MTENFLORA
ZEITSCHRIFT
Garten- und Blumenkunde
Begrundet von Eduard Regel
60. JAHRGANG ♦ 1911
Herausgeber: Deutsche Gartenbau-Gesellschaft
Berlin, Invalidenstrasse 42.
Schriftleiter: Dr. Hugo Fischer
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1912
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INHALT.
I. Abbildungen.
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Verzeichnis der bcsprochenen Schriftsteller
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Jancke, P. 112, 156, 313, 374, 427. I
Drtickfehler.
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Pudl^^’Dr. a' 32, 114,
S IS.
1. Januar 1911
Heft 1
1
1911, Heft 1, Inhalt:
1. — Mitgliedsbeitrag S. 1. —
G. in den Koniglich preussischen Staaten S. 3
ihaftlicheBedeutung des deutschen Gartenbaues S. 4. — Was charakterisiert den
liebhaber and Pflanzenfrennd S. 10. — Pflanzen als Insektenvertilger S. 13. — Verse
, 2. — Festsitzung des V. z. B. d
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im Prt
Die volkswirtschaftliche Bedetitung des
detitschen Gartenbaties.
]
Was
den wahren Garten-
Pflanzenfreand ?
iJirii
der Ungunst von Wind und We
Pflsnzcn als Inscktcnvcrtilgcr.
14^
Pflanzen als InsektenverUlger. ^ _
nach Insekten schnappten, die kleinen Tierchen festhielten, mit Schleim um-
zogen, toteten, und deren Reste erst nach einer geraumen Zeit wieder frei-
liessen; was iibrig geblieben, war nur das Skelett des Insekts, ein paar
Beinchen, die Flugel, ein wenig harte Chitinmasse. Diese Entdeckung machte
solchen Eindruck auf den Forscher, dass er (am 23. September 1769) in einem
langen Schreiben an Linne dariiber berichtete. Zahlreiche Botaniker be-
schaftigten sich nun mit der Erforschung dieser Pflanze und suchten nach
ahnlichen Gewachsen. Heute kennen wir iiber 5(X) Arten, die Insekten fest-
halten und aussaugen. Durch Darwins 1875 erschienene und in alle modernen
Sprachen Ubersetzte Schrift „Insektivorous plants" (insektenfressende Pflanzen)
wurde das Interesse an den seltsamen Vertretern der Flora neu geweckt, aber
auch heute noch ist das Verstandnis und die wahre Kenntnis der insekten-
fressenden Pflanzen noch nicht allgemein, sondern beschrankt sich auf einen
verhaltnismassig kleinen Kreis von Fachgelehrten.
Die Insektivoren oder Karnivoren, die Insekten- und Fleischfresser, wie
man diese Pflanzen nennt, sind in der raffiniertesten Weise dazu ausgerustet,
ihre Opfer zu fangen, festzuhalten und auszusaugen. Moderne Forscher ver-
gleichen sie sogar mit „Mordern, die auf ihre Opfer lauern". Und in der
Tat,einige brauchen die kleinen Tiere: Fliegen, Kafer, Falter, Ameisen, Raupen,
Asseln, Libellen, Amoben usw. nur durch irgendeine Beriihrung wahrzu-
nehmen, so strecken sie Fangarme aus, ihre Opfer zu packen und zu erwurgen,
Oder sie ertranken sie in geheimen Mordergruben oder verkleben den wehr-
losen Tierchen die Atmungsorgane und ersticken sie. Sehr hiibsch hat Kerner
diese Pflanzen mit Rucksicht auf die ausserordentliche Mannigfaltigkeit der
Einrichtungen und Apparate zum Fange der Tiere in drei grossere Abteilungen
gruppiert. Die erste umschliesst die Pflanzen, an denen Hohlraume ausge-
bildet sind, in die kleine Jiere zwar hineingelangen, aus denen sie aber nicht
wieder herauskonnen. Die zweite vereinigt die Karnivoren, die infolge der
Beriihrung durch Insekten bestimmte Bewegungen ausfiihren, um das Opfer
mit moglichst viel Verdauungssaft zu uberkleiden. Die Formen der dritten
Abteilung endlich haben in Leimspindeln umgewandelte Blatter, an denen
die Tiere kleben bleiben und verdaut werden. Am interessantesten sind jeden-
falls die Vertreter der zweiten Gruppe. Denn nichts kommt uns seltsamer
vor als Pflanzen, die Bewegungen ausfiihren. Wer denkt da nicht an die
empfindliche Sinnpflanze, die Mimosa pudica, deren Fiederblattchen bei der
leisesten Beriihrung wie erschreckt zusammenklappen, oder an den indischen
Wunderstrauch Desmodium, dessen Nebenblattchen rastlos sich im Kreise
drehen, als wollten sie der Pflanze am heissen Ufer des Ganges Kiihlung zu-
facheln. Hier steht die moderne Forschung noch vor Ratseln. Und sie gesteht
das selbst ein, Aber bei der mit Bewegungsfahigkeit ausgestatteten Karnivoren-
gruppe ist wenigstens der Zweck der Bewegungen klar. Einige dieser Sippe
seien hier naher besprochen. Mit am bekanntesten ist der Sonnentau (Drosera
rotundifolia), der auf Sumpfboden in Gesellschaft von Torfpflanzen, Moosen,
Riedgrasern uncf nicht selten Fettkrautarten, die gleichfalls Karnivoren sind,
uppig gedeiht. „Er wachst in den Mooren um Hamburg und Hannover, in
den Siimpfen des Oderbruches und des Spreewaldes, in den Hochmooren der
deutschen Mittelgebirge und den Moosen der bayerisch-schwabischen Hoch-
ebene" (Schmeil). Schliesslich kann man Sonnentau in jedem botanischen
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Natfirlicher NShrstofigehalt and Dungebedarfhis
des Bodens.
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Die Anschauungen der wissenschaftlichen Forscher iiber die Fruchtbarkeit
des Bodens und die bei der Aufschliessung der Reichtiimer desselben an
PflanzennahrstofFen beteiligten Ursach enhaben in den letzten vier Jahrzehnten
gewaltige Umwalzungen erfahren und zum Teil jahe Sprunge machen miissen.
Ein Leitartikel im „Gard. Chron." (vom 10. September 1910) gibt eine hubsche^
kurze Uebersicht daruber, wie eine einfache chemische Darstellung des Ver-
haltnisses zwischen Entwicklung der Pflanze und NahrstoRgehalt des Bodens
bald vom physikalischen Standpunkt aus fiir ungeniigend erklart werden
musste und wie schliesslich beide erst durch eine physiologische Betrachtungs,
weise auf das richtige Mass ihrer Bedeutung zuriickgefiihrt wurden. Wenn
auch diese Frage in erster Linie mehr den landwirtschaftlichen Grossbetrieb
anzugehen scheint, so halte ich es doch fiir notwendig, dass sie auch unter
den Gartnern und Gartenbesitzern recht weit verbreitet und rege erortert
werden, weil sonst ein einigermassen zutreffendes Verstandnis fur rationelle
Diingeverfahren nicht zu erzielen ist. Im Anfang der wissenschaftlichen
Behandlung dieser Fragen stand die Hoffnung, dass die Aschenanalyse von
Pflanze und Ernte Aufschluss daruber geben musste, wie wir zu diingen haben.
Wir wissen heute, wie sehr diese Hoffnung uns in Stich gelassen hat, wie die
dahingehenden Untersuchungsergebnisse sogar irreleiten mussten. Selbst-
verstandlich, so dass jeder ihn verstehen zu konnen meinte, erschien dann der
Satz, dass die Fruchtbarkeit des Bodens bzw. die Entwicklungsmoglichkeit
der Pflanzen abhinge von dem Gehalt der Kulturschicht an Stickstoflf, Phosphor-
saure. Kali usw., also der Hauptnahrstoffe, aus denen die Pflanzen sich auf-
bauen. Die Tatsache, dass der gewohnliche Ackerboden 50 bis lOOmal mehr
von jenen Hauptnahrstoffen enthalt, als eine Ernte ihm abnimmt, fiihrte bald
zu der Erkenntnis und Einschrankung dieser Vorstellung dahin, dass nicht
der absolute Gehalt des Bodens an jenen Nahrstoffen den Pflanzenwuchs
bestimme , sondern nur dasjenige Quantum derselben, welches in einer ent-
sprechenden Menges Bodenwassers gel 6s t, fur die Pflanzenwurzel aufnehmbar
ware. Aber die nun schon allgemein bekannten Ernahrungsverhaltnisse bei
den Leguminosen, die den Stickstoff der Luft mit Hilfe von Wurzelbakterien
auszunutzen in der Lage sind, notigt doch wieder zu einer Aenderung jener
Ndhrs toff ge halt and Diingebediirfnis des Bodens.
Auffassung. — Man entdeckte fernerhin die stickstoffbindenden Bodenbakterien,
welche sowohl den Stickstoff der Luft als auch das bei der Zersetzung
organischer StofPe entstehende Ammoniak in fiir die Pflanzen geniessbare
Nitrate (salpetersaure und salpetrigsaure Salze) uberfiihren. Man fand aber auch
nitratzerstorende Bakterien, welche den Nitratstickstoff wieder in fliichtiges
Ammoniak umwandeln, welches nur zu leicht aus dem Boden entweicht und
den Pflanzen verloren geht. Jetzt kam auch noch der Zoologe und berichtete
von Lebewesen auf der untersten Stufe der Tierwelt — einzelligen Protozoen — ,
die von den Bodenbakterien, den guten wie den bosen leben und bei ihrer
ungeheuren Gefrassigkeit grossen Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit erlangen.
So sind wir gezwungen, schliesslich den Boden als eine vielfaltig zusammen-
gesetzte, fortwahrenden Umwalzungen unterliegende Lebewelt zu betrachten,
der mit einseitiger Betrachtung nicht beizukommen ist. Das alles sind Vor-
stellungen, die wir uns zueigen machen miissen, wenn wir die Wirkungen und
gelegentlichen Misserfolge verstehen wollen in der Brachwirtschaft, Griin-
diingung, Bakterienimpfung (fiir Leguminosen), Diingung der Obstplantagen usw.,
und mit ihnen muss wie die Landwirtschaft so auch die gartnerische Freiland-
kultur rechnen lernen. Ja, selbst in den Topfkulturen spielen die geschilderten
Faktoren eine Rolle, wo wir doch mit kunstlich zusammengesetzten Erd-
arten operieren, deren Anreicherung mit den notigen Nahrstoffen wir bis zu
einem hohen Grade in der Hand haben, wenn man sich auch mit jenen
immerhin langsam arbeitenden Hilfsmitteln allein nicht begniigen kann.
Ein schones Beispiel hierfiir bietet das in Amerika vielfach in aus-
gedehntem Masse betriebene Sterilisieren des Bodens durch einhalbstiindiges
Erhitzen bis auf den Siedepunkt des Wassers, das im Erfolge einer Diingung
gleichkommt. Solch bis zu 100® C, aber nicht viel hoher erhitzter Boden
ist bekanntlich fruchtbarer nach dem Prozess als vorher. Die Ursache dieser
Erscheinung aber war bisher eine offene Frage. In der riihmlichst bekannten
landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Rothamstead in England hat nun
Hutchinson die Erklarung gefunden, indem er nachweisen konnte, dass durch
die Erhitzung sowohl die erwahnten bakterienfressenden Protozoen als auch
ein Teil der nitratzerstorenden Bakterien zugrunde gehen, wahrend die leben'dig
bleibenden Bakterien zum grossen Teil den stickstoffbindenden Arten ange-
horen. Letztere gedeihen und vermehren sich, von ihren Feinden befreit, in
wenigen Tagen mit einer unerhorten Geschwindigkeit und reichern den Boden
mit Nitraten in erstaunlichem Masse an, so dass die Pflanzen die Hauptnahrung
fiir ein flottes Gedeihen in reicher Menge und sofort aufnehmbarer Form
finden. Es ist wahrscheinlich, dass bei dieser Behandlung der Erde eine
Menge anderer Schadlinge im Boden (Nematoden usw.) mit vernichtet werden,
was dann die unleugbaren Erfolge der Verwendung erhitzter Erde bei gewissen
Kulturen (Nelken u. a.) urn so mehr verstandlich erscheinen lassen wurde.
Hiernach verstehen wir die grosse Bedeutung, welche die Bodenlockerung
durch Pflugen, Behacken, Haufeln, kurz jede Art des Offenhaltens und der
Durchluftung der oberen Bodenschichten fur die Kulturen hat. Jetzt erklaren
wir uns das vollstandige Versagen starker Stickstoffdiingungen mit Chilisalpeter
Oder schwefelsaurem Ammoniak bei Obstbaumen, wenn wir in trockenem
Boden in trockenen Jahren, wenn wir nicht gleichzeitig und fortgesetzt reich-
lich, sehr reichlich bewassern konnten. (Fortsetzung folgt.)
Die Verdauung der Pflan
27
Die Verdaating der Pflanzen.
Von Wilhelm Sanders-Bremen.
(Hierzu Abb. 3, Fig. 1-4.)
Nimmt man eine Pflanze vorsichtig aus lockerem Boden heraus, ohne
dass die feinen und zarten Saugwurzeln zerreissen, dann sieht man, wie
dicht sie mit Erde bedeckt sind (Fig. 1) und wie die Erde fest an ihnen
klebt, damit sie derselben ihre Nahrung entziehen konnen.
Wollen wir erfahren, von was fiir Stoffen die Pflanzen sich nahren, so
miissen wir sie zunachst analysieren, d. h. auf chemischem Wege feststellen,
aus welchen Elementen sie aufgebaut sind.
In den Wusten fehlt das Pflanzenleben, und wenn wir unsere Pflanzen
nicht begiessen, dann vertrocknen sie, sie sterben. Die Pflanze bedarf
also des Wassers und erhalt daher Wasserstoff und Sauerstoff, die Elemente,
aus denen das Wasser besteht. Das zeigt sich auch, wenn wir einen
Pflanzenteil unter Luftabschluss erwarmen, denn dann beschlagt das Glas
oben, weil Wasser sich bildet, aber Holzkohle bleibt zuriick. Die Pflanze
muss also auch Kohlenstoff enthalten. Halten wir bei diesem Versuch rotes,
angefeuchtetes Lackmuspapier uber das Reagenzrohr, dann farbt sich dasselbe
blau, weil dabei Ammoniak entsteht, das unter dem Namen Salmiakgeist als
Fleckwasser bekannt ist. Ammoniak ist aber eine Verbindung von Stickstoff
und Wasserstoff. Also muss auch Stickstoff in der Pflanze sein. Den
Schwefel in derselben weisen wir nach, wenn wir im Reagenzrohr einen
Pflanzenteil mit metallischem Natrium erhitzen, die erhaltene Substanz an-
feuchten und auf Silber. legen, dann farbt sich dieses schwarz, weil sich
Schwefelsilber bildet.
Verbrennen wir aber die Pflanze, so hinterbleibt die Asche, in der wir
noch eine Reihe von Elementen nachweisen konnen. Stellt man nun
Losungen her, in denen die gefundenen Elemente enthalten sind, dann
kann man Pflanzen darin aufziehen und sie zur Bluten- und Fruchtbildung
bringen. Durch genaue Versuche mit verschiedenen Nahrlosungen hat man
aber festgestellt, dass nicht alle sich in den Pflanzen findenden Elemente
fiir alle Pflanzen notig sind. Manche Pflanzen haben in bezug auf ihre
Nahrung eigne Wiinsche und finden sich daher nicht auf jedem Boden.
Ausser den oben nachgewiesenen Elementen: Wasserstoff, Sauerstoff,
Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel bediirfen die Pflanzen noch Phosphor,
Kalium, Kalzium, Magnesium und Spuren von Eisen.
Will man eine Wasserkultur in einem Glase veranstalten, so verwendet
man die erwahnten Elemente in Form von Salzen und stellt sich eine
Nahrstofflosung her aus 1 g salpetersaurem Kalk, 1/2 g Chlorkalium, V2 g
Bittersalz, 1/4 g phosphorsaurem Kalk und einem Tropfen Eisenchlorid auf
1 1 Wasser. Dann befestigt man mit Hilfe eines durchbohrten Korkes auf
der Flasche eine Keimpflanze, z. B. von Mais oder von einer Bohne (Fig. 2),
die man zwolf Stunden in Wasser hat liegen lassen, damit sie dann in feuchten
Sagespanen weiter keimen kann. Der Keimling bildet in der Nahrlosung
bald Wurzeln aus, dicker und fleischiger als bei den Pflanzen, die in der
Erde keimen; dafiir bilden dann diese aber auch noch Ausstulpungen aus den
Oberhautzellen, die eingangs erwahnten Saugwurzeln, die den im Wasser
wachsenden Wurzeln fehlen.
I
Die Ver
ng der Pflar
Legen 'vir ein Blatt einer Wasserrose in kohlensaurehaltiges Wasser
(Fig. 4), also z. B. in Selterwasser, iiberdecken dasselbe mit einem Trichter
und stellen iiber das Rohr desselben einen kleineren mit Wasser gefiillten
Zylinder, so beobachten wir, wenn der ganze Apparat in die Sonne gestellt
wird, Gasblaschen von dem Blatt aufsteigen, die durch den Trichter geleitet,
sich im kleineren Zylinder sammeln. 1st eine genugende Menge von dem
Gas vorhanden, so kann man einen glimmenden Span in demselben entziinden,
es ist also Sauerstoff.
Die Pflanze kann schon aus Wasser- und Kohlensaure organische Substanz
darstellen und scheidet dabei den fur Mensch und Tier zur Atmung so not-
wendigen Sauerstoff ab, wahrend sie die von diesen ausgeatmete Kohlensaure
verbraucht.
Was aber bereitet das griine Blatt aus Kohlensaure und Wasser bei
Sauerstoffabgabe? Das wollen wir durch folgenden Versuch lernen.
Wir nehmen einmal am friihen Morgen Blatter, etwa von der Syringe
Oder der Kresse, und zweitens am Spatnachmittage eines sonnigen Tages.
In beiden Fallen kochen wir die Blatter in Alkohol. Dieser lost das Blatt-
griin oder Chlorophyll auf, wird also griin gefarbt, wahrend die Blatter ge-
bleicht werden.
Die Chlorophyllosung sieht im durchfallenden Licht grun, im auffallenden
dagegen rotbraun aus. Versetzt man einen Teil der alkoholischen Losung
mit Benzin im Verhaltnis 1 : 1 und schiittelt dann tiichtig, dann zeigt sich,
dass die Chlorophyllosung aus zwei Farbstoffen besteht, einem gelben, der im
Alkohol gelost bleibt, und einem griinen, der sich im Benzin leichter lost.
Der gelbe ist ein Zersetzungsprodukt des griinen Stoffes, denn setze ich das
Glas ins Licht, so wird auch der griine Farbstoff gelb. Das Chlorophyll muss
also fortwahrend neu hergestellt werden, da es in der Sonne zersetzt wird.
Geht im Herbst die Lebenstatigkeit der Pflanze zuriick, wird also kein
neues Chlorophyll gebildet, dann zeigt sich die bunte Herbstfarbe.
Dadurch, dass das Licht die Chlorophyllkorner samt den Molekiilen der
Kohlensaure und des Wassers in Schwingungen versetzt, wird der Sauerstoff aus
der Kohlensaure abgestossen, und der iibrigbleibende Kohlenstoff verbindet
sich mit dem Wasserstoff und Sauerstoff des Wassers zu Starke.
Das zeigt sich, wenn wir die gebleichten Syringenblatter in Jod-Jod-
kaliumlosung legen. Bei den am Morgen gepfliickten Blattern nehmen bloss
die Zellwande die braune Farbe der Losungen, die anderen Blatter aber werden
blau. Und das beweist, dass Starke von den griinen Blattern im Licht gebildet
ist, denn nur Starke kann durch Jod blau gefarbt werden.
Dort, wo kein Licht hindringen kann, konnen keine griinen Pflanzen
wachsen. Auch im Meereswasser kann nur bis zu der Tiefe Zersetzung von
Kohlensaure stattfinden, bis zu welcher das Licht dringt. Da aber das blaue
und griine Licht am tiefsten eindringt ins Wasser, und da anderseits rot
das blaue und griine Licht am besten verschluckt, so sind die in dieser Tiefe
lebenden Algen ganz und gar rot gefarbt, unter der roten Farbe verdeckt
sind aber die Chlorophyllkorner, die das aufgenommene Licht zur Zersetzung
der Kohlensaure verwenden miissen.
Wir haben vorhin gehort, dass die Nahrldsung infolge der Osmose
im Stengel aufsteigt, und zwar steigt der Nahrsaft im Holzteil des Stengels
30
Die Verdauung der Pfla
aufwarts. Daher werden auch die Blatter eines Zweiges nicht welk, wenn man
ihn ringelt, d. h. wenn man Bast und Rinde auf einer Strecke von etwa 1 cm
entfernt. Der jiingere Teil des Holzes, das Splintholz, ist wegen des darin
aufsteigenden NahrstofFes auch feucht und wird daher vom Tischler weniger
geschatzt.
Das Splintholz ist wegen seiner Leitung der Nahrsalze dem menschlichen
Speiserohr vergleichbar. Dann ist der unter der Rinde liegende Bast unseren
Blutgefassen vergleichbar, denn in ihm werden die durch die Verdauung in
den Blattern gebildeten Baustoffe z. B. die Starke, nachdem sie vorher in
Traubenzucker umgewandelt ist, um zur Osmose geeignet zu sein, zu den
Stellen geleitet, wo sie zum Aufbau verwendet werden, oder wo sie auf-
gespeichert werden sollen fiir spatere Benutzung, Die pflanzliche Verdauung
wird gewohnlich Assimilation genannt. Dies Wort stammt her von dem
lateinischen Wort assimilare, d. h. ahnlich machen.
Assimilation ist ja auch insofern etwas anderes als tierische Verdauung,
weil bei dieser organische, d. h. pflanzliche oder tierische Stoffe in andere
organische umgewandelt werden, wahrend bei der Assimilation der Pflanzen
anorganische, d. h. erdige Stoffe der Pflanze ahnlich gemacht, in organische
Stoffe verwandelt werden.
Die Pflanzen liefern den Menschen und den Tieren also nicht bloss den
fur die Atmung notigen Sauerstoff, wie wir vorhin gehort haben, sondern,
wenn die Pflanzen nicht assimilierten, dann hatten Mensch und Tier auch
keine Nahrung.
Als erstes Assimilationsprodukt haben wir vorhin die Starke kennen
gelernt. Die Starke kann aber als solche, da sie unloslich ist, im Bast nicht
wandern. Durch Aufnahme von Wasser geht aber Starke in Traubenzucker
iiber, den wir daher auch immer im Zellsaft und in vielen Friichten finden.
Der Traubenzucker kann nun durch Osmose wandern, z. B. zu den
Samen, zu den Knollen bzw. auch in das Mark der Baume. Hier aber wird
dem Traubenzucker wieder Wasser entzogen, und in Form von Starke findet
dann die Aufspeicherung des Assimilates statt.
Im Fruhjahr wird die Starke wieder transportfahig gemacht, indem ihren
Molekiilen durch ein Ferment, die Diastase, wieder ein Molekiil Wasser an-
gelagert wird, so dass wieder Traubenzucker entsteht.
So findet auch in unserem Munde die Verdauung der Starke statt, indem
sie durch das Ferment des Speichels, das Ptyalin, in Traubenzucker umge¬
wandelt wird.
Aber nicht alle am Tage, im Sonnenlichte, entstandene Starke wird als
Traubenzucker fortgefuhrt. Ein Teil desselben wird im Zellsaft weiter ver-
arbeitet zu Protoplasma oder Eiweiss. Da abends immer in den chlorophyll-
haltigen Blattern Starke nachgewiesen werden kann, wahrend sie am friihen
Morgen fehlt, wie der Versuch lehrte, so geht also die Assimilation des
Eiweisses nachts vor sich und ist daher vom Licht unabhangig.
Der Zellsaft aber, in dem die Bildung des Eiweisses vor sich geht, enthalt
in Wasser gelost, ausser dem Traubenzucker noch die mit dem Wasser in den
Saugwurzeln durch Osmose aufgenommenen Salze und von der Pflanze selbst
gebildete organische Sauren, wie Zitronen-, Apfel-, Wein- und Kleesaure.
32 Die Bedeutung des Wassers fur Landwirtschaft nnd Stddtebau.
stickstofPhaltigen kiinstlichen Diinger, wie Chilesalpeter und Guano und den
kunstlich gewonnenen Kalkstickstoff.
Aber durch den kiinstlichen Diinger miissen auch die anderen, von den
Pflanzen dem Boden entzogenen Stoffe wieder zugefiihrt werden. Und erst,
wenn der Landmann auch kali-, phosphor- und kalkhaltige Verbindungen
seinem Boden zufiihrt, dann hat er auf ihm vollen Ertrag.
Die Bcdetitang des Wassers ftir Landschaft
and Siildtebau.
Von Dr. Heinrich Pudor.
Wer die Scharen Norwegens und Islands, wer das Tausendseenland Finn-
land, wer das wasserreiche Holland und vor allem, wer Japan besucht hat,
wo Wasser und Land eine untrennbare Einheit eingehen, als seien sie mit
einander vermahlt, um die Schonheit entstehen zu lassen, der weiss die Be¬
deutung des Wassers zu schatzen. Auch der Gebirgsbewohner weiss Lieder
von der Schonheit des Wassers zu singen. Bei uns aber, im Flachland, ist
im allgemeinen eine Entfremdung dem Wasser gegeniiber eingetreten und
zugleich eine Vernachlassigung der Wasserschatze, sowohl auf dem Lande
als in der Stadt, sowohl in der Natur als im Stadtebau. Und nicht nur in
Amerika und Sudrussland trocknen infolge des Waldraubbaues die Flusse
aus, sondern auch bei uns in Deutschland kommt es nur zu oft vor, dass
Quellen versiegen, Bache und Fliisse austrocknen und Seen verschwinden.
Selbst sehr grosse Seen, wie Chiemsee, Ammersee, Tegernsee, Kochelsee
werden, zum Teil infolge von Korrektionen, zum Teil infolge von Ver-
moorungen der Ufer von Jahr zu Jahr kleiner, so dass die Zeitschrift „Die
weisse Kohle" kiirzlich die Seen „voriibergehende, im Entwicklungsgange der
Erdgeschichte ausserst kurzlebige Erscheinungen" nennen konnte. Erleben
wir es doch jetzt auf Gross-Berliner Boden, dass der Nikolassee gleichsam
iiber Nacht erloscht, wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr erhalt. Und
doch konnte viel, sehr viel getan werden, um die Seen zu erhalten, um die
Flusse zu vertiefen und zu erweitern, statt sie austrocknen zu lassen. Ja,
friiher hat man sich sogar die Miihe nicht verdriessen lassen. Seen, nicht nur
Teiche, kunstlich anzulegen, wie den Kleinhessellohe=See, den Risser-See und
die Nymphenburger Schloss-Seen in Bayern und auch der Londoner Ser¬
pentine River ist eine kunstliche Schopfung. In Berlin, wie gesagt, lasst man
die bestehenden Seen versumpfen und vertrocknen, statt in diesem gewaltigen
Hausermeer kunstliche Seen anzulegen und die bestehenden Wasserschatze
zu hiiten und zu schiitzen. Und doch ist nichts anderes so sehr danach
angetan, die grossten hygienischen Schaden der Grossstadt, namlich die Staub-
und Bazillenentwicklung zu unterdriicken und die austrocknende Luft zu
feuchten, ganz abgesehen einstweilen von den mehr auf asthetischem Gebiet
liegenden Wirkungen des Wassers und von den Einwirkungen desselben auf
Gemiit und Seele. Diejenigen Stadte naturlich, die an der See Oder an einem
grossen Strom oder an einem sonstigen natiirlichen grossen Gewasser liegen,
sind von vornherein besser daran, und sie haben auch eine giinstigere
Die Bedeutung
ndschaft und Stddtebau.
33
Entwicklung genommen. AIs das grosse Rom seine Bliitezeit hatte, wares See-
stadt. Karthago, Korinth, Syrakus, Damaskus, Byzanz waren Seestadte. Bei
Venedig machten sich freilich auch die Nachteile des Wassers bei unge-
niigender Hygiene bemerkbar, im iibrigen ist Venedig das Musterbeispiel
einer Wasserstadt. Die modernste Weltstadt New York ist Seestadt, Ozean-
stadt und zum grossten Teil von Wasser umflossen. Und wie New York
die Grossstadt des Atlantischen, ist San Franzisko Grossstadt des Stillen
Ozeans. Und diese jiingste Grossstadt, die 1848 erst 500 Einwohner
hatte, an der goldenen Bay auf einer Halbinsel gelegen, mit einem wunderbar
gleichmassigen KHma hat in seinem Presidio und Golden Gate Park zugleich
griine Anlagen mit Baumen, wie sie sonst kein stadtischer Park der Welt
aufzuweisen hat. Von den europaischen Welt- und Grossstadten liegt Paris
an der breiten Seine, die zudem gerade hier einen grossen Bogen macht,
zum mindesten im Westen, wahrend sie im Zentrum der Stadt in gerader
Linie fliesst — im iibrigen ist Paris wasserarm; was es im Bois de Boulogne
und im Bois de Vincennes an Wasser hat, ist das einzige und ist nicht der
Rede wert. Mehr noch ist Brussel wasserarm und hat nur Kanale und Teiche.
Wien mit der Donau ist weit besser daran, auch Petersburg mit der Newa.
London hat abseits der Themse immerhin einige grossere Teiche, aber der
Osten, der das Wasser am meisten braucht, entbehrt es. Von deutschen
Stadten haben viel Wasser Konigsberg, Mannheim, Koblenz, Breslau, Bremen
(dessen Stadtgraben heute als Wasserpark in Aussicht genommen ist), Kiel,
Magdeburg (hier ist im Stadtpark zwischen dem Strom Elbe und der Alten
Elbe Gelegenheit zu einer grosszugigen stadtischen Wasserpark-Politik
gegeben) und vor allem Hamburg, wo das Stadtparkprojekt von Oberingenieur
Sperber und Baudirektor Prof. Fritz Schuhmacher schone Wasserarchitektur
vorsieht. In Miinchen hat der Zoologische Garten viel Wasser. Wasserarm
sind dagegen Aachen, das keinen Fluss, keinen See, keinen Kanal hat, Darm¬
stadt, das nur den grossen Woog hat, Wiesbaden, das keinen Fluss, nur zwei
Teiche hat, Koln, das in der ganzen Stadt westlich vom Rhein kein Wasser
hat (erwahnenswert dagegen der Kletterberg-Park), Leipzig, das seine natiir-
lichen Gewasser nach Schildaer Art zugedeckt hat, Frankfurt, das ausser dem
Main und einem Weiher im Zoologischen Garten kein Wasser hat. In
Amerika sind Philadelphia, St. Louis, Baltimore wasserarm, im Gegensatz zu
Boston. Die Idealstadt aber ist Chicago, die zweitgrosste Stadt der ameri-
kanischen Union, am Westufer des Michigan - Sees mit einer Wasserfront
von 22 Meilen Lange und zudem noch vom Chicago-Fluss und seinen Armen
durchstromt, Und auch von den natiirlichen Wassern abgesehen hat Chicago in
seinen vielen Parks, die es in den letzten Jahren angelegt hat, vor allem im
Jackson-Park mit zahlreichen grossen Lagunen, nie das Wasser vergessen.
Einzigartig ist der Park No. 10 in der 71. Street, wo der grosse Spielplatz
rings von See und weiter vom Park umschlossen ist — das ganze ein
Wasserpark, wie wir ihn uns wunschen und wie er in Berlin, z. B. in Tegel,
moglich ware. Auch die amerikanischen sogenannten Planschwiesen darf
man nicht vergessen, wehn man von der Schatzung des Wassers in den
amerikanischen Grossstadten spricht.
Die Entwicklung schreitet vorwarts, auch uber das hinaus, was wir heute
erstreben. In die Steinwiisten der Grossstadte mussen vor allem Flusslaufe
und kiinstliche Seen gelegt warden, ohne die die Parks illusorischen Wert
haben. Heute steht die Entwicklung unter dem Schlagwort „Wald- und
Wiesengiirtel". In zehn Jahren warden wir dieselbe Bewegung mit dem
Schlagwort „Wassergurtel“ haben. Aber warum wollen wir nicht, wenn wir
es einsehen, heute damit beginnen? Gerade fiir die Grossstadt ist das
Wasser in vieler Beziehung noch wichtiger als der Wald, Baume nehmen
Staub an und konnen sogar zu Staub- und Bazillentragern warden. Sieht
man doch heute selbst an stark frequentierten Landstrassen bei trockenem
Wetter die Baume und das angrenzende Pflanzengriin mit dicker Staubkruste
iiberzogen. Und wieviel mehr sind inmitten der Grossstadt oft genug die
Baume und sogenannten griinen Platze von durchaus illusorischem Werte.
Vielleicht macht man sich einmal die Miihe, die Blatter der Strassenbaume,
deren Wachstum Ende Mai beendigt ist, in bezug auf Bakteriengehalt zu
untersuchen. Eine solche Untersuchung diirfte am ersten geeignet sein, uns
iiber die einseitige Pflanzenpflegschaft der Grossstadt hinauszufiihren.
Nicht zu unterschatzen ist ferner die Bedeutung der Hohe des Gross-
wasserspiegels fur das Pflanzenwachstum und fiir Klima und Hygiene. Es
miisste nachgeforscht warden, ob und inwieweit und wie stark der Grund-
wasserspiegel in der Nahe der Grossstadte gefallen ist.
Auch auf der viel beachteten Stadtebau-Ausstellung, Berlin, Mai 1910, war
das Wasser das zu Unrecht vergessene Element. Und so auch beim Preis-
ausschreiben Gross-Berlin, abgesehen etwa von dem Entwurfe Prof. Schmitzs
^Berlin an der Havel". Und bei dem Ausbau des Nordkanals, der in einer
grossen Kurve von Tegel bis Kopenick fuhren soli, haben die Architekten
da wirklich daran gedacht, diesen Wasserarm zugleich zu einem Trager der
Schonheit und Gesundheit zu machen? Weder Mohring noch Jansen haben
die Flussufer so vorgesehen, dass nicht nur die Schiffe auf dem Wasser,
sondern auch die Passanten und Anwohner am Wasser etwas vom Fluss
haben. Ueber das bloss Monumentale der Pflastersteine, wie es die Entwurfe
der Preistrager zur Umgestaltung des Konigsplatzes und zum neuen Opern-
platz zeigen, sollten wir hinaus sein. So wie sie vorgesehen sind, ohne einen
Tropfen Wasser, werden diese monumentalen Platze eine Qual fiir das Auge
sowohl als fiir die Lunge sein, und das Gemiit wird vollends leer ausgehen.
Und wie ist es mit dem Tempelhofer Feld. Dort war nun einmal eine Ge-
legenheit gegeben, an das Wasser zu denken, denn das Feld liegt so tief, dass
bei regnerischer Jahreszeit das Wasser von selbst Seen bildet. Aber weder
Mohring noch Jansen haben bei ihren Entwiirfen fur den Ausbau des Tempel¬
hofer Feldes an das Wasser gedacht (nicht einmal an Ausbau und Sanierung
des Franzosen-Pfuhles). Und doch hat der ganze Siiden vom Wannsee bis
Miiggelsee, abgesehen vom Teltowkanal, bei dem man das landschaftliche
Moment wiederum vergessen hat, kein Wasser. Auch Norden und Nord-
osten hat so gut wie kein Wasser. Und im Zentrum merkt man leider von
der Spree allzu wenig, und eine moderne landschaftliche Flussarchitektur
hat hier niemand ins Auge gefasst, obwohl der Fluss stellenweise recht breit
ist. Ware es nicht moglich gewesen, im jetzigen Scheunenviertel einen
Wasserlustplatz zu schaffen?
