl. (Gartenflora 
1878, pag. 297 aranta leopardina Bull 
cat.) — Eine von W. Bull vor einigen Jahren 
aus Brasilien eingeführte schöne buntblätt- 


— 
— 


rige Art für das niedrige Warmhaus (siehe 
Seite 84). 


. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 83 


e 


|. 41! NATURAL SIZE. 


Die elliptischen zugespitzten Blätter stehen 
auf bis 1 Fuss langen Blattstielen, sind 4—5 


amabilis, 


Leea 


~ 


84 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Zoll lang, 1% —2 Zoll breit und tragen auf | ein warmes Treibbeet eingesenkt, noch schó- 
hellgrünem Grunde dunkelgrüne Fieder- | ner und üppiger sich entwickeln, als wenn 
flecke, wie solche auf unserer Abbildung | sie beständig im Warmhause kultivirt wer- 


l 
" ji 


Calathea leopardina. 


wiedergegeben sind. Gehört zu den leicht ; den. Man verpflanzt und vermehrt durch 
gedeihenden Arten dieser an schónen For- | Theilung am geeignetsten zur Zeit des Triebes. 
men reichen Gattung, die zur Zeit des Triebes 
im Frühjahr und Sommer mit dem Topf in 


. . 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 85 


C. Empfohlen von E. Regel. liche Art, zu der auch als Formen O. Ale- 
3) Odontoglossum crispum Lindl. (in ann. | xandrae Rchb. fil, O. Blunti fil, und O. An- 
nat, hist. 15, pag. 256. — Ejusd. fol. orch, | dersonianum Rchb, fil. gehören. Wächst in 


Odontoglossum crispum. 


— Gard. chron. 1878, pag. 690. — Ill. | der Provinz Bogota Neugranada's in den Ge- 
hort. 1878, tab. 325. — Rchb. fil. in Müll. | birgswaldungen epiphytisch auf Bäumen der 
ann. bot, pag. 845, — Eine sehóne ansehn- | Waldungen und wird in der kühlern Ab- 


86 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


theilung des Orchideenhauses kultivirt. Der 
überhängen de Blüthenstiel entspringt aus der 
Achsel des die Scheinknolle stützenden Blat- 
tes und trägt die überhängende Traube, oder 
bei sehr üppigen Exemplaren die Rispe der 
schönen 2—2!/a ves im Durchmesser hal- 
tenden Blumen ussere Blumenblätter 
oval- lanzettlich, inii innere oval, spitz; 
aus und auch zuweilen un- 
Lippe langlich oval, 
satus gelappt. Die Farbung der Blumen 
wechselt sehr, bald sind sie blassgelb, bald 
weiss, die Blumenblätter am Grund meist 
gelb oder auch purpur gezeichnet, die Lippe 
ule mehr 
br 
oer auch auf Unterlage 
von Moos a Holzklötze angeheftet und un- 
ter dem Fenster der kühlern Abtheilung des 
Orchideenhauses aufgehängt. Im Sommer 
wird- bei gutem Wetter reichlich gelüftet, 
aber die Luft Bor gehalten, so dass die 
neuen Scheinknollen sich gut ausbilden, dann 
wird im Winter ziemlich trocken gehalten. 


var. coccinea Asa 


rt, anno 


den hochwindenden holzi- 


die Erde gelegt und mit Erde bedeckt wer- 
den müssen, während sie in mildern men 
ohne jede Deckung im freien Lande au 

dauert. Blätter dreiblattrig oder dedtla pbi 
blaugrün, mit ovalen stumpflichen oder spitz- 
lichen Blättehen und Lappen. Die blumen- 
blattartigen Kelchblätter 4, oval, zugespitzt, 
fast 1 Zoll lang, in eine unterha alb der Spitze 


on 

den "repa auf dem Rücken kurz filzig, am 
ande filzig und von rothbrauner oder dun- 

kelvioletter Farbung. Wachst in Nordamerika 

in Pennsylvanien, Kentucky und Georgien. 
Die Varietät, welche unsere beistehende 

Abbildung bus unterscheidet sich eigent- 

lich nur durch hellrothe oder fast purpur- 


rothe oder selbst zinnoberrothe Blumen, 
wächst am Rio grande in Texas und ward 
schon vor mehreren Jahren durch Herrn 
Max Leichtlin in Baden-Baden in Kultur ein- 


hohl gut bedeckten, überwinterten noch in 
Petersburg und entwickelten im vergangenen 
Jahre ihre ersten Blumen. Wegen der leb- 
haft rothen Farbe der Blumen ist dieselbe 
viel schóner als die Stammart. Herr tto 
Mann, Erfurter Samenhandlung in Leipzi 

hat diese schóne Waldrebe in satdreiehe! 


Clematis Viorna coccinea. 


Vermehrung, und es verdient dieselbe allge- 
meine Verbreitung als schóne Schlingpflanze 
zur Deckung von Veranden und Mauern. 
In den Gärten ist dieselbe als C, coccinea, 
sowie auch unter dem unrichtigen Namen 
Cl. Piteheri verbreitet, da Torrey und Gray 
eine andere von Cl. Viorna gut verschie- 
dene Art unter dem letztern Namen beschrie- 
ben haben 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 81 


D, Empfohlen von E. Regel und 
E. Schmidt. 


5) Feronia elephantum Corr. (in act, soc. 
Linn. V, pag. 224. — DC. prodr. I, p. 538). 
Aurantiaceae. Der Elephanten - Apfelbaum 
aus den Gebirgswäldern der Coromandel- 
küste Ostindiens. Ein Baum mit dornigen 
. Blättchen 
erkehrt länglich- 
oval, stumpf, am Grunde in den allgemeinen 
Blattstiel schmal herablaufend. Früchte 
kugelig, beerenartig, von der Grösse eines 
Apfels und sollen essbar sein, im Innern sind 
solche vielfächrig und in jedem Fache ein 
Samen. Blumen und Blätter besitzen einen 


Feronia elephantum. 


anisartigen Geschmack und dienen in ihrer 
Heimath als Magenmittel. Wenn die Rinde 
eingeschnitten wird, so fliesst ein Harz aus, 
as dem arabischen ähnlich ist. Eine Warm- 
hauspflanze, die das Etablissement von Haage 
und Schmidt eingeführt ha 


6) Mammillaria ress ert Gleich- 
falls eine der Einführunge n Haage und 
Schmidt in Erfurt. Unsere Pe Figur 
stellt dieselbe in ?/; der natürlichen Grösse 

ar. ie Stachelbündel, welche au 

Spitzen der Warzen stehen, besitzen ii 
reiche weisse äussere Stacheln, welche die 
ganze Pflanze wie mit einem weissen Ge- 
webe bekleiden; der hakenförmig gekrümmte 


Centralstachel ist dagegen ganz schwarz ge- 
farbt. Blumen grünlich, Stammt aus Texas. 


Mammillaria STAR 


E. Abgebildet im Botanical Maga- 


id nn T N. E. Br. (Aroi- 
deae — Philodendreae). Bereits besprochen 
s der ae im Gardener's Chro- 
nicle. S. Gartenflora 1879, p. 348. (Taf. 
6598.) 

) Escallonia rubra Pers, var. punctata. 

(Saxifrageae — Escallonieae). E. punctata 

IV, p. 3. — Ein dankbar blü- 

dur; bekannter Halbstrauch aus Chili, 

mit elliptischen , jg Blattern und pur- 
umen. (Taf. 6599. 


Fy 


zuerst in Europa im Jahre 187 
wächshäusern des Herrn Baron v. Rothschild 
in Ferrières bei Paris. Von allen bekannten 
70 Arten dieser Gattung wohl die herrlichste. 
Pflanze stengellos, dichte Rasen bildend. 
Blätter in Rosetten, die äussern unentwickel- 


n hart uud trocken, ohne Randstacheln. 


acheln be 

lanzettliche Blattspreite ist 2—3 Fuss lang, 

3—4 Zoll in der Mitte breit, zum Grunde 

und zur Spitze allmälig verschmälert, gefaltet 

wie ein Curculigo, € und glatt. Blüthen- 
stand an der Basis der Blattrosetten ent- 

incen plótzlich bergbogen 1 Fuss lan 

h e die Blu un 


8 
& 
3 
w 
S 
a 
2 
* 
® 
d 
o 
E 
et 
= 


en 
lanzettfórmig. Kelchblätter leg, 
hornartig, einen Zoll lang. Blumenblätter 
zungenförmig, 3mal so lang als die Kelch- 
ätter. Staubfäden weiss; Blüthenstaub 
gelb. (Taf. 6600.) 


10) Abelia spathulata S. et Z. (Caprifolia- 
ceae — fart reae). Sieb. et Zucc. fl. jap. 
L p. 77, t. 34, fig. 2. — Ein dankbar bli- 
hender slarkverzwäigler Strauch aus Japan 
welchen der Reisende des Wablgements 
J. Veitch und Sóhne, Herr Maries, einführte 
u 


lang, elliptisch-lanzettformig, stumpf zuge- 
spitzt, mehr oder weniger deutlich buchtig- 
gezähnt, oben glatt, unten leicht weichbe- 
hart, blassgrün mit purpurnen Spitzen, am 
Grunde in einen sehr eines Stiel zusam- 
mengezogen. Blum paarweise 

Spitzen der rear vnda d. Kelchlap- 
pen 4—5, ! Zoll lang, länglich spathel- 
förmig, sherniftichaig abstehend, rosenroth, 
Blumen fast 1 Zoll lang, zwischen trichter- 


an den 


Flecken im Schlunde. (Taf. 6601 

11) Lespedeza bicolor Turcz. (Legumino- 
sae — Hedysareae). Dieser ps re 
strauch wurde bereits 1860 in der Gart 
flora beschrieben und oe ‘Seite 209, 
Taf. 299. ier mógen nur noch die Syno- 
nyme genannt sein, welche Sir J. D. Hooker 
mit dieser Art vereinigt: L. Sieboldii Miq. 
ann. mus. Lugd. batav. III, p. 47. — Des- 
modium japonicum hort. und D. penduli- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


florum Oudem. Fl. d. serres t. 1888— 89. 
(Taf. E 

12) Sı UN tris hs ia Wall. (Saxi- 
frageae). Wall. i rnb. Saxifr. suppl. t. 22. 

— Engler monogr. p. 125. parnassi- 
oper Wall. cat. Nr. 451. — Sternb. L c. t. 25. — 
S. Moorcroftiana Wall. cat. Nr. 453. — Sternb. 
.€. t. 24. — S. lysimachoides Kl. Reise des 
Pr. Waldemar, bot. t. 42. Die grósste Art 
aus der Gruppe der S. Hirculus L., welche 
vorzüglich eine dem Himalaya angehörende 
ist. Im Habi 


Blühte 1881 in den botanischen 
Gärten zu Edinburg und Kew. Mehr oder 
weniger mit Drüsenharen besetzt oder auch 
bis auf die Doldentraube glatt. Stengel auf- 
recht, 6—16 Zoll hoch, cylindrisch, einfach 


verzweigt, beblättert. Wurzelblätter 
langgestielt. Stiel 1—3 Zoll lang, oft zottig. 
Blattspreite 1—2 Zoll lang, eiförmig oder 


herzförmig, spitz, dunkelgrün. Stengelblätter 
oft sehr zahlreich, sitzend, halbstengelum- 
fassend, eiförmig-länglich oder abgerundet, 
glatt oder schwach drüsig behart. Dolden- 
traube mehr oder weniger verzweigt; Zweige 
aufrecht-abstehend, drüsig behart, mit blatt- 
artigen Hüllblättern in den Gabeln, die ober- 
sten Deckblätter linear. Blumen !/;— ?/, Zoll 

urchmesser, aufrecht. Kelchblätter 
as Lappen lànger als die Kelchróhre. 
Blumenblatter noch einmal so ins als die 
Kelchblatter, goldgelb. (Taf. 6 


13) Cambessedesia paraguayensis J. D. 
Hook. (Melastomaceae.) Die bis jetzt be- 
kannten 9 Arten dieser Gattung wachsen 
alle in Brasilien; aber diese Art ist die erste 


blattreich, doldentraubenähnlich Be 
Zweige mehr oder weniger rauh, vierkantig, 
die Kanten vpn geflügelt. Blatter gleich- 
fórmig, *4—1 Zoll lang, sitzend, breit-eiför- 
mig, spitz, dreinervig, blassgrün, ganzrandig, 
am Rande gewimpert, Blumen in dolden- 


" 


y 


III. Notizen, 


traubenähnlichen Rispen mit aufrecht-ab- 
stehenden Zweigen. Blumen kurz gestielt, 
*/s Zoll im Durchmesser. Kelch grün, drüsig, 
Lappen länger als die Röhre, pfriemlich, Blu- | 


89 


menblätter doppelt so lang als die Kelchlap- 
pen, breit eiförmig, gewimpert, rosenroth. 
Staubfäden fast so lang und von Farbe etwas 
dunkler als die Blumenblätter. (Taf. 6604.) 


Il. No 


1) G. Stoll’s 50jähriges Jubiläum. 
Am 20. März d. J. feiert der Herr Oeko- 
nomie-Rath G, Stoll, Direktor des pomo ologi- 
schen Instituts zu Proskau, sei 


den Bildungsgang dieses hervor- 
ragenden Meisters und Förderers der edlen 
Gartenkunst gewiss Vielen interessant sein. 
Stoll wurde 1814 in Ottonowa im e 
gen Grossherzogthum Posen geboren. Da er 
xt ute nlagen und regen Fleiss zeigte, nahm 
se ater — ein tüchtiger Gartner — einen 
«essi: dadurch wurde es móglich, dass 
dem kaum Mum oer Jüngling, als er am 
20. Márz 1833 sein Gürtner-Patent erhielt, 
im Kónigl. Mii dece zu Charlottenburg 
nicht nur die Spalierzucht und Behandlung 
der vielen Frühbeete, sondern auch die 
selbständige Pflege sämmtlicher Gewächs- 
häuse 


Gärtnerei weiterführen, aber er wollte die 
ihm von den Curatoren gestellten Bedin- 
ndern gab „dem 
Kaiser was des Kaisers ist“, indeın er 1835 
als Einjährigfreiwilliger in Breslau eintrat. 
Nach der Dienstzeit war er 3 Jahre isi 
im dortigen botanischen Garten und fan 

durch seine Geschicklichkeit (Gónner: nn 
v. Esenbeck, Dr. Schauer) Gelegenheit, die 
Vorlesung über Botanik und Physik zu hören, 
wodurch sein Wissen erweitert wurde. Im 
Herbst 1838 engagirte ihn die Marquise von 
Fabriss in St. Lorenzo in Istrien, ihren Park 


Dalmatien nach allen Richtungen,hin botani- 
sirend zu durchstreifen. Sein Herbarium gibt 
noch Zeugniss von seinem damaligen Sam- 
melfleisse und scharfen Blick, die seltenern 


Pflanzen zu finden. — Sein Talent als Land- 


tizen. 


schaftsgärtner fand zunächst in Neapel wie- 
der Gelegenheit sich zu zeigen. g 
er einen Park für den Baron Karl von Roth- 
schild an. Darauf hatte er das Glück, vom 
Fürsten Massani in Rom berufen zu werden, 
j eine grossartige Anlage zu machen. Er 
führte dieselbe zum grössten Theile im ita- 


Werk ist wohl der 
Glanzpunkt seiner Tiduokak als Landschafts- 
gürtner. Sein Fürst war auch so erfreut 
über seinen neuen Garten, dass er Stoll zum 
Verwalter über alle seine Besitzun gen bei 
Rom einsetzte, _ Dadurch hatte Stoll Alles 


sich Juli 1844 aus Schlesien. Sicher wäre 
€ noch in jener paradiesischen Gegend, 
nn das Sommerklima Roms nicht für die 
DDR Aller so gefahrbringend gewesen 
ware, dass er von dem schónen Italien Ab- 
schied nehmen musste. Er bekam eine Stelle 
an der damaligen landwirthschaftl. Akademie 
zu Proskau. Seine Aufgabe war, Vorlesung 
über Obst- und Gartenbau zu halten. Er ect 
auch einen Nerancagatien, wie don ha 
Garten an. Nach * Lario en er 
das ihm von Her n Tiell-Winckler ge- 
machte A oh rein über alle 
seine Gárten zu übernehmen und ihm einen 
grossen Garten um seinen Hauptwohnsitz 
anzulegen. Fast 12 Jahre hielt Stoll in 
dieser sehr anstrengenden Stellung aus, da 
musste er sie, um sic 


; u e 
inisters der landwirthschaftlichen 
Angelegenheit entsprechen, der ihm schon 
bald darauf eröffnet wurde, und zunächst die 
Oberleitung bei der Einrichtung des pomo- 


90 


logischen Instituts zu Proskau und später 
die Stelle des Direktors annehmen. Er fing 
1866 mit 8 Zóglingen an und nach und nach 
‘steigerte sich die Zahl derselben auf 65. 

ehr oft mussten noch Bittende abgewiesen 
werden, Stoll ist aber auc ür eine 
solche Stelle geschaffen. hatte in allen 


r auch durch viele 
ie er fast nur zu Fuss machte, die 
berühmtesten Gärten und Gärtnereien Frank- 
Bedeutend ist Stoll’s Unter- 


erkennen, und so will ich dieses kurze bruch- 
stiickartige Bild mit dem Wunsche schliessen, 
dass der 20. Marz dem guten Papa Stoll der 
Anfang eines noch recht langen freuden- 
reichen Lebensabends werden móge, den er 
mit seiner Frau Gemahlin und seinen drei 
Sóhnen theilen móge. 
Prof. Rud. Stoll, 
Kloster-Neuburg. 


2) Enthüllungsfeier des Siebold- 
Denkmals in Würzbur Der seiner 
Zeit auf dem Kongress der Gartner und Gar- 
tenfreunde zu Wien gefasste Beschluss, dem 
um den Gartenbau hochverdienten Reisen- 
den Philipp Franz von Siebold ein 
bleibendes Denkmal der Erinnerung zu er- 
richten, wurde am 8. Oktober v. J. zur Aus- 
führung gebrac 

Die alte ei am Main, wo Sie- 
bold’s Wiege stand, wurde dazu ausersehen, 
auch dessen Ehrendenkmal aufzunehmen. 

Am obengedachten Tage Vormittags kurz 
vor 11 Uhr sammelte sich auf dem Theater- 
nn "s Festzug, um sich nach dem vor 
den schen Anlagen am Südende der 
eae Satis Sieboldsplatze zu bewegen. 

em Zuge voran wurde = erkennen 
getragen, geleitet von zw ; der- 
selben folgte eine Nuikkaple, flankirt von 
« eo in am d en, bayerischen, 

lt Far an welche 
sich das Banner des Studentenkorps M o e- 
nania anreihte, dem Siebold einst ange- 
hórte, getragen und geleitet von den Char- 
girten des Korps in Wichs. Hierauf folgten 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


2 Gesangvereine, das Denkmal-Comité , die 
Ehrengäste und Mitglieder des Fränkischen 
Gartenbauvereins. Vor dem Denkmal, auf 
einer erhóhten Estrade, nahmen die Ange- 
hórigen der Familie Siebold, die speziell ein- 
geladenen Ehrengäste, sowie7die Spitzen der 
Behörden und die Generalität des II. bayeri- 
schen Armeekorps Stellung. Nach Aufmarsch 
des Zuges um das Denkmal wurde die Feier 
durch einen Festmarsch eingeleitet. Die Fest- 
rede wurde vom I. Vorstand des Gartenbau- 
vereins Notar Seuffert gehalten, welcher die 
Enthüllung der Büste folgte. Der Bürger- 
meister von Würzburg Dr. von Zürn über- 

ahm im Namen der Stadt das Denkmal 
und versprach, dasselbe in Schutz und Ob- 
hut zu nehmen. Der Rede des Bürger- 
meisters von Zürn folgte diejen 


Wien, Professor von Schirndor 


hob und dabei et ionik mit wel- 
ühe: 


en und wissenschaftliche Schätze zu sam- 
eln as den unerschrockenen Mann je- 
doch pum abgehalten habe, seinem Wis- 
sensdrange in dieser Richtung furchtlos zu 
folgen. Der Redner schloss mit einem drei- 
fachen Hoch auf den humanen Protektor 
der Wissenschaft Seine Majestat Kónig Lud- 
wig Il. von Bayern, worauf die National- 
hymne gespielt wurde, nach welcher der Ver- 
treter des Studentenkorps Moenania das 
Wort ergriff und namentlich betonte, dass 
es der Verbindung zum stolzesten Ruhme 
gereiche, einen solchen Mann der Wissen- 
schaft zum Korpsbruder gehabt zu haben, 
der den Schwur jugendlicher Begeisterung 
zu Moenania’s Fahne bis zum Grabe treu 
gehalten habe, Er lege im Namen aller 
Korpsangehórigen den Kranz nieder an dem 
enkmale ihres Mitbruders. 


Zum Schluss stattete der älteste Sohn des 


Gefeierten, der japanesische Legationssekre- i 


tir Alexagder von Siebold aus Berlin, im 
Namen der Familie den herzlichsten Dank 
ab für die Ehre, welche dem Vater gewor- 
den sei, der, wie er am besten wisse, sein 
ganzes Leben hindurch in fernen Landen 


E» g "prm 


IV. Literatur. 91 


stets seine Vaterstadt und seine Genossen 


mit dem von zwei Gesangvereinen vorgetra- 
genen Liede ,O Isis und Osiris“, worau 
sich der Festzug wieder stadtwärts in Be- 
wegung setzte. Weitere Festlichkeiten folg- 
ten am Nachmittag un ; 

Philipp Franz von Siebold war am 17. 
Februar 1796 in Würzburg geboren und 
starb am 18. Oktober 1866 zu München nach 
kurzem Aufenthalte gea wohin er von 
Würzburg übergesiedelt w 

Einige Jahre vorher iiis Siebold noch 
mit jugendlicher Begeisterung in seiner Vater- 
stadt das 50jährige Stiftungsfest der Ver- 
bindung Moenania in den Burschenfarben 
mit. 

Ausführlicheres über Siebold's Leben und 
Wirken brachte die Gartenflora 1867, pag. 

7— 390. (C. S.) 


3) Eir 
midalis. 


1e Pflanze von ere te pyra- 
Seit Jahre 


an eine Mauer stösst un age wegen 
felsartig erhöht ist, Campanula pyramidalis. 
ieselbe säet sich zuweilen selbst aus. Eine 


p ich an die | 
Seite eines grossen deel sinonheates welches 
d der L 


zeichnete sich durch Grésse und besseres Ge- 
deihen von den daneben auf gutem Boden 
stehenden Campanula aus. Da sie seitwärts 


aus der Mauer on so musste sie im 
Bogen aufwärts wachsen, und in Folge da- 
von blldeten on die Seitenäste ae 


lich aus, so dass mehrere 2! F 

wurden. Die ganze Länge des ER 
gels betrug fast 6 Fuss und war von un- 
ten bis oben mit Blüthen besetzt. Bis zu 
'ls der Höhe standen 18 Seitenzweige vo 
P" Ton ap Die. Zahl sämmtli ea 
darüber be v- 

tragen haben. — Diese Vollkommenheit einer 
in der Mauer stehenden Pflanze zeigt, dass ihr 
natürlicher Standort zwischen Felsen und 
Steinen, jedenfalls trockener lockerer Boden 
meine Pflanze in einem weniger 

nassen Sommer, als der diesjährige — hier 
regnet es fast 4 Monate lang mit wenigen 
Ausnahmstagen — so vollkommen geworden 


| wire, ist allerdings unwahrscheinlich. 


4) Künstliche Färbung der Hya- 
cinthen. Weisse Hyacinthen sollen durch 
Begiessen mit Wasser, in denen Anilinfarben 
aufgelöst sind, verschiedenartige Färbungen 


olche Pflanze hatte sich in eine Ritze der | erhalten. Ist zu probiren, wir bitten von 

Mauer eingenistet und war aus derselben | etwaigen Versuchen uns Mittheilung zu 

seitwärts in die Höhe gewachsen, Dieselbe (E. R.) 
IV. Literatur. 


1) na eh della R. Società d'orticoltura 
n Firenze. Gennajo 1882. 


jo 
"Y dei Januar-Sitzung v. J. gab Herr Prof. 
Caruel Mittheilung über das frühzeitige 
d VERA Pflanzen in der Umgebung 
Florenz im Laufe dieses Winters im 
Ye ” zu LI Jahren; so blühten 
schon Ende December 1881 Ane- 
mone eer: Eranthis hyemalis, Helle- 
viridis u, a., Fumaria officinalis, 
n d 


n Anfan 
nuar. Als Ursache dieser friihzeitigen Ent- 


a ae o 
ordentliche Trockenheit des verflossenen Som- 


mers an und stellt die Ansicht auf, ob die 


© acm. e 
haben dürfte, dass alle Pflanzen nach und 
nach die Blüthezeit anticipiren werden und 
die Differenz in der Blütheentwicklung sich 
nach und nach vermindern wird, je mehr 
die Jahreszeit vorwürts schreitet, um dann 
ginzlich im Mai, in welchem Monate alle 
Fluren in vollster Blüthe erts aufzuhören. 

ur Ansicht wurden . gebracht: 
tifia chrysantha in Blüthe, Gastons Rein- 
wardtiana, Rogiera elegans, Aloe ciliata, eine 
geschätzte Pflanze wegen ihrer schönen und 
langdauernden Florescenz, Lycaste cruenta, 
in dieser Jahreszeit satahliek blühend. und 


92 Gartenflora Deutschlands, 


sehr leicht zu kultiviren. — Herr Marquis 
Corsi Salviati brachte vier aus von Bec- 
cari von seinen Reisen mitgebrachten Sa- 

men gezogen e Palmen, eine Pinan nga Ma- 


nt); — die sehr seltene Areca pani- 
culata von Ternate, di Art einer 
von Scheffer aufgestellten Gattung; — 


— ferner Kentia (Hydriastele) Wendlan- 
diana, die sich schnell entwickelt und im 
temperirten Haue zu as ag w, — Tag 
G techu 

Bestandtheil des von den Malayen und In- 
dianern gebrauchten Betels bilden und deren 
Samen wegen des sehr gehaltreichen Tannins 
nach Europa gebracht wurden, um allda in 
dem Gerberei verwendet zu werden. — Von 
einigem Interesse war Callicarpa rosea we- 
ihren sonderbaren Früch 

n 


ossi, majus 
verum, die schónste dieser Gattung, Phalae- 
nopsis rosea, mit wohl sehr kleinen, aber 
ausserordentlich zarlen Blumen. 

Frau Fürstin Doria d'Istria hatte im 
Jahre 1871 ausserhalb des Thores S. Gallo in 
Florenz einen Garten mit einem Arboretum 
nach dem Plane eines der ersten Architek- 
len in Paris angelegt; die Pflanzen wurden 
Is aus den dortigen ersten Etablisse- 
eil auch aus solchen von 


deren Wurzeln noch ganz in ihrem natür- 
lichen ee ge bezogen. Das 
rboretum umfasst 60 Familien, nach De 
Candolle’s Berne geordnet. 

Herr Dr. Bargollini gibt eine Schilde- 
rung dieses Arboretum; er gibt historische 
und kritische Bemerkungen und die Eigen- 
schaften der in selbem kultivirten Pflanzen, 
das Verzeichniss u. s. w. (Wir 
werden a diesen Gegenstand noch zurück- 
kommen, wenn Dr. Bargollini in seiner 
Beschreibung weiter vorgerückt sein wird.) 

Im Januar d. J, standen die Marktpreise 

e folgt: frische Birnen 1.40 L. per Kilo; 
ea Aepfel 1.20; Salamanca-Trauben 
4 L.; Colombana-Trauben 5 L.; getrocknete 


- anzuzeigen, wie das vorl 


Russlands und der Schweiz. 


Malaga-Trauben 2.50 L.; Pomeranzen 7 L. 
per Hundert; Garten-Limonen 7.50 L. per 
Hundert; Maiblumen 4 L. per Dutzend ; Veil- 
Nelken 60 Cent; Nareissen 


r Hundert; Rosen 3 L. 


Vergleichshalber setzten wir die Wiener 
Marktpreise des nämlichen Monates auf: 

Aepfel im Durchschnitt (Reinetten, Ma- 
schansker, Krisovsker u. a.) von 10—20 
Kreuzer per Kilo; Birnen 14-40 Kreuzer 
per Kilo; Trauben von 80 Kreuzer bis 2 fl. 
50 Kr. per Kilo; Pomeranzen 3 fl. bis 3 fl. 
50 Kr. per Hundert; Limonen 2 fl. 75 Kr. 
per Hundert etc. 


2) Dr. Ferd. Cohn, die Pflanze. Vor- 
träge aus dem Gebiete der Botanik. 
Breslau 1882. J. A. Kern’s Verlag 

Es ist eine wahre Freude, solche Bicher 

iegende. Vorträge 

aus dem Gebiete der Botanik nennt der ge- 
lehrte Verfasser dieses Buch, ja es sind Vor- 
träge, welche so recht eigentlich geeignet 
sind, das, was die Wissenschaft klargelegt, 
einem gebildeten Publikum klar, allgemein 
verständlich und in eleganter Sprache in 
anregender und allgemein interessanter 

Weise mitzutheilen 
Sehr treffend sagt der Verfasser in seinem 

orwort: „Das vorliegende ist bestimmt, den- 
jenigen als Führer zu dienen, welche den 

Wunsch hegen, an dem geistigen Leben, das 

die Botanik der Gegenwart durchweht, An- 

theil zu nehmen.“ 

Es sind Vorträge, aber zu einem abge- 
eee Ganzen 

a oblem ist eine 
ike Givi der Botanik von Theophrast 
bis auf unsere Zeiten. 

Die folgenden Vortrage, ,Góthe als Bota- 
niker, der ze nstaat, Li u nd Leben* 
bauen die Entwicklung der wien 
lichen Botanik der Neuzeit aus, — der Vor- 
trag des „Pflanzenkalenders“ gibt ein Bild 
der Jahresvegetation der Pflanze. Die Vor- 
träge „Vom Pol zum Aequator“, „Vom Mee- 
— zum ewigen Schnee“ rollen dem 

ein anschauliches Bild aus dem Be- 
zen der Pflanzen-Geographie auf, 


a en OM Tee 


IV. Literatur, — 93 


So sind es im Ganzen 16 Vortrüge aus 
dem Gebiet der Botanik und der verwandten 
Wissenschaften. Die Vorträge „Die Welt im 
Wassertropfen“ und die „Bakterien“ führen 
den Leser in die Welt der kleinsten, dem 
Auge unsichtbaren Wesen ein und stellen 
deren Einfluss auf Gährung, Fäulniss etc. 
dar. 

Der 15. Vortrag, , Unsichtbare Feinde in der 
Luft“, betrachtet die Sonnenstäubchen, zeigt, 


g 

den sind und wie die Luft der Trager einer 
Menge dem Auge unsichtbarer Kórper, so- 
wie der kleinsten Zellen ist, durch welche 
die ansteckenden Krankheiten bei den Pflan- 
zen, Thieren und Menschen erzeugt und 
verbreitet werden i 

Der letzte Votis ist Hos Garten der alten 
und neuen Zeit gewid 

So reihen sich diese EUM in belehren- 
der und anziehender Weise an einander, so 
dass dieses Buch sich seinen Weg in alle 
gebildeten Familien bahnen sollte. Wenn 

wir des geehrten inpia Ansichten fast 
überall theilen, so theilen wir diese in dem 
Kapitel über ARE aseide Pflanzen nicht, 
wo Cohn ganz Darwin folgt. (E. R 


3) Dr. G. Pritzel und Dr. C. Jessen, 
die deutschen Volksnamen der 
Pflanzen. 

Dieses Buch erfüllt. den Wunsch, den der 
heferent bei Besprechung des Buches über 
den gleichen Gegenstand, herausgegeben 
von Salomon, ausgesprochen hat, indem 
es die deutschen Pflanzennamen mittheilt, 
wie solche in den verschiedenen Lündern und 
Provinzen gebräuchlich. In anderer Bezie- 
hung hat dieses Buch leider keinerlei Ein- 

hrung allgemein  gültiger 
deutscher Namen unserer heimischen so- 
wohl, als gewöhnlichsten Kulturpflanzen zu 
beanspruchen. 

In Bezug auf die lateinischen Namen babe 
ich mancherlei auszusetzen, denn Druckfehler 
wie „Aronicum scoparioides (Seite 41) anstatt 
„scorpioides“ sollten in einem solchen Buch 
Dann ist die angenom- 

mene Schreibweise aller Beinamen mit 
kleinen Anfangsbuchstaben nur da nach 


unserer Ansicht richtig, wo der Spezies- 
name  adjektivisch gebra aucht wird, wo 
aber der frühere einzige Name, den die 
Pflanze in den botanischen Werben vor 
Linné trug, oder wo der Speziesname zum 
Andenken irgend einer Person gegeben ohne 
adjektivisch gebraucht zu sein, ist nach un- 
serer Ansicht der kleine Anfangsbuchstabe 
des Speziesnamen falsch und verwirrend; so 
heisst es z. B. auf der gleichen Seite 41 
„Aronicum clusii, Arnica doronicum, Arlemi- 
sia abrotanum“, statt A. Clusii, A. Doronicum, 
A. Abrotanum. Der grosse Anfangsbuch- 
stabe hat ja in diesen Fallen seine ganz be- 
stimmte Bedeutung. Endlich hatte ein solches 
einlässliches Werk den Anfang zur Einfüh- 
Pad onec gebrüuchlicher Pflanzen- 
hen müssen. Dazu würden die 
EEEE Namen als Artennamen 


. und ein zweckmässiger Name als Gattungs- 


name gewählt sein müssen. Bleiben wir bei 
ecd 41 stehen, so hätte zunächst der Gat- 
ungsname Artemisia als a voran 
hang und für denselben Wermu der 
Beifuss festgestellt sein müssen, vn Arle- 
misia Abrotanum würde dann vielleicht 
» Wohlriechender Wermuth“ festgestellt wor- 
en sein, bevor die 91 verschiedenen Be- 
nennungen in den verschiedenen Theilen 
Deutschlands aufgezählt würden. 
Artemisia Absinthium würde wohl 
am geeignetsten als Aechter Wermuth 
festgestellt worden sein etc. Damit hätte 
dies Buch einen bedeutend höhern Werth 
erhalten und wenn auch nicht sogleich, so 
wäre damit doch für die Zukunft eine all- 
gemein itachi Terminologie der deut- _ 
schen Pflanzennamen angebahnt worden. 
Endlich ithe dock bei den nicht in Deutsch- 
and heimischen offizinellen Pflanzen, wie 


med Buch einen viel hóhern Werth 
erhalt j 
4) A. de Candolle, la Phytographie ou 
l'art de décrire les vegetaux. Paris 
1880. | 
In diesem Werk hat der huaii Gelehrte 
die Regeln festgestellt, nach denen Pflanzen 


94 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


beschrieben werden sollen, ein Buch, das 
schon die weiteste Verbreitung gefunden hat. 
Weshalb aber, T e schweigt derselbe 


als Autor aufgeführt, während diese doch von 
Bentham und F. A, v. Müller herausgegeben 
ist. Allerdings hat Bentham die letzte Hand 
allein an diese Flora gelegt, F. v. Müller 
hat aber sein ganzes für dieselbe 


Herbarien des Museums der Colonie Victoria 
die wichtigsten Bausteine zu dieser Flora ge- 
liefert 


Mit den Prinzipien, welche A. de Candolle 
in diesem Werke aufstellt, und welche das 
Resultat einer langjährigen Thätigkeit und 

ahrung, gesammelt bei seinen zahlreichen 
wissenschaftlichen Arbeiten, sind, kann man 
sich vollständig einverstanden erklären, na- 
mentlich stimmen wir mit demselben auf 
das vollständigste überein, wenn er z. B. 
Seite 166 und 167 sagt, dass jede Art, die 
nach einem einzelnen Exemplar des Her- 
bariums oder Gartens aufgestellt wird, nur 
als ein provisorischer Baustein fiir folgende 
Arbeiten zu betrachten ist. Bei unseren Ar- 
beiten hier in Petersburg, wo wir es mit so 
vielen Arten der weiten Verbreitung von 
Europa durch Asien zu thun haben, da be- 
"uh sich s stets, d. h. die Ansicht über 

as man als Art, was als Form zu be- 
balón iai: verandert sich nach dem Ma- 
erial, das zur Untersuchung vorliegt. Mit 
‚anderen Worten, einzelne frappante nach 
einzelnen Formen gebildete Arten vereinigen 
sich dann durch zahlreiche Uebergänge zu 
einer guten Art, deren Charakter dann von 
Neuem festgestellt werden muss. Die Ar- 
beiten über die Flora des Russ. Reiches, 
welche in diesem Sinne einzelne Familien 
dargestellt haben, so die Fenzl's über die 
Alsineen, Maximowiez's Arbeiten, meine über 
Betulaceen etc. werden natürlich nicht er- 
wähnt, da der Verfasser überhaupt nur die 
älteren Autoren und das was in seiner und 
seines berühmten Vaters, des Begründers 
des Prodromus, unmittelbaren Nähe: oder 


unter deren Einfluss, oder von ihm selbst 
bearbeitet worden ist, vorzugsweise berück- 
sichtiget. (E. R 


5) Achtzehnter bis zwanzigster 
Jahresbericht des Erzgebirgi- 
schen Gartenbau-Vereins zu 
Chemnitz 1876—1879. 

Der Verein versammelt sich ini Winter 
wöchentlich, im Sommer dagegen monatlich 
einmal, wobei in jeder Versammlung beleh- 
rende Vorträge gehalten werden, von denen 
der Bericht kurze Auszüge mittheilt, worauf 
einige gute Abhandlungen folgen, so: er 
die den Obstbäumen schädlichen Schinvettes’ 
linge von Professor Pabst“ und „Ueber die 
Kultur der essbaren Pilze von Dr. O. E. R. 
Zimmermann“. In letzterer Abhandlung ist 


dazu das allgemein gebräuchliche Mycelium 
anempfohlen *). 

n Bezug auf Kultur anderer geschätzter 
Pilze wird mitgetheilt, dass man in Italien 
das Mycelium von Polyporus tuberaster Fr., 
oder des Tuberaster-Pilzes, welcher die Erde 
zu einer festen tuffsteinartigen Masse ver- 
bindet und dort als Pilzstein verkauft wird, 


einfach begiesst und dann 2—3 Monate Pilze- 


davon erhält. In Frankreich soll ferner auch 
der Steinpilz (Boletus edulis) und Agaricus 
palmatus in Kultur sein. Man suche zu 
dieser Kultur in Eichenwaldungen passende 
Plätze aus und bilde hier aus guter Wald- 
Unwahrscheinlich für den Er- 
folg scheint uns es zu sein, dass man von 
den zu züchtenden Exemplaren vollständige 
reife Exemplare sammle, 


das Wasser abgekühlt sei, 
dieses auf die vorbereiteten Plätze giesse. 
Die Sporen sollen bei diesem Verfahren 
lebend bleiben und nur um so leichter kei- 
men (?). Wir bezweifeln das und halten 
das andere angegebene Verfahren für natür- 


*) In Frankreich zieht man jetzt auch aus 
Sporen Mycelium und aus diesem dann den 


Pilz; es wird das aber stets eine zweifelhafte - 


Kultur bleiben, zu der wir nicht rathen 
können 


z 

* 
1 
E. 
d 
N 2 
A 


IV. Literatur. / 95 


licher und genügender, dass man nämlich 
reife Exemplare sich natürlich zersetzen lasse 
und diese zum Aussäen benütze. Am besten 
dürfte es nach unserer Ansicht sein, solche 
mit einem Theil ae auszugraben und 
in das betreffende Beet wieder so einzu- 
pflanzen, dass en und Strunk in die 
Erde kommt, der fruchttragende Hut aber 
über der Erde bleibt, wo bei der Zersetzung 
seine Sporen natürlich ausfallen. Bei diesem 
Verfahren könnte man auf Vermehrung durch 
Mycelien nnd Sporen rechnen und das My- 
celium dürfte wahrscheinlich den wichtigern 
Einfluss ausüben. 

Die Trüffel (Tuber cibarium), welche be- 
kanntlich hauptsächlich in Eichenwaldungen 
in der Nähe der jungen Eichenwurzeln unter 
der Erde vorkommt, wird jetzt in Frankreich 
in der Weise kultivirt, dass man aus Gegen- 
den, wo die Trüffel häufig vorkommt, Eichel- 
nüsse bezieht und diese zur Aussat benützt, 
Nachdem die jungen Pflanzen auf Beete ver- 
pflanzt sind, sollen ungefähr nach 8—10 
Jahren die ersten Trüffeln sich zeigen und 
dann eine Reihe von 20—30 Jahren jähr- 
lich Trüffeln geerntet werden können. Unter 
alten Bäumen höre der Ertrag auf und auf 
Kalkboden erlange man die reichsten Ernten. 

Auch das sind Mittheilungen, die sich noch 
erwahren müssen. Bewähren sich solche, 
so müsste man annehmen, dass, wie das My- 
celium des Kartoffelpilzes in der Kartoffel- 
knolle überwintert, auch die ausgesäten 
Eicheln schon von Myceliumfäden durchsetzt 
seien, mit dem Wachsthum der jungen Pflanze 
in Stengel und Wurzeln sich verbreiten und 
dann die Trüffeln als ein Produkt der Wur- 
zeln des Eichbaums erzeugt würden. Die 
Trüffel soll aber nicht blos unter Eichen, 
sondern auch unter Buchen, Kastanien, Ul- 
men, Platanen, Wallnussbäumen und Hasel- 
nusssträuchern vorkommen. ( 


6) Augustino Todaro, gras; botani- 
cus panormitanus, tom. II, .H. im 
Selbstverlag des Verfassers in i Pieria 

TOSS- bec 
crantha 


Agav er Arachnites Be- 
. noitii Tin, Be 


es fuciflora 


mitana Todaro, und p ‘achnites ati sha a re ti tief auf gut 


sind auf 2 Tafeln in Farbendruck abgebildet | 


und von der Agave ist die Beschreibung ge- 
geben. Au 


tor Herr A. Todaro ist, gegeben 


. chiapensis aus Belgischen Garten. 
Der Bliithenschaft wird 1 M. 40 Cm. hoch 
und trägt eine Aehre gelber Blumen von 
7 Cm. Durchmesser. E. 
7) Frühlingsblumen von Aglaia von 
Enderes, mit 71 Abbildungen in Farben- 
druck und zahlreichen Holzschnitten, 


g 
Heften à 1 Mark heraus. 
Die Abbildungen sind von einem Künstler, 
aber keinem Botaniker gemacht, sind schón, 
aber ohne bleibenden Werth. Die Holz- 
schnitte dagegen gut und mit Analysen. 
Die Erklürungen in launiger, für den Blu- 
menfreund berechneter Sprache, Da wird 
über das Vorkommen der betreffenden Arten 
im freien Lande, Blüthezeit, Blüthefarbe ge- 
sprochen, die Kultur dagegen ist nicht berück- 
sichtigt. 
wünschen diesem gut ausgestattelen 
er allgemeine Verbreitung und behal- 
en uns einlässlicheres ae vor, wenn 
uns erst das ganze Buch vorliegt 
(E. R.) 
8) Franz Góschke, die rationelle Spar- 
gelzucht, 2te vermehrte und verbesserte 
Auflage. ee s bei Hugo Voigt. 
Mit 19 Holzschni 

Eine vorzüglich iot Schrift über Anzucht, 
ine ids und Kultur des Spargels im freien 
Land, sowie über Treiberei desselben. 

ls s Eigenthümliehkeiten des empfohlenen 
Verfahrens heben wir heraus: 

1. Einjährige Spargelwurzeln zur Anpflan- 
zung benutzt, geben ein viel besseres Re- 
sultat als ältere und das Resultat wird um 
so geringer im spätern Ertrag, je älter die 
zur diete ng bestimmten Pflanzen ge- 
wählt werden 

2; Die. Gruben werden reihenweise in je 
: ses Entfernung von einander und in den 

n 3 Fuss von pes entfernt nur 
egrabenes dung- 
fähiges Land gemacht. Im Grande der Grube 


96 


wird der Hiigel von Dungerde so hoch ge- 
macht, dass derselbe mit seiner Spitze nur 
ungefabr 1 Zoll von der Oberflache der Erde 
entfernt bleibt. Jährlich füllt man nun längs 
der Reihen gute Erde nach, so dass nach 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Raum zwischen den Reihen behält aber sein 
ursprüngliches Niveau. Man kann auch vor 
dem Pflanzen solche Erdbänke zwischen den 
Reihen bilden und diese dann allmälig zum 
Auffüllen über den Pflanzenreihen benutzen, 
Im Uebrigen empfehlen wir das Büchlein 
selbst nachzulesen, wo gute Figuren das 
Verfahren ausserdem noch erläutern. 


(E. R.) 


Y. Eononalotinoli 


siens hires pe Ausstellung 
für Ga nbau in St tersburg. 
nee ae in Folge der Krönung Ihrer 


Jahr 1884, alle Anmeldungen von Mitglie- 
dern der Jury, von Exponenten, von Mit- 
gliedern des Congresses gelten, wenn solche 
nicht ausdrücklich zurückgenommen werden, 
auch für das Jahr 


falls für 1884 bestátigt und die Commissionen 
zur Führung der Gescháfte, des Baues, für 
den Congress und für den Empfang der Gaste 
bleiben in Thätigkeit, wie auch unsere Herren 
Repräsentanten im Auslande. 
Fernere Anmeldungen von Exponenten sind 


Transport von Gegenständen für die Ausstel- 
lung eine Verminderung der Taxe um 50 Pro- 
zent und für Passagiere um 25 Prozent be- 
willigt und sind bereits ersucht worden, diese 
Bestimmung für 1884 aufrecht zu erhalten. 

In Folge der Krönung Ihrer Majestäten 
werden von Petersburg zahlreiche Pflanzen 
nach Moskau gesendet, sowie auch noch 

manche andere Inconvenienzen für die Aus- 
stellung entstehen würden, und ebenso haben 
wir wegen der Ausstellungen zu Berlin, Gent 
und Amsterdam die Bitte um Verlegung der 
Ausstellung von verschiedenen Seiten erhal- 


und Correspondenz. 


en und hoffen, dass in Folge dessen unsere 
Ausstellung 1884 noch zahlreicher besucht 


in diesem Jahre der Fall gewesen sein würde. 
Dr. E. Regel, 
Direktor des Kaiserl. Botan. 
Gartens. 


2) Herr Th. Pergaade in Washington be- . 
schäftigt sich mit den Blasenfüssen und bat _ 


mich ihm lebende Exemplare von Thrips - 

Dracaenae Rgl. zuzusenden. Dieselben kamen 

sammt den Blättern, auf denen sie leben, 

in ein Glas gepackt, ganz gut in Washing- 
d a 


n 
durch eine Ameise (Monomorium Pharaonis 
L. — Myrmica molesta) sehr heimgesucht, 
welche nur durch massenhafte Anwendung 
des pu x entfernt werden kónnen, 

di ge dessen ward der rae Dra- 
caenae en vertilgt. E. R.) 


3) Der langjährige Direktor des botani- 
schen Gartens von Neapel, Professor Vin- 
cenzo Cesati, starb am 13. Februar d. J. 
in hohem Alter. 

Endlicher beustnté nach ihm die Um- 
belliferen-Gattung Cesatia. (C. S.) 


Austausch der Gartenflora. 
häufigen Anfragen wegen Austausches der 
Gartenflora gegenüber erkläre ich hiermit, 
dass die Redaktion durchaus keins Exem- 
plare zum Austausche zur Ve hh 


< 


GARTENFLORA. 


Allgemeine Monatsschrift 


für 
deutsche, russische nnd schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des =; 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg, 
Unter Mitwirkung vieler 
Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


herausgegeben und redigirt 
von 
Dr. Eduard Regel, 
Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe, Director des Kais. Bot. Gartens in St. ires rsburg, Vice-Prüsidenten 
dos "kein. Russ. ee ah et in St. Petersburg, Inhaber mehrerer hoher Orden, Ehrenmitgliede der 
Akademie der Wissenschaften in Palermo, Correspondirendem Mitgliede Sie kgl. ag on der 
Wissenschaften und der Kaiserlichen een Akademie der Wissenschaften St. et rsburg, Corre- 
spondirendem Mitgliede der Akademie der Wissenschaften zu Mitglied Mitglied Mb der deutschen Aka- 


nale für Deutschland 
P Senoner, L. Beissn 


H. Jäger, . E. Mayer, 
Hofgarteninspeetor in Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. n Wien. Garteninspectorin pem Ed 


H. Hoffmann, €. Salomon, W. Zeller, 
Prof. ord. an der Univ. Giessen. Kgl. Botanischer Gärtner in Würzburg. Garteninspector in Tübingen 


Prof. Dr. Góppert, . H. Zabel, 
Geh. Rath n. Director d. bot. Gartens Königl.G der Forstakademie 


© 


u Hannöy. Münden 


E. Schmidt 6. 


Dr. H. Rei e bach, 
(Firma: Haage & Schmidt.) Professor u. Director d. bot. Gartens in Hamburg. 


Mitherausgeber für die Schweiz: 


E. Ortgies, 
Inspector des Bot. Gartens in Zürich. 


eher für Russland: 


Dr. F. von Herder E. Ender, 
Kais. Russ, Hofrath u. Bibliothekar am "Kaiserlichen Erster Gärtner am Kaiserlichen Botanischen 
Botanischen Garten zu St. Peters sburg Garten zu St. Petersburg. : 


April 1883. 


STUTTGART. 
Met von Ferdinand pore 
1883. 


Inhalt des April-Heftes. 


Seite 


I. Orizinalabhandlungen. 3) Fieus Cariea in Transkaukasien 106 
1) Abgebildete Pflanzen. 4) Der wilde Garten . . . . 107 
A. Allium giganteum Rgl. . . 97 Bod .. — —-— LM 
un eg de e cu s Yg HL fuir See Se Ue 
C. Adiantopsis alata Prantl . =. 99 IV. Personalnotizen und Corre- 

2) Nachrichten von A. Regel. . 104 DONDE . ... . . . . . 128 


Einsendungen für diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an ' 


die Redaction zu machen. 


Original- Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder andere Gegen- 
stände, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- - 


bogen honorirt. 
Bücher, deren unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung 


in diesen Blättern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- 


bildung, wo möglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 
E. Regel in St. Petersburg an die Verlagsbuchhandlung von Ferdinand Enke 
in Stuttgart einzusenden. 

Annoncen aller Art werden auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine 
Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen, — Cataloge legt die Ver- 


lagsbuchhandlung in einer Anzahl von -600 Exemplaren gegen eine Gebühr 


von 8 M. der Gartenflora bei. 
Den geehrten Herren Autoren, die uns Originalabhandlungen bereits ein- 


gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, dass deren 


Arbeiten, soweit solehe bis zum 1. September dem Herausgeber zugehen, noch 
im Laufe des gleichen Jahres veróffentlicht werden. — Kleinere Artikel werden 
soviel als móglich immer sofort abgedruckt, gróssere Abhandlungen kónnen nur 
insoweit Aufnahme finden, als sie den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. 
Kleinere Abhandlungen von Ys — ts Bogen sind dem Herausgeber, wie den 


.' Lesern der Gartenflora die willkommneren. 


I. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Allium giganteum Rgl. 


(Siehe Tafel 1113.) 


Liliaceae. 


Caulis robustus, glaucus, circiter | 
1 M. altus. Folia 6—7, omnia radi- | 
calia, flaccida, glauca, glaberrima, | 
usque 44/2 Cm. lata, 18—22 Cm. | 


longa. Spatha bivalvis; valvis subro- | 


tundis, subito breviterque acuminatis, 
pedunculos subaequantibus. Umbella 
- maxima, globosa; multiflora, densis- 
sima, ebracteata. Pedunculi 2'/2—3 
Cm. longi, sepala 5—6plo superan- 
tes, basi nudi. Sepala oblonga, ob- 
tusa v. subacuta, rosea-lilacina, pa- 
tentissima, staminibus subduplo bre- 
viora, Stamina filiformia, ima basi 
tantum coalita paulloque dilatata, lila- 
cina. Ovarium depresso-globosum, 
subtrilobum, laeve, basi in stipitem 
brevem attenuatum, foveolis basilari- 
bus nullis. Stylus filiformis, stigmate 
acuto coronatum. 

A. stipitato Rgl. (Grtfl. 1881 pag. 
355, tab. 1062 a. b. c., — Acta 
petrop. VIL, 546) proximum, diver- 
sum autem videtur ,florum umbella 
densissima globosa maxima, sepalis 


oblongis obtusiusculis, foliis plus duplo 
latioribus cauleque glaberrimis glau- 
cis, floribus inodoris“. 

Stammt aus dem Himalaya und es 
wurden uns von Hrn. Frank Miles 
in Bingham, Nottinghamshire, Zwie- 
beln mitgetheilt. Auch von Herrn 
Max Leichtlin erhielten wir eine Blume, 
die auch mit hierher gehört. 


Wir haben uns nur schwer dazu 
entschliessen können, diese schöne 
Art nicht einfach als Form von A. 
stipitatum zu beschreiben, die oben 
angegebenen Unterschiede scheinen 
aber doch dafür zu sprechen, dass es 
eine eigne Art ist, wenn nicht eben alle 
mit A. atropurpureum W. et K. nah 
verwandten Arten, wie diese neue 
Art, nümlich A. stipitatum, A, Suwo- 
rowi und das früher von mir schon 
zu A. atropurpureum gezogene A. 
robustum Kar. et Kir., besser nur als 
Varietäten Asiens von A. atropur- 
pureum aufgestellt werden dürften. 

(E. R.) 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


B. Batemania Burti Endres et Reichb. f. 
(Siehe Tafel 1114.) 
Orchideae. 


Batemania Burti; folis vaginatis, 
elongato elliptico-oblongis, acutis, basi 
subdistiche imbricatis, planiusculis, 
carinatis, nervis obscuris; pedunculis 
unifloris, robustis, suberectis; bracteis 
vaginatis, viridibus, appressis, ob- 
tusis; floribus amplis, 3poll. diam., 
sepalis petalisque consimilibus, late 
ovatis, acuminatis, rufo-brunneis, tes- 
sellatis; petalis basi purpureo pictis; 
labelli ungue auricula transversa 
2-loba fimbriata aucto, lamina trulli- 
formi, apiculata, basi subcordata, ultra 
medium rubro-fusca, columna cucul- 
lata, alis marginibusque erosis. 

Reichb. f. in Gard. chron. 1872, 
p. 1099. — Bot. mag. 1872, tab. 6003. 

Als diese noch sehr seltene Orchidee 
im verflossenen Sommer nasskalten 
Angedenkens in der Sammlung des 
Züricher botanischen Gartens uns ihre 
erste Blüthe óffnete, waren wir so 
entzückt und überrascht von ihrer 
Schönheit, dass wir uns beeilten, sie 
für die Gartenflora malen zu lassen. 
Nachher fanden wir freilich, dass sie 
schon im Jahrgange 1872 des Botan. 
Magazine abgebildet wurde, aber 
jenes Bild, wenn auch in der Zeich- 
nung sehr korrekt, wie von dem be- 
rühmten Pflanzenzeichner W. Fitch 
nieht anders zu erwarten, ist im Co- 
lorit sehr mangelhaft, und so hoffen 
wir, den Lesern der Gartenflora ein 
besseres, getreueres Bild bieten zu 
kónnen, insoweit der Farbendruck das 
Original wiedergeben kann. 


Eine der schónsten Entdeckungen 
und Einführungen des leider zu früh 
gestorbenen Sammlers Endres, der in 
den Jahren 1866 bis 1875 Costa Rica 
nach Orchideen durchforschte, ist 
diese herrliche Orchidee seither wie- 
derholt von dort eingeführt worden, 
aber immer nur in kleiner Anzahl, 
so dass es scheint, dass sie im Hei- 
mathlande nicht hiufig vorkommt und 
daher selten bleiben wird in unsern 
Sammlungen. — Sehr nahe ist sie 
verwandt mit der brasilianischen B. 
Meleagris, der alten Huntleya 
Meleagris Lindley, die gleichzeitig 


in unserer Sammlung blühte, von der 


wir daher zur Vergleichung eine Blüthe 


auf der gleichen Tafel abbilden las- 
sen konnten. Ein Blick auf die Tafel 
genügt, um zu zeigen, wie beschei- 
den die ültere Schwester sich neben 
der jüngeren prüsentirt, die, eine 
wahrhaft stolze Erscheinung, die an- 
dere an Grösse und Farbenpracht 
weit überragt. — Beide sind in der 
Tracht kaum zu unterscheiden. Die 
zweizeilig gestellten, grazil überhän- 
genden, bandfórmigen, über fusslan- 
gen Blütter verbergen àn ihrer Basis 
mit ihren bleibenden Scheiden die sehr 
kleinen Scheinknollen, das Rhizom 
entwickelt sich an ülteren Exemplaren 
zu einem aufsteigenden, verlüngerten 
Stengel und treibt zahlreiche, kräf- 
tige Luftwurzeln, die mit Vorliebe 
in die Blattscheiden einzudringen 
scheinen, ohne Zweifel angelockt durch 


4 


j 


I. Originalabhandlungen. 99 


das sich hier sammelnde Regenwasser, | der, zweitheiliger, mit langen Fransen 
das ihnen reiche Nahrung bietet. — | besetzter Leiste, die Vorderfliiche aus 
Blüthenstiele blattachselständig, ro- | fast herzfórmigem Grunde breit eiför- 
bust, einblüthig, viel kürzer als die | mig, zugespitzt; Lippengrund und 
Blütter, mit wenigen, scheidigen Deck- | Leiste und Basis der Vorderflüche weiss, 
blättern. Die Blithe von B. Burti | vorne purpurbraun. Die langen Fran- 
erreicht einen Durchmesser bis 3!» | sen der Leiste purpurroth. Säule 
Zoll. Sepalen und Petalen fast gleich, | keulig, oben- kappenférmig geflügelt, 
ausgebreitet, breit elliptisch-eifórmig, | weiss. 

zugespitzt, von glünzend kastanien- Eine der edelsten Orchideen, deren 
brauner Fürbung, wie gefirnisst, die | grosse Blüthen sich stolz in ihrem 
obere Hälfte schachbrettartig gezeich- reichen und doch so harmonischen 
net, wodurch helle, fleckenartige Lich- | Farbenschmuck präsentiren und etwa 
ter entstehen, die je nach der Be- | 4 Wochen frisch bleiben! — Ueber 
leuchtung wechseln. Die Mitte der | die Kultur der Gattungen Batema- 
Sepalen und Petalen durchzieht wie | nia, Bollea, Pescatoria ete. haben 
eine Aureole ein konzentrischer, hel- | wir im Januarheft 1882 einlässlich 
ler, gelblicher Ring, dann folgt ein | gesprochen und wiederholen deshalb 
Band der kastanienbraunen Grund- | nur kurz, dass ein schattiger, warmer 
farbe und ein gelblichweisses Cen- | Standort und tägliches Ueberspritzen 
trum, das auf den Petalen mit kur- | Hauptbedingungen zu dem Gedeihen 
zen, zusammenlaufenden Streifen von | dieser interessanten und schönen Orchi- 
dunkler Purpurfarbe geziert ist. — | deensippe sind. (E. Ortgies.) 
Lippe schmal genagelt, mit halbrun- 


C. anto pci alata Prantl. 
(Siehe Tafel 1115.) 
Filices. 


Folia polysticha aggregata; petio- | sita, rachium lateralium catadrome 
lus teres, ebeneus, nitidus, praeter | disposita, patentia brevissime petio- 
basin utrinque late fusco-alatus, gla- | lata articulataque; media approximata 
berrimus, fasciculis tribus vel hinc | e basi inaequali postice abscina, au- 
inde duobus superis coadunatis, uno | tice truncata cum rhachi parallela 
epitriarcho respondentibus; lamina | subauriculata lineari-oblonga apice ro- 
ambitu orbicularis, contracte pedata, | tundata nervis utrinque 8—11 ana- 
segmentis principalibus 5—7 ex apice | drome e cortula egredientibus poste- 
petioli fere radiantibus; segmenta prin- | rioribus saepe dichotomis, auriculae 
cipalia oblonga acuminata rachi ebe- | pinnatis; anteriora vix porrecta, su- 
nea nitida alata; segmenta accessoria | bito diminuta, lanceolata cuneata in 
numerosa opposita vel alterna oppo- | apicem elongatum crenatum basi in: 


100 


cisum confluentia; posteriora remo- 
tiora breviora subtriangularia acuta, 
postrema a sequentibus remota singula 
rachibus interposita; lamina membra- 
nacea utrinque opaca, adulta glaber- 
rima. — Segmenta accessoria sterilia 
leviter crenulata nervis dentalibus 
marginem non attingentibus apice 
superficiali ; sori nervorum apices prae- 
ter costulam anterioresque occupantes 
lobis indusiiformibus revolutis discre- 
tis semicircularibus membranaceis in- 
tegerrimis; paraphyses bicellulares 
clavatae; sporae obscure luteae dense 
acuteque verruculosae. — Pili rhizo- 
matis paleacei fusci medio ex parte 
atrati, cellulis elongatis transverse 
divisis apice utriculari-glandulosi. 

Cheilanthis radiatae var. Mett. Cheil. 
p. 42. 

Habitat in Brasilia (Luschnath nr. 
109 in herb. reg. berol) et Guiana 
angliea (R. Schomburgk. nr. 1132 
ibid.). 

In der äusseren Erscheinung und 
zahlreichen Charakteren mit Adian- 
topsis radiata Fée (Adiantum L. — 
Cheilanthes J. Sm.) übereinstimmend, 
unterscheidet sich diese zuerst von Met- 
tenius als Varietiit angedeutete Form 
nieht blos durch die Flügel des Blatt- 
stiels (die Spindeln sind auch bei A. 
radiata geflügelt), sondern auch durch 
die Gestalt der Hauptsegmente, welche 
gegen die Spitze sich nicht gleich- 
miissig verschmälern unter allmä- 
liger Abnahme und Schrägstellung 
der Nebensegmente, sondern durch 
deren plötzliche Abnahme und paral- 
lele Stellung zugespitzt werden und 
in einen auffallend grossen Endlappen 
endigen. Auch die Nebensegmente 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


| sind durchgehends grösser, mit einer 
grösseren Anzahl von Seitennerven 
(A. radiata zeigt nur bis 7) versehen, 
letztere oft gegabelt (bei A. radiata 
ausser den Oehrchen meist ungetheilt) ; 
auch die Wärzchen der Sporen sind 
etwas kürzer und dichter gestellt. — 
Nachdem ich auf diese Unterschiede zu- 
erst bei Durchsicht desreichenMaterials 
von A. radiata im Berliner Herbar 
aufmerksam geworden war, erhielt 
ich dieselbe Species auch aus dem 
Karlsruher Garten (als A. radiata); 
von dort stammen auch die Sporen, 
aus welchen nunmehr im Würzburger 
Garten eine grössere Anzahl von 
Exemplaren erzogen wurde. Diesel- 
ben sind in allen oben angegebenen 
Merkmalen konstant, 

Die beiden erwähnten Spezies ge- 
hören einem Verwandtschaftskreise 
an, welcher vorläufig als die Gattung 
Adiantopsis (aufgestellt von Fée 
Gen. fil. p. 145) unterschieden wer- 
den mag und sich durch grosse habi- 
tuelle Uebereinstimmung der betref- 
fenden Arten auszeichnet. Die Merk- 
male, welche den sicher hierher ge- 
hörigen, sämmtlich im trop. Amerika 
heimischen Arten gemeinsam zukom- 
men, sind folgende: Blätter mehr- 
zeilig, Blattstiel und Spindeln glän- 
zendschwarz, zumeist kahl, mit drei, 
selten einem epipentarchen Strängen; 
Consistenz der kahlen Spreite dünn, 
deren Segmente wenigstens zum Theil 
artikulirt; die Nervatur metadrom mit 


venenden fast sämmtlich oberfläch- 
lich. Die Läppchen des fertilen Ran- 
des zart, die Sporangien und Sporen 


verhältnissmässig klein; letztere meist 


vorherrschender Anadromie; die Ner- 


1 Lo uw 


I. Originalabhandlungen. 101 


mit spitzen Würzchen besetzt; Para- | sind mir nur aus Beschreibungen oder 

physen oft vorhanden. auch Abbildungen bekannt; die Nrn. 
Im Folgenden sind die sicher hie- | 3 und 6 waren wenigstens früher in 

hergehórigen Arten übersichtlich zu- | botanischen Gürten in Kultur. 


sammengestellt; die Nrn. 1, 2, 4, 5 


A. Blattstiel kahl mit 3 Strüngen; Sori nur auf der Spitze der Seitennerven. 


i 


Blätter einfachgefiedert. 
1. A. monticola Moore (Cheilanthes Gardn.) — Brasilien. 


II. Primärsegmente fiedertheilig oder gefiedert, gegen die Blattspitze zu 


II. 


allmälig an Grösse und Theilung abnehmend. 
a. Die hintersten Primärsegmente nicht erheblich länger als die 
folgenden. 
a. Spreite fast zweifachgefiedert. 
2. A. Lindigii (Cheilanthes Mett.). — Neugranada. 
ß. Spreite drei- bis vierfachgefiedert. 

3. A. chlorophylla Fée (Cheilanthes Sw.; Ch. spectabilis Kaulf.). 
Die meisten Sekundärsegmente gefiedert oder fiedertheilig, die 
basalen nur wenig verlängert. — Brasilien. 

4. A. paupercula Fée (Adiantum Kze.; Cheilanthes Mett.). Nur 
die basalen Sekundürsegmente gefiedert und verlängert; die meisten 
ungeschnitten. — Cuba. 

b. Die hintersten Primärsegmente bedeutend länger als die folgenden. 

5. A. propinqua (Cheilanthes Mett.). Die basalen hinterseitigen Sekun- 


därsegmente wenig verlängert. — Neugranada. 
6. A. pedata Moore (Cheilanthes A. Br.). Die basalen hinterseitigen 
Sekundärsegmente stark verlängert. — Jamaica. 


Nur das hinterste Paar von Primärsegmenten gefiedert und meist 
an der Basis fussförmig verzweigt, alle übrigen ungetheilt. (Gefie- 
derte ,Haupt-^ — ungetheilte „Neben“segmente.) 

a. Nur drei Hauptsegmente; Nebensegmente keilförmig mit cata- 
dromen Seitennerven; Läppchen des fruchtbaren Randes fein 
gespitzt. | 

7. A. ternata n. sp. — Orinocogebiet? Ohne Fundort, von Hum- 
boldt stammend, im Berliner Herbar. 

b. Fünf bis sieben Hauptsegmente; Nebensegmente mit ungleich- 
seitiger vorne gestutzter Basis, anadromen Seitennerven; Läpp- 
chen rundlich. 

8. A. radiata Fée (Adiantum L. Cheilanthes J. Sm.) . Blattstiel 
ungeflügelt, Hauptsegmente nach vorne gleichmiissig verschmälert. 
— Brasilien bis Mexiko und Westindien. 

9. A. alata n. sp. Blattstiel geflügelt; Hauptsegmente zugespitzt. — 
Brasilien, Guiana. 


102 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


B. Blattstiel und Spindel feinbehart; nur 1 epipentarcher Strang; Sori 
auch auf den Enden der Mittelnerven; mehrere Primürsegmente gefie- 
dert, die vorderen plótzlich ungetheilt. 

10. A. regularis Moore (Adiantum Kze. Cheilanthes Mett.). — Bra- 


silien. 


Ausser diesen gehört wahrschein- | Weiteres, dass die divergirenden Strah- 


lich noch Cheilanthes flexuosa Kze. 
hieher und zwar in die nächste Nähe 
von A. chlorophylla und A. pauper- 
cula. Sicher gilt dies für die Exem- 
plare der „Hypolepis microphylla“ 
Klotzsch mer. im Berliner Herbar. 
Da dieselben aber mit der Abbildung 
von Ch. flexuosa bei Baker in Martius 
fl. bras. fasc. 49 tab. 57 nicht über- 
einstimmen und ich keine sicheren 
Exemplare von Ch. flexuosa gesehen 
habe, muss die Benennung dieser Form 
einstweilen offen bleiben. 

Wie in der obigen Uebersicht an- 
gedeutet, zeigt unsere Gruppe eine 
sehr schöne Stufenreihe in der Ent- 
wicklung der Blattgestalt. Von der 
einfachst gebauten A. monticola aus- 
gehend, tritt zunächst in einer Reihe 
eine Wiederholung der Verzweigung 
ein, wobei sich bald mehr, bald weni- 
ger ausgesprochen durch Vergrösse- 
rung und Förderung der hinterseiti- 
gen Basalsegmente eine Neigung 
zur fussfórmigen Ausbildung geltend 
macht. In der Gruppe der A. radiata 
tritt letztere am vollkommensten auf. 
Hier verzweigt sich nur das hinterste 
Paar von Primürsegmenten in fiederi- 
ger Weise weiter, von dessen (Sekun- 
där-) Segmenten wieder nur das hin- 
terseitige basale u. s. w. Eine ge- 
nauere Betrachtung der Basis der 
Spreite, wie sie der etwas schemati- 
sirten Skizze auf unserer Tafel für 
A. alata zu Grunde liegt, lehrt ohne 


len nieht einander gleichwerthig sind, 
sondern ein zusammengezogenes fuss- 
fórmiges Verzweigungssystem bilden. 
Denn die Nebensegmente (n), welche 
gleichsam eine Manschette um die 
Spitze des Blattstieles (P) bilden, ver- 
theilen sich folgender Weise. Die 
mediane Spindel (R I) trügt an ihrer 
Basis keine Nebensegmente; ihre ba- 
salen Seitenzweige sind eben die nüchst- 
folgenden beiden Spindeln R II; diese 


letzteren tragen je ein Nebensegment 


an ihrer inneren (vorderen) Seite, hin- — 


gegen eine weitere Spindel R III an 
der äusseren (hinteren) Seite. Schliesst 
das Verzweigungssystem, wie es mei- 
stens der Fall ist, hiemit ab, so trägt 
die Spindel R III beiderseits je ein 
Nebensegment; setzt sich das Ver- 
hältniss hingegen noch weiter fort, so 
tritt statt des hinterseitigen (stiel- 
wärts gelegenen) Nebensegments wie- 
der eine Spindel, ein Hauptsegment 
auf. Es sind somit die Hauptsegmente 
nur geförderte Nebensegmente. Noch 
deutlicher zeigt sich dies, wenn man 
die aufeinander folgenden Blätter jun- 
ger Pflanzen miteinander und mit 
den einfacheren Blattformen der an- 
deren Species vergleicht. Abgesehen 
von den allerersten Blättern erscheinen 
zunächst einfach gefiederte, jenen der 
A. monticola völlig entsprechend; fer- 
nerhin werden die hintersten Primär- 
segmente gefiedert; deren hintersei- 
tiges basales Sekundürsegment wird 


V 
id 


I, Originalabhandlungen. 


weiterhin ebenfalls gefiedert, wenn 
auch noch bei geringer Ausdehnung 
(entspricht genau der A. ternata). 
Die Entwicklung der aufeinanderfol- 
genden Blätter mit der Erstarkung 
der Pflanze zeigt uns somit, wie über- 
haupt bei den Farnen, den Weg an, 
welchen man bei der Vergleichung 
verwandter Formen zu verfolgen hat. 

um Schlusse seien noch einige 
Worte gestattet über die Verwandt- 
schaft unserer Gruppe Adiantopsis 
mit anderen Gattungen. Die meisten 
neueren Autoren führen die hier be- 
sprochenen Arten unter Cheilanthes 
auf. Wenn nun als Typus für letz- 
tere Gattung Ch. odora, hirta und 
deren Verwandte gelten sollen, so muss 
diese Gruppe davon ausgeschlossen 
werden. Denn, wie ich an anderer 
Stelle*) des Näheren angegeben habe, 
liegt der wesentlichste Charakter für 
Cheilanthes in der sehr frühzeitigen 
Anlage der Sporangien; bei unserer 
Adiantopsis hingegen erfolgt, wie ich 
gerade an A. alata feststellen konnte, 
letztere sehr spät, ebenso wie bei 
jenen Arten, die ich kürzlich in die 
erweiterte Gattung Pellaea vereinigt 
habe, Ob nun letztere noch weiter 
gefasst werden muss, ob speziell auch 
die Gruppe Adiantopsis derselben noch 
einverleibt werden muss, wenn man 
nicht jede Artengruppe zur Gattung 
erheben will, dies vermag ich heute 
nicht zu entscheiden, und so möge 
die „Gattung“ Adiantopsis so lange 
provisorisch existiren, bis ihre Ein- 
reihung in eine grössere Gattung klar- 


*) Wird demnächst in Engler’s Jahr- 
büchern erscheinen. 


103 


gestellt wird. Es bestehen unzweifel- 
hafte Anknüpfungspunkte unserer 
Adiantopsis mit Arten, welche ich 
bereits zu Pellaea gestellt habe, be- 
sonders an A. regularis schliesst sich 
nahe Pellaea Regnelliana, weiterhin 
P. flavescens und P. dichotoma an, 
eine Formenreihe, mit welcher die 
afrikanischen P. auriculata, pteroides, 
viridis, quadripinnata ungeführ pa- 
rallel gehen. Andrerseits schliesst sich 
nahe an Adiantopsis die Gruppe Aspi- 
dotis (Cheilanthes Schimperi etc.), an 
diese wieder die Gruppe der Chei- 
lanthes cuneata an. Es wird sich 
daher die Frage aufdrüngen, ob letztere 
Verwandtschaftskreise nebst Adian- 
topsis und der von mir zu Pellaea 
gestellten Gruppe Pteridellastrum eine 
besondere Gattung bilden kónnen oder 
insgesammt zu Pellaea gezogen wer- 
den müssen. Obwohl mir eine aus- 
führliche Untersuchung aller mir zu- 
gänglichen Arten noch keine zur Ab- 
trennung hinreichenden durchgreifen- 
den Charaktere ergeben hat, will ich 
doch vorlüufig von dieser Erweiterung 
der Gattung Pellaea absehen. Durch 
die unzweifelhaften Beziehungen un- 
serer Adiantopsis zu Pellaea erhält 
vielleicht die von mir ausgesprochene 
Meinung, Pellaea sei mit Adiantum 
zunüchst verwandt, eine Stiitze. Die 
metadrome Nervatur, sowie die aus- 
gesprochen fiederige Nervatur der 
letzten Segmente trennen auch unsere 
Adiantopsis in unzweifelhafter Weise 
von Adiantum, wenn auch im Au 

des Blattes manche gemeinsame Züge 
obwalten. 


Aschaffenburg. 
K. Prantl. 


104 


Die abgebildete und beschriebene 
neue Adiantopsis wurde im botani- 
schen Garten in Würzburg aus Sporen 
erzogen, die vom botanischen Garten 
zu Karlsruhe unter Cheilanthes radiata 
eingesendet worden waren. 

Herr Dr. Karl Prantl, Professor der 
Botanik an der K. Forstakademie in 
Aschaffenburg, welcher seit Jahren 
gründliche Studien über die Verwandt- 
schafts-Verhiltnisse der Farne an- 
stellt, fand bei Bearbeitung der Chei- 
lantes- Gruppe, schon früher, bei Durch- 
sieht der Farne des Berliner Herba- 
riums, dass sich unter den von Lusch- 
nath in Brasilien gesammelten, sowie 
unter den von Rob. Schomburgk aus 
Englisch Guiana stammenden Exem- 
plaren der Cheilanthes radiata so be- 
deutende Unterschiede vorfanden, dass 
er zu der Ueberzeugung gelangte, eine 
neue, noch unbeschriebene Art vor 
sich zu haben. 

Wie aus der vorstehenden Beschrei- 
bung Prantl's hervorgeht, welche mir 
gestattet wurde zu verwerthen, müs- 
sen die zu der Gruppe der abgebil- 
deten Art gehörigen Species getrennt 
werden von Cheilanthes und wurden 
vorderhand unter dem von Fée auf- 
gestellten Gattungsnamen „Adian- 
topsis^ vereinigt. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Die neue, 20—25 Cm. grosse Art 
gehört zu den zierlichen Farnkräutern 
des niedrigen W. sie 
einen lichten Standort liebt, jedoch 
gegen die direkte Einwirkung der 
Sonne geschiitzt werden muss; wie 
die Mehrzahl der Farne, verlangt auch 
diese Art eine poróse Laub- und Haide- 
erde mit Scherbenunterlage. 

Wie so viele andere Farnkräuter 
gedeiht bei sorgfältiger Kultur auch 
unsere Adiantopsis alata im Wohn- 
zimmer, entfernt von der Heizungs- 
stelle an einem hellen Platze gegen 
die Nord- oder Nordostseite; bei der 
Zimmerkultur der Farnkräuter ist vor 
Allem anzurathen, wie auch bereits 
Herr Dr. von Regel an anderer Stelle 
der Gartenflora hervorgehoben hat, 
die Topfpflanze wieder in grössere 
Töpfe zu stellen und ringsum mit 
Sphagnum (Sumpfmoos) auszufüttern, 
das Sphagnum ist stets feucht zu er- 
halten und die nee selbst sind 
öfter zuül 
warmen Wasser; die 


Wachsfarne oder Gold- 


mässig- 


sogenannten 


und Silber- 


farne leiden indessen durch öfteres | 


Besprengen mit Wasser. 


(c. 4) 


2) Nachrichten 


Barpändscha den 12./24. Okt. 1882. 
Der Schah, mein jetziger Intimus, 
will einen Boten nach Dokan schicken. 
Ich bin nun freilich nicht sicher, dass 


er schnell reist, denn die Jahreszeit 


von A. Regel. 


ist allzu stiirmisch, darum habe auch 


| ich die Idee nicht festgehalten, mich 


in Dokan in Kiirze neu zu verpro- 
viantiren, so interessant auch die 
Route wire. 


Wie | immer in Asien, : 


- 


P Tat 1115 
n P a r A GH Us + 
ts Yo 
Y GUN g* 


^. 
"A Pe. 


Doe. 


KT 3 3 A ar 
$ f i c2 a f Ww 
rs FR 


EN. 
¥ 
sone tay Pe 


= 


n i 


3e Iu ; 
Mis LACE 


* a 
N A 
RN 
*h 


I. Originalabhandlungen, 


so bin ich auch jetzt über das Kom- 
mende im Unklaren, jede Partei, 
meine eigenen Leute, dem Schah seine 
Trabanten und Unterthanen, die Bu- 
charen und die Afghanen arbeiten im 
Dunkeln, ich glaube, kein Einziger 
von Allen glaubt, dass man nur um 
des Botanisirens willen reisen könne, 
und muss sich hüten, in Gegenwart 
von Zeugen selbst das Tagebuch zur 
Hand zu nehmen. Das asiatische 
Ceremonial verstehe ich nun recht 
gut, doch mit der Ochsenceremonie 
hätte man mich beinahe in Verlegen- 
heit gebracht. Ich wusste nümlich 
nicht, dass ich den Ochsen mit dem 
Säbel in zwei Hälften theilen, oder 
ihm wenigstens den Kopf abschlagen 
sollte. Nächstens soll Antwort aus 
Baduhschan, resp. Kabul, kommen. 
Wahrscheinlich überwintere ich dort 
und beendige die Reise im Frühling. 
Der prüchtige Halbstrauch des Kuli- 
kalan trug hier Samen, es ist eine 


Onobrychis. 


Den 30. November. 

Barpändscha den 8. Dezember 1882 

(Südöstliches Buchara an der Af- 

ghauistan'schen Grenze im Hoch- 

gebirge). 

Um Gewissheit über Baduhschan 
zu erhalten, habe ich einen Brief hin- 
geschickt; der Bote ist, heisst es, aber 
unverrichteter Sache zurückgekom- 
men. Ich kónnte natürlich hingehen, 
aber dann würde ich nur möglichst 
schnell wieder heraustransportirt, was 
weder für Botanik, noch für die Geo- 
graphie von Nutzen wire. Baduh- 
schan (an und für sich freilich sehr 
interessant) wurde überhaupt nur in 


105 


das Programm gesetzt, weil der grosse 
Weg nach Schugnan dort durchführt. 

Vor der Hand bin ich hier gut auf- 
gehoben, habe einen Ofen gebaut, 
über der Dachluke ein Giebelfenster 
aus Papier angebracht, einen leichten 
Pelz aus Steinbockfellen machen las- 
sen, da der meinige in Baldschuan 
geblieben ist, und der Schah hat mir 
sogar aus den Bäumen seines Gar- 
tens einen Stall bauen lassen, Das 
Essen ist auch besser, seit neben der 
stereotypen ranzigen Hühnersuppe 
auch Provisionen in Natur gekauft 
und geliefert worden sind. Salz fehlt 
bisweilen fühlbar. Es ist bis Anfang 
Dezember warm gewesen, selten un- 
ter 0°, jetzt wird es jeden Morgen 
— 10° C., auf dem Pändsch Eis- 
gang, meist schönes Wetter, aber 
Schnee in bedeutender Höhe. Der 
beizende Rauch vom Rindermist, der 
hier allgemein als Heizmaterial dient, 
wird nunmehr durch einen Schorn- 
stein, ein Wunderwerk für Schugnan, 
abgezogen. Ausser den Ratten leistete 
mir eine Zeitlang ein weisser Reiher 
Gesellschaft, den der Schah für mich 
mit dem Jagdfalken 'gebeizt hatte. 
Man ist jetzt vorsichtiger und schreibt 
mir nicht mehr in lauter Zuvorkom- 
menheit eine Rolle zu, die der Reisende 
in Asien sehr leicht spielen kann, 
selbst wenn er fast allein ist. Nach 
dem Schiwasan habe ich noch Schach- 
derre und Gund besucht. Ich wollte 
unter Geleit der Hiesigen nach dem 
Rubimeden an der Südgrenze von 
Schugnan gehen; aber jetzt haben 
die Afghanen dort eine Grenzwache 
aufgestellt und auf mein Ansuchen 
ebenfalls keine Antwort gegeben. 


106 


Nach dem Ueberwintern werde ich 
nichstes Jahr nach lüngerem Kreuz- 
und Querstreifen wohl wieder in Tasch- 
kent auftauchen. Mit meinen Leuten 
ist es jetzt wieder besser, eine Zeit- 
lang wollten sie alle, Mussa und die 
Kosaken nicht ausgenommen, jeden 
Tag davonlaufen, besonders aus Ar- 


Gaitenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


beitsscheu, nur Mussa ist beim Ofen- 
bauen und dergl. immer sehr anstellig. 
Mit der Gesundheit geht es gut, am 
besten mit der meinigen. Schicke 
jetzt einen Bucharen mit 4 Paketen 
ab, die direkt abgehen, was ich fiir 
richtiger halte. 


3) Fieus Cariea 


Im Augusthefte des Westnik der 
Kaiserl. Gartenbaugesellschaft 1882 
pag. 436-wird der Wunsch ausge- 
sprochen, nähere Nachrichten über 
das Vorkommen der Feige im süd- 
lichen Theile des Reiches mitzuthei- 
len. Die folgenden Zeilen werden, 
als aus eigener Anschauung geschrie- 
ben, einen Theil dieses Auftrages zu 
erfüllen suchen. 

Fieus Carica ist über den ganzen 
kaukasischen Isthmus verbreitet (nicht 
nur in Suchum am schwarzen Meere), 
soweit die Bedingungen für seine Exi- 
stenz gegeben sind. Wir finden ihn 
südlich von Tuapse am schwarzen 
Meere in Pitzunda, Wardaneh, Gagri, 
bei Poti und Batum. In Poti sahen 
wir gewaltige Bäume desselben, die 
an Kraft und Stärke dem Bilde aus 
dem Grimston-Parke nicht viel nach- 
gegeben haben dürften. 

Durch Mingrelien finden wir ihn 
bis über Kutais hinaus, nach Dr. Radde 
steigt er selbst in die Gebirge hinauf 
bis zu 2000 Fuss überm Meer, Das 
M x Stee E a Se Q3 1.3 


ewe. Soi Re 

5 5 bpVwvvisviicl- 
tend treffen wir den Feigenbaum wie- 
der im Kurathale und seinen Seiten- 
thälern, wo die Bodenerhebung und 
Winterkälte ihm nicht Halt gebietet, 


in Transkaukasien. 


Namentlich südlicher von Tiflis ist 
er häufiger als nördlich davon anzu- 
treffen. In 15 Werst Entfernung von 
der Stadt, am Südabhange der hier | 
senkrecht abfallenden (in 2500 Fuss 
Hóhe über dem Thale) Bergwiinde 
der Auslüufer des Trialethischen Ge- 
birgszuges bei Kunnissi, sind grosse 
Feigengürten. Im Chramthale, wie 
bei Elisabethpol, ist er die gewöhn- 
lichste Gartenpflanze und oft in mäch- 
tigen, baumartigen Exemplaren. Eben- 
so fehlt er nicht im Thale des Alasan | 
(in Kachetien), bei Lagodechi und im | 
Sakatal'schen Kreise, wie in den Gär- 
ten der Niederung des linken Kura- . 
ufers. Diese weite Fläche von über - 
100 Werst Länge und 30 bis 40 - 
Werst Breite ist von den zahlreichen | 
Abflüssen des Daghestan’schen Kau- : 
kasus vermittelst unzühliger Kanäle — 
durchschnitten und bewässert. Zahl- a 
reiche Dörfer liegen langgestreckt, - 
oft 5 Werst lang, mit ihren Pflan - 
zungen an den Kanälen, in über - 
schwenglicher Fruchtbarkeit bringt - 
der Boden ohne Pflege grosse Massen 
von Reis, Weizen und Wein, Pfir- | 
sichen, Feigen, Maulbeeren und Gra- — 
naten hervor, während Aepfel, Birnen, — 
Aprikosen hier selten zu finden sind i 


I, Originalabhandlungen. 


oder gar nicht vorkommen. Die Baku- 
sche Eisenbahn wird diese herrlichen 
T^ "p E M " 


107 


turverhültnisse bedingt. Im Alluvial 


| der Ufer des schwarzen Meeres, wie 


Kul | 


tur auch dem allgemeinen Verkehr 
erschliessen, da sie mitten durch dieses 
Land führt. Hinter dem Karassu- 
flusse hört his Baku die Bewässerung 
und somit der Anbau auf. Erst im 
Stadtgarten zu Baku finden wir neben 
Akazien, Mandeln, Oliven auch den 
Feigenbaum. Es ist kein Zweifel, 
dass die schöne, reichbewaldete, Pro- 
vinz Lenkoran am kaspischen Meere 
auch reich an Feigen ist. 

In vielen Gegenden finden wir auch 
den Feigenbaum verwildert, Das wirk- 
lich wilde Vorkommen desselben im 
Lande wagen wir nicht zu behaupten. 
Es werden dunkle und weisse Sorten 
angetroffen, und von beiden gross- 
früchtige und kleinfrüchtige. Erstere 
scheinen empfindlicher gegen Külte 
zu sein. Massenkultur zu Handels- 
zwecken oder Export scheint noch 
nirgends vorhanden zu sein. Die am 
Markte in Tiflis erscheinenden pri- 
parirten trockenen Feigen kommen 
aus Persien. 

Die Kultur des Feigenbaumes als 
Freilandpflanze ist weniger durch Bo- 
denbeschaffenheit als durch Tempera- 


| 


| 
| 


| 


Unter diesem Titel enthalt der Jahr- 
gang 1882 der ,Gartenzeitung^ von 
Dr. Wittmack, die wir zur Unter- 
scheidung von andern Blättern „Ber- 
liner Gartenzeitung^ nennen wollen, 
eine Reihe von Artikeln von „Den- 
drophilus“, hinter welchem Pseu- 
donym wir wohl einen in der Berliner 


4) Der wilde Garten, 


im salzgeschwängerten Boden des 
Baku’schen Gartens, in den Salzstep- 
pen des Schirwan’schen, im gelben 
Thon und Schiefergeröll des Tiflisi- 
schen und im Kalkgeröllboden des 
Kutais’schen Kreises treibt der genüg- 
same Strauch, wenn er nur hinreichend 
Wärme und das nöthige Wasser hat. 
Das Wärmebedürfniss ist gross. In 
den Wintern 1859, 1864, 1874 und 
1880 bei —12° Reaumur erfroren 
die buschférmigen Exemplare an un- 
geschützten Orten bis zur Wurzel 
hinab, wenn sie im Kulturboden stan- 
den, dagegen blieben die halbwilden 
oder verwilderten Exemplare fast vom 
Froste verschont, die an den Süd- 
seiten der Berge in den Felsenspal- 
ten ein kümmerliches Dasein fristen. 

Am 8. Januar d. J. hatten wir die 
noch nie erhórte Külte von —24,3° 
Celsius (Beobachtung des Observa- 
toriums in Tiflis), es lässt sich bei 
den jetzigen Frósten der Schaden noch 
nicht übersehen, jedenfalls wird die 
Axt wieder viel Arbeit haben. 


Tiflis 23. Januar 1883. 


H. Scharrer. 


Gärtnerwelt und auch anderwürts als 
Verfasser geistvoller Artikel über 


| Zweige des Gartenbaues, besonders 
| der Gehölze, wohl bekannten Besitzer 


eines schónen ,wilden Gartens* an 
einem der Havelseen bei Berlin zu 
suchen haben. Damit auch andere 


| Leserkreise etwas über „wilde Gär- 


Gartenflora Deutschlands, 


108 


ten“, sowie Leser jener Blätter etwas 


Anderes erfahren, will ich ebenfalls 
über „wilde Gärten“ plaudern, da ich 
besonders gerne in diesem Artikel 
„mache“, wie schon meine Abhand- 
lungen über Verschónerung von Rasen, 
Wiesen, Wald und Wasser in Land- 
schaftsgürten in früheren Jahrgüngen 
der Gartenflora, sowie in mehreren 
Büchern beweisen. 

Wenn wir die Ziergürten als s y m- 
metrische und landschaftliche 
unterscheiden, so sind die letzteren 
eigentlich simmtlich ,wilde Gürten*, 
sollten es wenigstens sein. Die darin 
verwendeten Pflanzen sollten das An- 
sehen haben, als habe sie die Natur 
in ihrer das Schóne hervorbringenden 
schópferischen Kraft selbst ausge- 
streut. Ein solcher Garten soll sich 
von der ,wilden Natur^ nur durch 
die Auswahl des Schónsten und den 
günstigsten, wohl berechneten Ein- 
druck, welchen jede Pflanze und Pflan- 
zenvereinigung machen kann, unter- 
scheiden. Es ist die Anwendung der 
Grundregeln der Landschaftsgarten- 
kunst auf die feine in das Einzelne 
gehende Ausschmückung, sagen wir: 
die üsthetische Verwendung der Blu- 
men, Kräuter und kleinen Gehölze im 
Parkgarten und Park. 

Denkt man sich freilich einen Land- 
schaftsgarten, wie ihn einige Wiener 
Künstler auffassen, wie ihn ein erst 
kürzlich von uns besprochenes Bilder- 
werk in vielen Plünen darstellt; den- 
ken wir uns ein solches Afterding von 
Naturdarstellung, so ist darin für den 
„wilden Garten“ allerdings kein Raum; 
aber auch zugleich nicht für eine 
Menge der herrlichsten Pflanzenfor- 


Russlands und der Schweiz. 


men, welche sich der regelmüssigen 
Anordnung durchaus nicht fügen wol- 
len. Es ist eben ein besonderer Vor- 
zug des landschaftlichen Gartens, dass 
er für jede, auch die regelloseste 
Pflanze Platz hat, dass sie ihm zur 
Zierde gereicht. Das ist es auch, 


was die Dauer des jetzigen Stils. 


sichert; ja ich behaupte, dass wir 
Landschaftsgürten jetzt bekommen 
müssten, wenn wir sie noch nicht hät- 
ten. . Die Menge der in die Gärten 
eingeführten malerischen Pflanzenfor- 
men, welche sich unbedingt einer 
regelmässigen Anordnung nicht fügen, 
würde eine andere mehr natürliche 
Anordnung von selbst herbeiführen, 
vielleicht im Anfang und bei Vielen 
planlos, endlich in seiner Wirkung 
künstlerisch berechnet und wohl be- 
dacht. Bei mir befestigt sich die An- 
sicht, dass die Menge der im vorigen 


Jahrhundert eingeführten neuen Ge - 


hölze, die man in den alten Gärten 
nicht anwenden konnte, wesentlich da- 


zu beigetragen hat, in England den : 


neuen „englischen“ Gartenstil zu er- 


finden und auszubilden, wobei ich — 
selbstverstindlich andere Ursachen 1 
und ästhetische Gründe nicht unbe- i 


achtet lasse. 


Der Ausdruck „wilder Garten®, 


den ich von Dendrophilus angenom- 
men habe, und der, glaube ich, auch 
dessen Erfindung nicht ist, sondern 
aus England stammt, darf aber nicht 
missgedeutet werden. 
eine Gartenwildniss sein, wie 


Rousseau als Ideal aufstellte, ohne : 


Wege, deren Besuch von Dornge- 


büsch und andern Hindernissen er- - 


schwert wird, sondern unser 


Es soll nicht — 


I. Originalabhandlungen. 


Garten soll wie andere anständige 
und gut gehaltene Gärten sorgfältig 
gepflegte Wege und Rasenflächen 
haben, kann sogar mit einem regel- 
mässigen Gartenstück zusammenhän- 
gen; ja es ist sogar die Idee nicht 
ausgeschlossen, dass der wilde Garten 
angesichts des „zahmen“, d. h. regel- 
mässigen, seine Reize ‚entfaltet, als 
scheinbarer Gegensatz von Kunst und 
Natur. Die malerische Wirkung der 
meisten Pflanzen wird sogar durch 
die Glätte des Rasens und der Wege 
häufig noch gehoben, wovon sich jeder 
überzeugen kann, wenn er einen Gar- 
ten vor und nach dem Mähen des 
Grases betrachtet. Die geringste Er- 
hebung der Gräser über die Fläche 
beeinträchtigt die Wirkung hervor- 
ragender Pflanzen. 

Es gibt für den wilden Garten eine 
kurze Regel, welche freilich nur von 
Leuten mit natürlichem Geschmack 
und feinem Naturgefühl empfunden 
wird, sich kaum erlernen lässt: man 
gebe jeder dazu geeigneten Pflanze 
denjenigen Platz, wo sie in ihrer male- 
rischen Schönheit voll zur Geltung 
kommt jund ordne das Einzelne so 
an, dass es sich gruppirt und in ge- 
wissen beschränkten Grenzen ein 
Ganzes bildet, gleichsam aus einem 
Gusse erscheint. Es handelt sich hier- 
bei immer nur um einzelne Theile 
und kleinere Gruppirungen, nicht 
wie bei den Baum- und Strauchpar- 
thien um entfernte Wirkungen. Selbst- 
verständlich gehört zur Anordnung ge- 
nügende gärtnerische Kenntniss, da- 
mit jede Pflanze denjenigen Platz be- 
kommt, wo sie sich vollkommen ent- 
wickeln kann, denn von dieser vollen 


109 


Entwickelung hängt die ästhetische 
Wirkung ebenso ab, wie von der 
künstlerischen Anordnung. Als Bei- 
spiel führe ich nur Schattenpflanzen 
an, z. B. Farnkräuter. Hat man für 
dieselben keine schattige kühle Lage 
mit Gelegenheit zur Bewässerung, so 
ist an eine Ausbildung der Wedel, 
wie es die Schönheit erfordert, nicht 
zu denken. Die grössten Vorzüge 
der Lage bieten Schattenseiten, Ab- 
hänge nach Norden, tiefbeschattete 
Plätze, Ufer. Wer solche nicht hat, 
beschränke seinen wilden Garten auf 
Sonnen- und Felsenpflanzen, welche 
allerdings einer so grossen Wirkung 
wie Schatten- und Wasserpflanzen 
nicht fähig sind. Man muss dann 


: Felsen und Erhöhungen zu Hilfe 


nehmen, um die zum malerischen 
Effekt nothwendigen Hervorragungen 
zu bilden. 

Man wird schon aus dem Vorigen 
entnehmen, dass ich eigentliche Regeln 
für den „wilden Garten^ — sagen wir 
lieber: die wild erscheinenden Gar- 
tenparthien — nicht geben will und 
kann. Ich kann nur durch Andeu- 
tungen und Beispiele belehren. Und 
von Letzteren will ich in dem Fol- 
genden einige mir zunächstliegende 
aus dem Parkgarten um meine Woh- 
nung der Karthause zu Eisenach ge- 
ben, welcher in mehr als einer Hin- 
sicht den Namen eines wilden Gar- 
tens bekommen könnte. Er liegt an 
einem Abhange nach Norden und 
erhebt sich in zwei .Bergstufen bis 
etwa 200 Fuss über dem Thale und 
dem tiefsten Theil des Gartens, hat 
waldige Steilhänge und Baumschatten 
im Uebermass, ist daher recht eigent 


110 


lich für solche Zwecke geeignet. 
Einige kleine Wasserstücke würden 
kaum zur Zierde beitragen, wenn sie 
nicht von hohen Wasser- und Ufer- 
pflanzen halb umstrickt wären, und 
ein im Sommer kleiner Bach, welcher 
den tiefsten Theil durchfliesst, kann 
auch nur durch Schilf und Uferpflan- 
zen leidlich aufgeputzt werden, weil 
zeitweises Hochwasser jede zierliche 
Krümmung verbietet und grosse Bo- 
gen und weit ausbreitende Ufer ge- 
stattet. Die waldigen Theile haben 
eine gute Aussteuer wild wachsender 
Pflanzen, die begünstigt und zum 
Theil künstlich verbreitet werden. 
Dahin gehören besonders 2 Arten Ane- 
mone, 3 Corydalis, 4 Lychnis, dar- 
unter L. viscaria in Menge, mehrere 
Campanula, darunter die prunkende 
C. persieifolia, das prächtige Trifo- 
lium rubens, Polygonatum und auf 
Grasboden und in lichtem Gebüsch 
Aquilegia vulgaris, Tulipa silvestris, 
Ornithogalum nutans und umbella- 
tum, Gagea lutea, Narcissus Pseudo- 
Narcissus, Lilium Martagon, Stellaria 
Holostea, Auf allen feuchten Plitzen 
vor und zwischen Gebiischen erscheint 
Impatiens noli tangere und an einer 
grossen Stelle das schóne aber stin- 
kende Allium ursinum, im Absterben 
verdeckt von Stellaria nemorum. Dann 
Myosotis alpestris, das blauköpfige 
Melampyrum nemorosum. Hiezu kom- 
men noch einige lästige, zu Zeiten 
aber schöne Unkräuter, besonders 
Aegopodium Podagraria, welches dies 
Jahr über 1 Meter hoch wurde und 
'l5 Meter hohe Blätter bekam, ferner 
Chaerophyllum temulum, welches viele 
Gebüschränder besetzt und bis zur 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Blüthe reizend aussieht, dann aber 
recht hässlich wird, Ich erwähne nur 
noch eine reiche Waldgräser-Flora, 
meist aus hohen und grossblüthigen 
Arten bestehend, worunter Milium 
effusum erscheint und Brachypodium 
silvaticum, sowie Melica nutans sogar 
künstlich verbreitet wird. Brachy- 
podium pflanze ich überall zur Wald- 
und Gebüschbodendecke an, und fasse 
die Schattenwege damit ein, von wo 
es sich von selbst weiter verbreitet. 
Melica nutans und uniflora sind un- 
ansehnlicher und weniger dazu ge- 
eignet, bilden aber eine mehr rasen- 
artige Bodendecke. Von Schling- 
pflanzen werde ich nur von Caly- 
stegia sepium, Polygonum Convolvulus 
und Hopfen belästigt, aber auch er- 
freut von Bryonia alba, desto mehr 
von dem unausrottbaren Galium Apa- 
rine belästigt, weil diese abgestor- 
ben die Gebüsche verunzieren. Dies 
nur eine Andeutung. Im Frühling 
schmücken alle sogenannten Busch- 
unkräuter den Garten, sogar die un- 
ausrottbare Urtica dioica, welche hier 
mannshoch wird; aber im Hochsom- 
mer erkennt man sie als hässliche 
Unkräuter, muss dann aber vorsichtig 
mit Wegnehmen sein, weil die ent- 
blössten Stellen noch hässlicher aus- 
sehen. Unter den allgemein verwil- 
derten Waldpflanzen machen sich auf- 
fallend Epimedium alpinum, Nareissus 
poeticus, Mulgedium macrophyllum 
(Sonchus macrophyllus) mit blauen 
Blumen, Achillea macrophylla, Tel- 
lima grandiflora (überall in Gebüschen 
verwildert), Astrantia major, Doroni- 
cum Pardalianches, Telekia speciosa, 
Spiraea Ulmaria (hier zwar wild wach- 


i. Originalabhandlungen. 


send, aber nicht im Garten), Geranium 
phaeum, Scopolia carniolica und meh- 
rere hohe Griser aus der ehemaligen 
botanischen Abtheilung. Auf den Wie- 
sen ist Narcissus poeticus und Papaver 
bracteatum verwildert und auch Or- 
nithogalum nutans und umbellatum 
sind wohl nur verwildert. 

Tritt man von der Stadtseite in 
den Garten, so fällt an der Spitze 
einer langen Strauchgruppe das rie- 
sige Blattwerk einer Masse von Hera- 
cleum pubescens in die Augen. Zwei 
Gruppen von Canna und Caladium, 
sowie eine von Gunnera scabra will 
ich nicht zum wilden Garten zühlen, 
doch passen sie dazu. Dagegen ge- 
hórt hinzu links ein Teich, dessen 
Ufer zur Hälfte mit den riesigen 
Schirmblättern von Petasites offici- 
nalis, Arctium -Lappa und andern 
grossblüttrigen Pflanzen umgeben sind. 
Hieran schliesst sich eine grosse Pflan- 
zung von Anemone japonica flore albo, 
welche mit ihren grossen formreichen 
Blättern sehr wohl dazu passt und 
bis zum Spätherbst grün bleibt. Grosse 
Büsche von Spiraea Aruneus, Lythrum 
Salicaria und Veratrum nigrum in nüch- 
ster Umgebung t um cm Strauch des 


sehön eng 


nna oran 


difolia gruppirt, ergünzen das Bild. Ein 
Bogenweg links führt zu meiner Woh- 
nung, welche hier die kleinere untere 
Gartenflüche von einer grósseren obern 
trennt. Dort stehen überall Buxus 
arborescens in mehreren Spielarten, 
Taxus in 3 Spielarten, dazwischen 
noch kleine neue Coniferen und 
aus einer grüsseren Gruppe von 
Buxus erhebt sich die schlanke Spitz- 
krone von Chamaecyparis nutkaen- 


111 


sis var. glauca. Am Rande dieser 
Pflanzung stehen wie wild mehrere 
Arten kaukasischer Helleborus, welche 
dort im Halbschatten Biische von 
‘le Meter Durchmesser bilden, durch 
Massen grosser glünzender Blütter 
sich krüftig von dem kleinblüttrigen 
Buxus abheben und im Frühling mit 
Hunderten grosser purpurrother oder 
weisslicher Blumen bedeckt sind. Ich 
benutze diese Gelegenheit, diese herr- 
lichen Pflanzen angelegentlich in sol- 
cher Anwendung zu empfehlen. Ab- 
wechselnd mit diesen Helleborus ste- 
hen Pulmonaria oblongata, eine der 
schónsten Frühlingsblumen und Hoteia 
japonica, sowie der prüchtige Dic- 
tamnus Fraxinella, welcher entfernter 
frei auf Rasen noch gróssere Büsche 
bildet. Dictamnus hat die gute, aber 
seltene Eigenschaft, seine schónen dun- 
kelgrauen Fiederblätter bis zum Spät- 
herbst grün zu erhalten, so dass er 
auch vor und nach der prächtigen 
Blüthe noch ziert. 

Daran schliessen sich starke Pflan- 
zen von Veratrum nigrum, Lilium 
Martagon an (auch im Gebiisch), 
welche an zahlreichen Stengeln Hun- 
derte von Blumen tragen, Funkia 
Sieboldi. Zwergbüsche von Mahonia 
Aquifolium, Rasen von Arabis, Au- 
brietia und Asarum europaeum am 
Berghange zwischen Taxus und hohen 
Buxus-Strüuchern füllen Zwischen- 
räume aus, und von der Hauswand 
hängt malerisch Clematis Vitalba her- 
ab, während ein Vitis vulpina von der 
Hausecke mit der Krone eines nahen 
Acer platanoides sich verbindet. Nahe 
beisammen stehend, geben zwei eigen- 
thümliche Verbindungen dieser Gar- 


112 


tenparthie etwas besonderes: aus einem 
sehr ausgebreiteten buntblättrigen 
Buxus wächst eine starke Clematis 
recta hervor, deren rankenartigen 
Stengel und dufdigun Blüthen sich 
ungezwungen iiber dem immergriinen 
Halbstrauch ausbreiten. Das zweite 
Bildchen ist eine Thladiantha dubia, 
eigentlich fiir die Hauswand bestimmt, 
welche aber durch die weitgehenden 
Stolonen einen 2 Meter hohen Buxus 
«og E n a 


Ranken nach Belieben über den duld- 
samen Strauch ausbreitet, ihn jedoch 
wenig schädigt, wohl aber mit den 
langröhrigen gelben Kürbisblüthen 
ziert. Diese seltsame ausdauernde 
Cucurbitacee ist an keinem Platze zu 
fesseln, kommt überall hin, wo man 
sie nicht haben will. Wenn ich noch 
erwähne, dass ein naher Juglans nigra 
über und über mit Ampelopsis quin- 
quefolia durchwachsen ist, dessen Blät- 
ter jetzt roth durch das Grün des 
. Wallnussbaumes leuchten, ferner, dass 
eine malerisch gebaute hohe Trauer- 
esche am Ufer steht, und auf dem- 
selben Platze einige Hängebirken eine 
Gruppe von vollendeter Schönheit bil- 
den, so wird damit das Bild eines so- 
genannten „wilden Gartens“, welcher 
nur mit einigen Blumenbeeten ge- 
schmückt ist, ergänzt. Im ersten 
Frühling blühen auf dem nicht gros- 
sen Rasen überall zerstreute Nar- 
cissus Pseudo-Narcissus, verschieden- 
farbige Crocus, Galanthus nivalis und 
Leucojum vernum, welche beim ersten 
Mühen abgehauen werden. Wie die 
Crocus, welche doch schwerlich Samen | 
tragen, sich im Rasen weiter ver- 


breiten, ist mir ein Rüthesl. Bei | 


j 
| 
I 


| 


| den Zwischenräumen der Semper- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Ornithogalum umbellatum habe ich ' 
beobachtet, dass diese Pflanze durch _ 
das Heutrocknen verbreitet wird, in- - 
dem Haufen mit darin befindlichen 
< 
Samenstengeln auf andere Plätze ge- | 
tragen werden. So mag sich auch : 
Colchicum autumnale verbreiten. Lei- 3 
der hat sich in dieser Gartenparthie — 
Ranunculus Ficaria so massenhaft ein- — 
gestellt, dass diese Wucherpflanze an- - 
dern schadet und die bald abatesbon d 4 
den Blätter recht hässlich aussehen. | 
Der Uebergang zu dem mehr gar- 
tenmässig geschmückten obern (mitt- | 
leren) Theile bilden die Dracaenen 
(Cordyline australis und indivisa var. , 
Veitchi) von 12—15 Fuss Höhe und 
eine Araucaria imbricata, welcher ge- - 
genüber ein Gynerium ` P argent : 
steht. | 
Ein anderes kleineres Stück Wild- 
garten, welches die Seite eines Erd- 
hauses ausfüllt, kann zwar wegen 
seiner Verbindung mit einem Gebäude 
getadelt werden, gefällt aber durch 
den terrassenartigen Aufbau und seine 
Begrünung mit hier sich üppig ent- 
wickelnden Struthiopteris germanica. 
Daran schliesst sich eine kleine ganz 


fol. aureo-reticulatis ete. besetzt, aber | 
im Sommer noch mit andern kleinen 
Pflanzen, besonders Echeveria, Mesem- 
brianthemum u. a. geschmückt. In 


vivum-Rasen gedeiht ohne weitere 
Pflege - Linaria alpigena i in grosser 
| Ueppigkeit. 

il Schluss igi) 


f 
a = 
RAVE + 


E ELA 
PER: FEAR Jy, MH 


~ chen habe. 


Il. Notizen. 


113 


Il. Notizen. 


1) Herstellung und Nutzen der 
Klebringe. Professor Fuchs schreibt über 
diesen Gegenstand in der "iii angi 
lichen Zeitschrift für Oesterreich u. d. Enn 

„Herr L. Pichler aus Unternalb edie 
ein Cirkular, worin er auf die Niitzlichkeit 
der Anbringung von ae et i an unseren 
Obstbáumen aufmerksam mac u dem 

wecke, um ee une Weibchen des 
NE ees und auch verschie- 
dene schädliche Rüsselkäfer zu fangen. Der- 
selbe kündigt auch den Verkauf des von ihm 
verwendeten Klebstoffes an mit dem Bemer- 
ken, dass derselbe alle vier Tage zu er- 
Um hiezu auch meinen Theil 
n 


äume, und zwar Aepfel-, Birn- und einige 
Kirschbäume, mit Klebringen versehen habe, 
die ich am 14. Oktober mit einer von Pro- 
fessor Nestler angegebenen Masse zum ersten- 
male, am 29. Oktober zum zweitenmale und 
am 12. November zum drittenmale angestri- 
Diese Masse ist zusammengesetzt 
aus 5 Theilen weissem Fichtenharz, 2 Thei- 
len Stearinöl und zwei Theilen Schweinefett. 
Man gibt diese Ingredienzien in einen Topf 
und stellt diesen auf die Platte eines ge- 
heizten Sparherdes, bis die ganze Masse 
dünnflüssig geworden Die Masse kostet 
wenig, nämlich 1 Kilo Fichtenharz 35 kr., 
1 Kilo Stearinöl 70 kr., 1 Kilo Schweinefett 
85 kr., es kostet daher das Kilo dieser Masse 
90 kr., also das halbe Kilo 45 kr. Bei je- 
dem Materialisten bekommt man die ersten 
zwei tandtheile zu kaufen. 

Der Erfolg ist ein glänzender. Am meisten 
fängt sich an den grossen Apfel- und Birn- 
bäumen; auf einem Apfelbaum fand ich am 
ungeflügelte Weibchen des kleinen 


Dutzend des Birnrüsselkäfers (Anthonomus 
pyri), überall auch eine grosse Anzahl der 


ners. Auf den Klebringen der Kirschbäume 
fand ich noch keine Schädlinge vor. Ich 
1 


unterliess nieht, eine Anzahl Wirthschafts- 
besitzer aus dem Orte Seren zur Be- 
sichtigung einzuladen und hatte das Ver- 

niigen, zu sehen, dass dicibus mit gros- 
sem Interesse iine Gefangenen besich- 
tigten und ihren Entschluss aussprachen, 
auch ihren Bäumen Klebringe anzulegen. 
Ein anwesender Kaufmann des Ortes wurde 
ersucht, die Materialien im Grossen anzu- 
kaufen, damit sie im Orte selbst zu bekom- 
men waren. 

2) Die Kulturpflanzen der Insel 
Zanzibar. Zanzibar, eine der schónsten 
und reichsten Perlen des indischen Oceans, 
kann sich in Betreff seiner Flora getrost den 
Inseln des malayischen Archipels zur Seite 
slellen. Wer jemals das Glück hatte, den 
Pflanzenwuchs dieses wunderbaren Eilandes 
kennen zu lernen, wird staunen ob der Fülle 
und Pracht, die sich vor seinem Auge ent- 
faltet. Es vereinigt sich hier Alles, was auf 
das Wachsthum der Pflanzen irgendwie vor- 
theilhaft wirken kann. Das Klima ist durch- 
aus äquatorial, selten mehr als 26° Réaumur, 
ein Stand des Thermometers unter 19" Réau- 
mur ist niemals beobachtet worden, und 
selbst ein solcher k 
einmal vor; die Luft ist durch Seewinde 
stets mit Feuchtigkeit gesättigt. Man unter- 
scheidet eine kleine und eine grosse Regen- 
zeit; erstere fallt in den Oktober, wührend 
die letztere wn auf die Monate Marz und 
sein erstrec 

r Boden sparse besteht an den Kü- 
no und theilweise im Innern aus Thon und 
Humus, dem hóchst poróser na 
unterlagert — das denkbar vortheilhafteste 
Terrain für die Tropenflora. Der centrale Theil 
der Insel ist kaum 300 Fuss über der Meeres- 
fläche erbaben, doch zieht sich ein schmaler, 
niedriger Höhenzug fast durch ihre ganze 
a. der stellenweise Erhebungen von bei- 
läufig 450 Fuss relativer Höhe aufweist. 

En Flora ist verwan der des nahen 
ähnelt sie auch der In- 


e 
eingeführt wurden und hier, in einem gleich 
$. 


114 


heissen, aber bedeutend gleichmässigeren 
Klima, eine neue, vortreffliche Heimath fan- 
den. 


Fast jeder Winkel des anbaufähigen Ter- 
rains wird auf Zanzibar benützt; überall 
ragen die herrlichsten baumartigen Gewächse 
in den blauen, wolkenlosen Aether und geben 
der Insel, von der See gesehen, den Anblick 
eines zusammenhängenden Waldes, über dem 
sich die schlanke Cocospalme wiegt. Ge- 
treidearten werden wenig gezogen, der Platz 
ist zu kostbar und wird vortheilhafter mit 
der Gewürznelke oder dem Muskatnussbaum 

6 


Indien Towarri genannt), importirt man vom 
nahen Kontinent, von Melinde, Mombassa 
und Bagamoyo. Wo letztere Pflanze, M'tamma, 

der Insel gebaut wird, erreicht sie 
docentis die Höhe von 18 Fuss, wäh- 
rend sie im Sudan selten 6 Fuss überschreitet. 
Ihre Blätter werden 4!/» Fuss lang und 2 Zoll 
breit. Bohnen und Erbsenarten, Kunde und 
Dschirokko genannt, werden von den ärmeren 
Klassen in geringer Menge kultivirt ; Mahindi, 
indisches Korn und Erdnüsse dienen ihres 


nbau ist die brasilianische 
Kassawa oder Maniok (Jatropha Manihot L.), 
hier M'hogo genannt, Es genügt, den grünen 
Stengel in die Erde zu stecken und im An- 
fange etwas zu begiessen; nach drei Mona- 
ten kónnen schon die mehlhaltigen Knollen 
r Nahrung verwendet werden. Zu den 
ge N gehörig, ist der M'hogo 
in allen tropischen Làndern verbreitet und 
gehórt dureh seinen Reichthum an Starke- 


nen an der Sonne dn: um das Gift zu 
beseitigen, Eine andere hier gebaute Kar- 
toffelart ist die süsse Batate (Batatas edulis 
Choisy). Es wächst diese Pflanze kraut- 
artig und schiebt ihre hellgelben, zahlreichen 
Stengel in einer Lànge von beiläufig 20 Fuss 
über den Boden hin; jedem Gelenke ent- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


wachsen die werthvollen Knollen, Ihre Blüthe 
ist purpurroth und gleicht täuschend unserer 

inde. Wie bei dem M’ hogo, so ist auch hier 
nur Ein Stengel nöthig, um, in den Boden ge- 
steckt, nach wenigen Monaten ganze Felder 
zu überziehen. Die Knolle ist äusserst nahrhaft 
und gleicht vollkommen unserer Kartoffel, 
wird häufig dieser sogar vorgezogen. Yams 
(Dioscorea alata L.) gedeiht auch auf un- 
serer Insel vortrefflich. Man zieht ihren 
gegen 25 Fuss langen Stengel an den Cocos- 
palmen empor, wodurch der Pfílanze die 
nóthige Stütze geboten wird. Die hàufig 
dreissig Pfund schwere Wurzel wird roh und 
gekocht gegessen; auch ist sie auf Schiffen 
beliebter als die Kartoffel, da sie den 


wilde Ananas, ihre Frucht ist wasserig und 
weniger aromatisch, als die durch langeren 
Anbau veredelte Bromelia Ananas L. Letz- 
tere erreicht hier eine gewaltige Grüsse und 
dürfte in Betreff des Wohlgeschmackes die 
brasilianische weit übertreffen. Die Orangen 
des Landes sind im Gebiete des indischen 
Oceans die besten: wer die italienische 
Orange gekostet hat, kann sich kaum eine 
Vorstellung machen von der goldenen Frucht 
Zanzibars. Ebenso erreichen hier L 
Mandarinen und Granatäpfel eine seltene 
Grósse und Güte, denn die äquatorialen Län- 
der sind wohl die eigentliche Heimath dieser 
Früchte, 


Ein Juwel ist die Cocospalme, Ein Kind 
der Küste, fallen ihre mächtigen Früchte 
auf den Strand, die Brandung spült sie hin- 
weg, und von Woge zu Woge getragen 
schwimmen die noch von einer dichten Bast- 
schicht umgebenen Nüsse fremden Eilanden 
zu. Von den Wellen wieder an das Gestade 
geworfen, kommt der junge Keim bald zum 
Vorschein, und nach verhältnissmässig kore 


en 
Im Innern des afrikanischen 
Kontinents diirfte die Cocos wohl nirgends 
angetroffen werden, Dort, wo ihre Fieder- 


Il. Notizen. 


blätter nicht mehr die salzhaltige Seebrise 
fächert, wo ihre Wurzeln nicht mehr mit 
Seewasser in Berührung kommen, 
mert sie. Der Eingeborene Zanzibars, der 
diesen Umstand sehr genau kennt, pflanzt 
Nahe des 
Er grübt zu diesem Zwecke ein 
mehrere Fuss tiefes Loch in den lockeren 
Sand, gibt Salz und Asche hinein und legt 
auf diese die Nuss mit dem Keime nach 
oben. Bald springt die Schale, und nach 
drei bis vier Monalen kommt die junge 
Pflanze zum Vorschein. Mehrere Jahre hin- 
durch wird sie noch LEN gines drei- 
mal täglich erhält sie Wasser, und ringsu 

wird der Boden m Salz und Asche ae 
streut. Nach beiläufig zwei Jahren wird die 
Palme in noch üppiger gedüngten Boden 
versetzt und das Regenwasser durch Gräben 
so viel wie möglich von ihr ferngehalten. 
Am Strande erntet man schon im vierten 
Jahre, im Innern der Insel dagegen erst nach 
acht bis zehn Jahren 


nach 80 bis 100 Jahren tritt sie in den 
Ruhestand, das heisst, sie trägt keine Früchte 
mehr und wird dann als vortreffliches Bau- 
holz benützt 


Ein Lieblingsgetránk der Eingebornen ist 
die Cocosmilch. Die unreife Frucht, M'tafa 
genannt, scheidet vitio einen milcharti- 
gen Saft aus, der sich in der innern Hóh- 
lung sammelt; derselbe ist klar und hat 
seinen Namen vom Geschmacke, nicht von 
der Farbe, wie man irrthümlich glaubt. Die 
Früchte, welche nach Europa kommen und 
jene Flüssigkeit enthalten; sind meist alt, 
Ein anderes eigenthüm- 


gni e 
or Man gewinnt diesen dadurch, 
dass man die jungen zarten Blätter der Krone 
abschneidet, der 
und geht nach kurzer Zeit ein. Am billig- 
sten ist der Palmenkohl nach heftigen Mon- 
sumstürmen, wenn viele Bäume gebrochen 
sind. Ein anderes Produkt ist der berühmte 
Tembo, in Indien Toddy, zu Deutsch Palm- 
wein genannt, Es ist der Saft der Cocos- 
palme, den man durch Anbohren des Stam- 
mes oder Abschneiden einer Blüthentraube 


| 
| 
| 
| 


verküm- | 


Baum ist danm verloren | 
illi 


115 


gewinnt; Letzteres beschadigt den Baum am 
wenigsten und wird auf Zanzibar allein an- 
gewendet. In einer Calabasse wird der her- 
abrinnende Saft wührend der Nacht aufge- 
fangen, am Morgen ist die Gührung schon 
eingetreten und ein dem Champagner ühn- 
liches, vortreffliches Getränk erzeugt. Im 
Dunkeln setzt sich die Gährung fort, und 
das Resultat ist eine berauschende Flüssig- 
keit, die, dem Sonnenlichte ausgesetzt, bald 
in Essigsäure übergeht, 

Ein wichtiger Exportartikel Zanzibars ist 
die Kopra. Dieselbe besteht aus dem ge- 
trockneten Kern der Cocosnuss, ist dlhaltig 
und wird besonders in igen zur Sei- 
ear ag verwendet. uerdings ver- 

indert man die repiten dadurch, 
Pen man die Kopra an Ort und Stelle durch 
hydraulische Maschinen auspresst und nur 
das Oel nach Europa verschifft. Der Fett- 
gehalt der Kopra ist so gross, dass ein ge- 
linder Druck mit dem Finger genügt, um 
dasselbe hervortreten zu lassen, 


Geschmack, Das 
auch in Zanzibar iat Gebrasil nur mit dem 
Unterschiede, dass es nicht mit Lederstreifen, 
sondern mit Cocosfiber-Schnüren überzogen 
ist. Eine weitere Anwendung finden diese 
Schnüre beim Schiffsbau. Der Suali ver- 
bindet die Planken seines Bootes nämlich 
nicht mit Bolzen und Nägeln, sondern schlägt 
Löcher in dieselben und näht sie mittelst 
jener Stricke zusammen. Ein solches durch- 
aus ionge kalfatertes Boot ist kaum 
, die schwersten Stósse an den 
mse Koralenkipen halt es aus, und 
wo ein nach e schem Muster gebautes 
Fahrzeug ee in Trümmer gehen 
würde, fährt es unbekümmert weiter. 
“So ist die Cocospalme weitaus der wich- 
tigste Baum Zanzibars, ohne ihn weiss sich 
der verwóhnte Suali kaum zu helfen, und 
kehrt er von Handels- und Entdeckungs- 
zügen aus dem Innern zurück, so begrüsst 
er mit Jubel, als erstes Anzeichen der nahen 
Küste, seinen treuesten Freund und Er- 
hr 


John Baron v. Miller, 


116 


3) Auf den Philippinischen Inseln gibt es 
grosse Mengen von Bau- und Werkhölzern, 
deren Export erst in neuerer Zeit begonnen 
hat. 

Herr Blumentritt gibt in der österr. 
Monatsschrift für den Orient in Wien Nr. 9 
1882 uns eine kurze Mittheilung über die- 
selben, welehe auch den Lesern der Garten- 
flora von Interesse sein dürfte. Häufig zu 


verwend 
der „Malarujat“ "Ol rtus ainda. Bl. . 
dessen Holz eine graue, in das Gelbliche 
übergehende Fárbung besitzt und zu Móbeln 
oder haufiger zu Zimmermannsarbeiten ge- 


b ird. Für feine Móbeln ist das 
schwarze Holz des „Luyong* ano* 
iospyros nigra L.) sehr gesucht; diesem 


( 
ähnlich ist der ,Camagon* (Diosp. pilosan- 
thera Bl), dessen Holz sich vom ersteren 
durch das bräunliche oder rothgelbe Geáder 
unterscheidet und in Folge dessen sich sehr 
werthvoll zu Luxustischlerei um so mehr 
eignet, da es eine herrliche Politur an- 
nimmt: der König der philippinischen Wäl- 
der ist der 60 Meter hohe „Molave“ (Vitex 
geniculata Bl.), welcher ein unverwüstliches 
Holz bietet, sei es im Wasser oder dem 
Regen und dem Sonnenschein ausgesetzt: es 
bleibt fest und hart, es ist von gelber, ins 
Grünliche spielender Fárbung. Dieses Holz 
wird zu allen Bauten verarbeitet, Das Holz 
der sehr stattlichen „Narra“ (Pterocarpus 
santalinus) ist von róthlicher bis ins Blut- 
rothe steigender Farbe, von angenehmem 
Geruche, nimmt eine herrliche Politur an 


und wird zu Móbeln verwendet; auch das 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Holz von „Narra blanca“ oder „Amarilla“ 
(Pteroc. pallidus Bl.) wird zu Luxusarbeiten 
verwendet; die Narra-Arten schwitzen ein 
rothes Gummi aus, welches anfangs sehr 
dünnflüssig, später verhärtet; die schlanken 
Stämme des „Bilanho“ (Calophyllum ino- 
phyllum DC.) werden zu Mastbäumen und 
Segelstangen verwendet, zum Hausbau ist 
dieses Holz nicht geeignet, es geht bald zu 
Grunde, Dann kommt der ,Yacal^ oder 
„Saplungan“ (Dipterocarpus plagatus Bl.), 
dessen Holz von grosser Festigkeit und von 
gelblicher Farbe ist; der ,Dungon^ oder 
»Dongon* (Sterculia eymbiformis DC.) von 
rother Farbe mit einem Stiche ins Dunkel- 
blaue; der „Nato“ (Stere. Balanghas L.) von 


ches in den Kirchen anstatt des Weihrauches 
verwendet wird. Ferner finden wir noch an- 
gegeben: Cedrela Toona Roxb,, Cedr. Calantis, 
Cedr. de filipinas (Cedrela odorata L.), der ein 
herrlicher Baum ist mit fleischfarbigem Holze, 
nicht selten mit ziegelrothen Nüancirungen, 
auch mit dunkeln Schattirungen von Roth 
bis zu Purpurviolett, m Ge- 


für die feinsten Manila-Cigarren verwendet 
wird. Conarus santaloides DC, (Camuning) 
ist ein 2—3 Meter hoher Baum, dessen Holz 
sehr hart ist, von ockergelber Farbe mit 
dunkeln Flecken und wellenférmigem Ge- 
äder, nimmt eine schöne Politur an und 
wird verwendet zu sehr schónen Dolch- und 
Säbelgriffen u. s. f. 


III. Literatur. 


1) O. Drude über die floristische Erfor- 
schung Nord-Afrika's von Marokko bis 
Barka. (Petermann's Mittheilungen 1882. 
Heft 4 p. 143—150.) 

Das Gesammturtheil über die Flora Nord- 

Afrika's ist zwar noch dasselbe, wie es Grise- 
bach in seiner Vegetation der Erde. vor 10 


Jahren ausgesprochen hat: Das Küstengebiet 
nérdlich von den Abhangen des Atlas und 
seiner östlichen Ausläufer gehört von Marokko 

is Tunis zur Flora der Mittelmeerländer, 
zeigt sich aber so gegliedert, dass nur nörd- 
lich von der Kette des Kleinen Atlas, also 
der Küste sehr nahe, die Mediterranflora rein 


If. Literatur, 


ausgeprägt erscheint, während die zwischen 
der nördlichen und südlichen Gebirgskette 
gelegenen Hochflächen, welche in der neuen 
Ausgabe von Stieler's Atlas die Bezeichnung : 


tationsformen der Sahara zu betrachten sind, 
welche südlich von den Südabhängen des 
Hohen Atlas und seiner östlichen Ausläufer 
unbeschrünkt herrschen; das Florengebiet 
der Sahara reicht dann von der Kleinen 
bis zur Grossen Syrte in Tripoli bis nahe 
zum Gestade heran, und nur die Nordab- 
dachung der Hochfläche von Barka bietet 
noch einmal an dieser Küste gut ausgeprägt 
die charakteristischen Formen der Mittel- 
meerflora. ie genauere Gliederung der 
Gebiete aber, die geographische Pulp. 
der einzelnen Areale und ihre Gesammt- 

vegetation, die Grisebach 1872 nur icti un- 
genügend bekannt sein konnte, ist jetzt an 
vielen Stellen weit, an anderen wenigstens 
genügend vorgeschritten, und zwar sind diese 
Resultate in Marokko hauptsächlich den 
Botanikern Hooker und Ball, ausserdem zwei 
Marokkanern als Sammlern in Cosson’s Auf- 
trage, in Algerien Cosson selbst und dessen 
botanischen Genossen, endlich in Bezug auf 
Tripoli, Fassan und Barka Ascherson zu 
danken, der die Reisenotizen und meist spär- 
lichen Sammlungen vieler Reisenden in die- 
sen türkischen Ländern überarbeitete und, 
mit den grossen Kenntnissen und reichen 
Erfahrungen seiner eigenen Reisen im nord- 
östlichen Afrika verknüpft, daraus einen 
Florenkatalog zusammenstellte, der als Grund- 
lage für weitere pflanzengeographische Unter- 
suchungen in diesem Gebiete gelten muss. 
Indem wir mit Drude die botanischen Unter- 
suchungen in den einzelnen Ländern geson- 
dert betrachten, beginnen wir mit: 

I. Marokko. Unter den Männern, welche 
es versuchten, den Grossen Atlas floristisch 
zu erforschen, ist vor Allem Balansa zu 
nennen, welcher im April 1867 von Mogador 
aus das Gebirge bis 2000 Meter Höhe erstie- 


Hierauf unternahm es Hooker, begleitet von 


117 


Ball und Maw, im Frühjahr 1871 den bis 
dahin unbekannt geblie — westlichen 
Theil der Atlaskette zu untersuchen, was 
ihm auch während seiner nur ia 
lichen Expedition glücklich gelang, so dass 
er ‚vortreffiiche Pflanzensammlungen von da 


und Fritsch unternommene Expedition an. 
Beide sind durch besondere CUTE 
hinreichend bekannt geworden. Wenig be- 
kannt aber sind die hauptsächlich du Flora 
gewidmeten Forschungen des berberischen 
Marokkaners Ibrahim Ammeribt und des ma- 
rokkanischen Rabbiners Mardochai Abi Serur, 
von denen der bedeutendste Florist des nord- 
westlichen Afrika's, Dr. E. Cosson, zur Her- 
beischaffung des zu seiner „Flora atlantica“ 
nothwendigen Pflanzenmaterials, gróssten- 
theils auf seine eigenen Kosten Streifzüge in 
Marokko unternehmen liess. Ibrahim Am- 
meribt, turas schon im Jahr 1867 Balansa 
auf seiner dition als pou ded 
ri code mer sich es di ie zum Te 


durchstreifte in den Sommermonaten der 
Jahre 1873—1876 die Umgebung Marokko's 
und den Grossen Atlas bis zu 3100 Meter 

She. Unter den von ihm gesammelten 
Pflanzen befinden sich sowohl solche, welche 
auf die pflanzengeographische Verwandt- 
schaft mit dem nördlichen Waldgebiete hin- 
weisen und sogar bis zur nördlichen Baum- 
grenze in Europa, Asien und Amerika hin 
viclicetit vorkommen, wie z. B. Parnassia 

palustris, in mehr als 3000 Meter Höbe ge- 
sammelt, als auch Formen von weit im Medi- 
terrangebiet verbreiteten Gattungen, welche 
im Atlas gering an Zahl sind, z. B. ende- 
mische Draben, Aconitum Lycoctonum, das 
schóne, durch Hooker's Expedition bekannt 
gewordene Chrysanthemum Catanache, Sile- 
nen, Artemisien, Secale montanum, Astra- 


wandt sind, wie Monanthes (Sedum) atlantica, 
ferner aus Marokko und Algerien sonst schon 
bekannt gewordene Endemismen von hohem 
Werthe, wie Fraxinus dimorpha und die be- 
rühmte, waldbildende Argania Sideroxylon, 


118 


endlich solche Arten, welche auf die benach- 
barte Sahara hinweisen durch Identitat der 
Spezies oder wenigstens der Gattungssektion, 
und welche an den Südabhängen des Atlas 
reichlicher sich finden, wie Acacia gummi- 
fera, Euphorbia retinifera und E. Beau- 
mieriana. 


Der Rabbiner Mardochai Abi Serur sam- 
melte in den Jahren 1872 und 1873 auf 
einem südlichen Ausläufer des Atlas gegen 
Akka hin und westwärts zur Mündung des 
Wadi Nun 300 Pflanzenarten und begab sich 
im Jahre 1874 zum dritten Male nach Akka, 
um die Sahara auf 10 Tagereisen südlich 
von dieser Oase in der Richtung auf Tim- 
buktu hin zu durchsuchen. Den Frühling 
und Frühsommer des Jahres 1875 benutzte 
er zu einer Reise nach dem südlich von Mo- 
gador gelegenen Djebel Tabayoult, deren 
Itinerar von Duveyrir publizirt worden ist. 

on dieser seiner wichtigsten im Dienste der 
Florenuntersuchung unternommenen Reise 
brachte er reiche und woblerhaltene Pflan- 
zensammlungen mit, die zum Theil die Areale 
der von Hooker, Ball und Maw auf dem 
Hohen Atlas gesammelten Pflanzen über die 
weit niedrigeren Bergzüge des westlichen 
Marokko 


n für Marokko haben einige ein allge- 
meineres pflanzen 
es befindet sich eine strauchartige, 3—4 
Fuss hohe Composite Pluchea ovalis darunter, 
welche bisher als Senegambien und den Kap 
Verdischen Inseln eigenthümlich galt und 
auf der Insel San Antonio, zumal in ihrer 
Blüthezeit (Marz), wichtig für den physiogno- 
mischen Charakter des Kap Verden ist; für 
diese Pflanze ist nun eine sehr nach Norden 
verschobene Grenze erkannt, und sie verhält 


welche bisher als den Canaren eigenthüm- 
lich galten, wie Koniga intermedia, Helian- 
themum canariense, Drusa oppositifolia und 
Astydamia canariensis, so dass die pflanzen- 


area perenne ne Se 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


geographische Stellung Marokko's sicherer 
Beurtheilung unterworfen ist. 


II. erien. Während so Marokko, 
trotz dieser Forschungen, immer noch als 
ein in Bezug auf Vegetation ungenügend 
bekanntes Land betrachtet werden muss, ist 
Algerien seit der Okkupation durch die Fran- 
zosen so vielfältig untersucht worden, dass 
man mit Befriedigung auf diese wissenschaft- 
lichen Erfolge blicken kann. Das Resultat 
aller dieser Forschungen ist durch Cosson 
seinem neuesten Werke: Compendium 
florae atlanticae zusammengefasst worden 
und der erste Theil dieses Werkes enthalt, 
gleichsam als Einleitung, eine Zusammen- 
stellung aller um die Flora dieses Gebietes 
verdienten Reisenden nebst einer ausführ- 


at 


in Florenbezirke, Wabrend man bisher nur 
Mediterran- und Sahara-Gebiet von einander 
trennte, sehen wir in Cosson's Abgrenzung 
4 verschiedene Gebiete unterschieden, so 
namlich, dass das Mediterrangebiet (im wei- 
teren Sinne) selbst wieder in 3 Zonen und 
Regionen gegliedert ist. Diese Gliederung 
wird dureh die doppelte Kette der von We- 
sten mit nórdlicher Abweichung nach Osten 
ziehenden Berge, die etwa bis zu 2300 Meter 
ansteigen, bewirkt. Die zusammenhüngende 
nórdliche Kette scheidet das eigentliche Ge- 
biet der Mittelmeerflora (im engeren Sinne) 
von dem südlich daran anstossen 


3 geographische und zugleich botanische - 
Zonen abgegrenzt und gut charakterisirt. 
Wie aber überall die hóheren Bergregionen 
sich eigenartig auszeichnen und im Mittel- 
meergebiet besonders dadurch wichtig sind, 
dass die Walder aus Pflanzenfamilien borea- 
ler Regionen bestehen, so hat auch in Al- 
gerien Cosson die Bergzüge mit ausgeprägter, 


Gegensatz zu den 
3 ersten (geographischen) Zonen als eine 
»botanische Region“ mit dem det pi on- 
tanregion bezeichnet, welche ihre 
rakter entsprechend natürlich ewe 


III, Literatur. 


begrenzt ist. Diese vibe iis ms hat 
sich in der Regel nur auf 1000 Meter über- 
ragenden Bergen ausgebreitet; in einer c Hohe 

600—1000 Meter weicht die Vegetation 


den Thaler oder Flächen ab, Klimatische 
Einflüsse, die Gegenwart von Schnee im 
Frühjahr und  sommerliche ro 
uftreten eine wichtig 
Der wahre Charakterbaum M 
Montanregion ist Cedrus Libani var. atlan- 
lica, welcher auf der Nordkette von 1200 
bis 1300 Meter an, auf der Südkette meist 
erst von 1400 Meter an bis zu den hóchsten 
óhen hinansteigt. Dazu gesell sich an 
wenigen Stellen die majestütische Walder 
bildende Tanne: Abies Pinsapo, var. babo- 
rensis, eine Kiefer: Pinus Pinaster, 2 Wach- 
holderstráucher: Juniperus nana und thuri- 


un. ra RER — 2 Ahorne ; 
‚hie 


und da auch unsere inen Populus tremula, 
die Süsskirsche: Prunus avium, auch die 
me: Ulmus campestris, und Erle: Alnus 
glutinosa, an seltenen Stellen aber auch Man- 
delbaum und Kastanie, beide in anschei- 
nend durchaus wildem Zustande. Die Ge- 
büsche werden bauptsächlich von Ilex Aqui- 
folium, von Berberitzen, Buchsbaum, Kreuz- 
dorn (Rhamnus alpina), Sorbus-, Lonicera- 
und Ribes-Arten gébildet; dazu gesellt sich 
eine grosse Zahl von Stauden, welche, wie 
in nördlichen Gebieten, die der einjährigen 
Gewächse um das Doppelte übertrifft. 


Die Küstenzone des „Tell“ oder 
Mediterrangebietes erfreut sich da- 
gegen in Anbetracht des Einflusses der See 
und der sich in ihrem Rücken als Schutz 
gegen die dörrenden Südwinde aufthürmen- 
den Be: 


Klima's. 
den correspondirenden Süd-Euro- 
pa's und zwar ziemlich genau nach Meri- 
dianen geordnet. Hier wie dort ist die Olive 
die wichtigste Charakterpflanze, welche nach 
Cosson an vielen Stellen im wilden Zustande 
gefunden wird und o ezu Wälder 

bildet, in denen sie die Dimensionen unserer 


` derung nach Breitenkreisen ; mit ab 


119 


Waldbäume erreicht; sie bezeichnet vs Di- 
strikte der immergrünen Eichen und im- 
mergrünen Gebüsche, der Myrte, der Mess 
der Citrus-Arten und anderer für Europa 
werthvoller Pflanzen. 


Die beiden folgenden Gebiete der Hoch- 
flachen und Sahara zeigen eine Glie- 
nehmen- 
der Breite tritt der Charakter der Sahara- 
Vegetation stets schürfer hervor. Im Hoch- 
flàchengebiete herrschen sehr starke 
Temperaturextreme; oft schneit es noch bis 
zum Marz, ja sogar April und Mai, wo auch 
noch Nachtfróste häufig sind zu einer Zeit, 
wo die Mittagstemperatur 25— 30^ C. betrágt. 
Wasserlüufe sind selten und die vorhan- 
denen meist mit trockenem Flussbette wäh- 
rend der heissen Jahreszeit. Diesen Wachs- 
thumsbedingungen entspricht die grosse Ein- 
förmigkeit der Mons e ie Vr ii 
steppen, deren Vegetation meist aus Gra- 
mineen besteht, Dador aus dr hits 
Stipa m tei iüdhiis): aus Artemisien (A. 
m alba) und Thymian (Thymus ciliatus). 
e Wälder sind verschwunden, nur grosse 
cat fei (Ferula communis und Thapsia 
garganica) heben sich vom Horizonte ab und 
scheinen gigantische Formen anzunehmen. 
Von Bäumen finden sich nur spärlich zer- 
streute Butum-Bäume (Pistacia atlantica), 
welche fast allein das waldbildende Element 
der Plateaux bilden, indem sie allein im 
Gewalt der Stürme und 


einzelne Wachholdersträucher (Juniperus 
Oxycedrus und phoenicea), Pinus halepensis, 
Quercus Ilex, ja sogar Fraxinus dimorpha 
in die Vegetation der Hochflächen, aber 
ihren verkrüppelten Stämmen sieht man 
leicht an, dass sie diesem Gebiete nicht an- 
gehören und in ihm gleichsam nur als Ver- 
irrte auftreten. Einige Tamarisken (Tamarix 
gallica, africana, pyenocarpa) wachsen im 
Bette der wenigstens im Winter Wasser fiih- 
renden Schluchten und an dem Ràndern der 
„Schott’s“, jener Senkungen, die im Winter 
in der Regel mit salzigem Wasser erfüllt, im 
Sommer aber ausgetrocknet sind und deren 


. thoniger oder gypsführender salziger Grund 


nach der Verdunstung des Wassers von 
einem spiegelnden Salzlager überdeckt zu 
pfle ahara-Vegetation, 
atin durch die Dattelkultur, beginnt 
n den Südabhängen der südlichen Gebirgs- 
mauer und wird nach Siiden zuerst durch 
die reichere Flora des äquatorialen Afrika's 
abgeschlossen. Aus diesem Gebiete 
jetzt in Algerien erst 500 Arten bekannt ge- 
Z h ] 


worden, und diese Zahl wird auch woh 
nicht sehr vermeh erden; die überwie- 
gende Mehrzahl derselben ist perennirend 


mit buschigem Wuchs und hart 

und Gezweige, viele verholzen, aber von Bäu- 
men kommt ausser der Dattelpalme nur einer 
vor: die oben genannte Butum-Pistazie, dem 
Gebiete der Hochflächen entstammend, ist sie 
in einigen grossen Schluchten südwärts bis 


marisken der S 
und die ihnen verwandten Ratam-Sträucher, 
verholzende Salsolaceen und eine Ephedra. 
Von allen Arten ist nur ein kleiner Theil 
europäisch, besonders wenn man von dem 
an Steppenpflanzen so reichen südlichen Spa- 
nien absieht; die nicht endemischen Arten 
kehren sonst meistens im Orient wieder und 
haben überhaupt eine weite Verbreitung, 


IH, Tripoli und Barka. Die Hoch- 
fläche von Barka und die ar URSI 
Nordküste der Cyrenaica zeigen, wie Ascher- 
son den Florencharakter dieser Gebiete kenn- 
zeichnet, den ee der entwickelten Medi- 
terranflora, wogegen das Küstengebiet Tri- 
politaniens Redan bis auf das Gharian- 
Plateau (bis zur Grenze der Oelbaumkultur) 
und die Westküste Cyrenaica's ein Ueber- 
gangsgebiet darstellen, welches auch Süd- 
Tunesien und die Mittelmeerküste Aegyptens 
umfasst und als ein Grenzgürtel des Sahara- 
gebietes betrachtet werden kann, in welchen, 
bn echend den ziemlich regelmassigen 
Winterregen, zahlreiche krautartige und 
pied Gewächse des Mittelmeer- 
gebietes eingedrungen sind, doch ohne die 
Wälder und die noch charakteristischeren 
Maqui-Formationen, d. h, immergrünen Ge- 
wächse der Mediterranflora. Eine deutlich 
entwickelte Mediterranflora findet sich erst 


sind 


o 
= 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


ostwärts von Nord-Tunesien jenseits des Syr- 

tenmeeres auf der wasserreichen Nordab- 

dachung der Hochfläche von Barka, reprä- 

sentirt durch üppige Vegetation von | Cypres- 
d W ld 


zur Küste hinabsteigend und 
auch landeinwärts noch kurze Strecke ver- 
breitet. Da ausserdem die sog. „Maquis“ 
neben wilden Oelbäumen, Viburnum Tinus 
und dem Johannisbrotbaum (Ceratonia Sili- 
qua) durch Myrte und Erdbeerbaum — 
Unedo), in der Cyrenaica aber besonders 
reichlich durch den Mastixstrauch (Pistacia 
Lentiseus) vertreten sind, überall si 


cus Ilex) hier g 

gehórigkeit dieser Distrikte z 
gebiete und damit zugleich ihre Bedeutung 
für die Kultur gesichert, — Von allen die- 
sen Charakterpflanzen kommt Nichts oder 
nur Wenig in Tripolitanien vor; Juniperus 
phoenicea ist selten, die Olive ist Kultur- 
pflanze oder hóchstens verwildert, Ceratonia 


a nun aber in Tripolitanien als Charakter- 
baum neben den von der eigentlichen Sahara- 
Zone her nordwärts vordringenden Tama- 
risken und Gummi-Akazien wiederum die 
Pistacia atlantica reichlich auftritt, so ist 


ieses Gebiet etwa dem der Hochflächen in 
Algerien gleichzustellen oder wenigstens 
ebenfalls als ei ermischungsgebiet von 


Mediterran- und Sahara-Vegetation anzu- 
sehen, H.) 


2) Das Wissen der Gegenwart, 
Deutsche Universalbibliothek 
für Gebildete. Verlag von G. Frei- 
tag. Leipzig 1882. 

Es ist das ein alle Gebiete der Wissen- 


` schaft umfassendes Werk, von dem einzelne 
Bände von 15—20 Bogen zum Preis von je 


1 Mark, gebunden, erscheinen. Jeder Band 
bildet ein abgeschlossenes Ganze aus irgend 
einem Gebiet des Wissens, hoarbel ry yon 


III. Literatur. 


verschiedenen Gelehrten. 
und 4te Band vor. 

