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Full text of "Nova acta Academiae Caesareae Leopoldino?Carolinae Germanicae Naturae Curiosorum."

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Met NOVA ACTA 


ACADEMIAE 
COAESAREAE LEOPOLDINO - CAROLINAE GERMANICAB 
NATURAE CURIOSORUM. 


TOMUS QUINQUAGESIMUS 


AD CELEBRANDAM MEMORIAM DIEI VIL M. AUGUSTI A. MDOLXXXVIT 
QUO DIE IMPERATOR -POTENTISSIMUS LEOPOLDUS ACADEMIAM 
NOVIS PRIVILEGHS AUCTAM ET CAESAREAE NOMINE ORNATAN 

TAMQUAM GERMANICI IMPERII ACADEMIAM CONSTITUIT 
DUCENTIS ANNIS FELICITER PERACTIS 


EDITUS 


CUM TABULIS XLVI. 


Verhandlungen 


der 


Kaiserlichen Leopoldinisch- -Carolinischen Deutschen : 
Akademie der Naturforscher. 


Fünfzigster Band. 


Mit 46 Tafeln. 


^ Halle, 1887. 


Druck von HK. Blochmann und Sohn 
in Dresden : 


Tür die Akademie in Commission bei W. Engelmann in Leipzig. : 


Verhandlungen 


der 


Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen 
Akademie der Naturforscher. 


Fünfzigster Band. | 


Mit 46 Tafeln. 


Halle, 1887. 


Druck von E. Ee Rer ee a und Sohn 


n‘Dresden. 


mnission bei W. Engelmann in Leipzi 


NOVA ACTÀ 


ACADEMIAE 


CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE GERMANICAE 


NATURAE CURIOSORUM. 


TOMUS QUINQUAGESIMUS 


AD CELEBRANDAM MEMORIAM DIEI VII M. AUGUSTI A. MDOLXXXVII 
QUO DIE IMPERATOR POTENTISSIMUS LEOPOLDUS ACADEMIAM 
NOVIS PRIVILEGIIS AUCTAM ET CAESAREAE NOMINE ORNATAM 

TAMQUAM GERMANICI IMPERII ACADEMIAM CONSTITUIT 
DUCENTIS ANNIS FELICITER PERACTIS 


EDITUS 


CUM TABULIS XLVI. 


HALIS SAXONUM, MDCCCLXXXVII. 


Rx offi ot ma Mh. om a nite fb Fiii 


Dresdae. 


Pro Academia apud W. Engelmann. Lipsiae. 


GUILIELMO I 


REGNI GERMANICI RESTITUTORI ET IMPERATORI GLORIOSISSIMO 


BORUSSORUM REGI AUGUSTISSIMO PO'TENTISSIMO 


ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE GERMANICAE 
NATURAE CURIOSORUM 


PROTECTORI SUPREMO, AMPLISSIMO, CLEMENTISSIMO 


HOC QUINQUAGESIMUM NOVORUM ACTORUM VOLUMEN 


SACRUM ESSE DESPONSUMQUE 


VOLUIT ACADEMIA 
PRAESIDE 


HERMANNO KNOBLAUCH. 


III. 


NH 


Inhalt des L, Bandes. 


R. Triebel. Ueber Oelbehülter in Wurzeln von Compositen 


Friedrich Lehmann. Systematische Bearbeitung der 
Pyrenomycetengattung Lophiostoma (Fr.) Ces. & DNtrs., 
mit Berücksichtigung der verwandten Gattungen 
Glyphium, (N. i. c), Lophium, Fr., und Mytilinidion, 
Duby 

Hermann Julius Kolbe. Beiträge zur Zoogeographie 
Westafrikas nebst einem Bericht über die während 
der Loango-Expedition von Herrn Dr. Falkenstein bei 
Chinchoxo gesammelten Coleoptera 

H. Dewitz.  Westafrikanische Tagschmetterlinge (Fort- 
setzung zu Nova Acta Bd. XLI. Ps. II, Nr. 2), West- 
afrikanische Nymphaliden . 

Wilibald Reichardt. Ueber die Darstellung der 
Kummer’schen Fläche durch hyperelliptische Func- 
tionen 

Dr. Hermann Knoblauch. Ueber die elliptische Pola- 
risation. der Wärmestrahlen bei der Reflexion von 


Metallen . 


a - S 


1—44. 


. 153—304. 


. 865 —372. 


. 973—-484. 


. 485—544. 


. I—VII. 


Taf. VIII—XIII. 


Taf 


Taf. A—B 


ioe Valli 


, XVIII 


. XIV—XVL 


XLIV. 


WOVA II OITA 
der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher 
Bande aes Nissi 


Ueber 


Oelbehalter in Wurzeln von Compositen 
R. Triebel. 


Mit 7 Tafeln Nr. I—VII. 


Eingegangen bei der Akademie den 18. Juli 1884 


Es ist eine lang bekannte Thatsache, dass viele Pflanzen aus der 
Familie der Compositae ätherisches Oel oder Harz enthalten, andere Milch. 
Kine umfassende Untersuchung in dieser Hinsicht hat allen Van Vieghem 
geliefert.) Er hat, was die Verbreitung der Oelbehälter bei den Compositen 
betrifft, nachgewiesen, dass einige vierzig willkürlich gewählte Vertreter. ver- 
schiedener Gattungen sämmtlich Mileh oder Oel enthalten, und zwar alle zur 
Gruppe der Cichoriaceen gehörigen Milch, alle zu den Gruppen der Radiatae 
und Cynareae gehörigen ätherisches Oel. Mir wurde die Aufgabe, Bau und 
Vorkommen der Oelbehälter in Wurzeln von Compositen zu untersuchen, und 
ich habe bei einigen dreissig Arten willkürlich gewählter Gattungen aus den 
Gruppen der Radiatae und Cynareae, zum grossen Theil anderen Pflanzen 
als den von Van Tieghem untersuchten, ebenfalls constant Oelbehälter an- 
getroffen. Da zudem auch nach meinen Untersuchungen eine auffallende 
Uebereinstimmung in Bau und Entwiekelung der Oelbehälter bei allen unter- 
suchten Pflanzen sich herausstellt, so ist es wohl nicht zu gewagt, das Vor- 
kommen von Oelbehältern als ein Charakteristikum für alle Compositen der 
genannten beiden Gruppen zu bezeichnen. Auch in Hinsicht des Baues und 
der Entwiekelung der Oelbehälter in den Wurzeln der Compositen ist die 
Arbeit von Van Tieghem bei Weitem die umfassendste; doch haben sich 
bei ihm Fehler daraus entwickelt, dass er ein genau untersuchtes Beispiel 
(Tagetes patula) für alle anderen, weniger gut untersuchten Pflanzen verallge- 


meinert hat; auch sind ihm durch dies Verfahren Erscheinungen entgangen, 


1) Van Tieghem: Mémoires sur les caneaux séeréteurs des plantes. Annales d. sc. 
nat. V. Ser. T. 16. p. 96. 


R. .Kriebel: 


die zwar nicht bei seinem Beispiel, aber bei anderen Pflanzen deutlich aus- 
geprägt sind. Ich komme hierauf betreffenden Orts zu sprechen. — 

Compositenwurzeln sind auf Oelbehälter noch untersucht von Sachs, 
(Heliantus annuus, Bot. Ztg. 1859, p. 188), N. Müller (Pringsh. Jahrb. V. 
p. 387). Schmidt’s Atlas zur pharmaceutischen Waarenkunde von Berg 
giebt die Anatomie einiger Compositenwurzeln in Abbildungen, doch sind hier 
nur fertige Zustände berücksichtigt, wie sie die pharmaceutischen Droguen 
zeigen. Zwar nicht gerade die Oelbehälter der Compositen beriicksichtigend, 
aber von Interesse für die Vergleichung dieser mit den Oelbehältern anderer 
Pflanzen (Coniferen, Umbelliferen), sind noch manche andere Arbeiten, indess 
ziehe ich es vor, erst an betreffender Stelle auf sie einzugehen. 

Ich habe an folgenden Pflanzen aus der Gruppe der Hadiaten und 
Öynareen mich von dem Vorhandensein von Oelbehiltern in den Wurzeln 
überzeugt: 1. Ageratum coeruleum. 2. Petasites officinalis. 3. Erigeron acer. 
4. Duda Helenium. 5. Inula salicina. 6. Pulicaria sp. V. Telekia speciosa. 
S. Xanthium strumarium. 9. Coreopsis auriculata. 10. Calliopsis bicolor. 
11. Helianthus annuus. 12. Helianthus tuberosus. 13. Bideus tripartitus. 
14. Anthemis altissima. 15. Anacyclus officinarum. 16. Achillea magna. 
17. Matricaria discoidea. 18. Matriraria Chamomilla. 19. Ammobium alatum. 
20. Ligularia sibirica. 21. Cacalia sonchifolia. 22. Senecio vulgaris. 93. Ca- 
lendula officinalis. 24. Centaurea strobilacea. 25. Cnicus benedictus. 26. Ono- 
pordon Acanthium. 2%. Cirsium canum. 28. Cirsium oleraceum. 29. Tagetes 
patula. 30. Lappa tomentosa. 31. Serratula tinctoria. 

Von diesen ganz willkürlich gewählten Pflanzen habe ich mehrere 
ausgesucht, welche die grösste Regelmässigkeit im Bau ihrer Wurzel und 
dabei die grösste Verschiedenheit in Betreff ihrer Oelbehälter zeigten, und 
dieselben nach ihrer Entwickelungsgeschichte untersucht. Ich habe immer 


frische Wurzeln benutzt, wenn ich nicht ausdrücklich das Gegentheil bemerke. 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 5 


l. Ligularia sibirica. 


Die ausgewachsene Pflanze trügt am Stammende ein zahlreiches 
jiischel von selir wenig verästelten Wurzeln, deren älteste etwa 20 em lang 
und an der Basis 2 mm dick werden und einen schwachen, aber bestimmten 
Geruch haben. An einer solehen Wurzel wird man indess selbst an Schnitten, 
die ganz nahe der Wurzelhaube entnommen sind, kaum die Jüngsten Zustände 
der Oelbehälter beobachten können. Es eignen sieh hierzu vielmehr die 
Wurzeln von ganz jungen Sämlingen. Ein Wurzelquerschnitt eines solchen 
Sämlings, der eben erst die Cotyledonen entfaltet hat, zeigt von aussen nach 
innen folgende Gewebsschichten (Taf. 1. Fig. 1): Die dicht an einander 
schliessenden Oberhautzellen, welche ohne Zwischenzellräume an die darunter 
liegende Zellreihe angrenzen, welche ebenfalls einen fest geschlossenen Ring 
bildet. Diese beiden &ussersten Zellreihen werden schon in sehr jungen 
Stadien mit Jod und Schwefelsäure braun, sind also als cuticularisirt zu 
betrachten; darunter liegen nur wenige Reihen Rindenzellen, denen dann 
weiter die Schutzscheide folgt; die inneren Reihen der Rindenzellen liegen 
mit den Zellen der Schutzscheide in radialen und concentrischen Reihen, 
überall viereekige Zwischenzellräume zwischen sich lassend, die in den 
äusseren Kreisen grösser, nach innen zu kleiner werden; die äusseren Rinden- 
zellen sind polygonal, unregelmässig, ohne Zwischenzellräume an einander 
liegend. Die Schutzscheide zeigt schon sehr früh die charakteristischen dunkelen 


Punkte, welche indess hier, wie bei allen anderen von mir untersuchten 


Compositen, nicht in der Mitte der radialen Wand liegen, auch nieht auf 


deren ganze Ausdehnung sich erstrecken, sondern immer auf dem nach innen 
zugekehrten Theil derselben sich befinden, und meist nur etwa die Hälfte 
derselben, oft aber noch weniger einnehmen. Dem entspricht auch immer 
gen 


i-) CG 


das Verhalten der Schutzscheide gegen Jod und Schwefelsäure und ge 


R. Triebel. 


conc. Schwefelsäure; ersteres Reagens fárbt braun nur immer die Partien, 
welche der dunkele Punkt bedeckt, die also gewellt und verkorkt sind; der 
vom dunkelen Punkt nicht eingenommene Theil der radialen Wand, sowie die 
innere und äussere tangentiale Wand der Schutzscheide werden deutlich blau 
gefärbt. Ich bemerke hier, dass geringe Mengen von Protoplasma, welche 
sich bei Anwendung von Jod und Schwefelsäure als feine braungelbe Schicht 
an die Zellwand legen, oft (bei Ligularia selten) geeignet sind, die Täuschung 
hervorzurufen, als ob die Wand selbst braun wäre. Jene gewellte Partie der 
Schutzscheide zeigt sich auch allein resistent gegen conc, Schwefelsäure, was 
man sehr gut beobachten kann, wenn man zu einem dünnen Schnitt unter 
dem Mikroskop Schwefelsäure zufliessen lässt. Auf die Schutzscheide folgt 
nach innen ein Kranz von parenchymatischen Zellen, welehe mit den Schutz- 
scheidezellen in derselben Zahl, aber abwechselnd, liegen und sich ohne 
Zwischenzellräume fest an dieselben anlegen. Van Tieghem nennt diese 
Zellreihe „membrane rhizogene*, weil von ihr die Bildung der Nebenwurzeln 
ausgeht. Sonst ist auch für dieses Organ der Name ,Pericambium* ge- 
braucht.) An diese Zellreihe legen sich bei der jungen Wurzel immer an 
zwei, und zwar nie mehr als zwei Stellen, die ersten Gefässe an, denen 
dann naeh innen andere grössere folgen, und so die beiden ersten, sich 
gegenüber liegenden Leitbiindel bilden. Ich hebe ausdrücklich hervor, dass 
bei jungen Sämlingen sowohl bei Zigularia als bei den anderen von mir 
untersuchten Pflanzen sich immer erst nur zwei Leitbündel anlegen, denen 
sich erst später andere zugesellen, so dass deren Zahl, bei Ligularia z. B., 
bisweilen auf sechs steigt, obwohl bei den ausgewachsenen Wurzeln vier bis 
fünf am gewöhnlichsten sind. Es ist dies Verhalten der Sämlingswurzeln, nur 
immer erst zwei Leitbündel anzulegen, auffallend, weil bei ausgewachsenen 
Wurzeln, ganz nahe der Wurzelhaube, wo die ganz jugendlichen Gefässe nur 
erst durch ganz schwache Verdickung und ihr etwas stärkeres Lichtbrechungs- 
vermögen kenntlich sind, doch schon immer mehrere (drei bis vier) Gefässe 
gleichzeitig auftreten und gleichmässig vertheilt sind. Es gilt dies nicht nur 
bei Ligularia, sondern bei allen anderen von mir untersuchten Wurzeln der 


Compositen, die im ausgewachsenen Zustande mehr als zwei Leitbündel haben. 


Luerssen: Grundzüge der Botanik. 


Ueber Oelbehálter in Wurzeln von Compositen. 
‘ 


Zwischen den beiden Leitbündeln legen sich an die der Schutzscheide nach 
innen angrenzende Schicht je ein Bastbiindel an (ich entlehne die Bezeichnung 
Bastbiindel von Van Tieghem), und auch bei späterer Vermehrung der Zahl 
der Leitbündel liegt immer zwischen je zwei Leitbiindeln ein Bastbiindel. 
Vermehrt sich, z. B. bei Ligularia, was schon in sehr jungen Stadien ein- 
zutreten pflegt, die Zahl der Leitbündel von zwei auf vier, so bildet sich zu- 
nächst je ein Gefäss dicht an der, der Schutzscheide nach innen angrenzenden 
Zellschicht gerade vor der Mitte des Bastbiindels, welches nun, während 
andere Gefässe an das erste sich nach innen zu anlegen, in radialer Richtung 
sich trennt, und so zwischen den nunmehr vier Leitbündeln wieder vier Bast- 
bündel entstehen lässt. Es ist indess keineswegs nóthig, dass neue Leitbiindel 
in so regelmässiger Weise auftreten; oft zeigt es sich in alten, völlig ent- 
wickelten Wurzeln, dass zu den vorhandenen Leitbündeln noch ein neues 
tritt, das sich zwischen zwei alte schiebt, während das betreffende Bastbiindel 
sich in der beschriebenen Weise verhält. So habe ich einmal bei einer aus- 
gewachsenen Wurzel an auf einander folgenden Querschnitten gesehen, wie 
sich die Zahl der Leitbiindel von drei auf sechs vermehrte. 

Kommen wir auf den Zustand einer jungen Wurzel zurück, in dem 
sich die ersten einander gegenüber liegenden Gefüsse gebildet haben, so sehen 
wir die Schutzscheide an den zwei Stellen, welche den Bastbiindeln gegenüber 
liegen, tangential getheilt; je jünger der Zustand, um so weniger Zellen der 
Schutzscheide sind von dieser tangentialen Theilung betroffen; ich habe bei 
Ligularia als jüngstes Stadium zwei neben einander liegende getheilte Schutz- 
scheidezellen gefunden (Taf. 1. Fig. 1), zweifle indess nicht, dass noch 
Jüngere Zustände die Schutzscheide ganz ungetheilt zeigen mögen, nur ist es 
mir wegen der grossen Zartheit des Materials nicht gelungen, hierfür von 
Ligularia Präparate zu fertigen. Die Theilung der Schutzscheidezellen schreitet 
dann von jenen beiden Ausgangspunkten sehr schnell nach beiden Seiten vor 
(Taf. 1. Fig. 2), und bei noch sehr jungen Wurzeln ist bereits die ganze 
Schutzscheide rings herum durch tangentiale Wand eetheilt. Van Tieghem 
behauptet, dass sich nur die Partien der Schutzscheide tangential theilen, 
welche den Basthündeln gegenüber liegen; dies hat für sein Beispiel Tagetes 


patula Gültigkeit, bei allen anderen von mir untersuchten Pflanzen beschränkt 


sich indess die Theilung nicht blos auf jene Zellen. Ich erwähnte vorher, 


8 R. Triebel. 


dass die dunkelen Punkte immer auf der inneren Hiilfte der radialen Schutz- 
scheidewände liegen; die tangentiale Theilung erfolgt nun so, dass sich die 
neue Wand nach aussen vor die Punkte legt (Taf. 1. Fig. 1, 2, 3); es wird 
dies noeh dadurch erleichtert, dass an den beiden Stellen, wo die "lheilung 
zuerst auftritt, die betroffenen Schutzscheidezellen sich in radialer Richtung 
ausdehnen, und dadurch der nicht gewellte Theil der Wand grösser wird 
(Taf. 1. Fig. 1 u. 2). Die tangentiale Wand wird mit Jod und Schwefel- 
säure blau, und dasselbe ist, wie bereits erwähnt, mit dem von ihr nach 
aussen abgetrennten "Theile der Schutzscheide der Fall, so dass also, wenn 
die Schutzscheide sich rings getheilt hat, ein neuer Kranz von Rindenzellen 
scheinbar das einzige Resultat ist. Schon sehr früh, wenn sich erst wenige 
Schutzscheidezellen an den, den Bastbündeln gegenüber liegenden Stellen tan- 
gential getheilt haben, bemerkt man oft, wie an einem Kreuzungspunkt von 
radialer und tangentialer Wand, immer ziemlich genau gegenüber der Mitte 
des Bastbüdels, die vier Zellen, einen kleinen Zwischenzellraum bildend, aus 
einander weichen, und dies ist die erste Anlage des Oelganges.  Derselbe 
erscheint indess gegenwärtig als ein einfacher Zwischenzellraum, und auch 
auf den anderen Kreuzungspunkten der tangential theilenden Wand mit den 
Sehutzscheidewánden bilden. sich ganz gleich aussehende Zwischenzellräume, 
bisweilen sogar schon früher; auch ist es nicht immer der Fall, dass der 
spätere Oelgang sich in der ersten Zeit durch seine Weite von den anderen 
Zwischenzellräumen irgend wie unterscheidet. Ist die Schutzscheide ringsum 
tangential getheilt, oft auch früher schon,.theilt sich ganz in der beschriebenen 
Weise die Schutzscheide aufs Neue dureh eine tangentiale Wand | wiederum 
an den den Bastbündeln gegenüber liegenden Stellen, so dass der Oelgang 
nunmehr durch eine Zelllage von der Schutzscheide getrennt ist (Taf. 1. Fig. 3). 
Diese neue Zelllage wird ebenfalls mit Jod und Schwefelsäure blau; die neue 
tangentiale Wand kann ebenfalls wieder die Schutzscheide rings herum theilen, 
oder sich auch nur auf die Partien gegenüber den Bastbündeln beschränken. 
In diesem Zustande der Wurzel haben sieh die Rindenzellen bereits erheblich 
durch radiale und tangentiale Theilung vermehrt, die Zwischenzellräume sind 
grösser geworden, und dadurch erhalten besonders die äusseren Partien der 
Rindenzellen eine mehr runde Form; auch die Zahl der Schutzscheidezellen 


ist durch radiale Theilung entsprechend vermehrt. Es sind indess auch noch 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 9 
‘ 

in diesem Stadium die Oelgänge so wenig von den anderen Zwischenzell- 
rumen unterschieden, dass man sie meistens ganz übersehen würde, wenn 
nicht ihre Lage vor den Bastbündeln bekannt wäre. Die Oelgänge über- 
nehmen ihre Function schon in den allerfrühesten Stadien; sobald an der 
Kreuzungsstelle von tangentialer und Schutzscheidewand sich nur ein ganz 
kleiner Zwischenzellraum bemerklich macht, ja, oft noch bevor ein solcher 
mit Sicherheit zu beobachten ist, findet man schon Trépfehen eines wasser- 
hellen, farblosen Oels; zwar liegen diese "rópfehen nicht immer im Oelgang 
oder daneben, fehlen auch sehr oft ganz, weil sie theils ausgeflossen, theils 
durch das Messer fortgeführt sind, immer ist dann aber ihr Erscheinen an 
anderer Stelle auf diese Weise gewaltsam herbeigeführt, wie sich schon daraus 
ergiebt, dass die Tröpfehen dann immer nur lose auf der Oberfläche des 
Sehnitts liegen. Bald jedoch unterscheidet sich der Oelgang sowohl durch 
die grösseren Massen von Oel, welche in ihm auftreten, als auch durch seine 
nun beginnende Ausdehnung von den anderen Zwischenzellräumen. Ist der 
Oelgang noch ein einfacher, viereckiger Zwischenzellraum, etwas grösser als 
die umliegenden, so macht er sieh frühzeitig schon dadurch kenntlich, dass 
die ihn umgebenden Zellen, ich will sie ein- für allemal „Gangzellen“ nennen, 
sich ohne, oder doch nur mit sehr kleinen Zwischenzellräumen, an ihre 


Nachbarzellen anlegen, wodurch die vier Gangzellen zusammen vollkommener 


viereckig erscheinen (Taf. 1. Fig. es erklärt sich dies ungezwungen aus 
der Weitung des Oelganges, wodureh die Gangzellen auf ihre Umgebung 
einen Druck ausüben. Dass ein solcher Druck nach allen Seiten ausgeübt 
wird, geht auch daraus hervor, dass die in radialen und concentrischen Reihen 
geordneten Rindenzellen durch den wachsenden Oelgang aus ihren geraden 
Reihen herausgedrängt werden. Die Ausweitung des Oelganges geschieht, 
wenn auch in etwas mannigfacher Weise, doch immer so, dass ein ihm un- 
mittelbar benachbart liegender Zwischenzellraum, oder auch später zwei der- 
selben durch Spaltung der trennenden Wand mit einander zu einem grösseren 
Zwischenzellraum, d. h. Oelgang, zusammenfliessen. Welcher von den neben 
dem Oelgang liegenden Zwischenzellräumen dazu ausersehen wird, ist durch 
ein Gesetz nicht zu bestimmen; auch kommt es vor, dass schon in sehr 
Jugendlichen Zuständen sich zwei Zwischenzellräume neben einander als etwas 


grössere vor den übrigen auszeichnen (Tat. 1. Fig. 6— 9), und diese später 


Nova Acta L. Nr. 1. 2 


10 R. Triebel. 


zusammenfliessen. Es ist noch zu bemerken, dass die Entwickelung der ein- 
zelnen Oelgänge keineswegs immer mit einander Schritt hält, es können auf 
demselben Quersehnitt von mehreren Oelgüngen die einen schon sehr weit, 
andere fast noch gar nicht entwiekelt sein; so kann man die verschiedenen 
Stadien von Taf. 1. Fig, 5—11 auf demselben Querschnitt vorfinden. Ist dieser 
Unterschied in der Kntwickelung der einzelnen Oelbehälter sehr bedeutend, 
so ist das indess meistens darauf zurückzuführen, dass sich ein neues Leit- 
bündel eingeschoben hat, womit gleichzeitig, wie wir gesehen haben, auch ein 
neues Bastbiindel und vor diesem ein neuer Oelgang entsteht. Nur ein ein- 
ziges Mal habe ich gesehen, dass bei einer ausgewachsenen Wurzel mit wohl- 
entwickelten fünf Leitbündeln vor dem einen Bastbündel kein Oelgang ent- 
wickelt war, was indess die Gesetzmässigkeit nicht beeinträchtigt, da auch 
hier vielleicht einer von den Zwischenzellräumen zum Oelgang bestimmt war, 
und später noch entwickelt werden mochte, 

Mit fortschreitendem Wachsthum der Wurzel theilen und vermehren 
sich die Rindenzellen immer: weiter, während die Oeleänge sich weiten 
und schliesslich im ausgewachsenen Zustande von bis zu zehn Zellen um- 
geben werden (Taf. 2. Fig. 1, 2). Während seiner Ausweitung hat sich 
der Oelgang noch weiter von der Schutzscheide entfernt, so dass er, obwohl 
in der Schutzscheide entstanden, schliesslich durch bis zu vier Zelllagen 
von der Schutzscheide getrennt ist (Taf. 2. Fig. 2). Wir haben gesehen, 
dass zweimal die Schutzscheide sich tangential theilt, und hierdurch der 
Oelgang schon um eine Zelllage von der Sehutzscheide entfernt wird; es 
ist nicht mit Sicherheit festzustellen, ob die sich neu einschiebenden Zelllagen 
ebenfalls dureh spätere nochmalige tangentiale Theilung der Schutzscheide 
entstehen oder dureh Theilung der Rindenzellen; ich glaube, dass eher das 
letztere der Fall ist, daneben vielleicht auch das erstere. Van Tieghem be- 
hauptet ganz allgemein von den Compositen, dass der Oelgang immer in un- 
mittelbarer Berührung mit der Schutzscheide bleibe; ein Blick auf einen aus- 
gewachsenen Zustand von Ligularia lehrt das Gegentheil. Bemerkenswerth 
ist, dass die Wände der Gangzellen dünner sind, als die der umliegenden 
Rindenzellen, welcher Unterschied schon bemerkbar wird, sobald sich der 
junge Oelgang zu weiten anfängt, und der sich später immer mehr ausprägt 


(Faf 1.o Bib, 0-15 7:2, Fig. 2). Wegen der fortgesetzten radialen und 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 11 


‘ 
tangentialen Theilung aller Rindenzellen ist es nieht zu ermitteln, ob die 
Zwischenzellräume, welche behufs Erweiterung des Oelganges mit demselben 
zusammenfliessen, zwischen gewöhnlichen Rindenzellen liegen oder zwischen 
Zellen, die aus den ursprünglichen Schutzscheidemutterzellen entstanden sind; 
mir ist das letztere wahrscheinlicher, deshalb, weil die Wände auch dieser 
Zwischenzellräume, die zur Erweiterung des Oelganges dienen, dünner sind 
als die anderen. 

Der fertige Oelgang also ist von einem Kranz von acht bis zehn 
Zellen umgeben, er ist meist rund oder etwas radial oder tangential gestreckt. 
Die Gangzellen sind, so wie ihre Nachbarzellen, nicht von kreisrundem Quer- 
schnitt, sondern tangential zum Oelgang gestreckt, oder vielmehr zusammen- 
gedrückt. Sie schliessen ohne Zwischenzellräume an die sie umgebenden 
Rindenzellen, und auch dieser zweite Zellenkranz schliesst meist in Folge des 
Drucks, den der sich ausdehnende Oelgang nach allen Seiten übte, ohne 
Zwischenzellräume an die Nachbarzellen (Taf. 2. Fig. 2). Natürlich ist auch 
die Störung der radialen und coneentrischen Zellreihen hier sehr beträchtlich. 
Die Zahl der Oelgünge einer ausgewachsenen Wurzel schwankt zwischen drei 
bis sechs, gewöhnlich sind es vier oder fünf. Ihre Wände werden mit Jod 
und Schwefelsäure rein blau; sie scheinen der cone, Schwefelsäure noch 
weniger zu widerstehen, als die Rindenzellen, was aber wohl nur in ihrer 
geringeren Dicke begründet ist. 

Alle Rindenzellen zeigen auf dem Querschnitt einen Inhalt von Proto- 
plasma, und nur die beiden Reihen Oberhautzellen sind frei davon: man sieht 
diesen protoplasmatischen Inhalt der Zellen sehr deutlich, wenn man ihn mit 
Jod und Sehwefelsäure behandelt, wo dann in den schön blauen Zellen die 
braunen, zusammengeballten Protoplasmamassen liegen. Aber schon sehr 
früh, sobald der Oelgang sich nur etwas geweitet hat, bemerkt man, dass 
die Gangzellen reicher an Protoplasma sind, als alle anderen Rindenzellen; 
dieser Unterschied wird immer entschiedener, und bei einer ausgewachsenen 
Wurzel sieht man die dick mit Protoplasma erfüllten Gangzellen als einen 
dunkelen Ring den Oelgang umgrenzen (Taf. 2. Fig. 1, 2). Wenn auch die 
(Quantität des Protoplasmas in den Zellen wechselt, dieser Unterschied ist 


in allen Fällen sehr deutlich. Ich komme auf diesen Reichthum der Gang- 


BK 


12 R. Triebel. 


zellen an Protoplasma noch zurück, will aber zunächst die dureh den Längs- 
schnitt erhaltenen Beobachtungen besprechen: 

In jugendlichen Stadien lässt der Längssehnitt durch den Oelgang 
nichts Bemerkenswerthes wahrnehmen; meistens übersieht man ihn ganz, da 
er sich in keiner Weise von den anderen schmalen Zwischenzellräumen der 
Rindenzellen unterscheidet, und nur wenn man einen Faden oder Tropfen des 
farblosen Oels darin findet, kann man ihn als Oelgang ansprechen; es 
empfiehlt sich hierbei die Färbung mit Alkanna. Zu einer Zeit jedoch, wo 
der Oelgang durch seine Weite auf dem Querschnitt schon auffällt, erkennt 
man aueh anf dem Längsschnitt eine allemal vorhandene Erscheinung, nämlich, 
dass die Gangzellen immer kürzer sind als die Rindenzellen, und mit dem 
weiteren Wachsthum des Oelganges verkürzen sich auch die Gangzellen immer 
mehr, so dass sie, in der Jugend von den anderen Rindenzellen durch Linge 
(noch sonst wie) nieht verschieden, bei einem ausgewachsenen Oelgang nur 
1, bis !/, so lang als die Rindenzellen sind (Taf. 2. Fig. 4). Ich habe dies 
dureh zahlreiche Messungen an verschiedenen Wurzeln als gesetzmässig nach- 
gewiesen, und will hier ein Zahlenbeispiel anführen. Die Zahlen, welche die 
Zellengrósse angeben, sind als Durchschnitt von etwa zehn Zellen genommen 


und geben die natürliche Grösse derselben in Mikromillimetern : 


Ina Mes EPK 


Gangzellen : Rindenzellen: 
50, an der Basis: 166, 
60, 5 cm tiefer: 122; 
125 3 cm tiefer: 1205 


2 cm tiefer, es war dies 


87, 14/2 cm von der Wurzelspitze: 88. 


Es ergiebt sich aus diesen Zahlen, dass, während alle Rindenzellen in 
die Länge gewachsen sind, die Gangzellen sieh unter wagerechter Theilung 
immer mehr verkürzt haben (Taf. 2. Fig. 3 u. 4). Diese horizontale Theilung 
hat Van Tieghem ganz übersehen, ebenso den sehr auffallenden Gehalt an 
Protoplasma; allerdings findet sich bei seinem Beispiel „Tagetes“ beides sehr 
wenig ausgeprügt. Dieses und der auch auf dem Liingsschnitt sehr deutliche, 


reichliche protoplasmatische Inhalt der Gangzellen macht die ausgewachsenen 


Oelgünge sehr deutlich (Tat. 9. Fig. 3 u. 4) auch wenn das reichlich darin 


| 
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Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 13 
enthaltene Oel ausgeflossen ist. Ich bemerke noch, dass sich niemals eine 
Unterbrechung eines Oelganges gezeigt hat, und sowohl durch Längssehnitte, 
als dureh auf einander folgende Querschnitte habe ich mich überzeugt, dass 
die Oelgänge sich von der Spitze bis zur Basis ohne Unterbrechung fortsetzen. 

Die auffallende Verschiedenheit der Gangzellen von allen anderen 
Rindenzellen, nämlich ihr mit zunehmender Grösse des Oelganges wachsender 
Reichthum an Protoplasma und ihre damit parallel gehende 'Pheilung dureh 
horizontale Wände, sowie ihre Dünnwandigkeit, zwingen zu der Annahme, 
dass die Gangzellen, wenn nicht allein, so doch in hervorragendem Maasse 
bei der Entstehung des Oels betheiligt sind; obwohl die Vermuthung nahe 
liegt, dass in ihnen selbst das Oel erzeugt wird, so habe ich mich doch 
unzweifelhaft davon überzeugt, dass weder in ihnen, noch in anderen Zellen 
im frischen Zustande jemals fertiges Oel vorkommt, und will hierzu noch 
löiniges bemerken: 

Lässt man zu einem nicht zu dünnen Querschnitt (ausgewachsener 
Zustand), dessen Oelgänge grosse Massen des wasserhellen Oels einschliessen, 
unter Deckglas starken Alkohol zutliessen, so sieht man unter dem Mikroskop, 
wie sehr sehnell die Oelmassen versehwinden, indem sie, rund herum sich 
auflósend, immer kleiner werden, und in etwa einer Minute ist keine Spur 
von Oel mehr vorhanden, die Giinge sind dann ganz leer. Dass dieser in 
Alkohol leicht lósliehe Inhalt wirkliches ätherisches Oel ist, davon überzeugt 
man sieh sehr leicht, indem man unter Deckglas etwas Alkannatinetur zu- 
fliessen lässt. Ich ziehe die Alkannatinetur (einen mit Wasser verdiinnten 
alkoholischen Auszug der Alkannarinde) der Färbemethode, die Müller!) an- 
giebt, vor, weil man bei Miüller'scher Methode nicht den Vorgang der Färbung 
beobachten kann, und kleine Mengen Oel auch durch den verdiinnten Alkohol 
gelöst werden können, ohne dass man dessen gewahr wird. Man sieht dann 
sehr schnell, in weniger als einer Minute, das Oel sieh dunkel weinroth 
fürben, wührend Protoplasma nur sehr wenig, die Zellwand so gut wie nichts 
von dem Farbstoff aufnehmen. Fette Oele haben nur in geringem Maasse 
die Fähigkeit, den Alkannafarbstoff aufzunehmen, zudem aber sind fette Oele 


selbst bei lang dauernder Einwirkung in absolutem Alkohol fast völlig un- 


1) Pringsh. Jahrb. V, p. 398. 


14 H Triebel. 


löslich; das sehr schnelle, vollständige Verschwinden des Oels aus den Oel- 
gängen bei Zusatz von Alkohol beweist somit, dass man es hier lediglich 
mit einem ätherischen Oel zu thun hat. Ks bliebe demnach noch zu ent- 
scheiden, ob die Gangzellen bereits fertiges Oel enthalten. 

Durch Zusatz von Alkohol unter Deekglas zeigt der Inhalt der Grang- 
zellen (auch der anderen Zellen) absolut keine Veränderung; auch beim 
Kochen mit Alkohol, beim Behandeln mit Aether und mit Schwefelkohlenstoff 
bemerkt man niemals eine Verminderung des Zellinhalts, was bei Anwesenheit 
von Oel der Fall sein müsste, wie es z. B. auch von Zacharias!) als sehr 
charakteristisch für die Oelzellen von Acorus Calamus und anderer von ihm 
untersuchter Pflanzen beschrieben wird. Es stimmt dieser mein Befund mit 
dem von Frank?) bei Pinus silvestris überein, wo er von den Harzgängen 
im Holz sagt: „Der Inhalt der Wandzellen ist auch im ausgebildeten Zustand 
lediglich Protoplasma — niemals ist Harz in ihnen enthalten.“ Das Angeführte 
und die Thatsache, dass sich bei Einwirkung von Alkanna niemals Oeltrópfchen 
in den Gangzellen (oder in anderen) zeigen, beweisen die Abwesenheit von 
fertigem Oel ausserhalb des Oelganges. Der dicke, trübe Inhalt der Gang- 
zellen und auch der Inhalt der anderen Zellen ist zudem sicher als Proto- 
plasma zu erweisen: er zeigt die Contraction bei dauernder Einwirkung von 
Alkohol, er färbt sich mit Carmin roth und lässt auch den Zellkern stark 
roth gefürbt erscheinen, er färbt sich mit Jod braun und mit Zucker und 
Schwefelsäure schön rosenroth, und gerade die reich mit Inhalt versehenen 
Gangzellen zeigen diese Färbung immer sehr intensiv. ` Dass die Gangzellen 
dünnwandig sind, befürwortet die Annahme einer Diffusiou von Stoffen in den 
Oelgang hinein, doch ist die Entstehung des jedenfalls stickstofffreien Oels 
aus dem stickstoffreichen Protoplasma, das doch augenscheinlich mit seiner 
Bildung beauftragt ist, eine offene Frage. 

Wie schon die Entwickelung des Oelganges lehrt, ist derselbe niemals 
mit einer besonderen Haut ausgekleidet. Es ist für die Entstehung des 
Harzes und ätherischer Oele bei anderen Pflanzen (Coniferen) die Bildung 


aus Stärke mehrfach behauptet, und Van Tieghem giebt auch für die 


1) Bot. Ztg. 1879, p. ‚617: 


*) Frank: Entstehung der Intercellularräume, p. 15. 


4 
Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 15 


Compositen an, dass die Partien der Schutzscheide, welche später die Oel- 
gänge bilden, bei keimenden Samen Stärke enthalten, obwohl aus seiner An- 
gabe nichts Näheres hervorgeht; ich habe weder in jüngsten noch in ältesten 
Zuständen jemals irgendwo Stärke gefunden, zudem wäre eine alleinige 
Bildung des Oels aus Stärke bei den von mir untersuchten Pflanzen schon 
deshalb von vornherein ausgeschlossen, weil sich so bedeutende Massen von 
Oel, wie sie z. B. in alten Zuständen bei Ligularia vorkommen, unmöglich 
aus den ganz geringen Mengen von Stärke bilden können, die in dem 
Wurzelchen des Keims enthalten sein könnten, und in dem noch sehr jungen 
Zustande, wo sieh eben die Cotyledonen entfaltet haben, kann ich die Ab- 
wesenheit von Stärke bestimmt versichern. 

Es ist bekannt, dass viele Compositenwurzeln Inulin führen, ich habe 
bei Ligularia Inulin nieht finden können, weder in getrocknetem Material 


noch in solchem, was einige Monate in Alkohol gelegen hatte. 


2. Telekia speciosa. 


Das ausdauernde Rhizom treibt, ähnlich wie bei Ligularia, ein Büschel 
von Wurzeln, die ältesten im Querschnitt etwa 3 mm und gegen 20 cm lang. 
Auch sie zeigen einen bestimmten Geruch. Die jugendlichen Zustände einer 
Sämlingswurzel unterscheiden sich kaum von denen bei Ligularia; die Oel- 
behälter entstehen in derselben Weise durch tangentiale Theilung der Schutz- 
scheide (Taf. 2. Fig. 5). Taf. 2. Fig. 6 zeigt ein etwas älteres Stadium und 
hier sehen wir, dass sich, abweichend von Ligularia, vor jedem Bastbiindel 
mehrere Oelgünge bilden; die Zahl der Oelgänge einer Gruppe ist dureh- 
schnittlich drei, sie wechselt aber sehr häufig ‘zwischen eins bis fünf. Die 
Erweiterung des Oelganges erfolgt einfach dureh Ausdehnung des Zwischen- 
zellraums, und ist es nur von untergeordneter Bedeutung, wenn bisweilen 
durch Zusammenfliessen von zwei neben einander liegenden jungen Oelgiingen 
eine Erweiterung bewirkt wird. Wie bei allen von mir untersuchten Wurzeln 
tritt schon früh in der Schutzscheide und in den hindenzellen eine radiale 
Theilung auf, welche nieht nur die einzelnen Gruppen von Oelgängen auf der 


grösseren Peripherie mehr von einander entfernt, sondern auch die Anfangs 


` 
neben einander liegenden Gänge einer Gruppe mehr oder weniger trennt. 


16 WR. Triebel. 


Bald tritt dann auch in der Schutzscheide, besonders in den Partien, an denen 
die Oelbehälter liegen, theilweise tangentiale Theilung auf, welche, obschon 
wenig regelmässig, immer dahin führt, dass wenigstens einer oder einige 
Oelgünge jeder Gruppe von der Schutzscheide entfernt werden: sind, wie ge- 
wühnlieh, mehrere Gänge in einer Gruppe vorhanden (Taf. 9. Fig. 6, 1), 
so werden in der Regel die mittelsten zuerst und am weitesten von der 
Schutzscheide entfernt. So wie die Rindenzellen, unterliegen auch die Gang- 
zellen einer ziemlich unregelmässigen Theilung, so dass der Anfangs viereckige 
Oelgang einen immer unregelmüssiger werdenden Querschnitt zeigt und im 
Alter wohl von etwa zehn Zellen umgeben ist (Taf. 2. Fig. 8); die mittleren 
Oelgünge einer Gruppe sind dann wohl um fünf Zellen von der Sehutzscheide 
entfernt, die äusseren liegen nur durch eine Zellschieht von der Schutzscheide 
getrennt oder auch unmittelbar an derselben. Die Weite der einzelnen Oel- 
eünge ist im Alter auf demselben Querschnitt oft sehr verschieden (Taf. 3. 
ñg. 1), die Zahl der Gruppen schwankt zwischen vier und sieben, die Zahl 
der Gänge einer Gruppe zwischen eins und fünf. Die Gruppen sind immer 
ziemlich regelmässig im Kreise um die Sehutzscheide vertheilt. Ebenso wie 
bei Ligularia zeigen sich auch hier die Gangzellen reichlich mit Protoplasma 
erfüllt, um so mehr, je älter die Wurzel ist (Vat. 2. bie su. Pafii) 
und in ausgewachsenen Stadien ist dies eine sehr augenfällige Erscheinung. 
Auch die den Gangzellen benachbart liegenden enthalten reichlicher Protoplasma 
als die übrigen Rindenzellen, doch kommt auch hier nirgends ausserhalb des 
Oelganges wirkliches Oel vor; ebenso zeigt der Längsschnitt, wie bei Ligu- 
laria, eine mit der Entwickelung des Oelganges Schritt haltende horizontale 
Theilung ‘der Gangzellen (Taf. 3. Fig. 2, 3, 4), während die Rindenzellen 
ungefähr die gleiche Linge behalten. Kin Zahlenbeispiel, das die Lànge der 
Rinden- und Gangzellen in verschiedenen Alterszustiünden angiebt, diene als 


Beleg (Länge in Mikromillimetern): 


Lat ile eas Sts Lala 


Gangzellen Rindenzellen 
35,0 altes 97,5 
40,5 nee 101,0 

j Stadium 
52,0 143,9 
87,5 junges 102,5 


| 
| 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 17 


Ebenso wie bei Ligularia laufen die Oelgänge ohne Unterbrechung fort. 
Die sehr reichliche Oelabsonderung scheint im Alter herabgesetzt zu werden, 
wenigstens fliessen beim Durchschneiden ganz alter Zustände nieht mehr so 
reichliche Mengen Oel: das Oel älterer Zustände ist auch dunkeler gelb als 
das der jüngeren, erscheint weniger dünnflüssig, und ganz alte Oelgänge sieht 
man häufig innen stellenweise mit einem braunen Belag versehen, der, in 
Alkohol schwer löslich, jedenfalls als ein harzartig veründertes Product des 
Oels anzusehen ist. Die Wand der Oelgänge, wie aller anderen Rindenzellen, 


wird mit Jod und Schwefelsäure blau, wobei zu berücksichtigen ist, dass 


jener braune harziee Belag im alten Oelgang leicht eine Täuschung hervor- 
H > kb C = Gel 


rufen kann. 

Die bei der jungen Wurzel angelegten zwei Leitbündel, denen bald 
mehr hinzutreten, vereinigen sieh bisweilen im Mittelpunkt und bilden einen 
soliden Holzkörper (Taf. 2. Fig. 7), meistens verbleibt indess das Mark bis 
zum Schluss des Wachsthums, und den Holzkörper durchsetzen Markstrahlen 
(Taf. 3. Fig. 1), so zwar, dass je zwei Markstrahlen einen Holztheil mit 
davor gelagertem Bastbündel einschliessen, dem dann ausserhalb der Schutz- 
scheide eine Oelganggruppe vorgelagert ist. Die Breite einer solehen Gruppe, 
und damit auch die Zahl ihrer Oelgiinge, zeigt sich dann immer ziemlich 


DEUS 


Die Oberfläche alter Wurzeln zeigt sich einige Zelllagen tief frisch 


entsprechend der Breite des betreffenden Holztheils (Taf. 3. I 


regen ‚Jod und Schwefelsäure 


braun und erweist sich dureh ihr Verhalten geg 
als verkorkt. 

Die getrocknete Wurzel zeigt in allen Theilen reichliche Mengen von 
Inulin, das, an Menge wechselnd, niemals ganz fehlt; es erscheint in 
eckigen Stücken von unregelmässiger Form; nur die Oberhautzellen zeigen 
sich ganz frei davon. Wurzeln, die lange Zeit in Alkohol gelegen haben, 
Zeigen das Inulin in sogenannten Sphärokrystallen, mehr oder weniger 
rundliche Massen von deutlich strahligem Gefüge. Irgend eine Beziehung 
zu den Oelgängen liess sich aus der Vertheilung des Inulins nirgends 
ersehen. 

Ich bemerke noch, dass ich auch bei Zelekia niemals Stärke ge- 
funden habe. 


Nova Acta L. . Nr. 1, 3 


R. Triebel. 


3. Inula Helenium. 


Die alten Wurzeln werden einige Centimeter dick, sind weiss oder 
mit einer mehr oder minder lose anhaftenden, leicht abstreifbaren, braunen 
Rinde bedeckt und haben einen bestimmten Geruch. Was den Bau der jungen 
Wurzel eines Sämlings betrifft, sowie für das erste Auftreten der Oelgänge, 
gelten hier vollkommen die bei Telekia beschriebenen Verhältnisse. Es legen 
sieh vor jedem Bastbündel in der tangential getheilten Schutzscheide vier bis 
sechs Oelgänge an (Taf. 3. Fig. 5) Schon früh tritt in der Schutzscheide 
und allen Rindenzellen radiale Theilung aut, wodurch die Oelgänge, die Anfangs 
neben einander lagen, von einander entfernt werden ('l'af.3. Fig. 6; Taf. 4. Fig. 1). 
Der radialen Theilung der Rindenzellen geht eine tangentiale parallel. In der 
äusseren Hälfte (?/;) der Rinde treten schon früh grosse Lücken auf, welche 
den Kranz von Oberhautzellen mit wenigen darunter liegenden Zellreihen fast 
völlig von dem inneren "hel der Rinde abtrennen, indem beide nur durch 
spärliche welke Zellstränge verbunden sind (Taf. 3. Fig. 6). Diese ganze 
äussere Rindenpartie mit den grossen Lücken ist schlapp, runzelig und wird 
bald abgestossen. Die Rindenschicht ist dureh diesen Verlust erheblich ver- 
schmälert, der centrale Körper der Wurzel dann aber erheblich im Durch- 


messer gewachsen (Taf. 3. Fig. 7), und die Oelgänge somit der Peripherie 
stark genühert. Die Oelgänge erweitern sich sehr wenig, sie überschreiten 
auch im Alter auf dem Querschnitt kaum die Grösse einer ihrer Gangzellen, 
bleiben lange Zeit nur von vier Gangzellen (Taf. 3. Fig. S u. 9) begrenzt, 
und selbst in den ältesten Zuständen des Oelganges hat sich die Zahl der 
Gangzelen auf kaum mehr als sechs vermehrt (Taf. 3. Fig. 9). Die Oel- 
gänge bleiben immer an der Schutzscheide liegen (Taf. 3. Fig. 8), die zu 
einer Gruppe gehórigen sind durch etwa fünf Zellen von einander getrennt 
und in alten Zuständen zu vier bis fünf Gruppen vorhanden. Nicht selten 
findet sich der in radialer Riehtung vor einem Oelgang liegende Zwischen- 
zellraum (Taf. 3. Fig. 8) auch mit Oel gefüllt, indess habe ich ein Zusammen- 
fliessen beider nicht finden können; es geht dieser zweite Oelgang meist nur 


durch kurze Strecken und ist überhaupt unwesentlich und mehr zufällig. 


D 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 19 


Ebenso gering wie die räumliche FEntwickelung ist auch ihre ölbildende 
'Thätigkeit: junge Gänge führen ein hellgelbes, ältere ein etwas dunkeleres Oel, 


aber schon in dem Taf. 3. Fig. 7 u. 8 angegebenen Stadium ist die Menge 
des Oels unbedeutend, und später findet man überhaupt kaum noch flüssiges 
Oel; es zeigt sich dafür häufig, wie bei Telekia, jener braune, wahrscheinlich 
harzige Wandbelag. Die Wände des Oelganges werden mit Jod und Schwefel- 
säure blau; der protoplasmatische Inhalt der Gangzellen ist kaum erheblicher 
als in den anderen Rindenzellen; auch ist die wagerechte Theilung der Gang- 
zellen (Taf. 4. Fig. 2) in älteren Zuständen zwar nicht zu verkennen, aber 
lange nicht so erheblich, wie bei Ligularia und Telekia. Es liegt sehr nahe, 
dies beides mit der geringen Production von Oel in Verbindung zu bringen. 
Beriicksichtigt man, dass bei mula der Oelgang von der Summe seiner Gang- 
zellen meist um das Vierfache an Rauminhalt übertroffen wird, dass hingegen 
bei Ligularia und Telekia der Oelgang die Summe seiner Gangzellen an 
Hauminhalt meistens übertrifft, dass ferner die Oelgänge bei Ligularia und 
Telekia meistens mit grossen Massen von Oel reichlich gefüllt sind, hingegen 
bei Dada eine, auch im Hinblick auf die geringe Weite des Oelganges, nur 
kleine Menge Oel erzeugt wird, so dürfte dies in Verbindung mit dem ver- 
schieden stark ausgeprägten Entwickelungsgrad der Gangzellen ebenfalls als 
ein Hinweis darauf angesehen werden, dass die Gangzellen vorzugsweise mit 
der Bereitung des Oels betraut sind, 

Hat die Abstossung von Rindentheilen, wie vorhin beschrieben, einmal 
begonnen, so dauert dies ununterbrochen bis ins höchste Alter der Wurzel 
fort; die äusseren Zellsehichten sind immer braun und welk, verkorkt (Taf. 3. 
Fig. 7) und lösen sich nach und nach in grösseren Partien ab, während die 
darunter liegenden Rindenschichten in derselben Weise absterben und später 
auch abgestossen werden. Dem entsprechend findet man bei einer vorsichtig 
ausgegrabenen Wurzel oft mehrere solche braune Häute theils die Wurzel 
umschliessend, theils in Fetzen lose über einander liegend. So geschieht es, 
dass auch die Partien der Rinde, welche die Oelgiinge einschliessen, absterben 
und als braune Häute abgestossen werden, und verfolgt man die Entwickelung 


an einer möglichst vollständigen Wurzel, so ist es nicht schwer, diese Stelle 


äusserlich zu finden, wo die Oelgänge mit den braunen Rindenfetzen ab- 


20 R. Friebel 


gestossen werden. List man hier die unmittelbar auf der weissen Wurzel 
lose aufliegenden braunen Fetzen ab, so findet man die Oelgänge darin liegen 
(Taf. 4. Fig. 3). Auch die Sehutzscheide fällt der Abstossung anheim, sowie 
allmihlich auch die darunter gelegenen Partien; die Punkte der Schutzscheide 
sind übrigens in älteren Stadien (Taf. 3. Fig. 9) kaum mehr zu bemerken, 
und sobald die Schutzscheide in die äussersten braunen Zellreihen tritt, lüsst 
natürlich auch Jod und Schwefelsäure im Stich. 

Dieses sind die Oelgänge, welche durchweg bis in die jüngsten Triebe 
der Wurzel ununterbrochen fortlaufen und in ihrer Entwickelung mit den bei 
allen ölführenden Compositen vorkommenden identisch sind; da sie aber in 
älteren Zuständen fehlen, sind sie oft ganz übersehen. Die Abbildungen in 
Schmidt’s Atlas zeigen sie nicht und auch Berg erwähnt ihrer nicht im 


Text; viel augenfälliger ist eine andere Art von Oelbehältern bei mula: 


Nachdem zum ersten Mal Rinde im ganzen Umfang abgestossen ist 
(Taf. 3. Fig. 6), zeigt der innerhalb der Schutzscheide gelegene centrale 
Theil ein betrüchtliehes Diekenwaehsthum (Taf. 3. Fig. 7), wobei der Holz- 
körper in der Mitte bleibt, und sich ein breites parenchymatisches Gewebe um 
ihn legt. Bald zeigt sich, den Holzkürper umschliessend, ein dunkeler Ring 
(Taf. 3. Fig. 7), der augenscheinlich dureh seine cambiale Thätiekeit das 
Dickenwachsthum bewirkt. Es ist zu bemerken, dass die Bastbiindel immer 
unmittelbar an der, der Schutzscheide naeh innen anliegenden | Zellschicht 
liegen bleiben (Taf. 3. Fig. 7), dass also von dieser ein Diekenwachsthum 
nieht ausgeht. Sobald der Raum zwischen Holzkörper und Schutzscheide nur 
einigermaassen beträchtlich geworden ist, zeigen sich, auf diesen ganzen Raum 
vertheilt, Anfangs einige, bald aber zahlreiche, auf dem Querschnitt runde 
Oelbehiilter (ich nenne sie Oel-, Behälter“ zum Unterschied von den Oel- 
„Gängen“), welche an Weite die grössten Gefüsse mehrmals übertreffen und 
von einem Kranz von eng zusammenschliessenden, augenscheinlich in radialer 
Richtung (vom Oelbehälter) platt gedriickten Zellen mit trübem Inhalt um- 
geben werden. Diese Oelbehälter führen ein weisses Oel in reichlichen Mengen, 
während das Oel der Oelgänge gelb ist. Sie sind alle von ziemlich gleicher 


Grüsse im Querschnitt, erscheinen im fertigen Zustand auf dünnen Schnitten 


als ein Loch. Ihre Entwiekelung ist folgende: An irgend einer Stelle des 


D 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von .Compositen. 21 


zwischen Holzkórper und Schutzscheide (niemals ausserhalb dieser) gelegenen 
parenchymatischen Gewebes zeigt sich auf dem Querschnitt eine Partie von 
Zellen auffallend verschieden von ihrer Umgebung durch ihren reichlichen 
protoplasmatischen Inhalt (Taf. 4. Fig. 4). Kin diesem Zustand entsprechender 
Längsschnitt (Taf. 4. Fig. 5) zeigt eine im Umriss lüngliche Partie von 
Zellen, ebenfalls mit viel Protoplasma erfüllt, dieselben aber erheblich kürzer 
als die umgebenden Zellen, oft sogar weniger hoch als breit und jedenfalls 
durch wagerechte Theilung einiger Zellen entstanden. Durch Auseinander- 
weichen dieser protoplasmareichen, horizontal getheilten Zellen bildet sich ein 
Hohlraum, der schon bei seiner Entstehung Oel enthält, und der dann sich 
dehnend auf dem Querschnitt (Schmidts Atlas Taf. X. E.) wie auf dem 
Längsschnitt (Taf. 4. Fig. 6) die ihn umgebenden Zellen platt gedrückt 
erscheinen lässt und. auch die benachbarten Zellen zur Seite drängt (Taf. 4. 
Fig. 6). Der fertige Oelbehälter ist allseitig geschlossen und hat eine 
elliptische, oft mehr oder weniger in die Länge gestreckte Gestalt. Die 
Wandzellen werden mit Jod und Schwefelsäure wie das umliegende Gewebe 
blau; sie enthalten niemals Oel, aber immer viel Protoplasma und zeigen sich 
also dieserhalb und durch ihre Quertheilung, sowie durch die geringere Wand- 
stärke den Gangzellen bei Zigularia und Telekia sehr ähnlich. Mit dem 
Wachsthum der Wurzel vermehren sich auch die Oelbehälter zu einer be- 
trächtlichen Anzahl und liegen auf dem Querschnitt ohne alle Regel sowohl 
innerhalb als ausserhalb des Cambiums, nur der in der Mitte gelegene Holz- 
körper ist frei davon, ebenso die ausserhalb der Schutzscheide liegenden 
Partien (so lange sie eben noch nicht abgestossen sind). Berg spricht von 
einer Vertheilung der Oelbehälter in mehreren Kreisen, doch ist dies eine 
willkürliche oder gewaltsame Auffassung, vielleicht zufällig veranlasst durch 
ein Präparat, ich habe nie eine annähernd regelmässige Anordnung gefunden. 
Auf dem Längsschnitte (Taf. 4. Fig. 13) zeigen sich die Oelbehälter zwar 
regellos an verschiedenen Stellen und in verschiedener Höhe, aber fast immer 
zeigen sie sich in senkrechten Reihen über einander gelagert, wobei die ein- 
zelnen Oelbehälter allerdings einander sehr verschieden weit genähert sind. 


Tag . € ` Cape WA " ap " 
laf. 4, Fig, 13 zeigt zwei solche über einander gelegene Oelbehülter, bei 


grosserer Lüngenausdehnung des Schnittes wiirde man das auch an anderen 


33 : H Triebel. 


Stellen sehen. Nicht selten kommt es vor, dass zwei über einander liegende 
Oelbehálter mit einander zusammenfliessen, indem auch das zwischen beiden 
liegende Gewebe sich mit viel Protoplasma füllt und, in der Mitte aus einander 
weichend, während es sich gleichzeitig wagerecht theilt, einen Hohlraum ein- 
schliesst, so dass dann ein langgestreckter Oelbehälter entsteht; immer aber 
sind diese Oelbehälter an beiden Enden begrenzt und dadurch von den Oel- 
gängen verschieden. 

Sobald die ganze ursprüngliche Rinde, Oelgänge und Schutzscheide 
abgestossen sind, können die Oelbehälter auch bis an die Oberfläche der 
Wurzel herantreten (Taf. 4. Fig. 7); bald sieht man sie in immer grüsserer 
Nähe der Oberfläche, die sie umgebenden Zellschichten wölben sich als kleine 
Erhöhungen über die Wurzeloberfläche und nehmen schliesslich die Gestalt 
einer über die Oberfläche ragenden Warze an (Taf. 4. Fig. 8), vielfach mit 
eingeschnürter Basis. Diese Warzen sind mit blossem. Auge auf der Wurzel- 
oberfläche sichtbar (Taf. 4. Fig. 9 nat. Gr.), und man findet stets beim 
Durchschneiden einen Oelbehälter darin liegen (Taf. 4. Fig. S u. 10 Quer- 
schnitt und Längsschnitt). Eine Oelerzeugung findet in diesem Stadium des 
Oelbehälters wohl nicht mehr statt, er führt ein meist gelbes wenig flüssiges 
Oel, oder auch einen anscheinend verharzten Inhalt. Die Wandzellen sind, 
wie alle an der Oberfläche liegenden Zellschichten, braun, verkorkt, vertrocknet, 
jedenfalls nicht mehr lebensfühig, und bei der fortgesetzten Abstossung der 
Rinde wird auch die Kuppe der Warze entfernt (Taf. 4. Fig. 11), und auch 
die kraterfürmige Höhlung, in welcher der Oelgang lag, wird abgestossen und 
die Oberfläche der Wurzel wieder eben. Dies Heraustreten von Oelbehältern 
über die Oberfläche dauert einige Zeit, hört dann allmählich auf, und es finden 
sich in alten "heilen zwar noch Behälter am Rande, sie treten aber nicht 
mehr heraus. Der Holzkörper liegt im Alter nicht mehr fest geschlossen im 
Mittelpunkte, sondern hat sich stark ausgebreitet und ist von zahlreichen 
Markstrahlen durchsetzt (Schmidt's Atlas Taf. X. Fig. C.). Später tritt im 
Mittelpunkte ein schwammiges Mark auf, in das nur einzelne Gefüsse ein- 


gestreut sind (Taf. 4. Fig, 12), und die Hauptmasse des verholzten Gewebes 


erscheint dann als zerstreut vertheilte Holzpartien in einem breiten Ring, 
etwa auf der Mitte des Radius liegend. Die Oelbehülter finden sich auch in 


DH 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 23 


den ältesten Zuständen in allen Theilen der Wurzel und sind immer reichlich 
mit Oel gefüllt. Auch in den ältesten Zuständen zeigen diese Oelbehälter 
keinen harzigen Belag auf den Wänden, sondern nur reichliches flüssiges Oel. 
Kine Ausnahme machen nur die im die Rinde übertretenden, welche dabei ihre 
Function allmählich aufgeben. Auch bei Ligularia wird bis in die spätesten 
Zeiten des Wachsthums immer reichlich Oel erzeugt, und es zeigt sich keine 
Spur von harzigem Wandbelag. Bei Telekia sinkt gegen Ende des Wachs- 
thums die Produetion von Oel, und mit Verminderung des Oels zeigt sich in 
alten Zuständen auch harziger Wandbelag und das Oel weniger dinnflüssig, 
dasselbe giült von den Oelgiingen von mula, sowie durchgehend von denen 
der noch zu besprechenden Pflanzen; immer tritt eine Verharzung erst auf, 
nachdem die Oelbildung herabgesetzt ist oder aufgehört hat. — Ich will noch 
bemerken, dass man bei einem längsdurchschnittenen Oelbehälter bisweilen 
Zellwandfetzen in dem Raume sieht; es wäre voreilig und falsch, hieraus auf 
eine lysigene Entstehung des Oelbehälters zu schliessen, es sind jene Fetzen 
lediglich dadurch erzeugt, dass der Oelbehälter nahe an seinem Umfang vom 
Messer tangential getroffen ist, und so die tangential gestreckten Wandzellen 
durchschnitten ihre Reste als Fetzen in den Raum strecken. Bei Einstellung 
auf den grössten optischen Durchschnitt des Oelbehilters sieht man stets 
glatte Wände ohne alle Fetzen. In getrockneten Wurzeln ist das Oel der 
Oelbehälter mehr oder minder fest geworden (verharzt) Die Wurzel enthält 
reichliche Mengen von Inulin, ‘welches in derselben Weise wie bei Telekia 
erscheint. In der Zeichnung von Schmidt erscheinen die den Behälter um- 
gebenden Zellen frei von Inulin, es ist dies indess sicher nur zufällig, auch 


sie enthalten Inulin. 
4. Lappa tomentosa. 
Der Bau der jugendliehen Wurzel eines Sümlings entspricht ganz den 


bisher besprochenen. Die Bildung der Oelgänge durch tangentiale Theilung 


der Schutzscheide erfolgt schon in frühester Zeit auf fast allen radialen 


Wänden der Schutzscheide Nur an den beiden gerade den Leitbiindeln 


94 R. Triebel. 


gegenüber liegenden Stellen bleiben wenige, je eine bis zwei Zellen, in den 
allerjüngsten Zuständen ungetheilt (Taf. 5, Fig. 1). Sehr bald aber theilen 
sich auch diese, obwohl hier keine Oelgänge sich bilden (Taf. 5. Fig. 2). 
Die schon früh auftretende radiale Theilung der Schutzscheiden und Rinden- 
zellen entfernt mit wachsendem Wurzeldurchmesser die Oelgänge von einander 


(Taf. 5. Fig. 3), und sie zeigen sich dann sehr gleichmässie rings an der 


Schutzscheide liegend vertheilt (Taf. 5. Fie. 3). Bald nachdem die radiale 
und tangentiale Theilung der Rindenzellen eingetreten ist, werden die äusseren 
verkorkenden Rindenschichten allmählich abgestossen (Taf. 5. Fig. 3 und 
Taf. 5. Fig. 4 u. 5), und in ganz derselben Weise wie bei Inula werden 
dann auch die Oelgünge abgestossen. Es geschieht dies bei einzelnen Wurzeln 
früher, bei anderen später, sie fehlen aber immer bei ausgewachsenen Wurzeln. 
Schmidts Atlas enthält eine Zeichnung einer ausgewachsenen Wurzel, welche 
die Oelgünge nieht zeigt, und Berg sagt im 'l'ext ausdrücklich, sie sei ohne 
„Balsambehälter“, was indess nur für alte Zustände richtig ist. Die Oelgänge 
scheinen immer erst im zweiten Jahre abgestossen zu werden, bei einjährigen 
Wurzeln habe ich sie stets noeh gefunden, wennschon der Oberflüche oft sehr 
genähert. Die Oelgänge führen ein gelbliches Oel, sie bleiben bis zuletzt in un- 
mittelbarer Berührung mit der Schutzscheide und behalten die viereckige Gestalt 
eines von vier Zellen begrenzten Zwischenzellraumes; ihre Weite ist demgemiiss 
nie sehr beträchtlich, und in älteren Stadien, etwa Taf. 5. Fig. 4, hört bereits 


die Oelbildung fast gänzlich auf, es zeigen die Wände des Oelganges dann 


wieder den braunen Belag, wie bei den früheren Wurzeln. Im Uebrigen sind 
die Oelgänge gleich denen bei Inula Helenium. Die Entwiekelung der Wurzel 
ist sehr ähnlich der bei mula. In der Mitte liegt der Holzkörper, umgeben 
von einer breiten Schicht parenchymatischen Gewebes, auf deren starkem 
Wachsthum die Verdiekung der Wurzel beruht. Während der Holzkern sich 
lockert und in viele Holzstrahlen, getrennt durch breite Markstrahlen (Tat. 5. 
Fig. 4) sich auflöst, bildet sich ein den Holzkörper umgebendes Cambium 
aus, dem sich dann nach innen die Holzpartien, nach aussen die entsprechenden 
Bastbündel anlegen (Taf, 5. Fig. 5). Dann. bilden sich, in einem Stadium, 


wo gewöhnlich die Oelgänge schon in die absterbenden Rindentheile iber- 


treten, weite Lücken in dem ausserhalb des Cambiums gelegenen Gewebe 


P 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 25 


(Taf. 5. Fig. 5). In ältesten Zuständen entstehen dann auch im Centrum, 
wo nur noch wenige Gefässe spärlich eingestreut sind, weite Lücken (Schmidt's 
Atlas Taf. XIII). Die Wurzel enthält reichlich Inulin. d 


Es ist mir eine Bemerkung Berg's unverständlich geblieben; derselbe | 
sagt, die Drogue miisse im Herbst des ersten Jahres eingesammelt werden, | 
weil sie „später verholzt und unwirksam wird“; sonach schliesse ich, dass | 


die Wirksamkeit in dem Vorhandensein von Oel beruht. Die im Text com- 

mentirte Abbildung von Schmidt zeigt indess ein ganz altes Stadium vom 

zweiten Jahre, das, verholzt und ohne Oel, jedenfalls nicht der Bedingung | 
entspricht. 


5. Cirsium canum. 


Der Bau der Wurzel eines Sämlings ist genau so wie bei Lappa; es 
8 8 pl 
gelten die von Zappa entnommenen Zeichnungen Taf. 5. Fig. 1 u. 2. Auch 
die weitere Entwickelung der Oelgänge, wie sie in Taf. 5. Fig. 6 und Taf. 6. 
5 e | a] iz] 


Fig 


1, 2, 3 angegeben ist, ist ganz wie bei Lappa. Die Oelgiinge sind gleich- 


mässig rings um die Schutzscheide gelagert, und auch die unmittelbar vor den 
Leitbündeln gelegenen Partien sind nicht frei davon. Sie enthalten ein gelb- 
liches Oel. Auch hier findet eine Abstossung der äusseren absterbenden 
Rindentheile statt (Taf. 5. Fig. 6 und Taf. 6. Fig. 1), wenngleich dieselbe 
nicht so weit geht, dass die Oelgänge mit ergriffen würden. Die Oelbildung 
wird im Alter herabgesetzt oder hórt ganz auf; die Wiinde der Oelgünge 
werden mit Jod und Schwefelsäure blau. In jüngeren Zuständen ist ein 
weites Mark vorhanden (Taf. 5. Fig. 6 und Taf. 6. Fig. 1), später (Taf. 6. 
Fig. 2) treten Gefässe auch in der Mitte auf, und um diesen mittleren, immer 
nur sehr wenig Gefässe enthaltenden Theil, der aber dennoch als Holzkörper 


bezeichnet werden muss, legt sich ein Cambium (Taf. 6. Fie, 1 u. 2). 
3 > e 


Nova Acta L. Nr. 1. 4 


26 H Triebel. 


6. Cirsium oleraceum. 


Was Bau und Entwickelung der Oelgünge betrifft, unterscheidet Cirsium 
oleraceum sich in keiner Weise von Cirsium camum, was auch aus Taf. 6. 
Fig. 4, 5, 6, 7 und Taf. 7. Fig. 1 erhellt. Auch hier findet Abstossung der 
äusseren Rindentheile statt (Taf. 6. Fig. 4). Die Leitbündel schliessen sich 
in älteren Zuständen zu einem soliden Holzring zusammen, der ein weites 
Mark wmschliesst und später von Markstrahlen vielfach durchsetzt wird 
(Taf. 7. Fig. 1). Die Wurzel enthält ziemlich viel Inulin und zeigt einen 


bestimmten Geruch. 


7. Tagetes patula. 


Die erwachsene Pflanze trägt ein zahlreiches Büschel Wurzeln von bis 
zu 2mm Dieke. Die jugendliche Wurzel eines Sümlings zeigt denselben Bau 
und die gleiche Anlage der Oelgänge wie die bisher besprochenen Wurzeln 
(Taf. 7. Fig. 2, 3 u. 4). Von Tagetes erhielt ich ein Präparat (Taf, 7. Fig. 3) 
eines jugendlichen Zustandes, welches drei Leitbündel und drei Bastbiindel 
enthielt, bei dem indess erst zwei, den Bastbündeln entsprechende Partien 
der Schutzscheide behufs Bildung von Oelgängen tangential getheilt sind, 
während die dem dritten Bastbündel gegenüber liegende Partie noch ganz 
ungetheilt ist. Die ausgewachsene Wurzel zeigt drei bis fünf Gruppen von 
Oelgüngen, jede zu drei bis sechs Gängen; die zwischen den Oelganggruppen 
liegenden Partien der Schutzscheide unterliegen auch in älteren Stadien keiner 
tangentialen Theilung (Taf. 7. Fig. 4), und daher ist Tagetes besonders als 
Beispiel geeignet, um die Entstehung der Oelgänge durch tangentiale Theilung 
der Schutzscheide nachzuweisen. Die äussersten seitlichen Gänge einer Gruppe 
sind, wenn gut ausgebildet, dreieckig (Taf. 7. Fig. 5). Es kommt häufig vor, 
dass nicht alle der angelegten Oelgünge sieh entwickeln, und besonders gilt 
dies von den äussersten seitlichen. Die Wände der Oelgänge, sowie die 


tangential theilende Wand werden mit Jod und Schwefelsäure blau. Man 


kann bei dieser Beobachtung leicht dadurch getäuscht werden, dass das 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln: von Compositen. 


Protoplasma, welches in den Gangzellen zwar spärlich, aber immer noch 
reiehlicher vorhanden ist als in den Rindenzellen, sich beim Behandeln mit 
Jod und Schwefelsäure als dünner gelbbrauner Belag an die Zellwánde legt, 
und man so geneigt wird, letztere selbst fir braun zu halten; genauere Be- 
trachtung zeigt indess, dass dies ein Irrthum ist. Die Gänge enthalten ein 
gelbliches Oel; sie erreichen niemals einen erheblichen Durchmesser, bleiben 
vielmehr enger, als man es im Vergleich mit den anderen Zwischenzellräumen 
von ihnen erwarten sollte. In älteren Zuständen vermindert sich ihre ölberei- 
tende Thätigkeit und hört später ganz auf, und zeigen sie überhaupt dieselben 
Verhältnisse, wie Inula, Lappa, Cirsium canum und C. oleraceum. Die radiale 
und tangentiale Theilung der Rindenzellen, das Auftreten von Lücken in der 
Rinde (Taf. 7. Fig. 4 u. 5) und das Abgestossenwerden der äusseren Rinden- 
theile sind Erscheinungen, die sich auch hier wiederholen. Die Mitte der 


Wurzel nimmt ein solider Holzkörper ein (Taf. ESCH, 


Eine ganz gleiche Entwickelung der Oelgünge, wie bei Inula, Lappa, 
Circium canum, Cirsium oleraceum, habe ich bei Helianthus annuus gefunden 


D] 


(Taf. 7. Fig. 8), ferner bei 

Cnicus benedictus, 

Onopordon Acanthium. 
Folgende andere Wurzeln habe ieh zwar nicht entwickelungsge- 
schichtlich untersucht, aber mich überzeugt, dass in ausgewachsenen Stadien 
die Oelgiinge an der Schutzscheide liegen: 

Petasites officinalis, Coreopsis auriculata, Ammobium alatum, Cen- 


taurea strobilacea, Serratula tinctoria. 


Es ist kaum zu bezweifeln, dass sich auch bei diesen, sowie wohl 
bei den meisten (allen) anderen ölführenden Compositen die Oelgünge in der- 


selben Weise entwickeln. 


4* 


98 H Triebel. 


Ich will noch kurz die allgemeinen Resultate zusammenfassen: 

I. Bei obigen zehn von mir untersuchten Compositen findet sich die 
gleiche Art der Kntwickelung der Oelgänge dureh tangentiale Theilung der 
Schutzscheide. 

2. Bei den meisten von diesen und zahlreichen anderen bleiben die 
Oelgünge bis in die ältesten Zustände in unmittelbarer Berührung mit der 
Schutzscheide; nur bei Ligularia und Telekia tritt eine Entfernung von der 
Schutzscheide ein. 

3. Die den Oelgang umgebenden Zellen enthalten reichlicher Proto- 
plasma als die anderen Zellen, um so mehr, je grösser der Oelgang im Ver- 
hältniss zu den ihn umgebenden Zellen ist. 

4. Die den Oelgang umgebenden Zellen verkürzen sich durch wage- 
rechte Theilung mit fortschreitendem Wachsthum des Oelganges; es geschieht 
dies um so intensiver, je grösser der Oelgang im Verhältniss zu den ihn 
umgebenden Zellen ist. 

5. Niemals kommt fertiges Oel ausserhalb des Oelganges vor, viel- 
mehr scheint bei seiner Bildung das Protoplasma der Gangzellen eine Haupt- 
rolle zu spielen. 

6. Obwohl in der Schutzscheide entstanden, sind die Wünde des Oel- 
ganges niemals verkorkt; bei verhältnissmässig grossen Oelgüngen sind die 
Wände dünner als die der umgebenden Zellen. 

T. In alten Zuständen wird die Production von Oel häufig herabgesetzt 
oder hört ganz auf. 

5. Die Oelgünge sind Zwischenzellräume, die von keiner besonderen 
Haut ausgekleidet werden. 

9. Stürke war niemals zu finden. 

10. Eine Beziehung des häufig vorkommenden Inulins zur Oelbildung 


war nicht zu ermitteln. 


11. Ausser den Oelgängen kommen bei Inula Helenium im Mittelkörper 


der Wurzel noch besondere, allseitig begrenzte Oelbehälter vor, ebenfalls 


schizogener Entwickelung. 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 29 


12. Bei einigen Wurzeln (Inula Helenium, Cirsium oleraceum, Cirsium 
canım, Tagetes patula, Lappa tomentosa) tritt früher oder später eine allmäh- 
liche Abstossung von Rindentheilen auf, welche oft durch eine vorhergehende 
Bildung von Lücken in der Rinde begünstigt wird. 

13. Bei mula und Lappa geht die Abstossung der Rinde so weit, dass 


auch die Oelgänge, dann die Schutzscheide und noch darunter liegende Partien 


davon ergriffen werden. 


2 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln. von Compositen. 31 


Erklärung der Tafeln. 


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R. Triebel. 


Tafel 1. 
Ligularia sibirica. 

Jüngster Zustand von Ligularia; beginnende Theilung der Schutzscheide an 
zwei den Bastbündeln gegenüber liegenden Stellen. 

Etwas älterer Zustand; weiter geschrittene tangentiale Theilung der Schutz- 
scheide; Oel schon vorhanden. 

Junges Stadium mit vier Leitbündeln. Schutzscheide fast ringsherum tangential 
getheilt; an einer Stelle eine zweite tangentiale Theilung der Schutz- 


scheide, die später zur Entfernung des Oelganges von der Schutzscheide 
führt. 


Aelteres Stadium. Vor jedem Bastbündel 1—-2 grössere Zwischenzellriiume 


(Oelgiinge). 


-11. Entwickelungsstadien des Oelbehülters. Dünnwandigkeit der Gangzellen. 


Entfernung von der Schutzscheide. 


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B Trrebel: Veber Oclbchiilter in Wurscht 


von (ompostten. Tal f. 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 33 


Ta SY Ulla ELE 


Nova Acta L. Nr. 1. 5 


H Triebel. 


Tafel 2. 
Ausgewachsener Zustand. Protoplasmareichthum der Gangzellen. 
Einzelner ausgewachsener Oelgang. 


Mässig alter Oelgang auf tangentialem Schnitt. 


Alter Oelgang. Längsschnitt. Noch kürzere Gangzellen als bei Fig. 3, noch 


reichlicherer Protoplasmagehalt derselben. 


Telekia speciosa. 


Fig. 5, 6, 7. Entwickelung der Wurzel und Oelgänge nach Querschnitten in auf einander 
folgenden Stadien. 


Fig. S. Eine Oelganggruppe eines ausgewachsenen Stadiums. 


Nova Aeta Acad, CLCG Nat. Gar Volt. Tab. 


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B. Triebel: Veber Orlbehälter in Wurzeln 
ron (omposilen. Taf. 2. 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 35 


Pabula CHE 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


R. Triebel. 


Tafel 3. 
1. Ausgewachsenes Stadium. 
2, 9, 4. Längsschnitte durch Oel 


Ganges, gleichzeitige Verkürzung der Gangzellen mit zunehmendem Proto- 


ünge verschiedenen Alters. Erweiterung des 


plasmagehalt. 


Inula Helenium. 


5. Jugendlicher Zustand. 
6. Aelterer Zustand; radial und tangential getheilte Rindenzellen mit grossen 


Lücken in der Rinde. 


7. Die üusserste tindenpartie (Fig. 6) abgestossen; weiteres Absterben der äusseren 
Rindentheile. Centralcylinder bedeutend gewachsen; ein Cambium um den 
centralen Holzkórper; Oelgünge an der Schutzscheide, zum Theil zwei 
einander vorgelagert; einzelne Oelbehülter im Centralcylinder. 

S. Einzelpartie von Fig. 7. 


9. Aeltere Oe 


gänge, nur noch wenig oder kein Oel mehr producirend. 


Vova Aeta Acad. CL.CONG Car Vot. L. Tab Ml 


R. Triebel: Veber Oelbchilter in Wurzeln 


von. Compositen. Tak à. 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. od 


Tabula IV. 


R. Triebel. 


Tafel 4. 


Fig. 1.  Einzelpartie von Taf. 3. Fig. 6. 
Fig. 2. Längs durchschnittener Oelgang. Entspricht Taf. 3. Fig. 8. 
8 8 gang 5 
Pig. Abgestossenes, lose auf der Wurzel aufliegendes Rindenstück mit einigen 


Oelgüngen. 


Fig. 4. Querschnitt durch einen sich ‘bildenden Oelbehälter. 
Ip Längsschnitt durch einen sich bildenden Oelbehälter. 
Fig. 6. Längsschnitt eines fertigen Oelbehälters. 


Fig. 7, 8. Heraustreten eines Oelbehülters über die Oberfläche und Bildung einer 


Warze. 
Fig. 9. Wurzelstück natürlicher Grösse mit Oelbehülter einschliessenden Warzen. 
Fig. 10. Lüngsschnitt einer solchen. 
Fig. 11. Querschnitt einer Warze, die an der Oberflüche gelegen, abgestorben und 


geöffnet ist. 
Dp 12 Aeltester Zustand, Querschnitt. 


Lüngsschnitt an einem etwas jüngeren Stadium. 


Nova Acta Acad. Ch Coat Cur ot. L. Tab, IV. 
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R Triebel: Ueber Velbchälter in Wurzeln 
von Composter. att. 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 89 


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Fig. 


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Rie baie bel. 


Tafel 5. 
Lappa tomentosa. 

Jiingster Zustand; bis auf die den Leitbiindeln gegeniiber legenden Stellen ist 
die Schutzscheide ringsherum getheilt mit Oelgängen. 

Aelterer Zustand. 

Wachsen des Centralkórpers; fortgesetztes Absterben und Abgestossenwerden 
der äusseren Rindentheile. 

Ablösen der Rinde. Cambium umschliesst den in lockere Gefässstrahlen auf- 
gelösten Holzkörper. 

Abgelöste Rinde; dichtere Holzmassen innerhalb des Cambiums. Lücken in 


der Rinde. 


Cirsium canum. 


Auftreten von Lücken in der Rinde. Mark. 


Nova Acta Acad. CLCG Nat Car Vot. L. Tab.) 


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R. Triebel: Veber Cetbehdtter in Wurzeln 
von. Compositen. Tat à 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 41 


TADA Suevi. 


Nova Acta L. Nr. 1. 6 


R. Triebel. 


Tafel 6. 


Abgestossene Rindentheile. Mark. 
Cambium hat sich gebildet. Gefässe im Centrum.  Aeltester Zustand. 
2 


Einzelpartie von Fi; 


Cirsium oleraceum. 


Lücken in der Rinde. 


u. 6. Oelgänge in verschiedenen Stadien. 


Längsschnitt durch einen alten Oelgang; ebenfalls verkürzte Gangzellen. 


Nova Acta Acad. CC Nat. Ge Fal. L Tab. FT. 


Ca 


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R. Triebel: Veber Celbchilter in Wurzeln 
ron Composite. Tat. 6. 


Ueber Oelbehälter in Wurzeln von Compositen. 


Tapora WEL 


9 


H Triebel. 


Tafel 7. 


Fig. 1. Aeltester Zustand. Mark. Markstrahlen. 


Tagetes patula. 
Fig. 2, 3, 4, 5, 6, 7. Auf einander folgende Entwickelungsstadien. Fig, 3 zeigt von 
den, den drei Bastbündeln vorgelagerten Partien der Schutzscheide erst 


zwei getheilt, die dritte noch ungetheilt. 


Helianthus annuus. 


Fig. 8. Jugendlicher Zustand. 


Nova Acta dead, CCG Nat. Cun Vol. L 


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l. Triebel: Veber Celbochiilter in Wurzeln 


von (omposüten. Tal 7. 


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E. — = ee * ———————— n 1: 


NOVA ACTA 
der Kal, Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher 


^ : Baud. NN 2. 


Systematische Bearbeitung 


der 


Pyrenomycetengattung Lophiostoma 
(Fr) Ces, & DNtrs, 


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mit Berüeksiehtigung der verwandten Gattungen 


Glyphium, (N. i. c), Lophium, Fr., und Mytilinidion, Duby. 


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Í Von 
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Friedrich Lehmann. 
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* 1 y Zeta d i 3 de - 
| Mit 6 Tafeln Nr. VIII—XIII. E 
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| Eingegangen bei der Akademie am 7. November 1884. | 
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| HALLE. 
|| 1886. 
i 1 l E. Blochmann & Sok Dresd 
i f lie Akad [ ion bei Wilh. Engel Leip 
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nr 


Die vorliegende Arbeit ist eine mit dem vollen Preise ge- 
krönte Beantwortung der von der philosophischen Faeultät der 
Königlichen Akademie zu Münster für das Jahr 1883 gestellten 
naturwissenschaftlichen Preisaufgabe mit dem Wortlaute: , Eine 
monographische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophio- 
stoma Fries, eventuell mit Hinzufügung verwandter Gattungen. 
Beizufügen sind die Abbildungen von Schläuchen und Sporen 
sümmtlieher untersuchten Formen.“ Sie giebt daher eine Dar- 
stellung der Gattung Lophiostoma, (Fr) Ces & DNtrs, mit 
Berücksichtigung der verwandten Gattungen Glyphium, (N. i. e.), 
Lophium, Fr, und Mytilinidion, Dub. und zwar in syste- 
matischer Hinsicht. — Bei der Unterscheidung der einzelnen 
Speeies habe ieh, wie dies heutzutage wohl allgemein geschieht, 
das Hauptgewicht auf die Beschaffenheit der Sporen, weniger 
der Schläuche, gelegt; doch sind auch die äusserlich wahrnehm- 
baren und daher für eine leichte und rasche Erkennung der 
Arten oft sehr willkommenen Merkmale der Perithecien nicht 
vernachlässigt worden. Die Diagnosen der einzelnen Arten, welche 
in den weitaus meisten Füllen auf Autopsie beruhen, sind, wie 


üblieh, in lateiniseher Spraehe abgefasst; doch finden sich in der 


73 
7 


48 Friedrieh Lehmann. (p. 4) 


Regel noch Bemerkungen theils zur Ergiinzung der Diagnosen, 
theils kritischen Inhalts, sowie Angaben über das Vorkommen 
der Arten in deutscher Sprache beigefügt. Im Ganzen sind nach- 
stehend 68 Arten der Gattung Lophiostoma, 1 Art der von 
Nitsehke aufgestellten Gattung Glyphium, 4 Arten von Lophium 
und endlieh 3 Arten von Mytilinidion aufgeführt, und zwar 
befinden sich unter den 68 Lophiostoma-Arten nicht weniger 
als 26 unzweifelhaft bisher völlig unbesehriebene Arten. — Die 
manniehfaltige Beschaffenheit der Fructificationsorgane bei der 
Gattung Lophiostoma dürfte mich wohl später bei einer noch- 
maligen Dureharbeitung zu einer Zerlegung dieser artenreichen 
Gattung in mehrere Gattungen veranlassen; vorläufig habe ich 
mich jedoch nach Nitschkes Vorgange darauf beschränkt, eine 
Scheidung der Arten in zwei Gruppen (Platystoma und 
Sphyrostoma) vorzunehmen, die ich dann weiter noch in 
Unterabtheilungen zerlegt habe. Die wenigen Arten fremder 
Autoren, bei denen ich nicht ein sicheres, auf Autopsie ge- 
gründetes Urtheil in Betreff ihrer Neuheit, resp. Selbststündigkeit 
fällen konnte, habe ich, wenn es nicht gerade der Zusammen- 
hang mit den übrigen Arten als durehaus unzulüssig erscheinen 
liess. ans Ende der betreffenden Abtheilungen gesetzt. Sehen 
wir von diesen mehr oder weniger unsicheren Arten ab, so bleibt 
für unsere Gattung noch immer die stattliche Zahl von etwa 60 
wohl begründeten Arten. 

Was die beigefügten Abbildungen der Schlüuche und Sporen 
der von mir untersuchten Formen anbetrifft, so sind dieselben, 
wie es ja jetzt meistens zu geschehen pflegt, rein schematisch 
gehalten, das heisst: es ist jegliche Schattirung und Farben- 


darstellung unterlassen worden, weil alsdann die Unterschiede im 


Bau dieser Organe viel mehr in die Augen springen; jedoch 


nor 


Systematische Bearbeituug der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 5) 49 


habe ich dabei so viel als möglich auf die verschiedenen Ent- 
wiekelungsstufen der Sporen Riicksicht genommen. 

Das Material für meine Untersuchungen habe ich aus- 
schliesslich aus dem Herbarium meines verstorbenen Lehrers, des 
Herrn Professor Dr. Nitschke, entnommen, der mir dasselbe 
bereitwilligst zur Verfügung stellte. Bei der Durchsicht dieser 
Sammlung, die nunmehr im Besitze der hiesigen Akademie ist, 
fand ich dasselbe nämlich in so reichlichem Maasse vor, dass 
ieh an eine Verwerthung selbst gesammelten Materials bei der 
Kürze der Zeit überhaupt nieht denken konnte. — Die dort 
provisorisch gebrauchten Sammlungsnamen habe ich aus Pietät 
gegen meinen verehrten Lehrer, sowie auch zur Erleichterung 
einer späteren Identificirung mit meinen Beschreibungen bei- 
behalten, obwohl mir eine völlige Aenderung freigestellt war. — 
Ich bediente mich beim Mikroskopiren fast durchgängig des 
Hartnaeksehen Objectives Nr. 8 mit Ocular Nr. 4, also einer 
etwa 600 -fachen Vergrösserung und legte zu Vornahme von 
Messungen in das Ocular ein Glasmikrometer ein, dessen Inter- 
valle bei der erwähnten Combination auf Grund vorhergegangener 
Berechnung je 2.2 Mikromillimeter repräsentirten. 

Um auch einen Einblick in die von mir benutzten Hülfs- 
mittel zu gewühren, habe ich in einem Anhange siimmtliche von 
mir eingesehenen Schriften über den vorliegenden Gegenstand 
angeführt. Ich habe die angegebene Litteratur, die trotz eifriger 
Bemühungen immerhin unvollständig geblieben sein dürfte, sorg- 
fültig benutzt und die Ergebnisse dieses Studiums in den den 
Diagnosen vorangeschickten Synonymenverzeichnissen niedergelegt, 
die. so unansehnlich sie auch scheinen mögen, doch einen nicht 


unbetriichtlichen Theil der auf die ganze Arbeit verwendeten Zeit 


absorbirt haben. — Ausserdem standen mir noch in den Manu- 


50 Friedrich Lehmann. (p. 6) 


seripten Nitsehkes kürzere Notizen über diese oder jene von ihm 
bereits als unbeschrieben erkannte Form zur Verfügung, die ich 
jedoch auch nur nach vorhergegangener Prüfung verwerthete. — 

Unglücklieher Weise entriss mir sehon bald naeh dem Be- 
ginn meiner Untersuchungen der Tod meinen verehrten Lehrer 
und freundlichen Rathgeber, Herrn Professor Dr. Nitschke, dessen 
für mich so werthvolle Unterweisungen ich in der Folgezeit, in 
der ich ganz auf mich allein angewiesen war, nur zu sehr ver- 
misste. Ich kann daher nieht umhin, zum Schlusse dieser ein- 
leitenden Bemerkungen ganz besonders hervorzuheben, wie sehr 


ich dem theuren Verstorbenen zu Dank verpflichtet bin. 


Münster i W., Frühjahr 1884. 


Ki 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. V) 51 


Geschichte der Gattung Lophiostoma, sowie der ver- 
wandten Gattungen Glyphium, Lophium und Mytilinidion. 


Die ersten Spuren der Gattung Lophiostoma, soweit ich wenigstens 
die einschlägige Litteratur rückwärts verfolgen konnte, finden sich bei Tode 
in dessen 1791 zu Lüneburg erschienenem Werke „Fungi Mecklenburgenses 
Seleeti^. — Sphaeria macrostoma ist es nämlich, von der uns dort eine ein- 
gehende, wenn auch selbstverständlich lediglich die äusseren, makroskopisch 
wahrnehmbaren Verhältnisse berücksichtigende Beschreibung gegeben wird. 
Tode unterscheidet 5 Varietäten dieser Art (nigra, fusca, nigro-fusca, libera, 
pileata) und veranschaulicht zum Theil den äusseren Habitus derselben durch 
beigefügte Abbildungen. Noch jetzt wird Lophiostoma macrostomum, "Tode, 
als eine wohl begründete Art allgemein anerkannt, und sie bildet gleichsam 
den Typus der ganzen Gattung. — Bei Persoon, dem eigentlichen Begründer 
einer methodischen Pilzkunde, tritt uns schon eine etwas grössere Anzahl 
hierher gehöriger Arten entgegen (so mit Sicherheit die heute noch bestehenden 
Arten Sphaeria Arundinis, — dehiscens, — compressa, — diminuens), und zwar 
sind dieselben, was nicht unwichtig sein dürfte, schon zu einer Gruppe als 
Sphaeriae Platystomae zusammengestellt, aus welcher, wie wir sehen werden, 
die Gattung Lophiostoma hervorgegangen ist. Auch die Gattung Lophium ist 
in Persoons „Synopsis methodica fungorum“, welches Werk 1801 zu Göttingen 
erschien, schon in einer Art (L. mytilinum) vertreten; freilich trägt dieselbe 
noch den Namen Hysterium, welcher jetzt eine engere Bedeutung besitzt. 
Haben wir sonach bei Persoon, was die Kenntniss der uns hier 


interessirenden Pilzgruppe anbetrifft, in extensiver Hinsicht einen nicht un- 


wesentlichen Fortschritt zu verzeichnen, so ist dieser Forscher bezüglich der 


52 Friedrich Lehmann. (p. 8) 

Intensität der Untersuchung der einzelnen Arten nicht über Tode hinausgekommen, 
indem auch er nur die Gruppirung, sowie die grüberen, äusseren Kennzeichen 
der Früchte zur Charakterisirung seiner Species in Betracht zieht. — „Das 
System der Pilze und Sehwümme* von Nees v. Esenbeck und die „Flora 
cryptogamica Krlangensis“ von Martius, welche Werke beide im Jahre 1817 
edirt wurden, lehnen sich völlig an Persoons „Synopsis methodica fungorum“ 
an. — Kurze Zeit darauf, im Jahre 1823, erschien Fries’ epochemachendes 
Werk „Systema myeologieum“, welches für die Entwickelung der Mykologie 
von der grössten Bedeutung gewesen ist. Mit Ausnahme von Sphaeria Nucula 
finden wir dort die zur heutigen Gattung Lophiostoma gehörigen Arten in der 
schon ziemlich umfangreichen Gruppe Platystomae. Wenn auch Fries, dieser 
Heros der Mykologie, schon begann, einer mehr wissenschaftlichen Behandlung 
des Materials, gegründet auf die mit dem damals noch höchst unvollkommenen 
Mikroskope erkennbaren Merkmale, Bahn zu brechen, so fehlen doch in den 
Diagnosen der Arten sowohl der Gruppe Platystomae als auch der Gattung 
Lophium (Hysterium, Persoon) noch jegliche Angaben über die Beschaffenheit 
der Schläuche und Sporen, so dass dadurch trotz der musterhaften Darlegung 
sonstiger Verhältnisse eine etwaige Identificirung vorliegender Arten mit dort 
beschriebenen nicht wenig erschwert ist. In der von Fries 1849 heraus- 
gegebenen „Summa Vegetabilium Scandinaviae“ tritt uns zum ersten Male der 
sruppenname Lophiostomeae entgegen, welcher Umstand viele spätere Forscher 


veranlasst hat, die nunmehrige Gattung Lophiostoma mit dem Autornamen 


„Fries“ zu versehen, während diese Gattung als solche erst von De Notaris, 
wie wir sehen werden, aufgestellt ist. Nicht weniger als 10 Arten finden 
wir in der mit der früheren Gruppe Platystomae fast identischen Gruppe 
Lophiostomeae vereinigt, die, wie aus dem nachfolgenden systematischen Abschnitt 
meiner Arbeit zu ersehen ist, zum grüssten Theil noch jetzt als wohl um- 
grenzte Arten anerkannt werden. Auch die Gattung Lophium, welche unter 
diesem Namen hier zuerst auftritt, ist schon in 3 Arten (L. elatum, — mytilinum, 
—mytilinellum) vertreten, sowie die Gattung Mytilinidion in der Art aggregatum, 
die dort allerdings noch zur Gattung Lophium zählt, da die Gattung Mytili- 
midion erst von Duby abgezweigt wurde. — Auf dem vom Altvater Fries 
betretenen Pfade ward in der Folge rüstig fortgeschritten, indem erfreulicher 


Weise immer mehr und mehr die Eigenschaften der Fructiticationsorgane zur 


U 
5 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p.9) 53 
Charakterisirung der Arten herbeigezogen wurden. Die Namen Desmaziéres, 
Bonorden, Berkeley, Currey, Duby und vor allen De Notaris ver- 
dienen, an dieser Stelle besonders hervorgehoben zu werden.  Letzterer For- 
scher ist, wie schon oben angedeutet wurde, der eigentliche Begriinder der 
Gattung Lophiostoma, und ich werde daher auch im Folgenden, wie es meist 
geschieht, seinen Namen dem der Gattung als Autornamen hinzufügen. In 
seinem zusammen mit Cesati herausgegebenen Werke „Schema di classifica- 
zione degli Sferiacei Italici aschigeri^ tritt uns nämlich di.se Gattung zum 


ersten Male unter jenem Namen entgegen, und zwar wird dieselbe dort als 


mit der Gruppe Sphaeriae erumpentes Lophiostomae, Berkeley, („Outlines of 


British Fungology“, p. 397) identisch angegeben, wenn auch leider eine 
weitere Charakteristik derselben fehlt. — In der Folgezeit, also in den letzten 
beiden Jahrzehnten, hat eine Reihe rühmlichst bekannter Mykologen schätzens- 
werthe Beiträge zur Kenntniss der Gattung Lophiostoma, sowie der in der 
vorliegenden Arbeit mitberücksichtigten verwandten Gattungen geliefert, welche 
ich sorgfältig benutzt habe. Neben Cooke, von dem die einzige bisherige 
monographische Bearbeitung der Gattung Lophiostoma herrührt (dieselbe um- 
fasst 11 der von mir beschriebenen Arten), sind hier in erster Linie Fuckel, 
Karsten und Saccardo zu nennen, durch deren Arbeiten die Zahl der 
Arten unserer Gattungen nicht unwesentlich bereichert worden ist. — Leider 
hat sich gleichzeitig auch eine relativ ziemlich grosse Verwirrung in der 
Synonymie der Species herausgestellt, so dass neben der descriptiven auch 
eine kritische Bearbeitung der sämmtlichen bisher beschriebenen Arten wohl 
am Platze sein dürfte. Wenn ich nun auch diesem dringenden Bedürfniss 
nach Möglichkeit abzuhelfen bestrebt war, wie man aus den den einzelnen 
Artendiagnosen beigegebenen Synonymenverzeichnissen ersehen möge, so konnte 
diese Aufgabe doch nur dann vollständig gelöst werden, wenn eine Untersuchung, 
bez. Vergleiehung der Originalexemplare in allen Fällen möglich gewesen 
wäre; denn nur dann kann bei kritischen Arten ein sicheres Urtheil gefällt 
werden. 


Welch hervorragendes Verdienst sich vor allen anderen Forschern 


endlich Nitschke, der Begründer der von Lophium abgezweigten Gattung 


Glyphium, um die Kenntniss unseres Gegenstandes erworben hat, brauche ich 
hier wohl nieht besonders hervorzuheben, da es aus meiner eigentlichen 


Nova Acta L. Nr. 2. 8 


54 Friedrich Lehmann. (p. 10) 


Arbeit, für welche die Resultate seiner Forschungen die Grundlage gebildet 
d 5 o 


haben, zur Geniige hervorgeht. 


Stellung der Gattung Lophiostoma im System. 

Die im Folgenden näher zu behandelnde Gattung Lophiostoma gehört 
zu den Pyrenomyceten oder Kernpilzen, welche ihrerseits eine Abtheilung der 
Ordnung der Ascomyceten oder Schlauchpilze bilden. — Was die Stellung 
unserer Gattung unter den Pyrenomyceten anbetrifft, so glaube ich, dieselbe 
nicht besser veranschaulichen zu können, als indem ich die von Nitschke 
auf vielseitigen Wunsch seiner Correspondenten in den „Verhandlungen des 
Naturhistorischen Vereins der Preuss. Rheinlande und Westfalens^ (Jahr- 
gang 26, Bonn 1869, p. 73 seqq.) veröffentlichten Grundzüge seines Pyreno- 
mycetensystems hier Platz finden lasse. Nitschke unterscheidet dort 12 
Familien der Pyrenomyceten und charakterisirt dieselben folgendermaassen : 

1. Hypocreaceae N. — Pyrenomycetes stromatiei, compositi, superficiales, 
laete colorati, stromate hypoxyleo, peritheeiis papillatis. 

2. Nectriaceae N. — Pyr. astromatici, simplices, superficiales v. innati, laete 
colorati, peritheciis papillatis. 

3. Xylarieae N. Pyr. germ. p. 1. — Pyr. stromatici, compositi, super- 
fieiales v. erumpenti-superficiales, nigricantes, stromate hypoxyleo, 
peritheciis papillatis. 

4. Dothideaceae N. — Pyr. stromatici, compositi, superficiales v. erumpenti- 
superficiales, nigricantes, stromate hypoxyleo, peritheciis papillatis, 
emembranaceis. 


5. Diatrypeae N. Pyr. germ. p. 62. Pyr. stromatici, compositi, innati, 


nigricantes, stromate diatrypeo v. valseo, peritheciis rostratis. 
Stromate conidiophoro propriaeque indolis microeonidia generante. 
6. Valsaceae N. Pyr. germ. p. 107. — Pyr. stromatiei, compositi, innati, 
nigricantes, stromate diatrypeo v. valseo, peritheeiis rostratis. 
Spermatiis et stylosporis in spermogoniis inclusis. 
Calosporeae N. — Pyr. stromatici, compositi, innati, nigricantes, stro- 


mate valseo v. diatrypeo, peritheciis rostratis. 


Stromate conidiophoro propriaeque indolis macroconidia proferente. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 311) 55 


8. Massariaceae N. — Pyr. stromatici, simplices, innati, nigricantes, peri- 
theeiis papillatis. 
9. Sphaeriaceae N. 
a) Sphaerieae N. Pyr. astromatici, simplices, superficiales, nigricantes 
(rarissime laete colorati), peritheciis papillatis. 
b) Hemisphaerieae N. — Pyr. astromatici, simplices, innati, nigricantes, | 
peritheeiis papillatis. 
c) Ceratostomeae N. — Pyr. astromatici, simplices, superficiales, nigri- 
cantes v. laete colorati, peritheciis rostratis. 
d) Gnomonieae N. — Pyr. astromatici, simplices, innati, nigricantes, 
peritheciis rostratis. 
e) Lophiostomeae N. — Pyr. astromatici, simplices, innati, nigricantes, 
peritheciis cristatis. : 
10. Pleosporeae N. — Pyr. astromatici, simplices, sub peridermio nati, nigri- 


cantes, peritheeiis papillatis. 


11. Sphaerellaceae N. — Pyr. astromatici, simplices, innati, nigricantes, 
peritheeiis papillatis. Foliicolae v. rarius caulicolae. 
12. Perisporiaceae N. — Pyr. astromatici, simplices, superficiales, nigricantes, | 
peritheciis papillatis, membranaceis. | 
Durch diese Zusammenstellung, resp. Reihenfolge der 12 Familien soll 
lediglich eine Vergleichung derselben möglichst erleichtert werden; dagegen 
lässt sich die natürliche Verwandtschaft der verschiedenen Pyrenomycetentypen 
} : in folgenden Parallelreihen ausdrücken: 


. . « Nectriaceae. H 


Hypocreaceae 
| Hemisphaerieae. | 


| Sphaerieae | 


Xylarieae . . Gnomonieae. li 


| Ceratostomeae | : | 
Lophiostomeae. | 


Dothideaceae . . . . Perisporiaceae . .... Sphaerellaceae. | 


Diatrypeae j 
‘I | Massariaceae. 


Calosporeae ( o'p ' 
| | Pleosporeae. | 


Valsaceae 
Zu den Lophiostomeae rechnet Nitsehke nun, wie ich aus seinen 
Manuscripten ersehe, in denen die verschiedenen Pyrenomycetengattungen, 


wenn auch nur dem Namen nach, aufgeführt sind, die 7 Gattungen Lophio- | 


g* 


56 Friedrich Lehmann. (p. 12) 


stoma „Er.“, Glyphium N., Lophium Fr., Mytilinidion Dub., ferner Ostropa Fr., 
Robergia Demaz. und Cyclostoma Crouan, von denen ich in der vorliegenden 
Arbeit neben der Gattung Lophiostoma, der Kiirze der mir zugemessenen Zeit 
halber, nur die ihr zunächst stehenden Gattungen Glyphium, Lophium und 
Mytilinidion berücksichtigt habe, während ich mir für später eine Bearbeitung 


sämmtlicher Lophiostémeen vorbehalte. 


Die Unterscheidung dieser vier im Folgenden behandelten Gattungen 
werde ich spiiter in einem Conspectus generum darlegen. 

Nach den vorstehenden Angaben lässt sich also die Stellung der 
Gattung Lophiostoma im System durch folgendes Schema veranschaulichen : 

Ordnung: Ascomycetes. 
Abtheilung: Pyrenomycetes. 
"amille: Sphaeriaceae. 
Unterfamilie: Lophiostomeae, 


Gattung: Lophiostoma. 


Biologie und geographische Verbreitung. 

Die Formen der Gattung Lophiostoma sind nach den bisherigen Er- 
fahrungen sämmtlich epiphytische Pilze, und zwar nisten sie besonders gern 
auf abgestorbenen, seltener auf noch lebenden Pflanzentheilen, so dass wir es 
also hier meistens mit Saprophyten und nur vereinzelt mit eigentlichen Para- 
siten zu thun haben. Man trifft sie in Feld und Wald meist auf, resp. in 
der Rinde oder dem Holze dürrer Zweige und morscher Stiimpfe unserer 


Laubbäume, sowie in fast gleich grosser Verbreitung auf faulenden Stengeln 


unserer Sträucher und Kräuter, während mit Sicherheit nur eine der bisher 
beschriebenen Arten, nämlich LZ. pinastri, v. Niessl, Nadelholz bewohnt. Nur 
äusserst selten, wie es scheint, kommen sie auf Blättern oder Früchten vor; 
wenigstens sind mir für diese beiden Fälle lediglich folgende Beispiele be- 
kannt geworden: Die sehr kleinen, punktfürmigen Perithecien von L. pusillum 
nisten nämlich (nach Fuckel) auf faulenden Blättern von Calamagrotis Mpigeios L., 
die von L. Spartii, wie ich selbst zu beobachten Gelegenheit hatte, auf 


Hülsen von Spartium scoparium L., und endlich diejenigen von L. macrostomum 


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Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p.13) 57 


(nach Todes Angabe) zuweilen auf Eicheln. — Die Art und Weise des Vor- 
kommens der in Rede stehenden Pilzformen auf den angegebenen Substraten 
ist eine sehr mannichfache. Bald sind die Friichtchen ganz in das Substrat 
eingesenkt und verbleiben in diesem Zustande, so dass sie äusserlich nicht 
sichtbar sind, oder, was bei Weitem häufiger der Fall ist, sie brechen nach 
und nach hervor, indem sie die sie bedeckenden Schichten pustelförmig 
emporheben, bis sie durch mehr und mehr sich erweiternde Risse an die 
Oberfläche treten, bald sitzen sie dem sie beherbergenden Pflanzentheile frei 
auf oder greifen doch nur seicht mit der Basis in denselben ein. — Das 
Substrat selbst nimmt meist in der Umgebung der Perithecien mehr oder 
weniger eine schwarze Färbung an; ja es kann in vereinzelten Fällen diese 
Schwärzung in so hohem Grade auftreten, dass die Oberfläche mit einer 
papierdicken Kruste überzogen erscheint, die man beim ersten Anblick für 
ein Stroma des betreffenden Pilzes halten möchte. 

Wenn man auch zu jeder Jahreszeit Formen unserer Gattung an- 
treffen kann, so findet man sie doch meist nur im Winter und Frühlinge in 
gut entwickeltem Zustande vor. Die Mehrzahl der Arten vegetirt etwa ein 
halbes Jahr, wenige sind perennirend. 

Auf welehem Wege die Sporen in das Substrat gelangen, und wie 
dort im Einzelnen ihre Entwickelung bis zum reifen Perithecium vor sich 
geht, ist bislang noch nicht eruirt worden. ^ Ueberhaupt ist über die 
physiologischen Verhältnisse bei unserer Gattung, soweit ich mich auf 
dem Gebiete der Litteratur umgesehen habe, bisher nichts bekannt ge- 
worden, und es konnten in Anbetracht der  Langwierigkeit physio- 
logischer Untersuchungen auch hier darüber keine Aufschlüsse erwartet 
werden. 

Unter den Substraten, welche die reichste Ausbeute an Lophiostoma- 
Arten liefern, nimmt nach den bisherigen Beobachtungen Saliv bei Weitem 
die erste Stelle ein, indem auf ihr nicht weniger als 15 Arten vorkommen. 
Es mag dies wohl darin seinen Grund haben, dass durch die leichte Ver- 
weslichkeit der Weidenstämme äusserst günstige Bedingungen für die Existenz 
von saprophytisehen Pilzen überhaupt geboten werden. An Salir reihen sich 
in dieser Hinsicht von unseren Laubbäumen Acer und Populus mit je 7 und 


Quercus mit 6 Arten an. Auch unsere Obstbäume treten ziemlich oft als 


58 Friedrich Lehmann. (p. 14) 


Nährpflanzen für die hierher gehörigen Pilzformen auf. Auf Vitis nisten, was 
wegen der Wichtigkeit dieser Culturpflanze wohl erwähnenswerth sein dürfte, 
nach den mir vorliegenden Angaben im Ganzen 5 Arten, und zwar auf Vitis 
vinifera L, deren 4, nämlich L. Hederae, L. angustilabrum, L. Thuemenianum 
und L. compressum, auf Vitis Labrussa L. dagegen nur 2, nämlich L. sex- 
nucleatum und L. angustilabrum. Auf. Sträuchern und Kräutern kommen 
unsere Pilze wohl ebenso oft vor, wie auf Laubbäumen, doch stehen jene in 
Bezug auf Reichhaltigkeit an verschiedenen Arten diesen im Allgemeinen 
nach, wie die im descriptiven Theile beigefügten Fundangaben leicht ersehen 
lassen. — Während wohl die Mehrzahl der in Rede stehenden Pilze nach den 
vorliegenden Beobachtungen constant auf demselben Substrat anzutreffen sind, 
so giebt es unter ihnen doch eine nieht unbetrichtliche Reihe solcher, die 
verschiedene Substratformen aufzuweisen haben. So tritt, um die eclatantesten 
jeispiele für den letzteren Fall hervorzuheben, JL. compressum auf nicht 
weniger als 22, L. insidiosum auf 13 und L. angustilabrum auf 12 ver- 
schiedenen Pflanzen auf, und es darf wohl mit Bestimmtheit erwartet werden, 
dass fortgesetzte Forschungen diese Zahlen noch erhöhen werden. 

Von den Verbreitungsverhältnissen lässt sich bei unserer Gattung ein 
einigermaassen vollständiges Bild noch nicht entwerfen, da Asien, Afrika und 
Australien in dieser Beziehung noch durchaus terrae incognitae sind. Auch 
von Amerika liegen meines Wissens bis jetzt nur zwei Angaben vor, durch 
welche doch wenigstens das Vorkommen von ZLophiostoma- Arten überhaupt 
constatirt worden ist; so soll ZL. dimimuens nach Fries auch Bürger der 
amerikanischen Flora sein, und nach Thiimen ist L. seanucleatum von Peck im 
Staate New-York aufgefunden worden. Sehen wir von diesen beiden Vorkomm- 
nissen ab, so ist also unsere Gattung in ihrer Verbreitung einstweilen auf 
Europa beschränkt; ja auch in diesem Erdtheile giebt es eine Reihe von 
Ländern, wie Spanien, Portugal, die Balkanhalbinsel ete., aus denen noch 
keine Mittheilungen hinsichtlich des Vorkommens der Gattung Lophiostoma 
vorliegen. Bei einer Vergleichung der verschiedenen Verbreitungsbezirke für 
unsere Pilzgruppe stellt sich zunächst heraus, dass die Provinz Westfalen bei 
Weitem das grösste Contingent an Arten stellt, indem dureh die Forschungen 


von Nitschke und Beckhaus die beträchtliche Zahl von annähernd 40 Species 


als hier heimisch nachgewiesen ist. Hiervon kommen etwa 35 auf die 
I 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 15) 59 


Umgegend von Münster, von Cappenberg und das Hönnethal, welche Gegenden 
Nitsehke eifrigst durchsucht hat, und ungefähr 5 auf die Gegend von Bielefeld 
und Höxter, wo Beekhaus zeitweilig sammelte. Es dürfte damit der Bestand 
unserer Provinz noch lange nicht erschöpft sein, da die Sammelzeit der 
genannten Forscher nur eine verhältnissmässig kurze war, und das von ihnen 
erforschte Gebiet ja nur einen kleinen 'Pheil von Westfalen ausmacht. — 
Die Pilzflora der benachbarten Rheinprovinz scheint unvergleichlich ärmer an 
Lophiostoma-Arten zu sein, indem sie (nach Fuckel) deren nur 15 aufweist; 
doch finden sich darunter nieht weniger als 8 Species, nämlich Z. Sedi, 
L. appendiculatum, L. pusillum, L. Hederae, L. rubicolum, L. myriocarpum, 
L. subcorticale und L. gregarium, die bis jetzt in Westfalen nicht angetroffen 
sind. — Unter den übrigen Landestheilen von Europa beherbergt Italien 
(nach den Angaben von Cesati & De Notaris und Saccardo) gegen 18 der 
von mir beschriebenen Arten, England (nach Berkeley und Cooke) 11, sodann 
Finnland (nach Karsten) 10, Thüringen und Königreich Sachsen (nach Wall- 
roth, Auerswald und Wiünsche) 9, Frankreich (naeh Crouan und Desmazières), 
Schweden (nach Otth und Morthier), sowie Mecklenburg (nach Tode und 
Wiistnei) je 7, Flandern (naeh Kiekx) und die Neumark (nach Lasch) je 4, 
Oesterreich ob der Enns (nach dem Kryptogamenverzeichnisse von Poetsch 
und Schiedermayr), Ungarn (nach Hazslinszky), sowie Dänemark (nach Oer- 
sted) je 2, endlich Salzburg (nach Sauter) nur die Art L. Sauteri, Mähren 
(nach v. Niessl) nur JL. pinastri und Franken (nach Rehm) nur L. Nucula. — 
Von allen Arten scheinen, soweit es sich bis jetzt übersehen lässt, L. com- 
pressum und L. macrostomum die verbreitetsten zu sein, indem sie kaum 
einem der genauer erforschten Gebiete fehlen. Was die Verbreitung der 
übrigen Arten anbetrifft, so verweise ich, um unnóthige Wiederholungen zu 
vermeiden, auf die den einzelnen Artendiagnosen beigefügten Fundortsangaben. 

Werfen wir zum Sehlusse dieses Kapitels noch kurz einen Blick auf die 
verwandten Gattungen Glyphiun, Lophium und Mytilinidion, so fällt es uns sofort 
auf, dass sie sich in ihrem Vorkommen insofern wesentlich von Lophiostoma 
unterscheiden, als ihre Arten vorwiegend auf Nadelholz nisten, während doch 
von letzterer Gattung nur L. pinastri auf dem genannten Substrate gefunden 


wird. — In der Umgegend von Münster scheinen sie nur spärlich vertreten 


Zu sein, und diesem Umstande ist es zuzuschreiben, dass ich nur eine 


60 


Friedrich Lehmann. (p. 16) 


mangelhafte Darstellung dieser Gattungen liefern konnte. In der Rhein- 


provinz, in Sehweden, Finnland, England, Frankreich und Italien finden sie 


sich dagegen, wie später noch näher angegeben werden soll, zahlreicher vor, 


und zwar unter ziemlich denselben Umständen, wie die Formen der Gattung 


Lophiostoma. 


Conspectus generum. 


Lophiostoma, (Fr.) Ces. & DNtrs. 
Perithecia earbonacea, globosa v. ellipsoidea, ostiolis pro ratione 
magnis, labiato-dehiscentibus v. poro rotundalo pertusis instructa. 
Sporae fusiformes v. oblongae, rarius ovatae, 2—12-cellwares 
v. rarius muriformes, hyalinae v. fuscae. 
Glyphium, (N. i. c.). 
Perithecia membranaceo-carbonacea, dolabriformia, labiis arctissime 
conniventibus. 
Sporae longissimae, filiformes, multiguttulatae, fuscescentes. 
Lophium, Fr. 
Perithecia membranaceo-carbonacea, conchiformia, rima longitudinali, 
marginali, angustissima dehiscentia. 
Sporae longissimae, filiformes, guttulatae, hyalinae v. flavescentes. 
Mytilinidion, Dub. 
Perithecia membranaceo-carbonacea, cymbiformia, rima submarginali, 
angustissima dehiscentia. 
Sporae fusiformes v. oblongae, 4—8-cellulares, fuscae. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 1%) 61 


` ( s Pia 
Lophiostoma, (Fr.) Ces. & DNtrs. 
(Schema di classif. p. 45.) 
Syn.: Sphaeria, Tode, Fung. Meckl. p. 12 seq. 
Sphaeriae Platystomae, Persoon, Syn. meth. fung. p. 54 seqq.; Fries, Syst. myc. H. 
p. 466 seqq. — Sphaeriae Lophiostomeae, Fries, Sum. Veg. Scand. p. 391. 
Lophium, Crouan, Flor. du Finist. p. 29. 


Lophiostoma, Cesati & De Notaris, Schem. di classif. p. 45 seqq. 


Perithecia sparsa v. gregaria, interdum dense conferta, plerumque irre- 
gulariter atque inaequaliter, rarius seriatim disposita, saepe partim approximata 
v. contigua ae se invicem plus minus comprimentia, immersa, tecta v. plus 
minus erumpentia, rarius sessilia, media magnitudine v. majuscula, raro magna 
v. minutissima, globosa v. ellipsoidea, nonnunquam repando-hemisphaerica 
v. subconica, carbonacea, saepe granulosa, rugulosa v. tuberosa, atra v. nigra, 
interdum nitidiuscula, nucleo albido v. fuscescente, ostiolis plus minus eom- 
pressis, subcylindricis v. elliptieis, latiuseulis, angustis v. linearibus, basi 
nonnunquam angustioribus, apice truncatis v. arcuatis, applanatis v. cristatis, 
labiato-dehiscentibus v. poro rotundulo pertusis, peritheciis plerumque eoneoloribus. 

Asci sparsi v. stipati, clavati v. cylindrici, subsessiles v. crebrius bre- 
viter pedicellati, interdum basin versus sensim attenuati ac longiuscule v. raro 
longissime pedicellati, reeti v. plus minus eurvati, membrana nonnunquam in- 
crassata strueti, octospori. 

Paraphyses saepe numerosissimae, reticulate v. rarius fasciculatim con- 
textae, filiformes, simplices v. rarissime ramosae, unicellulares, ascos longi- 
tudine aequantes v. plus minus longe superantes. 

Sporae fusiformes, subeylindricae, elliptieae, rarius ovatae v. clavatae, 
utrinque acutae v. obtusae, interdum appendieulatae, saepe inaequilaterales, 


rectae v. varie curvatae, 2—12-cellulares v. rarius muriformes, saepe plus 


Nova Acta L. Nr. 2. 9 


62 Friedrich Lehmann. (p. 18) 


minus guttulatae, marginibus integrae, medio constrictae v. torulosae, oblique-, 
rarius reete monostichae, distichae v. conglobatae, hyalinae v. fuscae. 

Sterigmata (L. Ulicis, L. Arundinis, L. palustre et L. compressum) brevia 
v. brevissima, rarius longiuscula ac parce ramosa. 

Spermatia plerumque numerosissima, in sterigmatibus solitarie acrogena, 
anguste fusiformia, subeylindrica, obtuse elliptiea v. ovalia, plerumque recta, 
raro parum curvata, simplicia v. 2— 4-guttata, subhyalina v. pallide flavescentia. 

Pyenides (L.semiliberum: Forma Arundinis) dense gregariae, plerumque 
parallele ac subaequaliter dispositae, interdum approximatae, primo peridermio 
pustulato-elevato, integro velatae, demum per peridermium fissum erumpentes, 
majusculae, compresso-ellipsoideae, nigrae. 

Stylosporae, quas pyenides generant, cylindricae, leniter ac varie cur- 
vatae v. rectae, 2— 8-cellulares v. -guttatae, plerumque 4-cellulares, hyalinae. 

Die Gattung Lophiostoma vereinigt eine Reihe von Formen, welche 
eine grosse Mannichfaltigkeit in ihren Gestaltungsverhiiltnissen darbieten, wenn 
sich auch ein gemeinsamer "Typus bei ihnen nicht verkennen lässt. Wie bei 
der ganzen Gruppe der Lophiostomeae haben wir es hier mit einfachen, 
stromalosen Pilzen zu thun, die stets schwarz gefärbt sind. Schon im äusseren 
Habitus zeigen dieselben nieht unbetrüchtliche Verschiedenheiten, Wir finden 
sie bald vereinzelt, bald heerdenweise, seltener dicht gedrängt auf dem Sub- 
strate vor. Hin und wieder nähern sie sich einander auch wohl so sehr, 
dass sie sich berühren oder gar zusammenfliessen, wobei sich durch den 
gegenseitigen Druck ihre Gestalt mehr oder weniger verändert. In der Regel 
sind sie ohne jegliche Ordnung und ungleichmässig über das Substrat ver- 
theilt; doch kommt es auch vor, dass sie ziemlich gleichmissig in langen, 
oft deutlich parallelen Reihen angeordnet stehen. Sie sind meist mehr oder 
weniger tief in das Substrat eingesenkt, und zwar bleiben sie dann entweder 
dauernd vom Periderm bedeckt, oder sie durchbrechen, wie es noch häufiger 
geschieht, nach und nach die sie ursprünglich überdeckenden Schichten: 
seltener entwickeln sie sich gleich Anfangs frei an der Oberfläche. Ihre Grüsse 
ist eine verhältnissmässig geringe; doch giebt es unter ihnen eine Reihe von 
Formen, deren Grösse von der Durchschnittsgrösse erheblich abweicht. So 
sind die Früchtehen von L. myriocarpum, L. microcarpum wid L. pusillum 


sehr klein bis punktförmig, während die von L. eweipuliforme relativ gross 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 19) 68 


zu nennen sind. Vorwiegend kugelig bis ellipsoidisch, treten die Perithecien 
vereinzelt auch abgestumpft kegelig, flach halbkugelig bis scheibenförmig auf, 
und zwar zeigt ihre matt oder glänzend schwarze Oberfläche meist eine 
körnige, runzelige oder höckerige Struetur. — Der Bau der Mündungen, so 
variabel er im Einzelnen auch sein mag, ist für unsere Gattung sehr charak- 
teristisch. Stets seitlich mehr oder weniger comprimirt, sind dieselben bald 
annähernd eylindrisch bis ellipsoidisch, bald schmal bis linienförmig, an der 
Basis zuweilen etwas verschmälert, an der Spitze gerade abgestutzt und ab- 
geflacht oder leicht gebogen und nicht selten in einen scharfen Kamm aus- 
laufend. Ihre am Scheitel befindliche Oeffnung ist zweilippig, elliptisch bis 
eng spaltförmig oder, wenn auch nicht so häufig, rundlich bis fast kreisförmig. 
Ihre Farbe und Struetur ist im Allgemeinen von derselben Beschaffenheit wie 
die der Peritheeien. — Der für die Pyrenomyceten überhaupt charakteristische, 
im Innern der Peritheeien befindliche Kern erscheint meist bräunlich, seltener 
weisslich gefärbt, ist Anfangs gallertig, im veralteten Zustande dagegen pulver- 
artig und enthält meist nur Sporen führende Schläuche, seltener auch Sper- 
matien abschnürende Sterigmen. Noch mannichfaltiger als der äussere Habitus 
der hierher gehörigen Pilzformen ist die Gestalt ihrer Schläuche und Sporen. 
Erstere sind mit zahlreichen Modificationen keulenförmig oder eylindrisch, 
meist kurz gestielt, seltener sitzend oder, wie es z. B. in hohem Grade bei 
L. diminuens der Fall ist, lang gestielt, bald annähernd gerade, bald mehr 
oder weniger gekrümmt, zart- oder auch diekwandig und von sehr variabler 
Grösse. Sie schliessen unter normalen Verhältnissen 8 Sporen ein, die bald 
schief, seltener gerade einreihig oder parallel zweireihig angeordnet sind und 
vielfach dachziegelig über einander greifen, bald unregelmässig zusammen- 
gehäuft liegen. In der Regel treten die Sehläuche ziemlich zahlreich, bis- 
weilen aber nur spärlich auf, und meist sind sie mit netzartig oder seltener 
bündelweise verflochtenen Paraphysen vermischt. Diese sogenannten echten 
Paraphysen sind bei der vorliegenden Gattung gewöhnlich dünn, fadenfórmig, 
einfach und einzellig, so lang wie die Schläuche oder zuweilen auch bedeutend 
linger. Nur sehr vereinzelt finden sieh verzweigte Paraphysen vor, so bei 
L. diminuens (Forma Pruni spinosae), bei L. Berberidis und (nach v. Niessl) 
auch bei L. pinastri. Pseudoparaphysen, die nach Nitschke (ef. „Pyreno- 
mycetes Germanici“ p. 2 seq.) zarte, hier und da septirte, unter dem Mikroskope 


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64 Friedrich Lehmann. (p. 20) 


breit bandfórmig aussehende Hyphen darstellen und als Ueberreste des den 
Kern der jugendliehen Perithecien ausfüllenden, transitorischen Gewebes zu 
betrachten sind, habe ich nirgends beobachtet. Die für die Unterscheidung 
der Arten wichtigsten Organe, die Sporen, sind in der Regel spindel- 
fürmig, mehr oder weniger cylindrisch bis länglich elliptisch, seltener 
breit eifórmig oder, wie bei L. prominens, L. Phragmitis und L. macro- 
stomoides, sogar keulenfórmig, meist an beiden Enden gleichmässig spitz 
oder stumpf, seltener  ungleichseitig oder mit einem kürzeren oder 
lingeren, meist hyalinen Anhange versehen, bald gerade, bald einfach 
gekrümmt oder vereinzelt S-fürmig (sporae sigmoideae). Im ausgewachsenen 
Zustande sind sie durch parallele Querwiinde 2—12-zellig, — wobei die 
mittleren Zellen zuweilen vor den übrigen etwas hervorstehen —, seltener 
durch Theilung in der Längsrichtung oder in verschiedenen Richtungen viel- 
zelig, mauerförmig, bald ganzrandig, bald nur in der Mitte eingeschnürt 
(spor. constrictae), und so oft deutlich zweitheilig (spor. didymae), gleichhälftig 
oder ungleichhälftig (spor. isomerae v. anisomerae), bald dagegen an sämmtlichen 
Querseheidewánden mehr oder weniger eingeschnürt, und so von wulstigem 
Aussehen (spor. torulosae). Sie erseheinen entweder farblos oder in verschie- 
denem Grade gebräunt, und ihre Grössenverhältnisse unterliegen, wie die der 
Schläuche, ziemlich grossen Schwankungen. — Nur bei 4 Arten, nümlich 
L. Ulieis, L. Arundinis, L. palustre und L. compressum, treten neben den 
Sporen führenden Schläuchen Spermatien erzeugende Sterigmen auf. Letztere 
sind. bald einfach und sehr kurz, bald im Gegentheil spiirlich verzweigt und 
ziemlich lang, und an ihrer Spitze werden stets einzeln, doch meist in grosser 
Menge die kleinen Spermatien abgeschnürt. Diese sind bald schmal spindelfórmig 
oder eylindrisch, bald elliptisch bis oval, meist gerade, selten wenig gekrümmt, 
fast wasserhell bis blassgelblich, einfach oder von 2—4 Tröpfchen erfüllt. 
Interessant ist es, dass bei einer Art unserer Gattung, nämlich L. semi- 
liberum (Forma Arundinis), ausser den Perithecien noch Pyeniden vorkommen, 
welche in ihrem Innern die von den eigentlichen Sporen in ihrer Entstehungsart 
und im Bau abweichenden sogenannten Stylosporen erzeugen, wovon spüter 
noeh eingehender die Rede sein soll. Es ist dies der einzige Fall, soweit 


ich in Erfahrung gebracht habe, dass bei unserer Gattung solche supplementäre 


Fruchtkörper beobachtet worden sind. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 21) 65 


Sect. I. Platystoma. 
Ostiola plus minus angusta v. linearia. Species herbi- v. lignicolae. 
«) Species sporis appendieulatis. 
l. Li. Ulicis, (N.i. c). 

Syn.: D. bicuspidata, Cooke, Transact. Bot. Soc. vol. IX, 2. p. 328. pl. VI. f. 4. pro 
parte (9) (,,«.! Spor. biseriat., 5-sept., with occasional transverse septa [in 
icon. 5-sept. tantum!], brown, each extremity at first with a hyal. beak, 
23 u long. — On decorticated twigs.**). 

Perithecia sparsa, irregulariter v. plus minus distincte seriatim disposita, 
primo subimmersa, ostiolis plerumque tantum exstantia, dein per peridermium 
facile solubile et rimis longitudinaliter directis fissum erumpentia, media 
magnitudine, hemisphaerica, atra, ostiolis compresso-cylindraceis, basi saepe 
angustioribus, areuatis, altitudine plerumque haud multo longioribus, interdum 
elongatis, nitidiuseulis instrueta. 

Asci clavati, basin versus sensim attenuati, subrecti v. curvati, octo- 
spori, 80—90 u in long., 11 u in lat. aequantes. 

Paraphyses pertenues, longae, filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae fusiformes, utrinque appendiculatae, acutiusculae, curvatae, raro 
rectae, primo bicellulares v. 6—S-guttatae, hyalinae v. flavescentes, tandem 


6—8-cellulares, fusceseentes, distichae, 30—32 u longae (sine appendiculis), 


ssae, utrinque appendieulo 6 u longo. 


5—6 u Cre 

Sterigmata parce ramosa, usque ad 55 u longa. 

Spermatia anguste fusiformia, plerumque recta, raro parum curvata, 
subhyalina v. pallide flavescentia, saepe 2—4-guttata, 8—10 (plerumque 9) u 
longa, 2 u crassa. 

L. Ulicis, (N. i. c.) ist eine von den wenigen Arten unserer Gattung, 
bei welehen neben den Sporen führenden Schläuchen sich Sterigmen und von 
diesen aerogen gebildete Spermatien vorfinden, und zwar treten letztere im 
vorliegenden Falle sehr zahlreich auf. — Die von mir untersuchten Exemplare 
wurden von Nitschke bei Haus Geist in der Nähe Münsters im Mai 1867 


und im December 1868 auf Ulex europaeus L. gesammelt. (Taf. 1. Fig. 1.) 


66 Friedrich Lehmann. (p. 22) 


2. JL. C'ookei, (N. i. c.). 
Syn.: L. angustilabra, Cooke (nec Berkeley et Broome!), Transact. Bot. Soc. vol. IX, 
2. p. 330. pl. VI. f. 3. (,,Spor. biseriat., 40—43 u long, fusif., curv., uni-sept., 
constrict each articul. containing from 2 to 3 nuclei, and terminating in a 


hyaline point“.) 


Perithecia sparsa v. rarius laxe ac subaequaliter gregaria, irregulariter 


ordinata, semiimmersa v. subsessilia et basi tantum innata, media magnitudine, 
hemisphaerica, rugulosa, nigra, ostiolis compressis, angustis, tuberosis, trun- 
catis, longitudine circiter duplo altioribus, perithecia fere altitudine aequantibus. 

Asci substipati, oblongo-clavati, basin versus saepe valde aftenuati, 
subrecti v. curvati, octospori, 100—110 « in long, 14—15 , in lat. aequantes, 
paraphysibus longis, filiformibus, simplicibus, unicellularibus superati. 

Sporae fusiformes, utrinque appendiculatae, acutiusculae v. obtusiusculae, 
curyatae v. subrectae, primo 2-cellulares v. 4—6-guttatae, dein 4—6-cellulares 
et 4—6-guttatae, parum constrictae, immo parum torulosae, hyalinae, distichae, 
v. oblique monostiehae v. etiam conglobatae, 35—40 n longae (sine appendi- 
culis), 7—9 u crassae, utrinque appendieulo S n longo. 

Die vorliegende Art ist zuerst von Cooke (I. c.) beschrieben worden, 
und zwar als „L. angustilabra^. Da dieser Name aber von Berkeley & Broome 
schon anderweitig vergeben war, so habe ich den von Nitschke in seiner 
Sammlung gebrauchten Namen „L. Cookei“ adoptirt. — Diese Art unterscheidet 
sich von der vorigen hauptsächlich durch die breiteren und im reifen Zustande 
in der Mitte eingeschnürten Sporen. Auch geben die verhältnissmässig hohen 
Ostiola ein leicht constatirbares Unterscheidungsmerkmal ab. — Die meiner 
Untersuchung zu Grunde gelegten Exemplare wurden auch von Nitschke bei 
Haus Geist in der Nähe Münsters im April 1870 auf Ulex ewropacus L. 


gesammelt. (Taf. 1. Fig. 2.) 


3. LL. insidiosum, Desmz. 

Syn. et exsicc.: Sphacria insidiosa, Desmazieres, Ann. sc. nat. XV. p. 144. c. icon. 
(t. 14. f. 2, a) et Plant. Crypt. n. 785. (,,Spor. olivac., oblong., curviuscul., 
5—7-sept., utrinque in productionem filiform. terminat.*), (non Sp. caulium, 
Fries, Seler. Suec. n. 405! sec. Desmz.) — Lophiostoma caulium, Fuckel, 


Symb. myc. p. 156 et F. rh. exs. n. 927. (ef. Fuckel, Symb. myc. „Nach- 
trag“ III. p. 20.) 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 23) 67 


Perithecia sparsa v. subgregaria, saepe approximata, immersa, minuta, 
elliptico-subrotunda, atra, ostiolis emergentibus, compresso-cylindricis, elliptico- 
v. lineari-labiato-dehiscentibus, altitudine plerumque duplo longioribus instructa. 

Asci substipati, cylindrieo- v. anguste-clavati v. etiam oblongo-clavati et 
basin versus magnopere ac longiuscule attenuati, plus minus longe pedicellati, recti 
v. plus minus eurvati, oetospori, 60—90 « in long., 8—15 , in lat. aequantes. 

Paraphyses numerosissimae, longae, plerumque tenues v. pertenues, 
filiformes, simplices, unicellulares, contextae. 

Sporae fusiformes v. subeylindrieae, plerumque plus minus obtusae, 
rarius acutiusculae, utrinque, juniores saltem, appendieulatae, rectae v. saepius 
plus minus curvatae, interdum inaequilaterales, 6- v. rarius 4-cellulares, raro 
guttatae, haud v. parum constrietae, saepe leniter torulosae, primo hyalinae, 


dein fuscae, plus minus distichae v. oblique monostichae, 21—27 u longae 


(sine appendieulis), 4— 7 u crassae, utrinque saepe appendieulo 3—5 , longo. 
Nach der vorstehenden allgemeinen Beschreibung der Art möge hier 
noch die Beschreibung der verschiedenen Substratformen, wenigstens so weit 
sie sich auf deren Schläuche und Sporen bezieht, Platz finden: 
Forma Tanaceti, Origani, Medicaginis et Thymi Serpylli. 
Syn.: L. caulium, Fuckel, l. c. 
Schläuche schmal keulenförmig, 70—90 u lang, 10—15 u breit. 
Sporen spindelförmig, ziemlich spitz, beiderseits mit einem hyalinen. An- 
hange versehen, meist mehr oder weniger gekrümmt, selten fast gerade, 6-zellig, 
bisweilen an den Scheidewänden schwach eingezogen, Anfangs hyalin, doch schon 
bald braun, im Schlauche eng an einander liegend, schief einreihig oder an- 
nähernd zweireihig angeordnet, 21— 24 u lang (abgesehen von den Anhängen, 


u lang sind) und 5 « breit. 


die je ungefähr 5 

Von Fuckel an dürren Zweigen von Tanacetum vulgare, Origanum 
vulgare, Thymus Serpyllum und Medicago sativa im Frühling häufig gefunden; 
von Nitschke bei Münster in der Gasselstiege gesammelt. (Taf. 1. Fig. 3a, 3 b.) 

F. Galii Molluginis (sec. Otth, „Nachtrag“ V, 71). 

Schläuche keulenförmig, 75 u lang, 10—12 u dick. 

Sporen wenig gekriimmt bis gerade, 4-zellig, sehmutzig hellbraun, zwei- 
oder sehr schief einreihig im Schlauche angeordnet, 24—27 u lang, 6—7 u breit. 


Von Nitschke wahrscheinlich im Gebiete gesammelt. 


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68 Friedrich Lehmann. (p. 24) 


F. Achilleae Millefolii. 

Schläuche ziemlich gehäuft, eylindrisch oder keulenfürmig, 70—75 u 
lang, 11—12 y breit. 

Sporen stumpf spindelförmig bis fast cylindrisch, gerade oder leicht 
gekrümmt, bisweilen ungleichseitig, normal 6-zellig, seltener 4-zellig, in der 
Mitte wenig eingeschnürt, schmutzig dunkelbraun, meist 21 u lang, 5—6 u breit. 

Das von mir untersuchte Exemplar hat Nitschke mit „Sphaeria 


Achilleae Aw.“ von Auerswald erhalten. (Taf. 1. Fig. 3f) 


F. Solidaginis virgaureae. 
Schläuche schmal keulenfórmig, mit sehr schmalem Basaltheile, 70—80 u 
lang, 9—10 u dick. 
Sporen schmal spindelig bis fast cylindrisch, meist 6-, seltener 4-zellig, 
braun, 24—27 u lang, 5—6 u breit. 
Auf Solidago virgaurea L. mit Euporthe linearis von Lasch im April 1870 


gefunden. (Taf. 1. Fig. 3e.) 


F. Pteridis aquilinae. 
Schläuche 75—90 , lang, 9—10 w dick. 


Sporen ziemlich stumpf spindelig, gerade oder gekrümmt, zuweilen un- 


gleichseitig, 6-zellig, mitunter nur 4-zellig, — selten eine der mittleren Zellen 
etwas breiter als die übrigen —, in der Mitte nicht eingeschnürt, braun, zwei- 
oder schief einreihig angeordnet, 21—24 , lang, 5 & breit; die Appendikeln 
je 4 u lang. 

Am Stengel von Pteris aquilina am Neumiihlen-See im Mai 1851 ge- 


sammelt, und zwar wahrscheinlich von Wiistnei. 


F. Echii vulgaris. 
Schläuche ziemlich zahlreich, schmal keulenfürmig oder annähernd 
cylindrisch, kurz gestielt, 90 u lang, 10 u dick. 
Sporen ziemlieh spitz, gerade oder wenig gekrümmt, 6-zellig, — jede 
Zelle mit einem grösseren Tropfen —, ziemlich dunkel, braungelb, 24 u lang, 
5 u breit (die Anhänge je 3 u lang, leicht abfallend), im oberen Schlauch- 


theile zwei-, im unteren schief einreihig gruppirt. 


Bei Greven im Juni 1870 von Nitschke gesammelt. (Taf. 1. Fig. 3 c, 3d). 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 25) 69 


F. Chenopodii. 

Schläuche 66 «u lang, 9 « dick. (Diese Angaben beziehen sich jedoch 
auf noch nicht ganz reife Schläuche.) 

Paraphysen ziemlieh dick, einzellig, aber, wie es scheint, verzweigt. 

Sporen meist wenig gekriimmt, 6-zellig, an den Scheidewiinden ein- 
geschniirt, braungelb, fast zweireihig angeordnet, 21 u lang, 5 u breit, beider- 
seits mit Appendikeln, die je ungeführ 5 , lang sind. 

Im Mai 1870 auf Chenopodium album L, wahrscheinlich von Nitschke 


im Gebiete gefunden. 
F. Clematidis. 


OU 


Syn.: Lophiostoma bicuspidata, Cooke, Transact. Bot. Soc. vol. IN, 2. p. 328. var. 9! 


l 
(„Sporidia larger, 30 « long, with no transverse septa; otherwise identical 
with var. œ. — On dead Clematis vitalba**.) (?). 

Da sich bei Cooke an angegebener Stelle keine Abbildung von L. bi- 
cuspidata var. 8 vorfindet, so muss es als fraglich hingestellt werden, ob die- 


selbe mit unserer Form identisch ist. 


F. Urticae. 
Syn.: Lophium Notarisii, Crouan, Flor. du Finist. p. 29. [,,Lophiostoma dolabriforme, 
Ces. & DNtrs, (Schem. p. 45; Sfer. ital. p. 67. tav. LXIX)! (non Lophiwm 
dolabriforme, Wallroth, Fl. Crypt., — Duby, Mém. Hyst. t. 1. f. 4). Sur les 


tiges mortes d'Ortie. Pr. 1.*] (?). 


F. Delphinii. 

Schläuche gehäuft, 60—70 u lang, 8—9 u dick. 

Sporen gekriimmt bis gerade, 6-zellig, — die beiden mittleren Zellen 
oder nur eine derselben zuweilen etwas geschwollen, hellbraun, ohne Anhiinge 
22 u lang, 4 u breit. 

Bei Münster, an einer Jelphiniwm- Art in Erdmanns Garten, von 
Nitschke im April 1869 gefunden. — 

Aus den vorstehenden Angaben geht ersichtlich hervor, dass die ver- 
schiedenen Substratformen unserer Art in den meisten ihrer Charaktere und 
insbesondere in den Grüssendimensionen der Sporen recht gut übereinstimmen, 
wenn auch geringe Schwankungen, wie ja bei jeder Art, nicht aus- 


geschlossen sind. 


Nova Acta L. Nr. 2. 10 


10 Friedrich Lehmann. (p. 26) 


4, L. Lappae, (N. i. c.) 

Perithecia dense gregaria, irregulariter, sed subaequaliter disposita, 
primo plus minus immersa, ostiolis prominentia, dein subsessilia et basi in- 
nata, media magnitudine, subglobosa, tuberosa, atra, ostiolis compresso-cylin- 
dricis, granulósis, apice truncatis et applanatis v. leviter arcuatis, altitudine 
plerumque paullo longioribus instructa. 

Asci sparsi, cylindrico-clavati, longiuscule pedicellati, parum curvati, 
octospori, 112 « (pars sporifera 96 u, pedicellum 16 x) longi, 14 u lati. 

Paraphyses tenues, filiformes, simplices, unicellulares, longitudine ascos 
cireiter aequantes. 

Sporae anguste fusiformes v. subcylindricae, obtusiusculae v. rarius 
acutiusculae, utrinque appendiculatae, curvulae v. rectae, plerumque 6-, rarius 
4-cellulares, parum torulosae, dilute fuscescentes v. fuscae, oblique monostichae 
v. distichae, 20—32 u. longae, 5—6 u crassae, utrinque appendieulo tener- 
rimo, conico, hyalino, 8 « longo. 

Das Substrat zeigt sich von den ziemlich dieht bis dicht vertheilten 
Perithecien leicht geschwürzt. Nur selten bot sich ein einigermaassen gut 
erhaltener Schlauch unter dem Mikroskope dar, so dass die Diagnose der 
Schläuche nur mühsam festgestellt werden konnte. — An den Sporen fehlen 
die erwähnten Anhänge oft, und zuweilen ist die eine oder andere der beiden 
mittleren Zellen hervorstehend angeschwollen. 

Mit einer Ceratostoma-Art zusammen auf Lappa wachsend; von Wüstnei 
bei Schwerin gesammelt. Im Gebiete, soweit es mir bekannt ist, bis jetzt 


noch nicht aufgefunden. (Taf. 1. Fig. 4.) 


5. L. Typhae, (N. i.c). 

Perithecia subgregaria, saepe seriatim ordinata, plus minus immersa, 
media magnitudine, globosa v. elliptico-globosa, atra, ostiolis erumpentibus, 
angustis, leniter granulosis, truncatis, brevibus, altitudine circiter duplo longio- 
ribus, nigris instructa. 

Asci densissime stipati, oblongo-clavati, longe pedicellati, recti v. parum 


curvati, octospori, 90—110 » longi (pars sporifera 70—90 u, pedicellum usque 
ad 20 w), LOSE lati 


Systematische Bearbeiturg der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 91) 71 

Paraphyses numerosissimae, longissimae, tenues, filiformes, simplices, 
unicellulares, contextae. 

Sporae anguste fusiformes, obtusiusculae, raro utrinque appendiculatae, 
curvatae v. subrectae, plerumque 6-, rarius 4-cellulares, raro parum guttatae, 
nonnihil torulosae, fuscae, distichae v. rarius oblique monostichae, 20—27 u 
longae, 5—1 u erassae, raro appendiculis 5 , circ. longis. 

Die kugeligen oder schwach-elliptisch kugeligen Perithecien dieser Art 
stehen oft in den Längsfurchen des Stengels von Typha reihenweise angeordnet 
und schwiirzen das Substrat in ihrer Umgebung ziemlich stark. — Unter dem 
Mikroskope erscheint das ganze Gesichtsfeld mit einer üusserst grossen An- 
zahl von Schläuchen erfüllt, welche ringsherum von einem rundliehen Polster 
dieht neben einander ausstrahlen und in ein dichtes Paraphysennetz ein- 
gebettet liegen. Die Sporen sind denen der vorigen Art ziemlich ähnlich, 
doch laufen sie in der Regel nach den Enden hin schmäler aus; auch sind 
die meist allerdings fehlenden Anhänge hier kürzer. 

Auf den Stengeln von Zypha nistend; von Nitschke in der Coerheide 
bei Münster im Juli 1867 aufgefunden. (Taf. 1. Fig. 5.) 


6. Li. leucosporum, (N. i. c.) 


Perithecia subgregaria, irregulariter disposita, saepe approximata, ses- 
silia, media magnitudine, globosa, granulosa, nigra, ostiolis concoloribus, sub- 
cylindricis et apice truncatis, brevibus instructa. 

Asci stipati, anguste cylindriei, breviter pedicellati, interdum basin 
versus longiuseule attenuati, subreeti v. parum eurvati, octospori, 90— 110 u 
in long., 9 u in lat. aequantes. 

Paraphyses numerosae, tenues, filiformes, simplices, unicellulares, contextae. 

Sporae anguste fusiformes, utrinque appendieulatae, parum curvatae 
v. rectae, primo 2-cellulares, parum didymae, acutissimae, dein 4-cellulares, 
cellulis mediis interdum nonnihil turgescentibus, parum torulosae, acutiusculae, 
semper hyalinae, oblique monostichae v. subdistichae, 26—27 (rarius 24) u 


longae, 5— 6 ,, erassae, appendiculis 4 u longis. 