Auch die Schillerparkentwiirfe haben kein Wasser vorgesehen.
Den Halensee hat man fertig gebracht, so zu umbauen, dass er kaum zu
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liber die Fortschritte and wichtigen Bereiche-
rangen des Botanischen Gartens zu Dahlem
Von A. Engler, F. Ledien und C. Peters.
Im Mai des Jahres 1910 konnten die Tore des Botanischen Gartens
einer internationalen Versammlung von Botanikern geofFnet werden mit dem
Hinweis, dass der Garten in seinen Hauptziigen nunmehr vollendet sei. Wo
ware aber ein auf Beachtung Anspruch machender botanischer Garten, in
welchem nicht fortdauernd Veranderungen mit dem Streben nach Verbesse-
rung vorgenommen wiirden? So ist denn auch in unserem Botanischen
Garten im Laufe des Jahres 1910 noch so manches geschehen, was fiir die-
jenigen, welche die neue Schopfung ofter besuchen, wohl von Interesse
sein durfte.
Beginnen wir mit den unter Oberinspektor Ledien stehenden
Gewachshausern.
Es hatte nun eine emsige Kleinarbeit einzusetzen, um die vielen Einzel-
heiten zur Ausfiihrung zu bringen, welche wahrend der Anlage-Arbeiten
sich als wiinschenswert herausgestellt haben. Im Laufe des Sommers
konnten die Kel ler- Aquarien und -Terra rien dem Publikum zuganglich
gemacht werden, die im Unterbau des Viktoriahauses liegen. Nach jetzt
mehr als einjahriger Beobachtung konnen wir feststellen, dass die
Terrarien, die iiberhaupt nur reflektierendes Licht erhalten, eine ganze
Anzahl Sch^ttenpflanzen des tropischen und subtropischen Urwaldes zu
kultivieren gestatten. Diese zeigen infolge der eigenartigen Lichtverhaltnisse
zum Teil sehr interessante morphologische Veranderungen zugunsten einer
grosstmoglichen Ausnuizung der Lichtquelle. Eine Anzahl Hymenophyllaceen
(Hautfarne) und auch andere Fame gedeihen augenscheinlich sehr gut unter
diesen Bedingungen.
In den Aquarien leidet alles etwas unter dem Mangel direkten Lichtes;
die Auspflanzflache derselben liegt etwas zu tief; die Pflanzen werden deshalb
leicht uberlang. Im iibrigen aber boten einzelne der Aquarien im Sommer
sehr hubsche Vegetationsbilder. Verhaltnismassig am besten wuchsen die
tropischen Unterwasserpflanzen.
Belebt werden die Bassins sehr vorteilhaft durch einige der selteneren
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15. Februar 1911
Heft 4
ZEITSCHRIFT
fur
Garten- und Blumenkunde
1911, Heft 4, Inhalt:
Mitteilungen des Prasidlums der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft S. 66. — Rudolf Goethe f S. 66. -
. Der Rasenplatz im Hausgarten S. 71. — Aus den AusschOssen der D, G. G. S. 75. — Kleine Mit¬
teilungen S. 76. — Verzeichnis der Samereien, welche an die Mitglieder der D G. G. unentgeltlich
abgegeben werden S. 85. — Verschiedene^ S. 86. — Eingegange^e Preisverzeichnisse S. 87. —
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Beginn des Sommer-Semesters Mitte April.
Beginn des Winter-Semesters Mitte Dezember.
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Rosen gegen Strahlenpilz i
I— !•/.
l-Vk%
Alleiniger Fabrikant: Fr. Gruner, Chem. Fabrik, Esslingen a. N»
IV
Mitteilungen des Prasiditims
der Detitschen Gartenbaa-Gesellschaft.
Nach S 2 der Satzungen sind zur Erreichung der Ziele der Gesellschaft
nach Bediirfnis Sondterabteilungen zu bilden, in denen besondere Zweige des
Gartenbaues gepflegt werden.
Das Prasidium hat beschlossen, zunachst folgende Sonderabteilungen
ins Leben treten zu lassen :
Orchideen (besteht schon)
Chrysanthemum
Dahlien
Kakteen (Sukkulenten)
Rosen
Stauden
Blumenzucht (Topfpflanzen und
Schnittblumenkulturen)
Obstbau
Gemusebau
Pflanzenschmuck (Dekoration und Binderei)
Gartenkunst (Verwendung der Pflanzen im
Garten, Geholzkunde und Anzucht).
Das Prasidium wiirde es mit aufrichtiger Freude begriissen, wenn die
beabsichtigte Bildung von Sonderabteilungen von den verschiedensten Seiten
unverziiglich in Angriff genommen wiirde.
Zur vorbereitenden Arbeit ist es notwendig, dass die Mitglieder der
Gesellschaft, welche einer der vorgenannten Sonderabteilungen beizutreten
wiinschen, sobald als moglich ihre Absicht der GeschMtsstelle der Deutschen
Gartenbau-Gesellschaft, Berlin, Invalidenstrasse 42, mitteilen.
Besondere Pflichten, ausser denen reger Mitarbeit, erwachsen durch den
Beitritt in eine Sonderabteilung nicht.
Dr. Berliner
Prasident.
Sonderabteilung fur
Rudolf Goethe f
Rudolf Goethe f
Von L. Wittmack.
(Hierzu Abbildung 9.;
Am 16. Januar d. J. ist in Darmstadt einer der tiichtigsten Manner auf
dem Gebiete des Gartenbaues, der Konigliche Landesokonomierat Rudolf
Goethe, der langjahrige Direktor der Koniglichen Lehranstalt fiir Wein-,
Obst- und Gartenbau zu Geisenheim am Rhein nach schwerem Leiden im
68. Lebensjahre dahingegangen.
Rudolf Goethe war geboren am 13. April 1841 zu Naumburg als jungster
Sohn des Steuerrats Goethe. Er besuchte nach des Vaters Tode die
Frankeschen Stiftungen in Halle a. S., dann von 1856 bis 1860 das Gymnasium
in Weimar und trat nach dem Tode seiner Mutter 1860 als erster Schuler
in das von Ed. Lucas in Reutlingen gegriindete Pomologische Institut
ein, an dem sein sechs Jahre alterer Bruder Hermann als Obergartner tatig
war. Er wollte eigentlich Architekt werden, widmete sich aber dem Gartner-
fach, weil er von Jugend auf zart und schwachlich gewesen, dabei rasch in
die Hohe geschossen, die beiden letzten Jahre sogar kranklich gewesen war
und der Arzi zu einem Beruf im Freien riet.
Selten ist wohl einem Menschen korperlich und geistig der Gartnerberuf
so gut bekommen wie ihm, den wir nur als eine kraftige, stattliche Erscheinung
kennen.
Nach zwei Jahren der Lehre und des Studiums in Reutlingen ging er zu
seinem Bruder Hermann nach Obergorbitz bei Dresden, der dort eine Obst-
und Gartenbauschule gegriindet hatte. Man sieht, der Gedanke Gartenbau-
schulen zu griinden, lag damals in der Luft! Lucas hatte begonnen, Hermann
Goethe folgte 1862 und 1868 ward auch das Koniglich Pomologische Institut
in Proskau, 1872 Geisenheim eingeweiht. — Allein die Anstalt zu Obergorbitz
bestand wegen Kranklichkeit des Besitzers nicht lange, und der Plan, dass
Rudolf Goethe spater Teilhaber werden solle, zerschlug sich. Er ging als
Gehilfe nach Leubitz, Planitz, Erfurt, Muskau und Bunzlau. In Erfurt
arbeitete er ein voiles Jahr bei F. C. Heinemann, im Muskauer Park ward
er die rechte Hand Petzolds, der damals auch viele grosse Anlagen in
Schlesien' sowie in Siebenburgen und Holland auszufuhren hatte. Bei dem
Anfertigen der Plane kam unserem Goethe der treffliche Zeichenunterricht,
den er bei Professor Martersteig in Weimar einst genossen, sehr zustatten.
Nach einem Jahre ubertrug Petzold ihm die Stelle als Obergartner seines
eigenen Gutes Wilhelmshof nahe Bunzlau, wo er eine Baumschule anzulegen
hatte. Hier fiihrte er auch die offentliche Anlage urn das Gymnasium in
Bunzlau aus, ja, er ward sogar Kulturtechniker, indem er eine Rieselwiese
mit Dammen zur Ausnutzung der Bunzlauer Abwasser anlegte.
Bereits im Jahre 1864, bei Gelegenheit des schleswig-holsteinischen Krieges,
wollte er bei den Gorlitzer Jagern sein Jahr abdienen, wurde aber eines
Ohrenleidens wegen nicht angenommen; mehr Gliick hatte er 1866, wo er bei
der Ersatzkompagnie des Gardejagerbataillons in Potsdam als Einjahriger ein-
trat, ohne freilich ins Feld riicken zu konnen, da der Krieg so schnell voriiber
war. Der Umgang mit den einjahrigen Oberforsterkandidaten war sehr forderlich
fur ihn, noch mehr aber der Besuch der koniglichen Garten in Potsdam,
Rudolf Goethe f
wozu der konigliche Hofgartendirektor J iih Ike, der sich iiberhaupt seiner
sehr annahm, ihm einen Erlaubnisschein ausstellte. Die Vereinigung von
Natur und Kunst, von Architektur und Gartenbau, wie sie in so selten schoner
Weise in Potsdams Umgebung zu schauen ist, hat sicherlich hochst fordernd
auf den jungen Goethe gewirkt.
Entlassen mit der Qualiflkation zum ReserveofHzier, machte er 1867 eine
landschaftsgartnerische Studienreise nach Tirol, Oberitalien sowie der Schweiz,
und besuchte dann noch die Weltausstellung in Paris. Hier hatte er wieder
Gelegenheit, treffliche Gartenanlagen zu sehen, sowohl auf der Ausstellung
Abb.\9. Rudolf Goethe f
selbst, wie im Park Monceaux, den eben im Entstehen begriffenen Buttes-
Chaumont, in Versailles usw. Ich kann mir lebhaft ausmalen, welch einen
begeisternden Eindruck die Pariser Gfirten, namentlich der von Barillet so
feinsinnig angelegte Garten in der Weltausstellung und der stimmungsvolle
Park von Monceaux auf den jungen Goethe gemacht haben, wurde doch ich
selber, der ich 1867 dreiviertel Jahre als stellvertretender Preisrichter in Paris
zubrachte, zu ihnen auch immer und immer wieder hingezogen.
Zuruckgekehrt, ubernahm Goethe die gesamte Verwaltung des Petzoldschen
Gutes bei Bunzlau und wurde so auch Landwirt. Aber schon 1868 kaufte er
die Fuhrerschen Beerenobstschulen in Stuttgart und verlegte diese 1869
nach einem eigenen Grundstuck in Cannstatt, indent er zugleich das
68_
Rudolf Goethe f
Geschaft durch Anzucht von Tafeltraubenreben und Zwergobst vergrosserte
und auch Garten anlegte.
Da brach der Krieg 1870 aus. Obwohl Goethe verlobt war, meldete er
sich als Kriegsfreiwilliger und zog als Portepeefahnrich (jetzt Vizefeldwebel)
am 1. September mit dem ersten Ersatz nach Frankreich. Hier hatte er
reichlich Gelegenheit, die Spalierzucht kennen zu lernen, namentlich als das
7. wiirttembergische Infanterieregiment vor Paris lag. Er machte die beiden
grossen Ausfalle am 30. November und 2. Dezember mit, wurde spater zum
Leutnant befordert und zu einem Gefangenentransport nach Deutschland
kommandiert. Nachdem er in Cannstatt eine schwere Krankheit durch-
gemacht, ubernahm er, im August 1871 zur Reserve entlassen, wieder sein
Geschaft in eigenem Betrieb.
Nun kam er auch mit Weinbau und Kellerwirtschaft in erneute Beriihrung,
da sein Sch\^fiegervater Dr. med. Riihle ein kleines Weingut musterhaft
bewirtschaftetej. Er studierte eifrig die verschiedenen Rebensorten, wurde
Mitglied der internationalen ampelographischen Kommission, die sein Bruder
Hermann begriindet hatte und kam dadurch nach Oesterreich, Ungarn und
der Schweiz.
Aber was er urspriinglich nebenbei betrieben, wurde bald fast Hauptsache:
Die Landschaftsgart nerei. In den Jahren 1872 bis 18741egte er viele Garten
in Freiburg in Baden und in Bern an, wobei ihm der Grossherzogliche Garten-
direktor Meyer in Karlsruhe und dessen Sohn eifrig mit Rat zur Seite
standen. In Bern schatzte man seine Kraft so hoch, dass der Magistrat mit
ihm wegen Uebertritt in den stadtischen Dienst in Unterhandlung trat. Gleich-
zeitig aber trug ihm das Oberprasidium von Elsass-Lothringen die Stelle als
Direktor der neu zu griindenden kaiserlichen Obst- und Gartenbauschule
Grafenburg bei Brumath im Unterelsass an, und er entschied sich fiir
letztere, da ihm das Landleben mehr zusagte. Die Anstalt wurde im Jahre
1875 eroffnet. ' Goethe konnte hier sein ganzes Organisationstalent entfalten
und hatte bei der Nahe von Strassburg (nur 17 km) zugleich Gelegenheit, sich
dort unter de Bary in Botanik, namentlich in der Untersuchung von Pflanzen-
krankheiten wissenschaftlich weiter auszubilden. Vier Jahre, bis zu seiner
Uebersiedelung nach Geisenheim, arbeitete er in jeder Woche einen ganzen
Tag bei de Bary und horte daneben die Vorlesungen dieses beriihmten
Anatomen, der ihm ein warmer Freund ward. So wurden die Brumather
Jahre, wie Goethe selber sagt, zu den gliicklichsten und schonsten seines
Lebens. Da der Weinbau in Brumath nur eine untergeordnete Stelle spielte,
beantragte Goethe, die Anstalt nach dem viel giinstigeren Rufach im Oberelsass
zu verlegen, leider ohne Erfolg. Im Jahre 1896 ist die Brumather Anstalt
ganz eingegangen.
Wieder schaute eine Verwaltung, diesmal die preussische, nach Goethe
aus, als es gait, die im Herbst 1872 eroffnete Konigliche Lehranstalt fiir Wein-,
Obst- und Gartenbau zu Geisenheim zu reorganisieren. Der erste Direktor
dieser Anstalt, O. Hiittig, der Begriinder der Schulgarten (in Schweden),
hatt wegene der vielen Widerwartigkeiten, die zum Teil in der eigentiimlichen
Hermann Goethe gab unter anderem das Handbuch der Ampelographie
(Rebenkunde) heraus. 2. Aufl. Berlin 1887.
5
is Is
ZL
Rudolf Goethe f
Weiter sind zu nennen seine Arbeiten iiber die Blutlaus in Thiels
Landwirtschaftlichen Jahrbuchern XII, 1883, Seite 563, dann als besondere
Broschiire: „Die Blutlaus, ihre Lebensgeschichte und Bekampfung, 3. Auflage,
Berlin 1909.
Von anderen Schriften seien genannt; Die Frostschaden der Baume (mit
Berucksichtigung des Winters 1879/1880), Berlin 1883. — Handbuch der Tafel-
traubenkultur (mit Benutzung des Nachlasses von W, Lauche), Berlin 1895,
30 Tafeln und 150 Abbildungen. — Die Kernobstsorten des deutschen Obst- |
baues. Mit H. Degenkolb und R. Mertens im Jahrbuch der Deutschen Land-
wirtschaft-Gesellschaft, Band 4, 1890. Erganzungsband. — Mit denselben: Die
wichtigsten deutschen Kernobstsorten. Jetzt unter dem Titel „Aepfel- und
Birnensorten", 1894.— Die Obst- und Traubenzucht an Mauern, Hauserwanden
und im Garten. Berlin 1900. — Beschreibendes Verzeichnis der seitens
Geisenheim empfohlenen Obstsorten. 5. Auflage, 1900. — Die Hausspalier-
zucht, 1908 — Deutscher Obstbau in Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft, 1908, Heft 150. (Eine ausfiihrliche Statistik). — Anleitung zum
Obstbau. D. L. G., 1910. — Naturstudien, Reiseskizzen eines alten Land-
schaftsgartners. Eine treffliche Schrift, mit 60 vom Verfasser nach der Natur
gezeichneten Abbildungen. Stuttgart 1910.
Grossere Reiseberichte finden sich von ihm mehrfach: So uber eine Reise
nach Steiermark, Ungarn und Oesterreich behufs Priifung der dortigen Reb-
lausverhaltnisse in Thiels Landwirtschaftlichen Jahrbuchern XVIII, Seite 379,
desgleichen iiber eine Studienreise nach Oesterreich, daselbstXXV, Seite 361.
Erinnerungen an eine nach Belgien und Frankreich unternommene Studien¬
reise, „Gartenzeitung“, Berlin 1882, S. 217. Naturstudien, „Gartenflora“, 1887,
Seite 178 mit Abbildung.
Gar viele andere Aufsatze verdanke ich als einstiger Redakteur der
„Gartenzeitung“ und spater der „Gartenflora“ seiner Feder. Ich nenne nur
„Weitere Beobachtungen iiber den Apfel- und Birnenrost", „Gartenflora“ 1887,
Seite 293 mit Tafel. — „Ueber das Drehen der Baumstamme", „Gartenflora“
1888, Seite 228 mit Abbildungen. — Obstbaubriefe I, „Gartenflora“ 1887, Seite 9
und besonders II, Obstbau und Obsthandel in Siidtirol, „Gartenflora“ 1889,
Seite 121 mit Abbildungen. Eine wichtige Arbeit ist auch die „Ueber die
Klassifikation der Pfirsichsorten", „Gartenflora“ 1907, mit 4 Tafeln.
Der heutige Redakteur der „Gartenflora“, Herr Siegfried Braun, darf
sich glucklich preisen, dass auch die letzte Arbeit des Entschlafenen,
die er wenige Wochen vor seinem Tode verfasste und die wiederum „Ueber
das Drehen der Baumstamme" handelte, in der „Gartenflora“ 1911, Heft 1
erschienen ist.
Ein vollstandiges Verzeichnis von Goethes Veroffentlichungen hat sein
treuer Schuler, Herr Walter Danhardt, der Chefredakteur von „M611ers
Deutscher Gartnerzeitung", Erfurt, als Anhang zu seinem so warm empfundenen
Nachruf in Nummer 4 seiner Zeitung, 1911, Seite 44 gegeben. In diesem
Nachruf findet sich auch die Selbstbiographie Goethes abgedruckt, aus der ich
manches entnommen habe, da weitere Unterlagen selbst der Familie nicht zur
Verfiigung standen.^)
1) Siehe auch den Nachruf von Lorgus und Schindler in der „Deutschen Obst-
bauzeitung" 1911, S. 42.
Der Rasenplatz im Hausgarten.
Samen auch recht gleichmassig ausgestreut wird. Besonders an den Weg-
randern ist derselbe dicht zu streuen. Von grossem Wert ist auch die richtige
Grassamenmischung. Fiir den feinsten Teppichrasen, der auch in halbschattigen
Lagen gedeihen soil, nimmt man 1 Teil Agrostis alba van prorepens, 1 Teil
Poa nemoralis und 2 Teile Lolium perenne tenue. Fur sonnige Flachen:
^'3 Poa pratensis, Va Agrostis stolonifera und Va Lolium perenne. In den grosseren
Samenhandlungen kauft man ja diese Rasenmischungen schon fertig, nur ist
es notig, beim Ankauf derselben zu bemerken, ob die Lage der Rasenflache
sonnig oder schattig ist. Im Durchschnitt rechnet man 300 Gramm auf je
10 Quadratmeter Flache. Nach erfolgtem Saen hackt man den Samen mit
einer Harke unter, ohne jedoch mit der Harke zu ziehen, denn dadurch wird
die Saat auf Haufen gezogen und geht dann spater ungleichmassig auf. Besser
ist es schon, wenn man auf die Samen recht gleichmassig Erde streut, so dass
sie gut bedeckt sind. Hierzu ist aber moglichst unkrautfreie Erde zu verwenden,
denn das Unkraut geht viel eher als der Grassame auf und erstickt denselben
dann spater. Darauf wird die ganze angesate Flache recht gleichmassig fest-
getreten, was mittels sogenannter Tretbretter geschieht, die man sich unter
die Stiefelsohlen bindet. Bei grosseren Flachen nimmt man anstatt der Tret¬
bretter eine Gartenwalze und walzt die Rasenflache fest.
Zumeist beginnt der Rasen 10 bis 14 Tage nach der Saat aufzulaufen
(keimen), je nach dem feuchten Oder trockenen Wetter friiher oder spater.
Das moglichst gleichmassige Aufkeimen des Samens wird bei trockener
Witterung nur durch tagliches, sorgfaltiges Besprengen der Rasenflache
erreicht. Dass man zum Zwecke der Bewasserung die frisch besate Flache
nicht betreten darf, ist wohl selbstverstandlich. Man kann mit der Giesskanne
deshalb nur schmale Rasenstreifen bewassern, bei grossen Flachen tut dies
die Gartenspritze. Hier ist jedoch ganz besonders Vorsicht am Platze, damit
die Saat nicht blosgelegt und aus dem Boden gespult wird, deshalb darf nur
mit feinem, weit verteiltem Strahl gespritzt werden. Nachdem die junge Saat
4 bis 6 cm hoch geworden ist, muss der erste Schnitt ausgefuhrt werden. Da
die frisch angesate Flache aber noch sehr weich ist, und die jungen Graser
nur sehr lose im Erdreich stehen, so darf der erste Schnitt nicht mit der
Maschine geschehen, sondern er muss mit der Sense oder Sichel ausgefiihrt
werden. Der Schnitt mit der Sense ist aber gar nicht so einfach, als dies
wohl scheint, und ist daher nur von einem mit der Handhabung dieses Schnitt-
instrumentes gut vertrauten Arbeiter vorzunehmen. Nach dem Schnitt ist
die Flache mit einem Reiserbesen recht vorsichtig abzukehren und dann
wiederum mit der Walze festzuwalzen. Gut ist es, wenn der erste Schnitt
bei triibem Wetter ausgefuhrt werden kann, denn die Sonne brennt die jungen
Rasenpflanzchen, die sich solange gegenseitig beschatteten, unbarmherzig auf
die Schnittflache, wodurch die jungen Rasenkeimlinge sehr leiden. Auch den
zweiten und dritten Rasenschnitt lasse man auf dieselbe Weise ausfuhren,
denn es gibt bei einer Rasenanlage viele Pflanzchen, die sich erst mit der
Zeit kraftigen. Diese, die zu einem dichten Rasenteppich ganz besonders
beitragen, wiirden aber durch die Maschine gar bald herausgerissen, denn das
Schneiden mit der Maschine ist ja eigentlich kein Schnitt, sondern ein Raufen,
ahnlichdem Abweiden des Grases durch die Kuheaufden Weideplatzen. Geht
nun eine Kuh einmal verbotener Weise in ein Feld Roggen oder Hafer, so
73
I
i
Zi.
Der Rasenplatz im Hausgorten.
1
brennt oft grosse Rasenflachen vollstandig aus. Auf jeden Fall ist die Wirkung aller
mineralischen Dungstoffe eine zweifelhafte, sofern der Boden keine Humus-
stoffe birgt, wo die mineralischen Dungstoffe aufschliessend wirken konnen.
Darum ist im Sommer eine Auflosung von Rinderguano, den man in einer
alten Tonne mit Wasser auflost und dann diinn und gleichmassig auf die Rasen-
flache gibt, viel wirkungsvoller. Ist jedoch im Herbst der letzte Rasenschnitt
vollendet, so nehme man Komposterde, Strassenschlick und auch ausgebaggerten
Teichschlamm und bringe ihn als Kopfdiingung auf den Rasen. Im Friihjahr
wird dann die ganze Rasenflache sauber abgeharkt, damit alle Steine und
strohigen Teile der Dungung beseitigt und etwaige Klumpen der aufgebrachten
Dungung zerkleinert werden. Dann ist es gut, wenn mit der Gartenwalze die
ganze Rasenflache gewalzt wird. Viel Verdruss bereiten dem Gartenfreunde
die Unkrauter im Rasen, die sich durch ihr Bliihen unangenehm bemerkbar
machen. Besonders sind dies das Gansebliimchen, der weisse Steinklee,
der Wegerich und der Lowenzahn. Diese unliebsamen Eindringlinge beseitigt
man am besten, indem man ihre Hauptwurzeln samt den Stauden mit scharfem
Messer recht tief heraussticht; die iibrigen Wurzelreste sterben dann ab.
Wahrend diese Unkrauter durch ihren unerbetenen Aufenthalt im Gartenrasen
ungern gesehene Gaste sind, gibt es eine ganze Menge Friihlingsblumen, die
in dieser Jahreszeit viel zur Belebung des Gartenbildes beitragen, besonders,
wenn im zeitigen Friihjahr das Griin des Gartenrasens noch nicht so intensiv
ist wie im Sommer. Hierher gehort zuerst das liebliche Schneeglockche n
die anmutige sibirische Meerzwiebel, die reizende Fruhlingsknotenblume, der
Friihlingssafran und weiter das ganze Heer der Krokus, Tulpen, Hyazinthen
und andere. Die Knollen bzw. Zwiebeln dieser Pflanzen legt man im Herbst
zwanglos zerstreut in den Rasen, am besten in der Nahe von Geholzrandern,
wo sie besonders anmutig wirken. Man macht zu diesem Zwecke mit
einem Stiick Holz ein Loch von der Grosse der Zwiebel in den Rasen und lasst
diese dann in einer Tiefe von ca. 3—5 cm hinabgleiten, jedoch so, dass
deren Triebspitze nach oben gerichtet ist. Dann wird das Loch mit Kompost¬
erde gefiillt. Vom Marz bis Mai bliihen dann diese Zwiebeln. Haben sie ab-
gebliiht, so lasst man sie ungestort an ihrem Platze; sie bliihen in jedem
Friihjahr willig wieder und vermehren sich zudem noch reichlich, Wenn der
Rasen geschnitten wird, kann die Sense ruhig die Blatt- und Bliitenreste mit
fortnehmen, es tut dem Pflanzlein keinen Schaden. Zeigt sich jedoch die
Herbstzeitlose im Rasen, so ist diese gefahrliche Giftpflanze mdglichst tief
auszustechen, denn sie geht mit ihrer Zwiebel 70—80 cm in den Boden
hinein und treibt von dieser Tiefe aus ihren Blutenstengel empor. Wir sehen
nach diesen Ausfiihrungen, dass dem Gartenfreund allerlei Mittel zur Er-
langung eines schonen Gartenrasens zu Gebote stehen, und dass es bei
einiger Aufmerksamkeit wohl moglich ist, denselben in seiner Schonheit auch
dauernd zu erhalten.
1
79
den Pflanzen die ihnen behagende
Stellung und Ordnung. Es war, wie
dcr lialiener sag! .alia rinfusa* gc-
pflanzt, d. h. nur so hincingeworfcn!
Es handelte sich nun darum, diesem
Teil dcs Prmchibaues, dem Pcrisiyl
und den Musen, den ganzen Bluten-
zauber zu Fiissen zu legen, dessen
ein griechischer Fruhling fihig ist
Das war eine schwere Aufgabe; denn
klein ist die Zahl derartiger Kalk-
pflanzen. Der Boden ist irockener,
teilweise aufgeschutteter, steiniger
Kalkmergel. Das Wasser aus dem
Kalkgestein, das aus ciner Ttefe von
ungefMhr 85 Meter herausgepumptwird,
ist hart und kalt und ohne Leben.
Denncch ist das Wunder gediehen,
und alliahrilch lockl und glinzt ein
Blumenflor dort obcn, so wundcrvoll,
so prichtig und voll Leben, dass er
alle Herzen erfrcut.
Die Blumen, die dort im April !
und Mai 1910 btuhfen und im
weiten Raume dufteten, waren
blaue Cinerarien, Calla aeihiopica,
Darwintulpen , Nemesia Suitani-
Mischung, Schizanthus, Winterlcv-
koien und Primula obconica. Dieser
Ictzteren sollten die heutigen Zeilen
gelten. Als breitc Borduren dienten
gelbe und weisc Primula vcris, die !
wir uns aber erst selber beschaffen
mussten, denn was wir davon in
Samen kauften, war alles andere, nur
nicht .veris*, sondern grdsstenteils
vulgaris Oder acaulis. Ferncr Myosotis
oblongata Albion, Myosotis silvatica
Indigo — eine Einfassungsperle!
Myosotis Liebestern, ebenfalls ein
Einfassungsiuwel, von dem wir hier
auch die reinweisse Form haben.
Viola tricolor maxima reinweiss, Viola
comuta Papilio; diese letztere Sorte
eignet sich fiir unsere Verhiltnisse
besonders gut. Rosen befinden sich
auf den Nachbarterrassen.
Alle dunklen, tief beschatteten
Winkel und Ecken, wo sonst nichts
wachsen und noch weniger bluhen
will, Sind mit zweijahrigen, in kicinen
Topfen gezogenen Asparagus plumosus
nanus roscnartig begrunt. Als Silm-
linge Sind sie fur diesen Zweck am
schonsten. Sic werden nicht aus-
gestopft und Sprengeri wird weniger
Oder nie bcwissert, wcil er durch den
kaikigen Boden leicht gelbe Tricbe
erhilt und sein feines lichtes Grun
verliert.
Nun kommen wir aber endlich zu
unseren Obconica - Pri mel n, die
im Bilde auf den tangen schmalen
Streifen Erde so schdn wiedergeget«n
worden sind. Primein unter den hier
vorhandenen klimatischen Verhill-
nissen in diesem Boden zu zuchteo,
ist ein Triumph; sie so schdn zu
haben wie diese obconica, ein Wunder.
Aber das Wunder schrumpft etwas
ein, wenn man weiss, dass es nur er-
reicht werden konnte mit Hilfe der
in Buschwildem zusammengescharrten
Humuserde, die mit etwas Kompost-
erde vermischt wurde. Wir haben
kein Primelklima und wdd komrot
auf Korfu nicht cine vor. Die Samen
kauften wir von eincr grosscn deut-
schen Samenbaufirma und von Ville-
franche. Sie keimten recht gut, nach-
dem sie im Monat Mai-Juni an
einem schattigen Ort geUi waren.
Die PRanzen wurden nach altem
Muster sorgfiliig gezogen, kamen in
grosse Holikisten, weil wir sie im
freien Grunde der Olivenwurieln
wegen nirgends heranziehen konnicn.
Sie blieben dort solange, bis sie in
T6pfe Oder an Ort und Stelle aus*
gepflanzt werden konnten; das ge-
schieht hier von Mitte Oktober bis
Endc November, nachdem die Hcrbst*
regen den ausgesogenen Boden durch-
feuchtet und befruchtet haben. Das
Beet, welches wir auf dcr Abbildung
crblicken, wurde bis 25 cm Tiefe
mit reichlich W'aldhumus und V'j Korn*
posterde gemischt, gut bcarbeiiet und
gelockert. Hierin wuchsen die PRinz-
chen sehr upptg, selbst am Stamme
der grossen Pal men, wo dcr Boden
fast immcr pulverdurr bleibi, weil die
Palmenwurzein jcden Tropfcn W'asscr
aufsaugen. Man muss dort deshalb
auch im Winter, selbst bei Regenwetter,
bewisscm. Die P. obconica erzeugten
hier keine Hautkrankheiten; sie
bluhten von Ende Februar bis Ende
Mai. Ihr Hauptflor fici Mitte April
und setzte erst aus, als die grossen
Wassermengen Mitte Juli ausfielen.
Sie brachten soviet Samen, dass wir
damit den ganzen Park besien kdnnten.
Ihre Blute war herriich, wenn sie
auch nicht immer dem langen und
oft zuviel versprechendcn Namen
der D. G. G.
i
g.ssa aggaasa pt tppB ggyggsaaa; assa ggsa
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Im letzten Heft des vorigen Jahrganges hat Herr H. Pudor in seinem
Artikel „Schulgarten und Kindergarten" zu diesem Thema das Wort ergriffen.
Herr Pudor behandelt die Frage rein vom Standpunkte des Idealismus und
der Zweckmassigkeit. Jedermann wird ihm recht geben, dass bei der Anlage
von Schulgarten, wie iiberhaupt fiir Schones und Gesundes, fiir Licht und
Luft in jeder Beziehung fiir unsere Kinder nie genug geschehen kann. Leider
wird aber von den Gemeindevertretungen, grosseren und kleineren, dieser
Idealismus fiir die Ausgestaltung der Schulen in asthetischer wie hygienischer
Beziehung zwar, oft mit grossen Worten, dem Grunde nach wohl anerkannt,
sobald aber die Kostenfrage herantritt, scheitern alle schonen Plane oder, was
iibrig bleibt, ist ein kleines, mit engen Wegen durchzogenes, vielleicht fiir
ein Einzelstudium geeignetes, mit Pflanzen besetztes Stiick Land. Da ich mich
mit dieser Frage seit Jahren beschaftigt habe und auch mehrfach als Gut-
achter gehbrt worden bin, sei es mir gestattet, hier einmal auf die Schwierig-
keiten hinzuweisen, die der Griindung von Schulgarten meist im Wege stehen,
dann aber auch auf die Moglichkeit, bei gutem Willen, selbst mit den geringsten
Mitteln Brauchbares zu schaffen.
Was zunachst die Schwierigkeiten anbetrifft, so liegen diese bei grossen
wie kleinen Gemeinden nicht allein auf dem pekuniaren Gebiete. Grossen
Stadten wird es meist nicht schwer, sich fur die Lieferungen nach den Schulen
einen Zentralschulgarten einzurichten, fiir den sich auch aus den grossen
Lehrkorpern eine geeignete wissenschaftliche Leitung finden lassen wird. In
der Mehrzahl der Falle macht aber hier schon die Terrainfrage Schwierig¬
keiten; sehr vielfach hat die noch heute leider oft geiibte Praxis zu Unzu-
traglichkeiten gefiihrt, ein Terrain fiir Schulgartenzwecke nicht definitiv
herzugeben, sondern nur vorlaufig. Steigt das betreffende Terrain dann im
Werte, dann ist es fiir eine „bessere‘‘ Verwendung reif, und wird dann wirklich
ein Terrain definitiv hergegeben, liegt es gewiss weit vor den Toren, wo die
Terrainpreise noch „annehmbar“ sind.
Je grosser die Stadt ist, desto schwieriger ist naturgemass schon fiir alle
Schulen ein regelmassiger (denn nur solcher kann wesentlichen Nutzen
schaffen) Besuch des Zentralgartens; liegt der Garten aber erst weit draussen,
dann wird einer der zwar bei den Schulern beliebten, aber seltenen Ausfluge
(Landpartien) daraus und all die idealen, erziehlichen Dinge gehen fast ganzlich
verloren; ein Ausflug in Wald und Feld tut meiner Erfahrung nach mehr.