Der 2te Band enthält: Dr. Hermann 
J. Klein, Allgemeine ibis pater mit 
6 Karten und 33 Holzschnitten, 

Dieses Buch bespricht nach den Erfah- 
rungen, die die zahlreichen meteorologischen 
Stationen gemacht haben, alles das, was auf 
die Witterung Einfluss hat, Mit der Luft- 
hülle, die unsern Planeten umgibt, er 

end, geht es zur Lufttemperatur, zur Ver 
ilg. gs ee über dem Erd- 
boden Luftdruck, dessen Vertheilung 


Uns liegt der 2te 


und beide zum Wind und dessen geo- 
graphische Vertheilung, Thau, Reif, Nebel, 
Regen, Schnee, Hagel, Stürme, Gewitter über 
und bespricht am Schlusse die allen am in- 
teressanteste Vorausbestimmung des Wetters. 
Soviel dafür die Masse der tüglichen Beob- 
achtungen in den meteorologischen Stationen 
und die Verbindung derselben auf telegra- 
phischem Wege auch in neuester Zeit ge- 
leistet haben, so sind wir doch bis jetzt nicht 
so weit, mit Sicherheit das Wetter auf mehr 
als 1 Tag voraussagen zu kónnen, Vieles 
ist in dieser Beziehung schon debui 
Stürme kónnen im Papas vorausbe- 
stimmt werden, ie uice 
Bahnen, welche P m ae wer- 
den eben nicht immer eingehalten und starke 
Abweichungen in dieser Beziehung sind noch 
nicht zu berechnen. Sicher dagegen ist die 


inunge ie 
obser i enciinieliets unberührt lassen, wie 
z. B. die Dàmmerung nach dem Untergang 
der Sonne, die nur durch die Beleuchtung 
der Lufthülle von der uns schon nicht mehr 
siehtbaren Sonne bedingt wird, daher die 
ange Dàmmerung und eigenthümlich sehóne 
Beleuchtung bei uns im Norden und > 
Verkürzung der Dämmerung, je mehr 
sich dem Aequator nähert, die BEER 
der Luftstrómungen etc. Kurz, wir rathen 
dies Buch zu lesen, um sich ein wenig mit 
dem bekannt zu machen, was in dieser 
Richtung zur Erklärung der ze 
scheinungen geleistet worden 

Der 4te Band enthält von an Dr, Ta- 
schenberg die schädlichen und nützlichen 


121 


Insekten mit 70 Abbildungen. Dr. Taschen- 
berg's Arbeiten in dieser Beziehung sind 
schon lange rühmlichst bekannt und so ist 
auch dieses Buch eine. gediegene Wieder- 
holung seiner frühern Schriften über dieses 
Gebiet mit Hinzufügung seiner neuesten Er- 
fahrungen. 
Eine gute Darstellung der vielfachen Be- 
obachtungen, gute Abbildungen etc. zeichnen 
diese vorzügliche Schrift aus, die nieht blos 
die den Pflanzen nützlichen und schädlichen 
Insekten, sondern auch die lästigen und 
nützlichen Haus-Insekten bespricht, (E. R.) 
3) H. Cannell et Sons, illustrated 
Floral guide, 1882, Swanley, Kent, Eng- 


Eine dulsübltig der beliebtesten Florblu- 


ic derselben und 
KERE Auf 2 kolorirten Tafeln sind Blu- 
men von Cine 
d pean 


von perennirenden Phlox 152, von Fuchsia 
orten kurz beschrieben. (E. R.) 
4) Dr. Fr. Philippi, Catalogus planta- 
rum vascularium chilensium, Santiago 
de Chili 1881. Imprenta Nacional, calle 
de la Bandera, Nro. 20. 

Ein Katalog der Pflanzen Chili's nach dem 
natürlichen System mit den Citaten und den 
wichtigsten Synonym 

Als Beispiel des FoU anie dieser Flora 
erwähne ich, dass z. B. die Gattung Hyme- 
nophyllum 29 ik, Calceolaria 70 Arten, 
Eugenia 27 Arten und Adesmia 134 Arten 
zählt. 
genüber Peru und Columbien ist die 


gar nicht vorzukommen 
zählten Arten sind nur einzelne bros bis 
jetzt in a Europa’s eingeführ 
5 rsten, deutsche Soi Verlag 
von ^ P Späth in Berlin. 


tuofflinhan 


Buches, mit vortrefflichen Holzschnitten zur 
Erklärung der Familien und Gattungen, liegt 


122 


vor uns. Die Abbildungen geben den Ha- 
bitus und die nothwendigen Analysen von 
Blumen und Frucht. 

Zum Selbststudium der Pflanzen der deut- 
schen Flora, sowie der offizinellen Pflanzen 


| im Quadrat, 


anderer Lànder unbedingt eins der besten | 
existirenden Werke. Familien und Gattun- | 
gen sind einlässlich, die Ar kurz aber 


ext ganz in 


deutscher Sprache. Die uns vorliegenden 
fte 


in die Familien von den Cy- | 


peraceen an, die 
talen, dann von den Disa er mit meist 
vollkommener Blume, alle Familien mit 

t I, r y d 1951 L /D..1 ae 7 > 


im 9ten Hefte beginnen die Familien mit 
einblättriger Blumenkrone (Monopetalae) mit 
reun 


nigfachen 
so verschiedenartigen Bau deren Blumen 
einigermassen bekannt machen wollen, fin- 
den in diesem Buche ein reiches Material 
zum Studium und auch dem angehenden 
Botaniker, Arzte, Apotheker und Gärtner 
wird dasselbe als nützliches und belehren- 
d an 


halten und gegenüber der bedeutenden Lei- 
stung für nur 20 Mark geliefert werden. Die 
Buchhandlung endlich hat dasselbe sehr ele- 
gant ausgestattet, so dass die schöne Aussen- 
seite zum kernigen Inhalt tritt. (E.R 


6) Bericht über die Verhandlun- 
gen der Sektion für Obst- und 
Weinbau der Schlesischen Ge- 
sellschaft für vaterländische 
ape r 1881. Redigirt von E. H, Müller. 

Wie immer enthalt dieser Bericht man- 

cherlei pens nützliche Notizen und Ab- 
handlungen. Obergirtner Zarahdnik in 
Kamienitz aahi darauf aufmerksam, dass 
Kartoffeln, die man unter Einfluss trockner 
Wärme in der Stube oder Gewächshaus in 
der Nähe des Ofens stark abtrocknen lässt, 
nach dem Legen viel kräftiger gedeihen und 
eine mindestens um eine Woche frühere 
E nd sei es ins 

elegt, sei auf eine sonnige 
Rabatte im Schutze einer redis zeitig ge- 


onocotyledonen, die Ape- | 


| gelben der Pflanzen, hinderten das 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


legt und bei kaltem Wetter durch Reisig . 


oder Stroh geschützt, geben auf diese-Weise 
sehr frühzeitige e 

Herr Müller in Domslan hat die gelbe 
Soja-Bohne Ende April ins freie Land auf 
gedüngtes geackertes Land gelegt auf 20 Zoll 
Spätfröste bedingten das Ver- 
Wachs- 
thum aber nicht und die Ernte war reichlich. 

Prof. Dr. Ferdinand Cohn sagt mit 
Recht, dass Staub und Russ die grössten 
Feinde der Kultur für die meisten Pflanzen 
sei, indem diese die Spaltöffnungen der Blät- 


g 
der Staub abgewaschen und die Spaltóff- 
nungen rden wieder frei, bei den Coni- 
feren u hen anderen Pflanzen aber, 


wo die Spaltóffnungen in vertieften Gruben 
liegen, geschieht das nicht, und das der 
Grund, weshalb Coniferen in Städten 
den Staub und Kohlenruss ausgesetzten Orten 
nicht fortkommen, 

Herr Zahradnik in. Kamienitz em- 
pfiehlt an leere Stellen sonniger Mauern, 
auf gut gedüngten Rabatten lange Treib- 
gurken zu pflanzen und diese am Spalier 
emporzuziehen. Reiche und frühzeitige Ernte 
lohnt die Mühe. 

Herr J. Hutstein spricht sich gegen die 
Empfehlung der Douglas-Tanne (Abies Dou- 
glasi) aus, da alle Exemplare, die er in ge- 
schützten Lagen angepflanzt, anfangs in Folge 
milder Winter prüchtig gediehen, dann aber 
in Folge kalter Winter zu Krüppeln wurden. 
Wir bemerken se dass uns der Professor 
Budd in Minnesota bei seiner Anwesenheit 
in Petersburg we dass wenn man 
Samen dieser schönen Tanne aus dem nörd- 
lichsten Verbreitungsbezirk derselben in 
Nordwest-Amerika erbalten könne, daraus 
eine Generation von Pflanzen hervorgehe, 
die gegen den Einfluss der Kälte viel weni- 
ger empfindlich. Wir selbst haben 


n 
tern in Petersburg trotzten. 


Aehnliche Er- 
AC 


II, Literatur, 


‘fahrungen haben wir mit andern Holzgewäch- 
‘sen gemacht, nämlich : dass wirklich Genera- 
tionen von manchen Pflanzen, deren Samen 
aus dem rauhesten ee Verbreitungs- 
bezirk stammen in der Kultur sich 
viel ange Md Clematis 
alpina, Hippophaé, aus in der Schweiz ge- 
sammelten Samen, erfroren in den ersten 
Wintern ncn aus sibirischen Samen er- 
zogen bekamen wir für das Petersburger 
Klima de asa widerstandsfähige Genera- 
tionen. Apfelwildlinge aus Samen Tyrols etc 
erfroren bei uns im ersten Winter, die aus 
Samen mitteldeutscher Ernte zeigen sich viel 
widerstandsfähiger und die aus Samen von 
Aepfeln des mittleren Russlands erzogenen 
erfrieren niemals, 
tiebeiner in Tost zeigt, dass 
Steinkohlenasche, welche zufällig oder ab- 
sichtlich der Erde von Topfgewächsen bei- 
gemischt wird, eine sehr schädliche Wir- 
kung besitzt und dass ihm aus diesem Grunde 
seine Treibzwiebeln einmal gänzlich ver- 
dorben seien. (E. R.) 


7) Vilmorin-Andrieux et Comp, 


Marchands grainiers, 4 Quai de la Me- | 


gisserie, Paris, les Plantes pota- 
gères, oder Beschreibung und Kultur 
der wichtigsten Gemüse für das ge- 

mässigte Klima. Verlag der Verfasser. 
Paris 1883. 


123 


von den Uebertreibungen fern gehalten haben 
wie das bei der Darstellung der neuesten 
Sorten von Erdbeeren in den Katalogen und 
leider auch in manchen deutschen Schriften 
über Erdbeerzucht, der Fall ist. Ferner ist 
bei den Figuren stets angegeben, ob in natür- 
licher Grösse oder in welchem Masstabe ver- 
kleinert. Wir begnügen uns mit diesen Be- 


r 
scheinlich auch dieses B 
deutscher Uebersetzung erscheinen dürfte. 

(E. R. 


8) W. Perring, Inspektor des Königl. 
botanischen Gartens in Berlin, Lexikon 
für Gartenbau und Blumenzucht. Leipzig 
1882, Verlag des Bibliographischen In- 
stituts. 

Ein Buch in der Art des Illustrirten Gar- 


tenbau-Lexikons von Rümpler, aber in ge- 
drüngterer Kürze. lllustrationen, Biologien 
bekannter Botaniker und Gürtner, Schilde- 


rungen des Gartenbaues verschiedener Làn- 
der etc. sind nicht aufgenommen. Beschrei- 
bungen zu den aufgeführten Pflanzen sind, 
mit Ausnahme von Wuchs, Hóhe, Blüthen- 
farbe, nicht gegeben. Ist ein bequemes kurz 
gefasstes Buch zum Nachschlagen, beson- 
ders um über Verwendung der in den Kata- 
logen der Haudelsgärtner aufgeführten Pflan- 


| zen, sowie über deren Kultur sich zu unter- 


Die rosas Samenhandlung von Vil- | 
. Comp. ist | 


orin-Andri allen andern 


ux 
ähnlichen an durch Herausgabe von | 
| 2 verscbisdene. — volver. v pincel 


gut ausgestatteten und mit zahlreichen Holz- 


schnitten geschmückten Büchern über ihre | 


Kultüren vorausgegangen. Der ‘„Bon jar- 
dinier^ — „die Illu strirte Bluinenfärintrei“ 
— „die Pflanzen des freien Landes“ dieser 
Firma sind auch in die deutsche Sprache 
übergegangen und in wiederholten Ausgaben 
verbreitet. 

Die Gemüse-Kultur dieses Etablissements, 
die wir hier anzeigen, ist in genau dem glei- 
chen Geiste verfasst, enthält 35 Bogen Text 
in gross Oktav und die Abbildungen zu allen 
besprochenen Sorten. Es umfasst dieses 


wird, unter andern auch die Erdbeeren. Wir | 


erkennen es an, dass die Verfasser sich da 


i 
I 
i 


richten. Verfallt aber oft in die gleichen 
Fehler, wie das Buch von Rümpler. So ist bei 
Alyssum aufgeführt A. Benthami hort. und 
A. maritimum Lam., während das nicht 


Art, 
Seite 311, wo wir A. nimm spiel 
schon scharf gerügt. Auch selbst in Bezug 
auf Kultur, einer Richtung, in der Herr 
Perring als einer der tüchtigsten Kultivateure 
Deutschlands bekannt ist, sind wir mitseinen 


Töpfe auszusäen, 
tern und dann im nächsten Jalıre in die 
Steinparthie zu pflanzen. Aussaat unmittel- 


Buch alles, was im Gemüsland angebaut bar nach der Samenreife ins freie Land ist 


da viel geeigneter und liefert viel starkere 
im nächsten Jahre üppig blühende Eaim 


124 


plare. Ueberhaupt ist L. alpina eigentlich 
eine zweijährige Pflanze, die da, wo sie in 
guter Kultur im freien Lande sich befindet, 
sich selbst immer aussäet und allenthalben, 
besonders gut aber in den Ritzen zwischen 
den Steinen aufgehet und diese Pflänzchen 
sucht man. im Frühjahr zusammen und 
anzt sie auf kleine Beete und in die 
AURA en zwischen den Steinen, Bei Lilium 
eisst es (Seite 286), dass man solche vor- 
zugsweise aus Zwiebelbr 
Z 


erst im 5ten oder 6ten Jahre zur Blithe 
seeing Von der Anzucht von Lilien aus 
Samen zur Erzielung neuer Abarten ist mir 
ipslfich nichts bekannt, da wir bis jetzt 
M present von L, speciosum, L. aura- 
us dem Vaterlande bekommen 
eng aa werden in meinen Baum- 
schulen jährlich viele Tausende von Lilien 
angezogen, die im 3ten bis 4ten Jahre blü- 
hen und unter denen sich trotz der massen- 
haften Anzucht bis jetzt noch keine Spiel- 
arten gezeigt haben 
Wir wollen nur pe darauf hindeuten, 
dass wir durch obige Bemerkungen nur be- 
weisen wollen, dass wir Herrn Perring's Buch 
mit Interesse eingesehen haben, um es nun 
schliesslich als praktisches gutes Handbuch 
unsern Lesern nachdriicklich zu empfehlen, 
E. R. 


9) Enderes, Aglaia von, Frühling 
blumen. Leipzig bei G. Freitag: 1883. 
Mit einer Einleitung von Prof. M. Will- 
komm. 


Es ist dieses Werk in Heften zu 1 Mark 
erschienen und von diesen liegen 9 vor mir. 
Jedes Heft ist 2 Bogen stark, in klein Oktav, 
enthält 3—4 Tafeln mit Darstellungen von 
Früblingsblumen in Buntdruck und ausser- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


dem mehrere Holzschnitte, welche gute cha- 
rakteristische Darstellungen von Frühlings- 
blumen geben. 


Aufgezählt sind sowohl von perennirenden . 


senden Pflanzen, wozu noch einige Frucht- 
bäume treten, die, wie die Aprikose, die 
Mandel, der Wallnussbaum etc., zu den nicht 
wild wachsenden Arten gehören. Es unter- 
scheidet sich diese Schrift von andern bota- 
nischen Büchern durch die schwungvolle 
poetische Sprache. 
ner unserer Waldungen 


eingeflochtene Gedichte verherr- 
lichen die Blumen, Käfer und Schmetterlinge 
schwärmen um dieselben und feurige Blitze 
leuchten aus denselben hervor, wenn bei 
Se rege Nacht die Herrschaft der Elfen 
un omen beginnt. So empfehlen wir 
dies iiia besonders unsern liebenswür- _ 
digen Leserinnen, welche die knappe trockne | 
Sprache der Gartenflora bisweilen gelang- 
weilt haben mag und versichern, dass man 
dieses Buch gern lesen und auch vieles aus 
demselben lernen wird, wozu die lebendige 
anziehende Darstellung in Wort und Bild 
wesentlich mithelfen. (E. R.) 
10) Dr. Alfr. Nehring, die quaternären 
Faunen nebst Spuren des vorgeschicht- 
lichen Menschen. Braunschweig, bei 
Vieweg. 

Eine hóchst interessante und auf lang- 
jáhrigem Studium beruhende Darstellung der 
Verbreitung und Wanderung der Thiere vor 
und zu Anfang der Jetztwelt. (E. R.) 


IV. Personalnotizen 


1) Grande révolution dans les fleurs, 
9 variétés oignons à fleur, trouvés 
par la compagnie horticole des voya- 
geurs en Afrique centrale, Es kündi- 


und Correspondenz. 


gen Delpech fréres et Comp., rue Notre-Dame 
des Victoires 4, Paris, 5 neue Zwiebelge- 
wächse aus Centralafrika er Dies Pflan- 


et aufeinem a 


IV. Personalnotizen 


besondern Cirkular, was diese Herren all- 
gemein verbreiten, Allen denjenigen, die da 
Lust haben sich über den Lóffel barbiren 
zu lassen, rathen wir, sich diese Zwiebeln 
kommen zu lassen, sie sind ja gar nicht 
theuer, denn sie kosten nur 1 Fr., .1 

25 Ct., 3 Fr., 3 Fr. 50 und 4 Fr. pr. Stück, 
und sind doch alles Wunder der Pflanzen- 
Melty alle 5 Arten mat FREIEN NM aus 


ste heüder, steif "oii mg linearer 
Blätter und aus igt de 
Blüthenstand auf. Da ist Amaryllis Nr. 1 
mit 3 Fuss hoher Blüthentraube mit weissen 
Blumen, die zwischen Lilien und Hyacinthen 
in der Mitte stehen sollen. 


Hohe, in der Mitte desselben eine Verdickung 
von der fachen Breite des Stengels und aus 
dieser erheben sich 4 schwanenhalsförmig 
nach allen 4 Seilen gebogene Zweige auf 
der Spitze mit je einer glockigen hängenden 
Blume, die denen einer Lilie gleichen sollen, 
aber nur 5mal grösser als Lilienblumen sein 
sollen; von der Farbe dieser Wunderblumen 
ist nichts gesagt. — Es genüge dieses, wer 
sich gehörig anführen lassen will, möge sich 
diese Zwiebeln kommen lassen. 
lange existirt dieser Schwindel, vor 30 Jahren 
zogen ähnliche Schwindler mit grossen ge- 
malten fingirten Blumen umher, genannt 
„Jonc re aaa etc., und man erhielt Striinke 
unserer Farn des Waldes, Zwiebeln von As- 
phodelus, its allenfalls grosse Zwiebeln der 
Scilla maritima etc. dafür er wissen will, 
was er diesmal bekommt, möge sich kom- 
men lassen. (E. R.) 


2) Die grossen diat cilrigab von 
Pflanzen in Gent fanden vom 15.—22, 
April, diezu Berlin vom 15.—23. April 
statt. Die Ausstellung in Gent kehrt alle fünf 
Jahre wieder, die zu Berlin ist die erste der- 
artige in dieser Centrale Deutschlands, 3 Ver- 
eine, der Verein zur Beförderung des Garten- 
baues in den Kónigl. Preussischen Staaten, die 


Verein Versuchsgarten haben diese Ausstel- 
lung gemeinsam ins Leben gerufen und so 
haben wir von derselben grossartige Leistun- 
gen erwartet und sind in dieser unsrer Er- 


und Corresponden2. 195 
wartung nicht getäuscht. Die Ausstellung 
war vorzüglich, in jeder Beziehung gelungen. 
Näheres im folgenden Heft. 

3) Am 7./19. Februar dieses Jahres waren 
es 25 Jahre, dass die Kaiserlich Rus- 
sische Gartenbau-Gesellschaft in St. 
Petersburg sich constituirte und ward 
dieser Tag durch ein gemeinschaftliches 
Essen gefeiert. Ausser efe 

seit der aus seiner Initative hervorgegangenen 
Gründung des Vereins als Vize-Prüsident 
desselben fungirte, leben gegenwürtig noch 
32 der Gründer. 

4) Unser vergangener Winter zeigle 
die mannigfachsten Sprünge. West-Europa 
warm bis März, dann erste Hälfte März, nach- 
dem schon die ersten ume s Frühlings 
sich gezeigt hatten, — 10— . in Deutsch- 
land und selbst in Wien ees —10°R. In 
Petersburg vom November bis 15./27. Marz 
bestündiger Winter, 3 Fuss hohe Schnee- 
decke und noch am 9./21. Mürz Morgens 
—17° R. Im Kaukasus und Centralasien 
ein strenger Winter, so in Tiflis am 8./20 
Februar noch — 8—10? R., das Medis 
der Kälte in Tiflis war — 19° R. (soviel hat- 
ten wir in Petersburg nur einmal), und in 
dem sonst so milden Baku am Kaspi-See 
sogar — 20° Dagegen die Westabhünge 
des Kaukasus am Ufer des Schwarzen Meeres 
milde, so ward in Kutais und Batum nur 
112° R. beobachtet, während in Odessa der 
Hafen langere Zeit durch Eis gesperrt war. 


scheinlich sehr bedeutend sein. 
ferner die Flüsse West-Europa's so bedeu- 
tende Verheerungen anrichteten, hatten wir 
hier in Russland theils an Wassermangel 
gelitten, und der Wasserstand der Newa war 
vom Herbst bis zum Marz so niedrig, wie fast 
nie zuvor. 

Dr. R. A. Philippi in Santiago 
schreibt uns, dass Argusia glabriuscula Phi- 
i ganter Strauch ist, mit ge- 

lättchen idu: 


Blumen haben die Gestalt von 
purea, aber nur etwas kleiner. Wächst ant 
Schutthalden der Felsen in einer Gegend, 


1 


£ 


126 Gartenflora Deutschlands, 
wo das ganze Jahr hindurch kaum 15 Regen- 
tage eintreten, in der Provinz Aconcagua 


6) Im Juli dieses Jahres wird zu Erfurt 
die erste all Rosenausstel- 
lung deutscher fteneateoeelde stattfinden. 

7) Herr Friedrich Schneider in Witt- 
stock, der Bearbeiter der Ranglisten der 
Rosen, gibt mit 1883 ein Jahrbuch fiir Rosen- 
kultur, im Verlag von Paul Parey in Berlin, 
heraus. 

8) Im Botanischen Centralblatt publizirt 
Herr Professor Hoffmann in Gies- 
sen einen Aufruf, an den unten folgenden 
int bigness Tee ciae ks duri 

n! 


ste em- 
plaren zu beobachten, wo möglich glich 
das Beobachtungsgebiet zu begehen und. die 
betreffenden Beobachtungen am betreffenden 
Datum einzuzeichnen. Als solche Vegeta- 
tionsstufen werden genannt die erste 
Blüthe und die erste Fruchtreife. 
Die erste Fruchtreife wird bei den safti- 
gen Friichten beobachtet, wenn eine voll- 
kommene und definitive Verfarbung einzelner 


Beobachtungen wolle gütigst an Prof. Hoff- 
mann geschehen. 
ie Zahlen vor den Pflanzennamen geben 

das mittlere Datum für Giessen (160 Meter 
abs. Hóhe) an, an anderen ee wird diese 
Zeitfolge ungefáhr dieselbe sei 

e. B. = erste Blüthe el B. 4, 
erste Blattoberfläche sichtbar, e. Fr. = erste 
Frucht reif, a. L. V; — allgemeine Laubver- 
fárbung. 
. Corylus Avellana, Stäuben der An- 


ren. 
April 9. Aesculus Hippocastanum. B. O. s, 
R 


» 15. Ribes rubrum 
» 16. R. aureum. e. B 


» 18. Prunus avium. e. B. 

wy 19. P. spinosa. e. B. 

» 22. P. Cerasus. e. B. 

» 29. P. Padus. e. B. 

., 29. Pyrus communis. e. B. 
» 25. Fagus silvatica; B. O. s, 


Russlands und der Schweiz. 


April 28. Pyrus Malus, e. B. 
» 28. Betula alba. 


BO 
Mai . 1. Quercus pedunculata. B. O. s. 
a B 


4 d 
A eA 
— 
F 
= Q 
2.5 
m 0 
nm 
Zu 
€ e 
Pr 
38 
8 = 
EN 
e 
LJ 


B. 
Eichwald 


DW LM 


14. Quercus pedunculata. 
rün 


» 14. Cytisus Laburnum. e. B. 

„ 16. Cydonia vulgaris. e. B. 

16. Sorbus Aucuparia. e. B. 

28. Sambucus nigra. e. B 

28. Secale cereale. Wintti e. B. 


3 3 


E 


» Atropa Belladonna 
Juni 1. Symphoricarpus racemosa. e. B. 
2 t bus idaeus. e. 
» 9. Salvia officinalis. e..B. 
5 us sanguinea. e. B 
» 14. Vitis vinifera. e 
» 20. Ribes rubrum. e. Fr. 
„ 22. Tilia grandifolia. e. B. 
» 22. Ligustrum vulgare. e. B. 
» 27. Lonicera tatarica. e. Fr. 
» 90. Lilium candidum. e, B. 
Juli 4, Rubus idaeus. e. Fr. 
. » - 7. Ribes aureum. e, Fr. 
» 20. Secale cereale. Ernteanfang. 
» 90. Sorbus Aucuparia 
Aug. 1. Atropa Belladon e 
i Symphoricarpus racemosa. €. Fr. 
„ il. Sambucus n e. F i 
28. Cornus sanguinea. e. Fr. 
Sept. 9. Ligustrum vulgare. e. Fr. 


„ 17. Aesculus Hippocastanum. 
vw PY. 

. 10. Aesc. mei gue iter a. L. V. 

» 12. Betula alba. a. L. 

16. Fagus silvatica. a. L. "Y. 

20. Quercus pedunculata. a. L. V. 

9) Eigne Einführungen. Seite 27 
dieses Jahrganges der Gartenflora haben wir 
uns scharf gegen die Obst- und Gehólzbaum- 

usge- 


3 


3 


rungen meh 


rere vom : 
schen Garlen und zwar theils durch meinen 


wen 


Lise ne Sona 
ee ILS SE eT eel 


D 
ep 
3 
p. 
p 
E 
E 


LV. Personalnotizen und Correspondenz. 


Sohn Albert in Centralasien entdeckte und 
durch ihn auc 


Jahre von allen den dem Gartenbau gewid- 
meten Instituten Europa's die meisten für 
das freie Land geeigneten Zierpflanzen aus 
on nian in Kultur gebracht und werden 

in einem der folgenden Hefte das Ver- 
er S dieser für die Kultur neuen Arten 


a 
Institut sind bei diesen Einführungen keine 
merkantilen Zwecke verfolgt worden, son- 
dern es sind diese Pflanzen an die Institute 
und die Botanischen Gärten, mit denen der 
Kaiserliche Botanische Garten sich in Tausch- 


vohl einigen unserer 
Tauschfreunde, denen gegeniiber durch die 
Reichhaltigkeit ihrer Sendungen an un 
Institut wir besondere Verbindlichkeiten is 
ten, die eine oder andere Art früher als an- 
dere abgegeben, jedoch stets mit der Be- 
dingung, s FAR wenn diese solche 
Arten zum erstenmale abgaben, auch unser 
Institut dieselben an unsere andern Tausch- 
freunde vertheilt und dass von denen, die 
solche empfangen, bei der Publikation der 
Abgabe auch gesagt werde, dass diese Pflan- 
zen durch den Kaiserlichen Botani- 


Zahlreiche Bitten von 
mehrerer uns besonders befreundeter 
Handelsgärtnereien, ihnen derartige Pflanzen 
zur alleinigen Verbreitung im ersten Jahre 
zu überlassen, beantwortete ich stets mit 
dem bekannten „non possumus“, da ich dem 
Kaiser]. Botanischen Garten die Ehre der 
ersten bir et stets wahren musste. 


oben ..._ Katalog zwei durch 
den icis Botanischen Garten einge- 
führte Straucher ee als eigne Ein- 
führung aus Turkestan bezeichnete, und un- 
ter diesen die „Lonicera Alberti“, nach meiner 
Ansicht den schönsten und eigenthümlich- 
sten Strauch Turkestans, als Frucht der 
6jährigen an Gefahren und Mühen reichen 
- Reisen meines Sohnes eingeführt, sprach ich 


| pube seines Katalogs, 


127 


mich so scharf dagegen aus. Die Samen 
dieser schönen Art hatte ich dem Chef eines 
der Wissenschaft gewidmeten Institutes in 
Deutschland, da dieser in rein wissenschaft- 
lichem Eifer sich an mich um Bitte der 
Mittheilung der sämmtlichen Holzgewächse 
Turkestans gewendet hatte, früher als an- 
deren abgegeben, und ihm auch später den 
Namen, unter welchem ich die Lonicera 
Alberti beschrieben und auch 1882 in der 
Gartenflora publizirt habe, mitgetheilt. Der 
Eifer zur Vermehrung des ihm unterstellten 
Arboretums hat denselben nun veranlasst, 
diesen Strauch, noch bevor derselbe vom 
Kaiserlichen Botanischen Garten vertheilt 

ward, auch an einzelne mit ibm im Tausch 
stehende andere Gärten abzugeben und zwar 


und so hat auch die Gehölzbaumschule von 
Zöschen diesen Strauch bekommen und zu- 
gleich mit andern, theils in Kultur schon 
lange bekannten Pflanzen, in ihrem Katalog 
pr. 1883 als „Eigne Einführung“ mit 
der Angabe des Vaterlandes „Turkestan“ 
publizirt. 

Der Besitzer dieser Baumschule, der Dr. 
Dieck, ein sehr geachteter und 
ehrenwerther Mann, mit dem ich erst 
in Folge jener Anzeige bekannt wurde, pro- 


stärkste Wort meines Protestes zurücknahm. 
Seitdem erhielt ich auch noch von anderen 
achtbaren Fachmännern die Erklärung, dass 
der Besitzer ein allgemein geachteter, un- 
eigennützig den Gartenbau und besonders 
die Dendrologie fördernder Ehrenmann, der 
also, wie ich mich jetzt vollkommen über- 
zeugt habe, nur aus Unkenntniss, für „Neue 
Pflanzen des Etablissements“ die 
Bezeichnung „Eigne Züchtungen und 
Einführungen“ als Ueberschrift jener 
in welchem 
nicera und Potentilla Salessow 
(beides Bicfhkrnigen des Kaiser. otim. 
Gartens) aufgeführt sind, angewendet hat. 
Unter „Eignen Einführungen“ wer- 
den nach der allgemein angenommenen Be- 
zeichnungsart nur solche Pflanzen ver- 


= 


128 
standen, die vom betreffenden In- 
stitute, sei es zufällig, sei es durch 
deren Reisende, aus dem Lande, wo 
solche wild wachsen, direkt einge- 
führt oder vom Besitzer des Insti- 
tutes selbst entdeckt und eingeführt 
worden sind. Die berühmten Institute 
des Königlichen Bot. Garten in Kew, dann 
von Veitch, eed: Henderson, Backhouse, 

e u. a. in England, in Belgien das be- 
rühmte Ber von J. Linden, jetzt in Gent, 


Max Leichtlin, — in der Schweiz Fröbel u. 
Comp., der Botanische Garten in Zürich, — 


laide, Sidney und Brisbane, — der guy 
Garten zu Buitenzorg in Java, — die Bota- 
nischen Gärten zu Kalkutta und Peradenia 
Ostindiens, das sind t 

zahlreiche Einführungen verdan 
Freunden des Gartenbaues sind "had zahl- 
i anzen in die 
Gürten Europa's besonders hoch verdient: 
Baron Ferdinand von Müller, Regierungs- 
Botaniker in Melbourne, Edmond Boissier 
in Genf, Dr. Engelmann in St. Louis, Dr. 
Philippi in St. Jago, — dann die Reisenden 
B. Rözl, Gebrüder Klaboch, Lehmann, E. An- 
dré, der verstorbene G. Wallis, sowie ‘alle die 
Reisenden der oben age mh Institute. 
Nach Siebold führte C. v. Maximowicz die 
meisten Pflanzen Japans ein, bis nun nach 
der Erschliessung jenes Landes dortige Han- 
delsgürtner dieses vermitteln. C. v. Maximo- 
wiez, Maack und G. Radde haben die Amur- 
pflanzen importirt, G. Radde die des Kau- 
kasus, Przewalski die des Kansugebietes 


S 
<i 
o 
3 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


China's, A. Regel, Korolkow, Fetisow, Ku- 
schakewiez, Potanin die Centralasiens, und 
zwar alle diese in den Kaiserl. Botanischen 
Garten zu Petersburg. 

Wer seine neuen Pflanzen aber nur aus 
andern Garten Europa's bezieht, kann selbst- 
verständlich solche nur als „Neue Pflan- 
zen“ in seinem Kataloge aufführen, niemals 
aber als „Eigne Einführungen“, wie 
dies aus Unkenntniss der Bezeichnungsweise 
in dem Kataloge der Fall war, der uns zu 
dieser Besprechung veranlasst hat, um da- 
mit ähnliche Verwechslungen für die Folge 
zu verhüten (E. R. 


10) Dr. E. "antis in Karlsruhe zeigt 


, dass er die Redaktion der Rheinischen 


Gartenschrift übernommen habe. 

11) Graf Cesati, Direktor des Botani- 
schen Gartens in Neapel, starb am 13. Febr. 
dieses Jahres 

12) Herr Dammann, ein deutscher 
Landsmann, hat unter der Firma „Dammann 
u. Comp.“ bei Neapel ein Garten-Etablisse- 
ment gegründet, das gleich dem Garten- 
Etablissement von Huber u. Comp. in Hyeres 
sich mit der Anzucht von Gemüse-, 
sowie auch Baum- und 


reifen, und gibt di 
delsgärtner in grösseren Quantitäten ab. 


von Anagallis mit weissen Blumen hat uns E 
derselbe eine Abbildung eingesendet, die wir — 


in diesen Blättern publiziren werden. 


13) Dr. Ed. Bureau det an Stelle des E 


Botanischen Gartens am Museum der 
wissenschaften angestellt. 


à 


a 


Blumen- . 
um Strauch-Samen be- — 
schäftigt, welche in Deutschland nur schwer 
iese vorzugsweise an Han- | 


(Professeur 
ministrateur du Musée d'histoire naturelle 


EE 


Im Verlage von Ferdina ndnke = secus ist soeben erschienen 
und durch alle Buc ei draa ; 


Tabellarihe ‘Uebersicht 
Wichtigste Nutzpflanzen. 


Nach ier Anwendung 
und estis ee ui Sy ernie’ geordnet 


pe 


Dr. Imund Goeze, 
König]. db rare in Greifswald. 


8. p. Preis M. 3. — 


pee V"* Aolphe Labitte, 


Libraire de ta Bibliothege eens: £ rue de Lille, PARIS. 


>-  XATALOG 


— 
Am 6. Mai erscheint: 
der Bibliothek des veıtorbenen Professors der Botanik 


J. DECAISNE 


ilied des Institut 
welche vom 4 bis zum 93. Jénium Verkauf ecce 
Die Bibliothek. ist von grossm Werthe für Botanik, Gartenbau und die Natur- 
wissenschaften im Allgemeinen, ; 
Der Katalog (500 Seiten stax) enthält Porträt und Biographie Decaisne s, 
re von Dr. E. Bórnet und is der Inhalt des oe em * Vesque, 'eride- 
: m t nge 


a 
tis und f o per Post vermindt. Einige Ex sine ud auf hollàndischem 
Sait t abgezogen und we nea werden à 1 Francs panier 


Verlag von Ferdnand Enke in Stuttgar VE 


Soeben erschien: 


Leber das 
Gefrieren, Erfrieren der Pflanzen 
und 
Schutzmittel dagegen. 
Von 


Geheimerath Prof. Dr. H. R. Góppert, 


Director des botan. Gartens in Breslau. 
Mit 14 Holzschnitten. 
Separatabdruck aus der „Gartenflora“. 
Lex.-O«t. geh. Preis 2 Mark. 


Druck vou Gebrüder Króner in Stuttgart. 


lyéres 
amen- 


» 


GARTENFLORA. 


Allgemeine Monatsschrift 


für 


. dentsehe, russische und schweizerische Garten- und Blamenkende und Organ des 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg. 
Unter Mitwirkung vieler : 
Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


een und redigirt. - 


Dr. Eduard a. 
Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe, Director des Kais ns in St. dle Vice-Prüsidenten 
des Kais. Russ. ——— in St. Petersburg, Inhaber er ern hoher Orden, zus liede der 
Akademie der Wissenschaften in Palermo, Sorre Mitgliede der kgl. u emie 
Wissenschaften und der Kaiserlichen Russischen Akadem nnl Wissenschaften in St. Petersburg, Corre- 
spondirendem Mitgliede der Akadem e der Wiesen pe A RUND Mitglede der deutschen Aka- 
haften. 


Mitherausgeber für Deutschland 
ae H. Jüger, E. Mayer, À. Senoner, L. Beissner, 
Hofgarteninspector in Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. Wien. Garteninspectorin Braunschweig. 


H. Hoffmann, . lomon, W. Zeller, ~ 
Prof. ord. an der Univ. Giessen. Kgl. Botanischer Gärtner in Würzburg. Garteninspector in Tübingen. 
Prof. Dr. Góppert, H. Zabel, 
Geh. Rath u. Director d. bot. Gartens Königl. Gartenmeister der Forstakademie 
in Breslau. zu Hannóv. Münden. 
E. Schmidt * Dr. H. 6. Reichenbach, 
(Firma: Haage & Schmidt.) Professor u. Director d. bot. Gartens in Hamburg. 


Mitherausgeber für die Schweiz: 


Inspector des Bot. Gartens in Zürich. 


Mitherausgeber für Russland: 


Dr. F. von Herder, . Ender, 
Kais. Russ. Hofrath u. Bibliothekar am "Kaiserlichen Erster Gärtner m Kaiserlic lin Botanischer 
Botanischen Garten zu St. Petersburg. Garten zu St. Petersburg. 


Mai 1883. 


: STUTTGART, | 
Verlag von Ferdinand Enke 
Pe e M ee tud 


Inhalt des Mai-Heftes. 


eite Seite 
I. Originalabhandlungen. s 3) Beitrag zur Kultur der eeu: 
1) Abgebildete Pflanzen. Horieos DOs. . . . 135 
A. Silene virginica L.. . ..129 4) Der wilde Garten . ... . 138 
B. Linaria aparinoides Clé var. 5) Reisebericht von A. Regel aus 
aureo-purpurea . a9 dem südöstlichen Buchara . . 142 
C. Susarium Segethi Philippi . . 130 II, Neue und empfehlenswerthe 
D. Umbilicus Lieveni Ledb. . 181 Peu e 07 o 1H 
E. Fieus Carica L. im IM nd e 
Park im südlichen England. . 132 Te eye 
2) Chionanthus. virginica L. und | IV. Literatar - . - . 155 
einige andere empfehlenswerthe | V. Personalnotizen und Corre- 
Holigewächse.. e .0. s. 1884 spondenz . : 


Einsendungen für diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an 
die Redaction zu machen. 

Original- Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder. andere Gegen- 
stände, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- 
bogen honorirt. 

- Bücher, deren unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung 
in diesen Usus gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- - 
- bildung, wo möglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 
E. Regl i in St. Petersburg an die Verlagsbuchhandlung von Ferdinand Enke 


-in Stuttgart einzusenden. 


Annoncen aller Art werden auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine 
Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen. — Cataloge legt die Ver- 
lagsbuchhandlung in einer Anzahl von 600 Exemplaren gegen eine Gebühr 
von 8 M. der Gartenflora bei. 

Den geehrten Herren Autoren, die uns Originalabhandlungen bereits ein- 
. gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, dass deren 

Arbeiten, soweit solche bis zum 1. September dem Herausgeber zugehen, noch 


vus im Laufe des gleichen Jahres veröffentlicht werden. — Kleinere Artikel werden 


. soviel als möglich immer sofort abgedruckt, grössere Abhandlungen können nur 
. insoweit Aufnahme finden, als sie den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. 
Kleinere Abhandlungen von ts — !s Bogen sind dem Herausgeber, wie den 


a Lesern der Gartenflora die willkommneren, 


I. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Silene virginica L. 
(Siehe Tafel 1116 Fig. 1 a—c.) 


Sileneae. 


S. virginica L. spec. 


prodr. I, p. 379. 


Eine perennirende, im freien Lande 


ausdauernde schóne Art aus Virginien, | 


welche allenthalben kurz drüsig be- 
hart und deren aufsteigende Stengel 


— . l!5—2 Fuss hoch werden. Die Blu- 


— men stehen in einer beblätterten losen 
Trugdolde, einzeln in den Gabeln der 
Verüstelungen. Blätter des Stengels 
lanzettlich, sitzend, die Wurzelblätter 
verkehrt oval-lanzettlich und in den 
Blattstiel verschmälert. Blumenblätter 
mit länglicher abstehender scharlach- 
rother, vorn in 2 Spitzen ausgehen- 
der Platte, die seitlich oft noch je 
einen spitzen Zahn trägt. Zu Anfang 


| 


| 


1 


| gangenen Sommer 


pag. 600. — | der 30ger Jahre in England in Kul- 
Bot. mag. (1834), tab. 3342. — DC. | 


tur, scheint diese Art spüter wieder 
verloren gegangen zu sein, Wir er- 
hielten dieselbe im Jahre 1881 aus 
Girten Nordamerikas und im ver- 
blühete solche 
reichlich. Scheint im Winter einen 
Schutz durch eine Moosdecke oder 
durch Tannenreis und einen lockern 
humusreichen Boden zu verlangen. 
(E. R.) 
Erklärung der Tafel. Fig. 1. 
der obere Theil eines blühenden Sten- 
gels. a. ein Stück des untersten Theils 
des Stengels mit einem Blattpaar. 
b. ein einzelnes Blumenblatt. c. Staub- 
fäden, Fruchtknoten und Griffel. Alle 
Figuren in natürlicher Grösse. 


B. Linaria aparinoides Chav. var. aureo-purpurea. | 
(Siehe Tafel 1116 Fig. 2 d—f.) 


Scrophulariaceae. 


b aparinoides Chav. a. typica; | Chav. monogr. pag. 138. — Benth. 
m flore pallide flavo. — L. aparinoides | in DC. prodr. X, p. 274. — Antir- 
x 1883. 9 


130 


rhinum aparinoides Willd. spec. III, 
p. 247. — A. strictum Sm. et Sibth. 
fl. graeca VI, tab. 594. — Linaria 
heterophylla Desf. fl. atl. p. 48, tab. 
140. — Linaria reticulata Rchb. icon., 
tab. 431. 

8. aureo-purpurea; corolla vio- 
laceo-purpurea palato aureo, 
tubo duplo longiore. L. reticulata 
aureo-purpurea h. Huber. 

Unsere beistehend abgebildete Ab- 
art von L. aparinoides gehört zu den 
wirklich schönen, der allgemeinen Kul- 
tur würdigen annuellen Pflanzen. 
Wichst im Süden Europas und ward 
von Huber u. Comp. in Hyeres in 
Kultur gebracht, Stengel vom Grund 
an verüstelt, 14/2—2 Fuss hoch, gleich 
den linearen Blättern ziemlich kahl. 
Blüthentrauben auf den Spitzen der 
Aeste, später stark verlängert, drüsig 
behart. Blüthenstiele anfangs so lang, 
später länger als Kelch. Die Blumen 
erscheinen den ganzen Sommer hin- 
durch in reichlicher Menge, so dass 
diese Form auf sonnigen Blumen- 
beeten einen reizenden Effekt her- 
vorbringt. Gebrüder Huber haben 
diese Abartals L. reticulata var. aureo- 
purpurea in Handel gebracht, Linaria 
reticulata Desf. hat aber noch ein- 


calcari 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Sch weiz. 


mal so grosse Blumen, deren Sporn 
kürzer als die Blumenröhre, wodurch 
sie sich von unserer Form unter- 
scheidet. 

Kaum weniger schön als die in 
Rede stehende Abart von L. apari- 
noides Chav. ist L. linogrisea Hoff- 
mansegg mit purpurrothen Blumen, die 
sich aber durch längere Blüthenstiele 
als Kelch und einen Sporn, der bis 


. 9mal so lang als die Blumenröhre, 


unterscheidet. Hierher gehört auch 
L. saphirina Hoffmansegg unserer 
Giirten. 

Lieben einen lockern sandigen, nicht 
frisch gediingten Gartenboden, sonnige 
Lage und werden am geeignetsten 
im ersten Friihjahre gleich ins freie 
Land ausgesiiet. Wer es vorzieht, im 
Topfe im kalten Fensterbeete auszu- 
sien und die jungen Pflänzchen dann 
zu 3—4 in andere Töpfe zu ver- 
stopfen und erst Ende Mai oder An- 
fang Juli ins freie Land zu verpflan- 
zen, wird natürlicherweise frühere 
Blüthe erzwecken. R 

Tafel 1116 Fig. 2. Ein Blüthen- 
stengel zu Beginn der Bliithe, in na- 
türlicher Grösse. — d. eine ganze 
Pflanze, verkleinert. — e u. f. Blu- 
men vergrössert. 


C. Susarium Serethi P Philippi. 


(Siehe Tafel 1117 Fig. 1 a—e.) 


Irideae. 
Susarium Ph. (Linnaea, t. XXXIII, ! | ovatae, biloculares, extrorsum dehis- 
p. 248). — Perigonium corollinum | centes, connatae; stigmata tria, in- 
monophyllum , ^ hypocraterimorphum, | divisa, filiformia. Ovarium sessile, 


tubo angustissimo; limbo hexaphyllo. | lanceolatum, triloeulare; semina in 


Stamina tria monadelpha; 


antherae | quovis baile biseriata, circiter 10, 


I. Originalabhandlungen. 


rugosa, pressione angulosa, utrinque, 
i. e. inferius et superius, alata. 

S. Segethi Ph. (ibid. p. 249; t 
XXIX, p. 61). — Rhizomate repente; 
caule tereti, laevissimo, simplici; fo- 
liis teretibus, subfistulosis, rigidis, sca- 
pum subaequantibus; spathis nervosis, 
margine scariosis, exteriore ovato-ob- 
longa interiores vix superante; 
cieulis lorum subsessilibus; perigonii 
obscure violacei tubo elongato; ovario 
elongato, subcylindrico, subsessili. 
Capsula lanceolata, acuminata, 9 lin. 
longa, basi 2 lin. crassa, spatham 
aequans. Semina cum alis 212 lin. 
longa, 1 lin. lata, obscure ferruginea. 
— In andibus prov. Santiago, Val- 
divia, Patagonia. (Philippi in Linnaea.) 

uf unserer beistehenden Tafel 
stellt Fig. 1 ein blühendes Exemplar 


fas- 


181 


in natürlicher Grósse dar, bei a. sind 
die in einen Bündel verwachsenen 
Staubfüden, zwischen deren Antheren 
die 3 Lappen der Narbe vorsehen, 
in natürlicher Grósse, und bei b. in 
Vergrósserung wieder gegeben. c. die 
Frucht in natürlicher Grósse und d. 
der Samen in natürlicher Grösse, 
e. derselbe, vergróssert. 

Die Abbildung hat Herr Professor 
Philippi in Santiago nach der leben- 
den Pflanze ausgeführt. Wir dürfen 
hoffen, dass diese hübsche Iridea, 
welche bei uns als Topfstaude im 
Kalthause erzogen werden muss, durch 
Vermittelung unseres geehrten Freun- 
des bald nach Europa kommen wird, 
da dieselbe in den Gebirgen der Pro- 
vinzen von Santiago, Valdivia und Pa- 
tagonien wild wüchst. 


D. Umbilicus ‘Lieveni Ledb. 
(Siehe Tafel 1117 Fig. 2 f—i.) 


Crassulaceae. 


U. Lieveni Ledb. fl. alt. II, pag. | 


197. — Ejusdem ie. fl. ross. tab. 57. 
— Ejusd. fl. ross. II, 173 *). 


Dieser schóne Umbilicus ward ur- | 


sprünglich am See Indersk im Süden 
des Ural, im Altai bei Buchthorminsk 
und in der Dschungarei wild wach- 


*) U. Lieveni; perennis, glaber; caulibus 


herbaceis, simplicibus; foliis omnibus sparsis, 
subteretibus, obtusiusculis; racemis unilate- | 
ralibus, in cymam terminalem dispositis; | 
floribus penta-vel hexameris; corolla ca- | 
lycem quadruplo superante, sub anthesin | 
ad medium, — deinde profundius partita, tubo 

calycem superante v. aequante; limbi laci- | 
niis erectis, acutis. (Ledb. l. c. ! 


send gefunden. In neuerer Zeit hat 
A. Regel denselben in dem östlichen 


| Turkestan massenhaft wachsend ge- 


funden. 

Derselbe gehört zu der Gruppe 
von Arten, welche im Wuchse den 
Arten der Gattung Sedum mit auf- 
rechten beblätterten Stengeln ähnlich 
sind, indem sie keine Blattrosetten 
wie die Mehrzahl der ächten Umbi- 


| licus bilden. 


Eine sehr schöne  perennirende 


' Pflanze, die aus dem Wurzelstock 


eine Menge theils aufrechter, theils 
aufsteigender Stengel von ungefähr 
1 Fuss Höhe entwickelt und allent- 


132 -= Gartenflora Deutschlands, 


halb kahl ist. Stengel mit zerstreu- 
ten, fast stielrunden, stumpflichen, 
rückwürts abstehenden Blüttern be- 
setzt, unverüstelt und die Trugdolde 
schéner rosenrother Blumen tragend. 
Blumen 5- oder 6zühlig. Die zart 
rosarothe Blumenkrone ist ungeführ 
4mal so lang als der Kelch, ungefähr 
bis zur Mitte 5—6lappig und mit auf- 
rechten lanzettlichen spitzen Lappen. 

Von den zahlreichen von A. Regel 
eingesendeten Samen keimten im Jahre 
1880 einige wenige. Die Pflinzchen 
wurden in die halbschattige Stein- 
parthie gepflanzt, im Winter durch 
übergelegtes Tannenreis geschützt 


E. Ficus Carica L. im Grimston-Park im südlichen England. 


Russlands und der Schweiz. 


und im Sommer 1882 blüheten die 
ersten Exemplare. Eine wahrhaft 
schöne neue Einführung, um so mehr, 
als sich diese Art sehr wahrschein- 
lich gleich dem U. Semenovi Herder 
im Laufe der Zeit unsern gewöhnlichen 
Beetkulturen angewöhnen dürfte. 

Fig. 2 ein blühender Stengel: in 
natürlicher Grösse. — f. eine ver- 
kleinerte Pflanze. — g. der Kelch 
und die junge Frucht. — h. Kelch 
und Blumenkrone nebst Staubfüden. 
— i. die Blumenkrone aufgeschnitten 
mit den Staubfüden. — g. h. i. ver- 
gróssert. 


(E. R) 


(Siehe Tafel 1118.) 


Der Feigenl ist auch in Deutsch- 
landund R 1 ^ uu 4 ZÉ TE pue + 
Derselbe ist in Kleinasien wohl ur- 
spriinglich wild. In. Südeuropa aber 
allenthalben kultivirt und auch ver- 
wildert. Auch im Westen Europa’s 
und im milden Siiden Englands kom- 
men noch grosse Büume desselben vor. 
Einen derselben stellt unsere Tafel 
nach dem Gardener's Chronicle dar, 
ein Exemplar mit müchtiger weit aus- 
gebreiteter Krone. In Deutschland 
kultivirt man denselben im Allge- 
meinen in Tópfen und Kübeln, jetzt, 
wo man durch die Alpen übersetzen- 
den und durchbohrenden Eisenbahnen, 
die auch leichter verderbenden Früchte 
des Südens massenhaft importirt, selt- 
ner als früher. Vor 50 Jahren aber, 
wo in allen Residenzen als Ueber- 


bleibsel des Rokoko-Styls Orangerien 


in. hohen kirchenartigen Gewiichs- 
hüusern kultivirt und in regelmässi- 
gen keinen Schatten bietenden Gür- 
ten gleichsam in Alleen im Sommer 
aufgestellt wurden, da ward auch der 
Feigenbaum in Mittel- und Nord- 
deutschland häufig in Kübeln, sowohl 
in Kronenbäumen, wie in Spalieren 
gezogen, im blattlosen ruhenden Zu- 
stande an der Hinterwand dieser Oran- 
gerien durchwintert und im Sommer 
an der nach Süden liegenden Wand 
im Freien aufgestellt, und bei dieser 
Kultur trug er seine süssen Früchte 
den ganzen Sommer hindurch. In 
Süddeutschland und den nórdlichen 
ebenen Theilen der Schweiz kultivirt 
man den Feigenbaum im freien Lande, 
legt ihn, indem man von einer Seite 
die Erde fortnimmt, im Spütherbst 
nieder und deckt mit Erde, — so 


I, Originalabhandlungen. 


trägt er dort seine Früchte im Som- 
mer; ebenso verfährt man im Süden 
Russlands und nur in der Krim und in 
Bessarabien, wie auch im Kaukasus 
kommt derselbe als Baum vor. Wenn 
der Nordlünder zum erstenmal im 
Süden seinen alten bekannten Feigen- 
baum als hohen schattengebenden 
Baum mit michtiger Krone, oder 
auch mit hohem schlankem Stamme, 
da wo er hainartig angepflanzt ist, 
sieht, so denkt er im ersten Moment 


133 


nicht daran, dass er einen Feigen- 
baum vor sich hat. Im Jahre 1876 
der Gartenflora gab Professor Hoff- 
mann in seinen vortrefflichen Zusam- 
menstellungen über die Areale von 
Kulturpflanzen pag. 199, Tafel 1876, 
auch das Bild von der Verbreitung 
des Feigenbaumes, unsere heutige 
Tafel ergünzt jene Schilderung in 
Betreff des Wuchses dieses Baumes, 
wo er noch vollständig im freien 
E. R 


Lande gedeihet. 


2) Chionanthus virginiea L. und einige andere empfehlenswerthe Holzgewüchse. 


Der virginische Schneeflockenbaum 
ist entschieden eines der schünsten 
Ziergehölze. Leider sieht man den- 
selben zu selten in den Gärten und 
es möchte gerechtfertigt sein, zu des- 
sen öfterer Anpflanzung recht drin- 
gend aufzufordern und ganz beson- 
ders die Anzucht recht gesunder, kräf- 
tiger Exemplare den Baumschulgärt- 
nern ans Herz zu legen. 

Man möchte glauben, dass der Um- 
stand, dass apao oft in LR 
merlichen, 


Veredlungen verabfolyi wird, viel mit 
die Schuld daran trägt, dass wir die- 
sem schönen Blüthenstrauche so sel- 
ten begegnen. 

Bei Bestellungen erhält man sehr 
hüufig auf Ornus europaea veredelte 
Exemplare, wo die noch im Vered- 
lungswachs sitzende Weidenhaut oder 
ühnliches Bindematerial sofort die Her- 
kunft aus einer durch mildes Klima 
begünstigten Baumschule erkennen 
lässt. — Solch armes Bäumchen hat 
also, indem wir es aus zweiter Hand 


erhalten, eine lange Doppelreise hinter 


sich und bedarf ganz besonders guter 
, Pflege, um sich so weit zu erholen, 
dass es dem zu erwartenden Winter 
Widerstand leisten kann. Oft gehen 
aber solche Pflanzen trotz besserer 
Pflege dennoch ein und wem es wie 
dem Referenten geschehen ist, dass 
er drei- und viermal vergeblich Chio- 
nanthus pflanzte, der muss ein sehr 
geduldiger Pflanzenfreund sein, wenn 
er zum fünftenmal Zeit und Geld 
daran gibt. Gewiss zahlt Jeder lieber 
einen etwas höheren Preis für eine 
kräftige, des Gedeihens sichere Pflanze. 
— Der Nichtkenner aber hält ohne 
Grund den Schneeflockenbaum für 
besonders empfindlich und unterlässt 
nicht nur die weitere Anpflanzung, 
sondern warnt auch Andere davor. 
Nun ist aber Chionanthus nur in 
der Jugend zärtlich und wenn erst 
erstarkt, meist kaum mehr eines 
Schutzes bedürftig. Wer denselben 
mit seinen schönen, magnolienartigen 
Blättern und reichgeschmückt mit 
grossen weissen Blüthenrispen ge- 
sehen hat, wird mit Recht den Wunsch 


134 


hegen, diesen prüchtigen Blüthen- | 
strauch für sich zu gewinnen. 

Wie schon gesagt, wird Chionan- 
thus meist auf Ornus europaea, die 
Blüthesche, als Halbstamm veredelt, 
da dies die passendste am nächsten 
verwandte Unterlage ist. Diese Un- 


terlage ist für rauhe Lagen ohnehin 
etwas empfindlich, und es würe da- 
her erwünscht, auch in Betreff här- 
terer Unterlagen Versuche zu machen 
und hierzu etwa andere schwach- 
wüchsige Eschenarten, auch Ligustrum 
(wovon recht kräftige Stämmchen 
auszuwühlen würen) und Syringa zu 
verwenden. 

Syringa vulgaris hat allerdings die 
grosse Schattenseite, dass unzühlige 
Auslüufer den Stamm beeintrüchtigen 
und den Boden aushungern und móchte 
darum weniger passend sein, wührend 
vielleicht Syringa Josikaea als ganz 
harter Strauch geeigneter würe, zu- 
mal er auch im Wachsthum die gleiche 
Ueppigkeit mit Chionanthus theilt 
und die Verwandtschaft auch eine 
ziemlich nahe ist. 

Im Vaterlande tritt Chionanthus nur 
strauchartig auf und die Anzucht von 
Sümlingen aus importirtem Samen 
würe daher ganz besonders anzu- 
rathen, um die so schóne Pflanze in 
gesunden starken Biischen, 
von keiner Unterlage abhüngig, her- 


anzuziehen und nach Möglichkeit zu | 


verbreiten. 


Chionanthus virginica liebt mehr | 


feuchten, lehmuntermischten Sand- 
boden, man gibt ihm einen geschütz- 
ten Standort und stellt ihn stets ganz 
frei, damit er ungehindert seine Schón- 
heit entfalten kann. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Gleich Chionanthus wenig verbreitet 
und doch sehr zur Anpflanzung zu 
empfehlen wegen schöner Belau- 
bung, zierender Blüthen und Früchte 
ist die Halesia tetraptera. — Als 
dankbarer Blüher im Spätsommer 
und Herbst ist die zierliche Clethra 
alnifolia nicht genug zu schätzen. In 
nahrhaftem Sandboden finden wir 
üppige Sträucher, die zur Blüthezeit 
ausserordentlich schön sind. Fürschwe- 
ren Boden ist das Erdreich besonders 
zu präpariren durch Zusetzung von 
Humus- und Moorboden. 

Wie selten sehen wir Koelreuteria 
paniculata, die als kleines Bäumchen 
mit schöner Belaubung und gelben 
Blüthenrispen so hübsch ist und auf 
warmem trockenen Standorte im gu- 
ten, mehr leichten Boden gedeiht. 
Die Pflanzen, die ohnedies keine gros- 
sen Dimensionen annehmen, sind zu 
schützen, bis der Stamm gehörig ver- 
holzt und kräftig ist. 

Der schöne Liquidambar styraci- 
flua gehört auch zu den Gehölzen, 
die nur in der Jugend des Schutzes 
bedürfen und später mit pyramidaler 
Krone und brillant rother Herbstfär- 
bung unser Auge erfreut und doch, 
wie selten treffen wir denselben in 
den Gärten an. 

Der Schusserbaum, Gymnocladus 
canadensis, mit seinen prächtigen, dop- 
peltgefiederten Blättern ist lange nicht 
genug für Anlagen verwerthet, denn 
wenn klein geschützt, ist er später völ- 
lig hart und von grosser Schönheit. — 
Die prächtigen härteren amerikani- 
schen Magnolien, wie: Magnolia acu- 
minata, M. macrophylla und M. tri- 
petala können ebenfalls selbst für 


E I. Originalabhandlungen. 


rauhe Lagen nicht warm und oft 
genug empfohlen werden. 

Móge also die Aufmerksamkeit des 
Züchters sowohl, wie die des Pflan- 


135 
zers auf vorgenannte schöne Gehölze 


ganz besonders wieder hingelenkt wer- 
den. 


3) Beitrag zur Kultur der Hydrangea Hortensia DC. 


Der Hortensien, die fast ausschliess- 
lich China und Japan entstammen und 
zu der Familie der Saxifragaceae ge- 
hörig, durch ihre zahlreich erscheinen- 
den rosenrothen, weissen und zuweilen 
blauen Blumendolden unsere Altane, 
Freitreppen, Fenster und selbst den 
Garten während des Sommers so rei- 
zend und zugleich dauernd zieren, soll 
auch einmal wieder gedacht werden. 

Die wechselnde Mode, die auch auf 
dem Feld des gärtnerischen Schaffens 
ihre Wirkung äussert, ist es, welche 
in ihrem Schoss alte gute Pflanzen 
beinahe ganz verschwinden oder doch 
nur noch in oft sehr kläglichem Zu- 
stand ihr Leben fristen liess. Neuen, 
manchmal aber weniger werthvollen 
Pflanzen wurde sorgfältigere Kultur zu 
Theil, als dies auch in Betreff der 
Hortensie der Fall ist. 

Man gewahrt nur zu oft Exem- 
plare, die doch nicht im Geringsten 
mehr Anspruch auf Schönheit und 
Nutzen zu Dekorationszwecken machen 
können, theils wegen mangelhaften 
Blühens, grösstentheils aber ihrer un- 
schönen Gestalt wegen. Hin und wie- 
der lässt sich jedoch eine gute Kultur 
nicht in Abrede stellen, zumal wenn 
die schöngewachsenen und reich mit 
Blumen bedeckten Pflanzen in Massen- 
dekoration im Garten freistehend in 
Anwendung gebracht sind; hier zei- 
gen sich die Hortensien in ihrer vol- 


len Schönheit. Jedoch ist auch ihr 
Werth nicht zu unterschätzen als 
schöne Einzelpflanzen zu Handels- 
zwecken, denn auch kleine gut ge- 
zogene Exemplare in voller Blüthe 
sind so recht geeignet, dem Beschauer 
Wohlgefallen zu erwerben. 

Es sei daher gestattet, in Folgen- 
dem kurz den Gang des Vermeh- 
rungs- und Kulturverfahrens anzu- 
geben, umsomehr, da von einer Auf- 
zählung und Beschreibung der Arten 
und deren Varietäten abgesehen wer- 
den kann, da selbige im Jahrgang 
XXIV dieser Zeitung pag. 113—116 
fast vollständig von Herrn H. Ahl- 
burg gegeben ist, wenn auch seit- 
dem sich noch einige Varietäten da- 
zugesellt haben, wie etwa die Hy- 
drangea Hortensia Thomas Hogg., 
die ihrer reinweissen Blumen wegen 
mit Recht Erwähnung verdient. Jene 
entwickelt eine erstaunliche Fülle der 
Blumen und vorzugsweise sind es die 
mehr jüngern Exemplare. — Die Ver- 
mehrung geschieht durch Stecklinge 
und zwar kann man dieselbe zu zwei 
Zeiten vornehmen, entweder im Früh- 
jahr oder im Sommer, etwa im August. 
Letztere Zeit ist die empfehlens- 
werthere und zwar aus dem Grunde, 
weil die Hortensien ohne Ausnahme 
eine gelinde Bodenwärme, feuchte 
und gleichmässige Temperatur wäh- 
rend deren Bewurzlung unbedingt 


136 


nothwendig haben, und dieses den- 
selben zu bieten ist ja leider im Friih- 
jahr, wo ohnedies das Vermehrungs- 
haus des Gärtners schon überfüllt 
ist, gar oft nicht möglich. Auch ge- 
langen bis zum Eintritt des Winters 
die im Frühjahr von angetriebenen 
Exemplaren geschnittenen Stecklinge 
den Sommerstecklingen nicht 
Vieles voraus. 

u dem Zweck der Vermehrung 
wähle man gut ausgebildete, nicht ge- 
rade mit Blumen oder Knospen ver- 
sehene Zweigspitzen aus und schneide 
dieselben unter dem dritten Blattpaare 
vom Stengel ab und zwar 1 Cm. unter 
der Anheftungsstelle der untersten 
Blätter. Das unterste Blattpaar schnei- 
det man knapp am Stengel ab, eben- 
so kann man der Raumersparniss we- 
gen auch das folgende um die Hälfte 
verkürzen. Hierauf ’steckt man nun 
die Stecklinge entweder einzeln in 
kleine, etwa 6 Cm. weite, Tépfchen 
in eine recht sandige leichte Erde, 
oder frei in das Vermehrungsbeet 
selbst. Ein Unterbringen im geschlos- 
senen, abgetriebenen Mistbeetkasten 
ist wohl auch thunlich, jedoch inso- 
fern nicht gerade vortheilhaft, da man 
im Haus den Feuchtigkeitsgrad besser 
beurtheilen kann und sich ein Ver- 
mehrungshaus im Sommer leichter 
feucht erhalten lässt, als ein Kasten. 
Denn beschattet man letzteren gar 
zu sehr, um die nöthige Feuchtigkeit 
zu erhalten, so faulen die Stecklinge 
gar leicht an. 

In einigen Wochen erfolgt die Be- 
wurzelung und dann werden dieselben 
in entsprechende Töpfe eingepflanzt 
und bleiben nun noch eine kurze Zeit 


um 


* 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


an demselben Ort, damit die Wurzeln 
wenigstens die neue Erde etwas durch- 
dringen. Ein zu schnelles Ueber- 
bringen in eine kältere Temperatur 
würde eine schüdliche Stockung her- 
vorbringen. 

Jetzt aber ist ein Zeitpunkt für 
unsere Zöglinge herangekommen, wel- 
cher nicht bei deren guter Kultur 
ausser Acht gelassen werden sollte; 
man schneidet oder kneift den Herz- 
trieb derselben aus, so dass nur noch 
zwei Augenpaare stehen bleiben. 
Dieses bezweckt eine Mehrbildung 
der Triebe, um wirklich schöne bu- 
schige und später reichblühende Pflan- 
zen zu erziehen. In Folge der reichen 
Bewurzlung werden die Augen nicht 
lang mit dem Trieb auf sich warten 
lassen und ein abermaliges Verpflan- 
zen, besonders derer, die sogleich in 
Töpfchen gesteckt wurden, wird sich 
bald nothwendig machen. Man wählt 
auch hierzu eine leichte sandige Erde 
mit etwas verrottetem Kuhmist ver- 
mischt. Nach und nach abgehärtet, 
müssen die Pflanzen nun in einen 
Mistbeetkasten, der jedoch keine Bo- 
denwärme zu besitzen braucht, ge- 
bracht werden. Zuerst hält man den 
Kasten etwas geschlossen und schat- 
tiger, später aber lüftet man densel- 
ben reichlicher, gibt nur während 
Mittags etwas Schatten, begiesst aber 
reichlich. Im Herbst lasse man mit 


der reichlichen Bewässerung nach und 


bringe die Pflanzen dann zu Anfang 
Winters, wenn aufgelegte Strohmatten 
auf den Kasten des Nachts nicht mehr 


genug schützen, am besten in ein 
kaltes Haus, wenn auch nicht für die . 


erste Zeit an das Licht, da es ja nur = 


Lat 1176: 


le 7 (ea 


: 4X 
dh fi 77 74 p 24 77 7 "EC Yh, : 4 
— 


(dee: Le 22 au Ahe 


I. Originalabhandlungen, 


137 


zu oft an dergleichen Orten fehlt. | lich noch nicht in jener Fülle und 


Ist nun aber der Februar herange- 
kommen, so ist es Zeit aufs Neue 
umzupflanzen und einen hellen Stand- 
ort noch unter Glas zu geben. 

Man mische zu dem Zweck eine 
recht kräftige, sandige Gartenerde, 
welcher man zum dritten Theil eine 
Kuh- oder Schafdungerde beimengt. 
Will man nun die rothen Blumen in 
blau umgewandelt sehen, so sind von 
vielen Seiten her sehr verschiedene 
Materialien zur Beimischung in An- 
wendung gebracht worden, und es 
empfiehlt sich deshalb, entweder Ocher- 
erde, Eisenfeilspäne oder Erlenbruch- 
erde zu verwenden. 
. In Gegenden, welche einen sandi- 

gen Boden besitzen, z. B. in der Mark 
Brandenburg, verwendet man die ein- 
fachste Landerde, dem Garten ent- 
nommen und mit einem Drittel einer 
beliebigen leichten Erde und genü- 
gend Kuhdung. 

Kommen nun die ersten wärmern 
Monate des Jahres heran, so bringt 
man unsere jetzt schon üppigtreiben- 
den Pflanzen ins Freie, in einen Mist- 
beetkasten, der aber keine Unterlage 
von Mist oder Laub besitzt. Schatten 
während der hellsten Stunden des 
Tages, ebenso Luft in gehörigem 
Grade und ein Bedecken mit Stroh- 
matten während kalten Nächten ist 
unbedingte Nothwendigkeit. Wäh- 
rend des Sommers gebe man densel- 
ben einen Standort im Freien mit 

chutz gegen die Mittagssonne, die 
Morgen- und Abendsonne ist für das 
gute Gedeihen nur zuträglich. Viele 
yon den stärksten Pflanzen werden 
im Spätsommer schon blühen, natür- 


Grösse der Blumen, wie es zweijäh- 
rige zu leisten vermögen. Ein be- 
sonderes Frühblühen zeigt die schon 
erwähnte H. Thomas Hogg. 

Hatte man also beim Auskneifen 
der Endspitzen im vorigen Herbst 
vier Augen stehen lassen, so wird man 
an jeder Pflanze vier kräftige Triebe 
bekommen haben, welche bei einem 
verhältnissmässigen kleinen Gefäss 
für einjährige Pflanzen ausreichend 
erscheinen. Ein mehrmaliges Aus- 
kneifen ist nicht zu empfehlen und 
es geschieht dann nur auf Kosten 
des nächstjährigen Blüthenreichthums. 
Ein öfteres Begiessen mit flüssigem 
Dünger, bestehend aus Schaf- oder 
Rindermist in Wasser aufgelöst, ist 
den Pflanzen zum guten Gedeihen 
erforderlich, nicht zweckmässig er- 
scheint es jedoch, ein Obenauflegen 
genannter Dungstoffe auf die Töpfe 
selbst zu bewirken, da man zu Folge 
dessen nur zu schwer den Feuchtig- 
keitsgrad des Ballens zu beurtheilen 
vermag und ein zu starkes Austrocknen 
bringt unsern Pflanzen mehr Schaden, 
als derartige Düngungen denselben 
Nutzen spenden. 

So lange es nur einigermassen an- 
geht, lasse man die. Hortensien im 
Freien, sei es auch bis in den Oktober 
hinein, um das Holz gehörig ausreifen 
zu lassen, wenig unter 0° R, ist den- 
selben nieht schädlich. Sollten die 
Exemplare noch nicht völlig entlaubt 
sein, so lasse man das Laub allmälig 
im Winterquartier abfallen, ein Ab- 
brechen ist nicht dienlich. Die Ueber- 
winterung selbst kann an jedem frost- 
freien Ort geschehen. Nach dem ein- 


138 


maligen Begiessen im Winterquartier 
wird es nach Wochen erst wieder 
nothwendig werden, denn wührend 
dieser Zeit ist Nüsse den Pflanzen 
hóchst nachtheilig. Eine Zeitbestim- 
mung lässt sich auch hierin selbst- 
redend nicht feststellen. Ausputzen 
und Ablesen des abfallenden Laubes 
ist unerlässlich, um keine Fäulniss 
 hervorzurufen. 

Mit dem Eintritt des Februars 
schreitet man abermals zum Verpflan- 
zen, um den Pflanzen dann die gleiche 
Kultur wie im vorigen Jahr ange- 
deihen zu lassen. 

Zu Ende Mai sind unsere nun zu 
schönen kräftigen Exemplaren heran- 
gediehenen Pflanzen fähig, sowohl 
gruppenweise unsere Gärten zu zieren, 
als auch dem Liebhaber eine Lücke 
im Blumenfenster auszufüllen oder 
Freitreppen und Balkone, die nicht 
zu sehr der Sonne ausgesetzt, zu 
schmücken. Nicht lange werden die 
Blumen auf sich warten lassen, denn 
im Lauf des Juli schon zeigen sich 
die Knospen der bekannten grossen 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


kugelförmigen Blüthendolden, die zu- 
gleich den Unbilden der Witterung 
mehr Widerstand bieten, als irgend 
eine andere Pflanze. 

Zum Antreiben ist die Hortensie 
keine geeignete Pflanze, trotzdem 
man es häufig sagt, denn unsere zahl- 
reichen Treibsträucher haben zum 
grössten Theil viel intensivere oder 
mindestens ebensogut gefärbte Blu- 
men und ausserdem erlangen die 
Blumendolden beim Antreiben nicht 
jene Fülle wie im Sommer, und die 
Exemplare werden für das nächste 
Jahr ganz erheblich geschwächt. Die 
am reichsten und frühsten blühende 
Sorte ist H. Thomas Hogg, die allenfalls. 
einen guten Erfolg verspricht. Soll- . 
ten im Lauf der Jahre die Hortensien 
bis zu unschöner Höhe heranwachsen, 
so ist ein gänzliches Zurückschneiden 
der Zweige bis zum Boden herab 
sehr anzurathen; dieselben treiben 
dann vom Stock aus und blühen im 
nächsten Jahre von Neuem. 


| O. Sckell. 


4) Der wilde Garten. 
(Schluss.) 


Das Hauptstiick meines wilden Gar- | 


tens liegt im Hintergrunde der mitt- 


‘leren Erhebung und Hauptfläche des 


Gartens am Fusse und untern Rande 
eines mit Eichen, Ulmen, Ahorn u. a. 


Laubholz bewachsenen steilen Abhan- | 


ges, über welchen sich der oberste 
Theil des Gartens ausbreitet. Dort 
befindet sich ein Teich, oder vielmehr 
eine in den Felsen gearbeitete grosse 
Cisterne, welcher das Schichtwasser 


von der Höhe aufnimmt, und um . 
| dieses Wasser sind die meisten male- 
rischen Blattpflanzen versammelt. Die 
| Wildniss beginnt mit Struthiopteris 
| germanica, welches mit Mühe in be- 

schrinkten Grenzen gehalten wird, 
| denn es verbreitet sich allseitig durch 
| Stolonen. Dieses Farnkraut hat zum. 
| Theil kurze Stämme wie ein Baum- 
| farn und bildet hier Blätter von 1 M. 
' Länge, wird aber leider oft durch 


I. Originalabhandlungen. 


Spütfróste beschüdigt, wo dann die 
ganze Herrlichkeit hin ist. Diese 
Farnwildniss zieht sich bald saum-, 
bald gruppenartig bis zum Wasser. 
Dazwischen und im Gebüsch haben 
sich Allium ursinum und Stellaria 
nemorum, sowie auch Chrysosplenium 
an den Stämmen der Farne ange- 
siedelt, und man kann den Knoblauch- 
geruch von Allium wohl mit in den 
Kauf nehmen, wenn man sich der 
frischen breiten Blütter und der schónen 
weissen Doldenblüthen erfreut. Der 
Teich ist zum Theil mit kleinen immer- 
grünen Sträuchern umgeben, darunter 
Daphne Laureola und Berberis (Ma- 
honia) japoniea, ferner Clethra alni- 
folia und Azalea pontica, sowie ver- 
einzelten sehr grossen Rhododendren. 
Dicht am Ufer der ebenen Seite und 
im Wasser bilden Iris Pseudacorus 
und Spiraea Ulmaria mit schónen 
weissen gefüllten Blüthen einen lich- 
ten Kranz um das düstere Wasser, 
zwischen denen ich aber auch Urtica 
dioiea aufwachsen lasse, so lange die 
Stengel gut aussehen, denn Niemand 
kann bestreiten, dass es eine male- 
risehe Pflanze sei, Dort hat sich auch 
ein Rest der zwei dom hoch werden- 


A Mn See ee 1 ESS S Iten ,welche 


ich einmal in - Ermangelung südorer 
Verwendung anpflanzte. Etwas über 
das Ufer dureh Felsstücke erhóht und 
sich allmälig erhebend befindet sich 
unter einer hochstämmigen (daher 
nicht schönen) Zürbelkiefer (Pinus 
Cembra) eine kleine Wildniss, welche 
ausser einigen Büschen von Taxus 
brevifolia (adpressa) eine Kräuterwild- 
niss, hauptsächlich aus verschiedenen 
Epimedium, Saxifraga umbrosa, S. 


139 


crassifolia, Uvularia grandiflora, Scolo- 
pendrium officinale, Struthiopteris, 
Tellima grandiflora, Tiarella cordi- 
folia u. a. m, gebildet, zwischen wel- 
chen zeitweise auch Geranium Rober- 
tianum und hübsche Grüser geduldet 
werden. Hinter dem Teiche ohne 
Uebergang vom Wasser erhebt sich 
steil aus Felsstücken aufgebaut bis 
zu einer Traueresche und Trauer- 
weide (Salix purpurea pendula) eine 
Wildniss von allerlei Pflanzen mit 
vorherrschenden Farnkrüutern, haupt- 
süchlich von einheimischen Aspidium 
und Polystichum, Scolopendrium offi- 
cinale u. a. m. gebildet, am nassen 
Ufer, mit den Wurzeln in das Wasser 
reichend, Onoclea sensibilis, hier un- 
gewohnlich grosse Wedel bildend, mit 
hohen Polygonatum multiflorum ab- 
wechselnd, dazwischen Bodendeck- 
pflanzen verschiedener Art, worunter 
besonders immergrüne Saxifraga vor- 
herrschen. Da an einer Stelle Wasser 
durch die Felsen sickert, so hat sich 
dort Cirsium oleraceum angesiedelt 
und üppig ausgebreitet. Erst liess ich 
das Unkraut nasser Wiesen ausreissen, 
als es aber immer wieder kam und 
so üppig wuchs, freute ich mich über 
die neue Form, und es bilden die 
breiten, weisslich- gelbgrünen, zackigen 
Blätter mit den breitgeflügelten Blatt- 
stielen und Blüthen von gleicher Farbe 
mit dem umgebenden dunkeln Grün 
einenschönen Kontrast. Auch Onoclea 
sensibilis bildet mit den gelbgrünen, 
in der Form von den übrigen Farn- 
kräutern sehr abweichenden Wedeln 
einen auffallenden Kontrast. Eine ehe- 
malige Steinbank ist auf Sitz und 
Rücken mit Chrysosplenium alterni- 


140 


folium (oder oppositifolium) überzo- 
gen, deren hellgrüne glänzende Blät- 
ter sich wie gepresst an den Stein 
legen, daraus schon im März die selt- 
samen grünlich-goldigen Blüthen her- 
vorleuchten und bis zum Mai anhal- 
ten. Wiederholt pflanzte ich Os- 
munda regalis und die auch hier auf 
Sandboden gemeine Pteris aquilina 
an, ohne sie lange zu erhalten. Unter 
den diese Anlage am meisten be- 
lästigenden Unkräutern ist Spiraea ul- 
maria das schlimmste. Da das Wasser 
nicht rein zu erhalten ist, so ver- 
mischen sich die Blättchen der Lemna 
(Wasserlinsen) meist bald mit schwim- 
menden Wassergräsern, namentlich 
Glyceria fluitans. Es ist daher an 
dieser Pflanzenwildniss die Grenze 
zwischen Wasser und Felsen nicht zu 
erkennen, was den Eindruck des Gan- 
zen sehr erhöht. 

Dieser kleinen Wildniss gegenüber 
sind weniger des Kontrastes, als des 
günstigen Platzes wegen immergrüne 
Pflanzen, sogenannte Neuholländer in 
natürlichen Gruppirungen aufgestellt, 
unter denen hohe freistehende Dacry- 
dium cupressinum durch ihr fremdes 
Ansehen auffallen; dabei steht ein 
hoher baumartiger Strauch von Chio- 
nanthus virginiana (Schneeflocken- 
baum), der zur Blüthezeit die Blicke 
auf sich zieht. 

Daneben breitet sich vor Gebüsch 
in rasenartiger Form eine eigenthüm- 
liche Blättermasse aus, von Geranium 
phaeum gebildet. Nachdem im Juli 
die braunvioletten Blüthen verblüht 
sind, werden die Stengel abgeschnit- 
ten und es ergänzen nun entstehende 
Blätter bald entstandene Lücken. Da- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


neben zieht sich am Wege, nur im 
Frühling sichtbar, jetzt von Schatten- 
gräsern überwachsen, eine unregel- 
mässige Einfassung des weissgefleck- 
ten Arum italicum entlang, gegen- 
über von Epimedium alpinum ergänzt. 
Arum maculatum kommt in der fel- 
sigen Parthie am Teiche vor und macht 
sich im Sommer durch die korallen- 
rothen Beeren kennbar. Dieses von 
Büumen überragte, über 100 Fuss lange 
Gebüsch, welches jetzt durch Unter- 
holz den Bliek verwehrt, gleicht im 
Frühling einem prüchtigen Blumen- 
garten, denn zwischen unzähligen Ane- 
mone nemorosa und Gagea lutea 
bedecken Tausende von Corydalis 
bulbosa (C. cava, solida, fabacea) 
mit traubenfórmigen hell- bis pur- 
purrothen und weissen Blüthen den 
Boden. Diese Fülle ist aber nicht 
vereinzelt, denn mit wenigen Aus- 
nahmen sind alle Gehólzparthien mit 
diesen Pflanzen erfüllt. In eini- 
gen habe ich auch Galanthus nivalis 
und Leucojum vernum angesiedelt, 
welche sich sehr ausgebreitet haben, 
sogar gemeine Kaiserkronen (Fritil- 
laria imperialis) halten sich dazwi- 
schen vortrefflich. Ueber die ebenfalls 
massenhaft auftretende Tulipa sil- 
vestris bemerke ich, dass nur selten 
einige Blumen erscheinen. 

Wosich das vorhin verlassene Busch- 
holz lichtet, treten am Rande kleinere 
Rasen von Asarum europaeum auf, 
eine Pflanze, die zum Wildgarten wie 
geschaffen ist. Ich kenne keine an- 
dere Pflanze, welche als Bodendecke 
im Schatten dieser an Schönheit gleich- 
käme, selbst Epheu nicht, was doch 
viel sagen will. Früher waren hier 


Ei ee 


I. Originalabhandlungen. 


gróssere Flüchen mit Asarum (Hasel- 
wurz) bedeckt, aber der dort eben- 
falls wuchernde Epheu — eine sehr 
kleinblättrige Abart — hat die Hasel- 
wurz nach und nach verdrüngt oder 
halbüberzogen und es bedurfte eines 
gründlichen Zurückdrüngens des schó- 
nen Wucherers. Dort hebt sich von 
Thuja beschattet aus dem Epheu ein 
altes Steinkreuz, die Grabstitte des 
letzten Priors der Karthause, also 
meines Vorgüngers, bezeichnend. Aus 
dem Epheu lugen vereinzelt zufillig 
dahingekommene andere Pflanzen her- 
vor, und da sie in den wilden Garten 
passen, so lasse ich sie stehen. Es 
sind Thalictrum mit den zierlichen 
feinen Blättern und Aquilegia. Aber 
auch Geranium Robertianum stellt 
sich alljährlich ein, thut aber mit seiner 
leichten Bedeckung keinen Schaden, 
und es erscheinen die feinen gelb- 
grünen Blütter mit den dunkelrothen 
Blattstielen und den niedlichen rothen 
Blumen wie helle Stickerei auf dunk- 
lem Grunde. Auch einige Struthiop- 
teris germanica schliessen sich an und 
kónnen sich kaum der umschlingen- 
den Epheuranken erwehren. 


Ich schliesse hier die Schilderung 


meiner Krüuterwildnisse, obschon an- 
dere Stellen des Gartens andere Bil- 
der zeigen und in den beschriebenen 
nür die auffallendsten Pflanzen ge- 
nannt wurden. Es ist keine Muster- 
anlage dieser Art, im Gegentheil zu- 
weilen verwilderter, als es sein dürfte. 
Das Schwierige dabei ist, dass man 
das Reinigen und Ausstechen von Un- 
kraut und zu stark wuchernden Pflan- 
Zen unter persónlicher Aufsicht be- 
Sorgen lassen, ja selbst mit Hand an- 


141 


legen muss. Es ist keine Taglóhner- 
arbeit und selbst unter den jungen 
Gürtnern sind nur wenige geeignet, 
diese Arbeit ohne genaueste Anwei- 
sung am Platze zu verrichten. Der 
wilde Garten ist daher weit schwieri- 
ger zu erhalten, als das künstlichste 
Teppichbeet, welches ja immer Hand- 
werk bleibt, während eine solche kleine 
Wildniss ein ausgebildetes üsthetisches 
Gefühl und genaue Pflanzen- und Kul- 
turkenntniss verlangt. Ich sage noch- 
mals, dass diese beschriebenen An- 
lagen mangelhaft sind, aber sie zeigen 
doch, wie Pflanzen, welche ausser- 
dem im Kunstgarten nicht verwendet 
werden, durch richtige Anwendung in 
natürlich erscheinenden Formen nicht 
nur Verwendung finden kónnen, son- 
dern auch Reize hervorbringen, welche 
niemals durch Blumenbeete erreichbar 
sind. Von den Stoffen, welche den 
wilden Garten zusammensetzen, fehlt 
mir einer der wirksamsten: eine Aus- 
wahl von Schlingpflanzen in allen denk- 
baren natürlichen Verwendungen. Ich 
habe allerdings baumdurchwachsende 
Lonicera, Ampelopsis und Clematis 
Vitalba; ich dulde hier und da den 
Hopfen (Humulus Lupulus) und die 
beiden Calystegia, obgleich das Aus- 
schneiden der abgestorbenen Stengel 
viele Arbeit verursacht und die da- 
von bedeckten Strüucher recht leiden; 
ich habe das malerische Lycium und 
Lonicera an Abhüngen, allein nicht 
an den Stellen, wo mein wilder Gar- 
ten sich befindet, weil sie zufällig 
nieht anzubringen sind. Auch die in 
solchen Szenerien an Bergen so wir- 
kungsvolen Juniperus mit liegenden 
Aesten fehlen, weil sie im Schatten 


142 


der hohen Bäume nicht aufkommen. 
Die schónen Spielarten und Bastarde 
japanischer Clematis, auf welche „Den- 
drophilus^ in der Eingangs erwühn- 
ten Abhandlung mit Recht grossen 
Werth legt, habe ich an den betref- 
fenden Stellen nicht anwenden kónnen. 
Alle diese Mängel kenne und fühle 
ich; aber ich tróste mich damit, dass 
man nicht Alles haben und auch etwas 
für die Zukunft bleiben kann. 

Ich empfehle nochmals die schon 
Eingangs erwühnte sehr ausführliche 
Arbeit von Dendrophilus in der Ber- 
liner Gartenzeitung, welche sich nun 
schon durch neun Monatshefte zieht 
und fast alle denkbaren Pflanzenver- 
wendungen enthält. 

Verwendet man zu diesen Szenerien 
noch exotische Blattpflanzen, sowie 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Saftpflanzen, so wird die Anlage weit 

schöner. Man denke sich — und ich 

that es selbst — fremde grosse Farne, 
| wie Diplazium, Dicksonia etc., Aroi- 
| deen wie Philodendron pertusum, Ca- 
| ladium mit riesigen Blättern, Palmen, 
| Musa und ähnliche auffallende Pflan- 
zenformen in malerischer Anordnung 
aufgestellt — dazu ungewöhnliche 
Schlingpflanzen, — alles in sorgfältig 
gepflegter Umgebung, — ein solches 
Gartenstück wird noch einen ganz 
andern Eindruck machen. 

Es ist kaum nöthig zu sagen, dass 
kein Garten allein ein „wilder Garten“ 
sein kann, dass es sich nur um ein- 
zelne Parthien handelt; ja, dass es Fälle 
gibt, wo der wilde Garten gar nicht 
passt. (J.) 


5) Reisebericht von A. Regel aus dem südöstlichen Buchara. 


Kala-i Womar in (Roschan) Schug- 
nan, 24. Sept. (6. Okt.) 1882. 

Der Sohn des Schachs von Schug- 
nan, der Beg von Roschan ist, kam 
mir gestern selbst mit grossartigem 
Gefolge entgegen geritten. 

Wie es nun auch sei, so ist der 
Besuch einiger Theile des Pamir zur 
Vervollständigung der diesjährigen 
Resultate von irgend einer Seite her, 
sei es West oder Ost, wiinschens- 
werth, und das ist jetzt nicht zu be- 
werkstelligen, oder weniger niitzlich 
als im Frühling, weshalb ich dies auf 
das nüchste Jahr verschieben muss. 

Was nun die botanischen Erfolge 
betrifft, so ist das Meiste im süd- 
westlichen Sarafschangebiete und bei 


Karatag gethan worden. Aus dem 


Gebirge zwischen Baldschuan und 
Darwas, besonders aus der Gegend 
von Talbar und Sagridascht, stam- 
men die Samen mancher Alpen- 
pflanzen, auch der prachtvollen pur- - 
purrothen Astragaleen des Kulikalan 
in geringer Anzahl, sowie ein schöner 
Lathyrus, ferner Samen mancher neuer 
Sträucher. Hier im Roschangebirge 
habe ich gestern manche hübsche 
Alpenpflanzen gesehen, wie auch eine 
Saxifraga, ähnlich der S. oppositifolia, 
nur kommen mir die Blüthenstengel 
zu hoch vor, am interessantesten war 
mir aber eine Primel, etwas kleiner 
als Primula nivalis. 

Die Uebersteigung dieses fast 16,000 
Fuss hohen Gebirges ist ausserordent- 
‚lich schwierig; auf den langen frisch- 


L. Originalabhandlungen. 


iiberschneiten Gletscherparthien bahn- 
ten uns die Schugnanen- Abgesandten 
mit ihren langen Speeren den Weg; 
noch schwieriger war es, auf den ab- 
sichtlich noch durch Steine verlegten 
oder abgegrabenen Abstiegen der 
Schieferhalden hinab zu kommen, so 
dass an ein ordentliches Botanisiren 
in dieser Lokalitit kaum zu denken 
ist. Zoologische Sammlungen habe 
ich dieses Jahr nicht gemacht, es gab 
zu viel Anderes zu thun; nur einige 
Versteinerungen für die geographische 
Gesellschaft. 

Im Allgemeinen kann ich sagen, 
dass die Erforschung der Oberläufe 
des Oxus und insbesondere der Land- 
schaften Schugnan und Badachschan, 
die Darwas von Süden her begren- 
zen, jetzt möglich erscheint. Das 
Einschlagen der Richtung über Dar- 
was bedingte .allerdings eine bedeu- 
tende Verringerung des Gepücks, er- 
leichterte aber den Erfolg, als wenn 
das Eindringen der ausgerüsteten Ex- 
pedition nach Badachschan, ohne vor- 
herige Verstündigung mit den afgha- 
nischen Oberbehórden, erfolgt wäre. 
Es konnte festgestellt werden, dass 
das Gebirge zwischen Wachsch und 
Gauschom, dem Oberlaufe des Ge- 
wässers von Klebachum (?), die Fort- 
setzung des Kuh-Frusch bildet, dass 
die Strecke von dort bis zum Wündsch 
von einem dreifachen Gebirgsrücken, 
der Fortsetzung des Badachschan- 
gebirges, eingenommen ist, und dass 
sich der Richtung dieser Gebirge die- 
jenige der Jasgolam-Kette und der 
Raschan-Kette anschliesst. Die An- 
finge des Wachsch und Wändsch er- 
wiesen sich als sehr fernliegend; von 


148 


beiden wird behauptet, dass sie von 
dem Pamir herkimen, ebenso vom 
Jaspolamflusse, über den der Weg 
nach Bartam und Altschu führt. Da 
sich nun der Roschanfluss als der 
Nutschan, das Gewüsser von Bartam, 
erweist und oberhalb desselben sich 
nur noch der Gehund und Schach- 
dara in den Kuran- oder Wachanfluss 
ergiesst, so bleibt nur übrig, die An- 
fánge des Aksudam, Wändsch und, 
falls dieser nur vom Tachtakorum 
herkommt, dann den Wachsch, den 
eigentlichen Oxus der Alten, zu ver- 
folgen. Als die fünf Anhünge des 
Serioh oder Pündsch, des Fünfflusses, 
gelten Wändsch, Jaspolam, Bartam, 
Gehund und Wacham. 


Kala-i-Womar, den 27. September 
(9. Oktober) 1882. 

Auf den 29. ist die Abreise von 
Kala-i- Womar festgesetzt. Viel habe 
ich hier nicht zu Stande gebracht, 
denn als ich meinen nachkommenden 
Leuten entgegenritt und bei dieser 
Gelegenheit eine weitere Rekognos- 
zirung unternehmen wollte, wurde 
dieser Ausflug in ein Rendez-vous mit 
dem Beg auf der Wachteljagd ver- 
wandelt, eine Szenerie, die mit sol- 
chen an indischen Hófen die grósste 
Aehnliehkeit hat; und heute dringt 
man schon auf meine Abreise nach 
Schugnan, wo der Schach mich er- 
warte. Es dürfte der direkte Weg 
von Schugnan nach Badachschan 
(Feisabad) über die Schierachhoch- 
ebene dann schon verschneit sein und 
dann nur der Umweg über Ischt- 
muen (?) am Fuss des Hindukusch 
übrig bleiben. Man bilde sich eben 


144 


nicht ein, dass man in diesen Gegen- 
den programmmissig arbeiten kónne; 
selbst wenn Alles zugestanden würe, 
so sind alle Nebenwege, z. D. die- 
jenigen gegen Pamir zu, so unbe- 
schreiblich schwierig mit Leiterpassa- 
gen und Stellen, wo man sich an 
Stricken herablüsst (wie es Jetzt meine 
Leute durchmachen mussten), dass die 
kürzesten Wegestrecken eine Reise 
von mehreren Wochen verlangen. 
Und dabei ist das Land im Ganzen, 
ausser den Felsparthien, wo nichts 
als Ephedra und Prangos uloptera, 
im besten Falle Artemisia austriaca 
und Lagochilus wachsen, hierum nicht 
besser für Menschen und Vieh als 
die traurigsten Einóden, und man ist 
dann eben nur auf die Gutherzigkeit 
der Menschen in den Dorfoasen an- 
gewiesen. Von Bezablung ist auch 
hier nicht die Rede, aber in meinen 
Geschenkkollektionen haben die Bu- 
charen bedenkliche Lócher gerissen; 
zuletzt fanden sich in jedem Dorfe 
4—5 „grosse Leute“, immer Einer 
grösser als der Andere und regel- 
mässig vom Schauplatze verschwin- 
dend, sobald sie ihr Theil eingeheimst. 
_ Man soll allen möglichen Plunder mit 
sich führen und doch nur einige Pack- 
thiere haben, das macht eben die 
Reisen so schwierig. Gut, dass ich 
jetzt wenigstens eine möglichst gute 
Auswahl von Leuten habe; oft machen 
sie mir Sorgen, wenn sie krank sind, 
doch anständig haben sie sich in der 
letzten Zeit immer benommen. 

Die Nachrichten über den Bartan- 
fluss und zwar über dessen Lauf, war 
mein nächster Wunsch; denn für mich 
unterliegt es keinem Zweifel, dass 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


besonders der Wachsch, wie ich auch 
von einigen Aussichtspunkten aus be- 
merkte, ein weit nach Osten gehen- 
des und auch wohl über die Wandsch- 
quellen hinausreichendes Thal bildet. 
Nun muss ich mi dem es des 
hiesigen H t 
stadt, die Scbügitan heisst, zu hs 
suchen, willfahren; zudem wir be- 
hauptet, dass der Weg lüngs dem 
Bartangflusse kaum zu Pferde zu pas- 
sieren sei, was nach dem, was ich 
hier von den Hauptwegen gesehen 
habe, freilich im Bereiche der Még- 
lichkeit liegt; nur die Strasse von 
Roschan nach Schugnan und von dort 
nach Schiwa und Kaschgar ist auch 
für Kameele durchgängig, die ein hiufi- 
ges Besitzthum der Tschuknaner Tad- 
schike ausmachen. Nur wird be- 
hauptet, dass der Bartangfluss dennoch 
Mürgab heisse, zugleich aber auch 
Sutschan; von Bartang sollen 12 Tage- 
reisen sein, von dort bis zum Pamir 
noch 10 Tagereisen, der Anfang soll 
auf dem Tachtakorum liegen. Zum 
Alitschor Pamir sollen von Bartang 
aus, das sehr hoch liegt und eine Be- 
völkerung mit eigener Sprache hat, 
noch 7 Tagereisen sein; von Alitschor 
aus soll ein kaschgarisches Gewässer 
entspringen, was übrigens der Bericht- 
erstatter selbst genau nicht wusste, 
das nur zum Beweis, wie schwer es 
ist, selbst von harmlosen Leuten die 
Wahrheit zu erfahren. Auch die Be- 
griffe über Tagereisen sind verschie- 
den; von Jaspolan sollten nur eine 
lange oder drei kurze Tagereisen bis 
Bartang sein. Auf Umwegen ist Schug- 
nan auch iiber Bartang zu erreichen. 
Roschan ist nur der Name des Siid- 


BT. 


e 


LH 


72777 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 


Abhanges des Abschnittes des Pünd- 
schethales bei Kala-i- Womar; Womar- 
fluss heisst bald der Pändsch, bald 
der Passabfluss des Roschangebirges. 
Von Schugnan gehen zwei Wege 
nach Badachschan (Faisabad), der eine 


145 


über Schema, eine wildreiche Hoch- 
ebene, in zwei Tagen, der andere 
dem Flusse nach in zwólf Tagen, 
dieser letztere ist der Winterweg. 
Von Dschumardsch geht ein Fussweg 
von zwei Tagen nach Faisabad. 


IT. New und AER UAE Pia 


A. Abgebildet in dem Kataloge von 
James Veitch and Sons (Royal exot. 
Nurseries, Kingsroad, Chelsa, London). 


1) Cypripedium albo-purpureum Rchb, fil. 


(in Gard. chron. 1877, g. 3 Unter 
den zahlreichen itablissement von J. 
Veitch erzogenen Bastarden von der Gattung 


Cypripedium wohl die schónste Art. Stammt 
aus der Befruchtung von C. Dominii und C. 
Schlimi, welches Letztere die Samen getra- 
gen hat, Blumen grósser als von C. Schlimi. 
Lippe weiss mit purpurnem Saum und gleich- 
pipes bs Tupfen auf der Rückseite 


derselben, Das obere (aus 2 verwachsenen 
lit&ishen eater Kelchblatt weiss mit 
purpurnem Anflu en Rändern, ellip- 


an 
ps lanzettlich, aufrecht und fad gen. 
e beiden seitlichen Blumenblätter lan- 
seitlich, mehr als doppelt so lang als die 
Lippe, in eine allmälig verschmälerte lange 
Spitze vorgezogen, hängend und spiralig ge- 
dreht und durchaus purpur gefärbt. Kultur 
gleich wie die der andern Cypripedium-Arten 
der Tropen 
2) Nephrolepis Duffi Th. Moore. 
haben dieses, wie es ibus monstrós ge- 
' bildete Farn, das der Botanische Garten in 
idney, von den Herzog Yorks-Inseln ein- 
führte und dann James Veitch und Sóhne 
abtrat, schon Jahrgang 1878, p. 348, nach 
der von Th. Moore im Gard. Chron., pag. 
622, Fig. 118, gegebenen Beschreibung in der 
Gartenflora kurz besprochen, beistehend 
(Seite 131) geben wir die Abbildung dessel- 
ben nach einem von James Veitch uns über- 
lassenen Holzschnitt, wo die ganze Pflanze 
verkleinert und ein Wedelstiick in natür- 
licher Grósse dargestellt ist. Die wieder- 
: 1883. 


holte gabelige Theilung der Wedel und die 
rundlichen gekerbten Blattchen zeichnen 
diese Form aus, die, soviel uns bekannt, in 
Europa noch nirgends fruktifizirt hat. Kultur 
n der gemässigt warmen NE des 
Farnhauses oder bei 8—10° R. Wi m 
peratur in gewóhnlichen ar an 
schattiger Stelle oder auch im Stuben-Ter- 
rarium. 


er 


B. Empfohlen von E. Regel und 
E mi 


3) Echinocactus Le Contei Engelm. (De- 


scription of the Cactaceae, p. 29, tab. II, 
Fig. 1—5) Wächst im piece 
Amerika und zwar besonders häufig 


sogenannten Cactuspass zu den heissen Quel- 

len des Williams River und von da bis zam 

Coloradostrom. Es ist das einer der gróss- 

ten Echinocactus, von dem 
d 


kommen, die bald an Felsen, oft in uch- 
ten fast senkrechter Felsen und dann auch 
in Ebenen auf sandigem und kiesigem Bo- 
den wachsen. Zunächst ist derselbe mit E. 
islizeni verwandt. Der Stamm ist oval- 
20—30 zusammengedriickten, 
fast stumpfen Rippen. Die Kissen auf der 
Kante der Rippen länglich. Aeussere Sta- 
cheln des Stachelbündels 18—25, davon die 
obern und untern stärker als die seitlichen, 
eckig und fast geringelt, m 
zurückgebogen. Mittelst Bitola 4, zusammen- 
gedriickt, gekielt, geringelt, die 3 obern nach 
oben, der untere nach unten gebogen. Blu- 
men mit 25—30 schmalen schwefelgelben 
nn ziemlich auf dem Scheitel 
Stammes sich ringsum entwickelnd. 
apo schief verkehrt-oval, zusammenge- 
10 


walzig, mi 


146 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Cypripedium albo-purpureum. 


EN 


PURT dee 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 147 


drückt, fast glänzend, mit kleinen erhabenen 
Wi en 


| 
i 
{ 
j 
| 
f 
! 


XT 


S 


Tw YR 
ABE s. e SE 
TEN > £ 
A s iw SIS 
I v7. 


Mittelstacheln 2—2’/s Zoll lang, die obern 
und untern äussern Stacheln 1'5—2 Zoll 


Nephrolepis Duffi. 


— 


148 


und die seitlichen und untersten ungefähr 
1 Zoll lan 

E. Wislizeni, der mit der in Rede stehen- 
den Art oft verwechselt ward, unterscheidet 


Echinocactus Le Contei, 


sich durch den untern Centralstachel, der 
stark hakig umgebogen und auf der obern 
Seite rinnig, sowie durch nur 3 untere Ra- 
dialstacheln des Stachelbündels. 

4) Sciadopytis pese Sieb, et Zucc. 

. jap. Il, pag. ,102. — Taxus 
verticillata sk 1. jap., 
verticillata Sieb. in Verh. Batav. Genotsch.). 
Schirmtanne. Wächst in Japan im Osten 
der Insel Nippon und auf der Insel Sikok 

wild wird in den Gärten Japans mit 
Vorliebe kultivirt und eg in der Um- 
gebung der Tempel angepflanzt, 

Ein schöner, ungefähr 15 Fuss hoher 
Baum, der sich von allen andern Coniferen 
schon durch die Stellung der Blätter unter- 
scheidet, die eigentlich abwechselnd gestellt, 
aber in dichte, durch Zwischenglieder der 

este von einander getrennte Quirle zusam- 
mengedrängt sind. Diese Blätter werden an 
kräftigen Exemplaren bis 4 Zoll lang und 
ungefähr 2 Linien breit, flach und an der 
Spitze ausgerandet. Der reife Zapfen ist 
länglich-walzig oder auch oval-walzig und 


pen, die von lederartiger Consistenz und aus 
keilförmigem Grunde breit halbkreisrund mit 
zurückgeschlagenen schwach kerbig ausge- 
schweiften Rändern. Brakteen breit, bedeu- 
tend kürzer als die Zapfenschuppen, Samen 
finden sich 7—8 unter jeder Zapfenschuppe, 


L4 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


von elliptischer zusammengedrückter Gestalt 
und von schmalen häutigem Flügel umgeben. 

Die auf Seite 133 abgebildete dem Gardener 
Chronicle entlehnte Figur stellt einen Zweig 
mit den endständigen männlichen Kätzchen 
und einen Zapfen in natürlicher Grösse dar. 
Stärkere Exemplare besitzen bald zerstreute, 
bald fast wirtelförmig gestellte abstehende 
Zweige. 

Halt weder im mittleren Russland, noch 
im nördlichen und mittleren Deutschland im 


dem Kaukasus hart sein. Kulturversuche in 
dieser Beziehung liegen uns noch nicht vor, . 
sollten aber angestellt werden, da die Schirm- 
tanne zu den schónen durchaus eigenthüm- 
lichen Formen der Coniferen gehórt und 
eine schöne immergrüne Belaubung besitzt. 
Die ersten lebenden Exemplare kamen 
dureh Siebold nach Holland und durch 
aximowiez nach dem Botan. Garten 
in ı Peletditrg. pater war es Fortune, der 
diese Art in grüseeror Zahl in England ein- 
führte, wo sie milderen Küsten- 
strichen der südlichen Provinzen auch im 
freien Lande aushält, Als schöner immer- 
grüner Strauch ist derselbe auch jetzt schon 
in allen Sammlungen von im Kalthause kul- 
tivirten Coniferen verbreitet und hält auch, 
im eg Zimmerfenster pener 
ganz gut. e lockere lehmige, mit 2 
oder Torie versetzte Erde sagt dieser "Art 
am meisten 
5) Fritillaria armena Boiss. (diagn. ser. I, 
fase. 7, pag. 106. — Ejusd. fl. or. V. 186. — 
Bot. mag. tab. 6365 ic. sinistra). — Eine 
Fritillaria des Kaukasus, die hoch im Ge- 
birge oberhalb Erzerum wild wächst und 
in ibrem ganzen Habitus viel Aehnlichkeit 
mit der in den kaukasischen Provinzen viel- 
fach verbreiteten Fr. tulipifolia M. Bieb. be- 
sitzt. Wahrend aber Fr. armena glatte Staub- 
fäden besitzt, ins die der Fr, tulipifolia mit 
kleinen War besetzt. Der einblumige 
Stengel wird hr 1a Fuss hoch, ist mit 
4—5 abwechselnd stehenden Blättern besetzt, 
von denen das unterste schmal-lanzettlich, 
die weiter oben stehenden aber immer 


i 
1 
: 


IT. Neue und empfeblenswerthe Pflanzen. 


schmäler werden. Blumen trichter-glocken- 
órmig, nickend, fast 1 Zoll lang, purpur 
mit bleifarbenem Schiller. Staubfáden kürzer 


Sciadopytis 


als Blumenkrone und auch die Zwiebel ku- 
gelig und nur ungefähr 1 Zoll im Durch- 
messer, so dass diese Art eigentlich in allen 
ihren Charakteren mit Fr. tulipifolia über- 
einkommt, von der sie wohl nur eine Form 
zu sein scheint. 

6) Agave Ixtli Salm. (in hort. Dyck. pag. 


149 


304. — Gard. chron. 1877, II, pag. 397. 
Jacobi monogr., pag. 95. — A. Kar AR 
Zucc. in Knth. enum. V. 387. — A. ixtlioi- 


verticillata. 


des Hook. bot. mag. eb. 5893, — A. rigida 
Engelm. notes, pag. Agaveae 

Ist auf der Halbinsel Yucatan Mexiko's 
entdeckt worden, wo die Einwohner dieselbe 
,Ixtli^ nennen, wie i de Fürst Salm in 
seinem Werke sagt, der diese Art vom Baron 
Karwinski erhalten hat, welcher Letztere sie 


A Otel ~ A 


150 
selbst gesammelt und nach Europa gebracht 
hat 


Diese Art, welche nach Jacobi mit A, four- 
croyoides Salm. vielfach verwechselt ward, 


Fritillaria amoena. 


besitzt einen nur sehr kurzen Stamm, auf 
dessen Spitze die dichte halbrunde Krone 
starrer Blatter steht, die am Grunde convex, 
linien-lanzettlich, am Rande ausgeschweift 
gezähnt, 1!4—1!'/ Fuss lang, auf der Ober- 
seite nach dem Grunde zu flach, nach der 
Spitze zu ausgehöhlt, auf der Unterseite ge- 
wölbt und an der Spitze in einen starken 
braunen Endstachel ausgehend. 

ungefähr lautet die Beschreibung Ja- 
, blühende pese waren nicht be- 
t. Die uns von Haag Schmidt 
mitgetheilte metas Abbildung in ts 
der natürlichen Grösse zeigt viel bede 
dere en wa Blätter wür- 
en zZ. mehr s lang sein und 
der rispenförmig vafer Blüthenstand mit 
seinen vom Blüthenschaft wagerecht abste- 
henden Zweigen, welche die Blumen in 


uten- 


Bündel tragen, dürfte ungefähr 20 Fuss Höhe 
haben. Es scheint a in Folge dessen die 
Form zu sein, we Jacobi als A. four- 
eroyioides ang beschrieben hat. 
Wo das Exemplar geblühet hat, nach wel- 
chem unsere Abbildung gezeichnet ist, ist 
mir leider nicht bekannt. Der Blüthenstand 
gleicht dem der A. mexicana, 


$OH A 
(Co ee LA Cre  e 


y 


"d 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Die Agaven, früher in wenigen Arten in 
bilden jetzt grosse 
reibt in seiner 


Agave Ixtli, 


manche ‚neue Art eingeführt worden. Wenn 


zeigen sollen, müssen in 

den Eh erhelltem ee im Win- 
ter bei 5—7° R. kultivirt werden. Spar- 
sames Begiessen im Winter, reichliches Be- 
giessen und volle Sonne im Sommer, wo sie 
zu Dekorationen im Freien, d. h. mit den 
Töpfen in die Erde eingegraben, benutzt 
werden können, das sind Grundzüge der 
Kultur. 


que aeri ID 


aridis aiat red Es DAA 


an 


1 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


7) Alo? xerit Roem. et Schult, (syst. 


alm. monogr. 15, fig. 7. 
Knth. enum. IV, . — A. aristata Haw. 
in phil. mag. anno Peru p. 280). — Lilia- 


ceae. — Mit der Liebhaberei für die Agaven 
Mexiko's sind in neuerer Zeit auch die zahl- 
reichen anderen succulenten Pflanzen wie- 


Aloé longiaristata. 


der zu Ehren gekommen und unter ihnen 
die Aloé-Arten Südafrika's. 


der 
Gattung Aloé die Kultur als nicht blos cies 
verschiedengestaltige Saftpflanzen, sondern 
atich wegen der jahrlich os at 
men. Die in ‘Rede ste e Art gehórt zu 
den stengellosen Arten, cs die nie 
in einer dichten Rosette tragen, wie dies di 


us 
weissen spitzen Hóckern, d er- 
scheint im Sommer un ägt die langge- 
stielten sebincltion Blumen in aan: 
diger Traube. Kultur wie die der Agaven. 


8) Galanthus Elwesi J, D, Hooker, (Ama- 
ryllideae.) (Hooker bot. mag. tab 6166.) — 
Es hat unser frühestes Schneegléckchen, der 
Galanthus nivalis, in den verschiedenen Flo- 
e beso 


doutei (Kaukasus mperati (west), Tat 
an-Halbinsel) und G. Elwesi J. D. Hook. 


151 


(Smyrna) beschrieben worden sind. Balansa 
entdeckte diese letztere in Rede stehende 
Form in der Nähe von Smyrna auf dem 
Yamarlandagh-Gebirge Kleinasiens, labis de 

xemplare deduc als Erster Hr. Elwes 
aus der Nähe von Smyrna im Jahre 1874 
und gegenwärtig scent dieses grossblumige 


Galanthus Elwesi, 


und ausserordentlich frühblühende Schnee- 
glóckchen jahrlich zu vielen Tausenden nac 
Europa. Alle die aus südlichern Gegenden 
kommenden nn — en noch 
früher alsunse nivalis), : 
was wir nur für die Angewöhnung an die 
- südlichere Zone halten, denn bis jetzt kom- 
men diese Sorten nur in Zwiebeln, = direkt 
aus dem men. eingeführt w in 
den Handel, n Folge rey pes sie 
auch bei Kahifrösten im Winter dem Er- 
hed ya so sie dann nicht eine 

ec on Laub o oder Tannen- 
reis ee, Eigentlich beurtheilt werden 
diese Arten erst dann werden, wenn solche 
in einigen auf einander folgenden Genera- 
tionen bei uns aus Samen erzogen worden 
sind, dann erst werden wir beurtheilen kön- 
nen, ob wir es mit Formen des Klimas oder 

it Arten zu th ben. Am nächsten 
steht Gal. Elwesi zum Blume auf der 
beistehenden A ung in  Lebensgrósse, 
die ganze Pflanze em en zn 
ist), dem G. Redoutei des Kauk lätter 
6—8 Zoll lang, ?A Zoll breit, paises ge- 


e 


152 


kielt. Blumen weiss, 1'/ Zoll im Durch- 
messer, die 3 innern kleinen Blumenblätter 
grün mit weissem Rand. Baker unterscheidet 
G. nivalis und G. plicatus als Arten und 
zieht alle andern Sorten als Formen zu dein 
ersteren 

9) Bouvardia longiflora Humb. Bompl. 
Knth. (nova gen. III, pag. 386. — Bot. mag. 
tab. 4228. — Fl. des serres II, tab. 59) 
Rubiaceae. Dieser schóne Blüthenstrauch, 
der in Mexiko bei Santa Anita wild wächst, 
wo er von den Einwohnern ,Flor de St 
Juan“ genannt wird, kommt aber auch noch 


— 


DI Om $ y 


Bouvardia longiflora. 


und deren vorziiglichen Geruch auszeichnet, 
eine der Mutterpflanzen der jetzt so belieb- 
ten en Gartenformen von Bouvardia 

orden, die aus Befruchtung von B. leiantha 
ua B. longiflora hervorgegangen sind. Die 


ten wenig verbreitet, u 
schwieriger in Kultur. Der Bastard zwischen 
den oben erwähnten Arten und dessen Nach- 
kommen hat sich aber um so lebensfähiger 
erwiesen. Unter den zahlreichen durch fer- 
nere Aussaaten aus dem Bastard hervor- 
gegangenen Formen ist die als „B.jasmini- 


flora* in den Garten gehende Sorte (erzo- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


gen von Standish und abgebildet im Jahr- 
gang 1872, p. 215 des Gardener’s Chronicle), 
ebenfalls mit weissen wohlriechenden Blu- 
men, der-ächten B. longiflora ähnlich, aber 
viel härter. B. Alfred Neuner ist eine 
Form mit weissen gefüllten Blumen und kür- 
zerer Röhre. 


leiantha Benth. und B. versicolor Ker. Kul- 
tur bei 6—8° R. im Win 
Gewächshause. 
schön zur Bepflanzung sonnig und warm ge- 
legner Blumengruppen, aber in lockerer mit 
Humus gemischter Gartenerde, 

10) Ajuga reptans L. (spec, 785).. Ginsel. 
Eine gemeine Pflanze aus der Familie der 
Lippenblüther, die in den Rasenplätzen, auf 
Wiesen ete. durch ganz Europa wild wächst 


Ajuga reptans, 


und sich durch die nach allen Seiten aus- 


treibenden Ausläufer, die auf dem Boden 


hinliegen und sich da bewurzeln, schnell 


Blume in Lebensgrósse; die Oberlippe fehlt 


bei Ajuga fast gänzlich und besteht nur aus . 


2 Zähnen, die 3lappige er ist da- 
gegen stark entwickelt. 
2 kleinere Staubfäden id s Griffel sind 
auf Fig. c sichtbar. 


TU Iove a EA a in 


ei grössere und 


Die Stammart der Ajuga 
reptans ist ohne jeden Werth für die Gar- 


Tafel 1118. 


Ww. Pe ie 
f om st 
> JUS 


An 3er x 
u ut 
cy ; 


ap PAS 
x bye ete es ^ 
(s UT "os 1 n^ 1 
^ 
4 


Ld 


A 


= Se 
A ec ——— = rn 
————M—— nn 


a: 


HI. Notizen, 


tenkultur, dagegen ist die Abart mit weiss- | zudeckt. 


oder auf hellgelb-bunten Blättern (Ajuga 
reptans albo variegata) sehr schón für Tep- 
pichbeete, indem sie solche bald mit ihren 
niederliegenden Sprossen als dichter schóner 
bunter Rasen von gutem Effekt deckt. Man 
Sollte nun meinen, diese bunte Abart müsse 
sich als heimische Pflanze auch stets sicher 
überwintern. Dem ist aber nicht so, indem 
sie bei Kultur auf Beeten in nicht schnee- 
reichen Wintern in Folge von Kahlfrósten 
erfriert, wenn man solche nicht mit Moos 
oder mit Tannenreis oder losem Stroh gut 


153 


Im wilden Zustande wächst diese 
Art stets im Rasen zwischen Gräsern und 
andern Pflanzen, und es ist auffallend, was 
für einen wichtigen Schutz ein solcher Stand- 
ort den gesellschaftlich wachsenden Pflanzen 
gewährt, Man überzeuge sich nur selbst 
d stets find 


hart und mehrere Zoll tief gefroren, 
dicht mit Gräsern und andern Pflanzen 
der Wiesen bedeckte Boden noch kaum 
gefroren ist 


IIl. Notizen. 


1) Rebsorten für Rothweine. Ein 
Bericht aus der Augsbrg. Allg. Zeitung, Bei- 
blatt 265, über den 7ten Kongress des deut- 
schen Weinbau-Vereins, worin Herr Inspek- 
tor Czeh fragt: ,welches sind die geeignet- 
sten Rebsorten zur Gewinnung von 
weinen?* veranlasst mich, auf eine Rebsorte 
aufmerksam zu machen, welche nach meiner 
Ueberzeugung die grósste Aufmerksamkeit 

dient 


Dass ich mich mit der Rebenzucht nicht 
nur oberflächlich beschäftige, können Sie 


aus meinem kleinen Aufsatz Fe iias 
pfropfen“ vermuthen dem 
Dezemberheft der vini 1883 p 
Rebenstecklinge*. 


raube, von der ich sprechen will, 
stammt aus dem Kaukasus, ist a 
theil der hier beliebten, nur etw star- 
ken Kachetinerweine, welche bei oa 
ger Kellerwirthschaft sehr gut die französi- 
schen Rothweine, mit Ausnahme der hóhern 
Sorten etwa, N könnten und heisst 
„Sapperavi 
Ich erhielt diesatbe vor mehreren Jahren 
vom frühern sehr hochgeschätzten Herrn 
Gartner Keebach, jetzt Oberverwalter der 
ee Woronzow'schen Güter in d 


ie 


dk nahm diese Traube mit Zweifel in 
mein Sortiment, weil ich schon Erfahrungen 
habe, dass manche Traube, die in der Krim 


^1 
ote eine ia A a a GR 


! 


sehr gut, bei uns schon wegen der Reifezeit 
nicht brauchbar ist. 

Im Jahre 1881, eines der ungünstigsten 
Traubenjahre bier, war sie doch am 20. Sep- 
tember (2. Oktober) schon ganz reif. Im 
Jahre 1882 ist die volle Reife 8 Tage früher 
eingetreten, wird sich also vollkommen gut 
für die bessern Weingegenden Deutschlands 
eignen. 

aben allerdings gs gute rothe 
Trauben, darunter eine bei mir unter dem 
Namen Lacrymae Christi mit noch mehr 
Farbestoff als unser Sappera 


e ie 
weil sie in sich alle Eigenscha 
die man möglicherweise von einer Traube 
fordern kann. 

1. Passende Reifezeit, 

2. viel Zucker, 

3. ziemlich grosse und nach dem, was ich 
bei mir sehe, sehr reiche Tragbarkeit bei 
kurzem Schnitt, 

4. sehr viel Farbstoff enthält. 

Diese Traube gibt auch für sich allein ge- 
keltert einen ausgezeicheten Wein, ist aber 
ganz besonders geeignet als Zusatz zu min- 
derfärbigen, aber sonst guten Tr. n, 

Eine wiederholte arbitri Most- 

ing'schen Saccha- 

a rti von 
+ 14? R. 25,2 Grade. 

Eine andere Traube ,Petit Verdot* 


154 


hatte den nämlichen Zuckergehalt, die Trag- | 


barkeit ist aber eine viel geringere, ebenso 
ist auch der Farbstoff ein geringerer, bei 
allerdings ausgezeichnetem Geschmack des 
daraus bereiteten Weines. Sapperavi ist im 
neuesten französischen oenologischen Wer 

„Le Vignoble par Mas et Pulliat“. als Neu- 
heit angeführt, aber dort noch nicht näher 
geprüft. 


Es wäre nun Sache einer deutschen oeno- 
logischen Regerungsamtalt, Versuche mit 
dieser T a und ents ein 


m 
Resultat sehr bald Yecbigefhhr werden, 
nämlich durch meine in der Gartenflora an- 
gegebene Art, ältere Weinstócke umzu- 
pfropfen. 

Wenn ich auf diese Rebe so sehr auf- 
merksam mache, so ist es gewiss nicht Spe- 
kulation, sondern mein einziger Wunsch, 
etwas wirklich Gutes zu verbreiten und dass 
wir nicht auch hierin Andern nachhinken; 
denn die Sapperavi füllt nicht nur das Fass, 
sondern sie füllt es mit etwas Werthvollem. 

Ich wiederhole, es ist nicht Reklame, ich 
möchte wirklich nur etwas Gutes in grössere 
Aufnahme bringen. In Theilen des Odessaer 
Kreises und in Bessarabien wird viel Wein 
gezogen, aber mit wenigen Ausnahmen von 
Be Qualität, und Schuld daran ist die 
ere seed der Trauben. Eigent- 
lich fehl i 


aging Sehule entspricht durch ihre zu süd- 
he Lage nicht den Bedürfnissen des süd- 
sp Russlands, sie ist eben nur für die 
Krim berechnet. — Hinzufügen muss ich 
noch, dass weder bei uns noch in Bessara- 
bien irgend eine Spur von Phylloxera ge- 
funden wurde, Unsere Anlagen hat der Pro- 
fessor der Physiologie strenge untersucht. 
udolph Rothe, 


Nachschrift von E. Regel. Die ge- 
nannte Rebsorte ist uns auch schon früher 
durch Herrn Scharrer in Tiflis als eine der 


ands 
den jetzt schon sehr gute Weine bereitet, 
natürliche Weine, die, wenn man sich 
an dieselben gewóhnt hat, man allen ge- 


Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz. 


künstellen französischen Weinen vorzieht, 

er Referent hält selbst einen solchen von 
vorzüglicher Qualität, den er 1884 bei der 
internationalen Ausstellung den lieben Gästen 
aus weiter Ferne zur Begutachtung unter- 
breiten will. Wir unterstützen daher aus 

voller Ueberzeugung des Herrn Rothe’s An- 
sicht über die Güte unserer Russischen 
Reben, die wahrscheinlich bestimmt sein 
dürften, im Weinbau im Laufe der Zeit eine 
grosse Rolle zu spielen. 

2) Birnbäume in Töpfen und Kü- 
beln. Herr E. Burmeister theilte uns mit, 
dass er im letzten Winter sehr schöne voll- 


pr 
® 
z 
5 
a 
u 
€ 
® 
ee) 
Ld 
La. | 
i=} 
© 
B 
< 
o 
B 
un 
e 
| 
5 
D 
5 
- 
o 
5 
r 


warmen geschützten Platz ins freie Land, 
schützt aber gegen Nachtfröste und sollte 
überhaupt noch kaltes Wetter mit Frost bei 
Tage und Nacht eintreten, müssen die Pflan- 
zen auf einen vor Frost ee: Platz 
zurückgestellt werden, Wenn e Fröste 
mehr zu d sind, stellt man solche 
auf einem vor Frost geschützten Beet auf, 


wo sie soleil können und ausserdem — — 


ein zuweilen gegebener Dungguss werden 
dazu beitragen, dass die Früchte im Septem- 
ber und Oktober in ein kaltes sonniges Ge- 
wüchshaus gestellt, die volle Grósse und 
Ausbildung erhalten. 
3) In der Sitzung der Kaiserl. Akademie 
ig Lieu sarum in Wien am 4. Januar 
. J. wurden folgende drei Arbeiten vorge 
ud von Hrn, Dr. G. Haberland ,zur phe 
siologischen Anatomie der Milehróhren*, 
von Herrn Professor Wiesner ,über das Ein- 
dringen der Winterknospen kriechender 
Won ergaben in den Boden^ und eine 
von den Herren Professor Ralhay und Dr. 
Haas siber opa impudicus und einige 
Coprinus-Art 
ad 1 quon Dr. Haberland, dass die 
anatomischen Beziehungen des Assimilation 
systems zu den Milchröhren sich durch das 
Vorhandensein von Anschluss- und Ablei- 
tungseinrichtungen charakterisire, dass die 
ilehróhren sich im Laubblatte unter dem 
specifischen Assimilationsgewebe der 


IV. Literatur, 155 


sadenschicht verzweigen, dass die von den 

auptstàmmen abzweigenden Seitenäste der 
Milchróhren bei Hypochaeris radiata und Eu- 
phorbia myrsinites schief aufwärts gegen 
das Palissadengewebe streben, und endlich 


gen, desto ausgiebiger entlasten sie das Leit- 
parenchym des Blattes von der Funktion der 
Stoffleitung und diese Rückbildung beobachtet 
man besonders bei Euphorbia myrsinites und 
Euph. biglandulosa. 

ad 2. Nach Prof. Wiesner's Untersuchun- 
gen werden die Winterknospen der auf Wald- 
boden vorkommenden Rubus-Arten mit krie- 
chenden Stengeln sammt dem Sprossgipfel 


og 
die Verkürzung der Wurzel findet statt in der 
über der wachsenden Region befindlichen 
Zone der Wurzel; die Wurzelhare stehen an 
der Grenze der Wurzelregionen und befestigen 
durch Verwachsung mit den Bodentheilchen 
die Wurzel in den Boden, in Folge dessen 
bei der Verkürzung der oberen Wurzelzone 
die Wurzelspitze und die wachseride Region 


nicht emporgezogen, nicht verletzt werden ` 


kann, und schliesslich der an seinem Gipfel- 
ende eingewurzelte Rubusspross an seinem 
oberen Ende sich verdickt. 


ad. 3 bemerken die Autoren, dass die 
Fruchtträger des Phallus impudieus dem 
t sind, dass ihre 
ei 


sie drei Substanzen enthalten: Lavulose (?), 
Dextrose und eine zwischen dieser und Gummi 
stehende Substanz. In Bezug auf die Copri- 
nus-Arten wird bemerkt, dass die sporenreiche 
Flüssigkeit, zu welcher die Hüte besagter Co- 
prinus-Arten zerfliessen, grosse Mengen eines 
andern Stoffes enthält. (Sr.) 

4 re Erde, Herr de l'Isle, ein 
Begleiter der Expedition zur Beobachtung 
des Venusdurchganges nach der Insel Ré- 
union hérte dort von 2 Hóhlen, deren Bo- 
den essbar sei. Die eine derselben besuchte 
er und fand dort eine 1 Meter dicke lockere 
ockerfarbige Schicht, die trocken fast ohne 
Geruch verbrennt. Die Professoren Bureau 
und Poisson in Paris haben diesen Boden 
untersucht und gefunden, dass er aus den 
poren von Baumfarn und zwar sehr wahr- 
scheinlich von Cyathea-Arten besteht, die hier 
durch Wasser im Laufe der Jahrtausende 
zusammengeschichtet worden sind. 

5)M oisson, am Museum zu Paris, 
hat eine Serie interessanter Arbeiten über 
die fárbenden Stoffe im Samen veróffentlicht. 


IV. Literatur. 


1) Deutsche Dendrologie. Systema- 
tische Uebersicht, Beschreibung, Kultur- 
anweisung und Verwendung der in 
Deutschland ohne oder mit Decke aus- 

W. Lauche, 


Potsdam, Geschäftsführer des deutschen 
Pomologen- Vereins, Inhaber der grossen 
goldenen Medaille. für Leistungen im 
t 283 Holzschnitten 

n 


1880. Verlag von Wiegandt, Hempel 


und Parey (Paul Parey) 727 Oktav- 
Seiten, Preis 20 M 
m kurzen Vorworte, in welchem der | 


"S GI ga Mahd’ 


aus anderen Werken, sondern eigens far sein 
Buch von ihm hergestellte Zeichnungen sind 
und dass er Koch’s Dendrologie vielfach he- 
nutzt und den Beschreibungen zu Grunde 
gelegt habe, folgen von Seite 1—43 sechzehn 
einleitende Kapitel über Verbreitung, Ver- 
mehrung, Kultur und Anwendung der Ge- 
hölze. Diesen reiht sich von Seite 44—704 
der Haupttheil des Werkes an: Die syste- 
matische, mit den Coniferen beginnende und 
den Papilionaceen schliessende, auch kurze 
generelle nn enthaltende Be- 
schreibung der aufgenommenen Arten. Den 
Schluss bildet ein ausführliches Register. 
Wenn 11 bis 12 Jahre nach der Heraus- 


Herr Verfasser hervorhebt, dass die Abbil- | gabe des ersten Bandes von Karl Koch's 


156 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Dendrologie ein neues Buch gleicher Ten- 
enz und fast gleichen Titels erscheint, so 
liegt die Frage nahe, ob dessen Verfasser im 
Sinne des berühmten Dendrologen — der weit 
entfernt war zu glauben, dass sein Werk 
ein abgeschlossenes sei und im Gegentheil 
hoffte , za es zur Her Forschung im 

eben d uci G WE. erd 
weiter gearbeitet hat ‘und den Anforderun- 
gen der Jetztzeit nachgekommen ist. 


Referent glaubt zur Prüfung dieser Frage 
das Folgende hervorheben zu müssen. 

In der Einleitung des Werkes und den 
gartnerischen Notizen desselben — mit Aus- 
nahme der nicht exakt genug geschilderten 


r 
Auffassung der scan und Arten fast 
stets gefolgt ist 

Weicht Verfasser einmal, namentlich in 
der Systematik, von seinem Gewährsmanne 
ab, so gereicht dies seinem Werke nicht im- 
mer zum Vortheile, wie z. B. die Diagnosen 
der Gattung Diervilla und der Familien der 
Juglandaceen und Philadelphaceen und eben- 
so die Eintheilung in Subgenera bei Salix 
und Rhododendron zeigen. Diervilla, bei 
Koch auch Weigela Thunb, umfassend, ist 
bei Lauche generisch von letzterer getrennt, 

en G 


den — ohne Riicksic 

rya zu 1—3 am Ende des Aestchens 
stehende weibliche Blüthen und Sp a 
Steinfrüchte zugeschrieben, und die Phila- 
delphaceen, von Koch zu den bien 
gezählt, sollen einen Kelch mit 8—10theili- 
gem Saum und ebenso viele mit den Kelch- 
zipfeln abwechselnde Blumenblatter haben. 
Salix reticulata L. zàhlt asser zu der 
Gruppe der kurzgestielten Alpenweiden, das 


4te Koch'sche Subgenus von Rhododendron 
lasst er unberücksichtigt und bringt die Ar- 
ten desselben mit unter das dritte. 

Koch führt meist die Synonyme gleich 
nach dem Speciesnamen, oft aber auch erst 
nach der Diagnose gelegentlich der Erläute- 
rung der Varietäten und Formen auf. 


z, B. Cephalotaxus pedunculata S. et Z. — 
wo Podocarpus koraiana Sieb., — Salix myri- 
coides Mühl. wo S. cordata Mühl., — Amyg- 
dalus nana L. — wo A. campestris Bess. — 
und Rhus’ Toxicodendron L. wo R. radi- 
cans L. unerwähnt geblieben sind. 

Jas die Auswahl der Er Ge- 
hölze anbelangt, so hat Ver ipo 30 in 


on 
denen jedoch einige recht biete. (Gil- 
lenia trifoliata Mnch.) oder doch nicht all- 
gemein angenommener (Ononis-Arten, Des- 


B 
fe? 
(c 
a 
= 
“3 
oO 
7 
m 
i 
i 
5 
mn 

=! 
oO 
B 
Eb 

' 


a mehr 

schen Grete atte Sieboldi hort., Ca- 
talpa speciosa Ward., Populus Bolleana 
Lauche *), Clematis stans S. et Z.) sind und 
ein fernerer Theil aus von Koch nicht auf- 
genommenen älteren Arten (Rhododendron 
kamtschaticum, Polygala Chamaebuxus, Evo- 


octopetala , ) } 
steht oder noch nicht in Kultur befindlich 
ist (Abies Omorika Panc.), so dass in Wirk- 


lichkeit nur ein kleiner Theil der im letzt-. 


verflossenen Jahrzehnt in unsern Gärten neu 
eingeführten, zum Theil ganz harten Arten 
nicht berücksichtigt worden ist (Pinus flexilis 
James, oyar DEAE pum aes Jape 
nicaS.e 


fed gowns Bge. B. heteropoda 


Rubus ee A Bge., Amygdalus Davi- 
*) Ist Populus alba L. var. pyramidalis 
Bge. 1851! Vergl. Gartenflora 1880, S. 371 


| bis 372 Ref. 


Man vergleiche 


IV. Literatur. 


diana Carr., Desmodium penduliflorum Ou- 
dem.) 

Diesen vom Verf. mehr gebrachten Arten, 
von denen einzelne übrigens ungenügend be- 
schrieben roe gdalus iR = Persica 

avidiana Carr., Rev. bort. 1871) oder un- 
richtig IZER Pee ae ruscifolia Willd.) 
sind, stehen eine weit gréssere Anzahl von 
Gehólzen gegenüber, die Koch aufgenommen, 
Verf. aber weggelassen hat, 


Fallen nicht einzusehen, wiewohl er manche 
Weglassung durchaus zweckmüssig finden 
muss. Wenn Verf. mit Koch z. B. Torreya 
taxifolia, Sequoja sempervirens, Magnolia 
grandiflora, Ungnadia speciosa, Eurya japo- 
apitata, Rosa bracteata und 
Banksiae, Pronus esroliniang, Salix Fre 


nebst der Untergattung 

intooa, Artemisia procera, Viburnum 
tatum und pubescens, Rosa microphylla, 
Salix grandifolia, die ausländischen Tlex- 
Arten, die Gattungen Arundinaria, Yucca, 
Osmanthus auszuschliessen 

Auch die in unseren Gärten so zahlreich 
vorkommenden und manche kritische inter- 
mediäre Form hat der Herr Verfasser nicht 
hinreichend gewürdigt. Höchst instruktive 
Hybriden sind entweder gar nicht aufge- 
nommen (z. B. Berberis Neuberti und steno- 
phylla, Cytisus elongatus X purpureus) oder 
werden einfach als selbstständige Arten be- 
schrieben (z. B. Rubus nobilis, Rosa Iwara, 
— sollte Verf. wohl die borstigen Früchte 
letzterer schon gesehen haben 1). 

Von Darstellungen oder Auffassungen des 
Verf.’s, mit denen Ref. nicht einverstanden 
ist, seien folgende angeführt: Retinospora 
ist als Gattung and R. squarrosa und lepto- 
clada sind als selbstständige Arten beibehal- 
ten; bei Planera ist das Synonym Zelkowa 
p Bentham et Hooker, genera plant. III 


ris-: 
Species werden zwei in den Blattern von der 


157 


Diagnose abweichende Varietäten (d und h) 
gebracht; Vitis Veitchi hort. ist Synonym 
von V. capreolata Royle (zunächst dürfte 
ersterer zu der nicht erwähnten V, incon- 
stans Miq. gehören und ob die japanische 
und die Himalaja-Pflanze identisch sind, ist 
doch wohl noch zweifelhaft); Pirus flori- 
bunda Sieb. erhült die Synonyme P. spec- 
tabilis Ait. et P. Ringo Sie 


küste Amerikas (dann hätte aber doch der 
ältere Name der amerikanischen Pflanze, 
Pirus rivularis Dougl., gewahlt werden miis- 
sen) etc. Hierher auch noch die etwas ge- 
waltsame Etymologie des Gattungsnamens 
Phyllodoce. 

Als Fehler, die einem zu flüchtigen oder 
kritiklosen Nachschreiben ihr Dasein ver- 

anken, mógen gelten, dass nach dem Verf. 
Berberis Thunbergi synon mit B. 
chinensis Desf., Berberis microphylla Forst. 
mit B. buxifolia Poir., Hypericum ramosis- 


folia Van Houttei mit Sp. trilobata L., Vac- 
cinium ovatum Prsh. mit Gaylvssacia brachy- 
cera Torr. et Gr. sein soll, dass die bekannte 
Persian Yellow-Rose als Varietät zu Rosa 
hemisphaerica Ros.*) und dass Rubus cra- 
taegifolius Bge., Hotfmeisterianus Kth. und 
biflorus Buch. zu der Untergattung der Brom- 
beerstráucher gehóren, dass ferner — 
carpus montanus rothe Beeren, Mong 
mila abstehende Aeste, Broussonetia au uf 
einem rundlichen allgemeinen Bde 
stehende weibliche Blüthen, u cum An- 
drosaemum trockene e Beeren, 
Xanthoceras sorbifolia Samen en? schwarzer, 
gelber Schale und rispenförmige Blüthen, 
Crataegus L. (stets) — in deese ide 
Neilia *) Don, 1 selten 2 S , dass 
bei den Spiräaceen die ae bivio kapah 
ig werden und Rhodotypus nur 1—4 Stein- 
früchte ausbildet, dass Alnus crispa Ait. nur 


*) Wörtlich. 


158 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


in Asien, Rosa hispida Sims und stricta | Blüthen, Blätter und resp. auch Früchte zei- 
| gen, hätte ebenso gut wie z. B. bei Corylus 


Don *) in Nordamerika, Rosa cinnamomea L 
(nur) in Süddeutschland und Ungarn, Rubus 
i ie 3 ers 


mel. canadensis Lauche 
aber nicht Torrey und Gray) die niedrigste 
us nordamerikanischen Arten dieser Gat- 

tung ist, dass Tamarix chinensis Lour. im 
Mai blüht etc. 

Nicht selten vorkommende Druckfehler 
und kleine Ungenauigkeiten namentlich in 
der Rechtschreibuug der Speciesnamen und 
der Angabe der Autoren müssen hier unbe- 
rücksichtigt bleiben 

Die dem Texte p out 283 Holz- 
schnitte bilden eine werthvolle Zugabe und 
sind zweckentsprechend so vertheilt, dass 
auf alle Gattungen (mit Ausnahme von Ca- 
lycotome) mindestens eine Zeichnung kommt. 
Je nach der Quelle, die Verf. kopirte, oder 
nach der lebenden Pflanze, die demselben 
zum Zeichnen vorlag, ist ihr Werth freilich 
ein sehr verschiedener. Namentlich für den 
Anfanger dürfte es auch stórend sein, dass 
die beigegebenen Blüthen- und Fruchttheile 
nicht näher erklärt sind und dass nicht be- 
merkt worden ist, welche Figuren in ver- 
gróssertem resp. verkleinertem Masstabe ge- 
fertigt rapto Durch Anwendung derselben 
Zeichen in allen ce ortae Fallen 
und deren einmaliger Erklärung in der Ein 
leitung hätte sich dies leicht TRE RE EA 


ssen, 

Die Zahlen in der Abbildung von Nyssa 
aquatica und die Buchstaben in der von 
sind wohl irrigerweise 


nungen oder Theile derselben von Betula 
alba L. (im Sinne des Verf.'s resp. K. Koch's), 
uereus Cerris, Fontanesia Men US da 
Dirca eds ge germaniea, Amelan 
chier vul Le spedeza bico- 
lor, SU Kies auf, und dass Alnus glu- 
tinosa und incana an demselben Zweige 


*) Wórtlich. 


Avellana vermieden werden kónnen. 

Das besprochene, typographisch vorzüglich 
ausgestattete Buch hat vor ähnlichen Wer- 

n den Vortheil späteren Erscheinens und 
der hierdurch ermöglichten Berücksichtigung 
einiger neuen Einführungen und der aus- 
giebigen Benutzung von K. Koch, resp. die 
grosse Annehmlichkeit meist korrekterer 
Zeichnungen voraus; auf den Titel einer auf 
der Höhe der Zeit id Wissenschaft stehen- 
den ,Deutschen Dendrologie^ kann es je- 
doch in seiner jetzigen ersten Auflage noch 
keinen Anspruch machen. 


H. Zabel. 
Der Rezensent kritisirt scharf, d. h. er stellt 
eben an Hrn. Lauche, unter den vielen deut- 
schen gebildeten Gärtne 
zeichnetsten, hohe Anforderungen. 


2) H. Maurer, Grossherzogl. Hofgartner 
in Jena, das Beerenobst, seine Kul- 
tur, Fortpflanzung und Benutzung. Zweite 
umgearbeitete Auflage, mit 14 lithogra- 
phirten Tafeln und 14 in den Text ge- 
druckten Holzschnitten. Stuttgart 1883. 
Verlag von Eugen Ulmer. 

Es ist mir eine wahre Freude, dieses Buch 
meines alten lieben Freundes anzuzeigen. 
H. Maurer hat sich lange Jahre praktisch 
und auch theoretisch mit unserm Beeren- 
obst bescháftigt, die von ihm gezogenen 
Pflanzen sind von seinem Garten zu Hundert- 
tausenden in kleinen Parthien und durch Ab- 

dr a Ce Ly, ge 1 fal t f nde 


von ganz Et wrona ei J 3 ist diese 


zweite Auflage seines Beerenobstes das Re- 
sultat vieljáhriger praktischer Erfahrungen 
Beobachtung der von ihm kulti- 


Sprache seine Erfahrungen zum Gemeingut 
aller macht, so ist das ein hohes Verdienst, 
das Maurers Name in diesem Theil der Lite- 
ratur ein dauerndes Andenken sichert 


beeren, Feigen, die Berberitze und der Flie- 
derbaum, Bei jeder derselben ist die Kultur, 


a EEE telah re ARG NE AR N cir TERR RU M See ee ORR do de TAN 


V. Personalnotizen und Correspondenz. 


Eintheilung und Aufzählung der besten Sor- 
ten, Krankheiten und Feinde, Vermehrung, 
Versendung, Verwendung und Gebrauch zu 
Getränken etc. einlässlich und auf Grund 
Psp eigner Kultur besprochen. Den 

luss Buches bildet die Anweisung 
zur pA von Beerenobstgärten im Zi 
garten und Konservirung der Früchte. 

Wir schliessen mit einer kräftigen Em- 
pfehlung dieses Buches, das als praktischen 
und sicheren Rathgeber sich jeder Freund 
des Beerenobstes S sollte, Es ist 
das keins der viele her, wie solche 
heutzutage so vielfach schrie und ohne 
eigne oder doch nur mangelhafte Erfahrun- 
gen aus allen möglichen andern Büchern zu- 
sammengestoppelt oder selbst zusammen- 
gestohlen *) werden, Maurer's Buch berück- 
sichtigt allerdings auch die Erfahrungen 
anderer, aber unter Ánführung der Autoren 
und gibt dann schliesslich das eigne Ver- 
fahren an. Die Ausstattung und die Tafeln 
sind ebenfalls als gut anzuerkennen. 


3) A. Todaro, Dr. Professor ete., „Hor- 


*) Gestohlen sind alle die Daten, die (wie 


angegeben wird. Exempla sunt odiosa. 


V. Personalnotizen 


1) Hofgärtner Heinrich Maurer | 
in Jena feierte am 1. April sein 50jähriges | 


Jubilàum als Gartner. Maurer ist den wei- 
testen Kreisen der Gartenfreunde und Gártner 
bekannt durch seine Werke, die „Monogra- 
phie der Stachelbeeren* und die E in 
?ler Auflage erschienene „Das Beerenobst“. 
Wenn er auch keine staatliche athe 
inne hatte, so hat er doch durch seine Ein- 
ng der Kultur der grossen amerikani- 
schen Moosbeere (Oxycoecos macrocarpa), 


hsten zur Kultur geeignetsten Sorten, sich 
grosse Verdienste erworben und hätte schon 


dass die Quelle | 


159 


tus botanicus panormitanus“, 
tom. II, fasc. III. 

In gleicher splendider Ausstattung wie in 
den frühern Heften, in gross Folio, stellt 
dieses Heft auf seinen 2 Tafeln zunüchst Aloé 
elegans Todaro dar, eine Art, deren ver- 
üstelter Blüthenstand sich über die sitzende 
Rosette der lanzettlichen, fleischigen, blau- 
grünen und kurz stachelig gezihnten Blatter 
fast um das Doppelte erhebt. Blumen gelb 
mit róthlichem Anflug. 

Die zw Spezies, die auf Tafel 30 vor- 


setzter Herausgabe dieses Prachtwerkes allen 
andern botanischen Gärten Europa’s mit 
. rühmlichem Beispiel voran. (E. R.) 
Jules Poisson, Untersuchungen 
über die Gattung Casuarina und vor- 
zugsweise der Arten, welche in Neu- 
Caledonien wachsen. 
Eine san Schrift, die sich zunächst 
t der Anatomie dieser interessanten Fa- 
iia Beer dann 27 Arten aufführt 
nd kurz unterscheidet und ed. 4 Tafeln 
C. equisetifolia, C. Cunninghamiana, C. nodi- 
flora, C. angulata, C. Deplancheana, C. leu- 
codon und C. Chamaecyparis in Bezug auf 
deren Anatomie, sowie in Bezug auf deren 
| Tracht und Arten-Charaktere, darstellt. 


und Correspondenz. 


längst eine eclatante Anerkennung verdient, 

| die wir und alle seine zahlreichen Freunde 

| ihm hierdurch spenden. Maurer war von 

| poer ein praktisches Genie, vor nun 44 Jahren 

r der Referent mit ihm gleichzeitig im 

botanischen Garten in Berlin, wo Maurer 
ru 


ferent hat damals viel von ihm gelernt. 
Ganz auf eignen Füssen stehend hat sich 
Maurer durchs Leben gewunden und zu sei- 


| ehrer noch ein langes Leben und oe 
| Erfolge zum Segen weiter Kreise. Möge e 
| noch lange bleiben, was er immer Sii eua 


i 


160 


ein ganzer Mann, der aus innerm Trieb von 
sich aus seinen Weg gewandelt, das was 
er getrieben und geschrieben, griindlich ver- 
nden und umfasst und weiten Kreisen 
hierdurch nützlich gewesen ist. (E. R.) 
2) Der botanische Garten in Prag 
soll, wie wir hóren, getheilt werden, die eine 
Hälfte für die ezechische, die andere für die 
deutsche Universitat. Wir hoffen, dass dies 
ü 


Mittel verhältnissmässig vergrössert würden. 
Die Wissenschaft dient ja allen Volksstam- 
men gleichmássig und die Pflanzen, die in 
einem ne Garten kultivirt werden, 
en nur dem Nutzen bringen, der die- 
sites wirklich ack sei er nun ein Deut- 

scher oder ein Czeche. (E. R.) 
3) AufrufanGartner und Gemüse- 
züchter Deutschlands. Unter diesem 
Titel ist uns ein Aufruf zugegangen, mit der 
Hie in der Gartenflora die Aufforderung 
n alle zu richten, ,die deutsche Gärtnerei 


chtbaues*, die die deutsche 
Gartenkunst jetzt nicht mehr zu den niedri- 
gen Preisen herstellen kann, wie sie in dem 
milden Klima Italiens und Südfrankreichs 
produzirt und auf den deutschen Markt ge- 


wierigern 
Verhältnissen als die deutschen Gärtner. 
Melonen, Wassermelonen z. B, wurden vor 
ad 30 Jahren in Petersburg in solchen 
Massen gezoge mancher a 
iori von Klassen hatte, w he 
produzirt wurde ie Eisenbahnen penne 
uns solche jetzt zu solchen Preisen aus dem 
Süden, dass die Konkurrenz hier unmüglich 
ward und jetzt werden hier gar keine mehr 
gezogen! und solcher Beispiele manche. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Warum aber sich solchen Kulturzweigen 
noch widmen, wo in andern Ländern unter. 
Mithülfe des Klima's mit einem verhältniss- 
mässig geringen Aufwand von Arbeit und 
Kapital das Gleiche geleistet werden kann. 
Gebe man doch solche Kulturen auf, um 
sich solchen Kulturen sajuwenden n, 


grossen Markt geworfen werden können. 
Natürlich könnte das im Hinblick auf andere 
Länder nur in so weit geschehen, als in 
dieser Beziehung Gegenseitigkeit 
existirt. Italien wirft z. B. jetzt viele 
seiner gärtnerischen Produkte auf den deut- 
schen Markt, lässt aber keine deutschen 
Pflanzen über seine Grenzen. Uebe man da 


einfaches Gegenrecht. 
Wollte aber Susie sich überhaupt 
gegen die Produkte des Südens schützen, 


würden die deutschen Gártner sagen, 
wenn die russische Gartenindustrie sich ge- _ 
gen diese Deutschlands schützen wollte, wo 
doch jetzt alle Pflanzen ohne Zoll und Hin- 
derniss von Deutschland nach Russland 


tausch soleher früher nicht transportfáhigen 


Produkte des Gemüse- und Fruchtbaues ver- _ 
mitteln, müssen natürlich manche künstlich d 


dem kältern Klima okulirte Kulturen auf- 
gegeben werden, dagegen ist nichts zu machen 
und Frühgemüse z. B. werden später in 
Deutschland ganz so eingeführt werden, wie 
Apfelsinen, Kaffee, Thee, Gewürze etc. seit 
alten Zeiten eingeführt worden sind. Gegen — 
solche natürliche Folgen des schnellern in- 
ternationalen Verkehrs gibt es dauernd kein — | 
Mittel sieh zu schützen. E R) 


Im Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart erschien soeben tnd ist durch all 
Buchhandlungen zu beziehen 


Ueber das 


Gefrieren, Erfrieren der Pflanzen 


Schutzmittel dagegen. 
Altes und Neues 


Dr. Heinrich Robert Góppert, 


. Professor der normi und Medicin, Königl. Geh. ee — Director des 
botanischen Gartens der Universi ität Bres 


Mit 14 Holzschnitten. 