Die Perithecien sind meist unregelmässig, schwach heerdenweise an- 
o eo? 


geordnet, stehen jedoch zuweilen auch in kleinen Gruppen zu je 3—5 nahe 
10* 


72 Friedrich Lehmann. (p. 28) 


beisammen. — Die Sporen sind im reifen Zustande constant 4-zellig und, 
was fir diese Art unserer ersten Gruppe besonders charakteristisch ist, ganz 
hyalin („leucosporum“), wenn auch in den Schläuchen hin und wieder von 
Oel ganz schwach gelblich gefärbte Sporen vorkommen. Die Anhänge an den 
Sporen fehlen oft, wie es ja auch sonst bei den Arten dieser Gruppe nicht 
selten der Fall ist. 

Auf Sium latifolium L. von Nitschke bei Angelmodde in der Nähe 


von Münster im October 1865 gesammelt. (Taf. 1. Fig. 6.) 


1. Y. Diaporthe, (N. i. c.) 

Perithecia gregaria, subaequaliter disposita, plus minus parallele ordi- 
nata, immersa, ostiolis tantum exstantia, media magnitudine, ellipsoideo-globosa, 
atra, nucleo albido, ostiolis compressis, linearibus, granulosis, superne truncatis 
v. leviter arcuatis, brevibus, altitudine duplo v. triplo circiter longioribus, nigris. 

Asci confertissimi, oblongo-clavati, basin versus saepe longiuscule atte- 
nuati, subrecti v. parum curvati, octospori, 80—95 u in long., 11—15 u in 
lat. aequantes, paraphysibus numerosissimis, praelongis, tenuibus, filiformibus, 
simplicibus, unicellularibus longe superati. 

Sporae anguste fusiformes v. subcylindricae, obtusiuseulae, utrinque 
appendieulatae, eurvatae v. rectae, 8-cellulares, raro 7- v. 9-, rarius etiam 


6-cellulares, torulosae, primo hyalinae, dein dilute fuscescentes, parallele 


distichae, subdistichae v. oblique monostichae, 25—930 u longae, 5—6 u crassae, 


appendiculis 4—5 u longis. 

Bei dieser Art sind die Perithecien ziemlieh gleichmiissig über das 
von ihnen geschwärzte Substrat vertheilt. Die Ostiola. sind linienfürmig, 
zusammengedrüekt, und zwar sind die Scheitellinien derselben unter einander 
parallel angeordnet. — Die Sporen sind im völlig ausgebildeten Zustande 
meist S-zellig, wodurch diese Art sich von den vorhergehenden Arten dieser 
Gruppe wesentlich unterscheidet; ausnahmsweise kommen auch 7- oder 9-, 
selten 6-zellige Sporen vor. Reife Sporen zeigten sich ziemlich selten; auch 
in den Schläuchen fanden sich meist unreife, hyaline Sporen vor. 


Auf Stengeln von Pastinaca sativa L. (wie es scheint) von Beckhaus 


im April 1870 gesammelt. (Taf. 1. Fig. 8.) 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 29) 13 


8. I. appendiculatum, Fckl. (Symb. mye. „Nachtrag“, II. p. 29. c. icon.) 
Syn.: L. auctum, Saccardo, Myc. Ven. p. 110. t. XI. f. 5—10. — cf. Hedwigia 1875. 
Navi dt 
Exsiec.: Fuckel, F. rh. ed. I. n. 2527 & ed. II. 

,Peritheeia plerumque dense gregaria, non raro confluentia, in cortice 
lignoque nidulantia, aut tota immersa, semiimmersa aut sublibera, e maximis, 
1 mm diam., subglobosa, opaco-nigra, plerumque oblique disposita, rostris 
valde variis, abbreviatis et elongatis, perithecium subaequantibus, obtuse 
conicis, cylindraceis v. subcompressis, rugulosis angulosisve, antice saepe 
crassioribus, reetis obliquisve, ostiolis etiam variis, aliis rotundate aliis longi- 
tudinaliter dehiscentibus, labiis minutis, inaequalibus. 

Asci oblongi, stipitati (pedicellati), octospori, 116 u long. (pars sporif.), 
16 u crass. 


Sporae inaequaliter distichae, fusiformes, curvatae, 5 


i-septatae, ad 
septa constrictae, loculis uniguttulatis, flavo -fuscae, utrinque subtilissime, sed 
constanter appendieulatae, appendiculis hyalinis, globuliformibus v. fasciculatis, 


32 u longae, 8 u crassae. 


Paraphyses filiformes, simplices. ‘Tab. nostr. (Fekl.) Fig. 8. 

Auf faulendem Holz und noch berindeten Aesten von Salix (fragilis?), 
selten, im Frühling. Am Rheinufer bei Oestrich.* (Fuckel, 1. c.) 

Es steht mir von dieser Art kein Exemplar zur Verfügung, weshalb ich 
mich auf eine wörtliche Citirung der Fuckel’schen Diagnose beschränken musste. 


9. EL. Niessleanum, Sacc. (Fung. Ven. Ser. III.— cf. Hedwigia 1 875. Nr. 5. p.71.) 

,Perithecia gregaria, tecta, plerumque immersa, globulosa, !/, mm diam., 
ostiolo erumpente compresso; tenui. 

Asci eylindraceo-clavati, 90—100 u longi, 15 u lati, paraphysibus 
filiformibus obvallati, octospori. 

Sporae distichae, cylindraceo-fusoideae, 28—30 u longae, 61/,—74/, u 
crassae, curvatae, 7-septatae, ad septum medium subconstrictae, 8-guttulatae, 
utrinque acute hyalino-appendiculatae, flavae, dein olivaceae. 

Hab. in caulibus putrescentibus Asteris Novi Belgii, socio praecedente 
(L. insidiosum Desmz.), ubi mihi indigitavit C. Niessl, a Selva (Treviso), 
Sept. 1873." (Saccardo, l. e.) 


| 
| 


Friedrich Lehmann. (p. 30) 


Von den beiden vorhergehenden Arten, mit denen Z. Niessleanum, Sace., 
in der Achtzelligkeit der Sporen übereinstimmt, ist diese dadurch unterschieden, 
dass ihre Sporen in der Mitte deutlich, an den übrigen Scheidewiinden da- 
gegen gar nieht eingeschnürt sind, wührend bei den ersteren beiden Arten 
eine gleichmässige Kinschnürung der Sporen an sämmtlichen Scheidewänden 
vorhanden ist. 

Wie bei der vorigen Art habe ich mich auch hier mit einer blossen 
Wiedergabe der Originalbeschreibung begnügen müssen, da ich mir kein 
Exemplar verschaffen konnte. 


10. Tu. Sedi, Fekl. (Symb. mye. p. 155 seq.) 
Syn. et exsicc.: Fuckel, F. rh. n. 1806 (cum descript.). 

»Perithecia sparsa, plerumque oblique adnata, primo tecta, demum 
libera, ovata, atra, Pleosporae herbarum magnitudine, ostiolis compressis, 
linearibus, perithecio triplo angustioribus. 

Asci stipitati, oblongi, 8-spori, 67 u longi, S u crassi. 

Sporae distichae, oblongae, 3-septatae, loculo intermedio  crassiori, 
loculis uniguttulatis, utrinque appendiculoso-apiculatae, 16 u Jong, 4 u Crass., 
hyalinae (?). 

An dürren Stengeln von Sedum reflexum, sehr selten, im Frühling. 
Oberhalb Hallgarten.“ (Fuckel, 1. c.) 

Zur Ergänzung will ich noch Folgendes aus meiner Untersuchung eines 
Exemplares der Fuckelschen Exsiccatensammlung hinzufügen: 

Schläuche im oberen Theile Jänglich keulenfürmig, im unteren dagegen 
sehr schmal, stielartig, meist fast gerade oder wenig gekrümmt, 70—78 u 
lang, 9 u breit. j 

Sporen spindelförmig oder linglich, ziemlich spitz, meist gerade, selten 
sehr wenig gekrümmt, Anfangs 2-zellig, schwach zweitheilig, hyalin, endlich 
4-, selten 5-zellig, an den Scheidewänden schwach eingeschnürt, hellbraun 
(sic!). — Die Enden der Sporen scheinen zuweilen mit spitzen Anhängen 
versehen zu sein, was indess auch wohl von dem Leerbleiben der Sporen- 
spitzen herrühren kann, so dass unsere Art also schon auf der Grenze der 
Gruppe « steht. (Taf. 1. Fig. 7.) 


e 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 31) 75 


11. L. simillimum, Karsten. (Myc. Fenn. II. p. 84.) 


Syn.: L. simillimum, Saccardo, Fung. Ven. Ser. III. p. 4; Fung. Ital. (Fasc. V—VIII). 
Comment. p. 333. („Asci clavati, breve stipitati, 90 u long., 14 u lat., para- 
physati, octospori; sporid. fusoid., curvul., 30 « long., 7—8 u crass., 5-sept., 
ad septa leniter constrict., 6-guttulat., fuligin., utrinque apiculo hyalino, 


5—6 u longo aucta“.) 
„Perithecia sparsa v. subgregaria, ligno immersa, idque nigrefactum 
vertice plus minus elevantia, sphaeroidea, ostiolo compresso, nunc convexo, 


suberenato, nune lineari, aequali, interdum elongato, lateribus laevi v. stria- 


tulo, atra. — Sporae 8:nae, distichae, 5-septatae, curvulae, subfuscae, utrinque 
appendieulo hyalino ornatae, longit. 20—32 u, crassit. 6—7 u. — Paraphyses 
filiformes. 


Hab. In ligno ramorum Evonymi europaei, Solani duleamarae et 
Salicis vere et aestate in Fennia meridionali et media (Jakobstad: ipse) 
sat raro lectum," (Karsten, l. c.) 

Leider steht mir von dieser Art weder ein Exemplar, noch auch eine 
Abbildung zu Gebote, so dass ich ein bestimmtes Urtheil über den Werth 
dieser Art vorläufig noch nicht zu fällen im Stande bin; jedenfalls gehört 
fi 


dieselbe aber nach der beig 


gefügten Originalbeschreibung in diese Gruppe. 


8) Species herbicolae v. fruticolae sporis 4-cellularibus. 
12. Lu. Notarisi, (N. i. c). 
Syn.: Sphaeria caulium, Fries, Syst. II. p. 509, Sum. Veg. Scand. p. 391. (?) 

Lophiostoma caulium, Nitschke (olim ad Otth); — Cesati & De Notaris, Schem. 
di classif. p. 45; — De Notaris, Microm. ital. dec. VIII; Sferiac. ital. p. 68. 
n. 70. e. icon. tav. 70. (,,Sporidia fusoid., 'uno latere convexiore sublunat., 
1—6-locular., ad polos obtusiuscul., loculis med. subinde nonnihil tumescent., 
pallide olivacea, diaphana, 1/100 mm (!) longitud. vix excedentia“.) 

L. vagabundum, Saccardo, Fung. Ven. Ser. III. — cf. Hedwigia 1875. Nr. 5. p. 70. 
(,,Sporid. inordinate distich., fusoid., 20—25 u long., 4!9—5 u crass., cur- 
vula, utrinque acut., crasseque 4-guttulat. et subtorulos., hyalin., [sporid. 
senescentia fuscidula, 3-septata!].**) 


Exsice.: Fries, Scler. Suec. n. 465 (? — non vidi). 
Perithecia sparsa v. rarius suberegaria, irregulariter atque inaequaliter 
Į © o o 


disposita, immersa, minuta, sphaeroideo-ellipsoidea, atra, ostiolis prominulis, 


| 
| 


Friedrich Lehmann. 32) 


(p. 


compresso-cylindrieis v. linearibus, labiato-dehiscentibus, superne truncatis, 
nudis, brevibus, altitudine circiter duplo longioribus instructa. 

Asci sparsi v. substipati, plus minus cylindrici v. anguste clavati, 
breviter pedicellati, recti v. parum eurvati, octospori, 90—150 , in long., 
9—12 w in lat. aequantes. 

Paraphyses sparsae, pertenues, filiformes, simplices, unicellulares, ascis 
plerumque breviores. 

Sporae fusiformes, plerumque acutae, curvatae v. rectae, interdum 
inaequilaterales, 4-cellulares (rarissime 6-cellulares), cellulis mediis saepe 
turgescentibus, parum constrictae vel torulosae, hyalinae, rarius fuscescentes, 
distichae v. plus minus oblique monostichae, 20—27 u longae, 4—6 u crassae. 

Wie in dem der Diagnose vorangeschickten Synonymenverzeichnisse 
gesagt wurde, ist L. caulium, DNtrs., mit L. Notarisi, (N. i.c.) identisch. Zwar 
passt die Stelle „(Sporidia) "oo mm longitud. vix excedentia“ nieht. Wenn 
hier nicht ein Druckfehler vorliegt, so mag sich diese Grössenangabe vielleicht 
auf ganz junge Sporen, die ja hier mit den älteren meist gleich gefärbt sind, 
beziehen; denn so kleine ausgewachsene Sporen kommen bei unserer Gattung 
überhaupt nicht vor. 

Im Ganzen sind mir 9 verschiedene Substratformen von der in Rede 
stehenden Art durch Autopsie bekannt, welche im Folgenden kurz angeführt 


werden sollen: Sn j 
Forma Artemisiae vulgaris. 


Schläuche wenig zahlreich, annähernd cylindrisch, kurz gestielt, 110 u 
lang, 10—12 , breit. 

Sporen spindelförmig, meist spitz, gerade oder gekrümmt, 4-zellig, 
in der Mitte, sowie an den übrigen Scheidewänden wenig eingeschnürt, hyalin, 
im Schlauche zwei- oder sehr schief einreihig, 24 u lang und 5 y breit. 

Von Nitschke in der Nähe von Münster (bei Erdmanns) im August 
1865 gefunden. (Taf. 1. Fig. 9a.) 


F. Spiraeae Ulmariae. 
Schläuche schwach gehäuft, mehr oder weniger cylindrisch, oft darm- 
fürmig verbogen, 120—150 u lang, 11—12 y breit. 
Sporen ziemlich spitz bis sehr spitz spindelfórmig, gerade oder wenig 


gekrümmt, 4-zellig, — die mittleren Zellen rundlich und etwas geschwollen —, 


~ 
CX 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 33) 


an den Scheidewiinden gar nicht (so bei den meisten im Schlauche befindlichen 
Sporen) oder wenig eingezogen, ganz hyalin, selten (alte Sporen) bräunlich, 
sehr schief einreihig angeordnet, 24— 27 u lang, 4—6 u breit. 

Von Nitschke in der Nähe von Münster (bei Erdmanns) im August, 


sowie (bei Nienberge) im September 1865 gesammelt. (Taf. 1. Fig. 9 b, 9c.) 


F. Aconiti. 
Das Substrat von den Perithecien etwas geschwärzt. 
Schläuche annähernd cylindriseh, ungefähr 105 u lang, 9 u breit. 
Sporen spitz spindelfórmig, 4-zellig, — die mittleren Zellen etwas 
geschwollen —, hyalin, 21 « lang, 4 u dick. 
Wie die beiden vorhergehenden Formen von Nitschke bei Erdmanns 


in der Nàhe von Münster im September 1865 gesammelt. 


F. Epilobii angustifolii. 
Schläuche schmal keulenförmig bis fast eylindrisch, 102—105 u lang, 
10 u breit. 
Sporen meist spitz spindelfürmig, wenig gekrümmt bis gerade, 4-zellig, 
die mittleren Zellen etwas breiter als die Endzellen —, hellgelb, 24—27 u 
lang, 5—6 u breit. 
Von Nitsehke bei Wilkinghege nahe bei Münster im September 1865 


gesammelt. (Taf. 1. Fig. 9d.) 


F. Lycopodis. 
Syn: L. caulium, N. olim ad Otth. 

Schläuche schwach gehäuft, schmal keulenförmig oder annähernd cylin- 
drisch, kurz gestielt, wenig gekriimmt bis fast gerade, 105 , lang, 
9—10 u breit. 

Sporen ziemlich spitz spindelfórmig, gerade oder wenig gekrümmt, 
4-zellig, die Mittelzellen etwas geschwollen —, an den Scheidewänden 
wenig eingeschnürt, fast zweireihig oder schief einreihig angeordnet, 24—26 u 
lang, 5—6 u dick. 

In der Gasselstiege bei Münster von Nitsehke im Juli 1568 an 
Locopus europaeus L. gefunden. (Taf. 1. Fig. 9e.) 


Nova Acta L. Nr. 2. id 


18 Friedrich Lehmann. (p. 34) 


F. Angelicae. 

Das Substrat von den Perithecien geschwärzt. 

Schläuche eylindrisch oder keulenfórmig, mit dünner, aber scharf doppelt 
eontourirter Membran, 105—132 u lang, 10—12 u breit. 

Sporen spitz spindelförmig, zuweilen ungleichseitig, gerade oder wenig 
gekrümmt, und zwar einfach oder S-fürmig gekrümmt, 4-zellig, stets an den 
Scheidewänden wenig eingezogen, ganz hyalin oder durch 4 Oeltropfen hell- 
gelblich gefärbt, 20—27 u lang, 4—5 u breit. 

Von Nitschke in der Nähe von Münster (bei Erdmanns) im August 
1865 gesammelt. (Taf. 1. Fig. If u. 9f%) 

E. Heraclei. 

Schläuche spärlich, eylindrisch oder keulenförmig, ungefähr 100 a lang, 
11 Hi breit. , 

Sporen spindelförmig, ungleichseitig, gerade, 4-zellig, — die mittleren 
Zellen etwas hervorstehend —, an den Zellscheidewiinden eingeschniirt, hyalin 
oder sich schwach bräunend, 21—23 u lang, 6 u dick. 

Auf Stengeln von Heracleum von Beckhaus im März 1870, von Nitschke 


bei Wilkinghege unweit Münster im Februar desselben Jahres gefunden. 


F. Verbasci nigri. 


Schläuche zerstreut, ungefähr 90 « lang, 9 u breit. 

Sporen spindelförmig, gekriimmt oder gerade, zuweilen ungleichhilftig, 
meist 4-, bisweilen 6-zellig, an den Scheidewänden wenig eingeschniirt, hell- 
gelb, 20—22 u lang, 4-—5 u breit. 

Auf Verbascum nigrum l. von Beckhaus im März 1870 gefunden. 


(Taf. 1. Fig. 9g.) 


F. Rumicis. 
Schläuche, mehr oder weniger zerstreut, schmal cylindrisch, kurz ge- 
stielt, gerade oder schwach gekrümmt, 90—95 u lang, 9 u breit. 
Sporen spindelfórmig, gerade, ungleichseitig, 4-zellig, — die mittleren 
Zellen geschwollen —, an den Scheidewänden wenig eingesehnürt, ganz hyalin, 
24—26 u lang, 6 u dick. 


In der Nähe von Münster (beim Ulenkotten) im September 1865 auf 


einer Rumer-Art von Nitschke gesammelt. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 35) 19 


Den siimmtlichen hier zusammengestellten Formen liegt ersichtlich ein 
einheitlicher Charakter zu Grunde, und es wird sieh daher auch wohl keine 


derselben als Species fixiren lassen. 


13. EL. pusillum, Fckl. (Symb. myc. „Nachtrag“ IL. p. 29.) 

»Perithecia sparsa, sub foliorum epidermide nidulantia, minutissima, 
punetiformia, nigra, subcompressa, ostiolo prominulo distincte compresso, 
semiorbiculari, atro, perithecium subaequante. 

Ascisubstipitati (subpedicellati), cylindracei, octospori, 69 a long., 16 u crass. 

Sporae oblique monostichae, fusiformes, curvatae, zona distineta hyalina 
circumdatae, 3-septatae, ad septum intermedium valde constrietae, loculis binis 
ultimis obtuso-conicis, intermediis subrotundis, inaequierassis, loculis guttulatis, 
hyalinae, sine zona 24 u long. 6—7 u crass. Tab. nostr. (Fekl.) Fig. 37. 

Auf faulenden Blättern von Calamagrostis Epigeios, in Gesellschaft mit 
Lophodermium arundinaceum c. apiculatum, selten, im Frühling. Im Walde 
bei Budenheim. — Nur mit sehr scharfer Loupe findet man Perithecien und 
erkennt die flachen Mündungen.“ (Fuckel, 1. e.) 

Diese Art, von der ich mir leider kein Exemplar verschaffen konnte, 
ist nach der vorstehenden Originalbeschreibung der vorhergehenden Art sehr 
ähnlich, unterscheidet sich jedoch von derselben durch die viel kürzeren und 
breiteren Schläuche, sowie auch durch die mit einer deutlichen Zone von 
hyaliner Beschaffenheit umgebenen Sporen. 

14. Iu. demissum, (N. i. c.) 

Perithecia sparsa, irregulariter atque inaequaliter disposita, primo im- 
mersa, ostiolis tantum emergentia, dein subsessilia, minuta, repando-hemisphae- 
rica, raro eoniea, nigra, ostiolis compresso-cylindricis v. angustis, minutissimis, 
altitudine plerumque haud multo longioribus instructa. 

Asci substipati, anguste clavati v. subeylindriei, breviter v. etiam saepe 
longiuscule pedicellati, subrecti v. plus minus curvati, octospori, 70 u in long., 
9—11 w in lat. aequantes. 

Sporae minutissimae, fusiformes v. subcylindricae, obtusiuseulae v. ob- 
tusae, rectae v. parum eurvatae, saepe inaequilaterales, constanter 4-cellulares, 
parum torulosae, interdum nonnihil anisomerae, fuscescentes v. fuscae, oblique 
monostichae, subdistichae v. distichae, 13— 18 u longae, 4!/,—6 u crassae 


D Bi 


Friedrich Lehmann. (p. 36) 


L. demissum, (N. i.e.) hat von allen Arten unserer Gattung die kleinsten 
Sporen. Dieselben sind constant 4-zellig, hellbraun bis braun und bisweilen 
ungleichtheilig, fingerfórmig ausgebildet, so dass die einzelnen Zellen wie die 
Glieder eines Fingers von dem einen Ende zum anderen hin immer kleiner 
werden. — Die ziemlieh kleinen Perithecien sind oft oben eingedrückt und 
mit einem diese Einsenkung umgebenden wulstigen Rande versehen, so dass 
sie dadurch eine sehr charakteristische Form erhalten. — Die Schläuche finden 
sich nicht gerade zahlreich vor, und Paraphysen habe ich überhaupt nieht beobachtet. 

Auf Plantago lanceolata L.— Von Nitschke bei Münster im September 
1870 gesammelt. (Taf. 2. Fig. 20.) 


15. Tu. cultum, (N. i. c) 

Perithecia sparsa v. subgregaria, saepe in longis seriebus parallelis 
ordinata, subaequaliter disposita, immersa, ostiolis tantum erumpentia, minuta, 
subglobosa, atra, ostiolis compresso-cylindricis v. angustis v. linearibus, labiato- 
dehiscentibus, superne plerumque arcuatis, granulosis, saturate nigris, brevibus, 
altitudine duplo v. triplo circiter longioribus instructa. 

Asci substipati, subeylindriei, basin versus sensim ac longiuscule atte- 
nuati, breviter pedicellati, rectiusculi v. curvati, oetospori, 90—105 u longi, 
10 u lati. 

Sporae subeylindricae, rotundatae v. fusiformes, obtusae v. acutiusculae, 
rectae v. leviter curvatae, primo 4-guttulatae, hyalinae, dein 2-cellulares, 
hyalinae, tandem 4-cellulares, dilute fuscescentes, constrictae et nonnihil toru- 
losae, in asci parte superiore distichae, in parte inferiore oblique monostichae, 
22—24 u longae, 5—6 u crassae. 

Wie bei der vorigen Art, so habe ich auch hier keine Paraphysen 
auffinden können. In den Schläuchen fanden sich meist ültere, 4-zellige 
Sporen, welche dunkeler gefärbt und stumpfer sind als die jüngeren Sporen, 
und deren Endzellen vielfach länger sind als die Mittelzellen. 

Auf Stengeln von Euphorbia dulcis, Jacq. nistend. — Von Nitschke im 


botanischen Garten zu Münster im October 1870 gefunden. (Taf. 2. Fie. 23.) 
16. L. Spartii, (N. i. c). 
Perithecia sparsa, irregulariter atque inaequaliter disposita, plerumque 


subsessilia, basi innata, media magnitudine, effusa v. ellipsoideo-globosa, nigra, 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 87) 81 


ostiolis compressis, truncatis, granulosis, nitidiusculis, altitudine duplo circiter 
longioribus instrueta. 

Asci sparsi, anguste v. latiuseule clavati v. subeylindriei, parum eurvati 
v. subeylindriei, parum curvati, membrana crassa structi, octospori, 60—80 u 
in long., 9—10 , in lat. aequantes, paraphysibus numerosissimis, praelongis, 
pertenuibus, filiformibus, simplicibus, unicellularibus superati. 

Sporae fusiformes, acutae v. obtusiusculae, parum curvatae, saepe 
inaequilaterales, plerumque 4-, rarius 6-cellulares, parum torulosae, fuscae, 
conglobatae v. subdistichae, rarius oblique monostichae, 21—24 u longae, 
Au Du crassae. 

Durch die Sechszelligkeit einiger Sporen bildet diese fruehtbewohnende 
Art schon den Uebergang zur folgenden Abtheilung. 

Es liegt mir nur ein winziges Pröbchen zur Untersuchung vor, welches 
von Lasch im September 1848 auf der Fruchtkapsel von Spartium (Saro- 


thamnus) scoparium L. gesammelt ist. (Taf. 2. Fig. 21.) 
] 5 o 


17. IL. commutatum, (N. i. c.). 
Syn.: L. caulium, Auerswald. 
L. mendax, Cesati & De Notaris, Schem. di classif. p. 45 (Spec. priori. (L. caulium, 
Ces. & DNtrs.) valde similis, sporid. fusco-badia tereti oblongat., 4—5-locu- 
laria, ad dissepimenta constrict.*); — De Notaris, Microm. ital. VIII. 

Perithecia sparsa, irregulariter atque inaequaliter disposita, immersa, 
ostiolis tantum emergentia, media magnitudine, globosa, granulosa, nigra, 
ostiolis compresso-cylindricis, truncatis v. rarius leviter arcuatis, nonnihil 
tuberosis, altitudine duplo fere longioribus instructa. 

Asci substipati, anguste v. latiuscule clavati v. subeylindriei, plus minus 
breviter pedicellati, subreeti v. parum curvati, octospori, 80— 85 ,, in long., 
10—12 u in lat. aequantes. 

Paraphyses numerosae, longae, tenues, filiformes, simplices, unicellulares, 
laxe contextae. 

Sporae late atque obtuse ellipticae, fusiformes v. subeylindrieae, utrinque 
rotundatae, saepe subovatae, interdum nonnihil apieulatae, rectae v. rarius 
parum curvatae, plerumque inaequilaterales, 4-, rarius (5—)6-cellulares, parum 
torulosae, interdum perparum constrictae, fuscae, oblique monostichae, sub- 


distichae v. eonglobatae, 16—19 p longae, 6—7 u erassae. 


Friedrich Lehmann. (p. 38) 


Bei der vorliegenden Art kommen 6- (seltener 5-) zellige Sporen neben 
den typischen 4-zelligen noch häufiger vor, als bei L. Spartii, (N. i. c), so 
dass ich sie daher auch ganz ans Ende dieser Abtheilung gesetzt habe. 


Auf Ononis spinosa L. — Das meiner Untersuchung zu Grunde liegende, 


als „Lophiostoma caulium, Ces. & DNtrs.“ bezeichnete Exemplar ist von Auers- 
wald bei Arnstadt in Thüringen im Frühling des Jahres 1865 gesammelt. 


(Taf. 2. Fig. 22.) 


; Species herbicolae sporis 6-cellularibus. 
18. Iu. prominens, (N. i. c.). 

Perithecia subgregaria, sine ordine subaequaliter disposita, primo plus 
minus immersa, dein subsessilia, basi tantum innata, media magnitudine, com- 
presso-hemisphaerica, granulosa, nigra, ostiolis prominentibus, compressis, 
interdum basi angustioribus, apice truneatis, tuberosis, altitudine haud multo 
longioribus instructa, 

Asci substipati, oblongo-clavati, breviter v. longiuscule pedicellati, recti 


v. eurvuli, membrana crassiuseula structi, octospori, 93—100 « in long, 
12 


13 u in lat. aequantes. 

Paraphyses sparsae, tenues, filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae anisomerae, clavatae, — parte angustiore saepe curvata, cellula 
terminali plerumque praelonga et acuta, parte crassiore recta, obtusiuscula 
v. obtusa —, 6-, rarissime 4-cellulares, nonnunquam guttulatae, marginibus 
plerumque integrae, interdum lenissime torulosae, subhyalinae v. flavescentes, 
subdistichae v. oblique monostichae v. etiam conglobatae, 22-—30 (plerumque 25) w 
longae, 4—5 (plerumque 4) u crassae. 

Die spärlich heerdenweise angeordneten Perithecien dieser Art verleihen 
mit ihren hervorragenden und verhältnissmässig ziemlich grossen Ostiola dem 


Substrate ein höckeriges Aussehen. — Die charakteristischen, keulenfürmigen 


Sporen finden sich im Schlauche dicht zusammengelagert vor, und zwar mit 
dem schmäleren, stets nach dem Schlauchstiele hin gerichteten Theile gleichsam 
in einander gekeilt. Die Endzelle am dünneren Sporentheile übertrifft oft an 
Länge bei Weitem die übrigen Zellen, welehe unter sich meist ziemlich gleich- 


lang sind. Nur selten beobachtete ich 4-zellige Sporen und ein einziges Mal 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 201 83 


sogar eine 7-zellige; in den weitaus meisten Fällen sind die Sporen jedoch 
deutlich 6-zellig. 

Auf Stengeln von Lychnis dioica L. 

Das mir vorliegende Exemplar ist von Wiistnei im Mai 1851 gesammelt 
und von demselben irrthümlich als „Sphaeria caulium Fr.“ bezeichnet. Der 


Fundort ist wahrscheinlich Schwerin. (Taf. 1. Fig. 10.) 


19. Tu. sexnucleatum, Cooke (Transact. Bot. Soc. vol. IX, 2. p. 330. c. icon. 
t. VI. f, $; — Handbook Brit. Fung. p. 850 seq.: „Sporid. biser., fusif., hyal., 
slightly curv., 5-sept., constrict. at the centre, and but little at the other 
septa, each articulation containing a single nucleus, 35 u long. — On nettle 
stems. March. Shere, near Guildford.*). 

Peritheeia gregaria, partim conferta, rarius sparsa, plerumque sub- 
aequaliter disposita, irregulariter v. parallele ordinata, primo immersa, dein 
emergentia, media magnitudine v. majuscula, ellipsoideo-globosa, subrugosa, 
nigra, nucleo albido, ostiolis compressis, anguste ellipticis, labiato-dehiscentibus, 
superne truncatis, rarius arcuatis et basi angustioribus, granulosis, altitudine 
duplo longioribus, nitidiusculis instructa. 

Asci substipati, oblongo v. anguste clavati, plus minus breviter pedi- 
cellati, subreeti v. curvati, octospori, 100—130 u in long., 11—14 „in lat. 
aequantes, paraphysibus numerosissimis, longissimis, pertenuibus, simplicibus, 
unicellularibus superati. 

Sporae fusiformes, obtusiusculae, rectae v. rarius parum curvatae, inter- 
dum inaequilaterales, primo 2-cellulares, 6-guttulätae, hyalinae, dein 6- v. ra- 
rissime 4-cellulares, — cellulis saepe uniguttulatis —, dilute fuscescentes, 
constrietae, nonnihil torulosae, oblique monostichae v. subdistichae, 30—40 u 
longae, 6—7 u crassae. 

Die tiefschwarzen Peritheeien finden sieh unregelmässig gruppirt oder 
in langen, unter einander parallelen Reihen in den Längsfurchen des Stengels 
angeordnet, und verleihen dem Substrate oft ein ziemlich rauhes Aussehen. — 
Bei mehr oder weniger unreifen Sporen enthält jede der 6 Zellen einen ein- 
zigen Kern. Jedoch zeigt es sich, dass diese Kerne bei alten Sporen wieder 
verschwunden sind: weshalb der Name „sexnucleatum“ nieht gerade als sehr 


glücklich gewählt bezeichnet werden kann. 


Friedrich Lehmann. (p. 40) 

Das von mir oben beschriebene Exemplar ist von Nitsehke auf Urtica 
dioica L. im Schlossgarten zu Münster im März 1870 aufgefunden. — Nach 
Thiimen („Pilze des Weinstockes“, p. 123) von Peck auch auf diirren Ranken 
von Vitis Labrusca L. bei North Greenbush im nordamerikanischen Staate 
New-York gefunden. (Taf. 1. Fig. 11.) 


20. L. Dipsaci, (N. i c) 

Perithecia sparsa v. subgregaria, sine ordine atque inaequaliter dispo- 
sita, immersa, ostiolis tantum emergentia, media magnitudine, ellipsoideo-elobosa, 
atra, ostiolis compressis, superne leviter areuatis, brevibus, altitudine circiter 
duplo v. triplo longioribus, nigris instructa. 

Asci substipati, oblongo- v. anguste clavati, plerumque breviter, interdum 
longiuseule pedicellati, parum curvati, nonnunquam membrana crassiuscula 
structi, octospori, 90—120 u in long., 11—13 u in lat. aequantes. 

Paraphyses numerosae, longae, tenues, filiformes, simplices, unicellu- 
lares, laxe contextae. 

Sporae fusiformes, acutae v. obtusiuseulae, rectae v. parum curvatae, 
6-cellulares, — cellulis terminalibus nonnihil ceteris longioribus, cellularum 
mediarum una plerumque altera parum crassiore —, leviter torulosae, flavae, 
distichae v. oblique monostichae, 24—31 u longae, 5—6 u crassae. 

Bei der vorliegenden Art sind die Perithecien in das Substrat ein- 
gesenkt und ragen nur mit den Ostiola aus demselben heraus. Zuweilen sind 
jedoch die oberen Substratschichten leicht emporgehoben, als wenn die Peri- 
thecien hervorbrechen wollten. — Die Sporen liegen im Schlauche dicht an 
einander und greifen sogar theilweise über einander. 

Unverkennbar ist diese Art der oben angeführten Art L. insidiosum, 
Desmz., sehr ühnlich; doch unterscheidet sie sich von derselben, wie ich an 
zahlreichen Präparaten constatirt habe, wesentlich durch das Fehlen von An- 
hängen an den Sporenenden, die doch für jene Art charakteristisch waren. 

Auf Dipsacus sylvestris, Mill. — Von Nitschke unweit Minster (Kloppen- 
burg) im April 1870 gesammelt. (Taf. 1. Fig. 12.) 


21. L. Galeopsidis, (N. i.c). 
Perithecia gregaria, irregulariter v. parallele . ordinata, subaequaliter 


disposita, immersa, ostiolis tantum exstantia, media magnitudine, globosa, 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 41) 85 


nigra, ostiolis erumpentibus, compressis, superne truncatis, rarius leviter arcuatis, 
brevibus, altitudine duplo v. triplo longioribus, nigris instructa. 

Asci sparsi, plerumque late elavati, breviter pedicellati v. subsessiles, 
subreeti v. curvati, octospori, 90—- 105 u in long. 15 « in lat. aequantes. 

Paraphyses tenues, filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae subcylindricae v. fusiformes, obtusiusculae v. obtusae, saepe 
inaequilaterales, parum curvatae v. rarius rectae, 6-cellulares, interdum guttu- 
latae, perparum torulosae, obscure fuscae, distichae v. rarius oblique mono- 
stichae, 20—27 , longae, 6— 8 u crassae. 

Das Substrat ist durch die unregelmiissig oder in den Längsfurchen 
des Stengels parallel angeordneten Perithecien leicht geschwürzt. — Die 
Schläuche sind meist breit keulenförmig; zuweilen besitzen sie jedoch eine 
etwas mehr längliche Gestalt, als der in der Figur dargestellte Schlauch, so 
besonders die mit schief einreihig angeordneten Sporen. 

Auf Stengeln einer Galeopsis. — Die wenigen mir zu Gebote stehenden 
Exemplare sind wahrscheinlich von Nitschke im Gebiete gesammelt. (Taf. 2. 
Fig. 13.) 

22. Lu. Galii, (N. i. ei 

Perithecia sparsa v. subgregaria, inaequaliter disposita, partim seriatim 
ordinata, saepe contigua ae mutua pressione angulata, primo immersa, ostiolis 
tantum. exstantia, demum sessilia, media magnitudine, hemisphaerica, granulosa, 
atra, ostiolis compresso-cylindricis, basi plerumque angustioribus, apice truncatis, 
nonnihil tuberosis, altitudine haud multo longioribus, nigris instructa. 

Asci sparsi, cylindrico-clavati, plus minus breviter pedicellati, parum 
curvati, octospori, 100 u circiter in long., 11 « in lat, aequantes. 

’araphyses tenues, filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae fusiformes, obtusae v. rarius obtusiuseulae, saepe inaequilaterales, 
plerumque parum eurvatae, rarius rectae, 6-cellulares, parum torulosae, primo 
subhyalinae, guttulatae, tandem fuscae, distichae, 20—30 u long., 5—7 u crass. 

Die Perithecien finden sich zum Theil in längeren Reihen angeordnet, 
zum Theil stehen sie zu zweien oder dreien so eng beisammen, dass sie sich 
dureh den gegenseitigen Druck in ihrer Gestalt beeinflussen. Ihre tiefer schwarz 


gefürbten Ostiola sind oben gerade abgestutzt, und zwar entweder in eine 


Nova Acta L. Nr. 2. 12 


86 Friedrieh Lehmann. (p. 42) 


gerade Linie zugeschärft oder mehr abgeflacht. — Schläuche zeigten sich nur 
vereinzelt und selten unverletzt. Sie weichen in der Gestalt wesentlich von 
denen der vorhergehenden Art ab, wührend die Sporen denen der genannten 
Art sehr ühnlich sind. 

Auf Stengeln von Galium Mollugo L. — Eine Fundortsangabe fehlt; 
wahrscheinlich von Nitschke im Gebiete gesammelt. (Taf. 2. Fig. 14.) 


23. Tu. parvulum, (N. i. c). 


Perithecia sparsa, irregulariter, sed subaequaliter disposita, immersa, 
ostiolis tantum emergentia, minuta („parvula“), ellipsoideo-globosa, nigra, 
ostiolis erumpentibus, compressis, superne truncatis v. leviter arcuatis, non- 
nihil granulosis, altitudine circiter duplo longioribus instructa. 

Asci substipati, latiuscule v. rarius oblongo-clavati, breviter v. longiuscule 
ac tenuiter pedicellati, subrecti v. curvati, oetospori, 100—120 u longi, 
12—14 u lati. 

Paraphyses longae, tenues, filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae anguste fusiformes v. subcylindricae, parum anisomerae, primo 
4-cellulares, 4-guttatae, acutiusculae, subhyalinae, dein 4-cellulares, 6-guttatae, 
obtusiuseulae, tandem 6-cellulares, utrinque obtusiusculae v. obtusae, plus minus 
curvatae, perparum torulosae, pallide v. sordide flavescentes, dense atque 
oblique monostichae v. subdistichae, long. 24— 277 u, crass. 6 y. 

Bei den bald spindelfórmigen, bald fast cylindrischen Sporen hatte ich 
Gelegenheit, eine continuirliche Reihe verschiedener Entwickelungsstadien zu 
beobachten. Anfangs erschienen die Sporen 4-zellig, beiderseits ziemlich spitz 
und hyalin. Von den 4 Zellen waren die Endzellen ungeführ doppelt so lang 
wie die Mittelzellen, und jene waren es, welche im weiteren Verlaufe der 
Entwickelung die Hauptrolle spielten. Zuerst wie die übrigen Zellen mit nur 
einem Kerne versehen, zeigte bald jede der beiden Endzellen deren zwei, 
welche kleiner und wahrscheinlich aus den ursprünglichen je dureh Theilung 
entstanden waren. Auf einer weiteren Entwickelungsstufe sah ich diese End- 
zelen-Kerne, welche an Grüsse nach und nach zunahmen, je durch eine da- 
zwischen geschobene Scheidewand getrennt, so dass sich eine 6-zellige Spore 
gebildet hatte, die, Anfangs noch fast hyalin, allmählich eine hell bis schmutzig 


gelbe Farbe annahm. — Bei den vollkommen ausgebildeten Sporen sind die 


stematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 43) 87 


Kerne meist verschwunden, und an den Scheidewänden lässt sich eine sehr 
seichte Einschnürung wahrnehmen, noch seichter als bei den Sporen der 
beiden vorhergehenden Arten, die im Uebrigen ähnlich gebaut sind. 

Auf Stengeln von Sedum maximum von Beckhaus im Mai 1870 auf- 
gefunden. Kin winziges Originalexemplar findet sich in der Nitschkeschen 
Sammlung und liegt der oben von mir gegebenen Beschreibung zu Grunde. 
(Taf. 2. Fig. 15.) 

24, Tu. Arundinis, Pers. 

Syn.: Sphaeria Arundinis, Persoon, Synops. meth. fung. p. 54 seq. (Sph. cristata B); — 
Fries, Syst. myc. II. p. 510; Sum. Veg. Scand. p. 391; — Currey, Linn. 
Transact. XXII. p. 330. c. icon.; — Kickx, Flor. Crypt. Flandr. I. p. 338; — 
Berkeley & Broome, Ann. Nat. Hist. n. 27 et 639.* (Triticum sativum.) 

Lophiostoma Arundinis, Cesati & De Notaris, Schem. di classif. p. 46. („Sporid. 
fusoidea, 4— 6 locular., saepe curvul., fuligin.“). 

Exsiec.: Kunze, exs. n. 55. — Fries, Scler. Suec. n. 153. 

Klotzsch, Herb. myc. ed. I. n. 1037 (?). 

Perithecia gregaria v. sparsa, irregulariter atque inaequaliter disposita, 
partim approximata v. confluentia, primo immersa, tecta v. ostiolis tantum 
prominentia, deinde ultra dimidium eminentia v. subsessilia, majuscula, globosa, 
rugulosa, nigra, ostiolis concoloribus, nitidiusculis, compressis, labiato-dehiscen- 
tibus, superne fruneatis v. lenissime areuatis, nonnihil tuberosis, altitudine 
plerumque haud multo longioribus instructa. 

Asci stipati, oblongo- v. anguste clavati, breviter pedicellati, plerumque 
parum curvati, membrana interdum crassiuscula structi, octospori, 135—150 u 
in long., 15 u in lat. aequantes. 

Paraphyses numerosae, praelongae, pertenues, filiformes, simplices, 
unicellulares. 

Sporae fusiformes, utrinque acutae, curvatae v. rarius subrectae, 6-, 
rarius 4-cellulares, raro parum constrictae v. torulosae, fuscae, in asci parte 
superiore distichae, in parte inferiore monostichae, 33—39 (plerumque 36) u 
longae, 6—7 (plerumque 7) u crassae. 

Sterigmata brevia. v. brevissima, latitudine spermatia aequantia. 

Spermatia ovalia v. subeylindrica v. etiam fusiformia, utrinque obtu- 


siuseula, recta, biguttata, 7—12 u longa, 2—4 u crassa. 


12* 


SS Friedrich Lehmann. (p. 44) 


L. Arundinis, Pers. zählt wie die Eingangs angeführte Art Z. Ulicis, 
(N. i. e) zu der geringen Anzahl von Arten unserer Gattung, bei denen sich 
in den Perithecien neben den Schläuchen und Sporen Sterigmen und Sper- 
matien vorfinden. Bei der sogleich näher zu beschreibenden Forma culmicola 
habe ich dagegen keine Sterigmen und Spermatien angetroffen. 

Am Rohre von Arundo Phragmites L. 

Im Gebiete von Nitschke in einer Anzahl von Exemplaren gesammelt, 
so unweit Münster an der Werse bei Handorf im April 1864. (Taf. 2. Fig. 16.) 


Forma culmicola. 
Asci stipati, anguste clavati, breviter pedicellati, subrecti v. parum 


eurvati, oetospori, 120—135 u longi, 15 u lati. 

Sporae anguste fusiformes, utrinque acutae, parum eurvatae, rarius 
subrectae, interdum inaequilaterales, 6-, rarius 4-cellulares, haud constrictae 
nec torulosae, fuscae, subdistichae v. conglobatae, 29—31 (plerumque 30) u 
longae, 5—6 (plerumque 6) u crassae. 

An den Halmen von Arundo Phragmites L. von Nitschke, wahrscheinlich 


im Gebiete, gesammelt. (Taf. 2. Fig. 17.) 


D: 
Perithecia sparsa, irregulariter atque inaequaliter disposita, primo im- 


e 


25. L. Phragmitis, (N. i. 


mersa, tecta v. ostiolis tantum emergentia, dein rimis longitudinalibus erum- 
pentia, demum subsessilia, media magnitudine, subglobosa, nonnihil granulosa, 
nigra, ostiolis erumpentibus v. prominulis, compressis, anguste ellipticis, superne 
plerumque truncatis, altitudine circiter duplo longioribus, nitido-atris instructa. 

Asci stipati, latiuscule v. oblongo-clavati, plus minus breviter pedicellati, 
recti v. curvuli, oetospori, 110—120 u longi, 14—15 u lati, paraphysibus 
numerosissimis, praelongis, tenuibus, gracilibus, simplicibus, unicellularibus 
superati, 

Sporae constanter fere anisomerae, clavatae, — parte crassiore obtusa 
v. obtusiuscula, parte angustiore plerumque acutiuscula —, rarius isomerae, 
fusiformes, utrinque acutiusculae, plerumque rectae v. parum curvatae, semper 
6-cellulares, parum torulosae, primo pallide flavescentes, guttulatae, denique 


fuscae v. obscure fuscae, distichae v. oblique monostichae, plerumque 927 u 


longae, 6—7 u crassae, rarius 30—33 u longae, 8 u erassae. 


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Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 45) 89 


Die Sporen dieser Art sind meist keulenférmig, und zwar ist die 
äusserste Zelle am dünneren, spitzer auslaufenden Ende etwas länger als die 
übrigen, unter sieh ziemlich gleiehgrossen Zellen. Seltener finden sich spindel- 
förmige, beiderseits ziemlich spitze Sporen vor. Im Schlauche liegen die 
Sporen eng an einander, sehr schief ein- oder zweireihig angeordnet, und zwar 
im letzteren Falle dachziegelig über einander greifend, — die keulenfürmigen 
stets mit den diinneren Enden nach dem Schlauchstiele hin gerichtet. 

Am Rohre von Arundo Phragmites L. (Phragmites communis Trin.) bei 


Schwerin von Wiistnei gesammelt. (Taf. 2. Fig. 18.) 


26. Tu. palustre, (N. i. c). 

Perithecia plerumque laxe gregaria, subaequaliter disposita, irregulariter 
v. partim parallele ordinata, interdum approximata v. confluentia, subsessilia, 
strato extimo valde nigrefaeto innata, media magnitudine, compresso-ellipsoidea, 
atra, nucleo distineto albido, ostiolis plerumque angustis, labiato-dehiscentibus, 
superne truneatis v. leviter areuatis, brevibus, altitudine duplo fere longioribus, 
nitido-atris instructa. 

Asci sparsi v. substipati, clavati, breviter pedicellati, subrecti v. cur- 
vati, octospori, 75— 90 u in long, 11—13 u in lat. aequantes. 

Paraphyses tenues, filiformes, simplices unicellulares. 

Sporae anguste fusiformes, utrinque obtusiuseulae v. rarius acutiusculae, 
rectae v. parum curvatae, 6-cellulares, — cellulis mediis saepe nonnihil tur- 
gescentibus —, perparum torulosae, obscure fuscae, plerumque conglobatae, 


rarius oblique monostichae v. subdistichae, 21—30 (plerumque 27) u longae, 
5—6 u crassae. 

Spermatia numerosissima, subcylindrica v. obtusce elliptica, plerumque 
recta, hyalina, tri- v. biguttata, in sterigmatibus brevissimis solitarie acrogena, 
9—15 u longa, 3 , lata. 

Wie bei L. Arundinis, Pers. kommen auch hier Sterigmen und Sper- 
matien neben den Schläuchen und Sporen in den Peritheeien vor. 

Die Sporen unserer Art sind denen der soeben genannten Art, wie 
eine Vergleichung der beigefügten Abbildungen sofort erkennen lässt, ziemlich 
ähnlich, wenn auch bei letzteren die beiden Mittelzellen nie geschwollen sind. 


dp y H Jey T3 7 Nitec z 1 M Ka 
Kine Fundortsangabe fehlt leider. (Vermuthlich von Nitschke im Ge 


biete gesammelt.) (Taf. 2. Fig. 19.) 


90 Friedrich Lehmann. (p. 46) 


ò) Species herbicolae sporis (6-) S-cellularibus. 


bo 


Mis we semiliberum, Desmz. 
Not. XIII. Ann. sc. nat. sér. III. tom. VI. 


1846. p. 78. („Spor. fusiform., rect. v. curv., utrinque acut., 5-sept., ‚glauques‘, 


Syn.: Sphaeria semilibera, Desmazic 


Io -— Man mm long. In culmis siccis Graminum — Bromus sylv., Tritic. sativ., 

Dactyl. glom. —“); — Berkeley & Broome, Ann. Nat. Hist. n. 641. 
Lophiostoma semiliberum, Cesati & De Notaris, Schem. di classif. p. 46. (,,Sporid. 
2. p. 332. 


(„Spor. 33—30 nu long.*); — Fuckel, Symb. myc. p. 156. (,,Spor. distich., 


elongat., fusoid., 4-locular.*); — Cooke, Transact. Bot. Soc. vol. I 


fusiform., curvat., 3—5-septat, ad septa perparum constrict., hyalin., 44 u 
long., 8 u crass. — Triticum repens.*); — Karsten, Mycol. Fenn. II. p. 87 seq. 
(„In culmis exsice. Festucae**). 

Exsiec.: Desmazieres, Plant. Crypt. n. 1787. — Fuckel, F. rh. n. 1805. — Karsten, 
Fung. Fenn. n. 790. 

Perithecia sparsa v. laxe gregaria, irregulariter atque inaequaliter dis- 
posita, partim approximata, primo immersa v. emergentia, dein semilibera, 
media magnitudine, ovoideo-ellipsoidea, nigra, ostiolis erumpentibus v. promi- 
nentibus, compressis, cristatis, altitudine plerumque paululo longioribus, interdum 
nitidiusculis instructa. 

Forma culmioola. 

Asci stipati, clavati v. anguste clavati, breviter pedicellati, suhreeti 
v. parum eurvati, octospori, 126 „ in long., 15 «u in lat. aequantes, paraphy- 
sibus longis, pertenuibus, filiformibus, simplicibus, unicellularibus haud multo 
superati. 

Sporae fusiformes, utrinque acütae, eurvulae v. sigmoideae, rarius sub- 
rectae, plerumque 8-, rarius 6-cellulares, interdum etiam 4-cellulares, medio 
tandem parum constrictae, hyalinae, subdistichae v. oblique monostichae, 
39—45 (plerumque 39—42) u longae, 6— (plerumque 7) u crassae. 

Als Untersuchungsmaterial diente mir ein Originalexemplar von Fuckel 
(F. 
strichiam."), sowie ein winziges, von Lasch gesammeltes Stück. („Ad gra- 


rh. n. 1805: „Ad Tritiei repentis culmos putridos, raro. Vere. Ca. Hol- 


nimum eulmos*.) (Taf. 9. Fig. 24.) 


| 
| 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 41) 91 


Forma Arundinis. 

Syn.: L. Arundinis, Cooke, Transact. Bot. Soc. vol. IX, 2. p. 332. c. icon. t. VI. f. 9. 
(„Sporidia biseriate, yellowish, 3—5 sept., slightly curv., pointed at each 
extremity, 30—40 u long.“); — Fuckel, Symb. myc. p. 156. („Spor. distich., 
fusiform., curvat., 5-sept., medio constrict., hyalin. 48 & long, 8 4 crass.“); 
— cf. Fuckel, Symb. myc. „Nachtrag“, I. p. 15. 

Exsice.: Klotzsch, Herb. myc. ed. IL n. 641. (? et ed. I. n. 1037). — Fuckel, 
B. rh. m..026; 

Asci stipati, clavati v. elongato-clavati, breviter pedicellati, subrecti 
v. plus minus curvati, octospori, 110—130 , longi, 12—18 y lati. 

Paraphyses numerosae, filiformes, simplices, unicellulares, longitudine 
ascos paene aequantes. 

Sporae fusiformes, utrinque acutae, curvatae v. sigmoideae, rarius sub- 


rectae, 6—8-cellulares, raro parum constrietae, hyalinae v. tandem fuscescentes, 


subdistichae, 33—39 u longae, 4—6 u crassae. 

Pyenides dense gregariae, plerumque parallele ae subaequaliter dispo- 
sitae, interdum approximatae, primo peridermio pustulato-elevato, integro 
velatae, demum per peridermium fissum erumpentes, majusculae, compresso- 
ellipsoideae, nigrae. 

Stylosporae, quas pycnides pariunt, cylindricae, leviter ac varie cur- 
/atae v. rectae, 2—8-cellulares v. -guttatae, plerumque, ut videtur, 4-cellu- 


lares, hyalinae, 30—51 , longae, 5 


6 u crassae. 

Die in Rede stehende Form zählt unstreitig zu den interessantesten 
der ganzen Gattung, indem hier ausser den Schläuche und Sporen erzeugenden 
Perithecien noch supplementüre Fruchtkörper, sogenannte Pyeniden, auftreten, 
die sich von den Perithecien wesentlich unterscheiden. Diese Pyeniden sind 
meist dicht heerdenweise, doch ziemlich gleichmiissig über das von ihnen 
leicht geschwärzte Substrat vertheilt, und zwar finden sie sich oft in langen 
Parallelreihen angeordnet. Anfangs werden sie vom Periderm ganz bedeckt, 
welches sie dann nach und naeh pustelförmig emporheben, bis sie endlich 
dureh Liingsrisse mehr oder weniger hervorbrechen. Von den Perithecien, 
mit denen sie in der Färbung übereinstimmen, unterseheiden sie sieh schon 
üusserlieh dureh ihre meist bedeutendere Grüsse, sowie besonders durch ihre 
In ihrem Inneren erzeugen sie die soge- 


sehr flaeh ellipsoidische Gestalt. 


99 Friedrich Lehmann. (p. 48) 


nannten Stylosporen, welche, wie eine Vergleichung der beigefügten Abbildungen 
sofort erkennen lässt, mit den Sporen durchaus keine Aehnliehkeit besitzen. 

Bisher finden sich in der Litteratur bei keiner Art der Gattung 
Lophiostoma Pyeniden verzeichnet, und es ist auch die vorliegende Form die 
einzige, bei der ich solehe beobachtet habe. 

Am Rohre von Arundo Phragmites L. 

Meiner Untersuchung liegen zu Grunde mehrere von Nitsehke in der 
Nähe von Münster (Wienburg, im März 1866, und Nobiskrug, im September 
1867) gesammelte Stücke, sowie ein Originalexemplar aus der Fuckelschen 


Exsiecatensammlung (l c. n. 926). (Taf. 9. Fig. 25.) 


28. EL. caulium, Desmz. 

Syn.: Sphaeria caulium, Desmazieres, Not. VII. Ann. sc. nat. sér. IL. tom. XV. p. 30. 
DEEL t. t4. f. 98. („Spor. S-cellul., hyal., acut. et anguste fusiform. — 
Epilobium hirsut.*); —- Berkeley & Broome, Ann. Nat. Hist. n. 982. („Epilob. 
hirsut.**). 

Lophiostoma caulium, Cooke, Transact. Bot. Soc. vol. IX, 2. p. 331. 'n. 10. c. icon. 
tab. VI. f. 6. (,Spor. crowded or biseriate, fusiform, attenuat., straight or 
curv., 7-sept., with a greenish tint, 40 u long. — On dead stems of Epilob. 
hirsut., ete.“). 

Da mir von dieser Art kein Exemplar zu Gebote steht, so habe ich 
mich auf eine kritische Durchsicht der Litteratur beschränken müssen, deren 
Ergebnisse Eingangs verzeichnet stehen. Unter dem Namen L. „caulium“ sind 
sehr verschiedene Arten beschrieben worden (vergl. die Synonymenverzeichnisse 
von L. insidiosum, L. Notarisi und L. commutatum), und es war daher eine 
kritische Sichtung durchaus geboten. 

Kine kurze Diagnose, wie sie aus den Beschreibungen der oben citirten 
Autoren entnommen ist, möge der Vollständigkeit halber hier Platz finden: 

Perithecia immersa, globoso-ellipsoidea, nigra, ostiolis nudis, ellipticis 
v. linearibus, 

Asci clavati. 

Sporae anguste fusiformes, utrinque acutae, rectae v. curvatae, S-cellu- 
lares, hyalinae, eonglobatae v. distichae, 40 a circiter longae. 


Auf Stengeln von Epilobium hirsutum L. 
H ] 


Im Gebiete, so viel ich weiss, noch nicht gefunden. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 49) 93 


c) Species lignicolae sporis 4-cellularibus. 


29. EL. diminuens, Pers. 
Syn.: Sphaeria diminuens, Persoon, Syn. meth. fung. p. 57; — Crouan, Flor. du. 
Finist. p. 29. („Sur Peuplier et Crataegus*.) 

Lophiostoma viridaria, Cooke, Transact. Bot. Soc. vol. IX, 2. p. 328. c. icon. 
t. VI. f. 2. („Sporid. uniseriat., 3-sept., attenuat. towards each extremity, 
constrict. at the septa, brown, with a large nucleus in each cell. Length 
35 u. — On decorticat. twigs of Maple.) 

Lophiostoma oblongatum, Otth, Verz. schweiz. Pilze, n. 136. (,,Spor. brunneae, 
biseriat. aut subimbricat, oblong., obtus. aut acut., 4-locular., subtorulos., in 
quovis loculamento guttulam oleosam gerentes, long. 28— 31 u, crass. cire. 9 u. 
Cornus mascula“.) t 

Perithecia sparsa v. subgregaria, irregulariter atque inaequaliter ordi- 
nata, primo immersa, tecta v. ostiolis tantum emergentia, demum semiimmersa, 
media magnitudine, plerumque subrotunda, nigra, nucleo albido, ostiolis erum- 
pentibus v. prominulis, compressis, labiis in aciem acutam et plerumque 
arcuatam conniventibus, basi saepe angustioribus, nonnihil granulosa, altitudine 
duplo triplove longioribus instructa. 

Asci sparsi v. rarius substipati, elongato-clavati v. cylindrici, longe 
v. longissime pedicellati, subreeti v. parum curvati, membrana crassa strueti, 
octospori, maturi 175—270 u long. (pedicellum usque ad 60 u longum), 
13—18 u lat, paraphysibus numerosis, longissimis, tenuibus v. pertenuibus, 
filiformibus, unicellularibus, simplieibus v. raro ramosis superati. 

Sporae fusiformes v. rarius subeylindricae, obtusae v. obtusiusculae, 
rarius acutiusculae, nonnunquam inaequilaterales, plerumque isomerae, rectae 
v. parum curvatae, interdum nonnihil didymae ac parum anisomerae, primo 
2-cellulares, hyalinae, tandem constanter 4-cellulares, medio tantum nonnihil 
constrictae v. plus minus torulosae, plerumque guttulatae, dilute fuscescentes 
v. fuscae, semper zona distincta, hyalina circumdatae, oblique monostichae 
v. subdistichae, long. 30—45, crass. 8—13 u. 

Die von Cesati & De Notaris in ihrem „Schema di classificazione 
degli Sferiacei Italici aschigeri“ (p. 46) mit „Lophiostoma diminuens“ bezeich- 


nete Art gehört nicht hierher, sondern, wie später eingehender gezeigt werden 


Nova Acta L. Nr. 2. 13 


94 Friedrieh Lehmann. (p. 50) 


soll, zu L. compressum, Pers., da genannte Autoren die Sporen ihrer ,L. dimi- 
nuens* als 7—8-zellig und mehr oder weniger „mauerförmig“ angeben. 

Ich gebe im Folgenden noch eine Uebersicht der verschiedenen Substrat- 
formen, die ich bisher untersuchte, und füge eine kurze Beschreibung ihrer 
Schläuche und Sporen bei: 

Forma Pruni Cerasi. 

Schläuche eylindrisch, lang gestielt, mit dicker bis sehr dicker Membran, 
175 u lang, 13 u breit. 

Paraphysen fadenförmig, einfach. 

Sporen spindelförmig oder seltener annähernd eylindrisch, mehr oder 
weniger stumpf, gleichtheilig, gerade oder wenig gekrümmt, selten ungleich- 
seitig, oft etwas zweitheilig und dann meist wenig ungleichtheilig, jung noch 
2-zellig und hyalin, im ausgewachsenen Zustande dagegen constant 4-zellig, 
an den Scheidewänden etwas eingeschnürt, bräunlich-gelb bis braun, meist 
mit einer farblosen Hülle umgeben, im Schlauche dieht, schief einreihig an- 
10—12 , dick. 

Von Nitschke im Schlossgarten zu Miinster fast das ganze Jahr hin- 


ga 
dureh beobachtet. (Taf. 2. Fig. 26.) 


geordnet, 32—42 u lang, 


F. Pruni spinosae. 

Schläuche fast eylindrisch oder sehr lang keulenförmig, mit sehr dicker 
Membran. Vollkommen ausgebildete Schläuche habe ich nicht gesehen; die 
von mir beobachteten, nicht ganz reifen Schläuche waren 120—150 u lang, 
198—915. u breit; 

Paraphysen zahlreich, sehr lang und dünn, und, was bei unserer 
Gattung äusserst selten vorkommt, verzweigt. 

Sporen spindelförmig, gerade, 4-zellig, mit einem grossen Tropfen in 
jeder Zelle, nur in der Mitte etwas eingeschnürt, hellgelbbraun, mit schmaler 
hyaliner Schleimhiille, 36 u lang, 7—9 u dick. 

Unweit Münster (bei Erdmanns) im Mai und (bei Nienberge) im August 
1865 von Nitschke gesammelt. (Taf. 3. Fig. 27). 


F. Syringae vulgaris. 


Schläuche annähernd eylindrisch, zu dreien oder vieren bindelweise 


vereinigt, diekwandig, ungefähr 210 „ lang, 13—15 w dick. 


I 
I 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 51) 95 
Y g y 1 / | I 


Paraphysen sehr dünn, fadenförmig. 

Sporen jung 2-zellig, im reifen Zustande 4-zellig, an den Scheide- 
wänden eingezogen, braun, mit hyaliner Hülle, im Schlauche mehr oder weniger 
zweireihig angeordnet, 36—42 u lang, 9—11 u breit. 

In der Nàhe von Münster (bei Lütkenbeck) im Februar 1867 von 
Nitschke gefunden. (Taf. 3. Fig. 28.) 

F. Corni. 

Schläuche eylindrisch, diekwandig, 270 u (davon der Stiel 60 wl lang, 
18 u breit, von sehr zahlreichen, dünnen, einfachen Paraphysen überragt. 

Sporen spindelförmig, spitzlich, 4-zellig, in der Mitte oder an allen 
Scheidewänden eingeschnürt, von einer farblosen Hülle umgeben, im Schlauche 
schief einreihig oder fast zweireihig angeordnet. 


Auf Zweigen von Cornus sanguinea. (Taf. 3. Fig. 29.) 
o D o 


F. Populi. 

Schläuche ziemlich zahlreich, mehr oder weniger cylindrisch. Die von 
mir beobachteten, nicht ganz reifen Schläuche waren 100—110 , lang, 
13—15 u breit. 

Sporen spindelförmig oder fast eylindrisch, 4-zellig, an den Scheide- 
wiinden eingeschniirt, im Schlauche mehr oder weniger zweireihig oder schief 
einreihig, 30—33 u lang, S—9 u breit. 

Bei Nienberge und im Garten der Wienburg unweit Münster von 


Nitschke im Februar und Mai 1866 gesammelt. 
oO 


F. Crataegi. 

Schläuche eylindrisch-keulenförmig, mit dicker Membran, ungefähr 
180 u lang, 18 u dick. 

Paraphysen äusserst dünn, einzellig, verfilzt. 

Sporen fast eylindrisch, stumpf oder spitzlich, gerade oder schwach 
gekrümmt, ziemlieh oft ungleichseitig, 4-zellig, an den Scheidewänden wenig 
eingeschniirt, braun, mit hyaliner Hülle, im Schlauche fast zweireihig oder 
schief einreihig gruppirt, 40—44 u lang, 8—12 u breit. 

Im Schlossgarten zu Cappenberg von Nitschke im August 1566 auf- 


gefunden. (Taf. 9. Fig. 30.) 


96 Friedrich Lehmann. (p. 52) 


30. L. granulosum, Cr. 
Syn.: Lophium granulosum, Crouan, Flor. du Finist. p. 29. („Spores jaunes, oblongues, 
à trois cloisons. Sur les ramules morts de Crataegus*.) 
Lophiostoma ambiguum, Otth, Verz. schweiz. Pilze, n. 13, 138 u. Nachtrag VI, n. 55. 


(„Spor. olivaceo-brunneol., oblong 


g., ellipsoid., obtus., 4-locular., torulos., in 


quovis loculamento guttulam oleosam foventes, long. 16—18 x, crass. parum 
ultra pu, Crataegus**.) 

Lophiostoma dumeti, Saccardo, Fung. Ven. Ser. HL: cf. Hedwigia, 1875. Nr. 5. p. 71. 
(„Sporid. distich., oblongo-fusoid., 20—25 4 long., 61/,—8 u crass., plerumque 
rect utrinque obtusiuscul, initio hyalin., 4-guttulat., dein 3-septat., ad septa 
perparum constrict., 4-guttulat., fuligin. — Ad ramos corticat. Rubi fruticosi“.) 

Perithecia sparsa v. subgregaria, irregulariter atque inaequaliter dispo- 
sita, primo immersa, tecta v. ostiolis tantum emergentia, dein subsessilia, basi 
leviter innata, media magnitudine, globosa, nonnihil granulosa, atra, nucleo 
fuscescente, ostiolis erumpentibus v. prominulis, compressis, anguste ellipticis, 
labiato-dehiseentibus v. fere linearibus, superne truncatis v. arcuatis, granulosis, 
altitudine duplo triplove longioribus, nigris instructa. 

Asci substipati, anguste, rarius latiuscule clavati v. subeylindriei, bre- 
viter pedicellati, subrecti v. plus minus curvati, membrana crassiuseula structi, 
octospori, 90—120 ,, longi, 10—15 u lati. 

Paraphyses numerosae v. numerosissimae, longae, pertenues, filiformes, 
simplices, unicellulares, longitudine ascos paene aequantes. 

Sporae oblongae, fusiformes, subcylindricae v. ovales, obtusae, rarius 
acutiuseulae v. etiam inaequilaterales, rectae v. parum curvatae, primo 2-cellu- 
lares, 2—4-guttulatae, hyalinae v. flavescentes, demum 4-cellulares, medio 
parum constrictae, nonnihil torulosae, saepe guttulatae, fuscae, oblique mono- 
stichae v. subdistichae, long. 15—22 (rarius 27) u, crass. 5—8 (rarius 9) u. 

Wie auch Otth in seinem Verzeichnisse schweizerischer Pilze (l. c.) 
sagt, könnten die Perithecien dieser Art mit denen der vorigen leicht ver- 
wechselt werden, wenn nieht die Sporen beider Arten wesentlieh verschieden 
wären. Abgesehen von der verschiedenen Gestalt unterscheiden sich die Sporen 
der genannten Arten schon deutlich durch ihre Grósse, indem die Maximal- 


länge der Sporen von L. granulosum noch hinter der Minimallänge derer von 


L. diminuens zurückbleibt. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p.53) 97 


Von der vorliegenden Art enthält das Nitsehkesche Herbarium folgende 
drei Substratformen: 
Forma Sarothamni. 
Schläuche keulenförmig oder annähernd cylindriseh, kurz gestielt, 
95—105 , lang, 11—15 w dick. 
Sporen länglich, mehr oder weniger cylindrisch oder eiförmig, beider- 
seits stumpf, constant 4-zellig, in der Mitte allein oder an allen Scheide- 


wünden schwach eingeschnürt, braun, im Schlauche sehr schief einreihig oder 


fast zweireihig angeordnet, meist 18—21 u lang, 6— 7.4 breit, selten 27 u 
lang, 9 u breit. 
Bei Hiltrup und bei Handorf in der Nähe von Münster im Mai 1867 


von Nitschke gesammelt. (Taf. 3. Fig. 31.) 


F. Corni. 

Schläuche cylindrisch, dickwandig, ungefähr 110 « lang, 11 « breit. 

Paraphysen diinn, fadenförmig, so lang wie die Schläuche. 

Sporen spindelfórmig bis eiförmig, stumpf, seltener ziemlich spitz, bis- 
weilen ungleichseitig, meist gerade oder etwas gekrümmt, Anfangs 2-zellig, 
mit 2—4 Tropfen erfüllt, hyalin bis gelb, schliesslich 4-zellig, in der Mitte, 
sowie auch meist an den übrigen Scheidewänden schwach eingeschnürt, 
bräunlich, im Schlauche schief einreihig gruppirt, 20—22 lang, 6—8 u breit. 

Unweit Münster (bei Erdmanns) im April 1863 von Nitschke gesammelt. 
(Taf. 3. Fig. 32.) 

F. Crataegi. 
Syn.: L: cespitosum, Fuckel, Symb. mye. „Nachtrag“ 2. p. 29. (?). 

Schläuche annähernd eylindrisch, kurz gestielt, 90—120 w lang, 
10—12 u breit. 

Paraphysen sehr dünn. 

Sporen länglich, spindelförmig, fast eylindrisch oder eiförmig, stumpf, 
gerade oder wenig gekrümmt, zuweilen ungleichseitig, constant 4-zellig, an 
den Scheidewänden wenig eingeschniirt, braun, im Schlauche schief einreihig 


oder zum Theil zweireihig ‚angeordnet, 15—21 u lang (nieht über 21 u), 


bi 


5—1 u dick. 


98 Friedrich Lehmann. (p. 54) 


In der Nàhe von Münster (Nienberge) im November 1865, sowie im 
Schlossgarten zu  Cappenberg im August 1866 von Nitschke gefunden. 
(Taf. 8. Fig. 33.) 

Bei den angeführten Substratformen nisten die Perithecien auf, resp. in 


Rinde und Holz, wobei sie das Substrat mehr oder weniger stark schwärzen. 


3l. EL. Berberidis, (N. i. c). 

Perithecia sparsa v. subgregaria, irregulariter atque inaequaliter ordi- 
nata, primo plus minus immersa, ostiolis exstantia, demum subsessilia, basi 
leviter innata, media magnitudine, globosa v. conico-globosa, rugulosa v. tube- 
rosa, nigra, nucleo distincto albido, ostiolis compressis, anguste ellipticis, basi 
saepe angustioribus, apice plerumque arcuatis ac cristatis, granulosis v. tube- 
rosis, pro peritheeiorum ratione majusculis, altitudine duplo longioribus instructa. 

Asci stipati, clavati, plus minus breviter pedicellati, plerumque parum 
curvati, octospori, 120 u longi, 16 n lati. 

'araphyses numerosissimae, longae, tenues, filiformes, unicellulares, 
plerumque simplices, interdum autem ramosae. 

Sporae elliptieae, subeylindricae v. fusiformes, utrinque obtusae v. rarius 
obtusiuseulae, nonnunquam inaequilaterales, curvulae v. rectae, primo 2-cellu- 
lares, hyalinae, tandem 4-, raro 5—6-cellulares, plerumque nonnihil torulosae, 
fuscescentes v. fuscae, conglobatae, plus minus recte monostichae v. subdistichae, 
24—27 u in long, 7—8 , in crass. aequantes. 

Wie bei L. diminuens (W. Pruni spinosae) so trifft auch hier der bei 
unserer Gattung sehr seltene Fall ein, dass unter den Paraphysen verzweigte, 
wenn auch vereinzelt, vorkommen. — Die, wie bei den beiden vorhergehenden 
Arten, ziemlich mannichfaltig gestalteten Sporen sind im reifen Zustande in 
der Regel 4-zellig; doch kommen ausnahmsweise auch 5- oder 6-zellige 
Sporen vor. Ihre Anordnung im Schlauche ist eine verschiedene: bald liegen 


sie unregelmäs 


sig zusammengehäuft, bald sind sie durchweg gerade einreihig, 
bald endlich im oberen Schlauchtheile zwei-, im unteren einreihig gruppirt. 
Auf entrindeten Zweigen von Berberis vorkommend. 


Das mir vorliegende, als „L. macrostoma, Ces. & DNtrs.“ bezeichnete 


Exemplar ist von Auerswald bei Arnstadt in Thüringen aufgefunden. 
(Taf. 8. Fig. 34.) 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 55) 99 


32. EL. curtum, rr. 


Syn.: Sphaeria curta, Fries, Syst. myc. II. p. 470. 


Lophiostoma curta, Cesati & De Notaris, Schem. di classif. p. 45. 

Peritheeia gregaria, sine ordine atque inaequaliter disposita, primo plus 
minus immersa, — ostiolis exstantibus —, tandem subsessilia, basi leviter 
innata, minuta, globosa v. conico-globosa, rugulosa, atra, ostiolis compressis, 
angustis v. linearibus, brevibus, nigris instructa. 

Asci substipati, subeylindrici v. anguste clavati, subsessiles, plerumque 
subreeti, rarius curvati, membrana crassiuscula structi, octospori, 110—135 w 
longi, 11—13 , lati, paraphysibus sparsis, tenuibus, filiformibus, simplicibus, 
unicellularibus parum superati. 

Sporae fusiformes, obtusae v. obtusiusculae, saepe inaequilaterales, 
rectae v. perparum eurvatae, primo 2-, dein 4-eellulares, interdum nonnihil 
constrictae, raro perparum torulosae, semper hyalinae, submonostichae, partim 
alternatim. distichae, 21—24 u longae, 6—7 u crassae. 

Das Substrat wird von den kleinen Perithecien meist wenig, oft aber 
auch stark geschwärzt. Die tiefschwarzen, kurzen Ostiola setzen sich wenig 
von den Perithecien ab und sind schmal oder sogar linienfórmig. 

Die constant hyalinen Sporen sind im Schlauche meist fast gerade 
oder schief einreihig gruppirt, zuweilen finden sie sich im oberen Schlauch- 
theile zweireihig und zwar alternirend angeordnet. 

Auf Acer campestre L. bei Nienberge unweit Münster im November 
1865 von Nitschke gesammelt. (Taf. 3. Fig. 35.) 


33. EL. FKLigustri, (N. i. c.) 

Perithecia gregaria v. conferta, sine ordine subaequaliter disposita, 
primo immersa, ostiolis tantum emergentia, demum semiimmersa, media magni- 
tudine, globosa, nonnihil granulosa, nigra, nucleo distincto albido, ostiolis com- 
pressis, basi angustioribus, apice cristatis, granulosis, nitidiusculis, altitudine 
paene duplo longioribus instructa. 

Asci substipati, clavati, plus minus breviter pedicellati, subreeti, octo- 
spori, 85—90 , in long., 9 u in lat. aequantes. 


'araphyses numerosae, longissimae, tenues, filiformes, simplices, uni- 


cellulares. 


100 Friedrich Lehmann. (p. 56) 


Sporae anguste fusiformes, juniores 2-cellulares, utrinque acutae, medio 
parum constrictae, hyalinae, adultae 4-, raro 6-cellulares, utrinque acutiusculae, 
medio parum constrictae, plerumque rectae v. subrectae, subhyalinae v. pallide 
flavescentes, distichae v. conglobatae, 22—25 u longae, 3—4 u crassae. 

Die kugeligen, das Substrat nur wenig schwiirzenden Perithecien dieser 
Art tragen verhältnissmässig ziemlich grosse Ostiola, die oben in einen mehr 
oder weniger gebogenen Kamm auslaufen. — Die Sporen sind von denen der 
vorhergehenden Arten dieser Gruppe dureh ihre schmal spindelige Gestalt 
deutlich unterschieden. Im ausgewachsenen Zustande sind sie fast stets 4- 
und nur selten 6-zellig. 

Von Beekhaus auf Zweigen von Ligustrum Tourn. gefunden. (Tat. 3. 
Fig. 36.) 

94. L. microcarpum, (N. i. c) 

Perithecia gregaria v. conferta, irregulariter, sed subaequaliter disposita, 
immersa, primo tecta, dein ostiolis tantum emergentia, minutissima, globoso- 
ellipsoidea v. globosa, nigra, nucleo distincto albido, ostiolis plerumque erum- 
pentibus, compressis, ellipticis v. angustis, labiato-dehiscentibus, brevibus, 
nitidiusculis instructa. 

Asci substipati, cylindrici v. subcylindrici, breviter pedicellati, plerumque 
subreeti v. rarius parum curvati, membrana crassiuscula structi, octospori, 
80—160 u longi, 8—12 u lati. 

'araphyses tenues v. pertenues, filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae fusiformes, obtusiuseulae v. rarius acutiusculae, saepe inaequi- 
laterales, rectae v. parum curvatae, primo 2-cellulares, 4-guttatae, dein 4-cellu- 
lares, parum v. haud constrictae, raro perparum torulosae, hyalinae, oblique 
monostichae v. subdistichae, 21—36 u longae, 5—6 u crassae. 

Die sehr kleinen, das Substrat etwas schwiirzenden Perithecien haben 
dieser in den Grössenverhältnissen der Schläuche und Sporen ziemlich variablen 
Species den oben angegebenen Namen verschafft. Mir sind von derselben 
folgende zwei Substratformen bekannt: 

Forma Pruni spinosae. 


m 


15—80 u lang, 


Schläuche annähernd cylindrisch, kurz gestielt, ungefähr 
8—10 u breit. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (peda TOR 


Sporen spindelförmig, ziemlich stumpf, seltener spitzlich, vielfach un- 
gleichseitig, gerade oder wenig gekrümmt, 4-zellig, in der Mitte wenig oder 
gar nieht eingeschnürt, im Schlauche schief einreihig oder fast zweireihig an- 
geordnet, 21—25 u lang, 5 u dick. 

Auf der Rinde von Prunus spinosa L. nistend. — Im Schlossgarten zu 
Cappenberg im August 1866 von Nitsehke gesammelt. (Taf. 3. Fig. 37.) 

F. Fagi. 

Schläuche mehr oder weniger cylindrisch, mit ziemlich dicker Membran, 
105—160 , lang, 10—12 u breit. 

Sporen spindelfórmig, meist beiderseits ziemlich stumpf, zuweilen un- 
gleichseitig, gerade oder seltener wenig gekrümmt, Anfangs 2-zellig (jede 
Zelle mit Tropfen erfüllt), später constant 4-zellig, meist nur in der Mitte 
wenig eingeschnürt, selten auch an den übrigen Scheidewänden schwach ein- 
gezogen, hyalin, im Schlauche bald schief einreihig, bald mehr oder weniger 
zweireihig gruppirt, 21—28, selten sogar 36 u lang, 5—6 u dick. 

Von Nitschke auf Buchenholz im Hönnethal (April 1863), sowie bei 
Nienberge unweit Münster (Februar und October 1866) gefunden, (Taf. 3. 
Fig. 38.) 

Von der vorhergehenden Art lässt sieh L. microcarpum schon durch 
die viel kleineren Perithecien und die breiter spindelfórmigen Sporen leicht 
unterscheiden, 


By EIER : lederzae, Fekl. (Symb. mye. p. 157.) 

„Perithecia sparsa, sub corticis epidermide nidulantia, raro libera, media 
magnitudine, globoso-compressa, aterrima, ostiolo prominulo, lato-compresso, 
semiorbieulari, suberenatulo, concolori. 

Asci elongati, sessiles, octospori, 80 u lon 


g., Hu crass. 


Sporae distiehae, fusiformes, curvatae, 4-guttulatae, 3-septatae (?), 
20 u long. 4 u crass. 

Auf dürren, berindeten Aestehen von Hedera Helix, im Winter. Um 
Neuchatel (Morthier) und bei Oestrich, selten.“ 


Nach Thiimen („Die Pilze des Weinstockes“, p. 119) fand G. Passerini 
diese Art im Frühjahre 1877 bei Parma in Ober-Italien auf abgestorbenen 


Zweigen des gemeinen Weinstockes, Vitis vinifera L. — Ich habe mir von 


Nova Acta L. . Nr. 2 14 


102 Friedrich Lehmann. (p. 58) 


der vorliegenden Species kein Exemplar verschaffen können; im Gebiete dürfte 


dieselbe bisher wohl noch nicht aufgefunden sein. 


36. Li. rubicolum, (N. i. c.). 
Syn.: L. diminuens, Fuckel, Symb. mye. p. 156. 
Exsicc.: Fuckel, F. rh. Fasc. XXIV. n. 2320. 

Perithecia sparsa v. gregaria, irregulariter atque inaequaliter disposita, 
primo sub corticis epidermide nidulantia, dein libera, sessilia v. basi tantum 
innata, minuta, globosa, granulosa v. rugulosa, atra, ostiolis compressis, 
angustis, brevissimis, altitudine cireiter triplo v. quadruplo longioribus, nigris 
instructa. 

Asci substipati, oblongo-clavati, breviter pedicellati, subrecti v. plus 
minus curvati, membrana crassiuscula structi, octospori, 78 u longi, 8 u crassi, 
paraphysibus subtenuibus, filiformibus, simplicibus, unicellularibus superati. 

Sporae juniores fusiformes, utrinque acuminato-attenuatae, rectae v. per- 
parum curvatae, l- v. 3-septatae, loculis uniguttulatis, medio parum constrictae, 
hyalinae, adultae obtuse fusiformes, rectae v. perparum curvatae, distincte 
3-septatae, parum torulosae, flavescentes, oblique monostichae v. subdistichae, 
16 u longae, 4 u crassae. 

Bei dieser Art sind die Ostiola so flach, dass sie nur mit scharfer 
Loupe wahrgenommen werden kónnen. — Die von Fuckel a. a. O. gegebene 
Beschreibung der Sporen bezieht sich auf mehr oder weniger junge Sporen, 
was nicht zu verwundern ist, da die alten Sporen nur sehr selten anzutreffen 
sind. Seine hierher bezügliche Angabe „loculo subultimo parum latiori“ habe 
ich nieht bestütigt gefunden; doch mag dieselbe in seltenen Füllen vielleicht 
zutreffen. 

„Auf dürren Ranken von Rubus fruticosus, sehr selten, im Winter, 
Am Steinberg bei Eberbach.“ (Fuckel, 1. (53) 

Bei meiner Untersuchung dienten mir als Material ein Originalexemplar 
Fuckels und ein Exemplar aus der Exsiecatensammlung (F. rh. n. 2320) des 
genannten Forschers. (Taf. 8. Fig. 39.) 


In diese Gruppe gehören noch folgende zwei Arten, von denen mir 


keine Abbildung, geschweige ein Exemplar, zur Verfügung steht: 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p.59) 103 


37. EL. quadrinucleatum, Karsten (Mycol. Fenn. II. p. 85. n. 4). 

„Perithecia sparsa, ligno superficie nigrefaeto immersa, compressa, 
ostiolo lineari, prominulo, atra, latit. 0,6 mm. 

Asci clavati, longit. 95—105 u, crassit. 16—18 y. 

Sporae 8-nae, distichae, oblongatae, utrinque obtusae, reetae v. sub- 
rectae, subfuscae, 3-septatae, 4-guttulatae, ad septa vix constrictae, longit. 
25—32 u, crassit. 8—10 u. 

Paraphyses filiformes, graciles, 

Hab. In ligno ramorum Rhamni Frangulae mense Junio exeunte prope 


Mustiala obvium." (Karsten, l. c. 
I 


38. E. acervatum, Karsten (Mycol. Fenn. IL. p. 85. n. 5). 

„Peritheeia in caespites minutos, rotundatos, per peridermium fissum 
erumpentes coacervata, raro solitaria, sphaeroideo-applanata vel subsphaeroidea, 
ostiolo compresso, prominulo, lineari, interdum semiorbiculari, nitidulo, atra, 
basi saepe filamentis fuscis, sparsis obsessa, latit. 0,4 mm. 

Asci clavati, longit. 100 « (pars sporif.), crassit. 18 u. 

Sporae S-nae, distichae, oblongatae, utrinque obtusae, rectae v. sub- 
rectae, 3-septatae, 4-guttulatae, ad septa vix vel leviter constrictae, subfuscae, 
longit. 23—30 u, crassit. 8—10 u. 

Paraphyses filiformes, graciles. 

Hab. In ramis Pruni Padi, mense Majo in Mustiala deprehensum." 
(Karsten, l. c.) 

CH Species lignicolae sporis (4-) 6- v. pluricellularibus, hyalinis. 
39. L., angustilabrum, Berk. & Br. 


Syn.: Sphaeria angustilabra , Berkeley & Broome, Ann. Nat. Hist. n. 881. c. icon. 


(„Spor. fusi, appendiculat. (?), curvat., unisept., 4—6-nucleat., 0015 —0016 i 


= c. 32—34 u long. — On gorse.*); — Berkeley, Outlin. Brit. Fung. p. 397. 
n. S0. („On dead Ulex.*); — Crouan, Flor. du Finist. p. 29. („Spor. sub- 


fusiform. Sur les ramules morts d'Ajone, Genét, Bourdaine ete.“) 
Perithecia gregaria, partim dense conferta, rarius sparsa, sine ordine 
plerumque subaequaliter disposita, semiimmersa, media magnitudine, rarius 
majuscula (ef. Forma Salieis v. macrocarpa), globosa v. subglobosa, rugulosa, 


nigra, ostiolis prominulis, compressis, angustis, quadrangulatis, basi angustio- 


14* 


104 Friedrich Lehmann. (p. 60) 


ribus, apice arcuatis v. truncatis, labiis in aciem acutam eonniventibus, pro 
peritheciorum ratione majuseulis. 

Asci stipati, latiuscule clavati, rarius anguste clavati v. subeylindrici, 
plerumque plus minus breviter, interdum autem longe pedicellati, subrecti 
v. eurvati, membrana saepe crassiuseula structi, octospori, 80—140 u longi 
(pedicellum usque ad 30 , longum), 11—16 (raro 8) u lati. 

Paraphyses numerosae, longae, saepe tenuissimae, filiformes, simplices, 
unicellulares, contextae, longitudine ascos fere aequantes. 

Sporae plerumque fusiformes, utrinque acutae v. acutissimae, rarius 
subeylindricae, rectae v. curvatae, saepe sigmoideae, rarissime inaequilaterales, 
primo 2-cellulares, (2-) 4—6-guttatae, medio nonnihil constrietae, hyalinae, 
tandem 4—6-cellulares, parum constrictae, raro perparum torulosae, hyalinae 
v. pallide fuscescentes, oblique monostichae v. distichae, rarius conglobatae, 
24—48 u longae, 5—8 u crassae. 

L. angustilabrum, Berk. & Br., gehört zu den verbreitetsten Arten 
unserer Gattung und ist, wie noch näher angegeben werden soll, unter ver- 
schiedenen Namen beschrieben worden. — Mir sind von dieser Art nicht 
weniger als 12 verschiedene Substratformen bekannt, die ich im Folgenden 
kurz anführen will: 

Forma Betulae. 

Schläuche ungefähr 120 u lang, 16 u breit. 

Sporen Anfangs 2-zellig, hyalin, zuletzt 6-zellig, meist in der Mitte 
eingeschniirt, wenn auch nur wenig, einfach gekriimmt oder gerade, zuweilen 
S-formig, hellbrüunlich, im Sehlauche zweireihig angeordnet, 36—42 , Jang, 
6—8 u dick. 

Das mir vorliegende Exemplar ist ohne Fundortsangabe im Nitschkeschen 


Herbarium enthalten und wird wohl im Gebiete gesammelt sein. 


F. Corni sanguineae. 
Syn. et exsiec.: L. crenatum, Fuckel, Symb. myc. p. 157 et F. rh. n. 1808. 
Schläuche 120 u lang, 12 u dick. 
Sporen 4—6-zellig, hyalin, im Schlauche sehr schief einreihig gruppirt, 
30—39 u lang, 5—6 u dick. 


„An faulenden. Aestchen von Cornus sanguinea, selten, im Frühling. 


Im Schlosspark Johannisberg.“ (Fuckel, 1. c.) 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 601) 105 


F. Xylostei. 

Schläuche keulenfórmig, 120 u lang, 15 u dick. 

Sporen spitz spindelförmig oder annähernd eylindrisch, wenig gekrümmt, 
seltener gerade, 2-zellig (jede Zelle mit 3 Tropfen), in der Mitte nicht oder 
kaum merklich eingeschnürt, im Schlauche sehr schief einreihig oder fast zwei- 
reihig angeordnet, 30—36 u lang, 6 n breit. 


Auf Zweigen von Xylostewm von Beckhaus gesammelt. 


F. Salicis v. macrocarpa. 
Schläuche 120 u lang, 16 u breit. 
Sporen 4-zellig, hyalin, selten schwach gelblich, im Schlauche zwei- 
reihig angeordnet, 28 , lang, 6 u dick. 


Vermuthlich von Nitschke im Gebiete gesammelt. 


F. Helicis. 

Schläuche 90—100 « lang, 12—14 u breit. 

Sporen spitz spindelig oder länglich, meist wenig gekrümmt, 2-zellig 
(jede Zelle 2 oder 3 Tropfen enthaltend), in der Mitte nicht oder doch nur 
wenig eingeschnürt, zweireihig oder schief einreihig angeordnet, 33—36 u 
lang, 7 «u breit. 

Auf Hedera Helix L. unweit Münster (Wienburg) von Nitschke im 
Mürz 1871 gefunden. 


F. Rubi v. praemorsa. 
Syn. et exsiec.: Sphaeria praemorsa, Lasch, in Klotzschii Herb. myc. ed. I. n. 1249. 

Lophiostoma praemorsum, (Lasch) Fuckel, Symb. mye. p. 157 et F. rh. n. 928. 
(„Spor. 34 u long., Du Crass.**). 

Sphaeria Jerdoni, Berkeley & Broome, Ann. Nat. Hist. n. 975. €. icon. (,,Spor. 
4—6-nucleat., medio constrict., torulos., distich., 0012— 0015 i. = c. 30 —35 u 
long. On Rubus Idaeus.**). 

Lophiostoma Jerdoni, Cooke, Transact. Bot. Soc, vol. IX, 2. p. 331. n. 9. c. icon. 
DL 5) 

Schläuche 90—120 u lang, 12—14 u breit. 
Sporen spitz bis sehr spitz spindelförmig, meist gekrümmt, seltener 


fast gerade, Anfangs 2-zellig (mit 4—6 Tropfen), hyalin, schliesslich 6-zellig, 


hyalin bis gelblich, zweireihig gruppirt, 33—48 u lang, 5—6 u dick. 


106 Friedrich Lehmann. (p. 62) 


Von Lasch im November 1848 und März 1856 bei Driesen in der 
Neumark auf Stengeln von Rubus caesius L., von Auerswald im Lindenthaler 
Wiüldehen bei Leipzig und von Nitschke bei Miinster in zahlreichen Exem- 


plaren auf Rubus-Arten gesammelt. 


F. Quercus. 
Syn.: L. praetervisum. N. ad Otth. (?) 

Schläuche länglich keulenförmig oder annähernd eylindrisch, meist lang 
gestielt, 105 (davon der Stiel 30) « lang, 12 u breit, seltener nur 30—84 u 
lang, 12—15 u breit. 

Sporen spindelförmig, beiderseits sehr spitz, selten ungleichseitig, gerade 
oder gekrümmt, Anfangs 2-zellig (mit 2—4 Tropfen), hyalin, schliesslich 6-, 
selten 4-zellig, hyalin oder durch Oeltropfen schwach gelblich, im Schlauche 
fast zweireihig angeordnet oder auch unregelmiüssig zusammengehäuft, 30—39 u 
lang, 6—7 u dick. 

Auf Eichenholz nistend. — Im Schlossgarten zu Cappenberg im August 
1866, sowie im botanischen Garten zu Münster im Februar 1869 yon Nitschke 
gefunden. 

F. Lonicerae. 

Schläuche 120 , lang, 12 u dick. 

Sporen sehr spitz spindelförmig, gekriimmt oder gerade, 4—6 - zellig, 
hyalin, im vollkommen ausgewachsenen Zustande schmutzig gelblich, in der 
Mitte und an den übrigen Scheidewänden wenig eingeschnürt, im oberen 


Theile des Schlauches meist zwei-, im unteren einreihig gruppirt, 30 


22 
38 Hi 
lang, 5 u dick. 


Von Nitschke im botanischen Garten zu Miinster im Mai 1866 gesammelt, 


F. Aceris pseudoplatani. 
Schläuche schmal keulenfürmig oder fast cylindrisch, 96—140 u lang, 
8—12 u breit. 
Sporen spindelfórmig, sehr schlank und spitz, gekrümmt oder gerade, 
Anfangs 2-, später 6- oder seltener 4-zellig, hyalin, fast stets 30 u lang und 
5 u dick, seltener 24—33 u lang und 6 u dick. 


Im Schlossgarten zu Cappenberg im August und September 1866 von 


Nitschke angetroften. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 63) 10% 


F. Vitis. 
Schläuche 80 —100 u lang, 11—13 u dick. 


Sporen spitz spindelförmig, wenig gekrümmt, Anfangs 2-zellig (mit 


4— 6 Tropfen), in der Mitte eingeschnürt, hyalin, schliesslich 4—6-zellig, 


nieht ganz rein hyalin, 30—36 « lang, 6 « dick. 
Auf dürren Zweigen von Vitis L. in der Nähe von Münster (Wien- 


burg) im März 1871 von Nitschke gesammelt. 


F. Pruni avium. 
Syn.: L. orthostomum, Otth, Verz. schweiz. Pilz. n. 111. 
Sporen 26—31 u lang, 5 u dick. 
„Bei Bern an dürren Zweigen von Prunus avium L. vorkommend.“ 
(Oiihi acy) 
Mir steht leider kein Exemplar von dieser Form zur Verfügung; nach 


Nitschkes Angabe gehórt sie jedoch hierher. 


F. Ulmi. 

Sporen beiderseits sehr spitz, mondsichelförmig, mehr oder weniger 
hyalin, 33—36 u lang, 5 u dick, sehr schief einreihig oder zweireihig an- 
geordnet in ziemlich lang gestielten, 105—120 u langen, 12 u breiten Schläuchen. 

Im botanischen Garten zu Münster von Nitschke gesammelt (Miirz 1867). 

Wie aus den vorstehenden Angaben hervorgeht, ist unsere Art fast 


das ganze Jahr hindurch anzutreffen. (Taf. 3. Fig. 40.) 


40. L. myriocarpum, Fckl. (Symb. myc. p. 156 seq. et F. rh. n. 1807). 


Perithecia sine ordine gregatim disposita, semiimmersa, minutissima, 
punctiformia, subcompressa, altitudine triplo latiora, nitido-atra, ostiolis com- 
pressis instructa. 

Asci anguste clavati, breviter pedicellati, octospori, 120—105 , in 
long. 15 u in lat. aequantes. 

Sporae angustissime fusiformes, utrinque acutissimae, plerumque rectae 
v. rarius eurvatae, distincte 4- v. rarius 6-cellulares, primo haud constrictae, 


hyalinae, 27—30 ; longae, 3—4 u crassae, tandem vero parum torulosae, 


flavescentes, distichae v. oblique monostichae, 30 , longae, 5 u crassae. 


108 Friedrich Lehmann. (p. 64) 


Die 


unregelmüssiger Vertheilung auf der inneren Fläche alter Rinde von Platanus 


Je 


änzend schwarzen Perithecien dieser Art kommen gehäuft, in 


vor und lassen sich mit unbewaffnetem Auge nur als feine Punkte wahr- 
nehmen. Die weiteren von Fuckel a. a. O. in Bezug auf die Gestalt und die 
Oberflächenstruetur der Peritheeien gemachten Angaben, nämlich „(Peritheeiis) 
basi angustioribus, latere turgidis, transversim striatulis“, konnte ich an dem 
mir vorliegenden, etwas dürftigen Exemplare nieht constatiren; doch werden 
sich dieselben bei reichhaltigerem Material wohl als richtig nachweisen lassen. 

Die sehr schmal spindelférmigen, beiderseits sehr spitz zulaufenden 
Sporen sind meist gerade, zuweilen jedoch schwach gekriimmt, meist deutlich 
t-, seltener 6-zellig und finden sich in den Schläuchen gerade zwei- oder 
schief einreihig angeordnet. Die jüngeren ganzrandigen Sporen unterscheiden 
sich schon dureh ihre hyaline Beschaffenheit von den zuletzt gelblichen und 
wenig wulstigen älteren. 

Das mir vorliegende Stück sammelte Fuckel ,an der inneren Flüche 
noeh hangender, alter Rinde von Platanus, sehr selten, im Frühling, auf der 


Griinau bei Hattenheim.“ (Taf. 3. Fig. 41.) 


41. Tu. Beckhausi, (N. i. c). 

Perithecia sparsa v. gregaria, sessilia, majuscula, hemisphaeriea v. sub- 
compressa, rugulosa, saturate nigra, ostiolis concoloribus, prominulis, tuberosis, 
altitudine duplo longioribus instructa. 

Aseos nondum vidi. 

Sporae acute fusiformes, curvatae, bicellulares, haud constrictae, guttu- 
latae, hyalinae, 45 u longae, 9 u crassae. 

Die tiefsehwarzen Perithecien dieser mir im Einzelnen noch ziemlich 
ungenau bekannten Art finden sich mehr oder weniger zerstreut oder auch 
heerdenweise auf ihrem Substrate vor. — Schläuche habe ich bis jetzt noch 
nicht auffinden können. — Die beobachteten Sporen schienen sich dureh die 
wenig bestimmten Contouren ihrer beiden Zellen als noch nicht völlig aus- 
gewachsen zu documentiren, und es muss daher eingehenderen Untersuchungen, 
als das mir vorliegende spärliche Material gestattet, überlassen bleiben, eine 
Diagnose der vollkommen entwickelten Sporen festzustellen. 


Es kommt diese Art auf Buchenholz vor. (Taf, 4. Fig. 42.) 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 65) 109 


42. I. simile, (N. i.c; — nec. Fekl.!). 


Perithecia sparsa v. gregaria, irregulariter ordinata, primo tecta, demum 
libera, subsessilia, media magnitudine, subglobosa v. subconiea, tuberosa, atra, 
ostiolis compressis, altitudine cireiter duplo longioribus instructa. 

Asci stipati, breviter pedicellati, anguste clavati, leviter curvati, octo- 
spori, 140—160 ,, longi, 21—24 u lati, paraphysibus tenuibus, simplicibus, 
unicellularibus, ascos longitudine aequantibus immixti. 

Sporae fusiformes, utrinque aeutae v. obtusiusculae, subrectae, curvatae 
v. nonnihil sigmoideae, plerumque 8-cellulares, rarius 6- v. 7-cellulares, parum 
torulosae, hyalinae v. guttulis oleosis flavescentes, oblique monostichae v. di- 


stichae, 44—51 u longae, 8—10 u crassae. 


Diese Art ist keineswegs identisch mit der gleichnamigen Art Fuckels 
(ef. Symb. myc. p. 158 et F. rh. n. 2038), welche Nitschke zufolge einer 
Angabe in seinem Herbarium überhaupt nicht als eine Art der Gattung 
Lophiostoma anerkennt, sondern in die Gattung Lampadophora, (N.i. c.), (wozu 
u. a. Sphaeria lampadophora, Berk. & Br, Ann. Nat. Hist. n. 882 gehört) 
verweist. 

Was die meist zierlich gestalteten Sporen unserer Art anbetrifft, so 
sind dieselben mehr oder weniger gerade oder noch häufiger mannichfach ge- 
krümmt, so dass sie bald die Gestalt einer Mondsichel, bald die eines S dar- 
bieten. Während ferner die jüngeren Sporen beiderseits spitz zulaufen und 
an ihren Rändern keinerlei Einbuchtungen erkennen lassen, sind die voll- 
kommen entwickelten Sporen beiderseits ziemlich stumpf und an den Scheide- 
wänden eingeschnürt, jedoch nie dunkel gefärbt. 

Auf entrindetem Weidenholze nistend. 

Das vorstehend beschriebene Exemplar ist wahrscheinlich von Nitschke 


im Gebiete gesammelt. (Taf. 4. Fig. 43.) 


43. Tu. alpigenum, Fckl. (Symb. mye. p. 157.) 


Perithecia sine ordine plus minus gregatim disposita, sub corticis 
epidermide nidulantia, minuta, globosa, atra, ostiolis concoloribus, prominulis, 
compressis, superne truncatis, brevibus instructa. 


Nova Acta L. Nr. 2. 16 


110 Friedrich Lehmann. (p. 66) 


Asci substipati, elongato- v. cylindrico-clavati, sessiles, plerumque 
leviter curvati, octospori, 150—200 ,, longi, 12—14 u lati. 

Paraphyses nullae. 

Sporae plerumque anguste fusiformes, primo utrinque acutae, marginibus 
integrae, dein obtusiuseulae, torulosae, rectae v. eurvulae, rarius sigmoideae, 
9—10-septatae, hyalinae, guttulis oleosis flavescentes, distichae v. oblique 
monostichae, 43 u longae, 6— 8 y crassae. 

Die kugelrunden Perithecien dieser Art, von der mir ein allerdings 
sehr mangelhattes Originalstiick aus der Fuckelschen Sammlung zur Ver- 
fügung steht, sind klein und matt schwarz. Sie nisten unter der Rinden- 
epidermis von Lonicera alpigena L., ragen jedoch mit den kurzen, oben ab- 
gestumpften Ostiola nach aussen hervor. 

Während die jüngeren Sporen beiderseits ziemlich spitz, durchaus 
ganzrandig sind und an Stelle der späteren Fächer ebenso viele hyaline 
Oeltropfen erkennen lassen, sind die älteren meist stumpfer und torulds. 
Charakteristisch ist besonders noch die grosse Anzahl von Sporenscheide- 
wänden, welche nämlich 9— 10 beträgt. 

In den Schläuchen sieht man je 8 Sporen zwei- oder einreihig ge- 
lagert, und zwar im letzteren Falle zuweilen sehr dicht an einander liegend 
oder dachziegelartig über einander greifend. 

„Auf diirren, berindeten Zweigen von Lonicera alpigena, im Winter. 
Bei Neuchatel. Bei Neuchatel von Morthier entdeckt.“ (Fuckel, 1. c.) — 
(Taf. 4. Fig. 44.) 


44. Tu. pygmaeum, S; (Fung. Ven. Ser. III. p. 2; — cf. Hedwigia 1875. 


gaer 91369») 


„Perithecia sparsa, sub cortice nidulantia, subglobosa v. depressa, diam. 
vix 1/, mm, atra, intus sordide alba, ostiolo compresso, minimo, epidermidem 
rimose perforante, 

Asci cylindraceo-clavati, 90—100 u longi, 9—10 u lati, breve crasseque 


stipitati, paraphysibus filiformibus copiosis obvallati, octospori. 


Sporae distichae, elongato-fusoideae, 22—28 u longae, 41/,—5 u crassae, 


curvulae, utrinque acutae, 6—S-guttulatae; tandem spurie pluriseptatae, ad 


septa constrietae, hyalinae. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 6%) 111 


Hab. in ramulis .corticatis Ampelopsidis hederaceae a Vittorio (Tre- 
viso), Oct. 1873. 

Obs. Proximum L. alpigeno Fekl., sed omnibus partibus minus. A L. He- 
derae Fekl. sporidiis denique pluriseptatis differt.“ (Saccardo, 1. c.) 


;) Species lignicolae sporis 4—S- (v. pluri-) cellularibus, fuscis. 
45. L. Sauteri, (N. i c.) 

Perithecia subgregaria, partim parallele ordinata, in corticis peridermio 
nidulantia, primo teeta, demum ostiolis prominentia, media magnitudine, com- 
presso-conica, atra, ostiolis altitudine circiter duplo longioribus, tuberosis instructa. 

Asci sparsi, cylindracei v. anguste elliptico-rotundati, rarius subelavati, 
plus minus longe pedicellati, subreeti, octospori, 78 u longi, 10 ;, lati, para- 
physibus tenuibus, filiformibus, simplieibus, unicellularibus, longitudine ascos 
paene aequantibus obvallati. 

Sporae fusiformes, obtusiusculae, plerumque inaequilaterales, subrectae, 
6-cellulares, medio plus minus constrietae, haud torulosae, fuscescentes, nonnihil 
guttulatae, subdistichae v. rarius distincte distichae, 21 u longae, 6—7 u crassae. 

Die seitlich zusammengedrückt kegelförmigen Perithecien nisten im 
Rindenperiderm von Berberis, und zwar sind sie Anfangs von den obersten 
Schichten desselben ganz überdeckt, während sie später mit den höckerigen 


Ostiola hervorragen. 


Die verhältnissmässig kurzen Schläuche treten wenig zahlreich auf. 
Bald sind sie eylinderförmig, bald schmal-elliptisch abgerundet, seltener jedoch 
annähernd keulenförmig. Die spindelförmigen Sporen zeigen in der Mitte 
eine mehr oder weniger starke Kinschniirung, sind meist ungleichseitig, hell- 
braun und enthalten eine nieht gerade grosse Anzahl kleiner "Tropfen. Meist 
sind sie nur im oberen Theile des Schlauches zweireihig angeordnet; seltener 
erscheinen sie im ganzen Lumen des Schlauches in zwei nahezu parailelen 
Reihen. 


Auf Berberis; von Sauter bei Steyr gesammelt. (Taf. 4. Fig. 45.) 


8 
46. L. Sambuci, (Verz. schweizer. Pilze. Nr. 110). 
Es liegt mir ein Originalstück aus der Orthschen Sammlung vor mit 


folgender Beschreibung: 


15* 


112 Friedrich Lehmann. (p. 68) 


,Peritheeia subgregaria, e ligno denudato emergentia, basi rotundata. 
innata, parte prominente hemisphaerica v. subconica; ostiolo breviter sub- 
eylindrico, plus minus compresso. 

Asci clavati, octospori. 

Sporae distichae, brunneolae, oblongo-ellipsoideae, obtusae, septis trans- 
versis 4—6-loculares, subtorulosae, in quovis loculamento guttulam oleosam 
foventes, longae 26—31 u, erassae 7— 8 y. 

Paraphyses filiformes. 

Bei Bern, an entrindeten Zweigen von Sambucus nigra." 

Zur Vergleichung -und theils auch zur Ergänzung will ich noch fol- 
gende Beschreibung eines bei Münster gesammelten Exemplares hinzufügen: 

Perithecia suberegaria, plerumque parallele disposita, plus minus pro- 
minentia, media magnitudine, hemisphaeriea v. subeonica, saturate nigra, gra- 
nulosa, ostiolis brevibus, plus minus compressis, tuberosis instructa. 

Asci sparsi, clavati, subrecti, octospori, 120—150 « longi, 15—18 u 
lati, paraphysibus filiformibus, simplicibus, unicellularibus, ascos longitudine 
paene aequantibus immixti. 

Sporae fusiformes v. subcylindricae, plerumque inaequilaterales, rectae 
v. leviter curvatae, 6-, rarius 4—b5-cellulares, haud constrietae, perparum toru- 


losae, pallide fuscescentes, in asci parte superiore plerumque distichae, in 


parte inferiore monostichae, 25—30 u longae, 7—8 u crassae, 

Die mittelgrossen, dunkelschwarzen Perithecien sind fast stets in langen, 
meist parallelen Reihen angeordnet und ragen aus dem Substrate mehr oder 
weniger hervor, 

Die Sporen sind typisch 6-zellig, seltener nur mit 3—4 Querwünden 
versehen, und zwar sind die einzelnen Zellen in der Mitte dunkeler gefärbt 
als am Rande. 

Auf entrindetem Holze von Sambucus nigra L. im Schlossgarten zu 


Münster von Nitschke gesammelt (November 1865). (Taf. 4. Fig, 46), 


41. EL. pinastri, v. Niessl. (Notiz über neue u. krit. Pyrenomye. p. 49. c. ic. 
tab. IV. f, 24.) 


„Perithecia laxe gregaria, in ligno atrato immersa, globosa, majuscula, 


(300 u cirea diam.), fragilia, atra, ostiolo haud prominulo, lineari, anguste compresso. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 69) 118 


Asci clavati, in stipitem attenuati, 160— 200 u lgs., 14—20 u Its. 
Sporae 8, initio plerumque distichae, demum imbricate- v. oblique 
monostichae, pyriformi-oblongae, rectae, rotundatae, inferne attenuatae, trans- 
verse 5-septatae, sepimento in longitudine nullo, medio v. supra medium plus 
minusve constrictae, 24—28 u lgs., S— 10 u lts., fuscae, guttas 4— 5 foventes. 

Paraphyses valde superantes, guttulatae, laxe ramosae. 

An einer Strassenbarriere aus Nadelholz (wahrscheinlich Fichte) bei 
Lautschitz in Mähren. Mai. 

Die bei den meisten Lophiostoma-Arten vorkommende Schwärzung oder 
Bräunung des Substrates tritt hier in ausserordentlicher Entwickelung auf, 
indem die Holzoberfliche mit einer papierdieken Kruste überzogen ist, welche 
man beim ersten Anblick fast für das Stroma einer Hutype halten möchte. 
Ausserdem sind die ganz versenkten Perithecien und die kaum hervorragenden, 
fast linienfórmigen Miindungen charakteristisch. 

Von L. compressum, der die Art vielleicht am nächsten steht, unter- 
scheidet sie sich ausser den erwähnten Eigenthümlichkeiten durch die niemals 
längsgetheilte Spore. Ich glaube, es ist die erste Art.von den bisher be- 
schriebenen, welche Nadelholz bewohnt.“ (v. Niessl, 1. c.) 

Im Gebiete ist vorstehende Art, so viel ich weiss, bisher nicht auf- 
gefunden. 

18. L. biforme, (N. i. c. 
Syn.: Sphaeria fibritecta, Berkeley & Broome, Ann. Nat. Hist. n. 777; — Berkeley, 
Outlin. Brit. Fung. p. 397 n. 82. 

Lophiostoma fibritecta, Cooke, Transact. Bot. Soc. vol. IX, 2. p. 329 seq. sine icon. 
(„Spor. curv., subfusif, yellow-brown, 5-sept, 40 x long. — On bleached 
larch planks. King’s Cliffe. Dec. 1851.) (?) 

Perithecia sine ordine confertissime disposita, subsessilia, media magni- 
tudine, eoniea v. repando-depressa, atra, ostiolis plus minus compressis, sub- 
eylindrieis, altitudine plerumque duplo longioribus instructa. 

Asci sparsi, elavati, plerumque longiuscule pedicellati, eurvati v. sub- 
recti, octospori, 160 & in long. 24 u in lat. aequantes, paraphysibus tenuibus, 
filiformibus contexti. 


Sporae biformes: c) sporae subeylindricae, utrinque obtusiusculae, sub- 


rectae, 4-cellulares, distincte torulosae, dilute fuscae, 36 u longae, 8—10 u 


114 Friedrieh Lehmann. (p. 70) 


crassae; — in ascis hujus formae sporas nondum vidi; — 9) sporae fusi- 
formes, utrinque obtusiusculae, rarius subeylindricae, rectae v. saepius curvulae, 
plerumque 6-, rarius 4-cellulares, raro lenissime constrictae v. perparum toru- 
losae, pallide fuscae, — cellulis terminalibus interdum subhyalinis —, in asci 
parte superiore subdistichae, in parte inferiore plerumque monostichae, 39— 46 u 
longae, 9—11 w erassae (plerumque long. 42 u, crass. ll w). 

Interessant ist diese Art durch die zwei verschiedenen Sporenformen, 
die ihr auch den Namen ,,biforme“ eingebracht haben. Die Sporen der kleineren 
Form (c) sind abgerundet-cylindrisch, beiderseits stumpf, 4-zellig, hellbraun 
und, was sie von denen der anderen Form (8) besonders noch unterscheidet, 
deutlich torulös. Sporen dieser Form habe ich merkwürdiger Weise in Schläuchen 
nicht auffinden können. — Die Sporen der grösseren Form sind meist ziemlich 
stumpf spindelförmig, seltener annähernd eylindrisch, meist 6-, seltener 4-zellig, 
hellbraun, mit bisweilen hyalinen Endzellen, selten in der Mitte seicht ein- 
geschnürt oder auch ganz schwach torulös. In den Schläuchen bemerkte ich, 
wie gesagt, nur Sporen dieser Form. 

Es kam mir bei der Untersuchung dieser Art Anfangs der Gedanke, 
dass die beiden Sporenformen vielleicht verschiedenen Arten angehören könnten. 
Hierin bestärkte mich noch der Umstand, dass die Früchte theils conisch, 
theils flach, breitgedriickt sind. Ich untersuchte deshalb die conischen und 
die breitgedrückten Perithecien sorgfältig getrennt. Doch meine Vermuthung, 
dass jede der beiden Sporenformen etwa einer bestimmten der genannten 
beiden Fruchtformen zuzuweisen sei, bestätigte sich nicht, indem die beiden 
Sporenformen in allen Früchten durch einander vorkamen. 

Auf entrindetem Eichenholz nistend. 

Das meiner Untersuchung zu Grunde liegende Exemplar ist zu Werder 
bei Schwerin (wahrscheinlich von Wiistnei) im Juli 1850 gesammelt. (Taf. 4. 
Fig. 47.) 


49. L. insculptum, (N. i. c.). 


Syn.: L. exeipuliformis, Cooke, Transact. Bot. Soc. vol. IX, 2. p. 330 seq. c. icon. 
pl. VL f. 10. („Spor. uniser., fusiform., curv., with about 6-septa, 30 u long, 


commissures not constrict. — On bark, dead wood, and furze.“) (?) 


Perithecia sparsa 


, partim conferta, irregulariter disposita, plus minus 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 71) 115 


profunde insculpta, majuscula, hemisphaerica, rugulosa, atra, ostiolis com- 
pressis, altitudine duplo longioribus instructa. 

Asci stipati, sessiles v. breviter pedicellati, oblongo- v. rarius eylindrieo- 
clavati, plerumque reeti v. basin versus parum curvati, octospori, long. 120 
—150 u, lat. 18—21 u, paraphysibus fasciatim v. reticulate contextis, filifor- 
mibus, simplicibus, unicellularibus longe superati. 

Sporae anguste fusiformes, rectae v. etiam crebrius varie eurvatae, 
8-cellulares, primo utrinque acutiusculae, hyalinae, marginibus integrae, demum 
utrinque obtusiusculae, fuscescentes, guttulatae, nonnihil torulosae, plerumque 
oblique monostichae v. subdistiehae, rarius parallele distichae, long. 36—42 u, 
crass. plerumque 6 u, rarius 8—9 u. 

Die Peritheeien finden sich einzeln oder auch zum Theil dieht gedrängt 
in unregelmässiger Anordnung vor. Bald sind sie in das Substrat, dem sie 
ein dunkeles, rauhes Aussehen verleihen, so tief eingesenkt, dass nur die 
höckerigen Ostiola hervorragen, bald auch sind sie auf dasselbe aufgesetzt. 

Die ziemlieh dünnen, fadenfürmigen Paraphysen sind entweder zu 
Bündeln vereinigt oder zu einem Netze verschlungen, in welchem die meist 
viel kürzeren Schläuche eingebettet liegen. 

Auf dem Holze (unter der Rinde) von Rhamnus frangula L. nistend. 

Von Nitsehke auf der Coerheide bei Münster im Juli 1867 gesammelt. 
(Taf. 4. Fig. 48.) 


50. L. nigricans, N. ad Otth. 


Perithecia plerumque conferta, passim dense stipata, irregulariter ordi- 
nata, partim ligni strato extimo omnino immersa v. ostiolis tantum erumpentia, 
partim subsessilia, majuseula, subhemisphaerica, saepe valde compressa, atra, 


ostiolis magnopere compressis, cylindricis, apice arcuatis, basi nonnihil angu- 


stioribus, brevibus, altitudine triplo fere longioribus instructa. 
gl 


Asci stipati, anguste clavati, subreeti, octospori, 100—140 w lon 
16 u lati, paraphysibus tenuibus, filiformibus, ascos longitudine fere aequan- 
tibus obvallati. 


Sporae fusiformes, utrinque obtusiuseulae, curvulae v. rectiuseulae, 


inaequilaterales, 6—8 (plerumque 8) -cellulares, medio constrietae, haud toru- 


16 Friedrich Lehmann. (p. 72) 


losae, primo hyalinae, deinde pallide fuscescentes, interdum parum guttatae, 
distichae v. raro oblique monostichae, 36—42 , longae, 7—S u crassae. 

Die ziemlich grossen Perithecien dieser Art sind meist ziemlich dicht 
gedrängt, doch stellenweise auch vereinzelt, ohne Ordnung über das Substrat 
vertheilt. Auf Holz nistend, sind sie theils von den obersten Schichten des- 
selben ganz überdeckt oder ragen doch nur mit den kurzen Ostiola aus dem- 
selben hervor, theils sind sie nur mit der Basis seicht in das Substrat ein- 
gesenkt. 

In der Regel sind die Sporen in den Schläuchen zweireihig, selten 
schräg einreihig angeordnet. Die kürzeren Schläuche sind meist an der Spitze 
etwas verbreitert und tragen dort die Sporen in seltenen Fällen dreireihig 
gruppirt. Es fanden sich gewöhnlich gut entwickelte Sporen vor; die jüngeren, 
etwas spitzeren und hyalinen Sporen zeigten sich nur vereinzelt. 

Auf entrindetem Weidenholze vorkommend. 

Eine Fundortsangabe fehlt leider bei dem im Nitschkeschen Herbarium 
sich findenden Exemplare. (Taf. 4. Fig. 49.) 


51. L. Nitschkei, Lehmann. 

Perithecia subgregaria v. laxe ac ordine fere aequali distributa, saepe 
confluentia ae se invicem plus minus comprimentia, ligno immersa v. sub- 
sessilia, majuscula, hemisphaerica v. subeonica, atra, ostiolis prominentibus, 
compressis, brevibus instructa. 

Ascos nondum vidi. 

Sporae polymorphae; — typicae: fusiformes, utrinque acutiusculae 
v. obtusae, rarius ellipticae, semper fere rectae, raro parum curvatae v. leniter 
sigmoideae, rarissime inaequilaterales, S-cellulares, haud constrictae nec toru- 
losae, tandem fuscae, plerumque 33—-35 u longae, 6—10 u crassae, rarius 
39 u longae, 9—11 u crassae. 

Die Perithecien dieser vielgestaltigen Art, die ich nach meinem ver- 
storbenen Lehrer, Herrn Prof. Dr. Nitschke, in dankbarer Anerkennung seiner 
freundlichen Unterweisungen bei meiner Arbeit benannt habe, finden sich meist 
schwach gehäuft, stellenweise auch vereinzelt vor, ohne bestimmte Anordnung, 
doch ziemlich gleichmässig über das Substrat vertheilt. Oft zeigt es sich, 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 73) 11% 


dass sie zu zweien eng an einander stossen oder sogar zusammenfliessen und 
sich durch den gegenseitigen Druck in der Gestalt verändern. 

Nach Sehliuehen habe ich mich leider vergeblich umgesehen, jeden- 
falls weil das vorliegende Exemplar schon zu alt ist. 

Die Sporen sind von sehr mannichfacher Beschaffenheit. In der Jugend 
zeichnen sich die typischen Sporen durch eine zierliche, genau spindelfürmige 
Gestalt aus, sind beiderseits ziemlich spitz, S-zellig und hyalin bis gelblich- 
braun; im erwachsenen Zustande sind sie meist etwas stumpf spindelförmig 
bis elliptisch, selten ungleichseitig, stets S-zellip, ganzrandig und von brauner 
Farbe. — Mitunter treten 4- und auch 6-zellige Sporenformen auf, welche wohl 
Jüngeren Stadien entsprechen dürften, wofür auch schon ihre hellere Färbung 
spricht. 

Auf entrindeten Zweigen von Acer campestre L. 

Von Nitschke im Schlossgarten zu Cappenberg gesammelt (September 
1866). (Taf. 4. Fig. 49*.) 

52. Hu. subcorticale, Fl. (Symb. mye. p. 157 et F. rh. n. 1809.) 

Perithecia gregaria v. sparsa, parallele v. irregulariter disposita, im- 
mersa, media magnitudine, globosa, rimosa, atra, ostiolis emersis, compressis, 
areuatis, altitudine duplo longioribus. 

Asci stipati, oblongo-elavati v. rarius cylindrici, sessiles v. breviter 
pedicellati, oetospori, 180—270 u in long., 21—24 u in lat. aequantes. 

Sporae magnae, oblongo-fusiformes, medio constrictae, rectae v. rarius 
curvatae, primo uniseptatae, utrinque acutae, hyalinae, multiguttulatae, deinde 
uniseptatae, 6- v. S-guttatae, denique distincte 8- v. rarius 6-cellulares, 
utrinque obtusiusculae, parum torulosae, fuseae, plerumque distichae v. in asci 
parte inferiore monostichae, 57—61 u longae, 15 u crassae. 

Die schwarzen, rissigen Perithecien dieser in der Beschaffenheit der 
Schläuche und Sporen mannichfaltigen Art sind in das Substrat eingesenkt, 
ragen jedoch mit ihren bogig gewülbten Ostiola aus demselben hervor. 

Bei den verhältnissmässig grossen Sporen liessen sich die mannich- 
fachsten Entwiekelungsstufen wahrnehmen. Die jüngsten von mir beobachteten 
Sporen waren meist gerade, zeigten nur eine einzige Querwand in der Mitte, 
woselbst sie auch schwach eingeschnürt waren, und liessen im Innern der 


Nova Acta L. Nr. 2. 16 


118 Friedrich Lehmann. (p. 74) 


beiden Fächer zahlreiche, sich von der hyalinen Grundmasse ziemlich deutlich 
absetzende Fleckchen erkennen. Auf einer weiteren Entwickelungsstufe hatten 
sich die erwähnten Fleckchen schon zu 3 oder 4 grossen, scharfeckigen oder 
rundlichen, noch hyalinen Flecken in jedem der beiden Fächer zusammen- 
geballt, so dass diese Sporen schon ein mehrzelliges Aussehen darboten. Die 
meist beiderseits etwas stumpferen reifen Sporen endlich, welehe sich schon 
durch die braune Farbe und die scharf markirten Contouren als solche 
doeumentiren, sind deutlich 6- oder noch häufiger 8-zellig, in der Mitte und, 
freilich schwächer, auch an den übrigen Scheidewänden eingeschnürt, von 
brauner Farbe und mit zahlreichen Tröpfehen erfüllt. 

Diese vollkommen entwickelten Sporenformen hat Fuckel offenbar nicht 
gekannt, da er in seiner Diagnose dieser Art (cf. Symb. myc. l. c.), sowie 
auch noch besonders in der Charakteristik der Gattung Lophiostoma (cf. Symb. 
myc. p. 155) die Sporen von L. swbcorticale als ausnahmsweise nur zwei- 
fücherig hinstellt. 

„An der inneren Fläche noch hangender, alter Rinde von Pyrus Malus, 


nicht selten, das ganze Jahr. Um Oestrieh.^ (Fuckel, lc.) (Taf. 4. Fig. 50.) 


3. L. Thuemenianum, Spegaz. (cf. Thümen, Pilze des Weinstockes, 
p. 119 seq.) 

»Perithecia parvula, ligno immersa, oblonga 200 v. 290 , long. 
90—120 , crass., ostiolo hysteriiformi, labiis acute adnatis, superficiem attin- 
gente- v. parum exserto. 

Asci cylindraceo-clavati, breve stipitati, octospori, paraphysibus filifor- 
mibus, guttulatis, obvallati, 150—180 u long., 20 u crass. 

Sporae distichae v. raro oblique monostichae, oblongo-fusoideae, ple- 
rumque vix curvulae, 10- v. 11-septatae, ad septa, quum maturae fiant, con- 
strictae, 60—65 u long., 10 u crass., saepe v. plerumque hyalinae, guttulatae, 
dein dilute atrae, apicibus subhyalinae. 

Pro sporis postremo coloratis differt a L. alpigeno Fekl. et a L. insi- 
dioso Sace. et L. vagabundo Sace., quibus tandem affinis. — In ramulis 


emortuis dejectis Vitis viniferae L. Venetia: Conegliano 1877. (C. Spegazzini)." 


(Thiimen, 1. c.) 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 15) 119 


Im Allgemeinen der vorigen Art nicht unähnlich, unterscheidet sich 
L. Thiimenianum von dieser, sowie von allen übrigen Arten dieser Gruppe, 
ja der ganzen Gattung durch die 11—12-zelligen Sporen. 

Leider steht mir nicht einmal eine Abbildung von der in Rede stehenden 
Art zu Gebote, so dass ich sie, nieht ohne Bedenken, gleichsam als Anhang 
zu dieser Gruppe aufgeführt habe. 


9) Species lignieolae et herbicolae sporis muriformibus. 

54. Iu. dehiscens, Pers. (Syn. meth. fung. p. 55. n. 106.) 

Peritheeia sparsa v. subgregaria, irregulariter atque inaequaliter dispo- 
sita, semiimmersa v. subsessilia, media plerumque magnitudine, globosa v. ovato- 
globosa, rugulosa, nigra, ostiolis compresso-cylindraceis, superne arcuatis, labiato 
dehiscentibus, brevibus instructa. 

Asci stipati, cylindrici, plus minus breviter pedicellati, rarius sub- 
cylindrici, basin versus sensim ae longiuseule attenuati, subrecti v. curvati, 
octospori, 200 u circiter in long., 16 « in lat. aequantes. 

Paraphyses numerosae, longissimae, pertenues, filiformes. 

Sporae oblongo-ellipticae v. ovatae, raro obtuse fusiformes, rectae, 
interdum inaequilaterales, saepe perparum constrictae, haud torulosae, muri- 
formes, plerumque minute cellulares, 3 


7 (praecipue 5) septis transversis 
instructae, hyalinae, senescentes pallide lutescentes, recte v. oblique monostichae, 
rarissime subdistichae, 24—36 , longae, 10—15 u crassae, plerumque 


24 


30 u longae, 10—12 u crassae. 


Die Schläuche von L. dehiscens sind sehr aufquellbar und enthielten 
bei den meiner Untersuchung zu Grunde gelegten Exemplaren nur selten gut 
entwickelte Sporen, die, wie oben näher angegeben ist, in der Grüsse 
ziemlich variiren. 

Auf der Rinde und auf entrindetem Holze von Pappeln und Weiden: 
auf Pappeln und Weiden bei Arnstadt und Leipzig von Auerswald, in einer 
hohlen Weide bei Schwerin von Wiistnei 1855, endlich auch im Gebiete auf 
Weiden von Nitschke in einer Reihe von Exemplaren gesammelt. (Taf. 5. 


Fig. 51.) 


16* 


120 Friedfich Lehmann. (p. 76) 


55. IL. compressum, Pers. 
Syn.: Sphaeria compressa, Persoon, Syn. meth. fung. p. 56. n. 108; — Fries, Syst. 
mycol. II. p. 470. n. 363 et Sum. Veg. Scand. p. 391. n. 96. 


S. media, Persoon, Syn. meth. fung. p. 55. n. 104. (sec. specim. orig !) 


S. angustata, Persoon, l. c. p. 55. n. 105; — Fries, Syst. myc. p. 470. n. 3 
S. diminuens, Fries, l. c. p. 471. n. 366. 
S. macrostoma, Currey, Linn. Transact. XXIV. p. 321. n. 283. pr. part. t. 58. f. 64. 


Lophium ruborum, Crouan, Flor. du Finist. p. 29. (,,Spor. oblong., à 6—8 cloisons, 


merenchymat. — Sur les tiges mortes de Ronce.“) 
L. compressum, Crouan, l c. p. 29 (?). („Spor. oblong., à 5 cloisons. — Sur les 


ramules morts de Lierre, Peuplier, Saule, Prunellier, Erica, Rumex eto.*) 
Lophiostoma compressum, Otth, Verz. schweiz. Pilz. n. 135. („Auf Fagus.“); — 
Cesati & De Notaris, Schem. di classif. p. 45. (,Spor. majuseul, oblong., 
lenissime curvul, 5—6-locular., loculis plerumque simplicibus, lutescenti- 
olivac.*); — Fuckel, Symb. myc. p. 158. n. 18. (,,Spor. oblong.-ovat., utrinque 
obtus., 5-septat., muriform., ad septa constrict., fusc., 22 u long., 8 « crass.**) 
L. angustatum, Fuckel, l. c. p. 158. n. 17. (,Spor. oblong., utrinque obtus., sub- 
curv., 5-septat., cum septo longitudinali, fusc., 24—30 u long., 8 « crass. — 
Salix purpurea et S. capraea.“); — Thiimen, Pilz. d. Weinstock. p. 121 seq. 
c. icon. („Ad sarmenta emortua Vitis viniferae L. Thuringia. (Wallroth.)'*) 
L. diminuens, Cesati & De Notaris, Schem. di classif. p. 46. (,Spor. elongate 


oblongat., 7—8 locular., loculo uno alterove longitudinaliter dimidiat.**) 


, 
L. ramorum, Fuckel, Symb. myc. p. 158. n. 16. („Spor. oblong., utrinque attenuat., 
6-septat., muriform., 24 u long., 8  crass., fusc. — Prunus spinosa.**) 

Exsicc.: Fries, Scler. Suec. n. 89 et n. 447 (sub nom. „L. diminuens*). — Lasch, 
Klotzschii Herb. myc. ed. I. n. 1241 (sub nom. „L. angustatum“. — In ligno 

Salicis.) — Fuckel. F. rh. n. 925 et n. 924 (sub nom. „L. angustatum**). 
Perithecia gregaria v. rarius laxe ac sine ordine sparsa, immersa, 
ostiolis plerumque tantum prominentia, media magnitudine v. majuscula, sub- 


globosa, nitido-atra, nucleo distineto albido, ostiolis prominulis, plerumque 


valde compressis, angustis v. linearibus, rugulosis, labiis in aciem acutam, 
leviter areuatam conniventibus, altitudine triplo fere longioribus instructa. 

Asci plerumque stipati, eylindriei v. subeylindrici, raro clavati, breviter 
v. plus minus longe pedicellati, rectiusculi v. parum curvati, membrana saepe 
incrassata strueti, octospori, 90—240 u longi, 8—12 u lati. 


Paraphyses numerosae, tenues v. rarius crassiusculae, filiformes, sim- 


plices, unicellulares, ascos longitudine paene aequantes. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. WY) 121 


Sporae subcylindricae, ellipticae v. ovales, rarius fusiformes, plerumque 
obtusae v. obtusissimae, rarius acutiusculae, saepe inaequilaterales, rectae 
v. eurvulae, interdum nonnihil didymae, plerumque isomerae v. parum aniso- 
merae, primo 2-cellulares, medio parum constrictae, multiguttulatae, tandem 
3—7 septis transversis divisae, muriformes, saepe medio constrietae v. toru- 


losae, interdum guttulatae, pallide fuscescentes v. fuscae, recte v. oblique 


monostichae v. etiam subdistichae, 18—36 , longae, 6—12 u crassae. 


Sterigmata (cf. Forma Populi) parce ramosa, usque ad 27 u longa. 


Spermatia numerosissima, subcylindrica v. ovalia, recta, hyalina, 3 u 
longa, 1 u crassa. 

Von allen Arten unserer Gattung wohl am verbreitetsten und auf den 
verschiedenartigsten Substratformen vorkommend, ist L. compressum Pers. auch 
zugleich wohl am veränderlichsten in den meisten ihrer Charaktere und ins- 
besondere in den Grössendimensionen der Schläuche und Sporen. Ich gebe 
im Folgenden eine Uebersicht der verschiedenen Substratformen, die ich bisher 
selbst untersuchte, und füge die Grösse ihrer Schläuche und Sporen der Kürze 
halber in Bruchform bei: 

Forma Quercus. 


Schläuche =! 
S Ho at 

Sporen 6—8-zellig, wenig mauerfürmig, zuweilen an den Querscheide- 
wünden etwas eingeschnürt, brüunlich bis braun, im Schlauche schriig ein- 
reihig oder oben zwei- und unten einreihig, eng an einander gelagert, $=- u. 
Auf entrindetem Eichenholze. 
Von Nitschke bei Münster (bei „Louis-Hüsken“ und Handorf) und im 


Hönnethal im Frühlinge gesammelt. (Taf. 5. Fig. 52a.) 


F. Fagi. 


2 3 1 5 Y . 353 008 Zon 120—140 
Schläuche mehr oder weniger cylindrisch, ziemlich dickwandig, “| 


10—12 
Sporen eylindrisch bis spindelförmig, stumpf, bisweilen ungleichseitig, 
gerade oder gekrümmt, 6—8-, selten 4-zellig bis mauerförmig, an den Quer- 
wänden mehr oder weniger eingeschnürt, zuweilen zweitheilig, und zwar wenig 
ungleichhälftig, braun, im Schlauche einreihig oder fast zweireihig angeordnet, 


18—30 
0-0 ^ 


In der Nähe von Münster (Erdmanns und Nienberge) im September 
und October 1866 und 1868 von Nitschke gesammelt. (Taf. 5. Fig. 52b.) 


122 Friedrich Lehmann. (p. 78) 


F. Populi. 
Schläuche eylindrisch, mehr oder weniger lang gestielt, "u. 
Sporen meist annähernd cylindrisch bis oval, zuweilen spindelförmig, 
beiderseits stumpf bis sehr stumpf, 6-, zuweilen 4—S8-zellig (meist nur ein- 


zelne Zellen lüngsgetheilt), oft in der Mitte wenig eingeschniirt, braun, ein- 
18—30 
6—10 u. 


reihig gruppirt, 

Sterigmen wenig ästig, bis 27 u lang. 

Spermatien sehr zahlreich, oval bis eylindrisch, gerade, hyalin, 3 u 
lang, 1 4 dick. 

Nur bei dieser Substratform habe ich Sterigmen und Spermatien neben 
Schliuchen und Sporen beobachtet. 

Bei Münster (Schlossgarten, Krdmanns, Nienberge) in den Monaten 
April, Mai, Juli und August, sowie bei Cappenberg (Schlossgarten) im Juli 
von Nitschke gefunden. (Taf. 5. Fig. 52c.) 


F. Salicis. 


Syn. et exsiec.: L. angustatum, Fuckel, Symb. myc. p. 158 et F. rh. n. 924. 


Schläuche eylindrisch, 42% 

Sporen fast cylindrisch, schmal oder breit elliptisch bis eiförmig, 
4—-6-zellig bis etwas mauerfürmig, an den Querwiünden meist wenig ein- 
geschnürt, bisweilen mit 'l'rópfehen erfüllt, hell bis schmutzig braun, schief 
ein- bis zweireihig gruppirt, 2° u. 

„An dürren, entrindeten Aesten von Salix purpurea und Salix capraea, 
selten, im Frühling. Im Walde bei Freienweinheim." (Fuckel, 1. c.) 

Von Nitschke bei Münster (Schlossgarten, botanischer Garten, Erd- 
manns, Nienberge) in den Monaten Februar, April, Juni häufig angetroffen. 
(Taf. 5. Fig. 52d.) 

F. Ulmi. 
Sehlàuche cylindrisch, dickwandig, bis sar ite 
Sporen mauerförmig, mit 5—7 Querwünden und an diesen bisweilen 


etwas eingeschnürt, hellbraun, schief einreihig angeordnet, {<> u. 
Bei Lütkenbeck unweit Münster im Februar 1866 und im Schloss- 


garten zu Cappenberg im August desselben Jahres von Nitschke aufgefunden. 


(Taf. 5. Fig. 52e.) 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 49). 123 


F. Aesculi. 


Sehlàuche cylindrisch, kurz gestielt, wenig gekriimmt bis fast gerade, 


ungefähr 2% 


Sporen fast eylindrisch, an den Enden abgerundet oder länglich elliptisch 
his eifórmig, oft ungleichseitig, gerade oder sehr wenig gekrümmt, 6—8-zellig, 
wenig mauerförmig, in der Mitte oder an sämmtlichen Querwänden etwas 
eingezogen, bisweilen zweitheilig, gleichhälftig, bräunlichgelb bis braun, im 
Schlauche gerade bis schief einreihig, selten oben zwei- und unten einreihig, 
24—32 


oft eng an einander gereiht, 35 u. 


Von Nitschke im Schlossgarten zu Münster gesammelt (März und Juni 
1866). (Taf. 5. Fig. 52f.) 


F. Robiniae. 


Schläuche 42 


it. 


Sporen gerade, bisweilen ungleichseitig, 6-zellig bis wenig mauerförmig, 
an den Querwänden meist etwas eingeschnürt, bräunlichgelb, schief ein- bis 
fast zweireihig, -> u. 


Im März 1866 von Nitschke in der Nähe Münsters (Erdmanns) gefunden. 


F. Mespili. 
Schläuche habe ich bei dieser Form nicht beobachtet. 
Sporen annähernd eylindrisch, 6- (seltener 7-) zellig bis mauerförmig, 
27-30 


braun, og ou. 


Wie die vorige Form von Nitschke in der Nähe Münsters (Erdmanns) 


im März 1866 aufgefunden. 


F. Pruni spinosae. 


Syn.: L. ramorum, Fuckel, Symb. myc. p. 158. 


Schläuche gehäuft, eylindrisch bis keulenfórmig, S= u. 
Sporen 4—6-zellig oder wenig mauerförmig, braun, im Schlauche schief 


einreihig, 


„An dürren, noch berindeten Aesten von Prunus spinosa, selten, im 


Frühling. Um Oestrich.“ (Fuckel, Le 


Von Nitschke unweit Münster (Erdmanns, Angelmodde) und bei Cappen- 
berg in den Monaten Mai, September und October gesammelt. (Taf. 5. Fig. 521.) 


124 Friedrich Lehmann. (p. 80) 


F. Rosae. 
Schläuche fast eylindrisch, mit verjüngtem Basaltheile, 171% 
Sporen mehr oder weniger eylindrisch, gerade oder wenig gekrümmt 
> v (RE — Af — | 3 
6—7-zelliz bis wenig mauerförmig, an den Querwänden schwach eingeschnürt 
eo > >) © ^ 3 
bräunlich, gerade einreihig gruppirt, 22 u. 


Auf entrindetem Rosenholze, selten. 


Es steht mir nur ein ganz winziges Exemplar zu Gebote. 


F. Fraxini. 


100—120 


Schläuche sehr dicht zusammengehäuft, annähernd cylindrisch, = u. 


Sporen 4—6-zellig, wenig mauerfürmig, braun, im Schlauche schief 


einreihig angeordnet, =% y, 
T 
Bei Münster (Erdmanns) im September 1866 von Nitschke aufgefunden. 
(Taf. 5. Fig. 52g.) 
F. Frangulae. 


schlä indri : see 125—240. 
Schläuche eylindrisch, an der Basis verjüngt, -ci u: 

Sporen lànglich, cylindrisch, beiderseits stumpf, wenig mauerfürmig, an 
den Querwánden (5—7) eingeschnürt, 2° u. 


Von Nitschke in der Nähe Miinsters (Coerheide, Krdmanns) im Juli 


und September gesammelt. (Taf. 5. Fig. 52h.) 


F. Aceris campestris. 


Schläuche eylindrisch, =! u. 

Sporen annähernd cylindriseh oder länglich elliptisch, gerade oder leicht 
gekrümmt, 4—6-zellig oder wenig mauerförmig, zuweilen durch eine Ein- 
schnürung in der Mitte zweitheilig, gleich- oder seltener ungleichhälftig, braun, 

ade einreihio 24—36 
gerade einreihig, E Pu. 

In der Nähe von Münster (Erdmanns, Nienberge) im Mai und September 
von Nitsehke gesammelt. (Taf. 5. Fig. 52k.) 


F. Rubi idaei. 
Sehlüuehe 28 m. 
(sy 
24—27 


Sporen gerade oder wenig gekrümmt, 6-zellig, braun, it. 


8—9 D 
Das von mir untersuchte Exemplar findet sich leider ohne Fundorts- 
angabe im Nitschkeschen Herbarium. (Taf. 5. Fig. 521.) 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 81). 125 


F. Syringae. 


Schläuche H 


-11 p 
Sporen fast cylindriseh bis spitz spindelfürmig, mauerfürmig, mit 5—7 
Querwänden, dunkelbraun bis undurchsichtig, im Schlauche gerade oder schief 


ein- bis zweireihig gruppirt, an qi. 


Auf Syringa vulgaris L. vorkommend. 
Von Nitschke im December 1868 im botanischen Garten zu Münster, 


von Beckhaus im März 1870 gesammelt. 


F. Lonicerae. 
Schläuche -ey u. 


Sporen 6-zellig bis wenig mauerfürmig, an den Querwänden eingeschnürt, 
bräunlich, im Schlauche schräg einreihig oder auch fast zweireihig‘, EM. u 
Auf lebenden Zweigen von Lonicera im Schlossgarten zu Münster von 
a^ 


Nitsehke gefunden (October 1868). NW 
D 


F. Ilicis. 
Schläuche `... 
Sporen IP a, 
Das mir vorliegende Exemplar stammt aus dem Nitschkeschen Her- 


barium, ist aber leider ohne Fundortsangabe. 


F. Corni sanguineae. 
200 


Schläuche bis 9". u, 


Sporen 6-, selten 4-zellig bis mauerförmig, braun, im Schlauche ein-, 


selten zweireihie, — 1 


Von v. Fiedler auf Cornus sanguinea L. gefunden. 


F. Keriae. 

Schläuche * u. 

Sporen annähernd eylindrisch, beiderseits abgerundet, seltener länglich 
oder eifürmig, gerade, bisweilen ungleichseitig, 6-zellig bis mauerfirmig, an 
den Querwünden wenig eingeschnürt, El 

Auf Keria japonica DC, von Nitschke unweit Münster (Wilkinghege) 


im October 1869 gesammelt. 


Nova Acta L. Nr. 2. 17 


126 Friedrieh Lehmann. (p. 82) 


F. Epilobii angustifolii. 
Schläuche (junge) cylindrisch, $ u. — Vollkommen ausgebildete 
Schläuche habe ich vergeblich gesucht. 
Sporen länglich oder fast eylindrisch, Anfangs 2-, später 4—6-zellig 
bis mauerfórmig, nur in der Mitte oder an sämmtlichen Querwänden wenig 
eingeschnürt, bisweilen etwas ungleichhälftig, im Schlauche schief einreihig 


angeordnet, 


Auf Stengeln von Epilobium angustifolium L. 


Von Beckhaus gesammelt (Solling). 


F. Epilobii montani. 


Schläuche (junge) te Reife Schläuche habe ich auch bei 
dieser Form nicht beobachtet. 

Sporen mehr oder weniger cylindrisch, beiderseits abgerundet, meist 
6-zellig, seltener wenig mauerfürmig, an den Querwänden ziemlich stark ein- 
gezogen, hellbräunlich, FI un. 


Auf Stengeln von Epilobium montanum L. von Beckhaus im März 


1871 gefunden. 


F. Rumicis. 

Schläuche > y, 

Sporen länglich bis cylindrisch, beiderseits stumpf, meist 6-zellig (bis- 
weilen die eine oder andere Zelle längsgetheilt), an den Querwänden ein- 
geschnürt, gelb, 7 u. 

Auf krautigen Stengeln von Rumex crispus L. — Das von mir unter- 
suchte Exemplar stammt von Beckhaus, der dasselbe im März 1870 auf- 
gefunden hat. 

Nitschke will zufolge einer Notiz in seinen Manuseripten diese Art 
ausserdem noch auf Betula, Cerasus, Ligustrum und Xylosteum beobachtet 
haben; doch finde ich dafür keine Belegstiicke in seinem Herbarium. — 

Vielleicht wird sich noch die eine oder andere der hier zusammen- 


gefassten Formen als Species fixiren lassen; doch glaubte ich davon vorläufig 


Abstand nehmen zu sollen. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 83) 137 


56. L. Orouani, (N. i. c.). 
Syn.: Lophiwm caulium, Crouan, Flor. du Finister. p. 29. („Spor. à 6-8 cloisons, 
merenchymat. — Sur les tiges mortes de Rumex Friesii, d’Ortie, Ronce, 
Lierre, etc.) (?) 

Perithecia subgregaria, irregulariter disposita, immersa, ostiolis tantum 
exstantia, plerumque media magnitudine, ovato-globosa, nigra, ostiolis con- 
coloribus, compresso-cylindraceis, superne arcuatis, granulosis, altitudine duplo 
circiter longioribus instrueta. 

Asci stipati, cylindrici, breviter pedicellati, eurvuli, octospori, 90—100 u 
in long., 10 4 in lat. aequantes. 

Paraphyses praelongae, tenues, filiformes, simplices, unicellulares. 
Sporae oblongae v. subeylindricae, utrinque obtusae v. rotundatae, 
rarius inaequilaterales, rectae v. parum eurvatae, 5-—7 septis transversis 
divisae, saepe parum muriformes, interdum medio nonnihil constrietae v. per- 
parum torulosae, fuscae v. obscure fuscae, oblique v. reete monostichae v. etiam 
subdistichae, 23—30 u longae, 8—10 u crassae. 

Die das Substrat schwiirzenden Perithecien dieser Art sind durch- 
schnittlich kleiner und die Ostiola derselben weniger stark seitlich zusammen. 
gedriickt als bei L. compressum. — Bei den Sporen, welche bald einfach 6- 
oder 8-zellig, bald auch etwas mauerförmig erscheinen, sind die beiden mitt- 
leren Zellen in der Regel mehr oder weniger hüher als die übrigen und auch 
hüufiger durch Liingswiinde getheilt. 

Mir liegt von dieser Art nur ein einziges, winziges Stück vor, und 


Zwar ist dasselbe von Nitsehke in der Nühe von Münster (Erdmanns) auf 


Stengeln von Aquilegia L. im September 1865 aufgefunden. (Dat. 5. Fig. 53.) 


128 Friedrieh Lehmann. (p. 84) 


Sect. II. Sphyrostoma. 
Ostiola plerumque latiuscula, poro suborbieulari pertusa. Species omnes fere 


corticolae. 


57. IL. intricatum, (N. i. o) 

Perithecia sine ordine plus minus gregatim disposita, sessilia, minuta 
v. media magnitudine, compresso-globosa v. subcylindrica, tuberosa, granulosa, 
nitido-atra, ostiolis minutissimis, poro rotundulo perforatis instructa. 

