JAHRESHEFTE
. des
Vereins für vaterländische Naturkunde
in
WÜRTTEMBERG.
Herausgegeben von dessen Redactionscommission
Prof. Dr. H. v. Bfohl in Tübingen; Prof. Dr. H. v. FehUng. Prof.
O. Fraas, Prof. Dr. F. Kraus*, Dr. w. Menzel in Stuttgart..
NEUNZEHNTER JAHRGANG.
Mo^£4Ä rden -
1897 .
STUTTGART.
Verlag
Ebner & Seübei
Inhalt.
I. Angelegenheiten des Vereins.
Bericht über die siebenzehnte General-Versammlung
den 24. Juni 1862 in Esslingen.
Von Prof. Dr. Kraus's.
An der General-Versammlung, welche in dem von der Hu- „
seums-Gesellsehaft gütigst überladenen Saale gehalten wurde, nah-
men über 40 Vereins-Mitglieder aus allen Theilen des Landes und
mehrere Bewohner der Stadt Theil. Auf den Tischen waren in-
teressante paläontologische, botanische und zoologische Gegen-
stände aufgestellt.
Um 10 Uhr eröffnete der Geschäftsführer, Fabrikant
Carl Deffner ans Esslingen die Verhandlungen mit folgender
Ansprache :
Hochverehrteste Herren!
Sie haben in ddr letzten General- Versammlung unseres Ver-
eins die hiesige Stadt zum diessjährigen Vereinigungs-Orte be-
stimmt und mir als Geschäftsführer die Vorbereitung unserer
heutigen Versammlung aufgetragen.
Als solcher heisse ich Sie in unserer Stadt und in diesen
Räumen, welche die Museums-Gesellschaft bereitwillig' zu unserer
Verfügung gestellt hat, auf das Freundlichste willkommen.
Wenn schon das letztemal, als Esslingen die Ehre hatte, die
General-Versammlung des Vereins für vaterländische Naturkunde
in Württemberg in seinen Mauern zu empfangen, im Jahre 1854,
der damalige Geschäftsführer 0.-A.-Arzt Dr. Stendel zu bedauern
hatte, dass weder unsere Gegend besondere naturhistorische Eigen-
— 2 —
thümlichkeiten darbiete, noch unsere Stadt ausgezeichnete Samm-
lungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften besitze, so kann
ich diese Klage heute nur wiederholen, ja dieser Mangel hat sich
sät jener Zeit eher noch vermehrt als vermindert. Nach dem
Tode der beiden naturforschenden Nestoren unserer Stadt, des
0.-A.-Arzts Dr. Stendel und des Professors Hochstetter sind
auch deren reiche botanische Sammlungen von hier fortgezogen
und hur von bescheidenem Umfange ist das Wenige, was jüngere
Freunde der Natur bis jetzt hier zusammengetragen haben.
Für das Studium des Thierreichs * behelfen wir uns in Er-
manglung eines zoologischen Gartens mit Aquarien; die Botanik
ist seit dem Verluste jener beiden Forscher verwaist, und unsere
geologischen Sammlungen, für welche die reiche Fauna der Grenz-
schichten zwischen Keuper und Lias in unserer Gegend allein
eine günstigere Gelegenheit gewährt , bieten doch nichts , was
nicht unsere Stuttgarter Freunde durch ihre in alter Väter Sitte
fortgesetzten Einfälle in’s Esslinger Gebiet schöner und reicher
als wir selbst gewonnen hätten. — Wenn Ihnen sonach unsere
Stadt nur wenig gesammeltes Material für die Beobachtung der
3 Naturreiche zu bieten vermag, so wird dagegen ein anderer
Zweig der Naturwissenschaften hier um so umfangreicher und
eifriger getrieben. Unsere Werkstätten zeigen die vielfachste
Mechanik potenzirt ohne Ermüdung die Zahl der in unseren
Fabriken beschäftigten Menschenhände durch einen noch fort-
während steigenden Exponenten. Fürchten Sie dabei nicht, weil
die Wissenschaft hier mehr nur im groben Gewände der helfen-
den Dienerin siqfi zeigt, sie möchte desshalb in ihrer abstrakten
Gestalt keine Verehrung und ihre Jünger nicht die verdiente
Hochachtung finden; als schwaches Zeichen hiefür möge Ihnen
der freundliche Empfang dienen, den ich Ihnen, hochverehrte
Herrn, in den heute sämmtlich für Sie geöffneten Werkstätten
unserer Stadt versprechen darf, wenn Sie nach dem Schlüsse un-
serer Verhandlungen Ihre Muse zu einem Besuche derselben zu
Vor-
stand des Vereins, Prof. Dr. v. Kapp aus Tübingen unter all-
seitiger Zustimmung gewählt.
Der Vereins-Secretär Prof. Dr. Krauss trug folgenden
Rechenschafts-Bericht für das Jahr 1861 — 62
Meine Herren!
Das abgelaufene achtzehnte Vereinsjahr, über das ich Ihnen
im Auftrag Ihres Ausschusses zu berichten die Ehre habe, kann
wie die letztverflossenen ebenfalls als ein für die Zwecke nnd
Bestrebungen des Vereins in jeder Hinsicht günstiges bezeichnet
Vor Allem habe ich den Vertrag zu erwähnen, welchen der
Ausschuss mit den Erben des verstorbenen Staatsraths v. Roser
wegen der von demselben hinterlassenen Sammlung von Insekten
und entomologischen Büchern abgeschlossen hat. Er lautet wie
folgt:
Die Erben des Herrn Staatsraths von Roser haben die Ge-
neigtheit ausgesprochen, dessen Sammlung von Insekten und en-
tomologischen Büchern nebst Zugehör *) dem Verein für vater-
ländische Naturkunde in Württemberg, welchem der Verewigte
von dessen Gründung an seine rege Theilnahme zugewendet hatte,
einstweilen zur Benützung und unter Umständen als Geschenk
eigen thümlich zu überlassen.
Der Verewigte hat unter’m 23. Sept. 1859 verordnet:
Es solle seine Insekten-Sammlung, wie auch seine In-
sekten-Bücher aufbewahrt werden, bis es sich zeige, ob
keiner seiner Enkel ein Interesse für dieses Fach habe;
sei dieses nicht der Fall, so wolle er weiter nichts vor-
schreiben.
Zur Ausführung dieser Verordnung haben die Roser’schen
*) Die Insekten-Sammlung ist in 3 polirten Kästen, jeder mit 2 ver-
gchliessbaren Thören und 42 Schubladen, die 291 Nummern enthaltende
Bibliothek in einem zweithürigen polirten Kasten aufbewahrt. lieber
entere ist kein, über letztere aber ein Verzeichnis vorhanden.
Kr.
— 4 , —
lilll
— 6
UJJJJ
10 —
V. Crustaceen.
Als Geschenke:
Aatacut »axatili* Koch, aus der Waldach,
von Herrn Herrn. Reichert in Nagold;
Argulus foliaceus Jur., als Schmarotzer auf Forellen,
Ton Herrn Prof. Dr. Kraus s.
VI- Mollusken.
— 14 —
rossen Werth von Original-Exempl
i befinden sieh darunter 27 in un
e täten, wovon nicht weniger ais 3
Campylopua torfaceus
Barbuda revoluta Schwaegr.,
Grimmia Hartmanni Schimpei
lus seiner Hand erhalten haben;
Herbar fehlende Arten und Va-
Württemberg neu sind, nämlich:
Plagiothecium denticulatvm Sch.,
Amblystegium irriguum Sch.,
Hypnum. incurvatum Schräder.
Jlypnum Sommerfeltii Myr.
Herr Dr. Hegelmaier lieferte 16 interessante Laubmoose in sohünen
remplaren, die Hälfte derselben ist neu für das Herbar, unter diesen
gende 5 auch für die heimische Flora:
Gümbelia örbicularis Hampe, von
Weisia microstoma C. Müller, und
Hypnum lycoperdoides Schwaegr.,
finden sich folgende 5
Dieranum flagellare Hedwig.,
Leptoirichum flexieaule Sch.,
Bryutn erythrocarpum Schwaegr.,
Pfttlonotü calcarea Br. et Sch.
Donauthal bei Ulm.
erhaltenen Laubmoose
Unterländer:
Bei dieser Sendung befindet sich auch Hypnum HaOeri L. fil., im
August 1861 bei Hürben, O.-A. Heidenheim, auf Jurakalksteinen am
Saume des Waldes gefunden; hiedurch bleibt dieses Moos der Alp erhal-
ten, während der Fund desselben im Filsthal durch Ducke (Jahreshefte
XVIH S. 104) ein Missverständniss war, da Herr Ducke es nicht in un-
serem Filsthale, sondern in dem gleichnamigen Thale der oberhalb Füssen
in den Lech mündenden Yiis an der Grenze von Tirol gefunden hatte.
Von Herrn Dr. Emil Schü* in Calw erhielten wir 56 Laubmoos-
Herrn Apotheker C. K epp ler in Liebenzell , Herrn Seminaristen Eber-
hard Müller- in Urach nnd ans dem Herbar des verstorbenen Professors
Hochstetter in Esslingen; unter den Cal wem ist Bryvm atropurpu-
reurn W. et M. für uns neu, unter den Hochstetter’schen befanden sieh
Exemplare von Hjpnum catenvlatum Bridel, bei welchen ein Zettel von
Schübler’s Hand, „October 1833, Dettinger Rossberg,“ als Zeit und Ort
verdienten liebenswürdigen Naturforschers; nach einer mündlichen Mit-
theilung des Herrn Dr. Finckh sollen inzwischen eingetretene grosse Cul-
Herr Pfarrer Kern
widmet sich mit grossem Eifer und Erfolg der Erforschung der F lech
und hat in diesem Jahre unsere Sammlung mit 34 Lichenenarten bereicl
wovon 21 noch nicht in Württemberg gefunden worden waren, die
jedoch übergehen, da wir die Hoffnung haben, von ihm
ferner Zeit eine Uebersicht der Flechten Württembergs J
hefte zu-erhalten.
Herr Apotheker Valet in Schussenried lieferte Ptdveraria latebrarum
Acharius, welche die von Schäret bezweifelte Ansicht des berühmten
Fries, dass dieses mehlähnliche Wesen der aufgelöste Thallus einer Cla-
donia sei, durch deutliche Uebergänge vollkommen bestätigt, man sieht
an einer Reihe von Exemplaren das allmälige. Verbleichen und Zerfallen
des Cladonien-Laubs, bis /zuletzt nur ein weisses Pulver übrig bleibt.
Unter 6 von Herrn Pfarrer Ke m ml er mitgetheilten Algen befindet
sich ein Exemplar der von ihm im Mai 1859 in einem Waldbach bei
Gerabronn, O.-A. Ellwangen, entdeckten Hildenbrandtia rosea ß fluvia-
tüis Kg., merkwürdig als die einzige europäische Floridee des süssen
Wassers; das aus Keupersandstein bestehende Gerolle stellenweise dicht
und fest angewachsen mehr übermalend als überwachsend, hat diese Alge
für ein unbewaffnetes Auge die grösste Aehnlichkeit mit PdhneTla cruenta
Ag., gleicht wie diese vergossenem Blute und unterscheidet sich
nur dadurch von ihr, dass sie unter Wasser lebt und grössere Festigkeit
hat; sie wäre ein nicht nur für Württemberg, sondern auch für ganz
Deutschland neuer Fund, hätte sie nicht Hilse ein Jahr früher bei Strehlen
in Schlesien ebenfalls auf Sandstein in einem Bergloch entdeckt (Raben-
horst, die Algen Europa’s, Nro. 720), indessen I
wie derjenige der ebenfalls von Herrn Kemm
morpha intestinalis Lk. der am weitesten vom Meer entfernte, in gerader
Linie 60 deutsche Meilen von Venedig, wo Hildenbrandtia rosea häufig
an den Murazzi vorkommt.
Herr Apotheker V a
Haaenstein-Tunn
.Die Klassen und Ordnungen des Thierreichs,
in Wort und Büd. Von Dr. G. H. Br
Yon der C. F. Winter ’schen Yei
Jahresbericht über die Tbätigkeit des Vereins
vom Mai 1837 bis April 186Q. 12. Hef
Geschenk des Vereins.
Monographie der Petrefacten der Aachener Kr
nschaftlich dargestellt
Bd. in. Heft 1-17.
Müll i
Obser
Genus Un io, together 1
t parts and embryonic f
. With 16 plates. Vol.
human art mixed '
Ch. Babbage. 1
Geschenk d.
Sketch of the Geology of
souri and Yellow !
milie, af Dr. M. Sars. Christ. 1861. 4°.
Jigttagelser over den postpliocene eller Glaciale Formation
det sydlige Norge. Af M. Sars og Th. Kjerulf. 1
Om Cirklers Beroring. Af M. Gnldbjerg. 1861. 4».
Om Kometbanemes indbyrdes belliggenhed. Af H. Mohn.
Bidrag til Kundskaben om Middelhavets Littoral-Fauna, Rt
ninger fra Italien. Af M. Sars. ‘ n. 8°.
.Om nordmaendenes Landhuaholdning i Oldtiden. Af F. Ch. £
! Frederiks Univers:
ies naturhistorischei
3 Stiftelse. 1861. 8«.
' Geschenk vom Verein.
Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen naturwissenschaftlichen
Gesellschaft während des Vereinsjahra 1860—61. St. Gallen 1861. 8».
Dritter Jahresbericht der Gesellschaft von Freundei
Beiträge zur Osteologie der Nagethiere von C. G. Giebel. Berlin 1897. 4*.
C. Giebel Berlin 1858. ^ ?
Geber einige Arten aus der natürlichen P flanzenfamiKft der Potameea.
Die Dipteren-Fauna Süd-Afrika’s von Dr. H. Lö w. t Abth. Berl. 1860. 4».
Beiträge zur näheren Kenntüiss der Sächsisch-Thüringischen Braunkohlen-
flora von O. Heer, nebst einem Anhang über einige Tertiärpflanzen
von Andrä. Berlin 1861. 4<>.
Geschenke von Prof. Dr. Giebel in Halle.
Verhandlungen des naturhistorisch-medidnischen Vereins zu Heidelb' erg.
Bd. H, 5. 1861. 80.
Vom Verein. ’ . «
Ga Geologie antique et les fragments du Clazom^nien. Memoire pres. a
la 28. session du congres scientif, de Fränce. Par J. Schvarcz.
Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Haft
14, 15. Wiesbaden 1859-r60. 80.
Das Festland Australien. Geographische, naturwissenschaftliche und kub
turgeschiehtliche Skizze -von Fr, Odepnheimer. Beilage zu den
Jahrbüchern Heft 15. Wiesbaden 1861. 8«.
* Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift. Herausgegeben von der
physikalisch - medieinischen Gesellschaft. Bd. ,11. Heft 1, 2, 3.'
Würzburg 1861. 8«.
Bulletins de l’academie royale des Sciences, des lettres et des beaux-arts
de Belgique. • Tom. IX— XH. 1860—61. 2. Serie. Bruxelles 8».
Annuaire de l’academie royale eto. 1861—62. 27., 28. ann<5e. Bruxelles
1861-62. 80.
Glossarium op Maerlants Bymbybel. Vervojg «n Slot van het derde deel
, door J. David. Brussel 1861. 89.
Alexander Geesten van Jacob van. Maerlant. Brussel 1860. 80.
27. Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde. 1861. 80.
Schriften der k. physikalisch-Sconomischen Gesellschaft zu Königsberg.
I. Jahrg. Abth, 2.
n t» 1. Königsberg 1861. 40.
— 20 —
— 22 —
Eoolegiech-mineralogischen Vereins in Regens-
burg. XV. Jahrg. 1861. 8«:
■v des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in' Mecklenburg.
1 15. Jahr. 1861. 8°.
»ires de la, Soc. roy. des Sciences de Li«5ge. % XVI. Li<5ge
1861. 80.
! der k. greuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
1861, 1. und 2. Hälfte. Berlin 1862. 80 .
Bulletin de la Soc. LmMenne de Normandie. Vol. VI. Ann6e 1860
bis 1861. Caen 1862, 80.
M&noires de la Soc. linndenne de Normandie. Ann&s 1860—1861.
• Vol. XII. Paris 1862. 4».
Die fossilen Mollusken des TertiSrbeckens von Wien. Von Dr. M. H5r-
nes. Bd. II, Nr. 3, 4. Wien. Fol.
■au er Gesellschaft für die gesammte Naturkunde
zu Hanau, über das Gesellschaftsjahr von August 1860 bis, eben-
dah^l861. Hanau 1862. 8®. •
en Ta
eh-
Transactions of the zoological Sodety ef London. Vol. I— VI. 1835
bis 1861. 40.
Proceedings of the scientific Meetings of the zoological Society of Lon-
don. 1861. Part 1, 2, 80.
1.— 17. Jahresbericht der Pollichia, eines naturwissenschaftlichen Ver-
eins der Rhoinpfalz. 18^—61. 8°.
Rechnungs-Abschluss für das Jahr 1861—63.
Meine Herren!
Der Kassen-Berieht, welchen ieh Ihnen vorzutragen die Ehre
habe, umfasst den Zeitraum vom 1. Juli 1861—62, Nach der
rewdirten und abgehörten 18. Rechnung betragen nämlich
A. Reste: 0.
3. Grundstock,
Heimbezahlte Kapitalien
C. Laufendes.
1) Activ-Kapital-Zinse . . 149 fl. 36 kr.
2) Beiträge von den Mit-
gliedern 1,071 fl. 54 kr.
3) Staats-Beitrag .... 75 fl. — kr.
200 fl. — kr.
— 23 —
4) Ausserordentliche . Ein-
nahmen ...... 41 fl. 8 kr.
1,337 fl.
Haupt-Summe der Einnahtnen
— 1,337 fl. 41 kr.
Ausgaben':
A. Reste.
Guthaben des Rechners auf 30. Juni 1861 . 4 fl.
B. Grundstock.
Kapitalien gegen Verzinsung hingeliehen. . 800 fl.
C. ,Laufendes.
1) für Yermehrungder Samm-
lungen . 198 fl. 8 kr,
2) Buchdrucker- und Buch-
binder-Kosten .... 274 fl, 25 kr.
3) für Mobilien 1 fl. Öl kr.
4) für Schreibmaterialien, Ko-
pialien, Porti etc. ... 64 fl. 2 kr.
5) Bedienung , Reinigungs-
kosten, Saalmiethe etc. , 185 fl. , 48 kr.
6) Steuern etc 10 fl. 57 kr.
735 fl.
Haupt-Summe der Ausgaben
— 1,539 fl. 25 kr.
Werden von den Ausgaben im Betrag von . 1539 fl.
. 1537 fl.
int am Schlüsse des Rech-
nungs-Jahrs ein Guthaben des Rechners
von . 1 fl. 44 kr.
V ermögens-Berechnung.
Kapitalien 4636 fl.
hievon ab Guthaben des Rechners. . . . 1 fl.
Rest-Vewnögensstand auf 1. Juli 1862 . . 4,634 fl.
Da derselbe am 1. Juli 1861 4,031 fl .
bStrug, so stellt sieb gegenüber dem Vor-
F m F
— 24 —
— 26 —
— 27 —
— 28
— 31 —
Nekrolog des Staatsraths v. Roser in Stuttgart, vorgelesen
in Abwesenheit des Verfassers, Öbemedicinalrath Dr. v. Jäger,
durch Prof. Dr. Fr aas.
Indem ich nach Ihrem Wunsche dem am 27. December 1861
verstorbenen Staatsrath v. Roser, der unserem Vereine seitseiner
Entstehung im Jahr 1845 angehörte, Worte der Erinnerung widme,
tritt mir zunächst das Bild eines Mannes vor die Sdfele, mit wel-
chem mich von dem ersten Jünglings-Alter an die Neigung zur
Natur und treue Freundschaft verband. 1
R o s e r war den 20. Märts 1787 in Vaihingen, an der Enz
geboren *), wo sein Vater damals Ohftram t.mfl.nn war. Nicht lange
nach der Geburt dieses Sohnes übernahm der Vater dieselbe
Stelle in Winnenden, die er 20 Jahre lang bekleidete. Roser
sah daher Winnenden als seine eigentliche Heimath an. Nach
dem frühen Verluste seiner Mutter, einer Tochter des längstver-
storbenen Geh. Raths v. Kauffmann in Stuttgart, erhielt Roser
seine Erziehung zuerst bei Präceptor Breiischwett m Ludwigs-
burg, später nach seinem Uebertritt in das Gymnasium za Stutt-
gart als Kostschüler in dem Hause des von allen seinen Schülern
hochgeschätzten damaligen Professors Roth. Im Jahr 1804 hezog
Roser die Universität Tübingen , wo er gerne das Studium der
Medidn ergriffen hätte, aber nach dem Willen deines Vaters dem
Studium der Rechtswissenschaft sich widmen sollte. Es geschah
diess auch mit solchem Erfolge, dass R. schon nach kaum drei-
jäjhrigem Aufenthalt auf der Universität 20 ^ Jahre «dt das Ad?
vokaten-Examen in Stuttgart rühmlich bestehen konnte. —
Unter den damaligen politischen Verhältnissen war es von
Wichtigkeit für den Geschäftsmann, die gesetzlichen Bestimmun-
gen des französischen Rechts auch in ihrer praktischen Anwen-
dung kennen zu lernen. Zur Erreichung dieses Zwecks konnte
am ehesten ein Aufenthalt in Paris dienen, von weichem R. zu-
gleich eine Befriedigung, für seine Lieblings-Neigung in der Be-
nützung der betreffenden Anstalten und Lehrcnrse sich versprach.
Nach einem Aufenthalt von beiläufig einem Jahre reiste er durch
*) Vergl. den in der Schwab. Chronik vom 16. März 1862 enthal-
tenen von W. R. verfassten Nekrolog.
Wirkung bei den Verhandlungen mit Rom das Ritterkreuz und
1841 das Commenthurkreuz des Ordens der Württembergischen
Krone, in den folgenden Jahren kamen hiezu das Commenthur-
kreuz des Zähringer Löwenordens, sowie des Hessischen Ludwigs-
ordens und das Verdienstkreuz des Hohenzollern’schen Hausordens.
— Wenn die ungesuchte Erhebung Roser’s sogar bis zur höchsten
Stufe im Staatsdienste als Zeichen von Anerkennung seiöer aus-
gezeichneten Tüchtigkeit und Ausdauer in Besorgung der ihm
übertragenen Geschäfte, sowie seiner Gewissenhaftigkeit und der
Ehrenhaftigkeit seines Charakters angesehen werden muss, so lässt
sich wohl mit Grund annehmen, dass, wenn er mit diesen Eigen-
schaften der von ihm selbst aus Neigung gewählten Beschäftigung
mit den Naturwissenschaften zumal in einem darauf gegründeten
Beruf hätte folgen dürfen, er Ausgezeichnetes geleistet haben
würde. Auch wäre er dazu körperlich und geistig von Natur
vollkommen befähigt gewesen. Er besass eine kräftige Gesund-
heit, die so wttnschenswerthe Schärfe der Sinne, Ausdauer bei
körperlichen Anstrengungen und die Kunst, auch unter Entbeh-
rungen sich den heiteren Muth und den ihm eigenthümlichen Hu-
mor frisch zu erhalten. Es mag dieser vorzugsweise hervorge-
treten sein, wenn R. während der Ferien in Winneüden frei seiner
Neigung folgen und durch Feld und Wald auch mit der Flinte
auf dem Rücken streifen konnte. Dabei bekam wohl die Beschäf-
tigung mit Pflanzen und Thieren schon eine wissenschaftliche
Richtung durch den häufigen Umgang mit dem damaligen Ober-
amtsarzt Dr. Christm ann in Winnenden, der, obgleich vorzugs-
weise- der Botanik ergeben (er war Verfasser mehrerer Artikel
in der Onomatologia botanica), doch ein genauer Beobachter von
Naturgegenständen überhaupt war. Noch mehr fühlte sich R. zu
dem geistreichen und gründlichen Botaniker*) und Entomologen**),
dem in dem benachbarten Backnang als Oberamtsarzt angestellten
sich beschäftigte. Er war zum Professor der Botanik in Königs-
berg bestimmt, fand aber leider seinen Tod durch Mörderhand
in Sicilien. Von Paris reiste R. durch das südliche Frankreich
nach Italien, vielfach mit Vermehrung seiner Sammlung von Pflan-
zen und Insekten beschäftigt, sowie mit der Beobachtung der
Natur- und Kunstmerkwürdigkeiten Roms und Neapels. Allein
wie ich schon oben bemerkte, wurden diese Beschäftigungen un-
erwartet durch den Befehl zur Heimkehr unterbrochen und an
ihre Stelle trat die Clausur in der Schreibstube zu Herrenberg.
Um so willkommener war unserem Freunde die Gesellschaft des
damals in Herrenberg sich aufhaltenden sehr ehrenwerthen Dr.
Steinhuch, dessen naturhistorische Untersuchungen* *) auch aus-
wärts Anerkennung gefunden hatten.
Mit dem Jahr 1812 kehrte R. für immer nach Stuttgart zu-
rück. Er fand hier sein grosselterliches (das v. Kauffinann’sche)
Haus und viele Verwandte, sowie einen Kreis der früheren Uni-
versitätsfreunde und war bald auch glücklicher Bräutigam von
Louise Vischer, Tochter des damals schon längst verstorbenen
Kaufmann Vis eher in Calw. Sie hatte au Hofrath Pistorius**)
einen zweiten Vater gefunden, und nicht minder schön als ihre
vortreffliche Mutter ***) beglückte sie durch die liebenswürdigsten
Eigenschaften des Geistes und Gemüths ihre Familie und Alle,
die ihr näher standen.
Der reiche Herbst von 1811 lud zu geselliger Vereinigung
einer Gesellschaft von Freunden wenigstens an einem Abende der
Woche zur Erholung von der Berufsarbeit ein. R. fehlte dabei
nur selten und trug wesentüch zur Erheiterung bei, bis im Laufe
eines mehr als 50jährigen Bestehens dieser Gesellschaft im natür-
lichen Verlauf der Dinge auch dieser Kreis sich mehr und mehr
obachtungen auf natur-historischen Reisen. Berlin 1819“ bekannt gemacht
sind, folgten.
*) Dissert. de Taenia hydagiena. Erlangen 180L Analekten neuer
Beobachtungen für die Naturkunde. Fürth 1802,
**) Früher Erzieher der königl. Prinzen.
***) Welcher Rückert’s „Sonette, Rosen auf das Grab einer edlen
Frau,“ Juli 1816, gewidmet sind.
— 36 —
37 —
— 38 —
von jenen Entomologen nnr die mir selbst persönlich bekannten
v, Heyden, Herrich Schäfer, v. Silbermann, Sturm nen-
nen zu können, da die Correspondenz R.’s sich nicht in seiner
Yerlassenschaft vorfand.
denheit und Gefälligkeit erweckte ihm überall Freunde, die ihn
zugleich gerne als Aütorität in entomologischen Fragen anerkann-
ten, da er sich meist auch auf eigene Erfahrungen und Beobach-
tungen stützte. Die einfache, oft mit Humor gewürzte Mittheilung
gereichte ihm selbst zum Vergnügen, insbesondere die Erinnerung
an die unbefangenen Beobachtungen, die er als Knabe in der
Ferienzeit zu Winnenden machte. Er war daher immer in unse-
rem Montagskränzchen sehr willkommen, wie er auch den Besuch
desselben selten versäumte, bis sein körperliches Befinden ihm
das ^osgeben Abends nicht mehr gestattete.
War unser Freund nicht nur wegen seiner günstigen äusseren
und amtlichen Verhältnisse neben der Befriedigung einer inner-
halb gewisser Grenzen gestatteten Lieblingsneigung, sondern auch
wegen seiner Familienverhältnisse und durch die bei 6 Kindern
gelungene Erziehung und ihre vollkommen befriedigende Stellung
glücklich zu preisen, — so ging doch auch der Schmerz des Le-*
bens nicht an ihm vorüber. Die im Jahr 1814 eingegangene Ehe
wurde 2 Jahre nach der silbernen Hochzeit durch den Tod der
geliebten Gattin (am t. August 1841) getrennt. Von 7 Kindern
starb ein Knabe wenige Tage nach der Geburt. Im Jahr 1852
verlor B. seine jüngste Tochter, die als glückliche Familienmutter
in seinem Hause gewohnt und dem Vater den Verlust der Gattin
möglichst erleichtert hatte. Im Jahr 1860 starb sein dritter Sohn,
Apotheker in HaH, Im Hause des Vaters. Sehr empfindlich war
für R. der Tod von zwei im Hause lebenden Enkeln; von welchen
der ältere von 7 Jahren schon sehr lebhaftes Interesse für die
Insekten zeigte, welche der Grossvater von seinen täglichen Spa-
ziergängen als Beute mitbrachte und häufig zur Beobachtung
einige Zeit in seinem Zimmer erhielt. Allein bald wurden diese
Spaziergänge mehr und mehr beschränkt öder mussten durch
Tochter begleitete, nachdem eine Beschädigung der Hand längere
Zeit ihm das Ausgehen verbot. Im Dezember 1858 befiel ihn ein
leichter Schlaganfall, der sich im Sommer 1861 wiederholte. Beide
Anfälle machten ihm keine grosse Schrecken, auch hatte seine
geistige Thätigkeit dadurch nicht gelitten, er besorgte trotz des
beschwerlichen Unterleibsleidens , das sich jetzt entwickelte, den
von ihm noch beibehaltenen Theil seiner amtlichen Geschäfte bis
zum letzten Tage seines Lebens; allein seine Lieblingsneigung
wurde nur noch einmal lebhaft durch eine ihm noch unbekannte
Fliege erregt, die unerwartet in sein Zimmer geflogen kam. Sei-
ner Sammlung hatte er seit dem schmerzlichen Verlust jenes
Enkels gewissermassen Lebewohl gesagt. Es tauchte nur noch
jezuweilen der Wunsch auf, dass einer seiner Enkel den von ihm
gepflegten Studien , und Sammlungen sich widmen möchte.' Seine
Familie hat diesen Wunsch auf eiufe Weise zu ehren gesucht, wor-
über Ihnen Herr Collöga Krauss berichten wird, der die sehr
dankenswerthe Mühe übernommen hat, für die Erhaltung und Be-
nützung der Sammlungen und der Bibliothek Rosers zu sorgen.
Mir bleibt nur noch übrig, ein paar Worte über ein Manu-
script zu sagen, das R. in zwei Quartbänden hinteriassen hat.
Nach der Vorrede zu demselben hatte er schon in der Schule den
Plan gefasst, eine Naturgeschichte des Vaterlands zu schreiben.
Wirklich hatte er in jenem Manuscript nach vorausgeschickten
allgemeinen Bemerkungen über Anordnung speciell der Zoologie
in dem ersten Bande von beiläufig 360 Seiten einen grossen Theil
der inländischen Säugethiere abgehandelt. Dabei schien er je-
doch, wenn er gleich der Cuvier’schen Anordnung den Vorzug
gibt, mehr dem ökonomischen Werthe der verschiedenen Thiere
Rechnung getragen zu haben, indem er Pferde und zahme und
wilde Wiederkäuer vorangestellt und mit den Fledermäusen ge-
schlossen hatte. Der zweite Band enthält auf beiläufig 600 Seiten
die Naturgeschichte der inländischen Vögel, jedoch fehlen mehrere
grosse Familien, wie die der Schwimmvögel und der hühnerartigen
Vögel mit Ausnahme d er Tauben. Am vollständigsten scheint die
Familie der Raubvögel und der Passer es vertreten, die auch schon
dem Knaben häufiger Veranlassung zu eigenen Beobachtungen
— 40 —
— 41
— 42 —
dass er beauftragt wurde,. Reisen* nach Frankreich und England
zu machen, um die Verhältnisse des Berg- und Münzwesens dieser
Länder näher kennen zu lernen und für Württemberg nutzbar zu
machen, auch wurde ihm die Vertretung unseres Vaterlandes bei
dem deutschen Münzcongress in München übertragen , worauf er
von Seiner Majestät dein König von Württemberg den Kronorden,
von dem König von Bayern den Orden des heil. Michael erhielt.
Obgleich Sehübler durch sein Amt, das er mit der gewissen-
haftesten Treue und Gründlichkeit verwaltete und wobei ihm das
Referat über das Salinenwesen des Königreichs speciell zugetheilt
war, sehr in Anspruch genommen wurde, so blieb er dennoch
durch angestrengte Lectüre stets mit den Fortschritten der Natur-
wissenschaften, des Berg-, Hütten- und Münzwesens auf dem Lau-
fenden und insbesondere benützte er in den letzten 10 Jahren die
wenige freie Zeit, welche ihm übrig blieb, um genaue Unter-
suchungen über das Verhältniss des Metallgeldes zu Werthpapie-
ren, zum Kapital und dem Volksrermögen überhaupt anzustellen,
deren Resultate er theils in der Deutschen Vierteljahrsschrift,
theils in besondern -Schriften niederlegte.
Die erste Abhandlung „Ueber die Schwankungen in dgn-Prei-
sen der edlen Metalle und der Werthpapiere“ erschien in der
Deutschen Vierteljahrsschrift 1852, erstes Heft. In derselben
sucht er gegen die allgemein herrschende Befürchtung darzuthun,
dass die Entwerthung der edlen Metalle und namentlich des Gol-
des durch die Zuflüsse aus Californien und Russland nicht so ge-
schwind zu erwarten stehe, auch machte er Vorschläge - gegen die
Schwankungen des Goldwerthes und zur Durchführung einer deut-
schen Münzverfassung.
In einer zweiten Abhandlung vom Jahr 1854 über die deut-
sche Münzeinigung sucht er namentlich zu beweisen, dass durch
Vermehrung des Papiergeldes die Circulationsmittel nicht ver-
mehrt, wohl aber das Metallgeld aus der Circulation verdrängt
werde, und fügt Vorschläge über eine deutsche Münzeinigung zum
Sehutz der Metallwährung hinzu.
In einer dritten Schrift „Metall und Papier. Stuttgart bei
Faul Neff 1854. 208 S. 8»“ gibt er eine umfassende Belehrung
über das Geld 1
— 43 —
* Orientirung über die Verhältnisse der <
In einem vierten, „Geld und Getreide. 8®. 167 S.“ beha
er die Lösung der Geldfrage . an der Hand der Erfahrung
Wissenschaft und der Gesetzgebung mit besonderer Bezi<
zum Ackerbau.
Eine fünfte Schrift, „Metall- oder Zettelbank. 8°. 58 S.
handelt der Reihe nach die Lehre vom Geldwechsel, der
bank, dem Contocurrent, der Discontobank , des Börsenverl
-der Handelskrisis, die allgemeinen Grundsätze über Bankve
tung, die Banken von London, Wien und Paris und die Ve
tungsgrundsätze für eine württembergische Bank.
In einer sechsten Abhandlung „Ueber die Freiheit de
dens“ in der deutschen Vierteljahrsschrift 1857, 4. Heft, 4
sucht er den Beweis zu liefern, wie nur durch Freiheit de;
dens und freie Theilbarkeit der Güter der Landbau den erwü
ten Erfolg liefern könne.
Eine siebente Schrift, „Geld und Kapital, Stuttgart bei Paul
Reff, 1859. 8°. 60 S.“ ertheilt Vorschläge zu Einigung der Be-
sitzenden und der Regierungen gegen die Einflüsse der Börsen.
Die achte und letzte Schrift, „Die Lehre vom Wechselkurs,
Stuttgart bei Paul Reff, 1862. 8».“ ist eine Uebersetzung der
„Theory of the foreigns Exchanges, 1861“ mit Anwendung auf
die deutsch-österreichischen Geldverhältnisse, und zugleich Er-
gänzung der dritten, vierten und siebenten Schrift.
Diese Schriften sind Beweise eines vielumfassenden Fleisses
upd Wissens, wie einer seltenen Tiefe und Originalität, und haben
eine noch nicht genug erkannte praktische Bedeutung für . die
grossen volkswirtschaftlichen und staatsökonomischen Fragen,
welche die Gegenwart bewegen.
Aber 1 auch im Gebiete der Raturwissenschaften war der viel-
beschäftigte Mann nicht nnthätig ; unserem Verein gehörte er vom
Anfang, seit einer Reihe von Jahren auch als
glied an und in ui
er selten, auch hat er in unsere Jahreshefte mehre
liefert, z. B. über Gasausströmungen, welche sich i
Hilf fit
— 44 —
bei Haigerloch gezeigt haben *) und über die Ergebnisse der
Bohrarbeiten auf Steinkohlen in Württemberg. **)
S eh übler verheirathete sich im Jahr 1828 mit Charlotte
Keller, Tochter des f Stadtschreibers Keller in Göppingen, aus
welcher glücklichen Ehe 5 Kinder, 1 Sohn und 4 Töchter, vorhan-
den sind, verlor aber diese seine Gattin bald nach ihrem letzten
Wochenbett im Jahr 1846. Im Sommer 1848 führte er seinen
Kindern eine zweite Mutter zu in der Person der Thekla Wal-
ther, Tochter des f Medicinaldirectors v. Walther in Stuttgart,
welche ihm mit treuer Sorgfalt nicht nur die Kinder erziehen
half, sondern auch das Leben zu verschönern bemüht war. Mit
ihr trauern 5 Kinder, 1 Schwiegersohn und 2 Enkel um den Da-
hingeschiedenen.
Sch. war ein kräftiger untersetzter Mann von gesundem Aus-
sehen und freundlicher Miene, worin sich ein fester Charakter,
ein gutes' Gewissen und eine heitere, freie Weltanschauung ab-
spiegelte. Biederkeit, Wohlwollen, Vaterlandsliebe und Milde
bildeten die Grundzüge seines Wesens; dienstfertig und treu nicht
nur gegen Freunde, sondern gegen Jeden, der ihm näher kam;
konnte er dennoch seine Ueberzeugung bis aufs äusserste ver-
theidigen, ohne Jemand wehe zu thun, während er Beleidigungen
und Zurücksetzung, ohne Widerrede ertrug und mit Milde beur-
theilte; denn es war nichts Arges in seinem Herzen.
Von Jugend auf an Thätigkeit und Massigkeit gewöhnt, hatte
er sich, eine einzige schwere Krankheit ausgenommen, stets einer
guten Gesundheit zu erfreuen , nur kamen zuweilen leichte An-
fälle yon Gesichtsrothlauf , die aber eben so schnell wieder ver-
schwanden, auch suchte er durch häufige Bewegung im Freien
und grössere Fussreisen seine Gesundheit zu stählen und zu er-
halten. Am 15. Mai d. J. in der Mittagsstunde befiel ihn ein
leichtes Unwohlsein mit Kopfweh und Schwindel, das er in ge-
wohnter Weise durch einen Gang ins Freie zu bewältigen suchte,
jedoch kam keine Erleichterung, vielmehr steigerten sich die Zu-
*) Jahrgang 1857, pag. 44.
„ 1SGD, „ 44.
— 45 —
fälle und nach wenigen Stunden schloss er die Augen, ohne die
Schrecken des Todes empfunden zu haben. Ein Nervenschlag
entzog ihn den Seinigen und kein Leidenszug entstellte die mil-
den, wohlwollenden Züge des Entschlafenen. Sein Andenken
bleibe im Segen!
Vorträge.
I. Oberstudienrath Dr. v. Kurr sprach über den letzten
Aüsbruch des Vesuv im December 1861.
Ohne Zweifel haben die Meisten von Ihnen die Nachrichten
von diesem Ausbruch aus den öffentlichen Blättern vernommen
und nicht ohne Theilnahme von der Zerstörung des Städtchens
Torre del Greco gehört, welches dicht am Strand des schönen
Golfs von Neapel gelegen und auf einen alten Lavastrom von
1794 erbaut, dadurch in Trümmer zerfiel. Der glückliche Zufall,
dass ein mir befreundeter Landsmann, welcher in Neapel wohnt
und für Naturwissenschaften ein reges Interesse hat, mir von An-
fang bis zu Ende der Eruption die amtlichen Berichte des Hrn.
Prof. Pälmieri mittheilte, welcher auf dem am Fuss des Berg r
kegels gelegenen Observatorium beständig Beobachtungen macht,
setzt mich in den Stand, genauere Mittheilungen über diesen
Ausbruch zu machen und Ihnen Proben von der vulkanischen
Asche vorzulegen, welche am 21. und 29. December auf den
Dächern des etwa 2 Stunden entfernten Neapel gesammelt wurde.
Besagtes Observatorium ist eigens von der Regierung erbaut
nnd mit Instrumenten ausgestattet, um alle vulkanischen, elek-
verzeichnen zu können; auch hat Herr Pa Imieri seine Wohnung
daselbst aufgeschlagen.
Am 7. December 1861 waren die Nädeln des Lamont’schen
Apparats in ungewöhnlicher Bewegung, und am 8. registrirte der
Sismograph ein beständiges Erzittern des Bodens mit fortwähren-
den bald wellenförmigen, bald erschütternden Stössen, wovon
einige in Neapel verspürt wurden.
Den 8. Dec. von 12—2 % Uhr erfolgten mehrere Stösse und
um 3 Uhr eröffhete sich eine lange Spalte am Fuss des Kegels,
— 46 —
welche sich bi8 Torre del Greco herabzog und ein fürchterlich
grossartiges Schauspiel darbot, denn eine Reihe von Feuersäulen,
welche glühende Asche und Lavastücke auswarfen, erstreckte sich,
von Blitzen begleitet , die Berggehänge herab und bot einen
grossartigen Anblick dar. Aus dem Krater des Kegels erhob
sich eine majestätische schwarze Rauchwolke und wurde von dem
Wind gegen dem Meer herabgetrieben; aus ihrer Mitte fuhren
zahlreiche Blitze wie römische Lichter in die Höhe und nach
allen Seiten. Ein Lavastrom brach in der Richtung gegen Torre
del Greco hervor und ergoss sich unter donnerartigem Geräusch
bis in die Nähe der Stadt. Der Krater entsprach einer seitlichen
Spalte, welche in dem Lavastrom von 1794 entstanden war und
die Lava floss von, Schlacken bedeckt ziemlich schnell abwärts;
sie enthielt viele Augite, aber keine Leucite. Um 12 % Uhr er-
. folgte ein neuer Stoss.
Am 9. Dec. warf der Krater von 1855 Rauch, Asche und
glühende Steine aus.
Len 10. Lee. erfolgten nach vorangegangener kurzer Ruhe
zwei leichte Stösse und der Hauptkrater warf wieder Asche aus.
Es zeigten sich längs der Spalte häufige Mofetten, Hervorströmen
von Kohlensäure, bis zum Meer hinab und selbst aus dem Meere
sah man Kohlensäure hervorsprudeln. Die Lava von 1794, wor-
anf Torre del Greco erbaut war, erhob sich um 3 l / 4 Fuss und
wurde verschiedentlich verschoben, so dass viele Häuser einstürz-
ten und die meisten dem Einsturz nahe kamen und unbewohnbar
wurden , daher die Einwohner eilig die Flucht ergriffen. Ober-
halb der Stadt hatten sich ,11 Spalten und Schlünde gebildet,
wjavon einzelne 70 — 80 Fuss tief und 100 Fuss breit waren, und
aus denselben entwickelten sich häufig schwefelsaure und kohlen-
saure Gase in solcher Menge, dass es gefährlich war, sich den-
selben zu nähern, auch starben viele Fische in dem benachbarten
Meer. Am Rand der Spalten hatten sich Schwefelkrystalle , Ei-
senglanz und Eisenchlorid angesetzt.
Den 17. Dec. zeigte sich der Sismograph wieder unruhig und
es erfolgten neue Ausbrüche von Asche und Lavabrocken.
Ana 20., 21. und 23. Dec. erfolgten neue Aschenauswürfe, so
— 47 —
dass die Asche bis nach Neapel geführt wurde. Auch in der
Nacht vom 28,-29. Dec. fiel Asche 1 Linie hoch auf die Dächer
von Neapel, und die Aschenauswürfe dauerten noch, von häufigen
Detonationen begleitet, bis zum 3. Januar 1862 fort. Am Strand
wurden warme Quellen von 35° Cels. und häufige Mofetten be-
obachtet, wovon sogar einzelne Menschen ums Leben kamen; der
fallende Regen spülte die Asche theilweise abwärts und bildete
Alluvionen, wie sie bei Pompeji und Herkulanum liegen. Die
Erschütterungen hörten auf.
Die am 23. und 29. Dec. auf den Fächern von Neapel ge-
sammelte Asche ist schwärzlichgrau, wie fein zerriebene;Läva und
wird theilweise vom Magnet gezogen.
Im Platindraht in die reine Gasflamme gebracht, zeigt die
Asche deutliche Natron-, aber keine Kali-Reaction, sintert in der
blossen Flamme etwas zusammen, ohne zu schmelzen; sc hmilz t
dagegen, mit dem Löthrohr angeblasen, ziemlich leicht (4— 4V 2 )
zu schwarzer KugeL Ein Thonerdegehalt lässt sich wegen der
dunkeln Farbe der Schlacke mittelst Cobaltsolution nicht mitBe-
Beim Auflösen in Borax ist keine Entwicklung von Wasser-
blasen zu bemerken, dagegen deutliche, wenn auch nicht sehr
starke Eisen-Reaction.
In Wasser gelöst zeigt die Asche eine deutlich alkalische
Reaction. Nach dem Kochen und Abfiltriren erhält man ein Fil-
trat, das durch Zusatz von Säure keine Kieselerde ausscheidet
und nach dem Abdampfen einen geringen Rückstand hinterlässt
Wird die Asche selbst mit Säure versetzt, so tritt schwaches
Aufbrausen ein, und auf Silber erhält man schwache Schwefel-
reaction. Nach dem Kochen und Abfiltriren erhält man ein Fil-
trat, das nach dem Abdampfen einen etwas bedeutenderen Rück-
stand liefert.
II. Kanzleirath v. Martens theilte seine Wahrnehmungen
über den Schlaf der Anthemis Cotula L. mit.
Ich hatte den 12. März d. J. Blumen in einen Topf vor
meinem Fenster gesäet, die Samen gingen nicht auf, statt ihrer
aber ein paar Unkräuter, die mir eben so viel Freude machten.
— 48 —
Das eine war der gemeine Hühnerdarm, SteUaria media Smith,
er zeigte mir sehr schön, wie die Blume die Sonne sucht, sich
so öffnet, dass sie, ungehindert durch die Blätter, möglichst viel
, Sonnenlicht unter dem günstigsten Winkel erhält, die Frucht da-
gegen lichtscheu, Sicherheit und Feuchtigkeit suchend, dadurch,
dass der aufrechte Stiel sich umbiegt und senkrecht herabhängt,
sich unter die Blätter verbirgt. Erst wenn die Zeit der Keife
naht, richtet sich der Fruchtstiel wieder auf, die Frucht trocknet
im Sonnenschein aus, springt auf und streut den schwarzen Sa-
men aus, da- sich wieder in den Boden verbirgt, um keimend
noch einmal ans Licht zu -treten.
Das zweite Unkraut war die falsche Chamille, Anthemis Co-
tula L., Unkraut verdirbt nicht, und so entwickelte sich auch
meine Anthemis auf das Schönste und Ende Mai’s erschienen die
Blumenköpfe, an diesen waren Anfangs die zungenförmigen Strah-
lenblüthen der Quere nach wie Cigarren aufgerollt und standen
aufrecht, als sie sich aufrollten, nahmen sie eine wagrechte Stel-
lung an, wie wir sie so häufig bei den Gorymbiferen sehen; so
blieb es einige Tage, bis ich zu meiner Ueberraschung bemerkte,
dass sie sich, Anfangs wenig, dann immer stärker Abends abwärts
bogen und Morgens wieder zur horizontalen Richtung erhoben*
dieses Einschlafen, wobei sich die Randblüthen dicht an den Stiel
anlegen, erfolgt bei Sonnenschein wie bei Regenwetter regel-
mässig, so dass die Strahlenblüthen um 6 Uhr an dem Stiel anliegen,
um 7 Uhr senkrecht abstehen, um 8 Uhr schief abstehen und
endlich gegen 9 Uhr die wachende Stellung erreichen. Abends
fand ich sie, schon um 5 Uhr schief, um 6 Uhr angelegt, nur in
den letzten kältesten Tagen verspätete sich das Erwachen um
eine halbe Stunde.
Ich zählte die Randblüthen vieler Blumen und fand immer
deren 13.
Bekanntlich öffnen und schliessen sich viele Blumen zu be-
stimmten Stunden, und Linne hat darauf den Plan einer Blumen-
uhr gegründet, wozu die Cicheraceen die meisten Zeiger liefern,
aber viele öffnen sich nur einmal, wie HemerocaUis, alle schliesseö
sieh nach oben, von einem Schlafe durch Herabhängen fand ich
nirgends eine Beobachtung aufgezeichnet, es kann natürlich nur
bei Blumen mit sehr kurzschuppiger Blüthenhülle stattfinden, fehlt
daher bei den Cichoraceen , scheint aber bei vielen Corymbiferen
Anthemis, Chrysanthemum corymbosum stattzufinden.
Merkwürdig ist die lange Dauer dieser Blumen, die älteste
meiner AnJAmw-BIumen ist schon über 15 Mal eingeschlafen und
An vorsteBende Mittheilung knüpften andere Mitglieder ähn- >
liehe Beobachtungen an, die sie an den Deckblättern von Nico-
tiana rustica gemacht haben, sowie an den Blumen der Cichorie
und weissen Seerose, deren Aufgehen in der Frühe einen heitern
Tag verkündigt.
III. Juwelier Trinker in Stuttgart sprach über die Begat- -
tung und Zucht einiger Schmetterlinge Folgendes:
Nach meiner Wahrnehmung gehen die Sphinx und Smerin-
thus vor Mitternacht der Nahrung und erst nach Mitternacht der
Begattung nach.