Hat die betreffende Stadt oder eventu^ll ihre Universitat einen wirklichen
Schulgdrten.
botanischen Garten, so gibt es da in den verschiedenen Abteilunpn der Nutz-
pflanzen, biologischen usw. viel zu demonstrieren, und zwar mit dauerndem
Erfolg. 1st das nicht der Fall, so dient der Zentralgarten im wesent-
lichen der Pflanzenlieferung fiir die Schulen, das heisst der Lieferung ge-
schnittener Pflanzen fur den Klassenunterricht. Was das fiir Missstande zur
Folge hat, namentlich wenn sich der Unterricht lediglich danach zu richten
hat, weiss jeder, der einen Blick in diese Binge getan hat. Nach der Berech-
nung Sachverslandiger werden fur jede grosse Schule etwa 400 Pflanzen-
lieferungen wahrend des Sommersemesters gebraucht, das heisst bei einer
Durchschnittsbesetzung von 40 Schulen 16000 Pflanzen. Bei einer grosseren
Zahl von Schulen mit verschiedensten Lehrplanen (Gymnasium, Realgym-
nasium, Oberrealschule, Gehobenere, Gemeindeschulen usw.) ist es dem Leiter
des Schulgartens oft ganz unmoglich, in der Auswahl der Pflanzen fiir jede
einzelne Klasse (nicht Schule!) so zu disponieren, dass fiir die Schule etwas
Erspriessliches herauskommt; dass sich nicht nur ein willkiirliches Mosaikbild
von Pflanzen ergibt, iiber deren Naturgeschichte haufig genug der Lehrer selbst,
der sie ja erst kurz vor der Stunde erhalt, nur ungenugend unterrichtet ist.
Von einem durchdachten, niitzlichen Lehrplan ist dabei keine Rede. Wer nicht
nur von aussen her, sondern durch Einblick in die Schulen, auch an sich
undseinen Kindern erlebt hat, welche trockenen bureaukratischenFormen dieser
Unterricht bei minder eifrigen Lehrern annehmen kann und leider oft an-
nimmt, kann schwer sein Missvergniigen verbergen, wenn es geschieht gegen-
iiber einer Wissenschaft, die wie keine dazu angetan ist, Herz, Kopf und
Blick zu offnen, sehen, denken und verstehen zu lehren.
Je grosser die Entfernung des Zentralschulgartens, des billigen Terrains,
von den Schulen ist, desto schwieriger und auch kostspieliger ist natiirlich
die Zustellung der Pflanzen. Kapitalisiert man diese dauernden Mehrkosten
gegeniiber einem im Innern liegenden Garten, den man vielleicht friiher aufgab,
so hatte man dafiir seinerzeit in sehr vielen Fallen das „provisorische“
Gelande erwerben oder dauernd behalten konnen. Dazu kommt noch der
Zustand, in dem die Pflanzen in den Schulen anlangen, und die Zeit, die sie
in den Schulen (zusammengebiindelt und oft mangelhaft behandelt!) oft lagern
mussen, ehe sie in einer bestimmten Klasse verbraucht werden konnen. Jeden-
falls wieder ein starker idealer Verlust.
In den mittleren und kleinen Orten war es bisher meist ublich und wird
es bisher noch sehr vielfach geiibt, dass die Schuler aus der Umgebung der
betreffenden Gemeinde die Pflanzen sammeln und mitbringen, gewiss ein sehr
niitzlicher und belehrender Gebrauch; der Schuler sieht die Pflanzen am
natiirlichen Standorte, sieht ihre standigen Begleiter; ich glaube nicht, dass
mir aus dem ganzen naturwissenschaftlichen Schulunterricht irgend etwas so
unverloschlich im Gedachtnis geblieben ist, wie die Vegetationsbilder der
Orte, an denen wir fiir die Schule sammelten. — Je weiter aber selbst bei
mittleren Stadten die Bebauung nach aussen fortschreitet, desto schwerer wird
es, die einzelnen notwendigen Pflanzen herbeizuholen, desto weiter wird der
Weg, der dann den Schularbeiten an manchen Tagen die notige Zeit
nimmt. So wird auch dies Ideal in der Praxis oft zur Last, und ich weiss
genug Falle zu nennen, wo die Lehrer, die doch auch nicht immer die Zeit
haben, sich alles selbst zu holen, stets in Ungewissheit schwebten, ob es den
auch vom Uebel.
der Ort,
94 Naturlicher Ndhrstoffgehalt und Dungebedurfnis des Bodens.
Nattirlicher Nahrstoffgehalt and Diingebedtirfnls
des Bodens.
Von F. Ledien, Dahlem-Berlin. (Fortsetzung von S. 26.)
Es drangt sich nun die Frage vor: welche Quantitaten von Pflanzen-
Nahrstoffen entstehen denn nun im Boden durch die vorerwahnten physiolo-
gischen Vorgange? — Es begreift sich von selbk, dass die Mengen je nach
Bodenart und Zusammensetzung, Durchluftung, Feuchtigkeit usw. ungeheuren
Schwankungen unterliegen. Es konnen deshalb allgemein zutreffende Zahlen
iiberhaupt nicht gegeben und eine Vorstellung nur gewonnen werden aus
einzelnen einseitig angestellten Versuchsarbeiten neueren Datums. Die boden-
bakteriologische Forschung steht eben erst am Anfang ihrer Entwicklung, aber
ihre Ergebnisse geben uns doch schon viele wertvolle Erklarungen fiir eine
Menge im Boden sich abspielender Vorgange, mit denen die Praxis schon zum
Teil jahrhundertelang arbeitete, ohne ein Verstandnis fiir die Vorgange haben zu
konnen, mit denen wir aber heute schon sehr bestimmt rechnen konnen.
Die Brache, die Griindiingung, die Fruchtfolge, besonders mit Einschaltung
von Leguminosen-Kulturen wurden schon im Altertum mit Erfolg angewendet.
Die Massregeln der Praxis sind hier, wie das nicht selten zu beobachten ist,
den Erkenntnissen der Theorie urn Jahrhunderte vorausgeeilt. Aber wir
konnen die theoretischen Erklarungen der Forschung nicht entbehren, wenn
wir jene altbewahrten Kulturmassnahmen mit Erfolg weiterentwickeln wollen;
und dahin miissen wir streben, wenn die einmal begrenzten Kulturflachen
auch fernerhin der so gewaltig zuwachsenden Bevolkerung wenigstens einen
nennenswerten Beitrag zur Ernahrung und Erhaltung liefern sollen.
Wenn wir von einer gewissermassen automatisch, d. h. mehr oder weniger
ohne unser Zutun vor sich gehenden Nahrstoffanreicherung des Bodens
sprechen, so meinen wir damit nicht die durch Witterungseinflusse und andere
Prozesse fortlaufende Aufschliessung der Mineralien, die wir hier ganz ausser
acht lassen wollen, sondern in erster Linie die Stickstoffanr eicherung
durch Bindung des atmospharischen Stickstoffes durch niedere Organismen.
Der StickstofP ist der teuerste und immer in zu geringer Menge vorhandene
Nahrstoff, dessen Erganzung wir immer im Auge haben mussen, und dessen
Verschwendung sehr leicht hohe Summen kostet, oft ohne dass wir es wissen.
Seine Beschalfung macht alien Interessenten Sorge, da sein beruhmtes natiir-
liches Vorkommen in Chile in nicht ^u ferner Zeit erschopft sein durfte.
Wir wissen heute sicher, dass die Technik imstande sein wird, ihn auf
verschiedenen Wegen aus dem ungeheuren Stickstoffvorrat in der Atmosphare
in nutzb’are Form zu bringen, aber dass er dadurch billiger wiirde, ist nicht
zu erwarten. Das Schwinden des Chilesalpeters wird uns vielmehr dereinst
wehrlos in die Hande der Luft- und StickstofFabrikanten ausliefern, und man
wird alle Quellen studieren und ausniitzen lernen mussen, um diesen fiir
alles Leben unentbehrlichen Nahrstoff zu gewinnen und zu sparen.
Aus diesem Grunde durfen wir also auf keinen Fall die naturlichen
Stickstoffquellen im Boden ignorieren oder auch nur zu pflegen versaumen.
Es ist schon zu Anfang gesprochen von der Stickstoffbindung aus der Luft
durch Bakterien, die Azotobakter-Arten. Eine schone fiir uns ausreichende
Uebersicht iiber den heutigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis dieser
Naturlicher Ndhrstoffgehalt und Dungebedurfnis des Bodens.
mit Getreidestroh, mehr oder weniger lang geschnitten, als Lockerungs- und
Durchluftungsmittel hervor. Damit ist in grossen Ziigen angedeutet, was man
unter einer Bodenpflege zu verstehen hat, die mit den naturlichen Boden-
reichtumern und ihrer Erschliessung vernunftig umgeht.
Der Azotobakter fehlt eigentlich in keinem Boden; wo es scheinbar
daran mangelt, da wird es sich nur darum handeln, die seiner Entwicklung
giinstigen Lebensbedingungen zu steigern. Wenn nun in meinem bisherigen
Referate uber die Forschungsergebnisse in der Bodenbakteriologie die Resul-
tate sich auch noch vielfach nur auf empirische Versuchsverfahren stiitzen,
die ihnen nur eine beschrankte Giiltigkeit verleihen, so konnen wir uns doch
der Einsicht nicht verschliessen, dass es sich bei der StickstofFassimilation
im Boden durch niedere Organismen um einen Faktor handelt mit dem der
Landwirt rechnen darf, und dessen Leistungsfahigkeit er in hohem Masse be-
einflussen kann. Gewiss haben alle diese Gewinn- und Ersparnismoglich-
keiten durch die Ausnutzung und Forderung der lebendigen Bodenkrafte
direkten praktischen Wert nur fiir die extensive Wirtschaftsweise, die mit
minimalen Ausgaben und bescheidenen Einnahmen rechnen muss, wahrend
die meist hochintensive Betriebsweise des Gartenbaues solche kleinen Hilfen
und Ersparnisse nicht hoch veranschlagen kann. Aber ihre Kenntnis spielt
doch iiberall in das gartnerische Wirtschaftsleben hinein und muss deshalb
immer wieder einmal unter uns besprochen werden. Ihre vollige Ignorierung
und Unkenntnis bringt jedenfalls gelegentlich recht grosse Verluste an Betriebs-
mitteln mit sich, die sicherlich mehr gewiirdigt werden wiirden, wenn sie
allgemeiner bekannt waren.
Bevor ich an die Besprechung des Dungebedurfnisses im gartnerischen
Pflanzenbau gehe, muss aber noch der Stickstoffanreicherung des Bodens
durch die Kultur und Unterbringung von Leguminosen als Griindiingung
wenigstens gedacht werden. Auch in diesem, ubrigens ja von alters-
her angewandten Dungeverfahren, handelt es sich um Luftstickstoff,
der durch Mikroorganismen, welche mit der Leguminosenwurzel in
Symbiose leben, gebunden wird. Die Leguminosen konnen wie alle grunen
Pflanzen den Bodenstickstoff, den ihre Wurzeln finden, auch verarbeiten. Ihre
Fahigkeit aber, den Luftstickstoff ausnutzen zu konnen, lasst jede starkere
kiinstliche Stickstoffdungung als eine Verschwendung erscheinen. Ihre stick-
stoffbindende Tatigkeit geht nach den beruhmten Versuchen von Schultz-
Lupitz sogar soweit, dass unter gunstigen Bedingungen eine Wirtschaft auf
leichtem Boden sich mit Hilfe der Griindiingung von der Stickstoffzufphr von
aussen unabhangig machen kann. (Vageler 1. c.) Auch fiir diese Art der
Stickstoffgewinnung aus der Luft ist eine geregelte Kali- und Phosphat-
diingung Bedingung. Das Kalkbediirfnis aller Leguminosen ist bekannt. Die
Wurzelbakterien der Leguminosen scheinen zwar auch allgegenwartig zu sein,
wenigstens iiberall dort, wo Leguminosen vorkommen; sie zerfallen aber, wie
es scheint, in zwei Arten, die auf die verschiedenen Gattungen der Legu¬
minosen nicht in gleicher Weise wirksam werden konnen, (Lupinenbakterien
nicht bei Bohnen usw.) Dafiir besteht bei diesen Bakterien die Moglichkeit
einer Imp fun g, die bei Azotobakter niemals in Frage kommt. Immerhin
sind Falle bekannt, die aber hier unerortert bleiben miissen, dass selbst
Impfungen mit der richtigen Bakterienart wirkungslos verlaufen. Als wichtigster
9g Natiirlicher Ndhr staff gehalt und Dungebedurfnis des Bodens.
verstehen, urn die glanzendsten Erfolge damit zu erzielen und doch Geld und
Arbeit zu ersparen.
Hiervon soil im nachfolgenden die Rede sein, urn vielfach an mich
gelangenden Anfragen nach Moglichkeit zu entsprechen.
Eine Anzahl landwirtschaftlicher und gartnerischer Versuchsstationen
arbeitet nun schon lange genug fur uns, um bestimmte und direkt anwendbare
Ratschlage in dieser Richtung zu bieten, (Vergl. meine Berichte in der Garten-
flora 1902 (51. Jahrgang) „Resultate neuester Diingerversuche" usw. und in
Sitzungsberichte und Abhandlungen der Gartenbau-Gesellschaft Flora zu
Dresden 1900 und 1902.) Sehr eingehende Behandlung des gartnerischen Diinge-
wesens finden wir in den Werken von Prof. Dr. Paul Wagner: Ernahrung
gartnerischer Kulturpflanzen; Dr. Richard Otto -Proskau: Die Diingung gart¬
nerischer Kulturen; Theod. Bonsmann: Zweckmassiger Gebrauch der
Handelsdiingemittel u. a. Wertvolle Arbeiten fur unsere Zwecke sind auch
hervorgegangen aus dem agrikulturchemischen Institut Wei henstep han, in
welchem Prof. Dr. We in sich diesen Fragen speziell gewidmet hat; die ver-
schiedenen Arbeiten iiber Stickstoffdiingung im Obstbau, im Gemusebau usw.
sind erschienen in der „Naturwissenschaftlichen Zeitschrift fiir Land- und Forst-
wirtschaft" (Tubeuf und Hiltner).
Wenn wir von den Quantitaten sprechen wollen, die im intensivsten
Pflanzenbau zur Anwendung kommen sollen, so miissen wir uns fiir Falle, wo
Diingungen scheinbar nicht einschlagen wollen, merken, dass es nicht allein
auf die Mengen der Hauptnahrstoffe ankommt, sondern noch vielmehr auf das
Mengenverhaltnis der verschiedenen Hauptnahrstoffe zueinander.
Der Stickstoff kann im Kulturboden fehlen - dann wissen wir dem Mangel
durch geeignete Dungungen abzuhelfen. Er kann aber auch in Menge vor-
handen sein, mit und ohne unser Wissen, und z. B. unwirksam bleiben bzw.
schadlich wirken, wenn nicht gleichzeitig die entsprechenden Mengen Kali
und Phosphorsaure in aufnehmbarer Form zur Verfugung stehen. Wir
mussen uns klar machen, dass z. B. zur vollen Ausbildung einer Pflanze der
notige Stickstoff sowie auch das notige Quantum Kali vorhanden sein konnen,
von dem entsprechenden Quantum Phosphorsaure aber, sagen wir: nur die
Halfte geboten ist; so wird das Resultat sein, dass auch von dem Stickstoff
und dem Kali nur die Halfte zur Verarbeitung und Wirkung gelangen und die
gedachte Pflanze auch nur die Halfte der erreichbaren und wiinschenswerten
Ausbildung erlangen wird; das kann unter Umstanden volliges Misslingen
einer Kultur bedeuten. Es handelt sich da um ein langst erkanntes Gesetz^
das uns lehren muss, keinen der im Verlauf unserer Kulturen wirksamen
Faktoren zu vernachlassigen, da gerade die vorhandene Menge des im ge-
ringsten Masse vertretenen Nahrstoffes das Endresultat bestimmt. In diesem
Sinne ist keiner der drei Hauptnahrstoffe wichtiger als der andere! Verstosse
gegen dieses Gesetz geschehen bei uns und im landwirtschaftlichen Betriebe
fortwahrend, im gartnerischen aber zweifellos am schlimmsten. Verstosse
gegen dieses Gesetz sind es auch, die die Einfiihrung des Diingens mit den
Handelsdiingern bei uns immer noch erschweren, da sie oft die Ursache von
Misserfolgen sind, die man ungerechterweise der ganzen Methode zur Last
legt. Es wird Sache der landwirtschaftlichen und gartnerischen Versuchs¬
stationen sein, den in der grossen Masse immer noch widerstrebenden
100
Naturlicher Ndhrstoffgehalt und Dungebediirfnis des Bodens.
Im Obstbau mit seinen stabilen Kulturen, mehr oder weniger alien
Bestanden, deren Wurzeln zum Teil schwer beizukommen ist, liegen die
Verhaltnisse ahnlich wie in den Forstkulturen. Auch bier wird die Renta-
bilitat leicht in Frage gestellt, auch hier sind Materialverluste sehr leicht
moglich und die Bediirfnisse nicht immer leicht zu beurteilen. Jedenfalls
muss der Baum die notigen Nahrstoffe in aufnehmbarer Form vorfinden fiir
das, was fur den neuen Holzzuwachs und was fiir die Ernte notig sein wird,
sonst versagt er nach einer oder nach beiden Richtungen. Wo gar nicht gedungt
wird, in Grasgarten, an Landstrassen usw., da muss der Baum zufrieden sein
mit dem, was der Boden freiwillig liefert, infolge von Zersetzung der Mineralien
im Boden, infolge von Bodenbakterienarbeit usw. Die Wurzeln miissen weit
wandern, urn den Nahrstoffbedarf zu decken, und der ewige Wechsel zwischen
wenigen guten und vielen schlechten Obstjahren ist das Endresultat. Um
die primitive Ernahrung dieser Art nach Moglichkeit zu steigern, miisste
jedenfalls die Offenhaltung der Bodenoberflache auf alle mogliche Weise be-
trieben werden, so dass Luft und Tagewasser wenigstens ausreichend zur
Wirkung kornmen konnen. Die Baumscheiben sind so weit auszudehnen, wie
die Wurzeln vermutlich reichen. Man hat in richtig betriebenen Kulturen
schon fruher gedungt mit Mistjauche und mit Holzasche und hat damit
gegeben Stickstoff, Kali, aber nicht genug Phosphorsaure; bekannt war immer
schon die Wichtigkeit starker Kalkgaben z. B. in Form von Bauschutt.
Wer hat aber immer diese Stoffe in geniigender Menge vorratig, und wie
schwer ist doch die Diingung in dieser Form gegeniiber der zu empfehlenden
Diingung mit den Handelsdiingern !
Wollen wir mit Erfolg dungen, so miissen wir zunachst auch fur einen
geniigenden Hu musgehalt der oberen Bodenschichten sorgen zurBegiinstigung
der Bakterientatigkeit. Laub wird selten in geniigender Menge vorhanden sein, um
als Bodendecke aufgebracht zu werden, zumal es am notwendigsten auch dort
ist, wo es erzeugt wurde, sei es im Walde, sei es im Park. Im Mist ist der
Humusgehalt zu teuer, um den ganzen Bedarf daran damit zu decken, auch
wurde man dann mit Stickstoff iiberdiingen. In gut gehaltenen Plantagen, Obst-
garten usw. wird man mit Grundiingung mittelst Lupinen am weitesten
kornmen, die durchaus nicht alljahrlich zu wiederholen ist, ausser in gar zu
leichtem Boden. Erfahrungen damit sind, ausser an der vorerwahnten Stelle,
in dem ^Frankfurter praktischen Ratgeber", in der „Gartenwelt“ und anderswo
oft genug bekanntgegeben, um zur Nachahmung anzuregen. Neben der
Griindiingung muss hier auch gleich die Kalk- und Phosphorsaureversorgung
genannt werden, fiir die man eine reiche Verwendung des Thomasmehles
nicht warm genug empfehlen kann. Dasselbe wird in Quantitaten von
5 bis 10 kg pro Ar etwa alle drei Jahre im Herbst oder in den Wintermonaten
moglichst tief und gleichmassig mit dem Boden vermengt, da die darin ent-
haltene Phosphorsaure nicht mit dem Regenwasser wandert, sondern nur
dort aufgenommen wird, wo die Wurzeln auch wirklich hingelangen. Gleich-
zeitig damit muss der Kalibedarf durch etwa 8 bis 10 kg Kainit pro Ar gedeckt
werden, welches das Thomasmehl iiberhaupt erst recht zur Wirkung bringt.
Auf kalkarmen Boden wird man mehr Kalk in Form von kohlensaurem Kalk,
und zwar bis zu 20 kg pro Ar geben; so auf Moor- und leichtem Sandboden.
Auf schwereren, bindigen Boden, die selten kalkarm sind, ist Aetzkalk ca. 10 kg
JOl
wo eine Griin
Jahr und Ar: In den :
1
102 Naturlicher Ndhrstoffgehalt and Diingebedurfnis des Bodens.
10 kg Kainit, eventuell 15 kg kohlensaurer Kalk moglichst tief und innig mit
dem Boden vermengt. Im April und Mai 1,5 kg Superphosphat, 1,5 kg Kali-
salz, 40 prozentig, und in zwei getrennten Gaben 3 kg Chilisalpeter oder 2,5 kg
schwefelsaures Ammoniak in einer Gabe im April.
Diese Diingung wiirde pro 100 qm und Jahr kosten etwa 1.56 Mark.
Fiir Mistdiingung oder Griindiingung, sowie die Arbeitslohne wiirde das gleiche
anzusetzen sein, so dass die Bearbeitung fiir 100 qm insgesamt etwa 3 Mark
erfordern wiirde. Fur einen grossen Kronenbaum also etwa 40 bis 75 Pfennig
je nach Starke der Diingung und je nach dem Grade der Vernachlassigung
der Dungung in vorhergehenden Jahren.
Diese Berechnung soil nur ungefahr ein Bild geben, welche Kosten
etwa in Frage kommen konnen, Dieselben schwanken natiirlich je nach den
Ortsverhaltnissen. Fine sehr viel grossere Rolle spielen diese Diingefragen
natiirlich in den intensiv betriebenen Baumschulen. Man vergegenwartige
sich nur, welche gewaltigen Mengen von Pfianzenbaustoffen mit jedem
Abraumen eines Quartiers dem Boden entfiihrt werden, ja welche Mengen
bestkultivierten Kulturbodens von jedem Koniferenquartier mit den Wurzel-
ballen entnommen werden usw. Das muss dort natiirlich ersetzt werden, und
zwar fiir diese Parforcekulturen mit absolut sicher und rasch wirkenden
Mitteln, die im Ueberfluss und in leicht aufnehmbarer Form die Hauptbau-
stoffe liefern. Wir haben doch unbedingt an der Ueberzeugung festzuhalten,
dass Pflanzen aus giinstiger Jugendernahrung solchen aus kiimmerlicher in
der Weiterkultur iiberlegen sein werden, mogen die stabilen Vefhaltnisse
nachher sein, wie sie wollen.
Griindungung wird iiberall da vorziigliche Erfolge bieten, wo Raum und
Zeit fiir eine solche Zwischenkultur etwa von Endejuni bis zum Herbst iibrig
bleiben. Sonst muss fiir Humusersatz in ausgiebigster Weise Sorge getragen
werden. Grosse, gutgepflegte Stallmisthaufen, die immer wieder mit Jauche
iiberpumpt werden mussen und auf gemauerten oder gepflasterten Diinge-
statten lagern, miissen einen Teil dazu liefern; anderseits ist mit Torfmull
und Torfstreu zu arbeiten, urn den Boden leistungsfahig zu erhalten. Mit
Unterbringung der Griindungung ist Aetzkalk zu geben, urn die rasche Zersetzung
der Pflanzen faser zu fordern. Besonders mochte ich diese Kultur den Rosen-
schulen empfehlen, fiir die ein Kulturwechsel schon wegen der vielen Krank-
heiten von alien Praktikern immer fiir so notwendig gehalten wird.
Fur solche energisch gedungten Kulturen ist naturlich eine kiinstliche
Bewasserung in den meisten Boden unerlasslich. Dieselbe findet auch schon
iiberall statt, wo der Boden nicht Grundfeuchtigkeit genug besitzt, jedoch
miisste in den meisten Fallen viel mehr darin geschehen. Berieselung ist
hier das Ideal und Hesse sich wohl oft leichter anbringen, als man denkt;
das meist betriebene Bewassern mit dem Schlauch ist entschieden teurer
und nicht so wirksam. Urn auch hier fiir die zu gebenden Quantitaten
wenigstens einen Anhalt zu geben, kann hier folgendes als Durchschnitts-
bedarf bezeichnet werden.
• Die Vorratsdiingung mit Phosphorsaure mittels Thomasmehles darf hier
beim Rigolen bis zu 10 kg pro Ar steigen, was dann bis ins dritte Jahrhinein
wirksam bleibt. Dem wurde eine Kainitdiingung von 7,5 kg entsprechen. An
rasch wirkenden Dungern, die in den Friihjahrsmonaten nach dem Pflanzen
Naturlicher Ndhrstoffge
Dangebediirfnis des Bodens.
1
In altkultiviertem Boden werden Erbsen und Bohnen die fiir die Anfangs-
entwicklung, wie erwahnt, notwendige Stickstoffnahrung ohne weiteres vor-
finden. Auf leichten Boden und bei Neuanlagen, auf urbar gemachten Moor-
flachen usw. wird man mit einer leichten Stickstoffgabe von etwa 1 kg Chili-
salpeter pro Ar, nach der Aussaat als Kopfdungung gegeben, rechnen miissen.
Die Hauptdiingung wird dann fur die Leguminosen bestehen miissen
aus ca. 5 kg Superphosphat (ISprozentig) und etwa 2 kg Kalisalz (40prozentig)
pro Ar. Das ist von den Braunschweiger Konservenfabriken mit Riicksicht
auf die Haltbarkeit der Erbsen und Bohnen fiir Einmachezwecke festgestellt
worden.
Fur alle Gemusekulturen wird immer ein starker Humusgehalt
Bedingung sein. Dafiir miissen Griindiingung und starke Torfmullgaben
sorgen, wo es daran fehlt. Im iibrigen konnen hier nur leichtlosliche, rasch-
wirkende Diingungen helfen, wo die Kulturen oft nur einige Wochen dauern.
Den Stallmist, sei es Pferde-, sei es Rinderdiinger, wird man seiner vielen
guten Eigenschaften wegen niemals entbehren konnen; er kann aber bei der
Unzulanglichkeit seines Nahrstoffgehaltes und der Ungleichheit seiner Zusammen-
setzung niemals allein ausreichen, um ein in jeder Hinsicht hochstwertiges
Produkt zu erzielen. Und wenn dann schon einmal Hilfsdiingungen notwendig
Sind, so greife ich doch am liebsten zu solchen von sicherbekannter Zusammen-
setzung und idealzuverlassiger, rascher Wirksamkeit, wie die konzentrierten
Diingesalze sie bieten. Die Quantitaten sind hier etwa die gleichen wie die
fiir den Baumschulenbetrieb empfohlenen. Nur den Stickstoff wird man etwa
im doppelten Quantum geben, also etwa 8 kg Chilisalpeter pro Ar, immer als
Kopfdungung gedacht und in etwa 3 bis 4 Teilgaben ausgestreut je nach dem
Zustande der Kultur. Der Chilisalpeter wird am allerbesten mit dem Giessen
gegeben in Losung von etwa 3 pCt. (also etwa 3 kg auf das Hektoliter Wasser)»
besonders bei stark dungungsbedurftigen Blattgewachsen, wie Kohlarten,
Bleichsellerie usw. Die Wichtigkeit einer starken Bewiisserung braucht hier
nicht erst hervorgehoben zu werden. Wenn jemals die Ernten von Riesel-
kulturen nicht befriedigt haben, besonders in bezug auf die Konservierungsfahig-
keit der Gemiise, so kann man sicher die Schuld nur auf eine ungeniigende
Beriicksichtigung des gegenseitigen Verhaltnisses der Hauptnahrstoffe schieben,
und ebenso wird die Regulierung dieses Mengenverhaltnisses mit reichlicher
Zugabe von Kalk dem Auftreten der vielen Krankheiten auf das beste entgegen-
wirken. Die verschiedenen Modifikationen dieser Durchschnittsvolldiingung,
wie sie bei der Mannigfaltigkeit der Kulturanspriiche der verschiedenen
Pflanzenarten und der ebenso grossen Mannigfaltigkeit der Bodenzusammen-
setzung sich fur den Fachmann von selbst ergeben, brauchen hier nicht
erwahnt zu werden. Hervorgehoben zu werden verdient aber die Erfahrung,
dass man fiir die hier in Betracht kommenden feineren Gewachse auf die
Verwendung des sonst empfohlenen Kainits ganz verzichtet und statt dessen
immer nur das 40prozentige Kalisalz verwendet, welches bei seiner leichten
Lbslichkeit sogar noch im Sommer aufgestreut oder mit dem Giesswasser
gegeben werden kann.
Ich verweile gern noch einen Augenblick bei den hier auch in Frage
kommenden Maiblumenkulturen, iiber die ich mich ip dieser Zeitung
schon im Jahre 1902 (Gartenfl., 51. Jahrg., S. 339 u. f.) ausgesprochen habe. Ich
Naturlicher Ndhr staff gehalt und Dungebedurfn
105
habe seitdem erst die grosse Bedeutung der Griindiingung fur solche Kulturen
kennen gelernt, sowohl fiir leichte Boden, die man gewbhnlich fiir diese
Kultur bevorzugt, als auch fiir schwerere Boden, bei denen der Mangel an
ausreichenden Stallmistmengen sich oft sehr fiihlbar macht. Ich mochte fiir
alle Falle den Anbau von Griindiingungs-Leguminosen als Vorfrucht fiir die
Maiblumen sehr empfehlen, ja ich stehe nicht an, einen Versuch zu empfehlen,
Seradella auf leichtem Boden nach der Friihjahrspflanzung im ersten Sommer
als Zwischenkultur zu saen. Ich kann nicht mehr sagen, dass sie zur
Griindiingung dienen soil, denn ich kann sie nicht mehr unterbringen. Aber
ich schatze ihre Eigenschaft, den Bocfen mit Stickstoff anzureichern,
sehr hoch, wie in vielen landwirtschaftlichen Versuchen festgelegt ist
durch Hiltner, Vogel u. a., und ausserdem entspricht diese Zwischen¬
kultur dem Bediirfnis der frischgepflanzten Maiblume nach einer geringen
Bodenbeschattung. Natiirlich muss die iibliche Grunddiingung mit Kalk, Kali
und Phosphorsaure vorausgegangen sein. Wie ich in meinen friiheren Ar-
beiten uber die Kultur der Maiblume schon ofter gezeigt habe, ist diese
Pflanze im ersten Jahre meist gar nicht imstande, die ihr oft in grosser
Menge gebotene Stallmistdiingung zu verwerten. Vor Mitte Juni pflegt sie
keine frische Wurzelspitzen zu zeigen, und eine wirklich iippige Wurzelbildung
st fast immer erst im zweiten Jahre festzustellen. Ich habe deshalb immer
empfohlen, die voile Masse des zur Verfiigung stehenden verrotteten Stall-
mistes erst im Herbste des ersten Jahres der. Kultur oder im Winter aufzu-
bringen, weil erst im zweiten Sommer die voile Gewissheit besteht, dass
der gegebene Stickstoff auch voll ausgenutzt wird. Hat man den Stallmist
erst einmal aufgebracht, so ist eine Leguminosenkultur natiirlich nicht mehr
von Wert, da die Knollchenbildung bei Gegenwart grosserer Mengen loslichen
Stickstoffdiingers vollig aufhort und die Leguminosen-Zwischenkultur einfach
davon mitleben wiirde. Auf die Beschattung aber durch Seradella-Zwischen-
kultur wiirde ich grosse Hoffnungen setzen angesichts der grossen Ausfalle
an gepflanzten Keimen, die dem Sonnenbrande und der Sommerdiirre zum
Opfer fallen. Lassen doch viele Maiblumenziichter aus diesem Grunde gern
das Unkraut zwischen den Keimen im ersten Jahre stehen, da es beschattet
und feucht halt. Leider zehrt es auch immer kraftig von den aufgebrachten
Diingern mit. Einen Versuch in nicht zu kleinem Umfange ware die Sache
wohl wert.
Es ist begreiflich, dass die Praxis in Landwirtschaft und Garten-
bau den im Anfang geschilderten, sprunghaft vordringenden Forschungs-
ergebnissen der Wissenschaft gegeniiber zuriitkhaltend und vorsichtig geblieben
ist und die darauf aufgebauten Diingungsmethoden mit Misstrauen betrachtet,
da manche scheinbare Misserfolge die Handhabung der chemischen Dunge-
mittel einerseits als gefahrlich, anderseits als unwirksam erscheinen liessen.
Man wird nicht leugnen konnen, dass in solchen Fallen noch manche
unbekannte Nebenursachen hindernd mitwirken, die ja nur die wissenschaft-
liche Forschung aufklaren kann, die ja auch ihr letztes Wort noch lange nicht
gesprochen hat. In der weitaus grosseren Zahl der Falle der vermeintlichen, in
der Praxis beobachteten Misserfolge handelt es sich aber darum , dass die
Dungungen nicht mit der notigen Sachkenntnis ausgefiihrt sind. Zuviel oder
zu wenig oder in unrichtigem Verhaltnis oder zur unrechten Zeit gegeben.
1
106 Haaptergebnisse der Gdrtnereistatistik.
das lasst alles so viele Moglichkeiten fur ein Misslingen offen, dass man
diese Falle als die Hauptursachen bezeichnen kann. Die Bevorzugung der
alten Hilfsdungungen mittels Jauche, Hornspanen, Knochenmehl, Blutmehl,
Poudrette usw. durch die Praktiker beruht ja zur Hauptsache auf der grosseren
Vertrautheit mitdiesen und der Furcht vor dem unbekannten. Ich kann aus meiner
Erfahrung heraus sicher sein, dass bei der ausserordentlichen Vertrautheit der
Gartner mitden Bediirfnissen ihrer Spezialkulturen die Kultivateuremeistnachden
ersten richtig angestellten Versuchen fur die modernen Diingemethoden ge-
wonnen sind und sie rasch den bei ihnen vorliegenden besonderen Boden- und
Klimaverhaltnissen entsprechend atiszubauen verstehen. Dazu gehort aber eine
eifrige Beachtung alles dessen, was in der Fachpresse iiber diese hochwichtigen
Wirtschaftsfragen erscheint. Man lasse zudem in den Fachvereinen immer wieder
erfahreneDiingungspraktiker von den landwirtschaftlichen und gartnerischenVer
suchsstationen zu Worte kommen. Im Zusammenwirken mit diesen werden beide
Teile ausserordentlich gewinnen.
Die Hauptergebnisse der Gdrtnereistatistik.
V orbemerkung.
Die statistische Darstellung der Gartnerei ist durchgefiihrt
I. nach berufsstatistischen Gesichtspunkten,
II. nach gewerbsstatistischen Gesichtspunkten.
Die berufsstatistischen Nachweisungen (vgl. den ersten Abschnitt der
Staatstabellen) behandeln das Gartnereipersonal nach seinen personlichen
Eigenschaften und Verhaltnissen; den gewerbestatistischen Uebersichten
liegen die Angaben iiber die Gartnereibetriebe (Unternehmungen) zugrunde
(vgl. die ubrigen Abschnitte der Staatstabellen).