Asei stipati, subeylindriei, breviter pedicellati, subrecti v. curvati, octo- 
spori, 80—90 , longi, 11—13 , lati. 

Paraphyses tenues, filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae rectae, utrinque obtusae, 2-cellulares, — cellulis plerumque 
piriformibus —, medio valde constrictae, anisomerae, guttulatae, hyalinae, plus 
minus oblique monostiehae v. subdistichae, 19—26 , longae, 6—7 u crassae. 


Die Ostiola setzen sich bei dieser Art sehr wenig von. den Perithecien 


ab und zeigen oben eine feine, rundliche Durchbohrung. — Die dicht an 
einander gelagerten Schläuche sind verhältnissmässig breit. — Besonders 


charakteristisch ist die Gestalt der Sporen, indem dieselben in der Mitte 
stark eingeschniirt sind und aus zwei mehr oder weniger birnfürmigen, meist 
ungleichen Zellen bestehen. 

Auf der Rinde von Salix Tourn. nistend. — Von Nitschke im Gebiete 


in einer grossen Anzahl von Exemplaren gesammelt. (Taf. 5. Fig. 54.) 


58. E. Nucula, Fr. 


Syn.: Sphaeria Nucula, Fries, Syst. myc. II. p. 466. 


Lophiostoma Nucula, Cesati & De Notaris, Schem. di classif. p. 46; — Fuckel, 
Symb. myc. 156. („Spor. oblong. utrinque obtus. medio constrict., 3-sept., 
hyalin, 24 u long, 8—10 u (!) crass. — In cortic. vetust. Popul. pyram.; 


raro, perenne.“); — Karsten, Myc. Fenn. II. p. 86. n. 6. (,Spor. 8 : nae, 
distich., elongat. v. oblongat., guttulis 4 majuscul. praedit. v. 3-septat., medio 
constrict., chlorino-hyalin., longit. 20—26, rarius 35 H. crassit. 5—8 u. — 
Ad corticem crassiorem Quercus, Salicis fragilis, Populi nigrae, Aceris pla- 


tanoid. et Ac. campestris in Fennia meridionali passim. Perenne.“) 


Exsice.: Fries, Scler. Suec. n. 230. — Fuckel, F. rh. n. 2168. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 85) 199 


Perithecia subgregaria, irregulariter atque inaequaliter disposita, innato- 
superticialia, media magnitudine, ovoidea, levia, nigra, primo ostiolis minutis- 
simis, brevibus, subeylindrieis v. compressis instructa, dein, papillis amissis, 
umbilicato-pertusa. 

Asci dense stipati, anguste cylindrici, breviter pedicellati, recti v. sae- 
pius eurvati, octospori, 90—124 (plerumque 100) u longi, S—9 u lati. 

Paraphyses filiformes, simplices, unicellulares, longitudine. ascos paene 
aequantes. 

Sporae cylindricae, utrinque rotundatae, rectae, 4-cellulares, nonnihil 
aequaliter didymae ac: parum torulosae, membrana erassiuseula structae, 
pallide fusceseentes, reete v. suboblique monostichae, rarius in asci parte 
superiore distichae, in parte inferiore monostichae, 16—21 u longae, 5—6 u 
crassae. 

Die mir vorliegenden, gut entwickelten Exemplare sind von Rehm an 
einer alten Eiche im Walde bei Sugenheim in Franken gesammelt. (Tat. 5. 


Fig. 55.) 


59. EL. duplex. Karsten. (Myc. Fenn. IL p. 86. sin. icon. et Fung. Fenn. 
exsice. n. 970.) 

»Perithecia gregaria, ligno infuscata superficieque nigrefacto immersa, 
sphaeroidea, plus minus compressa, ostiolo prominulo, compresso, atra, latit. 
cine, 0. mm. 

Asci eylindracei, longit. 100—120 u, erassit. 9—10 u. 

Paraphyses filiformes, gracilescentes. 

Sporae 8: nae, oblique monostichae, oblongatae, rectae v. subrectae, 
guttulis 4 majusculis foetae, simplices v. uniseptatae, raro spurie tenuiter 
3-septatae, ad septa v. inter guttulas constrictae, chlorino-hyalinae, longit. 
18—23 u, crassit. 5—7 u. 

Hab. In ligno ramorum exsiccatorum Salicis et Sorbi mensibus Aprili 
et Majo prope Mustiala parcius legimus. 


Partibus internis eum Z. Nucula, externis eum L. compresso satis 


congruit.“ (Karsten, l. e.) 


130 Friedrich Lehmann. (p. 86) 


60. Iu. anisomerum, (N. i. c). 

Perithecia sine ordine sparsa v. rarius subgregaria, sessilia, media 
magnitudine, plerumque globosa v. depresso-globosa, granulosa, atra, ostiolis 
minutis, plus minus papillaeformibus, poro suborbiculari pertusis instructa. 

Asci sparsi, cylindrici, basin versus sensim attenuati v. subclavati, 
plerumque breviter pedicellati, eurvuli v. subrecti, membrana crassiuscula 


structi, octospori, 100—130 « in long., 11—13 u in lat. aequantes. 


g., 
Paraphyses longissimae, pertenues, filiformes, simplices, unicellulares. 
Sporae subcylindrieae v. ovales, rectae, 4—6-cellulares, rarius muri- 

formes, plerumque didymae ae nonnihil anisomerae, rarius haud constrictae, 

sed perparum torulosae, primo hyalinae v. flavescentes, dein fuscae, recte 

v. oblique monostichae, nonnunquam in asci parte inferiore monostichae, 

20—28 u longae, 8—9 u crassae. 

Die Sporen dieser Art sind typisch ungleichhälftig (daher der Name 
„anisomerum“), und zwar meist 4—6-zellig, seltener mehr oder weniger 
mauerförmig. Zudem befinden sich die Querwánde oft in ungleicher Ent- 
fernung von einander, wodurch die Unregelmässigkeit im Bau der Sporen 
noch erhóht wird. — Was die Lagerung der Sporen im Schlauche anbetrifft, 
so sind sie meist gerade oder schief einreihig gruppirt; zuweilen jedoch, und 
zwar besonders in den keulenfürmigen Schläuchen, finden wir sie oben zwei-, 
unten einreihig angeordnet, 

Auf der Rinde von Salix Tourn. nistend. 

Das von mir untersuchte Exemplar stammt aus dem Nitschkeschen 
Herbarium, trägt aber leider keine Fundortsangabe (vermuthlieh ein Bürger 


der hiesigen Flora) (Taf. 5. Fig. 56.) 


61. L. isomerum, (N. i. c). 

Perithecia plerumque laxe ac sine ordine sparsa, sessilia, majuscula, 
subglobosa v. obtuse eoniea, tuberosa ac granulosa, atra, ostiolis protuberan- 
tibus, subeylindrieis, poro rotundo perforatis instructa. 

Asci substipati, subeylindriei v. cylindrico-clavati, breviter pedicellati, 


recti v. paulo curvati, membrana crassa structi, octospori, 100—135 , longi, 


13—15 u crassi. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. SY) 131 


Paraphyses praelongae, tenues, filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae cylindricae v. subeylindrieae, utrinque rotundatae, rectae, primo 
2-cellulares, guttulatae, dein 4-cellulares, haud v. parum eonstrietae, perparum 
torulosae, semper isomerae, fuscae v. obscure fuscae, — cellulis terminalibus 
saepe pallidioribus —, subdistichae v. oblique monostiehae, 21—24 , longae, 
9—10 u erassae. 

Die Perithecien sind grösser als die der vorigen Art und auch meist 
unregelmässiger gestaltet. Die Sporen sind im ausgewachsenen Zustande 
4-zellig und, was diese Art vornehmlich von der vorhergehenden unterscheidet, 
stets gleichhälftig, also symmetrisch in Bezug auf die mittlere Scheidewand. 
Im Allgemeinen ist die Färbung der Sporen eine gleichmässig, mehr oder 
weniger dunkel braune; doch kommt es oft vor, dass die Endzellen viel heller 
gefärbt sind als die mittleren. 

Auch diese Art ist mir nur in einem Exemplare: bekannt, welches 
wahrscheinlich von Nitsehke im Gebiete gesammelt ist. — Auf dicker Rinde 


von Salis Tourn. vorkommend. (Taf. 7. Fig. 57.) 


62. Tu. gregarium, Fckl. (Symb. myc. p. 158.) 
Syn.: L. nucula, Cooke, Transact. Bot. Soc. vol. IX, 2. p. 329. c. icon. pl. VI. f. 7. 
(„Spor. uniser., ellipsoid, brown, 7-sept., constrict. at the centre, 25 u long. — 
On Oak Bark.“) 
Exsice.: Fuckel, F. rh. n. 929 (sub „Sphaeria Nucula Fr“). 

Perithecia sparsa v. subgregaria, irregulariter atque inaequaliter distri- 
buta, subsessilia, media magnitudine, globosa, rugulosa, nigra, ostiolis minu- 
tissimis obsoletisque, compressis. 

Asci sparsi, late cylindrici, breviter pedicellati, curvuli, octospori, 
90—120 , longi, 15 u circiter lati. 

Paraphyses filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae subeylindricae v. late ovales, rarius oblongae, utrinque obtusae 
v. obtusissimae, rectae v. perparum curvatae, 6—7-septatae ae muriformes, 
parum constrictae, interdum etiam nonnihil torulosae, obscure fuscae, oblique 
monostichae v. subdistichae, 27—33 u longae, 9— 11 u crassae. 


Die nur spärlich vorkommenden Sehlüuche sind verhältnissmässig breit 


und enthalten die Sporen in schief ein- bis zweireihiger Anordnung. Letztere 


132 ‚Friedrich Lehmann. (p. 88) 


sind in der Regel ausgeprägt mauerförmig, und nur selten fehlen bei ihnen 
Längstheilungen der Zellen vollständig. 

„An alter Rinde von Pyrus comm. sehr selten, im Herbst. Bei Eber- 
bach.“ (Fuckel, 1. e.) 

Meiner Untersuchung liegt ein Original- Exemplar Fuckels zu Grunde. 
(Taf. 5. Fig. 58.) 


63. L. hygrophilum, Sace. (Fung. Ven. Ser. II. p. 3; — cf. Hedwigia 
1875. Nr. 5. p. 71 sine icon.) 


„Peritheeia laxe gregaria, immersa, globosa, diam. vix !/; mm, carbo- 


nacea, atra, ostiolis emergentibus, compressis, truncatis, subintegris. 


Asci clavati, attenuato-stipitati, basique nodulosi, 120 «u longi, 15 u 
lati, parte sporif. 90—100 longa, paraphysibus filiformibus obvallati, octospori. 
Sporae distichae, oblongae, 20— 235 u longae, 10—12 u crassae, 
utrinque obtusiusculae, eurvulae, initio subdidymae, dein 7-septatae, loculis 
plerisque longitudinaliter dimidiatis, ad septum medium constrictae, fuligineae, 
Hab. in eulmis Arundinis Donacis putrescentibus Patavii, Martio 1875. 
Obs. Valde affine, ex descriptione, L. gregario, Fekl, a quo ostiolis 
medioeribus, neque minutissimis sporisque ad septa (nisi medium) non con- 


strictis et matrice aliena satis differt.“ (Saccardo, 1. c.) 


64. Iu. brachystomum, (N. i. c.). 


Perithecia gregaria, sine ordine subaequaliter disposita, saepe approxi- 
mata v. contigua, sessilia, media magnitudine, subglobosa v. obtuse conica, 
saepe tuberosa, granulosa, nigra, ostiolis brevibus, poro suborbieulari pertusis. 

Asci stipati, cylindrici, plerumque brevissime pedicellati, rectiusculi 
v. rarius curvati, membrana erassiuscula strueti, octospori, 130—180 u in 
long., 14—16 u in lat. aequantes. 

Paraphyses numerosae, tenues, filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae plerumque ovales, utrinque obtusissimae, rectae, raro paululo 
curvatae, 5, raro 7 septis transversis divisae, semper fere muriformes, medio 
saepe lenissime constrictae v. nonnihil didymae, haud torulosae, hyalinae, 


oblique v. rarius reete monostichae, 29—36 ; longae, 11—12 u crassae. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 89) 138 


Die mehr oder weniger kugeligen bis abgestumpft kegelfórmigen Perithecien 
der vorliegenden Art bieten oft ein sehr rauhes, höckeriges Aussehen dar und 
tragen oben kurze, sich wenig abhebende Ostiola. 

Die Schläuche liegen sehr zahlreich dicht neben einander gereiht. — 
Die Sporen sind fast stets mauerförmig, nur selten einfach 6-zellig. Der 
Gestalt nach denen der vorigen Species ziemlich ähnlich, sind sie durch die 
stets hyaline Beschaffenheit davon leieht zu unterscheiden. 

Auf der Rinde von Pappeln am faulen See bei Schwerin im April 
1855 von Wiistnei, ebenso im Gebiete auf Pappeln und Weiden von Nitschke 
zahlreich gesammelt. (Taf. 6. Fig. 59.) 

65. EL. vexans, (N. i. e). 

Perithecia subgregaria, partim conferta, irregulariter, plerumque autem 
aequaliter ordinata, sessilia v. basi tantum innata, media magnitudine, ple- 
rumque subglobosa, interdum compresso-cylindrica ac basi angustiora, rugu- 
losa, saturate nigra, ostiolis concoloribus, minutis, papillaeformibus, poro orbi- 
culari perforatis. 

Asci substipati, eylindriei v. subeylindriei, breviter pedieellati, raro 
subclavati ac longe pedicellati, rectiusculi, octospori, 130—160 u longi, 
16—24 u crassi. 

Sporae fusiformes v. subeylindricae, obtusiusculae, interdum acutiusculae, 
rarius inaequilaterales, rectae v. parum curvatae, primo 2-cellulares, 4—6- 
guttatae, hyalinae, dein 4- v. 6-cellulares, medio parum v. haud constrictae, 
fuscescentes, parallele distichae v. in asci parte inferiore quidem oblique 
monostichae, 35—45 u longae, 9—10 u crassae. 

Die Gestalt der Schläuche ist bei dieser Art ziemlich variabel. Bald 
sind sie eylindrisch oder annähernd eylindrisch mit etwas verdickter Spitze 


und kurzem Stiele, wie es der in der Figur dargestellte Schlauch erkennen 


lässt, bald mehr oder weniger keulenförmig und lang gestielt. — Paraphysen 
habe ich nieht beobachtet. — Die Sporen erscheinen im ausgewachsenen Zu- 


stande stets einfach 4- oder 6-zellig, nie mauerfórmig. Im Schlauche liegen 
sie dicht an einander, und zwar in zwei Parallelreihen oder wenigstens im 
unteren Theile schief einreihig; selten bemerkt man im oberen, breiteren 


Theile drei Sporen neben einander. 


Nova Acta L. Nr. 2. 18 


134 Friedrieh Lehmann. (p. 90) 


Auf Salix Tourn. vorkommend. 
Von Nitschke im Gebiete in einer Reihe von Exemplaren gesammelt, 
(Taf. 6. Fig. 60.) 


66. L. macrostomoides, Ces. & DNtrs. (chem. di classif. p. 45.) 


Syn.: Sphaeria macrostomoides, De Notaris, Microm. Ital. VIL. n. 6. (,,Spor. 6-cellular., 
monostich.**) 
Exsiec.: Sphaeria macrostoma, Kunze exsiec. 


S. excipuliformis, Auerswald, in Klotzschii Herb. mye. ed. I. n. 962. 


Perithecia subgregaria v. sparsa, irregulariter atque inaequaliter dis- 
posita, plus minus immersa, ostiolis plerumque tantum prominentia, majuscula, 
globosa, atra, ostiolis exstantibus, compresso-cylindraceis, superne leviter 
areuatis, altitudine haud multo longioribus instructa. 

Asci substipati, subcylindrici, longiuseule pedicellati, recti v. parum 
eurvati, oetospori, 125—150 « longi, 15—17 u crassi. 

Paraphyses numerosissimae, praelongae, pertenues, simplices, unicellu- 
lares, contextae, 

Sporae fusiformes v. clavatae, rarius subcylindrieae, obtusae, plerumque 
inaequilaterales, rectae v. paulo eurvatae, 6-, raro 7- v. S-cellulares, perparum 
torulosae v. constrictae, pallide v. obscure fuscae, plerumque oblique sub- 
monostichae, rarius in asci parte superiore parallele distichae, in parte in- 


feriore recte monostichae, 33—45 u longae, 9—12 u crassae. 


Die nieht gerade sehr zahlreichen, mehr oder weniger cylindrischen 
Schläuche laufen in einen ziemlich langen Stiel aus und sind mit einer sehr 
quellbaren Membran versehen. — Die Sporen, unter welchen die cylindrischen 
und spindelförmigen mit denen der vorigen Art unverkennbar eine grosse 
Aehnlichkeit besitzen, sind in der Regel 6-, selten 7- oder 8-zellig; in ganz 
vereinzelten Fällen traf ich sogar 4-zellige Sporen an. Bald sind die beiden 
mittleren Sporenzellen etwas hóher als die übrigen, und das scheint mir am 
häufigsten vorzukommen, bald sind sämmtliche Zellen gleich hoch. 


Von Auerswald bei Leipzig und Arnstadt auf Pappeln, von Nitschke 


im Gebiete auf Pappeln und Weiden gefunden. (Taf. 6. Fig. 61.) 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p.91) 135 


67. L. macrostomum, Tode. 


Syn.: Sphaeria macrostoma, Tode, Fung. Meckl. Fasc. IL. p. 12. [,,@) v. nigra: — in 
ligno ipso rami cujusdam, putredine admodum jam exesi. — 2) v. fusca: — 
ramuli cujusdam putrescentis, cortice exuti, superficiei immers. — y) v. nigro- 
fusca: — in Hederae terestris et Lonicer. Periclym. stipitibus aridis. — 
0) v. libera: — in fructulo ligni quercini. — &) v. pileata: — in ramulis 


avidis.“]; 

Fries, Syst. myc. IL. p. 469. („ad ligna, sarmenta et cortices, passim.“) ; 

Currey, Transact. Linn. Soc. XXII. (1859.) p. 321. n. 283. pro parte, 
tab. 58. f. 65. („Spor. *0020 to 0026 i = c. 45—55 u long.*); 

Kickx, Flor. crypt. de Flandr. p. 337 seq. (,,Spor. bisér., oblong.-ellipsoid., 
obtus., divisées transversalement par 5—6 cloisons. — Sur l'écorce des érables, 
etc.) 5 

Berkeley & Broome, Ann. Nat. Hist. n. 881.* (,Spor. *0008 i = c. 
20 « long, oblong, torulos., trisept., very like those of Aspregenii.“), 

Lophiostoma macrostoma, Cesati & De Notaris, Schem. di classif. p. 45; — Cooke, 
Transact. Bot. Soc. vol. IX, 2. Pr 327.0: 1. 0. acon. pl. VI. f. 1. et Handb. 


Brit. Fung. II. p. 848. (,,Spor. uniser., yellow, then brown, 7-sept., the last 


Joint at each extremity small and colourless, 35 4 — On bark of Sycamore 
and on Holly twigs.“); — Fuckel, Symb. mye. p. 157 seq. 
Exsice.: Fries, Scler. Suec. n. 345. — Fuckel, F. rh. n. 923. („Spor. submonostich., 


oblong., utrinque at tenuat., 4—5-septat., medio constrict., fuse., 40 u long., 
9 u crass. An alter Rinde von Quercus, das ganze Jahr.**) 

Perithecia plerumque sparsa, irregulariter distributa, primo immersa et 
ostiolis tantum emergentia, tandem semiimmersa, interdum paene superficialia, 
majuseula, sphaeroidea, atra, nucleo albo, ostiolis plerumque magnis, ellipsoideis, 
basi saepe angustioribus atque apice transversim striatis, poro magno, sub- 
orbieulari pertusis, tuberosis, longitudine saepe multo altioribus instructa. 

Asci stipati, cylindraceo-clavati, basin versus longiuscule attenuati 
V. breviter pedicellati, subrecti v. saepius curvati, octospori, 110—160 u longi, 
14—18 u lati. 

Paraphyses numerosissimae, longae, tenues, filiformes, simplices, uni- 
cellulares, ascos longitudine paene aequantes. 

Sporae fusiformes v. oblongo-ellipsoideae, utrinque obtusae, nonnun- 
quam inaequilaterales, rectae v. curvulae, 6—10-cellulares, interdum per- 


parum  torulosae, fuscae, — plerumque cellulis terminalibus minutissimis 


i 


136 Friedrich Lehmann. (p. 92) 


pallidioribus —, oblique monostichae v. subdistichae, 40—60 w longae, 


10—16 u crassae. 


Diese Art hat ihren Namen von den meist grossen Ostiola, welche 
an der Spitze von einer gleichfalls grossen, fast kreisrunden Pore durchbohrt 
sind. — Die in den Grüssendimensionen ziemlieh variablen Sporen sind im 
Allgemeinen braun; doch erscheinen die sehr kleinen Endzellen meist heller 
gefärbt. 

Von den mir vorliegenden Exemplaren ist eines von Wiistnei zu 
Güstrow bei Schwerin im Jahre 1850 an Kichenrinde gefunden; die übrigen 
sind von Nitsehke im Gebiete auf demselben Substrate gesammelt. (Taf. 6. 


Fig. 62.) 


68. LL. excipuliforme, Fr. 
Syn.: Sphaeria eacipuliformis, Fries, Syst. myc. ll. p. 469. („In cortice Aceris et 
Fraxini crassiore.“) 
Exsice.: Fries, Scler. Suec. n. 88 (sub Lophio!). (,, Spor. 48—66 u long., 17—18 u 
crass., fusc. — Querc.*); — cf. Berkeley & Broome, Ann. Nat. Hist. n. 880. 
(Form. typie.: „spor. sometimes *0028 i = c. 60 u long.) 

Peritheeia sparsa v. rarius subgregaria, irregulariter ordinata, sub- 
emersa, majuseula v. magna, ovata, rugulosa, nigra, ostiolis superne plerumque 
compresso-dilatatis, lateribus ad verticem perithecii contractis, cono truncato 
inverso quodammodo forma similibus, nitido - atris. 

Asci plerumque substipati, cylindriei v. rarius late clavati, breviter 
v. longiuscule pedicellati, subrecti v. rarius curvati, membrana magnopere 
incrassata structi, octospori, 210—336 y in long, 20— 28 wu in lat. aequantes. 

Paraphyses numerosissimae, pertenues, filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae fusiformes, oblongae v. ellipticae, utrinque obtusiusculae v. ob- 
tusae, rarius acutiusculae v. subapiculatae, nonnunquam ` inaequilaterales, 
plerumque rectae, 6—10-cellulares, haud constrictae nec torulosae, fuscae 
v. opacae, oblique v. subrecte monostichae, rarius pro parte conglobatae, 


48—12 u longae, 15—21 u crassae. 


Die in Rede stehende Art nimmt, wie aus der vorangeschickten 


Diagnose hervorgeht, ihrem Namen gemiiss eine sehr exceptionelle Stellung 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 93) 137 


ein, indem sie unter allen Arten der Gattung die grüssten Perithecien, sowie 
auch die grössten Schläuche und Sporen besitzt. 

Bei den mir vorliegenden Exemplaren fand ich heile, vollkommen aus- 
gebildete Schläuche ziemlich selten, so dass die Messungen, zum Theil 
wenigstens, an mehr oder weniger unreifen Schläuchen vorgenommen sind. 
Es dürfte daher auch die Angabe Fuckels (cf. Symb. mye. p. 158), dass die 
Schläuche die bedeutende Länge von 336 « und eine Breite bis zu 28 u 
erlangen, wohl nicht übertrieben sein. 

Der von Berkeley und Broome (Ann. Nat. Hist. n. 880. c. icon. 
t. 11. f. 26*) gegebenen Beschreibung dieser Art, nämlich „Spor. fusiform., 
curved, with about 6 septa, ‘0012 i 30 u long, not constrict.“, liegt 
offenbar nicht die typische Form zu Grunde; denn bei letzterer sind die 
Sporen meist doppelt so gross, als hier angegeben ist. — Mir sind von dieser 


interessanten Art folgende 5 Substratformen bekannt: 


Forma Fraxini. 

Unversehrte Schläuche habe ich nieht beobachtet. 

Sporen ziemlich stumpf spindelförmig, gerade, zuweilen ungleichseitig, 
8—10-zellig, — die einzelnen Zellen mit dicker Membran und länglich rundem 
oder hexagonalem Lumen —, hell- bis sehr dunkelbraun, mit oft helleren 
Endzellen, 60—72 u lang, 18—21 u dick. 

Von Nitschke in der Nähe von Münster (Liitkenbeck) im Februar 1867 


auf einem alten Eschen-Baumstumpfe gefunden. 


F. Quercus. 
Syn. et exsice: L. pileatum, Fuckel, Symb. mye. p. 158 et F. rh. n. 2250. („Auf 
alter Rinde von Quercus, sehr selten, im Frühling. Im Oestricher Wald. — 
Die Sporen gleichen denen von L. excipuliforme.'*) 
Schläuche eylindrisch, 230 u lang, 20—22 u dick. 
Sporen stumpf spindelförmig, zuweilen etwas spitz, meist gerade, bis- 
weilen ungleichseitig, 8—10-zellig, dunkelbraun, mit oft helleren Endzellen, 
48—66 u lang, 17—18 u dick. 


Im Gebiete auf morscher Rinde von. Quercus L. von Nitschke ge- 


sammelt. (Taf. 6. Fig. 63b.) 


138 Friedrich Lehmann. (p. 94) 


F. Salicis. 
Syn.: L. excipuliforme, Fuckel, Symb. myc. p. 158. 

„Asci eylindracei, stipitati, oetospori, 336 u long., 28 n crass. 

Sporae oblique monostichae, oblongae, utrinque subapiculatae, inaequi- 
laterales, primo 8-guttulatae, fuscae, demum 7-septatae, opacae, 60 u long., 
18 u crass. 

An alter Rinde von Sali alba, selten, im Herbst. Auf dem „Alten- 
stand“, Oestrich gegenüber. 

Hat unter Allen die grössten Perithecien und die grössten Sporen 
und Schläuche.“ Fuckel, 1. c. 

F. Populi. 

Schläuche 210—240 u lang, 22—24 u breit. 

Sporen spindelfórmig bis stumpf elliptisch, 6—8-, selten 10-zellig, 
dunkelbraun, im Schlauche schief bis fast gerade einreihig angeordnet, wenig 
über einander greifend, selten im oberen Schlauchtheile unregelmässig zusammen- 
gehäuft, 60—72 u lang, 15—18 , dick. 

Im Thiergarten zu Cappenberg von Nitschke gesammelt (August 1866). 
(Taf. 6. Fig. 63a.) 

F. Aceris. 
Syn.: Sphacria Balsaminea, De Notaris, Microm. Ital. VIL. n. 7. Erbar. Crittog. n. 649. 
Lophiostoma Balsaminea, Cesati & De Notaris, Schem. di classif. p. 45.. („Sporidiis 
similis insequenti (L. eweipuliformis), sed pyreniis minoribus, profundius in- 
sculptis differt.**) 


Schläuche mit dicker Membran, 220—290 u lang, 20—24 u breit. 
D l D) / 


Sporen gerade oder etwas gekrümmt, ungleichseitig, Anfangs 2- zellig 
und hellgelblich, schliesslich 8—10-zellig und dunkelbraun, 66—72 u lang, 
16—18 u dick. 


Von Nitschke bei Münster gefunden. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (y. 95) 189 
Y g y N g Loy I 


Glyphium, (N. i. c.) 


Syn.: Lophium (pro parte), Wallroth, Flor. Crypt. Germ. IL. p. 433; — Duby, Mém. 
Hyst. p. 22; — Fuckel, Symb. mye. p. 93. 
Perithecia gregaria, irregulariter ordinata, superfieialia, majuscula, do- 
labriformia, membranacec-carbonacea, nigro-picea, labiis arctissime conniventia. 
Asci longissimi, eylindriei, octospori. 
Paraphyses nullae. 
Sporae ascorum fere longitudine, filiformes, multiguttulatae, fuscescentes. 
Die folgende, einzige Species dieser Gattung wurde von Nitschke wohl 
mit Recht von Lophium, Fr. getrennt, da sie durch ihren unverkennbar 
eigenthiimlichen Habitus von den übrigen Formen der genannten Friesschen 


Gattung erheblich abweicht. 


l. G. dolabriforme, Wallroth. 


Syn.: Lophium dolabriforme, Wallroth, Flor. Crypt. Germ. IL. p. 433. („Ad corticem 
Pyri communis et Alni in agro heringens. Thuring. rarius.*); — Duby, Mém. 
Hyst. p. 22. c. icon. tab. I. f. 4. (,,Thecis elongato - cylindrico - clavatis, sporis 
filiformibus, apice et interdum basi etiam dissilientibus.*); — Fuckel, Symb. 
myc. p. 93. (,,Ascis longissimis, filiformibus, octosporis, sporis asci longitudine, 
filiformibus, multiguttulatis, maturis fuscis. — Ad Pyri communis corticem 
vetustum, rarissime. Vere. In valle supra Eberbach.*) et „Nachtrag“ IL p. 19. 
(„Auf dünnen entrindeten Aesten von Prumus spinosa um Neuchatel von 

Morthier gesammelt.**) 

Glyphium Wallrothi, (N. i. ¢.). 

Exsicc.: Fuckel, F. rh. n. 763. 
Perithecia gregaria, irregulariter atque inaequaliter disposita, super- 
ficialia, hasi fantum leviter innata, majuscula, erecta, utrinque compressa, 
€ basi ad apicem ancipitem, truncatum ` desinentia, lateribus obsolete 


tenuiterque transversim striata, granulosa, nigro-picea, nitidula, labiis arctis- 


sime conniventibus. 


140 Friedrich Lehmann. (p. 96) 


Asci sparsi, cylindrici v. rarius elongato-cylindrico-clavati, varie cur- 
vati, rarius subreeti, octospori, 300—400 ,, in long, 9—10 n in lat. aequantes. 

Paraphyses nullae. 

Sporae filiformes, rectae v. saepius curvatae, primo simplices ac hya- 
linae, demum multiguttulatae ac fuscescentes, in ascis fascicwatim ordinatae, 
300—400 u circiter longae, 2 u latae. 

Die vorliegende Species ist an der ausgeprägt meisselföürmigen Gestalt 
ihrer Perithecien leicht zu erkennen, und diese hervorstechende Eigenschaft 
ist es auch, welche sie von den Formen der nachfolgenden Gattung Lophium 
deutlich unterscheidet, — Die meist eylindrischen, mannichfach gekrümmten 
Schläuche erreichen die sehr beträchtliche Länge von 300—400 u. Diese 
Zahlen sind jedoch nur als approximative anzusehen, da ich völlig unver- 
sehrte Schläuche bei dem mir zu Gebote stehenden dürftigen Exemplare über- 
haupt nicht beobachtet habe. 

Paraphysen scheinen hier gänzlich zu fehlen. 

Die Anfangs wasserhellen, einfachen, schliesslich bräunlichgelben, viel- 
tropfigen Sporen sind, im Gegentheile zu denen der Lophiostoma- Arten, 
schmal fadenförmig und finden sich in den Schläuchen, denen sie an Länge 
fast gleichkommen, bündelweise angeordnet. 

Auf der Rinde oder auf diirren, entrindeten Aesten von Pyrus com- 
munis Lọ, Alnus Tourn. und Prunus spinosa L. nistend. 

Im Gebiete ist @. dolabriforme, so viel ich weiss, bisher nicht auf- 
gefunden worden. — Meiner Untersuchung liegt ein Exemplar aus der Fuckel- 
schen Exsiecatensammlung (F. rh. n. 763) zu Grunde, Dem Umstande, dass 
ich bei diesem, wie es scheint, veralteten Stücke nur mehr oder weniger 
verletzte Schläuche auffand, ist es zuzuschreiben, dass ich keine Abbildung 


der übrigens ja auch sehr einfach gebauten Schläuche und Sporen bei- 


gefügt habe. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 97) 141 


Lophium, Fr. 
(Syst. myc. II. p. 533, Elench. fung. Il. p. 113 et Sum. Veg. Scand. p. 401.) 


Syn.: Hysterium, Persoon, Syn. meth. fung. p. 97. — Lophium, Wallroth, Flor. 
Crypt. Germ. IL. p. 432 (pro parte); — Greville, Scot. Crypt. Flor. vol. III. 
Nr. 36. p. 177 et vol. VI. Nr. 73. p. 19; — De Notaris, Prim. lin, de’ Pire- 
nom. Isterin. p. 9, 29 et 30; — Duby, Mém. Hyst. p. 22; — Fuckel, Symb. 
myc. p. 93; — Saccardo, Conspect. gener. Pyrenom. Ital. p. 23. — Lophidium, 
Karsten, Myc. Fenn. Il. p. 33 et p. 247. 

Perithecia sparsa v. gregaria, partim conferta, irregulariter ordinata, 
primo innata, demum superficialia, basi coarctata v. subpedicellata, media 
magnitudine v. minima, conchiformia, compressa, verticalia, membranaceo- 
rarbonacea, fragilia, lateribus plerumque transversim striata, nigra, nitidula, 
nucleo albido v. dilute fuscescente, primo clausa, dein rima longitudinali, 
marginali, angustissima dehiscentia. 

Asci elongati, plerumque eylindriei, octospori, paraphysibus filiformibus, 
simplicibus, unicellularibus immixti. 

Sporae ascos longitudine aequantes, filiformes, guttulatae, hyalinae 
v. flavescentes, in ascis fasciculatim collectae. 

Die Arten dieser Gattung zeichnen sieh dureh die meist deutlich 


flach-muschelartige Gestalt ihrer Perithecien aus, welche sich ohne bestimmte 


Anordnung, spürlieh oder locker bis dieht heerdenweise, bald mehr oder 
weniger sitzend, bald ziemlieh lang gestielt auf ihrem Substrate vorfinden. — 
Die in der Regel genau eylindrischen Schläuche sind mit fadenförmigen, stets 
einfaehen und einzeligen Paraphysen untermischt und enthalten normal je 
S fadenfürmige, zu einem Biindel vereinigte Sporen. Letztere sind wie bei 
Glyphium im Innern durchaus homogen oder mit 'lrópfchen erfüllt. Fries 
will freilieh eine Septirung der Sporen beobachtet haben (cf. Summa Veget. 
Seand. p. 401); doch habe ich diese alleinstehende Angabe. bisher nicht be- 


stätigt gefunden. 


Nova Acta L. Nr. 2. 19 


142 Friedrich Lehmann. (p. 98) 


Die hierher gehörigen Pilze sind, wie diejenigen der Gattungen Glyphium 
und Mytilinidion, nach Fuckel (ef. Symb. mye. „Nachtrag“ I. p. 11) peren- 
nirend, und die für sie so charakteristischen Querstreifen an den Perithecien 
bedeuten ebensoviele Wachsthumsperioden, so dass der genannte Forscher sie 
füglich als Jahresringe bezeichnen zu können glaubt. 

Mit Sicherheit sind mir 4 Arten von der vorliegenden Gattung bekannt, 
die vorwiegend auf dürrem oder faulem Holze von Coniferen nisten. Im Ge- 
biete scheinen dieselben, wie schon im einleitenden Theile meiner Arbeit 
erwähnt wurde, nur spärlich vertreten zu sein, und es konnte daher die 
folgende Darstellung dieser Pilzgruppe bei dem äusserst geringen mir zu 
Gebote stehenden Material nur liickenhaft ausfallen. 


l. LL. mytilinum, (Pers) Fr. 


Syn.: Hysterium mytilinum, Persoon, Syn. meth. fung. p. 97. („Ad corticem Pini 
abietis, rara species.“ 

Lophium mytilinum, Fries, Syst. mye. IL. p. 533 seq. („Ad cortices, ligna et acus 

Pinuum, ,Juglandis Carolinae‘. Perennis.“), El. fung. IL. p. 113 et Sum. Veg. 

Scand. p. 401; — Wallroth, Flor. Crypt. Germ. II. p. 432. („Ad cortices 

antiquos Abietum, Pinuum, Betularum et Juglandum pone radices, in Hereyn. 

infer. et super. nec non in Thuring. ditione passim, per totum annum.*); — 

Greville, Scot. Crypt. Flor. vol. III. n. 36. p. 177. c. icon. tab. 177. f. 1 et 


vol. VI. n. 73. p. 19. (,In truncis lignoque denudato Pinorum.“); — De 
Notaris, Prim. lin. Pirenom. Ister. p. 30; — Duby, Mém. Hyst. p. 22. („Ad 
ligna annosa semiputrida praesertim Pinus.*); — Fuckel, Symb. mye. p. 93. 
(„An faulem Holz und Rinde von Pinus, nicht selten, im Herbst. Um 
Oestrich.*); — Saccardo, Fung. Gall. Michelia, v. IL. p. 610. („In cortice 
Pini sylvestris. Asci 140 ^ 9; sporidia 120 7 1.*) 

Exsicc.: Fries, Scler. Suec. n. 60. — Rabenhorst, Herb. myc. ed. II. n. 714. 
(„Dresdae, ad lignum abietinum leg. ipse.“). — Fuckel, F. rh. n. 762. 


Perithecia gregaria v. sparsa, media magnitudine, subpedicellata, e basi 
tenuata sursum dilatata, compressa, medio subventricosa, conchiformia, lateribus 
transversim striata, fragilia, atronitentia, nucleo albido v. dilute fuscescente, 
labiis arctissime conniventibus. 


Asci substipati, cylindrici, subrecti v. curvati, oetospori, 180 , longi, 
10 u lati. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 99) 143 


Paraphyses filiformes, simplices, unicellulares. 

Sporae filiformes, primo simpliees ae hyalinae, dein guttulatae ac 
pallide flavescentes, ascorum longitudine, 1—2 n latae. 

Meist auf Pinus L., vereinzelt auch auf Juglans L. und Betula Tourn. 
vorkommend. 

Mir liegt von dieser Art nur ein winziges und zudem noch schlecht 


entwickeltes Exemplar vor, welches von Beckhaus bei Höxter aufgefunden ist. 


2. L. mytilinellum, Fr. 


Syn.: Lophiwm mytilinellum, Fries, Syst. myc. IL. p. 534, El. fung. II. p. 113 et 
Sum. Veg. Scand. p. 401. („Ad folia putrescentia Pini silvestris, vere.*); — 
Duby, Mém. Hyst. p. 22. 

Lophidium mytilinellum, Karsten, Myc. Fenn. I. p. 247. („Ad acus et ramulos 


Pini sylvestris verisimiliter per totam Fenniam obveniens, etsi adhuc tantum 
in regionibus australioribus lectum. Perenne.*) 
Exsicc.: Fries, Scler. Suec. n. 271. 
Karsten, Fung. Fenn. exs. n. 770. 
,Peritheeia subsessilia, superficialia, sursum leviter dilatata, laevia, 
atra, minima, altit. et latit. circiter 0,4 mm. 
Asci eylindracei, longit. 170—200 u, erassit. 5,5—6 u. 
Paraphyses (pseudoparaphyses) gracillimae, parcae, flexuosae, breves. 
Sporae 8:nae, conglobatae, filiformes, guttulatae, in ascis luteolae, lon- 
gissimae, (100—150 w), erassit. 1—1,5 u.“ (Karsten, 1. c.) 
Nach Fries ist diese Art der vorigen sehr ähnlich, jedoch etwa 
sechsmal kleiner als dieselbe. 
Im Gebiete ist sie bisher noch nicht angetroffen, und es steht mir 


weder ein Exemplar, noeh auch eine Abbildung von ihr zur Verfügung. 


3. L. elatum, Grev. 
Syn.: L. elatum, Greville, Scot. Crypt. Elort vol omoes po 1625.66 Icon, dt, 177. 
f.2 et vol VL n. 78. p. 19; — Fries, El Fung. IL p. 113 et Sum. Veg. 


Scand. p. 401. („In lignis putridis Scotiae. *); — De Notaris, Prim. lin. 
Pirenom. Ister. p. 29 seq.; — Duby, Mém. Hyst. p. 22. („Ad ligna abietina 


prope Sedan det. cl. Mont. et ex ill. ad ramos Fraxini in Alpibus cl. Aunier, 
ad ramos deciduos Mali, in Neustria ill. Desmaz., exs. 1530 et Ann. sc. nat. 
29 S6r, CUT. pi 097 bah be B. 5) 


19* 


144 Friedrieh Lehmann. (p. 100) 


Peritheeia sparsa, majuscula, stipitata, compressa, sursum aequaliter 
dilatata, truneata, cuneiformia, transversim striata, nigra, nitida. 

Asci longi, angustissimi, filiformes, curvati, octospori, paraphysibus 
simplicibus, unieellularibus immixti. 

Sporae filiformes, guttulas minutissimas, olivaceas includentes. 

Auch Z. elatum schliesst sich nach Fries eng an L. mytilinum an, 
unterseheidet sich aber von dieser Art schon deutlich durch die langgestielten 
Perithecien. 

Ich habe mir leider von der in Rede stehenden Art kein Exemplar 


zur Untersuchung verschaffen kónnen. 


1. I. Limoni, Thuemen, herb., non „Contrib. ad Flor. Mycol. Lusit. Ser. III. 
1881 (1225).* — cf, Penzig, Fung. Agrumicol, Michelia. vol. IT. p. 423. 

,Peritheeia solitaria v. laxe gregaria, emerso-superficialia, sessilia, plus 
minusve orbiculata, subdisciformia, verruculosa, aterrima, majuscula. 

Asci longe cylindracei v. fere fusiformes, subarcuati, apice acutati, 
basi angustati, sessiles, octospori, 180—200 u long., 6 u crass. 

Paraphyses numerosae, filiformes, clavatae, hyalinae, longitudine 
ascorum. 

Sporae octonae, elongato-filiformes, flexuosae, 150—160 u long. 
0,5—1 w erass., dilute luteae v. hyalinae. 

Hab. in ramulis aridis Citri Limonum R.; Felqueiras (Lusitania); 
mens. April 1878. leg. J. A. Henriques.“ (Penzig, l. e.) 

L. Limoni gehört nach der vorstehenden Diagnose mit. Bestimmtheit 


hierher; — durch Autopsie habe ich diese Art leider noch nicht kennen 


gelernt. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 101). 145 


Mytilinidion, Duby. 
(Mém. Hyst. p. 22.) 


Syn.: Hysterium, Decandolle, Fl. Fr. 5. p. 167, pro parte. 
Lophium, Fries, El. fung. II. p. 114 et Sum. Veg. Scand. p. 401, pro parte. 


Mytilinidion, Crouan, Flor. du Finist. p. 29 seq., pro parte; — Fuckel, Symb. 
Y ; b, 
myc. p. 93 et „Nachtrag“ I. p. 10 (298) seq.; — Saccardo, Consp. gen. 


Pyrenom. Ital. p. 23. 

Perithecia sparsa v. gregaria, partim approximata, irregulariter v. pa- 
rallele disposita, superficialia, sessilia, media magnitudine v. minuta, cymbi- 
formia, convexa v. compressa, verticalia, membranaceo-carbonacea, fragilia, 
lateribus transversim striata, rarius laevia, nigra, nitida, rima submarginali, 
angustissima, plerumque dehiscentia. 

Asci cylindracei v. elongato -clavati, breviter pedicellati v. sessiles, 
octospori. 

Paraphyses nullae. 

Sporae fusiformes. v. oblongae, utrinque obtusiuseulae v. obtusae, 
plerumque rectae, 4—8-cellulares, medio saepe ‘constrictae, submonostichae 
v. distichae, fuscae. 

Die Formen dieser Gattung sind im äusseren Habitus denen der 
Gattung Lophium ähnlich, im Bau der Schläuche und vornehmlich der Sporen 
schliessen sie sich jedoch an die Lophiostoma-Arten an. — Duby führt in 
seiner Charakteristik dieser von ihm gegründeten Gattung sogar eine besondere 
supplementäre Fruchtform, nämlich Spermatien erzeugende Spermogonien, als 
hier vorkommend an; doch wird derselben bei den einzelnen Arten nirgends 
Erwähnung gethan. 

Die hierher gehórigen Pilze (3 Arten) nisten nach den bis jetzt vor- 
liegenden Beobachtungen fast ausschliesslich auf dürrem oder faulem Holze 
oder auf Nadelresten von Coniferen. — Im Gebiete sind sie bislang nicht 


aufgefunden, und es steht mir daher leider gar kein Material zu eigenen 


Untersuchungen zur Verfügung. 


146 Friedrieh Lehmann. (p. 102) 


l. M. aggregatum, DC. 
Syn.: Hysterium aggregatum, Decandolle, Flor. Fr. 5. p. 167. 

Lophiwm aggregatum, Fries, El. Fung. IL. p. 114. (,,Ad ligna denudata Pini circa 
Femsjó Smolandiae abunde, praecipue vere; etiam ex Helvetia et Lapponia 
habeo.*) et Sum. Veg. Scand. p. 401. 

Mytilinidion aggregatum, Duby, Mém. Hyst. p. 22. tab. I. f. 3. („Ad ligna denu- 
data Pinus, in Jurasso — Chaillet! —, Suecia — Fries, Scler. Suec. n. 351 —, 
cirea Lemovicem — cl. Lamy! — Nudo oculo refert maculas nigras, irregu- 
lares, 4—10 mm longas, sub lente compositas e receptaculis densissime 
aggregatis.“); — Crouan, Flor. du Finist. p. 30. (,Spores oblongues. — Sur 
les ergots morts de Sapin et les tiges mortes de Ronce. Hiv.*); — Saccardo, 
Fung. Ven. Ser. IX. Michelia. vol. I. p. 415. („Ad truncos putres decorticatos 
Pini Strobi a Conegliano, aut. 1877. (Spegazzini).“) 

Exsicc.: Fries, Scler. Suec. n. 351. 


,Perithecia hine inde (parallele) aggregata, (sessilia), vix !/ 


12 


mm. lga, 
carbonacea, (atronitentia), basi setulis rigidulis, fuligineis (constanter?) cincta. 

Asci cylindracei, breve stipitati, 120—130 « longi, 10 w lati, apice 
obtusati, octospori. 


Sporae submonostichae, initio subdidymae, dein fusoideae, 20— 24 u 
longae, 6—7 u crassae, 3-septatae, ad septum medium leniter constrictae, 


olivaceo-fuligineae, quandoque loculis extimis pallidioribus.* (Saccardo, 1. c.) 


9. M. Dubyi, Crouan. 


Syn. et exsicc.: M. Dubyi, Crouan, Flor. du Finist. p. 30. („Pörithöciums de 1 millim., 
isolés ou réunis 2 ou 3, noirs, mytiliformes, fragiles; theques cylindriques 
à 8 spores jaunes, fusiformes, longues, à 3 cloisons écartées. — Bur les 
troncs pourris de Pins coupés. Aut.) 

M. aggregatum, Fuckel, Symb. mye. p. 93 et F. rh. n. 761. („Spor. fusiform., 
3—5-sept., matur. flav., 38 u long., 3—6 u crass. —- Ad Pini sylvestris 
truncos putridos, rarissime. Autumno. Mönchswald ca Okriftel.*); — cf. Fuckel, 
Symb. myc. „Nachtrag“ I. p. 10. 

M. rhenanum, Fuckel, Symb. mye. „Nachtrag“ I. p. 10 (298). 


,Peritheeia superficialia, sessilia, dense gregaria, Lophii mytilini 
magnitudine, maculae fuscae, siccae pulveraceae plerumque insidentia, parallele 


disposita, eymbiformia, convexa, a latere vix compressa, transversim striata, 


fusco-nigra, nitida, indehiscentia. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 103). 147 


Asci substipitati, eylindracei, 8-spori, 120 « long., 10 u crass. 

Sporae distichae, fusiformes seu anguste clavatae et antice obtusius- 
culac, plerumque rectae, 3-septatae guttulataeque, conforme fuscae, 36—38 u 
long. 4—6 u crass. 

An faulen Wurzelstümpfen von Pinus sylvestris, perennirend. Neuer- 
dings beobachtete ich dasselbe in Gesellschaft von Lophium mytilinum im 


Kieferwalde bei Vollrads.“ (Fuckel, Symb. mye. „Nachtrag“ I. p. 10.) 


3. M. gemmigenum, Fekl. (Symb. mye. „Nachtrag“ I. p. 10 (299).) 


Perithecia superfieialia, sessilia, sparsa seu paucigreearia, macula 
” $ 7 iz] D 3 


deficienti, Mytilinid. rhenano duplo triplove minora, verticalia, oblonga, utrinque 
obtusa, vix compressa, latere transversim subtiliter multistriata, antice convexa, 
obtusa, rarius emarginata, medio acie angustissima, atra. 

Asci elongato-clavati, octospori, 92 u long., 10 u crass. 

Sporae in asci inferiore parte monostichae, in superiore parte distichae, 
fusiformes, utrinque obtusae, plerumque rectae, primo (in ascis) hyalinae, 
demum fuscae, 7-septatae, 36 u long., 4—5 u crass. 

"ast stets an diirren Knospen, oder eigentlich an den Rudimenten der 


abgefallenen Nadeln und sehr selten an der Rinde der Aestehen von Larix 


europaea, sehr selten, perennirend, im Frühling mit jugendlichen Schläuchen 
und Sporen.. An dem oberen Mittelheimer Aepfelbach.“ (Fuckel, 1. c.) 


Friedrich Lehmann. (p. 104) 


Verzeichniss der Abkürzungen. 


Aw. = Auerswald. 

Berk. & Br. = Berkeley & Broome. 
Ces. & DNtrs. — Cesati & De Notaris. 
Crn. = Crouan. 

DC. = Decandolle. 

Dsmz. == Desmazieres. 


Dub. — Duby. 


Fr. = Fries. 
Fckl. = Fuckel, 
Grey, = Greville. 


N. — Nitschke; N. i. e. = Nitschke, in collectione. 
Pers, == Persoon. 
Sacc. 


Saccardo. 


Spegaz. == Spegazzini. 


u == Mikromillimeter. 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma etc. (p. 105) 149 


Verzeichniss der von mir bei der vorliegenden Arbeit 
benutzten Schriften, resp. Exsiecatensammlungen.!) 


Bail, Th. Das System der Pilze. Bonn 1858. p. 59* u. $9*. 
Berkeley, M. J. Outlines of British Fungology. London 1860. p. 381 u. 397. 
Berkeley, M. J., and Broome, C. E. Notices of British Fungi. Annals and Maga- 
zine of Natural History. 
Ser. IL. vol. 9. (1852.) p. 328 u. 378. 
vol. 13. (1854.) p. 466. 
III. vol. 3. (1859.) p.. 971, 372. 
1861. n. 975 u. 982. 
(Excerpt. — Manuscript von Nitschke.) 
Bonorden, H. F. 1) Abhandlungen aus dem Gebiete der Mykologie. Mit 2 Tafeln. 
(A. d. Abhandl. der Naturf. Ges. zu Halle, Dd. VIIL, besonders abgedruckt.) 
Halle 1864. p. 153 u. 154. 
2) Handbuch der allgemeinen Mykologie als Anleitung zum Studium 
derselben, .nebst speciellen Beiträgen zur Vervollkommnung dieses Zweiges 
der Naturkunde. Mit 12 Tafeln Abbildungen. Stuttgart 1851. p. 262* u. 208. 
Cesati, V, e De Notaris, G. Schema di classificazione degli Sferiacei Italici Aschigeri 
piu ’o meno appartenenti al genere Sphaeria nell’ antico significato attribuitogli 
da Persoon. Genova 1863. p. 45 u. 46. 
Commentario della Società crittogamologica italiana. No. 4. Gennaio 1863. Genova 1863. 
p. 177—240: Cesati & De Notaris, Schema di classificazione degli Sferiacei 
Italici Aschigeri etc. 
Cooke, M. C. 1) A plain and easy account of British Fungi, with especial reference 
to esculent and economie species. III* edit. London 1876. p. 158. 
2) Handbook of Dritish Fungi, with full descriptions of all the species and 
illustrations of the genera. London 1871. vol. II. p.766*, 839 u. 848—852 incl. 
3) On the genus Lophiostoma of British Fungi. Transactions of the Bo- 
tanical Society, vol. IX, 2. Edinburgh 1868. p. 325—332 incl. (Plate VI.) 


(cf. Hedwigia. Redig. v. L. Rabenhorst, Dresden 1870, Nr. 3. p. 44 seq.) 


1) Die auf die Gattungen Glyphium, Lophium und Mytilinidion bezüglichen Seitenzahlen 
sind mit einem ** versehen. 


Nova Acta L. Nr. 2. 20 


| 150 Friedrich Lehmann. (p. 106) 


Corda, A. C. J. Anleitung zum Studium der Mykologie nebst kritischer Beschreibung 
aller bekannten Gattungen und einer kurzen Geschichte der Systematik. Mit 
8 Tafeln Abbildungen. Prag 1842. p. 132 u. 143*. 

Crouan, P. L., et Crouan, M. H. Florule du Finistère. Paris & Brest 1867. p. 29 u. 30* 

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London. p. 321. 

Desmazieres, J. B. H. J. Huitième notice sur quelques plantes Cryptogames, la 
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Duby. Mémoire sur la tribu des Hystérinées de la famille des Hypoxylées (Pyréno- 
| mycétes) (Extrait du vol. XVI. des Mémoires de la Société de Physique et 
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Fries, E. 1) Elenchus Fungorum, sistens Commentarium in Systema Mycologicum. 

vol II. Gryphiswaldiae 1828. p. 113*. 

2) Scleromycetes Sueciae. (Dec. I. —XXIL.) Lundae 1819/21. (Index. — 
Manuscript von Nitschke.) 

3) Summa Vegetabilium Scandinaviae. Sectio II. Holmiae & Lipsiae 1849. 
p. 391 u. 401*. 

4) Systema Mycologicum. vol. II. Lundae 1823. p. 466 u. 471 Del, 
p. 533* u. 534*. 

Fuckel, L. 1) Symbolae Mycologicae. Beiträge zur Kenntniss der Rheinischen Pilze. 

Mit VI lithogr. u. color. Tafeln. Wiesbaden 1869. p. 93*, p. 155 —158 incl. 
2) Symbol. Mycol. „I. Nachtrag.“ Wiesbaden 1871. p. 10 (298)*, p. 15 u. 
| 16 (303 und 304). 
3 3) Symb. Mycol. ,II. Nachtrag.* Mit 1 lithogr. u. color. Tafel. Wies- 
baden 1873. p. 19* u. 29. 
4) Symb. Mycol. „III. Nachtrag.“ Wiesbaden 1875. p. 20. 
5) Fungi Rhenani Exsiccati. Index. Fase. I—XXV.  Holstrichiae ad 
Rhenum Nassov. 1865—72. 
Greville, R. K. 1) Scottish Cryptogamie Flora. vol. III. No. XXXVI. Edinburgh. 


June 1825. p. 177*. 
2) Scott. Crypt. Flor. vol. VI. No. LXXIII. Edinburgh. July 1828. p. 19*. 
Grevillea, a quarterly Record of Cryptogamic Botany and its Literature. Edit. by 
M. C. Cooke. London, Edinburgh, Leipzig, New York. 
vol. V. 1876-—1877. No. 33. p. 44. vol. VII. 1879. No. 43. p. 84. 
Hazslinszky, F. A Bänät-Erdelyi Határvidék Gomba Viranya. 4 könyomatu táblával. 
Budapest 1873. p. 52. 


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p 


Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma ete. (p. 107) 151 


Hedwigia. Ein Notizblatt für kryptogamische Studien, nebst Repertorium für kryptog. 
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1870. No. 3. p. 44 seq.: M. C. Cooke, On the genus Lophiostoma of 

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1875. No. 5. p.. 68—72 incl: Saccardo, Fungi Veneti novi vel critici. 


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Hoffmann, H. Index Fungorum, sistens icones et specimina sicca nuperis temporibus 


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152 Fr. Lehmann. System. Bearb. d. Pyrenomycetengatt. Lophiostoma etc. (p. 108) 


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Naturali residente in Padova, vol. IV. Fasc. 1. Padova 1875.) p. 14 u. 23*. 
2) Fungi Italici autographice delineati. Patavii 1878. Fasc. V—VII. 
sistent. tab. 161—320. (Michelia, vol. I. 1878. Num. HI.) p. 332—340 incl. 
3) Fungi Italici autographice delineati. Fasc. 1—32. (Tab. 1—1280.) 
Patavii 1877—82. Tab. 146, 221—256 incl. u. 606—609 incl. 
4) Fungi Veneti novi vel critici. Ser. II. (Hedwigia 1875. No. 5. 
p. 69—72 incl.) 
5) Fungi Veneti novi vel critici vel Mycologiae Venetae addendi. Ser. IX. 
{ (Michelia, vol. I. No. 4. Pataviř 1878.) p. 411 u. 415*. 
6) Fungi Gallici lecti a Cl. Viris P. Brunaud, Abb. Letendre, A. Mal- 
branche, J. Therry vel editi in Mycotheca Gallica C. Roumeguéri. Ser. Il. 
| (Michelia, vol. II. Patavii 1882.) p. 70—72. 
| 7) Fungi Gallici lecti a Cl. Viris P. Brunaud, C. C. Gillet, Abb. Letendre, 
A. Malbranche, J. Therry & Dom* Libert recensuit P. A. Saccardo Ser. IV. 
(Michelia, vol. II. Patavii 1882.) p. 600 u. 601*. 
Sprengel, C. Florae Halensis tentamen novum. Halae Saxonum 1806. p. 352. 
Streinz, W. M. Nomenclator fungorum exhibens ordine alphabetico nomina tam ge- 
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Mit 5 lithogr. Tafeln. Wien 1878. p. 118—123. 
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Wallroth, F. G. Flora Cryptogamica Germaniae. Pars IL, continens Algos et Fungos. 
Norimbergae, 1833. p. 432* u. 433*, p. 791, 797 — 800 incl. 
Wünsche, O. Die Pilze. Eine Anleitung zur Kenntniss derselben. Leipzig 1877. 
Pp. 123151282" 1,200. 


— 


1) Fast siimmtliche Werke Saccardos sind mir leider erst kurz vor dem Abschlusse 


meiner Arbeit zu Hiinden gekommen; doch habe ich sie, soweit es mir noch möglich war, mit 


in Betracht gezogen. 


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NOVA ACTA 
der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher 
Band L. .Nr. 3. 


Beiträge 


Zoogeographie Westafrikas 


nebst einem 


Bericht über die während der Loango-Expedition von Herrn 


Dr. Falkenstein bei Chinchoxo gesammelten Coleoptera 
von 


Hermann Julius Kolbe, 


Assistenten am zoologischen Museum der Königl. Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. 
Mit 3 Tafeln Nr. XIV—XVI. 


Eingegangen bei der Akademie am 9. Januar 1884, 


HALLE. 
"1887. 


Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden. 


Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. 


Die Veranlassung zur Publieirung dieser Schrift bot eine Sammlung 
von Coleopteren, welche während der Loango-Expedition in Westafrika von 
dem Herrn Oberstabsarzt Dr. Falkenstein bei Chinchoxo bis Quillu nördlich 
von der Mündung des Congo veranstaltet worden war. Dieses coleoptero- 
logische Material wurde im Königlichen zoologischen Museum zu Berlin 
bereits von den Herren Professor Dr. A. Gerstücker, Baron E. von Harold 
und Dr. Ferdinand Karsch gesichtet und determinirt, indessen die end- 
gültige weitere Ausführung des Werkes bei Uebernahme meiner Stellung an 
obigem Museum durch die Liebenswürdigkeit des Dr. Ferdinand Karsch 
mir übertragen, weleher Arbeit ich mieh gern unterzog, zumal die da- 
mit verbundenen zoogeographisehen Studien mein wesentliches Interesse 
in Anspruch nahmen. Auch ein von Baron von Harold angelegtes Manu- 
script über die Chinchoxo-Coleopteren, welches die Beschreibungen einiger 
neuer Arten der Carabidae enthielt, wurde von dem Herrn Verfasser, auf 
meine an ihn gerichtete Anfrage wegen Benutzung desselben von seiner Seite, 
annullirt. 

Der Bearbeitung der Chinchoxo-Coleopteren schicke ich in dem ersten 
"Theile vorliegender Abhandlung Betrachtungen über die allgemeinen faunisti- 
schen Verhältnisse Westafrikas überhaupt und über die zoogeographischen 
der Coleopteren insbesondere voraus, auf welch letztere ich namentlich aus 
dem Grunde besonderen Werth lege, weil die Coleoptera sammt den übrigen 
Arthropoden bisher nur wenig zoogeographischen Forschungen gedient haben, 
jedoch bei dem jetzt schon erreichten Grade unserer Kenntniss der äthio- 


pischen Faunen derartigen Betrachtungen mit Erfolg unterzogen werden 


SS 


156 Hermann Julius Kolbe. (p. 4) 


können. Ich hege den Plan, solche Studien in der Zoogeographie noch 
weiter auszudehnen, weil ich das für eine wesentliche Förderung der Wissen- 
schaft, zumal bezüglieh der Arthropoden, eraehte; denn sowohl als absolute 
Wissenschaft an und für sich, als auch in Hinsicht auf den bedeutungs- 
vollen Zusammenhang der zoogeographischen Verbreitung mit der Stammes- 
entwiekelung der Thiere, ist die Zoogeographie ein tief greifender Bestand- 


theil der allgemeinen Zoologie, in der in unserer blühenden Gegenwart die 


Descendenzlehre und Phylogenie zur Basis aller Forschung auf dem Gebiete 


der Lebewelt geworden ist. 
Zum Schlusse statte ich allen Herren, die mir zur Förderung vor- 
liegender Arbeit ihre dankenswerthe Beihilfe zu Theil werden liessen, 


namentlich Herrn Dr. H. Dewitz, hiermit öffentlich meinen Dank ab. 


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Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 5) 157 


Inhalt. 


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I. Die westafrikanische Subregion und ihre Abgrenzung von der ostafrikanischen ,, 9 


Il. Die klimatischen und Vegetations-Verhältnisse der westafrikanischen Sub- 


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IV. Ueber meine Principien beim Studium der geographischen Verbreitung der 
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V. Betrachtungen über die westafrikanische Carabidenfauna. . . . . . «s 25 
VI. Betrachtungen über die Phylogenie der Carabidae im Hinblick auf ihre 
geographische; Verbreitung: au Bregen en ER 
VII. Verzeichniss der westafrikanischen Carabidae mit Angabe ihrer geographi- 
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VIII. Coleoptera von Chinchoxo j Peaster ins} 
Verzeichniss der fiir diese Arbeit benutzten Litteratur . . . . . . . , 208 
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Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. Y) 159 


Einleitung. 


Die Wissenschaft über die geographisehe Verbreitung der Thiere ist 
durch Alfred Russel Wallace eine wiehtige Disciplin in der Naturforsehung 
geworden, namentlieh da man gefunden hat, dass ein inniger Connex besteht 
sowohl zwischen der Verbreitung der Thiere und der Configuration der Erd- 
oberfläche, als auch zwischen der phylogenetisehen Entwickelung der Thier- 
stämme (Ordnungen, Familien, Gattungen) und dem Resultat ihrer jetzigen 
zoogeographischen Ausbreitung. 

Bisher fanden vornehmlich diejenigen Thierklassen in den Werken über 
Zoogeographie Beachtung, welche durehgehends die relativ grossen Formen 
enthalten, nämlich die Mammalia, Aves, Reptilia, Amphibia und Pisces; denn 
derartige Studien auch auf die kleinere und bei weitem reichere Thierwelt, 
namentlieh die Insecta auszudehnen, dazu fehlte bisher und grossentheils auch 
noch heutigen Tages die Basis eines umfassenden Materials. Es dürfte als 
ein Wagniss erscheinen, jetzt schon mit sieherem Blicke an die Herausgabe 
eines Buches über die geographische Verbreitung der Insecten oder einer 
Gruppe derselben zu denken, welches genügend wissenschaftlichen Werth 
beanspruchen künnte, wenn unsere Kenntnisse über diesen Gegenstand der 
Zoologie nieht eine gewisse Garantie für deren genügende Griindlichkeit bóten. 
Wir werfen zunächst unsere Blicke auf Afrika. Die Reihe der wissenschaft- 
lichen Expeditionen und der einzelnen Reisenden, welche in den letzten Jahr- 
zehnten die mühevolle Erforschung dieses Erdtheils unternahmen, repräsentirt 
eine grosse Fruchtbarkeit für die allgemeine, wie für eine specielle Wissen- 
schaft, und zeugt auch in gleichem Grade speciell von dem immensen Fort- 


schritte auf dem Gebiete der Zoogeographie. 


160 Hermann Julius Kolbe. (p. 8) 


Vor wenigen Jahren veröffentlichte der Baron von Harold in den 
„Coleopterologischen Heften“ eine umfangreiche Abhandlung über die von 
von Homeyer und Dr. Pogge während ihrer Forschungsreisen in Angola und 
dem Lundareich gesammelten Coleopteren; — der General G. Quedenfeldt 
einen Bericht über die während der Guessfeldtschen Expedition von 


gesammelten Coleoptera Longicornia; 


Dr. Falkenstein bei Chinchoxo g 
Dr. F. Karsch über die ebendaselbst von Dr. Falkenstein gesammelten 
Coleoptera Chrysomelidae, Coccinellidae, Endomychidae und Anthribidae; 

ferner der General G. Quedenfeldt zwei Abhandlungen über die von Major 
von Mechow während seiner Expedition in das Cuango-Gebiet gesammelten 
Cerambyciden und Carabiden; — Dr. G. Kraatz, J. Bourgeois, B. Wa- 
gener, M. Power und E. Reitter über ver&chiedene Coleopterenfamilien aus 


dem auf Veranlassung von H. Simon in Stuttgart explorirten Aschanti- 


Gebiete: — Professor Dr. Gerstaecker iüber die von dem verstorbenen 
Professor R. Buchholz in Guinea gesammelten Melitophilen; — Ritsema über 
Congo-Coleopteren; — und Dr. H. Dewitz zwei grüssere Abhandlungen über 


afrikanische Tag- und Nachtschmetterlinge. 

In der vorliegenden Abhandlung verbinden wir mit einer zoogeogra- 
phisehen Studie über die äthiopische bezw. westafrikanisehe Fauna eine 
Bearbeitung der gesammten von Dr. Falkenstein während der Guessfeldt- 
schen Expedition bei Chinchoxo, nördlich von der Congomiindung, gesammelten 
Coleopteren. 

Das Chinchoxo-Gebiet gehört zur westafrikanischen Subregion 
(sensu Wallaceano), welche vielfach eigenthiimlich und von der ost- und 


südafrikanischen Subregion in ihrem Pflanzen- und Vhierleben recht merklich 


verschieden ist. 


A. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (pz 9) 161 


I. Die westafrikanische Subregion und ihre Abgrenzung 
von der ostafrikanischen. 


Die westafrikanische Subregion umfasst denjenigen Theil Westafrikas, 
der auch als Waldregion bezeichnet wird. Ihre Norderenze wird (nach 
Wallace) gebildet von den südlichen Ufern des Gambia (wahrscheinlich aber 
von den Ufern des Senegal!), von der grossen Deserta nördlich von den 
Quellgebieten des Senegal und Niger und dem Gebiete nördlich vom Benué. 
Als Ostgrenze werden die Wasserscheide zwischen dem Quelleebiet des Schari, 
der zum Tschadsee fliesst, und des Bahr el Abiad, sowie die des oberen 
Congo und der Region der ostafrikanischen Binnenseen, als Siiderenze die 
Wasserscheide des unteren Congogebietes einerseits und des Cuanza- und 
oberen Zambesigebietes andererseits, sowie die Ufer des unteren Congo an- 
genommen. Im Süden reicht die Subregion demnach bis in die Gegend des 
Dilolosees. Angola und das Gebiet des Kiistenflusses Cuanza gehören nicht 
mehr zur westafrikanischen Subregion, wohl aber die Gegend östlich von 
Angola, die noch das Gebiet des Quango und des Kassai bis zu ihren 
Quellen umfasst. Auch Timbuktu, Bornu, der Tschadsee und Wadai werden zur 
ostafrikanischen Subregion gerechnet. Sicher ist aber das Gebiet des unteren 
Senegal, welches Wallace zur ostafrikanisehen Subregion zieht, zur west- 
afrikanischen zu zählen. Dies wird in einem folgenden Capitel beleuchtet 
werden. 

Westafrika ist hinsichtlich der Coleopterenfauna das Gebiet der Ceto- 


niden, Cerambyeiden und waldliebenden Carabiden; Süd- und Ostafrika das 


der sandliebenden Anthiiden, Graphipteriden und Cieindeliden. 


Nova Acta I INT S 9 


to 


Hermann Julius Kolbe. (p. 10) 


Il. Die klimatischen und Vegetations-Verhältnisse der 
westafrikanisehen Subregion. 


Westafrika, vom Senegal bis zur Mündung des Congo, wird als eine 
Waldregion geschildert, die bis tief in das Innere reicht, während nördlich 
vom unteren Senegal die grosse Wüste Sahara ihre Ausläufer bis an das 
Meer vorschiebt und dem Gestade einen traurigen, einfórmigen Charakter 
verleiht, wo keine Ströme münden, und die todte Kinförmigkeit nur durch 
einzelne Vorgebirge unterbrochen wird, die bis an den trostlosen sandigen 
Saum der atlantischen Gestade sich erstrecken. Erst vom Senegal an finden 
wir zahlreiche Flüsse dem Meere zueilen, die mehrfach bewaldeten Kisten- 
länder und das Innere reich von Menschen bevölkert, die Gegend fruchtbar 
und eine Fülle von Naturproducten und Natarschönheiten bietend. Vom Cap 
Verde an beginnt ein allmähliches Zurücktreten des Continents nach Osten 
zu, und der weite Meerbusen von Guinea bildet sich, wo in den üppigen 
Kiistenstrichen eine reiche, echt tropische Vegetation in einer wilden Natur, 
zwischen zerklüfteten Gebirgspartieen mit rauschenden und. stürzenden Gte- 
wässern und reiehbelebten waldigen Ufern unter den Strahlen der Tropen- 
sonne sieh entwiekelt. Das Innere des Landes wird von hohen Gebirgen 
durchzogen; die Küste von Oberguinea bietet goldreiche Hochländer mit den 
imposanten Landschaften des Congogebirges, dessen Ausläufer oft bis an die 
Kiste herantreten und ihre Fortsetzung nach dem Gambia und Senegal zu 
in dem Hochlande von Futa Dschalon finden, dort, wo die. einander benach- 
barten Quellen. des Niger und des Senegal nach beiden Seiten zahlreiche 
Bäche und Zuflüsse hinabsenden. Siidéstlich von diesem Guineagebirge liegt 
das vulcanische Camerungebirge. 

Senegambien hat von den Miindungen des Senegal bis zu denen des 
Gambia und Casamance eine diirre und sandige Küste, welche am Senegal 


sich zu einer weiten Fläche erweitert und naeh Süden zu sich sehr ver- 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 11) 163 


sehmilert. Das häufige fast vegetationslose Flachland ist zur Regenzeit, wie 
in den Savannen, vielfach mit hohen Graswäldern bedeckt. Die Uferründer 
des Senegal sind indessen schöne, grüne, in Folge der ausgedehnten Ueber- 
schwemmungen zur Regenzeit und des dadurch zurückgelassenen Schlammes 
höchst fruchtbare oder von dichten Waldungen bedeekte Gefilde, die jedoch 
in vielen Beziehungen denen des Gambia nachstehen sollen, auch in der über- 
heissen Jahreszeit höchst ungesund sind. Der südliche Theil des senegam- 
bischen Kiistensaumes, von den Miindungen des Casamance an, ist ein 
wasserreiches Land, im höchsten Grade fruchtbar und zunächst dem Meere 
und längs der Flüsse mit den üppigsten Waldungen bedeckt, wie denn iiber- 
haupt hier die Waldvegetation besonders kräftig an den Rändern der grösseren 
Flüsse auftritt. Vor Allem ragt in den Wäldern Senegambiens der Affen- 
brodbaum (Adansonia digitata) hervor, dessen grandiose Stämme am unteren 
Senegal gegen 80 Fuss im Umfang haben. Mimosenwälder überall in den 
verschiedensten Arten, Mahagonybäume, Oelpalmen, Afzelien, Pterocarpen, 
Papayen, Calabassen, Pandanen, Cassien u. A., über welche alle mit seiner 
prächtigen, majestätischen, domartigen Krone der senegambische Brodbaum 
(Briodendron anfractuosum) hinwegragt, während eine Fülle der wundervollsten 
Schlingpflanzen alle diese Walddickichte durchzieht und die Passage der 
kaum zugänglichen Wälder noch mehr erschwert. Die Gebiresländer erscheinen 
in einer nieht minder kräftigen Waldvegetation von abweichendem, namentlich 
an die temperirte der Mittelmeerzone erinnerndem Charakter (Orangen, Citronen). 
Angebaut wird hier Baumwolle, Indigo, Zuckerrohr, Tabak, Maniok, Yam, im 
Tieflande Kaffee, Bananen und "'amarinden. Panther, Löwen, Elephanten, Affen, 
Büffel und Antilopen in den senegambischen Wäldern und an den Waldgrenzen, 
Flusspferde und Krokodile in den zahlreichen Gewässern vervollständigen das 
Hl dieser reichen ‘Vropenlandschatten, die ihrem Klima nach zu den heissesten 
und in den sumpfigen Niederungen zu den ungesündesten der Erde gehören. 

Hermann Freiherr v. Maltzan, der im Herbst des Jahres 1880 die 
Küstengebiete am Senegal bereiste, berichtet über «die klimatischen und 
Vegetationsverhältnisse des dortigen Landes Folgendes." „Die Regenzeit, ob- 

1) H. v. Maltzan. Ueber die von ihm im Herbst des Jahres 1880 unternommene 


Reise nach der Küste Senegambiens. (Bericht der Senckenbergschen naturforsch. Gesellschaft. 
Frankfurt a. M. 1881, p. 118—127. 


t2 


164 Hermann Julius Kolbe. (p. 12) 


gleich von den Franzosen hivernage genannt, entspricht ganz dem Sommer 
unserer gemiissigten Zone. Der erste Regen befreit die Natur von den Banden, 
in denen sie unter der Herrschaft der Wiistenwinde geschmachtet hat. Die 
Vegetation erwacht aus ihrem Schlummer! Mit wunderbarer Schnelligkeit 
spriesst es hervor aus diürrem, unfruchtbarem Sande, das dornige Gestriipp 
umzieht sich mit schimmerndem Grün, und der Baumriese Afrikas (Adansonia 
digitata L.) bedeckt sein wirres Geist mit einer leuchtenden Blätterkrone. 
Immer mächtiger ergiessen sich die Wassermassen, welche der Ocean dem 
Westwinde darleiht, über das kaum zu sättigende Land: getrieben von den 
senkrechten Strahlen der 'Tropensonne entquillt dem Boden eine undurch- 
dringliche Pflanzenwelt. In der zweiten Hälfte der Regenzeit, wenn die 
Vegetation zur höchsten Entwickelung gelangt ist, tritt das 'lhierleben in das 
fiir den Beobachter interessanteste Stadium. Während die Früchte reifen, geht 
die Insectenwelt ihrer Vollendung entgegen; an reich besetzter Tafel schwelgt 
der Vogel mit seiner jungen Brut. In den ausgedehnten Siimpfen, die beim 
ein der Regenzeit zu einer bitteren Salzlache zusammengeschrumpft oder 
gar zu einer Salzkruste erstarrt waren, entfaltet sich nun ein reges 'lhier- 
leben. Fische und Batrachier, die bis dahin ein dem Winterschlafe ähnliches 
Dasein gefristet hatten, erwachen zu neuem Leben und entwickeln den an- 
ererbten Trieb zur Erhaltung der Art.‘ 

Ausser den zahlreichen, wohlbewaldeten, aber flachen Inseln in der 
Gambiamündung sind namentlich die Ufer dieses Stromes in der Küstenzone 
mit diehten Wäldern, voll der prüchtigsten Bäume bekleidet und überaus 
sumpfie, namentlich dort, wo an der äussersten Mündung die immergrünen 
Mangroven die undurehdringlichsten Dickichte bilden. Im Uebrigen hat der 
Gambia romantischere und gesiindere Umgebungen als der Senegal. 

Die iibermiissige Hitze Senegambiens, vor der sich selbst die schwarze 
Bevölkerung fürchtet, mildert sich sogar in den gebirgigen Landschaften des 
Innern nicht viel. 

Auch die Küsten Oberguineas sind meist flach, aber vegetationsreich. 
Im Innern, etwa 7—8 und selbst 15 Meilen von der Küste entfernt, wird 
gebirgig und ist mit den dichtesten Urwäldern 


die Gegend hiigelig und sogar gebirgig 


bedeckt. Einen merkwürdigen Theil des guineischen Berglandes bildet in 


dem innersten Winkel des Guineabusens das bis zu zwei Drittel seiner Höhe 


beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (pels) 165 


mit Wald bedeckte, bereits vorhin erwähnte Camerungebirge zwischen der 
Miindung des Königs- und Camerunflusses; es erreicht in seinem höchsten 
Gipfel, dem Mongoma-Lobah, 13000 Fuss. 

Wundervoll reich entfaltet ist die Natur auch hier. Die Entwiekelung 
der Vegetation steht der des tropischen Amerika keineswegs nach, am 
üppigsten erscheint sie in der Umgebung des Nigerdeltas und am Gabun- 
flusse. Ueberall ist Wald in seinen grandiosesten und prächtigsten Formen. 
Der Stamm des Affenbrodbaums erreicht einen Durchmesser von 30 Fuss 
und der Wollbaum (Briodendron guineense) am unteren Niger eine Höhe von 
100 Fuss. Festons von Convolvuliden und Orchideen gewähren in den 
Waldungen einen prächtigen, eigenthümlichen Anblick. Bis zum Congo und 
darüber hinaus ist die Flora tropiseh reich. Der Drachenbaum (Dracaena 
Draco) tritt in den colossalsten Wäldern, z. B. am Gabun auf, Fast überall 
und namentlich in den von Flüssen und Strömen bewässerten Gegenden, vor- 
züglich an deren Mündungen, sind die Waldungen grossartig und bedecken 
weithin unter den senkrechten Strahlen der Tropensonne das Land bis in das 
gebirgige Innere Guineas. 

In diesen üppigen Regionen, nördlich und südlich vom Aequator, ist 
die Heimath der prächtigen Goliathiden, welche die Buceros und Pfefferfresser 
unter den Käfern scheinen, hier umschwirren sie in der tropischen Schwiile 
am Waldessaum die Kronen der Palmen, nach Honig spendenden Blüthen 
spühend. 

In Oberguinea sind die flachen Küstenregionen savannenartig, z. B. 
in Sierra Leone und in Aschanti, bis sie an die bewaldeten Bergregionen 
herantreten. Die Halme der diese Graswälder bildenden Gräser werden hier 
20 Fuss lang. Die 'hierwelt im Innern wie in den Wäldern der wald- 
reichen. Küstenregionen besteht auch hier aus Affen, Panthern, Büffeln, Löwen, 
Klephanten, Papageien. Zahlreiche Vögel bevölkern schaarenweise die Wälder, 
und die unteren Flussläufe werden von Krokodilen und Flusspferden bewohnt; 
jene werden hier 20-—30 Fuss lang. 

Das Innere Senegambiens und Guineas ist erst in den letzteren 
Jahren von verschiedenen Reisenden, wie Olivier, Bayol, Flegel, 


Stanley, Brazza, Guessfeldt, Pogge, v. Mechow, Buchner u. A. 


durehforscht. 


166 Hermann Julius Kolbe. (p. 14) 


Olivier bereiste den oberen Rio grande und Cassini in Senegambien. 
Hier ist die Landschaft meist hügelig und gut bewaldet, auch sehr fruchtbar, 
mit einer üppigen Vegetation bedeckt und sehr culturfihig. Im Quellgebiet 
des Dembia, Rio Pongo und Compony bahnte sich Olivier den Weg durch 
üppige Urwiülder.!) Der westliche Abfall des Hochlandes von Futa Dschalon 
(Djallon) und die Tiefebenen bieten nach Dr. Bayol eine Fülle tropischer 
Producte, Kaffee wächst wild, der sudanesisehe Weinstock kommt überall vor, 
Mais. Reis, Erdniisse, Sesam, Baumwolle, Bananen gedeihen ohne Pflege; 
Wachs und Felle, welehe der Wildreiehthum des Landes liefern kann, „sind 
einer viel grösseren Ausbeute fähig, als es jetzt der Fall ist.*?) Der Gambia 
hat in seinem Oberlaufe, eleichwie seine Nebenflüsse, hohe, bewaldete und 
meist mit Palmen bestandene Ufer. An manchen Punkten ist die Gegend 
am oberen Gambia flach und uninteressant, hier und da mit niedrigem Ge- 
sträuch besetzt, während breite Gürtel hohen Grases sich am Flusse hin- 
ziehen. Im Quellgebiet des Gambia ist das Land bergig, aber die Hoch- 
flächen lings der Bergketten scheinen (nach Dr. Gouldsbury) fruchtbar, an 
anderen Stellen dürr, steinig und mit spärlichen Kräutern versehen.) 

Tief aus dem Innern Senegambiens, dort, wo im Gebiete des oberen 
Senegal der Bakhoy, ein Tributitr des letzteren, fliesst, schreibt Derrien +), 
dass nahe dem Flusse und den zahlreichen in ihn miindenden Bächen eine 
reiche Vegetation prangt, während weiter Jandeinwärts auf dem harten, rothen 
und eisenhaltigen Thon nichts mehr gedeiht. 

Vom oberen Niger berichtet Bayol®): Obwohl nieht frei von unfrucht- 
barer Hochfläche, erfreut sich der Staat Birgo in den gut bewässerten Thälern 
doch schöner Wälder und reicher Culturen, Das grosse Land Manding nimmt 
beide Abhänge der Wasserseheide zwischen Senegal und Niger ein und 
erstreckt sich östlich über letztere hinaus. Bevölkerter als Birgo ist es 
gleich diesem gut bewässert, reich an Wild, schönen Wäldern und Frucht- 


bäumen. 


1) Petermanns Mittheilungen 1882, p. 283, 285 
*) ibid. 1882, 


5) ibid. 1882, p. 291--294: 


p. 288. 


1) ibid. 1882, p. 300. 


5) ibid. 1882, p. 88. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 15) 167 


Westlich von dem Oberlaufe des Niger, dort, wo er sich nördlich in 
der Richtung auf Timbuktu wendet, ist die Gegend dürr, öde und felsig; 
östlich, also am rechten Ufer, ist die flache Gegend vom Niger, dem Mahel- 
Balewel und ihren Zuflüssen reich bewässert, durch ungewöhnliche Frucht- 
barkeit ausgezeichnet und soll sich so ohne Unterbrechung bis nach Timbuktu 
erstrecken. 

Ueber das Benué-Gebiet berichtet der bekannte Reisende Flegel, der 
in den letzteren Jahren diesen grossen, von Osten kommenden Nebenfluss des 
Niger bereiste. 

Die Gegenden um den Oberlauf des Benué sind häufig weite baumlose, 
erasbedeekte Ebenen, am Horizont von Bergen umsüumt. Dicht vor diesen 
Bergketten senkt sich nicht selten die Ebene und ist sumpfig und iiber- 
schwemmt. Erst bei den '"Pheo-Inseln treten wieder Fächerpalmen auf am 
rechten Ufer. Das linke, siidliche Ufer dagegen ist gegenüber Djen dieht mit 
Fächerpalmen und Buschwerk bestanden. Der Mt. Gabriel, auf ca. 500 Fuss 
geschützt, liegt hart am Ufer des Benué und ist mit grünem, hohem Grase 
vom Fusse bis zum Gipfel bedeckt, in welehem die wenigen Büsche und 
Bäume, die er trägt, fast verschwinden.!) Es ist nach meiner Anschauung sicher, 
dass wir hier an der Grenze der west- und ostafrikanischen Subregion stehen, 
wo sie ungeführ auch Wallace zieht. Aber weiter hinauf zeigt die Gegend 
am oberen Benué vollständig neue Bilder in Natur und Leben. Beide Ufer 
werden hügelig, weiter oberhalb bergig, namentlich das nördliche Ufer, und 
bieten dem Auge viele malerisch schöne Bilder. Die Vegetation ist mannieh- 
faltiger und üppiger. 'Pamarindenartige Bäume mit ihren weitverzweigten, 
leichtgefiederten Kronen treten hier zu den anderen tropischen Pflanzenformen 
hinzu, und der knorrige eichenähnliche Affenbrodbaum ist häufig.) 

In einem Aufsatze „Der Benué von Gande bis Djen“ 3) spricht Flegel 
von der „meist jungfräulichen Erde des Sudan, der beide Indien ersetzen 
kann“ und geeignet ist zur Colonisation. 

Die Landschaft an der Mündung des Benué in den Niger ist eine 


fruchtbare und ausgedehnte Allivialebene, im Norden von den Queen Adelaide- 


1) Petermanns Mitth. 1880, p. 147, 148. 
2) ibid, 1880, p. 151. 


3) ibid. 1880, p. 220. 


168 Hermann Julius Kolbe. (p. 16) 


Bergen, im Siden von den King William-Bergen begrenzt, und bildet zur 
Regenzeit, von zahlreichen Wasserläufen durehzogen, mit ihren vielen Inseln 
ein Binnenlandsdelta. Man passirt zunächst das am linken, südlichen Ufer 
belegene Igbiradorf Gande, sodann am rechten Ufer die aus dem schattigen 
Waldesgrün hervorguckenden wenigen Hütten von Atipo. „Am folgenden 


Tage, den 9. Juli 18 


9, kamen wir an dem am linken Ufer belegenen Orte 
Bofu vorbei und erreichten Jimaha um 10 Uhr. Vom Flusse aus ist der 
Ort vor der üppigen Vegetation nicht zu sehen, ein kleiner Creek führt in 
Nordostrichtung nach demselben.) Am 14. Juli war die Expedition bei 
Ogpea am linken Ufer des Benu@ angelangt. Die Landschaft behält ihren 
Charakter fast unverändert bei, die Vegetation ist reicher an Laubbüumen 
verschiedenster Art, als an Palmen.?) 

Jebu, das die Expedition am 29. Juli erreichte, liegt in einer weiten 
(der Miindungsebene des Kogi-n-Wukari) Ebene unter schattigen Bäumen und 
von grossen Kornfeldern umgeben. Das Bild der Landschaft dieses Gebietes 
wird verändert durch das Auftreten von ausgedehnten Fächerpalmwaldungen, 
welche die weiten grasigen Ebenen zunächst am rechten, nördlichen Ufer 
schmücken. Am Nachmittag des 4. August passirte die Expedition gegenüber 
dem Mt. Forbes die Verengung des Flussbettes, dessen Breite Flegel auf 
200—250 Meter schätzt, etwa ein Viertheil der Breite des Flusses unterhalb 
und oberhalb dieser Stelle; das Bett ist felsig, der Strom stark und beide 
Ufer dieht bewaldet. In dieser Gegend hörte man zum ersten Male «las 
Gebrüll des Löwen. Das thierische Leben bestand im Uebrigen namentlich 
in zahlreichen Krokodilen und Hippopotamus.?) 

Die Landschaft westlich von Keffi, nördlich vom unteren Benué, zwi- 
schen Gaung und Karsi, ist herrlich, besonders der Aufstieg nach Gaung und 
der Abstieg in das Thal des Gurara, ferner die Strecke von Waru über die 
Wasserscheide nach Karsi. Die Gegend ist stark bevölkert und gut bebaut, 
man findet Reisfelder noch in ziemlicher Höhe zwischen Granitblöcken. 4) 


Dies schreibt der Reisende aus Lakodja am 7. Januar 1882. 


!) Petermanns Mitth. 1880, p. 221. 
a) Abid. pe 223. 


3) ibid. p. 224, 225, 227 


*) Ibid 1882. p; 298. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 1%) 169 


Vom mittleren Benué schreibt Flegel „schönes, Herz und Auge 
erfreuendes Bergland“. „Von Bantadji aus erreichten wir in vier Tagereisen 
durch Wald, in welchem jeden Morgen statt, wie jetzt daheim, des Gesanges 
der Vüglein das eigenthümlich dumpf dróhnende Gebrüll der Löwen, das 
schon während des grössten Theiles der Nacht unterhalten worden war, gehört 
wurde, am 26. April Bakundi.* 

Vom Benué aus siidwiirts zum Congogebiet scheint das Innere West- 
afrikas den Küstenlandsehaften gleich ein an Naturscenerien und in seiner 
Flora und Fauna reiches Land zu sein. — Die vom Congo und seinen 
Tributiiren durehbroehene Landschaft bildete ursprünglich eine weite Hoch- 
ebene, worauf noch jetzt die fast überall gleichmässige Höhe der Parallel- 
ketten hindeutet. Die Abhänge der Berge sind in Folge des Abspiilens durch 
die Regenmengen der Tropen meist unbewachsen, während die Thiler mit 
ihrem herrlichen Waldwuchs Büffeln, Antilopen, Leoparden, auch Elephanten 
zum Aufenthalt dienen. +) 

Ueppige, unwegsame Urwälder dehnen sich am unteren Congo aus, 
unterbrochen von schroff emporstrebenden, zerrissenen Felsmassen, die zu be- 
deutenden Höhen ansteigen, und zwischen welchen Bäche und Ströme in tiefen 
Schluchten sich ihr Bett gegraben haben. 

Die felsige Zerrissenheit der Congo-Ufer erreicht an dem Ufer des 
Mfulukado, Stanleys Mkenke, (nicht viel diesseits des Stanley Pool) ihr Ende, 
und die Scenerie erleidet von diesem Punkte aus eine bedeutende Veränderung. 
Gesteinsmassen treten nur noch selten zu Tage, den Boden bildet feiner 
weisser Sand, auf welchem ungeheure Waldungen sich ausdehnen; von ihren 
Riesenbäumen hängen grosse Schlinggewächse herab, welche häufig den Weg 
vollständig versperren. Auch der Lauf des Stromes wird ruhiger, in seiner 
Mitte tauchen häufig kleine Inselehen auf, welehe mit zahllosen Bäumen und 
üppigen tropischen Gewächsen bedeckt in verschiedenen Farbenschattirungen 
glänzen, und so den Reiz der Landschaft erhöhen.?) 

Der Stanley Pool, dieser mächtige, kaum sich bewegende See, in 
welchem die Wassermassen des Congo sich auszuruhen scheinen, bevor sie 
in überstürzender Hast über die Fälle dem Ocean zueilen, bietet einen gross- 

1) Petermanns Mitth. 1882, p. 21. 


2) ibid, 1882, p 22 t. 28. 


Nova Acta L. Nr. 8. 29 


110 Hermann Julius Kolbe. (p. 18) 


artigen Anblick; die ihn umgebenden, zum Theil mit Gras und Wald be- 
deckten Hügel, von denen einige zu bedeutender Höhe ansteigen, spiegeln sich 
in seinen klaren Fluthen, während in seiner Mitte zahllose Sandinseln auf- 
tauchen, die mit frischem Grün bekleidet den weiten Wasserspiegel in an- 
genehmer Weise unterbrechen. +) 

Das Binnenland südlich vom unteren Congo, also das Innere von 
Angola, gehört nach Wallace noch zur Waldregion Westafrikas. Doch wird 
das Gebiet des Quanza, welches Wallace nicht zur westafrikanischen Sub- 
region zieht, von einer vielfach ähnlichen Fauna belebt, wie die zur genannten 
Subregion gehörigen Gebiete des Quango und Kassai, östlich vom Quanza. 
Man darf daher auf eine gleichfalls ähnliche Flora im Quanzagebiet schliessen, 
die in der That in geographischen Büchern als stellenweise reich und üppig 
geschildert wird. Auch die Berichte der Herren Dr. Max Buchner, v. Ho- 
meyer und v. Mechow deuten darauf hin. 

Die vom Quango durchströmte Gegend rühmt v. Mechow, wegen ihrer 
herrlichen Natur, wie geschaffen zur Colonisation. Das von ihm durchwanderte 
Gebiet (nordwärts bis an den unteren Quango) ist ein reich gegliedertes 
Hiigelland und vergleiehbar mit Thiiringen, nur bergen die tief eingeschnittenen 
zahlreichen Chiller die üppigste und grossartigste "l'ropenflora.?) 

Aehnlieh berichten Capello und Ivens über die Region westlich vom 
unteren Quango, in der Umgebung des Sussa, eines Nebenflusses des Quango, 
und des Caoali, welcher dem Sussa zufliesst. Diese Gegend ist in hohem 
Grade fruchtbar und gehört in klimatischer Beziehung zu den gesiindesten 
Theilen von Westafrika; alle Flussufer sind mit üppigster Vegetation bedeckt, 
und überall findet man Pflanzungen von Zuckerrohr, Tabak, Baumwolle, 
Manioc, Ricinus u. s. w. Auch ist dieses Gebiet äusserst wildreich.3) 

Die Gegend beiderseits des unteren Quango ist weit und breit mit den 
undurchdringlichsten Urwäldern bedeckt, welche bisher ein weiteres Vordringen 
der Reisenden bis zum Congo verhinderten. 

Das Quango-Gebiet gehört sicher zur westafrikanischen Subregion, ob 
aueh die Quanza-Gegend (Malange, Pungo Andongo, Dondo), scheint fraglich 
und bedarf noch weiterer Forschungen, 

1) Petermanns Mitth. 1882, p. 23. 


?) ibid. 1880, p. 469, 470. 
3) ibid. 1880, p. 351. 


} 
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Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 19) 171 


IIl. Die Thierwelt Westafrikas. 


Typisch ist als westafrikanisches Thiergeschlecht die höchst entwickelte 
Anthropomorphengattung Troglodytes, die in 2 oder 3 Species, von denen 
der Gorilla und die Chimpanse die bekanntesten sind, 12° nürdlich und 
südlich vom Aequator, vom Gambia bis über den Quanza hinaus und östlich 
bis zu dem Tanjanika und den Nilquellen und auch noch im Gebiet des 
oberen Nil vorkommen soll. 

Colobus, eine Gattung der Semnopithecidae, lebt in einer Reihe von 
Species vom Gambia bis Angola, auch auf Fernando Po und ist bis Abyssinien 
verbreitet. 

Myiopithecus ist in einer Art Westafrika eigenthümlich, Cercopithecus 
kommt in 24 Species, die grösstentheils Westafrika eigen sind, vom Gambia 
bis zum Congo, Abyssinien und Zambesi vor. Ausserdem leben in West- 
afrika die Cercocebus und Cynocephalus; erstere Gattung reicht mit 5 Species 
nieht über die Subregion hinaus. 

Von lemuroiden Affen sind die Gattungen Perodicticus, Arctocebus und 
Galago bezeichnend. Die beiden ersteren sind auf Westafrika beschränkt: 
Galago nimmt in 14 Arten das ganze Areal vom Senegal über Guinea 
bis Zanzibar und Natal ein. 

Von den Insectivora ist die merkwürdige Potamogale nur in Westafrika 
vertreten; ebenso Poina und Nandinia (Viverridae). Dieba (Canidae) ist bis 
Nordafrika vorgeriickt; Aonyx, eine Otterngattung (Lutridae), bis Südafrika. 

Unter den Sciuridae ist die Gattung Anomalurus bemerkenswerth, die 
mit 5 Speeies auf Westafrika beschränkt ist. Die Hystrieidengattung Atherura 
Westafrikas hat indische Verwandtschaft. Eine kleine Hippopotamus-Art ist 


nur hier vorhanden, ebenso Hyomoschus (Trogulidae). 


172 Hermann Julius Kolbe. (p. 20) 


Unter den Reptilien finden sich viele fir Westafrika charakteristische 
Genera, z. B. Neusterophis, Limnophis, Caelopeltis, Dryiophis, Dipsadoboa, 
Atractaspis, Atheris, Mocoa, Sphenops, Pachydactylus, Stenodactylus. 

Merkwiirdiger Weise zeigt die Fauna der westafrikanischen Subregion 
mehr Verwandtschaft zur orientalischen Region als zu den iibrigen Subregionen 
der äthiopischen Region: Colobus ist am nächsten mit Semnopithecus (ganze 
orientalische Region und 'Phibet) verwandt; die Lemuroiden Perodicticus und 
Arctocebus den Gattungen Nycticebus und Loris; Hyomoschus (Tragulidae) nur 
verwandt mit Tragulus in Ostindien; Atherura (Hystricidae) ausserhalb W est- 
afrikas nur in Indien, Siam, Sumatra und Borneo, 

Auch der Orang Utang Borneos hat seine nahen Verwandten in 
Westafrika. 

Dieselbe Erscheinung fällt unter den Reptilien auf. Die Homalopsiden- 
gattungen Cantoria, Neusterophis und Limnophis Westafrikas finden sich in 
nahe verwandten Gattungen erst in der orientalischen Region wieder. Im 
übrigen Afrika giebt es keine Homalopsiden, Cantoria lebt auch in Europa 
bis Japan. Andere Homalopsiden gehören in wenigen Formen Amerika an. 
Es bewohnen 

Psammophis Westafrika bis Persien und Calcutta, 
Dendrophis Westafrika, Indien bis Nordaustralien, 
Tachydromus (Lacertidae) Westafrika, Borneo, China, Japan, 
Mocoa Westafrika, Borneo, Australien, Centralamerika, und 
Acontias West- und Südafrika, Ceylon. 

Unter den Coleopteren verbreiten sich von Westafrika (theilweise 
über Abyssinien, Nubien oder Nordafrika) bis in die orientalische Region fol- 


gende Genera der hier allein in Betracht gezogenen Familie Carabidae: 


Smeringocera, Platytarus, Siagona, Orthogonius, 
Dendrocellus, Cymindoidea, Luperca, Bradybaenus, 
Galerita, Amblystomus, Coscinia, Dioryche, 
Styphlomerus, Cyclosomus, Thlibops, Anoplogenius, 
Philotecnus, Catascopus, Homalolachnus, | Drimostoma. 


Die Ursache dieser Uebereinstimmung bezw. Verwandtschaft der Fauna 


Westafrikas mit derjenigen der orientalischen Region wird vielfach nur in der 


klimatischen und in der Aehnlichkeit der Vegetationsverhältnisse beider Regionen 


P —— T TEENS — ——— nn men nn — 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 21) 173 


gesucht. Ich möchte als primäre Ursache eine frühere weniger unterbrochene 
Continuitàt beider Erdgegenden für Thatsache halten und die jetzige äussere 
Aehnliehkeit in der Natur derselben für die Ursache der Erhaltung der 
beiderseitigen Gattungsverwandten. 


E 
x 


Charakteristisch für die westafrikanische Subregion sind unter den 
Carabidae die Genera Stenidia, Galerita, Tetragonoderus, Belonognatha, Catascopus, 
Ochyropus, Craspedophorus, Epicosmus, Dischissus, Oodes, Orthogonius, Pangus, 
Hypolithus, Dioryche, Drimostoma, Abacetus, die Morionidengattungen Platynodes, 
Morio, Haematochares, Lichnasthenus, Stereostoma, Buderes und Abacodes, unter 
den Chläniern Chlaenius, Homalolachnus und Vertagus, ausserdem Platynus. 


Auf die westafrikanische Subregion beschrünkt sind die Carabidengenera 


Orthobasis, Stereostoma, Ectenognathus, _ Harpalidium, 
Camaroptera, Abacodes, Prionognathus,  Hippolaetis, 
Raphidognatha,  Ochyropus, Anoncopeucus, — Hoplizomenus, 
Platynodes, Cryptoscaphus,  Diatypus, Metaxys, 
Haematochares, Menigius, Geodromus, Aristopus, 
Lichnasthenus, Vertagus, Anomostomus, Anaulax. 
Buderes, Harpostomus, 


| Nur in Westafrika (nicht im übrigen Afrika) sind folgende Genera 
anderer Regionen gefunden: 


Tetracha (überall ausser der Pachyteles (neotrop., madagask.), 


orient: Ro Coscinia (orient., paläarkt.), 
Smeringocera (orient., paläarkt.), Luperca (orient.), 
Dendrocellus (orient., austral.), Thlibops (orient.), 
Styphlomerus (orient.), Platysma (alle Regionen), 
Agra (neotrop.), Sphodrus (paläarkt.), 
Philotecnus (orient., nearkt.), Zargus (paläarkt.). 


Oymindoidea (orient, paläarkt.), 


114 Hermann Julius Kolbe. (p. 22) 


IV. Ueber meine Prineipien beim Studium der geogra- 
phischen Verbreitung der Thiere. 


Bei der Betrachtung der Verbreitungsbezirke der Coleoptera habe ich 
nicht allein. die Verbreitung des Genus, sondern auch die der Species zur 
Basis für die Umgrenzung und Abgrenzung eines zoogeographischen Bezirks 
genommen und beide Richtungen gleiehwerthig behandelt, da mir der Begriff 
„Species“ nur ein eingeschränkter Begriff des „Genus“ ist, welches sieh nach 
meiner Ansicht aus der Verzweigung der Species gebildet hat. Daraus folgt, 
dass wir, um die zoogeographische Verbreitung der Genera zu studiren, zu- 
nächst nur die Speciesgruppen berücksichtigen dürfen; denn in einer sogenannten 
„Gattung“ (Genus), wie etwa Carabus, finden wir nicht eine einfache Folge 
zusammengehöriger Species, sondern eine sehr mannichfaltige Verzweigung 
und Verästelung in zahlreichen heterogenen Formen. Speciesgruppen sind 
hier Auronitens nebst Verwandten, Silvestris nebst Verwandten, Depressus 
nebst Verwandten, Macrocephalus nebst Verwandten, Violaceus nebst Ver- 
wandten, Cancellatus nebst Verwandten, Scheidleri nebst Verwandten, Nemo- 
ralis nebst Verwandten u. s. w. 

Ob in einer solchen Speciesgruppe die in ihr enthaltenen verschiedenen 
Formen Species, Varietäten oder Rassen genannt werden, je nachdem das 
prüfende Auge des Naturforschers eine nähere oder entferntere Verwandtschaft 
unter den vereinigten Formen erkennt oder Uebergangsformen zwischen je 
zwei Species findet, ist nach meiner Ansicht gleichgültig. Es genügt mir, 
dass ich verschieden ausgebildete Formen vor mir habe, die vereinigt die 
Speciesgruppe (Genus) bilden. 

Beispielsweise streiten die Entomologen darüber, ob Carabus violaceus, 


exasperatus, crenatus, purpurascens, Germari und Neesii sogenannte Varietäten 


einer einzigen Art „Violaceus“ oder verschiedene Arten seien, belegt mit den 


d 


) 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 23) 17 
eben erwähnten Namen. Genug, es sind verschiedene Formen, die man 
Species nur nennen mag. Specialisirt sind diese Formen (Species) jedenfalls, 
da sie als temporär constante Form einen gewissen Verbreitungsbezirk be- 
sitzen. Also müsste ich, um ‘in der „Varietät“ einer Species eine besondere 
(absonderungswerthe) Form zu erkennen, zuvörderst deren etwaige Verbreitung 
und temporäre Constanz kennen. st die betreffende Form nur eine vielleicht 
einmalige Abänderung, so würde ich diese Abänderung unbedingt nur als 
eine Varietüt der betreffenden Art aufführen. Besitzt aber die zu der 
sogenannten Stammart gehörige Varietät (Rasse) eine von der Stammart ab- 
gesonderte Verbreitung, so halte ich sie für gleichberechtigt mit einer Art 
und führe sie in der Verwandtschaft der sogenannten Stammart mit gleich- 
berechtigendem Namen auf. Solche Rassen sind wohl weiter nichts als auf 
eigenen Füssen stehende Species, die nur das Vergnügen haben, ihre sehr 
nahen blutsverwandten Species noeh lebend zu finden. Sollten diese Bluts- 
verwandten einmal ausgestorben sein, was sich anderweitig seit der Tertiär- 
periode mehrfach ereignet hat, so stehen sie jedenfalls mehr isolirt und un- 
vermittelt da und würden dann auch von kurzsichtigen Entomologen als 
„gute“ Species anerkannt werden. 

Was nun das Verhältniss der Speciesgruppen zur Gattung betrifft, so 
müchte man geneigt sein, eine polyphyletisehe Entstehung der einzelnen 
Speeiesgruppen anzunehmen, obgleich es ja wahrscheinlich ist, dass manche 
Speciesgruppe die Mutter einer anderen ist. Zwei einander sehr ähnliche 
Speciesgruppen in aus einander liegenden Erdtheilen mögen keine directe 
phylogenetische Verwandtschaft mit einander besitzen, z. B. die chilenischen 
Carabusarten mit denen der paläarktischen und nearktischen Region; die 
Verwandtschaft datirt aber jedenfalls und auf indirectem Wege aus einer 
sehr alten Zeit. Die zusammengehörigen Speciesgruppen stehen nun zu 
einander in naher verwandtschaftlicher Beziehung, aber dennoch bildet jede 
von ihnen ein Ganzes und verdient seine namentliche Bezeichnung. Das hat 
man schon vielfach in der mehr oder weniger bewussten Erkenntniss von 
dem Wege, den die Natur in der Organisation ihrer Werke gegangen ist, 
attungen (Subgenera) gethan, aber 


mit der Aufstellung von sogenannten Unterg: 


häufig unter Begehung vieler Irrthiimer, wofür die im weiteren Sinne Carabus 


genannte Gattung einen Beleg liefert, in der viele zunächst verwandte und 


116 Hermann Julius Kolbe. (p. 24) 


zu einer einzigen Speciesgruppe gehörige Species aus einander gerissen und 


zu verschiedenen Speciesgruppen gestellt sind (Carabus intricatus, Latreillei). 

Ob man die Speciesgruppen zu einem grösseren Behältniss vereinigt 
und dieses ganze Behältniss Genus (Gattung) nennt und als „Gattung“ in 
der gebräuchlichen Weise behandelt, oder ob man jede einzelne Species- 
gruppe als Gattung auffassen will, halte ich für gleichgültig. ke ist aber 
wohl sicher, dass in der Naturforschung diese Speciesgruppen in erster 
Linie alleinige wissenschaftliche Berücksichtigung verdienen, mögen sie Genera 
oder Subgenera eines Genus genannt werden. Deshalb würde ich zunächst 
die Kenntniss von den natürlichen Speciesgruppen (zumal in speciesreichen 
Gattungen) zu erringen suchen; „natürlich“ sage ich deshalb, weil man auf 
Grund einzelner Merkmale auch künstliche Gruppen aufstellen kann. Aber 
in einer natürlichen Speciesgruppe ist Alles Uebereinstimmung, Aehnlichkeit 
und Homogenität, bis auf die Verschiedenheit der Formen. 

Diese Speeiesgruppen allein können zur Umgrenzung eines wahrhaften 
Verbreitungsbezirks verwendet werden, gleichwie eine einzelne Species, da 
alle Formen derselben in der innigsten Verwandtschaft zu einander stehen, 
also ein gemeinsames Vaterland bekunden und hinweisen auf ein gemeinsames 


Centrum ihrer Ausbreitung. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 


V. Betrachtungen über die westafrikanische Carabiden- 
fauna. 


Die westafrikanische Subregion weist nach dem jetzigen Stande unserer 
Kenntniss 557 Carabidenspecies auf. Anfangs hatte ich die Senegalfauna 
nieht zu dieser Subregion gezogen, weil Wallace das Senegalgebiet als zur 
ostafrikanischen Subregion gehörig betrachtet. Doch glauben wir auf Grund 
des engen Ansehlusses, den die Senegalfauna an die Guineas zeigt, was gleich 
mit Zahlen belegt werden wird, beide Faunen als zusammengehörig betrachten 
zu müssen. Mit Ausschluss des Senegalgebietes enthält die westafrikanische 
Subregion gegen 380 Species der Familie Carabidae. Von diesen sind aber 
130 Species, also mehr als ein Drittel, bis zum Senegal verbreitet; 94 der- 
selben sind auf Guinea und das Senegalgebiet beschränkt und nur 36 weiter 
verbreitet, bis Abyssinien, Angola ete. In Angola kommen nur 27 Species 
der westafrikanischen Subregion (ausschliesslich des Senegalgebiets nur 24) vor. 

Diese grosse Gemeinschaft und Verwandtschaft der Fauna Guineas mit 
der des Senegal legt es demnach sehr nahe, das Senegalgebiet mit der west- 
afrikanischen Subregion zu vereinigen. Die Vereinigung beider Gebiete 
mag nur in beschränkter Weise in der Insectenordnung stattfinden, und so 
Wallaces Eintheilung und Kintheilungsprincip nieht tangiren. Die Phylogenie 
und das Alter jeder Thiergruppe kommt nämlich bei der geographischen 
Verbreitung offenbar in Betracht. Warum besteht so wenig Verwandtschaft 
zwischen Afrika und Südamerika in der Fauna der Mammalia, während in 
der phylogenetiseh viel älteren Ordnung der Reptilia mehrere Gattungen 
nur in Afrika überhaupt oder sogar nur in Westafrika und im tropischen 
Amerika vorkommen, z. B. 

Ahaetulla, eine Gattung der Dendrophidae (trop. Afrika und trop. Amerika), 


Dryiophis (Westafrika und trop. Amerika), 


Nova Acta L. Nr. 3. 24 


178 Hermann Julius Kolbe. (p. 26) 


Dipsadoboa, eine Gattung der Dipsadidae (Westafrika und trop. Amerika), 
Leptodeira, zur selben Familie gehörig (trop. und Südafrika und Siid- 
amerika, Mexico), 
Amphisbaena (trop. Afrika, südl. paläarkt. Region, Südamerika), 
die Zonuridae mit 15 Gattungen hauptsiichlich in Afrika und Amerika, 
Stenodactylus, zu den Geckotidae gehörig (West- u. Nordafrika, Nordamerika)? 
Eine continentale Verbindung Afrikas mit Amerika (direct oder indirect) 
mag in alter Zeit diese Verwandtschaft der beiderseitigen Faunen ermöglicht 
haben, die während des Zeitalters der Säugethierbildung nicht mehr bestand 
und daher keine beiderseitigen Verwandtschaften in dieser Richtung auf- 


kommen liess. 


Also wird wohl die Abgrenzung der zoologischen Regionen je nach 
den einzelnen 'lhierordnungen verschieden sein, weil die Factoren, phylo- 
senetisches Alter und continentale Verbindung der Verbreitungsbezirke, und 
die Möglichkeit einer grösseren oder geringeren Ausbreitung in den ver- 
schiedenen 'lhierordnungen verschieden gewesen sein müssen. 

Ausser den obigen 130 Species Carabidae leben am Senegal noch 
168 andere, die nicht in Guinea gefunden sind. 


Ent 


Von den 557 Species der westafrikanischen Subregion (Guinea und 
Senegambien) leben 52 in dem Gebiete von Abyssinien-Nubien, 16 in Zanzibar, 
25 in Mozambique und Südafrika, 27 in Angola und 3 in Madagascar. 

Aus der Landschaft Angola sind 98 Species der Carabidae bekannt, 
von denen nur 26 in der westafrikanischen Subregion leben, während die 
übrigen bis Zanzibar (16) und Südafrika (12) verbreitet oder (54) Angola 
eigenthümlich sind. 

Wirklich gehórt Angola nicht zur westafrikanischen Subregion, auch 
naeh Wallace nicht. Von Siiden und Osten her verbreitet finden sich hier 
noch die Genera Ophryodera, Polyhirma und Atractonotus. 

Aber das Quango-Gebiet ist jedenfalls ein Theil der westafrikanischen 


Subregion. Unter 17 Carabiden finden sich: 


Cicindela asperula (Senegal), Chlaenius conformis (Senegal), 
T interstincta (Senegal, Guinea), Anoncopeucus curvipes (Senegal), 


Epigraphus fuscicornis (Chinchoxo), 


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Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 27) ed, 


die als Bürger Westafrikas bekannt sind; 5 Species sind dem Gebiete 
eigenthiimlich. 

Unter 8 Species der Brenthidae aus dem Quango-Gebiet gehören 3 
zweien auf das Gebiet beschränkten Gattungen an, eine vierte Species der 
Gattung Hupsalis ist ihm eigenthiimlich, und die 4 übrigen Species aus den 
Gattungen Hupsalis, Spatherinus, Storeosomus und Ceocephalus leben auch in 
der westafrikanischen Subregion. 

General Quedenfeldt beschrieb aus dem Quango-Gebiet 98 Species 
der Familie Cerambycidae, von denen 39 schon früher bekannt und weiter 
verbreitet; 42 sind für das Gebiet eigenthiimlich; etwa 15 beschrieb Baron 
v. Harold aus dem Lundareiche. Ausser den fast sümmtlieh auf das Quango- 
Gebiet beschränkten 42 Species, von denen viele nahe Verwandtschaften in 
Guinea besitzen, kommen von den 39 weiter verbreiteten Species 26 in der 
westafrikanischen Subregion vor. 

Aus dem Lundareiche beschrieb Baron v. Harold 188 Species 
Coleoptera, von denen 85 Beziehungen der nächsten Verwandtschaft oder der 
Identitiit zur Fauna der westafrikanischen Subregion haben. Das Lundareich 
liegt auf der Grenze der ost- und westafrikanischen Subregion. 

Dr. Pogge, von dem die Ausbeute aus dem Lundareiche und von 
dem Wege dorthin stammt, brach von Malange auf, zog über Sanza am 
Quige-Fluss, dann dureh das Land der Songo und der Minungo, bis Kim- 
bundo, der Hauptstadt der Kioko-Liinder. Von hier durchwanderte er das 
Land der Kalanga, passirte den Kassai und den Lulua-Fluss, und zog iiber 
Kabebe bis zur Mussumba, der Hauptstadt des Lundareiches. Die Rückkehr 
erfolgte über Inschibarraka und Malange. 

Die von Dr. Pogge auf diesem Marsche gesammelten Coleoptera sind 
ein Gemisch von zahlreichen westafrikanischen Typen mit süd- und ost- 
afrikanischen Formen. Nach Wallaces kartographischer Abgrenzung bildet 
das Lundareieh und die Gegend der Kioko-Länder diesseits des Kassai die 
Grenze der west- und ostafrikanischen Subregion. Mussumba, die Hauptstadt 
des Lundareiches und der Punkt, wo Pogge den Kassai überschritt, gehören 
nach Wallace bereits zur ostafrikanischen Region. Wenn hier überall nach 
Coleopteren gesammelt ist, so erklärt sich die bunte Mischung der nicht nach 
Fundorten geordneten Ausbeute. Einige Species, die nachweislich bei Kim- 


24* 


180 Hermann Julius Kolbe. (p. 28) 


bundo, der Hauptstadt der Kioko-Länder, gesammelt sind, gehören in der 
That der westafrikanisehen Subregion an. Auch nach Wallace gehüren die 
Kioko-Liinder zu dieser Subregion. Die von Dr. Pogge speciell mit der 
Angabe „Kimbundo“ versehenen Species sind die Goliathiden Meeynorhina 
Polyphemus und Cerathorina Harrisi. Erstere war bisher von der Goldküste, 
letztere vom Cap Palmas in Ober-Guinea bekannt. Sollte bei Kimbundo, was 
wahrscheinlich ist, viel von Coleopteren gesammelt sein, so erklürt sich daraus 
der Reiehthum westafrikanischer Formen, nämlich solcher Species, die ent- 
weder völlig identisch oder zunächst verwandt sind mit Species der west- 
afrikanischen Subregion. 

Aechte Formen des Siidens, welche Pogge aus dem Innern Afrikas, 
vielleicht aus den zur ostafrikanischen Region gehörigen Gebieten, heim- 
brachte, sind z. B. Manticora Livingstoni Cast, die man bisher nur vom 
N’Gami-See kannte; — Onthophagus pugionatus Fahr. (Zanzibar, Nyassa, 
Natal); — Popilia bipunctata F br. (Südafrika, Zanzibar); — Cyphonistes vallatus 
Wiedem. (Capland); — Leucocelis dysenterica Boh, (Natal); — Leucocelis rufo- 
marginata Burm. (Capland); — Pachnoda flaviventris Gory & Perch, (Capland); — 


Pachnoda impressa Goldf. (Mozambique, Natal, Capland) u. s. w. 


Hier lasse ich Verzeichnisse derjenigen Species der Carabidae folgen, 
welche in der westafrikanischen Subregion leben, aber auch anderen 
Theilen Afrikas angehören. Einige Arten sind über die ganze üthiopische 
Region verbreitet oder wenigstens in jeder der drei üthiopischen Subregionen 


des afrikanischen Continents vertreten, nämlich 


l. Cicindela melancholica Fbr. 8. Chlaenius angustatus Dj. (cincti- 

2. Drypta distincta Rossi. pennis Boh.) 

3. Pheropsophus bisulcatus Chaud. 9. d circumscriptus Dft. var. 

t. Callida angusticollis Boh. var. 10. T Dusaulti Duf. 

5. Clivina grandis Dj. 11. Hypolithus aciculatus Dj. 

6. Bhysotrachelus insignis Chaud. 12. E holosericeus Dj. 
(myops Gory, Boh.) 13. Stenolophus crenulatus Dj. 


i. Chlaenius conformis Dj. 14. Thyreopterus flavosignatus Dj. 


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Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 29) 181 


Bis Abyssinien-Nubien sind verbreitet: 

Cicindela cincta ¥ br. Guinea, Senegal, Abyssinien. 
dongolensis Klg. Senegal, Nubien, Ambukol. 
Dumolini Dj. Senegal, Sennaar (var.). 
senegalensis Dj. Senegal, Abyssinien. 
Hiletus versutus Schiódte Guinea, Senegal, Abyssinien. 
Calosoma imbricatum Klg. Cap. virid., Nubien, Kordofan. 
Galerita africana Dj. Senegal, Liberia, port. Guinea, Nubien, Kordofan (var.). 
Zuphium Fleuriasi Gory Senegal, Aegypten. 
Pheropsophus bisulcatus Chaud. Senegal, Kordofan, Capland. 

A marginatus Dj. Guinea, Nubien. 


- parallelus Dj. Senegal, Aegypten. 
Brachinus nobilis Dj. Senegal, Nubien. 
s parallelus Chaud. Senegal, Sennaar. 


d posticus Dj. Senegal, Kordofan. 

Oallida angustata. Dj. Senegal, Chinchoxo, Abyssinien. 

Platytarus tesselatus Dj. Senegal, Abyssinien, Aegypten. 
Tetragonoderus quadrum Ol. Senegal, Sennaar. 

Siagona brunnipes Dj. port. Guinea, Nubien. 

Scarites perplexus Dj. Senegal, Kordofan. 

Homalolachnus sexmaculatus Dj. Guinea, Senegambien, Abyssinien. 
Rhysotrachelus insignis Chaud. Senegal, Liberia, Abyssinien, Caffraria. 
Chlaenius Goryi Bug. Senegambien, Angola, Abyssinien. 


coecus Dj. Senegal, Nubien, Ober-Aegypten, Angola. 


” 
" Boisduvali Dj. Senegal, Guinea, Nubien, Nilus sup., Zanzibar. 
- asseela Laf. port. Guinea, Bogos, Zanzibar, St. Helena. 

s sagittarius Dj. Senegal, Abyssinien. 

f obesus Laf. port. Senegambien, Bogos. 

de transversalis Dj. Senegal, Sennaar, Nubien. 

a Boccandei Lat. port. Senegambien, Nubien. 

p croesus br. Senegal, Nubien. 

5 circumscriptus Dft. var. senegalensis Gory Senegal bis Marocco, 


Tanger, Nubien. 
protensus Chaud. Senegal, Nubien. 


182 Hermann Julius Kolbe. (p. 30) 


33. Chlaenius deplanatus Laf. Senegambien, Aegypten. 


34. d subsulcatus Dj. Senegal, Nubien, Ober-Aegypten. 

35. » splendidus Dj. Senegambien, Nubien. 

36. » glabratus Dj. Senegambien, Nubien. 

Sn $ rufomarginatus Dj. Senegal, Nubien. 

38. » alternans Imh. Senegambien, Guinea, Nilus albus. 

89. 5 carbonatus Chaud. Senegal, Abyssinien, Bogos. 

40. ei senegalensis Dj. Senegal, Nubien. 

LL. » nigrita Dj. Senegambien, Nilus albus. 

42. ji spectabilis Chaud. port. Senegambien, Nubien. 

43. » lyratus Klg. Senegal, Abyssinien, Nubien, Ober-Aegypten. 
44. ^ Dusaulti Duf. Senegal, Nubien, Abyssinien, Caffrarien. 


45. Penthimus laevigatus Dj. Senegal, Nubien. 
46. Oodes nigrita Chaud. Senegal, Nubien. 
» politus Gory Senegal, Abyssinien, Caffraria (?). 
48. Orthogonius senegalensis Dj. Senegal, Liberia, Goldkiiste, Djur. 
49. Ooidius ephippium Dj. Senegal, Ile de Prince, Nubien. 
50. Dioryche tesselata Dj. Senegal, Nubien, Angola. 
| 51. Stenolophus crenulatus Dj. Senegal, port. Guinea, Nubien. 


52. Rathymus carbonarius Dj. Senegal, Nubien, Aegypten. 


Jis in das Zanzibar-Gebiet verbreitet: !) 

1. Cicindela neglecta Dj. Senegal, Chinchoxo, Malange, Zanzibar. 
2. + regalis Ej. Senegal, Zanzibar, Mozambique. 

3. Galerita leptodera Chaud. Guinea, Liberia, Old Calabar, Angola, Zanzibar. 
| 4. Callida angusticollis Boh. Liberia, Zanzibar, Catfraria. 
5. Thyreopterus flavosignatus Dj. Senegal, Sierra Leone, Zanzibar, Natal. 
6. Clivina grandis Dj. Senegal, Guinea, Angola, Zanzibar, Mozambique, Natal. 
i. Craspedophorus impictus Boh. Quango, Lunda, Zanzibar, Caffraria. 


1) Die in den letzten Jahren von einigen Coleopterologen gemachten Angaben über 


das Vorkommen von Tefflus Delegorguei Guér. in Westafrika und 2 Megerlei Fbr. in 
| Angola und Zanzibar beruhen auf der unrichtigen Deutung von 7! planifrons Murr, und 


denticulatus Qued. in Westafrika; sowie des Macquardi Chaud. und zanzibaricus Kolbe 


in Zanzibar. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 31) 183 


8. Dischissus obscuricornis Laf. Senegambien, Zanzibar (?). 


| 9. Chlaenius Boisduvali Dj. Senegal, Guinea, Nubien, Nilus sup., Zanzibar. 


10. n assecla Laf. port. Guinea, Zanzibar, Bogos, St. Helena. 
| Ik, E conformis Dj. Senegambien, Quango, Zanzibar, Natal. 
| 12. e angustatus Dj. Senegambien, Angola, Zanzibar, Caffraria, Natal. 


13. Hypolithus aciculatus Dj. Senegal, port.Guinea, Angola, Zanzibar, Mozambique. 
14. + pavoninus Gerst. Quango, Zanzibar. 


| 15. Macrotelus sulcipes Chaud. Old Calabar, Zanzibar. 


sis in das Angola-Gebiet verbreitet: 
1. Megacephala Boccandei Guér. Guinea, Angola. 
2. Cicindela melancholica Wbr. Senegal, Guinea, Angola, Benguela, Malange, 
Mozambique. 
» neglecta Dj. Senegal, Guinea, Malange, Cuanza, Zanzibar. 
4. Hexagonia punctatostriata Laf. Guinea, Angola, Malange. 
5. Galerita leptodera Chaud. Guinea, Angola, Zanzibar. 
6. Aptinus obliquatus ‘Thoms. Gabun, Malange. 
7. Pheropsophus angolensis Er. St. Thomé, Angola. 
J arcanus Er. Chinchoxo, Angola, Malange. 
9. Callida analis Chaud. Guinea, Angola, Malange. 
10. Nematopeza melanura Dj. Senegal, Angola. 
11. Morio guineensis Imh. Senegambien, Guinea, Malange. 
12. Scarites senegalensis Dj. Senegambien, Angola, Malange. 
13. Clivina aucta Er. Chinchoxo, Angola. 
14. N grandis Dj. Senegambien, Angola, Malange, Zanzibar, Mozam- 
bique, Natal. 
15. Epicosmus Erichsoni Hope, port. Senegambien, Old Calabar, Malange. 


16. Chlaenius Goryi Buq. Senegambien, Loanda, Abyssinien. 


irre * coecus Dj. Senegal, Nubien, Ober-Aegypten, Malange. 
18. i ammon Fbr. Senegambien, Guinea, Angola. 
1.3; A angustatus Dj. Senegambien, Zanzibar, Malange, Caffraria, Natal. 


30. Orthogonius latus Hope, Guinea (Sierra Leone, Old Calabar), Malange. 


21. Hypolithus aciculatus Dj. Senegambien, Angola, Malange, Zanzibar, Mo- 


zambique. 


26. 


10. 


18 


22. 


a 


2% 


Hermann Julius Kolbe. (p. 32) 


Hypolithus Escheri Dj. Senegambien, Angola, Malange. 

T holosericeus Dj. Senegambien, Angola, Malange, Mozambique, 
Madagaskar. 

T. pulchellus Dj. Senegambien, Chinchoxo, Angola, Malange. 


Megalonychus angolensis Har. Chinchoxo, Angola. 


Dioryche tesselata Dj. Senegal, Nubien, Angola. 


Bis in die siidafrikanische Subregion verbreitet: 

Cicindela melancholica Fbr. Senegambien, Guinea, Angola, Mozambique. 
f regalis Dj. Senegal, Zanzibar, Mozambique. 

Drypta melanarthra Chaud. Natal, Liberia (n. sp.? Dohrn). 
Pheropsophus bisulcatus Chaud. Senegal, Nubien, Capland. 
Callida angusticollis Boh. Liberia (Dohrn), Zanzibar, Caffraria, Natal. 
Arsinoë trimaculata Motsch. Chinehoxo, Natal, Capland, var. 
Thyreopterus flavosignatus Dj. Senegal, Guinea, Zanzibar, Natal. 
Graphipterus obsoletus Ol. Senegal, Capland (?). 
Clivina grandis Dj. Senegambien, Angola, Zanzibar, Mozambique, Natal. 
Craspedophorus impictus Boh. Quango, Lunda, Zanzibar, Caffraria, Natal. 
Rhysotrachelus: insignis Chaud. Senegal, Liberia, Abyssinien, Caffraria. 
Chlaenius conformis Dj. Senegambien, Quango, Zanzibar, Natal. 
angustatus Dj. Senegambien, Angola, Zanzibar, Caffraria, Natal. 


Dusaulti Duf. Senegal, Nubien, Abyssinien, Caffraria. 


HI 


” 


Selenophorus atratus Klug St. Thomé, Rolas, Mozambique. 


zygogrammus Laf. port. Senegambien, Caffraria. 


Pangus ochropus Dj. Senegambien, Mozambique. 


Hypolithus aciculatusDj. Senegambien, Angola, Malange, Zanzibar, Mozambique. 


» congener Dj. Senegambien, Mozambique. 

is fuscus Dj. Senegal, Caffraria. 

i holosericeus Dj. Senegambien, Angola, Malange, Mozambique, 
I t m I Gel I Q7 


Madagaskar. 
» tomentosus Dj. Senegambien, Guinea, Mozambique, Madagaskar. 
Acupalpus quadripustulatus Dj. Senegambien, Mozambique. 


Stenolophus crenulatus Dj. Senegambien, Nubien, Capland. 


Pogonus senegalensis Dj. Senegambien, Natal. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikus ete. (p. 33) 185 


Bis Madagaskar verbreitet: 
1. Hypolithus holosericeus Dj. Senegambien, Mozambique, Madagaskar. 
2 e tomentosus Dj. Senegambien, Guinea, Mozambique, Madagaskar. 
3. Epicosmus festivus Klug, Madagaskar, Nossi-Bé, Quango. 

Das ganz eigenthümliche und selbstständige Gepräge der westafrika- 
nischen Subregion zeigt sich in ihrer Cicindeliden-Fauna. Die äthiopische 
Region besitzt von dieser dureh Formenreichthum und Farbenschönheit aus- 
gezeichneten Familie, die im eigentlichen Sinne in Afrika so recht zur Aus- 
bildung gelangt und hier ein charakteristisches Glied in der Kette der Lebens- 
formen ist, die betrüchtliche Anzahl von 15 Genera mit etwa 173 Species. 
Hiervon leben indessen in dem weit ausgedehnten Ländergebiet vom Senegal 
bis zum Congo nur 3 Genera mit 40 Species. 

Die meisten Genera der Cicindelidae sind yon der siidafrikanischen 
Subregion aufgenommen und hier theilweise reich zur Entwickelung gelangt. 
Die Vertheilung der Genera der Cicindelidae auf die vier Subregionen der 


äthiopischen Region zeigt folgende Uebersicht. 


Westafrikanische Subregion: 


Megacephala, * Tetracha, Cicindela. 


Ostafrikanische Subregion: 


Megacephala, Ophryodera, Dromica, 
* Styphloderma, Cicindela, Manticora. 
Eurymorpha, Myrmecoptera, 


Siidafrikanische Subregion: 


Megacephala, * Jansenia, Dromica, 
Eurymorpha, * Bostrychophorus, * Platychile, 
Cicindela, Myrmecoptera, Manticora. 


Ophryodera, 


Madagaskarische Subregion: 


Eurymorpha, * Peridewia, * Pogonostoma. 


Cicindela, * Megalomma, 


t2 
E 


Nova Acta L. Nr. 3. 


je eine Species in Südafrika. Catascopus verbreitet sich in 7 


186 Hermann Julius Kolbe. (p. 34) 


(Das Sternchen * bedeutet, dass die Gattung auf die betreffende Sub- 
region beschrünkt ist.) 

Die Ursache, weshalb Westafrika an Cicindeliden ärmer ist, als das 
übrige Afrika, liegt wohl in dem Waldreichthum. Hauptsächlich die Küsten- 
länder Westafrikas sind mit Cicindeliden bevölkert. Von 14 Species, die 
Herr v. Mechow aus dem Quango-Gebiet (westafrikanische Subregion) und 
dem benachbarten Malange (ostafrikanisehe Subregion) heimbrachte, sind 12 
Species aus letzterer und nur 3 aus ersterer Gegend. 

Gegenüber 40 Species der westafrikanischen Subregion enthält das 
viel geringere Areal der südafrikanischon Subregion 75 Species in 10 Gene- 
ribus: denn die Cicindeliden lieben die Dürre und den Sand. 

Dem entsprechend sind wald- und sumpfliebende Coleopteren, wie die 
Morioniden, Catascopi, Panagaeini, Chlaeniini-und Orthogonius zahlreich in der 
westafrikanischen Subregion vorhanden. Die Morioniden leben hier in 7 
Gattungen, die nur hier vorkommen, nur von Morio und Stereoderma lebt 
‘ eigenthiimlichen 
Species über die Subregion, nur eine achte Art wird in Südafrika gefunden. 
Die Panagüiden sind in 6 Gattungen mit 38 fast ohne Ausnahme eigen- 
thiimlichen Species vertreten, während nur 28 weitere Species sich auf die 
übrigen Subregionen vertheilen. Die Chlaenii sind sehr zahlreich. Von 169 
Species der ganzen Region leben 72 in Westafrika. In Südafrika finden sich 
von Chläniern 46 Species. Orthogonius zählt in der westafrikanischen Sub- 
region 11 Species, von denen 7 (vielleicht 10) derselben ganz eigenthümlich sind, 
da 3 eben die Grenze bei Malange zu überschreiten scheinen; 3 andere Species 
leben ausserdem in der siid- und ostafrikanischen Subregion. 

Besonders reich an Arten leben in Guinea und Senegambien die 
Genera Cicindela, Galerita, Macrochilus, Pheropsophus, Brachinus, Catascopus, 
Ochyropus, Craspedophorus, Epicosmus, Chlaenius, Oodes, Orthogonius, Hypolithus, 
Pangus, Dioryche, Abacetus und Platynus. 

Es giebt einige artenreiche Genera, welche sich als ein typisches 
Element in dem betreffenden Faunengebiet hervorthun. Das sind in Süd- und 
Ostafrika die Graphipteriden und Anthiiden, welche namentlich in der 


südafrikanisehen Subregion eine Rolle spielen, nach Norden und Osten aber 


sehr zusammenschmelzen. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 35) 187 


Graphipteridae, — Anthiidae. 


Siidafrikanische Subregion 52 62 
ostatrikanische S q 52 
westafrikanische a 2 4 
madagaskarische ——,, m — 


Die Graphipteriden setzen sieh zusammen aus 2 Gattungen und 59 
Arten, die Anthiiden aus 7 Gattungen und 109 Arten. Von dieser enormen 
Specieszahl leben in der westafrikanischen Subregion nur 2 und 4 Arten. 
Die Graphipteriden bevölkern Südafrika mit 52 Species, während in Ostafrika 
nur 7 leben; die Anthiiden in Südafrika mit 62, in Ostafrika 52 Species. 
Siid- und Ostafrika haben 9 Species der Anthiiden gemeinsam. 

Wie man sieht, zeigen die Anthiiden ganz ähnliche Verhältnisse in der 
geographischen Verbreitung wie die Cicindeliden. Beide Familien führen aber 
auch dieselbe Lebensweise. Und noch mehr Uebereinstimmung findet sich 
in der beträchtlich voluminósen Ausbildung des Kopfes in beiden Familien. 

Zahlreiche Genera anderer Carabidengruppen verbreiten sich gleichfalls 
von Süden und Osten her nicht mehr bis in den Westen Afrikas, beziehentlich 
in die westafrikanische Subregion, Das sind Ceroglossa, Mastax, Crepidogaster, 
Eunostus, Triaenogenius, Trichis, Singilis, Perigona, Metaxymorphus, Glyphodactyla, 
Hystrichopus, Plagyopyga, Drymatus, Metabletus, Nematoptera, Microus, Polyaulacus, 
Cylindrocranius, Lebistinus, Apristus, Coptodera, Lionychus, Glycia, Demetridula, 
Haplopeza, Parena, Hydroporomorpha, Apotomus, Acanthoscelis, Macrotelus, Spa- 
rostes, Macromorphus, Passalidius, Bohemannia, Isotarsus, Trimerus, Melanodes, 
kecoptomenus, Stomonaxus, Hispalis, Holconotus, Cratognathus, | Crasodactylus, 
Meroctenus, Poecilus, Omaseus, Steropus, Abax, Camptoscelis, Rhopalomelus, 
Angionychus, Euleptus, Omiastus, Pachydesus, Callistomimus, Trechus, Perileptus, 
Tachyta und Elaphropus. 

Das Genus Harpalus ist in Südafrika in 28 und in Ostafrika in 10 
Species; nur 2 Species sind aus der westafrikanischen Subregion (bei Chinchoxo 
von Dr. Falkenstein und am Quango von Major v. Mechow gefangen) nach- 
gewiesen. Von der Scaritidengattung Haplotrachelus leben 13 Species in 
Südafrika, nur 1 in Westafrika. 

Diese verschiedenen Verhiiltnisse in der geographischen Verbreitung 


werden in folgendem Abschnitte näher betrachtet. 


188 Hermann Julius Kolbe. (p. 36) 


VI. Betrachtungen über die Phylogenie der Carabidae 
im Hinblick auf ihre geographische Verbreitung. 


In dem Bestreben, aus der vor unseren Augen ausgebreiteten Natur 
die in sie hineingelegten Gedanken der schaffenden und bildenden Allmacht 
zu erspühen, finden wir, dass der in der geographischen Ausbreitung einer 
gewissen Thiergruppe liegende Ausdruck des ehemaligen Werdens zusammen- 
fällt mit der von uns gewonnenen Vorstellung von der phylogenetischen 
Entwickelung. 

Folgende Gedanken beschäftigen uns: 

l. In jeder Familie oder Gruppe sind die ältesten oder den ältesten 
nahestehende Genera in einigen zerstreut lebenden, aber höchst vereinzelten 
und eigenthiimlich organisirten Formen zumeist oder immer noch vorhanden, 
z.B. in der Familie der Anthiiden die Genera Atractonotus und Eccoptoptera. 
Diese Genera enthalten auch die kleinsten Species, denn.die ältesten Genera 
einer Gruppe waren die Stufe der kleinsten Formen; die jüngsten sind arten- 
reicher und enthalten zahlreiche grosse Species; die ältesten sind meist aus- 
gestorben, die wenigen überlebenden der kleinen Formen zeigen grosse 
Lücken in ihren Reihen; die jüngsten stehen in der Blüthe ihres Zeitalter, 
in reicher Entfaltung von Formen, welche grossentheils sehr nahe unter 
einander verwandt sind und in den verschiedenen Verbreitungs-Arealen in 
Hassen und Varietüten auftreten. 

2. In der Blüthe befindliche junge Gattungen sind formenreieh über 
einen kleinen Raum ausgedehnt, z. B. Anthia, Carabus, die Goliathiden. 

3. Weit über mehrere oder alle Erdtheile verbreitete Genera treten in 


mehr oder weniger seltenen Species auf; diese Gattungen sind phylogenetisch 


alt. Auch Cicindela ist über alle Erdtheile verbreitet, aber innerhalb dieses 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 91) 189 


umfangreichen Genus giebt es mehrere Speciesgruppen. Jede dieser Species- 
gruppen ist über einen kleineren Raum der Erde ausgebreitet, und ihre 
Species sind grossentheils häufig; die Anzahl derselben ist gross, weil jede 
Speciesgruppe der Gattung Cicindela im Zeitalter ihrer Blüthe steht und des- 
halb in dem besehrünkten Raume formenreich auftritt. — Calosoma bleibt sich 
überall ziemlich gleich, steht nicht mehr in der Zeit ihrer Kntwickelung, 
daher die Artenarmuth bei grosser Verbreitung. 

4. Es scheint, dass der Ausgangspunkt einer Verwandtschaftsgruppe 
dort zu suchen ist, wo noch jetzt die ältesten Genera leben. Wenn dem so 
ist, so ist anzunehmen, dass in diesem Heimathscentrum noch jetzt die Gruppe 
überhaupt reichlich wohnt. — Die ältesten Genera der Anthiiden (vide 1) 
leben in den südlichen Bezirken der ostafrikanischen Subregion; dort hat 
auch die Familie tiberhaupt formen- und artenreich ihren Sitz. 

Die Morio-Arten leben fast nur dort, wo die Reihe der eigenthiimlichen, 
wahrscheinlich sehr alten Genera lebt, nämlich in den Walddistricten des 
Guineabusens. 

Cicindela ist dort am formenreichsten, wo die grösste Anzahl anderer 
Genera ihrer Familie lebt, nämlich in Süd- und Südostafrika. Dort sind auch 
die sehr alten, vielleicht ältesten Genera der Cicindelidae überhaupt, nämlich 
Platychile und Manticora einheimisch. Es ist nicht anzunehmen, dass nur ein- 
seitig die äusseren günstigen Lebensbedingungen die Ursache dieses Formen- 
reichthums seien. 

5. Calosoma, über die ganze Erde verbreitet, ist auch in Afrika in 
allen Gegenden, aber nur in vereinzelten Arten vertreten. Diese Gattung ist 
älter als Carabus, die nur einen beschränkten Verbreitungsbezirk hat, aber in 
diesem enorm in den verschiedenartigsten Formen, welche sich auf eine Menge 
einander nahestehender Speciesgruppen (Gattungen) vertheilen, und reich an 
Arten die ganze Region (die paläarktische R.) charakterisirt. 

Die ältesten Formen von Carabus scheinen die diekköpfigen Hadro- 
carabus zu sein, sammt C. Pyrenaeus mit Verwandten (Cechenus) und irregularis 
(Platychrus). Diese sind verwandt mit einer kleinen Gruppe von Calosomen, 
die ihnen offenbar zunächst stehen, nämlich C. Decken? und caraboides in 


Ostafrika. 


190 Hermann Julius Kolbe. (p. 38) 


6. Die Oarabini (Nebria, Calosoma, Carabus ete.) stammen vielleicht 
aus dem westlichen Nordamerika, mit Einschluss des paläarktischen Asien, 
wo überhaupt sehr alte Typen des Carabidenstammes noch jetzt leben 
(Amphizoa in Californien). In Nordamerika ist Calosoma artenreicher als 
Carabus; und es ist gar nieht merkwürdig, dass in der Heimath der ältesten 
Genera auch die ältere Gattung Calosoma formenreicher ist als die jüngere 
Gattung Carabus. In Afrika sind keine solcher älteren Formen; dorthin sind 
nur die Calosomen verbreitet; und zwar ist es namentlich ein bestimmter, 
auch in Amerika und Europa vorhandener Typus, der in Afrika sich nach 
allen Seiten vereinzelt ausgebreitet hat, nämlich der Typus von Auro- 
punctatus. 

1. Während der älteste Stamm der Carabidae, die Heterodephaga 
(Amphizoidae, Trachypachidae, Notiophili, Carabi, Cychri) auf andere Erd- 
regionen fast beschriinkt bleibt, ist die Abtheilung oder der Stamm Meso- 
dephaga (Scaritidae, Hiletidae, Ozaenidae, Siagonidae, Cicindelidae) in Afrika 
reich vertreten, worauf ich schon vor einigen Jahren in einer Abhandlung 
„Das natürliche System der carnivoren Coleoptera“ aufmerksam machte. In- 
dessen sind mehrere andere sehr alte Genera der Mesodephaga (Metrius, 
Promecognathus, Onus) namentlich im westlichen Nordamerika zu Hause. 
Das hat gewiss seinen guten Grund. 

Die Hiletidae sind eine merkwiirdige alte Form, die nur in Aequatorial- 
gegenden und höchst vereinzelt vorkommt. 

Sehr reich entwickelt sind in Afrika die Scaritidae (21 Genera mit 
etwa 120 Species). 

8. Merkwiirdig reich entwickelt ist in der äthiopischen Region die 
Gruppe der Chlaeniini: 18 Genera, 220 Species. 

Von Chlaenius allein lebt sogar fast die Hälfte aller bekannten Species 
in dieser Region, zu der wir Madagaskar hinzurechnen. Das legt den Ge- 
danken nahe, dass Afrika die Heimath der Chlünier sei. In Europa heimathen 
nur 4 Genera mit 38 Species. 

Die meisten jüngeren Gruppen sind in der äthiopischen Region reich 
entwickelt: die Lebiidae, Brachinidae, Harpalidae ete. Die Brachinidae ent- 


halten in dieser Region 96 Species (6 Genera), die Lebiidae 167 Species 


(43 Genera). Doch sind andere Gruppen, wie die Feroniidae, Anchomenidae, 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 39) 191 


die so reich in den übrigen Regionen der Erde auftreten, in Afrika wenig 
entwickelt. 

9. Sehr zerstreut und vereinzelt lebende (isolirte) Genera sind phylo- 
genetisch sehr alt, z. B. Disphaerieus (Broscidae). Dies erhellt nieht nur aus 
der eigenthümlichen Gattung an und für sich, sondern auch daraus, dass die 
ganze Gruppe der Broscidae sehr alt erscheint; sie ist in mehreren verein- 
zelten Gattungen über die ganze Erde verbreitet; auch sind die meisten 
Gattungen isolirte Typen, z. B. Broscosoma und Miscodera, und nicht cha- 
rakteristisch für die Fauna. Wie schon mehrfach gesagt, haben solche 
Gattungen nur wenige Verwandte und wenige verwandtschaftliche Beziehungen 
zu anderen Gruppen, und erscheinen, wie Disphaericus, als die letzten Ueber- 
lebenden aus einer wahrscheinlich blühenden Vergangenheit. 

Als der Sitz noch jetzt lebender sehr alter (tertiärer) Formen ist 
Madeira anzusehen; dort lebt auch Zlliptosoma, eine eigenthiimliche Gattung 
aus der Abtheilung Mesodephaga, die mit der sehr vereinzelt in der palü- 
arktischen und nearktischen Region auftretenden Gattung Loricera zunächst 
verwandt ist und mit dieser eine eigene Gruppe bildet (Loricerini). 

10. Gesetze in der geographischen Verbreitung der Thiere 
mit Bezug auf die Phylogenie. 

a) Ueber alle oder mehrere Regionen verbreitete Genera sind phylo- 
genetisch alt, stehen aber in jüngeren Zweigen mehr oder weniger 
noch jetzt in Blüthe, ohne für die Fauna charakteristisch zu sein 
(Calosoma, Cicindela, Scarites, Lebia). 

b) Vereinzelt vorkommende und artenarme Genera sind phylogenetisch 
alt. Solche Genera sind gewöhnlich eigenthiimlich ` organisirt : 
Amphizoa, Opisthius, Elliptosoma, Systolosoma, Platychile, Genera der 
Morionidae, Pantophyrtus, Metrius, Hexagonia. 

c) Nur über eine oder wenige Regionen verbreitete gattungsreiche 
Gruppen sind für die Fauna charakteristisch und bestehen aus 


vielen und individuenreichen, weit verbreiteten Species, weil sie 


einem phylogenetisch jungen Stamme angehören. 


192 Hermann Julius Kolbe. (p. 40) 


Andere Gruppen oder jiingere phylogenetische Organisationsstufen sind 
in allen Erdtheilen vertreten, aber nur in einigen Regionen charakteristisch 
für dieselben, und formen- und individuenreich. Vielleicht sind manche solcher 
Gruppen in den verschiedenen Regionen selbstständig polyphyletisch zur 
Ausbildung gelangt, z. B. die Feroniiden, die aus demselben Typus, der 
z. B. in der paliiarktischen und in der indo-australischen Region nach einer 
bisherigen Verbindung darnach von einander räumlich getrennt und jederseits 
separirt wurden, beiderseits ähnliche, aber generisch nieht völlig überein- 
stimmende Zweige sieh bilden liessen. In Australien einheimisch. ist allerdings 
die grosse Gattung Feronia, aber in eigenthümlich ausgeprägten Formen, 
die sich unter den formenreichen Feroniiden Europas nicht finden. Solche 
Formen- oder Speciesgruppen der australischen Feronienfauna sind Homalo- 


soma, Trichosternus, Prionophorus, Morphnos, Cratogaster, Notonomus, Proso- 


pogmus, Rhabdotus, Loxodactylus, Sarticus, Rhytisternus, Ceneus, Chlaenioidius ete. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 41) 193 


VII. Verzeichniss der westafrikanischen Carabiden mit 
Angabe ihrer geographischen Verbreitung. 


Jede Gruppe wird eingeleitet durch eine Uebersicht der sämmtlichen 
Genera der äthiopischen Region, mit Angabe ihrer etwaigen Verbreitung über 
deren vier Subregionen und die übrigen Regionen der Erde. Die erste Spalte 
der Tabellen enthält die Angabe der gesammten Specieszahl der betreffenden 
Gattungen in der üthiopischen Region, die folgenden vier Spalten die in jeder 
Subregion vertretene Specieszahl. Das Vorkommen der äthiopischen Gattungen 
in anderen Regionen wird durch einen wagerechten Strich (—) in den diese 
Regionen bezeichnenden Spalten angedeutet. 