Ich überzeugte mich mehrmals dadurch , dass ich ein Weib-
chen von Smerinthus ocellata L. mit einem wollenen Faden
um den Körper befestigt ans offene Fenster hing, sogleich kamen
mehrere Männchen, begrüssten das Weibchen und flogen wieder
fort. Zu gleicher Zeit hing ich auch ein Weibchen von Sphinx
Li g us tri L. im Garten auf und sah ebenfalls, wie die Männchen
kamen, nach kurzer Begrüssung wieder weiter flogen und dann
an den Blumen Nahrung suchten. Da ich jedoch Männchen
fangen wollte und nicht im Garten und Zimmer zugleich 'sein
konnte, so nahm ich das Liguster- Weibchen wieder ab und' ging
in mein Zimmer. Gegen 1 Uhr aber stürmten die Männchen
heran, jeder wollte der Glückliche sein, und ich hatte zu thun
genug, die Männchen alle wegzufangen. Oft musste ich das Fen-
ster schlossen und das Weibchen für einen Augenblick herein-
nehmen, denn es flogen 3—4 Männchen im Zimmer herum. Auf
diese Art hatte ich nach einer Stunde 24 Stück Männchen von
Smerinthus ocellata gefangen. Ich Iiess dann das Weibchen am
offenen Fenster hängen nnd fand des Morgens ein Männchen in
Württemb. natunr. Jahreshefte. 1863. ls Heft. 4
Mo. Bot. Garden,
— 51 —
nern zusah, flog dicht vor meinem Gesicht ein Todtenkopfweibchen
vorüber, das an den Stamm einer Silberpappel anprallte und zur
Erde fiel. Es verhielt sich die ganze Nacht ruhig, des Morgens
sah ich aber, dass es den Hinterleib zusammenzog und wieder
langsam ausstreckte, und diese Bewegung so lange fortsetzte, bis
ein Ei zum Vorschein kam, welches oval und haarig war und die
Grösse einer mittleren Bohne hatte. Als ich dieses Ei mit einem
scharfen Federmesser sorgfältig öffnete, fand ich eine weisslich
grüne Ra^>e, Kopf und After zusammenhaltend. Ich liess das
Weibchen noch den ganzen Tilg leben, es legte aber kein weiteres.
Ei, fand auch keines mehr im Körper, als ich diesen nachher
öffnete.
Die Atropos-Eier werden meistens auf Kartoffelfelder, seltener
auf Jasmin oder Bocksdorn {Lycium barbarum) abgesetzt. Die
Raupen, die erst nach einem Jahr ausgewachsen sind und dess-
halb tief in der Erde überwintern, variiren in der Farbe sehr,
während der Schmetterling keinen Unterschied in Farbe und
Zeichnung zeigt.
Auch zur Verpuppung, die in etwa 3 Wochen vollendet ist,
geht die Raupe sehr tief in die Erde j und macht sich eine sehr
schöne, hohe und glatte Kammer. Bei der Zucht müssen daher
die Puppen frei auf Erde gelegt, aber in dieser Kammer aufbe-
wahrt werden, weil sie’ leicht vertrocknen.
Die Raupe von Limenites Pop ult L. überwintert in einer
kleinen Hülse, welche aus einem zusammengezogenen Blatt gebil-
det und mit feinem grauem Faden Übersponnen ‘ist, an den äus-
sern_ Zweigen der Zitterpappel ( Populus tremula), aber nicht in
den Blüthenknospen, wie früher (Jahresh. XVH. p. 269) angegeben
ist. Diese Hülse ist auf der einen Seite offen, so dass die Raupe '
den After zu der nach unten gekehrten Oeffhung herausstreckt,
und' auf Spaziergängen im Winter, wenn kein Schnee die Zweige
bedeckt, leicht- zu finden. Ich verfolgte einmal im Bopserwald
ein Weibchen und sah, wie es von Strauch zu Strauch fliegend
ein blassgrünes Ei unter ein Blatt legte. Ich merkte mir genau
die Stellen und fand auch richtig im November die Hülsen, welche
ich im Frühjahr holte und aus welchen ich Prachtexemplare erzog.
- 52 —
Die Raupe von Apatura Iris L. erzog ich im Winter im
Zimmer, es gab aber nur kleine Exemplare von Schillerfaltern.
Euprepia Urticaeist zwar gewöhnlich, es macht mir aber
Vergnügen, auch solche Arten näher zu beobachten. Ich fand
schon mehrmals Pärchen in der Begattung, die ich mitnahm.
Nach vollendeter Begattung, die von der Nacht bis zum Nach-
mittag dauerte, legte das Weibchen wohl über 200 Eier. Die
Baupen schlüpften in 8 Tagen aus und frassen dann fast Alles,
was man ihnen gab; ich fütterte sie aber mit Br%nfreerblättern
' (Ruhm fruticosm vulgaris und corylifolius), was ich gerade fand,
sie waren dabei munter und gesund, wuchsen aber langsam.
Alle Arten Bombyx legen ^vide Eier. Ich hatte z. B. auf
meinem Schmetterlingskasten zwei Weibchen von Euprepia Caja
schon einen Tag an der Nadel ^stecken , die mir aus der Puppe
ansgeschlüpft sind. Am andern Morgen war jedes Weibchen von
einem Männchen besucht, jedes Weibchen legte einen Haufen von
blassgrünen Eiern, die fast alle ausschlüpften. Ich fütterte die
Raupen mit Brennnesseln, womit sie schnell heran wucßsen. ' Unter
den ausgeschlüpften Schmetterlingen erhielt ich mitunter schöne
dunkle Varietäten, g
IV. Prof. Dr. Veesenmey er sprach über die in einem Fisch-
glas ausgestellten lebenden G r nnAeln{Cobitisfossüis und taenia L.).
Die lebenden Fische , welche ich Ihnen hier vorzuzeigen die
Ehre habe, sind mir von unserem werthen Vereinsmitgliede, Apo- •
theker Heinrich Kissling in Ulm, als ein Geschenk für unsere
Sammlungen mitgegeben worden. Derselbe hat alle eigenhändig
in den Teichen und Gräben des sog. Göcklinger Rieds gefangen,
oberhalb der Einmündung der Iller in die Donau, aber auf dem
linken, Ufer der letzteren. Es sind zwei Arten des interessanten
Genus Cobitis, welches einerseits durch den zahnlosen Mund, durch
die Bezahnung der Schlundkieferknochen, durch Zahl und Anord-
nung der Flossen an die Cyprinoiden sich anschliesst, anderer-
seits durch anatomische Merkmale den Siluroiden nahe steht, so
dass man für dasselbe neuerdings eine besondere Familie, die der
Akanthopsiden aufgestellt hat. Von den drei Arten dieses Ge-
flicssenden Stellen der Donau unterhalb Wien und in Bächen bei
Kronstadt in Siebenbürgen, aber immer als Seltenheit unter dem
I&men Pleinzer und Spitzpleinzer vor und sollte desshalb dem
engem Donaugebiet angehören. Im vorigen Jahr erhielt ich durch
die Güte des Herrn Professor Dr. v. Sieb old in München diesen
Fisch aus der Donau bei Donauwörth mit der Aufforderung,
nächzuforschen, ob er nicht auch im Neckar vorkomme. Er
meinte, weil er einem andern brachsenartigen Fisch (Blicca ar-
gyroleuca Heck.) auf den.ersten Blick sehr ähnlich, sehe, so könnte
er bisher in andern Stromgebieten übersehen worden sei». Die
Vermuthung dieses ausgezeichneten Kenners unserer Süsswasser-
fische bat sich auch wirklich bestätigt, denn ich. fand noch in
demselben Jahr bei einer grossartigen Fischerei in Heilbronn,
allerdings unter Hunderttausenden anderer kleiner Fische, nur
10 Exemplare dieser Art. Inzwischen hat v. Sieb old nach einer
neueren Mittheilung diesen' Fisch, den er für einen Bastard hält,
aus allen Theilen Deutschlands zur Vergleichung erhalten. ■
Dieser Pleinzer, dessen Beschreibung in Heckei und Kner
nachgesehen werden kann, lässt sich von der bei uns im Boden-
* Donau hin und wieder vorkommenden
Biicca argyroleuca Heckei ( Cyprinus Blicca Gm.) durch die ein-
fache Keihe seiner Schlundzähne tfnd durch die Zahl der Flossen-
strahlen leicht unterscheiden, indem Abramis Leuckartii 13 Rücken-
und 18 — 20 Afterstrahlen, Blicca dagegen von ersteren 11, von
letzteren 23 — 25 hat. Die grössten Exemplare aus dem Neckar
bei Heilbronn sind 5 C. M. hoch und 18 C. M. lang.
Die Meer-Pricke (grosses Neunauge) wurde im Neckar
unterhalb des Wöhrds bei Heilbronn gefangen und ist 3 Fuss
lang. Dieser schöne, auf hellem Grunde schwarzbraun gefleckte
Fisch ist schon früher hin und wieder im untern Neckar und so-
gar in der Enz gefangen worden. In den letzten Jahren wurde
er jedoch von den Fischern nicht bemerkt, obgleich der Fang
auf die der Familie der Häringe angehörigen Maifische ( Chtpea
Alosa) eifrig betrieben worden ist, welche jedes Frühjahr von dem
Meere in die Flüsse aufwärts bis nach Heilbronn in manchen
Jahren zahlreich, in andern selten steigen und mit welchen die
— % 57
— 58 —
tiülf
helma und den Bädern von Berg. Hier fliessen sie noch heute
in so reicher Fülle, dass die Wassermasse, welche sie täglich ans
Licht fördern, auf 43*200 württ. Eimer geschäht wird.*)
Als gleichfalls bekannt darf vorausgesetzt werden, dass der
Cannstatter Sanerwasserkessel gegen Norden und Osten von den
hochaufgethürmten Bänken des oberen Muschelkalks begrenzt wird,
gegen Süden aber in das ebenso breite Neckarthal übergeht, wel-
ches von Untertürkheim bis Plochingen in die weichen Keuper-
gebilde eingegraben ist, sowie dass das heutige Mineralwasser-'
becken in weitem zweiteiligem Bogen von den früheren Kalk-
ablagerungen dieser Quellen ummauert ist, welche nur bei Mün-
ster dem Neckar einen Durchgang gestatten. Die mächtigsten
dieser Tuffkalke erheben Sich auf beiden Seiten desselben, am
Sulzerrain und bei Münster, in Felswänden bis gegen 70' über
den Neckarspiegel.
An diese Niveaudifferenz der Sohle des Neckartha^ und der
höchst gelegenen Kalktuffbänke , welche sich nur aus stehendem
oder wenigstens langsam fliessendem Mineralwasser abgesetzt haben
könpen^wird nun die Folge geknüpft, dass die Oberfläche der
einst das Cannstatter Becken durehfliessenden oder bedeckenden
Gewässer in der Höhe dieser Tuffbänke lag, und desshalb
das anstossende Neckarthal einen See von jener
Höhenlage gebildet haben müsse. Zur Unterstützung dieser
Ansicht wird dann hoch auf die in der Gegend von Esslingen
mehrfach auftretenden Ablagerungen von Neckargeschieben hin-
gewiesen, welche in einem Niveau liegen, das dem der Cannstatter
Tuffkalke theils gleich ist, theils dasselbe noch überragt,**) und
welche die Höhe bezeichnen sollen, bis zu welcher jener See bei
Esslingen gestaut war.
Ich vermag jedoch nicht, die Richtigkeit dieser Schlussfolge
Aus dem jetzigen Niveau der Sauerwasserkalke und Neckar-
geschiebe folgt allerdings unzweifelhaft, dass die Mineralwasser
— 63 —
geschieben in beträchtlicher Höhe über der jetzigen Thalsohle.
Denn da die Steine nicht schwimmen, so hätten sie nicht an der
Oberfläche, nicht am Rande des Sees, sondern im tiefsten Grunde
desselben , ihn von oben her allmälig aasfüllend ablagern
müssen, wie diess ap dem im Jahr 1 836 .nieder gelegten Lungern-
see, Canton Unterwalden, so instruktiv beobachtet werden kann.
Die Annahme eines Sees bedingt also zu gleicher Zeit eine Aus-
füllung der ganzen Thalsohle bis nahe zur Höhe der jetzigen
Tuffbänke bei Münster mit Neckargeschieben, in welchen alsdann
nach Abfluss des Sees der Neckar sein Bett niederzutreiben ge-
habt hätte.
Von einer solchen GeschiebenausfüIIung des Thals sind aber
in der untern Hälfte desselben nirgends Zeichen vorhanden und
die wenigen Stellen bei Esslingen scheinen weit mehr alte Ufer-
reste des fliessenden Neckars von einer Zeit her zu sein, als
das Flussbett und die noch unangegriffene Keuperausfüllung des
jetzigen Thaies noch in jener Höhe lagen.
Nur in dem einzigen, aber mehr als unwahrscheinlichen Falle
wäre die Annahme eines Sees gerechtfertigt, dass der Fluss bei
der Erosion seines Bettes in die früheren Seeablagerungen heute
mit seiner Arbeit so weit gekommen wäre, dass er jene ganze
Ausfällungsmasse wieder fortgeführt und auch die kleinste Spur
derselben, die Esslinger Reste ausgenommen, wieder vertilgt hätte.
Ein, solches spurloses Verschwinden einer Thalausfüllung, die bei
Untertürkheim % Stunde breit und 70—80' tief gewesen wäre,
spricht aber schon an und für sich gegen diese Annahme, welche
überdiess aus den oben gegen die Möglichkeit eines Sees ausge-
führten Gründen unstatthaft erscheint.
Was das Neckarthal betrifft, so glaube ich vielmehr, dass
dasselbe von jeher seine heutige Natur eines allmälig sich in die
Schichten eingrabenden und erweiternden Flussthales gezeigt hat,
dessen Niveau allmälig niederging iü demselben Verhältniss, als
die Maschelkalkschichten von Münster niederer gelegt wurden.
Damit soll allerdings die Möglichkeit, sogar die hohe Wahr-
scheinlichkeit eines Sees zwischen Untertürkheim und Münster
nicht geläugnet werden.
— 65 —
ernstlicher Betrachtung gemacht hat, ist meines Wissens der Mar-
burger Mineraloge J. F. Ch. Hessel in Kastner’s Archiv 1527
und Poggendorff’s Annalen, Band 79. Die näheren Umstände
dieser Erscheinung hat Hessel richtig erkannt und durch artige
Versuche an verschiedenen schillernden Krystallen erläutert. . Na-
mentlich hat er eine Eigentümlichkeit schillernder Krystalle nach-
gewiesen, die in Folgendem besteht: Angenommen man habe zwi-
schen einer Lichtquelle und dem Auge eine Krystallfläche so
aufgestellt, dass sie den Schüler zeigt, so wird dieselbe den
Schiller nahezu unverändert zeigen, wenn man den Krystall um
eine Achse dreht, welche den Winkel der Linien halbirt, welche
man von Lichtquelle und Auge nach dem Krystall gezogen denkt
Hessel scheint zu glauben, dass unter den angegebenen Umständen
die Schülerrichtung ganz unveränderlich sei; ich habe mich aber
dureh genauere Beobachtungen überzeugt dass dem nicht so ist
sowie dass diese Eigenschaft eine einfache Consequenz der An-
nahme ist, dass überhaupt der Schiller herrühre von einem die
ganze Masse in unendlicher Feinheit durchziehenden System von
inneren Durchgängen, denen in jedem Krystall eine besondere
Orientirung entspricht eine Annahme, die anch Hessel andeutet
ohne jedoch ihre Consequenzen weiter zu verfolgen.
Eine grosse Anzahl von Messungen hat der schwedische Mi-
neraloge Nordenskjöld am Labrador angesteüt Nach meinem
Dafürhalten ist aber das von ihm über den Schiller aufgestellte,
aus mangelhaften Beobachtungen abgeleitete Gesetz nicht stich-
haltig und der von ihm versuchte Beweis, das Farbenspiel
nur an der Oberfläche entstehe, verfehlt.
Als ich die Untersuchungen des Schülers aufnahm, hatte ich
keine Kenntniss der Arbeiten Hessel’s nnd Nordenskjölds,
nur näherungsweise richtige Gesetz Hessel, noch das falsche
von Nordenskjöld als Ausgangspunkt einer Untersuchung hätte
von Nutzen sein können. Instinetmässig griff ich zu einem Mi-
neral, welches zwar den Schüler nicht mit der Farbenpracht des
Labradors zeigt, dafür aber den Vortheü bietet, erystallographisch
scharf bestimmt und homogen zu sein, nämlich zum schillernden
Adular vom ZiUerthal oder vom St. Gotthardt, oder am besten
von Ceylon.
Eine erste Beobachtung , die miph in der oben schon ange-
deuteten Annahme innerer Durchgänge bestärkt hat, besteht
darin, dass, wenn man das Auge der schillernden Fläche mög-
lichst nähert, man in der Richtung des Schillers ein mehr oder
weniger verwaschenes, nebelhaftes Bild der Lichtquelle (des Fen-
sters oder einer Lichtflamme) sieht. Im Ceyloner Mondstein fin-
det man das einer Lichtflamme entsprechende sehr helle Nebel-
bild noch mit farbigen Ringen umsäumt, eine Beugungserscheinung,
welche auf ziemlich gleiche Ausdehnung der sehr kleinen inneren
Absonderungen hindeutet. Die Abweichung der Schülerrichtung
von der Richtung des gespiegelten Lichts ist hiebei eine Folge
davon, dass die inneren Durchgänge einen gewissen Winkel mit
der Oberfläche büden, so dass das Schillerlicht erst nach zwei
Brechungen und einer Reflexion an den inneren geneigten Durch-
gängen wieder nach Aussen kommt.
Es musste hiernach möglich sein, jeden schülernden Krystall
so anzuschleifen, dass die Richtung des Schillers mit der Rich-
tung' des gespiegelten Lichts, oder das Nebelbüd mit dem Spiegel-
bild zusammenfällt, in dem Falle nämlich, wo die Schliffläche den
inneren Durchgängen selbst parallel ist. Durch Schliffe am Adu-
lar und Labrador, in denen ich durch anderweitige Beobachtungen
die Lage der Durchgänge bestimmt hatte, habe ich mich von der
Richtigkeit dieser Yermuthung überzeugt. Auf solchen Schliffen
vermischt sich aber- das Reflex- und Schillerlicht und der Zauber
der Erscheinung verschwindet ganz.
Wenn schon durch, die zwei oben aufgeführten Momente die
Hypothese von den inneren Durchgängen als ziemlich gut be-
gründet erschien, so habe ich es doch für nöthig gehalten, diese
Hypothese genauer zu prüfen. Zu diesem Zwecke wur.den vor-
erst die theoretischen Consequenzen dieser Hypothese festgestellt
and diese mit einer grossen Anzahl von Messungen verglichen.
Zu dieser Vergleichung von Theorie' und Erfahrung eignete sich
nun der Adular in sehr viel höherem Grade als der Labrador,
dessen Nebelbild eine viel geringere Schärfe besitzt. Mit aller
— 67 —
Bestimmtheit kann ich nun versichern, dass die obige Hypothese
in allen Fällen Stich gehalten hat und dass die zwischen Rech-
nung udd Beobachtung Übrig bleibenden kleinen Differenzen sich
genügend aus der Unmöglichkeit einer ganz scharfen Fixirung des
Nebelbilds erklären.
Es lässt sich erwarten, dass die inneren Durchgänge einer
wirklichen oder krystallographisch möglichen Fläche parallel
gehen. Der Bestimmung ihrer Lage habe ich viele Zeit und be-
sondere Sorgfalt gewidmet. Beim Labrador habe ich trotz der
Liberalität, mit der mir das Material von meinem Collegen
v. Quenstedt und von Oberstudienrath v. Kurr zur Disposition
gestellt wurde, doch nur wenige und dann nur kleine Stücke von
gehöriger Gleichartigkeit gefunden, an denen Messungen gemacht
werden konnten. Dagegen war der Adular um so dankbarer und
ich will im Nachfolgenden versuchen, kurz über die von mir ge-
fundenen Resultate zu berichten. Zu diesem Zwecke ist es aber
nöthig, auf die krystallographischen Verhältnisse des Kalifeld-
spaths etwas einzugehen. Als Grundform mag' eine rhombische
Säule gelten, auf deren stumpfer Kante der Hauptblätterbruch P
als schiefe Endfläche gerade aufgesetzt ist. Die scharfen Kanten
der Säule werden durch den zweiten auf P senkrechten Blätter-
bruch M abgestumpft, und ebenso die stumpfen .Kanten durch
eine Fläche K, und die letztere ist es, welche den Schiller deut-
lich zeigt. Legt man nämlich den Krystall vor einem Fenster
so, das K horizontal; M rechts und links liegt und zugleich das
dem Beobachter zugewandte P nach vorn ansteigt, so sieht man
den Schiller auf K bei vertikalem Daraufsehen. Die inneren
Durchgänge fallen dann nach vorn ab und bilden ’ mit K einen
Winkel von 11 Graden. Die so bestimmte Fläche fügt sich leicht
in das Krystallsystem des Feldspaths und möge mit 8 bezeichnet
werden, weil sie wahrscheinlich einem gleichnamigen dritten Blät-
terbruch des Feldspaths entspricht, der, wie ich später von mei-
nem Collegen v. Quenstedt erfahren habe, am Murchisonit be-
obachtet worden ist.
Von besonderem Interesse war mir aber die Beobachtung,
dass alle Ceyloner Mondsteine, die ich untersucht habe auf M
— 68
eine Streifhng parallel der Fläche 8 zeigten und dass man daher
einen Mondstein nur nach jener Streifung senkrecht zu M zu
durchschneiden und zu poliren braucht, um sofort das Nebelbild
in der Richtung des Spiegelbilds zu haben. Ein Mondstein, den
ich vor Kurzem von Herrn Maskely ne, Custos der Mineralien
im britischen Museum, erhalten habe, zeigte überdiess eine Fläche
«, die mit M und 8 in einer Zone lag, so dass derselbe einen
säulenförmigen Habitus nach M und s annahm.
Ausser den bisher besprochenen mehr katoptrischen Schiller-
erscheinungen zeigt der Adular noch Lichteffecte im durchge-
lassenen Lichte. Der kleinste Splitter naeh P oder M erscheint
bei passender Stellung gegen das Auge von innerem Lichte durch-
gossen. Bei gehöriger Annäherung ah das Auge sieht man in der
Richtung des dioptrischen Schillers auch dioptrische Nebelbilder
und bei Stücken von gehöriger Dicke rechts und links- von einer
Lichtflamme Beugungsspectra, wie sie von feinen Gittern hervor-
gebracht werden. Es zeigte sich, dass auch diese zum Theil sehr
schönen Erscheinungen eine Wirkung derselben inneren Durch-
gänge sind, welche den katoptrischen Schiller hervorbringen.
Aus dem Ganzen meiner .Untersuchungen möchte ich schliessen,
dass in Krystallen unter Umständen ein innerer Blätterbruch von
ausserordentlicher, mit dem Mikroskope wohl nicht leicht erkenn-
barer Feinheit angedeutet sein kann. Die einzelnen Elemente des
Blätterbruchs sind, wie ich aus den Beugunggerscheinungeh schlies-
sen möchte, discrete, äusserst kleine, aber nach gewissen Rich-
tungen höchst regelmässig angeordnete Absonderungen. Die beim
katoptrischen Schiller auftretenden Farben wären dann Farben
dünner Plättchen, wobei entweder die Dicke der Hohlräume, oder,
was mir wahrscheinlicher vorkommt, die Dicke der zwischen zwei
parallelen Hohlräumen enthaltenen Krystallschichte die Art und
ördnung der Farbe bestimmen würde.
Schon Hessel vermuthete, dass auch der so räthselhafte’
Dichroismus mit dem Schillern Zusammenhänge; auch ich glaube
daran, bin aber der Ansicht, dass zur Entscheidung dieser Frage
ein genaueres Studium der dichroitischen Krystalle vorhergehen
muss. Auch die von Haidinger mit so vielem Erfolg studirten
Schillererscheinungen am Muraxid und an vielen Platinsalzen
hängen wohl mit solchen inneren Durchgängen zusammen, aber
handelt sich darum, dieselben direct nachzuweisen, und das ist
jetzt nicht geschehen, sbfern man sich bis jetzt damit begnügte,
Erscheinungen an den natürlichen Krystallflächen zu studiren.
Die Krystalle müssen aber zum Behuf solcher Untersuchungen
nach verschiedenen Sichtungen geschnitten und einer optischen
Anatomie Unterworfen werden; dazu aber gehört Muse und rei-
ches Material- Ein solches Studium wird uns aber, in Verbindung
mit dem, was Polarisation und Doppelbrechung an die Hand gibt,
nach und nach einen tieferen Einblick in den inneren wunder-
baren Bau der Krystalle verschaffen, |}s diess die Krystallographie
In Beziehung auf eine weitere Ausführung des oben Vorge-
tragenen verweise ich auf eine Abhandlung in Poggendorf’s An-
nalen, von welchen der Band 116, pag. 392 den Anfang enthält.
Die Fortsetzungen werden sich der Reihe nach mit dem Adular,
dem Labrador und vielleicht einigen andern schillernden Kry-
stallen beschäftigen.
II. Aufsätze Und Abhandlungen.
1. Beiträge zur Osteologie der Crocodilschädel. .
Yoi> Dr. Klein.
Durch die Güte des Herrn Professor Kraus s wurde mir die
so seltene Gelegenheit, den Schädel eines jungen Crocodils, Ja-
care nigra Gray, auseinander legen und die einzelnen Knochen
und deren Zusammensetzung einer genauem Untersuchung unter-
werfen zu können und Auf klärung über die Bildung der Schädel-
höhle, des innecn Ohrs, des Keilbeins, der Schläfenflügel u. s. w.
zu erhalten, über Theile, welche an der. äussern Oberfläche des
Schädels gar nicht sichtbar sind. Hiedurch veranlasst, habe ich die
im Königlichen Naturaliencabinet befindlichen Crocodilschädel mit
einander verglichen und glaube wenigstens einige Beiträge zur
Osteologie dieser Thiere liefern zu können, wobei ich bemerke, '
dass ich die frühem Untersuchungen, ausser der Zusammenstellung
von Stannins in seinem Handbuch der Zootomie, Berlin 1856,
p. 54, nicht damit verglichen habe.'
Die Benennung der einzelnen Genera und Species ist nach
der Synopsis of the Species of Crocodiles von Gray in den.An-
nals and Magazin of nat. hist, October und November 1862 ge-
geben, in welcher die bisherige Trennung in:
Crocodile, bei welchen der 1. untere Zahn in ein Loch
des Zwischenkieferknochens, der 4, untere in einen Aus-
schnitt der obern Kinnlade tritt,
Alligatore, bei denen der 1. und 4. untere Zahn in eine
Grube der Oberkinnlade tritt,,
— 71 —
Gaviale, bei welchen der 1. und 4. untere Zahn in einen
Ausschnitt der Öberkinnlade sich legt,
beibehalten ist. Von den Gavials fehlt in jener Synopsis bis jetzt
die weitere Beschreibung; bei den andern Unterabtheilungen ist,
abgesehen von den zoologischen Unterschieden, welche nicht hie-
her gehören, ein besonderes Gewicht auf die Länge und Form
des Zwischenkiefers und die Art seiner Verbindung mit dem Ober-
kieferknochen gelegt.
Die von mir untersuchten Exemplare sind von Crocodilen:
Oopholis porosus Gray ( Crocodilus biporcatus Cuv., Or. biporc.
raninus Müller und Schlegel) aus Java, von welchem 3
grosse Exemplare und 1 junges, 84 Mm. langes, vorhan-
den sind.
Bombifrons trigonops Gray (Cr. bombifrons, Trigonops pa-
lustris Gr., Cr. marginatiis Falcon.) aus Trichoor in Ost-
indien, ein grosses Exemplar.
Crocodilus vulgaris Gray (nüoticus Cuv.), von dem 2 grosse
und 2 kleine, 60 und 75 Mm. lange, da sind.
Von Alligators:
Jacare nigra Gray (Alligator sclerops Cuv., Caiman niger
Spix) von Surinam, ein altes und ein junges, das aus-
einander gelegte Exemplar.
Von Gavials:
Rhamphostoma gangeticum Wagl., ein sehr junges 81 Mm.
langes.
Bhamph. SchlegeU (Crocodilus ScMegdi Müller und Schlegel),
ein grosses von Java.
Die Beschreibung der an der äussern Schädelfläche nicht
sichtbaren Knochentheile ist nach dem auseinandergelegten Jacare
nigra gegeben und- wenn in der Zusammenstellung von eigent-
lichen Crocodilen, von Oopholis, Bombifrons, Jacare die Rede ist,
so sind natürlich immer nur die angegebenen Speeies gemeint
und nur der Kürze und Wiederholung wegen die Namen der
Speeies weggelassen.
Der Schädel der genannten eigentlichen Crocodile ist ver-
längert, im Allgemeinen dreieckig, mit schmaler Basis und langen
— 72 —
gewölbten Seitenrändem, an den Seiten abfallend, die Spitze ab-
gerundet; am seitlichen Rande vor der Mitte eine Einkerbung
nnd Zwischenkiefer eine tiefere Ausbuchtung, in welcher der 4.
totere Zahn liegt. Der Schädel ist verhältnissmässig schlank bei
Crocod. vulgaris , etwas breiter bei Oopholis, breit bei Bombifrons.
Die Oberfläche des Schädels ist hinten ziemlich platt, nach vorne
bei Oppholis und Croc. vulgaris etwas zusammengedrückt, nament-
lich hinter dem*Zwischenkiefer; bei Bombifrons gewölbt. Zwischen
3en Augenhöhlen bildet er bei Oopholis und Cr. vulgaris eine
seichte, bei Bombifrons tiefe Rinne. Die zu -den Schläfengruben
führenden rundlichen Löcher sind gross, zwischen beiden eine
ziemlich breite Brücke bei Oopholis , eine schmale bei Cr. vulgaris,
sehr schmale und rinnenförmige bei Bombifrons. ,
Bei JaCare ist der Schädel verlängert, ziemlich gleichförmig
schmäler nach vorne, die Einkerbung hinter dem 4. oberen Zahn
ist seicht, der Ausschnitt zwischen Ober- und Zwischenkiefer fehlt
ganz; die Yerbreiterung des Oberkiefers, hier am 4. Zahn, nur
leicht. Die Oberfläche ist hinten platt, vorne gewölbt, an den
Säten abfallend. Zwischen den hier kleinen, länglichen, zur
Schläfengrube führenden Löchern ist eine breite platte Brücke;
die Augenhöhlen sind sehr gross, zwischen ihrem hintern Theil
die Brücke platt, nach vorne rinnenförmig, die Rinne selbst zieht
sich nach vorne zugespitzt zwischen den auf den vordem Stira-
dieser Bogen setzen sich als starke breite Wülste auf dem Thrä-
nen- und Oberkieferbein vorwärts fort, die innern verlieren sich
als leichtere Leisten auf dem obern Theil der Nasenbeine; die
i Bogen liegende Grube i
breiter Basis und fast geraden Seitenflächen, welche bis vor die
Augenhöhlen gleichförmig convergiren; von hier aus verschmälert
er sich sehr schnell, zieht sich schnabelförmig lang nach vorne
und hat eine Einkerbung an der Yerbindung des Zwischenkiefers
— 73
mit dem Oberkieferknochen, in welche sich der 4. untere Zahn
legt und eine zweite stärkere Ausbuchtung hinter dem vordersten
Zahn, in welche der 1. untere tritt. Die zur Schläfengrube
fahrenden Löcher sind gross, rund, die Brücke zwischen beiden
ist sehr schmal; der Schädel ist an diesem hintern Theil platt,
Zwischen den Augenhöhlen leicht concav.
Das Exemplar von Rhamph. gangeticum ist sehr jung, wess-
halb die Gestalt des Schädels nicht bestimmt werden kann. Bei
diesem ist der Schädel am höchsten am hintern Theil der Augen-
höhlen, bildet kein Dreieck, sondern ist durch die breit nach
aussen gelegten Jochbeine bis zum vordem Theil der Augenhöhlen
fast gleich breit, wird dann schnell schmäler und bleibt gleich-
förmig sehmal bis an das vordere lange Ende. Die Einkerbung
für den 4. untern Zahn ist noch nicht bemerkbar, dagegen die
Ausbuchtung für den 1. untern sehr stark. Zwischen den rund-
lichen Löchern auf dem hintern Theil der obem Fläche ist der
Schädel platt, die Brücke breit, zwischen den Augenhöhlen sehr
Das Stin
der einzelnen Schädelknochen,
l, os frontale, zerfällt in 5 von einander ge-
;e vereinigte Knochen, das frontale medium,
Frontale medium ist eine unpaare Knochenplatte, auch
bei den jungen Exemplaren ohne Spur von Trennung, welche die
Mitte zwischen beiden Augenhöhlen einnimmt und diese am innern
Rande etwas deckt, nach vorne verschmälert reicht sie vor die
Augenhöhlen und legt sich mit einer vordem Spitze zwischen
beide Nasenbeine. Mit dem verschmälerten Theil verbindet sich
auf jeder .Seite durch eine Naht das Frontale anterius , hinter
diesem wird die Platte breiter, bildet die innern Orbitalränder
und legt sich hinter diesen mit fast querer Naht, oder leicht nach
hinten convexem Rande an das Parietale an; bei Rhampho-
stoma Schlegeli und dem jungen gangeticum reicht es weit zurück
bis zo dem nmgeschlagenen Rande der zur SchläfeBgrube führen-
den rundlichen Löcher. Die obere Fläche ist wie die aller Knochen
— 74 —
der Schädeldecke und des Gesichts mit vielen Gruben und Her-
vorragungen versehen. Hinten legt sich der äussere Rand an das
Frontale posterius.
In der Mitte der untern Fläche laufen 2 starke Leisten der
Länge nach, welche nach hinten divergiren und auf dem vordern
Rande der vordern Schläfenflügel aufliegen; in der Rinne zwischen
beiden liegen die Geruchsnerven.
Das Frontale anterius besteht aus einer obern Platte,
deren ganger innerer Rand am zugespitzten Theil des Frontale
medium und vorne am äussern Rande des Nasale liegt. Das vor-
dere Ende ist bei Jacare abgerundet , bei den andern zugespitzt
und liegt zwischen Nasale und Lacrymale, an welches der äussere
Rand stosst. Hinten legt es sich schmal an das Frontale medium
an. Der äussere Rand sieht frei gegen die Augenhöhle und ist
bei Oopholis und Bombifrons aufwärts gebogen, sehr stark aufge-
bogen bei Jacare. Auf der äussern Fläche ist der Verbindungs-
linie zwischen den vordem Rändern der Augenhöhlen entsprechend,
■ bei Jacare eine bogenförmige Leiste, mit nach unten gerichteter
Concavität, der äussere Schenkel setzt sich in eine starke Leiste
auf dem Lacrymale, der innere in einer leichten Leiste auf dem
Nasale fort. Zwischen beide Bogen tritt die Spitze des Frontale
medium.
Von der untern Fläche des innem Rands geht bei den eigent-
lichen Crocodilen ein dicker Stiel, bei’ Jacare eine nach vorne
concave Platte, bei Rhamph. gangeticum und Schlegeli eine oben
breite Platte, die nach unten in einen stielförmigen Fortsatz über-
geht, nach unten und gegen die Mittellinie und setzt sich auf dem
Palatinum und vordern Ende des Pterygoideum fest. Von der
Mitte dieses Fortsatzes geht ein Vorsprung nach innen, welcher
mit dem der andern Seite zusammentrifft.
Dieser senkrechte Theil bildet mit den untern Leisten des
Frontale medium und dem obern Rand des Palatinum und Ptery-
goideum eine hohe Oeffnung^ welche durch den Querfortsatz in
eine obere weitere und untere schmalere getheilt wird ; durch die
obere rundliche Oeffnung tritt der Geruchsnerve, in der untern
spaltenförmigen liegt die Knorpelplatte, welche, vom Keilbein-
— 77 —
Fläche zu beiden Seiten der Zacke der Squama occipitalis selbst
auf die hintere Fläche des Schädels sich erstreckt.
Die untere Fläche der Platte liegt vorne über den Alae tem-
porales anteriores, sieht dann frei mit einer concaven Fläche in
die sehr kleine Hirnhöhle herein und bedeckt mit ihrem hintern
Theil die Squama occipitalis.
Bei Jäcare ist das
vorne nach den Seiten
Parietale eine viereckige Platte, die sich
etwas verbreitert, dann mit nur leicht
concavem Rand, der steil abfällt, zwischen den sehr kleinen läng-
lichen Löchern durchzieht und sich hinter diesen breit auf die
Squama occipitalis legt, welche es. bei dem Jungen bis an den
hintern Rand deckt , während beim Alten die Squama occipitalis
bis nahe hinter die Löcher zwischen den Squamae temporales
hereintritt und der hintere Rand des Parietale gleich hinter den
Löchern mit convexem Rande auf hört.
Bei dem jungen Bhamph. gangeticufn ist das Parietale eine
viereckige Platte, die mit gerader Naht an das Frontale medium
stosst, breit die rundlichen, hier mehr länglichen Löcher von
einander trennt und bis an den hintern Rand des Schädels reicht,
in dessen Mitte eine kleine Zacke der Squama occipitalis her-
eintritt.
Bei Bhamph. Sehlegeli ist die vordere dreieckige Fläche klein, <
' eine schmale Brücke zieht sich zwischen den grossen rundlichen
Löchern durch, dann erstreckt sich das Parietale, die Squama
occipitalis völlig deckend, bis an den hintern Rand des Schädels.
Das Hinterhauptsbein, Occipitale, zerfällt in das Basi-
lare, die beiden Oceipitalia lateralia und die Squama occipitalis.
Das Basilare sieht senkrecht nach hinten und bildet oben
den einfachen rundlichen Gelenkskopf, welcher nach hinten vor-
gezogen ist, und den untern Rand des senkrecht nach hinten
sehenden Hinterhauptlochs. Unter dem Gelenkskopf ist eine
schmale dicke Platte, die hinter dem Keilbeinkörper liegt, auf
ihrem untern Theil öffnet sich der einfache Kanal beider Eustach-
schen Röhren, welchen sie mit dem Keilbeinkörper bildet. Bei
Bambifrvns liegt die Oeffnnng in letzterem.
Der obere Theil des seitlichen Rands legt sich an die untersten
— 79 —
Fläche der Squama nur aus einer zwischen den knopfiörmigen
Erhabenheiten liegenden Zacke besteht , welche auf beiden Seiten
noch vom Parietale umfasst wird. Bei ÖophoHs, Crocod. vulgaris
und Rhamph. gangeticum greift von der Mitte der hintern Fläche
ein kleiner Fortsatz auf die obere Fläche in das Parietale herein;
auch bei den jungen Exemplaren von Crocod. vulgaris und Rhamph.
gangeticum, ist diess schon sichtbar, während bei dem von Oopholis
der obere Rand der Squama fast quer aufhört. Bei Jacare da-
gegen reicht eine breite Fläche derselben bis fast an die Löcher
und füllt den Raum zwischen den Squamae temporales. Der vor-
erwähnte von der hintern Schädelfläche zu den rundlichen Löchern
führende Kanal wird vom Parietale, bei Jactire von der Squama
temporalis überbrückt.
Die untere Fläche ist concav und deckt den hintern Theil
, der Hirnhöhle, am seitlichen Rand ist eine halbkugelige Erhaben-
heit, welche das innere Ohr nach innen und oben schliesst. An,
der äussern Seite' derselben liegt ein Bogengang und die Schnecke.
Beide Platten der Squama sind durch eine Höhle von ein-
ander getrennt, welche mit der Trommelhöhle zusammenhängt.
Das Schläfenbein, Temporale, besteht aus 3 abgesonderten
Knochen, der Squama temporalis, dem Quadratum oder processus
articularis und dem Quadratojugale oder processus zygomaticus. .
Die Squama temporalis nimmt an der Bildung der Schä-
delhöhle keinen Antheil und ist nur auf der äussern Fläche einzelner
Schädelknochen aufgelagert. Sie besteht aus einer dreiseitigen,
horizontal Hegenden Platte, welche einen freien nach hinten und
aussen ausgezogenen Winkel hat Der innere Winkel ist breit
und stosst bei den eigentlichen Crocodilen und Rhamphostomen
an das Parietale, bei Jacare an die Squama occipitalis. Der vor-
dere Winkel verbindet sich mit der Platte und dem Stiel des
Frontale posterius und liegt auf dem vordersten Theil des Quad-
ratum. Der innere Rand der Platte zwischen dem vordem und
innern Winkel begrenzt das ruüdHehe Loch, schlägt sich um und
bildet die äussere Wand dieses Lochs, die untere Fläche dieses
umgeschlagenen Theils liegt auf dem Quadratum. 'Bei Jacare
wird nur der vordere Theil des innern Rands zur Bildung des
kleinen rundlichen Lochs verwendet, der andere Theil legt sich
an Parietale und Squama .occipitalis. Yom hintern Rand des
rundlichen Lochs, wo der innere Winkel der Squama an Parietale
stosst, geht ein Kanal durch einen Ausschnitt, welchen dieselbe
mit dem Quadratum und Squama occipitalis bildet, an die hintere
Seite des Schädels.
Der hintere Rand geht in eine absteigende Platte über,
welche sich auf das äussere Ende des Occipitale laterale legt;
Der äussere Theil dieser Platte schlägt sich nach aussen um, und
bildet eine rinnenförmige Seitenfläche, deren untere Wand sieh,
breit auf das Occipitale laterale und den anliegenden Theil des
Quadratum legt. Die untere Fläche der Platte bildet die Decke
über dem Eingang zur Trommelhöhle, welchen sie dachförmig
überlagert.
Das Quadratum ist eine lange schmale Platte, welche von
der Squama auswärts und nach hinten geht und an ihrem Ende
die Gelenksfläche für den Unterkiefer trägt. Die Platte ist vorne
breiter als hinten an der Gelenksfläche und hat die vordere
Fläche nach unten gerichtet; ihr innerer Rand ist nach unten
ausgezogen und stosst von hinten nach vorne an den Eeilbein-
körper, das Pterygoideum, den hintern und vordem Schläfenflügel,
zwischen beiden letzteren an das Foramen ovale. Am vordem Ende
geht sie in eine senkrechte nach vorne gerichtete Fläche über,
welche innen an den vordem Sehläfenflügel , oben an die untere
Fläche der Schläfenschuppe grenzt, den untern Theil der äussern
Wand des rundlichen Lochs bildet und sich zwischen Parietale
und Schläfenschuppe in den Kanal hineinzieht, welcher von jenem
Loch nach hinten führt.
Die hintere Fläche sieht nach oben, ist leicht convex, hat
vorne am innera Rand einen weiten Ausschnitt, welcher zur
Trommelhöhle führt; eine nach oben stehende Spitze theilt den
Ausschnitt in zwei Theile, die Ränder des Ausschnitts nähern
sich einander wieder und werden durch die Schläfenschuppe,
welche sich vor und hinter dem Ausschnitt an das Quadratum
anlegt, bedeckt. Hinter dem Ausschnitt legt sich das hintere
Ende der Schläfenschuppe und das Occipitale laterale auf das
— 81 —
Quadratum , welches hinter dieser Anlagerung noch eine freie
Fläche nach oben und hinten bietet und in der Gelenksfläche endigt.
Der untere, eigentlich äussere Rand legt sich am hintern
Ende des Frontale posterius an einen besondern Knochen, der
sich zwischen Quadratum und Zygomaticum hereinlegt, somit das
Schläfenbein mit dem Jochbein verbindet, und einen losgerissenen
processus zygomaticus darstellt , das Quadrato-jugale. Diese
Knochenplatte ist länglich, vorne sehr schmal zugespitzt und legt
sich an das Quadratum; bei Jacare und Rhamph. ScUegeli erreicht
es den hintern Fortsatz des Frontale posterius; mit dem hintern
dickem Theil endet es an der äusseren Seite des Gelenkendes
des Quadratum. Der äussere Rand sieht mit dem vordem Theil
frei gegen die Schläfengrube, der grössere hintere Theil desselben
liegt der ganzen Länge nach am hintern Theil des innern Randes
des Zygomaticum. Bei Rhamph. Schlegeli geht am vordem Theil
des äussern Randes ein spitziger Fortsatz in das Loch der Sehlä-
fengrube, welches zwischen dem Frontale posterius und Zygoma-
ticum offen "bleibt, herein. Bei Crocod. vulgaris ist dieser Fortsatz
nur angedeutet, kurz 'bei Bombifrons , stärker bei Oophdis und
fehlt bei Jacare ganz.
Das Keilbein, Sphenoideum, besteht aus dem Körper, den
Schläfenflügeln, Atae temporales, welche in einen vordem und hin-
tern zerfallen, wie bei den Vögeln, und, den Typus der Säuge-
thiere beibehaltend, den zur Gaumengmppe gehörigen Flügel-
beinen, Pterygoidea mit den Transversa.
Von Orbitalflügeln fand sich auch an den Jungen, bei welchen
die Membran, welche die Hirnkapsel zwischen den Alae temporales
anteriores schliesst, erhalten ist, keine Spur, und ebensowenig von
ihrem Knochenstiel.
Der Keilbeinkörper, Corpus ossis sphenoidei, ist eine drei-
seitige Pyramide, deren Basis nach oben gegen die Schädelhöhle
gerichtet ist. Die hintere Fläche bildet einen zackigen Ausschnitt,
der ganz vom Basilare ausgefüllt wird, die zwei seitlichen Flächen
convergiren nach vorne und kommen in dem kurzen, von beiden
Seiten zusammengedrückten Schnabelfortsatz zusammen, dessen
unterer Rand frei über den vereinigten Flügelbeinen liegt. Der
Knochen des Gesichts.
Der Zwischenkiefer, Intermaxillare, ist ein paariger Kno-
chen und wird auch bei alten Schädeln aus zwei durch eine Naht
mit einander vereinigten Knochen gebildet. Er besteht aus einer
untern, der Gaumenplatte, welche in der Mittellinie mit der der
andern Seite, am hintern Rand mit der Maxilla superior ver-
bunden ist.
Bei Oopholis und Crocod. vulgaris ist diese Platte nach hin-
ten verlängert, reicht ungefähr bis zum zweiten Zahn der Maxilla
superior, ihre Seitenränder convergiren nach hinten und ziehen
sich. so schief nach hinten, dass die Platte nicht die Breite der
Gaumenfläche eipnimmt, sondern an den Seiten von den vordem
Ecken der Maxilla superior überragt wird. Der hintere Rand
ist abgestumpft und an der Naht mit der Maxilla quer oder aus-
gebuchtet, so dass die mittlern abgerundeten Spitzen der Maxillae
superiores -zwischen beide Intermaxillaria hereintreten.
Bei Bombifrons ist der fast halbcirkelförmige Zwischenkiefer-
hinter seinem letzte^ Zahn gerade abgeschnitten, kurz, die Naht
geht quer von einer Seite zur andern, die Mittelnahf ist kurz
die Gaumenfläche des Zwischenkiefers hört vor dem ersten Zahn
der Maxilla superior quer abgeschnitten auf.
Bei Jacare hört der breite Zwischenkiefer gleich hinter der
Anlagerung an den Alveolarfortsatz der Maxilla superior mit
starker Ausbuchtung in der Mitte auf, in die Concavität treten
die Gaumenplatten der Pflugschaarbeine. Bei dem jungen Exem-
plar fehlt jede Spur dieser Platten, der Zwischenkiefer hört mit
leichter Concavität in der Mitte auf und die stumpfen Enden der
Maxillae superiores treten in die Ausbuchtung, der übrige Theil
des hintern Rands ist eine Strecke weit unter dem Oberkiefer-
knochen herübergelegt.
Bei Rhamph. gangeticum ziehen sich die Ränder der Platte
convergirend nach hinten und enden ungefähr am 6. Zahn der
Maxilla superior mit scharfer Spitze zwischen den letzteren.
Bei Rhamph. Schlegeli ist die Gaumenplatte schmal, die Rän-
der des einzelnen Intermaxillare convergiren nach hinten, reichen
— 87 —
bis zum 2. — 3. Zahn der Maxilla superior, wo sie mit zackiger
Spitze aufhören, während die vordem Enden jedes Maxillarkno-
chens sich mit sehr schmaler Spitze zwischen die innem Bänder
' hereinlegen und breiter die äussern Bänder begrenzen, so dass
die Gaumenfläche zwischen den zwei vordem Zähnen der Maxillae
superiores aussen von zwei Fortsätzen der Maxillae superiores, dann
den beiden hintern Spitzen der Intermaxillaria und in der Mitte
von zwei schmalen langen Zacken der Maxillae superiores gebil-
det wird. 1
Gegen das vordere Ende der Mittelnaht ist am innern Rand
ein Ausschnitt, welcher mit dem der andern Seite das Foramen
incisivum bildet. Dasselbe ist bei Crocod. vulgaris und Bombi-
frons rundlich, bei Oopholis nach hinten verlängert, bei Jacare
länglich und nach vorne verlängert; ' bei Rhamph. ScMegdi ist
dasselbe länglich, nach hinten breiter und wird an diesem brei-
teren Theil durch eine vom Zwischenkiefer hereinragende Zacke
in zwei Theile getheilt; bei den Vorgenannten ist keine Spur einer
Trennung vorhanden.
Vor diesem Loch, etwas entfernter von^der Mittellinie, ist
bei den eigentlichen Crocodilen an der äussern Seite des vorder-
sten Zahns ein Loch, in welches der erste Zahn' des Unterkiefers
tritt; bei Jacare statt des Lochs eine Grube. Bei den Rhampho-
stomen ist am äussern Rand des Intermaxillare zwischen dem
ersten und zweiten Zahn ein Ausschnitt für den ersten untern Zahn.
Am äussern Rand schlägt sich die Platte nach oben um,
bildet den vordörn Theil der Gesichtsflächc und hinter einer Mit-
telnaht, welche den vorne abgerundeten Theil mit dem der andern
Seite verbindet, durch einen rundlichen Ausschnitt die vordere
Nasenöffnung. Der vordere Rand derselben zeigt keine Andeu-
tung eines Fortsatzes bei Crocod. vulgaris, nur schwache bei
Oopholis; eine kleine Zacke geht als Andeutung einer Trennung
bei Bombifrons rückwärts in die Oeffuung. Bei Jacare , alt und
jung, und den Rhamphostomen findet sieh hier kein Fortsatz.
Die Intermaxillaria erreichen bei den eigentlichen Crocodilen
und bei Jacare mit dem hintern Rande des Ausschnitts die Mittel-
linie nicht, mit einer scharfen Zacke bei den Crocodilen, mit
stumpfer bei Jacare schieben sich die Nasalia zwischen ihnen in
die Nasenöffnung herein und schlossen den hintern. Rand.
Die aufsteigenden Aeste gehen allmählig sich zuspitzend zwi-
schen Nasale und Maxilla superior bis zum 2.-3. Zahn der
letztem rückwärts.
Bei den Bhamphostomen umgeben die Intermaxillaria für sich
auch den. hintern Rand der Nasenöffnung, legen sich auch hinter
derselben an einander und bilden die ganze Breite der Oberkinn-
lade, die Seitenränder ziehen sich dann bei Ramph. gangeticum
allmählig convergirend zwischen beiden Maxillae superiores nach
hinten und enden zugespitzt zwischen denselben ungefähr am
6. Zahn. Bei Rhämph . Scfylegeli verschmälern sie sich allmählig
zwischen beiden Maxillae superiores bis zu deren drittem Zahn,
dann gehen sie als schmale Zacken bis zum fünften Zahn, wo sie,
die hier eintretenden Nasalia umfassend, enden.