^ 


or. 8 peh- M. 2 — 


Verlage von Ferdinand Enke in pea dade ist soeben erschienen 
und dureh alle Buchhandlungen zu beziehen 


Tabellarische Uebersicht 
der 
Wichtigsten Nutzpflanzen. 


Nach ihrer Anwendung 
und geographisch wie systematisch geordnet 
von 
Dr. Edmund Goeze, 


Königl. Garien-Inspektor in TT 
8. geh. Preis M. 


Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart. 


GARTENFLORA. 


E o 


Allgemeine Monatsschrift 
py 


— russische und schweizerische Garten- und Blomenkunde und Organ des 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg, 
Unter Mitwirkung vieler 
Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


herausgegeben und redigirt 


von 
Dr. Eduard Regel, 
Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe, Director des Kais, Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Präsidenten 
des Kais. Russ piy ee Aachen z5 St. Polsha, Inhaber mehrerer hoher emo — — der 
Akademie der Wissenschaften in Pale ermo, Correspondirendem Mitgliede der kgl. ba Me e der 


Wissenschaften und der Kaiserlichen oe Akademie = Wissenschaften in St. rsburg, en 
brian iyman Mitgliede der Akademie der Wissenschaften zu Bologna,» Mitgliede da pa et Aka- 
demie der Naturforscher Des poläine Caroliua, Whrenmitgfiede; "Mi liede und Correspondirendem Mitgliede 
vieler Gelehrten- und Gartenbaugesellschaften. 
Mitherausgeber für Deutschland 


A. Senoner, L. Bei 


H. Jüger, E. Mayer, 
Hofzarteninspeetorin Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. in Wien. Garteninspectorin a ER 


H. Hoffmann, alomon, 1 
Prof. ord. an der Univ. Giessen. Kgl. Botanischer Gärtner in Würzburg. Garteninspector in Tübingen. 


Prof. Dr. Göppert, H. Zabel, 
Geh. Rath n. Director d. bot. Garte Konigl. Gart P Point nuadi 
zu Hannóv. Münden. 


E midt Dr. H. G. Reichenbach, 


. Sch 
(Firma: Haage & Schmidt.) Professor u. Director d. bot. Gartens in Hire 


Mitherausgeber für die Schweiz: 


E. Ortgies, 
Inspector des Bot. Gartens in Zürich. 


mese aed für Russland: 


. F. von Herder End er, 
Kais. Russ. Hofrath u. Bibliothekar am Kaiserlichen Erster Gärtner am Feo n Botanischen 
Botanischen Garten zu St. Peters Garten zu St, Petersburg. i 


-Juni 1883. 


STUTTGART. 
— von Ferdinand Enke. 
1883. 


Inhalt des Juni-Heftes. 


Seite 
I. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 
A. Echinospermum marginatum 
Lehm. §. macranthum . . . 161 


3) Die Gärtnerei im Süden . . 172 
4) Reisenotizen von À. Regel. . 176 


II, Neue und empfehlenswerthe 


B. Pellionia Daveauana N. E. Br. 162 un. EDEN Nec ee 

C. Zygadenus Nuttalli Wats. . + 163 BL NEM (00: 72550 PS 19 

D. Zygadenus muscitoxicum . . 164 

2) Ueber einige besonders sehens- ES MEME my dei 
werthe Gärten der ‚westlichen Y. Personalnotizen und Corre- 
Riviera . . |. . ee spondenz . 


Einsendungen für diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an 
die Redaction zu machen. 

Original- Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder andere Gegen- 
stande, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- 
bogen honorirt. 

Bücher, deren unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung 
in diesen Blättern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- 
bildung, wo móglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 
E. Regel in St. Petersburg an die Verlagsbuchhandlung von Ferdinand Enke 

in Stuttgart einzusenden. 
Annoncen aller Art werden auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine 
Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen. — Cataloge legt die Ver- 
lagsbuchhandlung in einer Anzahl von ds Exemplaren gegen eine Gebühr 
von 8 M. der Gartenflora bei. 

geehrten Herren Autoren, dis uns Orictadatiuindidugen bereits ein- 
gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, dass deren 
Arbeiten, soweit solehe bis zum 1. September dem Herausgeber zugehen, noch 
im Laufe des gleichen Jahres veröffentlicht werden. — Kleinere Artikel werden 
soviel als móglich immer sofort abgedruckt, gróssere Abhandlungen kónnen nur 
insoweit Aufnahme finden, als sie den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. 
Kleinere Abhandlungen von !js — !/e Siem sind dem Herausgeber, wie den 
Lesern der Gartenflora die willkommneren 


L ee bee 


1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Echinospermum marginatum Lehm. p. macranthum, 
(Siehe Tafel 1119.) 


Asperifoliaceae. 


Das E. marginatum Lehm. ist vom 
Süden Russlands bis in den Kaukasus 
und östlich bis zum Altai und der 
Dschungarei verbreitet. Die gewöhn- 
liche Form besitzt Friichtchen mit 
widerhakig langgezühntem Rande und 
meist glatter Scheibe und Seiten- 
flächen. (E. marginatum Lehm. 
e pag. 130. — D 

8. — Ledb. fl. ross. III, 159). 

is Abart, die wir hier abbilden, 
besitzt etwas grössere Blumen und 
Früchtehen mit ähnlichem Rand und 
einer mit kleinen, fast stacheligen 
Höckern besetzter Scheibe. Lede- 


II, p. 159. — DC. prodr. X, p. 139) 
hat diese Form E. maeranthum ge- 
nannt. 

Wir haben aber in unserm Her- 
_ barium auch Exemplare aus Südruss- 


land mit kleinern Blumen und höckeri- 


ger Scheibe und die Länge der an 
der Spitze mit Widerhaken verse- 
henen Zähne wechselt, ebenso auch 


die zwischengestellten oder am Grund 


der langen Zähne befindlichen kleinen 


C. prodr. X, 


Zähne, die am gleichen Exemplare 
oft vorhanden sind, oft fehlen. 
Unsere beistehende Tafel 
Garten von Herrn Haage und Schmidt 
angefertigt; a) die Darstellung in ver- 
kleinertem asstabe der ganzen 
Pflanze scheint uns nach unsern wild 
gesammelten Exemplaren am Grunde 
zu stark verästelt*). Die Darstel- 


*) Es mag bei dieser Art, die Herr Haage 
und Schmidt jetzt als hübsche Gartenpflanze 
angelegentlich empfehlen, sehr von der Kultur 
abhängen, wie sich dieselbe entwickelt. Wird 
solche (wie das in den Botanischen Gärten, 

o solche schon lange in Kultur sich be- 
findet), im freien Lande zeitig ausgesäet, oder 
wie das im Kaiserl. Bot. Garten in Peters- 
burg wegen der kurzen Sommer meistens 
geschieht, in Töpfe ausgesäet und dann mit 
dem Ballen ins freie Land gepflanzt, so dass 
viele Exemplare dicht neben einander auf 
einem gerade nicht kräftigen Boden stehen, 
dann bleiben freilich die Exemplare schwach, 
dünn und wenig verästelt. Einzeln, durch- 
aus sonnig und auf kräftigen lockern Boden 
ausgepflanzt, oder eben im August ausgesäet 
und als halb zweijährige Pflanze in ähnlicher 
Weise behandelt, liefert sie aber jene schönen 
Exemplare, wie solche unsere Abbildung 
zeigt. . 

; 11 


162 


lung der Friichtchen, b in natür- 
licher Grósse, c stark vergróssert, 
ist hier in Petersburg ausgeführt wor- 
den. 

Das E. marginatum macranthum 
wird am besten als zweijährige Pflanze 
behandelt. Man säet die Samen im 
August ins freie Land; die jungen 
Pflanzen überwintern im Freien und 
liefern dann im nächsten Jahre bis 
80 Cm. hohe Exemplare, welche ihre 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


blauen, einem Vergissmeinnicht ühn- 
lichen Blumen in so reichlicher Fülle 
entwickeln, wie das unsere Abbildung 
zeigt. Im Frühjahr ausgesüet, kommt 
diese Art noch im gleichen Jahre zur 
Blüthe, bildet aber niedrigere und 
armblumigere Exemplare. Ein lockerer 
Gartenboden, wenn möglich mit bei- 
gemischtem Sand und -eine offene 
freie Lage, sind Bedingungen der 
Kultur. 


B. Pellionia Daveauana N. E. Br. 


Urticaceae. 


(Siehe Taf, 1120.) 


Pellionia Gaudichaud (bot. voy. 
Uran. p. 494. — Wedd, in DC. prodr. 
d L pag. 165). 

P. Daveauana N. E. Br. in Gard. 
Pee 1880, IL, pag. 262, — Be- 
gonia Daveauana Carr. rev. hort. 
1880, pag. 290 cum tab. 

Perennis, glabra; caulibus decum- 
bentibus, subcarnosis; foliis alternis, 
distichis, stipulatis, breviter petiolatis, 
oblique cordato-ovato-oblongis, leviter 
repando-subcrenatis, inferioribus ob- 
. tusis, superioribus in apicem obtu- 
siusculum attenuatis; stipulis ovato- 
lanceolatis v. lanceolatis acutis; cymis 
peduneulatis, ex axillis foliorum in- 
feriorum egredientibus; floribus par- 
vis, viridibus; perianthio quinquepar- 
tito; floribus foemineis quam mas- 
culi pluries minoribus, staminibus nul- 
lis, ovario ovato stigmate penicillato 
sessili terminato; floribus masculis 
staminibus 5, in alabastro inflexis. 

Die Gattung Pellionia unterscheidet 


sich eigentlich nur durch die Fünfzahl 
von Pilea. 


Die in Rede stehende Art gehört 


zu den besten Einführungen des Jahres 


1880, wo solche Godefroy-Lebeuf in. 


Argenteuil bei Paris von der Cochin- 
chinesischen Insel Phugnoe in Kultur 
brachte. Es ist eine Warmhauspflanze 
mit weithin kriechenden Stengeln, die 
nach allen Seiten über den Topf her- 
abhängen, so dass sie auch als Am- 
pelpflanze oder zur Bekleidung von 
Steinparthien im Warmhause vortreff- 


liche Dienste um so mehr leistet, als 


die länglich-ovalen schief herzförmi- 


gen Blätter eine metallisch glänzende 


dunkelolivengrüne Farbe besitzen und 
theils (besonders die obern) mit einer 


breiten unregelmässigen hellgrünen — 
silberschillernden Mittelbinde geziert 
sind. Gedeiht in jedem niedrigen 
Warmhause leicht und vermehrt sieh 
so dass sie gleich 
den buntblättrigen Tradescantien mit 


eben so schnell, 


ih 


I. Originalabhandlungen. 


niederliegenden Stengeln sich bald in 
allen Giirten, Terrarien etc. einbiir- 
gern wird. 

Sie gleicht in Folge der schiefen 
bunten Blütter einer Begonia und 
ward auch als Begonia in nicht blü- 
hendem Zustande von Carriére be- 
schrieben und abgebildet, ein neuer 
Beweis, wie geführlich es ist, nicht 
blühende Pflanzen zu benennen und 
zu beschreiben. 

Unsere Abbildung stellt diese Art 
in natürlicher Grüsse dar und gibt 
ausserdem die vergrösserte Darstel- 
lung der männlichen Blume, und zwar 
a) einer gedffneten Blume von oben, 
b) einer im Oeffnen begriffenen Blume 


163 


von der Seite, c) einer Knospe von 
der Seite, d) derselben von oben ge- 
sehen. Die Staubfüden sind wie bei 
Pilea in der Knospe von der Mitte 
ihrer Lünge nach innen eingeknicktund 
zusammengelegt und strecken sich 
dann sofort beim Oeffnen der Blume 
nach allen Seiten aus. 
(E. R.) 

Erklärung der Tafel 1120. Die 
colorirte Abbildung stellt einige Zweige 
in Lebensgrösse dar. Die Figuren 
a bis d vergrössert, und zwar a eine 
geöffnete Blume von oben gesehen; 
b eine Blume von der Seite; e eine 
Blüthenknospe von der Seite und 
d die gleiche von oben. 


€. Zygadenus Nuttalli Wats. 


Melanthaceae. 


(Siehe Tafel 1121, Fig. 2 f—1.) 


Z. Nuttalli Wats. bot. of the XIV 
parallel p. 343. — Amianthium Nut- 
talli Asa Gray var. « in ann. New- 
York. Lye. IV, 123. 

Bulbus tunicatus. Caulis 8—20 poll. 
altus, e basi foliato foliis caulinis non- 
nullis deerescentibus ornatus. Folia 
inferiora lineari-oblonga, erecta, acuta, 
usque 11 poll. longa, 2— 6 poll. lata, 
subtus carinata, margine sub lente 
denticulato-scaberula, caeterum glabra 
V. folia caulina subtus minute glan- 
dulosa, Racemus terminalis, simplex, 
initio bipollicaris, demum elongatus, 
erectus. Pedunculi graciles, usque 


3/4 poll. longi, erecto-patentes, basi 
bractea membranacea albida ovata 
caudato-acuminata, quam pedunculus 
duplo breviore, suffulti. Sepala ovato- 
elliptica, alba, obtusa, circiter !/4 poll. 
longa, basi subito angustata et ibidem 
glandula magna lutea immersa vestita. 
Ovarium oblongum, e carpellis tribus 
inter so connatis, apice in stylos 3 
corniformes erectos excurrentibus com- 
positum. 

Wüchst in Arkansas, Texas, Cali- 
fornien und Oregon, und steigt bis 
zu 6000 Fuss in der Sierra Nevada 
empor. 


. 164 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


D. Zygadenus muscitoxicum. 
(Siehe Taf. 1121, Fig. 1 a—e.) 


Amianthium muscaetoxicum Asa | bemerkbarer Drüse unterhalb der 


Gray Melanth. in ann. lyc. hist. nat. 
novi-eborac. IV, 122. — Amiatanthus 
muscaetoxicum Knth. enum. IV, pag. 
180. — Melanthium laetum Ait. h. 
Kew. ed. I, 1, 488. — Mel. phalan- 
goides Desrouss. in Lam. enc. IV, 
27 et ejusd. ill tab. 260 fig, 4. — 
M. densum Desr. in Lam. enc. 4. 26. 
— Melanthium laetum Willd. mag. 
naturf. Fr. 2. 24. — Helonias laeta 
Ker bot. mag. tab. 803. — Bot. cab. 
tab. 998. — Helonias erythrosperma 
Mich. — Anthericum subtrigynum 
Jacq. ic. II, tab. 419. — Melanthium 
myoctonum Gmel. syst. I, 587. — 
Helonias angustifolia Darlingt. flor. 
cest. p. 44. 

Wiichst von Florida und Pennsyl- 
vanien bis Arkansas. 

Ist der vorhergehenden Art ziem- 
lich ähnlich, hat aber überhüngende 
breitere (bis ‘io Zoll breite), kahle 
und auch am Rande glatte, stumpfe 
und kaum gekielte Blütter; die Brak- 
teen oval, stumpf, brüunlich und mehr- 
mals kürzer als die Bliithenstiele. 
Blumenblütter linglich-oval, stumpf, 
am Grunde nicht zusammengezogen, 
weiss und mit gleichfarbiger, kaum 


Spitze und die Carpellen in viel kür- 
zere Griffel ausgehend. Beide Arten 
sind in den allerletzten Jahren durch 
Vermittelung der grossen Handels- 
gürtnereien in der Nühe New-Yorks 
und St. Francisco’s viel in unsere 
Gärten eingeführt worden. Die letz- 
tere Art war früher in unsern Gär- 
ten hüufig, spüter aber wieder ganz 
verschwunden und Zygadenus glaberri- 
mus (Anticlea glauca) ward von Bo- 
tanischen Gürten und Samenhandlun- 
gen mit derselben verwechselt. 
Beide Arten überdauerten bereits 
mehrere Winter in meinen Baum- 
schulen ohne Schaden und die Abbil- 


dungen sind nach diesen im freien 


Lande kultivirten Exemplaren ge- Er 


macht. Dieselben gehören zu den 
interessanten, wenn gleich nicht eigent- 
lich schönen perennirenden Zierpflan- 
zen mit zwiebelartigem Wurzelstock, 
blühen im Juni und Juli und machen 
mit ihren dichten Trauben weisser 
Blumen und den einer Kniphofia ühn- 
lichen Blüttern einen guten Effekt. 
Lieben eine lockere lehmige mit Laub- 
erde reichlich versetzte Erde. 


(E. R.) 


2) Ueber einige besonders sehenswerthe Gürten der westlichen Riviera. 


Von Professor O. Penzig in Modena. 


An der Riviera di Ponente, und | ten Jahren viele Neuschöpfungen 


besonders in dem südóstlichen Theile 
der französischen Küste zwischen Can- 


und Veründerungen stattgefunden. Mit 
dem stets wachsenden Andrang von 


nes und Mentone, haben in den letz- | Fremden aller Nationen sind zahl- 


I. Originalabhandlungen. 


reiche Etablissements und Villen ent- 
standen, und vorziiglich ist eine 
grosse Anzahl von Gürten angelegt 
worden, welche nicht nur vom üstheti- 
schen und gürtnerischen, sondern auch 
vom wissenschaftlichen Standpunkte 
aus betrachtet ein hohes Interesse dar- 
bieten. Obwohl einer und der andere 
dieser Giirten schon von anderer Seite 
beschrieben worden ist, werden die 
folgenden Zeilen doch nicht unwill- 
ommen sein, die zum Zweck haben, 
Fachmiinner und Liebhaber auf das 
Sehenswertheste aufmerksam zu ma- 
chen, und dem Besucher jenes Land- 
striches als Wegweiser zu dienen. 

Lüngs der ganzen Route von Nizza 
bis Cannes, nur hier und da durch 
unbebaute Strecken oder durch Oli- 
venkulturen unterbrochen, zieht sich 
eine lange Reihe von Villen, alle mit 
mehr oder minder ausgedehnten Gür- 
ten, in denen sich gar viele botanische 
und gärtnerische Schätze verstreut 
finden, Besonderen Ruf hierfür ge- 
niessen einige Villen, in deren Gebiet 
eine wahre Schatzkammer von Rari- 
täten angesammelt ist, und die, zum 
Theil noch immer im Wachsen be- 
griffen, stetig ihren Reichthum ver- 
mehren. 

Durch einen Artikel des französi- 
schen Botanikers Chabaud*) und des 
eifrigen Hortikultoren Baron Rica- 
soli **) angeregt, habe ich im vergan- 
genen Herbst vorzüglich die Gärten 
des Viseomte Vigier in Nizza, die 


*) J. B. Chabaud. Voyage horticole de 
Cannes à Nice. (La Province Agricole et 
Horticole illustrée, 1882, Nr. 3, 1. Febr.) 

**) Im ,Bullettino della R. Soc. Toscana 
d'Ortieultura a Firenze* 1882, VII 

f 


165 


Villa Thuret in Antibes, Jardin Mazel 
in Golfe Jouan, Villa Valetta-Cali- 
fornia (Garten des Herrn Dognin) 
und den Garten des Duca di Vallom- 
brosa in Cannes besucht, und will in 
folgenden Zeilen versuchen, auf die 
bemerkenswerthesten Pflanzen dieser 
Gärten aufmerksam zu machen. 

Der Garten des Duca di Vallom- 
brosa liegt in der westlichen Hälfte 
von Cannes, eine kleine halbe Stunde 
(für Fussgänger) vom Bahnhof ent- 
fernt gelegen, an der grossen Strasse, 
der Fortsetzung der „Route Corniche“, 
die von Cannes nach Fréjus führt. 

Der Garten ist fast durchweg in 
englischem Styl gehalten und die zahl- 
reichen schönen Pflanzen sind auf 
sammetweichem, wohlgepflegtem Ra- 
sen artistisch gruppirt. Die Anlage 
zieht sich von der Strasse aus einen 
sanften Abhang herauf, der von einem 
stattlichen, in gothischem Style er- 
bauten Palaste gekrönt ist; jenseits 
des Palastes geht der Garten in einen 
halbwilden Park über, in welchem 
zahlreiche Thiere gehegt werden. 

Vor Allem fallen beim Eintritt die 
prächtigen Araucarien ins Auge, 
die auf der Mitte der grünen Rasen- 
plätze sich erheben: ausser Ar. ex- 


celsa, A. imbricata, A. Cunning- 


hami ist besonders sehenswerth ein 
wahres Prachtexemplar von A. Bid- 
willi, von etwa 15 Meter Höhe, 
gleichmässig ringsum bis zum Boden 
mit mächtigen horizontalen, schuppen- 
bekleideten Aesten geschmückt. 

Von den Araucariengruppen passirt 
der Besucher einen wahren Wald 
von mächtigen Palmen, Corypha 
und Latania-Arten, die über 4 Meter 


166 


Stammhóhe erreichen, und, ihre statt- | 


lichen Wedel kreuzend reichlich Schat- 
ten geben. Mehr vereinzelt stehen 
sehr starke Stümme von Phoenix 
dactylifera, und der selteneren 
Phoenix spinosa, welche letztere 
durch die langen, beinharten Basal- 
fiedern der Blütter besonders ausge- 
zeichnet ist, Von der gemeinen Dattel- 
palme ist ein Exemplar bemerkens- 
werth, das etwa 1 Meter über dem Bo- 
den, wahrscheinlich nach Beschüdigung 
des Vegetationskegels, sich in drei 
gleich starke Aeste gespalten hat. 

Eine gürtnerische Seltenheit ist die 
schéne Yucca Treculeana, von 
welcher einige prüchtige Exemplare, 
bis 4,3 Meter hoch, hier vorhanden 
sind. Von eigenthümlicher Wirkung 
ist auch ein etwa 14 Meter hoher, 
alter Olivenbaum in der Mitte des 
Gartens, der von Kopf zu Fuss von 
einer ungeheuren Pflanze der Ephedra 
monostachya bedeckt ist: in dem 
Gewirr der schlanken, herabhüngen- 
den Ephedrazweige (die an der Basis 
bis 35 Cm. Umfang erreichen) ver- 
schwindet der als Stütze dienende 
Baum fast vollständig. Im Schatten 
werden zahlreiche schöne Baumfarne 
und Cycadeen kultivirt, von welchen 
letzteren besonders einige Arten (Za- 
mia horrida, Z. villosa, Ence- 
phalartos Lehmanni) durch ihre 
starke Entwickelung bemerkenswerth 
sind. 

Folgt man der Route Corniche von 
Cannes nach Osten, gegen Golfe 
Jouan zu, so gelangt man nach etwa 
drei Viertelstunden Wegs zu dem 
grossartigen Villen-Complex, welchen 
Herr Dognin seit nicht zu langer Zeit 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


unter dem Namen ,California^ ange- 
legt hat. 

Das ausgedehnte Terrain dieser 
Villen und speziell der Garten der 
„Villa Valletta“ und ,Camille-Amé¢lie* 
ist zu einem wahren Eden für den 
Botaniker sowohl als für den Laien 
umgeschaffen; für den ersten wegen 
des Reichthums an seltenen und in- 
teressanten Pflanzen, für den letzteren 
wegen des exquisiten Geschmacks, 
der in der ganzen Anlage verwendet 
st, und vorzüglich wegen der ent- 
zückenden Lage des Gartens, am süd- 
lichen Abhange der Hügelkette, welche 
sich längs des Meeres hinzieht. Man 


D 


beherrscht von den Terrassen, vom 


Palast in der Hóhe, von verschie- 
denen geschickt angelegten Aussichts- 
punkten die ganze unvergleichlich 
schóne Bucht von Cannes, mit ihren 
zahllosen, in Gürten versteckten weis- 
sen Villen, und mit den ernsten, oli- 
venbedeckten „Iles Lerins“, die sich 
im tiefblauen Wasser der Bucht spie- 
geln. Einen besonders eigenthüm- 
lichen Eindruck aber macht der Blick 
von einem der vielen Aussichtspunkte, 
wo der Besucher auf der einen Seite 
zwischen Dattel- und Kokospalmen 
und unzähligen anderen tropischen 
Gewächsen hinab auf die heitere Bucht 
blickt, während sich ihm, sowie er 
sich umkehrt, unvermuthet ein scharf 
contrastirendes, nordisches Gemälde 
öffnet: im Vordergrund eine tiefe, 
mit Kiefern und andern dunklen Na- 
delhölzern dicht bestandene Thal- 
schlucht, über welche sich die schnee- 
bedeckten Spitzen der Alpes mariti- 
mes majestätisch erheben! 


Auch im Garten der Villa Valletta 


I. Originalabhandlungen. 


begegnen wir jenen tadellosen, sam- 
metartigen Rasenfliichen, welche dank 
einer überall hin sich verzweigenden 
unterirdischen Róhrenleitung an vie- 
len Punkten direkt Wasser erhalten 
kónnen und so auch im heissen Som- 
mer ihre Frische conserviren. Der 
Boden besteht aus einer müchtigen 
Lage glimmerreichen, kieseligen, lo- 
ckeren Schuttes, der, reichlich ge- 
diingt, jene Wunder der Vegetation 
begiinstigt, welchen wir hier auf Schritt 
und Tritt begegnen. Nicht geringen 
Verdienst an dem guten Stande des 
Gartens hat aber auch der kenntniss- 
reiche und intelligente Obergirtner, 
Herr Riffaud, welcher die Anlage des 
Gartens und die Direktion sümmt- 
licher Arbeiten übernommen. 

Auch hier kann ich, um der Kürze 
willen, nur die sehenswerthesten Pflan- 
zen jenes Eldorado hervorheben — 
mit Vollstindigkeit die Schütze des 
Gartens zu beschreiben, würde einen 
ganzen Band beanspruchen. 

Vor Allem sind es die herrlichen 
Palmen in freiem Land, welche die 
Aufmerksamkeit des Besuchers fesseln. 
Schon beim Eintritt in den Garten 
prüsentirt sich sogleich zur Rechten 
ein Wald der zierlichen Pritchardia 
filifera, von deren breiten, glünzen- 
den Fächerblättern lange weisse Fä- 
den herabhüngen. Obwohl die Pflan- 
zen hier oft einem heftigen Westwind 
ausgesetzt sind, erweisen sie sich 
doch als völlig resistent; und einzelne, 
isolirt stehende Exemplare haben in 
kürzester Zeit schon die Schafthöhe 
von 1 Meter überschritten. 

Nahe an den Pritchardien steht 
eine andere, ausserordentlich orna- 


167 


mentale Palme, Areca sapida, von 
6 Meter Höhe, an deren Basis mehrere 
reichbeladene Fruchtrispen hervortre- 
ten; auch Ptychosperma Alexan- 
drae, von 3 Meter Höhe, zeigt einen 
äusserst eleganten Wuchs. 

Brahea nitida ist gleichfalls eine 
schöne Ornamentalpflanze, mit ihren 
harten, oberwärts metallglünzenden 
Fücherblüttern, deren Unterseite und 
Blattstiele weisslich gereift wird. Die 
3—4 Meter hohen Exemplare haben 
viel Aehnlichkeit im Habitus mit einer 
Livistona australis, welche in 
zahlreichen Individuen von doppel- 
ter Mannshóhe im Garten verstreut 
stehen. Thrinax Martiana ist mehr 
durch ihre Seltenheit ausgezeichnet, 
als durch besonders schónen Wuchs: 
freilich das im Garten Dognia be- 
findliche Exemplar noch nicht über 
2,5 Meter hoch. 

Zahllose Phoenix und Chamae- 
rops in allen Grössen vervollständi- 
gen den Reigen der Palmen: es blei- 
ben aber noch diejenigen zu nennen, 
welche dem Garten der Villa Cali- 
fornia den gróssten Reiz verleihen, 
nümlich die majestitischen Cokos- 
und Syagrus- Arten. 

Auf der Esplanade vor dem Palast, 
welcher den Hügel der Villa Valletta- 
California krónt, steht eine Gruppe 
von diesen Palmen, die mir einen ge- 
radezu unvergesslichen Eindruck ge- 
macht haben — und es muss Allen 
so ergehen, die bis dahin nie jene 
Pflanzen in freiem Lande gesehen. 
Wie Säulen erheben sich die hell- 
grauen, schlanken Stümme bis zur 
Hóhe von 12—15 Meter, von einem 


müchtigen Schopf der zierlich gefie- 


168 


derten Blätter gekrönt: der Stamm 
ist nicht, wie bei Phoenix, durch 
die schuppigen Blattnarben verhiillt, 
sondern die Blätter lassen eine glatte, 
ringförmige Narbe, so dass sie zier- 
lich geringelt erscheinen. Die er- 
wähnte Palmengruppe ist von mehreren 
Arten gebildet, nämlich Cocos au- 
stralis, C. Romanzoffiana und C, 
Yatai (mit zwei grossen, goldfarbenen 
Fruchtrispen); dazu gesellt sich ein 
nicht minder schónes Exemplar von 
Syagrus majestica, durch die lang 
herablaufenden, silbergrauen Blatt- 
scheiden charakterisirt, 

Kleinere Kokos-Palmen sind in dem 
ganzen Garten in grosser Menge vor- 
handen: besonders erwühnenswerth 
ist aber noch ein ausgezeichnet schó- 
nes Exemplar des üchten Cocos fle- 
xuosa, das weiter unten, am Ufer 
eines kleinen Sees steht. Seine Hóhe 
ist 7—8 Meter; die Stärke schwankt 
bedeutend in verschiedenen Höhen. 
Es scheint charakteristisch für Cocos 
flexuosa, dass der Stamm in der 
Mitte am dünnsten ist und nach oben 
und unten gleichmissig sich verdickt. 
So finden wir hier an der Basis einen 
Umfang von 1,80 Meter, in der Mitte 
nur 0,92 Meter, wührend in etwa 
5 Meter Hóhe, unter dem Blattschopf, 
der Umfang wieder 1,14 Meter be- 
trägt. 

Von jener Esplanade, wo die oben 
geschilderten Cocos und Syagrus 
stehen, geniesst der Beschauer einen 
ganz einzigen Blick — es bietet sich 
ihm ein Bild wahrer tropischer Vege- 
tation, wie ich es bisher nirgends ge- 
troffen habe, so viele Gärten Mic auch 


Lä nd erng 


Blätter entfalten. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Der Rasenplatz mit der Kokos- 
Gruppe ist von zahlreichen, 5—8 Me- 
ter hohen Yucca-Bäumen umgeben, 
und zwischen deren schlanken Stäm- 
men hindurch blickt man auf eine 
kleine Sumpfparthie, wo Musa En- 
sete und ihre Gattungsgenossen 
(Musa paradisiaca trägt hier nicht 
selten Früchte mit Samen!), Stre- 


litzia augusta von 4 Meter Höhe 


und in voller Blüthe, Strel. Reginae 
und Strel. Nicolai ihre mächtigen 
Aus dem Wasser, 
das mit blühendem Aponogeton 
distachyum dicht bedeckt ist, er- 
heben sich hohe Papyrus-Stauden 
in wahrhaft spontaner Ueppigkeit — 
neben ihnen sprossen die runden Blät- 
ter von Nelumbien, und breiten sich 
die immensen, dunkelgrün glänzen- 
den Blätter der ornamental so schönen 
Ligularia Kaempferi aus. Alles 
aber wird überragt von den üppig 
emporgeschossenen bis 15 Meter ho- 
hen Bambusen, welche mit ihren stein- 
harten, glänzenden Stämmen, die fast 
eines Armes Dicke erreichen, ein 
wahres Dschungldickicht bilden. Bam- 
busa mitis ist die am höchsten und 
kräftigsten entwickelte Art; ähnlich 
auch Bamb. (var.?) Mazelii, ferner 
B. nigra, B. seriptoria, die ele- 
gante B. gracilis, B. Metake und | 
die empfindlichste Art der Gattung, 
B. arundinacea, : ag 

An den schattigeren Orten finden 
wir dann die prüchtigsten Baumfarne 


in üppiger Entwicklung: sehr zahl J 


reiche, über mannshohe Stämme von 
Bahain antarcticum, Cyathea 
medullaris, und die schiankars Al 

sophila weni mit. dem über 


Tak “19 


up pits 


7 
a. 


y 
PESENE pA 


I. Originalabhandlungen. 


2 Meter langen Wedeln. An ähn- 
lichen, vor dem Sonnenbrand geschütz- 


ten Orten klettert auch die tropische | 
Aroidee Philodendron pertusum | 


an den Büumen empor, und trügt so- 
gar im freien Land, wie mir der lie- 
benswürdige Herr Riffaud versicherte, 
reife und exquisit aromatische Früchte 
an den Fruchtkolben. 


wühne ich aus den zahlreich vertre- 
tenen Cycadeen die hóchst eigenthiim- 
liche Cycas siamensis, deren bis 
1,80 Meter hohe Stämme an der Basis 
flaschenfórmig oder kuchenfórmig ver- 
dickt sind; ferner Zamia Lehmanni 
mit über kopfgrossen, weiblichen Za- 
pfen; Encephalartos, Dioon, Cera- 


tozamia, alle von selten schöner 
Entwicklung. 
Von Coniferen sind zahlreiche 


Araucarien in prächtigen Exem- 
plaren bemerkenswerth; eine mir bis 
dahin ganz unbekannte Art, Arauc. 
Niebraschki (?), die sich im Ha- 
bitus der Ar. imbricata nähert, aber 
an den schlanken cylindrischen Aesten 
nicht stehende Schuppen, sondern 
dicke glänzend grüne lanzettliche, 
stark nach innen gekrümmte Blätter 
trägt, auf deren Rücken, längs der 
Mitte, eine tiefe Furche verläuft. 
Auch eine schöne Dammara Browni, 
von 8 Meter Höhe, ist der Aufmerk- 
samkeit des Botanikers wohl wiirdig. 

Der Seltenheiten in diesem Garten 
sind so viele, dass man über Pflan- 
zen, welche jedem anderen Garten 
zum héchsten Schmuck gereichen wiir- 
den, fast gleichgiltig wegsieht: so die 
zahlreichen Eucalyptus (von denen 
besonders eine Art bemerkenswerth 


169 
ist, die hier unter dem Namen E. pi- 
perita steht, aber, nach Naudin, 
wahrscheinlich der üchte E. amyg- 
dalina ist, und die hochstümmigen 
Akazien. Besonders Acacia deal 
bata mit ihrem weissen Laub muss 


| im Frühjahr, wenn sie über und über 


| blüht, einen ganz wunderbaren Ein- 


. druck machen. 
Von anderen, seltenen Girten er- | 


Und die zahlreichen Fettpflanzen! 


| Von den unzähligen hier vorhandenen 
| Agaven hebe ich nur die wunderlich 


| gestaltete Ag. Troubetzkoyi her- 


vor und eine schóne Varietüt (aurea) 
der Ag. mitraeformis; von den vie- 
len Aloé-Arten nur A. plicatilis 
und A. Dyckiana mit ihren prüch- 
tigen Blüthentrauben, A. abyssinica, 
A. ferox, A. ciliaris, A. fruti-. 
cosa und eine Aloé spicata von 
enormer Grösse, 

Wer weiss, wie viele andere Sehens- 
würdigkeiten mir noch entflohen sind 
in den wenigen Stunden, die ich in 
jenem verzauberten Eiland verweilen 
konnte: und der rastlose Eifer des 
Herrn Dognin lässt noch auf konti- 
nuirliche Bereicherung seines Gartens 
hoffen. 

Von der Villa California gelangt 
man, immer östlich der Route nach 
Golfe Jouan folgend, nach einer hal- 
ben Stunde zu einem anderen Gar- 
ten, der viel Ruf unter den Botani- 
kern und Hortikultoren genossen hat, 
jetzt aber seinem Untergang entge- 
gensieht. 

Es ist der „Jardin Mazel* am Golfe 
Jouan, ein ganz kleiner, verwilderter 
Garten, unter Oliven und anderen 
Bäumen versteckt, in dem aber bis 
vor kurzer Zeit eine ganz erstaun- 


170 


liche Fiille von Seltenheiten in unver- 
gleichlich schönen Exemplaren zu- 
sammengedrängt war. Die schönen 
Cocos und Syagrus, die Stre- 
litzien und Yucca-Arten der Villa 
California stammen fast alle aus die- 
sem kleinen Garten, welche der An- 
lage nach der älteste in diesem Theil 
der Riviera ist: die noch vorhandenen 
Seltenheiten sind ebenfalls zum Ver- 
kauf bestimmt und werden wohl bin- 
nen Kurzem ihren Standort wechseln, 
so dass vom „Jardin Mazel* nur noch 
die historische Erinnerung übrig bleibt. 

Im vorigen Herbst, als ich den 
Garten besuchte, waren darin vor Al- 
lem noch zu bewundern drei mäch- 
tige Palmen: eine Livistona austra- 
lis von 8 Meter Höhe und eine eben- 
so starke Livistona sinensis(Latania 
borbonica); neben ihnen ein sehr schón 
entwickeltes Exemplar von Brahea 
nitida. 

Ferner einige Araucarien von sel- 
tener Grösse: Ar. Bidwilli, 10 Me- 
ter hoch und Ar. Cooki von etwa 
derselben Hóhe; doch sind diese Exem- 
plare etwas zu schlank und schmüch- 
tig, weil in zu enger Umgebung und 
im Schatten anderer Bäume aufge- 
schossen, 

Dagegen sind untadelhaft einzelne 
andere Arten, wie Ficus macro- 
phylla von 15 Meter Hóhe, Stad- 
mannia australis mit ihrem schlan- 
ken, eisenharten Stamm von 10 Meter 
Hóhe, Aralia (Oreopanax) dacty- 
lifera mit einer müchtigen, reich ver- 
zweigten Laubkrone von 5 Meter 
Hóhe, eine seltenere Magnoliacee, 
Gordonia grandis (in Frucht) und 
schóne, im Herbst über und über 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


blühende Strüucher von Inga pul 
cherrima. 

Von Golfe Jouan gelangt man mit- 
telst Omnibus binnen einer halben 
Stunde bequem nach Antibes, wo den 
Botaniker und Gartenfreund sicher 
die von Thuret gegründete und nach 
dessen Tode an die französische Re- 
gierung übergegangene Villa anziehen 
wird, deren Leitung jetzt dem bekann- 
ten Phytographen Ch. Naudin obliegt. 

Ich konnte leider nur zu kurze Zeit 
dieser etwa eine halbe Stunde west- 
lich von Antibes auf dem Kap gele- : 
genen Villa widmen, um eine detail- 
lirte Beschreibung ihrer botanischen 
Schätze geben zu können; und leider : 
traf ich auch Herrn Naudin nicht da- 
selbst an, so dass ich das vielberühmte 
botanische Laboratorium nicht besu- 
chen konnte: nur en passant konnte 
ich einzelne, mir besonders ins Auge 
fallende Pflanzen notiren. 
prächtige Varietäten (var. glauca) 
von Cedrus Deodara und von Arau- 
caria Bidwilli; ein ganz ungewóhn- 
lich starkes Exemplar (5 Meter hoch, 
fast 4 Meter Stammumfang; Blütter 
bis 3,50 Meter lang! von Jubaea 
spectabilis; schóne hohe Mela- 
leuca-Arten (M. Preissiana, M. li- 
nearifolia); Hakea semiplana, 
über und über blühend; die mit ihren 
steifen, nadelfórmigen Blittern fast 
an eine Hakea erinnernde Acacia 
Riceana, und über mannshohe, blü- 
hende Colletia-Strüucher. Die bo- 
tanischen Schütze der Villa Thuret 
sind übrigens schon anderwürts mehr- 
ch, von franzósischen und engli- 
schen Botanikern, eingehend beschrie- 
ben worden. 


02. 


= 


~ 


a 


Zum Schluss betrachten wir noch 
kurz, als eine der sehenswerthesten 
Villen, die des (jüngst verstorbenen) 
Viscomte de Vigier in Nizza, wo wir 
einige Spezialitäten finden, die sonst 
in keiner anderen Villa der Riviera 
angetroffen werden. 

Diese Villa liegt am östlichen Ende 
der Stadt, am kleinen Hafen Limpia, 
auf dem „Boulevard de l'Impératrice*. 
Man gelangt leicht dazu, wenn man 
vom Bahnhof (oder von der Place 
Masséna) aus, den Tramway bis zum 
Hafen benützt; vom Haltepunkt aus, 
längs des Boulevard, erreicht man in 
10 Minuten das Gitter der Villa Vigier. 
Dem Publikum ist zwar im Allge- 
meinen der Eintritt nicht gestattet, 
doch brauchen sich Fachkenner oder 
Liebhaber nur als solche dem intelli- 
genten Obergürtner, Herrn Cavallo, 


Zu erkennen zu geben, um mit aner- 


kennenswerther Freundlichkeit durch 
den ganzen Garten geleitet zu werden. 

Man betritt sogleich am Eingang 
eine schöne, durch lange Reihen von 
Pritchardia filifera gebildete Allee, 
die fast direkt vom Meer zu der in 
der Mitte des Gartens liegenden Villa 
hinaufführt. 

Bevor aber der Besucher zu dieser 
gelangt, trifft er zur Linken ein 
Dickicht von Bambusa, das viel- 
leicht das in seiner Art schönste in 
Europa ist. 

Bis zu 18 Meter Hóhe erheben sich 
die schlanken, süulengleichen Schüfte 
der Bambusen, speziell der B. mitis, 
die an der Basis bis 40 Centimeter 
Umfang erreichen. 

.Ueberhaupt haben die Bambusen 


in diesem Garten eine hohe Bedeu- 


I. Originalabhandlungen, 


171 


tung, nicht nur als ornamentale Pflan- 
zen (B. gracilis, B. nigra), son- 
dern sie sind auch praktisch ver- 
werthet, als Windfang. 

Eine dichte Mauer von Bambusa 
nigra und B. scriptoria, deren 
Halme nur um wenige Centimeter 
von einander entfernt stehen und an 
denen sich zahlreiche Seitensprosse 
in Folge der regelmässigen Beschnei- 
dung entwickelt haben, hält in ganz 
vorzüglicher Weise, auch durch schöne 
Exemplare von Cupressus macro- 
carpa unterstützt, die scharfen See- 
winde ab, von denen der sehr niedrig 
am Meer gelegene Garten vordem 
viel zu leiden hatte; und nur durch 
ihren Schutz ist es móglich, dass jetzt 
viele delikate Arten hier gedeihen, 
welche sonst die unmittelbare Nähe 
des Meeres nicht ertragen. 

Eine andere Eigenthümlichkeit der 
Villa Vigier ist ein ziemlich ausge- 
dehnter, dicht bestandener Wald, der 
ausschliesslich von Dracaenen (Dr. 
indivisa) und von Phoenix dacty- 
lifera gebildet ist. Die Dracaenen 
erreichen hier die Hóhe von 9—10 
Meter und bilden, mit den Dattelpal- 
men gemischt, ein hóchst eigenartiges 
Ensemble von orientalisch-tropischem 
Charakter. 

Bewundernswerth sind auch die 
schönen, wohlgepflegten Rasenplätze, 
auf denen in pittoresken Gruppen 
manche Seltenheiten angepflanzt sind. 
So sind besonders hervorzuheben eine 
prächtige, breit gewachsene Arau- 
caria Cunninghami und Ar. ex- 
celsa var. albo-spica, schöne Aza- 
leen-Büsche und eine grosse Gruppe 
von Rhododendron arboreum. 


172 


Von Palmen fallen besonders die 
zahlreichen Dattelpalmen ins Auge, 
die hier einen ganz eigenen, vielleicht 
durch die reichliche Diingung hervor- 
gebrachten Charakter zeigen: ihr 
Stamm wird nicht sehr hoch (7—8 
Meter), ist aber von ausserordent- 
licher Dicke, dreifach so stark, als 
bei den gewöhnlichen Phoenix- Pflan- 
zen an anderen Orten der Riviera; 
und auch die Laubkrone zeigt eine 
so üppige Entwicklung, wie ich sie 
kaum anderwürts bisher gesehen. 

Um ihrer Seltenheit willen zu er- 
wühnen ist eine Art, die unter dem 
Namen Chamaerops Biroo Sieb. 
hier kultivirt wird und die wahrschein- 
lich*) der Livistona rotundifolia 
Mart. entspricht: die Chamaerops- 
ähnlichen, runden Blätter sind von 
sehr harter, steifer Consistenz, mit 
dunkelgelben, stark bedornten Blatt- 
stielen. 

Ferner Chamaerops Hystrix, 
mit sehr langen, hornartigen schwar- 
zen Dornen, welche neben den Blät- 
tern aus dem Bastgewirr des Stammes 
hervorragen: die Art ähnelt in ihrem 
Habitus weit eher einem Thrinax, 


*) V. Ricasoli. Una visita fatta al giar- 
dino del Visconte de Vigier. (Bull. della 
R. Soc. Toscana d’Orticultura, Vol, VII, f. 8, 
p. 242.) 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


als einem üchten Chamaerops; die 
Gattungszugehörigkeit ist schwer zu 
bestimmen, da die beiden im Garten 
befindlichen Exemplare nie Frucht 
getragen haben. 

Zwischen hohen Olivenbáumen ver- 
steckt und geschützt finden wir ein 
ganzes Nest der seltensten Pflanzen, 
dicht gedrüngt und zum Theil in sehr 
schónen Exemplaren: so Ficus Rox- 
burghii von 9—10 Meter Hóhe, Fic. 
macrophylla, Fic. rubiginosa, 
Fic. elastica; eine schóne Theo- 
phrasta imperialis von 4 Meter 
Hóhe, und eine grosse Anzahl aus- 
gewühlt schóner Baumfarne: Balan- 
tium antarcticum, fast 2 Meter 
hoch, Cyathea dealbata, von 2,5 
Meter Stammhóhe, Cyathea medul- 
laris, Alsophila australis und an- 
dere, deren Namen ich nicht notirt 
habe. 

Nach dem vor Kurzem erfolgten 
Tode des Vicomte de Vigier soll, wie 
man sagt, der Garten mit all seinen 
Schützen verkauft werden; hoffen wir, 
dass dieselben möglichst an ihrem 
Platze bleiben können und in die 
Hinde eines Liebhabers gelangen, der 
ihren Werth gehórig zu schützen 
weiss und ihnen all die Pflege zukom- 
men liisst, deren sie nóthig haben. 

Modena, April 1883. 


3) Die Gürtnerei im Süden. 


. Bezug nehmend auf einen früheren | 


Artikel in diesen Blättern, „Gärt- 
nerische Skizzen aus Suchum Kale*, 
móge es mir erlaubt sein, weitere 
Erfahrungen daselbst, zu welchem 


das laufende Jahr bereits vielfache 
Gelegenheit bot, hier mitzutheilen, 
da es für Viele von Interesse sein 
dürfte, von den Leiden und Freuden 


der Gürtnerei im Süden überhaupt = 


I. Originalabhandlungen, 


eine richtige Ansicht zu  bekom- 
men. 

Was von den hiesigen Verhältnis- 
sen zu sagen ist, gilt im Ganzen und 
Grossen auch fast für den ganzen 
europäischen Süden, denn nur so lässt 
sich's erkliren, dass zuweilen da- 
selbst wenig in der Gürtnerei geleistet 
wird. 

Nirgends trifft man dort nach mei- 
ner eignen Anschauung und Erfah- 
rung Anderer die herrlichen Gruppen 
annueller oder ausgepflanzter Topf- 
pflanzen, durch welche sich die Giir- 
ten Mittel- Europa's so vortheilhaft 
auszeichnen. Es ist das aber nicht 
deswegen, dass, wie man gewóhnlich 
annimmt, in würmeren Klimaten die 
Natur schon an und für sich so viel 
des Schönen bietet, sondern weil es 
absolut unmöglich ist dieselben her- 
zustellen. 

Einige Gärten Italiens haben aller- 
dings ein hohes Renommé, aber 
die Schönheit derselben ist Wat ver- 
schieden von der unserer deutschen 
Gärten. Dort sind es nur schöne 
alte Bäume und Sträucher, überhaupt 
alte holzige Pflanzen, welche ihnen 
ein besonderes Interesse verleihen. 
Einen schönen grünen Rasen, üppige 
Blattpflanzen, leuchtende Beete von 
Sommergewächsen und saubere Tep- 
pichbeete wird man vergeblich su- 
chen *) 


*) Aber die wunderbar schönen Blüthen- 
sträucher von Lagerströmia, Oleander, — 
Acacia Julibrissin, die Blüthenpracht der fast 
baumartig werdenden Erythrinen, die Poin- 
settia, die Palmen ete. und andere ersetzen 
schon unsere Sommerblumen. (E. R.) 


173 


Der ewig blaue oder besser gesagt 
meistens blaue Himmel ist keine so 
grosse Wonne, wie man, nach poeti- 
schen Schilderungen zu  urtheilen, 
wohl glauben könnte. Welche Qual 
er für das prosaische Leben bedeutet, 
für alle diejenigen, welche das schöne 
Vorrecht besitzen, die Natur zu ihrem 
Nutzen auszubeuten, namentlich Land- 
wirth und Gärtner, darüber schweigt 
gewöhnlich des Sängers Lied. Für 
die meisten ist er ein triftiger Grund 
zum Seufzen, Klagen und Verwün- 
schungen, jeder nach seiner Indivi- 
dualität. 

Wochen und Monate lang 36 —40° 
Reaumur zu erleben, ist gewiss nicht 
beneidenswerth. — Wenn die Sonne 
schon vom frühen Morgen an unbarm- 
herzig ihre versengenden Strahlen 
herniedersendet, wenn Land und Meer 
sich in einen erstickenden Dunstkreis 
hüllt und alles Pflanzenleben bis zur 
Unkenntlichkeit verbrennt oder mit 
Staub und Schmutz bedeckt, ohne 
Aussicht auf erquickenden Regen, 
dann ist es gewiss kein Vergnügen 
Gärtnerei zu treiben. Noch gar nicht 
zu reden von den Quälgeistern der 
Insektenwelt, welche sich bei Tag 
und Nacht getreulich ablösen und 
schon allein im Stande sind, den Men- 
schen zu gelinder Verzweiflung zu 
bringen. 

Was unter solchen Verhältnissen 
in der Ziergärtnerei geleistet werden 
kann, diese Frage beantwortet sich 
von selbst, zumal wenn wie gewöhn- 
lich in neuen Anlagen man des wohl- 
thuenden Schattens entbehrt, oder 
wenn wie hier vor einigen Jahren 


die Türken und später die Phyllo- 


174 


xera*) hausten, und ausserdem die 
Erde eine steinige und unfruchtbare ist. 

Aber Schatten kann man sich ja 
durch Baumpflanzungen verschaffen 
und die Erde verbessern? — Auch 
das hat seine Schwierigkeiten, denn 
das richtige Maass von ersteren bei- 
zubehalten, ist ohne Verstümmelung 
der schönsten, mächtig aufschiessen- 
den Bäume nicht möglich, und gute 
Erde aufzubringen wäre vollends ge- 
fehlt, da man solche nie feucht genug 
zu halten im Stande ist und solche 
durch ihre Locker- und Trockenheit 
weniger geeignet zur Pflanzenkultur 
wäre, als der schlechteste ursprüng- 


liche Boden **). 


*) Es möchte hier die Bemerkung am 
Platze sein, dass man mit Unrecht die ameri- 
kanischen Weinsorten, als gegen die Phyl- 
men gefeit, allgemein zur Anpflanzung em- 

fiehlt. In dem hiesigen Etablissement war 
sie an Isabelle, Clinton Delaware u. dgl. 
massenhaft zu finden, mehr noeh als an den 
europäischen Sorten. Ferner ist die on 
tung nicht stich nn dass sie weder 
Wasser noch im Sande leben an Allen 
widerspricht die me Erfahru iel 
näher würde man der Wahrheit a 
anzunehmen, dass unter allen Verhältnissen, 
o die Rebe gedeiht, auch die Phylloxera 
wie ihr Gespenst ihr folgen und sich ver- 
breiten kann. — Traurig aber wahr!! 

Hier in der eigentlichen Heimath des 
Weins, und wahrscheinlich in allen südlichen 
Ländern scheint sie jedoch nicht so gefähr- 
lich wie für den Norden, da das rapide 
Wachsthum ohne jeden Schnitt den entstan- 

enen Schaden leicht wieder auszugleichen im 
Stande ist. 

**) Wir möchten das bezweifeln. Tiefer, 

lockerer und ag pgn r bein 


erung 
Trockenheit bal sk "bis $ed shea ua 
allenthalben für die Kultur als vortheilhaft 
erwiesen, 


Li 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Selbst Succulenten gedeihen nicht 
so, wie man unter diesen für sie schein- 
bar günstigen Verhültnissen anneh- 
men müsste und man thut besser, sie 
in Töpfen zu kultiviren. Agaven 
verwildern hier allerdings, aber Eche- 
verien, Aloë und andere verlieren 
günzlich ihre eigenthümliche Schón- 
heit und bilden sich zu unfórmlichen 
Büschen aus, die man kaum wieder 
erkennt. 

Portulak ist noch die dankbarste 
Annuelle, süet sich von selbst aus 
und kann man in feuchten Sommern 
ohne Mühe herrliche Rasen davon 
erzielen. Dasselbe thun unter günsti- 
gen Verhiltnissen viele andere Som- 
mergewüchse oder sie werden zu Pe- 
rennen, wie Petunien, Verbenen, Re- 
seda und verschiedene Blattpflanzen, 
werden dann aber auch mehr nur als 
Unkräuter betrachtet *). 

Sehr viel Mühe kosten, und gedei- 
hen doch nur kiimmerlich Levkoyen, 
Myosotis, Pensées, Tropaeolum und 
Pyrethrum, welche sich im Norden 
besonders gefallen. Jedoch Alter- 
nanthera wüchst üppig und wider- 
steht der gróssten Hitze und Dürrung. 
Georginen sterben mitten im Sommer 
ab und blühen im Herbst zum zwei- 
ten Male. Sie wie auch Gladiolen, 
Tuberosen, Canna, Amaryllideen hal- 
ten meist ohne jeden Schutz im Win- 

*) Damit gibt der Verfasser selbst sein 
triftigstes Gutachten dagegen ab, dass an- 
nuelle Pflanzen im Süden Europa's nicht ge- 
eihen, Noch viele andere unserer schönsten 
Florblumen, so Verbenen, dann die dunkel- 
rothen Iresinen, Telantheren ete., im Süden 
mit schönern brennenderen Farben, und viele 
andere gedeihen vortrefflich. (E. R. 


Qe 


` 


ter unter Schnee und Eis im Freien 
aus. Im Allgemeinen hat man aber 
wenig Glück mit all dem schönen 
und glinzenden Pflanzenmaterial, wel- 
ches die neuere Zeit zu tropischen 
Gruppen und andern Arrangements 
lieferte, und es ist Thatsache, dass 
das Petersburger Klima hierzu gün- 
stiger ist, als die Breitengrade von 
Konstantinopel und Rom. 

Ein eclatantes Beispiel liefert Tiflis, 
welches in den Sommermonaten einen 
traurigen Anblick in Folge des Man- 
gels an frischem belebendem Grün 
und einen oft unertrüglichen Aufent- 
halt wegen der Hitze, Staub, Mos- 
kito's ete. bietet. 

Selbst Bäume stehen dort gelb und 
entblättert und erst im Herbst tritt 
eine Periode neu erwachender Vege- 
tation ein, die jedoch zu kurz ist, um 
für die Qual des Sommers einiger- 
massen zu entschädigen, denn der 
Winter regiert dort noch mit voller 
Macht und hat zuweilen mehr Schnee 
und Kälte im Gefolge, als dies ge- 
wöhnlich in Deutschland der Fall zu 
sein pflegt. 

Die Länder an der Meeresküste 
sind trotz mangelnden Regens im All- 
gemeinen günstiger situirt wegen der 
feuchten Luft und dem hohen Stand 
des Grundwassers, denn nur hier- 
durch ist es erklärlich, dass daselbst 
Bäume und andere einheimische Pflan- 
zen so prachtvoll wachsen und ge- 
deihen können. 

Ganz Erstaunliches leistet hierin 
die gewöhnliche Robinia (Akazie ge- 
nannt), aus welcher man im ersten 
Jahre nach der Aussat förmliche 
Wälder erzielen kann. Aber auch 


I. Originalabhandlungen. 


175 


die neuholländische Acacia dealbata 
und A. decurrens stehen ihnen wenig 
nach und wuchern, ins freie Land 
gepflanzt, im,steinigsten Boden und 
sonnigsten Lagen ganzkolossal. Jeden- 
falls ein Fingerzeig für deren Kultur. 

Das rapide Wachsthum holziger 
Pflanzen hat aber andererseits den 
grossen Nachtheil im Gefolge, dass 
sie (ausser Buxus, welcher hier mas- 
senhaft ausgeführt und das bekannte 
feste Holz liefert) nur ein morsches 
faules Nutzholz von äusserst geringer 
Dauer und Widerstandsfähigkeit ab- 
geben. Die stärksten Pfähle ist man 
genöthigt fast alljährlich gänzlich zu 
erneuern. Solche, wie man zu Rosen 
und Georginen verwendet, sogar noch 
öfter. 

Viel Schwierigkeiten verursacht die 
Kultur der Gemüse. Die Kohlarten 
bleiben klein oder verholzen bei den 
obig geschilderten Uebelständen, ehe 
sie ihre Ausbildung erreichen und 
werden ausserdem von Insekten zer- 
stört. Wurzelgemüse werden förm- 
lich im Boden gebraten und sind 
natürlich lange nicht so frisch und 
saftig wie in feuchteren Klimaten. 
Ebensowenig sind die Kartoffeln geeig- 
net, weder qualitativ noch quantitativ 
unsern Beifall zu erringen, sie haben 
den Fehler, dass sie an den noch nicht 
reifen Knollen schon wieder neue bil- 
den und man erntet so jährlich 3—4 
Generationen kleine ungesunde Knol- 
len, welche in Deutschland schwer- 
lich für menschliche Kost verbraucht 
werden würden. Dagegen gefällt das 
hiesige Klima den Melonen ganz un- 
gemein; diese wuchern selbst auf stei- 
len Bergen und reifen ihre köstliche 


176 


Frucht, wo selbst Unkraut verkiim- 
mert. 

Die meiste Fähigkeit ohne Feuch- 
tigkeit, ja selbst ohne Erde zu leben, 
besitzt die Feige lass Carica). Im 
Gegentheil zu der gewöhnlicl 
kultur im Norden, hängt sie hier mit 
Früchten bedeckt in Felsenspalten 
und altem Mauerwerk. Auf besseren 
Standorten erreicht sie riesige Dimen- 
sionen, ähnlich unserer Eiche. 

Obstbau ist überhaupt noch die 
vortheilhafteste Kultur, welche man 
treiben kann, obgleich die Bäume nur 
ein geringes Alter erreichen und man 
fortwährend auf Neuanzucht bedacht 
sein muss. 

Die Landwirthschaft hat bis jetzt 
nur geringe Erfolge aufzuweisen, ob- 
gleich der Boden fast umsonst zu 
haben ist. Die Vegetation der 
heimischen Pflanzen ist zu mächtig, 
um sich ohne Weiteres von Kultur- 
pflanzen verdrängen zu lassen, und 


Mast- 


ein- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ausserdem sind Wildschweine, Pferde- 
diebe, theure Arbeitskräfte, der Man- 
gel an Brücken und Wegen nicht 
geeignet, dieselbe zu fördern. 
Kuhnd. 


Nachschrift von E. Regel. Je- — 
des Klima hat seine Licht- und Schat- | 
tenseiten. Im heissen trocknen Klima 
ist die Arbeit schwieriger, aber wenn 
man Wasser genug hat, auch die 
Erfolge grossartigere, — ohne Bewäs- 
serung kein Erfolg. Ein anderes 
Klima erfordert auch andere Pflan- 
zen, — das ist die Aufgabe der Kultur. 
Wie arm waren vor 30 Jahren z. B. - 
die Gärten Petersburgs an ausdauern- | 
den Holzgewüchsen und welche grosse | 
Mannigfaltigkeit bieten solche gegen- . 
würtig dar, wo in Folge der Initiative 
des Kaiserl. Botanischen Gartens so 


eingeführt worden sind. 


4) Reisenotizen 


Barpändscha, 17./29. Januar 1883. 

Ich hatte über Weihnachten und 
Neujahr die Grenzlandschaft Horan, 
deren Rubinen übrigens nichts weni- 
ger als Rubinen sind (das Beste da- 
von scheint Amethyst zu sein), be- 
sucht und das scheint mehr Staub 
aufgewirbelt zu haben, als ich erwar- 
tete, und schon der dortige Aufseher | 
hatte mich sübelrasselnd empfangen, 
wofür man sich übrigens jetzt ent- 
schuldigt. Der Schah behauptet, man 
wolle mich nach Darwas zurück- 
schieken, was aber den Winter fast 
eine Unmöglichkeit ist; der Kosack, 


von A. Regel. 


den ich mit den 4 Kérben "An 
dortige Grenze schiekte, ist ki 


und Proviant verweigern, doch gibt l 
es in diesem Falle freie, freilich kalte 


Die ganze Sache endigt aber voraus- 
sichtlich damit, dass man sich bereit. 
erklärt, mich nach Badachschan zu 
lassen und zum Schein auch mit dem 
Botanisiren einverstanden ist, 
dort bald die Zeit eintritt. 
falls habe ich einem Gelehrten, de 


; » rey E AALOE 
fs A lat 7120 


I, Originalabhandlungen. 


mir davon schrieb, er wolle auch ein- 
mal eine wissenschaftliche Tour nach 
Schugnan machen, die Wahrheit ge- 
antwortet, dass eben hier die Zeit zu 
systematischem Arbeiten noch lange 
nicht gekommen ist. Ich móchte so- 
gar behaupten, dass nur gerade jetzt 
die günstige Konstellation für den Ein- 
lass in Schugnan vorhanden war und 
dass zu jeder anderen Zeit der Ver- 
such misslungen würe, wovon übri- 
gens die englischen Reisenden genug 
zu erzühlen wissen. Früher wollte 
ja der Schah selbst nicht und spüter 
kann er es nicht zugeben, weil er für 
seinen Kopf fürchten muss; im Som- 
mer endlich hütte er mich sofort wei- 
. ter spedirt. Seit Anfang Dezember, 
als ich den letzten Brief schrieb, ist 
viel Schnee gefallen und ist es auch 
hier ziemlich kalt, doch, sowie die 
Sonne etwas durchbricht, thaut es. 
Ganz einférmig ist es auch hier nicht; 
fast tüglich ziehen malerische Hoch- 
zeitszüge auf und vor der Burg des 
Schah seine bewaffneten Trabanten, 
dann und wann die Afghanen in eng- 
lischen Waffenröcken und braune 
langharige Leute aus T'schitral. 

31. Januar (12. Februar). Morgen 
oder übermorgen muss ich aufbre- 
chen, aber nicht nach Badachschan, 
da die Afghanen sich entschieden da- 
gegen striuben. Es gibt noch einen 
bequemen östlichen Weg nach Dar- 
was, den ich einschlagen werde, da 
sie einmal absolut von Darwas reden, 
noch habe ich mit ihnen nicht dar- 
über gesprochen. Ich will sehen, ob 
ich einige Herbstzwiebeln mit schnel- 
lerer Gelegenheitspediren kann. Habe 
ich erst einmal in Badachschan oder 

1883. 


177 


anderswo den Frühling erwartet, so 
wird die Reise auch in botanischer 
Beziehung erspriesslich werden. 


Fort Tevildara 10./22. März 1883. 


Nach vielen Mühseligkeiten habe 
ich ganz wohlbehalten Darwas er- 
reicht und nun auch das Darwas- 
gebirge hinter mir. Noch steht mir 
ein schwerer Pass nach Baldschuan 
zu bevor, dann aber befinde ich mich 
im Bereiche des Frühlings. Es wird 
auch darin bequemer sein, dass dann 
wenigstens ich selbst, so oft ich will, 
Nachrichten bis an die russische Grenze 
schicken kann. In der letzten Zeit 
wird mir mehr Aufmerksamkeit er- 
wiesen, die Bucharen rechnen mir 
meine Reise offenbar hoch an; soll 
doch früher noch Niemand von dort 
zurückgekehrt sein, eine Behauptung, 
die wohl übertrieben ist. Die Schug- 
naner sind ganz verständig, haben 
aber eben nur den allergeringsten Be- 
griff von der übrigen Welt. Sie leb- 
ten gewissermassen erst auf, als ich 
dort war. Auf den Frühling hätte 
ich dort wohl noch lange warten müs- 
sen, denn als ich abreiste, fiel jeden 
Tag noch viel mehr Schnee. Immer- 
hin ist es schade, dass ich den Schi- 
wa-See und den Sarikul nicht im An- 
fang des Sommers besuchen konnte. 
Nun werde ich dafür in Ostbuchara 
desto mehr nachholen. In Turkestan 
sind eben alle Gegenden interessant, 
wenn man sie zur richtigen Jahres- 
zeit besuchen kann. In Darwas fand 
ich bis jetzt 4 Gagea, Colchicum cro- 
ciflorum, Crocus Korolkowi (wie bei 
Samarkand), Corydalis sp., Eranthis 
fl. aureo, eine zwischen Rhinopetalum 

12 


178 Gartenflora Deutschlands, 


Russlands und der Schweiz. 


und Ornithogalum stehende Gattung, | 


Colchicum luteum. Gern möchte ich 


noch bedeutend östlicher gehen als | 


Ostbuchara, etwa in der Richtung des 
Alai, ich hütte dabei im Auge, dass 
euch erstens Finde und Samen | 


| NS 


ull5vilu 


aush 


sind. Augenblicklich geht es ja gut, 


ich sitze sogar wieder an Tisch und | 
Stuhl, sehe Talglicht und manchmal — - 
sogar Lichtscheeren. Die Bucharen 
machen in der That Fortschritte; in : 
Kala-i-chumle pflanzen sie schon Al- — — 
leen und bauen breite Strassen, fra- — | 
| gen schon nach Ailanthus u. dgl. | 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


A. Abgebildet im Botanical- 
Magazine. 

1) Zephyranthes citrina Bak. (Amarylli- 
daceae-Amaryllideae. Während alle bis 
jetzt bekannten Arten der Gattung Zephy- 
ranthes weisse oder rothe Blumen haben, 
ist diese neue Art die erste mit gelben Blu- 
men; sie wird im Etablissement der Herren 
J. Veitch und Sóhne kultivirt und soll aus 


ebenfalls. eine Art mit gelben Blü- 
then. Zwiebeln kugelfórmig, mit braunen 
Häuten, 1'/ Zoll im Durchmesser, reichlich 
Ausläufer bildend. Die 3—4 Blätter erschei- 
nen im Herbste gleichzeitig mit den Blumen, 
sind schmal-linear, hellgrün, fast 1 Fuss 
lang, oben tiefgefurcht, unterhalb abgerundet, 
'Ís Zoll breit, am Grunde braunroth schat- 
tirt. Blüthenschaft 4—5 Zoll 
ebenfalls am Grunde rothbraun schat 
Seheide kurzróhrig. Blüthenstiel fast 1 nés 
lang. Blumen 1'/ Zoll im Durchmesser, 
m rent (Taf. 6605.) 

2) Pitcairnia alta Hassk. (Bromeliaceae.) 
Hassk. venias Il, p. 5. — Baker in Trimen 
journ. of bot. 1881, p. 266. ramosa 
C. Koch in Walp. ann. VI, p. 82,1 non Jacq. 
Eine wahrscheinlich aus Westindien stam- 
mende Art, zu den schónsten der Gattung 
gehórend. Der Kew-Garten erhielt die Pflanze 
von Dr. Imray aus Dominica. Stengellos, 
die es Rasen bildend, Wurzelblatter linear- 
bandfórmig, 12—20 an einem Blüthenstengel, 

—3 Fuss lang, °4—1 Zoll breit, von der 


= 
= 


= nach beiden Enden hin allmälig ver- 

älert und in eine lange Spitze auslau- 
bid; an der Basis '/ Zoll breit und mit 3 
kleinen schwarzbraunen, hornigen Stacheln a 
bewaffnet, oberhalb hellgriin, unterseits weiss 
schuppig, von der Mitte an zuriickgebogen. 
Blüthenschaft bis zum Blüthenstand 2—3 
Fuss lang, flockig, mit einigen stark redu- 
zirten Blättern bedeckend. Blüthen sehr lose, 
in einer deltaförmigen Rispe stehend. Kelch | 
hellroth, fast 1 Zoll lang. Kelchblätter lan- 
zettlich. Blumenblätter noch einmal so lang 3 
als die Kelchblatter, von der gleichen Farbe, — 
einseitig. Staubfáden so lang als die Blu- 
menblätter. (Taf. 6606.) 

3) Selenia aurea Nutt. (Cruciferae.) Nutt. 
in journ. acad. Phil. V, 132, tab. 6. 
Gray gen. ill. I, p. 158, tab. 67. — Nord- 
Amerika hat im Allgemeinen nicht viel schóne 
Cruciferen aufzuweisen, die einen Vergleich 
mit denjenigen der alten Welt aushalten 
kónnten, wie z. B. Aubrietia, Mathiola, Chei- 
ranthus, Hesperis, Alyssum, Arabis etc, Eine 
der schóneren ist die Selenia aurea, die mit 
noch einer zweiten Art in den trockenen 
Regionen der Felsengebirge von Arkansas 
und Texas wächst. Der Kew-Garten erhielt 
die Samen von Professor Asa Gray zuge- 
sandt. Eine ganz glatte, aufrechte, von un- 
ten an verzweigte @injährige Pflanze, etwa 
eine Spanne hoch alae Blatter 1—2 
Zoll lang, fiederspaltig. Abschnitte 5—6- 
paarig, sre — > er obgesági. - 
Blumen aufrecht, e n den obern Blatt- 
achseln. Binaan » Zoll lang, gold- - 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


gelb. Schoten 1/2—*/a Zoll lang, zusammen- 
gedrückt, zweizellig; Samen 4—6 in jeder 
Zelle. (Taf. 6607.) 

4) Sterculia discolor Benth. (Sterculiaceae.) 
enth. fl. austr. I, p. 228. — Brachychit 
discolor F. v. Muell. fragm. I, p. 1. — Die 
I oc Brachychiton der Gattung Ster- 
culia ist stralien endemisch. Es ist 
schon ein iettellahiul ert verflossen, seit- 
dem die ersten Samen dieser Art durch den 
Direktor des botanischen Gartens in Sydney, 
Mr. Charles Moore, nach Kew geschickt wur- 
den; die daraus erzogene Pflanze hat jetzt 
im temperirten Hause eine Hóhe von 40 Fuss 
erreicht, mit einer 15 Fuss im Durchmesser 
haltenden Krone; der Stamm hat 3 Fuss 
über der Erde 2 Fuss im Umfange. Die jun- 
gen Zweige und die Unterseite der Blätter 
sind graufilzig. Blatter lang gestielt, 5—7 
Zol lang und breit, blassgrün, am Grunde 
herzfórmig oder zweilappig, mit breiter oder 
schmaler Bucht, mehr oder weniger tief 
fünflappig; Lappen spitz oder zugespitzt, 
ganzrandig, handfórmig-fünfnervig. Blumen 
. in spitzenständigen Rispen gewöhnlich in 
Gruppen zu 2—3 an einer aufrechten, 6—8 
Zoll langen Spindel sitzend. Kelch zwischen 
glockenförmig und triehterförmig, 11/2 Zoll 
lang, auf beiden Seiten filzig, sechslappig, 
rosenroth ; Lappen eiförmig-lanzettlich, (Taf. 

08.) 


5) Parnassia ete Wall. mean 
Wall. cat. Nr. et in Wight. 
Dies ist die pui der bua Pid 
Arten und stammt vom Himalaya, wo sie 
in einer Hóhe von 6000—12,000 Fuss über 
der Micra" vorkommt. Der Direktor 
des botanischen Gartens in Saharumpor, Mr. 
Duthie, sandte Samen nach Kew, wo die 


-welche oben tief eingedfückt sind und unter- 
Blüthenschaft scharf 
ten Kanten 

elliptisch, 


gross wie die Wurzelblätter. Blumen 1—1'/a 


179 


Zoll im Durchmesser, Be breit 
eiförmig, stumpf, dreirippig. enblätter 
so lang als die Kelchlappen, RE eiför- 
mig, griinlich-weiss. (Taf. 6 609.) 


B. Abgebildet in La Belgique 
icole. 


6) Quesnelia roseo-marginata hort. (Bro- 
meliaceae.) Wurde in der Gartenflora 1880, 
S. 290, Taf. 1024 unter dem Namen Lievena 
princeps Rgl. beschrieben und abgebildet. 
Zur Vervollständigung der Synonymie sei 
hier noch erwähnt, dass die Pflanze in den 
Gärten auch unter d en: Billbergia 
roseo-marginata, 
Skinneri, Quesnelia Skinneri kultivirt wird. 
(1881, Taf. 4 

7) Billbergia Lietzei Ed. Morr. (Brome- 
liaceae.) Eine mit B. iridifolia nahe ver- 
wandte Art, von Herrn Lietze aus Brasilien 
eingeführt. Wächst rasenartig; die Rosetten 
bestehen aus 5—10 Blättern von verschie- 
dener Länge, die ersten 10 lang oder 
noch kürzer, die späteren bis zu 55 Cm. 
lang, alle aufrecht, lederartig , rinnig, am 


halb fast sius: 
chen bedeckt. Blüthenstand schlank, auf- 
recht, kürzer als die Blatter, Schaft 15—20 
Cm. lang, sehr glatt, rosa, an jedem Knie 
ein Beachten, Suioehles. 7 was langes 
mig, ne 
c 
hend. Blumen ri sitzend, 6 Cm. lang, gant 
sib 
menblàt der 
Spitze eni omni hellgrün, nach Oben 
ins Violette übergehend. (1881, Taf. 5—7.) 
8) Aörides Veitchi hort. (Orchideae.) Wurde 
1852 von Thomas Lobb in Moulmein ent- 
deckt und durch denselben an das Etablisse- 
ment der Herren J. Veitch & Sóhne gesandt. 
Die Pflanze blühte kürzlich in den Gewächs- 
häusern des Präsidenten der Königl. Garten- 
bau-Gesellschaft in Lüttich, Herrn Oskar La- 
marche-de-Rossins. Die reichhlumigen Trau- 
ben haben sehr dicht‘gestellte Blumen von 
zarter Lilafarbe mit o Schattirung 
und Streifung.7 (1881, Taf. 8—9.) 


180 


9) Quesnelia Van Houttei Ed. Morr. (Bro- 
meliaceae.) Eine neue und bemerkenswerthe 
rt, welche zuerst in Europa im Garten des 
Herrn Louis Van Houtte in Gent blühte. Bis 
jetzt waren von dieser Gattung nur 2 Arten 
in ipte nàmlich Q. roseo-marginata (Lie- 
a princeps Rgl. und Q. rufa (Billbergia 
n eliana Bunge). Die nze zeichnet 
sich durch zahlreiche, pis esq: lte Blat- 
ter aus, welche hellgriin r untern 
Flache graue avalon haben, Die Blü- 
thenrispe ist 70 Centimeter lang und erhebt 
sich etwas über die Blattrosetten; sie ist 
eylindrisch und trägt gegen 150 
eine jede in der Achsel einer rosafarbigen 
Braktee. Die Blumenblätter stehen aufrecht 
und sind weiss mit kobaltblauen Spitzen. 
Vaterland wahrscheinlich Brasilien. (1881, 
p. 163, 350, Taf. 18. 

10) Bromelia scarlatina Ed. Morr. (Bro- 
meliaceae,) Diese schöne Art, bereits seit 
1869 in den europäischen Gärten bekannt, 
wurde vom Etablissement des Hrn. J. Lin- 


d d en Distiacanthus scar- 
latinus verbreitet. B p-a at- 
sa des Hrn f. Ed. Morren. Der 


Blüthenstand entwickelt nd im Centrum 
der Blattrosetten 
gestellten Blüthen weisen E di Pflanze in die 
Abtheilung Pingu Blumen violett mit 
weiss gerandet. (1881, p 

11) Anoplophytum *) setts Ed. Morr. 
(Bromeliaceae.) Eine neue und interessante 


koy & Comp 
zur Blithe kam. Fits keki, dick, 
rosettenfórmig, abstehend, 15—20 Centimeter 


ng, rinnenförmig, zugespitzt, aschgrau; 
Blüthenschaft länglich, übergebogen. Rispe 
zweireihig, Bliithen weiss. (1881 164.) 
2) hytum incanum Ed 


EAE A. Rollissoni hort, et Morr. 
ss. Tillandsia Gardneri Ldl, sec. Baker in 
ard: even Ee . 460. llandsia incana 
Wawra in Oest, Bot. Zeitschrift 1880, p. 223 
— T.argentea hort. nonn. (von Grisebach nec 
C. Koch.) Eine Art aus Brasilien, in den 
*) Anoplophytum ist von Bentham und 
Hooker als Untergattung zu Tillandsia ge- 
stellt worden. (EB) 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Provinzen St. Catherina, Bahia u. a. vor- 
kommend. Zuerst lebend im Etablissement 
Rollisson in London 1877 eingeführt. Wächst 
epiphytisch, die Blattrosetten haben 
Durchmesser vo 40 Centi 

Höhe von 25 ee Blätter zahlreich, 
gegen 50 in einer Rosette; die untersten nie- 
dergebogen, die mittleren und jüngsten auf- 
rechtstehend, alle lederartig und etwas 
fleischig, lanzettförmig, leicht gerinnt, 10—15 
Centimeter lang, am Grunde breit, auf beiden 
Seiten und am Rande mit Schuppen bedeckt, 
welche den zwar grünen Blättern eine weisse, 
perlmutterartige Farang verleihe n. Blüthen- 

rispe 


deckt. Rispe kurz, wenigblumig. 
blätter gross, Blumen klein, grün. (1881, 
Taf. 11—12.) 

13) Aechmea Glaziovi Bak. (Bromeliaceae.) 
J. G. Baker syn. of the genus Aechmea in 
Journ. of bot. 1879, Nr. 4. mea minor 
Ed. Morr. — Bereits besprochen, Gartenflora 
1881, p. 315. (1881, Taf. 13.) 

14) Montbretia crocosmiiflora h. Lemoine. 
(Iridaceae.) Ein Bastard zwischen Crocos- " 
mia aurea und Montbretia Pottsii, gezüchtet 
. Lemoine in 


die andern Vegetationsorgane, an die Mutter- 

pflanze M. Pottsii, während die Blumen sich 

men dem Vater (Cr. aurea) nähern. Sie 

résser und ihre Farbe ist viel 
14.) 


15) Dracaena fragrans Gawl. var. Mas- 

nami h. Jacob-Mak. (Liliaceae.) Eine 

in der Mitte unregelmässig gold- 

gelb tetto Blättern, in der Art der D. 

Lindeni, bei welcher aber die Streifen mehr 
am meds stehen. 16 


1881, p. 315. (1881, Taf. 18.) 

17) siana . Morr. 
nium Lubbersi h. Mak. 
Eine im Etablissement Jacob-Makoy & Comp. 
in Lüttich aus Brasilien eingeführte Art, die 
aber noch nicht geblüht hat, Bildet niedrige 
Büsche mit langgestielten 10—15 Centimeter 
langen, glatten, glänzenden Blättern, welche 
grün und gelb gestreift sind. (1882, Taf. 1.) 


A ee 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


18) Vriesea incurvata Gaudich. (Bromelia- 
ceae.) Gaud. Atlas du voy. de la Bonite, 
pl. 68. — V. psittacina var. Truffautiana Ed. 
André in Journ, de la Societé centr. 1881, 
p. 47. — Eine durch Her . Binot aus 
Petropolis in Brasilien an M Truffaut in 
Versailles gesandte Art. Rasenartig wach- 
sende, verhältnissmässig kleine Art mit 20 
er Rosette, welche 
latter zungenfórmig, 
glànzend grün auf beiden Seiten.  Blü- 
thenstand endstündig, aufrecht, die Blat- 
ter überragend. Schaft kurz, mit einigen 
sp gern Blättern bedeckt. Rispe 
órmig, zweireihig, kurz und breit. Hüll- 
eats sehr beris dichtstehend, an der Spitze 
eingebogen, ipi eub Blumen fest sitzend, 
rührenfórmig, etwas gekrümmt, gelb mit 
grünen Spitzen. Bei don gelb. (1882, 
Taf. 2.) 


19) Masdevallia rosea Ldl. (Orchideae.) 
Lindley a cent. of new gen. et sp. of Orchi- 
daceous plants in Ann. of Nat. hist. 1845, 

. 975. Wurde im Jahre 1843 von Hartwig 
: bei Loxa in der Republik Ecuador entdeckt, 

8 : 


enartig wachsend 

niu lederartig, elliptisch. Blumen 
gestielt, gross, 7 Centimeter lang, mit róhri- 
ger Blumenkrone; dunkelrosa. (1882, Taf. 3.) 

20) Quesnelia rufa Gaud. (Bromeliaceae.) 
Bereits in der Gartenflora unter dem Namen 
Billbergia Quesneliana beschrieben und ab- 
S. Jahrgang 1875, p. 193, t. 834 


1) Phytarrhiza*) mona d. Morr. 
ses iese höchst interessante 
rt wurde von Mr. Linden aus Süd- -Amerika 


eingeführt. re erinnert am mei 
ee narthecioides Presl., T. olt 
, T. triglochinoides Prest. und T. acori- 
ar ze von kleinen Dimen- 
sionen ; Blätter zahlreich, gegen 60 an einer 
Rosette, blassgrün, lanzettlich, zugespitzt, an 
d röthlichb 


der Spitze übergebogen und r raun 
gefärbt, ie über die Blätter stark 
»* Dh ERE SET phere al BEI Lk 


| deae.) Wurde 


zur 3i eic Wallisia Rgl. von Tillandsia, 
also W. monadelpha zu nennen. 5 


181 


hervorragend, „Schaft aufrecht eylindrisch 
spiralfórmig mit kleinen grünen Hüllblättern 
tz ispe e i 


reihig. Blumen von einander abstehend, Kelch- 
blatter grün, Blumen weiss. (1882, Taf. 7.) 

29) Kerchovea floribunda Joriss. 
taceae.) Eine neue Gattung aus Bra 
durch Herrn Binot im Etablissement Tacob- 
Makoy & Comp. in Lüttieh eingeführt und 
erinnert im Wuchse an Maranta arundi- 
nacea. Die neue Gattung gehórt in die gleiche 
Gruppe mit Maranta, Stromanthe und Thalia, 
welche alle einen Fruchtknoten besitzen, 
welcher nur ein einziges Eichen besitzt. Die 
Pflanze wird gegen 5 Fuss hoch und ihre 
Triebe sind 3—4fach verzweigt. Blätter ge- 
stielt, Avia cime 10—12 Centimeter 
lang, behart, 
obern, graugrün und m 
Nerven auf der untern Seite. Bleche aft 
endständig. Hüllblätter rosa, Blumen lila. 
(1882, Taf. 8.) 

23) Cypripedium Argus Rchb. f. (Orchi- 
deae.) Bereits in der Gartenflora erwähnt. 
S. Jahrgang 1873, p. 309. ip Taf. ok 

24) Vriesea psittacina Ldl. var. Morrenia 
(Bromeliaceae.) Ist die cedes: ora 1881, 
p. 284, besprochene Vr. psittacina-brachy- 
stachys. Auf der jetzt gegebenen, sehr in- 
struktiven Abbildung sind nebeneinander 
dargestellt; Vr. psittacina Ldl. typica, Vr. 
Morreniana und Vr. psitta- 


Von letzterer unterscheidet sich Vr. brachy- 
stachys Rgl. kaum. (1882, Taf. 10—12.) 
25) Masdevallia Chimaerea Rehb. f. (Orchi- 
schon häufig in der Garten- 
flora besprochen. Hier sei nur grew dass 
die in a d horticole 1873, Taf, 117 
bis 118 unter obigem Namen a 
Art M. ee ist. (1882, Taf. 13.) 
- Vriesea tesselata Morr. (Bromelia- 
ae.) Tillandsia M Linden et André. 
ee hort. 1874, 179. Diese schöne 
Bromeliacee aus Brasilien wurde bereits in 
der Gartenflora. 1875, p. 314, nach der in 
der Illustration pels ohne Blüthen gege- 
benen Abbildung erwähnt. Die jetzt von der 


jedoch ein blühendes Exemplar dar, Im 


182 


Jahre 1882 bliiheten die ersten Pflanzen fast 
gleichzeitig bei Jacob-Makoy & Com 
d bei F, J. Spae in Gent. 


Vr. viminalis und Vr. Jonghei in die Gruppe 
Xiphion. Bei der Lütticher Pflanze erreichte 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


der Blüthenschaft eine Hóhe von fast 2 Meter 
cum entspringt aus dem Herzen der Pflanze. 

e 1 Meter und 20 Centimenter lang, 
B ker im Durchmesser, sehr locker, ver- 
zweigt. Spindel, Blüthenstiele, Kelch grün, Blu- 
menblättergelb. (1882, Taf. 14—16.) (Ender.) 


IIl. Notizen. 


1 nsport von Pflanzen. Be- 
kanntlieh sind die Wurzeln jeder Pflanze, 
auch dann, wenn sie im vorhandenen Klima 
vollkommen winterhart ist, weit empfind- 


m 

und südöstlichen Russlands dem erfahrenen 
Gartner der traurige Anblick zu Theil, dass 
ganze Wagen mit jungen Mare oder Obst- 
bäumen beladen, den gan in der 
Sonne dem trockenen Giwi TE 
stehen, ohne jegliche Wurzelverpac 

dass dann von früh bis spät den ganzen Tag 
bei 10—12 Grad Kälte von diesen Fudern 


Kälte Aepfelbàume, Ahorn und Eberesche 
feil, yas sie werden gekauft, denn man be- 
kom von dem Händler ganz ausser- 
ade billig. Dennoch treiben derartig 
gekaufte Bäume häufig im Frühjahre aus, 
und ds sogenannte Liebhaber ist mit seinem 


Winterkülte gedórrt. Der Wurzelhals, der 
bei vielen Bäumen starke Wülste bildet, 
ist überhaupt ja der Luft mehr ausgesetzt 
und hált die Misshandlung aus. Aus ihm 

treiben dann im Mai, wenn er nicht gerade 
zu tief gepflanzt wurde, 3 und mehr schla- 
fende Augen aus; es bilden sich an ihrer 


lang aber hat der Besitzer schwache Sträu- 
cher. Ich kann das hier Gesagte alljahr- 


ich an Acer platanoides, Sorbus aucuparia, 


an Ulmen und andern Gehólzen, ebenso an 


Apfelbiumen beobachten, welche letztere 
dann natürlich als Wildlinge fortbestehen, 
oder neu veredelt werden 

So ist der Verlauf in den glücklichsten 
Fallen, wenn namlich bald nach der Winter- 

flanzung Schnee fällt, der dann dem Wur- 
zelhals das Leben erhält. 

Wie viele Tausende solcher Bäumchen 
aber werden unbarmherzig den Wäldern ent- 
ei um, in die Gärten eingeführt, zu 
Grunde zu gehen. 

In ae Jahren sind hierher sogar 
Tannen ohne Wurzelverpackung gebracht 
worden, die längst vom Transport todte Wur- 
zeln hatten, wenn sie auch nicht der April- 
hitze von 25 Grad ausgesetzt gewesen wären. 
urmeister. 


Postscrpt. von E. Regel. So klagt 
Herr Burmeister aus Uralsk, Das sind aber 
unwissende Bauern, die dort weit im Süden 
Russlands, an der Grenze der Steppen Inner- 
Asiens, so handeln. Wir haben aber schon 
wiederholt darauf hingewiesen, dass auch 
manche deutsche Handelsgürtner uns nach 
Russland zwar nicht Pflanzen ganz ohne 
Verpackung, aber doch in solcher Weise zu- 
senden, dass z. B. bei Sendungen von Wild- 
lingen aus 


den die Wurzeln allenthalben durchsehen, 
nur die Wurzeln umgab, so dass natiirlich 
alles todt ankam. Erst im letzten Herbst 
erhielten wir eine grosse Sendung vieler 
Ballots, "giciclizeltig mit einer gut verpackten 
Sendung. Das Dampfschiff blieb wegen Ha- 
varie 4 Wochen unterwegs und kam bei 
Frost an. Die Ballots, die einen Werth von 
ark repräsentirten, waren nur in 
Mantel von Schilf, nur mit Weiden geschnürt. 
Ohne Havarie würden dieselben gut ange- 


III. Notizen, 


kommen sein, durch das wiederholte Aus- 
und Umladen waren dieselben aber wegen 
der Packung mit Weiden (und nicht mit 
festen Stricken, wie dasselbe nach Russland 
geschehen muss) theils auseinander gerissen, 
und ausserdem hatte der dünne Schilfmantel 
zu wenig geschützt, so dass alle Pflanzen 
todt ankamen, während in einem gleich- 
ome isi odd gut verpackten Ballot 
andern Absenders, die Pflanzen sich 
ziemlich gut erhalten hatten. Das sonst 
solide Geschäftshaus hat einen kleinern Theil 
des Schadens getragen und so waren beide 
Theile in starkem Verlust, was bei solider 
Packung verhindert gewesen wäre, denn ge- 
n Havarie-Schaden schützt keine 
Versicherung. Da muss schon das Schiff 
ganz untergehen, wenn gezahlt werden soll, 
— auch eine Einrichtung, durch welche der, 
welcher glaubt, seine Waare versichert zu 
aben, zu seinem grossen Schaden schänd- 
lich getäuscht wird. Also man versende nur 
gut verpackt nach Russland, wenn man sich 
diesen für den deutschen Pflanzenhandel vor- 


rea Ausnahmsfälle sind, sondern dass lei- 
ganz vertrocknete Waare in schlecht 
ee Sendungen nur zu häufig auch 
ohne Havarie hier ankommen. x.) 
2) Nach Bollettino della R. Societa d’orti- 
coltura Toscana di Firenze. Febrajo 1883: 
Herr Kirchsberg, welcher zur Zim- 
ae der Orchideen einen eigenen Glas- 
kasten konstruirt hat, 
Stanhopea tigrina, Martiana und oculata in 
seinem Garten an einer Mauer im Freien, 
die der Sonne nur von Mittag bis Abends 
und allen Winden und Regen ausgesetzt war, 
aufgehängt, und die trotzdem im Juli v. J. 
reichlich blühten. Herr v. Kirchsberg hat 
ferner eine Stanhopea tigrina an einem Fen- 
ster in ungeheiztem Zimmer, die alle Woche 
einmal ein Paar Löffel voll warmes Wasser 
(35° R.) erhält und vortrefflich gedeiht. — 
In Kirchsberg’s Glaskasten blühten im Januar 
. Hoya Lindeni, Anthurium floribundum, 
Phalaenopsis grandiflora, welche in 12 Mona- 
ten zum dritten Male blüht, Odontoglossum 
Rossi, O. maculatum. 


hat unter anderen | 


188 


r V. v. Ricasoli berichtet, dass in die- 
sem "Winter 1882/83 in seinem Versuchsgar- 
ten Casa bianca bei Porto Ercole, Sparmannia 


w 
erlitten hatten, doch noch Hoffnung vorhan- 
den sei, dass die unterirdischen Theile noch 
gesund seien. Hingegen fanden sich am 
Februar in reichlichster Blüthe Bignonia 
floribunda, mehrere Akazien, Chorizema, Li- 
bonia, Kennedya, auch mehrere Pflanzen aus 
warmen Klima, die schon ins Freie gebracht 
worden ips haben keinen Schaden ge- 
nommen, so Amaryllis speciosa, Ipomaea 
Leari, Picos gemere u. a. m. 

Savastano beschreibt zwei Varietäten 
om Citrus aurantium limetta und Citrus 
aurantium coniferum, Die erste Citrus ist 
in Form und Farbe der Pomeranze ähnlich, 
das Fleisch ist strohgelb, das Aroma und 
die Süsse wie Limelta, Savastano fand in 
dieser Varietüt sehr oft Scheibchen an Farbe 
und Geschmack jenen der Pomeranze ähn- 
lich, woraus Savastano eine partiale Rück- 
kehr an die Typusart zu entnehmen glaubt, 
er hält diese Varietät für eine Hybride, da, 
wenn verschiedene Limonien und Pomeran- 
zen im nàmlichen Raume sich vorfinden, 
durch die Bienen, welche die Blüthen der- 
selben sehr lieben, eine künstliche Befruch- 
tung sehr möglich ist. — Die zweite Varietat 
hat die Form einer Limone mit langem und 
dickem Nabel, das Exocarpium ist glatt, 
blass pomeranzengelb, das Mesocarpium 
8 Millimeter dünn, der Geschmack manch- 
mal etwas säuerlich, manchmal süsslich, 
aber immer fad, daher diese Varietät sich 
nur als Zierbaum eignet. 

Im Garten des Herrn Bouturlin in Florenz 
blüht nach 25 Jabren zum ersten Male Rho- 
dodendron longifolium. 

8) Grasfreie Gartenwege herzu- 
stellen, Eine neue Methode, grasfreie 
Gartenwege herzustellen, theilen die Inns- 
brucker „Landwirthschaftlichen Blätter“ mit. 
Man gräbt die Wege 20—25 Centimeter tief 
aus und schüttet an die Stelle der wegge- 
führten Erde eine ebenso hohe Lage von 
Sägespänen auf. Es bildet dies eine Weg- 
decke, die jeder Anforderung vollkommen 


184 


entspricht und in ländlichen Gärten jedem 
Kies- und Sandwege vorzuziehen ist. Es 
wächst auf demselben kein Gras, nach dem 
Regen wird derselbe schnell trocken und 
selbst bei Kälte bleibt er verhältnissmässig 
warm. Nur muss die Sägespänlage alle fün 
bis sechs Jahre erneuert werden, während 
die alte Lage als trefflicher Dünger für die 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Gartenbeete benützt werden kann. Will man 
aber wirkliche Kieswege, so darf man nur 
in den wie oben ausgegrabenen Wegen etwa 
15 Centimeter Sägespäne und darauf eine 
5 bis 7 Centimeter hohe Kieslage aufbrin- 
gen und man wird auch dadurch vortreff- 
liche Wege erhalten. 
(Sr.) 


IV. Literatur. 


1) Taschenberg, Dr. Otto, die Ver- 
wandlungen der Thiere. Leipzig 
1882, im Verlag von G. Freitag, als 
Band des ,Wissens der Gegenwart“, 
Mit 88 Holzschnitt ten 

In das Gebiet des ROME ER gehóren 
nur die freilich ziemlich allgemein bekann- 
ten Verwandlungen der nützlichen und schäd- 
h Larven und 


z 

auch die Verwandlungen, welche die andern 
Thiere erleiden, sind für jeden Gebildeten 
von hohem Interesse. Schliesslich tritt der 
Ver fasser , sich auf die Vorgánge der Vor- 


Es hiesse 
Wasser ins Meer tragen, gegen diese Theorie, 
die einst zu den veralteten gerechnet wer- 
den wird (wenn gleich die Vorgänge in der 


gute 
und für alle mit der Entwicklungsgeschichte 
der Thiere hóchst interessantes und lehr- 
reiches, sowie klar und fasslich ee 
benes Buch ist, das uns hier vor 


. R) 
2) Theodor Rümpler, die schónblü- 
henden Zwiebelgewüchse, ihre Kultur 


rlag von n 1882. 

Ein gut ausgestattetes Buch, das freilich 
zum Theil Auszug und Erweiterung von des- 
selben Verfassers Illustrirten Blumengärtnerei 
(Uebersetzung von Vilmorin) und des „Ilu- 
strirten Gartenbau-Lexikon*. Selbst die 152 
in den Text gedruckten Holzschnitte sind 
grossentheils die gleichen, nur dass sie oft 


andere Namen tragen, s. Funkia ovata (statt 
F. eaerulea), Sisyrinchium anceps (statt S. 
grandiflorum). Esistim Uebrigen ein gutes 
Buch, das wir mit voller Ueber- 
zeugung empfehlen kónnen, gibt 
kurze zweckmüssige Beschreibung der Gat- 
tungen und Arten, ebenso richtige Kultur- 
anweisungen in Pom knapper Spra ache. 
Manche Pflanz 


ten keine Empfehlung verdient. In Benutzung 
der Holzschnitte macht sich der Verfasser 
oft keine Skrupel, so z. B. ist der unter des 
Referenten Augen gezeichnete Holzstoek (in 
den Besitz von ecd u 
gangen) von Pan m speciosum 

noeallis) pag. 100 jokes: ifo 1959. p. 180) 
als Hymenocallis caribaea publizirt. 


Der Blumen- 
für Pflanzen- und 
Kóln 1881, bei J. P. 


3) Dr. Emil Kalender. 
garten, ein Handbuch 
Gartenliebhaber, 


Der Ausfluss der Erfahrungen eines Freun- 
des und Liebhabers des Gartenbaues. Ent- 
halt manche nützliche Winke, ist übrigens 
lückenhaft und hatte deshalb nicht den Titel 
„Handbuch“ führen dürfen. Natürlich 
làuft auch viel Falsches zwischen. So wollen 
wir als Beispiel gleich die ersten für den 
Blumengarten als kleine Auswahl empfoh- 
lenen Stauden betrachten. Da ist die erste 
die Gattung Shri eine für das deutsche 
Klima ungeeignete Sta 

Dann kommt pibe "d wird zunächst 
die auch hier und da wild wachsende, aber 
wirklich hübsche Achillea Millefolium (NB. 
Millefolium ist falschlich klein geschrieben) 


i eee 


NY 


WA 


A p 


IV. Literatur, 185 


mit rothen Blumen empfohlen, die auch wir 
wegen der lang andauernden Blüthezei 
schützen, Auch mit A. tomentosa L., 

Vinprotilen wird, sind wir einverstanden, da 


guten Effekt machen. Dann folgt aber ein 
arger Schnitzer, indem der Verfasser sagt, 
„sodann A. Ptarmica oder macrophylla, 
welche sich durch ihre grossen Blátter aus- 
zeichnet u. a. m.“ Da ist erstlich A. Ptar- 
mica L. durchaus nicht die gleiche Art mit 
A. macrophylla, und zweitens ist von A. Ptar- 
mica L. (Ptarmica vulgaris DC.) nur die Form 
mit gefüllten Blüthenkópfen für den Blumen- 
garten zu empfehlen. Die 3te Gattung 
» Aconitum" wird in ihren zahlreichen Arten, 
die von Alters her zu den beliebtesten Gar- 
tenpflanzen gehóren, verworfen, weil es Gift- 
pflanzen seien. Wir begreifen, wenn wir 
Bryonia, Solanum Dulcamara, Atropa Bella- 
donna etc. in Gärten nicht dulden, weil diese 
rothe ‚beerenartige Früchte enthalten, welche 


nicht zu den Wiederkäuern oder dem Pferde- 
geschlecht gehóren, so ist doch wenig Ge- 
legenheit, dass man sich an diesen hübschen 
Pflanzen der Gattung Aconitum vergiften 
pid jm Lilien sind 5 ca ie aura- 


werden vorneweg 
Scilla amoena und Sc. sibirica empfohlen, 
wahrend diese beiden doch Negeri ao 


s 
das vni af ie 
n nichts darauf geben, 
Richtiges und Falsches durch einander ge- 
mischt vorgetragen zu erhalten. (E. R.) 


4) August Czullik, Behelfe zur An- 
lage und Bepflanzung von Gärten. Wien 
1882, Verlag von Huber und Lahme, 
in gross Folio, mit 15 Plänen von 

ärten. 

Der Herr Verfasser ist Fürstl, Lichten- 
stein’scher Hofgärtner und die K. K. Garten- 
bau-Gesellschaft hat demselben für das in 
Bars ee ET RRT ae 


Eigentlich besteht dieses Werk nur aus 
en Plänen, die sehr kurz erklärt und über 
Bepflanzung ist so gut wie nichts gesagt. 
Es soll also hauptsächlich dazu dienen, um 
bei Anlage von Gärten sich daraus Motive 
zu nehmen und wer regelmässige Figuren, 
durehkreuzt von verschiedenen Schlingen 
in eleganten Bogen oder regelmässige Figuren 
liebt, wird für diese mir nicht angenehme Rich- 
tung, aber auch nur für diese, reichlich Stoff 
finden. Teppichbeete, oder richtiger Stick- 
muster, wie solche z. B. Tafel 9 


sicht, dass nur die Nadelholzbäume ausge- 
zeichnet, bei den Laubholzparthien aber nicht 
zu sehen, was Baum oder Strauch. Warum 


Linien zu Durchsichten? Die schön 
stattung des Werkes von Seiten der Verlags- 
handlung ist sehr anzuerkennen. RT 


5) Professor Dr. Rudolf Stoll, 
für Pomologie an der K. K, oen 
pomol. Lehranstalt zu i Se 
bei Wien. Oesterreichisch-Un- 
garische Pomologie, I. Band, im 
Selbstverlag des Verfassers. 

Ein hóchst elegant ausgestattetes Werk in 
gross Quart, das ausschliesslich die Abbil- 
dung und Beschreibu er empfehlens- 
werthesten ausgezeichnetesten Aepfel und 
. K. Oesterreichischen Staaten 


Lehrer 
und 


die Abbildungen von ungefáhr 40 der besten 
Sorten und zwar zu je 4 in elegantem und 
vorzüglichem Farbendruck auf 10 Tafeln und 
deren Durchschnitte als Holzschnitte. Die 
farbigen Abbildungen sind ganz vorziiglich 
und naturgetreu ausgeführt. Die Durch- 
schnitte sind nach der etwas rohen Manier, 
wie solehe mein verewigter Freund Lucas 
angebahnt hat, gemacht, Die Beschreibun- 
gen sind vortrefflich, Ausser den allgemein 
bekannten vorzüglichsten Sorten siud fol- 
gende neue Sorten abgebildet. 

Kronprinz Rudolf, ein rothbackiger 
Plattapfel, reift im November, hält bis F 
bruar. Fieisch sehr saftig, süsslich, aber ohne 
Arom. Eine in Steiermark entstandene Sorte 


186 
Steierischer Maschansker, ein 
plattrunder Gulderling, der in den Pomolo- 
gischen Monatschriften (1877) als espe 
scher Winterborsdorfer beschrieben i 
Schmeckapfel. Eine seite oe 
Reinette aus Siebenbiir von 
sagten n kóstlichem prie Reift 
Dezember und hält bis April und gehört 
zu den vorzüglichsten Tafeläpfeln. Gestalt 
rundlich-plattrund mit tief gelber, auf der 
Sonnenseite roth gestreifter Schale. 
Pfarrerapfel. Plattrunder Rosenapfel 
Siebenbürgens. Schale gelblich, grossen- 
theils mit streifigem Blutroth gedeckt. Reift 
m Dezember und besitzt einen feinwürzigen 
aa chi Geschm Verwandt mit 
dem Russischen rothen Borowinka. 
Haslinger, in grosser ansehnlicher 
plattrunder Streifling mit saftigem siissweini- 
gem Geschmack. Häufig auf dem Wiener 
Obstmarkte, in Ungarn und Kroatien als Po- 
gatscher bekannt und in den Illustr. Monats- 
heften als Rother bes: bekannt, 
Reift im November und hält den ganzen 
Winter hindurch 
fert’s Süssapfel. Ein rothbacki- 
ger kegelförmiger Spitzapfel mit eingesenk- 
tem Kelcb und angenehm süssem Fleisch, 
Reift im Oito und halt bis Neujahr. 
Ausser diesen neuen Sorten sind, wie oben 
gesagt, die allgemein als die besten Sorten 
anerkannten Früchte gut abgebildet, wie 
äi ^ 


inter-Taffetapfel, 
Edelborsdorfer, Weisser Winter-Calvill, Weis- 
ser und Rother Rosmarin, Gelber Bellefleur, 
Gay's Reinette, Reinette von Orleans, Edel- 
Reinette, Franklins Gold-Pepping, Reinette 
v. Breda, Rother Herbst-, Winter- und Oster- 
Calvill, Danziger Kant-Apfel, Diels Birne, 
Winter - Dechantsbirne, Sommer-Apotheker- 
birne, Gestreifte St. Germain, Grosser Katzen- 
opf und Napoleons-Butterbirne und viele 
andere im I, Bande. 
Dann im II. Bande von bekannteren guten 
sn — — Cardinal, Grosse 
Reinette 


WILCALE, 


caine Stettiner , Multhaupts CAPITE Far 


Wir 
Yy 


er Goldreinette von | Bleabein, Kaiser 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Alexander (Apo Grüner Fürstenapfel, 
Rei- , 
rke’s Sondergleichen, Sommer-Ge- 
wiirzapfel, Englische Spitalreinette, Graue | 
Herbstreinette, Spite gelbe Reinette, Boss — — 
von Chaumontee, 


enthalten im Ganzen 79 Abbildungen. 
Bei den einlässlichen Beschreibungen ist 
auch die genaue Synonymie mit Citaten ge- 


denn gegenwärtig sind seine Abbildungen 

nicht genau zu citiren. Wir empfehlen dieses 

Werk allen Pomologen und Obstfreunden 

mit vollster Ueberzeugung zur Anschaffung. 
(E. 


6) Dr. Osw. Heer, Flora fossilis 
arctica, 6ter Band, zweite Abthei- 
lung, enthaltend den I. Theil der fossi- 
len Flora Grónlands. 

Der hochverehrte Verfasser und zugleich 
die erste Autorität unter allen Autoren, die 
sich mit fossilen Pflanzen beschäftigen, die 
nach der Kohlenperiode unsere Erde be - 
wohnt haben, Herr Prof. Osw. Heer, - 
gibt mit dem vorliegenden wichtigen Werk 
gleichsam den Abschluss seiner frühern Ar- | 
heiten über Grónlands fossile Flora. Nach- 
dem derselbe nach den von Nordenskióld in 

| ie Zahl 


ten 
Pfl Arten festgestellt 
hatte, sind durch die Sammlungen von 
Steenstrup, unterstützt von Dr. Pfaff, Jór- 
gensen und Karup Smith, von 1871 bis 1880 
sehr reiche abermalige Sammlungen gemacht | 
worden, die an das Museum zu Kopenhagen 
eingesandt wurden und nach welchen Samm- 
lungen Dr. O. Heer das vorliegende Werk 
geschrieben hat.: 

Ueberraschend ist das Resultat, dass in 
Folge dieser in Rede stehenden Arbeit Heer's, - 
die Zahl der aus der fossilen Flora Grön- - 
lands bekannten Pflanzen nun schon über : 
600 gestiegen, eine Flora, die mit der Flora 


IV. Literatur. 


von Texas und Japan der Jetztwelt noch 
die meiste Aehnlichheit besitzt. 

Wir sagten, dass dieses Werk die frühern 
Arbeiten Heer's über Grönlands fossile Flora 
krónt, denn es führt alle von dort bekann- 
len Pflanzen auf, und zwar die früher be- 
t Citaten, die neuen aber 


47 Quarttafeln vorzüglicher, unter Heer's Au- 
. gen gezeichneten Abbildungen, vor uns liegt. 
Derselbe enthalt: 
I Flora der Komeschichten. 
Schwarze Schieferschichten, die der un- 
tern Kreide angehören und krystallini- 


der Altaneschichten. Grau- 
schwarzer Schiefer und Sandstein. Der 
Charakter der Flora entspricht der obern 
Kreideflora. 

Allen, die sich für die vorweltliche Flora 
dieser jetzt den grössten Theil des Jahres 
unter Schnee und Eis liegenden Regionen 
des Nordens interessiren, sei dieses Werk 
ohlen, denen aber, die sich wis- 


rwel 
beschäftigen, ist es ein unentbehrliches Hilfs- 
buch zum Studium. 
Zürich, Verlag von Wurster und Comp. 
1882. E. R 


7) Bericht über die Thätigkeit 
der Botanischen Sektion der 
Schlesischen Gesellschaft im 
Jahre 1881, erstattet von Prof. 
Dr. Cohn i (Aus dem 
59ten Jahresbericht der. Schlesischen 
Gesellschaft für vaterländische Kultur. 

Breslau 1882, Aderholz'sche Buchband- 

l 


An allgemein interessanten Arbeiten ent- 
hält dieser Bericht die folgenden Abhand- 
lungen: 

a) R. honed iiber die EEE 
Madeira 

An terrassirten bebauten Bergabhän- 
gen wachsen Asplenium lanceolatum, Chei- 
lanthes, Ceterach und in den Mörtelritzen 
reichen Wasserleitungen Adiantum 
Capillus Veneris, Cystopteris canariensis, 


Aspidium molle. Woodwardia wächst im Sü- | 


187 


den der Insel nur in tiefen kühlen Schluch- 
ten, an den Nordabhängen dagegen findet sie 
sich sogar in den Strassengräben, — Asple- 
nium marinum im Norden bis an den Strand, 
im Süden erst bei 300 M. Höhe des Ge- 
birges. Steigt man von Funchal aufwärts, 
so findet man an den heissen Strandfelsen 
ne lanuginosa, die im Winter 


frisch und grün, im Sommer dürr und ein- 
gerollt. Am reichsten an Farn sind natür- 
lich die tiefen, von wilden Vail 


durchtosten Thäler und Schluchte Im 
Ganzen beherbergt Madeira an Farn 50 Arten 
und Formen, davon wachsen 43 Arten auch 
in Europa, 9 kommen auch auf den Azoren 
vor, 46 Arten sind auch in Afrika heimisch, 
10 sind gemeinsam mit den Kanarien und 
Kap irte und Madeira eigenthümlich sind 
nur 4 Art 

b) oet sprach über die Descendenz- 
Lehre, gab diese für die Vorwelt zu, sprach 
sich aber entschieden gegen dieselbe für die 
Jetztwelt aus. 

e) Prof. Dr. Cohn über Desinfection der 
Kanal- und Fabrikwässer, die durch massen- 

ni 


fort die Entstehung eines wolkigen flockigen 
Niederschlages im fauligen Abwasser, ein 
Niederschlag, der sich schnell absetzt und 
alle mechanischen Verunreinigungen und 
Fäulniss-Organismen einhüllt. ie obere 
klare reine Wasserschicht könne nun ohne 
Schaden in die Flüsse eingeleitet werden, 
der Bodensatz gebe aber ein gutes Dung- 
material 

d) Wir übergehen Vorträge über Pilze und 
Sphagnum. Von Herrn Winkler in Berlin 
wird über die verschiedenen Formen der 
Cotyledonen ein Aufsatz verlesen. 

e) R. v. Uechtritz spricht über die 
schlesische Phanerogamenflora und mehrere 

von ihm für dieselbe aufgefundenen Arten 
a Bastarde, (E.RJ ^ 


8) lucide Kalender für Garten- 
e. Leipzig bei Oskar Leiner, 
ir "Büchlein in klein Oktav, In den Vor- 


188 


bemerkungen ist über Erde und Vermehrung 
gesprochen, dann folgt ein Arbeitskalender, 
hierauf ein beschreibendes Verzeichniss der 
wichtigsten Pflanzen des UN das 
mit Acanthus mollis anfängt. t für 
den Botaniker eine historisch Strabon 
, nirgends findet sie sich aber in 
Deutschland im Blumengarten und gehórt 
daher nicht in sa kleine Auswahl von den 
ee Pflanzen. Von Aquilegia wird 
ulgaris oiriin. die schönern 
HAR PUE m verbreileten Arten als A. 
gm jucunda, Skinneri ete. sind nicht 
erwähnt, dagegen ist gleich vorher Anthemis 
nobilis aufgeführt, eine Pflanze, die man als 
Zierpflanze nirgends in den Garten zieht. 
Es folgt dann noch der Gemüsegarten und 
Obstgarten und am Schluss das Verzeichniss 
der Bücher, aus denen das Büchlein fabrizirt 
ist und zu Notizen für jeden Monat eine 
einzige Seite. 

Ein Autor ist nicht genannt. Viel ist auf 
kleinem Raum gegeben, Manchem, der das 
Büchlein in der Tasche bei sich trügt, wird 
es Auskunft geben, aber doch sind diese 
Auszüge ohne speziellé Kenntnisse und Ueber- 
sicht über das, was nothwendig, gemacht, — 
denn solche gedrängte Auszüge verlangen 
einen tüchtigen Gartner und Pflanzenkenner 
und das ist der unbekannte Verfasser nicht. 

(E. R.) 

9) Schmidlin’s Gartenbuch. Vierte 

Auflage, vollständig neu "ierat von 
T. Nietner und Th. Rü ler, mit 
751 in den Text gedruckten M pbddnaper: 
Berlin 1883, Verlag von Paul Parey. 

Es behandelt dieses Buch in gedrangter 
Kürze alle Theile des Gartenbaues und hat 
den Zweck, dem Gartenf 
Arbeiten im Garten, bei Anlage d 
Wahl der Holzgewächse und der perenniren- 

en Zierpflanzen zu dienen. Dem Küchen- 
garten und Obstgarten nebst Aufführung der 
wichtigsten Sorten sind besondere Kapitel 
gewidmet, sowie endlich auch dem Blumen- 
garten, den Gewächshäusern, der Kultur der 
Topfgewächse und der Blumentreiberei im 
mer. Das Erscheinen der 4ten Auflage 
liefert di hinlànglichen Beweis, dass dies 
Buch seinem Zweck entspricht. Die Abbil- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


dung der Pflanzen sind die Vilmorin'schen, — 
leinem Masstab, um ein 


Abbildungen in bedeutend grósserm Mass- 

stabe, — so sehr viele Teppichbeete, Gar- 

ten- und ee ERRE | etc, 

Gartenpläne sind zahlre 

das Buch behandelt einlässlich alle 

des Gartenbaues und ist dem Privatmann als 
zuverlässiger Berather zu empfehlen. (E. R.) - 

10) E. R. Kynaston. Obst für alle. | 
Rudolstadt bei Hartung u. Sohn. * 

Eine kleine Schrift, die unter unklaren 

Begriffen über Ernährung der Pflanzen, das 

M an Abstutzen der Wurzeln der Obst- 

ehufs reicherer und jährlicher Trag- 

new empfiehlt, Wir rathen dieses Ver- - 

fahren nur selten, behufs des Einbringens 
von Dungerde, anzubringen. 

11) H, Jager, die Zimmer- und Hausgart- 
nerei. 3te vermehrte und verbesserte 
Auflage. Hannover bei P. Cohen. 1883. 

Wir haben dieses Buch unseres geehrten 

Freundes wiederholt besprochen, die 3te Auf- 

lage gibt das lebhafteste Zeugniss, dass es 

den Ton getroffen, um sich Eingang zu ver- 
schaffen. Was heut zu Tage darauf an- 
kommt, 

Verbreitung der Biicher 

ie verschiedenen medie über Zimmer- 

kultur, Regel und Ender, der Zimmer- 
garten, 1868, bei Fr. Schulthess in Zürich, | 
ist in Folge der mangelhaften Art der Ver- - 
breitung durch die Buchhandlung fast un- 
bekannt geblieben, und h war es das 
erste Werk der Art, dem mehr oder : 
weniger alle andern Bücher über Zimmer- — 
kultur gefolgt und schnell zu mehreren Auf- - 
lagen nach einander erschienen sind. 

E. 


R.) 

12) Edmund Goeze, Tabellarische Ueber- 
sicht der wichtigsten Nutzpflanzen, nach 
ihrer Anwendung, sowie auch geogra- 
phisch und systematisch geordnet. Stutt- 
gart 1883, Verlag von Ferd. Enke. 

Als M ure für dieses Buch hat Baron — 
i Müllers Werk „Select 

Extra-tropical Nails readily eligible for In- — 

dustrial Culture or Naturalisation“ gute’ 

Ausserdem sind die Schriften von Rosen 


IV. Literatur, 


thal, Hooker und Hanbury vorzugsweise be- 
so ist hieraus ein z. B 
i n, sowie 
Nachschlagen sehr sativa Buch 
entstanden. Nützlicher noch würde dasselbe 
naeh meiner Ansicht sein, wenn bei jeder 
Sorte einige Worte über Werth und Verwen- 
dung dem Namen und dem Vaterland folgen 
würden, wie das auch in Müller’s „Select 
plants^ der Fall ist und wenn oben in glei- 
cher Hóhe mit der Seitenzahl auch ange- 
geben sein würde, welche Sorte von Pflan- 
zen auf der betreffenden Seite aufgeführt 
werden. a on wir also eine beliebige 
Seite, z. B. Seite 25 auf, so sollte oben 
tbephdroghi "is „Nährpflanzen, ess- 
bare Früchte“, Das würde den Gebrauch 
des Buches sehr Weithie. (E. R.) 
13) Aglaia von Enderes, Die Früh- 
lingsblumen, bei G. Freitag in Leipzig. 
Es liegen uns hier die Lieferungen 10, 
11, 12 vor, welche den Schluss des ganzen 
Werkes bilden. 
ir haben dieses gute Buch, das mit 
seinen 71 Abbildungen in Farbendruck, aus- 
n sehr guten Holz- 
ils 


, der Wald und 
Fiur mit seinen Frühlingskindern, mit den 
befiederten Bewohnern der Baume besingt, 
anderntheils aber in kurzer kerniger wissen- 
Me Sprache die betreffenden Pflan- 
eschreibt, schon mehrfach besprochen 

or. nun, da es ganz vor uns liegt, wiinschen 
wir ihm Eingang auf den Familientisch, zur 
Belehrung aller derer, die so gern aus dem 
alltäglichen Kreislauf des Geschäftslebens 
sich hinausfliichten in Gottes freie herrliche 
Natur und da mit offenem Auge beobachten, 
was sich dem Blicke darbietet. Zu diesen 
Wanderungen im Frühjahr diene das in 
Rede stehende Buch als Cicerone, — für die 
Wanderungen im Sommer präparirt aber der 
gleiche Verfasser die Fortsetzung. (E. R.) 
14) Die Frostschäden der Obst- 
bäume und ihre Verhütung. 
Nach den Erfahrungen des Winters 
1879/80, dargestellt von R. he, 
Direktor der Kgl. Lehranstalt für Obst- 
und Weinbau in Geisenheim a. Rh. Mit 


q2 
e 
~ 


‚seit einem Jahrhundert 


189 
2 en Tafeln. Berlin 1883. 
Verlag von Paul Parey. 

enn es «i ist — und wir zweifeln 
nicht daran, dass die exakten Wissenschaf- 


gebaut werden, so hat d 
die beste, breiteste Grundlage. 
ten wir in ganz PRR in den Wepu 
1870 bis 1871 mit den im Herbst vor der 
Reife des Holzes ee Frohe 
dann im erhöhten Maasse in dem Winter 
1879/80 so ungeheure Frostschäden, wie 
nicht. Diesen Ge- 
genstand, Klagen und Uebersichten über den 
Schaden und Vorschläge zur Verminderung 
des Schadens hahen Jahre lang die Spalten 
der Fachschriften gefüllt, und auch Separat- 
Schriften sind darüber erschienen, unter 
denen das Buch von E. Lucas das beste 
und ausführlichste. Die vorliegende Schrift 
reiht sich daran und hat den Vortheil, dass 
der Verfasser schon die vor ihm mitgetheil- 
ten Erfahrungen prüfen und anwenden konnte. 
In seiner Stellung in Geisenheim und in sei- 
nem Berufe ganz auf den Obstbau angewie- 
sen, standen dem Verfasser die ee erepti 
Mittel zur Verfügung. Er hat 

endet und wir überschätzen ir Werth 
des Biichelchens (von nur 3 Bogen) nicht, 
wenn wir es aus den oben angegebenen 
Gründen besonders hoch stellen. Es ent- 
hält: eine tabellarische Uebersicht der Frost- 
h amtlichen statistischen Erhe- 


Schaden beurtheilen. Richtig sind derartige 
Erhebungen nie. ir kennen das aus Er- 


en 
tens spezielle Frosteinwirkungen; viertens 
Nachwirkung des Frosts; fünftens Mittel ge- 
gen den Frostscha i i 
mittel, b. Schutzmittel, e. Präservativmittel 
Ueberblick über das Ganze und Zus: 
stellung der hauptsüchlichsten Beobachtun- 
gen und Erfahrungen. Erklärung der Ab- 
bildungen. (J.) 
15) Der Palmengarten in Frank- 
furt a. M. von K. Oehler, Verlag der Hass- 


190 


mann'schen Buchdruckerei in Frankfurt 
a. M., mit Plànen und Ansichten — ist für 
diejenigen, welche nicht blos ihre Neugierde 
befriedigen wollen, ein nützlicher Führer 
enthält ein 


rten, :hreibung einiger der 
i idisti und auffallendsten Pflanzen. 


16) Der praktische Rosenzüchter. 
Das Wesentlichste der Rosenzucht, nach 
eigenen praktischen Erfahru 
zusammengestellt und durch A 
gen erlàutert, nebst beschreibendem Ver- 
zeichnisse eines Mustersortiments zum 
Gebrauche für Gürtner. Von Fritz 
Ehrenberg, Kunstgärtner. Berlin, 
Hie i von Friedrich Näher 1882. 
96 Seite 

Ein bok von einem Handelsgärtner für 
Handelsgärtner. So drückt sich der 
Verfasser im Vorwort ganz bestimmt aus. 

d wir glauben, dass dieses ein gutes Un- 
ternehmen war, dass das kleine Buch neben 
andern grossen und kleinen über Rosen 
einen ganz besondern Nutzen haben wird. 

Zwar kann jeder Rosenfreund daraus lernen, 

wenn zu einem 


werb doken will, 
interessirt Vieles nicht, was in grössern 
bi rn und er findet dagegen Vieles 
, Was er wissen möchte. — Wir haben 
die i Pon Serif Site ds geprüft, Man- 
ches daraus gelernt und gefunden, ps die 
gegebene Anleitung gut ist. Man sieht es 
dem Buche an, dass es das Ergebniss der 
Selbsterfahrung ist, J. 
17) Untersuchungen über die Ein- 
wirkung der Wärme und der 
anderen Naturkräfte auf die Ve- 
getationserscheinungen. Eine meteoro- 
logisch-physiologische Studie von Dr 
F. Tschaplowitz, Chemiker an der Ver- 
suchsstation des königl. pomologischen 
Instituts zu Proskau und Docent der Che- 
mie, Physik und Mineralogie. Mit 1 Ta- 
belle und 5 lith. Tafeln. Verlag von 
Hugo Voigt in Leipzig. 1882. 
Der Titel sagt schon, dass wir es mit 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


einem für den Pflanzenforscher und Gärtner 
hochwichtigen Buche zu thun haben. So 
klein es ist — es steht auf diesen 58 Seiten 
und den Tafeln ungemein viel. Der Ver- 
fasser hat es verst 


und in der jetzt so beliebten (aber gewiss 
nicht überall passenden) graphischen Curven- 
Darstellung auf wenigen Blättern enthalten. 
Der Verfasser theilt zuerst sein Verfahren 


| such auf Sämlinge von Erbsen und Garten- 


bohnen. Die Resultate sind folgende: 1) Die 
Verdunstung der Pflanzen des feuchter ge- 
haltenen Raumes steht der des andern be- 


als ungedüngte. 3) Die Flächenvermehrung 

der Blätter der Pflanzen des feuchteren Rau- — 
mes ist in mehreren Perioden (des 3., 4. und 
5. Versuches) eine grössere als in dem an- - 
dern Raume. 4 ; 


Perioden ist das Wachsthum, wenigstens die — 
producirte Trockensubstanz, grösser in dem — 
trockenen Kasten, als im Raume, welcher - 
feuchte Luft enthielt. 1 


Der Inhalt des Buches gestattet keine 
Auszüge, und wir geben die obigen nur als , 
Beispiele, wie der Stoff behandelt ist. Er - 


bildet ist, um alles zu verstehen, wird dieses - 
und jenes hängen bleiben und praktisch ver- — 
werthet werden kónnen. — Die V Tafeln 3 
stellen Folgendes dar: I. Graphische Darstel- — 


der Pflanze ( g rioden bei m 
00 Cm. Blattfläche). Blattflächenzuwgchs 
in den ersten Peri c. IL Gra 


Darstellung der Abhängigkeit des Pflanzen- x 
wachsthums von äusseren Einflüssen ete. fi 
Ill. Dasselbe demonstrirt am Längenwachs — 
thum des Stengels der Bohnenpflanze. IV. Das- — 
selbe demonstrirt an der Zunahme des Trok- — 
kengewichts unter dem Einfluss des Klimas 


V. Personalnotizen 


des Sommers 1881 (in relativ trockner Luft). 
V. Dasselbe demonstrirt an der Zunahme 
des Trockengewichts unter dem Einflusse 
relativ hóheren Dunstdruckes (in feuchterer 


uft). T 

18) H. Karsten, Deutsche Flora. Phar- 
mazeutisch-medizinische Botanik. Berlin 
bei Späth 


Die 10. und 11. Lieferung, an 
Primulaceen, Plantagineen, ancheen, 
Serophulariaceen, Solanaceen, ana 

iaten, Gentianeen ete, und einen Theil 
der Compositen. Ein ganz vorzügliches Buch 
zum Selbstunterricht für Apotheker und 


und Correspondenz. 191 


Die vortrefflichen diss ecc e 
rleich- 


Botaniker. 


die sich für den Theil der mannichfachen 
Pflanzenformen interessiren, von denen ein- 
zelne Theile in der Arzneikunde Praia 
finden. Von allen uns bekannten Hand- 
büchern wird dieses für alle deris 
s zweckmässigste sein, soweit es sich 

die Kenntniss der offizinellen Ellen selbst 
handelt. (E. R.) 


£a 
g 


V. Personalnotizen 


1) In Buitenzorg in Java wird (wahrschein- 
lich im September) dieses Jahres eine Aus- 
stellung von Geräthen für Landwirthschaft 
Gartenbau, verbunden mit einer Aus- 


Gegenstànden stattfind 
gefordert zahlreiche Kollektionen von Zier- 
pflanzen, Blumentische, Blumen-Etageren, 
Blumentópfe, Blumenvasen, Ausschmückung 
eines Blumensalons mit Bänken, Tischen etc. 
Das Programm ist erhältlich durch Anfrage 
beim Sekretär der Ausstellungskommission, 
Herrn Dr. J. C. C. W. van Nooten. 

2) In Hamburg. veranstaltet der Garten- 
bau-Verein mburg und Altona in 
Verbindung mit dem 10. Pomologen-Kongress 
im September dieses Jahres eine grosse 
on für Obst, Obstbáume, Obst- 

sträucher, verbunden mit einer Blumenaus- 
stellung. Das Programm, erhältlich auf An- 
frage bei der Buchhandlung von Chr. Brandis 
in Hamburg, entbált 379 Konkurrenzen und 
es fordert der Vorstand des genannten Ver- 
eins zur Stiftung von Ehrenpreisen von Sei- 
len der Regierungen und Privaten auf. Be- 
treffende Mittheilungen sind dem zweiten 
Vorsitzenden, dem Herrn Fr. Worlée, zu 
machen. Bei der hohen Bedeutung dieser 
Ausstellung für den deutschen Obstbau ware 

nswerth, dass man dieser Auffor- 
derung vielfach entgegenkommen würde, 


und Correspondenz. 


i Es gehen uns wieder erneute Klagen 
über das starke Stutzen und respektive 
Seniimimels der Baume im Stadtpark zu 
Wien, wo Schattenplätze kaum mehr exi- 
stiren sollen. Mógen diese Klagen aueh über- 
trieben sein, so ist es doch sicher vorzu- 
ziehen, überall da, wo man wegen zu dich- 
tem Standort die lang aufgeschossenen Báume 
und Sträucher allmälig zu einem natürlichen 
Wachsthum zurückbringen und schöne ge- 
schlossene Gruppen bilden will, nicht zu stark 
rn besser durch 
gänzliche Wegnahme der zu stark wuchern- 
den Pflanzen und mässiges Zurückschneiden 
‚ler andern zu helfen. Auch aus dem Süden 
Russlands gehen uns ähnliche Klagen über 
derartige Verstümmelung eines Parkes zu. 
Bei soleh einer Verjüngung eines Parkes, 
da kann allerdings nur ein tüchti- 
ger Baumgartner, der die Eigenschaf- 
ten der einzelnen Arten von Holzgewächsen 
und deren Verhalten beim Stulzen genau 
kennt, in rationeller Weise im Laufe mehrerer 
Jahre zum Auswerfen der einen Sorten und 
zum Stutzen der andern schreiten, nicht aber 
ein Arbeiter, der in der rohesten Weise auf 
gleiche Höhe, wie bei einer Hecke, absäbelt, 
grössere Bäume verstümmelt ete. Artikel in 
politischen Zeitungen und Klagen über Ver- 
stümmelung der Anlagen, wie solehe in den 
Wiener Zeitungen bestündig erscheinen, wür- 


den nur dann einen Werth haben, wenn sie 


192 


von einem bekannten tiichtigen Fachmann 
unterschrieben sein würden 

4) Herr Garten- ipek Katzer in Paul- 
lowsk theilt uns mit, dass er seine 4 Sorten 
Stangeria, die er doch für Arten halte, 
durch Wurzeln (unterirdische wurzelartige 
Stocksprossen) vermehrt habe, ebenso auc 
Bovenia. 

Aus Uralsk in der Steppe, südlich vom 
Ural, schreibt Herr Burmeister, dass der 
wenige Schnee früh fortging, dann aber 
trockene Ostwinde T so dass es 
geringe Aussicht auf Heu- und gare 
war, denn bei solchem “YE bleibt dor 
der Waizen in der Erde liegen, ohne zu ses 
men und geht bisweilen erst im folgenden 
Jahre auf. — In den Ostseeprovinzen haben 
Maifröste vielen Schaden an den Feldfrüch- 
len gethan. 
(vom 10. Mai n. St. an) seh 
so a schnelle Entwicklung, 
dass man im Garten mit keiner Arbeit nach- 
kam u namentlich Baumschulen nicht 
rechtzeitig expediren konnten , Anlagen mit 

äu h len Laube 
ausgeführt werden mussten, da der Frost im 
Boden das Verpflanzen und Ausnehmen der 
Pflanzen nicht zeitig genug erlaubte. 

6) Die grossen Ausstellungen in Berlin und 
Gent sind bereits in den verschiedensten 
Fachschriften besprochen 
halten wir uns vor, 
von unserm Standpunkt zu besprechen. 
Gent soll die vom Linden'schen Etablissment 
eae meis gleichzeitig veranstaltete 
Ausstellung noch mehr als die grosse Aus- 
inte besucht worden sein und als Kon- 


Die brillante Berliner Aus- 
Erg hat der Referent selbst gesehen und 

ärtner und Pflanzenfreunde 
u im Namen der Kaiserl. Russ. 
Gartenbaugesellschaft zur Theilnahme bei 
der Petersburger Ausstellung zum 5./15. Mai 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


In; 


1884 wiederholt eingeladen. Als Ausstel- 
ung von ausschliesslich deutschen (vorzugs- 
weise natürlich Berliner) Handelsgärtnereien, 
Gärten von Pflanzenfreunden und Produzen- 
ten von anderweitigen Gegenständen des -. 
Gartenbaues 3 


der Leistungen des ausschliesslich deutschen 
Gartenbaues gab und zeigte, dass Deutsch- . 
land in Beziehung auf Gartenbau eine hohe . 
Stufe der Kultur einnimmt, 3 

7) Herr Auguste Deleuil, onome - 
à Cardanne prés Marseille, empfiehlt ^ie rothe - 
Runkelrübe als Ersatzpflanze des Weinstockes! _ 
Man kann bei ihm eine Anweisung zur Fabri- 
kation dieses Weines zu 5 Fr. 50 Ct., Samen — 
von dieser rothen Runkelriibe, das Hecto- . 
gramme zu 3 Fr. 25 Ct. und endlich die | 
Kulturanweisung zu 3 Fr. 50 Ct. kaufen. Wir /— 
leider schon lange den — 


u 
Fabrikation von E 
dass Frankreich in dieser Beziehung voraus- 4 
gegangen und Deutschland leider gefolgt ist, — 
so dass jetzt sogar Strafbestimmungen in - 
dieser Pages. haben festgestellt werden — 
ich ist es freilich, wenn der - 
Betretiende seinen Wein 4 
e betterave“ E. 
nennt su als Ersatz für den Wein an- - 
preiset. D oe 
8) Die Kaiserl. Russische Gartenbaugesell- — 


flora zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. E 

9) Peter Jermolaiewitsch von | 
Wolkenstein, bisher erster Sekretär des — 
Kaiser]. Russ. Gartenbauvereins etc., ist zum | 
Inspektor des Kaiser]. Taurischen Gartens, 34 
sowie des Gartens auf Jelagin Ostrow er — 
nannt worden. E 


Dr. 
Kais, Russ. Hofrath u. Bibliothek: 


LJ 


GARTENFLORA. 


Allgemeine Monatsschrift 
für 
deutsche, russische und schweizerische Garten- und Biumenkunde und Organ des 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg, 


Unter Mitwirkung vieler 
Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


si E. und redigirt 


Dr. Eduard evs 


der kgl. ayr. Akademie der 
we 


u für Deutschland 


H. Jäger, E. Mayer, A. Senoner, L. Beissner, 
Hofgarteninspector in Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. ien. Garteninspectorin Binh wei. 
H. Ho n lomon, W. Zeller, 

Prof. ord. an der Univ. Giessen. Kgl. Botanischer Gartner in Würzburg. Garteninspector in 
Prof. Dr. Göppert, Zabel, 
Geh. Rath u. Director d. bot. Gartens DE der Forstakademie 
in Bres u Hannöv. Münden. 
g E. Se hmidt "ESO. Reichenbach, 
(Firma: Haage & Schmidt.) en u. Director d. bot. Gartens in Bene 


Mitherausgeber für die Schweiz: 
E. Ortgies, š 
inspector des Bot. Gartens in Zürich. 
Mitherausgeber für Russland: 
on Herde 


r, 
r am ‚Kaiserlichen 
Botanisehen Garten zu St. "Pot 


E. Ender, 
Erster Gärtner am Kaiserlichen Botanischen 
Garten zu St. Petersburg. 


Juli 1883. 


STUTTGART. 
Verlag von Ferdinand Enke. 
er 


Inhalt des duli- Heftes. 


Seite | et : : | Bette 
I. Originalabhandlungen. | 6) Eine neue Hybride zwischen Be- E 
1) Abgebildete Pflanzen. | gonia semperflorens Lk. et Otto 4 
A. Hedysarum multijugum und Begonia Schmidtiana Rgl. 204 d 
EXER. 0. o . 2.98 | 7) A. Regel, von Altynimel im Ili- E 
B. Pescatoria Lehmanni | thale nach Kuldscha (1870) . 206 : 
C oe me Phe Sees es | U. Neue und empfehlenswerthe . 4 | 
cheap gee onal ire emer Pfessén . — . . . . . 20 m | 
2) Schnittblumenzucht . . . . 196 HE Noin us . E. | 
3) Zweizu selten kultivirtePflanzen 200 |: E 
4) Die Zimmerkultur der Caladien 201 did — 3 
5) Einfluss des letzten Winters in V. Personalnotizen und Corre- 
iflis Peo, eo c DO spondas. o . . .. ; : 


Einsendungen für diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an 
die Redaction zu machen, 

Original-Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder andere Gegen- 
stände, die sieh auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- 
bogen honorirt. oe 

Biicher, deren unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung 
in diesen Blättern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- 
bildung, wo möglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 
E. Regel in St. Petersburg an die Verlagsbuchhandlung von Ferdinand Enke 
in Stuttgart einzusenden. a 
| Annoncen aller Art werden auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine 
Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen, — Cataloge legt die Ver- 
. lagsbuchhandlung in einer Anzahl von 600 Exemplaren gegen eine Gebühr 
. von 8 M. der Gartenflora bei. 2 


insoweit Aufnahme finden, als sie den Umfang von 9 Bogen nicht übersteigen. 
.  Kleinere Abhandlungen von 1s — '» Bogen sind dem Herausgeber, wie den 


ee E e RA 


E 
j 
3 
D 
1 
i 
$ 
, 


L Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Hedysarum multijugum Maxim. 
(Siehe Tafel 1122.) 


Leguminosae. 


Fruticosum, foliolis 20—40 alternis 
obovatis v. oblongis obtusis, subtus 
petiolis persistentibus ramisque seri- 
ceo-pilosis ; calyce superne fisso, denti- 
bus brevissimis inaequalibus; alis ca- 
lycem vulgo, carina vexillam aequan- 
tibus; lomenti pubescentis vel glabri 
articulis reticulato rugosis, ad nervos 
praesertim margine aculeos subulatos 
interdum parcos gerentibus. 

Mongolia australis: deserta ad 
jugum finitimum Naushan; Kansu 
occidentalis alpina in argillosis (Prze- 
walski 1872, 1879, 1880). 

Proximum H. fruticosum L. f., differt 
calyce petiolis racemisque brevioribus, 
numero saepiusque forma foliolorum. 
Ceterum planta mongolica nostra habet 
sese ad kansuensem, ut H. fruticosi 
var. ß. ad var. a, Turez. 

Frutex 2—5-pedalis densus, ramis 
tenuibus, floribus amplis profunde ro- 
seis (variantibus albis), foliolorum nu- 
mero et magnitudine alarumque longi- 
tudine ludens. (Maximowiez, dia- 
gnoses plant. nov. asiat. decas : 
1881, p. 212.) 

1883. 


Dieser schóne, von Przewalski in 
den Kaiserl Botan. Garten aus dem 
Kansu-Gebiet eingeführte Strauch, 
überdauerte den Petersburger Winter 
ohne Deckung und blühete im Som- 
mer 1882 im freien Lande. Es ist 
ein 2—5 Fuss hoher, dicht verüstel- 
ter Strauch mit dünnen hin und her- 
gebogenen Aesten, die gleich der un- 
tern Seite der Blitter weiss seiden- 
artig behart sind. Blätter gefiedert, 
mit beiderseits 10—20 stumpfen Blätt- 
chen von länglicher oder länglich- 
elliptischer Gestalt. Blüthentrauben 
gestielt, achselständig, etwas länger 
als die Blatter. Kelch auf der obern 
Seite etwas tiefer gespalten und aus- 
serdem mit unter einander ungleichen 
spitzen Zihnen. Die ziemlich grossen 
Schmetterlingsblumen besitzen eine 
schöne rosenrothe Färbung mit sehr 
kurzen Flügeln (seitlichen Blumen- 
blättern), die nicht länger als. der 
Kelch und mit weit über den Kelch 
herausragendem Kiel und Fahne (das 
untere und obere Blumenblatt). Die 
Gliederschote kurz behart oder kahl, 

13 ' 


194 


die Glieder netzfórmig geadert und | 
auf den Adern meist kleine nur mit 
der Lupe erkennbare Stacheln. 

Eine der ausgezeichnetsten Einfüh- 
rungen Przewalski's aus dem an neuen 
ausgezeichneten Pflanzenarten so rei- 
chen alpinen Kansu-Gebiet. — Wenn 
sich dieser Strauch auch fernerhin 
als so hart, wie bis jetzt, bewührt, 
dann dürfte derselbe als einer der 
schónsten Blüthenstrüucher für den 


| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


rauhen Norden bald allgemeine Ver- 
breitung finden. (E. R. 
Erklürung der Abbildung. 
l. Ein Zweig mit Blumen in natür- 
licher Grösse. — d. Der Kelch, ver- 
grössert. — c. Ein Flügel. — b. Der 
iel. a. Die Fahne. — e. Der 
Griffel. — f. Die Gliederschote. 
g. Das Staubfadenbündel. — NB. alle 
diese Figuren in ungefähr doppelter 
Grösse. (E. R.) 


B. Pescatoria Lehmanni Reichb. f. 
(Siehe Taf. 1123.) 
Orchideae. 


Pescatoria Lehmanni; foliis lineari- 
bus, acutis, ultra pedalibus, usque 
pollicem latis; floribus maximis, se- 
palis petalisque cuneato-oblongis, ob- 
tuse acutiusculis; labelli laciniis basi- 
laribus parvis, erectis, triangulis; 
callo interposito obtusangulo undecim 
carinato; lacinia antica oblonga, re- 
tusa, revoluta, hispidissima. — Flores 
violacei, basi albo-striati. Sepala 
et petala alba, densissime lilacina 
venosa. Labellum profunde lilacinum. 
— Zygopetalum Lehmanni Rchb. f. 

Reichb. f. in Gard, chronicle 1879, 


pag. 424. 
Es gereicht uns zu besonderer 
Freude, den Lesern der Gartenflora 


die erste Abbildung dieser ebenso 
schónen, als noch seltenen Orchidee 
bieten zu kónnen, eine der schónsten 
Entdeckungen und Einführungen des 
verdienten Reisenden, Herrn F. C 
Lehmann, 
Gebirgswaldungen der Grenzdistrikte 
von Columbien und Ecuador auf Bäu- 


der sie in morastigen | 


men wachsend entdeckte. In diesen — 
dichtbewaldeten Hängen und Schluch- | 
ten der müchtigen Andenkette regnet ' 
es täglich, und zwar das ganze Jahr | 
hindurch, höchstens im Monat August — 
setztder Regen einige Wochen aus. Der 
humusreiche Waldboden wird zum 
€ HOMME und die Eingebornen 

‚schwer 


Een Gegenden, ‚dieden kühnen 
Reisenden anlocken, denn hier kann 
er am ersten hoffen, noch neue Pflan- 


zenschätze zu heben, hier ist die Her 


math der schönen Pescatoria, Bar — 
temania und Bollea-Arten, die 
in dem letzten Jahrzehnt in rascher 
Reihenfolge importirt wurden, leider 
dem Sammler viel Mühsal und Ge 
Gefahr, aber wenig Gewinn bieten, 
da sie schlecht reisen und meistens 
todt in Europa ankommen. — So kam 
auch die erste Sendung der Pesca 
toria Lehmanni im Oktober 1879 

in sehr traurigem Zustande an, Was - 


| noch davon lebte, war doch vor der 


I, Originalabhandlungen. 


Hand unverkiuflich. Wir hatten da- 
mals und bis vor Kurzem die Agentur 
fir Lehmann, wie in früheren 
Jahren fir Wallis, Roezl, Bruch- 
müller etc, und so fiel uns dann 
die Aufgabe zu, die noch Leben zei- 
genden Bruchstücke in Kultur zu neh- 
men, um zu retten, was noch zu ret- 
ten war. Es ist das meistens ‘eine 
Aufgabe, die aufopfernde Geduld er- 
fordert, um so grösser ist dann aber 
auch die Freude, wenn es gelingt, 
wenigstens Einiges zu retten und nun 
die Blüthen sich zeigen und den ge- 
hegten Erwartungen entsprechen. — 
Als ein solches Schmerzenskind kón- 
nen wir die P. Leh manni bezeichnen, 
die hoffentlich jetzt ein dauernder 
Schmuck unserer Sammlungen blei- 
ben wird, da die Arten dieser Sippe 
unter richtiger Behandlung, wenn erst 
mal in den Gang gebracht, ein freu- 
diges Wachsthum zeigen und durch 
Theilung sogar sich vermehren lassen. 

Die linealen, zugespitzten Blätter 
dieser Art sind schmal im Verhált- 
niss zur Lünge, Blumen von ansehn- 
licher Grüsse, Sepalen und Petalen 
keilfórmig-lünglich, wenig zugespitzt ; 
Seitenlappen der Lippe sehr klein, 
aufrecht, dreieckig, die dicke, halb- 
runde Lippenschwiele dichtrippig; 
Vorderlippe länglich, vorne einge- 
gedrückt, mit zurückgerollten Rän- 
dern und auf lilablauem Grunde dicht 
mit weissen zottigenHaren be- 
setzt. Die Blüthenfarbe ist ein 
schönes Violet, nach dem Grunde zu 


195 


heller werdend, mit röthlich-weissen 
Streifen, Lippenschwiele und Griffel- 
säule braunroth, Vorderlippe lilablau 
mit weisser Spitze, Anthere weiss. — 
Die Abbildung ist nach einem Exem- 
plare gemacht, das im Laufe dieses 
Sommers und Herbstes (1882) mehrere 
seiner schönen Blüthen entwickelte 
und bis in den Winter hinein fort- 
blühen wird, da weitere Knospen sich 
zeigen. Ein anderes Exemplar brachte 
Blüthen, deren Färbung heller und 
die Streifen mehr verwaschen waren, 
es. zeigt sich also auch bei dieser, wie 
bei so vielen anderen Orchideen die 
Geneigtheit zu variiren. 