In den Uebersichten der äthiopischen Genera sind die Namen der 
westafrikanischen Genera gesperrt gedruckt. 

Ein der Species vorgesetztes Sternchen (*) bedeutet, dass diese Species 
über die Grenzen der westafrikanischen Subregion hinaus verbreitet ist. 

Der systematischen Aufzählung ist mein „Natürliches System der car- 
nivoren Coleoptera zu Grunde gelegt, um mit der zoogeographischen Verbreitung 


wiederum nieht die phylogenetisehen Beziehungen aus dem Auge zu ver- 


lieren. 
I. Abtheilung: Amphidephaga. 
1. Fam.: Omophronidae. 
Aethio-| West-| Ost- | Süd- |Mada-| Orien-| Austr.| Neo- | Ne- | Palà- 
| pische | afr. afr. | afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. Reg. | Reg. | Reg. 
I | II IH IV Vv VI 
| 
QUOD Yo aes m 1 1 1 E E — a: 


1. Omophron minutus Dj. Senegal 


Nova Acta L. Nr. 3. 26 


194 Hermann Julius Kolbe. (p. 42) 


II. Abtheilung: Heterodephaga. 


2. Fam.: Carabidae sens. str. 


Neo-| Ne- | Palä- 


|Aethio-| West-| Ost- | Süd- |Mada-| Orien-| Austr. 


pische || afr. afr. | afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | | Reg. | Reg. | Reg. 
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| | 
Qatosomag MCN ur 15 | 10 3 ax — — 
ae Lei | 
Ceroglossa REN ER LTE 1 o 1 | - 
| 


1. Calosoma cognatum Chaud. Cap. virid. 
2. —  guineense Imb. Guinea. 
Ze — imbricatum Klug. Cap. virid., Nubien var. 


4. —  senegalense Dj. Senegal, port, Guinea, Santjago, Chinchoxo. 


III. Abtheilung: Mesodephaga. 


3. Fam.: Hiletidae. 


|Aethio-| West-| Ost- | Süd- |Mada-| Orien-| Austr. Neo-| Ne- | Palä- 


| pische | afr. | afr. | afr. |gask. | tal. |. Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
Region || Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | | Reg. | Reg. | Reg. 
gion | | | | Meg | Dë 
| | | | - - 
Teal | | BEE E 


EE A 3 wp 1 


Hiletus Castelnaui Bocand. Guinea. 


— versutus Schioedte. Senegal, Guinea, Abyssinien. 


(Die 3. Species oxygonus Chaud. lebt in Caffraria.) 


4. Fam.: Ozaenidae. 


Aethio- || West-| Ost- | Süd- Mada- | Orien-| Austr. Neo- | Ne- | Palä- 


T 
| 
pische || afr. afr. afr. | gask. || tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
| 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | | Reg. | Reg. | Reg. 
3" | IIS STEP SET [Yn Ya 
Sphaerostilus 9. us. B ; : : P | 
Pathytetek, E 3 2 j : pores : oH 


1. Pachyteles luteus Hope. Guinea (Sierra Leone). 
1; — Wyliei Murr. Old. Calabar. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 48) 195 


5. Fam.: Siagonidae. 


, T T 
Aethio-| West-| Ost- | Süd- |Mada- | Orien-| Austr.) Neo- | Ne- | Palä- 
pische | afr. | afr. | afr. | gask. || tal | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 


| Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | heg. | Reg. | Reg. 

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(Oleh Hone Ch Rees PUn 3 g i ; E - aT d — 
LU DOT Qc i Eee MIR] 1 


#1, Siagona brunnipes Dj. port. Guinea, Nubien. 
g 2 Vë H 


2i — senegalensis Dj. Senegambien. 

3; — mandibularis Guer. Senegal, 

t. dorsalis Dj. Senegal. 

5. Buqueti Guér. Senegal. 

6. — Leprieuri Bug. Senegal. (Varietät von S. europaea). 


— Gerardi Bug. Senegal, Oran, Algier. 


8. Coscinia basalis Dj. Senegal. 


9. — fasciata Dj. Senegal. 
10. —  microphthalma Chaud. Senegal. 


11. Laperca Goryi Guer. Senegal. 


6. Fam.: Ditomidae. 


Aethio-| West-| Ost- | Süd- |Mad: -| Orien-| Austr. Neo- | Ne- | Palà- 
| pische || afr, | afr. | afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
| pische | afr, | af f k. | tal. | Reg p. arkt. | arkt 
| Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. 


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1. Melaenus elegans Dj. Senegal. 


7. Fam.: Siearitidae. 


|Aethio-| West- Ost- | Süd- Mada- | Orien- Austr.) Neo- | Ne- | Palü- 


pische | afr. afr. | afr. | gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. Reg. | Reg. | Reg. 
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196 


Hermann Julius Kolbe. (p. 44) 


Haplotrachelus . 


Dyscherus . 
Storthodontus 


Crepidopterus 


Taeniolobus . 


Scarites . 
Passalidius 
Thlibops 
Bohemannia 
Scolyptus 
Brachypeplus 
Dyschirius 
Clivina 
Distichus 
Macrotelus 
Menigius 


Sparostes 


Ochyropus Herculus 


Cryptoscaphus subcylindricus Laf. 
Haplotrachelus suberenatus Chaud. 


Taeniolobus gagatinus Dj. 


Scarites perplexus Dj. 


picicornis Dj. 


Aethio- | West- | Ost- | Süd- |Mada- | Orien- Austr.| Neo- Ne- | Palà- 
pische atr. | afr. | afr. | gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. 
1 | Ke ee oe vs) V 
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Guinea. 


Murr. 
Patroclus Murr. Guinea. 
Ajax Murr. Guinea. 
gigas Schioedte. Senegambien, Guinea, Sierra Leone, Liberia. 
rotundicollis Murr. Guinea. 
clivinoides Murr. Guinea. 

port. Guinea. 
Sierra Leone. 
Senegambien. 
Senegambien. 

Senegal, Nubien. 

inermis Chaud. Guinea. 
distinguendus Chaud. Senegal. 
tenebricosus Dj. Senegambien. 
striatidens Chaud. Senegal. 
senegalensis Dj. Senegambien, Angola, Malange. 


Senegal, Guinea. 


quadripunctatus Dj. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 45) 197 


18. Scarites quadratus Fbr. port. Guinea. 


19. — fatuus Karsch. Guinea-Ins. 
20. — cultripalpis Quedenf. Quango. 
21. — strigiceps Quedenf. Quango. 
29. passaloides Quedenf. Quango. 


23. Thlibops longicollis Putz. Senegal. 
24. Scolyptus angustatus Dj. Senegal. 
sn —  eurvidens Laf. Senegambien. 


26. Clivina mandibularis Dj. Senegal. 


27. — aucta Er. Chinchoxo, Angola. 

28. — Dumolini Putz. Senegal. 

29. — consobrina Putz. Senegal. 

30. — femoralis Putz. Senegal. 

31. — foveiceps Putz. Senegal. 

NODI — grandis Dj. Senegambien, Angola, Malange, Zanzibar, Mozambique, 
Natal. 

33. — interstitialis Kolbe.  Chinchoxo. 

34. — sobrina Dj. Senegal. 

35. — testacea Putz. Senegal. 

36. - senegalensis Dj. Senegal. 


#37. Macrotelus sulcipes Chaud. Gabun, Zanzibar. 


38. Menigius Schaumi Chaud. Guinea. 


8. Fam.: Cieindelidae. 


[Aethio- | |West- | Ost- | Süd- [Mada-| Orien-| Austr.| Neo- | Ne- | Palä- 
| pische afr. | afr. | afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
| Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. Reg. | Reg. Reg. 
KX Pe Lol E 
Manticora var A ER ale 8 | Sg | B | 
A E E Ve | 1 SECH eler, gl 
Megacephala . | 6 2 1 | sl | 
Tetracha | Lane al x Le du | E 
Eurymorpha . eee | | es: d | 
Cicindela 1.98.1187 3528 2199 x1: 10 ei teeta Me oleae cad 
Peridexia . | 3 | | 3 SCH | | 
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Bostrychophorus. . . . E | | dell | | 


198 Hermann Julius Kolbe. (p. 46) 


|Aethio- | West-| Ost- | Süd- |Mada-| Orien- Austr. Neo- | Ne- | Palü- 
| pische || afr. afr. | afr. | gas tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
| Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. 
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Myrmecoptera . . 7 3 | 1 PE 
DPOF x ure xe s Oe E puso 
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StypModerma . . . . 2 | - 2 | 
Pogonostoma EEN Eat cd faepe d. Siren e ru 


*1. Megacephala Bocamdei Guér.> Senegambien, Angola. 
2. — senegalensis Latr. Senegal. 
3. Tetracha quadrisignata Dj. Senegal. 


4. Cicindela asperula Duf. Senegal, Quango. 


5. — aulica Dj. Senegal. 
6. —. JBocandei Guér. Senegambien, Guinea. 
7. — Bruneti Gory. Senegal, Guinea. 
ES. - cimeta Fbr. Senegal, Guinea, Abyssinien. 
9. —  concinna Dj. Senegal, Guinea. 
10. — Deyrollei Guér.  Senegambien, Guinea. 
TI — discoidea Dj. Guinea. 
ak —  dongolensis Klg. Senegal, Nubien. 
718. — Duwnolini Dj. Senegal, Nubien. 
14. —  Escheri Dj. Senegal. 
15. — . Feisthameli Guér. Guinea. 
16. — . festiva Dj. Senegal, Ile de Prince. 
17. —  flavidens Guér. Guinea. 
18. —  flavosignata Cast. Guinea. 
19. — interstincta Schh. Senegal, Quango, Gabun. 
20. — ` Leprieuri Dj. Senegal, Guinea, Liberia. 
21. — leucoptera Dj. Senegal. 
22. — lugubris Dj. Senegal, Guinea. 


— lutaria Guér. Guinea. 


— Luxeri Dj. Senegal, Guinea. 


— melancholica Fbr. Senegal, Sierra Leone, Ile de Prince, Chinchoxo, 
Angola, Malange, Benguela, Mozambique und die medi- 


terraneische Region. 


26. — minutula Guér. Guinea. 
e ; 1 ` 7 1 
27. — neglecta Dj. Senegal, Chinchoxo, Malange, Zanzibar. 


28. — nitidula Dj. Senegal, Guinea, Liberia. 


— RIS e 8 EC ede AES - 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 47) 199 
29. Cicindela nysa Guér, Guinea. 
—  octoguttata Fbr. Senegal, Guinea, Sierra Leone. 
—  plurinotata Brull. Senegal, Guinea. 
— . polysita Guér. Guinea. 
— regalis Dj. Senegal, Zanzibar, Mozambique. 
—  saraliensis Guér, Guinea. 
— senegalensis Dj. Senegal, Abyssinien. 
_ sexpunetata Fbr. Ostindien. Var. tripunctata. Senegal. 
37. —  Strachani Hope. Senegambien, Sierra Leone. 
38. — versicolor Dj. Senegal, Sierra Leone. 
39. — vicina Dj. Senegal, Guinea, Old Calabar, Ile de Prince. 
40. — vittata Fbr. Senegal, Guinea. 
IV. Abtheilung: Holodephaga. 
9. Fam.: Lebiidae. 
|Aethio- | West- Ost- | Süd- |Mada- | Orien-| Austr. Neo- | Ne- | Palä- 
[pis he | airi | afr. | afr. k. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt 
Region | Subr. | Subr. | Bubr. | Subr. Meg. | | Reg. | Reg. | Reg. 
a | | [TS ESCRITA N 


| [ | 


A. Tetragonoderi. 


CUCUOSOMUS Ee gë 2 KA eal à | 
Tetragonoderus. . DOT Ve 2 H |.- = 
D. Masorei. 
AETATEM a 1 2 IR | ge S 
Aephnidiws a m. A 1 | | | | 
Somoplatus H 2 E bv A 
Ch E | j Sege, | 
C. Lebiae. | | | | 
SE E EEN | | | NES 1 
Lebia . : 19 7 | 5 | ü 2 Us xxu um G 
Amblystomus. Lä | | | | LES | | 
Nematopega . . . . | 9 | 1 5 | = 
CONG a El 1 ; l | 
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EE 1 d P i. i | 
LUC CHUOM neui ak E 3 3 . "| "s | re m 


200 


Hermann Julius Kolbe. (p. 48) 


Liopeza 
Promecochila . 
Astata . 
Orthobasis 
Camaroptera 


Nematoptera 


D. Dromii, 
Drymatus . 
Dromius 
Blechrus 
Metabletus 
Coptoptera 
Lionychus . 


Apristus 


E. Cymindides, 
Agra 
Calleida 
Cymindis 
Philotecnus 
Platytarus 
Glycia . 
Singilis 
Trichis . 
Diaphoroneus 
Metaxymorphus . 
Glyphodactyla 
Hystrichopus . 
Plagiopyga 
Cylindrocranius . 
Polyaulacus 


Cymindoidea 


| Aethio- West- | Ost- | Süd- | 
| 


pische | afr. | afr. | afr. |gs | | Reg. | 
Region) Subr. | Subr. | Subr. | Subr. || Reg. | 
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10. | 10 | | 
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1 1 | | 
1 1 | 


*) Das specielle Vaterland der vierten Art ist unbekannt. 


Neo- | 


trop. 


IV 


| Reg. | 


Ne- | Palü- 
| arkt. 


Reg. 


Y 


arkt. 
Reg. 


VI 


e? 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 49) 


A. Te 


1. Cyclosomus Buqueti Dj. Se 


2. Tetragonoderus Baxi Gory. 


3. — 


immaculatus Laf. 


gonoderi, 
regal. 
Senegal. 


Senegambien, Guinea. 


interruptus Dj. Senegambien. 


Leprieuri Gory. S 
quadrimaculatus Gc 


quadrum Ol. Sene 


enegal. 
oy. Guinea. 


gal, Nubien. 


viridicollis Dj. Senegambien. 


gabonicus Chaud. 


Gabun. 


aericollis Quedf. Quango. 


luridus Quedf. Qu 


D. 


12. Masoreus aequinoctialis Laf. 


13. -— 


angogebiet, Malange (?). 


Masorei. 


Senegambien. 


anthracinus Schaum. Gabun. 


14. Aephnidius guineensis Chaud. Guinea. 


15. Somoplatus pallidus Cast. 


16. — 


18. Lebia 
19. — 


24. ~ 


substriatus Dj. Se 


C. 


7. Arsinoé trimaculata Motsch. 


Senegal. 


negal. 


Lebiae. 


Capland, Natal, Chinchoxo (var.). 


gabonica Chaud. Gabun. 


Leprieuri Dj. Senegal. 


senegalensis Chaud. 
bisbinotata Murr. 
flavomaculata Dj. 
picta Dj. Senegal. 
triangulifera Buq. 


25. Amblystomus quadrillum Dj. 


26. Nematopeza melanura Dj. 


27. Plochionus aencipennis Dj. 


NS eT 
29. — 


30. Orthobasis bicolor Dj. 


Senegal. 
Old Calabar. 


Senegal. 


Senegal. 


Senegal. 


Senegal, Guinea. 


Senegal. 


Donfilsii Dj. Guinea, Ile de France. 


Boisdwalii Gory. 


Hier 


Senegal. 


a Leone. 


31. Camaroptera clavicornis Murr. Old Calabar, Liberia. 


Dromius mit seinen Verwandten ist in Westafrika noch nicht gefunden. 


D. 


Nova Acta L. Nr. 8. 


Dromii. 


27 


201 


EE 


202 Hermann Julius Kolbe. (p. 50 


E. Cymindides. 
. Agra biguttata Chaud. Gabun. 


3. Calleida analis Chaud. Guinea, Angola, Malange. 


— . debilis Laf. port. Guinea. 


87. — dichroa Chaud. Senegal. 

38. —  erythrodera Chaud. Senegal. 

39. — fasciata Dj. Senegal, Chinchoxo. 

40. — ruficollis Fbr. port. Guinea, Sierra Leon 
41. — rufula Gory. Senegal. 


42. Philoteenus bisignatus Dj. Senegal, port. Guinea. 


) 


e. 


— angustata Dj. Senegal, Chinchoxo, Abyssinien. 


—  angusticollis Boh. Liberia, Zanzibar, Caffraria. 


*43. Platytarus tesselatus Dj. Senegal, Abyssinien, Aegypten. 


44. Diaphoroncus ferrugineus Chaud. Sierra Leone. 


45. Cymindoidea virgulifera Chaud. Senegal. 


10. Fam.: Trigonodactylidae. 


Aethio-| West-| Ost- | Süd- Mada- | Orien-| Austr. Neo- | Ne- | Pali- 
|pische | afr. | afr. | afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. 
l | [Led STE Pera eve t 
Henagonia ee Sm, 1 5 1 3 . | = 
*1. Hexagonia punctatostriata Laf. Guinea, Angola, Malange. 
2. — scabricollis Klg. Senegal. 
3. — terminalis Gemm. & Har. Senegal. 
ll. Fam.: Odacanthidae. 
Aethio- | West-| Ost- | Süd- Mada- | Orion- Austr. Neo- | Ne- | Palä- 
pische || afr. | afr. afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. Reg. | Reg. | Reg. 
L^ | I LO e ed IV NER! 
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COSHONU x E Bari: 33 | 1 Le | e Vine dé 
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Odacantha Bl | 1 | en | ee 
es | | | 
BE a S | BHO ^on? ; | | 
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Demetridula . . >... ids ee a i | 


1. Casnonia dimidiata Chaud. Senegal. 


2i — pustulata Dj. Senegal. 


E? äere ee 


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H 
N 
li 
if 
Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 51) 203 | 
| 
3. Casnonia senegalensis Lepell. & Serv. Senegambien. | 
4. Smeringocera lineola. Dj. Senegambien. 
5. Odacantha senegalensis Cast. Senegambien. 1 
6. Stenidia blanda Laf. Senegambien. 
T. — . corrusca Laf. Senegambien. 
8. — cyanea Lat Senegambien. 
9. —  Edwardsii Cast. Senegambien, Galam. 
10. — fasciata Laf. Senegambien. | 
Ule —  uwnicolor Brull. Senegal. | 
12. Fam: Galeritidae. 
N 
[Aethio- | West- | Ost- | Süd- |Mada | Orien-| Austr. Neo-| Ne- | Palä- | 
pische || afr. | afr. | afr. | gask. || tal. | eg. | trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Keg. | | Reg. | Reg. | Reg. | 
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Dendrocellus . Ira | — — | 
Polystichus | | | gaz | — € S | 
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Triaenogenius | 1 | : dios pes lg I : i ; i i | 
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1. Drypta cyanea Cast. Senegambien. 


D — distincta Rossi, var. dorsalis Dj. und elongata. Senegal. 
3. — ruficollis Dj. Senegal. | 
4. — Allardi Chaud. Cap Palmas. | 
5. Dendrocellus Bocandei Laf. Senegambien, Old Calabar. 1 
6. — viridipennis Hope. Sierra Leone. | 
Galerita africana Dj. Senegambien, Liberia, Nubien (var.). i 
8. — anthracina Hope. Sierra Leone. [ 
9. — femoralis Murr. Old Calabar, Gabun, Chinchoxo. } 
10. —  interstitialis Dj. Sierra Leone. | 
Ek, — . leptodera Chaud. Guinea, Old Calabar, Liberia, Angola, Zanzibar. | 
12: —  migrocyanea Chaud. Sierra Leone. i 
13. — attenuata Quedf. Quango. l 
*14. Zuphium Fleuriasi Gory. Senegal, Aegypten. | 
"Tör — fuscum Gory. Senegambien, Aegypten. ij 
16. — pictum Chaud. Senegal. d 
| 
ors 1 


204 


Hermann Julius Kolbe. (p. 52) 


13. Fam.: Brachinidae. 


Aptinus . 
Pheropsophus 
Brachinus 
Mastaa: 
Orepidogaster 
Styphlomerus 


T l " - 
[Aethio- | West-| Ost- | Süd- |Mada- | Orien-| Austr.| Nco- | Ne- | Pali- 
| pische | afr. | afr. | afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. Reg. | Reg. | Reg. 
I ee | | "reete Ee Ter 
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140 90. 15 a Bem | — BER 
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1.44, | 101.17 „1,80 et Lac -|-|- 
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*1. Aptinus obliquatus Thoms. Gabun, Malange. 


"3. Pheropsophus angolensis Er. St. Thomé, Angola. 


arcanus Er. Chinchoxo, Angola, Malange. 
Deawvoisii Dj. Senegal, Guinea. 

bisulcatus Chaud. Senegal, Nubien (var. Capland. 
cincticollis Laf. port. Guinea. 

cinctus Gory. Senegal. 

impressicollis Laf. port. Guinea. 

Jurinei Dj. Senegal, port. Guinea. 
litigiosus Dj. Senegal, port. Guinea. 
longipennis Chaud. Senegal. 

marginatus Dj. port. Guinea, Nubien. 
marginipennis Cast. Senegal. 

minor Murr. Old Calabar. 

parallelus Dj. Senegal, Aegypten. 

Riffaudi Gory. Senegal. 

senegalensis Dj. Senegal, port. Senegambien. 
tenwicostis Laf. port. Guinea, Liberia. 
guineensis Chaud. Guinea. 

palmarum Chaud. Cap Palmas. 


laticostis Chaud. Senegal. 


D dos A | ] ` LAT 
22. Brachinus aulicus Dj. Senegal, port. Guinea. 


connectus Dj. Senegal, port. Guinea. 
Debawei Guérin. Senegal. 
dorsalis Dj. Senegal. 


elegantulus Er. Senegal. 


equestris Dj. Senegal. 


| 
| 
Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 53) , 205 | 
28. Brachinus exilis Lat, port. Guinea. | 
29. — galamensis Gory. Senegal (Galam?). | 
30. — Goryi Gory. Senegal. d 
31. —  jucundus Dj. Senegal. | 
82. — laetus Dj. Senegal. L 
33. — . Leoprieuri Gory. Senegal. 
els — nobilis Dj. Senegal, Nubien. | 
EOD — parallelus Chaud. Senegal, Sennaar. | 
1290 posticus Dj. Senegal, Kordofan. i] 
37. — quadrimaculatus Dj. Senegal, port. Guinea. | 
38. — sericeus Dj. Senegal. 
39. Servillei Marc. Senegal. 
40. — undulatus Chaud. Senegal. | 
41. Styphlomerus cribricollis Chaud. Senegal. 
N 
14. Fam.: Helluonidae. | 
Asthio- | West- Ost- | Süd- |Mada-| Orien-| Austr. Neo- | Ne- | Palä- N 
pische | air, | afr. | afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. | 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | | Reg. | Reg. | Reg. 
I | I II Bye Ve [Val | 
Acanthogenius . . . | 13 I A PA | 1 | 1 Ss 1 k | 3 Een i 
Plange `... il E hel Ve qno FE Xo ct | 
1. Acanthogenius biguttatus Gory. Senegal. 
2. —  bimaculatus Dj. Senegal. | 
3i — cruciatus Marc. Senegal. \ 
4. — dispar Laf. port. Guinea, Old Calabar. | 
E — grandis Dj. Senegal, port. Guinea. 
6. — labrosus Dj. Sierra Leone. | 
Wi — umbraculatus Fbr. Senegal, port. Guinea, Liberia, Old Calabar. 
| 
15. Fam.: Pericalidae. | 
[Aethio- |West- | Ost- | Süd- |Mada- Orien- Aust) Neo: | Ne- | Pali- | 
| pische | afr, | afr. | afr. | gask. | tal. | Reg. | trop. arkt. | arkt. n 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. Reg. | Reg. | 
I | | | Exe aay | V EVES 
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206 Hermann Julius Kolbe. (p. 54) 
|Aethio- | West- Ost- | Süd- |Mada-| Orien-| Austr. Neo- Ne- | Palä- 
| pische || afr. afr. | afr. | gasķ. | tal | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
| Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. 
Gd ee see | AVE 
Raphidognatha . . . 1 1 | | | yen | 
Lobodontus 3 1 v | 1 pe ies — | 
Thyreopterus. . . . 26 | 4 1 91 | - — | 
Catascopus $ | Das | 1 | - - — 
Eurydera GH a, | elen $ | 
Madecassa p oun. | d | ; | 1 | ; | 
1. Coptodera crucifera Dj. Senegal. 
2. — figurata Chaud. Guinea. 
3. Nycteis Championi Murr. Guinea. 
4. — intermedia Murr. Guinea. 
5. Belonognatha obesa Murr. Old Calabar. 
6. — quadrinotata Murr. Guinea. 
— rugiceps Murr. Guinea. 
8. Raphidognatha trimaculata Murr. Old Calabar. 
9. Lobodontus flavosignatus Gory. Senegal. 
10. Thyreopterus bifasciatus Hope. Cap Palmas. 
Kaul — . flavosignatus Dj. Senegal, Sierra Leone, Zanzibar, Natal. 
12. — . laticollis Laf. port. Guinea. 
13. — undulatus Dj. Senegal. 
14. Catascopus Beawoisii Cast. Gabun. 
15. — compressus Murr. Guinea. 
16. — rufipes Gory. Senegambien, Guinea. 
17. — rugiceps Chaud. Guinea, Old Calabar (var.), Gabun. 
18. -—  Savagei Hope. port. Guinea, Guinea. 
19. — senegalensis Dej. Senegal, Liberia, Cap Palmas. 
20. — specularis Imh. Guinea. 
16. Fam.: Graphipteridae. 
|Aethio- West-| Ost- | Süd- [Mada-|| Orien-| Austr.) Neo- | Ne- | Pali- 
| pische || afr. | afr. | afr. | gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
| Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. 
| I | | | | H | 111 | Ls | V d 
Graphipterus . . . | AT 2 | 6 | T : UE | ; | "m 
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*1. Graphipterus obsoletus Ol. Senegal, Capland. 
9, — senegalensis Dj. Senegal. 


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Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas 


bet (p. 55) 


17. Fam.: Anthiidae. 


7 
|Aethio- | West- 
| 


Ost- | Süd- | Mada- | Orien- Austr.) Neo- | Ne- | Palä- 


| pische | afr. | afr. | afr. | gask. | tal. | Reg. trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr, | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. 
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1. Anthia Nimrod Fhr. Senegambien. 
Ki — sulcata Fbr. Senegambien. 
*9. — venator Fbr. Senegal, Tripolis. 
4. — calida Har. Quango, Lundareich. 
18. Fam.: Anehonoderidae. 
|Aethio- || West-| Ost- | Süd- |Mada- | Orien-| Austr. Neo-| Ne- | Palà- 
pische | afr. | afr. | afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 


Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | | Reg. | Reg. | Reg. 
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(incl. Callistomimus) 
1. Lasiocera nitidula Dej. Senegal. 
2. Callistus quinquemaculatus Laf. port. Guinea. 
19. Fam.: Bembidiidae. 
Aethio- | West: | Ost- | Süd- Mada- | Orien-| Austr.| Neo- | Ne- | Palä- 
pische | afr. afr. afr. | sk. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | | Reg. |_Reg. | Reg. 
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Bembidium |. . .. 12 4 | 5 2.1 | — — A -— pa S 
Elaphropus . . .. 1 1 | | 


208 Hermann Julius Kolbe. (p. 56) 
1. Tachys amabilis Dj. Senegal. 
9. —  biplagiatus Dj. Senegal. 
3. Bembidium cupreum Gory. Senegal. 
4. —  foveolatum Dj. Senegal. 
5. —  senegalense Dj. Senegal. 
6. —  taciturnum Gory. Senegal. 
20. Fam.: Trechidae. 
|Aethio- West-| Ost- | Süd- |Mada- | Orien-| Austr.) Neo-| Ne- | Palä- 
3 | tal | trop. | arkt. | arkt. 
| | Reg. | Reg. | Reg. 
SA | | | a | m | iv | v | vi 
= | | T Ir T T Y 
Pachydesus a SE les JE | | à | Paths: 
Pogonus . e | y 1 | 1 Ces | — Asch, -j= 
Trechus E e EEN Be Lon D | En | RS | labo. |n 
*1. Pogonus senegalensis Dj. Senegambien, Natal. 
21. Fam.: Anehomenidae. 
|Aethio- | West- Ost- | Süd- [Mada- || Orien-| | Neo- | Ne- | Palü- 
| pische | afr. | afr. | afr. | gask. | tal | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
| Region || Subr. | Subr. | Subr. | Subr. || Reg. Reg. | Reg. | Reg. 
E eg | e STU RS AT 
Rhopalomelus : . . , 1 Am 1 e | e | | í 
Sphodrus 1 | | CR 
Zargus 1 1 | n 
Platynus | 19 10 6 3 ea 2x9 |e i Han 
Angionychus . Hes - | | | 
| 


Megalonychus . . . 12 Avo 9 n 


Zuleptus 


Colpodes 


Omiastus 


5 1 | 
2 1 1 | ul 
6 | 6 | en [zn me 
1 | 1 | ig 
1. Sphodrus punctatus Laf. port. Guinea. 
2. Zargus collatatus Karsch. Insel Rolas. 
3. Platynus aequatorius Chaud. Guinea. 
4. —  angulaticollis Murr. Old Calabar, Liberia. 
5. —  causticus Laf. port. Guinea. 
6. —  fulvipes Laf. port. Guinea. 
T. —  insignicornis Laf. port. Guinea. 
8. — . platyderus Chaud. Senegal. 


i 
l 
Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 57) ~ 209 l 
| 
9. Platynus rugosicollis Gemm. & Har. port. Guinea. li 
10. — senegalensis Dj. Senegal. li 
E. — . subvirescens Laf. port. Guinea. 
12. vantholoma Chaud. Senegal. 
13. Megalonychus patroboides Murr. Goldküste, Old Calabar, Chinchoxo. j 
14. —  planaticollis Murr. Old Calabar, Liberia. | 
bo Hoy — angolensis Har, Angola, Chinchoxo. à | 
16. subaeneus Kolbe. Chinchoxo. | 
| 
22. Fam.: Feroniidae. | 
Aethio- West-| Ost- ` Süd- |Mada-| Orien-| Austr. Neo- | Ne- | Palà- | 
pische | afr. afr. afr. | gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. | 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. | 
ës | I | III IV | V VI 
Eucamptognathus . . . 6 RN E E EURE E Ee Ss j 
EE Pe SE RR GE | : SI | | 
E CM aa [ER 1 | 4 1 | es aur m | 
Metaxys shad dE NORD i Du ME) A| ^ 1 | x | | | 
EE EE | 1 d n Gel | | | 
OME CUS) tors eer E, ERR, 1 ; — | -| —|— = 
EE E aa S 4 | | — | — dus 
VT SOON e e c 1 | Lad | | | — | — , 
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E e aren | oe | e Ee | | | | 
E Ek Oller TS UG | d 
OER YNE LPS EO) 1 1 | ; | 
Anaulax 1 1 | Se A | $ 
E ee Bee a ru E | | | 


1. Argutor subopacus Laf. port. Guinea. 


2. Metaxys bipustulatus Dj. Senegal. 


3. — bisignatus Chaud. Senegal. 
4. Aristopus trimaculatus Laf. port. Guinea. j 
5. Platysma flavicorne Dj. Senegal. 

*6. Rathymus carbonarius Dj. Senegal, Nubien, Aegypten. $ { 
7. Anaulax iridescens Murr. Old Calabar. 
8. Lophidius brevicollis Dj. Sierra Leone. i 
9. — testaceus Dj. Sierra Leone. A 
Nova Acta L Nr. 8. 28 Wi 

H 
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1 
1 


210 Hermann Julius Kolbe. (p. 58) 
23. Fam.: Moriomidae. 
Aethio-| West- Ost- | Süd- Mada-|| Orien- Austr, Neo- | Ne- | Palä- 
pische | afr. afr. afr. | gask. tal. Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. 
I DE oa Jo ing a 
PIANO A mo 1 1 
Morio. 5 2 | 2 
Haematochares. - =, 1 1 
Lichnasthenus . . . 1 | 
Stereostoma . o=.. 9 2 1 
Buderes . 1 | 
Abacos | QU. IMMO. 1 1 
Hemiteles 1 l 
Stereoderma .- 2... i | i à l 
1. Platynodes Westermanni Westw. Liberia. 
2. Morio feronioides Thoms. Gabun. 
*3. — guineensis Imh. Senegambien, Guinea, St. Thomé, Old Calabar, 


Liberia, Malange. 
4. Haematochares tenebrioides Thoms. Gabun. 
5. Lichnasthenus armiventris Thoms. Gabun. 
6. Stercostoma stolidum Murr. Old Calabar. 
[E — Whitei Murr. Old Calabar. 
8. Buderes Oberti Murr. Old Calabar. 


9. Abacodes microcephalus Thoms. Gabun. 


24. Fam.: Broscidae. 


Aethio-| West-| Ost- | Süd- |Mada-| Orien-| Austr. Neo- | Ne- | Palü- 


pische | afr. | afr. | afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg | Reg. | Reg. | Ree. 
I II D V VI 
Aximidium |... v. IE. : : : med 
Disphaericus ee 4 2 2 —| | 
Glyptus . | 2 14 1 | | | aes 


1. Disphaerieus gambianus Waterh. Gambia. 
2: — angustatus Quedf. Quango. 


3. Glyptus sculptilis Brull. port. Guinea, Sierra Leone, Liberia, Cap Palmas. 


| 
D 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 59) 211 
25. Fam: Panagaeidae. 
| 
Aethio-| West-| Ost- | Süd- |Mada-| Orien-| Austr. Neo- | Ne- | Palà- 
pische | afr, afr. afr. | gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. 
| Region Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. 
I TR TIT IV V VI 
| | 
Craspedophorus . . 20 17 3 | En | 
Byrcos misa EE 9 2m ED B) | 
Isotarsus EPA: 2) | (AD) | | 
Microcosmus.... 12 6 3 | 3 | | 
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?;uwschieomerus . . . 2 1 et | MERES — | 
Tefflus 19 4 | 14 | l 
1. Oraspedophorus tetrastigma Chaud. Senegambien. 
3. Westermanni Lat, port. Guinea. 
9. —  Strachani Hope. Sierra Leone, Cap Palmas. 
4. — grossus Hope. Sierra. Leone, Aschanti. 
5, - ruficrus Laf. Gabun. 
6. — . gabonicus Thoms. Gabun. 
y. Lafertei Murr. Gambia, Old Calabar. 
8. E Leprieurei Cast. Senegambien. 
9. - eximius Laf. port. Guinea. 
*10; —  impictus Boh. Quango, Lunda, Zanzibar, Caffraria. 
‘ale regalis Gory. Senegambien. 
18. brevicollis Dj. Senegambien, Guinea. 
13. —  Raddoni Hope. Guinea, Cap Palmas. 
14. reflexus Fbr. Guinea. 
15. Savagei Hope. Guinea. 
16. - Sayersi Hope. Guinea. 
e Klugi Hope. Guinea. 
18. Epicosmus laevifrons Schaum. Liberia, Gabun. 
19. — — strangulatus Murr. Old Calabar. 
20. — tropicus Hope. Sierra Leone, Liberia, Old Calabar. 
2 microcephalus Dj. Senegambien. 
25. — gratus Chaud. Senegambien. 
23 -  Mniszechi Chaud. Westafrika. 
24 selenoderus Laf. port. Guinea. 


—  Erichsoni Hope. . port. Guinea, Old Calabar, Malange. 


28* 


Hermann Julius Kolbe. (p. 60) 


26. Epicosmus oxygonus Chaud. Cap Palmas, Gabun. 


37. Mierocosmus vicinus Murr. (exaratus Schaum). Old Calabar, Gabun 


Bee 


30. = 
31. — 
32. ms 


laetus Dj. Senegambien. 

Symei Murr. port. Guinea, Old Calabar. 
villosulus Chaud. port. Guinea. 

amabilis Dj. Senegal. 


cruciatus Dj. Senegal. 


33. Epigraphus arcuaticollis Murr. Old Calabar, Gabun, Liberia. 


34. — 


36. Sie 


37. — 


fuscicornis Kolbe. Chinchoxo, Quango. 


35. Dischissus Pradieri Chaud. Gabun. 


angularis Schaum. Gabun. 


obscuricornis Laf. Senegambien. 


38. Euschizomerus Buqueti Chaud. Guinea. 


39. Tefflus denticulatus Quedf. Quango, Lunda. 


10. € 
dcs pus 
42 d 


Megerlei Fbr. Guinea, Senegambien. 
planifrons Murr. Old Calabar, Congo, Quango. 


muata Har. Lunda. 


26. Fam.: Chlaeniidae. 


Homalolachnus . 
Rhysotrachelus. 
Vertagus 
Ocybatus 
Chlaenius 
Penthimus . 
Harpostomus . 
Ectenognathus 
Systolocranius 
Prionognathus 
OOÜBEN ER 
Hoplolenus 
Eccoptomenus 


Thryptocerus . 


Oodimorphus . 
Melanodes . 


Trimerus 


Aethio- |West-| Ost- | Süd- |Mada-| Orien-| Austr.) Neo- | Ne- 
pische || afr. | afr. | afr. |gask. | tal. Reg. | trop. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. 

I II IH IV V 
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Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 61) 213 


*1, Homalolachnus seamaculatus Dj. Senegambien, Abyssinien. 


2 —  vertagoides Lat, port. Guinea, Cap Palmas, Old Calabar. 


Rhysotrachelus insignis Chaud. Senegal, Liberia, Abyssinien, Caffraria. 
1. Vertagus Buqueti Dj. Senegal sup. 


lix —  Schoenherri Dj. Senegambien, Sierra Leone. 


3. Ocybatus Deyrollei Lat. port. Senegambien. 


kel 


— discicollis Laf. port. Senegambien. 


8. Chlaenius oculatus Hir. Senegambien, Liberia. 


*9. — . Goryi Bug. Senegambien, Loanda, Abyssinien. 
10. —  bivulnerus Motsch. Gabun. 
M. — nepos Chaud. port. Senegambien. 


—  coecus Dj. Senegal, Nubien, Ober-Aegypten, Angola, Malange. 

HAS. — . Joisduvali Dj. Senegambien, Cap Verde Insel, Sennaar, Kordofan, 
oberer Nil, Zanzibar. 

— . assecla Laf. port. Guinea (Senegambien), Bogos, Zanzibar, St. Helena. 


— ammon Fbr. Senegambien, Guinea, Angola. 


— sagittarius Dj. Senegal, Abyssinien. 


— conformis Dj. Senegambien, Quango, Zanzibar, Natal. 


18. — virgula Laf. port. Senegambien. 
— glabricollis Dj. Senegambien. 
— feronioides Murr. Old Calabar. 


—. obesus Laf. port. Senegambien, Bogos. 


-  gonioderus Laf. port. Senegambien. 


— transversalis Dj. Senegal, Nubien. 


24. — humeralis Chaud. Senegal. 

Po — quadrinotatus Dj. (und var. Guerini Gory). Senegal. 
26; —  cosciniophorus Chaud. Senegal. 

27. — notabilis Laf. port. Senegambien. 

28. —  anthracoderus Laf. port. Senegambien. 


— angustatus Dj. Senegambien, Zanzibar, Malange, Caffraria. 
— melancholicus Laf. port. Senegambien. 


— denticulatus Dj. Senegal. 


1; Angola (?). 


— elatus Er. Senegambien, oberer Seneg; 


99. — . sellatus Dj. Senegambien, Liberia. 
34. — similis Chaud. Senegal. 

85; — sollicitus Laf. port. Senegambien. 
36. —  immunitus Murr. Old Calabar. 


37. — dorsalis Dj. Senegal. 


214 


Chlaenius 


Hermann Julius Kolbe. (p. 62) 
Bocandei Laf. 
Latreillei Laf. 


croesus Ebr. 


port. Senegambien, Nubien. 

port. Senegambien. 

Senegal, Nubien. 

circumscriptus Dft. var. senegalensis Gory. Senegal bis Marocco, 
Tanger, Nubien. 

protensus Chaud. Nubien. 


Senegambien. 


Senegal, 
deplanatus Laf. Aegypten, 


violaceipennis Chand. Cap Palmas. 

subsulcatus Dj. Senegal, Nubien, Ober-Aegypten. 
Leprieuri Gory. Senegal. 

splendidus Dj. Senegambien, Kordofan. 
glabratus Dj. Senegambien, Nubien. 
rufomarginatus Dj. Senegal, Sennaar. 
lissoderus Chaud. 
Pradieri Chaud. 


lucidicollis Laf. 


Gabun. 

Gabun. 
port. Senegambien. 
i 


port. Senegambien. 


columbinus Dj. Seneg: 


saginatus Lat, 
stygius Laf. port. Senegambien. 


palpalis Lat port. Senegambien. 


alternans Imh. port. Senegambien, Guinea, Nilus albus. 


1 dk oe 
carbonatus Chaud. Senegal, Abyssinien, Bogos. 


senegalensis Dj. Senegal, Kordofan, Sennaar. 
nigrita Dj. Senegambien, Nilus albus. 
Waddelli Murr. 


spectabilis Chaud. 


Old Calabar, Aquapim. 


port. Senegambien, Nubien. 


lyratus Klg. Senegal, Abys 


juvencus Dj. 


sinien, Kordofan, Ober-A« 


'ypten. 


Senegal sup. 
cribricollis Dj. Senegal sup. 
morosus Laf. port. Senegambien. 
obtusus Dj. Senegambien. 
meticulosus Laf. 
Dusaulti Duf. 


Senegambien. 
Senegal, Nubien, Abyssinien, Caflraria. 
marginellus Dj. Senegal. 
zygogrammus Laf. port. Senegambien, Caffraria. 
quadripustulatus Dj. port. Senegambien, Sierra Leone. 


venustulus Dj. Senegal. 


tripustulatus Dj. Senegal. 


y 
Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 63) 215 
75. Chlaenius notula Fbr. Senegal. 
76. — Maxi Gory. Senegal. | 
T — . ovalipennis Quedf. Quango. 
78. —  occultans Kolbe. Chinchoxo. 
79. — guineensis Kolbe. Chinchoxo. 
*80. Penthimus laevigatus Dj. Senegal, Nubien, Kordofan. 
81. Harpostomus opulentus Gory. Senegambien. 
82. Letenognathus dryptoides Murr. Old Calabar. 
83. Systolocranius giganteus Chaud. Senegal. 
84. —  Goryi Gory. Senegambien. 
85. — senegalensis Har. & Gemm. port. Guinea. 
86. — — brachymorphus Chaud. port. Guinea. 
87. Prionognathus fossor Laf. Senegambien. 
88. Oodes ellipticus Laf. port. Senegambien. 
89. — guineensis Chaud. Guinea. 
90. — nigrita Chaud. Gabun. 
91. — senegalensis Dj. Senegal. | 
92. —  submetallicus Chaud. Senegal. | 
93. — rufipes Gory. Senegal. 
— subaeneus Dj. Senegal. | 
—  centrosternis Chaud. port. Senegambien. 
— politus Gory. Senegal, Abyssinien, Zanzibar. [ 
97. Hoplolenus insignis Laf. Senegambien. | 
98. Lecoptomenus eximius Dj. Senegambien, Liberia, Old Calabar. 
99. — obseurieollis Chaud. Liberia, Gabun. 
27. Fam.: Licinidae. 
Aethio-| West-| Ost- | Süd- |Mada- | Orien-| Austr. Neo- | Ne- | Palü- 
pische || afr. afr. | afr. | gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. | arkt. | 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | | Reg. | Reg. | Reg. 
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1. Rhembus senegalensis Dj. Senegal. 
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1 


916 Hermann Julius Kolbe. (p. 64) 
28. Fam.: Trigonotomidae. 
Aethio- | West-| Ost- | Süd- |Mada-| Orien- Neo- | Ne- | Palä- 
pische || afr. afr, | afr. | gask. | tal. trop. | arkt. | arkt. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. | Reg. | Reg. | Reg. 

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Microchila 1 ee | | 

Drimostoma 11 5 2 fa 

Abacetus Sola Tokio eT. eme e | — 

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Distrigus I Ike | 

Stomonaxus 5 2 | 2 | — | | = 

Hoplizomenus 1 1 | | 


1. Drimostoma Westermanni Chaud. Guinea. 


. Abacetus 


Pradieri Chaud. Gabun. 

punctifrons Chaud. Senegambien, Sierra Leone. 
eribrifrons Chaud. Gabun. 
suleipenne Dj. Sierra Leone. 

flavipes Thoms. Gabun, Chinchoxo. 
cordatus Dj. Senegambien, Guinea. 
crenulatus Dj. Senegambien. 
amaroides Laf. Senegambien, Guinea. 
pubescens Dj. Senegambien. 

tenwis Lat, Senegambien. 

iridescens Laf. Senegambien, Guinea. 
grandis Laf. port. Guinea. 

audax Laf. port. Guinea. 

cribricollis Dj. Sierra Leone. 
tenebrioides Cast. Senegal. 

rufipes Laf. port. Guinea. 
quadricollis Thoms. Gabun. 
elongatus Laf. port. Guinea. 

gagates Dj. port. Guinea, Guinea. 
harpaloides Laf. port. Guinea. 
loricatus Laf. port. Guinea. 
melancholicus Laf. port. Guinea. 


picicollis Laf. port. Guinea. 


5. Stomonavus pavidus Laf. port. Guinea. 


striaticollis Dj. Senegal, Ostindien bis Hongkong. 


. Hoplizomenus carinatus Chaud. Guinea. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 65) 217 


29. Fam.: Anisodactylidae. 


T 
Aethio-| West-| Ost- | Süd- |Mada-| Orien-| Austr. Neo- | Ne- 


| pische | afr. | afr. | afr. |gask. | tal. | Reg. | trop. | arkt. . 
| Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr.| Reg. Reg. | Reg. Reg. ` 
I IT RITE eee MARC E 
Orthogomius . . . . 14 11 3 2 
Anoncopeucus . . . | 1 
Diatypus EC 2 2 
Cratognattus.:. 9... 5 : 1 3 1 
EE, 1 i , | 
VAIO EE PX ner 1 
Anisodactylus ilz 3 ij 2 3 - E : 
Crasodactylus . . . . i app. 1 | 
[SAP DIC TE RR E a N 2 | 2 


1. Orthogonius brevithorax Dj. port. Guinea, Sierra Leone. 


23 — Buqueti Chaud. port. Guinea. 

8: — moestus Chaud. port. Guinea. 

*4. — senegalensis Dj. Senegambien, Liberia, Kitah, Djur. 

5. — Clarki Murr. Old Calabar. 

6. — pinguis Murr. Old Calabar. 

Ti — latus Hope (rugiceps Murr.). Sierra Leone, Old Calabar, Malange, | 
(Quango ?). 

8. — . Pradieri Chaud. Gabun. 

9. — longipennis Hope. Sierra Leone. 

10. —  alulaceus Quedf. Malange bis Quango (Quango-Gebiet). 

bb — impunctipennis Quedf. Malange. 


12. Anoncopeucus curvipes Dj. Senegal, Quango. 
13. Diatypus Dohrni Murr. Old Calabar. 

14. — Smithi Murr. Old Calabar. 

15. Awinotoma fallax Dj. Senegal. 


16. Anisodactylus xanthopus Dj. Senegambien. 


tri — obscuripes Laf. port. Guinea. 
18. —  migrierus Dj. Senegambien. 


19. Siopelus calabaricus Murr. Old Calabar. 


Nova Acta L. Nr. 8. 29 | 


218 


Hermann Julius Kolbe. (p. 66) 


30. Fam.: Harpalidae. 


Aethio-| West-| Ost- | Süd- |Mada- | Orien-! Austr.| Neo- 


pische | afr. | afr. | afr. | gask. | tal | Reg. | trop. 
Region | Subr. | Subr. | Subr. | Subr. | Reg. Reg. 
[zi | I M cv 

Bradybaenus | "Pol 4 | 2 | | 
Ooidius E E A | i das 
Meroctenus l l | | | | 
Selenophorus Mc S 5 QUAL "i e 
Pangus 1% TOF 1 2 | | | 
Hypolithus 38 24 E AS Da 
Ophonus | 1:79 2 | | 
Harpalus | 48 2 10 | 98 8 | | 
Geodromus Ed 1 | | | 
Anomostomus . .. e | p) a $ | j e Be | 
E EES pe ; le) xL e | 
Dioryche 17 IR e | h | | | 
Acupalpus . 15 5 2 QUO ee | 
LEET E 0| 0. 5.5 | 10 | | | | 
Anoplogemius |. . . uod oZ 1 | ; | | 
Hippolactis ka | Kai | | 
Hispalis | Sch 3 | | 
Holconotus eae ll 1 | | | 

1. Bradybaenus festivus Dj. Senegal. 

2; — morio Thoms. Gabun. 

3. 


— scalaris Oliv. Senegambien, Goldküste. 
—  sellatus Dj. Senegal. 


Ooidius ephippium Dj. Senegal, Ile de Prince, Nubien. 


y e aL AS , . 
- Selenophorus atratus Klug. St. Thomé und Rolas, Mozambique. 


— confusus Gory. Senegal. 

— cupreus Gory. Senegal. 
Pangus aeruginosus Dj. Senegambien. 

— angustatus Dj. Senegal. 

—  fulvipes Gory. Senegal. 


— micans Dj. Senegal. 


— cursorius Dj. port. Guinea, Sierra Leone. 
— exaratus Dj. Senegambien, Liberia, Ile de Prince. 


— ochropus Dj. Senegambien, Mozambique. 


Ne- | Palä- 
arkt. | arkt. 
Reg. | Reg. 


V VI 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 67) 219 


16. Pangus piceus Dj. Senegambien. j 
irt — senegalensis Dj. Senegal. | 
18. — vagans Dj. port. Guinea, Sierra Leone. 


*19. Hypolithus fuscus Dj. Senegal, Caffraria. 


20. —  calathoides Dj. Senegambien. | 
SE — holosericeus Dj. Senegambien, Angola, Mozambique, Madaga 

997 — glabripennis Laf. port. Guinea. 

23. — fusculus Dj. Senegambien. 

*94. — aciculatus Dj. Senegambien, Angola, Zanzibar, Mozambique. | 
25. — attenuatus Er. Senegal. 

#96, — congener Dj. Senegambien, Mozambique. 

DS Sch consobrinus Dj. Senegal. 

28. —  ereberrimus Laf. port. Guinea. 

*29. —  Lscheri Dj. Senegambien, Angola. 

30. — = fletifer Dj. port. Guinea, Sierra Leone. 

oU -  éris Murr. Old Calabar. 

hs — tomentosus Dj. Senegambien, Guinea, Mozambique, Madagaskar. 

8% —  saponarius Ol. Senegambien. 

*34. — pavoninus Gerst. Quango, Zanzibar. 

35. —  juvencus Dj. Senegal. 

36. — lucidus Laf. port. Guinea. 

ous —  picilabris Laf. port. Guinea. 

*98. — pulchellus Dj. Senegambien, Chinchoxo, Angola. | 
39. — murinus Kolbe. Chinchoxo. 


40. Ophonus velutinus Dj. Senegambien. 

41. — tibialis Laf. port. Guinea. 

12. Harpalus latiusculus Kolbe. Chinchoxo. 

43. — maculiventris Quedf. Quango. 

44. Geodromus Dumolini Dj. Senegal. 

45. Anomostomus capito Chaud. Senegal. 

46. — torridus Laf. port. Guinea. 

47. Harpalidium punctigerum Kolbe. Chinchoxo. 


48. Dioryche granulosa Murr. Old Calabar. 


49. — alternans Laf. port. Guinea. 

50. — — brevilabris Laf.. port. Guinea. 

51. ludifiea Kolbe. Chinchoxo. 

25. — guineensis Dj. port. Guinea, Sierra. Leone. 
53. — lepida Dj. Senegal. 

54. — vestita Dj. Senegambien. 


29* 


220 Hermann Julius Kolbe. (p. 68) 


55. Dioryche Schoenherri Dj. Sierra Leone, Chinchoxo. 


*56. — tesselata Dj. Senegal, Angola, Nubien. 
57. —  aemulatriz Kolbe. Chinchoxo. 


tibialis Kolbe. Chinchoxo. 


Acupalpus quadripustulatus Dj. Senegambien, Mozambique. 


— scapularis Dj. Senegal. 


61. — Orpheus Laf. port. Guinea. 
62. — humeralis Dj. Senegambien. 
63. — —quadrinotatus Dj. Sierra Leone. 


64. Stenolophus mitis Laf. port. Guinea. 


65. —  columbinus Er. Angola, var. brunneus Kolbe, Chinchoxo. 
66. - fugax Dj. Senegambien. 
í 67. — latus Laf. port. Guinea. 


— micans Er. Senegal. 
— concinnus Dj. port. Guinea, Ile de France. 


— crenulatus Dj. Senegambien, Nubien, Capland. 


—  rufiventris Lat, port. Guinea. 


12. — velox Dj. Senegambien. 
73. — laeviceps Kolbe. Chinchoxo. 

Anoplogenius alacer Dj. Senegal, Ceylon. Ca 
rr m 1 d 
15. — cyanescens Thoms. Gabun. 
76. Hippolaetis rufus Cast. Senegal. i 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 69) 221 


VIII. Coleoptera von Chinchoxo. 


Familie Carabidae. 
l. Cicindela neglecta Dej. 

In Mehrzahl gesammelt. Diese wenig veränderliche Species ist ausser- 
dem vom Senegal, Zanzibar (Hildebrandt) und vom Cuanza in Angola (Ho- 
meyer) bekannt und gehört demnach der west- und ostafrikanisehen Subregion 
an. Die constante Kürperform und Fürbung bei weiter Verbreitung erscheint 
auffallend; aber es giebt in den verschiedensten Gegenden der äthiopischen 
Region nahe verwandte Species, die theilweise als ausgezeichnete Rassen der 
C. neglecta, zum Theil als selbstständige, aus dieser Art hervorgegangene 
Formen zu betrachten wären. ©. brevicollis Dej. vom Cap. b. sp. ist Neglecta 
mit etwas gedrungenem Körper. C. clathrata Dej. (Cap. b. sp.) ist grösser 
und besitzt eine vollere Zeichnung auf den Flügeldecken. Madagascariensis 
Mannerh. und Abbreviata Klug in Madagaskar sind sehr nahe Verwandte der 
Neglecta. Und hieran schliessen sich zunächst Cancellata De). in Ceylon und 
Java, dann Candei Chevr. in Süd-China und Catena Fbr. in Ostindien. Dem- 
nach ist die Formenreihe der Neglecta Dej. weit und breit über die äthiopische 


und orientalische Region verbreitet. 


3. Cicindela melancholica Fbr. 

Vereinzelt von Chinehoxo heimgebracht. Die Art variirt ein wenig in 
der Zeichnung der Flügeldecken, was bei der enormen Verbreitung erklürlich 
ist. Das Königl. Museum!) besitzt die Species ausserdem aus Andalusien 
(Rambur), Sicilien (Dahl), Ober-Aegypten (Ehrenberg), Ie de Prince (Erman), 
Senegal (Mion), Benguela (Chevrolat), Angola (Schönlein und Homeyer) In 
Mozambique lebt die von Klug beschriebene Rasse microsticta. Nahe ver- 


wandte Formen sind Cicindela vicina Dej. (Senegal), congrua Klug (Mozambique), 


^ Es ist hier und in allen folgenden Fällen das Königl. zoologische Museum zu Berlin gemeint. 


282 Hermann Julius Kolbe. (p. 70) 

centropunctata Dej. (Cap und Caffraria), octoguttata Dej. (Senegal), rectangularis 
Kl. (Nubien), trilunaris Klug (Madagaskar), undulata Latr. (Java, Ostindien, 
Süd-China), orientalis Oliv. (Arabien) Demnach ist die Formenreihe der 


C. melancholica über drei zoogeographische Regionen verbreitet. 


3. Calosoma senegalense Dej. 


Ein einzelnes Stück. Die Species ist bis zum Senegal verbreitet, auch 
auf den Cap Verdeschen Inseln lebt sie, wo Herr v. Homeyer ein Exemplar 
fing. C. senegalense gehört einer weit verbreiteten Calosomaform an. Zu der- 
selben sind noch C. rugosum Dej. (Capland bis Herero), das von Herrn. v. Harold 
als rugosum angesprochene chlorostictum Klug (Nubien, Abyssinien), Olivieri 
Dj. (Promont. vir.) und Verwandte, sowie awropunctatum Dj. und indagator 
Fbr. (Europa) zu zählen. 


4. Olivina interstitialis (n. sp.) Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 18. 
Nigra, pedibus rubris, femoribus anticorum obseurioribus, antennis 
ferrugineis; thorace subrotundato, distincte marginato, linea longitudinali 
mediana impressa, in transversum tenuiter undulose strigato: elytris usque ad 
apicem profundissime striatis; interstitiis convexis, tertio punctis quatuor in- 
sculpto, foveoliformibus : epipleuris elytrorum antice distinete biseriatim punetatis. 
Long. corp. 61/, mm. — Exemplar unieum. 

Diese kleine Art ist der C. aucta Er. (Angola) zunächst verwandt, 
glänzend schwarz, aber etwas weniger glänzend als diese. Die Fühler sind 
gelbbraun. Der Clypeus parallelseitig, am Grunde etwas verenet, von der 
Stirn dureh einen Quereindruck getrennt. Thorax rundlich viereckig, hinten 
gerundet; an Stelle der abgerundeten Hinterecken ist ein kleiner Zahn sicht- 
bar. Flügeldeeken mit tiefen, bis zur Spitze sich gleichbleibenden Streifen: 
deren Zwischenrüume gewölbt, und der dritte Zwischenraum mit vier grossen, 
tiefen Punkten versehen. 

Bei Aucta Er. sind die Flügeldecken nur leicht punktirt-gestreift, gegen 
die Spitze- fast glatt, nur sehr fein gestreift; die Zwischenräume fast flach und 
die Punkte im dritten Zwischenraum fast erloschen. Die Ränder der Flügel- 


decken scheinen bei Interstitialis, namentlich gegen die Spitze hin, roth durch, 


bei Aucta nicht. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. V1) 223 


5. Calleida angustata Dj., var.: laeta. 

Vereinzelt. Auch am Senegal und in Abyssinien zu Hause. Das eine 
noch vorliegende Exemplar yon Chinehoxo weieht von der vom Senegal stam- 
menden Type ein wenig ab. Es ist heller und schöner gefärbt. Die Fliigel- 
decken zeigen ein reines, metallisches Grün. Die Fühler sind schwärzlich, 
nicht röthlich; nur die drei ersten Glieder besitzen diese Färbung. Die Unter- 
seite des Hinterleibes ist rein schwarz: ebenso sind die Vorderschienen gefärbt, 
und nicht wie in der Type grósstentheils braun. Es ist offenbar eine Varietät 
oder Rasse, die als Laeta bezeichnet werden möge. Auch die abyssinische 
Form ist anders. Sehr nahe verwandte Arten sind Analis Chaud. (Guinea), 
Erythrodera Chaud. (Senegal), Nobilis Er. (Angola), Angusticollis Boh. (Natal) 
und noeh je eine von Dr. Sehweinfurth in Djur und von Goudot in Mada- 


gaskar aufgefundene Species. 


6. Calleida fasciata De). 
Das einzige aus Chinchoxo vorliegende Exemplar weicht von den 
Senegalensern nur darin ab, dass die hintere Binde der Flügeldecken wenig 
unterbrochen ist, während sie bei der Senegalform in zwei Makeln aufgelöst 


erscheint. 


7. Arsinoë trimaculata Motsch., var.: guineensis. 

Die in einem Stück vorliegende Art weicht von der aus dem Capland 
stammenden Type vielleicht nicht ab, wohl aber von einem in Natal gefun- 
denen Exemplar. Die Form oder vielmehr das eine bekannte Exemplar von 
Chinchoxo ist kleiner als letzteres; die Fühler und Beine sind dunkler und 
die Makeln auf den Flügeldecken einfach. eifórmig, nicht gelappt, wie bei jenem. 
Das Natalenser Stück hat eine scharfe, stumpfwinklige Ecke am Halsschild, 
etwas hinter der Mitte des Seitenrandes; eine solche Ecke ist bei dem 
Exemplar von Chinehoxo nicht zu erkennen. Man mag diese Form, die 
wahrscheinlich der Westküste allgemein zukommt, als eine besondere Rasse 
auffassen und Guineensis nennen. Verwandtschaftlich steht sie zwischen Tröma- 
eulata Motsch. und Quadriguttata Cast., welche beide im Caplande leben. Von 
Quadriguttata befindet sich im Königl. Museum ein aus Madagaskar stammen- 


des Exemplar, welches ein sehr runzeliges und dicht punktirtes Halsschild 


besitzt. 


224 Hermann Julius Kolbe. (p. 72) 
8. Pheropsophus arcanus Er. 

Diese makellose Species liegt in drei Exemplaren vor, welehe von den 
aus Angola stammenden Thieren nicht abweichen. Eine sehr ähnliche Art, 
Planti Chaud., kommt in Natal vor, 


9. Galerita femoralis Murr. 
Diese Art hat wohl nur einen geringen Verbreitungsbezirk, da sie 
nur in Niederguinea, von Chinchoxo über die Gabungegend bis Old Calabar 
bekannt ist. 


10. Megalonychus patroboides Murr., var.: chinchoronicus. 

Diese Form liegt in einem Paar (59) vor. Beide Exemplare weichen 
von den in Old Calabar und an der Goldküste vorkommenden Thieren, die 
im Königl. Museum vorhanden sind, durch etwas bedeutendere Grösse ab. 
Auch das Halsschild ist bei den beiden Stücken von Chinchoxo anders, nüm- 
lich linger, und seine Hinterecken vollkommen abgerundet, bei der ersteren 
Form entfernt stumpfwinklig. Der mittlere Eindruck am Vorderrande des 
Halsschildes ist bei der Form von Chinchoxo seichter. Ferner sind die Stücke 
aus den nördlichen Gegenden dunkler und bläulich, die von Chinehoxo heller 
und grünlich. 


11. Megalonychus angolensis Harold. 
Diese von Herrn Baron v. Harold nach einem Stücke (2) aus 
Angola (Pungo Andongo) beschriebene Art liegt jetzt in einem zweiten weib- 
lichen Exemplar aus Chinchoxo vor. Dasselbe ist etwas kleiner und die 


ganze Oberseite von einem mehr grünlichen Aussehen. 


12. Megalonychus subaeneus n. sp. Kolbe, Berl. nt. Zeitschr. 
1883, p. 16, 

9 Obscurus, capite thoraceque nitidis, hoc aeneo-virente, illo coeruleo 

vel viridi-coeruleo, elytris obscure fuscoaeneis; thoracis angulis posticis di- 

stinetis, obtusis; elytris punetato-striatis, interstitiis planis, tertio eorum puncto 


unieo signifieato: corpore subtus nigro, pedibus antennisque testaceis, — 


Long. 11 mm. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 13) 225 


Diese mit JM. patroboides Murr. und angolensis Har. nahe verwandte 
Art unterscheidet sich von beiden durch die sehr deutlichen Hinterwinkel des 
Halsschildes, von ersterer Art ausserdem durch die flachen Zwischenräume 
der Flügeldecken. Die Flügeldecken sind sehr mattglünzend, fast glanzlos, 
ähnlich wie bei M. oblongus Boh. und interstitialis Boh. aus Caffraria. 

Der Körper ist flach, der Thorax herzfórmig, etwas breiter als lang, 
an den Seiten stark gerundet, rundlich erweitert, hinten mit stumpfwinkligen, 


gegen die 


ere) 


scharfen Hinterecken; an allen Rändern dicht runzelig punktirt, g 
Mitte der Scheibe sehr fein punktirt, fast glatt, metalliseh grün, die Seiten- 
ründer kaum röthlich durchseheinend. Der Kopf glänzt in bläulichem Scheine. 
Die matten Flügeldecken sind ziemlich kräftig punktirt gestreift, die Zwischen- 
räume völlig Nach; in der Mitte des dritten Zwischenraumes nur ein ein- 
gestochener Punkt. Unterseite schwarz mit metallisch grünem Tone. Der 
Prosternalfortsatz an der Spitze, sowie die Spitze der Hüften und die 
Schenkelringe röthlich; Schenkel gelb, ihre Spitze, sowie die Schienen und 
‘Larsen röthlich. 

Die bis jetzt bekannten Arten der Gattung Megalonychus gehören Ma- 
dagaskar, West- und Südafrika an. Die von Chaudoir aus ersterer Region 
beschriebene Species madagascariensis ist eine von der continentalen verschie- 


dene Form. 


13. Epigraphus fuscicorne n. sp. (Taf, 2. Fig. 3.) Kolbe, Berl. Ent. 
Zeitschr. 1883, p. 18.  (JZudema.) 

Laeta, elytris fasciis utrinque duabus rufis, intus abbreviatis, parum 
transversis, ornatis; thorace fere semicirculari, antice subtruncato, latitudine 
duplo breviore, ad marginem 'postieum bisinuato, postice intra angulos sat im- 
presso, superne profunde rugoso-punctato, in medio longitudinaliter canaliculato ; 
elytris pone medium levissime ampliatis, striato-punctatis, striis punetis in- 
sculptis, erenulatis, interstitiis leviter convexis, dense punetulatis; antennis 
fuscis, articulis tribus primis nigris, articulo 3. fere duplo longiore 2.; pedibus 
nigris, tarsis brunneis. — Long. 13 mm. 

Exemplar unicum. 

Dem E. amplicollis Schaum nahe verwandt, doch ist das Halsschild 


etwas kürzer und vorn mehr verengt, sein Hinterrand beiderseits der Mitte 


Nova Acta L. Nr. 3. 30 


226 Hermann Julius Kolbe. (p. 74) 


beträchtlich ausgeschweift, vor der Ausrandung ziemlich tief eingedrückt, viel 
tiefer als bei Amplicollis. Die eingedrückte mittlere Längslinie tiefer und mar- 
kirter, die Punktirung gróber und sehr runzelip. Die Fühler vom vierten 
Gliede an heller braun. Die Flügeldecken mehr rundlich oval und in den 
Streifen deutlicher punktirt. 

Von dem mir unbekannten JE. arcuaticollis Murray (Ann. a. Mag. of 
Nat. Hist. XX. 1857, p. 120, f. 3), der in der Gegend von Old Calabar ge- 
funden wird, durch das kurze, an den Seiten stärker und ungleichmässig 
gerundete und das mit einer viel stürkeren Mittellinie auf der Scheibe ver- 
sehene Halsschild verschieden. Auch der Kopf ist, nach der Beschreibung zu 
schliessen, kleiner, und die Makeln auf den Fliigeldecken etwas verschieden. 

Der Kürper ist eifórmig, der Kopf hinter den Augen nicht eingeschniirt, 
oberhalb unregelmiüssig seulptirt, mit Eindrücken und ungleichen Punkten ver- 
sehen, hinten und vorn in der Mitte vor der Oberlippe glatt; Fühler braun, 
die drei ersten Glieder dunkelbraun. Halsschild quer, halbkreisförmig, vorn 
(von oben gesehen) abgestutzt; die Seiten gerundet, am breitesten hinten im 
zweiten Drittel und hier ungleichmässig und ziemlich plötzlich in die Hinter- 
ecken verengt; letztere zugeschürft, vor denselben seitlich ein sehr kleiner 
Ausschnitt; am Hinterrande beiderseits deutlich ausgerandet; Seheibe rauh und 
tief punktirt, mit vielen kleinen zwischengestreuten Punkten; die Eindrücke 
beiderseits vor dem Hinterrande tief, die discoidale Mittellinie sehr ausgeprägt. 
Die Flügeldecken sind kurz oval, an der Spitze weniger kurz zugerundet, 
punktirt gestreift, die Streifen tief und viel gröber punktirt, als bei Amplicollis. 
Die fuchsrothe Pubescenz der Flügeldecken ist deutlicher, als bei der letzt- 
genannten Art. 


14. Chlaenius occultans n. sp. (Asia lic lit or 3.) Kolbe, Berl. Ent. 
Zeitschr. 1883, p. 16. 

Subaeneo-niger, nitidus, subtilissime vel vix sericeus, capite viridi-aeneo, 
thorace obscuriore, sat lato, ad basin fortiter et densius, antice multo remotius 
punctato, ante marginem posticum sat longitudinaliter biimpresso ; elytris nigris, 
vix aeneis, sat profunde striatis, interstitiis dense granulato-punctulatis, 4. et 6. 


postice macula parva singula flava notatis; pedibus rufo-testaceis, tarsis, anten- 


nis, palpis rufo-ferrugineis, — Long. 14 mm. 


KE 
E 
t 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. Y: 


Dem Chil. Bohemanni Chaud. nahestehend. Schwarzgliinzend , Kopf 
griinlich erzfarben; Halsschild mehr dunkel metallisch, vorn und an den Seiten 
erünlich: Flügeldeeken schwarz, hin und wieder mit griinlichem Scheine, 
mässig glänzend, äusserst fein und sehr kurz anliegend behaart, mit je einem 
gelbrothen Flecken jederseits etwas vor der Spitze auf dem 4. und 6. Zwischen- 
raume. Der Kopf ist mittelmässig und nicht sehr dicht punktirt, die Stirn 
Jederseits neben den Augen der Länge nach schwach eingedrückt. Die 
braune Oberlippe ist breit abgestutzt bis abgerundet, vor dem Vorderrande 
mit vier Grübehen versehen, aus denen je eine Borste entspringt. Fühler und 
Taster röthlich, letztes Glied der letzteren an der Spitze heller. Das Hals- 
schild ist fast um ein Drittel breiter als lang, nach vorn ziemlich verengt, 
nach hinten nur wenig verschmälert, die Hinterecken stumpfwinklig abge- 
rundet: Seitenründer róthlieh durchseheinend. Die Seulptur des Halsschildes 
besteht aus ziemlieh groben, aber nieht sehr tiefen Punkten, die vorn zerstreut 
sind, vor dem Hinterrande aber gedrängt stehen; vor dem letzteren jederseits 
ein starker Längseindruck. — Flügeldecken deutlich breiter als das Halsschild, 
ziemlich tief gestreift, die Streifen nicht mit eingestochenen Punkten: die 
Zwischenräume nur sehr wenig gewülbt, fein und scheinbar kürnig: punktirt, 
Die Beine sind röthlich gelb, die Tarsen röthlich, die vorderen und mittleren 
Schenkel mit vier borstentragenden grossen Punkten, die hinteren ohne diese 
Punkte. Unterseite schwarz glänzend; die Seiten der Brustsc;mente nur mit 
wenigen Punkten besetzt. 

Durch die nahezu glatten, mit einigen grossen Punkten besetzten Epi- 
Sternen, den kurzen, nach vorn mehr als nach hinten verschmilerten Thorax 
zunächst mit Bohemanni Chaud. (bipustulatus Boh.), Virgula Lat. und Granuli- 
pennis Chaud. verwandt. Die eigenthümliche, geringfügige Zeichnung der 
Fliigeldecken, die in zwei kleinen isolirten Makeln besteht, würde an sich ge- 
nügen, diese Species sofort von den genannten zu unterscheiden. Da aber 
nur ein einziges Stück vorliegt, so haben wir es hier möglicher Weise nur mit 
einem individuellen Merkmal zu thun, und die gelbe Fleckenzeichnung vor der 
Flügeldeckenspitze nimmt vielleicht bei anderen Stücken ihre normale Aus- 
dehnung ein. Diese Form würde sich dann von Bipustulatus durch die tiefer 
gestreiften Flügeldecken und den stärker gewölbten Zwischenraum der Streifen, 


durch die gleichmässig dichte Punktirune derselben von Virgula, und schliess- 
^ > > 


30* 


228 Hermann Julius Kolbe. (p. 76) 


lich von Granulipennis durch den nicht ganz so kurzen "Thorax und die 


feiner gestreiften Fliigeldecken unterscheiden. 


15. Chlaenius guineensis m. sp. (Taf. 1. Fig. 2) Kolbe, Berl. Ent. 
Zeitschr. 1883, p. 16. 

Viridi-aeneus, elytris obscure vel obseuro-coeruleo-viridibus, opacis, an- 
trorsum viridescentibus, leviter sericeis, macula majore, sat pone medium po- 
sita, irregulari, flava; thorace angustato, creberrime et crasse punctato, latitudine 
fere longiore, postice distincte attenuato; elytris punctato-striatis, interstitiis dense 
et subrugulose punctulatis; antennis fuscorufis, articulis 3 primis, palpis pe- 
dibusque testaceis. Long. 11!/, mm. 

Kopf und Torax glänzend erzgrün, Flügeldecken mattglänzend, von 
hinten nach vorn matt schwärzlich oder schwarzblau gefärbt, welche Färbung 
nach der Basis zu in reines Grün übergeht. Die drei ersten Glieder der 
Fühler sind hellbraun, die folgenden dunkelbraun, gegen die Spitze des Fühlers 
heller. Die Taster sind mit der Fühlerbasis mehr oder weniger gleichfarbig. 
Letztes Glied der beiden Maxillartasterpaare länglich beilförmig. Das roth- 
braune Labrum am Vorderrande leicht ausgerandet. Das schmale Halsschild 
fast ein wenig länger als breit, nach hinten ziemlich stark verschmälert, fast 
herzförmig, sowohl die Vorder- als auch die Hinterecken stumpflich abgerundet, 
oberseits sehr grob punktirt, die grübchenfórmigen Punkte gegen die Basis 
hin und längs der discoidalen Mittellinie dichter gestellt; die beiden Längs- 
eindrücke jederseits vor dem Hinterrande tief. Die Flügeldecken sind viel 
breiter als das Halsschild, punktirt gestreift, die flachen Zwischenräume dicht 
gekörnelt oder runzelig punktirt. Die Unterseite glänzend schwarz, die Flanken 
des Prothorax weitlich punktirt. 

Diese Art gehürt zu der Gruppe des Coecus, Goryi und Verwandten, 
und ist namentlich der ersteren Art sehr ähnlich, indessen ist sie durch die 
Gestalt des Halsschildes sattsam von ihren nächsten Verwandten verschieden. 
Bei Coecus ist dasselbe entschieden gegen die Basis minder verschmälert als 
vorn, die Seiten zeigen keine Ausbuchtung vor den Hinterecken und. sind hier 
auch weniger aufgebogen, so dass die Ecken sich stumpfer gestalten; endlich 


sind auch die Zwischenräume der Fliigeldecken bei Coecus deutlicher gewölbt, 


dabei nieht ganz so dicht gekórnelt und daher glinzender. In letzterer Be- 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 11) 229 


ziehung tritt der Botsduvali am nächsten heran, aber sein punktirter Kopf, 
der viel kürzere Thorax und die heller gefärbten, in der Mitte kaum ver- 
diekten Fühler lassen eine Verwechslung nicht wohl zu. Ch. discicollis Laf. 
hat einen sehr ähnlich geformtem Thorax, der jedoch gleichmässiger gewólbt, 
dichter und feiner punktirt ist, auch durch die gerundete gelbe Makel der 
Flügeldecken abweicht, 

Von Bivulnerus Motsch. (Etud. ent. 1858, p. 174. — Chaud. Mon. d. 
Chl. 1876, p. 45) namentlich durch weniger abgerundete Hinterwinkel des 
Halsschildes und die fast ebenso stark wie bei Goryi gerundeten Seiten des- 
selben verschieden, sowie von Goryt Buq. durch geringere Grösse, kräftigere 
Punktirung der Flügeldecken und rauhere Seulptur des kleineren Halsschildes, 
sowie durch die deutlicher gezahnte, grössere Makel, endlich von Attenuatus 
Chaud. (Mon. p. 45) durch die helleren und in der Mitte weniger verbreiterten 


Fühler und das längere Halsschild. 


16. Abacetus flavipes Thoms. Ein weibliches Exemplar. 
Afrika scheint die Heimath der Gattung Abacetus zu sein. Während 
sie in zahlreichen Species über alle Theile dieses grossen Continentes ver- 
breitet ist 


manni Germ., die dem ägyptischen Aeneus Dj. sehr nahe verwandt ist, in 


kommen nur wenige in Siidasien und eine einzige Species, Salz- 


` 


Siideuropa vor. Eine australisehe Art ist von MaeLeay als Angustior beschrieben. 


17. Bradybaenus dorsiger Klug. 

Die vorliegenden Stücke stimmen mit den von Peters in Tette, Mo- 
zambique, gesammelten völlig überein. Auch ein von Hildebrandt aus Zan- 
zibar mitgebrachtes weibliches Exemplar, welches nur dureh etwas ansehn- 
lichere Grösse, dunklere Färbung der ganzen Flügeldeeken und deren trüberen 
Glanz abzuweichen scheint, móchte hierher zu ziehen sein. 

18. Hypolithus pulchellus Dj. 

Diese am Senegal häufige Art ist in einigen Exemplaren gesammelt 

worden. 


19. Hypolithus murinus n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1853, p. 16. 


Nigro-fuscus, opacus, thoracis limbo laterali rufescente, elytris sat pro- 


funde striatis, interstitiis leviter subconvexis, thorace ad marginem lateralem 


230 Hermann Julius Kolbe. (p. 78) 


postice recto, angulis posticis leviter obtusis, pedibus testaceis, — Long. 
10!/, mm. 

Oberseite des Körpers schwarzbraun, sehr fein gelbgrau behaart, 
Unterseite glänzend braunschwarz. Kopf glänzend schwarz, Labrum braun 
und vorn ausgerandet. Halsschild oberseits sehr dieht und fein punktirt, mit 
einer schwach eingedriickten, mittleren Längslinie; beiderseits vor dem Hinter- 
rande flach niedergedrückt; an den Seiten gerundet, etwas vor der Mitte am 
breitesten; um die Hälfte breiter als lang, Seitenränder vor den Hinterwinkeln 
gerade, letztere stumpf, nur um ein weniges grösser als ein rechter Winkel. 
Flügeldecken ziemlich tief gestreift, die Zwischenräume der Streifen sehr leicht 
gewölbt, äusserst fein und dicht kürnig punktirt, die abwechselnden an der 
Spitze mit einer Reihe grüsserer Punkte versehen. 

Dem H. holosericeus Dj. steht diese Art sehr nahe, unterscheidet 
sich aber von demselben wohl weniger, wie es scheint, durch kürzere 
Flügeldeeken, als vielmehr durch den gerade und nicht bogig gegen die 
Hinterecken verlaufenden Seitenrand des Halsschildes und durch die nicht 
völlig flachen Zwischenräume der Flügeldecken. Jene Ecken am Halsschilde 
bilden bei Holosericeus einen sehr stumpfen, fast abgerundeten Winkel, während 
letzterer bei Murinus nur wenig grösser als ein rechter ist. Auch ist bei 
allen Stücken des weit über Afrika bis nach Madagaskar verbreiteten Holo- 
sericeus der Vorderrand des Halsschildes in der Mitte bräunlich durchscheinend, 
bei Mwrimus gleichfarbig schwarz. Kleinere Stücke des ebenfalls sehr ähn- 
lichen H. tomentosus unterscheiden sich von beiden genannten Arten durch die 
entschieden abgerundeten Hinterecken des Halsschildes und den nicht róthlichen 
seitlichen Saum des letzteren. 


20. Harpalus latiusculus n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 17. 

5 Obscure castaneus, nitidus, antennis, ore, pedibus flavo-pallidis; thorace 

brevi, longitudine dimidio latiore, lateribus rotundatis, angulis posticis rotundato- 

obtusis, anticis rotundioribus, ante marginem posticum ruguloso, utrinque im- 

presso; elytris subovalibus, latiusculis, striatis, interstitiis convexis, interstitio 
tertio versus apicem punetato. — Long. 10 mm. 


Aehnelt in der Körperform einem Bradytus und lässt sich mit den 


Typen seiner zahlreichen Gattungsgenossen schlecht vereinigen. Glänzend 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 19) 231 


schwarzbraun, unten kaum heller. Fühler gelb, kaum so lang als Kopf und 
Halsschild zusammen. Palpen gelb, letztes Glied der Maxillarpalpen länglich 
eiförmig, zugespitzt, mit abgestutzter Spitze. Kopf kaum punktirt, höchstens 
an den Seiten mit feinen Punkten. Halsschild quer viereckig, um die Hälfte 
breiter als lang, mit abgerundeten Seiten, runden Vorderecken und stumpf ab- 
gerundeten Hinterecken, Die Seiten des braunschwarzen, glänzenden Hals- 
schildes scheinen róthlieh durch. Das Halsschild ist fein punktirt, auf der 
Scheibe fast ohne Punkte und glatt, vor dem Hinterrande quer eingedrückt, 
runzelig punktirt und jederseits mit einer flachen Grube versehen. Flügel- 
decken oval, etwas verbreitert, stark gestreift, Streifen ohne Punkte, Zwischen- 
räume gewölbt; im dritten Zwischenraum gegen die Flügelspitze hin mit 
einigen eingestochenen Punkten, der neunte, wie gewühnlich, mit vielen 
grübchenartigen Punkten versehen. Die Beine sind gelb, die Fisse gelb- 


röthlich, die Hüften dunkel rothbraun. 


31. Harpalus, subg. nov. Harpalidium. 

Menti dente medio deficiente, palporum articulo ultimo aeuminato, inter- 
stitiis elytrorum tertio, quinto, octavo punctis septem profundis instruetis lateri- 
busque eorundem creberrime et densissime punetulatis. 

Diese vielleicht eine besondere Gattung bildende Untergattung ist nur 
nach einem weiblichen Stücke beschrieben. Der Kopf ist mittelmiissig kräftig 
und gross. An den Antennen ist das dritte Glied den folgenden an Länge 
gleich. Halsschild hinten breit, nicht verschmälert. Flügeldecken kurz und 
breit, im dritten, fünften und achten Zwischenraum mit je sieben tiefen und 
grossen Punkten versehen. Die Aussenseiten der Flügeldecken sind sehr dicht 
und fein punktirt, ähnlich wie bei Harpalus aeneus, Durch die zugespitzten, 
länglich eifórmigen Tasterendglieder nähert sich die Gattung den Bradycellus- 
Arten; das Fehlen des mittleren Kinnzahns weist auf Stenolophus hin. Leider 
ist das männliche Geschlecht nicht bekannt, so dass der bei den Carabiden 
wichtige Charakter der Art und Weise, wie die männlichen Vorder- und 


Mitteltarsen erweitert sind, hier unberiicksichtigt bleiben muss. 


H. punctigerum n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 17. 


Ferrugineum, nitidum, elytris supra vix fumatis, linea interna ad mar- 


gines laterales pallidiore; thorace quadrato, postice vix angusfato, angulis an- 


939 Hermann Julius Kolbe. (p. 80) 


ticis et posticis obtusiusculis, marginibus, praesertim posteriore, dense punctu- 
latis, margine postice utrinque vix impresso, disco laevigato, impunctato, linea 
longitudinali mediana tenui, impressa, elytrorum interstitiis fere planatis; pedibus 
pallidis. — Long, 63/, mm. 

Das ziemlich kleine Thier ist gelbbraun; der Kopf unpunktirt und 
glatt; das Halsschild auf der Scheibe ebenso beschaffen, aber an den Rändern, 
namentlich am Hinterrande, sehr dieht, fast runzelig punktirt; eine feine scharfe 
mittlere Längslinie reicht vom Vorder- bis zum Hinterrande. Halsschild vorn 
so breit als hinten, an den Seiten gerundet, mit stumpfen, fast rundlichen 
Vorder- und Hinterecken; der Hinterrand ausgerandet. Die kráftig gestreiften 
Flügeldecken sind zusammen etwa 1?/, mal so lang als breit, vor der Spitze 
seitlich ausgerandet; die eigenthiimliche Sculptur ist bei der Gattungsdiagnose 
hervorgehoben; der kurze, abgebrochene Streif zwischen dem ersten und 
zweiten an der Basis der Flügeldecken beginnt mit einem grossen tiefen 
Punkte. 


33. Dioryche (Platymetopus) Schönherri Dej. 
Ein einzelnes Stück. Die Färbung ist ein dunkles Krzgrün. Fühler 
und Beine sind gelb, die Oberlippe rostfarben. Die grösste Breite des Hals- 


schildes liegt weit vor der Mitte, die Hinterecken sind scharf rechtwinkelig. 


23. Dioryche ludifica n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 16. 

Obscura, atra, parum nitida, vix aeneo-nigra, lateribus, corporis superne 
sericeis; antennis fuscis, articulis 1. testaceo, 2. brunneo, pedibus brunneo- 
abdomineque nigro-piceis ; 'apite fere rugulose et dense punctato, thorace rugulis 
densatis, haud vastis, punctisque distinctioribus, profundis, inaequalibus cribrato, 
linea discoidali, antice et postice valde abbreviata, per longitudinem leviter im- 
pressa; elytris profunde striatis, striis vix conspicue punetulatis, interstitiis 
alternis leviter altioribus. — Long. 7!/, mm. 

Schwarz, wenig glänzend, nur der Kopf und das Halsschild mit sehr 
leicht und matt metallischem Glanze. An den dunkelbraunen Fühlern ist das 
erste Glied hellgelb, das zweite etwas dunkler. Die Oberlippe ist schwarz 


oder pechbraun, mit braunen Härchen gefranzt. Auch die 'laster schwarz- 
g 


braun, nur die feine Spitze des letzten Gliedes, sowohl der Lippen- als auch 


der Kieferntaster, hellgelb. Kopf runzelig und etwas feiner als das Halsschild 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 81) 233 


punktirt. Das Halsschild ist rauh, mittelmässig runzelig und mit tiefen, grossen 
Punkten untermischt. In der Mitte der Scheibe erkennt man eine sehr abge- 
kürzte, wenig eingegrabene Liingslinie, die hinten in ein Grübehen mündet. 
In seiner Form ist das Halsschild um die Hälfte breiter als lang und nach 
hinten nieht sehr stark verengt. Die Flügeldecken sind tief gestreift, nur im 
Grunde der Streifen sind, wie es scheint, feine Punkte vorhanden. Die 
Zwischenräume der Streifen sind abwechselnd sehr leicht gewölbt, die zwischen- 
liegenden völlig flach. Beine pechbraun, Schienen etwas heller. 

Diese Art ist am besten mit Thunbergi Quens. zu vergleichen. 
Letztere unterscheidet sieh von ihr jedoeh durch den breiteren und hinten 
mehr verschmälerten Thorax, viel feiner gestreifte Flügeldecken und deutlich 
metallische Färbung. 

Auch D. picipes Klug (Mozambique) ist Ähnlich, aber durch das zwar 
dicht punktirte, jedoch nieht gerunzelte Halsschild, die viel stumpferen Hinter- 
ecken desselben und die ganz flachen, abwechselnd mit einer Punktreihe ver- 


sehenen Zwischenrüume der Fliigeldecken unterschieden. 


24. Dioryche aemulatrix n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 17. 
Obscure viridi-aenea, elytris viridi- et cupreo-picescentibus, superne le- 
vissime pilosa, eapite thoraceque nitidis, hoe retrorsum parum angustato, in- 
aequaliter et erasse subrugose punctato, elytris sat profunde punctato-striatis, 
interstitiis leviter subconvexis, dense subtilissime punetatis; pedibus laete testa- 


ceis, antennis rufo-piceis, articulis duobus primis testaceis. — Long. 7 mm. 


Im Aussehen ganz an eine kleine Schönherri erinnernd, aber aus- 
gezeichnet dureh die gleichmässig sehr schwach gewölbten Zwischenräume der 
Flügeldecken und deren feine, namentlich sehr seichte Punktirung. 

Der Kopf und das Halsschild sind glänzend metallisch grün, ziemlich 
dieht punktirt, letzteres mit einzelnen gróberen und tiefen Punkten und un- 
regelmässigen Runzeln untermischt. Die Oberlippe ist röthlichbraun, die 
Fühler hellbräunlich, die beiden Grundglieder scherbengelb. Der 'Thorax ist 
nach hinten nur wenig verengt, in der Mitte mit einer vorn und hinten 
abgekürzten, nur wenig vertieften Linie versehen. Die Punktstreifen der 
Flügeldecken ziemlich tief, die Punkte dieht gedrängt, fein, aber sehr deut- 


lich; die Zwischenräume leicht gewölbt und äusserst fein punktirt, gegen die 


Noya Acta L. Nr. 3. 31 


EN 


234 Hermann Julius Kolbe. (p. 82) 


Spitze der Fliigeldecken hin abwechselnd sehr schmal und viel breiter. Die 


Unterseite ist pechbraun, die Beine hell strohgelb. 


25. Dioryche tibialis n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 17. 

Piceo-nigra, subnitida, superne ad latera levissime argenteo - grisea, 
thorace retrorsum sat angustato, rugose punetato, elytris striatis, vix punctu- 
latis, interstitiis planatis, perparum et obsoletissime rugulose punetulato, pedibus 
antennisque rufo-pieeis, his articulo 1. testaceo, 2. brunneo, tibiis pallidioribus. 
— Long. 61/, mm. 

Der D. Thunbergi sehr ähnlich, aber kleiner. Schwarz, pechbraun 
durchscheinend, Kopf und Halsschild kaum mit einem sehr leichten metal- 
lischen Anflug. Die Fühler sind pechbraun, die beiden Grundglieder viel 
heller, namentlieh das erste Glied gelblich. Kopf und Halsschild mittelmässig 
punktirt, letzteres etwas runzelig. Die Fliigeldecken deutlich breiter als das 
Halsschild an der Basis, kurz eiförmig, fein punktirt-gestreift, die Zwischen- 
räume alle flach, dicht und äusserst fein, dabei nur seieht und leicht quer- 
runzelig punktirt. Die Unterseite sammt den Beinen ist röthlich pechbraun, 
die Schenkel dunkler, die Schienen mehr gelbbräunlich. 

Diese Art ist durch ihre schwarze und pechbraune Färbung, den stär- 
keren Glanz und die verhältnissmässig fein gestreiften Flügeldecken leicht 
kenntlich. 

Die ähnliche Thunbergi in Süd- und Ostasien unterscheidet sich von 
Tibialis durch die dunkelgrün metallische Färbung des Kopfes und Hals- 
schildes, sowie durch die abwechselnd gewölbten und flachen Zwischenräume 
der Flügeldecken. 


26. Stenolophus columbinus Er. Var. brunneus. 

Kin miinnliches Exemplar. Es unterscheidet sich von dem in Angola (?) 
vorkommenden Columbinus Er. durch grösseren Körper und völlig braune 
Färbung und macht den Eindruck einer verschiedenen Art. In allem Uehrigen 
ist Brunneus dem als Stammart aufgefassten Oolumbinus sehr ähnlich, nur ist 
ausserdem das Halsschild in den Hinterwinkeln stärker punktirt, auch der 


Kopf verhältnissmässig - grösser, 


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Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 83) 


27. Stenolophus laeviceps n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 17. 
Atrofuseus, nitidus, thorace subrotundato, antice obtuso, angulis posticis 
rotundatis, margine postico impresso, prope angulos profundius et dense 
ruguloso-punctato; eapite thoraceque laevissimis, elytris nigrofuscis, macula hu- 
merali flava, profunde striatis, interstitiis convexis, margine suturali lateri- 
busque flavo-ferrugineis; corpore subtus ferrugineo, pedibus flavo-pallidis. 
Long. 5!/, mm. 

2 Exemplare (50) liegen vor. 

Die Art steht im Habitus und in der Färbung dem europäischen Meri- 
dianus nahe, unterscheidet sich aber durch bedeutendere Grösse. Sie gehört 
zu der Gruppe mit stumpfwinkeligen Halsschildhinterecken. Kopf und Hals- 
schild sind glänzend braunschwarz, letzteres an den Seiten schmal gelbbraun 
gerandet, oberseits gleich dem Kopfe unpunktirt, nur vor dem Hinterrande 
deutlich und sehr dicht runzelig punktirt, in den Hinterwinkeln deutlich ein- 
gedrückt und der Länge nach von einer Mittellinie durchzogen. Die Flügel- 
decken sind pechschwarz, mit einem gelben Schulterfleck versehen, der einen 
etwas breiten Raum bis gegen das Schildchen hin noch dunkel lässt. Aussen- 
rand und Naht sind schmal gelbbraun. Vor der Spitze der Flügeldecken be- 
findet sich auf dem dritten Zwischenraume nahe dem zweiten Streifen der 
charakteristische Punkt. 

In Westafrika sind ausserdem noch St. comptus Er., relucens Er., ful- 
vipes Er., fugax Dj., crenulatus Dej., latus Laf., micans Er., mitis Laf., 
rufiventris Laf. und velox Dej. einheimisch, die nebst dem Columbinus Er. 
grösstentheils zu den dunklen Formen gehören, während die europäischen 
Species meist gefärbt sind. 


Dytiscidae. 

Man kennt aus Westafrika sehr wenig Gattungen und Arten dieser 
Familie, aus der Familie Noterides: Synchortus und Hydrocanthus; 
Hydroporides: Hydrovatus, Hyphydrus, Herophydrus und Methles; 
Colymbetides: Copelatus; Hydaticides: Hydaticus; Thermonectides: Oethio- 
nectes, Rhantaticus und Eretes; Cybistrides: Cybister mit mehreren 
Arten. 


gas 


236 Hermann Julius Kolbe. (p. 84) 


Die Gattung Oethionectes ist mit einer Species auf das westliche tro- 
e I 


pische Afrika beschränkt. 


98. Copelatus striatulus Aube. 

Statura submedia, corpore atro-piceo, nitido, subtus coneolore, pedibus 
rubro-ferrugineis; elytris in disco sexstriatis, stria interiore in parte basali ab- 
breviata; thoraeis marginibus subtiliter punctulatis, prope marginem anticum 
linea transversa, impressa, punctulis congregata. — Long. 5!/, mm. 

2 Exemplare. 

Gehört zu der Gruppe mit sechsstreifigen Flügeldecken. Der innere 
Streifen ist vorn um mehr als die Hälfte abgekürzt. Der Körper ist sammt den 
Flügeldecken schwarz mit pechbraunem Scheine. Fühler und Taster röthlich. 
Halsschild auf der Scheibe fast glatt, auch der Hinterrand, aber die Seiten 
sind sehr fein punktirt und etwas eingedrückt. Entlang dem Vorderrande des 
Brustschildes, von jenem etwas abgeriickt, läuft eine sehr vertiefte, aus Pünkt- 
chen bestehende Querlinie, welche die Seiten nicht erreicht, sondern in den 
lateralen Längseindruck übergeht. Die Flügeldeeken sind fast nicht sichtbar 
punktirt, nur bei einer sehr scharfen Lupe erkennt man dicht stehende, äusserst 
feine Pünktehen; die Lüngsstreifen sind krüftig und nicht mit Punkten ver- 
sehen. Beine röthlich. 

Striatulus ist bis zum Senegal verbreitet und, wie es scheint, die ein- 
zige Art ihrer Gattung in Westafrika nach dem gegenwärtigen Stande unserer 
Kenntnisse. 


Die Gattung Copelatus ist in allen Regionen der Erde einheimisch. 


39. Cybister tripunctatus Oliv. 
Liegt in einigen Exemplaren vor, die der gewohnlichen, über ganz Afrika 


und bis Südeuropa verbreiteten Rasse angehüren. 


30. Hydaticus Leander Wr. 


Die Königliche Sammlung besitzt von dieser weit verbreiteten Art 
Stücke aus Angola (Schönlein), Port Natal (Póppig), Senegal (Buquet), Chin- 
choxo (Falkenstein), Aegypten (J. Stark), Sennaar (Hartmann), Sicilien (Schultz), 
Italien (Dahl), Bengalen (Westermann), Sumatra (Daldorff), Java (Daldorff), 


Nagasaki in Japan (Engel). 


i 


beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 85) 237 


Der Catalog von Gemminger und v. Harold giebt dazu noch Gallia 
mer., Hispania und Manilla an. Die Varietäten oder Rassen, die sich in 
diesen theils zusammenhiingenden, theils isolirten Ländern und Inseln aus- 


gebildet haben, möchten in einer eingehenden Arbeit behandelt werden. 


Gyrinidae. 

Die jetzt erscheinende und zum "Theil schon veröffentlichte Mono- 
graphie des Gyrinides von M. Regimbart wird im Zusammenhange eine 
bessere Uebersicht über die afrikanischen Gyriniden liefern können, als es 
hier möglich ist. Nach dem Cataloge von Gemminger und v. Harold sind in 
Westafrika die Genera Dineutes, Gyretes und Orectochilus vertreten. Von 
Orectochilus leben hier ausser den beiden bei Chinchoxo gefundenen die Arten 
dimidiatus Cast. und Schönherri Aubé. M. Regimbarts Monographie wird 
mehr Species aus Westafrika bekannt machen; dieselben sind theilweise in 
neu aufgestellte Gattungen eingereiht. 

31. Orectochilus specularis Aube. 

Einige Exemplare beiderlei Geschlechts. 

32. Orectochilus angustior n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 18. 

Angustatus, capite magno, supra flavo-pubescens, thorace vitta media 
longitudinali lata elytrisque vitta a thoraeis continuata, discoidali, ultra medium 
abbreviata et acuminata ornatis; vitta thoracali laevissima nigra, elytrorum 
castaneo; thoracis lateribus elytrorumque tenuiter flavo-limbatis. Subtus pallide 
ferrugineus. Capitis clypeus magnus, quadratus, labro elongato, trigonali, ciliato, 
nec barbato. — Long. 8?/, mm. 

Ein einzelnes 5. 

Eine genaue, auf Vergleichung mit neuen Arten beruhende Beschreibung 
wird M. Régimbart liefern, der meinen O. angustior gesehen hat. Auch schreibt 
mir M. Régimbart unterm 25. August 1883, dass er auf die Orectochilus-Gruppe, 
zu der Angustior gehöre, ein neues Genus errichtet habe. Ich führe hier die 
nähere Beschreibung aus, wie ich sie schon 1882 von O. angustior entworfen 


habe: Diese Art gehört zu der eigenthümlichen Gruppe der Gattung Orecto- 


chilus, welehe mit einem, wie bei Porrhorhynchus, grossen, vorgestreckten, vorn 


238 Hermann Julius Kolbe, (p. 86) 


allmählich verschmälerten und an der Spitze abgerundeten Labrum ausgestattet 
ist. Es giebt deren noch mehrere Arten, wie Sericeus Klug (Aegypten), Oscari 
Apetz (Dongola), Gangeticus Wied. (Ostindien). Sie ist jedenfalls als cine 
Untergattung von Orectochilus zu betrachten und wie folgt zu kennzeichnen: 
Porrhorhyncho generi affinis, labro elongato, trigonali vel elliptico, porrecto, 
ciliato; clypeo quadrato, utrinque antice rectangulari. — Den vorgeschlagenen 
Namen lasse ich fort, weil M. Régimbart inzwischen einen solchen publicirt 
haben wird. 

Gegenüher anderen Orectochilus-Arten, z. B. specularis Aubé, ist das 
Labrum nur wenig behaart, nur an den Seiten gefranzt und oberhalb nicht 
selten zerstreut behaart (labro ciliato): bei Speculavis würde man von einem 
Labrum barbatum sprechen müssen; denn dasselbe ist ausser der seitlichen 
Befranzung oberseits mit einem dichten Haarschopf versehen. Dies beab- 
sichtigte ich auch in meiner Diagnose (B. E. Z. 1883, p. 18) mit den Worten 
„nec barbato“ zu bezeichnen. In der obigen Diagnose habe ich „eiliato“ hinzu- 
gefügt, und bin dazu veranlasst worden, weil M. Regimbart mich auf die Un- 


genauigkeit aufmerksam gemacht hat. 


Hydrophilidae. 
In der westafrikanischen Subregion sind einheimisch die Genera Hydro- 
philus (4 Sp.), Sternolophus, Temnopterus, Hydrochares, Philhydrus, Spercheus, 
Cyclonotum und Sphaeridium. 


33. Sternolophus rufipes Fbr. 

Diese weit verbreitete Art liegt in einer schmalleibigen Varietät vor. 
Ich nenne sie foveoliceps, denn sie hat zwei auf der Stirn neben einander 
stehende Griibchen, von denen bei den zahlreichen übrigen Stücken nichts zu 
bemerken ist. Ihre Beine sind pechbraun, dunkel, namentlich gegenüber den 
asiatischen. Exemplaren mit hell gelbbraunen Beinen. 

Ich beziehe auf den Rufipes Fbr. (Ostindien) auch den Solieri Cast. 
(— rufipes Solier, Ann. Soc, Ent. France 1834, p. 311), der nach Solier am 
Senegal „fort commun“ ist. Es stimmen die Exemplare des Berliner Museums, 


ebenso die Beschreibung von Solier l. c. genau mit dem eigentlichen rufipes 


Fbr. aus Ostindien überein. Im Catalog von Gemminger und v. Harold findet 


e 


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Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 81) 239 
man 1. rufipes Fbr. — Ind. or. 2. Solieri Cast. (syn. aeratus Reiche & 


Saulcy, laevis Dup. i. l. und rufipes Solier) Senegal, Palaestina, Aegypten, die 
demnach unter einem Namen rufipes Fbr. zu vereinigen wären. Diese Art ist 
weit verbreitet, Die Königliche Sammlung besitzt die Art aus Angola (Schön- 
lein), Guinea (Deyrolle), vom Senegal (Mion), aus Aegypten, Kordofan (Kollar), 
Sennaar (Hartmann), Port Natal (Wahlberg), Chinchoxo (Falkenstein), India 
orient. (Daldorff), India bor. (Melly), Java (Daldorff), Man. (Eschscholtz), 
Hongkong (Dohrn), Nagasaki (Hilgendorf). 

Die asiatischen, sowie die Stücke aus Aegypten und Kordofan haben 
helle, die übrigen Afrikaner dunkle Beine, sonst ist bis auf die angefiihrte 
Varietit aus Chinehoxo keine Verschiedenheit zu erkennen, trotz der unge- 
heuren Ausdehnung von Siid- und Westafrika bis Japan. 

Die Gattung Sternolophus ist spärlich verbreitet über die paläarktische 
Region (Algier, Aegypten, Palästina, China und Japan), die orientalische 
Region (Vorderindien, Sunda-Inseln), äthiopische Region (Afrika und Mada- 


gaskar). 


34. Cyclonotum punctulatum Klg. 

In einigen Stücken bei Chinchoxo gesammelt. Sie stimmen genau mit 
Klugs Typen, die sich in der Königlichen Sammlung befinden, überein. Der 
Catalog von Gemminger und v. Harold erwiihnt diese Art nicht. Sie ist von 
Klug 1833 beschrieben in seinem ,,Bericht über eine auf Madagaskar ver- 
anstaltete Sammlung von Insekten aus der Ordnung Coleoptera“ (p.73) Die 
Art hat, wie viele Wasserinsekten, eine weite Verbreitung. Die Königliche 
Sammlung enthält Stücke aus Madagaskar, Guinea, Angola und dem westlichen 
Neuholland, welche alle völlig übereinzustimmen scheinen. 

In der westafrikauischen Subregion leben ausser Punctulatum noch 
C. Mulsanti Murr. (Old Calabar) und senegalense Cast. (Senegal). 


Die Gattung ist über alle zoologischen Regionen der Erde verbreitet. 


Staphylinidae. 
35. Paedgrus plagiator n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 18. 


Gracilis, cylindricus, capite rotundato, brevi, thorace abdominisque seg- 


mentis® primis rubris, illo robustulo, retrorsum leviter attenuato, elytris vix 


240 Hermann Julius Kolbe. (p. 88) 


angustiore, his coeruleis, griseo-pilosis, thoraci longitudine aequalibus; capite 
segmentisque duobus abdominalibus ultimis nigris, glaberrimis, nitidis; antennis 
fuscis, articulis 4 primis et ultimo palpisque ferrugineis, pedibus testaceo- 
ferrugineis, femoribus posticis ad apicem nigris. — Long. 7 mm. 

Kin Exemplar. 

Gehürt zu der Gruppe, deren Arten dureh das rothe Halsschild und 
die rothen vier ersten Hinterleibssegmente ausgezeichnet sind. 

Der schwarze, glänzende Kopf ist rundlich eckig, so lang als breit 
und wie der ganze Kürper mit zerstreuten, ziemlich langen Borstenhaaren be- 
setzt. An den braunen Fühlern sind die vier ersten Glieder und das letzte 
Glied hell gelbbraun, auch das vorletzte ist nicht dunkelbraun; ebenso die 
Taster ganz gelbbraun. Halsschild wenig schmäler als der Kopf, länger als 
breit, nach hinten nieht sehr verengt. Flügeldecken von der Länge des Hals- 
sehildes und nieht breiter als dieses, in der gewühnlichen Weise runzelig, 
grob punktirt und grau behaart. Die vier ersten Hinterleibsringe oben deut- 
lich sehuppig punktirt, gegen die Spitze jedes Ringes schwächer und fast 
glatt. An den gelbbraunen Beinen sind nur die Hinterschenkel am Ende 
schwarz. 

Dem Angolensis Wr. nahe verwandt, jedoch kleiner, das Halsschild 
vorn bedeutend schmäler, letztes Palpenglied an der Spitze nicht schwärzlich. 
Auch ist ausser den vier ersten das letzte Fiihlerglied gelbbraun; Hinter- 
leibssegmente oberseits deutlich schuppig punktirt; Flügeldecken kürzer und 
schmäler; endlich ist nur die Schenkelspitze der Hinterbeine schwarz. 

Capensis Er. ist viel schlanker, hat ein fast herzförmiges, hinten sehr 
verschmälertes Halsschild und viel kleinere Flügeldecken, feinere Punktirung 
der Hinterleibssegmente u. s. w. 

Von P. aestuans Er. (Senegal) ist die nova species ebenso, wie von 
Angolensis verschieden. 

P. sabaeus Er. (Arabien) gehört einem ganz anderen Specialtypus an, 
als Plagiator, indem das Halsschild klein und schmal, und die Fliigeldecken 
lang und breit sind. 

Ebenso scheint unsere neue Art von dem mir unbekannten P. Erich- 


soni Wollaston (Coleoptera Hesp. p. 247) verschieden zu sein. Denn l c. 


sagt Wollaston, dass bei Erichsoni das Halsschild vorn weniger breit sei, als 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 89) 241 


bei P. riparius, jedoch die Flügeldeeken ein wenig länger. Bei P. plagiator 
sind aber die Fliigeldecken länger und das Halsschild vorn eben so breit als 
bei Riparius. Dieser europüischen Art ist unsere Art indessen nahe verwandt, 
doch ist der Kopf oval, das Halsschild kleiner, die Fliigeldecken länger und 
die letzten Fiihlerglieder nieht heller. 

Die westafrikanische Subregion wird von vier Paederusarten bewohnt: 
aestuans Er. (Senegal), senegalensis Cast. (Senegal), Hrichsoni Woll. (Cap. Verd.) 
und plagiator Kolbe (Chinchoxo). — Ausserhalb leben in der äthiopischen 
Region noch Arten in Angola, Caffraria und Madagaskar. Die Gattung ist 


über alle zoogeographischen Regionen der Erde ausgebreitet. 


Paussidae. 
30. Paussus spinicowis Westw. 

Diese bisher nur von Natal bekannte Art liegt in einem Exem- 
plare. vor. 

Andere Paussusarten der westafrikanischen Subregion sind: Latreillei 
Westw. (Senegal), Woerdeni Rits. (Congo), cornutus Chevr. (Senegal), cilipes 
Westw. (Sierra Leone), excavatus Westw. (Senegal), armatus Westw. (Senegal), 
laevifrons Westw. (Senegal), microcephalus L. (Westafrika), Murrayi Westw. 
(Old Calabar), sphaerocerus Afz. (Sierra Leone), setosus Westw. (Guinea). 

Ausserdem sind hier noch die Gattungen Hylotorus (Sierra Leone), Pleu- 


roplerus (Congo) und. Orthopterus Westw. (Süd- und Westafrika) vertreten. 


Histeridae. 
97. Hister striolatus Mars. 

Ein einziges Exemplar. Es stimmt genau mit Marseuls Beschreibung 
und Abbildung („Essai monogr. sur la fam. des Histeridae“ in den Ann. Soc. 
Ent. France. 3. Sér, T. 2, 1854, p. 200, t. 6, f. 21) überein. 

Andere westafrikanische Arten der Gattung Hister sind: spinipes Mars. 
(Senegal), nigrita Er. (Senegal), guinensis Payk. (Guinea), validus Er. (Senegal, 
Abyssinien, Caffraria), gigas Payk. (Senegal) Gehini Mars. (Senegal), fossor 
Er. (Senegal), calabaricus Mars. (Old Calabar), semiplanus Mars. (Senegal), 


maurus Mars. (Senegal), tropicalis Mars. (Senegal), aequatorius Mars. (Senegal), 


Nova Acta L. Nr. 3. 82 


949 Hermann Julius Kolbe. (p. 90) 


calidus Er. (Senegal) afer Payk. (Guinea), cribrurus Mars. (Senegal), torridus 
Mars. (Senegal), subsulcatus Mars. (Senegal), rectisternus Mars. (Senegal), lentus 
Mars. (Senegal), striolatus Mars. (Senegal). 

Die Gattung Hister ist über alle zoogeographischen Regionen der Erde 
verbreitet. 


38. Saprinus splendens Payk. 

Var. chinchovonicus. Dem eigentlichen Splendens sehr nahe stehend, 
aber schwarz glänzend und nur wenig stahlblau. Zwischen dem vierten 
und fünften Riickenstreifen der Flügeldecken ist nahe dem ersteren kein ein- 
gegrabener paralleler Strich. Auch sind die Streifen weniger gebogen, fast 
gerade, der dritte und vierte nur am Ende gekriimmt. Der innere Streif ist 
mehr nach innen gerichtet und länger als bei den zahlreichen untersuchten 
Stücken von Splendens. Schliesslich ist die Fühlerkeule braunroth, bei Splen- 
dens schwarz. Auch ist das Mesosternum am Vorderrande verhältnissmässig 
tiefer ausgerandet. 

Die über alle zoogeographischen Regionen der Erde verbreitete Gattung 
ist in der westafrikanischen Subregion verhältnissmässig wenig vertreten. Nur 
folgende Arten sind bis jetzt bekannt: perinterruptus Mars. (Senegambien), 
equestris Er. (Cap. Verd.), brunnivestis Mars. (Senegal), gabonensis Mars. (Ga- 
bun) geminatus Woll. (Cap. ‚Verd.), Paivae Wol. (Cap. Verd.), Buqueti Mars. 
(Senegal). 

Ausser Hister (zahlreich) und Saprinus sind in der westafrikanischen 
Subregion folgende Genera einheimisch: Hololepta, Placodes, Macrosternus, 
Apobletes, Platysoma, Pachycraerus, Phelister, Tinotarsus, Contopus, Paromalus, 
Coelocraera, Pelorurus, Phylloscelis, Tribalus, Teretrius, Onthophilus und 


Abraeus. 
Nitidulidae. 
39. Carpophilus humeralis Fbr. Ein Stück. 
40. Carpophilus hemipterus L. 


Var. africanus. Der über alle Erdtheile verbreitete C. hemipterus 


weicht in der vorliegenden, in drei Exemplaren vorhandenen Form von Chin- 


choxo, gleichwie die übrigen Afrikaner dieser Art von der europäischen Form 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 91) 243 


durch kräftigeren Körper, mehr individualisirte Fleckenzeiehnnng, allgemeine 
dunklere Färbung und weniger dichte Punktirung ab. 

Andere westafrikanische Species dieser über alle zoogeographischen 
Regionen verbreiteten Gattung sind C. binotatus Murr. (Sierra Leone), dolens 


Murr. (Senegal), nitidus Murr. und puncticeps Murr. (Old Calabar). 


41. Trogosita mauritanica L. Einige Stücke. 
Die entomologisehe Sammlung des Berliner Museums besitzt diese in 
alle Krdtheile wohl nur verschleppte Art aus Europa, Arabien (Ehrenberg), 
Sibirien (Ehrenberg), Ceylon (Nietner), Bengalen (Daldorff), Luzon (Jagor), 


Senegal (Buquet), Chinehoxo (Falkenstein), vom Tanjanika-See (Böhm), Mada- 


gaskar (Goudot) Brasilien (Olfers), Costarica (Frantzius) Port au Prince auf 
Haiti (Ehrenberg), Cuba (Müller) Texas (Römer), America boreal. (nach De- 


jean und Schaum), Butaritari und Jaluit — Gilbertsinseln in Mikronesien 
(O. Finsch). 
In Westafrika lebt noch eine zweite 'l'rogosita-Art, quadridens Beauv. 


(Oware). 
49. Melambia gigas Fbr. Ein Stück. 


Die Königl. Sammlung erhielt die Art ausserdem von „Guinea“ 


» 
(Westermann). 

Kine zweite Art, striata Oliv. lebt am Senegal. Die Gattung heimathet 
in der äthiopischen und orientalischen Region. 

Es gehören der westafrikanischen Subregion an: Nitidulini Brachy- 
peplus, Carpophilus, Ecnomaeus, Axyras, Trometopia, Platychora, Elasmochilus, 
Aethina, Aethinopa, Taracta, Lordites, Cybocephalus, Amphicrossus, Cryptarcha 
und Lasiodactylus; Trogositini Alindria, Melambia, Trogosita, Gymnochila, 
Peltis und Ancyrona. 

Dermestidae. 
43. Dermestes cadaverinus Fbr. Einige Stücke. 

In der Königl. Sammlung ist die Art nieht nur aus Amerika und Sibirien 
vertreten (Gemminger und v. Harold, Catalogus Col.), sondern aueh aus Asien, 
Afrika und Australien: Para (Sieber) Bahia (Sellow), La Guayra (Haeberlin), 


Mexico (Deppe), Costarica (Frantzius), Surinam (Mus. Hoffmansegg), Tranque- 


Bar 


244 Hermann Julius Kolbe. (p. 92) 


bar (Daldorff), Ceylon (Hoffmeister), Manila (Meyen), Nagasaki (Hilgendorf), 
Arabien (Ehrenberg), Barnaul in Sibirien (Gebler), Ural (Eversmann), India 
orient. (Schiippel), Sinai (Ehrenberg), Tette in Mozambique (Peters), Loanda 
(v. Homeyer), Chinehoxo (Falkenstein), Nova Holl. oce. (Preissler). 


44. Dermestes Frischii Klug. 

Ebenfalls sehr weit verbreitet. Die Königl. Sammlung besitzt die Art 
aus Deutschland,  Lusitanien, Sicilien (Schultz), Arabia felix (Ehrenberg), 
Smyrna (Helfer), Brussa (Thirk), Buchara (Eversmann), Aegypten, Madagaskar 
(Goudot), Chinchoxo (Falkenstein). 

Diese beiden Dermestesarten sind die einzigen, die in der westafrika- 


nischen Subregion gefunden sind. 


Lamelicornia. 
1. Gruppe. Lucanidae. 


45. Pentalobus barbatus Fbr. 

Von dieser über Guinea verbreiteten Art liegen einige Stücke vor. 
Auch Dr. Pogge hat sie aus dem Innern, vielleicht aus dem Lundareiche, 
heimgebracht. Prof. Greeff sammelte sie auf der Insel St. Thomé 
(Mus. Berol.) 

Neben barbatus leben in der westafrikanischen Subregion noch Penta- 
lobus gabonicus Thoms. und subpentaphyllus Thoms. am Gaboonflusse, sowie 
Savage? und Palini Perch. in „Guinea“, 

Andere Lucanidengattungen Westafrikas sind Mesotopus, Cladognathus, 


Homoderus, Nigidius, Figulus, Leptaulax, Erionomus. 


2. Gruppe. Copridae. 
46. Scarabaeus sacer L. var. laevigatus. 

Robustulus, ater, thorace laevigato, parce et obsolete punctulato; corni- 
culis duobus capitis frontalibus deficientibus, fronte tubereulo medio, fere obso- 
leto, exstructa; clypeo plus minusve acute dentato; tibiis anticis sat robuste 
quadridentatis; elytris leviter, sed distincte striatis, interstitiis planis, nec gra- 
nulatis, nec punctatis; pygidio parce et mediocriter punctato. Long. 


24—35 mm. 


U 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 93) 945 


Fünf Stücke liegen vor. Es ist eine der vielen Abänderungen des 
Sacer. Man könnte an eine besondere Art denken, denn es fehlen vollständig 
die beiden Stirnhüeker. Dafür ist eine höckerartige Erhebung in der Mitte 
der Stirn vor den Augen deutlich zu erkennen, durch welehes Merkmal diese 
Form den Gruppencharakter der meisten übrigen Arten annimmt. Aber 
nichtsdestoweniger congruirt sie in ihrem Specialhabitus völlig mit Sacer, von 
dem sie sieh nur in den obigen geringfügigen Punkten unterscheidet. 

Von dem in mancherlei Varietäten oder Rassen sehr verbreiteten 
Ateuchus sacer enthält das Konig] Museum Stücke aus Lusitanien, Italien, 
Sicilien, Gallia merid., Russia merid., Hungaria, Buchara (Eversmann), Meso- 
potamien (Helfer), Arabia felix (Ehrenberg), Tranquebar (Daldorff), Himalaya 
(Westermann), Aegypten (Ehrenberg), Algier (Lichtenstein), Berber (Schwein- 
furth) und Chinchoxo (Falkenstein). 

Kine eingehende Bearbeitung dieser Art kann allein die nöthige Ueber- 
sicht über die verschiedenen Rassen, bezw. selbstständigen Formen dieser Art 


gewähren. 


47. Scarabaeus Lamarki Me. Leay. 

Ist vom Senegal bis Nubien und Mozambique verbreitet. Das Königl. 
Museum besitzt die Art aus Tette (Peters), Sena (Peters), Accra (Unger), 
Chinchoxo (Falkenstein), Guinea (Westermann) und Senegal (Buquet). Die 
westafrikanische Form ist oberseits glatter und weniger rauh punktirt, als die 
Stücke aus Mozambique. Infernalis Klug (Mozambique und Natal), der von 
Gemminger und v. Harold in Catalog. Col. als Varietät zu Lamarki gezogen 
wird, ist wohl eine besondere Form, namentlich auffällig verschieden von 
der westafrikanischen Rasse und durch ihren abweichenden Habitus aus- 
gezeichnet. 

Andere Scarabaeusarten der westafrikanischen Subregion sind cornifrons 
Cast. (Senegal, Nubien, Arabien), morbillosus Fbr. (Guinea), proboscideus Guér. 
(Senegal) Goryi Cast. (Senegal), Jalofi Cast. (Senegal) und furcatus Cast. 
(Senegal). 

48. Gymnopleurus virens Er. 
Einige Stücke. Nach Ausweis der Königl. Sammlung heimathet diese 


Art auch in Angola, Loanda, Benguela (Chevrolat) und Natal (Póppig), ausser- 


| 


246 Hermann Julius Kolbe. (p. 94) 


dem wird er vom Miinchener Catalog vom Tigré, Congo und aus Abyssinien 
angegeben. 

Sehr nahe verwandte Arten sind laevicollis Lap. (Nubien, Abyssinien), 
coerulescens Oliv, (Sierra Leone, Senegal), aeruginosus Harold (Abyssinien), 
fulgidus Oliv. (Guinea, Senegal, Abyssinien, Sennaar), ignitus Klug (Mozam- 
bique und Zanzibar), sericatus Er. (Loanda), bicolor Cast. (Abyssinien) und 
thoracicus Harold (Nubien). 

Ausser diesen leben noch aeneus Dj., hilaris Hope, laetus Hope, affinis 
M'Leay, tristis Cast., azureus Fbr., profanus Fbr., Olivieri Cast. und nitens Ol. 
in der westafrikanischen Subregion. — Auch Profanus steht Virens nahe. 

Die Gattung ist über die äthiopische, paläarktische und orientalische 


Region verbreitet. 


49. Heliocopris Hamadryas Fbr. Einige Exemplare. 

Vorliegende Art war bisher nur aus Siidafrika bekannt. Die Gattung 
dieser riesigen Copriden ist über Afrika und Südasien verbreitet und findet 
sich in ihren colossalsten Formen im tropischen Asien. 

In Westafrika leben Antenor Oliv. (Senegal), colossus Bates (Senegal), 
Dianae Hope (Cap Palmas), Erys Fbr. (Guinea, Südafrika), tyrannus Thoms. 
(Guinea) und Hamadryas Fbr. (Chinchoxo und Südafrika). 


50. Onthophagus catta Fbr. Zahlreich bei Chinchoxo gesammelt. 


Im Königl. Museum findet sich die Art aus Benguela (Chevrolat), Angola 
(Sehönlein), Loanda (v. Homeyer), Sennaar (Hartmann), Mombas-Zanzibar 
(v. d. Decken), Sinna und Tette in Mozambique (Peters), Congo inf. (Biittner), 
Prom. b. sp. (Krebs), Natal (Póppig), Senegal, Chinchoxo (Falkenstein), Mada- 
gaskar (Goudot), Arabia deserta, Arabia felix (Ehrenberg), India orientalis 
(Daldorff) und Ceylon (Nietner). 


51. Onthophagus venustulus Er. Einzelne Stücke. 


Das Königl. Museum besitzt die Art aus Benguela (Chevrolat), Angola 
(Sehönlein), Chinchoxo (Falkenstein), vom Senegal (Dejean), Aegypten (Ehren- 
berg), Port Natal (Bohemann). Der Catalog von Gemminger und v. Harold 

E) ) 5 5 


führt die Art vom Senegal und aus Aegypten auf. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 95) 241 
4 53. Onthophagus tridens Fbr. 


Kin Stick mit metallisch grünem Halsschild und schwarzen Fligel- 
decken. Die Art scheint auf Guinea besehrünkt zu sein. Dr. Reichenow 
| brachte aus Aquapim in Oberguinea ganz schwarze Stücke mit, die in der 
Königl. Sammlung aufbewahrt werden. Dieselben zeichnen sich durch etwas 
| verschiedene Sculptur des Halsschildes aus. Auch sind die beiden Längsleisten 
| am Vorderrande des Halsschildes viel mehr genähert; die Sculptur der Fliigel- 
| decken ist weniger runzelig; der Körper ist kleiner. Ich nenne diese Form 
| (vielleicht Localrasse) nigra. 
| Andere Onthophagusarten Westafrikas sind: alutaceus Wied. (Guinea), 
auratus Fbr. (Guinea, Senegal), bidens Oliv. (Guinea, Senegal) biplagiatus 
Thoms. (Gabun), bituberculatus Oliv. (Senegal, Guinea, Aegypten), ciconia. Fbr. 
(Senegal, Guinea, Nubien), cornifrons Thoms. (Gabun), discoideus Oliv. (Sene- 
gal), fimbriatus Klug (Senegal), harpax Fbr. (Guinea), hyaena Fbr. (Senegal), 
Iphis Oliv. (Senegal), juvencus Klug (Senegal), laticollis Klug (Senegal, 
Guinea), maculatus Fbr. (ebendaselbst), mucronatus Thoms. (Gabun), Murrayi 
Harold (Old Calabar), Nimrod Fbr. (Guinea), noctis Thoms. (Senegal), obliquus 
Oliv. (Senegal), orthocerus Thoms. (Gabun), pygialis Thoms. (Guinea), rarus 
Guer, (Senegal) scotias Thoms. (Gabun), Semöris Thoms. (Gabun), thoracicus 
Oliv. (Senegal, Guinea, Nubien), triacanthus Cast. (Senegal), vinctus Er. (Sene- 
gal, Guinea, Angola, Cap, Caffraria). 


Die Copridae sind ausser den von Chinchoxo aufgeführten noch in fol- 


guo eeu 


genden Gattungen in der westafrikanischen Subregion vertreten: Sisyphus, 
Anachalcos, Macroderes, Coptorhina, Pedaria, Caccobius, Catharsius, Copris, 


Onitis, Oniticellus, Stenosternus und Cheironitis. 


3. Gruppe. Hybosoridae. 
53. Hybosorus Illigeri Reiche (arator 1ll.). 
Mehrere Stücke. 


Diese Art ist in vier Erdtheilen gefunden. Das Königl. Museum ent- 


hält dieselbe aus Sardinien, Lusitanien, Corfu, Krim, Arabien (Ehrenberg), 
Ambukol in Ober-Aegypten (Ehrenberg), Sennaar (Hartmann), Tette in Mozam- 


bique (Peters) Port Natal (Póppig), Angola (Schénlein), Chinchoxo (Falken- 


948 Hermann Julius Kolbe. (p. 96) 


stein), Senegal (Dupont), Madagaskar (Goudot) und America borealis 
(Engelmann). 

Die Gattung gehört in einigen Arten der paläarktischen, äthiopischen, 
orientalischen und durch das Vorkommen des Illigeri auch der nearktischen 
Region an. 

In Sierra Leone lebt noch AH. pinguis Westw. 


Ein anderes Genus in der westafrikanischen Subregion ist Phaeochrous. 


4. Gruppe. Aphodiidae. 
54. Aphodius centralis Harold. 

Ein Exemplar dieser von Hildebrandt in Zanzibar entdeckten 
Species liegt von Chinchoxo vor. Es ist kleiner, als die typische Form. 

Die meisten Species der westafrikanischen Subregion wurden am Sene- 
gal gefunden. Folgende Arten gehören hierher: beninensis Harold (Old Ca- 
labar), Bohemanni Harold (Senegal, Guinea, Caffraria), confusus Harold 
(Senegal, Ober-Aegypten), fulvescens Har. (Senegal), deplanatus Roth (Senegal, 
Nubien, Mozambique), desertus Klug (Arabien, var. perplexus Dj. Senegal), 
dimidiatus Roth (Senegal, Abyssinien), discolor Wr. (Senegal), gwineensis Klug 
(Guinea), hepaticus Roth (Senegal, Abyssinien), impurus Roth (Guinea, Abys- 
sinien, Nubien, Mozambique, Capland, Madagaskar), luridipes Harold (Senegal), 
rhinoceros Reiche (Senegal, Abyssinien, Caffraria int), russatus Er. (Senegal, 
Guinea, Caffraria) und senegalensis Klug (Senegal). 

Rhyssemus und Chiron sind Aphodiiden, die der westafrikanischen 
Subregion ebenfalls angehören. Ausserdem leben hier von Orphniden Orphnus 
und Ochodaeus. 


5. Gruppe. Geotrypidae. 
55. Bolboceras rugifer n. sp. (Taf. 2. Fig. 2.) Kolbe, Berl Ent. 
Zeitschr. 1883, p. 19. 
€ D. capensi affinitate multo approximatus, sed corpore aliquanto minore, 
obseuriore; castaneo-fuscus, sat nitidus, fronte verticeque transversim rugosis; 
clypeo quadrato, antice obtuso, costula terminato; ore antennisque laete ferru- 


gineis; thorace antice paululum ovaliter impresso, bene punctulato, punctis spar- 


sim, latera versus erebrius compositis; ad marginem posticum laevigato, foveola 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 91) 249 


punetis congregatis completa; elytris globularibus, subtrorsum fere postiee con- 
vexis, laevissimis, crenato-striatis, interstitiis vix convexis, impunetatis. — 
Long. 9,5 mm. 
In den einzelnen Charakteren am nächsten mit Capense Klug ver- 
wandt, da der Kopf oben ähnlich querrunzelig, das Kopfschild vorn mit einem 
ähnlich kleinen Hóckerchen versehen und das Halsschild ähnlich seulptirt ist. 
Rugifer ist jedoch viel kleiner und auch von dunklerer Färbung. | 
Der Kopf ist oberhalb stark querrunzelig, daher glanzlos, das Kopf- 
schild quadratisch und vorn leistenfórmig aufgebogen, in der Mitte seiner 
Scheibe mit einem wenig hervortretenden Zähnchen. Hinten ist das Kopf- 
schild, der Clypeus, nur dureh jederseits übrig gebliebene leistenartige Rudi- 
mente abgegrenzt. Das Halsschild hat scharfe, rechtwinklige Vorderecken 
| und einen ovalen Längseindruck im vorderen Theile. Die Punktirung desselben 
ist kräftig, aber etwas nachlässig zerstreut, einigermaassen gruppenweise ge- 
häuft; gegen die Seiten hin ist es dichter punktirt, am Hinterrande fast ohne 
Punkte und sehr glatt, nur der äusserste Rand ist mit Punkten besetzt. Die | 
Flügeldecken sind sehr gewölbt, in der Profilansicht fast halbkugelig, hinten 
nach unten und fast einwärts gebogen. Jede Fliigeldecke enthält 14 Streifen, 
welche mit regelmässigen, quer stehenden Punkten dicht besetzt sind: der 10. 
und 12. Streifen sind an der Basis verbunden; der 11. ist vorn abgekiirzt, 1 
auch der 13. und 14. sind vorn vereinigt. Die Unterseite ist heller braun als 
die Oberseite. Die Vordersehienen aussen mit sechs Ziihnen versehen, von 
denen die drei hinteren sehr klein, die beiden vorderen sehr kräftie sind. 
Andere Bolbocerasarten der westafrikanischen Subregion sind pallens | 
Klg. (Guinea), excavatum Gaut. (Senegal), fulvum Gory (Senegal) senegalense 


A 


Cast. (Senegal) und politum Westw. (Senegal). 


Ausser dieser kosmopolitischen Gattung Bolboceras lebt noch die 
namentlich in der neotropisehen Region, weniger in der orientalischen hei- 
mathende Gattung Athyrews aus der Familie der Geotrupiden in 
Westafrika. 

Auch Trox (Trogidae), in einzelnen Arten über ganz Afrika verbreitet, 


gehört hierher. 


` Nová Acta L. Nr. 3. 33 


250 Hermann Julius Kolbe. (p. 98) 


6. Gruppe. Melolonthidae. 
56. Serica latipes n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 19. 

Oblongo-ovalis, brunnea, clypeo subquadrato, antice attenuato, leviter 
emarginato, angulis rotundatis, marginibus elevatis, superne densissime et pro- 
funde punctato, nitido, a fronte linea tenui et recurvata separato, fronte opaca, 
impunctata; antennis 9-articulatis, clava trifollieulata; thorace punetulato, elytris 
leviter striato-punctatis, punctis similibus intermissis, striis approximatis, femo- 
ribus tibiisque posticis sat dilatatis ut in Trochalo genere. Long. 8!/, mm. 

Unsere Art steht einer noch unbeschriebenen aus Natal nahe. Unter 
den beschriebenen kommt Japonica Motsch. (Japan) in einigen Beziehungen 
mit ihr überein; doch ist dieselbe grösser und namentlich durch die zehn- 
gliedrigen Fühler verschieden. Latipes zeichnet sich durch die beträchtlich 
erweiterten, abgeplatteten Hinterbeine aus, die sich in ähnlicher Bildung auch 
bei der nahe verwandten Gattung Trochalus finden. Das Kopfschild ist, wie 
überhaupt bei Serica, nur wenig vorgezogen, nach vorn verengt, um rundlich 
in den etwas ausgerandeten Vorderrand überzugehen. Das Kopfschild ist sehr 
grob, dicht und tief punktirt, von der Stirn durch eine nach hinten gekrümmte 
Linie geschieden, glänzend; an allen Rändern, seitlich und vorn, aufgebogen. 
Die Stirn ist, wie der übrige Körper, matt, hellbraun und unpunktirt. Hals- 
schild und Flügeldecken sind mit wenig tiefen Punkten besetzt; auf dem Hals- 
schilde sind diese Punkte dicht gestellt, auf den Flügeldecken theils zu Streifen 
geordnet, theils stehen sie unregelmässig zwischen diesen Streifen zerstreut. 
Die Flügeldecken besitzen den bekannten pruinosen Schein. 

Diese über alle Erdtheile, ausser Australien, verbreitete und namentlich 
in der orientalischen Region artenreiche Gattung ist in sechs Species aus der 
westafrikanischen Subregion bekannt: murina Gyl. (Sierra Leone), fulve- 
scens Blanch. (Senegal) dichroa Gyll. (Sierra Leone), antennalis Blanch. 


(Senegal), guadrilineata Fbr. (Sierra Leone) und latipes K. (Chinchoxo). 


ne 


9%. Trochalus pilula Klg 


g., var.: guineensis. 
Diese. Varietät (ein Exemplar) weicht von den vom Senegal stammen- 


den Originalstiicken auffallend durch die Grösse und pechschwarze Körper- 


farbe ab. Die Stücke vom Senegal sind hell gelbroth und 5!/, mm lang, 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 99) 35] 


withrend dieses Exemplar von Chinehoxo etwa 7 mm misst.. Es ist oben und 
unten völlig pechbraun bis pechsehwarz, stimmt im Uebrigen mit den Sene- 
galensern überein, nur die glatte Mittellinie des Halsschildes tritt deutlicher 
hervor. 

Blanchard beschreibt im Catal, Coll. ent. 1850, p. 80 eine Art vom 
Senegal als pilula, obgleich bereits 1835 von Klug eine pilla beschrieben 
ist. Merkwiirdiger Weise scheint Blanchards Art mit der Klugsehen identisch 


zu sein. 


58. Trochalus rufo-brunneus n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 
1883. p. 19. 

Rufo-brunneus, pruinosulus, opacus, capite thoraceque obseurioribus, 
brunneis; clypeo mediocriter porrecto, nee quadrangulariter elongato, dense ru- 
guloso-punctato, linea frontali interoculari curvata, antice concava, non elevata, 
vertice punetulato, postice fere impunctato; prothorace levissime et obsolete 
punetulato, punetulis vix conspieuis, angulis anticis vix obtusis; elytris leviter 
9-striatis, striis punetulatis, interstitiis haud sparsim punctulis, ut in prothorace, 
minimis instructis. Long. 7!/, mm. 

Specimen unieum 

Herr v. Mechow fing diese Art bei Malange (Angola int). Auch Herr 
Dr. Buchner sammelte dieselbe auf seiner Route von Malange bis ins 
Lundareich. 

Diese Art ist mit Concolor n. sp. (Nr. 59) nahe verwandt, sonst 
steht sie dem Ohrysomelinus Gerst. nahe, ist aber kleiner und viel heller 
braun. In der Körperfärbung und Gestalt kommt sie mit Serica cinnamomea 
Klug überein. Rufobrunneus hat einen rundlichen, sehr convexen Körper und 
ist fast genau wie ein Byrrhus gestaltet. Der ganze Körper ist hellbraun, 
matt gefärbt, Kopf und Thorax ein wenig dunkler, die Flügeldecken bereift. 
Die feine Punktirung des Halsschildes und der Flügeldecken ist kaum sicht- 
bar; die letzteren sind mit neun wenig eingedrückten, aber deutlich punktirten 
Streifen versehen. Die Unterseite ist ebenso gefärbt als die Oberseite. Die 
Hinterschenkel und Schienen sind breit und platt. 

Die Stücke von Malange und aus Lunda sind grösser und dunkler als 


das Exemplar von Chinchoxo. 


35% 


259 Hermann Julius Kolbe. (p. 100) 


59. Trochalus concolor n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 19. 


Rufo-brunneus, opacus, Trochalo rufo-brunneo valde affinis, sed thorace 
cum elytris concolore, his posterius minus latis, interstitiis striarum distinctius 
punctatis thoraceque linea elevata mediana, antice abbreviata, instructo; capite 
rugoso, vertice punetulato, epistomate mediocriter attenuato, antennis ferrugineis; 
prothorace subtiliter punetato; elytris rufo-hrunneis, opacis, punctato-striatis. 
Long. 7 mm. 

Ein Exemplar; auch von Aquapim (Goldkiiste) liegt ein von Dr. Rei- 
chenow erbeutetes Stück vor. ; 

Die Art ist der vorigen nahe verwandt, aber von derselben verschieden 
durch folgende Merkmale: Der Körper ist gleichmässig eifórmig, hinten weniger 
breit und oben weniger convex; das Halsschild ist gleich den Flügeldecken 
rothbraun; letztere sind deutlicher gestreift (gestreift-punktirt) als bei Rufo- 
brunneus, und das Scutellum ist weniger breit; der Clypeus erscheint etwas 
gestreckter. 

In der Körperform einem Byrrhus nahestehend, wie viele Trochalus- 
Arten; matt rothbraun gefärbt, die Fliigeldecken bereift. Auch die Unterseite 
ist rothbraun. Das Kopfschild ist etwas vorgezogen, am Vorderrande, nach 
Trochalus-Art aber ein wenig eckig abgegrenzt. Die vordere Hälfte des Kopfes 
ist bis zu der nach hinten ausgebuchteten Stirnlinie dieht und grob punktirt. 
Der Scheitel ist am Hinterrande glatt, aber in dem vorderen Theile punktirt, 
indessen nicht völlig so dicht und nicht so kräftig als auf dem Clypeus. Das 
an den Seiten gerundete und in den Vorderecken rechtwinklig zugespitzte 
Halsschild ist fein punktirt, am Hinterrande beiderseits der vorgezogenen 
Mitte ein wenig niedergedrückt und ausgebuchtet. Nahe der Mitte des Seiten- 
randes ist, ähnlich wie bei Rufo-brunneus, ein kleiner Eindruck erkennbar. 
Das dreieckige mittelgrosse Schildchen ist kaum sichtbar punktirt. Die neun- 
fach punktirt- gestreiften Flügeldecken sind sehr deutlich, aber nicht grob 
punktirt; die Streifen liegen in etwas vertieften Linien. Die röthlich-gelbbraune 


Unterseite glänzt ein wenig. 
60. Trochalus semiaeneus n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1853, p. 20. 


Superne semiaeneus, capite thoraceque ferrugineo- aeneis, elytris piceo- 


subaeneis, opacis, subtus ferrugineus; capite rugoso-punctato, punctis postice 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 101) 253 


parcius positis; thorace haud subtilissime punctato, foveola singula mediana 
prope margines laterales distineta, his parum rotundatis, postice utrinque le- 
vissime sinuatis; elytris vix striatis, undique creberrime punetulatis. — 
Long. 8 mm. 

Kin Exemplar. 

Scheint dem mir nur nach der Beschreibung Blanchards im Catal. 
Coll. ent. 1850, p. 79, Nr. 668 bekannten T. sphaeroides Bl. nahe zu stehen, 
aber durch die punktirte Stirn, das nicht subtilissime punktirte Halsschild, die 
matten Fliigeldecken und die undeutlichen Streifen auf letzteren, auch durch 
die hervortretende Punktirung derselben verschieden zu sein. 

T. semiaeneus ist etwas metallisch gefärbt. Kopf und Halsschild sind fast 
hell kupterfarbig, die matten Flügeldeeken pechbraun mit metallischem Anflug. 
Das Kopfschild ist stark runzelig punktirt, der Scheitel mit mittelmässigen, 
weniger groben Punkten besetzt. Die Taster sind braun, die Fühler gelb- 
braun. Das Halsschild ist sehr deutlich, aber fein und nieht sehr dicht 
punktirt. Die zweifache Ausbuchtung des Hinterrandes desselben ist unbe- 
deutend, letzterer ist indessen gegen das Schildehen hin vorgezogen. Die 
Streifen auf den Fliigeldecken sind kaum hin und wieder erkennbar, aber die 
feinen und deutlichen Punkte stehen zuweilen in Reihen. An der Unterseite 
ist die Brust mit kräftigen, groben und ziemlich dicht stehenden Punkten be- 
deckt. An den Bauchsegmenten sind Querreihen von Punkten erkennbar. 

In der Form des Kórpers ist die vorliegende Art weniger kurz und 


weniger gewölbt als die beiden vorigen Arten. 


61. Trochalus Falkensteini n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 20. 
Longulo-ovalis, rufo-ferrugineus, nitidus, glaber, punctatus, subtus pallide 
ferrugineus, eapite rugulose punctato, punctis in vertice subtilibus, postice laevi- 
gato, elypeo sat brevi, attenuato, ad apicem non constricto, subsinuato, margine 
circuito elevato; thoracis lateribus subrotundatis, scutello punctulato, lateribus 
striaque mediana longitudinali laevigatis, elytris obsolete punctato-striatis, inter- 
stitiis dense punetulatis. — Long. 4?/,—6 mm. 
Mehrere. Exemplare. 
Aeusserlich nahe verwandt mit 7. fulgidus Fahr. (Natal, Caffraria, 


Cap. b. sp.), unterscheidet sich 7. Falkensteini sogleich durch den nicht ein- 


254 Hermann Julius Kolbe. (p. 102) 


geschnürten Clypeus und den fehlenden Metallschimmer des Körpers. Letz- 
terer ist schön röthlich gelbbraun gefärbt, glänzend, aber ohne Metallglanz. 
Das. Kopfschild ist ziemlich schmal verengt, mit aufgebogenen Rändern, dicht 
punktirt, der Scheitel weniger, der Hinterrand desselben fast glatt; die 
Stirnleiste ist kaum erhaben. Halsschild ziemlich dieht und deutlich punktirt, 
Seitenränder wenig gerundet, Hinterrand in der Mitte nur wenig vorgezogen, 
beiderseits kaum gebuchtet. Das Schildchen ist ausgezeichnet durch die glatte 
mittlere Längslinie, die feine Punktirung beider Hälften und den beiderseitigen 
glatten Aussenrand. Die glatten glänzenden Flügeldecken sind deutlich, aber 
sehr flach punktirt-gestreift; auch die Zwischenräume dieser regelmässigen 
Punktreihen enthalten zu je zwei unregelmässigen Reihen geordnete mittelstarke 
Punkte. Die Unterseite ist deutlich punktirt und mit der Oberseite gleich- 
farbig. 

Die fünf von Dr. Falkenstein gesammelten Drochalus-Arten sind von 
den in anderen Gegenden Afrikas lebenden Arten verschieden, auch der 7. 
pilula, ein Hinweis auf die eigenthiimliche Fauna Guinea’s, über die Wallace 
in seiner „Geographical distribution of Animals“ umfangreich spricht. 

Die mir bekannten Trochalus-Arten bestehen aus zwei Abtheilungen, 
je nachdem die Stirnleiste ausgebildet ist oder nicht. Zur I. Abtheilung 
(fronte antice transversim carinata) gehören niloticus Blanch., lucidulus Dej., 
rugifrons Thoms., pilula Kl., piceus Vbr., versicolor Wbr., picipes KI., Bohe- 
mani Gerst., tuberculatus Gyll., carinatus Gyll., rotundatus Cast. und corin- 
thia Gerst.; zur Il. Abtheilung (fronte antice deplanata) rufobrunneus 
Kolbe, concolor Kolbe, chrysomelinus Gerst., curtula Fähr., fulgidus Fähr., 
Falkensteini Kolbe, rufolineatus Harold, sulcipennis Gerst. und semiaeneus 
Kolbe. 

Die mit Ausnahme einer orientalischen Art ausschliesslich äthiopische 
Gattung Trochalus ist in der westafrikanischen Subregion ausser obigen fünf 
Arten in folgenden vertreten: rufulus Thoms. (Gabun), rugifrons Thoms. (Ga- 
bun), carinatus Gyll. (Sierra Leone), discoideus Fbr. (Guinea), byrrhoides Thoms. 


(Gabun), versicolor Fbr. (Guinea), tuberculatus Gyll. (Guinea), cyclonotus 


Thoms. (Gabun), pilula Kl. (Senegal), imputatus Gyll. (Sierre Leone), punctum 
Thoms. (Gabun), rotundatus Cast. (Senegal, Old Calabar), und sphaeroides Bl. 
(Senegal). 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 103) 255 


62. Camenta obesa Burm. 

Die von Dr. Falkenstein gesammelten vier Stücke, alle 5, stimmen 
genau mit Burmeisters Beschreibung (Handbuch IV. 2. p. 144) überein. 
‚Jedoch kannte Burmeister nur weibliche Thiere von 6 Lin. 14 mm Länge; 
die vorliegenden mitnnlichen Stücke sind nur 8—10 mm lang. 

Die nur aus der äthiopischen Region bekannte Gattung lebt in West- 
afrika nur in der einen Art (Guinea). 

63. Apogonia affinis n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 20. 

Fusco-brunnea, Apogoniae cupreieolli propius affinis, elytris autem 
brunneis, nitidulis nee aeneis, capite cupreo-nigro, fuscato, clypeo lato, rotun- 
dato-truncato, densissime et grosse punctato, prothorace crebris punctis insculpto, 
fusco, splendore aeneo; seutello singulariter punetato, in medio longitudinaliter 
glabrato; elytris irregulariter striato-punetatis, fere rugulosis, stria bigeminata 
discoidali indistincta; subtus glabra, nitida, punctis crebre insculpta. — 
Long. 8 mm. 

Specimen unicum. 

Diese mit A. eupreicollis nahe verwandte Art unterscheidet sich von 
letzterer sogleich durch den fast fehlenden Metallglanz, das Stirngrübchen und 
die undeutlichen Doppelstreifen der Flügeldeeken. Ein Grübchen auf der 
Stirn besitzt auch eine noch unbeschriebene Art, die der Major v. Mechow 
am Quango (südlieh vom Congo) erbeutete. Auch Cribricollis Burm. (Hong- 
kong) ist durch ein solches Grübchen ausgezeichnet. 

Das Kopfschild ist vorn fast halbmondförmig gerundet und etwas ab- 
oO 


gestutzt, kräftig, tief und fast runzelig punktirt; die Stirn ist eingedrückt, 
glänzend, punktirt, von dem Scheitel durch eine stumpfe kielfürmige Leiste 
getrennt; Scheitel dicht punktirt, Kiel glatt. Das braune Halsschild glinzend, 
mit leichtem, griinlichem Scheine, kräftig punktirt, an den Seiten dichter als 
auf der Scheibe. Das Halsschild ist beiderseits mit einigen Punkten versehen, 
welehe durch eine breite glatte Mittellinie getrennt sind. Die Flügeldecken 
sind fast unregelmässig und grob punktirt; die bei anderen Arten sehr deutlich 


hervortretenden Doppelreihen fast verschwunden, nur der Doppelstreif auf dem 


Rücken ist einigermaassen noch deutlich, ebenso die einfache Punktreihe neben 
der Naht. 


256 Hermann Julius Kolbe. (p.104) 


Apogonia ist über die äthiopische und orientalische Region verbreitet 
und in der westafrikanischen Subregton in folgenden Arten vertreten: nitidula 
Thoms. (Gabun), cupreicollis Blanch. (Gabun), pusilla Cast. (Senegal), piluloides 
Thoms. (Gabun), africana Cast. (Senegal) und affinis Kolbe (Chinchoxo). 

Die Melolonthidae Westafrikas sind reprüsentirt dureh die Genera 
Serica, Trochalus, Triodonta, Camenta, Apogonia, Schizonycha, Praogosternus, 


Tricholepis und Brachymys. 


7. Gruppe. Rutelidae. 
64. Anomala: Guessfeldi m. sp. (Vaf. 3 Fig. 1.) Kolbe, Berl. Ent. 
Zeitschr. 1883, p. 20. 

Convexus, elongato-ovalis, fuscus, nitidus, subtus testaceus, thoracis la- 
teribus seutelloque testaceis, elytris fusco-piceis, brunneo-marginatis, paulo irre- 
gulariter punctato-striatis, punctis transversim rugosis; thorace ad latera omnia 
marginato, glabro, haud densissime punetato, linea mediana longitudinali im- 
pressa, postice abbreviata; pygidio propygidioque opace testaceis, hoc ad basin 
fuscato, illo macula basali trigonali fusco-atra ornato. — Long. 18 mm. 