Bei beiden Bhamphostomen geht vom untern Theil . des die
Nasenöffnung hinten umgebenden Theils der Intermaxillaria eine
scharfe Zacke herein , welche bei dem jungen Gangeticum bis
über die Mitte der Nasenöffnung 'nach vorne reicht.
Jedes Intermaxillare enthält vier, bei Jacare , jung und alt,
fünf Zähne,
Die untere und obere Platte bilden hinter der Nasenöffnung
die eine Hälfte des hier einfachen Nasenkanals.
Am hintern Ende des äussern Rands, hinter dem vierten Zahn
ist bei den eigentlichen Crocodilen ein starker Ausschnitt, der
vor demselben liegende Theil ist abgerundet, am Ausschnitt eine
Art von Einschnürung, wo die Verbindung mit der Maxilla supe-
rior zu Stande kommt, in diese legt sich der vierte grössere Zahn
des Unterkiefers. Bei den Bhamphostomen ist an dieser Verbin-
dungsstelle ein ähnlicher, aber seichterer Ausschnitt. Bei Jacare
fehlt derselbe ganz.
Der paarige Oberkieferknochen, Maxilla superior, be-
steht aus einer untern, der Gaumenplatte, deren Breite und Länge
sich nach der des Schädels richtet, am breitesten bei Jacare, am
schmälsten und längsten bei den Bhamphostomen , welche in der
Mittellinie sich mit der der andern Seite , vorne mit dem Inter-
m axillare, in einer Naht verbindet. Der hintere Theil des innern
Rands ist ausgeschnitten, tief ausgeschnitten bei Oopholis, Crocod.
vulgaris, Jacare und Bhamph. gangeticum, weniger bei Bombi-
frons, sehr kurz bei Bhamph. ScUegeli, und nimmt das Palatinnm
auf. Der hintere Rand ist concav, frei, sein innerer Winkelist-
kurz und legt sich an die äussere Seite des Palatinnm, bei Born-
bifrons und Jacare lang und erstreckt sich weit am Palatinnm
rückwärts. Der äussere Winkel ist lang ausgezogen und setzt
sich, allmählig sich verschmälernd , an der äussern Seite des
Transversum fort.
Am äussern Rand geht diese Platte in die obere über, welche,
die Gesichtsfläche bildend, sich einwärts wölbt und gegen die
Mittellinie hin sich vorne an das Intermaxilläre, dann Nasale
hinten an das Lacrymale anlegt und 'mit dem hintern Rand, all-
mählig schmäler, an den äussern Rand des Zygomaticum bis zum
Transversum tritt. Nur bei Bhamph. .gangeticum treten die bei-
den innern Ränder hinter, dem Zwischenkiefer mit einander in-
unmittelbare Berührung und bleiben in der Mittellinie mit ein-
ander vereinigt bis hinter die Mitte zwischen vorderer Nasen-
öffnung und Augenhöhlen, wo die Spitzen der kurzen NasaHa zwi-
Beide Platten bilden mit ihrer innern Fläche durch eine
rinnenförmige Aushöhlung die eine Hälfte des hier einfachen
Nasenkanals. An der äussern Seite des Nasenkanals geht, durch
eine Scheidewand von ihm getrennt, ein engerer Kanal vorwärts,
in welchem Nerven und Gefässe verlaufen und sich im Zwischen-
kiefer fortsetzen; die hintere Oeffhung desselben wird vom La-
* crymale, Zygomaticum und Maxilla superior begrenzt. '
Die Anzahl der Zähne des Oberkiefers ist sehr verschieden;
hinter den meisten Alveolen sind bei Oopholis, Crocod. vulgaris
und Bhamph. Schlegeli Gruben för die untern Zähne, bei Bombi-
frons sind nur einzelne am vordem Theil, bei Jacare sind die
Gruben an der innern Seite der Alveolen.
Die Nasenbeine, Nasalia, sind sehr lang, nur bei Bhamph.
‘ gangeticum kurz, wo sie nicht bis zur Mitte zwischen den Augen-
höhlen und vorderer Nasenöffnung reichen; breit bei Jacare , setzen
die Gesichtsfläche des Frontale medium, dessen vorderes Ende
sie mit zwei Zacken umfassen, fort und erstrecken sich zwischen
den Frontalia' anteriora, Laqrymalia und Maxillae superiores
zwischen den aufsteigenden Aesten der Intermaxillaria (mit Aus-
nahme der Rhamphostomeri) durch die Rinne, welche diese offen
lassen, etwas in die vordere Nasenöffnung herein, wo sie mit
scharfer, bei Jacare dicker Spitze enden. Bei Rhamph. Schlegeli
enden sie in der Gegend des 5. vordem Zahns der Maxilla sn-
perior, wo sie von den hintern Zacken der Intermaxillaria um-
fasst werden. Bei Rhamph. gangeticüm reichen sie nicht bis zur
Mitte der Schnauze und enden zwischen den an einander treten-
den Oberkieferknochen.
Die Thränenbeine, Lacrymalia, platte, dreieckige Kno-
chen, grösser als die Frontalia anteriora, treten mit länglicher,
nach vorne zugespitzter Gesichtsfläche jederseits zwischen das
Frontale anterius und Nasale, welche nach innen liegen, das Zy-
gomaticum und Maxilla superior, die an ihrem äussern Rande
liegen, herein; bei Jacare greift die Maxilla superior mit starker
Spitze auch zwischen zwei Zacken des untern Rands ein. Die
Basis des Knochens ist ausgeschweift und bildet den vordem Rand
der Augenhöhle, an ihr liegt das beim Frontale anterius erwähnte
Supraorbitale.
Bei Rhamph. Schlegeli ist der äussere Winkel, welcher, am
Zygomatieum rückwärts tritt, viel länger, bei den andern kaum
länger als der innere, welcher am Frontale anterius anliegt.
Das Foramen lacrymale ist am Orbitalrand, der Kanal reicht
bis ans vordere Ende ! des Knochens und öffnet sich dort in die
Nasenhöhle.
Auf der Gesichtsfläche ist bei - Grocod. vulgaris ein leichter
Wulst, dem canalis lacrymalis entsprechend;, bei Oopholis und
j Bombifrons ist die Wulst stärker und länger und setzt den um-
geschlagenen Rand de? Frontale anterius fort; bei Jacare ist die
Wulst sehr stärk und setzt den äussern Winkel des zwischen den
Augenhöhlenrändem liegenden knöchernen Bogens fort.
An der Seite des Schädels liegen:
Die Jochbeine, Zygomatica, welche die Augenhöhlen und
— 91 —
Schläfengruben nach aussen begrenzen. Es sind lange, schmale,
von beiden Seiten zusammengedrückte, oben und unten freie
Platten, welche sich mit etwas zugespitztem vordem. Theil zwi-
schen das Lacrymale und die Maxilla snperior legen; hinter dem
erstem ist der obere Rand frei bis zum Quadratojugale, an wel-
ches sich der hintere Theil, schief abgeschnitten, anlegt und an
dessen äusserer Seite fast bis zur Gelenksfläche des Quadratum
reicht. Hinter der Maxilla snperior liegt der untere Rand zuerst *
auf dem Transversum und ist dann frei bis -an das hintere Ende
am Quadratojugale.
Von der innern, gegen die Schläfengrube sehenden Fläche
geht ungefähr in der Mitte ein Fortsatz ab, welcher mit einem
ähnlichen des Transversum verbunden, sich an den Stiel des
Frontale posterius legt.
Die Verbindung der obem Kinnlade mit der Schädelbasis
bilden die Pterygoidea mit den Transversa, welche beim Sphe-
noideum beschrieben wurden, und die Palatina.
Die Gaumenbeine, Palatina, sind schmale Knochenplatten,
welche in der Mittellinie durch eine lange Naht mit einander ver-
bunden sind und sich vome zwischen die Oberkieferhnochen her-
einschieben und zwar hei Oopholis und Orocod, vulgaris mit langer,
aber schmaler, das grosse Loch am hintern Rand der Maxilla
.snperior weit überragender, vorne abgerundeter Fläche; bei Bam-
bifrons überragt der vorne , abgerundete Rand ka um das grosse
Loch. Bei Jacare werden die Platten nach vome breiter, und
legen sich breit, abgemndet in den tiefen, weiten Ausschnitt der
Gaumenfläche des Oberkiefers- herein. Bei Rhamph. gangeticum
überragen die allmählig sich verschmälernden und vome in einer
Spitze endenden Palatina weit das grosse Loch; bei Rhamph,
ScJdegeli enden sie mit einer kurzen Spitze, welche kaum über
das Loch hereinragt.
Ein Fortsatz, der vom äussern Rand abgeht, legt sich über
den innern Winkel des Oberkiefers herüber.
Die Palatina werden bei Oopholis und Bombifrons nach hinten
breiter und der hintere Rand bildet bei Oopholis an der Naht
mit den Pterygoidealplatten einen sehr stumpfen, nach hinten ■
— 94 —
deum, wie in der Beschreibung desselben erwähnt, mit den Leisten
auf der obera Fläche der Palatina die Scheidewand des Kanals,
so weit die letztem reichen!
Bei den andern Schädeln liegen zwischen den Stielen der
Frontalia anteriora die Spitzen der Pterygoidea, welche sich, an
den Palatina angelegt, nach vorwärts erstrecken und die Decke
des Kanals bilden. Ob das Septum von einem abgesonderten
Knochen gebildet wird, war natürlich nicht zu ermitteln.
Bei dem untersuchten Exemplar von Rhamph. Sc.hlegeli liegen
zwischen den vorderen Enden der Palatina und den hintern der -
Maxillae superiores, der Mittellinie entlang, zwei längliche schmale
Knochenpaare hinter einänder, deren Mittelränder je mit einander
verbunden sind, die hintern Spitzen der vordem Paare umfassen
die vordem der hintern ; die äussern Ränder stossen an die Pa-
latina und Maxillae superiores.
Ob diese Knochen constant sind, ob .sie mit einem Vomer in
irgend einer Verbindung stehen, ob überhaupt ein Vomer vor-
handen ist, lässt sich nicht entscheiden.
Der Nasenkanal hat als Decke die Intermaxillaria , Na-
saüa, Maxillae superiores, dann Vomer (?), die Rinnen der Pte-
rygoidea. Den Boden bilden die Intermaxillaria, Maxillae su-
periores, Vomer bei Jacare, Palatina und Pterygoidea.
Der hintere Theil des Kanals ist hinter den Frontalia posteriora,
wo er von den Palatina und Pterygoidealplatten gebildet wird,
bei Rhamph. ScMegeli aufgetrieben und noch stärker bei Oopholis.
Die vordere Nasenöffnung bilden bei den Rhamphostomen die
Intermaxillaria für sich, bei den andern diese und die Spitzen
der Nasalia.
Die hintern Nasenöffnungen , Choannae , werden vollständig
von den Pterygoidea umgeben, der Kanal reicht vom vordem bis
zum hintern Ende des Schädels.
Die Andeutungen einer Scheidewand der vordem Nasenöff-
nung sind beim Intermaxillare angegeben; so weit die Maxillae
superiores den Kanal umgeben, bleibt derselbe einfach, mit Aus-
nahme einer leichten Erhabenheit auf dem Oberkiefer, dann bilden,
bei Jacare wenigstens, die paarigen Vomer ein Septum, welches
— 96 —
von Knochen umgebene Höhle , deren vordere Wand vom Quad-
ratum und dem hintern Schläfenflügel, deren hintere Wand vom
Quadratnm und Occipitale latet-ale gebildet wird. Der Eingang
zu derselben ist nach aussen gerichtet, weit und wird vom Quad-
ratum gebildet, von der Schläfenschuppe überlagert, an welch
beiden Knochen sich das Trommelfell ansetzt. Die Trommelhöhle
breitet sich in den Sinus aus, welche in der Hinterhauptschuppe,
den Occipitalia lateralia, und im Parietale sich finden.
Das eiförmige Fenster, durch welches die Höhle mit dem
innern Öhr in Verbindung seht, auf welchem die Scheibe des
Gehörknochen (ein langer dünner Stiel mit einer rundlichen
'Scheibe am innern Ende) aufsitzt, liegt viel tiefer, getrennt von
ihr durch eine nach oben und innen gerichtete Fläche des Quad-
ratum, wird durch das Occipitale laterale und hintern Schläfen-
flügel gebildet.
Das innere Ohr ist durch ein völliges Aneinanderlegen der
dasselbe umgebenden Knochen von der Schädelhöhle getrennt, in
welche eine starke Hervorragung hereinragt, welche aus 3 halb-
kugeligen Erhabenheiten besteht, an denen jeder der umgebenden
Knochen Theil nimmt. Die obere wird gebildet von der Squama
occipitalis, die vordere vom hintern Schläfenflügel, die hintere
vom Occipitale laterale; unter beiden letztem sind die mit der
Schädelhöhle communicir enden Oeffnungen. Die vordere Hervor-
ragung liegt hinter und etwas über dem Foramen ovale.
Das Labyrinth ist auf dieselben drei Knochen vertheilt. Die
drei erwähnten Erhabenheiten umschliessen eine Höhle, welche
gegen die Trommelhöhle hin nach aussen durch Fenestra ovalis
und die an dessen unterer Seite in dem Occipitale laterale liegende
Fenestra rotunda begrenzt wird; letztere führt in eine schlauch-
förmige Fortsetzung, der Schnecke, welche sich in dem hintern
Schläfenflügel vorwärts erstreckt. Die halbcirkelförmigen Kanäle
liegen über der Fenestra ovalis; der eine Kanal beginnt mit der
Grube im hintern Schläfenflügel, geht in diesem nach oben und
in der Squama occipitalis rückwärts und abwärts und öflhet sich
in der von dieser gebildeten Grube. Der zweite geht von dieser
auswärts in der Schuppe in das 1 Occipitale laterale und öffnet sich
welchen sich beide vordere Hälften erst ganz vorne am 4. Zahn,
verbinden, die Mittellinie nicht erreicht. Bei den Rhartiphostomen
dagegen verbinden' sich beide Unterkieferhälften schon weit hinten,
bei Bhamph . gangeticum am 4. hintern, der Unterkiefer hatte
26 Zähne, bei Schlegdi am 6. hintern, der Unterkiefer .hatte 20
Zähne, unter einem spitzigen Winkel und bleiben bis zur Spitze
verbunden; die pars opercularis liegt an der innern Seite des
freien Theils, verbindet sich an der Vereinigung beider Hälften
mit der der andern Seite und erstreckt sich längs der Mittel-
linie mit scharfer Spitze bei Gangeticum bis zum 12.', bei Schle-
geli 10. Zahn zwischen den zahntragenden Theilen.
Bei den Crocodilen und Rhamphostomen ist am äussern Rand
der pars dentalis ein leichter Ausschnitt für den stärksten obern
Zahn, den 4. der Maxilla superior bei den Crocodilen, den 5.
bei den Rhamphostomen.
Die pars posterior besteht aus vier Stöcken: der pars angu-
laris, welche den untern Rand, den hintern Bogen und mit der
supraangnlaris und articularis den hintern lang ausgezogenen,
hinter der Gelenkfläche liegenden Winkel bildet. • Der pars supra-
angularis, welche über dem Winkelstück liegt, an der äussern
Seite der Gelenksfläche vorwärts tretend den obern Rand bildet
und zwischen dem Operculare und Dentale bis zur letzten Alveole
sich erstreckt. Bei Rhamph. ScMegeÜ geht ein Fortsatz desselben
an der äussern Seite des Operculare bis zur 3. Alveole. Der pars
articularis, welche die Gelenkfläche bildet und an der innern
Seite der supraangnlaris bis auf die angularis tritt.
Vor dieser ist im Unterkiefer eine grosse Höhle, deren
äussere Wand mit einem grossen Loch durchbrochen ist, welche
nach vorne in den Kanal des Unterkiefers sich fortsetzt
Das vierte Stück, pars complementaris s. vaginalis; bedeckt
die hintere Oeflhung dieses Kanals, in dem die Nerven und Ge-
fässe verlaufen, und liegt vom obern Rand als halbmondförmig
gebogene Knochenplatte hinter der pars opercularis herunter auf
den vordem Theil der pars angularis; entsprechend dem processus
coronoideus, welch» aber fehlt.
— 99 —
Unter den untersuchten Schädeln von Crocodilen zeigen nach
dem vorerwähnten osteologischen Verhalten Oopholis porosus und
Crocodilus vulgaris eine auffallende Aehnliehkeit, während die
zoologischen Charaktere nach Gray und das Vaterland derselben
ganz verschieden sind. Die wenigen Unterschiede, welche ich
auffinden konnte, sind : die breite Brücke zwischen den rundlichen
Löchern auf dem Schädeldache bei Oopholis , während sie schmal
ist bei Crocod . vulgaris . Das Breiterwerden, der Palatina nach
hinten und die fast gerade Naht, welche dieselben mit den Pte-
rygoidea verbindet, bei Oopholis ; während der hintere Rand der
gleich schmal bleibenden Palatina bei Crocod. vulgaris ausge-
buchtet ist; und das starke Aufgetriebensein des hintern Theils
des Nasenkanals, soweit dieser von den Palatina und Pterygoidea
gebildet ist, bei Oopholis , was bei Crocod. vulgaris fehlt. Die
Form der Intermaxillaria und die Sutura praemaxillaris, d. h.
die Naht zwischen den Oberkieferknochen und dem Zwischen-
kiefer, auf welches Gray in seiner Eintheilung ebenfalls Gewicht
legt, sind bei Beiden gleich.
Bombifrom dagegen unterscheidet sich, wie aus der Beschrei-
bung hervorgeht, auffallend von den beiden Andern.
Von Alligatoren ist leider nur die eine Species vorhanden,
somit 'jede Vergleichung unmöglich.
Die beidei^ Rkamphostomen unterscheiden sich sehr charak-
teristisch durch das Verhalten der beiden Maxillae superiores,
welche bei Gangeticum hinter den aufsteigenden Aesten des Zwi-
schenkiefers in der Mittellinie zusammenstossen und erst hinten
die kurzen Nasalia zwischen sich treten lassen ; während bei Schlegeli
die langen Nasalia zwischen die aufsteigenden Aeste der Interma-
xillaria treten und die Maxillae superiores von einander trennen.
Noch sei mir erlaubt, einer eigenen A sy m m etri e zu erwähnen,
welche sich bei einem der alten Schädel von Oopholis porosus fand.
Die Maxilla superior der linken Seite besteht aus zwei
durch eine Naht mit einander verbundenen Knochen; die Naht
beginnt an der Stelle, an welcher das Lacrymale sich anlegt,
zieht sich dann hinter dem 7. Zahn des Oberkieferknochens aus-
wärts und setzt sich auf der Gaumenfläche nahe vor der An-
um
100
2 .
Einige Bemerkungen über die Organisation des
indischen Crocodils ( Gavialis gangeticus).
Von Dr. Georg Jäger.
(Hiezu Taf. I, Fig. 5.)
— 102 —
nicht unter Bezugnahme von Analogien aus verschiedenen Thier-
klassen erwähnt ist. Sie wurde unsers Wissens zuerst von
Geoffroy St. Hilaire *) genauer untersucht, dem Häute und
Skelette mehrerer Exemplare, namentlich von zwei 16 ' langen
männlichen zu Gebot standen, welche der leider im besten Alter
verstorbene Duvancel aus Indien mitgebracht batte.
Während bei den weiblichen Thieren nur einfach von den
an der Spitze der Schnauze befindlichen Näsenöffnungen an rück-
wärts ein Kanal zu den Luft aufnehmenden Höhlungen dös Schä-
dels (cavites eranio-respiratoires) führt, wird neben mehrerer
Erweiterung dieser Einrichtung bei den männlichen Thieren die
Athmungsfunction oder ihr Dienst wesentlich vervollständigt durch •
das an der Spitze der Schnauze befindliche blasenförmige Organ.
Es wird nämlich- dem (männlichen) Thiere**) dadurch möglich,
nicht nur eine grosse Menge von Luft aufzunehmen, sondern auch
mittelst der genannten klappenartigen Blase zurückzuhalten. In-
dem in der Mitte der Scheidewand der Blase durch eine Oeffnung
die Communication von einem Nasenkanal zum andern vermittelt
wird, kann die einmal aufgenommene Luft wiederholt in die
Lungen gelangen und muss erst nach einiger Zeit wieder durch
frische Luft erneuert werden, nachdem ihre chemische Beschaffen-
heit so weit sich verändert hat, dass sie für die Erhaltung ihrer
vitalen Function nicht mehr tauglich ist. ***) Der männliche
Gavial vermag daher länger unter dem Wasser zu bleiben, als
das weibliche Thier und übertrifft somit dadurch das letztere als
Raubthier, für dessen Lebensweise die Fähigkeit, längere Zeit
unter dem Wasser bleiben zu können, von wesentlichem Vortheil
ist, sofern das drängende Bedürfniss, wenigstens die Spitze dm*
Schnauze über das Wasser zu Aufnahme frischer Luft empor zu
heben, später eintritt und dem Gavial daher länger die anhaltende
***) Vergl. darüber:
Athnumgsbedürfnieses i
Jahrb, 1863, pag. 156.
— 103 —
Verfolgung seines Raubs gestattet. Dass diess die vorzugsweise
Bestimmung der genannten Blase sei, wird auch durch die Ana-
logie einer ähnlichen Einrichtung bei dem Klappermützen-
Seehund ( Phoca cristata Fabrieius, Cystophora borecdis Nil-
son) wahrscheinlich zu Folge der anatomischen Untersuchung,
welche W. v. R a p p mitgetheilt und durch eine Abbildung erläu-
tert hat. * **) ), Dieser Beutel ist ebenfalls wie bei dem männlichen
Gavial durch eine Fortsetzung der Scheidewand der Nasenkanäle
in zwei seitliche Abtheilungen getheilt. Rapp stellt daher auch
1. c. pag. 240 die entsprechenden Organe des Gangescrocodils und
des Klappermützen-Seehunds in Parallele , die auch noch in so
fern zutrifft, als bei den weiblichen und jungen Thieren beider
Gattungen die fragliche Einrichtung nur rudimentär ist , indess
die Fähigkeit, unter das Wasser zu tauchen,' bei Cröcodilen und
Seehunden überhaupt durch die Verschliessbarkeit der Nasen-
öffnungen mittelst einer Klappeneinrichtung begünstigt ist. — Die
Fähigkeit, längere Zeit unter dem Wasser zu bleiben, wird da-
gegen durch die Theilung des grösseren Tbeils der Luftröhre *.
selbst durch eine Scheidewand der von mir an der capischen Fett-
gans ( Aptenodytes demersa) gemachten Entdeckung zu Folge be-
wirkt, welche Meckel sofort durch die auf meinen Wunsch
cellaria glaciales vollkommen bestätigt fand, ohne dass jedoch bis
jetzt bei andern durch ihre Fähigkeit, unterzutauchen, bekannten
Vögeln bei altem Schriftstellern, namentlich Pallas (in seiner
Zoographia rossoasiatica oder in den Spicilegiis u. s. w.) darüber
ein Aufschluss zu finden wäre, der auch in Beziehung auf eine
etwaige Verschiedenheit dieser Einrichtung bei beiden Geschlech-
tern fehlt. Bei den Schildkröten steigert sich die Theilung der'
Luftröhre auch wohl zu einer Trennung in theilweise gesonderte
Luftröhren für jede Lunge und daher das Vermögen der Wasser-
schildkröten, lange unter dem Wasser zu bleiben, indem sie die-
selbe Luft wiederholt vermöge eines Schlingactes benützen, der
*) Archiv für Anatomie und Physiologie von Meckel, Jahrg. 1829,
pag. 236.
**) Archiv für Anatomie und Physiologie, Jahrg. 1832, pag. 48.
— 104 —
teilweise auch das wiederholte Athmen derselben Luft bei höhe-
ren Thieren zu bedingen scheint.
2) Eine zweite Eigentümlichkeit zeigt tter Gavial gegenüber
von andern Crocodilen in dem Verhältnisse der Längea-
zunahme des Kopfs und namentlich der Kiefer und der Ge-
gammtliinge^ des Körpers im Verlaufe- der Entwicklung. Wie denn
die Grösse der Crocodile überhaupt bei ihrem Austritt aus dem
Ei verhältnissweise viel geringer ist, als die Grösse, welche sie
nach vollendetem Waehsthum oder injt dem Alter erreichen, so
ist insbesondere der Kopf kürzer und seine Länge nimmt im Ver-
laufe der Entwicklung verhältnissweise mehr zu, als die Länge
des übrigen Körpers. , Dieser Regel scheint sich auch der dem
indischen Gavial der Form nach näher stehende Crocoddm gct
vialis Schlegeli von Borneo *) anzuschliessen, indegs bei dem indi-
schen Gavial die Länge des Kopfs und. der Kiefer insbesondere
nicht in entsprechendem Verhältnisse zuzunehmen scheint, während
dagegen die Breite der Kiefer mit dem Gesammtwachsthum ver-
«hältnissweise mehr zunimmt. Diese von den Verfassern der Er-
petologie generale Tom. III. pa g. 136 angeführte Bemerkung findet
sich bei den Exemplaren A und B des Königl. Naturalienkabinets
vollkommen bestätigt. Zu diesen kommt noch ein drittes Exem-
plar €, das noch nicht lange das Ei verlassen zu haben scheint,
Durch zufällige Beschädigung hat es beiläufig die hintere Hälfte
des Schwanzes verloren, so dass es also nur ungefähr für die folgen-
den vergleichenden Messungen benützt werden kann. Wird die
ganze Länge des Körpers bei A und B mit a, die Länge des
Kopfs von der Spitze der Schnauze bei A, B (und C) bis zu dem
erhabenen Querrande mit b bezeichnet, so ist das Verhältniss von
a zu b bei dem Exemplar
A = 1580'" : 257'" Württ. Dec.-Maas = 6,H : 1.
B == 480 : 101 = 4,75 : 1. '•
Diess stimmt beinahe vollkommen mit der Angabe der Er-
petologie 1. c. überein; bei einer Länge des ganzen Körpers, näm-
lich von 5 Metern und 40 Cent,-M. verhielt sich a:b = 6:1;
*> Ve *kandeÜBgen oxer de natulike Geachiedeoia 1840, Tab. % % ß-
iiii ii
f sä?
III. Kleinere Mittlieilungen.
Zur Flora von Württemberg-.
Dr. Finit h in Urach hat in einig
109
Säugethiere.
— 115 —
kleinste nach drei Tagen verendete. Die zwei andern, ein Männchen und
ein Weibchen, erholten sich aber wieder durch eine Mischung von Milch
und Kindlesbrei. Nach 8 Wochen konnten sie immer noch nicht selbst
die Nahrung zu sich nehmen, wenn sie bei einander lagen, so saugten sie
beständig an einander und zwar immer an einer bestimmteu Stelle, das
eine am Hals, das andere am Bauch seines Geschwistern. Sie spielten
lustig, wobei das Weibchen flinker und munterer sich zeigte, ah das
Männchen, einmal aber packte das stärkere Männchen das Weibchen so
fest, dass es nach jämmerlichem Pfeifen in wenigen Augenblicken todt
war. Nach 10 Wochen konnte endlich das noch übrig gebliebene Männ-
chen allein fressen, zuerst Kindlesbrei und dann auch Wecken, welche in
Milch eingeweicht wurden. Nach und nach lernte es auch kleine Fische
fressen, was ihm so sehr zusagte, dass es später im Alter von 9 Monaten
imstande war, täglich einige Pfund Fische aufzuzehren. Es ist sehr
zahm, läuft seinem Herrn unter dem Namen Nelson wie ein Hund überall
nach und spielt mit einem kleinen Rattenfänger, der sein täglicher Spiel-
kamerad ist, auf die possierlichste Weise, aber ins tiefe Wasser geht es
durchaus nicht, obwohl .es ganz seichtes Wasser nicht fürchtet.
Aus vorstehendem Fall ist es nun sicher, dass die Fischottern auch
im Sommer Junge werfen, was Blasius (Säugethiere Deutschlands S. 241)
zu bezweifeln scheint. Ohne allen Zweifel werfen sie zu allen Jahres-
zeiten, denn es wurden fn Esslingen in der Mitte Dezembers 1851 zwei
Junge gefangen, welche noch blind kaum einige Tage alt waren, und
zwei ändere am 24. Januar 1852 bei Lauffen a. N. im Alter von etwa
5—6 Wochen.
Preis-Aufgabe.
Die Konigl. Centralstelle für Landwirthschaf t hat unterm
24. März nachfolgende Preis- Aufgabe gestellt:
Seit dem Erscheinen der längstvergriffenen Schrift „natürliche Geo-
graphie von Württemberg, von Pfarrer Schwarz in Botenheim im Jahr
1832“ ist keine ähnliche Arbeit mehr über die geognostbchen Verhält-
nisse Württembergs der Oeffentlichkeit übergeben worden, während die
Bedeutung dieser Lehre namentlich auch für den Landwirth mit den
reissenden Fortschritten seines Faches wächst und bald die Zeit kommen
dürfte, wo das Bedürfniss näherer Bekanntschaft mit den geognostischerr
Lagerungen und Schichten und den aus ihrer Verwitterung entstehenden
Bodenarten auch für bäuerliche Kreise zur Geltung gelangen wird. Dess-
halb hat sich der Unterricht in der Gebirgskunde längst an unseren
Ackerbauschulen eingebürgert, er sollte aber auch an den landwirthschaft-
lichen Fortbildungsschulen nicht fremd bleiben, jedenfalls sollten die be-
Taf.I.
Vforttemb .Naturwisa . Jahreahefte , Jahrg, XDC.
3. Der Jura in Franken, Schwaben und der Schweiz,
verglichen nach seinen palaeontologisch bestimm-
baren Horizonten.
Von W. Waagen in Manchen.
Vorwort.
Es war im Sommer des Jahres 1862, als ich zu dem Ent-
' Schlüsse kam, die Juragegenden der Schweiz während einiger
' Monate zu bereisen, um die in dem Oppel’schen Werke „die
Juraformationen Englands, Frankreichs und des südwestlichen
Deutschlands“ noch etwas fühlbare Lücke wo möglich auszu-
füllen, und die Einreihung der jurassischen Ablagerungen der
Schweiz in das von 0 p p e 1 gegebene Schema definitiv festzu-
.stellen.
Obwohl nun dieser mir gewählte Stoff für eine Erstlings-
arbeit schon sehr schwierig und umfangreich erscheinen mochte,
so bestimmte mich doch, ermuthigt durch vielfaches Zusprechen
einiger der ersten Grössen unserer Wissenschaft, eine im gleichen
Sommer gegebene Preisaufgabe der philosophischen Facultät der
hiesigen Universität, die Grenzen meiner Arbeit noch viel wei-
ter zu stecken, und die gesammten Flötzgebirge Frankens,
Schwabens und der Schweiz in das Bereich meiner Betrachtung
zu ziehen. So gross nun auch die Aufgabe war, einen so Unge-
heuern Stoff in Zeit von einem Winter zu bewältigen, so gelang
mir diess doch, und ich hatte die Freude, im Monate Äfai des
Jahres 1863 der philosophischen Fakultät eine Arbeit vorzu-
— 118 —
legen, welche mit einer besondem Belobung als preiswürdig
anerkannt wurde.
Dennoch fühle ich nur zu wohl, wie manche Schwächen sich
noch darin vorfinden, theils in Folge von etwas mangelhafter
Benützung der Literatur, theils auch, weil ich bei der Kürze der
mir zugetheilten Zeit und hei dem ursprünglichen Plane der Ar-
beit, manche der Schichten, welche zur Behandlung kamen, in
der Natur nur sehr flüchtig gesehen habe. Diesen Fehler nun
hatte in Sonderheit die Trias aufzuweisen, wo ich desshalb auch
nur wenig Neues zu geben im Stande war, sondern mich haupt-
sächlich auf die genaue und kritische Zusammenstellung der schon
früher vorhandenen Schriften beschränken musste. Es ist aber
eben doch nichts anderes geworden, als eine ziemlich trockene
Compilation, der das innere Leben der Autopsie gänzlich ahgeht.
Aus diesem Grunde ziehe ich es denn auch vor, das Publikum
nicht weiter damit zu belästigen, sondern diesen Theil ungedruckt
zu lassen. Kreide und Tertiär-Bildungen sollen das gleiche
Schicksal erfahren: ich verspare mir die Publikation dieser Dinge
lieber, bis ich auch wirklich etwas Gutes hierin zu leisten im
Stande sein werde.
So soll sich also dieses mein erstes Werkchen auf den Jura
beschränken, er allein bietet schon so ausserordentlich viel des
Neuen und Interessanten, dass ich froh bin, wenn ich ihn auch
nur für den Augenblick einigermassen erschöpfend zu behandeln
vermochte. Doch, die Wissenschaft schreitet schnell, und man
darf alle Kraft aufbieten, mit ihr gleichen Schritt zu halten.
Es war mir desshalb auch sehr unlieb, dass sich der Druck die-
ser meiner Arbeit so lange verzögerte, wenn ich auch gleich be-
müht war, Alles, was unterdessen Beachtenswerthes erschien, so-
gleich nachzutragen, aber Aufnahmen in der Gegend von Bam-
berg, welche ich im Aufträge der geognostischen Untersuchungs-
kommission für das Königreich ausführte, hinderten mich, die
Vorbereitungen für den Druck zu treffen/
Das Material zu vorliegender Schrift habe ich beinahe durch-
gängig auf meinen verschiedenen Reisen in allen dreien der zu
befrachtenden Landestheile selbst gesammelt, wie auch die eigene
schule der Wissenschaft herangehlüht ist. Denn nicht nur dass durch
die aus allen deutschen Gauen berufenen hervorragendsten Leh-
rer dem jungen strebsamen Manne die günstigste Gelegenheit
geboten ist, sich mit den Anfangsgründen «einer Wissenschaft ver-
traut zu machen, sondern es ist hier auch möglich schnell zu
einem gewissen Grade von wissenschaftlicher Selbstständigkeit zu
gelangen, indem die auf die liberalste Weise Jedermann zugäng-
lich gemachten Sammlungen, sowie die in seltener Vollständigkeit
vorhandenen Bibliotheken einerseits zu eigenen Arbeiten auffor-
dern, andernseits bei denselben die erforderlichen Hilfsmittel
an die Hand geben.
Go lege ich denn nun diese meine Erstlingsarbeit der Gelehrten-
welt vor, dabei auf das milde Urtheil meiner Fachgenossen bauend.
Ich bestrebte mich bei Bearbeitung meines Stoffes die möglichste
Schärfe in Darstellung der Parallelen zu beobachten : da wo diese
Schärfe nicht eingehalten werden konnte, bietet sich noch ein
weites Feldi für eingehendere Forschungen. Meinen Untersuchungen
habe ich hauptsächlich die von Oppel gegebene Eintheilung zu
Grunde gelegt, wenn auch gleich dieselbe nicht immer ganz un-
verändert beibehalten werden konnte. So musste im untern und
mittlem Lias eine Vereinfachung, im oberen Jura dagegen, be-
sonders in der Oxfordgruppe, eine noch weiter gehende Zerlegung
der von Oppel aufgestellten Zonen vorgenommen werden. Für die
Kimmeridge-Gruppe sind die Eintheilungen von Thurm ann,
Etallon, Marcou oder Contejean zwar minutiöser als
die Oppel’sche, doch tragen dieselben mehr lokalen Charakter
sich, wesshalb ‘ ich lieber die letztere beibehielt. Auch die,
welche Cr edner kürzlich gegeben hat, scheint sich nicht weit
über hannoverisches Gebiet hinaus verfolgen zu lassen, wozu in-
dess sehr viel die mangelhafte Kenntniss der in diesen hohen
Juraschichten vorkommenden Species beitragen mag. Denn
so viele Arten auch bis jetzt daraus in der Literatur ange-
führt, und auch neuerlich wieder von Etallon und Thurmann
.beschrieben wurden, so scheint die Zahl derselben zu einer
genauen Unterscheidung der Schichten doch noch nicht aus-
zureichen.
— 121 —
.Die Literatur über die einzelnen der zu betrachtenden
Landestheile ist nicht gerade gering zu nennen, winzig aber ist
die Zahl der Werke, welche eine Vergleichung der Bildungen in
den drei Ländern versuchten; denn wenn auch Thurmann
und 6 r e s s 1 y in den Synonymiken der von ihnen unterschie-
denen Schichten die Bildungen anderer Länder mit anführen, so
geben sie dadurch doch nichts weiter als höchst unsichere An-
deutungen, welchem Niveau die schweizer Ablagerungen ungefähr
angehören möchten. Quenstedt in seinem Flötzgebirge (1843)
ist der Erste, welcher sich in genauere Erörterungen einlässt,
und hier viele ausgezeichnete Notizen mittheilt. Seinem System
schloss sich Dr. Romingerin seinem Aufsatze „Vergleich des
schweizer Jura mit der wörttembergischen Alb“ (Bronns Jahrb.
1846) aufs Engste an, indem er die Quenstedt’sche Buchstaben-
eintheilung auch für den Canton Basel nachzuweisen bemüht war.
Einen bedeutenden Schritt weiter kam Fr aas in seiner im Jahre
. 1849 in den Württemberger Jahresheften veröffentlichten Abhand-
lung „Versuch einer Vergleichung des schwäbischen Jura mit dem
französischen Und englischen“, und man findet darin sehr schätzens- •
werthe Anhaltspunkte, doch gab erstOppel in der zweiten Ab-
theilung seines Werkes „Die Juraformation Englands,. Frankreichs
und des südwestlichen Deutschlands“ 1857 eine eingehendere Ver-
gleichung. Es war ja aber auch erst er, welcher durch seine nach paläon-
tologischen Merkmalen aufgestellten, auf das bestimmteste definirten
Unterabtheilungen eine genaue Parallelisirnng für grössere Distrikte
durchzuführen ermöglichte. Wenn nun gleich seitdem Quen-
stedt in seinem Jura wieder manche beachtenswerthen Andeu-
tungen gibt, so ist in den vergleichenden Uebersichten die Schweiz
doch sehr flüchtig behandelt. . Alle diese, wenn auch noch so
trefflichen Arbeiten lassen noch manche fühlbare Lücke, und hier
das Fehlende zu ergänzen, das Unklare aufzuhellen, soll die Auf-
gabe dieses Werkchens sein; wie und oh ich dieselbe aber gelöst
habe, mögen die folgenden Blätter zeigen.
München im November 1863.
— 122 —
Einleitung.
Der Jurazug, welcher durch alle drei in Betracht kommenden
Landestheile entlang sich erstreckt, tritt aus SW streichend aus
den Dep. Jura und Doubs in die Cantone Waadt und Neuchätel
ein, hier indess noch sehr häufig von Kreidebildungen bedeckt.
Von da aus setzt er als Kettengebirge in ungefähr nordöstlicher
Richtung durch die Cantone Bern, Solothurn, Basel und Aargau
fort, zieht sich in Plateau-Gebirge übergehend durch den Canton
Schaffhausen, durch das südliche Ende von Baden, durch Schwa-
ben und Franken bis in die Gegend von Coburg hin, bis hier
endlich auch die noch in einzelnen Fetzen auftretende Decke
von unterem Liassandstein verschwindet, und allenthalben die
Gebilde der Trias Platz greifen. Zu beiden Seiten dieses langen
aber im Verhältniss ziemlich schmalen Jurabandes haben sich
theils jüngere Bildungen angelagert, theils treten auch die ältern
.Formationen zu Tage, wie es eben die orographischen Verhält-
nisse mit sich bringen ; doch erlangen diese Glieder in der Reihe
der Formationen in dem zu betrachtenden Gebiete nie die Be-
deutung wie der Jura sie hat; theils wegen der Armuth an or-
ganischen Resten, welche hier herrscht, wie in den Schichten der
Trias, theils wegen der geringen geographischen Verbreitung,
wie Kreide und Tertiärbildnngen. f
Es ist ein einziges Meeresbecken, welches alle die im Gebiete
dieses Jurazuges auftretenden, und hier das Urgebirge bedecken-
den Formationen abgelagert hat, ähnlich dem jetzigen Mittel-
meere, von diesem aber getrennt durch eine Reihe kleiner
Inselchen, welche wohl in damaliger Zeit die Centralgebirgsstöcke
der Alpen der gegenwärtigen Periode dargestellt haben mögen.
Freilich konnte man dieses Meeresbecken in den frühesten Pe-
rioden kaum als für sich bestehend betrachten , denn Böhmen,
der Schwarzwald und die Vogesen ragten damals nur als sehr
— 123 -
kleine Eilande aus einem weltumfassenden Ocean hervor, und
so sind es denn auch nur einige Stellen an den Bändern jener
Urgebirgsfestländer, welche die Spuren jener längst vergangenen
Perioden der Erdbildung zu Tage treten lassen. Erst mit dem
Beginne der Trias rücken die nördlichen und nordwestlichen
Ufer des Beckens meinem Betrachtungsgebiete nach und nach
näher, dasselbe so erst allmählig völlig abschliessend, und so
ist denn auch der Bunte Sandstein das erste Gebilde, welches
durch den ganzen helvetisch-allemannisch-fränkischen Meerbusen
sich in beinahe ununterbrochener Linie hinzieht. Er ist in dem
ganzen Gebiete höchst gleichförmig entwickelt, wenn auch hie
und da die Farbe und der .Gehalt an Bittererde in den höheren
Schichten etwas wechseln mögen. Nicht viel anders ist es auch
mi t dem Muschelkalke beschaffen, wo sich auch die vier Haupt-
abtheilungen : Wellendolomit, Wellenkalk, Salzgebirge und Haupt-
muschelkalk beinahe allenthalben mit ziemlicher Leichtigkeit wie-
der finden lassen. Besonders wichtig erscheint diese Abtheilung
der Trias durch ihre Salzlager, welche sowohl in Schwaben als
auch in der Schweiz mit grossem Erfolge ausgebeutet werden.
Ich will hier nur im Vorbeigehen bemerken, dass die Salzlager
der schweizer Salinen (Rheinfelden, Kyburg und Schweizer Hall)
etwas höher zu liegen scheinen als die, welche die Salinen Schwa-
bens versorgen. Theilt man nämlich das Salzgebirge in eine
obere und in eine untere Anhydritgruppe, so liegen die Salzflötze,
welche in der Schweiz ausgebeutet werden, in der oberen, die
des schwäbischen Salzgebirges aber in der unteren Abtheilung.
Besass der Bunte Sandstein noch verhältnissmässig eine nur
geringe Verbreitung, indem er sich nur an dem äusserfcten Ost-
rand des Beckens bei Kronach etc. zeigte, durch Mittelfranken
in der Gegend von Aschaffenburg nach dem östlichen Rande des
Schwarzwaldes herunter zog, und endlich noch den Nordrand
der Cantone Aargau und Basel berührte, so nimmt der Muschel-
kalk nicht nur schon grosse Fläehengebiete in Ober- und Unter-
franken, in Schwaben und dem Plateaulande der nördlichen
Schweiz ein, sondern es ist auch zugleich das tiefste Gebilde,
welches in den gehobenen Ketten des Jura zu Tage tritt. Da
— 124 —
.wo die Gewölbe des Hauptrogensteines geborsten sind und sich
weit geöffnet haben, hebt sich der Hauptmuschelkalk, umgeben
von der Lias- und Keuper-Combe entweder in einem Kegel, oder
ist es eine Längsspalte als langgezogenes zackiges Felsriff
heraus. Zu beiden Seiten schliesst sich, wie erwähnt, der Keuper
ängstlich an, hier nur schwer unter dem mit gesellig lebenden
Pflanzen dicht überzogenen Boden zu beobachten. Vermöge der
leichten Verwitterbarkeit seiner Gesteine trägt er auch nur pas-
siv, dadurch, d%ss er kleine Längsthälchen bildet, zum Relief
jenes Landes, welches Zeuge so ungeheurer Revolutionen in der
Entwicklungsgeschichte der Erde geworden ist, bei. Grössere
Bedeutung erlangt dieses Gebilde im Hügelland, wo es sich so-
wohl in Schwaben, als auch im Gebiete des Mains und der Red-
nitz über ausgedehnte Flächen verbreitet. Es ist für den For-
scher eine der interessantesten Formationen, nicht allein wegen
des geheimnisvollen Dunkels, welches noch theilweise über der
Entstehungsart der Mittelregionen derselben schwebt, sondern
auch wegen der merkwürdigen Formen höher organisirter Wesen,
welche in neuerer Zeit in immer vollständigeren Resten und im-
mer grösserem Formenreichthum nach und nach zu Tage geför-
dert werden. Obere und untere Grenze der Formation, Letten-
kohle und Contorta-Schichten, lassen über die Art und Weise
ihrer Entstehung keinen Zweifel .Übrig, es sind marine Bildungen.
Contorta-Schichten! da sind wir denn wieder angelangt bei
jenem Zankapfel der neueren Geologie. Die Frage, ob man hier
besser schreibe: unterster Lias, . Infraliasique, Oberkeuper, oder
oberster Keuper, hier noch einmal zu erörtern, darauf will ich
mich nicht einlassen, ich folge der Ansicht der Geognosten des
südwestlichen Deutschlands, indem ich diese für die allein richtige
halte, und lasse mit diesen Schichten die grosse Formation des
Keupers abschliessen. Es wird glaube ich nicht überflüssig sein,
wenn ich diese Zone etwas ausführlicher behandle und mir so
eine Grundlage schaffe für die weiteren Erörterungen.
125 —
127 —
nen aus seinem alten Bette verdrängt, sondern durch das lang-
sam fortschreitende Emportauchen des Festlandes. Ein anderes
Bild ist es, welches sich uns hier zeigt, treten wir hinaus an das
Ufer. Ein frischer Wind weht uns entgegen, in langen Reihen
kommen die Wellen herangezogen aus der hohen See, und tosend
brechen sie sich an der felsigen Küste. Doch nur stellenweise
ist dies der Fall, an andern Orten sehen wir dafür schon weit
weit draussen weisse Flecke auftaucheii mitten in den grünen
Gewässern. Schäumend spritzt der Gischt dort empor, und wenn
die Brandung in unserer Nähe schweigt, hört mans dumpf von
dort herüber brausen. Es sind dort Korallenriffe, welche in wei-
tem Halbkreis in mehreren Reihen das Festland umziehen; hie
und da ist auch noch eine flache Insel, hinausgeschoben als Vor-
posten in die tosenden Fluthen, zwischen und hinter diesen Wel-
lenbrechern aber dem Lande zu breitet sich spiegelglatt die dun-
kelgrüne Fluth aus, kaum leicht gekräuselt vom darüberstrei-
chenden Winde'. Ein Fluss ergiesst hier seine Wasser. Seine
Ufer sind dicht bewachsen mit Wäldern von Zamien und Cyca-
deen, zwischen . deren zierlichen Blättern Libellen hin und her
gaukeln. Leicht beschwingte Pjterodactylen ziehen in langen
Linien durch die Luft und Selbst höchst abenteuerlich gestaltete
Vögel lassen sich blicken. Verschwunden ist die „Grabesstille,
nur unterbrochen vom Plätschern des Regens und dem Heulen
des Windes in den blätterlosen Bäumen“, welche die Melancholie
der früheren Perioden bedingte. *
So ungefähr mag sich der Charakter der Landschaft im
Verlaufe der grossen Periode des Jura nach und nach verändert
haben, bis endlich Alles Festland wurde, und die Periode jener
grossen Süsswasserbildung, welche in England, wie im südöstlichen
Frankreich und der Schweiz ihre Spuren zurückgelassen hat,
eintrat. Um aber das landschaftliche Bild, welches der Seele
vorschwebt, endlich zu einiger Klarheit zu bringen, muss man
sehr viele Thatsachen zusammen stellen, und der Weg ist müh-
sam, auf welchem man zuletzt zu diesem anscheinend so kleinen
Resultate gelangt. Dennoch ist auch dieses, als Nebenresultat
unserer geologischen Forschungen immerhin hübsch und anzie-
— 130 —
hend, und es macht Vergnügen im Geiste jene Welt vor sich
erstehen zu sehen, welche lange vor Erscheinen des Menschen-
geschlechtes schon vorübergegangen war. Doch um in dieser
Beziehung in den Schichten Aufschluss zu finden, müssen viele
günstige Umstände Zusammenkommen und desshalb sind es auch
nur immer einzelne Schichten und einzelne Lokalitäten, welche
uns einen, wenn auch noch so bescheidenen Blick In die Land-
schaft der Urwelt thun lassen. Die Fauna der niederen Meeres-
organismen aber und ihre geognostische Bedeutung lässt sich
beinahe an jeder Schicht des Jura leicht studiren, wenn nur
zwei Bedingungen gegeben sind, gute Aufschlüsse, und klare
Aufeinanderfolge der Schichten, diese beiden aber hängen haupt-
sächlich ab von der orographischen Beschaffenheit des Landes,
in dem wir unsere Forschungen anstellen.
In Hinsicht auf diese beiden Faktoren nun sind die einzel-
nen Theile des in Betracht zu ziehenden Gebietes sehr verschie-
den gestaltet, und sie zerfallen eigentlich durchweg in zwei Sy-
steme, in das System des Plateaugebirges mit nahezu horizontal
gelagerten Schichten, und in das System des gehobenen Ketten-
gebirges. Ersterem gehört der Jura Frankens, Schwabens, des
südlichen Theiles von Baden und des Canton Schaffhausen an,
letzterem aber der ganze übrige Jura der Schweiz. Das Plateau-
gebirge steigt überall in theils mehr theils weniger deutlichen
Terassen an, deren oberste Decke am Rande des Höhenzuges
fast überall die Zone des JL tenuilobatus bildet, auf welche die
höheren Schichten nur mehr in einzelnen zerstreuten Kuppen
aufgesetzt sind. Erst weiter zurück gegen das Innere des Pla-
teaus bilden auch die höheren Juraschichten zusammenhängende
Massen und stellen so die höchste und letzte Terrasse dar. Nur
die Gegenden, wo die oberen Juraschichten in grösseren Massen
auftreten, wie im südlichen Franken und bei Ulm machen hievon
eine Ausnahme. Die wohlgeschichteten Kalke, welche indess
auch noch grossentheils in die oben erwähnte Zone fallen, bilden
den Steilrand. Auf die folgende Terrasse hat sich der braune
Jura gelagert und sie schliesst meist der Sandstein des Amm.