Nach Lehmann wüchst P. Leh- 
manni in Regionen, die etwa 1000 
bis 1400 Meter über Meereshóhe lie- 
gen und eine sehr gleichmässige Tem- 
peratur von 17—19° C. bei grosser 
Luftfeuchtigkeit haben. Es ist dies 
ein Fingerzeig, diese und verwandte 
Arten gegen plótzliche oder grosse 
Temperaturwechsel, sowie gegen trok- 
kene Luft möglichst sorgfältig zu 
schützen. — Uns gedeihen die Orchi- 
deen dieser Sippe sehr gut, seit wir 
sie in der wärmsten Abtheilung un- 
sers Orchideenhauses schattig und be- 
ständig feucht halten, nicht durch Be- 
giessen, sondern durch tägliches Ueber- 
spritzen, wobei wir recht absichtlich 
auch die jüngsten Triebe förmlich 
mit Wasser anfüllen, was bei anderen 
Orchideen sorgfültig zu vermeiden ist. 

Ortgies.) 


196 | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


€. Taccarum Warmingianum Engl. 
(Hierzu Tafel 1124.) 
Aroideae. 


Professor Engler in Kiel hat in in !4 der Lebensgrósse dargestellt. 
seiner Monographie der Aroideen die | Aus jeder Knolle erheben sich je 
Gattungen Lysistigma Schott und En- | 1 bis 2 Blätter, mit 3—31 Fuss 
dera Rgl. mit Taccarum vereinigt. Die | hohem weiss geschecktem Blattstiel. 
Gattung Taccarum besitzt wie auch | Die Blattflüche ist hellgrün, im Durch- E 
Amorphophallus, Colocasia etc. eine | messer 24/2 Fuss haltend und doppelt 
knollige Wurzel, im Herbstesterbendie | bis dreifach handfórmig fiederschnit- 
Blütter ab und im Frühjahre treibt | tig, mit linglich-lanzettlichen, am 
die Knolle die Blütter und Blumen. runde zusammenfliessenden Fieder- | 

Was nun den Gattungsnamen be- | blüttchen, die wiederum einfach oder 
trifft, so scheinen ausser dem Vater- | doppelt fiederlappig. Der Blüthen- 
land wirklich keine genügende Cha- | schaft ungefähr 8 Zoll lang und trügt 
raktere vorhanden zu sein, welche | die 15 Zoll lange braune, am Grunde - 
Taccarum von Endera scheiden, was | scheidige, nach oben ausgebreitete - 
ich bei dem damals mir zu Gebote | ovale und aus abgerundeter Spitze 
stehenden Material nicht entscheiden | kurz gespitzte Blüthenscheide. Der 
konnte. Blüthenkolben warzig, von unten bis . 

Taccarum Warmingianum Engl 
ward von Prof. Warming in Stock- | denen die untersten weiblich, die obern 
holm seiner Zeit in Brasilien bei La- | männlich*). Kultur gleich den an- 
goa Santa entdeckt. Engler beschrieb | dern ähnlichen Arten, im Winter 


oben lose mit Blumen besetzt, von - 


diese Art in ,Warming, symbolae | trocken im Warmhaus. im Frühjahr . 


ad floram Brasiliae centralis, p. 760, | werden die Knollen gereinigt, in frische 
tab. 4 und W. Bull führte ee lockere Lauberde mit Beimischung 
vor einigen Jahren aus der Provinz | von Lehm verpflanzt und im niedri- 
Minas Geraes ein. Die beistehende | gen Warmhaus gehalten. (E.R.) 
Tafel ist uns freundlich vom Gardener’s : 

Chronicle mitgetheilt worden, wo solche | RR dU. Md T 
1881 p. 661 publizirt ist; dieselbe ist | conophalloidea — Taccarum peregrinum. 


- — = - E 


2) Sehnittblumenzucht. 


Wenn ich diesen Gegenstand zu | Gürtnerei vom Auslande her eine nicht 
einer kurzen Besprechung wühle, so | unerhebliche Konkurrenz erwachsen 
hat das seinen Grund hauptsächlich | ist. Rosen, Camellien, Veilchen und 
darin, dass meinen deutschen Kolle- | manche andere der feineren Schnitt- 
gen ae in diesem Zweige der | blumen kommen von auswürts und 


I. Originalabhandlungen. 


werden von den Konsumenten trotz 
ihrer oft recht mangelhaften Beschaf- 
fenheit mit guten Preisen bezahlt. 
Der Gärtner im Inlande, der mit gros- 
sen Kosten kleine ungeniigende Quan- 
titäten der gleichen Blumen produ- 
zirt, hat dagegen vielleicht Mühe, sie 
zu einem angemessenen Preise an den 
Mann zu bringen, weil der Markt von 
den fremden Blumen beherrscht wird. 
Dass da der Ruf nach Abhilfe laut 
geworden und die Angelegenheit in 
zahlreichen Vereinen erórtert wurde, 
ist natürlich, dass man aber dabei die 
Idee fasste, um einen Schutzzoll ein- 
zukommen, war ein Unding und wire 
eine ungerechte Schüdigung der In- 
teressen der Inhaber von Bouquet- 
geschüften, die doch auch Gürtner ge- 
wesen sind. Nur eine wirkliche und 
dauernde Abhilfe des Uebels gibt es, 
es ist die Zucht von Schnittblumen 
in genügender Menge und Beschaffen- 
heit in den Gärtnereien des Inlandes 
selbst. Allerdings gehören dazu 
zweckmässige Häuser und Heizungen. 
Die Schnittblumenzucht ist aber so 
lohnend, dass, besonders bei Neu- 
anlagen dieser, bis jetzt bei uns recht 
stiefmütterlich behandelten Branche 
der Gärtnerei, die grösste Sorgfalt 
zugewandt werden müsste. 

Hier (in New-York) sind unter dem 
Zwang und derrichtigen Würdigung 
derVerhältnisse eine grosse Anzahl von 
Gärtnereien etablirt, die nur Schnitt- 
blumen und einige Marktpflanzengat- 
tungen massenhaft ziehen. Ueber das 
bei ersteren übliche Verfahren sei 
hier kurz berichtet. 

Will man im Winter Blumen in 
Menge erzielen, so ist Licht in mög- 


197 


lichst grosser Fülle das Hauptelement 
hierzu. Deshalb müssen die Häuser 
eine möglichst grosse Glasfläche und 
die richtige Stellung und Neigung 
zur Sonne, d. h. die, in der sie am 
längsten von derselben getroffen wer- 
den können, haben. Eine ausgiebige 
Wasserheizung ist der beste Wärme- 
erzeuger.  Oberirdische Häuser sind 
bedeutend den in die Erde versenk- 
ten vorzuziehen, da sie trockner sind 
und im Winter bei anhaltend trüben 
Tagen leicht Fäulniss u. dergl. in 
feuchten Häusern auftritt. Feuchte 
Luft in einem trocknen Hause nach 
Bedarf zu erzeugen ist jedenfalls 
leichter, als in einem feucht gelegenen 
Hause die im Winter oft so sehr er- 
wünschte trockne Luft zu erzielen. 
Bei zweckmässiger Heizungsanlage 
ist ein Decken der Häuser nie nöthig. 
Sie erhalten deshalb jeden Lichtblick, 
jeder Sonnenstrahl kommt ihnen zu 
Gute und durchwärmt sie. Hier wird 
nie ein Haus gedeckt, obgleich der 
Winter länger, als bei uns dauert 
und fast eben so streng ist. Ein hel- 
ler Anstrich im Innern der Häuser 
erhöht die Lichtfülle. Ist eine Vor- 
richtung anzubringen, die es erleich- 
tert, den Pflanzen möglichst schnell 
und reichlich Wasser zu geben, so 
liegt darin ein besonderer Vortheil. 
Den Hauptraum im Hause nimmt ein 
Erdbeet ein, was je nach dem Wachs- 
thum der Pflanzen, für die es be- 
stimmt ist, mehr oder minder tief mit 
guter, kräftiger Erde gefüllt sein muss. 
Ein oder zwei Luftkanäle unter den 
Beeten, die übergrosser Feuchtigkeit 
Abzug gestatten, gleichzeitigaber auch 
mit einer Heizröhre versehen sein 


198 


kónnen, fehlen hier meistens, würden 
aber, wie ich aus Erfahrung weiss, 
ganz ausserordentlich nützlich sein. 
Auch die Seiten des Hauses kónnen 


zu Erdbeeten, entweder niedrigen oder | 
auf beliebig hohen Stellagen ruhen- | 


den benutzt werden, wenn man es 


nicht vorzieht, sie in gewohnter Weise | 


zur Topfpflanzenkultur zu benutzen. 


Die grössten Häuser dienen am | 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


zu unterdrücken. Es ist überraschend, 
wie schnell und üppig die Rosen unter 


der dauernden Einwirkung von Wärme | 


und Lieht, Nahrung und Nässe wach- 
sen. Man hat nicht nöthig, die all- 
zu markige Beschaffenheit des Holzes, 


| die im Freien fast immer dessen Er- 


frieren oder Abtrocknen zur Folge _ 


hat, zu fürchten, da die Pflanzen ja 


zweckmässigten der Rosenkultur. Die 


Anzucht der Rosen zum Auspflanzen für 
das Haus geschieht folgendermassen: 
Kräftige Herbststecklinge werden bei 
eintretendem Frühjahr 
mässig warm und gut im Wachsen 
gehalten. Nachdem sie die Steck- 
lingstöpfe durchwurzelt, werden sie 
nochmals verpflanzt, in gleicher Be- 
handlung bis Mitte oder Ende Juni 
gehalten und dann mit Ballen in das 
für sie bereitete Beet gepflanzt. Es 
werden dann schöne, kräftige und 
üppige Pflanzen sein. Die Entfer- 
nung zwischen den einzelnen Rosen 
soll etwas weiter sein, als man sie 
den gleichen Sorten im Freien geben 
würde. Den Fenstern gibt man einen 
gleichmässigen, aber nicht zu dichten 
Schattenanstrich. Es wird reichlich 
gelüftet und viel gespritzt, damit die 
Pflanzen frei von der sie ausserordent- 
lich schwächenden Plage der rothen 
Spinne, die schwer wieder zu besei- 
tigen ist, bleiben. 

Nach erfolgtem Anwachsen kann 
man allmonatlich einen starken Guss 
von Kuhdung geben, noch besser das 
ganze Beet mit Kuhdung belegen. 
Allzustarkes Blühen, — odersofern man 
der Blumen im Sommer nicht bedarf, 
das Blühen überhaupt, — ist möglichst 


eingetopft, 


geschützt bleiben. Im Spätherbst, 
sobald sich Blumen vortheilhaft ver- 
werthen lassen, hält man das Haus 
warm (ungefähr in der Temperatur 
eines Warmhauses) und spritzt bei 
gutem Wetter Morgens und Abends, 
bei anhaltend trüben Tragen nur 
Abends, letzteres deshalb, damit die 
Blätter möglichst lange feucht und 
darum spinnenfrei bleiben. Der An- 
strich muss jetzt, wenn er nicht ab- 
geregnet sein sollte, von den Fen- 
stern gewaschen werden. Man wird 
bei guter Beobachtung obiger Vor- 
schriften einen bis zum Ende des Früh- 
jahres anhaltenden, reichen und un- 
unterbrochenen Flor schöner, voll- 
kommener Blüthen erzielen. 

Hier muss jede Rose mit einem 
möglichst langen Stiele geschnitten — 
werden. Man lässt ein oder zwei ~ 
Augen bei Trieben von geringer 
Stärke. Diese Augen werden sofort 
wieder austreiben und geben unfehl- 
bar wieder Blüthen. 

Der ganze Schnitt der Rosen be- 
schränkt sich lediglich auf Entfernung 
des todten Holzes und der kleinen 
schwachen Triebe im Innern der Rose, 
da diese nie Blüthen geben. Man 
stellt mit Recht den Grundsatz auf: 
Je mehr Holz, desto mehr Blüthen. 
Bei den Hybrid-Remontanten erleidet 


I. Originalabhandlungen. 


dieser Schnitt natürlich "wesentliche 
Aenderung. Mehr wie 3 bis 4 Jahre 
lässt man hier, wenigstens in den 
bessern Etablissements, selten diesel- 
ben Pflanzen blühen, sie lassen dann 
nach, die Blumen werden nicht mehr 
so vollkommen, erscheinen nicht mehr 
so reichlich und die Biische selbst 
werden zu gross. 

Was nun die Sorten betrifft, die 
hier gepflanzt werden, so sind es vor- 
herrschend die folgenden, die ja all- 
gemein bekannt sind: Catharine Mer- 
met, Perle des jardins, Niphetos, Du- 
chesse de Brabant, Bonne Siléne, 
Madame Falcot, Safrano. 

Es sind das hier lingst fiir diesen 
Zweck bewührte Sorten. Bei uns 
sehr geschützte Rosen, wie Gloire de 

ijon, Souvenir de la Malmaison, 
Maréchal Niel u. a. werden nur ver- 
hältnissmässig sehr wenig gepflanzt, 
weil sie sich für den bewussten Zweck 
als weniger brauchbar gezeigt haben. 

Von Hybrid-Remontanten ist es 
vor allen General Jacqueminot, der 
massenhaft für den Winterflor ge- 
pflanzt wird. Ausserdem sieht man 
noch La France, Baronne de Roth- 
schild und einige andere bekannte 
Treibrosen. Hier ist der Schnitt dem 
bei uns üblichen ähnlich, nur lässt 
man weit mehr und längeres Holz bei 
den im Hause ausgepflanzten Rosen, 
als man ihnen im Freien lassen würde. 
Auch gönnt man ihnen entweder 
nach der Blüthe oder vor dem An- 
treiben im Herbste eine kurze Ruhe- 
zeit. Dieselbe wird durch Kühlhal- 
ten und mässigeres Giessen bewirkt. 
Die Theerosen dagegen lässt man im 
beständigen Wachsthum. 


ae) 


199 


Die auf obige Weise erzielten Blü- 
then sind weit schöner als die von 
Topfrosen, sie geben in Farbe und 
Grösse denen aus dem freien Lande 
nur sehr wenig nach. Der Ertrag 
ist aber auch quantitativ ein über- 
raschender und jeder Inhaber eines 
Bouquetgeschäftes gibt gewiss für 
solche Rosen einen bessern Preis, als 
für die importirten unvollkommenen 


Knospen. In diesem Falle gibt ein 
Rosenhaus eine ganz vorzügliche 
ente. 


Ein weiterer, gut verküuflicher Ar- 

tikel sind weisse und rothe Nelken. 

Man steckt die Stecklinge im Spät- 

sommer in Sand und piquirt sie, so- 

bald sie die ersten Spuren von Be- 
1 : 6$ pus a gays UA 


in denen sie sich schnell vollstündig 
bewurzeln werden. Die Kästen wer- 
den in einem Kalthause überwintert. 
Im Frühjahre pflanzt man die Steck- 
linge aus, um sie, wenn sie sich krüftig 
bestockt haben, im Hause in das Erd- 
beet zu setzen. Sie liefern wührend 
eines Zeitraumes von 6 Monaten un- 
unterbrochen reichlich Blüthen. Ich 
vermag keine Sorten anzugeben, da 
jeder Gürtner behauptet, er habe die 
besten. Erfahrung und Versuche 
müssen hier zur richtigen Auswahl 


führen. Haben die Nelken im Früh- 
jahr abgeblüht, so werden sie ent- 
fernt. 


Auch Bouvardien, diese beliebten 
Blumen, werden im Hause ausge- 
pflanzt und geben sehr grosse Mengen 
vollkommenster Blumen. ie im 
Herbst in die Vermehrung gebrachten, 
aus Wurzelstiickchen erzielten Pflan- 


» e. Ps s FETSE f! m 
zen kommen klingstój , kónnen 


200 


aber nach einmaligem Verpflanzen 
schon im Sommer in das Beet gesetzt 
werden. Ebenso vortheilhaft ist es 
aber auch, sie auf ein gut bearbei- 
tetes Beet im Freien auszupflanzen 
und im Spütsommer mit Ballen aus- 
zuheben und dann ins Haus zu pflan- 
zen. Es sind dann starke, üppige 
Büsche. 

Veilchenzucht ist hier in der bei 
uns üblichen Weise eingeführt, man 
pflanzt in Häusern und Kasten mei- 
stens gefüllte Veilchen aus. 

Bemerkenswerth scheint mir die 
Behandlung der Camellien hier. Wäh- 
rend man bei uns nur Haideerde für 
dieselben nimmt, werden sie hier im 
Hause in guter krüftiger Landerde 
ausgepflanzt, es ist überraschend, wie 
ausgezeichnet sie darin wachsen und 
wie die Bäume (man kann sie in der 
That so nennen) mit Knospen über- 
laden sind *). Sie bleiben im Sommer 


*) Auch in Petersburg pflanzt man in 
lockere lehmige Rasenerde, diese muss aber 
kalkfrei sein und aus der abgeschälten Gras- 
narbe mit 2 Zoll dicker Erdschicht, und diese 
ein Jahr auf Haufen gelegt, entstanden sein. 
Gesunde Pflanzen erhalten im Laufe des 


mit 
dung, behufs frühzeitigen Triebes erhalten 
sie im ersten Frühjahre eine Warme von 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


unter, allerdings mit einem Schatten- 
anstrich versehenem Glasdach, erhalten 
aber reichlich Luft und Wasser. Sieht 
man hier die Pflanzen in ihrer Ueppig- 
keit, so kann man die Haideerde als 
mindestens überflüssig bezeichnen. 
Allerdings ist hier der Sommer weit 
heisser als in Deutschland, doch ist 
diese Kulturmethode auch in den 
nördlicher oder im Innern des Lan- 
des belegenen weit rauheren Gegen- 
den überall und mit bestem Erfolge 
in Anwendung. 

Aus Vorstehendem wird man leicht 
schliessen kónnen, wie andere am 
Markte erwünschte Schnittblumen in 
gleicher oder ähnlicher Weise zu er- 
zielen sind. Es würde unnütz und 
weitläufig sein, würde ich noch mehr 
über die im Grunde so einfache und 
praktische Methode sagen. 
nur einer oder der andere meiner 


Kollegen einen kleinen Versuch da- 


mit machen, er würde sich gewiss 
nicht enttäuscht finden und das dabei 
aufzuwendende kleine Kapital zu seiner 


vollsten Zufriedenheit angelegt sehen. 


New-York im Mai 1883 
Fritz Ehrenberg. 


10—12* R. und im Sommer werden sie schat- 
tig und luftig unter Glas gehalten. (E. R.) 


3) Zwei zu selten kultivirte Pflanzen. 


Es handelt sich nicht nur darum, 


Neues zu bringen, sondern auch das | 


gute Alte festzuhalten und in Erin- 
nerung zu bringen, und so mag denn 
zweier Pflanzen Erwühnung gesche- 
hen, die unsere Kultur und Aufmerk- 
samkeit mehr verdienen, wie es jetzt 
der Fall ist. 


1) Magnolia fuscata Andr. Die 
bräunliche Magnolie, aus China stam- 
mend, ist eine nicht durch Blumen- 
pracht, aber durch Blüthenreichthum 
und köstlichen Duft besonders her- 
vorragende immergrüne Pflanze. 


Man findet 1 bis 242 Meter hohe 


Topf- resp. Kübelexemplare, meist > 


Möchte _ 


ee Se a a a MO! Fea TE DESA = 


I. Originalabhandlungen. 


von pyramidalem Wuchs. Die Blatter 
sind länglich-elliptisch, langgespitzt 
und glänzend, in der Jugend gleich 
den Aestchen unterseits bräunlich, 
weich-seidenharig. Blumen klein, auf- 
recht, schmutzig bräunlich-gelb, pur- 
pur gerandet, stark reifen Ananas 
ähnlich duftend. 

M. anonifolia Salisb. Flaschenbaum- 
blättrige Magnolie, ist eine Form mit 
schmäleren, glänzenderen, elliptisch- 
lanzettformigen Blättern, hat mehr 
purpurrothe, aber kleinere Blüthen 
und ist niedriger von Wuchs. 

Man pflanzt beide in eine Mischung 
von Laub-, lockerer Rasen- und Moor- 
erde, welcher entsprechend mürber 
Lehm und Sand zuzusetzen ist, sie 
sind im Kalthause zu durchwintern 
und erfreuen dann im Sommer bis 
Herbst, im Freien aufgestellt, durch 
ihre zahlreichen duftenden Blüthen. 

Die Vermehrung geschieht am be- 
sten durch Copuliren oder Ablactiren 
auf M. obovata (purpurea) als einer 
annähernd schwachwüchsigen Art. 

2) Evonymus fimbriatus Wall. Der 
gefranzte Spindelbaum, von Malacca 
stammend, trägt gegenüberstehende, 

eirund-längliche, langgespitzte, scharf 
 gesügt-gefrauzte, glänzend-grüne Blat- 
ter. Er ist Kalthauspflanze, nimmt 
sich mit seiner schönen Belaubung 
sehon als kleine Pflanze gut aus und 


201 


ist daher als harte Dekorationspflanze 
gleich Ligustrum japonicum, Aucuba 
und Evonymus japonicus mit ihren 
zahlreichen Formen, sehr schätzens- 
werth und verdiente für diesen Zweck 
recht ausgedehnte Verwendung. 

In Süd-Europa finden wir diesen 
schónen Spindelbaum in prüchtigen 
Exemplaren schon als stattlichen 
Baum mit sich zuspitzender Krone, 
der sofort durch seine edle Belaubung 
das Auge auf sich zieht. 

A ss 7 FE em | Q 


erziehen 


wir uns denn auch leicht schöne Exem- 
plare zur Dekoration kälterer Räume. 
Als besondere Zierde des E. fim- 
briatus sind noch die jungen schön 
roth herauskommenden Triebe zu 
nennen, die mit der frischgrünen Be- 
laubung besonders auffallend kontra- 
stiren und für längere Zeit die Pflan- 
zen schmücken. I. B. 
Pstserpt. von E. Regel Von 
Magnolia fuscata ist ein wohl 30 Fuss 
hoher Baum in hohem Camellienhause 
des K. Botanischen Gartens in St. 
Petersburg ins freie Land gepflanzt 
und blüht jährlich reichlich. Zur Zeit 
der Blüthe sieht man dessen Blumen 
kaum, aber der starke moschusartige 
Geruch erfüllt so das ganze Haus, 
dass man sogleich beim Eintritt weiss, 
dass die M. fuscata zu blühen beginnt. 


4) Die Zimmerkultur der Caladien. 


Die neuere Zeit hat so viele bunte 
Blattpflanzen in den Handel gebracht, 
dass der Liebhaber sich kaum ihrer 
erwehren kann; es gibt unter diesen 
Arten und Varietäten, die unser Auge 


sowohl durch die Form, wie durch | 


| die Farbenpracht ihrer Blätter fesseln. 


Allein alle diese Gewüchse werden 


| durch das Kolorit der Caladien über- 


troffen, deren Blütter eine Zusammen- 
stellung zeigen, welche manche un- 
serer kultivirten Blumen in den Schat- 


202 


ten stellt. Besonders die neuesten 
Bleu’schen Ziichtungen erweisen über- 
raschende Resultate. Bald sind es, die 
feinen Adern der Blätter, die in viel- 
fältigen Farben prangen; bald ist es 
ein zarter Farbenhauch, der sich vom 
Stengel ausgehend strahlig über das 
ganze Dlatt ergiesst. 

Leider hat diese Gruppe knollen- 
bildender Aroideen aus Brasilien den 
Missstand, dass sie im Winter ihre 
Blütter verliert und daher gerade in 
: der an Blumen und Farben armen käl- 
teren Jahreszeit unsere Zimmer nicht 
schmücken kann. Vom Frühling aber 
bis in den Oktober hinein gedeihen sie 
in unseren Wohnrüumen, wo ihnen der 
helle Standort am Fenster besonders 
zusagt. Die geeignetste Zeit zum 
Bezug der Caladien aus den Handels- 
gürtnereien ist der November bis zum 
Mürz, da dann die Knollen ruhen und 
daher bequem versandt werden kénnen, 
wie etwa die Hyacinthenzwiebeln. 

Nach Empfang der Knollen pflanzt 
man sie mit dem deutlich auf den- 
selben wahrnehmbaren Keimen nach 
oben in kleine Töpfe, etwa 2 Zoll 
unter die Erde, die aus einer humus- 
reichen etwas lehmigen Mischung be- 
stehen muss*). Zur Sicherung der 
Knolle gegen Feuchtigkeit streut man 
auch etwas Kohlenpulver oder Sand 
unter und um den Pflinzling. Den 
Blumentopf auf das Fensterbrett eines 
der wirmeren Zimmer stellend, be- 
giesst man die Erde anfangs sehr 
missig, mit zunehmender Vegetation 
aber mehr. Nach dem entwickelten 

*) In meiner Gartnerei nehme ich 3 Theile 
lehmige Rasenerde, 1 Theil Torferde und 
das entsprechende Quantum weissen Sand. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


zweiten Blatt gewöhnlich schon ist 
der kleine Blumentopf mit Wurzeln 


a du a TS 


gefüllt und man ist gezwungen in 


einen grösseren Topf zu verpflanzen. 
Hat man mit der Erde eine richtige 


Wahl getroffen, so wachsen die Cala- | 


dien schnell und üppig in der war- 
men Zimmerluft und bringen, am hel- 
len warmen Fenster stehend, kräftige 
mit schönem Kolorit versehene Blät- 
ter hervor. Gegen das Lüften der 
Fenster in der warmen Jahreszeit 
sind sie nicht empfindlich, allein es 
schadet ihnen unbedingt die kalte 


Luft, welche während des Frühlings 


durch das geöffnete Fenster eindringt. 
Mit der weiteren Entwicklung werden 
die Caladien immer mehr gegossen 
und bei starkem Wachsen zum zwei- 
ten Male verpflanzt. Auch das bei an- 
deren Zimmergewächsen anzurathende 
Beschatten der Töpfe mit Papier wäh- 
rend der heissen Stunden unserer 


Sommertage ist bei diesen Pflanzen 


sehr zu empfehlen. Im August und 


September erreichen sie ihre grösste 


Vollkommenheit, 


im Oktober, oft — 


schon Ende September beginnen aber - 
die unteren Blätter ihr Kolorit zu ver- | 


lieren, gelb zu werden und hiermit - 


anzuzeigen, dass die Pflanze in ihren 


Ruhestand zurücktreten will Diesem — 
Verlangen trügt man dann Rechnung, : 
indem man fortan immer weniger | 
Feuchtigkeit gibt, bis der Pflanze - 
letzte Blätter gelb geworden sind. — 
Dann werden die Blattrudimente ab- . 


geschnitten und die Pflanze in einen : 


trocknen warmen Raum, auf einen 
Schrank oder dergleichen, gestellt. 


Hier bleibt sie ohne gegossen zu wer- 
den bis zum Januar resp. Februar - 


I. Originalabhandlungen. 


dann nimmt man die Knolle heraus 
und behandelt sie wie schon oben be- 
schrieben. 

Die Vermehrung der Caladien ist 
ziemlich leicht, denn die Knollen setzen 
zum Theil junge Brut an, zum Theil 
besitzen dieselben eine Menge Keime, 
die eine Vervielfältigung unschwer 
ermöglichen 

Aus allen diesen Umständen ist zu 
ersehen, dass wir mit der Einführung 
der Caladien als Zimmerpflanze un- 
sern Wohnungen einen selten farben- 
reichen Schmuck bieten und dass je- 


203 


der Liebhaber, der über die elemen- 
taren Handgriffe des Gartenbaus ver- 
fügt, sie mit vielem Erfolg im Zim- 
mer kultiviren kann. Da auch der 
Preis für starke Knollen je nach der 
Neuheit der Sorte ein nicht zu hoher 
ist und die Uebersendung ohne Schwie- 
rigkeiten bewerkstelligt werden kann, 
so zweifle ich nicht, dass diese far- 
benprächtige Gruppe der Aroideen 
auch unter denen, welche ihre Pflan- . 
zen nur im Zimmer kultiviren, zahl- 
reiche Freunde finden wird. f 


H. Gögginger, Handelsgärtner in Riga. 


5) Einfluss des letzten Winters in Tiflis. * 
Am 8. und 9. Januar 1883 bei —24 Grad Celsius erfroren in dem 


Tifliser Akklimatisationsgarten: 


bis zur Erde, theilweise ganz todt: 


Cupressus funebris. 
* Lindleyana. 
‘ Mac Nabiana. 
sempervirens. | 
bee Bermudiana. 
Podocarpus salieifolia. 
Pinus Pinea. 
Laurus nobilis, 
»  caroliniana dto. 
lusitanica dto. 
Olea europaea. 
Poinciana Gilliesii. 
Hydrangea japonica. 
Cedrus Deodara. 
Elaeagnus reflexa. 
pungens fol, var. 
Evonymus japonica. 
aurea. Ganz todt. 
Riia Alaternus. 
Photinia serrulata. 
Viburnum Tinus. 
Olea fragrans. 


Junge Exemplare todt. 
Alte und junge bis zur Erde oder ganz todt. 


Die jungen Exemplare bis 5- und 6jährige 
todt bis zur Erde oder ganz erfroren, ältere 
nur an den Spitzen beschädigt. 


Junge alle todt, 40 Jio alte bis auf den Stamm erfroren. 


Zwei- bis fünfjáhrige ganz todt. 


Alle bis zum Schnee, selbst 18jährige hohe Sträucher. 


nter Ge Fay 


204 


Chimonanthus fragrans. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Ligustrum japonicum. Junge ganz todt. 


Indigofera Dosua. 
Lagerstroemia indica. 
Punica Granatum. 
> s var. Legrellei. 
Ficus Carica. 
Rosa indica sempervirens. 


9 Fuss hohe Strüucher bis zur Erde abgefroren, 


Besonders litten die weissfriichtigen. 
Alle schónen Laubengünge und Wandbeklei- 


dungen bis zur Erde rasirt. 


hea 
borbonica 


» 
Berberis diphylla. 


Vitis vinifera. 
amerikanische unbeschädigt. 


Melia Azedarach. Junges Holz todt. 


Spartium junceum. Desgl. 

Dto. 

Jasminum revolutum. Dto. 
Prunus Laurocerasus. 
Phillyraea media. Ebenso. 
Eriobotrya japonica. 
Tecoma radicans. Ebenso. 
Amygdalus communis. 
Corylus Avellana. Ebenso. 


Jasminum officinale. 


stark zurückgefroren. 


Alle einheimischen Sorten stark gelitten, Isabella und andere 


Bis zum Schnee gelitten. 
Bis zur Erde todt. 


Blüthenknospen total erfroren. 


Magnolia grandiflora, tripetala u. A. hielten ohne Schaden aus. 


(Scharrer.) 


6) Eine neue Hybride zwischen Begonia semperflorens Lk. et Otto und Begonia - 
Schmidtiana Rgl. 


Im Jahre 1880 wurden in einem 
kleinen Kalthaus hiesiger Hofgirt- 
nerei eine gróssere Anzahl der Begonia 
semperflorens zum Sommerflor in 
Töpfen kultivirt, ebenso hatten mehrere 
Exemplare der damals noch neuen 
Begonia Schmidtiana ihren Platz hier 
gefunden. Beide Sorten verblieben 
bis zum Herbst in diesem Raum, nur 
waren des Verbrauches an Topfpflan- 


zen wegen nur einige der B. semper- 
forens übriggeblieben, die aber im. 
Lauf der Zeit eine enorme Menge 
Samen angesetzt hatten, welcher nach 
seiner Reife aufbewahrt und gewisser 
Umstünde halber erst im Frühjahr 
des vorigen Jahres zur Aussat ge 
langte. 

Nicht ohne Ahnung, dass eine ge - 
genseitige Befruchtung durch Insek- 


I. Originalabhandlungen. 


ten stattgefunden haben konnte, weil 
zur Zeit der Blüthe beider Arten doch 
der Raum gehörig gelüftet gewesen, 
wurden von den jungen, aufgegan- 
genen Pflünzchen eine gehórige An- 
zahl piquirt und nach Verlauf von 
14 Tagen zeigten schon etwa 10 unter 
100 Pflanzen eine deutlich sichtbare, 
dunklere, schwachróthlichere Farbung 
der Blüttchen. 

Dass diese Hybride nun eine krüftig 
wachsende, harte Pflanze ist, selbst 
hürter und in der Jugend schnell- 
wüchsiger als ihre Mutterpflanze, be- 
weist, dass diese die B. semperflorens 
an Grósse im Samennapf und im 
Piquirkasten überholte. Jene wurden 
nun geschieden und im Sommer zum 
Theil ausgepflanzt am Rand von Blatt- 
pflanzenbeeten und sogar ein kleines 
Beet günzlich mit den jetzt recht 
niedrig, dichten Pflanzen bepflanzt. 
Der Flor war ein sehr reichlicher. 
Die regnerischen Monate des vergan- 
genen Jahres thaten dem fortwühren- 
den Blühen keinen Eintrag, und so- 
mit würe wohl vorstehende Hybride, 
wenn nur einigermassen gegen die 
grellste Mittagssonne geschützt, über- 

l im Garten anzubringen und zu 
empfehlen. 

Die in Tópfen verbliebenen Exem- 
plare zeigten selbstverstündlich, da sie 
hell gehalten wurden, um möglichst 
schnell Blüthen zu produziren, noch 
weniger Ueppigkeit und erreichten 
bei ansehnlicher Breite kaum eine 
Höhe von 30 Cm. 

Der Bau der ausgewachsenen Exem- 
plare ist dem der Mutterpflanze gleich; 
die glatten, schief-eirunden, zugespitz- 
ten Blütter kommen von unten auf 


205 


an róthlich behauchten Stengeln her- 
vor und sind selbst schwach roth ge- 
adert, besonders wenn dieselben gegen 
das Licht gehalten werden. Jedoch 
wurde auch bei vielen der Exemplare 
eine mehr oder weniger rothe Für- 
bung an Blatt- und Blüthenstengeln 
bemerkt, desgleichen zeigen auch 
einige Pflanzen eine stärkere röthlich- 
braune Aderung. Ob diese Thatsache 
durch äussere Wirkungen, etwa durch 
Licht oder Schatten u. dgl. beein- 
flusst, blieb leider unentschieden. Im 
Ganzen war es jedoch dasselbe Ver- 
hältniss, wie man es bei Begonia 
Roezli Rgl. beobachtet, dass eine 
Pflanze mehr, die andere weniger 
röthlichbraun behaucht ist. Nicht so 
jedoch ist es mit den Blumen wie bei 
letzterer, die auch eine hellere, oft 
dunklere Farbennüance zeigen. Bei 
dieser Hybride sind auf allen Exem- 
plaren die Blumen von egaler weisser 
Färbung. 

Der Bau der Blume selbst ist dem 
der B. Schmidtiana ähnlich, jedoch 
sind dieselben etwas kleiner, aber zahl- 
reicher erscheinend als bei B. sem- 
perflorens. Ebenso verhält es sich 
mit den Samenkapseln, 

Nach dem ersten Verblühen, bevor 
noch der Samen zur Reife gelangte, 
begann die Blüthe von Neuem und 
dauerte bis in die Wintermonate. 

Im Heft I der Gartenzeitung von 
Dr. L. Wittmack gibt Herr W. Per- 
ring, Inspektor des königl. botani- 
schen Gartens zu Berlin, eine Be- 
schreibung einer neuen Hybride zwi- 
schen B. semperflorens und B. Schmid- 
tiana, welche ohne Zweifel ein und 
dieselbe Pflanze behandelt; es wäre 


206 


also gleichzeitig in 2 Gürten dieser 
Bastard zufülig entstanden. Herr 
Inspektor Perring hat seiner Pflanze 
den Namen Begonia hybrida ,Frau 
Marie Brandt* beigelegt. Genannter 
Herr empfing, wie aus seinem Artikel 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


eee BEE: AE 


ersichtlich, die Simlinge vom Herrn 
Handelsgürtnereibesitzer Brandt in 
Charlottenburg. 
O. Sckell, 
z. Z. Gehilfe im Grossherzogl. 
Hofgarten z. Belvedere. 


7) A. Regel, von Altynimel im Ilithale naeh Kuldscha (1870). 
(Schluss.) 


Auf dem Altynimelpass fand ich 
wieder eine dankbare Flora; am Wege 
das schöne weissblüthige Dracocepha- 

: j A 


1 Aa 
ium em 


Buamschlucht ähnlich, auf den Höhen 
über dem Passe und in der mir von 
früher her bekannten Seitenschlucht 
Saussurea, Jurinea, Centaurea, Vero- 
nica laeta, ein Pyrethrum, Gentiana 
septemfida, verschiedene Umbelliferen, 
Phlomis, Paeonia, Dictamnus, Draco- 
cephalum integrifolium, Calamintha, 
Nepeta, einige Potentilla, von Sträu- 
chern Cotoneaster, Lonicera micro- 
phylla und die verwandte behart- 
blättrige Form, L. Altmanni, Loni- 
cera tatarica, eine schwarzfrüchtige 
Rosa (Varietät von R. platyacantha), 
eine Ephedra (E. glauca oder pro- 
cera?), Juniperus Sabina. Es gab 
jetzt nur noch einen Aufenthalt in 
Koibyn, wo ich die Nacht bleiben 
musste, in Borochudsir am nächsten 
Tage und die Nacht zum 4ten am 
Chorgos; dann näherte ich mich am 
Abend des 4. August Kuldscha auf 
einem von Suidun gegen das lliufer 
hingeführten, nicht gerade besseren 
Weg, wo gerade die Salzpflanzen, als 
Salsola crassa, Horaninowia u. a. in 
voller Pracht der purpurrothen Peri- 
gonien standen. Der August ging 


im Ordnen des Hauses und in Amts- 
geschäften ete. hin. Den Arbeiter 
schickte ich zum Samensammeln an 
den Fluss Goksu im Thianschan und 
später noch an den Tschaptschal, von 
wo er ausser Samen von Berberis 
heteropoda und integerrima noch | 
grosse rothe Beeren einer unbekann- 
ten Berberissorte mitbrachte. Als ich 
nun kurzen Urlaub erhalten hatte, 
brach ich am 29. August (10. Septbr.) 
Abends auf gewóhnlichem Wege an — 
die Almatinka auf, wo ich bei den 4 

3 

i 


de = 


Tarantschen iibernachtete und am 
Morgen wihrend des feinen Regens 
einige Thalpflanzen sammelte, dann — 
ritt ich bei hüufigem Regen das Thal a 
aufwärts, wo die Berberis heteropoda, E 
Cotoneaster multiflora, Lonicera ta- 
tarica und Crataegus sanguinea gerade : 
von Früchten überladen waren; es 
fielen mir auch neben den Purpur- 
weiden die vielen Salix viminalis auf. ~ 
Bei den ersten Kirgisen trockneten ' 
wir unsere Kleider und Effekten; - 
dann ritten wir noch am Abend eben 
falls auf dem alten Wege an den - 
Sarybulak hinunter, da ich des Regens - a 
wegen den direkten Weg auf den 
Kokkamyr aufgab. Die Inhaber der . 
zahlreichen Aule forderten nicht ge- — 
rade allzuliebenswiirdig zum Einkehren — 


e 
"s 


I. Originalabhandlungen. 


auf, da sie offenbar die letzte Zeit 
von den Truppen auf jede Weise in 
Anspruch genommen wurden, Die 
Wiesengründe zwischen Almaty und 
Sarybulak waren in trostloser Weise 
abgeweidet. Nach beträchtlichem 
Warten erlangten wir am 31. August 
einen Führer und ein Packpferd und 
gingen an einen anderen Arm des 
Sarybulak hinüber, von dem aus der 
neuerdings gewechselte Führer den 
Aufsteig zu dem Passe Brabeschan 
zeigte. Hier in dieser Gegend kamen 
am Wasser und einer Seitenschlucht 
zahlreiche braunfrüchtige Crataegus 
sanguinea turkestanica vor, ausser- 
dem die gewöhnlichen Lonicera micro- 
phylla, Cotoneaster, Birken, Ulmen 
und Populus suavedens. Der Weg 
folgte nun dem Berggrat und fiihrte 
erst durch ein Gehölz von Populus 
tremula, Weiden und Sorbus. Hier 
fanden sich Spuren von Belemniten 
vor Dann ward der Weg felsig, 
es traten Tannen und hóhere Gebirgs- 
pflanzen auf, als Lonicera Karelini, 
Phlomis, Alsine, Sedum etc., doch nur 
an schwer zugünglichen Stellen eine 
Umbellifere. Als wir durch eine steile 
Schlucht auf einen ersten Gratvor- 
sprung hinangeklommen waren, be- 
gann ein kalter Wind zu blasen, der 
den ganzen Tag anhielt. Wir sahen 
tief unten zur Rechten eine der An- 
fangsschluchten des Sarybulak. Oft 
über Felsen reitend folgten wir den 
Bergrücken nach bis zum Anfange 
des Einschnittes; die Flora bot hier 
überall sehr wenig. Der obere Theil 
der Schlucht, in die wir eingetreten 
waren, hatte einen wahren Hochalpen- 
charakter. Alles überfüllt von Steinen, 


207 


darunter auch Marmorblócke, da und 
dort Schuttwille, die eher von La- 
winen und Bergschuttmassen her- 
rühren mochten, als dass sie früheren 
Morünen entsprachen, da und dort 
die Baue der schon eingewinterten 


. Murmelthiere und frische Bürenspu- 


ren; über den Häuptern die Fels- 
wünde des Grates, den man sowohl 
von der Talkischlucht wie von Sui- 
dun und Kuldscha aus sieht. Nur 
kurz rasteten wir auf dem Passe, wo 
ich Samen von Androsace Chamae- 
jasme, Nepeta kokkamirica, dem zwer- 
gigen Dracocephalum, Eritrichium vil- 
losum und Potentilla sammelte. Diese 
Stelle entspricht dem Westende der 
Kokkamirhochebene. Die Bergkette 
des östlichen Sairamrandes vereinigt 
sich hier mit der Talkikette, indem 
sie sich selbst in den Kertasch und 
die eigentliche nórdliche Kokkamyr- 
kette oder Bogdokette theilt. Das 
sind Alles grossartige Bergmassen, 
vorwiegend Kalk, zwischen denen die 
Sarybulakquellen in tiefen Wald- 
schluchten eingebettet liegen; oben 
kommen nur vereinzelter Wachholder 
und niedriger Alpengraswuchs fort, 
zwischen denen jetzt Pyrethrum am- 
biguum in Blüthe stand. Wir stiegen 
in die eine Schlucht hinunter und 
kamen dann wieder in eine enge Sei- 
tenschlucht hinein, in der Dracoce- 
phalum Alberti hüufig war; dann 
kreuzten wir in der Dämmerung den 
Fluss, der uns vom Talkianfange 
und dem nun sichtbar werdenden Sai- 
rambecken trennte; über den Ker- 
tasch wusste der Führer den Weg 
nicht. Wir stiegen noch ziemlich weit 
im Walde bis zu einer passenden 


208 


Weidestelle hinunter und fühlten uns 
beim Wachtfeuer recht gemiithlich. 
Eben wollte ich am Morgen, als die 
Sterne etwas blasser wurden, die 
Pferde losbinden und nun Thee kochen 
lassen, als seitwürts aus einem Gehölze 


vier Reiter gegen uns heranstürmten . 


und auf den kirgisischen Ruf gar nicht, 
auf den russischen mit Schimpfwór- 
tern antworteten. Sie waren mit Ket- 
tenkeulen, den sog. Sujul bewaffnet, 
und entfernten sich erst, als ich ihnen 
meine Nationalitit mit einem Revol- 
verschuss bewiesen hatte. Leider war 
kein Pferd gesattelt und als ich den 
zweifelhaften Persönlichkeiten nach- 
setzte, fand sich, dass sie sich seit- 
wärts im Walde verborgen hatten. 
Es war noch ziemlich weit bis zum 
Sairampiket. Ausser der gewóhn- 
lichen Strüucher und etwas Papaver 
alpinum und Pyrethrum bemerkte ich 
am Wege nichts; die Felsen, über die 
die Anfänge des Talkibaches schäu- 
mend herabstürzten, bestanden meist 
aus Kalk und Gyps, stellenweise war 
Tuff da. Auf dem Pikete unterhielt 
ich mich mit bekannten Offizieren, 
bis meine Leute gegen Mittag nach- 
kamen. Gegen den Kartschegantass 
zu waren auf der Sandfläche zwerg- 
artige Exemplare von Halogeton arach- 
noideum in Blüthe. Bei dem Posten 
an dem Kartschegantass hielt ich eine 
Weile an, da gerade ein Kirgise zu 
Fuss des Weges ging, dem die glei- 
chen 4 Räuber alle Habe und das 
Pferd geraubt hatten; der Offizier be- 
stätigte, dass jetzt überall Raub im 
Grossen betrieben werde. 

Der Pass Dawaty, über welchen 
der Weg führte, bot natürlich in 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


dieser Jahreszeit nichts Neues; der 
schöne Wald, in dem ich übernachtet 
hatte, war zum guten Theile abge- 
brannt, wohl um ihn in Weideplätze 
zu verwandeln. Die weitausgedehnte 
Porphyrschlucht durchmassen wir — 

achts, bis wir in der Nähe des Aus- ° 
ganges einen Aul fanden. Hier sam- . 
melte ich des Morgens etwas Samen 3 
von Convolvulus fruticosus, dann gin- . 
gen wir, mehrfach die Führer wech- ^ 
selnd, auf den Urtaksary los und sam- 
melten unterwegs die schön entwickelte 
zwergige Anabasis brevifolia und Ha- | 
logeton, dann kreuzten wir die Boro- ` 
tala und fanden bald den Aul eines ^ 
Impfers. Kaum wollten wir uns, natür- 
lich sehr freundlich empfangen, nie- — 
derlegen, als ein Bote meldete, eine ' 
zahlreiche Bande von Karagireiern, ^ 
also wahrscheinlich von Kirgisen aus — 
chinesischem Gebiet, hätten eben des — 
Impfers Pferde und viele fremde Pferde, — 
an 200, weggeführt. Ich sah nun das . 
interessante Bild, wie sich sofort Alle — 
mit dem, was zur Hand war, beson- ^ 
ders mit Lassostangen, bewaffneten | 
und zu Pferde stiegen, und auch mich - 
bat mein Wirth sie zu begleiten auf 
den Fall hin, dass die Räuber in der - 
Nähe seien. Ich wusste nun freilich, 4 


lich würde ein russisches Wort zur 

Bewültigung der Feinde genügt haben. 
Die Kirgisen vermeiden es, bei sol- 
chen Gelegenheiten Blut zu vergies- — 
sen, da sie dafür bei den allgemeinen - 


er 


vum: 


I. Originalabhandlungen, 


Schiedsgerichten der Stimme zu viel 
Vieh als Sühngeld zahlen müssen. 
Ueberhaupt wird nur der einzelne 
Dieb, der alles raubt, verachtet ; diese 
Pferdediebstühle sind dagegen eine 
Stammesangelegenheit, die besonders 
als Racheakt für einen Frauenraub 
oder eine Beleidigung seitens eines 
anderen Stammes veriibt wird; es 
wird sogar berechnet, wie viel Pferde 
man stehlen kann, ohne über das 
Maass der fremden Diebstahlsschul- 


den hinauszugehen, und es scheint auch ` 


in Berechnung zu kommen, wie viel 
man für seine etwaigen Verbündeten 
zu stehlen habe, wenigstens wurde 
von derartigem in. Bezug auf die 
Dunganen gesprochen, mit denen die 
Kysaier unter einer Decke standen. 
Wir ritten nun gegen eine Gebirgs- 
schlucht zu, in die sich die Angreifer 
zurückgezogen haben sollten; es ging 
natürlich ohne Weg und Steg durch 
Graben und Sumpf und über Fels- 
hinge, anfinglich noch bei Mond- 
schein. Von allen Seiten kamen Zu- 
zügler, die am Zurufe ,Kysai*, dem 
Stammesnamen, erkannt wurden; oft 
soll der Name eines bekannten Stam- 
meshelden als Losungswort dienen. 
Wo Spuren der Rüuberpferde im nie- 
dergetretenen Grase vermuthet wur- 
den, sprangen die Kirgisen auf den 
Boden und berochen ihn, um die Frische 
der Spur zu beurtheilen; sogar die 
Losung der Pferde wurde Allen zur 
kritischen Beurtheilung herumgeboten. 
Es wurde festgestellt, dass die An- 
greifer aus Sergiopol stammten, auch, 
dass ihre Zahl nicht so gross sei und 
sie sich schon weit entfernt hätten. 
Die Folge war ‚ dass ein Raubzug 
1883. 


- aus Taschkent erreicht. 


209 


nach Sergiopol beschlossen wurde. Ich 
entfernte mich natiirlich, sobald ich 
einen Fiihrer bekommen hatte, doch 
wurde es Morgen, bis ich mich im 
Aule schlafen legte. Mit den Kir- 
gisen war diesen Tag nichts anzu- 
fangen, mein Wirth auch nicht zu- 
rückgekehrt, doch am übernächsten 
Tage machte ich mich mit einem 
seiner Verwandten in die Schlucht 
Artschaty auf, die schon im östlich- 
sten Theile des dschungarischen Ala- 
tau liegt und dem Meridian des Ala- 
kul entspricht; der Weg zum See 
führt über eine Hochebene, die in 
der Nahe des Ebinoor Tschulak heisst. 
Den Hóhlenberg Kolumschan am Ebi- 
noor, eine Berggruppe, die aus eigen- 
thümlich geformtem Sandstein ge- 
bildet ist, hat jetzt Astronom Schwarz 
Die nächst- 
östliche Schlucht Karaturuk liegt be- 
reits gegenüber dem Sitze des Man- 
dschurenambals Karamanga. Auf dem 
Abfall der Ebene bis gegen den Ar- 
tschaty zu kamen nur Artemisien, hin 
und wieder Caragana pygmaea, Atra- 
phaxis lanceolata, Lasiagrostis und 
Halogeton vor. Das Artschatythal, 


‘an seinem Ausgange von niedrigen 


Hügeln umgeben, bedeckte Wald von 
Populus laurifolia, dazwischen Salix 
purpurea, Berberis integerrima und 
heteropoda, Rosa Beggeriana und 
laxa, Myricaria alopecuroides, und Co- 
toneaster und viel Clematis orientalis 
und soongorica. Dazwischen standen 
grosse Aule der Sippe von Sassan, 
der Wolostältesten der Kysaier, eines 
mit mir bekannten unscheinbaren 
kleinwüchsigen Stammes, der aber 
einen unbeschränkten Einfluss über 
14 


210 
uie s i Ce il 1* 1 Xi gi + 
hat. Bekanntlich haben die Kysaier 


lange der russischen Herrschaft wider- 
strebt und sich zusammen mit den 
Baidschigiten während des Aufstan- 
des selbst bis Urumtschi hin begeben. 
Ich traf jetzt nur den Bruder von 
Sassan, der mich auf den folgenden 
Tag zu der Hochzeit seiner Tochter 
einlud, eine Festlichkeit, der ich noch 
nie bei den Kirgisen beigewohnt hatte. 
Vorher ritt ich aber noch aufwärts 
gegen das Gebirge, das von den Vor- 
bergen durch eine ziemlich dürre 
Ebene geschieden war, ein in Turke- 
stan überall wiederkehrendes Bild. In 
der Nähe des Gebirges war der Baum- 
wuchs im Bachthale viel üppiger, hier 
bildeten Tannen, mehrere Cotoneaster, 
Weidenarten, Birken, Vogelbeeren ein 
schwer zu durchdringendes Dickicht. 
Die Leute hatten mir nicht nachkom- 
men können und ich wandte mich allein 
gegen die erste Nebenschlucht hin, 
in der dichter Tannenwald stand. 
Hier lag schon Schnee und die Wege 
waren sehr schlüpfrig. Die gewöhn- 
lichen Lonicera Karelini und hispida, 
Cotoneaster und Populus tremula stan- 
den hier mit den Tannen untermischt, 
an den Kalkfelsen kamen noch er- 
frorne Bupleurum und andere Um- 
belliferen, Pyrethrum, eine Gentiana 
und Allium vor. Auch Aconitum Ly- 
coctonum war schon ganz erfroren. 
Da und dort gab es zwar eine frische 
Pferdespur, Hirschspur und Büren- 
spur, aber im Ganzen war das Her- 
umstreifen hier zwecklos. Eigentlich 
hatte ich die warmen Quellen am Ar- 
tschaty erreichen wollen und erfuhr 
spüter, dass dieselben ganz nah ge- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


wesen würen. Der Vater meines Im- 
pfers hatte mir erzühlt, dass sich da 
kürzlich Feuer gezeigt habe, doch 
erzählt keiner in dem nähern Aule 
davon, und die ganze Gegend hatte 
nicht im geringsten vulkanischen Cha- 
rakter. Es mag also sein, dass diese 
Quelle zu gewissen Zeiten heisser 
wird, vielleicht dampft. Doch so ganz 
sind diese Fragen immer noch nicht 
abgethan; um den 22. August (3. Sept.) 
herum wurde ein Erdbeben am Sai- 
ram beobachtet und am 7./19. Novem- 
ber 14/2 U. Nm. dieses Jahres habe 
ieh selbst und viele Andere ein voll- 
endetes Erdbeben in Kuldscha beob- 
achtet, das freilieh nur eine halbe 
Sekunde andauerte. Ich sah mir nun 
nüchsten Tag nur noch die Hochzeit 
an und sammelte in den langen Zwi- | 
schenpausen Samen von Sträuchern 
mit meinen Leuten. Eine Kirgisen 
hochzeit dauert drei Tage. Am Nach- 
mittage des ersten Tages versammeln 
sich die Gäste, am Morgen des zwei- 
ten Tages begeben sich die Braut- 
mutter und die Sehwestern mit der 
Braut hinter einen Vorhang, von wo 
die Braut den ganzen Tag nicht her- 
vorkommt, wührend grosse Mengen 
von Frauen zum Besuch erscheinen; 
das Anfragen des Brüutigams, der 
übrigens schon von Kindheit an durch 
die Eltern versprochen ist, das Zahlen 
des Kaufgeldes und Uebergabe der 
Mitgift an den Bräutigam, der die 
Anfrage abgerechnet, immer allein in 


einem Zelte sitzt, fallen ebenfalls au 3 


diesen Tag. Zuletzt wird die Brant 
zum Bräutigam gebracht und am drit- 


ten Trag erfolgen dann noch die mu 


selmännischen Gebete. Die Gäste j 


I, Originalabhandlungen. 


werden am zweiten Tage mit den 
besten Hämmeln und Pferden be- 
wirthet. Meine Zeit war um und ich 
kehrte mit sammt dem Impfer, der 
die Räuber zwar in der Nähe des 
Ebinoor eingeholt, aber ihnen nichts 
abgenommen hatte und jetzt auf dem 
Rückwege hier vorbeikam, nach dem 
Aule an der Borotala um. Den 6ten 
trieben wir einen Führer auf, der 
uns zugleich mit dem Impfer be- 
gleitete, bald aber gewechselt wurde, 
und wandten uns einer höheren Stelle 
des Urtaksary zu, wo der Weg auf 
den Tschubatypass hinausging. Am 
Urtaksary fielen mir hier nur die in 
Samen stehende Ligularia, im Ufer- 
walde und auf dem harten Kieswege 
Halogeton und Salsola auf, Allium 
Weschniakowi und die gelben Statice 
bemerkte ich dieses Mal nicht. Un- 
vermuthet fand sich ein Aul gerade 
unterhalb des Passes vor, wo sich zum 
Gliick auch viel Pferde vorfanden, 
so dass der Impfer und der schon ein 
paarmal zuriickgeholte Fiihrer heim- 
kehren konnten. Den folgenden Tag 
legten wir bei heftigem Winde den 
Weg zu der ziemlich entfernten Pass- 
hóhe langsam zurück. Am Sairam 
herrschte heftiger Sturm; ich ging 
dem Westufer nach, das ich früher 
nieht besucht hatte. Zahlreiche, eigen- 
thümliche schöne Gänse und Enten 
waren auf dem Wasser zu sehen und 
Trappenheerden auf dem Lande. Ge- 
gen die Südweststrecke des Sees hin 
bilden die Berge des Südrandes und 
des Westrandes eine weite Ausbuch- 
tung, die nach einem fast wasserlosen 
Bache den Namen Akbaital trägt. 
Die Berge dieser Ausbuchtung sind 


211 


von Firnfeldern und Gletschern in 
mehreren Stufen bedeckt; jedoch geht 
ihr Wasser zumeist nach Norden zum 
Urtaksary und nach Siiden zum Aksu; 
hier soll sich auch ein Uebergang 
zum Kassan befinden, den die Kir- 
gisen den Kopf des Sairam nennen, 
da man einerseits nicht wisse, wo der 
Kassan endige, und andererseits nicht, 
von wo der Sairam seinen Anfang 
nahm. Weiter wissen die Kirgisen 
zu erzihlen, dass die Wasser des 
Sairam zum Ebinoor gehen, denn Je- 
mand habe ein Pferd mit goldnem 
Sattel im Sairam verloren und letz- 
teren im Ebinoor wiedergefunden. 
Aehnliche Sagen gibt es über den 
Lobnoor, den Kukunoor und den Fluss 
Hoangho oder Chuanche. Die Sage 
einer versunkenen Stadt hat der Sairam 
mit dem Issyk-kul gemein. Die Flora 
des Südwestrandes trügt viel mehr 
alpinen Charakter als an andern Stel- 
len des Seeufers. Wir liessen das 
Aksupicket zur Linken liegen und 
überstiegen in der Nacht den ziem- 
lich hohen Grenzrücken gegen den 
Aksu zu; der Abstieg auf der andern 
Seite war sehr schwierig. Der An- 
fang des Thales war so eng, dass wir 
lange keine passende Weidestelle fan- 
den; doch liessen wir uns zuletzt an 
der Lichtung des einen Abhanges 
unter grossen Tannen nieder. Ausser 
Ranunkeln und einer runde Strünge 


‚bildenden Conferve im Bache war auch 


hier am Morgen gar nichts mehr zu 
sammeln. Nach den Unterredungen 
mit dem Führer, der Reissaus nehmen 
wollte, weil der Heimweg geführlich 
sei und er zu Hause Wunder was für 
wichtige Dinge zu thun habe, also 


212 


nur die gewóhnliche Entschuldigung 
der Arbeitsscheuen, ritten wir das 
enge von Steinblócken eingenommene 
Thal abwärts. Es kamen hier die 
gewóhnlichen Waldbiume, Strüucher 
und Felsenpflanzen vor; auf wenigen 
Grasplützen sah man die Spuren frü- 
herer Aule. Der Führer rieth, dem 
fast unpassirbaren Aksuthale nicht zu 
folgen, und lenkte nach Ost und fast 
Nordost zu über einen ziemlich hohen 
Nebengrat ab, an dem der Wald stel- 
lenweise brannte. Auf der Hohe pfiff 
der Wind wieder empfindlich. Der 
Weg schlüngelte sich nun in der tie- 
fen Felsschlucht des Ulastai hin, zu 
Füssen nur Felsboden, Geróll und 
Steinblöcke, zwischen denen oft kaum 
ein Durchgang oder steiler Absteig 
zu finden war, zu Häupten die nah an- 
einander tretenden senkrechten grauen 
Kalkmassen, mehrere "Tausend Fuss 
hoch und nur da und dort mit einer 
vereinzelten Tanne, einem Wachol- 
derstrauch oder Vogelbeerbaum oder 
Lonicera microphylla geziert; in der 
düstern Enge nur der Wiederhall der 
Pferdehufe oder des Fluges der braunen 
Tauben oder da und dort eines fal- 
lenden Steines, wenn ein Tekestein- 
bock, ein Hirsch oder ein Bar un- 
sichtbar über die Klippen kletterte. 
Erst spüt am Nachmittage erblickten 
wir das Ende der Felsmauern; das 
Thal, in dem die ersten Seitan | 
ten sich vereinigten, wurde breiter; 

Pappeln, Weidenarten, allerlei Basen, 

Cotoneaster und tooled a, darunter* 
auch L. Altmanni und T tatarica, 


| 
| 
| 
| 
| 
{ 
| 
| 
| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


siedelten sich zahlreich zu den Seiten 


an, und an einer Stelle bot uns ein 
Hain von Pyrus prunifolia ziemlich 
schmackhafte rothbackige Aepfelchen. 
An rasigen Stellen wuchsen hier As- 
pidium filix mas, Rubus Idaeus und 
R. caesius. Dann kamen die ersten 
Aule und Kirgisenfelder, und hier 
waren zahlreiche Crataegus sanguinea 
turkestanica, mit braunen Früchten 
überladen und Berberis heteropoda 
mit blauen, daneben Rosen und Cle- 
matis orientalis. Da es etwas zu spät 


war, um noch auf andern Pferden . 


weiter zu reiten und ich auch meinen 
Diener nicht allein zurücklassen 
mochte, liess ich mich im Aule eines 
Aeltesten der Suwanen nieder, wo mir 
sogar Melonen angeboten wurden. Den 
folgenden Morgen ritten wir den näch- 
sten Weg durch die bebaute Ebene 
über Lausogun und dann über das 
Plateau der Vorberge nach Suidun. 
Dort vertraute ich meinen Diener dem 
Stationsältesten an, damit er am Mor- 
gen im Geleite eines Dunganenwagens, 
die gewissermassen die Diligence bil- 
den, die Pferde sicher nach Kuldscha 
bringen könne, und fuhr selbst mit 


der Post weiter, die der Rüuberban- 


den wegen Nachts meist von bewaff- 
neten Dschigiten begleitet wurde. So 
kehrte ich fast ohne Ausbeute zurück, 
hatte nur meine geologischen Kennt- 
nisse bereichert. Wenige Tage nach 
meiner Rückkunft kam die Nachricht, 
dass ich nach Isfara in Fergana ver- 
setzt werde. 


Quo ee oe NN Wy. 


tS 
x 
= 

x 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. ' 


II. Neue und empfehl 


A. Abgebildet im Katalog von Ja- 
mes Veitch und Sóhne, Kingsroad, 
Chelsea, London. 

1) Nepenthes Soy * D. Hooker (trans. 
Linn. soc. 421). Unter all den 
Oriens im: ist das die aus- 
gezeichnetste und grósste; denn unsere Ab- 
bildung Seite 214 stellt einen Schlauch der- 
selben in nur ?/s der Grósse, die dieser er- 
reicht, dar. Ward von P Veitch und 
Burbridge auf dem bebe „Kaina Balu* auf 
Borneo in betrüchtlicher Hóhe entdeckt und 
im Etablissement von James Veitch aus Sa- 
men, den wu Herren ee hatten, 
erzogen. tch sagt mit Recht, dass diese 
Art nebst een poe eine der wun- 
icici Pflanzen Ostindiens sei, und tragt 
derselbe in seinem Vaterland den Namen 
onm Brooke*. Es ist eine Schlingpflanze 
12—24 Zoll langen Blättern, deren 
cn bis 6 Zoll breit und bis 12 Zoll 
lang werden. Ausgezeichnet ist ferner der 
breite wellige Rand, der den obern Rand des 
Schlauches krönt, und der verhältnissmässig 
> Deckel, welcher der Blattspreite ent- 


Ò 
> 


Dies Beschreibung ist allerdings nach 
den trocknen Exemplaren gemacht, welche 
die Reisenden mitgebracht haben, aber bis 
jetzt haben alle in Kultur eingeführten Ne- 
penthes bei guter Kultur noch grössere 
Schläuche als in ihrem Vaterlande gemacht. 
Die Abbildung verdanken wir Hrn. Veitch. 


B. Abgebildet im Kataloge von W. 
Bull, Kingsroad, en London. 
2) Kaempferia Gilberti h. Bull. — Scita- 
mineae (Gard. chron. Be 5715, Her 
W. Bull hat uns die Abbildung (Seite 215) 
dieser schönen neuen buntblättrigen Warm- 
hauspflanze gr mitgetheilt. Die- 
selbe ward 
führt. Bela a einen fleischigen Wurzelstock, 
i im Winter trocken stehen bleibt und 
ühjahr in frische lockere mit 
andi quiuis lehmige Erde gepflanzt 
und im niedrigen Warmhause wo müglich 


213 


ligen 


aus Ostindien einge-- 


werthe Pflanzen. 


in ein erwärmtes Beet eingesenkt, angetrie- 
ben wird. Die zahlreichen lanzettlichen wel- 
Blatter sind dunkelgrün und schón 
weiss gerandet, Blumen purpur und weiss. 


C. Verschiedene empfehlenswerthe 
anzen. 

3) Saxifraga caespitosa L. var. compacta 
Koch. (S. decipiens groenlandica Engl. Wes- 
halb unser geehrter Freund Engler in seiner 
vortrefflichen Monographie der Gattung den 
von Linné gegebenen Namen §, caespitosa 
nicht angenommen und an dessen Stelle den 
von Ehrhart gegebenen Namen S, decipiens 
gestellt hat, ist uns um so weniger ver- 
ständlich, als er selbst sagt, dass Linné ohne 
Zweifel eine der Formen dieser vielgestalti- 
gen Art unter seiner S, caespitosa begriffen 
hat. Dieselbe wüchst sowohl im hohen Nor- 
den, wie auch auf Gebirgen Deutschlands, 
so auf dem Harze, im Fichtelgebirge, in 
nen etc. wild und gedeiht unter all den 
rasenarlig wachsenden Saxifraga-Arten bei 

am leichtesten. Die Form compacta 
wächst auf den höchsten Punkten des Harzes 
und ausserdem im Norden, ist für Teppich- 
beete in halbschatliger Lage von allen Saxi- 
fraga-Arten die geeignetste, indem sie sich 
durch dichten rasenförmigen Wuchs aus- 
zeichnet. Alle 2 Jahre müssen die Rasen 
getheilt und umgepflanzt Min sonst fault 
sie, von innen beginnend, a 
4) Asperula edorata L. Waldmeiser Die 


Europa’s, bildet ungefähr 1 Fuss hohe Stengel 
mit wirtelständigen schmallanzettlichen Blät- 
tern, spitzenständigen Corymben weisser Blu- 
men und kurz steifharigen Früchten. Das 
m... Kraut dient zu dem oben an- 
gegebenen Gebrauch. Im Garten auf freie 
Beete a, erfriert der Waldmeister 
meistens oder geht doch bald ein. Man 
pflanze denselben daher zwischen lichtes 
Gebiisch in eine Jockere mit schwarzer Wald- 
erde gemischte Gartenerde. Unsere Abbil- 
dung stellt eine verkleinerte Parthie ganzer 


JTA Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


1/2 NATURAL S!Z Gs 


Nepenthes Rajab. 


IL Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 


ia Gilberti. 


1empfer 


© 
€ 


K 


216 


Pflanzen dar, ferner bei a den obern Theil 
des blühenden Stengels schwach verkleinert, 


Asperula odorata. 


bei b eine Blume in natürlicher Grósse, bei c 
einen Fruchtknoten mit den Griffeln, ver- 
gróssert 

5) Achillea atrata L. (Ptarmica atrata DC.) 

ompositae. Eine in den Alpen Europa's 
allgemein sarc niedrige, Rasen bildende 
Pflanze mit aufrechten, einige Zoll hohen 
Stengeln, iiri die fied rlappigen làng- 
lichen beharten Blatter tragen, deren schmale 


Achillea atrata. 


Lappen vorn 2—3zahnig. Wenige Blüthen- 
köpfe mit weissen Bandblumen stehen auf 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


der Spitze des Stengels und sind von am 


trägt. Das Kraut ist sehr aromatisch und 
wird wie das von A. moschata Wulf. und 
A, nana L. zu dem ae Kräuterthee 
und Kräuterbranntwein benut ultur in 
der halbschattigen namen in einer torfi- 
gen lockern Erde Winter dünne Deckung 
mit Tannenreis. a. Eine ganze Pflanze in 
naftirlicher Grös b. Eine Schuppe des 
c. Ein Fr 

er Scheibe, die beiden letz- 
teren vergróssert. 

6) Anthericum Liliago L. (Liliaceae.) Eine 
im mittleren Europa an steinigen Hügeln 
zwischen niederm Gebüsch, sowie auch im 
mittleren Russland wild wachsende Staude. 
Wurzelblätter linear, kürzer als der einfache, 
seltner 1—2 Aeste tragende blattlose Stengel, 
der auf seiner Spitze die Traube weisser 
Blumen trägt. Eine harte perennirende 17/2 
Fuss bohe Pflanze, die auf den Blumenbeeten 
des Gartens oder auch in sonnigen Stein- 
parthien ohne Schutz überdauert und auch 


T ae 


3 
y 

4 
: 
E 
E 
E. 
E 
A 
x 

j 4 


pM es 


3 


LE CR RU SE MAE 


Anthericum Liliago. 


als Graslilie bekannt ist. Dieselbe ist schóner 
und grossblumiger als das verwandte A. ramo- 
sum L. — Von beiden Arten waren früher 
Kraut, Blumen und Samen als „herba Pha- 
langii^ offizinell. Auf unserer Abbildung. 
ist a. eine ganze verkleinerte Pflanze, b. die. 


Tafel 1124. 


it 
"rar 
V 
I 
RD 
v 


on mm 5 
T — d o 
am OVE S 


fj 
tonat et Watmingeanum. 


— 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


Blume in natürlicher Grósse, c. Staubfáden 
nebst Fruchtknoten und Griffel, e. der Quer- 
durchschnitt durch den Fruchtknoten. 

7) Astrantia major L. (Umbelliferae.) Wachst 
in den Alpen und hóhern Gebirgen Europa's 
und ist schon lange als harte perennirende 

ude in unsern Gärten kultivirt worden, 
Be- 


Blumen fleischfarb oder weiss- 
lich. Wurzelblatter handfórmig 5theilig, mit 
langlich-ovalen scharf eingeschnitten-geság- 
appen, lang gestielt; Stengelblatter 
um 
Besitzt von allen bekannten Arten die 
ttes ee und verdient die Kultur 


Y, 
= ZEN i € 


Astrantia major. 


in jedem Garten. Auf unserer Abbildung 
ist eine ganze Pflanze stark verkleinert, bei 
. Blüthenstand und Wurzelblatt in hal- 
ber Grösse und ein Fruchtknoten mit dem 

auf denselben befestigten Kelchblätichen, 
taubfäden und den beiden Griffeln in Ver- 
grösserung dargestellt. Früher ward die 
Wurzel dieser Art als „radix Astrantiae" als 


chsen in unse 
sind beide im Garten gleichfalls pim Ta 
nirende Arten, besitzen aber kleinere Bli- 
thenköpfe. Die erstere ist eine viel adii 
stark verästelte Pflanze mit sehr zahlreichen 


217 


Blüthenköpfen. Vermehrung durch Samen 
und Theilung. 

8) Higginsia refulgens Hook. (Bot. mag. 
tab. 5346. — Vaterland Mexiko.) Ein niedri- 
ger Halbstrauch fürs Warmhaus mit gestiel- 
ten verkehrt-ovalen oder auch länger ge- 


ESSE 
— 9 5 > 


en 8 
Rm. 
NU 


cur refulgens. 


ifa Blàttern aus der Familie der Ru- 
der, in den botan. Garten zu Kew 
geli. dort im Jahre 1862 zum ersten 
Er zur Blithe kam, Gartenflora 18 
. 115 gaben wir Aufzählung und Beschrei- 
ven der Higginsia-Arten ,(Campylobotrys 
mancher Gärten) und heu te wollen wir nur 
an diese hübschen niedrigen, im Warmhause 


farbe, a 
unterhalb roth, da auch sie als nicht 
mehr neu, von mancher weniger schénen 
neuen Pflanze verdrängt werden. Im Jahre 
1864 tab. 433 gaben wir die Abbildung einer 
andern Art, der Higginsia Ghiesbrechti Hook. 
Unsere beistehende Figur gibt die Pflanze 


lichen unbedeutenden Blum 
gem achselständigen pricing stehenden 
armblumigen Blüthenstandes in natürlicher 
Grósse. 

9) Gardenia radicans Thbg. fl. pleno. Ein 
ebenfalls zur Familie der Rubiaceen gehóri- 
ger niedriger immergrüner Strauch von kaum 
1 Fuss Hóhe und von breiterem sparrigen 


218 


Wachsthum, als denselben unsere Abbildung 
in Verkleinerung darstellt , wührend Zweig 
in . natür wieder- 


des Gartenbaues Japans, ward schon zu An- 
ang dieses Jahrhunderts in die Gärten 
Europa's eingeführt. Die weissen gefüllten 
Blumen werden gegen lühen hin 
gelblich und besitzen einen i Aettisban Ge- 

ch. e der im sonnigen oder halbson- 


Gardenia radicans. 


nigen Fenster des Wohnzimmers vortrefflich 
en cigs id cea 
e lockere mit Hum 

, blühet uim reichlich 
und empfiehlt sich hierdurch, sowie durch 
Mienke. Katar; von a eh Hopr vi 


Vermehrung durch Stecklinge und "denm 
(E. R.) 


D. Im K. botanischen Garten 
blühend. 

10) Phyllocactus Cooperi hort. Wir er- 
hielten diesen schönen Cactus vor 8 Jahren 
von Herrn Friedrich Adolph Haage in Erfurt 
und dieses Jahr, Anfang Juni, blühete der- 

e zum ersten Male im hiesigen Garten 
Die köstlich duftende Blume gleicht etwas 
der des Cereus grandiflorus, blühet aber 
mehrere Tage beständig, 9 Zoll im Durch- 
messer, aussen mit 3 Reihen gelblicher 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


schmaler und L^ en mit gelben Blumen- 
blättern. Die Stengel theils gleich denen 
des Phyllocactus res theils 3— 4eckig, 

m Grunde mit borstigen Stachelbündeln. 
Scheint uns ein Bastard zwischen Phyllo- 
cactus crenatus und Cereus grandiflorus zu 
sein und von hohem Werthe für die Kultur 
im Gewächshause und im sonnigen Zimmer- | 
fenster, eine wahre Prachtpflanze, deren Ab- 
bildung wir später geben werden, (E. R.) 


E. Ein im Garten des Herrn Max 
Leichtlin zur Blüthe gekommener 
remurus. 


11) Eremurus aurantiacus Baker. Eremn- 
rus. B. Sepala omnia recto-patentia, 
nervo unico intermedio percursa.Folia 
margine scabra, caeterum glabra. 
Bracteaeglabrae. Flor 

E. aurantiacus Baker; iaie lineari-ligu- 
latis, margine scabris, caeterum glabris, us- - 
que 8 Mm. latis et 15— m. longis; scapo 
robusto incluso racemo usque M. alto ; racemo 
denso, elongato; pedicellis filiformibus, pa- 

ib bracteae fili or 
perigonii 
foliolis incurvo-patentibus, ima basi connatis, 
nervo solitario fuscescenti instructis, post 
florescentiam nec involutis; staminibus sepala 
subduplo superantibus 

In Atsilkuistänlen alpibua ad 11000 ped. 
alt, adscendens. ' 

Erhalten vom Herrn M, Leichtlin. Einean- . 
sehnliche Pflanze mit 3 Fuss hohem Stengel 

nd n am Rande scharfen Wurzel- — 


Blumen aus der Abtheilung von Eremurus, die 
den Gattungsnamen Henningia trug, deren 
silage eben ess ‚alle, nur von einem Nerven 
“hen sieh nicht 
einrollen. lade. sind oft bei den Arten 
der eigentlichen Eremurus-Arten, deren äus- 
sere Blumenblätter am Grunde 3—5 gleich- 


ten Zustande zu erkennen 


stark einrollen, was bei den früher zu Hen- 


IIT, Notizen. 


ningia gerechneten Arten nicht der Fall ist, 
Ein anderer Charakter, der durch unter der 
Spitze gegliederte (pedicelli infra apicem arti- 
culati) und nicht gegliederte Blüthenstiele 
(pedicelli continui) bezeichnet wird, ist ganz 
falsch ausgedrückt und nur früher von mir 
den älteren Autoren, die über Eremurus ge- 
schrieben haben, nachgeahmt worden. Es 
sind nàmlich alle Blumen der Eremurus am 

runde des Perigoniums dem Blüthenstiel 
voco gpl aber wührend bei den einen. 
. B. bei E. altaicus Stev., die Blume 
(dus Peticohum] am Grunde in eine kurze 
dem Stiele gleichdicke Róhre ausgeht, ist 


219 


bei andern nah verwandten Arten, wie bei 
E. turkestanicus Rgl,, die Blume vom Grunde 
aus gleich verbreitert, und sagt man falsch- 
lich bei ersterer Art, der Blüthenstiel sei 
unterhalb seiner Spitze gegliedert, während 
doch der oberhalb der Gliederung liegende 
kurze stielfórmige Theil zur Blumenkrone 
gehört. Wir hielten diesen Eremurus anfäng- 
lich für eine neue Art, weil Baker denselben 
(Journ, of. Linn. soc. XV, p. 285) als mit Staub- 
fäden kürzer als die Blumenblätter beschrieb. 
Spüter fanden wir aber Journ. of. L. soc. XVIII, 
p. 102 eine Notiz, wo derselbe dies als Irr- 
thum zurücknimmt, (E. R.) 


Ill. Notizen. 


1) Ein Tafelschmuck. Eine sehr ele- 
gante Neuerung in der Dekoration für Tafeln 
besteht Aus mathematisch geformten Krystall- 
figuren, die in Arabeskenform symmetrisch 
arrangirt und mit Blumen geschmückt wer- 
den. Diese Figuren stammen, so viel m 
bekannt geworden, aus Karlsbad, wo sie be- 
sonders zu diesem Zwecke hergestellt wer- 
den. Sie sind alle von gleicher Höhe und 
Breite, 2 Zoll hoch und breit, nach Aussen 
kanalikulirt, im Inneren glatt und bilden in 
ihren mannigfaltigen Zusammenstellungen 
einen aussergewöhnlichen eleganten Tafel- 
L— 

e Form der Figuren sind: Halbkreise, 
enasi mit seitwārts verlängertem An- 


- 
- 


kleine runde Kreise etc. Die Zahl von je- 
er Figur ist willkürlich, doch hängt solche 
mehr oder weniger von der Länge der Tafel 
ab und ihrer geschmackvoll symmetrischen 
Zusammenstellung, die hinter den Couverts 
stattfindet, sowie um Kandelaber und Frucht- 
schalen. 

Diese Figuren werden mit reingewaschenem 
starkfeuchtem Sande bis zum Rande ange- 
füllt, in welchem die einzelnen Blumen oder 
auch wohl feine kleinblättrige Zweigspitzen 
So dicht und gleichmässig hoch eingesteckt 
werden, dass der Sand nicht zu bemerken 
und dabei der Rand etwas mit bedeckt wird. 


E Figuren müssen gleich hoch dekorirt 
, doch so niedrig als ich, so dass 
sie ve ihrer Zusammenstellung auf der Tafel 
im Ganzen eine arabeskenartige ebene Flüche 
bilden. Der Effekt wird gehoben, wenn die 
grossen Figuren aus einer Farbe, re die 
mittleren und die kleinen bestehen 
erstere blau, Kornblumen; mittlere rth, ge- 
füllte D a oinin; 
füllte Pyrethrumblumen, oder: erstere grün, 
Spitzen von Mentha fol. v var.; mittlere die 
leuchtende dunkelviolette Iberis und die klei- 
nen Figuren weiss oder scharlach. Ausser- 
dem eignen sich noch vorzugsweise die 
reinen Farben von Senecio elegans, Levkojen, 
das blassblaue und dunkelblaue Ageratum, 
die gefüllten Achilleen, die kleinen Blumen 
der Pompon-Astern etc, ete. Auch Gypso- 
iim paniculata kann dabei sehr effektvoll 
m dem Ganzen eine 
REN Bedeckung zu geben. Im Win- 
ter, der blumenarmen Zeit, eignen sich da- 
zu die Spitzen von Mentha fol. var., Thymus 
fol. var., Evonymus radicans, 
2 besonders rn 


moe 
nutzung von Hyacinthen, chinesischen "od 
meln, Cinerarien und Pompon-Chrysanthe- 
mum ein lebhafteres Ansehen gegeben wer- 
den kann. 

Wo auf längere Zeit ein solcher Tafel- 
schmuck erforderlich, da muss selbstver- 


920 


ständlich eine Abwechselung in der Zusam- 
menstellung der Figuren eintreten, die eine 
grössere Mannigfaltigkeit zulassen, auch eine 
Veränderung der Blumendekoration ist dann 
nöthig, wobei zugleich der Sand erneuert 
werden muss, Nach aufgehobener Tafel wer- 
den = Figuren zur Erfrischung fein be- 
spritz 

inci Dekoration erfordert eine gróssere 
Anzucht der geeigneten Blumen, damit es 
an Auswahl nicht fehlt; erfordert viel Mühe 
und Zeit und hindert nicht den Ueberblick 
der n Tafel, wie bisweilen die hohen 
Blumen 

Masses. 10. ieri 1881. 

rnh. Eberwein. 


2) Einiges zur Kultur der Rosen. 
Von Kunst- und Handelsgärtner R. Riedel 
in Lówenberg. (Aus den Verhandlungen der 
Sektion für Gic und Gartenbau in Breslau 
1872, pag. 52.) 

Wohl jeder Gartner oder Blumenfreund 
hegt besondere Vorliebe für eine oder einige 
entem aed widmet ihnen daher mehr 

flege Aufmerksamkeit als anderen und 
Pe: pem auch mehr Erfahr digas in 
deren verschiedenen Kulturweisen, von den 
er dann die ihm nach den ihm zu Ge "m 
sient Verhältnissen am geeignetsten er- 
Scheinenden zu dauernder Anwendung bringt 
und damit sich in den Stand gesetzt findet, 
in solchen Spezial-Kulturen auch etwas Bes- 
seres zu leisten. Solche Vorliebe wendete 
ich schon längst und u. a. auch der Kultur 
h mir erlauben, 


rungen hier einige Bemerkungen zu machen 
und damit vielleicht auch anderen Rosen- 
freunden nützlich zu werden. 

Rosen verlangen zu gutem Gedeihen eine 
unbedingt freie, gegen starke Winde ge- 
schätzte Lage, lockeren aber nahrhaften und 
tiefgriindigen Boden. Hat man diesen nicht, 
so bereite man sich denselben durch Rigo- 
len und Beimischung von sandig-kiesigem 
Boden, Lehm oder Schlamm-, auch fette 
Rasenerde; schweren und fest Boden 
mische man vorzüglich mit Sand, Holzschutt, 
Sägespänen, auch Asche und Holzkohlen- 
staub, letzterer tragt sehr viel zu feuriger 


"1 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Farbung der Rosen, besonders der dunkel- 3 
blühenden Sorten bei. 3 
D nzen der Rosen geschieht, be- 
sonders in leichterem Boden, am vortheil- 

haftesten im Herbst, es hat ein reicheres 
Blühen und schönere, vollkommenere Blu- 
men zur Folge, als die mien ee 
weil bei letzterer in unsere im 
Baum oder Strauch bis zur Kae nieht - 
genügende Zeit hat, anzuwurzeln, resp. junge 
Wurzeln zu schlagen, welche die nóthige 
Saftzuführung bewirken ; daher bei der Früh- 
ei auc ie häufigen Klagen 
we schlechten Blühens. Im Herbst ge- - 
oitariste Rosen, auf die weiterhin angegebene 
Weise gegen die winterlichen Unbilden ge- 


f 
9 

T 
a 


werden. Rosen, welche durch langen Trans- 
der wegen bape ne Verpac 


Rinde bemerkbar macht, nicht eingepflanzt 
werden. Man vergrabe die Bäume oder 
Sträucher vielmehr mit Krone und Wurzel 
während 6—8 Tagen an einem schattigen 
Ort ganz und gar in die Erde, sie werden 
dann ihre Frische wieder erlangt haben und 

können nun am liebsten bei trüber Witte- 

rung gepflanzt werden; besteht solche zu 
dieser Zeit nicht, so hülle man die Stämm- 
chen auf die eim angegebene Weise 
in Moos, welches so lange zuweilen ange- 


t man, dass 
zu langsam bewurzeln, also nach dem Pflan- 
zen im Wachsthum zurückbleiben, was eben 
am öftesten bei Frühjahrspflanzungen der 
Fall ist, so fne es sich, solche Stämm- - 
oberfläche bis zur Krone 
ganz in Moos ee die Veredelungs- 
stelle aber davon freizulassen. 

Zur Düngung verwende ich Stalldünger, 
auch Knochenmehl und Hornspähne; selbst 
loakendünger können 


e 


in flüssigem Zustande, sehr mit Wasser ver- 
dünnt und äusserst vorsichtig bei nur wae 4 


III. 


am besten regnerischer Witterung, Bei 
trockener Witterung darf nicht versäumt 
werden, die Rosen fleissig und reichlich mit 
Wasser zu versehen und bisweilen die Erde 
zu lockern, damit Luft und Thau auf die 
Wurzeln einwirken können und ein Ver- 
sauern des Bodens verhütet wird; regelmäs- 
siges Feuchthalten des Bodens ist unbedingt 
nothwendig, und ist Wasser nicht genügend 
vorhanden, so thut man wohl, den Wurzel- 
stock seiner Rosen mit kurzem Diinger oder 

oos zu belegen, um die Erdfeuchtigkeit 
langer zu erhalten, 

Ueber den Schnitt der Rosen im All- 
gemeinen sei hier nur Folgendes gesagt: 
Das Beschneiden ist unter allen bei der 


auf Erfahrung be- 
Stark- 


weil hauptsächlich nur 
gründet, für den Laien uh 
wüchsige Sorten, als z, B. Gloir de Dijon, 
Maréchal Niel, dante? Chicsiatéthi etc., 
schneide man weniger und beachte dabei 
nur die gewünschte Form. Um diese Sorten 
zu reichlichem Blühen zu bringen, kneipe 
man im Sommer, wenn die Triebe fusslang 
und länger sind, die zarten Spitzen derselben 
ein, es werden sich dann bald am Ende des 
abgekneipten Triebes neue Triebe bilden, 
welche dann auch bald wieder Blumen brin- 
gen. Diese Methode bewährte sich nach 


»Maréchal Niel“, über welche wegen 
mangelhaften Blühens allgemeine Klage 
herrscht; durch diese Methode zwang ich 
sie nicht nur zu fleiss yet sondern über- 
fültem Blühen. Die „Persianyellow“ ver- 

langt, sowie alle Visier. zum Blühen 
gar keinen Sehnitt, er ist nur nach der 
Blüthe auszuführen, um der Krone oder dem 


verlangen fast simmtliche Hybriden zur Ent- 
Wieklung reichen Flors, d. b. man verkürzt 
die Triebe bis auf 6—15 Augen und schneidet 
alles schlechte, überflüssige Holz heraus, 
wozu man sich am besten einer Rosenscheere 


Notizen. 


221 


bedient, da ein Ausschneiden starker Kronen 
mit dem Messer nicht möglich ist. Kurzen 
Schnitt verlangen alle Remontant-, Thee- 
und Bourbon-Rosen, d. h, man verkürzt die 
Triebe bis auf 2—6 Augen. — Die Form, 
welche zu geben beakeichligt wird, ist beim 
Schneiden der Rosen ganz besonders zu be- 
achten; für Hochstämme ist die Kugelform, 
für niedrige Rosen mehr die ovale Form zu 
empfehlen, — Niedrige Rosen treiben meist 
starke Schosse, man entferne daher all- 
jährlich alle schwachen und erschöpften ab- 
geblühten Triebe und benutze hier zur ova- 
len Form nur die frischen, kräftigen Schlot- 
ten. Auch aus den runden Kronen hoch- 
stämmiger Rosen sind besonders die inneren 
schwächlichen, sowie solche Triebe, welche 
direkt aus der Basis der Veredlungsstelle 
hervortreiben und übermässig kräftig er- 
scheinen, aber auch alle Triebe des Unter- 
stammes, dessen Wurzelstockes und die Wur- 


zelausläufer zu entfernen, da alle diese nur 


den ganzen Stamm schwächen. Bei ranken- 
den Rosen, welche zu Pyramiden oder Säulen- 
form, zur Bekleidung von Lauben, Veranda’s, 
Spalieren, Cordons ete, angewendet "e 
hat sich der Schnitt lediglich nach Zw 

Ein weiteres Kin. 


Sorten der Rosen würde hier zu weit führen. 


Dass die Vermehrung der Rosen, über 
welche ich mich hier auch nur oberflächlich 
aussprechen kann, auf mannigfach verschie- 
dene Weisen erfolgt, ist ebenso bekannt, als 
wie, dass man sich zur Anzucht von Wild- 
lingen hauptsächlich der Samen der Rosa 
canina, zur Anzucht von neuen Spielarten 
desjenigen der besten, edelsten Gartenrosen 
bedient, und dass letzteres nicht mehr den 
Franzosen allein überlassen ist, sondern auch 
in Deutschland erfolgreiche Nacheiferung ge- 
fu Am gebräuchlichsten für die 


September anzuwenden, die letzteren Metho- 
den dagegen nur während des Winters im 

temperirten Gewächshause; für diese wer- 
den Wildlinge im Herbst in Töpfe gepflanzt 


222 
oder o Wurzelballen in Moos emballirt, 
in ein perirtes Haus gebracht, zu der 
selben bes die nóthigen Edelreiser Pureed 
ten und dieselben bis zur Veredelungszeit, 
a im Januar beginnt, wo die Wildlinge 
in Saft zu treten pflegen, in einer 
en Grube oder Kasten aufbewahrt. 
Für die Vermehrung niedriger Rosen, d. h 
soicher, welche die Busch- oder Strauchform 


von Juni bis an den Sep- 
tember vorgenommen werden; zum Steck- 
ling ist frischgetriebenes, jedoch gereiftes 
Holz zu wählen, das auf 2—3 Augen ge- 
schnitten, in sandige Erde oder nur in Sand 
in Töpfe oder Kasten gesteckt, ids Mistbeet 
genommen, bei Sonnenhitze beschattet und: 
einige Male des Tages überbraust wird. Ein 


Y enen n 
der u. und Vennähstung durch t 


öpfen, Treiberei etc. möge in 
einem der Werke über Rosencultur nach- 
gelesen werden. 


In Bezug auf die Bedeckung der Rosen 

als Schutz gegen Frost sei nur noch erwahnt, 

esonders die letztverflossenen harten 

Winter aufs Neue lehrten, wie rathsam es 
ose f 


sei, jede r den Winter gut zu ver- 
packen, weil Rosenarten erfroren sind, 
die früher jedem Froste trotzten. vielen 


solchen Fallen war allerdings bei Hoch- 
stamm nterlage erfroren, welche 
zärtlicher war als die darauf veredelte Rose; 


An frostfreien Ta- 
gen des Spätherbstes biege ich meine sämmt- 
lichen hochstämmigen Rosen mit der Krone 
behutsam zur Erde und zwar alljährlich 
nach derselben Seite, wodurch sich selbst 
die stärksten Stämme an das Umbiegen ge- 

óhnen und nur durch Unvorsichtigkeit oder 
auch in Folge schadhafter Biegungsstellen 
brechen. In dieser Lage lasse ich die Stämm- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


chen bis starke Fróste eintreten und ver- 


werfe dann Krone und Stamm mit Er 
Sand, Holzschutt, Fichtennadeln etc., mit - 
besonders die zarten Theerosen, — 


letzteren 3 
Zeitiges Verwerfen resp. Eingraben der Rosen- — 
bäume verweichlicht dieselben, im Herbst - 


gut abgehärtet, gewöhnen sie sich gut an 
trenge $ ssen Rosenbäume ihres 
Standortes auf Rasenflächen etc. we ich 


den Bügel oder ee... gat mit Fichten- 
oder T amit 
den Stamm nicht jon ch aufthauen; auf 


nachlassiger Verpackungsweise haben die 
meisten Besitzer von Rosen die erleidenden 
Verluste durch Frost nur allein zuzuschreiben. 
Schliesslich möge mir noch zu erwähnen 
gestattet sein, dass mein sehr bedeutendes 
Rosen-Sortiment, nach dem wie vorstehend 
Tube een Kuiturvertahren behandelt, bei 
gró 
i) Pss Kerle würde und dass 
es mir Freude und Ehre sein würde, das 
selbe zur Zeit des Flors von Rosenfreunden 
besichtigt zu sehen 
3) Herr Professor Dr. Tangl übersendele. 
der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. 
in Wien eine Abhandlung unter dem Tuus 


dass unter unit Vegetations. 


Fragmentation erfolgt; diese Firg 


IV. Literatur, 


zerfallen entweder direkt in die einzelnen 
Zellen oder es bilden sich kugelige Zoo- 
gloeen ; diese letzteren entwickeln sich unter 
eigenthümlichen gelenkartigen Bewegungen 
der sich abgliedernden Stellen. Herr Ober- 
bergrath Stur übergab obbesagter guae 
eine Abhandlung unter dem Tite 
phologie und Systematik Pr Bii 
und Carbonfarne.* In derselben wird 
bemerkt, dass in Folge von vermehrten Fun- 
den fertiler Farnblattstücken es gegenwártig 
móglich geworden sei, neben der Nervation 
auch die Fructification bei der wein ens 
rung der fossilen Farne benutzen zu kónnen 
und daher fossile beast inii) 
die mit den jetzt lebenden gleichwerthig 


sep Farne in Ophioglossaceen (Rhaco- 
Schimp.) St 
in nie (Aphlebiocarpus Stur, Sphy- 


ropteris Stur, Hapalopteris Stur u. m. a.) 
und in Polypodiaceen (??) (Calymmotheca 


223 
Stur, Thyrsopteris Kze., Palaothyrsopteris 


tur u. a.). 

Die Feststellung der fossilen Ophioglossa- 
ceen und.Marattiaceen basirt auf der Kennt- 
niss der bezüglichen Sporangien; bei den 
Polypodiaceen in der Culm- und Carbon-Ab- 
lagerung wurden jedoch bis jetzt keine Spo- 
rangien entdeckt; die Fruktifikation dersel- 
ben, wenn vorläufig auch nur auf das Re- 
ceptaculum beschrankt, stimmt mit jener der 
lebenden Polypodiaceen überein. 

In Bezug auf das Vorkommen der fossilen 
Farne im Vergleich zu den lebenden ergibt 
sich, dass die Ophioglossaceen der Culm- und 
Carbonflora mit jenen der Jetztwelt fast 
gleichwerthig sind, erstere jedoch üppiger 
als die der Gegenwart ; dass die Marattiaceen 
in ersterer Zeit reichlicher vertreten waren 
und dass schliesslich die Polypodiaceen reich- 
licher in der Jetztwelt erscheinen als in der 
Culm- und Carbonflora; in dieser letzteren 
scheinen die Gleicheniaceen, Osmundaceen 
und Schizaeaceen gänzlich zu fehlen. (Sr.) 


IV. Literatur. 


1) „Die californischen Abieta- 
ceen“ von Dr. G. Engelmann. Aus 
der „Botany of California‘ übersetzt von, 

Zabel, c, HE akademischen 
meister u Münden. Separat-Ab- 
druck aus phe Blätter“, Juliheft 
1882. Leipzig, Verlag von Hugo Schramm. 

Wir machen Gärtner und Freunde der 

Coniferen auf diese kleine Schrift aufmerk- 
sam, welche uns durch die en 
unseres Mitarbeiters Herrn H. Zabel zu- 
gänglich geworden ist, und ohne diese Sa 
nur Wenigen bekannt geworden wäre. Die 
Abietaceen von Engelmann bilden einen Theil 
der grossen Flora von Californien, welche 
1880 vollständig erschienen ist und an der 
ie namhaftesten Botaniker Nordamerika's 
gearbeit tet haben ngelmann theilt die 
i Fir), 


(Hemlockfichte, Hemlock-Spruce), 4) Picea 
Link (Fiehte, Spruce), 5) Pinus (Pine, Kiefer). 
uffallenderweise ist nur Larix Lyallii in 


Californien einheimisch. Von ächten Abies 

werden nur 5 Arten aufgeführt, namlich 
A. bracteata, A. amabilis, A. concolor, A. 
nobilis und A. magnifica. Es ist für die 
Dendrologie hóchst wichtig zu erfahren, dass 
die in den Garten verbreiteten Abies ama- 


len Formen sind, 
fruktifizirt haben. Zu Pseudo-Tsuga gehört 
nur Ps, Douglasii, zu Tsuga Ts. Mertensian 

und Ts. Pattoniana (Abies Williamsoni). 


i 

M Picea (Fiehte) ist mit nur einer Art 

A. (Picea sitchensis Carr.) vertreten; dage- 
n Pinus 13 Arten aufgeführt. — Diese 


pe Ueber das Wachsthum der Stärke- 
körner durch Intussusception 
von C. Nägeli. 

Der berühmte Verfasser hat in seinem 


224 


Werke über das Wachsthum der Stärke- 
kórner bewiesen, dass dieses Wachsthum 
nicht durch aues neuer Me um 
sondern durch Aufnahme von un 
Wachsthum von Innen Chasen vor 
si gehen. err A. F. W. Schimper hat 

n Nr. 12 der bs gar 3 von 1881 
s Lehre angegriffen und das Gegentheil 
zu beweisen gesucht. In einer in den Ver. 
handlun ngen n. Aer K. Mtem Akademie 
der ii 


bhandlung 


hält nun C, v. Nageli seine ursprüngliehe 
Lehre fest und beweist mit der ihm 


Schimper's Ansicht unmóglich und 
nichts begründet sei. (E. R.) 
3) Bericht überdieThàátigkeit der 
St. Gallen'schen Naturforschen- 
den Gesellschaft (Redakteur Dr. 
St. Gallen, Zollikofer’sche 


Enthält eine Menge allgemein interessanter 
Mittheilungen, namentlich aus den Verhand- 
lungen der Schweizerischen Neid 
den Gesellschaft, die. im letzten Sommer in 
e r die Botanik ist ein 
ortrag von E. Sieli berst über die 
Flechten, über deren ökonomischen Nutzen 
und ihre Rolle, welche sie in der freien 
Natur spielen, zu peeing Noch von all- 
gemeinerem Intere r 
Herrn ES Schär über die een Ge- 


Persien und Hindostan gebräuchliche und 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


narkotisch wirkende Hanf (Cannabis), de 
pflanze kennen. Als Fa 
b 


Einathm! 


auf 
kotischen Prapar: 
spielt en und mie theils jetzt noch ei 


bewohnten Làndern Asiens, Afrika's und d 
Türkei bildeten, Präparate, aus denen em 
berauschendes Getrünke bereitet ward E 
noch wird, das z. B. bei den Arabern als 

»Haschisch* bekannt ist. 


V. Personalnotizen 


1) Der Park des Fürsten Pückler-Muskau, 
später in den Besitz des Prinzen der Nieder- 
lande übergegangen, ist gegenwärtig vom 
Grafen Arnim-Hotzendorf angekauft 
worden. 

2) Vom 4. bis 7. Oktober dieses Jahres 
nn de Stettiner Gartenbau-Verein 

und Gemüse-Ausstellung. 
Schri id Herr Albert Wiese, Stettin, 


"1 


und Correspondenz. 


Frauenstrasse 34, sendet auf Verlangen das 
Programm zu. 
3) Den 13. bis 15. August findet zu Ant 


und kein Ficus Carica. en D 
Mittheilung des Herrn Dr. Martens in Eng- 
land keine so grossen Feigenbäume vor 


GARTENFLORA. 


Allgemeine Monatsschrift 
‚für 
dentsche, russische und schweizerische Garten- und Binmenkunde und Organ des 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg, 
Unter Mitwirkung vieler 
Botaniker und Gartner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


herausgegeben und redigirt 


von 
Dr. Eduard p 
Kais. a wirklichem Staatsrathe, Director des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Prüsidenten 
des Kais. Russ. Gartenbauvereins in St. pai edi Inhaber mehr vos hoher Orden, wes cios e der 
Akademie ie Wissenschaften in Palermo, eee N nern der kgl. ba Mire der 
Wissenschaften und der Kaiserlichen Russischen Akademie der W schaften in St. ‚Co 
spondirendem Mitgliede der Akademie der Wissenschaften zu Bologna. ‘Mitgliede ry penes Ja Aka- 
demie der Naturforscher Leopoldina-Carolin a, Ehrenmitgliede, Mitgliede = Correspondirendem Mitgliede 
Gelehrten- und Gartenbaugesells ache 


Mitherausgeber für Deutschland 
Mayer, A. Senoner, L. Beissner, 


H. Jäger, E. 
Hofgarteninspector in Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. in Wien. Garteninspectorin Braunsch 


H. Hoffmann, €. Salomon, eller, 
Prof. ord. an der Univ. Giessen. Kgl. Botanischer Gärtner in Würzburg. Garteninspector in Tübingen. 


Prof. Dr. Goppert, . H. Zabel, 
Geh. Rath u. Director d. bot. Gartens Konigl.G d Forden 
zu Hannöv. Münden 
E i H. G. Reichenbach, 


. Schmidt 
(Firma: Haage & Schmidt.) sed hes u. oo d. bot. Gartens in EEE 
Mitherausgeber für die Schweiz: 
E. Ortgies, 
Inspector des Bot. Gartens in Zürich. 
Mitherausgeber für Russland: 


Dr. F. von Herder, E. Ender, 
. Kais. Russ, Hofrath u. read am "Kaiserlichen Erster Sn am Kaiserlichen Botanischen 
Botanischen Garten zu St. Petersburg. Garten zu St. Petersburg. 


August 1883. 


STUTTGART. 
Verlag von Ferdinand Bake 
I = 


Inhalt des August-Heftes. 


Seite 
I. Originalabhandlungen. 


. 1) Abgebildete Pflanzen. 


Beite 
3) Ueber das Frühtreiben der Erd- 
beeren im Klima von St. Peters- 


A. Anagallis eollina Schousb. burg 
var. alba (Dammann) . 225 ; 
B. Parrya (Arabis) nudicau- II. Neue und empfehlenswerthe — 
Ll Bae eee ee . 245 
C. Oxalis tuberosa Molina . 228 3 : 
D. Lathyrus Davidi Hance . 230 deb gru RED TL ee : 
2) Winterreise von Kuldscha nach IC. libn. . . — O 
į etersburg vom 29. Dezember 2 
(10. Januar) 1880 bis zum V. Personalnotizen und Corre- 
28. Januar (9. Februar) 1881 231 spondon. . . . .— . M 


Einsendungen für diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an - 
die Redaction zu machen. 
Original- Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder andere Gegen-  - 
stände, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- — — 
bogen honorirt. E 
Bücher, deren unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung. — 
in diesen Blättern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- — 
bildung, wo möglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 
E. Regel in St. Petersburg an die Verlagsbuchhandlung von Ferdinand Enke 
in Stuttgart einzusenden, - 
Annoncen aller Art werden auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine — 
Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen, — Cataloge legt die. Ver- 
lagsbuchhandlung in einer Anzahl von 600 Exemplaren gegen eine Gebühr 
von 8 M. der Gartenflora bei. E 
Den geehrten Herren Autoren, die uns Originalabhandlungen bereits ein- — 


gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, dass deren — 


Arbeiten, soweit solche bis zum 1. September dem Herausgeber zugehen, noch - 
Im Laufe des gleichen Jahres veröffentlicht werden. — Kleinere Artikel werden 
soviel als möglich immer sofort abgedruckt, grössere Abhandlungen können nur 

insoweit Aufnahme finden, als sie den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. 
Kleinere Abhandlungen von !& — ! Bogen sind dem Herausgeber, wie den - 


. Lesern der Gartenflora die willkommneren. 


P a 


I. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Anagallis collina Schousb. var. alba (Dammann). 
(Siehe Tafel 1125 in !/» der natürlichen Grösse.) 
Primulaceae. 


Die Anagallis collina Schousb. (DC. | 


prodr. VIII, Seite 70) besitzt eine 
Menge von Varietüten, von welchen 
die Form mit rothen Blumen von 
Andrew (rep. tab. 37) als A. grandi- 
flora und von Ventenat (choix tab. 14) 
als A. fruticosa beschrieben worden ist. 

Die Abart mit grossen blauen Blu- 
men nannte dagegen Desfontaines A. 
Monelli und in den Giirten ist die- 
selbe auch als A. Philipsi verbreitet. 

Von A. arvensis L. unterscheidet 
sie sich durch ihr halbstrauchiges Ver- 
halten und grössere Blumen, deren 
Kelchlappen kiirzer als die Blumen- 

one, sowie am Grunde warzige 
Antheren. 

In Deutschland ist dieselbe entweder 
als Kalthauspflanze zu ziehen, die 
man durch Stecklinge und auch durch 
Samen vermehrt, oder durch Aussat 
der Samen Ende Februar im Warm- 
haus, Erziehung kräftiger Pflanzen und 
Abhärtung derselben bis zum Aus- 


Pflanzen im Frühjahre auf lockern Bo- 


en und einen warmen sonnigen Platz. 
1883. 


Die in halber natürlicher Grösse 
beistehend abgebildete Abart, mit rein 
weissen Blumen, war das Geschäft von 
Dammann u. Comp. in Portiei bei 
Neapel so glücklich zu erziehen und 
lassen wir hier folgen, was uns Herr 
Dammann über seine Kultur dieser 
Anagallis mittheilt: 

Wir ziehen diese prächtigen Früh- 
lingskinder in ziemlicher Anzahl zur 
Samengewinnung für unsere Abneh- 
mer im Norden und erleben an ihrer 
Blüthe viel Freude. Die erste Aus- 
sat fällt hier alsbald nach der Samen- 
reife im August auf ganz sonniger, 
freier aber geschützter Stelle, an Ort 
und Stelle in das freie Land oder, 
um den grösstmöglichen Ertrag zu er- 
zielen, auf ein Beet dicht, zum spä- 
teren Verpflanzen berechnet. 

Die Samen keimen in 15—18 Tagen 
leicht und ziemlich regelmässig, so- 
fern man gleichmässig zu beschatten 
und zu giessen vermag. Die jungen 
Pflanzen müssen jedoch möglichst viel 
Licht geniessen und dürfen nicht zu 

15 


226 


jung pikirt werden. Sie wachsen 
leicht an, nehmen mit jedem Boden 
fiirlieb, ziehen indess lockeren, nicht 
zu frisch gediingten jedem andern 
Boden vor. Der Flor beginnt hier 
etwa Anfang April und dauert ziem- 
lich lange bis Ende Juni; am schónsten 
ist er im Mai. Wir pflanzen auf all- 
seitigem Abstande von ca. 40 Cm. 
Sofern die Pflanzen nicht bald selbst 
den Boden bedecken und ein zu häu- 
figes und schidliches Begiessen un- 
nóthig machen, empfiehlt sich Be- 
deckung des Bodens mit kurzem Dün- 
ger, um denselben frisch zu erhalten 
und nicht zu sehr zu erhitzen durch 
die Sonnenstrahlen. In unsern Kul- 
turen bemerkten wir bisher ungeführ 
folgende Grundfarben, die durch ihre 
Frische und Reinheit ganz besonders 
festgehalten werden. 

Ganz rein kobaltblau, cyanenblau, 
himmelblau mit weissem Auge, 
fleischfarben, violettrosa, purpur, men- 
nigroth und endlich auch scharlachroth. 

nter diesen gibt es zahlreiche, 
aber nicht immer schóne Zwischen- 
farben. So kommen aschgraue, braune, 
lasurblaue und nicht zu bestimmende 
Töne in Blau und Purpur regelmässig 
wieder. Am reinsten erhalten sich 
überhaupt nur Fleischfarben und Ko- 
baltblau, einigermassen noch Mennig- 
roth. Viel Freude erlebt man immer, 
wenn man alle Farben gemischt er- 
zieht und sich das Reinste und Schónste 
nur erhält. 

In geeigneten Lagen verholzen die 
Stengel hier und überstehen den sehr 
heissen Sommer, um im Herbste nach 
den ersten Regen kräftig wieder aus- 
zutreiben. Solche alte Stauden können 


rein 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


mehrere Jahre alt werden, sind aber 
kleinblumiger und weniger schön als 
junge ljihrige Pflanzen. Man ver- 
zichtet daher gerne auf solchen zwei- 
felhaften Vortheil und verwendet die 
Beete, welche sie einnehmen, noch 
für andere Kulturen. d 

Den eben angeführten Farben waren — 
wir nun so glücklich, eine rein atlas- 
weisse hinzuzufügen und freuen uns, 
dem Leser dieselbe naturgetreu im 
Bilde hier vorgeführt zu sehen. Wir | 
kultiviren diese werthvolle Anagallis : 
bereits 4 Jahre und hat sich dieselbe 
vollkommen treu aus Samen erwiesen; 
wir rechnen sie zu den schönsten 
Annuellen vermöge ihres reichen und 
langdauernden Flores und ihrer schö- 
nen atlasweissen Blüthen, welche so 
selten in der Familie der Primula- 


ceen vorkommen. Die Pflanze wächst — | 


in dichten freudiggrünen Büschen und 
wird sich ganz besonders für Topf- 
kultur eignen, — Entstanden in unsern 
Kulturen und mit aller Sorgfalt er- 
halten, konnten wir sie dennoch nicht 


verbreiten, weil sie wenig Samen gab. 


und wir schon Gefahr liefen, sie ganz 
zu verlieren. Die Samen sind eben- 
falls weiss und so leicht kenntlich 
und von andern zu unterscheiden. Da, 
um von Anagallis recht viel Samen 
zu erhalten, eine Kreuzbefruchtung 
unerlässlich ist, hatten wir unsere erste 
einzige Pflanze mit dem Pollen blauer 
Sorten befruchtet und ca. 100 Körner 
Samen gewonnen, welche ganz nn 
erschienen. Von diesen keimten nur | 
und zwar sehr unregelmässig 30. 
Kórner, von welchen uns wiederum 


nur 22 Pflanzen verblieben, unter 


denen 2 dunkelblaue und 3 flei 


I, Originalabhandlungen. 


farbene erschienen, wihrend der Rest 
rein weiss wie die Stammpflanze ver- 
blieb. In der Folge konnten wir nun 
diese weissen unter sich befruchten und 
erhielten denn auch nur gleichmiissig 


227 


gefärbte Blumen. Die italienische 
Biene besucht die Anagallis sehr 
fleissig und auch Bombilus terrestris 


wie eine Art Netzbiene naschen an 


ibren zierlichen Bliithen sehr gerne. 


B. Parrya (Arabis) nudicaulis L. 


(Siehe Tafel 1126 Fig. a. b.) 


Cruciferae. 


Arabis nudicaulis L. spec. p. 913. 
— Rgl. pl. Radd. n. 197. — Ejusd. 
descr. fasc. V, n. 25. — Acta h. 
petrop. V, p. 234. — Parrya macro- 
carpa R. Br. in Parry voyage I, app. 
270. — P. Linneana et macrocarpa 
Ledb. fl. ross. I. 131. — P. arctica 
R. Br. l. e. app. tab. 13. — Hesperis 
arabidilora DC. syst. IL 454. — 
DA arabidiflorum DC. prod. I. 

156. — Arabis grandiflora W. spec. 
HE 587. 

Die den der Gattung Parrya be- 
wohnen das mittlere Asien, Ostsibirien 
und Nordamerika. Essind perennirende 
Pflanzen zur Kultur im freien Lande, 
wo sie einen halbschattigen Standort 
und eine reichlich mit Torferde und 
Sand gemischte Gartenerde lieben. 
Die hierbei abgebildete Art ist von 
den Gebirgen Centralasiens durch den 
Osten Sibiriens bis nach Nordamerika 
verbreitet, ward durch Samen erzogen, 
den A. Regel aus den Gebirgen 
Turkestans einsendete, und überwin- 
terte in meinen Baumschulen seit 


3 Jahren ohne Deckung und selbst 
in dem vorletzten schneelosen Win- 
er, der unsern Perennnien so ver- 
derblich ward, ohne Schaden zu leiden, 
jedoch wird es besser sein, dieselbe 
in der Steinparthie zu kultiviren. Die 
doldenförmige Blüthentraube wird von 
einem 4—5 Zoll hohen blattlosen 
Blüthenschaft getragen, der sich aus 
der Rosette der lanzettlichen ganz- 
randigen oder unregelmässig gezähn- 
ten Wurzelblütter erhebt. Blumen 
gross, schön lila-rosa. Die Schote ist 
6—10mal länger als breit und un- 
regelmässig eingeschnürt, wodurch sie 
sich von der verwandten P. stenocarpa 
unterscheidet. 

Blühet zu gleicher Zeit mit Primula 
veris im Frühjahre und gehört zu 
den schönen allgemein empfehlens- 
werthen Perennien. E. R. 

Erklärung der Tafel. a. Eine 
blühende Pflanze. b. Der Blüthenstiel 
mit den Früchten. Beide in natür- 
licher Grösse. 


228 


C. Oxalis tuberosa Molina. 
(Siehe Taf. 1126, Fig. c. d. e.) 


Oxalideae. ; 3 


Es scheint, dass kein Botaniker 
(den guten Abt Molina kann ich nicht 
unter die Botaniker rechnen) die oben 
bezeichnete Pflanze gesehen hat. Sa- 
vigny begnügt sich, die Beschreibung 
von Molina einfach wiederzugeben, 
Dict. encycl. vol IV, p. 694, das- 
selbe thun De Candolle prodr. I, 
p. 693, und Barnéoud in Gay's historia 
fisica i politica de Chile. Botánica I. 
p. 435. Molina sagt von der Pflanze 
in seinem Versuch einer Naturge- 
schichte von Chile. Deutsche Uebers. 
p. 109: ,Die Oca, Oxalis tuberosa. 
„In Peru wächst eine Pflanze mit 
„knollichter Wurzel, welche eben 
„diesen Namen führt; ich glaube aber, 
„dass sie von dieser ganz verschieden 
„ist. [Ich muss diese Behauptung 
„dahin gestellt sein lassen.] Die chile- 
„nische Oca gleicht in der Gestalt 
„und Fructification dem gelben Sauer- 
„klee; hat gleichfalls zu dreien ver- 
„einte saure Blätter; diekleinen Blätter 
„sind aber eirund, und die Wurzel 
„treibt wie die Kartoffel sechs oder 
„sieben Knollen, welche drei bis vier 
„Zoll lang, und mit einer feinen, glän- 
„zenden Haut bekleidet sind. [Im 
„oben eitirten Werk von Gay ist 
„fälschlich übersetzt „vello fino i 
„Suave“ mit feiner und zarter Be- 
„harung!] Diese Knollen, welche 
„weiss, sehr zart, und von einem 
„zwischen sauer und süss in der Mitte 
„stehenden Geschmack sind, werden 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


„gekocht gegessen, und dienen auch E 
„zur Fortpflanzung dieses Gewüchses." a 
Die botanische Beschreibung Molina's: — 
„Oxalis pedunculis umbelliferis, caule 4 
ramoso, radice tuberosa^ ist durchaus a 
ungeniigend, und es blieb den oben . 
erwähnten Botanikern, da sie einmal — 
die Oca anführen wollten, nichts übrig, — 
als diese Diagnose zu copiren, und q 
aus der italienischen Beschreibung zu | 
ergünzen. So sagt De Candolle: „fo- 
liolis ovatis*, Herr Barnéoud dagegen 
„foliolis ovatis, emarginatis“. Wo: 
her letzterer, der die Pflanze so wenig 
wie Savigny und De Candolle gesehen 
hat, dies „emarginatis“ genomm 
hat, weiss ich nicht. 

Die Oca wird gegenwärtig nur 
einem kleinen Theile Chile’s, auf der 
Insel Chiloé und dem gegenüberliegen- 
den Festlande, namentlich bei Puerto 
Montt gebaut; von dort stammt auch 
die abgebildete Knolle. Die einfac 
Betrachtung derselben zeigt scho 
dass sie ein unterirdischer Sten 
wie die Kartoffel und zwar ein ver 
kürzter 'Trieb ist, denn man sieht 
deutlich an jeder Einkerbung ein drer 


chen an jeder Knolle, doch mögen à uch 
bisweilen mehr vorkommen; VI" 
lange Knollen habe ich nicht geseh 


I. Originalabhandlungen. 


Was nun die oberirdische Pflanze 
anbetrifft, so ist dieselbe mit abstehen- 
den, weichen gelblichen Haren be- 
kleidet, die an den jüngern Theilen 
sehr dicht stehen, so dass diese bei- 
nahe wollig erscheinen. Es kommen 
aus einer Knolle mehrere Stengel, 
die aufrecht und hóchstens einen Fuss 
hoch werden. Die Blütter stehen sehr 
dicht, und entwickeln in den Blatt- 
wickeln eine Menge Zweige, so dass 
die Pflanze sehr buschig ist. Der 
untere Theil des Blattstieles in der 
Lünge von 9Mm ist jederseits ge- 
flügelt, fast wie der Blattstiel eines 
Rosenblattes, und jeder Flügel lüuft 
in eine Spitze aus. Soll man auch 
hier Nebenblütter annehmen, die mit 
dem Blattstiel verwachsen sind? Dieser 
untere Theil ist mit dem oberen Theil 
artikulirt, und bleibt am Stengel lange 
sitzen, nachdem der obere, 3 12 —4 Cm. 
lange Theil des Blattstieles mit den 
Blüttchen abgefallen ist. Die Blätt- 
chen, drei an der Zahl, sind nicht 
eifórmig, wie Molina behauptet, son- 
dern verkehrt herzförmig, mit schwa- 
chem, gerundetem Ausschnitt. Sie 
sind unten blasser und stürker be- 
hart. Die Blüthenstiele sind achsel- 
stindig, wohl dreimal so lang als die 
Blattstiele, und tragen keine richtige 
Dolde. Dieselben theilen sich näm- 
lich in zwei Aeste, die aber sehr 
kurz sind, und von denen jeder etwa 
9 bis 6 gelbe, ziemlich grosse Blüthen 
trägt, die auf einem 10 Mm langen 
Stielchen sitzen. Wegen der Kürze 
dieser Aeste scheint bei oberflüchlicher 
Betrachtung der Blüthenstand dolden- 
förmig zu sein. Die Kelchblättchen 
sind 9Mm lang, schmal, auf der Ober- 


229 


fläche schwach flaumharig, an der 
Spitze bartig. Die gelben Blumen- 
blätter sind doppelt so lang. Früchte 
habe ich nicht gesehen. 

Ich habe diese Beschreibung nach 
einem getrockneten Exemplar, das bei 
Puerto Montt von dein Corvettencapi- 
tün D. Francisco Vidal Gormaz gesam- 
melt war, entworfen. Hier in San- 
tiago war die Oca, als sie vor meh- 
reren Jahren ein Freund von mir 
kultivirte, nicht zur Blüthe gekommen, 
wahrscheinlich, weil ihr die Tempera- 
tur zu warm war. Ich glaube des- 
halb, dass die Angabe einiger Hiesigen, 
die Oca sei eine Pflanze der Hoch- 
ebenen von Bolivien, und von dort 
nach dem Süden Chiles gebracht, 
richtig ist. 

Da ich hoffentlich jetzt, nach jahre- 
langen Kümpfen, einen wenn auch 
recht bescheidenen botanischen Garten 
bekomme, werde ich die Oca zu kulti- 
viren und den botanischen Giirten 
Europa's mitzutheilen suchen. 

Die Diagnose der Oca kónnte füg- 
lich folgendermassen lauten: 

O. perennis, tubercula gerente; 
caule erecto, ramoso, cum foliis, 
pedunculis, calyceque plus minusve 
villoso- pubescente; foliis trifoliatis; 
basi petioli alata, persistente; foliolis 
obcordatis, breviter emarginatis; pe- 
dunculis petiolos ter aequantibus, apice 
dichotomis, sed propter brevitatem 
ramorum umbellae speciem gerenti- 
bus; pedicellis flore satis magno luteo 
brevioribus. 

Einige Botaniker glauben, die Oca 
sei Oxalis crenata Jacq. (De Can- 
dolle prodr. I, p. 691, p. 15), welche 
Art auf Feuillée IL, p. 734, t. 25 ge- 


230 


griindet ist, eine Art, die, wie es scheint, 
nach Feuillée kein Botaniker wieder ge- 


sehen hat. Allein diese Art wichst an | Santiago. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


der Kiiste Peru’s, nicht auf den kalten | 


Hochebenen, und ist in allen Kenn- | Knolle. d. Ein Blatt, e. Die Blume. 
zeichen sehr verschieden, wie die (Alle in natürlicher Grósse.) | 


Papilionaceae. 


Elatus glaberrimus, caule sulcato; 
stipulis semicordatis vel semisagittatis 
foliolo plus duplo minoribus, auricula 
inferiore rotundata vel acuminata in- 


tegra vel dentata; foliis 3—4-jugis, | 


petiolo inferiorum in mucronem lineari- 
lanceolatum, superiorum, in cirrhum 
simplicem vel ramosum abeunte; fo- 
liolis subtus glaucescentibus ovalibus 
rhombeo-ovalibus vel ovali-oblongis 
utrinque obtusis vel apice acutiusculis, 
mucronatis, reticulato-venosis; pedun- 
culis multifloris folia demum superan- 
tibus; calycis dentibus superioribus 
brevissime deltoideis, inferioribus se- 
taceis tubo multo brevioribus; corolla 
ochroleuca demum ochracea; legumine 
glabro anguste lineari utrinque sen- 
sim, basi in stipitem exsertum, atte- 
nuato, oblique reticulato saepeque 
oblique sulcato; seminibus ovali-globo- 
sis castaneis, umbilico !/s peripheriae 
oceupante lineari-oblongo vix palli- 
diore. 

Hab. in Japonia: Nippon, in pra- 
tis montium Hakone, unde in Yedo 
cultus, fine Julii flor., Kiusiu centrali: 
Kundsho-san, in declivibus gramino- 
sis, sat alte supra mare, Octobri frf.; 
in China boreali: in montosis prope 


D. Lathyrus Davidi Hance. 
(Siehe Tafel 1127.) 


| 


dshuria: fruticetis lapidosis circa 


Feuillée'sche Abbildung auf den ersten 
Blick zeigt. Dr. R. A. Philippi in 


c. Eine 


Erklärung der Tafel. 


Pekin (David ex Hance) et occiden- 
tem versus ad montem Bo-chuan- 
tshan (Tatarinow! Julio fl); in Man- 


Possjet non rarus, medio Julio fL, - 
prope Wladiwostok in silva frondosa | 
inter fruticeta Lespedezae bicoloris 
passim, fine Augusti frf., ad Suifun | 
fl. fine Septembris c. fr. (Schmidt!), 
in flora ussuriensi (Przewalski!), ad 
Amur meridionalem prope Jekaterino- - 
Nikolskaja, in prato Quercubus obsito 
frequens, fine Julii fl. 

Lathyrus pisiformis L., huic similli- - 
mus, praesertim si specimina gigantea 
sibirica comparabis, bene tamen differre — 
videtur calycis minus gibbi dentibus 
elongatis, legumine subsessili apice - 
subito attenuato, semine globoso duplo - 
minore nigro, umbilico parvo!io par- - 
tem peripheriae tantum longo. 3 

Quadripedalis, ramosus, foliolis ad | 
4 pollices longis, 24/2 poll. latis. Flores : 
magnitudine L. pisiformis, legumina 
vero longiora. (Maximovicz, diagn~ 
plant. nov. asiat, decas XIV, 1873, 
p. 63.) E. 

Ein neuer schóner Lathyrus, der T 
aus der Mandschurei durch Przewalski 


in den Kais. botanischen Garten !n 


I. Originalabhandlungen. 


St. Petersburg eingefiihrt wurde, der 
sich aber auch im nórdlichen China 
und in Japan wild findet, Derselbe 
hat seit einigen Jahren unsern Peters- 


231 


burger Winter unbedeckt überdauert 
und blühet im Sommer mit ocker- 
gelben Blumen. 

(E. R.) 


2) Winterreise von Kuldscha nach Petersburg vom 29. Dezember (10. Januar) 1880 
bis zum 28. Januar (9. Februar) 1881. 


Um Gelegenheit zu erhalten, auch 
den Süden Turkestaus kennen zu ler- 
nen, sollte ieh zu Ende des Jahres 
nach dem Gebiete Fergana versetzt 
werden. Ich benutzte diese Ueber- 
gangsperiode, um mir einen Urlaub 
nach Petersburg auszuwirken, und 
dank den Bemühungen meiner medi- 
zinischen Vorgesetzten, der Doktoren 
Suworow und Heymann, traf die tele- 
‘graphische Erlaubniss dazu um Weih- 
nachten ein. Da die gewöhnliche 
Postverbindung von Taschkent nach 
Orenburg aufgehoben war, so musste 
die Richtung über Sibirien einge- 
schlagen und von dort erst nach Oren- 
burg abgelenkt werden; der Weg 
über Katharinenburg und Perm ist 
während der Dauer der Dampfschiff- 
fahrt der kürzere. 

Ich verliess Kuldscha am Abende 
des 29. Dezember 1880 a. St. zu 
Schlitten. Die letzten Tage waren es 
beständig — 14— 920? R. gewesen, so 
dass ich von Anfang an gut that, 
doppelte Pelze anzulegen. Schon auf 
der ersten Station Bajandori musste 
ich über Nacht bleiben, weil die Pferde 
ausgegangen waren. Der Schnee 
hórte hier bereits auf und mit Mühe 
schleppten mich die mageren Giule 
am anderen Morgen nach Suidun. 
Die Tamarixbiische und das niedrige 
Buschwerk von Anabasis phyllophora, 


Eurotia und Schoberia standen allent- 
halben kahl und entblüttert da. In 
Suidun und  Tschintschachodse be- 
gleiteten mich die alten Stationshalter 
mit den besten Wünschen. Von letz- 
terem Orte ab ging die Reise wieder 
eine Station lang über hóherliegendes 
Terrain auf Schlitten vor sich, dar- 
auf abermals zu Wagen. Àm Chorgos 
musste ich wegen Pferdemangels über- 
nachten. Schneelos war auch der 
menschenleere Wald von Borochudsir. 
Der ordentliche Telegraph reicht nun- 
mehr bis zu diesem Orte, wogegen 
der Feldtelegraph bereits bis Kuldscha 
geführt worden ist. Die Antilopen- 
heerden sind jetzt bei Borochudsir 
schon ziemlich verscheucht, und ich 
bekam nur wenige Stücke zu sehen. 
Nach ununterbrochener Fahrt erreichte 
ich am 1. Januar 1881 den Altyn- 
imelpass, welcher des Schnees wegen 
nur schwer im Wagen zu übersteigen 
war. Jenseits war treffliche Schlitten- 
bahn, und bei Vollmondschein durch- 
eilte ich rasch die Berge am Koksu, 
die ich im Jahre 1878 zuerst durch- 
streift hatte. Am 2. Januar passirte 
ich das breite Thal des Karatal, der 
sich mit dem Koksu vereinigt. In 
dieser fruchtbaren Gegend bestehen 
zahlreiche russische Niederlassungen, 
und auch die Kirgisen beginnen hier 
sesshaft zu werden. Die hohen Berge 


232 


im Quellgebiete dieser Fliisse liefern 
Holz und Erze und diirften ihrem 
naturhistorischen Charakter nach mit 
den Quellgebieten der Borotala, des 
Chorgos und Oesek verwandt sein. 
Auf der letzten Station vor Kopal 
war der Schnee weggethaut und das 
Fahren mit ganz verdorbenen Pferden 
wirkte so ermiidend, dass ich in der 
Stadt gerne in Gesellschaft anderer 
Reisenden übernachtete. 

Kopal wurde im Jahre 1846 als 
erster Vorposten gegen Centralasien 
angelegt. Die Stadt besitzt 5400 
russische, tatarische und kirgisische 
Einwohner, die sich vorzugsweise mit 
Transithandel und Tauschhandel be- 
schüftigen. Sie besteht grósstentheils 
aus Holzbauten. In den Hausgürten 
und dem kleinen Stadtgarten sind 
Obstbiume, Birken, Weiden und 
Thianschanfichten angepflanzt. Die 
nüchste Umgebung von Kopal ist 
flach, allen Winden ausgesetzt und 
nur mit Lasiagrostis bewachsen. Da- 
gegen erhebt sich in geringer Ent- 
fernung im Süden das steile Kopal- 
gebirge, das weiter östlich in die 
Gletscherregion ansteigt und mit den 
ausgedehnten Quellbergen der Lepsa 
zusammen den eigentlichen dschun- 


garischen Alatau bildet. Leider sind. 


die Bergwülder schon in den ersten 
Jahren der Besiedelung zum grössten 
Theile niedergeschlagen worden, und 
nur die Schluchten beherbergen noch 
dürftige Sträucher. 

Von Kopal fuhr ich den dritten 
Januar zu Wagen bis zur Station 
Arassan am Flusse Bión. Arassan 
nennen die Kirgisen eine warme 
Schwefelquelle, die als wasscrreicher 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Bach aus dem Humusboden hervor- 
bricht. Diese Heilquelle ist die ein- 
zige in Turkestan, wo bereits ordent- 
liche  Badeeinriehtungen bestehen; 
selbst ein kleiner Weidenpark fehlt 
nicht. Die Badereisenden finden in 
einer Sommerrestauration und in be- 
nachbarten Häusern Unterkunft und 
Kost; jedoch sagte mir die Stations- 
wirthin, dass der Branntwein den 
besten Absatz finde. Nördlich von 
Arassan zieht sich als Ausläufer des 
dschungarischen Alataus die Orassan- 
kette hin. Der Weg lenkt in eine 
Schieferschlucht ein, in der er sich 
langsam bis zur Höhe des vielbe- 
rufenen Hassfurthpasses erhob. Der- 
selbe heisst so nach dem General 
Hassfurth, einem früheren General- 
gouverneur von Westsibirien, und 
wird auch bisweilen zu Ehren eines ge 
anderen Generals Abakumowpass ge 
nannt. Aeusserst steil und gefährlich 
ist der Abstieg durch die enge $ 
abfallende Nordschlucht; 
ich ausnahmsweise. ohne Umwerfen 
des Wagens davon, aus dem die Rer 
senden aussteigen müssen. Auf der 
Station Abakumowo musste ich über- 
nachten, weil die Post erwartet wurde. 
Von nun an fuhr ich durch die dschun- | 
garische Steppe im Schlitten dem Nor- E 
den zu. Anfünglich bleibt der Alatau 1 
mit seinem Vorberge Dschilkaragà! — 
im Gesichte, und der Reihe nach 
werden die Unterläufe des Aksu, 
des Baskom und der ihn weiterhin 3 
aufnehmenden Lepsa überschritten, 
die alle vom Alatau herkommen. Be ; 
kanntlich hat das Siebenstromland . 
seinen Namen von den Flüssen Di — 


Koksu, Karatal, Bion, Aksu, Sarchom ; | 


AO ib s (c A 


77 
44 


Unt 8 


p / 


"4 


f olina e Ls. 


7 


he 
ga 


y 
A 


> Xn 


I. Originalabhandlungen. 


(einem Zuflusse des Aksu), Baskom 
und Lepsa erhalten. Die Ebene trügt 
zum Theil gewóhnlichen Steppen- 
charakter; zum Theile ist sie von 
Sandstrecken mit anderer Vegetation 
durchsetzt, auf denen wenig Schnee 
lag. Alsich am Morgen des 5. Januar 
über die vereinzelte Gruppe der Ar- 
ganatyhügel hinwegfuhr, kamen im 
Westen die beeiste Flüche des Bal- 
chaschsees und im Osten der Tar- 
bagatai in Gesicht. Am 6. Januar 
erreichte ich das unbedeutende Städt- 
chen Sergiopol, das an der Grenze 
zwischen Turkestan und dem west- 
sibirischen Gebiete Semipalatins liegt. 

Von hier an reiste ich mit den Rei- 
senden, die ich in Kopal angetroffen 
hatte, in einem billig erstandenen 
breiten offenen Schlitten zusammen. 
Die Vegetation der Steppe nahm nun- 
mehr einen nördlichen Charakter an; 
Lasiagrostis wurde durch andere Grä- 
ser verdrängt; montane Labiaten und 
Compositen traten an die Stelle der 
Salzvegetation, und in der Nähe der 
Arkathügel waren grosse Strecken 
von niedrigem Spirüengestrüpp ein- 
genommen. Bekanntlich kommen die 
letzten Salzpflanzen und Sandpflanzen, 
insbesondere Saxaul, Durangun und 
Calligonen, in der Gegend des Bal- 
chaschsees und Saisansees vor. In 
der Nacht vom 7. bis 8. Januar hielt 
uns ein heftiger Schneesturm fest, 
der jedoch das Gute hatte, den fast 
schneefreien Weg wieder zur Schlitten- 
bahn umzuwandeln. Bei heftiger Kälte 
fuhren wir den folgenden Morgen über 
den Irtysch und hielten in Semipala- 

sk an. 
Diese alte Stadt besitzt 13,000 rus- 


233 


sische und tatarische Einwohner und 
ist der Sitz eines Gouverneurs. Mehr- 
stöckige Regierungsgebäude und Pri- 
vatbauten wechseln hier mit zerfallenen 
Holzhäusern ab. Auffallend ist die 
achteckige Kuppel der Kathedrale, die 
eine Verbindung des byzantinischen 
Styles und des Rokoko darstellt. Auch 
besitzt die Stadt eine grosse Anzahl 
Moscheen, deren grünbedachte Mina- 
rete sich nur wenig von russischen 
Kirchthürmen unterscheiden. 

Von Semipalatinsk an veränderte 
sich die Gegend mit einem Schlage. 
Schon während der nächtlichen Fahrt 
bemerkten wir, dass wir aus der Steppe 
in die Föhrenwälder des rechten Ir- 
tyschufers eingetreten waren, dabei 
ward die Kälte so heftig, dass wir 
um Mitternacht anhalten und uns 
durch Thee erwärmen mussten. An 
Stelle der einfachen Lehmbauten der 
Stationen waren nun zahlreiche rus- 
sische Dörfer mit Kirchen und statt- 
lichen Holzhäusern getreten. 

Den 9. Januar durchzogen wir die 
üppigen Wiesengründe des Irtysch- 
thales. Wo wir dem Flusse nahe 
kamen, streiften wir mitunter dichtes 
Gebüsch, in welchem Salix, Betula, 
Rosa und Rhamnus vorherrschten. 
Zeitweilig erhoben wir uns aus der 
Thaleinsenkung auf das Steppen- 
plateau, wo der Fóhrenwald sich all- 
mälig ostwärts entfernte. An solchen 
Stellen traf ich den 10. Januar eine 
dürre Steppenvegetation von Triti- 
cum, Elymus, Calamagrostis und Sta- 
tice. Am Abend dieses Tages er- 
reichten wir die Kreisstadt Pawlodar, 
die an das Gebiet Akmolz angrenzt. 
Das Wetter war zusehends wärmer 


234 


geworden, und es fiel ein warmer 
Regen, der auch den folgenden Tag 
fortdauerte und die Schlittenbahn fast 
vollig zerstórte. Wir hütten uns in 
der That nach einem Wagen umsehen 
müssen, wenn der Südwind nicht in 
der Nacht zum 12. Januar in den 
kültesten Westwind umgeschlagen 
wire, so dass wir unseren Weg nach 
einigem Abwarten iiber das Glatteis 
fortsetzen konnten. Etwa 100 Werst 
vor Omsk begannen vereinzelte Bir- 
kenhaine. Die Dörfer wurden noch 
zahlreicher als zuvor, und ausgedehnte 
Frachtfuhrenziige belebten die Strasse. 
Die Kälte mochte am Morgen des 
13. Januars — 30° R. betragen. Als 
wir in Omsk einfuhren, waren es 
— 26? R. Hier lag tiefer Schnee, der 
hier zur Zeit des Thauwetters im 
Süden gefallen war. 

Omsk ist der Sitz des General- 
gouverneurs von Westsibirien und 
wird zum Gebiete Akmoly gerechnet. 
Die Stadt besitzt 30,000 Einwohner, 
darunter auch Verbannte. Stattlich 
sind diejenigen Theile der Stadt, 
welehe die Einmündung des Flüss- 
chens Om in den Irtysch umgeben. 
Auf den Märkten trifft man viele 
Produkte Sibiriens, so auch Moos- 
beeren (von Vaccinium Oxycoccos) 
und Zirbelnüsse (von Pinus Cembra). 
Fichten und Pinus Cembra sind in 
Gartenanlagen angepflanzt. 

Bei heftiger Kälte überschritten 
wir am Nachmittage den Irtysch und 
betraten den schmalen Seitenweg nach 
Petropawlowsk. Diese wenig ge- 
kannte Gegend ist von Kosaken und 
zum Theil auch von russischen Bauern 
besiedelt und gehört zu den frucht- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


barsten I bh DEF TUR p | QU. EK.) 559 


Ueber den tiefsten Schnee ragten die 


dürren Grasspitzen und die Képfe ‘ 


von Labiaten und Heracleum empor. 
Manchmal unterbrachen die weisse 
Prairie die Schilfufer gefrorener Seen 
und Haine schónhüngender, silber- 
glinzender Birken. 
auch auf diesem Wege die Dörfer 


mit wenigen Ausnahmen reinlicher - 
und reicher als im europäischen Russ- | 


land, die Häuser mit Holzschnitzwerk 
in russischem Style verziert und innen 
mitunter getüfelt und mit Reminis- 
cenzen aus der Zeit Alexanders des 
Ersten ausgestattet. Ihre Bewohner 


folgen mit Aufmerksamkeit den Welt- 2 


ereignissen und lesen Zeitungen und 


Bücher. Freilich schloss dieses nicht - 


aus, dass man jetzt wihrend der Zeit 


der Hochzeitsfeste auch dem Glase à 
zusprach. Aufrechtstehend und sin- 


gend fuhren Burschen und Mädchen 
bei der härtesten Kälte die Dörfer 
auf und ab, und im Hause umkreisten 


Weiterhin sind 


die jungen Paare die tücherschwen- 


kenden Tänzerinnen. 
grosse Zug der Reisenden diese Strasse 
wenig berührt, ist der Frachtfuhr- 


Während der . 


verkehr hier kaum weniger bedew — 


tend als auf der grossen sibirischen 
Strasse. 


langen Kolonne begegnet, muss man 


Wenn man hier mit Post- : 
pferden einer derartigen viertelmeilen — 


stehen bleiben und diese sich neben E 


dem Schlitten einen Umweg bahnen 
lassen, denn der Einzelne versinkt 
hier im Schnee wie in einem boden- 


losen Meere, und keine Kraft brächte | : 
es zu Stande, durch denselben eme - : 


längere Strecke zu waten. Als vir 
sm Abende des 14. Januar aus dem 


I. Originalabhandlungen. 


Dorfe Tschistjanka ausfuhren, erhob 
sich ein Sehneegestóber, Wir ver 
loren nach wenigen Schritten die feste 
Spur und die Richtung und konnten 
erst binnen zwei Stunden mit neuen 
Pferden aus dem Schnee herausge 
arbeitet werden und 
Am folgenden Tage 
setzten wir die Fahrt mit grosser 
Miihe auf dem verschneiten Wege fort. 
Wir iibernachteten in Petropawlowsk. 

Die Kreisstadt Petropawlowsk ist 
eine der regsten Handels- und Ge- 
werbsstädte Südwestsibiriens und be- 
sitzt 11,500 Einwohner russischen, 
tatarischen und kirgisischen Ur- 
sprungs, die sich im grossen Mass- 
stabe mit Gerberei, Seifenfabrikation, 
Spiritusfabrikation, Transithandel, An- 
kauf von Fellen und andern Produkten 
der Viehzucht aus der nahen Kir- 
gisensteppe beschäftigen; auch Fische 
aus den benachbarten Seen und Kaviar 
aus Tobolsk kommen hier billig zum 
Verkaufe. Von dem höhergelegenen 
Markte aus geniesst man einen pracht- 
vollen Ueberblick über die untere 
Stadt bis zum Ufer des Ischim. Die 
Kathedrale und die Hauptmoschee 
sind in wenig von einander verschie- 
denem byzantinisirendem Style mit 
edler Anwendung der Renaissance er- 
baut, und auch manche Privatbauten 
überraschen durch ihre Stattlichkeit. 
In den Gärten steht Pinus Cembra. 
Auch diese Stadt gehört zum Gebiete 
Akmoly, Akmolinsk, die Hauptstadt 
dieses Gebietes, liegt im Süden von 
Petropawlowsk mitten im futterreich- 
sten und heerdenreichsten Bezirke. 
Von Petropawlowsk geht eine Post- 
strasse über Akmolinsk in die Gegend 


in das 
zurückfahren. 


Dorf 


235 


von Pawlodar; jedoch ist der Weg 
über Omsk näher. Grosse Karawa- 
nenstrassen führen von Petropawlowsk 
nach Turkestan und Aulinata. Die 
Idee, die Eisenbahnverbindung mit 
Siidsibirien und Turkestan durch diese 
Gegenden zu führen, hat Manches 
für sich. 

Die Kälte hatte wiederum eine be- 
deutende Höhe erlangt, und von der 
Ausdünstung ward die Kleidung so 
von Reif durchdrungen, dass sie kaum 
mehr zu trocknen war und wenig 
schiitzte. Ein Mitreisender hielt die 
Anstrengungen bald nicht mehr aus 
und blieb zurück. Am Abende des 
17. Januar erreichten wir die Grenze 
des Orenburger Gouvernements bei 
Presnogolowsk an der Alabuga und 
am 18. den Tobol, der von dichtem 
Föhrenwalde umgeben ist. Wir über- 
schritten ihn bei Kljutschewoje und 
folgten dann seinem westlichen Zu- 
flusse, dem Ui. Das Terrain wird hier 
bergig. Am Morgen des 19. Januars 
erreichten wir das kirchenreiche 
Troizk, eine Stadt von 6000 Ein- 
wohnern und wie Petropawlowsk Sitz 
vieler Fabrikanten und Kaufleute und 
der Behörden dieses reichen Kreises. 
Von Troizk ist es eine Tagereise bis 
Werchneuralsk, am Uralflusse, einer 
Kreisstadt von 4800 Einwohnern. Von 
hier biegt die grosse Orenburger 
Strasse nach dem 300 Werste siid- 
licher gelegenen Orsk ab und macht 
also einen Bogen um die Kirgisen- 
steppe und das Uralgebirge herum. 
Uns war der gerade Weg empfohlen 
worden, der über das Uralgebirge 
und durch die Lündereien der Basch- 
kiren führtund um 200 Werste nüher 


236 


ist. Jedoch machten wir schon auf 
der ersten Station die Erfahrung, dass 
die engen Wege und die unzureichend 
gefiitterten Pferde diesen Weg sehr 
in die Linge ziehen. Wir hielten 
erst in westlicher Richtung auf das 
Uralgebirge zu und zogen dann sei- 
nem Östrande nach, Das Gebirge 
war hier kahl, und nur in einigen 
Schluchten zeigten sich Gebüsche, alte 
Föhren, Birken und Lärchen. An 
solchen freundlichen Orten lagen die 
Dörfer der Baschkiren. Dieselben 
besassen grosse Aehnlichkeit mit rus- 
sischen Dörfern; freilich war an man- 
chen Häusern der Dachstuhl nicht 
vollendet, und der Schornstein aus 
einem mit Lehm verklebten Weiden- 
gerüste aufgerichtet. Die Moscheen 
trugen gleiche Minarete wie die ta- 
tarischen. Abends neun Uhr hielten 
wir auf der zweiten Station an. Ein 
alter Baschkire führte uns in seine 
kleine Stube, die durch einen nischen- 
reichen russischen Ofen geheizt wurde. 
Der Hinterwand des Zimmers nach 
ging wie bei den Tataren eine Platt- 
form, auf welcher die drei Frauen 
des Hausherrn, Alle in rothen Kopf- 
tüchern, hellen Röcken und schwarzen 
Oberkleidern mit rother Kante, nieder- 
gelassen waren; spüter sah ich auch 
Frauen in rein feuerrothen Kleidern, 
doch war die rothe Besüumung, eine 
finnische Sitte, vorherrschend, Der 
Typus der Baschkiren ist wenig von 
dem kirgisischen verschieden und auch 
die Sprache war mir verständlich; 
die Stammesnamen erinnern an die- 
jenigen der samarkandischen Usbeken. 
Wie alle Asiaten sind die Baschkiren 
träge, geldgierig und wenig wahr- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


is 
heitsliebend, was sie jedoch nicht hin- 
dert, in ihrer Weise gutmüthig, gast- 
freundlich und dienstbeflissen zu sein. — 
Sie lieben den Gesang und feiern 
ihre alten Helden. Die Todten be- 
graben sie liegend und mit nach 
Westen gewendetem Gesichte, nicht 
sitzend wie die Kirgisen und Usbeken. 
Neben dem Ackerbau und Holzver- 
kauf beschäftigen sie sich hauptsäch- — 
lich mit Viehzucht. Im Sommer trei- — 


ben sie ihr Vieh in die Berge und | 


schlagen im Walde rohe Holzhütten — 
auf. Ihre Dörfer beziehen sie nur . 
im Winter. Das Anlegen von Heu- 
vorrüthen haben sie von den Russen | 
gelernt; doch sind sie dabei ebenso — 
sorglos wie die Kirgisen von Südwest- — 
sibirien. Wir lenkten nun allmälig 
in das waldreichere Gebirge hinein. | 
Die Fahrt ging sehr langsam von - 
Statten, und nach mehrfachem Um- © 
herirren gelangten wir erst gegen - 
Morgen des 21. Januars in die Nähe - 
der Station, blieben aber beim Er . 
klimmen eines lürchenbewachsenen | 
Hügels im Schnee stecken und muss - 
ten andere Pferde herbeiholen lassen. 
Vom Dorfe Absalamowo an, welches 4 
35 Werste westlich von dem berühm- à 
ten Magnetberge liegt, erhoben Me 
uns auf den Grat der Uralkette. Die — 
mannigfaltigen Gesteinsarten, die den l 
Erzreichthum des Urals liefern, bilden E 
hier breite Felsenkümme, die dicht 

mit Lärchen und Birken bestanden 


waren, An den gefrorenen Bächen 


standen Erlen, Espen, Weiden, Apfel- ! 
bäume, auch Rosen und anderes Busch A 
werk. Auf offenen Stellen reckten 3 
die mächtigen Riesenbäume der Larix 
europaea rossica ihre unregelmässig 


I, Originalabhandlungen. 


vertheilten Kronenüste aus; an ihrem 
Fusse weideten Pferde und Rinder, 
- und einmal sprangen an einer solchen 
Stelle vier Wölfe aus dem Schnee 
auf, Auch als die Gewässer erreicht 
waren, die nach der Westseite ab- 
fliessen, ging der Weg beständig hin- 
auf und herab, und oft war der 
Schlitten in Gefahr, über den Ab- 
hang zu kippen. Von hier an traten 
auch junge langnadelige Fóhren auf. 
Vom Dorfe Kirdassowo an blieben 
nur noch wenige Werste bis zur 
Ebene; dann ging die Reise mehrere 
Stationen weit schnell von statten, 
bis wir am Morgen des 22. Januars 
wieder in neue Ausläufer des Ge- 
birges eintraten. Wir hielten uns 
etwas östlicher, da der gerade Weg 
über das Hüttenwerk Nikolskoje aus- 
nehmend schwierig sein sollte. Wir 
kamen durch dichten Birkenwald, der 
hin und wieder mit kleinen Linden, 
Eichen und Föhren untermischt war. 
Der Schnee reichte hoch an den Bäu- 
men empor. Weisse Schneehasen 
waren hier zahlreich. Den Weg 
durchschnitten unaufhörlich tiefe Gru- 
ben, die das Fahren zur Qual machten, 
und wenn wir ausruhen mussten, konn- 
ten wir uns erst nach langer Mühe 
wieder herausarbeiten. Vom Dorfe 
Preobraschenskoja an, wo ein Eng- 
lánder früher eine Schmelzhütte unter- 
halten hatte, beginnt herrlicher Féh- 
renwald; auch Eichen, Linden und 
Espen werden hier stürker. Auf 
Wunsch meines Reisegefährten blieben 
. Wir über Nacht in dem vereinzelten 
Tschuwaschendorfe Besdjar; jedoch 
hatten die russischen Wirthschaften 
dieser entlegenen Gegend so wenig 


237 


Einladendes, dass ich kaum ein Auge 
schloss. Bei den Tschuwaschen, deren 
Hauptmasse weiter nördlich wohnt, 
tragen die Männer russische Kleidung; 
diejenige der Frauen ist den tatarischen 
ähnlich. Die Sprache ist ein merk- 
würdiges Gemisch altarischer, tata- 
rischer und wohl auch finnischer Ele- 
mente, die diesen Volksstamm der 
Beachtung der Wissenschaft werth 
macht. Den 23. Januar ging die 
Waldfahrt zu Ende. Aus dem präch- 
tigen Lärchen-, Linden- und Eichen- 
bestande traten wir in das Thal des 
Jamaschly hinab, das sich der Sak- 
marasteppe zuwindet. Am Bachufer 
tauchten russische Holzarten wie 
Schwarzpappeln, Ulmen, Schneeball 
und Gaisblatt auf. Im offenen Lande 
fuhren wir durch russische Dörfer 
von bedeutendem Umfange. Am an- 
sehnlichsten ist das Fabrikdorf Sam- 
jakino. In der Nähe von Orenburg 
liegen Kosakendörfer, wo die Frauen 
ebenso wie an der Orsker Strasse 
die zierlichen leichten Shawls aus 
Ziegenwolle verfertigen, die zusam- 
mengerollt durch einen Fingerring 
durchgehen. Am Morgen des 24. Ja- 
nuar fuhr ich in Orenburg ein, das 
nach dem Brande moderner aufge- 
blüht ist. Am Abende dieses Tages 
bestieg ich die Eisenbahn, hatte aber 
meine Mühe mit dem Aufgeben des 
Gepäckes, wozu es bald zu früh, 
bald zu spät sein sollte, so dass ich 
schliesslich Alles als Passagiergut mit- 
nahm. Wiewohl heftiges Schneege- 
stöber herrschte, blieb der Zug in der 
Nähe von Busuluk nur eine Viertel- 
stunde im Schnee stecken. So viel 
ich bemerken konnte, blieb die Land- 


238 


schaft nach diesseits und jenseits der 
Wolgabrücke den früheren ähnlich, 
und erst gegen Moskau hin gesellten 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


sich den Birken und Fóhren die ersten E 
Fiehten zu. Den 28. Januar a. St. 
kam ich in Petersburg an. 