Gehört zu. Blanchards Divisio XII seiner Gattung Anomala (Cat. Coll. 
ent. T. I. 1850) „Tarsi antici et medii, ungue externo fisso. Labium ad in- 
sertionem palparum paulo excavatum, apice leviter emarginatum. Mesosternum 
latum, haud productum. Corpus saepius subplanum, antice attenuatum.“ 

Von dem Habitus der Rhinoplia-Arten, die in denselben Gegenden wie 
vorliegende Art vorkommen.  Lànglich oval, hinten etwas breiter. Die Ober- 
seite ist dunkel, glänzend braunschwarz, unten scherbengelb. Der Kopf ist 
dunkel kastanienbraun bis róthlieh; Mundtheile und Fühler gelb; Kopfschild 
vorn gleiehmüssig aufgebogen, mit abgerundeten Ecken, fein querrunzelig, 
Punkte wenig unterscheidbar, Hinterkopf deutlich und mittelmässig punktirt. 
An der Grenze des Scheitels und der Stirn. in der Mitte des ersteren, je ein 
leichter, lànglicher Kindruck, gleichsam die Reste einer Längslinie darstellend. 
Thorax braunsehwarz, an den Seiten breit scherbengelb, in der Mitte vor dem 
unregelmässig gerundeten Seitenrande mit einem lünglichen, braun gefärbten 
Eindruck; die Oberflüche ist fein, nicht dicht punktirt, die eingestochenen 
Punkte hinten ausgeflossen; eine eingedriickte Längslinie in der Mitte hinten 


abgekürzt. Alle Ränder des Halsschildes haben eine schmale Randleiste. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 105) 957 


Das scherbengelbe Schildchen enthält zwei dunkle Flecken und ist dunkel ge- 
randet; einige feine Punkte befinden sich auf seiner Scheibe und einige in 
Reihen gestellte an den Rändern. Die Fliigeldecken zeigen drei etwas erhabene 
Leisten, sind gestreift-punktirt, aber theilweise unregelmässig und dann quer- 
runzelig. Das dem übrigen Körper gleich gefärbte Pygidium und Propygidium 
sind sehr fein schuppig sculptirt, jedes an der Basis dunkel gefärbt, ersteres 
mit einem grossen dreieckigen braunschwarzen Fleck versehen. Die scherben- 
gelbe Unterseite ist fein und weitläufig, quer schuppig punktirt. 

Am nächsten verwandt mit @uessfeldi ist die Gerstückersche ten- 


dinosa von Zanzibar. 


65. Anomala (Rhinoplia) distinguenda Dj. 

Diese vom Senegal bis Loanda verbreitete Art liegt in einem Stick 
von Chinchoxo vor. 

Anomala ist in verschiedenen Untergattungen über alle Erdtheile ver- 
breitet und lebt in der westafrikanischen Subregion in folgenden Arten: mutans 
Blanch., unicolor Ol., senegalensis Blanch., bipunctata Blanch., flaveola Blanch., 
laevigata Blanch., pallida Fhr. (alle vom Senegal), distinguenda Dj. (siehe 
oben), bisignata Burm. (Guinea), circumcincta Hope (Guinea), nigrosulcata Cand. 
(Old Calabar), olivacea Gyll. (Sierra Leone), plebeja Ol. (Senegal, Guinea) und 
Guessfeldi Kolbe (Chinchoxo). 


66. Adoretus hirtellus Lap. Blanch. (syn. cinerarius Dj. Burm.). 
Die beiden Stücke von Chinchoxo weichen von der Senegalform nicht 
ab. Der Catalog von Gemminger und v. Harold führt diese Art nicht auf. 
o Gel 
Ausserdem leben in Westafrika A. pubipennis Cast. (Galam), aerugi- 
nosus Cast. (Senegal), obscurus Fbr. (Senegal und Sierra Leone), scutellaris 
Blanch. (Gabun), senegallius Duft. (Senegal), umbrosus Fbr. (Senegal, Galam, 
Ile de France, Java, Sumatra, Philippinen), pumilio Burm. (Senegal), rugulosus 
(Senegambien) und pulverulentus Cast. (Senegal). 
Adoretus gehört der äthiopischen, orientalischen und paläarktischen 
Region an. 
LL? 
Andere Rutelidengattungen Westafrikas sind: Bhinhyptia, Gnatholabis, 


Popillia, Trigonostomum. 


Nova Acta L. Nr. 8. 34 


N 


258 Hermann Julius Kolbe. (p. 106) 


8. Gruppe. Dynastidae. 
67. Temnorhynchus Diana Beauv. 

Sechs Stück liegen vor. Diese weit verbreitete Art variirt in der 
Sculptur der Flügeldecken. Exemplare aus Zanzibar zeigen auf den Flügel- 
decken in reichlicher Weise nach innen verlaufende, mehr oder weniger regel- 
mässige und  unregelmüssige Punktstreifen, die in Distanzen theilweise 
Doppelreihen bilden. Hingegen entbehrt ein Stück von Port Natal (5) der 
Punktstreifen völlig; nur zwei eingedrückte, schräg gestellte Linien an Stelle 
der Doppelstreifen sind erkennbar. Fin mit der Vaterlandsangabe „Guinea“ 
bezetteltes Stick hat vollständig glatte Fliigeldecken ohne Spur von Streifen 
oder Linien. Die Stücke von Chinchoxo sind wiederum auf der vorderen 
Hiilfte der Flügeldeeken sehr deutlich punktstreifig, theilweise sogar regelmässig 
doppelstreifig mit zwischenliegenden unregelmüssigen Punktreihen; die hintere 
Hälfte der Flügeldeeken ist völlig glatt. Ich unterscheide diese vier Formen 
von bezw. Zanzibar, Natal, Guinea und Chinchoxo als var. zanzibaricus, 
natalensis, guineensis und chinchoxonicus. 

Die genannten Verschiedenheiten in der Sculptur der Fliigeldecken 
sind indessen nur ein Theil der diesen Formen (Lokalrassen oder Varietäten ?) 
zukommenden Charaktere. Der Thorax ist jederseits vor den Vorderecken 
bei Guineensis und Chinchoxonicus 5 glatt, bei den beiden anderen Formen 
erstreckt sich die grobe Punktirung bis an den Vorderrand. Ferner sind die 
beiden Stirnhörner des 5 von Chinchoxonicus an der Spitze glatt, bei den 
übrigen bis gegen die Spitze punktirt. Die Zähne der Vorderschienen sind 
bei Zanzibaricus und Natalensis stumpf und abgerundet, bei Gwineensis und 
Chinchowonicus spitz. Das Pygidium ist bei Natalensis und Guineensis am 
Ende glatt, bei den beiden anderen Rassen bis zur áussersten Spitze deutlich 
mit Punkten besetzt. 

Am nächsten steht die Chinchoxoform dem Zanzibarieus, unterscheidet 
sich aber dureh mangelhaftere Punktstreifen, spitze Zähne an den Vorderschienen 
und den glatten Halsschildvorderrand beim männlichen Geschlecht. 

Zur leichteren Unterscheidung der vier Rassen des Temnorhynchus Diana 
diene folgende Specification: 

l. Zanzibaricus elytris copiose punctato-striatis; corniculis frontali- 


bus antice  thoraceque utrinque anterius punctatis , dentibus anticarum 


i 
| 
j 
d 
i 
H 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 10%) 259 


24 mm. 


tibiarum obtusis, pygidio ad apicem punetato. 5 long. corp. 21, € 19 
— Zanzibar. 

2. Natalensis elytris laevibus, nec punetato-striatis, sed obsolete ru- 
gosis, striis duabus obsoletis; corniculis frontalibus antice punctatis, thorace 
utrinque antice punetato, dentibus tibiarum anticarum obtusis, pygidio ad apicem 
laevigato. 5 24 mm. — Port Natal. 

3. Guineensis elytris laevissimis, nec punetatis, nee striatis, corniculis 
frontalibus laevibus, thorace utrinque antiee laevi, dentibus tibiarum antiearum 
acuminatis, pygidio ad apicem laevigato. 5 22 mm. — „Guinea“. 

4. Chinchoxonicus elytris laevissimis, semipunetato-striatis, corniculis 
frontalibus punctatis, thorace utrinque antice laevi, dentibus tibiarum anticarum 
acuminatis, pygidio ad apicem punctato. ô 13,5—24, 9 20—22 mm. - 
Chinehoxo. 

Es ist hier wieder dem Gesetz Ausdruek verliehen, dass die glatten 
und glänzenden, weniger sculptirten Insektenformen den Aequatorialgegenden 
näher wohnen als die rauher sculptirten Formen. 

Temnorhynchus ist fast über ganz Afrika, darüber hinaus bis nach der 
Kirgisensteppe und Ostindien verbreitet. Aus Aegypten liegt eine noch un- 
beschriebene Art vor. Die von Gemminger und v. Harold im Catalog als in 
Kirgisia vorkommend bezeichnete Art 7. Baal Reiche findet sich in der 
Königlichen Sammlung in einem Stück mit „Cyprus“ bezettelt. 

Ausser Diana Beauv., der auch am Senegal gefunden ist, lebt in West- 


afrika noch T. repandus Burm. (Senegambien). 


68. Oryctes Boas Fabr. 
Diese Art ist fast über ganz Afrika verbreitet. Das Königliche Museum 
besitzt sie aus Sierra Leone (Lund), Capland, Senegal, Mozambique (Peters), 
Aegypten (Steudner). 


69. Oryctes monoceros Oliv. 
Mehrfach bei Chinehoxo gesammelt. Der Catalog von Gemminger und 
v. Harold führt als Vaterland nur Senegambien an. Die Kénigliche Samm- 
lung zeigt Stücke aus Senegambien (Dupont), Angola (Schónlein), Port Natal 
(Pöppig), Mozambique (Peters) und Chinchoxo (Falkenstein). 


34" 


260 Hermann Julius Kolbe. (p. 108) 


Die Stücke von Chinchoxo und Angola stehen durch die gróbere 
Sculptur der Flügeldecken und das tiefer ausgerandete Kopfschild dem ver- 
wandten O. rhinocerus L. (Ostindien, Ceylon, Celebes, Manila) nüher als die 


Formen vom Senegal ete. 


10. Oryctes Pechueli n. sp. (Taf. 1. Fig. 4.) Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 
1883, p..21. 

€ Castaneus, glaber, cylindricus, postice vix dilatatus, capite tuberculo 
acuto armato, pronoto antice retuso, clypeo minime sinuato, tibiis anticis den- 
tibus quatuor dentieuloque quinto inter dentem 2. et 3. armatis, dente ultimo 
brevi, obtuso, tibiis intermediis et posticis ad apicem bidentatis; elytris glabris, 
vix striatis vel punctatis, striis discoidalibus tribus obsoletis punctulisque dis- 
seminatis insculptis subtilissimis. — Long. 89 mm. 

Specimen unicum. 

Diese Art gehört in Burmeisters Oryetes-Gruppe IL B. b. und würde 
hier der Abtheilung 2 (Fliigeldecken cylindrisch, also gleich breit, stark punk- 
tirt, mit deutlichen, schmalen, von Punktreihen eingefassten Rippen) einzufügen 
sein, wenn die Sculptur der Flügeldecken damit congruirte. 

Das schlank gebaute Stück, nach welchem die Beschreibung entworfen, 
ist dunkel kastanienbraun, das Halsschild fast schwarz; die Körperform läng- 
lich eylindrisch, von der Gestalt des O. monoceros Ol. Kopf oben mit einem 
quergestellten spitzen Hicker versehen, wie beim weiblichen Geschlecht in der 
Gattung Oryctes überhaupt. Kopfschild breit, abweichend von dem der nüchst- 
verwandten Arten, in der Mitte des Vorderrandes nur sehr wenig ausgerandet 
und aufgebogen. Die ganze Oberfläche des Kopfes ist rauh, nur am Hinterrande 
glatt, unpunktirt. Palpen schwarzbraun, fuchsroth beborstet. Vorderriicken 
mit weiter halbmondfórmiger flacher Grube; Rand derselben glatt, innen quer- 
runzelig, ebenso der übrige Theil der Vorderhiilfte des Halsschildes. Diese 
Querrunzelung geht gegen die hintere Hiilfte des Halsschildes hin ziemlich 
plötzlich in eine sehr feine Punktirung über, nur auf der Grenze sind grobe 
Punkte. Der Hinterrand des '"lhoraealeindrueks zeigt einen kaum merklichen, 
einspringenden Hicker und hinter diesem auf der Scheibe ein längliches 


Grübehen. Die Flügeldecken sind glatt und erscheinen gleich der hinteren 


Hälfte des Halsschildes bei unbewaffnetem Auge kaum punktirt. Diese Punk- 


H 
| 
i 


beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 109) 261 


tirung ist nicht dicht, äusserst fein eingestochen und einfach. Die drei ein- 
fachen Rückenlinien sind sehr schwach und nicht ganz gleichmässig. Der 
Nahtstreifen ist eine feine, hinten verschwindende Punktreihe. Die Afterdeeke 
fein. schuppig punktirt und fuchsroth behaart; ebenso sind die am Hinterrande 
glatten Bauchsegmente punktirt. Brust, Vorder- und Hinterhüften ziemlich 
grob, Mittelhüften nur am Hinterrande fein runzelig punktirt. Beine kräftig, 
Vorderschienen mit drei starken, nicht sehr spitzen Zähnen am Aussenrande; 
ausser diesen mit einem sehr kleinen Zahne in der weiten Lücke zwischen 
dem zweiten und dritten nnd mit einem fünften, sehr stumpfen Zähnchen vor 
den vier ersten Zähnen. Die vier Hintersehienen besitzen nur zwei Zacken 
am äusseren Endrande. 

Neben diesen drei Species von Oryctes leben in der westafrikanischen 
Subregion noch folgende: Polyphemus Snell. v. V. (Guinea), gigas Cast. (Sene- 
gal, Guinea), owariensis Beauv. (Oware), Erebus Burm. (Guinea), cristatus 
Snell. v. V. (Guinea). 

Dynastiden-Genera Westafrikas: Heteronychus, Pycnoschema, Vertumnus, 
Temnorhynchus, Phyllognathus, Oryctes, Xenoderus,. Archon, Phileurus, Trio- 


nychus, Rhizoplatys, Leptognathus und Cyphonistes. 


9. Gruppe. Cetoniidae. 


id. Goliathus giganteus Westw., Burm. (Handbuch V, p. 546), Drury 
(Exot. Ins. p. 67, t. 31), syn. imperialis: klo, 

Liegt in einem sehr gut entwickelten 9 von 9 cm und einem 9 von 
5,7 em Länge vor. Dieselben wurden bei Quillu in der Nähe von Chinchoxo 
gesammelt. 

Klug vermuthet in „Ermans Reise“ p. 36, dass die fast vollständig 
dunklen Flügeldecken dieser Art, zumal beim 5, abgerieben seien und wahr- 
scheinlich dieselbe Färbung zeigten, wie @. regius Klug (Druryi Westw.). 
Indessen besitzt das vorliegende von Dr. Falkenstein mitgebrachte männliche 
'l'hier. vollständig sammetbraunschwarze Flügeldecken, auf denen nur die Basis 
in schmalen Streifen weiss ist. Die Färbung des Halsschildes nähert sich 
der des € von Regius Klug. Plastische Unterschiede zwischen den 3 beider 
Arten treten kaum hervor oder sind vielleicht nieht durchgreifend. Giganteus 


hat ein etwas verschiedenes Kopfhorn; die Spitze jeder Zinke ist nur zwei- 


262 Hermann Julius Kolbe. (p. 110) 


kantig, während dieselbe bei Regius deutlich stumpf dreikantig ist. Auch er- 
scheint das Scutellum des Giganteus mehr zugespitzt: durch den weissen 
mittleren Längsstreifen desselben unterscheidet sich Giganteus von Regius eben- 
falls. Das weibliche Geschlecht ist in der Färbung dem männlichen sehr 
ähnlich, von demselben jedoch durch die Glätte, den Glanz und die Seulptur 
der Oberseite verschieden. Es nähert sich vielfach einem abgeriebenen € von 
Cacicus Voet, bei welchem die Längsstreifen auf dem Halsschilde dunkelgelb, 
bei Giganteus weiss sind. 

Im Königl. Museum befinden sich von Regius Klug (Druryi Westw.) 
zehn Stück, vier 5 von ,,Africa aequin. (Melly), drei c von der Prinzeninsel 
im Golf von Guinea und ein 5, zwei € von Accra in Oberguinea (Ungar) — 
von Giganteus Westw. ein Paar von Quillu — und von Cacicus Voet sieben 
Stück aus „Guinea“, drei 5 und vier €, letztere unter der bekannten Bezeich- 
nung princeps Hope. Cacicus ist in Oberguinea einheimisch. 

Die Goliathiden fliegen um die Kronen der Palmen und sind schwer 
zu erlangen. Ihre Heimath ist die westafrikanische Subregion; hier leben die 
grössten und zahlreiehsten Formen von Goliathus, Ceratorhina (Mecynorhina 
und Dicranorhina) ete., während mehrere weniger hervortretende Gattungen in 
anderen "heilen der äthiopischen Region und in der orientalischen Re- 
gion leben. 


12. Dieranorhina micans Drury. 


Kin prüchtiges Exemplar, 5 cm lang, 5. 

Im Innern Guineas bei Kimbundo, an der Grenze der west- und ost- 
afrikanischen Subregion, fing Dr. Pogge einige Stücke. Von R. Buchholz 
im Camerungebiet gesammelt. — Diese Art ist sehr nahe mit D. cavifrons 
Westw. vom Senegal verwandt. 


18. Megalorhina Gralli Buq. 


Mehrfach bei Chinchoxo gesammelt. 
Das König]. Museum besitzt die Art ausserdem von Kabinda, nördlich 
von den Miindungen des Congo (Peters), einige Stücke aus „Africa trop. occ." 


(Salmin) und ein aus Schaums Sammlung herrührendes Exemplar aus 
„Africa aequin.“. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 111) 263 


14. Stephanorhina guttata Ol. 

Mehrere. Exemplare. 

Das Königl. Museum enthält die Art aus Kabinda (Peters) und Chin- 
choxo, aus Kitah an der Goldkiiste (Ungar), sowie einige Stücke aus Schaums 
Sammlung mit „Guinea“ bezeichnet. Von R. Buchholz im Camerunsgebiet 
gesammelt. 

Die Artengruppe Stephanorhina ist in mehreren Formen bis jetzt nur 
innerhalb der westafrikanischen Subregion, vom Congo nordwärts im ganzen 


Kiistengebiet gefunden, auch am oberen Congo (Lualaba) von Dr. Pogge. 


75. Tmesorhina Thoreyi Schaum (concolor Hope). 

Ein männliches Exemplar, dessen Kopf, Halsschild und Flügeldecken 
sehr fein rauh seulptirt und dadurch weniger glänzend sind, als bei einem 
Stiick von Sierra Leone. 

Es bedarf dieses Exemplar von Chinchoxo noch eines Vergleiches mit 
den verschiedenen anderen Formen von Tmesorhina; es steht auch mit der von 
Gerstäcker neuerdings (Mitth. d. naturw. Vereins für Neuvorpommern und Rügen, 
1882, p. 12 des Separatums) beschriebenen 7. superba in näherer Beziehung. 
Vor Kurzem sandte Pogge aus Innerafrika vom oberen Congo eine Reihe Stücke 


von 'Tmesorhinaformen an das Kénigl Museum ein. 


16. Plaesiorhina cincta Olivier. 

Einige Exemplare. 

Herr v. Harold vermuthet in seinem „Bericht über die von den Herren 
A. v. Homeyer und P. Pogge in Angola und im Lundareiche gesammelten 
Coleopteren“, dass Heterorhina (Plaesiorhina) plana Wiedem. mit cincta Ol. 
identisch sei. Die Punktirung der Flügeldecken jener Art ist regelmässiger 
als bei dieser, und eine regelmässige Doppelreihe auf der Scheibe derselben 
lässt sie von Cincta scharf unterscheiden. Ueberhaupt ist die Punktirung, 
wie auch Herr v. Harold anführt, bei Plana mehr marktirt. Ebenso ist bei 
derselben Art das Halsschild breiter gerandet und beiderseits grob querrunzelig 
punktirt, während bei Cineta die Sculptur des Halsschildes an den Seiten eine 


völlig querrunzelige, ohne jede Ausprägung von Punkten ist. — Endlich ist 


die gelbe Querbinde der Fliigeldecken bei Plana fast immer sehr breit, bei 


264 Hermann Julius Kolbe. (p. 112) 


Cincta schmal; beschränkt sich diese Querbinde bei ersterer Art auf einen 
schmalen Streifen, so ist derselbe unregelmässig und zackig, bei Cincta fast 
gerade und gleichmässiger gestaltet. Diese Constanz der Merkmale bei elf Stick 
Plana gegenüber vier Stück Cincta lässt zwei verschiedene Arten annehmen. 

Das Königl. Museum besitzt die Art aus Guinea, Chinchoxo und aus 


dem Innern jenseits des Quango (Pogge). 


13. Heterorhina africana Drury. 
In einer Reihe von Exemplaren gesammelt. 
Die meisten haben einen sanften Rosaschein auf den Flügeldecken. 
Senegal, Guinea (Mnisz), Kitah an der Goldkiiste (Ungar) und Chin- 


choxo, Camerungebiet (Buchholz), Zanzibar (nach Gerstäcker). 


r 


S. Heterorhina mutica Harold. 

Ein aus Chinchoxo vorliegendes Exemplar dieser Art weicht von den 
aus dem Lundareiche stammenden, von Dr. Pogge gesammelten Stiicken ein 
wenig in der Seulptur ab. Das Scutellum des Chinchoxostückes ist an der 
Basis kräftig punktirt, der Clypeus an der Grenze der Stirn stark quer- 
runzelig, bei den Exemplaren aus dem Innern mehr in die Quere punktirt. 
Auch ist das Halsschild mit entschieden feineren Punkten bedeckt, als bei dem 
Falkensteinschen Exemplar. 


19. Heterorhina monoceros Gory. 
Einige Exemplare. 
Ausserdem findet man im Königl. Museum Vertreter aus Angola und 


Loanda (v. Homeyer). 


80. Gametis balteata Dj. 

Weit verbreitet. Prom. b. sp. (Lichtenstein), Natal, Zanzibar (zanzi- 
barica ` Waffray!. — Aeusserst nahe verwandt ist G. aequinoctialis Burm. 
(Senegal). 

81. Platygenia barbata Schönh. 
Zahlreich bei Chinchoxo gesammelt. 
Verbreitet ist die Art innerhalb der Subregion, von Sierra Leone bis 


zum Congo. 


| 
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| 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 113) 265 


82. Myoderma alutaceum Schónh. 
Kin Stück. 
Vom Senegal bis zum Congo, also gleichfalls innerhalb der Subregion. 


83. Agenius quadrimaculatus Schönh. 

Kin Stück mit hellbraunen Flügeldecken und vier schwarzen Flecken 
auf denselben. 

Bei manchen Exemplaren ist die schwarze Färbung über die ganzen 
Flügeldecken verbreitet und lässt an der Basis, in der Mitte und an der 
Spitze nur sechs braune Flecke übrig. Diese Art hat völlig den Habitus 
und das Aussehen einer Platygenia und ist dabei nur um vieles kleiner. 

Verbreitung: Guinea, Aquapim an der Goldküste (Reichenow), Pungo 


Andongo (v. Homeyer), Chinchoxo. 


84. Coenochilus crassipes Westw. 
Ein Stück dieser niedlichen und seltenen Cetonidenformen aus der 


Uebergangsgruppe zu den ‘Trichiinen wurde von Dr. Falkenstein heimgebracht. 


Aufzählung der Cetoniden der westafrikanisehen Subregion, 
Goliathus. 

1. G. cacieus Voet, Cap Palmas. 

2. G. giganteus Lam. Quillu bei Chinchoxo, Gabun. 

3. G. regius Klug, Accra, Ile de Prince u. s. w. 

3°, G. (Goliathinus) Higginsii Westw. Oberguinea. 
Mecynorhina. 

4. M. Savagei Harr. Africa aequin. 

b. M. torquata Westw. Africa aequin., Acera. 

6. M. Polyphemus Westw. Africa aequin., Goldküste, Lundareich. 

7. M. Haroldii Thoms. Congo. 


Dieranorhina. 
8. D. cavifrons Westw. Senegal, Goldküste. 
9. D. micans Drury. Camerungebiet, Goldküste, Niederguinea. 


Nova Acta L. Nr. 3. 3b 


| 
| 


266 


S. 


Gre 


M. 


Hermann Julius Kolbe. (p. 114) 


Smicorhina. 


Say Westw. Cap Palmas. 


Gnorimimelus. 
Batesii Ruth. Camerun. 


Megalorhina. 
Harrisii Westw. Cap Palmas, Kimbundo im Lundareich. 


Eudicella. 


. tetraspilota Har. Pungo Andongo. 


Gralli Bug. Niederguinea (Cabinda, Chinchoxo). 


Morgani Westw. Old Calabar, Camerun. 


. frontalis White. Guinea. 


Darwiniana Kraatz. Aschanti. 


‚oelorhina. 


. aurata Westw. Cap Palmas, Isubu, Camerun. 


Hornimani Bates. Camerun, Mapanja, Manjunga. 
3 H 2 * > 


^. 4-maculata Fbr. Aschanti. 
. viridipygus Lewis. Afr. occ. 
. loricata Jans. Angola. 


. Grandyi Bates. Bembe (St. Salvador), Angola int. 


Astenorhina. 


Turneri Westw. Aschanti. 


BIN 


To 


Astenorhinella. 

leonina Westw. Sierra Leone. (Syn. Tamisoria Deyrollei 'l'homs.). 
Platynocnemis. 

marginicollis Kraatz. Aschanti. 


Stephanorhina. 


. guttata Ol. Cabinda, Kitah, Chinchoxo, Aschanti, Camerun. 
. bella Waterh. Malange, Angola or. 

. tibialis Waterh. Guinea. 

. simillima Westw. Sierra Leone, Aschanti. 


. Julia Waterh. Mongo-ma-Lobah. 


Taurhina. 
Nireus Westw. — Aschanti. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 115) 261 


Tmesorhina. 
| 33. T. Barthi Har. Lunda. 
34. T. Iris Fbr. Aschanti, Camerun. 


simillima Kraatz. Westafrika. 


eo 
bau 
- 


Saundersi Westw. Guinea. 


Ki 
N 


Eccoptocnemi 


(Tmesorhina.) | 
| 


37. E. Thorreyi Schaum. ` Aschanti. 
38. E. concolor Hope. Sierra Leone, Chinchoxo. 
Chordodera, 


39. Ch. pentachordia Klg. lle de Prince, Camerun. 


40. Ch. 5-lineata Burm. Sierra Leone. 


Smaragdesthes. 
(syn. Heterorhina). 


T 
Co 


. blanda Burm. Senegal, Guinea, 


49. S. mutica Harold. Angola, Chinchoxo. 


Co 


3. viridicyanea Klg. Tle de Prince, Sierra Leone. 

| 44. S. monoceros Gory. Angola, Loanda, Chinehoxo. 

45. S. suturalis Gory. Senegal, Cap Palmas, Kitah. 

46. S. conjux Harold. Guinea: Abo. 

47. S. recurva Ebr. Guinea, Camerun. 

48. S. cincta Ol. Senegambien, Guinea, Chinchoxo, Lunda, Camerun. 
| 49. S. affinis Kraatz. Agoué (Benin). 

| 50. S. nigricollis Kraatz. Agoué (Benin). 

51. S. infuscata Sn. v. Voll. St. George del Mina (Guinea). 
52. S. Watkinsiana Lewis. Isubu. 

53. S. plana Wiedem. Lunda, Mozambique, Caffraria. 


54. S. Swanzyana Schaum. Guinea. 


ý 


or 
or 
Co 


. mediana Westw. Cap Palmas, Kitah, Aschanti. 


bau? 
e 
Co 


. septa Harold. Mongo-ma-Lobah. 


y 


a 
z 
Un 


. subaenea Harold. Pungo Andongo. 


S. africana Drury. Senegambien, Aschanti, Kitah, Chinchoxo, Camerun. 


on 
oo 
Co 


ex 
Co 


. bicostata Schaum. Aschanti, Mongo-ma-Lobah. 


268 Hermann Julius Kolbe. (p. 116) | 
60. S. smaragdina Voet, Guinea. | 
61. S. hypoxantha Harold. Kitah, Benin. 


Melinesthes. 
62. M. picturata Harold. Mussumba. 


Chondrorhina. 
63. Ch. abbreviata Fbr. Senegambien, Guinea. 


64. D. cyanea Ol. Aschanti. 
Cyclophorus. 

65. C. cincticollis Kraatz. — Aschanti. 
Rhyxiphloea. 


66. R. corticina Ol. Senegal, Ile de Prince. 


Clinteria. 
Ly] L n H > * H DH m 
61. C. infuscata Gory & Perch. Senegal. Auch in Zanzibar (Gerstäcker). 
Stethodesma, 
68. St. Strachani Bainbr. Guinea, Camerun, Innerafrika (Congogebiet). 
Macronota, 
69. M. apicalis Gory & Perch. Senegal. 
Glycyphana. 
10. G. impar Gory & Perch. "Senegal. 
Phonotaenia. 
(Gamelis.) 


1l. Ph. scalaris Gory & Perch. Senegal, Aschanti, Camerun. 


12. Ph. aequinoctialis Burm. Senegal. 

19. Ph. balteata Deg. Chinchoxo, Capland, Natal, Zanzibar. 

E : s : 

14. Ph. sanguinolenta Burm. Senegal, Guinea. 
Discopeltis. 

15. D. concinna Schaum. Senegal. | 


Achromisetes. 
176. A. Simonis Kraatz. Aschanti. 


Oxythyrea. 
O. squalida L. Timbuktu, Nordafrika, Europa. 


-z 
- 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 117) 269 


Leucocelis. 
78. L. Petitii Gory. Senegambien. 


-7 
M 


rufofemorata Burm. Pungo Andongo, Capland. 
80. L. nitidula Ol. Senegal. 

81. L. dysenterica Boh. Angola int, Natal. 

82. L. cognata Har. Pungo Andongo. 

83. L. spoliata Har. Pungo Andongo. 

84. L. cincticollis Hope. Guinea. 

85. L. guttifera Afz. Sierra Leone. 

86. L. septicollis Schaum. Guinea. 


Eucosma. 
87. E. viridula Kraatz. Aschanti. 


| Cosmesthes. 
88. 


Cs 


lineatocollis Kraatz. Aschanti, Camerun. 


Anoplochilus. 


89. A. cicatricosus Burm. Senegal. 


Tephraea. 
90. T. pulverulenta Gory. Senegal. 
91. T. punctulata Wor. Senegal. 


92. T. stellata Harold. Goldküste, Abyssinien. 


93. T. ancilla Harold. St. 'l'homé. 
| Gnathocera. 
| 94. G. trivittata Sweder. Sierra Leone, Lunda, Malange, Zanzibar (nach 
| Gerstäcker). 
| 95. G. trivialis Gerst. Malimbe. 


96. G. varians Gory. Senegal. 


2 
= 
NO 


^ angolensis Westw. Guinea. 
| 98. G. Afzelii Swartz. Sierra Leone, Lunda. 


^ cruda Jans, Lunda. 


= 

e e 
© © 
AES 
EE de, 4 


. impressa Ol. Guinea. 


Niphobleta. 
niveo-sparsa Kraatz. ` Aschanti. 


© 
— 
= 


270 


102. 


103. 


104. 
105. 
106. 
107. 
108. 
109. 
110. 
ER 
be 
113. 
114. 
115. 
116. 
Eh 
118. 
119. 
120.» 


121. 
122. 
123. 
124. 


125 


25. 
126. 
12% 
128. 


129. 


130. 


Hermann Julius Kolbe. (p. 118) 


Maerelaphinis. 


M. dominula Har. Angola or. 
Protaetia. 
P. stolata Ol. Senegal. 
Pachnoda. 
P. rubrocincta Hope. Cap Palmas, Goldkiiste, Lunda. 
P. marginella Fhr. Cap Palmas, Camerun, Adafoah. 
P. carmelita Fbr. Angola int., Natal, Capland. 
P. marginata Fbr. Guinea, Lunda. 
P. Pogget Har. Lunda. 
P. consentanea Dj. Senegal. 
P. prasina Karsch. Guinea, St. Thomé. 
P. impressa Goldf. Lunda, Mozambique, Natal. 
P. flaviventris Gory. Lunda, Zanzibar, Mozambique, Natal. 
P. Baxii Klug. Ile de Prince. 
P. frontalis Har. Lunda; Malange. 
P. cordata Drury. Senegal, Sierra Leone, Lunda, Mozambique. 
P. viridana Blanch. Guinea. 
P. postica Gory. Cap Palmas. 
P. interrupta Wbr. Senegal, Abyssinien. 
D. pygmaea Kraatz. Aschanti. 
P. hilaris Westw. Sierra Leone. 


Diplognatha. 


. silicea Mac Leay. Lunda, Abyssinien, Mozambique, Natal, Capland. 
. gagates Foerster. Senegal, Sierra Leone, Accra, Loanda. 

. pagana Har. Malange, Lunda. 

. maculatissima Boh. Lunda, Zanzibar, Mozambique. 

. Blanchardi Schaum. Guinea. 

. herculeana Hope. Guinea. 

. holosericea Bainbr. Guinea. 

. incoides Thoms. Guinea. 


. ornatipennis Hope. Guinea. 


Eriulis. 


. variolosa Gory. Guinea, Camerun. 


13 


139 


o2. 


133. 


134. 


135. 


136. 


137. 


138. 


189. 


140. 


141. 


142. 


143. 
144. 


145. 


146. 


141. 


148. 


149. 


150. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 119) 


Charadronota, 


Oh. 4-signata Gory. Guinea, Adafoah. 


Oh. pectoralis Bainbr. Guinea. 


E; 


Be 


(Ce, 
(Ce 


M2 


Porph yronota. 


einnamomea Afz. Guinea, Lunda. 


Pseudinea Kraatz. 
admixtus Kraatz. Aschanti, Camerun. 


Goniochilus, 
rufiventris Har. Lunda. 


bicolor Har. Pungo Andongo. 


Maeroma. 


. scutellata Fbr. Guinea, Lunda. 
. confusa Westw. Senegal, Guinea, Abyssinien. 


. bilineata Bug. Senegal. 


sulcicollis Schaum. Guinea. 


Hoplostom 


. fuligineus M. Leay. Senegal, Loanda, Zanzibar, Natal, 


. aurifer Westw. | Guinea. 


Bocandet Thoms. Guinea. 


. eribrosus Gory & Perch. Senegambien. 


Badizoblax. 


cervinus Thoms. Guinea. 


Pilinurgus. 


. hirtus Gory & Perch. Senegal. 


Cymophorus, 


. spiniventris Gory & Perch. Senegambien. 


1, fluctiger Schaum. Senegambien. 


Aspilus, 


A. gambiensis Burm. Gambia, 


Rhagopteryx. 
th. Brahma Gory & Perch. Gabun, Camerun. 


Herero. 


167. 


2 


G5 


ER 


C. 


Hermann Julius Kolbe. 


Spilophorus. 
aurifer Westw. Guinea. 


Coenochilus. 


. angustatus Westw. Sierra Leone. 


. procerus Schaum. Guinea, Lunda. 


maurus Fbr. Guinea. 
ventricosus Gyll., Sierra Leone. 
crassipes Westw. Chinchoxo. 
Problerhinus. 
Mouffleti Deyr. Fernando Po. 
Genuchus. 
perditus Westw. Guinea. 
Ineala, 
Gorilla Thoms. Gabun. 


. lineola Westw. Sierra Leone. 


Quimalanca '"Thoms. Gabun. 


Platygenia. 


. exarata Schaum. Guinea. 


Mac Leayi White. Gambia. 


Myoderma. 


. alutaceum Afs, Guinea, Chinchoxo. 


Agenius. 
quadrimaculatus Afz. ` Goldküste , 


Andongo. 
Calometopus. 


senegalensis Blanch. Senegal. 


Nachtrag. 


1. Fornasinius peregrinus Har. Pungo Andongo. 


. barbata Schnh. Von Sierra Leone bis Chinchoxo. 


Camerun , 


2. Ceratorhina gemina. Lewis. Westafrika. 


3. Phymatopterya sculptilis Westw. 


Guinea. 


4. Astenorhina Dohrni Gerst. Monrovia. 


Wei ^ ) " 
Chinchoxo, Pungo 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 121) 213 


5. Astenorhina Buchholzi Gerst. Camerun. 

6. Tmesorhina superba Gerst. Cuango. 
Discopeltis capucina Gerst. Camerun. 

8. Anectoma squamipes Gerst. Mungo (Camerun). 
9. Diphrontis cruenta Gerst. Camerun. 

10. Pseudinca dichroa Gerst. Camerun. 

11. Problerhinus Buchholzi Gerst. Camerun. 

12. Genuchus dimidiatus Gerst. Camerun. 

13. Coenochilus platycerus Gerst. Patria dubia. 


14. Valgus oedipus Gerst. Camerun. 


Elateridae. 
85. Alaus excavatus Fbr. 
Es liegen vor 4 Exemplare mit bräunlicher Wolkenzeichnung; die Stiicke 
aus den anderen Lokalitäten sind aschgrau gefärbt. Die Art lebt am Senegal, 


in Guinea und in Caffraria. 


86. Alaus Candezei Murr. 

Von Candéze als diese Art bezeichnet, die ausserdem in Old Ca- 
labar lebt. 

Alaus (orientalische, äthiopische, paläarktische, nearktische und 
australische Region) ist in folgenden Arten in der westafrikanischen Sub- 
region vertreten: marmoratus Cand. (Senegal), Mniszecht Cand. (Senegal), 
sinnosicollis Cast. (Senegal), caffer Boh. (Senegal, Caffraria), elegantulus Cand, 
(Guinea), hieroglyphicus (Senegal), interruptus Hope (Cap Palmas), excavatus 
Ebr. (Senegal, Caffraria), Candezei Murr. (Calabaria), Cerberus Cand. (Dahomey) 


und macer Cand. (Gabun). 


87. Psephus brevipennis Cand. 
Gleich der vorigen Species in einem Stück vorliegend. Patria: Guinea. 
Die auf die äthiopische Region beschränkte Gattung Psephus verbreitet 
sich in folgenden Arten über die westafrikanische Subregion: marginatus Cand. 


(Senegal), elimatus Cand. (Old Calabar), striatopunctatus Cand. (Old Calabar), 
8 , d 


Nova Acta L. Nr. 8. 36 


274 Hermann Julius Kolbe. (p. 122) 


rubescens Cand. (Senegal), aeneolus Cand. (Old Calabar), brevipennis Cand. 
(Guinea), macrophthalmus Cand. (Old Calabar), beniniensis Cand, (Old Calabar), 


viridanus Gyll. (Sierra Leone) und ochropterus Cand. (Senegal). 


88. Ischiodontus contemptus n. sp. 


Brunneus, levissime fulvo-pubescens; fronte antrorsum cum clypeo im- 
presso-concava; antennis fuscis serratis, articulo tertio exiguo, multo minore et 
angustiore quarto; thorace elongato, latitudine tertia parte longiore, lateribus 
anterius vix rotundatis, superne convexiusculo, creberrime et fortiter punctato, 
angulis posticis postice exstantibus, validis, carinatis; elytris parallelis, posticis 
attenuatis, thorace fere latioribus, subtiliter striato-punctatis, punctis inseulptis, 
interstitiis planis, subtiliter subpunctatis ; pedibus rufis. — Long. 14 mm. 

Specimen unicum. 

Diese Art scheint mit Z. Candezei Ritsema (Tijdschrift voor Entom. 1875, 
p.128; und Ent. Monthl. Mag. X. p. 223.) nahe verwandt zu sein. Ritsema 
sagt von den Antennen: ,de derde geleding heeft den vorm en ten naasterby 
de grootte von de vierde“, während bei Z. contemptus das dritte Fiihlerglied 
von der Grüsse des zweiten Gliedes oder kaum lünger, aber viel kleiner als 
das vierte Glied ist. Auch der Thorax erscheint nieht „zoo lang als breed“ 
(Candezei Rits.), sondern beträchtlich länger (contemptus n. sp.). 

Der ganze Körper ist braun und mit sehr kurzer greiser Behaarung be- 
deckt. Der Kopf ist vor dem Vorderrande tief und breit eingedrückt, auf seiner 
ganzen Oberfläche dicht grob punktirt. Die Fühler sind hellbraun, vom dritten 
Gliede an gesügt, das zweite und dritte sehr kurz und klein, letzteres ein 
wenig länger als das erstere, das vierte länger als das dritte, das Endglied 
länglich oval, schmal und zugespitzt. Das dunkelbraune Halsschild ist läng- 
lich, nach vorn verschmälert, an den Seiten vom gerundet, nach hinten aus- 
geschweift und in je eine kräftige, mit einem Kiel versehene Hinterecke aus- 
gezogen; oberseits ist es dieht und grob, noch etwas gröber als der Kopf 
punktirt, auf der Scheibe gegen den Hinterrand hin mit einer glatten Mittel- 
linie und vor dem Schildehen mit einem kurzen aufgebogenen Fortsatze ver- 
sehen. Das kurz ovale, hinten kurz zugespitzte Schildehen ist eingedrückt und 


ringsum erhaben gerandet. Die Fliigeldecken sind so breit als das Halsschild 


hinten, bis zum letzten Drittel gleich breit, gegen die Spitze verengt, deutlich 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 123) 275 


punktirt-gestreift, die Punkte tief eingestochen, die Zwischenräume fein und 
unregelmässig punktirt. 

Die Gattung Ischiodontus hat eine eigenthümliche Verbreitung, da sie 
Nord- und Südamerika und das äthiopische Afrika bewohnt. 

Andere westafrikanische Arten, ausser Candezei Rits. (Congo) und con- 
templis. Kolbe (Chinchoxo), sind granulatus Cand. (Senegal), parallelus Cand. 
(Senegal), Jitigiosus Boh. (Senegal, Caffraria), moestus Cand. (Sierra Leone), 
ursus Cand. (Sierra Leone), ovalis Cand. (Sierra Leone), monachus Cand. (Old 


Calabar) und calbonga Cand. (Gabun). 


89. Anchastus modicus Cand. 
Das einzige von Chinchoxo vorliegende Exemplar ist von Herrn Can- 
deze als zu dieser Art gehörig bezeichnet. 
Anchastus gehört allen zoologisehen Regionen an. In der westafrika- 
nischen Subregion leben senegalensis Cand. (Senegal), rutilus Klug (Guinea) und 


modicus Cand. (Guinea). 


90. Cardiophorus octonotatus Candèze. 

Niger, vix depressus, convexiusculus, angulis thoraeis posterioribus, ma- 
cula elytrorum utrinque basali faseiisque duabus, altera subbasali, integra, intus 
sat interrupta, altera pone medium latiore, ad margines dilatata, antice rotun- 
data, postice utrinque sinuato, albis vel flavescenti-albidis; antennis fuscis, 
articulis tribus primis pedibusque rufo-ferrugineis; thorace valde convexo, an- 
trorsum dilatato, superne fere dense et obsolete punctato, linea discoidali, lon- 
gitudinali, glabra. Long. 6—8 mm. 

Eine durch ihre Zeichnung bemerkenswerthe Art, die histrio Er. (Cap- 
land), Klugii Dj. (Capland), sexpunctatus Latr. (Lusitanien) und einigen ost- 
indischen Species durch ihre Färbung sehr ähnlich ist. 

Die Fliigeldecken sind ein wenig niedergedrückt, gewölbt, das Hals- 
schild kissenartig hoehgewülbt, nahe vor den Vorderecken am breitesten, nach 
hinten fast geradlinig verschmälert, vorn plötzlich gerundet verengt. Der 
Hinterrand des Halsschildes ist ziemlich gleichmässig dreibuchtig, die seitliche 
Buchtung nur wenig breiter und die Hinterecken weit vorgezogen. Diese 
Hinterecken sind gelbweiss, ebenso je ein unregelmässiger Fleck an der Basis 


36* 


216 Hermann Julius Kolbe. (p. 124) 


der Flügeldecken, in der Mitte zwischen Schildehen und Schulter, und zwei 
Querbinden, von denen die eine bald hinter der Basis, die andere breitere 
hinter der Mitte der Fliigeldecken steht. Die vordere ist innen weit unter- 
brochen, so dass jederseits nur ein queres geradseitiges Rudiment übrig bleibt. 
Die hintere Binde ist vollständig und nur von der schmalen schwarzen Naht 
durchschnitten, vorn gerundet, hinten jederseits einmal ausgebuchtet, an den 
Seiten breiter als innen. Die Punktstreifen der Flügeldecken sind deutlich, 
die Punkte mittelgross, tief, viereckig und einander nahegerückt; die flachen 
Zwischenräume etwas schuppig und punktirt. Die ganze Oberseite ist dicht, 
kurz und anliegend, die Unterseite weisslich seidenglänzend behaart. Das 
dritte Fühlerglied ist fast um die Hälfte länger als das vierte: der Clypeus 
in der Mitte rundlich vorgezogen und erhalen gerandet. 

Die im Königlichen Museum befindlichen Exemplare von Chinchoxo 
sind von der Hand des Autors Candèze als C. octonotatus n. sp. bezeichnet. 
Candéze hat unter diesem Namen im Bulletin de la Société Entomologique de 
Belgique, T. XXI. p. CLXII. dieselbe Art auch von Zanzibar beschrieben. 


91. Cardiophorus velatus Candèze. (Vatie2) Bigs 137) 


Ater vel fuscus, parum nitidus, griseo tomentosus, antennis pedibusque 
ferrugineis, elytris brunneis, sutura interdum obscuriore, punetato-striatis, punctis 
mediocribus , profundis, interstitiis indistincte et subtiliter punctulatis; thorace 
ad marginem postieum profunde bisinuato, lobo mediano late emarginato. — 
Long: 8—9,5 mm. 

2 Exemplare. 

Den europitischen Arten sehr nahe stehend und unter seinen Lands- 
leuten mit C. fastidiosus Er. fast vollkommen übereinstimmend; nur sind die 
Punktstreifen der Fliigeldeeken nicht so kräftig und die Färbung derselben 
braun, bei dem einen Stück mit dunkler Naht. 

Die allgemeine Körperfarbe ist ein mattes Schwarz oder Braunschwarz, 
die Fühler und Beine sind róthlichbraun, die Flügeldecken braun, zuweilen mit 
schwärzlicher Naht. An den Fiihlern sind das dritte und vierte Glied gleich 
lang, das zweite viel kürzer. Das Halsschild ist etwas verlàngert, oben 


kissenartig gewölbt, an den Seiten gerundet, hinten ein wenig verengt; die 


Hinterecken nicht seitlich vorstehend, sondern nach hinten gerichtet; der Hinter- 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 125) 277 
rand des Halsschildes zweimal tief gebuchtet, der mittlere Lobus vor dem 
Sehildehen breit ausgerandet. Die Fliigeldecken kommen dem Halsschild an 
Breite gleich, sind erst gegen die Spitze hin etwas verengt und sehr deutlich 
punktstreifig, die Punkte sind ausgestochen. Der Clypeus ist vorn gleich- 
mässig gerundet und erhaben ausgerandet. 

Auch diese Species ist von Herrn Candéze als velatus bezeichnet, 
während im Bulletin de la Société Entomologique de Belgique, T. XXI, 
p. OLXII ein C. velatus aus Zanzibar beschrieben ist; diese Provenienz ist 


irrthümlieh. 


92. Cardiphorus fastidiosus Er. 

Kinige Stücke. 

Bereits früher ist die Art in Senegambien gefunden. Ein Exemplar des 
Königlichen Museums stammt von Ile de Prince. Die Stücke von Chinchoxo 
sind von Herrn Candéze als diese Art determinirt. 

Cardiophorus ist über alle zoologischen Regionen, mit Ausnahme der 
neotropischen, verbreitet. In der westafrikanischen Subregion leben holoseri- 
ceus Cand. (Senegal), fallax Cand. (Guinea), laetus Cand. (Senegal), Mioni 
Cand. (Senegal), moratus Cand. (Gabun), phaeopterus Cand. (Senegal), disci- 
pennis Cand. (Senegal), accensus Cand. (Old Calabar), cognatus Er. (Senegal), 
instrenuus Cand. (Senegal), languidus Cand. (Senegal), aspalax Cand. (Gabun), 
subspinosus Beauv. (Guinea), sparvarius Cand. (Senegal), conicipennis Cand. 
(Guinea), equinus Cand. (Sierra Leone), fastidiosus Klug (Senegal und Chin- 
choxo), velatus Cand. (Chinchoxo), princeps Cand. (Senegal), quadriplagiatus Er. 


(Senegal) und octonotatus Cand. (Chinchoxo, Zanzibar). 


93. Melanotus umbilicatus Schönherr. 

Kin Exemplar. 

Diese Art kommt nach dem Kataloge von Gemminger und v. Harold 
in Guinea und am Cap d. g. H. vor. Die Königliche Sammlung besitzt auch 
ein Stück vom Senegal und einige aus Zanzibar, die der verstorbene Reisende 
Hildebrandt daselbst auffand. Darnach scheint die Art fast über die ganze 
äthiopische Region verbreitet zu sein. Ausser dieser Art kommt noch M. agrio- 


tides Cand. am Senegal vor. Diese beiden sind die einzigen &üthiopischen 
KG 


Species von den 115 Melanotus-Species, welehe der Münchener Katalog auf- 


278 Hermann Julius Kolbe. (p. 126) 


führt, und der 16 Species, die seit der Herausgabe desselben bis ‚zum Jahre 
1880 beschrieben worden sind. 

Die zanzibarische Form des M. umbilicatus Schönh. ist etwas grösser 
als die westafrikanische, rein schwarz und mit ganz schwarzen Beinen ver- 
sehen (var. completus); eine werdende Art. Vielleicht ist Melanotus eine 
phylogenetisch jugendliche Gattung. 

Die Fauna der Elateridae Westafrikas besteht aus den Gattungen 
Agrypnus, Adelocera, Dilobitarsus, .Lacon, Meristhus, Tylotarsus, Huphemus, 
Lycoreus, Alaus, Leptophyllus, Tetralobus, Olophoeus, Pantolamprus, Psephus, 
Ischiodontus, Telesus, Aeolus, Heteroderes, Anchastus, Melanoxanthus, Cardio- 


phorus, Melanotus, Aphanobius, Agriotes und Dicronychus. 


Buprestidae. 
94. Sternocera feldspathica White. 
Diese Species scheint nur in der Gegend des Congo vorzukommen und 
selten zu sein. Von anderen Reisenden ist sie bisher nicht gefunden. 
Drei Species dieser rein äthiopischen Gattung leben in Westafrika : 
ausser der genannten castanea Ol. und interupta Ol. am Senegal. 


95. Psiloptera limbalis Cast. & Gory. 

Zahlreich bei Chinchoxo. Bis Mozambique verbreitet (pyritosa Klug). 
Der Katalog von Gemminger und v. Harold führt als Vaterland der Limbalis 
Brasilien an und Pyritosa Klug als besondere Art von Mozambique. 

Psiloptera ist iiber alle Erdtheile, mit Ausnahme der australischen Re- 
gion, verbreitet. In Senegambien leben Ps. bioculata Oliv., gemmifera Cast. 
& Gory, migritorum Cast. & Gory, rugosa Beauv. (auch in Nubien), sub- 
parallela Cast. & Gory, rugulosa Cast. & Gory, senegalensis Cast. & Gory, 
Sergenti Cast. & Gory; in Guinea: piperata Murr., punctatissima Wbr., um- 
brosa Fbr., zona Thoms, funesta Fbr., gorilla Thoms., limbalis Cast. & Gory; 
im Lunda-Reich: cylindrica, erosa, muata, vigilans Harold, auch limbalis 
Cast. & Gory. 


96. Chrysobothrys dorsata Ebr. 


Weit verbreitet. Das Königliche Museum enthält die Art aus Guinea 


(Lund), Chinchoxo (Falkenstein), vom Senegal (Mion), Dondo in Angola (v. Ho- 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 121) 279 


meyer) Hereró (Mission), Natal (Pöppig), Caffraria (Krebs), Tette (Peters) und 
Mombas in Zanzibar (v. d. Decken). Nirgendwo in diesen weiten Verbreitungs- 
bezirken scheint die Art zu variiren. 

Neben ihr leben in Westafrika Ch. Deyrollei Thoms. (Guinea), auripes 
Cast. & Gory (Senegal), laticornis Cast. & Gory (Guinea), serrata Fbr. 
(Senegal) und fatalis Harold (Lundareich). 

Die Genera der Familie Buprestidae in Westafrika sind Sternocera, 
Julodis, Steraspis, Chrysochroa, Chrysaspis, Chalcophora, Psiloptera, Dicerca, 
Chrysodema, Melanophila, Anthaxia, Acmaeodera, Sphenoptera, Belionota, 
Actenodes, Colobogaster, Chrysobothrys, Discoderes, Pseudagrilus, Agrilus und 
Trachys. 

Ly cidae. 
97. Lycus trabeatus Guérin. 

Mehrere Stiicke. 

Die Art ist weit über die äthiopische Region verbreitet. Das König- 
liche Museum besitzt Exemplare von Ile de Prince (Erman), Senegal (Buquet), 
Tette in Mozambique (Peters) und Chinchoxo (Falkenstein). 


98. Lycus foliaceus Dalm. 
Einige Stücke. 


Vom Senegal bis zum Congo und Abyssinien vorkommend. 


99. Lycus ampliatus Fähr. 
Liegt in einem Stück von Chinchoxo vor. 
Von Herrn Bourgeois in Paris determinirt. Ausserdem findet sich 
die Art in Zanzibar, Somali, Natal und am Cap d. g. H. 


100. Lycus obtusatus Thoms. 
Einige Exemplare. 
Nur aus Guinea bekannt (Gabun, Chinchoxo und Pungo Andongo). 


101. Lycus apicalis Thoms. 
Ein Stück. 


Die Art ist. ausserdem nur am Gabun angetroffen. 


380 Hermann Julius Kolbe. (p. 198) 


102. Lycus semilugubris Bourg. 

Mehrere Exemplare. 

Nur von Chinehoxo bekannt und von Herrn Bourgeois in Paris, dem 
die Art zugesandt worden war, mit diesem Namen belegt. 

Sie steht in der Färbung und der Form der Schulterecken dem L. obtu- 
satus am nächsten, aber die schwarze Färbung der Flügeldecken ist mehr die 
Rippen hinauf erweitert, Dazu ist der Scutellarfleck grüssef. Auch besitzen 
die Flügeldeeken nicht die gemeinschaftliehe dorsale Krhabenheit, sondern sind 
vielmehr abgeflacht. 


103. Lycus seminiger n. sp, (Vaf. 2. Fig. 11.) Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 
1883, p. 21. 

5 Ovalis, elytris ad latera sat dilatatis thoraceque flavis, postice 
dimidia parte late et discum versus sinuatim nigris, quadricostatis, costa secunda 
elevata, margine elevato humerali carinato, parum dilatato, reflexo; thorace 
vitta mediana longitudinali nigra, in qua carina brevi antica foveolaque posterius 
longitudinali, instructo; abdomine nigro, pedibus nigropiceis. — Long. 11 mm. 

Ein einziges Stück, männlichen Geschlechts. 

Diese Art ähnelt bezüglich des abgerundeten, weder in einen Stachel, 
noch in eine Spitze ausgezogenen Schulterkiels der Flügeldecken dem 5 von 
L. Fabricii Guérin, harpago Thoms., spinosus Harold, constrictus Fahy. und 
terminatus Dalm., — in der Gestalt der verbreiterten Flügeldecken dem 5 der 
beiden ersten dieser Arten, in der Färbung des Halsschildes und der Flügel- 
decken, sowie in der geringen Körpergrösse am meisten dem spinosus Harold 
(Pungo Andongo im Innern von Angola), der dem terminatus von Sierra 
Leone nahe verwandt ist. 

Der Kürper ist schwarz, das Halsschild, eine mittlere Längsbinde auf 
demselben von der Breite des gelben Seitenrandes schwarz; letztere vorn ver- 


schmälert, nach hinten in einem Bogen erweitert, vor den Hinterecken etwas 


ausgeschweift, der Hinterrand abgestutzt; der kurze mittlere Lüngskiel am 
Vorderrande verliert sich bald, um in eine breite, vertiefte Linie (flache Lüngs- 
grube) überzugehen, die den Hinterrand nieht erreicht. ` Die Flügeldecken sind 
wie gewöhnlich seitlich erweitert, sehr flach und starr, wie bei Constrictus 5 


und Spinosus A. Von den Riickenrippen ist die zweite über. die andere merk- 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 129) 281 


lich erhaben und kräftiger; auch die vierte überwiegt die gewöhnliche Stärke, 
um an der Basis in den mehrfach genannten Schulterkiel überzugehen. Dieser 
Schulterkiel ist mit sanft abgerundetem Rücken ziemlich erhalen, jedoch ohne 
eine winklige, zahnartige oder dornige Vorragung. Die Basalhälfte der Flügel- 
decken ist gelb, die grössere Apicalhälfte schwarz; die schwarze Färbung ist 
am Seitenrande nach vorn erweitert, in der weiten dreieckigen Ausrandung 


ein wenig gebuchtet, dem Verlaufe der Rippen, wie bei Spinosus, nieht folgend. 


104. Lycus Leveillei Bourg. 

Ein 3 liegt vor. 

Die Art ist vom Herrn Bourgeois in beiden Geschlechtern vom Gabun 
und Old Calabar beschrieben; auch das vorliegende Stiick von Chinchoxo hat 
dem Autor vorgelegen (Annales Soc. Ent. de France 1877, p. 363). 

Eine durch ihre Grösse, Gestalt und Färbung ausgezeichnete Art. Die 
Flügeldecken sind flach ausgebreitet und mit einem einfachen Seitenrande ver- 
sehen. Der Schulterkiel ist in eine scharfe Spitze ausgezogen. Das Basal- 
drittel der Flügeldecken bis zum Seitenrande schwarz; der Seitenrand in der 
Basalhälfte gleichmässig und in geringer seitlicher Ausdehnung, bis zur inneren 
Spitze abnehmend, schwarz gefärbt. Dem L. constrictus Fähr. zunächst ver- 
wandt, gleicht LL. Leveillei in der Grösse dem Trabeatus Guér., Foliaceus Dalm. 


und Latissimus lL. 


105. Lycus constrictus Fahr. 

Mehrere Stücke. 

Die Art ist verbreitet von Guinea bis Natal und iiber Ostafrika. — 

Ausser den hier aufgeführten neun Species von Chinchoxo gehóren noch 
die folgenden elf Lycus-Species zur Fauna der westafrikanisehen Subregion: 
Fabricii Guér. (Sierra Leone), wanthomelas Dalm. (Senegal, Old Calabar, Bogos), 
terminatus Dalm. (Sierra Leone, Bogos), cristatus Fbr. (Guinea), sulcicollis 
Thoms. (Gabun), corniger Dalm. (Sierra Leone), sinuatus Dalm. (Sierra Leone), 
harpago Thoms. (Gabun), semiflabellatus Thoms. (Gabun), lateritius "Phoms. 
(Gabun) und praemorsus Dalm. (Sierra Leone, Old Calabar). 

Die Gattung ist in allen Regionen ausser der paläarktischen ein- 
heimisch. 


Nova Acta L. Nr.3. oT 


982 Hermann Julius Kolbe. (p. 130) 


106. Caenia dondonensis Harold. 
2 Exemplare, die der Type vollständig entsprechen. Letztere stammt 
von Dondo in Angola. 
Die Gattung ist von Nord- und Südamerika über Afrika und Mada- 
gaskar bis nach Ceylon und Japan verbreitet. 


Die Dondonensis ist die einzige Art der Gattung in Westafrika. 


Lampyridae. 
i07. Lampyris Soyauxii n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 22. 

Oblonga, parum convexa, dilute flavo-testacea, elytris thoraceque in 
disco usque interdum ad marginem postieum cinereis, illis ad latera suturaque 
anguste flavo-marginatis, antennis fusco-atris, in extremo apice flavo-terminatis, 
pedibus fuscis, femoribus intus et ad basin flavis; prothorace amplo, confer- 
tissime et erebre punctato, basin versus carinulato, carinula antrorsum obsoleta, 
flava, antice intra apicem utrinque. macula obliquata hyalina signato; elytris 
obscuris, in disco obsolete tricostatis. — Long. 12!/,—14 mm. 

Wenige Stücke. 

Diese Art gehört zur Gruppe der L. splendidula und ist am nächsten 
verwandt mit L. marginipennis Boh. und natalensis Boh. 

Scherbengelb, nur die Augen, die Scheibe des Halsschildes bis zum 
Hinterrande und die Flügeldecken grauschwärzlich. Letztere sind nur am 
Aussenrande und an der Naht schmal gelb gesäumt. Fühler und Beine braun, 
erstere an der Spitze des letzten Gliedes, letztere mit nur innen und an der 
Basis hellen Sehenkeln. Das Halsschild ist ziemlich gross und breit, seine 
Ränder, gegen die breit abgeflachten Hinterecken hin abnehmend, aufgebogen, 
der Hinterrand in der Mitte dreieckig vorgezogen, die Scheibe ziemlich ge- 
wülbt, in der Mitte mit einem bis hinten zum Rande reiehenden Längskiel 
versehen, der in der vorderen Hälfte weniger deutlich erscheint, aber durch 
die deutlich hervortretende gelbe Linie ausgezeichnet ist. Die ganze Oberfläche 
des Halsschildes ist sehr dieht, nicht gerade grob punktirt. Die beiden hya- 
linen Fleeke innerhalb des Vorderrandes des Halsschildes sind ziemlich gross 
und völlig durchsichtig. Das Schildehen ist gelb. Die etwas breiten Flügel- 


decken sind sehr dicht und ziemlich fein punktirt; die drei Rippen auf der 


Scheibe nur vorn einigermaassen deutlich, die dritte geht in die stark vor- 


SN 
<< 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 131) 283 


tretende, längliche Schulterbeule über. Gegen den Seitenrand der Flügeldecken 
hin sind ebenfalls noch zwei sehwaehe Linien zu erkennen. 
Dies ist die einzige bekannte Art von Lampyris in Westafrika. Mr. 
H. S. Gorham führt aus der nahestehenden Gattung Lamprorhiza eine Art 
Delarouzei Jac. vom Gabun an (Trans. Ent. Soc. 1880. Part. IL. p. 97). 
Lampyris scheint in allen Erdtheilen, nur nieht in Nordamerika vor- 


zukommen, wo diese Gattung durch andere vertreten ist. 


108. Luciola quadripunctata n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1853, p. 22. 


L. puncticolli Cast. affinitate valde approximata, longula, flavo-ferruginea, 
elytris atropiceis, intus marginibusque, his latius, testaceis, linea longitudinali 
diseoidali ferruginea, capite atropiceo, juxta oculos brunneo, prothorace flavo- 
rufulo, punctis quatuor majusculis, rhomboidaliter scutello antepositis, nigris ; 
elytris dense punctatis, hine et illine vix lineatis, lineis 2 diseoidalibus glabris, 
distinetissimis. — Long. 12 mm. 

Das einzige vorliegende Stück, auf welches diese neue Species ge- 
gründet, ist mit L. puncticollis Cast. vom Senegal nahe verwandt, aber durch 
dunklere Färbung und dureh die Seulptur verschieden. Der Körper ist hell 
gelbbraun gefürbt, der Kopf rein schwarzbraun, neben den Augen braun, auf 
der ganzen Oberfläche deutlich dicht punktirt und glänzend. Das röthlich- 
gelbe Halsschild zeigt vier deutlich abgegrenzte, ziemlich grosse schwarze 
Makeln, von denen die zwei discoidalen nahe beisammen stehen und rund 
sind, withrend die beiden querovalen, vor dem Hinterrande stehenden etwas 
weiter von einander entfernt sind. Die starke Wülbung der Scheibe des Hals- 
schildes tritt gegen die Hintereeken zurück, die mittlere Lüngslinie ist wenig 
vertieft, aber deutlich; die ganze Oberfläche ist deutlich und dicht punktirt. 
Die pechbraunen Fliigeldecken sind hell gerandet; der gelbe Aussenrand ist 
breiter als der Nahtrand, von der pechbraunen Scheibe nicht scharf geschieden. 
Die ganze Oberflüche ist dicht punktirt; die Punkte bilden mehr oder weniger 
unregelmüssige Lüngsreihen; zwei auf der Scheibe befindliche schmale Doppel- 
reihen sind sehr deutlich, ihre Zwischenrüume glatt, der äussere auf jeder 
Flügeldeeke gelbbraun. Die Beine sind grósstentheils röthlichgelb, die Schienen 
der Vorderbeine, die Spitze der Mittel- und Hinterschienen und alle "l'arsen 


schwärzlich. 


984 Hermann Julius Kolbe. (p. 132) 


109. Luciola pallida n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 22. 

Oblonga, paulo convexa, flava, pallida, subnitida, pallido-sericea; pro- 
thorace prorsum convexo, ante marginem postieum impresso, linea mediana 
longitudinali impressa, confertissime punctulato, punctis ad margines crassio- 
ribus, postice utrinque fere exsculptis; elytris irregulariter punctatis, lineis longi- 
tudinalibus obsoletis interdum conspieuis. Subtus flavo-pallida, segmento tertio, 
ad basin excepto, nonnunquam tibiis anticis omnibusque tarsis fuscis. — Long. 
8—10 mm. 

Mehrere Stücke. 

Gehört zu der Gruppe der ganz bleichgelb gefärbten Arten, die nament- 
lich das tropische Asien bewohnen und nur vereinzelt in Afrika und Mada- 
gaskar leben. 

Die Stirn bildet zwischen den Augen eine breite, glatte, unpunktirte 
Furehe, die von einer feinen dunklen Liingslinie in der Mitte durchzogen ist. 
Die Fühler sind mattbraun, die Basis, namentlich das erste Glied heller. Das 
quere Halsschild ist nach vorn und an den Seiten gewölbt, vor dem dreifach 
zart ausgebuchteten Hinterrande quer eingedrückt; eine deutliche feine Längs- 
linie durchzieht die Mitte. Die feine dichte Punktirung der Scheibe schliesst 
vor den erhabenen Rändern des Halsschildes mit groben Punkten ab; nur die 
Mitte des Hinterrandes, vor der mittleren Ausbuchtung, ist glatt. Die sehr 
dicht, unregelmässig und fein punktirten Flügeldecken zeigen zuweilen zwei 
fast verloschene Linien. An der Unterseite ist das dritte Abdominalsegment 
in seiner ganzen Breite, ausgenommen am Grunde, dunkelbraun; zuweilen ist 
auch das vierte Segment an der Spitze etwas angedunkelt. An den Beinen 
sind alle Tarsen braun, nur das Klauenglied ist hellbraun; meistens sind auch 
die Vorderschienen braun. 

Neben diesen Arten leben in Westafrika noch folgende: Luciola tabida 
Gorh. (Fernando Po), discicollis Cast. (Senegal), melanura Cast. (Senegal), 
puncticollis Cast. (Senegal) und affinis Ritsema (Congo). 

Lampyris, Lamprorhiza und Luciola sind die einzigen Lampyriden- 
gattungen der westafrikanischen Subregion. 

Unter den Insektenvorräthen von Chinchoxo befinden sich auch vierzehn 


Lampyridenlarven verschiedener Arten. Nach dem jetzigen noch unvoll- 


kommenen Stande unserer Kenntniss können dieselben nicht gedeutet werden; 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 133) 285 


eine Larve gehört zu Luciola und nach ihrer Grössenentwickelung und Färbung 


zu urtheilen, wahrscheinlich zu L. pallida. 


Melyridae. 
110. Hapalochrus tibialis n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 22. 

Coeruleus, sericeus, antennis fuscis, articulis primis quinque flavis; 
pedibus atrocoeruleis, tibiis anticis flavo-testaceis tarsisque earundem fuscis, 
articulo ultimo testaceo; prothorace dense, in disco parcius et minus distincte 
punctato; elytris ruguloso-punetatis. — Long. 3!/, mm. 

Specimen unieum. 

Diese Art ist in Färbung und Grösse nahe verwandt mit H. flaviven- 
tris Chevr. und azureus Er. aus derselben Subregion, sowie mit floralis und 
cognatus Har. aus Zanzibar, unterscheidet sich aber leicht durch die gelben, 
einfachen. Vorderschienen und das namentlich an den Seiten deutlich punktirte 
Halsschild. Bei Letzteren sind die Beine ganz dunkelblau oder röthlichgelb, 
nur Floralis hat wie Tibialis ebenfalls bei sonst dunklen Beinen gelbe, jedoch 
abweichend von letzterer Art gebildete Vorderschienen. Bei Floralis Har. 
sind nämlich die Vorderschienen innen beträchtlich erweitert und am oberen 
Ende dieser Erweiterung, nahe der Schienenspitze, in ein verlängertes Zäpf- 
lein ausgezogen. Auch die Schenkel der Vorderbeine sind sehr verdickt und 
an der Innenseite in einen spitzen Zahn erweitert. Ebenso sind Schenkel und 
Schiene der Mittelbeine auffallend verdickt. Von diesen Kigenthiimlichkeiten 
besitzt indessen der gleichgefiirbte Zibialis nichts. Es befindet sich in der 
Königlichen Sammlung ein Stück meines Tibialis unter Floralis Har. aus Zan- 
zibar; demnach kommt Tibialis auch in Zanzibar vor. Ich war Anfangs ge- 
neigt, in den beiden ähnlichen Formen nur die beiden Geschlechter des Floralis 
zu suchen. Da jedoch Tibialis auch durch andere Auszeichnungen von Floralis 
abweicht, so halte ich beide Formen für verschiedene Arten. 

Der Körper ist himmelblau und fein seidenartig behaart. An den 
braunen Fühlern sind die finf ersten Glieder gelblich. "Taster schwärzlich, 
letztes Glied an der äusserten Spitze gelb. Stirn flach, punktirt und glänzend. 
Scheitel ein wenig gewülbt. Halsschild queroval viereckig, Hinterrand gegen 


die Flügeldecken hin erweitert, vor dem Schildchen abgestutzt und sehr ent- 


fernt ein wenig ausgerandet. In der Mitte vor dem Hinterrande stehen zwei 


986 Hermann Julius Kolbe. (p. 134) 


stumpfe rundliche Erhabenheiten, die sich auch bei den anderen Arten, aber 
weniger ausgeprägt finden. Der ganze Hinterrand des Halsschildes ist auf- 
gehoben, so dass ein rundlicher Quereindruck entstanden ist, der die beiden 
Seitenränder verbindet. Das Halsschild ist nicht spiegelglatt, wie bei Floralis, 
sondern vorzüglieh an den Seiten deutlich punktirt und daher weniger glatt 
erscheinend; höchstens ist die Scheibe etwas geglättet. Flügeldecken nicht 
grob querrunzelig punktirt, nach hinten ein wenig erweitert, aber nicht, wie bei 
H. amplipenmis Har. in Zanzibar, bauchig geformt. Die Unterseite ist blau, 
nur das Abdomen gelblich. 

Das Genus Hapalochrus ist über Afrika, Australien, tropisch Asien bis 
nach Südeuropa, Südrussland und Ungarn verbreitet. Die in letzterem Lande 
lebende Art ist der Erichsonsche Femoralis, von etwas gestreckter Körper- 
form. In Europa ist im übrigen Malachius die stellvertretende Gattung von 
Hapalochrus, in Amerika Callops Er. 

In Westafrika leben H. azureus Er. (Guinea), cribrarius Thoms. (Gabun), 
festivus Er. (Senegal) und nobilis Er. (Congo, Angola). 

Neben Hapalochrus heimathen noch die Melyridengattungen Urodaetylus, 
Prionocerus und Idgia in der westafrikanischen Subregion. 

Die Telephoridae sind in Westafrika in den Gattungen Telephorus, 
Ichthyurus und Selasia vertreten, die Cleridae in den Gattungen Cylidrus, 
Macrotelus, Tillus, Pallenis, Phloeocopus, Opilo, Clerus, Iorymanthus, Stigmatium, 


Tenerus, Prosymmus und Oorynetes. 


ILymexylonidae. 
111. Atractocerus brevicornis L. 

Einige Stücke. 

Die Art ist verbreitet von Sierra Leone über Guinea bis Capland, 
Natal, Limpopo und Madagaskar. 

Die Gattung heimathet in einzelnen nahe verwandten Species ausserdem 
in Südamerika, tropisch Asien, auf den Molucken und in Australien. Ausser 
A. brevicornis lebt in Afrika noch frontalis Kl. (Mozambique) und madagas- 


cariensis Cast. (Madagaskar). Frontalis ist mit Brevicornis sehr nahe ver- 


wandt und wurde von Klug nur als eine Varietät der letzteren Species 
betrachtet. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 135) 287 


Auch die beiden anderen Gattungen der Familie, Lymerylon und Hyle- 
coetus, die beide in Europa leben, besitzen eine weite Verbreitung; Hylecoetus 
gehört auch der westafrikanischen Subregion an. 


Von Ptinidae kommt Ptilinus in der Subregion vor. 


Bostrychidae. 
112. Apate monacha Fhr. (syn. terebrans Pall.). 

Nach Herrn v. Harold über das tropische Afrika weit verbreitet, 
auch auf den westindischen Inseln, wohin sie durch Schiffe verschleppt sein 
mag. Wahrscheinlich ist Afrika ihr Vaterland, wo die übrigen zahlreichen 
Arten zu Hause sind, mit Ausnahme einiger Ostindier und Südeuropüer; auch 


in Australien ist die Gattung vertreten 


113. Apate semicostata Thoms. 
Kinige Stücke. 
Jisher nur vom Gabun, nördlich von Chinehoxo bekannt gewesen. 
Neben diesen gehören A. cultrata Thoms. (Gabun), lumigera Thoms. 
(Gabun) und francisca Fbr. (Guinea, Senegal, Algier, Cuba, Ile de France) der 


Subregion an. 


114. Rhizopertha producta Imh. 


Kin Exemplar. 


115. Xylopertha picea Oliv. 

Drei Exemplare. 

Ich habe diese Art nach Oliviers Entomologie IV. B., Nr. 77, p. 15 
determinirt. Sie congruirt vollständig mit derselben. Die Kénigl Sammlung 
enthilt gleichfalls damit iibereinstimmende Stiicke vom Senegal und aus Mada- 
gaskar. Olivier führt sie von den Cap Verdeschen Inseln und von Syrien 


an. Der Catalog von Gemminger und v. Harold nennt ausser Senegal 


und Madagaskar noch Cayenne als Fundort der Picea. 
Das Halsschild ist kugelig gewölbt, hinten cylindrisch abgestutzt, in 
der vorderen Hälfte mit aufrechten Dornen und runzeligen Höckern besetzt, 


auf der hinteren Hiilfte glatt und glünzend. Die Fliigeldecken sind rauh und 


988 Hermann Julius Kolbe. (p. 136) 


etwas unregelmüssig punktirt, hinten schräg abgestutzt, seitlich scharf ge- 
randet, ohne Zähne, aber mit zwei schrägen Leistchen jederseits am vorderen 
Rande und kräftigen, tiefen Punkten auf der glänzenden, abgestutzten Fläche. 
Die Unterseite ist rostroth, die Beine etwas heller. Auch die Oberseite ist 
rostbraun, das Halsschild vorn, die Fliigeldecken am Ende dunkler. 

Eine zweite Art, X. minuta Fbr. lebt am Senegal, in Cayenne, Haiti 
Taiti und Neuseeland. 

Ausserdem findet sich in der Subregion noch Bostrychus. 


Cioidae sind aus Westafrika unbekannt. 


Tenebrionidae. 
116. Gnophota curta Er. 
Einige Stücke, 
Erichsons Typen waren von Angola, Herr v. Harold führt die Art 
von Loanda und Dondo in Angola auf. — Die einzige Art der Gattung in 
Westafrika. 


11%. Himatismus Lindneri n. sp. (Taf. 2. Fig. 6.) Kolbe, Berl. Ent. 
Zeitschr. 1883, p. 22. 

Griseus, sericeus, elytris fusco et griseo variegatis, capite medioeri, 
obovato thoraceque dense et fortiter punctatis, illo postice transversim rugu- 
loso, linea mediana longitudinali, ad marginem epistomatis antieum pertinente, 
laevi; antennis capite cum thorace brevioribus; thoracis linea mediana longitudi- 
nali indistincta, lateribus subrotundatis, angulis postieis fere reetangularibus, 
margine postico parum elevato, in medio late lobato; elytris haud omnino 
regulariter punctato-striatis , interstitis congregatim ` punetatis; — Long. 
13—15 mm. 


Zunächst mit M. plebejus Fähraeus (Ofvers. K. Vetensk. Ak. Förh. 1870, 


p. 248) verwandt, aber auch H. variegatus Fbr., buprestoides Gerst. und tessu- 
latus Gerst. sehr nahestehend; unterscheidet sich indessen von diesen Arten 
dureh die gerundeten Seiten des Halsschildes und namentlich von Variegatus 
und Buprestoides durch den verhältnissmässig kleineren Kopf, der merklich 
schmäler ist als das Halsschild, dabei länglich oval, nicht quer und breit, wie 


bei letzterer Art und dem unter Nr. 118 beschriebenen H. longicollis, kräftig 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 137) 389 


und tief punktirt, mit einer glatten mittleren Liingslinie, die vom Hinterkopt 
bis zum Vorderkopf reicht. Scheitel fein querrunzelig. Halsschild etwas 
breiter als lang, mit abgerundeten Seiten, Hinterrand desselben rundlich vor- 
gezogen, oberseits nicht völlig so grob punktirt als bei H. variegatus. Die 
länglichen Flügeldecken hinten allmählich zugespitzt, mit etwas vorstehenden 
und abgerundeten Schultern; etwas unregelmässig punktirt gestreift; die 
Streifen aus ungleichmässigen, gegen einander gedrüngten Punkten bestehend. 
Die Zwischenriiume der Punktstreifen sind, entgegen denen bei Variegatus, nur 
sehr wenig punktirt oder glatt; nur in gleichmässiger Stufenfolge sind ab- 
wechselnd diese Zwischenräume in lünglichen, schachbrettartigen Vierecken 
grob punktirt, wie bei den meisten Himatismus-Arten, und auf den glatten 
Partieen bräunlich behaart. Bei Buprestoides sind die Streifen viel regel- 
mässiger und gleichmässig grob punktirt, den Zwischenraumfeldern ähnlich, 
welche im Uebrigen fast glatt und höchst wenig punktirt sind. Auch Tessu- 
latus besitzt regelmässig, aber fein punktirt-gestreifte Flügeldecken; die Punkt- 
feldehen bestehen aus weniger groben, aber unregelmässig gehiüuften Punkten. 
Die Beine sind gleich der Unterseite des Körpers brüunlich-grau. 

Die Species ist nach Herrn Lindner, Theilnehmer an der Giissfeldtschen 


Expedition, benannt worden. 


118. Himatismus planicollis n. sp. (Taf. 2. Fig. 7.) Kolbe, Berl. Ent. 
Zeitschr: 1883, p. 23. 

Griseus, elongatus, capite lato, thorace minime angustiore, fronte depla- 
nata, antennis longitudini capitis cum thorace aequalibus; thorace quadrato, 
plano, longitudine latiore, posterius angustato, lateribus nonnihil rotundatis, in 
disco profunde et dense punetato; elytris sat irregulariter punctato-striatis, 
punctis haud valde robustulis, interstitiis alternatim et congredienter punetatis 
punctulisque interspersis, ceterum glabratis. — Long. 13!/, mm. 

Specimen unieum. 

Dem M. buprestoides Gerst. am nächsten verwandt, aber durch das 
etwas breitere und abgeflachte Halsschild, sowie durch die weniger regel- 
mässig sculptirten Flügeldeeken verschieden. Der Kopf ist breit und flach, 
grob punktirt, soweit die dichte Behaarung dies erkennen lässt; eine glatte 


Mittellinie ist nur auf dem Scheitel sichtbar. Die Taster sind ganz schwarz, 


Nova Acta L. Nr. 8. 38 


290 Hermann Julius Kolbe. (p. 138) 


nicht wie bei Buprestoides an der Spitze röthlich. Die Augen stehen halb- 
kugelig vor und vergrössern dadurch die Breite des Kopfes. Das nur wenig 
breitere Halsschild ist kurz und viereckig, um ein Drittel breiter als lang, der 
Hinterrand schmäler als der Vorderrand, die Ecken des ersteren rechtwinklig 
zugespitzt, die des letzteren stumpf abgerundet. ‘Der bei Buprestoides erhabene 
Leistenrand der Halsschildseiten ist bei Planicollis in der Mitte unterbrochen 
und bildet dadurch einen Uebergang zu den übrigen Arten M. variegatus, 
tessulatus, Lindner’ ete., deren Halsschild keinen leistenartigen Rand besitzt. 
Die Oberseite des Halsschildes ist grob und dicht punktirt; eine glatte mittlere 
Längslinie kaum erkennbar. Der Hinterrand ist in der gewöhnlichen Weise 
beiderseits ausgebuchtet und in der Mitte rundlich vorgezogen. Die wie bei 
den übrigen genannten Arten viel breiteren Flügeldecken sind bis zu ihrer 
Mitte gleichmässig breit, gegen die Spitze hin allmählich verschmilert. Die 
paarigen Punktstreifen sind etwas unregelmässig und nicht sehr grob. Die 
mit glatten Partieen schachbrettartig abwechselnden Punktfeldehen überwiegen 
jene an Ausdehnung bedeutend und erscheinen wie mit einem schwarzen 
Tomente bedeckt. Die gelbbraun behaarten glatten Feldehen sind zahlreich 
und klein, die etwas behaarten glatten. Zwischenräume sehr fein punktirt. 

Die neue Art scheint auch dem M. trivialis Gerst. aus Zanzibar und 
laticollis Haag (Col. Hefte VI, p. 


) nahe verwandt zu sein. 

Die Gattung Himatismus ist über die ganze äthiopische Region ver- 
breitet und reieht in einigen Arten bis nach Ostindien. 

In der westafrikanischen Subregion finden sich noch ausserdem JL occi- 


dentalis L. (Guinea), dubius Haag (Senegal), senegalensis Haag (Senegal). 


119. Psammodes rugicollis n. sp. (Vaf. 2. Fig. 4.) Kolbe, Berl. Ent. Zeit- 
schr. 1883, p. 23. 

Ovalis, niger, nitidus, antennis ad apicem, palpis, tarsis obseure brun- 
neis, fronte longitudinaliter rugosa, inter antennas transversim impressa, clypeo 
profunde rugose punctato, thorace transverso, lateribus modice rotundato-ampli- 
atis, antice sat profunde exciso, postice truncato, ad omnes margines, distinctius 
ad posticum, marginato, in disco subplanato, parum convexo, densissime gra- 


nuloso-punctato; elytris thorace latioribus, breviter ovalibus, convexis, marginatis, 


punetulis granuliformibus minimis haud densissime insculptis; prosterno sub- 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 139) 291 


sparsim punctato, punctis in disco parcius disseminatis; segmentis subtilissime 
longitudinaliter strigilatis, punctis intermissis; pedibus brevibus, gracilibus, fe- 
moribus anticis modice incrassatis, profunde punctatis. — Long. 23—24 mm. 

Gehört zu Haag-Rutenbergs Gruppe 139 seiner Tabelle zur Bestim- 
mung der Psammodes- Arten („Beiträge zur Familie der Tenebrioniden von Dr. 
Haag- Rutenberg“; in den Col.- Heften VII. 1871, p. 74), ist zunächst 
verwandt mit Ps. scabricollis Gerst. (ibid. VIII, 1871, p. 70) und unterscheidet 
sich von dieser Art durch den weniger convexen Körper, die stumpfen Vorder- 
ecken des Halsschildes, die entfernt herzfórmige Gestalt desselben, das weniger 
breite Labrum, die dickeren und plumpen Maxillartaster und die etwas krüt- 
tiger punktirten Flügeldecken. 

Ebenso scheint Raugicollis dem Brevicornis Haag (Col.-Hefte NIV, 1879, 
p. 79) sehr nahe zu stehen, bei welehem jedoch das Halsschild so lang als 
breit und die Pleuren der Flügeldecken am Grunde nieht punktirt sind. 

In der Körperform mit Ps. carbonarius Gerst., tenebrosus Er., ganzi- 
baricus Haag und scrobicollis Fbr. mehr oder weniger übereinstimmend. 
Schwarz, mattglänzend, Kopf quer; Oberlippe und Mundtheile braunroth, erstere 
vorn und an den Seiten mit wenigen zerstreuten deutlichen Punkten versehen, 
quer viereckig, doppelt so breit als lang, mit gerunzelten Seiten und Vorder- 
eeken; der Vorderrand ist etwas ausgerandet. Fühler kräftige, die Mitte des 
Thorax erreichend, schwarzbraun, an der Basis und Spitze heller. Clypeus 
kräftig punktirt, Stirn làngsrunzelig, in den runzelig punktirten Scheitel tiber- 
gehend. ‘Thorax wenig breiter als lang (6 lat. 8, long. 7; 9 lat. 9, long. 
7 mm), in der Mitte der Seitenränder rundlich-winklig vorgezogen , hinten 
mehr verschmälert als vorn, dadurch etwas herzförmig, Vorderecken stumpf- 
winklig; oberseits kräftig und dicht, entfernt runzelig punktirt, beim 5 weniger 
grob, aber mehr und gleichmässig runzelig; alle Seiten gerandet, vorn ziemlich 
tief ausgeschnitten. Das 5 hat vor dem Hinterrande des Halsschildes eine 
eingedrückte Querlinie. Die Flügeldecken sind kurz eiförmig, im vorderen 
Drittel verbreitert, hinten etwas verschmälert, gewülbt, an den Seiten bis zur 
Spitze gerandet. Die Seulptur der Flügeldecken ist sehr fein, aber eine 
doppelte; eine sehr feine, äusserst dichte Granulation liesse die Flügeldeeken 


glatt erscheinen, wenn nicht eine etwas gröbere, aber ebenfalls feine und 


299 Hermann Julius Kolbe. (p. 140) 


weniger dichte Granulation denselben einen matten Schein verliehe. Vorder- 
schenkel etwas, aber nicht auffallend verdickt, Vorderschienen namentlich gegen 


die Spitze hin breiter. 


190. Psammodes tenebrosus Er. 

Mehrere Stücke von 18 his 23 mm Linge. 

Die Kónigl. Sammlung besitzt die Art auch von Angola (Schónlein) und 
Benguela (Chevrolat). 

Die artenreich in der südafrikanischen Subregion vertretene Gattung 
Psammodes kommt in Westafrika nur in wenigen Species vor: melanarius Haag 
(Guinea), Javeta Haag (Guinea), Goryi Sol. (Sierra Leone), glabratus Harold 
(Lunda), rufipes Harold (Lunda), punctipennis Har. (Lunda), infernalis Har. 
(Lunda), muata Har. (Lunda), subaeneus Har. (Lunda), und die beiden Arten 


von Chinchoxo. 


121. Opatrum patruele Fr. 

Ein kleines Stück von 8 mm Länge. 

Die Art lebt an der ganzen Westküste Afrikas und ist bis Zanzibar 
verbreitet. Das Kénigl Museum enthält Stücke vom Cap Verde (Frobert), 
St. Vincent, Chinchoxo (Falkenstein), Angola (Schönlein), Senegal (Mion) und 
Mombas (v. d. Decken). 


122. Opatrum angolense kr, var.: subtilistriatum. 

Mehrere Stücke von Chinchoxo, deren Flügeldecken viel feiner gestreift 
sind, als bei der Angolenser Form, und deren Halsschild auf der Scheibe 
nicht die winzigen, dicht gestellten Spitzhöckerchen trägt, wie Angolense. 
Wahrscheinlich. ist diese Form als eine Rasse aufzufassen, die der west- 
afrikanischen Subregion angehört, während die typische Art im Bereiche der 
ostafrikanischen Subregion lebt. 


Auch die Fà 


rbung ist verschieden: Der Körper ist nicht dunkelbraun, 
sondern rein schwarz; die Halsschildseiten nicht rothbraun durchscheinend, 


wie es die typischen Exemplare der Kónigl. Sammlung zeigen und wie Erich- 


son schreibt (lateribus rufo-piceis, rufescenti-pellucentibus), sondern gleichfarbig, 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 141) 293 


123. Opatrum subsetosum n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 
1883, p. 24. 

Cinereo-nigrum, oblongum, latiusculum, subdepressum, elytris postice 
convexo-declivibus, thorace transverso, antrorsum angustato, antice profunde 
rotundato-exeiso, ad basin utrinque subsinuato, in disco dense aequaliter cri- 
broso, parce et minime setuloso, elytris substriatis, striis profunde punetatis, 
interstitiis setulis brevissimis fere seriatim vestitis. 

Long. 10—11 mm, lat. 5—51/, mm. 

Von der Statur des O. contractum Gerst. Die ganze Oberseite des 
Körpers ist mit äusserst kurzen Börstehen nicht dicht besetzt; auf den 
Zwischenräumen der Punktreihen der Flügeldecken sind sie in dreifachen 
Längsreihen geordnet. Das Halsschild ist, von den vorgezogenen Vorderecken 
abgesehen, doppelt so breit als lang; Vorderrand tief ausgeschnitten, Vorder- 
ecken stumpflich abgerundet; die abgerundeten Seiten convergiren vorn be- 
trächtlich; der Hinterrand ist beiderseits weit ausgerandet. Die Oberseite des 
Halsschildes ist bei einigen Stücken ziemlich dicht und gleichmässig gekörnt. 
Die Flügeldecken 11/, mal so lang als breit und erst im hinteren Drittel bis 
zur Spitze zugerundet. Die mittelmässig kräftigen Punktreihen liegen in wenig 
vertieften Streifen. 

Opatrum ist über die äthiopische, paläarktische, orientalische und 
australische Region verbreitet. In Westafrika finden sich pubescens Beauv. (( )ware), 
affine Billb. (Senegal), arenarium Fbr. (Sierra Leone, Capstadt), nebulosum 
Beauv. (Senegal, Oware), segne Thoms. und sulcipenne Thoms. (Gabun), aequale 
Er. (Cap d. g. H. St. Vincent, St. Thomé, Loanda, Mozambique, Zanzibar, 


Ile de France), calcaripes Karsch (Rolas) und die Arten von Chinchoxo. 


124. Anemia granulata (Vaf. 2. Fig. 8.) Cast. Hist. nat. IL, p. 218. 


Es scheint, dass die Art von Chinehoxo die von Castelnau 1. c. be- 
schriebene ist. Die Diagnose des Chinchoxoer Stiickes ist folgende: Oblonga, 
nigra, subnitida, thoracis elytrorumque limbo laterali longe ciliato, capite et 
thorace confertissime sed haud subtiliter punctatis, illo ad marginem anticum 
bilobo, in medio hujus eireulariter exciso, lobis rotundatis, ad apicem haud re- 


curvatis, oculis mediocribus, oblongis, angustis, mox intra marginem clypei 


lateralem sitis, thoraee posterius paulo angustato, ad latera rotundato, angulis 


294 Hermann Julius Kolbe. (p. 142) 


anticis rotundatis, elytris sat dense squamulose punctatis, punctis sparsius et 
crassius quam in thoraee apparentibus, striis latera versus vix vel obsolete 
conspicuis, pedibus piceis, antennis rufo-testaceis. Long. 6!/, mm. 

Die Gattung Anemia ist in wenigen Arten über Afrika bis nach Siid- 
europa (sardoa) verbreitet; in Westafrika werden crassa Wol. (Hesperidae), 
denticulata Woll. (S. Antáo), ciliata Er. (St. Vincent,- Angola) und granulata 
Cast. (Senegal, Chinchoxo) angetroffen. 


125. Ceropria Romandi Cast. 


Der Münchener Catalog giebt nur Senegambien als Vaterland an. Die 
Königl. Sammlung besitzt aber Vertreter vom Gabun, Chinchoxo (Falkenstein), 
Guinea (Imhoff, Westermann, Dejean), Natal (Póppig), Zanzibar (Hildebrandt) 
und Abyssinien (Steudner), 

Ausserdem kommt noch C. anthracina Lac. in Guinea vor, während 
janthina Thoms. vom Gabun mit Romandi eine einzige Art zu bilden scheint. 

Ceropria bewohnt die äthiopische, madagaskarische, orientalische und 
australische Region und ist in der orientalischen artenreich, sonst jedoch sehr 
vereinzelt. 


126. Tenebrio guineensis Imhoff. 

Mehrere Stücke, 

Im Königl. Museum befinden sich Vertreter vom Senegal, Guinea, aus 
dem Innern in der Gegend des Lundareiches (Pogge) und Chinchoxo. 

Ausserdem kommen in Westafrika T. foveicollis Thoms. (Gabun) und 
elateroides Harold (Lunda) vor. 

Tenebrio gehört allen Regionen an, ausser der orientalischen. Neben den 
einheimischen Arten des betreffenden Erdtheils kommt zuweilen auch die eine 
oder andere der europäischen Arten daselbst vor, z. B. Molitor und Obscurns 
im Capland (M. B.) und letztere Art auch in Australien bei Sidney (Dämel) 
und Adelaide (Schomburgk), in Amerika, Nord und Süd, in Asien am 
Ararat, in Syrien, Brussa ete, Die betreffenden Stücke dieser Fundorte werden 
im Königl. Museum aufbewahrt. 


131. Chiroscelis digitata Eby. 


Beschriinkt sich auf Guinea ( Imhoff), Accra (Ungar), Chinehoxo (Falkenstein). 


beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 143) 295 


128. Chiroscelis australis Westw. 


Africa merid. oec. (Melly), Chinchoxo (Falkenstein). 


129. Chiroscelis passaloides Westw. 
lin Stück. 
Ausserdem kommt Ch. bifenestrella Westw. in Guinea vor, 


130. Pyenocerus Westermann? Hope. 

Nur in Guinea. Im Königl. Museum sieht man Stücke vom Gabun, Cap 
Palmas und Chinchoxo. 

P. costatus Silb. und sulcatus Ebr. sind die beiden anderen Arten West- 
afrikas, die am Senegal und in Guinea leben. Uebrigens bezeichnen diese 
beiden Namen nach Herrn Baron v. Harold.nur eine einzige Art. Eine vierte 
Art exaratus beschrieb dieser Autor aus dem Lundareich; eine fünfte Pas- 


serinii Bert. ist aus Mozambique bekannt gemacht. 


131. Gonocnemis sinwaticollis n. sp. (laf. 2. Fig. 9.) Kolbe, Berl. 
Ent. Zeitschr. 1883, p. 24. 

Klongata, parallela, fusca, auriculis frontalibus supra basin antennarum 
valde productis, antice fere contingentibus, oculis in vertice linea tantum Co- 
aretata separatis; antennis robustulis, thorace paulo longioribus, apicem versus 
paululum erassioribus, articulis brevibus, obeonieis, tertio sequentibus vix lon- 
giore, ultimo subgloboso, praecedentibus vix majore; thorace quadrato, longi- 
tudine vix latiore, subeonvexiuseulo, dense punetato, lateribus in medio 
obtusangulariter productis, itaque leviter bisinuatis, eodem modo margine basali 
utrinque subsinuato, margine antico attenuato, sat exciso; elytris thorace paulo 
latioribus, angustatis, latitudine plus duplo longioribus, punctato-striatis, inter- 
stitiis carinatis; pedibus haud elongatis, femoribus antieis erassis, dente subapi- 
cali permagno. 

Long. S mm. — Specimen unicum. 

Der gestreckte und gleichbreite Körper ist einfach dunkelbraun. Der 
Kopf entspricht vollständig der Gattungscharakteristik Lacordaires und 'Phom- 


sons, ist ziemlich klein und bis auf die langgestreckten und auf dem Scheitel 


sich fast berührenden Augen in das Halsschild eingesenkt. Die in dieser 


Gattung ausgezeichnet entwickelten Stirnóhrehen (auriculae frontales) rücken vorn 


296 Hermann Julius Kolbe. (p. 144) 


fast zusammen; die Stirn erscheint daher breit ausgehöhlt. Das quadratische 
Halsschild ist ein klein wenig breiter als lang, an der Spitze rundlich verengt, 
die Seiten scharf gerandet, so dass die Ränder fast aufgebogen erscheinen. 
Die beiden Seitenränder sind in der Mitte stumpfwinklig naeh unten vor- 
gezogen und erscheinen oberhalb und unterhalb dieses Vorsprunges etwas 
ausgeschweift. Ebenso ist der Hinterrand des Halsschildes doppelt aus- 
gerandet, in der Mitte vorgezogen und vor dem Schildehen ebenfalls seicht 
ausgerandet. Auf der dicht und grob punktirten Scheibe sieht man in der 
Mitte eine ungleichmiissige, glatte Längslinie, und seitlich je eine von vorn 
nach hinten sieh erstreckende und hier halb einwärts gebogene Längserhaben- 
heit. Die Fliigeldecken sind nur sehr wenig breiter als das Halsschild, 
parallel und an der Spitze länglich abgerundet. Die neun Punktreihen jeder 
Flügeldecke bestehen aus sehr regelmässigen, länglich viereckigen Punkten. 
Die Zwischenräume der Punktreihen sind scharf kielfórmig erhaben; der innere 
Zwischenraum allein ist flacher. Die mittelmässig kräftigen Beine sind mit 
Ausnahme der stark keulig verdiekten Vorderschenkel wenig ausgezeichnet; 
diese allein tragen kurz vor der Spitze innen einen auffällig kräftigen, breit 
dreieckigen spitzen Zahn, der der angelegten Schiene aufliegt. An den Hinter- 
tarsen ist das erste Glied so lang, als die beiden folgenden zusammen. Das 
Klauenglied aller Füsse ist etwas kürzer, als die vorhergehenden Glieder zu- 
sammengenommen, 

Diese Art ist nach der Originalbesehreibung Thomsons (Archives 
entomologiques IL, p. 101) und nach Lacordaire (Genera d. Col. V 2, p. 469) 
nur als zu dieser Gattung (Gonocnemis) gehörig aufzufassen. Die typische 
Art G. strigipennis Thoms., worauf die Gattung gegründet wurde, liegt zur 
Vergleichung nicht vor; und von den mir bekannten, spüter zu Gonocnemis 
gestellten @. dentipes Dj. und brevicollis Gerst. ist G. sinwaticollis sehr 
verschieden. 

Auch in der Form der Fühlerglieder, des Clypeus, der Stirnóhrchen, 
der Fliigeldecken und in der Sculptur der letzteren weicht sie von jenen ab, 
so dass ich zu der Ansicht verleitet werde, Dentipes und Brevicollis einerseits 


"4 n, La 4 4 DH DH D CN . 
und Sinwaticollis (mit sehr wahrscheinlicher Hinzunahme der Strigipennis 


rn yg rerseits.-saeien wa . T : , 
lhoms.) andererseits seien zwei verschiedene Gattungen. Eine eingehendere 
Prüfung wiürde Klarheit in diese Zweifel bringen. 


Beiträge zur Zoogeographie: Westafrikas ete. (p. 145) 297 
132. Praogena flavolimbata Mäkl. 

Ist gleichwie aus Lunda auch in einem Stücke aus Chinchoxo hier. 
Letzteres weicht von dem Lundathier nieht im Geringsten ab. Mäklin be- 
schrieb die Type von Old Calabar. | Kigenthümlich ist die Färbung dieser und 
einer nahe verwandten Art aus Guinea und Senegambien. Die metallisch- 
violette Färbung der Flügeldecken lässt gegenüber den meisten anderen 
Praogena- Arten. einen ziegelrothen Seiten- und Basalrand übrig. Es ist mit 
ihnen in dieser Hinsicht die europäische Donacia Typhae zu vergleichen, 
die in besonders warmen Sommern eine hell stahlblaue Làngsbinde auf den 
rosig-goldgrünen Flügeldecken entwickelt. Demnach ist anzunehmen, dass 
P. flavolimbata sich nicht so völlig von dem Sonnenlicht hat beeinflussen 
lassen, wie die Mehrzahl der Arten dieser Gattung. 


133. Praogena nigritarsis Màkl. 
Sehr zahlreich von Chinehoxo heimgebracht. Bei Mäklin und im 
Catalog von Gemminger und v. Harold ist diese Art bezüglich ihres Vater- 


landes noch eine Species incertae sedis. 


Cistelidae. 
134. Allecula (Dietopsis) flavicornis n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 
1883, p. 25. 

Klongata, retrorsum vix angustata, leviter convexa, fere opaca, ferru- 
ginea, levissime sericea, antennis, palpis, pedibus testaceis, femoribus ad apicem 
nigris, thoraee eapiteque brunneis, densissime punctulatis, hoc fere granulato, 
antice paulo rotundato-ampliato; labro et oculis atris, fronte fuscata, oculis 
supra distantibus, convexis; elytris thorace latioribus, punetato-striatis, striis 
impressis, punctis profunde insculptis, interstitiis vix convexiusculis, subtiliter 
punctulatis, punetis vix conspicuis. Subtus brunnea, segmentis abdominalibus 
3 ultimis nigrescentibus. — Long. 6 mm. 

In der Kérperform der folgenden Art ähnlich, aber hinten nicht er- 
weitert, von hellbrauner Färbung und viel kleiner. Die Taster und Fühler 
sind blass brüunlichgelb, letztere schlank, die Glieder cylindrisch, gestreckt, das 
dritte etwas kürzer als das vierte, letzteres etwas kiirzer als das vorletzte, 


eifürmig, in eine scharfe Spitze ausgezogen. Kopf vorn verlängert, Labrum 


Nova Acta L. Nr. 8. 89 


298 Hermann Julius Kolbe. (p. 146) 


schwarz. Die Oehrehen der Stirn oberhalb der Fühlerbasis deutlich vor- 
springend. Kopf braun, auf der Stirn dunkler. Die Augen weit auseinander- 
stehend, gewölbt, Kopf hinten verengt. Das mattbraune Halsschild ist um die 
Hälfte breiter als lang, naeh vorn fast parallel, dann rundlich verengt mit 
halbkreisfórmigen Vorderecken, vor den Hinterecken fast ein wenig aus- 
geschweift; der Hinterrand jederseits der Mitte ziemlich tief zweibuchtig, vor 
der Mitte der Ausbuchtung niedergedrückt, die Mitte breit vorgezogen und sehr 
gering ausgerandet. Die ganze Oberfläche des Halsschildes ist gleichmässig 
und äusserst dicht punktirt, so dass die Sculptur fast wie eine, Granulirung 
erscheint. Die helleren Flügeldecken sind von den Schultern an merklich 
breiter als das Halsschild, hinten nicht erweitert, aber gegen die Spitze hin 


ziemlich verschmälert; die Punktstreifen sehr regelmässig, die Punkte tief und 


dicht gereiht; die Zwischenriiume fast flach mit einem leichten Scheine von 
Wölbung, die Punktirung derselben sehr unscheinbar und fein; der vierte und 
fünfte Punktstreifen endigen vor der Fliigeldeckenspitze. Der umgeschlagene 
Rand der Flügeldecken ist nur nach dem Aussenrande zu dicht und tief 
punktirt. Die Beine sind hellbraun, die Schenkel an der Spitze glänzend 


schwarz. 


135. Allecula (Dietopsis) plebeja n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 
1888, p. 25. 

Klongata, convexa, postice ampliata, atropicea, subnitida, leviter sericea, 
densissime punetata, femoribus rufo-brunneis, capite superne ereberrime et distin- 
ctissime punctato, ante oculos leviter transversim impresso, clypeo attenuato, vix 
convexiuseulo, oculis in fronte sat distantibus; thorace anterius leviter attenuato, 
ad latera rotundato, antice truncato, margine postico levissime trisinuato, den- 
sissime in dorso et profunde punetato; elytris thorace ad basin paulo 
laterioribus, punctato-striatis, punctis inseulptis fere exiguis, dense seriatis, 
interstitiis creberrime punetulatis. — Long. 12+ 13 mm. 

Kine der grösseren Arten, von gestreekter Form, gewölbt; die Flügel- 
decken hinter der Mitte etwas erweitert. Die Fühler so lang, als der halbe 
Körper, schlank und ziemlich dünn, letztes Glied kürzer, als die vorhergehen- 
den und zugespitzt. Kopf und Halsschild sind tief und dieht punktirt, letzteres ` 


vorn etwas verlängert, der Clypeus verschmälert und fast flach, von der Stirn 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 141) 299 


dureh einen leichten Quereindruck getrennt. Stirn oberhalb der Fühlerbasis 
fast ohrförmig erweitert. Die Augen quer, etwas gewölbt, vor der Fühlerbasis 
ausgerandet, auf der Stirn weit getrennt. Das Halsschild ist um die Hälfte 
breiter als lang, nach vorn verengt, mit stumpfen Vorderecken und abgestuztem 
Vorderrande, in der Mitte des Hinterrandes und zu beiden Seiten ein wenig 
seicht ausgerandet, die Hinterwinkel, von oben gesehen, rechtwinklig, in 
Wirklichkeit abgerundet. Die Fliigeldecken sind gleich dem Halsschilde leicht 
ockergelb tomentirt, punktirt-gestreift, die Streifen deutlich eingedrüekt, die 
Punkte gleichmässig tief und dicht gereiht; die Zwischenräume der Punkt- 
streifen fast flach, an den Seiten gewölbt, alle dicht punktirt; der vierte und 
fünfte Punktstreifen endigen nicht weit vor der Flügeldeckenspitze und sind 
zuweilen mit dem dritten und sechsten Streifen verbunden. Die Unterseite ist 
braun, die Beine oekergelb tomentirt, die Schenkel roth. Der umgeschlagene 
Rand der Flügeldecken ist ganz dicht und fast runzelig punktirt. 

Ausser diesen beiden Arten kommen noch zwei andere, caligata und 
striata Thoms. am Gabun vor. 


136. Synallecula n. g. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, 


p. 29. 

Insecta exigua, corpore breviuseulo, antennis mediocribus, vix subser- 
ratis, artieulis tribus primis simplicibus, 8. quarto paulo longiore, ceteris sat 
brevibus, inter se aequalibus, articulo palporum ultimo fortissime securiformi, 
oculis magnis, prominentibus, in fronte inter se sat approximatis; pedum 
omnium artieulo paenultimo leviter lobato, anticorum tertio et paenultimo dila- 
tatis, hoc late lobato; thorace postice lato, prorsum angustato; coxis anticis 
processu prosternali separatis. 

Diese Gattung unterscheidet sich von Alleeula durch ihre kurze und 
breitere Körperform, das breitere, an die Fliigeldecken sich anschliessende 
Halssehild und die kürzeren, vom vierten Gliede an leicht geságten Fühler. 
Das dritte Fiihlerglied ist etwas länger als das vierte. Die Augen sind gross, 
umfassen hinten die Fühlerbasis, stehen quer und sind auf der Stirn sehr ge- 
nähert. Die Stirn ist vor den Augen tief quer eingedrückt. An den Vorder- 
füssen ist das dritte Glied ein wenig verbreitert, das vierte breit lappig; an 


den Mittel- und Hinterfüssen nur das vorletzte Glied ein wenig lappig, aber 


kaum verbreitert. 


300 Hermann Julius Kolbe. (p. 148) 


Gegründet ist diese Gattung auf die gleichfalls bei Chinchoxo gefundenen 


Allecula livida und picea. Sahlb., sowie auf folgende neue Art. 


136a. Synallecula sororcula n. sp. (Vaf. 2. Fig. 5.) Kolbe ibid. 

Fulva, griseo-sericea, abdomine ad apicem et latera nigrescente, pedibus 
rufis, antennis atris, articulis 6 primis ferrugineis; thorace semicirculari, longi- 
tudine fere duplo latiore, postice lato, ad marginem postieum in medio leviter, 
sed late lobato, lobo obtuso, fere sinuató, disco thoracis dense punctato, 
punetis minimis, profundis; elytris oblongis, postice vix angustatis, striis octo 
punctigeris, punctis sat crassis, interstitiis subtiliter biseriatim et minus irregu- 
lariter punctulatis; stria juxtascutellari mox abbreviata. — Long. 4 mm. 

Kin Exemplar. 

Diese ist die kürzeste der drei Arten und am nächsten mit Livida 
verwandt. Das Halsschild ist fast genau halbkreisfórmig, vorn etwas ab- 
gestutzt, kürzer als bei Livida und beinahe doppelt so breit als lang, jeder- 
seits der Mitte des Hinterrandes leicht, aber deutlich ausgeschweift, in der 
Mitte nach hinten vorgezogen und mit einer geringen Ausrandung versehen. 


Die Oberfläche des Halsschildes ist nicht dicht punktirt; die Zwischenräume 


der Punkte merklich grösser, als diese selbst. Die Flügeldecken sind fast 
grob punktstreifig; an manchen Stellen scheinen diese groben Streifen sich aus 
zwei sieh verschmelzenden Punktstreifen zu bilden. Die Zwischenrüume sind 
viel feiner und nicht immer ganz regelmässig doppelt punktstreifig. Der ab- 
gekürzte Nahtstreifen am Schildehen ist so deutlich, ` wie die regulären 


Punktstreifen. 


151. Synallecula picea Sahlberg, Thons Archiv II. Band, 1. Heft 
1829, p. 16. 

Longula, griseo-pubescens, capite abdomineque fusco-nigris, antennis 
nigrescentibus, articulis duobus primis subfuscis , pedibus obscuris, femoribus 
nigris, ad basin rufis, tibiis fusco-atris, tarsis fuscis, thorace subquadrangulo, 
transverso, angulis anticis rotundatis, tertia parte longitudine latiore, ad mar- 
ginem posticum bisinuato, quo medio emarginato, superne levissime punctu- 
lato, granuloso; elytris punctato-striatis, striis octo distinete impressis, punctis 


densatis, interstitiis fere irregulariter et subrugose triseriatim punctulatis, stria 


propescutellari valde distincta. — Long. 6 mm. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 149) 301 


Diese Art unterscheidet sich von S. vida Sahlb. durch das schmälere, 
verhältnissmässig etwas längere, fast viereckige und hinten nicht verengte 
Halsschild. Letzteres ist etwa ein Drittel breiter als lang, die Vorderecken 
sind breit abgerundet, der Hinterrand beiderseits leieht ausgebuchtet, in der 
Mitte etwas vorgezogen und ausgerandet; die Oberfläche sehr dicht punktirt, 
so dass die Seulptur fast granulirt erscheint. Die Flügeldecken sind deutlich 
punktirt- gestreift, die Streifen eingedrückt, die Punkte tief und ziemlich 
kräft 


138. Synallecula livida Sahlb. ibid. p. 17. 


Longula, fulvo-brunnea, levissime sericea, pedibus rufis, antennis atris, 
articulis duobus primis brunneis; thorace fere semicirculari, angulis utrinque 
anterioribus valde rotundatis, longitudine dimidio latiore, superne subtiliter et 
densissime punctato, fere granuloso, ad marginem postieum in medio vix lo- 
bato; elytris subtilissime punctato-striatis, striis octo haud profundis, punctis 
subtilibus, interstitiis striarum biseriatim et regulariter punctulatis, stria pro- 
peseutellari indistineta. — Long. 4,5 mm. 

Wahrscheinlich identisch mit der von Sahlberg l. c. beschriebenen 
Allecula livida. Der Körper ist länglich oval, das Halsschild schliesst sich 
in seiner hinteren Breite genau der Breite der Flügeldecken an, ist vorn rund- 
lich verengt, nicht völlig halbkreisförmig, wie nahezu bei S. sororeula, sondern 
neigt sich entfernt einer viereckigen Form zu, mit halbkreisfórmig abgerundeten 
Vorderecken ; die Oberfläche ist sehr dicht und nicht gerade fein punktirt, die 
Punkte dicht gedrängt, ohne in einander zu fliessen, so dass die Oberfläche 
fast granulirt erscheint. Jederseits der Mitte des Hinterrandes ist es leicht 
ausgeschweift und in der Mitte sehr wenig stumpflich vorgezogen. Die Flügel- 
deeken sind hinten bis zur Spitze rundlich verengt und etwas zugespitzt. Die 
Litnesstreifen sind kaum vertieft, die Punkte in denselben fast ebenso fein ein- 
gestochen, wie die Punkte der regelmiissigen Punktstreifen in den Zwischen- 
räumen. Der abgekiirzte Nahtstreifen in der Nähe des Seutellum ist sehr 


undeutlich. 


Auch vom Senegal (Mion) liegen einige Stücke vor, die theilweise 


grösser sind, als die Form von Chinchoxo. 


302 Hermann Julius Kolbe. (p. 150) 


Lagriidae. 
139. Lagria obscura Fbr. 
Kin einziges Stück. 
Das Königliche Museum besitzt die Art ausserdem vom Senegal (Mion) 
und vom Gabun, also völlig innerhalb der Grenzen der westafrikanischen Sub- 
region. Reitter führt sie von Aschanti auf. 


140. Lagria villosa Fbr. 

2 Stücke. 

Die Art ist über die ganze äthiopische Region verbreitet. Im König- 
lichen Museum ist sie vertreten aus Angola (Schönlein), Dondo in Angola 
(v. Homeyer), von Ile de Prince (Erman), vom Senegal, Chinehoxo (Falkenstein), 
Zanzibar (v. d. Decken), Mozambique (Peters), Natal (Pöppig), Capland (Berg) 
und Madagaskar (Goudot). 


141. Lagria lugubris Fbr. Entom. System. I. 2. p. 80. 

Fusca vel atrata, parum nitida, antennis thorace cum capite paulo lon- 
gioribus, in utroque sexu fere aequalibus, fuscis vel fusco-atris, ad apicem ob- 
seurioribus, articulis 3. et 4. longitudine comparibus; thorace quadrato vel 
subquadrato, lateribus anterius inaequaliter subrotundatis, superne crasse punc- 
tato, ante scutellum subdepresso; elytris pallide ferrugineis, opacis, subpilosis, 
profunde punetatis, transversim rugulosis, seutello fusco; eorpore subtus ferru- 
gineo vel fuscato, ano pallidiore, pedibus fuscis. 

5 'lhorace angustato, quadrato, elytris angustis, articulo antennarum 


ultimo elongato, fere cylindrico, ad apicem acuminato, 2 paenultimis sat 


longiore. 
€ horace subtrangverso, elytris ampliatis, artieulo antennarum ultimo 


oblongo-ow ali, oblique acuminato, 2 paenultimis longitudine aequali. 

Long. 7!/,—10 mm. 

Es scheint mir, dass diese Art nur für die von Fabricius 1. e. beschrie- 
bene Lagria lugubris zu halten sei. Fabricius’ Diagnose lautet „glabra ferruginea, 
capite thoraceque obscurioribus, antennis apice nigris. — Habitat in Guinea. 


Antennae ferrugineae, apice nigrae. Caput et thorax fusca, obscura, minime 


nitida. Elytra glabra, laevia, ferruginea. Corpus ferrugineum.“ Dies stimmt 


N E —— — Ba e P RESO Tan 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 151) 303 


gut auf unsere Stücke. Die „elytra glabra“ sind wahrscheinlich auf abge- 
riebene Stücke zu beziehen, die sich auch unter den vorliegenden von Chin- 
choxo befinden; andere Exemplare sind mit aufrecht stehenden Härchen be- 
kleidet. 

Reitter führt Lagria lugubris Fbr. (Deutsch. Entom. Zeitschr. 1880, 
p. 254) aus den Aschanti-Ländern auf. 


Bei Chinchoxo scheint sie nicht selten zu sein. 


142. Lagria Falkensteini n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 26. 

Cyaneo-purpurea, eapite thoraceque cyaneis, elytris purpureis vel virid- 
aeneis, ad humeros tantum. purpuratis; antennis dimidium corporis fere aequan- 
fibus, atris, ad basin piceis, articulis 3. et 4. subaequalibus, illo parum lon- 
giore, articulo terminali ovato, acuminato, 2 paenultimis fere breviore; thorace 
subquadrato, longitudine quarta parte latiore, lateribus fere rectis, parum in- 
aequalibus, superne transversim. ante scutellum impresso, in medio foveolato; 
elytris leviter ampliatis, dense punctulatis, transversim rugulosis, punctatione 
tenuiore quam in thorace. Long. 9—10 mm. 

3 Exemplare. 

Diese Art ist vielleicht identisch mit der von Thomson (Archiv entom. II, 
p. 106) beschriebenen L. cuprina, doch rufen einige Punkte in Thomsons 
Diagnose Zweifel hervor. Denn die „punctation des élytres aussi forte que 
celle du prothorax“ trifft nicht auf vorliegende Stücke zu; die Punktirung der 
Flügeldecken ist deutlich feiner als die des Halsschildes. Ferner sind die 
„deux trés-faibles vestiges de lignes élevées“ jeder Flügeldecke kaum wahr- 
nehmbar. Auch ist das Halsschild nieht in der Mitte der Seiten gerundet, 
wie bei Cuprina Thoms., sondern ein wenig gegen die Vorderecken hin. 

Man könnte diese Art auch für L. Heylaertsi Ritsema (Tijdschrift 
voor Ent. 1875, p. 134) halten, wenn der Autor nicht sagte: „de prothorax 
is een weinig smaller dan het breedste gedeelte van den kop, cylindrisch en 


meer lang dan breed." 


143. Lagria brevicornis n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 26. 


Fusca, capite et thorace viridaeneis, illo parum purpurato, hoc ad 


marginem postieum ferrugineo, antennis brevibus, thoraci cum capite longitudine 


304 Hermann Julius Kolbe. (p. 152) 


aequalibus, atris, ad basin picescentibus, articulo ultimo conico, subelongato, 
2 paenultimis longitudine aequalibus, articulis 3. et 4. aequaliter brevibus; 
thorace longitudine tertia parte latiore, ad latera anterius subrotundato, crasse 
punctato, in medio superne longitudinaliter canaliculato; elytris posterius am- 
pliatis, ferrugineis, nitidis, seutello nigro; corpore subtus piceo, nigrescente, 
ano concolore, pedibus picescenti-nigris, femoribus in dimidio basali rufo-fuscis. 

Long. 9 mm. 1. $9. 

Zunächst mit L. lugubris Fbr. verwandt, unterscheidet sich aber von 
dieser Art (9) in folgenden Merkmalen: Kopf und Halssehild grünerzfarbig, 
nicht braunsehwarz; Fliigeldecken glänzend, nicht matt; Halsschild etwas 
kürzer als bei Zugubris, am Hinterrande weniger deutlich ausgerandet, ober- 
seits unregelmässig und weniger dicht runzelig punktirt, auf der Scheibe mit einer 
Längsfurche, nieht eben; die Fühler kürzer, da die mittleren Glieder (drittes 
bis siebentes) kürzer sind als bei Lugubris; endlich die Hinterleibsspitze unter- 
seits gleichfarbig, nicht hellbraun. 


144. Lagria simulatria n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 26. 
Fusca, capite thoraceque sordide viridaeneis, illo vix purpurato, hoc 
ad marginem postieum fusco, antennis atris, articulo ultimo ovali, subacuminato, 
2 paenultimis fere breviore, artieulo 3. quartum longitudine sat superante, 
thorace subquadrato, longitudine quarta parte latiore, ad latera anterius sub- 
rotundato, superne crasse punctato, haud canaliculato; elytris leviter ampliatis, 
ferrugineis, subnitidis, scutello brunneo, corpore subtus piceo, ano testaceo, 
pedibus nigro-piceis, femoribus ad basin castaneis. — Long. 8,5—9 mm. 

Drei Exemplare. 

Auch diese Species ist der Lugubris nahe verwandt, ebenso der Brevi- 
cornis, unterscheidet sich aber von beiden dureh das Längenverhältniss des 
dritten und vierten Fühlergliedes, indem das dritte viel länger ist als das 
vierte, während dasselbe bei Brevicornis sehr kurz, bei Lugubris schlanker, 
bei diesen beiden aber gleich lang ist, so dass Simulatrix den Uebergang 
zwischen beiden vermittelt. Das Halsschild kommt in der Form am meisten 
mit dem von Lugubris überein, ist aber vorn weniger verbreitert und: auf der 
Scheibe vor dem Schildchen viel deutlicher eingedriickt, überhaupt auf seiner 


Oberfläche unregelmässig seulptirt, während es bei Lugubris eben erscheint. 


In der F 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 153) 305 


ürbung des Kopfes und Halsschildes ähnelt Simulatrix der Brevi- 


cornis, doch ist das letztere schmäler und in der Mitte des Hinterrandes deut- 


lich ausgerandet, auch ohne Mittelfurche. 


Uebersicht der Lagria-Arten von Chinchoxo: 
Halsschild um die Hälfte breiter als lang, an den Seiten gleich- 
mässig gerundet. 

L. obscura Ybr. 
L. villosa Fhr. 

Halsschild so lang als breit oder etwas breiter, an den Seiten gerade 
oder ungleichmässig gerundet. 

œ. Das dritte Fühlerglied länger als das vierte. 

L. Falkensteini, L. simulatrix. 
8. Das dritte Fühlerglied so lang als das vierte. 

L. lugubris, L. brevicornis. 
L. Falkensteini Kolbe. Körper metallisch; drittes Fühlerglied wenig 
länger als das vierte, letztes Fühlerglied bei 5 und € oval, zuge- 
spitzt, so lang als die beiden vorletzten zusammen. 
L. simulatrix Kolbe.  Fliigeldecken mattbraun, Kopf und Halsschild 
metallisch; drittes PFühlerglied viel länger als das vierte, letztes 
Fühlerglied oval, ebenso lang als die beiden vorletzten zusammen, 
kurz zugespitzt. 
L. lugubris Fbr. Fühler länger als Kopf und Halsschild zusammen, 
drittes bis siebentes Glied schlank, beträchtlich länger als dick; 
& letztes Fühlerglied eylindrisch, zugespitzt, in der Mitte einge- 
schnürt, länger als die beiden vorletzten zusammen; € letztes Fühler- 
glied oval, zugespitzt, von der Länge der beiden vorletzten zusammen. 
Kopf uud Halsschild schwarz oder braunschwarz. 
L. brevicornis Kolbe. Kühler nur so lang als Kopf und Halsschild 
zusammen, drittes bis siebentes Glied kurz; Q letztes Fühlerglied 
conisch zugespitzt, so lang als die beiden vorletzten zusammen; 


Kopf und Halsschild metallisch gefärbt. 


Ausser diesen sechs Arten leben in der westafrikanischen Subregion 


noch Lagria striatella Gyll. (Sierra Leone), obesa Thoms. (Gabun), helopioides 


Nova Acta L. Nr. 8. 40 


306 Hermann Julius Kolbe. (p. 154) 


Thoms. (Gabun), «nalis Thoms. (Gabun), brevicollis Gyll. (Sierra Leone), con- 
fusa Reiche (Sierra Leone, Abyssinien), vestita Cast, (Guinea, Capland), cuprina 
Thoms. (Gabun), Heylaertsi Ritsema (Congo), Simoni Reitter (Aschanti), sub- 
costata Reitter (Aschanti), macrocephala Reitter (Aschanti), subseriata Reitter 


(Aschanti) und dermatodes Fairm. (Aschanti, Zanzibar). 


145. Porrolagria n. œ. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 26. 


Corpus glabrum, paucis tantum pilis capiti adsertis; collo constricto; 
labro parvo, antice rotundato; clypeo impressione profunda a fronte disjuneto; 
oculis magnis, lateralibus, pone basin antennarum leviter excisis; antennis basin 
thoracis superantibus, apicem versus incrassatis, articulo ultimo ovali, brevi, 
vix duplo longiore praecedenti ; prothoraee vix cordato, ad latera marginato, 
anterius rotundato-ampliato, ante angulos posticos sinuato, marginibus antico et 
postico distinctius marginatis; elytris linearibus, deplanatis ; processu prosternali 
inter coxas angustissimo; tibiis spinis apiealibus destitutis. 

Unterscheidet sich von Lagria durch den glatten, unbehaarten Körper, 
schmale gestreckte Form, abgerundeten Clypeus (nicht ausgerandet), grosse 
Augen und stark halsfórmig eingeschniirten Kopf. — Ihre systematische Stel- 
lung ist zwischen Lagria und Eutrapela; mit der letzteren Gattung ist Porro- 
lagria am nächsten verwandt. 


Porrolagria nuda n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 27. 
Elongata, lurida, ferruginea, subnitida, capite thoraceque brunneis, an- 
tennis pedibusque füscescentibus, femoribus in dimidio basali testaceis, thorace 
in disco inaequali, ante medium utrinque oblique impresso, profunde punctato, 
leviter rugoso, in medio foveolato; elytris glabre striatis; interstitiis fere irre- 
gulariter profunde punctatis; subtus castaneo-nitida, apice abdominis nigro. — 
Long. 61/, mm. 


Specimen unicum, 


Von schmaler Körperform und fast flachgedriickt, trübe, gelbbraun ge- 
färbt, Kopf und Halsschild glänzend, etwas dunkler als die Flügeldecken. 
Körper auf der Unterseite stark glänzend. Die Fühler gleich den glänzenden 
Beinen dunkelbräunlich, die Schenkel aller Beine in der Basalhiilfte strohgelb. 


Kopf so breit als das Halsschild, runzelig punktirt, Stirn der Länge nach mit 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 155) 301 


einer leicht eingedrückten Linie versehen. Der glünzende Clypeus ist vorn 
rund, gleichwie die viel kleinere Oberlippe. Halsschild um ein Drittel breiter 
als lang, oben runzelig punktirt, in der Basalhiilfte jederseits mit einem schrüg 
nach aussen und vorn gerichteten leichten Kindrucke, sowie auf der Mitte der 
Scheibe mit einem etwas vertieften Grübchen versehen. Vorder- und Hinter- 
rand des Halsschildes sind abgestutzt, etwas aufgeworfen und in der Mitte 
sehr leicht eingezogen. Die schmalen und fast gleich breiten Flügeldecken 
sind fast doppelt so breit als das Halsschild; die schmalen Längsstreifen etwas 
erhaben, glatt und regelmässig, die Zwischenräume mit tiefen, nicht ganz 
regelmässig und zu zweien neben einander stehenden Punkten; die glatten 
Längsstreifen nehmen an der leichten Runzelung der Zwischenräume Theil. 
Die Unterseite ist glänzend und unpunktirt. An den Vorderfüssen ist das erste 
Tarsenglied wenig länger als das zweite, an den mittleren doppelt, an den 


hinteren dreimal so lang. 


Meloidae. 
146. Zonabris tortuosa Gerst. 
Einige Stücke. 
Die Art lebt ausserdem in Angola. 
14%. Zonabris dicincta Bert. 
Mehrere von der aus Angola stammenden, von Herrn v. Harold auf- 
geführten Form nicht verschiedene Exemplare. 
148. Zonabris liquida Er. 
Einige Exemplare. 
Ausserdem in Angola. 
149. Zonabris oculata Thunb. (bifasciata Deg.). 
Einige Exemplare. 
150. Actenodia chrysomelina Er. 
Ein Stück. 
Die Gattung Actenodia ist über Südafrika und Angola verbreitet, Ausser 


der genannten Art ist aus Westafrika (Angola) noch Jucunda Er. bekannt. 


40* 


308 Hermann Julius Kolbe. (p. 156) 


151. Decatoma decorata Er. 
Kin Stück. 
Diese Gattung hat ihre Heimath gleichfalls in Südafrika und ist hier 
ziemlich reich an Arten. In wenigen zerstreuten Species ist sie hier und da 
im übrigen Afrika und in Siidasien vertreten. Ausser der genannten findet 


sich noch die folgende neue Speeies in Niederguinea. 


152. Decatoma diffinis n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 24. 
Oblonga, latiuseula, subdepressa, violacea, parum nitida, sat griseo- 
sericea, antennis nigris, articulo ultimo in medio sutura vix diviso; elytris ad 
humeros elevatis, maculis binis bifasciatis, oblique positis, coloratis, macula 
humerali marginali juxtascutellarique retrorsum porrecta, lineari, basin fere 
contingentibus, flavis, maculis duabus fasciae posterioris vix conjunctis, an- 
terioris separatis, maeula humerali angusta, elongata, maculam fasciae an- 
terioris externam contingente, pedibus coeruleis, unguiculis brunneis. — Long. 
12 mm. 

Specimen unieum. 

Der Decatoma minuta Cast. und guttata Billb. in der Zeichnung nahe- 
stehend, aber am nächsten mit catenata Gerst. verwandt. Statt schwarz ist 
indessen die Grundfürbung des Körpers und der Flügeldecken blau und die 
Fühler schwarz. Der ganze Körper ist dicht weissgrau bis gelbweiss seiden- 
haarig. Die Fühler verdicken sich allmählich zu dem keulenförmigen Endgliede; 
letzteres ist eifürmig, nicht bauchig verdickt, und ein wenig länger als die 
beiden vorletzten zusammen. Letztes Palpenglied etwas länger als vorletztes, 
eylindrisch, an der Basis verschmälert, an der Spitze abgestutzt. 

Die Zeichnung der Flügeldecken besteht aus je zwei in zwei Makeln 
fast oder ganz aufgelösten Binden, einem am Rande verlaufenden, schmalen 
Schulterfleck und einem nach hinten gerichteten linearen Fleck neben dem 
Sehildehen. Letzterer erreicht bei dem vorliegenden Exemplar nicht die 


Binnenmakel der vorderen Binde. Der schmale Seutellarfleck vereinigt sich 


mit der vorgerückten Randmakel der vorderen Binde, ohne mit derselben zu 
verwachsen. Die vordere Binde liegt in der Mitte der Fliigeldecken, die 


innere Makel steht quer. Die hintere Binde befindet sich in der Mitte 


zwischen der vorderen Binde und der Flügeldeckenspitze. Die beiden sie zu- 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 151) 309 


sammensetzenden Flecke sind rundlieh bis eiförmig und dureh einen sehr 
dünnen Hals mit einander verbunden. Alle Randmakeln berühren den Rand, 
von den Binnenmakeln keine die Naht der Flügeldecken. Die Fliigeldecken 
sind nach hinten wenig verbreitert. Die Beine gleichen in der Färbung der 
allgemeinen Körperfarbe; nur die Klauen sind braun. 

Wie es seheint, gehóren auch die von Steudner in Abyssinien ge- 
sammelten und im Königl. Museum aufbewahrten Stücke hierher; die Zeich- 


nung der Flügeldecken ist etwas verschieden. 


153. Lytta chalybea Kr. 
Von dieser kleinen Art liegen zwei Exemplare von 10!/, und 11 mm 
Länge vor. Die Art heimathet sonst in Angola (Schönlein), Loanda 


(v. Homeyer). 


154. Lytta melanocephala Hir, 


Vom Senegal bis Chinchoxo verbreitet. 


155. Lytta frontalis n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 24. 


Opaca, coerulea, subnitida, fronte macula rubra signata, metasterno in 
medio late rufo; pedibus antennisque coeruleis; antennarum articulo primo sat 
crasso, plus dimidio breviore tertio ; thorace anterius attenuato, in disco haud 
dense tenuiter sed profunde punctato; elytris tenuissime et densissime granu- 
loso-punctatis, striis tribus longitudinalibus minime conspicuis. Long. 23 mm. 

Specimina duo. 

Aus der Verwandtschaft der L. amethystina Mäkl., pectoralis Gerst. und 
atrocoerulea Har. 

Dunkelblau, wenig glänzend. Kopf etwas breiter als das Halsschild, 
matt grünblau, zart, tief und ziemlich weitlàufig punktirt, Scheitel mit feiner, 
mittlerer Längslinie, zwischen den Augen ein länglicher rother Stirnfleck. Die 
Fühler das erste Drittel der Flügeldecken fassend, wenig kräftig, abgeplattet, 
wie bei den verwandten Arten; das erste Glied kurz und aufgeblasen, drittes 
Glied etwa doppelt so lang als erstes, die übrigen Glieder sehr allmählich an 


Länge abnehmend. Halsschild ein wenig länger als breit, von hinten bis vorn 


zum letzten Drittel ungefähr parallelseitig, vorn gegen den Kopf stark ver- 


engt, in der Mitte der Scheibe der Länge nach vom vorderen bis zum 


310 Hermann Julius Kolbe. (p. 158) 


Hinderrande mit einer leicht eingedrückten Linie, die vor dem Schildchen von 
einer grübchenartigen Einsenkung aufgenommen wird. Die dachförmig an- 
gelegten Flügeldecken sind hinten etwas erweitert. Die leichte und feine 
Granulirung derselben wird auf jeder Fliigeldecke von drei wenig deutlichen 
Liingsrippen durchzogen. 

Der rothe Stirnfleck stellt Z'rontalis zu der Coelestina Haag aus dem 
Bechuanalande, doch ist bei dieser die Hinterbrust einfarbig und der Thorax 
dicht, grob und runzelig punktirt. Von den Arten mit rother Hinterbrust, 
grob runzeligen und deutlich gerippten Flügeldecken (rugipennis Mäkl., depres- 
sicornis Cast., pectoralis Gerst. und sulcata Mäkl.) ist sie leicht durch die viel 
feinere Seulptur der Flügeldecken zu unterscheiden. Demnach steht Prontalis 
in einem näheren Verwandtschaftsverhältnisse zu den rothbrüstigen Arten mit 
feiner Granulation auf den Flügeldecken, unterscheidet sich aber von allen 
diesen durch den prügnanten rothen Stirnfleck. Abgesehen von diesem rothen 
Stirnfleck ist sie durch die weniger dichte Punktirung auf Kopf und Thorax 
Deyrollei Mäkl. und Gigas (Fbr.?) Oliv. nahe zu bringen. Erstere Art weicht 
jedoch durch ihren glänzenden Körper und laxe Sculptur, letztere ausser durch 
gleichfalls verschiedene Sculptur und durch die beträchtliche Länge des ersten 
Fühlergliedes ab. Mit den von Herrn v. Harold aus dem Lundareiche be- 
kannt gemachten Arten Afrocoerulea und Episcopalis hat Frontalis beziehentlich 
der engeren Charaktere nichts gemein. 

Die sieben an der Niederguineakiiste und im Lundareiche gefundenen 
Arten der Gattung Lytta, nämlich thoracica Er., vellicata Er., oculata Fbr., 
chalybea Er., frontalis n. sp, atrocoerulea Har. und episcopalis Har. scheinen 
nur auf diese Regionen Westafrikas beschränkt zu sein, ausgenommen oculata, 
welche bis zum Capland und durch ganz Guinea bis zum Senegal verbreitet 
ist, und thoracica, die auch im Capland lebt. 


Lytta ist übrigens in Afrika zahlreich an Arten vertreten. Aus einer 
summarischen Uebersicht der von Mäklin und Haag-Rutenberg er- 
wähnten und in der Königl. Sammlung vorhandenen Lytta-Arten kommen in 
Senegambien 24 und in Guinea 15 Species vor. Nur 3 Species scheinen 
beiden Regionen gemeinsam zu sein, nämlich Canescens Klug, Gigas Ol. und 
Oculata Fbr. Mit dem Capland hat Senegambien nur Oculata, Guinea nur 


Thoracica gemeinsam. Capland und Ostafrika besitzen ihre selbstständigen 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 159) 311 


Arten. Diese Exelusivität ist auffallend und macht auf mich den Eindruck, 
dass die Lytta-Species Afrikas zu den seltenen Coleopteren gehören; denn 


seltene Species haben gewöhnlich keine weite Verbreitung. 


156. Sybaris ictericus Gyll. 
Ein Exemplar. 
Bisher war diese Art nur aus Sierra Leone bekannt. Die Gattung 
ist ausserdem in einipen Arten in Ostindien vertreten. 
Neben den erwähnten Meloiden- Gattungen heimathen in der west- 


afrikanischen Subregion noch die Genera Cissites, Coryna, Iletica und Zonitis. 


Anthicidae. 
157. Notoxus senegalensis Laf. 
Kinige Stiicke. 


sis zum Senegal verbreitet. 


158. Aulacoderus guineensis n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 277. 
Testaceus, nitidus, leviter velutinus, capite piceo vel nigro, laevissimo, 
antennis testaceis, ad apicem leviter incrassatis; thorace longitudine latitudinem 
paulo superante, ad latera anterius leviter ampliato, ante marginem postieum 
coarctato; elytris ad latera parum ampliatis, obsolete punetatis, sutura macula 
utrinque basali, fasciaque suffusa, extrinseeus abbreviata, transversali, mediana, 
fuscis; pectore antieo et pedibus testaceo-ferrugineis, illo in medio parteque 
postica et abdomine, ano excepto ferrugineo, nigropiceis, nitidissimis. — 
Long. 2 mm. 
Capta specimina duo. 
Scheint am nächsten mit Aulacoderus flavopictus Laf. (Capland) ver- 


wandt zu sein. 


159. Aulacoderus lionychoides, n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 
1888, p. 218. 
Piceo-ater, subnitidus, leviter velutinus, eapite thoraceque nigris, hujus 


latitudine longitudinem superante, ad latera anterius haud parum ampliato, ante 


marginem postieum coaretato; antennis testaceis, apicem versus piceis vel atris, 


312 Hermann Julius Kolbe. (p. 160) 


articulo ultimo sat inerassato; elytris obsolete punetatis, ad latera parum am- 
pliatis, piceis, maeulis utrinque duabus magnis, flavopallidis; pedibus fuscatis, 
genubus tarsisque testaceis; eorpore subtus piceo-nigro, nitido, sericeo, — 


Long. 2—21!/ 


, mm. 

Capta specimina duo. 

Dem A. guineensis n. sp. nahe verwandt, doch dunkler gefürbt, die 
Makeln auf einen kleineren Raum beschrünkt, das Halsschild deutlich breiter 
als lang, die Unterseite seidenhaarig. 

Aulacoderus wurde als ein Subgenus von Anthicus aufgefasst. Die 
Arten sind charakterisirt durch das gemeinsame Merkmal, dass beiderseits das 
Halsschild tief ausgehöhlt und vor dem Hinterrande mit einer durchgehenden, 
tiefen Querfurche versehen ist. So geringfügig ein solcher Charakter er- 
scheinen möchte, so ist demselben doch eine Bedeutung beizumessen, da alle 
Arten von Europa bis Madagaskar darin übereinstimmen. Bisher war Awla- 
coderus nur in einigen Arten aus Südafrika und in einer aus Europa bekannt. 
Auch unter den von Hildebrandt in Madagaskar gesammelten Coleopteren finde 
ich eine oder zwei Species dieser Artengruppe, über die noeh nichts ge- 
schrieben ist. 

Ausserdem gehören Westafrika an: 

Anthicus (neotr., paläarkt., nearkt, orient., äthiop.), 

Tomoderus (sehr wenige Arten in allen Regionen der Erde), 

Formicomus (in allen Regionen), 


Anthicodes (St. Helena). 


Curculionidae. 

160. Blosyrus setifer n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 30. 
Niger, dense fusco-griseus, rufo-griseo-squamosus, thorace vittis 2 longi- 
tudinalibus pallidis signato, fronte sat profunde trisuleata, rostro planato, in 
medio profunde suleato, sulco carinam parum elevatam includente, thorace 
supra rude granuloso, lateribus in medio ampliatis, superne 'arinato, elytris 
ad humeros utrinque acute elevatis, pone hos ad latera fere sinuatis, in dorso 
striato-punctatis, punetis profundis, dense striatis, striis binis approximatis, 
interstitiis alternis distincte altioribus, interrupte albide setosis, haud tuber- 


eulatis. — Long. 7— 7!/, mm. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 161) 313 


Diese Art steht am nächsten einer Art vom Gabun, bei welcher in- 
dessen das Halsschild an den Seiten nieht in der Mitte, sondern gegen die 
Vorderecken hin erweitert ist. Der oben flache Riissel ist von einer vorn 
erweiterten Furche durchzogen, auf deren Grunde ein Lüngskiel erkennbar ist. 
Die Stirn ist ziemlich tief dreifurchig , die beiden Seitenfurchen auswärts ge- 
krümmt. Das Halsschild an den Seiten in der Mitte erweitert und hier 
gleichmüssig gerundet; die Oberfläche desselben mit kreisrunden , nieder- 
gedriickten, mit Schuppen dicht bedeckten Körnchen gleichmässig besetzt; ein 
schmaler Längskiel auf der Mitte glänzend. Die Fliigeldecken haben eine 
sonderbare Bildung an den Schultern. Diese sind seitlich spitz ausgezogen 
und wie ein Hücker gestaltet; hinter demselben sind die Flügeldecken aus- 
geschweift. Die Punktstreifen sind tief und deutlich; die Streifen selbst wenig 
eingedrückt, Die abweehselnden Zwischenräume sind merklich erhaben und 
mit sehr zerstreut stehenden weissen Bórstehen, namentlich nach hinten zu be- 
setzt. Die Vorderbrust ist mit grossen Augenpunkten versehen. Die Beine 


sind ganz wie bei B. lentulus n. sp. beschaffen. 


161. Blosyrus lentulus n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitsehr. 1883, p. 30. 
Niger, dense griseo-squamosus, fascia obliqua ultra discum elytrorum 
posita nebulosa, fronte haud profunde trisuleata, rostro suleis duobus postice 
conniventibus impresso, antice triangulariter efossato, thorace ad latera anterius 
ampliato, superne leviter transversim scrobiculato, plaga elongata discoidali 
mediana elevata, laevi, glaberrima; elytris pone humeros et ultra discum 
tubereulatis, seriatim punctatis, punctis sat exsculptis, profundis, striis sub- 
catenato-nodosis, haud impressis, interstitiis alternatim leviter, fere indistincte 
altioribus, Long. 9 — 01 mm. 

D. lentulus unterscheidet sich von sämmtlichen im Königl. Museum 
befindlichen zahlreichen Arten durch die sehr breite und glatte Mittellinie auf 
dem Prothorax und dureh die Seulptur des Rüssels. 

Der Körper ist dicht hellgrau beschuppt, eine wenig dunkelbräunliche 
schräge Querbinde erscheint jenseits der Mitte der Flügeldeckenscheibe. Der 
Rüssel ist vorn kaum verschmälert, in der Mitte des Vorderrandes halbzirkel- 
formig ausgerandet, hinter demselben dreieckig eingedrückt, so dass der vor 


dem Dreieek befindliehe Ausschnitt in dessen Sinus liegt; ausserhalb dieses 


Nova Acta L. Nr. 8. 41 


314 Hermann Julius Kolbe. (p. 162) 


Dreiecks ist je eine der anliegenden Seite desselben parallele Furehe vor- 
handen, in der Weise, dass diese beiden Furchen hinten an der Naht des 
Riissels und der Stirn sich berühren. Die drei längsgestellten Stirnfurchen 
sind nur etwas eingeschnitten. Das kurze Halsschild ist an der Seite gegen 
die Vorderecken hin ziemlich erweitert, auf der Scheibe mit einer sehr 
breiten, flachen und glatten, etwas hochliegenden Längslinie versehen; zu 
beiden Seiten derselben ziehen sich einige Querrunzeln gegen die Seite 
hin. Die Flügeldecken sind hinter den Schultern und jenseits der Mitte des 
Riickens mit einigen stumpfen Hückerehen versehen. Die Punktreihen liegen 
nicht in eingedrückten Streifen; die Punkte selbst sind tief und die Zwischen- 
räume zwischen je zwei Punkten leicht knotig erhaben. Die abwechselnden 
Zwischenriume der Punktreihen sind leicht erhaben und bilden hinten die 
oben erwähnten Hickerchen. Die Hóckerchen sind mit kurzen weissen 
Börstchen gekrönt. Unterseits ist die Brust mit groben, meist zerstreuten 
und ungleichmässig vertheilten Punkten versehen. Die Beine sind bräunlich 
geringelt, dicht beschuppt und mit kurzen Börstehen dicht besetzt. 

Die Gattung Blosyrus ist über die äthiopische und orientalische Region 
verbreitet. 


162. Ischnotrachelus inermis n. sp. (Tat. 3. Fig. 1*, I^ und 1°) Kolbe, 
Berl. Ent. Zeitschr. 1888, p. 27. 

Griseo-fuscus, rostro hispidulo, superne longitudinaliter impresso, oculis 
prominulis, fronte tumida; thorace ad latera sat rotundato, latitudine parum 
longiore, intra apicem vix constricto; elytris punctato-striatis, thorace fere 
duplo latioribus, parallelis, humeris fere rectangulariter prominulis, plaga lon- 
eitudinali mediana utrinque suturali, obliqua, humeros versus totos ampliata 


maeulaque postice diffusa posteriore elongata, fuscis, quibus interdum maculis 


fasciisve dilaceratis; tibiis anticis alteris robustioribus, intus haud seriatim 
tuberculatis, femoribus omnium pedum nequaquam dentatis, sed paulo dilatatis, 
dilatatione rotundato-obtusa. — Long. 6 mm. 

Dem J. granulicollis Schh. sehr ähnlich, unterscheidet sich von demselben 
aber sogleich durch die Abrundung der zahnartigen Erweiterung innen an den 


Schenkeln, durch das etwas kürzere und auf der Oberseite spitzig gekürnte 


Halsschild, sowie die noch deutlicher hervortretenden winkligen Sehulterecken. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 163) 315 


Die Körperfarbe ist ein mit braunen Makeln nebst helleren und dunklen 
Schüppehen untermischtes Grau. Der Rüssel hat einen (von der Seite deutlich 
erkennbaren) parallelseitigen Längseindruck, in dessen Grunde eine feine, aber 
tiefe, nieht ganz die Stirn erreiehende Linie. Die Fühler sind hell gelbbraun, 
der Schaft dunkler. Halsschild nur wenig länger als breit, vorn und hinten 
kaum eingeschnürt, die Seiten rundlich erweitert, mehr als bei Granulicollis ; 
ein Quereindruck vor dem Vorderrande; Oberseite kräftig gekörnt, die Körn- 
chen fast spitzig; zwei hellgraue, den Vorderrand nieht erreichende Längs- 
binden lassen einen gleichbreiten zwischenliegenden Mittelstreifen braun. Auch 
der Kopf ist hinten seitlich grau. Die Fliigeldecken, deren Schultern fast 
rechtwinklig hervorragen, sind bis zum letzten Drittel parallelseitig, von wo 
ab sie in leichter Rundung sich zuspitzen. Die Grundfarbe derselben ist ein 
fahles Grau; der ausgesehweifte Seitenrand, eine die Schultern umfassende, 
schräg über die Mitte der Flügeldecken streichende, neben der Naht nach 
hinten gerichtete und bald aufhörende Jinde, sowie eine mittlere Längsbinde 


Je) dem zweiten 


auf dem hinteren Theile der Flügeldecken braun. |] 
Exemplar sind diese Zeichnungen etwas zerrissen. 