Murchisonae in steilem Absturz. Der Lias endlich zieht sich in
— 131 —
sanft welligen Hügeln um den Fuss des Höhenzuges, gleichsam
den Teppich bildend, auf welchem die ganze Masse der Schichten
ruht. Bäche und Flüsse haben tiefe Thäler in dieses Plateau-
land eingewühlt, und legen so, meist aus den untersten Schichten
der Malm entspringend, an den Seitenwänden der Einschnitte
Profile bloss, welche gute Ausbeute liefern. Nur im Lias des
nordöstlichen Franken sind schöne Aufschlüsse selten, da mas-
senhafte Ueberdeckungen durch Diluvialschutt das eigentlich An-
stehende hier nur sparsam zu Tage treten lassen.
Gerade das Gegentheil davon ist der Jura der Schweiz.
Malerisch thürmen sich dort die Felsenmassen zu Bergen empor,
verwegen strecken sich einzelne Felszacken gen Himmel, und
6türzen dann jählings gegen das Thal zu ab. Nicht darf man
hier den Lias als einen Teppich suchen, auf den sich der
Jura gelagert hat, sondern im Innern der Ketten, da, Wo die
Zerstörung am stärksten gehaust, wo der Muschelkalk die über-
lagernde Schichtendecke durchbrochen hat und nun seinen kahlen
felsigen Scheitel hervorstreckt, da findet man auch den Lias im^
Grunde eines kleinen Längsthälchens, auf dessen einer Seite sich
die Sandsteine des Keupers oder auch der Muschelkalk, auf des-
sen anderer Seite sich der Hauptrogenstein in oft Berg hohen
Wänden erhebt. Nur die leicht verwitterbaren Schichten des
Lias und des unteren Dogger bilden sanftere Gehänge, und sind
desshalb auch aufs sorgfältigste mit Feldfrüchten bebaut. Dass
unter solchen Umständen gute Aufschüsse nicht gerade häufig
sind, und dass man jeden Erfund dem Boden mit Mühe abzu-
ringen genöthigt ist, lässt sich leicht denken. Uebersehreitet
man nun aber den Bergrücken, welchen der Hauptrogenstein
bildet, fortwährend über die steil von uns abfallenden Schichten
desselben hinwegkletternd, so bietet sich auf der anderen Seite
wieder ein ähnliches Thälchen, nur etwas schmäler als das vor-
hergehende, unseren Blicken dar, doch ist es hier nicht der Lias,
den wir im Grunde suchen müssen, sondern die weicheren Schich-
ten des Combrasch und die Oxfordmergel, und diese bieten hier
oft herrliche Aufschlüsse. So geht es nun weiter, wenn wir
immer dieselbe Richtung verfolgen, wieder über einen Bergrücken^
— 132 —
gebildet durch das Terrain ä chailles und die Schichten mit
Diceras arietina, von welchem wir endlich in das Thal, welches
durch die Verwitterung und Wegschwemmung der Astarte-Mergel
entstanden ist, hinabsehen, uns gegenüber aber ragt in kühnen
Wänden der Calcaire astartien in die Bläue des Himmels. Und
so bilden auch noch alle höher folgenden leicht verwitterbaren
Schichten Längsthälchen (Comben), die zu beiden Seiten von den
Rücken, welche die festeren der Verwitterung widerstehenden
Gesteine (Cröts) ausmachen, eingefasst werden. Eine solche Wan-
derung, wie ich sie eben vorgeführt, 'ist freilich leichter im Geiste
als in der Wirklichkeit zu unternehmen, indem die Abstürze,
welche die Schichtenköpfe der festen Gesteinsmassen gegen das
Thal zu bilden, meist so steil sind, dass es auch dem kühnsten
Gebirgssteiger unmöglich wäre dieselben zu erklimmen. Diese
Längsthälchen sind meist sehr wasserarm, indem die athmpsphä-
rischen Niederschläge bei der starken Neigung der Schichten sehr
leicht auf grosse Tiefen ins Erdinnere eindringen. Den Hauptweg
für den Verlauf der Gewässer bilden die meist sehr tief einge-
*rissenen Queerthäler (Glasen oder Ruz), welche die Gebirgsket-
ten in transversaler Richtung durchschneiden.
Diese Darstellung der gehobenen Ketten im Schweizer Jura
ist freilich sehr rudimentär, und kaum genügend, eine klare Vor-
stellung von den dort herrschenden Verhältnissen zu geben.
Dennoch muss ich mich aber darauf beschränken, da weder Raum
noch Zeit es erlauben, die Sache ausführlicher zu behandeln.
Ich will also hiemit die Einleitung beschlossen und übergehen
zur Darstellung der Schichtenfolge, zunächst beginnend mit der
— 134 —
/ 5" Kalkstein (Kupferfels),
i 10" dunkle Thone.
16 — 18" schwarze Kalksteinbank.
Zone des )
Aangulatus. Schiefertho B e.
1 4—6' Sandsteine.
flß' 3 Kalksteinbänke wechselnd mit
v 6—9" mächtigen dunkeln Schiefern.
JPtfanorbis l| 12 ” schwarzer, spathiger Kalkstein.
Bonehed *)
So nun zeigt sich im Allgemeinen die Beschaffenheit des
untern Lkw? in Schwaben. Freilich wechselt auch hier, wie ja
überall die Zusammensetzung und Entwicklung der Schichten auf
kurze Entfernungen ausserordentlich. So zählt zum Beispiel das
Planorbis-Bett , da wo es am besten entwickelt ist, 3 Kalkbänke
mit thonigen Zwischenlagern, die oft 4 Fuss Mächtigkeit errei-
chen. In der Zone des Pent. tuberculatus entwickeln sich ziemlich
mächtige dunkle bituminöse Schiefer, welche dann die mit den
Vorkommnissen von Lime Regis übereinstimmenden Saurier
einschliessen. So trostlos es aber um die Einreihung solcher
nur beschränkter auftretender Schiehtencomplexe stehen würde,
wenn man nur auf die Gesteinsbeschaffenheit angewiesen wäre,
so leicht erscheint es' mit Hülfe der organischen Einschlüsse,
solchen Bildungen die richtige Stelle anzuweisen.
Von Schwaben aus sowohl nach Nord-Osten als auch nach
Süd-Westen vorschreitend, begegnet uns nirgends wieder die ty-
pische Entwicklung des untern Lias, wie wir sie in dem eben-
genannten Lande getroffen haben. Besonders sind es die unter-
sten Bänke, welche beinahe durchgängig verkümmert erscheinen.
In Franken, und zwar scheint das durch ganz Franken
der Fall zu sein, hat man gleich bis jetzt die Zone des Ämm.
planorbis noch durchaus nicht auffinden können, man müsste
*) Oppel, Juraform. §.
Nr. 7.
135 —
— 138 —
Erst in der Gegend von Bamberg aber tritt sie in der
für Franken typischen Entwicklung auf. Es liegt hier z. B. bei
Bodelstedt über den Angulaten-Schichten eine Folge dunklen, verstei-
nerungsleeren Sehieferthones, welcher von einer e. V mächtigen dun-
keln, weissgeileckten Steinmergelbanb bedeckt wird. Darüber lagern
9' dunkle quarzreiche Kalkmergel mit arieten Ammoniten, ausser-
dem mit Bel. acutus Miller und Gryph. arcuata Lamk.
Den Schluss des Profiles und zugleich des ganzen untern
Lias macht ein dunkler versteinerungsleerer Schieferthon, welcher "
wohl vielleicht das Aequivalent der schwäbischen Turnerithone
darstellen könnte, was ja auch schon Prof. Pfaff angenommen
lat.* *) Doch nicht durchgängig scheint eine solche Petrefakten-
armuth in diesen Schichten in Franken zu herrschen, es müssen
auch günstigere Punkte sich auffinden lassen, denn Gümbel**)
fuhrt aus diesen grauen Mergeln -mit oft gnodenartig. abgeson-
derten festeren Bänken 4mm. oxynotus Quenst., 4mm. Brooki
Sow., 4mm. planicosta Sow. zwar als Seltenheit, Gryphaea ob -
hqua Gdf., Rhynch. plicatissima Quenst. dagegen als ziemlich häufig
vorkommend an.
Indess mag doch aus dem Gesagten, erhellen, wie verküm-
mert der untere Lias in Franken auftritt, so dass sich vor
all den. Unterabtheilungen, in welche der untere Lias Schwa-
bens zerfällt, nur die Zone des A. angulatus mit voller Sicher-
heit nachweisen lässt; denn das Auftreten von Petrefakten in
den Zonen des A. obtusus, A. oxynotus und A. raricostatus ist
doch immerhin ein so beschränktes, dass man wohl kaum je da-
des fränkischen Jura gibt zwei ausführliche Profile -Ton Burgthann und
von Reuth, welche beide die Grenzschichten zwischen Keuper und Lias
darstellen. Wie es indess scheint, lässt der Verfasser den Lias erst mit
dieser Schicht beginnen, und rechnet feinkörnige Sandsteine, welche wohl,
den im nordöstlichen Franken A. angulatus in sich schliessenden Sand-
steinschichten gleichzustellen sein möchten, noch herab in den Keuper.
*) Pfaff, Beitr. zur Kenntniss des fränkischen Jura, Bronns Jahrb.
**) Gümbel, Lias und oberer Keuper im nordöstlichen Franken,
briefliche Mittheilung an Bronn, Jahrbuch 1858 pag. 550 u. ff.
-r- 139 —
hin kommen wird, das Vorhandensein der einzelnen Zonen ze
constatiren, und dieselben von den nachbarlich liegenden abzu
trennen. Was die Arietenschicht betrifft,
ser Wahrscheinlichkeit, da die Ammoniten wegen schlechter Er
haltung unbestimmbar sind, durch das Vorhandensein von
acutus sich als den Schichten des A. geometricus angehörig
zuweisen. Hiermit können wir also die Betrachtung des untern
Jdas in Franken schliessen, und, uns weit nach Süd-Westen
wendend, die Berge des Schweizer Jura betreten.
Mit der Entwicklung des untern Lias sieht es hier wohl
etwas besser als in Franken, indess noch, immer schlecht genug
aus. So weiss ich z. B. gleich nicht, wo hier die Zone des A.
planorbis geblieben ist. In den sonderbaren Insektenmergeln der
Schambelen bei Müllingen kommt zwar A. longipontinus und
planorbis vor, , doch ist dies auch beinahe die einzige Lokalität
der Schweiz, von welcher er mit Hecht eitirt wird. An den .
Stellen, wo die Schichten des untern Lias theils am besten be-
kannt, theils auch am vollständigsten entwickelt sind, d. i. in
den nördlichen und nordwestlichen Theilen des Cantons Aargau
folgt über einer Masse schwarzen, petrefaktenleeren oder hie und da
auch pflanzenführenden Mergels, des sogenannten Insekteumergels :
Zone des fk' mehrere blaugraue, ziemlich harte Kalkbänke.
„ , i Oben Bel. acutus, — „
PenU tub. . .
(! qua, Pent. tuberculatus *).
Gryph. obli-
, Bucklandi, Conybeari , Kridion, Gryph.
[Dunkelblaue sandige Kalkbank.
A. angul. j 1
|j nitenstielgliedern, Pen
Zone des
A. planorbis. |ln«eHenmergd.
140 —
— 141
Es war zuerst Herr Prof. 0. Heer, welcher auf die in den
Schambelen vorkommenden so häufigen Insekten, Krebse, Fische,
etc. aufmerksam wurde, und in einem öffentlichen academischen
Vortrag 1852 auf dieselben hinwies *). Die Zusammensetzung der
Gesammtfauna scheint auf einen aus salzigem Wasser nicht sehr
weit vom Ufer abgesetzten Niederschlag hinzudeuten. Von See-
thieren kennt man aus dieser Bildung A. longipontinus Oppel
mit Sicherheit ; ob das was man als A. angulatus und planorbis
bestimmt hat, wirklich diesen Thieren angehört habe, scheint
noch zweifelhaft. **) Pelecypoden sind wenige bekannt. Das ein-
zige, was man allenfalls mit einem Namen belegen kann, ist
Inoceramus Weismanni Oppel. Sonst finden sich noch einige an-
dere kleine Bivalven, wahrscheinlich Leden oder Nuculent Did-
demopsis Heeri Merian sp. liegt in einer. Häufigkeit und Schön-
heit der Erhaltung dabei, dass man seine Freude daran haben
Krebse wurden bis jetzt vier Arten unterschieden: Eryon
Eschert Opp., Pennaeus liasicus Opp., Glyphaea Heeri Opp. und Gt.
major Opp. Das häufigste Vorkommen indess bleiben immer die In-
sekten, besonders Flügeldecken, ganze Exemplare gehören dagegen
schon mehr zu den Seltenheiten. Schon 1852 war Hee r in den Stand
gesetzt nicht weniger als 70 Arten aus 30 Gattungen nachzuweisen,
ton denen 5 (Arten) mit im englischen Inas vorkommenden überein-
stimmen sollen. Die Coleopterensind. am zahlreichsten sowohl an Arten
als auch an Individuen vertreten und unter ihnen zeichnen sich
wieder besonders die Holzkäfer namentlich Buprestiden durch
Häufigkeit aus, auch die Schwimrhkäfer sind nicht gerade selten.
Von Orthopteren sind die Heuschrecken die häufigsten, von Neu-
r opferen die Termiten. Auch Pflanzen finden sich in ziem-
licher Anzahl in diesem Mergel eingebettet, und oft sind sie es
fast allein, welche die Einschlüsse dieser Schicht ausmachen,
z. B. bei Gansingen und auf Killholz. Heer bestimmte
*) Zwei geolog. Vortr., geh. im März 1852 von O. Heer u. A. Escher
d. Linth. Zürich 1852, in Commission hei S. Höhr.
**) Vgl. Oppel: Palaeontol. Mittheilungen pag. 130.
— 143 —
Im Canton Aargau, bei Gipf etc. besteht sie aus einer dun-
kelblauen sehr harten sandigen Kalkbank, welche bei der Ver-
witterung rostfarben und bröckelnd wird, und ein wahres Heer
von Cardinien, einzelnen Exemplaren von Limen und Amm. an -
gulatus einschliesst. * Ich sah in der Sammlung von H. G. Mösch
in Zürich aus dieser Schicht: Amm. angulatus Schloth., Cardin
concinna Ag. t Cardin, crassiucula Ag., Pinna Hartmanni Ziet.,
Lima gigantea $oic.-
Eine weitere, von den oben genannten Plätzen des Aargau
sehr entfernte Lokalität, wo ich diese Schicht sah, ist in der
Nähe von Solothurn: bei Günsberg.*) Freilich kanft man
sie die gleiche Schicht vom A arg au bietet, doch wird sie sowohl
durch ihr Lager, als auch durch' ihre organischen Einschlüsse in
dieses Niveau verwiesen. Es ist eine blaugraue, durch Verwitte-
rung gelb Werdende Sandsteinbank, Gres ä Cardinia G r e s.s 1 y ,
(in einem erst zu veröffentlichenden Berichte an die schweizer
geolog. Commission) welche auf einer wenig mächtigen Schicht
Dolomites, unter dem sogleich bunte Keupermergel in einer Mäch-
tigkeit von 120' folgen, lagert. Bedeckt wird diese Cardinenbank
vom eigentlichen Calcaire ä Gryphees (Gressly) oder dem
Arielenkalke, der hier bei 14' mächtig ist. Die Einschlüsse von
Petrefakten in dieser Schicht beschränken rieh auf schlecht er-
haltene Steinkerne von Gasteropeden und Cardinien.
Weiter kennt man nichts von den untersten Bänken des
Arietenkalkes in der Schweiz, während der nun folgende eigent-
liche Arietenkalk allenthalben hervortritt und durch seine, wenn
auch nicht mächtigen, doch sehr schwer verwitternden Bänke
auch das Seinige zum Relief des Landes beiträgt. Es sind 4—8,
1—2 Fuss mächtige Lagen eines blaugrauen, ausserordentlich
*) Einer freundlichen MIttheilang von H. A. Gressly verdanke ich
auch eine Notiz von dem Vorkommen dieser Schicht bei Olten (Trim-
bach), von welcher Lokalität er in seiner Sammlung Amm. angulatus ,
Cardin, concinna und Lima gigantea besitzt In einer noch etwas tiefer
liegenden Schicht soll hier auch A. planorlis Vorkommen.
144 —
145 —
ganze Gebiet so ziemlich gleich und ist von dem der Buclclandi-
schichten durchaus nicht zu unterscheiden. Wenn einzelne her-
ausgefallene Blöcke sehr lange dem Froste ausgesetzt waren,
wittern die Fossile sehr schön heraus und man erhält dann von
einer solchen Lokalität eine sehr reiche Ausbeute. So traf ich
es bei Gipf im Frickthäle, Canton Aargau, wo eine halbe
Stunde Sammelns mir folgende Ausbeute lieferte:
Bel. acutus Miller, Amm. geometricus Oppel, Cardinia sub-
eUiptica d’Orb., Card, crassissima Sow. sp., Card, hybrida Sow. sp.,
Card. sp. ind., Astarte sp. nov., Panopaea striatula Ag. sp.,
Mytüus cf. decoratus Gdf., Pecten HeMii d’Orb., Pecten lextorius
Schloth., Lima gigantea Sow., Gryphaea obliqua Goldf., Terebrat.
arietis Oppel., Rhynch. Deffneri Oppel, Spiriferina pmguis Ziet. sp.,
Pentacrinus tuberculatus Miller.
Auch die Arietenkalke der Schambelen sind ziemlich reich,
doch sind die Sachen schwerer herauszubekommen, da das Gestein
meistens ziemlich frischen Anbruch hat. Ich bekam indess doch
auch von dieser Lokalität einige hübsche Species. Es sind:
Bd. acutus Miller, Amm. Birchi Sow., Lima pectmoides Sow.,
Gryph. obliqua Gdf., Terebr. Cor, Lamk., Terebr. arietis Oppel,
Rhyneh. Deffneri Oppel, Pentacr. tuberculatusWiWer. Unter diesen ist
besonders Ter. Cor Lamk. durch Häufigkeit sehr beraerkenswerth.
Ungefähr dieselben dieser Zone angehörigen Fossile führt
Herr Dr. Müller*) aus dem Arietenkalke des Cantons Basel
an. Im Canton Solothurn brachten die Arbeiten im Hauen-
steintnnnel Vieles dieser Zone zu Tage und ich sah in der
Sammlung des H. Gressly in Solothurn sowohl als auch
in Neuenburg die meisten der bezeichneten Fossile, besonders
Pent. tuberculatus, theils aus dem Hauens teintunnel, theils
von Günsberg bei Solothurn. Im Canton B e r n hatte
ich selbst Gelegenheit in der Nähe von Cornol am Mont
terrib'le, aus dem anstehenden Gresteine Bd. acutus, Gryph.
obliqua und einen Spirifer herauszuschlagen. Da im Canton
*) D r . A. Müller: Geognostisehe Skizze des Cantons Basel, Neuen-
bürg 1862.
146 —
N e u c h ä t e 1 der Lias nnr durch die Arbeiten am Tunnel
des Loges bekannt geworden ist, so blieb mir nichts anderes
übrig, als aus den theils von mir auf den Schutthalden des
Schachtes Nro. 5 aufgelesenen, theils in der Gresslyschen Samm-
lung aufbewahrten Stücken das Vorhandensein der Zone des
Pent. tubereulatus in den Arietenkalken des Canton Neuchätel
zu constatiren. Es fanden sich darunter: Bel. acutus Mill.,
Gryph obliqua Gdf., Pentacr. tubereulatus Mill.
Nachdem wir nun so die untern Partien des untern Lias
der Schweiz entlang verfolgten, ist es nöthig auch etwas bei der
oberen Abtheilung, den Turnerithonen, zu verweilen. Vor
Allem muss ich hier bemerken, dass dieses eines der am wenigsten
gekannten Glieder des schweizer Lias ist, da es sich wegen der
leichten Verwitterbarkeit seiner Gesteine immer unter einer dich-
ten Vegetationsdecke verbirgt. An den wenigen Stellen, von
welchen es bis Jetzt durch die sorgfältigen Untersuchungen des
H. C. Mösch näher bekannt wurde, ist seine Mächtigkeit aber
so gering, sie übersteigt nie 3 Fuss, dass vor der Hand an eine
Sonderung der einzelnen Zonen wohl nicht zu denken ist. Im
Canton Schaffhausen ist dieses Gebilde zwar etwas mächti-
ger, bei 1©', doch sind dort die Petrefakten darin so selten, dass
nicht einmal H. Stutz, welcher die Aufnahme der geognosti-
schen Karte für diesen Canton übernommen hat, und schon seit
Jahren in diesen Gegenden sammelt, ein einziges Stück in seiner
Sammlung besitzt. Es sind hier, wie in Schwaben, dunkle
zum Theil sandige Thone. Sie lagern ganz regelmässig auf den
Arietenkalken , und werden von Mergelkalken mit A. Jamesoni
bedeckt, so dass man sie wohl mit ziemlicher Sicherheit als den
Stellvertreter der schwäbischen Turnerithone betrachten kann.
Im Canton Aargau stellen sich indess plötzlich Versteinerungen
in ziemlicher Anzahl ein und zwar sind die Ammoniten verkiest,
beinahe ganz wie in Schwaben. Das Gestein ist hier ein ziem-
lich weicher eisenschüssiger Thonkalk von grüner oder brauner
Farbe, welcher zu einem vollständigen Brei zerwittert. Es sind
in dem in Bede stehenden Cantone nur einige Lokalitäten des-
Frickthales, wo man diese Schicht an Wänden anstehend*
— 147 —
findet, und die dann die dieser Bank eigentümlichen Petrefakten
gesondert liefern. Auch in den S c h a m b e 1 e n kann ein Glück-
licher hie und da ein Stück auflesen. Die Petrefakten, welche
Mösch in seiner Sammlung besass und die sich jetzt im M u -
seumin Zürich finden, sind folgende: Bel. acutus Miller,
Amm. oxynotus Quenst., Amm. planicosta Sow., Amm.jsiphus Quenst.,
Amm. laevigatus Sow., Amm. rarkostatus Zieteu und noch einige
andere, welche ich aus dem Gedächtnisse nicht zu bestimmen
wagte. Ausserdem: Rhynchon. ranina Suess., Bynchon. plicatissima
Quenst. sp., Pentacr. scalarif Gdf.
In diesen Schichten in den Schambelen fand ich Amm.
bifer Quenst. in einem ziemlich schönen und deutlichen Exemplare.
Herr Dr. Müller scheint für den Cantou Basel diese
Schicht noch zum Arietenkalk zu ziehen, denn er führt unter den
Fossilen dieser Schichten auch diejenigen der Turueilthone, an
wie A. obtusus, Brooki, stellaris, bifer etc. Amm. obtusus ist aus
dem Canton A a r g a u noch nicht bekannt geworden, hier ist
A. planicosta leitend. Dr. Rominger*) erwähnt schon A. ob-
tusus von Pratteln (Canton Basel), und F r a a s **) sagt auch, dass
Turnerithone dort aufgeschlossen seien.
Auch G r e s s 1 y und Desor ***) stellen Schichten, welche
mit einiger Wahrscheinlichkeit die Stelle der Turnerithone ver-
treten, zum Complexe der Arietenkalke. Es folgen nämlich im
Hauensteintunnel über diesen letztgenannten Schichten
ein System von sandigen Mergeln, mit Knollen verhärteten Kalk-
mergels, welche viele Myarier beherbergen. Freilich fehlen be-
zeichnende Petrefakten gänzlich, so dass ich diese Parallelisirung
nur mit grossem Misstrauen andeute, die Lagerung möchte indess
eine Gleichstellung befürworten.
Im Canton Neuchätel sind die Turnerithone vorhanden,
*) Rominger: Vergleich des schweizer Jura mit der wurttembergi-
schen Alp, Bronns Jahrbuch 1846.
**) Fr aas, Württemb. Jahreshefte 1850 pag. 10. .
***) Desor et Gressly, Etudes g<5ologiques sur le Jura neuehätelois.
M&n. de la Soc. des Sciences nat. de Neuchätel, tome IV. 1859. pag. 111.
— 148 —
wie aus einem Exemplare des %. raricostatus erhellt, welches ich
an den Schutthalden des Schachtes Nro. 5 am Tunnel des
L o g e s auflas. Es stammt dieses Stück aus einem hellgrauen,
weichen, thonigen Mergel. Das Stück selbst ist verkalkt. Wel-
chen der von D e s o r und G r e s s 1 y aufgestellten Schichten-
gruppen*) dieses Gestein nun angehöre, vermag ich nicht zu
entscheiden.
Aus den wenigen Bruchstücken nun, welche ich über die
Entwicklung des untern Lias in der Schweiz hier zu geben ver-
mochte, mag vielleicht ersichtlich sefto, dass, wenn erst das Stu-
dium dieser Gegenden noch weiter wird vorgeschritten sein, man
noch in den Stand gesetzt werden wird, hier wie in Schwaben
sämmtliche paläntologisch bestimmbaren Zonen aufs schärfste zu
unterscheiden.
II. Der mittlere Lias.
Der mittlere Lias bildet meistens einen Complex von Mer-
geln, welche nur von einzelnen festeren Bänken durchzogen wer-
den. Es ist dgdier begreiflich, wenn auch er, bei meistens ziem-
lich geringer Mächtigkeit, beinahe immer von einer dichten
Yegetationsdecke überzogen und so nur sehr schwierig zu studiren,
besonders in den westlichen Theilen des zu behandelnden Gebietes
nur in sehr allgemeinen Umrissen bekannt ist. Ich will indess
versuchen, so weit die Forschungen bis jetzt vorgeschritten sind,
die Sache darzustelleh. Als Massstab kann uns wieder nur
Schwaben dienen , da hier allein alle Schichten nebst den
ihnen eigentbümlichen Einschlüssen an organischen Besten so
genau gekannt sind, dass das Profil zum Zwecke der Vergleichung
benützt werden kann. Der mittlere Lias setzt sich in Schwa-
ben folgendermassen zusammen :
*) Dea'or et Gressly, Etudes g4ologiques sur le Jura neuchätelois.
M4m. de la Soc. des Sciences nat. de Neuchatel, tome IV. 1859. pag.
151 et 152.
— 149 —
6—8' helle Steini
45' blaue Thom
ergelbänke mit Thonen.
crassus Ziet breviformis , Lima
ictata t subovoides, mbdigona.
lit Geoden , Schwefelkiesknollen
garitatus, Zetes , Bel. paxiOosus , compressus, la-
genaeformis, Chemn. undulata , Turbo paludinae-
formis, Leda aeuminata, Pentacr. laevis.
y bläuliche Thone mit Steinmergeln. Amm. mar -
garitatus, globosus, fimbriatus, Normannianus , Bet
umbüicatus, elongatus, longissimus.
)' 5—6 Steinmergelbänke, wechselnd mit bläuli-
chen Thonen, Muscheln verkalkt. Amm. Davöi,
capricomus (fimbriatus, Herdeyi). Bel. umbüi-
, Maugenest*, bi-
1' harte Steinmergelbank mit Kalkspathlamellen
[^durchzogen.
3' bröcklige graue Kalkbank, gefüllt mit Qryph.
obliqua, Rhynch. tetraedra Quenst., Pholadom.
deeorata , Spirifer Münsleri*).
Von diesen Schichten sind es besonders die beiden untern
Zonen, welche in Bezug auf ihre Abtrennang grosse Schwierig-
keiten bereiten. In Schwaben freilich ist es leicht, sie zu
unterscheiden, da hier die herrlichsten Aufschlüsse, verbunden
mit einem ungeheuren Petrefaktenreichthum das Studium dieser
Schichten erleichtern. Anders verhält es sich in Franken
*) Oppel, Juraform §. 19. Prof. Nro.
— 150 —
anders in der Schweiz^ wo man dem mit gesellig lebenden
Pflanzen dicht überzogenen Boden jeden Erfund mit Mühe ab-
znringen genöthigt ist.
Uns zunächst nach Franken wendend, sehen wir sogleich
ganz andere Verhältnisse, als das vorstehende Profil sie aufweisfc,
aultreten. Der obere versteinerungsleere Schieferthon hat wie
es scheint nicht nur die obern Partien des untern Lias, sondern
auch noch die untersten Glieder des mittlern Lias in seine alles
Leben verscheuchenden Schichten aufgenommen. Die erste Bank,
welche wieder Beste organischen Seins in sich schliesst, ist eine
2—3 Fuss mächtige hell gefärbte Kalksteinbank. Petrefakten
treten hier sogleich wieder in Menge auf, und besonders zeichnet
sich unter -diesen die grosse Gryph. gigas Schloth. aus, die lange
Zeit nur aus Franken und hier nur von einer einzigen Lokalität,
Amberg, bekannt war. Die mit ihr vorkommenden Am-
moniten aber scheinen auf die Zone des A. ibex hinzudeuten.
Nur aus der Gegend von Amberg kennt man Spuren der Zone
des A. Jamesoni, indem nämlich Fraas*) A. natrkc aus dieser
Gegend anführt. Doch hat auch Gttmbel**), im Widerspruch
mit Schrüfer aus dem nordöstlichen Franken Amm.
natrix und Maugenesti citirt Die hauptsächlichsten Fossile,
welche Dr. Schrüfer nennt, sind: Bel. elongatus Miller, Bel.
clavatus Schloth., Amm. ibex Quenst., Amm . binotatus Oppel ***)
Valdani Schrüfer, Pholadom. decorata Hartm. , Pecten priscus
Schloth., 'Pecten liasianns Nyst, f ) Plicat. spinosa Sow., Gryph.
gigas Schloth., Gryph. obligua Gdf,, Ter. numismalis Lam., Rhyn-
chon. rimosa v. Buch, Rhynchon. ran'abiZisSchloth., Spirif. verruco-
sus v. Buch, Pentacr. basaltifonnis Mill., Pentaer, subangularis
Mill.ft)
In dieser Form, wie eben angegeben wurde, ist diese Schicht
, Bronns Jahrbuch 1850.
e 1 , Bronns Jahrbuch 1858 pag. 550.
, paläontologische Mittheilungen pag. 133.
— 153 —
welche vor, so sind sie so erbärmlich klein, 'dass man gerechten
Anstand nimmt, sie mit Bel. paxiUosus zu vereinigen. Ausserdem
sind es nur- noch Bruchstücke von Amm. margaritatus und Plicat.
spinosa, welche zu finden man allenfalls so glücklich sein kann.
Diese Thone werden gegen 50' mächtig.
Yon weit grösserer Bedeutung für Franken sind die nun
folgenden Schichten des Amm. spinatus. Ihre Schichtenfolge stellt
sich nach Theodori folgendermassen dar. (Nordöstl. Franken.)
Oberer Alaunschiefer; wie der untere, nur weniger
Alaun- und eisenhaltig. Ohne Versteinerung.
Paxillosen - Knollenlager , Schweieis. - Thonerde mit
kohlens. Kalk, mit sehr vielem Schwefelkies, Thon-
gallen etc. Voll von Bel. paxülosus .
Unterer Alaunschiefer. Aehnlicli dem Costaten-Thon-
schiefer, aber bei weitem mehr alaunhaltig. Ohne
Versteinerung.
Costatenknollenlager. Ganz dicht an einander gehäufte
harte Mergelsphäroide von 1—3" Durchmesser.
Amm. costatus kommt fast auschliesslich hier vor.
Costaten - Thonschiefer. Dunkle schieferige Thone,
manchmal sehr hart und schwefelkiesreich. Lager
all der bekannten schönen Versteinerungen.
Ueber die Gesteinsbeschaffenheit lässt sich weiter wenig mehr
sagen, eben so wäre es, wie mir scheint, weitläufig, lange Petre-
faktenregister dieser unter allen fränkischen am besten gekann-
ten Schichte zu geben, da solche ja schon durch andere Arbeiten
besonders durch die des H. Dr. Schrüfer zur Genüge bekannt
geworden sind. Als besonders interessant will ich nur das Vor-
kommen von Rhynch. acuta Sow. sp. und Rh. serrata Sow. sp.
theils vom Keilberg, bei Begensburg, aus .dessen den mittlern
Lias dort vertretenden Eisenerzen erstere ja schon Quenstedt*)
citirt, theils aus den ächten „Costaten-Thonschiefern“ von Neu-
*) Quenstedt, Handb. 1852 pag. 452 tab. 36. fig. 15.
154 —
markt am Donau-Main-Kanal.*) — Das vorstehende Profil, das
ans der Gegend von Banz genommen ist, gilt indess nicht für
ganz Franken. Im südwestlichen Theile gegen die schwä-
bische Grenze hin, ist die Schichtenfolge wieder eine ganz andere.
Sie wird etwas einfacher, wodurch indess, der Petrefaktenreich-
tlram durchaus nicht beeinträchtigt wird. Im Gegentheile treten
hier die Gegensätze zwischen fränkischer und schwäbischer €o-
statenschicht wo möglich noch schärfer zu Tage, indem der ganze
Typus der Entwicklung diese Schichten den Niederschlägen glei-
chen Alters von Gundershofen (Dep. Bas Rhin) ausserordentlich
ähnlich macht.
DasProfil der Costatenschichten ist bei Sammenheim in der
Nähe des Hahnenkammes (südwestliches Franken) folgendes:
4 — 6' dunkelgraue, sandige, nicht sehr harte Mergel-
bänke, Hauptlager der Petrefakten.
20—30' dunkle, bläulichschwarze .Schiefermergel, Amm.
spinatus in Knollen ausserordentlich harten blau-
grauen Mergels sehr häufig enthaltend.
Amaltheentbone, Petrefaktenarmuth.
Die Hauptmasse der Versteinerungen, welche häufig bisher
aus Deutschland noch nicht gekannte Arten darstellen, findet
sich oben in den festem sandigen Mergelbänken. Die Knollen
enthalten wohl auch noch einzelne schöne Sachen, besonders
kleinere Gasteropoden, welche nicht selten mit Schale erhalten
sind, doch gehört immer ein gewisses Glück dazu, hier etwas
Schönes zu finden. Die Arten, welche ich an der angegebenen
Lokalität theils selbst sammelte, theils auch der Freundlichkeit
des H. Hofrathes v, Fischer hier verdanke, welcher mir die in
seiner Sammlung befindlichen Stücke zur Benützung ttberliess,
sind folgende: Bel. crassus Ziet,, Bd. breviformis Ziet., Amm.
spinatus Brug., Amm. spinatus var. gibbosa Köchlin-Schlumb. **)
*) ef. Schrüfer, Juraform pag. 29 und 30.
**) Köchlin-Sehlumberger, Bull. Soc. g6ol. France
118. fad». H.
1855 pag.
— 155 —
(A. amaltheus gibbosus Schloth.), Turbo degans Münst., Pleuroto-
maria expansa Sow. sp., Pleurotomaria cf. zonata Gdf. *), Pleu-
rotomaria cf subdecorata Münst. **) Pholadomya sp., Lyonsia uni -
oides Rom. sp., Leda cf acuminata Gdf. sp., Leda complcmata
Gdf. sp., Cypricardia sp., Venus angulata Gdf., Cardium sp.
nov., Lima Eermanni Zieten, Lima sp. nov ., Lima sp. in»., Pecten
asquivalvis Sow., Pecten liasinus Nyst., Pecten priscus Schloth.,
Pecten cf tumidus Ziet., Plicatula spinosa Sow., Plicatula cf tae-
vigata d’Orb.***) Terebrat. Moörei Dav., Rhynchon. serrata Sow.
sp., Rhynchon. acuta Sow. sp., Rhynchon. anwlthea Quenst. sp.,
Pentacrinus hevis (?) MUL, Eryma sp.
Die Petrefakten sind entweder ganz verkiest oder doch mit
einem Kiesharnisch bekleidet, d. h. der Schwefelkies findet sich
als eine sehr dünne Schicht dicht unter der Schale und kommt
nur zum Vorschein, wenn diese weggebrochen ist. Sie sind
sämmtlich sehr ausgebildet und von bedeutender Grösse. Pecten
aquivalvis erreicht 0,100 m. Durchmesser und in dem Verhält-
niss erscheinen alle Uebrigen.
Das Vorhandensein einer der Plicat. Icevigata so sehr, ähn-
lichen Muschel und zwar in ziemlicher Häufigkeit, das Vorkom-
men der bisher nur aus England in dieser Grösse und Entwick-
lung gekannten Ter. Moorei , (es finden sich in der Fisch er-
sehen Sammlung 6 Exemplare von derselben), das häufige Auf-
treten der Rhynch. acuta, (ich schlug aus wenigen Blöcken des
Gesteines gewiss 10 Exemplare heraus), die in ihrer ausgepräg-
testen Form auftretende Rhynch. serrata , abgesehen von all den
eigentümlichen Gasteropoden und Lamellibranchiern, welche sich
hier finden: lassen diese Bildung als eine in Deutschland
wohl einzig in ihrer Art vorkommende erscheinen, und nur die
*) Goldfuss, Petref, Germ. pag. 75 tab. 186, ßg. 2.
**) ibid. pag. 71. tab. 185. ßg. 3.
***) Die Plicatula, welche Mer vorkommt, erreicht zwar nicht ganz
die Grösse der französischen Exemplare, wird indess auch ziemlich gross
und gleicht sonst so sehr der in Rede stehenden Species, dass doch
einige Wahrscheinlichkeitsgründe für die Identität sprechen.
- 157 —
führte mir das Glück einige ausgezeichnet
capricomus in die Hände. Dieselben Verhältnisse treffen wir auch
bei Beggingen, . Canton Schaffhausen, Amm. capricomus
sammelte ich hier aus einigen etwas härteren, indess noch immer
ziemlich leicht verwitternden Bänken in dem obern Theile der
Numismalenmergel. Die darüber folgende Zone des Amm. mar-
garitatus aber wird an den beiden zuletzt genannten Lokalitäten
durch dunkle blau-graue Thone von 15—20 Fuss Mächtigkeit ge-
bildet, in denen indess Petrefakten zu den Seltenheiten gehören.
Herr Stutz in Zürich besitzt in seiner Sammlung Exemplare
der leitenden Species theils von Beggingen, theils auch
aus der Gegend von Schleitheim, wo sich, seiner freundlichen
Mittheilung zu Folge, diese Schichten ganz ähnlich verhalten
sollen. Mit grosser Schärfe aber lassen sich die aus Schwaben
hier herüber fortsetzenden Costatenkalke durch den ganzen *Can-
ton 'Schaffhausen verfolgen. Sie bestehen aus einigen Bänken
harter grauer mergeliger Kalke, in denen sich 'Amm. spinatus
nebst einigen weniger häufigen Brachiopoden-Species gar nicht
sehr selten findet.
Im Aargau lässt sich die Trennung der einzelnen Zonen
schon eher etwas genauer durchführen, als ich diess bei dem nur
sehr flüchtigen Besuche des Canton Schaffhausen hier auszu-
führen im Stande - war. Vor Allem ist das Davöibett sehr be-
stimmt, schon durch seine verschiedene petrographische Be-
schaffenheit, es ist eine Lage sehr harter Mergelknollen, von den
darunter liegenden Mergeln abgetrennt. Letztere sind einige graue,
gelblich anwitternde und vom Frost in Gries zerfallende Mergel-
bänke mit einer ausserordentlichen Menge von Petrefakten, na-
mentlich Belemniten, erfüllt. Aus ihnen kennt man der Zone des
Amm. Jamesoni angehörend : Amm, Jamesoni Sow., Amm, bremspma
Sow., Bel. elongatus Mill., Bel. clavatus Schloth.
Von der vorhergehenden petrographiseh nicht zu unterschei-
den ist die Zone des Amm, ibex. Aus ihr stammen: Amm. Cen-
taurus d’Orb-, Amm. Henleyi Sow., Area Münsteri Ziet. sp., Pleurot.
expansa Sow. sp.
— 158 —
Ausser diesem führt Mösch*)' noch 41 weitere Species
aus den Numismalismergeln des Cantons Aargau an. Darunter
befinden sich: Pentacr. punctiferus Quenst., Ter. numismalis Lam.,
Rhynch. rimosa v. Buch., Spivif. Münsteri Dav., Gryph. obliqua
Goldf., Gryph . gigas Goldf., Pect, priscus Schloth., Pect, aequivalvia
Sow., Pect, textorius Quenst, IJmea acuticosta Gdf., Pholad. der
corata Hartm., Panop. elongata Böm.
Die Zone des Amm. Davöi besteht, wie schon oben bemerkt
wurde, aus einer Lage sehr harter knolliger Mergel, welche oft
in einzelne in weicheren Mergel eingebettete Knollen aufgelöst
ist. Sie sind von grauer Farbe mit weissen steinmarkähnlichen
Flecken. Für diese Schicht leitende Petrefakten sind: Amm.
Davöi Sow., Amm, fimbriatus Sow.
Auch Amm. capricornus Schlotheim, der im Museum in Z ür ich
liegt,' mag hier sein Lager haben. —
Aus allen übrigen Theilen der Schweiz kennt man wohl
aus allen Zonen der Numismalismergel Fossile, doch wurden erstere
noch nirgends scharf im Einzelnen unterschieden. H. Dr. Müller
scheint im Cänton Basel mehr nur die obern harten Bänke, die
Dawöi-Schichten zu kennen, denn er führt in den Petrefaktenre-
gistem seines , ,Belemnitenkalk es“ nur für diese Zone bezeichnende
Fossile an: Amm . Davöi Sow., Amm. fimbriatus Sow., Amm.
Herdeyi Sow., Amm. capricormts Schloth.
Dr. Bominger **). dagegen erwähnt A. natrix in seinem
Aufsatze über den schweizer Jura aus einem hellgefärbten Kalke,
in dem die Petrefakten theils verkalkt, theils verkiest Vorkom-
men sollen.
Im Canton Solo thurm werden die Numismalenmergel ge-
bildet durch einige Bänke mergeligen Kalkes. So im Hauen-
steintunnel, woher Gressly Gryphaea obliqua und Bel.
elongatuß Mill. besitzt. Ebenso treten sie bei Günsbergin der
Nähe von Solothurn auf, auch hier durch das häufige Vor-
kommen von Bel. elongatus ausgezeichnet Im Canton Neu-
— 159 —
chätel seheinen die Numismalismergel sehr entwickelt oder
doch wenigstens sehr reich an Petrefakten. Bei den Bauten des
Tunnel des Log es, der einzigen Lokalität, wo man in diesen
westlichen Gegenden der Schweiz noch die Entwicklung des
Lias beobachten kann, wurden sie, wie ja auch noch einige der
tiefem Schichten, wie wir gesehen haben, in ihrer ganzen Mäch-
tigkeit durchsetzt. Es sind dunkle schwarzgraue sandige Mergel
mit einzelnen eingelagerten härteren Bänken. Sie wurden von
Desor und Gressly *) mit den Schichten des Amm. marga-
ritatus vereinigt und das ganze in den untern Lias gestellt. Ich
sammelte an den Liasschutthalden des Tunnels : Amm. Davöi Sow.,
Amm. Herileyi Sow., Amm. pettos Quenst., Amm . brevispina Sow.,
Pecten priscus Schloth., Terebr. numismalis Lam., Rhynch. rimosct
v. Buch., Rhynch . varicibüis Schloth. sp., Pentacr. subangularis
Miller, Pentacr. punctiferus Quenst
Als Beweis für die Ansicht, dass der Lias in demselben Ver-
hältnisse gegen Westen an Schönheit der Entwicklung und Reich-
thum der Gliederung abnehme, als der obere Jura wachse und an
Mächtigkeit zunehme, wurde auch angeführt, dass zum* Beispiel
die Schichten des Amm. margaritatus im Canton Neuchätel
gänzlich fehlten, während sie am Mont Terrible noch beobachtet
worden seien. Das scheint mir aber nicht der Fall zu sein, denn
ich fandA. margaritatus in zwei unzweifelhaften Bruchstücken an der
schon mehr erwähnten Lokalität (Tunnel desLoges). Ihrer Erhaltung
nach müssen sie aus einem Gesteine, sehr ähnlich dem der Numis-
malismergel, stammen. Wie mächtig nun aber die Schicht welche
diese Ammoniten in sich schloss, sein mag, lässt sich natürlich nicht
angeben. Die Petrefakten all dieser eben besprochenen Schichten
sind in verkalktem^ Zustande, nur Amm. brevispina zeigt einen
schwachen Schwefelkieshamisch. In den übrigen Cantonen ist
von den Amaltheenthonen noch wenig bekannt geworden. Aus
dem Canton Bern kennt man sie durch H. J. Thurmann.
Es sind dort dunkle fette Thone mit A. margaritatus. Im Hauen-
*) Des
— 160 —
Steintunnel *) folgt über den Mergeln mit Gryph. Cymbium
ein Complex von mergeligen Kalken, denen Mergel mit Schwefel-
kies aufgelagert sind ; Petrefakten sind aus diesen Schichten nicht
bekannt.
Am meisten durchforscht ist in dieser Beziehung wieder der
Canton A arg au. Das Profil der Amaltheenth'one ist:
und j Hellblaue oder rauchgraue
A. costatus. | Thone 10 — 15'.
(Schichten des Amm. Davöi.
Es ist merkwürdig, hier die Bildung den Schichten gleichen
Alters in Franken so ähnlich zu treffen ; denn die Thone führen
allein und ziemlich spärlich Amm. margaritatus Mtf. und Belem-
niten. ;Erst mit den darüber folgenden Kalken beginnt der
Petrefaktenreichthum, nur schade, dass sich die Sachen so schwer
aus den sehr harten Kalken herauslösen. Die unteren Bänke
dieser Kalke können vielleicht noch den oberen Margaritatus-
schichten entsprechen, doch möchte ich das nicht mit Sicherheit
behaupten, den Mösch versichert, dass A. spinatus Brug. sogleich
mit den Kalken beginne, obgleich auch A. margaritatus in ziemlicher
Häufigkeit hier herauf fortsetze. Dieses Zusammenkommen von
A. margaritatus und spinatus wird von verschiedenen Seiten auch
aus Franken angegeben. Schon Quenstedt erzählt **), dass
er am Donaumainkanal diese beiden Ammoniten zusammengefun-
den habe, und S ehr üf er +**) bestätigt diese Angabe, zu dem
erstem noch weitere Erfunde von A. margaritatus in den Oo-
statenschichten von T r i m ä u s e 1 bei B anz und von R a s c h
binzuftigend. Und so ist denn auch in der S c h w e i z das Zu-
sammmenvorkommen dieser beiden Species mit ziemlicher Sicher-
*) Desor et Gressly, Etudea geol. etc. pag. 109.
**) Quenstedt, Jura pag. 166.
■***) Schrüfer, Juraform pag. 29.
— 161
heit dargethan. Dennoch wird die Zonne des Amm. spinattu mit
aller Entschiedenheit festznhalten sein, denn er findet sich weder
in Franken noch in Schwaben, noch in der S c h w e i z
in andern Schichten als in den obern Regionen des Quenstedt’-
schen Lias- 8 und mit -dem ersten Auftreten dieses Ammoniten ist
auch die Grenze dieser Zone nach unt6n gezogen. Mösch führt
ein langes Register von Petrefakten ans diesen Schichten an,
scheidet indess die aus den Mergeln stammenden, nicht von der den
Kalkbänken angehörenden. Auch mir, war es nicht möglich, die,
Petrefakten mit Sicherheit auseinander zu halten , besonders bei
den zu einer scharfen Sonderung so wenig geeigneten Aufschlüssen,
aus denen meine in diesen Schichten gesammelten Petrefakten
stammen. Den wenigen Worten, welche Mösch über die Ver-
theilung der Arten hinzufügt, zu entnehmen, scheinen indess alle von
ihm angeführten Species, ausgenommen Amm. margaritatus Mtf. zum
Theil, Bel. paxiUosus Schloth., breviformis % ieten, Idgenaeformis
Zieten, von mir selbst in den Mergeln gesammelt, Bel. umbilicatus
Blainv., compressus Stahl., clavatus Schloth. aus den Kalken zu
stammen, daher mit A. spinatus vorzukommen. Als die wich-
tigsten will ich anführen: Amm. margaritatus Mtf., spinatus
Brug., Fleurot. expansa Sow., anglica u. s. w., im Ganzen sind
es 24 Species. Amm. spinatus ist darunter weitaus die häufigste
und für den Aargau eine wahre Leitmuschel. —
m. Der obere Lias.
Der obere Lias ist das von der ganzen Liasformation am
leichtesten erkennbare Glied. Es besteht dnrch das ganze zu
betrachtende Gebiet nach unten aus dunkelblauschwarzen, bitu-
minösen, ziemlich schwer verwitternden Schiefern, nach oben aus
licht gelbgrauen Mergeln. ' Obwohl dieser Schichtencomplex in
Franken ebenso ausgebildet und vielleicht auch beinahe ebenso
erforscht ist als in Schwaben, will ich doch der Gleichheit
halber meinem Plane getreu bleiben und das Profil Schwabens
voranstellen. Es ist die Umgegend von Soll und Holzmaden,
wo es sich folgendermassen darstellt:
164 —
— 169 —
pen, wie in den Arietenkalken, den Turnerithonen und Numis-
malismergeln finden wir hier wie dort durch gleiche Gesteinsbe-
schaffenheit die einzelnen Schichten verschmolzen, so dass hier
nur die Lagerung der Petrefakten zur Abtrennung der einzelnen
Zonen benützt werden kann. Die Verschiedenheiten, welche sich
vorfinden, können also nur durch kleinere partielle Strömungen
im Liasmeer bedingt sein, durch welche an verschiedene Orte des
Ufers verschiedenes zur Bildung der Schichten verbrauchtes Ma-
terial in unterschiedlichen Mengen geführt wurde. Die Gesammt-
fauna jeder Schicht ist indess noch zu wenig gekannt, um hier
jetzt schon .überblicken zu können, ob auf so kurze Erstreckung,
wie die Entfernung des fränkischen, schwäbischen und schweizer
Jura, sich zur Zeit der Lias-Niederschläge schon Unterschiede
in der geographischen Vertheilung der Arten und Gattungen,
und in Bezug auf ihre Zusammenstellung, hervorgerufen durch
verschiedene Beschaffenheit des Meeresbodens etc.,* wabrnehmen
lasse. Ebensowenig lässt es sich mit Bestimmtheit sagen, in welchen
Tiefen die Ablagerung der dem helvetisch-allemannisch-fränkischen
Jura-Becken ungehörigen Liasschichten entstanden sein möge, das
häufige Vorkommen von Ammoniten , dabei das Gemisch von
den Schalen von Pelecypoden mit Brachiopodenresten , dürften
indess allenfalls auf eine in subpelagischen Meeresregionen statt-
gefundene Ablagerung schliessen lassen. Aber nicht nur am öst-
lichen, nördlichen und westlichen Band des Beckens scheinen sich
die Fluthen des Liasmeeres an den Küsten der Festländer ge-
brochen zu haben, sondern auch südlich vom schweizer Jura muss
Land, wenn auch nicht in grosser Ausdehnung, vorhanden gewe-
sen sein: die sogenannten Insektenmergel der Schambelen liefern
hiefür den deutlichsten Beweis. Dass sich in höhern Liasschich-
ten, über den Zonen des A. angulatus und pianorbis, keine auf
nahegelegenes Festland deutende Fossile finden, scheint vielleicht
weniger für ein Verschwinden desselben, als' vielmehr nur dafür
zu sprechen , dass jener Fluss , welcher all die Pflanzen und In-
sektenreste ins Meer führte, in spätem Perioden an einer andern
Stelle des Ufers seine Wasser ergoss.