3) Ueber das Frühtreiben der Erdbeeren im Klima von St. Petersburg. 


Wenn über Pflanzenkulturen, d. h. 
die Behandlung der Zierpflanzen in 
Gewüchshüusern und im Freien, auch 
viel geschrieben wird, so finden wir da- 
gegen verhiltnissmissig wenig Werke 
über Fruchttreiberei. Zeitschriften, 
über den Gartenbau namentlich, brin- 
gen nur selten Aufsütze über diesen 
Theil unserer Kunst. 

Unter den Breiten, die von uns 
bewohnt werden, wo der Winter so 
lange die strenge Herrschaft führt 
und die Natur in Sehnee und Eis 
gefesselt hilt, wo dem Menschen fast 
sechs Monate nur der Anblick der 
todten Natur zu Theil wird, gerade 
hier im Norden ist die Sehnsucht nach 
Blumen, frischem Gemüse und Früch- 
ten, sobald die Natur wieder neues 
Leben zu zeigen beginnt, wohl er- 
klürlich. An Blumen fehlt es freilich 
nicht: unsere Glashüuser bringen diese 
den ganzen Winter massenhaft. Fri- 
sches Gemüse erhalten wir bei der 
heutigen schnellen Kommunikation aus 
Gegenden glücklicherer Breiten her- 
beigeschafft, aber mit frischen Früch- 
ten ist es ein anderes. Ausser con- 
servirten Aepfeln und Birnen sowie 
Orangen findet sich nichts. 

Wie lockend ist dagegen Anfangs 
Mürz ein Kérbchen frischer duftender 
Erdbeeren! Wie sehnt sich der Kranke 
auf seinem Schmerzenslager, das Kind 
in seiner glücklichen Jugend, der 


Gourmand zum Schlusse seiner lukul- 
lischen Tafel nach einem solchen! 
Wie oft frügt der mit Glücksgütern 
gesegnete Gartenbesitzer bei seinem 
Girtner an, ob die ersten Erdbeeren 
reifen, und auf das traurige Nein er- 
folgt nicht selten ein herber Tadel. 
ie schwer es aber dem Gürtner 
wird, gerade zu dieser Zeit, wo sich 
die Sonne wochenlang nicht zeigt, die 
Früchte dem ungünstigen Klima ab- 
zuringen, weiss nur derjenige, dessen 
Aufgabe es ist, sie zu schaffen. ; 
Schreiber dieses beschäftigte sich — 
schon eine Reihe von Jahren mit der — 
Zucht dieser Früchte, es bildet die 
Erdbeeren-Treiberei einen hervorra- 
genden Theil der Kulturen des hie- 
sigen Gartens, wo jührlich 20 bis 
22,000 Töpfe solcher getrieben wer- 
den. 
Hülfte des Monates Mürz bis zu der 
Zeit, wo die Früchte in der freien 


Natur reifen, stets eine Reihenfolge — 


reifer Früchte vorhanden sei. 

Zu den am frühesten getriebenen, 
d. h. Mitte Mürz reifenden, Früchten 
bedarf es eigener Häuser. Die Nach- 


folgenden werden mit grösserer Leich- — 


tigkeit schon in den Wein- und Phr- 
sichhüusern erzielt, weshalb hier 
vorzugsweise von den ersteren die 
Rede ist. 

Die Häuser zu dieser Kultur dürfen 
weder zu gross und hoch, noch zu . 


Usus ist, dass von der ersten 


B EU TR ESTE OT PE u Se See eel AE S SEE 


| 
| 
1 


I. Originalabhandlungen. 239 


flach gebaut sein; die Dachfenster 
müssen eine Neigung von 35 bis 38^ 
haben. Die Heizungen werden so 
eingerichtet, dass auch im kältesten 
Winter die nöthige Wärme mit Leich- 
tigkeit, möglichst gleichmässig erzielt 
werden kann. Die Stellagen im Hause 
sind so anzubringen, dass die Pflanzen 
dem Lichte so nahe wie möglich 
stehen, wie ferner für zweckmässige 
Vorrichtungen zum Lüften hauptsäch- 
lich Sorge getragen werden muss. 
Sind die Häuser neu und mit dem 
jetzt gebräuchlichen dicken Glase be- 
deckt, so darf dieses nicht ganz weiss 
sein, sondern muss eine grünliche 
Färbung haben, weil die durch das 
weisse Glas zu stark brennenden Son- 
nenstrahlen im Frühlinge leicht den 
Blüthen schaden, diese verbrennen. 
Auch dürfen die Fugen zwischen den 
Scheiben, wo diese über einander 
fassen, nicht verkittet werden. Es 
findet durch diese feinen Oeffuungen 
ein steter Zustrom von frischer Luft 
statt, der auf die Pflanzen in jedem 
Stadium der Entwickelung wohlthätig 
wirkt. Bei starken Frösten schliessen 
sich diese Oeffnungen durch das Ge- 
frieren der sich dort stets ansam- 
melnden Feuchtigkeit, wodurch dann 
das Entweichen der Wärme verhin- 
ert wird, 

Wo die Häuser aber noch mit 
dem früher angewandten dünnen, hell- 
grünen Glase gedeckt sind, müssen 
diese Fugen allerdings mit Kitt ver- 
strichen sein, da durch die unebene 
Flüche dieses Glases die Scheiben zu 
undieht auf einander liegen, und da- 
durch dem Hause zu viel Würme ent- 
20gen würde, 


Die den Erdbeeren zusagendste 
Erde ist eine gute, mehr schwere, 
als leichte Rasenerde, die aber nicht 
ganz zersetzt sein darf, sondern noch 
unverweste Theile, wie Wurzelfasern 
u. s. w. enthalten muss, Durch das 
weitere Zersetzen genannter Stoffe 
halt sich die Erde erstlich würmer, 
und dann auch lockerer in den Tópfen, 
so dass beim Verbrauche kein Zusatz 
von Sand nóthig wird. 

Die Rasen behufs Bereitung der 
Erde werden am besten Ende Mai 
von einer Viehweide, die lüngere Zeit 
nicht bearbeitet war, und als solche 
diente, geschnitten. Der Boden muss 
mehr schwer wie leicht sein, die ab- 
geschülten Rasen nur die Dicke von 
3 Zoll haben, diese werden in nicht 
zu grosse Haufen gestellt und etwas 
mit Dünger bedeckt. Im Herbste 
ist die Erde brauchbar, muss aber 
vor dem Gebrauche fein zerhackt 
werden. 

Im Monate Juli werden dem Frucht- 
beet die stürksten der diesjührigen 
Ausliufer entnommen und auf Beete 
4 Zoll im Quadrat von einan- 
der verpflanzt. Diese Beete müssen 
sich aber in guter Kultur befinden, 
gut bearbeitet sein und eine sonnige 
Lage haben. Fleissiges Begiessen und, 
wenn nöthig, leichtes Beschatten be- 
schleunigt die neue Bewurzelung. 

Mit Eintritt der stärkeren Fröste 
werden die bepflanzten Beete leicht 
mit Tannenreisig belegt, auf der da- 
durch entstandenen rauhen Fläche 
sammelt sich der Schnee früher an, 
häuft sich zu einer dickeren Decke, 
die im Frühlinge erst später schwindet, 
und dadurch dann die Pflanzen längere 


240 


Zeit gegen die noch eintretenden 
Nachtfróste schützt. 

Auch kónnen die jungen Ausliufer 
den Winter über an den Muster- 
stócken bleiben, man entnimmt sie 
diesen erst im Frühlinge, pflanzt sie, 
wie angegeben, und unterwirft sie 
der gleichen Behandlung, wie jene, 
indem die Beete, wenn nóthig, be- 
gossen, von allem Unkraut, sowie von 
den sich zeigenden Blüthen, und stets 
austreibenden Ranken rein gehalten 
werden. 

Gegen die Mitte des Monates Juli 
haben sich die Pflanzen zu hübschen 
Büschen ausgebildet, die jetzt in 
6—Tzöllige Töpfe gepflanzt werden. 
Bis zu ihrer Bewurzelung müssen sie 
gegen die sengenden Strahlen der 
Sonne geschützt stehen, damit die 
Blätter ja nicht leiden, wie man sich 
ausdrückt, verbrennen; ist dieses der 
Fall, stocken die Pflanzen und treiben 
für diesen Sommer nicht weiter. 


Dieses Verfahren ist bei Kulturen 


im kleineren Massstabe sehr zu em- 
pfehlen; bei sehr grossen Parthien 
aber hält es schwer, zumal bei grosser 
Dürre, die frisch eingesetzten genü- 
gend zu schützen, weshalb ich nach 
folgender Methode arbeite, welche 
allerdings zeitraubender, aber siche- 
rer ist, 

Die jungen Pflanzen, gleichviel ob 
vorher piquirt oder den alten Pflanzen 
entnommen, pflanze ich früh im Früh- 
linge in kleinere 4'ezöllige Töpfe, 
doch werden dabei die Abzugslöcher 
derselben nicht mit Scherben belegt, 
sondern dienen hierzu die gröbern 
Theile der frischen Erde. Nach dem 
Pflanzen grabe ich die Töpfe auf die 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


angemessener Entfernung von einan- 


di 


schon früher besprochenen Beete m — 


der, bis zum Rande ein, wo bei guter — 
Pflege der Erdballen der Töpfe bald — 
mit Wurzeln durchzogen ist, diese - 
dringen dann durch die Abzugslócher - 


in die Erde der Beete und finden hier 
reiche Nahrung. 


Dass sie hier von Unkraut und den — 


sich stets bildenden Ranken rein ge- 


lten, sowie regelmässig gegossen — 
werden müssen, bedarf wohl keiner — 
Erwähnung. Im Uebrigen erfordern . 
sie bis zur Mitte des Monates August — 


keiner weiteren Bearbeitung. 


Um diese Zeit beginnt das Ver- 4 
pflanzen in grössere 6—7zillige Töpfe, — 


nachdem vorher von dem Wurzel- 


ballen die stark verfilzten und durch- — 


gewachsenen Wurzeln abgeschnitten 


wurden, worauf die Pflanzen auf — 
warmen, der Sonne exponirten Plätzen — 


des Gartens aufgestellt werden. 


Mit den zum frühesten Treiben - 
bestimmten Pflanzen wird natürlich | 
angefangen, und so fortgefahren, dass — 
stets diejenigen, die im Winter früher - 


gebraucht, auch jetzt früher verpflanzt 


werden. Doch ist es gut, die Arbeit - 
nach Möglichkeit zu beschleunigen, — 
da alle Töpfe noch nothwendigerweis® à 
im Herbste wieder durchwurzelt ses 


müssen. 
Auf diese Weise leiden die Pflanzen 


beim Versetzen nicht, indem sie a 
bei noch so viel Wurzeln behalten, 


um nicht zu welken; auch sind die 
Sonnenstrahlen um diese Ze 


Kine 


it nieht 
mehr so sengend, und istin den is a 
ten der Thau schon ein na 
besonders das Anwachsen erleich d 

Bis zur ersten Hälfte des Monat P. 


ag rink FUN E hee l 


ease stp SEN NTE ras 


B 


VM 


jesse 
FOLIC bes 


Taf 126. 


| 
| 
. 


I. Originalabhandlungen. | 241 


September sind die Pflanzen voll- 
kommen bewurzelt, und wird es jetzt 
Zeit, sie in den Ruhestand zu ver- 
Zu diesem Zwecke bringt 
man sie in das für sie bestimmte 
Haus, stellt sie auf den Boden unter 
die Stellagen desselben, wo sie durch- 
aus kein Wasser mehr erhalten dür- 
fen, selbst wenn sie welken, oder die 
Blütter absterben sollten. Dieses scha- 
det ihnen nicht im geringsten, im 
Gegentheile entwickeln sich solche 
beim Antreiben zuweilen am schónsten. 
Sind die Töpfe eingefroren, und ist 
schon Schnee gefallen, werden sie mit 
diesem stark bedeckt. 

Die zum spüteren Antreiben be- 
stimmten Pflanzen bleiben bis zum 
Eintritt strengerer Fröste im Freien, 
werden jedoch, nachdem sie sich ge- 
nügend bewurzelt haben, auf die Seite 
gelegt und nicht mehr gegossen; spa- 
ter bringt man sie entweder in die 
Fruchthäuser, wo solche vorhanden, 
oder in die jetzt leeren Mistbeete, 
Keller unddergleichen Räumlichkeiten, 
schützt sie hier, durch eine Decke 
von Schnee oder Laub, gegen die zu 
grosse Kälte. 


setzen. 


Gegen den 20. November wird das. 


Haus, wo sich die Erdbeeren befin- 
den, auf 2—3° R. geheizt und so 
allmälig aufgethaut. Der Schnee wird 
aber von den Töpfen nicht fortge- 
nommen, weil erstlich das durch 
das Schmelzen desselben entstehende 
Wasser die ausgedörrte Erde der 
Töpfe allmälig anfeuchtet, dadurch 
dieselbe lockert, und sodann auch die 
flanzen vor dem zu raschen Auf- 
thauen schützt. 

Nachdem aller Frost geschwunden, 

1883. 


werden die Pflanzen gereinigt, alle 
abgestorbenen Blätter von denselben 
entfernt, die Töpfe selbst rein ge- 
waschen, die Erde derselben aufge- 
lockert, die obere entfernt, durch neue 
ersetzt und dann alle Pflanzen auf die 
oberen Bretter der Stellagen gedrängt 
aufgestellt. Sie stehen hier dem Lichte 
am nächsten und werden, bei dem 
späteren Austreiben, allmälig so weit 
verstellt, dass sie sich nicht mit den 
Blättern berühren. 

Die Temperatur des Hauses wird 
nach dem Aufthauen der Pflanzen jede 
Woche um 2° gesteigert, so dass die- 
selbe zum Anfange des neuen Jahres 
die Höhe von 10—12° erreicht hat. 
Höher darf, bevor sich die Blüthen- 
knospen zeigen, was in der Regel in 
der Mitte des Januars der Fall ist, 
nicht geheizt werden. Geschähe dieses 
früher, so würden die Knospen zu- 
rück gehen, die Pflanzen nur üppige 
Blätter machen und leer bleiben. 

Gegossen wird anfangs sehr mäs- 
sig, doch dürfen die Töpfe nie ganz 
austrocknen. Mit Steigerung der 
Wärme, wo natürlich auch die Pflan- 


! zen schon zu treiben beginnen, wird 


ihnen auch reichlicher Wasser ge- 
reicht. 

Auch beginnt man, wenn das Haus 
auf 10 ° geheizt wird, mit dem Spritzen; 
anfangs missig und hauptsächlich nur 
an heitern Tagen und nach starker 
Heizung, spüter jedoch, wenn die 
Warme des Hauses 14—15° erreicht, 
regelmässig Morgens und Abends. 
Auch ist es gut, in dieser Zeit öfter 
den Boden des Hauses zu begiessen, 
genug alles zu thun, um eine feuchte 
Luft im Hause zu erzielen, die auf 

16 


242 


die Pflanzen und deren Gedeihen nur 
wohlthitig wirkt, auch die Blattliuse, 
sowie die geführliche rothe Spinne 
nicht so leicht aufkommen lässt. 

Bei angegebener Kultur werden die 
Erdbeeren in der ersten Hälfte des 
Monates Februar durchgüngig in 
Blüthe stehen, ist dieses der Fall, 
wird die Würme etwas ermüssigt, das 
Spritzen fast eingestellt, genug, die 
Luft mehr trockener gehalten, damit 
die Blüthen sich leichter befruchten. 

Eine grosse Hauptsache beim frühen 
Treiben der Erdbeeren ist das Lüften 
des Hauses. Fast keine Pflanze be- 
darf beim Treiben zu ihrem Gedeihen 
so der frischen Luft wie gerade diese, 
weshalb vom Beginne des Treibens 
an bis zur Fruchtreife den Pflanzen 
so viel frische Luft wie nur möglich 
zugeführt werden muss, deshalb heize 
man an gelinden Tagen etwas stürker, 
lüfte aber nach Möglichkeit. Sollte 
während der Blüthezeit gelinde feuchte 
Witterung eintreten, wie es häufig 
der Fall ist, und dann die Luft im 
Hause so feucht werden, dass die 
Blätter der Pflanzen mit Thau bedeckt 
sind, so muss sofort stark geheizt und 
gelüftet werden, damit die Blüthen 
abtrocknen, sonst steht es um die 
Befruchtung misslich, und kann die 
ganze Ernte durch einige solcher Tage 
vernichtet werden. 

Nach der Blüthe bis zur Reife 
schaden den Erdbeeren bedeutende 
Wärmegrade (17—18°) nicht mehr, 
wenn nur die Luft hinlänglich feucht 
gehalten wird. Wasser ist jetzt ein be- 
deutender Faktor zur Erzielungschöner 
Früchte. 

Um einige derselben früher zur 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Reife zu bringen, schneidet man von 
einer Parthie 
Exemplare, nachdem an jedem acht 
bis zehn Blüthen befruchtet sind, wie 
man gewöhnlich sagt, angesetzt haben, 
alle übrigen Blüthen und Knospen 
fort, so dass die ganze Kraft der 
Pflanzen sich in diese nachgebliebe- 
nen Früchte concentrirt, die dann 
wenigstens um eine Woche früher 
reifen. 

Noch einmal muss erwähnt werden, 
dass die oben beschriebene Kultur 
nur ausschliesslich für die früheste 
Zucht in einem für die Erdbeeren- 
zucht eingerichteten Hause mass- 
gebend ist. 

Gewöhnlich wird diese Frucht mit 
Wein oder Pfirsich zusammen ge- 
trieben, wo dann auf die Erdbeeren 
nicht so viel Rücksicht genommen 
werden kann. Dieses geht auch recht 
gut, da erstens die Früchte nicht so 
früh verlangt werden, dann ferner 
die Erdbeeren sich recht gut mit der 
Temperatur des Pfirsichhauses ver- 
tragen, und endlich ist auch die J ahres- 
zeit eine spätere, wo die Tage hei- 
terer und bedeutend länger sind und 
sich überhaupt alles leichter treiben 
lässt. 


Kultur in den Gewächshäusern 88 
hören: die grüne Blattlaus, die rothe 
Spinne und ein mikroskopisch kleiner 
Pilz, gewöhnlich mit dem Namen rc 
beerkrankheit bezeichnet. 
Gegen die Verheerungen der beiden 
genannten Thierchen schützt man 
sich leichter, wenn man ihrem Auf- 
kommen vorzubeugen sucht, als späte! 
wo sie schon in Massen auftreten. 


zuerst aufgeblühter - 


Zu den Feinden der Erdbeeren- 


I, Originalabhandlungen. 


Sie vermehren sich mit ungeheurer 
Schnelligkeit, und einmal vorhanden, 
sind sie schwer wieder auszurotten, 
namentlich verheert die rothe Spinne 
bald die Pflanzen des ganzen Hauses. 

Ein gutes Mittel, diesem Uebel vor- 
zubeugen, besteht in dem Räuchern 
mit Tabak. Sowie das Haus auf 10? 
geheizt wird, rüuchert man einmal, 
am Abend, spüter zweimal die Woche 
mit ordinärem Bauerntabak, hierdurch 
wird schon viel Ungeziefer im Keime 
unterdrückt. Doch muss, sowie die 
Beeren zu reifen beginnen, wenn sie 
eine weissliche Fürbung annehmen, 
das Rüuchern eingestellt werden, weil 
sonst die Früchte nach Tabak schmek- 
ken würden. Ferner halte man auf 
peinliche Reinlichkeit, sorge, so lange 
die Kultur es erlaubt, nümlich bis 
zur Blüthe der Pflanzen, durch Giessen 
und Spritzen aller Theile des Hauses 
für feuchte Luft, und lüfte vorsichtig, 
d. h. so, dass die einstrómende kalte 
Luft nicht direkt die Pflanzen berühre. 
An kalten heitern Morgen, so wie sie 
im Februar ófter eintreten, beginnt 
das Lüften schon, sowie das Thermo- 
meter im Hause zu steigen beginnt. 
Endlich habe man ein wachsames Auge 
auf die in der Nühe des Ofens stehen- 
den Pflanzen, die stets zuerst befallen 
werden, und von wo aus sich das 
Ungeziefer bald über das ganze Haus 
verbreitet, 

Ein anderes ist es mit dem Pilze, 
der häufig grosse Verheerungen unter 
den Erdbeerpflanzen anrichtet und 
zuweilen so rasch, dass ganze Häuser 
voll solcher, die heute noch in herr- 
lichster Blüthe stehen und zu den 


schönsten Hoffnungen berechtigen, 


243 


nach einer Woche schon einen trau- 
rigen, trostlosen Anblick gewähren, 
indem die Pflanzen schon verküm- 
mert sind, und an eine Ernte nicht 
mehr gedacht werden kann. 

Die Krankheit entwickelt sich fol- 
gendermassen: Zuerst nehmen die 
jüngsten, kaum hervorsprossenden 
Herzblättchen eine bräunliche Fär- 
bung an und erhalten einen metal- 
lischen Glanz; diese Färbung geht 
auf alle noch nicht ganz ausgebildeten 
Blätter über, die sich dann auch nicht 
weiter entwickeln, wohingegen die 
ältern Blätter der Pflanze eine schwarz- 
grüne Färbung bekommen. 

Mit dem Gedeihen der. befallenen 
Individuen ist es jetzt vorbei, alle neu 
austreibenden Blätter verkrüppeln, 
und sind Blüthen vorhanden, so gehen 
auch diese zurück, indem die Frucht- 
böden derselben schon beim Aufblühen 
schwarz sind und von einer Befruch- 
tung keine Rede mehr sein kann. 
Die etwa schon vorhandenen Früchte 
wachsen nicht weiter, sondern werden 
braun, ohne zu reifen. 

Merkwürdig ist es dabei, dass von 
mehreren sich neben einander befin- 
denden Erdbeerabtheilungen, die eine 
gleiche Lage haben und unter gleichen 
Verhältnissen kultivirt werden, die 
eine befallen wird, die andern aber 
gesund bleiben. Dass ferner im Som- 
mer befallene Pflanzen im Winter 
ganz gesund treiben, und umgekehrt 
ganz gesund in das Haus gebrachte 
Pflanzen im nächsten Winter von 
der Krankheit befallen werden. Auch 
erkrankt in einem Jahre vorzugs- 
weise eine Sorte, im nächsten Winter 
eine andere. 


244 


Genug, das Wesen und die Ent- 
stehung dieses Pilzes ist uns Giirt- 
nern bis jetzt unbekannt, mithin auch 
die Mittel zur Bekümpfung desselben. 
Es scheint indess, als ob die nach an- 
haltend langer trüber Witterung ein- 
tretenden hellen Tage, wo die Sonne 
plótzlich auf die Pflanzen brennt, ich 
sage, es scheint, als ob diese Sonnen- 
tage das Aufkommen dieses Parasiten, 
wenn nicht bewirken, so doch be- 
fórdern. 

Eine leichte Beschattung der Háuser 
ist bei solchen Sonnentagen immer 
zu empfehlen. 

Von den zum | Frühtraiben haupt- 


sächlich zı nimmt 


die alte a den ersten Rang 
ein, sie treibt sich am sichersten und 
bringt zugleich die wohlschmeckend- 
sten Früchte, dieselben werden frei- 
lich nicht gross, dafür aber aromatisch. 
Ist der Krankheit wenig unterworfen. 

Etwas später wie die genannte 
Sorte ist Louis Vilmorin, eine wahre 
Prachtsorte, grosse Frucht von edler 
Form und herrlicher Färbung, hoch- 
roth, glänzend wie mit Lack über- 
zogen, von Geschmack angenehm und 
reichtragend. Unter den grossfrüch- 
tigen Sorten die empfehlenswertheste. 
Der Krankheit weniger unterworfen. 

Précoce schön gross, süss, früh und 
reichtragend, die Früchte von herr- 
licher Färbung, der Krankheit sehr 
unterworfen, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Ferner sind noch zu empfehlen: 
die unter dem Namen Roseberry 
maxima gehende; reichtragend, aber 
wenn auch grossbeerig, doch nicht süss. 

Marguerite (Lebreton) früh, sehr 
gross, aromatisch, reichtragend, bei 
trüber Witterung fürben sich die Bee- 
ren schlecht. 

White Pineappel (weisse Ananas), 
Früchte mittelgross und nicht reich- 
tragend, aber aromatisch. Die weissen 
Früchte zieren im Vereine mit den 
rothen die Fruchtkórbe sehr und heben 
die rothe Fürbung der ersteren. 

Zur späteren Treiberei können noch 
als schön genannt werden: 

Président, Elisa (Rivers), Impéra- . 

trice Maria Alexandrowna, la Con- 

stante, Sir Walter Scott. 

Alle durch die Süsse und Schón- 
heit ihrer Beeren zu empfehlen*). 

A. Sohrt. 

*) Nach dem Wernik der Russ. Garten- 
baugesellschaft. 

Nachschrift von E. Regel. Ueber 
die oben erwähnte Pilzkrankheit können 
wir nichts mittheilen, da wir von derselben 
befallene Pflanzen noch nicht sahen. Unter 
n 
nicht g 
unterhalb des Kelches oder den Fruchtboden 
selbst anbohrt und oft grossen Schaden thut. 
Ausser den von Hrn. Sohrt zur Treiberei 
empfohlenen Sorten kónnen wir aus eigener 

T 


Alice (Maude), Crémont, Crystal Palace. — 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


945. 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


A. Abgebildet imGardener'sChronicle. 
1) Dracaena Goldieana Bull. Im Jahre 1872 


schon eine Abbildung im 


n 
auserlesener Blattpflanzen für das niedrige 
Warmhaus und das Terrarium des warmen 
Zimmers verbreitet, um so mehr als der 
ursprüngliche Preis von 5—10 Lvr. Strlg. 
(100—200 Mrk.) pr. Exemplar auf 10—20 Mrk 
allmälig herab gegangen ist, 
ovalen, 


Die gestielten 
zugespitzten Blätter auf glänzend 
grünem Grunde, mit dunkelgrünen unregel- 
mässigen Querstreifen und ausserdem silber- 
grauer Nüance. Was die Kultur betrifft, so 
ist dieselbe im wärmsten niedrigen Hause, 
im Frühjahr in ein erwärmtes Beet einge- 
graben, zu kultiviren. Im Sommer ist der 
Standort in hohem warmeın Treibbeet der 
beste. Im Winter ist die Pflanze besonders 
vorm Tropfenfall von den Dachfenstern zu 
schützen, und wo dieser stattfinden könnte, 


In England hat diese Dracaena in den letzten 
Jahren wiederholt geblühet und wir geben 
Seite 246 die Abbildung eines blühenden 
rdener's 


= 
& 
= 
e 
- 
e 
- 
© 
c 
S 


wirklich 
ausserordentliche Schönheit ud Hipis 
di 


yn culosa etc. ein 
Uiterabtheltong € dd Gattung Dracaena bildet, 
liegt aber nur in den reizend metallisch ge- 
färbten Blättern, 
B. Abgebildet im ee von James 

Veitch and So 

2) Impatiens Sultani pas Seite 24 
dieses Jahrganges gaben wir die Beschrei- 
bung der aus dem tropischen Afrika, aus 
Zanzibar, eingeführten I. Sultani. Die nach- 


stehende Abbildung (Seite 247) theilten uns 
James Veitch and Sons, Royal Exotic Nur- 
sery, Kingsroad Chelsea, mit, welche diese 
Neuheit zu 2 Sh. 6 geben. J. Veitch 
beschrieb dieselbe du eine ae 
Art mit zahlreichen krautigen Verzweigungen, 
drigen Warmhause kultivirt 
und aus Stecklingen vermehrt wird. Sehr 
reiche Blüthe und E hübsche 
brillant rosenrothe Blumen zei i 
rt aus. Das Cathie Etapa von 
Godefroy-Lebeuf zu Argenteuil bei Paris hat 
diese schöne Neuheit zu 10 Fr. per Stück und 
15 Fr, per 3 Stück angeboten und sagt über 
die Kultur das Folgende: „Welche schöne 
Tracht, welcher Reichthum von Blumen, 
welche glänzende Färbung der Blumen; wer 
diese Pflanze einmal gesehen, wird auch 
wünschen, gux zu besitzen. Man pflanzt 
dieselbe im Sommer ins freie Land, natür- 
lich auf an ganz sonnigen Stan 
ort, hier entwickelt sie sich season 
üppig, und der metallische Glanz der Blume 
bringt einen reizenden Effekt hervor. Aller- 
dings fällt dieselbe den ersten Herbstfrösten 
zum Opfer, aber schon lange vorher benutzt 
man die Spitzen der Zweige zu Stecklingen, 
welche sich im warmen Beete schnell be- 


wächshaus bringt, 

durch unausgesetzt blühen, 

Gewächshause oder im Zimmer einen Stand- 

ort am Fenster mit Südlage." 

C. Empfohlen von E. Regel und 
E. Schmidt. 

3) Sedum Sempervivum Ledb. lm Jahre 
1867 aes wir S. 296 Tafel 551 die Ab- 
bildung dieses schónsten der Sedum-Arten, 
das aus dem Kaukasus stammt und auf der 
Spitze des Stengels die grosse doldenfórmige 
Rispe der schón rothen Blumen trágt. Unsere 
Figur auf S. 248 soll unsere Leser an diese 
Pflanze erinnern, die nur desbalb in unsern 
Gärten so selten ist, weil sie als ähnlich den 
andern perennirenden Arten dieser Gattung 
meistentheils als solche behandelt und auch 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


246 


j 
Dracaena Goldieana, 


II, Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


N Ji 
| 


j Hidi 

f am 
r AL, 
| 


247 


Impatiens Sultani. 


. 


248 


von den Handelsgärtnereien als perennirende 
Pflanze empfohlen wird. In Wirklichkeit 
muss dieselbe ab - oder 3jährige 
Pflanze behandelt ina deren Samen im 
kalten Fensterbeete in Töpfe ausgesäet, deren 
junge Pflánzchen bald in Nápfe piki 


haben, pflanzt man solche im Frühjahre auf 
eine ‚sonnige Rabatte mit lockerer Erde oder 


den Steinen der Steinparthie, sicherer ist es 
aber, sie im Herbste wieder in Näpfe zu ver- 
pflanzen und im Kallhaus oder Fenster- 
kasten zu durchwintern, 


Sedum Sempervivum. 


4) Aethionema coridifolium DC. prodr. I. 
209. Cruciferae. Eine der reizendsten Arten 


külte meist als Opfer fällt, Bei einer Kultur, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


m. Durchmesser gebildet * 


wie wir solche für die vorhergehende Art 
vorschlugen, d. h. als 2jährige Pflanze, die 
erst im swale Jahr dem freien Lande über- 
geben wird, gedeiht solche wenigstens in 
Petersburg am sichersten, so wie das auch 
für die vorhergehende Art angegeben ist, 

ine spannenhohe, vom Grund aus 


Blumen rosa-purpur, in dichten 
spitzenstándigen Trauben. Die Schötchen 
von verkehrt herzfórmiger Gestalt, stark zu- 
sammengedrückt, von einem breiten undeut- 
lich Vbi be Rande umgeben, und in jedem 
der beiden Facher nur je ein Same. Auf 


Aethionema coridifolium. 


unserer beistehenden Abbildung bei a die 
mit Blüthenstand 


ferner bei er Kelch vergró n 
Schétchen in Vorderansicht in rati 
Grósse, f dasselbe vergróssert, c ein Quer: 
durchschnitt durch dasselbe, d die Scheide- 
wand mit dem Griffel. — Säet sich auch 
selbst aus und auf Beetchen, wo solche ge- 
standen und im Winter ausgegangen, gehen 
im Frühjahr meist junge Pflanzen auf. 


5) Geum montanum L. (spec. 717). Rosa- 
ceae, Dryadeae. Wächst in den Alpen und 
Voralpen Europa’s, ist eine harte Staude, 
die bei gewóhnlicher Beetkultur zwar ge 
deihet, aber doch in halbschattiger Lage 


Sess E arate ree ee M MEME c E du c 


REITEN NS do on FEN IE 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 


und in lockerer mit Torferde snes versetzter 
rzugswe eise 


zahlreichen Blüthenstengel tragen auf der 
Spitze nur eine grosse gelbe Blume, Von 
den gelbblumigen Geum-Arten das schónste. 


Geum montanum, 


Unsere Abbildung stellt eine ganze Pflanze 
verkleinert und ausserdem die Spitze eines 
Stengels mit der Blume in natürlicher 
Grósse dar. Abbildung Jacq. fl. austr. IV. 
p. 379 


6) Saxifraga androsacea L. (spec. 571). 
n den Alpen Europa's an Felsen und in 
steinigem Terrain. Eine in kleinen Rasen 
c cl gh mit kleinen gestielten spatel- 


Fic getheilt und frisch gepflanzt w 
wenn sieh diese hübsche aiins 
AE Us, Kultur im freien Grunde 
Sik he nsere beistehende Figur stellt 
n in Verkleinerung und einen 


249 


Blüthenstengel mit 2 Blumen in natürlicher 
Blüht im ersten Frübjahr. 


Grösse dar. 


aiti androsacea. 


7) wae oni laciniatum L. Compositae. 
(L. spec. 1801. — DC. prodr. V. 512. — Jac 
eclog.tab. 90.) Die Arten der Gattung Silphium 
sind theils 6—8 Fuss hohe Perennien Nord- 
amerika's, mit gelben Blüthenkópfen, die 
alle nur als Dekorationspflanzen, einzeln in 


Silphium laciniatum. 


den Rasen gepflanzt, für den Gartenbau von 
Werth sind. Die schönste Art, die eben- 
falls bis 8 Fuss hohe aufrechte Stengel bildet, 
ind das in Rede stehende Silphium lacinia- 

Die fusslangen gestielten Blatter sind 
nescit getheilt und die Fiederlappen 


250 


ganzrandig oder abermals eingeschnitten, 
gezihnt und wie die andern Theile de 
Pflanzen kurz schärflich behart. Trägt selten 
reifen Samen und làsst sich nur sehr wenig 
durch eng winsik, "ahah Mh 
diese wirklic 

selten in an Garten findet. 


in den letzten 


Jahren ist es uns aber gelungen, die- 
selbe aus Wurzeln zu vermehren.  Ver- 
langt tiefen lockern und genug nahr 


? 
Exemplare erziehen will. Unsere Abbildung 
stellt den oberen Theil des Blattes und zwei 
Blüthenkópfe in Verkleinerung dar. 

) Thermopsis fabacea DC. Leguminosae. 
Die Thermopsis-Arten sind harte perenni- 
rende Stauden, welche Linné und nach ihm 
Pallas zur Gattung Sophora und Willdenow 
zu Podalyria rechnete. Dieselben besitzen 
aufrechte Stengel von 1'/2—3 Fuss Höhe 
und Aehren gelber Blumen. Die hierbei ab- 
gebildete Thermopsis fabacea ist in Kamt 
schatka und Nordamerika heimisch, besitzt 
breit elliptische Blattchen und in den Aehren 
abwechselnd n d zuweilen auch gegenüber- 


p dA DZ 


Ge d 


Thermopsis fabacea. 


stehende Blumen, — während die in Sibirien 
heimischen Arten, nämlich Tb. lanceolata 
R. Br., lángliche Blättchen und in den Quirlen 
stehende Blumen in den Aehren und Th. alpina 
Ledb. Blumen von der gleichen Stellung und 
breit lanzettliche oder elliptische Blattchen 
besitzen. Ausserdem liegen noch in der Form 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


der Hülsen, in der Beharung des Kelehs u.s.f. 
gute Unterschiede. So haben Th. lanceolata 
und Th. fabacea länglich lineare, aber Th. 
alpiua eine langlich elliptische Hülse. 
nsere Abbildung stellt von Th. fabacea 

eine Pflanze verkleinert und einen Kelch mit : 
junger Hülse, wie auch eine Blume in natür- — 
licher Grósse dar, 

9) Sedum  kamtschaticum Fischer (ind. 
edb. fl. ross. p. 182). 


mowiczi, aber von niedrigerem Wuchse und 
mit verästeltem, aufsteigendem, am Grunde 
kriechendem Stengel. ues bee 

zettlich , i stumpf gesügt, abw oder 


derselben stehenden Blüthenästchen. Blumen : 
goldgelb. Pistille roth. Eine sehr hübsche : 


Sedum kamtschaticum. 


Abbildung ar eine ganze Pflanze V verkle- — 
nert und einen Zweig des ber | 
in en Grösse. 

10) Sewerzowia turkestanica Rgl- et Schall P 
(Aeta h. petrop. V, pag. 580). Eine a ; 
annuelle Pflanze West-Turkestans aus : 
Familie der Leguminosen, mit unparig. e p 


" 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


fiederten Blättern, von der die beistehende 
Abbildung die ganze Pflanze in Lebensgrósse, 
sowie die Frucht und die einzelnen Blüthen- 
theile vergrössert darstellt. Die Blumen 
klein. Der Kelch und die eigenthiimliche 


Sewerzowia turkestanica. 


Frueht unterscheiden sie von Astragalus 
rame f serrula. Bunge zieht, nach meiner 

urchaus unbegründet, diese Art zu 
A us, es müsste dann auch die gute 


piv Biserrula mit Astragalus vereint 
: (E. R.) 


ie Aster gymnocephalus A. Gray. (Amn. 
prm | Demis gioia- 
DC, pr V. 346. Machaeranthera 


setigera Nees i in idka tom. 19, S. 722. — 


251 


Bot. Mag. tom. 37, tab. 6549.) — Eine annuelle 
schön blühende Composite aus Mexiko, ign 
lange bekannt, aber erst seit 1880 in 

Garten Europa's eingeführt, Stengel NUT 


Blatter lanzettlich, in einen 
Stiel verschmälert, obere Stengelblätter 
sitzend, buchtig, gezähnt und Zähne in 
eine steife Borste ausgehend. Schuppen 
des Hüllkelches linear-pfriemlich, sparrig 
zurückgekrümmt. rahlenblumen breit 
linear, 7/2 Zoll lang, schön rosa-purpur. 
Ward durch Parry und Palmer in Kul- 

_ tur gebracht, Samen dieser schönen neuen 
Art findet sich im Geschäft von Haage und 
Schmidt in Erfurt. 


‘Aster gymnocephalus Asa Gray. 


12) Clematis Viorna L. var. coccinea 
Asa Gray. Seite 86 dieses Jahrganges 


Blumen, von denen die einen rein ps 


wet dass Cl. coccinea "e G 
e Form von Cl. Viorn 
bajb sieh alle Nüancen von "dunkelviolet 


952 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


und rothbraun bis zu scharlach finden 
kónnen. In Peterburg hat sich Cl. Viorna 
mit ihren Formen, unter sorgfaltigster Be- 
deckung, gleich gut wie die Abarten und 
Bastarde der _ japanischen Clematis, wie 


Wande nach Westen, Osten und selbst nach 
Norden gepflanzt gut gedeihe und im Juli 
reichlich blühte. (E. R.) 


D. Abgebildet im Journal the 
Garden. 
13) Cypripedium Spicerianum | Rchb. fil. 
(1883 pag. 202). Siehe Gartenfl. Band 30, 
pag. 284. 


14) Abutilon vitifolium Prsl. (reliq. Hank. II, 
115. — Sida Hcg Cav. ic, 5, tab. 428. 
— Bot. mag. 227. — DC. dr. I, 
pag. 471) Ein adii lange bekannter ee 
Strauch Chili’s, der aber erst 1836 d 
den Capitain Cottingham in England Se 
geführt ward. James Veitch erhielt 1844 
durch den Reisenden Lobb Samen, von denen 
junge Exemplare schon im nächsten Jahre 
in einem Kalthause Haken Blätter herz- 
förmig, 5—7lappig, mit zugespitzten gross 
gesägten Lappen. Blüthenstiele stehen in 
den Achseln der obersten oe sind länger 
als die Blätter und tragen eine bis mehrere 
gestielte nickende Blumen, die bis 3 Zoll im 
Durchmesser haben und eine schéne aus 


lila in porzellanblau übergehende Färbung ` 


besitzen. Verliert im Herbste das Laub, 
wird im Kalthause durchwintert und wird 
im Sommer ganz im Freien aufgestellt, in 
England soll. es sogar in freiem Lande über- 
dauert or (1883 pag. 224 mit colorirter 
Abbildung.) 

5) eiua grandiflorum Dougl. 1ri- 
deae. Unterm obigen Namen, ganz ohne 
Autor und irgend einen botanischen Nach- 
weis, gibt the Garden, 1883 pag. 588, die 
colorirte Figur eines schónen Sisyrinchium, 

as am Columbia-River von Douglas ge- 
sammelt ward, Da es mehrere des Namen: 
gibt, hat A. Dietrich dieser Art den Namen 
S. Douglasi beigelegt. 

In England bei zweckmässiger Deckung 
noch hart, In Deutschland und Russland 


als im März und April blühende hübsche : 


Topfstaude zu halten. Blumen die 
der Gattung, weiss oder roth. Importirt 
von der Hale Farm Nursery, Tottenham, 


B 
Blüthenschaften, ungefähr 1/2 Fuss hoch. 
rettia macroplectron Reichb. fil. 


16) Compar : 
Eine schóne epiphytische Orchidee, He 
Sc F 
m 


[1] 
"^ 
o 
| 
D 
3 
e 
€ 
[57 
[t 
S 
— 
[c] 
& 
= 
© 
= 
a 
1 
[=] 
b 
ec 
> 


oder auch solchen Punkten, Man heftet die | 
Pflanzen auf Holzklötze mit einer Unterlage 1 


von Moos und hängt sie in der warmen Ab- 


lt er Die elliptischen Blätter meist 
u 8 auf den Spitzen der Verästelungen des | 
n loser 


er her Blumen zu 3—5 i 


überhängender Traube. Pag. 356 gibt the — 
Garden die Abbildung dieser wahrhaft schö- : 


nen 
phaea Nordamerika's, deren Abbildung IN 


gegeben ist, die botanische Beschreibung 


ist aber in keinem botanischen Werk bis — 
jetzt debe Nach der Abbildung im Jour — 


nal „the Garden“ (1838 pag. 334) hesi 
solche eine blassgelbe Blume, deren à 


Blumenblatter von aussen róthlich ange : 
aufen. Hat im letzten Sommer im tempe : 
rirten Gewüchshause in Kew geblüht. Die 
selbe vermehrt sich durch lange Sprossen | 


die stellenweise einen Blattbüschel und auch 
Blumen entwickeln. Es wird 
dieselbe im temperirten Gewäc 


in frische Erde zu verpflanzen un 


Freien einzusenken. 

18) Bomarea conferta Benth. Un 
Namen bildet das Journal the Garden, I » 
pag. 84, eine schöne Bomarea a ab, 
dem Handelsgarten von Shuttleworth 

k 


and 
lich 
Carter zur Blüthe kam. Wie die kürz 


hart. Der Stengel wird bis m 
Blatter schmal lanzettlich, lang zugesp! 


17) Nymphaea flava Audubon. Eine Nym- 


empfohlen, 
hshause u 


durehwintern, im Frühjahr solche in Töpfe 
d sie mit i 


nim. 
diesen im Sommer in ein Wasserbassi 


ter diesem i 


Il, Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 253: 


Blumen bis 2 Zoll lang, kantig-walzig, in 
vielblüthiger Dolde auf der Spitze der Stengel. 
Blüthenstiele bei der in Rede stehenden 
Abbildung kürzer als Blumenkrone, während 
bei Bomarea conferta, wie solche in Kunth's 
enumeratio beschrieben ist (Knth. enum. 
pl. V, pag. 814), die Blüthenstiele lànger 
iese 


gut gelüftet und die schlingenden Zweige 
an den Fenstern empor gezogen werden. 
Im mildern Klima des südlichen Deutsch- 
lands und Russlands pflanzt man im Som- 
mer ins freie Lan 

19) Rosa bifera Charles Lefebvre empfiehlt 
Journal the Garden (1883 pag. 110) als eine 
er schönsten, mit grossen dunkel blutrothen 
dicht gefüllten Blumen, mit feuerrothem 
hellem Schein. Herr W. Paul, 
tendste Rosenzüchter Englands, sagt, 
diese schóne Sorte 1861 von Lacharme in 
Lyon erzogen ward, Die ersten remontiren- 
den Rosen, sagt derselbe, waren De Neuilly 


t 

n folgten schnell nach ein- 
ander neue Sorten, von denen die 1843 er- 
zogene R. la Reine, lange Zeit hindurch die 
3 isum blieb. E. R. 

0) dium Morganiae hort. Veitch. 
Ein eie Cypripedium, das Herr Seden 
im Etablissement von James Veitch in Lon- 


mit dunklern Adern, Lippe 2!/» —3 Zoll lang. 
e beiden seitlichen Bossier lang 
ndfórmig, auf grünlichem Grunde, der 


braunroth getupft und bis 5 Zolllang. Blat- 
ter lànglich, auf hellgrünem Grunde dunkel- 
grün unregelmässig dem Querdurchmesser 
nach gezont, (The Garden 1883 pag. 58 
mit colorirter Tafel.) .) 


E. Bemerkungen über verschiedene 
Pflanzen, 

21) Begonia Thomas Moore, Eine hybride 

knollige Begonia, abgebildet im Florist and 

Pomologist, 1 . 97. Schief rundlich- 


prüchtig scharlachrothe Blumen mit 5 ru und- 
id Petalen zeichnen diese schéne Form 


zunächst verwandt ist. 
empfehlenswerthe Form, deren Blumen durch 
die langen, aufrechten, achselständigen, meist 
2blumigen Blüthenstiele hoch über die Blatter 
emporgetragen werden. 

29) Dianthus alpinus L. (Abbildung Gar- 
tenflora IV, tab. 119). Die Alpennelke, eine 
reizend zierliche, Rasenpolster bildende 
Staude, ist jedem Freunde der lieblichen 
Alpenpflanzen bekannt und wird von ihm 
geschatzt. Mit ihren grossen, schón dunkel- 
rothen Blumen zu den glanzendgriinen linien- 
formigen Blattern ziert sie die psa 
aber sie verlangt dieselbe nieht durcha 
sondern ist auch für sandig-lehmigen, hine 


Zeilen ist, Pflanzenfreunde ganz besonders 
auf diese n des D. alpinus auf- 
merksam zu ma 

Zeitig im Plan ausgesäet, pikirt und 
ersten 


Mischung am ‘bestia zu 


freien, sonnigen Standort, um uns dann mi 
Ireich schönen Blumen zu erfreuen 


operas um das wiederholte Frieren 
und A uen bei schneeloser Kälte (dem 
grössten fos der Alpenpflanzen, welche 


254 


auf ihrem natürlichen Standorte stets eine 
schützende Schneedecke haben) zu ver- 
hü 


en. 
Auf jeden Fall aber vermeide man eine 
Deckung, die irgendwie Fáulniss erzeugen 
kónnte, denn unter solcher geht D. alpinus 
unfehlbar zu Grunde. CH) 


23) Dracontium Wallisi C. Koc Mit 
Unrecht hat diese Art Proh [^r als 
Dracontium asperum C. Koch var. Wallisi 
aufgeführt. Gartenflora 1861 pag. 322 und 
Grtfl. 1862 pag. 3, tab. 350 ward dieselbe 


(ohne Blumen), als Amorphophallus Wallisi 
beschrieben und abgebildet. Erst 1864 stellte 
C. Koch in Ender's index Aroidearum Dra- 
contium asperum nach dem Amorphophallus 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


surinamensis u. A, serpentinus der Gärten 
auf. Dann vereinigt Prof. Engler in seiner 
Monographie der Aroideen (1879) A. Wallisi 
als Form mit Dracontium asperum. Ich 
stelle dem gegenüber: 1) dass ich bis jetzt 
noch nicht überzeugt bin, ob wirklich 
A. Wallisi eine Form von Dr. asperum 


werden muss, nach allen bis jetzt angenom- 
menen Regeln der Priorität diese Art nicht 
Dracontiu um a , sondern Dracontium 

annt werden muss, da dieser 
letztere Kai 


tropischer amerikanischer Pflanzen so hoch- 
verdienten G, Wallis. (E. R.) 


IIl. Notizen. 


1 In Rudolph Abel’s Pflanzen- 
Etablissement in Wien finden sich 
zwei neue Zwerg-Pelargonien-Va- 
rietäten: „Kronprinz Rudolph“ und „Kron- 
prinzessin Stephanie“, welche beide ile Tep- 

pichpflanzen und auch zu Einfassungen sich 
vorziiglich vid besonderen Effekt bieten 
PP 


rosa Blumen; beide sind gefüllt und ie 
sich reichlich bis zum Spätherbst. (Pfeiff 
Flora, Wien Nr. 4 etc. 1883.) 

2) Diebesten Wiener Rettige sind: 
Stumpfspitzer, halblanger, weisser Treib-Mai- 
rettig, früher gelber Wiener Mairettig, weis- 
ser feiner halblanger Wiener Rettig, gelber 
Wiener Bastardrettig, weisser Wiener Ba- 
stard oder langer Wiener Löffelrettig. Alle 
diese zeichnen sich durch fettes, saftiges und 
geschmackvolles Fleisch aus; der vor orzüg- 
lichste jedoch ist der Löffelrettig. (Samen- 
handlung Wolfner und Weiss, Wien .) (Sr.) 

3) Der für Zimmerkultur bei der 
diesjährigen Mai-Blumenausstel- 
lung in Wien von Herrn Barac zur 
Ansicht gebrachte Glaskasten be- 
ginnt, namentlich für Damen, ein sehr be- 
liebtes Meubel zu werden wegen seiner zier- 


lichen Konstruktion, wegen dem schönen 
ick der lieblichen Pflanzen und wegen 
dem kräftigen Gedeihen derselben. 
Pfeiffer gibt uns in der von ihm heraus- 
gegebenen „Flora“ (Juniheft) eine e 
bung seines nach System Barac kon 
ten Zimmer-Glashauses und auch Abs 
Dieses ist aus Zinkblec 1 Meter hoch, 
80 Cm. lang und 58 Cm. breit; der Sockel 
ist durch einen aus Holzstäben hergestellten 


Rostboden in zwei Theile getheilt; auf dem 


Roste stehen die Pflanzen in kleinen dünn- 


Wasser gefüllte Warmpfanne; die Ventilation 
wird dureh ein unter dem Roste im Sockel 
und am First des Glasdaches angebrachtes 
Thürchen hergestellt. Die Pflanzen werden 
nicht aus 
einem solchen Glas 


hauspflanzen, welche e 

hohe Temperatur und vene Raum ver- 

langen. Es eignen sich u soleber 

Kultur: Begonia metallica die leicht, schön 
hr. 


Dolden blüht, dann auch B. Ret. smaragdina, - 
Bruckiana u. a., Fittonia Pearcei und gigantea 


amen, sondern aus Stecklingen 


111. Notizen. 


Philodendron melanochrysum, Anthurium 
Scherzerianum und floribundum, die. auch 
se I ser TN: 2.315 SOM 


welche alle einen dunklen Stand lieben. 
Herr Jochum bemerkt („Flora“, Wien) 

hiebei, dass wenn man einen Hartweg- 

schen Kasten besitzt, wie er in Schmid- 


System umwandeln kann, und zwar dadurch, 
dass der Doppelboden durch Entfernung des 


Zwischenbodens in einen fa ge- 

wandelt wird und an Stelle dieses letzteren 

zur Herstellung eines Rostes Hol ge- 
erden und im mileren au 


e werden in die untere Hälfte 
der Seitenwand 6—7 Cm. hohe und breite 
Oeffnungen geschlagen, in die obere Oeff- 
nung des Topfes 6 Cm. tief ein Holzreif an- 
gebracht, auf welchen mit dünnen Holz- 
stäben ein Rost hergestellt wird; auf diesen 
Rost kommt eine dichte Mocssehicht, in diese 
die Töpfe gestellt, eine Glasglocke darüber 
gestürzt, welche am obern Theil eine kleine 
Oeffnung hat, die leicht zugestopft wird. — 
Auch Herr Pfeiffer beschreibt ein Ver- 
mehrungshauschen, welche es aus Untersatz 


dureh den Hals einer grossen Flasche, von 
viral der Boden weggeschnitten. Der 
ost ruht auf einem Thons ; der Hau 


m 
Yom Rost bis zum Rande des ‘Untersatzes ist 


m 


255 


Ein Zimmerglashaus zur Orchideenkultur 
ın Appartements gibt uns in Abbildung Herr 
v. Kirchsberg in den Schriften der Gar- 
tenbau- Gea in Florenz. Der Sockel 
(A—D n Holz, von innen und aussen 
mit ae beleckt der obere Theil (E—H) 
ist zu öffnen und dient zur Ventilation und 
zwar Morgens und Abends, wenn die Luft 
feucht ist und besonders im Sommer nach 
Regenwetter; der obere Theil besteht aus 
Holz oder Eisen und Glas; die Dimension 
dieses Glaskastens richtet sich nach der 
Grösse des Fensters, an welches derselbe zu 
stehen kommt (das Fenster muss gegen Sü- 
den, noch besser gegen Südosten gewendet 
sein und die Sonnenstrahlen müssen auch 
im Winter auf den Kasten scheinen) Die 
Orchideen, welche Herr v. snp. in be- 
sagtem Hause kultivirt, sind u. m. a, Catt- 
leia Mossiae, een papilio, le 
pulchellum, Stanhopea tigrina u. s. f. — 
Auf die Entwicklung. der Pflanzen wirken 


menten, welche in einer niederen Tasse in 
das Haus eingebracht werden; so auch 
dienen solche Kuhexcremente zur Düngun 

und zu diesem Behufe werden einige Tro- 
pfen besagter Solution in Wasser verdünnt 
auf die Pflanzen gespritzt. Besonders ist zu 
bemerken, dass in einem solchen Kasten nur 


r 
dürfen, nicht einige aus wärmerem, andere 
aus kälterem Klima, nicht z. B. Odontoglos- 
sum oder Masdevallia mit Saccolabium oder 
Vanilla untereinander *). (Senon er.) 
"a Als erster von allen gab ich Seite 
44—46 (Regel und Ender, der Zimmer- 
garten, Zürich 1868 bei Fr. 'Schulthess) die 
Beschreibung, Abbildung und Kultur über 
solche Zimmergewächshäuser (Terrarien). 
Dieses Buchist ohne Angabe der Quelle von 
allen nachfolgenden ausgebeutet worden. 
(E. 


P 


ee — ER A 


IV. Literatur. 


D * C. laesi ais; die Kultur der 
"is y nenzwiebeln und Knollengewächse. 
* 3 Bogen starke Abhandlung, die gleich 


den vorausgegangenen 7 kleinern Schriften 
im Selbstverlag des Verfassers (Samenhand- 
lung von F. C. Heinemann in Erfurt) er- 


256. 


schienen ist und das die bekanntesten und 
ong ee Zwiebel- und Knollengewachse 
es Blumengartens kurz erwähnt und die 
Kultur nate meistentheils gut en 
Hoteia japonica und orea, 
cent aufgeführt ME poe n doch er 
icht zu den Zwiebel- oder Knollepgewách- 
Finialüe Kulturen sind uns 


gute Resultate aiiai derselben erhalten ? 
Sind ferner bei der Land- und Topfkul- 
tur, die oe fiir Lilium Humboldti und 
L. Was onianum vorgeschrieben ist, in 

ÜBEN irgendwo gute Resultate 
erreicht worden ? Hier in Petersburg gehören 
dieselben in die Reihe derer, deren Original- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


zwiebeln jährlich schwächlicher und nicht 
besser werden, so dass wir deren Kultur 


Topfkultur eg 
ziehen wir dasselbe im Sommer 


— 
anz im frei 


entgegenzutrete 
ehrten Verfasser 
chen, dass seine Schriften um so nützlic 
sein werden, je mehr er sich entschli 


kann, nur die eignen Erfahrungen zu geben. — 
a 


V. Personalnotizen 


1) Die Stadt Nizza veranstaltet vom 
1. Dezember 1883 bis zum 1. Mai 1884 eine 
internationale Ausstellung von allen Produk- 


stánden. Alle diejenigen, welche 
kurriren gedenken, müssen sich deshalb vor 
dem 15. September an den Herrn Felix 
Martin, Commissionair général de 
l'Expedition des produits de l'agri- 
culture à Nice wenden und das Verzeich- 
niss der einzusendenden Pflanzen und Gegen- 
stinde einsenden 
2): Herr A. M. Koilubowitasb im Mins- 
kischen Gouvernement schreibt, dass seine 
Rhododendron im freien Lande im Winter 
nicht gelitten, dagegen im Frühjahr ganz 
oder theilweise abgestorben. Das ist leider 
auch in Petersburg de 


helle sonnige Tage mit kühlen Nachten fol- 
gen. Nur ein Sehutz gegen die Einwirkung 
der Sonne kann da helfen, die, nachdem die 
immergrünen Pflanzen 5—6 Monate unterm 
Schnee gesteckt, an und für sich schädlich 
für solche der Einwirkung der Sonne lang 


und Correspondenz. 


entzogene orien ip Pflanzen wirkt, sowie — 
auch bei vielen sonst ganz harten Nadel- 
hölzern, wie Si Abies sibirica, balsamea etc., 
wenn diese auch den ganzen Winter unbe- 


Tagen und kalten Nächten mit Frost, e 
falls ein Gelbwerden der Blátter und Me 


t 
thun die geringen Nachtfröste mehr Schaden 
als das härteste Frostwetter des Winters. 


man dagegen im Schutz anderer Pflai 
wo sie neti den Einfluss der E 
geschützt 
3 Endlich ist der Botanische 


RJ = 
he in 
Santiago in Chili, der bis jetzt privatim en 
Dr. R. A. Philippi unterhalten ward, Y 


Seiten der Regierung definitiv 
worden und der Sohn desselben 
tor ernannt worden. 


Ms 3 
zum Direk- - 


Im Verlage von Ferdinand Enke in Stuttgart ist soeben 
erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: 


Tabellarische Uebersicht 


der 


Wichtigsten Nutzpflanzen. 


Nach ihrer Anwendung 


und geographisch wie systematisch geordnet 
von 
Dr. Edmund Goeze, 
Kónigl. Garten-Inspector in Greifswald. 


8. geh. Preis M. 8. — 


Früher erschien: 


F. H. HUXLEY'S 
Leitfaden 
für i 
Praktische Biologie. 
Mit Bewilligung des Verfassers in das Deutsche übertragen 


bin 


Dr. Oskar Thamhayn, 


pract. Arzt in Halle a. S. 


8. geh. Preis M. 4. — 


Vides LM CR M ui S d e 
Druck von Gebrüder Króner in Stuttgart. 


3 
Et 
M 

E 


GARTENFLORA 


ES u a —— — 


! = Allgemeine Monatsschrift 


deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg, 
Unter Mitwirkung vieler 
Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


herausgegeben und redigirt 
von 


Dr. Eduard Regel, 


2 Kais. D en Staatsrathe, Direetor des Kais. Bot. Gartens in Mw de Vice-Prüsidenten 
des Kais 8, Gartenbauvereins in St. Peteriburr. Inhaber mehrerer hoher Orden, Roc ig cts. ond der 
Akademie „der Wissenschaften in Palermo, nad sir mec gen oo der kgl. wr ie e 
Wissenschaften und der Kaiserlichen Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Peters burg, € 
Vrae vii pem Mitgliede der Akademie der Wissenschaften zu ME. Mitgliede der deutsehen Aka- 

< demie der Naturforscher ee Gaiak Ehrenmitgliede, Mitgliede = Correspondirendem Mitgliede 

= vieler Gelehrten- und Gartenbaugesellscha 


io ee RECTE V he xem die. Mi gt aan Neg Fre ys EU er ok a ES ig 


Mitherausgeber für Deutschland 


H. Jäger, E. Mayer, A. Senoner, L. Beissner, 
Hofgarteninspector in Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. in Wien. Gartenin ee EM 


H. Hottm n, Zeller, 
Prof. ord. an der Univ. Giessen. Kgl. Botanischer Gartner in Würzburg. Garteninspector in Tübingen. 


Prof. Dr. Göppert, H. Zabel, 
Geh. Rath u. er d. bot. Gartens Königl.Gart ister der Forstakademie 
in Breslau. zu Hannöv. Münden. 
E idt r. H. 6. Reichenbach, 


. Schm 
(Firma: Haage & Schmidt.) M u. Director d. bot. Gartens in Hamburg. 
Mitherausgeber für die Schweiz: 
a E. Ortgies, 
Inspector des Bot. Gartens in Zürich. 
Mitherausgeber für Russland: 


3 Dr. F. von Herder, E. Ender, 
Ais. Russ, nn u. Bibliothekar am kaiserlichen Erster Gärtner am Miiseriiehes. Botanischen 
Botanischen Garten zu St. Petersburg. Garten zu St. Petersbur 


September 1883. 


STUTTGART. 
Verlag von Ferdinand RA 
.. 1883. 2 


Inhalt des September - Heftes. 


` Seite 
I. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 
A. Calendula sicula Cyr. . 257 
B. Opuntia Poeppigi Otto und 
O. Segethi Philippi . . 259 
C. Chamelum luteum Ph. . 262 
2) Ueber das Aufblühen der Ge- 
wüchse, von H. Hoffmann . 262 


T 


Seite 
4)l U eber Ll reiland 1-Far ne und deren 


Verwendung im Garten . . 273 - 
H. Neue und empfehlenswerthe 
Pflanzen . UM a EST 
ım. Noten . . -. „2 . . P 
Its bitest —. 5. . ae 287 


V. Personalnotizen und Corre- 
oon. . . . ee 


3) Reiseberichte von A. Regel . 268 


Kirsten für diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an 
die Redaction zu machen. 


3 Original- Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder andere Gegen- 2 
. stände, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- — 


bogen honorirt 


Bücher, jus unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung a 
in diesen Blattern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- — 


bildung, wo möglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 


E. Regel in St. Petersburg an die a hsndiape von Ferdinand Enke A 


in Stuttgart einzusenden. 


Annoncen aller Art werden auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine : E 
Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen. — Cataloge legt die Ver- — 


lagsbuchhandlung in einer Anzahl von 600 Exemplaren gegen eine Gebühr 
von 8 M. der Gartenflora bei. 


Den geehrten Herren Autoren, die uns Originalabhandlungen bereits ein- & 
gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, dass deren 


Arbeiten, soweit solche bis zum 4. September dem Herausgeber zugehen, noch 3 
im Laufe des gleichen Jahres veröffentlicht werden. — Kleinere Artikel werden 1 
soviel als möglich immer sofort abgedruckt, grössere Abhandlungen können nU. 
insoweit Aufnahme finden, als sie den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. 


Kleinere Abhandlungen von Ys — 13 Bogen sind dem Herausgeber, “ ss 
Lesern der Gartenflora die Wiikon. 


I. Originalabhandlungen. 
1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Calendula sicula Cyr. 
(Siehe Tafel 1128.) 


Compositae. 


(C. sieula Cyr. cfr. DC. prodr. VI, 
pag. 452.) Eine im Süden Italiens 
wachsende Ringelblume, die in unse- 
ren Gärten als einjährige Pflanze 
kultivirt wird, im Süden Italiens und 
in Sicilien aber einen kleinen peren- 
nirenden Halbstrauch bildet, ähnlich 
wie Reseda odorata u. a. m. Die- 
selbe ist der C. arvensis zunächst 


verwandt und hat gleich dieser be- 


deutend kleinere Blüthenköpfe als C. 


officinalis. Herrn Dammann u. Comp. 


in Portici bei Neapel ist es gelungen, 
sowohl von C. sicula, sowie auch von 
C. maritima Guss., Formen mit 
gefülltblumigen Blüthenköpfen, wo also 
auch die Scheibenblumen in lange 
feurig orangefarbene Bandblumen aus- 
gewachsen sind, zu erziehen. Herr 
Dammann hatte die Güte uns seine 
Kultur ete. mitzutheilen und auch 
getrocknete gefülltblumige Blüthen- 
köpfe beider Arten einzusenden, die 
den Referenten die volle Ueberzeu- 
gung gegeben haben, dass wir es hier 
mit wirklich schönen neuen Florblu- 
men zu thun haben, welche als leicht 
18838. 


kultivirbare annuelle Pflanzen bald 
ihre Wanderung durch alle Girten 
antreten werden. Herr Dammann 
schreibt uns: 

,Die felsigen Küsten Siiditaliens 
sind sehr reich an schón blühenden 
gelben Kompositen, und man kann sich 
nicht versagen, die eine oder andere 
in seinen Garten zu pflanzen, wenn 
man diese Gegenden besucht und den 
wundervolen Flor im Frühlinge be- 
wundert. So nahmen wir eine An- 
zahl dieser Arten, welche sich durch 
besonders reichen und dauernden Flor 
auszeichnen, schon vor Jahren in Kul- 
tur und kónnen schon jetzt mit Be- 
friedigung auf einige von uns erzogene 
Formen aufmerksam machen, welche 
wir in Wort und Bild hiermit vor- 
führen. 

. Calendula sicula Cyr. vom Monte 
Pelegrino bei Palermo, wo sie vom 
September bis Mai blüht, gehórt zu 
den wenigen halbstrauchigen Species 
und übersteht die sengende Sommer- 
hitze, ist also vollständige Perenne. 
Sie bewohnt die frischen, stets etwas 

17 


258 


feuchten fruchtbaren Felsenritzen und 
stirbt ab, wo diese Bedingungen feh- 
len. Die Pflanze blüht leicht im ersten 
Jahre, ist überhaupt als Sommerge- 
wüchs zu behandeln; jedenfalls aber 
im Norden nicht winterhart, wo sie 
zeitig in Mistbeete ausgesät und mit 
den frühen Annuellen auszupflanzen 
ist. — 

Pflanze meergrün, locker gebaut, auf- 
recht; Blütter gezühnt, gesigt, scharf, 
lanzettlich, stumpf, oft verschieden 
gestaltet bei den Kulturformen. Köpfe 
klein, viel kleiner als bei der bekann- 
ten C. officinalis. Strahlenblüthen sehr 
lang, schmal, zurückgekrümmt, sehr 
elegant und die ganze Blume brillant 
orange, oft mit hellerer Scheibe. — 
Ausserordentlich reichblühend und 
von lockerm, niedrigem, kompaktem 
Wuchse. Zeigt sich ungemein varia- 
bel und unter den vielen tausend 
Pflanzen, welche wir kultivirten, fin- 
den sich in diesem Jahre zahlreiche 
Formen, von denen einige mit tief 
geschnittenen Strahlenblüthen. Istnun 
diese sehr schöne Pflanze in hohem 
Grade kulturwürdig, so ist es noch 
mehr die in Abbildung hier vorge- 
führte Form C. sicula fl. pleno, welche 
wir indess noch vervollkommneter den 
Blumenfreunden im kommenden Jahre 
zu verabfolgen gedenken. Sie blieb 
hier vollkommen konstant aus Samen 
und wir dürfen hoffen, mit dieser sehr 
schónen Pflanze und ihrer weiter unten 
zu nennenden nahen Verwandten etwas 
ganz Vorzügliches zu bieten. 

Calendula maritima Guss. aus Ca- 
labrien und der Umgebung von Mes- 
sina, gehört gleichfalls zu den halb- 
strauchigen Species und ist peren- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


nirend. Sie wüchst auf Felsen am Mee- 
resstrand, sowie auch im Dünensande 
und verlangt in Kultur gleichfalls als 
Annuelle behandelt zu werden. Pflanze 
locker, aufsteigend oder aufrecht, et- 
was klebrig, das ganze Jahr blühend, 
indess am schónsten und reichsten in 
den kühleren Monaten. Blatter ver- 
schieden gestaltet; untere ganzrandig, 
stumpf, konsistent; obere lanzettlich. 
Blumen sehr gross, prüchtig schwefel- 
gelb. Auch von dieser schönen Pflanze 
entstand eine gefüllte Form in unsern 
Kulturen, welche wir als Calendula 
maritima fl. pleno alsbald dem Handel 
übergeben werden. — Ueberzeugt, 
dass beide Formen wie auch die ein- 
fachblühenden Arten die Runde durch 
alle Gärten machen werden. 

Mit C. officinalis und deren For- 
men halten beide jeden Vergleich zu 
ihren Gunsten aus, sie übertreffen 
dieselbe, nur die Blumen sind klei- 
ner. Dafür aber blühen C. sicula 
und maritima viel reicher, leichter 
und andauernder und ist der Habitus 
leicht und graziös, während jene steif 
und unschön zu nennen ist. Wir 
zählten 27 vollkommene Blumen auf 
einer Pflanze von mässigem Umfange, 


-während eine gleich grosse C. offici- 


nalis Meteor deren nur 5 offene Blü- 
then trug. C. sicula öffnet ihre Blu- 
men mit dem Aufgange der Sonne 
und schliesst sie Abends. C. maritima 
schliesst bereits um 5 Uhr Nachmit- 


et 


ags. : 

Calendula bicolor Raf., eine dritte 
sehr schóne Art aus der Conca d'oro 
in Sicilien, wo sie in den Grasgärten 
und unter den Oliven vorkommt, ge 
hört den krautigen Arten an und ist 


{, Originalabhandlungen. 


absolut annuell. 
oder aufrecht. Blätter klein, ungleich 
stengelumfassend, stumpf; obere lan- 
zettlich, gesägt. Blüthen sehr gross, 
glänzend orange, Scheibe fast dunkel- 
purpur oder braunroth. Sehr reich 
blühend. Weniger zum Variiren ge- 
neigt. 

Alle diese Arten und Formen süen 
wir hier Ende August in das freie 
Land an ganz sonniger Stelle und 
pikiren die jungen Pflanzen bald. 
Ungefähr Mitte Oktober kommen sie 
auf allseitigem Abstande von 0,35 M. 
an den Standort, wo sie alsbald von 
Mitte November zu blühen beginnen, 
um erst mit Ende Juni ungeführ auf- 
zuhóren. Sie verlangen indess reich- 
lich Wasser und mehrmals einen 


259 


Stengel aufsteigend | Düngerguss während der Blüthe. 


Gegen Kälte sind sie offenbar em- 
pfindlich und es ist sehr fraglich, ob 
man sie in Deutschland wie etwa 
C. officinalis behandeln darf. Wenn 
man aber die jungen Pflanzen in ge- 
schützter Lage überwintern kann, wird 
man zweifelsohne einen schöneren und 
längeren Flor erzielen können. Alle 
eignen sich zum Einpflanzen in Töpfe 
während der Blüthe und somit zum 
Marktverkauf. Die Blumen halten sich 
lange im Wasser, wenn abgeschnitten, 
und vorgerückte Knospen blühen darin 
auf. Es sind im Ganzen farbenpräch- 
tige Gewächse, die überall dort, wo 
man Gelb zu schätzen weiss, will- 
kommen sein werden. 
Dammann & Co. 


B. Opuntia Poeppigi Otto und 0. Segethi Philippi. 


(Siehe Tafel 1129.) 


Erlauben Sie mir einige Bemer- 
kungen über Peireskia Poeppigi Salm 
(Opuntia Poeppigi Otto in Pfeiff. 
Cacteae, pag. 197, siehe unsere Tafel 
1129, Fig. 1—4), welche meiner Mei- 
nung nach identisch mit Opuntia Mai- 
huen Gay hist. de Chile, bot. ILI, p. 29 
ist, und von der Sie den von Haage 
u. Schmidt in seinem Pflanzen-Ver- 
zeichniss gegebenen Holzschnitt in der 
Gartenflora1881, p. 412 wiedergegeben 
haben. Ich sah die Pflanze zuerst auf 
meiner Exkursion nach dem Vulkan 
von Chillan in etwa 4000—4500 Fuss 
Meereshöhe im vulkanischen Sand 
Wachsend. Später sah ich sie in grosser 
Menge zu beiden Seiten der Eisen- 
bahn südlich vom Fluss Itata reich- 


lich blühend, konnte sie aber nicht 
sammeln, zum dritten Mal fand ich 
sie unterhalb der Bader von Chillan, 
dicht vor den Gebüuden, die kurz vor- 
her errichtet waren, um wührend der 
Wintermonate darin die Gerüthe der 
Büder von Chillan zu bergen, da diese 
in dieser Jahreszeit tief im Schnee 
begraben liegen. Ich fand die Pflanze 
in Blüthe, und die Zeichnung der- 
selben, welche ich einlege, ist sogleich 
gemacht, als die Blume noch frisch 
war. Ich habe vorher auf einer Reise 
nach Valdivia eigens einen Tag ge- 
opfert, um die südlich vom Platafluss 
beobachteten Pflanzen in der Blüthe 
zu sammeln, fand sie aber, Ende 
Dezember, simmtlich abgeblüht. Ich 


260 


kultivire sie seit Jahren in Blumen- 
tópfen, wo sie nie geblüht hat; ich 
habe sie an Haage u. Schmidt ge- 
schickt und dort hat sie auch noch 
nieht geblüht. 

Was den Wuchs der Pflanze anbe- 
trifft, so bildet sie im trockenen Sande 
dichte, rasenartige Biische, die bis- 
weilen einen halben Meter im Durch- 
messer haben und oft fast ganz im 
Flugsand begraben sind. Die Blatter, 
welche über ein Jahr an den Aesten 
sitzen bleiben, sind bei den Pflanzen 
der Ebene etwas lünger, als bei denen 
der Anden, auch wohl etwas spitzer, 
sonst kann ich keinen Unterschied 
finden. Ebensowenig bieten die Sta- 
cheln einen Unterschied dar. 

Was nun die Blüthe betrifft, so ist 
dieselbe terminal, vollkommen sitzend 
oder ganz kurz gestielt, im Ganzen 
glockenfürmig. Der Fruchtknoten ist 
auffallend kurz, und mit drei bis vier 
Reihen grüner Kelchblättchen um- 
geben, von denen die untersten Sten- 
gelblättern ähnlich sind, die folgen- 
den allmälig blattartiger, länger und 
breiter werden, aber doch nicht so all- 
mälig in Blumenblätter übergehen, wie 
bei andern Cacteen; sie tragen auf der 
Spitze meist ein ziemlich langes Haar. 
Die Blumenblätter, etwa 16 an der 
Zahl, wachsen von aussen nach innen 
an Grösse, sie sind keilförmig, meist 
grade abgestutzt, tief ausgeschnitten, 
mit einem Spitzchen im Ausschnitt, 
Sie waren blassgelb, aussen dunkler 
mit grünlichem Längsstreif in der Mit- 
tellinie, die Spitze der äusseren blass- 
roth. Die Staubfäden stehen etwa in 
fünf Reihen, sind fast gleich lang, und 
nur so lang als der dritte Theil der 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


inneren Blumenblütter. Der Griffel 
ist wenig länger und trägtca. zehn fast 
horizontal ausgebreitete Narben. Die 
Höhle des Fruchtknotens ist sehr flach. 
Leider sind mir die Früchte mit reifen 
Samen abhanden gekommen, so dass 
ich darüber nichts sagen kann. So 
viel ich mich erinnere waren die Blu- 
men der Ebene dunkler gelb. 

Zu welchem Genus gehört nun diese 
Cactee? Wegen der perennirenden 
Blätter ete. kann diese Pflanze wohl 
nicht bei Opuntia bleiben, aber ich 
möchte sie darum nicht zu einer Pei- 
reskia machen, schon deshalb nicht, 
weil, soviel ich mich erinnere, alle 
Peireskien einen glatten kahlen Frucht- 
knoten haben. Vielleicht muss man 
ein eigenes Genus daraus machen, 
welches man Maihuenia nennen 
könnte, nach dem Namen, den die 
Pflanze in der Ebene führt. Auf der 
Cordillere heisst sie „yerba del 
guanaco“. 


Am nächsten verwandt durch die 


Form der stehenbleibenden Blätter 
ist ihr wohl meine Opuntia Se- 
gethi. (S. Anales de la Universidad 
de Chile 1879, Bd. 55, p. 263), allein 
diese hat ein sehr langes Ovarium, 
welches einem Stengelgliede gleicht, 
eine lange Höhlung darin und oben 
einen sehr vertieften Discus. (S. un 
sere Tafel 1129, Fig. 5.) 

Die Herren Haage u. Schmidt haben 
ferner in ihrem Pflanzenverzeichniss 
eine Opuntia leonina, O. Philippi, 0. 
phyllacantha aus Chile aufgeführt, 
und erstere und letztere im Holzschnitt 
abgebildet. Es sind dies kleine Pflan- 
zen mit kugeligen oder eiförmigen 
Gliedern, die die genannten Herren 


I. Originalabhandlungen. 


von mir bekommen haben. Ich kulti- 
vire seit Jahren vier oder fünf Arten 
dieser Abtheilung von Opuntia, aber 
es hat mir noch keine geblüht, und 
nach meinen Erfahrungen ist es ein 
hóchst missliches Ding, diese Opuntien 
so zu beschreiben, dass man sie wie- 
der erkennen kann; selbst die Ab- 
bildungen sind oft dazu nicht aus- 
reichend, zumal die Stacheln sehr 
variabel sind. Ich bin so nicht im 
Stande, nach den angeführten Holz- 
schnitten meine Opuntien wieder zu 
erkennen. 

Im Februar 1879 fand ich die 
Opuntia Poeppigi häufig im Thal 
de la invernada, östlich vom Desca- 
bezado del Maule, Cordillera de Talea, 
wo sie bis über 1 M. grosse rasen- 
artige Biische im vulkanischen Sande 
bildet. Die Leute, welche als Hirten 
den Sommer hindurch dort wohnen, 
nennen die Pflanze ,Siempre viva“ 
(d. h. Immergrün) An vielen der 
Pflanzen fand ich grosse Löcher, bis 
90 Cm. Tiefe, welche die oberen zahl- 
reichen, blassgelben und fleischigen 
Wurzeln blosslegten , und fand auch 
eine Menge davon losgerissen umher- 
liegen. Auf meine Nachfragen bei 
den Hirten erfuhr ich, dass die Schafe 

ie Wurzeln mit ihren Hufen aus- 
scharren und begierig verzehren. Die 

anze muss sehr selten blühen, 


261 


denn obgleich ich über hundert grosse 
Exemplare fand, sah ich keine zwan- 
zig Blumen. 

Von einer Opuntie dieser Abthei- 
lung habe ich die Blume gezeichnet; 
ich bekam einen Zweig, der ganz 
frisch war, von der Hacienda de Ca- 
temu, die nördlich vom Aconcagua- 
fluss liegt. 

Ich habe früher selbst einige dieser 
Arten, die ich blühend fand, beschrie- 
ben, nämlich Linnaea XXX Opuntia 
grata und Opuntia spiniflora, und 
Linnaea XXXIII Opuntia monticola 
und bicolor, allein ich getraue mich 
nicht, die Arten, die ich jetzt kulti- 
vire, ohne die Blume gesehen zu haben, 
mit einer derselben zu identificiren. 

Ebenso schlimm geht es mir mit 
den chilenischen Echinocactus-Arten. 
Sie unterscheiden sich leicht, wenn sie 
blühen, aber die Beschreibungen der 
Autoren sind alle nach Pflanzen, und 
zum Theil sehr jungen, gemacht, die 
nicht blühen. Von den Beschreibungen 
passt kaum eine auf eine meiner Pflan- 
zen, und ich kann nicht annehmen, 
dass dieselben alle neu sind. 

Dr. R. A. Philippi. 

Nach dem Standort zu schliessen, 
dürften diese Opuntien am ehesten 
am sonnigen Zimmerfenster bei uns 
gedeihen und vielleicht auch Blumen 
(E. R.) 


bringen. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


C. Chamelum luteum Ph. 
(Siehe Taf. 1129, Fig. 6—9.) 
Irideae. 


Chamelum Ph, (Linnaea, tom.X X XIII, 
p. 250).— Perigonium tubuloso-infundi- 
buliforme, sexfidum; stamina mona- 
delpha, columnam cylindricam sistunt; 
antherae lineares, erectae, liberae, extus 
rima longitudinali dehiscentes. Stylus 
1 "d Sh je 4 s $s 4 or 


o ? o ? 
brevia, cylindrica, apice truncata, re- 
curva. Ovarium triloculare, multi- 
ovulat 


species. — Rhizoma horizontale, arti- 
culatum, fuscum, fere lineam crassum, 
ramosum, subtus radices fuscas, cras- 
siusculas, circa 20 lin, longas emittit, 
apice folia et flores producit. Folia 
lineari-filiformia, erecta, recurva, 212 
poll. longa, vix ! lin. lata, teretia, 
striata, pilis brevibus albis pubescen- 
tia, basi vaginantia, vagina glabra. 
Flores folia aequantes, lutei. Scapus 
teres, 8 lin. longus, crassitie foliorum, 
glaber, biflorus. Spathae 2—3, erectae, 
16 lin. longae, glabrae, basi hyalinae, 
apice herbaceae, striatae et pubescen- 


atum, 
Ch. luteum Ph. (ibid). — Unica | 


tes, pungenti-mucronatae, lanceolato- 
lineares, vel apice latiores. Perigo- 
nium 2 poll longum, glaberrimum; 
tubus pollicaris, cylindricus, vix 4 
lin. crassus; limbi laciniae lanceolato- 
lineares, Antherae filamentorum co- 
lumnam aequant. — Habitat in andi- 
bus prope Santiago loco dicto „Mal- 
paso“, ubi primus detexit filius Fride- 
ricus. (Dr. R. A. Philippi.) 
Eine perennirende Iridee der Anden 
Chili's, vom Sohne des Hrn. Prof. Dr. 
R. A, Philippi entdeckt (dem jetzigen 
Direktor des Botanischen Gartens, Hrn. 
Friedrich Philippi), die, wie wir hoffen 
durch dessen Vermittelung bei uns ein- 
geführt wird. Eine im südlichen und 
westlichen Europa wahrscheinlich noch 
harte Art, die aber in Deutschland 
wohl als Paea gehalten oder 
doch in frostfreiem Beete durchwin- 
tert werden muss. Interessant für 
botanische Gärten, für den Garten- 
freund, der effektvolle Blumen liebt, 
aber nicht zu empfehlen. (E. R.) 


2) Ueber das Aufblühen der Gewiichse, von H. Hoffmann. 


(Hierzu Curventafel 1130.) 


Im Sommer 1882 habe ich im 
botanischen Garten zu Giessen vom 
20. April bis zum 17, Sept. an meh- 
reren Plantagen reich blühender Frei- 
landpflanzen(Papaver aly , Rhoeas, 
somniferum — zwei Beeten — und Mira- 


bilis Jalapa) täglich die Zahl der neu 


aufgeblühten Blumen notirt und die 
so gewonnenen Ziffern dann in Form 
von Curven eingetragen, mit der Ab- 
sicht, die meteorologischen Bedingun- 
gen des Aufblühens kennen zu lernen. 

Es ergibt sich sofort bei der Be- 


trachtung dieser Curven, von welchen 


I. Originalabhandlungen. 


ich einen Theil auf der beigegebenen 
Tafel abgebildet habe, Folgendes: 

1) Das Aufblühen jeder Plantage 
beginnt mit einer oder einigen wenigen 
Blumen; deren Zahl nimmt dann sehr 
rasch von Tag zu Tag zu, erreicht 
weiterhin einen Hóhepunkt, von dem 
sie dann sehr allmälig herabsinkt, um 
endlich unter Schwankungen gering- 
ster Grösse zu erlöschen; zuletzt 
schwankt die Ziffer durch eine Reihe 
von Tagen zwischen Null und einer 
oder einigen wenigen Blüthen. 

Dies ist die physiologische oder 
Hauptcurve. 

2) In dieser Curve zeigen sich von 
Tag zu Tag Oscillationen, bald schwä- 
cher, bald stärker, welche bis zu einigen 
Hundert auf- oder abwärts betragen 
können, wenn das Blühen ein sehr 
massenhaftes ist. Diese Oscillationen 
sind die Folge der unmittelbar vor- 
hergegangenen Witterung; und sie 
sollen uns im Folgenden allein be- 
schäftigen, 

Um diesen Einfluss der Witterung 
untersuchen zu können, habe ich die 
einzelnen Faktoren, aus welchen sich 
die Witterung zusammensetzt, zer- 
gliedert und jede für sich untersucht, 
und bin dabei zu folgendem Ergeb- 
niss gekommen. 

A. Von verschwindend geringem 
oder keinem Einflusse zeigten sich: 

1) Die Mitteltemperatur des jeder 
einzelnen Oscillation vorhergehenden 
ages, berechnet aus dem niedersten 
und höchsten Thermometerstand im 
Schatten. In Curvenform eingetragen, 
zeigt sich keinerlei Parallelgang zwi- 
schen dieser Temperatureurve und 
jener der täglichen Aufblühmenge 


263 


(Blüthenzahl). Auf der Tafel weg- 
gelassen, 

2) Das Minimum, die niederste Luft- 
temperatur eines jeden Tages im 
Schatten. Auch hier kein Parallel- 
gang. Es möchte dies auffallend er- 
scheinen, da doch zum Aufblühen der 
Blumen einer jeden Art ein gewisses 
Necessarium oder eine Temperatur- 
Schwelle (Minimum: Quetelet) eine 
gewisse, bestimmte minimale Tempera- 
turhöhe erforderlich ist, ohne welche 
das Aufblühen eben überhaupt nicht 
stattfindet. Aber dieses Necessarium 
ist bei meinen sämmtlichen Beobach- 
tungen in Betracht der warmen Jah- 
reszeit für unsere vorgenannten Pflan- 
zen thatsächlich nicht nur erreicht, 
sondern im Laufe eines jeden Tages 
durch das Maximum an der Sonne 
überschritten worden, so dass dieser 
Faktor hier einfach vernachlässigt wer- 
den kann; an jedem Tage fanden sich 
neu eröffnete Blüthen. Erst gegen 
Ende September (also ausserhalb der 
Curventafel) sank das Maximum für 
Mirabilis an mehreren Tagen unter 
das Necessarium (ca. 10°R,, genauer: 
zwischen 8,2° und 10,8°), in wel- 
chem Falle dann keine Blüthe sich 
öffnete. 

3) Das tägliche Maximum der Tem- 
peratur im Schatten. Auch hier kein 
genügender Parallelismus, aus dem 
Grunde, weil dieses nur ein ziemlich 
unkorrektes Bild der gesammten 
Wärmezufuhr eines Tages gibt. Die 
Inhalationsmaxima (s. u.) sind jeden- 
falls lehrreicher. Nur wo das Maxi- 
mum der Temperatur unter das Neces- 
sarium oder die ,Schwelle* der Auf- 
blühtemperatur fällt, kommt es ent- 


264 


schieden in Betracht, wie bereits unter 
2) erwähnt wurde. 

4) Die relative Feuchtigkeit der 
Luft. Wie ieh bereits auf Grund 
eingehender Beobachtungen (in mei- 
nen Grundzügen der Pflanzenklimato- 
logie, Leipzig 1857, p. 407) gezeigt 
habe, ist dieser Faktor für Beobach- 
tungen der vorliegenden Art (im Freien 
und in unserem Klima) ohne besondere 
und yes Tarutung u Hs. 


einzelne A 


u. 
vernachlässigt werden. Es zeigte sidh 
nämlich, dass seine Einwirkung mit 
der des Niederschlags für unsere nicht 
eigentlich „meteorischen“ Blüthen im 
Wesentlichen identisch ist, wie denn 
auch beiderlei Curven vielfach (doch 
nicht immer) kongruent gehen. Ueber- 
haupt ist hier mit Maassbestimmungen 
nicht beizukommen; denn z. B. eine 
relative Luftfeuchtigkeit von 60% hat 
eine ganz anders austrocknende Wir- 
kung bei heftigem Winde als bei 
Windstille. Es käme also weiter da- 
rauf an, gleichzeitig die Windstärke 
mit in Rechnung zu ziehen, wofür 
einestheils ein genügend sicherer Mass- 
stab fehlt, und wodurch andererseits 
ein heo ‘Komplizirtes, _— bec m 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


entschiedenes Sinken der Aufblüh- 
menge folgt, und zwar durch die stets 
eingetretene Abkühlung des Bo- 
dens, wodurch die Absorptionsfihig- 
keit der Wurzeln für Wasser herab- 
gesetzt wird (Dassen) So kommt 
denn derjenige Grad des Wasser- 
Turgors in der ganzen Pflanze und 
in den Blüthenknospen insbesondere 
nicht zu Stande, welcher ein wesent- 
liches Erforderniss der Blüthenöffnung 
ist Es ergibt sich nun aus meinen 
zwischen Januar und Oktober zu den 
verschiedenen Tageszeiten angestell- 
ten Beobachtungen (im Ganzen 73), 
dass in fast allen Füllen die Tem- 
peratur des Regens kühler*) ist, 
als die geichzeitige Lufttempe- - 
ratur (gemessen an der Südost- und 
Südwestseite eines Hauses); der Unter 
schied schwankt zwischen — 0,1 und 
— 3,3° R., letzteres am 16 Juli. 
Nur in 9 Fällen (also 12%) hatte der 
Regen eine hóhere Temperatur als die 
Luft, und zwar um + 0,2 (7. Januar), : 
+ 0,7° (14. Febr.), +0,1 (17. Febr. - 
+ 0,59 (2. März), + 1,2° (14. April), — 
+ 0,2? (5. Juni), + 0,5 (7. Juni), 
+ 0,8° (30. Juli), + 1,4° (4. Sept.). 
Aber selbst wenn der Niederschlag — | 

'emperatur-Ueberschuss hat, wirkt — 


würde. Hier künnen nur direkte, sj spe- 
cialisirte Versuche (im geschlossenen 
Raum) weiterfiihren. 
. Von entscheidendem Einflusse 
sind: dagegen die folgenden Faktoren. 
1) Der Niederschlag. Schoneine 
flüchtige Betrachtung der Curventafel 
zeigt, dass hohen Niederschlügen *) ein 


*) Dieselben sind in 45stel Par. Zoll aus- 
gedrückt, wurden taglich um 9 Uhr Vormittags 


er nicht (wenigstens nicht nothwendig) 
erwürmend. So fiel am 14. April L5 
Strich Regen mit einem Temperatur- 
Ueberschuss von + 1,2? (der grössten 
von mir beobachteten Plusdifferenz); 


abgelesen und auf den vorhergehenden Tag 
eingetragen, dem sie auch der grósseren Stun- 
denzahl nach angehóren. : 

*) Die höhere Luftwärme ist wohl die 
Folge der bei der Kondensation des Wasser- 
dampfes frei werdenden Wärme. 


Taf 128 


j ; 7 ] P LH 7 
7 ig t - pf ff Vi 
ae ula; see la Ho UJ ARE 


E I. Originalabhandlungen. 


dessen ungeachtet sank die obere 
Bodentemperatur von 8,0 auf 7,4? am 
15. Auch Wollny (1881) findet, dass 
im Sommer der trockene Boden wür- 
mer ist. 

{Di 711-1 L4 S xx 


tur geschah etwa 10 oder mehr Minu- 
ten nach dessen Beginn in einem Liter- 
glase (Cylinder) unter der Dachtraufe; 
es ist anzunehmen, dass innerhalb 
dieser Zeit die vorherige Temperatur 
des Daches verschwunden ist. Bei 
solchen Regen, welche durch viele 
Stunden anhielten, ergibt sich eine 
Tendenz zur Gleichstellung beider 
Temperaturen, auch kónnen dann vor- 
übergehend vollkommene Gleichstel- 
lung und selbst Kreuzungen der beiden 
Temperatureurven vorkommen. So 
am 29. bis 30. Juli, wo ich bei an- 
haltendem Regen — im Ganzen 1,4 Par. 
oll — 10 Beobachtungen machte.) 
Ferner wird durch den Niederschlag 
auch insoferne die Bodentemperatur 
herabgedrückt, als sich nach dem- 
selben an der Erdoberflüche in Folge 
von Würmeabsorption Verdunstungs- 
külte geltend macht. 
; 2) Die Insolation. Es wurde tüg- 
lich der héchste Stand eines unge- 
schwärzten Quecksilberthermometers 
(auf hölzernem Rahmen) eingetragen, 
welches mit seiner Langseite recht- 
winkelig auf Süd eingestellt war; die 
kalität war so gewählt, dass im 
Wesentlichen jeder Sonnenschein von 
Morgen bis Abend hier zur Wirkung 
kam. Diese Insolations-Maxima geben 
en Bild nicht nur von der Intensität, 
sondern im Ganzen auch von der 
auer des Sonnenscheins, welche in 
der Regel ziemlich parallel gehen. 


265 


Eintrag täglich 9 Uhr Vormittags. 
Einschreibung auf den vorhergehen- 
den Tag. 

Es ergibt sich nun aus der Ver- 
gleichung der Curven auf unserer 
Tafel, dass zwischen der Insolation 
und der Aufblühzahl ein sehr direkter 
Zusammenhang besteht, der Art, dass 
einer hohen Insolation eine hohe Blü- 
thenziffer nachfolgt und umgekehrt. 

Diese beiden Faktoren oder varia- 
beln Grössen, abkühlender Nieder- 
schlag und erwärmender Sonnenschein, 
wirken entgegengesetzt, können sich 
gelegentlich compensiren (starker 
Sonnenschein kann die Regenwirkung 
neutralisiren; vgl. 15.—16. Aug. und 
19.—20. Aug.), und reichen in fast 
allen Fallen aus zum Verstündniss der 
Blüthenzahl auf unseren durchaus frei 
und sonnig gelegenen Beeten, denen 
es überdies in Betracht der tiefen 
Lage und des wasserhaltigen Bodens 
niemals an Grundfeuchtigkeit fehlte. 
Dabei ist aber selbstverstündlich eine 
genaue Proportionalität von Sonnen- 
schein und Blüthenzahl nicht zu er- 
warten, da ein Sonnenschein von 
gegebener Intensitüt bei trockenerem 
Boden weit stürker wirkt, als bei 
durchfeuchtetem. Nach anhaltender 
Trockniss, wie am 13. August, kann 
die allzu intensive Besonnung sogar 
(wie bekannt) durch allzustarke Ver- 
dunstung der Pflanze verzügernd wir- 
ken; die Aufblüheurve sinkt. 

3) Der Gang der Bodentempera- 
tur, ungeführ gleichzeitig mit der 
Blüthenzahl tüglich eingetragen, geht 
sehr parallel den Aufblühmengen. Sie 
ist im Wesentlichen, wie diese, das 
Ergebniss und die Folge der Ein- 


266 


wirkung derselben beiden eben be- 
trachteten Faktoren. Die Temperatur 
wurde bestimmt um 9 Uhr Vormittags 
mittelst zwei eingesenkten Thermo- 
metern bei 11 und bei 19 Cm. Tiefe 
Nur 
die erstere Curve ist auf unserer Tafel 
eingetragen; die tiefere Kugel zeigt 
denselben Gang, wie die mehr ober- 
flichliche, nur sind die Bewegungen 
träger, oft um einen Tag nachschlep- 
pend*), bei schwücheren Einwirkun- 
gen der Sonne und des Regens auch 
wohl der Art abgeschwücht, dass sich 
die beiden Curven kreuzen kónnen, 
indem durch schwache, oberflichliche 
Regengüsse die Temperatur oben stark 
abgekühlt werden kann, ohne dass 
die tiefere Kugel mit noch hohem 
Stande affizirt wird. 

Die oberflüchliche Bodentempera- 
tur bietet auch dann einen Schlüssel 
zum Verstündniss der Blüthencurve, 
wenn sie, wie am 7. Sept., steigt, 
wührend das Insolationsmaximum von 


91,5? auf 25,0? sinkt. Offenbar wirken 


der unten aufsitzenden Kugel. 


hier, in Betracht des trockenen Wet- 


ters, der wenn auch durch fast an- 
haltende Trübung schwächere Son- 
nenschein immer noch genügend er- 
wärmend, um die obere Bodentempera- 
tur und mit ihr nachwirkend die Blü- 
thenzahl zum 8. Sept. zu erhöhen. 
Selbstverständlich bleibt die Boden- 
temperatur den Tag über nicht auf 
der um 9 Uhr Vormittags abgelesenen 
Höhe stehen; am 9. Sept. z. B. stieg 
dieselbe in Folge kräftiger Insolation 


*) Näheres über diese Verhältnisse in 
meinen Grundzügen der Pflanzenklimatologie 
pag. 453. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. " 


von 11,3? um 9 Uhr bis Nachmittag 
3 Uhr 40 M. auf 18,8°. 

Ebenso muss umgekehrt die ab- 
kühlende Wirkung des Regens eine 
stets wechselnde sein, und zwar zu- 
nüchst nach der Grósse seiner eigenen 
Temperaturdifferenz, dann nach der 

iefe, bis zu welcher er eindringt. 
Letztere aber ist wieder bedingt durch 
den Betrag des Niederschlags, ferner 
durch den Grad der Benetztheit, wel- 
chen der Boden von den vorausge- 
gangenen Niederschlügen noch besitzt. 

Zum Verstündniss der Thatsache, 
die sich aus den Aufblühcurven er- 
gibt, dass die verschiedenen Pflanzen- 
arten ungleich schnell den Einflüssen 
von Kühle und Wärme von aussen 
folgen, ist nun wesentlich zu beachten, 
dass die Wurzeltiefe der verschiede- 
nen Species eine verschiedene ist. 
Die von Papaver somniferum betrug 
im Mittel 7 Cm. (im Maximum 18 Cm.); 
die von Pap. Rhoeas im Mittel 12Cm. 
(im Maximum15 Cm.); die von Mira- 
bilis im Mittel 47 Cm. (im Maximum 
80 Cm., davon das dünne Ende 69 Cm.). 

Es ist einleuchtend, dass alle die 
verschiedenen "Temperaturen des Bo- 
dens von der Oberflüche bis zu der 
extremen Wurzeltiefe sich für das 
Aufblühen geltend machen müssen, 
da die zahlreichen Wurzeln dieser 
Pflanzen aus allen diesen verschiede- 
nen Tiefen Wasser aufnehmen von 
der eben in dieser Etage herrschenden 
Temperatur; dass also, wie am * 
und 24. Aug., die abkühlende Wir- 
kung anhaltender Regengüsse sich » 
der Tiefe geltend macht, wührend die 
Temperatur in der Luft bereits wie 
der zu steigen beginnt. Wir haben 


also in den Säften der Pflanze ein 
Temperaturgemisch, eine Resultante 
aus mehr oder weniger ungleichen 
Einzeltemperaturen, die nur bei durch 
mehrere Tage anhaltendem Regen oder 
Sonnenschein einigermassen zu einer 
Ausgleichung in den verschiedenen 
Schichten gelangen. Es ist danach 
von vornherein nicht statthaft, einen 
genauen Parallelismus der Curven 
zu erwarten; wir müssen auf die Er- 
klärung der Grösse des Ausschlags 
im Einzelnen — weil allzu kompli- 
zirt — verzichten und beschränken 
uns auf die Betrachtung der Rich- 
tung oder Bewegung in diesen 
Curven; womit wir in der That das 
Verständniss für die Erscheinung in 
einer im Grossen und Ganzen befrie- 
digenden Weise gewinnen und die 
Oscillationen der Aufblühcurve fast 
überall begreifen können. Das Wei- 
tere bleibt dem specialisirten Experi- 
mente vorbehalten. 

Nur einige wenige Fälle ordnen 
sich der erwähnten Regel nicht unter 
und verdienen deshalb eine beson- 
dere Besprechung. 

ies gilt namentlich für einige 
Daten bei Mirabilis Jalapa. Diese 
Blüthen beginnen am Nachmittage 
sich zu öffnen, die grosse Mehrzahl er- 
schliesst sich Abends und über Nacht; 
am folgenden Morgen um 8 Uhr sind 
die aufblühfähigen sämmtlich offen, 
einige (etwa 1°o) bereits wieder — 
und zwar für immer — geschlossen, 
zusammengeknittert. (Zu dieser Zeit 
wurden die letzteren und alle offenen 
täglich notirt und abgepflückt, ohne 
Schädigung der unteren Theile.) Es 
ergibt sich nun, dass am 3. Sept., 


1, Originalabhandlungen. 


267 


bei steigender Insolation am vorher- 
gehenden Tage, die Aufblühcurve, 
der Regel entgegen, sinkt. Und zwar 
erklärt sich dies durch den bei voll- 
kommen hellem Himmel obwaltenden 
heftigen Südwind mit Trockniss 
und sehr geringer relativer Luftfeuch- 
tigkeit. Es darf wohl angenommen 
werden, dass durch diesen Wind die 
Verdunstung in Kraut und Blüthen 
derart gesteigert wurde, dass der zum 
Aufblühen erforderliche Turgor nicht 
zu Stande kommen konnte. 

Den umgekehrten Fall haben wir 
am 8. Sept.: Steigen der Aufblüh- 
curve trotz Sinkens der Temperaturen 
bei Regenmangel. Hier kommt in 
Betracht, dass der 6. und 7. Sept. 
fast durchaus trüb waren, dabei wind- 
still oder mit schwachem Nordost; 
daher nur geringer Wasserverlust 
durch Verdunstung. Zum 9. sinkt 
dagegen die Aufblüheurve; der 8. 
war hell mit Nordostwind mit sinken- 
der Luftfeuchtigkeit. Es ist aber nach- 
gewiesen, dass die Lichteinwirkung 
schon für sich die Verdunstung stei- 
gert (Comes). Bei Papaver somni- 
ferum und Rhoeas, deren Einzel- 
blumen 2—3 Tage offen bleiben (die 
eben offenen wurden täglich um 8 Uhr 
Vormittags durch Abpflücken eines 
Blumenblattes bezeichnet), kommen 
an einzelnen Tagen ühnliche Ano- 
malien vor, doch bedürfen dieselben 
keiner besonderen Besprechung, da 
sie unter dieselben Gesichtspunkte 
fallen, Auch diese Blüthen óffnen 
sich der grossen Mehrzahl nach erst 
in der Nacht. — 

Es ergibt sich aus dieser Unter- 
suchung, dass Niederschlige durch 


268 
ihre abkühlende Wirkung das Auf- 
blühen im Sommer mit wechselnder 
Witterung verzögern *), selbst bei sol- 

*) Ob dies auch in Sommern mit làn- 
geren und heissen Trockniss-Perioden gültig 


ist, steht weiter zu untersuchen, darf aber 
bezweifelt werden, da voraussichtlich in 


diesem Falle die durch ‚allzu starke Ver- 
dunstung herabgesetzte Turgescenz durch den | 
Niederschlag auf das normale Maass wieder | 
erhóht wird, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


chen Pflanzen, welche nicht, wie Lac- 
tuca, Taraxacum, auffallend empfind- 
lich für momentane hygroskopische 
Zustinde der Luft sind, dass umge- 
kehrt, wie zu erwarten, der Sonnen- 
schein es ist, der nachwirkend das 
Aufblühen begünstigt; und dass end- 
lich der Gang der Temperatur der 
Luft im Schatten in keiner Weise 
geeignet ist, die fraglichen Erschei- 
nungen verstündlich zu machen. 


3) Reiseberichte von A. Regel, 


Die Afghanen hat meine einsame 
Tour längs des Amudarja sehr in | 
Schrecken gesetzt; sie haben ganze | 
Regimenter gegen mich aufgeboten, 
und ich will nur hoffen, dass sie nicht 
noch die Kriegskosten von mir ein- 
fordern. Ich liess den asiatischen 
Rubikon in Ruhe und blieb auf siche- 
Den ersten Funden bei 


Weiterhin war 
die Frühlingsflora vorbei, die Gebirgs- 
flora noch zurück, auch boten die 
Vorberge von Kabadian viel, beson- 
ders reich aber erwiesen sich die Rand- 
berge des Kafionagan, doch musste 
ich mich freilich dazu verstehen, die 
irdischen Güter über den botanischen 
fast auf Nichts reduzirt zu sehen. 
In Baldschuan haben meine Leute 
wenigstens grössere Sachen ordentlich 
gesammelt und eingelegt, und Mussa 
hat in Darwas gesammelt, wo es 
schwierig gewesen wäre, in grösserer 
Anzahl zu bleiben. Ordentlich haben 
sich die Leute alle gehalten, aber sie | 
miissten keine Asiaten sein, wenn sie | 


Baldschuan 1. Juni (13. Juni) 1883. 


nicht jeden Tag, nach wie vor, fort- 
laufen wollten. Statt der Hindukusch- 
flora bekommt Ihr nun die ebenso- 
wenig bekannte ostbucharische Flora, 
die bei gründlichem Suchen immer- 
hin einiges Andere aufweist; Alles 
kann so wie so nicht gethan werden. 
Bei dem Sammeln von trockenen 
Pflanzen war es oft schwierig, nicht 
vom Vieh oder Wild angefressene 
Stücke zu finden, oft musste ich des- 
halb an die schwierigsten Stellen klet- 
tern. Beim Umlegen waren Wind 
und Regen zu vermeiden, was auch 
in den meist sehr unpraktischen 
Wohnungen schwer auszuführen war. 
Zeitweiliger Papiermangel (ich liess 
nachkommen, aber absichtlich brachte 
man spit und wenig) und Leute 
mangel waren da sehr hinderlich, 
besonders darum, weil die tüglichen 
Gewitter Feuchtigkeit und Fäulniss 
mit sich brachten. Nur in der Kühle 
hoch auf dem Gebirge halten sich 
die Exemplare lüngere Zeit. Auch 
den Zwiebeln war der lange Trans- 
port schidlich. Die Samen mancher 


I. Originalabhandlungen. 


Pflanzen werden wohl auch des Viehes 
wegen schwer aufzufinden sein. Von 
Ranunculaceen fand ich eine hiibsche 
blaue Nigella, wahrscheinlich voriges 
Jahr in Samen eingeschickt (als ein- 
jährige Florblume empfehlenswerth), 
eine weisse Anemone, Anemone Fal- 
coneri (gelb) und eine grosse dunkel- 
rothe Anemone. Delphinium noch 
nicht in Blüthe. Eine knollentragende 
Papaveracea mit gelben Blumen wuchs 
auch bei Dschisak. Glaucium mehrere 
Arten. Leontice Eversmanniana ist 
hier häufig, L. Alberti in Darwas. 
Von Corydalis: C. Semenowi selten, 
C. Ledebouri hüufig, ausserdem aus 
Darwas eine weisse Corydalis und eine 
sehr reichblüthige niedrige mit grün- 
licher Blüthe und violetter Lippe. 
Cruciferen zahlreich, bei K abadian eine 
zierlichekleine Matthiola (?) etc. Astra- 
galus auch hier Schritt für Schritt 
andere Arten, dann eine eigenthüm- 
liche kleine mimosenblättrige Legu- 
minose mit platten Früchten und an- 
dere schöne Arten auf Sandsteinhügeln 
des Gasi-Mailik. Auf Sand ein ganz- 
blättriges Erodium. Von holzartigen 
Leguminosen die als Calophaca be- 
zeichnete besonders schön, gelb mit 
rother Zeichnung, ähnlich wie die 
hiesige Colutea. Rosaceen spärlicher, 
häufig gelbe Rosen und Prunus pro- 
strata. Pyrus heterophylla wächst auf 
allen Bergen. Von Umbelliferen gibt 
es ebenfalls Interessantes, von Ferula- 
Arten fiel mir F. penninervosa im 
Gasi-Mailik auf. Die Kompositen sind 
zahlreich, aber noch wenig entwickelt. 
Die Gentiane der Vorberge und Step- 
pen scheint von G. Olivieri verschieden 
zu sein, hat eine schöne blauweisse 


269 


Zeichnung. Die Labiaten mannig- 
fach. Dazu gehört der schöne roth- 
blühende Halbstrauch mit rothen Brak- 
teen der Vorberge, dessen Samen ich 
die letzten Jahre nur in geringer 
Quantität einschickte. Orobanche auf 
gelbliche, beharte schmarotzt auf einer 
Salvia. Schöne Eremostachys da 
und dort. Phlomis nicht blühend. 
Die schöne Statice von Dschisak kommt 
auch hier vor, bis jetzt ohne Samen. 
Statice Suworowi allenthalben, ausser- 
dem andere unentwickelte Arten. Eine 
Primel aus der Gruppe P. farinosa 
und ausserdem P. Olgae sind in den 
Bergen häufig, Samen noch nicht reif 
und oft vom Vieh abgefressen. Inzwi- 
schen haben wir von dieser letzteren ei- 
genthümlichen und vorzüglich schönen 
Art, Samen erhalten. Eigenthümlich 
sind eine holzige kletternde Ephedra 
und eine schlingende Bryonia. Die 
kletternde Polygonee des Wachsch 
nicht aufgefunden. Der gelbe Crocus 
Korolkowi wächst allenthalben, Colchi- 
cum luteum, Colchicum crociflorum 
und eine wahrscheinliche Hybride zwi- 
schen beiden, sind im ersten Frühling 
häufig. Von Bulbocodium scheinen 
den Zwiebeln und Blättern nach zu 
schliessen mehrere Arten vorzukom- 
men. Von Iris eine prächtige blaue 
oder violette Art mit Zwiebel, die 
grosse gelbblumige I. caucasica, eine 
andere Art mit Zwiebel im Sande 
und eine kleinblüthige im Schilfe mit 
Rhizom und eine kleinblättrige, die 
der I. Eulefeldi nahe steht. Von 
Eremurus mächtige rothe Exemplare 
im Gasi-Mailik (E. robustus? Blatter 
aber auffallend glänzend), ein gelber 


. 
eine &rosse 
of oO 


270 


in den Steppen und Vorbergen, ausser- 
dem weissblumige Arten. Von Tulpen 
eine einfach rothe auf grossen Hóhen, 
steht T. altaica nahe aber grösser, 
(die wild wachsende T. suaveolens) 
in Vorbergen eine zierliche schmal- 
blüttrige, ebenfalls rothe, endlich eine 
T. Alberti nahe stehende Art (neue 
ausgezeichnete Art, T. lonata Regl.) 
mit beharter Zwiebel und rother Blume. 
Eine gelbweisse (T. turkestanica) und 
eine goldgelbe Art (Tschernaewi Rgl.) 
nur in Darwas, Eine violette Scilla ist 
bei Kulab hüufig, Scilla puschkinioides 
überall. Ein Botryanthus kommt bei 
Mumynabad vor, ein kleiner schwarz- 
blauer Hyacinthus überall, Narcissus 
(Tazetta?) bei Mumynabad, eine gelbe 
Narzisse bei Baldschuan kultivirt. 
Cyperaceen sind in der Tiefe spürlich, 
dagegen gibt es interessante Grami- 
neen. Von Farnen bisher nur Cysto- 
pteris und das beharte Farnkraut von 
Darwas. Moose da und dort mannig- 
fach, Flechten sind in Schugnan mehr 
zu Hause. Essbare Pilze gibt es auch 
hier, auch Trüffeln. 

Von zoologischen Gegenständen 
habe ich nur Käfer viel gesammelt, 
sehr schöne Sachen. Von Reptilien 
eine 5° (fünf Fuss) lange Eidechse. 
Von den Hirschen der Pappelwälder 
am Amudarja die Geweihe. Die Stein- 
böcke von Darwas und Schugnan und 
die interessante Antilope megaceras 
mit spiraligen Hörnern hat Mussa er- 
beutet. Von Vögeln sind nur ein 
paar Geier da, zur Vogeljagd fehlte 
die Zeit. 

Die Gebirgsarten gehören hier alle 
den jüngeren Formationen an und sind 
reich an Versteinerungen, Besonders 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


schön sind da und dort versteinerte 
Korallen ausgebildet. Interessant ist 
auch der fast durchweg aus Steinsalz 
bestehende Berg Hodscha Mumyn bei 
Kulab. Das Gebiet von Ostbuchara 
bildet ein Zwischenland der beiden 
grossen asiatischen Gebirgsgürtel, des 
Thianschan-Alai-Systems und des bis 
zum Himalaya reichenden Künelün- 
Hindukusch-Systems, die eher als er- 
habene Kontinente wie als Gebirgs- 
kettengruppen aufgefasst werden kön- 


.nen. Die Verbindung zwischen beiden 


bilden die alten Gebirgsformationen der 
Pamir-Hochebene, von welcher in mehr 
oder weniger südwestlicher Richtung 
der Hindukusch und das nórdliche Da- 


Darwasgebirge auslaufen. Dieselbe 
Richtung hat das Hissargebirge als 
Südrand des nächstliegenden nörd- 
lichen Gebirgsgiirtels. Den Zwischen- 
raum zwischen den Darwas-Badach- 
schangebirgen und dem Hissargebirge 
füllt ein Plateau aus Kalkstein und 
Sandstein, das aber von Westen, Nor- 
den und Südosten her von Ausläufern 
der Amudarjaniederung umkreist wird 
und also gewissermassen eine selbst- 
ständige Halbinsel bildet, oder wenn 
man noch die tief einschneidenden 
Flussthäler des Kafirnagan, Wachsch 
und Aksu in Betracht zieht, ein Kon- 
glomerat von Inseln und Halbinseln. 
Dieses Plateau besitzt nun eine von 
dem Hochgebirge bedeutend verschie- 
dene Flora und Fauna, wobei aber 
noch zu bestimmen bleibt, wie weit 
dieselbe mit der Natur der Hindu- 
kuschlünder übereinstimmt. Das His- 
sargebirge und die hóheren Theile 
der Gebirge am Pändsch bis Schug 


I. Originalabhandlungen. 


nan hin stimmen dagegen mehr oder 
weniger mit den Grenzgebirgsgebieten 
des russischen Turkestans überein; 
die Badachschangebirge übermitteln 
wohl einen Uebergang zwischen bei- 
den Gruppen und dem Hindukusch. 
Jedoch ist es auffallend, dass eine aus- 
gesprochen südliche Form wie Cissus 
aegirophylla auf dem Zwischenplateau 
nicht vorhanden ist, dagegen dem 
Hochgebirgsgiirtel von Hissar bis zum 
Pändsch folgt. Die interessanten wil- 
den Fruchtarten, die wilde Granate, 
wilde Feige, Diospyros, sind wiederum 
den heissen Theilen der Darwasge- 
birge und des Hindukusch gemein. 

Die Bevölkerung ist in diesen Ge- 
bieten so vertheilt, dass die Tad- 
schiks den ganzen Hissargebirgsgürtel 
einnehmen und auch das Gasimailik- 
gebirge und den hóheren Theil der 
baldschuanischen Gebirge besetzen, 
ausserdem durchwegs in den engen 
Thälern und Flussthälern des Wachsch 
und Pändsch noch angesiedelt sind. 
Die Steppen und niedrigen Theile der 
Flussthäler sind von den Dörfern der 
Usbeker besetzt, die sich im Sommer 
in die nächstliegenden Gebirge er- 
heben ; auch in Hissar nomadisiren 
die Usbeken in der Alpenregion über 
den Tadschikdörfern, die nicht über 
die Waldregion hinausgehen. Ein 
kleiner Winkel am unteren Wachsch 
und bei Teimes ist von Ersari-Turk- 
menen besetzt; Araber, Zigeuner und 

fghanen sind besonders in der Nähe 
T Kulab häufig und nomadisiren zu- 
meist in Zelten, selten in Schilfjurten. 

Kirgisen stehen bei Baldschuan. 

* Turkmenen haben sowohl burg- 
artige Wohnungen wie Schilfzelte. 


271 


Sie sind das zutraulichste und dienst- 
fertigste Volk des ganzen Amudarja- 
bezirkes und wohl nur aus Hass von 
den anderen Stämmen als Räuber ver- 
schrieen. Die Usbeken sind meisten- 
theils sehr wild und scheu, haben das 
Meiste mit den Kirgisen überein, 
stehen ihnen aber zum Theil an Gut- 
müthigkeit nach. Anders sind die 
Usbeken des Stammes Katachan, die 
jüngst aus Afghanistan übergesie- 
delt sind, wo ihr Chan auch noch 
heute die Nominalherrschaft über Kun- 
dus inne hat. Sie sind mehr oder 
weniger selbstbewusst und tapfer und 
gegen die Bucharen ebenso unbot- 
müssig wie vorher gegen die Afgha- 
nen, die es mit ihnen verdorben haben. 
Sie sind viel mehr zum Wohnen in 
festen Ansiedelungen geneigt als die 
anderen Usbeken, die sich mit Schilf- 
hüusern und Jurten begnügen. Das 
von jeher festangesiedelte Volk Ost- 
bucharas sind die Tadschiks, nur bei 
Kulab gibt es auch bestündig nomadi- 
sirende Tadschikstämme, die aus Af- 
ghanistan ausgewandert sind und in 
ihrer vereinzelten Stellung etwa einen 
ühnlichen Platz einnehmen wie die 
Zigeuner, die ja auch weiter nichts 
als aus Asien gekommene Nomaden 
sind. Die entlegenen Winkel am Aksu 
und in Karategin ausgenommen, sind 
aber die Tadschiks auch das abstos- 
sendste aller ostbucharischen Volker, 
dem der Fanatismus nur den Hass 
gegen alles andere deckt. Wo sie 
sich vor der Beobachtung durch die 
Bucharen sicher glauben, haben sie 
vielmehr gar keine Religion; ja die 
Steinmäler, die sie auf den Bergen 
errichten, scheinen sogar auf heid- 


272 
nischen Gebrauch hinzuweisen; wie- 


Wenn man das gemiithliche 
Leben und Heimwesen der Tadschik- 
völker des entlegenen Ostens betrach- 
tet, so scheint es, als hätten diese 
vorgerückteren Stämme einerseits bei 
der Berührung mit den wilden Er- 
oberern ihre alten Tugenden aufge- 
geben und andererseits ein gutes 
Bruchtheil der nomadischen Wildheit 
angenommen. Hier findet man nur 
Bruchtheile jener hübschen veranden- 
geschmückten Giebelhäuser und ein- 
gezäunten Gärten, auch die ofenähn- 
lichen Bauten im Innern des Hauses 
und das zahlreiche Geräth sind nur 
im Östen vollständig vorhanden. Den- 
noch können auch die Tadschiks von 
Ostbuchara als die nächsten Verwand- 
ten europäischer Völkerschaften mit- 
gelten. Doch kann man in denselben 
keineswegs die ursprünglichen Ur- 
Arier erblicken, die sich aus begreif- 
lichen Gründen nirgends rein erhalten 
konnten, ganz abgesehen davon, dass 
diese Arier des Zendavesta noch nicht 
mit Nothwendigkeit die Vorfahren der 
Europäer gewesen sein müssen. An- 
dererseits ist esauch unmöglich, in den 
Tadschiks die nachgebliebenen Vor- 
fahren der Iranier oder bestimmter 
anderer Völker Asiens oder Europa’s 
festzustellen. Bei den vielen unzwei- 
felhaften Analogien mit diesen und 
jenen, wird es aber am richtigsten 
sein, in den Tadschiks ein ähnliches 
Volk wie etwa das gemeine Volk der 
Slaven oder Litthauer oder Letten 
zu sehen, vielleicht auch aus sprach- 
lichen Gründen wie die Celten, über 
die wir nur wenig wissen. Die Süd- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


europäer dürften vielleicht ihre Ver- | 


wandten in Persien haben. Die einen 
Völker sind eben ausgewandert, die 
anderen zurückgeblieben. Die Ger- 
manen kommen darum nicht unmittel- 
bar in Betracht, weil sie nach ge- 
schichtlichen Angaben vielenomadische 

lemente enthalten haben; freilich 
spricht Tacitus auch von ihren Wei- 
lern, über die wir uns keine nähere 
Vorstellung machen können. Während 
bei den heutigen Slaven die Analogie 
mit dem Heimwesen der Tadschiks 
auf der Hand liegt, müssen wir hier 
die grossen Kultureinwirkungen in 
Betracht ziehen und können nichts 
Bestimmtes sagen. Das sprachliche 
germanische Element findet eher in 
Schugnan Anklänge, wo auch das 
Wohnen in Weilern ausschliesslich 
stattfindet. Aber nach meiner Mer 
nung kann dieses wilde Land nur als 


zeitweiliger Zufluchtsort, nicht aber 


alsKulturmittelpunkt und ebensowenig 
als Mittelpunkt für Nomaden gelten; 
auch die örtliche Ueberlieferung spricht 
von später Besiedelung. 


Ich halte mich bei diesem Gegen- 


stande so lange auf, weil ich bei jeder 
Gelegenheit darüber ausgefragt werde. 
Aber unmittelbare Beweise würden 
nur durch direkte Hinweise auf die 
urkundlichen Ueberlieferungen = 
geben sein. Jedoch, selbst wenn eine 
genau wie der Hauma-Soma der Hand- 
bücher beschaffene und benannte und 
keineV. T 3 ] 1„PfAanze 
ATIC Y UI 5 

aufzufinden wäre, so wäre damit zu 
wenig bewiesen. Es bleibt immer ZU 
erwidern, dass auch. die wohl selbst 
der kaukasischen Rasse nahen Be- 


Y 
is 


wohner der westlichen Dschungare — 


le | 
"2 


abs, 


1 
PAXTUIILLD AA 


} 


GI / VL Ps MM H 


Lit Anstalt G.Ebenhusen, Se 


I. Originalabhandlungen. 


und Kaschgars, ja selbst die Mon- 
golen noch unerklürte, aber schwerlich 
nur zufilige Analogien mit arischen 
Elementen aufweisen, mit denen sie 
in Berührung gewesen sein müssen. 
Vollends die Reihe von Bauten, welche 
sich weit nach Osten zieht, kann kaum 
auf andere als den Ariern verwandte 
Vólker bezogen werden. Kamen die- 
selben von Westen oder Osten, bleibt 
dahingestellt. Sicher ist für die Amu- 
darjalànder nur, besonders den süd- 
östlichen badachschanischen Theil nebst 
Tschatral und Kafiristan, nur, dass 
sie die Heimath vieler Kulturpflanzen 


273 


bilden, und dass auch einige an die 
Europäer geknüpfte Thiere, wie Katze, 
Ratte, Tarakan hier aufzufinden sind, 
dass auch die Heimath der Rinder- 
rassen (in Schugnan mit dem Jack 
gekreuzt) und der Kameele nicht zu 
fern davon ist. Ein Anderes ist, die 
Wanderrichtung zu bestimmen: für 
ansüssige über den Kaukasus oder 
Kleinasien, für nomadische über Süd- 
sibirien, wo indessen auch die Reste 
der sogenannten Tschudengräber, die 
wohl nichts weniger als Finnen an- 
gehérea, eine andere Erklürung zu- 
| lassen. 


4) Ueber Freiland-Farne und deren Verwendung im Garten. 


Das lebhafte Interesse, welches sich 
in der Neuzeit, nicht allein beim 
Gärtner vom Fach, sondern auch 
beim Pflanzenliebhaber, für die Farn- 
kräuter eingestellt hat, ist in hohem 
Grade verdient. Man misst die leich- 
ten und gefälligen Formen, welche 
selbst noch bei unsern einheimischen 
Arten hervortreten, ungern im Park, 
wie im Hausgarten, wenngleich unsere 
winterharten Arten mit denen der 
Tropen nicht wetteifern können. 

Fühlt sich doch an heissen Som- 
mertagen ein Jeder, welcher nur 
einigermassen Interesse für Natur- 
schönheiten besitzt, nach jenen Orten 
hingezogen, wo gesellig mit dem wil- 
den Epheu die verschiedenen Farn- 
arten in bescheidener Zurückgezogen- 
heit, sei es am Fluss- oder Bachufer, 
zwischen den Baumwiesen des Waldes 
oder an der beschatteten Felsparthie, 
ihren üppigen Wuchs entwickeln. 

jedem grösseren Garten oder 
1883. 


Park gibt es Stellen, wo es fast un- 
möglich ist, einen guten Rasen zu 
erhalten. Der allzu tiefe Schatten 
von umfangreichen Baumkronen ver- 
hindert das gute Gedeihen der ver- 
schiedenen Grasarten. Wo an solchen 
Stellen genugsam Feuchtigkeit vor- 
handen ist, da ist der beste Wohnort 
für eine Farnkolonie. 

Jedoch nur durch Massenanpflan- 
zung, gleich ob von einer, mehreren 
oder vielen Arten vermögen die Farn 
effektvoll zu wirken. Sehr wesentlich 
ist es für die Anpflanzung, wenn der 
Morgen- und Abendsonne der Zutritt 
ermöglicht ist und ein Gewässer sich 
in der Nähe befindet, dessen Aus- 
dünstung viel zur gedeihlichen Kultur 
beiträgt. 

Felsstücke, Steine und alte, knor- 
rige Baumstrunke, recht unregelmässig 
und natürlich auf der Oberfläche an- 
gebracht, sind unerlässlich bei der 
Anlage eines Farnarrangements oder 

18 


274 


Farngartens bei grósserer Dimension. 
Da nun aber nicht alle Farnarten ein 
und dieselbe Erdart zum guten Ge- 
deihen verlangen, ist es unbedingt 
nothwendig, sich von vorn herein klar 
zu werden, auf welche Weise die 
Pflanzung der verschiedenen Arten 
geschehen soll. Fast alle Farn lieben 
eine lockere Rasen- und Haideerde. 
Fiir die gréseren Arten geniigt eine 
Lage dieser Erde von 50 bis 60 Cm. 
Tiefe, die kleineren beanspruchen nur 
eine flache Schicht von etwa 30 Cm. 
Nachdem man nun diese Erde'an Ort 
und Stelle gebracht und nóthigenfalls 
mit etwas Sand vermischt hat, ist es 
nothwendig, dieselbe etwas mit dem 
Boden zu vermengen, besonders aber 
an den Stellen wo die grósseren Farn- 
arten zu stehen kommen. Viele der- 
selben lieben sogar einen recht stei- 
nigen Boden und gelangen in leichter 
Erde nie zu der Vollkommenheit wie in 
mit schwerer Erde gemischtem Boden. 

Somit würen nun die Vorbereitungen 
getroffen, und es hüngt von der be- 
sonderen Geschicklichkeit des Gärt- 
ners ab, der ganzen Anlage einen so 
recht natürlichen Reiz zu verleihen. 

Die beste Zeit, um die Pflanzung 
vorzunehmen, ist der Marz, April und 
Mai. Zuerst beginne man mit den 
hürtesten Arten, einerlei ob es Arten 
von grósserer oder kleinerer Dimen- 
sion seien. Bei der Pflanzung muss 
ein guter Geschmack walten, die 
grössern Arten müssen freier hervor- 
treten, die kleinsten werden auf Fels- 
stücke, Steine und Baumstumpfe ge- 
pflanzt. Der Epheu sollte zwischen 
einer Farnpflanzung nie fehlen, er 
ist der stete Begleiter der Farne, da 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


er eben wie diese Schatten und Feuch- 
tigkeit sich als Wohnsitz auserkoren. 
Nach Beendigung der Pflanzung hat 
man im Sommer nur für gehörige 
Bewässerung zu sorgen, dieabgängigen 
Wedel zu beseitigen und die kleineren 
Farnarten vor der Ueberwucherung 
der grösseren zu hüten. 

So sehr die Farn auch während 
ihrer Vegetationsperiode die Feuchtig- 
keit lieben, so leiden dieselben doch 
während des Winters oft sehr durch 
Nässe, weshalb für guten Abfluss des 
Regen- und Schneewassers zu sorgen 
ist. Ebenso verursachen schneelose 
Fröste der Farnpflanzung oft grossen 
Schaden. Vor Eintritt des Winters 
hat man deshalb Sorge zu tragen, 
dass durch Ueberdecken mit Zweigen 
von Nadelhölzern geschützt wird. Im 
Frühjahr reinigt man die Pflanzung, 
ergänzt die etwa ausgefrorenen Exem- 
plare durch neue, welche man in Re- 
serve in Töpfen behielt. Ein Um- 
graben oder tiefes Auflockern des 
Bodens ist zu unterlassen, um die sich 
auf der Oberfläche verbreitenden Wur- 
zeln nicht zu beschädigen. Vielleicht 
macht sich auch später ein Auslichten 
nothwendig, besonders wenn dure 
ausgefallene Sporen sich einzelne Arten 
zu sehr verbreitet haben; aber ein Vet- 
pflanzen der Exemplare wird erst 
nach Jahren nothwendig sein. - 

Eine solche Farnanlage hatihre gros- 
sen Reize, wenn dieselbe geschmack- 
voll ausgeführt ist, sie gewährt mM 
Park sowohl als Garten die schönste 
Abwechselung, zumal wührend der 
Sommermonate, wo im Blumengarten 
alle Gewüchse unter der Trockenheit 
und Hitze gar oft zu leiden haben. 


I. Originalabhandlungen. 


Unsere Farn behalten, begünstigt 
durch den feuchten, kühlen Standort 
immer ihr freudiges, frisches Grün. 
Einige Arten ertragen auch einen 
halbschattigen, sogar sonnigen Stand- 
ort, wenn nur gehörige Feuchtigkeit 
und der erforderliche Boden vorhan- 
den ist. Dieselben sind dann trupp- 
weise oder an den Rändern der Bos- 
quete im Park und Garten recht gut 
zu verwenden. 

Die Zahl der bei uns winterharten 
Arten ist ziemlich bedeutend, beson- 
ders wenn man deren Varietäten mit 
in Betracht zieht. 

Weit entfernt ein vollständiges Ver- 
zeichniss zu liefern, wird mir der 
gütige Leser erlauben, einige der 
schönsten vorzuführen. 

Adiantum pedatum L. Eine nicht 
empfindliche, kräftigwachsende Artaus 
Nordamerika. Stengel bis zu ! M. 
Höhe, 


Allosorus erispus Bernh. (Pteris Sw.) 
Leidet oft in strengen Wintern und 
liebt einen Standort in den Spalten 
der Felsen. Bis zu 30 Cm. Höhe. 
Europäische Alpen. 

Aspidium acrostichoides Sw. (Ne- 
phrodium Mehx. Polystichum Roth.) 

m kräftigwachsendes Farn Nord- 
amerika’s, dessen Wedel eine Höhe 
bis zu 80 Cm. erreichen. 

(*) Aspidium aculeatum Doell. Ein 
hartes, bis 12 M. hohes Farn. Europa. 

_Aspidium cristatum Sw. (Polypo- 
dium L.) Winterhart, für feuchte 
Stellen. Bis zu 60 Cm. Hóhe. Nord- 
und Mittel- Europa, 

Aspidium Filix mas Sw. (Polypo- 

tum L.) Sowohl für sonnige als 
Schattige Lage. Im Schatten er- 


275 


reichen die Wedel eine Höhe von 
1 M. Europa. 

Aspidium Lonchitis Sw. (Polypo- 
dium L. Polystichum Roth.) Hübsche 
Art, deren Wedel eine Hóhe von 
40 Cm. erreichen. Europüische Alpen. 

Aspidium novaeboracense Sw. (Ne- 
phrodium Desv.) Nordamerika. 

(*) Aspidium remotum A. Br. (Aspi- 
dium rigidum ß remotum A. Br.) Bis 
zulM. hoch. Siiddeutschland.Schlesien. 

(*) Aspidium rigidum Sw. (Polysti- 
chum DC. Polypodium Hoffm.) Euro- 
päische Alpen. 

Aspidium spinulosum Sw. Ertrügt 
einen mehr sonnigen Standort und 
erreicht eine Hóhe von 70 Cm. Europa. 

Aspidium Thelypteris Sw. (Poly- 
podium L.) Liebt sumpfigen Stand- 
ort und erreicht eine Höhe bis zu 4/2 M. 
Europa. 

(*) Asplenium Adiantum nigrum L. 
(Asplenium nigrum Lam.) Kleines, 
dunkelgrünes, auf Steinen und in Fels- 
ritzen, in Gebirgsgegenden Deutsch- 
lands wachsendes Farnkraut. 

Asplenium filix Foemina Bernhdi. 
(Athyrium Bernhdi. Polypodium L.) 
Ein hohes leicht zu kultivirendes Farn, 
welches durch seine Hürte sich sehr 
empfiehlt. Wüchst in ganz Europa, 
sowohl für schattige als sonnige Lage. 

Asplenium Ruta muraria L. Kleines 
an Felsen und Mauern wachsendes 
Farn, welches wegen seiner Härte sich 
eignet an Felsblöcken und Gestein 
angesiedelt zu werden. Europa. 

Asplenium septentrionale Sw. Har- 
tes in Berggegenden vorkommendes, 


kleines Farn für Felsspalten. Europa. 


Asplenium Trichomanes Sw. Nied- 
liches, immergrünes Farnkraut, an 


276 


Felsen und Mauern Europa’s vorkom- 
mend. Schönste Zierde für Gestein, 
ganz in der Nähe des schattigen 
Weges. >` 

Asplenium viride Huds. Kleine 
immergrüne Species, welche an feuch- 
ten Mauern und Felsspalten unserer 
Gebirge zu finden ist. 

(*) Ceterach officinarum W. (Gym- 
nogramme Ceterach Spr. Grammitis 
Ceterach Sw.) Kleines aber schönes, 
auf etwas sonnigen Kalkfelsen vor- 
kommendes Farn. Mittel- und Süd- 
Europa. 

Cystopteris alpina Desv. (Polypo- 
dium Jacqu. Aspidium Sw.) Kleines 
Farn aus den Gebirgen Europa's. 

Cystopteris bulbifera Bernh. (Aspi- 
dium Sw. Polypodium L.) Bis 60 Cm. 
hohe Art aus Nordamerika. 

Cystopteris fragilis Bernh. (Aspi- 
dium Sw. Polypodium L.) Niedliche, 
kleine Species, welche an schattigem 
Gemüuer und Felsen Europa's und 
Asiens wichst. 

Onoclea sensibilis L. Sehr zu em- 
pfehlende Art, besonders wegen ihrer 
Harte. Nordamerika. 

Onoclea Struthiopteris Sw. (Os- 
munda Struthiopteris L. Struthiopteris 
germanica W.) Winterharte, üppige 
Art der feuchten Waldungen Europa's. 
Eine der schónsten dekorativen Arten. 

Ophioglossum vulgatum L. Eine 
interessante Art, welche einen schat- 
tigen feuchten Standort liebt. Europa. 

(*) Osmunda regalis L. Schóne Art, 
besonders wenn sie die bis zu 1 M. 
hohen Fruchtwedel besitzt. Bewohnt 
sumpfige Stellen des Waldes und der 
Ebenen Europa's, ist aber zarter als 
vorhergehende Art. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Phegopteris calcarea Fée. (Polypo- 
dium Sw. Polypodium Robertianum 
Hoffm.). 30 Cm. hohes Farnkraut der 
Kalkgebirge Europa's. 

Phegopteris Dryopteris Fée. (Poly- 
podium L.) Wiichst gern auf mor- 
schen Baumwurzeln und Stümmen, 
ebenso auf steinigen Boden. Bewohnt 
schattige Wälder Europas. 


Phegopteris vulgaris Mett. (Poly- | 


podium Phegopteris L.) Etwa 30 Cm. 
hohes Farn. Lässt sich sehr gut am 
Wasser oder an feuchten Baumstäm- 
men kultiviren. Europa. 

Polypodium vulgare L. Ist an Ge- 
steinen, Baumstümmen und Gemäuer 
im Schatten zu finden. Kleine aber 
harte Species. Europa. 7 


Pteris aquilina L. Diese Art ver- 


mag bedeutende Temperaturverschie- 
denheiten zu ertragen, wie keine an- 
dere Farnart, wüchst sowohl in der 
Sonne als im tiefsten Schatten der 
verschiedensten Länder. Europa, Asien. 

(*) Seolopendrium officinarum Sw. 
Asplenium Scolopendrium L.) Ein 
reizendes bis zu 70 Cm. hohes Farn, 
welches das Klima von Mitteldeutsch- 
land ohne Schaden erträgt. 

O. Sckell. 

Wir tragen obigem Artikel noch 


nach, dass besonders beliebt in der : 


Kultur gegenwürtig die Farne mit 
monströsen Wedeln, d. h. mit krausen 
oder an der Spitze und den Theil- 
blüttchen hahnenkammfórmig verästel- 
ten Wedeln sind, so von: Aspidium 
Filix mas, Asplenium Filix foemına, 
Polypodium vulgare und Scolopen- 


drium vulgare. Als schöne noch = 
Petersburg harte Farn nennen er 
tifolium 


ausserdem: Asplenium angus 


Eur opa. $ 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


Michx. (Athyrium Milde). Nord- 
amerika. — Blechnum Spicant Roth. 
(B. boreale Sw. — Lomaria Lk.). 
Europa, Nordamerika. — Cystopteris 
montana Bernh., in Europa, Asien 
und Nordamerika heimisch. — Wood- 
sia glabella R. Br. — W. hyperborea 
Koch. (W. ilvensis R. Br,), beide in 
den Alpen Europas und im Norden 
der alten und neuen Welt heimisch. 
— W. oregona Eaton. Nordwest- 
amerika. Diese Woodsia-Arten sind 


277 


gleich den niedrigen Asplenium- und 
Cystopteris-Arten besonders geeignet 
die Spalten der Felsen zu dekoriren 
und sollten stets in schattigen Stein- 
parthien zwischen Steine, natürlich 
mit Unterlage von Erde, eingeklemmt 
werden. Dagegen haben wir die in 
obiger Aufzählung mit (*) vor dem 
Namen bezeichneten Arten, in Peters- 
burg noch nicht habilitiren kénnen. 


(E 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


A. E ao in verschiedenen 
chriften, 

1) ee Roezli Morren. Die 
Pflanze bildet eine lockere, weitgeöffnete 
Blattrosette, die oben einen Durchmesser 

von 70 Cm. und eine Höhe von 50 Cm. er- 
reicht, Die piine sind meat (30—40), 
gerade, oben auseinandertretend, die unteren 
bogenförmig ai: dünn, papierartig, 
rinnig, mattglänzend, hellgrün, an der Rück- 
seite etwas lichter, in der Mitte 4—5 Cm. 
breit, wehrlos, der Länge nach beiderseits 
etwas eingerollt, wodurch das Blatt in der 

itte scheinbar schmäler erscheint, während 
das Blattende verflacht und plötzlich in eine 
braune, kleine nn zusammengezo- 
gen ist, manchmal laufen sie aber auch in 
eine lanzettförmige Spitze aus. Die Blatt- 
basis ist mit wenigen, kleinen, braunrothen 
Flecken besetzt oder aber enon it róth- 
lichen Langsstreifen durchzo 

Der centrale Bliithenstand oe der Lange 

ach 1 M.; davon entfällt für den 8 Cm. 
dicken, irie, dunkelgrünen oder 
braunroth gefleckten Spindeltheil von der 
Basis bis zur Rispe m. Dieser ist fer- 
ner gegliedert und mit eilanzettlichen , zu- 
gespitzten, umfassenden, fest, anliegenden, 
grünen oder braunroth gefleckten 4—5 Cm. 
langen rh besetzt. Die lockere Rispa 
besteht a aus 


blumigen Aesten. Die Blüthen sind fast 
sitzend, an = Basis mit einer — 


ykleinen, g 


senden,l 
Schuppe versehen, ‘welche bis 1 zu 2^ Theile 
der Kelchlänge hinauf reicht. 

Der Kelch ist 2 Cm. lang, glatt, dunkel- 
grün mit 3 geraden, starren, gekielten, Ze 
gespitzten Kelchzipfeln, die sich mit ihre 
ee Rändern gegenseitig iem gei 

Di menkrone ist tellerfórmig, die 
Róhre ir Am Schlunde sind der 
Röhre 3 eilanzettliche, grünlichweisse, et- 
was verdickte Staubfäden angewachsen 
und ragen über die ausgebreiteten Lappen 
hinaus, 

Der Griffel ist mit den Staubfäden von 
gleicher Länge, dreiseitig, der Länge nach 
gefurcht, grün, die 3 Narben zurückgebogen, 
verdickt, papillös, gelbgrün. Der Frucht- 
knoten oberständi 

Nach Prof. Morren's Angabe wurde der 
Same dieser Art durch Roezl in den Anden 
von Peru auf einer absoluten Hóhe von 14,000 
bis 16,000 Fuss gesammelt. Im August u und 
September des Jahres 1873 blühten Samlinge 
davon zum ersten Male bei M. P. Schlum- 
berger im Schlosse Anthieux hei Rouen, 
und nach diesem Pflanzenfreunde benannte 
Morren seine neue Gattung Schlumbergeria. 

Die erste Angabe über dieses von Morren 
aufgeslellle und von Caraguata getrennte 


278 


Genus erschien im Jahre 1878 in der Belgique 
horticole p. . Im Jahre 1879 p. 360 
T. XIX erschien sodann eine schwarze Ab- 
bildung mit Beschreibung der petiolo ede 
Roezli und in demselben Jahrgange . 225 
führt Morren eine zweite Species, aile 
Schl. viresc che aber bereits i im 


mit i gong et vittatum Beer ee: 
p. 43) und Anopl. stamin Koe 
Tillandsia vittata von Linden jäsilisch ik 

In der reichhaltigen Bromeliaceen-Samm- 
lung des k. k. Hofburggartens in Wien, kamen 
in diesem Jahre mehrere Exemplare, welche 
aus Samen gezogen wurden, zur Blüthe. Die 
Samen verdankte ich dem Kais. Bot. Garten 
in St. Petersburg. 

Die Pflanze bildet eine sehr schóne, reich- 
beblatterte, ansehnliche Blattrosette, welche 
durch ihr freudiges Grün v chóner Wir- 
kung ist, Der lange, lockere ib 
welcher Monate zu seiner vollkommenen 
Entwicklung nöthig hat, trägt mit seinen 

ra blass-grünlich-gelben Blüthen wenig 
r Verschönerung der Pflanze bei. 
En Antoine in Oestr. Bot. Zeitschrift 1882 
p. 278 mit Abbildung.) 
Umbilicus ciliolatus, nenne ich das 
Sedum umbilicoides, beschrieben von mir in 
Acta horti petropolitani V. pag. 263. Garten- 
flora XVI, tab. 917 befindet sich eine Ab- 
bildung desselben. Diese Art hat in diesem 
Jahre sehr reich bei uns geblüht und wenn 
auch die Blumenblatter am Grunde in eine 
ur sehr ze Róhre verwachsen und sich 
auch hier leicht von einander trennen lassen, 
so muss solehe doch wegen der Verwandt- 
n andern Umbilicus-Arten des 


und richtiger zur 

Gattung Umbilicus dc werden. Vier 
turkestanische Arten sind da noch mit ein- 
nder verwandt: 

U. ciliolatus Rgl. Blàtter der Rosette linien- 
lanzettlich, saftig, blaugrün, spitz am Rande 
unter der Lupe mit kurzen steifen wimper- 
artigen Zähnen, eee ees der ganzen 
Pflanze kahl. Bl weiss und auf dem 
Rücken der Bonae ig — 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


U. glaber Rgl. et Winkler, Rosettenblatter 
schmal, länglich, stumpf, grün, gleich der 
dime oder selten mit wenigen 
Blumen 

U. turkestanicus er et Winkler und Um- 
bilicus platyphyllus Schrenk. sind beide allen- 
thalben mit sehr kurzen, schwachdrisigen 
Haren besetzt, haben breitere verkehrt-ovale, 
am Grunde keilförmige Rosettenblätter und 
weisse f der Rücks roth pun 

lumen. Die Blätter des BEE 
stumpf, die des zweiten spitz. 
und 1019 der Gartenflora finden sich die 
Abbildungen derselben. (E. R.) 