Die Schenkel besitzen keinen eigentlichen Innenzahn unterhalb der 
Mitte, wie die Thomsonschen Arten ligneus, uniformis, viridanus, dissimulator, 
cinerarius, submaculosus und fastidiosus nebst granulicollis Schh., sondern sind 


mit einer stumpflich abgerundeten Erweiterung an Stelle des Zahnes versehen. 


163. Ischnotrachelus major n. sp. (laf. 3. Fig. 2, An und 4^) Kolbe, 
Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 28. 

Griseo-fuscus, elytris oblique pallide fasciatis, rostro planato, fere plane 
fossulato, ad latera leviter carinato, in medio linea impressa instructo, oculis 
prominulis, fronte eum vertice parum tumidis; thorace longitudine vix latiore, 
ad latera rotundato, apice leviter constricto, disco sine linea impressa ante- 
apicali; elytris parallelis, thorace haud omnino duplo latioribus, humeris angulo 
obtuso prominulis; pedibus anticis robustioribus, tibiis intus seriatim tuber- 
eulatis, femoribus omnium pedum inermibus. — Long. 9!/, mm. 

Exemplar unicum. 

Diese ist die grösste der bekannten Arten und ausgezeichnet durch 


den vollständigen Mangel eines Schenkelzahnes oder eines Ansatzes dazu. 


(Us 


316 Hermann Julius Kolbe. (p. 164) 


Der gleichbreite kräftige Rüssel ist etwas länger als der Kopf und 
vorn abgestumpft, oben beiderseits mit zwei nahe beisammen liegenden Kielen 
versehen, von denen der äussere abgekürzt ist. Eine feine, aber scharf ein- 
geschnittene Mittelfurche durchzieht die Oberseite des Riissels bis zur Stirn. 
Letztere ist fast flach, während der Scheitel gewölbt erscheint. Die mittel- 
grossen runden Augen stehen mässig vor. An den Fühlern ist der Schaft 
keulenförmig, an der Basis schlank und etwas gekrümmt; die zwei ersten 


Glieder der Geissel sind die längsten, etwa zweiundeinhalbmal so lang als an 


der Spitze dick, doch ist das erste viel kräftiger als das zweite, alle folgenden 
kurz eifórmig. Das Halsschild ist so breit als lang, vorn kaum breiter als 
der Kopf, erweitert sich aber seitlich in der Mitte, ist oben ungleichmässig 
gewülbt und bis zu den Seiten mit flachen, runden Tuberkeln besetzt. Hinter- 
rand des Halsschildes durch eine feine Linie eingeschnürt und gerade. Flügel- 
decken doppelt so breit als das Halsschild an der Basis und. zweiundeinhalbmal 
so lang als dasselbe, naeh hinten nur wenig breiter, am Ende fast zugespitzt, 
vor der Spitze jederseits mit einem Buckel versehen, der Riicken gewölbt, 
gegen die Spitze sehrüg abfallend; oberseits mit eingedrückten Punktstreifen, 
die Punkte mittelmässig und nicht tief, die Zwischenräume leicht gewölbt; die 
Schultern treten fast rechtwinklig vor. Die Färbung der Flügeldecken ist 
gleich der des Halsschildes ein mattes Graubraun. Auf der Scheibe des 
letzteren sind zwei vom und hinten convergirende matte Längsbinden zu er- 
kennen. Auf den Flügeldecken befindet sich jederseits eine sehr schräge, von 


Linie und eine ab- 


der Schulter bis zur Scheibe reichende ungleichmi 
gekürzte, etwas schräg gestellte Querbinde hinter der Mitte, beide von grauer 
Färbung. Von den Beinen sind die vorderen die kräftigsten und längsten, 
die mittleren die schwächsten und kürzesten; alle Schenkel ohne irgend eine 
Spur von einem Zähnchen. Die Vorderschienen sind an der Spitze einwärts 


gekrümmt und innen höckerig gezähnt. 


164. Ischnotrachelus abnormis n. sp. (Taf. 3. Fig. 62, 65, Ge und 64) 


Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 27. 


Griseus vel fusco-griseus , elytris submaculatis vel fasciatis; rostro 


brevi, ad latera carinato, carinulis postice convergentibus, linea impressa longi- 


tudinali, mediana, haud longa, oculis deplanatis, fronte cum vertice 


e Ge EE V a mme EMEN a ee — ee € "-—m ——5 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 165) 917 


tumidis; thorace latitudine vix longiore, intra apicem et basin constricto, late- 
ribus rotundatis, linea impressa longitudinali mediana antrorsum obsoleta; 
elytris thorace fere duplo latioribus, humeris rectangularibus, in disco pro- 
funde, non autem crasse punctato-striatis, striarum interstitiis parum setulosis; 
pedibus anticis robustioribus, tibiis intus seriatim tuberculatis , femoribus 
omnibus dente submediano acuto instructis. — Long. 6—74/, mm. 

Capta specimina nonnulla. 

Diese Art unterscheidet sich sogleich von den übrigen Arten der 
Gattung durch die flachen und in den Kopf fast eingedrückten Augen. Der | 
kurze dicke Rüssel ist vorn merklich verschmälert. Diese Verschmälerung | 
wird noch deutlicher durch den verbreiterten, kielartig gerandeten und vorn 
sich verengenden oberen Seitenrand. Ein kurzer Kiel läuft jederseits mit der | 
Mittelfurehe parallel; sowohl der beiderseitige Kiel als die Mittelfurche reichen 
bis zur Sien, Der kielartige Seitenrand des Rüssels setzt sich an dem seit- 
lichen Stirnrande fort bis über die Mitte der Augen hinaus. Stirn und 
Scheitel sind fast kissenartig gewölbt. Die schwachen Fühler sind denen der 
übrigen Arten ähnlich; das erste Glied der Geissel ist viel kräftiger und 
auch länger als das zweite, während die folgenden kurz und perlfórmig | 
erscheinen; letztes Glied etwas breiter und grösser, die Keule kräftig, oval | 
und zugespitzt. Das Halssehild ist in der Mitte wenig breiter als der Kopf, ` 
kaum breiter als lang, vorn und hinten leicht eingeschniirt. Die sehr gleich- 
mässig runden 'Puberkeln treten deutlich hervor. Flügeldecken einunddrei- 
viertelmal so breit und dreimal so lang als das Halsschild, mit rechtwinklig 
vorstehenden Schultern und geringer Erweiterung in der hinteren Hälfte; 
die Beule vor der Spitze ist ziemlich schwach; die Punktstreifen auf dem 
Rücken wenig eingedrückt und die Zwischenräume meist abgeflacht. Kurze 
Bürstchen, die sich auch auf dem Kopfe und dem Halsschilde finden, durch- 
ziehen auf den Flügeldecken einzeilig die Mitte der Zwischenräume der 
Punktstreifen. Die Färbung des ganzen Körpers ist ein helles Grau; zwei 
vorn und hinten sich verbindende Längsbinden auf der Scheibe des Hals- 
sehildes sind braunschwarz. Eine braune Nahtmakel auf dem Rücken der 
Flügeldecken sendet zur Mitte der Basis eine braune Binde von derselben 


Farbe, die weiss begrenzt ist. Hinter der Dorsalmakel findet sich eine 


gleichfalls gemeinsame kleine weisse Makel. Einige blasse dunklere und 


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318 Hermann Julius Kolbe. (p. 166) 


hellere Flecken befinden sich am Seitenrande. Die Gegend -um das Schild- 
chen ist dunkel angehaucht. Bei einem männlichen Exemplar ist die Zeich- 
nung verwischt und macht einer allgemeinen aschgrauen Färbung Platz. Nur 
einzelne weissliche und wenig entwickelte bräunliche Flecke auf den Flügel- 
decken, sowie drei Basalflecken: und die in je zwei Flecken aufgelösten 
Liingsbinden auf dem Halsschilde sind bemerkbar. 

Alle Schenkel besitzen unterseits, nicht ganz in der Mitte, sondern 
näher der Spitze, ein kurzes, scharfes Zähnchen. Die Vorderbeine sind am 
kräftigsten, die mittleren am schwächsten. Die an der Spitze leicht einwärts 


gekrümmten Vorderschienen sind innen einzeilig und fein gehückert. 


165. Ischnotrachelus humilis n. sp. (Taf. 3. Fig. 3^, 3» und 34) 
Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, READ 

Elongatus, obscure fusco-griseus, elytris vix maeulatis, rostro brevi, 
oculos versus dilatato, cum fronte usque ad verticem tumidis, lateribus haud 
carinatis, linea mediana impressa. longitudinali fere ad verticem producta, 
oculis prominulis; thorace latitudine paulo longiore, intra basin constrieto, ad 
latera parum rotundato, linea impressa mediana longitudinali antrorsum obso- 
leta; elytris thorace multo latioribus, humeris rectangularibus, in disco sat 
crasse et profunde punetato-striatis, striarum interstitiis apicem versus parum 
setulosis, pedibus antieis vix elongatis, tibiis haud seriatim intus tuberculatis, 
femoribus omnibus dentieulo aeuto submediano instructis. — Long 7 mm. 

Specimen unicum. 

Dis jetzt nur aus der westafrikanischen Subregion vom Senegal bis 
Chinchoxo bekannt, im Ganzen in 12 Species. 


166. Astycomerus n. g. Tanymecinorum (Astyeus -— Genus Curculionidum ; 
lujedg = Schenkel), 

Valde affinis generibus Astyco Indiae orientalis Hadromeroque Americae 
meridionalis; rostro subbrevi, vix crasso, ad apicem fere attenuato, vix angu- 
lato; articulo antennarum funieuli septimo libero, scapo clavato, eadem fere 
longitudine, clava excepta, ac funiculo; hujus articulo primo ad apicem clayato, 


erassiusculo, secundo paulo breviore, 3.—6. brevissimis, 7. nonnihil crassiore, 


clava brevi, ovali, acuminata; oculis sat magnis, ovalibus, haud prominulis ; 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 167) 319 


fronte tumida; thorace ad basin et apicem truncato, ad latera rotundato, intra 
basin (vix apicem) profunde constricto, superne transversim convexo; elytris 
thoraee latioribus, oblongis, antiee subtruncatis, humeris callosis, fere rectangu- 
laribus, dorso convexo; pedibus anticis elongatis, femoribus sat incrassatis, 


tibiis subareuatis, intus dentieulatis, ad apicem mueronatis; pedibus posticis 


mediocribus, mediis exiguis, unguiculis in dimidio basali connatis. 

Von <Astycus unterscheidet sich diese neue Gattung durch mehr 
vorragende Schultern, weniger kurzen und nicht eckigen Rüssel, der viel- 
mehr an der Spitze verschmälert ist; dureh verhältnissmässig diekere Vorder- 
beine und verschieden gebaute Antennen, denn das erste Glied des Funiculus 
ist bei Astycus nicht oder kaum dieker als die folgenden, dabei kurz und 
kürzer als das zweite Glied. Hadromerus hat völlig rechtwinklig vorragende 
Schultern, einen kürzeren und dickeren Rüssel, noch kräftigere Vorderschenkel 
und fast gleichmiissig schwache Mittel- und Hinterbeine, aber sehr ähnliche 
Fühler, an denen jedoch das erste Glied des Funiculus schon von der Basis 
an sich gegen die Spitze hin keulig verdickt, während dasselbe bei Astyco- 
merus in der Mitte sich fast plötzlich zu einer ansehnlichen Keule heranbildet; 


auch die Augen sind bei Hadromerus kleiner und vorspringender. 


Astycomerus spurius n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitsehr. 1883, p. 29. 

Obsolete griseus, subtus ater, griseo-squamulosus, rostro ad apicem 
squamulis aeneis minimis ornato, antennis rufis, clava fusca, rostro ad latera 
bicarinato, in medio suleato, sulco ad occiput ducto, oculis convexis, sat 
magnis; thorace squamuloso, plane granuloso; elytris in à postice attenuatis, 
supra einereo-squamulosis, © postice paulo dilatatis, griseis, macula singula 
transversa postmediana, prope suturam griseo-albida; pedibus atro-fuscis, 
griseo-squamulosis, femoribus haud denticulatis, posticis in medio atro-annu- 
latis. — Long. a 61/,—8, € 7!/,—9 mm. 

Mehrere Stücke. 

Dieser ziemlich kleine Rüsselkäfer ist von grauer unansehnlieher Fär- 
bung und erinnert nicht an die prächtigen und zum "Theil glanzvollen Arten 


der südamerikanischen Hadromerus, jedoch schon eher an die matter ge- 


haltenen Astycus der orientalischen Region. 


ECIEWRE A 


330 Hermann Julius Kolbe. (p. 168) 


Der Körper ist länglich oval, der Kopf mit dem noch schmäleren 
Rüssel schmäler als das Halsschild, während die Flügeldecken namentlich 
beim € ansehnlich breiter sind als letzteres. Der Rüssel ist ein klein wenig 
länger als der Kopf, geht in sanfter Wölbung in die Stirn über und ver- 
schmälert sich ein wenig gegen die Spitze hin. Im Profil beschen, ist der 
Rüssel länglich-oval und an der Spitze gleiehmiüssig rundlich-oval abgerundet. 
Der Clypeus ist vorn scharf dreieckig ausgeschnitten, seitlich und ein wenig 
hinter dem Ausschnitt mit grün- und rothgoldenen Schiippchen besetzt. Oben 
ist der Rüssel jederseits mit zwei nahe gerückten, vorn einander genäherten 
Kielen versehen, die in der Höhe der Augen endigen; eine feine eingegrabene 
mittlere Längslinie reicht von einem kleinen, vor dem dreieckigen Ausschnitt 
befindlichen Grübchen über den ganzen Kopf bis an das Halsschild, Im 
Uebrigen ist der Kopf mit dem Riissel beschuppt und beborstet, vorn behaart. 
Die Antennen sind rothbraun, die Keule dunkelbraun, der Fühlerschaft gegen 
die Spitze hin keulig verdickt, gleichwie das viel kleinere erste Glied des 
Fühlerfadens; die folgenden Glieder sind dünner, das zweite nur wenig kürzer 
als das erste, das dritte sehr kurz, aber etwas länger als dick, die folgenden 
bis zum sechsten kurz und rundlich, das siebente etwas dicker und breiter 
als lang; die knopffürmige Keule kurz eiférmig und zugespitzt. Das Hals- 
schild ist viereckig, so lang als breit, an den Seiten beträchtlich gerundet, 
hinten tief eingeschnürt, so dass der Hinterrand als abgegrenzte Linie hervor- 
tritt; Vorderrand schwach eingeschniirt. Die Oberfläche lässt hübsch rundliche, 
ziemlich erhabene Feldchen erkennen, welche wegen der dichten Schuppirung 
polsterförmig erscheinen. Wenn die Schuppen abgerieben sind, erscheint auf 
schwarzglänzendem Grunde eine grobrunzelige tiefe Punktirung, deren Zwischen- 
räume durch Schuppirung eben jene Feldchen bilden. Die an den Schultern 
fast rechtwinklig vortretenden Fliigeldecken sind bedeutend breiter als das Hals- 
schild und doppelt so lang als breit, beim 5 hinten verschmiilert, beim 9 
erweitert. Beim 5 sind die dicht beschuppten Flügeldecken einfach hellgrau, 
fast weissgrau, beim € auf der Scheibe mit dunkelbraunen Wolken und durch 
einander gemischten Flecken versehen, die zwei helle Quermakeln hinter der 
Mitte neben der Naht freilassen. Die Punktstreifen sind sehr regelmiissig, 


der vierte und fünfte, sowie der sechste und siebente unter sich weit vor der 


Spitze mit einander verbunden, withrend andererseits von den umgebenden 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 169) 321 


Streifen der erste mit dem zehnten, der zweite mit dem neunten und der dritte 
mit dem achten an der Spitze verbunden sind. Die Beine sind sehwiürzlieh, 
die Schienen und Tarsen mehr röthlich, die Schenkel und Schienen, gleich der 
Unterseite, mit grauen und silbernen Sehüppehen dicht besetzt, die Schenkel 
in der Mitte mit einer grossen braunen, aus braunen Schiippchen zusammen- 
gesetzten Makel versehen. Die Schenkel und Schienen sind ausserdem mit 


kurzen Börstchen besetzt, die Tarsen behaart. 


167. Astycomerus privignus n.sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 29. 
Rufus, griseo-squamulosus, subtus concolor, rostro glabro, rufo-castaneo, 
parum et breviter setuloso, ad latera distinete bicarinato, in medio longitudi- 
naliter suleato, sulco ad occiput ducto, puncto profundiore terminato; oculis 
rotundato-oblongis, paulo convexis, sat magnis; elytris parallelis, postice atte- 
nuatis, griseo-squamulosis, in disco suffuse fusco-variegatis; pedibus ferrugineo- 
rufis, femoribus griseo-squamulosis, posticis in medio fusco-annulatis. 
Long. 5!/ mm. Specimen unicum 5. 
Diese Art, wovon nur das männliche Geschlecht bekannt, ist dem 
A. spurius & sehr ähnlich, unterscheidet sich jedoch dureh geringere Grösse, 
nach hinten weniger verengte Fliigeldecken und hellbraune Kórperfürbung. 
Der Rüssel ist etwas länger als der Kopf, vorn nicht verdickt, sondern 
einfach und sehr leieht verengt, im Profil an der Spitze oval abgerundet, wie 
bei Spurius; der obere Seitenrand bis zu den Augen kielfórmig; parallel 
demselben verläuft jederseits ein deutlicher Kiel neben den Augen bis 
zum Hinterkopf, ist aber hier weniger erhaben und weniger regelmissig. 
Kine mittlere vertiefte und sehr markirte Lüngslinie ist gleichfalls bis gegen 
den Hinterkopf verlingert, endigt aber vor demselben und ist durch ein 
Griibchen begrenzt. Vorn ist ein mittelmässiger, dreieckiger Ausschnitt er- 
kennbar. Die Fühler sind hellbraun, die Keule schwarz; der Schaft erreicht 
die Mitte der grossen, kurz eifürmigen und wenig gewülbten Augen, ist 
erheblich kürzer als der übrige Theil der Fühler und am Ende keulen- 
formig. Die beiden ersten Glieder des Funiculus sind nicht sehr verlängert; 
das erste ist verdiekt und an der Spitze kolbig, das zweite ein wenig kürzer, 
von der geringeren Stürke der folgenden und von derselben Form; das dritte 


bis siebente sind kurz, perlförmig, das siebente merklich grösser. Die kräftige 


Nova Acta L. Nr. 8. 42 


DTE CTS 


322 Hermann Julius Kolbe. (p. 170) 


Keule ist scharf zugespitzt. Die Stirn ist leicht gewölbt; der ganze Kopf 
sammt dem Riissel glinzend, wenig beschuppt, aber fein beborstet. Die bis 
an den Unterrand der Augen verlaufenden Fiihlerfurchen sind nicht sehr aus- 
geprägt. Das Halsschild ist um die Hälfte schmäler als die Fliigeldecken, 
so lang als breit, vorn und hinten gerade abgestutzt, an den Seiten gerundet 
und vor dem Hinterrande deutlich eingeschniirt; in seinem ganzen Umfange ist 
es grau bis silberfarbig besehuppt; die Schuppen sind rundlich. Die Sculptur 
des Halsschildes ist eine krüftige, nicht dichte Punktirung; eine nieht sehr 
vertiefte mittlere Längslinie verschwindet gegen den Vorderrand hin. Die 
Fliigeldecken ragen an den Schultern rechtwinklig vor, die Schulterecken sind 
abgerundet. Die Flügeldecken sind parallel, ziemlich schmal und erst im 
letzten Viertel gegen die Spitze hin verengt. Die Punktreihen sind sehr 
deutlich und regelmässig, die Punkte vertieft und rundlich, die Zwischenräume 
zwischen je zwei Punkten nicht grösser als diese. Die Beschuppung der 
Flügeldecken ist grösstentheils eine weissgraue bis silberfarbige; nur auf der 
Scheibe längs der Naht sind unregelmässige und durch einander geworfene 
Fleckchen, welche aus dunkelbraunen Schuppen bestehen. Die Zwischen- 
räume der Punktreihen sind flach; überhaupt liegen die Punktreihen nicht in 
vertieften Streifen. Die Beine sind wie der übrige Körper hellbraun; die 
Vorderbeine etwas verlängert, ihre Schenkel in der Mitte ziemlich verdickt, 
vor dem Ende eingeschnürt; die Schienen in der Spitzenhälfte ein wenig ein- 
wärts gebogen, innen mit höckerartigen Zähnchen versehen, an der äusseren 
Spitze abgerundet, an der inneren dolehfürmig ausgezogen. Die Mittel- und 
Hinterbeine sind fast gleich stark, jene etwas schwächer. Die Schenkel aller 
Beine. sind ohne mittleren Zahn und hell beschuppt, die Hinterschenkel in 
der Mitte schwärzlich. Die beiden ersten Ventralsegmente sind unter sieh 
gleieh lang, das dritte und vierte zusammen so lang als jedes der beiden 
ersteren. 


168. Cimbus pullus n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 28. 


Statura mediocri, sat exigua, eorpore elongato, angustato, dense pallide 
griseo - squamuloso; capite thorace parum angustiore, fronte tumida; rostro 


lato, parum attenuato, superne brevi bicarinato, in medio impresso, canaliculato, 


antice late exciso; scrobiculis antennarum oblique, arcuate, deorsum currentibus, 


SE ar 3 ——— ER — ei 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 171) 323 


oculos nullo modo attingentibus; antennis mediocribus, scapo brevi, clavato, 
funieuli articulis duobus primis vix elongatis, primo parum longiore, clavato; 
oculis sat parvis, orbieulatis, convexis, thorace capite vix latiore, lateribus 
leviter rotundato-dilatatis, antice et postiee obtuso, latitudine quarta parte 
longiore, linea mediana dorsali longitudinali levissime impressa, super caput 
rostrum versus continuata; elytris angustatis, thorace dimidio latioribus, humeris 
prominulis, apicem versus parallelis, parte tertia posticali attenuata, apice 
dentieulato, superne punctato-striatis, striis haud impressis, punctis profundis, 
parvis, rotundatis, interstitiis latis, totis deplanatis; limbo elytrorum et thoracis 
utrinque griseo-albido, margine infimo exteriore diffusius opaco; pedibus exiguis, 
antieis vix longioribus, harum tibiis paulo areuatis, mucronatis, omnium femo- 
ribus subtus denticulo acuto armatis, unguiculis ad magnam partem connatis. - 
Long. 7 mm. 

Specimen unieum. 

Diese unscheinbare Art weicht von dem bekannten prächtigen Cimbus 
barbicauda Boh. vom Ngami-See durch viel geringere Körpergrösse ab, stimmt 
jedoch mit ihm in allen Haupteharakteren überein, ermangelt aber der seiden- 
artigen Behaarung, der Goldsehuppen und der Querrunzelung der Fliigeldecken 


und des Halsschildes und ist einfach bleich gefärbt. 


169. Catamonus robustulus n. sp. (Taf. 3. Fig. 9, 9* und 95.) Kolbe, 
Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 29. 
revis, cinereus, elytris late fusco-atratis; oculis productis, valde con- 
vexis, rostro latiuseulo, ad latera carinato, in medio eanalieulato, canaliculo 
verticem versus ducto, clypeo antice profunde triangulariter exciso, intus trans- 
versim ciliato, postice ad canaliculum producto; antennis haud elongatis, seapo 
thoracem attingente, funieuli artieulis elongatis, 2. longissimo, 3. brevissimo; 
thorace brevi, postice lato, ad marginem postieum sat bisinuato, ante scutellum 
prolato; elytris sat humerosis, subdepressis, minus convexis, ad latera non 
ampliatis, postice valde declivibus, superne seriato-punctatis, punetis longulis, 
profundis, pupillatis. — Long. 7!/,—11!/, mm. 
Mehrere Stücke. 
In der Kürperform manchen Lachnopus-Arten, z. B. valgus Fbr., und 


Pachnaeus-Arten, z. B. litus Schh. ähnlich: Kurz und breit, Rüssel etwas 


42% 


ai 


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324 Hermann Julius Kolbe. (p. 172) 


länger als der Kopf, parallel, wenig länger als breit, an den Seiten mit 
einem wenig erhabenen Kiele, in der Mitte hinter dem tiefen dreieckigen 
Ausschnitt des Clypeus mit einem glatten Ansatz zu einem Kiele, der aber 
bald in eine über die Stirn hinaus bis fast an den Hinterkopf reichende 
Furche übergeht. An der Spitze ist der Riissel fast rechtwinklig und ein 
wenig erweitert, die Kiele vorn divergirend; der Ausschnitt mit gegen einander 
gerichteten Borsten versehen. Die Fühlerfurchen sind Anfangs scharf ein- 
gegraben, gekrümmt, gegen das Ende erweitert, verwaschen und gegen den 
Unterrand des Auges gerichtet. Die Stirn ist jederseits an den vorgequollenen 
Augen mützenförmig erhaben, indem ihre Erweiterung die letzteren an ihrer 
Basis halbzirklig umfasst. Der Fühlerschaft ragt über die Augen hinaus und 
berührt den Vorderrand des Thorax, er ist allmählich gegen die abgestutzte 
Spitze verdiekt. Der Funiculus ist wenig linger als der Schaft; die drei 
ersten Glieder sind verlängert, das zweite das längste, das dritte kürzer als 
das erste; letzteres ein wenig dieker als die übrigen, das vierte bis zum siebenten 
kurz, das siebente etwas grisser, alle obconisch; die Keule viergliedrig, 
länglich -eifórmig, scharf zugespitzt. Das Halsschild ist kurz, hinten am 
breitesten, nach vorn stark verengt, an den Seiten fast gerade, vorn etwas 
eingeschniirt; der Hinterrand zweimal tief gebuchtet, in der Mitte spitz vor- 
gezogen; der Vorderrand gegen die Unterseite hin sehrüg abgestutzt. Die Ober- 
flüche des Halsschildes ist nicht gewülbt und verläuft mit dem Rücken der 
Fliigeldecken in einer schwach sattelfürmigen Linie. Vor den beiden Aus- 
buehtungen ist es halb-scheibenfürmig eingedrückt; die Hinterecken sind spitz- 
winklig. Auf der Scheibe ist es dicht und grob punktirt, die Punktirung 
aber meistens durch runde gelbgraue Schiippchen verdeckt. — Die Fliigel- 
decken sind um die Hálfte breiter als das Halsschild an der Basis und letz- 
terem mit ihrer Wurzel genau angepasst; denn jederseits sind sie vorn 
erweitert und erscheinen dadurch fast dreibuchtig; die seitlichen Buchten sind 
aber schwach. Das Schildehen ist rundlich und klein, hinten etwas zugespitzt. 
Die Flügeldecken mit vorstehenden stumpfwinkligen Schultern und einer 
Schwiele an denselben versehen. An den Seiten sind sie nicht erweitert, erst 
im letzten Drittel verengt und kurz zugespitzt. Sie sind dreimal so lang als 


das Halsschild in der grössten Länge, oben schwach gewölbt, aber hinten 


stark gerundet und gegen die Spitze senkrecht abschüssig. Die sehr regel- 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 113) 325 


mässigen Punktreihen sind kräftig, die Punkte länglich und tief eingegraben, 
in der Mitte augenfürmig, mit einem sehr feinen erhabenen Piinktchen geziert. 
Die Flügeldecken sind dieht grau beschuppt, einige zerrissene Querstreifen 
entbehren der Sehüppehen. Die Spitze ist bis zu den Seitenrändern braun- 
schwarz, weil die Sehüppehen sowohl hier vereinzelter stehen als auch selbst 
von dunkler Fürbung sind. Die Zwischenriiume der Flügeldecken sind flach, 
die Naht hinten erhaben. Von der Seite gesehen, erblickt man auf den 
Fliigeldecken steife, nach hinten gerichtete kurze Bürstehen. Auch die Unter- 
seite ist gleich der Oberseite geschuppt. Das erste Hinterleibssegment besitzt 
die gewöhnliche beträchtliche Länge, das zweite ist kurz, nur wenig linger 
als das dritte und vierte, das Aftersegment ist lünglieh dreieckig. Die Beine 
sind krüftig, die Schenkel keulenförmig, die Schienen kurz und gerade. An 
den Tarsen ist das dritte Glied breit und rundlich zweilappig, unten ähnlich 
dem ersten und zweiten Gliede mit diehter Sohle. Das Klauenglied ist wenig 
entwickelt, die Klauen klein und verwachsen. 

Ausser dieser neuen Art sind nur noch C. eribrarius Oliv. aus Siid- 
afrika und melancholicus Boh. aus dem Capland bekannt, die aber von der 


neuen westafrikanischen Species beträchtlich verschieden erscheinen. 


170. Omotrachelus nov. gen. Geonominorum. (àuoc — Schulter, rodzytos — Hals.) 
Pronoto brevissimo, longitudine posterius plus triplo latiore, apicem 
versus attenuato, antice truncato, ad marginem posticum late bisinuato; elytris 
intra humeros coarctatis et constrietis, thoracem versus prolongatis magnaque 
parte super hune protrusis, tamquam igitur inter basin et humeros ad ineum- 
benda femora pedum anticorum mediorumque profunde sinuatis, quasi late ali- 
quantum impressis; humeris latis productis, callo utrinque singulo prominulo ; 
thorace cum parte elytrorum coarctata amplitudine horum maxima fere duplo 
angustiore; scutello nullo; rostro sat brevi, fere duplo longiore capite, antice 
vix dilatato; oculis majusculis, subdepressis, rotundatis; antennis mediocribus, 
scapo oculos superante, funiculo cum clava vix longiore, funieuli articulis 
duobus primis paulo elongatis, primo longiore, clavato, crassiore; clava sim- 
plice, brevi, ovali; segmento abdominali secundo primo multo breviore, tertio 


et quarto ad latera parum longiore; tibiis anticis subarcuatis, ad apicem ex- 


teriorem integris; tarsorum unguiculis liberis. 


E EN. SEH 


326 Hermann Julius Kolbe. (p. 174) 


Diese auffallend gebildete Form gehört zur Unterfamilie der Brachyderidae 
und zur Gruppe der Geonomini. Denn das Metasternum ist sehr kurz; der 
Fiihlerschaft überragt die Augen; der Prothorax ist ohne den seitlichen Haar- 
schopf am Vorderrande, wodurch die Tanymecini ausgezeichnet sind; die 
Vorderhüften berühren sich, während die mittleren durch die Mesosternal- 
verlingerung getrennt sind; die Klauen der Tarsen sind frei. Im Habitus 
hat Omotrachelus trotz der abweichenden Kigenthiimlichkeiten viel Aehnlichkeit 
mit den prächtigen und grossen Hupholus-Arten Australiens, ist jedoch viel 
kleiner und von schlichter, matter Fürbung. 

Der Rüssel ist gleichbreit, nur wenig schmäler als der Kopf und etwa 
doppelt so lang als der letztere; an den Seiten und neben den Augen ein 
wenig kielfürmig erhaben; in der Mitte mit einer vorn und hinten abgekiirzten 
vertieften Linie; vorn rundlich ausgerandet. Die breite, gekniete Fiihlerfurche 
zieht sich bis unter das Auge hin; der Vorderrand des letzteren wird von ihr 
zur Hälfte berührt; sie ist tief und auch gegen das Ende hin nicht ver- 
waschen. Der Fühlerschaft überragt die Augen und berührt fast das Hals- 
schild; in der Spitzenhälfte ist er keulenförmig verdickt. Der Fiihlerfaden mit 
der Keule ist kurz, kaum länger als der Schaft; das erste Glied verlängert, 
dick, am Ende rundlich keulenförmig; das zweite etwas kürzer und schwächer 
keulig; die übrigen Glieder sehr kurz und breiter als dick. Die Keule ist 
kurz eifürmig, zugespitzt. 

Höchst eigenthümlich ist das Halsschild gebildet. -Obgleich der ganze 
Prothorax seine normale Länge besitzt, ist dennoch das Pronotum durch die 
übergeschobenen Flügeldecken sehr verkürzt, an der Basis fast dreimal so 
breit als lang und naeh vorn bedeutend verschmälert; vorn schräg gegen die 
Unterseite abgestutzt; das Prosternum verkürzt, sein Vorderrand den Hüften 
sehr nahe. Hinterrand des Halsschildes in der Mitte winklig ausgezogen 
und beiderseits weit, aber nicht sehr tief ausgeschweift. Die Seiten des Pro- 


thorax sind, in allmälicher Zunahme gegen die Unterseite, nach hinten zu er- 


weitert. Die Flügeldecken sind vorn halsfórmig verengt und von dem in den 
Schultern stark vorragenden Theile durch eine leichte gürtelfórmige Ein- 
schnürung abgesetzt. Dieser verengte Basaltheil der Flügeldecken ist ebenso 
lang und breit als das Halsschild am Hinterrande. Das Merkwürdige besteht 


nun darin, dass dieser verengte Basaltheil der Flügeldecken an der Gestaltung 


e TR ——— NE d — n ERN geg x 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 175) 327 


des Halsschildes theil hat und den bei anderen Curculioniden gewöhnlichen 
Umfang desselben ersetzt. Gegen die vorstehenden und ziemlich nach hinten 
gerüekten Schultern fallen die Flügeldecken hinter der Kinschnürung des 
Basalstiicks sehr schrüg ab, so dass, von oben gesehen, ein tiefer, stumpf- 


winkliger Ausschnitt vor den Schultern entsteht. In diesem Ausschnitt ist 


ein passender Winkel für die angezogenen Vorder- und Mittelbeine vorgesehen, 
deren Schenkel hier eingeschlagen werden. Ein ähnlicher, aber sehr leichter 
Eindruck findet sich für die Hinterbeine an den Flügeldeeken unterhalb der 
Schultern hinter dem seitlich vorragenden Schulterhéckerchen. Zwischen den 
Schultern, die im Anfang des zweiten Drittels der Flügeldeckenlänge liegen, 
sind die Flügeldecken doppelt so breit als das Halsschild an seiner Basis. 
Nur wenig sich verschmälernd, verlaufen die Flügeldecken in leichter Rundung 
bis zu der mehr verschmälerten Spitze. Die Wülbung der ersteren ist in dem 
mehr als steil abfallenden hinteren Theile beträchtlich, auf der Scheibe nur sanft. 

Die Beine sind alle gleich lang, die Schenkel nur schwach keulen- 
fórmig, die Aussenspitze der Vorder- und Mittelsehienen abgerundet, die 
ersteren nur an der Spitze ein wenig einwärts gekrümmt. Die Klauen sind 
frei. Der zweite Abdominalring ist unterseits auffallend kurz, in der Mitte so 
kurz, wie die beiden folgenden, an den Seiten ein wenig länger, denn das 
erste Segment ist gegen das zweite hin in seiner ganzen Breite rundlieh er- 
weitert. Längs der Mitte ist die Bauchseite flach. Die Hinterhüften stehen 
ungewöhnlich weit auseinander, die Mittelhälften sind viel weniger getrennt, 
die Vorderhüften hingegen berühren sich. 


Eine Art. 


Omotrachelus difformis n. sp. (Taf. 3. Fig. 8, 82, Sb und 8°) Kolbe, 
Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 30. 

Flavo-griseus, ad latera variegatus, ubique squamulosus, vix elongatus, 
fere brevis, capite ad latera et subtus fusco, antennis fuseis, clava albo ter- 
minata; thorace crasse et sparsim punetato, setuloso, carinula longitudinali 
mediana antice obsoleta, in medio et ad latera fusco nebuloso; elytris in disco 
obsolete fulvogriseis, baseos maculis compluribus  impressioneque ` humerali 


fuscis, illis obsoletioribus, fascia obliqua direpta, de callo humerali aborta, sub- 


discoidali, parum geniculata, fere ad apicem protensa, pallide flava, extrinsecus 


328 Hermann Julius Kolbe. (p. 176) 


fasciam usque ad marginem lateralem atro-fusculis, ad marginem flavo-variegatis, 
striis discoidalibus lineariter impressis, punctis inseulptis haud indistinetis, inter- 
stitiis striarum serie simplice parum setulosis; corpore subtus profunde, haud 
dense punctato; pedibus griseis, postieorum femoribus partim brunneis, in medio 
flavo annulatis. — Long. 6 mm. 

Specimen unieum. 


171. Systates fossulatus n. sp. (Taf. 3. Fig. 13 und 13%) Kolbe, Berl. 
Ent. Zeitschr. 1883, p. 30. 

Niger, disperse griseo maculatus, squamulosus, capite thoraceque brevius, 
elytris longius setosis, his globosis, seriatim profunde et robustissime fossulato- 
sculptatis, fossulis transversis; antennis longissimis, scapo inerassato, thoracis 
medium attingente, funiculi articulis 3 primis, tertio minime, elongatis, ceteris 
obeonieis; rostro tricarinato, a fronte separato, hac in medio longitudinaliter 
parum impressa, illo apicem versus dilatato, in medio profunde triangulariter 
exciso; segmentis abdominalibus 3 mediis inter se aequalibus; corpore à an- 
gustiore abdominisque segmento basali deplanato, tibiis anticis mediisque in 
utroque sexu setosis. — Long. 67/,—8 mm. 

In grösserer Anzahl gesammelt. 

Am nächsten mit S. hirtus Gerst. verwandt. Der Rüssel ist vorn 
kräftig erweitert und vor der Spitze eingeschnürt, der Clypeus dreieckig 
ausgeschnitten; der Längskiel wenig erhaben und ähnlich den scharf be- 
randeten, ausgeschweiften Seiten gebildet. Die Stirn ist von dem Riissel durch 
eine beiderseits naeh vorn schrüg stehende Querlinie. getrennt; auf der Stirn 
ist eine eingedrückte Liingslinie zu sehen. Der Fiihlerschaft erreicht die Mitte 
des Halsschildes, der übrige Theil des Fühlers ist kaum länger als der Schaft, 
die drei ersten Glieder sind die lüngsten, gegen die Spitze hin verkürzen sie 
sich. Die Keule ist länglich, eiförmig, zugespitzt. Halsschild etwas breiter 
als lang, convex, an den Seiten gerundet, in der Mitte am breitesten, oben 
mit zerstreuten schwarzen Körnchen besetzt. Flügeldecken ungleich oval, 
convex, beim 5 mehr verschmälert, mit aufrecht stehenden Börstehen besetzt. 
Die Griibchenreihen sind grob und tief, die sehr regelmässig gestellten und 


gebildeten Griibchen in die Quere gezogen. Die Grübchen und die 


Zwischenräume derselben berühren sich in den Streifen abwechselnd. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 17%) 329 


172. Catascythropus n. g. Scythropinorum. 

Rostro eapite breviore et angustiore, apicem versus attenuato et ovali: 
antennis tenuibus, seapo oculos ad marginem postieum fere attingente, funieuli 
artieulis 2 primis elongatis, secundo longiore, primo inerassato, elavato; oculis 
sat magnis, deplanatis, rotundato-ovalibus, postice angulatis; thorace sat parvo, 
ab elytris separato, convexo, ante apicem circuitu impresso, ante basin anguste 
constrieto, ad latera rotundato; scutello disgneto, ovali, ad apicem acuminato; 
elytris thorace fere duplo latioribus, humeris prominulis, callosis; pedibus anti- 
cis paulo elongatis, femoribus incrassatis, tibiis areuatis, ad marginem denti- 
eulatis; corbiculis femorum posticorum apertis; tarsis mediocribus, articulo primo 
secundo longiore et robustiore, tertio bilobo, elato, quarto elongato, haud crasso, 
unguieulis medioeribus, paululum connatis; segmento abdominali medio sequen- 


tibus duobus duplo longiore. 


Diese neue Gattung in der Gruppe Seythropini unterscheidet sich von 
den wenigen bisher bekannten dieser Gruppe durch den sehr kurzen und vorn 
verschmälerten Rüssel, die abgeflachten Augen und das, von der Seite ge- 
sehen, beträchtlich convexe Halsschild. Mit Seythropus hat Catascythropus die 
verwachsenen Klauen gemeinsam, unterscheidet sich aber durch den nur den 
Hinterrand der grösseren und flachen Augen berührenden Fühlerschaft und den 


kugelig gewülbten Prothorax. 


Die Stirn ist flach, gegen den Vertex ansteigend; die Augen ziemlich 
gross, abgeflacht, rundlieh bis kurz oval, hinten winklig eckig. Rüssel etwas 
kürzer als der Kopf, vorn verjüngt, an der Spitze gerundet. Die Fühler- 
furchen sind leicht gekrümmt, tief, und berühren vorn den Unterrand der 
Augen. Fühlerschaft an der Spitze kolbenfürmig, den Hinterrand der Augen 
erreichend, viel kürzer als die Geissel sammt Keule. Die beiden ersten 
Geisselglieder sind verlängert, erstes an der Spitze kolbig, zweites etwas 
länger, die übrigen knopfförmig und gleiehlang; siebentes verdickt. Halsschild 
so lang als breit, in der Mitte dreimal so breit als der Riissel in der vorderen 
Hälfte, gewölbt, vorn und hinten abgestutzt, im Apicaltheile kaum, vor dem 
Hinterrande durch eine tiefe Furche eingeschnürt. Flügeldecken umfangreich, 
fast doppelt so breit als das Halsschild, mit rechtwinklig vorragenden 


Schultern, parallel, hinten allmählich verengt, 13/, mal so lang als breit. 


Nova Acta L. Nr. 3. 43 


a nn a ui 


330 Hermann Julius Kolbe. (p. 178) 


Die Vorderbeine sind wie bei Hugnathus kräftig entwickelt, aber die 
Tarsen viel feiner als in dieser Gattung. Vorderschenkel in der Mitte stark 
verdickt, die verlängerten Schienen einwärts gekriimmt. Die Mittelbeine sind 
schwächlich gebaut. Alle Klauen zur Hälfte verwachsen. 

Die Scythropinen waren bisher aus Westafrika nicht bekannt. In 
Caffraria und Madagaskar heimathet Cecractes; eine noch unbeschriebene Art 
liegt aus Zanzibar vor, von Hildebrandt gesammelt. In Nordafrika, nördlich 
von der Sahara, leben Scythropus "und Myoglamys. | Seythropus ist über Süd- 
europa bis nach Deutschland verbreitet, auch in Japan gefunden, gehört also 
allein der paläarktischen Region an. Catachaenus ist auf die Philippinen be- 
schränkt. Hugnathus verbreitet sich über das tropische Asien bis Japan einer- 
seits und Mittelamerika andererseits. 


Catascythropus acuticollis n. sp. (Taf. 3. Fig. 5 


Derl. Ent. Zeitschr. 1883, p.i. 


, 5% und 55) "Kolbe, 

Ater, fusco squamulosus, rostro eum fronte canaliculato, ad latera bre- 
viter carinato, plaga pone oculos arcuata brevi nitida; thorace fere globoso, 
postice et antice obtuso, ad finem disci postieum tuberculo, ex adverso seutelli 
posito, erecto, acuto, parvo, exstructo; superficie thoracis haud subtiliter gra- 
nulata, ante apicem glabro; elytris convexis, amplis, posterius haud declivibus, 
striato-punctatis, punctis mediocribus, profundis, dense seriatis, interstitiis latis, 
vix subconvexis; femoribus integris, in medio clavatis, anterioribus inerassatis. 
Long. 8—10 mm, lat. elytr. 3—33/, mm. 

Capta specimina duo. 

Die Art ist ausgezeichnet durch das verhältnissmässig kleine, kurze, 
entfernt kugelig gerundete Halsschild. Dasselbe ist von den Flügeldecken ab- 
geriickt und hinten auf dem oberen Rande der kurz abschüssigen Scheibe, 
gegenüber dem Schildehen, mit einem aufrechten, spitzen, eigenthiimlichen 
Hückerchen versehen. Die regelmässige Granulation ist grob, Dest aber den 


Vorderrand in Dreiecksform glatt, wührend die Grenze gegen die grobkürnige 


Gel 


Granulation aus mittelmässigen eingestochenen Punkten besteht, welche den 
Uebergang zu jener Seulptur bilden. Der Rüssel ist oberseits in der Mitte 
von einem feinen Kanale durchzogen, der bis zur Stirn hinaufreicht und gegen 


den Hinterkopf hin verschwindet; letzterer ist gestrichelt. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 119) 551 


Das Halsschild sammt dem viel kleineren Kopfe ist bedeutend 
schmäler als die in den Schultern stark vortretenden breiten und fast parallelen 
Flügeldecken, die fast unmerklich nach hinten zu erweitert sind und im 
letzten Drittel sich verschmälern und zuspitzen. Im Profil sind sie ziemlich 
gleichmässig, aber nieht stark gewülbt und fallen gegen die Spitze nur all- 
mählich ab, ohne im Entferntesten abschüssig zu erscheinen. Die Punkt- 
streifen liegen in etwas vertieften, sehr regelmiissigen Linien, die Punkte sind 
tief, aber klein und dieht an einander gereiht; die Zwischenrüume aber fast 
flach und nur gegen die Basis hin gewülbt. Die das Halsschild und die 
Flügeldecken bekleidenden Sehuppen sind braun; bei den vorliegenden Exem- 
plaren ist die ganze Mitte des Halsschildes als parallelseitige breite Liingsbinde 
nicht beschuppt. 

Die Vorderbeine sind am kräftigsten, die mittleren am schwächsten; 
die Vorderschienen verlängert und nach innen gekriimmt. 

In der Körperform steht Catascythropus acuticollis wohl dem Cecractes 


argenteus Schh. in Madagaskar am nächsten. 


173. Livus subnebulosus n. sp. (Taf. 2. Fig. 14, 14% und 145.) Kolbe, 
Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 31. 

Robustulus, fere brevis, rostro laevi, punetulato, antennarum funiculi 
artieulis duobus primis fere aequalibus, primo vix longiore, nonnihil inerassato, 
fronte levissime transversim impressa, striolata, punctata; thorace conico, 
antrorsum attenuato, pone oeulos parum constricto, latitudine baseos breviore, 
supra oblique subruguloso, linea elevata mediana longitudinali fere irregulari, 
ad marginem posticum bisinuato, ante scutellum vix angulato; elytris minus 
elongatis, latitadine fere duplo longioribus, pube cinerea, praesertim postice, 
excepto tubere subnudato, adsperso, circa scutellum fere in orbem late de- 
pressis, tubereulo postico, utroque elytro eommuni, depressionem hane termi- 
nante, tubereuloque altero basali singulo ex interstitio tertio erecto distincto, 
in dorso, medio fere excepto, leviter in transversum rugulosis; femoribus 
subtus dentieulo aeuto, anticorum sat robustulo, armatis. — Long. 18—19 mm. 

Ist mit L. validus Har. nahe verwandt und von dieser Art folgender- 
maassen verschieden. Körper kürzer, gedrungener. Ein leichter längsrunzliger 


und mit Punkten besetzter Eindruck zwischen den Augen. An der Wurzel 


43* 


u — 


332 Hermann Julius Kolbe. (p. 180) 


und in der Apiealhülfte des Riissels eine -deutliche Längsfurche. Halsschild 
kürzer, vor dem Schildehen nur wenig vorgezogen und hier einen sehr 
stumpfen, fast flachen Winkel bildend; Oberfläche ziemlich grob runzelig, die 
Runzeln indessen ebenfalls schief gerichtet, wie bei Validus; die glatte 
Liingslinie nur in der Mitte deutlich. An der Basis des dritten Zwischen- 
raumes ein deutlicher Höcker, der jedoch nicht so kräftig ist als bei L. rugi- 
collis, einer anderen nahe verwandten Art. Ausser dem starken Zahne an 
den Vorderschenkeln auch ein sehr deutlich hervortretendes Zähnchen an den 
Schenkeln der Mittel- und Hinterbeine, der auch keiner der übrigen nächsten 
Verwandten zukommt und sich nur bei Subnebulosus n. sp. findet. Gleich 
dem Validus hat auch Hildebrandti ein längeres Halsschild, nur wenig quer 
gerunzelte Flügeldecken, keinen Hicker an der Basis des dritten Zwischen- 
raumes der Fliigeldecken und die Stirn nicht eingedrückt. 

Das Halssehild des gleichgrossen Rugicollis ist oben dicht runzelig 
gekörnt, jederseits an der Basis der Flügeldecken ein sehr kräftiger Höcker 
vorhanden und die Zwischenräume der Streifen auf den Flügeldecken sind glatt. 

Der schmiilere, aber gleichlange Hottentottus hat ein dicht und fast 
runzelig punktirtes Halsschild, keinen Basalhócker auf den Fliigeldecken, die 


beiden ersten Glieder des Funiculus etwas länger und die Schenkel ungezähnt. 


174. Lixus rhomboidalis Schh. 

Es sind Exemplare von Chinchoxo vorhanden, die von einem in Sene- 
gambien gefangenen Individuum nicht abzuweichen scheinen. Die aus Zanzibar 
(Endara, v. d. Decken) und Madagaskar (Goudot) stammenden Stücke haben 
stärker punktirte Flügeldecken. Die Art hat eine weite Verbreitung, von 
Senegambien und Guinea (Gabun, Chinchoxo) bis Nubien, Zanzibar und 
Madagaskar. Von Madagaskar hat sie Klug bekanntlich als Coarctatus 


beschrieben. 


Lixus ignavus. Thoms. Arch. Ent. II. 1858, p. 130. 
Ich vermuthe, dass die vorliegende Art identisch ist mit L. ignavus 
Thoms. vom Gabun. Hier lasse ich die Beschreibung des einzigen Stückes 
von Chinchoxo folgen. 


Angustatus, parallelus, cylindricus, rostro thorace haud longiore, in 


basi et fronte longitudinaliter striolato; antennarum funiculi articulo secundo 


; gen "mp s PECH = P ` 
Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 181) 333 


elongato, fere duplo longiore primo; thorace prorsum sat angustato, intra 
apicem fere constricto, ad latera vix subrotundato, superne subtiliter ruguloso, 
subpunetato, linea mediana longitudinali anterius laevi, fera elevata, posterius 
depressa, furcata; margine postico thoracis bisinuato, ante scutellum parum 
producto; elytris cylindricis, thorace parum latioribus, circa scutellum et intra 
basin impressis, anterius profunde striato-punctatis, ultra medium transversim 
maculis 


subrugosis, postice subtiliter punctato-striatis, striis parum impress 
subfumatis, in disco, ad apicem, prope marginem dispersis, cinereo-pubescen- 
tibus; apice elytrorum haud producto, pilosulo; pedibus mediocribus, femoribus 
inermibus, anticis ultra medium subtus angulariter obtuse subproductis. 

Long. 15 mm. — Specimen unicum, 

Ausserdem bewohnen von Lixus die folgenden Arten die westafrika- 
nische Subregion: nubilosus Boh. (Senegal), auritus Boh. (Sierra Leone), spini- 
manus Boh. (Sierra Leone), torvus Boh. (Senegal), aciculatirostris Boh. (Senegal), 


acuminatus Boh. (Senegal), vulneratus Boh. (Sierra Leone). 
o VY P 


115. Cleonus interstitialis n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 32. 
Oblongus, niger, subtus griseo-tomentosus, segmentis 4 ultimis bise- 

riatim maculatis nebulaque extrinsecus juxta maculam segmenti secundi fusca; 
rostro vix brevi, lineariter bisuleato, fronte fossula punctiformi profunda 
signata; funieuli antennarum articulis duobus primis brevibus, aequalibus; 
thorace subconico, punctato, in medio disci carinato, utrinque subrugoso, vitta 
dorsali longitudinali sublyriformi, antice attenuata, atrofusca, ad latera fasciis 
2 albogriseis, antice fere conniventibus; elytris albogriseo tomentosis, fasciis 
tribus obliquis irregulariter fusco-atris, basali interrupta, interdum obsoleta, in 
dorso striato-punctatis, punctis variis, aut profundis aut obsoletis, per fascias 


positis majoribus, interstitiis striarum alternis elevatis et parum latioribus, 


ferruginatis. — Long. 13 mm. 
Specimina duo. N 


116. Oleonus mus n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 32. 


Oblongus, atrofuseus, fuscogriseo tomentosus, subtus concolor, segmentis 


tribus ultimis biseriatim maculatis, nebulis duabus distantibus basalibus vix 


conspicuis; rostro bisuleato, in medio carinato, puncto frontali profundo, an- 


4 


334 Hermann Julius Kolbe. (p. 182) 


tennarum funieuli articulis duobus primis brevibus, subaequalibus; thorace 
conico, in disco laevi, remote punctato, fusco, ad latera griseo: elytris fuscis, 
striato-punctatis, punctis inaequalibus, interstitiis planis, tertio ad basin 
latiusculo, elevato, atro terminato; fasciis duabus vel fere tribus obliquis, nec 
suturam nec latera attingentibus, atrofuscis, simplicibus, callo anteapicali fuscato, 
albo eoronato. —- Long. 11 mm. 


Captum specimen unicum. 


P 


17%. Cleonus mucidus Germ. (velatus Gyll, sannio Hbst.) 

Einige Exemplare. Weit verbreitet. Das K. Museum besitzt Vertreter 
aus dem Capland (Lichtenstein), vom Orlog Riv. (Meyer), Lac Jipe in Zan- 
zibar (v. d. Decken), vom N'Gami ( johemann), Sennaar (Hartmann), Senegal 
(Buquet), Chinchoxo (Falkenstein), Angola (Schönlein), Loanda (v. Homeyer), 
Ober-Aegypten (Ehrenberg). 

Uebrigens sind die aus diesen verschiedenen Districten der üthiopischen 
Region hier vorhandenen in Grüsse, Kürperfürbung und Seulptur recht ungleich 
und verdienten auf ihre Rassenausbildung eine eingehende Bearbeitung. Eine 
Varietàt „maculipes“ beschrieb Gyllenhal vom Cap verd. 

3uquetsche S 


tücke vom Senegal sind im König]. Museum mit „murinus 
Zu." bezeichnet. 

Ausserdem gehüren zur westafrikanischen Subregion C. ophinotus Pähr. 
(Senegal), fumosus Fahy. (Senegal), albogilvus Gyll. (Senegal), opimus Gyll. 
(Senegal), lateralis Gyll. (Galam), senegalensis Gyll. (Senegal). 


178. Hylobius fasciculatus n. sp. (Taf. 3. Fig. 12 und i2*) Kolbe, 
Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 32. 


Oblongo-ovatus, humeris productis, elytris retrorsum paulo attenuatis, 
thorace ad latera rotundato, antice constr 


to, ruguloso, illis seriatim rugulose 
fossulato-punetatis, hine et illinc parum tuberosis, callo anteapicali acute 


tubereulato, levissime pilosulis, fasciculis pilorum brevium dispersis aureolis; 


rostro robustulo, elongato, leviter curvato, ante oculos utrinque longitudinaliter 
bifureato, prorsum laevi, subtilissime punctato, inter antennarum basin 
foveola ovali parum impressa instructo, fronte inter oculos profunde foveolata. 
— Long. 14 mm. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 188) 985 


Specimen unicum. Auch ein von Dr. Reichenow bei Aquapim (Gold- 
küste) gefangenes Stück befindet sich in der Königl. Sammlung. 

Die Art ist ausgezeichnet durch die rauhen Erhabenheiten der Ober- 
seite. Länglich oval mit stark vortretenden Schultern. : Die Flügeldecken 
sind in eine kurze Spitze ausgezogen und besitzen auf der anteapicalen 
Flügeldeckenbeule einen zugespitzten Hicker, Rüssel kräftig, so lang als 
Kopf und Thorax zusammen, im vorderen Theil breiter als gegen die Basis 
hin, abgeplattet, glatt, etwas punktirt; der hintere Theil, von der Fiihlerbasis 
an, mit einem stumpfen Kiele versehen; an beiden Seiten des Kieles je zwei 
nach vorn verschmälerte, an der Basis den Augenrand berührende furchenartige 
Striemen. Auf der Stirn, zwischen den Augen, ist ein tiefes Griibchen aus- 
gegraben, gerade unmittelbar hinter dem in einen Höcker endigenden Riissel- 
kiel. Die Fühler sind mittelmässig kräftig; der Schaft berührt beinahe die 
Augen und ist am Ende keulenfórmig verdiekt. Die zwei ersten Geisselglieder 
sind länglich, etwa doppelt so breit als lang, das zweite etwas kürzer; das 
dritte, vierte, fünfte und sechste kurz und glünzend, das siebente etwas grüsser 
und breiter und, gleichwie die längliche, ovale und zugespitzte Keule pubescirt. 
Augen fast flach, wenig gewölbt, breit nierenförmig, beiderseits die Basis des 
Riissels umfassend, aber unten wie oben ziemlich weit von einander getrennt. 
Halsschild so lang als in der Mitte breit, der Vorderrand ziemlich stark ein- 
geschnürt, oben rauh und querrunzelig sculptirt und griibchenartig punktirt, 
an den Seiten gegen die Basis hin fast höckerig, auf dem abgeschniirten 
Vorderrande feiner punktirt. Der Rücken des Halsschildes ist convex. Flügel- 
decken in den Schultern um die Hälfte breiter als das Halsschild, nach 
hinten zu gleichmässig verschmälert, oberseits mit rauhen und tiefen, in regel- 
mässigen Reihen stehenden Griibchen, die auf dem Rücken längs der Naht 
der Flügeldecken feiner sind, während die Zwischenräume dieser rauhen 
Grübehenstreifen vorn und an den Seiten der Flügeldecken schmal, nach 
hinten zu breit, glatt und flach sind. An der Basis der Flügeldecken zwischen 
dem zweiten, vierten und sechsten Streifen zeigen sich höckerige Erhabenheiten, 
wie ähnlich an den Seiten, ziemlich weit unterhalb der Schultern. Neben einem 
äusserst leichten Tomente treten mehrere gelbe Haarbiischel (Faseikeln) auf dem 


Rücken und an den Seiten, sowie ausserhalb neben dem anteapicalen Höcker 


hervor, die der Art gegenüber den Gattungsverwandten ein exceptionelles Aus- 


336 Hermann Julius Kolbe. (p. 184) 


sehen verleihen. Auch das Halsschild ist vorn gelb behaart. An allen Schenkeln 


befindet sich unterseits vor der Spitze ein mittelmässig kriiftiger Zahn. 


179. Dysprosoestus n. g. Hylobiinorum. (Ovowedcoror0g = insociabilis, weil 
diese Gattung eine isolirte Stellung unter den Gattungsgenossen 
einnimmt.) 

Corpus subdepressum, glabrum, thorace prorsum attenuato, 'apite 
exiguo, elytris pone humeros simplicibus, rostro subeylindrico, superne ad 
latera bicarinato, parum curvato, ad apicem dilatato; funiculo antennarum 
scapo longitudine aequali, articulo primo vix elongatulo, 2. brevi, ceteris 5 


D] 


transversis, 7. clavae haud annexo; oculis ovali-rotundatis: coxis anterioribus 
leviter separatis; femoribus clavatis, ad basin pedunculatis, tibiis femoribus 
sat brevioribus, compressis, intus bisinuatis, unguiculis liberis, distantibus. 

Der Riissel ist gebogen, wie bei der Mehrzahl der Gattungen, die 
Vorderhüften ein wenig von einander getrennt, wie bei Pissodes; das 
siebente Glied des Fühlerfadens von der Keule getrennt, wie bei Heilipus, 
Centor und Laccoproctus; die Schenkel ungezähnt, wie in letzterer Gattung, 
und an der Basis stielfürmig, wie bei Centor. 

Der Körper ist oberseits flachgedrückt und namentlich nach vorn zu- 
gespitzt; die Fühler der Basis des Riissels ziemlich nahe eingefügt. Alle Schienen 


sind, dem Charakter der Hvlobiinen entsprechend, innen zweimal ausgebuchtet. 


Dysprosoestus costatus n. sp. (Taf. 3. Fig. 10.) Kolbe, Berl Ent. 
Zeitschr. 1883, p. 33. 

Atropiceus, glaber, subtus pectore, abdomine, pedibus levissime pilosis; 
rostro thorace paulo longiore, dense et profunde punetato; capite eum thorace 
exiguis, illo infra subtumido: thorace latitudine baseos vix longiore, supra 
densissime fossulato-punctato, longitudinaliter subruguloso, postice vix bisinuato, 
angulis posticis rectis: elytris humerosis, ad basin dimidio fere latioribus 
thorace, subparallelis, postiee leviter dilatatis, profunde crenato-striato-punetatis, 
punctis catenatis, angulariter exsculptis, in fundo interiore purpureo pellueidis, 


interstitiis striarum alternis costam praebentibus, plerisque (3., 5., 7., 8. 9.) 


alternis subconvexis; segmentis abdominalibus ventralibus in medio late sub- 


depressis. — Long. corp., rostro excepto, 91/2 mm. 


Specimen unicum. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 185) 331 


Fast schwarz, Flügeldecken sehr leicht pechfarben.  Apicaltheil des 
Hüssels beträchtlich erweitert, Rücken desselben oberseits flach, beiderseits 
doppelt gekielt und dicht, ungleichmässig, aber nicht stark punktirt. Fühler- 
schaft so lang als die Geissel sammt der Keule, an der Spitze etwas ge- 
bogen; erstes Glied der Geissel ein wenig verlängert und keulenfürmig, zweites 
so lang als breit, cylindrisch, die folgenden kürzer und quer; die Keule oval 
und etwas zugespitzt. Augen etwas vorstehend, gewölbt, rundlich, hell gelb- 
braun; Stirn schmal, quer niedergedrückt, mit einem Grübchen in der Mitte. 
Prothorax fast conisch, vorn von der Breite des Kopfes, an den Seiten leicht 
gerundet, oben beinah flach und mit ausgestochenen Griibchen dicht besetzt. 
Flügeldecken fast um die Hälfte breiter als das Halsschild an der Basis, mit 
vorstehenden Schultern und fast parallelen, hinten etwas divergirenden 
Seiten, im letzten Drittel verschmälert und rundlich zugespitzt, der Rücken 
schwach gewölbt. 

Die Seulptur der Flügeldecken besteht in regelmässigen Griibchen- 
reihen und abwechselnd kielförmigen Zwischenräumen. Die Grübchen sind 
gross, viereckig und regelmässig, gegen die Spitze der Flügeldecken an 
Grösse abnehmend. Uebrigens sind die drei seitlichen Zwischenräume der 
Grübehenreihen gleiehmässig kielfórmig. Der dritte, vierte und fünfte Zwischen- 
raum vereinigen sieh und endigen vor der Spitze der Fliigeldecken. Die 
Unterseite des Körpers ist sammt den Beinen dicht punktirt und nur mit 
wenigen und feinen Härchen versehen, während die Oberseite ganz kahl und 
ohne jegliche Bekleidung von Schuppen, Haaren oder Borsten ist. 

Die beiden ersten Bauchsegmente sind zusammen in der Mitte ein- 


gedrückt. 


180. Rhynchites castaneus Jekel. 


Einige Stücke. Im Catalogus von Gemminger und v. Harold, gleich- 
wie an älteren Stücken der Königl. Sammlung, welche das Museum von 


Buquet erhielt, findet sich nur die allgemeinere Bezeichnung „Guinea“, 
181. Alcides griseolineatus n.sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 34. 


Oblongus, subcylindricus, leviter convexus, haud crassus, griseo-fuscus, 


elytris griseo et albido lineatis, thorace minus ampliato, ad latera rotundato, 


Nova Acta L. Nr. 8. 14 


338 Hermann Julius Kolbe. (p. 186) 


his et linea mediana longitudinali albidis, superne granulato; rostro mediocri, 
fere recto, punctato, antice nitido, laevi; elytris thorace vix latioribus, haud 
humerosis, ad latera levissime rotundato-ampliatis, punctato-striatis, striis im- 
pressis, punctis parvis, subrotundatis, profundis, interstitiis variis, alternis latis, 
deplanatis, albido et griseo tomentosis, alternis angustioribus, subconvexis, nitidis, 
punctulatis; femoribus anticis bi-, posterioribus unidentatis. — Long. 64/; mm. 

Ein Exemplar. Am Cuango wurde die Art von H. v. Mechow gefangen. 

Die Art ist von gestreckter Form und zunächst mit einer Species- 
gruppe verwandt, die in Ceylon heimathet. In der afrikanischen Fauna sind 
ihr Albolineatus Schh., Exilis Schh. und Rufus Schh. sehr ähnlich. 


182. Alcides Guessfeldi n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 34. 


Oblongo-ovatus, robustus, valde eonvexus, fusco-ater, parum nitidus, 
rostro mediocri, leviter curvato, vix ruguloso-punctato, rugulis obsoletis, 
levissimis, longitudinalibus, punctis singularibus, antice laevi, punetulato; thorace 
antrorsum attenuato, antice constricto, ad latera rotundato, postice profunde 
bisinuato, lobo antescutellari acute porrecto, in dorso granulato, granulis 
distinetis, deplanatis, linea mediana longitudinali lineisque lateralibus, stria 
antica tomentosa transversali, impressioni anteapicali imposita, suspensis, 
flavicanti-griseis; elytris leviter humerosis, subelongatis, ad latera compressis, 
macula ponescutellari, utrinque oblique lineiformi, stria humerali, interstitio 
quinto imposita, fascia discoidali transversa, maculis tribus direpta, maculaque 
anteapicali, angulari, tenui, albogriseis, superne lineato-fossulatis, fossulis 
profundis, rotundatis, interstitiis, praesertim exterioribus, convexis, interioribus 
tribus et sutura fere rugoso-punetatis, exterioribus laevissimis; subtus cum 
pedibus dense tomentoso, femoribus unidentatis, tibiis subarcuatis, fere rectis, — 
Long. 8!/,—10!/, mm. 


Einige Stücke. 


Von der artenreich über Afrika verbreiteten Gattung Alcides leben in 
Westafrika interruptus Boh. (Senegal), signifer Boh. (Guinea), albolineatus Boh. 
(Galam), dentipes Ol. (Senegal), erroneus Thoms. (Gabun), crassirostris Thoms. 
(Gabun), leucogrammus Er, (Angola), imbellis Thoms. (Gabun), Paykulli Boh. 


(Sierra Leone), senex Sahlb. (Sierra Leone), cultrirostris 'l'homs. (Gabun), 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 181) 339 


guttulatus Thoms. (Gabun), sycophanta Thoms. (Gabun), trilobus Fbr. (Guinea) 
und obliquatus Thoms. (Gabun). 

Die Gattung bewohnt nur die östliche Hemisphäre (äthiopische, palä- 
arktische, orientalische und australische Region). 


183. Mecocorynus loripes Chevr. 


Einige Stücke. Die Art ist fast überall im tropischen Afrika, bis 
nach Caffraria gefunden. 


184. Cyamobolus clavicularis n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 35. 


Oblongo-ovatus, subconvexus, ater, subnitidus, rostro curvato, longi- 
tudine thoraci aequali, punctulato, ad basin rugosulo, linea laevi elevata usque 
ad apicem pertinente; antennarum funieuli articulis duobus primis subelon- 
gatis, priore crassiusculo, secundo breviore, claviculo de funiculo fere disjuneto; 
thorace sat laevigato, punctis congregatis, profundis, latitudine baseos breviore, 
in dorso linea elevata longitudinali; elytris thorace fere triplo longioribus, 
vatenate punctato-striatis, punctis quadratis, haud profundis, striis regularibus, 
interstitiis planis, latis, glabris; corpore subtus glabro, nitido, haud exigue 
in ocellorum modum punetato. Long. 51/ mm. 

Specimen unicum., 

Bisher war die Gattung Cyamobolus nur aus der orientalischen Region 
bekannt. Das Vorkommen auch in Westafrika mag wiederum nur ein Aus- 
druck der allgemeinen Thatsache von der Verwandtschaft dieser beiden 


Jm Y al 
Regionen sein. 


185. Coryssopus discolor n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 33. 
Brevis, subnitidus, fulvo pallidus, piloso-squamulosus, fusco-maculosus, 

rostro rubro-castaneo, longitudine thoraci fere aequali, validiusculo, leviter 
arcuato, oculis magnis, vitulinis, adspicientibus, in fronte valde approximatis, 
rotundatis; thorace brevi, antrorsum attenuato, ad latera vix rotundato, plaga 
rotundata ante scutellum albula, utrinque late fuscato, antice maculis sub- 
fuscis in triangulo positis, inter se et cum alteris conjunctis, ornatis; elytris 
latis, mox pone basin ampliatis, basin versus attenuatis, in dorso gibboso- 


convexis, leviter striato-punetatis, maculis fasciisque, plus minusve transversim 


340 Hermann Julius Kolbe. (p.188) 


positis, fuscis; pedibus ferrugineis, albido pilosulis, femoribus anterioribus 
dente singulo, posticis dentibus duobus armatis. — Long. 53/, mm. 

Specimen unieum. 

Verschieden von dem mir in natura nicht vorliegenden (€. herasticus 
Schh. Gen. Cure. IV. p. 262, der bisher einzig bekannt gewesenen Art dieser 
Gattung, dureh folgende Merkmale, Der Riissel ist kaum so lang als Kopf 
und Halsschild zusammen, nieht „longitudine capitis cum thorace“, und nur 
an der Basis mit einem kurzen Kiel versehen. Die Flügeldecken sind kaum 
doppelt so lang als das Halsschild, nieht „thorace triplo longiora“. Nur die 
Hinterschenkel sind an der Unterseite mit zwei Zähnchen bewehrt, nicht 
„femoribus omnibus“, 


C. hexasticus Schh. heimathet in Sierra Leone. 


186. Camptorhinus frater n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 33. 
Oblongus, ater, subtus griseus, elytris plaga dorsali opaca communi, 
postice albo terminata subcoloratis; rostro ad basin rugoso, dein vix punctato, 
laevi, ferrugineo; thorace baseos longitudine dimidio longiore, elytris angustiore, 
retrorsum angustato, ad latera rotundato, antice mox valde attenuato, fere 
constricto, carina dorsali, fere ad scutellum pertinente, tenui, dense et pro- 
funde super discum punetato, sparsim hispidulo; elytris subparallelis, thorace 
duplo longioribus, confertim subprofunde punctato-striatis, interstitiis 2. et 4., 
praesertim postice, elevatis. — Long. 73/, mm. 

Specimen unicum, 

Mit C. ephippiger Boh. (Capland, Natal) am nächsten verwandt, aber 
durch das schmälere und gestrecktere Halsschild, den längeren Rückenkiel des- 
selben und dureh die weniger tief punktirt-gestreiften Flügeldecken verschieden. 

Der kleine Kopf ist nach unten gelegt und oben von der eingeschnürten 
vorderen Erweiterung des Halsschildes bedeckt. Die Stirn zeigt rauhe, kör- 
nige Unebenheiten. Der der intereoxalen, in einem Futteral liegenden Grube 


der Vorderbrust einliegende Rüssel ist glänzend, aber am Grunde sculptirt. 


Das etwas rauhe und namentlich vorn mit kurzen, schwarzen, nach vorn 
gerichteten Borsten besetzte Halsschild ist schmäler als die Flügeldecken, 
etwas länger als breit, seitlich nach vorn hin gerundet und nach hinten zu 


leicht verengt. Ein Längskiel auf der Scheibe des Halsschildes ist vorn und 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 189) 341 


hinten abgekürzt. Die Oberseite ist dicht und nicht tief, die Seiten weniger 
dicht punktirt. Die parallelseitigen Flügeldecken sind 1?/,mal so lang als 
breit und mit ziemlich an einander gereihten Streifen grübehenartiger Punkte 
besetzt. Der zweite und vierte Zwischenraum sind. namentlich hinten auf 
der Höhe der abschüssigen Wölbung stark erhaben. Der Rücken und die 
Spitze der Fliigeldecken sind, gleich der Oberseite des Halsschildes, matt- 
schwarz, die Seiten, sowie ein an der Naht verengtes Querband grau. Alle 
Schenkel haben einen Zahn vor der Spitze, die säbelförmigen Hinterschenkel 
sind in der Basalhülfte flach und einwärts gekrümmt. 


gion lebt nur noch C. posticalis Thoms. 


In der westafrikanisehen Subr 
(Gabun), der mir unbekannt ist, von Frater aber verschieden zu sein scheint. 
Camptorrhinus heimathet in der äthiopischen, orientalischen, austra- 


lischen, nearktischen und paläarktischen Region. 


187. Hypocentrinus n. œ. prope Centrimun. 

Prosterno subeanalieulato, marginibus canaliculi leviter productis; meso- 
sterno subdeclivi; coxis anterioribus sat separatis; antennis mediocribus, scapo 
oculos fere attingente, funieuli articulo primo longulo, ceteris 6 brevibus, coni- 
cis, apicem versus crassescentibus, clava mediocri, haud robusta, ovali, fere 
non artieulata; oculis magnis, planatis; rostro longitudine thoraci aequali, a 
fronte linea impressa separato, ad basin gibboso, lateraliter compresso, in 
dimidio basali crassiore, apicali tenui, cylindrico; elytris thorace duplo longio- 
ribus, sat latioribus, vix convexis; hoc mediocri, ad apicem attenuato, ad mar- 


ginem antieum truncato, postieum bisinuato; scutello triangulari. 


m- M ~ 


H vgn ooien Tt Spi (late 3 Ego. 78 u. V5). Kolbe; Berl. Ent. Zeit- 
schrift 1883, p. 35. 

Niger, ovalis, glaber, rostro longitudinaliter rugulose striato et punetato, 
thorace ad latera antrorsum rotundato, ad apicem leviter constrieto, supra pro- 
funde et dense, in disco minus rude punctato, linea dorsali longitudinali laevi, 
abbreviata; elytris subplanatis, fere opaeis, punctato-sulcatis, punetis inter se 
remotis, haud profundis, interstitiis irregulariter: et fere dense punetulatis. — 


Long. 55/, mm. 


Specimen unicum. 


342 Hermann Julius Kolbe. (p. 190) 


188. Sphenophorus simillimus n. sp. 
Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 


2. Fig. 12, 12% u. 12) 


Subdepressus, elongatus, glaberrimus, niger, capite thoraceque laevissi- 
mis, haud punetulatis, elytris sat nitidis, striis vix punctatis, interstitiis planis, 
rostro brevi, parum curvato, pygidio impresso truncato, rotundate marginato, 
in medio eristato, utrinque profunde punctato, punctorum interstitiis illis magni- 
tudine aequalibus, segmentis abdominalibus duobus primis ad latera glaber- 
rimis. — Long. 17 mm. 

Specimen unicum. 

Am nächsten mit dem weniger schlanken Sph. seminitidus Harold 
(Pungo Andongo in Angola) verwandt, doch in folgenden Merkmalen ver- 
schieden. Fliigeldecken gestreckter und hinten mehr verschmälert. Halsschild 
fast nicht punktirt, während die Type v. Harolds hier eine äusserst feine 
Punktirung zeigt. Die zwei ersten Abdominalsegmente an den Seiten glatt, 
bei Seminitidus punktirt. Die Flügeldecken glänzend schwarz, nicht matt- 
schwarz; die Zwischenräume der Punktstreifen auf denselben flach, nicht 
leicht gewölbt; endlich das Pygidium weniger dicht punktirt. Der Rüssel 
stärker gekrümmt und der Kopf feiner punktirt. 

Glänzend schwarz und glatt, Halsschild und Kopf mehr glänzend als 
die Flügeldecken, nach vorn und hinten verschmälert, in den Schultern am 
breitesten, oben leicht gewölbt und etwas niedergedrückt. Kopf und Hals- 
schild mit einzelnen, kaum sichtbaren Piinktchen; der kurze, gekrimmte Rüssel 
mit kräftigeren und dichter gestellten. feinen Punkten und mit einem tiefen, 
in die Länge gezogenen Grübehen an der Basis. Fühlerschaft fast so lang 
als der übrige Theil des Fiihlers, leicht gebogen; erstes Glied etwa so lang 
als breit und von dem zweiten abgesetzt; die vier folgenden Glieder der 
Geissel sehr kurz und dicht an einander gedrängt; Keule kurz und kräftig, im 
Apiealtheile dicht tomentirt. Pronotum gegen das Schildchen dreieckig aus- 
gezogen und letzteres zum grossen Theile bedeckend. Schildchen dreieckig, 
herzförmig, zugespitzt. Fliigeldecken gestreift, in den Streifen undeutlich, 
gegen die Spitze deutlicher und kräftiger punktirt; Zwischenräume fast ganz 
flach und glatt; der fünfte und sechste Streifen verbinden sich und endigen 


vor der Flügeldeckenbeule nicht weit von der Spitze. Die ventralen Abdominal- 


segmente an den Seiten eingedrückt und in den Eindrücken rauh punktirt. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 191) 343 


Von diesen Eindrücken setzt sieh an der ganzen Basis der Segmente eine 
ununterbrochene Punktreihe fort. Die Schenkel unterseits mit einer schmalen 
Bürste, die im letzten Drittel der Schenkellänge endigt. 

Sph. simillimus und seminitidus bilden Vertreter einer von Sphenophorus 
versehiedenen Gattung, die jedoch in dieser umfangreichen Gruppe erst an der 
Hand eines grösseren Materials und in einer monographischen Bearbeitung 
sachgemiiss charakterisirt werden kann. 

189. Sphenophorus subulirostris n. sp. (Taf. 3. Fig. 11% u. 115) 
Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 35. 

Klongatus, ellipticus, depressus, niger, rostro tenui, longitudine thoraci 
aequali, arcuato, ad basin constricto et incrassato, superne seriatim punctato, 
antice laevi, thorace prorsum attenuato, intra apicem constricto, in disco 
remote, subtiliter, ad apicem profundius punctato, linea longitudinali discoidali 
laevi, elytris thorace haud omnino dimidio longioribus, ad apicem singulis ro- 
tundatis, suleato-punetatis, punctis haud profundis, densissime seriatis, striarum 
interstitiis planis, simpliciter seriatim punctatis; pygidio antice profunde sculp- 
tato-punctatis, postice dense et rude punctulatis, pedibus nigris. — Long. corp., 
rostro excepto, 11!/, mm. 

Specimen unicum. 

Flaehgedrüekt, mattschwarz, länglich oval, vorn und hinten sehr all- 
mählich verschmälert. Rüssel dünn und lang, ungefähr von der Länge des 
Halsschildes, ziemlich gekrümmt, an der Basis dicker, wie aufgeschwollen, und 
dann plötzlich dünner werdend; Kopf und Riisselbasis deutlich punktirt. 
Halsschild an den Seiten nach hinten zu parallel, nach vorn gerundet und an 
der sehr verengten Spitze eingeschnürt, in der Mitte schmäler als die Flügel- 
decken, oben flach gedrückt, fein, aber sehr deutlich, auf der Scheibe und 
gegen die Basis hin kräftiger punktirt; eine flache Längslinie auf der Scheibe 
glatt. An der Basis ist das Halsschild, nieht wie bei Simillimus und Semi- 
nitidus, weit vorgezogen, sondern abgestutzt und fast ganz gerade. Fligel- 
decken sehr kräftig punktirt gestreift, die flachen Zwischenräume mit einer 
regelmässigen Reihe feiner Punkte. Das etwas gestreckte Pygidium rauh, 
gegen die Basis feiner punktirt, die Punkte wie ausgestochen. Auch die 


Unterseite ist deutlich und kräftig, in der Mitte des glänzenden Hinterleibes 


weitläufig grob punktirt, gleich den schwarzen Beinen. 


344 Hermann Julius Kolbe. (p. 192) 

Der Fühlerschaft ist fast mehr als um die Hälfte kürzer als der 
übrige Theil des Fühlers; das zweite Glied der Geissel ist das längste, die 
drei folgenden sind perlförmig, das letzte der Geissel etwas breiter, die Keule 
kurz, oval, stumpf und mittelmässig gross. 

Diese Art bildet mit mehreren anderen, z. B. SpA. planipennis Gyll. 
(Java, Assam), glabricollis Chevy. (Java, Ceylon, Bengalen) und ferebrans Oliv. 
(Senegal) eine eigene Gattung, die namentlich durch den flachgedriickten 
Körper und das hinten abgestutzte Halsschild charakterisirt ist. Ausserdem 
ist bei allen diesen Arten der intercoxale Mesosternalfortsatz beträchtlich er- 


weitert und der Riissel dünn und lang. 


190. Rhynchophorus Phoenicis Fhr. 
Einige Stücke. 
Diese Species ist nach Ausweis der Königl. Sammlung jetzt gefunden 
in Senegambien, Sierra Leone, Cap Palmas, an der Goldküste, bei Chinchoxo 
und am Zambesi (Tete) in Mozambique. 


191. Sipalus guineensis Fbr. 
Kinige Stücke, 
192. Stpalus squalidus n. sp. Kolbe, Berl. Ent. Zeitschr. 1883. p. 35. 
Niger, fuscatus, rostro ad basin leviter canaliculato, utrinque carinato, 
rugoso-punctato, antice sat glabrato, a basi ultra medium inerassato; thorace 
latitudine baseos fere dimidio longiore, prorsum rotundato-dilatato, ad apicem 
constricto, in dorso apicem versus produeto, tumido, superne rude seulptato, 
punctato-fossulato, fossularum interstitiis tuberculatis, in disco obsolete carinato: 
elytris rudibus, seriatim fossulato -punctatis, interstitiis alternis remote granu- 
latis, alternis tuberculatis, tuberculis ad magnam partem sat validis, haud pa- 
rum prominentibus. — Long. 161/,—19. mm. 
Capta specimina tria. 
Am nächsten mit S. mendicus Schh., der mir unbekannt, verwandt. 
Indessen sind die Flügeldecken nur lijp mal so lang als das Halsschild, 


nicht „thorace triplo longiora“, wie bei Mendicus. Der Rüssel nicht über 


die Mitte hinaus verdickt. Die Flügeldecken regelmässig punktirt-gestreift: 
die Zwischenräume schon von der Basis an (nieht nur hinter der Mitte) ab- 


wechselnd gehöckert und granulirt. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 193) 345 


Brenthidae. 


193. Hupsalis gentilis Thoms. (dubia) Thomson, Arch. entom. IL, p. 117. 
Convexiuseula, cylindrica, castanea, nitida, elytris rufo-maculatis, macula 
elongata prope scutellum posita, fascia obliqua, curvata, antemediana, altera 
transversa, ultramediana, sinuata, tertia apicali completa; rostro 5 capite fere 
duplo longiore, ad apicem sat angustiore, antice parum dilatata, mandibulis 
parum robustis, supra pone basin antennarum exsculptato; antennis thoracis 
basin attingentibus; rostro € mediocri, simplice, eylindrico; thorace pyriformi, 
antice capite angustiore, ad latera rotundato-dilatato, elytris latiore, ante basin 
coarctato, constricto, superne laevi, eum capite impunctato; elytris seriatim 
punctatis, punctis mediocribus, basin versus fossulatis; stria suturali profunda, 
impunctata, secunda stria posterius punctata, impressa, ad apicem simplice; 
femoribus clavatis, dente inferiore armatis, tibiis rectis, intus bisinuatis. 
Kin @ von Chinchoxo, ein 5 von Benguela (Chevrolat). 
Diese Art scheint mit der Hupsalis gentilis Thoms. (Gabun) identisch zu 
sein. Doch schreibt ihr Thomson zahnlose Vorderschenkel zu (cuisses antérieures 
fortement renflées; inermes); G. Power jedoch führt (Ann. Soc. Ent. France 


1878, p. 493) Jupsalis gentilis Thomson mit einem Schenkelzahn versehen auf. 


194. Ceocephalus picipes Olivier. 
Einige Exemplare. 
Diese Art ist weit verbreitet: Senegal, Guinea, Zanzibar, Cap- 
land, Natal. 


195. Rhinopteryo errans n. sp. (Taf. 2. Fig. 10, 102 u. 10») Kolbe, 
Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 36. 

Rufofulvus, rostro, antennis, femorum tibiarumque apice et basi tarsis- 
que obscurioribus; rostro propius peetus versus reflexo, genieulato, eum fronte 
canalieulato, antennis citra rostri medium insertis; thorace superne utrinque 
rufo-opaco, in medio suleato, sulco flavescenti-cincto; thorace latitudine majore 
tertia parte longiore, intra apicem constricto; elytris thorace angustioribus, paral- 
lelis, apicem versus haud attenuatis, duplo fere longioribus thorace, ante apicem 
utrinque callosis, striato-punetatis, punctis efossis, sat profundis, interstitiis 
elevatis, sutura fuscata. — Long. 10!/, mm. 


Captum specimen unieum. 


Nova Aot L.. Nr. 8. 45 


346 Hermann Julius Kolbe. (p. 194) 


Das Halsschild ist breiter und viel kürzer als bei Rh. foveipennis 
Thoms., ebenso die Flügeldecken bei gleicher durchschnittlicher Breite kürzer 
und nieht verengt, sondern parallelseitig, Halsschild vor dem Vorderrande 
tiefer eingeschniirt und vor der Scheibe tiefer niedergedrückt. Rüssel mehr 
gekrümmt und nach unten gerichtet, die Fühler vor der Mitte des Riissels 
eingefiigt. 

Das einzige vorliegende Exemplar ist fuchsroth gefärbt, glanzlos, der 
Rüssel, der Vorderrand des Halsschildes und die Naht der Fliigeldecken 
bräunlich; Halssehild dunkelfuehsroth mit gelber Discoidalfurche. Der nach 
unten gebogene und gekriimmte Riissel ist sammt dem Kopfe von der Linge 
des Halssehildes , kräftig, an den Seiten oberhalb der Fühlerbasis erweitert, 
vor der stumpflich abgerundeten Spitze ein wenig eingeschniirt; stürker ist die 
Einschnürung kurz unterhalb der Fühlerbasis. Oberseits wird der Riissel von 
einer deutlichen Furche durchzogen, welche vor der glatten Spitze endigt; die 
Seiten oberhalb der Erweiterung sind behufs Einlegung der Fühler der Länge 
nach ausgefurcht. Der Kopf ist quer, hinten tief eingeschnitten und abgestutzt ; 
eine von dem Rüssel her sieh fortsetzende, Stirnfurche durchschneidet tief den 
Hinterrand des Scheitels; oberseits ist der Kopf rauh seulptirt. Das Hals- 
schild ist Jänglich oval, an den Seiten ein wenig gerundet und breiter als die 
Flügeldecken , um die Hälfte länger als in der Mitte breit, vor dem Vorder- 
und Hinterrande tief eingeschnürt und fast eingedrückt; die Kinschniirung vor 
dem Vorderrande ist jederseits in der Mitte einmal unterbrochen und vor dem 
Hinterrande in der Mitte fast ohne eine Spur einer seitlichen Kinschniirung ; 
der Rücken ist flach, beiderseits mit aus einander geriickten grossen Augen- 
punkten besetzt, und die Mittelfurehe tief eingeschnitten. Die Flügeldecken 
sind ziemlich kurz, nicht vóllig doppelt so lang als das Halsschild, fast parallel- 
seitig, in der Mitte nur leicht eingezogen, auf dem Rücken abgeflacht; die 
regelmässigen Griibchenreihen tief seulptirt, die Grübehen rundlich, ein wenig 
in die Quere gezogen; die Zwischenrüume fast rippenformig erhaben, an der 
Basis in starken, an der Spitze abgerundeten Zähnen ausgezogen, der äussere 
Zahn länger als der innere. Zwischen der ersten und zweiten Rippe ist ein 
kurzes, flaches, nieht in einen Zahn ausgezogenes Rippenrudiment erkennbar; 


der äussere Basalzahn wird gehildet von der innigen Verschmelzung der 


zweiten bis fünften Rippe; vor dem anteapicalen Eindrucke sind die zweite 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 195) 347 


bis vierte Rippe abgekürzt, die erste und fünfte vereinigen sich vor der 
Spitze. Die Schenkel sind völlig zahnlos, am Ende mit einer grossen, körbehen- 


artigen Vertiefung zum Einschlagen der Schienen versehen. 


Anthribidae. 


) 
196. Mecocerus annulipes Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 402. 

Zwei männliche Exemplare. 

197. Mecocerus plintherioides Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1852, p. 402. 

Ein weibliches Exemplar. 

Mecocerus heimathet in Westafrika und in der orientalischen Region. 
In Westafrika leben ausser den genannten Arten Disparipes Labr. und Imh. 
(Guinea), Inermis ‘Vhoms. (Gabun), Mniszechi Thoms. (Gabun) und Tigrinus 
Thoms. (Gabun). 

198. Xylinades maculipes Fahr. 

Bisher nur in Caffraria gefunden. Die äthiopische , orientalische und 
neotropische Region sind die Heimath der Gattung Xylinades. In der west- 
afrikanischen Subregion trifft man noch ausser Maculipes drei andere Arten: 
Atricornis Fbr. (Senegal, Guinea), Simillimus Thoms. (Gabun) und Lanuginosus 
Dalm. (Sierra Leone). 

199. Aneurrhinus pantherinus Labr. und Imh. 

Die Gattung ist mit zwei Arten auf Westafrika beschränkt. Im Gebiete 
des Gabun giebt es noch A. variegatus Thoms. 

200. Polycorynus minor Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 403. 

Diese und Polycorynus compressicornis Fbr. (Guinea) sind die beiden 
einzigen Arten dieser Gattung. 

201. Phloeobius albopygialis Thoms. 

Ausserdem am Gabun. 

202. Phloeobius subpenicillatus Thoms. 

Ausserdem am Gabun. 

Die Gattung ist über die äthiopische, orientalische, australische und 
neotropisehe Region verbreitet. In der westafrikanischen Subregion heimathet 


noch Ferrugineus Fahr. 


Vergl. Dr. F. Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 402—403. 


348 Hermann Julius Kolbe. (p. 196) 


Longicornia. 
203. Macrotoma natala Thoms, 


Auch aus Natal bekannt. 


204. Macrotoma palmata Fbr. 
Einige Stücke. 
Die Art lebt in Senegambien, Guinea, Angola, Lunda und Zanzibar. 
Andere Macrotoma-Arten Westafrikas sind M. corticina Schh. (Guinea), 
humeralis White (Guinea), prionopus White (Sierra Leone) und serripes Him, 
(Guinea). 
Diese Gattung bewohnt die äthiopische, paläarktische, orientalische und 


australische Region. 


205. Mallodon Downesi Hope. 
Heimath: Senegambien, Guinea, Cuango, Lunda, Natal. 
Ausserdem findet sich noch M. costipennis White in Guinea. 
Die Gattung ist über die äthiopische, australische, neotropische und 
nearktische Region verbreitet, 


206. Xystrocera senegalensis Klg. 


Bis zum Senegal anzutreffen. 


207. Xystrocera nitidicollis Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 131. 

Kin weibliches Exemplar. 

Die der äthiopischen, paläarktischen, orientalischen und australischen 
Region angehörende Gattung Xystrocera kommt in Westafrika in einer Reihe von 
Arten vor: Pascoei Murr, (Old Calabar), marginipennis Murr. (Old Calabar), fron- 
talis Thoms. (Gabun), fulvipes Thoms. (Gabun), asperata Thoms, (Gabun), 
cyanella Chevr. (Old Calabar), femorata Chevr. (Old Calabar), vittata Fbr. 
(Senegal), nigrita Serv. (Senegal), Buqueti Thoms. (Gabun), lateralis Chevr. 
(Gabun), lugubris Ol. (Senegal), nigripes Thoms. (Gabun). 

208. Plocaederus denticornis Fbr. 


Sierra Leone, Chinchoxo, Malange,' Mozambique. 


*) Vergl. G. Quedenfeldt, Verzeichniss der von Herrn Stabsarzt Dr. Falkenstein 


Chinchoxo gesammelten Longicornen. (Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 131—142.) 


n 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 191) 349 


Plocaederus heimathet in der äthiopischen, orientalischen und paläark- 
tischen Region. In der westafrikanischen Subregion leben ausser der obigen 
Art noeh P. pubipennis White (Senegambien), chloropterus Chevr. (Old 
Calabar), cyanipennis Thoms. (Senegambien), glabricollis Hope (Cap Palmas), 
fucatus Thoms. (Senegal), pilosicollis Hope (Cap Palmas), viridipennis Hope 
(Sierra Leone, Lunda) und formosus Harold (Lunda). 

209. Stenhomalus ocellatus Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 131, 
ar lee: 

Die Gattung Stenhomalus ist sehr vereinzelt auch in der orientalischen 
Region (Ceylon) vertreten und bis China gefunden. 

210. Omoptycha Falkensteini Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1883, 
p. 132—134, Taf. 1. Fig. 2. 

Ein weibliches Exemplar. 

Die Gattung ist nur in einer einzigen, bis jetzt auf Chinehoxo be- 
schrünkten Art bekannt. 

211. Callichroma afrum L. 

Bis Sierra Leone angetroffen. 

219. Callichroma fucosum Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 134, 
Re E 

Die über alle Erdtheile verbreitete Gattung Callichroma weist in der 
westafrikanischen Subregion folgende Arten auf: gabonicum Thoms. (Gabun), 
opulentum Er. (Senegal), simulatum Chevr. (Old Calabar), cylindricum White 
(Sierra Leone), longinum Har. (Lunda), conforme Har. (Lunda), igneicolle Hope 
(Ashante), lactum Hope (Guinea), adelpha Thoms. (Gabun), chrysogrammum 
Chevr. (Old Calabar), Cranchi White (Congo), Currori White (Congo), micans 
Fbr. (Congo), macheia Thoms. (Gabun), obscuricorne Chevr. (Old Calabar), 
sinuaticolle Thoms. (Gabun), assimile Hope (Sierra Leone), Fabricii Schh. 
(Sierra Leone), speciosum Dalm. (Sierra Leone), Venus ‘Thoms. (Gabun), Pogget 
Har. (Lunda), dives Har. (Lunda), sulcatulum White (Sierra Leone), basale White 
(Ashante), calcaratum Chevr. (Old Calabar) und episcopale Chevr. (Old Calabar). 

213. Eulitopus seminitidus Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 135. 


Kin Exemplar. 


Eine zweite Art der Gattung ist Æ. glabricollis Murr. (Old Calabar). 


350 Hermann Julius Kolbe. (p. 198) 


214. Xylotrechus Reichenowi Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 137, 
Taf. 1. Fig. 4. 
Auch an der Goldküste lebend. 
315. Monohammus oculifrons Chevr. 


Chinchoxo, Old Calabar. 


216. Monohammus scabiosus Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 338. 

Ausserdem finden sich noch 13 Species in der westafrikanischen Subregion. 

217. Coptops fuscus Olivier. 

Das Königl. Museum enthält: Vertreter aus Sierra Leone, Old Calabar, 
(Murray), Chinchoxo (Falkenstein), jagamojo (Fischer), Caffraria (Krebs), Natal 
(Pöppig und Bohemann). 

Wahrscheinlich ist der nahe verwandte und weit verbreitete C. aedifi- 
cator Fbr. mit fuscus Ol. identisch. Der hervorgehobene Unterschied in der 
verschiedenen Anzahl von Höckern variirt bei den Stücken der Museums- 
sammlung beträchtlich. 

Die Gattung ist über die äthiopische, orientalische und australische 
Region verbreitet. Fuscus Ol. scheint die einzige Art Westafrikas zu sein. 

218. Ancylonotus tribulus Fbr. 

Chinchoxo, Gabun, Senegal, Bourbon. 

Ausserdem kommt in Sierra Leone noch A. nasicornis Pascoe vor. Die 
Gattung ist auf Westafrika beschränkt. 

219. Lasiopezus marmoratus Fbr. 

Bis zum Senegal vorkommend. 

Die Gattung trifft man nur in Westafrika. 
220. Sternotomis pulchra br. 

Kinige Stiicke. 

Ausserdem in Sierra Leone und Siidafrika. 
221. Quimalanca regalis Ebr. 

Chinchoxo, Cuang'o, Malange, Lunda, Sierra Leone, Senegal. 

Sternotomis (einschliesslich Quimalanca) ist in 17 Species in der westafrika- 
nischen Subregion vertreten. Die Gattung bewohnt die ganze äthiopische Region. 


222. Tragocephala Luciani Thoms. 


Auch am Gabun lebend. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 199) 351 


333. Tragocephala opulenta Marold. Col. Hefte XVI, p. 228. Berl. 
Ent. Zeitschr. 1888, Taf: 1. Fig. 5. 


Auf Chinchoxo beschränkt. 


224. Tragocephala pulchella Westw. 
Von Quillu in der Nähe von Chinehoxo; heimathet auch in Sierra Leone. 
Die Gattung gehört nur der äthiopischen Region und Madagaskar an. 


Aus der westafrikanischen Subregion sind 20 Species bekannt. 


225. Ceroplesis bicincta Fbr. 


Chinchoxo, Angola, Capland. 


226. Ceroplesis 5-fasciata Fhr. 


shine 1OXO. aunda, uinea ‚apland, Natal. 
Chinchoxo, Lunda, Guinea, Capland, Natal 


220a. Ceroplesis Mechowi  Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 347, 
"DOR (Gy Ripe edi 
Chinchoxo und Cuangogebiet. 
Auch diese Gattung ist rein äthiopisch; es giebt in der westafrikanischen 


Subregion 10 Species. 


227. Pycnopsis brachyptera Thoms. 
Chinchoxo, Lunda, Natal. 
228. Phryneta spinator Fhr. 
Chinchoxo, Lunda, Benguela, Zanzibar, Nafal, Capland. 
Die Gattung bewohnt die äthiopische Region und Madagaskar und ist 
in Westafrika in mehreren Arten vertreten. 
229. Homelia unicolor Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 138, Taf. 1. Fig. 6. 
Homelir heimathet nur in Westafrika und ist hier in 5 Species be- 
kannt, von denen eine im Lundareich vorkommt. 
230. Inesida leprosa Fbr. 
Senegambien, Guinea, Angola. 
231. Inesida mamillata Dalm. 
Bis Sierra Leone verbreitet. 
Ausserdem lebt in Westafrika (Senegal, Angola) noch J. obscura Fbr. 


Die Gattung ist rein westafrikanisch. 


352 Hermann Julius Kolbe. (p. 200) 


232. Pachystola annulicornis Chevr. 
Bis Old Calabar verbreitet. 
Die Gattung gehört nur der äthiopischen Region an und ist in West- 
afrika in 6 Species gefunden. 
233. Petrognatha gigas Fhr. 
Bis zum Senegal angetroffen. Die einzige Art der Gattung. 
234. Eumimetes Haroldi Quedf. Berl. Ent Zeitschr. 1883, p. 139. 
Die Gattung heimathet in Westafrika und Madagaskar. 
335. Theticus dentifer Ol. 
Bis zum Gabun vorkommend. 
236. Theticus bisbinodulus Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 140, 
Taf. TE 
Die Gattung ist der westafrikanischen Subregion eigenthiimlich. 
237, Sthenias cylindrator Fbr. 
Guinea, Zanzibar, Natal, Capland. 
Ausserdem trifft man in Westafrika noch S. Mioni Guér. (Senegal) und 
verticalis Chevr. (Old Calabar). 
Der Verbreitungsbezirk der Gattung ist die äthiopische und orientalische 
Region. 
338. Apomecyna parumpunctata Chevr. 
Auch am Gabun und in Old Calabar. 
239. Apomecyna trifasciata Quedf. Berl. Ent. Zeitschr, 1882, p. 141. 
n Westafrika giebt es vo )omecyna % Species. ie Gattung ist über 
In Westafrika giebt es von Ay y Species. Die G 
D DH D D D lan > m vi rer `i à A 
die äthiopische, orientalische, australische und neotropisehe Region verbreitet. 
240. Sophronica lineata Pascoe. 
War bisher nur von Natal bekannt. 
In Old Calabar lebt ausserdem S. calceata Chevr. 
Die Gattung heimathet nur in der äthiopischen Region. 
241. Hippopsicon luteolum Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 360. 
Auch aus dem Cuangogebiet von Major v. Mechow heimgebracht. 


Ausserdem kennt man noch eine zweite Art: lacteolum Thoms., vom Gabun. 


Die Gattung heimathet nur in der äthiopischen Region. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 201) 353 


242. Nonyma guineensis Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 141. 

Die Gattung war bisher allein aus Natal erwähnt. 

243. Volumnia Westermann? 'homs. 

Zuerst in Natal gefunden. Mit dieser beherbergt die westafrikanische 
Subregion 14 Species der Gattung Volumnia, die auf die äthiopische Region 
beschrünkt ist. 

944. Nupserha basalis Er. 

Auch in Angola. 

245. Nupserha bisbioculata Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. 1883, p. 142. 

Die Gattung Nupserha ist über die äthiopische und orientalische Region 
bis nach Japan verbreitet. In Westafrika leben 12 Species. 

946. Nitocris angustifrons Harold. Münch. Mitth. 1878, p. 53. 
247. Nitocris patricia Thoms. 
Chinchoxo, Gabun, Sierra Leone. 
248. Nitocris obsoleta Chevr. 
Chinchoxo, Old Calabar. 
Die Gattung Nitocris gehört der äthiopischen Region allein an; in der 


westafrikanisehen Subregion leben 16 Species. 


Chrysomelidae. 


249. Sagra tristis Ebr. 


Chinehoxo. Die gebriiuchliche Bezeichnung des Vaterlandes dieser Art 


ist „Guinea.“ 
250. Sagra Kirbyi Baly. 

Chinehoxo. Bisher vom Congo bekannt. 

Man kennt jetzt 13 Species von Sagra in der westafrikanischen Sub- 
region. Die Gattung bewohnt die äthiopische und orientalische Region bis 
Neu-Guinea. 

251. Lema armata Fbr. 


Einige Exemplare. Guinea, Senegal. 


Vergl. F. Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 395—401. 


Nova Acta LI. Nr. 3. 46 


354 Hermann Julius Kolbe. (p. 202) 


959. Lema hottentotta Lac. 


Bisher nur aus Südafrika bekannt. 
958. Lema foveicollis Gerst. 


254. Lema sp. (mit azurea Lac. nahe verwandt). 


255. Lema sp. (mit coelestina KI. nahe verwandt). 


256. Lema sp. (mit nigrovittata Guér. in Amerika zunächst verwandt). 
Man kennt über 40 Species von Lema aus Westafrika. 
257. Crioceris sp. (identisch mit C. fuscopunctata Clark?). 
Aus Westafrika sind 7 Species dieser Gattung beschrieben. 
958. Tituboea mandibularis Lac. 
Zwei andere westafrikanische Species sind T. filitarsis Lac. (Senegal, 
Aegypten) und ruficollis Ol. (Senegal). 
Die Gattung Tituboea ist über die àthiopische, orientalische, paläarktische 
und neotropische Region verbreitet. 


259. Melitonoma decempunctata Ol. 

Neben dieser kommen noch in Westafrika vor M. juvenca Lac. (Guinea), 
sexsignata Thoms. (Gabun), sobrina Lac. (Senegal, Tunis) und velata Lac. 
(Senegal). 

Melitonoma gehört der üthiopischen, orientalischen und paläarktischen 


Hegion an. 


260. Coptocephala Falkensteini Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, 


p. 996. 
Ein Exemplar. 
Ausserdem lebt noch C. coerulans Fbr. in Guinea. 
261. Oryptocephalus angolensis Er. 
Von Angola bis Chinchoxo verbreitet. 
Cryptocephalus ist in Westafrika in 90 Species vertreten. 
262. Nerissus griseoscutellatus Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, 
p. 396. 


Bisher kannte man aus Westafrika nur N. strigosus Chap. von Old 


Calabar. Die Gattung Nerissus heimathet allein in der äthiopischen Region. 


A, 
A 


u 


> 
Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 203) 355 
à 963. Pseudocolaspis Lindneri Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, 


i p. 397. 
Pseudocolaspis ist über die äthiopische, orientalische und paläarktische 
Region verbreitet. Aus der westafrikanischen Subregion kennt man 9 Species. 
264. Colasposoma laticorne 'l'homs. 
Auch am Gabun. 
Ausserdem leben noch 5 Species von Colasposoma in Westafrika. 
Diese Gattung heimathet in der äthiopischen, orientalischen und paläarktischen 
Region. 
265. Euryope sanguinea Ol. 
Guinea. 
Von dieser rein äthiopischen Gattung Buryope werden noch nigripes 


Thoms. und rabrifrons Fbr. in Guinea angetroffen. 


P 
266. Pachnephorus holosericeus Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, 
p. 397. 
Bis zum Senegal vorkommend und die einzige Art Westafrikas. Die 
Gattung findet sich in der äthiopischen, orientalischen, paläarktischen und ne- 
arktischen Region. 
367. Syagrus calcaratus Fbr. 
„Guinea.“ 
Ausserdem lebt am Senegal S. Buqueti Chap. Die Gattung ist der 
4 westafrikanischen Subregion eigenthümlich. 
268. Eurydemus Güssfeldi Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 397. 
Die Gattung bewohnt Afrika und Australien. 
269. Melasoma spinata Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 397. 
Kin einziges Stück. 
In Sierra Leone giebt es noch M. livida Stal. 
Die Gattung gehört der äthiopischen, paläarktischen und nearktischen 
Region an. 
270. Ceralces Pechweli Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 397. 
| Eine zweite Art der rein äthiopischen Gattung Ceralces heimathet in Old 
Calabar und Mozambique (ferrugineus Gerst.). 
46% 
H 


356 Hermann Julius Kolbe. (p. 204) 


971. Entomoscelis cincta Oliv. 
Auch in Senegambien lebend. 
Die Gattung ist üthiopiseh und palüarktisch.  Cineta ist die einzige 


und an der Westkiiste weit verbreitete Art der westafrikanischen Subregion. 


919. Odes limbalis Har. 
Zwei andere Arten von Odes kommen ebenfalls in Guinea vor. Die 


Gattung bewohnt alle vier zoologischen Regionen der Osthemisphüre. 
273. Aulacophora delata Er. 


274. Aulacophora abdominalis Fbr. 


275. Aulacophora oculata Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 398. 
Eine vierte Aulacophora-Art ist cavifrons Thoms. vom Gabun. Die 
Gattung hat dieselbe Verbreitung wie Odes. 

276. Diacantha Soyauwi Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1582, p. 398. 
Diacantha Deusseni Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p.398. 
Diacantha nigritarsis Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1582, p. 399. 
Diacantha flavipes Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 399. 
Diacantha interrupta Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 399. 


281. Diacantha fenestrata Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 399. 
Diacantha ist vein üthiopiseh. In Westafrika werden ausser den ge- 
nannten Arten noch D. ephippiata Dalm. in Sierra Leone, melanoptera Thoms. 
am Gabun und picea Fbr. in Sierra Leone angetroffen. 
282. Galerucella parvicollis Har. 
Chinchoxo, Cap Palmas und Dondo (in Angola). 
Es sind aus der westafrikanischen Subregion 11 Species bekannt, Die 
Verbreitung der Gattung Galerucella ist eine kosmopolitische. 
283. Pachytoma gigantea Il. 
Chinchoxo, Sierra Leone. 
984. Haplosonyx Fromholzi Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 399. 


Die Gattung gehort der üthiopisehen und orientalischen Region an. 


985. Monolepta pauperata Er. 


286. Monolepta ferruginea Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 400. 


> 
Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 205) 951 
287. Monolepta lineata Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 400. 
4 
988. Monolepta foveolata Karsch, Berl, Ent. Zeitschr. 1882, p. 400. 
Ausserdem giebt es in Westafrika noch 8 Monolepta-Species. Die Gat- 
tung ist verbreitet über die äthiopische, paläarktische, orientalische und austra- 
lische Region. 
989. Stenoplatys Pascoe? Daly. 
Findet sich auch in Old Calabar, ist die einzige Art der Gattung und 
der westafrikanischen Subregion eigenthümlich. 
290. Aspidomorpha tecta Boh. 
291. Aspidomorpha Schönherri Boh. 
l Lebt auch in Sierra Leone. 
292. Aspidomorpha funerea Boh. | 
> EE 
Wie die vorige Species. 
q 
293. Aspidomorpha Mowuffleti Boh. 
Auch am Gabun. 
294. Aspidomorpha silacea Boh. 
295. Aspidomorpha Tieffenbachi Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, 
p. 401. 
296. Aspidomorpha Schelleri Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 401. 
Kommt auch am Cuango vor. 
Ux 
Die artenreiche, in der äthiopischen, orientalischen, neotropischen und 
paläarktischen Region heimathende Gattung Aspidomorpha ist in Westafrika in 
etwa 40 Species vertreten. 
397. Cassida gibbipennis Boh. 
298. Cassida tosta Klug. 
„Guinea.“ 
Die kosmopolitische Gattung Cassida besitzt in Westafrika 25 Species. 
299. Laccoptera intricata Klg. 
Laccoptera ist über die äthiopische, orientalische und australische Region 
verbreitet und aus Westafrika in 5 Species bekannt. 
+ 


358 Hermann Julius Kolbe. (p. 206) 


2oecinellidae.*) 
300. Chilomenes lunata Fbr. 
Chinchoxo, Lunda, St. Helena, Capland, Madagaskar. 
301. Chilomenes distigma Kl. 
Ausserdem kommen in Westafrika Ch. dorsalis Ol. (Guinea) und vittata 
Fbr. (Guinea, Senegal) vor. 
Die Gattung Chilomenes gehört allen vier zoologischen Regionen der 
Osthemisphüre an. 
309. Leis 22-maculata Fbr. 
„Guinea.“ 
Dieselbe Verbreitung wie Ohilomenes. Die genannte Art ist die einzige 
bekannte in der westafrikanischen Subregion. 
303. Alesia striata Fbr. ; 
Guinea, Senegambien, Angola, Mozambique, Natal. 
Alesia ist äthiopisch, orientalisch und australisch. 
304. Pharus semiglobosus Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 401. 
Eine zweite Art, Pharus serguttatus Gyll., lebt in Senegambien und 
Capland. 
305. Epilachna amoena Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 402. 
306. Epilachna canina Fbr. 
307. Epilachna chrysomelina Ebr. var. 
Auch am Senegal, die Stammart in Europa. 


308. Epilachna 14-signata Reiche. 


309. Epilachna nigrolimbata Thoms. 
Ausserdem sind noch 4 Species von Epilachma in Westafrika gefunden. 
Neben den Coceinelliden-Gattungen von Chinchoxo sind in der west- 
afrikanischen Subregion noch vertreten Hippodamia, Bulaea, Coccinella, Halyzia, 
Coelophora, Dysis, Chilocorus, Exochomus, Brumus, Platynaspis, Hyperaspis, 
Scymnus, Ortalia und Aulis. 


Vergl. F. Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 401—402. 


! 


> 
Beiträge eur Zoogeographie Westafrikas etc. (p. 207) 359 
$ Eindomychidae.) 
Í ] 


310. Ancylopus melanocephalus Oliv. 
Die Art bewohnt ausserdem in verschiedenen Varietiiten Sicilien, Natal 
und Ostindien. 
Ancylopus bisignatus Gerst., bivittatus Perch., beide vom Senegal, und 
graphicus Gorh., vom Gambia, sind ähnliche Arten derselben Gattung. 
Andere Endomychiden-Gattungen Westafrikas sind Trycherus, Danae 


und Stenotarsus. 


*) Vergl. F. Karsch, Berl. Ent. Zeitschr. 1882, p. 401. 


360 


j. idem. Matériaux pour servir à l'étude des Cicindélétes et des Carabiques. 


Hermann Julius Kolbe. (p. 208) 


Verzeichniss 


der für diese Arbeit benutzten Litteratur. 


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. Schmarda, L. G. Die geographische Verbreitung der Thiere. 3 Bde. Wien 1853. 


Petermanns Geographische Mittheilungen. Jahrg. 1880—82. Gotha. 


Jastian, A. Die Deutsche Expedition an der Loangoküste. Jena 1874. 


. Thomson, J. Archives entomologiques. Paris 1857—58. 


Ritsema, C. Aanteekeningen over en beschrijvingen van eenige Coleoptera van 


Neder-Guinea. 1875. 


. Chaudoir, de. Monographie des Chléniens. Genova 1876. 
. idem. Essai monographique sur les Orthogoniens. Druxelles 1872. 


. idem. Essai monographique sur les Drimostomides et les Cratocérides. Brux- 


elles 1872. 


. idem. Révision des Trigonotomides. Bruxelles. 1869. 

. idem. Monographie des Lébiides. Moscou 1870 und 1871. 

. idem. Les Harpaliens d'Australie. Genova 1878. 

. idem. Supplément à lEssai sur les Féroniens d'Australie. Genova 1574. 
. idem. Essai monographique sur le groupe des Pogonides. Bruxelles 1871. 


. idem. Révision du groupe des Ozénides. Bruxelles 1868. 


Moscou 1861. 


.idem. Genres aberrants du groupe des Cymindides. Moscou 1875. 
. idem. Monographie des Graphiptérides. Moscou 1870. 


.idem. Monographie des Panagaeides. Bruxelles 1878. 


> 


. Gestro, R. Spedizione italiana nell’ Africa equatoriale. — Risultati zoologici. — 


Diagnosi di nuove specie di Coleotteri. Genova 1881. 
Dohrn, C. A. Exotisches. Stettin. Ent. Zeit. 1880—1882. 


Kraatz, G. Genera nova Cetonidarum. Berlin 1880. 


idem. Käfer aus dem Aschantigebiete nach Familien aufgezählt und beschrieben. 


I. Cetonidae. Berlin 1880. 


50. 


Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 209) 361 


Haag-Rutenberg. Beiträge zur Kenntniss der Canthariden. Berlin 1880. 

Reitter, Edm. Neue Lagria-Arten aus Afrika und Ostindien. Berlin 1880. 

Sharp, D. On aquatic carnivorous Coleoptera or Dytiscidae. Dublin 1882. 

Putzeys, J. Notes sur les genres Morio et Perigona. Genova 1873. 

Laferté-Sénectère, F. de. Catalogue des Carabiques de la Guinée portugaise. 
Paris 1850. 

Waterhouse, Ch. O. Description of a new Genus and Species of Cicindelidae al- 
lied to Tetracha, from South Africa. London 1877. 


f a new Cicindelid and a new Cetoniid from East Africa 


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London 1880. 

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Gorham, H. S. Materials for a revision of the Lampyridae. London 1880. 

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Karsch, F. Ueber die von Herrn Professor R. Greeff auf den Guinea-Inseln ge- 
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idem. Neue Apogonien des Berliner Museums. Berlin 1882. 

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Bruxelles 1880. 

idem.  Elatérides nouveaux. Bruxelles 1881. 

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The Annals and Mag 


Cistula Entomologica. London 1869—1$82. 


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Nova Acta LI. Nr. 3. 47 


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1789 1808. 

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Berlin 1835. 

Bohemann, Carol. H. Insecta Caffraria. Coleoptera I, II. Holmiae 1848—1857. 

Laferté-Sénectére, F. de. Monographie des Anthicus. Paris 1848. 

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3erliner Entomologische Zeitschrift. Berlin. 

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2. Gerstäcker, A. Uebersicht der von R. Buchholz in Westafrika. gesammelten 


Melitophilen, nebst Bemerkungen über einige andere afrikanische Formen dieser 


Gruppe. Greifswald 1882. 


^ 
Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 211) 363 
rm D Ak, DI à 
lafelerklarung, 
(Die Abbildungen sind vergrössert, die nebenstehende Zahl bedeutet wie vielmal vergrössert.) 
Taf. 1. (Tab. XIV.) 
Fig. 1. Zoogeographische Karte der äthiopischen Region. 
Fig. 2. Chlaenius guineensis Kolbe. 
Fig. 3. Chlaenius oceultans Kolbe. 
Fig. 4. Oryctes Pechueli Kolbe, An Vorderschiene (tibia antica), 4° Pronotum nebst 
Kopfschild, von der Seite gesehen. 
D 
af. 2. (Tab. XV.) 
Fig. 1. Anomala Guesfeldi Kolbe. 
Fig. 2. Bolboceras rugifer Kolbe €, 2* Olypeus, 2^ tibia antica, 2° Rücken der 
Flügeldecken, von der Seite gesehen. 
Fig. 3. Epigraphus fuscicornis Kolbe, 3* Mentum. 
Fig. 4. Psammodes rugicollis Kolbe, 4* Penis, von der Seite gesehen, 4^ Penis in der 
Flächenansicht 
Fig. 5. Synallecula sororeula Kolbe, 5* Tarsus anticus, 5^ Tarsus posticus, 5° die 
Unguiculi der Vordertarsen, 5“ Antenna. 
Fig. 6. Himatismus Lindneri Kolbe, 6* Antenna. 
1 7. Himatismus planicollis Kolbe, Kopf und Prothorax. 
Fig. S. Anemia granulata Cast., Kopf von oben gesehen. 
Fig. 9. Gonoenemis sinuaticollis Kolbe, 9* Pes anticus, 9^ Maxilla, 9* Labium. 
Fig. 10. Rhinopterya errans Kolbe, 10° Kopf mit dem Rostrum von der Seite, 10^ 
dasselbe von oben gesehen. 
Lycus seminiger Kolbe 5. 
Sphenophorus simillimus Kolbe, 12* Kopf mit dem Rostrum, 12^ Pes 
intermedius. 
Cardiophorus velatus Candèze, 13% Antenna. 
Lixus subnebulosus Kolbe, 14* Antenna, 14” Pes anticus. 
H 


364 Herm, Jul. Kolbe, Beiträge z. Zoogeographie Westafrikas ete. (p. 212) 


3. (Tab. XVL) 


Fig. 1% Ischnotrachelus inermis. Kolbe, Caput, 1” Pronotum, 1* Femur anticum 

Fig. 2. lsehnotrachelus major Kolbe. 

Fig. 38. Ischnotrachelus humilis Kolbe, Caput, 3” Femur anticum, 3° Pronotum. 

Vig. 4°. Ischnotrachelus major Kolbe, Caput nebst Rostrum von oben gesehen, 4^ 
Pes anticus. 

Fig. 5. Catascythropus acuticollis Kolbe, 5° Prothorax nebst Caput von der Seite 
gesehen, 5^ Antenna. 

Fig. 6%. Ischnotrachelus abnormis Kolbe, Caput von der Seite, 6” dasselbe von oben 
gesehen, 6° Femur anticum, 6° Antenna. 

Fig. 7. Hypocentrinus ignobilis Kolbe, 7* Antenna, 7^ Rostrum. 


Fig. 8. Onmotrachelus difformis Kolbe, von der Seite gesehen, 8* von oben gesehen, 


8^ Ventralansicht des Abdomen und Metasternum, 8° Antenna. 
Fig. 9. Catamonus robustulus Kolbe, 9* Antenna, Ob Ventralansicht des Abdomen. 
Fig. 10. Dysprosoestus costatus Kolbe. 
Fig. 11*. Sphenophorus subulirostris Kolbe, Antenna, 11" Kopf und Rostrum von der 
Seite gesehen. 


Fig. 12. Hylobius fasciculatus Kolbe, 12* Antenna. 


Fig. 13. Systates fossulatus Kolbe, 13° Kopf von der Seite 


gesehen, 


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Nova Acta Acad. CLOG Nat. Cur Vot. L. Zub. XIV. 
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Kolbe: 


Westafrikanische Käfer. taft. 


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H.J. Kolbe del 


holbe: Westafrikanische Käfer. Taf. 2. 


Nova Acta Acad CLOG Nat Cr Vol. L. Tab. XVI. 


Fig. Fig.3* 
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Kolbe: Westafrikamische Kaper. Taf. 


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Ka 


NOVA ACTA 
der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher 
Band L. Nr. 4. 


W estafrikanische 


Tagschmetterlinge. 


(Fortsetzung zu Nova Acta Bd. XLI. Ps. II, Nr. 2.) 


Von 


XI. Dewitz, 
M. A. N. 


Westafrikanische Nymphaliden. 
Mit 1 Tafel Nr. XVII. 


Eingegangen bei der Akademie am 10. August 1885. 


HALLE. 


"1887. 


= — ~ T 


Die im Naehstehenden aufgeführten Nymphaliden wurden von Herrn 
Dr. Pogge auf einer Reise, welehe er im Auftrage der ,Afrikanischen Ge- 
sellschaft in Deutschland“ machte, und auf der er leider seinen Tod fand, auf 
dem 6? s. B. und zwischen dem 20—26° 6. L. von Greenw. gefangen. Eine 
Anzahl stammt aus Mukenge, einem auf dem 69? s, B. und zwischen dem 
22 und 23° 6. L. gelegenen Orte, an dem Herr Dr. Pogge längere Zeit 
verweilte. Charaxes Ephyra God. var. wurde in beiden Geschlechtern von 


Herrn Major v. Homeyer in Angola erbeutet. 


Messaras Hegemone God. — 15. Febr. 1882. — 20. Jan. — Mukenge 2. Nov. 
1881. — 6. April am Lufuba, westlich vom Lualaba. 

Lachnoptera Jole F. — 30. Dec. 1881. — 3. Nov. 1881. 

Atella Phalanta Dr. — 8. Aug. — 28. Aug. 

Hypanartia Delius Dr. — 22. Mürz. — 6. Dec. 1881. 

Precis Octavia Cram. — 14. Mai. — 3. Dec. 1881. — 25. März. — Mukenge 
18. Oct. 1882. — Mukenge 5. Oct. 1882. — Mukenge 5. Nov. 

Precis Pelarga F. — 25. Jan. — 20. Jan. 

Precis Elgiva Hew. — Mukenge 15. Nov. — Lubi 8. Jan. — Mukenge 5. Jan. 
1883. — 14. April, Samba, eine Tagereise westlich vom Lualaba. 

Precis Sophia F. 

Precis Goudotii Bsd. — 9. Febr. 1882. 

Precis Ceryne Bsd. — 2. März. 

Precis Coelestina Dwtz. — 8. März. 

Junonia Oenone L. — 14. Mai. 

Junonia Orithya L. — 26. Aug. 


48* 


368 H. Dewitz. (p. 4) 


Kallima Cymodoce Cram. — Urwald 2. Nov. 1881. — Mukenge 7. Nov. 

Kallima Rumia Westw. — Urwald 28. Oct. 1881. — Urwald 30. Dec. 1881. 

Salamis Anacardii L. — 6. April. — 22. Jan. — Mukenge 2. Nov. 1881. 

Ergolis Enotrea Cram. — Urwald 17. Nov. 1881. — Urwald 23. Oct. 1881. — 
24. Jan. — 25. Jan. 

Eurytela Dryope Cram. — Mukenge 4. März. 


Eurytela Ethosea Dr. €? 

Oberseite schwarzgrau mit einigen schwarzen Punkten an den Flügel- 
wurzeln; 6 bis 7 schwarze keilfórmige Flecken ragen am Saum des Hinter- 
flügels in den Flügeldiseus hinein. Da der Untergrund dunkel ist, so heben 
sie sich nur wenig von demselben ab. Die gelbe Zeichnung in der Mitte des 
Hinterflügels bei Ethosea Dr. ist hier heller, mehr ins Weisse übergehend 
und mehr bindenartig gestaltet. Auf dem Vorderflügel liegt ein grosser 
bindenartiger, weisser, von den schwarzen Adern durchsetzter Fleck. 

Die Unterseite stimmt mit Zthosea Dr. 6 fast ganz, nur zeigen sich 
zwischen Discoidalzelle und Saum des Vorderfligels weisse Zeichnungen, bei 
Ethosea gelbe. Die beiden Stücke, welche am 9. Februar 1882 in Mukenge 
gefangen wurden, scheinen Weibchen zu sein, doch kann ich dieses nicht mit 
Bestimmtheit behaupten, da die Spitze des Hinterleibes zerstört ist, (Fig. 1.) 
Crenis Benguelae Chapman. — 3. Sept. 1882. — Mukenge 5. Oct. 1882, — 

Mukenge 3. Nov. — Mukenge 4. Oct. 1882. — Mukenge 31. Aug. — 22. Jan. 


Orenis Ribbei Dwtz. An Baumstämmen an den Rändern der Wälder häufig. 


24, Oct. 1881. — Mukenge 3. Oct. 1882. — Mukenge 16. Nov. — 
Mukenge 30. Oct. 1882. — 6. Nov. 1881. — 6. Aug. 1882. — 8. Aug. — 
Mukenge 2. Sept. 1882. 22. Jan. 

Crenis Amulia Cram, — Mukenge 7. Febr., 23. Oct. — 8. Aug. — 30. Mai. — 
2. Sept. 1882, — 24, Jan. 1882. 

Orenis Boisduvali Wallengr. Mukenge 16. Nov. — 8. Aug. — 26. Aug. — 
24, Oct. 1881. — An Baumstiimmen im Urwald, gerne am Rande der Wilder. 

Orenis Pechueli Dwtz. — Mukenge 1. Sept. 1882, 8. Aug. — 7. Nov. — 
24. Oct. 1881. — 9 15. Nov. Mukenge. 


Die Unterseite des Weibehens stimmt genau mit der des Männchens, 


die Oberseite gleicht der des Weibehens von Benguelae Chapman, nur ist der 


| 
| 
i 


Westafrikanische Tagschmetterlinge. (p. 5) 369 


Grundton bei letzterer grünlich, bei Pechueli mehr violett. Die dem Saum 


j der Vorderflügel unterseits parallel laufenden runden schwarzen Fleckchen 
zeigen mit Ausnahme der vorđeren, graublau eingefassten die Neigung zu 
schwinden. Bei einem Stück sieht man nur einen dieser Flecken. (Fig. 2.) 
Crenis Natalensis Bsd. — Mukenge 21. Oct., 16. Nov., 22. Oct. — 26. Aug. 
Diadema Dinarcha Hew. — Mukenge 8. Aug. 1882. 
Diadema Misippus L. — 5 Mukenge 3. Oct. 1882. — 2 Mukenge 16. Nov., | 
192 NOV. I 
Pseudacraea Semire Cram, — 28. Oct. 1881, Urwald. | 
Pseudacraea Lucretia Cram. — 23. Oct., Urwald. | 
Cyrestis Camillus F. Mukenge 7. Aug. 1882. | 
Godartia Ansellica Butl. — ô 24. Oct. 1881. — Das © hat statt der grün- 
N lichen Flecken fast ganz weisse. 8. März. | 
| Jaera Crithea Dr. — 10. Jan. — 9. Jan. — 14. Nov. 1881. | 
Neptis Melicerta Dr. — Mukenge 5. Oct. 1882. | 
| Euryphene Zonara Butl. — 18. Jan. i 
| Euryphene Senegalensis H. Sch. — 22. März. 2. Fehr, 1882. | 
| Euryphene Calabrensis Feld. — Mukenge 7. Nov. 1881, Urwald. | 
| Euryphene Sophus F. — 15. Febr. 1882. ij 
| Euryphene Plautilla Hew. 5 Samba 8. Mai. — 15. Febr. —- 9 10. Jan. \ 


Letzteres trägt an der Spitze des Vorderflügels eine weisse, zackige Binde. 
Euryphene Zonara Butl. — 14. Febr. 1882. — 15. Febr. — 10. Jan. 1882. — | 


Bei einem Stück von Mukenge ist die Unterseite grau mit dunkleren 


—— 


braunen Zeichnungen. | 


Euryphene Plistonax Hew. — Mukenge. 
Romaleosoma Eleus Dr. — 12. Dee. 1881. — 6..Mai. — Urwald 22. Nov. d 
1881. — 12. Dec. 1881. 1 
Romaleosoma Zaddachi Dwtz. — 12. Dee. 1881. 
Romaleosoma Ceres Fabr. — Mukenge 17. Febr. | 
Romaleosoma Campaspe Feld. — Mukenge 18. Febr. | 
Romaleosoma Ruspina Hew. — Mukenge. 
Romaleosoma Losinga Hew. — Mukenge 28. Febr. 
Romaleosoma Xypete Hew. — 9. Febr. 1882. 
K 
q 
H 


310 H. Dewitz. (p. 6) 


Romaleosoma Medon L. — 6. Mai. 

Bei zweien der Stücke ist die gelbe Binde des Vorderfliigels nur an- 
gedeutet, bei einem gänzlich geschwunden. Gleichzeitig schwindet die schwarze 
Schattirung hinter der gelben Binde, und beide Flügel werden oberseits ein- 
tönie olivengrün, unten eintónig gelbgrün. Die Oberseite zeigt auf dem Vorder- 
fliigel, die untere auch auf dem Hinterfliigel die bekannten schwarzen Punkte 
an der Wurzel. (Fig. 3, 4, 5.) 


Aterica Opis Dr. — 94. Oct. 1881. An sonnigen Stellen im Walde. 


Aterica Cupavia Cr. — Urwald 14. Nov. 1881. — 15. Febr. — 9. Febr. 
1882. — 22. März. 

Harma Theobene Doubl. — Urwald 28. Oct. 1881. — Mukenge 2., 16. Nov., 
10. Dec. — Samba 8. Mai. — ¢ 14. Nov. 1881. 

Harma Theodota Hew. — 14. April. 

Harma Altisidora Hew. — Mukenge 16. Dec. — Urwald 14. Nov. 1881. 

Harma Sangaris God. — Mukenge. 

Harma Coccinata Hew. — 10. Jan. — 6. Mai. — 13. April. 

Harma Anitorgis Hew. — Mukenge. 

Harma Aramis Hew. — Mukenge. 

Harma Uselda Hew. — Mukenge. 

Harma Caenis Dr. — Mukenge 18. Oct. — Urwald 23. Oct. 1881. — 24. Oct. 
am Rande der Wälder massenhaft. — Sapo-Untapa 15. Febr. 


Harma Hesiodus Hew. var. 

Die sehwarzbraune Färbung auf der Oberseite im Discus des Hinter- 
flügels des Miinnchens ist bei den mir vorliegenden Stücken der gelben 
Grundfarbe gewichen. 

Harma Adelina Hew. 

Bei zwei Stücken ist das dunkle Ockergelb der Grundfarbe in helles 
Stroh- oder Sehwefelgelb übergegangen. — Urwald 28. Oct. 

Harma Egesta Cram. Mukenge. 

Das € stimmt unterseits genau mit dem 4 überein. Oberseits ist es schwarz- 
grau und nur in der Nähe des Vorderrandes des Vorderflügels tritt etwas Gelb auf. 


Die schwarzen Zeichnungen gleichen auch oberseits denen des 5. Beide Fliigel- 


paare des € werden von einer gelblichweissen Querbinde durchzogen. (Fig. 6, 7.) 


Westafrikanische Tagschmetterlinge. (p. 7) 311 
Charaxes Saturnus Butl. — Kipanga, 2 Meilen östlich vom Lumami (Fluss), 
11. März. -— 30. Aug. — 24. Mai. — 21. Febr. 1882. 
Charaxes Pythodorus Hew. — Mukenge. 


Charaxes Tiridates Cram. — 6. Jan. 1882. — 18. Jan. — 10. Febr. 1882. — 
Mukenge 4. April. 


Charaxes Numenes Hew. — 3. Dec. 1881. 

Charaxes Brutus Cram. — Mukenge. 

Charaxes Nesiope Hew. — 9. Febr. 1882. — 23. Oct. 1881. 
Charaxes Candiope God. — 22. Jan. 

Charaxes Eupale Dr. — 6. Jan. — 9. Dec. 1881. 

Charaxes Lucretius Cr. — 13. Jan. — Mukenge 15. Nov. 


Charaxes Berenice Dr. — 18. Jan. — 24. Oct. 1881. — 4. April. — 18. Febr. 1882. 
| Charaxes Ephyra God. — Am Lufuba 10. Febr. 1882. — 12. Mai. — 25. Jan. — 
i 30. Dec. 1881. 


Charaxes Ameliae Doum. — 6. Jan. 

Charaxes Etesipe God. — 13. Jan. — Mukenge 7. Aug., 12. April. 
Charaxes Candiope God. — 8. Jan. — Lubilaseh (Fluss) 18. Jan. 1882. 
Charaxes Brutus Cram. — 6. April. 

Charaxes Protoclea Feisth. — Mukenge 4. April. 

Charaxes Lucretius Cram. — Mukenge 12. April. 


Charaxes Cithaeron Feld. 
Im Berliner Museum befindet sich ausserdem ein Stück vom Nguru- 


Berge in Zanzibar von Herrn Dr. Fischer gefangen. 


H 
Charaxes Alladinis Butl. 
Das vorliegende 3 stimmt nicht genau mit der Abbildung Butlers überein. 
So fehlen ihm die weissen, den Saum des Vorderflügels oberseits begleitenden 
Flecken. 
Das € gleicht dem von Ephyra, doch besitzt es oberseits an der Spitze 
des Vorderflügels gelbe Flecken, während Ephyra weisse zeigt. (Fig. S, 95 
Charaxes Ephyra God. var. 
Herr Major v. Homeyer brachte ein schönes Pärchen von Pungo-Andongo 
(Angola) mit, dessen $ im Juni 1875 gefangen wurde. Herr Dr. Pogge 
| sandte 9 55, welche aus derselben Gegend stammten. 
L 
f 


312 H. Dewitz. Westafrikanische Tagschmetterlinge. (p. 8) 


Die bei Ephyra ‘oberseits in der Discoidalzelle des Vorderflügels sich 
zeigenden griinlichen Flecken sind bei vorliegenden 53 vergrössert. Ausserdem 
verliuft oberseits neben dem Saum eine Reihe grünlicher Bogenlinien oder 


Monde. Das 9 zeigt nur am Vorderflügel diese Bogen. (Fig. 10, 11.) 


Charaxes Hamatus Dwtz. — 9. Dec. 1881. 
Die breite schwarze, beide Flügelpaare durchziehende Binde ist bei 


dem einen Stück breiter als bei dem anderen. (Fig. 12.) 


Palla Lichas Doubl. — Mukenge 28. Jan., 4. April, 15. «Febr. 
Palla Falcata Butl. — 22., 24. Jan. 
Palla Varanes Cram, — 18. Jan. — 6. Dec. — 7. Febr. 1882. — Sapo- 


Untapa 15. Febr. 


Tafel. (Tab. XVII.) 
Fig. 1. EBurytela Ethosea Dr. Q? 
Fig. 2. Crenis Pechueli Dwtz. Q . 
Fig. 3. Romaleosoma Medon L. 
Fig. 4. A z K 
Bigs D, bi " jf 


ram. ô. 


1 


Fig. 6. Harma Kgesta € 


Inr a » » » e. 
Vig. 8. Charaxes Alladinis Butl. 3. 
Fig. 9. » ” nie. 


Fig. 10. Charawes Ephyra God. var. à. 


Fig. 11. x » RASA ON 


Fig. 12. Charaxes Hamatus Dwtz. 


Nova Acta Acad. CLCC. Nat Cur. Vol.L Tab. XVI. 


Lith, Inst. v. Nic.Prillwilz sen ‚Berlin Druck v. A Renaud 


A Demit: Westafrikanische Nymphatiden 


NOVA SOTA 
der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher 
Band L. Nr. 5. 


Ueber 


die Darstellung der Kummerschen Fläche 
durch hyperelliptische Funetionen. | 


Von 


Wilibald Reichardt. 


| 
| Eingegangen bei der Akademie den 14. December 1886. 
| 
i 
d 
HALLE. 
| 
| = 
| 1887. 
! Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden, 
Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig 
| 
{ 
I 
| 
4 
M 


koana bi. 


Einleitung 
I. Kapitel Geometrisch-Algebraisches über die Kummer'sche Fläche, 
8 1. Allgemeine Vorbemerkungen 4 int snnt 
8 2. Formeln für die 32.720 Operationen xj = + xx in Tetraedercoordinaten 
8 3. Die Rosenhain’schen und die Borchardt’schen Moduln 
8 4. Gleichung der Kummer’schen Fläche bezogen auf ein Fundamental- 


tr cntisicpo toas Anpi aoet is Di piy E 


= 


I. Kapitel. Die Einführung transcendenter Parameter auf der Kummer chen 
Fläche, 
$ 5. Liniengeometrische Einführung transcendenter Parameter . . . . . 


§ 6. Einführung transcendenter Parameter durch Projection von einem Knoten- 

punkte Pu cM OE DUUM DL INQUIT LA QUEDA 

§ 7. Allgemeine Bemerkungen über die Darstellung der Kummer'schen Flüche 
durch hyperelliptische Functionen 

III. Kapitel. Die Bedeutung der ursprünglichen Thetafunctionen (5 (V, V,)) 

sche Fl 


Arche, 


für die Kumme 


Seet Ee E 
S 11. Verschiedene Gleichungsformen der Kummer schon Flüche. Bedeutung 
des Additionstheorems 
IV. Kapitel. Die Bedeutung der quadratisch transformirten Thetafunctionen 
che. 


(9 Vao V) ) für die Kununer'sche F 


8 12. Allgemeine Bemerkungen über quadratische "Transformation der Theta- 
functionen vu M bees RENNES S E 
8 13. Die geometrische Bedeutung der Gleichungen, die durch Nullsetzen 


der vier quadratisch transformirten Thetafunctionen mit der 


ës 0 
Charakteristik {sot entstehen 


Dy 


398 


102 


107 


410 
116 


Schlussbemerkung 


Wilibald Reichardt. (p. 4) 


& 14. Die linearen Substitutionen der vier transformirten Thetafunctionen 
mit der Charakteristik Ei bei Vermehrung der Argumente um 
Periodenhalbe und bei linearer Transformation der ursprünglichen 
Perioden 

S 15. Normirung der quadratisch transformirten Thetafunctionen mit der 
Oharakteristik teo daraus folgende transcendente Festlegung 
absolut normirter Borchardt'scher Moduln 

§ 16. Betrachtung der 12 transformirten Thetafunctionen mit von E ver- 

schiedener Charakteristik, Bedeutung des Additionstheorems der 


quadratisch transformirten Thetafunctionen 


V. Kapitel. Die Bedeutung der Thetafunctionen der doppelten Argumente 


(9 (@V,.2V,)) für die kummer sche Fläche. 
$ 17. Darstellung der Thetafunctionen der doppelten Argumente durch die 
quadratisch transformirten Thetas. Geometrische Bedeutung der 
16 Gleichungen 9 (2 Vi, 2 V,)=0 


6 
8 18. Die oc5 Curven X 4; 9 (2 Vi, 2 Və) 0 und das Additionstheorem 
1 


i 


der Thetafunctionen der doppelten Argumente 


Seite 


448 


460 


469 


Ou 
a 
e 
- 
~ 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 


Einleitung. 


Die vorliegende Arbeit möchte eine zusammenhängende 
Darstellung der Theorie der Kummer'sehen Flüche und der Be- 
ziehung derselben zu der Theorie der zum Geschlechte p = 2 
gehörigen hyperelliptischen Funetionen liefern. Zur Erreichung 
dieser Absicht schien es geboten, einmal das reiche historisch 
gegebene Material, das über diesen Gegenstand zerstreut vor- 
liegt, zu verarbeiten und weiterhin die alsdann noch bleibenden 
Lücken durch neue Untersuchungen auszufüllen. Für die Er- 
ledigung dieser zweifachen Aufgabe sind dem Verfasser die im 
Sommersemester 1885 und im Wintersemester 1885 — 86 von 
Herın F. Klein in seinem mathematischen Seminare gehaltenen 
Vorträge über hyperelliptische Functionen und der persönliche 
und schriftliche Verkehr mit demselben von erheblichem Nutzen 
geworden; er kann es deshalb unmöglich unterlassen, an dieser 


Stelle Herrn Professor Klein für die ihm gewidmete Anregung 


und Förderung herzlichen Dank auszusprechen. 


Wilibald Reichardt: Darstellung der Kummer'schen Fläche etc. (p. V) 379 


I. Kapitel. 


Geometrisch- Algebraisches über die Kummer'sehe Fläche. 


8 1. Allgemeine Vorbemerkungen. 


Anerkanntermaassen bildet die Liniengeometrie für die Untersuchung 
der Kummer’schen Fläche den geeignetsten Ausgangspunkt. kummer" 
selbst definirt dieselbe als Brennfläche einer Congruenz (eines Strahlen- 
systems) zweiter Ordnung und zweiter Klasse und findet dann, dass 
es noch fünf weitere Congruenzen derselben Art giebt, deren Geraden dieser 
Fläche ebenfalls als Doppeltangenten angehören. Klein beweist alsdann 
in der von ihm besorgten Ausgabe der zweiten Abtheilung (p. 315) von 
Plücker’s „Neuer Geometrie“ (1869), dass die Plücker'sche Singulariäten- 
fläche eines allgemeinen quadratischen Complexes eine kummer sch 
Fläche ist. In seiner Abhandlung „Zur Theorie der Liniencomplexe des ersten 
Fläche jederzeit aufgefasst werden kann als Singularitätenfläche von 
einfach unendlich vielen Linieneomplexen zweiten Grades, nämlich 
von den e: „eonfocalen“ Complexen 


x? 


yee "E: 


6 
(D = 


i 1 


0, 


Kummer ,,Ueber die Strahlensysteme, deren Brennfliichen Flüchen vierter Ordnung 


mit sechzehn singulären 
algebraischen Strahlensysteme, insbesondere die der ersten und zweiten Ordnung“, Abh. der 


Berl. Akad. 1866. 


) Math. Annalen Bd. 2, p. 198. 


Punkten sind“, Monatsber. der Berl. Akad. 1864, und ‚Ueber die 


380 Wilibald Reichardt. (p. 8) 


wo 2 der Parameter der Schaar ist, und wo xı, x», ...x; canonische homo- 
gene Liniencoordinaten (lineare Verbindungen der sonst in der Linien- 


geometrie üblichen Coordinaten p; resp. qa) bedeuten, die an die Relation 
(2) a a20 


gebunden sind. In diesem Coordinatensystem der x; wird die Gleichung 
6 
(3) 3 ms D 
i 1 
die Bedingung dafür, dass zwei Gerade x und y sich schneiden; und dem- 
entsprechend drückt die Relation 


6 
(3) ei Drees 
i 1 
aus, dass zwei lineare Complexe 
6 6 
Y ax -—0 und XN bix = 0 
i 1 i 1 


in Involution liegen*), Unter den oc: quadratischen Complexen (1) sind 
insbesondere (entsprechend den Werthen ; — k) die sechs linearen Complexe 
x == 0 (pee RO TU 

doppeltzählend enthalten. Diesen sechs „Fundamentaleomplexen“ gehören 
resp. die sechs Congruenzen zweiter Ordnung und zweiter Klasse an, deren 
3rennfläche die Kummer'sche Fläche ist. 

Nach (3 liegen die sechs Fundamentaleomplexe x; — 0 paarweise in 
Involution, woraus dann die folpenden Siitze fliessen: 

1) Die beiden Directricen einer der fünfzehn Congruenzen, die durch 
irgend zwei Fundamentaleomplexe definirt werden, sind diejenigen beiden 
Linien, die den weiteren vier Fundamentaleomplexen gemeinsam angehüren; 
sie schneiden also die zwölf Directricen der sechs Congruenzen, die je zweien 
dieser vier letzteren linearen Complexe gemeinsam sind. 

2) Vertheilt man sümmtliche sechs Fundamentalcomplexe auf drei Con- 
gruenzen (was auf 15 Weisen möglich ist), so bilden die drei zugehörigen 

*) Vergl. hierzu und zu dem Folgenden: Klein, l. c.; ferner „Ueber die Trans- 
formation der allgemeinen Gleichung des zweiten Grades zwischen Liniencoordinaten auf eine 
canonische Form“, Diss. Bonn 1868, abgedruckt in den Math. Annalen Bd. 23, p. 539; endlich 


„Ueber gewisse in der Liniengeometrie auftretende Differentialgleichungen“, Math. Annalen 
Bd. 5, p. 278. 


| 

1 
f 
| 

! 

| 

| 

1 


| 
^ 


| E 


4 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p.9) 381 


Directricenpaare die drei Paare gegenüberliegender Kanten eines Tetraeders: 
es giebt also 15 solcher ,, Fundamentaltetraeder*. Unter dem Fundamental- 
tetraeder (12) (34) (56) wird insbesondere dasjenige zu verstehen sein, dessen 
gegenüberliegende Kanten resp. Directricen sind der Congruenzen 

[xi = 0| [xs = 0| [Xs = 0| 

lI = 0|. ix = 0) Jee =o] 


3) Vertheilt man ferner die sechs Fundamentaleomplexe auf zwei 
Tripel (was auf 10 Weisen geschehen kann), so bilden die zwei einfach 
unendlichen Schaaren von Geraden, die resp. diesen beiden Tripeln von Com- 
plexen angehören, die Erzeugenden erster und zweiter Art eines und desselben 
Hyperboloids; es giebt also 10 solcher „Fundamentalflächen“ zweiten 
Grades. Unter der Fundamentalfläche 2,26, oder kürzer Q,5, ist insbesondere 
diejenige gemeint, deren beide Erzeugungen resp. den Complextripeln 

|e ==) ki 
lin E "| und 


x4 == 0 
0 | 


) 
là, ERU 


angehören. 


Jedem einzelnen Complexe 2 der einfach unendlichen Schaar (1) ist in 
jedem der ac? 'l'angentenbüschel der Kummer’schen Fläche eine Tangente als 
singuläre Linie zugeordnet, deren beide weitere Schnittpunkte mit der Kummer- 
schen Fläche die Mittelpunkte der beiden Strahlbüschel sind, in die sich der 
zu der betreffenden "l'angentialebene im Complexe 2 gehörige Complexkegel- 
schnitt aufgelöst hat. Umgekehrt lässt sich in jedem 'Tangentenbiischel der 
Kummer’schen Fläche ein Parameter 2 in der Weise einführen, dass die zum 
Werthe 2 gehörige Tangente singulüre Linie des Complexes 4 ist, wonach 
dann insbesondere denjenigen sechs Geraden des Büschels, welche die Schnitt- 
curve der betreffenden "l'angentialebene mit der Kummer’schen Fläche berühren, 
die Parameterwerthe ki, ke, ... ke zukommen. Die Gesammtheit der œ? dem 


Complexe 2 angehörigen singulären Linien ist definirt durch die Gleichungen 


> x? af Zu ; Wu 
SIR, N M. Nyt ae Beal EE il 
Se 0, à el 9, 9 ( À RD (4 — kj) 


und indem man hier 4 alle Werthe durchlaufen lässt, erhält man alle œs 
Tangenten der Kummer’schen Fläche. Die Form der letzten der drei hin- 
geschriebenen Gleichungen lehrt, dass die Kummer’sche Fläche vermöge ihrer 


Tangenten betrachtet werden kann als Enveloppe der a: Complexe (1). 