* — 170 —
In Franken ist es nur der untere und der obere Theil des
mittlern Lias, welche einige Verschiedenheit zeigen im Vergleich
mit schwäbischen Bildungen, doch wird sich auch hier durch
fortgesetzte Forschung noch manches aufklären lassen. Freilich
sind Schichten wie der „versteinerungsleere Schieferthon“ für
den Forscher ein höchst unerquickliches Gebiet. -
i Theil.)
Dogger-Formatioa.
(Brauner Jura a—d und e zum
Auch die untern Schichten des Dogger zeigen sich in der
Schweiz von den gleichen Schichten in Schwaben und Franken
nicht gerade sehr erheblich verschieden. Erst mit der Zone des
A. Parkinson i tritt für die Schweiz eine höchst merkwürdige
Scheidung von den nordöstlich gelegenen Meerestheilen ein, so
dass von hier aufwärts die Schichten hier im Allgemeinen einen
von den Bildungen gleichen Alters im fränkisch- schwäbischen
Becken ziemlich abweichenden Typus zeigen. Im Speciellen indess
lassen sich die Zonen mit ziemlicher Schärfe überall wiederer-
kennen, wenn sie auch oft unter noch so veränderter Form auf-
treten. Den genaueren Nachweis 'wird das Folgende liefern.
I. Unter-Oolith.
In Deutschland wird allgemein die Grenze des Lias über der
Zone des Jmm, jurensis und unter der Zone des A. Torulosus
durchzogen, und Herr Prof. Oppel hat diese Ansicht auch des
Weiteren begründet. *) Obgleich nun die Schweizer lieber den
mittleren Jura mit ihrem sogenannten Marly-Sandstone begonnen
haben möchten , so werde ich doch dem Systeme der Deutschen
folgen, da ich dieses für das richtige halte.
Die Gesteinsbeschaffenheit besonders der untern Schichten
des tfnterooliths ist durch das ganze zu betrachtende Gebiet im
Allgemeinen so ziemlich gleich, wenn sich auch lokal eine un-
endliche Mannigfaltigkeit hierin zeigt. Zu unterst finden sich
42. pag.
— 173 —
Es ist wohl zu bemerken, dass dieses Profil hauptsächlich
nur als ideales seine Geltung ha*: lokal stellen sich unzählige
kleine Abweichungen in Beziehung auf Gesteinsbeschaffenheit wie
auf Mächtigkeit ein, doch sind wesentliche Facies- Aenderungen
hierin nicht zu beobachten. Am wenigsten leiden Opalinusthon
und Muröhisonae-Sandstein unter lokalen Einflüssen, wenn sich
auch die einzelnen Bänke, welche an einzelnen Punkten unter-
schieden wurden , nicht überall mit der gleichen Schärfe wieder
erkennen lassen. Anders ist es schon mit der nächstfolgenden
Schicht, der Zone des A. Sovoerbyi, — Der Name wurde 1862 von
Oppel*) gegeben, doch war Quenstedt **) der Erste, welcher
darauf aufmerksam machte, dass A. Sowerbyi ein selbständiges
Lager in seinem braunen y, und zwar immer unter den blauen
Kalken mit A. Sauzei, einnehme. Er behandelt diese Schicht in
seinem Jura eingehender, und ich entnehme daraus Folgendes:
Der südwestlichste Punkt, von welchem er diese Schichten er-
wähnt, ist Streichen. Hier schliessen sich über den Sand-
steinen mit A. Murchtsonae bei 100' mächtige sandig glimmerige
Thone mit einzelnen festeren Bänken an> Bel, Gingerms Oppel.
*) Oppel, Paläont. Mitth. pag. 128.
— 174 —
und Amm. Sowerbyi Mill. sind in ihrem Zusammenvorkommen
die Hauptleitmuscheln. Ausserdem finden sich viele Terebrateln,
Austern, Myaciten, Trigonien, und Gryphaea lobala, Quenst. An
der Katzensteige -bei G o s h e i m treten diese Gebilde als
Eisenoolithe ähnlich denen der Humphriesianus-Schicht auf,
während sie sich bei Jungingen wieder als sandigthonige
Lager zeigen. Die Mächtigkeit ist hier sehen bis auf 30—40' ,
herabgesunken; erst die Unterregion beherbergt A. Sowerbyi .
Er liegt auf einer harten Bank, welche dann weiter nach Osten
zujn sogenannten Pektinitenkalk wird, so genannt wegen der Un-
zahl von Pecten. pumüus Lamk., welcher beinahe die ganze
Sdhicht zusammensetzt. Dieser Kalk findet sich "bei A alen ungefähr
in der Mitte eines Systems von schwarzen, glimmerig sandigen
Thonen, und bildet hier die Basis jener "knollenlager, welche bei
Gingen einen so ausgezeichneten Petrefaktenreichthum in sich
schliessen. Die Thone unter dieser festen Bank können auch
ganz fehlen, so dass dieselbe dann unmittelbar auf den Murchi-
sonae-Sandsteinen ruht. Die Gesammtfauna der Schichten ist
ausserordentlich reich, doch haben die wenigsten dieser Species
bis jetzt Namen erhalten. Das was bis jetzt beschrieben wurde,
sind ungefähr folgende Arten:
Bel, Trautscholdi Gpp., Gingensis Opp., in/racanaliculatus
Quenst., praecursor Mayer., Amm. Sowerbyi Miller , jugosus Sow.,
Pholadomya fidieula Sow., Plagiostoma sidcatum Gingense Quenst.,
(Lima alticosta ? Dew. et Chap.), Pecten demissus Gingensis Quenst.,
tuberculosus Gingensis Quenst., Anomia Gingensis Quenst., Gry~
phaea calceola Quenst , welch letztere Species ich in Vielen
Exemplaren äus dem Knollenlager von Gingen erhalten habe.
. Die höher, folgenden Schichten lassen wenig mehr zu er-
wähnen übrig. Die Zone des A, Sauzei ist überall durch harte
blaue Kalke, die des A. Humphriesianus durch dunkle Thone,
welche nach oben in harte Kalke übergehen, vertreten: nur die
östlichsten Theile von Schwaben, die Gegend von Aalen und
Bopfingen macht hievon eine Ausnahme, indem nämlich hier
Amm, Humphriesianus in einem Oolith ähnlich dem des A. Parkinsoni
liegt Grössere Veränderungen zeigen die Parkinson-Schichten, und
175' —
— 176 —
Die Gebilde des Unteroolithes in Franken gleichen im
Ganzen den schwäbischen Bildungen sehr, wenn man auch gleich
mit den Untersuchungen dort noch nicht so weit gekommen ist,
jede Zone für sich abzutrennen. Zunächst sind die sogenannten
Opaünusthon'e durch ganz Franken -in ungeheurer Mächtigkeit
entwickelt, und in ihnen ist es hauptsächlich die Zone des 4mm.
torulosus, welche einen grossen Petrefaktenreichthum in sich
schliesst. Diese Schiebt ist in der Umgebung des Hahnen-
kammes an mehreren Punkten sehr schön aufgeschlossen, und
so sammelte ich zum Beispiel gleich an der Hauptstrasse , welche
das Dorf Sa.mmeuheim durchzieht: Bel. subclavatus Yoltz,
Quenstedti Oppel, Amm. torulosus Schübl., opalinus Mandelsloh,
Nueula Hausmanm Koem., Astarte subtetfagona Gdf.
Ausser diesen führt aber Dr. Schrüfer aus den Torulosus-
Sckichten des nordöstlichen Frank an noch folgende-
Arten an: Cerith. t armatjum Gdf., Turbo subduplicatus d’Orb-,
capitaneus Münst. , Alaria subpunctata Münst. sp., Beda rostralis
Lamk. sp., Astarte Vdltzi Höh., Integra Münst.
bei 20 MM. ihren Anfang nimmt. Bronn, Ind. pal. p. 38, hält A. sul-
— 177 —
Höher hinauf werden die Thone beinahe ganz petrefakten-
leer : höchstens kann man hier und da ein Exemplar von Amm.
opalinus finden. Trig. navis ist bis in die neueste Zeit aus
Franken noch in keinem Exemplare bekannt gewesen, doch ent-
deckte Herr Prof. Oppel, wie er mir freundlichst mittheilte,
vergangenen Herbst in der Gegend von Wefssenburg, etwa
eine Yiertelstunde von dieser Stadt selbst entfernt in den aller-
obersten Lagen der Opalinusthone ein höchst charakteristisches
Exemplar dieser Species, was keine Zweifel über die Deutung
zulässt, so dass also Trig. navis wenigstens für Mittelfranken
nachgewiesen wäre. — Erwähnenswert!» ist auch noch ein Am-
monit, welcher, höchst wahrscheinlich aus diesen Schichten vom
Hahn
in Mi
Sammlung des H. Hofrathes v. F is ch er hier liegt und zur Fa-
milie der Lineaten gehört. Ich habe ihn in der Tabelle als Amm.
penicillatus (?) Quenst. citirt, zweifle aber selbst sehr an dieser
Identificirung, es lässt sich bei so grosser Verschiedenheit der
Erhaltung, und bei der nur sehr ungenügenden Abbildung in
Quenstedts Jura*) nichts Endgültiges hierüber entscheiden. Das
fränkische Exemplar besitzt einen halben Fuss ungefähr im
Durchmesser und ist mit merkwürdig dicker brauner Schale be-
deckt; ganz derselbe Ammonit mit ganz gleicher Erhaltung be-
findet sich in der Müns ter’schen Sammlung hier von Mistel-
gau bei Bayreuth; die schwäbische Species aber zeigt einen
Durchmesser von l 3 ^', ist ohne Schale und zusammengedrückt
und als hauptsächlich charakteristisch werden die Loben hervor-
gehoben, welche natürlich bei den fränkischen Stücken gänzlich
bedeckt sind.
Der üebergang von den Opalinusthonen zu den Murchisonae-
schichten wird hier in Franken auf ganz ähnliche Weise wie in
Schwaben vermittelt. Die Thone werden immer sandiger, bis sich
endlich in sehr mächtigen Bänken der sogenannte Personatensandstein
erhebt. Darüber folgen Eisenerze -bald mehr bald - weniger mäch-
tig und an vielen Orten abgebaut. In ihren obern Theilen ent-
halten letztere die sogenannte Muschelbank, eine sehr harte blaue
*) <*uenstedi ? Der Jura pag. 307. Tab, 43, f. 32—33.
— 178 —
'Kalkbank, erfüllt von einem wahren Haufwerk von Muschel-
schalen, welche indess so fest mit dem Gesteine verwachsen sind,
dass an ein Herausschlagen nicht zu denken ist,. Diese Bank
scheint am Hahnenkamm zu fehlen, ich hatte wenigstens
keine Gelegenheit, sie zu beobachten. Bis in die Gegend von
Erlangen reicht sie noch herab, wie aus den Mittheilungen,
.welche P f-a ff*) hierüber macht, hervorgeht. Ueber dieser Mu-
schelbank folgen noch einige Fuss grauer oder röthlicher Thone,
welche einzelne dünne thönige Sandsteinplatten eingelagert ent-
halten. Petrefakten sind im Ganzen in dieser Region des Unterooliths
selten, und kommen welche vor, sind sie immer nur als Steinkerne
erhalten, nur die Muschelbank kann, wenn man verwitterte Blöcke
trifft, schönere Exemplare liefern. Dr. Schrüfer führt an:
Bei. spinatus Quenst,, Amm. Murchisonae Sow., Turbo paludina-
rius Münst., Panop. Aalensis Quenst. sp. , Tarier, donaciformis
Lyc„ Astart. Aalensis Opp., Trig. tuberculata. Agäss., striata Sow.,
Card, substriatulum d’Orb., Äbic. elegans Münst,, Gerv. graeflis
Münst., subtortuosa Opp., Inoceram. amygdedöides Gdf., MytHus
gregarius Gdf., Pect, personatus Ziet, fpumÜus Lamky 1 .
Vom Hahnenkamm in Mittelfranken besitze ich :
Amm. Murchisonae Sow., Trig. striata Sow., Avic. elegans Münst.,
Pecten ptmüus Lamk., Ostrea ccdeeola Zieten. — Weiter lässt
sich über diese Schichten nicht viel bemerken.
Yon grösserem Interesse wäre es, die beiden nun folgenden
Zonen mit Sicherheit in Franken nachweisen zu können, doch
wird es dazu noch vieler weiterer und mit grösserer Müsse an-
gestellter Untersuchungen bedürfen, um darüber ganz ins Reine
zu kommen. H. Dr. Schrüfer beschreibt die Schicht, in
welcher er bei Fries e;n (nordöstliches Franken)
Amm. Sowerbyi fand als eine Schicht blauer Kalkmergel, welche
oft eolithisch wird und bei der Verwitterung gelb und braun
anläuft. Aus gleichem oder ganz ähnlichem Gestein scheinen
zwei Exemplare von Amm. Brocchi vom Hahnenkamme zu
stammen, welche H. Hofrath v~ F i s c h e r hier in seiner Samm-
lung bewahrt.
*) Uebemeht der geognostiscien Verhältnisse überlangen, pag. 15 — 16.
Solchen Lokalitäten begegnet man häufig in der Umgegend von
W ei s s e n b u r g, wie überhaupt in Franken, und was man da
im Vorbeigehen finden kann, ist ungefähr Folgendes, ausser den
schon oben angeführten Arten : Panopaea jurasßi Agass. sp., Pko-
ladoni. Heraulti Agass., Lyonsia gregaria Roem. sp., Thracia latg
Gdf. sp., Trigonia costata Park., Lima pectiniforrms Schloth. sp„
Lima duplicata Sow., sp., Perna isognomonoides Stahl, sp., Peclen
Satumus d’Orb., Ostrea explanata Gdf., Terebrat, perovalis Sow.,
globata Sow. , carinata Lank. , Bhynchonella angulata Sow. sp.,
und noch viele weniger häufige Gasteropoden, Pelecypoden und
Brachiopoden. Sehr oft mengen sich aber unter diese Sachen
auch noch die Vorkommnisse des Cornbrash und der Zone des
A. macroeephalüs.
Anders verhält sich die Sache dagegen am südwestlich-
sten Ende von Franken am Hahnenkamm. Dort konnte
ich eine Sonderung der Zonen sehr wohl durchführen, wenn
gleich auch hier die Gesteinsbeschaffenheit beider Schichten
durchaus keine Unterschiede erkennen lässt. Es beträgt die
Mächtigkeit dieser OoEthe kaum 20 Fuss, doch fand ich am so-
genannten gelben Ge birg, einem Nebenzuge des H a h n e n-
k a m m m s , jede dieser beiden Zonen gesondert für sieh sehr
schön aufgeschlossen. Bel. giganteus freilich findet sich so gut
oben als unten. Die Zone des Amm. Parkinsoni zeigte sich nicht
ganz so reich als die darunterliegende, doch sammelte ich
aus ihrr Bel. giganteus Schloth., Amm. Parkmsom Sow., Naztt.
lineatus Sow. , Terebr. omalogastyr Hebt , sphaeroidalis Sow.,
Würtembergica Oppel, globata Sow., carinata Lamk., Bhynch.
angulata Sow., acuticosta Hehl., Stuifemis Oppel. Der Aufschluss
der Humphriesianus-Schicht liegt einige Schritte davon entfernt
und etwas tiefer, das Gestein scheint allenfalls der Verwitterung
etwas leichter zugänglich als das der darttberliegenden Zone, denn
es ist tief hinein zu einem gelben, sandigen Mergel verwittert.
Ich sammelte an dieser Stelle Bel giganteus Schloth., Amm.
Bumphriesianus Sow., Amm. Braikenridgi Sow. , Pholadomya
Heraulti Agass. , Lyons, gregaria Rom., Ostrea ßabelloides Lamk.,
Bhgnck. spinosa Schloth. sp., Rhabdocid. Anglo-Buevica Oppel.
— 181 —
Was nun die Entwicklung des TJnteroolithes in der Schweiz
betrifft, so werden wir im Verlaufe der Darstellung sehen, welch
gewaltige Massen von. beinahe jeden organischen Einschlüsses ent-
behrendem Gestein sich im obern Tbeile der Gruppe in diesen
Gegenden ablagerte, während die untern Partien noch grosse
Uebereinstimmung mit den gleichen fränkischen und schwäbischen
Bildungen zeigen. Sogleich die Zone des Amm. torulosus ist durch
die ganze Schweiz überaus schön und deutlich entwickelt,
wenn gleich Exemplare des Ammoniten selbst zu den Seltenheiten
gehören. Die Schichten sind meist ziemlich petrefaktenreich, doch
sind viele von den darin vorkommenden Species neu und bieten
daher wenig Anhaltspunkte zur Vergleichung. Oppel fährt aus
einer Lettengrube zwischen Aarau und Baden Amm. torulosus Schübl.,
Amm : opalinus Mandelsloh., Pos. Sussi Opp. an.
Die obere Region der Opalinuslhone, die Zone der Trig.
navis*) ist hier wie in Franken so zu sagen leer an organi-
schen UebeYresten. An ihrem Vorhandensein ist indess nicht
zu zweifeln, denn es lässt sich wie in Schwaben so zu sagen
die Hand auf die Grenze der beiden untern Zonen des Unter-
oolithes legen, wenn man nämlich auch, wie es in Württemberg
geschehen ist, die Pentacriniten-Platte als Grenze an-
nimmt. Diese- letztgenannte, kaum 2" dicke Schicht habe ich an
mehreren • Lokalitäten des A a r g a u getroffen , so im F r i c k-
thale und besonders schön in der Betzen au, eine Stelle
Trigonia navis wird bis jetzt,' ein. einziges Mal aus der Schweiz
erwähnt, und zwar von Leopold v. Buch, Jura in Deutschland pag. 99,
demzufolge sie bei Gnnsberg in der Nähe von Solothurn -rorkommen
soll. Diesem glaube ich aber mit Entschiedenheit widersprechen zu
dürfen, indem in der Sammlung in Solothum zwar Trigonia navis liegt,
welche ihrer Erhaltung zufolge aber von Gundershofen (Bas Rhin)
Ausserdem ist aber auch der Ai
sberg so schlecht, die Gesamm
es war nicht einmal ein Bruchstück
zufinden, so dass auch aus diesen Gründen das Vorkommen von Trig.
navis an dieser Lokalität als sehr unwahrscheinlich sich darstellt.
Brugg.
183
werdend« Thoneisenstein- Geoden ein, dann dünne Lagen von
Sandstein, welche all jene sonderbaren Gebilde tragen, die
theils Focoiden ähnlich, theils auch wie Zöpfe gestaltet, den
Paläontologen noch in vieler Beziehung ein Rath sei sind. Im
Canton Basel scheinen schon die untern sandigen Thone mit
Eisensteinnieren das Hauptlager des Amm. Murchisonae zu bilden
und im Canton Solothurn liegt selbst schon Amm. Sowerbyi
in ähnlichen Schichten. Ini Allgemeinen aber folgen nun feste
Sandsteine, meist sehr arm an Petrefakten. Amm. Murchisonae
und als Seltenheit Amm. Stauf ensis sind wohl die einzigen be-
zeichnenden Sachen. Ausserdem liegen noch vom Canton Aar-
gau stammend in 1 der Z ü r j c h e r Sammlung : Bel. spinatus
Quenst., Trig. striata Sow., Inoc. amygdaloides Gdf., Astarte elegans
Sow., Pecten pumüus Lamk.
Recht deutlich habe ich diese Zone weder im A arg au noch
sonst in der Schweiz, entwickelt gesehen, doch liegen auch in
der Gressly’schen Sammlung von Sommerau in Canton
Basel für diese Schicht sehr charakteristische Sachen : Amm.
Murchisonae Sow. , Amm. Staufensis Oppel. , Bel. spinatus
Quenst.
berg etc. ist es hauptsächlich Pecten pumilus , der sich beinahe
ausschliesslich hier vorfindet; doch kann man dieses Petrefakt
nicht als leitend für die Zone des Amm. Murchisonae betrachten,,
da es ganz ebenso auch in der Zone des Amm. Sowerbyi auftritt.
Es ist desshalb wohl mehr als wahrscheinlich, dass die grössere
Zahl der in der Literatur als Murchisonae-Schichten angeführten
Gesteine den Sowerbyi-Schichten zuzuzählen seien, da diese wie
ich im Folgenden zeigen werde, in der Schweiz viel deutlicher
und reicher an Arten vorhanden sind, als die unmittelbar darunter-
liegende Zone.
Der Canton Schaffhausen hat noch ganz typische, wenn
auch nicht sehr mächtige (sie erreichen höchstens 6—8') Murchi-
sonaeschichten. Es sind dies einige Bänke eines blaugrauen,
sandigen, undeutlich oolithischen gelb verwitternden Kalkes, von
der Sowerbyibank durch einige Fuss dunklen rausandigen Thones
185 —
— 186 —
wie ich schon oben erwähnte, über den Thonen des Amm. opalinus
bei Günsbergein grau-blauer, ausserordentlich harter Mergel-
kalk, welcher bei der Verwitterung dunkehroth wird und undeut-
lich oolithische Struktur anniramt. Seine organischen Einschlüsse
kennzeichnen ihn als der Zone des Amm. Sowerbyi angehörig.
Freilich ist noch keine der sich darin findenden Speeies benannt
oder beschrieben, doch besitze ich sie sämmtlieh aus den gleichen
schwäbischen Schichten. Es ist ein Trochus , eine Astarte , eine
Terebratula und eine Rhynchonella , welche ich alle eben so aus
den Sowerbyi-Schichten von Gingen bei Göppingen in
Württemberg besitze.
Auch im Canton Basel, welchen selbst zu besuchen ich leider
keine Zeit mehr hatte, und dessen geologische Beschaffenheit ich
nur den in der Sammlung in Basel befindlichen Stücken ent-
nehmen musste, scheint diese Zone sehr schön entwickelt zu sein,
besonders muss die von Dr. R o m i n g e r für Murchisonae-
Schichten citirte Lokalität bei den Wangenhöfen für den
Sammler eine reiche Ausbeute liefern.
Der Canton Aargau besitzt an vielen Stellen Aufschlüsse
dieser Schicht, so im Frickthale, in der Betzenau, in
den Schambelen etc. Ausgezeichnet ist besonders letztere
Lokalität durch grossen Petrefakten-Reichthum und unter diesen
verdienen wieder die Gesteropoden grössere Beachtung, da sie
sehr reich an Gattungen und Arten Vorkommen. Die Bachen,
welche ich dort sammelte, sind beinahe sämmtlieh neu, ich besitze
indess beinahe jede Speeies auch aus Sehwaben und es ist dess-
halb kaum noch zu zweifeln an der Zugehörigkeit der Sandsteine
in den Schambelen zur Zone des Amm. Sowerbyi. Die Speeies,
welche sich annähernd bestimmen liessen sind: Bd. Gingensis
Oppel. , Amm. cf. jugosus Sow., Turbo Batkis d’Orb., Pleurot.
Agathis, Deslongch., Astarte elegans? Sow., Lima ef. pectiniformis.
Auch die Betzen au zeigt diese Schichten sehr schön auf-
geschlossen. Es iöt hier ein nieht sehr harter, grünlich grauer,
sandiger Kalkmergel, während es in den Schambelen ausser-
ordentlich harte, gelb verwitternde mergelige Sandsteine sind.
Von erstgenannter Lokalität besitze ich ausser Vielen noch nicht
benannten Sachen: Amm. Sowerbyi Miller., Amm.jugosus Sow„
Pect, pumilus Lamk.
, Und so zieht sich denn diese Schicht weiter nach dem Can-
ton Schaff hausen, wo ich auch manches schöne Stück daraus
sammelte. Am Banden bei Beggingen traf ich sie als
eine Schicht dunkel schwarzgrauen Kalkmerkels, welchem oft
Eisenoolithkörner beigemischt sind. Ausser einigen, wie es
scheint noch nicht beschriebenen Species sammelte ich dort: Bei.
Gmgensis Oppel. , Astarte excavata? Sow., Gryphaea calceola
Quenst.
Es ist merkwürdig, dass es sich nun doch herauszusteUen
scheint, dass letztgenannte Species, gegen deren Einreihung in
die Zone des Amm. Sauzei*) Queustedt**) mit solcher Ent-
schiedenheit aufgetreten ist , einem höheren Horizonte als
der Zone des Amm. Murchisonae, wenn auch vielleicht nicht aus-
schliesslich so doch in vielen Fällen anzugehören scheint, denn
ich besitze nicht nur das einzige von einer schweizer Lokalität
stammende Exemplar, sondern ausser dem noch mindestens 10
Stücke, welche an der für Sowerbyischichten typischen Lokalität
d. i. in den Knollenlagem der Steinbrüche von Gingen gefunden
worden sind. Da nun Herr Prof. Oppel im Jahre 1856 die Zone
des Amm. Sowerbyi und des Amm. Sauzei noch unter der Benennung :
„Zone des Amm. Sauzei“ vereinigte, so zeigt es sich nun, dass
genannter Autor hier dennoch das Richtige getroffen hatte und
besagtes Petrefakt wirklich in die Zone des Amm. Sauzei, wie er
sie damals fasste, gehört.
DieZone des Amm.Sauzei ist in der Schweiz ziemlieh schwierig
nachzuweisen. Die Gesteine werden über den harten Sandkalken
mit Amm. Sowerbyi weicher und somit verwitterbarer, Petrefakten
sind äusserst selten, Basen bedeckt die Gehänge und so kommt
es, dass ich an einer Lokalität im Aargau und zwar von
der schon mehr er wähnten Betzen au an der Aare diese Schich-
ten mit Bestimmtheit nachzuweisen im Stande bin. Es ist hier
*) Oppel, Juraform §. 53, Nr. 305.
**) (^uenstedt, der Jura pag. 557.
' ein grauer sandiger Mergelkalk ganz ähnlich dem der Sowerbyi-
Schiehten, darüber folgen dann weiche graue Mergel, welche schon
Bel. giganteus enthalten. Die bezeichnenden Fossile dieser Schicht
beschränken sich auf zwei Ammoniten-Species nämlich: Amm.Brocchi
Sow., Amm. Gervilli Sow. sonst finden sich noch einige namen-
lose Myarier und andere seltenere Zweischaler darin. Auch im
Canton Basel ist die Zone vorhanden, wie ans mehreren in
der Sammlung in Basel befindlichen Stücken von Amm. Sauzei
and A, Brogniarti hervorgeht. Leider kennt man das Lager
derselben nicht genau. Wahrscheinlich sind es einige sehr harte
blaue Kalkbänke, welche Herr Dr. Müller*) für das Aequivalent
des Quenstedt’schen Braunen Jura y hält. Bei G ü n s b e rg (Solo-
thurn) folgen über den Sowerbyi-Schichten einige Bänke eines
knolligen Kalkes, dann noch eine Fucoidenbank, endlich wieder
knollige Kalkbänke: Petrefakten waren darin nicht weiter zu
entdecken.
Yon viel grösserer Verbreitung und auch leichter aufzufinden
sind die Schichten des Amm. Humphriesianus. Sie sind meist
ziemlich mächtig entwickelt und es scheint, als liesse sich mit der
Zeit hier noch eine Abtrennung in ,2 Horizonte bewerkstelligen,
indem ich nämlich an vielen Stellen der Schweiz die Beob-
e, dass Amm. Blagdeni hier
ndem mit seinem Auftreten
wechselt. Zuerst fiel es
mir auf bei As öl fingen, wo unten Humphriesianus-Schichten
mit Amm. Humphriesianus , Pect. Saturnus und einer grossen ge-
lappten Gryphaea anstanden. Es waren dunkle Eisenoolithe von
sehr grobem Korn, welche diese Species enthielten. Darüber
folgten sehr feinkörnige Oolithe, welche zu einem rostfarbigen
feinsandigen Mergel verwittern; diese npn bildeten erst das Lager
von. Amm. Blagdeni Sow. mit ihm zusammen fanden sich: Tere-
bratula globata Sow. , Rynch. quadriplicata Ziet. Das Exemplar,
welches ich von dieser Bynchonella besitze ist sehr gross und
deutlich. Ich hatte Gelegenheit es mit Ziete ns Originalexemplar,
welches im Besitze des Herrn Prof. Oppel sich beendet und
gleichfalls aus der Gegend des Randen stammt, zu vergleichen.
Es stimmt bis auf eine gewisse Grössedifferenz so genau mit dem
Exemplare Zietens überein, dass ich an der Identität nicht
zweifle.
Diese Schichten weiter nach Westen verfolgend, treffen wir
wieder sehr schöne Aufschlüsse an der sog, Betzen au im Ca-n-
ton Aargau. Ueber den grauen sandigen Mergeln mit Bel.
giganteus folgen hier dunkelbraune, sehr grobkörnige Eisenoolithe,
ansserordentlich reich an Petrefakten, unter denen sich besonders
zahlreiche Exemplare des leitenden Ammoniten auszeichnen. Ich
sammelte dort: Bel. giganteus Schloth., Amm. Humphriesianus Sow., '
Braikenridgi Sow., subradiatus Sow., Panop. Jurassi Agass sp.,
Pholadom. fidicula Sow., Lyonski gregaria Epm. sp. , Trigoma
costata Park.,, Avicula Münsteri Bronn., Lima semicircularis Münst.,
Lima pectini/ormis Schloth. sp. , Mytüus cuneatus Sow. sp., Pect.
Saburmis d’Orb. , Ostrea flabelloides Lamk. , Terebrat. perovaUs.
Sow., Rynchon. Stuifensis Opp., spinosa Schloth., Rhabdocid. Ang-
lo-Suevica Opp., Pentacrinus Stuifensis ,0 pp.
Unter diesen Fossilen ist besonders bemerkenswerth Amm.
subradiatus. Ich habe das aus der Schweiz mitgebrachte Stück
aufs Genaueste mit englischen Exemplaren verglichen und mich
von der Zugehörigkeit desselben zu der obenerwähnten Species
.aufs allerbestimmteste überzeugt. Es wäre demnach Amm. subra-
diatus eine der Zone des Amm. Humphriesianus ungehörige Art,
und die kleineren verkiesten Exemplare aus den schwäbischen
Parkinsoni - Schichten , welche Oppel als möglicher Weise
zu dieser Species gehörig bezeichnet, würden für sich eine be-
sondere Art ausmachen. Ueber das Lager des schweizer Exem-
plars kann kein Zweifel obwalten, da ich es aus der Schicht selbst
Höher steigend wird das Gestein sandiger, die Oolithkörner
verlieren sich nach und nach und man tritt so in die
Region des Amm. Blagdeni, welche freilich ziemlich arm an Fos-
silen erscheint, Bruchstücke des leitenden Ammoniten nebst den
iHSIillilintiitiiiiiuiiiHf'ini
191
lifilii
— 194 —
Korallenspecies charakterisiren. Hier ist . auch das Lager des
Cid. Schmidlini Des., der einen ziemlieh guten Horizont abgibt.
Den Schluss macht der sog. Thoneisenrogenkalk (Mösch) über
dessen Stellung ich nicht recht sicher bin. Es findet sich darin
noch Terebrht. sphaeroidalis Sow, und glöbata Sow., dabei liegt
aber schon eine Form, die der Tercbrat. Fleischeri Oppel ausser-
ordentlich ähnlich sieht. Auch Amm. Parlcinsoni Sow. kommt
noch hie und da hier vor, so dass diese Schicht am Ende wohl
besser in der Zone des Amm. Parkinymi, als, wie es in der
Tabelle geschehen ist, in der Bathgruppe stehen möchte.
Ein ganz ähnliches Profil zeigt der Sehynberg bei’
.inenthai, die Gisulafluh, der Zeiher Homberg etc.
Weiter nach Westen ist es das Profil von Gtinsberg bei
Solothurn, welches besondere Aufmerksamkeit verdient. Es
weicht zwar im Allgemeinen' nicht besonders von dem desFriek-
t h a 1 e s ab, doch finden sich in der mittleren und obern .Partie
allerlei kleine Eigenthümlichkeiten. Ueber den untern hellen
Oolithen, welche ich schon oben erwähnte, folgen die sog. Homo-
myen-Mergel, sehr reich an Individuen der Homomya gibbosa
Agass., mit ihr finden sich noch einige andere unbestimmte Zwei-
schaler. Von Amm. Parkimoni Sow. fanden wir hier 2 Exemplare.
Diese Mergel erreichen etwa 40' Mächtigkeit und sind in ver-
schiedenen Höhen von festeren Bänken durchzogen. Die grob-
körnigen Oolithe mit Clyp. patella Agass. fehlen hier. Sehr
schön dagegen ist die Schicht mit Cid. Schmidlini entwickelt.
Es ist eine nur etwa 3 — 4" mächtige Mergellage, welche in die
compakteren Bänke des nun folgenden obere» Hauptoolithes ein-
geschlossen ist. Ueber diesen Bänken liegt eine etwas gröbere
oolithische Schicht, auf welcher glatte Austern festgewachsen
sitzen. Die Oolithe werden nun nach oben immer dünner ge-
schichtet bis sie endlich in die grauen schieferigen Kalke des
untere» Cornbrash übergehen.
Die untere und mittlere Partie des Hauptrogensteines bleibt
sich von hier aus durch den ganzen Canton Solothurn und
B e r n so ziemlich gleich, nur die obere Abtheilung zeigt einige
Abweidrangen. So findet sich besonders bei G o r n o 1 im obern
— 195 —
Hauptrogenstein nicht sehr hoch über den Korallenscbichten einp
Brachiopodenlage , wo Rynchon. angulata zu tausenden und aber
tausenden zusamraenliegt. Nur ist dort leider das Profil wegen
vielfacher üeberstürzungen nicht recht klar. In ungefähr gleichem
oder etwas tieferem Niveau als Rhynck. angulata fand ich an
derselben Lokalität: Hinnites abjectus Morr., Pectencf.Dewalquei
Oppel, Clypeus cf. sinuatus Leske, Pseudodiadema homostigma
Ag. sp.
Klarer und von grösserer Wichtigkeit ist das Profil an der
Strasse zwischen Delemont und Movelier, wo auch
Prof. Oppel sein Exemplar von Amm. Parhinsoni fand. Es
sind 3 Bänke, welche Nerinea Bruckneri in Menge enthalten,
aus welcher von diesen dreien aber jenes Exemplar stamme, ist
schwer zu ermitteln. Das Profil stellt sich folgendermassen dar:
[ Combrash.
leiblicher Kalk an seiner Oberfläche von Pholaden zer-
10' fressen, mit aufsitzenden Austern,
1) Pecten Bouchardi (?), Nerinea Bruckneri.
l 'h j 2) Bothgelbe Mergel: MontlivaUia sp., Dysast. rmgens.
3'
15'
-I
!
( 3) Weisser Kalk ohne Petrefakten.
| 4) Gelber oolithischer Kalk mit Nerinea Bruckneri.
5) Gelber theilweise oolithischer Kalk, an seiner Oberfläche
von Pholaden zerfressen, unten in dünnschieferige Platten
1 übergehend, oben von wenig mächtigen grauen Mergeln
| bedeckt: Nerinea Bruclcneri.
I 6) Gelbe blaugefleckte oolithische Mergelkalke.
| 7) Graue Mergel, sehr reich
| kmsoni, Pholadom. oblita ,
gam, Lima pectiniformis, 0.
Petrefakten. Amm. P«r-
m. gibbom , Pct. cf. va-
ßabelloides, Terbrat. qlo-
\ bata , Rhynchon. angulata, Stomech. serratus , Hemidiad. Lu-
| ciensis, Pseudodiad. homostigma , Acrosal. spinosa , Echt-
J nus. Goldfussi.
— 197 —
Der Lagerung zufolge werden wir zunächst auf die Parkin-
sonischichten verwiegen. Ton einer Uebereinstimmung der Ge-
steinsbeschaffenheit kann natürlich hier keine Rede ' mehr sein,
bei solcher Veränderung in Beziehung auf die Mächtigkeit der
Entwicklung. Wir müssen uns also hier ausschliesslich an die
Fossile halten. Betrachten wir die vorhergehenden Petrefakten-
register, so fällt gleich in jedem derselben das Vorhandensein von
Amm. Paricinsoni auf. Dieses Fossil gehört zwar immerhin zu
den Seltenheiten, doch findet man es ab und. zu immer wieder in
einzelnen Exemplaren und zwar ist es nicht an eine Schicht ge-
bunden, sondern man trifft es so gut in der untersten als in der
obersten Schicht des Hauptoolithes an, und desshalb glaube ich
auch, dass erst mit dem Verschwinden dieser Art die Gruppe des
Hauptoolithes zu schliessen sei. Viel häufiger sind 2 andere Spe-
cies, für die Zone des ebengenannten Ammoniten ebenso be-
zeichnend als dieser selbst, nämlich Terebr. globata und Rynch.
angulata. Sie erfüllen in der obem Abtheilung des Hauptrogen-
steines eine Schicht, welche an sehr vielen Orten zu Tage tritt,
in vielen tausend Exemplaren, wobei indess nach den verschiede-
nen Lokalitäten immer die eine der beiden Arten vorherrscht,
während die andere zurücktritt. Dazu kommen nun noch meh-
rere andere Molluskenarten, besonders im untern Hauptrogenstein,'
wie Ter. emarginata und sphaeroidalis, Lima duplicata und sogar
noch Bel. giganteus, letzterer obendrein noch den obersten Schich-
ten des Hauptoolithes angehörig, welche die Zugehörigkeit dieser
Bildungen zur Zone des A. Parkimoni wohl ausser allen Zweifel
setzen würden, kämen nicht zugleich damit immer wieder Sachen
vor, welche man sonst in derBathgruppe zu finden gewohnt isf.
Es sind diess zwar nicht sehr bezeichnende Formen, wie eine
Terebraiula, welche ich als cf. omithocephala bestimmte, ein Pccten,
von Pect.vagans vor der Hand noch nicht zu unterscheiden, auch
eine dem Pect. Bouchardi nahe stehenden Muschel, doch können
sie dem Beobachter immer wieder einige Verlegenheiten bereiten.
Am auffallendsten ist das Auftreten von Hemidiad. Luciensis und
Aerosol, spinosa in Gesellschaft des Amm. Parkimoni , da diese
beiden Species doch sonst mit Ter . digona das gleiche Lager zu
v Württemb. natury, Jahreshefte. 1863. 2s nnd 3s Heft. 14
— 200 —
rangen in solch wohlerhaltenein Zustande einschliessen, dass man
die Species an ihnen mit Sicherheit zu erkennen im Stande ist,
und diese beiden stellt Marcou selbst noch in den Unteroolith,
es sind diess Nr.,11 und 12, erst mit Nr. 13 beginnt er die Bau-
gruppe. Nun besitze ich aber aus diesen' Schichten. der Schweiz
(ebenfalls über den Homomya gibbosa führenden Mergeln) von
mehreren Lokalitäten nicht nur Amm. Parkinsoni, sondern auch
Ter. glöbäta und Rhynch. angulala, so dass man wohl jene petre-
* faktenarmen Schichten der D6p. Jura und Do ubs, gestützt auf
solche Analogien mit schweizer Bildungen, noch in den Unter-
oolith zu versetzen berechtigt ist. Die Tabelle würde aber dann
folgende Gestalt erhalten:
Cheltenham. I Schweiz. | Döp, Jura u. Doubs.
oJCombrash . 4'
2 Forestmarble 40'
Great oolite 29'
gj [Füllers eartb 40'
Jj (Bagstone . 38'
o lOolitie freestone
.2 188'
| [Pea grit . 38'
! Calcaires de Baiente
gel, Marnes ä Dis- U
coidees, Dalle nacree ^
] Hauptrogenstein
f 250—300'
Schicht d. A. Humph-
riesianus und tiefer.
| CouchesNr. 10—14
I du Profil de M.
I Marcou. 183'
! Fer de la Koche-
pourrie.
Obgleich es auf den ersten Anblick durchaus nicht angezeigt
erscheinen möchte, eine in so eigentümlicher Facies entwickelte
Schichtenfolge,, wie Gloucestershire sie aufweist, über deren
sichere Stellung man in England selbst noch nicht ganz im Klaren
ist, zu gebrauchen, wenn es sich darum handelt, in einem entfernter
gelegenen Lande die Zugehörigkeit gewisser Schichtencomplexe zur
einen oder zu der andern Gruppe darzuthun, so drängt sich beim
Burchblättern der Arbeit Hu 11 ’s über die Ablagerungen der Um-
gegend von Cheltenham doch unwillkürlich der Gedanke auf,
ob nicht Marcou gerade darin ein sehr feines Gefähl für das
Herausfinden verwandter Ablagerungen verrathe, dass er die Ge-
bilde cfieser Gegenden seiner Vergleichung zu Grunde gelegt; denn
— äoi —
es kann nicht gelengnet werden, dass man oft staunt, welch über-
raschenden Anklängen an die Entwicklung der Zone des Amm.Par-
kinsoni in der Schweiz man hier begegnet, und man möchte sich da
wirklich verleiten lassen, den Bagstone und Oolitic freestone von Hüll
für {las englische Aequivalent des schweizer Hauptrogensteines zu er-
klären. — Indess es ist eine gefährliche Sache um solch weitgehende
Parallelisirungs versuche, denn man verliert sich hier ganz in das
Reich der Yermuthungen. Als solche Yermuthung möchte ich denn
auch obiges Schema betrachtet wissen: endgültige Entscheidung
über diesen Gegenstand kann nur eine eingehende Untersuchung
an den englischen Lokalitäten bringen. Das aber möchte ich
mit aller Entschiedenheit festgehalten wissen , dass der Haupt-
rogenstein und mit ihm die Schichten Nr. 10 — 14 von Marcou’s
Profil in den Unteroolith zu rechnen seien, ohne dabei gerade
auf die Bildungen von Leckhampton-Hill weiter Rücksicht zu
nehmen.
Was die Arbeit des Hrn. Martin*) über das Bathonien der
Gote d’Ore betrifft, so ist sie zwar auch mit grossem Fleisse
ausgeführt, doch lässt sie weniger Schlüsse zu. Er geht dabei
von der Voraussetzung aus, dass die ganze Schichtengruppe,
welche allenfalls das Aequivalent des. Hauptrogensteines der
Schweiz sein könnte, der Bathgruppe angehöre und sucht nun
durch das Vorhandensein einiger weniger Braehiopodenspecies
die einzelnen Etagen zu begründen und zu paralleleren. Üm die
ganze übrige Fauna, die nach seiner Angabe sehr reich Ist,
kümmert er sich gar nicht und gibt keine einzige Bestimmung.
Ebensowenig sucht er das Niveau der über oder unter seiner
Schichtenreihe lagernden Schichten genau festzustellen, so -dass
man gar keine Anhaltspunkte hat.
Aus dem Obigen mag also erhellen, dass, obgleich die angeführ-
ten Arbeiten mit grosser Sorgfalt ausgeführt sind, dieselben dennoch
bei der Entscheidung der Frage über die Stellung des Hauptrogen-
steins nicht allzusehr ins Gewicht fallen können , da in ihnen den
stratigraphischen Verhältnissen zu grosse Bedeutung beigelegt wird,
*) Martin, kur le Bathonien. dans le
geolog. de France 1861. pag. 640.
während die paläontolögischen Thatsachen zu wenig Berücksichti-
gung finden.
So ist denn die Gruppe des Unteroolithes an unsern Augen
vorübergezogen, in ihrem untern Theile noch durch das ganze
Gebiet ganz regelmässig gebildet, in ihrer obern Abtheilung aber
im Gebiete der Schweiz plötzlich Veränderungen zeigend, dass
man vermuthen möchte, hier mit einem Male in eine andere
Meeresprovinz getreten zu sein. Diese veränderte Facies scheint
aber nur partiell wirkenden und teilweise zufälligen Ursachen
ihre Entstehung zu verdanken. Von allen Gründen, welche man
dafür annehmen könnte, liegt es am nächsten, diese ungeheure
Mächtigkeit der Parkinsoni-Schichten in der Schweiz als durch
grosse, von Norden kommende, die Küste von England und das
Centralplateau von Frankreich berührende, hier sich umwendende
und nun nach Osten ziehende Meeresströmungen hervorgebracht,
zu betrachten, welche durch einen von den südöstlichen Ausläufern
des Schwarzwaldes gegen Süden ausgesandten unterseeischen Granit-
' dämm bewogen, den mitgeführten Schlamm fallen zu lassen, endlich
mit sehr verminderter Geschwindigkeit sich weiter nach Nördosten
* in das fränkisch-schwäbische Becken fortsetzten.
33. Bath-Gruppe.
Für diese Gruppe ist es sehr schwer, ein genügendes Profil
vorauszuschicken, In Schwaben kann man einen Typus dafür
wohl nicht auffinden, wie verkümmert hier diese Schichten sind,
ist zur Genüge bekannt. In Franken scheinen sie noch viel
weniger entwickelt und auch selbst in der Schweiz sind sie nicht
vollständig:, die untere Abtheilung, die Schichten der Terebrat.
digona , scheint durch das ganze südwestliche Deutschland und die
Schweiz zu fehlen; man hat wenigstens bis jezt noch keine
sichere Aequivalente dafür anffinden können. Es handelt sich
also hier nur um die Darstellung der einzigen Zone, der Zone
des Amm. aspidoides oder der Terebratula lagenalis.
Sehen wir uns zuerst in Franken nach den Aequivalenten
dieser Zone um, so zeigt sich, dass man dieselbe von diesen
Gegenden erst in den allerundeutlichsten Spuren kennt. Besonders
— 204 —
selbe schliesst auch hie und da Ammoniten ein, so den schon oben
erwähnten Amm. aspidoides Opp. und Amm. Würtembergicus Opp.
Weiter nach Südwesten uns wendend, erreichen wir endlich
wieder den Hahnenkamm, welcher in dieser Abtheilung des
braunen Jura von den gleichen Bildungen in Schwaben kaum mehr
abweicht. Amm, aspidoides wird dort durch die Häufigkeit seines
Vorkommens zur wahren Leitmuschel. Bruchstücke dieser Species
kann man an einigen- Lokalitäten der Umgegend von Heiden-
heim leicht selbst finden, gute Exemplare aber erhält man von
Herrn Steiger Unger in Heidenheim, welcher schon einige Male
sehr schöne Stücke von Amm, aspidoides Opp., sowie auch Wür-
tembergicus Opp. und arbustigerus d’Orb. an mich sowohl wie auch
an Herrn Hofrath v. Fischer hieher schickte.
Schwaben weist, wie bei den Parkinsoni-Schichten so auch
hier zweierlei Typen auf, nämlich einen, nach welchem dieselben
als Thonablagerungen, einen andern, nach welchem sie als Oolithe
auftreten: dieser ist in dem nordöstlichen Theile bis in die Gegend
von Bo 11 der herrschende, jener aber verbreitet sich über das
.ganze übrige Gebiet des schwäbischen Jura bis nach Baden
hinein fortsetzend. Bei dieser Verschiedenheit der Entwicklungs-
foxm einer und derselben Abtheilung des Jura ist es sehr inte-
ressant, die grossen Differenzen, welche ihre 'Faunen aufweisen,
zu beobachten, denn es ist nicht leicht eine andere Schicht so
sehr geeignet, darauf hinzuweisen, in welchem Grade die Faunen
mit dem Materiale, ans welchem die Ablagerungen bestehen, sich
ändern und^ gewissermasen davon abhängen. Zweierlei ist indess
hierbei zn erwägen, nämlich, ob die verschiedene Gesteinsbe-
sehaffenheit und damit die Abweichungen in der Fauna als das
Resultat von Niederschlägen verschiedener Tiefen, oder als in
gleichen Tiefen abgelagert und nur einem Wechsel in horizontaler
Erstreckung, vielleicht bedingt durch verschiedene Beschaffenheit
der Küsten, unterworfen, zu betrachten sei. Für den ersteren
Fall hat man schon angefangen an den lebenden Conehylien eine
gewisse Gesetzmässigkeit in ihrer Verkeilung nach den Tiefen
aufzufinden, welche begründet ist in der Organisation des die
Muschel bewohnenden Thieres, während sich für das Letztere
gar keine bestimmten Regeln angeben lassen, indem hier das Auf-
treten oder Fehlen gewisser Arten zu sehr von äusseren Um-
ständen abhängt. Dennoch unterscheiden sich auch in der jetzigen
Weltperiode die Faunen schlammiger Kästen von denen jener
Küstenstriche , welche hauptsächlich einen sandigen Boden
besitzen.
Fassen wir zuerst die 0 o 1 i t k e , welche als eine unmittel-
bare Fortsetzung jener des Hahnenkammes zu betrachten sind,
ins Auge. Die Fauna ist sehr reichhaltig,- die Fossile meistens
prächtig mit Schale erhalten, in sehr grossen Exemplaren im
Gesteine liegend. Was man bis jetzt mit Sicherheit daraus kennt
ist Folgendes:
Bel. canalieulafus Schlot, Beyrichi Opp., Ämm. aspidoides
Opp., Würtembergicus Opp. , Moorei Opp., mbcohtractus Morr, et
Lyc., Phdadom. acuticosta Sow. , Goniomya proboscidea Agass.,
Cardium citrinoideum Phill. , Area sublaevigata d’Orb. , Mytüus
imbricatus Sow. sp, , Fecten Bouchardi Opp. , Plicatula fistulosa
Morr et Lyc., Anomya jurehsis Bronn., Terebr. Mandelslohi Opp., -
obovata Sow., Diptycha Opp., Fleischen Opp., Bentleyi'MoTr., Rhynch.
varians Schloth. sp., spinosa Schloth. sp., Holectypus depressus
Leske sp., • Collyrites ringens Desmoul.