Die Verwertung der Gartnereistatistik kann nach verschiedenen Rich-
tungen gehen: sie kann eine Erganzung der allgemeinen Berufs- und Gewerbe-
statistik durch die vielseitigen Einzelheiten der Sondererhebung bilden; sie
kann dem gartnerischen Fachmann die besonderen beruflichen, sozialen und
gewerblichen Eigenschaften und Eigenheiten der Gartnerei ziffermassig vor-
fiihren, der Berufspolitik Unterlagen schaffen, soziale Bestrebungen fordern,
die Fragen des Lehrlingswesens, der Fachausbildung, der Standeshebung klar-
stellen helfen, dem Unternehmer gewisse Fingerzeige geben, der Gehilfen-
schaft die Arbeits- und Aufruckungsgelegenheit zeigen; sie kann den gartnerei-
technische Anlagen, Maschinen usw. erzeugenden Gewerben zur ziffer-
massigen Kenntnis der Absatzgebiete niitzlich sein; sie kann der Landes-
kunde dienstbar gemacht werden; sie kann Verwaltungs- und gesetzgeberische
Massnahmen vorbereiten helfen u. a. m. Vieles davon muss besonderen
Untersuchungen und wissenschaftlichen Arbeiten oder fachlichen Erorterungen
vorbehalten bleiben. In der vorliegenden Veroffentlichung kbnnen nicht alle
Moglichkeiten erschopft werden.
Bei den nachfolgenden Zusammenstellungen sind der Uebersichtlichkeit
halber die Gartnerei-Arten in drei Gruppen: I. Vorzugsweise fiir den eigenen
1) Aus der Zeitschrift des Konigl. Pr. Statistischen Landesamtes 1910. Erganzungs-
heft XXXV: Statistik der Gartnerei in Preussen nach der Erhebung vom
2. Mai 1906.
Die Hauptergebnis
Gartn
Jtistik.
107
Haushalt betriebene Gartnerei (Herrschafts-, Schloss-, Guts-, Villengartnerei
und dergleichen); II. Gartnerei fiir offentliche Anlagen, Friedhofe, Theater,
Vergniigungsgarten usw. und III. alle iibrige (das ist vorwiegend die gewerb-
liche) Gartnerei einschliesslich der Handelsbetriebe fiir Gartnerei-Erzeugnisse
zusammengefasst. In den Tabellen selbst sind diese Hauptgruppen, namentlich
die dritte, noch weiter nach Arten zerlegt worden.
Auf die Einzelarten kann des Raumes wegen nur gelegentlich ein-
gegangen werden. Bei einigen Zahlenreihen sind auch die Gruppen I und
II vereinigt worden.
Die gartnereistatistische Erhebung hat das in seinem Bestande nach
der Jahreszeit wechselnde Bureau- und Verwaltungspersonal sowie die Ge-
hilfen und Arbeiter fiir a) den Erhebungstag und b) den Jahresdurchschnitt
ermittelt. Die Aufbereitung lasst diesen zweifachen Personalbestand, wo es
moglich ist, erkennen.
I. Die Erwerbstatigen dcr Gartnerei nach berafsstatistischen
Unterscheidnngen.
1. Zahl und Art der Erwerbstatigen.
Am 2. Mai 1906 wurden in den Gartnereien Preussens im ganzen
140539 erwerbstatige Personen, und zwar 100119 mannliche und 40420 weibliche
ermittelt, ausserdem 9141 helfende Familienangehorige, und zwar 2116 mann¬
liche und 7025 weibliche. Eingeschlossen sind in die Erwerbstatigen, ausser
den Unternehmern (Geschaftsleitern, Inhabern), den Gehilfen und Arbeitern
auch die Gartnerlehrlinge.
Unter den 140539 erwerbstatigen Personen befanden sich
mannliche Erwerbstatige ganzen
gartnerisch gelernt .... 51093
gartnerisch angelernt . . 8089
ungelernt . . . . . 40937
zusammen mannliche 100119
Gruppe I Gruppe II Gruppe III
12944 4727 33422
1413 968 5708
16762 _ 9833 14342
31119 15528 53472
weibliche Erwerbstatige
gartnerisch gelernt .... 1833
gartnerisch angelernt . . 2293
ungelernt . . . . . 36294
zusammen weibliche 40420
29 20 1 784
161 44 2088
13899 _ 3561 18834
14089 3625 22706
im ganzen Erwerbstatige
gartnerisch gelernt .... 52926 12973 4 747 35206
gartnerisch angelernt . . . 10382 1574 1012 7796
ungelernt . . . . 77231 30661 _ 13394 18834
im ganzen 140539 45208 19153 76178
Von den ausserdem noch helfenden Familienangehorigen kamen 100 mannliche
und 297 weibliche auf die Gruppe I, 45 bzw. 136 auf II und 1971 bzw.
6592 auf III.
Im Durchschnitt des Jahres oder in der Regel waren von alien der-
artigen erwerbstatigen Personen 148028 (103957 mannliche und 44071 weib¬
liche) in der Gartnerei Preussens beschaftigt. Abgesehen von den Unter¬
nehmern (Geschaftsleitern, Inhabern), den Lehrlingen und den helfenden
Die Hauptergebnisse der Gar
Familienangehorigen, die fiir den Erhebungstag und den Durchschnitt mit den-
selben Zahlen erscheinen, ist die Zahl der beschaftigten Personen im Durch¬
schnitt hoher als am Erhebungstage. Das Mehr entfallt zum grossten Teil
auf die ungelernten Arbeiter und insbesondere auf die weiblichen Arbeits-
krafte. Wo fiir gewerbe- und arbeitsrechtliche oder sozialpolitische Fragen
das Personal mitbestimmend ist, wird daher unter Umstanden das grossere
Personal des Jahresdurchschnittes zur Grundlage zu nehmen sein.
An gelernten, angelernten und ungelernten Personen wurden imjahres-
durchschnitt Oder in der Regel verwendet
mannliche gelernte .
angelernte
ungelernte .
ganzen Gruppe I Gruppe II Gruppe III
52668 13198 4752 34718
8487 1 468 989 6030
42802 17182 9855 15765
zusammen 103957 31848
weibliche gelernte . 2491 159
angelernte . . . 2517 183
ungelernte . . , 39063 14619
15596
3603
56513
zusammen 44071 14961 3685 25425
Da durch die Gartnereistatistik die einschlagigen Verhaltnisse tunlichst
vollstandig ermittelt werden sollten, mussten in die berufsstatistischen Ueber-
sichten fiber das Personal der Gartnerei auch die zahlreichen nebenberuflichen
Inhaber und Unternehmer von Gartnereien mit einbezogen werden. Solchergibt
es in alien Gartnerei-Arten; ausschliesslich nebenberufliche Inhaber usw. finden
sich in der vorzugsweise fiir den eigenen Haushalt betriebenen Herrschafts*,
Schloss-, Guts- und Villengartnerei und in ahnlichen hierher gehorigen Be-
trieben (Gruppe I). Im ganzen wurden unter 33722 Leitern, Inhabern und
Unternehmern 14222 nebenberufliche ermittelt, die sich verteilten auf die Gruppe I
der Gartnerei-Arten mit 10172, auf die Gruppe II mit 1196 und auf die
Gruppe III mit 2854. Da sich hierunter 10245 gartnerisch Nichtgelernte
und noch 2680 nur Angelernte befanden, so hat man es bei den nebenberuf¬
lichen Leitern, Inhabern und Unternehmern von Gartnereien offenbar mit
einer grossen Anzahl solcher Personen zu tun, die zwar wirtschaftlich mit
der Gartnerei mehr oder weniger zusammenhangen und, falls alle Gartnerei
in gewerberechtlicher Beziehung besonderen gesetzlichen Bestimmungen
unterworfen wfirde, zu den rechtlichen Tragern und Vertretern der Betriebe
zahlen wfirden, die aber technisch fiir die Gartnerei kaum sehr viel bedeuten.
Das geht insbesondere aus der Tabelle 7 hervor, nach der von den 14222
nebenberuflichen Unternehmern usw. ihrem Haupberufe nach 8067 der
Landwirtschaft, 1843 dem Gewerbe, 1374 dem Handel und Verkehr, 1720
dem offentlichen Dienste und freien Berufen und 1218 dem Stande der
Rentner, Berufslosen usw. angehorten. Zieht man daher diese 14222
Personen von der Gesamtzahl der in der Gartnerei erwerbstatigen ab,
so verbleibt fiir den Stand vom 2. Mai 1906 ein Gartnereipersonal von 126317
und fiir die im Jahresdurchschnitte tatigen ein solches von 133806, ausserdem
9148 helfende Familienangehorige in beiden Fallen.
Bei der allgemeinen Berufszahlung vom 12. Juni 1907 wurden mit Ein-
schluss von 4723 helfenden Familienangehorigen nur 92482 hauptberuflich
Die Hauptergebnis
eistatistik.
Erwerbstatige in der Berufsart „Kunst- und Handelsgartnerei, Blumen- und
Kranzbinderei" ermittelt, denen von 31058 im Handel mit Samereien und
Blumen Erwerbstatigen noch ein Teil hinzuzurechnen ware. Die Ergebnisse
der allgemeinen Berufszahlung bleiben also hinter denen der gartnerei-
statistischen Sondererhebung immerhin nicht unbetrachtlich zuruck. Es ist dies
ein Beweis dafiir, -dass durch die allgemeine Berufszahlung die Personal-
verhaltnisse der Gartnerei nicht sicher festzustellen waren, und dass die
gartnereistatistische Sondererhebung das Vollstandigere geboten hat, was sich
ja auch durch die Verschiedenheit der Erhebungsmethode beider Zahlungen
mehr als ausreichend erklart. Erwiesen ist damit insbesondere, dass es
richtiger war, die ursprunglich fiir den Zweck geplante Ausnutzung der all¬
gemeinen Berufszahlung durch eine besondere gartnereistatistische Erhebung
zu ersetzen, selbst wenn man die Berufszahlung mit alien iibrigen bei der
Sondererhebung vorgenommenen Ermittlungen hatte belasten wollen.
2. Die Erwerbstatigen nach der Stellung im Berufe.
Der Stellung im Berufe nach unterscheidet die Tabelle 2 des Tabellen-
werkes die am 2. Mai 1906 erwerbstatigen Personen (unter Fortlassung der
helfenden Familienangehorigen)
im bei der bei der bei der
in ganzen Gruppe I Gruppe II Gruppe III
1. Unternehmer, Inhaber usw.
gartnerisch gelernt .... 15257 239 946
gartnerisch angelernt . . . 6867 637 541
gartnerisch ungelernt . . . 11598 9296 _ 500
zusammen 33722 10172 1987
darunter weiblich 3651 1233 82
14072
5689
1802
21563
2336
davon hauptberufliche
gartnerisch gelernt .... 13960
gartnerisch angelernt . . . 4187
gartnerisch ungelernt ... 1 353
zusammen 19500
darunter weiblich 2144
682 13278
74 4113
35 _ 1318
791 18709
7 2137
2. Betriebs- und Verwaltungs- im bei der
personal ganzen Gruppe I
gartnerisch gelernt .... 1533 30
gartnerisch angelernt . . . 482 10
gartnerisch ungelernt . . . 5446 _ 430
zusammen 7461 470
darunter weiblich 5014 214
3. Gehilfen und Arbeiter
gartnerisch gelernt .... 26638 9964
gartnerisch angelernt . . . 3033 927
gartnerisch ungelernt . . . 60187 20935
zusammen 89858 31826
darunter weiblich 31429 12634
bei der bei der
Gruppe II Gruppe III
100 1 403
6 466
190 _ 4826
296 6695
91 4709
3217 13457
465 1 641
12704 _ 26548
16386 41646
3448 15347
Die Hauptergebnisse der Gar
1
4. Gartnerlehrlinge iiberhaupt 9498 2 740 484 6274
darunter weiblich 326 8 4 314
Im Durchschnitt Oder in der Regel waren der Berufsstellung nach
der Gartnerei erwerbstatig
Unternehmer, Inhaber us>
(wie am 2. Mai 1906)
Betriebs- und Verwaltungspersonal
gartnerisch gelernt .... 1700
gartnerisch angelernt . . . 1034
gartnerisch ungelernt . . . 6232
im bei der
ganzen Gruppe I
33722 10172
bei der
Gruppe III
21563
5603
3. Gehilfen und Arbeiter
gartnerisch gelernt .... 28704 10330 3244 15130
gartnerisch angelernt . . . 3103 931 463 1709
gartnerisch ungelernt . . . 64035 21 990 12740 29305
zusammen 95842 33251 16447 46144
darunter weiblich 34491 13451 3499 17541
4. Gartnerlehrlinge . 9498 2740 484 6274
(wie am 2. Mai 1906.)
Will man sich die Schichten der Selbstandigen und der Abhangigen
durch Verhaltniszahlen veranschaulichen, wobei dann auch die 9141 helfenden
Familienangehorigen einzuschliessen und, wie die Lehrlinge, sinngemass den
Gehilfen und Arbeitern zuzurechnen sind, so fanden sich unter je hundert
a) am 2. Mai 1906
gesamt
der
Gruppe I
der
Gruppe II
der
Gruppe III
Selbstandige .
22,53
22,30
10,28
25,45
Angestellte .
4,98
1,03
1,53
7,90
Gehilfen und Arbeiter . . .
72,49
76,67
88,19
66,65
b) im Durchschnitt
Selbstandige .
21,46
21,55
10,21
23,83
Angestellte .
5,70
1,37
1,87
8,79
Gehilfen und Arbeiter . . .
72,84
77,08
87,92
67,38
Weiter kamen Abhangige auf
2 einen Selbstandigen
im in in
ganzen Gruppe I Gruppe II
Gruppe III
a) am 2. Mai 1906 .
3,44
3,48
8,76
2,93
b) im Durchschnitt .
3,66
3,64
8,79
3,24
Die vorstehende Bezifferung des Verhaltnisses der Abhangigen zu den
Selbstandigen hat indessen nur allgemeinstatistische Bedeutung; sie ermoglicht
keinen Schluss darauf, wie das eigentliche geschulte Gartnereipersonal (ge-
lerntes und angelerntes) in den beiden Berufsstellungsschichten ziffermassig
zueinander steht, weil in jener Berechnung alle ungelernten miteinbezogen
sind. Wenn man sich also ein Bild davon machen will, wie sich unter den
geschulten Erwerbstatigen des Gartnereiberufs die Selbstandigen und
I
sssisisssil
4
115
1
1
119
II.UIIIBEM
BAUMSCHULEN
Biesenthal i. d. Mark
Berlin-Stetdner Bahn
Fernsprecher 51
Massenanzuch" v. Ziergeholzen,
von Nadelholzern in reicher
Auswahl, von starken ver-
pflanzten Obstbaumen u. von be-
sonders starken Strassenb^umen
burg ° 8^’plbeufe ^eb" 1897^‘Unfibet^
‘toffeu finb unb bleiben al8
Ideal-Garten-
eiifetten meine, fcit 25 ^aljrcn in fgl., furftl.,
I)eir?d)aftltdben, botantfd^eu ufro. ©arten ein*
gefubrtfn Excelsior-, Alumin.-, Leder- and Zink-
Etiketten.
ajluflet unb ^reiSliften foftenfici.
P. Kohler, Fabrik Schweidnlt*.
Vorattglichen Blumen-n. Garlendhngoi.
^ Stahl-Windlnrbinen
jyJIA^ Kostonlose Wasserfdrderung
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15. Marz 1911
Heft 6
1911, Heft 6, Inhalt:
;ar-Versammlung der D. G. G., zugleich 1000. Versammlung des Vereins zur Beforder
nbaues S. 121. — Francoa ramosa Hybriden S. 128. — Ruckblick auf die Geschic
ins zur Beforderung des Gartenbaues in den koniglich preussischen Staaten“ S.
hiedenes S. — Personalia S. 136. — Stadtische Fachschule S. 136. — Versammlung S.
Konigspreis
gestiftet von Se. Majestat dem Kaiser
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Den geehrten Interessenten bringe ich
hiermit zur gefalligen Kenntnis, dass
die umfangreichen Palmen- und
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Tiergarten Budapest erst im April
Oder Mai dieses Jahres vollkommen
fertiggestellt und dem Betriebe liber-
geben werden. Das gesamte Objekt
dieser ganzen Anlage betragt weit liber
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und werden in derselben alle modernen
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des Gewachshausbaues verkorpert sein.
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Febrtiar - Versammiung der D. G. G., zugleich
1000. Versammiung des Vereins zur Befordcrung
des Gartenbaues
am Donnerstag den 23. Februar 1911 im grossen Horsaal der Kbnigl. Land
wirtscfaaftlichcn Hochscfaale, Berlin, Invalidenstrasse 42.
Vorsitzender: Der Prasident der Gesellschaft, Herr Dr. Alfred
Berliner.
Der Prasident eroffnete die gut besuchte Sitzung kurz nach 6' 4 Uhr
mit folgenden Worten:
Meine hochverehrten Damen und Herren! Indem ich die Sitzung eroffne,
erlaube ich mir, Sie aufs herzlichste zu der 1. Monatsversammlung der
„Deutschen Gartenbau-Gesellschaft", der 1000. seit Griindung des Vereins,
zu begrussen. Ich freue mich ganz besonders, dass so viele Damen und
Herren unserm Rufe Folge geleistet haben, urn den, wie ich hoffe, inter-
essanten Vortragen, Ausstellungen und Besprechungen ihre Aufmerksamkeit
zuzuwenden. Die Wolken, die sich Ende vorigen Jahres iiber unserer Ge¬
sellschaft zusammenballten, sind erfreulicherweise geschwunden, und Friede
ist wieder in die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft eingekehrt. Die Kraft,
welche Ende des letzten Jahres und Anfang des neuen aufgewandt wurde zum
Kampfe des einen gegen alle und aller gegen einen, sie ist frei geworden,
um nunmehr in friedlichem Zusammenarbeiten Gutes zu schaPfen. Ich erlaube
mir die Bitte an Sie alle zu richten, uns in den Bestrebungen, in der
Deutschen Gartenbau-Gesellschaft etwas wirklich Grosses zu schaffen, nach
Kraften unterstutzen zu wollen. Das Prasidium ist von den besten Absichten
beseelt; es will ohne einseitige Bevorzugung der Liebhaber oder der Gartner
nur den deutschen Gartenbau fdrdern und nach jeder Richtung hin ausbreiten.
Wir wollen auch unsere Zeitschrift, die ,Gartenflora“ erweitern und vervoll-
kommnen. Wir wollen durch Schaffung neuer und Erweiterung alter bewahrter
Einrichtungen Zweckdienliches zu schaffen suchen und damit das Interesse
der Mitglieder an der Gesellschaft heben. Im Prasidium ist der Beschluss
gefasst worden, um diesen angestrebten Zielen auch wirklich gerecht werden
zu konnen, ausser Herrn Geschaftsfuhrer Braun noch einen wissenschaft-
lichen Mitarbeiter in der Person des Herrn Dr. Hugo Fischer anzustellen,
welcher bisher als Privatdozent an der Landwirtschaftlichen Hochschule tatig
ng der D.G.G. usw.
war. Ihm wird es in Zukunftobliegen, neben dem Ausbau der „Gartenflora“
auch die wissenschaftlichen Versuche, die die Gesellschaft mehr als bisher
aufnehmen wird, in die Wege zu leiten und Herrn Braun in seiner allge-
meinen Arbeit zu unterstiitzen.
Es ist mir ein Bediirfnis, an dieser Stelle dem Direktor des Konigl.
Botanischen Gartens, Herrn Geheimen Ober-Regierungsrat Prof. Dr. Engler,
meinen herzlichsten Dank dafiir abzustatten, dass er der Deutschen Gartenbau-
Gesellschaft im Konigl. Botanischen Garten ein geeignetes Stuck Versuchs*
land in Aussicht gestellt hat.
Wir wollen wie bisher die regelmassigen Monatsversammlungen bei-
behalten und eine Pramiierung der ausgestellten Gegenstande auch in Zukunft
vornehmen. Als Hauptpreise wollen wir jedoch drei Geldpreise einsetzen in
Hohe von 25, 15 und 10 Mark fiir jede Monatsversammlung. Es soil jedoch
dem Pramiierten, welcher statt eines Geldpreises eine Medaille zu haben
wunscht, iiberlassen werden, einen entsprechenden Antrag beim Prasidium
der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft zu stellen.
Wie Sie aus der letzten Nummer der „Gartenflora“ ersehen haben
werden, hat das Prasidium den ersten Schritt zur Bildung von Sonder-
abteilungen bereits getan und erbittet zur Ausgestaltung dieser wichtigen
Institutionen.Ihre lebhafte Mithilfe.
Es sollen zunachst folgende Sonderabteilungen ins Leben treten:
Sonderabteilung fiir Orchideen (besteht schon).
„ „ Chrysanthemum.
„ „ Dahlien.
„ „ Kakteen (Sukkulenten).
„ „ Rosen.
„ „ Stauden.
„ „ Blumenzucht (Topfpflanzen und Schnittblumen).
„ „ Obstbau.
„ „ Gemiisebau.
„ „ Pflanzenschmuck (Dekoration und Binderei).
„ „ Gartenkunst (Verwendung der Pflanzen im Garten
Geholzkunde und Anzucht.
Ich lasse eine Zeichnungsliste auslegen und bitte diejenigen Damen
und Herren, welche Mitglied einer dieser Sonderabteilungen zu werden
wiinschen, ihre Namen in die entsprechenden Rubriken einzutragen.
Auch die Verteilung unentgeltlicher Samereien werden wir in der alten
Weise beibehalten. Die Liste der abzugebenden Samereien ist in Nr. 4
der „Gartenflora“ bereits zum Abdruck gelangt; ich habe mit Vergnilgen
ersehen, dass eine recht rege Beteiligung eingesetzt hat.
Zum Schluss mochte ich noch einmal betonen, dass es die unerschiitter-
liche Absicht des Presidiums ist, alle Gaben gerecht und gleichmassig zu
verteilen. Die Prasidial-Geschafte werden nach alien Richtungen hin eine
unparteiische Erledigung finden und werden so gefiihrt werden, dass eine
einseitige Starkung der Liebhaber zuungunsten der Handelsgartner oder
umgekehrt ausgeschlossen ist. Gemeinsam wollen wir an der grossen Aufgabe
arbeiten, die ^Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" zu fordern und ihr einen im
bringender Ai
rWalterFriedrich inFr
und beide wiesen Cy(
Die Farbe sei :
und Andenken a
LudwigSpath, !
1
Francoa ramosa Hybriden.
(Hierzu Tafel 1590.)
Schone langstielige Schnittblumen sind zu jeder Jahreszeit ein will-
kommener WerkstofP fiir Dekoration und Binderei. Seit Jahren ist man be-
strebt, die Auswahl solcher Pflanzen zu vergrossern, um Neueres und Besseres
zu schaffen. Wenn der Erfolg auch offer ausbleibt, so bricht sich doch
manche Pflanze, wenn ihre Eigenart erst erkannt ist, langsam Bahn. Zu
solchen Pflanzen zahle ich die Francoa, besonders die neuen farbigen Hybriden,
die auf beiliegender Farbentafel naturgetreu wiedergegeben sind.
Diese Hybriden entstammen einer Kreuzung zwischen Francoa ramosa
Don. und Francoa appendiculata Kavan. und sind vor einigen Jahren im
Hofgarten zu Wilhelmshohe bei Kassel entstanden. Durch besondere Aus-
wahl der Samenpflanzen haben sich die Samlinge nach und nach in Grosse
und Farbung der Blumen verbessert, so dass ich die Ueberzeugung habe, dass
noch schonere Farbentonungen entstehen werden.
Die Francoa sind den Namen nach langst bekannt; nur kultivierte sie
niemand, vielleicht, weil ihre Kultur nicht eintraglich genug war. Francoa :
ramosa wie Francoa appendiculata stammen aus Chile; es sind Stauden, die
botanisch zur Familie der Dilleniaceen gehoren, welche mit den Saxifragen
(Steinbrechgewachsen) verwandt sind. Sie wurden von Cavanilles, einem
spanischen Botaniker, beschrieben und nach dem Arzt und Botaniker F. Franco,
der im 16. Jahrhundert in Valencia lebte, Francoa benannt. Der Saft von den
Francoa wird oder wurde von den Chilenen als kiihlendes und schmerz-
stillendes Heilmittel verwendet, wahrend man mit den Wurzeln schwarz oder
braun farbte.
Die alte Francoa ramosa bliiht kleinblumig weiss. Eine Verbesserung
ist die weisse Bliitenrispe auf der Farbentafel, die allerdings von keiner
schonen Hybride stammt; die besseren sind grossblumiger. Die farbigen
Blutenrispen entstammen der schon erwahnten Kreuzung. Die Bliitenstiele
sind, wie an der unteren Abbildung ersichtlich ist, sehr lang. Diese Pflanzen
sind schwach, starkere bringen viel mehr Bliitenstiele. Der erste Bliitenstiel
der Pflanze entwickelt sich meistens sehr kraftig und ist haufig monstros.
Zur Samenzucht sind die kraftigen Bliitenstiele am besten geeignet, hingegen
fiir den Schnitt empfiehlt es sich, den kraftigen Stiel rechtzeitig zu entfernen.
Es entwickelt sich dann an der Basis der Pflanze eine ganze Anzahl neuer
Bliitenstiele, die zwar nicht so stark und lang werden, dafiir aber zur Binderei
geeigneter sind. Die abgebildeten Pflanzen waren zur Samenzucht bestimmt.
Die Francoa sind Stauden, die bei uns nicht winterhart sind; sollten sie
mal einen Winter iiberstehen, dann sind die Pflanzen im Fruhjahr derartig,
dass man sie gern entfernt.
Man kultiviert die Francoa deshalb als Topfpflanze und iiberwintert sie
im kalten, frostfreien Kasten oder im Kalthaus. Die Anzucht aus Samen ist
einfach. Die Samlinge bluhen im Alter von 9—12 Monaten wahrend des
Friihjahrs, Sommers oder Herbstes.
Werden die Pflanzen entsprechend vorkultiviert, kann man sie auch im
Winter in Bliite haben, doch mussen sie vorher in ihrer Entwicklung so
Rtickblick aaf die Geschichte des „Vereins zur
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Nach einem vor der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft am 23. Februar 1911
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„Die Pflanze selbst kehrt freudig sich zum Lichte“ heisst es im
Wilhelm Tell. Ware Schiller in der Botanik so bewandert gewesen wie sein
Freund Goethe, er hatte nicht gesagt: die Pflanze selbst. Denn eben die
Pflanze, die hier doch allein gemeinte grflne Pflanze ist in weit hoherem
Masse auf das Licht angewiesen als das Tier; dieses bedarf zwar zur
Orientierung des Lichtsinnes, ist aber haufig schon von Natur aus mehr auf
andere Sinne, Geruch, Gehor und Tastsinn angewiesen. Tiere, die den Erd-
boden, Hdhlen, Oder die dunklen Meerestiefen bewohnen, sind haufig
vollstandig blind; sie bediirfen des Lichtes nicht. Ich brauche hier nur an den
Maulwurf zu erinnern, der sich hochst ungliicklich fiihlt, wenn ihn mal der
Zufall ans Tageslicht heraufbringt. Die Abhangigkeit der Pflanze vom
Licht ist eine weit tiefere und unm ittelbarere, ihr ist das Licht
unersetzlich.
1) In Rucksicht auf die knappe Zeit musste das Thema in stark abgekurzter Form
behandelt werden , daher wird der freundliche Leser dieses Aufsatzes namentlich in der
zweiten Halfte manches ausgefuhrt finden, was im miindlichen Vortrag ubergangen
eben nicht.
der Zelle trifft. ]
ir, dass das Licht schrag auf die
Lichtkegel die Mit
iMI
Griin in Wald und
■ Willkurliches,
die reinigende Kraft des Lichtes.
Luft ist nicht sehr hoch, er
143
Ganz regelmassig geschieht es aber bei den uberhaupt nur einmal
bliihenden Pflanzen, von unseren ein- Oder zweijahrigen Krautern an
ichen der Erhaltung
reifende Frucht nur
d. i. Fortp flanzung d(
144
1 Wesen — nur da
Bliitenfarbe. Ve
Welchen Einfluss hat die Dtingting
atif den Geschmack und die Haltbarkeit der
146
Einfluss hat die Diingung auf den Geschmack usw.
mit kiinstlichem Diinger ernahrte Gemiise gebraucht worden waren, so war
ja nichts bequemer, als anzunehmen, dass die Diingung die geringe Halt-
barkeit der Konserven verursacht babe. Beweise bedurfte es weiter nicht,
viel einfacher war ja, dem Gemiiseziichter die Anwendung der verdachtigen
Diingemittel zu verbieten. Es kam tatsachlich dahin, dass in den Vertragen
zwischen Konservenfabrikanten und Gemuseziichtern ein Passus aufgenommen
wurde, in dem die Anwendung bestimmter Diingemittel verboten wurde. In
Wirklichkeit konnte von einem schadlichen Einfluss der Diingemittel nicht
die Rede sein, sondern es handelte sich einfach um ein Vorurteil, wie in-
zwischen zweifelsfrei bewiesen worden ist. Jetzt wiirden sich Gemiiseziichter
ein Verbot der Anwendung bestimmter Dungemittel wohl schwerlich gefallen
lassen, weil sie wissen, dass es ihr Schade sein wurde. Man muss die
Entwicklung der Konservenindustrie kennen, um die Entstehung solch irriger
Ansichten verstehen zu konnen. Es fehlte zu jener Zeit den meisten Konserven¬
fabrikanten an der notigen Erfahrung, um sicher arbeiten zu konnen. Noch
mehr fehlte es an einer wissenschaftlichen Erklarung der Vorgange beim
Konservieren, die uns erst in neuerer Zeit, hauptsachlich durch die Tatig-
keit der Bakteriologen geworden ist. Das Vorurteil richtete sich gegen die
sogenannten kiinstlichen Diingemittel, deren ausserordentlicher Wert in bezug
auf die Steigerung der Erntemenge so vielfach erwiesen ist, dass dariiber
kein Zweifel mehr herrschen kann. Aber auch die Befurchtung, durch die
Anwendung der sogenannten kiinstlichen Diingemittel konnte die Qualitat
und die Haltbarkeit der Konserven verschlechtert werden, ist gefallen; gefallen
dadurch, dass man durch planmassige Versuche die Haltlosigkeit dieser Be-
hauptung nachgewiesen hat. Solche Versuche werden seit Jahren angestellt
von dem Kalisyndikat G. m. b. H. Stassfurt, der Delegation der Salpeter-
produzenten, Charlottenburg, und dem Verein der Dungerfabrikanten Hamburg-
Horn, unter Mitwirkung einer grossen Zahl von Gemiisezuchtern und Konserven¬
fabrikanten.
Da ich an diesen Versuchen mitarbeite, habe ich Gelegenheit, die
Resultate zu verfolgen. Das Gesamtresultat zeigt deutlich, dass durch
richtige Anwendung der in Frage kommenden kunstlichen Diingemittel (und
zwar: 40 prozentiges Kalisalz, Superphosphat und Chilisalpeter) eine Ver-
schlechterung des Geschmacks und der Haltbarkeit bei den Gemiise-
konserven nicht eintritt. Bei alleiniger Verwendung, von Stallmist wurden
nicht nur keine besseren Qualitaten erzielt, sondern in einzelnen Fallen so-
gar schlechtere Qualitaten als bei Verwendung der kunstlichen Diingemittel.
Einige besonders deutliche Beispiele fur die giinstige Wirkung der kiinstlichen
Diingemittel mochte ich hier anfiihren, zuvor aber eine Erklarung, wie die
Priifung der Konserven ausgefiihrt wird.
Die auf dem Versuchsfelde furKonservengemiise in Braunschweig
angebauten Gemiisesorten werden sowohl auf die Erntemenge als auch auf
deren Beschaffenheit untersucht. Proben von jedem verschieden gedungten
Teilstiick werden getrennt verarbeitet, um dabei die Eignung fiir Dosengemiise
und deren Haltbarkeit festzustellen. Ebenso werden Proben zum Dorren nach
einer Praservenfabrik in Hildesheim geschickt, um dort die Ausbeute an Dorr-
gemiise festzustellen. Bei der spateren Kostprobe von derartigen Dauer-
waren, die unter Mitwirkung von Fachleuten des Gemiisebaues und der
iiii
147
1
148 Welchen Einfluss hat die Dungung auf den Geschmack usw.
Wert desMehrertrages 1 kg zu60Pf. 301.80 M.
Jahrliche Diingungskosten . . 149. — »
Verbleibt Gewinn 152.80 M.
Neben der grosseren Erntemenge wurde eine Steigerung der Beschaffen-
heit des gediingten Spargels bei der dritten Kostprobe in Braunschweig am
26. November 1908 festgestellt. Die wie oben nach Punkten erfolgte
Beurteilung ergab:
Ungediingt Gedungt
Aussehen . 4 4 Punkte
BeschafFenheit . 3 4 „
Geruch . 4 4 „
Geschmack . 2 _ 4
Gesamturteil 13 16 Punkte.
Der mit 1000 kg Kainit, 400 kg Superphosphat und 300 kg schwefelsaurem
Ammoniak fiir 1 ha gediingte Spargel war hiernach um drei Punkte hoher
geschatzt, wobei auf den am wichtigsten Geschmack zwei Punkte entfielen.
Die Spargelversuche in Paulshof bei Burg wurden ebenfalls auf ganz
leichtem Sandboden durchgefiihrt, fiir den die Stallmistdiingung in einer Gabe
von 300 dz fur 1 ha jedes dritte Jahr nicht ausreichte, um Hochsternten zu
erzielen. Der im Jahre 1902 gepflanzte Spargel brachte vom ha
im Jahre
1903 .
1904 . .
1905 .
1906 .
4 Ernten .
Mehrertrag gegen Ungediingt
Stallmist
allein
509 kg
3369 „
3823 „
3216 „
10917 kg
Wert des Mehrertrages 1 kg zu 60 Pf.
Dungungskosten fiir 4 Jahre .
Verbleibt Gewinn
Stallmist
und Kunstdunger
602 kg
3876 „
3799 „
12145 kg
1228 „
736.80 M.
532.00 n
204.80 M.
Noch giinstiger zeigt sich der Einfluss der Kunstdiingerbeigabe von 1200 kg
Kainit, 500 kg Thomasmehl und 400 kg Chilisalpeter fiir 1 ha auf die Starke
der Spargelstangen. Nach der in Braunschweig iiblichen Sortierung wurde
das Kilogramm damals berechnet:
I. Sorte iiber 35 g schwer mit 90 Pf.
II. „ 25—35 „ „ „ 62 „
III. „ 15—25 „ „ n 30 „
IV. „ unter 15 „ „ „ 8 , ’
100 kg Spargel, mit Stallmist allein gediingt, ergaben beim Sortieren:
Sorte I 28,3 kg zu 90 Pf. = 25.47 M.
„ II 25,6 „ „ 62 „ = 15.81 „
„ III 21,1 „ „ 30 „ = 6.33 „
„ IV 25,1 „ „ 8 , = 2.01 „
I
100 kg wurden bewertet zu 49.62 M.