B. Abgebildet in L’Illustration 

horticole. 

3) Alocasia Putzeysi N. E. Brown. (Aroi- 
deae.) Eine prachtvolle neue Art, welche 
im Habitus an A. longiloba erinnert; sie 
wurde durch das Etablissement Linden aus 
Java eingeführt und war zum ersten Male 
im August 1881 in Antwerpen als A. Lindeni 
ausgestellt. Die Färbung der Blätter ist 
brillant, besonders so lange sie jung sind. 
Ihre Form eiförmig-pfeilförmig; die Grund- 
farbe ist dunkelgrün, die Mittelrippe und die 

rü den Sei 


Rande verlàuft ein breiter grauer metallischer 
Streifen. Unterseite der Blütter dunkelroth. 
Biattstiel rosa. Blüthen noch unbekannt. 
(Tafel 439.) 
4) Hibiscus rosa sinensis L. var. Lucien 
j alvaceae.) Eine durch die Com- 
pagnie ; dintinestald d'horticulture in Gent 
n den Handel gebrachte gefüllte Form, bei 
iid die blassgelb gefárbten Blumen prach- 
tig roth gestreift und gefleckt sind. (Tafel 441.) 
5) Nephrodium Rodigasianum Th. Moore. 
(Filices). Aspidium Raipatin Lind. cat. 
in sehr hübsches Farn von der Insel Samoa, 
m Etablissement Linden eingeführt. Blätter 
bau. abstehend, blassgrün, im 
graugrün, 40 Cm. bis 1 M. 20 Cm. lang, 
von weicher Martins lanzettlich, gefiedert. 
Fiedern — abwechselnd, Spitze fieder- 
spaltig, Lappen länglich, stumpf, Nerven 
7—8 parig. Fradltbdiefelie 8—10 auf BEZ 
Lappen, in zwei Reihen, Ist verwandt mi 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 279 


N. truncatum Gaudich. und N. Hudsonianum 
Brackenr. (Tafel 442. 

6) Oneidium incurvum Bark. fl. albo. 
(Orchideae.) Eine fast weisse, nur etwas 
rosa getuschte Abart der bekannten schönen 
und dankbar blühenden mexikanischen Art. 
(Tafel 443.) 

7) Aglaonema pictum Kth. (Aroideae.) 
Kth, enum. III. p. 55. — Calla picta Roxb. 
fl. ind. IIL p. 516. — Wight ic. IIT. t. 804. — 
Eine schóne zwar làngst bekannte, aber erst 
kürzlich in die Garten eingeführte Art aus 
Sumatra, welehe A. commutatum Schott weit 
übertrifft. Die Einführung geschah durch 
das Etablissement Linden. Blatter elliptisch 
oder lànglich-lanzettlich , 4—7 Zoll la 
2—2°4 Zoll breit, glänzend sammtig grün, 
mit grossen unregelmässigen silberweissen 
eziert. Die Mittelrippe ist oberhalb 

etend gefure unten 
stärker hervortretend und abgerundet. Blü- 
thenscheide und Kolben weiss. (Tafel. 444.) 

8) Begonia diadema hort. Linden. (Be- 
goniaceae). Eine hübsche Art von Borneo 
eingeführt. Stengel aufrecht; Blütter finger- 
formig-getheilt, am Rande unregelmässig 
gezähnt, glatt und glänzend, Grundfarbe leb- 
haft grün, mit unregelmässigen weissen 
Flecken bedeckt. Geblüht hat die Pflanze 
noch nicht und der Name ist nur ein provi- 
sorischer. (Tafel 446. 

Codiaeum (Croton) magnificum Lind. 
(Euphorbiaceae.) Im Etablissement Linden 
on den Salomons-Inseln eingeführt. Blätter 
gross, lanzettlich, zugespitzt, grün mit präch- 
tiger blassgelber und dunkelrosenfarbiger 

eichnung. (Tafel 447.) 
1 Heliconia triumphans Lind. (Musa- 
E E Art aus Sumatra, deren Zuge- 
E ^ E s Heliconia noch zweifel- 
bu "n ie Pflanze noch nicht geblüht 

^ Dildet starke Büsche. Blattstiele cylin- 


a, hellgrün, an den Nerven mit 
ind "à grünen Linien. Die jungen Blätter 
; auf der Rückseite röthlich. (Tafel 448.) 

( mie: Mülleri A. Brongn. et Gris. 
Sen 19 In Neucaledonien wurde diese 
i durch Pancher auf dem Berge 
Congui entdeckt und lebend ins Etablisse- 


‚(Aroideae.) Ein in 


ment Linden eingeführt. Im  Vaterlande 
erreicht die Pflanze eine ziemliche Hóhe. 
Blatter oval, dachziegelfórmig, flach. Eine die 
A. Balansae an Schónheit noch übertreffende 
Art. (Taf. 449.) 
12) Spathiphyllum hybridum N. E. Brown. 
in den Gewächshäusern der 
Compagnie continentale d'horticulture in Gent 
erzogener Bastard zwischen Spathiphyllum 
Patini und Sp. cannifolium var. Dechardi 
(Anthurium Dechardi hort), Die Blätter 
haben die Form der letztgenannten Pflanze, 
nur ist der Blattstiel kórniger; der ganze 
Habitus ist weniger robust. Die Scheide steht 
in der Mitte zwischen beiden Eltern, sie 
ist viel grösser als bei Patini, hat aber die 
Form von cannifolium und ist auf beiden 
Seiten weiss. (Tafel 450.) (En der.) 
C. Abgebildet im Kataloge von James 
Veitch and Sons. Royal Exotie Nur- 
series, Kingsroad, Chelsea, London. 
13) Zygopetalum Sedeni Veitch. Wiederum 
einer der Triumphe, welche die mit Liebe 
und Verstand geleitete Kultur feiert, — und 
zwar ist es der ausgezeichnete Cultivateur 
der Orchideen von James Veitch, dem es ge- 
lungen ist, den hierbei abgebildeten Bastard 
zwischen Zygopetalum maxillare Roxbrg. un 
Z. Mackai Hook. zu erziehen. Wir haben 
schon wiederholt darauf aufmerksam ge- 
macht, dass es nicht nur Aufmerksamkeit, 


dern besonders auch den Samen zur vollen 
Reife und dann auch zum Keimen zu bringen. 
Mehr und noch andauernderer Aufmerksam- 
keit und sorgsamster Pflege aber bedarf es, 
diese kleinen Pflanzchen durch den Winter 
zu bringen und bis zu blühbaren Exemplaren 
heran zu ziehen. Mit Recht trügt daher der 
schóne Bastard den Namen des Herrn Seden. 

Scheinknollen, denen von 7, maxillare 
ahnlich, der Wuchs aber mehr von Z. Mackai. 


nung und 

weisslichem 
gezeichnet. Der robuste Blüthenschaft trágt 
6—11 Blumen in einer Traube. Erhielt ein 
Certifikat I. Klasse und gehórt a - zn 


sten, imWinte 


280 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


x: 


recu e rp Ee UTE ER a P NERO E rne Dus WESS, LE eh OMNE See pr Lco EUROS NEIN REPONIT ETIN STRE eR a 


Zygopetalum Sedeni. 


SS = Sta = 
= s š c BEET "liis 
S Ss S ag 1, EEE — 
x e = E galt EL 3 H 
; - el Lic 0 7 : 5 0 
: $ T Llc Sara — — > y : \ — — —t —-— — - 
E o LAs tor 4 in. 8 dt " 
I-— ——P——— Se ee GER nn 4 - EXE vids EET E = £ -— - 
E sob | t 1S 948° © 
EI 6z - SET T 1 = 
© A. le | er spe E 
E " L$9 : ‘Babs se 16 
in 2E 06g : 
at m = ger : E E 
[P BE mn : SELL E ky S 
Seo. =i L1 beste SE 
SS ae See lxx H 4 
- Bi uen is E 0 zu H [ ev „a 
F——31———]— 4 1171 tr. || (ges Sues eee aeons eres ea Il-——4 
a DET gots 096 N WEE 
S sah = en s Y 3 
eee demum TAM, Sen ARCET gr GERI Ske = 
2 ody A E £s = Lat e play 5 
el ae Enna oa 
N ge (ret ' 992 E 
e $5 Je toz ® da= gu Ty S [ s x 
© re zus; (abs i pra 
e dis sh 22 od PIN ^ 
a} | 6 2 g'or ir cdd n 
3 I. zoz| Ss gor 4 
5 E Sor emos 
LZ WES ci 
SAL Lom E e vh 
Ri LG E ELY 5 Ss 
e T 1 ; k : 
a g ; 
B e tS 
k = L x I s E v det \ d : 2 
ML. _ | Jea qtas) i cl ee 
Pd o. a Hives ES En ioe! he EET ee Eu = um TI IT 


= "s| ET : Ts «eol DOLES TX 1 E. le 
; e a e$ 8 dery s e 
! f : 
s £ " 9 PI 0 : = 
EET Egi 0 3 = 
© aa een T | E sur» le 
EN z g$ ot Ll im 0 2 . 
re eo] E Mac pee qoum SS E 
owls € i I Bt m 0 D 
I—3À]——-—1— — —  L——L- Eu. I BEES EEE RENEE ESSI De "Es 
“on g d OE ON B—d5—d Be ae RT: gr. b o dc d EE Gap gay MELA a Bese E $ 2 Be 
I EENERRDERERREUERERN 7 oe LIT xi 
$i T «d bow] | mE TT ater ae > «| 
Ee ble Wee GER I Cebu ee s Er UR Tg } A 2 
= 0 QE» M ore $ qsg 
Be POE EUN un p^ E AE es UNA tul Hl LECT elo gue Dan lagert we as ee a 
a x 6 96% M cb == 381? E». d 2 O 
i SSSR EAMES nl md —l he 1 UES ESS GEO RR REDE Mel reale: SS -— > : 
EI 1 E gc ¥ ope — mi DM & 
 EEBBAE 3 se BRAUNER : 
"n MPa EY EET Lou IE oer ® 
quae ae $|r LR : E tt i E] 5 
2 E LEES ; S eat 
jane) Cees , SEZ manam am, 
j 88 b dÉ 11 |= ov X o] 8 
x e COME 75 SiS UN UR * Fi Sahat Bets uon 
E qt V 0 A 6 
^ " iS E oer | ee (zol kh | L IR 
j m EL RI 
WE LT | [foh z— S [8 |m 
ui ! E EE 
a 9 en 8L A 3 = oot § R 1& 
ally n POI ey i 1991 $ x & 
Lud MEAN i 4 N. | 
co 8 prs scare ; 
NBI DIST NANDE Cal ae Ts z 
SUR X e | Pacer | [a | ls 
— —]À E - 
ed © we M FE e rT [5 sth dg | 
2 = 4 EN = Li io 
- us > Ma 5 E —_— s o! D = | 
HU So P m d oes be. i 1 RI "e ne 
EE 1 8$z4|- ICD aa T. BE 
a| 925 $ 2 © % Aa = rer) ; oo | 
8 $3 roe | atl Ba $8.6 4 7 (| 1 "3531 EE B E. 


ya 


IL Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 281 

D. Botones von E. Regel. schen Amerika importirt und in den Garten 

ess E Bulli, AlsSpathiphyllum | verbreitet. Geblüht hat dieselbe unseres 

pictu Bull vor einigen Jahren die issens bis jetzt nirgends, deshalb geben 
hierbei cunts Aroidee aus dem tropi- | auch wir den obigen umgeänderten Namen 


nur p hoffen aber dass dieselbe sich | i 
auc m Erscheinen der Blumen, als eine | 
gute neue Art bewähren wird, welche Bull’s | wor orben Ursini 
Name lragend, an die hohen Verdienste er- | Mud dida di niedrigen Warmnauses 


— 


Dieffenbachia Bulli. 


282 


im warmen Zimmer im 
um. Die oval-elliptischen und fast 
den Blätter, sind ses dg und un- 
regelmässig silberweiss gezeichnet. 
15) Polemonium reptans L. Polemoniaceae. 
(Bot. mag. tab. 1887). Eine niedrige peren- 
die in Virginien, Ohio und den 


oder bei Kultur 


rig-flaumig. Stengel beblättert, ausgebreitet, 

ungefähr 1 Fuss hoch. Blätter abwechselnd, 

fiedertheilig mit Pie oder länglichen Blatt- 

chen. Blumen so gross als die von 

P. caeruleum, in len rymben 

Kelch glockig, tief 5-lappig, halb so Wig 
s 


muss man durch leichte Deckung mit Tannen- 
reis schützen, 


Polemonium reptans, 
Casi 


16) Mesembryanthemum acinaciforme L, 
(L. spec. 695. — Salsb. par. tab. 90. — DC, 
pl. grasses tab. 89. — Savi fl, it. II, tab. 72. 
). — Eins der 


eln u 
3 Zoll langen gekielt 
Sseitigen fleischigen Blättern, die an den 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Rändern und dem Kiel scharf sind. Linné 

hat dieser Art den Beinamen nach der Form 

der Blätter „säbelförmig“ gegeben, Die Blu- 
inzeln auf de i 


Mesembryanthemum seinäetforme, 


Figur stellt einen erg verästelten 
Stengel verkleinert und ein oberhalb 
Grundes cbgosdentas Blatt in natürlicher 
Grüsse dar. Diese, wie die vielen andern 
Arten von Mesembryanthemum, die der Fürst 
Salm-Dyck in einer besondern Monographie 
mit guten Abbildungen bearbeitet hat, ist 


ter auf einem Brett vor den stehenden Fen- 
stern hoher Gewächshäuser, weil sie hier 
der vollen Einwirkung des Sonnenlichtes im 
Winter mehr als im niedrigen Gewächshaus 
ausgesetzt sind, — oder auch im sonnigen 
Fenster des temperirten Pane m > 
mer ist der Standort auf der Südseite wore 
Gebäudes oder einer Mauer der gl ‘insti 
sofern diese jetzt selten — Pfla 
ihre Blüthenpracht im Som i 
Schónheit entfalten sollen. 


nzen, 
oll 


17) Edraianthus tenuifolius X DC. : 
prodr. VII, 449. chb, : 
tab. 1589. — BEER ie d di "Walde 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


et Kit, p 

panula graminifolia 
lenbergia tenuifolia A. DC. Camp. monogr. 
p. 183). — E ies in Un- 
garn, Eine niedrige, in Kultu 
jahrige Pflanze mit linearen Würze - und 


l. rar. hung. II, tab. 155. — Cam- 
Host. fl. austr. — Wah- 
nur zwei- 


Stengelblättern, die ganzrandig und gleich 
den Brakteen und Kelchen steif gewimpert 


sind. Die Stengel ria e nd, 3—4 Zoll 
lang, rauh behart, der Spitze die blau- 
violetten Blumen in pee. dichtblumigen 


Kopf tragend, der von einer Hülle von aus 
ovalem Grunde in eine en Auge: 
Spitze ausgehenden Brakteen umgeben 
Kelch tief 5lappig. Blancako fast kar 
förmig, mit 5 Lappen, die so lang wie die 
halbe Blumenkrone. Staubfüden 5, Kapsel 
2—3fächerig, gänzlich mit der Kelchröhre 
verwachsen, unregelmässig aufspringend und 
viele Samen in jedem Fach. 

Man säet die Bri im Frühjahr in Tópfe, 
die an einem vor Regen geschützten Ort im 
Freien oder im kalten Fensterbeet gehalten 

werden. Die Sämlinge werden später zu 
4-5 in Töpfe oder auch gleich ins freie 
Land der Steinparthie verstopft, wo sie im 
Winter mit Tannenreis bedeckt werden. Im 
folgenden Jahre blühen sie und tragen reich- 
lich Samen, Die beistehende Abbildung stellt 


Edraianthus tenuifolius. 


eine ganze Pflanze in !/a der natürlichen Grösse 
eine Blume in natürlicher Grósse dar 


283 


18) Polygonum cuspidatum Sieb. et Zucc. 
(fl. jap. II, pag. 84. — DC. prodr. 14, pag. 136. 
— P. Sieboldi hort.) Eine in den Gärten 
seit 1849 aus Japan importirte schóne Deko- 
rationspflanze, die dichte bis 6 Fuss hohe 
Büsche bildet und in den Garten noch immer 
grossentheils als P. Sieboldi verbreitet ist, 
weil diese Art aus dem Siebold'schen Garten 
als P. Sieboldi eingeführt und später auch 

unter diesem Namen von Lindley (Lindl. et 
Paxton fl. gard. 1852 : 137, fig. 90) be- 
schrieben ward. in den Rasen, 
oder noch besser an à Ufer von Teichen 
gepflanzt, macht sie einen vortrefflichen 
Effekt, und hat nur gleich dem verwandten 
und bis 10 Fuss hohen P, sachalinense 
den einen Nachtheil, dass dasselbe nach 
allen Seiten hin Ausl&ufer bildet. Wenn 
man in neuerer Zeit Symphytum cauca- 
sicum so nachdriicklich als Futterpflanze 
empfoblen hat, so verdient es nach der An- 
sicht des Referenten das P. cuspidatum noch 
viel mehr, als ausserordentlich ertragreiche 
Futterpflanze empfohlen zu werden, da das 
Vieh dieselbe sehr gern frisst und in einem 
nigermassen guten Boden ein ganz ausser- 
ordeni ber Ertrag erzielt werden müsste. 
Einmal von dieser Pflanze eingenommene 
Felder dürften freilich aber längere Zeit nur 


= 


Polygonum cuspidatum. 


für dieselbe bestimmt bleiben müssen, da 
dieselben wegen ihrer stark sprossenden 


Wurzeln nur schwer später für andere Pflan- 


284 


zen geräumt werden könnten, Blatter gestielt, 
breit, oval, zugespitzt. Blüthentrauben er- 
scheinen im September, sind achselstandig, 
fadlich und mehr oder weniger verästelt. 


— 


'unjeprdseo umuodÁ[oq 


) Geonoma paniculigera Mart. 


9 Palme 
aus Brasilien, die wir vorzugsweise zur Zim- 
merkultur empfehlen, da solche faktisch im 
Zimmer sich besser hält, als im Gewächs- 

ause und ausserordentlich schóne und zier- 


liche Exemplare bildet. Die beistehende 
Abbildung stellt ein Exemplar in Yss der 
Grösse dar, was der Referent selbst als 


| 
| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Unsere beiden Abbildungen stellen eine ganze 
Pflanze in vielfacher Verkleinerung, einen 
blühenden Zweig in !/s der natürlichen Grösse 
und eine Blume in Lebensgrösse dar. 


Samenpflanze ins Zimmer nahm und da- 
selbst 7 Jahre kultivirte, Ein Standort vor 
einem der vollen Sonne ausgesetztem Fenster, 
auf einem Tischchen vor demselben, im wal 
men Zimmer, das ist der geeignetste Platt 
Liebt, gleich der Mehrzahl der Palmen, e 
lockere mit 1/4 Lauberde vermischte lehmig? 
Erde. Im Laufe des Sommers ein nicht 


* 


IL, Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


starker, aber von Zeit zu Zeit wiederholter 

ungguss, sagt allen Palmen vorzüglieh gut 
zu, die Blatter erhalten unter Anwendung 
desselben ein dunkleres Grün und der Wuchs 
wird bedeutend kräftiger. 


GA \ 


| E 3, N ND N 
| M IN RN IN) 
TAN Vi Wy ANN 
VN M N 


Geonoma paniculigera. 
hod 


20) Posoqueria multiflora Lam. (Ill. hort. 
1869, tab. 597). Rubiaceae, aperi naceae. 


Ward zu Ende der 60er Jahre von Gautier 


in der Provinz von St, ces (Brasilien), 
entdeckt und an Ambroise Versch 
gesendet, _ Ein ‚von rund an Torate 


Posoqueria multiflora. 


grim, breit langlich-oval, kurz gestielt, am 
nde fast herzformig, vorn spitz, dunkel- 


&rün, unterhalb flaumig, 5 Zoll lang, 21/2 Zoll 


285 


breit.. Blumen in spitzenständiger, dolden- 
fórmiger, fast sitzender Traube. Der mit dem 
Fruehtknoten verwachsene Kelch mit 5 sehr 
kleinen Záhnen an seinem obern Rande. 

lumenkrone mit schmaler, walziger, gelb- 
licher, bis 4 Zoll langer Röhre und 5thei- 
ligem horizontal abstehendem Saum, dessen 
Lappen weiss, bandfórmig und stumpf. Staub- 
fáden 5, der Blumenróhre eingefügt. Frucht- 
knoten unterstandig, mit einem fädlichen an 
der Spitze in appen der Narbe aus- 
gehenden Griffel. Frucht ist eine vielsamige 
Beere. Ein schóner niedriger Warmhaus- 
strauch, vi zur allgemeinen Kultur zu em- 
pfehlen is 

21) po aloides Mönch (meth. 631. 


G -bot. mag. tab. 758. 
Lil. tab, 291, — Veltheimia Uvaria Willd, 
spec. Il, 182. — V. speciosa Roth. — Aletris 
Uvaria L. mant. 208. — Aloé Hist L. 
spec. 460. — Tritomanthe Uvaria Lk. 

. ber. I, 383) — Eine der hierin 
Stauden vom Vorgebirge der guten Hoffnung, 
die seit Anfang dieses Jahrhunderts in Kul- 
tur, im Süden Englands, dem Rheine nach 


_Kniphofia aloides. 


im westlichen Deutschland und in der ebenen 
Schweiz und Siideuropa im freien Lande in 
nicht zu strengen Wintern ausdauert, da- 
gegen im Innern und Norden Deutschlands, 
sowie im mittlern, südóstlichen und natür- 
lich auch im nórdlichen Russland als Kalt- 


286 
hauspflanze zu halten ist, wo diese Pracht- 
pflanze im September, Oktober und November 
zur Blüthe kommt, wührend solche, da wo 
1 
Die langen, 
schwertfórmigen und am Randa klein, dor- 
orangenrothen nickenden Blumen bilden eine 


bis 11⁄2 Fuss lange Traube, wie das unsere 
 beistehende Figur in vielfacher Verkleine- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


rung darstellt. Staubfáden 6 und 1 Griffel, 
Gehört sowohl im freien Lande wie im Topfe 
kultivirt, zu den sehr effektvollen Pflanzen, 
die schon seit Anfang dieses Jahrhunderts 
in die Gärten Europa's eingewandert ist. — 
Eine andere nicht weniger schöne Art aus 
Abyssinien, die Kniphofia Quartinieai Rich. 
bildete die Gartenflora Theil 26, Tafel 907, 
. Mehrere schöne Abarten der K. aloides, 
dbi ich var. nobilis und magnifica, über- 
treffen die Stammart noch an Schönheit, 


HE No 


1) Pescatoria Klabochorum zeigte sich 
zum ersten Male in ganzer Blüt Ham- 
wo sie zum ersten Male im Jahre 1880 
flanze wurde in der Sitzung 
des Gartenbauvereins zu Florenz am 17. Juli 
zur Ansicht gebracht; auch ein Anthurium 
Harrisii pulchrum mit schönen grünen weiss- 
gefleckten Blättern; dann eine Gymnogramme 
schizophylla, welches Farn die Eigenthüm- 
lichkeit hat, auf den Blättern kleine Knöll- 
chen auszutreiben, welche neue Pflanzen 

be 


2) bus grósste und vielleicht einzige Exern- 
plar von Keteleria Fortunei in Europa fin- 
det sich (nach der Rev. hort.) im Garten der 
Gebr. Rovelli in Pallanza; es bildet eine 
konische Pyramide von 17 M. Hóhe und hat 
inclusive der Zweige 7 M. Umfang an der 
Basis. 

3) Ein prachtvolles Exemplar von Mag- 
nolia Campbelliae findet sich (nach der Rev. 
hort) in der Villa Franzesini zu Tulia 
am Lago maggiore und ist alljährlich mit 
den herrlichen rosafarbenen Blüthen bedeckt; 

auch bei den Gebrüdern Rovelli blühen 
alljährlich die zwei Exemplare besagter Mag- 
nolia; — daher ist das Gerücht irrig, diese 
Magnolia habe noch nie in Europa geblüht. 

4) Die Kamelien im Garten des Herrn 
Franchetti in Florenz erregen die grösste 
Bewunderung, da ist die neue Varietät Eu- 
genia Parlatore, becherförmig , mit im 
Centrum aufrechtstehenden Blumenblättern 
und an der Peripherie umgestülpt, von leb- 


tizen. 


hafter rother, ins Blassrothe duftig über- 
gehender Färbung und ausserdem fein ge- 
streift, — Unter den andern Varietäten, noch 
nicht im Handel erschienen, sind zu erwäh- 
nen: Generale Pesceto, mit dachziegel- 
förmigen, fleischfarbenen Blumenblättern und 
rosenroth punktirt und blut- und carminroth 
gestreift; — dann Regina Margerita, 
mit dachziegelförmigen Petalen, einige roth 
mit weisser Umrandung und andere weiss 
carminroth gestreift und punktirt; — ferner 
Ferdinando Marzichi, weiss mit grossen 
blutrothen Streifen. ST, 

5) In der Sitzung der Kais. Akademie der 
Wissenschaften in Wien vom 5. Juli wurde 
eine von Professor Wiesner gemeinschaft- 
lich mit Dr. v. Wettstein ausgeführte Ar- 
beit über die Wachsthumsgesetze der Pflan- 
zenorgane vorgelegt, aus welcher hervorgeht, 

s in undulirender Nutation befindliche 


e i 
gerichteten Bogen, das andere im unteren — — 


aufrechtstehenden Bogen; — dass ferner be- 
sagte Stengelglieder in den ersten Entwick- 
lungsstadien orthotrop sind, dass bei der 
Keimung der Dicotylen die orthotropen Inter- 
nodien des Keimes bald in eine einfach e 


odi sich vi dien unterscheiden, 
nämlich der orthotrope Zustand, die em- 
fach d nde Nutation und das 


u 
Stadium der Gradstreckung; dass die Zonen 


IV. Literatur, 


eines Stengelgliedes, welches am stärksten 
in die Länge wächst, die längsten Zellen 
enthalten. — Schliesslich wird das Zustande- 
kommen der einfachen und undulirenden 
Nutation der Epistyl von Phaseolus multi- 
florus erläutert. 

In der Sitzung vom 12. Juli übergab 
Dr. Molisch seine Arbeit über den Hydro- 
tropismus, eine Wachsthumserscheinung, die 
auf einem einseitigen Wasserentzug der Wur- 
zelspitze beruht. — Die Rhizoiden der Mar- 
chantiaceen sind positiv hydrotropisch; ein- 
zellige Pilze und vielzellige Pilze (Coprinus) 
sind negativ hydrotropisch ; einer psychro- 
metrischen Differenz ausgesetzte Hypokotyle 
erweisen sich nicht positiv und auch nicht 
negativ hydrotropisch. Für die Beobachtung 
des Hydrotropismus wurde ein neuer Apparat 
konstruirt, welcher in einem Thontrichter mit 
durchlöchertem Ringwall besteht, dessen Stiel 
in ein mit Wasser gefülltes Glas taucht und 
dessen Oberfläche stets feucht gehalten wird. 
Steht der Trichter in mit Dunst gesättigtem 
Raume, so wachsen die aus den Löchern 
des Ringwalls heraustretenden Wurzeln ver- 
tikal nach abwärts, befindet er sich aber 


un 
= 


Se 


287 


in massig feuchtem Raume, dann schmiegen 
sich die Wurzeln an die kegelfórmige Ober- 
fláche des feuchten Trichters an. 

6) Herr Baron Ferdinand von Müller hat 
das grösste und stärkste Exemplar der Todea 
barbara, das bis jetzt in den Waldern Austra- 
liens aufgefunden ward, nach Petersburg 
gesendet. Der Stamm ist 6 Fuss hoch un 
6 Fuss breit, wiegt ungeführ 80 Ctr., ist 
gesund angekommen und hat schon zahl- 
reiche Blatter gebildet. Eine Zeichnung 
desselben und nahere Angaben werden wir 
nächstens publiziren. 

7) Herr F, hmann, gegenwartig 
der bedeutendste Reisende und Pflanzen- 
sammler in den Vereinigten Staaten Colum- 
biens.und den angrenzenden Gebieten, hat 
gegenwärtig sein Standquartier in Cali (Staat 
Cauca in Columbien) aufgeschlagen. Auf- 


Einen kurzen Bericht über Lehmanns letzte 
Reisen geben wir in einem der folgenden 
(E. R.) 


IV. Literatur. 


Przewalski, N.M. Dritte Reise in 
Centralasien vomSaissanüberChama 
nach Tibet und zum oberen Laufe 
des gelben Nils, St. Peterburg. 1883. 
4° (Russisch.) 


a vorliegende Reisewerk umfasst 479 


Die Zeichnungen 
"toborowski , einem Mitgliede der 
ud roses Expedition , lebensgetreu 
diti coking gezeichnet, sind in der Expe- 
zur stellung par i ktinst 
rage pan worden, Das Werk wurde 
ú Hair Geographischen Gesellschaft 
bini. hste Kosten gedruckt und dem 
iios S. M. des verstorbenen Kaisers 
prerai II. gewidmet, auf dessen speciellen 
SH Giese dritte Reise in Centralasien 


5 Qu & 


uci 


- zum Lob-Nor; d 


ausgeführt ward. Die erste Reise, welche 
Przewalski 1871 bis 1873 nach Central- 
asien machte, ist in seinem Werke: Reisen 
in der Mongolei, im Gebiete der Tanguten 
und den Wüsten Nordtibets (übersetzt von 
Albin Kohn, Jena 1877), beschrieben. Ueber 
seine zweite Heise 1876 und 1877, die durch 
Krankheit des Autors unterbrochen wurde, 
liegt nur ein kurzer Bericht desselben vor: 
„Von Kuldsha über den Thian-Schan und 
; derselbe ist noch in Kuldsha 
selbst, unmittelbar nach der Reise geschrie- 

n und in den Nachrichten der K, R. Geogr. 
Gesellschaft. 1877. Bd. XIII. H. 5 veróffent- 
licht; eine deutsche Uebersetzung existirt 
davon (unseres Wissens) nicht, doch finden 
sich Notizen darüber in Petermann's Mitthei- 
lungen 1878, p. 38, 114, 276 und 474. Die 
dritte Reise, unternommen, wie der Titel 


288 


des Reisewerks besagt: vom Saissan (den 
21, Marz 1879) über Chama nach Tibet und 
zum oberen Laufe des gelben Flusses, führte 
den Reisenden zurück durch die Wüste Gobi 
nach Kiachta, den 29. Debet ed Da 
et en — in ias em he 


= i. 


deutschen Kreisen zugänglich machen wird, 
so begnügen wir uns mit der Inhaltsangabe 
des Buches: Dasselbe zerfällt in 18 Kapitel: 


des Flusses Urungu 
. Vom Altai zum Thian- 
Von Barkul 

apitel, Die 
Jüste von Chama 
; 5. Kapitel. Die Oase Satscheu 
und die a Vorbis des Nan-Schan (p. 983—110); 
6. Kap. Das Nan-Schan-Gebirge (p. 110—122); 


Schan (p. 27—51); 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


7. Kapitel. Der Aufenthalt der Expedition 
in Nan-Schan (p. 123— 145); 8. Kapitel, Zai- - 
dam (p. 146—173); 9. Kapitel, Das nórd- 
liche Tibet (p. 174—197); 10. und 11. Kapitel. - 
Die Reise durch das nördliche Tibet (p. 198 - 


€ in Lask), in 

(p. 251—277); 13. 
un (p. 278— Pre 14 Kapitel. Von Zai- 
dam zum Kuku-Nor und nach Sinin (p. 306 


des oberen Laufes des gelben Flusses (p. 336 


liehen Nan-Schan und der Berge von Gan-su, 
(p. 394—422); 18. Kapitel. Rückreise durch 
den Ala-Schan und durch die mittlere Gobi 
nach Kiachta (p. 423—470). F. v.H. 9 


V. Personalnotizen 


Aus Tiflis, Der einzige Schneefall 
des Januarmonates bei dem Mangel aller 
Regenniederschläge in den letzten zehn Mo- 


brachten) hat dem Untergrunde unserer Gär- 
ten keine Feuchtigkeit zugefiihrt, die Erde 
war nach dem Aufthauen nur wenige Zoll 
an der Oberfläche angefeuchtet. Die Januar- 
kälte von — 19,3° R. und wüthende wochen- 
lang andauernde kalte Stürme im Frühjahr 
bereiteten die Sommerhitze vor, welche im 
ganzen Laufe des Maimonates bis halben 
Juni und jetzt im Juli mit aller Kraft ein- 
getreten ist. In Folge dessen haben wir den 
gróssten Schmuck unserer Gárten, die Masse 


jährige Oelbäume, Lorbeere 


nus, Lagerstroemia, Poinciana Gilliesii, 
Theerosen u.s. w. gar nicht zu reden. Doch 
nicht KH me setzt sich das Zerstó- 

erk ungeschwüchter Kraft auf 
‘decinaichs p fort. Gewisse Baum- 


und Correspondenz. 


arten scheinen ganz dem Verderben geweiht, 
und zwar solche, a die Win terkälte 

ichts anhaben konnte. 
Schicksal hat der Be glandulosa, der 
an Stellen (aufgeschütteten Abhängen) WO. 


Robinia pseudacacia in grossen Exemplaren ; 
im vollen Laube, wohl bewässert, sind plotz- 
lich in 10 Stunden gesund und todt und 
gelb, Pfirsichbäume mit Früchten, in pracht- 
vollem Grün, finde ich Abends todt und 
trocken, 5 Fuss hohe Georginenbüsche, > 
reihenweise abgestorben, die Blüthen sind 
noch frisch und lebendig, die Blätter grau 
wie Asche, fünfzehnjährige Aprikosenbäume; 


einer der haltbarsten Bäume, stehen plótr- 
ich in wenig Stunden ohne Blätter. We 
das so fortgeht, so kónnen wir "- 
vorne anfangen. Die Apfelbäum 


jetzt massenhaft mit schneeweissen Boten, 
sind also auch angegriffen. - 
H, Scharrer. 


Allgemeine Monatsschrift 
fiir a 
deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde ond Organ des 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg. 


; Unter Mitwirkung vieler 
Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


herausgegeben und redigirt 


von 
EC Dr. Eduard Regel, 
s Kais. oo sn — Hà Direetor des Kais. Bot. Gartens in St. ertet © Vice-Prüsidenten 
i des Kais. 3 } mt dence cmm der 
dista d der "Wiss ssenschaften in Palermo, Correspondirendem Mitgliede der kgl. up (ie der 
Wissenschaften und der Kaiserlichen Russischen Akademie der Wissenschaften in St urg, Corre- 
em Mitgliede der Akademie der Wissenschaften zu Bologna, Mitgliede der deutschen Aka- 
S der Naturforscher Leopoldina- Carolina, Ehrenmitgliede, —— und Correspondiren Mitgliede 
P vieler Gelehrten- und Garten nbaugesellsehaften. 


Mitherausgeber für Deutschland 


ma Jäger, E. Mayer; A. Senoner, L. Beissner, 
Hofgarteninspector in Eisenach, Garteninspector in Carlsruhe. in Wien. Garteninspectorin Braunschweig. 
x H. Hoffmann, C. Salomon, W. Zeller, 
* Prof. ord. an der Univ.Giessen. Kgl. Bot in Würzburg. Garteninspector in Tübingen. 
Prof. Dr. Góppert, H. Zabel, f 
Geh. Rath u. d d. bot. Gartens Königl. Fa ae; otk zn 
QE. s mne Dr. H. 6. Reichenbach, 
irma: Haage & Ne Professor u. T: d. bot. Gartens in Hamburg. 


Mitherausgeber für die Schweiz: 


E. Ortgies, 
Inspector des Bot. Gartens in Zürich. 


: "Mitherausgeber für Russland: 


Dr. F. von Herder, E. Ender, 
.  Kais.Russ Hofrath u. Bibliothekar am Kaiserlichen Erster Gärtner am Kaiserlichen Botanischen 
5d Botanischen Garten zu St. Petersburg. Garten zu 8t. Petersburg. 


ES Oktober 1883. 


| STUTTGART. 
Verlag von Ferdinand Enke. 
1888. : | 


Inhalt des Oktober-Heftes. 


Seite 
I. Originalabhandlungen. 
1) Abgebildete Pflanzen. 
A. Priva laevis Juss.. . . 289 
B. Stenanthium occidentale 
Asa Gr. 32. y 


C. Primula longiscapa Ledb. 290 
2) Die Steinparthie im Garten von 
J. P. Bryce in England .. . 291 


Seite 
3) Clausen, die Vegetation des Süd- 
ID 5 E 


und empfehlenswerthe 

PRR 2525224073 
ÉE NEC 10 5. . 5 2 B 
IY. Liefer: . > a ^ 9 3 319 

Y. Personalnotizen und Corre- 
spondenz . NOE EAR 


UIN FIN 


Einsendungen für diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an 


die Redaction zu machen. 


Original-Abhandlungen über Cultur von Pflanzen ‚oder andere Gegen- - 


stände, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- 


bogen honorirt. 


Bücher, deren unparteiisehe Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung. : i 


in diesen Blattern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- 
bildung, wo möglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 


E. Regel in St. Petersburg an die Verlagsbuchhandlung von Ferdinand Enke 3 


in Stuttgart einzusenden. 


Annoncen aller Art werden auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine 


Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen. — Cataloge legt die Ver- 


lagsbuchhandlung in einer Anzahl von 600 Exemplaren gegen eine Gebühr . 3 


von 8 M. der Gartenflora bei. 


Den geehrten Herren Autoren, die uns Originalabhandlungen bereits ein- 
gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, : 
Arbeiten, soweit solche bis zum 4. September dem Herausgeber zugehen, noch. x. 
im Laufe des gleichen Jahres veröffentlicht werden. — Kleinere Artikel werden 
soviel als móglich immer sofort abgedruckt, gróssere Abhandlungen 
insoweit Aufnahme finden, als sie’ den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. 
Kleinere Abhandlungen von !js — !s Bogen sind dem Herausgeber, 
Lesern der Gartenflora die willkommneren, 


dass deren 


können nur 


I. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


A. Priva laevis Juss, 
(Siehe Taf. 1131.) 


Verbenaeae. 


. P. laevis Juss. ann. mus, 7. pag. 70. | 


—Schauer in DC. prodr. XI, pag. 533. 
— Castelia cuneato-ovata Cav. ic. 
tab. 583. — Verbena tuberosa Grah. 
in Edinb. phil. journ. 1840. — V. 


orchioides Walp. rep. IV, pag. 36. | 


ine perennirende Staude mit knol- 
ligem kriechendem Wurzelstock, die 
in Argentinien und Chili wild wächst 
und 1—1!s Fuss hohe 4seitige ein- 
fache oder verästelte Stengel mit 


spitzenständiger Blüthentraube treibt. 


Eine ganz kahle Pflanze, mit länglich- 
ovalen, in den Blattstiel verschmäler- 
‚ten, gross gezähnten Blättern. Vom 
August an erscheinen die hübschen 


Blüthentrauben mit hellrosarothen Blu- | 


men, die einen feinen orangenartigen 


ee A 


| 


| 


Wohlgeruch besitzen. Bei uns in 
Petersburg muss diese Art als Topf- 
staude kultivirt und frostrei durch- 
wintert werden. Herr E. Schmidt 
(Haage u. Schmidt), der uns die bei- 
stehende Abbildung mitgetheilt hat, 
schreibt uns, dass diese Art in ihrem 
Etablissement in Erfurt, unter leichter 
Bedeckung den Winter überdauert 
und sich bald, nach allen Seiten hin 
Wurzelsprossen treibend, schnell aus- 
gebreitet und vermehrt hat. Samen 
hat dieselbe noch nicht getragen, sie 
wird deshalb am geeignetesten durch 
die knolligen Rhizome fortgepflanzt, 
die im Frühjahre auf einem sonnigen 
warmen Standort in gewóhnliche Gar- 
tenerde eingepflanzt werden, (E.R.) 


B. Stenanthium occidentale Asa Gray. 


(Siehe Tafel 1132 Fig. 1 a—e.) 
Melanthaceae (Colchicaceae). 


St. occidentale Asa Gray in proc. | 


k 80C. tom. XVII, pag. 485. 
Tac ulbus ovoideus , tunieis membra- 
| 1883. 


amer, ac. 1872, 405. — Baker in journ. | 


naceis. Folia radicalia 2—4, linearia 
v. lanceolata-linearia, caule breviora. 


' Caulis incluso racemo terminali 10 


bis 20 Cm. altus, graeilis, ut tota 
19 


290 


planta glaber, foliis 1—2 valde re- 
ductis instructus. Racemi laxissimi, 
simplices 1. basi ramosi, 4—20 flori. 
Pedicelli graciles, filiformes, apice 
cernui, 1—2 Cm. longi. Bracteae 
lineari-lanceolatae, pedicello subduplo 
breviores. Perianthii 1'/s—1 42 Cm. 
longi viridi-purpurascentis segmenta 
6 a basi supra medium in tubum 
conniventia, apice recurvo-patentia; 
exteriora e basi latiore sensim sen- 
simque attenuata; interiora lineari- 
lanceolata, sc. a medio latiore utrin- 
que attenuata, Stamina 6, segmentis 
duplo breviora; filamentis subulatis; 
antheris reniformi-subrotundis, unilo- 
cularibus, antice margine dehiscen- 
tibus. Ovarium triloculare, loculis 
stylo libero coronatis. Capsula ovato- 
oblonga, loculocido-trivalvis; carpellis 
stylo filiformi carpelum dimidium 
aequante terminatis. Semina com- 
pressa, anguste oblonga, alata. 

Ein Zwiebelgewächs, das in dem 
Felsengebirge Oregons des westlichen 


Nordamerika's bei4—6000 Fussüberm | 


Meere wüchst und auch den Peters- 
burger Winter überdauert. Figur 1 


ee: 
is 
Aree 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


unserer Tafel 
Exemplar in natürlicher Grósse dar, 
in unserm Herbarium befinden sich 
aber bis 40 Cm. hohe Exemplare, 
deren am Grunde verästelte Blüthen- 
traube bis 20 Blumen trägt. Auch 
die Blütter werden bei üppigen Exem- 
plaren bis 16 Mm. breit und erhalten 
dann eine linien-lanzettliche Gestalt. 
Wenn gleich die Blumen nicht durch 
effektvolle Färbung sich auszeichnen, 
so gehört doch diese Art zu den zier- 
lichen Zwiebelgewächsen. Sehr ähn- 
lich ist das auf Sacchalin wachsende 


teen, die länger als die Blüthenstiele, 
verschieden. E. R. 

Fig. 1 ein blühendes Exemplar in 
natürlicher Grösse. Ferner in dop- 
pelter Grösse: a. eins der äusseren 
3 Blumenblätter, b. eins der 3 innern, 
deren abweichende Gestalt, von Baker 
in der oben citirten Beschreibung, 
nicht berücksichtigt ist, c. die Staub- 
fäden und der Griffel, von denen die 
Blumenblätter fortgenommen sind, 
|, d. die Kapsel, e. ein Same. — 


C. Primula longiscapa Ledb. 
(Siehe Tafel 1132 Fig. 2 f.) 


Primulaceae. 


Pr. longiscapa Ledb. in mem. ac. 
petrop. V. pag. 520 anno 1814. — 
Ejusd. ic. fl. ross. tab. 348. — P. 
davuriea Sprgl Gartenz. Okt. 1804 
cum. ic. — P. intermedia Bot. mag. 
tab. 1219. — P. exaltata Lehm. Prim. 


P. 57 (anno 1817). — Pr. altaica | 


| Lehm. Prim. pag. 59, tab. 5. — P. 
| undulata Fisch. in Rehb. ic. crit. V- 
| p. 41, tab. 468. 
| Ursprünglich im Altai entdeckt 
| hat A. Regel diese Primula im den 
| das Jlithal umsäumenden 3 

neuerdings vielfach aufgefunden ™ 


St. sacchalinense, aber durch Brak- 


stellt ein blühendes 


I. Originalabhandlungen. 


dureh Samen wieder in den Peters- 
burger Garten eingeführt. Gehört zur 
Gruppe der Arten von Pr. farinosa L., 
unterscheidet sich aber durch ganz- 
randige, niemals bestaubte Blätter, 
einen sehr langen kahlen Blüthen- 
schaft, der auf seiner Spitze die 
' Dolde der rosenrothen Blumen trigt. 
Dieselbe wird wie Pr. farinosa kul- 


tivirt und muss im Winter einen 


291 


Schutz von übergelegtem Tannenreis 

erhalten. E. R. 
Fig. 2. Die ganze Pflanze in na- 

türlicher Grósse, f. die Blüthendolde, 


| von der bis auf eine Blume die an- 


dern abgeschnitten, so dass man die 
den Blüthenstand umgebenden schma- 
len Brakteen mit ihrem sackfórmigen 
Grunde sehen kann. 


2) Die Steinparthie im Garten von J. P. Bryce in England, 


(Siehe Tafel 1133.) 
(Abbildung aus Gardeners Chronicle mitgetheilt.) 


Die Liebhaberei zu schónen peren- 
nirenden Pflanzen, und ganz beson- 
ders auch zu den lieblichen Pflanzen 
der Alpen und höheren Gebirge 
Europa's, Mittelasiens, Nordamerika's, 
sowio auch der arktischen Region, 
ist gegenwärtig bei unsern Garten- 
freunden wieder mehr verbreitet, und 
wirklich diese zierlichen, theils wun- 
derbar schön blühenden und bei uns 
im freien Lande ausdauernden Ge- 
wächse Verdienen in hohem Grade 
die Aufmerksamkeit und die Mühe, 
dis man auf dieselben verwendet. In 
meinen Baumschulen werden dieselben 
ausschliesslich im freien Lande kulti- 
virt, wührend solche in den meisten 
Sammlungen des westlichen Europa's 
in Töpfen kultivirt und im frostfreien 
Beete durchwintert werden. Ueber 
die spezielle Kultur derselben habe 
ieh oft schon gesprochen, heute führe 
ich eine dekorativ gehaltene Stein- 
parthie eines Gartenfreundes in Eng- 
land im Bilde vor, eine Parthie, welche 
Yon einem Bach, der über die Steine 


herabstürzend einen Wasserfall bildet, 
durchbrochen ist. Das freilich findet 
sich selten, dass man natürliche 
Schluchten und laufendes Wasser mit 
starkem Fall, so dass man Wasser- 
fille bilden kann, mit bei Anlage einer 
Steinparthie zur Kultur von Gebirgs- 
pflanzen verwenden kann. Aber doch 
finden sich gerade zur Kultur von 
Alpenpflanzen geeignete halbschattige 
Lagen, — oder auch fast ganz schat- 
tige Lagen, die nur zur Kultur von 
Farn geeignet, in dem Bereich der 
Stüdte nieht selten, wo Wasserlei- 
tungen auch kleine Bassins, in der der 
Kultur der Alpenpflanzen gewidmeten 
Parthie, füllen kónnen. Wasser ist 
im Sommer fiir alle Alpenpflanzen 
um so nothwendiger, je heisser und 
trockener der Sommer ist. Viele der 
höchsten Gebirgspflanzen, namentlich 
die am Rande der Schneefelder und 
Gletscher wachsenden Pflanzen, wer- 
den überhaupt nur bei tüglicher Be- 
wüsserung Morgens und Abends ge- 
deihen. 


292 


In den kleinern Hausgürten der 
Stidte kann ja von den Wasserlei- 
tungen, welche jetzt die Mehrzahl 
der Stüdte besitzen, ohne allzugrosse 
Kosten, ein Rohr zu den Alpenpflanzen 
geleitet werden, so dass diese Mor- 
gens und Abends bei trockenem Wetter 
reichlich überspritzt und befeuchtet 
werden kónnen. Je wirmer das Klima, 
um so dringender ist dieses noth- 
wendig, wührend in den hóhern Lagen 
Deutschlands, ebenso wie um Peters- 
burg, die Alpenpflanzen an und für 
sich leichter gedeihen und nur bei 
lang anhaltender Hitze und Trocken- 
heit Abends stark überspritzt wer- 
den müssen, Als fernere Bedingun- 
gen zu fróhlichem Gedeihen dieser 
Gewüchse sind zu nennen: eine mit 
etwas Sand und lehmiger Rasenerde 
versetzte lockere Torf- oder Laub- 
erde und freie halbschattige Lage. 
Schatten von Gebäuden wirkt un- 
günstig, denn je freier die Lage, je 
besser gedeihen die Pflanzen. Schatten 
durch Bäume ist sehr günstig, man 
bewahre aber die Steinparthie dafür, 
dass die Wurzeln der nächsten Bäume 
nicht in die für die Alpenpflanzen 
bestimmten Beete eindringen, denn 
sobald das geschieht, hórt das üppige 
gute Gedeihen derselben auf. — Wo 
man daher eine derartige Lage hat, 
muss durch Auswerfen von Graben, 
durch jührliches Abstechen der nach 
den Beeten hingehenden Wurzeln, oder 
durch Aufführung von einer im Boden 
liegenden Scheidemauer, geholfen wer- 
den. Wn FREI: gsp a 
im Winter den Schutz der Schneedecke 
und dieses wird in der Ebene am geeig- 
netsten durch übergelegtes Tannenreis 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ersetzt. — Wie sehr hochalpine Pflan- 
zen von anhaltender Trockenheit mit 
Wärme verbunden leiden, mag aus 
einem Beispiel hervorgehen. Die 
schóne Primula nivalis aus den Hoch- 
alpen Centralasiens gedieh in meinen 
Steinparthien eine Reihe von Jahren 
prächtig, blühte massenhaft, gab Sa- ` 
men etc. Im Sommer 1882, der in 
Petersburg sehr warm und trocken 
war, ging bei mir die Mehrzahl der 
Pflanzen (die allerdings nicht begossen 
wurden) ganz ein. a auch aus 
Deutschland mir oft die Klage zu- 
geht, dass diese Art abstirbt, so scheint 
für dieselbe grosse Hitze in erster 
Linie und dann Mangel an steter 
Feuchtigkeit der Grund zu sein, wes- 
halb sie nicht gedeihen will. Schattige 
Lage und starkes Ueberspritzen Abends 
und früh am Morgen dürften das beste 
Mittel zum fróhlichen Gedeihen der- 
selben sein. 

Was, wird mancher fragen, nützt 
es denn, dass man Alpenpflanzen em- 
pfiehlt in eine hügelartig erhöhte Stein- 
parthie zu pflanzen, wührend doch "i 
erwiesen ist, dass viele derselben im 
gewohnlichen günstig gelegenen Bee- 
ten oft ebenso gut wachsen. Solche 
natürlich günstige Lagen sind aber 
meist nieht vorhanden und die Stein- 
parthie soll diese eben schaffen. Zu 
diesem Zwecke lässt man im ebenen 
Garten rings um die anzulegende Stem- 
parthie eine muldenförmige allmälig 
absteigende Vertiefung auswerfen. Die 
ausgegrabene und etwa auch noch zu- 
geführte Erde wird nun zu emem 
Hügel aufgeworfen, wodurch man auch 
ohne Bäume eine für Alpenpflanze? 
an dem Nord- und Nordost- und Nord- 


I. Originalabhandlungen. 


westabhange günstige halbschattige 
Lage erhált, die Sonnenseiten kónnen 
dann mit andern geeigneten Sommer- 
gewächsen (Verbena, Portulaca etc.) 
oder solchen Perennien dekorirt wer- 
den, welche sonnigen Standort lieben 
(Sempervivum, Sedum etoe.). 

Ferner kann man an einem solchen 
Hiigel durch Bildung fussbreiter Ter- 
rassen, die wiederum durch theils steil 
oder selbst senkrecht gestützte Steine 
gehalten werden, kleine zur Pflanzung 
geeignete Beetchen herstellen, welche 
dureh ihre Lage überhaupt schon 
gegen zu intensive Einwirkung ge- 
schützt sind, sowie man endlich hie- 
dureh diese durchschnittlich kleinen 
hübschen Pflanzen dem Gesichte näher 
bringt. Endlich gibt es auch viele 
sogenannte Felsenpflanzen, die auf 
ihrem natürlichen Standorte in den 
Spalten der Felsen wachsen und auch 
in Kultur ähnlich gepflanzt, besser 
gedeihen. So z. B. gedeihet Saxifraga 
longifolia, Phyteuma comosum etc., 
nur wenn solche in die Spalten zwi- 
schen fast aufrecht gestellte Steine 
gepflanzt werden und auch viele andere 
Alpenpflanzen durchwintern besser, 
Wo sie sich in den Ritzen und Spalten 
der Steine angesiedelt haben, weil 
sle hier dem Ausheben vom Froste 
weniger ausgesetzt sind, so z. D. 
manche Farn, wie die Cystopteris- 
und Woodsia-Arten, Asplenium viride, 
Trichomanes, Ruta muraria, Campa- 
nula pulla, pusilla ete. — 
Eden empfeblenswerth zur 

lon von solchen Steinparthien 
empfehlen wir: —— 

A. Von niedrigen Strüuchern. 


Juni ; 
Uniperus nana, alpina, prostrata, | 


293 


dann die Zwergvarietüten unserer 
Fichte als Picea excelsa compacta, 
pumila ete. Betula fruticosa, Daphne 
alpina, altaica, Mezereum, Blagayana, 
Genista pilosa, Potentilla dahurica, 
Spiraea decumbens, Salix Lappo- 
num, retusa, und ganz besonders so- 
fern man genügend lockere Torferde 
gibt, die niedrigen Alpenrosen, als 
Rhododendron hirsutum, ferrugineum, 
caucasicum, parvifolium, und Chamae- 
cistus, sofern man dem letzteren einen 
freieren Standort auf der Spitze des 
Hügels anweisen kann. 

B. Perennirende Stauden. 

Von wirklich schön blühenden peren- 
nirenden krautigen Alpenpflanzen ha- 
ben wir viele unsern Lesern schon 
in Wort und Bild anempfohlen und 
wir wollen hier nur einiger der schön- 
sten und dekorativesten in der Stein- 
parthie ohne Schwierigkeit gedeihen- 
den gedenken, wobei wir die in ge- 
wöhnlichen Beeten gedeihenden Arten, 
sowie alle nicht wirklich schön blühen- 
den, oder schwieriger zu erziehenden 
Arten übergehen und nur die Stein- 
parthie in beschränktem Masstabe im 
Auge haben. — Die mit S. bezeich- 
neten blühen im Sommer, die mit 
H. bezeichneten im Herbste und die 
unbezeichneten im Frühjahre. 

Aethionema coridifolium DC. (S.) 
t — Allium nareissiflorum 
Vill (S.) Wachst in den Alpen Ober- 
italiens und Piemonts. Aus deutschen 
Samenhandlungen erhielt ich anstatt 
dieser schénen Art mit hüngenden 
Blüthenköpfen und grossen Blumen 
von rosa-purpur Färbung, gemeinig- 
lich A. senescens. Von F roebel in 
Zürich ücht erhalten. Synonym ist 


Orien 


294 


Gartenflora Deutschlands, 


A. grandiflorum Lam. und A. pede- 
montanum Lam. Ende Juni dieses 
Jahres waren bei mir viele Exem- 
plare in Blüthe. A. oreophilum 
C. A. M. (Siehe Gartenfl. tab. 775). 
— A. Ostrowskianum Rgl. (S. 
Gartenfl. tab. 1089). Diese beiden 
spannenhohen Sorten mit grossen Dol- 
den, von der ersten Sorte mit pur- 
purrothen und von der zweiten Sorte 

+ +} 2J 


Blum en, st b 


aus den Hochgebirgen Centralasiens, 
gehóren unbedingt zu den schónsten 
Arten der Gattung, blühen Anfang 
Juni und überdauern unsern Winter 
ohne Schaden, während ähnliche Allien 
Nordamerika’s, als A. acuminatum 
Hook., A. Douglasi Hook. ete., auch 
in der Steinparthie bei uns nicht 
immer aushalten wollen. — Andro- 
sace carnea L. (Europ. Alpen), 
Andr. ciliata DC., A. Laggeri DC. 
(S. Grtfl. tab. 969), beide aus den 
Alpen Westeuropa’s, A. villosa L. 
(In den europäischen und mittelasia- 
tischen Alpen), das sind die der Kul- 
tur sich am leichtesten anschliessenden 
und zugleich schönsten Arten dieser 
Gattung. A. helvetica L. habe ich 
dauernd nicht fortbringen können, die 
schöne A.” glacialis Hoppe habe 
ich schon in grossen prächtigen über 
und über blühenden Rasen gehabt, 
schöner als ich solche selbst in den 
Alpen sah, aber sie ist gegen trockene 
heisse Sommer empfindlich. A. Cha- 
 maejasme Host., die gemeinste Art 
in den Alpen, habe ich bis jetzt im 
freien“ Lande noch nicht ordentlich 
etabliren kónnen, und A. obtusifolia 
All und A. laetea L. sind wohl 
etablirt, aber noch nicht so dauerhaft 


Russlands und der Schweiz. 


wie die eben genannten. Anemone 
decapetala L. (S.) Nordamerika. — 
A. narcissiflora (S.) Europäische 
und asiatische Alpen. — Arabis 
alpina L., A. albida Stev., die 
erstere in den Alpen Europa’s, die 
andere nur eine weisser beharte Form 
derselben des Kaukasus. — A. andro- 
sacea Fenzl  Hochgebirge Klein- 
asiens. — Aretia Vitaliana L. 
Walliser Alpen (S. Gartenfl. tab. 1036). 
— Arnica montana L. (S.) Alpen 
Europa's. Liefert Arnica, ein be- 
kanntes Wundmittel, wird in der Stein- 
parthie bis 11/2 Fuss hoch und darf 
nicht in die Nühe kleiner Arten ge- 
pflanzt werden. Aronicum glaciale 
Rchb. (S.) Im Geroll der Hochalpen, 
ühnlich der Arnica. — Aster alpinus 
L. (S.) In allen Alpen Europa’s und 
Asiens. Aubrietia deltoidea DC. 
In den Alpen Siideuropa’s (Grtfl. 
tab. 697 und Jahrg. 1878 pag. 316). 
A. purpurea, graeca, macrostyla, Ri- 
chardi ete. sind nur Formen von A. 
deltoidea, A. erubescens Griseb. 
ist weniger schén, aber A. croatica 
Schott ist die schónste Art. Alle 
wachsen rasenfórmig und bedecken 
sich im Frühjahre mit den schünen 
violetten Blumen. Azalea procum 
bens L, Bei 7—9000 Fuss in den 
Alpen oft weite Strecken mit ihren 
dünnen einen dichten Rasen bilden- 
den holzigen Zweigen deckend. Ver- 
langt reine lockere Moorerde. Blumen 


klein, rosaroth und als Typus einer = 
andern Gattung, Loiseleuria pt? — 


cumbens Desv., genommen. — Ca- 


lamintha alpina Lamk. Jump : 
Alpen. Nur 2—3jibrig, sümt sich = p 
selbst wieder aus. (S. Gartfl Ty 


ETE, Bo Eas BEI ae Rtas LE DN 


I. Originalabhandlungen. 295 


pag. 309). Blühet Frühjahr bis Herbst. | Epimedium. Alle hübsch für Stein- 
Campanula alpina Jacq. (S.) Eur. | parthien, gehen aber auch auf ge- 
Alpen. — C. barbata L. (S.) Alpen | wöhnlichen halbschattigen Beeten gut. 
Europa's. Ebenfalls 2—3jihrig, süet | Erigeron aurantiacus Rgl. ($.) 
sieh aber selbst aus, wenn der Same | (Grtfl. tab. 987). — E. pulchellus 
nicht abgenommen und gesäet wird; | DC. (S). Beide aus den Hochalpen 
mit blauen und mit weissen Blumen. | Turkestans und viel schöner als E. 
— C. collina M. B. Kaukasus. — | alpinus L. und E. uniflorus L. aus 
C. pulla L. Alpen Oesterreichs. — | den Alpen Europa's. Erythronium, 
C.pusilla Haenke. Alpen Europa's. | alle Arten schón, von denselben E. 
Blühet vom Frühjahr bis zum Herbste | dens canis. in den Alpen Europa's 
blau oder bei der Abart weiss. — | und Asiens heimisch (Grtfl Tafel 
C. rhomboidalis L. (S.) Eur. Alpen. | 469), die andern (s. Grtfl. Tafel 695, 
— C. tridentata L. Kaukasus. (S.) | 767, 835, 874) aus Nordamerika. 
Grtfl. tab. 820. — Cortusa Matthioli | Gentiana. Als schóne im Früh- 
L. Alpen Europa's und Mittelasiens. | ling blühende Arten sind zu 
(S.) (Grtfl. 79, p. 144). — Die Ab- | nennen aus den Hochgebirgen Eu- 
art var. grandiflora ist schóner und | ropa's, G. acaulis L., G. excisa 
robuster und kommt nur in den asia- | Prsl, (die als G. acaulis in den Gär- 
tischen Alpen vor. (Vergl. Grtfl. tab. | ten gehende Art und auch Grtfl. 
961). — Cypripedium, Dodeca- | Tafel 844 unter diesen Namen mit 
theon. Obgleich keine Alpenpflanzen, | zahlreichen Abarten abgebildet). G. 
30 werden doch alle Arten beider | verna L. Ist von allen die reizendste 
Gattungen am besten in der halb- | Art als Frühlingsblüher, bei uns in 
schattigen Steinparthie kultivirt. — | Petersburg ganz etablirt und schon 
Draba aizoides L., D. aizoon | in vielen Gärten verbreitet, Im Som- 
Wahlbrg. — D. cuspidata M. B., | mer blühende Arten. a) Aus den 
wohl alle 3 nur Formen von D. aizoi- Alpen Europa's. G. Burseri Lap. 
des, die ersten von den Alpen Euro- | G. lutea L., G. pannonica Gaud., 
pa's, die letztere aus Kleinasien. — | G. punctata L., G. purpuron L. 
D. bruniifolia Stev. (Grtf. Tafel b) Aus den Hochgebirgen Mittel- 
780) aus dem Kaukasus, geht in Kul- | asiens. G. algida Pall. (Grtfl. 
tur im freien Lande noch leichter als | tab. 1006), G. dec umbens L. (Grtfl. 
die andern. Alle gelbblumig. D. tri- | Tafel 1087), G. Fetisowi Rgl. 
dentata DC., Kaukasus, ist nur 2jäh- | (Grtfl. Tafel 1069), G. sonne 
rig. Dracocephalum, alles schöne | Rgl., G. Kesselringi net xE b. 
Gebirgspflanzen, die aber auch bei ge- | Tafel 1087), G. Olivieri Grise 
Wühnlicher Beetkultur gehen. Dryas | (Grtfl. Tafel 1069), G. R enardi MS 
octopetala L. (Grtfl, tab. 286). Eu- | G. septemfida Pall. (Grtfl. t 
ropa, Asien (S.). — D. Drummondi | 406), G. Waluiewi Egi, u^ = 

ich. aus Nordamerika, konnte ich | Herbst blühende BERN en 
im freien Lande noch nicht etabliren. | den Gebirgen Europa’s. G. Mele: 


296 


piadea L. (Grtfl. Tafel 479 nebst 
Abart mit weissen Blumen), G. Pneu- 
monanthe L. — b) Aus den Ge- 
birgen Asiens. G. scabra Bunge. — 
c) Aus Nordamerika. G. Sapona- 
ria L. (Grtü. tab. 1016). — Alle 
diese Arten blühen in meinen Baum- 
schulen jährlich und werden durch 
Aussat vermehrt. Theilung rathen 
wir bei keiner der so prächtig schö- 
nen Gentianen an, selten erhält man 
durch solche kräftige Pflanzen. — 
Geranium argenteum L., G. cine- 
reum Cav. (S.). Beide aus den Pyre- 
näen und Alpen Südwesteuropa's. — 
Geum montanum L. (S.). Gebirge 
Europa's. Globularia cordifolia L. 
und G. nudicaulis L. Beide in den 
Alpen der Schweiz, dichte im Som- 
mer mit Blumen bedeckte Rasen bil- 
dend. Gypsophila petraea Fenzl. 
(3.). Altai, Rasen bildend. Alle andern 
Gypsophila-Arten gehen auch auf ge- 
wühnliehen Beeten. Hedysarum 
denticulatum Rgl, H. flavescens 
Rgl. et Schmalh., H. neglectum 
Ledb. — H. sibiricum L. — H. 
obscurum L. Alle Sommerblüher 
und 1—2 Fuss hoch, die letzte Art 
in den Alpen Europa’s und in Asien, 
alle andern aus den Gebirgen Mittel- 
asiens und Südsibiriens, die 3 letzten 
Arten sind die schönsten. — Hut- 
chinsia alpina R. Br. Alpen Eu- 
ropa’s (S.) Hält sich am besten, 
wo sie sich zwischen Steinen ange- 
siedelt hat. Incarvillea compacta 
Maxim. (Grtfl. tab, 1868). Nordab- 
hang der Thibetaner-Alpen. Hat 2 Jahr 
gut im freien Lande ausgehalten, aber 
noch nicht geblühet. — Leontopo- 
dium alpinum Cass. (Grtfl. 80, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


S. 219) und L. sibirieum Cass. 
(Grifl. 82, S. 122), das erstere das 
Edelweis der europäischen, das 
zweite der mittelasiatischen Alpen. 
Mittelst Aussat wachsen beide ohne 
Schwierigkeit und blühen im zweiten 
Sommer nach der Aussat. — Ligu- 
laria macrophylla DC, (Grtfl. 79, 
S. 149). Turkestaner und Südsibirische 
Alpen. Blühet im Sommer, wird bis 
5 Fuss hoch und ist eine der schón- 
sten und ausgezeichnetsten Dekora- 
tionspflanzen für die Spitzen der Stein- 
parthie. Lilium. Die meisten Arten 
sind Gebirgspflanzen, werden aber in 
gewohnlichen Beeten kultivirt, ob- 
gleich sie auch in der Steinparthie 
vortrefflich gedeihen. Linaria alpina 
Mill Reizende Pflanze mit nieder- 
liegenden Stengeln, die schon einen 
der Vüter der Botanik ,Gesner^ ent- 
zückte.  Blühet von Frühjahr bis 
Herbst, ist 1—2jährig und hält sich 
am besten, wo sie sich in die Tuff 
steine angesiedelt hat. Wo dieselbe 
sich einmal 2 e sie sich 


S. 185). © 


ess ea ah, N. gend 


re ER cen de arcere RO PEPERIT 


Dd ae oa AE s ee Due Cep Lec LE i 


1033) var. steige = dis Ad | 
Europa’s und Asiens. Die beste und 
dauerhafteste Form, die man auch 


und Anfang Sommer. 
primuloides Benth. (Grtfl. tab 
und 1009). Gebirge von Texas 


amerika’s (S.. Ononis rot 
folia L, (S.). Gebirge Oest 


Tof II 


^ 
A dca 
ad 7. WEY fi 


T d ; oe 
oue à dta NOME AA ME : 


Ms we 


tet RPE ater SaaS A 2 38 


a gs a li ae Br u amd aa ra Se ae 


80.0 


x 


- über Zahlreiche Mittelformen. 


und der Schweiz. Oxytropis. Alle 
Arten schón, wenige aber haben sich 
bis jetzt gut etablirt, so O. Halleri 
Bnge. aus den Schweizer Alpen, fer- 
ner O. ochroleuca Bnge. und O. 
strobilacea Bnge. aus Mittelasien. 
Paederota Ageria L., P. Bona- 
rota Jacq., beide Alpen Europa’s 
($). — Pedicularis. Schöne und 
theils prächtige Arten, die sich aber 
sehr sehwer habilitiren lassen. Mir ist 
es bis jetzt nur mit der aus Turke- 
stan stammenden P. dolichorhiza 
Schrenk gelungen, solche dauernd 
in der Steinparthie anzusiedeln. 
Papaver alpinum L.  Blühet 
von Frühjahr bis Herbst. In den Hoch- 
gebirgen Westeuropa’s wächst die 
niedrige Form mit weissen Blumen und 
fein geschlitzten Blättern (P. alpinum 
.), in den Pyrenüen und Hochalpen 
der Sehweiz die gleiche Form mit 
gelben und orangerothen Blumen (P. 
Pyrenaicum Willd. Grtfl. 77, 8. 282), 
m m den Gebirgen Sibiriens die 
öher wachsende Form mit wenig 
gesehlitzten Blüttern und gelben (P. 
nudicaule L, , Grtfl. Tafel 323) oder 
a then (P. croceum Ledb.) Blu- 
enm. Im Garten haben wir jetzt 
aint Fiir 
arthie, wegen der fortdauern- 
os Blüthe alle sehr zu empfehlen. 
le Pflanzen dauern meistens 2—3 
Té aus, süen sich aber selbst an, 


dieStein 
d 


ne 3 auch überall zwischen den 
"(eg ervorkommen. Potentilla 
Scens_L, (S.). — P. nitida L. 

; letztere mit rothen oder weissen 
d > Beide in den Alpen Euro- 
Timula. Mit Ausnahme von 

nalis und Pr. elatior fast alle 


I. Originalabhandlungen. 


297 


andern Arten schónblühende Alpen- 
pflanzen für den Flor im Frühlinge, 
deren Zahl aber in der neuern Zeit 
durch eine Masse von als Arten be- 
schriebene Formen und Bastarden ver- 
mehrt wurden, welche wir hier nicht 
berücksichtigen. "Wer, wie das bei 
uns wiederholt geschehen, aus Samen 
erzieht, bekommt oft von einer Form, 
wie z. B. von den Samen der Pr. 
villosa oeningensis, gleich verschie- 
dene der vermeintlichen Arten. Als 
schóne Arten der Alpen Europa's 
nennen wir: Primula Auricula L., 
von der die Gartenaurikel abstammt, 
ebenso die Pr. intermedia der Gürten 
mit dunkelpurpurnen Blumen. P. car- 
niolica Jacq., Pr. farinosa L. 
(Grtfl. 79, Tafel 175), P. glutinosa 
Wulf., P. integrifolia L. (Grtfl. 
Taf. 122), P. latifolia Lapeyr. 
(Grtfl. Taf. 122), P. longiflora All. 
(Grtfl. Taf. 934), P. marginata 
Curt, P. minima L. mit ihrer Ab- 
art P. Floerkeana und dem Bastard 
mit Pr. villosa der P. Steini Obrist 
(Grtfl. Tafel 991), — P. venusta 
Hort., — P. villosa Jacq. mit 
den Formen P. hirsuta DC., P. vis- 
cosa Rchb., P. oenensis Thom. und 
P. nivea hort., der schönen weiss- 
blumigen Form und ausserdem wech- 
selnd in der Färbung vom dunkeln 
Purpur bis Rosa. Die Pr. villosa mit 
ihren Formen ist eine der schönsten 
Arten. — P. Wulfeniana Schott 
(schöne Art). — Schöne Arten des 
Kaukasus und der Alpen Mittel- 
asiens sind: P. algida Adams. 
(Grtfl. Tafel 824), P. acaulis Jacq. 
(Grtfl. 78, p. 24), — P. auriculata 
Lam. — P. capitata Hook. (Grtfl. 


298 
Tafel 802), — P. cortusoides L. 


mit ihren schönen Abarten japanischen | 


Ursprungs als var. amoena, alba, 
rosea, lilacina etc., unbedingt zu den 
prüchtigsten Primeln zählend, lieben 
aber einen mehr mit Lehm gemisch- 
ten Boden, — P. luteola Rupr. (Grtfl. 
Tafel 541), — P. longiscapa Ledb., 
— P. nivalis Pall. (Grtfl, Taf. 930). 

Als Arten des Himalaya und 
Japans, die im Petersburger 
Klima dauernd nicht aushalten, 
würen aufzuführen: P. erosa 
Wall, (Grif. Taf. 51, — P. invo 
lucrata Wall. (Grtfl. Taf. 394), 
P. japonica A. Gray (Grtfl. Taf. 
729), — P. rosea Royle (Grtfl. 
Taf. 994) — P. Stuarti Wall 
(Grtfl. 79, pag. 87), P. sikkimensis 
Hook. (Grtfl. Taf. 882). 

P. grandis Trautv. und P. sibi- 
rica Jacq. sind in der Blüthe un- 
bedeutende Arten und P. Parryi 
A. Gray (Grtfl. Taf. 849) ist die 
schónste harte Art des Nordwestens 
Amerika's. | 

Ranunculus, die Arten der Alpen 
Europa's mit weissen Blumen, die 
gelbblumigen sind nieht mit aufge- 
führt R. aconitifolius L. und 
var. flore pleno Sf. Gedeiht auch 
auf gewöhnlichen Beeten. — R. al- 
pestris L, — R. amplexicaulis 
L. (Grtfl. Tafel 849), — R. rutifo- 
lius L., R. Seguieri Vill, — R. 
pyrenaeus L., R. Traunfellneri 
Hoppe, — R. glacialis L. habe 
ich wiederholt aus den Alpen mit- 
gebracht, konnte solchen aber bis jetzt 
nur einige Jahre im freien Lande 
erhalten. — Romanzoffia sitchen- 
sis Cham. Nordwestamerika. — Sa- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


| ponaria ocymoides L. Alpen Eu- 


ropa's. Blühet von Frühling bis zum 
Herbst, bildet grosse über die Steine 
hinabgehende Rasen mit rothen Blu- 
men bedeckt und muss hüufig durch 
Aussat versetzt werden. S. depressa 
Biv. und S. lutea L. ist es mir 
noch nicht gelungen dauernd im freien 
Lande zu habilitiren. — Saussurea. 
Unter den zahlreichen, namentlich 
von den asiatischen Gebirgen bei uns 
eingeführten Arten kónnen wir bis 
jetzt nur die im Sommer blühenden, 
in den Alpen Europa's und Asiens 
heimischen '1—1!% Fuss hohen 5. 
alpina (S.) DC. und S. discolor 
DC. zur allgemeinen Kultur empfehlen. 
— Saxifraga. Die meisten der be- 
kannten Arten sind eigentliche Pflan- 
zen der Gebirge, wo sie in Felsen- 
spalten und lüngs der kleinsten Büch- 
lein, sowie auch im Geróll der Wie- 


sen wachsen, daher fast alle üchte 1 


Pflanzen für die Steinparthie, die iu 
theils dichte saftgrüne oder blaugrüne 


Rasenpolster bildend, theils als reich- 1 
blühend zur Kultur zu empfehlen sind. 3 
Wir haben wohl alle in Kultur be — 


findlichen Arten kultivirt, manche 


konnten wir noch nicht etabliren, 


aber immerhin gross genug und führen 


wir solehe nach dem Vaterlande auf. — 


In den Hochgebirgen Europa ® 
wachsende Arten. 
zeichneten werden 1 Fuss 


Rasen bildend. 


(*) S. adscendens L., — "d E 
des L. mit dem Bastard (S. aizo - : 
en stem . 


mutata), beide lieben feucht 
gen Boden, — S. Aizoon L. 


die 
Zahl der bei uns etablirten Arten ist 


Die mit (5 bé 
und mehr ue 


hoch, die nicht bezeichneten niedrig? 4 


j 


ihren zahlreichen Abarten als Com- 
posi, intacta, laeta, major, minima, 
notata, pectinata, Sturmiana ete. unter- 
schieden. Können, als die volle Sonne 
nicht scheuend auch zu Bordüren ete, bei 
Teppichbeeten Anwendung finden. — 
(*)Saltissima Kerner, ähnlich der 
vorhergehenden Art, aber hóher, — 
()8. AndrewsiHarv.,— S.andro- 
sacea L, — (*) S. aquatica Lap., 
— B. aspera L, — S. bryoides 
L, — 8. caesia L., — S. caespi- 
tosa L. (Grtfl. 78, Seite 214), mit 
ihren zahlreichen Abarten, — S. ca- 
Minthiaca Schott., S. conifera 
Coss, — coriophylla Griseb., 
T () S. Cotyledon L. (8. pyra- 
midalis), eine der schönsten, S. cru- 
stata Vest., — S. cuneifolia W. 
und die Abart S. Bucklandi, — S. 
B Vill, — 8. Gaudini (hy- 
“ur — 8. Geum L. und Abarten, 
 gibraltarica Boiss. et Reut., 
a Hirculus L.; aus Asien kommt 

grossblumige Abart S. Hirculus 


 Srandiflora (Grtf, tab. 1035), — S. 


"adii L., — (*) S. geraninioi- 
. (Grtfl. tab. 989), — (5 8. 
E eine der besten 
"the esten Arten zur Bildung von 
ls n, — (*) S. Lantoscana 
ien : ét Reut., — S. lingulata 
> * "dS. longifolia Lap. (8.), 
uh Bo odes All, nebst Ab- 
his AM S. mutata L., macht 
oi usläufer, die alten Rosetten 
Hh E der Blüthe ab, muss 
a rch Samen vermehrt werden, 
ih EB Lapeyr, — S. niva- 
ien "omg Alpenpflanze, sondern 
. .. **Oordens Europa's , so in Schott- 


a » Norwegen, Finnland, — §. oppo- 


I. Originalabhandlungen. 299 


sitifolia L. (Grtfl, tab. 1038 und 1876, 
pag. 247), mit ihren Abarten, eine der 
schönsten im ersten Frühjahr sehr 
reich rothbliihenden Sorten, — S. 
propaginea Lange (S. Clusii Gouan 
var. propaginea), — 9. retusa 
Sternbrg., — (*) S. rotundifolia L. 
nebst Abarten, — S. sancta Griseb., 
— S. stellaris L., — S. taygetea 
Boiss., — S. tenella Wulf., — 8. 
trifurcata Schrad., — (*) S. um- 
brosa L. 


Arten aus Sibirien und den 
Gebirgen Asiens. (NB. Die auch 
in Europa vorkommenden Arten sind 
nicht wiederholt.) 

S. bronchialis L., — S. cernua 

, — 8. crassifolia L., von der 
S. cordifolia Haw. nur eine Form. 
Diese Art weicht, nebst den ver- 
wandten vom Himalaya stammenden 
Arten, durch die grossen Blätter und 
die Rispen der grossen rothen Blumen 
so sehr ab, dass sie zum Typus einer 
andern Gattung, „Bergenia“ ge- 
nommen worden ist. Sehr schón zu 
Bordüren auf feuchtem Standort. (Von 
den im Himalaya heimischen Arten 


‘dieser Gruppe hat sich bei uns nur 


eine Sorte, die wir als S. purpuras- 
cens aus Samen vom Himalaya er- 
halten haben, im freien Lande ge- 
halten.) — S. flagellaris Willd., 
— $, Kolenatiana Rgl., (ähnlich 
L. Aizoon, aber rothblumig, aus dem 
Kaukasus), — S. sibirica L, RR 
Stelleriana Merck. 
Arten aus Nordamerika. 

(*) S. integrifolia Hook. (8.), — 
*) S. peltata Torr. (S) (Grtf. 
Tafel 735), die grösste Art, die auf 


300 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


2 Fuss hohen Blattstielen, die schild- | carniolicus Willd, —S. incannsL. 


fórmige Blattfliche trigt, — (*) S. vir- 
giniensis Mich. (S.) und deren Ab- 
art mit gefüllten Blumen, (Gartenfl. 
Tafel 1092.) — 

Wir bemerken nachtrüglich zur Auf- 
zühlung obiger Saxifraga-Arten, dass 
wir nur solehe Arten aufgenommen, 
die sich bei uns im freien Land in 
der Steinparthie vollständig etablirt 
haben: 

Sedum. Die zahlreichen Arten 
dieser Gattung kultiviren wir fast 
alle auf durchaus sonnigen Beeten, 
fiir die sonnige Steinparthie sind sie 
also gleichfalls geeignet. Als Arten, 
die uns bis jetzt nur in der Stein- 
parthie gediehen sind, nenne ich: 
Sedum Andersoni G. Don. (S. glau- 
cum W. et K.) Südeuropa, — S. cya- 
neum Rudolph. (Grtfl. Tafel 972) 
Sibirien, — S. dasyphyllum L. 
Alpen Europa's, — S. Hillebrandti 
Fenzl. Ungarn, — S. Middendorf- 
fianum Maxim. Aus dem östlichen 
Sibirien und Amurgebiet (8.), — 5. 
Nevii A. Gray. Nordamerika, — 
S. olympiorum Boiss. Kleinasien, 
— S. oregonum Nutt. (S.) Nord- 
amerika, — S. repens Schleich. Europ. 
Alpen, — S. Sempervivum Ledb. 
(S. Kaukasus, — S. Selskianum 
Rgl. (S.) (Grtfl. Tafel 361) Amur- 
gebiet, — S. spathulifolium Hook. 
(Grtfl. Tafel 741), Felsengebirge in 
Nordamerika, (S.) S. umbilicoides 
Rgl. (S. Aus den Turkestanischen 
Alpen. — Sempervivum. Alle Arten 
für die sonnige Steinparthie oder auch 
für Teppichbeete geeignet. — Senecio 
(*) abrotanifolius L., — (*) S. ar- 
temisiifolius Pers. (S), — S. 


Diese alle in den Alpen Europas, | 


aber S. leucophyllus DC. nur aus 
den Pyrenäen. Die 3 letzteren ganz 
mit weissem Filz bekleideten Arten 
bedürfen einer guten Deckung mit 
Tannenreis und leiden im Sommer 
bei grosser Hitze. Silene acaulis L., 
mit rosenrothen und bei einer Abart 
mit weissen Blumen; hilt sich nur 
dann dauerhaft, wenn mindestens alle 
2 Jahre verpflanzt und getheilt wird 
und deckt den Boden mit kurzem dich- 
tem Rasen, gleich Cherleria, Fachinia, 
manchen Alsinen, Galium caespitosum 
u. à, m., die wir wegen unbedeuten- 
der Blume nicht aufgeführt haben. 
S. alpestris Jacq., — S. quadri- 
fida L., — S. vallesia L., gehóren 
den Alpen Mitteleuropa's an, — 8. ru 
pestris L. aus den Alpen der Schweiz 
und S. perfoliata Otth. aus den 
Gebirgen des Orientes, verhalten sich 
fast wie annuelle Pflanzen und säen 
sich jährlich selbst massenhaft aus, 
— 8, ciliata Pourr. (S.) aus Kreta; 
S. graminifolia (S.) mit ihren zahl- 
reichen Varietäten und S. Schafta 
Gmel (S.) sind im Kaukasus her 
misch und die erstern ausserdem bis 
Ostsibirien verbreitet, — S. Gra fferi 
Guss. und S. longieilia Otth, — 
stammen aus den Gebirgen Büdeuro 

pa's (S.). — Soldanella alpina L, 
(Grtfl. Tafel 449), — 5. minimé 
Hoppe (Grtfl. Tafel 449), — S. mon 
tana W., — S. pusilla Baumg 
Alle aus den Hochalpen Europa? 
Werden seit langer Zeit im Topfe er- 
zogen, wo sie im kalten Beete oder 
Gewächshause kultivirt, im Frühling? 
reichlich blühen. Gegenwärtig, abe 


I. Originalabhandlungen. 


erst nach langjähriger Kultur, haben 
sich dieselben vollstindig im freien 
Lande der Steinparthie habilitirt. Lie- 
ben Halbschatten und feuchten Boden. 
— Swertia (*) connata Schrenck, 
—§.(*) marginata Schrenk (beide 
aus Turkestan), — (*) S. perennis L. 
(Europa und Sibirien) (Alle S.) — 
Tanacetum Herderi Rgl. — und 
T. leucophyllum Rgl. (Grtfl. Ta- 
fel 1064), (S.) beide aus den Hoch- 
alpen Turkestans, niedrige Pflanzen 
mit silberweisser Beharung, — Tri- 
folium alpinum L. (S.) Alpen Eu- 
ropas, — Trillium, Pflanzen der 
Hochgebirge Nordamerika’s, die alle 
in der Steinparthie oder ähnlich ge- 
legenen und behandelten Beeten am 
besten gedeihen. T. grandiflorum L. 
(Grtfl. Tafel 575) mit grossen weissen 
Blumen ist die schónste der Gattung. 
— Umbilicus platyphyllus Schrenk, 
(Grtfl. Tafel 988), — U. glaber 
Rgl. et Winkler (Grtfl. Tafel 1019), 
— U. ciliolatus Rgl. (Sedum um- 
bilicoides Rgl. Grtfl. tab. 917), — U. 
turkestanicus Rgl. et Winkler (Grtfl. 
Tafel 998), alle 4 aus den Alpen 
Turkestans und U. Sempervivum 
DC. aus dem Kaukasus, sind Arten 
mit Blattrosetten wie solche Semper- 
vivum besitzt, —(*) U. Lieveni Ledb. 
und (*) U. Semenowi Herder, beide 


— — a EE 


301 


aus Turkestan, besitzen keine Blatt- 
rosetten. Alle blühen im Sommer. — 
Valeriana celtica L. Alpen Mittel- 
europa’s, (*) V. alpestris Stev. 
Kaukasus, — V. globulariifolia Ra- 
mond. Pyreniien, — Veronica al- 
pina L., — V. aphylla L., — V. 
austriaca M. et K., — V. belli- 
dioides Wul£, — fruticulosa L., 
— V. saxatilis Jacq., — (*) U. 
urticifolia L. (S.), alles Pflanzen der 
Alpen Europa's, — V. orientalis Ait. 
aus dem Kaukasus (S.). — Viola al- 
taica Pall. (Grtfl. Tafel 1071), aus den 
Hochgebirgen Centralasiens, — V. 
calcarata L. und die weissblumige 
Abart (Grtfl, Tafel 1028), — V. cor- 
nuta L. (Grtfl. 82 pag. 247), Pyre- 
nüen, mit zahlreichen, theils nach V. 
tricolor übergeführten Garten-Varie- 
täten (F. S.)). — V. cucullata Ait., 
— V. palmata L., — V. pedata L. 
nebst der schónen Abart var. trico- 
lor, — V. pinnata L., V. primuli- 
folia L., alle diese letzten 5 Sorten 
aus den Gebirgen Nordamerika's. 
Wir wiederholen, dass obiges Ver- 
zeichniss nur in Petersburg im freien 
Lande gedeihende Arten enthült. Da 
wir ausserdem mehr als die doppelte 
Anzahl im freien Lande kultiviren, 
wird sich dieses Verzeichniss jührlich 
bedeutend vermehren. (E. R.) 


m nme 


3) Clausen, die Vegetation des Siidostens Europa’s. 
Erwiderung auf Nr, 3 des Juniheftes. 


Die Juni-Nummer der Gartenflora 
hat uns zwei Bilder aus dem Siiden 


gebracht, eins voll Leben und reich an | 


schönen Pflanzenschilderungen, an Auf- 


zählungen der Schätze, die der Süden 
Europa’s in vegetabilischer Beziehung 
birgt; ein Bild voll anmuthiger Schön- 
heit und verlockenden Reizes, welches 


302 


gewiss in jedem Gärtner: das Gefühl 
wachgerufen hat, es möge ihm ver- 
gönnt sein, unter solchen Verhält- 
nissen, in soleher Umgebung, unter 
so edlen, imposanten Formen seiner 
Thätigkeit ein weites Feld geöffnet 
zu sehen. Diesem herrlichen Bilde 
folgt sogleich ein anderes, in düstern 
Farben gemaltes, gleichsam einem 


kranken, vom Fieber halb verzehrten | 


Organismus entnommenes, trübes, ent- 
muthigendes, jeder lebendigen Ader 
entbehrendes Bild. Und doch ist da- 
bei gesorgt, dass ein solches Bild so 
ziemlich für alle Gegenden Süd-Eu- 
ropa's das massgebende sei. Wenn 
nun auch nach der reizenden Schil- 
derung der Gegend zwischen Nizza 
und Cannes das Jammerbild aus dem 
Kaukasus auf die Leser der Garten- 
flora wohl schwerlich einen grossen 
Eindruck gemacht hat, ja theilweise, 
d. h. seine Massgabe für südeuro- 
piische Verhültnisse betreffend, schon 
im Voraus durch ersteres widerlegt 
war, so möchte ich mir doch erlauben, 
auf einige Einzelnheiten dieser be- 
trübenden Schilderung einzugehen und 
zu versuchen, ob es nicht méglich 
sei, das düstere Bild mit einigen freund- 
licheren Farben zu beleben. 

Schon seit mehr als zwólf Jahren 
habe ich das Glück in ganz ühnlichen 
Verhältnissen wie die, welche Suchum- 
Kale bietet, zu arbeiten, nur mit dem 
Unterschiede, dass Suchum-Kale be- 
deutend feuchter als der kaiserliche 
Garten in Nikita ist, dass also dort 
von absolutem Wassermangel, wie 
dies doch hier ab und zu vorkommt, 
keine Rede sein kann. Dies beweist 
übrigens auch die in Suchum an- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


gewandte Vernichtungsmethode der 
Phylloxera*), nämlich die Ueber- 
schwemmung eines nicht unbedeuten- 
den Areales, woran an der Südküste 
der Krim niemals zu denken wire. 
Auch die Worte des Herrn Verfassers, 
dass die Pfähle so schnell faulen, ist 
ein Beweis für übergrosse Feuchtig- 
keit, und wo nur Wasser ist, da 
können wir bei unserer südlichen Lage 
unendlich viel leisten, ja, solche Vege- 
tationsbilder schaffen, dass wir uns 
wahrlich nicht über Mangel an einem 
Levkojen-Beete etc. zu beklagen brau- 
chen. Auch hatte ich selbst vor einigen 
Jahren Gelegenheit, in Suchum einen 
sehr schönen Garten zu besuchen, 
der damals unter der Leitung eines 
früheren Zöglings der hiesigen An- 
stalt stand, und ein Bild üppigster 
Vegetation und höchst mannigfaltiger, 
wunderbar gedeihender subtropischer 
Formen bot. Auch wunderbar schöne 
Rasen schmückten den Garten und 
an Wasser war mehr als Ueberfluss. 
Die Klagen des Herrn Verfassers jenes 
Artikels aus Suchum lassen sich m 
zwei Kategorien theilen, deren eme 


b 


*) Um auf diesen Punkt nicht später 
zurückkommen zu brauchen, möchte ich 
hier gleich erwähnen, dass der geehrte Ver- 
fasser jener Mittheilung die Bedeutung der 
amerikanischen Reben vielleicht nicht gan? 
in das richtige Licht gestellt hat. Es han- 
delt sich hierbei nümlich nicht um das „Ge 
feitsein^ der Reben (auch nicht Tan 
sondern hauptsächlich Jacquez und Yor 


standsfähigkeit gegen die Angriffe ders 
in Folge ihrer stark wolligen Blätter U 
ihres bedeutend stärkeren Wurzelvermogen® 
als es die europäischen Reben besitzen. 


ls TT e ca MONT APR 


A 


ee ee 


I. Originalabhandlungen. 


die erschlaffende Hitze und die durch 
Insekten dem menschlichen Körper 
bereiteten Qualen, deren andere den 
Mangel an üppigem Gedeihen mancher 
im Norden unsere Gärten zierenden 
Pflanzen, besonders Sommerblumen, 
sodann eine wenig befriedigende Ent- 
wicklung selbst solcher Pflanzen be- 
trifft, die, ihrer Heimath nach zu 
urtheilen, gerade bei uns im Süden, 
wenigstens für den Sommer, ausge- 
zeichnet gedeihen müssten, und so- 
mit dem Gärtner auf der einen Seite 
die Möglichkeit genommen sei, frische 
Blumenbeete in mannichfaltigen und 
lebendigen Farben und einen üppigen 
Rasen zu schaffen, auf der andern 
Seite ihm dafür wenig Material ge- 
boten sei, um diesem Mangel abzu- 
helfen. Was die erste Kategorie der 
Klagen anbetrifft, so stehe ich davon 
ab, weiter auf selbige einzugehen, 
denn es mag wohl viel an der Wider- 
standsfähigkeit verschiedener Organis- 
men gegen solche Verhältnisse liegen; 
Vielen wird es schwer 30° Kälte, 
Vielen 30° Hitze zu ertragen, und 
dass gewissen Individuen die Insek- 
tenbisse zu wahrer Qual werden, wäh- 
rend andere verhältnissmässig sehr 
md davon zu leiden haben, ist eine 
Eee auch Gewohnheit 
os iel; in den ersten Jahren 
ca Aufenthaltes hier wurde mir 
m grosse Hitze zur Beschwerde; jetzt 
n ich sie leicht; auch hier haben 
"m de seit mehr als einem Monat 
a. der Sonne. Ein kiirzlich 
er Gürtner hier, Herr Otto 

mem E seinem Geschifte mit 
2 E oblag, ging in der gröss- 
von 12—2 Uhr spazieren, 


308 


wührend die Arbeiter ausruhten, ,um 
nicht schlüfrig zu werden^, und be- 
fand sich sehr wohl dabei. 

Was nun die Blumenzucht im Süden 
betrifft, so bin ich ganz mit dem Herrn 
Verfasser einverstanden, dass viele 
der hübschen Sommergewüchse, die 
im Norden unsere Gürten zieren, hier 
nur so kurze Zeit blühen, dass es 
sich nicht lohnt, Beete damit zu be- 
pflanzen, dass die Mehrzahl unter ihnen 
Ende Mai schon abgeblüht ist und 
auch nur einen mittelmässigen Flor 
hervorgebracht hat. Doch ist diese 
Regel bei weitem nicht ohne Aus- 
nahme. Nach vieljährigen, umfassen- 
den Versuchen habe ich mich auf 
folgende reduzirt, die dafür aber auch 
wirklich ausgezeichnet gedeihen: Ver- 
benen, Portulak, Dianthus, Tropae- 
olum, Scabiosen, Zinnia, Lobelia, Pe- 
tunien und Phlox Drummondi. Ueber 
letzteren muss ich jedoch bemerken, 
dass merkwiirdigerweise er mir in 
den letzten zwei Jahren nicht ge- 
deihen wollte, wovon ich mir die 
Ursache bis jetzt noch nicht habe 
erkliren kónnen. Amarantus, der 
hier in allen Varietüten ausgezeichnet 
gedeiht, führe ich besonders auf, da 
wir nicht seine Blumen, sondern seine 
Blätter schützen ; Stiefmütterchen ge- 
deihen prachtvoll, wenn man sie im 
August säet, in einen kalten Kasten 
pikirt und Ende Marz auf das für 
sie bestimmte Beet pflanzt. Astern 
bekommt man sehr schón, wenn man 
sie im April auf Beete im Freien 
süet, wenn sie 4—5 Blätter haben 
zu einzeln in Töpfe pflanzt, sie im 
leichten Schatten hilt und Ende Juni 
auf Beete pflanzt. Alle Beete für 


304 


Sommerblumen miissen jedoch sehr 
tief bearbeitet werden (ich nehme die 
Erde auf ?| Archinen heraus und 
füle Rasenerde stark vermischt mit 
altem Dünger und lockerer Lauberde 
hinein); die Oberflüche wird zweimal 
im Monate gut gelockert und jeden 
Tag wird stark gegossen. Selbst- 
verstindlich ist diese kleine Zahl ein 
hóchst unbedeutender Prozentsatz von 
der grossen Masse reizender Sommer- 
gewüchse, die im Norden so gut ge- 
deihen; dafür erlaubt uns aber der 
hiesige lange Sommer eine Menge 
anderer Pflanzen anzuwenden, die bei 
unserer hohen Temperatur zu einer 
viel schöneren Zierde der Gärten wer- 
den und dabei bedeutend lünger blühen, 
als selbst im Norden die Sommerge- 
wüchse oder als solche behandelte 
Pflanzen. Schon an Stauden und 
Zwiebelgewüchsen für den Frühlings- 
flor sind wir sehr reich, doch sind 
ja auch diese im Norden reichlich, 
vielleicht reichlicher als hier vertreten. 
Unsers langen Sommers wegen kón- 
nen wir sie hier jedoch für Gruppen 
nicht benutzen, pflanzen sie deshalb 
in entlegenere Parthien des Parkes, 
fassen mit ihnen die Gebüschparthien 
ein oder pflanzen sie unter hohe, nicht 
zu dicht stehende Büume. 

Für Gruppen benutzen wir beson- 
ders Zonal-Pelargonien, die blühen, 
bis sie der Frost zerstórt; Salvien in 
allen Varietüten, ganz besonders splen- 
dens, spl. Benanti und coccinea ; Helio- 
trop, Calceolaria rugosa, Begonia sem- 
perflorens rosea und Sedeni mit ihren 
vielen Varietüten ; Canna, die im ersten 
Jahre, ganz wie Sommergewüchse be- 
handelt (natürlich müssen die Samen 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


angeschnitten werden), bis 3 Meter hoch 4 
werden und reichlich blühen; eine | 
Menge der verschiedenartigsten Sola- — 
num, Fuchsien, Abutilon, Hibiscus . 
puniceus, Trachelium coeruleum, Age- 1 
ratum mexicanum mit seinen Varie- - 
täten, Nierembergia gracilis, Datura 
(auch die einjährigen gedeihen vor- | 
züglich), Nerium Oleander (die nicht 
gefüllten halten meist im Freien aus, — 
die gefüllten sind empfindlicher), Ha- - 
brothamnus, Solanum trigynum, Plum- | 
bago, Phlomis Leonurus, Vinca rosea 
und alba und noch manche andere, 
deren Aufzählung den Leser nur em 
müden würde. Hierzu gesellen sich 
für Teppichbeete dieselben Pflanzen, | 
die im Norden dazu verwandt wer 
den, wie Gnaphalium, Pyrethrum, : 
Tresine, Echeveria, Alternanthera u. A; 
fiir Schattenparthien Begonia Rex mit : 
ihren Varietäten, die unerschöpfliche 
Auswahl von Coleus, Farnkräuter etc. _ 
endlich fiir sonnige Gruppen subtro- 
pischer Formen Dracaena indivisa, - 
Aralia papyrifera und pulehra, Cala- 
dium esculentum (braucht etwas Schutz : 
gegen starken Wind), Ricinus, Wigan- 
dia und noch viele andere schöne Blatt- 5 
pflanzen. Man denke sich nur eme 
grosse Gruppe von weitläuftig 8% 
pflanzten Dracaena indivisa, E 
papyrifera, Hibiscus puniceus, der eme 
endlose Menge von Blumen bringt, aus 
Exemplaren von verschiedener Höhe, 
und den Grund mit jungen Chamae 
rops Martiana, excelsa und humilis. 
bedeckt und man wird darüber ger 
viele kleine niedliche Sommerblumen - 
vergessen. Gruppen für solche Pflan- 
zen werden 1—1,25 Meter tief a 
gegraben, bekommen eine Unterlage 


3x vw : 
SO TIO OLTRE MEE LI ES en A EINO ELT MIT EUNT TENER en nA aly: coer tg er UN | in I T cm Se az Et as oo E qe t exec argu ET TENUIT RIEN E RS Vaude e EUR TERT NES Mee IO m EGO PER ARR IS REIS | ee EINE JR OUR SA be re eS 
rs put A 


l. Originalabhandlungen. 


von Diinger und Laub, dann alte 
Mistbeeterde mit Komposterde etc. ver- 
mischt, und gedeihen die Pflanzen, 
wenigstens hier an der Siidkiiste der 
Krim prachtvoll, so dass man, wie 
mir scheint, sich nicht über Nicht- 
gedeihen mancher Sommergewüchse 
zu beklagen braucht. 

Dazu kommt noch, dass unsere Gär- 
ten hier im Allgemeinen auch nicht 
so sehr eines künstlichen Sommer- 
schmuckes bedürfen, als die Gürten 
im Norden, da die Zahl der hier im 
Freien wachsenden blühenden Bäume 
und Sträucher eine viel bedeutendere 
ist. Alle blühenden Sträucher und 
Bäume, die in Nord- und Mittel-Europa 
die Gärten schmücken, blühen auch 
hier sehr gut; Lonicera tatarica, Sy- 
tinga, Deutzia, Philadelphus, Spiraea, 
Weigela, Viburnum Opulus etc. ete. 
wachsen und blühen bei hinreichend 
lockerem Boden und reichlichem Be- 
Siessen ausgezeichnet, dazu gesellen 
sich jedoch noch in unvergleichlicher 
Pracht Cercis Siliquastrum, Aesculus 
rubieunda, Paulownia, Koelreuteria, 
Catalpa, Mimosa Julibrissin, Xantho- 
ceras sorbifolia, Lagerstroemia, Yucca, 
Magnolia grandiflora, Poinciana Gillesi, 
Ceanothus, Viburnum Tinus, Prunus 
lusitanica, gefüllte Mandeln und Pfir- 
siche und viele andere schén blühende 
Strüucher und Bäume, deren Blüthen- 
Pracht durch die unendliche Mannig- 
faltigkeit der immergrünen Laubhölzer 
und Koniferen, der Palmen und Bam- 
busen gehoben wird. Wo zwischen 
den mächtigen, lichtgrünen Kuppeln 
der Pinie die schlanken Spitzen der 
"adn hervorragen, wo neben den 

olzen plore einer Abies Pinsapo 

83. 


305 


oder einer Wellingtonia und den ge- 
waltigen Cedern des Libanons das 
helle, zierliche Griin einer Bambusen- 
gruppe erzittert, wo die Platane ihr 
ungeheures Laubdach entfaltet und der 
strahlenförmig schimmernde Fächer 
der Chamaerops excelsa in der Sonne 
blitzt, wo im dunkeln Laube der Osa- 
gen-Orange die goldgelben Früchte 
leuchten, und wo ungeheure Büsche 
von Gymnotrix, Erianthus und Gyne- 
rium mit den Bambusen die Grami- 
neen vertreten: da kann man wohl 
ohne die kleinen Sommerblümchen 
fertig werden, um einen schönen Gar- 
ten zu schaffen. Vergessen wir auch 
nicht der schönen blühenden Schling- 
gewächse zu erwähnen, wie Wistaria, 
Clematis, Bignonia grandiflora, Passi- 
flora und Schlingrosen, ja der Rosen 
überhaupt, die im Mai zwar sehr 
schnell verblühen, dafür aber, beson- 
ders die Theerosen, im Herbste einen 
zweiten, schönen Flor bringen, und 
ich glaube, dass wir Gärtner im Sü- 
den Europa’s nicht so arg daran sind; 
ich meinen Theils bitte für mich und 
die Südküste der Krim eine Aus- 
nahme zu machen. Ein Gärtner aber, 
der bei einem solchen Reichthume 
über Abwesenheit von Sommerblumen 
klagt, erinnert mich an den Baumei- 
ster, dem man Marmor, Gold und edles 
Gestein gab, um einen Tempel zu 
bauen, und der sich dabei sehnsüchtig 
nach seinen Farbentöpfen umsah, mit 
deren Inhalt er gewöhnt war seine 
Holzbaracken zu betünchen. 

Was nun den Gemüsebau anbe- 
trifft, so gedeihen allerdings manche 
Gemüse hier weniger gut als im Nor- 
den, doch gedeihen dafür viel 


306 


besser und macht ihre Kultur weniger 
Mühe. Auf sehr feuchtem und sehr 
humusreichem Boden, wie ich solchen 
in Suchum stellenweise sah, gedeihen 
gewiss bei der hohen Temperatur 
Kartoffel schlecht, da keine Ruhe- 
periode im Wuchse eintritt; vielleicht 
würde sich da durch gute Drainage, 
Auffüllen von Mergel, Sand etc. nach- 
helfen lassen, wenn es eben durchaus 
nóthig sein sollte Kartoffeln zu bauen; 
nicht ein jedes Land kann eine jede 
Pflanze produziren ; Dioscorea Batatas 
würe unter solehen Verhültnissen wohl 
geeigneter ; doch das sind Geschmacks- 
sachen. Hier sind die Bodenverhilt- 
nisse ganz anders, wir müssen unsere 
Kartoffeln wenigstens zweimal im Mo- 
nate bewüssern, um einige einiger- 
massen lohnende Ernte zu bekommen; 
auch kommt sehr viel auf die Wahl 
der Sorte an. Von vielen versuchten 
Sorten erwies sich Earlyrose als eine 
der vortheilhaftesten für unsere Ver- 
hültnisse. Unter den gelben Rüben 
und Beeten müssen wir die halblangen 
Sorten wählen, da unser Boden für 
lange Sorten nicht tief genug ist; 
unter ersteren erwies sich Nantaise, 
unter letzteren.Othello und Victoria 
für uns als ausgezeichnet, Kopf- und 
Blumenkohl gedeihen hier am besten, 
wenn man die Aussat im August macht, 
die Pflanzen Ende September an Ort 
und Stelle pflanzt und sie dort über- 
wintern lässt; man hat dann Ende 
Mai zwar kleinen, doch vorzüglichen 
Kohl. Dies gelingt freilich nicht jedes 
Jahr; manchmal verfrieren die Pflan- 
zen, und deshalb machen wir im Ok- 
tober eine zweite Aussat im kalten 
Kasten, die hier bei hinreichender 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Lüftung und zeitweisem Durchziehen 
gut überwintern und móglichst früh 
ausgepflanzt werden. Für uns er- 
wiesen sich als die besten Sorten 
Zuckerhut und Haage'scher Zwerg- 
Blumenkohl; alle spätern und grossen 
Sorten gedeihen meist schlecht. Boh- 
nen gedeihen sehr, Erbsen weniger 
gut, am Besten noch Znckererbsen; 
Pahlerbsen werden schnell hart. Zwie- 
beln wachsen ausgezeichnet; Sämlinge 
geben im ersten Jahre starke Zwie- 
beln; unter allen erprobten Sorten 
erwies sich bis jetzt Madeira-Zwiebel 
als die beste, doch hält sie sich schlecht 
im Winter; weitere Versuche werden 
vielleicht auf eine bessere Sorte hin- 
weisen. Porre gedeiht ausgezeichnet, 
auch Salat, Spinat und Radies; letz- 
tere drei jedoch nur bei Früh- und 
Herbstsaten; im Mai lohnt es sich 
schon nicht mehr, solche Sachen an- 
zubauen. Ausgezeichnet und ohne alle 
Mühe erzieht man starke Büsche von 
Liebesapfel, eines der wichtigsten Ge- 
müse für hier; auch Eierfrucht ge- 
deiht vorzüglich, ist jedoch, mit Recht, 
weniger beliebt. Artischoken wachsen 
stark und geben viele und grosse 
Knospen, Sellerie will mir nicht recht 
gelingen; auch gute Spargel habe ich 
hier noch nicht erzogen, gebe jedoch 
die Hoffnung nicht auf. Wassermelo- 
nen, Melonen und Gurken gedeiben 
vortrefflich, doch bin ich hier auch 
wieder zu der kleinen Murem’schen 
Traubengurke zuriickgekehrt. Feine 
Mais-Sorten geben ein vortreffliches 
Entre-mets; als Dessert móchte ich 
auf die unvergleichliche kleine Melone 
Lady Sefton aufmerksam machen, die 
Früchte sind klein, gerade für eine 


I. Originalabhandlungen, 


Person ausreichend und deshalb an- 
genehm zu serviren. Für alle Ge- 
müse muss tief gelockert, zweimal 
gegraben, reichlich gedüngt und noch 
reichlicher gegossen werden. Hier 


gesammelte Samen arten schnell aus, 


307 


Also auch der Magen bekommt sein 
Theil; die Hauptsache scheint mir 
daran zu liegen, dass man an Körper 
und Geist gesund sein muss, um sich 
all’ der herrlichen Gaben des Südens 
erfreuen zu können. Clausen. - 


4) Aus dem „Süden“. 


Berichtigung und Antwort zu Artikel 3 im Junihefte dieser Monatsschrift. 


Mit einigem Widerwillen nur kann 
ieh mich entschliessen gegen anderer 
Meinungen und gar niedergeschrie- | 
bene Behauptungen zu Felde zu ziehen, | 
‘So unangenehm diese Sache auch sein 
mag, es kommen Fülle vor, wo es 
mir Pflicht erscheint, in die Schranken 
zu treten und mit offenem Visire so 
leere und vage Auslassungen wie jener 
Artikel aus dem „Süden“ enthält, zu 
widerlegen. — Man braucht wahrlich 
nicht Sanguiniker zu sein, auch nicht 
mit den Augen des jugendlichen Gärt- 
ners zu sehen, nicht mit den idealen 
Gefühlen desselben nach dem Süden 
zu kommen, um sofort zu erkennen, 
dass es denn doch etwas anderes mit 
dem Garten- und Landbau ist resp. 
sein kónnte als in unserm kalten Nor- 
den, und dass es in Wirklichkeit viel 
viel schüner in den Gürten ist. Dass 
diese Gärten aber auch ungleich reicher 
"à Pflanzenschätzen als ein Garten 
ss Nordens, so weit das Klima in 
E kommt, sein kann und dass 
Eu alle bekannten Annuellen und 
R en, alle, alle Pflanzen, die wo 


im : 

er im deutschen oder englischen, 
mn oder französischen Garten | 
B usstattung der Rabatten und 
lumenbee | 


te dienen, im Süden un- | 


gleich leichter zu ziehen sind und zu 
allermeist schóner als in unserer nor- 
dischen Heimath blühen, reicher duf- 
ten, mit einem Worte ihre ganze 
Herrlichkeit gründlicher zur Schau 
bringen, das zu konstatiren, zu be- 
weisen soll die Aufgabe vorstehender 
Zeilen sein. Suchum-Kale aber muss 
ausgeschlossen bleiben, denn ich kenne 
jene Gegenden nur aus mancherlei 
Reisebildern. Wenn dort Hitze, Staub 
und gar Mosquitos den Gärtner hin- 
dern Besseres zu schaffen, uns hin- 
dern sie nicht genau das zu ziehen, 
was von uns verlangt wird; uns be- 
einflussen sie weder den Ertrag noch 
die Freude an der mit fast tropischer 
Fülle sprossenden Vegetation; freilich 
haben wir andere Mittel als: Zieh- 
brunnen, Maulthiere, Schöpfräder und 
sorgen dazu fiir recht tiefe wasser- 
reiche Brunnen; freilich haben wir 
guten Muth und brauchen fleissige 
Hände und die Kosten sind hoch, die 
Steuern nicht geringer als draussen, 
aber wir sollen ja nur untersuchen, 
was wir können und wie es bei uns 
blüht und grünt und duftet, auch 
wenn monatelang kein Tropfen Regen 
fällt und wenn unsere Strassen in 
weisse Staubwolken gehüllt sind. 


308 


Wir wissen nun sehr wohl, dass 
je weiter nach Osten gegen Karpathen 
oder Balkan, oder endlich gegen den 
Kaukasus die Sommer eben so heiss 
und trocken zumeist als die Winter 
unangenehm, oft kalt und rauh sind; 
wissen aber auch, dass der Westen 
diese Uebelstände viel weniger hat 
und weniger unter solchen Kontrasten 
zu leiden braucht. Und darum eben 
scheint es mir ganz unverstündlich, 
wie der Verfasser jener Mittheilungen 
so ganz einfach von ,Süden^ reden 
kann, wenn er die Leiden des Gärt- 
ners am brausenden Kur erzählen 
will. Georgien oder Italien südlich 
am Po, Ciskaukasien oder Spanien 
und ein kleiner Theil Süd- Frankreichs 
sind doch wohl kaum in ihren klima- 
tischen Verhältnissen mit einander 
gleich. Die Unterschiede mögen gar 
merklicher Natur sein, und Tiflis als 
Bergstadt mit ca. 450 Meter Meeres- 
höhe im fernen Osten und Rom am 
gelben Tiber im milden Westen, oder 
die Hochebenen Armeniens, über die 
der rauheste Nordost die dürren Reste 
einer kärglichen sommerlichen Vege- 
tation trägt, und den lachenden Süden 
Frankreichs oder gar Andalusiens 
gleich abzuthun, scheint mir minde- 
stens gewagt, wenn nicht oberflächlich. 

Was nun aber in diesem übrigen 
Süden speciell in Italien im Garten- 
und Feldbau geleistet wird, welch’ 
herrliche Gärten sich hier befinden 
und welche Wunder von Pflanzen man 
allerorten sieht, davon scheint der ge- 
ehrte Verfasser gar keine Ahnung zu 
haben. Möchten ihm sich Italiens 
Wundergärten zeigen können, möchten 
die in dem gleichen Hefte erschiene- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


nen warmen Schilderungen einiger 
berühmter Gärten Süd-Frankreichs die 
Ansicht desselben ändern können und 
würden sich ihm die grünen Thäler 
Andorra’s jenseits der Pyrenäen zei- 
gen oder das reiche Baskenland, der 
Herr Verfasser würde seinen Süden 
gewaltig ungern missen. 

Wo Wasser ist auch Rasen im 
Süden bei uns. Wo Mittel, haben 
wir ihn nicht blos einen kurzen Som- 
mer, sondern das ganze Jahr, und im 
Schatten behelfen wir uns mit dem 
dunklen Grün der japanischen Con- 
vallaria. Wo es zu steinig und auf 
nackten Felsen aber begrünen wir 
mit saftigen Mesembrianthemum, die 
ihre Strahlenblüthen von leuchtendem 
Carmin im Mai noch dazu öffnen, 
Blüthen, wie sie nur der Süden brin- 
gen kann, so schön! Oder wir be- 
grünen mit Pyrethrum, Myrten oder 
der zierlichen bienenumschwärmten 
Lippia repens. Und worin besteht nun 
die Unmöglichkeit, jene herrlichen Blu- 
mengruppen, durch welche die Gärten 
Mittel-Europa’s so ausgezeichnet sein 
sollen, nicht haben zu können? Wir 
können alles haben, schöner als irgend- 
wo, und wenn wir nicht zuviel deren 
anbringen, ist's, weil wir es entbehren 
können und Schöneres haben als jene 
und eine unbegrenzte Wahl. Wir 
haben 2 oder eigentlich 4 Blüthen- 
perioden, unter denen Frübling und 
Sommer natürlich die vornehmsten 
sind. Ja, und es ist endlich auch 
deswegen, weil die Natur so schön 
und weil manche der beliebtesten Flor- 
blumen an unsern Felsen wild wucher? 
und duften, wie z. B. Levkojen und 
Antirrhinum oder Narcissen. Wenn 


I, Originalabhandlungen. 


wir unsere Felsen und Mauern mit 
leuchtenden Iris, mit lieblich duften- 
dem Goldlack oder den Bliithendolden 
des blauen Trachelium coeruleum um- 
schleiert sehen, werden wir sie nicht 
noch auf die nahen Beete oder Ra- 
batten pflanzen, wo wir Besseres haben, 
und wo kónnten sich die leuchtenden 
Valeriana rubra oder die prachtvollen 
Kaperngebüsche schóner ausnehmen, 
als an ihren heimischen Tufffelsen ? 
Und wenn nun diese Felsenwünde 
unsere Gärten begrenzen, wenn sie 
dieselben umarmen wie die Muschel 
eine kóstliche Perle, und die Natur 

" o 23 sl le cn He A 1 


so nahe, wozu sollen wir ihn da her- 
unterholen, um die Beete damit zu 
besetzen? Wird nicht der Gürtner 
der Latomien in Syrakus seinen schrof- 
fen Felsenwänden (Steinbrüche im 
Alterthume, nun zu Paradiesen um- 
8 ffen) il lichen Schmuck, 
ihre epheuumsponnenen Nischen, auf 
denen riesige Agaven starren, wird 
w ihnen nicht das ganze bunte Heer 
seiner schönen Flora belassen und die 
feurige Granate oder den schönen, 
wilden Feigenbaum? wo könnte er 
ihnen bessere, wirkungsvollere Plätze 
ànweisen als dort? — ( und welche 
von Blüthen und Duft umfassen 
: Ee Der ganze Segen 
nu px erreicht dort seine hóchste 
LR almen und Bananen, das 
m Citrusgeschlecht, Opuntien rei- 
n ihre kostbaren Früchte, von Fei- 
gen, Granaten und von Pfirsichen gar 
En Pelargonien, Lantanen, 
ies m, Clianthus , Alles was 
; Wuchert in einer in Deutsch- 


lan . 
d unbekannten und unmöglichen | Differenzen; sie man 


309 


Fülle und blüht und duftet das ganze 
Jahr! Die Rose aber durchzieht solche 
Gärten, deckt deren Wände und zieht 
sich linienhaft durch die Kronen der 
Büume. Der freundliche Leser aber 
möge Gregorovius’ herrliche ,Sici- 
liana^ lesen, dort findet er jene Gür- 
ten beschrieben, duftender und poesie- 
voller als ich es vermóchte. — 

Und nun sucht der Herr Verfasser 
gar in Italien vergeblich nach grünem 
Rasen oder gar nach üppigen Blatt- 
pflanzen und endlich vollends nach 
leuchtenden Blumen oder Teppich- 
beeten. Ja, wo wie zum Theil in 
Rom die weiten Rasenflüchen ver- 
nachlüssigt sind, wo keine Ausgaben 
mehr für die Gürten gemacht wer- 
den, wo die Gürtner sich sogar ihren 
Lohn selbst zuweilen suchen müssen, 
da sind die Rasenflüchen allerdings 
im heissen Sommer verbrannt und 
erst der Herbst mit seinem Regen 
begrünt aufs Neue. Aber das würe 
auch in Deutschland der Fall und ich 
weiss sogar, dass selbst die Wiesen 
in meiner flachen Heimath am Ost- 
seestrande nicht selten im August 
total verbrannt erscheinen. Und was 
kosten nicht die allerdings prüchti- 
gen Rasenflichen der grossen Gärten 
Deutschlands den Sommer über an 
Arbeitslohn und Bewässerungskosten? 
Wir haben nicht so grosse Flächen 
oder doch selten. Allerdings ergibt 
sich dieser Umstand aber aus der 
einfachen Suche nach Schatten, und 
während im Norden leicht zu vie 
desselben ist, sucht man hier nach 
dem oft kärglicher gemessenen Lichte 
und so erklären sich wohl diese 
geln also nicht, 


510 


weil man keine Freude an ihnen hat, 
auch nicht weil sie unmóglich sind, 
sondern als ganz natürliche Folge 
unserer wahrlich fast übermüssig be- 
messenen Lichtfiille! 

Und üppige Blattpflanzen sollen 
nicht in unserm Süden sein! Ja, aber 
wo sind sie denn? — doch nicht etwa 
ausschliesslich in nordischen Gärten ? 
Im Gegentheil, die Zahl unserer Blatt- 
pflanzen ist so gross, dass wir un- 
möglich alle wirkungsvoll anzuwenden 
vermögen, es sei denn in Gärten, die 
wie nur wenige meilenweiten Um- 
fang haben. Es ist hier nicht Raum 
genug, um alle aufzuzählen, aber ich 
kann mir unmöglich versagen einige 
Winke darüber zu geben, zwar weiss 
ich nicht wo zu beginnen. Allein 
dennoch. In der Voraussetzung, dass 
diese „üppigen Blattpflanzen“ also 
zunächst Canna, einige Solaneen, 
Wigandien, Nicotianen, Gynerium 
und auch noch einige Musa sein sollen, 
wie man sie doch in Deutschland in 
bevorzugten Gärten und Anlagen in 
warmen Sommern und bei genügen- 
der Dünger- und Wassergabe so schön 
sieht, möchte ich diese einzeln be- 
handeln. 

Canna wachsen hier wild so zu 
sagen und sind in Sicilien und Sar- 
dinien thatsächlich verwildert. Wir 
ziehen die ganz hübschen Formen 
massenhaft zur Samengewinnung und 
brauchen sie nur wöchentlich wie 
Mais etwa unter Wasser setzen zu 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


lassen, um ganz andere Gruppen oder 


Beete oder hier besser „Felder“ zu 
sehen, als man in unserm lieben Vater- 
lande jemals haben kann. — Sie sind 
gemein und weggeworfen treiben die 


Knollen aufjedem Schutthaufen üppige 
Triebe, blühen und tragen auch Samen, 
Man schmückt die Hallen, Vasen, 
Balkone damit. Man hat sie in allen 
Städten Italiens, Frankreichs und ich 
sah sie auch im Norden Spaniens. 
Sie sind ganz gute Uferpflanzen, hal- 
ten aber auch die grösste Hitze ohne 
Wasser aus und rollen nur ihre Blätter 
ein wenig zusammen. Sie wachsen 
auch in bedeutenden Höhen, in schlech- 
testem Boden und man findet in den 
öffentlichen Anlagen Neapels die schön- 
sten Gruppen davon. Sollten sie nicht 
gleichwohl in Transkaukasien fort- 
kommen? Ich zweifle keinen Augen- 
blick daran. 

Solanum haben wir ein ganzes 
Heer! Ich kann sie unmöglich auf- 
zählen, nur möchte ich hervorheben, 
dass die prachtvollsten Blattpflanzen 
und die herrlichsten Blüthensträucher 
wie die schönsten Fruchtträger unter 
ihnen sind und dass alle ohne Aus- 
nahme in ganz Italien sehr leicht ge- 
deihen, einige wahre Riesen bilden, 
andere mit Blüthen und interessanten 
Stacheln besetzt uns fast das ganze 
Jahr erfreuen und endlich, dass hier 
in Neapel fast alle den Winter über- 
dauern, in Sieilien aber Sorten wie 
S. laciniatum verwildern. Solanum 
robustum bliiht erst im dritten Jahre 
und ist dann zum Baume erwachsen, 
reich verzweigt, wenn auch mit etwas 
kleineren Blättern als im ersten Jahre, 
doeh immer noch so imposant, dass 
man in nordischen Gürten ihresgleichen 
niemals sehen kann. Solanum mar 
ginatum bildet aber prächtige, meh- 
rere Meter hohe Büsche, die stets 
mit Blüthen und Früchten bedeckt 


"cm podio cii e um ME ERANT Lt i 


I, Originalabhandlungen. 


sind und auch im Winter unser Auge 
erfreuen. Die fruchtbarsten aber und 
eben dieser Friichte wegen schénen 
Species wie S. capsicastrum sollte 
man erst im Siiden sehen, wenn im 
Juli- August bis Weihnachten und 
linger die freudiggrünen, breiten 
Biische fruchtbeladen die Gürten zie- 
ren. So was hat man nicht in Deutsch- 
land, das bringt nur der Süden selbst 
im schlechtesten Boden hervor. Und 
nun Wigandien! Ich weiss in Ca- 
tama am Fusse des Aetna bis zu 
5 Meter hohe Bäumchen, reich mit 
blauen Blüthenrispen überladen und 
voll der grossen freudiggrünen, doch 
aber ganz heftig brennenden Blätter. 
Sie wachsen wiederum wie wild, sind 
ausdauernd, wuchernd und dienen mit 
ähnlichen, wie Senecio platanifolius 
u, a m., um wüste Plätze zu be- 
kleiden. Es sind Schutthaufenpflan- 
zen etwa wie Datura Stramonium im 
Norden! 
unsern schönsten Blattpflanzen in den 
vaterlindischen Girten. Hier kulti- 

» werden sie in einem Jahre fast 
N Meter hoch und zwar aus dem 
Se erzogen, was will man 
E x wachsen in jedem Boden 
E > nur locker soll er sein 
e y et, dies letztere aber be- 
y alsbald selbst. Sollten sie 
nicht auch in den so reichen Wein- 


Segenden Georgiens leicht wachsen, | 


: und Mosquitos? Nico- 
Hanen sind 


Unkraut. N. macro- 


Phylla gigantea ziehen wir zu Samen | 


auf unsern 
Wächst ü 
gaben, N. wi 


Feldern für den Norden. 


gandioides desgleichen. 


Und doch zihlen sie zu | 


PPig ohne grosse Wasser- | 
‘ dischen Gärten und sie erreichen im 


G ert 
riu A Aa : | p 
erium, Eulalia , Penicillaria und | März an 


311 


andere ühnliche Rasengrüser, welche 
man wohl im Norden zu üppigen 
Blattpflanzengruppen verwendet, ent- 
falten hier und in ganz Italien und 
Spanien eine dort oben unbekannte 
Vegetation!‘ So sind z. B. unsere 
Aussaten von März 1882 die Gynerium 
jubatum und argenteum Varietäten, 
jetzt im August 1883 mit 5—7 Blü- 
thenrispen und einem Umfange von 
ca. 4 Meter herangewachsen. Ausge- 
pflanzt aber wurden sie erst im Herbst 
1882, Arundo Donax endlich wüchst 
hier wie man weiss völlig wild und 
erreicht in jedem Winkel, ohne irgend 
welche Pflege, ohne Wasser und trotz 
aller Hitze, die solehen Pflanzen ja 
gerade so nothwendig, wie etwa der 
Drosera der Sumpf, kolossale Dimen- 
sionen, — Die Bananen, von denen 
ja nur wenige für den Norden in 
Belang kommen, aber halten im Freien 
aus und wo nicht, entfalten sie doch 
ihre ganze Pracht nur im Süden, 
blühen und tragen Früchte. 

Um nun noch der Ricinus zu ge- 
denken, welche immerhin in Deutsch- 
land und England zur Herstellung 
soleher Gruppen sehr wichtig sind, 
michte ich gleichfalls konstatiren, dass 
dieselben in ganz Italien fast auf den 
Feldern gezogen werden zur Gewin- 
nung des ölreichen Samens und ohne 
Wasser, ohne sonderliche Pflege ein 
riesiges Wachsthum bezeigen. In Si- 
cilien und Calabrien aber fand ich sie 
in den im Sommer fast völlig trocke- 
nen kiesigen Flussbetten oder an deren 
Rändern vollkommen verwildert. Wir 
ziehen die besten Sorten für die nor- 


Ort und Stelle ins freie 


, 


312 


Land gelegt bis September 5—6 Meter 
Höhe. In den Gärten Neapels kenne 
ich Bäume im Alter von vielleicht 
8 Jahren mit reich verzweigten flachen 
Kronen. Sie sien sich von selbst aus 
und die Samen kónnen mehrere Jahre 
tief in der Erde liegen ohne zu ver- 
derben, keimen, sobald sie wieder an 
die Oberflüche kommen, durch die Haue 
des Gürtners. 

Nun aber móchte ich jener Blattpflan- 
zen, die nur den Gürten des Südens 
eigenthümlich sind, gedenken. Lassen 
Sie mich die Palmen und jene Riesen- 
grüser, die Bambusen obenan stellen. 
Wer kennt sie nicht, jene unvergleich- 
lichen Gruppen, welche die ganzen 
Gärten der Riviera von den Pyrénées 
orientales bis zur Meerenge von Mes- 
sina schmücken? Wer hörte nicht 
von den Bambusen der Prachtgärten 
an den Seen am Fusse der Alpen 
oder an der Riviera di ponente? Das 
sind Blattpflanzen, hingegen jene sind 
arm dagegen. Zählen wir hierher die 
grossen Agaven wie A. americana mit 
ihren Formen oder A. mexicana, Sal- 
miana, Celsiana und andere, Ferner 
die prächtigen Phormium tenax und 
deren Arten, welche wahre Riesen- 
stauden bilden, die Colocasien, die 
riesigen Gunnera und um zu enden 
noch die Phytolacea dioica, welche in 
einem Jahre fast zum 4 Meter hohen 
Bäumchen erwächst, und rechnen wir 
noch die oft bizarren Yuccen hinzu, 
so können wir diese Gruppen gerne 
schliessen ohne der Opuntien oder 
Dasylirion, der Cordylinen und zahl- 
reicher nicht minder schöner Arten 
weiter zu gedenken, 

Um aber zu zeigen, dass wir uns 


. ganz prachtvoll, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


damit keineswegs begnügen und un- 
sere Gürten noch ganz andere Perlen, 
welche füglich auch die Bezeichnung 
„Blattpflanze* verdienen, zu ihrem 
Schmucke zählen, möchte ich noch der 
in einem Jahre zu meterhohen Bü- 
schen erwachsenden Acacia lophanta, 
Eucalyptus globulus, und ganz be- 
sonders der prachtvollen Grevillea ro- 
busta Erwähnung thun, sie werden 
häufig zu unserem Zwecke verwandt 
und erwachsen im Uebrigen alsbald 
zum Baume. Häufig auch sah ich in 
den Gärten Norditaliens wahre Pracht- 
gruppen, die füglich jene Bezeichnung 
„Blattpflanzen“ wohl verdienen und 
zur Nachahmung auffordern durch ihre 
Schönheit und ihren robusten Wuchs, 
von einigen im Norden wohl ver- 
wertheten Bäumen und Sträuchern, 
welche man in Buschform zunächst 
und mehreren Exemplaren neben ein- 


ander erzogen und nach vollendeter — 


Vegetation etwa im November all- 


jährlich bis auf den Boden abgeschnit- 1 
ten und im Frühlinge zu ungemein 


üppigem Triebe veranlasst hatte. Ich 


erinnere mich, solchen Gruppen in den 
öffentlichen Anlagen zumeist begeg- | 
net zu sein, und nenne zunächst als 3 
am schönsten Acer Ginnala*) mit — 
prachtvollen rothen Triebspitzen. Acer - 
Negundo fol. var. treibt auf solche ; 
Weise behandelt und im Winter gut : 


gedüngt 2 Meter lange Triebe und ist 


*) Dieser schöne Ahorn des Amurgebietes 


wächst auch noch in Petersburg üppig und — 


schön. (E. R.) 


REM 


ebenso Sambucus 
nigra fol. var., Sambucus pe 1 
aurea. Pawlowniaimperialis tret E 


: d AL vU Wu eee Nee eT 
BEENDEN: Spe ee EU Pe ee ee ee RETE ee ee Se ee ee 


a oe TP M A 
Se CE 


= 
— 
od 
e 
M 
— 
Qo 
Qo 


I, Originalabhandlungen. 


313 


riesige Schösslinge mit enorm grossen | je mehr ich aufzähle, desto mehr 


Blitern. Tilia americana, Tilia | kommt mir in den Sinn! 


Was ich 


argentea und manche andere mehr. | als dürren Busch in den botanischen 


Noch eine andere hochinteressante | 


Blattpflanzengruppe können wir uns 
schaffen und sehen wir sehr hüufig, 
die so wunderbar schön, dass der Gärt- 
ner des Nordens sie wohl ahnen kann, 
niemals aber besitzen. Ich meine 
Bassins mit Cyperus Papyrus rings- 
um von Colocasia esculenta oder Ca- 
ladium nymphaeifolium umgeben oder 
im Winter Calla aethiopica mit Blü- 
then übersäet, wenn die Wurzeln das 
Wasser erreichen können. Denke man 
sich den wirkungsvollen Kontrast jener 
zarten Gebilde des imposanten Papyrus 
und der riesigen Blätter der Arum, 
oder die prächtige Thalia dealbata 
In grossen massigen Gruppen! 

Soll ich nun noch schliesslich an 
das übrige Heer der kostbarsten Pflan- 
zen erinnern, welche diese Gärten des 
Südensbergen? Sollichder Araucarien, 
Cycadeen, der Strelitzien, der bizarrsten 
Koniferenform en, der bliithenbeladenen 
Oleandergebiische, von deren Schón- 
heit man sich schwerlich die rechte 
Vorstellung machen kann, wenn man 
sie nicht in diesem Süden sieht, soll 
ich wiederholt der schon zum Theil 
ide Hrn. Dr. Regel erwühnten Lager- 
sirömia, der Erythrina und herrlichen 
e, der Poinciana Gilliesii, der 

assien, Melianthus, Agapanthus, 
Melia , Pittosporum, Schinus, Inga, 
: ai : Metrosideros gedenken? 
A e man sich die blüthenprangenden 
un die Habrothamnus und Joch- 
eg zur Weihnachtszeit vor und die 

Chtenden Hibiscus im lachenden 

Mmer! Ich weiss kein Ende, und 


Gürten sah und missachtete, in diesem 
Süden lernte ich es schützen. Dic 
dürre Duranta Ellisia oder die arm- 
blättrige Meyenia erecta, welche Pracht 
entwickeln sie in unsern Gehölzgrup- 
pen! Schweigen will ich von den 
feurigen Granaten, die ganz Italien 
schmücken! Schweigen auch von Myr- 
then, Lorbeer und Orange! Von Ca- 
mellia, Azalea, Rhododendron und den 
Magnolien! O wie wohl thut ihnen 
dieser Süden, wie übersät mit ihrer 
Blüthenpracht stehen sie monatelang 
da, trotz Hitze und Staub, und den 
letzteren wehren wir Gärtner ihnen ab. 

Es bleibt mir gar wenig Raum, um 
den Faden fortzuspinnen, und mach’ 
ich’s kurz. Vergeblich soll man in 
diesem Lande leuchtende Beete von 
Sommergewüchsen oder gar die zwei- 
felhaften Teppichbeete suchen. Sehen 
Sie sich unsere Kulturen an und neh- 
men Sie diese Behauptung zurück. 
In Mailand, Florenz, in Neapel und 
Palermo, ja in allen Stüdten Italiens 
finden Sie solche fast das ganze Jahr 
blühen und duften und manche der 
Sommergewüchse kann man eben nur 
wieder in diesem staubigen Süden in 
ganzer Schünheit ziehen. Die Letz- 
teren aber liebt man nicht so sehr, 
und es scheint mir als ob nicht 
zum Nachtheile grade des guten Ge- 
schmackes. Ein plausibler Grund, wes- 
halb solche Pflanzen hier nicht ge- 
deihen sollten, liesse sich wohl nicht 
angeben, im Gegentheil, man kann sie 
viel schóner und leuchtender gefürbt 
haben als in Deutschland! Es gibt 


314 
absolut keine Annuelle, welche man 
im Norden, sei es im Freien, im 'Topfe 
oder Hiusern kultivirt, hier nicht eben- 
so schén gedeiht. Viele sogar bedeu- 
tend schöner und leichter. Wir ziehen 
eine grosse Zahl Sommergewiichse und 
Stauden und was da draussen nicht 
immer reift, das wühlen wir. In un- 
sern Beeten finden Sie Clianthus 
Dampieri, Browallien, Torenien, Age- 
ratum, zarte Amarantus, Anagallis 
grandiflora, Begonien, Celosien, Cen- 
tauren und Cinerarien zu jenen 
Teppichbeeten, Chamaepeuce, Dahlien. 
Die letzteren vertrocknen in der Hitze, 
wenn sie kein Wasser bekommen und 
das ist nichts Ungewóhnliches, sie 
blihen allerdings schéner im April- 
Juni und zum zweitenmale im Sep- 
tember-Januar! Sie finden Gnapha- 
lium lanatum wie Unkraut wuchernd; 
pl , Helianthus, Heliotropium, 
Balsaminen, Phlox Drummondi, ganz 
prachtvoll, Ipomopsis, Lantanen, Lina- 
rien, Lobelien, Lotus, Mirabilis und 
prüchtige Nicotianen und Petunien; 
Pelargonium, Geranium, Penstemon, 
Perilla und Petunia ete. Das ganze 
grosse Sortiment, dessen Kultur uns 
bei theurem Grund und Boden lohnt! 
Im Winter sind es Pensee, Silenen, Pa- 
paver umbrosum, Clarkia, Godetia, 
Iberis, Jonopsidium, Anagallis, Pyre- 
thrum, Saponaria und Nelken, welche 
wir ziehen, Portulacca verwildert, 
wie alle andern Genossen. Man be- 
handelt solche Dinger eben wie Un- 
kraut und pflanzt aus, was man sam- 
melte und wünscht. 
Ein anderesmal móchte ich über 
Gemüse und Feldbau mittheilen, als 
Schluss zu dieser Antwort, um für 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


diesmal den freundlichen Leser nieht 
allzuviel zu ermüden. 
C. Sprenger, 


i. Firma Dammann & Co. 


Nachschrift von E. Regel. 


Wir freuen uns, dass der übertrie- 
ben aufgetragene Artikel, die Plagen 
des Südostens behandelnd, — zwei 
so krüftige und gediegene Erwide- 
rungen gefunden hat. Italien ist ja 
das Land der Wunder für den Nord- 
linder und der gewandte und die 
Wunder der dortigen Pflanzenwelt 
gründlich kennende Verfasser des vor- 
angehenden Artikels führt uns so ge 
winnend mitten unter diese prüchtigen 
Pflanzen, dass wir es nur bedauern, 
nicht mit ihm wandern und staunen 
zu kónnen, Wir wollen hier nur zur 
Entschuldigung des Hrn. Kuhnd da- 
ran erinnern, dass derselbe in dem 
Südosten Europa's geschrieben ist, 
wo wohl im Sommer es heiss un 
warm, wo aber doch strengere Winter 
oftmals alle die Pflanzen, die im Sü- 
den Italiens noch gedeihen, tödten. 
Selbst die Eucalyptus sind in Suchum 
Kale vor einigen Jahren wieder er- 
froren. Dann hat Italien einen Ueber- 
fluss von fleissigen tüchtigen Arbei- 
tern, die im Südosten Europa's sehr 
fehlen. 

Ueber die Leiden des Tifliser 
Klimas hat Herr Scharrer unsere 
Leser oft unterhalten. 

Endlich hat Italien nirgends Jene 
prachtvollen Gartenanlagen in gros* 
artigem natürlichen Style, wie WT 
solehe in England und auf dem Con- 
tinente sehen, wo Baumgruppen mt 
üppig grünen Rasenplätzen und Wie- 


sen wechseln, sondern Schatten, Schat- 
ten ist dort die Parole, so dass die 
Gürten Italiens wohl eine Fülle prüch- 
tiger Holzgewüchse bergen, aber mit 
Erfolg den ganz differenten Charakter 
der Park-Anlagen des Nordens nicht 
wiedergeben kónnen. 

Wir danken dem Hrn. C. Sprenger 
für seine beredte Vertheidigung und 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 315 


| die Darlegung der Wunder des Sü- 


dens, bitten sehr um baldige Fort- 
setzung in Betracht der dortigen Obst- 
und Gemüsegärtnerei, beharren aber 
bei unserer Ansicht, der Sommer im 
Norden, Herbst, Winter und Früh- 
jahr im Süden, wer das eben haben 
kann!! 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


A Empfohlen in verschiedenen 
Zeitschriften, 

: 1) Bulbacodium  crociflorum Rgl. Zu 
ur Gartenflora 1881 Seite 33 beschrie- 
en und Tafel 1035 abgebildeten Art 
West-Turkestans bemerken wir nachträglich, 
dass dieselbe nicht flache, sondern fast stiel- 
runde Staubfaden besitzt, und dass die Blu- 


n = den allerersten Frühlingsblumen, 
ri yi 50 früh hervor, dass es oft von 
m B uc weshalb es gegen Nacht- 
bo. rch übergelegtes Tannenreis ge- 
"od gen muss. Im Topf im kalten 
Min ^ aus kultivirt, blüht es schon Ende 
m. d * Februar n. St), so dass diese 
itm > als Pflanze für den Winterflor, 
in ug starken Wohlgeruchs der weissen, 
ids en violett gestreiften Blumen, einen 

n Werth als Pflanze für den Winterflor 
ee wird es sich gleich 

ei E Hyacinthe treiben lassen, wor- 
Ben, 3 aber noch keine Erfahrungen vor- 

(E. R.) 


Mn minutifolia, von Engelmann in 
Mu Botan. Club, New York 1882 be- 
" ons (und in der Rev. hort. Paris. 

berheft 1882 reproducirt), ist eine 


urde, — Sie bildet niedrige 


dichte Büsche, die Blatter sind sehr klein, 
tief eingeschnitten, die Blüthe schón rosa, 
fleischfarbig, fast weiss, von geringem Geruch; 


im 
lichkeit mit der Rosa pimpinellifolia. 

Herr Regnier, Obergärtner im bo- 
tanischen Garten zu Saion, hat nach Frank- 
reich eine Mussaenda theifera mit gelben 
Blüthen gebracht und Ableger davon bei 
seinem Bruder zu Fontenay-sous- Bois (Seine) 


in Paris zu entnehmen, sehr kraftig, brachten 

Blüthen, diese aber anstatt von gelber Farbe, 

waren in reinster weisser Farbe, sonst aber 

war die Pflanze ganz identisch mit der 

Typusart. (Sr.) 

B. Abgebildet in ,La Belgique hor- 
ticole*. 

4) Streptocalyx Vallerandi Ed. Morr. (Bro- 
meliaceae.) Lamprococcus Vallerandi Carr. in 
Revue hortie, 1877, p. 129 cum ic. — Eine 
sehr schón blühende Art, welche von dem 
im Jahre 1881 im Amazonenstrome verun- 
glückten Reisenden Narcisse Baraquin schon 
1876 in jenen Gegenden entdeckt und nach 
Frankreich gesandt wurde. Einen Theil der 
Pflanzen erbielt der Handelsgärtner A. Chan- 
tin in Paris (route de Chatillon 32), dieselben 
kamen aber sammtlich todt an, es befanden 
sich aber einige Samen an den Pflanzen, 
welche keimten und vor Kurzem zur Blüthe 
Glücklicher war Herr Eugéne Val- 


kamen. 
lerand, welcher auch ein Exemplar von 
Baraquin erhielt und. welches schon 1877 


316 


in den unter seiner Leitung stehenden Ge- 
wächshäusern des Hrn. Carcenac in Bougival 
bei Paris blühte. Carriére nannte die Pflanze 
Lamprococcus Vallerandi und bildete sie in 
der Revue horticole ab; sie hat aber "m 
dieser Gattung nichts gemein und gehór 


Beer's Streptocalyx, wozu jetzt Herr ie iis 
Morren auch sein chmea Fürstenbergi 
rechnet, — Die neue Art hat grosse Dimen- 


sionen; die kultivirten Pflanzen haben bei 
einer Hóhe von 55 Cm. einen Durchmesser 
von 1 M. 60 Cm. — Die Rosette ist locker 
und enthält ungefähr 48 lederartige am Rande 
stachelige Blatter, die sich im leichten Bo- 
gen wólben und 1—1'/2 M. lang sind; die 
mittleren Blätter sind kürzer als die äussern; 
ihre Oberseite ist hellgrün, leicht mit dun- 
kelgrün marmorirt, die Unterseite ist grau- 
rin, Der aufrechte oder leicht gedrehte 
Blüthenstand entspringt aus dem Herzen der 
Bint lropetie und erreicht eine Héhe von 
50 oss, pyrami idenfórmig ver- 


mig. A 

er? zweireihig, ER Kelch 
eht, mit weissem Puder bedeckt. 

ed egt violett. (1883. Taf. 1—2.) 

5) Cypripedium barbatum Ldl. var 
nerianum Williams (Orchideae). 
in Warners Select Orchid. Plants; ser. 8. 
fasc. 4. 1881. Eine hübsche Abart des be- 
kannten C. barbatum mit grossen Blumen 
und weissen Rückensepalen, welches mit car- 
moisinrothen Streifen durchzogen ist. (1883. 

afel 7.) 

6) Vriesea Soon e Ed. Morr, (Bromelia- 
ceae). Wurde vom Sohn des bekannten Gar- 
tenkünstlers Barillet-Deschamps in Ecuador 
entdeckt, weleher Samen an Herrn Professor 
Morren in Liittich sandte, in dessen Privat- 
garten die daraus gezogenen Pflanzen im 
Mai 1882 zur Blüthe kamen. 


Blu- 


gestreift und marmorirt von etw 
lerer Farbe, 


m 
Nn 
' 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Blüthenstand breit eiförmig, 


60—65 Cm. lang, 8 Cm. breit, mit zahl- 
reichen Deckblättern, welche zweireihig und 
sehr dicht stehen. Blumen einzeln in den 
Achseln der Brakteen, citronengelb. (1883. 
Tafel 3. 

7) Schlumbergera senior ana Ed. Morr. 
gea Morreniana Lind. 


ausstellte, jetzt Herrn Ferdinand Massange de 
Louvrex in St.-Gilles bei Lüttich gehórend. 
Hier blühte auch die Pflanze unter der auf- - 


merksamen Pflege des jetzt leider verstorbe- — 


nen Obergärtners Carl Kramer. Die Pflanze 
hat grosse Dimensionen; bei einer Hóhe von 
1 Meter erreicht sie einen Durchmesser von 
mehr als 11/2 Meter. Blattrosette locker, Blät- — 
ter 20—30; lederartig, mehr oder weniger über- 
gebogen, 1 Meter lang, dunkelgrün, mit braun- 
purpurnen Querstreifen, welche sehr zabl- 
reich sind. Blithenstand aufrecht, die Blatter 
überragend ; Rispen dicht und zusammenge- 
ang, zapfenfórmig, die mitt- 


schmal lanzettlich, dicht anliegend; gegen 
die Rispe hin werden dieselben breiter und 
sind braun gefarbt. Brakteen der 
dachziegelfórmig, vies: purpur, Blumen 
strohgelb. (1883. Tafel 4—6.) 

8) Guzmannia Desc na. Ed. Morr. 
(Bromeliaceae). Diese Art blühte zum ersten 
Male im September 1882 in den Gewüchs- 
häusern der Firma Jacob Makoy & Co. in 
Lüttieh, welehe dieselbe aus Molleturo in 
der Provinz Cuenca der Republik Ecuador - 
erhielten. Von mittlerer Grösse; 60 ie ier 
bei einem Durchmesser von 98 Cm à 
artig wachsend. Blatter nicht dew. p 
lockere, becherfórmige Rosette bildend, leder- 
artig, lang, unbestachelt , lanzettlich, zuge 


allmälig verlieren. 
kürzer als die Blätter. 
zapfenförmig, aus zahlreichen Deck F 
gebildet, die über einander liegen und prac 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


+ pa z 4 
= fet ag). A 

= een 
of 


ar 
= 
zu : 
= 


317 


318 


voll zinnoherroth gefärbt sind. Blumen ein- 
zeln in den Achseln der Deckblätter, blass- 
gelb. (1888. Tafel 8—9.) (Ender.) 


C. Abgebildet in demKataloge von 
James Veitch and Sons (Royal exot. 
Nurseries, Kingsroad, Chelsea, London). 


be Sarracenia Pees oda h. Veitch et S. 
osa h. 
heck dili * pur 


früher erzogenen ee der S. Stevensi. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Wird im Garten von J. Veitch and Sons 
erzogen und gehört zu den schönsten For- 
men dieser interessanten Schlauchpflanzen, 
Ausgebildet tragen sie Schläuche auf gelb- 
grünem Grunde schwarzroth geadert 

osa ist der andere schöne Bastari, 


HL Notizen. 


1) Hohe und niedrigere Lage. Ge- 
meiniglich nimmt man an, dass eine höhere 
Lage kälter, eine niedrigere wärmer sei. 