Ziemlich verändert erscheint diese Liste, wenn wir die Arten,
welche die Thane beherbergen, zusammenstelleh. Die geogra-
phische Verbreitung dieser Thohbildung habe ich schon oben be-
rührt, und will hier nur noch, was vielleicht weniger bekannt sein
.wird, erwähnen, dass diese Ablagerung in nordöstlicher Richtung die
Gegend von Bo 11 noch berührt und bis gegen Wispoldingen hinzieht,
während bei Wasseralfingen dieselbe schon gänzlich verschwun-
den ist, und durch die oben besprochenen Oolithe ersetzt wird. Eine
Lokalität, gar nicht sehr weit von Bo 11 entfernt, Herz o genau,
lieferte mir viele Arten. Ich will dieselben nicht gesondert anfüh-
ren, sondern nur in der Gesammtliste mit einem * bezeichnen.
Die Fauna der Thone ist aber folgende: Bel. canaliculatus
Schloth., * Beyrichi Opp,, * Amm. aspidoides Opp, * Würtembergicus
Opp., *c/, biflexuosus d’Orb., ferrugineus Opp., aurigerus Opp.,
arbustigerus d’Orb., subcontractus Morr, et Lyc., * Leda lacryma
Morr et Lye., mucronata Sow. sp., * Nucula variabilis Sow., suevica
Opp., Trig. Kurri Opp. , interlaevigata Quenst. , ' Lucina Lgcetti
Opp., * Area sublaevigata Hartm. sp. , * texturata Münst- , Ostrea
costata Sow., * Knorri Ziet., * Bhynch, varians Schloth. sp.
Letztere Muschel bildet in der Oberregion dieser Schichten
meist Lagen, in denen sie zu Tausenden vorkommt. Ausser den
oben angeführten, mag freilich noch manche weitere Art in den
Th onen begraben liegen: die häufigsten und bezeichnendsten sind
aber doch jedenfalls in vorstehendem Yerzeichnisse enthalten.
Verglichen mit den in den Oolithen liegenden Arten, zeigt sich,
dass nur die Cephalopoden eine grössere Uebereinstimmung auf-
weisen; am meisten verschieden erscheinen die Pelecypoden, in-
dem hier beide Listen nur eine einzige Species, Area sublaevigata
gemein haben.
Welches nun aber der Grund dieser Unterschiede in den
Faunen beider Bildungen sei, und welcher von den beiden oben
erwähnten Fällen hier in Anwewdong komme, ist bei dem
jetzigen Stande der Forschungen kaum zu entscheiden, indem in
* den vorhistorischen Bildungen, besonders in denen älterer Perioden,
sehr häufig die Arten der verschiedensten Standorte in eine
Schicht zusammengewürfelt erscheinen. Dass man es in unserem
Falle aber nicht mit einem Anschwemmungsprodukt zu thun habe,,
sondern dass die Thiere, deren Beste in diesen Schichten auf
uns gelangten, auch da gelebt haben müssen, wo sie später begraben
wurden, beweisen zur Genüge die stets duplikaten Schalen der
Braehiopoden und Pelecypoden, welche die Straten bevölkern.
Von so verschiedener Constitution nun aber auch die Bewohner
jener Gehäuse gewesen sein mögen, die Resultirende aller Fol-
gerungen, welche sich aus den Arten ziehen lassen, verweist doch
nicht allein hier, sondern überhaupt in den meisten Fällen, nur
die Sandsteinbildungen machen im Allgemeinen hievon eine Aus- •
nähme, auf eine, mindestens in der Tiefe der Korallinenregion
vor sich gegangenen Bildung. Ob nun über der einen der in
Schwaben herrschenden Entwicklungsarten der Bathgruppe eine
etwas grössere oder etwas geringere Wassersäule geruht habe
als über der andern, das zu entscheiden, ist, Wie schon oben
— 207 —
erwähnt, vor der Hand noch nicht möglich, uns genügt die That-
sache, dass mit der veränderten Gesteinsbeschaffenheit auch die
Fauna sich ändert, immerhin ein Fingerzeig, dass eingehendere.
Forschungen wahrscheinlich hier noch schöne Resultate in Bezug *
auf Tieferegionen, Verbreitung der Meeresorganismen, Küstehbe-
schaffenheit u. s. w. erzielen, lassen.
Dass aber Von allen Thierklassen nur die Cephalopoden
diese grosse Uebereinstimmung zeigen, wie wir sie in der Liste
beider Gebilde beobachten, lässt andererseits auch das wieder im
klarsten Lichte erscheinen, wie ausserordentlich gross die Be-
deutung dieser Thiere ist, indem sie sozusagen allein als Leit-
muscheln dienen können, welche von keiner Veränderung in der
Facies oder anderen mehr zufälligen Umständen abhängen. Denn
sie durchschifften als freie Schwimmer das weite Meer, und so
konnte nach ihrem Tode die Schale, füllte sie sich mit Wasser,
in Tiefseebildungen gelangen, oder war das nicht der Fall, so
wurde, sie ans Ufer geworfen und gerieth hier in Schlammbil-
dungen, auf Korallenriffe u. s. w., auf diese Weise unter allen
Umständen die untrüglichste Leit Versteinerung abgebend.
Aus diesen Gründen aber möchte ich es auch für das Corn-
brash lieber vorziehen, den von Oppel*) neuerlich vorgeschla-
genen Namen „Zone des 4mm. aspidoides “ zu gebrauchen, als den
in vielen Fällen nicht so bezeichnenden „Zone der Ter. lagenalis .“
Von Schwaben uns südwestwärts wendend ist es zuerst
der Randen, welcher unsere Aufmerksamkeit in Anspruch
nimmt. Am sog. Buchberg, einem nordwestlichen Ausläufer
des obengenannten Höhenzuges finden wir an einem Erdrutsche
die Cornbrashthone sehr schön aufgeschlossen. Es sind dunkel-
blaugraue fette Thone mit verkiesten Petrefakten. Ich sam-
melte daraus: Belemn. canaliculatus Schlpth. , 4mm. aspidoides
Opp., fraudator cf. Mayer (Manuscr.) , novelhts Mayer., Nucula
suevica Opp., Uucina Lycetli Opp., Area sublaevigata Hartm. sp,,
AvicuJa costata Sow., Ostrea Knorri Ziet., Rhynch. varians Schloth.
sp. Diese 'Thone mögen hier eine Mächtigkeit von ungefähr
*) Oppel: Paläontologische Mittheilungen pag. 146.'
— 208 —
40' besitzen, unter denselben folgen die sandig oolithischen Par-
kinsoni-Schichten , welche hi,er leider beinahe ganz zugestürzt
waren. Darüber zeigen sich 4 — 5 Bänke eines harten, grauen Kalkes,
zwischen welche dünne Lagen eines grauen Sandmergels einge-
schlossen sind. Sie enthielten: Amm. arbustigerus d’Orb., Phola-
dom. acuticosta Sow., Rhynchon, varians Schloth. sp.
Diese Kalke werden bedeckt von einer Schicht grauen san-
digen Mergels, welcher grosse hellgelbe Oolithkörner in ziemlicher
Menge enthält. Hier ist eigentlich erst das Lager von Terebrat.
lagenalis , hier liegt sie in Menge. Die Mächtigkeit jener Kalke
sowie dieser Oolithe zusammengenommen, beträgt ungefähr 6'.
Ueber diesen Oolithen nun lagern endlich die dunkelrothen
Eisenoolithe der Macrocephalus-Schicht.
Von einer andern Lokalität am Randen, in der Nähe von
Beggingen erhielt ich aus den Schichten der Ter ebr. lagenalis:
Terebr. lagenalis Schloth., subbuculenta Dew. , Bentleyi Morr.,
Fletschen Opp., Mandelslohi Opp.
Der Randen scheint die letzte Lokalität zu sein, wo npch
Dentalienthone auftreten, von hier aus weiter nach Westen habe
ich sie nie wieder, beobachtet.
An der Betzenau (Ct. Aargan) folgt über den hier noch
ganz regelmässig entwickelten Parkinsoni-Schichten ein Cornbrash,
welches aus einem bei der Verwitterung weich werdenden eisen-
schüssigen Mergel besteht und tfhynch. varians in Massen, dabei
aber auch Terebrat. Fleischeri Opp. und Holectypus depressui Leske
sp. enthält.
Die ausgezeichnetste Lokalität für Cornbrash, 1 welche ich in
der ganzen Schweiz getroffen habe, ist der sog. Kornberg bei
Frick im Ct. Aargau. Das Gestein ist ein blauer oder blau-
grauer, roth verwitternder, sandiger, rauher Mergelkalk mit zollstar-
ken mergeligen Zwischenlagern. Ich sammelte dort auf den Feldern:
Amm. arbustigerus d’Orb., cf.MorrisiOpp., biftexuosus d’Orb., aspidoi-
des Opp., Chemnitzia Niortensis d’Orb., Phasianella Leymeriei d’Arch.,
Purpurina serrata Quenst. sp., Turbo delphinuloides d’Arch. sp.,
Davcmti d’Orb., Trochus Labadyei d’Arch., spiratus d’Arch., Ptero-
°era Myurus d’Orb., Pholadomya teüta Ag., ovuhtm Ag., Cypricardiq
rostrata Sow., Trigonia costata Park., angidata Sow., Astarte Zie-
teni Opp., Isocardia minima Sow., Mytilus imbricatus Sow., Lima
duplicata Münst., Helvetica Opp., Limea duplicata Hünst., /vtcula
costata Sow., Ostrea flabdloides? L'amk., Terebrat. Fleischen Opp.,
Rhynchon. varians Schloth. sp., spinosa Schloth. sp., Holectypus de -
pressus Leske sp., Hyboclypus gibberulus Ag., Clypeopygus Hugii
Ag., Pygurus Michelini Cotto., Cöllyrites ringens Desmonl., analis
Desmoul., Pseudodiadema cf. homostigma Ag., Acroscüenia granu-
lata Merian., Pentactinus Nicoleti Sow., Mondivaltia sp., Maean-
drina sp.
Man kann aus diesem Petrefactenverzeichnisse auf den Reich-
thum jener Fundstätte schliessen, indem ich nicht mehr als einen
Nachmittag darauf verwenden konnte, dort zu sammeln. Sehr
schön sind die Gasteropoden, welcfie ich von dort besitze,' nur
schade, dass sich die wenigsten der Species bestimmen Hessen.
Es ist merkwürdig, dass die Gasteropodenfaunen des Cornbrash,
von denen jetzt doch schon 3 oder 4 bekannt, meist so lokaler
Natur sind, . dass kaum eine der benannten Species an mehreren
Lokalitäten zugleich vorkommt. Es wunderte mich desshalb bei-
nahe, dass doch so viele Arten, wie ich sie* eben anführte, sich
mit so grosser Sicherheit mit den französischen Vorkommnissen
identificiren liessen.
Von hier weiter gegen Westen lassen sich im Cornbrash ge-
wöhnlich 2 Abtheilungen unterscheiden, eine obere, kalkige und
härtere, das was im Ct. Bern und Neuchatel gewöhnlich Dalle
nacree heisst, und eine untere mergelige und weichere, ge-
wöhnlich DiscoideenmergeL oder Marnes ä Discoiddes
oder auch in seinen etwas härteren Abänderungen Caleaire roux
sableux genannt. Der Name Discoideenmergel ist von dem
häufigen Vorkommen von Holectypus (früher Discoidea) depressus
hergenommen. Paläontologisch lassen sich die beiden Abthei-
lungen durchaus nicht trennen, denn was man unten findet, findet
man auch oben; nur oben etwas seltener und in schlechterem
Erhaltungszustände.
Von den Schichten des Cornbrash im Canton Basel gibt
Hr, Dr, Müller in den Berichten der Baseler naturforschenden
— 210 —
Gesellschaft*) eine sehr brauchbare Beschreibung. Auch dort
finden sich oben blaugraue oder hellgelbe Mergelkalke von feinem
Korn mit Amm. arbustigerus d’Orb., Lucina. jurensis d’Orb.,
Gresslya lunulata Ag., Pholadom. buccardium Ag., Ostrea Knorri
Ziet., Rhynch. varians Schloth. sp., spinosa Schloth. sp. Darunter
liegen Mergel, gelb oder braun, rauh sandig, welche die Seeigel
einschliessen, von denen angeführt werden : Hölectypus depressus
Leske sp., Clypeopygus Hugii Ag., Hyboclypus gibberulus Ag. etc.
Am Profil von Günsberg (Ct. Solothurn) folgt über
dem dünngeschichteten oberen Haüptrogenstein ein ungefähr 37'
mächtiger Complex von beinahe schieferigem, hellgrauem, sehr viel
Thon enthaltendem Kalk. Fossile sind in ihm nicht häufig, doch
fanden wir: Collyr. ringens Desmoul. und Pecten Bouchardi Oppel.
Es ist dies auch eine jene# Schichten, von welchen man nicht
weiss, ob man sie noch dem Hauptoolith, oder schon dem Corn-
brash zutheilen soll. . Erst über diesen liegen ganz unzweifelhafte
Cornbrash-Sqkichten mit Ter ehr at. Fleischeri Oppel, subbucculenta
Dew. Dann noch etwas höher: Amm. arbustigerus d’Orb., Wür-
tembergicus Opp., Pomp, sinistra Ag. sp.', Pholadom . delloidea Sow,
sp., Lima cf. omiw.Sow. sp., Helvetica Opp., Ostrea Marshi Sow.,
Cjollyr. analis Desm., Hölectypus depressus Leske sp.
Auf der Strecke zwischen Fr ick und Solothurn hatte ich
noch an einigen Stellen Gelegenheit, diese Schichten zu beobach-
ten und aus ihnen zu sammeln, so am Buchsfberg bei Ober-
buchsikeu (Gk Solothurn) und bei Birmensdorf (Ct. Aar-
gau), von welch letzterer Lokalität ich nur das Vorkommen von
Amm. aspidoides Opp. und Rhynch. Morieri Dav. erwähnen will.
Das Gestein ist dort abweichend von allen übrigen Lokalitäten
ausserordentlich eisenschüssig und eigenthümlich zerfressen. Auch
die , Fauna trägt einen eigentümlichen Charakter an sich und
zeichnet sich hauptsächlich durch das. häufige Vorkommen grosser
Arcaceen aus. Alle höheren Schichten bis zur Oxford-Gruppe
fehlen hier.
*) Dr. Alb. Müller, Geognoat. Beob. über das mittlere Baselgebiet,
Vetbaadl. der naturf. Ges. in Basel 1857, pag. 452 u. f.
Malm-F ormation.
Bräunet Jura 8 zum TheU und £, Weisser Jura <x— £•)
Je höher man in der Reihe der jurasischen Ablagerungen
steigt, desto grösser werden die Schwierigkeiten, die einzelnen
Schichten zu erkennen, zu sondern und erst vollends zu paralleli-
siren. Musste ich schon im mittleren Jura manche Streitfrage
berühren, und, so ungerne ich es that, gegen manche schon seit
lange geltende Ansicht mit aller Entschiedenheit auftreten, so ist
nun erst im obern Jura der Contro versen kein Ende mehr, denn
wie sich die Schwierigkeiten mehren, so mehren sich auch die
Verschiedenheiten der Ansichten, und es gibt kaum eine Gruppe
im oberen Jura, wohin nicht schon einzelne der in Frage stehen-
den Schichten successive wären untergebracht worden.
Dasjenige aber, was beim Studium des oberen Jura diese
beinahe unübersteiglichen Hindernisse bereitete, war in erster Linie
die ungenügende Kenntniss der Arten, indem bis jetzt kaum die
Hälfte der unterscheidbaren Species wirklich definirt waren, dann
aber auch die zu geringe Beachtung der von A. Gressly zuerst
angeregten Unterscheidung der Facies, welche, freilich von ihrem
Entdecker selbst nicht ganz richtig angewendet, doch allein bei
einer Bearbeitung der oberen Juraschichten uns sicher leiten kann.
Ersterem Uebelstande gründlich abzuhelfen, ist jetzt Oppel
eifrig bemüht, und gibt so, durch Aufstellung ton etwa 80 neuen
Arten dem Forscher das einzig zweckdienliche Mittel an die Hand,
die Schichten unter den verschiedensten Verhältnissen, unter denen
sie nur immer auftreten mögen, wieder zu erkennen.
Dennoch war es immer noch nicht leicht, wenngleich doch
viel leichter als früher, sich durch die unzähligen Schwierigkeiten,
welche sich im Anfänge, ehe man sich nur einigermassen orientirt
— 215 —
hatte, hindernd entgegen stellten, durchzuwinden; denn ein ein-
ziger Blick auf die beigefügte tabellarische Uebersicht wird ge-
nügen, um eine Vorstellung zu geben von den ausserordentlichen
Differenzirungen und Veränderungen, welche sich bei dieser Ab-
theilung des Jura in den verschiedenen Theilen der zu betrach-
tenden Länder in Hinsicht auf die Facies eingestellt haben, so
dass man wirklich in sehr Vielen Fällen das Aequivalent einer
Schicht in einer so gänzlich verschieden aussehenden, selbst oft
mit beinahe gänzlich veränderter Fauna auftretenden Bildung
nicht suchen möchte.
Freilich treten solche Verhältnisse nicht plötzlich ein, denn
ihre Wurzel liegt schon ziemlich tief, und die ersten Anfänge da-
zu finden sich schon im Unteroolith, in Gegenden, welche hier
nicht in Betracht kommen, vielleicht sogar im Lias, doch zeigen
sich die Umstände, welche solche Veränderungen bedingen und
herbeiführen konnten, hier nur ganz sporadisch, und sind so
untergeordneter Natur, dass sie keinen wesentlichen Einfluss auf
die Gestaltung der Facies erlangten. Der Hauptgrund dieser Ver-
änderungen nämlich, wie der Obere Jura sie in der Horizontal-
erstreckung seiner Schichten zeigt, mag .wohl in dem nun bald
massenhaft sich einstellenden Emporwuchern von Korallriffen zu
suchen sein, deren einige vereinzelnte auch schon aus dem Haupt-
rogensteine der Schweizer bekannt sind.
Solche Körallriffe deuten wohl immer auf Tiefseebildungen,
doch nicht sie allein hatten sich zur Zellt der Malm-Formation
dieser Meeresregionen bemächtigt: ungeheure Felder von Amor-
phozoen haben sieh daneben ausgebildet, anderen oft sehr ver-
schiedenartig gestalteten Organismen zur Wohnstätte dienend. An
gewissen Stellen aber gehen oft diese beiden ebengenannten Ent-
wicklungsarten plötzlich in die Facies der Küstenzone mit ihren
Schlammablagerungen über: eine Lagerstätte unzähliger Myarier.
Mit dieser Eintheilnng in Korallen-, Amorphozoen- und Myarier-
Facies ist es indess nicht so genau zu nehmen, und es soll damit
hauptsächlich nur bezeichnet sein, dass die Schichten im Ganzen
unter dreierlei Formen auftreten, welche man ungefähr mit diesen
Namen belegen könnte. Doch gibt es viele Gebilde in der Reihe
— 216 —
— 217 —
1. Zone des
218 —
— 220
mit welcher man dort sammeln kann, als auch wegen des Reich-
thums an Individuen, besonders von A. funatus, wenn auch we-
niger an. Arten. Ich erhielt dort in, kurzer Zeit : Bel subhastatus
Ziet., Amm. macrocephalus Schloth., Ilerveyi Sow., funatus
Oppel, Rehmanni Oppel, bullatus d’Orb., Rhynch. phaseolina
Eug. Deslongch.
Es ist nun zunächst der Canton Aargau, welcher unsere
Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Hier zeigen diese Schichten
ein ziemlich verändertes Aussehen: sie sind bis zu einer Mächtig-
keit von BO Fussen angewaclTsen, das Gestein ist ein gelber, rauh,
sandiger, oft etwas dolomitischer Kalk, welcher an einigen Lokali-
täten in sehr ausgedehnten Brüchen zu Bausteinen gewonnen
wird. Die Petrefakten kommen in diesem so mächtigen Schichten-
system durchaus nicht sehr häufig vor, und wenn man auch etwas
findet, so ist es nicht gut erhalten und löst sieh sehwer aus dem
Gestein. Einige bessere Fundorte bietet das Frickthal in der
Umgebung von Bötzen und Hornussen, doch ist die Arten-
zahl immer ziemlich gering; was man einigermassen häufiger findet,
ist Amm. macrocephalus und funatus . Ich sammelte an den an-
gegebenen Stellen: Bel. subhastatus Zieh, Amm, macrocephalus
Schloth., -Herveyi Sow., tumidus Rein, sp., calvus Sow., hecticus i
Rein, sp., cf. anceps Rein., Terebrat, subcanaliculata Opp.
Weiter nach Westen nimmt die Mächtigkeit dieser Schichten
sehr rasch wieder ab, in demselben Yerhältniss wächst aber
auch ihr Eisengehalt, so dass sie im Canton Basel, so eisen-
schüssig sind, dass sie von Herrn Dr. Müller mit den dunkel-
roth gefärbten Eisenoolithen der Ornatenschichten zusammenge-
werfen werden.
Diese Art der Entwicklung dauert indess ebenfalls wieder
nicht sehr lange an, denn bei Günsbcrg in der Nähe von Solo-
thurn erheben sich diese Schichten schon wieder zu einer
Mächtigkeit von 28'. Es sind hier graurothe eisenschüssige Kalk-
mergel in dickeren und dünneren Bänken, hie und da ein Oolith-
korn enthaltend, welche diese Schichten darstellen. Petrefakten
sind nicht gerade sehr häufig darin, dennoch fanden wir einige
sehr bezeichnende Arten, wie: Amm. macrocephalus Schloth.,
— 224 —
— 225 —
Diese Eisenoolithe bilden den Typus für die Entwicklung der
Ornaten-Schicbten in der Schweiz. Die Grundmasse des Ge-
steins ist ein hochgelber oder rother, sehr eisenschüssiger, ausser-
ordentlich thonreicher Steinmergel, welcher indess so dicht mit
Eisenoolithkörnchen gespickt erscheint, dass man ihn kaum zu
beobachten im Stande ist. Der Eisenreiohthum hat schon zu
manchen industriellen Unternehmungen Anlass gegeben, wie z. B.
gleich im Fr ick t hal e diese Lager abgebäut wurden, doch hat
der Mangel an Brennmaterial in jenen Gegenden denselben immer
bald wieder Einhalt gethan.
Uns zunächst nach dem Canton Aargau wendend, sind es
die Fundorte des eben genannten Thaies, welche zuerst unsere
Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Im Allgemeinen ist der
Reichthum an eingeschlossenen Thierresten nicht gerade sehr aus-
gezeichnet zu nennen, doch aber begegnet man einzelnen sehr
günstigen Lokalitäten. Die Sonderung beider Zonen ist, da beide
eine durchaus gleiche Gesteinsbeschaffenheit zeigen, nur da aus-
zuführen, wo die Schichten etwas mächtiger entwickelt erscheinen,
doch bleibt es auch dann eine ziemlich schwierige Sache, und es
muss dann mehr Zeit zum Sammeln in diesen Schichten zu Ge-
bote stehen , als mir zu verwenden gegönnt war. Dass indess
beide Zonen aufs Deutlichste vertreten sind, geht aus der fol-
genden Liste hervor. Ich sammelte nämlich aus den Ornaten-
. Oolithen theils von Bötzen, theils von Uecken im Frickthal
folgende Arten: Bel. Calloviensis Opp., Amm. anceps Rein, sp.,
punctalus Stahl, lunula Ziet., Jason Rein. sp„ Pollux Rein, sp.,
curvicosta Opp.; Amm. athleta Phill., ornatus Schloth., annularis
Rein, sp., Orion Opp., Fraasi Opp., denticulatus Ziet., Terebrat.
Sandberg er i Desl., Mespilocrinus sp.
So abweichend nun diese Schichten des A. ornatus in ihrer
Gesteinsbeschaffenheit von den Ablagerungen gleichen Alters in
Schwaben gebildet erscheinen, so übereinstimmend und ähnlich
bleiben sich dieselben in ihrem weiteren Yerlaufe nach Westen,
namentlich in den Vorderketten des Jura (Kette des Weissen-
stein und Hauen stein). Ueberali findet man sie hier als
sehr dunkel gefärbte Eisenoolithe, von meist ziemlich geringer
— 227 —
Punkten, ich selbst aber hatte nur bei Pouillerel in der Nähe
von La-Chaux-de-Fondä Gelegenheit, dieselben zu beob-
achten. Wenn man nämlich bei dem Dorfe Pouillerel die
Brüche, in denen die sog. Dalle nacröe, welche hier sehr dünn
geschichtet auftritt, als Dachschiefer gewonnen wird, durchschritten
hat, so findet man in dem letzten derselben, welcher indess schon
verlassen ist, im Hangenden der Schiefer die Macrocephalus-
Schichten, bedeckt von den Ornaten-Oolithen anstehend. An
einigen Stellen des Bruches ist es leicht, Stücke der 2 Fuss kaum
übersteigenden Schicht herauszuarbeiten, welche beim Zerklopfen
eine reiche Ausbeute, besonders an Seeigeln liefern. Ich erhielt
dort nach kurzem Sammeln: Bel. Calloviemis Opp„ Amm. anceps
Rein sp., punctatus Stahl, hmula Ziet.; Amm. athleta Phill., annu-
laris Rein sp., ornatus Schloth., denticulatus Ziet., Lima sp. nov.f,
Tetebrat. Sandbergeri Deal., dorsopltcata Desl., Hölectypus Ormoi-
sianiis Cot., Millericrinus sp.
Eine Ausnahme von diesen eben dargestellten Entwicklungs-
arten des oberen Kelloway macht nun allein der nördliche Theil
des Canton Bern in der Gegend von Delemont. Sind in
allen übrigen Gegenden des schweizer Jura die Zonen des
Amm , anceps und athleta durch gleiche Gesteinsbeschaffenheit und
geringe Mächtigkeit so innig verbunden, dass eine Trennung
beider kaum möglich erscheint, so sondern sie sich hier aufs
bestimmteste, indem die untere, die Zone des A. anceps durch
graue harte Kalke mit sparsamen Oolithkörnern, die darüber
lagernde, die Zone des A. athleta , aber durch gelbgraue schieferige
Thone, in denen die Petrefakten zusaifcmengedrückt liegen, ver-
' treten ist. Es hält indess ziemlich schwer, diese Schichten zu
beobachten, und ich kenne nur eine einzige Lokalität, wo diess
möglich ist; an allen anderen Stellen aber, wo man die Grenz-
schichten zwischen Oxford und Kelloway zu finden hofft, sind
Oxfordmergel verdeckt.
Wenn man von dem N.W. von Delemont gelegenen Orte
MoYelier die Landstrasse nach Ederschwyler {üudervelier)
verfolgt, so sieht man erst links oben an der Strasse die Oxford-
— 229 —
Berg bei meinen für die Königl. Geognostische Untersuchungs-
Commission im vergangenen Herbste gemachten Aufnahmen ge-
nau zu studiren und folgendes Profil zu entwerfen:
1) Ornatenthone, nach oben Geodenlage mit A. Arduennensis.
2) Glauconitische Kalkbank.
3) Gelblichgraue oolithische weiche Kalkmergel mit festeren,
knolligen Bänken: Amm. callicerus , semiplanus , Aarolieus,
canaliculatus.
4) Feste knollige Kalkbank mit Amm. Marantianus.
5) wie 3, aber ohne Versteinerungen.
6) Wohlgeschichtete Kalke (Werkbank-Kalk Gümbel), Amm.
Fialar.
7) Graue weiche Mergel mit festeren Bänken und Schwefelkies-
Ausscheidungen: riesige Planulaten, Amm. tenuilobatus , iphi-
8) Unregelmässig geschichtete, massige, plumpe Kalke mit Kiesel-
ausscheidungen : viel Scyphia, - Ter. bisufarcinata, Rhynch,
lacunosa , Amm. tenuttöbatus , acantkicus.
9) Graulichgelber Dolomit, zuckerkörnig, ohne Kiesel: Ter.
bisufarcinata, Rhynch. lacunosa.
Die Fortsetzung dieses Profils nach unten bildet der braune
Jura mit seinen Eisenoolithen, seinen Eisensandsteinen, bis endlich
am Fusse des Berges die untere Grenze der OpalinusthOne sich
unter den Ablagerungen des Diluviums verbirgt.
230 —
231
Fussen an. Ihnen folgen, rechts Von der Strasse anstehend,
auch von Dr. Schrüfer erwähnt
2) einige Bänke wohlgeschichteten mergeligen Kalkes 7 — 10'
mächtig. Die Kalke sind nicht sehr hart, meist undeutlich
oolithisch, sehr arm an Fossilen.
3) Weiche , sehr thonige Scyphien-Lage 15—20' mit ziemlich
vielen Petrefacten: Rhynchondla lacurwsa tritt zum ersten-
male auf, ebenso Ter. bisuffarcinata, Amm. Aarolicus Opp.,
Lochensis Opp., microdamus Opp. nicht selten ausserdem noch
viele Brachiopoden, Echinodermen , Bryozoen und Amor-
phozoen.
4) Massige, deutlich geschichtete sehr harte und homogene Kalke
mit Ausscheidungen von Kiesel in Butzen und Knollen mehr
als 30' mächtig, in einem Steinbruche zu Strassenmaterial
ausgebeutet. Petrefakten verkieselt: Rhynrhonella lacunosa.
Terebr. bisufarcinata, Echinodermen, Scyphien.
6) Die mergeligen Zwischenlagen, welche sich zwischen den
Bänken der vorhergehenden Kalke befanden, werden nach
und nach mächtiger, bis endlich die Decke der Kalke eine
6—8' mächtige Lage röthlich, grünlich oder gelblich bunten,
weichen Mergels bildet, welche das Hauptlager für die Petre-
fakten ausmacht, indem dieselben hier am häufigsten Vor-
kommen. Ich will nur anfiihren: Amm. platynotus Eein. ep.,
stephanoides Opp., aitemans Buch., trachinotus Opp., Alte-
nensis d’Orb.
6) Graue, weiche, wohl^lschichtete Mergel, regelmässig mit
festeren Bänken wechselnd ungefähr 15'. Sie stimmen petro-
graphisch genau mit Schicht Nr. 7 des vorhergehenden Pro-
fils und schliessen wie diese riesige Planulaten in Menge ein.
Amm. polyplocus.
Bis hieher waren alle Entblössungen, ausgenommen Schicht
Nr. 2, .an der linken Seite der Strasse. Von da an wird aber
die Aufeinanderfolge der Schichten etwas undeutlicher, indem die
unmittelbare Ueberlagerung nur mehr selten beobachtet werden
und nur einzelne Steinbrüche, welche sich rechts unten von
der Strasse finden, deren Gesteine aber wegen der Neigung der
— 232 —
Schichten als die vorigen überlagernd angesehen werden müssen,
bieten bessere Aufschlüsse. Es folgen also auf diese Weise:
7) Dunkel blaugraüe oolithische, sehr harte Kalke,' regelmässig
geschichtet in dicken Bänken. Sie verwittern gelb und wer-
den dann etwas weichör, so'dass sich einzelne Versteinerungen,
wie 4mm. dentatus herausschälen lassen.
8) Gelbe weiche Mergellage, 4— 5' mächtig, mit sparsamen Petre-
fakten. Sie überlagert die vorhergehenden unmittelbar, und
steht auch an der Strasse hoch über Schicht Nr. 6 an. Sie
enthält 4mm. dentatus , tenuilobatus, Rhyneh. lacunosa und viele
andere. Den Schluss des ganzen Profils machen endlich
9) Hellgefärbte, wohlgeschichtete, ziemlich massige Felsenkalke
mit sehr bedeutenden Ausscheidungen von Kiesel. In ihnen
ist der letzte Steinbruch angelegt. ,
Erst, weiter gegen das Innere des Plateaus treten dann die
Dolomite in grösseren Stöcken und Kuppen auf.
Eine ähnliche Schichtenfolge zeigt sich noch an vielen Stellen
- der Umgegend von Schesslitz, doch sind dann meist die Schich-
ten Nr. 7 und 9 durch weichere Gesteine ersetzt, so dass der
Steilrand des Plateaus durch die Felsmassen gebildet wird, welche
ich im Profile mit Nr. 4 bezeichnete. An den eigenthümlich zer-
rissenen Formen, welche die. steilen Abstürze bilden, erkennt man
diese Schichten schon von weitem als Scyphien-Kalke und unter-
scheidet sie leicht von den in negelmässigen Wänden ansteigenden,
wohlgeschichteten Kalken Nr. 6 des Profiles vom Staffelberg.
Mit zwei weiteren höchst interessanten Profilen hat uns Herr
Bergrath Gümbel in seinem Aufsatze : „Die Streitberger
Schwammlager und ihre Foraminiferen-Einschlüsse“ *) bekannt ge-
macht. Dieselben finden sich in den Umgebungen des Bades
Streitberg und sind interessant wegen der geringen Entfer-
nung, in welcher sie von einander auftreten. Betrachten wir
zuerst die rechte Thalseite, so finden sich an vergeh iedenen Ent-
blösungen:
1) Ornateathone: dunkle, fette Schieferthone mit Bel. Calloviensis,
nach oben Geodenlage mit A. Lamberti uni biarmatus.
*) Württeml. natqrw. Jahresh. 1862, pag. 192.
— 233 —
2) Röthlichgraue, harte, knollige Kalke mit. grünen Oolitbkürnern,
Amm. hispidus.
3) Meist von Schutt bedeckt und beinahe durchgängig nur durch
Schürfe deutlich zu erkennen: Graue, weiche Mergel, »nach
unten noch Körnchen grünen OoolitheS enthaltend: Amm.
hispidus, Oegir.
4) (A 1 Gümb.) Grünlichgraue, krümmelige Mergel mit festeren
knolligen Bänken: Amm. Arolicus Opp., semifalcatus Opp.,
microdomus Gpp., älternans Buch., Bel. pressulus Quenst.
Viele Brachiopoden, Echinodermen, Bryozöen, Foraminiferen,
Amorphozoen.
5) Spongiten-Kalke in ziemlich dicken Bänken mit dünneren,
weicheren'Zwischenlagen. Ausser den in der vorhergehenden
Schicht angeführten Sachen: Amm. Loehensis Opp;, Haußianus
Opp., PicMeri Opp., tricristatus Opp., bimammatus Quenst.,
Bel. unicanaliculatus Ziet.
6) Wohlgeschichtete feste Kalke in regelmässigen Bänken (obere
Abtheilung des Werkbankkalkes, Gümb.). Amm. polyplocm
Rein. sp.
7) Graue weiche Schiefermergel mit festeren Bänken: Amm.
pdyplocus Rein, sp., tenuüöbatus Opp., acanthicus Opp.,
involutus Quenst. etc.
Die beiden letztgenannten Schichten zeigen dieselbe Eigen-
thümlichkeit, wie die obersten Lagen des Profiles von Würgau,
indem sie nämlich im Schänergraben mit anderen Gesteinen
auftreten als an anderen nahe gelegenen Lokalitäten. An der
ebengenannten Stelle wird nämlich Schicht Nr. 6 dargestellt durch
massige 50' mächtige Scyphienkalke, Nr. 7 aber durch hellge-
färbte, wohlgeschichtete Kalke mit Kieselausscheidungen.
. Etwas anders erscheint die Schichtenfolge an dem Gehänge,
welches die linke Thalwand bildet. Am Plateansteilrand sind
hier die ruppigen, plumpen Scyphienkalke ganz verschwunden,
dafür erhebt sich in einer steilen Wand eine Reihe wohlgeschich-
teter Kalke, deren Fuss meist mit einer Schutthalde umgeben ist.
Wo . aber Entblösungen sind, zeigt sich folgende Schichtenfolge:
1) Omathenthone.
— 234 —
2) Röthlichgraue Kalke mit grünen Oolithkörnern, gleich cler
Schicht Nr. 2 des vorhergehenden Profils.
3) Graue weiche Schiefermergel mit undeutlichen verrosteten
Kieskernen kleiner Ammoniten: Amm nudisiphof Opp.
4) Graue Mergelkalke, etwas fester als die darunter liegenden
Mergel, in regelmässige Bänke geschichtet: Amm. iimamma-
tus Quenst., semifalcatus Opp., Arolicus Opp., microdomus
5) Weisser Werkbankkalk: Weisse, harte, homogene, schwer
verwitternde Kalke , von splittrigem bis flachmuscheligem
Bruch; oft in 30 — 50' hohen Wänden anstehend: Amm. tra-
chinotus ? Opp., Altenensis d’Orb., iphicerus Opp., polyplocus
Rein. sp., Pholadom. acuminata.
6) Grauer Mergelkalk, und schiefriger Mergel in regelmässigen
Lagen wechselnd,, die festen Schichten indess doch unterge-
ordnet, sparsame Schwefelkies-Ausscheidungen: Riesige Pla-
nulaten und Inflaten, Amm. tenuäobatus Opp., Gümbeli Opp.,
aeanthicus Opp., stephanoides Opp., polyplocus Rein, sp.,
Avicula similis Gdf. sp., Ostrea Roemeri Quenst. Diese
Schicht entspricht genau der Schicht Nr. 7 des vorhergehen-
den Profiles und ist eigentlich nur die horizontale Fort-
setzung derselben, denm sie weicht auch in petrographischer
Beziehung nicht davon ab.
Was nun von Schichten höher folgt, ist beiden Profilen, dem
vorhergehenden wie dem eben in Rede stehenden gemeinschaftlich,
doch sind die Gebilde nicht mehr sehr mannigfaltig, massige
Scyphien-Kalke "und Dolomite sind das einzige, was die Schichten-
reihe nach oben fortsetzt.
Um nun noch einen weiteren Typus, welcher ebenfalls in
Franken sehr verbreitet, aber bis jetzt aus diesen Gegenden
noch wenig bekannt ist, zu berühren, will ich noch ein Profil
aus der Gegend von Weissenburg anführen. Die Schichten-
reihe , wie man sie an mehreren Profilen in der Gegend .von
Thalmässing (Waitzenhofen, Reinwatzhofen etc.) und
Weissenburg (Haard, Sachseiberg, Wülzburg etc.) be-
obachten kann, ist im Allgemeinen folgende:
— 235 —
1) Ornatenthone : Bel, Calloviensis.
2) Lage harter grauer Mergelknollen mit 4mm. perarmatus Sow.,
plicatüis Sow., Bel, hastatus Blain v.
3) Graue thonige Kalkbänke 2— 3', Fossile verkalkt: Amm. Oegir
Opp., plicatüis Sow., Marteüi Opp., Bel. hastatus Blainv.
4) Graue, weiche Thone mit nur sparsamen festeren Bänken.
Petrefakten verkiest: Amm. Arolicus Opp., alternans Buch.,
, plicatüis Sow,, Bel. pressulus Quenst., unicanaliculatus Ziet.,
Ter. impresso, Buch.
5) Hellgefärbte, feste Kalke, oft durch Steinbrüche aufgeschlossen
(Oberhochstadt bei Weissenburg), durch zwischen die Bänke
aufgenommene Thon-Schichten allmähiig in die darunter lie-
genden Impressa-Thone übergehend: Amm. # semifalcatus Opp.,
flexuosus Miinst., Bel. unicanaliculatus Ziet., Aptych. lameüosus.
6) Hellgefärbte, meist gelbliche, sehr feste- Kalke, von feinem
Korn und flachmuscheligem Bruch, den vorhergehenden sehr
ähnlich und von ihnen sogar häufig petrographisch gar nicht zu
unterscheiden, jedoch eine gänzlich verschiedene Fauna ein-
schliessend, nämlich: Amm. nimbatus Opp., modestifomi# Opp.,
canaliferus Opp., Gümbeli Opp., bidentosus Opp., tenuÜobatus
Opp., Frotho Opp., dentatus Rein, sp., alternans Buch., gra-
cilis Ziet., litocerus Opp., Wenzeli Opp., Strombecki Opp.,
compüts Opp n microplus Opp., Altenensis d’Orb., circumspino-
sus Opp., liparus Opp., iphicerus Opp., acanthicus Opp., in-
volutus Quenst., FrischUni Opp., Gcdär Opp., platynotus
Rein, sp., striolaris Rein, sp., lepidulus Opp., stephanoides
Opp., thermarum Opp., polyplocus Rem, sp., Bel. unicanah-
culatus Ziet.*), Pholadomya clathrata Münst., Avicula simüiv
Gdf. sp.
7) Scyphienkalk und Dolomit. 1
Betreten wir wieder schwäbisches Gebiet, so ist es vor
Allem das ausgezeichnete Profil der Geisslinger Steige, wel-
ches vielfachen Aufschluss gewährt Ich will indess hier nur auf
*) Diese aufgezahlten Arten liegen in der hiesigen paläontologischen
Sammlung, und werden auch von Prof. Oppel, Pal&ontol. Mittheil.
II. Bd. pag. 183 von Thalmässing angeführt.
— 236 —
dasselbe aufmerksam machen , ohne es einer genaueren Bespre-
chung zu unterwerfen, indem ich weiter unten wieder darauf
zurückkommen werde. An anderen Punkten der Gegend um
Bo 11 stellt sich die Schicbtenfolge wohl sehr ähnlich, doch in
manchen kleinen Partieen etwas abweichend dar, und ich will,
um diess zu zeigen, hier ein Profil des Berges, welcher sich un-
mittelbar hinter Bo 11 und Gammelshausen erhebt, nämlich
des Kornberges folgen lassen. Die Ornatenthone sind hier
nur an wenigen Stellen deutlich aufgeschlossen, die darüberfol-
gende Geodenlage aber lieferte mir ein recht gutes Exemplar von
Amm. Lamberti Sow. Daran schliessen sich an:
1) Impressa-Thone , graue, mergelige Scbieferthone mit spar-
samen festeren Bänken. Bei der Verwitterung laufen sie
gelb an. Sie schliessen viele Schwefelkies-Concretionen ein,
und die Petrefakten sind ebenfalls verkiest. Ich sammelte:
Amm. Arolicus Opp., aUernam Buch., caUkerus Opp., Bel.
unkanaliculatus Ziet., Ter. impressa Buch.
2) Die festeren Bänke vermehren sich nach oben sehr, die
weichen Lagen beinahe ganz verdrängend. Sie bestehen aus
nicht sehr hartem, splittrig brechendem, grauem, thonigem
Kalk, und laufen bei der Verwitterung ebenfalls gelb an.,
Verkiesung verschwindet ganz und die Fauna wird eine än-
dere: Amm. Mararitiarms d’Orb., bimammatus Quenst., Bd.
unicanaliculatus Ziet. Nr. 1 und 2 zusammengenommen er-
reichen hier ungefähr eine Mächtigkeit von 60—80 Fussen.
3) Gelbgraue, weiehe Mergel, mit ziemlich engstehenden festeren
Bänken und Ausscheidungen von Schwefelkies : Amm. pdp-
plocus Bein, sp., acanthicus Opp., terwilobatus Opp., Pholad.
clathrata Mttnst., Isoarca transversa Münst., Terebrat. sp.
(Quenst. Jura t. 79, fig. 14—16) verkalkt in den festeren
Bänken ; Brut von planulaten Ammoniten, Seeigel und Tere-
brateln verkiest in den weichen Schichten.
4) Massige Scyphien-Kalke mit unzähligen Exemplaren von
Rhynch. lacunosa Schloth. und Terebr. bisußarcinata Schl.
Sehr lieb wäre es mir gewesen, wenn ich nun auch noch
ein Profil der Balinger Gegend, wo die viel bestrittenen
— 237 —
Scyphien-Schichten an den Lochen und am Hörnle besonders
in neuerer Zeit die Aufmerksamkeit der Geognosten auf sich
zogen, hätte geben können, doch ist mir diess leider versagt, und
ich kann hier nur zufolge einiger mir gemachten Mittheilungen
angeben, wie sich im Allgemeinen dort die Schichtenfolge darstellt.
üeber den Ornatenthonen schliesst sich 1) dort ganz regel-
mässig das Geodenlager , in dunkle mit Bel. hastatus angefüllte
Thone eingebettet, an, welches Amm. Lamberti beherbergt. Es
wird bedeckt 2) von einigen grauen, splittrig brechenden Kalk-
bänken, dem Lager von Amm. transversarius Quenst., Ardicus
Opp., canaliculatus Buch., stenorhynckus Opp. u. s. w. Diese
Bänke sind sehr häufig verdeckt vom Schutte der abgewitterten
Impressathone, 3) welche unmittelbar darüber folgen. Dieselben
Versteinerungen, weiche verkalkt in den ebengenannten festen
Bänken sich finden, kehren verkiest hier wieder, nur A. trans-
versarius wurde bis jetzt noch nicht aufgefunden, während Ter.
impressa den tieferen Schichten fehlt. Am Hörnle lagern nun
über diesen Impressathonen 4a., Scyphien-Schichten, in denen sich
Amm. bimmammatus in Gesellschaft von Amm. Lochensis, send-
falcatus, nderodomus, tricristatus etc., vielen Brachiopoden, Echino-
dermen und Amorphozoen findet. Am Hundsrück bei Streichen
aber liegen über den Impressathonen 4b., wohlgeschichtete Kalk-
bänke, in denen Amm. Marantianus und trimarginatus die Haupt-
leitmuscheln bilden, üeber beiden Arten der Entwicklung, sowohl
wie sie uns am Hörnle, als auch wie sie uns am Hundsrück
entgegen tritt, schliessen sich wohlgeschichtete Kalke an, welche
endlich in die Mergel und die massigen Scyphienfelsen übergehen,
welche dem Amm. tenuüobatus und seinen Begleitern zur Lager-
stätte dienen.
Obwohl nun Baden streng genommen, nicht mehr in das
Bereich meiner Betrachtung Mit, so will ich dennoch nicht an-
stehen, ein Profil, welches ich am Buchberg bei Aehdorf auf-
zunehmen Gelegenheit hatte, und welches wenigstens die Grenz-
schichten zwischen Oxford- und Kelloway- Gruppe durchschneidet,
hier anzuführen. Das Profil liegt an einer steilen Halde blos, an
welcher man sich oft nur mit Gefahr hinaufarbeiten kann. Mit
— 238 —
dem Sammeln ist es bei der oft sehr unbequemen Stellung, welche
man annehmen muss, um sich nur fest zu halten, freilich etwas
schlecht bestellt, dennoch kann man manches Hübsche auflesen,
was ausgewittert und dann an den etwas feuchten Thonschichten
kleben geblieben ist.
Nachdem man also die obere Abtheilung der Opalinusthone,
die Murchisonae*Schichten und so den ganzen Dogger, die Bath-
gruppe mit inbegriffen, überstiegen hat, gelangt man endlich schon
in beträchtlicher Höhe an die Zone des Amm. macroeephalus.
Diese wird bedeckt von einem dunkeln sehr eisenschüssigen Thon,
welcher einzelne Oolithkörner in sich birgt. Yon Petrefakten
war nichts weiter aufzutreiben als ein Bruchstück von Bel. catto*
viensis . Wie hier die Lambertiregion beschaffen sei, konnte ich
nicht sehen. Es scheinen sich unmittelbar über jenen eisenschüssigen
Thonen weisse, theils auch grünliche mergelige Schichten anzu-
sehliessen. Diese enthalten eine Unzahl von Petrefakten, unter
denen sieh namentlich viele Scyphien auszeichnen, ausserdem
sammelte ich Amm. Aroltcus Opp., Baehianus Opp., Erato d’Qrb,,
(dternans Buch., Rhynch. lacunosa Schloth., Ter. micleata Schloth.,
Birmemdorfensis Escher, und vieles Andere. Diese Schicht er-
reicht nur eine Mächtigkeit von 2— a' und geht dann in ausser-
ordentlich mächtige, weiche, grünlichgraue Mergel mit verkiesten
Petrefakten über: Ter. impressa kommt hier vor, gehört aber zu
den Seltenheiten; ausserdem findet sich: Amm. Arolicus Opp.,
altemcms Buch., plkatüis Sow. In der Oberregion der Mergel
stellen sich immer häufiger feste Bänke ein, welche endlich die
Mergel ganz verdrängen und dann in einer hohen steilen Mauer
aufsteigen. Ueber die Fauna dieser Schichten weiss ich nichts
zu sagen, da es mir nicht möglich war, an dieselben vorzudringen.
So gelangen wir denn endlich wieder in das Gebiet der
Schweiz, und zwar an das Profil jenes Berges, welcher durch
die ausgezeichneten Untersuchungen des Herrn C. Möscfc eine
Bedeutung erlangt hat, wie keine zweite Lokalität in dem ganzen
hier in Betracht kommenden Gebiet. Es ist der Geissberg an
der Aar bei Brugg im Canton Aargau, auf welchen ich zu-
nächst die Aufmerksamkeit lenken möchte.
240 —
ausschliesslich aus Pelecypoden, denen sieh einige Gaster-
opoden beigesellen. Ich will nur nennen: Panop, varians
Ag. sp., Pholadom. concinna Sow., parcicosta Ag., Goniom.
inflata Ag., Pema complanata d’Orb., Gryphaea controversa
Rom. etc. Darauf liegen die,
5) Crenularis-Schich ten , buntfarbige, oolithische Kalke, in
ihrer Oberregion ein Scyphienlager enthaltend. Unter den
Fossilen besonders Planulaten häufig, ausserdem Amm. semi-
falcatus Opp., bimammatus Quenst., Streichens^ Opp., Ter . cf.
Baugieri d’Orb., Pholadom. tumida Ag., parcicosta Ag., Peclen
Verdati Thurm., Hemicid. crenularis Ag., Stomechinus lineatus
Gilf. sp., Diplopodia Änonii Ag., Cidaris florigemrha Phill. etc.
Die Mächtigkeit dieser Schichten beträgt nicht mehr als 12
bis 15'. Die Decke dieses so ausserordentlich wichtigen Ge-
bildes. stellen nun folgende Schichten dar :
6) Caprimontana-Schichten (Mösch). Meist gelbe feste
Kalke mit starken thonigen Zwischenlagen, gegen 20' mäch-
tig: Rhabdocid. caprmontana Des., Collyr. brevis, Ter. cf.
Baugieri d’Orb., Pent. subteres.
7) Weisse Kalke: Thonfreie Kalkbänke, durch Verwitterung
in kreideweisse Brocken zerfallend: Amm. lingulatus, Pleurotom.
suprajurensü und mehrere Pelecypoden. Mächtigkeit 10—12'.
8) Knollenschicht: Lage graulicher und grünlicher in Mer-
gel eingebetteter Knollen, einzelne Scyphien einschliessend,
am Geissberg meist nur 1' mächtig. Cidaris Suevica Quenst.,
Ter. substriata, bisufarcinata, loricata, cf. trigonella, Ceriopora
angulosa.
9) Letzi-Schichten: Glasig-spröde, beinahe thonfreie Kalke ,
von flach muschligem Bruch, an den Rändern etwas durch-
scheinend, 82' mächtig: Pent. subteres , Amm. lingulatus etc.