Welchen Einfluss hat die Dungung auf den Gesc
149
Die gleiche Spargelmenge vom angrenzenden Teilstiick, das mit Stallmist
und Kunstdiinger wie oben gediingt war, ergab:
I. Sorte 38,6 kg zu 90 Pf. = 34.74 M.
II. „ 25,6 „ „ 62 „ = 15.87 „
III. „ 19,4 „ „ 30 „ = 5.82 „
IV. „ 16,4 „ „ 8 „ = 1.31 „
100 kg warden bewertet zu 57.74 M.
Infolge obiger Dungung wurde der Wert um 8.12 M. erhoht, so dass sich
dadurch der oben berechnete Gewinn von 204.80 M. noch ganz bedeutend
Bei der Geschmackspriifung wurde der Stallmist-Spargel mit 3,9 Punkten,
der Kunstdiingerspargel aber mit 6,5 Punkten bewertet. Derartig giinstige
Ergebnisse hat jedoch nur die Volldiingung aufzuweisen. Fehlte namlich
einer der PflanzennahrstcfFe, so hatte dies eine Verschlechterung zur Folge,
die besonders deutlich durch Kali- oder Phosphorsauremangel verursacht wurde,
Bei einem imjahre 1904 ausgefuhrten Diingungsversuche von E. Lierke-
Leopoldshall ergab sich, dass der Kopfsalat durch die Anwendung kunst-
licher Dungemittel nicht nur fruher Kopfe, sondern auch solche von grosserem
Umfange und mehr Festigkeit bildete als die Pflanzen auf der ungediingten
Oder nur einseitig gedungten Flache, die im vorhergehenden Jahre gleich-
massig mit Stallmist gedungt war.
Vom Maikonig wog ein Kopf durch-
schnittlich
am 27. Mai .
am 2. Juni . ^
Zunahme in 7 Tagen .
Von 100 Pflanzen brachten marktfahige Kopfe
am 27. Mai .
am 2. Juni .
am 10. Juni .
Zu den Marktpreisen berechnet, warden
rte erzielt:
ingediingt gedungt
92 g 163 g
113 „ 215 „
21 g 52 g
24 g 72 g
41 „ 23 „
von 1 Ar folgende Ernte-
Ungediingt:
27. Mai 24 pCt. von 1078 — 258 Kopfe zu 3.50 M. pCt. — 9.03 M.
2. Juni 41 „ „ „ — 442 „ „ 2.50 „ , — 11.05 „
10. Juni 35 „ „ „ — 378 „ n 1.80 „ „ — 6.80 ,
Summa: 26.88 M.
Gedungt mit 2 kg schwefelsaurem Kali, 3 kg Superphosphat und 2,5 kg
schwefelsaurem Ammoniak fur 1 Ar (100 qm):
27. Mai 72 pCt. von 1078 — 776 Kopfe zu 3.50 M. pCt. — 27.16 M.
2. Juni 23 „ „ „ — 248 „ „ 2.50 „ „ — 6.20 „
10. Juni 5 „ „ „ — 54 „ „ 1.80 „ „ — 0.97 „
Summa: 34.33 M.
Mehrwert gegen ungedungt 7.45 M.
Diingungskosten . 1-40 «
Gewinn . 6.05 M.
i
150
Welchen Einflu
Diingung auf den Geschmack usw.
Ich konnte es hiermit genug sein lassen, denn die Resultate der ge-
nannten Versuche zeigen zur Genuge, dass der Einfluss der kiinstlichen
Dungung auf den Geschmack und die Haltbarkeit der Konserven ein gunstiger
ist. Es handelt sich aber urn die Dungung im allgemeinen, nicht allein urn
die kunstliche Dungung; daher ist es notig, die Frage noch naher zu erortern.
Zunachst was den Geschmack anbetrifft, so wissen wir alle, dass zarte Gemiise
in der Kiiche bevorzugt werden. Muss eine Pflanze im Boden nach Nahrung
suchen, so wird sie zweifellos viel fruher ein festes Gewebe bekommen, als
wenn ihr alle Nahrstoffe reichlich zur Verfugung stehen. Wir wissen als
Gartner, dass die Entwicklung der Pflanze nur dann normal ist, wenn alle
Nahrstoffe in geniigenden Mengen zur Verfugung stehen. Das Fehlen eines
Nahrstoffes beeintrachtigt schon das Wachstum. Eine sogenannte Volldiingung
gewahrleistet eine normale Entwicklung der Pflanzen und solche normal ent-
wickelte Gemuse sind erfahrungsgemass im Geschmack am besten. Es kann
aber auch der Fall einer Ueberdungung eintreten, ich brauche Sie nur an die
Rieselfeldgemuse zu erinnern, von denen oft behauptet wird, dass sie aus dem
Topf stinken. Mir scheint es durchaus verkehrt zu sein, das Rieselfeldgemuse
grundsatzlich als minderwertige Ware zu betrachten, da es ja ganz von der
Berieselung abhangt, ob wirklich eine Ueberdungung vorliegt. Ich habe
Rieselfeldgemuse gekocht und dabei nur beobachten konnen, dass sich ein etwas
strenger Geruch und Geschmack bemerkbar machte. Welche Folgen eine
Starke Ueberdungung der Gemuse auf den Geschmack haben wird, habe ich
zu beurteilen noch nicht Gelegenheit gehabt.
Was nun die Haltbarkeit der Gemiisekonserven anbetrifft, so muss bei
der Beantwortung der Frage die Art der Konservierung mit beriicksichtigt
werden. Fur Gemuse kommen hauptsachlich drei Konservierungsmethoden
in Frage: Das Sterilisieren, das Dorren und das Einsauern von Gurken und
Weisskohl. Unter Sterilisieren verstehen wir das Kochen der Gemuse in
verschlossenenGefassen, wodurch jenewinzigenLebewesen — Bakterien genannt
— abgetotet werden. Die Bakterien verursachen das Verderben der Gemuse,
und zwar verdirbt nach einiger Zeit jedes Gemuse, gleichviel ob es fiber-,
unter- Oder normal ernahrt ist. Sind die Bakterien vollig abgetotet, so halt
es sich in luftdicht verschlossenen Gefassen ohne Rficksicht auf den Gehalt
der Gemiise an irgendwelchen Stoffen. Danach ist ein Einfluss der Ernahrung
der. Pflanze auf die Haltbarkeit der sterilen Konserven ausgeschlossen. Es
gibt aber einen Fall, in dem die Diingung der Haltbarmachung der Gemiise
auch beim Sterilisieren Schwierigkeiten macht. Namlich bei der Diingung
mit Jauche und Kloake, in denen Bakterien vorkommen, deren Sporen be-
sonders schwer abzutoten sind, Gelangen noch kurze Zeit vor der Ernte
die genannten Stoffe an die oberirdischen Teile der Pflanze, so kann dadurch
die Konserve verderben, weil die normalen Sterilisierzeiten nicht genfigen,
solche Sporen abzutoten. Es ist das natfirlich ein Ausnahmefall, denn man
wird gewohnlich nicht mehr kurz vor der Ernte in dieser Weise dfingen.
Mir ist aber ein Fall aus der Praxis bekannt, wo grosse Mengen Spinat-
konserven nachgewiesenermassen auf diese Weise verdarben.
Beim Dorrverfahren wird dem Gemfise soviel Wasser entzogen, dass
Bakterien sich nicht mehr darauf entwickeln konnen. Ein richtig gedorrtes
Gemfise ist also vor der Zersetzung durch Bakterien sicher, gleichviel wie
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Prof. Dr. Udo Dammer vom Kgfl. Botanisohen Garten zu Dahlem eohrellit:
,,Mit dem mir von Herrn Dr, Hans Goldschmidt zur Verfiigung gestellten
Thripsolin habe ich in der vorgeschriebenen Verdunnung Blattl8.nse an Frei-
landpflanzen.S child- nnd Schmierlanse an Topfpflanzen schnell und sicher
vertilgen konnen. Ebenso wirkte das Tluripsolin vorzuglich bei der Bekampfung
von Obstbaumschkdlingen. Nach Angabe des Herrn Obergartners Behnick
ist das Mittel auch in den Gewachshausern desKgl. Botanischen Gartens zn Dahlem
sowohl als Spritz- wie als Raachermittel mitvollemErfolg angewendet worden.
Die mit dem Thripsolin behandelten Pflanzen (Obstb&ame, Rosen. Evo-
nymus, Palmen, Camelien.Cypripedien, Cyclamen) haben nicht gelitten!*
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P. Plietsch, Champignonkultur, Gera (Reuss).
MarZ’ Versammlting der D. G. G., ztigleich
loot Versammittng des Vereins zur Beforderung
des Gartenbaues
am Donnerstag den 30. Marz 1911 im grossen Horsaai der Koniglichen
Landwirtschaftlichen Hochschtile, Berlin, Invalidenstrasse 42.
Vorsitzender: Der Vizeprasident der Gesellschaft: Herr Stadtgarten-
direktor Brodersen.
I. Ausgestellte Gegenstande:
1. Herr G. Kroker, Gleiwitz, Kronprinzenstrasse 31, hatte patentierte
Patronen zur Vernichtung von Gange grabenden Tieren eingesandt und in der
Zuschrift bemerkt, dass der Qualm, den die Patrone entwickelte, sehr giftig
und sogar imstande sei, eine zahlebige Katze in einer Falle in wenigen
Minuten zu toten.
Das Ausrauchern wurde so gehandhabt, dass man die Patrone hinten
offne, in ein geeignetes Rohr oder in einen Schlauch einschobe, dann die
Ziindschnur anbrenne und nun den primitiven Apparat so tief als moglich in
die Wohnungen der Maulwiirfe Oder Wiihlmause einschobe.
Um den Rauch so zu verteilen, dass er durch alle Gange laufe, empfehle
es sich, kraftig an den Schlauch zu blasen oder mit einem kleinen Blasebalg
den erforderlichen Luftdruck zu erzeugen. Um den Garten von den Schad-
lingen griindlich zu saubern, miisse natiirlich der Vernichtungskrieg von
mehreren Stellen aus gleichzeitig in AngrifF genommen werden.
Der Preis der Patronen betragt 2.40 Mark fur 25 Stiick, 100 Stiick
kosten 8 Mark.
2. Die „Illustrierte Zeitung" in Leipzig, Verlag von J. J. Weber, hat in der
Nummer vom lO.Februardrei farbigeTafeln vonObstbaumschadlingen erscheinen
lassen, die Herr Lehrer Rudolf Schiffel herausgegeben hat.
Sie stellen in ausgezeichneter Wiedergabe den Entwicklungsgang des
Goldafters (Euproctis chrysorrhoea), des Ringelspinners (Malacosoma neustria)
und des Schwammspinners (Lymantria dispar), dar und werden zu dem
billigen Preise von insgesamt 90 Pfennig fiir das Exemplar, soweit der
Vorrat reicht, abgegeben.
Den Tafeln beigefiigt ist eine kurze Abhandlung iiber die Obstbaum-
schadlinge im allgemeinen; ihr folgen dann kurze Mitteilungen iiber die
Erkennungsmale, Flugzeit, Eiablage, Entwicklung und Bekampfung der ge-
nannten Schadlinge.
1
Witterung
II lii I
len de? Helianthi ebenso wint
noch hier und in der Vo
164
Pflanzenschddlinge im April und ihre Bekdmpfung.
Koniglicher Garteninspektor Weber. Stecklinge gehen in Sand ohne Schwierig-
keit an, wenn die richtige Auswahl getroffen ist. Sie diirfen nicht zu weich,
sondern mussen mittelhart im Holz sein. Sehr willig geht die PHanze aus
Sanien an. Bezugsquellen sind: Haage & Schmidt, Erfurt; Pfitzer, Stuttgart.
Pflanzenschddlinge im April und ihre
Bekampfung.
Nach einem vor der Deutschen Gartenbaugesellschaft am 30. Marz 191 1 gehaltenen Vortrag*
Zweifellos kommt dem Friihjahr, und besonders dem Monat April im
Kalender der Schadlingsbekampfung eine ziemlich hohe Bedeutung zu. In
gewissem Sinne wird man allerdings die Bekampfungsarbeiten im Herbst fiir
wichtiger erklaren mussen — das Fruhjahr aber und ganz besonders der
April stellt den aussersten und letzten Termin vor, bis zu welchem noch
manche, im Herbst und Winter leider versaumte Massnahme nachgeholt,
manche Unterlassungssunde wenigstens noch einigermassen gutgemacht
werden kann.
Wie auf den meisten Gebieten empfiehlt es sich auch in Fragen der
Schadlingsbekampfung, weder Optimist noch Pessimist zu sein.
Gerade in der jetzigen Jahreszeit konnte man zu leicht geneigt sein,
seinen Garten fiir ganzlich schadlingsrein zu halten. Scheint es doch, als ob
die sparlichen Miickenschwarme, die wir des Nachmittags in der Sonne spielen
sehen, die einzigen Insekten innerhalb unserer Gartengrenze waren. Selbst
die Blutlause, die im vergangenen Herbst dem kurzsichtigen Auge unseres
Stadtbesuchs noch einen spaten Bliitenschnee vortauschten, scheint der Winter
radikal vertilgt zu haben — obwohl wir uns in grenzenlosem Leichtsinn
fiber die Polizeivorschrift hinweggesetzt und weder im Herbst noch im Winter
zur Bekampfung dieses hartnackigsten der Ungeziefer irgend etwas unter-
nommen hatten. Jetzt scheinen die Baume ganzlich lausefrei zu sein, und
nur die krebsigen Stellen der Aeste und Zweige legen ein beredtes Zeugnis
ab von der Schmarotzertatigkeit unserer vorjahrigen Sommergaste. — Der
Optimist vergisst eben, dass unsere Tierwelt in der gleichen Weise in ihrer
Entwicklung von der Witterung und dem Wechsel der Jahreszeiten abhangt
wie die Pflanzenwelt. Wie diese stellt sie ihre Lebensausserungen wahrend
der kalten Jahreszeit fast vollig ein. In Winterverstecken wohl geborgen
verbringen unsere Insekten die Kalteperiode, und erst die Frfihlingssonne, die
die Knospen zum Springen bringt und allenthalben Blattwerk und Blfiten
hervorzaubert, lockt auch die Kerfe aus ihren Schlupfwinkeln hervor. Nun
ist ja ihr Tisch gedeckt. Sie haben nur zuzulangen und zu schmausen. —
Der Optimist braucht gar nicht lange zu warten: bald werclen seine Blutlause
in noch schonerer Reinkultur als im vorigen Jahre zurfickgekehrt sein und
mit ihnen noch manche anderen Schadlinge.
Ganz anders verfahrt der Schadlingspessimist. Die Schadlingsfurcht
hat ihn weder im Herbst noch im Winter ruhig schlafen lassen, alle Be-
kampfungs- und Vorbeugungsmittel, die er in Bfichern, Zeitschriften und
Reklame-Abhandlungen angepriesen fand, hat er gekauft, zusammengebraut und
angewendet, und auch jetzt im Frfihjahr ruht er nimmer, bis er in einigen
166
Pflanzenschddlinge im April und ihre Bekdmpfung,
Anzahl anderer Insektenlarven, von denen hier nur noch die wurmformigen,
fusslosen, schmutzigbraunen Larven der Gartenhaarmucken und die nackten,
grauen Erdraupen der Eulenschmetterlinge zu nennen sind, die gleichfalls
unterirdisch an den Pflanzen fressen. Auch sie sind in der geschilderten
Weise zu bekampfen.
Andere Erdbewohner, die aber nicht zu den Insekten, sondern zu den
Saugetieren gehoren, werden sich auch bald durch teils unter- teils ober-
irdische Frassbeschadigungen an unseren Pflanzen bemerklich machen: es
sind die Wiihlmause, die wir eigentlich schon wahrend der kalten Monate
durch Auslegen von Gift oder noch besser von Kodern mit Mausetyphus-
bazillen hatten bekampfen sollen. Nun ist die Jahreszeit schon zu weit vor-
geschritten und die Hungersnot der Mause nicht mehr gross, so dass auf
eine ausreichende Annahme der Gift- oder Bakterienkoder nicht mehr ge-
rechnet werden kann. Deshalb miissen wir, um der noch nicht beseitigten
Nager Herr zu werden, zu den Fallen unsere Zuflucht nehmen. Vor allera
ist hier die Ziirnersche Wuhlmausfalle zu erwahnen, die die Feld- und
Ackermause, vor allem aber auch die Moll- oder Schermause sehr gut fangt.
Bekanntlich kann ja gerade die Mollmaus unseren Garten gefahrlich werden.
Sie stellt eine besondere Rasse der Wasserratte vor. Wahrend diese aus-
schliesslich am Wasser lebt und sich von Wasserpflanzen nahrt, kommt jene
auf trockenem Gelande vor und benagt unterirdisch unsere Obstbaume. Di®
Ziirnersche Wuhlmausfalle besteht aus einem mit Zinkblech ausgefiitterten
Kasten, der in die Erde vergraben wird und oben mit zwei leicht beweglichen
Klappbrettern verschlossen ist. Ueber diesem langlich-rechteckigen Kasten
un den zu ebener Erde verlaufenden Klannhrfttfpm ein niedrigcs
mit Wasser verdunnt.
Pflanzenschddlinge im April und ihre Bekdmpfung.
167
Die Spritzung wird mit diesem Mittel am besten an einem windstillen
Tage bei bedecktem Himmel aber trockenem Wetter vorgenommen. Eine trag-
bare oder fahrbare Baumspritze mit feinem Mundstiick, das eine nebelartige
Verstaubung gestattet, bringt das Mittel am besten zur Verteilung. Es ist
selbstverstandlich, dass der Spritzung eine griindliche Sauberung der Baume
voraufgehen muss, wie sie ja auch sonst im Interesse des Gedeihens der
Baume wiinschenswert erscheint. Namentlich alle stark blutlauskrebsigen
Zweige sind zu entfernen. Bei der Spritzung ist darauf zu achten, dass alle
Baumteile, moglichst auch die aussersten Zweigspitzen von der Fliissigkeit
betroffen werden. Bepinselt man dann auch noch die alteren Blutlauskrebs-
stellen am Stamm und an den alteren Aesten mit etwas Leinol, so hat man
alles getan, was man zu dieser Zeit gegen die Blutlaus tun kann. In der
Folgezeit braucht man dann nur noch ein wachsames Auge auf seine Baume
zu haben und jeden etwa auftauchenden kleinen Blutlausherd mit einem in
Leinol getauchten Pinsel im Keim zu ersticken.
Hat man die Apfelbaume in dieser Weise behandelt, so braucht man
gegen die Blattlause und Blatthiipfer des Apfelbaumes nichts mehr zu unter-
nehmen.
Blattlause auf anderen Pflanzen kann man sehr leicht mit folgender
Spritzmischung vertilgen:
1 Teil Tabakextrakt,
1/2 Teil Schmierseife,
50 Teile Wasser.
Diese Mischung wird mit einer feinstaubenden Spritze, bald nachdem
die ersten Lause beobachtet wurden, auf die Pflanzen gebracht. Bei starkem
Befall ist die Spritzung nach Bedarf noch ofters zu wiederholen.
Ein starkeres Tabakseifengemisch mussen wir anwenden, wenn wir gegen
die durch besonders Starke Wachsausscheidungen geschiitzten Wollause der
Nadelholzer etwas ausrichten wollen.
3 Teile Tabakextrakt,
7 Teile Schmierseife,
140 Teile Wasser
geben ein wirksames Spritzmittel gegen diese Schadlinge ab. Durch eine
griindliche Spritzung in der jetzigen Jahreszeit kann man einen guten Teil der
an den Stammen iiberwinterten Tiere und der an den Zweigen der Fichten
sich durch einen weissen Wachsflaum verratenden Mutterlause der kommen-
den Sommergenerationen abtoten. Auch der Wasserstrahl verrichtet gegen
diese Tiere gute Dienste. Wer seine Ziertannen und Fichten auch nur ein-
mal wochentlich mit kaltem Wasser in scharfem Strahl abspritzen kann, lasst
dadurch die Wollause auf seinen Tannen, Fichten, Kiefern und Larchen
gar nicht aufkommen. Besonders die Larchen, die in den spateren Monaten
mitunter von den mit weissem Wachsflaum bekleideten Lausen so stark heim-
gesucht sind, dass sie wie mit zahllosen Watteflockchen besat erscheinen,
sind mit dem Wasserstrahl zu behandeln, da sie die Seifenbriihen weniger gut
vertragen als die Fichten und Tannen. Die Weisstannenlaus, die an den
Fichten ananasformige Gallen und an den Weisstannen eigentiimliche
Verkriippelungen der Zweige und Triebspitzen hervorruft, wird am besten erst
linge im April and ihre Bekampfung.
168 _ Pflanzenschddl
im Mai bekampft. In diesem Monat treten namlich an den jungen Mai-
trieben der Weisstannen die fast gar nicht von Wachs bedeckten, jungen
Lause auf, die durch zwei in Abstanden von zwei bis vier Wochen wieder-
holte Spritzungen mit Tabakseifenbriihe leicht beseitigt werden konnen.
Die bier als Spritzmittel fur Laub- und Nadelbaume empfohlenen Tabak-
seifengemische, die durchweg von jedermann leicht hergestellt werden konnen,
wirken bei ihrer Anwendung im April auch in gewissem Grade gegen die
Spinnmilben, die Gallmilben und die Schildlausarten; fur die eigentliche plan-
massige Bekampfung dieser Schadlinge ist jedoch der April nicht der geeignete
Zeitpunkt,
Auch fur die Bekampfung des in manchen Gegenden sehr schadlich
auftretenden Apfelbliitenstechers ist jetzt nicht mehr die rechte Zeit. Am
besten wird er im Herbst zugleich mit den Obstmaden in den bekannten
Madenfallen Oder Fanggiirteln gefangen. Das von manchen gegen diesen
Schadling empfohlene Anlegen der Fanggurtel im Marz und April hat nur
wenig Zweck, Ebenso ist von dem vielfach angeratenen Abklopfen der Kafer
von den Baumen an kalten Aprilmorgen nur umstandliche Arbeit und kein
nennenswerter Erfolg zu erwarten.
Gleichfalls etwas spat, aber noch nicht zu spat ist es im April fur die
Raupenbekampfung.
Zwar batten die harten Eierringe, die die Weibchen des Ringelspinners
im vergangenen Spatsommer an die diinnen Zweige der Baume abgelegt
batten, langst abgeschnitten werden miissen. — Ebenso batten die feuer-
schwammahnlichen, mit der braunen Afterwolle der Falterweibchen bedeckten
Eierpolster der Schwammspinner, die gleichfalls seit vorigem Sommer an der
Rinde der Stamme und Aeste kleben, langst mit Petroleum abgetotet werden
miissen. Wenn aber, dank der kuhlen Witterung, die Raupchen im April noch
nicht durchweg aus den Eiern geschliipft sind, kommen wir mit unserer Eier-
vertilgung jetzt noch immer zurecht. Zur Durchtrankung der Eierschwamme
des Schwammspinners mit Petroleum ist eine besondere kleine Blechkanne
konstruiert worden,' die, auf eine Stange gesteckt, leicht an die einzelnen
Eierpolster gebracht werden kann. Eine besondere Ventilvorrichtung, die
von unten aus durch Ziehen an einer Schnur zu offnen ist, ermoglicht eine
sichere und sparsame Abgabe des Petroleums an die Eierschwamme. Wenige
Tropfen genugen zur vollstandigen Durchtrankung eines Eipolsters. Durch
Zusatz von etwas Alkannin zu dem Petroleum kann man die Eierschwamme
mit der Behandlung gleichzeitig rot farben und sich so die Kontrolle der
behandelten und unbehandelten Eigelege erleichtern.
Auch die Raupennester des Goldafters und des Baumweisslings, in
denen die Raupchen dieser Falter iiberwintern, kann man — falls das Wetter
noch nicht zu warm geworden ist — noch ganz gut im April von den
Baumen schneiden Oder mit der Raupenfackel verbrennen.
Sind allerdings die Raupchen des Ringelspinners und des Schwamm¬
spinners bereits aus den Eiern geschliipft, und haberi die Goldafter- und
Baumweisslingsraupen ihre Wintergespinste bereits verlassen, so miissen
wir uns beeilen, ihnen durch ein anderes Bekampfungsverfahren beizukommen.
Die be^onders beim Ringelspinner ausgepragte Eigentiimlichkeit der jungen
mitzuleiden haben, die Worte zurufen, die Wilhelm Busch uber die Kohl
weisslingsraupen ausgesprochen hat:
Leidest du, dass diese Sippe Also ist es zu empfehlen,
Waiter frisst, wie sie begehrt, Lieber Freund, dass du dich buckst
Kriegst du nachst dem Blattgerippe Und sehr viele Raupenseelen,
Nur noch Proben ohne Wert. Pitsch, aus ihren Hauten druckst.
Denn nur der ist wirklich weise,
Der auch in die Zukunft schaut.
Denk an deine Lieblingsspeise:
Schweinekopf und Sauerkraut.
Dr. Martin Schwartz, Steglitz.
Nicolas Gaticher f
Am 21. Januar 1911 ist zu Stuttgart, seiner zweiten Heimat, Nicolas Gaucher
verstorben; geboren 17. Januar 1846 in Frankreich. Mit ihm ist wieder einer
derjenigen Gartner dahingegangen, die in den letzten funfzig Jahren Ausser-
ordentliches im Obstbau geleistet und fur dessen Forderung und rationelle
Ausbreitung mit leuchtenden Beispielen vorangingen. Ein Riickblick auf den
Stand der Formbaum- und Feinobstkultur in den Jahren vor 1870 und diesem
gegeniiber die Beobachtung der gegenwartigen Hohe derselben, zeigt die un.
schatzbaren Fortschritte, welche gemacht wurden durch Vorbilder und rastlose
Tatigkeit vieler jetzt schon Dahingegangener, deren Namen im deutschen
Obstbau stets glanzen, und mit Dank und Anerkennung genannt werden.
Einer der Hervorragendsten war Nicolas Gaucher: als Auslander geboren,
eine begeisterte, aufrichtig und tatkraftig wirkende Stiitze des deutschen Obst-
baues. Was Gaucher auf den grossen Ausstellungen von Mitte der siebziger
Jahre des verflossenen Jahrhunderts an als deutsche Kultur zeigte, ward nicht
nur bewundert, nein, es regte so sehr zur Nachahmung an, dass wir heute wohl
sagen konnen, dieFormobstbaumzuchtDeutschlands stehtunter Beriicksichtigung
der klimatischen Verhaltnisse auf derselben Hohe, wie sie schon vorher in
dem Vaterlande des Verstorbenen stand, wenn auch nicht vergessen werden
darf, dass der Sinn und das Verstandnis dieses Zweiges der Gartenkultur eine
Grundlage in dem Aufenthalt so vieler Deutscher wahrend des Krieges 1870/71
in Frankreich und der Beobachtung der Schonheit und Erfolge dieses Obst-
baues wahrend dieser Zeit fand, so war es neben einzelnen Firmen, besonders
Siiddeutschlands, gerade Gaucher, welcher gewaltig vorwarts drangte, nur
bestes Material lieferte und vor alien Dingen durch Belehrung, besonders in
der von ihm begrundeten Lehranstalt wirkte ; aus ihr hervorgegangen zu sein und
unter Leitung des Meisters gearbeitet zu haben, war fur junge Gartner eine
Empfehlung, die viele amtliche iiberwog. Ein grosses Verdienst erwarb sich
Gaucher ferner urn den deutschen Obstbau dadurch, dass er freimiitig und
offen auf Missstande und die besten Mittel zur Abstellung solcher hinwies, nicht
sejten drastische und kraftige Worte gebrauchend, die ihm niemand ubelnahm*
Einer seinerzeit sich breit machenden Bewegung von Leuten, die durchaus
ihre, nicht aus Erfahrung, sondern aus theoretischen Schriften gesammelten
Kenntnisse gegen gute Bezahlung an den Mann bringen wollten, rief er zu:
„Nicht vom Obstbauer sollt ihr leben, sondern vom Obstbau*, und damit
171
i
173
4
175
lia und Eulalia. Auf dem fur Tre
■ Vanilla planifolia,
1
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circinalis, so(
mehrere Zamie
die riesige Test
DracaenaDracoinI
178
Die Hauptergebnisse der Gdrtnereis
tistik.
der Gartnereistatistik kommen nur die Gelernten und Angelernten mit Ein-
schluss der Lehrlinge in Frage. Solcher Personen sind, wie oben nach-
gewiesen, im ganzen 63308, in der Gartnereigruppe I und II 20306 und in
der Gartnereigruppe III 43002, ermittelt worden, mithin ohne die 9498 (3224
und 6274) Lehrlinge, die in einem besonderen Kapitel behandelt werden
sollen, 53810 bzw. 17082 und 36728. Von diesen ist, bei Unterscheidung
der Berufsstellungschichten und des Geschlechts, die Art und Dauer ihrer
Ausbildung mit folgenden Einzelheiten festgestellt worden.
Eine ordentliche gartnerische Lehrzeit batten zuriickgelegt oder waren
im in den in der
ganzen Gruppen I u. II Gruppe III
a) Unternehmer usw . 20 416 1 708
gelernt . 14 918 339
angelernt . 5 498 1 369
davon hauptberuflich tatig . 16 629 1518
gelernt . 13 628 332
angelernt . 3 001 1 186
b) Verwaltungspersonal . . . 536 1 479
gelernt . 485 1048
angelernt . 51 431
c) Gehilfen . 29 058 613
gelernt . 26 518 120
angelernt . . . . 2 540 493
Zusammen a) bis c) , . 50 010 3 800
gelernt . 41 921 1 507
angelernt . 8 089 2 293
2 296 67
1 182 3
1 114 64
751 5
681 1
70 4
126 20
119 11
7 9
14 418 155
13 158 23
1 260 132
16 840 242
14 459 37
2 381 205
18 120 1 641
13 736 336
4 384 1305
15 878 1 513
12 947 331
2 931 1 182
410 1459
366 1 037
44 422
14 640 458
13 360 97
1 280 3^
33 r7b '3 558
27 462 1 470
5 708 2 088
Die Zahl der gelernten Erwerbstatigen, die eine ordentliche Lehrzeit
zuriickgelegt haben, ist hiernach im ganzen mehr als viermal so gross wie
die der angelernten; bei den Unternehmern ist der Unterschied geringer, bei
den Gehilfen aber sind die gelernten iiber achtmal zahlreicher als die an¬
gelernten. Mogen letztere auch in vielen Einzelfallen gartnereitechnisch den
gelernten nicht wesentlich nachstehen, so ist dennoch die eigentliche und
vollkommenere handwerksmassige*) Ausbildung nicht allein die bessere,
sondern, wie man sieht, auch die am meisten verbreitete. Die Tatsache, dass
auf 43 428 gelernte Gartner 9498 Gartnerlehrlinge, also auf je 4,57 gelernte
und im besonderen auf je 2,8 der gelernten 26638 Gehilfen ein Lehrling ent-
fallf, deutet weiter darauf hin, dass sie voile handwerksmassige Ausbildung
im Gartnereigewerbe auch kiinftig nicht zu kurz kommen wird. Damit soli
nicht gesagt sein, dass sie auch stets vollen Entgelt finden wird; die Gartnerei
beschaftigt eben auch sehr viel ungelernte.
Recht lehrreich ist der Nachweis, in welchen Gartnerei-Arten die Aus¬
bildung stattgefunden hat. Eine ordentliche Lehrzeit batten zuriickgelegt
Oder waren angelernt worden
Die Bfzeichnung der Gartnerei als „Handwerk“ Oder „Gewerbe“ ist nur sprach-
begrifflich aufzufassen; dass sie der „gewerberechtlichen“ Auffassung und Stellung nicht
entspricht, ist bekannt.
!
11214 5
&8isg=Sii=
!
12 und
1
Ill
I
Die Hauptergebnisse der Gartner eistatistik.
183
Abgesehen von dem Fortbildungsschulunterricht pflegt der hohere oder ge-
hobene gartnereitechnische Schulunterricht meist nach der Lehrzeit gesucht
und genommen zu werden; daher wohl die kleinen Zahlen. Beachtenswert
ist es, dass der Besuch der Fortbildungsschule, so klein er an sich ist, ganz
uberwiegend auf die eigentliche Gartnerei (Gruppe III) entfallt. Auf die
Handelsbetriebe fiir Gartnerei-Erzeugnisse, die nach den gesetzlichen Be-
stimmungen noch am ersten verpflichtet werden konnten, ihre Lehrlinge in
die Fortbildungsschule zu schicken, kommen von den 1225 Lehrlingen nur7;
freilich sind in diesen Handelsbetrieben auch nur 43 Gartnerlehrlinge ermittelt.
Nicht nur auf die technische Ausbildung, sondern auch auf die all-
gemeine Erziehung der Lehrlinge hat ihre hauswirtschaftliche Stellung zum
Lehrherrn einen Einfluss; nach beiden Richtungen hin soil die Lehrlingszeit
dem einzelnen forderlich sein, wie der Gesamtheit nutzen. Die Ermittlung
hieriiber hat folgendes Ergebnis gehabt: Von den Gartnerlehrlingen hatten
bei ihrem Lehrherrn
im ganzen
Wohnung und voile Kost . . . . 7281 94
„ „ teilweise Kost . 149 4
nur Wohnung . 221 2
nur Bekostigung . 223 23
zusammen . . 7874 123 2 648 10 5 226 113
Gruppen I u. II Gruppe III
eine vertragsmassige nichtgart-
nerische Nebenbeschaftigung
als Diener . 17 — 17
als Jager . 10 — 10
sonstiger Art . • . 6 — 3
zusammen . . 33 — 30
Freilich ist aus den Zahlen iiber die Wirkung der hier geschilderten Verhaltnisse
auf die technische und erziehlicheBildung nichts zu ersehen, und miteiner statisti-
schen Erhebung lasst sich derartiges auch kaum erfassen. Aberdieoben gegebenen
ausseren Kennzeichen iiber die hauswirtschaftliche Stellung der Lehrlinge zu
ihrem Lehrherrn sind auch an und fur sich von Wert. Von 9498 Gartner¬
lehrlingen stand der weitaus grosste Teil (uber 84 pCt.) in naher Oder ziemlich
naher hauswirtschaftlicher Beziehung zum Lehrherrn, und die wohl nur aus-
nahmsweise erwiinschte vertragsmassige nichtgartnerische Nebenbeschaftigung
hat, entgegen der in manchen Fachkreisen verbreiteten Annahme, ziffermassig
so gut wie gar keine Bedeutung und kann in dem ermittelten geringen Um-
fange nicht gut Schaden anrichten; sie kann und wird umgekehrt manchem
Lehrling fiir sein Fortkommen ganz niitzlich sein. (Fortsetzung folgt.)
Kleine Mitteilangen.
Literatur,
Unterrichtswesen.
ilSSl
„stadtischen Fachschule fur
Gartner" statt. Nach dem gemein-
samen Gesang: „Lobe den Herren, den
:s.'-s,,s
ISf'
Fachmann ui
Me/^'dirkie
Tagesordnung
fiir die
1002. Monatsversammlung der Deutscben Baitenbaa-Gesellscbalt
am Donnerstag den 27. April 1911 abends 6 Uhr
i
m . 1 ■ wetterfest, wirkungs^
LovuseMde^si
/oil, leicht,
jede Garten-
n GewSchs-
itets feuebt-
iRENZEN.
in Rhein.