Nova Acta L. Nr. 5. 50 


382 Wilibald Reichardt. (p.10) 


Für jede der 16 singulären Ebenen der Kummer’schen Fläche hat sich 
der dieser Ebene in einem Complexe 4 entsprechende Complexkegelschnitt auf 
ein doppelt zählendes Strahlenbüschel zusammengezogen, dessen Centrum auf 
dem betreffenden Berührungskegelschnitte liegt; und umgekehrt kann man auf 
dem Kegelschnitte einen Parameter 2 solehergesalt einführen, dass jedem 
Punkte 2 desselben der Complex 4 in der angegebenen Weise entspricht. Die 
Werthe 2 = ky, ke, ...ks werden dann insbesondere auf diejenigen sechs 
Knotenpunkte der Kummer’schen Fläche treffen, durch welche die betreffende 
Doppelebene geht. In der einfach unendlichen Schaar von "Tangentialebenen 
des "langentialkegels, der von einem der 16 Knotenpunkte der Kummer'schen 


Fläche ausläuft, kann man ferner einen Parameter 4 in der Weise einführen, 


dass die Ebene 2 dem Knotenpunkte im Complexe 4 als ausgearteter Complex- 
kegel zugehórt; den 6 dureh den Knoten laufenden Doppelebenen insbesondere 
kommen dann die Werthe 4 — ky, ks, ... kg zu. 
Einer Geraden x ordnet man die vier ,elliptischen Linien- 
eoordinaten“ 
Pu À " A" 2 IV 
zu, wenn %, 2”, A", J* diejenigen vier Complexe der Schaar (1) sind, denen 


sie angehört. Mit diesen Coordinaten An. 4", 2”, 2" sind die canonischen Linien- 


coordinaten xı, xs, ... x; durch die folgenden Gleichungen verknüpft 
i 1 k i —k 7 ^ iv > 
(4) 0X I nd EA TEM (ere) k; f 1, 2, te] 
f yt" (kj) 
wobei 
f (2) Ak) A—k)...(A— ke), 
und wo f'(k) den Werth von f’ (4) gebildet für 2 — k; bedeutet, so dass also 


z. D. unter f'(l;) der Ausdruck zu verstehen ist 

f’ (ky) (ky — ke) (ky — ks) .. (kı — ke). 
Eine Tangente, die dem Complexe 4 als singuläre Linie zugeordnet ist, gehört 
diesem Complexe doppelt zühlend an, ausserdem aber je einfach denjenigen 
beiden Complexen 7 und 7”, deren singuläre Linien die beiden Haupttangenten 
des Berührungspunktes sind. Die Tangenten der Kummer’schen Fläche sind 
also eharakterisirt dureh elliptische Coordinaten 7, A", A" A" — 4, und die 


Gesammtheit der Geraden 


E rf Vi" 
(5) 0X; + Ak) 


» 
7 


Darstellung der Kummer schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 11) 383 


(wo X, 4" feste Grössen bedeuten, während 2 alle Werthe durchläuft) reprisentirt 
das Tangentenbüschel in demjenigen Punkte der Kummer’schen Fläche, dessen 


Haupttangentenparameter 7 und 2” sind?) Die ec: den a: Werthen 


von 2 entsprechenden Geraden mit Coordinaten von der Form 7, 4" — 4" — 4" = 2 
sind Haupttangenten der Kummer’schen Fläche, die dem variablen Complex 2 
als singuläre Linien zugehören, und die längs einer ausgezeichneten Curve 
berühren, für deren Punkte der zweite Haupttangentenparameter constant 


gleich x ist (während der erste den variablen Werth 2 hat). Es ist nun zu- 


nächst durch geometrische Betrachtungen **), später auf analytischem Weg 


bewiesen worden, dass die genannten oc: Haupttangenten der Kummer'schen 
Fläche die Tangenten dieser ausgezeichneten Curve X — const. sind, dass also 
diese Curve eine Haupttangentencurve der Kummer’schen Fläche ist, und 
dass man zu allen oc: Haupttangenteneurven der kummer schen Fläche 
gelangt, indem man % alle Werthe durchlaufen lässt. Den Werthen 2 == kı, 
ks... ke entsprechend, giebt es insbesondere sechs ausgezeichnete Haupttan- 


genteneurven. Diejenigen Geraden, für die 4” — X, 2" — 2” ist, also die ac? Linien 


(6) en i yt) 


verlaufen entweder in einer der 16 singulüren Ebenen oder durch einen der 
16 singulären Punkte, je nach der Vorzeichencombination, die man wählt. 
Nach (5) gehören zu einem Werthsysteme A, à", den 25 = 32 möglichen 
verschiedenen Vorzeicheneombinationen ` entsprechend t), 392 Tangenten- 
büschel der Kummer’schen Fläche; 32 Punkte dieser Fläche haben also ge- 
meinschaftlich A und 2” als Haupttangentenparameter. Um den Zusammen- 
hang dieser 32 Punkte zu erkennen, beachte man, dass die genannten 


32 Substitutionen 


*) Ueber die sich hieran knüpfende genauere Einführung algebraischer Parameter für 
1 8 g ak 


die Punkte der Kummer'schen Fläche vergl. S 5; über eine andere Art der Einführung al- 


gebraischer Parameter s. § 6. 

Klein und Lie ,,Ueber die Haupttangentencurven der Kummer'schen Fläche 
vierten Grades mit 16 Knotenpunkten“, Monatsber. der Berl. Akad. Dec. 1870, und Math. 
Annalen Bd. 23, p. 579. 


Klein, Góttinger Nachr. 1871 Nr. 1; Math. Annalen Bd. 5, p. 297; vgl. auch § 18. 


D Bei dieser Abzählung ist zu beachten, dass ein simultaner Zeichenwechsel aller x; 


geometrisch irrelevant ist 


50* 


fi 


| 
| 
| 
| 
| 


384 Wilibald Reichardt. (p.12) 


Ut) xp cj ER (59,0 1153005 

die doch den Uebergang von einem dieser Tangentenbiischel zu den übrigen 
vermitteln, geschieden werden können in 

I. die Identität 

II. diejenigen 6 Substitutionen (7), die nur 1 (oder 5) der | 

IIL diejenigen 15 Substitutionen (7), die 2 (oder 4) der x; 

IV. diejenigen 10 Substitutionen (7), die 3 der x;*) | 
im Vorzeichen ändern. Die Umkehr des Vorzeichens eines der x, bedeutet den 
Uebergang von der Geraden x zu der ihr im i-ten Fundamentaleomplexe zu- 
gehürigen conjugirten Polare. Dreht man nun die Gerade x um einen ihrer 
Punkte, so wird sich ihre Polare in derjenigen Ebene bewegen, die diesem 
Punkte im Complexe x, — 0 zugeordnet ist. Die Substitutionen IL. sind also 
dualistische Umformungen: Sie ordnen jedem Punkte diejenigen Ebenen zu, 
die ihm in den sechs Fundamentaleomplexen entsprechen. Die Substitutionen II. 
entstehen durch Zusammensetzung zweier Substitutionen Il.; sie bedeuten also 
geometrisch Collineationen, und zwar wird z. B. die Substitution 

xvin s Xd e a E o) 
von einem ersten Punkte zu einem zweiten überführen, welcher der zu dem 
ersten Punkte im Complexe x, o zugehörigen Ebene im Complexe xs — 0 
entspricht. Die Substitutionen IV. bedeuten wieder dualistische Umformungen, 
und zwar ordnet beispielsweise die Substitution 
Xí z ee), eh (et == 45:97 6) 

einem ersten Punkte seine Polarebene in Bezug auf die Fundamentalfläche 2,; 
zu. Die 32 zu irgend welchen festen Werthen A, 2” gehörigen 'l'angenten- 
biischel (5) haben also als Mittelpunkte einmal die 1 + 15 Punkte, zu denen 
man durch die Substitutionen I. und III. gelangt, und ausserdem die Be- 
rührungspunkte der 6 + 10 Ebenen, zu denen die Substitutionen II. und IV. 


führen. Beiläufig sei hier bemerkt, dass die 16 Punkte und die 16 Ebenen, 


welche durch die Substitutionen aus einander hervorgehen, eine genau 


ebensolche Configuration bilden, wie insbesondere die 16 Knoten und die 
16 Doppelebenen der Kummer’schen Fläche, dass also auch in jeder Ebene 


6 Punkte liegen, durch die ein Kegelschnitt gelegt werden kann, und dass 


*) Soleher Substitutionen giebt es eigentlich 20; je zwei von ihnen bedeuten aber 


geometrisch dasselbe. 


^ 
I 


> 


-—. 


> 


Darstellung der IKummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 13) 885 


durch jeden Punkt 6 Ebenen laufen, die einen Kegel zweiter Ordnung um- 
hüllen. 

Betrachtet man die Kummer’sche Fläche als zugehörig zu der Form 
sechsten Grades 

f(A) (A= ki) (A—k)...(A—ke), 
so ist durch diese Form die Kummer’sche Fläche nicht eindeutig bestimmt. 
Denn es gehört dazu nicht blos die erste Kummer’sche Fläche, die definirt 
ist als Singularitätenfläche der Complexe der Schaar (1); es erscheinen viel- 
mehr als gleichberechtigt mit derselben alle 720 Kummer'schen Flächen, 
die als Singularitätenflächen derjenigen Complexschaaren definirt sind, welche 
aus (1) durch die 720 Permutationen der k; hervorgehen, oder also die 720 
Kummer’schen Flächen, die aus der ersten durch die 720 Operationen 
(8) xi Nar Pitti Kë, 2035 

erhalten werden. 

Jede dieser 720 Flächen geht dann durch die 32 Operationen (7) in 
sich über. Die 720 Operationen (8) führen, da sie orthogonale Substitutionen 


sind (Sx? - , sich sehneidende Gerade wieder in Gerade über, die sich 


schneiden; sie sind also entweder Collineationen oder dualistische Umformungen, 
und zwar bedeuten die 360 geraden Permutationen der x; Collineationen, 
wührend die 360 ungeraden Vertauschungen der x, mit dualistischen Umformungen 
äquivalent sind. 


§ 2. Formeln für die 32.720 Operationen x’ = +x, in Tetraeder- 
coordinaten. 

Für den Uebergang von den Liniencoordinaten x,, xs, ... x; zu Punkt- 
eoordinaten yı, ys, ys, y, empfiehlt es sich, die letzteren auf eines der 
15 Fundamentaltetraeder als Coordinatentetraeder zu beziehen*). 
Wählt man insbesondere das Fundamentaltetraeder (12) (34) (56), und setzt 
man dann in gewohnter Weise 

Pik = yi yx^— yi" yx, 


so müssen die x; solche homogene lineare Functionen dieser pix sein, dass die 


Klein, Math. Annalen Bd. 2, p. 205; Rohn „Betrachtungen über die 


Kummer’sche Fläche und ihren Zusammenhang mit den hyperelliptischen Funetionen p == 2“, 
Diss. München 1878, und , Transformation der hyperelliptischen Functionen p == 2 und ihre 


Bedeutung für die Kummer’sche Fläche“, Math. Annalen Bd. 15, p. 345. 


386 Wilibald Reichardt. (p.14) 


Relation (2) identiseh besteht, und dass die Paare gegeniiberliegender kanton 
des Coordinatentetraeders je vieren der sechs Fundamentalcomplexe angehören. 
Dies wird erreicht, indem man setzt 
(92) [xi pit P34 X3 Hi + pid X5 pac pes 
x 1(Pıa paa) X4 i(pa1— Pes) XG i (p14— pes) 9) 


oder, wenn man nach den p;, auflöst, 


gt [Pie 3} (xı— ixi) pai 1 (x3-— 1X4) pia p(x = ike) 
(99) L ; " . 
paa (xı 1X2) poi kat pes 3 (Xs ixe). 


Nach Zugrundelegung dieser definitiven Formeln für den Zusammenhang der 
Liniencoordinaten x, mit Punktcoordinaten ist es vollständig fixirt, welche Vor- 
zeichencombinationen in den Formeln (6) auf Knotenpunkte, welche auf Doppel- 
ebenen der Kummerschen Fläche treffen. Zum Beweise sel aufmerksam ge- 


macht auf die Relationen, die bestehen müssen, wenn ein Punkt y, auf einer 


Geraden p, liegen soll 
+ ye p34 + ya Dua + ya Pas 0 


(10a) yi Ps4 - ya Pia + ya pia 0 
p pe - Ye pia. — ya Pi? () 
Yi Pos — Ye pis + ys Dua -} 
Hieraus ergeben sich, wenn man jedes y; durch vi, jedes pix durch 
qik ie vi vy"— vt vi ersetzt, die Bedingungen 


(10») dafür, dass eine Gerade px in einer Ebene v; liegt. Wenn es sich 
nun etwa darum handelt, festzustellen, ob die az? Geraden, die man aus (6) 
erhält, wenn man dort rechter Hand nur Pluszeichen (oder nur Minuszeichen) 
setzt, dureh einen Punkt gehen oder in einer Ebene verlaufen, so greife man 


aus der Schaar dieser Geraden 


Rohn schreibt l. c. xo, xs, xe, wo hier Xe, — X4, — Xe Steht. Diese an 
sich ganz unwesentliche Aenderung ist getroffen, einmal, um mit gewissen Festsetzungen des 
Herrn Klein (s. u.) in Uebereinstimmung zu kommen, dann aber auch aus Rücksicht auf die 
Entwickelungen des § 13. 

Vergl. Cayley ,,On the six Coordinates of a line“, Cambridge Transactions 1867; 


oder Klein, Diss., Math. Annalen Bd. 23, p. 541. 


Jede dieser vier Gleichungen ist eine directe Folge der drei übrigen und eine Folge 
von irgend zweien und der Identität 
P == pie psa + pas pae + Pra pes = H, 


Umgekehrt ziehen je drei dieser Gleichungen die Identitüt nach sich, sie sagen also allein aus, 


dass pix eine durch y; gehende Gerade ist. 


| 
` 
f 
| 
| 
| 
f 
! 
1 
| 
| 
| 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p.15) 887 


Ak, W— ky p 
(11) ox = + =" —*) 
V t' ik, 


drei beliebige heraus, etwa die folgenden drei: 


1 k; p k 
(11^) FER ah OX mes [M d 
y? (ku V £ (ki) | Vt) 
die resp. den Werthen 
"ei d oo; gë EE A oC A A" 0 


entsprechen. Gesetzt nun, diese drei Geraden verliefen in einer Ebene, so 
müssten zwischen den Coordinaten v, dieser Ebene und den Coordinaten puo 
Pix, pie der drei Geraden (11^ (die aus (11^) dureh die Formeln (9b) erhalten 
werden) die vier Gleiehungen (10^) bestehen. Man künnte also beispielsweise 
(unter Bevorzugung der ersten dieser vier Gleichungen) schreiben 

Ve pis + Vs pis + Va Pia = 0) 

Voie Lava E 

YS Bn Tr Ve Dis TUR, = 0. 
Diese Gleichungen wiirden nach sich ziehen, dass die Determinante 


pie pia P14 | 

, ’ | 
Pie Pis Pe. | = 0 
pi» Dis Pra | 


wäre. 

Indem man nun aber für die Grüssen k, einfache specielle Zahlen- 
werthe einsetzt, überzeugt man sich leicht, dass diese Determinante im All- 
gemeinen ebensowenig verschwindet wie die drei weiteren Determinanten, zu 
denen man gelangt, wenn man je eine der letzten drei Gleichungen (105) be- 
nutzt** 


Daraus muss man schliessen, dass die drei Geraden (11) nieht in 
einer Ebene verlaufen können. Die ec? Geraden (11) gehen vielmehr durch 
einen Knotenpunkt der Kummer’schen Fläche. Dasselbe gilt dann für alle 
diejenigen Vorzeichencombinationen in (6), die eine gerade Anzahl von Minus- 
zeichen enthalten, während die Vorzeichencombinationen mit einer ungeraden 


Anzahl von Minuszeichen auf die Doppelebenen der Kummer’schen Fläche 

*) Dabei mag unter yt kal derjenige Wurzelwerth verstanden werden, den man er- 
hült, wenn man HD (k) in seine elementaren Factoren Vk; —k. zerlegt und dann einer solchen 
kleinen. Wurzel denjenigen Werth Vki — kul beilegt, der bei reellen Grössen k positiv (reell 


oder imaginär) ausfällt. 


Wohl aber verschwinden thatsüchlich diejenigen vier Determinanten, zu denen man 


vermöge der Gleichungen (10?) gelangt, wenn man annimmt, die drei Geraden (11^) liefen durch 


einen Punkt. 


388 Wilibald Reiehardt. (p. 16) 
treffen”). — Derjenige Knotenpunkt, durch den die soc? Geraden (11) gehen, 
soll fortan als „Anfangspunkt“, die dureh die Formeln 


^ . 
(12) oxi SCC (esche geed 0 X6 


) yt (kj) | 
definirte Doppelebene als „Anfangsebene“ bezeichnet werden 


Ks soll sich jetzt darum handeln, festzustellen, wie sich die 32.790 

Operationen 
(13) mu ce cu eer I ee re OP 

die durch Combination der 32 Substitutionen (7) mit den 720 Operationen (8) 
erhalten werden, mit Benutzung der dureh die Gleichungen (9) eingeführten 
Coordinaten ausdrücken. Es mögen zunächst nur die 4 32 . 720 unter diesen 
Operationen (13) enthaltenen Collineationen in Betracht gezogen werden, 
und zwar wollen wir die betreffenden Formeln nicht nur bis auf einen (für 
die geometrische Deutung allerdings unwesentlichen) Proportionalitütsfactor an- 
geben; diese Formeln sollen vielmehr zeigen, wie sich die Punktcoordinaten 
yi Ye ys ya homogen und linear substituiren, wenn die Liniencoordinaten 
Xi, X, ... xX» den homogenen linearen Substitutionen (13) unterworfen werden. 
Der Weg zur Gewinnung der betreffenden Formeln ist unzweideutig vor- 
geschrieben; ich begniige mich deshalb mit der Angabe der Resultate. Was 
zunächst diejenigen in (7) enthaltenen 16 Operationen angeht, die Col- 


lineationen bedeuten , so erhält man die zu denselben gehörigen Formeln? 


indem man jede der vier Operationen 


x’ X,’ x,’ it Ks! —= | Xo! | y, Ya’ yy | Y 
x x k x x, | ty, Cu? Eya 
(142) | E tal eae x re RE Ee Ey 
X, ess xi x X, A Se Ey, F Ys Ey Fyı 
tal x X X. Ze EI Ey, ry. ry Ey 


*) Dieses Resultat stimmt mit der Verabredung überein, die Klein („Ueber Con- 
figurationen, welche der Kummer’schen Fläche zugleich eingeschrieben und umgeschrieben sind“, 


Math. Annalen Bd. 27, p. 123) über die Zuordnung der Vorzeichencombinationen in den Gleichungen (6) 


zu den Knoten und Doppelebenen der Kummer’schen Fläche trifft. Diese Uebereinstimmung 
wird gerade dadurch erreicht, dass die Formeln (9) durch Umkehr des Vorzeichens einer un- 


geraden Anz 


il (dreier) der x; aus den entsprechenden tohn’schen Formeln gebildet sind. 


* 


) Vergl. Klein, Le, p. 123. 


Vergl. Rohn „Die verschiedenen Gestalten der Kummer’schen Fläche“, Math. 


Annalen Bd. 18, p. 144. 


Darstellung der Kwmmer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 11) 389 


verbindet mit den folgenden vier Operationen: 


X’ = | Kal = | xy x, Xy = | xy 
x, | x, | 
(145) Ši x | xy | 
X, | Xx Ze | wi Xi | Ze | 
=x x "em | xu x | 


w 


Sämmtliche in (13) enthaltenen 16.720 Operationen, die Collineationen 


bedeuten, können erhalten werden durch Combination der eben besprochenen 
16 Operationen mit 

I. den 360 geraden Vertauschungen der x;, mit denen noch je eine 
beliebige, aber feste gerade Anzahl von Vorzeichenwechseln combinirt 
werden darf; 

IT. den 360 ungeraden Vertauschungen der x;, wenn man jede derselben 
mit irgend einer bestimmten ungeraden Anzahl von Vorzeichen- 
wechseln verbindet. 

720 Operationen der unter I. und II. genannten Art (das sind, von 
Vorzeichenwechseln abgesehen, alle 720 Permutationen der x;) wiederum lassen 
sich gewinnen durch wiederholte Zusammensetzung der beiden erzeugenden 
Substitutionen *) 


Mir UMS est as Kéi M Xs 
[C NR e CE Xi X5! St und OI gei = Ze In eil H 
ls Xg X X6 ls = X X6’ sul 


die üquivalent sind den folgenden linearen Substitutionen der Tetraeder- 


coordinaten yı, ys, ys, ya: 


n'— *j'n y= + 
ya’ uy ji ya $ j H 


Yo’ = 
[A] | ub. und (B] I" i 


wH ade ge wb 


ya’ = + 
wobei 


*) Der Beweis dieser Behauptung folgt einfach daraus, dass allgemein die 720 Ver- 
tauschungen von sechs Elementen siimmtlich erzeugt werden können aus einer Transposition 


zweier benachbarter und aus einer cyklischen Vertauschung aller Elemente. 


.Nova Acta L. Nr. 5. 51 


390 Wilibald Reichardt. (p.18) 


In jedem solehen Systeme von 720 Operationen, die, von Vorzeichenünderungen 
abgesehen, in den 720 Permutationen der x, bestehen, sind insbesondere 
48 Transformationen enthalten, die das Fundamentaltetraeder (12) (34) (56) 
in sich überführen. Es sind dies diejenigen 6.8 Operationen, die durch 
Combination der folgenden beiden Gruppen von Substitutionen erhalten werden: 

I. derjenigen sechs Operationen, die, abgesehen von Vorzeichenwechseln 
der x,, in einer Permutation der drei Paare (12), (34), (56) bestehen; 

II. derjenigen acht Operationen, die im Wesentlichen Permutationen 
der Elemente innerhalb jedes einzelnen dieser drei Paare sind. 

Von dem ersten Fundamentaltetraeder kann man zu allen Fundamental- 
tetraedern übergehen vermöge derjenigen fünfzehn Operationen, die im Wesent- 


lichen in den drei Vertauschungen 


| Xi, Xe, X3, X4, X6 
bil; SER EEE SINE X1, X3, Xi, zi 
Xi, X4, X3, X5, X6 


und denjenigen zwölf weiteren Permutationen bestehen, die aus den hin- 
geschriebenen drei Operationen dureh Vertauschung von x; mit x, x», xs 
oder x, hervorgehen. Durch Combination dieser 15 Operationen mit den vor- 
her erwähnten 48 Substitutionen können alle 15 X 48 = 720 Operationen, 
von denen oben die Rede war, erzielt werden. 


Für die Theorie der Borchardt’schen Moduln (vergl. § 3) ist die 


Bemerkung von Interesse*), dass die quaternüre Gruppe homogener Substitu- 


tionen der Punktcoordination yı, yo, ys, ys, welche der senären Gruppe der- 
jenigen 16. 720 Operationen (13), die Collineationen bedeuten, entspricht, mit 
dieser nieht holoedrisch, sondern nur hemiedrisch isomorph ist, so dass also 
diese quaternüre Gruppe aus 2.16.720 Operationen besteht (von 
denen sich allerdings je zwei nur durch einen simultanen Zeichenwechsel der 
vier Punkteoordinaten unterscheiden) Aus den 16.720 Operationen (13), die 
Collineationen bedeuten, kann man die 16 . 720 in (13) enthaltenen 


Substitutionen, die dualistische Umformungen repräsentiren, ge- 


8 
winnen, indem man jede der ersteren mit der Substitution verbindet 

(€) E (ii N Xg! — — Xg, 
oder in Tetraedereoordinaten 

[C] vi + ys, Vy == + yes Ng ch ys Va vk yi: 


*) Ueber den Beweis vergl. Sitzungsber. der Ges. der Wiss. zu Leipzig, 1885. 


I | 
N 
if 

Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p.19) 391 | 
| 
$3. Die Rosenhain’schen und die Borchardt’schen Moduln. | 
Wenn oben (S 1) gesagt wurde, die als Singularitätenfläche der 
Complexschaar (1) definirte Kummer’sche Fläche gehöre zu einer binären 
Form sechsten Grades 
IU = CAS) CG bai E Ke 
so ist dies nicht so zu verstehen, als ob jeder Kummer’schen Fläche eine 
bestimmte Form f() zugeordnet wäre. Für die Kummer’sche Fläche kommen 
vielmehr nicht die einzelnen Werthe der Grössen k;, sondern nur die | 
Invarianten der Form sechsten Grades in Betracht. Es folgt dies N 
einfach daraus, dass die Complexsehaar (1) in sich übergeht, wenn man | 
alle k, derselben linearen Transformation unterwirft. In der That ist, wie | 
man durch leichte Umrechnung findet, die Complexschaar d 
5 4 Zu +p d | 
i äisen | 
identisch mit der Sehaar (1). 
Unter den Systemen von Invarianten nun, die man für eine biniire 
Form sechsten Grades angeben kann, haben für die Kummer’sche Fläche die 
„Rosenhain’schen“ und die „Borchardt'schen Moduln“ besonderes 
Interesse. Ein System Moduln der ersteren Art, die Rosenhain*) benutzt, 
indem er f(4) in der eanonisehen Form 
fj (4) = A(1- A) (1— k22) (1 —122) (1— m?4) 
voraussetzt, erhält man, wenn man aus den 90 Doppelverhältnissen der sechs 
Verzweigungspunkte k; drei unabhängige auswählt (was auf 120 Weisen 
möglich ist). So bilden z. B. die drei Doppelverhältnisse | 
k, —k, .k i k, — k, . ke ka, k, — k, 
k, Mn iy k, —k,.k, — k, k, — k, . Ke — Ka H 


ein System Rosenhain’scher Moduln. Nennt man diese Ausdrücke 

k? resp. 1? resp. m?, 
so kann die allgemeine Form f(4) in die Normalform f, (4) übergeführt werden, 
indem man k,, ks, ke resp. nach 0, 1, oo projieirt, wobei ja gleichzeitig 


I WM eM x NIS n. 
ks, ka, ks naeh Gr me a» rücken. Aus dieser Definition der Rosenhain’schen 
k 


Moduln (deren es also 120 gleichberechtigte Systeme giebt) folgt mit Rück- 
*) Rosenhain ,,Mémoire sur les fonctions de deux variables et à quatre périodes“, 
1846, Mém. Sav. étrang. XI, 1851. 


DIN 


| 
i 
i 
j 


392 Wilibald Reichardt. (p. 20) 


sicht auf die Angaben des S 1 unmittelbar, dass diese Moduln identiseh sind 
mit den Doppelverhältnissen der sechs Tangenten, die man von dem 
Berührungspunkte einer Tangentialebene der Kummer’schen Fläche an die 
Sehnitteurve dieser Ebene mit der Fläche legen kann, oder auch mit den 
Doppelverhältnissen der sechs in einer Doppelebene auf einem 
Kegelschnitte liegenden Knotenpunkte. 

Diejenigen Moduln ferner, die Borchardt*) als Invarianten der Form 
fa) in Vorschlag bringt, können definirt werden als die Coordinaten 
JA oW»: Tao: JA 
eines Knotenpunktes der Kummer'sehen Fläche in Bezug auf ein 
Fundamentaltetraeder. Fasst man dieselben (wie es bei Borchardt ursprünglich 
geschieht) als Verhältnissgrössen auf, so giebt es nach den Krürterungen der 
8 1 und 2 16.720 gleichberechtigte Systeme dieser Jorehardt- 
schen Moduln, die aus einander durch die 16.720 linearen Substitutionen 
hervorgehen, wie sie in $ 2 ausführlich besprochen worden sind. Betrachtet 
man aber nr; we, ys, y, als. derart absolut normirte Grüssen, dass sie sich 
genau (nicht blos bis auf einen Proportionalitätsfactor) nach den Formeln (14), 
[A] und [B] homogen und linear substituiren, so giebt es 32.720 Systeme 
soleher Borehardt'seher Moduln; denn es ist ja, wie schon in $ 2 erwähnt 
wurde, unmöglich, aus den 32.720 quaternären homogenen linearen, sich 
paarweise nur durch das Vorzeichen unterscheidenden Substitutionen, die den 
bewussten 16.720 Operationen x’ = + xx entsprechen, eine Gruppe von 
16.720 Substitutionen auszuscheiden, die mit diesen 16.720 Operationen 
holoedrisch isomorph wäre. 

Die Art, wie wir ein System Borehardt'seher Moduln yı : yz: ys + a 
definirt haben**), lässt zugleich den Weg erkennen, auf dem man Aufschluss 
über den Zusammenhang derselben mit den Grössen k; erlangen kann: 
Man hat einfach die Coordinaten eines Knotenpunktes der Kummer’schen 
Fläche zu berechnen, ausgedrückt in diesen Grössen kj. Es soll dazu der- 


ienige Knotenpunkt gewählt werden, der als Schnitt der oc? Geraden (11 
Jenig , 


M) Borchardt „Sur le choix des modules dans les intégrales hyperelliptiques“, 
Comptes rendus t. 88, p. 834. 


**) Borchardt definirt l. e. diese Moduln in anderer Weise, nämlich als Verhältnisse 


der Nullwerthe von Thetafunctionen (vergl. § 13). 


Darstellung der Kwmmer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 21) 393 


definirt ist. Die Coordinaten ss : ne: xs: desselben kann man berechnen, 
indem man ihn als Schnittpunkt der ersten beiden der drei Geraden (11) | 
auffasst. Bringt man nämlich die ersten beiden der Gleichungen (10?) in | 


Anwendung, so erhält man | 


J % Psa M Pas + 74 Pas = 0, | Mm Psa— ns Prat MPıs 0, 


\ N2 Ps + 3 Phe i Lu pos 0, | yi porre 3 Pha m ya Pis = O. 


Aus diesen Gleichungen berechnet man 


; / ` ` ) 
| Q hz Paa Pos — Pes Pas» om Pis Pia — Pia Piss | 
' ` 
| AUD Pos Psa — Paa Pos: | O Ns Dal = P34 Pia» 
` ,/ à N ' 
0 74 Psa Paa — bus Bai: om DA Psa Daa Pia: 


Durch Combination dieser beiden Systeme von Gleichungen findet man 


schliesslich : | 


Í | 071 EE e N 
(15) NK Dao P23 — Pas Pao » | 

% | UE Dan Pha — Psa Poso 

DA Doa Pae — Pae Psa + 


Diese Formeln (15) drücken in der That die Coordinaten o: 972 : ns: 7, durch 
die Grössen k; aus; man hat sieh in denselben nur die p; und pa durch ihre 
Werthe (95) in den x, und x; ersetzt zu denken und darauf für die x; und x,’ 
die Ausdrücke (11^ in den k; zu substituiren. 

Kinfachere Ausdrücke wie für diese Coordinaten rı : y, : An : ņa Selbst 
erhält man für die Verhältnisse gewisser quadratischer Verbindungen von 
71, N2, Ns, ya, nämlich für die Verhältnisse der linken Seiten Au, der Gleichungen 
der 10 Fundamentalflächen bezogen auf unser fundamentales Coordinaten- 


tetraeder, falls man in diesen Ausdrücken ©, die laufenden Coordinaten 


sik 


yo yo yo ya dureh die Coordinaten m, 78, ys, 74 des "ausgewählten Knoten- 


punktes ersetzt. Man erhält die Gleichungen Ain — 0 einfach, indem man die 
Bedingung dafür aufstellt, dass die von einem Punkte y in den drei Com- 
plexen, x, = 0, xx 0, x o auslaufenden drei Ebenen sich in einer Geraden 


schneiden. Die auf diese Weise erhaltenen Ausdrücke 2, lauten: 


4162) 


394 Wilibald Reichardt. (p.22) 


| As = 2 (yx ye + ys ya), Qis = 2 (ys Yo — Ys yo, 
(16) | 235 = 2 (y ya + ya Ya); Qis 2 (ya ys — ya ya) s 
234 = 2 (yx ya + yo yo); Qia = 2 (yi ya — ya ya). *) 


Wird dann der Werth, den ©, annimmt, wenn man yı, ys, ys, ya durch 
die Coordinaten 71, ne, 73, ya des durch die Formeln (11) definirten Knoten- 


0 


punktes ersetzt, mit Q5, bezeichnet, so ergiebt sich 


03, =e VatiabQ40) 
172 la: a Y (136) (245) |, 
T DES a V (145) (236) |, 
jm = a V (146) (235) |, 
Je, = a V (134) (256) |, Q?. = a Y (156) (234)], 
aub orm oy. (194958); Qi, = a V (123) (456) |, 
m a V (125) (346) |, 0 — A (120) (845) \ 


Dabei ist zur Abkürzung gesetzt 
Amn) = (ki— ka) (km-— kn) (Kn — ki); 
a bedeutet einen Proportionalitätsfactor, und was die zu wählenden Wurzel- 
werthe angeht, so bleibt die in $ 2 (Anmerkung) getroffene Verabredung in 
Geltung. 

Bildet man die 2 für die Coordinaten eines der anderen 15 Knoten- | 
punkte bezogen auf das Tetraeder (12) (34) (56), so erhält man Formeln, die | 
sich von (17) nur durch die Vorzeichen der Quadratwurzeln unterscheiden. 

Welches die zu wählenden Vorzeichen sind, kann mit Benutzung der Formeln (14) 
leicht ermittelt werden. Hier sei nur noch hervorgehoben, dass den 16 Knoten- 
punkten 16 verschiedene Vorzeichencombinationen der Quadratwurzeln in (17) 
zugeordnet sind. Jedes mit festen Vorzeichen geschriebene Formelsystem (17) | 
definirt ein einziges System Borchardt'scher Moduln m : nə: ns: 713; alle 
16.720 Systeme dieser Moduln erhält man, indem man die Gleichungen (17) 
mit den genannten 16 verschiedenen Vorzeichencombinationen anschreibt und 
danach in jedem dieser 16 Gleichungssysteme die Grössen kı, ke,.., ke allen 


120 Permutationen unterwirft. 


*) Vergl. Rohn, Diss, oder Math, ` Annalen Bd. 15 und 18, p. 345 resp. 143. 


Darstellung der Iwummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 23) 395 


$4. Gleichung der Kummer'schen Fláche bezogen auf ein 
Fundamentaltetraeder. 

Wenn es sich darum handelt, die Gleiehung der als Singularitüten- 
fläche der Complexschaar (1) definirten Kummer’schen Fläche bezogen 
auf das Fundamentaltetraeder (12) (34) (56) als Coordinaten- 
tetraeder zu berechnen, so erscheint es wohl am naheliegendsten, in der 
Weise zu verfahren, dass man irgend einen der Complexe (1) hinschreibt, 
etwa den zum Werthe 4— ze gehörigen Complex 

ZS ki 0% 
dass man hier unter Benutzung der Gleichungen (9?) die pi, — yi yy — yi’ yx 
statt der x, einführt und alsdann nach der Bedingung fragt, dass der von 
einem Punkte y im Complexe auslaufende Complexkegel in 2 Ebenen zer- 


fällt. Man erhält dabei die folgende Gleichungsform 


Ner be p te er NES 


k, k, (E, + k k, — k,) +k, k, (k; + Ke k, —k,) 
Ham Tem dy ge Tn Jaa e Ye 
ven GS kk) (K, — Keg). be (Ky — kg). (Ky — ks) 
(182) 12 [ES : 
(k EOR: + (k G) (k, Kl 76 
9 1) (Ka 1 d (Ke DS 
za (k; — ka) . (k, Kal y 
4:9 (k, —k,) (ko — kj) + (k, — EA (E, 2 4 y? y?) = 0%), 


(k, —k,). (k; — k) 
eine Gleiehung, die man unter Benutzung von (16) und mit Einführung der 
abkürzenden Bezeichnung 
T = 16 yi y: ys yi LEE ERIT TE 
auf die Form bringen kann 
(ki ke (ks + ka — ks — ko) + ks ki (ks tk — kı — ko) Es ko (ki + ko — ks — k4)] T 
+ Dik — ke) (ks — ke) (ks — k4) + (ki — ky) (ks — ko) (ks —k:)] 23, 
EU + [ks — ke) (ka — ki) (ks — ks) + (kə — ks) (ka — ke) (ks — k:)] 95, 
+ [(ks — ks) (ks — ki) (ke — ks) + (ke — k4) (ks — ks) (ke — kı)] 23, 
+ [(kı — ks) (ki — kz) (ke — ks) + (kı — ks) (k4 — ks) (ke — k»)] Qi, = 0. 


Es sei schliesslich noch eine dritte. Gestalt derselben Gleichung an- 


gegeben 


*) Vergl. Rohn, Diss., oder Math. Annalen Bd. 18, p. 142. (Dort steht jedoch eine 


4 statt einer 8 als Zahlencoefficient des Termes mit y; ya ys y4). 


396 Wilibald Reichardt. (p.24) 


y yi ya EYE m. ys | 
res ke yi kan —kays —ko ys ke ys | 
(ge | | ya y4 y yı y2 SEVA | 
a ks yı ka yı ks ye — —ke ye u 
ys uci. = ig i yi yi 
afia : kə ya — ks ye ks yo ks yı ke yi | 


Man gewinnt diese Gleichung, indem man die Kummer’sche Fläche 
als Ort der singulären Punkte y der dem Complexe 
Ad Xf 0 
angehörigen singulären Linien x; betrachtet. Der singuläre Punkt einer solchen 
Linie x, kann definirt werden als Sehnitt derselben mit der zugeordneten Ge 'aden 
x’ ku E 


Wenn also der Punkt y, y; ys y, auf der kummer schen Fläche liegen soll, so 


werden die Gleichungen (10%) gebildet für die pix und pA (die man sich nach 
(95) durch die x, resp. x/ kı x, ausgedrückt denken mag) bestehen müssen. 
beschränkt man sich insbesondere auf die Benutzung der letzten drei 
Gleichungen (102) (wodurch die Coordinate y, ausgezeichnet wird), so wird 
man auf die angegebene Weise zu sechs Gleichungen gelangen, die in 
xi, Xa, .. x; homogen und linear sind, und die gleichzeitig bestehen müssen, 
falls der Punkt y auf der Kummer'schen Fläche liegen soll. Die Gleichung 
(18°) (mit y? multiplicirt) reprüsentirt nun die Bedingung dafür, dass diese 
sechs Gleiehungen mit einander vertriiglich sind. 

Soll ferner die Gleichung der Kummer’schen Fläche bezogen auf unser 
Fundamentaltetraeder als Coordinaltetraeder so geschrieben werden, dass in 
derselben die Borehardtsehen Moduln 1,72, 73, ya Statt der Grössen kı als 
Constante auftreten, so hat man von den Formeln (17) Gebrauch zu machen. 


Durch einfache Rechnung überzeugt man sich, dass vermüge dieser Relationen 


die folgende Gleichung mit (18#) identisch ist 


erer $ 


(192) 


*) Vergl. Klein, Math. Annalen Bd. 2, p. 228. 


H 
H 
Darstellung der Iummer' schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 25) 397 | 
g Y 
E 
o P 2 2 É | 
Ebenso bewahrheitet man leicht, dass die Gleichung | 
N : | 
To Wu | 
BT, pate f 
E 2°, 2°, — 0. QV) | 
+ (2, 2, B°, — 2°, O°, 9) 
(195) Tei | | | 
o 9: Co.) Das | 
SE (Q 5 5 Qi Oi) es 
ef | 
se (5,034 2, — 422, 2°, Q9.) EIL 0 | 
UTE 
durch Einsetzung der Werthe (17) für die 9) in die Gleichungsform (18>) d 
der Kummer’schen Fläche übergeht. 
| 
| 
| 
Nova Acta L. Nr. 5. 52 


N 
j 


398 Wilibald Reichardt. (p. 26) 


Il. Kapitel. 


Die Einführung transcendenter Parameter auf der 
Kummer'sehen Fliiche. 


$ 5. Liniengeometrische Einführung transcendenter Parameter. 

Ein erstes Erforderniss für eine Darstellung der Kummer'schen Fläche 
dureh hyperelliptische Functionen ist es, jedem Punkte (resp. jeder Tangential- 
ebene) derselben ein System transcendenter Parameter zuzuweisen, die 
später als Argumente gewisser (hyperelliptischer) Functionen des Ortes auf 
der Kummerschen Fläche eingeführt werden. 

Es erscheint nahe liegend, bei dieser Definition transcendenter Parameter 
anzuknüpfen an diejenige algebraische Parametervertheilung, zu der die in 
§ 1 zusammengestellten liniengeometrischen Vorstellungen Anlass geben. Jedem 
Punkte der Kummer’schen Fläche gehören ja, wie dort erwähnt wurde, zwei 
„Haupttangentenparameter“ 7, 2” zu, welche diesen Punkt (resp. die Tangential- 
ebene in diesem Punkte) allerdings. nicht vollständig charakterisiren, die aber 
doch nur eine Auswahl gestatten unter denjenigen 32 Punkten (resp. Ebenen), 
die aus dem ersten durch die bekannten 16 Collineationen und durch Ver- 
mittelung der bewussten 16 dualistischen Umformungen hervorgehen. Wie 
man von dieser noch den Charakter der Mehrdeutigkeit an sich tragenden 
Parametervertheilung zu einer eindeutigen algebraischen und von dieser zu 
einer eindeutigen transcendenten Einführung von Parametern aufsteigen kann, 
ist neuerdings von Klein ausführlich zur Sprache gebracht worden*), so dass 
es genügen wird, an dieser Stelle nur in aller Kürze auf diesen Gegenstand 


einzugehen. Die Punkte der Kummer’schen Fläche sind, wie aus (5) sofort 


*) Klein „Ueber Configurationen“ etc., Math. Annalen Bd. 27, p. 106. Vergl. übrigens 
) " 8 ; >I 


Rohn, Math. Annalen Bd. 15, sowie die ersten Angaben von Klein, Math. Annalen Bd. 5. 


| 
I 
j 
1 
j 


Darstellung der Kummer schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 27) 399 


erhellt, eindeutig bezogen auf die Punktpaare derjenigen 32-blättrigen 
Riemann’schen Fläche, die durch Simultanstellung der fünf Verhältnisse 
YÀ—h : YÀ—ks :... : N 

definirt wird. 

Bezeichnet man einen Punkt dieser Riemann’schen Fläche kurz mit 

o Vb kı, 
so ist also ein Punkt (eine Ebene) der Kummer’schen Fläche durch die al- 
gebraischen Parameterwerthe 
o VA esos o” VA" —ki 

vollstàndig charakterisirt. In einem Punkte einer der sechs ausgezeichneten 
Haupttangentencurven wird einer der beiden Haupttangentenparameter gleich 
einer der Grössen Jo: diese sechs ausgezeichneten Haupttangentencurven 
vertreten also für unsere Parametervertheilung die Stelle von Uebergangs- 
curven. Zu den gewünschten transcendenten Parametern gelangt man 
hiernach folgendermaassen: Es seien D, P®*) die Perioden der zu dem hyper- 


elliptischen Gebilde 


Bla Vins: Ados d Asta 
gehörigen überall endlichen Integrale 
det 4 y dA 
i e. T, dj Säi = k 
J yf% J yt( 
Erstreckt man dann diese Integrale nicht auf der zu dem genannten hyper- 


ym 


elliptischen Gebilde gehörigen zweiblättrigen Riemann’schen Fläche 
hin, sondern auf der oben definirten 32-blättrigen Fläche, so sind die dabei 
erhaltenen Integralwerthe bis auf Multipla von 2 P® fixirt. Definirt man also 
Grössen w, u” dadurch, dass man auf der 32-bliittrigen Fläche die Integrale u 
von einem unteren festen Grenzpunkte, etwa von 
oVYk—ki, 

einmal zum Punkte o y7—k;, das andere Mal zum Punkte o" y2"— ki hin- 
leitet, so sind durch die Formeln 


*) Klein führt l c. der Symmetrie wegen sechs Periodenpaare ein, welche durch die 
Formeln ki 
Pila 2 fa 
ka 
definirt werden. Zwischen denselben bestehen dann die Relationen 
Ee D. P ent, 


400 Wilibald Reiehardt. (p. 28) 


9^ VÀ'— k, o" VÀ"—X, 
num / du, ub. = / du 
o yk, k, o yi -k 


diese „einfachen Integrale“ w, u” bis auf Multipla doppelter Perioden fest- 
gelegt. Dabei soll jede der hingeschriebenen Formeln zwei Gleichungen ver- 
treten, von denen die eine auf u,, die andere auf ug bezüglich ist; eine ab- 
kürzende Schreibweise, von der in der Folge noch oft Gebrauch gemacht 
werden wird. 
Klein definirt nun Le als Parameter U eines Punktes und als 
’arameter (U) einer Tangentialebene der Kummer'sehen Fläche die fol- 
genden Ausdrücke 
(20) J ek Uw” (mod, 2P®), 
| +0) w+ u” (mod, 2 P9). 
Auf diese Weise werden jedem Punkte und jeder Tangentialebene zwei 
(mod, 2P®) bestimmte Parameterpaare (die sich nur durch das Vorzeichen 
unterscheiden) zugeordnet, und umgekehrt entspricht jedem Werthepaare U;, Us 
resp. (Ur), (Us) nach dem Jakobi'schen Umkehrproblem nur ein einziger 
Punkt resp. eine einzige Ebene der Kummer’schen Fläche; denn (um nur von 
den Parametern der Punkte zu sprechen) selbst den 16 Werthsystemen 
as E SO po (mod. 2 P?) 
i 1 
(wo die ap gleich O oder 1 sind), für die doch der sogenannte unbestimmte 
Fall des Umkehrproblemes eintritt, entspricht nur je ein Punkt, nämlich je 


einer der 16 Knotenpunkte der Kummer’schen Fläche Demjenigen Punkte, 


zu dem man von einem Punkte 
TU u'— u” 
durch Vermittelung des i-ten Fundamentaleomplexes gelangt, kommen die 
Parameterwerthe 
TU = w+u’+ Po 
zu. Je 32 Punkte, welche durch die in § 1 unter L, IL, IIL, IV. genannten 


*) Es ist dies eine Folge davon, wie wir den Zusammenhang von Punkt- und Linien- 
coordinaten vorausgesetzt haben, d. h. davon, dass in Folge der Formeln (9) einer geraden An- 
zahl yon Minuszeichen in (6) ein Knotenpunkt entspricht (§ 2). — Die Punkte der 16 Be- 
rührungskegelschnitte bekommen Parameter von der Form 


EU 2w- Yel) PO) (c9) 0 oder 1). 


Darstellung der Kwmmer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 29) 401 


32 Operationen aus einem Punkte +U = w-— ur hervorgehen, werden also 
— > , 


folgende Parameterwerthe aufweisen: 


D 


Tones 


U. ww’ Po 


(21) ele Bh — ud E RAN 


EI 


III. w— u"-[- PO -- P® | 
IV. wp PO + P» po | f 
Von den Resultaten, zu denen Klein ausserdem 1. c. gelangt, seien 
noch zwei Sätze an dieser Stelle erwähnt, die sich auf die Fixirung einer 
Geraden durch vier Paare transcendenter Parameter 
wi, wi, w”, wY 


stützen. Dieselben werden definirt dureh die Gleichungen 


oui kk o VRr—R, om yi"—k. oi" yiv— k, 
wi J au, w’z n x n NT. um / du, 
c Vk,—k, 0 V k,— k, (a MECH oy k,— k, 

wobei s : Pia tends a Tee 

o! YA—ki, o" VA"— ki, o" VA"— ki, o" VIN— ki 
so gewählt sind, dass die sechs Ausdrücke 

YA —k, Vik YAT le Vy (dg Sal, Donor) 

gleich den mit yf'(k)| multiplieirten Coordinaten x; [Gleichung (4) der be- 


treffenden Geraden sind?) Die beiden fraglichen Sätze setzen eine beliebige 
Gerade in Beziehung zur Kummer’schen Fläche. Sie lauten: 

1) Die vier Punkte, in denen eine Gerade w, w", w", wY die 

Kummer’sche Fläche schneidet, haben die Parameterwerthe 
(22a) FU wW ew’ ey w"-]- erw". 

2) Den vier Ebenen, die man durch eine Gerade w, w^, w”, wY 
an die Kummer’sche Fläche legen kann, kommen die Parameter- 
werthe zu 

(22b) t(U) = w aw” + ey w"-— aew”. 


Dabei haben die Grössen 4, « den Werth +1 oder — 1. 


*) Diese Parameterzuordnung ist nicht eindeutig; 


g; zu jeder Geraden gehóren vielmehr 


215 Systeme von vier Parameterpaaren, die aus einem ersten Systeme 


HE, . 
durch die Formeln hervorgehen 
wo: jo wò -+ 3 Gë po RA Mb P PIER) 
i-i? 
wobei die y gleich -|- 1 oder gleich — 1 und die e gleich O oder gleich 1 sind, und wobei 
me equ Su E) mou 2) qe] 9 97 4) , 


402 Wilibald Reichardt. (p. 30) 


$ 6. Einführung transcendenter Parameter durch Projection von einem 
Knotenpunkte. 

Eine zweite Methode, den Punkten der Kummer’schen Fläche tran- 
scendente Parameter zuzuweisen, knüpft sich an eine algebraische Parameter- 
vertheilung, die zuerst von Darboux*) in Vorschlag gebracht worden ist. 

Man denke sich die Kummer’sche Fläche von einem ihrer Knoten- 
punkte (dem ,,Anfangspunkte“) aus auf irgend eine Ebene projicirt. Der von 
diesem Knotenpunkte auslaufende "l'angentialkegel ist von zweiter Ordnung und 
wird berührt von den sechs dureh den Knotenpunkt laufenden Doppelebenen. 
Als Bild des Anfangspunktes wird also in der gewählten Projectionsebene ein 
Kegelschnitt erscheinen, wiührend sich die sechs durch diesen Punkt laufenden 
singuliren Ebenen als sechs Tangenten an diesen Kegelschnitt darstellen 
müssen. Im Uebrigen wird die Projectionsebene durch diese Abbildung doppelt 
überdeckt: Jedem Punkte der Projectionsebene entsprechen zwei Punkte der 
Kummerschen Fläche. Auf dem Kegelschnitte (oder was dasselbe ist, in 
dem System“ der Kegelschnittstangenten) werde nun irgend ein Parameter u 
eingeführt, wonach den genannten sechs ausgezeichneten Kegelschnittstangenten 
die Parameterwerthe 

H == Alı, H2, e H6 
zukommen mügen. Jeder Punkt der Projectionsebene ist dann durch zwei 
Parameter w, u” definirt, nämlich dureh diejenigen beiden Werthe des Para- 
meters o. welche den durch den Punkt gehenden beiden Kegelschnittstangenten 
zukommen. Man wird also zu einer zweckmässigen algebraischen Para- 
meterzuordnung für die Punkte der Kummer’schen Fläche gelangen, wenn 
man den beiden Flächenpunkten, die einem Punkte w, n" der Projectionsebene 
zugeordnet sind, resp. die Parameter 
eh VE (ur) 5 u Y Fi) | 

und w, EVE) w, + V E(u) | 

beilegt, falls hierbei 
F(a) = (i — a) Ge ta) ue) 

gesetzt ist. Dabei bleibt es nur noch willkürlich, ob man irgend einem ersten 
Punkte der Kummer’schen Fläche das eine oder das andere Parametersystem 

*) Darboux „Sur la surface à seize points singuliers“, Comptes rendus t. 92, p. 1493; 
vergl. auch Klein, Math. Annalen Bd. 27, p. 135. 


j 
i 
H 


Darstellung der Kummer’schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 31) 403 


zuweist. Hat man aber darüber eine Festsetzung getroffen, so sind jedem 
weiteren Punkte zwei bestimmte Parametersysteme zugeordnet, die aus ein- 
ander durch einen simultanen Zeichenwechsel von YF(w) und yF(u") hervor- 
gehen. Die sechs Berührungskegelschnitte der sechs durch den 
Anfangspunkt gelegten Doppelebenen (für deren Punkte ja w = m 


ist) spielen für diese Parametervertheilung die Rolle von Uebergangscurven. 


Yi IE . odes [ du j 
J VEF (u) J VF (u) 


und definirt man „einfache Integrale“ v, v" bis auf Multipla einfacher 


Setzt man nun 


Perioden 77 der v durch die Gleichungen 
uw, VF (u) ies VF (u 


v! Jav ; V CER $ dv, 
n 


u F 


so mögen einem Punkte w, VF (w); w”, VE die transcendenten Para- 


meter 
+ V = v—v” (mod. JT) 


zugeordnet werden. Dabei trägt das doppelte Vorzeichen der V dem Um- 
stande Rechnung, dass ein simultaner Vorzeichenwechsel von YF(r) und 
VF (^) irrelevant ist. Wenn dann zwei Punkte auf einer Geraden durch den 
Anfangspunkt liegen, so werden ihnen Parameterwerthe zukommen von der Form 

SE EE id 

und +V=v-+y’". 
Bei einem ersten solchen Punktepaare kann es willkürlich festgesetzt werden, 
welehem dieser beiden Punkte das eine, welehem das andere Parameterpaar 
zugeordnet werden soll. Diese Verabredung wollen wir damit treffen, dass 
wir verlangen, der Anfangspunkt solle die Parameterwerthe V;, Və = 0, 0 und 
demnach die Punkte der Curve, in welcher der vom Anfangspunkt auslaufende 
'l'angentialkegel noch schneidet, Parameterwerthe bekommen, die gleich doppelten 
einfachen Integralen sind. Dies kommt ja darauf hinaus, dass den Punkten 


dieser letzteren Curve die  algebraischen Parameterwerthe w, + Hi: 


w, qx VEG), dem Anfangspunkte aber die Parameterwerthe w, + VE (uw); 

w, + VF Uc) beigelegt werden. Nach dieser Festsetzung gehört zu jedem 

Werthepaare V,, Vo (auch zu dem Werthepaare Vi, Vo = 0, 0) vermóge des 
I 1, Ve 5 


Jakobi’schen Umkehrproblems ein bestimmter Punkt der kummer schen Fläche. 


404 Wilibald Reichardt. (p. 82) 


Um nun zu ermitteln, in welcher Beziehung diese zweite 
'arametervertheilung auf der Kummer’schen Fläche zu den im 
vorigen Paragraphen besprochenen vermittelst liniengeometrischer 
Anschauungen eingeführten Parametern steht, beachte man zunüchst, 
dass nach den in § 1 enthaltenen Bemerkungen über die allgemeinen Eigen- 
schaften der Kummer’schen Fläche, die als Singularitätenfläche der Complex- 
schaar (1) definirt ist, die Einführung des Parameters „ auf dem in der 
Projectionsebene als Bild des Anfangspunktes erscheinenden Kegelschnitte 
insbesondere in der Weise geschehen kann, dass den bewussten sechs aus- 
gezeichneten Kegelschnittstangenten (resp. den Berührungspunkten derselben) 
die Parameterwerthe kı, ke, ... ke zukommen. Man hat dazu diesen Para- 
meter nur so einzuführen, dass man einer Tangente des Kegelschnittes 
(oder ihrem Berührungspunkte) den Parameter u — 4 dann beilegt, wenn 
die Tangentialebene, die man durch diese Tangente an den vom Anfangs- 
punkte auslaufenden '"langentialkegel legen kann, dem Anfangspunkte im 
Complexe 7 entspricht. Die Parameterwerthe 


Jac HW’ anod Po 


(23 : 
‘ VÆV = v-+v” (mod. P®), 
wobei 
V, VE) AU VA AP] 
v =/ du, VIE / du (mod. P®) , 
k, Ka 


werden dann denjenigen beiden Punkten der Kummer’schen Fläche zukommen, 
die auf der Schnittlinie der beiden dem Anfangspunkte in den Complexen 3. 2" 
zugeordneten Ebenen liegen. Denselben beiden Punkten kommen gewisse 
Parameterwerthe U zu, deren Werthe man vermüge des Satzes (224) unmittel- 
bar hinschreiben kann, wenn man bedenkt, dass die sie verbindende Gerade 
den Complexen 7' und 7” je zweimal angehört und dureh den Anfangspunkt 


geht. In Folge dessen nämlich wird man dieser Geraden die transcendenten 


Parameter beilegen können ' 
o yy —k o" Ya" —k, 
NON ees / du , Kaes / du, 
o yk k, 9 yk, — k, 


so dass man nach den Formeln (222) für die Schnittpunkte dieser Geraden 


die Parameterwerthe erhiilt 


Darstellung der Kwmmer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 33) 405 


OR OR LY 


9 pa) 
und +U = 2w 4 2w" | (mod. 2P9); 


Da hier nur das Doppelte der Integrale w', w" in Frage kommt, so werden 
etwaige zu w, w” additiv hinzutretende Multipla der einfachen Perioden P 
nichts ändern; d.h. w und w” können dureh e. v" ersetzt werden. Diejenigen 
beiden Punkte der Kummer’schen Fläche, die vermöge der geschilderten Pro- 
jection dem Punkte 2, 2” der Projeetionsebene zugehören, haben also die 
transcendenten Parameterpaare 

je U —2v-—2v 

Las 2v d oy, 
Durch Vergleichung dieser Parameterwerthe U mit den in (23) enthaltenen 
Parameterwerthen V derselben beiden Punkte der Kummer’schen Fläche und 
unter Berücksichtigung des Umstandes, dass dem Anfangspunkte sowohl die 
Coordinaten U,, Us 0,0 wie Vi, V — 0,0 zukommen, erkennt man, dass 
die neuen Parameter V auch definirt werden können als Grüssen, 
die halb so gross sind wie die früher besprochenen Parameter U, 
was damit übereinstimmt, dass sie bis auf Multipla einfacher (nieht doppelter) 
Perioden bestimmt sind. Es ist also 

(24) TV 4U (mod. P). 

Aus § 5 entnehmen wir noch, dass den 16 Punkten, die einem Punkte 
+V = Vin den bekannten 16 Collineationen entsprechen, die Parameterpaare 
+V=V+4 BS 6) PO . (et — 0 oder 1) 

i 1 


zukommen werden, wührend man erst setzen muss 


"EY IW -- 
um in den Ausdrücken 
pee) 4 8 
fy u v gi "S a) po 


i 1 
die Parameterpaare der weiteren 16 Punkte zu gewinnen, zu denen man von 


V vermüge der bewussten 16 Reciprocitiiten gelangt. Die 16 Knoten- 


punkte die doch dem Anfangspunkte V,, V; — 0, 0 in den 16 Collineationen 
zugehóren — werden insbesondere die Parameterwerthe 


4 
+V=4 > PO 
i=1 


Nova Acta L. Nr. 5. 53 


| 
| 


406 Wilibald Reichardt. (p.934) 


erhalten. Es folgt dies auch direkt aus unserer Abbildung. Dort finden die 
15 LÁ — die es ausser dem Anfangspunkte giebt, in den 15 Schnitt- 
punkten der 6 Geraden 
MES Nik legis Wass Re 

ihr Bild, und für den zum Schnittpunkt der beiden Geraden A —k, à"— kj 
gehörigen Knotenpunkt ergiebt sich in der That 

ki kj 

TV = lf? au — [au = 4P®-+4P® (mod. PO), 

k, k, 

Auf Grund dieser Betrachtungen und mit Berücksichtigung der Relation 
P®— o erscheint es zweckmässig, die 16 Knotenpunkte der 
Kummerschen Fläche zu bezeichnen mit 

(ud eres (6), (12), IS) FE EGAN 
wobei dann (6) den Anfangspunkt mit den Parametern V — 0, und (i) resp. (ij) 
4,j— 1, 2,... 5) denjenigen Knoten bedeutet, der ausser dem Anfangspunkte 
noch in den beiden von demselben in den Complexen 4 = ki, 4 — kę resp. 
À— ki, å = kj auslaufenden Ebenen liegt, und dem die Parameterwerthe 
+V=4PO rep V 4 PLA PO 
zukommen. 

Die fünf Knotenpunkte, die ausser dem Anfangspunkte in einer durch 
denselben laufenden Doppelebene liegen, finden ihr Bild in den Schnittpunkten 
der dieser Doppelebene entsprechenden Kegelschnittstangente mit den fünf 
anderen ausgezeichneten Tangenten des in der Projectionsebene als Bild des 
Anfangspunktes erscheinenden Kegelschnitts. Die Bilder der zehn nicht 
durch den Anfangspunkt gehenden Berührungskegelschnitte ge- 
winnt man, indem man die sechs ausgezeichneten Kegelschnittstangenten auf 
alle möglichen zehn Weisen in zwei Tripel anordnet und jedesmal durch die 
sechs Ecken der dadurch erhaltenen beiden Dreiecke einen Kegelschnitt con- 
struirt. In der That sind die auf diese Weise aus dem System der 15 Ecken 
eines Brianchon’schen Sechsecks (wie es von den sechs ausgezeichneten 
Tangenten gebildet wird) herausgegriffenen Punktsextupel im Allgemeinen die 


einzigen, durch die ein Kegelschnitt gelegt werden kann. 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 35) 407 


$7. Allgemeine Bemerkungen über die Darstellung der Kummer’schen 
Fläche durch hyperelliptische Functionen. 

Mit der Einführung der in $$ 5 und 6 besprochenen Parametersysteme 
ist für die Geometrie auf der Kummer’schen Fläche ein doppelter Aus- 
gangspunkt gewonnen. Einmal nämlich wird man dabei, indem man jedem 
Punkte der Kummer’schen Fläche die liniengeometrisch definirten Parameter 

e VI, | 0 VA —h 
oder die transcendenten Parameter U,, U, zuweist, das Netz der oot Haupt- 
tangentencurven, das andere Mal, wenn man einen Punkt durch die Parameter 
A, VEG); A^, VER") 

oder dureh die transcendenten Parameter V,, V, des § 6 fixirt, das System 
der oc: Schnitteurven der Tangentialebenen des vom Anfangspunkt auslaufenden 
Tangentialkegels als Coordinatensystem zu Grunde legen können. Ein wesent- 
liches Hülfsmittel dieser zweierlei Arten von Geometrie auf der Kummer'schen 
Flüche wird es sein, insbesondere von den transcendenten Parametern U,, Us 
resp. Vi, Ve Gebrauch zu machen, indem man den Verlauf von Functionen 
@ (U1, Us) resp. (Vi, Ve) auf der Kummer'sehen Fläche studirt. Hat ein 
Punkt die Parameterwerthe U resp. V, so gehören alle Parameterpaare 

U = -U--23m0P resp. V = +V+ Xm po 
(wo die m® irgend welche ganze Zahlen sind) demselben Flüchenpunkte zu. Sollen 
daher $(U,,U,) resp. #(Vi, Vg) eindeutige Functionen des Ortes der 
Kummer’schen Fläche sein, so müssen dieselben gerade und vierfach 
periodische Funetionen sein, und zwar muss ® (U1, Us) die Perioden 2 P, 
# (Vi, Vs) die Perioden P® haben. Versteht man unter œ und ¥ Functionen 
dieser Art, so werden durch Gleichungen von der Form 

ok, Us) = const oder ` D. Vj) — const 
gewisse Curven auf der Kummer'schen Fläche reprüsentirt. Functionen œ und 
w der genannten Art kann man gewinnen, wenn man zwei geeignete Functionen 

Qj, @, resp. 44, ¥ von Ui, Us resp. Vi, Vs, 
die sich bei Vermehrung der Argumente um Multipla von (doppelten 
resp. einfachen) Perioden nur um übereinstimmende Constanten 
und Exponentialfactoren ändern, durch einander dividirt. Die Betrach- 


tung der Curven 


408 Wilibald Reichardt. (p. 36) 


b. 


" 3 s 
Q = F 1 — const, KE 
2 


qj const 


wird dann zweckmässiger Weise mit der Untersuchung der Curven 
Q, — 0| R= 
und , 
nl 


$, = 0 | i E 
beginnen. 


Insbesondere kann man als solche Functionen @,, @ und "P, #, Theta- 
funetionen wählen. Die Quotienten je zweier der 16 'lhetafunctionen, wie 
sie in der Theorie der zum Geschlechte p — 2 gehörigen hyperelliptischen 
Funetionen benutzt zu werden pflegen, sind bekanntlich vierfach periodische 
Funetionen mit den Perioden 2P® (vergl. S 8), und bei Vermehrung der 
Argumente um einfache Perioden können sie sich nur im Vorzeichen ändern. 


Daraus folgt, dass die Functionen 
Ia (Ui, Us) 
Iy (Ui, Ug) 


(wo 9, und 9, irgend zwei entweder gleichzeitig gerade oder gleichzeitig un- 


D (U,, Us) = 


gerade Funktionen sind) und 

Ie (Vay Va) 

98 (Vi, Ve) 

(wo 94, 95 irgend zwei der 16 Thetafunctionen bedeuten) eindeutige Functionen 


(Vy, Ve) = 


des Ortes auf der Kummer’schen Fläche sind, dass also insbesondere durch 
Gleiehungen von der Form 
$. (01, Us Sie Cav Va 
ames d a) const, Ae D 
9y (Ur, Ug) 98 (Vi, V2) 
gewisse Curvensvsteme auf der Kummer’schen Fläche wohl definirt werden. 


— const 


Abgesehen davon nun aber, dass man für die Geometrie auf der 
Kummerschen Fläche die Theorie der hyperelliptischen Functionen mit Vor- 
theil in Anwendung bringen kann, ist auch die Kummer’sche Fläche 
selbst einer Darstellung durch hyperelliptische Functionen fähig, 
und zwar eröffnen sich hierzu auf Grund von SS 5 und 6 wiederum zwei 
verschiedene Ansätze: Man beachte nämlich zunächst, dass die fünf Quotienten 

ée LH os cyan E ME CEA H SAUCE, 
sämmtlich gerade vierfach periodische Functionen œ von U;, Us mit den Perioden 
2p6 sein müssen (was aus den Angaben des $ 5 ohne Mühe gefolgert werden 
kann). Mit Rücksicht auf'(5) ergiebt sich hieraus das Resultat, dass man in 


der That die Kummer'sehe Fläche, falls man sie nämlich als Tangentengebilde 


| 
} 
| 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 3T) 409 


betrachtet, durch hyperelliptische Functionen darstellen kann; denn man erhält 
für die Verhältnisse der Liniencoordinaten x, irgend einer Tangente der 
Kummer'schen Fläche 
x Fe O (Us, Ue) (i= DECHE 
und man gewinnt die Gesammtheit aller Tangenten dieser Fläche, indem man 
à alle Werthe und U,, U; alle Werthe mod. 2P® durchlaufen lässt. Weiter 
erkennt man aus der Art der in $ 6 zur Sprache gebrachten Projections- 
methode, dass die Verhältnisse der 'l'etraedereoordinaten 
2L 08€ * JU mye 
eines Punktes der Kummer’schen Fläche sich rational und in Bezug auf 3 
und 4" symmetrisch durch die Grössen 
A, An, VEO), via”) 
ausdrücken lassen müssen, so dass also diese Verhältnisse sämmtlich gleich 
geraden vierfach periodischen Funetionen # von Vi, Ve mit den Perioden P® 
gesetzt werden können. Zu allen Punkten y der Kummer'schen Fläche wird 


man dann gelangen, wenn man in den Formeln 


N = US, Ve) H. neq m 3 


die Parameter V,, V, alle Werthe mod. P6 durchlaufen lässt. 
» | 


410 Wilibald Reichardt. (p. 38) 


III. Kapitel. 


Die Bedeutung der ursprünglichen Thetafunetionen (9 (V, V.)) für 
die Kummer’sche Fläche. 


§ 8, Allgemeines über Thetafunctionen. 

Die einfachste Aufgabe, deren Lösung bei einer Darstellung der 
Kummer’schen Fläche durch hyperelliptische Funetionen postulirt werden 
muss, ist diejenige, den Verlauf der Functionen 

As (Vi, Va) 
38 (Vi, Vs) 
auf der Kummer’schen Fläche zu studiren. Um zur Inangriffnalıme dieses 
Problems eine feste Basis zu gewinnen, wird es zweckmässig sein, einige 
allgemeine Bemerkungen aus der Theorie der Thetafunctionen 
voranzustellen und dieselbe insbesondere mit einer in bestimmter Weise zer- 
schnittenen, zur Irrationalität 
Vik. À—ke. ...ÀA— ke 
gehörigen zweiblättrigen Riemann'sehen Fläche in Zusammenhang zu 
bringen. Es mögen die Verzweigungspunkte 
kı, ke ka, ks ke, ks ks, kg 
resp. von den Querschnitten 
Ay Ag Bı Be 
umgeben sein, und bei der Ueberschreitung dieser Querschnitte mögen die 


u, 


überall endlichen Integrale iP 


! beziehungsweise die folgenden Perioden dar- 
bieten 


| w’ | fox” | J [0 l J oul? | 


| cor! | Los" | lo" | tart: M 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 39) 411 
Setzt man dann 
DH = «6 0,9 — (y, a, 
so besteht zwischen diesen Grössen p@ ausser der Identität 
p? p^ + p? pe^ + po? po? = 0 
bekanntermassen die Relation 
(25) p? + p” = 0. 


Durch nähere Betrachtung der in der angegebenen Weise zerschnittenen 
Riemann’schen Fläche findet man ausserdem, dass die Perioden w mit den 


ki 
BH) 2/ du 
k, 


in folgendem Zusammenhang stehen: 


früher benutzten Perioden 


| 
01 
PO = w + wo ==] 
Ser Ian 
PO = o + o" + oV = m 
10 
PO = vu Loi? = e | 
) d 
(26) a (mod. 2 P®), 
ees D ma e | 
I oo" + « a 
| 
00 
PO — w” = 
w | bi 
po- 0 Som 
00| 


Dabei ist 


| £i & 7 D m Iv | 
Ih, h| = hi w + he c" + gi e" + go o. | 


Handelt es sich nun um die Bildung von Functionen 


^v, 


FCV | o0) = a| v 


Pf. n EE, 
(€^ of w ©, ) 
H 


wh of f o 

d. h. um Functionen, deren Verhältnisse bei Vermehrung der Argumente V 
um Multipla der Perioden w (resp. P?) sich nur im Vorzeichen ändern können, 
so pflegt man, wie bekannt, bei der üblichen Definition solcher Funetionen 
durch zweifach unendliche Reihen von den Variablen V,, V, zu transcendent 


normirten Variablen 


wf V,— of Y, 
| Sa pe» 


9 Y 
(27) | wh V,— c^ V, | 
Va _ 


"er 


412 Wilibald Reiehardt. (p. 40) 


ST 


überzugehen, die dann bei Vermehrung von P Í 
2 


i w 
um Perioden à 
vi Í 
ü 1,2, 3, 4) resp. die Zuwiichse 


Oe ee 
i ul l 1| Ire 1 
erhalten, wobei 

pe» pe» pe? j ; Do 
pb» Dä gm pay. Iib ET) 


(28) Tjj = 
Wenn wir also von Functionen A (V|o®) sprechen, so ist dies nur eine 
andere Bezeichnungsweise für die in der Litteratur üblichen Functionen 
9 (v|vu). 
Dieselben sollen nur dann mit 9 (Vjo%) bezeichnet werden, wenn man sich 
in den 9 ze! zi die Variablen y und die Moduln rix vermöge der Gleichungen (27) 
und (28) durch die Grössen V und o ausgedrückt denkt. Für unsere Zwecke 
wird sich bald die eine, bald die andere dieser Schreibweisen 


| 
1 " One, T 
X ah hth eel Wie cs u Ta 
(29) 9 (V |o) = I (v |vix) (n Mee 2 


mehr zur Benutzung empfehlen. 
Ausgangspunkt der weiteren Bemerkungen iiber die zum Geschlechte 
p= 2 gehörigen Thetafunctionen, die hier Platz greifen sollen, ist nun der 


Satz (dessen Beweis unter Benutzung Riemann’scher Prineipien erbracht 


[ns m : ^ 
werden kann), dass, unter A CH "*) oder 435 die fundamentale Theta- 
function 
LOO. | dis x Ar (711 n? + 2712 1; na- vss n? + 2n; vi + 2ne ve) 
9 (V | Tik) = b. C : 
I PURIS platea c a 


verstanden, bei der gewählten Zerschneidung der Riemann’schen Fläche für 
jedes Paar einfacher Integrale (im Sinne des S 6) V;, Ve = v’, ve’ die Relation besteht 
(30) 9 pe +3 PO 4- p P9 oH) — 0. 
Aus dieser Gleichung folgt sofort die andere Relation 


(30) L $ o) (v'] o0) = 0. 
Denn es ist ja 
10| 


P®+ Dm = Si | = w+ o" + w” (mod. 2 P®) 
| 


*) Vergl. Hermite ,,Note sur la théorie de la transformation des fonctions abé- 
liennes“, Comptes rendus t. 40, p. 307. 

**) Hermite'sche Charakteristikenbezeichnung in der Modification, wie sie von Riemann, 
Weber, Thomae, Krazer ete. benutzt wird. 


de éi ; : 
**) Weierstrass’sche Indicesbezeichnug. 


| 
| 
i 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 41) 413 


und bis auf Factoren 


«fo eei) = hen. 


Bedenkt man dann weiter, dass, von Factoren abeesehen, 
y Gel 


10l eo 


olio e 2, & |) x E 
3 lh, n, f us 3 iij t? SH Tu (Y) 


ist, so erkennt man, dass allgemein für jedes Paar einfacher Integrale v,', vs’ 
die Relation gilt 


90" BIETE, TO lait 3 die, ey 
(30") (WAT [S tiii Ke ccm 
Jede der 16 'lhetafunetionen 9 tà ai ist also charakterisirt durch die 


mod, P® genommenen Periodenhälften 


um die man einfache Integrale v/ vermehren muss, damit sie, als Argumente 
dieser 'l'hetafunction gesetzt, dieselbe zum Verschwinden bringen. Nun kann 
man diese Periodenhülften immer, und zwar auf eine Weise, in die Gestalt 
setzen 


[10] 4 3 [gm] WEO E A P9.  (mod.P0) 
S ibl = h, ha | o H E \ P E 


Es wird sich aus diesem Grunde empfehlen, der betreffenden Thetafunction 
das Indexpaar ij statt der Charakteristik s n beizufügen, wobei dann noch 
der Index j — 6 jedesmal fortgelassen werden kann. Unter 9, resp. Jy soll | 
also fortan diejenige Function 9 verstanden werden, die dadurch charakterisirt 

ist, dass für jedes Paar einfacher Integrale v’, v, die Identität besteht 


(31) An (v + 4 PO) 0 resp. dy (v + 4 PH + 4 PO) 0. 


I 
Die folgende 'l'abelle giebt nähere Auskunft über die Beziehung dieser 
neuen Bezeichnungsweise zu der vorhin benutzten Charakteristiken- 


bezeichnung und zu der Weierstrass'schen Indicesbezeichnung: 


*) Verel. z. B. Weber „Anwendung der Thetafunctionen zweier Veriinderlicher auf 
8 i 


die Theorie der Bewegung eines festen Körpers in einer Flüssigkeit“, Math. Annalen Bd. 14, pede  @ 


Nova Acta L. Nr. 5. 54 


] 
| 
N 


414 Wilibald Reiehardt. (p. 42) 


Charakteristiken- Weierstrass’ 
bezeichnung. Bezeichnung. 
9; D tail | nh ROJ 
dp 9 e ds 
er Z 
4 | 9 N Hi — dB 
c (pui » 
% 9 e SH 
SR | 9 " o R 
ee il Osa 
is | H lo A Yas 
| 
YT | 9 i S D Pa 
S epi 2 
Jas | ër eg | Ia 
Jan | J n à Dos 
945 y N a 14 


Kin Vorzug dieser von uns zu benutzenden Indicesbezeichnung macht 
sich sogleich geltend, wenn es sich darum handelt, die Verhältnisse der 
dureh geeignete Constanten dividirten Thetafunctionen dureh zwei 


Parameter 7, 2” aleebraisch darzustellen, wie dies zuerst von Rosen- 


hain*) angegeben und später von Krazer**) und Staude***) des Näheren 


*) Rosenhain „Mémoire etc.“ Mém. Sav. étrang. XI, p. 421—-423. 
**) Krazer „Theorie der zweifach unendlichen Thetareihen“. Teubner 1882, p. 46—50. 


***) Staude „Ueber die Parameterdarstellung der Verhältnisse der Thetafunctionen 


zweier Veränderlicher“. Math. Annalen Bd. 24, p. 298 — 299. 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 43) 415 


ausgeführt worden ist. Es wird genügen, wenn hier die Darstellung der 
ungeraden 9 und die eines geraden 9 hingeschrieben wird. Ist 
A, MIO 4”, yt") 


Ver ext 7 du PERF GU 


ke ke 
so ergiebt sich 
(V » = r 
le w= WY VP ru RS CR 8) 
(32) 9, v) / 1 / In TRY: TENTE TER 
le x Vo (M)-Vw(M) HANV Ai EPA a 
au 
wobei 
q (A) (A — ke) (A — ka) (A — ke) | 
W (A) (4 — ki) (å — ks) (A — ks) j 
ist, während o einen für alle sechszehn 'lhetafunetionen übereinstimmenden d 


Proportionalitätsfactor bedeutet. Die Grössen C; und c; sind Constanten, die 


sich folgendermaassen darstellen lassen: 


(33) en 8 


1 11/2 A #) 
, : H | (2in)? V mor A 
po» d 
| Codie ea OSS H, Vado. 


/ 8 
ER ren Ter 
C24 y P. Vi435) (246)2 5; 


(34) 


*) Vergl 


moduln algebraischer Functionen“, Borch. Journ. Bd. 71, p. 216—222, und Klein „Ueber 


Thomae „Beitrag zur Bestimmung von 4 (0, 0, ... 0) durch die Klassen- 


hyperelliptische Sigmafunctionen“, Math. Annalen Bd. 27, p. 489 —440. Für spätere Anwen- 
dungen dieser Formeln sei hervorgehoben, dass unter der Voraussetzung reeller Grössen kj, die 
so geordnet sind, dass 

Eae inr ts 
die Grössen Ou, Co, Cy rein imaginär, Cy, Cs, Cg dagegen reell ausfallen, und dass sich weiter- 


hin siimmtliche Grösse cj mit Ausnahme von c45 (das rein imaginär wird) als reell ergeben. 


l Es folgt dies direct aus den Reihenentwicklungen, durch welche die Werthe Or: is vió 
| Af? 
und ej = ia (0) definirt sind. Unter den angegebenen Bedingungen wird also cj, negativ, 


alle übrigen ej positiv reell. Vermöge dieser Bemerkung bestimmen sich die vierten Wurzeln 
in den für die Grössen ej geltenden Formeln. Je nachdem nämlich i p? positiv oder negativ 
reell ist, hat man in 


ip ip?» 


V (1895) (246)|, etc. of, = + zs V (128) (456) 


024 4a? 


das obere oder untere Vorzeichen zu wühlen. 


| 
| 


416 Wilibald Reichardt. (p. 44) 


wobei 
lmn) = (li — kn) (km — kn) (kn — ky), 
ferner 
pi) = tly min — tg. t^, 

und wo A 4, Zu die Discriminanten von resp. f, p und w sind. Die 
Parameterdarstellungen der neun anderen geraden Thetafunctionen An ergeben 
sieh einfach, indem man jedesmal den beiden Indices i, j die 6 zufügt und 
auf Grund der darnach erhaltenen Spaltung der sechs Zahlen 1, 2,...6 in 
zwei Tripel neue Functionen p und w bildet, die dann in (32) und (34) an 
Stelle der ersten Funetionen p und w treten. 

Ein weiterer Vortheil, den die Benutzung der angegebenen Bezeichnung 
der Thetafunctionen bietet, und der aus der besprochenen Parameterdarstellung 
deutlich wird, besteht darin, dass man sofort ersehen kann, welche Ver- 
tauschungen die T'hetafunctionen bei den 720 mod. 2 verschiedenen 
linearen Periodentransformationen erleiden. Eine solche lineare Trans- 
formation der Perioden ist ja verbunden mit einer Permutation der Verzweigungs- 
punkte k;, ks, ... ky; die genannten 720 durch lineare Transformation erreich- 
baren Permutationen der Thetafunctionen wird man also gewinnen, indem man 
die Zahlen 1,2, ...6, welche die Indices von 9, und 9; — 94 bilden, allen 


120 möglichen Umstellungen unterwirft. 


§ 9. Die Bedeutung der Gleichungen »?(V,, Və) = 0. 
Die Gleiehungen (32) der Rosenhain'sehen Parameterdarstellung setzen 


uns in den Stand, ohne Mühe den Verlauf von Funetionen 


i CR SD A ue 
(35) pV) e —— 
98 (V) 

(wo Pa, a irgend zwei der 16 'Phetafunetionen bedeuten) auf der kummer schen 


Fläche zu untersuchen. 
Wir beginnen damit, den Verlauf einer Curve 
92 (V) 0, 
unter 9 irgend eine der 16 'Plhetafunctionen verstanden, zu studiren. Diese 
Aufgabe ist unter Benutzung der Gleichungen (32) und mit Rücksicht auf die 
in 8 6 besprochene Abbildung der Kummer’schen Fläche sofort zu erledigen. 


Man bemerke zunüchst, dass — wie aus den Formeln (32), die wir jetzt in 


der Form 


m 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 45) 411 
e: à (A— 4A")? (4 — ki) (AY — kb, 


lo: Es (Vp A). Vw (ay + Yw(. q (n = q^) wa") + wh) pA + 2VE (A) Vf (4^) 
schreiben wollen, hervorgeht — für A = 2", VEG") = —Vf(r) im Allgemeinen 
die Verhältnisse der Funetionen 92 endliche Werthe haben missen, während 
für v= 2" VEA”) = Vf) die sechs ungeraden Thetafinctionen gleich 0 
werden. Nach den Festsetzungen des § 6 wird daher diejenige Curve auf 
der Kummer’schen Fläche, die ausser dem Anfangspunkte in dem Kegel- 
schnitte ` A — 4" der Projeetionsebene ihr Bild findet, keiner der Curven | 
92 (V) 0 als Theil angehören können; wohl aber wird der Anfangspunkt 


auf den sechs Curven 
A (V) 0 TR N 


liegen. Nach dieser Vorbemerkung werden wir nur noch auf diejenigen Be- 
standtheile der Curven 

(X— 4")? (J/— ki) (4" — ki) 0, | 

Veh) VPA ya Voan = o | 
zu achten haben, die nach Abtrennung der Factoren 4—4” nachbleiben. Die 


Gleichung (4 — ki) (A"— ki) 0 


stellt in unserer Bildebene die i-te der sechs ausgezeichneten Kegelschnitt- 
tangenten dar, welche die Bilder der sechs durch den Anfangspunkt laufenden 
Doppelebenen sind. Daraus folgt sofort der 

Satz I. Die sechs Gleichungen 

SU 20 | 

bedeuten die Schnittcurven der Kummer’schen Flüehe mit den sechs 
vom Anfangspunkte auslaufenden Doppelebenen. 

Die Gleiehung 

Ye(&).Vw(A" + Vu) <a (AA see) 


ferner kann man auf die Form bringen 


ph) pA") — pA pa) = 0 
| oder ausführlich 


Wake) (A ka) (4/— kg) (A”— k1) (A”— ks) (A”— ks) — (4/—1) (Aka) (A’— ks) (A"— ka) (4"— ka) (4"— kg) 0. 
Schneidet man diese Curve der Bildebene mit einer beliebigen Geraden 
RR | 
l so erhält man für die Schnittpunkte derselben, abgesehen von dem Werthe 


A — e, nur noch zwei Werthe 2’; diese Curve ist also nach Abtrennung des 


| 
| 


418 Wilibald Reichardt. (p. 46) 


nicht mehr in Betracht kommenden Bestandtheils 7/—2”— 0 von zweiter 
Ordnung. Beachten wir weiter, dass ihre Gleichung befriedigt wird für 
Wi epo "Jk et Ji: fep Tel 
V] 7 wl jw wl wl wl wl 

so erkennen wir, dass dieser Kegelschnitt identisch ist mit demjenigen, den 
man auf die in $ 6 (Schluss) angegebene Weise erhält, wenn man die Zahlen 
1,2,...6 in die Tripel (246), (135) spaltet. Dieser Kegelschnitt ist aber, 
wie dort angegeben wurde, Bild eines Berührungskegelschnittes der Kummer schen 
Flüche. Allerdings findet in diesem Kegelschnitte noch ein zweiter Curvenzug 
der Kummersehen Fläche sein Bild; dieser aber kann unmöglich durch die 
Gleichung 92, (V) = 0 dargestellt werden, weil dieser zweite Curvenzug durch 
den Anfangspunkt läuft, der, wie wir wissen, der Curve 2. (V) o nicht 
angehórt. Wir gelangen vielmehr (da Aehnliches wie für 92, (V) o sich 
natürlich für alle Curven 92;(V) — 0 nachweisen lässt) zu dem folgenden 

Satz IL Die zehn Gleichungen 

91; (V) 0 Be ERROR) 

stellen die zehn nicht durch den Anfangspunkt laufenden Be- 
rührungskegelschnitte der Kummer’schen Fläche dar. 

Es soll nicht unerwühnt bleiben, dass man zu denselben Resultaten 
(Satz I und II) auch gelangen kann, indem man von den Parametern V auf 
die Parameter U zurückgeht. Wie nämlich früher (S 5 Anmerkung) beiläufig 
bemerkt wurde, haben die Punkte eines Berührungskegelschnittes Parameter U 


7, ip ni PIE 
von der Form H = 2u--Zs9 Pe, 


Nach Gleichung (24) kommen ihnen also Parameterwerthe 
V w+ 4 Se po 
zu, und zwar werden (Gleichung (21)) die Parameter der Punkte auf den 
sechs Berührungskegelschnitten durch den Anfangspunkt V = 0 auf die Form 
V —vy-PO (0 1,2,...0) 

die Parameter der Punkte auf den übrigen Berührungskegelschnitten in die 
Gestalt 

Vm wt BREED Gj = 1, 2,...5) 
gebracht werden kónnen. Hieraus folgen dann unter Benutzung der Relationen (31) 
unmittelbar die Sätze I und IL. 


Auf der Ebene GE 
Of CTS 0 


Darstellung der IKummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 4) 419 


werden nach denselben Formeln (31) diejenigen sechs Knotenpunkte liegen, 
deren Parameterwerthe in die Gestalt 
V vi+ 4 Pw 
gesetzt werden können, also die folgenden sechs Knotenpunkte 
(362) WEE Pa EE 


Kbenso sind der Ebene 
S ERU Er 


in den sechs Fundamentaleomplexen xn 0 resp. die folgenden sechs Knoten- 
punkte zugeordnet | 
(36h) Vi A PW} po -- PO (h tis Dee RCO) 
Umgekehrt findet man als die sechs Doppelebenen, die durch einen Knoten 
V ipo. po 
laufen, diejenigen, deren Punkte Parameterwerthe haben von der Form 
(37) V vit 4 PM+ 3 PO+ 4 PO) (h EINEN 
Mit Benutzung der in § 6 vorgeschlagenen Bezeichnung der 16 Knotenpunkte 
erhält man hiernach die folgende Uebersicht über das Ineinanderliegen der 
16 Knoten und der 16 Doppelebenen der Kummer’schen Fläche: 
a) |) | @) | 4) |) | (0) (12) | (13) as) a5) | es) (24) | (95) (84) (35) | (45) 


| I 
a, WI HÄ 


s | | INN 


(38) | 3 [| | 


Sal L IT WH 1 TIL 1 TUN 


Die Sütze I und II geben in Verbindung mit den Vorbemerkungen 


des S 7 sofort zu einer Reihe wichtiger Folgerungen Anlass und er- 


420 Wilibald Reichardt. (p. 48) 


ledigen insbesondere ohne Weiteres diejenige Fragestellung, die den Ausgangs- 
> d eo e m = > 
punkt dieses Paragraphen bildete. Wir bekommen nämlich zunächst das 
Resultat: 
1) Die (mit geeigneten. Constanten multieiplirten) Coordinaten 
> > 
Zeie 


eines Punktes der Kummer’schen Fläche, bezogen auf irgend ein 
aus vier singulären Ebenen, die nicht sämmtlich durch einen 
Punkt gehen, gebildetes Tetraeder, lassen sich folgendermaassen 
durch Thetafunctionen ausdrücken: 

: ya’ = 9$(V) : 9$(V) : 950) : IM. 

Wir sind damit zu einer ersten Darstellung der Kummer’schen 


D 


vu: Yes) Ye 


Fläche durch hyperelliptische Functionen gelangt. Die Möglich- 


keit derselben ist in voller Klarheit zuerst von Weber*) erkannt worden, 


während vorher schon Cayley die nahe Beziehung der 16 Theta- 
functionen zu den 16 Doppelebenen und Doppelpunkten der Kummer’schen 
Fläche gefunden hatte. Aus (1) folgt dann weiter: 
2) Bezeichnen y,, ys, ys, ys die homogenen Punkteoordinaten der auf 
irgend ein Coordinatentetraeder bezogenen Kummer’schen Fläche, so müssen 
sich die Quadrate der 16 Thetafunctionen als homogene lineare 
Funetionen dieser Coordinaten y, darstellen lassen 
92 (V) yi’ Aayi + Be zack: Cays + Do ya. | 
Umgekehrt drücken sich die Coordinaten yi, ys, ys, ya, falls sie einen Punkt 
der Kummerschen Fläche darstellen, homogen und linear durch solche vier 
Grössen 92, 95, 05, 9j aus, die, gleich 0 gesetzt, vier nieht dureh ein und 
denselben Punkt laufende Doppelebenen bedeuten: 
yi = A0 9} HBO 93 + COH+DOI  ( = 1,2,3, 4), 
so dass wir, wenn wir, wie oben, fiir 
SEU, edi. d 


die Bezeichnung resp. 


*) Weber ‚Ueber die Kummer'sche Fläche vierter Ordnung mit 16 Knotenpunkten 
und ihre Beziehung zu den Thetafunctionen mit zwei Veränderlichen“ Borch. Journ. Bd. 84, 


p. 332; vergl. auch Caspary „Zur Theorie der Thetafunctionen mit zwei Argumenten“ Borch. 
Journ. Bd. 94, p. 81, Formel (11). 
**) Cayley „On the double ©-functions in connexion with a 16-nodal quartic sur- 


face“, Borch. Journ. Bd. 83, p. 210. 


i 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 49) 421 


einführen, erhalten : 
yi AG y,’ D? yo’ CH yz’ | D® yy’. 
Der Uebergang von den Coordinaten y; zu den Coordinaten y; 


| hat die Be- 
deutung, dass man die kummer sche Fläche speciell auf ein Coordinaten- 
tetraeder bezieht, dessen Seitenflüchen singuläre Ebenen sind. 
3) Die Gesammtheit der x»! Curven (35) 
gë 9 (V) 
PV) m Szene, 


B 
wo % und 2a zwei beliebige der 16 Thetafunctionen sind, und wo 1 den 
Parameter der einfach unendlichen  Curvenschaar bedeutet, wird aus- 
geschnitten von demjenigen Ebenenbiischel, das durch die beiden 
singulären Ebenen A0 0, 95(V) 0 definirt ist. Denn gesetzt, 
Vi, Ve sei ein Punkt der Curve 
92 (V) — 1.95 (V) Us 
so muss doch, da dieser Punkt in dem Coordinatensystem der y; die Coor- 
dinaten 
yi SEQ 33 (V) etc. 
besitzt, zwischen seinen Coordinaten die Gleichung bestehen 
y1'— ly.’ 08 

d. h. aber eben, er liegt auf einer Ebene, die dem durch y’ = 0, y, = 0 de- 
finirten Biischel angehört. 

4) Alle Functionen 92 sind Thetafunctionen zweiter Ord- 
nung mit der Charakteristik die 
Fläche erhalten wird, indem man die homogenen Coordinaten yı, y», ys, y, 


Sofern nun die Kummer'sche 


proportional 'Phetafunetionen zweiter Ordnung setzt, wird sie in Ueber- 
einstimmung mit der von Klein**) im elliptischen Falle eingeführten 
Terminologie als „Normalfläche zweiter Stufe“ bezeichnet werden 
können. 

Mit den unter 2) gewonnenen Resultaten stimmt es vollkommen iiber- 


ein, dass — wie die Theorie der Thetafunctionen (der „Hermite’sche Satz“) 


*) Weber, Math. Annalen Bd. 14, p. 174. 


x 


Klein ‚Ueber unendlich viele Normalformen des elliptischen Integrals erster 
Gattung“, Math. Annalen Bd. 17, p. 133; „Zur Theorie der elliptischen Functionen n-ter 
Stufe“, Sitzungsber. der Ges. der Wiss. zu Leipzig, 1884; „Ueber die elliptischen Normal- 
eurven der n-ten Ordnung etc.“, Abh. der Ges. der Wiss. zu Leipzig, Bd. 13, Nr. IN. 


Nova Acta L. Nr. 5. 55 


422 Wilibald Reichardt. (p. 50) 


lehrt”) — es nur vier linear unabhängige Vhetafunctionen zweiter Ordnung 
mit der Charakteristik bn giebt, so dass also zwischen fünf Grüssen 92 
immer eine lineare Relation statthaben muss. Weiter wird es verständlich, 
dass es gewisse Systeme von nur vier Ausdrücken 92 giebt, die linear ver- 
bunden sind. Es werden vier 92 immer dann ein System dieser letzteren 
Art bilden, wenn sie gleich 0 gesetzt vier Doppelebenen der Kummer'schen 


Fläche vorstellen, die durch ein und denselben Knotenpunkt laufen. 


$ 10. Geometrische Bedeutung gewisser Sextupel, Quadrupel und 
Octupel von Thetafunctionen. 
Wie bekannt, lassen sich unter den 16 Functionen 9 gewisse Systeme 
von Functionen unterscheiden, welche durch die Art der zwischen ihnen be- 
stehenden identischen Relationen charakterisirt sind. 


Insbesondere giebt es, wie die Theorie der l'hetafunetionen lehrt, 16 Rosen- 


hain’sche Sechsersysteme**), die dadurch ausgezeichnet sind, dass die Qua- 
drate von je vier einem solchen Systeme angehörigen Functionen linear von ein- 
ander abhüngen. Ein solches Sextupel wird insbesondere gebildet von den sechs 
ungeraden 'l'hetafunetionen. Aus den Bemerkungen des vorigen Paragraphen 
(Schluss) ist sofort ersichtlich, dass diesen 16 Rosenhain'schen Sechser- 
systemen die 16 Sextupel singulürer Ebenen der Kummer’schen 
Fläche entsprechen werden, die durch die 16 Knotenpunkte der 
Kummer’schen Fläche hindurchlaufen. Die Eintheilung der 16 Theta- 
functionen in sechs ungerade und zehn gerade erseheint hiernach nur als 
eine von 16 im Grunde gleichberechtigten Spaltungen der 16 Thetafunctionen 
in 6410. Weiter erkennt man aus dieser geometrischen Deutung: der 
16 Rosenhain’schen Sextupel, dass dieselben sofort aus der Tabelle (38) ab- 
gelesen werden können. Die Richtigkeit dieser geometrischen Auffassung kann 
in aller Strenge hergeleitet werden mit Benutzung der in § 8 gemachten An- 
gaben über die Beziehung der Charakteristiken- zu unserer Indicesbezeichnung. 
Nach den dort getroffenen Festsetzungen war 


e M n P séch e 
91 "s Jij logica IST ON 


h, 


Weber, Math. Annalen Bd. 14, SE ops 


) Wegen dieser Bezeichnung vergl. Krazer „Theorie etc.“ p. 30. 


| 
| 
| 
| 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 51) 49€ 


falls 
| | 
KE s = PO H PO PO+ Dm (mod. 2 PO), 
1 2 
wobei dann insbesondere die Werthe i, j 1, 2, ...5 bei den zehn: geraden, 
der Werth j — 6 bei den sechs ungeraden Thetafunctionen in Betracht kommt, 


so dass also eine ungerade Charakteristik "oa ` in der Form darstellbar sein muss 
| ti P® + DL D  (mod.2P0), 
Versteht man jetzt unter 
(nl und Ier 


irgend. zwei Charakteristiken, so wird man beim Uebergange von 


| £1 & | ae A g +8,’ 
jus |h; h, | ZW er ih, + hy’ 
von einer Doppelebene, deren Punkte Parameter 
V — V+ EPOLFPOL POL EPH Gj = 1, 2,...6) 


haben, zu einer Doppelebene gelangen, deren Punkten Parameterwerthe 
V — yp apo. po-Lj4pPo.Lpo 
zukommen. Nun kann man nach Krazer (lc. p.27) die Rosenhain’schen 
Sechsersysteme erhalten, indem man aus jeder der sechzehn Charakeristiken |, 
mit Hülfe der sechs ungeraden Charakteristiken | ou | die sechs Charakteristiken 
In E cn Wl 
zusammensetzt. Nach den soeben vorangestellten Bemerkungen entsprechen 
sechs Charakteristiken dieser Art sechs Ebenen, deren Punkte Parameterwerthe 
(39) Vm v p PO HAPOHAPO (h— 1, 2,...6) 
haben. Wie die Gleichungen (37) lehren, sind dies in der That sechs Ebenen, 
die dureh einen Knotenpunkt der Kummer’schen Fläche laufen. 
Wir fragen uns jetzt weiter nach der geometrischen Bedeutung der 
80 „Rosenhain’schen Vierersysteme^*) oder der Vierersysteme erster 
Art nach Weber'scher Bezeichnung ?*). Die Functionen 9 einer solchen Vier 
sind dadurch definirt, dass die Summe ihrer Charakteristiken mod. 2 congruent 


QOO P e " A 
hg ist, und dass unter ihnen eine ungerade Anzahl ungerader Chetafunctionen 


*) Dieser Name ist deshalb gewühlt, weil zwischen den Quadraten der Functionen 
einer solehen Vier eine biquadratische Relation besteht, deren Existenz bereits Rosenhain (l. c.) 
erkannt hat. 


Vergl. Weber, Borch. Journ. Bd. 84, p. 345. Krazer dagegen nennt sie Vierer- 


Systeme zweiter Art (l. c. p. 20). 


55™ 


424 Wilibald Reichardt. (p. 52) 


enthalten ist. Ihre Charakteristiken können in allgemeinster Weise erhalten 


werden*), indem man aus den sechs ungeraden Charakteristiken drei 
(oa) [es |, |o.|) herausgreift (was auf 20 Weisen möglich ist) und diese in 
der folgenden Weise mit einer beliebigen Charakteristik |;| verbindet 


7 + Wa [9 + wy |n + We 7 -+ Wa + oy + wel. 


Zu diesen vier Charakteristiken gehören vier Ebenen, deren Punkte Parameter- 


paare von der Form 
| T= SE " po. L } Di + 1 pe A MO yi 4 DO + 4 po |- H po ` 
lv v+ 4 Dm +4 po fe Po, V cz gi de 1 Po + 4 PO + £P@ + 4P®) + 4 po 


besitzen. Nach (37) stossen je drei dieser vier Ebenen in einem Knoten- 


(40) 


punkte zusammen, und zwar sind es die vier Knotenpunkte 
JV = FPO+4PO, Ver cee RO ké 
\V=4PO+4PO+4P+ 4PO, Miser ae PO PO aR, 
die als Ecken des von den genannten vier Ebenen gebildeten Tetraeders auf- 
treten. Einem Rosenhain’schen Quadrupel entspricht also ein solches 
aus vier Doppelebenen der Kummer'sehen Fläche gebildetes Te- 
traeder, dessen Ecken Knotenpunkte dieser Fläche sind. Es giebt 
her 


in der That, wie eine leiehte Abzählung lehrt, 80 solcher „Rosenhain’se 
Tetraeder*. 


oder also der 


Eines der 60 ,,Gépel’schen Vierersysteme“ 


Vierersysteme zweiter Art nach Weber besteht aus vier Functionen 9, 
deren Charakteristikensumme mod. 2 congruent wel ist, und die entweder 
sämmtlich gerade (solcher Gópel'seher Quadrupel giebt es 151) oder zur 
Hälfte gerade und zur anderen Hälfte ungerade sind. Man gewinnt alle 
60 Göpel’schen Vierentt) indem man die sechs ungeraden Charakteristiken in 
drei Paare (e|, (oarl; ||, [ow]; |we|, [ov |) anordnet (was auf 15 Weisen 
*) Krazer; lo; p.21 


) Auf ein Vierersystem dieser Art gründet G Opel (,,Theoriae transcendentium 


Abelianarum primi ordinis adumbratio levis‘, Borch. Journ. Bd. 35, p. 377) seine Unter- 


suchungen über Thetafunctionen. 


***) Krazer nennt sie l. c. Vierersysteme erster Art. 


+) Ver 
nung mit 16 Knotenpunkten durch die Göpel’sche biquadratische Relation zwischen vier 


gl. Borchardt „Ueber die Darstellung der Kummer’schen Fläche vierter Ord- 


Thetafunctionen mit zwei Variabeln“, Borch. Journ. Bd. 83, p. 240. 


tt) Vergl. Krazer, Le p. 21. 


Darstellung der Kummer’schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 53) 425 


geschehen kann) und aus diesen und einer beliebigen Charakteristik |;| die 
folgenden vier Charakteristiken zusammensetzt: 

1| |y + Oa H War |} + wy + on [nH ex wel. 
Solchen vier Charakteristiken entsprechen bei der Kummer’schen Fläche vier 
Ebenen, deren Punkte Parameterpaare aufweisen von der Form 
NE Vc y EISEN 
V=v-+3PO}4PO+4P® + EPO, V= PO HPO HERO Pe, 


Keine drei dieser vier Ebenen stossen in einem Knotenpunkte zu- 


(41) 


sammen; die beiden singulären Punkte z. B. 
V ZPO HIPO 4PO, V = FPO+L4PO4 FPO, 

die auf der Schnittlinie der ersten beiden der genannten vier Ebenen liegen, 

gehören den letzten beiden dieser Ebenen nicht an. Die vier Functionen A 

eines Göpel’schen Quadrupels bedeuten also, gleich 0 gesetzt, 

vier solche Doppelebenen der Kummerschen Fläche, deren 

Tetraeder keinen Knotenpunkt dieser Fläche als Ecke hat. > 
Durch directe Abzählung bewahrheitet man leicht, dass es in der That 

60 solcher 


Es mag schliesslich noch auf die geometrische Bedeutung gewisser 


»Güpel'scher Tetraeder“ giebt. 


merkwiirdiger Oetupel von Thetafunctionen (deren es 30 giebt) hin- 
gewiesen werden, die in der Theorie der Thetafunctionen eine wichtige Rolle 
spielen. Ein solches Achtersystem besteht aus vier Paaren von Thetafunctionen 
| mit derselben (mod. 2 genommenen) Charakteristikensumme. Die vier Paare 
| eines derartigen Octupels können in allgemeinster Weise dargestellt werden”), | 
| . indem man die sechs ungeraden Charakteristiken auf irgend eine Weise in 
2--4 (jo, Io! und oy], | e |, (enn), | ey" |) zerlegt (was auf 15 Weisen | 
möglich ist) und .dann mit Hülfe einer beliebigen Charakteristik || die 
folgenden Charakteristikenpaare bildet: | 
| J y + o | { |» + wy’ | J IUE wy” | Ji + e" | 
Mm JF «4 zk c d- cy |. \yto kri H7 0v |. L1 - oa oa + cn | Mg + oa + oa’ y" |. 
Die Parameter der Punkte innerhalb der vier Ebenenpaare, die den 
Funetionen eines dieser Octupel entsprechen, werden also die Form haben | 
IN ss vk) PO + EPH + 4 P® | 


| A eae v+ 1 DL 4 pa A. po + i p^ + à pa» | (h m Di b', b p» 


(42a) 


*) Vergl. Krazer, l-0., p. 40. 


426 Wilibald Reichardt. (p. 54) 


Nach einer bestimmten Auswahl von |o,|, lox] giebt es noch zwei zugehörige 
Octupel, die man beispielsweise erhalten kann, wenn man 
I. dr ari ahd i kgj ain) 


(wo k irgend eine bestimmte der Zahlen b, b’, b", b” bedeutet) setzt. Diese 


beiden Octupel werden also (nach Gleichung 31) lauten 


(42) ES dé 


Juk 
\ ‘ (iod s ofl fa At vini Lei | (k DEED a a 
Paih 


| 9s, KO | 
wobei 
En — 49 cet KE, gl BO e Pe, (mod. BO 
Die 16 Thetafunctionen (42b) sind sämmtlich von einander verschieden, sie 
umfassen also alle 16 'lhetafunetionen, von denen wir überhaupt sprechen. 
Je vier dieser Vhetafunctionen, die zu h (oder k) bó, bó (wo bó, bó irgend 
zwei der Zahlen b, b, b”, b" sind) gehören, bilden ein Göpel’sches Quadrupel. 
Da sieh die Argumente der Punkte in den zwei Ebenen, die jedes der 

acht Paare (42) reprüsentirt, um 

S cia o) 
unterscheiden, so werden die acht Schnittlinien, die diesen acht I;benenpaaren 
zugehören, in der Congruenz 

| Xa 0| 

Ix = of 
enthalten sein (Gleichung 21), und umgekehrt sind diese acht Geraden die 
einzigen unter den 120 Schnittlinien zweier Doppelebenen, welche dieser 
Congruenz angehören. Um nun weiter zu untersuchen, welche charakteristische 
Spaltung dieser acht Schnittlinien in zwei mal vier der Scheidung der acht 


Ebenenpaare in die zwei hingeschriebenen Quadrupel von Ebenenpaaren (also 


in die zwei merkwürdigen Ebenenoctupel) entspricht, bemerken wir, dass auf 


der Schnittlinie irgend eines Ebenenpaares 
jin = 0 und 9o mi 

des ersten Oxtupels die beiden Knotenpunkte 

jew = j Di | 

| V 4 pa) n 1 pe E 5 p^ | 
liegen (Gleichung (86) ). Diesen beiden Punkten entsprechen aber (Gleichung (37) ) 
in den vier Complexen 

. XU (k be bu ib? - 


gerade die vier Ebenenpaare des zweiten Octupels. Die zu denselben ge- 


hörigen vier Schnittlinien sind also der Schnittlinie der beiden Ebenen 


| 
| 
| 
| 
| 
} 
I 
| 
| 
] 
| 
f 
! 
I 


Darstellung der Kummer schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 55) 427 


ji» = 0, Jan = 0 in den vier Complexen x, — 0 als conjugirte Polaren 
zugeordnet. Man wird also zu den fraglichen 30 Octupeln ge- 


langen können, indem man aus den 120 Schnittlinien der sechzehn 


Doppelebenen diejenigen acht herausgreift, die einer bestimmten 
der 15 fundamentalen Congruenzen angehören, und diese alsdann 
in der Weise in zwei Gruppen von je vier zerlegt, dass einer 
jeden Sehnittlinie der einen Gruppe die vier Schnittlinien der 
anderen Gruppe in den vier nicht an der Congruenz betheiligten 
Fundamentaleomplexen als conjugirte Polaren zugeordnet sind. 
Die vier Ebenenpaare, die sich in den vier Geraden jeder dieser 
beiden Gruppen sehneiden, bilden je eines der gewollten merk- 
würdigen Octupel. 

In übersichtlicher Weise, die zugleich der vollen Symmetrie der 
Kummer'schen Fläche in Bezug auf die 16 Doppelebenen und die 16 Knoten- 
punkte gerecht wird, gestaltet sich die Definition der genannten Systeme cha- 
rakteristischer Gruppen von 'Phetafunetionen, wenn man von einer Sechs- 


indieesbezeiehnung Gebrauch macht, wie sie Klein eeleeentlich in 
> > o 


Vorschlag gebracht hat”). Dabei wird jedes 9 durch Beifügung derjenigen 
Vorzeichencombination (die nach den Festsetzungen des § 2 eine ungerade 
Anzahl von Minuszeichen enthalten wird) bezeichnet, die man in die 
Gleichungen (6) einführen muss, um zu der Ebene 92 — 0 zu gelangen. Die 
Anfangsebene (12), die in unserer Bezeichnungsweise mit einem resp. zwei 
Indices durch 92 0 


> 


repräsentirt wird, erhält also z. B. bei Benutzung von sechs Indices die Be- 


zeichnung FW M 0 


oder, da ein simultaner Wechsel aller sechs Vorzeichen keine Aenderung be- 


DH 


deutet, ge Se pe Di. 


Durch die 16 Combinationen von je sechs Vorzeichen, in welchen eine 

gerade Anzahl von Minuszeichen vorkommt, wird man ebenso die 16 Knoten- 

punkte der Kummer’schen Fläche bezeichnen können. Unter 
H+++++] 


wird insbesondere der Anfangspunkt zu verstehen sein. 


*) Vergl. Math. Annalen Bd. 4, p. 357 unten. 


428 Wilibald Reichardt. (p.56) 


Wie sieh mit Benutzung dieser Sechsindicesbezeichnung die Dar- 
stellung der erwähnten Sextupel, Quadrupel und Octupel charakteristischer 
Art gestaltet, wird aus den Formeln (39), (40), (41), (42%) ohne Weiteres 


klar, wenn man bedenkt, dass dem Uebergange von einer Doppelebene zu 
einer zweiten, in der die Parameter ihrer Punkte sich von denen der Punkte 
des ersten Beriihrungskegelschnittes um 

d po» i 4 po + A po + Are e 
unterscheiden, einer Umkehr des a-ten, b-ten, c-ten ete. Vorzeichens ent- 


spricht (Gleichung (21)). 


§ 11. Verschiedene Gleichungsformen der Kummer’schen Flache. 
Bedeutung des Additionstheorems. 

Die Bemerkung 1) des S 9 giebt Anlass zu der Forderung, explicite 
Formeln für die Cayley-Weber'sehe Darstellung der Kummer'schen 
Flüche dureh hyperelliptische Functionen anzugeben, d. h. die Gleichung 
der Kummer’schen Fläche bezogen auf ein von singulären Ebenen begrenztes 
Tetraeder wirklich hinzuschreiben. Eine Darstellung der Coordinaten der 
Kummerschen Fläche bezogen auf ein derartiges singuläres Coordinaten- 
tetraeder vermüge zweier Parameter V,, Vs (resp. 2’, 4") wird nach dem 
Früheren durch jedes Formelsystem reprüsentirt 

yi = Ve 

ye 95 | 

ys = 4, | 

y4 ay 
wo Fe, Fs, Fy, Oy irgend vier Functionen sind, die nicht sämmtlich demselben 
Rosenhain’schen Sextupel angehören; es wird sich nun aber fragen, wie man 
von dieser Parameterdarstellung zu einer einzigen Gleichung zwischen den Coor- 
dinaten y, : yz: ys: ya übergehen kann? Die Antwort auf diese Frage liefert 
die Theorie der Thetafunctionen. Für dieselbe sind insbesondere diejenigen 
Relationen von Wichtigkeit, die zwischen solchen vier Grössen 9 bestehen, die 
ein Rosenhain'sehes oder ein Göpel’sches Quadrupel bilden. Um nun die 


Gleichung der Kummer’schen Fläche in Bezug auf ein Rosenhain’sches oder 


ein Göpel’sches Tetraeder zu erhalten, wird man einfach in den Rosenhain’schen 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 57) 429 


resp. in den Göpel’schen Relationen, welche die Theorie der 'lhetafunetionen 


liefert, die vier in dieselben eingehenden Grössen 92 durch resp. yi, ys, yo. yi | 
zu ersetzen haben. Es mag genügen, an dieser Stelle je einen Vertreter der | 
auf den angegebenen beiden Wegen zu gewinnenden Gleiehungsformen der | 
Kummer’schen Fläche anzugeben. Setzt man 
Bese no eee EE er, acr te 
so erhält man*) die folgende Gleichung der Kummer’schen Fläche 
bezogen auf ein Rosenhain'sches Tetraeder: 
aj (Vis Ys Ya) +s Qu kenia Qr ys de ya y | 
1 — 2 a» as Ya Ya (Ji — Y3) — 2.81 as ye a (Yi + Ja) — 2 1 de ya ys (y? Lei | 
(43) — 2 ax as yr ye (Yy5 — Yi) + 2a 1 Ys (Ys + Yi) —2m ae ys yu (y? Le | 
L2 m i d + ay ae ; | E yiye Ys Ya — 0. 
Dabei ist zur Abkürzung 
Bes Cl Cea a, = if as — ci, Ca e 
und die e: haben dieselbe Bedeutung wie in (34). Diese Gleiehungsform (43) 
lässt in der That erkennen, dass jede Coordinatenebene. in einem doppelt- | 
zählenden Kegelschnitte berührt, der dureh 3 Coordinatenecken geht. 
Um ferner die Gleichung der kummer schen Fläche bezogen | 
auf ein Gópel'sches Tetraeder zu erhalten, mag gesetzt werden | 
NSF, Ca o) Y» ban Ji = as | 
mau ma oye y SN | 
Alsdann erhält man**) 
Vin I GUF Eyg Pyg E eyi) 
ES 2 OT DOT yng vy Titan = yy 
| (44) on kd 
| ntn a ag | 
| Lu .. 2 : n ya 712732 38 Ee 


Vergl. Krazer, l. c, p. 44. 


ED 


Wegen dieser Thetaformel vergl. Borchardt, Borch. Journ. Bd. 88, p. 9: 


oder © rv, Borch. Journ. Bd. 94, p. 80 f; oder Krazer, l o, p. 56i | 

"""* Hier und ebenso in den Formeln (45), (43’), (44) sind diejenigen Vorzeichen N 

| geschrieben, die sich einstellen, wenn man yy, Laun RS + Ae etc. setzt. ll 
f 

Nova Acta L. Nr.5. 56 | 


EEN 


| 


430 Wilibald Reichardt. (p. 58) 


Die rechte Seite dieser Gleichung für sich gleich 0 gesetzt bedeutet 
die Fläche zweiten Grades, die man durch die zwölf auf den sechs 'Tetraeder- 
kanten liegenden Knotenpunkte der Kummer’schen Fläche legen kann. 

Eine sehr elegante Gleiehungsform (allerdings in irrationaler Gestalt) 
der Kummer’schen Fläche erhält man ferner, wenn man diese Fläche auf ein 
Coordinatenhexaeder, gebildet aus sechs singulären Ebenen, bezieht. Um 
hierzu zu gelangen, beachte man, dass, wenn man die 'l'hetafunctionen jedes 
einzelnen der Paare, wie sie in die in § 10 erwühnten merkwiirdigen Oetupel 
eingehen, zum Produete verbindet, zwischen je drei solehen Producten, die 
ein und demselben Oetupel zugehóren, eine lineare Relation stattfindet”). Setzt 
man z. B. 


be Ee 


y=. Y= 954, ys 

so findet man folgende Gleichungsform der Kummer’schen Fläche: 
(45) C24 C13 Yyı ys — Cas C14 V ys ya + C12 Csa V ys yo 0. 
Es mag nicht unerwähnt bleiben, dass man von dieser Gleichungsform (45) 
dureh geeignete Umformungen zu den Gleiehungen (43) und (44) gelangen 
kann. Setzt man z. B. 
mies 9. ye = HSM, es He Ye, Y= HN, = Yes 
so gewinnt man, indem man 
9j ye, Hy = ys, ny 

durch yı’, ye’, ys’, ys’ ausdrückt, die Gleichung (43) in der folgenden Gestalt 


C24 C13 Vien j= 


(437) — C14 C23 V ya! (- 
| + cre Csa V ya! (— € 
Zu Gleichung (44) ferner wird man von Gleichung (45) übergehen 
kónnen, indem man 
92, = yg und 92, — ys 
dureh die vier anderen in (45) eingehenden 'Phetaquadrate (also durch 


Yı, yo, ys, ya) ausdrückt. Man erhält dabei 


*) Vergl. Weber, Math. Annalen Bd. 14, p. 179, und Borch. Journ. Bd. 84, p. 336; 
oder Caspary, Borch. Journ. Bd. 94, p. 77 (Folgerungen aus Theorem I); oder Krazer, 
L op 36 und 39. 

*" Auf diese Gleichungsform hat schon Kummer (Abh. der Berl. Akad. 1866) auf- 


merksam gemacht. 


f 
f 
I 
| 


Darstellung der Kummer’schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 59) 431 


: x Ve 


Tetraeder, kann man natürlich von dem Coordinatenhexaeder, welches der 
Gleichung (45) zu Grunde liegt, auch zu einem der 1440 weiteren 
(eigentlichen) Tetraeder*) übergehen, die von vier singulären Ebenen 
begrenzt sind, und von deren Ecken nur zwei Knotenpunkte der Kummer’schen 


Fläche sind. Man erhält beispielsweise die Gleichung der Kummer’schen 


Fläche bezogen auf ein derartiges 'letraeder, wenn man setzt | 
o e 3 
y= an Ms yo’ = Fi, = ys, ys = 3i, = ya, y = Kio = Ys, 

und wenn man dann | 


y und 


durch yi’, ys’, ys’, ya’ ausdrückt. 

Ks soll sich im Anschluss an diese geometrische Interpretirung der 
ursprünglichen (nicht transformirten) 'lhetafunetionen an der Kummer’schen 
Fläche nunmehr darum handeln, den geometrischen Ort derjenigen Punkte V 
dieser Fläche ausfindig, zu machen, für die, unter V,, V, irgend welche Con- 
stanten, unter 9 irgend eine der 16 'Phetafunetionen verstanden, die Relation 

o(V—VY)=0 
besteht. | 

Unter Berücksichtigung der Unbestimmtheit der Constanten V;, Ve wird 
man sich darauf beschränken kónnen, diese Untersuchung für irgend eine einzelne 
'l'hetafunetion, etwa für die Function 9, durchzuführen. Zunächst mag man i 
bemerken, dass die Curve 

Ig (V—V) = 0 
mit der Curve 
| Ae (V 2- V) — 0 


identisch sein wird. Denn der Punkt V ist ja identisch mit dem Punkte — V; 
d : | 
die Gleichungen 1 
Sus oe VOS 0 we UD ee) 

aber sagen in der That dasselbe aus. Weiter ziehe man in Betracht, dass 
| der Ausdruck í 
| d 
| 
*) Es sind dies nach Weber (Borch. Journ. Bd. 84, p. 845) die Tetraeder | 
| dritter Art. | 

56* 


' 


438 Wilibald Reichardt. (p. 60) 


Ae (V — V) . Ae (V + V) 
eine "hetafunetion zweiter Ordnung von der Charakteristik Sat ist, sich also 
durch irgend vier linear unabhängige "l'hetaquadrate, etwa durch die einer 
Rosenhain’schen resp. Göpel’schen Vier zugehörigen Quadrate 
yi BUN) ME er 05 ys ox Ve MU GAUCHE 
ER ya mm RE Ya exte on ys Vache yate CV 
darstellen lassen muss. In der That findet man, von unwesentlichen Faetoren 


14 


abgesehen, 
(46a) Js (V — V) 95 (V+ V) - 95, (V) ya EO? (V) ya — 92 (V) ys 95 (V) ya 
resp. 


(465 Ae (V — V) Is (V + V) = — Ci, Yay Ya + (6, Ya — 02, yo) Yo 


yY2) Ys — (6;, Ja — 62, Y1) ya ,*) 


wobei 
y 9? (V) 
ist. Hier können die Constanten ; 


(V, PV yaa tesp.. ya) yo, «v nochivef- 


möge der Gleichungen (32) der Rosenhain’schen Parameterdarstellung in 
algebraische Form gebracht werden. Die rechte Seite der Gleichung (46%) 
oder (46), gleich 0 gesetzt, stellt eine Ebene vor, was dann wiederum ein 
Ausdruck dafür ist, dass die Gleichung 9;(V— V) — 0 dasselbe aussagt wie 
die Gleichung 9;(V--V) = 0, nämlich eben, dass der Punkt V in dieser Ebene 
liegt. Um nun nähere Auskunft über die Natur dieser Ebene zu erlangen, 
wollen wir beachten, dass derjenigen Ebene, die im Beriihrungspunkte einer 
Tangente der Kummerschen Fläche mit den transcendenten Parametern 
w, w, w” =w" diese Fläche tangirt, nach Satz (22>) die Parameterwerthe 
(U) ww” 

zukommen, und dass demnach die Parameter U der beiden Punkte, in denen 
diese Tangente ausser in ihrem Berührungspunkte die Kummer’sche Fläche 
trifft, und für die sich nach Satz (22%) die Werthe 

+U = w+ w’+2w” | 

U ee Eed 


ergeben, auch in der Gestalt 
U= 2w" 4- (0| 
U = a ent (U) | 


*) Zur Ableitung dieser Gleichungen sind Formeln von Königsberger („Ueber die 


Transformation der Abel’schen Functionen erster Ordnung“ Borch. Journ. Bd. 64, p. 28) 
benutzt. 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 61) 433 


geschrieben werden können, Hier darf man w”, w”, da nur ihr doppelter 
Werth vorkommt, durch v”, v” ersetzen (S 6). Unter Berücksichtigung von 
(24) erhalten wir also das folgende Resultat: Die Punkte derjenigen Curve 
vierter Ordnung, die von der 'l'angentialebene (U) der Kummer'schen Fläche 
aus derselben ausgeschnitten wird, sind durch Parameter V der folgenden 


Form charakterisirt 
Mae vile y 


oder also, die Parameter V jedes in der Ebene U gelegenen Punktes unter- 
scheiden sich von den Werthen $(U) nur um einfache Integrale v”. Gerade 
darin aber besteht auch die Aussage der Relation 
Te CV ee) Pre Oe 

Berücksichtigt man nun noch, dass 4(U) alle Werthe mod. P® durchläuft, 
wenn man zu sämmtlichen "l'angentialebenen der Kummer’schen Fläche iiber- 
geht, so erkennt man die Richtigkeit des folgenden Satzes, der die gewollte 
geometrische Interpretirung des Additionstheorems der ursprüng- 
lichen T'hetafunctionen enthält: 

Satz III. Die Gleichung 

Go CN + V)= 0, 
wo V, Ve beliebige Constanten bedeuten, repräsentirt die Schnitt- 
curve derjenigen Tangentialebene der Kummer'schen Fläche, 
deren transcendente Parameter (U) die Werthe haben 
+ (0) = 32V. 

Wir fügen hierzu noch das folgende Corollar, dessen Richtigkeit ohne 
Weiteres aus der Definition der transcendenten Parameter V auf der 
kummer schen Fläche (S 6) folgt: 

Satz III. Die ec: Curven 

ds (Viv) = 0, 
wo v, v, irgend ein Paar einfacher Integrale bedeuten, sind die 


Schnitteurven der Tangentialebenen des vom Anfangspunkte der 


Kummer’schen Fläche auslaufenden Tangentialkegels. 


| 
N 
] 
| 
| 


434 Wilibald Reiehardt. (p. 62) 


IV. Kapitel. 


Die Bedeutung der quadratisch transformirten Thetafunctionen 


(9 (V,, Val für die Kummer'sehe Fläche. 


$ 12, Allgemeine Bemerkungen über quadratische Transformation 
der Thetafunctionen. 

Nach der Bemerkung 2) und nach den Schlussbetrachtungen des § 9 
erscheint die Frage berechtigt, wie sich die Gleichung der Kummer’schen 
Fläche gestaltet, wenn man statt eines Systemes von vier linear unabhängigen 
Grössen 92(V) irgend vier andere von einander linear unabhängige 
Thetafunctionen zweiter Ordnung mit der Charakteristik 
Kat: die sich ja als lineare Funetionen dieser vier 92 ausdrücken lassen 
müssen, als Coordinaten der Flüchenpunkte einführt. Insbesondere wird man 
sich fragen können, zu welchen Resultaten die Benutzung derjenigen Systeme 
von vier linear unabhängigen 'Phetafunctionen zweiter Ordnung mit der 
Charakteristik i führt, welche die Theorie der quadratischen Trans- 
formation der Thetafunctionen darbietet. Man gelangt auf diese Weise 
zu einer zweiten (der Borchardt’schen*)) Darstellung der 
Kummerschen Fläche durch hyperelliptische Functionen™). 

Der besseren Uebersicht wegen, die durch Einführung der normirten 


Variablen vi, v, und der zugehörigen Moduln v; statt der ursprünglichen 
o Iz] eo 


*) Vergl. Borchardt „Ueber die Darstellung der Kummer'schen Fläche etc." Borch. 
Journ. Bd. 83, p. 234. 

**) Diese Auffassung der Borchardt’schen Darstellung rührt von Rohn (vergl. 
Diss.) her. 


BEE f ^ =: eic EE EE ERE ERE MIETEN E E IDE ERG BE 


Darstellung der Kwmmer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p.63) 435 


Variablen V;, Ve und der ihnen zugeordneten Perioden o, c? wesentlich 


erschwert wird, soll hier eine "Transformation des Periodensystems meist in 
der ursprünglichen Hermite’schen*) Weise, d. h. durch Angabe des Zu- 
sammenhangs des transformirten Periodensystems der om mit den ursprüng- | 
lichen Perioden o» charakterisirt werden. Eine Transformation n-ter l 


Ordnung des Periodensystems wird dann bekanntlich in allgemeinster 


Weise vermittelt durch das folgende Gleichungensystem ** 


4 
Q' — XN aeu 
i-i 
4 Em 
QU SS 0 Zi 
ks ici | 
(47) 
or" So oo) 
i | 
BEE 
(our US TO 
pæl | 


wobei die Grössen a®, b®, c9, d® ganze Zahlen bedeuten, die an die folgenden 
| sechs Relationen gebunden sind: 
| [12] = a® ei — a co + p(D dä — p? d® — 0, 


| IN apt: ese SE Hess ln Dan | 
| r : M ^ . 
i Für n — 1 und n = 2 stellen also diese Gleichungen (47) die allgemeinste 


*) Hermite, Comptes rendus t. 40, p. 251. 

**) Hier ist, wie schon mehrfach bei früherer Gelegenheit, von einer abkürzenden 
Schreibweise Gebrauch gemacht: Man hat sich dieses Gleichungensystem einmal für die Gróssen 
vol, (0, das zweite Mal für die Perioden w®, tw? geschrieben zu denken. 


+t) Um den Zusammenhang der zu den Perioden c vermüge der Gleichungen (27) 
und (28) gehörigen Grössen vy, ve, Tix mit den transformirten Grössen Vy, Vs, Tik (die den 


Perioden (a) entsprechen) bequem ausdrücken zu können, setze man 


AL = a p a” Ta kaf au Q5 = a" a” Ty. + Ss 
i 
2 = bA b” Tia + bY Ta BY ihr eb” Fie EY Es d 
; ' : | 
| qu st o ely e" Z3 + oY Sat On = o” dk C" Tas ate CY Tee | 
| QW = at day + d" Se Ov = q'-E d" zs - AN zu | 
| und | 
ps — Q0 Q0). 00 QW | 
| 36 QY Q0 QW., N 
Dann wird i] 
XT sd Go ch v, ; P(32) E pan ` i 
| WR pa) Ge CET 
i | 
| QUSE n. pas) 5 pas) i 
i e SE GSM, pt 34 34095 | 


Se 


U 
1 


436 Wilibald Reichardt. (p. 64) 


lineare resp. die allgemeinste quadratische Transformation des Periodensystems 
dar. Für die Aufstellung aller Relationen zwischen den quadratisch trans- 
formirten "hetafunetionen und den ursprünglichen hetafunctionen ist es nun 
von prineipieller Bedeutung, dass (wie schon Hermite*) ohne Nachweis an- 
giebt und wie dann Weber**) analytisch und Rohn***) 


beweist) alle quadratischen "Transformationen entstanden gedaeht 


auf anschaulichem Wege 


werden konnen aus einer einzigen beliebigen solchen Perioden- 
transformation, und zwar dadurch, dass man derselben geeignete 
lineare Transformationen vorangehen und nachfolgen lässt. Wählt 


man als diese fundamentale quadratische Transformation beispielsweise die 
Du, 
o a ON 


| DEER EH | 
ov — qv 


so besagt also der erwähnte Satz, dass jede weitere quadratische Trans- 


Operation 


formation Q erhalten werden kann, indem man vor F eine geeignete lineare 
Transformation L, und nach F eine zweite passend gewählte lineare Trans- 
formation L, ausführt; in anderen Worten: Jede quadratische Transformation Q 
ist in der Form darstellbar 

(48) Q=hLFk. 


Alle Operationen Q, die man erhält, indem man L, constant lässt, 
während L alle linearen "Transformationen durchläuft, gehören ein und der- 
selben ,Klasse*T) quadratischer Transformationen an. Man wird 
alsdann 15 und nur 15 verschiedene Transformationen IEN NEE 
ausfindig machen können derart, dass Relationen von der Gestalt 

LO RL, = LEE, 
(wo i,j zwei verschiedene der Zahlen 1, 2,...15 bedeuten) ausgeschlossen sind, 


entsprechend der Thatsache, dass es nur 15 verschiedene Klassen qua- 


*) Hermite, Lo, p. 258. 


**) Weber „Ueber die Transformationstheorie der Thetafunctionen eiert, Annali di 
Matem., t. 9, p. 126. 


) Rohn, Math. Annalen Bd. 15, p. 332. 


+) Hermite, Le, p. 258. 


| 
| 
| 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 65) 437 


dratischer Transformationen giebt. Aus diesen Betrachtungen folgen 
sofort eine Reihe auf den Zusammenhang der durch irgend eine Operation Q 


transformirten 'Phetafunetionen mit den ursprünglichen 'lhetafunetionen bezig- 


liche Sätze, die von Kónigsberger*), Pringsheim**) und Rohn***) zum 
Theil mit viel Aufwand von Beweismaterial abgeleitet worden sind. Man hat 
nämlich zu beachten, dass die durch die Operation F transformirten Theta- 
funetionen, also die Funetionen 

9 9: (V) = 9: (V | $0, $0", c", cq) 
mit den ursprünglichen Thetas durch die folgenden zum Theil schon lange 
bekannten Relationen verbunden sind), in denen analog dem Früheren 

Qj = Ji; (0) 

gesetzt ist: 


| 
(49a) | 
| 


Los Ji» = 2 (Dor 912 + Iis Isa) Iie — Pis P34) 
(495) | 403 Iis — 2 (Doa 91s + re Psa) 24 013 — 912 934) 

4034 Jsa = 2 (924 Iga + 912 913) I34 — Ito 913) 

2 Cis 9i Dy 45 — dn dun 20 Hy. = Fa do; - - P3 35 

2013 Po = de Ias F An Aan 209 9» — Ay 915 Au 945 

209 Js = Is Jos + - Ja F35 2045 = Ze 914 — 9s Ios 
(496) kel ae 

20$ Je = Io Aha + Is Dos 2045 Fo = dn Aan — 9» Aan 

20534 95 == Js Aha te Dos 94 915 + 91 945 

2.0310 uH EET DoD Dy S45 2035 Fa = Os 914 — Ie Ios . 

*) Königsberger „Ueber die Transformation des zweiten Grades für die Abel’schen 


Funetionen erster Ordnung“, Borch. Journ. Bd. 67, p. 58. 


) Pringsheim „Zur Transformation zweiten Grades der hyperelliptischen Functionen 


erster Ordnung“, Math. Annalen Bd. 9, p. 445. 


Rohn, Diss. 
D Wegen der ersten zehn Formeln vergl. Königsberger, Borch. Journ. Bd. 64, 
p. 38; die letzteren zwölf Relationen (49°) sind eine directe Folge eines bei Rohn (Math. 


Annalen Bd. 15, p. 331) angegebenen Formelsystems. 


Nova Acta L. Nr. 5. 57 


438 Wilibald Reichardt. (p. 66) 


Aus diesen Formelsystemen wird man die zu einer allgemeinen quadratischen 
"Transformation 

Q Lı F Le 
gehörigen entsprechenden Formeln finden, indem man in denselben alle ur- 


, 1. alle transformirten Thetas 


sprüngliehen "lhetafunetionen der Operation L 
der Operation Ly unterwirft, Beachtet man nun, dass bei Anwendung einer 
linearen Transformation die 16 hetafunctionen, abgesehen von einem für alle 
16 'hetafunetionen übereinstimmenden Exponentialfactor und von achten Ein- 
heitswurzeln, sich unter einander permutiren — und zwar in der Weise, dass 
sich die geraden Vhetafunctionen unter sich und ebenso die ungeraden Theta- 
functionen unter sich vertauschen — und zieht man weiter in Betracht, dass 
die beiden Quadrupel 

au, Das, Dua. as 
und 

294, tio, is, Hyg 
Göpel’sche Vierersysteme sind, und dass bei linearer Transformation vier 
'Thetafunctionen einer Göpel’schen Vier (von zutretenden Factoren abgesehen) 
wiederum in Functionen eines solehen Quadrupels übergehen, so erkennt man 
ohne Weiteres, dass die folgenden für die dureh die Operation F transformirten 
Thetafunctionen (nach (49)) evidenten Sätze allgemein für quadratisch trans- 
formirte Thetafunctionen gelten: 

1) Behaftet man die 16 durch irgend eine Operation Q quadratisch 
transformirten Thetas mit einem geeigneten Fxponentialfactor, so lassen sich 
stets vier der darnach erhaltenen Functionen als lineare Verbindungen von vier 
ursprünglichen "'hetaquadraten darstellen; vier derselben sind also sicher Theta- 
functionen zweiter Ordnung mit der Charakteristik foal: Diese vier 'l'hetas 
bilden ein Göpel’sches Quadrupel, in dem nur gerade 'l'hetas enthalten sind. 

2) Die 12 anderen quadratisch transformirten 'lhetafunetionen lassen 
sich, nachdem man sie mit dem genannten Exponentialfactor multiplieirt hat, 


als lineare Functionen zweier Producte je zweier der gegebenen Thetas aus- 
f00) 
100 
3) Die 10 transformirten geraden 'lhetafunetionen insbesondere lassen 


drücken; ihre Charakteristiken sind also von verschieden. 


sich in der angegebenen Weise durch die nämlichen vier ursprünglichen 


"'l'hetafunetionen darstellen, und zwar sind die letzteren sämmtlich gerade und 


bilden ein Gó pel'sches Vierersystem. Durch die 15 Operationen (LI 1 müssen 


` 
| 
` 
f 
[| 
{ 


—À 


Darstellung der IKummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p.67) 439 


aus dem ersten Göpel’schen Quadrupel 94, Js, Js, %4 die 15 ver- 
schiedenen Göpel’schen Vieren, die nur aus geraden 'lhetas bestehen, hervor- 
gehen; jeder der 15 Klassen quadratischer Transformationen wird also eines 
dieser 15 Göpel’schen Vierersysteme zugeordnet sein. 

In den nachstehenden Untersuchungen soll insbesondere von der fol- 


genden quadratischen "Transformation mehrfach Gebrauch gemacht werden 


DN — GO 

| c" 20 

W: u^ tag 
| ol — 0". *) 


Dieselbe ist dadurch ausgezeichnet, dass sie, nachdem man sie zweimal hinter 
einander angewendet hat, nur noch mit der mod. 2 zur Identität congruenten 


linearen Transformation 


verbunden zu werden braucht, um direct zur Halbirung der primitiven Perioden 
c? oder also (Formeln (27) und (28)) zur Verdoppelung der Argumente V 
(oder v) zu führen. Um aus (49) das der quadratischen Transformation W 
zugehörige entsprechende Formelsystem zu finden, beachte man, dass W in 


der Form darstellbar ist 
W = I, EL, 


wobei Lı und L, die folgenden linearen 'Transformationen bedeuten 


"m ge (GI (' 
| E ©" | o = [OM 
La S | w” [74 La ? | HE ES w” 
mu gv Gë ed AL p" 
Setzt man nun 

Dr es ER [sco P CIS $015 AM 

9'— 9(V| o, wo", —w, oi) 

F = Alen, $0", —o', oF) 

9^— 9(V|$o",— Duef $o" ), 


so lehren die Gleichungen (49) den Zusammenhang der 9 mit den 9, während 


die Theorie der linearen Transformation der 'l'hetafunetionen zu dem Resultate 


*) Diese Operation W benutzt auch Rohn, Math. Annalen Bd. 15, p. 328. 


7% 


5 


Le hervorgehenden Functionen 3 


zusammenhängen: 


G 9: (0), 
und versteht man unter o den At 


p(t) Qin 
C= pas) 


20 Coq J24 

€ haa 
S 20 Cigs da 
(50a) : 

20 Cog Aan 


20 Cin 1034 


20 Cas dos 2 (994 915 A 


Ferner ist 


(m, wi! + o oS) Vi 


440 Wilibald Reichardt. 


/ 


resp. A 


diss QV) SAN | $0", 


ısdruck 


- Aan 914) 


(50b) | 20 C35 Aas 2 (994 Aan + 915 914) 


20 C34 Js 2 (994 914 + 


Iis Aan) 


/ " s / 2 
*) Unter V*/. ist hier der Wurzelwerth Vr/e 
iq 


dia ot es : 


mit den ersteren folgendermaassen 


lv 


(p. 68) 


ia”, Ja ui Ai, a4 | us I —i y 
la 9, Kä De No = 255 | Hab = —1 8, 
iu Aem Ah pu)», = DIE) (sde = [mi 
Up 134 Nän Ha xu d. 
ui F —i Js Js us ds KM 
u A. — i e = 914 ua % 3» 

mm Ai, Jas ua X 0145 | po Ah Fr 

io. Aha ta 9^, = — iPas | Ig Irs Kaf 

wobei 

12) d i es Wi SC 2 p4) 

dom WE e p3) , pe? ; [t = jt HES e 


€ 


Dir 


führt, dass die aus den Functionen 9 und 9 durch die Operationen L 


HE Ah A 


be 915 


Us 23 
Hà D24 = 
Me J25 
ia S34 
Ha P35 


Us Aus 


. (oT V. 


i 


po. p32) 


"N, — w, $0") 


2 (m, e + e o) V 


pan. poo — 


Vo + (4 0% + off 


20 C15 215 


20 Cap Aus: 


20 Cre Ire 


iq 


und =r <p L+ r. 


so findet sich aus den Gleichungen (49) das folgende Formelsystem: 


9 (924 S13 
AC 


2 (954 914 - 


zu verstehen, falls 


Du resi: 


WENG)” 


Schreibt man also jetzt unter Weglassung des oberen Accentes 


o) Vi 


- Jos 914) 
- 1g 914) 


— 913 P23) 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p.69) 441 


—io Čes Ji An 35 F Ia 245 —io Gs A = Je dan — 91 Dis 
—10 Can Je Hy Jos + 91 915 —ie Gs 9 3 Aan — O4 as | 
| 
—i0 Tss Js Ig Iis F- 91 Jus —1Q Gun dn = Ze Psa — Os Ha | 

50€ 

(uuu potis ERC MU ; ; AU "T | 
10 C35 Zu Ie Pga + I O12 10 C45 du = Aa 45 — 91 Jas | 
| 
| 

io Gei Dg — Js 954 + Jo 912 10 Gig Js = Au as + Fs Aus 

io Csa An — Ju 3955 — Fs dus 10 Ge Jg — dg 934 — do du 


Indem man in den Gleichungen (50%) und (50) die Argumente gleich 


0. 0 setzt, erhält man noch die folgenden zwischen den Nullwerthen c;; 
HJ 3 o i 


; und à; 


der ursprünglichen und der durch die Operation W transformirten geraden 


Thetafunctionen bestehenden Relationen, in denen 
pe) 
Qo hy pe) 


gesetzt ist: 
Te 


peni 


(912) 


2 (C24 C13 + C23 Cra) 2 (Coa C13 — C23 C14) 


(515) 2 (C24 Cog -]- Crs Cra) == 2 (C24 C23 — C18 C14) 


2 (C24 C14 + C13 C23) 2 (C24 C14 — C13 C23). 


Diesen Gleichungen (51%) und (51>) stellen sich zwei weitere Formelsysteme 


26, 6; ek: GE 
(52a) | 22 &, (ee Che 
l etc. ete. | 
goy (RESTE Eë il Po is = Bra Bis nd) | 
| etc. etc. etc. eto. 


an die Seite, die man einfach erhält, indem man in (512), (51^) die c und 

die c vertauscht und. o, durch m E 
Qo pe 

ersetzt. In der That braucht man die Formeln (51) nur der Transformation 

W zu unterwerfen, um zu den Gleichungen (52) zu gelangen; infolge der | 

oben erwähnten charakteristischen Art der Operation W gehen ja dabei die | 


Grössen @ wieder in die ursprünglichen Grössen c über. 


*) Diese Formelsysteme finden sich schon, allerdings ohne Angabe des Proportionalitiits- 


factors @ und mit Unbestimmtheiten hinsichtlich der Vorzeichen behaftet, bei Rohn, Math. 
Annalen Bd. 15, p. 333 f. 


442 Wilibald Reichardt. (p. 70) 


§ 13, Die geometrische Bedeutung der Gleichungen, die durch Null- 
setzen der vier quadratisch transformirten Thetafunctionen mit der 


Charakteristik M entstehen. 


Sind 
Sa, 9, Fy, 99 
die vier zu irgend einer quadratischen Transformation Q gehörigen Theta- 
funetionen zweiter Ordnung mit der Charakteristik Mdh so soll jetzt untersucht 
werden, zu welcher Gleichungsform der Kummer’schen Fläche man gelangt, 
wenn man 
(53) yi: = De, y = JB, ys dy ya = 99 

als Coordinaten eines Punktes dieser Fläche einführt. Die Hauptfrage, die 
sich uns dabei darbietet, ehe wir über die zwischen den Coordinaten y,, ya; Yo» Ya 
bestehende Flächengleichung völlige Einsicht erlangen können, wird die nach 
dem Coordinatensystem sein, auf welches diese Gleichung bezogen ist. 


Wir beginnen damit, den ‚Fall 


MW 
zu betrachten, und fragen also nach der Bedeutung der Gleichungen 
Bl DEE e 
in denen 
9 = F(V| $0", — mt, — v, $00") 


zu setzen ist. Man kann sich dabei auf ein Gleichungensystem stützen*), 
das die sechs Producte 
3$, (2V) . 2 DV 
wo die 9, die sechs ungeraden Thetas bedeuten, ausdrückt durch die für die 
Argumente V'— V" und V’+V” gebildeten vier durch die Operation F qua- 
dratisch transformirten "l'hetafunetionen 
geit J25; 215; ia 


Ks wird geniigen, hier eine dieser Formeln anzuschreiben: 


*) Ueber eine directere Erledigung dieser Fragestellung vergl. § 14. Die im Ver- 


laufe der hier vorangestellten umständlicheren Beantwortung der gestellten Frage angegebenen 


Formeln werden für die weitergehenden Entwickelungen der BR 14 und 15 von Wichtigkeit. 


| 
| 
l 


Darstellung der IKummer' schen. Fläche durch hyperellipt. I'unctionen. (p. 71) 448 


| — Js ONT), An (2 V") = Jaa (V' — V") 925 (V'--V") — Fas (V' — V") 934 (Vr4- V") 
Lei V^) 314 (V'-E V") — 944 (V' — V") 315 (NENT) 

| etc. etc. 

Aus diesem ersten Formelsystem leitet man sofort auf dem früher angegebenen 


(54) 


Wege ein weiteres System Gleichungen ab, das den Zusammenhang der ge- 
nannten sechs Producte mit den durch die Operation W quadratiseh trans- 
formirten Thetas angiebt: 

91 (2V^) 94 (2 V") 924 (V! — V") 91s (V'-- V") — dis (V' — V^) 334 (V! EV") 


| wa 
(542) + 93 (NI V") 914 (VEV) — u V") Sas (V' V”) 


eto. ete. 
Dabei ist 
«(wh tuf + og o ) (Vi + VI) — 2 (my o? + ot 03) (V4 V EVY Vt) + (wi, o! + o w, ) (Vig +V?) 
9 peo Ain pe Cy : - ei 2 
u 2m © 
po» 


Um nun aus diesen Formeln Antwort zu erhalten auf die genannte 

Frage nach dem Coordinatentetraeder, das man benutzt, indem man setzt 
(53) yı Va, ye 915, ys — dan, ya Dii. 
wollen wir die Verbindungslinie der beiden Punkte 
y= 3n (V'.— V), y, — Se (V— V), y, — eV AV), y, m uv) 
ve Gereke ME ot Sis (Vr 4p V), Yo = 923 (ENN, «yt — 14 (WE V”) 
ins Auge fassen. Für die Liniencoordinaten pa = ylyt— yy y, erhält man 
aus (542) die Relationen 
u 931 (2 V 9 (2 V"). = pis + paa 


H 92 (NI Ae (2 V") pis — Psa 
(54h) u s (2V') 9g (2V") = Pis + pao 
— At 94 (2X 94,02 Y") = pis — pua 
— u s (2V’) 2V") = pia + pes 
— A 2s (2V) 9 (2 V") = pia — Pes. 
Den Punkten y' und y" kommen nach (24) resp. die transcendenten 
| Parameter " 1 | 
U OV CONT nds U eV ci 2M" | 
| zu. Werden jetzt die Complexe, denen die Verbindungslinie der Punkte y' und | 
I 


y” angehört, mit A. 2”, 4", Am, und die transcendenten Parameter dieser Ge- 


*) Vergl:das von Caspary (Borch. Journ. Bd. 94, p. 76) aus einer von Königs- 


berger (Borch. Journ. Bd. 64, p. 24) aufzestellten Relation abgeleitete Formelsystem (5). 


444 Wilibald Reiehardt. (p. 72) 


raden mit w, w”, w”, w'Y bezeichnet, so kann man nach (222) die transcendenten 
'arameter der Punkte y' und y" auch (beispielsweise) in der Form schreiben 
U w’— w" — (w"— w") 
U w— w" + (w"— w"). 
Daraus folgt dann in Verbindung mit der früheren Schreibweise dieser Argu- 


mente, dass 
DNA NE] 


3" UAE "x Í (mod. DP), 

Trägt man diese Werthe in die linken Seiten der Gleichungen (545) ein, so 
g 5 , 

erhält man, indem man noch die Formeln (32) und (33) der Rosenhain’schen 


Parameterdarstellung benutzt, die folgenden Relationen, in denen » und » Pro- 


portionalitätsfactoren sind, und wo hı, he,... he gewisse vierte Einheitswurzeln 
bedeuten: 
: d e SC EE INK EE 
|» Cy Vek ww ky. vk e mU L Ll t — Pre F ps4 
(540) 1 h, Vf^(k,)| ; 
etc. ete. etc. 


Welchen Werth hier die vierten Wurzeln h; haben, lässt sich auf folgendem 
Wege bestimmen: Die Ausdrücke C; sind unter der Voraussetzung reeller, der 
Grösse nach geordneter k; reelle Grössen, deren Vorzeichen man kennt (vergl. 
p. 415, Anm.). Da nun 

: 1 { 1 i ; 1 

9 Ah VE(k) ^h. Vt (k,) hy VË Oil 

werden muss, und da die Wurzeln Yf’(k) nach den Festsetzungen des S 2 


eindeutig fixirte Grüssen sind, so sind. auch die Verhiiltnisse der vierten 


Wurzeln h; vollständig bestimmt, und zwar findet sich 
hy : he: hg: hg: hg: he 1:i1i:—1:1:-—1:—1. 