Bei geringern Erhebungen a Ebenen oder 
Thälern ist aber gerade das Gegentheil der 
Fall, denn die kältesten Luftschichten, na- 
mentlich bei Früh- und Spätfrösten, lagern 
tiefer und schaden den in höherer Lage 
befindlichen Gewächsen nicht, während die 
in der Ebene denselben theils a 
gedeiht der Sauerkirschbaum in 


ber nur s höher and der ew 
artigen ine von 
na 


Pulkowa und 
dessen Norden gerichteten ungen 
trägt er jährlich reichlich Früchte. Ebenso 


zeigen sich da auch die Aepfelbäume viel 
widerstandsfähiger gegen unsere Winter, 
als unmittelbar um Petersburg 

Herr Fischer, der Vorsteher des Pomo- 
logischen Gartens zu Woronesch, welches 
am Rande der Steppen liegt, macht uns die 
gleiche Bemerkung. Der Garten hat eine 
thalartige Einsenkung, die 84 Fuss tiefer 
als die zu beiden Seiten ansteigende Hügel- 
reihe liegt. Während nur oben Aepfel- 
baume, die härtesten Birnen, Sauerkirschen, 
Acer platanoides, Fraxinus excelsior, Obst- 
stráucher, durchschnittlich gut gedeihen, 
leiden sie unten fast jährlich fie frieren 
is zum nee herab. (E. R. 
In Algier ist die Reblaus 
noch nicht eingedrungen, aber ausser dem 
Oidium bringt die Pteronospora vitieula 


E: 
E 


(Mildew in Nordamerika) grossen Schaden. 


aus der Rev. 
mehrere Sitzungen über diesen Gegenstand 
gehalten, um die Mittel gegen diesen Pilz 
zu studiren, und der Schwefel als das ein- 
zige anerkannt, welches dem Uebel in 
seinem Fortschreiten Einhalt thun kónne. 
In Bezug auf den Traubenpilz Oidium 
sind die Beobachtungen des Hrn. Co urtois 
oH . Febr. 1882) von besonderer 
Wiehti gkeit — er theilt das Auftreten des- 
selben in 3-Zeitepochen; — in der 1. zeigt 
sich der Pilz als lichtgrüne Flecken auf dem 


3. Phase jedoch, wenn schon 

schwarz geworden, ist die Krankheit un- 
heilbar. — Bei gesunden Trauben ist der 
Schwefel als Pallisdboniitel ohne E Mc 
ku Sr. 


ng. 
3) Rosen den Geruch zu erhalten. 


In der Rev. hort. Paris 1. Hft. 1882 finden 
um den Rosen 


: übt sen lege man eine Lim 
icht gestossenes Kochsalz, €— s 

Se h t E ohlriechender Rose , 

chicht stark w ue 


darauf kommt neuerdings Salz und 


ist 
die Rosen und so fort bis das Glas voll 


NONEM SN DE ES RAE 


ei en Tor He POET ee PUER TD 


hermetisch geschlossen und an einen kühlen 
trockenen Ort gestellt. Im darauffolgenden 
Winter, kaum der Deckel abgenommen, ent- 
wickelt sich der sehr liebliche Rosenduft, 
(Sr. nach Rev. hort. Paris 1882. 8. Hft.) 
4) Herr Lorenz Hoger, ein deutscher 
Gärtner, seit nun wohl 20 Jahren als Han- 
delsgärtner in Rio Janeiro niedergelassen, 
exportirt die von ihm zur Ausfuhr in Tópfen 
und Kübeln kultivirten Pflanzen, sowie den 
Waldungen entnommene Orchideen, jetzt 
im grossen Masstabe und sendet solche nach 
England, Belgien und dies Jahr ist auch ein 
Reisender desselben nach Petersburg gekom- 


IV. Personalnotizen und Correspondenz. 


319 


` — dann wird das Gefäss mit dem Stópsel | men. Grosse Exemplare schöner Codiaeum, 
b 


aber besonders zahlreiche Palmen sind es, 
die derselbe mit sich führt. Die bemerkens- 
wertheste, die derselbe zu vielen Hunderten 
importirt, ist Hyophorbe indica Gärtn. 
(Areea lutescens Bory), in Exemplaren von 
2—8 Fuss Höhe mit 2—15 Stengeln und an 
Stengeln und Blättern viel gelber als die 
bei uns kultivirten Exemplare. Es ist diese 
Hyophorbe wegen diesem ihrem buschigen 
Wuchs von hohem Werthe für die Kultur 
im warmen Wintergarten, im Gewächshause 
und endlich auch für Zimmerkultur, wo die- 
selbe ganz vortrefflich gedeihet und Exem- 
plare von hoher Schönheit bildet. 


IV. Personalnotizen 


1) Eduard Neide f. Am 28. August 
verstarb in Charlottenburg der Königl. Gar- 
len-Direktor Ed. Neide, Direktor des Thier- 
gartens in Berlin. Geboren am 1. August 
1818 in Magdeburg, erlernte er die Gartnerei 
in den berühmten Nathusius’schen Baum- 


“es ip als Garten-Inspektor und schliess- 
2 EL eter. Ausser seinen direk- 
snl pepe hat er durch Schópfung 
Batch nlagen in verschiedenen Gegenden 

lands ein ehrendes Andenken hinter- 


"Th Kgl. Gartenbau.Direktor Haudt be- 


melting der neueren Auflagen 
s Tedow's Gartenfreunde. (E.) 


Wilhelm Sonntag +. Am dritten 


ber verstarb in Warmbrunn in seinem | 


72, A 
^ Lebensjahre der hochverdiente langjäh- 
Befórde 


"ee September verschied in seinem 
bensjahre der Garten-Inspektor und 


| > Am 12, 


und Correspondenz. 


Lehrer an der Königlichen Gärtner-Lehran- 
stalt, Wilhelm Lauche. Es ist das ein 
sehr schwerer Verlust, der da unsern Garten- 
bau getroffen hat, ein Verlust, der tiefe Trauer 
um den, geliebten Lehrer und Freund in 


Er stammt 
aus einer alten Gártnerfamilie und sog schon 
in seinen ersten Jahren der Entwickelung 
eine hingebende Liebe zum Gartenbau gleich- 
sam mit der Muttermilch ein. Zunächst 
machte er sich bekannt als ausserordentlich 
tüchtiger und gebildeter Gartner, als er die 
Gartnerei von Augustin auf der Wildpark- 
station bei Potsdam leitete. Damals zeich- 
nete sich jener Garten durch die ausgezeich- 
neten Kulturen der Farnkráuter aus. Ausser 
vielen seltenen aus Sporen erzogenen Arten, 
glückte es ihm auch zwischen den beliebten 
Arten der Gattung Gymnogtamme mehrere 
Bastarde zufällig zu erziehen, wie überhaupt 
Garten unter 
Lauche's Pflege 
Deutschlands gehörte. Später gründete er 
selbst eine Handelsgärtnerei und im Dezem- 


| ber 1869 ward er als Garten-Inspektor und 


Lehrer an der Königl. Gärtner-Lehranstalt 


| in Potsdam angestellt. Grossentheils in Folge 


Lauche's Tüchtigkeit als Führer der jungen 


320 


Leute im praktischen und theoretischen Gar- 
tenbau, ist der Ruf als tiichtigste Gartenbau- 
schule Deutschlands der Potsdamer Garten- 
bauschule in den letzten Jahren allgemein 
anerkannt worden, Mit welcher Freude zeigte 
mir Freund Lauche noch in diesem Friih- 
jahre, die im ausgezeichnetsten Zustande sich 
hefindenden Formbäume des Institutsgartens, 
die Lauche unter Beisein der Zóglinge jahr- 
lich selbst geschnitten und dabei die nóthi- 
gen Anweisungen ertheilt hat. Wenn ich 

h in unserer Jetztzeit, wo das Zartere 


Eisenbahnen 
Freund dieser unnütz viel Zeit raubenden 
und deshalb theuer zu stehen kommenden 
Spali epos von Aepfeln, Birnen, Pflaumen, 
Kirschen ete. bin und nur den fürs Spalier 
en rl Pfirsich- und Apri- 
kosenbäumen, sowie Weinreben den 
Platz in der Zukunftsgärtnerei Deutschlands 
und Russlands aufbewahren möchte (weil 
Pfirsich und Aprikosen ganz reif nicht weit 
transportirt werden können und auf dem 
Lager nicht nachreifen, — dagegen Pflaumen, 
Kirschen einen dreitägigen Transport bei 
guter Packung in vollem Zustande der Reife 
aushalten und endlich der Wein sich vor 
allen als Spalier an der Südseite des Hauses 
sich eignet, voller als bei der Kultur im 
Weinberge trägt und noch schmackhaftere 
Trauben liefert), so muss ich hier bezeugen, 
ass besser und regelmässiger und auch ver- 
nünftiger geschnittene Spaliere, Cordons ete, 
von Aepfeln und Birnen, wie die von Lauche 


Gartenbaues hat 
Lauche gleichfalls eine hervorragende Stel- 
lung eingenommen und seine Pomologie ist 
eins der Werke, die hier lange Zeit ihre 
Wichtigkeit behalten wird, Denn seine Mit- 
hülfe bei der Herausgabe des deutschen 


kannt gemacht. So fordert der Tod unerbittlich 
seine Opfer. Den drei hervorragenden Man- 
nern, die derselbe jetzt heimgeholt hat, wollen 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


r aber ein dankbares Andenken weihen, 
dank 


Gärtner gethan hat. 


Gott segne deren n 
denken unter uns. (E. R) 


Kaki 


dieses ins Freie. 
hielt ich Fuss lange kräftige = 
Dieses Jahr wurden diese Triebe à 
und aufs Neue zu vielfachen Velie 
benutzt. (Clausen.) 

Wir haben vor mehreren Jahren m. 
schönen Baumes von D. Kaki im botanischen - 


wohlschmeckende Kaki-Pflaume in der 


anstaltet vom 22.— 

garlen des merui pis in Berlin E 

Winter-Ausstellung , vorzugsw 
ations- 


a eden Nr. 42, zu eae 5 
6) InLiegnitz fand Anfan eine 
Serra Hl? statt, auf es die alten — 

bekannten Namen Gireoud, Kittel- - Ecker: 
dorf etc. als Aussteller glanzten. 
1) J. Pernet Fils-Duches, Etablisse- 
ment d’hortieulture à Lyon, zeigt an; 
er unter obiger Firma das voto 
Kultur der Rosen gewidmete Et 
von ,Mme. Veuve Duches“ übernom 


Mp Xa eee RE 
x EF 


a 
lohtune c Denkmals 
Herrn Dr. ED. LUCAS in Reutlingen. 


Wohl selten ist es einém einzelnen Manne, der sich nicht auf die Mittel und Einrich- 

zen - Staates, sondern nur auf seine eigenen Kräfte stützen konnte, C gewesen, 

mfangrei ide und sogensreiche Wirksa ue auszuüben, wie unser vor Jahresfrist 
Burns Freund Hr. Dr. Eduard Lucas es vermocht 

Ihm, ne seinem voran een Mitarbeiter Hrn. Superintendenten Oberdiek, 

es in erster Linie zu danken, dass der Obstbau, welcher bei uns in Deutschland 

vielerwärts der Zurücksetzung und V Fred oec preisgegeben , jetzt r und mehr 


: e war, jetzt m 
die ihm gebührende Stellung im wirthschaftlichen Leben des Volkes einzunehmen beginnt. 
nd Wi üb die Grenz utschen Vaterlandes hinaus erstreckte sich die von Lucas 
geübte Wirksamkeit und steht sein Name in Ansehe 
Sowie : ein Zweig der gii gan Theorie oder Praxis vorhanden, der nicht 
durch ihn weiter gebildet wurden r Lucas auch unermüdlich thätig, sein Wissen und 
Kónnen durch Wort u ift zum cens His Aller zu machen. Fast alle dewsthen 
ue n E. a” Neshbactenaee sehen ihn als unermüdlichen Verkünder ee Lehrer seiner 
N 


oe c Nel 

"n Een Andenken fort und Millionen von Fruchtbäumen, welche auf Lucas Anregung 

gepflanzt un d geflegt worden, sind in dem Schmucke ihrer Blüten und Früchte eben so viele 
ken 


. lebende Denkira n Lucas segensreichem Wirken 
ihrerseits ein 


bn er die vicki Freunde und Verehrer von Lucas méchten auch 
leibendes Denkmal seinem Andenken widmen, welches Zeugniss ablegte von der 
Dankbarkeit, die sie ihm auch über das Grab hinaus zollen 
: auf seiner Ruhestütte zu errichtendes, einfaches aber würdiges Monument sollte 
diesem Zwecke rm n. 
i eichneten sind deshalb, vielfachen an sie gestellten ^ bene ie ent- 
"RE. ie edanken zur Au sführun ng vies ringen. Sie ersuchen 
Me hiemit alle e diejenigen, welche geneigt sind, sich an der Er ung eines ST 
Onumentes zu bethei iligen, ihre Beiträge an den ae 


Verlagsbuchhändler Eugen Ulmer in Stuttgart 
in thunlichster Bälde einzusenden. 


Liebe 


C. 8. Maecen Inhaber der Firma: C. Otto- 


A. Arnold, Landwirth 
: siena ds schaftslehrer in Bitburg E. detehn- a Beskoóp (HOHEN). 
‚Bach, Obst. C ER RE in Karlsruhe. vnd Beiträge zu c Denkmal aus Hol- 
enz, Oberbür t. in Reutlinge land gerne entgegen. 
Perecrki Ma tté in Meso. Kovdcshiea taa ie Ed. Popat sie Ki kt und Professor 
(Ungarn). an der Gärtnerlehranstalt in Gent (Belg.). 
i 2 Gerold, a fehe Rath in Wie Dr. Ed. v. Regel, saa es K. Lote. 
ablan anezy, Landes- Obstbau: Wanderlshre Gartens in St. Petersbur Ki l 
für Niederösterreich in Klosterneuburg. Dr. Wilh. Seelig, Univers. ‘Professor i in Kie 
Map ger, Ho garten-Inspektor in Ge, L.Späth, 
olb, x - Garten-Inspektor in Miinchen. besitzer in Berli RER 
E, Y. Lade z u Monrepos b. Geisenheim a. Rh. Eugen Ulmer, Verlagsbuchhändl. eig ga 
Maurer, E Maurer, Grossh. süchs. Hofgürtnerin Jena. ^| Dr. J. Weiss, Botaniker in Münch 


: Dienste der Wissenschaft, der 
D l6 p hysik rk b: praktischen Lebens. 


In gemeinverständlicher Darstellung. 


: Unter Mitwirkung hervorrag. Fachmänner herausg. v. Prof. Dr. Serg Ero» in Frankfurt a./M. 


Mit über 200 er 
Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. 


5 Lieferungen zu je 7 u à 2 Mark. sated 1—3 erschienen. 


px cu ye? Pair het. ei r TU Yn PEE 
S^ ats x yt cw E y D. 
D ni ie 
a > 5 N: 
` D 
Let 


In meinem Verlage ist soeben erschienen: 


Elemente der iie cc dps Botanik. 


Elemente der Organographie, Systematik 


und 
Biologie der Pflanzen. 
Mit einem AME Die historische Entwicklung der Botanik. 


Von 
. JULIUS WIESNER, 


or der Anatomie und Physiologie der Pflanzen 
er Universitàt, ipa Mitglied der kaiserl. Akađem 
Wissenschaften 


0. 6. Profes 
ior co Instituts an der k. k. Wien 
dor. 


und Direktor des pflanzen- yee: 


Mit 269 Holzschnitten. oue 2.6. = M. 10. 


Früher erschien: 


I. 
Elemente der Anatomie und Physiologie 


der Pflanzen. 


m 101 Holzschnitten. 


rvorragende Botan 


Preis fl. 3. 60. — M. 7. 


und ae ae hat mit diesem wich- 
tigen We s ein ,, ee oe der Botanik“ g 
o Became Schatze des botanischen Wiseni "allo 


schaffen, in welchem er aus 
asjenige heraushebt, 


n fundamentaler Siyagser. ist. Unentbehrlich für Universitätshörer, Lehr- 
8. es durch 


amtekandidate en u. 
eignet, den Freund er Botanik j 
eder 


‚klare, einfache Darstellung besonders ge- 
i haft tiefer einzuführen. 


and bildet ein in sich abgeschlossenes Ganzes und wird einzeln 


abgegeben 
ines, October 1883. 


Alfred Hélder 


k. k. Hof- und Üniverst&is-Buohlikadier. 


Verlag v. V. F. Boigt in Weimar. 


Die 
Z iergehölze 
Gärten os Parkanlagen. 
Alphabe! eordi 


Beschreibung, "Ku ltur und Ver 
wendung aller bis jetzt ie e be- 
anzen u. ihrer Ab- 


Ländern von gleiche 
Freien — werden kónnen. 
pet inr ecd Ihre, Benutzung zu anderen 
em Anhange über 
Anzucht, ‚Planzung und zen 
n der Gehöl 
ze re ae 
Gärtner, Baumschulen- und Garten- 
besitzer, Forstmünner etc. 
von 


Grossherzogl. Süchs. lolo batieputer 
in Eisenach 
und 


L. Beissner, 

Herzogl, Braunschweig. Garteninspektor im bota- 
nischen Garten zu Braunschweig, 
Zweite verm. u. verb. Auflage 
1884, gr. 8. Geh. 10 Mrk. 50 Pfge. 


in allen Sudhandlungen. B 


Druck von Ge 


Im Verlage von Ferdinand Enke | 
in Stuttgart ist soeben erschienen und - 
durch alle Buchhandlungen zu beziehen: 


Logik. 
Eine 
Untersuchung der Principien 
der Erkenntniss 


und der 
Methoden wissenschaftlicher 
Forschung 


Wilhelm Wundt, 


Professor an der Universitat Leipzig. 


Zweiter Band. 


Methodenlehre 


gr. 8. geh, Preis M. 14. — 


er Kroner in Stuttgart, 


GARTENFLORA. 


Allgemeine Monatsschrift 
für 
deutsche, russische und schweizerische Garten- and Blomenkunde und Organ des 
Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg. - 
ae Unter Mitwirkung vieler 
Botaniker und Gürtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


herausgegeben und redigirt 
von 


Dr. Eduard Regel, 


. Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe irector des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Prüsidenten 
Kais. Russ. Gartenbauvereins in, A Peieitbibo, Inhaber mehrerer hoher Orden, Ehrenmitgliede der 
Akademie cd Wissenschaften in Palermo, Corres — 5 Mitgliede der kgl. ba nn der 
Wissense| und der Kaiserlichen Russischen Akademie der Wissenschaften in St. rsburg, Corre- 
spondirendem Mitgliede der Akademie der Wissenschaften zu Bologna, Mitgliede der deutschen Aka- 
demie der Naturforscher Leop e Careen; $ eatas Be Mitgliede und Correspondirendem Mitgliede 
Gelehrten- und Gartenbaugesellschaften. 


Mitherausgeber für Deutschland 
A. Senoner, L. Beissne 
in 


H. Jüger, - E. Mayer 
, . Mayer, 
Hofgarteninspeetor in Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. Wien. Garteninspecto aoe nd B 


H, Hoffmann, alomon, Ww 
- Prof. ord. an der Univ. Giessen. Kgl. Botanischer Gärtner in Würzburg. Garteninspector in Tübingen. 


el 
est u. Ernte rn ns Königl. gg me der Forstakademie 
E. Schmid Dr. H. 6. Rärchenback, 


> t n Ha mburg 
(Firma: Haage & Schmidt.) Professor u. Director d. bot. Gartens 1 g- 


Mitherausgeber für die Schweiz: 
E. Ortgies, 
Inspector des Bot. Gartens in Zürich. 
Mitherausgeber für Russland: 
Dr. F. von Herder E. Ender, 

Kals, Russ. Hofrath m 3 Gärtn Kaiserlichen Botanischen 
Ta vna th u. B iserlich Erster er am 
See Botanischen Gorter eee emt rat n Bi; Garten zu 8t. Petersburg. 


November 1883. - 


STUTTGART. 
Verlag von Ferdinand Enk e. 
| 1883. 


Inhalt des November - Heftes. 


Seite 
I. Originalabhandlungen. 
1) Abgebildete Pflanzen. 
A. Allium oviflorum Rgl. . . 321 
B. Passiflora rubra L. . . . 322 
C. Linaria pilosa DC. var. lon- 
guabanid.. 70-94 
D. Phalaenopsis ^ Stuartiana 
Hob 8h. | 5 . 325 


2) Die Gartenbau-Ausstellung in 
Habsg. . o 232.926 


3) Einige schóne Rosen für den Ei 
Landscehaftsgarten . . . . . 381 
4) Eine botanische Exkursion in 
die Provinz Aconcagua . 
IL, Neue und empfehlenswerthe 
o A 


Pflanzen . 
IH. Notizen zo. 2 c re 
IL iterator. , - ON 
V. Personalnotizen und € 
pondra . . V o. ss 352 


Einsendungen fiir diese Zeitschrift sind an die Verlagshandlung oder an 


die Redaction zu machen, 


Original- Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder andere Gegen- 
stände, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- 


bogen honorirt. 


Bücher, deren unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung 
in diesen Blättern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- 
bildung, wo méglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 


in Stuttgart einzusenden. 


. . E. Regel in St. Petersburg an die Verlagsbuchhandlung von Ferdin and Enke 


Annoncen aller Art werden auf dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine . 
. Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen, — Cataloge legt die Ver- 
lagsbuchhandlung in einer Anzahl von 600 Exemplaren gegen eine & 


von 8 M. der Gartenflora bei. 


Den geehrten Herren Autoren, die uns Originalabhandlungen bereits ein- 
gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, dass dere 
Arbeiten, soweit solehe bis zum 1. September dem Herausgeber zugehen, noch 


| im Laufe des gleichen Jahres veróffentlicht werden, — Kleinere Artikel werden 


soviel als möglich immer sofort abgedruckt, grössere Abhandlungen können nur 
insoweit Aufnahme finden, als sie den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. 


Abhandlungen von !js — Ys Bogen sind dem Herausgeber, wie den 
Lesern der Gartenflora die willkommneren. ee 


Sectio Rhiziridium. Caulis ebulbosus 
E membranaceis albidis (nec 
so-reticulatis) vestitus. Stamina 
E perigonium tjs supcrantia. 
7 loculi apice bidentati. 
2 labrum. Caulis brevis, circiter, 
Bp foliis flaccidis subbiseriatis 
us carinatis sensim attenuatis 


m usque 1 Cm. latis et 
E vestitus j rhizomati 
; so insidens. Scapi 
: (in specimine nostro tres), 


er 2 Om. longis, perianthio 
Ongioribus, teretibus, glabris, 
nudis; fructiferis erectis, usque 
A longis. Flores nutantes, ovato- 
saturate violaceo-purpurei. Se- 
mitis, conniventia, nervo medio 
enti percursa, ovata, apice retusa, 
ualia, 1 Cm. longa. Stamina 
i e !ls longiora, basi in 


pluries 


i 


Originalabhandlungen. 
1) Abgebildete Pflanzen. 
A. Allium oviflorum Rgl. 
(Siehe Tafel 1134.) 


Liliaceae. 


annulum coalita, Ovarii ovati loculi 
apice obtuse bidentati. — Caule ebul- 
boso, scapis acute angulatis, floribus 
nutantibus, ovario apice cristato ab 
omnibus hucusque cognitis speciebus 
sectionis ,Rhiziridium^ diversum. 
Der Kaiserliche Botanische Garten 
verdankt den Samen dieser ausge- 
zeichneten neuen Art von Allium aus 
der Sektion Rhiziridium Sir H. d. 
Elwes, Preston house, Cirencester, 
England. Der Mangel einer Zwiebel, 
der kurze Stengel, der in den Achseln 
seiner Blätter mehrere Blüthenschafte 
trägt, welche auffallend stark un 
scharf 4—6eckig, zuweilen fast ge- 
fliigelt, die oval-kegelfórmigen nicken- 
den Blumen, der eigenthümliche 
Fruchtknoten, zeichnen diese hübsche 
Art genügend aus. Unsere Abbildung 
stellt die ganze Pflanze und Blüthen- 
dolde in natürlicher Grósse dar, dann 
sert bei a und b zwei Blumen- 


vergrös 
blätter, € Staubfäden und Frucht- 
knoten mit Griffel, d Fruchtknoten 
und Griffel. 

22 


Gartenflora Deutschlands, 


322 


Herr Elwes erhielt die Samen 
dieser neuen Art aus dem Thale 
Chumb, an der Grenze zwischen 


Russlands und der Schweiz. 


den Tibetanischen und Sikkim-Al- 
pen. (E. R.) 1 


B. Passiflora rubra L. 
(Siehe Tafel 1135, Fig. 1. 2.) 


Passifloreae. 


In den Gärten Santiago’s sieht man 
ziemlich häufig eine Passionsblume, 
die ich für Passiflora rubra L. halten 
muss; sie gedeiht an geschützten Orten 
sogar noch im Freien, und bedeckt 
sich mit zahlreichen blassrothen Blu- 
men, die aber selten Frucht ansetzen. 
Wenigstens habe ich noch keine Frucht 
zu sehen bekommen. Aber was ist 
Passiflora rubra? 

De Candolle citirt im Prodromus III. 
p. 325. Nr. 40 zu P. rubra (Linn. 
l. c. [i. e. Amoen.] p. 222. t. 10. f. 9). 
Am Schluss citirt er noch Plum. am. 
t. 83, was ieh auch nicht nachsehen 
kann. Die Encycl méth. citirt er 
nicht; in dieser ist t. III. p. 35 die 
P. rubra weitliufig beschrieben, und 
wird ebenfalls Plum. aber sp. 6 citirt; 
ferner Plum. ed. Burm. amer. t. 138. 
f. 2, Barrel. Obr. Praef. 1. Titul. £. 1. 
Lamarck sagt: „Les synonymes de 
cette plante sont tellement transposés 
dans l'ouvrage de Linné, avec ceux 
de l'spéce suivante [S. capsularis], 
qu'on pourrait croire, que nous 
décrivons ici son P. capsularis; ce- 
pendant, comme Linné dit de son Passi- 
flora rubra, que ses feuilles sont co- 
toneuses en dessous, il est vraisem- 
blable que c'est la méme que celle 
dont nous traitons ici.“ Auf der fol- 


genden Seite sagt Lamarck: Dans la 
précedente [P. rubra] la tige est tri- 
angulaire et les fleurs sont blan- 
ches, a qui s'accorde avec ce que 
dit Plumier [citirt von Lamarck 68 
t. 83] et avec notre observation [De 
Candolle sagt im Prodromus von P. 
capsularis: Flores a Plum. rubentes 
dicti in nostra iconi simillima- albidi]. 
Gegentheils sagt Plumier von P. cap- 
sularis, que la tige est cylindrique, 
et que les fleurs sont d'un rouge 
clair. Unsere Pflanze hat dreiseitige 
Aeste und rothe Blumen, würe also 
nach Lamarck wegen der rothen Blu- 
men P. capsularis, und wegen des 
dreiseitigen Stengels P. rubra. Was 
sagt Linné? 

In den Amoen. Acad. I, p. 222 gibt 
er eine ausführlichere Beschreibung 
mit vielen Synonymen, nämlich: 1)P lu- 
kenet Passiflora americana flore suave 
rubente etc., 2) Plum. sp. 5 Grana- 
dilla lore suave rubente, 3) Plum. 
Amer. 68 t, 83 Clematis indica, flore 
clavato, suave rubente, 4) Sloane 
flor. 104, Flos passionis, flore minore 
carneo. Plumier sagt also (nach 
Linné, das Werk selbst kann ich nicht 
nachsehen) in sp. 6, welches Citat 
nsch Lamarck su P. rubra Sees 


dass die Blume roth ist und nicht * 


* 
E 

! 
ie 
` 
A 
N 


3 
3 
3i 
: 
d 


weiss, wie Lamarck den Plumier sagen 
lisst. Davon, dass die Blütter unten 
wollig oder weichharig sind, sagt Linné 
und simmtliche von ihm angeführte 
Citate nichts, aber er sagt es im Syst. 
ed. XII. foliis „subtus subtomentosis“ 
und fügt in der Mantissa II. p. 491 
hinzu: „petioli absque glandulis“. In 
den Amoen. sagt er l. c. „essentialis 
nota est pomum hexagonum.* De 
Candolle gibt als ein wesentliches 
Kennzeichen ein „ovarium hirtum, 
subglobosum an, wührend er von P. 
capsularis sagt: ovario elliptico ob- 
lengo fructibusque acute hexagonis 
glabris, Bei der in Santiago kulti- 
virten Pflanze ist der Stengel drei- 
kantig , 80 wie die Blattstiele dicht 
mit abstehenden Härchen bekleidet, 
die etwas länger als die der Blätter 
sind. Hier stehen sie auf der Ober- 
fläche ziemlich weitläuftig, wogegen 
sie auf der Unterseite, namentlich 
auf den vorstehenden Nerven, wie- 
der dicht stehen. Die Nebenblätter 
sind pfriemenförmig. Die Blattfläche 
selbst ist am Grunde herzfórmig, zwei- 
oie » als wären zwei eiförmige, 
^s ehende Blatter verwachsen; der 
^om verlingert sich über den 
i ar des Einschnitts hinaus in ein 
E Weder Blattfläche noch 
i stiel zeigen Drüsen. Der Blüthen- 
sd ment einzeln, ist oft weit lünger 

^ ne Zeichnung, winklig und 
hast, ud Lt nur schwach behart. 
Bitthenst s len durchaus. Neben dem 
entspringt eine einfache 

"in *. Von der Gestalt der Blume 
De Ee noch Lamarck noch 
lin. e ‚ein Wort! Der Kelch 
ziemlich lange Röhre, ist 


I. Originalabhandlungen. 323 


am Grunde abgestutzt und gefurcht, 
er zeigt fünf längere äussere Zipfel 
von dinealischer Gestalt, die aussen 
3 hervorragende Rippen zeigen, und 
ist aussen schwach weichharig; die 
Spitze ist verdickt und grünlich, sonst 
ist er von rother, nicht sehr lebhafter 
aber auch keineswegs sehr blasser 
Farbe. Die zwischen den Furchen 
des Grundes hervorstehenden Knöt- 
chen sind weisslich. Die innern Kelch- 
zipfel, die man ebensowohl gut 
Blumenblätter nennen könnte, ent- 
springen 2 Mm. höher, sind etwas 
kürzer und schmaler, ohne grüne 
Spitze und nicht lebhafter gefärbt, 
aber von einem reineren Roth. Schnei- 
det man die Blume der Länge nach 
durch, so sieht man im Grunde einen 
napfförmigen Discus, aus welchem sich 
die von den Staubfiiden und dem Gyno- 
phor gebildete Säule erhebt, welche 
nicht, wie etwa bei Passiflora caerulea, 
aussen mit der Kelchróhre verwachsen 
ist; etwa 2 Mm. höher eine fast hori- 
zontal gestellte, häutige, am Rande 
gekerbte Krone und einen Kranz von 
feinen weissen, aufrechten Fäden, und 
drittens in gleicher Höhe mit dem 


Ursprung der Blumenblätter einen 


Kranz von aufrechten rothen, an der 
Spitze weissen Fäden, etwa 25, die 
im untern Drittheil an der Kelch- 
röhre angewachsen sind, und nicht 
ganz die halbe Länge der Blumen- 
blätter erreichen. Die Staubfäden, 
der Griffel, der Fruchtknoten, welcher 
dicht flaumharig und etwas gefurcht 
ist, zeigen nichts Auffallendes. (Ich 
habe die Staubgefässe herabgebogen 
gezeichnet, um den beharten Frucht- 
boden besser zu zeigen.) 


324 


Wie die vorstehende Beschreibung 
beweist, gehórt diese Passiflora rubra 
genau genommen in keine der von 
Bentham und Hooker aufgeführten 
Sektionen dieses Geschlechtes. Sie 
hat den „calycis tubus brevis, subtus 
suleatus^ von Disemma, sowie die 
,faucis corona duplex*, aber die Fäden 
der innern sind nicht in ,membra- 
nam integram dentatamve* verwach- 
sen, sondern frei. 

Auffallend ist es mir gewesen, dass 
weder De Candolle, noch Bentham 
und Hooker in ihrem Werk: Genera 
plantarum, diese Bildung des inne- 
ren Ringes beobachtet haben, ebenso, 
dass beide, indem sie kurz die Kenn- 
zeichen von der Sektion Decaloba 
anführen, nicht die ziemlich lange 
Kelchróhre, die ausser Passiflora rubra 
wenigstens noch P. perfoliata besitzt, 
von der De Candolle selbst sagt 
Prodr. l|. c. p. 325 Nr. 39: „Flores 
sanguinei tubo oblongo campanulato* 
anführen. Prof. Dr. Philippi. 

Die Abbildung von Plumier , Descrip- 
tion des plantes de l’ Amerique tab. 83, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


und Plumier ed: Burm. p. 128 tab. 138, 
fig. 2^ habe ich verglichen, und sind 
diese der uns vom Hrn. Prof, Philippi 
mitgetheilten Abbildung ähnlich, nur 
sind sowohl die äussern als die innern 
Kelehlappen bei Philippi’s Pflanze 
schmaler als in Plumier’s Abbildung. 
Wir haben jedoch keinen Zweifel, 
dass Philippi’s Pflanze die ächte P. 
rubra L. darstellt, welche wohl viel- 
fach mit P. capsularis verwechselt 
worden ist, und hoffen wir, dass diese 
interessante Art, welche als Schling- 
pflanze für unsere Kalthäuser ein 
hohes Interesse haben wird, auch bald 
nach Europa übergesiedelt wird. Der 
Gattung „Disemma“ steht dieselbe 
allerdings nahe, aber doch ist noch 
eine deutliche, wenn auch kurze Kelch- 
róhre vorhanden. In Blattform und 
Habitus steht unter andern Disemma 
filamentosa Rgl. et Korn. (ind. sem. h. 
Petropolitani 1858 Nr. 43) der P. 
rubra nahe, unterscheidet sich aber 
durch kahle Blätter und durch die 
Bildung von Kelch und Fadenkrone. 

(E. R.) 


€. Linaria pilosa DC. var. longicalcarata. 
(Siehe Tafel 1135 Fig. 3.) 


Scrophulariaceae. 


L. pilosa DC. fl. franc. III, pag. 584. 
— Benth. in DC. prodr. X, pag. 267. 

8. longicalcarata; caulibus 
abbreviatis, calcari tubum deinde 
longiore. 

Die L. pilosa ist eine kleine reizende 
perennirende Pflanze, die in den Ritzen 
der Felsen in schattiger Lage in Sici- 


lien, Sardinien und Süditalien wild 
wüchst. Die gewóhnlich verbreitete 
Stammform besitzt niederliegende 
Stengel vom Wachsthum und der 
Blattform der  Linaria ‘Cymbalaria 
Mill., unterscheidet sich aber durch 
eine kurze weissliche Beharung VO? 
der letzteren, mit der sie auch die 


E 


blumiger, indem es Exemplare gibt, 
deren Blüthenrispe bis zu 120 der | 


| blütter ausserhalb hellgelb, aber innen ! 


I. Originalabhandlungen. 325 
Form der Blumen theilt. Dieselbe | wir dieselbe als Linaria Cymbalaria 
ist von Linné als Antirrhinum pilosum | maxima. 
(L. mant. pag. 749. — Jacq. obs. | Bei uns in St. Petersburg und wohl 
tab. 48) und von Presl (del. Prag. | auch in Deutschland muss dieselbe 
pag. 74) beschrieben worden. als Topfgewüchs kultivirt und im 
Die beistehend abgebildete Varie- | niedrigen Kalthause, oder in Deutsch- 
tiit ist viel schóner, als die Stamm- | land, wo die Winter weniger lang, 
art, sie unterscheidet sich im Wachs- | im Fensterkasten durchwintert wer- 
thum, indem sie nur kurze, einen | den, der nachdem der Frost etwas 
dichten Rasen bildende Stengelbesitzt, | eingedrungen, gut bedeckt, vor fer- 
ferner durch schwüchere weissliche | nerem Frost bewahrt wird, bis die 
Beharung und dieschönen grossen, zart | würmere Sonne des Februars es er- 
lilafarbnen Blumen mit gelbem Gau- | laubt die Fenster von der Deckung 
men, deren Sporn später bedeutend | zu entblössen und bei mildem Wetter 
linger als die Blumenróhre wird. Von | zu lüften, Im Sommer ein schattiger 
dem bekannten Gartenetablissement | Standort im Freien, wo sie andauernd 
des Herrn James Backhouse erhielten | und reichlich blüht. (E. R.) 


D. Phalaenopsis Stuartiana Rchb. fil. 
(Siehe Tafel 1136.) 
Orchideae. 


pole abgebildete (uns vom Gar- | weiss mit einem braunen Fleck am 
dener's Chronicle mitgetheilte Dar- | Grunde. Professor Reichenbach hält 
stellung) Ph. Stuartiana ward von | diese Phalaenopsis für einen Bastard 
unserm berühmten Monographen der | von Ph. Schilleriana mit einer andern 
Familie der Orchideen, von H. G. | Art. Wird, wie alle andern Arten 
Reichenbach zu Ehren des Chefs des | der Gattung Phalaenopsis, auf Holz- 
berühmten Etablissements von „Hugh | klötze, auf Unterlage von Moos be- 
low zu Clapton, London“ des Herrn | festigt, oder starke Exemplare mit 
Stuart Low“ genannt. Dieselbe ist | dem Holzklotz später auf einen Holz- 
der prächtigen Ph. Schilleriana zu- | korb, der mit Holzkohle, Scherben 
Bet verwandt, aber es sind bei | und Torfbrocken gefüllt ist, oben auf- 
derselben nur die jungen Blätter ge- | gelegt und befestigt. Unter dem 
feckt, die älteren aber einfarbig und | Fenster in der wärmsten Abtheilung 
dann ist der Blüthenstand viel reich- | des Orchideenhauses oder niedrigen 
Warmhauses aufgehängt, gut beschat- 
tet und täglich einigemal leicht be- 
spritzt, gedeihen die Phalaenopsis ım 
Laufe des Sommers und Herbstes 


| | 
Prichtigen Blumen tragen. Blumen- | 


326 


vortrefflich. Im Winter muss aber 


sehr vorsichtig und aufmerksam kulti- 


virt werden, da heisst es aufpassen. 
Kalter Tropfenfall wirkt tódtlich, ge- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


spritzt und begossen soll wührend der 
kürzesten Tage gar nicht werden, — 
dagegen unterhalte man stets eine 
genügend feuchte Luft. (E. R.) 


2) Die Gartenbau-Ausstellung in Hamburg. 
(Vom 26. bis 30. September 1883.) 


Wenn eine Ausstellung unter an- 
derem den Zweck hat, im Allgemei- 
nen ein Bild zu geben von dem, 
was auf dem betreffenden Gebiete 
geleistet wird, so dürfte derselbe von 
der Hamburger Gartenbau-Ausstellung 
erreicht worden sein. Durchaus an- 
erkennenswerthe Leistungen waren da 
vorgeführt und machen den bethei- 
ligten Exponenten alle Ehre, sowie 
sie Zeugniss ablegen von der Betrieb- 
samkeit und der Intelligenz derjenigen, 
welchen es gelungen ist, ihre Pro- 
dukte zu einem so hohen Grade von 
Vollendung zu bringen. — Blühende 
Pflanzen sowohl, als solche, deren 
Schönheit im Habitus, in der Form 
und im Colorit der Blätter liegt, — 
Marktpflanzen in vorzüglicher Waare 
und solche, welche nur die Glashäuser 
vom Glück Bevorzugter schmücken, 
waren in nicht weniger vollkommenen 
Exemplaren, als sie nur je dem hei- 
mathlichen Boden entspriessen können 
— in Menge vorgeführt und erreg- 
ten Bewunderung und Entzücken. — 
Doch nicht geringe Konkurrenz wurde 
ihnen von den in Gefässen kultivirten 
Obstbäumchen, den Obst-Orangerien 
gemacht, ein hier mit Vorliebe und 
grossem Erfolg betriebener Zweig des 
Gartenbaues, dessen Produkte in einer 
Kultur und Vollkommenheit ausgestellt 


waren, welche man kaum für mög- 
lich halten sollte. Letzteres ist zu- 
meist eine Domäne der Herrschafts- 
Gärtner, während auf den Gebieten 
der Pflanzenkultur die Handelsgärt- 
nereien den Privatgärtnereien keines- 
wegs nachstehen, was gewiss höchst 
anerkennenswerth ist. 

Um jedoch vom Anfang zu be- 
ginnen, sei zuerst des Lokales ge- 
dacht, in welchem die Ausstellung 
stattfand, — es ist dies die grosse 
Glashalle auf der Moorweide, welche 
schon früher bei ähnlichen Gelegen- 
heiten zu gleichem Zwecke benutzt 
wurde; zuerst gelegentlich der inter- 
nationalen Ausstellung 1869; — ein 
zwar von aussen ziemlich unschönes 
Gebäude, welches mit seiner über 
einem kreuzförmigen Grundriss sich 
wölbenden Kuppel mit einer griechi- 
schen Kirche Aehnlichkeit hat, wenn 
man die vier kleineren Kuppeln hin- 
zudenkt, — im Innern jedoch viel 
Raum und hauptsächlich Licht bietet, 
da eben die Bedachung von Glas ist. 
Als Mangel könnte der sehr hohe 
massive Unterbau gelten, welcher 
noch über die höchsten Pflanzen hin- 
ausragt und das Arrangement er 
schwert, indem er viel Deck material 
erfordert; doch war es gelungen, diese 
Unbequemlichkeit zu neutralisiren 


I, Originalabhandlungen. 


327 


durch plateauartige Aufhéhungen des | schulartikel, an denen Hamburg ja 


Terrains an den Seiten, so dass da- 
durch die Pflanzen hóher gebracht 
wurden und die kahlen Wiinde mas- 
kirt werden konnten. Es war dies 
eine Folge des nach der Mitte zu 
bedeutend vertieften Terrain-Profiles, 
dasselbe hatte einen erheblichen Fall 
von dem Entrée a nach b zu, um jen- 
seits des Rundes von c aus wieder an- 
zusteigen, demzufolge bildeten a—b 
und c—d zwei gegeneinander geneigte 


dec: 


Ebenen. Die Haupsmassen der Pflan- . 


zen waren an den Seiten herum, na- 
mentlich an den 4 Ecken (1, 2,3 4) 
vertheilt, während die mittlere Parthie 
^S niedrigeren und blühenden 
el besetzt war, so dass der Blick 
leselben von „a“ nach „d“ hin 
E konnte. Hinter den 
: EL zogen sich seitwürts 
ed e entlang und nament- 
B vom Entrée lange 
fern ng hin, auf welchen die präch- 
E. E der Obst-Ausstellung 
m E gefunden hatten. Im Sei- 
" ceÀ rechts war das Buffet, links 
tempe Arrangements abge- 
Bo. E und getrockneter Blu- 
. 8 w. untergebracht. — Baum- 


keinen Mangel hat, namentlich die 
Coniferen der verschiedenen Firmen, 
gruppirten sich im Freien in der 
nüchsten Umgebung des Ausstellungs- 
gebäudes, wo auch in einer besonderen 
Halle das Gemüse untergebracht war. 
— Doch bleiben wir zunüchst bei 
den Pflanzen im Innern, wo die wich- 
tigsten Plätze, also die 4 Ecken 
142,9, auch von den leistungs- 
fühigsten Exponenten besetzt waren. 
Der Reihe nach waren es: 1) Kunst- 
und Handelsgürtnerei von Stueben, 
grosse gemischte Gruppe von Warm- 
bauspflanzen — (ausser Konkurrenz 
angemeldet, mit prächtigen Croton, 
Dracaenen, Palmen u. s. w.); — die- 
selbe schloss sich an die grosse ge- 
mischte Gruppe blühender und nicht- 
blühender Pflanzen vonNeubert, ca. 150 
StückgrossePflanzen enthaltend, welche 
den I. Preis: die grosse goldene Staats- 
medaille der Stadt Hamburg und 
300 Mark, Ehrenpreis des Herrn K. 
Slomann in Hamburg, erhielt, als 
alleinige Konkurrenz auf die bezügl. 
Aufgabe im Programm. — 2) Diese 
Ecke war dekorirt mit einer Farn- 
Gruppe von ca. 50 Stück aus der 
Gärtnerei des Herrn Slomann in lau- 
ter Prachtexemplaren, — besonders 
fielen auf 2 Polypodium Reinwardti 
auf Pfosten stehend mit ca. 2 Meter 
langen herabhüngenden Wedeln, — 
Adiantum Farleyense von fast 1 Meter 
Durchmesser, — andere Adiantum- 
Arten von ühnlicher Grosse, schóne 
Gymnogramme in diversen Arten. 
Ebenfalls mit dem I. Preise, einer 
grossen goldenen Medaille prümiirt, 
ohne Konkurrenten auf diese Aufgabe. 


- 


328 


-Dieselbe Gürtnerei errang auch die 


ersten Preise für Topfobstbäume mit 


Früchten: speciell für 5 Tafel-Aepfel 


in 5 Sorten den I. Preis und für 
5 Tafelbirnen in 5 Sorten den I. Preis. 
— 3) Grosse gem. Warmpflanzen- 
Gruppe aus der Gärtnerei des Herrn 
Senator Jaenisch (Erben); — in Be- 
zug auf Reichhaltigkeit der Sortimente 
und Neu-Einführungen wohl den ersten 
Rang behauptend und in Bezug auf 
gute Kultur von keinem Konkurren- 
ten übertroffen. Mit dem vorhin ge- 
nannten Polypodium rivalisirte hier 
„Anthurium Warocqueanum“ mit Blät- 
tern von 1,20 Meter Länge, und prä- 
sentirte sichim Verein mit „Anthurium 
crystallinum“ und „Alocasia Thibauti* 
als unübertroffene Effektstücke. Mit 
denselben rivalisirte „Dracaena Lin- 
deni*, — eine bunte Aletris, deren 
graziöser Habitus im Verein mit der 
effektvollen Belaubung sie zu unzwei- 
felhafter Superiorität über die anderen 
Dracaenen erhebt. Ein niedriger Ne- 
penthes: „N. Mastersiana“, mit dunkel- 
purpurrothen Kannen vertrat die in- 
teressante Familie der Nepentha- 
ceen. Die Orchideen waren reprä- 
sentirt durch „Nerine Fothergilli und 
Nerine flexuosa^ in Blüthe; — in 
vielen Exemplaren um dieGruppe ver- 
theilt, waren sie mit ihren zinnober- 
rothen Dolden von leuchtendem Effekt, 
welcher gipfelte in einem Pracht- 
Exemplar einer Labiate, der ,Scutel- 
laria Mocinniana^ mit etwa 12 Blü- 
thenstinden. Neu waren mir auch 
„Impatiens Mariannae*, als Blatt- 
pflanze ähnlich einer Peperomia, doch 
in Büschen von ca. 0,60 Meter Durch- 
messer, und „Impatiens Sultani“, mit 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


leuchtend kupferrosa Blüthen. Es 
fände sich noch viel hier des Erwäh- 
nenswerthen, wie Tillandsia Lindeni 
mit ihren herrlichen ultramarinblauen 
Blüthen und rosa Brakteen, — Vriesea 
Barilleti und Vriesea Morreniana mit 
roth und gelben Blüthen, doch müssen 
wir uns von Herrn Kramer’s schönen 
Pflanzen trennen, um auch den An- 
deren noch gerecht zu werden, und 
kommen wir zur Ecke 4), wo die 
Gärtnerei des Herrn Hell mit gleich- 
schönen Pflanzen des Warmhauses 
vertreten war und darunter auch blü- 
hende Orchideen aufwies, als: Gomeza 
planifolia, Cypripedium purpuratum, 
Oncidium ornithorhynchum, Saccola- 
bium Blumei, Zygopetalum Mackayi. 
Dem Entrée nach hinten zu (d) bil- 
dete den Abschluss eine Palmengruppe 
von Herrn P. A. Schuldt (Privatgärt- 
nerei) welche schöne Exemplare von 
Kentia, Canterburyana und Belmo- 
reana, Phoenicophorium sechellarum, 
Verschaffeltia regia u. a. m. aufwies. 
— Mehrfach waren Einzelexemplare 
von Kulturpflanzen ausgestellt, s0: 
„Croton, Alocasien (Veitchi und Lowi), 
so eine solche (ich konnte, da sie 
weit drüben auf dem Rasen stand, 
nicht erkennen, welche derselben es 
war) von etwa 2 Meter Hóhe mit 
ca, 12 Blättern, welche bis zu 1 Meter 
Lünge erreichten. Doch vermisste ich 
schóne Araliaceen, Cycadeen, Theo- 
phrastaceen, Proteaceen wie auch 
überhaupt Kalthauspflanzen, von denen 
nur noch einige Genera als Handels- 
pflanzen vorkommen, so hauptsächlich 
„Kamelien und Eriken“, welche auch 
ausgestellt waren und zwar Kamelien 
eine sehr gute Gruppe in Blüthe von 


;, 
3 
4 
i 

j 
b 
1 

; 
3 
k 

1 


- blüheng 


Handelsgirtner Pabst, — Eriken von 


Warnecke in Altona. Eine ebenfalls 


beliebte Handelspflanze ist die Myrte 
(Kron- und niedrige Exemplare), von 
ersteren hatte Maack in Altona etwa 
0,50—0,80 Meter hohe Bäumchen mit 
Kronen von ca. 0,50 Meter Durch- 
messer und ausserdem eine ziemliche 
Anzahl blühender Exemplare ausge- 
stellt. Nicht weniger reizend waren 
die kleinen ,Punica nana^, in etwa 
! Met. hohen und ebensolchen Durch- 
messer haltenden kugelfórmigen Bü- 
schen, welche mit Blüthen bedeckt 
waren, — von Szirovi-Hamburg aus- 
gestellt. Derselbe führte auch „neue 
Bouvardien* vor, darunter eine gelbe: 


„favescens‘“, — „Exquisite und Rosa- 
linde“ (roth und rosa) und „rosea 


plena^, reizend fleischfarben gefüllt. 
— Heliotropium ,Jersey beauty^ ist 
leuchtend dunkel lila, reich blühend, 
doch fiel mir ein Unterschied von 
anderen nicht auf. — Fuchsia, die 
hier sehr beliebte gefülige Sorte 
„Schneewittchen“ in reichhlühenden 


Kronenbäumchen, ebenso „Arabella“, 
~ 


Sanz prachtvoll mit hängendem Habi- 
tus, an jeder Zweigspitze 5, 6 und 
mehr aufgeblühte grosse Corollen hün- 
er - — Pelargonien, gefüllte und 
s ache, — von letzteren namentlich 
Sind die neueren englischen Einfüh- 
rungen von Varietäten der P. zonale, 


durch die erdenklichsten Farbennüan- 


de 

Am = Mie Blüthen die Grösse 
igi el hybr. F -Blü : 
Reichen, von y ancy-Bliithe er 


gar nicht wiederzugeben- 

em 
Effekt. — Desgleichen auch die 
en Begonien, von denen fort- 


I. Originalabhandlungen. 


329 


wührend Verbesserungen auftreten, 
und deren gefillige  Varietüten in 
blumistisch - dekorativer Beziehung 
nicht leicht von etwas Anderem über- 
troffen werden. — Aus unverdienter 
Vergessenheit, der sie eine Zeitlang 
anheimgefallen zu sein schienen, sind 
auch die Blatt-Begonien wieder her- 
vorgesucht und beweisen die herr- 
lichen Neuheiten in der bezüglichen 
Gruppe der Gürtnerei des Herrn Kon- 
sul Laeisz, wie „Kaiser Wilhelm“, 
„Charles Quint^, ,Mme. Charlotte 
Wieraud^, dass die früheren Sorten 
vollkommen in den Schatten gestellt 
werden kónnen, z. B. wenn man 
„Kaiser Wilhelm“ neben der früheren 
„quadricolor“ sieht, von der sie viel- 
leicht abstammt, so ist es nicht zwei- 
felhaft, weleher der Preis zukommt, 
Charles Quint und Mme. Charl. Wie- 
raud sind ganz neue Fürbungen, welche 
vielleicht mit der alten splendens ver- 
glichen werden kónnen, dieselbe je- 
doch meilenweit hinter sich lassen. — 
Endlich ist noch die eigentliche Flor- 
blume der Herbst-Saison nicht zu ver- 
gessen, — ,Cyclamen persicum“, in 
dessen Kultur es hier eine Gürtnerei 
der andern zuvorzuthun sucht, — es 
waren da mindestens 7 Aussteller von 
Cyclamengruppen, eine so vortreff lich 
als die andere in Bezug auf Kultur 
und Grósse und Menge der Blumen, 
und kónnte hóchstens eine die andere 
an Mannigfaltigkeit und Reinheit der 
Farben übertreffen. Mit dem I. Preise 
war die Gruppe von Besser- Lochstaedt 
ausgezeichnet, welche sich durch diese 
Eigenschaften auszuzeichnen schien. 
— Vernaehlüssigt zeigten sich Nelken, 
von denen ausser abgeschnittenen Blu- 


330 


men nur eine kleine Gruppe ausge- 
stellt war. — Rosen ebenfalls nur in 
abgeschnittenen Blumen, ausser den 
im Freien mit den Baumschul-Artikeln 
rangirenden Kronenbäumchen; das 
reichhaltigste Sortiment war wohl das 
von Harms; — ferner Georginen, 
Stockrosen, Stiefmütterchen, in welch’ 
letzteren Wrede in Lüneburg excellirte. 
Bei Georginen sei auch der neuen ein- 
fach blühenden gedacht, unter denen 
jedoch keine weisse zu bemerken war, 
— Dahlia Juarezi scheint wohl bis 
jetzt die hervorragendste dieser neuen 
Sippe zu sein. 

Ein fast schon nicht mehr zur Gärt- 
nerei gehörender, weil eine ganz selb- 
ständige Industrie gewordener Zweig 
derselben, ist der Handel in abge- 
schnittenen Blumen, sowohl frischer 
als getrockneter. Es ist erstaunlich 
was man da Alles sieht: vom ein- 
fachen Bouquet lebender Blumen zum 
Makart-Bouquet aus gebleichten Pal- 
menwedeln und getrockneten Gräsern 
mit denSilberrispendes Pampasgrases; 
— Tafel-Aufsätze in grösster Mannig- 
faltigkeit in Schalen-, Tulpen- und 
Becherformen bis zu drei Etagen, — 
Körbe und Jardinitren in den ver- 
schiedensten Formen, — Füllhörner, 
Lyra's und Kiepen mit Blumen ge- 
füllt, — Blumenkissen, — Kränze, 
Anker und Kreuze für Sarg- und 
Grabdekorationen, wozu auch die mit 
Bouquets verzierten Cycaswedel ge- 
hören. Eine ausserordentlich reichhal- 
tige Schaustellung, in welcher manche 
Objekte wohl nach Hunderten zühlten, 
wie ich solehe so wohlbesetzt bis jetzt 
noch auf keiner Ausstellung gesehen 
habe, in welcher krasse Geschmack- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


losigkeiten, wie Immortellen- Bouquets 
in harten unharmonischen Farben nicht 
wahrzunehmen waren. — Ueber Man- 
ches kann man ja abweichender Mei- 
nung sein: die Idee des Blumenkissens 
scheint mir eine unglückliche, da ein 
Kissen doch immer ein Zubehör zu 
einem anderen Gegenstande, einem 
Sopha, Stuhl, Bett ist, — welchem 
man doch ein solches von Blumen 
nicht substituiren kann; — es lässt 
sich aber nicht leugnen, dass sie dem 
Dekorateur ein sehr traitables Objekt 
darbieten, und, abgesehen von ihrer 
Form, meist immer reizend in Blu- 
men komponirt sind. Gleicherweise 
scheinen manche Korbformen und die 
Blumenkiepen ein üsthetisches Gefühl 
nicht zu befriedigen, namentlich wenn 
sie, was jetzt beliebt zu sein scheint, 
vergoldet sind, — es erscheint dies 
als leere Prahlerei. — Eher könnte 
man sich noch mit den jetzt schein- 
bar sehr in Aufnahme gekommenen 
Makart-Bouquets befreunden, wenn 
nicht eben die Leblosigkeit als Mangel 
empfunden wird, als Uebergang ZU 
den Kunstblumen, welche zwar Farbe 
und Form den lebenden entlehnen, 
jedoch starr und ohne Bewegung der 
Seele entbehren, welche nur den leben- 
den innewohnt. 
Es erübrigt nun noch mit einigen 
Worten der Obst-Ausstellung zu 8% . 
denken, wenigstens insoweit die dem 
Auge wahrnehmbare Aussenseite I 
Betracht kommt, da selbstverständlich 
eine Kritik der bei derlei Objekten 
vorzugsweise in Frage kommenden 
inneren Eigenschaften ausgeschlossen 
ist. Besondere Rücksicht war dara 
genommen, dass die verschiedenen 


I. Originalabhandlungen. 


Zonen, in denen die ausgestellten 
Früchte produzirt worden waren, ge- 
trennt konkurrirten. — Den hóchsten 
Preis — den Ehrenpreis Sr. M. des 
Kaisers, eine grosse goldene Staats- 
medaile, hat der Inspektor Palandt 
des Waisenhauses zu Hildesheim für 
das schönste und reichhaltigste Sorti- 
ment Obst in vom Deutschen Pomo- 
logen-Verein empfohlenen Sorten be- 
ommen, was vielleicht auch theil- 
weise dem Umstande zuzuschreiben 
ist, dass grosse Obstbau-Institute wie 
die Kön. Lehranstalt zu Geisenheim 
nicht als Konkurrenten auftraten. — 
Die am meisten angebauten Sorten 
scheinen, wenn man nach der Menge 
der von diesen Arten ausgestellten 
Objekte urtheilt, folgende zu sein: 


331 


Aepfel: „Gravensteiner-, Prinzen- 
Apfel, K. K. Alexander, eine Gold- 
Reinette von Blenheim, Winter-Gold- 
Parmäne.* 

Birnen: ,Diel’s Butter - Birne, 
Esperen’s Herren-Birne, bonne Louise 
d'Avranches,Clairgeau'sButter-,grosse 
Louise, Andenken an den Congress.* 
— Von Pflaumen hebe ich hervor, 
als sich durch besonders schónes Aus- 
sehen auszeichnend: ,grosse englische 
Zwetsche, Kooper's grosse Zwetsche, 
Siegel's Zwillingspflaume, Kaiserliche 
Pflaume, Decaisne'sPflaume, Schamal's 
Herbstpflaume. Und hiermit nun 
schliesse ich meinen Bericht, welcher 
natürlich nur als Ausdruck meiner in- 
dividuellen Anschauung gelten kann. 

E. Marco. 


3) Einige schöne Rosen für den Landschaftsgarten. 


Unter grossen Mengen von Rosen- | der neuen Einführung der schon vor 


Arten (nicht Sorten), welche beschrie- 
ben worden sind, eignen sich zwar 
fast alle in Kultur befindlichen win- 
en Arten für die Gebüsche des 
ds und Parkgartens , aber nur 
nige verdienen diese Bevorzugung, 
ai sich im Ansehen wenig von 
m er unterscheiden. Man ver- 
mg Se, wo man sie eben hat, 
sd *" zu bevorzugen und zu diesem 
cpm en Ausser der un- 
siis “influsse von Karl Koch’s 
"in ae entstandenen Sammlung 
p jsp Baumschule, sind , Wild- 
E ich sie im Gegensatz zu 
iso = Gartenrosen nennen will, 
* ehölzbaumschulen fast nicht 
üden. Und doch haben wir an 


linger als 100 Jahren beschriebenen, 
aber erst in der neuesten Zeit be- 
achteten Rosa rugosa Thunbg. ein 
Beispiel, welche herrliche Schätze die 
Gattung Rosa in sich schliesst, und 
dass es sich wohl der Mühe lohnt, 
darnach zu suchen. Hierzu gehören 
aber Versuchspflanzungen einer gros- 
sen Gärtnereianstalt, um die verschie- 
denen noch nicht genauer gekannten 
Rosenarten zu vergleichen. Ob eins 
der schon vorhandenen Arboretum 
bereits hierzu Gelegenheit gibt, ist 
mir nicht bekannt. Indem ich durch 
diese Einleitung die Blicke der Land- 
schaftsgärtner und Besitzer grosser 
Gehölzbaumschulen auf die Wildrosen 
lenken will, gehe ich zu den einzel- 


332 


nen mir genau bekannten, bereits 
überall kultivirten, aber nicht genug 
verwendeten Rosen über. 

Rosa rugosa Thunbg. Wer diese 
Rose im üppigen Zustande gesehen 
hat, wird mir beistimmen, dass eine 
schónere Belaubung nicht nur unter 
den Rosen, sondern überhaupt unter 
den Parkstrüuchern nicht vorhanden 
ist. Am schönsten sind junge oder 
zurückgeschnittene Strüucher, weil sie 
grössere Blätter haben. Diese werden 
bis 15 Cm. lang und bestehen aus 
7—11 (hier immer 11) fast eirunden 
3—5 Cm. breiten Blüttchen. Die- 
selben sind halb entwickelt und unter- 
seitig reizend weisslich oder blaugrün, 
oberhalb glünzend dunkelgrün, und 
erinnern an die von Melianthus major, 
was gewiss zu ihrer Empfehlung dient. 
Ehad ET ^ +] Rl:+ eg © 


einen Durchmesser von 7—9 Cm. und 
erscheinen schon an jungen unter 
40 Cm. hohen Pflanzen. Die mir 
noch unbekannten Früchte, welche 
sich hier noch nie gezeigt haben, sind 
die grössten aller Rosenfrüchte, grösser 
als Apfelrosen (Rosa villosa v. pomi- 
fera) und besser zum Einmachen, und 
sollen sehr zierend sein. Selbst das 
Holz ziert im Winter, denn die dicht 
wie eine Hechel mit dünnen Stacheln 
besetzten Aeste haben eine weissliche 
Farbe. Rosa rugosa bildet gern und 
viele Ausläufer, vermehrt sich dadurch 
leicht, aber diese Neigung trägt auch 
zur Verkümmerung der Mutterpflan- 
zen bei, indem diese im Wachsthum 
zurückbleiben und kleinere Blätter 
bekommen. Man thut daher besser, 
die Ausläufer zur Vermehrung abzu- 
nehmen, oder, wenn man ganze dichte 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


f 


Gebüsche von diesen Rosen will, die 
alten Sträucher zurückzuschneiden. 

Nach Dr. E. Regel gehören zu Rosa 
rugosa ausser der Thunberg’schen 
Pflanze (R. rugosa typica Rgl.) noch 
R. kamtschatica Lindl. und R. Ven- 
tenatiana (R. kamtschatica Vent.). 
Bekanntlich gibt es von dieser herr- 
lichen Rose schon mehr oder weniger 
gefüllte Gartenvarietäten, theils in 
Japan und China, theils in Europa 
entstanden. Dieselben gehören nach | 
Regel zu der Form nitens, mit etwas — — 
schmäleren oben glänzenden Blättern. 
Auch die Iwara-Rose, Rosa lwara 
Sieb., welche in Japan als halbge- 
füllte Form kultivirt wird, soll zu R. 
rugosa gehören. 

Rosa alpina L. (R. inermis Mill.) 
aus den Voralpen durch die ganze 
Alpenkette*), besonders schön in schat- 
tigen Thalgebüschen, aber im allge- 
meinen nicht häufig und an trockenen, 
nicht mehr beschatteten Stellen ver- 
krüppelt, ist vielleicht die schätzbarste 
Rose fürlandschaftliche Gebüschpflan- 
zungen. Wo sie sich an schattigen, 
nicht zu feuchten Stellen wohl be- 
findet, bilden einige Sträucher nach 
wenigen Jahren ganze dichte Ge- 
büsche und erfreuen durch die licht- 
grünen grossen Blätter, welche 50 
dicht stehen, dass eines das andere 
drängt und deckt, so wie schon m 


*) Anmerkung. Ich habe ein pou 
Buch über Rosen in den Händen gehabt, 
worin als Standort „höchste Alpen an ws 
Schneegrenze^ angegeben war. Der 50 = 
wissende Verfasser hatte wohl an p : 
dron gedacht, das auch Alpenrose en 
übrigens auch weit näher an den Th FS 
als an den Schneegrenzen wachst. : 


Mai, also früher als andere Wildrosen 
durch die zahlreich erscheinenden car- 
minrothen grossen Blüthen, welche 
meist einzeln auf kurzen Zweigen 
stehen, und wovon jeder reich beblit- 
terte Zweig mit der kurz gestielten 
Blume ein reizendes Sträusschen zum 
Anstecken bildet — leider nur allzu 
verginglich. Diese selten 2 Meter hohe, 
schon niedrig blühende Rose ist völlig 
stachellos, die üchte „Rose ohne Dor- 
nen“, welche Eigenschaft auf die ge- 
füllten Abkömmlinge übergegangen 
ist. Ob alle Gartensorten ohne Sta- 
cheln, als auch die rankende Rosa 
Boursaulti davon abstammen, wie 
angenommen wird, ist zweifelhaft. 
Schon bei der Rosa inermis möchte 
ich es bezweifeln, denn sie unter- 
scheidet sich im Wuchs und Farbe 
sehr auffallend. Die Rinde von 
Rosa alpina ist im Schatten leb- 
haft grün, an der Sonnenseite zu- 
weilen roth. Wie bei den meisten 
nd haben die Stümmchen kein 
ordin Leben, erschöpfen sich durch 
cum und Fruchttragen und gehen 
"m Pan jungen Stämmchen Platz 
n ac en. Diese sind dann bei R. 
um reichlicher als bei den meisten 
En Man muss die alten 
d = en zuweilen ausschneiden. Da 
ppi Ti Schatten, wo sie allein 
i aha ame oft einzelne Triebe von 
| Meter Lünge ohne Verzwei- 
sung bildet, so muss man derselben, 


wenn di 

ids, dieselben am Gebüschrande 
» Zurückschnei 

«a; neiden, oder man 


iedri s 
Ga edrigere Sträucher zur Deckung 
zen, 


[atk Ro 
u : — alpina zählen Botaniker, 
| "falls in alpinischen Gebirgen 


I. Originalabhandlungen. 


333 


| Europa’s wild wachsenden R. pyre- 


naica Gouan., R. glabra Desf., R. lage- 
naria Ser., R, pendulina Ait. u. a. Ein 
reizender Schmuck aller zu Rosaalpina 
gehörenden Formen mit einfachen Blü- 
then sind die glatten, langen flaschen- 
förmigen, korallenrothen Früchte, 
welche sich schon im Juli färben. 

Rosa inermis flore pleno wird all- 
gemein zu R. alpina gerechnet, hat 
aber so wenig Aehnlichkeit damit, 
dass ich an der Zugehörigkeit zweifle. 
Sie hat mit derselben nichts anderes 
gemein, als den gänzlichen Mangel 
an Stacheln. Sie wächst sehr hoch, 
in Gebiischen 4—5 Meter, an Wän- 
den 10 Meter hoch, hat weisslich 
grüne Blätter mit schmalen Blättchen 
und grosse sehr hell rosenrothe Blü- 
then, welche stark gefüllt sind. Dass 
dieselben gross und gefüllt sind, ist 
natürlich kein Grund, die Abstam- 
mung von R. alpina zu bezweifeln. 
Diese Rose gedeiht gut in Gebüschen, 
braucht nicht mehr als andere Stráu- 
cher beschnitten zu werden, und bringt 
schon Ende Mai eine Menge von zart 
rosenrothen, im Verblühen weisslichen, 
grossen stark gefüllten Blumen, welche 
um diese Zeit einen unvergleichlichen 
Schmuck der Gebüsche bilden. Ob- 
schon meist nicht schón in der Form, 
finden sich darunter doch einzelne 
schön geformte Rosen, welche gern 
abgeschnitten werden, und da sie 
früher als andere Landrosen kommen, 
höchst willkommen sind. 

Rosa rubrifolia Vill. (R. glauces- 
cens Wulf., R. glauca Desf, R. rubi- 
cunda Hall, R. livida Host) ist wieder 
eine üchte Wildrose mit einfachen 
Blüthen, welche nur durch ihre Be- 


334 


laubung wirkt. Diese ist von so eigen- 
thiimlicher Farbe, dass ihresgleichen 
im Landschaftsgarten nicht vorkommt, 
ist daher ganz besonders zu Kontrasten 


geeignet. Ich pflanze sie gern hinter | 


Rosa alpina, welche sie weit überragt, 
und finde, dass beide zusammen einen 
herrlichen Farbeneffekt bilden. Rosa 
rubrifolia ist in den Südalpen, be- 
sonders den östlichen verbreitet, und 
bildet einen 3 bis 5 Meter hohen 
wenig verüsteten, daher unten kahlen 
Strauch, welcher selten Auslüufer bil- 
et. Da diese Rose unten immer kahl 
wird und auch durch Zurückschneiden 
nicht buschig zu erhalten ist, so muss 
man sie tiefer in die Gebüschgruppen 
und weit von Wegen ab pflanzen und 
zwar vorzugsweise an die Schatten- 
seiten. Die Rinde ist durchaus dunkel- 
roth mit nicht grossen Stacheln be- 
setzt. Die mittelgrossen Blütter mit 
schmalen Blüttchen haben eine ganz 
eigenthümliche hechtblaue Farbe (da- 
her der Name livida), erscheinen aber 
zugleich róthlich, als ob Roth durch 
ie blaugrüne Oberhaut schimmerte. 
Dieses Roth wird besonders verstürkt 
dureh die rothen Zweige, Blattstiele 
und Blattrippen. Die nicht grossen 
Blüthen sind matt rosenroth und er- 
scheinen sehr unbedeutend. Die zahl- 
reichen Früchte sind fast kugelrund, 
braunroth, gegen den Herbst schwarz. 
Man vermehrt Rosa rubrifolia leicht 
dureh Samen, welcher, wie bei allen 
Rosen, sehr lange Zeit zum Keimen 
braucht. In der Baumschule muss 
man diese Rosenstrüucher wiederholt 
zurückschneiden, damit sie buschig 
zur Pflanzung kommen. 

Rosa spinosissima L.'(R. pimpinelli- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


| folia) flore pleno, die Pimpinellrose, 
| ist zu bekannt, als dass sie beschrie- 
| ben zu werden brauchte. Da die ge- 
_ füllt blühenden Gartensorten im Park- 
garten als Gebüsch dieselben Dienste 
leisten, wie die wilde Pflanze (welche 
übrigens auch schwer zu haben sein 
würde), so pflanzt man nur diese. 
Ohne ansehnlich zu sein oder als Ge- 
büsch eine malerische Wirkung her- 
vorzubringen, sind die Pimpinellrosen 
doch zur Zeit der Blüthe sehr schón, 
auch bringen sie die frühesten ge- 
füllten Rosen. In der Nähe gesehen 
ist das Blattwerk sehr hübsch. Ausser- 
dem hat diese Rose die höchst schätz- 
bare Eigenschaft, auf geringem Sand- 
boden, sowie auf trokenen steinigen 
Plützen noch fortzukommen. 

Rosa lutea Mill. (R. Eglanteria L.) 
ist in der Varietüt bicolor (Rosa bico- 
lor Jacq., R. punicea Roess.), der 
sogenannten Kapuzinerrose, eine 
wahre Prachtpflanze für Parkgebüsche. 
Dauert auch die Blüthe nur kurze 
Zeit, so ist doch auch das Grün der 
Blätter frisch und schön. Es ist dies 
die grosse einfache innen feurig dun- 
kel-safranrothe, äusserlich mattgelbe 
Rose, einst in allen Gärten, sogar an 
Wänden, jetzt nur noch selten zu 
finden. Dass man in günstigen Fällen 
auch die davon stammende sogenannte 
gelbe persische Rose (R. lutea persica, 
mehr als ,Persian- Yellow® bekannt) zu 
gleichen Zwecken verwenden könnte, 
sei nebenbei erwähnt. Man müsste 
aber trachten, wurzelächte Stämmchen 
zu erziehen, Bekanntlich darf auch 
diese Rose nicht beschnitten werden, 
weil sie sonst nicht blüht. —— 
Rosa cinnamomea L., die Mai- oder 


I. Originalabhandlungen. 


Zimmtrose, jenes kleine gefüllte 
schlecht geformte Róschen, welches 
unter den gefüllten Rosen zugleich 
mit der stachellosen Rose (R. iner- 
mis) die Blüthezeit eróffnet, ist leider 
jetzt fast nur noch in Bauerngürten 
und Dorfhecken zu sehen. Mit Recht 
aus dem Rosengarten verbannt, ist 
sie ein grosser Schmuck der Park- 
gebüsche, wo sie ohne Pflege gedeiht. 
Sie hat ein frisches schónes Grün von 
eigenthümlicher Farbung, ist reich 
belaubt und sieht blühend mit den 
vielen Hunderten von Röschen und 
Knospen reizend aus, ist auch als 
Knospe schön und so recht zum An- 
stecken geeignet. — Formen davon 
sind R, cinnamomea majalis flore pleno 
Red, (R. foecundissima Dur.), mit auf- 
rechten Zweigen und R. majalis Desf. 
(R. collincola Ehrh.), mit langen schlan- 
ken, übergebogenen Aesten, an wel- 
chen die kurzen Blüthenzweige guir- 
landenartig, wie bei Rosa canina bei- 
sammen stehen. Diese Rose hat eine 
durchaus braunrothe Rinde, woher 
auch der Name Zimmtrose stammen 
mag, und ist diinn mit starken Sta- 
ae besetzt. Sie bildet so viele 
usliufer, dass die Haupt- und Mutter- 

Pflanze leicht darunter leidet. Man 
u die Sträucher auch im Parke 
“imgermassen pflegen, indem man sie 
um Ueberwachsen und Beschatten 
; wer Th Strüucher schützt, weil 
^ ^" und Sonne verlangen, nur 

A e Hauptsträucher begünstigt, 
eal Füllung des Gebiisches 
SUR sind, die schwachen aber 
iw entfernt, Sie gehen beschattet 
ida m Grunde, und deshalb 
an immer im Gebiisch zahl- 


335 


reiche  abgestorbene lange dünne 
Stämmchen. 

Rosa alba flore pleno, die gemeine 
weisse Rose, welche man in moder- 
nen Gärten ebenfalls nur noch selten 
findet, gedeiht recht gut ohne Pflege 
im Gebüsch, und sollte im Parkgarten 
öfter verwendet werden, denn auch 
die blaugrüne Belaubung ist schön. 

Rosa arvensis L. (R. procumbens 
Ser., R. scandens Mönch, R. repens 
Scop., R. silvestris Herm., R. tugu- 
riorum Willd., R. capreolata Neck.) in 
den gefüllten Formen als Ayrshire- 
Rose bekannt, ist eine üchte Ranken- 
rose mit langen fadenförmigen Trie- 
ben. Wild zwischen Gebüsch und 
Hecken wuchernd, oder unansehnlich 
am Boden hinlaufend, kann sie mit 
Vortheil an Mauern, Felsen und alten 
Baumstümmen verwendet werden und 
ist besonders an hohen Ufern, von 
übergebogenen Stämmen haarartig 
herabhüngend und im Winde hin und 
her schwankend, das Wasser abwech- 
selnd beschattend, von höchst male- 
rischer Wirkung. Die Bliithen sind 
weiss und zahlreich, die Belaubung 
dünn und kleinblättrig. 

Aehnlich zu verwenden ist die 
schönere Rosa sempervirens L. aus 
Südeuropa, ertrügt aber ein rauhes 
Klima nicht. 

Rosa villosa L. besonders in der 
grossfruchtigen Form Rosa pomifera 
W. (D. Koch in Syn.), die A pfelrose, 
mit den grossen, Rosenipfel genann- 
ten beharten Früchten, hat eine schóne 
volle graugrüne Belaubung, wird 3— 6 
Meter hoch und bildet einen starken 
Stamm. Da sie stets von unten kahl 


336 


wird, so darf man sie nicht an die 
Gebiischrinder pflanzen. 

Rosa canina L., unsere Wald- oder 
Heckenrose, die auch den häss- 
lichen Namen Hundsrose führt, kann 
sich an Schénheit mit den meisten 
genannten Rosen messen. Wer sie 
im Juni an steilen Abhüngen und 
Ufern mit Blumenguirlanden bedeckt 
sieht, oder im Herbst mit den seiden- 
harigen Samen von Clematis Vitalba 
geschmückt, welche neben den Koral- 
lenfrüchten der Rosen wie eine kunst- 
volle Stickerei erscheinen, der wird 
gern zugestehen, dass es einen ma- 
lerischeren Strauch kaum gibt. Man 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


sollte diese Wildrose recht viel in 
jedem Landschaftsgarten anpflanzen. 
Weniger schön von Wuchs ist: 
Rosa rubiginosa, die Weinrose 
oder schottische Zaunrose (Sweet- 
briar), welche nicht so hoch wächst, 
und ein bräunliches Grün (olivengriin), 
aber schönere rothe Blumen hat. Sie 
bildet selten übergebogene Aeste, was 
auch schon ihr freierer Stand an 
sonnigen Plätzen verhindert. Der 
köstliche weinartige Geruch, welchen 
die Blätter an kühlen Morgen und 
bei Regen verbreiten, ist nicht allen 
Menschen angenehm, wie ich erfah- 
ren habe. J. 


4) Eine botanische Exkursion 


Von Dr. R. A. 


Gegen die Mitte des Dezembers 
v. J. unternahm ich eine kleine bo- 
tanische Exkursion nördlich von Sant- 
iago, hauptsächlich um Samen meiner 
schönen Arguzia glabriuscula zu sam- 
meln, und fuhr auf der Eisenbahn 
bis Santa Rosa de los Andes, wo die 
Eisenbahn aufhört und der Pass nach 
Mendoza über den Kamm von Uz- 
pallata anfängt, ein Weg, der nur 
zum kleinen Theil fahrbar ist. Bald 
nachdem man aus der Stadt heraus 
ist und die Gemiise- und Obstgärten 
der Vorstadt hinter sich hat, führt 
der Weg auf einer Brücke über das 
breite Kiesbett des Flusses Mapocho, 
welches hier ganz wasserleer war, in- 
dem das Wasser theils zu Bewiisse- 
rungskanälen aufgebraucht wird, theils 
im Schutt und Kies versiecht, um ein 
paar Stunden abwärts bei Pudaguel 


in die Provinz Aconcagua. 

Philippi. 

als stattliches Flüsschen wieder zu 
erscheinen. Man sollte meinen, das 
Wasser würde aus den nahen Anden 
Gebirgspflanzen herunter gebracht 
haben, allein ich habe nie etwas der Art 
gefunden, mit Ausnahme von der 
hiibschen Loasee Mentzelia aspera, 
die ich ein Mal in Menge traf. Nach- 
dem man dann die diirren Porphyr- 
hügel von Renea gestreift, die auf 
der Sonnenseite fast nur den arm- 
leuchterförmigen Cereus quisco Gay 
(wohl Cereus chilensis auct., nicht 
chiloénsis — auf der von pups 
Regen nassen Insel Chiloé gibt es 
keine Cacteen) trägt, gelangt man m 
eine grosse Ebene, die tiefer liegt als 
der Mapocho, und an ihrer tiefsten 
Stelle einen seichten See trigt, der 
grésser oder kleiner ist, auch wohl 
ganz verschwindet, je nachdem 1m 


Tat 135 


Z i, > Er e ure T GL 27 


I. Originalabhandlungen. 


Jahr viel oder weniger Regen fällt. 
Diese ganze Ebene eignet sich wenig 
zur Kultur, und hat einen salzhaltigen 
Boden, so dass man oft Salzefflores- 
cenzen namentlich von schwefelsaurem 
Natron sieht, ernührt aber mehrere 
interessante Pflanzen, z. B. eine noch 
unbeschriebene Distichlis, einen eben- 
falls unbeschriebenen Atriplex, und 
das berühmte Ocimum salinum des 
guten Molina, die , Yerba del salitre“, 
welehes gar kein Ocimum, ja nicht 
einmal eine Labiate, sondern Frankenia 
Berteriana ist. Die Pflanze ist in 


der That, wie Molina angibt, mit | 
weissen, salzigen Ausschwitzungen be- | 


deckt, nur nicht mit Salpeter „salitre“. 
Uebrigens heisst in Chile jedes aus 
dem Boden auswitternde Salz salitre. 
Auf den Báumchen von Acacia Ca- 
venia und Prosopis siliquastrum, die 
hier hiufig herumstehen, schmarotzt 
in Menge Loranthus cuneifolius mit 
prachtvollen rothen Blumen. : 

Nun tritt die Eisenbahn in di 
Querkette von Bergen ein, die siid- 
lich das Thal des Aconcaguaflusses 
begrenzen ; und windet sich in dem 


Thälchen eines unbedeutenden Baches 
e . . | 
mpor, manchmal in so scharfen Bie- 
gungen, dass ein einigermassen langer | 


Qus üfter ein S beschreibt. Das 
einste Stück Land , das bewüssert 
Werden kann, ist sorgfältig bebaut, und 
die Abhänge der Berge aber sind 
k ud nur mit einzeln stehenden Sträu- 
und Buschwerk bedeckt. Auf 


ei H 
hem sehr breiten flachen Rücken 


p vom Dérfchen Montenegro 
un Wasserscheide, die man gar 
ucht onki, Ein gut Stück jen- 


trägt besonders Weinreben und Feigen, 


337 


seits derselben muss die Eisenbahn 
wieder durch eine enge Felsschlucht 
mit steilen Wänden sich winden, und 
wenige Personen, welche die Reise 
zum ersten Mal machen, werden ohne 
einigen Schauder auf der einen Seite 
in den steilen Abgrund, auf der an- 
dern an die steil aufsteigende Fels- 
wand geblickt haben, von der grosse 
Blöcke jeden Augenblick herabzu- 
stürzen drohen. Man kommt durch 
einen Tunnel, und unmittelbar darauf 
auf eine Brücke, die 1000 Fuss hoch 
über eine enge Schlucht führt, um 
kurze Zeit darauf wieder einen Tun- 
nel zu passiren. Ehe man in die 
Ebene des Aconcaguathales eintritt, 
die man bei der Station Clai-Mai er- 
reicht, kommt man durch einen dritten 
Tunnel. Die Fahrt geht zu schnell 
vor sich, als dass man die Vegetation 
an den Seiten der Bahn deutlich er- 
kennen könnte, auf der Schattenseite 
wachsen an den Felsen eine Cassia, 
verschiedene Arten Calceolaria, eine 
Viviania etc., und im Frühjahr blüht 
reichlich Senecio adenotrichius DC., 
eine drüsig klebrige, ein- oder zwei- 
jährige Pflanze mit starkem, für mich 
sehr angenehmem Geruch. Auf der 
Sommerseite tragen die Felsen fast 
nur den Cereus quisco und eine Puya 
oder Pourretia, mit anliegenden, unten 
grauen Blattern und bläulichen Blu- 
men, die vielfach mit Pourretia coarc- 
tata R. et P. verwechselt ist, welche 
weit gróssere, aufrecht stehende, bei- 
derseits grüne Blatter, und schwefel- 
gelbe Blumen hat. Auch ich bin in 
den Fehler verfallen und habe lange 
Zeit die erstere für die P. coarctata 
gehalten, und der üchten m den 


338 
Namen gigantea gegeben. Die erstere 
ist wohl P. Whytei. Die knospenden 
Blüthenstiele werden vielfach als Salat 
gegessen. Der Cereus quisco ver- 
dient ein paar Worte, da er eine der 
häufigsten Pflanzen des mittleren und 
nórdlichen Chile's ist, und zu tausen- 
den die der Sonne zugekehrten Berg- 
abhünge bis ziemlich hoch in die 
Berge bedeckt, selbst da, wo es schon 
tüchtig schneit und die Temperatur 
bis auf 5—6° R. unter 0 im Winter 
sinkt. Er zeigt sich sehr mannig- 
faltig von Gestalt und kann eine Hóhe 
von 12 Fuss und darüber, bei einer 
Dicke von 10 Zollerreichen. Bald bildet 
er einfache, unverästelte Säulen, bald 
theilt er sich armleuchterartig in einer 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


gewissen Höhe, bald entspringen viele 
Aeste aus einer Wurzel. Ebenso ver- 
schieden sind die Stacheln, bald sind 
sie dick und kurz, nur etwa 3 Mm. 
lang, bald drei- bis viermal so lang 
und dünn. Die weisse Blume ist 
ziemlich lang und macht einer Frucht 
Platz, die den Namen guillave oder 
guiyace führt und süsslich schleimig 
schmeckt, aber von den Kindern gern 
gegessen wird, Häufig sieht man, 
namentlich in der Provinz Aconcagua, 
auch neben diesen Cactus den schönen 
blattlosen Loranthus aphyllus, der etwa 
5 Cm. hohe verästelte Büsche leb- 
haft rother Blumen und spüter blass- 
rothe, essbare Früchte trügt. 
(Schluss folgt.) 


Il. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. — 


A. Abgebildet im Katalog von Ja- 
mes Veitchu. Söhne. Royal Exotic 
Nurseries, Kingsroad, Chelsea, 
London. 


1) Osmunda japonica Thbrg. var. corym- 
bifera. (Veitch cat. 1883, pag. 8 und 16.) 
Die O. japonica besitzt doppelt gefiederte 
Wedel von ungefähr 1 Fuss und darüber 
Lànge, mit kurz gestielten lànglichen stum- 


Die fruchtbaren 
Wedel sind unter sich verschieden, oder es 
sind bisweilen auch nur einzelne der seit- 
lichen Fiederblattchen MT wodurch 
sich diese Art von unserm Königsfarn Sos 
munda regalis) der Simpfe Europa’s unte 

scheidet, wo stets nur die Sostsenblitictien 
der Wedel fruchtbar, d. h. auf der ganzen 
untern Seite mit Sporenkapseln besetzt und 
mit den Randern eingerollt, so dass sie eine 


walzige Gestalt annehmen. Baker zieht die | 


Osmunda japonica als Form zu O. regalis ; 
Wahrend diese aber durchaus hart, kann 


O. japonica nur als schöne Dekorations- 
pflanze des Kalthauses kultivirt werden. 
Bei der monströsen Form, welche auf Seite 
339 dargestellt ist, sind die Fiederblattchen 
an der Spitze verbreitert und mehr oder 
weniger tief hahnenkammförmig gelappt 

wodurch die ganze Pflanze ein ganz fremd- 
artiges gefälligeres Aussehen erhält. Erhielt 

on der Royal Horticultural Society ein 
Certifikat ersten Grades. 


= 


B. Abgebildet im Katalog von W. 
Bull und hier wiederholt. 


2) Lavatera arborea L. variegata. (Malva- 
ceae.) Die Stammart der L. arborea bildet 
im Süden Europa’s und im Norden Afrika’s, 
wo diese Art heimisch ist, niedrige Baume 
und wird schon seit Anfang dieses Jahr- 
hunderts als hoher Kalthausstrauch in den 


' botanischen Garten Deutschlands kultivirt. 


Die auf Seite 340 wiederholte pem 
aus W. Bull's Katalog (W. Bull, new beauti 
and rare plants, Kingsroad, Chelsea, 


If. Neue und 


empfehlenswerthe Pflanzen. 


“889 


Osmunda japonica corymbifera. 


— 


340 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


stellt die buntblättrige Form dar, und ist | wie es scheint, erzogen hat, Hrn. William 
schon im Juniheft 1881 des ,Journal of | Bull übergeben worden. Die ursprünglich 


Lavatera arborea variegata. 


Horticulture^ abgebildet und beschrieben | graugrünen Blatter sind mit dunkelgrün und 
worden, und von Hrn. Smith, der diese Form, | rein weiss sehr effektvoll gezeichnet un 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 


es soll diese Färbung bei allen den durch 
Stecklinge erzogenen Exemplaren ganz kon- 
stant sein, ja selbst aus Samen soll diese Form 
konstant bleiben. Bildet dichte hohe Sträu- 
cher, die im Kalthaus durchwintert und 
dann im Sommer als schöne Dekorations- 
pflanzen zum Auspflanzen ins freie Land 


gedeihenden Pflanzen, die in den mildern 
Distrikten des Südens Englands, Frankreichs 
und des Südens Europa’s, auch im freien 
Lande aushält. 


C, Empfohlen von E. Regel und 


3) Rosanowia conspicua Rgl. Gesneraceae. 
Jahrgang 1872 S. 33, Tafel 712 der Garten- 
flora bildeten wir diese schóne Gesneracee 
mit knolliger Wurzel, krautigen Stengeln und 


ward dieselbe von Seemann Biglandularia 
conspicua genannt und unter diesem Namen 
ursprünglich von W. Bull in den Handel 
gebraeht, Im berühmten Etablissement von 


und den Herbst hinein voll 
Teich blültenden knolligen Gesneraceen 


341 


mit der gleichen Liebhaberei wie friher 
h in 


z. B. Trev 
(Achimenes) Ambroise Verschaffelt ete., ge- 
héren noch jetzt zu den schénsten Formen 
dieser Familie. Dann war es das Van 
Houtte'sche TREE in dem zahlreiche 
neue Spielarten erzogen wurden, und unter 
diesen auch schöne hybride Formen d 
Rosanowia mit weissen und eg 
mit gelblich-rosarothen Blumen ete, 
knolligen Begonien drohen jetzt die knoligen 


ter, mittelst der in Sand eingeschlagenen 
Knollen im Warmhause, verdienen dieselben 
aber auch jetzt und in aller Zukunft einen 
Platz in unsern Gärten, Im Frühjahr in 
frische Erde in Töpfe verpflanzt, im Warm- 
haus oder Treibbeet angetrieben und dann 
im Semper zur Blüthe Wr apen "e 
aufgestellt 
sen im Winter nicht den Raum im Warm- 
hause und werden ausserdem durch die 
Neonat a Schönheit ihrer Blu- 
n kaum von andern Familien übertroffen. 
a Cereus Fed Engelm. Diesen Cereus 
hat unser berühmter Landsmann, Dr. George 


: Ws Cereus Fendleri. 


Engelmann in St. Louis, in seinem Ben 
Werke über Cacteen (Cactaceae of the Boun 
dary pag. 33, tab. 51, 52, 58) hin 


342 
und abgebildet. Jahrgang 1880 Tafel 6533 
Ab- 


bei Santa Fé und später 
Rio Grande bei El Paso von Wright und 
Bigelow, sowie von Thurber bei den Copper- 
Bergwerken aufgefunden, Bildet einen ein- 

hen oder wenig verästelten, ovalen oder 
oval-walzigen dicken Stamm von lebhaft 


Statice ‘Su worowi, 


grüner Fárbung mit 9—12 scharfen Kanten, 


die untern 
is 2 Cm, lang. Mittelstachel schwarz- 
braun, gekriimmt, bis 4 Cm. lang. Die Blu- 


| 
| 


Gartenflora ne Russlands und der Schweiz. 


men entspringen auf dem Gipfel des Stam- 
mes, schén purpurroth und 8—9 Cm. im 
Durchmesser. 

In Deutschland ist dieser get 
neue Cereus, r den 
blühenden Arten élite; in den Gesch 
von Haage und Schmidt in grösserer Zahl 
eingeführt worden 

5) Statice Suworowi Rgl, (Grtfl. 1882, S, 289, 

EY Schon Qah] 1 D 1 HI 


dieser wahrhaft schónen annuel- 
len Pflanze der Sandsteppen des 
südwestlichen Turkestans, wo 
mein Sohn dieselbe entdeckte 
und in Kultur einführte, — 
sagte ich, dass die citirte Ab- 
kleinen 


bis 12 Zoll langer verástelter Blu- 
menähre und tief rosenrothen 
Blumen vorkommen. Im ver- 
gangenen Sommer war eine 
ganze Gruppe im freien Lande 
mit derselben im Kais. Botani- 
schen Garten bepflanzt, und ich 

un 


ausgezeichnetste Neuheit unter 

unsern Annuellen ist, die seit 

einem Jahrzehnte in die Gárten 

einwanderte, Unsere beiste- 

hende Figur stellt ein besonders 

üppiges Exemplar in !/s der 
ö 


und Schmidt gezeichnet worden 

ist. Sonnige Lage und sandige 
ungedüngte Gartenerde sind 

T der Kultur. 

6) Myrsiph rum asparagoides Willd. (im 
Berl. Mag. 1808 pag. 25. — Knth. enum. IV, 
105. — Medeola area L. spec. 408. 
— Redouté Lil. tab. 442, — Dracaena medeo- 
loides L. suppl. 203. — 
loides Thnbrg, prodr. 66). 
halbstrauchige hochwindende immergrüne 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 


- Pflanze vom Vorgebirge der guten Hoffnung, 
zur Familie der Asparagineen gehörig. Der 
halbholzige ausdauernde Stengel stark ver- 
ästelt, wie die ganze Pflanze durchaus kahl, 
Zweige stielrund, Aestchen kantig und die 
letzten Verästelungen blattartig, immergrün, 
oval, zugespitzt, nervig, der Lange nach ge- 
streift, *4 Zoll lang, '/s Zoll breit. Die klei- 


sind kleine durchsichtig-hautige ovale Schup- 
pen vorhanden. Eine hiibsche immergriine 


t 

Ek e Liebt eine lockere lehmige 
is gedeiht gleich den meisten Schling- 
P'anzen ins freie Beet oder in Küsten aus- 
gepflanzt, wo die W 
ausbreiten können, 

7) Convolvulus mauritanicus Boiss. (pl. d'Es- 
Pagne pag, 414, tab. 122. A, — Bot. mag. tab. 


urzeln sich ungehindert 
am besten. 


5243, — 

ag Grtfl. 1861 pag. 310 und 410, Taf. 338). 
Schöne Ampelpflanze für das Kalthaus 

und kühle Zimmer w i 


; Zuerst in Kultur verbrei- 
ard diese schóne Art vom 
in der Nähe von Con- 
sich durch Samen, die der 


tet, Entdeckt w 
“m Sejourné 
antine und fand 


343 


berühmte Reisende und Botaniker E. Boissier 
aus Afrika erhalten hatte, schon einige Jahre 
früher, aber unbeachtet, im Botanischen 
Garten in Zürich, Wir machen auf diese 
schöne Pflanze unsere Leser von neuem 
aufmerksam. Dieselbe ist mit ihren dünnen, 
nach allen Seiten grazil überhängenden und 
stark verästelten Stengeln, sowie mit ihren 
zahlreich im Sommer erscheinenden violett- 
blauen Blumen, nicht blos als Ampelpflanze, 
sondern ebensowohl zur Bepflanzung kleiner 
sonnig gelegener Gruppen im freien Lande 


Convolvulus mauritanicus. 
Nm 


sehr zu empfehlen, indem sie solche Gruppen 
rasenartig überdeckt und unausgesetzt wäh- 
rend des Sommers mit Tausenden von Blu- 
men ziert. Samen trägt dieselbe selten, 
man überwintert daher eine Zahl Exemp are 
im Kalthause, treibt solche im Frübjahre 
bei erhöhter Temperatur etwas an und macht 
dann von diesen in frischer Vegetation be- 
findlichen Pflanzen Stecklinge, die sich eben- 
so schnell wie Fuchsien bewurzeln und im 
Mai dann noch zum Auspflanzen benutzt 
werden können. 


Sternbergianum R. et Schult. — en 
gium viviparum Reinw.), In den 
m obigen Namen beschrie- 


geht diese unter de 


344 


bene Art als „Cordyline vivipara“, ohne je- 
doch irgendwo unter diesem Namen beschrie- 
ben zu sein. Stammt aus Südafrika, ist 
merkwürdiger Weise noch nirgends abge- 
bildet und ist doch nach meiner Ueberzeu- 
gung die beste Ampelpflanze für Zimmer- 
kultur, da sie ebensowohl im kühlern und 
warmen Zimmer j 

Warmhause gedeiht, 
Nähe des Lichtes gebracht wird. Die Wur- 
zelblätter in dichter Rosette, linear-rinnen- 
förmig, 1 Fuss lang und ?/s Zoll breit, ziem- 
lich fleischig, wie die ganze Pflanze kahl. 
Aus der Blattrosette entspringen zahlreiche 
fadenförmige Ausläufer, die an ihren Knolen- 
punkten abermals Blattrosetten bilden und 
nach allen Seiten, wie das unsere beistehende 
Abbildung zeigt, von der Hängeampel herab- 
hängen. Auf ihrer Spitze tragen sie die 
Rispe der weissen Blumen, von denen eine 
unsere Abbildung in natürlicher Grösse dar- 


doeet Sternbergianurmn, 


stellt, Die aus den Ausläufern entspringen- 
den Blattrosetten bilden gleichzeitig kurze 
Luftwurzeln und können wie junge Pflanzen 
eingesetzt werden, 

D. Empfohlen nach Gardener's 

Chronicle 

9) Cattleya labiata Lindl. (Collectanea bot, 
tab. 33, anno 1826.) 

Im Jahre 1826 gab Lindley die erste 
Abbildung dieser prächtigsten unter den 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


epiphytischen Orchideen, die in Columbien 
und Brasilien stellenweise massenhaft w 
wächst und in zahlreichen Formen in Europa 
eingeführt und auch unter zahlreichen Namen 
in Folge dessen beschrieben ward, wobei 
Grösse der Blumen und Färbung derselben 
als Charaktere benutzt Ma So ward 
die grossblumige Form ooker als 
E Mossiae (Bot, mag. tab. aa) pis. 

Andere Formen sind Cattl. labiata elegans 
(Grtfl, tab. 146), C. labiata candida und 
robs labiata picta (Flore des serres tab, 
660 u ), C. Wageneri Rchb. fil., C. 
ude Rchb. fil., C. Trianaei Rchb. fil., 
C. pallida Lindl., C, Lemoniana Lindl, (Bot. 
reg. tab. 35), C. aiia cnr Rchb. fil., 
Cattl. Eldorado Linden u, s 

Auf Seite 345 geben wir na ic Gardener's 
Chronicle die Abbildung des Cattleya-Ge- 


* 


wüchshauses errn Crawshay in Eng- 
l fast ausschliesslich den Formen der 


and, 

Cattleya labiata gewidmet. 
Blumen und Mannichfaltigkeit der Färbung 
derselben in den verschiedenen Nüancen von 
Rosa bis Purpur und die verschiedenartige 


| Färbung der Lippe mit purpurrother Zeich- 


nung auf rosa oder selbst weissem Grunde, 
oder auch mit gelblicher Nüance, bei einem 
Durchmesser der Blume bis auf ?A Fuss, 
machen diese schóne Orchidee würdig, ihr 
eine eigene Abtheilung zu widmen und dann 
Resultate der Kultur zu erlangen, wie diese 
beistehend bildlich wiedergegeben ist. 

Eine feuchte gesunde Luft, zur Zeit der 
Vegetation häufiges Ueberspritzen und Lif- 
tung, in milderen Klimaten selbst Kultur im 
Sommer im Freien an einem schattigen Platz 
unter Bäumen, das sind Bedingungen, wu 


Be 12° R. Temperatur gar nicht gespritzt 
und erst mit dem Beginne der neuen Vege 
tation im Frühjahre wird wieder gespritzt 
und eine hdhere Temperatur bei Lüftung 
und Beschattung gegeben. Es liegt auf der 
Hand, dass wo man in einer ganzen Ab- 
theilung mit nur einer Pflanzenart mani- 
pulirt, ganz peni Resultate erlangt werden 
müssen, als wo man mannichfache Arlen in 
der gleichen Abtheilung kultivirt, 


Tafel 1136. 


ut AN ; 
ces NN, ^ 
{ 1 NN AS 
QS N 
` 


à x 
nese: 
t 


oe 


i = 


oe “es 

| Atc 
Em, S" 

NR. MET 


7 FF 


Phalaenopsis raitana. 


Il. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 


; 


f 
uU 
| 


'awshay. 


M 


Cattleya-Gewächshaus von ( 


346 


Die Cattleyen, und mit ihnen die andern 
epiphytischen Orchideen des tropischen 
Amerika’s, waren in dem Lande der Orchi- 
deen-Kultur pr. excellence, in England, lange 
Zeit wegen der Orchideen Ostindiens ver- 
nachlässigt worden, haben sich aber jetzt 
den ihnen gehörigen Ehrenplatz, wie das 
die beistehende Abbildung beweist, wieder 
erobert. 


E. Abgebildet in L’Illustration 
horticole. 

10) Kentia (Kentiopsis) Luciani Lind. 
durch die ehemalige Firma 


eingeführte schóne Palme für das temperirte 
Gewächshaus. Sie wächst in ihrem Vater- 
lande in einer Hóhe von 800 M. über der 
Meeresfläche auf den Bergen Arago und 
Nekon. Die gefiederten Blatter sind hell- 
grün, auf der Rückseite manchmal braun 
schattirt; die Blattstiele sind in der Jugend 
gelblich. Ist vielleicht nur eine Abart der 
K. macrocarpa Brongn. (Tafel 451.) 

11) Azalea indica L. v. gardeniiflora Lind. 
Eine im Etablissement Linden aus Samen 
erzogene Form mit ziemlich grossen gefüllten 
weissen, im Centrum grünlichen Blumen. 
Soll sich leicht treiben lassen. (Tafel 452.) 

12) Aérides Houlletianum Rchb. f. (Orchi- 
deae.) Ist nach der Beschreibung in Gar- 
dener’s Chronicle bereits besprochen worden. 


tigen: A. Mendeli hort. angl. 
und A. Ellisi J. Anders, (Tafel 455.) 


13) Anthurium Lindenianum h. belg. Aug. 


zwar eine ähnliche Pflanze, aber durch weisse 
Blüthenscheide und Kolben, sowie auch da- 
durch unterschieden, dass die Blüthenstiele 
langer als die Blattstiele sind. S. Garten- 
flora 1872, Seite 382. (Tafel 456.) 

14; Alsophila contaminans Wall. (Filices.) Al- 
sophila glauca J. Smith. ~ Chnoophora glauca 
Bl. Ein schéner Baumfarn, welcher Java 
und die Malayischen Inseln zum Vaterlande 
hat, Die doppellgefiederten Wedel sind leder- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


artig, unterseits grau. Stiele blaugrau an- 
gelaufen. Fieder länglich-lanzettlich, zuge- 
spitzt, stark fiederspaltig. Abschnitte läng- 
lich-gekrümmt; die fruchtbaren schmäler 
und mehr oder weniger stumpf gezähnt, 
(Tafel 458.) 

15) Encephalartos cycadifolius Lehm. p. 
Friderici Guilielmi. (Cycadeae.) Bereits 
abgebildet und beschrieben in Gartenflora 
Jahrg. 1880, Seite 291, Taf. 1025 und 1026. 
(Tafel 459.) 

16) Nepenthes Henryana et N. Lawrenceana 
hort. angl. (Nepenthaceae.) Letztgenannte 
Art wurde bereits besprochen. S. Garten- 
flora 1881, S. 63. Nepenthes Henryana ist 
aus einer Befruchtung von N. Hookeri mit 
dem Pollen von N. Sedeni hervorgegangen. 
Die Schläuche sind so stark róthlich-purpur 
gefleckt, dass diese Farbe eigentlich die vor- 
herrschende ist. Der Rand des Schlauches 
ist braunroth, der Deckel grün mit einigen 
bräunlichen Flecken; die Lange der Schläuche 
beträgt 20 Cm. (Tafel 460.) 

17) Aörides japonicum Lind. et Rchb. fil. 
(Orchideae.) Bereits wiederholt in der Gar- 
tenflora besprochen. (Tafel 461.) 

18) Sonerila hybrida hort. Lind. (Melasto- 
maceae.) Eine Reihe Spielarten, im Garten 
der Compagnie continentale in Gent erzogen. 

1. S. Comtesse de Flandre. Eine Verbesse- 
rung der S. Mamei. Die Blattstiele sind 
röther und der Blattrand ist purpurroth. 

2. S. Madame Alfred Mame. Blätter fast 
ganz silberfarben mit dunkelgrünen Nerven 
und im jungen Zustande rosafarbig getuscht. 

3, S. Madame Charles Heine. Blätter blass- 
grün mit dunklen Nerven und Rande. 

4. S. Madame Legrelle. Erinnert an S. 
Mm. Otlet, das Grün der netzförmigen Zeich- 


dunkelgrünem Grunde befindlichen, : 
artigen, silberfarbigen Flecken stehen 10 
geraden Linien. : 

6. S. Princesse Mathilde. Eine Verbesse- 
rung der bekannten S. Hendersoni give 
die Blatter sind jedoch mehr gezähnt; 
der Rand ist braun, die Nerven d . 
(Tafel 462.) 


IL. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


19) Heliconia aureo-striata h. Bull. (Musa- 
ceae.) Beschrieben und abgebildet in der 
Gartenflora Jahrg. 1881, S. 370. (Tafel 464.) 

90) Vriesea Rodigasiana Ed. Morren. 
(Bromeliaceae.) Eine im Etablissement der 
Compagnie continentale aus Brasilien ein- 
geführte Art, die in der Mitte steht zwischen 
V. gracilis und V. billbergioides und in die 
Gruppe mit lockerer Blüthenrispe gehórt, 
und welehe auch V. procera Mart. und V. 
philippoesburgensis Wawra einschliesst. Die 
Pflanze ist von kleinen Dimensionen, die 
blätterreiche Rosette hat 30 Cm. im Durch- 
messer, bei einer Hóhe von 15 Cm. und ist 
vasenfórmig; die Blatter (ungefahr 30) sind 
dünn, kurz, übergebogen, am breiten Grunde 
schwarzbraun, bandfórmig, abgerundet, zu- 
gespitzt, glänzend, hellgrün. Blüthenschaft 

aufrecht, 25 Cm. hoch, zierlich, mit schma- 
len, lanzettlichen Bracteen bedeckt. Rispe 
locker, elliptisch, 30 Cm, lang mit 4—5 ab- 
stehenden Zweigen, welche armblumig sind 
und am Grunde von lederartigen, eiförmig- 
lanzettlichen scharlachrothen Bracteen ge- 
stützt sind, Blumen sitzend, róhrig, etwas 
gebogen, in den Achseln von kurzen gelben 
a sitzend, welche halb so lang als 
wi Kelch sind; Sepalen kurz, zungenförmig, 
'assgelb ; Petalen doppelt so lang, lebhaft 
ätronengelb. (Tafel 467.) 

21) Schismatoglottis Lavallei Lind. var. 
i tiri "Lind. (Aroideae.) Unterschei- 
inia = der Stammart durch oberhalb 
bien ne, fleckenlose Blatter, welche auf 
dis cmn weinrotb gefárbt. Ist vielleicht 
Resin ndere Art. Wurde vom früheren 

"à Ret von Niederländisch-Indien, 
e Lansberge aus Java an die Com- 

8 Gent gesandt. (Taf. 468.) 
Pa “conta Scherzerianum Schott. var. 
E o (Aroideae.) Eine von 

rirand gezüchtete, aus einer Be- 


Cie Die ossen Scheiden vor- 
ram mit zahlreichen rothen Punk- 
hende fm os Weiss hier die vorherr- 
die roth Tbe, während auf der Rückseite 

en Punkte so dicht stehen, dass 


347 


die weisse Grundfarbe weniger hervortritt. 
Der Kolben hat die gelbrothe Farbe des 
typischen A. Scherzerianum. (Tafel 470.) 
23) Pescatorea Lehmanni Rchb. f. (Orchi- 
deae.) Schon besprochen in der Gartenflora 
Jahrg. 1880, S. 82 und 274. (Tafel 471.) 
24) Pellionia Daveauana N. E. Brown. 
(Urticaceae.) Beschrieben und abgebildet in 
Gartenflora Jahrg. 1883, S. 162, Taf. 1120. 


er 
(Tafel 472.) 
25) Cypripedium Spicerianum Rchb. f. 
(Orchideae.) Bereits besprochen. Siehe Gar- 
tenflora Jahrg. 1881, S. 284. (Tafel 473.) 
26) Yucca gloriosa L. B. recurvifolia fol. var. 
(Liliaceae.) Die Blatter dieser neuen Form 
Lt fA Nee, SUBE Y a 1 inon hreiten 


blassróthlichen Mittelstreifen. (Tafel 475.) 

27) Dendrobium bigibbum Ldl. (Orchideae.) 
Bereits besprochen nach der Abbildung in 
Botanical Magazine S. Jahrg. 1856, S. 360. 
(Tafel 476.) 

98) Aralia gemma Lind. (Araliaceae.) 
Wurde im Jahre 1875 von den Sammlern 
des Herrn Linden, Msr. Pancher und De 
Maerschalk in Neucaledonien entdeckt, wo 
sie in den gleichen Regionen mit A. Veitchi, 
gracillima und elegantissima wächst. Blatter 
gefiedert 10—12 parig, Fiederblattchen kurz, 
sitzend, fiederspaltig. Junge Blatter röth- 
lich gefärbt. Fürs temperirte Gewächshaus. 
(Tafel 477.) 

) ripedium Lawrenceanum Rchb. f. 
(Orchideae.) Wurde bereits besprochen, S. 
Gartenfl. Jahrg. 1879, S, 91. (Tafel 478.) 

30) Pellionia pulchra N. E. Brown. (Urtica- 
ceae.) Eine der P. Daveauana nahe stehende 
Art, in das Etablissement der Compagnie 
continentale aus Cochinchina eingeführt. Die 
langlichen Blatter sind an der Spitze stumpf 
abgerundet, am Grunde schief herzförmig, 
am Rande fein kerbzähnig, auf der Oberseite 
silbergrau mit schwarzgrünen Nerven, auf 
der Unterseite blasspurpur. Im Gegensatze 
zu P. Daveauana hat die neue Art matte, 
nicht glanzende Blatter. Blumen bisher un- 
bekannt. (Tafel 479.) 


31) Odontoglossum madrense Rchb. fil 
(Orchideae.) Diese prächtige Art wurde 
(S, Gartenfl. 1877, S. 26.) 


schon besprochen. 
(Tafel 480.) 


348 


2) Cattleya nobilior Rchb. f. (Orchideae.) 
Eine prachtvolle Art, durch das Etablisse- 
ent der Compagnie continentale aus Bra- 
silien eingeführt. Verwandt mit C. Walke- 
riana Gardn. (C. bulbosa Lindl.) und C, dolosa 
Rehb. fil. Scheinknollen und Blätter wie bei 
ersterer Art, aber grösser. Blüthenschaft 
2—3 blumig. Blume gross, lebhaft rosa. Lippe 
mit einer grossen gelben Mitte. (Tafel 485.) 
33) Aechmea Lalindei Lind. et Hodigas. 
(Bromeliaceae,) Eine prächtige Art, welche 
Herr Linden schon im Jahre 1867 von Herrn 
Lalinde aus Neugranada erhielt und die erst 
i Die Pflanze ist 
hoch bei einem Durch- 
messer von'3 Meter. Die 12—17 Cm. breiten 
Blatter bilden eine grosse Rosette. Sie sind 
l'/ M. lang, aufrecht, leicht übergebogen, 
mit grünen Stacheln versehen. 


nahern, werden all- 
malig kürzer und nehmen eine rothe Far- 
bung an. Der aufrechte Blüthenstand über- 
ragt die Blätter und trägt eine Menge rück- 
warts gebogener, prachtvoller Deckblatter 
von schénster rother Färbung. Die zahl- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


reichen, dichtstehenden Blumen sind sitzend 
und bilden eine Spirale; sie sind grünlich 
weiss, mit rosa Spitzen. (Tafel 481.) 

34) Dieffenbachia magnifica L. Lind. et Rodi- 
gas. (Aroideae.) Eine der vielen in neuerer 
Zeit in den Handel gebrachten Formen der 
D. Seguine. Die lebhaft grüne Grundfarbe 
ist von eier weissen Flocken unter- 
brochen. Stammt aus Venezuela, (Taf. 482.) 

35) ale 3 japonica Madame Lemonnier. 
Eine grosse weisse, nicht allzustark gefüllte 
Blume mit einigen zarten rosenrothen Strei- 
fen auf jedem Blumenblatte, (Tafel 483.) 

36) Chamaerops hystrix Fraser, (Palmae.) 
(Sabal hystrix Nutt.—Rhapidophyllum hystrix 
Wendl. et Drude.) Eine bekannte harte Palme, 
in Florida und Georgien heimisch. (Taf. 480.) 

37) Oncidium concolor Hook. (Orchideae.) 
Bot, mag. t. 3752. — Williams Orch.-Album 
1882. t. 1. Eine der schónsten Arten aus 
Brasilien, wo sie in der Sierra dos Orgaos 
vorkommt und neuerdings durch die Com- 
pagnie continentale d' ee d 
eingeführt wurde. Die grossen Blu 
eine rein eilroneiigelbe Farbe. 


(Tafel 481) 
Ender.) 


IIl. Notizen. 


1) Der Steiermárkische Gartenbau-Verein 
hat in Graz eine Fortbildungsschule 
für Gartner, vorzugsweise Lehrlinge gegrün- 


t Heizung und 
Beleuchtung kostenfrei überldusa at. Es 
ist nieht nur eine Fortbildungsschule im 
gewóhnlichen Sinne, worin ungenügend ge- 
bildete Schüler das Versäumte nachholen 
können, sondern eine Fachschule. Die feier- 
liche Eröffnung fand am 19. November 1883 
statt, J, 

2) Die Kónigliche Lehranstalt für 
Obst- und Weinbau zu Gaisenheim 
am Rhein hat einen Bericht über das Jahr 
1881— 1882 counted welcher den Direk- 
tor dieser Anstalt n R. Goethe zum 
Verfasser hat. tie enthält einen das 
Verständniss erleichternden Plan. Es ist um 
so erfreulicher, das allmälige Wachsen und 


Gedeihen dieser mit so grossen Kosten und 
uten Lehrmitteln ausgestatteten Staatsan- 
stalt wahrzunehmen, da sie in den ersten 
Jahren der Gründung nur schwach besucht 
wurde. Sonderbar ist die offizielle Lawn’ 


kónnte Manchen abhalten si i 
Den Schluss des Berichtes bildet die Thatig- 
keit der Versuchsstationen, der botanisch- 
physiologischen, der chemischen baer 


3) Die bekannte Pflanzenkübelfabrik von 
Carl Reitinger in Köln (Herzogsstrasse 32), 
deren geschmackvolle Arbeit làngst bekannt 
ist, lasst jetzt Kübel anferligen, oder viel- 
mehr làsst alte so einrichten, dass man 
sie, mittelst an einer Seite angebrachter 
Charniere und gut verschliessender Riegel, 


3 


IIT. Notizen. 


wie eine Thüre öffnen und auch den Bo- 
en herausnehmen kann. Welche Kultur- 
vortheile diese Einrichtung mit sich bringt, 
sieht jeder Gártner leicht ein, Man kann sich 
jeden Augenblick von dem Zustande der Wur- 
ks und Erde überzeugen, sich auch überzeü- 
n, ob unzuverlássige Leute zu wenig oder zu 
sa gegossen haben. Charniere und Verschluss 
ind so eingerichtet, dass sie auch als Ver- 
iss dienen, Das Material ist bestes ge- 
rissenes Eichenholz, Die grössten vorräthigen 
Kübel haben 1,20 M. Durchmesser. Es ist 
zu beachten, dass man nach dem Muster 
dieser Kübel auch an jedem Orte, wo ge- 
schickte Handwerker wohnen, solche Kübel 
zum Oeffnen anfertigen lassen kann. 

4) Wir finden in der ,Illustrirt, Flora, Wien 
September 1883“ wieder ein Mittel zur Ver- 
tilgang der Ameisen, nämlich das Bestrei- 
chen der Bäume mit in Hanföl aufgelóstem 
Ofenruss. — Aber sind wirklich immer die 
Ameisen Ursache des angeblichen Schadens 
an den Obstbáumen? — sind es nicht die 
Blattläuse, welche namentlich an den Pfir- 
sichbàumen die Verkrüppelungen der jungen 
Zweige und deren Blatter hervorbringen ? — 
Die Ameisen gehen den Blattliusen nach 
Wegen des Zuckersaftes — die Ameisen grei- 
fen Obst nur dann an, wenn die Fruchthaut 
schon x Pains wenn von den Vógeln u. a. 
schon angebissen. an dürfte wohl 
inanchmal veu sein mit der Ver- 
tilgung eines mehr nützliehen als schadlichen 
Thieres ! (Sr.) 

5) Der Eichenbaum wird von vielen In- 
sekten arg beschádigt — die Kenntniss der- 
selben ist von grosser Wichtigkeit — die 
unter der Leitung des Professors Targioni 
Tozzetti stehende entomologische Station 


ichen zu unterscheiden, damit man nicht, wie 
= sehr oft vorkommt, die letzteren verfolgt, 
ao" und den schädlichen freien Lauf 

asst, Hr. Mina Palombe beginnt im Sep- 
E Heft (1882) die von Hrn. Ragusa in 


den Eichenbäumen Siciliens en 


349 


Schmetterlinge, die er „Druophagi“ nennt. 
Wir findenu.a. Thais polyxena v. Cassandra 
Hln. deren Raupe auf Quercus llex co 
aber auch auf Arialblöchie rotunda, — Thee: 
llicis Esp, auf Quercus sente Th. in 
Esp. auf Quercus Robur (mit dem Parasi- 
ten Pimpla mixta), Sesia wei Rtf., 
€ demo idi unte r der Rinde der 
t; — Zyguna Tri- 
folii Esp., die Raupe nährt sich von Klee und 
findet sich im Mai auf Eichen (mit Chaleis 
minuta, Criptus sygunarum, Lombius und 
obscurus als Parasiten) u. s. w. (Sr.) 
6) Die Saxifraga sarmentosa, aus China, 
bei welcher zwei Blumenblätter viel grösser 
und länger sind als die andern und welche 
einen sehr angenehmen Geruch nach Rosen 
hat, kommt sehr selten zur Blithe. Um 
diese Saxifraga zum Blühen zu bringen ist 


läufer, die von ihr zahlreich ausgehen, zu 
entfernen, die Pflanze mit guter Erde an- 
häufeln, und auf solche Art soll es möglich 
sein, dieselbe alle Jahre hindurch in vollster 
Blüthe zu sehen. (Sr.) 
7) In den Gärten Bulgariens werden, wie 
wir aus der von Prof, Pancic dete a 
ebenen Brochüre: Elementa ad flora 
principatus Bulgariae (Belgrad 1883) itti: 
men, die Viola orbilica Panc. (Spithamaea, 
petalisaureis), Heracleum pubescens, Echinops 
microcephalus, Setaria verticillata (besonders 
bei Sofia) kultivirt. (Sr.) 
8) In den Schriften der Accademia d'agri- 
coltura, commercio e ed arti in Verona finden 
wir eine ausführliche Uebersicht aller in der 


turen, Es dürfte von Interesse sein, von den vor- 
züglichsten —€— einige Daten aus dieser 
Zeitschrift zu ha 
Besondere caer verdient die Kultur 
des Ricinus, welche bei Isola della Scala, 
Le 
cf He — bringt 8—10 Quint 9 
Samen, welcher jetzt bis auf 100 L. pr. Quint 
bezahlt wird; das § aus den Senp A acm 
Qualitat 


$91 9 
UCI ist vv. 


ERBETEN. 
*) 1 Quint = 100 Kilogr. 


350 


kostet 120—130 L., das der 2. Qualitat 95 bis | 
Die Schwertlilie (Iris germanica) | 


100 L. — 
bildet ebenfalls einen wichtigen Handels- 
artikel; sie wird namentlich um Illasi auf 
kalkigen schlechten Boden eingesetzt, nach 
drei Jahren und zwar im August wird die 
Pflanze ausgegraben, die Rhizome werden 
gereinigt, getrocknet, gepulvert und in grossen 
Mengen (2000—5000 Quint jährlich) in süd- 
liche und nördliche Länder ausgeführt. 
Der Knoblauch (Allium sativum) wird eben- 
Weise kultivirt, — 


delsartikel wie vor wenigen Jahren, zu welcher 
Zeit derselbe nach Marseille geliefert wurde; 
= m zu Jupes Blumenkohl (von 


ossen 

und 6 kleinen Stücken auf den Markt 
Verona gebracht werden), en el (1000 
Kórbe mit je 100 Bund nach Verona), Zucker- 
Wassermelonen (100, 000 und mehr 


un 

Stücke), Kürbisse (unter dial die sog. 
Zucce sante, von gelblicher Farbe, von ge- 
schmackloser Süsse, welche gesotten oder 


gespeist werden); von Er 
wohl auch aliene über 7000 Kilo xt 
den Markt von Verona. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Die Weinkultur nimmt eine Baufläche 
von 31,382 Hect. ein — erzeugte in 
früheren Jahren 15 Hectol. Wein per Hectare, 
jetzt im Ganzen erhält man nicht mehr als 
20,000 Hectol. Wein und dieser ist wenig 
gefárbt, von nicht langer Dauer. (Sr.) 


9) Hyacinthenkultur im Sand. Man 
füllt eine Porzellanvase, Glasschale oder ein 
anderes Gefäss, welches die Feuchtigkeit 
zurückzuhalten und ihrer Einwirkun ng zu 


r mehr Zwiebel ein, 
je nach der Grösse des Gefässes, und bedeckt 
diese mit Sand, so dass die Spitzen ein wenig 
hervorsehen; dann taucht man das Gefäss 
auf 10 Minuten in einen Eimer mit Wasser, 
damit der Sand sich an: und fest an- 
schliesse — seizt dasselbe auf 3 Wochen 
in einen dunkeln Ort und dann in der Nähe 
des Fensters, damit. Licht und Luft darauf 


tauche man durch 5 M 
ins Wasser, damit der Sand stets feucht sei. 
Auf solche Art erlangt man baldige reich- 
liche Blüthe. Ebenso sind die in Moos ge- 
pflanzten in von Draht geflochtenen Körbchen 
zu behandeln, welche eine zierliche Dekora- 
tion für das Zimmer bilden, (5r.) 


iV. 


1) G, C. W. Bohnensieg, Repertorium 
annuum literaturae botanicae periodicae, 
tom. VI. Harlem bei Eroen Loosges, 

Der 6. Band dieses Pfadfinders in der 

zerstreuten Botanischen Literatur. Ein höchst 


nützlic uch er zerstreuten 
botanischen Literatur nicht die be- 
sondern ke n namentlich auch 


die in den verschiedenen Zeitschriften ent- 
haltenen Abhandlungen, einem jeden der 


r Wissenschaft beschäftigt, 
dabei die re Literatur zu ver- 
gleichen wünscht, das gerade in dieser Be- 


Literatur. 


ziehung publizirte exakt nachweist. Die ganze 
Reihe der bis jetzt erschienenen Bände ist 
nach den einzelnen Fächern eingethai und 
der Index weist sofort zurecht, wo m n das 
Betreffende zu finden hat. Nehmen wir 2. B. 
an, es beschäftige sich irgend ein Botaniker 
mit der Familie der Rosaceen, 50 findet er 
im Index unter Rosaceen die Seitenzahl 212 
angegeben, und dann findet er auf Seite 
212—214 alle i 
Schriften über R 
Citat, wo die betreffenden Artikel eg” 
oder in welchen Zeitschriften dieselben er i 
| schienen sind, ebenfalls mit genauem Citat, 


IV. Literatur, 


Ein anderer der sich z. B. mit Versuchen 
über die sogenannten  insektenfressenden 
Pflanzen basifügt Misit alle einschlagigen 
Arbeiten aus den Jahren 1876 und 1877 
Seite 181—134 verekichnet 

Die gleiche Berücksichtigung finden die 
Arbeiten über Morphologie und Physiologie, 
kurz es ist diese Zeitschrift ein ausseror rdent- 
lich nützliche iches Hilfs- 

und Vergleichung der 
bereits iectaneaten quee (E. R.) 


2) Les plantes s Voageres) Description 


ilmor 

drieux et Comp. Paris 1883. Verlag 

der Herausgeber. Marchands grainiers, 
uai de la Megisserie 4. 

Die bekannte berühmte Samenhandlung 

gibt in dem oben 


: beachtenswerthen Sorten, mit kurzer Kultur- 
und Gebrauchsanweisung. Das Buch ist auf 
Grund selbst ausgeführter Kulturen und ver- 
bürgten Erfahrungen und Beobachtungen 
verfasst worden, und trägt die Krups 
für die Richtigkeit auf der Stirne. Es 

keine Anleitung zum Gemüsebau im ir 
lichen Sinne, obschon der mit der Sprache 
Vertraute Gártner denselben daraus lernen 


der Gemüse und Gemüsesorten. Mit grósster 
Sorgfalt sind nieht nur alle als gut erkann- 
ten französischen Sorten, sondern auch die 
besten und richtig benannten deutschen und 
englischen Sorten beschrieben, Wir lernen 


gewissen Bodenarten kenn en, finden die An- 
gabe der Dauer der Keimkraft, wie viele 


n 
eigentlich den Samenhändlern und Samen- 
züchtern Nutzen. Jede Sorte ist ausser dem 
Hauptnamen noch mit ee = 
lokalen Namen bezeichne ugleic e 
auch mit den richtigen Fan, iekea. 
holländischen , flämischen, italienischen, 


! 


| 


351 


spanischen , portugiesischen und dänischen 

amen. Das Buch ist daher so recht ein 
internationales, setzt natürlich sprachliche 
Kenntnisse voraus J. 

3) Der Erfurter Haraha gibt nicht 
Berichte über jedes Vereinsjahr, sondern 
über eine Reihe von Jahren. Der zuletzt 
erschienene umfasst die Jahre 1874 bis 1883. 
Wenn bei dieser Einrichtung die geschäft- 
lichen Mittheilungen stets veraltet kommen, 
so ist das kaum ein Nachtheil, weil sich 
schon nach einem Jahre die Mitglieder wenig 
um dieselben kümmern. Dagegen sammelt 
sich in der Zeit von 5 oder 10 Jahren aus 
den Verhandlungen werthvolles Material an, 

und die Berichte haben den Werth eines 
Buches. Dies ist auch mit dem gegenwär- 
tigen der Fall, und wenn er auch | im 
Buchhandel zu ‘akin ist, so kommt er doch 
manchem Nichtmitgliede in die "vnd Ein 
Anhang enthält verschiedene gärtnerische 
Mittheilungen. So „Sprachliches und Ge- 
schichtliches über Gemüse“; ferner über 
Landesverschönerung und Versehönerungs- 
vereine, die „Botanik des Alten Testamentes*, 
woraus wir unter anderem erfahren, dass 
der Urtext des Alten Testamentes ein Wort 


setzung des Alten Testamentes nahm, welche 
aus dem ersten Jahrhunderte der christlichen 
Zeitrechnung stammt. : 

4) F. A. Knight. Das Ganze der Siete. 
zucht, oder die verschiedenen Arten wie 
man Ananasgezogen hat und noch zieht, 
von den ersten Einführungen dieser 
Frucht in Europa bis zu den neuesten 
Kulturverbesserungen. Dritte völlig um- 


den heute noch wie damals interessanten 


352 


und lehrreichen Knight umfasst, bietet der 
zweite Theil „die Mero denen Kultur- 
methoden in det Jet 

Ein Jeder wird ra his Rath holen 
kónnen, je nachdem er in der Lage ist und 
ihm Mittel und Wege zu Gebote stehen, 
einfachere oder arch Methoden in 
Anwendung zu bringen 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


| 


Konnte man bisher nur in Gartenbüchern 
und Zeitschriften zerstreut Kulturanweisun- 
gen finden, so ist dem Gärtner n ein über- - 
sichtliches Ganze geboten, dem sicher 
manchen guten Rath, Verbesserungen und 
Vereinfachungen entnehmen wird. sn. 


V. Personalnotizen 


1) DerKönigl. Hofgarten-Direktor Jühlke 
feiert am 1. April 1884 das seltene Fest 
seines 50jährigen Dienstjubiläums, was die 
weitesten Kreise interessiren wird, da Jühlke 
der Gartenwelt durch seine einflussreiche 
Stellung, sowie als Autor und als Direktor 
der Gartenbau-Lehranstalt in Potsdam, rühm- 
liehst bekannt ist. Wo derselbe zuerst in 
den Dienst HANSER, ist, ist uns unbekannt. 
2) Die Commission für die permanente 
en -Ausstellung zu Nizza, welche ls: 
m 1, Dezember 1883 bis zum 1. J 

dort stattfindet, macht bekannt, 


tir den Aussteller zur 
Verfügung gestellt hat, d 


Aussteller, der am meisten durch die Aus- 
stellung von abgeschnittenen Blumen ge- 
leistet hat, einen Preis von 500 Fr. bestimmt. 

3) Wir machen alle Kreise, welche sich 
für die Internationale Gartenbau-Ausstel- 
lung in St. Petersburg interessiren, darauf 
aufmerksam, dass dieselbe eben nur auf ein 
Jahr verschoben, dass das ausgegebene- dee 
m in sei 


eses Programm allen 
den sich dafür Interessirenden, auf Anfrage 
beim Unterzeichneten, zugesendet wird. Ein 


und Correspondenz. 


Verzeichniss der nachtraglich ausge- 
stellten Preise etc., der Erleichterung 
für Reise und Transport, wird rechtzeitig 
versendet an alle diejenigen, welche zugesagt 
haben oder noch Theil zu nehmen wünschen, 
als Exponenten, Experten oder auch als Mit- 
glieder des Kongresses. (E. Regel) _ 
2) Joseph Baumann, geb. am 19. Fe- 
bruar 1818 zu Colmar, Chef der berühmten 
Handelsgärtnerei zu Gent, auch einer meiner 
alten lieben Freunde, starb am 9. Oktober 
dieses Jahres 


5) Erklarung. Mit Beziehung auf die 
in der Gartenflora Juniheft 1883 enthaltene 
Notiz gebe ich bekannt, dass nicht ich, son- — 
dern einer meiner Freunde in Marburg die 
een mit bestem Erfolge frei im Gar- 
uch blühte nicht Hoya Lindeni, 


tion, ohne besondere Heizungsvorrichtungen, - 
und habe meine Pflanzen entweder aus ganz | 
jungen Exemplaren bis zur Blühbarkeit auf- — 

ezogen, oder Original-Importpflanzen [or 
kultivirt, O. von Kirchsberg, Wien*). 


*) Ihre Abhandlung über Orchideenkultur 
im Zimmer-Gewächshaus sehr willkommen: 
(E. R.) 


Literarische Festgaben 
für Botaniker, Gärtner und Gartenfreunde 
aus dem Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. 


Vorlesungen 


über 


Dendrologie. 


Gehalten zu Berlin von 


Karl h 
med. und phil Dr., Professor der Botanik an der Friedrich-Wilhelm-Universitàt zu Berlin. 
I drei i n. 


1) Geschichte der Garten 
2) Bau und Leben des Baumes, sowie sein Verhiltniss zu Menschen und Klima. 
2 Die Nadelhölzer oder Coniferen. 
8. geh. 432 p iceed Preis 8 Mark 80 Pf. 


Die deutschen hen Obstgehölze. 


Vorlesungen re zu Berlin 
Karl ‘Ko ch, 
med. und phil. Dr., Professor der Botanik an der Friedrich-Wilhelm-Universitat zu Berlin 
. In zwei Theilen. 
I. Theil. Geschichte und Naturgeschichte der deutschen Obstgehólze. 
II. Theil. Auswahl der zum allgemeinen Anbau empfohlenén Obstsorten 
8. 1876. geh. Preis 12 M. 


Dendrologie. 
Baume, Straucher und Halbstraucher, 


welche in Mittel- und Nord-Europa im Freien kultivirt werden. 
Kritisch beleuchtet von 


Karl Koe 
med. und phil. Dr., Professor der Botanik an der we Universität zu Berlin 
n zwei Bänden. 


— Die Polypetalen. — Preis 12 Mark. — II. Band, 1. erg me FE 
Die = und Apetalen, mit Ausnahme der Cupuliferen. — Preis 1 
II. Band, 2. Abtheilung. esie — Die Cupuliferen, Coniferen und cnc: 
eotylen. — Preis 9 Mark 20 Pf. 


Kürzlich erschienen: 


Tabellarische Uebersicht 
Wichtigsten Nutzpflanzen. 


" Nach ihrer Anwendung und geographisch wie systematisch georduet 


Dr. Goes. 
Kónigl. Garten-Inspektor in Greifswald. 
geh. M. 3. 


Druck von Gebrüder Króner in Stuttgart. 


Allgemeine Monatsschrift 


“ettsche, russische und schweizerische Garten- und Blamenkunde and Organ des 

| Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in St. Petersburg. 

| Unter Mitwirkung vieler 

iker und Gärtner Deutschlands, Russlands “i dor Schweiz 


keremi und redigirt 


Dr. Eduard Regel, 
- Gart — d St. P A Yie re o 
vereins in St. PESCA : pese mehrerer 
í ; z ond Mitgliede d un 47» g eg er ie 
n und der Kaiserlichen repo J— der Peter! 
Mitgliede der Akademie der Bologna Mitgliede der deutschen Aka- 
rrespondirendem M. 


ii wer Naturforscher Leopoldina-Carolina, reuse ar Or Woods um und Co 
vieler Gelehrten- und Gartenbaugesellse 


Mitarbeiter für Deutschland : 
. Seno L. Beissner, 
in Wien. Garteninspectorin Braunschweig. 


bá H. Hoffmann, . Salomon, wW. Zeller, en 
ord. an der Univ. Gieikieii; Kgl. helen! Gartner in Würzburg. Garteninspector in 


| E. Mayer, 
in Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. 


— Prof, l, 
Geh. Rath u. ls ren. Königl. Gartenmeistar de = Forstakademie 
Dr. H. 6. "Reichenbach, 


E. "Schmidt 
irma: Haage & Schmidt.) Professor U. Director 
Mitarbeiter für die Schweiz: 


E. Ortgies, = 
Inspector des Bot. Gartens in Zürich. 
- Mitarbeiter für Russland: S a 
ma, DE: F. von Herd ! un 
iin | er am Kaiserlichen Botanischen 
Rave Hofkaen =. Piphothekar am Kaiserlichen Rester Gian am. Kaiserlichen Botanischen 
Botanischen Garten ng er Fra zu en Garten zu St. — DNA. 


Dezember 1883. 


STUTTGART. e 
Verlag von s Ferdinand Enke 
1883. 


a 
NW 


Inhalt des Dezember - Heftes. 


Seite : Seite 
I. Originalabhandlungen. 5) Einige alte Gärten Deutschlands 361 - 
1) Abgebildete Pflanzen. - H, Neue und empfehlenswerthe 
A. Anguloa uniflora Ruizet Pav. 353 Plinäsen.. o +. 2.00 
B. Phaedranassa Lehmanni Rgl. 354 Wi Klin = —— EB 


C. Stanhopea florida Rehb. fil. 355 


2) Zur Ananas-Treiberei . ..955 IV. Literatur . . . . . . . . 378 

3) Reine Blumentópfe . . 959 V. Personalnotizen und Corre- 

4) V uen qe des eh spolens cs o  . 
baumes . . jk . 960 Heer. 5. a ys ur 


STRAP IIIS 


Einsendungen für diese Zeitschrift sind an ‘die Verlagshandlung oder an 
die Redaction zu machen. 

Original- Abhandlungen über Cultur von Pflanzen oder andere Gegen- 
stände, die sich auf Cultur von Pflanzen beziehen, werden mit 35 M. per Druck- 
bogen honorirt. | 

Bücher, deren unparteiische Besprechung, sowie Pflanzen, deren Abbildung 
in diesen Blättern gewünscht wird, sind, und zwar von letzteren eine gute Ab- 
bildung, wo méglich mit trockenen Exemplaren begleitet, unter der Adresse 
E. Regel in St. Petersburg an die Verlagsbuchhandlung von Ferdinand Enke 
in Stuttgart einzusenden. 

Annoncen aller Art werden sit dem Umschlag oder Beiblatt gegen eine 
Vergütung von 20 Pf. per Petitzeile aufgenommen. — Cataloge legt die ‚Ver- 
lagsbuchhandlung in einer Anzahl von 600 Exemplaren gegen eine Gebühr 
von 8 M. der Gartenflora bei. 

Den geehrten Herren Autoren, die uns Originalabhandlungen bereits ein- 
gesendet oder noch einsenden werden, zeigen wir hierdurch an, dass deren 


Arbeiten, soweit solche bis zum 1. September dem Herausgeber zugehen, noch . 
im Laufe des gleichen Jahres veróffentlicht werden. — Kleinere Artikel werden 
soviel als möglich immer sofort abgedruckt, grössere Abhandlungen können nur 

insoweit Aufnahme finden, als sie den Umfang von 2 Bogen nicht übersteigen. 2 
Kleinere Abhandlungen von ts — ts Bogen sind dem Herausgeber, wie den 7 


der Gartenflora die willkommneren. 


di Bot. mag. tab. 4807. — Rchb. fil. 
= Mill. ann. VI. 599. — A. virgi- 
nalis Gard, chron. 1851, p. 392. — 
h den höheren Gebirgen Colum- 
as heimisch, ward diese Orchidee 
asd Wagener, spüter durch Warsze- 
E endlich in neuerer Zeit von 
> edenen Sammlern in die Orchi- 
E Sammlungen Europa's einge- 

cd E gehórt zu den in der 
Bn warmen Abtheilung des 
Orchideenhauses und auch i ge- 

pa chen niedrigen Warmhaus leicht 
den Arten und entwickelt im 
Mai und Juni auf mit grossen 


i chaft je eine spitzenstündige 
? Blume von köstlichem Wohl- 
7 Blumenblitter oval, zuge- 
weisslich und rosa nüandirt und 


A. uniflora Ruiz et Pav. fl. per. | 


| 


L Originalabhandlungen. 
1) Abgebildete Pflanzen. ! 
A. Anguloa uniflora Ruiz et Pav. 
(Siehe Tafel 1137.) 
Orchideae. 


Mit den andern zwei Arten von 
Anguloa theilt dieselbe die Eigen- 
schaft, dass die Lippe der verlünger- 
ten Basis der Stempelsüule ganz auf- 
fallend eingelenkt ist, so dass die 
Lippe hier beim Auf- und Nieder- 
beugen der Blume in diesem Gelenke 
sich leicht hin und her bewegt, ohne 
dass damit eine Quetschung oder ein 
Zerreissen des Zellgewebes entsteht. 
Wir haben auf diese Eigenthümlich- 
keit der Beweglichkeit der Lippe der 
Gattung Anguloa schon mehrfach auf- 
merksam gemacht, anatomisch unter- 
sucht ist das aber unseres Wissens 
bis jetzt noch nicht. Unsere Tafel 
stellt bei a zwei Scheinknollen, den 
neuen Trieb und eine Blume im 
verkleinerten Zust 
Scheinknolle, den neuen Trieb und 
3 Blumen in na | i 


354 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


B. Phaedranassa Lehmanni Rgl. 


(Siehe Taf. 1138.) 


Amaryllideae. 


Folia in petiolum sensim attenuata, 
elliptico- lanceolata, a basi erecto- 
patentia, apice recurva, supra laete 
viridia, infra glauca. Umbellae tri- 
florae; pedunculi 3!fe-—4 Cm. longi, 
perianthio subaequantes, bracteis sca- 
riosis lineari-oblongis linearibusque 
suffulti. Flores nutantes. Perianthium 
tubulosum. Sepala basi in tubum 
brevem 8 Mm. longum viridem trian- 
gularem supra ovarium constrictum 
connata, caeterum libera in tubum 
triangularem conniventia coccinea et 
apice tantum patula, 2!/» Cm. longa, 
lineari-oblonga, exteriora acuta, in- 
teriora obtusa et apice glandula sub 
lente minutissime papillosa terminata. 
Stamina 6, limbo tubi inferioris mono- 
phylli inserta, longe exserta, filiformia, 
ima basi connata. Ovarium globoso- 
conicum, triangulare. — In declivibus 
occidentalibus alpium reipublicae Co- 
lumbiae 7000’ altitudinis s. m. a cl. 

hmanno collecta. — Bulbus ovatus. 
Scapus compressiusculo-teres, albido- 
pruinosus. Stylus longissimus, sta- 
mina superans. — Ph. Carmioli Baker 
(refug. bot. tab. 46) dignoscitur: um- 
bella 6—8 flora, sepalis omnibus 
aequilogis acutis ad apicem viridem 
luteo-marginatum erectis. 

Die Zwiebeln der beistehenden noch 
nieht beschriebenen Phaedranassa er- 
hielt der Kais. Botanische Garten von 


trocken gehalten, 


Herrn Lehmann, dem tüchtigsten 
Sammler der Gegenwart in den Ge- 
bieten der vereinigten Staaten Colum- 
biens, wo derselbe solche bei 7000 Fuss 
über dem Meere an den westlichen 
Abhüngen dieses müchtigen Gebirgs- 
zuges entdeckte. Fig. 1, 2, 3 unserer 
Tafel stellen Zwiebel, Blatt und Blü- 
thenschaft, Fig. c und d ein äusseres 
und ein inneres Blumenblatt in na- 
türlicher Grösse dar, während bei a 
der Fruchtknoten und der unterste 
in eine Röhre verwachsene Theil der 
Blume im Durchschnitt, mit den auf 
dem Saum desselben befestigten Staub- 
fäden und dem Griffel, sowie bei b 
der Querschnitt durch den 3fächrigen 
Fruchtknoten in Vergrösserung dar- 
gestellt sind. Die nur am Grunde 
grüne, ausserdem aber bis zur Spitze 
schöne scharlachrothe Blume, die kür- 
zern stumpflichen innern Blumen- 
blätter, die nur 3blumige Blüthen- 
dolde, gestützt von linearen dünn- 
häutigen Brakteen, sowie die Blüthen- 
stiele, die ungefähr so lang als die 
Blume, unterscheiden unsere neue Art 
von Phaedfanassa Carmioli Baker. 
Die Zwiebeln werden im Winter 
im Frühjahre in 
frische Erde gepflanzt und dann im 
Treibbeet oder im Warmhause, oder 
auch im Zimmerfenster zur Blüthe 
gebracht. E 


I. Originalabhandlungen. 


355 


C. Stanhopea florida Rehb. fil. e 
(Siehe Tafel 1139.) 


Orchideae. 


Die beistehende Abbildung ver- 
danken wir dem Gardener's Chronicle, 
wo dieselbe 1881 publizirt ward. Die- 
selbe stellt den untern Theil einer 
der prächtigen herabhängenden Blü- 
thentrauben mit 2 der Blumen in natür- 
licher Grösse dar. Setzen wir hinzu, 
dass die Farbe der in Lebensgrösse 
abgebildeten Blumen elfenbeinweiss 
und die zahlreichen Punkte eine tief 
purpurne Färbung haben, so entfaltet 
sieh vor unsern Augen das imposante 
Bild einer solchen 6—7 blumigen Blü- 
thentraube. Schade dass die Blüthe- 
zeit der Stanhopea-Arten nur wenige 


, Tage dauert, sonst müsste man diese 
| 


 epiphytisehen Kinder der Gebirgs- 
| waldungen des tropischen Amerika 
auch heute noch, wie damals als diese 
| Gattung dem Lord Stanhope gewid- 
| met ward, nieht blos als eine der 
eigenthümlichsten, sondern auch als zu 
| den schönsten Orchideen gehörig, be- 
zeichnen. Die Gattung ist eine sehr 
natürliche, die zahlreichen beschriebe- 
nen Arten werden aber wohl besser in 
einige wenige zusammen gezogen und 
innerhalb dieser wenigen Arten, zahl- 
reiche Formen, je nach deren Färbung, 
unterschieden. (E. 


2) Zur Ananas-Treiberei. 


: Wer Ananas ziehen will, der muss 
pt ein, blos zu diesem Zweck er- 
de niederes Glashaus verfügen 
Onnen und zwar muss dieses aus zwei 
getrennten Abtheilungen bestehen, 
E s eine für Fruchtpflanzen, 
bon ndere für Anzucht derselben 
E werden kann. In der Mitte 
E ner liegt das zur Auf- 
opum er Pflanzen bestimmte Beet, 
A ien ein ausgemauertes, dessen 
BE so hoch über den Boden 
E. = x beim Bepflanzen dessel- 
cuim A m in móglichster Nühe 
Eine P | enster zu stehen kommen. 
od lete von 5—6 Fuss ist hin- 
: end zum Ablagern des Pferde- 


| düngers*). Um das Beet muss ein 

13/4—2 Fuss breiter Gang führen, der 
durchaus nóthig ist, um von allen Sei- 
ten zu den Pflanzen gelangen zu kón- 
nen. Kann die Einrichtung 80 getroffen 
werden, dass der Pferdedünger von 
aussen in das Beet eingebracht wer- 
den kann, so ist solche der von innen 
Die Heizung muss im 


vorzuziehen. 
Vorhaus liegen und der Würmekanal 
und der Fensterfront 


lings der Wand 
hingeführt sein. 
kann derselbe in der 
als Gang benutzt zu werden, 


An der Querwand 
Erde liegen, um 
doch 


ger theuer, werden 
rer Kanal- 
(E. R.) 


o a E 

*) Wo der Pferdedün 
zweckmässige Beete mit besonde 
oder Wasserheizung eingerichtet. 


356 


muss zwischen demselben und der 
Wand ein 5 Zoll breiter Raum blei- 


Ueber die Erwürmung des Beetes durch 
Pferdediinger oder durch Wasserhei- 
zung gehen die Ansichten auseinander; 
am meisten wird die Düngerwürme 
vorgezogen und zwar deshalb, weil 
die Erde zunüchst dem Dünger gleich- 
müssiger feucht und warm bleibt, was 
bei Wasserheizung nicht der Fall und 
dieselbe daher ein häufigeres Begiessen 
erfordert, welches den Pflanzen in den 
Wintermonaten und bevor sie sich noch 
nieht hinreichend bewurzelt haben, 
nachtheilig ist. Für nóthige Venti- 
lation muss Sorge getragen sein, doch 
darf die einstrómende kalte Luft nicht 
direkt die Pflanzen treffen, auch sind 
Doppelfenster bei uns der einfachen 
Fensterlage vorzuziehen. Bis zu An- 
fang Oktober muss das Beet so weit 
vorbereitet sein, dass die nóthige Erde 
aufgefüllt werden kann. Den Haupt- 
bestandtheil der Erde bilde eine gute 
mürbe Komposterde, der man den 
vierten Theil von schwarzer lockerer 


Walderde oder Holzerde und so viel | 
reinen Sand beimischt, als nóthig, um | 


dieselbe locker zu machen. Ausser- 
dem ist eine Beimischung gehackten 
Waldmooses nebst einer mässigen Zu- 
gabe von Hornspünen und Rinder- 
blut sehr zu empfehlen, um die Nah- 
rungskraft der Erde zu erhóhen. Diese 
Erdmischung muss wenigstens einen 
Monat vor ihrem Gebrauche stattge- 
funden haben, in welcher Zeit sie die 
nöthige Gährung durchgemacht hat, 
auch ist ein mehrmaliges Umschau- 
feln in dieser Zeit sehr zu empfehlen. 