J. Meurin, Tuffsteingrubenbesitzer, Andernach ai
4; JAC.BETERAMS
^ ‘J 588 Morgen Baumschul
jJ: ODsibaume, Ziergehol
-^^SOHNE^GELDERNh^h 4
1^ 60grosse Gew^shauserk J
Ize'f 1 Palmen. Lorbeerbaume. A ^
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Mitteilungen aas der Sitzang des Gesamt-Prasiditims
am Sonnabend den 22. April 1911 in Berlin, Askanischer Platz 3.
1, Bei der Wahl eines Ersatzmannes aus den ordentlichen Mitgliedern
an Stelle des verstorbenen Prasidial-Mitgliedes Herrn Emil Mosse wurde
Herr Kommerzienrat Fritz Benary, Erfurt, gewahlt (§ 13).
2. Fiir die Bildung von Sonder-Abteilungen (g 2) sollen bis auf
weiteres folgende allgemeine Gesichtspunkte massgebend sein:
a) Zur Bildung einer Sonder-Abteilung sind mindestens zehn Mitglieder
erforderlich.
b) Bei einer Mindestzahl von fiinfzig Mitgliedern ist die Sonder-Ab¬
teilung berechtigt, ein Mitglied in das Gesamt-Prasidium zu ent-
senden.
c) Es steht jedem Gesellschaftsmitgliede frei, sich ohne besondere
Zahlung einer Sonder-Abteilung, die es naher zu bezeichnen hat,
anzuschliessen. Fiir solche Sonder-Abteilungsmitglieder zahlt die
D. G. G. drei Mark an die betreffende Abteilungskasse.
d) Gesellschaftsmitglieder, die schon einer Sonder-Abteilung angehoren,
konnen die Mitgliedschaft zu einer anderen Sonder-Abteilung durch
eine Extrazahlung von drei Mark an die betreffende Abteilungskasse
erwerben.
e) Jede Sonder-Abteilung tragt samtliche Kosten fur ihre Geschafts-
fiihrung (Drucksachen, Einladungen zu Sitzungen inkl. Porto, Schreib-
materialien, Pramiierung, Ausfliige usw.) selbst und hat am Jahres-
schluss dem Presidium Rechnung zu legen.
f) Jeder Sonder-Abteilung wird nach Vereinbarung eine entsprechende
Seitenzahl in der „Gartenflora“ fiir ihre amtlichen Veroffentlichungen
honorarfrei zur Verfiigung gestellt.
g) Veroffentlichungen irgendeiner anderen Art sind bei dem Schrift-
leiter der „Gartenflora“ einzureichen und werden nach erfolgter An-
nahme von der Gesellschaft honoriert.
h) An der Spitze jeder Sonder-Abteilung steht ein Vorstand, welcher
aus der Zahl der Abteilungsmitglieder in einer Sitzung gewahlt
wird. Der Vorstand wahlt aus seiner Mitte einen Vorsitzenden,
einen stellvertretenden Vorsitzenden, einen Schriftfiihrer und einen
Schatzmeister.
i) Die Vorstandswahlen werden alljahrlich im Dezember fiir das neue
Geschaftsjahr vorgenommen.
k) Dem Vorstand der Sonder-Abteilung liegt es ob, die besonderen In-
teressen der Abteilung unter Wahrung der Zwecke und Ziele der
D. G. G. nach Moglichkeit zu fordern, und ist der Vorstand jeder
Sonder-Abteilung dem Prasidium gegeniiber fiir eine ordnungsmassige
Em Denkmal usw. — Zweck und Ziele der diesjdhrigen Balkonprdmiierung usw. 195
Ein Denkmal fur den Ftirsten
Herrmann von Puckler.
Am 4. Februar d. J. waren 40 Jahre vergangen, seit Fiirst Herrmann
von Puckler (geb, zu Muskau am 30. Oktober 1785) verstorben ist; einer der
idealsten, originellsten und unternehmendsten Gartenkiinstler — Kiinstler im
vollen Sinne des Wortes — , die je gelebt haben. Oasen in der Wuste schafFen,
das war sein Stolz, und um so mehr, je trostloser die Wiiste, je grosser die
Schwierigkeiten. Die Garten von Muskau und Branitz bei Kottbus*) legen
noch heute beredtes Zeugnis ab von seinem hervorragenden Wollen und Konnen.
An verschiedenen anderen grossartigen Anlagen hat er schbpferisch mit-
gewirkt, selbst von Paris aus wurde sein Rat eingeholt, um dem dritten Napoleon
bei der Anlage des Boulogner Geholzes zur Hand zu gehen.
Nun hat sich eine Anzahl fiir die Gartenkunst begeisterter Manner zu-
sammengetan, um dem verdienten Manne, dem Altmeister deutscher Qarten-
kunst, dem Urheber des bahnbrechenden Werkes: „Andeutungen iiber Land-
schaftsgartnerei", in der Stadt Kottbus, deren Ehrenbiirger er war, ein Denk¬
mal zu errichten. Schriftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Oberbiirger-
meisler Werner zu Kottbus, Beitrage zum Denkmalfonds an die Stadtische
Sparkasse zu Kottbus zu richten. H. F.
Zweck tmd Ziele der diesjahrigen Balkon-
pramiierung in Berlin dtirch den Atisschtiss
ftir Pflanzenschmtick der D. G. G.^)
Wenn wir die Strassen Berlins durchwandern und unsere Blicke umher-
schweifen lassen, so konnen wir ohne Selbstiiberhebung sagen, dass Berlin
zu den sc honsten Stadten gehbrt. Neben einer riihrigen Selbstverwaltung
sind es die vielen Vereine — Verkehrs-, Biirger-, Grundbesitzer-, Bezirks-
vereine usw. — , die den hier und da auftretenden Mangeln zu Leibe riicken
und fiir Verbesserungen eintreten. Auf fast alien Gebieten hat sich seit
Jahren ein unverkennbarer Fortschritt bemerkbar gemacht. Leider hat auf
dem des Blum e nschmuckes an Haus und Fenster — ohne den guten
Willen und die Liebe zur Sache bei der Biirgerschaft zu verkennen — mit
der Vergrosserung der Stadt eine gewisse Eintonigkeit des zur Aus-
schmiickung verwendeten Blumenmaterials Platz gegriffen, welche ode und
langweilig wirkt. Hier halt Berlin einen Vergleich mit anderen Stadten wie
Gorlitz, Liegnitz, Chemnitz und vor alien Dingen Dresden, das muster-
giiltig genannt werden kann, nicht aus. Auch viele seiner Vororte haben hin-
sichtlich des Hausschmuckes Berlin uberfliigelt.
Forschen wir nach der Ursache, warum diese Orte auf dem Gebiete
des Blumenschmuckes vorangeeilt sind, so sehen wir, dass dieser Aufschwung
*) In Branitz liegt er bestattet. Vgl. uber Branitz den Bericht in Gartenflora 55
1906, S. 427.
2) Als Einfuhrung zu dem am 27. April gehaltenen Vortra
obergartner Weiss, Berlin-Humboldthain.
ag des Herrn Stadt-
1
Pramiierung der
Interesse als wir haben, eine rege Mitbetatigung. Icb kann Ibnen aber
so dass wir froben Mutes der Zukunft entgegenseben konnen.
Die Hatiptergebnisse der Gartnereistatistik.
29 594 2 092 14544 175 15050 1
Sisi
198
Die Hauptergebnisse der Gdrtnereistatistik.
die gelernten:
eine vertragsmassige nichtgartne-
rische Nebenbeschaftigung
als Diener . 262 — 260 — 2 —
als Jager . 928 — 920 - 8 —
als Privatsekretar . 3 — • 3 — — —
sonstiger Art . 667 3 621 2 46 1
zusammen . , 1 860 3 1 804 2 56 1
die angelernten:
eine vertragsmassige nichtgartne-
rische Nebenbeschaftigung
als Diener . 48 1 48 — — 1
als Jager . 23 — 22 — 1 —
als Privatsekretar . 2— 2 — — —
sonstiger Art . 164 13 128 2 36 1 1
zusammen . . 237 14 200 2 37 12
Unter den nichtgartnerischen Nebenbeschaftigungen sonstiger Art kommen
am haufigsten vor bei dem mannlichen Personal: Amtsdiener 17 mal, Anstalts-
aufseher 22, Bote 9, Fabrikarbeiter 8, Fischer 8, Forstaufseher 18, Glaser 9,
Hausdiener 27, Hausverwalter 84, Heizer 38, Hofaufseher 23, Kutscher 42,
landwirtschaftlicher Arbeiter 60, Aufseher in der Landwirtschaft 102,
Maschinist 12, Nachtwachter 14, Pfortner 65, Speicherverwalter 10, Toten-
graber 10, Waldwarter 30, Wirtschaftsbeamter 28 mal; bei dem weib-
lichen Personal: Dienstmadchen 4 mal, Hausarbeiterin 4, Stubenmadchen 2,
Stiitze 1, Wascherin 2, Wirtschafterin 3 mal.
Die vorstehenden Zahlenreihen schildern eine ganz besondere, dem land-
wirtschaftlichenGewerbe verwandteSeite der Gartnerei, die in den Interessenten-
kreisen in ganz verschiedenem Sinne beurteilt wird. Die einen halten die
mehr oder weniger nahen hauswirtschaftlichen Beziehungen der Gehilfen
zum Arbeitgeber in mancher Hinsicht fiir erwunscht, und zwar nicht nur
vom rein wirtschaftlichen Unternehmerstandpunkte aus, und lehnen sie des-
halb nicht ab; sie sind der Meinung, dass die Gartnerei-Arbeiten in vielen,
wenn auch nicht in alien Beziehungen sich unter gleichartigen Bedingungen
vollziehen wie die landwirtschaftlichen (Dringlichkeit und Wechsel der Arbeit
je nach Jahreszeit und Witterung, Mannigfaltigkeit der Arbeit, Arbeit im
Freien, iiberwiegend Hand- und wenig Maschinenarbeit usw.), und dass daher
die Gartnerei-Arbeiterfrage nicht nach den Forderungen fiir gewerbliche
Arbeiter zu beurteilen sei, dass vielmehr die hergebrachten Verhaltnisse der
landwirtschaftlichen Arbeiter im allgemeinen auch fiir die Gartnerei-Arbeiter
niitzlich waren. Die anderen sehen in derartigen Verhaltnissen eine Herab-
wiirdigung des Gartnerstandes, dessen hohere technische und schulmassige
Bildung dadurch auf eine Stufe mit der niedrigeren des landwirtschaftlichen
Gesindes gestellt werde, Noch andere halten die damit gegebene Natural-
lohnung fiir eine Gefahr des Standes der Gartner, die mit ihren Schatten-
seiten dem Standesbewusstsein der gelernten Gartner zu nahe trete. Auch
erschweren, heisst es, solche hauswirtschaftlichen Abhangigkeitsverhaltnisse
alle gewerkschaftlichen Bestrebungen usw. Die Statistik nimmt zu alien
gelernte Gartner:
...... ‘■'.•■.“T”
Gruppe III
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51,00 -
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Die zu dem Artikel auf S. 184 des 8. Heftes der „Gartenflora“ gehorigen
Abbildungen sind wir erst heut in der Lage nachzuliefern.
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d die osmotischen Druckverhaitnisse der Wiistenpflanzen S. 227. — Aus
i. G. S. 229. — Kleine Mitteilungen S. 231. — Aasstellungen S. 231. -
; der D. G. G. S. 232. — Erster Ansflug im Sommer 1911 S. 232. -
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nehmer ist beschrankt. Die Gebuhr fur die Teilnahme am Kursus betragt
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Kenntnis der Tatsachen beruhen miissen, oder auf der unvermeidlichen Not-
wendigkeit, eine den Regeln widersprechende Benennung aufzugeben.
§ 6. Die botanische und gartnerische Pflanzenbenennung beginnt mit
dem Jahre 1753 fur alle Gruppen der Gefasspflanzen (d. h. alle hoheren
Pflanzen einschl. der Farnpflanzen).
Art. 2. Fur die Benennung der besonderen Garten-Varietaten und der
blossen „Formen“ ist die „binomische“ Benennung (Gattungs- und Artname)
mit dem Namen des Autors unerlasslich.
Die Anwendung des Lateinischen ist bei den Garten-Varietaten nur
gestattet, urn den Charakter der Abanderung anzudeuten, wie „nanum“, „fasti-
giatum" usw. Die Verwendung eigener lateinischer Namen fur diese Varietaten
wird abgeschafft.
Die Namen der Varietaten sind in lateinischen Lettern zu schreiben.
Art. 3. Wenn die in einer Landessprache gegebenen Bezeichnungen der
Varietaten in eine andere Sprache ubernommen werden, dann sind sie nicht
zu iibersetzen, sondern mussen in derjenigen Sprache erhalten bleiben, in
welcher sie zuerst bekannt gegeben worden sind.
Art. 4. Die Bezeichnungen sollen moglichst aus einem Wort bestehen;
drei Worte sind das Hochstzulassige. Das gleiche gilt fiir Namen von
Hybriden.
Art. 5. Die Bekanntgabe einer besch riebenen Varietat in einem
gartnerischen Verzeichnis ist giiltig; eine ohne Beschreibung in einem
Verzeichnis oder Ausstellungsbericht erwahnte Varietat ist nicht giiltig ver-
bffentlicht, auch nicht, wenn Abbildung beigefugt ist.
Es ist wiinschenswert, dass die Beschreibungen neuer Varietaten, welche
in den Verzeichnissen der Gartner veroffentlicht sind, in den gartnerischen
Zeitschriften wiederholt werden.
Art. 6. Nur Beschreibungen in deutscher, englischer, franzosischer,
italienischer oder lateinischer Sprache haben Anspruch auf Giiltigkeit.
Art. 7. Bastarde oder mutmassliche Bastarde zwischen Arten einer und
derselben Gattung sind durch einen Namen und eine Formel zu bezeichnen.
Der Name unterscheidet sich von den Artennamen durch das Zeichen X
^vor dem Gattu ngsnamen.
Die in Klammern gestellte Formel besteht aus den Artnamen der beiden
Eltern, dazwischen das Zeichen X; der Name der miitterlichen Art steht
voran und wird noch besonders mit 9 gekennzeichnet.
Art. 8. Der besondere Name einer Flybride kann in lateinischer oder
einer der lebenden Sprachen ausgedruckt sein, doch in lateinischen Lettern.
Art. 9. Alle durch Kreuzung derselben beiden Arten erhaltenen
Hybriden mussen den gleichen besonderen Namen fuhren. Alle aus der¬
selben Kreuzung oder aus aufeinanderfolgenden Kreuzungen von Varietaten
dieser beiden Arten hervorgegangenen Formen sind als Varietaten unter dem
gleichen Sondernamen zu vereinigen.
Art. 10. Wenn die Eltern einer Hybride in eine andere oder eine neu
aufgestellte Gattung versetzt werden, so folgt die Hybride naeh, und ihr
Sondername unterliegt den Gesetzen der Prioritat oder anderen unter ahnlichen
Bedingungen auf die Art anwendbaren Gesetzen, nach Art. 48 der botanischen
Nomenklaturregeln.
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1003. Monatsversammliing dcr D. G. G.
am Freitag den 26. Mai 1911
im grossen Horsaal dcr Konigl. Gartnerlehranstalt zu Dahlem.
Der Versammlung ging eine Besichtigung der Aniagen der Koniglichen
Gartnerlehranstalt voraus. An Stelle des leider erkrankten Direktors, Herrn
Oekonomierats Echtermeyer, hatte Herr Prof. E. Heine, assistiert durch
die Herren Reviervorsteher, die Fuhrung ubernommen.
Ueber diesen Rundgang hat Herr Garteninspektor Weidlich einen
Bericht eingesandt, dem wir uns im nachfolgenden anschliessen:
Der Rundgang begann bei den Kirschen-Spalieren, die gut mit Friichten
besetzt waren. Topfobst hatte wenig angesetzt, ebenso zeigten Wintercalville
wenig Friichte, obgleich die Anlage dieser herrlichen Apfelsorte mustergiiltig,
als wahre Sonnenfanger, ausgefiihrt ist und diese Fruchte in schonster Voll-
endung reifen sollen. Birnen und Aepfel in Pyramiden- und Buschform zeigten
gesundes Aussehen, doch Hess auch hier der Fruchtbehang zu wiinschen
iibrig, obwohl sie gut gebliiht hatten; die Fruchtansatze fielen wie in diesem
Jahre vielfach auch anderwarts unbefruchtet ab. Was kann die Ursache sein?
Nach sehr ertragreichen Jahren, wenn die verfiigbaren Nahrstoffe im Boden
aufgebraucht sind, kommt es bei mangelhafter Diingung fast regelmassig vor,
dass die Baume ein oder zwei Jahre lang nicht wieder tragen; an Kali und
Stickstoff fehlt es nicht, wie das gesunde Blattwerk und der kraftige Geriist-
aufbau zeigt; vielleicht hatte im Spatsommer eine Dungung mit Superphosphat
erfolgen sollen. Heute hat man es ja in der Hand, wenn nicht die Witterung
storend eingreift, alljahrlich das notige Fruchtholz heranzuziehen und Bliih-
fahigkeit wie Tragbarkeit zu fordern.
Es wurden die verschiedenen Schnittversuche erlautert, der Winter-
schnitt in Verbindung mit dem Fruhgriinschnitt als die beste Methode
bezeichnet; mit Recht, doch darf der Griinschnitt nicht zu spat ausgefuhrt
^erden, und durfen weitere Beobachtungen im Sommer nicht fehlen,
Dieser Doppelschnitt erfordert aber auch die grosste Aufmerksamkeit,
und es muss mit der richtigen Diingergabe gerechnet werden; nur einmaligen
Winterschnitt halte ich nicht fiir praktisch, dagegen ein Pinzieren nur im
Sommer der Fruchtholzbildung fur forderlich.
Auch wurden Baume gezeigt, die gar nicht geschnitten wurden, was als
ganz verfehlt und aussichtlos bezeichnet wurde. Das trifft, glaube ich, nicht
ganz zu. Die Ansichten dariiber gehen ja auseinander, indessen: Licht und
Luft muss in die Krone hinein; die Baume tragen einige Jahre spater urn so
sicherer und reicher (z. B. hatte Herr Obergartner Schreiber, Villa Veit in
Steglitz, grosse Erfolge besonders bei Pfirsich zu verzeichnen).
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in Aufnahme kame, denn ebensogut wie an den Geholzrandern der Parkanlagen
mit allergrosstem Vorteil Obstbaume in jeglicher Form mit gutem Erfolge zu
verwenden sind, die mit ihrem Blutenschnee den Friihling verschonen helfen
und die dann im Sommer und Herbst mit ihren leuchtenden Fruchten das
monotone Einerlei des Geholzrandes zu beleben wissen, ebensogut wirkt auch
ein Spalierbaum an der Hauswand oder am Nebengebaude. Eine wohlgepflegte
Stachelbeer- oder Johannisbeerhecke grenzt aber ein Grundstuck ebensogut
ab, wie der Weissdorn, und eine Birn- oder Apfelpyramide steht in derWucht
ihrer Wirkung einer Tanne oder dem Lebensbaum durchaus nicht nach. Dazu
kommt aber noch der eminente wirtschaftliche Nutzen des Obstes in volks-
wirtschaftlicher Bedeutung. Wohl nimmer konnten die Verdienste unserer
heimischen Gartengestalter hoher bewertet werden, als wenn es ihnen gelange,
in dieser Richtung bin vorbildlich und bahnbrechend zu wirken.
Nochmals der Einfluss des Teerstrassenstaubes
auf die Vegetation.
Von F. Fischer, Halle a. S.
In Heft 12 der „Gartenflora“ berichtete ich uber die Einwirkung
geteerter Strassen auf die Vegetation. Diese aktuelle Frage hat eine weitere
Klarungdurch eine Umfrage erhalten, welche die Zeitschrift „Der Strassenbau"
kurzlich unter den besonders kompetenten Fachleuten Deutschlands veranstaltete.
Der Stadtbaumeister von Gelsenkirchen, Nandelstaedt kommt in einem recht
interessanten Aufsatz zu dem Schluss, dass im westfalischen Kohlenrevier
der Vegetation besonders durch den Rauch schwerer Schaden zugefiigt
wird, demnach die Einwirkung geteerter Strassen nicht kontrolliert werden
kann. In Freiberg i. S. leidet die Pflanzenwelt trotz umfangreicher Oberflachen-
teerung nicht. Stadtbaurat Riess halt geniigend grosseBaumscheiben fiir dringend
erforderlich, da sonst dieTeermasse die Bewasserung illusorisch macht. Unter
den weiteren Berichten hebe ich den des Kreisbaumeisters Engelhardt, Danzig,
hervor. Dieser Herr hat in seiner Praxis beobachtet, dass Teerstaub auf Linden,
Ahorn, Eschen, Ulmen, Birken keinen Einfluss ausiibt, dagegen werden Pflanzen
mit empfindlicher Epidermis durch die bei massiger Temperatur aufsteigenden
giftigen Dampfe schwer geschadigt. Bezirksbaumeister Lipps — der die Tee-
rungen im Rheinland leitet und darum wohl als besonders kompetent angesehen
werden muss — betont, dass eine richtig ausgefiihrte Teerung der Vegetation
keinen Schaden zufiigt. Voraussetzung ist, dass die Alleebaume in einem breiten
ungeteerten Streifen stehen, und dass das Ablaufen des uberfliissigen Teers nach
den ausseren Strassenkanten vermieden werden muss. Zu der gleichen Schluss-
folgerung kommt auchGemeindebaumeisterSchwenke, Steglitz — ein griindlicher
Kenner der schottischen Teerstrassen. In Wiesbaden, Breslau, Braunschweig,
Darmstadt, Bochum, Bernburg sind keine Vegetationsschaden durch Oberflachen-
teerung wahrgenommen, nur Stadtgartendirektor Heiler, Miinchen, und Garten-
inspektor Tutenberg (friiher Offenbach a. M., jetzt Bochum) aussern sich recht
pessimistisch. Aus den meisten Berichten geht aber hervor, dass bei sach-
gemasser Ausfiihrung der Teerung und bei grossen Baumscheiben ein erheb-
licher Pflanzenschaden durch geteerte Wege nicht zu befiirchten ist.
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und die starkere Kohlensaure-Zufuhr einen Ruckschritt zur Folge hatte, immer
aber waren die Versuchsexemplare aus „ungedungt“ schwacher entwickelt.
Von einem abschliessenden Urteil in dieser Frage sind wir selbstredend
noch weit entfernt; die Experimente werden mit immer neuen Pflanzenarten
und unter wechselnden Versuchsbedingungen fortgefiihrt werden.
Punkt 3. Vortrag des Herrn Dr. Duysen, Assistenten an der Vege-
tabilischen Abteilung der Koniglichen Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin,
fiber: Die unter dem Namen „ Haussch wamm “ zusammengefassten
holzzerstorenden Pilze.
Der interessante, durch ein reichhaltiges Anschauungsmaterial (Original-
stficke und photographische Aufnahmen) belebte Vortrag fand lebhaften Beifall,
Den ausffihrlichen Bericht darfiber bringen wir spater.
Diskussion: Herr Klaar fragt an, .ob denn auch mit Oelfarbe an-
gestrichenes Holz von dem Schwamm befallen wird.
Herr Dr. Duysen: Ein Oelfarbenanstrich schfitzt das Holz gegen
Iflfektion mit Pilzsporen, wie auch gegen von aussen eindringende Nasse, kann
aber dem schon im Holz vorhandenen Pilz wenig mehr schaden, zumal, wenn
das Holz vor dem Anstrich feucht war. Die kfinstliche Impragnierung
wird jetzt nur noch an zuvor getrocknetem Holze ausgeffihrt, weil dann
auch die Impragnierungs-Flfissigkeit besser eindringt, als nach der frfiher
gefibten Methode, das noch mehr oder weniger feuchte Holz zu impragnieren.
Punkt 4. Verschiedenes.
Es wird darauf hingewiesen, dass im Juli und August keine Monats-
versammlung stattfindet.
Herr Dietze macht auf prachtig entwickelte Francoen mit bis fiber
meterhohen Blfitenstanden aufmerksam, die in seinem Schaufenster ausgestellt
seien. Wir haben uns nach der Sitzung davon fiberzeugt, dass es in der Tat
Schaustficke ersten Ranges waren.
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wegen seiner ausserordentlichen Verdienste urn den deutschen Gartenbau
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Heft 15
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Dem Blumenfreund bringt der August eine Menge interessanter Arbeiten,
Unsere Lieblinge im Gewachshaus, im Wintergarten, auf dem Balkon, am
Blumenfenster Oder im Garten sind in der schonsten Entwicklung, doch macht
sich schon der Herbst bemerkbar, ein ewiger Wechsel in der Natur, Werden
und Vergehen! Der Blumenfreund steht vor seinen Pflanzen und erfreut sich
an ihnen. Weyden ihm nicht hierbei auch Gedanken aufsteigen: was konnte
man noch Schones gezogen haben, wie hatte man den Balkon auch anders
schmiicken konnen, wie Hesse sich der Garten in seiner Farbenwirkung
noch heben, gibt es nicht noch schonere Pelargonien, Fuchsien, Begonien,
stehen die Pflanzen auf ihrem richtigen Platz u. a. m.? Konnte man nicht
noch hier an dieser kahlen Wand selbstklimmenden Wein, Efeu, eine
Koniferengruppe pflanzen, Hesse sich vor jener hassHchen Hecke eine Stauden-
rabatte anlegen, wtirde eine immergrune Hecke hier wirkungsvoll sein, konnten
nicht noch mehr Rhododendron im Garten stehen u. a. m.? Bei dieser
Gelegenheit lasst es sich ja gleich einflechten, dass noch immer viel zu wenig
Wert auf Blumenflor vom friihesten Friihjahr bis in den Spatherbst gelegt
wird. Weniger sind es die schongeformten, farbenreichen Blumenbeete mit
ihren effekthaschenden Pelargonien, Begonien, Fuchsien etwa, sondern mehr
die abwechslungsreichen Stauden- und Blumenzwiebelrabatten vor Hecken,
an Gruppenrandern usw., deren Blutenflor zum Herzen und zum Gemiit spricht.
Jetzt ist es Zeit, Versaumtes nachzuholen.
Die ersten Blumenzwiebelangebote sind eingegangen; fiir die Treiberei
und den Garten suche man zum baldigen Einpflanzen das Notwendige aus, greife
jedoch nicht nur nach den blendend schonen Hyazinthen und Tulpen, sondern
wahle auch unter den bescheidener bliihenden kleinen Zwiebelgewachsen.
Wer dann im Februar— Marz die ersten Bliiten der gelben Eranthis hiemalis,
wer zwischen Eis und Schnee die ersten Schneeglockchen findet, wer im Marz
die farbenprachtigen Krokus, die eigentiimlichen Erythronium deus canis
(Hundszahn), spater Narzissen, Tazetten, Scilla, Kaiserkronen, Muscari (Trauben-
hyazinthen), die blaubluhenden Chionodoxa, noch spater die Papagei- Oder
Pembrandttulpen bewundern kann, wird fur diese Anregung dankbar sein.
Ebenso hiibsch zieren die schonen Stauden, die in Verbindung mit den Blumen-
zwiebeln den Garten anheimelnd machen. Man gedenke der friihen Garten-
primeln, der prachtigen Doronicum, der Mohnarten (Pap. nudicaule u. orientale),
der Iris, Campanula, Aquilegia, Paeonien, Pyrethrum, Lychnis chalcedonica oder
"die Brennende Liebe“, der schon bluhenden Arabis, Alyssum, Aubritien, Viola
cornuta usw. Jetzt ist es noch Zeit, Stauden furs kommende Jahr in Topfen
Oder auf vorbereiteten Beeten auszusaen; ev. sind die schon imJuH ausgesaten
Staudenpflanzen zu pikieren. Wer’s sich bequemer machen will, kaufe bei
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3M
322 Di^
ngefassten holzzersiorenden Pilze.
Coniophora cerebella diese Eigenschaft zu) wird nachgesagt, dass er in voller
Entu'icklung vollig trockenes Holz befallen kann und das fiir sein Fortkommen
notige Wasser sich aus dem sogenannten Konstitutionswasser, das in der von
ihm zerlegten Zellulose vorhanden ist, verschaffe.
Das Licht ist fur das Wachstum der Hausschwammpilze nicht notwendig;
im Gegenteil, man trilft die iippigsten Wucherungen gerade da an, wo kein
Licht hinkommt, an der Unterseite der Fussbodenbretter, an der Hinterseite
von Holztafelungen, in dumpfen feiichten Kellern, in Bergwerkfen. Umgekehrt
aber ist das Licht kein Faktor, der die Entwicklung etwa hemmt.
Man sieht bei den hoheren Pflanzen, dass deren Wachstum durch die
Warme beeinflusst wird, und dass fiir die einzelne Pflanze ein Optimum, ein
Minimum und Maximum der Warme vorhanden ist. Ebenso ist dies der Fall
fiir die Hausschwammpilze. Falk hat durch genaue Untersuchung diese Warme-
punkte fiir Merulius lacrymans festgestellt und gefunden, dass diese Warme-
grade fiir Merulius domesticus, eine besondere Unterart des M. lacrymans,
zwischen 3'* C als Minimum, 22“ C als Optimum und 27“ C als Maximum
liegen. Fiir Polyporus vap. orarius und Coniophora cerebella liegen die letzteren
Zahlen etwas hoher.
Geht man weiter auf die Wachstumsart dieser Pilze ein, so sieht man,
dass sie wie alle Pilze sogenannte Mycelien bilden. Mycelien sind mehr oder
minder grosse, nach den einzelnen Pilzen in Aussehen, Farbe, Art der Verzwei.
gung charakteristisch verschiedene Verflechtungen von einzelnen Pilzfaden, den
sogenannten Hyphen. Wir unterscheiden hier zwei Arten Mycelien, und zwar
1. das Oberflachenmycel und 2. das im Holze wuchernde Mycel. Vergleichen
kann man die letzteren Mycelien mit den Wurzeln der hoheren Pflanzen. Das
im Holze wuchernde Mycel saugt aus dem Substrat die Nahrung auf und
fiihrt sie dem Oberflachenmycel und den sich entwickelnden Fruchtkorpern zu.
Das Oberflachenmycel (Abb. II u. Ill) breitet sich auf der Oberflache der be-
fallenen Holzer aus. Es bildet, wie die Abb. II von Coniophora cereb.
zeigt, hiibsche Figuren, und der Kenner vermag schon aus dem Oberflachen¬
mycel, wenn es, wie in diesem Falle, gut ausgebildet ist, den in Frage kommen-
den Pilz zu bestimmen. Die Farbe des Coniophora-Mycels ist in der Jugend
weiss und wird dann braun, die des Merulius-Mycels ist anfangs weiss und wird
spater schmutzig grau, das Mycel von Polyporus vap. bleibt weiss und kann ohne
Zerreissen nicht abgetrennt werden. Wahrend das Mycel von Coniophora und
Polyporus vap. dem Substrat fest anhaftet, liegt das Mycel von Merulius nur
lose auf. Daher kommt es auch, dass, wenn Holz zur Untersuchung ein-
gesandt wird, die Oberflachenmycelien an dem von Merulius zerstorten Holze
gar nicht vorhanden find, oder nur in Fetzen an dem Holze hangen. Aller-
dings kann man sich bei einem Gutachten nicht allein auf das alte Mycel
verlassen, sondern muss entweder in geeigneten Kulturgefassen aus dem Holze
neues Mycel herauswachsen lassen oder Mycelstiickchen in Kulturglasern zu
neuem Austrieb bringen (Abb. IV). Aus der beigegebenen Abbildung
ist es ohne weiteres ersichtlich, dass die Mycelien von Coniophora und
Merulius lacr. sich deutlich unterscheiden. Das eine (Merulius) ist wollig
feinflockig, mit scharfem Rande und weiss, das andere (Coniophora) viel grober,
nicht so scharf abgesetzt und bei langerer Kultur braun. Die feineren Unterschiede,
auf die einzugehen hier zu weit fiihren wurde, zeigt uns dann das Mikroskop-
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Ueber Zimmerkultur der Kakteen.
346
Zimmerkultu
seiner Pflanzen nicht Garten und Mistbeetkasten zur Verfugung stehen, und
dass er seine Pflanzen im Winter ohne Oberlicht unterbringen muss.
Eine sorgfaltige Auswahl der der Sammlung einzuverleibenden Pflanzen
ist eine wichtige Aufgabe des Zimmerkultivateurs. Er soil nicht alles zu-
sammentragen, was sich ihm gerade bietet, soil nicht den geringen, ihm zur
Verfugung stehenden Raum mit minderwertigen Pflanzen anfiillen, sondern
soil auf eine gute, moglichst artenreiche Kollektion Wert legen. Zu grosse
Pflanzen sind nicht geeignet fiir den Zimmerkultivateur; sie nehmen ihm
zuviel Raum weg, auf dem besser mehrere kleinere Pflanzen untergebracht
werden. Die dankbarsten sind fur ihn im allgemeinen die niedrig bleibenden
Pflanzen, die auch nicht zu grosse Seitenausdehnung annehmen, also Mam-
millarien, Echinokakteen, niedrig bleibende, zierliche Opuntien usw. — Ein
kleineres Sortiment von Cereen, hoher wachsenden Opuntien und dergleichen
ist wohl daneben sehr hubsch, doch lassen sich fiir solche Pflanzen schon
ungleich schwerer geeignete Kulturbedingungen fiir die Wachstumsperiode
schaffen. — Wiinschenswert sind namentlich schnell und willig bluhende
Pflanzenarten: gewisse Mammillarien, Echinokakteen, Echinopsen. Vor allem
aber soil der Zimmerkultivateur sich nicht mit Pflanzen befassen, die etwa
ganz besondere, von denen seiner iibrigen Pflanzen abweichende Kultur¬
bedingungen erfordern. Bei einer Sammlung auf beschranktem Raume lasst
sich hinsichtlich der allgemeinen Kulturverhaltnisse zu schwer individualisieren.
Misserfolge an solchen „heiklen“ Pflanzen storen die Freude am Ganzen, und
einzelne unschone, krankelnde Pflanzen schiinden die kleinere, dicht gedrangte
Sammlung des Zimmerkultivateurs mehr als grossere Sammlungen, die in
Mistbeetkasten untergebracht sind. Darum lieber einmal eine giinstige Ge-
legenheit zum Erwerbe einer seltenen Pflanze unbenutzt lassen, wenn diese
besonders schwierig in der Kultur ist! Eine gesunde, wenn auch nicht seltene
Pflanze macht mehr Freude als eine seltene, aber kranke!
Fast alle Kakteen wachsen, gedeihen und bluhen williger in mehr oder
weniger gespannter, feuchtwarmer Luft als in trockener Sonnenhitze; auch eine
massige Bodenwarme ist ihnen namentlich zu Beginn der Wachstumsperiode
dienlich. Diese Daseinsbedingungen seinen Pflanzen zu bieten, ist derjenige,
der Garten und Mistbeetkasten zur Verfugung hat, ohne weiteres in der Lage.