Es schliessen sich hieran nun noch 2 Schichten an, welche
zwar auch aih Geissberg noch recht schön und deutlich ent-
wickelt erscheinen, Tür welche indess diese Lokalität doch nicht
als typisch betrachtet werden kann. Da es aber hier doch vor
der Band hauptsächlich auf die Schichtenfolge ankommt, will ich
das Profil vom Geissberg fortsetzen und weiter anführen:
mit in
lagern '100': Phcladom. parcicosta, exaltaia, simüis, Panop.
5) Undeutlich oolith. Mergel,
6) Graue mergelige Kalke
7) Bläulich-grauer Kalk 17'.
8) Weisse, undeutlich oolithische Kalke mit Nerineen.
Aehnlich wie dieses Profil, jedoch in manchen Theilen nicht
unwesentlich davon abweichend, zeigt sich die Schichtenfolge am
Fringeli, jenem weltberühmten Fundorte für die Echinodermen
und Radialen des Terrain & chailles. Es bildet dies, Profil den
Typus für die die , Yogesen-Halbinsel umsäumenden Bil-
dungen, während die Ablagerungen in den Yerderketten sich
i 100' : Cidaris ßorigemma , Hemicid.
{ crenularis, Glyptic. hieroglyphicus
j Agaricien, Astreen , AnthophyUeen.
— 243 —
— 244
— 245 —
auch die Oxford-Gruppe dem Forscher sich darstellt. Aus dem
Gebiete der Scyphien treten wir nach und nach in das der Pele-
cypoden, von hier allmählig ins Reieh der Korallen, bis auch das
im Canton Neuchätel die Grenze seiner höchsten Blftthe, die Ufer
der Yogesen-Halbinsel, überschritten hat.
Bei all diesem Wechsel in der Gestaltung, dieser Mannig-
faltigkeit in der Form aber lassen sich dennoch feste Anhalts-
punkte finden, unverrückbare Horizonte .feststellen, welche dann,
hat man sie einmal richtig erfasst, plötzlich eine grosse Klarheit
in das scheinbar undringliche Gewirre der Thatsachen bringen.
Allein mittels der Einschlüsse an organischen Resten erscheint
diess indess möglich, und zwar sind es aus diesen auch wieder
hauptsächlich die Cephalopoden , welche bestimmtere Anhalts-
punkte bieten. Ich will daher in der nachfolgenden Tabelle ter-
. suchen, alle diejenigen Schichten der eben durchgegangenen Pro-
file, in welchen die gleichen oder wenigstens einige gleiche Arten
sich finden, zu einander in Beziehung zu bringen.
Staffelberg.
ir
b) pag. 834.
Ä.
ÄS.
p^sss.
pag. 237.
pag. 239.
r::
pag. 243.
?ÄSi
pag. 244.
Nr
Nr
7.
6.
Nr. 8.
Nr. 7.
Nr. 6.
Nr. 5.
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hiebt
7. i
6.
Schicht
Nr. 6.
Nr. 5.
Nr. 6.
Schicht
Nr. 4.
Nr. 3.
Schicht
Nr. 7.
Sfr. 6.
Nr. 5. |
Schicht
Nr. 10:
Schicht
Nr. 7.?
Schicht
Nr. 6.??
Schicht
Nr. 5.
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Nr
Nr
5.
Nr. 8.
5.
4.
Nr. 4.
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Nr. 5.
Nr. 6.
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3.
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Nr. 1.
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Nr. 1.
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Nr. 1.
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Nr. 1.
Ornaten-
Ornaten-
i
i.
laten-
Nr. 1.
. Nr. 1,
Nr. 1. ,
—
— 247 —
So haben wir denn also in der Oxford- Gruppe vier Unter-
abtheilungen oder Zonen erhalten, nämlich:
die Zone des Amm. tenuilobatus ,
„ „ „ Amm, bimammatus und Cidaris florigemmoy
,, „ „ Amm. transversarms , endlich
Diese vier Namen hat Oppel gegeben und zwar die der drei
oberen Zonen erst neuerlich im II. Bande seiner paläontologischen
Mittheilungen, die unterste aber hatte ihren Namen schon in der
„Juraformation“ erhalten, schloss aber damals noch zugleich die
Impressathonp in sich, welche jetzt davon abgetrennt und mit der
höheren Zone vereinigt sind.
Dass die Oxfordgruppe wohl in mehr als in zwei Abthei-
lungen zu zertrennen sei, wurde schon länger erkannt; es fehlte
aber bei allen Versuchen, welche in der Art auch angestellt wer-
den mochten, immer an den geeigneten paläontologischen Anhalts-
punkten. Am meisten Erfolg bei ihren Bemühungen hatten noch
die schweizer Geologen, wenn auch gleich jener ausgezeichnete-
Forscher C. Mösch, welcher schon im Jahre 1856*) die Sache
vollständig richtig erkannt hatte, und demzufolge anch'sehr lebhaft
gegen die in Schwaben gebräuchliche Einteilung des oberen
Jura agitirte, bis in die neueste Zeit mit seinen Ansichten ver-
einzelt dastand. Er war es, welcher zuerst auf zwei weit über
einander liegende Scyphien-Schichfcen aufmerksam machte, und so
nachwies, dass Seyphien-Lager nicht allein in einer oder zwei Ab-
teilungen des Oxfords, sondern in den aller verschiedensten
Schichten auftreten können. Er hat in neuerer Zeit die Stell-
vertreter des Terrain ä chailles im Aargau nachgewiesen, und
mag vielleicht auch in manchen anderen Punkten seines kürzlich
veröffentlichten kleinen Aufsatzes**), welche uns bis jetzt etwas
parodox erscheinen, mit seinem eigentümlichen Takt die geo-
gnostischen Parallelen herauszufinden, dennoch nahezu das Richtige
*) Die FIfftzgebirge im Canton Aargau.
**) Vorläufiger Bericht über die Ergebnisse der im Sommer 1862
ausgeführten Untersuchungen im weissen Jura der Cantone Solothurn
und Bern (Yerh. d. Schweiz, naturf. Ges. iu Luzern) 1868.
— 248 —
getroffen haben, wenn auch gleich die Ansichten, wie er sie auf-
stellt, bis jetzt noch nicht bewiesen werden können. Das Ver-
dienst, gebührt ihm aber unstreitig, dass er die ganze neue Ein-
theilung der Oxfordgruppe, wie sie jetzt eben dargelegt wurde,
Kervorgerufen und angebahnt hat.
Ich will nun noch rasch jede einzelne Zone In ihrem Ver-
laufe durch das hier in Betracht kommende Gebiet verfolgen, um
dann um so leichter die Eigenthümlichkeiten, welehe in diesem
oder jenem Territorium die herrschenden sind, klar hervorheben
zu können. Ich beginne also mit der
1. Zone des Amm. biarmatus.
Die Zone des Amm. biarmatus erreicht in dem ganzen zu
betrachtenden Gebiete nirgends eine besondere Mächtigkeit. Wo
sie am ausgezeichnetsten entwickelt auftritt, schwellen ihre Schich-
ten höchstens bis auf 20' an, und zeigen auch dann noch, wie
an weniger günstigen Lokalitäten eine grosse Einförmigkeit in
den zusammensetzenden Gesteinen. Es sind immer dunkle fette
Schieferthone, welche ihre Einschlüsse an organischen Kesten bald
verkalkt in feste Mergelknollen gebacken, bald schön verkiest
uns überliefern.
Wohl am meisten verkümmert sind diese Schichten in
Franken, wo nur ein ganz besonderer Glücksfall dem Sammler
einen oder den anderen von den Atmosphärilien aus den ver-
witternden Schichten ausgewaschenen Mergelknollen in die Hände
führt, welcher dann erst noch unter zehn Fällen neunmal die
Hoffnung täuscht, indem in der sehr harten compacten Mergel-
masse keine Spur einer Versteinerung zu entdecken ist. Es
müssen hier die Knollen nur sehr zerstreut in der aller obersten
Lage der Ornatenthone, dicht unter einer sehr constant anhalten-
den, festen, glauconitischen Kalkbank, welche indess schon der
nächst höheren Zone angehörig sich ausweist, enthalten sein.
Gümbel hatte bei seinen vielen Kreuz- und Querzügen in
Franken öfter Gelegenheit, diese Schichten zu beobachten, und
eitirt daraus A. Lamberti Sow. und biarmatus Ziet.*) mir war es
*) Gümbel: Die Streitberger Schwammlager: Württemb. naturw.
Jahr es h. 1862, pag. 195.
— 251
— 256
— 257 —
Diese sind unten sparsamer; nach oben immer zahlreicher werdend,
verdrängen sie die weichen Schichten endlich ganz, und wo diess
Statt findet, beginnt gewöhnlich die nächst höhere Zone.
Leider kann ich für die Boiler Gegend, welche nun zu-
nächst unser Interesse in Anspruch nehmen wird, nicht angeben,
was aus den unteren festen Kalken geworden ist. Dass sie vor-,
handen sein werden, glaube ich sicher, doch habe ich sie bei
meinem Besuche der dortigen Lokalitäten übersehen. Ich muss mich
daher sogleich zu den Impressathqnen wenden, und die Fauna, wie
ich sie theils .selbst sammelte, theils auch durch Ankauf erhielt, an-
führen. Bei Reichenbach im Thäle, wo gerade diese Schichten
ein Theil der Oberregion der Thone, welche die Fossile in solchen
Massen liefern. Ich besitze von dieser Lokalität: Amm. Arolicus
Opp., alternans Buch., crenatüs Brug., subclausus Opp., callicerm
Opp., semiplanus Opp., Erato d’Orb., Manfredi Opp., tortisulcatus
d’Orb., canaliculatuä Buch., hispidus Opp., Oegir Opp., cf. perar-
matus Sow., Chapuisi Opp.,' plicatilis Sow., Bel. pressulus Quenst.,
Ich habe es freilich nur dem Ungeheuern Material, welches in
meiner Sammlung liegt, zu verdanken, so viele Arten in sicher be-
stimmbaren, meist sogar ziemlich grossen Exemplaren herausgefun-
den zu haben. Das Heer von Planulaten, welches ausserdem noch die
Impressathone bevölkert, musste dabei unberücksichtigt bleiben, da
bis jetzt noch keine Mittel zur Hand sind, die Planulaten des obern
Jura nur einigermassen sicher zu bestimmen. Aus der Schaar der
Gasteropoden und Pelecypoden will ich nur einiges herausgreifen,
da es ohnehin etwas misslich ist, Namen für diese Sachen zu finden,
da in den meisten Fällen dafür noch gar keine solche existiren,
und es auch wirklich der Mühe nicht werth ist, diese meist hübsch
undeutlichen Kieskerne zu benennen. Mit den Gasteropoden
kann man schon gar nicht fertig werden, denn der Formenreich-
Arten unterscheiden, um nur das Charakteristische festzustellen.
Quenstedt theil t die Hauptmasse in 2 Gruppen und stellt die
i
eine zu Muricida semicarinata, die andere zu Bostellaria btcart-
nata , Nur ein Trochus. wird neu benannt: Trochus impressae
Quenst. Von den Lamellibranchiern sind hauptsächlich hervor-
zuheben: Plicatula impressae Quenst., Aucella impressae Quenst.,
Isocar di a impressae, das was soqst noch von Nuculen, Arcaceen
Astarten etc. vorkommt, ist man froh, nicht namentlich anführen
zu müssen. Die Classe der Brachiopoden vertreten Ter, impressa
Bronn, und Rhynch. spinulosa Opp., Aslerias jurensis (impressae
Quenst.), Dysaster granulosus, Sphaerites punctatus , Apiocrinus
( MÜleridtws f) impressae , Pentacr. sufrteres verdienen ausserdem
noch erwähnt zu werden.
Die Mächtigkeit dieser Thone wechselt zwar bedeutend, hält
sich aber doch meistens zwischen 100 und 200'. Sie setzen un-
unterbrochen durch ganz Schwaben fort, fifr den Sammler sich
bald mehr, bald weniger günstig erweisend. Erst in der Ba-
lin ger Gegend aber wurden bis jetzt die unteren Lagen, 40 — 50'
graue Kalkbänke mit helleren thonigen Schichten 'wechsellagernd,
durch Oppel mit Sicherheit nachgewiesen, indem zugleich aus
den Kalken die Cephalopoden- Arten angeführt werden, welche für
diese Regionen bezeichnend sind. Der genannte Autor citirt aus
den Profilen von Lautlingen und Wannenthal: Amm. Aroli-
cus Opp., stenorhynekus Opp., subclausus Opp., hispidus Opp.,
canaliculatus Buch., plicatilis Sow., Bel, hastatus Blainv. Die tho-
nigen Zwischenlagen enthalten die gleichen Arten aber in ver-
kiestem Zustand. Erst darüber beginnt Ter. impressa nebst den
anderen oben besprochenen Sachen.
Von hier an lassen sieh die Kalke mit grosser Schärfe, immer
in ziemlicher Mächtigkeit auftretend, nach Westen verfolgen, doch
ändern sie, sowie sie in badisches Gebiet eintreten, sehr ihre
Facies. Wie ans dem Seite 238 gegebenen Durchschnitte hervor-
geht» schliessen sich am Buchberg bei Aehdorf über den sehr
eisenschüssigen Ornatenthonen ruppige Kalke in einigen Bänken
an, welche ausserordentlich viele Reste organischer Wesen beher-
bergen. Ea sind mit einem Worte Scyphienkalke, welche wir
hier in diesem, wie es scheinen sollte, abnormen Niveau antreffen,
und mit den Seyphien stellen sich auch alle jene kleinen zierlichen
— 259 —
Sächelchen ein, welche zwar dem Sammler sehr viele Freude
machen, die aber zur Bestimmung des Schichtcn-Niveaus, in dem
sie sich finden, sehr wenig taugen, wie sich im Verlaufe meiner
Darstellung hinlänglich zeigen wird. Die Cephalopoden sind hier
allein noch massgebend, nur einzelne andere Sachen gruppiren
sich noch um dieselben, doch bietet die Gesammtheit zur Begrün-
dung einer Schichteneintheilung immer hinreichende Anhaltspunkte,
Die Entblösung am Buchberg lieferte mir folgende Arten:
Amm. Bachianus Opp., Arolicus Opp., alternans Buch., Erato d’Orb.,
' Nucula Dewalquei Opp., Terebr. bisuffarcinata Schloth., Birmens-
dorfensis Esch., nucleata Schloth., Bhynch. sparsicosta Opp., Eu-
geniacr. Hoferi Münst., Pentacr. subteres Gdf. Die Impressathone
sind über dieser nur 2 — 3' betragenden Schicht hier noch in grosser
Mächtigkeit vertreten. Freilich gehört Ter. impressa selbst in ihnen
zu den grossen Seltenheiten, kleine Exemplare von Amm. plicatüis ,
Noch ergiebiger als diese Rutsche am Buchberg ist aber eine
andere kleine Stelle am Randen in der Nähe von Achdorf,
wo die Scyphien-Schichten nicht grösser ^ als ein Tisch aufge-
schlossen sind. Ich sammelte dort in sehr kurzer Zeit: Amm.
plicatüis Sow., Arolicus Opp., stenorhynchus Opp,, Bachianus Opp.,
crenatus Brug., alternans Buch., canaliculatus Buch., Nucula De-
walquei Opp., Terebratula bisuffarcinata Sehloth., Bimiensdorfensis
Escher, orbis Quenst., nucleata Schloth., Bhynch. sparsicosta Opp.,
striocincta Quenst. sp., TerebrateUa loricata Schloth. sp., Magnosia
decorata Ag, sp., Eugeniacrinus cidaris Quenst,, Hoferi Quenst.,
coronatus Quenst., Viele Scyphien.
Man sieht aus diesem Verzeichnisse, wie ergibig diese Schich-
ten sich dem Sammler erweisen, wie reich und mannigfaltig die
Fauna ist. Wer hätte aber je vermuthet, dass die Impressathone
darüber liegen! Verweisen denn nicht fast alle die eben angeführten
Sachen auf Weissen Jura Gamma? Freilich thnn sie das — wenn
man eben alle die Schichten für Gamma nimmt, worin diese
Sachen liegen. Dass die Kalke, welche am Buchberg und
Randen die aufgezählten Arten enthalten, unter den Impressa-
thonen sich befinden, unterliegt gar keinem Zweifel, denn hier
— 260 —
wie dort ist es ein ausgezeichnetes Profil , in welchem dieselben
anstehen, und hier wie dort wurde in den die Kalke bedecken-
. den weichen Mergelschichten Ter. impresso, schon nachgewiesen.
Ausserdem stimmen ja auch die Ammoniten genau mit solchen,
welche wir in den in der Unterregion der Impressathone vorhan-
denen Kalkbänken Frankens und Schwabens kennen ge-
lernt haben.
Am Randen finden sich indess nur erst die Anfänge dieser
Entwicklung der Unterregion der Zone des A. transversarius zu
' Scyphien-Kalken, denn erst im C an ton Aargau erreicht diese
Facies ihre typische Ausbildung. Hier ist es nun namentlich
Birmensdorf, was schon seit lange die Aufmerksamkeit auf
sich zog und Veranlassung gegeben hat, diese Schichten mit einem
eigenenen Namen „Birmensdorfer Schichten“ zu belegen.
Mösch nannte dieselben im Jahre 1856Lacunosa Schichten,
und wies sie schon damals als durch den ganzen Canton Aargau
verbreitet nach, zeigte, dass sie stets von grauen weichen Mergeln
bedeckt werden, welche Ter. impresso enthalten, dass endlich in
weit höherem Niveau noch einmal Scyphienkalke auftreten, welche
er mit dem Quenstedt’schen Weissen Gamma parallelisirte. Es
ist merkwürdig, dass bei der Klarheit, mit welcher Mösch schon
damals die Sache darlegte, es dennoch volle 8 Jahre bedurfte,
bis man auch ausserhalb der Schweiz dahin kam, sich von der
Richtigkeit dieser Verhältnisse zu überzeugen, und dieselben auch
in ausseraargauischen Bildungen nachzuweisen versuchte.
V Freilich fehlte es bis jetzt vollständig an Ausdrücken, um
sich bei Bezeichnung dieser -Schichten, so wie man sich nur einiger-
massen von der typischen Lokalität entfernte, verständlich zu
machen; denn was von den in diesen Lagen vorkommenden Petre-
fakten benannt war, gehörte nicht ausschliesslich diesen Regionen
an, das aber, was ausschliesslich diesen Regionen auch in anderen
Gegenden, wo Scyphien-Facies nicht vorhanden, angehörte, hatte
keinen Namen, und so erscheint es dann erklärlich, dass es
erst dadurch, dass Oppel alle die hier vorkommenden Ammo-
niten unterschied und mit Namen belegte, möglich wurde, diese
Schichten auf grössere Strecken zu verfolgen. .
— 261 —
Für die Umgegend von Baden hat indess schon Mousson*)
drei übereinanderliegende Scyphien- Ablagerungen beobachtet, von
denen er die unterste als direkt über dem Oolith sich findend
angibt. Er bezeichnet als typisch für diese Schicht ebenfalls die
Weinberge bei Birmensdorf, und verfolgte sie genau durch die
ganze Lägernkette.
Von diesem nun schon durch viele Jahre bekannten, abgesam-
melten, und doch immer wieder sehr ergiebigen Fundorte, stammen
sehr viele der Originale zu Opp eis „Juräsischen Cephalopoden."
Ich selbst habe auch einige Zeit damit zugebracht, die Weinberge
bei Birmensdorf zu durchstöbern, und meine Ausbeute, im Ver-
hältnisse zu der Anzahl der Arten, welche die Fundstelle zufolge
der in Zürich befindlichen Sammlungen bietet, freilich sehr gering,
war folgende: Amm. Arolicus Opp., trimarginatus Opp., steno-
rtynchus Opp., subclausus Opp., Erato d’Orb., Bachianus Opp.,
callicerus .Opp., crenatus Brug., Oegir Opp., canaliculatus Buch.,
tortisulcatus d’Orb,, altemans Buch., cf. Martelli Opp., plicatüis
Sow., Bel. Argovianm E. Mayer, Ter. bisufarcinata Schloth.,
Birmensdorfensis Escher, gutta Quenst., nucleata Schloth., Rhynch.
sparsicosta Opp., striocincta Quenst., Terebratella loricata Schloth.,
Megerlea peetunculus Schloth sp., Cidaris coronata Münst., pro-
pinqua Gdf., laeviuscula Ag., filograna Ag., PseJdodiadema Langi
Des., Eugeniacr. nutam Gdf., cariophyüatus Gdf„ coronatus Quenst.,
Pentacr. subteres Gdf.
Die Schicht, welche alle diese Sachen liefert, ist nicht be-
sonders mächtig, doch dadurch, dass gerade auf der Schichtfläche
derselben die Weinberge angelegt sind, wird dieser Fundort zum
ergiebigsten im ganzen A arg au. Erst die darauf folgenden
Mergel, welche, von festeren Bänken durchzogen, wohl nahezu
eine Mächtigkeit von 100' erreichen mögen, bilden die Haupt-
masse der Zone. Sie sind speciell an dem Punkte, den wir jetzt
im Auge haben, von geringerem Interesse, indem Petrefakten so
zu sagen, gänzlich in ihnen fehlen, doch ist diess nur lokal, und
— 262
IBMIMIW
— 264
vations geologiques sur Ie Jura Soleurois“ diese Ansicht ange-
deutet hatte, die Meinung, als gehöre der grösste Theil der ober-
jurasischen Ablagerungen im Canton Aargau der Kimmeridge-
Gruppe an, und vertrete hier die im Berner Jura so
ausgezeichnet entwickelten Astarte-Kalke, oder die Schichten der
Pteroceras Oceani. Diess wurde noch unterstützt durch die im
Jahre 1851 erschienene Geologie der Schweiz von Stader, in
welcher die gleiche Ansicht vertreten wird. Mösch nun war der
Erste, welcher nachwies, dass dieser für Kimmeridien angesehene
Schichtenkomplex unmittelbar auf Impressathonen ruhe, also wohl
ein tieferes Niveau einnehmen müsste, als die bisherige Annahme
ihm zutheilte. Er fasst ein seiner damaligen Abhandlung Alles,
was zwischen den sog. Effinger Und der als Hegion des Amm.
inflatus bezeichnten Zone des Amm. tenuilobatus an Schichten
eingeschlössen war unter dem Namen Gei ss berg schichten zu-
sammen, und charakterisirte dieselben durch eine -grosse Anzahl
von Arten, namentlich von Myariern, unter denen er indess doch
noch gar manche Kimmeridge-Species zu erkennen glaubte. Seine
fortgesetzten Studien aber führten ihn endlich zu dem Resultate,
dass er diesen, damals so weit gefassten Begriff auf einige an der
Basis des ganzen Schichtencomplexes gelegene Kalkablagerungen
beschränkte, während er Alles was höher lag in fünf weitere Ab-
theü langen brachte, dieselben mit besonderen Namen belegend.
So haben wir also nach der neuen Fassung von unten nach oben
Geissberg-Sehichten -
Crenularis-Schichten
Caprimontana-Schichten
Weisse Kalke
Knollen-Schicht
Letzi-Schichten
Die Geissberg-Sehichten im engeren Sinne sind es,
welche ich hier darzustellen versuchen will.*)
*) Obwohl ie,h mit einer derartigen Anwendung eines schon Tür eine '
ganze Schichtengrappe verbrauchten Namens besonders bei Lokalnamen
auf eine Unterabtheilung derselben nicht ( einverstanden sein kann, so will
ich hier doch keinen neuen Namen schaffen, da diess nur von einem ein=
— 27f —
— £72 —
3. Zone des 4mm. bimammatus und Cid. florigemma.
Allgemeines lässt sich hier nur sehr wenig vorausschicken,
indem sich in dieser Zone nach jeder Richtung ein solcher Wechsel
geltend macht, dass selbst auf einem verhältnissmässig sehr kleinen
Gebiete eine gegebene allgemeine Schilderung nur auf wenige
Stellen desselben passen würde. Allenfalls lässt sich bemerken,
dass, während in der vorhergehenden Zone die Mergel bezugs
ihrer Masse weitaus das Ueberge wicht hatten über die kalkigen
Schichten, hier Kalke und Mergel sich so ziemlich das Gleichge-
wicht halten, was auch noch annähernd in der Zone des A. tenui-
lobatus stattfindet, bis endlich mit Beginn der Kimmeridge-Gruppe
die Kalke die Hauptmasse der Gesteine ausmachen. Wir -haben
hier bald ruppige Scyphienkalke, bald wohlgeschichtete Bänke,
bald korallenreiche Thonniederschläge vor uns, die Mächtigkeit
steigt bald auf 60—100 Fuss, bald ist es aber auch nur eine
Schicht von 10 — 13' und noch weniger, welche die Ablagerung
vertritt, so dass sich in diesem wechselvollen Bild kein sicherer
Anhaltspunkt finden Hesse, wäre nicht Eines fest und unverrück-
Hch, die Einschlüsse an Resten organischer Wesen. Zwei Klassen
der niederen Thiere sind es hauptsächlich, welche uns hiet leiten:
Echinodermen und Cephalophoren, und unter letzteren besonders
die Cephalopoden, deren charakteristische Formen das Erkennen
einer Schicht wesentlich erleichtern. Die- Ersteren übernehmen
namentlich in der Westschweiz die Rolle von Leitfossilen, wäh-
rend Letztere uns im südwestlichen Deutschland und den
östlichen Theilen der Schweiz Aufschluss über das Alter der
Schichten gewähren.
Im Jura des nordöstlichen Frankens sind es meist nur
einige Bänke eines grauen etwas thonhaltigen Kalkes, welche oft
undeutlich ooHthisch erscheinen. Fossile sind keineswegs häufig
darin, und es ist ein Glücksfall, wenn man ein oder das andere
deutliche Stück erhält. Ueberall, wo diese wohlgeschichteten Kalke
die herrschende Entwicklungsart sind, zeigen sich fast auschUess-
lich Cephalopoden in dieselben eingeschlossen, was sonst noch
vorkommt, sind wenig charakteristische Nuculen, Limen, und in
— 274 —
— 276 —
besonders bei. Oberhochstadt sich in sehr grosser Ausdehnung
finden, und von welchen viele, was besonders für den Geognosten
sehr günstig ist, nur jene Lagen, welche der in Rede stehenden
Zone angehören, in Angriff genommen haben. Amm. bimammatus
selbst ist hier zwar noch nicht nachgewiesen, doch sprechen die
ziemlich häufig vorkommenden Exemplare von Amm. semifalcatus
und A.fiexuosus auf das bestimmteste und entschiedenste für die-
ses Niveau. Die Hauptmasse der Versteinerungen bilden Planu-
laten und Bel. unicanaliculatus \ der der Familie der Flexuosen
angehörige Aptychus lameUosus ist auch nicht selten, ebenso eine
kleine Terebratel, welche bis jetzt noch, keinen Namen erhalten hat.
Ob nun noch weiter nach Westen die wohlgeschichtete Facies
. andauert oder ob sich wieder Scyphienschichten einstellen, vermag
ich nicht mit Bestimmtheit anzugeben, doch sind wenigstens am
Hahnenkamm Andeutungen für Letzteres vorhanden, indem ich
von Herrn Steiger Unger in Heidenheim aus einem Stein-
bruche bei Spielberg einige kleine Exemplare von A. Hauffianus
Opp. .und A. atams Opp. zusammen mit A. Arolicus, Rhynch. lacu-
nbsa, Ter. bisuffarcinata , vielen Scyphien und andern kleinen Sachen
erhielt. Bald muss sich aber wieder die wohlgeschichtete Facies
einstellen, denn hat man bei Ulm die Alb überschritten, und
steigt nun gegen Geisslingen in das herrliche Fils thal nieder,
so sind es überall wohlgeschichtete Kalke, welche den Steilrand
der Berge bilden.
Zunächst im Binderschen Profile*) glaube ich, soweit ich
diese Gegend kenne, die wohlgeschichteten Kalke, welche zwischen
den Telegraphenstangen Nr. 2136 und Nr. 2J43 durchbrochen
wurden, für die Zone des Amm. bimammatus in Anspruch nehmen
zu dürfen, wenn gleich die Fossile, welche daraus angeführt wer-
den , gar keinen sicheren Schluss zulassen. Es sind nämlich
Bruchstücke von Planulaten und Bel. hästatus (= unicanaliculatus ),
ausserdem Amm. lingukdus Quenst, Terebr. Baugieri d’ Orb., Aste-
rias Jurensis Gdf. In dem von mir Seite 236 gegebenen Durch-
i Geognosfisches Profil des Eisenbahn-Einschnitts
Imstetten: W,ürttemb. Natarw. Jaljresh. 1858, p. 79, tab. L
- 277 —
schnitt des Kornberges bei Boll sind es Schichten von der
gleichen mineralogischen Beschaffenheit, graue, thonige Kalke mit
weichen Zwischenlagen, welche die Zone darstellen. Die verkalkten
Fossile sind in diesen Schichten gelb rostig überlaufen, was viel-
leicht von, einem ehemaligen » Schwefelkies-Ueberzug herrühren
mag. Aber auch das Gestein selbst läuft bei der Verwitterung
gelb an, was auf Eisengehalt, sei nun dasselbe als Eisenoxydul
oder Schwefeleisen vorhanden, hindeutet. Was ich aus diesen
Schichten besitze, ist nicht viel, indem die uncharakteristischen
Planulaten und Lingulaten gar nicht in Anschlag zu bringen sind;
deutliche Exemplare von Amm. bimammatus Quenst, und Amm.
Marantianus d’Orb. setzen indess das Niveau, welches diese Thon-
kalke einnehmen, ausser allen Zweifel.
Dass die Zone wenigstens einen Theil der Quenstedtschen
Betakalke ausmachen, kann man, glaube ich, demzufolge kaum
mehr bezweifeln. Man wird demnach eben auch an anderen Lo-
kalitäten Schwabens, deren Studium mir leider versagt war,
die wohlgeschichtete Facies dieser Schichten wohl ohne grosse
Mühe in der unteren Hälfte der wohlgeschichteten Kalke auffinden
können, wenn auch Amm. bimammatus nur seltener vorkommt.
Desto häufiger findet sich aber in den Kalkbänken Amm. Maran-
tianus (canaliculatus albus Quenst. Jura tab, 74 fig. 5) und in
seiner Gesellschaft Amm. Haufianus, Streichensis etc., wie einige
Profile der für die Schichten des Amm. bimammatus so ausser-
ordentlich instruktiven Bali ng er Gegend lehren.
In der Umgegend von Balingen sind diese Schichten wie-
der wie bei Streitberg in Franken am ziemlich nachbarlich
gelegenen Punkten nach den beiden verschiedenen Typen ent-
wickelt, dem Typus der Schwammablagerungen und dem der wohl-
geschichteten Kalke, nur dass man sich hier üher das Niveau,
welches diese Schichten einnehmen, viel leichter klar wird, als bei
Streitberg, iudem Mer die deutlich ausgebildeten Impressathone
einen leichten und sicheren Anhaltspunkt gewähren. Oppel*)
sagt betreffs der Ueberlagerung : „In der Gegend von Balingen
A. Mitth. Bd.
176.
— 278 —
gehen die ziemltch mächtigen thonigen- Lagen mit Ter. impressa
und zahlreichen anderen verkiesten Versteinerungen gegen oben
ganz allmählig in die kalkigeren spongitenreichen Lochen-Schich-
ten über. Es ist an manchen Stellen kaum möglich, die Ein-
schlüsse beider Horizonte genauer zu sondern. Die verkalkten
Reste aus der Zone des Amm. bimammatus wittern herab und fin-
den sich an den schrägen Wänden (am N. -Abhang zwischen den
Lochen und am Hörnlc bei Laufen, ferner am Fusse des
Böllartfelsens bei Balingen) in gleichem Niveau mit den
kleinen verkiesten Vorkommnissen des Impressathones.“ Hier ist
es also überall die Schwammfacies, welche unmittelbar über den
Impressathonen folgt, und besonders an den Lochen schon seit
Menschenaltern jene Massen feiner, zierlicher Sachen liefert,
welche den Ruhm dieser Lokalität begründeten. Die Fauna, welche
sich hier findet, ist nun annähernd folgen.de : Bel. unicanaliculati/s
Ziet., Amm. cf. Arolicus Opp., semifalcatüs Opp., microdomus Opp.,
alternam Bach., Lochensis Opp., ? Haußtanus Opp., flexuosus
Mühst., Pichleri Opp., tricristatus Opp., ? Edwardsianus d’Orb.,
clambus Opp., Eucyphus Opp., hypselus Opp., bimammatus Quenst.,
Viele Plamdaten, Trochus speciosus Gdf., Pleurotomaria bijuga
Quenst,, Neritopsis cf. jurensis Röm., Rosteüaria cf. caudata Rom.,
Isoarca Lochensis' Quenst., Pecten subpunctatus Münst., Ostrea ra-
stellaris Münst., Spondylus pygmaeus Quenst., Terebrat. bisußar-
cinata Schloth., sübcanalis Münst., Kurri Opp., nuclectta Schloth.,
gutta Quenst., orbis Quenst., Rhynchon. lacunosa Schloth. sp.^
triloboides Quenst., strioplicata Quenst. sp., Terebratella loricata
Schloth. sp., Megerlea pectunculus Schloth. sp., Crania sp. nov „
Ceriopora radiciformis Gdf., striata Gdf., clavata Gdf., compacta
Quenst., CeUepora orbiculata Gdf., Alecto dichotoma Gdf-, Cono-
dictyum striatum Gdf., Cidaris coronata Gdf., spinosa Ag., histri-
coides Quenst. (= C. aspera Ag,), ßlograna Ag.,. cylindrica Quenst.,
cucumis Quenst., propinqua Gdf., Bhabdocidaris Semus Des prie-
matica Des., Diplopodia subangularis Gdf. sp., Pseudodiadema bre-
viceps Quenst. sp., Magnosia decorata Ag. sp , Dysaster granu-
losus Gdf., Asterias jurensis Gdf., Sphaerites punctatus Gdf.,
tabulatus Gdf., Eugemacr. cariophyllatus Gdf., nutans Gdf., cidaris
— 280
— 282 —
ten an vielen Stellen anstehend finden, und manche dieser Loka-
litäten sind auch sehr ergiebig an ganz wohlerhaltenen Fossilen,
welche, da sie meist verkieselt sind, sehr schön aus den sonst
festen Kalken herauswittern. Mir lieferten die jeweiligen -Auf-
schlüsse folgende Arten: Pema complanata d’Orb., Mytilus sub-
pectinatus d’Orb., Pecten vimineus Sow., inaequicostatus Phil!.,
Ostrea gregaria Sow., TerebraA. cf. Baugieri d’Orb,, Terebratulina
substriata $chloth. sp., Rhynchon. sp. nov., Cidaris florigemma
Phill., Hemicidaris crenularis Lamk. sp., Glypticus hteroglyphicus
Gdf. sp., Millericrinus Milleri Gdf. sp.
"Wo das Gestein besonders kieselreich erscheint, zeigen sich
auch schon einzelne Astraeen. Die Cephalopoden sind schon mit
der mächtigeren Entwicklung der Kalke so zu sagen gänzlich ver-
schwunden, und auch die Pelecypoden beginnen von hier an immer
seltener vorzukommen. Bald fängt indess auch wieder die kalkige
Gesteinsbeschaffenheit an, schwankend zu werden. Bei Wangen
und Egerkingen, westlich von Olten, sind es noch sehr mäch-
tige, gelbe Kalke, in denen man überall Stacheln von Cid. flori-
gemma und crenularius nebst vielen Pelecypoden und Brachiopo-
den (Ter. Delmontana Opp. zeigt sich hier zum ersten male), da-
neben aber auch ziemlich häufig Astraeen finden kann, -steigt man
aber bei Oberbuchsiten den Mühlbachtöbel hinauf, so sind
die Kalke da beinahe plötzlich verschwunden. Grünlichgraue
Mergel mit einzelnen festeren Lagen bilden hier die Stufe und
nur ganz oben zeigen sich noch einige Bänke eines gelben kiesel-
haltigen Kalkes. Fossile sind im' Allgemeinen sehr selten, und
meine Erfunde beschränkten sich auf einige Stacheln von Hemicid.
crenularis, ein Exemplar von Panopaea variani und Glypticus
hteroglyphicus, welche sämmtlioh aus den Kalken stammen. In
den Mergeln aber liegen stellenweise viele kleine Sachen, Astarten ,
Weine Gasteropoden, Pentacrinus sp., Asterias sp. etc., welche indess
nicht näher bestimmbar erscheinen. Die Kalke treten, je weiter
wir nach Westen vorrüeken, immer mehr in den Hintergrund,
während graue sandige Mergel die Hauptmasse der Crenularis-
schichten ausmachen. Kommen je noch kalkige Lagen vor, so
haben sie ihre gelbe Farbe eingebüsst und erscheinen in dem-
— 283 —
287 —
— 291 —
beschränken. Das Studium der tieferen Lage ist desshalb sehr
schwierig, und ich kann nicht mit Schärfe engeben , wo hier die
Grenze zwischen den beiden aneinander angrenzenden Zone durch-
gehe. Dass aber die obere Hälfte, der eigentliche zu technischen
Zwecken ausgebeutete Werkbankkalk der Zone des Amm. tenui-
lobatus angehöre, beweist Amm. Fkdar. Opp., welchen ich hier
in einem Steinbruch sehr häufig fand. Die darüberfolgenden
Mergel sind sehr mächtig (30—50') und von theils häufigeren,
theils sparsameren festen Bänken durchzogen, welche das Lager
der Fossile bilden. In den Mergeln selbst sind die Vorkomm-
nisse sehr selten und theilweise verkiest, Collyriten und einzelne
Exemplare von Pholadomya acuminata Hartm. kommen auch in
verkalktem Zustande hier vor. Die Kieskerne sind sehr klein
' und roh, und nur an sehr wenigen Lokalitäten so gut erhalten,
dass sie bestimmbar erscheinen. Dr. Schrfifer glaubt diese
Mergel dem „Weissen Beta“ ungefähr gleichstellen zu müssen,
und erwähnt darin namentlich eine Terebratel, welche der Ter. ira-
pressa sehr ähnlich sehe und in grosser Menge, hier vorkomme.
Ich fand diese kleinen Brachiopoden ebenfalls sehr häufig überall
in diesen Schichten in ganz Franken wie auch in Schwaben,
namentlich in der Boiler Gegend, woher ich sie nach Hunder-
ten besitze. Sie stimmt in ihrer Form genau mit der in Quen-
stedts Jura tab. 79. fig. 14 gegebenen, ist indess sicher nicht
eine junge Ter. nucleata, sondern eine besondere für sich beste-
hende Species. Die Hauptmasse der übrigen Fauna wird von
Cephalopoden dargestellt, welche Thierklasse namentlich durch
zahllose meist riesige Plannaten vertreten erscheint, Amm. tenui-
lobatus ist in ziemlicher Häufigkeit vorhanden , von den Inflaten
sind es namentlich Amm. iphicerus Opp., Amm. acanthicus Opp,
und Amm. Altenensis d’Orb., welche man öfter antrifft, Amm. Uh~
landi Opp. ist auch keineswegs selten, doch gehört derselbe den
höchsten Regionen der Mergel, welche nur an wenigen Stellen
noch als solche auftreten, sonst schon meist durch Scyphienkalke
ersetzt werden, an.
So wie nun Seyphien , zugleich mit mächtigen Kalkmassen
sich zeigen, stellt sich auch wieder Ter. bisuffarcinata, Bhynchm,
— 292 —
lacunosa u. s. w. ein, wie wir es schon in den beiden vorher-
gehenden 55onen zu beobachten Gelegenheit hatten. Die Scyphien-
kalke des Staffelberges sind arm an organischen Einschlüs-
sen, doch zeigen sich die wenigen Reste , welche ^ Vorkommen,
meist in verkieseltem Zustande, Ausser den beiden angeführten
Brachiopoden fand ich nur noch ein Exemplar von Amm. acan-
thicus und ebenso von Amm. tenuüobatus. Auch aus dem Dolo-
mite war niphts weiter aufzutreiben als Steinkerne von Ter. bi -
suffarcinata und Bhyn. lacunosa. .
Desto entwickelter und petrefaktenreicher erscheinen die
Scyphienkalke der in Rede stehenden Zone am Würgauer
Berg. Die Werkbankkalke, welche hier durch die Schicht Nr. 4
des Profiles dargestellt werden, sind schon in Scyphienfacies ent-
wickelt, welche demnach aus der unmittelbar dar unterliegenden
Zone des Amm. bmamuiatus hier herauf fortsetzt,' doch wurden
in diesen massigen Kalken, welche sehr reich an Kiesel sind, bis
jetzt noch keine Ammoniten aufgefunden, Ter. bisufarcinata,
Bhynchonella lacunosa , Stacheln tun Cid. cbronata und undeutliche
Reste anderer Echinödermen, war nebst vielen Scyphien alles,
was ich daraus erhielt. Erst die darüber folgende - weiche merge-
lige Scyphienlage (Schicht Nr. 6) wimmelt von allen möglichen
Resten niederer Thiere, was indess auch zum grossen Theile
durch die Gesteinsbeschaffenheit bedingt sein mag, indem aus
den unterlagernden harten Kalken sich nichts ordentlich heraus-
löst. ' Was ich sammelte, ist Ungefähr folgendes: Amm. platynotus
Rein, sp., stephanoides Opp. } ipkicerus Opp., Altenensis d’örb.,
ftdeula Quenst., trachinotus Opp., aUemans Buch., Pect, subpunc -
tatus Münst., Os' rea rastettaris Münst, Spondyluspygmaeus Quenst.,,
Ter. bisufarcinata Schloth,, «MefeufeiSehloth., orbis Quenst., gutta
Quenst,, subcanalis Münst., Terebratulina substriata Schloth. sp.,
Terebratelta loricata Schloth, sp , Megerlea pectunculus Schloth, sp,,
Bhynch. lacunosa Schloth. sp , striocincta Quenst, sp., trüoboides
Quenst. sp., Geriopora radiciformis Gdf., clavata Gdf., compacta
Quenst,, Oidaris coronata Gdf., Eugeniacr . cariophytlatus Gdf,
Pentaer. subteres Gdf., cingulatus Gdf., Cnemidium rotula Gdf.,
Probiematicum Quenst. Jura t, 81, fig. 8,
— 294 —
sichtlich, doch sind solche vielgliederige Reihen von Ablagerungen
eine Ausnahme von der Kegel, indem sich die Sehichtenfolge gewöhn-
lich entweder so gestaltet, wie das Profil des Staffelberges sie dar-
stellt, oder auch heben die massigen Scyphienkalke mit der Zone des
Amm. bimanimatus an, uüd setzen, in malerischen Felspäi tien sich zer-
spaltend, ohne Unterbrechung bis an die Dolomitkuppen, welche
den Berg krönen, fort. In solchen Fällen ist dann die Grenze
zwischen beiden Zonen ausserordentlich schwer zu ziehen, indem
die Masse der kleinen zierlichen Sachen sieh so gut unten wie
oben wiederfindet, und hauptsächlich nur die damit vergesellschaf-
teten Cephaiopodenarten bei der Altersbestimmung der Ablage-
rungen einen Ausschlag geben können. Dass sich an Profilen,
wo sich die Zone des Amm. tenuilobatus so vielgliederig darstellt,
wie bei Würgau oder Streitberg, noch einzelne Unterabthei-
lungen, vielleicht sogar noch sehr bestimmte Horizonte werden
feststellen lassen, ist sehr wahrscheinlich, doch bedarf es dazu
eingehenderer und länger fortgesetzter Studien, als ich zu machen
Gelegenheit hatte.
Bei Streitberg setzt sich, wie aus den beiden Profilen
Seite 232 und 234 hervorgeht, die Zone regelmässig unten aus
festen Kalken, oben aus den weicheren Mergeln mit festeren Bän-
ken zusammen, wie wir es schon am Staffelberge beobachteten.
Es sind dies die Schichten B 2 und B 3 des Gümbelschen Auf-
satzes, die Lagen Nr. 6 und 7 meines Profiles von der rechten,
Nr. 5 und 6 von der linken Thalseite. Im Schauergraben
dagegen schliessen sich über den Scyphienschichten aus der Zone
des Amm. bimammatus massige Scyphienkalke an, gegen 50' mäch-
tig. (A 3 Gümbel.) Ich kann daraus anführen: Amm. falcula,
A. altemans , A dentatus , A. stephanoides , A. striolaris, A. poly-
plocus , Avicula similis , Ter. nudeata, bisufarcinata , Kurri, Tere-
bratetta loricata, Ceriopora davata. Nach oben wird dieser Kalk
fester, in immer dickere Bänke geschichtet, enthält viele Horn-
steinausscheidungen, nimmt deutlich oolithische Struktur an, und
bildet in dieser Form nochmals eine Wand von 15' Höhe (A 4
Gümbel). Die Einschlüsse an Petrefakten sind ungefähr die
gleichen wie die der vorhergehenden Abtheilung, nur dass die-
— 296 —
ton Heide« heim: Amm. tenuÜobatus Opp., Amm. stephänoides
Öpp., Pecten subpunctatus Münst,, Ostrea rastellaris Münst., Tere-
bratula bisuffarcinata Schloth., Ter . gutta Quenst. , Ter. orbis
Quenst., Rhynch. . lacunosa Schloth. sp., Terebratulina substriata
Schloth. sp., Crania aspera Gdf., Ceriopora radiciformis Gdf.,
Auch von Wasseralfingen citirt Oppel die Zone, wo_sie
besonders an dem auf den Braunenberg führenden Wege in
einem schönen Profile entblösst sein soll. Besonders die Unter-
regione mit Amm. platynotus untlAwm. falculd ist darch einen
Steinbruck hier sehr gut aufgeschlossen.*)
Ausgezeichnet ist die in Rede stehende Ablagerung in der
Gegend von Bo 11 entwickelt, und H. Binder hat hier zugleich
ein Profil geliefert, welches uns auch über die Art und Weise
der Gliederung dieser Zone aufs Genaueste aufklärt**) Die vor-
treffliche Arbeit Binders steht leider nur vereinzelt, und es wäre
sehr zu wünschen, dass noch an recht vielen Stellen der schwä-
bischen Alp ähnliche Aufnahmen stattfinden möchten, in dem nur
durch solche sorgsam angefertigte Profile mit kritischen Ver-
zeichnissen genau- bestimmter' Petrefakten versehen, ein Licht
über die obere Grenze der Zone des Amm. tenuilobatus , welche
noch sehr unsicher erscheint, als auch über die darüberfolgenden
Schichten zu verbreiten möglich sein dürfte.
In dem Binder’schen Profile scheint die ganze Abtheilung III.
und die unteren Partien von IV. bis dahin, wo Binder die Grenze
zwischen mittlerem und oberem weissein Jura durchzieht, der Zone
anzugehören. Die tiefste Ablagerung , welche ich der Zone des '
Amm. tenuÜobatus beizählen möchte, sind Scyphienkalke, die so-
wohl zufolge ihrer Lagerung, als auch ihrer organischen Ein-
schlüsse wohl so ziemlich der Schicht Nr. 5 des Profiles von
Würg au in der Gegend von' Bamberg entsprechen möchten*
H. Binder führt nämlich daraus unter anderem an: Amm. po-
typlocus Rein, sp., Amm. Reineckianus Quenst. (= platynotus Rein.),
PalaontoJ. Mitth. Bc
dies Profil des Eisei
ihresh. 1858 p. 79.
— 297 —
Amm. alternans Buch., Amm. involutus Quenst.,' TerebrcU. bisuffar*
cinata Schl., Ter. nucleata Schl., Ter . Kurri Opp., Rhynchon. la-
cunosa Schl, sp,, Rh. sentlcosa Schl, sp., Terebratetta loncata Schl,
sp., Mergerlea pectunculus Schl, sp.* u. s. w. Es fehlen also hier
wie dort in diesen Schichten Amm. tenuilobatus selbst und Amm.
dentatus ,*) welche beide erst in den darüberfolgenden Mergel-
massen beginnen, während Amm. platynotus hier in Masse liegt,
und nur in seltenen Fällen höher zu steigen scheint. Es mag
sich so mit der Zeit vielleicht noch ein ganz hübscher Horizont
durch Amm. platynotus bezeichnet herausstellen.
lieber diesen Scyphienkalken schliessen sich jene wohlge-
schichteten Mergelmassen, welche den Impressathonen so ähnlich
sehen, und die wir schon am Staffelberg in ausgezeichneter
Entwicklung kennen lernten, an, hier wie dort die Lagerstätte
riesiger Ammoniten aus der Familie der Planulaten bildend. Amm.
bipededis Quenst. korpmt hier vor, ebenso ein Heer anderer Am-
moniten, unter denen ich nur Amm. dentatus Rein. sp. und Amm.
tenuilobatus Opp. erwähnen will. Nautilus aganiticus und Tere-
bratulina substriata treten nach Binder hier zum erstenmale auf.
Die Mächtigkeit dieser Mergel wird auf 180—200' Fuss angege-
ben. Dass der über diesen Mergeln weiter folgende blaugraue
homogene Kalk mit Neigung zu oolithischer Struktur noch zur
Zone des Amm. tenuilobatus zu rechnen sei, scheint sehr wahr-
scheinlich, ob aber diese Schicht nun abschliesse, ob die Kalke
mit Thonlagen, oder vielleicht sogar noch die weiter sich an-
schliessenden, wohlgeschichteten, blaugrauen harten Kalke der
Zone beizuzählen seien, vermag ich nicht anzugehen, soviel aber
scheint gewiss, dass die Prosopon-Schicht jedenfalls einem höhe-
ren Niveau als dem der Zone des Amm. tenuilobatus angehöre.
An anderen Punkfen der Umgegend von Bo 11 ist die Schich-
tenfolge beinahe die gleiche, nur dass die Scyphienkalke unter
*) Dr. Schrüfer sagt, in seiner Arbeit „die Lacunosa-Schichten von
Würgau“ Betreffs der hauptsächlich von ihm ausgebeuteten Schicht Nr. 5
— 298 —
den Mergeln meistens fehlen. Es wird dann die ganze Zone zu-
sammengesetzt aus den wohlgeschichteten, grünlichgrauen weichen
Mergeln, welche festere Bänke, das Haupt-Lager der Ammoniten
einschliessen; an sie reihen sich nach oben Scyphienkalke, meist
sehr arm an Fossilen, an. An einigen Stellen, wie amBosler,
wird die Zone hauptsächlich durch Scyphienkalke vertreten, welche
dann eine ungeheure Menge von Resten niederer Thiere beher-
bergen. Die wohlgeschichtete Facies ist namentlich reich an'Ce-
phalopoden, denen sich einige Pelecypoden heimischen, während
mit den Scyphien sich zugleich eine Unmasse von Brachiopoden
und Echinodermen einstellen.