Beim Auspflanzen entferne man zu- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


vor von der Pflanze alle alten Wur- 


| zeln, ver kiirze aber dabei den Strunk 
ben zur” Ausstrémung der Wärme. 


selbst nicht, denn je lünger derselbe 
bleibt, desto reichlicher treiben aus 
ihm neue Wurzeln hervor, was na- 
türlich auf die grössere Ausbildung 
der Früchte einwirkt. Dieses Ver- 
fahren findet auch dann statt, wenn 
die Pflanzen in Tópfen gezogen wer- 
den. Hier ist es zu empfehlen, die 
Fruchtpflanzen in 1 Fuss im Durch- 
messer haltende Töpfe zu pflanzen, 
deren Abzugsloch mit Moos und etwas 
frischem reinem Kuhdünger zuvor 
bedeckt wurde. Beim Einpflanzen 
ins Beet muss die Erde hinlinglich 
feucht sein, damit ein sofortiges Be- 
giessen nicht nóthig wird, und die 
Wärme des Erdreichs soll bis auf 
20 oder 18 Grad Réaum. herabge- 
sunken sein. 

Die ersten 4—6 Wochen, während 
die Pflanzen sich bewurzeln, wird die 
Temperatur des Hauses auf 17—18 
Grad R. gehalten, man lässt dann 
aber dieselbe allmälig bis auf 12 Grad 
fallen und behält diese letztere Tem- 
peratur bis etwa Mitte Februar bei, 
wodurch die Pflanzen in einen ge 
wissen Ruhestand versetzt und nicht 
zum  unzeitigen "Treiben veranlasst 
werden, was bei anhaltender trüber 
Witterung um diese Zeit nur lange 
Blatter und kleinere Früchte zur Folge 
hat. Desgleichen vermeide man um 
diese Zeit zu feuchte Atmosphüre im 
Hause. Sobald sich nun ein regeres 
Wachsthum der Pflanzen einstellt, was 
man leicht daraus erkennen kann, dass 
eine grössere Auslegung der Blatter 
stattfindet und dabei die Herzblätter 
kleiner werden, geht die Pflanze zu . 


Fruchtbildung über. Nun ist es Zeit 
- das Durchschiessen der Frucht zu be- 
sehleunigen durch Erhóhung der Tem- 
peratur bis auf 20 Grad und der 
Bodenwürme nachzuhelfen. Jetzt tritt 
nun auch ein öfteres Begiessen ein 
und an sonnenreichen Tagen ein Be- 
spritzen der Pflanzen Morgens und 
Abends. Wührend der Blüthezeit lüfte 
man, doch stets mit Berücksichtigung 
der äusseren Witterung, und halte.die 
innere Atmosphäre mehr trocken. 
Das Beet oder auch die Pflanzen 
im Topfe erhalten um diese Zeit den 


I. Originalabhandlungen, 


ersten durchdringenden Düngerguss, | 


den man noch einmal wiederholt | 
| Telegraphendrahtes, dessen Spitze 


vor vollkommener Entwickelung der 


Frucht, also bevor ihre Färbung zur | 


Reifeeintritt. Diesen Düngergussberei- 
tet man aus reinem Kuhdünger, Dün- 
gerjauche, reinem Rinderblut, Horn- 
spünen und Kalkmilch; letztere beide 
hur in mässiger Quantität. Die Kalk- 
milch erhält man, indem man in einem 


passenden Geschirr Kalk löscht, d. h. 


397 


mässig feucht. Beschattung wendet 
man nur dann an, wenn man Sonnen- 
brand befürchtet, lüftet dafür desto 
mehr, besonders während der Frucht- 
reife. Ich erwähne hier zugleich noch 
zwei Methoden, die zur vollkommene- 
ren Ausbildung der Frucht beitragen, 
wenn solche rechtzeitig und mit der 
nöthigen Vorsicht ausgeführt werden. 
Die eine besteht darin, dass man das 
Herz der Krone vorsichtig ausbrennt, 
ohne dabei die Frucht selbst zu be- 
rühren, und zwar nachdem die Beeren 
schon eine grössere Ausbildung er- 
langt haben. Hierzu bedient man 
sich eines stumpf zugespitzten Stückes 


glühend gemacht wurde. Nach der 
Operation wird das Herz mit pulveri- 
sirter Holzkohle angefüllt und durch 
Bedeckung mit einer Glasscherbe vor 
eindringender Feuchtigkeit geschützt. 


| Die andere Methode besteht in fester 


mit so viel Wasser, bis dasselbe noch | 
einmal so hoch als der Kalk in dem- - 


selben steht. Ist derselbe abgelöscht 
| = hat sich gesetzt, giesst man das 
| ässer ab und fügt es dem Dung- 
mg bei in etwa l6facher Verdün- 
EU Dungguss muss ebenfalls 
EL. hen zuvor bereitet sein und 
d Es or seiner Anwendung mit der 
Pas reinen Wassers verdünnt und 
E uu ing seine Temperatur gleich 
E nig auses sein. Wo die Pflanzen 
P ud eien Grunde stehen, giesse man 
E Jedem Düngerguss das ganze 
P lite Pa reinem 18—20 Grad Wärme 
S nden Wasser bis auf den Grund 


h und halte sonst die Erde nur' 


je kleiner die Kronen, 


Einschnürung der Krone unmittelbar 
Frucht mit einem feinen 

In beiden Füllen wird 
Wachsthum der Krone 
verhindert und der dadurch zurück- 
gedrüngte Saft kommt nun der Frucht 
zu gute und verliert die Krone dadurch 
in ihrem Aussehen nichts. Ueberhaupt 
desto vollkom- 
nur schwache 
ge Kronen. 


über der 
Kupferdrahte. 
ein ferneres 


mener die Frucht, 
Früchte erzeugen lan 

Nachdem die Früchte abgeerntet, 
bleiben die Pflanzen noch einige Zeit 
ruhig stehen und erhalten noch ein- 
mal einen tüchtigen Dungguss, was 
die Ausbildung der Seitentriebe ausser- 
ordentlich befördert. Später löst man 
die Triebe von den alten Pflanzen 
ab und lässt sie einige Tage zum 


358 


Abtrocknen der Bruch- oder Schnitt- 
fliche liegen, worauf sie einstweilen 
in feuchter Erde eingeschlagen wer- 

en, um sie später auf das zu ihrer 
Aufnahme vorbereitete Erdbeet aus- 
zusetzen, was etwa im November oder 
Dezember stattfinden wird. So lange 
noch geheizt werden muss, gehe man 
nicht über 12 Grad Würme hinaus 
und strebe spüter im Laufe des Som- 
mers durch möglichst viel Lüften und 
öfteren Dungguss auf eine kräftige Aus- 
bildung hin, wozu auch das Spritzen 


Sollen die jungen 
Pflanzen später auf Mistbeete im 
Freien ausgepflanzt werden, so werden 
solche nach der Abnahme von den 
Mutterpflanzen zum Anwurzeln in 
mässig grosse Töpfe gesetzt und im 
Hause bei 10—12 Grad R. mässig 
feucht gehalten. Beim Auspflanzen 
suche man so viel als möglich den 
Erdballen zu erhalten. Das Mistbeet 
bekommt einen starken Mistumschlag, 
der so oft als nöthig erneuert werden 
muss; die Fenster Nachts eine Deckung 
mit Strohmatten. Gemauerte Mist- 
beete sind am zweckdienlichsten ‚da 
sie das Eindringen und Durchwühlen 
der Erde durch Maulwürfe etc. ver- 
hindern. Der obere Rand erhält eine 
Verschalung von dicken Brettern, 
worauf die Fenster in einer Falz 
ruhen. Ihre Behandlung ist dieselbe, 
wie im Hause bei günstiger Witte- 
rung; viel Luft, Schatten so wenig 
als möglich und, um die Nährkraft 
des Bodens zu steigern, ein paar Mal 
einen tüchtigen Dungguss gegen 
Abend. 

Die werthvollste Sorte zu grösseren 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Kulturen bleibt die Ananas nervosa 
maxima; sie hat einen robusten Wuchs, 
ihre Früchte sind nach oben zu mehr 
abgerundet, die einzelnen Beeren gross 
von mehr plattgedrückter Form und 
von kaum bemerkbaren Kelchblättchen 
gekrönt und liefert bei guter Kultur 
die schönsten und schwersten Früchte. 

Eine schlimme Sache ist es, wenn 
sich auf den Blättern die weisse Schild- 
laus einfindet, die sich erstaunlich 
rasch vermehrt, die Epidermis zer- 
stört und sich sogar zwischen den 
einzelnen Beeren festsetzt. Man sehe 
daher von Zeit zu Zeit die Pflanzen 
sehr aufmerksam durch, entferne so- 
fort mit einem nassen Bürstchen oder 
Pinsel jedes weisse Pünktchen und 
streue in die Blattwinkel fein pul- 
verisirten Schwefel. Sie treten nur 
da auf, wo längere Zeit hindurch 
eine zu feuchte Luft bei nicht ge- 
nügender Wärme geherrscht hat oder 
bei anhaltender trüber, regnerischer 
Witterung, besonders in den Monaten 
Februar und März. Vor Einschleppung 
durch auswärts bezogene Pflanzen hüte 
man sich sehr und untersuche solche 
genau ehe man sie den Seinigen zu- 
gesellt, um sich vor Schaden zu be- 
wahren. 

Zum Schluss noch einige Finger- 
zeige über die zweckdienliche Be- 
nutzung der Stellage über dem Heiz- 
kanal lüngs der Fenster und dem 
vorderen Mauerrande des Beetes. Stel- 
lage sowie Mauerrand sind mit einem 
Lattenrande von 1! Fuss Höhe zu 
umgeben, der innere Raum wird mit 
rein gewaschenem Sande angefüllt. 
Hier ziehe ich mir schon vom Winter 
'an durch Stecklinge die Tausende von 


x B in die Tópfe und Erde, 
. , ~ Mese einmal trockener ist, als 
. "I äussere Topfwand. Tritt man in 
i ut solches Gewüchshaus, so riecht die 
. At widerlich moderig, wozu aller- 


N 
j 
j ni 


ien überzogen sind , werden über- 


i E aber solche Töpfe öfter rein ab, 
: a. Scharfer Sand gehórt, so tritt 
pa — 9D besserer Zustand ein, die 


dieser niedrigen schmierigen Vege- 


^ in ihrem grünen Schmucke, so machen 
Sich bald bedenkliche Anzeichen von 


m gesunde Triebe und Blätter 


jungen Pflanzen, die ich zu den aus- 
gebreiteten Teppichpflanzungen be- 
darf. Auch benutze ich die Seiten- 
mauern des Beetes vortheilhaft zur | 
Aufstellung von tiefen Kästen, in 
welchen ich Gurken am Spalier treibe, 
von denen ich bei sonst günstiger 


I. Originalabhandlungen. 


359 


Witterung schon vom Ende Februar 
an mit Sicherheit auf Früchte rech- 
nen kann. 
Iwanofskoe (Gouv. Kursk). 
Bernh. Eberwein, 
Obergärtner im Marino-Park. 


3) Reine Blumentöpfe. 


Es gibt wenige Blumentöpfe, welche 
in einer feuchten eingeschlossenen 
Luft, wie sie in Warmhäusern besteht, 
sich nicht mit schmierigen Pflanzen- 
wesen, meist Algen, im schlimmsten | 


alle sogar mit Lebermoosen über- | 
zögen. Jedenfalls trägt die Beschaffen- | 
heit des Wassers viel zur Erzeugung | 


tation bei. Lässt man diese Töpfe 


2 heit bemerkbar. Die Topf- 
wände verlieren ihre Porosität und 
le überflüssige Feuchtigkeit kann 
nicht verdunsten, ja sie zieht sich von 


ags noch allerlei Verwesungsstoffe 
tragen, denn Häuser, wo die Töpfe 


Pt nicht reinlich gehalten. Wischt 


z = 
„zen sehen gesünder aus und be- 


ZU mach 


en. Zu diesem bessern Zu-- 


stand trügt allerdings auch die bei 
dieser Gelegenheit vorgenommene 
gründliche Reinigung der Pflanzen 
und Häuser, das Dünnerstellen der 
Pflanzen und vermehrtes Lüften bei. 


| Ausser im Winter tritt der oben ge- 


schilderte traurige Zustand leicht im 


| Herbst ein, bevor die Warmhäuser 


geheizt werden, aber auch in kühlen, 
sonnenarmen Sommern. Zu dieser 
Zeit sterben Blütter, Blüthen und 
Stengel ab und erzeugen Moder und 
Füulniss. Wird um solche Zeit nicht 
das Warmhaus von einem beständig da- 
rin beschäftigten Gärtner besorgt, so 
kommt es häufig vor, dass es nur zur 
Zeit des Begiessens und Bespritzens 
betreten wird, und die erwühnte Un- 
reinlichkeit, verbunden mit Ueber- 
wachsen gewisser Pflanzen eintritt. 
Ausser reichlichem Lüften, Umstellen 
der Topfpflanzen, Beseitigen jedes zur 
FäulnissgeneigtenStoffesund Waschen 
der Tópfe, ist besonders das Heizen, 
und sei es mitten im Sommer, wenn 


ken Zustan 

Geschieht dies nicht, 
Pflanzen mit fleischigen 
wiebeln und Knollen- 


einem kran 
vorzubeugen. 
so faulen alle 
Blättern, und Z 


360 


gewüchse mit saftigen Blüttern, z. B. 


Caladium, gehen oft plótzlich aus | 


einem scheinbar ganz gesunden Zu- 


stand in Fäulniss über. — Also Rein- | 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


| lichkeit und nochmals ‚Reinlichkeit! 
| liebe Kollegen — das ist ein wich- 
| tiges Kulturmittel. 


4) Lebenszühigkeit des Pfirsiehbaumes. 


Wer die Zucht der Pfirsichbäume 
nur aus Muster-Obstgürten oder gar 
nur aus Büchern kennt, hült ihn für 
einen empfindlichen Baum, der, ein- 
mal vernachlüssigt oder durch hohe 
Kälte oder sonstige Unfälle beschä- 
digt, umgeworfen und durch einen 
neuen musterhaft gezogenen Baum 
ersetzt werden müsste. Diese An- 
sicht, welche ich früher selbst hatte, 
ist sehr falsch, denn der Pfirsichbaum 
— wenn er nicht ganz erfriert — er- 
trägt alle mögliche Unbill. Er kann 
halb erfroren sein; die Rinde des 
Stammes kann vom Harzflusse zer- 
stört und bis !s oder mehr einseitig 
abgestorben sein; ein Hauptast kann 
ganz eingehen — der verstümmelte 
Baum treibt doch wieder krüftig und 
— was die Hauptsache ist — trügt wie- 
der eben so schöne und viele Früchte, 
wie zuvor als gesunder, musterhaft 
gezogener Baum. Ich habe neben 
Pfirsichbäumen, die ich verloren gab, 
wiederholt junge angepflanzt, um die 
alten zu ersetzen, aber siehe da — 
die alten Bäume erholten sich und 
trugen so reichlich, dass es Schade 


gewesen wäre, sie wegzuwerfen. So | 


wurden die jungen Bäumchen wieder 
versetzt. 

Als Bearbeiter und theilweiser Ver- 
fasser eines Lehrbuchs über Obst- 


| baumschnitt*), welcher Musterbäume 
nach ganz bestimmten Regeln zu 
ziehen lehrt, sollte ich es eigentlich 
nieht aussprechen, dass man viele und 
schóne gute Pfirsiche an Büumen 
ziehen kann, welche durchaus nicht 
musterhaft gezogen, sondern sich fast 
ganz überlassen sind. Ich denke eben, 
dass auch bei der Behandlung solcher 
vernachlüssigter Büume meine Vor- 
schriften nicht ganz zwecklos sind. 
Wer mit Kenntniss arbeitet, wird 
auch in den Ausnahmen vernünftig 
handeln. Man kann sich denken, dass 
ich mir mit den erwühnten halb ver- 
dorbenen Bäumen nicht viel Mühe 
gebe. Nachdem die Winterbedeckung 
beseitigt, warte ich das Blühen ab, 
binde die Leitzweige an und schneide 
so, dass an jedem Blüthenzweige 
noch 1—2 Laubaugen vorhanden sind, 
viele Zweige auch gar nicht. Nun 
kümmere ich mich bis Juli kaum 
mehr um die Büume, weil ich so viel 
Anderes zu thun habe. Meist sind 
dann alle Zweige voller Früchte und 
je nach der Temperatur von der Grósse 
einer Haselnuss oder Wallnuss. Nach- 


*) ,Der Obstbaumschnitt* von H. Jager. 
Vierte Auflage 1876. Verlag von Philipp 
Cohen in Hannover. Die erste Bearbeitung 
nach Hardy's berühmtem Buche: „Traite 


de la taille des arbres fruitiers^ etc. 


e 


LL 


C 


_ 


Ze ba umm x 


I, Originalabhandlungen. 


dem die Steine sich gebildet, breche 
ich nach und nach mehr als die Hilfte 
der Friichte aus, schneide Zweige mit 
Früchten ohne Blätter ganz aus und 
dulde keine Frucht, welche grósser 
von Aesten oder Latten gepresst wer- 
den kónnte. Zuletzt werden alle gut 
stehenden Zweige in gehöriger Rich- 


361 


zu stark treibende abwürts, wobei 
unbeschattete Früchte durch Blatter 
beschattet werden. Zweige, welche 
schlecht oder zu dicht stehen, werden 
entfernt. Entspitzt wird erstim August, 
oft auch zurück geschnitten. So ziehe 
ich an einem solchen alten invaliden 
Baume oft noch über 100 grosse herr- 


tung angebunden, schwache aufrecht, | licheFrüchte. Darum nicht ängstlich. 


5) Einige alte Gärten Deutschlands. 


Wollen wir die Holzgewüchse in 
ihrer vollendeten Ausbildung kennen 
lernen ; wolen wir uns ein genaues 
Bild machen, wie sie spüter in der 
Landschaft wirken, welchen Werth 
sie für uns haben, so müssen wir 
die alten Gärten aufsuchen und dort 
unsere Studien machen. 

Der Gürtner arbeitet meist mit 
Baumschulenmaterial, lernt viele Ge- 
hólze, die neueren selbstverstündlich 
nur in kleineren Exemplaren kennen 
und kann bei Verwendung derselben 
oft nur die ihm von den Autoren zu 
Gebote stehenden Beschreibungen über 

dhe und Habitus zu Grunde legen, 
muss im Uebrigen aber, bei richtigem 
Eingreifen seinerseits, Mutter Natur 
walten lassen und abwarten, was diese 
mit der Zeit aus den Pflanzungen 
machen wird, 

Hierbei darf nicht unerwähnt blei- 
ben, dass der Zierwerth der Gehölze 
Je nach ihrer Entwickelung oft ein 
ganz verschiedener ist. Manche sind 
_ Jung dekorativer, älter unansehnlich 
oder umgekehrt. — Besonders gilt 
dies von Gehülzformen, die durch 
abweichende Blattform wirken, also 


dem Beschauer als kleinere Pflanzen 
mehr ins Auge fallen, wührend sie 
grösser, dem Auge ferner gerückt, 
gegen andere oft zu wenig abstechen, 
daher stets besser niedrig veredelt, 
freigestellt oder die Sträucher an die 
Gebüschründer in die Nähe der Wege 
gebracht werden sollten. Von Pyra- 
midenbüumen ist z. B. Ulmus mon- 
tana fastigiata als jüngerer Baum 
mehr oder weniger charakteristisch 
säulenförmig sich zuspitzend, während 
er als alter Baum mit eiförmig bis 
runder Krone nur noch in den Ast- 
parthien als früherer Säulenbaum sich 
kennzeichnet. Das Gleiche gilt von 
Corylus Colurna, der byzantinischen 
Baumhasel, der als kräftig jugend- 
licher Baum spitz-pyramidal, alt mit 
noch aufstrebender Astbildung, aber 
dureh die Sehwere der Laubmassen 
und Früchte niedergezogen, einen 
runden Kronenbau zeigt, aber so einen 
ausserordentlich dekorativen Baum 
darstellt. 

Ein solches Prachtexemplar, viel- 
leicht das stattlichste in Deutschland, 
finden wir im Hofgarten in Regens- 
burg, früher Garten der botanischen 


362 


Gesellschaft ; 
Hóhe von 30 Meter einen Stamm- 
umfang von 2,60 Meter und ist zu- 
mal mit Friichten reich beladen, eigen- 
artig schón. 

Pyramideneichen ob aus Samen er- 
zogen, ob durch Veredlung fortge- 
pflanzt, sind verschieden im Habitus, 
jung leicht kenntlich und im Alter 
sich oft breit auseinander legend. 
Hängebuchen erscheinen je nach ihrer 
Abstammung von Bäumen mit stär- 
ker oder mehr leicht im Bogen 
überhängenden Aesten, oft 
Jugend mit wie am Stamm abge- 
knickten Aesten und sind häss- 
ich — während sie erst im Alter 
kaskadenförmig sich aufbauend am 
rechten Platze angebracht sich vor- 
züglich ausnehmen. Hängetannen, 
Hängefichten und ähnliche sind als 
eigenthümliche Sämlinge oft äusserst 
dekorativ, während sie als Vered- 
lungen sich lange kläglich und un- 
ansehnlich ausnehmen. Manche Kiefern 
sind schon in der Jugend dekorativ 
schön, andere entschieden hässlich 
und wirken erst alt mit rissigem 
Stamme, schöner Astbildung und 
schirmförmig charakteristischen Kro- 
nen; andere Koniferen sind jung zier- 
liche, elegant nig im e in ganz 
andererWei wirkend 

Dies nur einige de. denen 
man leicht noch manche hinzufügen 
kónnte. 

Der Pflanzer erlebt in den selten- 
sten Fällen die völlige Ausbildung 
seiner Schópfungen und die anfangs 
beabsichtigte Wirkung derselben. — 
Oft wechselt daher die leitende Hand 
in einem Garten und je nachdem der 


in der 


derselbe hat bei einer | 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


betreffende Leiter Verständniss für 
die Sache hat, wird die beabsichtigte 
Wirkung erreicht oder verfehlt — oder 
es wechselt auch der Besitzer und 


| je nachdem derselbe Interesse für die 


| 
} 


Sache hat, werden oft nicht die zur 
Erhaltung nöthigen Mittel gewährt, 
in Folge dessen Vieles leidet und 
meist die besten, wenigstens die 
pflegebedürftigsten Gehölze zu Grunde 


ommt noch, dass aus- 


hältnissmässig kleiner Bruchtheil der 
ehemals gepflanzten Gehölze zur voll- 
kommenen Entwicklung gelangt. — 

Da sind eben unsere alten Gärten 
so recht als die Stätten zu beurtheilen, 
welche Gehölze sich unserem Klima 
wirklich akkommodiren und welche 
trotz besonderer Pflege (wobei selbst- 
verständlich klimatischen wie Boden- 
verhältnissen genügend Rechnung zu 
tragen ist) es dennoch nicht zur voll- 
kommenen Entwicklung wie im Vater- 
lande bringen. 

Kein Gärtner sollte daher die sich 
ihm bietende Gelegenheit vorüber- 
gehen lassen, solche Gärten eingehend 
zu durchforschen, gehören doch solche 
Besuche zu den genuss- und lehr- 
reichsten. Um gerade die im Vater- 
lande gemachten Erfahrungen 
im Vaterlande zu verwerthen, das 
müsste die Hauptaufgabe des Gärtners 
sein! — So nutzbringend es ist, im 
Auslande das gleiche Ziel zu ver- 
folgen, so nöthig ist es, die Pflanzen 
in milderen Gegenden in ihrer ganzen 
Vollkommenheit kennen zu lernen, 
ihre Entwicklung und dekorativen 
Werth zu prüfen, so heisst es doch 


I. Originalabhandlungen. 


immer nach klimatischen wie Boden- 
verhältnissen modifiziren. — Der junge 
Gürtner kann nicht oft genug auf die 
Wichtigkeit dieses Umstandes auf- 
merksam gemacht werden, denn man- 
cher Fehlgriff wird ihm dadurch er- 
spart bleiben. 

Indem ich in Nachfolgendem einiger 
alter Gärten und ihrer Schätze ge- 
denke, möchte ich zugleich auffordern 
in ähnlicher Weise die Fortsetzung 
zu geben, damit wir auf diesem Wege 
einen Ueberblick erhalten über das 
Sehenswerthe, oft kaum Bekannte, 
oder ganz in Vergessenheit gerathene, 
was unser Vaterland bietet, sei es an 
alten Gärten, sei es an einzelnen 
Gehölzen in besonders schöner Ent- 
wieklung. Solche Mittheilungen wür- 
den dadurch doppelt werthvoll wer- 
den, wenn stets genau Standort wie 
Bodenverhältnisse angegeben, also da- 
mit zugleich festgestellt würde, wel- 
chen Umständen eine so günstige 
Entwicklung zuzuschreiben ist. 


I. Wörlitz. 


Der alte berühmte Park zu Wör- 
litz bei Dessau, welchen man leicht, 
sei es von Dessau aus, sei es von 
der anderen Seite kommend von der 
Station Koswig aus erreicht, möchte 
wohl den meisten Gärtnern wenigstens 
dem Namen nach bekannt sein. 

Ein Besitzthum S. H. des Herzogs 
von Anhalt-Dessau, wurde der Park 
vom Herzoge Leopold Friedrich Franz 
von 1768 bis 1808 angelegt und führte 
dieser hochbegabte, kunstsinnige Fürst 
die Anlagen in grossartig einheitlichem 
Style durch. 


Es ist nicht Zweck dieser Zeilen, | 


ns on e RAMIS NN Hm UNES UM 


363 


die Entwickelung und die Geschichte 
des Parkes zu Worlitz, die schónen 
monumentalen Bauten und die reichen 
Kunstschiitze, welche sie einschliessen, 
hier nüher zu besprechen, wer sich 
eingehender dafür interessirt, der lese 
„Wörlitz von Dr. Wilh. Hosaeus, 
Dessau 1883. Verlag von Reiter“, um 
zu sehen wie lohnend für ihn ein 
Besuch in Wórlitz sein wird. 

Für uns handelt es sich darum, auf 
den Worlitzer Park aufmerksam zu 
machen wie er jetzt ist, die Wir- 
kung der vor hundert Jahren gemach- 
ten Pflanzungen, die malerischen Grup- 
pirungen der durch Wasser reich be- 
lebten Anlagen zu würdigen, deren 
ornamentale Bauten bei grossartigen 
Durchsichten aufs wirkungsvollste her- 
vortreten, und dann besonders die 
Gehólze durchzugehen, denen wir 
nicht oft in so starken Exemplaren 
begegnen móchten. 

Wörlitz ist so recht der verschö- 
nerte Landsitz, dessen Anlagen ohne 
durch stórende künstliche Grenzen 
eingeschlossen zu sein, unmerklich in 
den angrenzenden Forst undin Felder 
übergehen. 

Die berühmtesten Minner des vori- 
gen Jahrhunderts, Fürsten, Gelehrte, 
Künstler weilten oft und gerne in 
Worlitz und sprachen ihre grósste 
Anerkennung über die grossartigen 
Schöpfungen aus, so übte Wörlitz 
grossen Einfluss auf Einführung des 

i. (3 4 VE 


natürlich-l y 
in Deutschland aus. 

Mit wie feinem Geschmack und ein- 
gehendem Verständniss für die Sache 
der Herzog begabt war zeigt sein 
Ausspruch, welchen ich dem schon 


364 


genannten Buche von Hosaeus ent- 
nehme und welcher für uns Gürtner 
besonders interessant und beherzigens- 
werth ist, er lautet: 

„Man sollte aber doch sich nicht 
herausnehmen, die Natur in ihren 
grossartigsten und erhabensten Er- 
scheinungen, in ihren Felsen, Schluch- 
ten, Thülern und Vulkanen nachahmen 
zu wollen, da zieht man allemal den 
Kürzeren, zumal in einer Gegend, 
wo das alles nicht hingehórt und wie 
vom Himmel gefallen aussieht, da ist 
alles kleinlich und gedrückt und macht 
keineswegs den Eindruck, den man 
beabsichtigt. Man sollte der Natur 
in ihren idyllischen Bildungen nach- 
ahmen und sie sich zum Muster neh- 
men, wie sie die Wilder mit ihrem 
stillen Schatten schafft, die Waldründer 
mit blühenden Gestrüuchen ziert, ihre 
Bäume gruppirt, tir Flüchen in Wir 


cr 
MIS eG nu N Rd 


‚Flüsse und Bäche 
vortheilt Man kann ihr sogar zu Hilfe 
kommen, wenn sie auf Hindernisse 
stósst, welche ihr andere ihrer Müchte 
in den Weg werfen. Man kann ihr 
blühendes Reich noch erweitern und 
es durch ihre eigenen Erzeugnisse 
verschönern. Man muss wie sie keine 
Grenzen anerkennen und die noth- 
wendigen verstecken. Man muss ihr 
überall freien Raum génnen, und wenn 
sie selbst ihre Gebilde wieder zer- 
stört oder verkümmern lässt, noch 
Vortheil von ihren Missgestalten und 
Verkrüppelungen ziehen.“ 

Der Herzog vermied denn auch bei 
der Anlage von Wörlitz möglichst 
die nach damaligem Geschmack so 
sehr beliebten kleinlichen Spielereien 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


und suchte durch monumentale Bau- 
ten mehr grossartige Wirkungen her- 
vorzubringen. Wenn bei der Neu- 
anlage künstliche Felsen, Grotten und 
Ruinen sich vielleicht unschön aus- 
nahmen (wie der Fürst selbst er- 
kannt), so sind sie heute von Vege- 
tation bedeckt, von altehrwürdigen 
Bäumen überschattet, durchaus nicht 
mehr störend. 

Uebte Wörlitz einerseits einen gros- 
sen Einfluss aus, dem natürlichen Gar- 
tenstyl in Deutschland Eingang zu 
verschaffen, so war es auch zugleich 
eine Stätte, wo die vom Herzoge 
theils direkt aus dem Vaterlande ein- 
geführten oder von Reisen mitge- 
brachten zahlreichen Pflanzen und 
Sämereien gepflegt und von wo aus sie 
über Deutschland verbreitet wurden. 

Was die technische Ausführung der 
gärtnerischen Arbeiten betrifft, so lei- 
teten dieselben erst Eiserbeck, dann 
Schoch Vater und Sohn. Dem älteren 
Schoch bereitete der Fürst seine letzte 
Ruhestätte im Parke selbst und Joh. 
Gottlieb Schoch der jüngere, ein her- 
vorragend tüchtiger Landschaftsgärt- 
ner, vollendete die letzten Anlagen im 
Jahre 1808. 

Ein schöner Tag in Wörlitz ver- 
lebt und besonders auch eine Gondel- 
fahrt am warmen Sommerabend auf 
dem grossen See und den verschie- 
denen Kanälen, die den Park durch- 
ziehen, bei Mondbeleuchtung sich 
der herrlich massigen Baumgruppen 
freuend, wird jedem Naturfreund un- 
vergesslich bleiben. 

Auch bei Anwesenheit der herzog- 
lichen Familie steht dem Publikum 
jederzeit der Zutritt in den Park 


I. Originalabhandlungen, 


offen, so dass also der Fachmann, ohne 
an eine bestimmte Zeit gebunden zu 
sein, eingehend Musterung halten kann. 

Bevor ich auf die Gehólze nüher 
eingehe und die stürksten annühernd 
nach Grósse und Stammumfang an- 
gebe, ist zu bemerken, dass der Bo- 
den zum gróssten Theil ein genügend 
feuchter sandiger Lehmboden ist, dass 
reichlich Wasser vorhanden und zu- 
mal eine gróssere Wasserflüche gün- 
stig auf die Gehólze einwirkt. Der 
über 10 Meter hohe Elbwall schützt 
die ganze Anlage vor Ueberschwem- 
mungen, die noch bei Beginn der 
Anlage im Park arge Verwüstungen 
anrichteten. 


Man sieht unter so günstigen Wachs- _ 


thumsbedingungen der Vegetation 
denn auch sofort das freudige Ge- 
deihen an und dadurch erkliren sich 
auch die oft riesigen Dimensionen der 
meist noch gesunden kernigen Stämme. 
So finden wir z. B. Exemplare von 
Quercus palustris und coccinea mit 
l Meter Stammdurchmesser. Quercus 
rubra, ein besonderes Prachtexemplar 
von 1 Meter Durchmesser und 25 Me- 
ter breiter Krone. Quercus Phellos 
über 1 Meter Durchmesser. Quercus 
Cerris 60 Cm. Durchmesser, ganz frei- 
gestellt, bis unten mit Aesten geziert. 
Sorbus latifolia Pers, 60 Cm. Durch- 
messer. Liquidambar von 30 Meter 
Hóhe bei 80 Cm, Durchmesser in 
herrlichen Exemplaren, Samen an- 
setzend, aber nicht reifend. Lirioden- 
dron 80 Cm. Durchmesser. Crataegus 
coccinea 30 Cm. Durchmesser. Celtis 
oceidentalis mit 60 Cm. Durchmesser, 
einen schönen Stamm mit rissiger 


Rinde bildend und mit elegant über- 


365 


hüngender Bezweigung, äusserst de- 
korativ. Von Platanus finden wir 
alte schóne Báume mit über 1 Meter 
Stammdurchmesser.  Prüchtige alte 
Linden, vor dem Schlosse alleenartig 
angepflanzt, spenden dichten Schatten. 

Alte Bäume von Gleditschia tria- 
canthos inermis mit frischgrün-glän- 
zender Belaubung, wie von Robinia 
Pseudacacia mit tiefrissigen Stämmen, 
knorrig gedrehten Aesten, breiten 
Kronen und dazu mit duftenden Blü- 
then übersüt, sind malerisch schén. 
Recht hübsch nehmen sich schon an- 
sehnliche Exemplare (allerdings spä- 
teren Datums) von Robinia Pseudaca- 
cia Decaisneana mit ihren róthlichen 
Blüthen aus. Weiter Cerasus sero- 
tina mit 45 Cm. Durchmesser. Juni- 
perus communis 60 Cm. Durchmesser 
bei 12 Meter Hóhe. Juniperus vir- 
giniana !» Meter Durchmesser bei 
€ Meter pos (120 Jahre alt). 

-J 


( (Cupressus 


hey aden), di weisse Ceder, 45 Cm. 
Durchmesser bei 20 Meter Hóhe, bil- 
det hier im passenden Boden auch 
dekorativ schóne Exemplare und lie- 
fert keimfähigen Samen, während sie 
im unpassenden Boden so oft als un- 
ansehnlich kränkelndes Bäumchen zu 
finden ist und dann auch allermeist 
der reichlich erscheinende Same taub 
ist. Ein Beispiel, wie man den wahren 
Werth der Pflanzen nicht beurthei- 
len kann, wenn man ihnen nicht gibt, 
was sie ihrer Natur nach verlangen. 
Mit Recht wäre daher die weisse 
Ceder für feuchten mehr leichten 
Boden auch für forstlichen Anbau im 
Auge zu behalten. Taxodium disti- 
chum, die Sumpfeypresse, findet hier 


366 


auch den ihr zusagenden Boden und 
bildet Stämme von 1 Meter Durch- 
messer; auch finden wir ühnlich starke 
Pinus Strobus und starke Pinus Cem- 
bra. Pinus rigida vielfach vertreten, 
20 Meter hoch mit breit schirmför- 
migen Kronen, zeigt bei 80 Cm. Stamm- 
durchmesser in einer Höhe von 6 Me- 
ter einen gleichstarken, walzenför- 
migen Stamm. Oft vertreten finden 
wir ferner verschiedene Formen von 
Pinus Laricio Poir. in alten schónen 
Bäumen mit längeren oder kürzeren 
Nadeln, grösseren oder kleineren 
Zapfen. Tsuga (Abies) canadensis 
1 Meter Durchmesser bei 15 —20 Me- 
ter Hóhe. Picea alba, rubra, nigra, 
letztere besonders dekorativ mit auf 
dem Boden aufliegenden Aesten. Pinus 
Pumilio wie Juniperus Sabina sind 
trefflich zur Bekleidung von Ufern, 
Abhüngen und künstlichen Felsen ver- 
wendet. Den Sadebaum in seinen 
verschiedenen Formen können wir 
kaum schóner und üppiger sehen als 
auf dem sogenannten Stein, einer 
künstlichen Ruine, die er zum Theil 
überzieht und theils mit lang her- 
unterhüngender, theils mit horizontal 
abeténander Ring, ónimedor 


pum pen 
[U 


uva 


migen Blättern, oder als Pflanzen mit 
vorwiegend RR oder weiblichen 
Blüthen, allein viel Stoff zu Beobach- 
tungen für den Koniferenkenner bie- 
tet. Weiter finden wir alte schöne 
Taxus und starke Juniperus communis 
suecica, welche durch ihre eiférmige 
Gestalt sofort auffallen. 

Es eriibrigt nun noch auf die zahl- 
reich angepflanzten Koniferen neue- 
ren Datums aufmerksam zu machen 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


und einige Bemerkungen über Wachs- 
thum und bisheriges Gedeihen ein- 
zelner anzuknüpfen. 

Abies grandis Lindl. finden wir 
schon 9 Meter hoch als prüchtig de- 
korative Pflanze, die sich stets un- 
beschädigt erhielt. Ab. lasiocarpa, 
6 Meter hoch, nicht minder werth- 
voll und dekorativ, zeigte sich gleich- 
falls hart, ein Vergleich letzterer mit 
Ab. concolor lässt uns die sehr nahe 
Verwandtschaft beider Pflanzen er- 
kennen, wie Dr. Engelmann, welcher 
die kalifornischen  Abietaceen ein- 
gehend studirt, angibt. Besonders 
schón ist die blaugrüne Form Ab. 
concolor der Gärten. Ab. amabilis 
Forb. wie Ab. magnifica Murr (Ab. 
amabilis Lobb) zeigten in kleinen 
Exemplaren bisher kein freudiges Ge- 
deihen, ebenso Ab. nobilis, welche 
man leider in den verschiedensten 
Lagen so oft verkümmert findet, wäh- 
rend auch hier, wie schon ófter be- 
obachtet, Ab. nobilis glauca besser 
gedeiht, überdies vorzüglich schön 
ist. Ab. Pinsapo in zwei Exemplaren 
von 6 Meter Höhe, schön und ge- 
sund, hatten in harten Wintern nur 
an den Nadeln gelitten. Ab. Nord- 
manniana und cephalonica finden wir 
in kräftig gesunden Exemplaren. Ab. 
firma, Ab. brachyphylla, Ab. Veitchi, 
Ab. cilicica, Ab. Fortunei sind klein 
angepflanzt und erlauben noch kein 
Urtheil. 

Neben der Hemlockstanne (Tsuga 
canadensis) mit der sehr niedlich cha- 
rakteristisch-kleinblättrigen Form Ts. 
can. parvifolia gedeihen gut die nahe- 
stehende Tsuga Mertensiana, die ja- 
panische Ts. Sieboldi, die reizend 


I. Originalabhandlungen, 


dekorative silbergraue T's. Hookeriana 
(Pattoniana) und die Douglastanne 
Pseudotsuga Douglasi, über 7 Meter 
hoch; ihre blaugriine Form, Ts. Dou- 
glasi glauca, muss als besonders schén 
aufs Wärmste empfohlen werden. 
Weiter Picea excelsa Lk. in Zwerg- 
und hängenden Formen. Picea orien- 
talis, P. obovata, P. sitchensis (6 Me- 
ter hoch), P. Alcockiana, P. Engel- 
manni, P. Parryana und Parryana 
glauca, äusserst dekorative blaugrüne 
Fichten. P. polita, welche gut ge- 
deiht, findet man in den Gärten öfter 
. unter dem Namen P. bicolor Maxim., 
welche mit silberweisser Dlattunter- 
seite synon, P. Alcockiana ist, P. po- 
lita muss daher wohl falschlich auch 
als P. bicolor zu uns eingeführt sein. 

Dann Pinus mitis, P. resinosa Sol. 
P. ponderosa, P. Lambertiana die viel- 
versprechende Zuckerkiefer u. a. m. 

usser Larix europaea und L. europ. 
` pendula finden wir noch die schöne 
beachtenswerthe japanische Lürche L. 
leptolepis mit blaugrüner Belaubung, 
auch Pseudo-Larix Kaempferi. Thuya 
gigantea Nutt. (Th. Menziesi Dougl.) 
ist in stattlich hohen Exemplaren vor- 
handen und bewührte sich wie auf den 
verschiedensten Standorten in Deutsch- 
land. Thuya occidentalis in zahl- 
reichen Formen, Thuya plicata, Libo- 
cedrus decurrens, Juniperus und Taxus 
in zahlreichen Arten und Formen. 
Thuyopsis dolabrata muss kräftig mit 
gut entwickelten Gipfeltrieben ge- 
pflanzt werden, wenn sie nicht als 
unregelmässiger Busch fortkrüppeln 
soll. Chamaecyparis pisifera, Ch. 


pisif. squarrosa; plumosa und filifor- | 


mis gedeihen vorzüglich, ohne Schutz | 


367 


zu beanspruchen, ebenso Chamaecy- 
paris Lawsoniana in verschiedenen 
Formen. Selbst wenig fiir buntblitt- 
rige Koniferen eingenommen, will ich 
doch für, Liebhaber Chamaecyparis 
nutkaénsis fol. arg. varieg. mit weissen 
Zweigspitzen wie Juniperus virginiana 
plumosa argentea, Form mit nur nadel- 
fórmigen Blüttern und weissen Zweig- 
spitzen und Tsuga canadensis albo- 
spica mit weissen Spitzen, als beach- 
tenswerth mit anführen. 

Thuyopsis Standishi der Gürten 
ist als Synon. zu Thuya gigantea 
Nutt, zu stellen, denn ein stichhaltiger 
Unterschied ist nicht anzugeben, es 
sei denn, dass die Zweigbildung eine 
etwas gedrüngtere, der Wuchs etwas 
gedrungener, was wohl auf Stecklings- 
vermehrung oder Fortpflanzung durch 
Veredlung zu schieben wire, die 
Fruktifikation ist genau die von 
Thuya, weshalb also die Bezeichnung 
Thuyopsis selbstverständlich wegzu- 
fallen hätte. 

Als interessanter Fall mag hier 
noch angeführt werden, dass eine 
starke Quercus coceinea von Viscum 
album, welches in Menge auf ihr sich 
angesiedelt, fast umgebracht war. 
Viscum lebt auf den verschiedensten 
hart- wie weichholzigen Gehölzen, so 
besonders auf Pomaceen, Pappeln, 
Birken, Ahorn, Abietaceen u. a. m., 
nur auf den deutschen Eichen scheint 
es nicht Fuss zu fassen, wenigstens 
hatte Referent niemals Gelegenheit 
Viscum auf dieser zu beobachten. 

Ehe wir von Wörlitz scheiden, darf 
der naheliegende „Sieglitzer- Berg“ 
nicht unerwähnt bleiben, eine park- 
artige Waldparthie mit herrlichen 


368 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Eichen und Buchen, wie überhaupt 
die Dessauer Forsten einen prüchtigen 
Waldbestand und alte herrliche Bäume 
zeigen, als Beispiel sei die stärkste 
alte Eiche mit 12 Meter Stammum- 
fang angeführt. Die Gärten in und 
um Dessau, wie Georgengarten, Loui- 
sium, Kühnau, Oranienbaum, der Wall- 
witzberg etc., bieten gleichfalls viel 
Sehenswerthes, was alte schéne Ge- 
hólze anlangt, und verlangten eben- 
falls eingehende Besprechung. Auch 
der alte Schlossgarten in Zerbst bie- 
tet in dieser Hinsicht viel Sehens- 


werthes; dessen Gehölze mögen wohl 
zum Theil mit denen von Wörlitz 
gleiches Alter haben; unter anderen 
starken Bäumen finden wir schöne 
Gymnocladus canadensis, Lirioden- 
dron, Ailantus, Ulmus, amerikanische 
Eichen ete. Besonders  beachtens- 
werth aber ist eine Allee von alten 
Taxodium distichum, welche im gün- 
stigen Boden in der Nähe des Wassers 
prächtig gedeiht und im frischen Grün 
dem Garten einen ganz besonderen 
Schmuck verleiht. L. Beissner. 


n" Ne eue und d IB okiassortio Ta 


A. Abgebildetim Kataloge von W.Bull, 

Newand beautiful plants, Kingsroad, 

Chelsea, London und hier wieder- 
holt. 

1) Anthurium Andreanum Linden (Ill. hort. 
1877, p. 43. tab. 271). Ist bereits Garten- 
flora Band 17, S. 154. — Ba a : 
— Band 21, S. 338, in Bezug auf Schónheit 
und Einführung, so einlasslich besprochen, 
dass mir hier nur zu der beistehenden Ab- 
bildung übrig bleibt zu bemerken, dass diese 
Prachtpflanze nun schon in den verschie- 
densten Sammlungen und auch im hiesigen 


era 
prüchtigen scharlachrothen Blüthenscheiden, 
wie das die Abbildung zeigt, eine gleiehsam 
zellenartige tiefere Schattirung besitzen, die 
dem Farbenglanz einen ganz eigenthüm- 
lichen Reiz verleiht, und dass die Blüthe- 
zeit eine mehrere Monate lange Dauer be- 
sitzt, so dass im August und September zur 
Entfaltung gelangende Blüthenscheiden den 
agis Theil des Winters hindurch das 


fluss beständig feuchter Luft. — 


E 
Abbildung 
siehe Seite 369. ' 


x Selaginella Victoria h. Bull. Diese 


Oceans in Kultur ein. ie Herrn 
Bull uns mitgetheilte, auf Seite 370 wieder- 
ag Abbildung zeigt, gehört dieselbe 
n die Gruppe der Arten, die wie S. japonica, 
[em lepidophylla, inaequalifolia, erythro- 

viticulosa etc, elegante Büsche mit über- 
Er Stengeln bilden, die aber nicht 
an dem Boden bin kriechen und hier über- 
all wurzeln, wie das bei S. hortensis, denti- 
culata, apus, serpens der Fall ist, — oder 
die stärkere höhere Stengel bildend, mittelst 
ihrer aus den Stengeln spsisager sania Haft- 


> 
© 
z 


porkriechen, wie S. Ga 
Hiigeli, Martensi, flexuosa, Willdenowi, unci- 
nata 


The S. Victoria gehört zu den elegantesten 
Arten,. deren Früchtchen (Sporangien) in 
fadlichen spitzenständigen Aehren stehen. 
Eignet sich nebst den verwandten Arten mit 
ganz kurz verüsteltem  Wurzelstock nicht 
blos zur Kultur im schattigen feuchten Warm- 
hause, sondern besonders auch zur Kultur 
unter Glasglocken oder im Terrarium in nach 
Norden liegenden Wohnzimmern. 


Been S 
^ Eee 


1883. 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 


369 


Anthurium Andreanum, 


370 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


SEIS ee = 
TLS aN = NP 
re SONS nya 
= DIE 


Rare 
uM qe ees 


Ne 
=> 


> 


^ 

r AN 

| N LASS 
D. 


N = : 
ASSN NS ls: 
ZA UNSER S $ T gs oa 


"e Ex A 
R Zs M 
DRESS WY 


mu 
on eee a 
reu 
^ 


Fz. 


Selaginella Victoria, 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 371 


B. Abgebildet in Gardener's Chro- | und verästelten Wimpern. Blühte 1875 zum 
. nicle erstenmal in dem Garten des Herrn B. E. 

3) Dendrobium Brymerianum Rchb. fil. Brymer zu Islington House, Dorchester, und 
Wir geben hier auf Seite 371 die uns von | ward von unserm berühmten Mongrüphén 


Dendrobium Brymerianum. 
~< 


der Orchideen nach diesem genannt. Die in 
armblumiger Traube stehenden Blumen sind 
. dunkelgelb und in natürlicher Grösse dar- 


Gardener's Chronicle überlassene Abbildung 
finer der interessantesten Arten von der 
Gattung mit langer Wimperung der Lippe 


372 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


gestellt, Ward durch Hugh Low aus Burmah 
eingefiihrt und ist im Botanical Magazine 
Tafel 6383 abgubiidà worden 
C. Empfohlen von E. ind und 
Haage und Schmidt. 
4) Heliotropium corymbosum Ruiz et Pav. 
ek per II, p. 2, tab. 507, a. — Bot. mag 
. 1609. — H. grandiflorum Don. h. cant. 
ie 6, p. 42. — Schrenk. h. monac. I, tab. 2). 
Das kleinblumige Heliotrop (H. peruvia- 
num L.) ist schon im letzten Jahrhundert 
in die Gàrten Europa's als Lieblingspflanze 
wegen des kó stehen Vanille-Geruchs der 


Ma | 


Heliotrepium corymbosum. 


kleinerte ganze Pflanze und dann noch einen 
blühenden Zweig in der Hälfte der natür- 
lichen Grösse darstellt, ist zwar auch schon 
in der von Ruiz und Pavon bearbeiteten 
Flora peruviana, die 1794 in Madrid erschien, 


a und ward 
1814 zum a Tafel 1609. de Botanical 
Magazine, abgebildet. Beiderseits gleich- 
mässig beharte (nicht unterhalb mehr weiss- 
lich beharte) Blätter, dann ferner grössere 
heller gefárbte oder fast weisse Blumen und 
endlich auch grössere Trugdolden unter- 
scheiden p ächte H. corymbosum von H. 
peruvianum. Zwischen beiden gibt es aber 


eine Menge von Mittelformen, die bald mehr 
zu der einen oder zur andern 
neigen und mannichfache Gartennamen er- 
halten haben, so dass die ächten Stamm- 
arten in unseren Garten kaum noch in Kul- 
tur sind, Als schóne Form mit ziemlich 
dunkelvioletten Blumen war früher H, Vol- 
tairianum viel kultivirt, jetzt ist dasselhe 


Man kultivirt p beliebtesten Formen des 
Heliotrop, indem man einige Exemplare im 
Kalthause überwintert, gegen das Frühjahr 
hin dieselben würmer stellt, und nach dem 
Beginn des neuen Triebes werden sie im 
Warmhaus oder Treibbeet massenhaft aus 


Aquilegia formosa. 


Stecklingen vermehrt und diese henützt man 
dann noch im gleichen Sommer zum Be- 
pflanzen ganzer Gruppen im Blumengarten. 
Auch aus Samen kann man bei zeiliger 
Aussat im Warmhaus noch Pflanzen ge- 
nügend stark zum Auspflanzen im Sommer 
erziehen, man ist dann aber nicht sicher 
ee genau die gleiche Sorte zu erhalten, 

S bei der Dekoration ganzer Blumen- 
ie für den guten Effekt sehr wichtig ist. 
5) Aquilegia formosa Fisch. (DC. prodr. I, 
. 54). Ist von Fischer nach der in Kamt- 
schatka und Sitka wachsenden rothblumigen 
Aquilegia unterschieden und schon im Jahre 
1824 von De Candolle im ersten Bande des 
Prodromus pag. 50 nach Fischers Mittheilung 


= 


vielfach verdrängt worden. 


SLs Ot SS INS ET ake ATO e iet P aes 


PE os ui t MEER dele ii RES 


ecc a LEM rr Mert a 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


aufgenommen worden. Nach meiner Mei- 
nung ist es eine Form von der im Norden 
Amerika's verbreiteten A. canadensis mit 
nur etwas lüngeren Spornen, die aber noch 
lange nicht die Lange derer von A. Skinneri 
erreichen. Die Kelchblätter sind schön rosa- 
scharlach und die viel kürzeren Blumen- 
blátter gelblich. 1854 gab Morrenim Belgique 
horticole tom, IV. tab. 1 die erste Abbildung 
zugleich mit einer Monographie der Aquilegia- 
Arten, ausserdem ist sie aber auch in Flore 
des serres tom. VIII, tab. 795 abgebildet. Ver- 
langt gleich A, canadensis und A. Skinneri 
bei schneefreiem Boden, bei starker Winter- 
. kalte Schutz durch Deckung mit Laub oder 
Tannenreis. 

6) Othonna crassifolia Harvey. (fl. cap. III, 
p. 386. — Baker in Sauders refugium bot. H, 
tab. 253). — Compositae. Ein Halbstrauch 
vom Vorgebirge der guten Hoffnung, der in 
seinem Vaterlande dichte Rasen von dünnen 
niederliegenden verästelten Stengeln bildet, 
in Kultur in unseren Kalthäusern, aber be- 


Othonna crassifolia, 


sonders schén zu Ampelpflanzen ist, indem 
dann die Stengel von allen Seiten über einen 
Fuss lang herabhängen, wie das unsere Figur 
in Verkleinerung zeigt, wührend ein Stengel 
und ein Blüthenkopf in natürlicher voee 
dargestellt sind. Blalter abwechselnd, 

walzig, dick und saftig, 1—2 Zoll lang, e 
grün und mehr oder weniger purpur ange- 


918 
laufen. Die aufsteigenden Blüthenstiele sind 
2—6 Zoll lang und tragen 2—6 abermals 
gestielte gelbblumige Blüthenkópfe. Die 
Schuppen des Hiillkelchs einreihig, 8 an der 
Zahl, länglich-bandförmig un 
mi nd 


. Scheibenblumen röhrig mit 5zähnigem 
Saum. Die Früchtchen kahl, mit harfórmigen 
weissen Pappus. Zu bemerken ist noch, 
ss Othonna crassifolia L. zu Hertia crassi- 
rodr. VI, 483) eg’ = und 
als Oth. crassifolia L. 
theilte Phind zu einer strauchigen itich 
wachsenden Art, der Oth. rigida DC., mit 
flachen Blättern gehört, während die in Rede 
stehende Oth. ae eine schöne Ampel- 
Kalthaus und das 
oy sich bei Haage und 
Schmidt in Kultur befindet. 
7) Phyllocactus Ackermanni Salm. 
schónen Blatter-Cactus werden in Folge der 


Die 


häufig kultivirt, als sie es verdienen. 
es doch Pflanzen Mexiko’s, die so recht 
eigentlich Pflanzen für das sonnige Zimmer- 
und da 


blühen, da sie die trockene Stubenluft und 
den vollen Einfluss der Sonne durch die 
aufrechten Zimmerfenster, dem Standort im 
Gewächshaus vorziehen. Ph, phyllanthoides 
Salm. (Cereus phyllanthoides DC.), der vor 
50 Jahren fast in den Fenstern aller Pflan- 
zenfreunde zu finden war, und da sich mit 
Massen seiner allerdings kleineren blassrosa 
Blumen bedeckte, ist fast gar nicht mehr 
in Kultur und ist auch weniger schón als 
der in Rede stehende Ph. Ackermanni mit 
seinen dunkelrothen 5—7 Zoll langen und 
Zol 


Bastarde zwischen diesem und Cereus spe- 
ciosissimus, sowie endlich die Bastarde 
zwischen Ph. Ackermanni und Ph. crenatus 
Salm., welche letztere, wenn sie im Früh- 
jahre mit ihren fleischfarbenen und rosen- 
rothen und tiefrothen Blumen beladen sind, 
von den Besuchern unserer Gewächshäuser 
von jedermann bewundert werden. Zu diesen 


374 


op enone Blatter-Cactus gehóren end- 

uch Epiphyllum truncatum Pfr, E 
yitam Pfr. und E. Russelianum Hook. 
Sie sind in Brasilien heimisch. Die ersteren 
beiden haben unregelmässige fast 2lippige 
Blumen, das letztere regelmässige Blumen. Im 


£5 


Phyllocactus Ackermanni. 


Vaterland wachsen sie epiphytisch, in Kultur 
veredelt man sie auf !&—1 Fuss hohe 


er 

blühen. Gerade jetzt, i 

ich im Zimmer erzogene Exemplare der bei- 

den ersteren Arten vor mir, die an den 

grazil herabhängenden, gegliederten, blatt- 
Mas: n ent- 


Exemplare s a 
Blumen gleichzeitig entwicke 
Reiz dieser Epiphyllen vermehrt, ist der 
Umstand, dass sich in Kultur durch Aus- 
sat eine ganze Zahl von Formen gebildet 
haben in verschiedenen Nüancen der rothen 
Färbung bis zur tief ler und schar- 
lachrothen Färbun empfehlen die- 
selben mit voller Blase als vorzüg- 
liche Pflanzen zur Zimmerkultur. Als auf 
Peireskia veredelt, erhalten sie eine lockere 
lehmige Erde, werden zur Zeit des Triebes 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Sehweiz. 


in voller Sonne stehend genugsam begossen 
und selbst im Winter giesst man sobald die 
Erde stark trocken ist. Dagegen werden die 
Phyllocactus im Winter trockener gehalten 
und nur selten bei grosser Trockenheit be- 
gossen, da das wenige Begiessen einen 

coping om Flor im Frühjahre be- 


ngt. 
5 Notonia Schweinfurthi. Die Gat- 


Der Hüllkelch des Blü- 
thenkopfes besteht aus einreihigen 
schmalen Blattchen, die mit ein- 
ander verwachsen, wodurch derselbe 


lume alle röhrig, mit 
5zahnigem Saum, zwitte nd bil- 
en dichte, fast kugelförmige 
Köpfe von gelbe r ie 


stehend abgebildete Art hat das Ge- 
schäft von Haage und Schmidt aus 
Samen erzogen, die der bekannte 

berühmte Reisende 


hat. Nach der im Garten von Haage und 


Notonia Schweinfurthi. 


Schmidt gemachten Ont re 
ist dieselbe von allen an bekannten 
Arten durch die schmal ae nis 


=. 


II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 


und den dichten Wuchs verschieden. Eine 

genauere Beschreibung kónnen wir aber 

erst dann geben, wenn trockene oder frische 

Exemplare vorliegen. Ein Halbstrauch für 

das Warmhaus. 

D. Beschrieben oder abgebildet in 
Gardener's Chronicle. 

9) Masdevallia porcelliceps Rehb. f. (Orchi- 
deae.) Die Blüthenknospen dieser kleinen 
Art sind einem Ferkelkopfe ungemein ähn- 
lich; sie ist verwandt mit M. campyloglossa 

chb. f. Die gelblichen Blumen sind braun 
gesprenkelt. Petalen weiss. Lippe rauten- 
förmig mit braunen Warzen bedeckt, Säul- 
chen weiss, purpur gerandet. Herr Professor 
Reichenbach erhielt die Pflanze von Herrn 
J. O'Brien. (1883. XIX. p. 10.) 

10) Anthurium crassifolium N. E. Brown. 
(Aroideae.) Stammt wahrscheinlich aus Co- 
lumbien und wurde dem Botanischen Garten 
in Kew von B. Williams mitgetheilt und 
zeichnet sich durch besonders dicke Blatter 
aus. Stammlos. Blatter aufrecht abstehend. 
Blattstiele 6—8 Zoll lang, 2—8 Linien dick, 

ellgrün, an den Seiten abgerundet, oben 
mit einer Furche, welche scharfe Kanten 
hat. Blattspreite 11—12 Zoll lang, 4'/ bis 
5'/ Zoll breit, dick und steif wie Karten- 
papier, glänzend hellgrün, unterseits gelb- 
lich-grün mit braun punktirt, eiförmiglan- 
zettlich oder elliptisch-eifórmig, am Ende 
stumpf mit einer sehr kurzen Spitze, am 
Grunde abgerundet. Mittelrippe und sämmt- 
liche Nerven oben stark eingedrückt. Blü- 
ee - nM ve die Dateien, rund, 
hellg , breit-làng- 
lich, pe elliptisch- länglich , 91. Zoll lang, 
1 Zoll breit, hellgrün; Kolben qe rund, 
2 Zoll lang, !/» Zoll dick, (1883. XIX. p. 11.) 

11) Calanthe lentiginosa Rchb. : im 


Blumen hell, ockrig-weiss, mit 
langen gekrümmten Spornen von gleicher 
Farbe. Sepalen von aussen behart. Lippe 
stark entwickelt, 4lappig, stark gefaltet, mit 
zahlreichen purpurnen Flecken. (1883. XIX, 


p. 44.) 
12) Trichocentrum Pfaui Rchb. B. zonale. 


375 


(Orchideae,) Eine Form dieser vielgestaltigen 
Art mit einer Reihe dunkler Flecken auf 
den Blumenblättern. (1883. XIX. p. 44.) 
13) Odontoglossum hebraicum Rehb, f. var. 
lineoligerum. (Orchideae.) Eine Abart, bei 
welcher sich die hebräischen Buchstaben 
ähnliche Zeichnung in Linien und Flecken 
auflóst. Blühte bei Herrn B. Williams. 
(1883. XIX, p. 44 
14) Justicia  campylostemon T. Anders. 
(Acanthaceae.) Anderson in Journ. Linn. 
VII. p. 44. Leptostachya campylostemon 
Nees in DC, prodr. XI, p. 378. — Der Garten 
in Kew erhielt diese Art von M. Cordukes 
aus Natal. Pflanze 2 Fuss hoch; Blatter 
eifórmig, zugespitzt, hellgrün, glänzend, mit 
auf der unteren Flache 


als die Blütter, gabelig verzweigt, 2 oder 
mehrere Blumen tragend. Blumen klein, 
weiss mit einigen Purpurflecken auf dem 
Mittellappen der Oberlippe. (1883. XIX. 


15) Dendrobium chrysanthum Wall, var. 

anophthalmum, Ei bart, welche keinen 

Flecken auf det brillant-gelben Lippe hat. 

Blüthe in der Handelsgärtnerei von Gebr, 

Marriotti in Upper Edmonton. (1883. XIX. 
44 


p. 44) 

16) Laelia anceps Calvertiana Rchb. - f. 
(Orchideae,) Steht am nächsten der L. a. 
Dawsoni, hat aber schmälere Petalen, die 
Seitenlappen der Lippe haben einen feinen 
rosafarbenen Rand und die Purpurlinien auf 
dem gelben Diskus sind heller und nicht 
zusammenfliessend. Blühte bei Mr. Joseph 
Calvert, Euston Villas, Wood Green, London 
N. (1883. XIX. p 

17) Masdevallia torta Rchb. f. (Orchideae.) 
Der Becher der Blume ist weit wie bei 
M. Bonplandi und M. leontoglossa, hell ocker- 
gelb, mit purpurnen Strichen und Punkten 
und die Schwänze inwendig schwefelgelb; 
die seitlichen Schwänze sind gedreht, die 
Lippe ist sehr gross, am Grunde schmal, 
die Mitte und der hintere Theil ausgebreitet, 
bräunlich purpur. Säulchen hellschwefel- 
gelb. Blüthe im Etablissement des Herrn 
W. Bull, Kingsroad, Chelsea. (1883. XIX. 

) 


p, 110 


376 


18) Odontoglossum Jenningsianum parci- 
guttatum Rehb. f. (Orchideae. Hat auf der 
weissen Grundfarbe sehr wenige Flecken 
von der gleichen Farbe wie bei O. crispum 
guttatum. Blühte bei Mr. J, Calvert in Wood 
Green. (1883. XIX. p. 110.) 

19) Liparis grossa Rchb. f. (Orchideae.) 
Verwandt mit L. pachypus, eine der vielen 
Entdeckungen des Rev. Parish. Von Low 
aus Birma eingeführt, Blumen bräunlich- 
gelb, mit Ausnahme des weiss und grün- 
lichen Sáulchens. (1883. XIX. p. 110.) 

20) Laelia anceps Percivaliana pulcherrima 
Rchb. f. (Orchideae.) Unterscheidet sich durch 
die keilfórmige Lippe, deren _Seitenlappen 
anstatt rosarothen, von der würmsten mal- 


nieht schwefelgelb, sondern hellorange. Die 
dunkelpurpur braunen Linien über den Ner- 
ven der Scheibe sind ungewóhnlich breit. 
Blüthe bei Mr. R. P. Percival in Clevelands. 
(1883. XIX. p. 110.) 

21) Laelia Crawshayana Rchb. f. (Orchi- 
deae.) Scheinknollen wie bei L, albida und 
L. antumnalis. Blätter 1—2, ähnlich denen 
von L. albida. Blüthenschaft lang, wie bei 
L. anceps, aber dünner und mit kürzeren 
und schmäleren Scheiden, Blumen 2, mit 
schmäleren, kürzeren Deckblattern als bei 
L. anceps. Blumen dieser Art sehr ähnlich, 


und Blumenblattern; Lippe in der Nàhe des 
dünnen Sáulchens offen, mit stumpfkantigen 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Seitenlappen und einem keilfórmig abge- 


Theil des Mittellappens sind purpurfarben, 
Herr Prof. Dr. Reichenbach halt die Pflanze 
für einen natürlichen Bastard zwischen L. 
anceps und L. autumnalis, während der Be- 
sitzer, Herr De Crawshay in Rosefield, Se- 
venraks, Kent, der Meinung ist, sie stamme 
von L. albida Stewartiana und L. anceps. 
ae XIX. p. 142, 

22) Laelia irrorata Rchb. f. var. Scottiana. 
(Orchideae.) Im Besitze des Mr, Hugh, 
J. Scott, Queens Quay, Belfast, und von 
Sander & Comp. stammend. Vielleicht ein 
Bastard zwischen Laelia purpurata und Catt- 
leya intermedia. Gehört zu den Cattleyoiden, 
aber die langen und schmalen, spitzen Kelch- 
blätter und die nicht viel breiteren Blumen- 
blätter geben ihr ein besonderes Aussehen. 
Die Seitenlappen der Lippe sind lang und 
rechtwinklig. Der Mittellappen ist länglich, 
purpur, während die Seitenlappen weiss, am 
Rande purpurgetuscht sind. (1883. XIX. 
p. 142.) 

23) Trichoglottis cochlearis Rehb. f. (Orchi- 
deae.) Verwandt mit Tr, pusilla Rchb, f. 
und aus Sumatra durch Curtis an das 
Etablissement der Herren J. Veitch & Sóhne 
gesandt, Eine kleine, 8 Zoll hohe Pflanze. 
Blatter ahnlich wie bei Sarcanthus rostra- 
tus.  Blüthenstiel hin- und hergebogen, 
wenigblumig. Blumen klein, weiss mit pur- 
urnen Querstrichen auf der Innen- und 
Aussenseite der Kelch- und Blumenblätter. 
(1883. XIX. p. 142.) (Ender.) 


Ill. Notizen. 


1) Die Direktion des Botanischen Gartens 
in Wien hatte beabsichtigt, zur Beseitigung 
von ,Unzukéminlichkeiten* den Eingang in 

n Botanischen Garten vom Rennweg aus 
abzusperren, den unteren Theil dieser An- 
lage fiir den allgemeinen Besuch abzu- 
schliessen und in der Jacquingasse einen 
Zugang in den oberen Gartentheil für das 
Publikum herzustellen. Der Magistrat,welcher 


über diesen Gegenstand in der heutigen 
Sitzung verhandelte, sprach sich jedoch gegen 


beliebter, gern aufgesuchter Erholungsort 
für das Publikum und ein Theil derselben 
ohnehin schon für die Studirenden r 

ist. Bei entsprechender Vermehrung des 


Tafel 1139. 


nen LA 


Ae MES oS rr oie LECT PEA ey ne ee em Ne hd he 
HS Bierce CER SM tyes Spem 


IL Notizen. 


sata dürfte es nicht schwer 
rden, Missbräuchen vorzubeugen. 
kan Wir finden den Beschluss 
des Magistrats ganz rationell, man kann 
einen Botanischen Garten nicht dazu haben 
“er damit er dem Publikum geschlossen 
Da das Publikum gerade das Wiener 
Bite blikum ist, hätte der Magistrat aber 
auch gleichzeitig beschliessen sollen, fiir die 
jedenfalls nothwendige Aufsicht entweder 
selbst einen sativa den Beitrag zu geben, 
oder hätte einen solchen vermitteln sollen. 
Wer da weiss, wie viel vom Publikum, theils 
von den unbeaufsichtigten Kindern, thei 
von Menschen, die keinen Sinn dafür haben, 
dass gerade in einem für das grosse Publi- 
bestimmten Institut, dieses auch vom 
m selbst geschützt und nicht ge- 
rden sollte, — auf oft ganz rohe 
gratio. Art aus reinem rpm af 
trieb geschädigt wird, der weiss auch, 
gross das Opfer ist, einen Botanischen Gar: 
ten dem Publikum ganz zu öffnen, und docn 
kann ja den Hunderten der Eintritt und die 
Benutzung nicht verweigert werden, wenn 
ganz einzelne rohe Menschen sich zwischen 
denselben einschleichen. . 

2) Stadtpark in Wien. Die Klagen 
des Publikums in den Zeitungen Wiens 
dauern fort über das jedenfalls zu radikale 
Stutzen der Gehólzparthien, So sagte die 
Neue freie Presse Ende Mai unter anderm: 

»Der Erfolg der seit einigen Jahren betrie- 
benen Renovirung des Stadtparkes ist jetzt 
erreicht, der 

ark 


Schatten befreit ist.“ 
In dieser Weise fahren dieser und andere 
Zeitungsartikel fort, über die Verwiistung 
des Stadtparkes zu klagen. ,,Audiatur et 
altera pars“ heisst es da, der vielgeschmähte 
Herr Maly hat jedenfalls seinen guten Grund, 
so radikal mit der Renovirung vorzugehen, 
d wir für uns ziehen nur die eine Lehre 
daraus, dass man einen neu angelegten der- 
tpark unter steter Aufsicht be- 


dicht, die einen Exemplare ganz fortnehmen 
und die andern stutzen soll und nicht war- 
len bis die Bosquetparthien so in die Hóhe 


377 


gegangen, dass durch zu dichten Standort 
die Parthien unten kahl geworden und eine 
gründliche Abhilfe nothwendig haben. Dass 
dabei zu radikal verfahren werden kann, ist 
gleichfalls richtig. Das Publikum hat in 
diesen Fállen aber sehr háufig kein gesundes 
und richtiges Urtheil, es interessirt sich für 
jeden alten Baum, gleichviel ob er unten i 
hoch hinauf kahl, bedenkt nicht, dass n 
durch rechtzeitiges Fallen oder, wo es iid: 
lich, Umpflanzen der einen Báume den an- 
dern der volle Raum zur normalen Entwicke- 
lung gegeben werden kann. So steht der 
is namentlich in Stadtparks, wo man 
achts nicht das eine oder andere 
BEER Exemplar unbemerkt wegnehmen 
kann, unterm steten Druck des Publikums, 
und gar manche ursprünglich meisterhaft 
angelegte, aber wie das nicht anders sein 
kann, von Anfang zu dicht gepflanzte An- 
lage, ist in Folge dessen später ganz rui- 
nirt worden. (E. R.) 
3) Alt wie ein Orangenbaum sollte 
man sagen, um ein hohes Alter eines orga- 
nischen Wesens zu bezeichnen. Gelegentlich 


ru 


den Ueberführung der dem Staate ge 
den zahlreichen Orangenbäume ins Freie 
und Aufstellung derselben in den öffentlichen 
Gärten, beschäftigt sich ein Pariser Fach- 
blatt mit der Geschichte dieser engen 
und führt an, dass die mei r dem 
ES gehórigen, den dier hindurch in 
Versailles aufbewahrten Orangenbüume vor 
mehr als hundert Jahren unter Marie An- 
toinette aus Italien und Spanien nach 
Frankreich gekommen sind und, dank der 
überaus sorgfáltigen Pflege, in dem neuen 
Vaterlande trefflich gedeihe Eine Serie 
alter Orangenbäume ist vor mehr als zwei 
Jahrhunderten unter Ludwig XIV. aus Sici- 


4 
ay 


rien - inig ang 

bäume, die alles im Staatsbesitze, sind 
urkundlicher Beglaubigung in den Staats- 
«Pcr gles Reape zu Anfang des 16. Jahr- 
nderts von Soldaten aus d mp 
Spanien aid Paris gebracht 
prangen heute noch in voller Maibiopécili: 


378 


Mit den Früchten aller dieser Orangenbáume 
sieht es jedoch nicht besser aus, als mit den 
Früchten der anderen, in Treibhäusern über- 
winternden Kinder des Südens; sie werden 
nie geniessbar orgenpost.) 
4) Briefliche Mittheilung aus New- 
ork, Die Baumvegetation ist eine hóchst 
interessante. Die Walder machen fast den 
Eindruck verwilderter Parks und pragen na- 
türlieh der ganzen Landschaft ihren Cha- 
rakter auf. Zahlreiche, zum Theil herrlich 
belaubte Eichen, verschiedene Wallnussarten, 


x 
echte gefiirchtete 
Giftsumach (Rhus Toxicodendron). Auch an 
Blumen ist viel auffallendes und schónes 
hier, verschiedene Asclepias, ee Kompo- 
siten u. s. w. zieren Wiesen und Waldrän- 
der, essbare Beeren gibt es in nie gesehener 


ende Bro 
Handel ald ‘Kittatini igote ist. 
sich wirklich hier für den Gärtner, so man- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ches Gewächs, was wir nur in Häusern 
(z. B. Farne) sehen, hier in wildester Ueppig- 
keit und grösster Fülle am natürlichen Stand- 
orte zu beobachten. Arm dagegen scheint mir 
die Fauna. 
Singvögel fehlen fast ganz 
man häufig Colibris um die Blumen schwir- 
ren, der schóne Cardinal ist nicht selten, 
unser Sperling ist hier, obgleich Fremdling, 
derselbe unverschämte Stroleh und Spitz- 
bube wie im alten Vaterlande. Auch sonst 
sieht man viel tropische Früchte, Mangos, 
Mammea u. a, m, Es ist interessant, zZ 
verfolgen, wie hier die Früchte förmlich 


= 


erst der äusserste S 
Trauben, Melonen etc. sendet, bis allmälig 
heranrückend endlich das hiesige Klima mit 
seinen glühenden Tagen die Früchte reift. 
ind sie hier vorüber, so liefern noch nörd- 
lichere Gegenden, bis dann der Süden wie- 
er beginnt. So sind nur verhältnissmässig 
wenige Zn: m BERN esset frisches, 


» tha 
ones tneuer, 


z 


2v. 


vorhanden ist. 


IV. Literatur. 


1) Die Hebung der Obstverwer- 
thung und des Obstbaues, nach 
Erfahrungen durch die nordamerikani- 
sche Konkurrenz, Von Heinrich Semm- 
ler in cd Francisco. Mit einem Vorwort 
von C, Wilbrandt in Pisede. Wismar 
1882, Verlag der Hinstorff’schen Hof- 

> buchhandlung. 

Ein merkwürdiges Buch und in Vielem 
abweichend von gewöhnlichen Büchern in 
Darstellung und Schreibweise, trägt es gleich- 

sam den Stempel seines amerikanischen Ur- 
sprungs: Anmassung und eine Art Gering- 
schätzung der Dinge in der alten Welt, aber 
werth von Allen gelesen zu werden, denen 
der Aufschwung unserer Obstkultur am 
Herzen liegt. Es werden uns aber nicht 
nur viele Fehler vorgeworfen, sondern Winke 
zur Verbesserung gegeben. Wir erfahren 
Dinge, die wir nur aus Zeitungen kannten 


und zum Theil bezweifelten, aber auch die 
Ursachen zu so ungewóhnlichen Erfolgen. 
Kurz, wir kónnen unendlich viel aus diesem 
Buche lernen, müssen mehr lernen, wenn 
wir der  nordamerikanischen Konkurrenz 
kraftiger entgegen treten wollen. Uebrigens 
móchten. wir das amerikanische Obst auf 
dem europäischen Markte nicht vermissen, 
denn es kommt der Allgemeinheit in Jahren 
der Missernte sehr zu statten. n 


amerikanische Konkurrenz nicht zu fürchten, 
— Das Werk erscheint in 7—8 Lieferungen 
zu 5 Bogen, eine Ausdehnung, die, wie uns 
scheint, der grossen Verbreitung desselben 
etwas hinderlich ist. Bis jetzt ist nur die 
erste Lieferung in unseren i 
eingehende Beurtheilung unmöglich ma 
Derselben liegt aber das vollständige Inhalts- 


IV. Literatur, 


verzeichniss bei. Wir bemerken noch aus- 
driicklich, dass Semmler’s Buch keine fach- 
gemásse Anleitung zum c gibt, son- 
dern nur zeigen will, wie der Obstbau im 
Grossen eine bedeutende Einnahmequelle 
werden kann, indem darin gezeigt wird, wie 
es die schlauen, unermüdlich fleissigen Ameri- 

kaner anfangen. J. 
2) Die Naturalisation ausländi- 
scher Waldbäume in Deutsch- 
land. Von John Booth. Mit einer 
Karte von Nordamerika und Japan. Ber- 

lin, Verlag von Julius Springer 1882. 
Der bekannte Besitzer der ausgezeichneten 
Pflanzschulen und forstlichen Versuchsstation 

s Klein-Flottbeck bei Hamburg, John 
Booth, eine allen Gàrtnern bekannte Per- 
sónlichkeit, hat sich seit Jahren mit der Ein- 
führung und Einbürgerung fremder nütz- 
licher Holzarten in unseren Forstkulturen 


seine Lieblinge gesetzt hat, im Allgemeinen 
schon viel in diesen Bestrebungen geleistet. 
In dem vorliegenden Schriftchen gibt der- 
selbe einen Gesammtüberblick des in der 
Naturalisation bereits Geschehenen und Mög- 
lichen oder zu Hoffenden mit grosser Kennt- 
niss und Genauigkeit. Er ist in diesem Felde 


und die Kritik darf sich um so weniger an 
ihn wagen, da sie den achtungs- und aner- 
kennenswerthen Bestrebungen nicht entgegen 
sein darf und soll. Obgleich wir selbst zu 
denjenigen gehóren, die keine grossen 
Hoffnungen auf die Einbürgerung fremder 
Holzarten als Nutzholzim Allgemeinen 
setzen, so erkennen wir doch das Nützliche 


un dem Herrn Verfasser für sein 
Buch katinig dankbar, Es ist unzweifel- 
haft, dass manche auslandischen Holzarten 
unsere einheimischen zu gewissen Zwecken 
übertreffen, und neben mehreren bereits all- 
gemein angepflanzten verdienen noch viele 
Bevorzugung. Vom Standpunkte des Gártners 
und Dendrologen finden wir das Buch vor- 
trefflich und empfehlen es angelegentlich. 
Wenn wir aber bedenken, dass dieses Buch 
` noch mehr für Wald- und Landbesitzer, so- 


379 


wie Forstbeamte etc. bestimmt ist, so kommt 
es uns vor, als gabe der Verfasser zu viel, 
meinen, er würe noch nützlicher geworden, 
wenn er sich auf diejenigen Holzarten be- 


überflüssig, bei den Standorten sogar die 
Namen der japanischen und amerikanischen 
Dórfer anzugeben, was bei einigen über ganze 
en verbreiteten Pflanzen sich selt- 
sam ausnimmt. — Herr J. Booth hat sein 
uc dem Fürsten Bismarck zugeeignet, 
dessen Berather er, wie wir von anderer 
Seite hörten, häufig ist, indem der Reichs- 
kanzler in seinen holsteinischen Forsten gern 
experimentirt und Herrn Booth öfler bei 
sich sieht. 
s 9) Die japanische Waldflora von 
Dr. Yarokn Nakamura aus Tokio. 
Untersuchungen aus dem forstbotani- 


schen Institut zu München, heraus- 
gegeben von Dr. R. Hartig. III, p. 
Berlin 1883. 


Wohl kein anderes Land der gemässigten 
Zone als Japan bietet einen solchen Reich- 
thum, zugleich eine solche Mannichfaltigkeit 
und Eigenthümlichkeit der Vegetation dar. 
Ohne aus dem engen Kreis seiner Heimat 
zu treten, ist dem Japaner der Anblick einer 
et ae zugleich einer polaren Flora 


as ist ein Kassier von zahllosen Inseln 
zwischen 24° 20’ n. Br. und 51° n. Br, 
B zwischen 122° 53' 6. L. und 156° 36‘ 
0. "Es sich also über ioi 21 Breiten- und 
33!5 Längengrade erstreckend, zeigt ein 
bedeutende Veran f m Klima seiner 
einzelnen Theile und keineswegs, wie man 
seiner geographischen Lage nach zu beur- 
theilen pflegt, ein so gleichmässiges und 
mildes Klima wie andere Gegenden im Mon- 
Dasselbe gleicht vielmehr dem 
estlandes, wo ein starker 
Unterschied xen Winter- und Sommer- 
temperatur besteht. Charakteristisch sind 
die grosse jáhrliche Nisderschlaciindlge (1000 

bis 1800 Mm.) und die niedrige Wintertem- 
peratur. Selbst im südlichen Theile sind im 
Winter alle Gebirge beschneit, ja nicht sel- 
ten auch das Flachland mit wilden Palmen 


D 


380 


und Cycadeen. In der südlichen Zone, z. B. | zelte Palmenkronen. 
n. Br.), sinkt " wetteifern mit schlanken, etwa 20 Meter hohen 


in der Stadt Nagasaki (32° 44 


mittleren Zone, z. B. in Tokio (35 ° 50' n. Br.), 
sinkt sie im Winter bis — 7 °, ausnahms- 
weise selbst bis — 9? C., im Sommer steigt 
sie bis auf 35° C.; endlich in der nördlichen 
Zone, z. B. in Hakodate (41? 46' n. Br.), 
sinkt sie im Winter bis — 16° C., im Som- 
mer steigt sie bis auf 30° C. Der Schnee 
fällt jährlich 3—4 mal und bleibt nicht länger 
als 2 Tage liegen. Etwa 1° westlich in der 
Provinz Shinshin schreitet ein Lastthier si- 
cher über eine Eisdecke dahin. Die Provinz 
Ezigo an der Westküste, die der Wärme de 
die desees bestreichenden Pirat 
entzogen ist, zeigt eine mit Tokio (an der 
Ostküste). fast gleiche Pre aber den 
einen grossen Schneefall, 
der sich in der Ebene selbst mehrere Meter 
und in hoher Lage über 10 Meter hoch an- 
häuft. 


Ww 


Dem eigenartigen Klima entsprechend tritt 
uns eine recht eigenthümliche Flora in eigen- 
artiger Vertheilung entgegen. Man zählt in 


zufallen: den Dicotyledonen 121 Familien, 
795 Gattungen, 1934 Arten; den Monocoty- 
ledonen 28 Familien, 202 Gattungen, 613 


Arten und den Gefässeryptogamen 5 Fami- 
lien, 38 Gattungen, 196 Arten (d. h. nach 
dem gegenwürtigen Stande unserer Kennt- 
niss davon!). 
Der Verfasser geht hierauf zur Bespr 
chung der ste wichtigsten Waldbannie 
übe war derjenigen, welche auf 
den drei grossen Inseln: Kinssiu, Sikok und 
Honshin vorkommen; er beginnt seine Be- 
trachtung mit dem südlichsten on 
welcher von allen Theilen des japan 
Reiches das schónste und yen 
Naturbild gewährt. Die Waldung der Hügel- 
landschaft besteht hier vorherrschend aus 
wintergrünen Eichenarten und anderen lor- 
beerblattrigen Laubbáumen, zu denen sich 
oet blattabwerfende Gehólze gesellen. Hie 
da erheben sich 10—12 Meter hohe 
ed Kamelienbáume und darüber verein- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Die Palmenstamme 


Bambusgrüsern, die aus dem nachbarlichen 
A reb 


wunderbar die dunkelfarbige Krone nordi- 
scher Kiefern, wie die der Pinus Massoniana. 
Auch andere Nadelhólzer fehlen hier nicht, 
wie Cryptomeria japonica, pande. 
pisifera, Taxus cuspidata u, a. — Die 

stere hat hier ihre RETRA Heimath ind 
aie über 35 M. Hóhe, die anderen 
in hoher Lage. Das Haupt- 
nanc d des wintergrünen Gehólzes 
steigt selbst in den wärmsten Gegenden nur 
bis etwa 300 Meter, hóher hinauf herrschen 
blattabwerfende Laubhölzer. Stets erfreut 
uns die Natur dieser Gegenden mit dem An- 
blick neant Pflanzen, denn kaum haben 
die sommergrünen Laubhólzer ihre bunten 


denen 


den sind: Quercus acuta, Q. gilba, Q. glauca, 
Distylium racemosum, Cinnamomum Uam- 
phora, Rhus succedanea, Buxus semper- 
virens , Pinus Massoniana, Cryptomeria ja- 
ponica u. a 


Gehen wir nordwärts in den mittleren 
Theil. Die immergrünen Gehölze ziehen sich 
in die geschützte Lage der Ebenen zurück 
u machen den blattabwerfenden Laub- 
hölzern und manchen Coniferen Platz: Melia 
japonica, Sophora japonica, Paulownia im- 
perialis, Celtis sinensis, Quercus dentata, 
Q. crispula, Larix ee 


Podocarpus macrophylla, P. Na 
maecyparis obtusa, C. pisifera , Sciadopitys 
verticillata, Juniperus sinensis, Gingko 


IV. Literatur. 


EI 


biloba, Pinus densiflora und noch manche 


andere. Cryptomeria japonica findet man 
hier auch in grossen und reinen Bestän- 
d n ebe so grossen Büumen wie im 


e 
Gegen den Spätherbst — man hier 
das umgekehrte Bild wie im Süden. Dort 
eine kahle Gebirgszone von dien geh 
Laubhölzern über der dunkeln Ebene mit 
inmergrünen Laubhólzern; hier eine dunkel- 
bewaldete Gebirgszone von Nadelhólzern über 
der Ebene mit ihres Laubschmuckes be- 
raubten sommergrünen Laubhólzern. Die 
Vegetationszeit dauert hier im Allgemeinen 
2—8 kürzer als im Süden. Cha- 
rakteristisch für die Waldungen des mittleren 
‘Theils sind die zahlreichen Kletter- und 
chlingpflanzen. Im tiefen Waldschatten 
sehlingen sich über 30 M. lange und arm- 
dicke Wistaria-, Actinidia-, Schizophragma- 
und Hydrangea-Arten von Stamm zu Stamm. 
An sonnigen Abhüngen kriechen und win- 
den sich Akebia und Pueraria-Arten um die 
buschigen Strüucher und bilden mit ihren 
blauen und violetten Blumen einen bunten 
Teppich. Hierzu gesellt sich noch ein Dutzend 
anderer Kletterpflanzen, die hier ihre grósste 
Verbreitung haben 
in ganz dede Bild tritt uns im nórd- 
lichen Theile entgegen, wo inbesonders 
hoher Lage die Nadelhölzer über die Laub- 
hölzer vorherrschen. Die herrschenden Arten 
sind Magnolia hypoleuca, Alnus maritima, 
rma, Betula alba, Fagus sylvatica, 
Juglans Sieboldiana, Aesculus turbinata, Acer 


ea ockia po 
cuspidata, Larix leptolepis, Pinus densiflora, 
P. parviflora u. s. w. 

Die harten Varietäten von Cypressen fin- 
den sich noch am Fusse der Gebirge oder 
in der Ebene. Die immergrünen Laubhölzer 
verschwinden gänzlich; Kamelien und Pal- 
men gewahren wir nur noch in Tópfen. Die 
Vegetationszeit dauert etwa 6 Monate. Den 


381 


langen Winter hindurch liegen die Pflanzen 
unter dem Schnee vergraben; sie erwachen 
plötzlich im Mai, dem raschen Uebergang 
vom Winter zum Sommer entsprechend. 

Betrachten wir endlich die vertikale 
Verbreitung der Waldbäume in dem Ge- 
birge, so kónnen wir dieselbe in 5 Zonen 
vertheilen: 

1. Die Zone der Kiefern. Dieselbe 
steigt bis 500 Meter. Den unteren Theil 
(bis 300 Meter) bewohnt Pinus Massoniana 
mit wintergrünen Laubhólzern wie Quercus 
acuta, Q. glauca, Q. gilba, Q. phylliraeoides, 
Q. glabra, Cinnamomum Camphora, C. pe- 
dunculatum, Distylium racemosum, Buxus 
sempervirens ete.; den oberen Theil (300 
bis 500 Meter): Pinus densiflora mit blatt- 
abwerfenden Bàumen, wie Zelkowa Keaki, 
Gingko biloba, Quercus dentata, Q. serrata, 
Q. crispula, Castanea vulgaris, Melia japo- 
nica, Sophora japonica, Celtis sinensis, Po- 
pulus Sieboldi, Ilex erenata etc. 

2. Die Zone der Cypressen, 500 bis 
1100 M. Dievorherrschenden Holzarten sind : 
Chamaecyparis obtusa, C. pisifera, Podocar- 
pus macrophylla, P. Fondi pecu ver- 
ticillata, Torreya nucifera 

3. Die Zone der a 
Laubhölzer, 1100—1700 
men hauptsächlich vor: 
leuca, Cercidiphyllum japonicum, Evodia 
glauca, Ulmus campestris, Alnus maritima, 
Fagus sylvatica, Juglans Sieboldiana, Aes- 
culus turbinata, Acer palmatum, A. crataegi- 
folium etc. 

4. Die Zone der Tannen und Fich- 
ten, 1700—2400 M. Im unteren Theile 
dieser Zone sind Abies firma, A. Tsuga und 
Larix leptolepis vorherrschend, im oberen 
Theile finden sich Abies Veitchi, Picea 
Alcockiana, P. polita etc. 

5. Die Zone der Krummholzkiefern, 
2400—2800 M. Hier hat Pinus parviflora 
ihre Heimath und darin kommen verküm- 
merte Alnus viridis, A. firma, Betula alba, 
Sorbus Aucuparia u. a. vor. 

F. v. H. 


382 


Gartenflora Deutschlands, 


V. Personalnotizen 


1) Dr. Osw. Heer, früher Direktor des 
Botanischen Gartens in Zürich, starb am 
97. September zu Lausanne, im Alter von 
74 Jahren 27 Tagen. Der Referent verlor 
mit ihm seinen ältesten vielgeliebten Freund, 
mit dem er fast 13 Jahre in Zürich am dor- 
tigen Botanischen Garten gearbeitet (1842 
bis 1855) und mit dem er seit jener unver- 
gesslichen Zeit in den Banden der engsten 
Freundschaft geblieben war. 

Oswald Heer war einer jener wenigen 
Manner, die nicht blos mit eisernem Fleisse 
und selten grossem Erfolge im Gebiete der 
Naturwissenschaften gearbeitet haben, son- 
dern der auch bei all seinen wissenschaft- 
lichen Triumphen, die ihm die hohe Ach- 
tung der evi wissenschaftlichen Welt, 
soweit solche sich nur einigermassen mit 
den Naturiseschaten eschäftigt, in 

ohem Grade erwarb, einen anspruchs- 
losen rigen Charakter sich zu be- 
wahren verstand. Am 31. August 1809 
ward derselbe als ältester Sohn des Pfarrers 
.in Niederutzwyl im Kanton Glarus geboren. 
Von 1811—1816 hatte der Vater unseres 
Heer in der Stadt Glarus eine Erziehungs- 
anstalt gegründet, dann aber trat er in Matt 
im Kanton Glarus als Pfarrer ein. Oswald 
How N von seinem Re Vater in allen 
so dass er voll- 
ständig reif zur Universität 1828 Halle be- 
ziehen konnte, wo er als Student der Theo- 
logie immatrikulirt ward. Das Studium der 
T ie hatte er auf den ausdrücklichen 
Wunsch seines Vaters gewählt, obgleich er 
schon in’ seiner Jugend sich 
mitten in der grossartigen Gebirgswelt des 
Kanton Glarus, in allen seinen Freistunden 
Sammeln von Pflanzen und In- 
sekten beschäftigt hatte. Trotz seiner theo- 
logischen were welche er 1831 beendigte, 
m dann in Glarus seine Staatsprüfung zu 
bestehen ind ordinirt zu werden, hatte 
auch in Halle sich nebenbei mit Natur- 
wissenschaften beschäftigt, so die Kollegien 
von Sprengel und Germar besucht und 
mit Junghuhn (bekannt durch seine Ar- 


un 
‘D 


Russlands und der Schweiz, 


und Correspondenz. 


beiten über Java) und Burmeister (jetzt 
in Buenos-Ayres) in nahem Verkehr ge- 
standen. 1832 gleichzeitig eingeladen, als 
Pfarrer in Schwanden einzutreten, oder 
einem andern Rufe zu folgen, nämlich die 
reichen Samm 


chene Liebe zu den Naturwissenschaften, das 
letztere Anerbieten anzunehmen, und damit 
trat er ganz zu diesem Fache überund zwar 
war es in Folge seiner 6jährigen Thätigkeit 
als Kustos der eben genannten Sammlung, 
die Insektenwelt, die ihn anfä 
zugsweise beschäftigte. 
Werk in pe Beziehung ist seine Schrift 
über djie Käfer der Schweiz (Denk- 
schriften der i ear ibus Naturforschen- 
den Gesellschaft in. Zürich, 1838 — 1841); 
seine am gleichen Ort publizirte Schrift, die 
„Fauna helvetica‘, blieb unvollendet, da 


ausserordentlich reich an guten Abdrücken 
tertiärer Pflanzen und Insekten ist. Seine 
erste bahnbrechende Arbeit war in dieser 
Beziehung zunächst eine entomologische: 
„die fossilen Hymenopteren aus 
Oeningen und Radoburg*, gleichfalls 
ublizirt in den oben erwühnten Denk- 
schriften 1862. 

Inzwischen hatte sich Heer als Dozent an 
der Universitat habilitirt, 1835 ward er zum 
ausserordentlichen, 1852 zum ordentlichen 

f er Züricherischen Universitat 
ernannt, wo er Kollegien über Botanik und 
Entomologie in der ihm eignen klaren 
schlichten Weise las und mit den Studenten - 
Exkursionen in die Gebirge des schónen 
Schweizerlandes oft auf weite Entfernungen 

rüstiger Fussgünger und geübter Berg- 
steiger machte, welche das freundliche, lie- 
benswiirdige, fröhliche Wesen desselben be- 
sonders anziehend und lehrreich machten. 

Verfolgen wir nun seine wissenschaftliche 
Thätigkeit weiter, so waren es seine von 


V. Personalnotizen und Correspondenz. 


uns wiederholt besprochenen Arbeiten über 
die Tertiärflora, die unter allen ähnlichen 
Arbeiten der Art die erste Stelle einnehmen 
und seinen Namen in alle Theile unseres 
Erdballs getragen haben, nämlich: Die 
Tertiärflora der Schweiz, 1855 bis 
1859 mit 156 Tafeln — Die Flora fos- 
silis helvetica, 1876—1877 mit 70 Ta- 
feln; — Die Urwelt der Schweiz, 1864 
dite Auflage, 1879 zweite Auflage, auch in 
englischer und franzósischer Uebersetzung 
ndlich als das wichtigste 


länder“, 1868—1883, 7 Folio-Bände mit 
398 Tafeln. 

Nachdem Heer 1850 sich ein schweres 
Lungenleiden zugezogen, brachte er den 
Winter 1850— 1851 in Madeira zu, kam ganz 
geheilt von da zurück und hatte auch seine 
heftigen Gesichtsschmerzen verloren, die ihn 
früher sehr haufig gequilt hatten, jedoch 
ohne seine stets heitere freundliche Stim- 
mung zu vernichten. 1872 hatte er sich 
ein schweres Fussleiden zugezogen, an dem 
er Jahre lang beständig zu Bette lag. Heiter 
und freundlich wie immer, fand ich ihn so 
bei einem Besuch in der Schweiz, umgeben 
von fossilen Pflanzenabdrücken. So hat er 
manche Jahre rastlos gearbeitet und stets 
heiter und unverdrossen vor einer k 


schen Schriften grossentheils geschrieben. 
Aber auch in anderen Beziehungen lebte 
Heer mit inniger Hingebung seinem Vater- 
lande, dem er zu dienen suchte, wo er konnte. 
So stiftete er im Jahre 1843 in Vereinigung 
mit C. Nägeli und mir, nachdem er 1834 
zum Direktor des in den ersten Anfängen 
begriffenen Botanischen Gartens ernannt 
worden war, den Verein fiir Landwirtschaft 
und Gartenbau, den ersten derartigen Ver- 
ein in der Schweiz. Ebenso redigirte er mit 
mir die ersten Jahrgänge der Zeitschrift 


für Garten- und Landbau, die sich später , 


in der Schweizerischen Zeitschrift für Garten- 
bau unter meiner Redaktion und die für 
Landbau unter Kohler’s Redaktion theilte. 

In den letzten Jahren von Heer’s Leben 


383 
war sein Fussleiden geheilt und bei meiner 
letzten Anwesenheit in der Schweiz brachte 
ich, nachdem er von einer Reise in die in- 
nere Schweiz gerade zurückgekehrt war, 
noch einen unvergesslichen heiteren Abend 
ei ihm zu, wo wir von vergangenen Zeiten 
während unseres gemeinsamen Arbeitens und 
von den Jahren, die wir getrennt von ein- 
ander lebten, uns in aller Freundschaft und 
Vertraulichkeit unterhielten. 

In diesem letzten Sommer befand er sich 
mit Ausnahme von starken Hustenanfällen 
wohl, reiste noch am 28. August mit seiner 
Familie ins Bad nach Bex, da sich dort aber 
sein Leiden verschlimmerte, zu seinem Bru- 
der nach Lausanne, wo er in der Nacht vom 
26.—27. September sanft und ruhig, bis zum 
letzten Augenblick bei voller Besinnung, ein- 
schlief, Fast bis zu den letzten Tagen hat 
Heer noch gearbeitet, nach seinem Grund- 
satze, so psa es möglich, nach Kräften 
nützlich zu sein 

och muss ich schliesslich des Grundzugs 
von Heer’s Charakter gedenken, des innigen 
unerschütterlichen Gottvertrauens, das ihm 
seine oft schweren Leiden bei gebrechlichem 
Kórper mit Heiterkeit und steter Freundlich- 
keit und Ergebung ertragen half. Heer's 
Ansicht als Naturforscher ist einem seiner 
Bilder als Spruch beigegeben und heisst: 

Wer oberflächlich die Natur betrachtet, 

Im grenzenlosen All sich leicht verliert ; 

Doch wer auf ihre Wunder tiefer achtet 

Wird stets zu Gott dem Herrn geführt. 

Der Referent theilt mit voller Ueberzeu- 


.gung diese (Heer's) Ueberzeugung und nimmt 


dieselbe Stellung wie Heer gegenüber dem 
Darwinismus ein, d, h. die allmälige Weiter- 
entwicklung aller lebenden Wesen inclusive 
der Pflanzenwelt unbedingt ae 
in dem Auftreten neuer höher organisirter 
Organismen, sowohl in der Vor wie in 
der Jetztwelt, auch das Auftreten eines neu 
geschaffenen Prinzips oder einer neuen Idee 
der Gattung oder Art erkennend, das sich 
vom ersten Glied auf alle folgenden Genera- 
tionen vererbt. Wie Heer, mein unvergess- 
licher, nun still und he heimgegangener 
Freund, dem ich so zu danken habe, 
kenne ich kein ae , das den Ur- 


384 


sprung der ersten Zelle mit der Grund-Idee 
anz be- 


ersten Anfangsbildung der mikroskopischen 
elle an vererbt, durch die Darwin’ sche 
Descendenz-Lehre erklärt. Wer Heer 
seinen oft schweren Leiden stets heiter und 
freundlich und still ergeben und stets thatig 
nüher treten konnte, der konnte sich auch 
überzeugen, welchen veredelnden Einfluss 
das feste und innige Vertrauen zu Gott auf 
den Menschen ausübt, und wer seine Ueber- 
zeugung nicht theilen konnte, musste ihn 
wegen derselben beneiden. Sein Andenken 
als Mann der Wissenschaft und als Mensch 
sei ein gesegnetes in weitesten Kreisen und 
ist ein unvergessliches in den Kreisen seiner 
fem e, die das Glück hatlen, ihm im 
n näher zu treten (E 

9) Wir machen alle Kreise, welche sich 
für die Internationale Gartenbau-Ausstellung 
in St. Petersburg interessiren, darauf auf- 
merksam, dass dieselbe eben nur auf ein 
Jahr verschoben, dass das ausgegebene Pro- 
ramm in seinem ganzen Umfang auf die 
vom 5.(17.) Mai bis zum 16, (28.) Mai zu 
gültig bleibt und dass dieses Program 
allen den sich dafür Interessirenden, 2 
Anfrage beim Unterzeichneten, zugesendet 
wird. Ein Verzeichniss der nachtraglich aus- 
gestellten Preise etc., der Erleichterung für 
Reise und Transport wird rechtzeitig ver- 
sendet an alle diejenigen, welche oeer 
haben oder noch zusagen werden, als 
ponenten, Experten oder auch als Mitglieder 
des Kongresses Theil zu nehmen. (E. R.) 

3) Die elektrische Pilansenküttar ist bei 
der gegenwärtig in Wien stattfindenden elek- 
irischen Ausstellung durch Hrn. Bronold 
von Ober-St. Veit bei Wien in zwei Glaskasten 
mit ‚versehiedenen Zierpflanzen vertrete 


mie. 


Pflanzenkultur gegründet; das elektrische 
Licht soll bei Nacht das Sonnenlicht er- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


setzen und auf diese Art ein fortwährendes 
Wachsthum herbeiführen; bei Tag werden 
die Pflanzen dem ‚Tag oder Sonnenlicht aus- 
gesetzt; nach der Dämmerung verbleiben 


licht, denn die durch die verschiedene Be- 
leuchtung hervorgerufene Drehung der Pflanze 
nach dem Lichte ist dem Wachsthum sehr 
schädlich, 

Zur Hervorbringung dieses Lichtes ent- 


sprechen derzeit Erfahrungen 
Bronold’s am be Glühlampen 
und zwar 6—8 mittelst Volta-Elementen. 
Im Winter bleibt an trüben Tagen das Glas- 


haus bedeckt, die Glühlampen ersetzen das 


die erforderliche Temperatur muss durch Hei- 
zung wie in dem Gewächshaus zur Winters- 
zeit hergestellt werden 
Gleichzeitig mit pa: elektrischen bicis 
S 


a werden; diese zerstóren 
die thierischen Organismen, lockern den Bo- 
den, vermeiden die Bildung von Moosen und 
Algen etc. 

Die Vortheile dieser bis jetzt kostspieligen 
Kultur bestehen darin, dass die Entwi cklun 


man zu jeder Jahreszeit, 
bei jeder Wita, im tiefsten Winter jede 
Pflanze so wie im Sommer zur Blūthe und 
Frucht bringt. 

Ferner bemerkt Bronold, dass durch die 
fortwährende Lichteinwirkung bei den Crypto- 
gamen sich ganz eigenthiimliche Erschei- 
nungen zeigen, welche sogar zur Bildung 
neuer Arten führen kónnten. (? 


agen 

Mid vts rdbeeren 
stellt. Sr. (Scheint uns sehr stark aufge- 
tragen. E. R.) 


6's 4 8 8. 


1. Abbildungen. 


Acacia viscidula A. Cunn. Taf. 1109. 
e MEO als 


odorat A 

Aethionema iM DC. pag. 248. 

Agave Ixtli . 150. 

Ajuga reptans FE 152. 

Allium depen eis Taf. 1113. 
oviflorum Rgl. Taf. 1134. 

Aloë oe R & Schult. 151. 

Anagallis collina Schousb. var. "d Taf. 


Anguloa uniflora R. & Pav. Taf. 1187. 
nero Liliago L. 216. 
Anthurium elegans Engl. Taf. 1112. 
Andreanum Lind. 369. 
EUM aurantiaca Lindl. var. Roezli 
ae Hook. fil. var. splendens 
04. 


af. 11 
Aquilegia formosa Fisch. 372. 


Astrantia major L 
Batemania Burti Endr. & Rchbch. fil. 
iE 


Be Sl socotrana Hook. fil. 18. 
Bomarea Caldasiana Herb. 21. 
Bougainvillea spots W. 57. 
Bouvardia longiflora H. B. & Knth. 152. 


Calathea leopardina Rgl. 


84, 
Calendula sicula Cyrill. fl. pl. Taf. 1128. 


Chionodoxa Luciliae Boiss. 


Chl tr Qu 1 1 Qu 


phy g d. 344. 
Clematis Viorna L. var. coccinea A. Gr. 86. 
Convolvulus mauritanieus Boiss. 343. 
Cypripedium albo-purpureum R. f. 14 


ar cashmerianum Royle. Taf. 
05 


Dendrobium Rehbeh. fil.371. 
hus plumarius L. 57, 58. 
Dieffenbachia Bulli Rgl. 281. 

Dracaena Goldieana Bull. 246. 


— = yrs 58. 
Le Con 


— en; Hänge & 20. 
bep marginatum Lehm. 8; 
macranthum Rgl. Taf. 1 aod 
Rdraianthus annita A. DC. 

Euadenia eminens Hook. 56. 
Exacum affine Balf. Tat 1108. 


Feronia elephantum Correa. 87. 
Fritillaria armena Boiss. 150. 


Galanthus Elwesi Hook. fil. 

Gardenia radicans Thbg. flore En 218. 
eonoma rt t. 285. 

Geum montanum L. 249, 

Globba sm s Veitch. 55. 


Hedysarum multijugum Maxim. Taf, 1122, 
Heliconia metallica Planch. & Lind. 19. 
Heliotropium corymbosum R. & Pav. 372. 
Higginsia refulgens Hook. 217. 


Idesia polycarpa Maxim. 22. 
Impatiens Sultani Hook. 247. 


Kaempferia Gilberti Bull. 215, 
Kniphofia aloides Mónch. 285. 
25 


386 


Lathyrus Davidi Hance. Taf. 1127. 
Lavatera arborea E. fol. varieg. 940. 
Veitch. 83. 


Leea amabilis 
Linaria ee: “Chav. var. aureo- 
op ea. Taf. 1116, — 
— pi n ns var. longicalcarata Rgl. 


Taf. 


Mamillaria chlorantha Engelm. 8 
sanguinea F. A. Haage. Taf. mÉ 

Mesembryan "destinat iioc otn L. 282. 

Myrsiphyllum asparagoides W. 949. 


Nepenthes voe Hook. ii es 
Nephrolepis Duffii Th. e 147. 
Notonia eh weinforihi Haaged Schm. 374. 


Odontoglossum Nr Lindl. 

eher Poppict Taf. Lia, od 
Segeth i Phil "Tat 1129. 5. 

Otmuürida japoniea Thbg. var. corymbi- 
fera. 339. 


Othonna aaa Harv. 373. 
Oxalis tuberosa Molina. Taf. 1126, c d e. 


Parrya nudicaulis Rgl. Taf. 1126, a b. 

Passiflora rubra L. Taf. 1135. 

Pellionia Daveauana N. E. Brown. Taf. 
1120. 


Pescatorea Lehmanni R. E Tat^11838. 


Polemonium reptans L. 


Register. 


Rosanowia conspicua Rgl. 341. 


eme e pes Veitch. 317. 
orhoda Veitch. 917. 
Sarita. pcm 
= IT tosa L. var. compacta Kch. 
: 


a Gouan. Taf. 1110, 
Sciadopitys "Ferticillata. S. & Zucc. 
Sedum ems enim Fisch. 250. 
Sempervivum seis 248. 
debel Victoria Bull. 
etur es turkestanica Rel. & Schmalh. 
2 


ET 


Silene virginica L. Taf. 1116, 1 a—c. 

Silphium laciniatum L. 

Stanhopea ae Rehbch. fil. Taf. 1139. 

Statice Suworow 

Steinparthie im Garten hi J. P. Bryce 
in England. Taf. 

Ba DU ale d Gray. Taf. 


Susarium Segethi Phil. Taf. 1117, 1 a—c. 
Taccarum Warmingianum Engler. Taf. 
1124. 
Thermopsis fabacea DC. 250. 
Umbilicus Lieveni Ledeb. Taf. 1117, 2 f—i. 
— calearata L. albiflora. 
data L. var. inane DC. 
Taf. 1110 
are muscitoxicum Rgl. 1121, 1 


a— 
Nuttalii Wats. Taf. 1121, 2 f—l. 
aou Seden Veitch. 279. 


2, Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind. 


Abelia spathulata S. & Zucc. pag. 88. 

Abutilon vitifolium Prsl. 252. 

Acacia viscidula A. PL nn. 36. 

Achillea atrata L. 216. 

M alata Prantl. 99, 101. 
ophylla Fée 101. 


pedata Moore — 


— paupercula Fée — 
— propinqua Prantl. — 


Adiantopsis radiata Fée 
— regularis Moore 102. 
te Pra 


— ternata Prantl. 101. 
Adiantum phupércakiá Kze. 101. 
— pedatum L. 275. 


— radiatum L. 101, 
regulare Kze. 102 
Aechmea ares ergi E. Morr. 316. 


Glaziovi Bak. 
e eas dei Lind. E Rodig. 348. 
nor E. Mor 


Register. 


Aérides cornutum Wall. 
lli 


— Mendeli Hort. angl. — 
— odoratum Lour. 2. 


— Veitchi Hort. 179. 
Aethionema coridifolium DC. 248. 


elm 
Aglaonema itun Kot, 279. 
Ajuga reptans L. 152 

Aletris Uvaria L. 285. 

Allium La dine Rgl. 97. 

— orum Rgl. 321. 
Alle crispus Bhdi. 275. 
Alocasia Lindeni Hort. 278. 

tzeysi N. E. Brown. — 
Alo& aristata Haw. n 
elegans Tod. 159 
— pe R. & Sch. 151. 


Uva 
Alsophila sonde Wall. 346. 
Sm. — 


Alstrocti Caldasi H. B. & Knth. 21. 


dasiana Bot. Mag. 


Cal 
Amianthium yn eee A Gray. 164. 
N 


A. Gray v 

Amiata 
Amarone iesu Wallisi Rel 254. 
Anagallis arvensis L. 
—  collin d. var. alba. 225, 
— aloe 
— grandiflora Aude. — 
— Monelli Desf. — 

— Philipsi Hort. — 
Anguloa uniflora R. & Pav. 353. 

— virginalis Gard. Chron. 353. 
Anoplophytum distichum E. Morr. 180. 

— incanum E Morr. — 

—  Rollissoni E. Morr. — 

— Aaiun C. Kch. 278. 


vi eer 
cde comosum iab. 343. 
iliago L. 2 


— Sternbergianum R. & Schult. 343. 
164. 


subtrigynum Jacq. 
als Andreanum Lind. J. 368, 
—  crassifolium - E Brown. 375. 
— elegans Eng 
Harrisii EAE 
Lindenianum C. 
—  Lindenianum hort. 


he podeis 'Knth. 3d. 


6. 
Kch. & Ben 346. 
belg. 


987 


Anthurium nymphaeifolium C. Kch. 
—  Scherze Tim gm var. Mdme. 
Emil Bertra 
Autre Ld W. 130. 
trictum S. & 


Atilia aurantiaca Lindl. var. Roezli 
Ortg. 
— pumila Hook. fil. var. splendens 


— Roezli Hort. 20. 
Aplopappus gymnocephalus DC. 250, 
ruo. payee um var. formosa Rgl.373. 
isch. 372. 


hobs ne W. 227. 
—  nudicaulis L. — 
— gemma Lind. 347. 

L^ pyrifera ym 69. 
Arien a Mülleri uii r pe 279. 
Arctotis. sodok Jac 
— aspera 
“ie zs P Pan Berg. 
— undulata Ba — 
a w. — 
auriculata Jacq. — 
bicolor W. — 
caulescens FRN — 
cuprea Jacq. 
formosa Thbg. - — 
incisa Thbg. — 
lyrata W. — 
maculata Jacq. — 


p a 


— undulata 
Arenaria recurva var. alba S rus 38. 
Argusia glabriuscula Phil. 125. 
Artocarpus incisa L. 116. 

Asparagus medeoloides Thbg. 342, 

Asperula odorata L. 213. 

— acrostichoides Sw. 275. 
Döll. 


cristatum Sw, 275. 
Filix — 
fragile Sw 

Lonchitis ae one 
novaeboracense Sw. — 
remotum A. Br. — 


FITPEPEFEREI 


p Sw 
8, remotum A. Br. — 
Rodigasianum "Lind. 278. 
_ nulosum Sw. 2 


spin 
— Thelypteris Sw. — 
Asplenium Adiantum nigrum L. 275. 


388 


Toc. gg Mchx. 276. 
Filix femina B 275. 
—  nigru ae — 
— Ruta muraria L. 
— Spende: L. 276. 
— septentrionale Sw. 275. 
— Trichomanes S 


ajor L. 
Athyrium angustifolium Milde 277. 
Filix femi hdi. 
Kal indica L. var. gardeniaeflora Lind. 
346. 


Batemania Burti Endr. & R. f. 98. 
Begonia Daveauana Carr. 
— diadema Li 


Lind. 279. 
— Schmidtiana Rgl. 204. 
— semperflorens Lk. & Otto. — 
— socotrana pa fil. 17. 
T 


om ore 258. 
Biglandulatià conspicua | Seem. 341. 
sage Lietzei E. E TUE 

Quesneliana 
—  roseo-marginata 179. 
= ee erg nia — 
Skinneri Hort. — 
Blechnum mim Sw. 277. 
Spicant Roth. 
Pomeren eg Herb, 21. 
a Benth. 
Bougainvilles “petals TW. 
Bouvardia longi 


Bromelia scarlatina C. M 
Bulbocodium crociflorum Rel. 315. 


Calanthe lentiginosa R. f. zonale 375. 
Calathea leopardina Rgl. 82. 
Rafin. 258. 
— maritima Guss. — 
sicula Cyr. 257 
Calla picta Roxb. 279. 
Calophyllum ee DC. 


116. 
Cambessedesia paraguayensis Hook. fil. 88. 
me. Lemonnier 348. 


Camellia japonica Mdm 
Campanula graminifolia Host. 283. 

—  pyramidalis. 

— tenuifolia W. & Kit. 282. 
Castelia cuneato-ovata an als 
Cattleya Eldorado + adr 

— labiata Lindl 


aem candida... — 
elegans. — 
— picta. — 


— 
— — 
— 


ra H. B. & Em 152. 
179 


Register. 


Cattleya Lemoniana Lindl. 344, 
—  Luddemanniana R. f. — 
—  Mossiae Hook. — 

no obilior R. f. 348. 

pallida Lindl. 944. 

f x 


—  Wageneri R. f. — 
Warszewiczi S f — 
Cedrela odorata L. 

— Toona Roxb. — 
Cereus Fendleri Engelm. 341. 

—  gonacanthus En gain: & Bigel. 23. 

— phyllanthoides DC. 373. 

— Quisco Gay. 336, 338. 
Ceterach officinarum W. 276. 
Chamaerops Hystrix aen 348. 
Chamelum luteum Phil. . 
Rn chlorophylla nr 101. 

102. 


—  paupercula Mett. — 
— pedata A. Br. — 
—  propingua Mett. — 
— radiata = Sm. — 
— = . B, Mett. — 
— are Met, 102. 
spectabilis Klfs. 101. 
Chevalliera Veitchi E. Morr. 52. 
Chionanthus virginica zm 33. 
Chionodoxa Luciliae Boiss. 21. 
Chlorophytum Sternberglanum Steud. 343. 
Chnoophora glauca . 346. 
Clematis coccinea Engeln: 86. 
Pitcheri Carr. (nee Torr. & Gr.) 


— Viorna L. var. coccinea A. Gray. 
86, 251 


rt. 944 
Cryptanthus Beuckeri E. Morr. 180. 
Cypripedium albo-purpureum R f. 145. 
Argus R. 
— barbatum Lindl. var. Warneriana 
Williams. 
—  Lawrenceanum R. f. 347. 
— Morganiae Veitch. 253. 
— Spicerianum R. f. 252, 347. 
Cystopteris alpina Desv. 276. 
— "er Bhdi. — 


ilis .— 
— montana Bhdi. 277. 


Register. 


Delphinium cashmerianum Royle 1. 
Dendrobium Brymer .. E30; 
—  bigibbum Lindl 


347. 
— chrysanthum Wall. — seS 915. 


Desmodium japonicum 
penduliflorum Oudem. — 

buithos alpinus L. 253. 
plumarius L. 57. 

Dieffenbachia mt Rgl. 281 


magni 
Diospyros apse $5 
pilosanthera Blm 
Dipterocarpus pory Dina 116. 
thurifera Blm 
Distincanthus as: os 180 
Dracaena fragrans Gawl. var. Massan- 
a 
— Goldieana ‘Bull. ms 
edeoloides 
Dracontiuia Wallisi C. Kel. 254. 


coup pra Johnsoni Engelm. 57. 
45. 


iia ont macranthum DC. 161. 
— inatum L. 8, — — 
Edraianthus ro da A. DC. 
Embothrium spathulatum Cav. (n 
eciosissimum Sm 


23. 
Encephalartos eycadifolius Lehm. B, Frie- 
G 


derici Guilelmi : 
casu oe Altensteini Pffr. 374. 
Russelianum Hook. — 
— truncatum r. 
Eremurus Saano Bak. 218. 
Escallonia punctata DC. 


Fi 
Sers. var. punctata Rgl. 87. 
ok. 54. 


Eu adenia eminens Ho 


Exacum affine Balf. 3 


Feronia elephantum Corr. 87. 
Fritillaria armena Boiss. 148. 


Galanthus Elwesi Hook. fil. 151. 
Imperati — 


— nivalis — 
=- p — 


Gardenia radicar i. flor e pl. 217. 
a panicu a "Mart. 284. 
Geum 248. 

Globba « succi ; Veitch. p 

Grammitis Ceterach Sw. 

Guzmannia Devansayana E. Morr. 316, 


a L. nee & “Rodig. 348. 
116. 


389 


Gymnocladus canadensis 134. 
Gymnogramme Ceterach Sprgl. 276. 
— schizophylla 286. 


Halesia tetraptera 134. 


artwegia comosa Nees. 343. 
edysarum multijugum Maxim. 193 
app aureo-striata Bull. 347. 
tallica Planch. 2 20. 
ini a Lind. 
Heliotropium corymbosum ^ & Pav. 372. 
andiflorum 


on. 
Helonias angustifolia Darlingt. 164. 
er d throsperma Mchx. 


— laet 
Hesperis arekidifiont DC. 227. 
Hibiscus Rosa sinensis var. Lucien Linden 


Higginsia refulgens Hook 217. 
Hydrangea Hortensia DC. 135. 
Hypocalymna robustum Endl. 24. 
Hypolepis microphylla Kl. 102. 


Idesia polycarpa Maxim 
Impatiens Sultani Hook. 2 245. 


asminum undulatum W. 
Justicia campylostemon T. diis 375. 


Kaempferia Gilberti Bull. 213. 
Kentia (Kentiopsis) red Lind. 346. 
Kerchovea floribu c 181. 
Keteleeria Fortune ; 
Kup ger des Mönch 
E T hi 286. 
—- var. nobilis — 
— carnosa ET Leichtl. 53. 
Quartiniana Rich. 2 

Koelreuteria paniculata Laxm. 134. 


Be eee Calvertiana R. f. 375. 
Percivaliana pulcherrima 
f. 376. 


— Crawshayana R. f. 376. 
—  irrorarata R. f. var. Scottiana 376. 
mprococcus  Yallerand Dr 315. 

Lathyrus Davidi Hanc 
Lavatera arborea L. xri cep 338. 
Leea amabilis Veitch. 82. 
Leptostachya zen. Nees. 375. 
— bicolor Turez. 88. 
Sieboldi Miqu. — 

Lievens princeps Rgl. "nue 
Lilium nitidum Bak. 

— polyphyllum bans 


Linaria aparinoides Chev, var. aureo- 
purpurea, 129 


390 Register. 


pat heterophylla Desf. 180. 
mi ee ffmsgg. 
— p a DC. var. ER Rgl. 


— reticulata hoe ait: 
— sapphirina Hffms 

Liparis grossa 

Liquidambar styraciflua 134. 

Lomaria borealis Lk. 277. 


ee Nees. 251. 
Magnolia acuminata 13 


etrape 

lass lerne Engelm. 87. 
— sanguinea CODES S 

Maranta leopardina Bull. 82. 

Masera C hinaera =" f 181. 

—  porcelli R. f. 375. 


— rosea Lindl. 

— torta R. f. 375. 
Massangea Morreniana Lind. 316. 
Medeola asparagoides L. 342. 
Melanthium — Desv. 164. 

—  ]aetum Ait. 

— laetum W. — 

— myoctonum Gmel. — 


phalangioides Desv 
Meere N L. 282. 


Montbretia crocosmiflora Lemoine. 180. 
Mussaenda theifera 315. 

Myrsiphyllum song gr W. 342. 
Myrtus subrubens Blm 116. 


minc cum een: Hort. iu 946. 
Lawr a Ht. an 
— Rajah Hook ok. fil. 213. 
Nephrodium acrostichoides Mchx. 275. 


Ro 
Nichireni “Duffi Th. Moore 145. 
Neuroloma arabidiflor 


rum DC. 227. 
Notonia Schweinfurthi Haage & Schm. 


Nymphaea flava Audubon 252. 
Oehna atropurpurea DC. 51. 
ltiflora H 


multiflora Hort. — 
Odontoglossum. crispum 
hebrai 


—  madrense R. f. 347, 


85. 
m R. f. lineoligerum 375. 
— enningsianum parciguttatum R. f. 


Oncidium concolor Hook. 348. 
Lin 
m Bark. flore albo 279. 

nées “sensibilis L. 276. 

—  Struthiopteris Sw. — 
ar Maihuen Gay. 259. 

Pöppigi Otto. — 

— Segethi Phil. — 

Ophioglossum vulgatum L. 276. 


Osmunda japonica Thbg. “yar. corymbi- 


a. 
— regalis L. 276. 
ruthiopteris L. 


Ola eraat s Bar. BS L.) 373. 
229. 


Oxalis crenata Jacq. 
—  tuberosa Mol. 228. 


Parnassia nubicola Wall. 179. 
penes ctica R. Br. 227. 
Lone 


Passiflora rubra L. 322. 
Peireskia Póppigi Salm. 259. 


Pellionia Daveauana N. E. dnd P 947. 


— pulchra N. E. Br 
Pescatorea Klabochorum 286. 
ehmanni R. fil. 194, 347. 
Phaedranassa Lehmanni Rgl. 354. 
Phalaenopsis Stuartiana R. f. 325. 


Phalangium viviparum Reimo. 343. 
Ehegoptens calcarea Fée. 276. 
rée. — 
— vulgaris Mett. — 
Phlox ake lat 


a L. 33. 
stro: Lubberei Makoy. 180. 
Ackermanni Salm. 373. 
Phyllocactus Cooperi Hort. Eoo 
hyllanthoides Salm. 
Phytar EL pret E. Mos. 181. 
Pinus verticillata Sieb. 1 
Piptospatha au en N. E. Brown 87. 
Pitcairnea alta Hassk. 178. 
wi corallina Lind. & André 
ramosa C. Keh. ar dun) 178. 
Paani vet L. 
Polygonum cuspidatum S. 4 Zuce. 283. 
— Sieboldi Lindl. et Host. — 
Polypodium alpinum Jacq. 276. 
—  bulbiferum — 


DA MR = ie y 
i ra ; i4 EUN ES dL NE THER Ere uelle ae ; 
EN E ToC e CERERI ES e, ot) EO er ar a a a ee 


Register. 


. Polypodium Lonchitis L. 275. 
. —  Phegopteris L. 276. 
— rigidum Hoffm. 275 


lgare L. 276. 
Fols acrostichoides Roth 275. 
riri Roth — 


DC. 
Pe multiflora ln 285. 
Pourretia coarctata R. & Pav. 337. 
Primula altaica Lehm. 290. 


Priva laevis Juss. 289. 
Ptarmiea atrata DC. 216. 
Pin -Á— P 276. 


rispa 
Pterocarpus pals 'Blme. 116. 
1 
E virescens Hook. 278. 


ws roseo-marginata Hort. 179. 
rufa G e 181. 
— Skinneti Hort. 179. 
— Van Houttei E Morr. 180. 


Ranunculus anemonoides Hort. 23. 
a TY eet Hystrix Wendl. & Drude 


Hogs alba fl. pleno. 335. 
Alberti Rgl. 15. 
Alfred Williams 23. 

992. 


— 


Jacq. 334 
bifera Charles Lefebre 2593. 
canina L. 336. 

capreolata Neil. 335. 
— cinnamomea L. 334 

var. majalis fl. pl. 335. 

slick Ehrh. — 
— Eglanteria L. 334. 
— foecundissima m 995. 


| | 
or pr 
S 5 
55 

in 
Ju 
oe» mee 
RETE 
88 

ET 

3 

g 

| 


— lagenaria Ser. 333. 


391 


Rosa livida Host. — 

— lutea Mill. 334. 
—  -— persica. — 
majalis De sf. 835. 
minutifolia Engelm. 315. 
pendulina Ait. 333. 


| 


repens 
es Hall. 338, 


ja 4 
ae 
= 
[1 
a S 

Clie 
3m 
© 
= 
£5 
=} 
= 
= 
wə 


rubigin 

rubrifolia yill. ES 
— rugosa g. 332. 

scandens Mónch. 335. 


sa 
Rosanowia conspicua. Rgl. 341. 


Sabal Hystrix pond pes 
Salvia Pitcheri Tor 
Sarracenia formosa BR 318. 
melanorhoda Veitch. — 
Saxifraga conten ics L. 249. 
caespitosa L. var. compacta Kch. 


dec cipiens var. hiereg Engl. — 
diversifolia Wall 


FELI 


—  parnassifolia Wall. — 
— r Gouan. 66. 
Schismatoglottis Lavallei var. Lansbergiana 


ind. : 
RUNDE ge E. Morr. 316. 
Rözli Ais Morr. wed 


— virescens E. Mor . 918. 
Sciadopitys” vertieiliate S, "& Zuce. 148. 
Scolopendrium officinarum Sw. 276. 

edum kamtschaticum Fisch. 250. 


— _ umbilicoides 4 278. 


Selenia aurea i 
Sewerzowia turkestanica Rgl. & Schmalh. 


Sida vitifolia Cav. re 
Silene virginica 
Silphium ee L 249. 


392 


Apoc Douglasi A. pe 252. 
ndiflorum Doug 
Sonerila hybri da 346, 


Charles Hein 
— Comtesse FE Mawar — 
= — Mdme. Alfred Mame — 


eee 


= Sec 
RR Mathilde — 


bem ea hybridum N. E. Brown 
279. 


pictum Bull. 281. 
Spathoglotis Lobbii R. f. 51. 
Spiranth 


Statice Suworowi R; gl. 
Stenanthium ee ri M 289. 
Sterculia nghas L. 116 


disc : 
Stcepiociléx Po lead E wi 316, 
Vallerandi E. Mor 
Stromanthe ee E. Moe: 180. 
Struthiopteris germanica W. 276. 
Susarium Segethi Phil. 130, 


Taccarım Warmingianum ES 196. 
T rus peer? a S. & Zucc. 148. 
Telopea Br R. Br. 23. 
Thermopsis as — 250. 

fabac an 


Br. 
Dias ae Hort, 180. 
ardneri Li u 

incana Waw 
tesselata Lind, E André 181. 
vittata Lind. 

odea barbara do^ 
Trichoglottis cochlearis «s f. 376. 
Tritoma Gawl. 285. 
Tritomanthe Uvaria L. — 


Register. 


bee: ciliolatus Rgl. 278. 
glaber Rgl. & Winkl. — 
Lieveni [e 131. 
platyphyllus Schrenk 278. 
turkestanieus Rgl. & Winkl. 


anda Hookeriana R. f. 
Veltheimis Eg uds Roth. don. 
Uva 


Verbena orehiides Y Walp. 289. 
t sa Grah. — 


Viola Mese M i 65. 
calcarata alba 22, 
flabellifolia Lodd. 65. 
pe eda or var. atropurpurea DC, — 
biscolor Pursh. — 
Vitex genitali "Blme. 16. 
yee Barilleti E. Morr. 316. 
rachystachys Rgl. 181. 
carinata Wawra — 
incurvata Gaudich — 
psittacina var. See — 


— 


— 


var. "Drolanktiana ‘Andre 
Hoditsla ana E. Mor 
— tesselata E. Morr. 181. 
Wahlenbergia tenuifolia A. DC. 283. 
Woodsia glabella R. Br. at 
en mew 

—  ilvensis R. Br. 

NONE Eaton. — 


Yucca gloriosa var. recurvifolia fol. varieg. 
947. 


Zephyranthes citrina Bak. 178. 

ygsden muscitoxicum Rgl. 164. 
Nuttali Wats. 163. 

Zygopetalum Lehmanni € f. 194. 
Sedeni agus 


3. Sachregister. 


Absterben von Freiland- Rhododendron i im 
Frühjahr, welche im Winter nicht 


Acer Pseudoplatanus (fälschlich ens 
Carica) i 


Engl 
OIM. Thermen, dieselben als Heizung 59. 
Alt, wie ein Orangebaum 377 
Küthss Treba 355, 


Anbauversuche mit Eucalyptus in Dalma- 
i 
André contra Lehmann bezüglich des 
ndortes von Anthurium Andrea- 
num 64, 

Anpreisung neuer Zwiebelgewüchse 124. 
Aufbew we Pad der Aepfel zwischen ge- 
trockneten Fliederblüthen 59. 
Auri en Apenninen 59, 


Register, 


Aufruf an Gärtner und Gemüsezüchter 
Deutschlands 160. 

Aufruf im Botanischen an von 
Professor Hoffmann 126. 

Aus dem Süden. Berichtigu ung und Ant- 
wort zu Artikel 3 im Juniheft 1883 


— s der heres on ie Continentale 


Ausstellungen, von i esci ode des Gar- 
es in Moskau und Dorpat. 45. 
ar von Geräthschaften für den 
au und Landwirthschaft in 
Büitenkóhy in Java 
Aus Tiflis 288. 
Aus Uralsk in der Steppe 192. 


Bau- und Werkhólzer der Philippinen 116. 
Begiessen mit warmem Wasser 70, 
my per ha frisch importirter Cycadeen 


Beitrag zur Kultur der Hydrangea Hor- 
nsia DC. 135. 

Beispiel von Frechheit in Bezug auf Ka- 
iode in m der Handelsgärt- 


21. 
Bede. duc Tokeni für Obst- und 
Weinbau zu Gaisenheim am Rhein 


— von A. Regel. Baldschuan us 
stli er Bashers am 12. Augus 


1882 
Berichtigung na Antwort zu dem Artikel 
im Juniheft 1888 von Sprenger 


Berichtigung zu Tafel 1118 nach Dr. Ma- 


Beste Wiener Rettige 2 254. 
Birnbäume in Töpfen und Kübeln 154. 
Blasenfüsse (Thrips Dracaenae Rgl.) 96 
Blumen- Sem. Bremenser Gar- 
nbau-Verein 
niet -Misstélbing i in n Roden im Mai 1883 
27. 


Blumen-Ausstellung zu Antwerpen 224. 

Blumentöpfe, reine 359 

Bolletino della R. Societa d'orticoltura 
Toscana di Firenze. Febr. 1883. 
183, 

Botanische Exkursion in die Provinz Acon- 


Botanischer Garten in Prag 160. 
Botanischer Garten zu Santiago in Chile 


Briefliche Mittheilung aus New-York 378. 


393 


Calystegia als net gezogen 
Cattleya-Gewächshaus von Grawshay 844. 
Chamaecyparis oA eh 6. 
Chionanthus virginica und e 
empfehlenswerthe 


einige andere 
Holzgewächse 


Cycadeen-Bastarde 37. 


Der wilde Garten 107. 138. 

Dienstjubiläum, 50jähriges, des Hofgarten- 
Direkt ke am 1. April 1884 
in Potsdam 352. 


Eigne Einführungen 126. 
Eine kleine alba plena von Arenaria re- 


curva 
d Methode, Obst gre lüngere 
eit t aufzubewahr ren 
Eiafhiae- des letzten Winters in Tiflis 203. 
ingang in den botanischen Garten von 
Wien 376. 
Einige alte Gärten Deutschlands 361. 
Einige . Rosen für den Landschafts- 


ga 
Einiges für Kultur der Rosen 22 
xui Pflanzenkultur von Bronold 


n Wien 384. 
Enthüllungsfeier des Siebold-Denkmals in 
Würzburg 90. 
Erklärung des Vorstandes der Gehólzbaum- 
schulen zu Zóschen bei Merse- 


urg 
Erklärung von O. von Kirchsberg in Wien 
Essbare Erde 155. 


Färbende Stoffe im Samen 155. 

Fieus Carica in Transkaukasien 106. 

Flachenraum e age gt Gärten, Parks 
und Promenaden in Paris 27. 

Kénbüsutumegie- für Gartner in Graz 

348. 


Gartenbau-Ausstellung, die in Hamburg 


Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz 320, 
Gartenbau-Ausstellung in St. Peterburg 


eg in St. Petersburg, 
es Bestehen derselben 125. 
Gansnbuasbnets in dite" qum Insti- 
ts zu Reutlingen 2 
Garten, der wilde 107. 138. 
Gärten, « die in Zarskoje-Selo 70. 


artan 


a &('amn 
uaren b 


128, 


394 Register. 


Gartnerei im Siiden 172. 
Glaskasten fiir Topera; ein belieb- 
s Meubel für Dam 54. 

Opsstrcie: Gartenwege Foto ] 3. 

Grósstes Exemplar von Keteleeria Fortunei 
in Europa 

Grósstes und stärkstes Exemplar von Todea 
barbara 287 


Herbstausstellung in ied. 191. 

Herbstbilder aus der 

Herstellung und | Nutzen rea Klebringe 118. 
ohe und niedrigere e 318. 

Hyacinthen-Kultur in Sand 350. 


non, P cwn in St. Peters- 
bur 96. 


er Tae von allen Pro 
dukten des Gartenbaues in Nias 


Japanisches Neujahrsfest 24, 
Jubiläum, 50jähriges, von en 
r. Maurer in 
Jubiläumsfeier des Direktors pM 
logischen Institut zu Poka G. 
oll 89. 


Kamellien des Herrn Franchetti in Flo- 
ren fia 


lao eens 
Klebringe , Herstellung und Nutzen der- 


Kultur der Alpenpflanzen 1 
Kultur einiger Pflanzen in ee Garten 


B 
Kulturpflanzen der Insel Zanzibar 113. 
Kiinstliche Farbung der Hyacinthen 91. 


Lebensfähigkeit des Pfirsichbaumes 360. 


Manila-Hanf der Philippinen 27. 

Methode, einfache, Obst dc längere 
Zeit au ufzubew ahre 

Mittel zur Vertilgung ie N 949, 


Nachrichten von Alb. Regel. Barpändscha, 
Oktober 1882, 154. 
Neue elegante Spiranthes 3 


Neue Hybride zwischen Begon nia semper- 
florens und B. Schmidtiana 204, 


Obst =. sari Zeit aad MATER 
infache Methode 
Obst- MM Geale Avat in Stettin 
224. 


Park des Fürsten Pückler-Muskau 224. 
Pflanzen- Ausstell 
hi 125. 


Pflanzenexport von Lorenz Hoyer in Rio 
o 

eg a Fabrik von Carl Reitinger 
n Köln 348. 

Polycotiihn cuspidatum als Futterpflanze 

283. 

Prachtvolles Exemplar von Magnolia Camp- 

iae 287 


belliae , 
Preise für die Gartenbau-Ausstellung in 
Nizza 352. 


Reblaus 

ren PR Rothweine 153 

Regel, A., von zen im llithal nach 
Kuldscha (1870) 207. 

Reine Blumentöpfe 359 

Reisebericht von A. Regel aus dem süd- 
östlichen Buchara 1 

Reiseberichte von A. Regel. Baldschuan 
l. Juni 1 268. 


Reiseberichte von A. Regel, vom Naryn- 
gebiet über Wernse [^ ‘Altyaimnal 
1880) 78. 


Reisenotizen von Albert Regel 176. 
Reitinger's Pflanzenkübel-Fabrik in Kóln 


Rettige, beste Wiener 254. 

Ricinus-Kultur in der Provinz Verona 349. 

Rosa Alberti. zur Vorpflanzung vor Bos- 
uets in sonniger Lage 15. 

Rosen den Geruch zu erhalten 318. 


Saxifraga sarmentosa zur Blüthe zu brin- 
en 349. 


Schnittblumenzucht 196. 
Siebold-Denkmal-Enthüllungsfeier in Würz- 


urg 
Sitzungsberichte der Kaiserl. ae ri der 
Wissensch iT Zn Wien 
Stadtpark in Wien 
Sixto en des Reisen- 
en ag A Naat pars LZ Leh- 


Stirkste Welingtonia à in XR MT 60. 
Steinparthie im Garten von Bryce in Eng- 
land 291. 


Strauch, Viae mit fast schwarzen 
Blumen 125. 


Tafelschmuck 219. 

Transport von Pflanzen 182. 

Treibbeete fiir friihe Gee tise und Aussat 
der Gemiisesamen in diese 14. 


ungen in Gent und Ber- 
92. 


Register, 


Weber Anthurium Andreanum Lind,, in 
bist d 


orischer, physikalischer un 
aphischer Hinsicht 7. 


Ueber en besonders sehenswerthe Gär- 


ten der westlichen Riviera 
Ueber Preilandfarne und deren Verwen- 
Garten 273. 


Ueber Laubverfärbung 39. 

Ueber Oxalis tuberóss Molina 

Ueber Mice reo Ri der Pflanzen- 
e 286. 


Unbeständigkei der perennirenden Aster 
s Samen 
Unser horto Winter 1882/83 125. 


Vegetation des Foie Europa's p 


widerung von Clausen a Nr, 
SS Tantheftes Seite 172. 


395 


Vermehrung der Stangeria und Bowen 
durch wurzelartige Saaka roie 


Verstümmeln der Bäume im Stadtpark zu 
P 


ioc der den Eichen Siciliens 
schädlichen Schmetterlinge 949. 

ordner von Rosa Alberti Rgl. vor 
Bosquets in sonniger Lage 15. 


Weltausstellung en miniature in Matan- 


Winter-Ausstellung in Berlin 320 
Winterreise von Kuldscha nach Peters- 
urg vom 29. Dezember 1880 bis 

zum 28. Januar 1881 231. 


Zimmerkultur der Caladien 201. 
Zur Morphologie der Cyanophycee 
Zwei neue Zwerg-Pelargonien- "Varietäten 


Zwei zu selten kultivirte Pflanzen 200. 


4, Literaturberiehte. 


Abel, Lothar, die Baumpflanzungen in der 
Stadt und auf dem Lande 29 

Abietaceen, Chechens’ S Californische, 
übersetzt von H. Zab 


ei 
taneman von Knight, in 3. Auflage 


n Wesselhöft 351 


Baumpflanzungen, die in der Stadt und 
auf dem Land von Lothar Abel 29. 
Beerenobst, - seine Kultur, Fortpflan- 
ung und Benutzung 158. 
Behelfe zur Anlage und Bepflanzung von 
Gà 


Bericht des Gartenbau- Vereins zu Erfurt 
vom Jahre 1874—1883 351. 
Bericht über die Thatigkeit der Botani- 
schen Sektion der Schlesischen Ge- 
sellschaft im Jahre 1881 von Prof. 


r. Cohn 
Bericht über die Thatigkeit der St. Gallen- 
schen  Naturforschenden Gesell- 
schaft 224. 


Bericht über die Verhandlungen der Sek- 
tion für Obst- und Weinbau der 
Schlesischen Gesellschaft für vater- 
en Kultur, 1881. Redigirt 

LE hs 


22. 
Beschreibung und Kultur der aimo es 
Gemüse für das gemässigte gere 
von Vilmar Andrieux et Com 
123. 3 


a rae ken der Pflanzen, 
n J. Wiesn 
Beate, der A von Emil Kalender 


Bohnensieg, Repertorium annuum litera- 
e botanicae periodicae 350. 
Bolio della R. Società d’orticoltura in 
iren 
Booth, ha, die Naturalisation auslän- 
disch er Waldbäume i in Deutschland 


Burbach, 0., das Pflanzenreich von Prof. 
Dr. Len 


Cannell, H. & Sons, illustrated Floral 
guide 121. 


396 Register. 


Catalogus Lose cn vascularium chilen- 
Fr. Philippi 121. 


sium von 
Cohn, Bericht über die Thätigkeit der | 
Botan 


. Sektion der Schlesischen 
: Gesellschaft im Jahre 1881 187. 
Cohn, Ferd., Vortráge aus dem Gebiete 
der otani . 92. 
Czullik, August, Behelfe zur Anlage und 
"Bepfla anzung von Gärten 185. 


De Candolle, A., la P ou l'art 
de décrire les veg 

Deutsche Dendrologie von cM T rait 
155. 

Deutsche Flora. Pharmazeutisch-medizi- 
nische Botani gr. 

Deutsche Universalbibliothek für Gebil- 
dete; das Wissen der Gegenwart 


Drude, A die floristische Erforschung 
Nordafrikas von Marokko bis Barka 
116. 
mune ae der praktische Rosen- 
190. 
ders, | reve von, Frühlingsblumen 95. 


Engelmann, G., die Californischen Abie- 
taceen, übersetzt von H. Zabel 


Erziehung und Pflege unserer Obstbáume 
und Fruchtsträucher etc. Obstbau- 
lehre von G. Stoll 62 


Flora u arctica, Me Bd., 2. Abth. 


n Oswald Heer 186. 
Floristische Erich‘ ns von 
Marokko bis Barka 


Frostschäden Ber Obstb 
erhütung von R. Góthe 189. 
Frühlingsblumen von Aglaia von para 
mit 71 Abbildungen in Far 
druck und zahlreichen Hohn 
ten 95, 189. 


Gartenkunst, die schöne. In ihren Grund- 
gemeinfasslich dargestellt. 
Ein Versuch zur ästhetischen Be- 
ent Fe elbn von K. E. 

Schne 
Göschke, rae, “die rationelle Spargel- 
zucht, 2. Aufl. mit 19 Holzschnit- 


ten 95. 
Géthe, R., die Frostschiden der Obst- 
bäume und ihre Verhütung 189. 


' Göze, Edmund, Tabellarische Uebersicht 
der wichtigste en — 
ihrer Anwendung, auc 
geographisch und aster $e ge- 
ordnet 188. 


Hebung der desde ur und des 
mi tbaues von Heinr. Semmler in 
n Francisco 378. 
Heer, Oswald; Flora fossilis arctica, 6. Bd. 
186. 


Heinemann, F. C., die Kultur der Blu- 
menzwiebeln d d Kreéngdviciul 


Hortus botanicus panormitanus tom. ll, 
fasc. II. 95. 159. 


Ilustrated Floral guide 121. 
Jäger, H., die Zimmer- und Hausgärt- 
rei 


Jahresbericht des Erzgebirgischen Garten- 
bau-Vereins zu Chemnitz 1876/79 


Japanische Waldflora von Dr. Yaroku 
Nakamura aus Tokio 379. 


Be Emil, = stir nui 184. 
Karste -H Deutsche Flora. Pharmazeu- 
a er Botanik 121.191. 
Knight, F. A., das Ganze der Ananas- 
zucht. Dritte Aufl. von Wessel- 
hóft 351. 
Kultur der Blumenzwiebeln und Knollen- 
gewüchse von F.C. Heinemann 253. 
Kynaston, E. R., Obst fiir Alle 188. 


Lauche, Wilh., Deutsche Dendrologie 155. 
Lexikon fiir Gartenbau und Blumenzucht 
von Perring 


Maurer, H., das Beerenobst, seine Kultur, 

ortpflanzung und Benu utzung 158. 

Mittheilungen des k. k. steyermärkischen 
Gartenbau-Vereins 60. 


Nägeli, C., Ueber das Wachsthum der 
Sta rkekörner durch Intussusception 


Naturalisation ausländischer Waldbäume in 
hland von John Booth 379. 
Nehring, Alfr., die quaternä 
nebst Sp suren des vorgeschichtlichen 
Fun 
Nietner und Rümpler, Schmidlin's Garten- 
buch 188. : 


zen, nach . 


Register. 


Obstbaulehre von G. Stoll 62. 

Obst für Alle von E. R. Kynaston 188. 

— Oehler, K., der Palmengarten in Frank- 
furt 


Oesterreichisch-Ungarische Pomologie von 
Rudolph Stoll 185. 


Palmengarten, der in Frankfurt a. M. von 
K. Oehler 1 
is ^ ue Lexikon für Gartenbau und 
enzucht 123. 
SPESE Garay das, von Prof. Dr. Lenz 


Philippi, Fr. , Catalogus plantarum vas- 
cularium chilensium 121. 

Plantes potagéres, les, oder — 
u tur der wichti tigsten Ge- 
müse für das gemässigte Klima 
123 % 


Poisson, Jules, Untersuchungen über die 
attung Casuarina etc. 159. 
Praktischer p urea von Fritz Ehren- 
190. 


berg 
Pritzel und Jessen, die deutschen Volks- 

namen der en 93. 
N. M., gie Mie in Cen- 
über Chama 
Tibet und zum sigh we Laufe 
des gelben Nils 287. 


Przewalski , 


Repertorium annuum literaturae botanicae 
periodicae von Bohnensie 
rei ie s Theodor, die schónblühenden 
Zwiebelgewüchse, ihre Kultur im 
arten, Gewüchshaus und Zim- 
er 184, 


Schmidlins ud IV. Aufl. von 
Nietner und Rümpler 188. 
Schneider, K 'E. die schóne Gartenkunst 


Spargelzucht, die rationelle, 2. Aufl. 

19 Holzschnitten von Franz Güschke 
Stoll, G., ; Obstbaulehre. pee und 
Pflege unserer Obstbiume und 
Fruchtstráucher etc 
Rud., Oesterreichisch -Ungarische 
Pom olog 185. 


Stoll, 


397 
Tabellarische Uebersicht ig I 
Nutzpfl ach ihrer Anw 


"o pce iat 
_ und systematisch geordnet von Ed. 
e 188. 


Taschenberg, Otto, die Verwandlungen der 


Taschenkalender für Gartenfreunde 187. 
aro Augustino, Hortus botanicus Panor- 


gr re „Untersuchungen über die 

Ein der und der 

` paradig Na turkräfte Tit die Vege- 
tationserscheinungen 19 


T über die Gattüng Casua- 
von Jules Poisson 159. 


Verwandlungen, die, der Thiere von Otto 
nberg 184. 


Taschen 
Vilmorin- Andrieux et Comp., les plantes 


für das gemässigte Klima 123, 
351. 


Volksnamen der Pflanzen, € deutschen, 
von Pritzel und Jesse 
egre aus Far Gebiete dis Botanik 


on Dr. Ferd. Cohn 61. 92. 
Wachsthum der Stürkekórner durch In- 
tussusception von C. Nägeli 223. 
bien Ne assent cw von Dr. Yarokn 
a aus Tokio 379 
Wesselhóft, pom poe der Knight! schen 
Ananaszucht. 3. Aufl 


Wiesner, J., das Aero Bu der 
30. 


enwart, Deutsche 


Pflanzen 
Wissen, das, der 
fiir Gebildete 


Geg 
Ün iversalbibliothek 
20. 


Zabel, H., a Pia aue Californische 
Abiet 23. 

Zimmer- s;  Hioigitsue von H. Jager 
188,