Aber auch der Zimmerkultivateur kann unschwer und ohne grosse Kosten
seinen Lieblingen diese Vorteile wenigstens zum Teil gewahren: Er kann
ihnen, wenn auch nicht Bodenwarme, so doch die fiir ihr Gedeihen viel wich-
tigere gespannte Luft bieten, indem er sie in Kasten unterbringt, fiir die in
nachstehendem eine durch lange Jahre als sehr zweckmassig erprobte Kon-
struktion angegeben sei.
Ein solcher Kasten besteht aus drei Teilen: a) dem eigentlichen Kasten,
b) einem aufzusetzenden Rahmen, c) dem Fenster.
a) Der eigentliche Kasten, in welchem die Erde untergebracht werden
soil, wird vorteilhaft aus recht dauerhaftem, der Bodenfeuchtigkeit gegeniiber
widerstandsfahigem Holze (Eiche) in einer lichten, ringsum gleichen Hohe
von 8 bis 10 cm hergestellt. Der Boden des Kastens erhalt an der Unterseite
Querleisten und wird ausserdem mit zahlreichen Abflusslochern versehen und
vor dem Einbringen der Erde mit einer Topfscherbenschicht bedeckt. Diese
Vorkehrungen sind besonders wichtig, um der bei dem breiten, flachen Boden
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Laburnum Adami, eine Periklinalchim^re.
In einem Sammelreferat „uber die jiingsten Ergebnisse der Pfropfbastard-
forschung" im Heft 22, Jahrgang 1910 der „Gartenflora“ wurde bereits erwahnt,
dass Buder aus einer anatomischen Untersuchung der Bliiten von Laburnum
Adami auf die Periklinalchimarennatur dieser Pflanze geschlossen babe.’)
Jetzt liegt eine ausfiihrliche Arbeit des Verfassers fiber diesen Gegenstand
vor,2) und bei dem grossen Interesse, das dem berfihmten „Pfropfbastard“
des Gartners Adam von jeher entgegengebracht ist, empfiehlt es sich wohl
an dieser Stelle etwas naher auf die Ergebnisse Buders einzugehen.
Unter einer Periklinalchimare versteht man bekanntlich einen Organismus,
in dem die Gewebe von zwei verschiedenen Stammpflanzen zu gemeinsamem
Wachstum derart zusammengeffigt sind, dass die eine die andere mantelartig
umgibt. (Naheres darfiber siehe „Gartenflora“ 1910, Seite 481). Buder hatte
dementsprechend folgendes gefunden. Die leuchtend gelbe Farbung der
Blfiten von Laburnum vulgare wird durch gelbe Farbstoffkorper hervor-
gerufen, die die ganzen Blfitenblatter erffillen, aber am starksten in der
aussersten oberen und unteren Zellschicht, der Epidermis, enthalten sind.
Ausserdem tragen sie ein Saftmal aus braunen Stricken, gebildet durch Zellen
ntit dunkelpurpurnem Inhalt, die unter der Epidermis liegen. Die hell-
purpurnen Blfiten von Cytisus purpureus verdanken ihre Farbung einem hell-
roten, in dem Zellinhalt gelosten Farbstoff, der die Epidermis und in geringerem
Masse auch das Innere der Blfitenblatter erffillt. Ein Saftmal fehlt. Wenn
tnan nun die schmutzigroten Blfitenblatter von L. Adami auf Querschnitten
untersucht, so findet man eine hellrote Epidermis, wie sie C. purpureus
hat, und ein gelbliches Innere mit den dunkelroten Saftmalzellen, wie es
L. vulgare entspricht. Mit anderen Worten: die Blfiten von L. Adami bestehen
fast ganz aus vulgare-Gewebe, das nur in einer purpureus-Haut steckt.
Das war der wesentliche Inhalt von Buders erster Mitteilung. Jetzt
herichtet er nun eingehend darfiber, wie sich auch an den fibrigen Teilen von
L. Adami seine Periklinalchimarennatur deutlich erkennen lasst. Besonders
instruktiv ist der Nachweis, dass auch die Epidermis der grfinen Teile der
Purpureus-Komponente angehort. Der Verfasser fand, dass fast alle Zellen
J. Buder. Studium an Laburnum Adami I. Die Verteilung der Farbstoffe in den
Blutenblattern. Ber. d. Deutscb. Botan. Ges. 1910, Bd. 28, S. 188.
. II. Allgemeine anatomische Analyse des Mischlings und seiner
Stammpflanzen. Zeitschr. f. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre 1911, Bd.5,
S. 209 bis 284.
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374
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Kiirchhoff, D. Die Viehzucht in Afrika. Berlin 1907. 8. U. 3.
Hermann, Ernst. Viehzucht und Bodenkultur in Siidwestafrika, zugleich
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Bongard, Oskar, Dr. Wie wandere ich nach deutschen Kolonien aus? Rat¬
geber fiir Auswanderungslustige. Berlin 1908. 12. U. 5.
Die Besichtigung der Kakteensammlung des
Herrn Heese am 2. Juli I9tl.
Am Vormittag des 2. Juli versammelten sich die Mitglieder der Sonder-
abteilung fur Sukkulentenkunde in dem vom wiirzigen Dufte selten schoner
Blautannen erfiillten Garten des Herrn Heese zu Gross- Lichterfelde-Ost, urn
eine der qualitativ wie quantitativ reichsten Kakteensammlungen zu be-
sichtigen. An diesem loblichen Vorhaben wurden wir allerdings zunachst
durch Frau Heeses liebenswiirdige Einladung zu einem opulenten Friihstiick
gehindert. Nachdem wir hinreichend dargetan hatten, dass Kakteen-Liebhaber
auch auf dem Gebiete kulinarischer Geniisse nicht unbewandert zu sein
brauchen, begannen wir unter Herrn Heeses sachverstandiger Fuhrung
unseren wissenschaftlichen Rundgang durch seine Sammlung.
Sie ist jetzt im Sommer in grossen glasgedeckten Kasten untergebracht,
die in Reihen zu je vier, fiinf und sechs Fenstern angeordnet sind. Wer sie
^iir Mistbeetkasten halt, irrt sich; denn Herrn Heeses Hauptgrundsatze bei
der Kultur seiner Pflanzen heissen: „Die Kakteen sollen moglichst dieselben
Bedingungen wie in der Heimat erhalten; deshalb werden sie in kalten Kasten
kultiviert, die sich bei Sonnenbestrahlung erhitzen, abends jedoch zur Er-
zielung der notigen Abkiihlung geoffnet werden. Die Pflanzen miissen langsam
wachsen und nicht kiinstlich getrieben werden“. Die Folge dieser Behandlungs-
weise ist das prachtig satte und gedrungene Aussehen der Pflanzen und der
Mangel an jeglichem Ungeziefer.
Auch die Gesetze der Aesthetik sind bei der Anlage der Kulturen mass-
gebend gewesen. Der kleinste Raum ist nutzbringend und das Auge erfreuend
verwertet worden. Ausgesucht schone, hochstammige Rosen wetteifern mit
den geheimnisvollen Bluten der tropischen Kulturpflanzen an Farbenschmelz
und Formenschonheit; ein Torbogen leuchtend roter Crimson Ramblers scheint
in ein Marchenschloss zu fuhren, und mit den edelsten Obstarten besetzte
niedrige Spaliere ziehen sich zwischen den Kasten hin, das Einerlei der Glas-
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Man verlange den neaen Katalog 382
Die Gartnereibetriebe
nach gewerbestatistischen Unterscheidungen.
Die Verhaltnisse der Gartnerei sind in der Erhebung weit eingehender
nach gewerbe- als nach berufsstatistischen Gesichtspunkten beleuchtet worden.
In den Erhebungspapieren waren die Betriebe viel ausfiihrlicher zu be-
schreiben als die Personen, iiber die nur einige personliche, sozialwissen-
schaftliche, fachtechnische und berufsstatistische Tatsachen ermittelt wurden.
Des Raumes wegen ist es bei den nachfolgenden Mitteilungen der betriebs.
statistischen Hauptergebnisse der Gartnereistatistik noch mehr als bei den
fiber die berufsstatistischen geboten, den Auszug aus den Tabellen auf das
notwendigste zu beschranken.
Wie im ersten Abschnitt wird die Gartnerei, soweit es angangig ist, zu-
nachst wieder nach den drei Gruppen: I. Vorzugsweise fiir den eigenen Haus-
halt betriebene Gartnerei (Herrschafts-, Schloss-, Guts-, Villengartnerei und
dergleichen), II. Gartnerei fiir dffentliche Anlagen, Friedhbfe, Theater-, Ver-
gnugungsgarten usw. und III. Alle iibrige (d. i. vorwiegend die gewerbliche)
Gartnerei einschliesslich der Handelsbetriebe fiir Gartnerei -Erzeugnisse, zu-
sammengefasst. An geeigneter Stelle muss aber auch auf die weiteren Unter¬
scheidungen der Gartnereiarten eingegangen werden. In der Gruppe I sind
in den ausfiihrlichen Tabellen die Herrschafts-, Schloss-, Guts- und Villen-
gartnereien neben den sonstigen dieser Art ersichtlich gemacht. In der
Gruppe II ist die Baumschulgartnerei von der sonst hierher gehorigen Gart¬
nerei verschiedener Art unterschieden. In der Gruppe III sind besonders
fur sich dargestellt: die Baumschulgartnerei, die Obstgartnerei und -Treiberei,
die Gemusegartnerei und -Treiberei, die Blumen-, Stauden- und Pflanzen-
gartnerei, die Landschaftsgartnerei, die Kundengartnerei, die sonstige und ge-
uiischte Gartnerei, die Blumen-, Pflanzen-, Samen- usw. Handlungen und
endlich die Blumen- und Kranzbinderei. Nur unvollstandig erfasst ist der
selbstandige „Kleinhandel mit Gartnereierzeugnissen im Umherziehen“; es
sind nur 248 derartige Betriebe mit 307 Personen nachgewiesen, oflFenbar viel
^u wenig. Aufmerksam ist auch darauf zu machen, dass die Villen- und
Hausgartnerei nur soweit ermittelt ist, wie sie sich durch besonderes Gart-
nereipersonal, durch augenfallige gartnereitechnische Anlagen und dergleichen
kennzeichnete. Villengarten und dergleichen, selbst grossere, die nur mit
Hilfe der Kundengartnerei gartnerisch gepflegt werden, erscheinen hier als
Gartnereibetriebe nicht, Oder doch nur dann, wenn auch eigenes Gartnerei-
Personal und dergleichen dauernd beschaftigt wurde.
1. Zahl und Art der Gartnereibetriebe.
51096
14.
3 821
b) in
Die
ai) bO
45 605 4-7206
8
5rei . . 102 I 372 1 449
lnsgesamf7bTs'll'l'::: 9h? iL'sS h's^I
in den Grossenklassen
Betriebe
nach tatigen Personen
Ohne Personen . 2 764
1 Person . 10 289
2 Personen . 6 035
3—5 Personen .... 9000
6—10 „ .... 3437
n-20 „ 1153
21-50 „ 378
51 — 100 „ .... 98
101—200 „ .... 34
201-1000 „ .... 16
.UeberlOOO „ .... i
Zusammen ... 33 205
2 575
9 741
5 722
9 441
3866
1 296
415
19
33 205
10 289 9 741
12 070 11 444
33381 35 224
25 295 28485
15 879 17 956
11382 12 309
6 720 6 425
4 874 5 066
4 754 5 483
1 673 _ 1 673
126 317 133 806
In den Gruppen I und II bzw. Ill waren die Grossenklassen wie folgt
vertreten ;
.. Gruppen I und II
Grossenklassen Betriebe Person
Ohne Personen 1078 989
1 Person . 3 499 3 312
2 Personen ... 1 955 1 912
3—5 Pers. 3 232 3423
6—10 „ 1 462 1 551
11—20 „ 556 596
21-50 „ 191 189
51-100 „ 53 53
101—200 „ 20 19
201—1000 „ 8 10
UeberlOOO „ _ _
3 499 3 312
3 910 3 824
12 096 12 894
10 807 1 1 445
7 734 8343
5 819 5 725
3 685 3 634
2 969 2 748
2 474 2 797
1 586 — —
6 429 6 790 6 429
3 810 8 160 7 620
6 018 21285 22 330
2315 14488 17040
700 8 145 9 613
226 5 563 6 584
40 3 035 2 791
17 1 905 2 318
9 2 280 2 686
I 673
1 673
Zusammen 12054 12054 52993 54722 21 151 21 151 73324 79084
Zur naheren Veranschaulichung der Besetzung der Grossenklassen
werden folgende Verhaltniszahlen mitgeteilt: Von je 100 Betrieben oder
Personen entfielen
Ohne Personen . . 9
1 Person . 31
2 Personen .... 18
3—5 Pers. 27
6—10 „ 10
11—20 „ 4
21-50 „ 1
51-100
101-200
201 — 1000
Ueber 1000
17 10 9 16
7 6 19 18
12 20 21 12 13 20 21
0,3 0,3 5 5 0,4 0,4 7 7 0,2 0,2 4 4
0,1 0,1 4 4 0,2 0,2 5 5 0,1 0,1 3 3
0,1 0,1 4 4 0,1 0,1 5 6 0,0 0,0 3 3
414
Die Gartnereibetriebe nach gewerbesiatistisc
eidungen.
415
Gartnereien
Gelernte u.
Angelernte
Ausserdem
Ungelernte Zusammen pamfijen.
angehorige
ohne und mit 1 Person
mit 2—5 Personen
„ 6-10
» 11—20
. 21—50
„ uber 50
3 048 2 902 3 646 3 467
679 793 4 740 4 785
140 155 1 286 1 388
63 71 447 476
32 37 112 113
15 19 14 16
6 694 6 369 4 183 3 942
5 419 5 578 3 934 3 956
1 426 1 543 782 917
. 510 547 199 254
144 150 28 56
29 35 15 16
Von dem Verwaltungs- und Bureaupersonal der Gartnereien, das a an
Erhebungstage 7461, b im Jahresdurchschnitt 8966 Personen zahlte, waren
von je 100
a b a b
gartnerisch gelernt und angelernt .... 2015 2734 27,01 30,4i
gartnerisch ungelernt . 5 446 6 232 72,99 69,5
Die gartnerisch gelernten und angelernten Personen dieser Berufs-
sfellung sind wesentlich weniger zahlreich als die gartnerisch ungelernten, die
ihrerseits kaufmannische Schreibkrafte und dergleichen darstellen. Es istaber
sehr beachtenswert, dass von ersteren im Durchschnitt des Jahres erheb-
lich mehr gebraucht werden als am Erhebungstage der Fall war, offenbar
weil zu anderen Zeiten des Jahres der Stab der gartnerisch gelernten Ver-
waltungsbeamten zahlreicher sein muss als im Friihjahr; fur eine bestimmte
Zeit im Jahre finden die gelernten „Beamten“ der Gartnerei also weniger
Arbeitsgelegenheit als in Zeiten erhohten Geschaftsganges. Wie sich dies in
<len verschiedenen Grossenklassen gestaltet, zeigt folgende Uebersicht: An
Verwaltungs- und Bureaupersonal sind ermittelt
in Gartnereien
gartnerisch
gelernte und
angelernte
mit 1 Person .... 25
» 2 — 5 Personen 1 106
« 6— 10 „ 355
» 11-20 „ 182
» 21-50 „ 118
» fiber 50 _ 229
Zusammen . . 2 015
1 283
600
376
204
242
2 734
gartnerisch
ungelernte
a b
89 84
2 142 2 216
1 324 1 571
765 1 013
450 491
676 857
5 446 6 232
zusammen
a b
114 113
3 248 3 499
1 679 2 171
947 1 389
568 695
905 1 099
7 461 8 966
Aus diesen Zahlen geht hervor, dass die gartnerisch gelernten Ver-
waltungsbeamten in den kleineren Betrieben erheblich mehr Verwendung
finden als in den grosseren, die ihrerseits eben mehr kaufmannisches und
Schreibpersonal notig haben. In den kleineren Betrieben mit bis zu 10 Per¬
sonen machen die gelernten Beamten a 73,75 und b 69,93 pCt. aller gelernten
Beamten aus, gegen 27,01 bzw. 30,49 im ganzen.
Noch bleibt nachzuweisen, in welchen Gartnereiarten das gelernte und
angelernte bzw. das ungelernte Verwaltungspersonal seine Verwendung findet.
Es sind ermittelt Verwaltungspersonen
416 Die Gdrtnereibetriebe nach gewerbestatistischen Unterscheidungen.
gartnerisch
in den Gartnereiarten gelernte und
angelernte
I. Vorzugsweise fiir den
eigenen Haushalt.
1. Herrschafts-, Schloss-,
Guts- u. Villengartnerei 37
2. Sonstige Gartnerei. ... 3
Summe I . , 40
115
16
131
II. Fiir offentliche An
lagen, Friedhofe, The a
ter- und Vergniigungs
garten usw.
1. Baumschulgartnerei ... 5
2. Sonstige und Gartnerei
verschiedener Art ... . 101
Summe II . . 106
136
145
III. Alle iibrige Gart
1. Baumschulgartnerei ... 28 75
2. Obstgartn. und -Treiberei 24 46
3. Gemiisegartnerei und
-Treiberei . 36 112
4. Blumen-, Stauden- und
Pflanzengartnerei . 218 322
5. Landschaftsgartnerei . . . 34 70
6. Kundengartnerei . 15 31
7. Sonstige und Gartnerei
gemischter Art . 597 823
8. Blumen-, Pflanzen-, Sa-
men- usw. Handlungen 709 762
9. Blumen- u.Kranzbinderei 208 217
Summe 111 . . 1869 2 458
Insgesamt I bis III . . 2015 2 734
gartnerisch
ungelernte
370
60
430
443
72
515
7 7
183 211
190 218
146 175
116 211
391 453
681 745
81 91
25 28
2 181 2 468
963 1 051
242 277
4 826 5 499
5 446 6 232
zusammen
407 558
63 88
470 646
12 16
284 347
296 363
174 250
140 257
427 565
899 1 067
115 161
40 59
2 778 3 291
1 672 1 813
450 494
'6 695 7 957
7 461 8 966
An Gehilfen und Arbeitern fanden sich a am Erhebungstage, b im
Jahresdurchschnitt
unter je 100
gelernte und angelernte . 29 671 31807 33,02 33,19
ungelernte . 60 187 64 035 66.98 66,81
zusammen . . 89 858 95 842 100,00 100,00
Diese Gehilfen- und Arbeiterschaft verteilte sich auf die Personal-
grossenklassen der Betriebe wie folgt;
417
b a b a b
6—10 „ 5 477 6 484 13 203 14 397 18 680 20 881
21-50 „ 2 162 2 404 7 777 8 293 9 939 10 697
n. Fur offentliche An-
lagen, Friedhofe, The¬
ater- und Vergniigungs-
s IS ““ ;s ;;g
Die Gartner eibetriehe nach geiverbestatistischen Unterscheidungen. 419
III. Alle iibrige Gartnerei.
1. Baumschulgartnerei . 715 297
2. Obstgartnerei und -Treiberei . 916 40
3. Gemusegartnerei und -Treiberei .... 3621 312
4. Blumen-, Stauden- und Pflanzengart-
"erei . 2 173 1 088
5. Landschaftsgartnerei . 886 190
6. Kundengartnerei . 760 17
7. Sonstige und Gartnerei gemischter Art 7 645 4 109
8. Blumen-, Pflanzen-, Samen- usw. Hand-
•ungen . . 2 067 160
9. Blumen- und Kranzbinderei . . 682 _ 61
zusammen . . . 19 465 6 274
Insgesamt I bis III . . . 30 441 9 498
0,42
0,04
0,09
0,50
0,21
0,02
0,54
0,08
0,09
0,32
0,31
4. Die Grossenklassen der Gartnereibetriebe nach der bewirt-
schafteten Flache.
Nach der gartnerisch benutzten Flache verteilen sich die Gartnerei¬
betriebe Preussens und deren Personal (a am 2. Mai 1906, b im Jahres-
durchschnitt), alle Unternehmer, Inhaber und Leiter sowie die helfenden
Familienangehorigen eingerechnet, in folgender Weise:
Ohne
Unter
10 bis
Flachengrossenklassen Betriebe Personen Flache
Flache . 3 807
10 a . 1-926
unter 20 a . 2 043
„ 50 a . 5 212
„ 1 ha . 6514
. 2 ha . 6546
„ 3 ha . 2 780
„ 4 ha . 1 191
„ 5 ha . 860
« 10 ha . 1358
und dariiber . 968
zusammen... 33 205 149 680 157 169 64 511,55
3 831
4 630
14 296
22 364
28 448
14 231
7 560
8 873
3 994
4804
14 997
23 696
30 026
15350
8062,29
6 063,81
3 813,91
3587,44
8 748,60
28 197,56
Die Betriebe „ohne“ Flache sind teils Kundengartnereien, teils Handels-
betriebe fiir Gartnereierzeugni'sse, teils Alleegartnereien von ofFentlichen
Strassenverwaltungen u. dgl.; davon zahlen die 2 952 Handelsbetriebe a) 6 680
und b) 7 054 Personen. Unter den Betrieben mit 10 ha und daruber befinden
sich 442 Herrschafts-, Schloss- usw. Gartnereien und Parkverwaltungen mit
zusammen 11 171,98 ha Flache und einem Personal von a) 5968 und b) 6 143;
ferner 275 Betriebe fur offentliche Anlagen u. dgl. mit zusammen 10 256,51 ha
Plache und einem Personal von a) 10 818 und b) 10 640. Gewerbliche Gart¬
nereibetriebe zahlen zu dieser Grossenklasse 251 mit zusammen 6 769,07 ha
Flache und einem Personal von a) 10 793 und b) 11 375.
„ „ mit unter 1 ha Flache 86 109 17 17 1445 1 615
„ „ „ 1 bis unt. 10 ha FI. 284 344 93 107 1 618 1 846
” .g: sSi
Gruppe I Gruppe II Gruppe III
3. Gehilfen und a b a b a b
• • „‘s — s g .a
5. Helfende
423
Die Gdrtnereibetriebe nach gewerbestatistis
424
Alle iibrige Gartnerei,
Gartnereibetriebe . 18 199 78 061 15 029 8 521 179 23 729
Handelsbetriebe fiir Gart-
nerei-Erzeugnisse . 2 952 6 680 — _ — _ — —
zusammen . . . 21 151 84 741 15 029 8 521 179 23 729
Insges. f. eigene Rechnung 31 412
b) Fiir fremde Rechnung;
Gartnerei f. offentliche An-
lagen, Friedhofe, Theater-
u. Vergniigungsgart. usw. . 1 983
Von den fiir eigene Rechnung betriebenen Gartnereien batten 22 080
mit 94 175 tatigen Personen und 43 838 ha gartnerisch bewirtschafteter Flache
keine Verkaufsiaden, und zwar gehorten 10 077 Gartnereien mit 45 833 Per¬
sonen und 26 908 ha Flache zu der Gruppe der fiir den eigenen Haushalt
sowie fiir offentliche usw. Anlagen betriebenen, der Hauptsache nach der
grosste Teil der Guts-, Herrschafts-, Schloss- und Villengartnerei. Aber auch
von der eigentlichen gewerblichen Gartnerei besteh t ein sehr grosser Bruchteil
— rund zwei Drittel — ohne Ladeneinrichtung, wahrend die Handelsbetriebe
fiir Gartnerei-Erzeugnisse selbstverstandlich durchweg mit ladenahnlichen Ver-
kaufseinrichtungen ausgerustet sind, darunter 245 Betriebe im Umherziehen,
die nicht vollstandig ermittelt sind. Mit Verkaufsiaden waren von den
18 199 fiir eigene Rechnung betriebenen rein gewerblichen Gartnereien 6 335
ausgestattet; sie beschaftigten 29 709 Personen und bewirtschafteten 6 799 ha
Flache. Die Zahl ihrer Laden betrug 6 515; verschiedene batten deren also
mehr als einen, meist in der Weise, dass sie einen Laden im ortlichen Zu-
sammenhang mit der Gartnerei, einen zweiten aber getrennt davon in der
Stadt usw. unterhielten, was iibrigens auch bei den nichtgewerblichen
Gartnereien in kleinem Umfang vorkommt. Die Tabelle 13 des Tabellen-
werks gibt daruber naheren Aufschluss. Aus der statistischen Uebersicht
fiber die Betriebe fiir eigene und fremde Rechnung ist nicht eben viel von
allgemeiner Wichtigkeit zu entnehmen; indessen mag sie fiir einige Sonder-
fragen des Gartnereigewerbes nfitzliche Auskunft erteilen. Die hierauf
gerichtete Fragestellung der Erhebung hatte vorwiegend den Zweck gewisser
Kontrollen.
Dagegen stellt die Tabelle 14 des Tabellenwerks die technischen Vor-
richtungen zur Verwertung der Gartnerei-Erzeugnisse ausgiebig dar. In dieser
Hinsicht werden die Gartnereien nach ihren Hauptarten innerhalb der Grossen-
klassen (Flachenumfang) in solche unterschieden, die ohne oder mit Verkauf
und Verarbeitung bzw. mit Zukauf gartnerischer Erzeugnisse arbeiten und
das Geschaft mit Verkaufsiaden oder ohne solche betreiben, Der Natur der
Dinge nach ist diese Darstellung ziemlich verwickelt, in der Tabelle 14 selbst
aber nach dem verschiedenen Vorkommen nach Moglichkeit klargestellt. Die
hauptsachlichsten Ergebnrsse sind im nachstehenden zusammengetragen: Es
batten Betriebe
131 646 40604 10 104 339 51 047
18 034 — — — 13 465
Die Gdrtnereibetrieie nach gewerbestatistischen Unterscheidungen.
betriebe und 855 sonstige Betriebe ohne gartnerische Flache (Kundengartnerei,
Alleepflanzungen und dergleichen) auszuscheiden, deren im ganzen 3807 waren.
Somit bleiben 29398 Gartnereien, von denen wiederum nur rund 24000 gart-
nereitechnische Einrichtungen irgendwelcher Art batten. Es braucht nicht beson-
ders gesagt zu werden, dass, wenn die einzelnen im nachstehenden angefiihrten
technischen Einrichtungen dargestellt werden, bei jeder Art alle Gartnereien
aufgefiihrt sind, die iiber die betreffende Einrichtung, daneben aber auch noch
iiber andere solche Einrichtungen verfiigen. Daher darf die Summe der fiir
dieverschiedenen Einrichtungen angegebenen Gartnereien nicht gezogen werden,
und es empfiehlt sich fiir den Benutzer der Tabellen fiber die gartnereitechnischen
Einrichtungen, jede der verschiedenen Gruppen nach bestimmten gartnerei¬
technischen Einrichtungen fiir sich zu betrachten, damit unergiebige Rechnungs-
arbeiten erspart werden.
Nach der Tabelle 15 des Tabellenwerks sind ermittelt worden Gartnereien
mit in der Gruppe I
Kalthausern . 67 mit 3 352 qm Grundflache
Warmhausern . 49 „ 2 934 „ „
Kalt- und Warmhausern . 61 „ 4 461 „ „
Mistbeet- und Kastenanlagen . 3 237 „ ill 855 »
alien diesen Anlagen . 5 486 „ 1 094 329 „ „
Kalthausern .
Warmhausern .
Kalt- und Warmhausern . . .
Mistbeet- und Kastenanlagen
alien diesen Anlagen .
mit
Kalthausern .
Warmhausern .
Kalt- und Warmhausern . . .
Mistbeet- und Kastenanlagen
alien diesen Anlagen .
in der Gruppe II
9 mit 283 qm Grundflache
4 „ 139 „
6 „ 852 „
423 „ 22 350 „
684 „ 336 179 „
in der Gruppe III
115 mit 13 979 qm Grundflache
49 „ 18 486 „
84 „ 31756 „
5 463 „ 628 657 „
7 700 „ 3 374 338 „
Von den 29 398 Gartnereien mit einer gartnerisch bewirtschafteten Flache
entfielen 10 071 auf die Gruppe I, 1957 auf die Gruppe II und 17 370 auf die
Gruppe III. Es verffigten also fiber die vorbezeichneten wichtigen gartnerei¬
technischen Anlagen in der Gruppe I 88, in der Gruppe II 58 und in der
Gruppe III 77 vom Hundert Oder, nach Flachengrossenklassen unterschieden.
I der Grossenklasse
unter 1 ha Flache . 77 v. H.
1 bis unter 5 ha . 83 „
5 ha und mehr Flache . . 85 „
in
Gruppe I
93 „
96 „
Gruppe II
36 V. H.
68 „
77 „
Gruppe III
79 V. H.
75 „
72 „
(Fortsetzung foigt.)
^ Des Blumenfreundes Arbeitskalender fur den Monat Oktober. 427
Des Blamenfreiindes Arbeitskalender ftir den
Monat Oktober.
Von P. Jancke.
Mit dem September geht auch die Schonheit des Gartens zur Neige.
Wohl bliihen noch einzelne Dahlien, Monatsrosen, Nelken, wohl erfreuen uns
auf der Staudenrabatte die Herbstastern in ihrer Einfachheit, durch ihr
schlicht blaues Bliitenkleid, wohl stehen die Helianthus-Biische noch in
schonster Pracht. Doch der Blumenfreund muss fiir seine Lieblinge sorgen,
denn die Zeit ist gekommen, wo Pelargonien, Fuchsien, Kalthauspflanzen,
Drazanen, Kirschlorbeer, Myrten in die moglichst luftigen Winterquartiere
an moglichst hellem Platz nach grundlicher Reinigung und Topfwasche
gebracht werden miissen. Nach dem ersten Nachtfrost sind Dahlien, Ganna,
Gladiolen, Montbretien, Knollenbegonien usw. fiber der Erde abzuschneiden
und deren Knollen an frostfreiem, luftigem Ort zur Ueberwinterung in trockenen
Sand Oder Torfmull einzuschlagen. Ebenso sind die Gymnothrix abzuschneiden
und luftig einzuschlagen. Auf gute Namenbezeichnung ist bei dieser Arbeit
grosser Wert zu legen. Im Garten sind die verblfihten Stauden abzuschneiden,
die Rosenbeete von Unkraut zu saubern und leicht umzugraben. Buxus
und Nadelholzer, Rhododendron und sonstige immergrfine Geholze sind noch-
mals kraftig zu wassern, indem man urn diese Geholze Oder Gruppen einen
Graben aufwirft und diesen je nach Bedarf voll Wasser laufen lasst. Ein
bewahrter Gartenfachmann an hoher Stelle sagte mal, „man solle im Herbst
so wassern, dass Zuschauer an dem Verstand des Gartners zweifeln mfissten“!
I Natfirlich ist auf die Bodenbeschaffenheit gebfihrend Rficksicht zu nehmen.
! Tulpenzwiebeln, Narzissen, Hyazinthen, Krokus, Erythronium, Schnee-
i glockchen, Scilla usw. lassen sich noch auslegen, zum Teil auf Rabatten, Beeten,
I in den Rasen; Stiefmfitterchen und Vergissmeinnicht konnen noch gepflanzt
, >verden; Straucher und Baume lassen sich noch mit Erfolg pflanzen.
I Gegen Ende Oktober kann man schon mit dem Schneiden der Geholze
beginnen; dabei muss man jedoch wissen, ob die Straucher am jungen, ein-
I jahrigen oder mehrjahrigen Holz blfihen, denn sonst schneidet man die
nachstjahrige Blfite leicht fort. Kenntnis der Geholze ist daher dringend notig.
So schneide ich im Herbst auch die Rosenbeete bis auf zwei bis drei
Augen zurfick und decke gegen Frost mit kurzem verrotteten Dung, welcher
mit Kiefernreisig noch abgedeckt wird. Bei Beginn der Saftbewegung werden
die unteren Augen gleich begfinstigt.
Im Wintergarten ist fiir feuchte Luft zu sorgen, die Palmen sind durch
Waschen von Ungeziefer zu befreien, das Giessen muss vorsichtig vor-
genommen werden. Man lasse eine Palme lieber mal gut austrocknen, giesse sie
dann aber durchdringend oder stelle sie eine Stunde lang in einen Eimer Wasser.
Die zum Treiben bestimmten frfihen Hyazinthen, romische Hyazinthen
und frfihe Tulpen konnen, wenn sie gut durchwurzelt sind, schon zur
Treiberei aufgesetzt werden. Auch Amaryllis konnen schon abgetriebcn
^'erden an trockenem warmen Orte.
Den Zimmerpflanzen ist erhohte Aufmerksamkeit beim Giessen zuzu-
wenden; beim Lfiften der Zimmer mfissen die Pfianzen vor Zugluft, besonders
bei Frost, bewahrt werden.
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8 Gehirnerschiitterung, Schlaganfall usw.
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8 Knochen(haut)entzundungen.
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Unkraut, wenn Efeu, Immergriin oder dergleichen angepflanzt wurde. Wem
es die Zeit gestattet, allwochentlich nach dem Rechten zu sehen, der mag
auch Blumen alter Art auf das Grab pflanzen, aber er vergesse dann nicht die
wochentliche Sauberung. Wer die Pflege des Grabes nicht selber ubernehmen
kann und wem die Mittel fehlen, fiir die Instandhaltung einen geringen Betrag
an die Fried hofsverwaltung abzufiihren, der spare auch noch das Geld fiir
Blumen und begniige sich, eine einzelne Pflanze (Baum oder Strauch) zu setzen.
Er tragt dann wesentlich mehr zur Verschonerung des Kirchhofbildes bei als
alle jene, die mit ihren Grabern protzen oder die mit grossem Geldaufwand
in Stand gesetzte Graber verfallen lassen. Wenn man heute auf einem Fried-
hof die grosse Menge der geschmiickten Graber uberblickt, dann wird man
unwillkiirlich an das Wort erinnert: „Weniger ware mehr“.
Bestimmte Blumen und Pflanzen hat das Volksempfinden in nahe Beziehung
zum Tode und zum Grabe gebracht. Etliche darunter deuten dies noch durch
ihren Namen an: „Baum des Lebens", „Totenblume“, ^Totenviole", „Trauer-
weide“ usw. Auf Dorffriedhofen und in abseits vom hastenden Verkehr
liegenden Stadten, wo der Bevolkerung noch ein beschauliches Dasein beschieden
ist, da wird auch den Grabpflanzen ein besonderes Interesse entgegengebracht,
indem man hier nicht wahllos jede Pflanze zur Grabbepflanzung zulasst,
sondern noch Sinn bezeugt fur Pflanzensymbolik.
Die Zypresse, die bei den Volkern des Orients die wesentlichste Pflanze
im Totenhain ist und die auch bei den Mittelmeervolkern des Abendlandes
als Trauerbaum in Ansehen steht, hat in Landern mit kaltem Klima Ersatz
in Wacholder, Eibe und Thuja gefunden. Das ^Immergriin" an diesen
Pflanzen hat sicherlich Bezug auf eine Fortdauer des Lebens, und dass von
den immergrunen Pflanzen, zu denen ausser den oben genannten noch Buchs,
Efeu und Immer- oder Sinngriin (Vinca) treten, gerade jene mit der dunkelsten,
ernsteren Belaubung bevorzugt, jene mit hellerer Belaubung aber tunlichst
vermieden werden, ist auch mehr als blosser Zufall. Dem Ernst des Graber-
feldes entspricht das Schweigen gebietende dunkle Griin besser als ein leb-
haftes Hellgriin. Dass aber das Graberfeld kein Ort des Grauens und des
Schreckens werde, dazu sollen Blumen und Krauter die Lichtblicke in das
Duster hineinbringen.