Was ich aus den wohlgeschichteten Partien der Zone, der
Cephalopoden-Facies, wie man es nennen könnte, von der
Boiler Gegend besitze, ist Folgendes: Bel. unicandliculatus '
Ziet,, Amm. nimbatus Opp., modestiformis Opp., canaliferus Opp.,
Gümbeli Opp., Weinlandi Opp., tenuilobatus Opp., Frotho Opp.,
dentatus Rein, sp., alternans Buch., Fialar Opp., litocerus Opp.,
Wemeli Opp., Strombecki Opp., fdlcula Quenst., trachinotus Opp.,
Holbeini Opp., Altenensis d’Orb., circumspinosus Quedst., liparus
Opp., iphicerus Opp., acanthicus Opp,, Uhlandi Opp , involutus
Quenst., Güntheri Opp., Frischlini Opp., Galar Opp., platynotus
Rein, sp., striolaris Quenst., desmonotus Opp., stephanoides Opp.,
Achilles d’Orb., polyplocus Rein, sp.; Aptychus laevis, lameUosus,
Pleurotomaria mprajurensis ? Röm., clathrata Gdf.; Turbo sub-
lineatus Gdf., Phbladomya acuminata Hartm., Nuc. DewaHquei Opp.,
Cardium cf. semiglabrum Mnst., Isoarca transversa Mnst., Mytilus
tenuistriatus Gdf., Lima ovatissima Quenst., substriata Mnst., Streit-
bergensis d’Orb., Pinna radiata Mnst., Pecten subpunctatus Gdf.,
Hinnites velatus Gdf. sp., Spondylus pygmaeus Quenst., Ostrea
... Roemeri Quenst., Terebratula sp. nov. (Quenst. Jura t. 79 fig. 14.),
Terebratulina substriata Schlöth. sp., Onychites rosfra^ Quenst.,
Cidaris coronata Gdf., Coüyrites carinatus Lamk. sp., Dysaster
gramdosus Desmoul., Asterias jurensis Gdf.
In der Scyphienfaeies dagegen, welche wohl am Bosler
die schönste Entwicklung in der ganzen Umgegend gefunden haben
mag, treten die Ammoniten mehr zurück gegen die Echinodermen,
— 299 —
und die Pelecypoden sind nur durch einige wenige Arten ver-
treten, welche meist auch in der wohlgeschichteten Facies Vor-
kommen. Meine Sammlung hat vom Bosler aufzuweisen: Amm.
falcula Quenst., alternans Buch., dentatus Bein, sp., tenuilabatus
Opp., platynotus Bein, sp., Gcdar Opp., cf acanthicus Opp. (jung.),
Altenensis d’Orb., trachinotus Opp.; Pleurotomaria suprajurensis
Röm., Nucula Dewalguet Opp., Cardmm cf. semiglabrum Mnst., ffinni-
tes velatus Gdf. sp , Spandylus pygmaeus Quenst., Lima notata Odf.,
Isoarca transversa Mnst,, Pecten subpunctatus Mnst, Terebratula
bisufarcinata Schl., nucleata Schl., orbis, (Quenst., gutta Quenst.,
subcanalis Mnst., Kurri Opp., Terebratulina substriata Schl.' sp.,
Terebratellä loricata Schl, sp., Megerlea pectunculus Schl, sp.,
Kkynchon. spareicosta Opp., lacunosa Schl, sp., lacunosa vor. dicho-
toma, triloboides Quenst. sp., slrioplicata Quenst. sp., striocincta
Quenst. sp., Ceriopora radiciformis Gdf., compacta Quenst., cf.
angulosa Gdf., clavata Gdf., striata Gdf., Cidaris coronata Gdf.,
filograna Ag., ctspera Ag., propinqua Mnst., Rhabdocidaris nobüis
Gdf. sp., Pseudodiadema sp., Holectypus Mandelslohi Bes., CoUyrites
carinatus Lamk. sp., capistratus Gdf. sp., Dysaster granulosus Desm.,
Eugeniacrinus cidaris Quenst, cariophyllatus Gdf., compressus Gdf.,
nutans Gdf., Hoferi &df.,.Pentacrinus cingulatus Gdf., subteres Gdf.,
Sphaerites punctatus Gdf., cf. scutatus Gdf. (Platten nnd Stacheln),
tabulatus Gdf., Asteiias jurensis Gdf., Problematicum (Quenst. Jura
t. 81, fig. 8), Cnemidium rotula Gdf., Spongites cf. perforatus
Quenst. — Sphenodus longidens Quenst. (Ag. ?), Prosopon rostra-
tum H. v. M., Serpula. trochleata Gdf., tetragona Gdf.
In dem ganzen weiteren Verlaufe dieser Schichten durch das
Gebiet der schwäbischen Alb' stellen sich dieselben immer
unter der einen oder der anderen der beiden eben geschilderten
Formen dar, und es wird wahrhaftig schwer, anzugeben, welche
von beiden die häufiger auftretende sei.
Bie Aptychus-Thone, wie Fraas*) die thonige Entwick-
lung dieser Schichten genannt hat, beschränken sich nach ihm haupt-
sächlich auf das Centrum der Alb zwischen Plettenberg und
*) Fr,
W iirttei
— 300 • —
— 301 —
Deutschland noch nicht kennen, welche aber, wie Mösch neuer-
lich wahrscheinlich zu machen suchte, in der Westschweiz viel-
leicht ihre Vertreter haben, das Verhältnis, in dem die in Rede
stehende Zone zu den Ablagerungen jener Gegenden, und mit
diesen zu den Gebilden der Gegend von Kimmeridge und Ox-
ford steht, einige Aufklärung erlangen könnte; Ich kann hier
indess nichts weiter als andeuten, was zunächst die Aufgabe der
Forschungen in dieser Richtung sein müsse. Bedeutende, und durch
lange Zeit fortgesetzte, genau nach Schichten angestellte Aufsamm-
lungen von Petrefakten vermögen allein uns in den Stand zu
setzen, sichere, und auf bezeichnende Formen der organischen
Welt gegründete Parellelisirungs- Versuche zu unternehmen.
Die Zone des Amm. tenuäobatus tritt im Canton Aargau
an sehr vielen Stellen zu Tage, doch überall in der Form von
Scyphienschichten, die wohlgeschichtete Facies ist aus dür Schweiz
noch nicht bekannt geworden. Der ausgezeichnetste und be-
quemste Punkt zum Sammeln bleibt immer die östliche Mündung
des Tunnels bei Baden, indess sind auch andere Fundorte,
so namentlich eine Stelle bei der Burg Besserstein an einem
Ostausläufer des Geissbergs, nicht zu verachten. Von letzt-
genannter Lokalität besitze ich: Bel. unicanaliculatus Ziet, Amm.
tenuilobatus Opp., dentatus Rein, sp., iphicerus Opp., stephanoides
Opp., polyplocus Rein, sp., Aptychus laevis et lamellosus, Isocardia
sp Cardmm cf. semiglabrum Mnst., Isoarca transversa Mnst.,
Terebratula bisuffardnata Schl., orbis Quenst., nucleata Schi, Me-
gerlea pectunculus Schl, sp., Terebratulina substriata Schloth. sp.,
Bhynchonella laeunosa Schl, sp., striocincta Quenst., Cidaris coro-
nata Gdf., Holectypus Mandelslohi Des,, CoUyrites carinatus Lamk.
sp., Pentaer. subteres Gdf., Eugeniacr. Hoferi Gdf., Sphaerites scu-
tatus Gdf., Aptocrinus sp.
Was ich an der Tunnel- Wand bei Baden sammelte, ist
beinahe das Gleiche, nur finden sich darunter noch einige Arten,
welche in obigem Verzeichnisse nicht enthalten sind, nämlich:
Amm. alternans Buch., thermarum Opp., Altenensis d'Orb., trachi-
notus Opp., fipondylus pygmaeus Quenst., Pecten cf. subspinosus Gdf.,
Ostrea rastellaris Mnst., Ter ehr. gutta Quenst., Bhynchon. sparst
— 302 —
costa Opp., Cidarisfilograna Ag., Rhabdocid. nobilis GLdf. sp., Müleri-
crinus echinatus , Rhynch. triloboides, Pecten subarticulatus und
Pholadomya acuminata sind ausserdem noch zu erwähnen. Diese
beiden Listen sind indess bei weitem nicht als eine Aufzeichnung
der ganzen Fauna dieser Schichten zu betrachten, denn ausser
der Unzahl jener kleinen Crinoideen und der Reste anderer Echino-
dermen kommen noeh eine ganze Menge Cephalopodenarten vor,
welche für die Parallelen mit den Bildungen des südwestlichen
Deutschlands von solcher Wichtigkeit sind, dass ich dieselben
hier nicht übergehan kann. Die in den sog. Badenerschich-
ten (Zone des A. tenuilobatus) des Canton Aargau bis jetzt
aufgefundenen Cephalopoden-Species sind ausser den schon ge-
nannten: Amm. nimbatus Opp., canaliferus Opp., Gümbeli Opp.,
bidentosus Opp., Weinlandi Opp., Frotho Opp., Kapffi Opp., Fitdar
Opp., Strombecki Opp., dreumspinosus Quenst., liparus Opp., acan-
thicus Opp., UMandi Opp., imolutus Quenst., trimerus Opp., Galar
Opp., platynotus Rein, sp., striolaris Quenst., Möschi Opp., lepi-
dulus Opp., Balderus Opj^, Lothari Opp.
Um diese artenreiche Liste zusammen zu bekommen, mussten
freilich sämmtliche Lokalitäten, welche im Canton A arg au die
Zone aufzuweisen haben, das ihrige beitragen, und nur der grossen
Güte des Herrn Mösch, welcher das ganze in seiner Sammlung
befindliche Material hieher schickte, ist es zu verdanken, dass
ein so ausführliches Yerzeichniss gegeben werden konnte.
Ueberall, wo die Schichten auftreten, ist es ein nicht sehr
harter Thonkalk, von den vielen in ihm eingeschlossenen Arnor-
phozoenresten knollig erscheinend. Die an Petrefakten reichsten
Lager enthalten noch mehr Thon als das umgebende Gestein,
und erscheinen sehr bunt', roth, grün, gelb , violet und in allen
möglichen Zwisehenfarben. Diese bunte Färbung der Lagerstätte
hat auch die Einschlüsse mit ergriffen , und so sehen alle die in
diesen Schichten vorkommenden Fossile sehr charakteristisch aus,
so dass man dieselben nicht leicht, mit den Vorkommnissen, ande-
rer Bildungen verwechselt. Nur die Petrefakten der etwas tiefer
Hegenden Knollenschicht (Mösch) haben im Aussehen einige
Aehnlicbkeit damit.
— 304 —
banden, nur die alleruntersten Bänke des Gorallieri' das Äquiva-
lent der Zone des A. tenuüobatus darstellen, doch kann ich dafür
keine . weiteren Beweise anführen. Auffallen muss es, dass im^
C an ton Aargau plötzlich in diesen Schichten' Arten auftreten,
welche aus dem ganzen südwestlichen Deutschland daraus nicht
bekannt sind, die indess einen Uebergang zur Corallienfacies dar-
stellen könnten, wie 2 Arten von Apiocrinus ünd Millericrinus
cf. echinatus.
Im Canton Neuchätel ist man nun erst vollends um die
Aequivalente der Zone in Verlegenheit, indem hier Terrain- ä
chailles und Corallien so dicht aufeinander sitzen, dass Desor
und Gressly den ganzen Schichtencomplex unter der Bezeich-
nung Corallien zusammenfassen.
So ist denn die Oxfordgruppe an.unsern Blicken vorüber-
gezogen und es wird nicht überflüssig sein, die gewonnenen Re-
sultate in Kürze noch einmal zusammenzufassen, und die Folge-
rungen, welche sich daraus ergeben, zu berühren. Ich will die-
sen Erörterungen indess einen neuen Abschnitt widmen.
Schluss der Oxfordgruppe, Zusammenstellungen.
. Ich habe schon in der Einleitung zur Oxfordgruppe bemerkt,
dass man das ganze hier in Betracht zu ziehende Gebiet unge-
fähr in drei Regionen, gemäss dem Auftreten gewisser Thier-
reste, theilen könne, nämlich in das Gebiet der Amorphozoen,
der Myarier und der Corallen; das erstere müsse man im süd-
westlichen Deutschland, das zweite im Canton Aargau, das letzte
in den westlich vom ebengenannten Canton gelegenen Gegenden
suchen. Welche Veränderungen der Facies innerhalb dieser drei
Distrikte vor sich gehen, haben wir im Verlaufe der Darstellung
gesehen, hier aber möchte ich nur übersichtlich hervorheben, auf
welche Schichten sich diese Veränderungen erstrecken, und in
wie weit die Faunen davon ergriffen werden, wie sich gewisse
Thierformen an gewisse Faciesverhältnisse binden etc.
Um diese Verhältnisse möglichst klar hervortreten zu lassen,
scheint es mir am zweckdienlichsten , kleine Uebersichtstabeilen
beizufügen, doch möchte ich noch einige Bemerkungen voraus-
Die beiden vorstehenden tabellarischen Uebersichten habe ich
hauptsächlich auf Grund meiner eigenen Aufsammlungen zusam-
mengestellt. Ist dadurch nun auch vielleicht das Lager des be-
treffenden Stückes festgestellt, so mag sich aber in Bezug auf
Vollständigkeit der gegebenen Petrefaktenv erzeichnisse mancher
bedeutende Mangel eingeschlichen haben, welcher zwar durch
einige Exkursionen ziemlich annähernd gehoben werden könnte,
den aber ich zu vermeiden doch nicht im Stande war, da weder
meine Zeit reichte,' die Lokalitäten noch einmal zu besuchen,
noch auch die Literatur in dieser Beziehung in ausgedehnterem
Maase benutzt werden konnte, da bisher innerhalb der Schwamm-
schichten nur in sehr seltenen Fällen auf das Lager der Sachen
Rücksicht genommen wurde. Wenn ich also dennoch wage, einige
der, in der Scyphienfacies yorkommenden Ecbinodermen und
Brachiopodenreste als auf eine Zone allein beschränkt zu bezeich-
nen, so kann dieses ; nur in sofern von Werth sein, als es die
Grenze angibt, bis wie weit meine Forschungen reichten. Dass
die allernächste Zeit schon viel genauere Angaben bringen könne,
bin ich fest überzeugt, und freue mich sehr darauf, die Sache
festgestellt zu sehen.
Ehe ich Zusammenstellungen Bezugs der vertikalen Ver-
breitung der Arten innerhalb der drei oberen Zonen der Ox-
fordgruppe mache, möchte ich indess noch auf einige sehr in-
teressante Verhältnisse djes Aargaue r Jura die Aufmerksam-
keit lenken. Hier haben wir nämlich la region de chariage, wie
Gressly es nennen würde, der Uebergang von der Myarier-
zur Kprallenfacies einerseits, von der Myarier- zur Amorphozoen-
facies andererseits. Die Amorphozoenfacies wird eine Zeit lang
unterbrochen, um jenen Uebergangsformen Platz zu machen,
welche, vielgestaltig in ihrer vertikalen Entwicklung, die Ver-
bindung der Zone des A. bimammatus des südwestlichen Deutsch-
lands mit dem Terrain ä chailles der westlichen Schweiz ver-
mitteln. Die Amorphozoenfacies tritt, je weiter gegen Westen wir
Yorsehreiten, um so mehr nach und nach zurück, bis sie in den
Cantonen Solothurn und Neuchätel nur mehr auf die Zone des
A. transversarius beschränkt erscheint. Betrachtet man nun aber
— 309 -
die Verkeilung der Facies im Canton Aargau für sich, ohne auf
die umliegenden Gegenden Rücksicht zu nehmen, so sind es
höchst eigentümliche Erscheinungen, welche sich hier bemerk-
lich machen. Die Zone des A. transversarius ist als Scyphien-
schicht entwickelt, und es treten hier eine Menge von Echino-
dermen und Brachiopoden , Bryozoen und Amorphozoen auf,
welche mit Beginn der mächtigen Thonablagerungen der Ef-
finger-Schichten, oder wenn man lieber will Impressa-
Thone, wieder verschwinden. Es schliessen sich nun all die
anderen schon öfter genannten Gebilde zusammen zu einer Mäch-
tigkeit von nahezu 550' ansteigend, an, und alle zeigen ihre eigen-
thümliche Fauna theils aus Echiniden, theils aus Myariern be-
stehend, doch sind einzelne Scyphienlager von untergeordneter
Bedeutung vorhanden, in deren oberem uns plötzlich nach langer
Unterbrechung wieder eine Art, welche wir schon aus den Trans-
versarius-Schichten kennen ( TerebrateHa loricata), begegnet. Unser
Erstaunen steigert sich aber bis zum höchsten Grad , wenn wir,
in das Bereich der sog. Badenerschichten getreten, zugleich
mit dem massenhaften Auftreten von Schwämmen nicht nur eine,
sondern eine ganze Reihe von Arten auffinden, welche auch die'
550' tiefer gelegenen Birmensdorfer Schichten bevölkern. Wie
ist aber das zu erklären? Offenbar nur so: Als sich die Schich-
ten des A. transversarius bildeten, war der Boden des Meeres
der gehärtete thonige Kalk der Ornatenoolithe. Das Meer selbst
setzte damals nur wenig Thon, mehr Kalk ab, und so würden
die Schichten nicht sehr mächtig aber sehr kalkreich. Diese Ver-
hältnisse scheinen den Brachiopoden, Echinodermen und Amor-
phozoen der Birmensdorfer Schichten sehr behagt zu haben, denn
sie vermehrten sich ins Unglaubliche. Doch das blieb nicht
immer so. In andern Theilen des Meeres mögen grosse Verän-
derungen vor sich gegangen sein, vielleicht brach auch ein grosser
Süsswasserbehälter gegen das Meer hin durch, und so wurden
ungeheure Massen von Schlamm in jenen Gegenden des Meeres
zusammen geschwemmt, die Fauna wurde davon bedeckt und
musste im Schlamme ersticken. .Dennoch mögen sich einige
Sprösslinge gerettet haben, sie wanderten aus, siedelten sich
— 310 —
anderwärts an, und so sehen wir denn im südwestlichen Deutsch-
land einen grossen Theil der Fauna der' Zone- des Amm. trans-
versarius, in der nächst höheren Zone des A. bimammatus mit
neuen Arten vergesellschaftet, auftreten, nachdem diese Fauna
hier, in den tieferen, thonigen Schichten vollständig gemangelt
hatte. |Der Wandergeist dieser Thiere war indess nicht gross,
was ihnen schon zufolge ihrer körperlichen Constitution nicht
gerade übelgenommen werden kann, ' und sie bequemten sich
nur im äussersten Falle der Noth zum Auszug. Die ungünsti-
gen Verhältnisse im Canton Aargau dauerten nicht sehr lang,
denn schon in den Geissbergschichten nahmen die Niederschläge
wieder mehr kalkige Natur an, dennoch aber kehrten die Ver-
triebenen nicht wieder zurück, da im südwestlichen Deutschland
die Umstände ihnen günstig geblieben waren; dagegen hat
schon die Myarier-Fauna der Westschweiz Besitz von dem Ge-
biete im Aargau genommen , und die derartigen Faunen behaup-
teten diese Distrikte bis zu dem Zeitalter der Badener Schich-
ten, wenn sie auch nicht noch weiter nach Osten vorzudringen
im Stande waren. Da gab es wieder einmal grosse Revolutionen
im südwestlichen Deutschland; mächtige Mergelmassen lagerten
sich Über die Kalkbildungen her, nnd nöthigten die Amorphozoen
und ihre Begleiter, sich weiter gegen das Innere des Meeres
zurück zu ziehen, nnd diese Ungunst dfer Verhältnisse bewog auch
wieder eiuen Theil . der Bewohner, sich hach mehr begünstigten
Standorten hmzusehen , nnd so erreichten sie denn , nach Süd-
westen vordringend, wieder ihr schon früher innegehabtes Gebiet
im Canton Aar g au. Es erscheint indess hier die Fauna viel ärmer
an Echinodermen, Bryozoen, Brachiopoden, als in den gleichen
Schichten des südwestlichen Deutschlands, nnd so liegt die An-
nahme nahe, dass, nachdem die Lebensdauer der einzelnen Arten
schon so ausserordentlich lange, durch 2 Perioden, gewährt hatte,
viele von denselben nicht mehr die Kraft in sich besassen, sich
über grössere Gebiete zu verbreiten , nnd so sterben denn auch
jene Species, welche wir noch in den Tenuilobatus-Schichten des
Aargau beobachteten, schon <an der Westgrenze dieses Cantons
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— 317 -
lophotus, Erato , Manfredi, Anar, Gessneri, callicerus, Bachianus ,
semiplanus, Gmelini, Oegir, Rotdri , Meriani, Chapuisi, Collini, Hie -
meid, SchiUi, Martelli ; Trochus impressce; Muricida semicarinata
Quenst. ; Rost, bicarinata Quenst. ; Isocardia impressce; Auceüa im-
pressce; ? Beeten cardinatus, f sp. ( textoris Quenst.); Plieatula im-
pressce; Terebratula impressa, Birmensdorfensis; Rhynch. spinulosa;
Gidaris laeviuscula, laevigata; Pseudodiad. Langi; Apiocrinus bn-
pressae. Zusammen 43 Arten.
Auf die Zone des Amm. bimammatus beschränkt und fttr die-
selbe charakteristisch erscheinen, jene Arten ausgenommen, welche
sich im Terrain ä chailles finden: Amm. semifalcatus, microdomus,
Lochensis , ßexuosus, ^uffianus, Pichleri, tricristatus , clambus, Eu-
cyphus, hypselus, bimammatus, Marantianus, Bauhini, atavus , Strei-
chens is, Tiziani; Neritopsis jurensis Quenst. (Röm.?); Trochus
speciosus ; Pleurotomaria bijuga ; Rostellaria caudata Quenst. (Röm.?) ;
. Isoarca Lochensis , texata; Crania bipartita ; Conodictyum striatum ;
Gidaris spinosa, cylindrica , Suevica ; Rhabdocid. prismatia ; Polycid.
multiceps; Pseudodiad. breviceps. Zusammen 30 Arten.
Die Zone des Amm. tenuüobatus erscheint durch folgende
ferus, Giimbeli, bidentosus , Weinkmdi, tenuüobatus , Frotho, dentatus,
gracÜis, Kapjjfi, Fialar , litocerus, Wenzeli, Strombecki, trachinotus,
comptus, Holbeini, microplus, Altenensis, circumspinosus, liparus,
iphicerus, acanthicus, Uhlandi, Frischlini, Giintheri, invohttus, tri-
merus, Galar, platynotus, striolaris, Möschi , lepidulus, desmonotus,
Balderus, stephanoides , thermarum, poiyplocus, Lothari, Achilles;
Turbo sublineatus; Pleurotomaria suprajurensis, clathrata; Cardium
semiglabrum; Nucula sp. Menkei;? Pinna radiata; Lima notata, sub-
striata, Streitbergensis ; Pecten subspinosus; Plieatula sp. ; Ostrea
Rcemeri; Terebrat. sp. fnudeata juvenis Quenst.); Rhynch. lacunosa
var. dichotoma; Ceriop. cf. angulosa; Rhabdocid. nobÜis; Holectyp .
Mandelsloki ; Sphaerites cf. scutatus; Apiocrinus sp.; Mülericrinus
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Crania aspera, porosa; Thecid. antiqua; Ceriopora crispa; CeJlep,
orUculata; Alecto dichotoma; Cidaris cucumis; Bhabdocid. Bemus;
Diplopöd. subangularis ; Magnos. decorata; Tetracr. moniliformis ;
Die Zonen des imm, bimammatus und Amm. tenuilobatus haben
gemein: Lima ovatissima; Myt. tenuistriatus; Terebrat, subcanalis;
Terebratulina substriata; Bhynchon. lacunosa , strioplicata, träoboi-
des; Ceriopora striata ; Cidaris aspera: CoUyr. capistratus, Sphae-
rites tabula tus; Cnemidium rotula.
Durch alle drei Zonen setzen fort: Bel. unieanalieutatus ; Amm.
versa; Pecten subpunctatus; Hinnites velatus^Spondylus pygmaeus ;
Ostrea rastellaris; Terebrat. bisuffarcinata , nucleata, orbis, gutta ,
Kurri ; TerebrateUa loricata ; Megerlea pectunculus; Bhynch. sparsi-
costa; striocincta; Ceriopora radiciformis, compacta, clavatct ; Cidaris
coronata, propinqua, filograna; Dysaster grantdosus; Cöllyrites cari-
natus; Sphaerites. punctatus; Eugeniacr. cariopkyllatus , eidart s,
Hoferi, nutans , compresSus; Pentacr. sübteres, cingulatus: Serpttla
tetragona , cmgulata ; Sphenodus longidens.
Bei Betrachtung der obigen übersichtlichen Zusammenstellungen
fällt es sogleich auf, dass beinahe alle Arten, welche ein bestimm-
tes Lager nicht einhalten, der Scyphien-Facies angehören, und es
ist aus diesem Grunde auch leicht erklärlich, wie man so lange
die Unterabtheilungen, welche innerhalb der Scyphien-Facies ge-
macht werden können, ganz übersehen hat. So hat denn auch
Quenstedt dieselben nicht in Acht genommen, und so kommt
es, dass die von ihm gegebene Eintheilung des weissen Jura,
welche er in seinem Werke „Die Flötzgebirge Württembergs,“’
zuerst begründet und mit wahrer Meisterschaft durchgeführt hat,
jetzt nicht wohl mehr brauchbar erscheint, indem sein ß und sein
K so vielfach über einander herab- und hinaufgreifen, so sehr in
einander verlaufen, dass man jedes als -gesondert für sich be-
stehend nicht betrachten kann.
Alles, was ich bis jetzt erwähnte, bezog sich nur auf jene
Gegenden, in welchen die Scyphienbildungen neben einer anderen
Facies, sei es Myarier- oder Cephalopoden-Facies, die Hauptrolle
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spielten. Konsequenter Weise sollte ich nun auch von den
Korallendistrikten noch ähnliche Zusammenstellungen geben, wie
ich dies eben für das südwestliche Deutschland und den Canton
Aargau bewerkstelligt habe, doch sind die Verhältnisse hier so
einfach, dass diess durchaus nicht nöthig erscheint, sondern ein
Bück auf die am Schlüsse beigefügte grössere tabellarische Ueber-
sicht wird genügen, um Alles klar zu machen. Nur über einen
Punkt möchte ich noch einige Worte erwähnen, nämlich über das
Verhältniss, in welchem die Myarierfacies zur Korallenfacies steht.
Wir haben 'gesehen, dass die Zone des Amm. bimammatus im
Aargau die ersten Spuren eines üeberganges zum Terrain ä
eh ai lies zeigt. Diese Verwandtshaft spricht sich immer deut-
licher aus, je weiter wir uns nach Westen begeben, bis wir endlich
auf typisch entwickeltes Terrain ä chailles stosseu. Die Arten
nun, welche die Geissberg- und Crenularis-Schichtea mit den
entsprechenden Bildungen der Westschweiz gemein haben, sind
folgende: Panopaea varians Ag. sp., Pholadomya pardcosta Ag.,
simüis Ag., tumida Ag.; Goniomya inflata Ag., litterata Ag.; Thra-
cia pinguis Ag. sp.; Pecten Verdati Thurm., vimineus Sow.; inaequi-
costatus Phill. ; Ostrea gregaria Sow. ; Terebrat. DelmontanaOpp.;
Cidaris cervicalis Ag., ßorigemma Phill. ; Hemicid. crenularis Lamk.
sp., intermedia Forb.; Diplopod. Anonü Des.; Glypticus hierogly-
pkicus Gdf. sp., affinis Ag.; Stomechinus lineatus Gdf. sp., perla-
tus Desm.; Dysaster granulosus var.; Collyrites pinguis Des.;
Eethinobrissus Jcaunensis Cot.
Eine Anzahl von Arten, welche immerhin hinreichend ist,
die Identität dieser Schichten mit dem Terrain ä chailles ausser
Zweifel zu setzen.
Zum Schlüsse mag es auch noch am Platze erscheinen, über
die Stellung der Zone des A. tenuUobatus im Systeme einige Worte
hinzuzufugen. Prof. Oppel befürwortet es nämlich im zweiten
Bande seiner paläontologischen Mittheilungen sehr, mit dieser
Zone die Kimmeridge Gruppe beginnen zu lasseh , und auch ich
kann nicht leugnen, dass ich dieser Ansicht durchaus nicht ab-
geneigt bin, indem die meisten Wahrscheinlichkeitsgründe dafür
zu sprechen scheinen. Es ist hier eben ein Fall, wo man sehr
— 320 —
gut von der Wahrheit einer Ansicht überzeugt sein kann, ohne
dass man dieselbe aber gerade auch anderen annehmbar darzustel-
len im Stande wäre, denn alle Gründe, welche man dafür. Vor-
bringen kann, sind eben nur Wahrscheinlichkeitsgründe. Am
meisten unterstützt wird die in Rede stehende Meinung durch die
Lagerung der Zone. Wir haben hn Verlauf der Darstellung ge-
sehen , dass die Zone des A. bimammatus gleich der Zone des
Cid. florigemma zu setzen sei, wenn auch gleich letzt besagtes Petre-
fakt , wie ich weiter zu zeigen Gelegenheit haben werde , nicht
allein auf das Terrain ä chailles beschränkt erscheint, sondern
auch noch, freilich etwas seltener werdend, in die Schichten der
Diceras arietina hinauf fortsetzt. Nun bezeichnet aber Cid. flori-
gemma in England wenigstens einen ganz bestimmten Horizont,
welcher dort durch den Oxford-Qolith und das Calareus Grit
dargestellt wird. Die unmittelbare Decke dieser Ablagerungen
ist der Kimmeridge-Thon, welcher sich von hier aus in ungeheurer
Mächtigkeit erhebt. Da nun aber im südwestlichen Deutschland
die Zone des A. tenuilobatus folgt, so bleiben nur zwei Fälle an-
zunehmen übrig, nämlich entweder vertritt die Zone des A. te.-
nuilobatus die unteren Lagen des Kimmeridge-Thones, oder es
fehlt diese Zone in Englan d ganz, und es schliessen sich dort
über den Schichten des Cid. florigemma sogleich die höheren
Lagen an , was dann stratigraphisch weder gegen, noch für die
Einreihung der Zone des A. tenuilobatus in die Kimmeridgegruppe
sprechen würde ; doch müsste in diesem Falle aus paläontologi-
schen Gründen, wegen der vielen aus den tieferen Schichten hier
herauf fortsetzenden Arten, der Zone ihre Stelle in der Oxford-
Gruppe angewiesen werden. Paläontologisch lässt sich die Stellung
der Zone in die Kimmeridge-Gruppe durchaus nicht beweisen,
denn keine einzige aus diesen Schichten stammende Art ist auch
aus England bekannt. Dass sich indess doch diese Verhältnisse
durch genauere Studien in England aufklären lassen würden, bin
ich fest überzeugt, denn bis jetzt kennt man ja von der Fauna
besonders der tiefsten Lagen des Kimmeridgen-Thones noch ver-
hältnissmässig sehr wenig, da diese Schichten in England noch
nie mit der gehörigen Sorgfalt ausgebeutet wurden.
Ich will also, bis kräftigere Beweise beigebracht werden kön-
nen, die Zone des A. tenuilobatus bei der Oxfordgruppe belassen.
Hiemit will ich die Betrachtung der Oxfordgruppe schliessen,
und übergehen zur Schilderung der letzten Gruppe der marinen
jurasischen Niederschläge zur Kimmeridge-Gruppe.
m. Kimmeridge-Gruppe.
Die Schwierigkeiten, von welchen ich schon in der Einlei-
tung zur Malmformation sagte, dass sie sich mehrten, je höher
man in der Reihe der jurasischen Ablagerungen steige, erreichen
in den unteren Regionen dieser Gruppe ihren Kulminationspunkt.
Es ist kaum möglich, im Yoraus zu bezeichnen, welche Verhält-
nisse in dem Meere der damaligen Zeit mögen geherrscht haben,
um eine solche Mannigfaltigkeit sowohl in Bezug auf Facies-
unterschie’de, als auch in Bezug auf Verkeilung der animalischen
Wesen zu bedingen. Die Korallen hatten in dieser Zeit ihre
höchste Blüthe erreicht, und mögen etwa dadurch, dass sie den
Finthen Dämme entgegensetzten, die Herstellung vieler kleiner
mehr oder weniger vor der Gewalt der Wellen geschützter Bas-
sins bewirkt, und so hauptsächlich dazu beigetragen haben, dass
sich die Lebensbedingungen der niederen Organismen möglichst
vielgestaltig auszubilden im Stande waren. Es ist bis jetzt noch
nicht gelungen, hier eine weiter ins Detail eingehende Gliederung
festzustellen, und der zufolge auszusprechen, in wieferne sich die
verschiedenen Facies-Entwicklungen ersetzen oder vertreten kön-
nen, sondern man vermochte nur grössere Gruppen zu unterschei-
zu folgen gezwungen ist. Ich halte drei Abtheilungen fest,
Zone des Diceras arietinum und A. steraspis.
„ des Pteroceras Oceani.
Ob ich nun gerade recht thue, diesen Abtheilungen den
Namen von Zonen beizulegen, scheint mir nicht ganz sicher, denn
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durch Amm. steräspis einen Anknüpfungspunkt an die Cephalo-
podenfauna des lithographischen Schiefers bieten.
Die Fauna der nächstfolgenden Facies des Nattheimer Coral-
rags schüesst sich ziemlich eng an die der eben erwähnten Ab-
lagerungen an, wenngleich viele Arten auftreten, die aus der
Scyphienfacies noch nicht bekannt, dagegen mehr in der Facies
mit Diceras arietinum heimisch zu sein scheinen. Lassen sich
nun auch so einige paläontologische Beweisgründe für das gleiche
Alter der Nattheimer Schichten und der Schichten mit Diceras
arietinum beibringen, so ist dies durchaus nicht der Fall bei den
lithographischen Schiefern. Hier ist man bei einem Versuche des
Nachweises der Gleichzeitigkeit*) beider Bildungen rein auf stra-
tigraphische Verhältnisse angewiesen.
Wenn Quenstedt behauptet, dass die Schiefer des weissen
Juras an den meisten Lokalitäten Schwabens über den Koralfen-
Schichten lägen, so mag das seine vollkommene Richtigkeit haben,
doch ist dabei sehr zu beachten, dass diese plattigen Kalke
Schwabens nicht sämmtlicb einem und demselben Niveau, d. i.
dem der Solenhofer Schiefer, angehören, sondern auch noch viel
höheren Horizonten bis hinauf zur Zone der Pteroceras Oceani
entsprechen, dass dagegen an der einzigen Lokalität, für welche
mit aller Sicherheit die Identität dieses Schiefers mit den litho-
graphischen Steinen Frankens nachgewiesen ist, bei Nusplingen
das Lagerungsverbältniss sich, wie Quenstedt will, abnorm ge-
staltet, d. h. dass sich hier die Schiefer in ihrem horizontalen. Fort-
streichen unmittelbar an die Korallenfelsen des weissen Jura
(Nattheimerschichten) anlegen, wesshalb die dortigen Brüche schon
vor längerer Zeit als unbrauchbar aufgegebon werden mussten.**)
Zu bemerken ist noch, dass eine solche Lagerung in Schwaben
keineswegs zu den Seltenheiten gehört.***) Freilich wird auch
'*) Der Ausdruck Gleichzeitigkeit mag hier freilich vielleicht nicht
meiden, muss ich bemerken, dass derselbe hier nur soviel als „zur glei-
chen paläontologisehen Periode gehörig“ bedeuten soll.
**) Quenstedt: Jura pag. 797.
***) ibid. pag. 791.
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r nun aber, was eigentlich die für diese Facies
sile seien, so zeigt sich, dass wir hier haupt-
sächlich auf einige Echinodermen und Brachiopbden angewie-
sen sind.
Die Scyphienkalke, welche im nordöstlichen Franken
diese Schichten theilweise darstellen und mit dem Dolomit die
höchsten Kuppen des Juraplateans bilden, sehr häufig aber auch
schon durchweg durch Dolomit vertreten werden, sind sehr harte,
splitterig brechende, auf frischem Bruche schön röthlich und
gelblich gefleckte, marmorartige Kalke, in denen die Fossile immer
in verkieseltem Zustande erhalten sind; doch ist diess keine diesen
Kalken ausschliesslich eigenthümlicke Eigenschaft, indem Verkie-
selung auch schon viel tiefer vorkommt. Die Fanna ist reich,
doch arm an bezeichnenden Sachen. Von Cephalopoden finden
sich ziemlich häufig Bruchstücke von hastaten Belemniten und
grosse, schlecht erhaltene Exemplare von inflaten Ammoniten,
welche mit A. acanthicus Opp. viele Aehnliebkeit haben. Sonst
kann ich anführen: Rhynch. lacunosa Scblotb. sp., cf. inconstans
SOw. sp., Terebrat. bisufarcinata Schloth., pentagonalis Quenst.,
Kurri Opp., Terebratulina substriata Schloth. sp., Terebratdla lori-
cata Schloth. sp., Megerlea ptctunculus Schloth, sp., peciunculoides
Schloth. sp., Rhabdoc. prmceps Des., nobilis Gdf. sp., trüatera
Quenst. sp., Cidaris coronata Gdf., elegans Münst., Hemtcid, conoi-
deus Quenst. sp., Diplop. subangularis Gdf. sp., Gtypticus sulcatus
Gdf. sp., Viele Scyphien .
Eine ganz ähnliche Fauna beherbergen die Kieseldolomite,
welche sieh von den beschriebenen Scyphienkalken eigentlich in
nichts unterscheiden als in der Gesteinsbeschaffenheit. Die Dolo-
mite, welche die Fossile einschliessen, zerfallen bei der Verwitte-
rung in kleinbröckligen Grus, zuletzt in Sand und lassen die
schön verkieselten Sachen in ausgezeichnetem Erhaltungszustände
zurück. Ein schon seit lange berühmter Fundort für diese ver-
kieselten Vorkommnisse des Dolomites ist der Engelhard s-
berg in der Nähe von Müggendorf (Franken). Es scheint
mir nicht überflüssig, wenn ich das, was Dr. Sehrtifer *) sam-
*) Sehrüfer: Juraform. in Franken, p. 73.
melte, hier noch einmal anführe. Es sind folgende Arten: Bel. &p.,
Beeten subspinosus Gdf., Ostrea gregaria (?) Sow., Terebrat. bisuftar-
cinata Schl., pentagonalis Quenst., indentata Buch., senticosa Sehl.,
reticulata Schl., Terebratulina substriata Sehl, sp., Terebrateüa lo-
rieata Schl, sp., Megerl. pectunculus Schl, sp., Rhynch. incomtans
Sow. sp., lacunosa Schl. Sp., strioplicata Quenst. sp„ Cidaris degans
Münst., coronata Gdf., Diplopod. subangtdaris Gdf. sp., Glypticus
sulcatus Gdf. sp., Hypodiadema calvum Quenst. sp., Apiocriniten-
Stiele, Pentacr. Sigmaringemis Quenst. Ungefähr die gleichen
Sachen kann man auch bei Amherg finden.
'In Schwaben wurde die Scyphienfacies bis jetzt noch nicht
mit Bestimmtheit nachgewiesen, ich möchte indess doch mit ziem-
licher Sicherheit annehmen, dass sie auch dort entwickelt sei,
wenn auch vielleicht die Korallenfacies, in der Form wie sie in
der Umgegend von Nattheim uns entgegentritt, die Hauptmasse
des Flächengebietes auf dem so hohe Juraschichten noch verkom-
men eingenommen haben mag. So viel man aus Quenstedts
Flötzgebirge entnehmen kann, fehlt die Korallenfacies jenen Theilen
der Alp, welche gegen den Rhein zu gelegen sind. Ob aber
nun die Scyphienkalke mit Kieselausscheidungen, welche Q neu-
st e dt aus diesen Gegenden an führt, wirklich sich als Stellver-
treter der Nattheimer Korallenschichten darstellen, kann nicht
genau ersehen werden.
Mit Bestimmtheit kenne ich die Facies der Amorphozoen erst
aus der Schweiz wieder, wo zuerst Mösch auf dieselbe auf-
merksam gemacht hat, zugleich darauf hinweisend, dass diese
Schichten mit vieler Wahrscheinlichkeit den Korallenablagerungen
von Nattheim entsprächen. Es ist diess die höchste Abtheilung
der ganzen Aargauer Schichtenfolge, und erhielt von Mösch
den Namen Cidariten-Schichten, weil ihre schön verkieselten
Seeigelreste dem Lägernberge bei Baden im Canton Aar-
gau den Ruf, welchen derselbe schon seit lange geniesst, erwor-
ben haben. Die Fauna ist im Allgemeinen nicht sehr reieh zu
nennen, denn ausser einigen Arten von Seeigeln und vielen
Schwämmen ist die Speeieszahl nicht bedeutend. Was Mösch
daraus anführt, ist Folgendes: Cidaris coronata Gdf., elegans Mnst.,
kieselten Reste animalischer Wesen, welche den Schichten der
Etage £ von Quenstedt entstammten, in ausgezeichnetem Er-
haltungszustände zugleich mit den obligocänen Säugethierresten
in- die Bohnerze und die damit vorkommenden Boluslager einge-
bettet, Dass indess bei einer solchen Art und Weise des Vor-
kommens das ursprüngliche Lager der Sachen nicht mit allzu-
grosser Genauigkeit angegeben werden kann, lässt sich wohl denken.
Die Fauna, welche auf solche Weise bis jetzt aus den Bohn-
erz- Ablagerungen der Umgegend von Nattheim bekannt gewor-
den ist, ist ausserordentlich reich, dennoch sind es aber nur
wenige Species, welche sich über die Entwicklung dieser Facies
hinaus verfolgen Hessen. Leider reichte meine Zeit nicht mehr,
um ein kritisches Verzeichniss sämmtUcher bis jetzt aus diesen
Ablagerungen bekannt gewordener Arten hier geben zu können,
und so muss ich mich auf wenige, ziemlich -dürftige Angaben
Die Fundorte für die Sachen des Nattheimer Coralrags in
Schwaben sind hauptsächlich Nattheim selbst, dann aber auch
das Oerlinger Thal bei Ulm, Sirchingen, NoLlhaus bei
Sigmaringen u. s. w. Die Fauna stellt, wie schon erwähnt,
ein Mittelglied dar zwischen der Scyphienfacies und der Facies
mit Diceras arietinum, indem diese Facies sowohl mit der einen
als mit der anderen der beiden letztgenannten einige Arten ge-
mein hat. Aus den Verzeichnissen, welche ich schon bei Betrach-
tung der Scyphienfacies gegeben habe, kann ich als auch bei
Natt heim vorkommend angeben: Beeten subspinosus Gdf., Gry-
phaea alligata Quenst., Spondylus aculeiferus Quenst., Terebratula
mügnis Ziet., pentagonalis Quenst., Terebratulmu substriata Schl,
sp., Tercbratella loricata Schl, sp., Megerl. peetunculus Schl, sp.,
pectnnculoides Schl, sp., Rhynch. inconstans Sow. sp., strioplicata
Quenst. sp., Cidaris elegans Münst., coronata Gdf., propinqua Gdf.,
Rhabd. nobihs Gdf. sp., trüatera Quenst. sp., Hemicid . conoidea
Quenst. sp., Hemiped, Nattheimensis Quenst. sp., Diplopod. mbangu-
iaris Gdf. sp., Glypt. sulcatus Gdf. sp., Hypodiad, calvum Quenst,
sp., Pentacr. Sigmaringenais Quenst., Apiocr. rosaceus Schl, sp.,
Müleri Gdf., Spkaerites scutatus Gdf. sp.
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Körper dem Meere zugeführt werden, müssen, um erhalten werden
zu können, tief nach dem Innern der betreffenden Busen geführt
werden: gerathen sie ans Ufer, wo der Wellenschlag, vordem ja
nur die Tiefe schützt, oder die' Atmosphärilien auf sie wirken
können, gehen sie sicher zu Grunde.
Die Fauna dieser Schichten ist hinlänglich bekannt. Sie ist
so reichhaltig, dass es eines eigenen Studiums beinahe bedürfte,
um sie eiuigermassen vollständig zusammen zu stellen: Reptilien,
Fische, Krebse, Insekten, nackte und beschälte Gephalopoden,
Echmodermen etc., Alles in buntem Durcheinander. Auffallend
ist es dabei, dass Gasteropoden und Acephalen in den ächten
lithographischen Schiefern von Franken beinahe gänzlich
mangeln: das was aus Schwaben von diesen beiden Klassen in
diesen Schichten angegeben wird, gehört meist höheren Horizon-
ten an. Diess Mangeln bietet aber andrerseits einen biologischen
Anhaltspunkt, die Schiefer als Tiefenbildungen zu betrachten.
Die Ammoniten der lithographischen Schiefer Frankens
hat kürzlich Oppel einer eingehenderen Untersuchung unter-
worfen, in Folge deren er nachstehende Arten zü unterscheiden
vermochte: Amm. steraspis Opp., lithographicus Opp., HaeberJeini
Opp., Tkoro Opp., Baus Opp., euglyptus Opp., hybonotus Opp.,
Autharis Opp., latus Opp., Pipini Opp., Aporus Opp., hoplisus Opp.,
ülmeims Opp.
Fassen wir nun die Gesammtdaten der Facies- und Lage-
rungsverhältnisse zusammen, so zeigt sich, dass die Facies des
lithographischen Schiefers und die der Korallenablagerungen in
gegenseitiger Abhänglichkeit erscheinen. Wo die Zone des A.
steraspis durch Scyphienkalke vertreten ist,, zeigt sich keine Spur
von jener wohlgeschichteten Kalkmasse, die in den Korallendi-
strikten die Zwischenräume zwischen den einzelnen Riffen ein-
nimmt Nach der gewöhnlichen Auffassung betrachtet man frei-
lich die Korallenschichten als eine, den Schiefern vorhergegangene
Bildung, was auch vielleicht theilweise der Fall sein mag, den-
noch aber glaube ich, dass auch dann noch, als schon die Ab-
lagerung der Schiefer begonnen hatte, die KoraUenthiere an
ihren Stöcken werden fortgebaut haben. So sehen wir die Ko-
f e r - ö * &
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striata Sow., Natica grandis Münst., turbiniformis Rom., Pterocera
anatipes Cont., Lucina substriata Röm., Hinnites sp., Pecten astarti-
nus EtalL, Beccumontanus Buv., Exogyra nana Sow. sp., Terebr.
humeralis Röm., Gesneri Etall., Rhynch. semiconstans Etall., Hemi-
diadema strammoniwm Ag. sp., Comatula Gresslyi Etall., Apiocrtn.
Meriani Des.
Die mittlere Abtheilung ist wohl auch nicht arm an Petre-
fakten, doch ist das Gestein meist so hart, dass die Sachen nicht
herauszubekommen sind. An einer einzigen Stelle, hinter der
Glashütte bei Laufen im Birsthale (Ostgrenze des Canton
Bern) gelang es mir, einige Arten daraus zu erhalten. Die
meisten stimmen zwar mit den tieferen Vorkommnissen überein,
doch befinden sich auch einige dieser Stufe eigenthümliche Arten,
besonders an Seeigeln, darunter. Ich sammelte dort: Natica gran-
dis Münst., Ceromya orbicularis Röm. sp,, Astarte supracorallina
d’Orb., Mytüus cf. perplicatus Etall., subpectinatus d’Orb., Pecten
Bedumontanus Buv., Terebrat. humeralis Röm., Gesneri Etall.,
Holectypm infatus Ag. sp., Pygaster cf. Gresslyi Des., Nucleolites
major Ag. sp.
Die obere Abtheilung ist meist arm an Petrefakten. Ich sah
sie an allen oben erwähnten Lokalitäten, ausserdem noch in
einem Steinbruche an der sog. Faubourg von Delemont (Ct.
Bern) und zwischen Courgenais und Porrentruy {Ct Bern)
ausserordentlich schön entwickelt. Petrefakten gehören indess in
diesen Schichten immer zu den Seltenheiten, nur Apiocrinus Me-
riani und Stacheln von Hemicid, Thurmanni, weiche indess nach
Etallon nicht zu dieser Species, sondern zu Pseudosalenia aspera
Ag. sp. gehören sollen, finden sich einigermassen häufig. Als
Seltenheit kommt auch der Leib von Hemictd. Mitra und Thur-
manni vor, welche beide Species auch die Schildkrötenkalke von
Solothurn in grosser Menge bevölkern, und so bilden diese
Kalke des Epiastartien von Thurmann den Uebergang zu der ,
3. Zone des Pterocera Oceani,
Diese Zone ist unstreitig im Ct. Bern am schönsten in der
Schweiz entwickelt, denn Lokalitäten wie Le Bann6 oder La
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III. Kleinere Mittheilungen.
Preisfrage der physikalisch-mathematischen Klasse der Kgl.
Preuss. Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1866.
Bekannt gemacht in der öffentlichen Sitzung am Leibnizischen
Jahrestage, den 2. Juli 1863.
Unter den unorganischen Stoffen, welche die Yegetabilien dem Boden,
auf dem sie wachsen, entnehmen, ist die Kieselsäure ein sehr wichtiger.
Sie macht den Hauptbestandtheil in manchen Theilcn von Culturpflanzen
aus , wie in den Stengeln der Getreidearten. Es ist daher von grosser
Bedeutung, dass die Kieselsäure den Pflanzen so dargeboten wird, dass
sie dieselbe leicht aufnehmen und assimiliren können.
Wir können die Kieselsäure in zwei Modificationen, die sich we-
sentlich durch specifisches Gewicht und chemische Eigenschaften unter-
scheiden. In der Natur findet sich vorzugsweise nur die eine Modification
derselben, die krystallinische , welche sehr schwer durch Reagentien an-
gegriffen wird, und eine grössere Dichtigkeit besitzt, als die zweite Modi-
fieation, die amorphe Kieselsäure, die weit weniger den Einwirkungen
der Reagentien widersteht. Diese Modification findet sich indessen nur
Man hat bei der Bereitung der künstlichen Düngerarten die Kiesel-
säure zu wenig berücksichtigt ■; es scheint aber der Akademie von Wieh-
Sie wünscht daher eine umfassende Arbeit über den Einfluss der
beiden Modificationen der Kieselsäure auf die Yeg. tabilien. Die Arbeit
gewisser Yegetabilien, namentlich der z
bedürftigen Getreid ehrten , in eii
_ Setzung, der ausser den andern >