Den Majoran windet man auf dem Lande mit Vorliebe in den Toten-
kranz. Verstorbenen jungen Madchen wird Majoran in die Locken gedriickt
und Zweige dieser Pflanze werden iiber die Leiche wie iiber das Grab gestreut.
Diesem Kraut ziemlich gleich steht der Rosmarin, der als Symbol der Trauer
und der Wehmut beim Ausschmuck der Grabstatten vielfache Verwendung
findet, Eine andere, namentlich in Siiddeutschland haufig anzutreffende
Grabblume ist die Ringelblume, die vielerorts nur Totenblume genannt wird.
Raute und Wermut werden als Grabpflanzen nur noch wenig angetroffen.
Die Rose, die heute noch so gern auf den Grabhiigel gesetzt wird, gait
den Griechen schon als eine beliebte Grabpflanze, hingegen hat eine andere
in Griechenland und auch im romischen Reich weit verbreitete Grabpflanze,
der Sellerie, heute diesen Charakter vollstandig verloren. Eine kleinblumige
Iris ist im Morgenlande haufig auf den Grabhiigeln anzutreffen, wahrend im
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ERNST FINKEN
Kgl. Gartenbaudirektor
GARTENTECHNISCHES BUREAU
KOLN a. Rh.
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Deutsche Gartenbau-Gesellschaft.
Mitteilungen
aas der 7. SHzting des geschaftsfiihrenden Prasidiums
am Mittwoch den 25. Oktober 1911 in Berlin, Askanischer Platz 3.
1. Das Protokoll vom 9. Juni wird verlesen und genehmigt.
2. Mit der Geschaftsstelle der Internationalen Gartenbau-Ausstellung in
London im Jahre 1912 ist schriftlich durch das Bureau und miindlich durch
Herrn Bey rod t verhandelt. Das gewiinschte Propagandamaterial ist ein-
getroffen und liegt zur Versendung an 116 deutsche Firmen bereit.
Herr Beyrodt hat sich dahin geaussert, dass die ganze Ausstellungs-
angelegenheit erst dann weiter zu bearbeiten ware, wenn die erforderlichen
Mittel von der D. G. G. bereitgestellt sind.
Das geschaftsfiihrende Prasidium beschliesst, von einer Bereitstellung
grosserer Summon Abstand zu nehmen. Da geringe Betrage das Zustande-
kommen einer deutschen Abteilung nicht ermoglichen, gilt der Versuch als
gescheitert. Das vorhandene Drucksachenmaterial soli aber an die genannten
116 Firmen zur Versendung gelangen,
3. Neugebildet hat sich die Sonderabteilung fiir Gartenkunst mit
27 Mitgliedern. In der Bildung begriffen ist eine Sonderabteilung fur Obstbau.
Die Sonderabteilung fiir Sukkulenten hat eine Geschaftsordnung ent-
worfen, die vorgelegt und in einigen Punkten abgeandert wird. Die neue
Fassung ist dem Gesamtprasidium zur Genehmigung vorzulegen.
4. Mit der Verlegerin der „Gartenflora“, der Firma Rudolf Mosse,
Berlin, ist ein neuer Vertrag auf funf Jahre, das heisst bis zum 31. De-
zember 1916, mit giinstigeren Bedingungen als bisher abgeschlossen.
5. Der Unterricht an der stadtischen „Fachschule fur Gartner* ist am
9. Oktober nach einer umfangreichen Propaganda eroffnet. Zahl der Schuler 132.
Im Lehrerkollegium sind Veranderungen vorgenommen, die das Kura-
torium gebilligt hat. Mitte November soli eine eingehende Revision der
Schule stattfinden.
Die geplante Umwandlung in eine staatlich anerkannte schwebt noch
immer.
6. Der Deutsche Pomologen-Verein hat angeregt, die Generalversamm-
lungen aller grosseren Gartenbau-Vereine in Zukunft an dem gleichen Orte und
zu gleicher Zeit stattfinden zu lassen.
Er schlagt ferner vor, in der ersten Juliwoche 1912 in Bonn die erste
deutsche Gartenbauwoche abzuhalten. Die Schlussversammlung soli als
»Erster deutscher Gartnertag" eine machtvolle Kundgebung des gartnerischen
Berufes sein. Diese Vorschlage sind bisher angenommen von der Deutschen
482
Deutsche Gartenbau-Gesellschaft.
Gesellschaft fur Gartenkunst, von dem Bund deutscher Baumschulenbesitzer,
von dem Deutschen Pomologen-Verein und von ♦dem Verband der Handels-
gartner Deutschlands.
Laut Satzungen ist die D. G. G. nicht in der Lage, ihre Generalver-
sammlung, die innerhalb der ersten drei Kalendermonate abgehalten werden
muss, erst im Juli einzuberufen.
Es wird beschlossen, zu der ersten deutschen Gartenbauwoche die Mit-
glieder zu einem Besuch aufzufordern.
7. Das Patronatsmitglied F. W. Koerner-Rixdorf hat laut Testaments-
abschrift vom 23. Juni 1911 der D. G. G, 1000 Mark vermacht. Ein vorlaufiger
Dank ist dem Sohne und gleichzeitigen Testamentsvollstrecker bereits ab-
gestattet.
Das geschaftsfuhrende Prasidium beschliesst, dem Testamentsvollstrecker
noch einmal zu danken und das Vermachtnis dem Vermogen der Gesellschaft
einzuverleiben.
8. Monatsversammlungen: 26. Oktober 1911, 30. November 1911,
14. Dezember 1911, 25. Januar 1912, 29. Februar 1912, 28. Marz 1912.
An Vortragen werden vorgeschlagen:
a) Herr Professor Graebner, Dahlem: Ueber Pflanzengenossenschaften,
moglichst mit Lichtbildern;
b) Herr Dr. Hugo Fischer: Ueber Vererbungstheorie;
c) Nach Riicksprache mit Herrn Bottner in Frankfurt a. O.: „Ueber
Obst- und Gemusebau";
d) Einzelreferate iiber die verschiedenen Zweige der Blumentreiberei.
Referenten: Herr Koschei, Gurk, Gilbert, Weber, Amelung.
Zu alien Vortragen sind nach Moglichkeit bekannte Spezialisten mit der
Bitte einzuladen, an der Diskussion sich zu beteiligen.
9. Das geplante grossere Sommerfest in Verbindung mit einer Gartenbau-
Ausstellung konnte nicht stattfinden, da infolge der Trockenheit keine Aus-
steller zu gewinnen waren. Es wird beschfossen, im Januar Oder Februar
ein grosseres Fest mit weitgehenden Blumenarrangements in einem geeigneten
Lokal zu veranstalten. Fur diesen Zweck werden 2 bis 3000 Mark zur Ver-
fiigung gestellt.
Die bisherige Festkommission (Beyrodt, Brodersen, Koschei, Swoboda,
Braun) erhalt die Vollmacht, iiber die Art und Weise des Festes endgiiltig zu
beschliessen.
10. Die Balkonpramiierung in Berlin im Sommer 1911 ist von der
Sonderabteilung fur Pflanzenschmuck der D. G. G. durchgefuhrt. 320 Fenster
und Balkone sind bewertet worden. Am 26. Oktober findet eine Festsitzung,
zugleich die 1006. Monatsversammlung der Gesellschaft statt, auf der vier Refe¬
renten fiber die Ergebnisse im einzelnen berichten werden.
11. Ergebnisse auf dem Versuchsfelde in Dahlem.
Herr Dr. Fischer berichtet fiber seine wissenschaftlichen Versuche. Be-
zfiglich Kreuzungen und Mutationen ist eine Reihe von Beobachtungen im
Gang (z. B. betr. einen schonen und interessanten Tropaeolum-Bastard), von
welchen fiber Resultate naturgemass noch nicht zu berichten ist.
Pilzkulturen sind angelegt von Helvella esculenta (Schwarzmorchel),
1006. Monatsversammlung
D. G. G.
483
Clitopilus prunulus und Paxillus involutus; Steinpilz und Blutreizker waren
in diesem Jahre nicht aufzutreiben.
Die Kohlensaureversuche, die zurzeit fortgesetzt werden, haben bisher
durchaus gute Resultate ergeben, eine Forderung im Hochstfalle auf das
2,3fache Gewicht der Kontrollpflanzen, auch Forderung der Blutenbildung
war unverkennbar.
12. Der Herr Prasident teilt mit, dass
a) die „Orchideen-Sektion“ vom 17. bis 19. November wiederum im
Abgeordnetenhause eine Orchideen-Ausstellung veranstaltet.
b) dass die gewiinschte Einrichtung einer Auskunftserteilung und
Stellenvermittlung in der Geschaftsstelle erfolgt ist und gut
funktioniert.
1006. Monatsversammlung der D. G, G.
zugleich Festsitzung zur Vertetiung der Pramien
ftir Fenster- und Balkonschmuck in Berlin
am Donnerstag den 26. Oktober 1911
im grossen Horsaal der Landwirtschaftlichen Hochscbule.
Vorsitz: Herr Dr. Berliner.
Der neue, geraumige Horsaal der Landwirtschaftlichen Hochschule mit
seinen iiber 500 Platzen fasste bei weitem nicht die grosse Zahl derer, welche,
unter erfreulich starker Beteiligung der Damenwelt, erschienen waren, um der
Festsitzung der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft beizuwohnen. Wie die statt-
liche Zahl der Versammelten, so war auch der herrliche Pflanzenschmuck
des schonen Saales durchaus dazu angetan, die Sitzung zu einer wahrhaft
festlichen zu gestalten. Palmen, Chrysanthemen in vielblutigen Freiland- und
riesenkopfigen Topfexemplaren, dazu ein paar ganz prachtige Kronenbaumchen
(Ada Owen) mit tausend im Aufspringen begriffenen Knospen, ferner schone
Cyclamen, vor alien das Auge erfreuend eine farbenprachtige Gruppe, wohl
an hundert Topfe, buntblattriger Croton, in verschiedensten Zeichnungen in
griin, gelb und rot, von Adiantum und Pteris cretica cristata eingefasst.
In herzlichen Worten begrusste der Vorsitzende die so zahlreich
erschienenen Gaste und wies auf die Bedeutung der heutigen Veranstaltung hin.
Darauf kam Punkt 1, ausgestellte Gegenstande, zur Besprechung.
Herr Lierke erlauterte seine in den Versuchsexemplaren vorgefiihrten
Dungeversuche, die sich auf Chrysanthemen (die obenerwahnten Kronen¬
baumchen), Cyclamen, Pteris und Selaginellen erstreckten. Die Wirkung der
kiinstlichen Diingung war nicht zu verkennen. Nicht gleichgiiltig ist es, ob
man die Dungesalze in fester oder flussiger Form verwendet, vielmehr sind
hier verschiedenartige Pflanzen auch in ihren Bediirfnissen verschieden. Fur
Pflanzen, die ofter umgetopft werden, empfiehlt sich Untermischung fester
Praparate in die Pflanzerde. Pflanzen in Balkonkasten, die lange am Ort
verbleiben, bedenkt man besser mit oft wiederholten kleineren Gaben der
Nahrsalze, die im Giesswasser gelost werden. Auch extremen Witterungs-
verhaltnissen, wie solche das Jahr 1911 mit seiner enormen Sommerhitze und
der D. G. G.
D. G. G.
Was die Balkonbepflanzung in diesem Jahre geleistet, berechtige zu den
schonsten HofFnungen fiir das nachste. Sehen wir zu, dass wir mitten in der
Grossstadt den Kontakt mit Mutter Natur nicht verlieren, so dienen wir auch
der Verschonerung unserer Residenzstadt Berlin.
Herr Dietze-Steglitz verbreitete sich iiber die besonderen Bedingungen
der Pflege und des Gedeihens der Balkonpflanzen. Was die Pflanzen durchweg
brauchen, Licht und Luft, das haben die Balkonpflanzen in reichem Masse,
darin sind sie bevorzugt vor den Zimmerpflanzen. Letztere werden am besten
an einem Siidfenster gedeihen, fiir Balkonpflanzen bietet die Nordlage geeig-
netere Verhaltnisse. Nach Siiden gerichtete Balkone wird man vorzugsweise
mit Pelargonien bepflanzen, Petunien sind gegen starke Besonnung weniger
widerstandsfahig.
Wichtig ist vor allem ein gutes Gefass, das auch einigermassen ge-
raumig sein sollte, soweit es der Architekt ermoglicht hat, der beim Bau des
Balkons nicht immer auf Anbringung geraumiger Pflanzenkasten gerechnet
hat, Als Material ist Zinn- oder Zinkblech zu bevorzugen, weil es am wenigsten
den verfiigbaren Platz einengt. Den Blechkasten gebe man einen weissen
Anstrich, der eine zu starke Erwarmung durch die Sonnenstrahlen verhindert.
Holz nimmt zuviel Raum weg, Tonkasten sind darum wenig geeignet, weil sie
das Giesswasser in sich saugen und an die Luft abgeben, also die Austrocknung
der Erde zu sehr begiinstigen. Deshalb sind auch Blumentopfe fur Balkone
wenig geeignet; man stelle solche in einen grosseren Topf und fiille den
Zwischenraum mit Erde oder Torfmull aus.
Die Ldcher fiir den Wasserabfluss sind fast stets unrichtig, namlich im
Boden der Kasten angebracht. Sie sollen sich auf der dem Hause zugekehrten
Seite befinden, etwa 1 cm iiber dem Boden. Dann giesst man solange, bis
Wasser aus den Lochern herausfliesst, und erreicht damit, dass auf dem
Boden sich eine Art Wasserreservoir bildet, das die Pflanzen besser vor
Trockenheit schiitzt, wahrend das abfliessende Wasser nach innen, nicht nach
<ler Strasse zu hinabrinnt. Dem Winde sehr ausgesetzte Balkonkasten soil
man mit Drahtgittern von etwa 5 cm Maschenweite schiitzen, woran sich die
herabhangenden und aufrechtstehenden Pflanzen festhalten konnen.
Eine Hauptbedingung ist gute Erde, die man da kaufen sollte, wo man
seine Pflanzen kaiift. Sodann reichlich Wasser! Auf sonnig gelegenen Balkonen
muss mindestens^ zweimal taglich, friih und abends, gegossen werden; und
nicht vergessen, die Pflanzen leicht zu iiberbrausen! Wichtig ist ferner, ofters
den Boden auf etwa 2 cm Tiefe mit einem Holzstabchen aufzulockern; da-
fiir sind unsere Pfleglinge iiberaus dankbar. Abgebluhtes soil man regel-
massig bald durch Abschneiden entfernen, damit die Pflanze alien verfiigbaren
Baustoff auf die Bildung neuer Bliitentriebe vereinigen kann. Bei Petunien
und ahnlichen Pflanzen kneife man ofters die Spitzen der Triebe aus, urn
die Seitenzweige hervorzulocken, die sonst in der Knospe sitzen bleiben,
wahrend nur der Haupttrieb fortwachst.
Rechtzeitig sorge man auch fur Winterbep flanzung mit kleinen Tannen-
baumchen oder frostharten Eriken, damit nicht in der kalten Jahreszeit der
Ralkon ein Bild trostloser Oede biete.
Als letzter der Vortragenden ergriff nun Herr Stadtobergartner Weiss-Berlin
ill if lit
D. G. G.
von Vinca major (
Amellus Framfieldii,
r
Die Gartnereibetriebe
nach gewerbestatistischen Unterscheidtingen.
i
An sonstigen gartnereitechnischen Einrichtungen benutzen noch
gewerbliche Gartnereien
Samendarren, Trocknungsvon
ohne mit
Ladengeschaft Ladengeschaft ^
richtungen 73 51
usammen
124
Kiihlvorrichtungen .
. 17
22
39
Arbeitsmaschinen .
....... 469
218
687
Andere Vorrichtungen ....
. 960
867
1 827
Das sind nicht eben grosse
Zahlen; vielleicht ist
erwartet worden,
, dass sie
grosser waren. Immerhin
hat die Verwendung
von Arbeitsmaschinen und
sonstigen Vorrichtungen Bedeutung fiir eine doch nicht allzukleine Zahl von
Betrieben. Die Zahl von solchen Arbeit und Betriebskosten sparenden tech-
nischen Hilfen ist in der Gartnerei also iiblich, und man wird nicht sagen
dtirfen, dass die gewerbliche Gartnerei sich der Hilfe der Technik nicht be-
diene, Im grosseren Belriebe (von 5 ha und mehr Flache) ist der Gebrauch
dieser Gruppen von Einrichtungen allerdings nicht verbreiteter als in dem
kleineren; denn von den vorher angegebenen Betrieben entfielen nur 48,4"/o
(von 124), 28,2% (von 39), 31,3% (von 687) und 5,1% (von 1827) auf Betriebe
mit 5 ha und mehr gartnerisch benutzter Flache. Dafiir aber wird in jedem
grosseren Betriebe die Zahl der vorgedachten Einrichtungsstiicke grosser
sein. Die Tabelle 16 gibt dem, der das auf die Ziffer zu bringen wiinscht,
die Unterlagen.
Um noch einen fiir die Industrie nicht unwichtigen Punkt hervorzuheben,
kann aus unserer Gartnereistatistik auch entnommen werden, in welchem
Umfange sich die Erzeugnisse der Gewerbezweige, die gartnereitechnische
Einrichtungen, Maschinen usw. herstellen, in der Gartnerei in Gebrauch be-
finden. Das lasst sich insbesondere aus der Tabelle 15 ablesen. Nach dieser
fanden sich in Verwendung oder Gebrauch in der gesamten Gartnerei Preussens:
Treibhauser . 37 597
mit qm Grundflache . 2 469 865
Mistbeete und Kasten . 832 821
mit qm Grundflache . 3 174 095
Bewasserungsanlagen . 1 252
Entwasserungsanlagen . 76
Windkrafttriebwerke . 334
Wasserkrafttriebwerke . 49
Dampfkrafttriebwerke . 165
Elektrizitatsanlagen . 214
Heissluftmotore . 297
Gopelwerke . 50
Sonstige Triebwerke . 336
Samendarren . 11
Trocknungsvorrichtungen, Obstdarren . . . 490
Samenreinigungsmaschinen . 181
Bodenbearbeitungsmaschinen . 1 212
Samaschinen, Drillmaschinen . 139
Mahmaschinen . 798
Dreschmaschinen . 38
I'ilii
498
Die Gdrtn
Dieser Gliederung sind im ganzen 13 601 gewerbliche Gartnereie
67 249 beschaftigten Personen unterzogen, und zwar waren davon
nach der Zusammenfassung
zusammen
ohne Ladengeschaft: mit Ladengeschaft:
Personen Personen
Be- ins- Be- ins-
triebe gesamt geiemte gesamt geiernte'
6 435 22 447 11834 3 879 14 936 8 060
157 2 091 488 33 178 69
1 731 15 145 6 769 1 366 12 452 5 816
8 323 39 683 19 091 5 278 27 566 13 945
Durch diese Zahlen wird die gewerbliche Gartnerei, soweit sie gart-
nerische Anlagen und Einrichtungen benutzt, dahin gekennzeichnet, dass von
den Betrieben etwas iiber 61 pCt. kein Ladengeschaft unterhalten, also ganz
iiberwiegend der Pflanzenzucht gewidmet sind, dass ferner die Treibhaus-
und Mistbeetanlagen, gleichviel ob Ladengeschaft mit betrieben wird Oder
nicht, unter alien Umstanden die entschiedensten Merkmale der Gartnerei
sind, eben auch der Pflanzenzucht wegen, und dass die sonstigen gartnerei-
technischen Einrichtungen, neben denen dann selbstverstandlich auch die
Treibhaus- und Mistbeetanlagen eine grosse Bedeutung haben, so zahlreich
und wertvoll sie sind, die weniger verbreiteten Hilfsmittel der Gartnerei
bilden. Trotzdem sind sie anscheinend die Merkmale ihres wirtschaftlichen
Umfangs. Denn der Personalbestand der Gartnereien mit gartnerischen
Einrichtungen vieler oder aller Arten und damit ihre geschaftliche Bedeutung
ist durchschnittlich mehr als doppelt so gross als der der Gartnereien nur
mit Treibhaus- und Mistbeetanlagen, Gewerberechtlich sind also die ersteren
wesentlich anders als die letzteren. Das wird vollends deutlich durch einen
Ueberblick iiber die Gartnereien und ihres Personals nach den in obigen
Zusammenfassungen 1 bis 3 angegebenen gartnereitechnischen Merkmalen
in der Verteilung auf die einzelnen Personalgrossenklassen. Es verteilen
sich Personen und Betriebe nach den Merkmalen
Grossenklassen
1 Person .
2— 5 Personen .
6—10
mehr Personen
10314 37383
2 269 3 097 27 597
Bei der Zusammenfassung 1 entfallen rund 85 pCt. der Betriebe auf
die kleinen Gartnereien mit 5 und weniger Personen, aber nur 56 pCt. bei
den beiden anderen Zusammenfassungen, und 60 bzw. nur 19 pCt. des
Personals. Treibhaus- und Mistbeetanlagen fiir sich sind also fiir den Umfang
der Betriebe nicht ausschlaggebend, wohl aber diese Anlagen in Verbindung
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1007. fflonatsversammlung der Deutschen Gaitenbaa-fiesellsclialt
am Donnerstag den 30. November 1911 abends 6 Uhr
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sonnigen Tage vormittags Oder mittags statt, nachdem das Zimmer gut durch-
warmt ist. Dann wird auch ein leichtes Ueberbrausen der Pflanzenkorper
mit lauwarmem Wasser zum Zweck der Staubentfernung von wohltatiger
Wirkung sein, da sie schnell wieder abtrocknen. Wer dagegen seine
Cacteen im Treibhaus oder in Kasten iiberwintert, wird bei den
wurzelechten Echinocactus, Echinopsis und Mamillarien, auch bei
der Mehrzahl der nicht den Cacteen angehorenden Sukkulenten,
auf das Giessen verzichten konnen, da die feuchtere Luft ein volliges Ausdorren
des Wurzelballens verhindert. Gepfropfte Pflanzen jedoch, die eine kunstlich
von Menschenhand hervorgerufene Verbindung eingegangen sind, haben eine
gewisse, wenn auch massige Neigung, Flussigkeit aufzunehmen, um dem
Schrumpfen der Unterlage zu begegnen. Das geschieht am zweckmassigsten,
indem man die Pflanze mit ihrem Topf solange in einen mit lauwarmem
Wasser gefiillten kleinen Untersatz stellt, bis die Erde das Wasser aufgesogen
hat, das dann fiir mehrere Wochen ausreicht, Giesst man das Wasser jedoch
in gewohnter Weise von oben auf die Erde, so zieht es nicht schnell genug
ein und erzeugt an der Unterlage leicht Faulnis, ohne an die Stellen des
Verbrauchs, die Saugwurzeln, zu gelangen. Eine Ausnahmestellung nehmen
die Epiphyllum, Rhipsalis und Phyllocactus ein, die infolge ihrer grossen
Verdunstungsoberflache mehr auf Bodenfeuchtigkeit angewiesen sind als die
kompakteren Kugel- und Saulen-Cacteen. Auch befinden sich besonders die
Epiphyllen wahrend des Winters in Vegetation, da sie schon im Dezember
bliihen; sie verlangen deshalb eine hohere Temperatur als die ubrigen Cacteen,
und regelmassige Wassergaben, Ein haufiges Ueberbrausen mittels des
Zerstaubers ist ihnen sehr dienlich, da sie in zu trockner Luft Blattglieder
und Knospen abwerfen. Sobald sich die ersten Knospen zeigen, darf der
Standort der Pflanze nicht mehr geandert werden, da man sonst keine Bliite
zur Entfaltung bringt. Dasselbe gilt von den Phyllocactus, deren Vegetations-
zeit etwa im Januar beginnt. Die Bliitenknospen, die sich sehr langsam
entwickeln, setzen bereits im ersten Friihjahr an. Deshalb lasst man den
Phyllocactus von dieser Zeit an etwas mehr Warme und Feuchtigkeit zu-
kommen. Sie lieben wahrend des ganzen Winters einen moglichst hohen,
sehr sonnigen Standort.
III. Es ist dem Cacteenfreund dringend anzuraten, seine Pflanzen auch
wahrend des Winters recht haufig aufmerksam zu betrachten. Gleich im Anfang
ihrer Entstehung wahrgenommene Erkrankungen lassen sich haufig noch
erfolgreich bekampfen, wahrend fortgeschrittenere Schaden die Pflanze unrett-
bar dem Verderben ausliefern. Bemerkt man, dass sich Wollause, rote Spinnen
oderandere Schadlinge auf einem Cactus angesiedelthaben, sohalte mansich nicht
erst mit oberflachlichen Massnahmen auf. Man topfe die Pflanzeaus, schuttle
vorsichtig die Erde aus den Wurzeln, tauche die ganze Pflanze in eine leicht
desinfizierende Ldsung und spiile mit klarem, lauwarmem Wasser nach. Die
Pflanze wird erst, nachdem sie mehrere Tage, womoglich dem Sonnenlichte
ausgesetzt, trocken gelegen hat, wieder in den griindlich gereinigten Topf in
frische Erde gepflanzt. Zu dem erwahnten Reinigungsbade eignet sich eine
sehr schwache Lysollosung oder gewohnliches Seifenwasser, noch besser aber
eine Emulsion von Salmiak-Terpentinseifenlosung mit etwas Petroleum, Karbol-
oder Kienteer-Zusatz, dem man der besseren Mischung halber ein wenig Milch
512
Cacte
beigibt. Eine gewisse Vorsicht ist dabei nicht ausser acht zu lassen, da man
bei Anwendung einer zu starken Losung die Epidermis der Pflanze zerstort.
Sind sehr lang- und feinstachlige Oder mit dichtem Wollschopf versehene
Ecchinocactus oder Mamillarien, wie M. Bocasana, von Wollausen befallen, so
muss man die Losung in den Zerstauber fullen und mittels eines scharfen
Strahles das Ungeziefer aus seinen Schlupfwinkeln treiben.
IV. Nun will ich noch an einem Beispiel zeigen, wie sich die Ueber-
winterung der Cacteen in der Praxis ausnimmt. Seit Anfang Oktober babe
ich meine Pflanzen in drei nach Suden gelegenen, heizbaren Raumen meiner
Wohnung, der Kiiche, der sehr geraumigen Badestube und einem unbenutzten
Schrankzimmer untergebracht. Jeder dieser Raume ist mit einem breiten,
sehr hohen Fenster versehen, so dass der grosste Teil meiner Cacteen fast
Oberlicht geniesst. An klaren Tagen werden sie von 8V-2 bis IV2 Uhr von
den Sonnenstrahlen getroffen. Zur Aufnahme der Echinocactus, Echinopsis,
Mamillarien und anderer Sukkulenten dienen drei grosse Glaskasten und
ein aus Eisen und Glas konstruiertes Zimmertreibhaus, das infolge seiner
Hohe von 50 cm bei einer Breite von 75 und einer Tiefe von 60 cm auch
geeignet ist, grossere Opuntien und Cereus aufzunehmen. Die Pflanzen sind
eingetopft, die sich zwischen den Topfen ergebenden Liicken mit
Marmorkies, Sand, Torfmull oder Moos gefiillt. Urn die Gruppierung
der Pflanzen gefalliger zu gestalten, habe ich wahrend des Sommers
gesammelte, schon gefarbte oder merkwiirdig geformte Steine und porosen
Tuffstein beim Aufbau verwendet; auch steht im Zimmertreibhaus hier
und da im Topf eine feinfiedrige Moospflanze, die mit ihrem zarten oder
tiefdunklen Griin die Farbenschonheit der bunten Stacheln noch wirksamer
hervortreten lasst. Phyllocactus, Epiphyllen und Peireskien sind teils neben
den Kasten auf Tischen und Standern, teils hoch iiber ihnen auf Brettern in
unmittelbarer Fensternahe gruppiert.
Die Raume erhalten mittels Warmwasserheizung eine zwischen 12 bis
16 0 C variierende Temperatur. Der zu grossen Lufttrockenheit arbeite ich
durch haufiges Sprengen der Steinfussboden entgegen. Auch sind an den
weniger von der Sonne begiinstigten Stellen schone Selaginella-Arten, an-
spruchslose Blattpflanzen und zahlreiche Exemplare der dankbaren Trades-
cantia aufgestellt oder aufgehangt, die regelmassig gegossen werden und durch
ihre Verdunstung gleichfalls den Feuchtigkeitsgehalt der Luft erhohen. Die
Epiphyllen, sowohl die wurzelechten als auch die auf Peireskia-Stammchen ge-
pfropften, halte ich gleichmassig feucht und erquicke sie fast taglich durch Ueber-
brausen mit lauem Wasser. Die Phyllocactus halte ich jetzt noch trockner. Doch
sorge ich dafiir, dass ihre Erde nicht vollig ausdorrt und lasse sie hin und wieder
an der den Epiphyllen gespendeten Dusche teilnehmen. Die in den Kasten
befindlichen Pflanzen giesse ich nicht, doch fuhre ich bei volliger Austrocknung
der Luft die notige Feuchtigkeit zu, indem ich das Packmaterial, Kies, Sand,
Torfmull, Moos, in vorsichtiger Weise massig sprenge. Der Kies lasst das
Wasser am schnellsten verdunsten, das Moos bleibt am langsten feucht. Etwa
ein- bis zweimal im Monat, an besonders schonen, sonnigen Tagen iiberbrause
ich die Pflanzen ganz leicht mit lauwarmem Wasser und schliesse die Kasten
erst wieder, wenn die Pflanzenkorper vollstandig trocken sind. Sonst bleiben
die Kasten tagsuber geschlossen, da sich die Cacteen in der gespannten Luft
513
Beste behaltet!“
Sonnen- and Ofenwarme im Glashaas.
516
f
4. Verschiedenes.
Winterprogramm
520
Stiftungsfest der D. G. G.
DEUTSCHE GARTENBAU-GESELLSCHAFT.
Schirmherr; Seine Majestat Kaiser Wilhelm II.
Am Donnerstag den 15. Februar 1912
feiert die Deutsche Gartenbau- Gesel Isch aft ihr
90. Stiftungsfest
verbunden mit einer
Blumen- und Pflanzen-Ausstellung
in den Gesamtraumen des Landwehroffizier - Kasinos, Charlottenburg,
Hardenbergstrasse 30b, dicht am Bahnhof Zoologischer Garten.
Alle Mitglieder, Damen und Herren, werden herzlich gebeten, bei dieser
ausserordentlichen Veranstaltung vollzahlig zu erscheinen, damit dieses Fest
zu . einer machtvollen gartnerischen Kundgebung werde, Es soli ein Vorbild
geschaffen werden, in welcher Weise grosse Feste durch reichliche Verwendung
lebender Blumen noch verschont werden konnen.
Jeder Blumen- und Pflanzenfreund ist als Gast willkommen!
PROGRAMM:
Eroffnung der Blumen- Ausstellung inkl. Besichtigung der gesamten
Tafeldekorationen nachmittags 2 Uhr. Schluss der Ausstellung
fur alle nicht am Feste Teilnehmenden abends 7 Uhr.
Von 7 bis 8 Uhr Begrussung der Mitglieder und Caste.
Urn 8 Uhr Beginn des Festessens.
Urn den Abend fiir jedermann angenehm und genussreich zu gestalten
Sind Vortrage musikalischer und deklamatorischer Art erster Krafte in reichem
Masse vorgesehen.
Die Teilnehmerkarte, welche durch die Geschaftsstelle, Berlin, Invaliden-
strasse 42, zu beziehen ist, kostet fiir alles Gebotene einschliesslich Festessen
6.— Mark.
Der Eintritt fur die Blumen-Ausstellung allein betragt 2. — Mark.
Da nur eine bestimmte Anzahl Billette ausgegeben wird, bitten wir Sie,
Ihre Anmeldungen auf der einliegenden Postkarte gutigst umgehend zu
Fur die Schriftleitung veran
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r
1007.
D. G. G,
„Gloire de Lorraine"
Die Gartnereibetriebe
nach gewerbestatistischen Unterscheidtingen.
(Fortsetzung zu Seite 499.)
7. Die Gartnerei in den einzelnen Provinzen.
52£
Die Gartr
ch gewerbe
525
ist. Die Betriebe unter 1 ha sind, abgesehen vom Stadtkreise Berlin, ver-
haltnismassig am zahlreichsten in den Hohenzollernschen Landen, der Rhein-
provinz, Westfalen und Hessen-Nassau vertreten. — Hinsichtlich der Zahl
der tatigen Personen steht wieder Sachsen, das in 2,9 v. H. seiner Betriebe
mehr als 20 Personen beschaftigt, obenan, wahrend derartige Betriebe in den
Hohenzollernschen Landen uberhaupt nicht vorkommen.
Aber die Betriebe wollen nicht allein nach bewirtschafteter Flache und
Personal betrachtei sein, sondern auch nach den gartnereitechnischen Ein-
richtungen. Im Staat haben 7 912 gewerbliche Gartnereien an Treibhausern
23 847, 12 790 an Mistbeeten 628 370, 761 an Be- und Entwasserungsanlagen 781,
124 an Samendarren usw. 627, 39 an Kiihlvorrichtungen usw. 42, 873 an Kraft-
anlagen 958, 687 an Arbeitsmaschinen 1 292 und 1 827 an sonstigen Einrich-
tungen 2 214. In den einzelnen Provinzen stellen sich diese Zahlen wie folgt:
Provinzen
Ostpreussen ....
Westpreussen . . .
Stadtkreis Berlin .
Brandenburg ....
Pommern .
Posen .
Schlesien .
Sachsen .
Schleswig-Holstein
Hannover .
Westfalen .
Hessen-Nassau . .
Rheinprovinz . . . .
Hohenzoll. Lande .
Be- Treib- Be¬
triebe hauser triebe
Mist- Be- Be-
beete triebe .Anlagen triebe
204 497 321 11 381
206 576 341 13 105
27 78 34 623
1 364 4 446 1 906 74 905
320 901 594 24 408
186 462 392 18074
830 2 348 1 333 82 512
1 149 3 548 1 942 117 881
570 1 867 971 28 766
571 1586 845 29 400
644 1 613 937 22 709
592 2 021 1099 103 740
1 243 3 893 2 068 100 671
6 11 7 195
3 3 — —
5 7 13
4 4 14
283 288 6 11
21 22 2 2
13 13 — —
42 42 4 4
141 145 80 552
64 65 3 6
39 43 7 10
33 33 4 12
83 83 3 4
30 33 13 19
Provinzen
Ostpreussen ....
Westpreussen . . .
Stadtkreis Berlin .
Brandenburg ....
Pommern .
Posen ........
Schlesien .
Sachsen .
Schleswig-Holstein
Hannover .
Westfalen .
Hessen-Nassau . .
Rheinprovinz . . .
Hohenzoll. Lande .
Be- K^\hlvor. B,. Krafr-
ge„ triebe
— — 3 3
— — 12 12
— — 3 3
11 13 293 302
8 9
5 5 67 68
2 2 161 175
4 4 65 108
2 2 36 45
4 5 20 20
— — 130 135
11 11 49 52
Be- Arbeits- Be-
triebe gjjfngn triebe
3 5 32 43
10 16 44 57
— — 4 4
98 149 296 366
18 33 63 67
17 23 26 34
31 43 147 180
138 388 235 280
123 241 168 251
56 81 149 167
52 70 183 199
26 40 167 181
115 203 413 385
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