Beachtet man nun, dass in den Gleichungen (54°) die Werthe A, 2", 2”, ANY | 


die vier Complexe angeben, denen die Gerade p;, angehört, so erkennt man, 
dass nach (4) die Verhiiltnisse der Ausdrücke 
Vv. Af, ANE, Alf ki 
y? (ky 
gleich den positiv oder negativ genommenen Verhältnissen der canonischen 


Liniencoordinaten x, sein müssen. Die Unbestimmtheit der Vorzeichen, mit 


denen man die x, in die Gleichungen (54°) für die genannten Ausdrücke zu 


substituiren hat, wird aber durch die Bemerkung aufgehoben, dass dieselben 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. ( p.73) 445 


für V'— V" (wobei doch die px die Coordinaten von Geraden durch den An- 
fangspunkt werden) übergehen in die anderen 
V—k . wv —k, 
! y f (ky 
dass aber diese Ausdrücke genau (nicht blos bis auf das Vorzeichen) gleich | 
den canonischen Coordinaten x; einer durch den Anfangspunkt gehenden Ge- 
raden sind. Man erhält danach schliesslich aus (549, nachdem man dort die 
Werthe für die h; eingesetzt hat, das Resultat, dass das Coordinatensystem 
der y, wie sie dureh (53') definirt werden, so geartet sein muss, dass die 
Liniencoordinaten p; mit den canonischen Liniencoordinaten x; in folgendem 
Zusammenhange stehen: 
| (55) [^x Piet poi, T X3 Psi Pots Ti = Prat Pes, 
(ez = i(pi—ps), Cae =a pa), Tip pag) 
Ein Vergleich dieser Relationen mit den Formeln (9a) lehrt sofort die | 
folgende Bedeutung der Coordinaten (53): 
Satz IV. Die zur quadratischen Transformation W gehörigen 


vier Thetafunctionen zweiter Ordnung mit der Charakteristik Ei 


9. c 
| J'a4, 213, Jos, Pia 


stellen, gleich 0 gesetzt, die (Schnittcurven der) vier Ebenen des 
Fundamentaltetraeders (12) (84) (56) dar; und zwar sind die Ver- 
hältnisse dieser Funetionen genau (selbst in Bezug auf die Reihen- 


folge und die Vorzeichen) identisch mit den durch (9) definirten 


Coordinaten 
yi e HE Si" Ce 
Aus diesem Satze ergiebt sich sofort die Folgerung, dass die auf das 
Í Fundamentaltetraeder (12) (34) (56) bezüglichen durch die Gleichungen (9) 
definirten Coordinaten y; desjenigen Knotens, den wir als Anfangspunkt be- 
zeichnet haben, auch in der transcendenten Form geschrieben werden können 
(56) yi: Na: ys : Ma = Cant Cis : Cog : Ca, 
wobei QE. m | 
d. h. also, die Borchardt’schen Moduln können auch definirt werden | 


| 
| 
| 
als die Verhältnisse der Nullwerthe der vier Thetafunetionen | 


Nova Acta L. Nr. 5. 58 


446 Wilibald Reiehardt. (p. 74) 


eines Güpel'sehen Quadrupels*). Damit stimmen die folgenden For- 
meln überein, die man dureh Combination der Relationen (34) und (52) ge- 
winnt, und in denen Qf, denjenigen Ausdruck bedeutet, den man erhält, wenn 


LEE 


man A: (siehe Gleichung (16)) für die Werthe &,,, ĉis, Dan, c,, bildet: 


| Qv, = «V(135) (240), 
QV «Y(136) (245) 
(57a) / 13 \ ^ IE] 
ge. aV(145) (236), 
Qv = aY(146) 235), 
E «V(18 4) (256), 2°, = «V156) 234), 
(57b) Q*. = aY( 24) (356), 2%, = «Y(123) (456), 
D. = elt 25) (846), 2, = aY26) 345). 
Dabei ist 
peo 
"s (2iny" 


je nachdem ip"? positiv oder negativ reell ist. Diese Formeln (57) stimmen 
in der That mit den für die Coordinaten y; des Anfangspunktes gefundenen 
Relationen (17) überein. 

Aus Satz IV geht weiter hervor, dass der zwischen den Coordinaten (537) 
bestehenden Gleichung der Kummer’schen Fläche als Coordinatentetraeder das 
Fundamentaltetraeder (12) (34) (56) zu Grunde liegen muss. Die zwischen 
diesen vier ein Göpel’sches Quadrupel bildenden Functionen 

Pags 935, Pass Pia 
bestehende Gleichung ist aber die bekannte Göpel’sche biquadratische Re- 
lation. Wir gelangen somit zu dem folgenden Resultate: Die biquadratische 
Göpel’sche Relation, gebildet für die zur quadratischen Trans- 
formation W gehörigen vier Vhetafunctionen zweiter Ordnung von 
der Charakteristik Laf? stellt die Gleichung der Kummer’schen 
Flüche bezogen auf das Fundamentaltetraeder (12) (34) (56) dar. 


Diese Gleichung lautet (vergl. (44)): 


*) In der That ist dies die ursprüngliche Definition dieser Moduln; vergl. Borchardt, 
Comptes rendus t. 88, p. 834. 


Darstellung der IKummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 75) 441 


Yar Vachs yas 
Ni No Ny Ny IE gach 8 niece E 
u CH 


| +2 E, E 


Min — nj n) n — ni xD ot nen Y Ya Ya Ya 
D ni + ni | 
(58) DE 

NI Ne 


wobei also die Coordinaten y; und speciell die Knotenpunktscoordinaten n; 
durch die Formeln (53^ und (56) definirt sind. Auch dieses Ergebniss 
stimmt mit einem früheren Resultate überein: es gelingt nämlich sehr leicht, 

| die hingeschriebene Gleichung (58) auf die Form (192) und danach vermöge 
(57) auf die Form (18?) zu bringen, die ja früher auf algebraischem Wege 
als Gleichungsform der Kummer’schen Fläche bei Benutzung des Coordinaten- 

f tetraeders (12) (34) (56) gefunden wurde. 

| Man erkennt nun sofort, wie sich die Verhiiltnisse gestalten, wenn 

man von der Operation W zu irgend einer quadratischen Transformation von 

der Form 
(59) Qe NES 
übergeht. Das zur Operation W gehürige Quadrupel 
o 5 Is, J23 3 Ya 
und diejenigen vier Thetafunctionen N 
Se, 3g, Jy, 39, 

die als Thetafunctionen zweiter Ordnung mit der Charakteristik ifi der 

Operation (59) zugehüren, werden, da sie aus einander durch die lineare Trans- 

formation L hervorgehen, folgendermaassen in Zusammenhang stehen: 

LK SE EE N ed 
—hd$e : hoe: Ibdy : ldo, 
wo h,1,,1,, 1, gewisse achte Einheitswurzeln sind. Was also von den 


durch die Formeln (53) definirten Coordinaten y, : y, : y, : y, bewiesen 


4 


*) Borehardt, Borch. Journ. Bd. 88, p. 239; oder Caspary, Borch. Journ. 
Bd. 94, p. 80. 


GTA 


448 Wilibald Reichardt. (p. 76) 


wurde, bleibt auch richtig, wenn man unter y, : y, : ys : ya TeSp. z, : Ma ina Na 
folgende Ausdrücke versteht: 


60) | WIE EE felt Shah (Mi | a ture Et 
SEL h dat lo 38 : ls Iy : 1496 | Lte:hbégi:lt: lw , 


wo also Ye, 98, 9y, Jo solche vier Thetafunctionen zweiter Ordnung mit der 


Charakteristik los] bedeuten, die irgend einer quadratischen Transformation (59) 


zugehören, und wo gu, as, cy, co die Nullwerthe von Fa, 98, 9y, 99 sind. 


$ 14. Die linearen Substitutionen der vier transformirten Theta- 
functionen mit der Charakteristik s bei Vermehrung der Argumente 
um Periodenhalbe und bei linearer Transformation der ursprünglichen 


Perioden. 


Geht man von einem Punkte V der Kummer’schen Fläche zu allen 


16 Punkten 
4 
V a $ Bo D po 
"dmi 


über, so gelangt man dabei bekanntlich (vergl. (21) und (24)) zu denjenigen 
16 Punkten, die dem ersten Punkte in den 16 Collineationen entsprechen, 
welche die Kummer’sche Fläche in sich überführen, und zwar ist die Ver- 
mehrung der Argumente V um die Periodenhülften 4p® der Umkehr des 
Vorzeichens der Liniencoordinate x, àquivalent. Daraus folgt auf Grund der 
im vorigen Paragraphen gewonnenen Resultate, dass, wenn man in den vier 
durch die Operation W transformirten Functionen 

wobei also Pas (V), Pig Sv tos (V); 914 Gs 


9 (V) = 9 (V| 4o", — o, —w, $ o"), 


die Argumente um die Periodenhalben 


| i po +4 po | | i po +4 pe | 
EL Pu resp pum. PO po 
| + POL po $PO+4 po 


vermehrt, die Verhältnisse dieser vier Grössen genau dieselben Vorzeichen- 
wechsel resp. Vertauschungen erleiden werden, wie dies die Formeln (14%) 
resp. (14^) angeben. 


Darstellung der IKummer' schen: Fläche durch hyperellipt. Functiouen. (p. 77) 449 


Umgekehrt werden die Hauptresultate des vorigen Paragraphen (dass 
g 8g graj \ 

also y, = 954, y, = Nas ys = Sos» Y. = 9,, die. durch: Formeln | (55) 
definirten Coordinaten in Bezug auf das Fundamentaltetraeder (12) (34) (56) 


sind) direct bewiesen sein, sobald man gezeigt hat, dass 


Pags Pigs UTI Ya 
bei Vermehrung der Argumente um Periodenhalbe sich auf die in (14) an- 
gegebene Weise im Vorzeichen und in der Reihenfolge ändern. Dieser letztere 
Nachweis gelingt aber sofort, wenn man beachtet, dass nach (26) die ge- 
nannten Periodenhälften sich durch die vier Perioden c? und @ resp. fol- 


gendermassen ausdrücken: 


3o" [m4 | jo" — 40” 
` o i iv zu FM A 
4" +40” = © +0 7 (mod. P9), 30 +40 = $0"+ 4o" (mod. P®); 
3 c" a | To = $0” | 


und wenn man weiter von den beiden folgenden fundamentalen Thetaformeln 
Gebrauch macht (vergl. S 8): 


5152 


(— "s 


je M + Boh, +h, g^ +h, gj alt g 


1, 


(61) 


1 | 

eats Ter or rf 

leio fetel eale met Pt Ie pre ete), 
wobei o, o Proportionalitütsfaetoren bedeuten, die von der Charakteristik { 
unabhiingig sind. 

Aber nicht nur diese 16 Collineationen, die früher (vergl. (7)) dureh 
gewisse Vorzeichenwechsel der Liniencoordinaten x; definirt wurden, sondern 
überhaupt alle 16.720 Collineationen, die in (18) enthalten sind, und die 
dureh Combination der genannten 16 Collineationen mit einem System von 
720 Operationen der in § 2 (p. 389) unter I. und II. angegebenen Art 


entstehen, finden in der Theorie der Thetafunctionen ihr genaues Gegenbild*). 


*) Die 16.720 dualistischen Umformungen dagegen, die aus den eben betrachteten 
16.720 Collineationen durch Verbindung mit irgend einer Reciprocitiit, etwa mit 
1 € ef e 
xi Xi ü 15525 658/040) X, == zy 
erhalten werden kónnen, haben in der Theorie der Thetafunctionen, so wie dieselbe bislang ent- 
wickelt wurde, kein Analogon; denn über den Zusammenhang der Functionen 
(wur : u^ 4- ur) 
H (= 5 ) mit den anderen Sa Gs 


(vergl. §§ 5 und 6) giebt diese Theorie keinen Aufschluss. 


450 Wilibald Reichardt. (p. 78) 


Es lässt sich nämlich zeigen, dass jedem Systeme von 720 mod. 2 
verschiedenen linearen Transformationen der ursprünglichen 
Perioden 720 Collineationen der genannten Art correspondiren. 
Die Resultate des vorigen Paragraphen geben uns alle Mittel an die 
Hand, uns von der Richtigkeit dieser Behauptung zu überzeugen. Wir er- 
innern uns zu diesem Ende an die Relationen, die nach (54^) und (55) 
zwischen den Liniencoordinaten x; einerseits und den Thetafunctionen der 
doppelten Argumente resp. den durch die Operation W quadratisch trans- 
formirten Thetafunctionen andererseits bestehen, und die wir zusammenfassen 


können in das Formelsystem 


TX 0 LN) PEN pio Psa 
TX WO QM $9: (2 V^) =T a Tr Dau) 
T Xa = — p 94(2V) 94 (2 V^) Psit Poa 


(62) b RAD 8 
YO an EE) i(P31—Pe4) 


2V’) PratPes 
ON) oie SE i(Pia— Pes). 


| 
E 4 iu 
| 


Will man von diesen zur Operation W gehörigen Relationen zu den 
entsprechenden Formeln übergehen, welehe für die durch irgend eine Operation 
(63) (08 ANT 
quadratisch transformirten 'l'hetafunetionen gelten, so hat man nach den Er- 
ürterungen des $ 12 nur die ursprünglichen Thetafunctionen (die im vor- 
liegenden Falle speciell für die doppelten Argumente gebildet sind) der 
linearen Transformation L^' zu unterwerfen. Dabei erfahren aber die (als 
Verhältnissgrössen aufzufassenden) Producte 
+H, (2V)H (2 V^ d 25-09 
und 
+19; (2 V) 9j (2 V") G 2, 4, 6) 
Permutationen, und gleichzeitig treten zu denselben vierte Einheitswurzeln. 
Dies muss so geschehen, dass in den neu entstandenen beiden Gruppen von 
je drei Producten 
I, (2 V^) 91 (2 V") (bui, Sh 
I; (2 V) 9 (2 V^ Us 2, 4 6) 
die Ausdrücke der ersteren Gruppe sämmtlich gleichzeitig mit +1 (resp. + i), 


alle Ausdrücke der letzteren Gruppe gleichzeitig mit + i (resp. +1) verbunden 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 79) 451 


werden; denn es muss die zwischen den Quadraten der genannten Producte 


bestehende Relation *) ; 
Sr 92 (2 V) 22V) + 92 a V^) HAV) + 9? (2 V 82 (2 V") 
(64) P 2 (8 V^) 93 (3 V") — 9:(2 V^) H ) 0, 
(die der Relation xx? — 0 entspricht) durch jede lineare Transformation in 


sich übergehen. Daraus folgt in der That die Richtigkeit unserer obigen 
Behauptung, die jetzt priiciser in den Satz gefasst werden mag: Jedem 
Systeme von 720 mod. 2 verschiedenen linearen Periodentransfor- 
mationen L, die man einer quadratischen Transformation voraus- 
gehen lässt, entsprechen die 720 (mit gewissen Vorzeichen- 
wechseln verbundenen) Vertauschungen der Liniencoordinaten x. 

Ein System von 720 mod. 2 verschiedenen linearen 'l'ransformationen L 
kann man unter Anderem gewinnen, indem man die beiden folgenden er- 


zeugenden linearen 'Transformationen wiederholt mit einander combinirt 


w' © Lat e IP 
À: No" i" i: | c)" © +o” 
| DE co co! OT Loo sg 


Bezeichnet man die zu den Perioden c" resp. o? gehörigen Theta- 
functionen mit 9 resp. 9, so berechnet man nach den für lineare Trans- 
formation geltenden Formeln, dass die sechs ungeraden 'Phetafunctionen 

DIENTE TOUR. COT EUR EE 9^ 


von Exponentialfactoren abgesehen im Falle A resp. gleich sind 


*) Vergl. z. B. Krazer „Theorie ete. p. 35; oder Caspary, Borch. Journ. Bd. 94, 
p. 77. Diese Relation ist nur eine von 16 gleichberechtigten Formeln, in die resp. die Theta’s 
der 16 Rosenhain'sehen Sextupel eingehen. 

**) Der Beweis dieser Behauptung liegt darin, dass bei den linearen Periodentrans- 


formationen A und B die Verzweigungspunkte 


k, Ka Es k, k, ke 
in die neuen Reihenfolgen 

ky ky ks k, k5 ke 
resp. 

ks k, k5 ko k, 


gebracht werden, und dass man aus einer Permutation zweier benachbarter Elemente und einer 
eyklischen Vertauschung aller Elemente alle 720 Vertauschungen der Verzweigungspunkte (die 


auch gerade durch die 720 mod. 9 verschiedenen linearen Transformationen hervorgerufen 


werden müssen) erzeugen kann. 


PB 


452 Wilibald Reichardt. (p. 80) 
gag eyed ars jms Jest Ir 
und im Falle B resp. gleich 
Kafe ote o] thant eee, ic ca Be, e 


Hieraus und aus (62) folgt sofort, dass den linearen Transformationen A und 
B die folgenden mit Vorzeichenänderungen verbundenen Vertauschungen der 
x, entsprechen: 


| x= o —X, x = Ky | X X, x = x, 

(A) | x, i e d By xen xa e x, 
3 v . ` 1 Jl ? 

x, > X. X, " Ze x, X, 17 X, d 


Dies sind aber gerade diejenigen Operationen, die schon in $ 2 als er- 
zeugende Substitutionen eines Systems von Collineationen, das alle 720 Per- 
mutationen der Liniencoordinaten x, umfasst, angegeben wurden, und denen 
die unter [A] und [B] stehenden linearen Substitutionen der Punkteoordi- 
naten y, entsprechen. Diese selben Formeln [A] und [B] geben daher (in 
Folge des Satzes IV) auch an, wie die durch die Operation W transformirten 
Grössen 
93, 91g Fog Co 44, 
sich linear substituiren, wenn man zu einer der 720 quadratischen Trans- 
formationen 
(63^) Q = (AB)W 

übergeht, wobei (A B) irgend eine lineare "Transformation ist, die dem aus (A) 
und (B) erzeugten Systeme von 720 mod. 2 verschiedenen linearen Trans- 
formationen angehört. Eine unmittelbare Folge dieses Resultates, die aber 
doch als besonders bemerkenswerth hervorgehoben zu werden verdient, ist es, 
dass allgemein (zufolge der Sehlussbemerkung des § 13) die Verhiltnisse 
der zu zwei verschiedenen quadratischen Transformationen ge- 
hörigen Thetafunctionen zweiter Ordnung mit der Charakteristik 
ue dureh lineare Relationen mit numerischen Coefficienten ver- 
bunden sein müssen. 

Alle 720 quadratischen Transformationen (63) werden zerfallen in 
15 Gruppen von je 48 Operationen. Da nämlich überhaupt jede quadratische 
Transformation Q einer Darstellung 


QE rwr 0 CHEN 


fähig ist, so wird dasselbe auch von den 720 Operationen (6: 


gelten, und zwar 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p.81) 453 


werden sich dieselben gleichmiissig in die 15 durch die Operationen HI a. 199905 
charakterisirten Klassen quadratischer 'l'ransformationen einordnen, so dass 
einer jeden dieser Klassen 48 Operationen (63°) angehören miissen. Eine der 
linearen Transformationen L kann als der Identität gleich angenommen werden; 
für die dieser Operation L? zugehörigen 48 'l'ransformationen 

(65) QE Wala, 
wird man aus dem Formelsystem (62) das entsprechende Gleichungssystem 
ausser dureh Anwendung geeigneter linearer Transformationen auf die ur- 
spriinglichen fiir die doppelten Argumente gebildeten 'Thetafunctionen auch 
ableiten können, indem man die (in den p enthaltenen) quadratisch trans- 
formirten 'Phetas der linearen Transformation L, unterwirft. Daraus geht 
mit Berücksichtigung der charakteristischen Form der rechten Seiten der 
Gleichungen (62) hervor, dass diese 48 Operationen nur mit solchen Ver- 
tauschungen der x; äquivalent sein können, die entweder in einer Permutation 
der drei Paare (x, x,), (x, x,), (x, x,) oder in einer Vertauschung der Elemente 
innerhalb jedes einzelnen dieser Paare bestehen. Dagegen werden die 15 
Operationen 

(66) q= HI, 


wie aus der Definition der 15 linearen Transformationen L® hervorgeht, sicher 
nicht mit Vertauschungen der x, von der genannten Art áquivalent sein können. 
Indem man jede Operation (66) mit jeder Operation (65) combinirt, wird man 
ein volles System quadratiseher Transformationen, die mod. 2 verschieden sind, 
erhalten. Dureh Vergleich dieser Betrachtungen mit den Angaben L, II. und 
III. des S 2 (p. 390) erhellt sofort, dass den Operationen (65) geometrisch 
nur eine Vertauschung der Ebenen des Fundamentaltetraeders (12) (34) (56) 
entsprechen kann, dass aber der Uebergang von den durch die Operation W 
transformirten "'hetafunetionen mit der Charakteristik ka zu denjenigen Func- 
tionen, die ebenso den 15 Transformationen (66) zugehüren, geometrisch ge- 
sprochen eine Operation ist, die vom Fundamentaltetraeder (12) (34) (56) zu 
allen 15 Fundamentaltetraedern hinüberführt. Wir bekommen also zu Satz IV 
das folgende Corollar: 
Satz IV. Bildet man die Gleichungen 
A 


"a4 0, 91g = 0, daa 0, Oii 0 


Nova Acta L. Nr. 5. 59 


454 Wilibald Reiehardt. (p. 82) 


(oder die Gleiehungen 
goes gr jg 0, 9, 0, os -= w, 
WO Jc, Ie, Jy, Jo Vier gerade T'hetafunctionen sind, die ein Gópel'sches 
Quadrupel bilden) successive für 15 passend gewählte”) quadratische 
Transformationen, die resp. den 15 verschiedenen Klassen qua- 
, | 1 
dratischer Transformationen angehüren, so stellen dieselben resp. 


die vier Ebenen der 15 Fundamentaltetraeder dar. 


$15. Normirung der quadratisch transformirten Thetafunctionen mit 


der Charakteristik ie daraus folgende Festlegung absolut normirter 


Borchardt’scher Moduln **), 


Das Resultat, zu dem die Betrachtungen der vorigen Paragraphen ge- 
führt haben, dass die Verhältnisse der vier einer quadratischen Transformation 
zugehörigen Thetafunctionen zweiter Ordnung mit der Charakterik (od identisch 
sind mit den Verhältnissen der homogenen Coordinaten y; eines Punktes der 
Kummerschen Fläche in Bezug auf eines der 15 Fundamentaltetraeder, wie 
sie durch Gleichungen von der Form (9) definirt werden, und dass insbesondere 
die Nullwerthe dieser Verhältnisse (die Borchardt'sehen Moduln) übereinstimmen 
mit den Coordinaten yı : ae : a : ya eines Knotenpunktes der Kummer'schen 
Fläche in einem der genannten Coordinatensysteme, giebt zu der Forderung 
Anlass, die genannten vier Thetafunetionen in der Weise mit einem 
gemeinsamen Factor zu versehen, dass sie sich — wie die Coordi- 
naten y, yz, ys, ya der Formeln (9) — mit rein numerischen Coeffi- 
cienten homogen und linear transformiren; und insbesondere wird also | 
die dureh Heranziehung der Theorie der Kummer’schen Fläche gewonnene 
Einsicht zu einer absoluten Normirung der ursprünglich nur als 
Verhältnissgrössen definirten Borchardt’schen Moduln führen. 

Einfacher wie für die zur Operation W gehörigen vier quadratisch 
transformirten Thetafunctionen mit der Charakteristik n 
j00 


l 
10.05 


Vergl. hierzu: „Ueber die Normirung der Borchardt’schen Moduln der hyperelliptischen 


*) Nämlich so gewählt, dass die vier Functionen ZF die Charakteristik bekommen, 


Functionen vom Geschlechte p 2“, Math. Annalen Bd, 28, p. 84. 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 83) 455 


Deas Diss Dos > T 
gestaltet sich der genannte Factor für die Funetionen 
Pags Pans 91s, KR 49 
die durch die Operation F transformirt sind, so dass also jetzt 
Wi FV | c, 40’, @”, cw”) 
oder (nach (27), (28)) 
A = 9 Qv|2«) 
geschrieben werden muss. 
Setzt man nämlich in diesem Falle 
Yi = Yous Ye Os, Ya — 153 Ja — 214 
und 
Pix VOA 


so liefern die Formeln (54) direct das folgende Gleichungensystem, das dadurch 
ausgezeichnet ist, dass keine Exponentialgrösse mehr als Proportionalitäts- 
factor in dasselbe eingeht (worauf es dann beruht, dass der von uns gesuchte 
Faetor eine besonders einfache Gestalt annimmt): 
E unm (2 V) os (2V”) - Piat Psa 
— AV) al V") eP Psa 
Ter 0579 (V^) = BER 


A E 
(6%) — 9, ON 24 DN = Pis Das 
— 9,(2V) 9,2 V") = Piet Pes 
— 9,2V) 9 (2V”) Pi4— Pss 
Unter Beriicksichtigung des aus (62) ersichtlichen Zusammenhanges der 
Ausdrücke 


3, (2 V^) 93 (2V") 
mit den canonischen Liniencoordinaten x, gewiunt man aus (67) sofort das 
Formelsystem 

— 4, (2 V^) 9, (2V") Vio + Pas | 
e | Xy Ser PTEN 
(68) [ | d 
| ete. eto. eto. 
in welchem ọ einen Proportionalitätsfactor bedeutet. 

Nach den Erörterungen des vorigen Paragraphen wird der Uebergang 
von der quadratischen Transformation F zu einer quadratischen Transformation 
Q= LF, 
wo L eine beliebige lineare Periodentransformation bedeutet, ersetzt werden 

kónnen dureh Ausführung einer Operation 
v xt + Xx [ES ER prae tcp 


59* 


456 Wilibald Reichardt. (p. 84) 


Die oben postulirte Normirung der 9 verlangt nun, den in (68) ein- 
gehenden Factor o in der Weise festzulegen, dass die Operation Q 
genau Äquivalent ist mit einer Operation 

(69) e, fox. o dE Re 
unter f einen rein numerischen Proportionalitätsfactor verstanden. 
Den Operationen (69) werden ja in der That Substitutionen der y, mit rein 
numerischen Coefficienten entsprechen, weil dasselbe für die Operationen 
xi — t Xk 
(ohne Proportionalitätsfactor) nach § 2 feststeht. 

Die nothwendige und hinreichende Bedingung hierfür ist aber, wie der 

vorige Paragraph lehrt, dass etwa der Ausdruck 


(OP Aar UNA; 


bei Anwendung der (beliebigen) linearen "Transformation L~! einen der folgenden 
Werthe annimmt 
dot V od MOAN aie a hae Ba 
+4 


E 3 Hay (9v) 24,6). 


Es wird nun behauptet, dass dieser Bedingung genügt wird, wenn 
man setzt 
2iz 


Fons D fip Vet) 4m, QUU wr 2) A (Vote 19] 


H 


ER NR: 


wobei Aj, Ais, Azs die folgenden Werthe haben: 


A yr 21084 _ yr 2108-4 
—t - 
141 3. dot MCK 
(71) \ „ 9logzf " 2 log A n Slog A aap 2 log A 
Lucr QE +o, EES ET ? Del 
1 1 2 2 
N n Ilog A 09108 zl x 
eee Bes, k 
TUR ET t d wW AN i 1 d oy 


Zum Beweise dieser Behauptung bemerke man zuniichst, dass die 
Funetionen 
iz T9 P "v ra 
stÄ,, Vi + 2A,, V, Vaa Ay, Kai 


f " 10 pe?) 

94 (V | eo) I i i 
Are let ü —1,9,..6) 
i 


72) Gi (V | e) m 


*) Dabei ist vorausgesetzt, dass die Diseriminante -/ von f(A) als solche Function 
924 94 
d p3) g 3 pa)" 


der p6 9 geschrieben ist, dass die Relation besteht 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 85) 457 


nach den Untersuchungen von Klein?) die Eigenschaft haben, sich bei An- 
wendung linearer Periodentransformationen rein zu permutiren. Unter Ein- 
führung dieser Funetionen 6 und des Werthes (70) von o wird aber 
H(2V) 91(2V") Cè 6i (2 V^) Gi (2 V") 
o Sg pi) 
Wegen der genannten Eigenschaft der Sigmafunctionen wird hiernach 
o eo D iz] 
der verlangte Nachweis schon erbracht sein, wenn gezeigt ist, dass etwa 
Ca 
pe» 
bei jeder linearen Periodentransformation entweder in 


f. o? 


L "e EK X 
Foy = 1, 3, 5) 
oder in 
fein? SE 
tato (j = 2, 4, 6) 


übergeht. Alle linearen Periodentransformationen können nun aber, wie aus 


wiederholte Combination von vier erzeugenden Operationen gewonnen werden. 


den Untersuchungen von Kroneeker** und Krazer hervorgeht, durch 


Ein solches System erzeueender linearer Transformationen wird z. B. von den 
eo 
folgenden vier Operationen **) gebildet: 
Q | zi WED u = ' what 

N w" t" T HER (Ui: | (o^ = u" y (5 A d 

S: Wo Lg d y pu 

| c)" ty' Lat | o” = — | wo” = 0" +0" | wo” = a 
ir, dee — oo! + ov 


1v V 


w EI Ex wo” 


wo’ = WwW’. 


I 
I 


Die zu den Perioden o? dieser vier linearen "lransformationen gehörigen un- 
geraden Functionen 9’ hängen mit den für die ursprünglichen Perioden c? ge- 
bildeten Functionen 9 so zusammen, wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich 
in der die gelegentlich noch zutretenden Exponentialfactoren gong uc ther 


ist, 


unterdrückt sind: 


*) Klein ,,Ueber hyperelliptische Sigmafunctionen“ § 1—6, Math, Annalen Bd. 27, 
p. 481—442, : 
**) Kronecker „Ueber bilineare Formen“, Monatsber. der Berl. Akad. 1866. 


"US*) Krazer „Ueber die Zusammensetzung ganzzahliger linearer Substitutionen von 


der Determinante Eins aus einer geringsten Anzahl fundamentaler Substitutionen“, Annali di 


Matem. t. 12, p. 300. 


458 Wilibald Reichardt. (p. 86) 


pa», 


NIU MISSE PPP] 
Teri / ! 
i] 
| 
| 


| 
U: —i$, | 9. | 2. ei, | A | ior 
| 


Nun ist doch 


de. 
Ci E y v 0? 
es wird daher, wie die obige Tabelle lehrt, bei Anwendung der Operationen 
$7 Ca T Md 
der fragliche Ausdruck xdi resp. übergehen in 
(oH ic [^ (op 
pa»? pa» j pa" per i 


Die zu beweisende Behauptung ist also richtig fiir die vier erzeugenden 


Operationen S, T, U, V und deshalb ebenso für alle linearen Perioden- 


transformationen. 

Das zuletzt gewonnene, aus der hingeschriebenen Tabelle fliessende 
Resultat lässt weiter erkennen, dass für jede der genannten vier funda- 
mentalen linearen Periodentransformationen der Factor f der 
Formeln (69) eine vierte Einheitswurzel ist. 

Uns interessirt nun weniger der Factor o selbst, als vielmehr die- 
jenige Grüsse z, die den Functionen 4, Is, 9215, 94, als Nenner 
zugesetzt werden muss, damit die dann entstehenden Functionen 


Io, (V) 
t(V) 


etc. 
sich bei linearer Transformation der urspriinglichen Perioden — 
wie die durch ein Gleichungensystem von der Form (9) definirten 


Tetraedercoordinaten y, bei Ausführung (mit Vorzeichenwechseln 


verbundener) Permutationen der Liniencoordinaten x, — homogen 


| /p 23) | x | (23) | WE 
y/p85 aT ai zt dal q 1 et /P™) A 
J ! pi) D | H p(t) UNE vs Kell pa», Us 


` 
` 
| 
` 
Í 
| 
| 
| 
f 


Darstellung der Kwmmer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. SY) 459 


und linear mit numerischen Coeffieienten substituiren. Aus (68) 
entnehmen wir für s die Relation 

r(V'— V^.z(V'-- V") = 0 
woraus sich dann mit Benutzung des Werthes (70) von o ergiebt 


i 72 m —— ER 
(78) e (V) = Vol, © KO (A,, Vi 4-2 A,, V, V, ERANT V 
3) = pie). © i 


, 


wobei also Ay;, Aig, Ass durch (71) definirt sind. 
Das Resultat, zu dem wir somit gelangt sind, mag zum Schluss dieser 
Betrachtungen noch in Form eines Satzes ausgesprochen werden: 


Unterwirft man die vier Functionen 


D ` Perey) 4 oy, (V) 5 O15 (V) e $5 (Y) 
(74) "ER, z(V)? Nm 1(V)? Ys SON 3 Ya = Ehe 
wobei 
9: (V) 9 (V|3 o, 3o", 0”, oli, 


und wo e (V) den Werth (73) hat*), irgend welchen linearen Trans- 
formationen der ursprünglichen Perioden, so erfahren dieselben 
lineare Substitutionen mit rein numerischen Coeffieienten. Das- 
selbe gilt insbesondere von den vier ein System ,,transcendent normirter“ 


Borchardt scher Moduln bildenden Grössen: 


j D es 6 
75 15 14 
(49) yi = - , 1) 9 d D = , p, = u 
ur y pa» 2B y pa d y pa» ‘4 y pa» 
wobei 
t= 9 (0{ 40’, $0”, w”, wY), 


wenn man dieselben linearen 'lransformationen der ursprünglichen Perioden 
unterwirft. Da nach der Normirung (68), (70) der Liniencoordinaten x, der 
Factor f in (69) bei Anwendung jeder linearen Transformation der Perioden 
eine vierte Einheitswurzel sein muss, so künnen die Operationen des Sub- 
stitutionssystems, das zu den entsprechend normirten Grüssen y; resp. ni der 


Formeln (74) resp. (75) gehört, sich von den 2.16.720 Substitutionen, welche 


*) Es mag hier die Notiz Platz greifen, dass unter Einführung der Grössen v| Tix als 


Variablen und Moduln der ursprünglichen Thetafunctionen zu setzen ist 
gu (2v[271x) 


und 
ia pa pen 3 log 4 


1 dlog 4 _,\ 
ip 2 nw Evi 
(apeg "i +2 3 pa» Y, Y, d- 8 pas) vi] 


5 


t (Vv) ypa». e 
(vergl. hierzu Klein, Math. Annalen Bd. 27, p. 440). 


460 Wilibald Reichardt. (p. 88) 


die durch Gleichungen von der Form (9) definirten "l'etraedercoordinaten y, 
(oder »;) bei Operationen von der Form 

x’ ag Bang AED Ca E 
erleiden, nur um achte Einheitswurzeln unterscheiden. Das zu den Grössen 
yi resp. y der Formeln (74) resp. (75) gehörige Substitutions- 
system kann also nicht mehr als 8.2.16.720 Operationen ent- 
halten. 


$ 16. Betrachtung der 12 transformirten Thetafunctionen mit von 
ta verschiedener Charakteristik. Bedeutung des Additionstheorems 
der quadratisch transformirten Thetafunctionen. 


Wenn es sich in diesem und in den folgenden Paragraphen darum 
handeln soll, gewisse Curven auf der Kummer’schen Fläche zu betrachten, 
auf die man durch die Theorie der hyperelliptischen Functionen (und zwar 
insbesondere durch die Theorie der quadratischen "Transformation und der Zwei- 
theilung) geführt wird, so empfiehlt es sich naturgemäss. bei Angabe derjenigen 
Flächen, welche diese Curven ausschneiden, ein einheitliches Coordinaten- 
system zu Grunde zu legen. Es mögen hierbei diejenigen auf das 
Fundamentaltetraeder (12) (34) (56) bezüglichen Coordinaten y, 
benutzt werden, die durch (52) definirt sind, oder also (nach 
$ 13) die Coordinaten 


; Yu. Ye fm Ya — Dao Bun Zen Zu 
wobei 
9 = 9(V|do", —o", —o', $0"), 
wonach dann 
um 125 jg, DÉI E00 dh, WER C8, C14. 


insbesondere die Coordinaten des Anfangspunktes der Kummer’schen Fläche 
bedeuten. 

Zur vollständigen Ergänzung dieser aufzustellenden Reihe von Gleichungen, 
die auf ein einheitliches Coordinatensystem bezogen sind, mögen hier die linken 
Seiten der Gleichungen der Doppelebenen der Kummer’schen Fläche 
Platz finden, die man erhält, wenn man die 16 Quadrate der ursprünglichen 
a durch 


X = du, ya Pis, ys Aas, Ya O14 
ausdrückt: 


Darstellung der Kummer schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 89) 461 


Lone N yt 2 Ye + "ja Ys + ha ya 
p 91, — Mm Yt — Me ya — Ys Ya +s Ya 


HÄ, m yi — ya Ye HMs Ys — N Yo ud Te yi — 1 ys F Na Ys — Ns Ya 
Ab u, = m ys +72 ys — 3 Ys — Eu u, ne yr + Ni ys — Ma Ys — Ns Ya 
j 
ns Y A a Ye o Yo do 38 Ya = ma ys +H s Ye + Ne ys + M ya 
PaE Yo 1-18 Ye = a Yı — Ys ya — M ys HM Ya 
—wH, = Dh a pf TUN = "Ay a +72 ys — m ya 
— us = 13 yı -- m ys — m Ys — Na Ya eft ti TA Yi + Ns ye — H2 ya — M Ya - 


Ebenso mag hier noch die Gleiehung einer Tangentialebene der 
Kummer’schen Fläche nachgetragen werden, die man aus (463) durch 
Einführung der genannten Coordinaten y; erhält, und die-nur bis auf einen un- 


wesentlichen Factor bestimmt ist: 


(77) Ze (V — V) 94 (V V) = yay: — yo yo ye Ys —yiy4 — 0, 
wo die Grössen y = 9 (V) die Coordinaten desjenigen Punktes der Kummer schen 
Fläche sind, dessen transcendente Parameter V = V sind, d. h. desjenigen 
Punktes, welcher der vorgelegten "Pangentialebene (U) = 2V iin Complexe 
x; = 0 zugeordnet ist (vergl. Satz III, ferner (20), (21), (24)) Die 
Gleichung (77) lässt deutlich erkennen, dass die Kummer’sche Fläche zu 
sich selbst dualistisch ist. 

Wir fragen uns nunmehr, was die irgend einer quadratischen Trans- 
formation zugeordneten 12 Thetafunctionen, deren Charakteristik von 
VE verschieden ist, bedeuten, wenn man sie gleich 0 setzt. Diese 12 


oof 
Functionen 3 können, eben weil ihre Charakteristik von lod 


nicht direct durch yı, yo, ys, ya (oder durch irgend welche andere Thetafunctionen 


verschieden ist, 


N j Ae [00 EG 
zweiter Ordnung mit der Charakteriktik fool ausgedriickt werden. Ihre Quadrate 
5 loof v 


d 


aber, also die geraden Thetafunctionen vierter Ordnung 92, besitzen die 


Charakteristik 2 Gerade Thetafunctionen vierter Ordnung mit der Cha- 


oj 


*) Vergl wegen dieser Formeln Gópel, Borch. Journ. Bd. 35, p. 287, und Rohn, 


Diss. sowie Math. Annalen Bd. 15, p. 333; oder Caspary, Borch. Journ. Bd. 94, p. 76. 
9 


In (76) ist u = —, wo ọ denselben Werth hat wie in (50). 
o 


**) Diese Gleichung ist eine directe Folge der letzten der Gl. (54%). Sie kann aber 
auch gewonnen werden aus den von K ünigsberger (Borch. Journ. Dd. 64, p. 24) angegebenen 


Formeln. 


Nova, Acta L. Nr. 5. 60 


= na yi tm Ye + Ma Ys + Ys Ya 


= m Ji — M ys — fa + Ms Ya 


462 


Wilibald Reichardt. (p. 90) 
rakteristik ka giebt es nun 10 linear unabhiingige*); ein System solcher 
10 linear unabhüngiger Functionen wird aber gerade gebildet von den 10 
Ausdrücken 

TTS rss 
es missen also die 12 Functionen 9? homogene quadratische Funetionen von 


Yi, Ye, Ys, ya Sein, oder, nur anders ausgedrückt, die 12 Curven 


A —0 
müssen von Flächen zweiter Ordnung F; — 0 aus der Kummer’schen Fläche 


ausgeschnitten werden. Da aber Fẹ ein volles Quadrat von $ wird, so folgt, 
dass diese Flächen zweiter Ordnung längs der Curven 5 — 0 berühren miissen, 
so dass diese Curven nur die Ordnung 4 haben werden. Aus den Gleichungen 
(49^) und (49°) und ebenso aus (50%) und (50°) geht ferner hervor, dass die 
12 Funetionen 3, von denen wir jetzt sprechen, paarweise dieselbe Charakteristik 
besitzen, und dass die Funetionen eines solehen Paares entweder beide gerade 
oder beide ungerade sind. Haben nun aber $4 und Jp eine gemeinsame 
Charakteristik, und sind sie gleichzeitig gerade oder gleichzeitig ungerade, so 
wird das Product Jue. Aa eine gerade Thetafunction mit der Charakteristik Wë 
sein; man wird also dieses Product ebenfalls als homogene quadratische Function 
der Coordinaten y, darstellen kónnen. Die damit gefundenen Resultate fassen 
wir zusammen in den ersten Theil von 

Satz V. Die 12 zu irgend einer quadratischen Transformation 
gehürigen Funetionen 3, deren Charakteristik von inet verschieden 
ist, bedeuten, gleich Null gesetzt, auf der Kummer’schen Flüche 
12 Curven vierter Ordnung, lings deren 12 Flüchen zweiter Ordnung 
berühren, und die paarweise durch 6 Flüchen zweiter Ordnung aus- 
geschnitten werden. Jede dieser 12 Curven geht dureh 8 Knoten- 
punkte hindurch, und zwar laufen die beiden Curven eines der ge- 
nannten Paare jedesmal durch dasselbe Octupel von Knotenpunkten. 

In dem letzten Theile dieses Satzes, der von Rohn**) herrührt, 


und dessen Richtigkeit weiter unten nachgewiesen werden soll, sei hinzu- 


*) Vergl. Weber, Math. Annalen Bd. 14, p. 176. 


**) Rohn, Math. Annalen Bd. 15, p. 346. 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 91) 463 


gefiigt, dass (wie nachher gezeigt werden wird) die genannten Systeme von 
je acht Knotenpunkten Octupel charakteristischer Art sind, d. h. solehe acht 
Punkte, deren Bezeichnungen ((i) und (ij)) die Indices von acht Thetafunctionen 
eines der 30 merkwürdigen Oetupel (S 10) reprüsentiren. Des Näheren ver- 
dient hervorgehoben zu werden, dass die genannten sechs Octupel in drei 
Paare zerfallen, deren jedes zwei Octupel der folgenden Form enthält (siehe 
Gleichung (42b)): 

| (a h) | | (bh) | 


| o [^ | ad bh) *) f home M bts 


(8) 
zwei Octupel also, die sämmtliche 16 Knotenpunkte der Kummer'schen Fläche 
in sich fassen. 


Aus den bis jetzt angegebenen Resultaten erhellt sofort die Richtigkeit 


der Angaben, die Rohn**) und Darboux*") über gewisse Systeme von 
Curven vierter Ordnung machen, lings deren die Kummer'sche 
Fläche von Flächen zweiter Ordnung berührt wird.  Bezeichnen 
nämlich wiederum Ae und 35 irgend zwei der 12 quadratisch transformirten 
Joo 
100 
Charakteristik, so werden die oo» Curven 

Ga 19 = 0 


ein Curvenbüschel der angegebenen Art bilden, weil zwar nicht Fat TE 


Thetafunctionen mit von j verschiedener, aber für beide Functionen gleicher 


selbst, wohl aber das Quadrat dieses Ausdruckes als homogene quadratische 
Function der Coordinaten y; darstellbar ist. Alle Curven dieses Biischels 
gehen dureh das den Funetionen 94 und RI zugehörige Octupel von Knoten- 
punkten. Jeder quadratischen Transformation werden, den sechs Paaren Sw, A 
entsprechend, sechs solcher Curvenbiischel zugeordnet sein, die derart paar- 


weise ,assoelir^ sind, dass die beiden Biischel eines Paares keinen Knoten- 


*) Dabei ist unter (à a bh) der Knotenpunkt (x, yn) zu vertehen, wo xj, yn durch 
die Gleichung 
LPH 4 po) — P+ 4P@)+4PO%+4P) (mod. PO) 
definirt ist. 
**) Rohn, Math. Annalen Bd. 15, p. 351. 
*) Darboux, „Sur la surface à seize points singuliers et les fonctions €) à deux 


variables. Comptes rendus t. 92, p. 6806. 


60* 


464 Wilibald Reichardt. (p. 92) 


punkt gemein haben. Geht man von einer ersten quadratischen Trans- 
formation, sagen wir von der Operation W, zu irgend einer anderen Trans- 
formation (§ 13) 

Que LOW Inr Great Ory dE 
über, so folgt zunächst mit Berücksichtigung von (50^), (50°) leicht, dass man 


zu keinem neuen Curvenbüschel gelangt, wenn man einer der 15 Operationen 


Q—L9w 


N 
noch eine lineare Transformation L folgen lässt. Aber die rechten Seiten 
der Gleichungen (50^) und (509) lehren auch weiter, dass drei der linearen 
Transformationen L?, wenn man sie der Operation W vorangehen lässt, zu 
keinem neuen Systeme dieser Art überführen. Es werden deshalb nicht 
15.6, sondern nur 5.6 30 Curvenbiischel der angegebenen Art 
existiren, Damit stimmt es überein, dass es nur 30 verschiedene merk- 
würdige Octupel von Knotenpunkten giebt; jedem der 30 Systeme von Curven 
vierter Ordnung der angegebenen Art ist eines dieser 30 Octupel zugeordnet, 
dureh dessen Punkte seine Curven laufen. 

Es soll sieh jetzt darum handeln, die Gleichungen der Flächen 
Zweiter Ordnung, welche die Kummer'sehe Flüche lüngs Curven 
vierter Ordnung berühren, wirklich hinzuschreiben, und zwar wird es 
genügen, sich dabei auf die Angabe der zu irgend einer quadratischen Trans- 
formation, etwa zur Operation W, gehörigen Gleichungen zu beschränken. Es 
mag ferner gestattet sein, in die aufzustellenden Gleichungen sämmtliche zehn 
Nullwerthe c; (später auch sämmtliche ci) als Constanten einzuführen; ver- 
mittelst der Gleichungen (51) und (52) kann man ja dieselben stets auf die 
Borchardt’schen Moduln Ti, Ca, e, y, reduciren. 

Die Aufgabe zuniichst, die Quadrate der 12 zur Operation W 
gehörigen Functionen J mit von jb verschiedener Charakteristik 
durch die Coordinaten y; auszudriicken, kommt darauf hinaus, durch 
die Quadrate der Functionen eines Güpel'schen Quadrupels die anderen zwölf 
Thetaquadrate auszudrücken. Die betreffenden Formeln lauten*): 


*) Vergl. Krazer , Theorie ete.“, p. 42. 


Darstellung der Kummer’schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 93) 465 


(79) 


Dabei ist 


y = a DI Of 0h = ot — 


Aus der Form der rechten Seiten dieser Gleichungen geht hervor, dass die 
Flichen zweiten Grades, die sie, gleich 0 gesetzt, darstellen, das Fundamental- 
tetraeder (12) (34) (56) als Polartetraeder besitzen. 

Die sechs zur Transformation W gehörigen Producte 3.9 
ferner, welche die Charakteristik oo) bekommen, erhält man aus- 
gedrückt durch die Coordinaten y,, wenn man von geeigneten Relationen 
zwischen drei Producten?), gebildet aus 'lhetafunetionen eines merkwürdigen 
Octupels (vergl. Së 10 und 11), Gebrauch macht. Man erhält alsdann 


Cos Dn Ji Je = M Ya Ye Yo — Ne Ns Yi Ya, 
Tas Cis Bure = NM Ya Ya — No js Ya Ys, 
n € 9. 7. Y " 
C35 C45 dn du m1 N8 Ya Ya — Na Na Ya Ys, | 
(80) ) mM 7j / | 
— Dap C45 Ann Fas — Mı s Y Ys — N2 Na Ya Ya, 
— (34012 95 Dg == M ya Ys Ja — Ns "A yi ys, 
Csa Cie ga 012. — TA m Ya Yo — Ns Na Ys Ya 


Um zu untersuchen, dureh welehe acht Knotenpunkte jede der Curven | 
H='0 
(bei den Curven 3,; — 0 ist die Untersuchung genau ebenso) läuft, beachte | 
man, dass nach (31) 
HAV) 9S1(V |3 9", — o", —w', $e") = 0 


*) Vergl. Krazer, l c, p. 36 und 39. 


466 Wilibald Reichardt. (p. 94) 


ist, falls V sich von einem einfachen Integrale — ein solches ist z. B. jede 


der sechs Grössen 4 p*— mod. P? nur um 4 P? unterscheidet, wobei (vergl. (26)) 
pt = @Lov — tw"+iw” (mod. 2P®). etc. etc. 

Diejenigen Knotenpunkte, deren Argumente (iP? und 4P°+4p%) von einer 

Grösse $ P nur um A DI verschieden sind, werden also auf der Curve 3; 0 

liegen. Man gelangt auf diese Weise zu hesultaten, die aus der folgenden 


Uebersicht abgelesen werden können: 


r z (5 i irc 11 

Des, 8s: {OH Qr. $5 4, Dis 5:4 f 2 (h 1,258, 4) 

D 3 = r r 61 

das, Fas: H 2| (I 4792.5; 6); 29, dy: "a x gat 12515119) 
` 6 F N 

dai, Dig: AE 2] Ch rd da, de: La 2] h 228,45 0996)1 


Durch Vergleich mit (78) findet man hierdurch in der That für die Operation W, 
und damit auch allgemein die Angaben bestätigt, die oben über die 12 Curven 
3 = 0 gemacht wurden. 

Ks mag zum Schlusse dieser Betrachtungen noch erwiihnt werden, 
dass man die Gleichungen der 30 einfach unendlichen Schaaren von Flächen 
zweiter Ordnung, welche die Kummer’sche Fläche längs Curven vierter 
Ordnung berühren, ausser dureh Combination der Gleichungen (79) und (80) 
auch erhalten kann, indem man von den Functionen 9 vermüge (50*), (50°) 
zu. den ursprünglichen Thetas übergeht, dass man also z. B. die Gleichung 

EAR) 0 
nach (50°) auf die Form bringen kann: 
(95 Iy5 + u Pa Ya)? = 0 
oder auf die Form 
(95 Aas + v i Dis)? 0, 
wonach vermöge der Gleichungen (76) der Uebergang zu den Coordinaten y; 
gewonnen wird. 

Ueber die Bedeutung des Additionstheorems der qua- 
dratisch transformirten Thetafunctionen, also über die Natur 
der œ? Curven 

An DN LVI = 0, 


wo Vi, Ve Constanten bedeuten (wegen des + vergl. § 11), erhalten wir so- 


fort Auskunft, wenn wir bedenken, dass das Product 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 95) 467 


Ae (V — V) (V+ V) 
als Thetafunction vierter Ordnung mit der Charakteristik gn darstellbar sein 
muss als homogene quadratische Function der Coordinaten y;. Die betreffenden 
Curven müssen also Curven achter Ordnung sein, die aus der Kum- 
mer'schen Fläche durch Flächen zweiter Ordnung ausgeschnitten 
werden. Man erkennt ohne Mühe, dass jede dieser Curven vier 
Doppelpunkte besitzen muss. Ist nämlich nach dem Jakobi'schen 
Umkehrprobleme unter Benutzung leicht verständlicher Bezeichnung 

VN ü'4-ü" (mod, 2 Dun, 

und also 


V Se M (mod. P6»), 
und wählt man 
V on Sé (mod. P6), 
so findet sich "eta j 4 
: i ; i 2 d » (mod. P), 
Für den Werth zs 
V s u 5 u 


verschwindet also sowohl 

Ig (N — V) wie Ae DN EN, 
woraus folgt, dass in diesem Punkte V die Curve Ae (V-- V) = 0 einen Doppel- 
punkt besitzt. Bedenkt man schliesslich, dass dem Werthe 


me. i 
3 (mod. P) 


vier Werthe mod. P® entsprechen, so erkennt man die volle Richtigkeit der 
obigen Behauptung. Es findet in derselben der allgemeine Satz einen speciellen 
Ausdruek, dass zwischen der ursprünglichen zu den Funetionen A gehörigen 
Kummer’schen Fläche und derjenigen kummer schen Flüche, die man in 
gleicher Weise durch ein System von Funetionen 2 definiren kann — für 
diese letztere Fläche bedeuten die Curven #(V+V) = 0 Curven vierter Ord- 
nung mit einem Doppelpunkte, nämlich die Schnitte der Tangentialebenen — 


eine vier-eindeutige Beziehung stattfindet”). 


*) Vergl. Rohn, Math. Annalen Bd. 15, p. 344. 


468 Wilibald Reichardt. (p. 96) 


Man erkennt nun weiter leicht, dass solche quadratische Transformationen, 
die ein und derselben Klasse angehiren, auf ein und dieselbe zweifach un- 
endliche Schaar von Curven achter Ordnung der angegebenen Art führen; es 
kann also nieht mehr als 15 solche Curvenschaaren geben. Unterwirft 
man die Gleichung (46") 15 geeigneten quadratischen Transformationen, welche 
die 15 Klassen von Transformationen repräsentiren, so gelangt man nach 
Satz IV’ (§ 14) zu den Gleichungen der 15 Schaaren von Flächen zweiter 
Ordnung, die diese Curven ausschneiden, bezogen resp. auf die 15 Fundamental- 
tetraeder als Coordinatentetraeder. Aus der Form dieser Gleichungen geht 
hervor, dass jeder dieser 15 Flichenschaaren. eines der 15 Fundamental- 
tetraeder als gemeinsames Polartetraeder aller Flächen, die sie enthält, zu- 
geordnet ist. Insbesondere gehört zu allen Flächen der zur Operation W ge- 
hörigen Schaar (vergl. (46*)) 


PN [9«(V — V) 9s (V+) 
81) 


wobei 


| NS 


das Fundamentaltetraeder (12) (34) (56) als gemeinsames Polartetraeder. Wir 
schliessen diese Betrachtungen ab, indem wir die Resultate derselben folgender- 
maassen zusammenfassen : 

Satz VL Die zu irgend einer quadratischen Transformation 
gehörigen «2 Curven i 

OV eV) =. 0 

(wo Vi, V die Parameter der Curvenschaar sind) sind Curven 
achter Ordnung mit vier Doppelpunkten, die von viermal be- 
rührenden Flàchen zweiter Ordnung aus der Kummer'schen 


Fläche ausgeschnitten werden. Diese oc? Flächen besitzen das 


der quadratischen Transformation zugeordnete Fundamental- 
tetraeder (Satz IV’, § 14) als gemeinsames Polartetraeder. 


Darstellung der Kummer schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 9Y) 469 


V. Kapitel. 


Die Bedeutung der Thetafunetionen der doppelten Argumente 
(9(2N,, 2 V9) für die Kummer sche Fläche. 


$ 17. Darstellung der Thetafunctionen der doppelten Argumente durch 
die quadratisch transformirten Thetas. Geometrische Bedeutung der 
16 Gleichungen 3 (2 Vi, 2 V2) = 0. 
Auf die Theorie der Thetafunctionen der doppelten Argumente 
$(9 Vi, 2 Vg) = (Ui, Us) 

stützt sich eine dritte Darstellung der Kummer'schen Flüche dureh 
hyperelliptische Functionen, nämlich die liniengeometrische, deren Idee 
von Klein*) herrührt, und die alsdann ausführlieher unter Heranziehung der 
'l'hetafunetionen von Rohn**) besprochen worden ist. Dieselbe findet zunächst 
darin ihren Ausdruck (vergl. S 7), dass es möglich ist, die 'Tangentenbiischel 
der Kummer’schen Fläche durch Thetafunctionen darzustellen. In der That 
gewinnt man ja durch Vergleich der Formeln (5) und (32) leicht das Resultat, 
dass die Tangenten im Punkte U der Kummer’schen Fläche dar- 
gestellt werden können in der Form 


: 4—k, 9, (U) 
2 : 

(82) Ox = yp D: 

und dass man zu allen Tangentenbüscheln (deren jedesmaliger Parameter 2 
ist) gelangt, wenn man U alle Werthe mod. 2P® durchlaufen lässt. Mit den 


Angaben (21) des $5 stimmt es überein, dass, wie die bekannten Functional- 


*) Klein, Math. Annalen Bd. 5, p. 302. 


wm) RO iy Diss. und Math. Annalen Bd. 15, p. 340 ff. 


Nova Acta L. Nr. 5. 61 


410 Wilibald Reichardt. (p. 98) 


gleichungen lehren, denen die 'Thetafunctionen genügen (vergl. (61), beim 
Uebergange von einem Punkte U zu einem Punkte 

U+PO+PO Gj = 1,2,...6) 
sich in (82) die beiden Liniencoordinaten x; und x; (die sechs x, als Ver- 
hältnissgrössen betrachtet) im Vorzeichen umkehren. Andererseits folgt durch 
Vergleich der Formeln (82) mit diesen Resultaten des $ 5, dass dem Ueber- 
gange von einem Punkte 


- u'— u” 
zu einem der Punkte 

U = w+u’+ Dm 
oder 


U = w w PO po 4 poo 
die Umkehr des Vorzeichens von 9; resp. von J, 3, und 9, (die 9 als Ver- 
hültnissgrüssen aufgefasst) entsprechen muss. 

Weiterhin nun aber giebt die Theorie der Thetafunctionen der doppelten 
Argumente die Mittel an die Hand, gewisse Curven auf der Kummer'schen 
Fläche in Betracht zu ziehen. Insbesondere wird man, indem man die 
Thetafunctionen der doppelten Argumente ausdrückt durch die quadratisch 
transformirten 'Phetas (oder durch die Quadrate der ursprünglichen Theta- 
functionen) die Gleichungen derjenigen Flächen in Tetraedereoordinaten ge- 
winnen können, welche diese Curven ausschneiden, womit dann gleichzeitig 
die liniengeometrische Darstellung der Kummer’schen Fläche durch hyper- 
elliptische Funetionen mit den beiden früher besprochenen Darstellungsweisen 
(88 9 und 12) in Verbindung gebracht wird. 

Was zunächst die 10 geraden Functionen 4, (2V) betrifft, so 
müssen dieselben, da sie gerade 'l'hetafunctionen vierter Ordnung mit der 
Charakteristik oo] sind, darstellbar sein als homogene quadratische Functionen 
der Coordinaten y; der Punkte der Kummer'schen Fläche; denn diese Grössen 
y; Sind ja als Thetafunctionen zweiter Ordnung mit der Charakteristik fell zu 
betrachten. Die 10 Curven 

215 (2. V) 20 
sind also Curven achter Ordnung, die von Flächen zweiten 
Grades ausgeschnitten werden. Die sechs Functionen 9; (2 V) 


dagegen können, da sie ungerade Thetafunctionen (vierter Ordnung mit der 


sa era ay leg . N K . : 
Charakteristik Ch sind, nicht durch die Coordinaten y;, die doch gerade 
Thetafunctionen sind, ausgedrückt werden; wohl aber sind ihre Quadrate und 


| 
| 
| 
] 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 99) 411 


ebenso die 15 Producte je zweier derseiben homogene biquadratische Functionen 
der Coordinaten y;. Diese Quadrate und Producte sind nämlich gerade Theta- 
functionen achter Ordnung mit der Charakteristik SUE solcher ''hetafunetionen 
giebt es 34*) linear unabhängige, und genau ebenso viele linear unabhängige 
Funetionen dieser Art sind unter den 35 Ausdriicken 

Ji Yıya 2 
enthalten; denn zwischen diesen 35 Ausdriicken besteht nur eine lineare 


Relation, nämlich die Gleichung der Kummer’schen Fläche in Bezug auf das 
Coordinatentetraeder der y; Die sechs Curven 

Ira VEN 
werden also Curven achter Ordnung sein, längs deren Flächen 
vierter Ordnung berühren, und die ausserdem paarweise von 
Flächen vierter Ordnung ausgeschnitten werden. 

Wenn es sich nunmehr darum handeln soll, die Gleichungen der 
Flächen zweiter und vierter Ordnung, deren Existenz soeben er- 
schlossen wurde, wirklich hinzuschreiben, so mag dabei das schon mehrfach 
benutzte zur quadratischen Transformation W gehörige Coordinatensystem zu 
Grunde gelegt werden, bei dem das Fundamentaltetraeder (12) (34) (56) Coordi- 
natentetraeder ist. 

Zur Darstellung der 10 geraden Functionen 9; (@V) gelangt 
man sofort, indem man auf die Gleichungen (509) und (50>) die quadratische 
Transformation W anwendet. Man erhält alsdann mit Benutzung der Symbole (16) 


| 26 Coa Iza ALERT 


(833) 26 Cis 21s (2 D == ig 
29 C23 dun (2 V) = 035 
| 29 cia 214 (2 MESS 
| 20 Cis 915 (2V) = De 
(83) 3 A — 29 Cas 315 (2 V) = Qs 
| 26 wa: 934,(2 V) = m 20 Ge 912 (2 V) = Qe, 
wobei 


pen 1 
= pes 9?’ 


unter o denselben Werth verstanden wie in (50). 


*) Vergl. Weber, Math. Annalen Bd. 14, p. 176. 


61* 


412 Wilibald Reichardt. (p. 100) 


| Unterwirft man ferner die sechs sich auf ungerade 'l'hetafunctionen 
© 
| beziehenden Gleichungen (79) der Transformation W und substituirt dann in 
iz] 
(V e ` 
denselben für 
r 2 D i 
A0. (2 V), 82,(2:V), 93, Q V), 95, (2 V) 
ihre Ausdrücke (839) und für die rechter Hand auftretenden Gróssen cj; ihre 
Werthe (52), also die Werthe 
D 0s 1024 J 00554 qe ELO 
(vergl. (57) und (16)), so erhält man für die linken Seiten $6» der 
Gleichungen der Flächen vierter Ordnung, die lings der Curven 
3$; (2 V) = 0 berühren, die folgenden Ausdrücke: 
9? (9 V (1, 1) OO 
us, (2V) = 04 ee ruoli iam 
T^24 
eK QV) = Qe». — 
£693 (2V) ==) 99 — -L- — 
(84) frc AR An, "d 
\ 9? (9 V — s LE UE (QU Be OUS 
Hx (2 V) = p TE D 24 0. 571.8. 2° 
Ge Ai T 2, oy Jj 2, sch 4 H 09. ; 4 : 
EE 
Zou SCC Gan Sta 
SEN pee BER usn 
92 (9 at 6 Seas Zb ( d'B EHI: 2 2^25:7^36 2 ZG "^45 
9, (2V) = qeoo — ei 0, 2, Qt, +- er EE Q^ 
Dabei ist 
i , plat) Cik Sos 39 (ue = Ny No Ng Ns 
l E pon DN WË \p (34) oi 
(über o vergl. (50). 
Jedes der 15 Producte 
(2V) 9 (2 V) 
endlich kann man auf drei Weisen durch die Functionen J; = (2V), deren 


| Darstellung dureh die Coordinaten y; ja bereits in den Gleichungen (83) ge- 


*) Ueber die Form der Gleichungen 


Quy, IGE) ES s 


wenn man in denselben statt der Borchardt'schen Moduln vermöge der Gleichungen (57) die 


| 
| Grössen kı, ko,... kg einführt, siehe unten (93). 
| 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 101) 473 


leistet ist, ausgedrückt werden. Man hat hierzu nur die Relationen heran- 
zuziehen, die zwischen drei Producten je zweier 9 eines merkwürdigen Achter- 
systems bestehen. Es wird genügen, hier nur je eine Darstellung dieser 


Produete, zu der man auf die angegebene Weise. gelangt, hinzuschreiben: 


va Cas or 91 (2 V) Ja (2 V) = OGY AS, 
va Css Cas Ps (2V) 94 (2 V) = O89 = AN, 
va Cea Cre Kr (2 V) M (2 V) ==, CURE 2, d 
ybi os pap An (GN) 98 (2. V), = 59 — AL, 
séch pak C49 09 (9: V). 209 (9:9 eam eot) (Oy 
y bacis cas Dr (2 V) 94(2V) = OF — OI, Q 
V be Gas Ces Ja (2 V) Je (2V) = O89 — A 
(85) 4v bs cia cos 91 (2 V) 95 (2 V) = OF — QO 
v bs Csa C15 De (2V) J (QV) = «69 = Qf, f 
H b. Cga Can di (2 V) v (2 V) = O09 = 2$, 
v ba os os Sy (2V) Ae (2 V) = 069 = N, 


v bs Cea C45 9s (2 V) 95 (2 V) = O89 — A 
v bees cas 9, (2V) I (2V) = OHH — 2, 
v be oa Cas Os (2V) J (2 V) = O89 = £5, 


hate Cag "Ju(2:V) Je (2 Vy) em 69 m Mh 


Dabei ist 
7216 
y = D 


(o hat denselben Werth wie in (50)) und 

a = Cos Cig Ces Cia, bs Cra C84 Cos C12 ; be = Cis C34 Cor Cre etc. 
Aus den Gleichungen (83) ergiebt sich, wenn man bedenkt, dass unsere 
jetzigen Coordinaten y, mit den in $$ 2 und 3 gebrauchten Coordinaten voll- 
ständig identisch sind, sofort das folgende Resultat: 


*) Führt man in die Gleichung G^ ? = 0 statt der Borchardt'schen Moduln vermöge 


(57°) die Grössen ky, ko, ... kg ein, so geht dieselbe über in die Form 


v qo» (kg — ka) (ks — ke) (y1d-yi— 7i — yi 
— 24 (ky — ke) (ka — ks) + (ks — ks). (ka — ko) a sc, 
Hieraus findet man die Gleichung (053 — 0, indem man kı, ky mit kj, kj vertauscht und 


gleichzeitig die Coordinaten y; in der Weise linear substituirt, wie es dieser Permutation der 


k; (oder x;) nach den Formeln des § 2 entspricht. 


414 Wilibald Reichardt. (p. 102) 


Satz VIL Die 10 geraden Thetafunctionen der doppelten 
Argumente stellen, gleich 0 gesetzt, die Schnitteurven der 10 
Fundamentalflächen zweiter Ordnung mit der Kummer’schen Fläche 
dar, und zwar bedeutet die Gleichung 

$1; (2 V) Ü 
den Schnitt derjenigen Fundamentalfliche, deren eine Erzeugung 
den drei Complexen 4 = ki k, ke angehört.*) 


Dieses Resultat kann auch direct aus dem oben mitgetheilten Satze (222) 


gefolpert werden. Betrachtet man nämlich die Fläche Q,, = 0 als erzeugt 
durch die den Complexen 3 = Jo, ky, ke angehörenden Geraden, so erkennt man 


nach (229), dass alle Schnittpunkte dieser Fläche mit der Kummer’schen Fläche 
Parameterwerthe U 2V von der Form 

U w+4P®+4Po® 
haben müssen, wobei w, w, einfache Integrale sind; denn jeder Geraden der 
genannten Erzeugung wird man transcendente Parameterwerthe von der Form 

wien, +P®, ZS DO, 0 

beilegen können. Dass aber die Parameter U die angegebene Gestalt haben, 
dies wird (vergl. (31)) gerade dureh die Gleichung 

31,00 V) = Hy) = 0 
ausgesagt; der verlangte Nachweis ist also erbracht, 

Auch die Bedeutung der Curven 

dn (2 Vy. EURO 
folgt direct aus der Definition der transcendenten Parameter U. Die Gleiehung 
9 (U) = 0 sagt doch nämlich (vergl. (31)) aus, dass U die Form hat 

Uc u’ + j P6. 
Wenn also für die Parameter U eines Punktes die Function 9, verschwindet, 
so muss einer der Haupttangentenparameter dieses Punktes ‘gleich k; sein. 
Wir gelangen auf solche Weise zu folgendem Resultate: 
Satz VIII. Die Gleichung 
HOV e BE eee) 


bedeutet die i-te ausgezeichnete Haupttangentencurve der 


*) Vergl. Rohn, Diss. und Math. Annalen Bd. 15, p. 343. 


Darstellung der Kummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 103) 475 


Kummer’schen Fläche®). Längs derselben berühren die oc: Flächen 


vierter Ordnung 
DH) AD = ( 


KAS 
wo œ = 0 die Gleichung der Kummer'sehen Fläche ist, während 
gn dureh (84) definirt ist. Ausserdem wird die i-te und die j-te 
Haupttangentencurve ausgeschnitten von den es: Flächen vierter 
Ordnung 

pidio = 0, 


wobei die Form o6» dureh das Gleichungensystem (85) geliefert 


wird. 


6 
$ 18. Die «5 Curven Y 4; 9;(2V) = 0 und das Additionstheorem der 
i=1 
Thetafunctionen der doppelten Argumente. 
Die Resultate des vorigen Paragraphen setzen uns in den Stand, das 


System der ec» Curven 


6 
(86) TAON 
i 1 


i 
in Betracht zu ziehen. Da niimlich, wie wir wissen, die Ausdriicke 3, (2 V) 
nieht selbst, wohl aber ihre Quadrate und die Produete je zweier derselben 
durch die Coordinaten y, darstellbar sind, so wird dasselbe auch von den 


linken Seiten der Gleichungen (86) gelten. Daraus kann man sofort schliessen, 


*) Vergl. Rohn, Diss. und Math. Annalen Bd. 15, p. 343. 


) Unter diesen oc! Flächen vierter Ordnung befinden sich insbesondere fünf Linien- 
flächen mit acht Cuspidalpunkten und zwei Doppelgeraden (vergl. über Flächen dieser Art 
Lie „Ueber Complexe, insbesondere Linien- und Kugeleomplexe mit Anwendung auf die Theorie 
partieller Differentialgleichungen,“ Math. Annalen Bd. 5, p. 178, und Rohn, Math. Annalen 
Bd. 18, p. 138 ff. und 156 ff) Längs der ersten ausgezeichneten Haupttangentencurve z. B. 
berühren diejenigen fünf Linienflächen, die man aus der Gleichung (18) der Kummer'schen 
Fläche erhält, wenn man dort k, durch resp. ke, kg,.... kg ersetzt. Die beiden Doppel- 
geraden dieser Linienflächen sind die beiden Directricen der Congruenzen 
ee Ld listado Wipes |u=0|, 
| x) m. 0. fase Pre Seef | ii coded tes 0 


) Eine einzelne der sechs ausgezeichneten Haupttangenteneurven wird durch œ 68 


Flächen vierter Ordnung ausgeschnitten, die erste z. B. durch die oc5 Flächen 


6 
Ey LIDO — 0. 
i 1 


i 


416 Wilibald Reichardt. (p. 104) 


dass diese zen Curven von der achten Ordnung sind, und dass längs 
jeder derselben oc: Fliichen vierter Ordnung 


Igea m | ( 


OTT AME d) 

= à 9 V)) | +10 = 0 

-\i=1 

die Kummer'sche Fläche berühren, während je zwei derselben von oc: Flächen 
vierter Ordnung 


5 [/ 6 y 
X+10 = Hä AH (2 v) | ; = M9 (2 v)] +10 0 


ausgeschnitten werden. Die wirkliche Aufstellung der Ausdrücke # und x 
wird durch die Gleichungen (84) und (85) geleistet. 
Die &s Flächen xio = 0 sind, wie Rohn™) behauptet 


hat, identisch mit den œs Kummer'schen Flächen, die nach den 


liniengeometrischen Untersuchungen von Krein” der ersten 
Kummer’schen Fläche um- und eingeschrieben werden können. 
Dieselben sind nämlich definirt als Brennflächen der oof Congruenzen zweiter 


Ordnung und zweiter Klasse 


(87) | 


| s 


“Ik 


Va 
wobei der betheiligte lineare Complex vollstindig beliebig ist; nur aus Zweck- 
mässigkeitsgriinden (s. u.) ist seinen Coefficienten die hingeschriebene Form 
gegeben worden. Jede singuläre Linie des Complexes 

(88) x E — 0 
wird in ihrem singulären Punkte die ursprüngliche Kummer’sche Fläche be- 


rühren; gehört dann diese Gerade auch dem linearen Complexe 


(89) S e H, 


“ Amk, 


also der Congruenz (81) an, so wird sie in diesem singulären Punkte auch 


*) Diet D assoi bedeuten, dass man sich den eingeklammerten Ausdruck in den 
i geschrieben. zu denken hat. 


) Rohn, Math. Annalen Bd. 15, p.-852. 


Coordinaten 


* 


) Vergl. darüber auch teye „Ueber die Singularitütenflüchen quadratischer Strahlen- 
complexe und ihre Haupttangentencurven“, Borch. Journ. Bd. 97, p. 242. 


Darstellung der Kummer’schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 105) 477 
die durch diese Congruenz (87) definirte Kummer sche Fläche berühren *). 
Die Curve achter Ordnung, längs deren diese Fläche die gegebene kummer sche 
Fläche berührt, ist also der geometrische Ort der zugeordneten singulären 
Punkte derjenigen singulären Linien des quadratischen Complexes (88), die 
dem linearen Complexe (89) angehören. Hat also ein Punkt dieser Curve 
die liniengeometrischen algebraisehen Parameter 

o y4 —k o" yar —X,; 
(8 5), wonach 
ru = A—k) ve d E ze 
die von diesem Punkte im Complexe (88) auslaufende singuläre Linie sein 
wird, so muss für die Liniencoordinaten x, derselben die Gleichung (89) be- 
friedigt sein. Es ist also 


(90) E 
ý yf’ (k) b 


die Gleichung der Berührungseurve der durch (87) definirten Kummer'schen 
Flüche mit der ursprünglichen Kummer’schen Flüche. Die Gleichung (90) 
ist frei geworden von 4; es werden also längs dieser Curve (90) alle oc: 
Kummer sche Flächen berühren, die man erhält, indem man in (87) bei 
festgehaltenen c; den Parameter 2 alle Werthe durchlaufen lässt. Aus (90) 
folgt ferner mit Riicksicht auf die Definition der transeendenten Parameter U 
(§ 5) und auf die Rosenhain’sche ’arameterdarstellung (32) in der That, 
dass die oc» Curven (90), längs deren je einfach unendlich viele der oc* um- 
schriebenen K ummer'schen Flächen berühren, identisch sind mit den oc» Curven 
achter Ordnung, welche durch die Gleichung (86) definirt werden, womit der 
gewollte Nachweis erbracht ist. 

Beiläufig sei noch bemerkt, dass man vermittelst der aus (50°) durch 
Anwendung der quadratischen Transformation W hervorgehenden Relationen 
die en Curven (86) auch in einfacher Weise durch die quadratisch trans- 
formirten T'hetafunetionen und unter nachheriger Benutzung von (50b) und (50°) 


auch dureh die ursprünglichen Thetas definiren kann "7, 


*) Vergl. hierzu Klein, Math. Annalen Bd. 27, p. 113. 


**) Vergl. Rohn, Math. Annalen Bd. 15, p. 352. 


Nova Acta L. Nr. 5. 62 


Wilibald Reichardt. (p. 106) 


A 
EN 
je 2) 


Ersetzt man in (46") die Argumente V durch die doppelten Argumente 
2V, so geht (46^) vermöge der Relationen (83?) und (52) über in die fol- 


gende Gleichung, in der o einen unwesentlichen Factor bedeutet: 


ins elle ap ag - (Qo. 


| —ien 


Setzt man ferner nach dem Jakobi’schen Umkehrprobleme 


(91) 


RV gl (modes DU», | 
so wird für | 


U = 2V = U — (mod. P) 
sowohl 
(2 V — V) als auch 35 (2 V J- V) 
verschwinden. Bedenkt man dann noch, dass dem angegebenen Werthe von U 
mod. 2P genommen 16 Werthg entsprechen, so erkennt man die Richtigkeit 
des folgenden Satzes: 
Satz IX. Die oc? Curven 
Ae (2 V X V) — 0, 
wo Vi, Ve willkürliche Constanten bedeuten, sind Curven 
sechszehnter Ordnung mit 16 Doppelpunkten, die von den 
oc? Flächen vierter Ordnung 
AN, 
ausgeschnitten werden, wo S zur Abkürzung für die rechte 
| Seite der Gleichung (91) gesetzt ist. 
Aus der Schnitteurve der Tangentialebene 
(U) Ory. 
(vergl. Satz III, § 11) also aus der Curve vierter Ordnung 


Ae DN LEI = 0 
geht die Curve 


$4 V V) = (ULV) — 0 
durch die 16-deutige Transformation hervor, die jedem Punkte V die 
16 Punkte 
(93) U = V+ xa po 


zuordnet. Durch diese 16-deutige Transformation werden insbesondere aus 


dem Doppelpunkte der genannten Curve vierter Ordnung die 16 Doppelpunkte 


Darstellung der Kummer schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 10%) 479 


der Curve sechszehnter Ordnung hervorgehen. Nach Satz III (S 11) werden 


daher die Curven 
OA NF ene TA ctr TUI eri Dis RU 


WO w’, te’ einfache Integrale bedeuten, solche Curven sechszehnter Ordnung 


sein, die — weil sie dureh die Transformation (92) aus den im Anfangs- 
punkte berührenden Tangentialebenen hervorgehen — in den 16 Knoten- 


punkten der Kummer’schen Fläche Doppelpunkte (Spitzen) haben. Diese 
letztgenannten Curven haben wegen ihrer geometrischen Bedeutung specielles 
Interesse. Soll nämlich 

ën OUT 90 = 0 
sein, so heisst das doch, es ist 

Ur EU 
wobei w’, w’ als constante, w”, us” aber als variable einfache Integrale auf- 
zufassen sind. Nach der Definition der transcendenten Parameter U (S 5) 
ist aber der geometrische Ort aller dieser Punkte U diejenige Curve, für deren 
Punkte der eine Haupttangentenparameter constant gleich # ist, also die 
Haupttangenteneurve 4 — 4'— const ($ | und weiter unten) Wir sind sonach 
zu folgendem Resultate gelangt: 

Satz IX’. Die ot Curven 
Oe (2 Netty) zx 0n 


wo uj', u ein beliebig aber fest gewähltes Paar einfacher Integrale 
sind, stellen die oc! Haupttangentencurven der Kummer’schen 
Fliche vor, Dieselben sind Curven sechszehnter Ordnung mit 
16 Spitzen in den 16 Knotenpunkten; sie werden ausgeschnitten 
von den ec? Flächen vierter Ordnung 

uice A ues (s. 


wo = die rechte Seite der Gleichung (91), gebildet für V — w, be- 
$ > 3 


deutet. 

Es dürfte, um einen Vergleich mit den hierher gehörigen Unter- 
suchungen von Rey e?) zu ermöglichen, zweckmässig sein, die ac: Gleichungen 
E = o in einer solchen Form zu schreiben, dass diese einfach unendliche 


*) Reye, Borch. Journ. Bd. 97, p. 259. 


62* 


480 Wilibald Reichardt. (p. 108) 


Schaar von Gleichungen von einem algebraisehen Parameter abhüngig er- 
scheint. Man erreicht dies sofort, wenn man für 
35, (uw), epe fo Ka 


(Win ARRA 


die Werthe (32) der Rosenhain’schen Parameterdarstellung einsetzt. Be- 
nutzt man ferner noch die Gleichungen (57), in denen die Ausdrücke Qi 
durch die Grössen kı, ks,... ke ausgedrückt werden, so erhült man als 
Gleiehungen derjenigen Flüchen vierter Ordnung, welche die 


Haupttangentencurve 2 » const ausschneiden, die folgenden 


Relationen 
(gee IY (eg 1) | IR NI 
— (ki — ka) (ks — ks) E = st S z dat 
(93) rea kee Be Ky 
-I- (lx — ks) (ks — ku) p ` , s 4 ae mu 


Hieraus entstehen insbesondere fiir 
A ki, ko, ke 
die Gleichungen der sechs Schaaren von Flichen vierter Ordnung 
DLD = 0, O27 110 = 0,... EE On 
die làngs der sechs ausgezeichneten Haupttangentencurven die 
Kummer'sehe Fliche berühren. 

Da (93) in 2 vom zweiten Grade ist, so gehen von den zu einem 
festen Werthe 2 (etwa 4 — 0) gehörigen oc! Flüchen (93) dureh jeden Punkt, 
der nieht gerade mit einem der 64 Grundpunkte dieses Flächenbüschels zu- 
sammenfällt, zwei Flächen hindurch. 

Es mag am Schlusse dieser Betrachtungen noch ein neuer Beweis 
Platz finden dafür, dass die Curven 7 const Haupttangenten- 
curven der Kummer’schen Fläche sind. Dieser Beweis stützt sich 
wesentlieh auf die Einführung transcendenter Parameter für die Punkte und 


Ebenen der Kummer’schen Fläche, sowie für die geraden Linien des 
Raumes ($ 5). Es seien zwei Punkte 


| U; = u;—u7 | U, u, —ü’ 
und | P 
Ia 


(94) 


| Jo u, — u 


Darstellung der IKummer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 109) 481 


der Curve 2’ = const gegeben. Den in diesen Punkten angelegten Tangential- 
ebenen werden alsdann die Parameterwerthe 
| (Ui) = uw Tu | (Ui) = w, kat | 


95 resp. 
em | (Us) = u, +u; I | (Us) = u; +0” 


zukommen. 

Unser Beweis verläuft nun so, dass wir die Verbindungslinie der 
Punkte (94) und die Schnittlinie der Ebenen (95) aufsuchen und zeigen, dass | 
diese beiden Geraden zusammenfallen, sobald die beiden Punkte (94) (und 
damit auch die beiden Ebenen (95)) zusammenrücken. Hiermit wird dann in 
der That der verlangte Nachweis geliefert sein, denn wenn sich beim Fort- 
schreiten von einem Punkte U zu einem unendlich benachbarten Punkte auf der 
Curve Ar = const die Tangentialebene um die Fortschreitungsrichtung dreht, | 
so heisst das doch, dass die Curve 4 = const Haupttangentencurve ist. 

Für die Verbindungslinie der beiden Punkte (94) kann man ein zu- 
lässiges System transcendenter Parameter w? nach dem Jakobi’schen Umkehr- 
probleme aus den Gleichungen entnehmen: 

J n —£i(u-u; wi — w] \ 


t Fiat ca loc Kal 
N E E EN Se RN 


(94) (mod. 2 P9), | nu) cm em w” Í (mod. 2 P6», 


denn nach Satz (22%) werden auf der so definirten Geraden w wirklich die 
beiden Punkte U,, U, und U,, Us liegen, da man aus (94^ erhält: 

Í U = w — we + wif ml | Kee Wi — wy + wy 

| Us w, — w ew — wy, | Us = w,—w;— Lui, 

Ebenso erkennt man unter Benutzung von (22^) sofort, dass man ein 
System transcendenter Parameter der Schnittlinie der beiden Ebenen (95) durch 
die folgenden Gleichungen des Jakobi'sehen Umkehrproblems definiren kann: 
(test (D Ns A N 
lans ee uj) == Wick w” | 


Durch Vergleich von (94) und (95°) ersieht man nun in der That, 


i iüuj—uj)-— w'—w? 
95^ mod. 2 P6 | à à ; t 1 (mod. 9 P6 
(9: ( )» | 4G —u) = we —w" | (mod. 2 P6). 


dass, je mehr sich der Punkt U dem Punkte U nähert, je weniger sich also 
dch mt o 


w, w von u^, u” unterscheidet, die beiden Geraden (94 und (95' immer 


mehr zusammenrücken, womit der gewünschte Nachweis erbracht ist. 


482 Wilibald Reichardt. (p. 110) 


Schlussbemerkune. 


Die Kummer sche Fläche aufgefasst als Normalfläche zweiter Stufe 
(vergl. $ 9) erscheint als ein vollständiges Analogon zu der doppelt über- 
deckten Geraden mit vier Scheitelpunkten (sommets), die ja für p — 1 
als Normaleurve zweiter Stufe zu betrachten ist, sofern sie erhalten werden kaun, 
indem man die homogenen Coordinaten yı, ye proportional solchen elliptischen 
'Thetafunctionen zweiter Ordnung (deren es ja nur zwei linear unabhängige 
giebt) setzt, deren Quotient eine doppelt periodisehe Function ihres Argumentes 
ist. Diese Bemerkung macht aufmerksam auf eine zweifache Verall- 
gemeinerung, deren die Theorie der Kummer’schen Flüche, wie sie in 
der vorstehenden Arbeit dargestellt worden ist, fähig ist. 

Zunächst nämlich erinnere man sich, dass im Falle p — 1 die doppelt 
überdeckte Gerade mit vier Scheiteln nur als einfachster Fall einer elliptischen 
Normalcurve n-ter Stufe (und Ordnung) des Raumes von n—1 
Dimensionen*) aufzufassen ist, die man erhält, indem man die homogenen 
Coordinaten yı, ya... y, proportional n linear unabhängigen elliptischen Theta- 
funetionen n-ter Ordnung setzt, deren Verhältnisse doppelt periodische Func- 
tionen sind. Bedenkt man nun, dass es nach Hermite im Falle p — 2 nicht 
blos n (wie im Falle p — 1) sondern n? linear unabhängige 'lhetafunctionen 
n-ter Ordnung mit derselben Charakteristik giebt, und dass jeder Quotient 
zweier Thetafunctionen derselben Charakteristik nach Hinzufügung geeigneter 
Exponentialfactoren in eine vierfach periodische Funetion verwandelt werden 


kann, so wird es deutlich, dass auch die Kummer’sche Fläche nur als 


Vergl. Klein, die auf p. 49 eitirten Arbeiten. 


i 


Darstellung der Kwmmer'schen Fläche durch hyperellipt. Functionen. (p. 111) 483 


Anfangsglied einer beliebig weit fortzusetzenden Reihe von 
Normalflichen n-ter Stufe des Raumes von n? —1 Dimensionen 
betrachtet werden muss, zu denen man durch Simultanstellung 
solcher n? linear unabhängiger Thetafunctionen n-ter Ordnung gelangt, deren 
Quotienten vierfach periodische Functionen sind. Ebenso gut wie die Kummer’sche 
Flüche wiire also beispielsweise eine Normalflüche dritter Stufe des Raumes 
von acht Dimensionen einer Darstellung durch hyperelliptisehe Functionen des 
Falles p = 2 fähig. 

Weiterhin kann aber auch die Kummer’sche Fläche (und ebenso die 
doppelt überdeckte Gerade mit vier Scheiteln) angesehen werden als Special- 
fall eines Normalraumes zweiter Stufe des Raumes von 9» —1 
Dimensionen, der definirt wird, indem man die homogenen Coordinaten yı, 
Ye,- ye? proportional geeigneten 2» (soviel linear unabhängige Thetafunctionen 
zweiter Ordnung derselben Charakteristik giebt es bei allgemeinem p) linear 
unabhängigen Thetafunctionen zweiter Ordnung des Falles p setzt. Die Ordnung 
dieses Normalraumes ist, wie auf Grund eines Satzes von Poincaré”) gezeigt 
werden kann, gleich 9r-1.p!. Die zum Geschlechte p — 3 gehörigen Theta- 
functionen werden also insbesondere Anlass geben zur Betrachtung eines 
Raumes von drei Dimensionen, der im Raume von acht Dimensionen liegt 


und die Ordnung 24 besitzt. 


*) Poincaré, Bulletin de la Soc. Math. t. 11, p. 199. 


NOVA ACOTA 
der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher 
Band L. Nr. 6. 


Ueber die 
elliptische Polarisation der Wärmestrahlen 
bei der Reflexion von Metallen. | 


Von | 


Dr. Hermann Knoblauch in Halle «/S., 


Acad. Caes. Leop.-Carol. Germ. Nat. Cur. praeses, 


— | 
Festschrift | 
zur Erinnerung an das zweihundertjährige Bestehen der Leopoldinisch-Carolinischen 

| Akademie als Kaiserlicher Deutscher Reichs-Akademie. | 
l | 
| 

| | 
| / e KSE | 
| Mit 29 Tafeln A—B, Nr. XVIII—XLIV und in den Text eingedruckten Holzschnitten. | 


Eingegangen bei der Akademie den 11. April 1887. 


HALLE. 
TER 


Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden. 


Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. 


Die vorliegende Untersuchung hat sich die Aufgabe gestellt, Aenderungen 
zu ermitteln, welche die Wärmestrahlen bei der Zurückwerfung von polirten 
Metallen erfahren. Von dem Gesichtspunkte ausgehend, dass die Wärme- 
strahlen in Aethersehwingungen bestehen, welche im natürlichen Zustande der 
Wärme in geraden Linien senkrecht gegen die Fortpflanzungsriehtung sich 
vollziehen, nach der Reflexion von Metallen aber auf Grund der gemachten 
Erfahrungen als elliptisehe zu betrachten sind, handelte es sich darum: die 
Stellung dieser Ellipse gegen die heflexionsebene sowie das Verhältniss ihrer 
Axen bei verschiedenem Einfallswinkel der Strahlen gegen das Metall, sowie 
bei gleichem Einfallswinkel an verschiedenen Metallen kennen zu lernen. Es 
war dabei auch zu erforschen, wie sich die ungleichartigen Wärmestrahlen 
(„Wärmefarben“) bei diesen Vorgängen verhalten würden. 

Einundzwanzig Metalle: Aluminium, Aluminiumbronze, Antimon, Arsen, 
Gold, Kadmium, Kobalt, Kupfer, Magnesium, Messing, Neusilber, Nickel, 
Palladium, Phosphorbronze, Platin, Silber, Spiegelmetall, Stahl, Wismuth, Zink, 
Zinn standen den Versuchen zur Verfügung. Sie waren von Herrn Mechaniker 
Kleemann in Halle beschafft, in Plattenform von 150 Millimetern Länge und 
50 Millimetern Breite hergestellt und polirt worden. Um eine verticale Axe 
drehbar, reichten sie aus, um die horizontal gerichteten Wärmestrahlen unter 
Winkeln von 15° bis 85° zwischen Strahl und Normale auf dem Spiegel ge- 
messen zurückzuwerfen. Ueber diese Grenzen hinaus waren die Versuche 
nicht ausführbar. 

Die Strahlen mussten unter sich parallel, hinreichend intensiv und 
möglichst constant sein. Am besten eigneten sich in dieser Hinsicht die 


Wärmestrahlen der Sonne, welche durch einen Heliostat (von Silbermann 


63* 


188 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 4) 


mit Legirungsspiegel) in horizontaler Richtung erhalten wurden. Damit aber 
trat zugleich der Uebelstand ein, dass die von dem Heliostatenspiegel kommen- 
den Strahlen selbst schon reflectirt und dadurch polarisirt waren und dass 
sich ihre Polarisationsebene mit der Stellung der Sonne bestündig änderte. 
War es danach nicht möglich, die zu untersuchenden Strahlen in ihrem natiir- 
lichen. (unpolarisirten) Zustande zu den genannten Metallspiegeln gelangen zu 
lassen, so empfahl es sieh, ihnen wenigstens eine constante geeignete lineare 
Polarisation zu ertheilen. Zu dem Ende wurde ein Nicol’sches Prisma (von 
90 mm Länge und 18 mm Oeffnung) in dem Fensterladen eines verfinsterten 
Zimmers so eingeschaltet, dass dessen (dureh die stumpfen Ecken des Kalk- 
spaths gehender) Hauptschnitt unter — 45° d. h. vom Zimmer aus ge- 
sehen von links oben nach reehts unten gegen den Horizont gerichtet war, 
die durch ihn hindurch in das Zimmer eintretenden Wärmestrahlen also eine 
gleiche lineare Sehwingungsriehtung unter — 450 hatten. 

In diesem Zustande fielen sie (begrenzt durch eine runde Oeffnung von 
9 mm Durchmesser) auf den betreffenden Metallspiegel. Die von letzterem 
Zurückgeworfenen Strahlen gelangten zu einem  analysirenden ` Nicol'schen 
Prisma von etwa gleichen Dimensionen wie das polarisirende. Dasselbe war 
um eine horizontale Axe drehbar innerhalb einer Kreistheilung, welche, von 
Seiten der in dieses Prisma eintretenden Strahlen aus gesehen, rechts herum 
von 09, welche oben stand, bis 3609 zühlte und an weleher die Stellung des 
Hauptschnitts des Analysators abgelesen wurde. 

Hinter diesem nahm eine quadratische, mit Russ überzogene Thermo- 
säule aus 25 Paaren von Wismuth- und Antimon-Stüben die Wärmestrahlen 
auf. Die Messung erfolgte an einem, mit der 'Phermosáule verbundenen 
Multiplicator, dessen Windungen aus chemisch reinem, mit weisser Seide be- 
sponnenem Kupferdraht bestanden und der mit astatischer Doppelnadel sowie 
einer dàmpfenden Kupferscheibe versehen war. 

Während der Hauptsehnitt des polarisirenden Nicol seine unveränderte 
Stellung auf — 45° behielt (wobei die Intensität der eintretenden Strahlen in 
der Versuchszeit grösser als bei +450 war), wurde der des analysirenden 


pes A P" 1. a B D g 0 0 0 
für jeden der ausgewählten Einfallswinkel der Reihe nach auf 0°; 225; 45'; 


5;190.:. 1125; 185; 1575 eingestellt und die dureh den zweiten Nicol 


zur Thermosiiule gelangende Wärme gemessen. Innerhalb der vorkommen- 


d 
f 
H 
$ 
] 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 5) — 489 


den Grenzen waren die Ablenkungen der Multiplieatornadel der zu bestimmen- 
den Wärme als proportional zu betrachten. 
Die Einfallswinkel (zwischen Strahl und Normale auf dem Spiegel) 
o 


0 0 2/3. ino ios uy di E 
waren 15; 40; 50°; 60; 70; 725; 75 


ringen Unterschiede in dem Verhalten der zuriickgeworfenen Strahlen bei 15° 


d 


GUE "ef 
; 415; 80 ; 85. Wegen der ge- 


bis 409 erschien es nieht erforderlich, zwischen diesen noch andere Incidenzen 
einzuschalten. Dagegen waren diejenigen zwischen 709 und 80° einander 
näher zu wählen, weil der Haupteinfallswinkel bei den meisten Metallen 
sich in diesem Bereiche fand; es waren zu seiner Auffindung noch mehr 
hinzuzufügen, wenn derselbe nicht mit einem der gewählten Einfallswinkel 
zusammenfiel. 

Da jeder Incidenz-Wechsel eine neue Einstellung des analysirenden 
Nicol und der- Thermosäule je nach der Richtung der reflectirten Strahlen 
bedingte, so war der jedesmalige Nullpunkt der Ablesung immer von Neuem 
zu ermitteln, die Beobachtungen zu wiederholen und vielfach zu controliren, 
so dass die eben bezeichneten Versuche bei jedem Metall vier- bis fünfhundert 
Ablesungen am Multiplicator erforderten. Die wechselnde Intensität der durch 
den ersten Nicol hindurchgegangenen Wärme innerhalb derselben Beobachtungs- 
reihe, die verschiedene Beschaftenheit der Atmosphäre und die Temperatur des 
Experimentirzimmers an einem oder dem anderen l'age, zumal in verschiedenen 
‚Jahreszeiten machten aber daneben noch ganze Reihen von Versuchen noth- 
wendig, um das Zusammengehörige vereinigen oder Gruppen mit einander 
vergleichen zu können, so dass die vorliegende Untersuchung etwa zwölf- 
tausend Einzelbeobachtungen veranlasst hat, welche, da die Versuche nur an 
wolkenfreien Tagen angestellt werden konnten, sich auf mehr als sieben Jahre 
(1879 bis 1886) erstreckten. 

Das gesammte Verfahren zur Ermittelung der fraglichen Ellipsen 
wird sich am besten an der Durchführung eines einzelnen Falles iiber- 
sehen lassen. 

Die folgende Tabelle enthält die Ablenkungen der Nadel des '"lhermo- 
multiplicators in Graden, d. h. die Wärme-Intensitäten, welche sich bei 
den genannten Kinfallswinkeln nach der Reflexion von einem Aluminium- 


spiegel für die bezeichneten Stellungen des zweiten Nicol ergeben haben. 


Da sich im Laufe der Untersuchung der Haupteinfalls- resp. Polarisations- 


490 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 6) 


winkel gleich 79° fand, so sind die entsprechenden Beobachtungen fiir diese 


Incidenz gleich mit aufgenommen worden. 


Stellung des Finfallswinkel der Wärmestrahlen bei der Reflexion von 
Hauptschnitts Aluminium: 
des analysirenden " N " " " ` ^ N ? à à 
Nicol auf: 15,0 ‚40,0 | 50. | 60.0 1700 | 72.5 | 75.0 | 775 1790 | 80.0 | 85.0 
y 2 3 3 3 3 3 3 1 3 3 
Uu Lon 2.235 92,00 9,75 9,50 3,75 9,25 2,00 3,75 2,00 | 9,75 
o ; icis 
225 O25 | (es Lol 2,50] 2,5| 2,50! 2,0, 3,50} 3,00) 4,50 
„0 f } 
15,0 0,00; 9,25; Ol Loi 1.50) 1,60); Lenl Zuai 2,50) 2,50). Ae 
T | D 
67,5 | Del el 9,75} el 1,00} 1,00) 1,00) Leni 1,50}. Lo Za 
0 | e 
90.5 Lë) 0,05) 2,95, Lei Lei 1,93) Lei Lost Jor Lol Le 
o" a ‘ ` 
112.5 9,00 | 4400. 400 |. 3,50]. 2525 | Bai Lei 1,50} 1,80} 4.00} oo 
or? ` e € é P 
135.0 3,25| As Aal 4,00! 3,50) dam 2,5 213) Bal 1,50} 1,95 
am! D ^ H l 9 5) . 9 
1 015 3,00 4 4,00 4 4,50 9,00 4,25 00 325 #75 3,50 =, 


Jei diesen Messungen trat ein wichtiges Gesetz hervor, dass nämlich 
innerhalb eines und desselben Finfallswinkels die Summe der Intensitäten für 
je zwei, um 90° von einander abstehende, Stellungen des analysirenden Nicol 
constant ist. 


So ist bei 15° Einfallswinkel für 0% und 90% Nicoleinstellung : 1,75 - 1,50 = 3,25 


D 

EZE ‘A : 0,95 F 3,00 = 3,95, 
Lech 

» 135.0 M : 0,00 F 3,25 — 3,95, 
PEU * 

” ] 94.5 » H 0,25 Kë 2,00 = 2,95 ; 


und 90o Nicoleinstellung : 3,00 + 2,25 = 5,25, 


ADR 5 : 1,25 4400 = 5,25, 
x D 
» 135.0 ” : 0,50 l- 4,75 9,95, 
S deo 
holen M : 0,75 + 4,50 = 5,25 , 


und 90o Nicoleinstellung: 3,75 + 1,50 = 5,25, 


3 
` 
SEI fs : Laut 1,00 = 5,50, 
Kb " 
EIER e : £a T 1,95 = 5,50, 
m dg » 
"A 675 " 1045 m Y 80r 2.95 == 5,95. 


| 
| 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 7) 491 


Dieses Gesetz der constanten Summe zweier Wärme-Inten- 
sitäten, deren Schwingungsebenen rechtwinkelig zu einander sind, 
bietet zugleich eine wesentliche Controle der beobachteten Werthe. 

Indem die gefundenen Zahlen die Intensitäten der Wärmestrahlen dar- 
stellen, welehe bei der jedesmaligen Stellung des analysirenden Nicol durch 
denselben hindurchgehen, und deren Schwingungen in der Ebene des Haupt- 
schnitts desselben sich vollziehen, erhält man die Exeursionen der linear 
schwingenden Aethertheile, indem man die Wurzel aus jenen Intensitüts- 
Werthen zieht. Zur Beseitigung der Brüche empfahl es sich, zuvor jede der 
beobachteten Zahlen mit 100 zu multiplieiren; alsdann ist von jeder die 
Quadratwurzel genommen. 

Die Quadratwurzeln nun: für 159 aus 175; 25; 0; 25; 150: 300: 


325; 300; für 40° aus 225; 75; 25; 75 u.s. w.; für 50° aus 300: 125: 


505 (Dur sw. bis für 850 aus and: 4b0:- 495: 800 u 8. w (siehe die 


vorige Tabelle) sind in der nachfolgenden Uebersicht zusammengestellt. 


Stellung des | Einfallswinkel der Wärmestrahlen bei der Reflexion von 
Hauptschnitts | Aluminium: 
des analysirenden 
BUN I) | ie os E EO ove ue E oy " 
Nicol auf: 15,0 | 40.0 | 500 |60. | 70,0 | 72,5 | 75,9 | 77, | 79% 80,0 | 855 
| m | j 
0,0 | 13,5 | 15,00 | 17,32 | 19,36 | 18,71 | 19,36 | 18,5 | 17,82 | 19,56 | 17.99 19:56 
| | | 
D ; i: : d t 
225 | 5,00) 8,66) 11,18 | 13,93 | 15,81! 16,58 | 15,91 | 15,61 18,71 | 17,32 | 21,1 
45, | 0,00; 5,00} Tor | 11,18 | 12,05 12,95 | 12.05 | 14,55 | 15.91 15,81 | 20,61 
67,5 | 5,00 | Bel Bol Bei Im" 10,00 | 10,00 | 12,5; 12,5 | 1148 | 17,39 
[ | a a , p 
90,0 | 12,5 | 15,00 | 15,00 | 13,5 | 12,28 | 11,18 | 10.00) 115g | 11, | 10.00 | 12,55 
0 de 1 " ` 
112, | 17,32 | 20,00 | 20,00 | 18,71 | 16,58 | 15,00 | 13,28 | 12.95 12.35 | 10,00 | 10,00 
| 
135,0 | 18,03 | 20.61 | 21,79 | 20,00 | 18,71 | 18,71 | 16,58 | 14,59 | 15,91} 1205 | 11,48 
| | 
157,5 | 17,32 | 20,00 | 21,21 | 22,36 | 20,61 | 20,00 | 18,03 16,58 | 18.21 | 16,58 | 15.00 


Um von ihrem Verhältniss zu einander durch die graphische Dar- 


stellung eine bessere Anschauung zu gewinnen, wurden diese Werthe um 


einen gemeinsamen Mittelpunkt derart in einen Kreis mit acht Durchmessern, 


492 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 8) 


auf 0'; 295: 45°; 675; 90°; 1195; 135°; 1575 eingetragen, dass die be- 
treffende Zahl der letzten Tabelle von der Mitte des Kreises aus auf dem 
ihr zugehörigen Durchmesser nach beiden Seiten hin abgemessen und dadurch 
im Ganzen 16 Punkte markirt wurden. Eine über die acht beschriebenen 
Fälle hinausgehende Bestimmung erschien nicht zulässig, wenn die Versuchs- 
reihen nieht über die Grenzen der Vergleichbarkeit ausgedehnt werden sollten. 


Die folgenden Figuren stellen die bei den 11 Einfallswinkeln für Aluminium 


erhaltenen. Eintragungen dar. 


+0 
A7 40? vo 60° 


= y ji A Tab. 


gnus 
2255 | 22° 5 2905 
$ | 22^. 
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45° 45? D o o 
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| \ age \ 225p 
| 135 135 | 735° 
| | 
E. Knobi | N } 
757 05 ; 75725 nst.v. J.G-Bach, Leip 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 9) | 498 


Kin Blick auf diese Tafel ergiebt, dass das Verhiiltniss zwischen der 
längsten und der kürzesten Excursion, welche rechtwinkelig zu einander sind, 
bei den verschiedenen Einfallswinkeln ungleich ist, und zwar beim Aluminium 
abnimmt, bis der Einfallswinkel 79° geworden ist, dann aber wieder zunimmt. 
Ferner zeigt sich, dass die von den 16 Punkten gebildete, um jene längste 
und kürzeste Linie symmetrisch sich gestaltende Figur von der Neigung 
— 459 aus sich mehr und mehr aufrichtet, bis sie bei 799 senkrecht auf der 
horizontalen Reflexionsebene steht, worauf eine Weiterdrehung stattfindet, 
welche sie der Neigung + 45° nähert. 

Für die Grenzen der Reflexion: die normale Incidenz unter 0° und die 
streifende Reflexion bei der Incidenz 909 konnten keine Versuche angestellt 
werden. Doch ist es von Interesse, das Verhalten der Wärmestrahlen vor 
der Reflexion, bei gleichem Beobachtungsverfahren, mit dem bisherigen 
nach der Zurückwerfung von dem Metall zu vergleichen. 

Es wurden also wieder bei der Einstellung des ersten Nicol in dem 
Fensterladen auf — 450 für die acht Stellungen des zweiten Nicol vor der 
'T’hermosäule die hindurchstrahlenden Wärme-Intensitäten am Multiplicator ge- 
messen; aus ihnen (nach Multiplieation mit 100) die Quadratwurzel gezogen 
und die so gefundenen Werthe wieder in den Kreis auf den entsprechenden 
acht Durehmessern eingetragen. 


So ergab sich das Folgende: 


Nova Acta L. Nr. 6. 64 


Stellang 
des Haupt- 
schnitts des 
analysirenden 
Nicol auf: 


[S 


494 Dr. Hermann Knoblaueh. (p. 10) 


\ 
\ 
Würmestrahlen 
vor der Reflexion: 
Quadrat- H 
Inten- wurzel f 
sität. — (Excursion) — i 
10,75 32,79 
2,25 15,00 
0,00 0,00 * 
$i 
2,25 1 5,00 
10,25 | 32,9 
19,50 44.16 
21,50 46,37 
19,50 44,16 


Deutlich tritt hier an den grösseren Zahlen die höhere Intensität der nicht 
reflectirten Wärmestrahlen und die weitere Excursion der Schwingungen hervor. 
T Die nüchste Aufgabe war jetzt, die Curve zu bestimmen, welcher die 
für jeden Einfallswinkel durch die Beobachtung gefundenen je 16 Punkte 
angehórten, um so auch die Fülle zu umfassen, welche von der Beobachtung 
nieht betroffen waren. Das Gesetz der Curve, zusammen mit den gegebenen 
16 Punkten, lieferte alsdann für jeden besonderen Einfallswinkel die ihm zu- 
gehörige continuirliche Reihe von Punkten, welehe die fortlaufende Drehung 
des analysirenden Nicol, die bisher immer nur um 225 erfolgt war, ergeben 
hütte. Aus der in Rede stehenden Curve war schliesslich die entsprechende 
Schwingungsellipse der refleetirten Wärmestrahlen zu entnehmen. 


| 
| 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 11) 495 


Da die zu dem zweiten Nicol gelangende elliptische oder lineare 
Schwingung beim Durchgange durch denselben ausschliesslich auf die Ebene 
seines Hauptschnitts angewiesen wird, so ist ihre lineare Excursion in dieser 
Ebene die rechtwinkelige Projection jener elliptischen oder linearen Schwingung 
auf dem Hauptschnitt des analysirenden Nicol. Die Uebersicht der Tafel A 
enthält diese Projectionen für die verschiedenen Stellungen des Hauptschnitts 
als Exeursionen um die im Mittelpunkt gedachte Ruhelage. Man erhält sie 
durch Construction aus der Schwingungsellipse um denselben Mittelpunkt 
(M, S. 12), wenn man Tangenten an diese Ellipse senkrecht auf den jedes- 
maligen Nicolhauptschnitt zieht. Die Durchschnittspunkte von Tangente und 
Hauptschnitt fallen alsdann mit den Kndpunkten jener Excursionen zusammen. 
Es sind dies sogenannte ,Fusspunkte* und die in Rede stehende Curve die 
,Fusspunktseurve" der Ellipse. 

Unter einer solchen versteht man bekanntlich die continuirliche Reihe 
der Punkte, in welchen je ein von der Mitte der Ellipse gezogener radius 
vector rechtwinkelig von einer Tangente der Ellipse getroffen wird: der hier 
vorliegende Fall. 

Es gehört zu den Eigenschaften der Fusspunktscurve, dass die Summe 
der Quadrate zweier, einen Winkel von 90? mit einander bildender, 


radii vectores constant ist. Auch dies hat sich hier bestütigt. Denn die 


Beobachtung (S. 6 u. 7) ergab, dass die Intensitäten — die Quadrate der be- 
trachteten Excursionen oder Projectionen — fiir je zwei zu einander recht- 


winkelige Stellungen des Nicolhauptschnitts eine constante Summe liefern. 
Geht die Ellipse in eine gerade Linie über, so nimmt die Fusspunktseurve 
die Gestalt zweier gleicher, sich berührender Kreise an. Die folgenden 
Figuren erläutern alles eben Gesagte und stellen auch die beiden Fälle der 


Ellipse und der geraden Linie dar. 


64* 


mere 


> 


Die Einbiegung der Fusspunktscurve wird durch das Verhältniss ihrer 
Axen bestimmt; ist — wie bei der geraden Linie — die eine Axe gleich 0, 
so wird die Curve in zwei Theile zerschnitten. Da nun der grossen und der 
kleinen Axe der Fusspunktscurve die Axen ihrer Ellipse gleich sind, so 
ist nach der Construction jener auch diese, in die Zeichnung mit aufgenommene, 
gefunden, worauf die ganze Untersuchung hinausläuft. 

Im Besonderen aber kam es noch darauf an, auf Grundlage gewisser 
Beobachtungen die Fusspunktscurve für jeden einzelnen Fall zu construiren. 

Hierzu ersann ich ein eigenes Instrument, welches darauf beruht, 
dass ein rechter Winkel, dessen einer Schenkel durch einen Brennpunkt der 
Ellipse geht, und dessen Scheitel in einem, mit der grossen Halbaxe der 
Ellipse beschriebenen, Kreise fortrückt, mit seinem anderen Schenkel die 
Ellipse tangirt. Befindet sich nun in diesem Schenkel ein verschiebbarer Stift, 
welcher 


gleichzeitig in einem rechtwinkelig dagegen gerichteten radius ge- 
führt wird, so beschreibt dieser Stift eine Fusspunktscurve. 


86 


| 
| 
| 
| 


— 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 13) 497 


In Fig. 1 ist um die Ellipse mit deren grosser Halbaxe ein Kreis 
beschrieben. Auf diesem befindet sich der rechte Winkel K, dessen einer 
Schenkel durch den Brennpunkt B geht. Der andere berührt die Ellipse. 
Senkrecht gegen diese Berührungslinie ist von der Mitte der Ellipse M aus 
ein radius vector gezogen, welcher dieselbe bei s, trifft. s, ist also ein „Fuss- 
punkt“. Ein zweiter solcher Fusspunkt ist bei sẹ verzeichnet, wo ein anderer 


radius vector, welcher mit dem vorigen einen Winkel von 90° bildet, eine 


andere Tangente der Ellipse rechtwinkelig schneidet. 


498 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 14) 


Fig; 2. 


Fig. 2 veranschaulicht die mechanische Einrichtung, welche das Zeichnen 


der Fusspunktscurve, durch s,, resp. Sp, bei deren Fortbewegung herbeiführt. 


Durch die Beobachtung sind (gemäss Tafel A) die Halbaxen 
und b annähernd gegeben. 


der sich findet, indem man a in den Zirkel nimmt und damit von dem End- 


a 
Damit ist auch der Brennpunkt B bekannt, 


punkt von b aus die grosse Axe schneidet. Gegeben ist ferner durch die 
Beobachtung der Abstand von s, und s,: arithmetiseh als die Quadrat- 
wurzel aus der constanten Summe der Wärme-Intensitäten für zwei um 90° 
von einander abstehende Nicolstellungen (S. 6), geometrisch als die constante 


Hypotenuse A der rechtwinkeligen Dreiecke, deren Catheten je zwei um 90° 


Nova Acta Acad'.C L.C. G. Nat.Cur Vol. L. N86. 


Tab. B. 
EE 
A 
d = N 
d Kg EN 
N RN 3 
SCH A 
N N 
QU \ 
X Ax 


Fig. 3. 


135 "im 


| Th. TIL. 
le 770 


Zur Abhandlung H. Knoblauch : Elliptische Polarisation der Würme durch Metalle. 


Lith Ansty. J.G.Bach, Leipzig 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 15) 499 


von einander entfernte Exeursionen sind (Tafel A) oder die constante Ent- 
fernung der Endpunkte je zweier derartiger Exeursionen. 

Um diese, bei jedem Einfallswinkel besonderen Werthe in den Apparat 
aufzunehmen, sind für die betreffend einzustellenden Punkte Schienen mit 
Schlitzen vorhanden, in welchen jene Punkte sich verschieben und durch kleine 
Sehrauben feststellen. lassen. Die Doppellinien der Figur 2 deuten diese 
Schlitze an. 

Zunächst wird hier durch Verschiebung des Mittelpunkts M der Ab- 
stand MB und damit der Brennpunkt B eingestellt. Die Richtung von MB 
ist durch das Experiment (Tafel A) gefunden und wird dureh zwei Messing- 
schienen mit Spitzen f und f, auf dem Zeichentisch festgehalten. Bei M 
oder B selbst war eine solche Befestigung nicht anzubringen, weil sie die 
erforderlichen Bewegungen innerhalb des Apparats gehindert hätte. 

Sodann erfolgt von der Mitte M aus die Führung des rechten Winkels 
K in der Entfernung « (der grossen Halbaxe) Die von K ausgehenden 
rechtwinkeligen Schienen führen nach B und dem Fusspunkt s,, wo ein Blei- 
stift angebracht ist. 

Endlich wird von s, aus auf der Schiene Ms, der zweite, ebenfalls 
mit einem Bleistift versehene, Fusspunkt s, in dem Abstande h von s, ab- 
gemessen. 

Nach dieser Einrichtung zeichnet das Instrument eine bestimmte 
Fusspunktseurve, welche bei der Drehung der Schiene MK um M, in 
Folge deren die Schlitzschienen Ks, und KB, Ms, und Ms, sowie s, Se 
mitgehen, von den dadurch geführten Bleistiften s, und s, gezogen wird. 

Durch diese schematischen Darlegungen wird das Instrument selbst 
verständlich sein, welches Tafel B, Fig. 3 (in natürlicher Grösse) abbildet und worin 
die identischen Stellen mit den nämlichen Buchstaben bezeichnet sind: M, 
Mittelpunkt; B, Brennpunkt; MB festgehalten dureh f und f,; K, Scheitel 
des rechten Winkels in dem Abstande der halben grossen Axe von M; s, 
und s, die Curve ziehenden Bleistifte. 

Der Apparat ist von Messing ausgeführt, die vorkommenden Axen, 
Schrauben u. s. w. von Stahl. Nur an einer Stelle weicht die Ausführung 
(Fig. 3) von dem Schema (Fig. 2) ab. Der Bleistift s, läuft nämlich nicht 


unmittelbar in einer Schiene zwischen s, und K, sondern ist durch ein 


500 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 16) 


metallenes Zwischenstück fest mit einem Schieber Z verbunden, welcher sich 
in einer s, K parallelen Bahn Nr. 0, bewegt, was fiir die erforderliche 
Führung von s, auf dasselbe hinauskommt. Besondere Schwierigkeit bereitete 
die Anordnung der einzelnen Theile des Apparats, welche so beschaffen sein 
musste, dass jede Vorriehtung ihre Bewegungen ungehindert ausführen konnte. 
Dies zu erreichen, nimmt die oberste Stelle die Schiene MK (Nr. 2) ein, 
welche vorübergehend abgenommen werden muss, um zuerst MB auf der 
folgenden Schiene (Nr. 1) einstellen zu können, die mit den Befestigungs- 
schienen f, f, verbunden ist. Nach Wiederaufsetzen der obersten Schiene 
wird an ihr MK = a abgemessen. Darunter befindet sich der rechte Winkel 
BRZ (Nr. 0, Nr. 0,), durch einen Messingbügel m mit K so verbunden, dass 
er sich mit K dreht, wobei Ks, immer parallel RZ bleibt. Nun folgt ein 
um M drehbarer Messing-Quadrant mit den bei M rechtwinkeligen Schienen 
Ms, und Ms,, in denen s, (mit Hülfe eines Bügels b), Sə (unmittelbar) ge- 
halten werden. Die unterste Schiene endlich ist s; s, (Nr. 3), welche die 
beiden Bleistifte (in der Entfernung h von einander) verbindet, die nun auf 
ihrer Unterlage schreiben. 

Durch Abstufung in der Dicke der Linien (am stärksten bei der 
obersten Schiene Nr. 2, am schwächsten bei der untersten Nr. 3) ist versucht 
worden, die Reihenfolge dieser verschiedenen Theile des Instruments anschau- 
licher zu machen. 

Herr Mechaniker R. Kleemann in Halle hat in der eben beschriebenen 
Weise, unter vollem Eingehen in den vorliegenden Plan, die sich darbieten- 
den Schwierigkeiten überwunden und bei seiner reichen technischen Erfahrung, 
mit der ihm eigenen Genauigkeit der Ausführung das Instrument derart her- 
gestellt, dass dasselbe seinen Zweck durchaus erfüllt. 

Freilich zeichnet dasselbe nicht eine vollständige geschlossene Curve, 
aber die Stücke a b, welche sy und b, e, welche s; liefert (Tafel B, Fig. 3) und die 
sich zugleich controliren, da die Strecke b, b von beiden durchlaufen wird, 
umfassen gerade die Haupttheile der Fusspunktscurve und sind völlig aus- 
reichend, um danach den Rest zu ergänzen. 

Wie es in der Natur der Sache liegt und auch 5. 14 bemerkt wurde, 


konnten aus den Beobachtungen Tafel A nur angenäherte Werthe für die 


beginnende Construetion dieser Curve entnommen werden. Denn nur in seltenen 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen ete. (p. 15) SO 


Fällen fielen Maximum und Minimum der Dimensionen der dureh 16 Punkte 
dargestellten. Curve gerade mit diesen beobachteten Stellen zusammen; und 
selbst, wenn dies der Fall war, hatten die gefundenen Zahlen nur den Werth 
einzelner Beobachtungen. In allen anderen Füllen unterlagen Maximum und 
Minimum (a und b) der ungefähren Beurtheilung. 

Nachdem auf soleher vorläufiger Grundlage die Fusspunktscurve in der 
beschriebenen Weise continuirlieh hergestellt war, handelte es sich darum, sie 
zu controliren, event. zu verbessern. Dies geschah, indem man sich über- 
zeugte, ob jene, aus dem Experiment hervorgegangenen, 16 Punkte in der- 
selben ihre Stelle gefunden hatten oder wo sieh Abweichungen der Curve von 
jenen zeigten. Unter Aufnahme der Berichtigungen wurde die Curve sodann 
mit dem Apparat so oft erneuert, bis sie mit den auf der Beobachtung be- 
ruhenden Punkten iübereinstimmte. So erhielt die graphische Darstellung die 
Gewähr, welche das Bild aller Beobachtungen und das Gesetz der Curve 
darboten. Jetzt erst konnte das Axenverhältniss als möglichst rectificirt, die 
Fusspunktseurve als geeignete Unterlage für die Sehwingungsellipse be- 
trachtet werden. 

Bevor jedoch bezüglich der verschiedenen Einfallswinkel vergleichbare 
Curven gezogen werden konnten, war noch eine vermittelnde Reihe von Ver- 
suchen nothwendig. 

Es ist bereits (S. 5) hervorgehoben worden, dass die äusseren Um- 
stände des Experiments Einfluss auf die thermogalvanometrischen Angaben 
haben, man also bei der Wiederholung desselben Versuchs nicht die nämlichen 
Zahlen erhält. Um Gruppen vereinigen zu können, ist es demnach erforderlich, 
an einem und demselben 'lage unmittelbar hinter einander die als Anhalt 
dienenden Werthe zu beobachten. Am besten eignet sich hierzu, behufs des 
Vergleiches der Resultate verschiedener Kinfallswinkel, die constante Summe, 
welehe sieh bei einer und derselben Incidenz durch Addition je zweier Beob- 
achtungen, deren Nicoleinstellungen einen Winkel von 90° mit einander bilden, 
ergiebt (S. 6 u. 7). Diese constante Summe stellt zugleich die gesammte Wärme- 
Intensität dar, welche bei dem betreffenden Einfallswinkel zurückgeworfen wird. 
Aufgabe der Versuche war es nun, diese constanten Summen für alle aus- 
gewählten Einfallswinkel an demselben Metall vergleichbar zu ermitteln. Bei 


dem Aluminium ergaben sich dieselben: 


Nova Acta L. Nr. 6. 65 


502 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 18) 


Mew 
5 | 79,0 
| 

| GE? 
Ja) Aor} Du 


805 | 855 


| | | | 
ET 4.59 | 4.26 | 4.90 | Lu | 4.95 
| | 


Bei dem Einfallswinkel: 15% | 40% | 50.0 | 60.0 | 70% 
| | 


Gesammte Wärme- | 
Intensität | 


6,06 


Multiplieirt man (wie S. 7) diese Zahlen mit 100 und zieht daraus die 


Quadratwurzel, so erhält man: 


Quadratwurzeln: 18,03 | 20,52 | 21,2 | 21,8 
| 


In den letzteren Zahlen ist für den jedesmaligen Einfallswinkel die 
constante Hypotenuse aller der, S. 14 u. 15. besprochenen, reehtwinkeligen Drei- 
ecke gegeben, deren eines die grosse und die kleine Halbaxe der Figur zu 
Catheten hat. Da nun das Verhältniss dieser beiden zu einander schon be- 
kannt ist (S. 17), so ergeben sich für den neuen Werth der Hypotenuse auch 
die redueirten Längen der langen und der kurzen Axe der Curven, welche 
mit denen der übrigen Einfallswinkel zusammenstellbar sind. 

Unter dieser Berücksichtigung, zusammen mit allem Vorhergesagten, 
sind nun mit Hiilfe des Zeichenapparats die folgenden, zunächst auf die 
Reflexion von Aluminium bezüglichen Fusspunktseurven erhalten 
worden: Taf. 1, Fig. 1. Dieselben bilden zuerst zwei Kreise, gehen sodann 
in eine geschlossene Linie mit starker Einschnürung in der Mitte über, welche 
sich mehr und mehr verliert, bis der Einfallswinkel 799 (zwischen Strahl und 
Normale) geworden ist; dann tritt die Einbiegung der Curve wieder ein. 
Zugleich wird die Neigung der Curve von — 45? bei wachsendem Einfalls- 
winkel allmühlich 909 bei derselben Ineidenz von 799, worauf sie sich, bei 
weiterer Zunahme des Einfallswinkels, + 459 zuwendet. 

Die zugehörigen, aus der Identität der Axen sich ergebenden, Ellipsen 
sind in der Uebersicht an entsprechender Stelle gleich darunter gesetzt worden: 
Tafel 1, Fig. 2. 

Dieselben sind aus ihren Brennpunkten in bekannter Weise mittelst 
Faden und Nadeln construirt worden. Um jedoch. diesem Verfahren eine hin- 
reichende Sicherheit zu geben, waren grüssere Nadeln in den Brennpunkten 
auf dem Zeichentisch unbeweglich befestigt, der um sie geschlungene seidene 


Faden mit einer kleinen, die Liinge und Spannung regulirenden, Vorrichtung 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 19) 503 


ausgestattet und der Bleistift, welcher an dem Faden hingeführt wurde, ober- 
halb der Spitze mit einer feinen Nuth versehen, welche den Faden stets in 
gleicher Höhe erhielt. 

Diese Ellipsen in ihrer Form und Stellung zur Reflexionsebene, in 
ihrer Abhängigkeit vom Einfallswinkel bei gegebenem Metall, von denen an- 
genommen werden darf, dass sie das Bild der Aetherschwingungen bei 
der elliptischen Polarisation der Wärme an Metallen darstellen, waren das 
Ziel der ersten Untersuchung gewesen. 

Es ergiebt sich, dass, wenn die zum Metallspiegel gelangenden 
Schwingungen linear und unter — 45? gegen die horizontale Reflexionsebene 
gerichtet sind, 1) diese lineare Schwingung bei steil auffallenden Wärme- 
strahlen sich annähernd erhält, dann aber bei wachsendem Winkel, den 
die Strahlen mit der Normale auf dem Spiegel bilden, in eine elliptische 
übergeht. Diese Ellipse ist Anfangs lang gestreckt, vermindert jedoch 
ihre Excentrieität durch Abnahme ihrer langen und Zunahme ihrer kurzen 
Axe, bis diese Axen bei 79° (für Aluminium) ihren geringsten Unter- 
schied zeigen. Bei Ueberschreitung dieses Winkels nimmt das Ver- 
hältniss der grossen zur kleinen Axe wieder zu, die Ellipse nähert sich, 
immer mehr gestreckt, wieder der geraden Linie. 

2) Die Ellipse dreht sich dabei aus ihrer anfänglichen Stellung, bei 
welcher ihre lange Axe unter —45° gegen die horizontale Reflexions- 
ebene gerichtet war, bei zunehmendem Einfallswinkel immer weiter von dieser 
Ebene fort, bis sie bei der nämlichen Incidenz von 79° mit ihrer langen 
Axe senkrecht auf der Reflexionsebene steht. Bei fernerem Wachsen des 
Einfallswinkels dreht sie sieh in demselben Sinne weiter, so dass ihre lange 
Axe der Neigung von 4-459? zustrebt. 

An diesen beiden Merkmalen: der geringsten Excentricität der 
Sehwingungsellipse und ihrer vertiealen Stellung zur Reflexions- 
ebene charakterisirt sich der Haupt-Einfalls- oder sogenannte Polarisations- 
winkel eines Metalles den Wärmestrahlen gegenüber, ein Winkel: Pw, 
welcher bisher überhaupt noch nieht der Ermittelung unterlegen hat. 

Bei der Reduction der, den verschiedenen Einfallswinkeln zugehörigen, 
Beobachtungsresultate auf eine gemeinsame Uebersicht war die Intensität der 


bei dieser verschiedenen Incidenz zuriickgeworfenen Würme als Anhalt benutzt 


65* 


u 


504 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 20) 


worden (S. 17 u. 18). Es liegt hier die Frage nahe, in weleher Beziehung diese 
reflectirte Wärmemenge zu dem wachsenden Einfallswinkel stehe. 

Da die Antwort hierauf in einem einfacheren Falle als dem der 
Metalle deutlicher hervortritt, z. B. beim Glase, bei welehem die Schwing- 
ungen innerhalb der Strahlen aueh nach der Reflexion linear bleiben; es 
auch für den ganzen Vorgang von Interesse ist, denselben kennen zu lernen, 
wie er sieh ohne den Uebergang in die elliptischen Sehwingungen und deren 
Wandelungen darstellt, so sind dieselben Versuche wie mit dem Metallspiegel 
aueh mit einem in. der Masse schwarzen Glasspiegel angestellt worden. 

Des Vergleiehes halber sind diesen Beobachtungen am Glase die beim 
Stahl hinzugefügt. Die gesammte zurückgeworfene Wärme wurde wieder 
erhalten als die constante Summe, welche, für den jedesmaligen Einfallswinkel 
nach der Reflexion, die Addition der je zwei Thermomultiplicator-A blesungen 
bei den Einstellungen des analysirenden Nicol auf 0° und 90"; 22% und 1125; 


45" und 135' u. s. w. lieferte (S. 6 und S. 18) Diese Werthe sind für die 


Einfallswinkel: 15°; 40°; 50'; 55°; 60°; 70 ; 75 ; 715; 85 in der folgenden 


Tabelle enthalten. 

LAN | PI | 0 | 0 
10,0 -| 75,0 | GEIER 85,0 
| | | 

| | | | 


[405 | 50% | 55%. | 60% 


Bei dem Einfallswinkel: . . . 15,0 | 


Gesammte Wärme-Intensität nach | 


| 
: ‘ Sal "5| — | Bml Ban | Han | Sos O 
der Reflexion von Stahl: | e | | iNi 55 „25 

$ j | | | Ga KS 
Desgleichen von schwarzem Glase: 0,59| Won! 1m0) 1,5] 1,50 | get ies rage 


Die Intensität der refleetirten Wärme nimmt mit grösser 
werdendem Einfallswinkel (zwischen Strahl und Normale auf dem Spiegel) 
in beständig steigendem Grade zu und dieser Grad der Intensitäts- 
zunahme, auf gleiche Winkelabstünde bezogen, wächst in erhöhtem Maasse 


von dem Augenblick an, da der Einfallswinkel den Polarisationswinkel 


: x E : poui d . : EN SR NW? 
(beim Stahl 775; beim Glase 55°) überschreitet. — Mit der Berechnung ist 
dies in vollkommener Uebereinstimmung. Beim Stahl ist — wie sich bei 
siimmtlichen Metallen bestätigt hat — die von 15? his 859 untersuchte 


Steigerung der Wärme-Intensität erheblich geringer als beim Glase. 


Jener Regel relativ folgend, ist die absolute zurückgeworfene Wärmemenge 


von der Natur und der Oberfläche des Metalls abhängig. 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 21) 505 


Das weitere Verhalten der vom schwarzen Glase reflectirten Wärme 


ergiebt sich aus den Beobachtungen am Thermomultiplicator hinter dem 


i 
analysirenden Nicol, dessen Hauptschnitt wieder um je 225 gedreht wurde 
x | 
(S. 4). Die gefundenen Zahlen sind: | 
Stellung des | Einfallswinkel der Wärmestrahlen bei der Reflexion vom | 
Hauptschnitts | schwarzen Glase: | 
des analysirenden Es | M : ; d H 
Nicol auf: lion 05 e E EE EE i 
| : i | 
, | | | PED 
Uu | Ue | Han | Top 1,25 1,50 1,5 | 9,5 9,50 
| | | 
| | | 
225 | 0.5 | 0,40 | 0.70 | 1,00 | Las 2,00 | La d 75 
We | | RON E 
15,0 0,00 | 920 | Oo | (e Lal 1,5 | 9355 8,00 
67° | | | | | Ki 
145 | 0,15 0,00 | 0,20 | 0.25 | Oo Lan | 655 
| | | | 
90% 0,25 | 0.9 | 040 | 0,00 | Ooo | 0,25 | 0,75 2,75 | 
| | | 
112); 0,35 | 0.30 | 0.40 | | 0,25 | 0.00 0.00 | 0,50 
1355. . | 0,50 | .50 | Osof Oo | Oso | Besch ter | 
| | | | | 
ae | | | bi 
157.5 | 0,35 | 0,70 | 0.90 | 1.00 | 1,00 | 1,00 | 2,00 | 2,00 |] 
| | | | 
D .. jt "m D "11 D .. " H 
Diese Werthe bestätigen zunächst die für die gesammte zurückgeworfene | 
> 8 5 y 
Wärme S. 20 angegebenen Zahlen. Denn bei dem Einfallswinkel 
Eë o e ` 
15 ist für Oo und 90, Nicoleinstellung: 0,25 + 0,25 = 0,50, 
Bi ` | 
AR EI EA: e : 045 + 0,35 = 0,50, | 
m m 
1559.0, 910 8.0 M : 0,00 + 0,50 = 0,50, 
b 675 T 1975 ep > 045 +05 = 0,505 
55 ist für Oo und 90, Nicoleinstellung: 1,25 + 0,00 = 1,95, 
» 225 » | 125 » : 1,00 E 0,25 = 1,25 
Kg 0 m 1 
„450 „'1350 i LU ey 0) ua keys j 
MEO eI. t E EES 
MEC 2 T D D š . c " 
5 ist für Oo und 90, Nicoleinstellung: 5,50 + 2,75 = 8,25, 
4089 suba digas 8s vis + 0,50 — 85; 
-i aech ) 
adb të be á : 8.oo + 0,25 = 93, 
A) ru? a € d 
Bauer yi : 6,25 + 2,09 = 8,25, 


506 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 22) 


constante Summen je zweier Intensitäten, deren Nicolstellungen um 90° von 
einander abstehen, wie sie bei den betreffenden Einfallswinkeln als refleetirte 
Gesammtwärme (S. 20) verzeichnet sind. 

Aus den Kinzelwerthen der Intensität erhält man die Excursionen 
der Sehwingung, indem man die Quadratwurzel daraus zieht, was hier nach 
Multiplication mit 100 (S. 7), also aus den Zahlen 25; 50; 100; 125 u. s. w. 
(vergl. die Tabelle S. 21) geschehen ist. So ergeben sich die Quadrat- 


wurzeln : 


Stellung. des Einfallswinkel der Wärmestrahlen bei der Reflexion vom 
Hauptschnitts schwarzen Glase: 
des analysirenden al i y»! | | ae) " ; 
` : n € ESE A apa) B d 
Nicol auf: 15.0 | 40.0 | 50,0 | 55, 60.0 | 700 | 75,0 | 85.0 
Uu 5,00 7,07 | 10,00 | 11,18 12,05 | 18,08 | 18,71 | 23.45 
99° ES "EM | | , Late 
225 | 93,87 | 6,32 | 8.37 10,00 11,18 14,14 | 20,61 | 27,84 
| | 
D | | | | | | 
45,0 | 0,00 447 | 5,48 | 8.06 | 10,00 | 13,23 | 19,36 | 28,08 
amd Ae | | E AE, | ESE 
67,5 3,87 | La 4,7 5,00 | 7,07 | 10,00 | 19,9 | 25,00 
an? H ) F | | r | Sul a 
90.0 5,00 | 447 | Aug 0,00 | Um 5,00 | Da | 16,58 
9^ NERIS ERE ESTER | 
1 2,5 | 9,92 | 9,8 | y | 9,00 | Dm | 0,00 0,00 7,07 
| | | | | 
ar? $2 | 4 | ceti o Eder GEN 1 |S ce 
135,0 7,07 7,07 8p | To e IR | ‘07 | 5,00 
bot ISS beet | | | | 
157,5 5,92 8337 | 949 | 10,00 | 10,00 | 10,00 14,44 | 14,14 
| | | | 


Trägt man, wie früher (S. 7 u.8), diese Werthe um einen gemeinsamen 
Mittelpunkt auf acht Durchmessern eines Kreises auf und verbindet ihre 
Endpunkte durch eine Curve, so erscheint diese in Form zweier Kreise von 
verschiedener Grösse und verschiedener Stellung. Tafel 2, Fig. 1. 

Diese Exeursionen sind, wie S. 11 erläutert, die Projectionen der 
Schwingung auf die jedesmalige Stellung des Hauptschnitts des analysirenden 
Nicol. Die auf den acht Durchmessern markirten Punkte sind die Endpunkte 
der Excursionen, resp. dieser Projectionen. Liegen alle derartige Punkte auf 
zwei solehen Kreisen, so ist die Schwingung, deren Projectionen sie sind, 


eine geradlinige(S. 11 u.12). Es bestätigt sich, dass bei der Zurückwerfung 


der Wärmestrahlen vom schwarzen Glase nur geradlinige vorkommen. Die 


` 
| 
| 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 23) 507 


Schwingungsweite ist aber bei dem betreffenden Einfallswinkel die Summe 
der beiden Kreisdurehmesser und ihre Richtung diejenige der zusammen- 
fallenden (mit einem Kreuz (><) bezeichneten) Durchmesser Tafel 2, Fig. 2. 
Sie entspricht der langen Axe der Ellipse, wenn die Schwingung, wie bei den 


Metallen, eine elliptische ist (Tafel 1, Fig. 2). 


Da in dem vorliegenden einfacheren Falle es sich nur um die Drehung 
einer geradlinigen Sehwingung handelt, so stellt diese Drehung sich 
hier um so übersichtlicher dar. Dieselbe vollzieht sich von der Richtung 
— 45? gegen die horizontale Reflexionsebene aus bis 90° gegen diese, während 
der Einfallswinkel bis zum Polarisationswinkel 559 wächst; bei fortgesetzter 
Vergrösserung des Einfallswinkels in demselben Sinne weiter gehend, um bei 


+450 zu enden (das Auge dem reflectirten Strahle nachsehend gedacht). 


Die Nothwendigkeit dieser Drehung der Schwingung lässt sich 
auch durch eine kleine mechanische Vorrichtung veranschaulichen. Zwei 
weisse Stäbe, mit rechtwinkelig durch dieselben hindurchgesteckten, unter 
sich parallelen Drähten versehen, stellen linear polarisirte Lichtstrahlen (die 
Schwingungen den Drähten gleich gerichtet) dar. Sie treffen auf der Mitte 
einer vertical gestellten schwarzen Platte, welche den schwarzen Glasspiegel 
vorstellt, zusammen und sind an jener Mitte in horizontaler Ebene drehbar: 
der eine Stab als einfallender, der andere als zurückgeworfener Strahl zu 
betrachten. 

Stellt man in dem Modell des einfallenden Strahls die Drähte unter 
— 450 von links oben nach rechts unten (das Auge dem Strahl zugewandt, 
wie S. 4), riehtet beide Stäbe normal gegen die schwarze Platte und stellt 
dann die Drähte des zweiten Stabes, des Vertreters des zurückgeworfenen 
Strahles, denen des ersten gleichgerichtet, so hat man ein Bild, wie die 
Schwingungen bei der Incidenz 0° den einfallenden parallel reflectirt werden, 
wie es auch nicht anders sein kann und durch die Analyse bestätigt wird. 
Richtet man nun — ohne etwas an den Drühten zu ändern — die Stäbe so, 
dass der eine fast die Verlängerung des anderen bildet, wie es der Incidenz 
909: der „streifenden“ Reflexion entspricht, so stehen die Drähte des zweiten 
Stabes gekreuzt gegen die des ersten, was einen physikalischen Widerspruch 


enthält, sofern die Richtung der Drähte die der Schwingungen ist. 


—— 


508 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 24) 


Stellt man aber für den letzteren Fall die Drähte beider Stäbe parallel 
(beide Mal von links oben nach rechts unten), wie die an dem Spiegel hin- 
gleitenden Schwingungen des einfallenden und reflectirten Strahles nur sich 
selbst parallel bleiben können und richtet dann die Stäbe wieder beide normal 
auf die schwarze (reflectirende) Platte, so bilden die Drähte wieder einen 
rechten Winkel mit einander, was, wenn die Schwingungen an deren Stelle 
gedacht werden, eine physikalische Unmöglichkeit darstellt. 

Nur dann wird die wahre Sehwingungsrichtung bei der nor- 
malen Ineidenz (0°) in die wahre Richtung bei der streifenden 
Reflexion (Incidenz 909) übergeführt, wenn sie sich bei dem Wachsen 
des Einfallswinkels von 0° auf 90° um einen rechten Winkel (von 
— 459 auf 4-45?) dreht. Bei dieser Drehung geschieht es von selbst, dass 
die Schwingung vorübergehend vertical auf der horizontalen Reflexionsebene 
steht und dieser Fall tritt ein, wenn der Einfallswinkel gleich dem Polarisations- 
winkel (beim Glase 55°) wird. 

Derselbe kleine Apparat bestätigt die Erscheinung, dass die Schwingungs- 
richtung bei allen Ineidenzen ungeändert bleibt, wenn sie mit der Reflexions- 
ebene zusammenfällt oder senkrecht auf derselben steht. Die horizontale 
Stellung der Drähte im ersten, die verticale im zweiten Falle an beiden Stüben 
erscheint in ihrer Unveränderlichkeit naturgemäss bei jedem Einfallswinkel. 

Unter den 21 Metallen, welche der Untersuchung in derselben Weise 
wie Aluminium unterworfen wurden (S. 5 bis S. 19), zeigte Messing ein 
eigenthiimliches, von dem aller übrigen Metalle wesentlich abweichendes 
Verhalten. 

Nachdem die dureh das erste Nicol’sche Prisma (dessen Hauptschnitt 
unter — 459 stand) in das finstere Zimmer eintretenden, von dem Messing 
der Reihe nach unter verschiedenen Einfallswinkeln horizontal zuriickeeworfenen 
Sonnenstrahlen das zweite Nicol'sehe Prisma in dessen mehrgenannten acht 
Stellungen durehdrungen hatten, wurden die betreffenden Wärme-Intensitäten 
an dem "Phermomultiplieator gemessen. War von den so beobachteten, mit 
100 multiplieirten, Werthen die Quadratwurzel genommen, so lieferte die 
übliehe Eintragung dieser Zahlen auf acht Kreisdurchmessern naeh je zwei 


Seiten von der Mitte aus — mit Hülfe des Zeichenapparates (3. 12 bis S. 16) — 


die jedem Einfallswinkel eigenthiimliche Fusspunktscurve (S. 18). 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 25) 509 


D 


3 
D . o9? ] . - : m . . " TJ 
im Mittel 7375 in einen Kreis über, woraus sich bei grösseren Einfalls- 


e . . . ` ep . t 0 . ME 
Diese ging nun beim Messing bei den Einfallswinkeln 7250 bis 75 


winkeln wieder die Formen der Fusspunktscurve für Ellipsen entwickelten. 

Gleichzeitig blieb die sonst erfolgende, soeben ausführlich besprochene 
continuirliche Drehung der Curve aus. Diese verharrte mit ihrer 
langen Axe in der Stellung: —45? bis zum Eintritt jener Kreisform 
und sprang dann, beim Verlassen dieser, plótzlieh in die Lage: 
--459 über. 

Dem entsprechen die Schwingungsellipsen, welche aus den Fuss- 
punktscurven entnommen werden. Wie für die Fusspunktseurve die fiir 
die gerade Linie in der Form von zwei Kreisen (S. 12) und die für 
den Kreis, dem sie identisch ist, die Grenzfülle bilden, so steht die 
Ellipse zwischen der geraden Linie und dem Kreise. Bei der Reflexion 
der Würmestrahlen von Messing geht die ursprünglich lineare 
Schwingung bei wachsendem Einfallswinkel zunächst in die 
elliptische, bei dem Polarisationswinkel 7375 in die circulare, 
dann wieder in die elliptische, endlich in die lineare über. 

Die minimale Excentricität der Schwingungsellipse bei dem 
Polarisationswinkel, welche diesen charakterisirt (S. 19), erreicht beim Messing 
ihr Extrem, indem die beiden Axen der Ellipse einander gleich werden. 

Den Uebergang der Fusspunktscurve aus einer Form in die andere 
bei dem Incidenzwechsel von 15° bis 85° stellt Tafel 3, Fig. 1 dar. Die 
entsprechende Umwandelung der Sehwingungsellipse bei abnehmender langer 
und zunehmender kurzer Axe in den Kreis, welcher hier der Fusspunkts- 
eurve gleich ist, und den alsdann folgenden Uebergang in immer lünger und 
schmaler werdende Bllipsen; endlich die constante Stellung der Schwingung 
Anfangs auf — 45°, dann bei Ueberschreitung des Einfallswinkels 73.75 plötzlich 
auf +450 veranschaulicht Tafel 3, Fig. 2. 

Abgesehen von dem charakteristischen Winkel des Messings: 7375 
fanden sich die Polarisationswinkel aller übrigen untersuchten Metalle zwischen 
1655, wie bei Arsen, Gold, Kadmium, und 829 bei Antimon. 

An diese Winkel knüpft sich die ganze Gesetzmässigkeit der 


Stellung und Form der Schwingungsellipse an. Das in dieser Be- 


Nova Acta L. Nr. 6. 66 


510 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 26) 


ziehung noch nicht Hervorgehobene wird sich am besten an zwei Beispielen, 
welche jenen Grenzen entnommen sind, darstellen und naehweisen lassen: am 
Arsen mit dem Polarisationswinkel 769»; und Antimon, dessen 
Polarisationswinkel 82°. 

Die wiederholte Erläuterung des Verfahrens, welches von. der Beob- 
achtung ausgehend, durch die Reihe der beschriebenen Operationen zu den 
Schwingungsellipsen führt, lässt die Bestimmung dieser jetzt als bekannt 
voraussetzen und kann die Betrachtung sich unmittelbar an diese Ellipsen 
anschliessen. 

Tafel 4, Fig. 1 stellt für Arsen die den verschiedenen Winfalls- 
winkeln zugehörigen Fusspunktseurven, Fig. 2 die daraus entnommenen 
Ellipsen dar; 

Tafel 5, Fig. 1 für Antimon die Fusspunktscurven, Fig. 2 die 
Ellipsen. 

Um hinsichtlich der Stellung der Ellipsen diese Fälle besser ver- 
gleichen zu können, sind die Ergebnisse jener Tafeln für die nämlichen 


Einfallswinkel in der folgenden Uebersicht unter einander geschrieben. 


| Winkel, welehen die lange Axe der Ellipse mit der Reflexionsebene bildet. 


Reflexion | Ann der SE UE 
SR e Nee: Jh d del An | 75° TEIL E "C | | TA) 
| 15,0 | 400 | 50,0 | 60.0 | 70.0 | 12.5 A Du | 76,95 | n | 80% | | 82% | 85.0 
| : | | | 
BS SEA "epis Vila. un | 
Arsen | 45,90 | 47,00 | 51,00 | 57 00 | | 67,50 84,50 | 90,00 | 9 Dan | 8,50 | 101,50 120,00 
| | 
| | | | | | | | | | | | 
| | | | | 
| | | | | | | | | Pw | 
Antimon | 45,00 | 45,00 | 48,00 | 52.00 | 57,00 | 60,00 | 66,50) — 7,50 | 81.95} 90,00 | 108,00 
| | | | | Zeg ') 


Man ersieht daraus: 1) dass bei verschiedenen Metallen die 
Drehung der Ellipse aus ihrer ursprünglichen Lage um 45° desto 
langsamer sich vollzieht, je grösser der Polarisationswinkel ist; 
2) dass bei einem und demselben Metall in noch näher zu be- 


stimmender Weise?) die Drehung nach Ueberschreitung des Polari- 


1) Durch pe ist hier wie in dem Folgenden der Polarisationswinkel für die Wärme 


bezeichnet. 


2) Siehe unten S. 30 u. 31. 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 2%) — 511 


sationswinkels im Allgemeinen mehr beträgt, als vor Erreichung des- 
selben; 3) dass diese Drehung innerhalb der zweiten 45? desto schneller 
erfolgt, je hóher der Polarisationswinkel ist. 

ad 1) So durchläuft die lange Axe der Schwingungsellipse 45° beim 
Arsen bei dem Wachsen des Einfallswinkels auf 7655; beim Antimon bei 
der Zunahme jenes Winkels bis auf 829, 

ad 2) Beim Arsen betrügt die Drehung der Ellipse für ein Wachsen 
des Einfallswinkels um 3 Grad im Durchschnitt vor Erreichung des Polari- 
sationswinkels 177; nach Ueberschreitung desselben 1057. Bei Antimon dreht 
sich die Ellipse für eine gleiche Zunahme des Einfallswinkels um 3 Grad 
bei Ineidenzen, kleiner als der Polarisationswinkel, um etwa 1/55; bei Inci- 
denzen, grósser als der Polarisationswinkel, um 18°. 

ad 3) Die Drehung der Ellipse für die höheren Einfallswinkel, pro 
3 Grad Zunahme, um durchschnittlich (d. h. innerhalb 85° Einfallswinkel ge- 
messen) 1355 beim Polarisationswinkel 82° des Antimon, gegenüber 10.7 bei 
dem Polarisationswinkel 7655 des Arsen, bestütigt den dritten Satz. 

Alles dies folgt aber unmittelbar aus der Thatsache, dass die unter 
45° gegen die Reflexionsebene einfallende Schwingung durch die Zurück- 


werfung vom Metall unter dem Polarisationswinkel senkrecht auf die Reflexions- 


ebene gestellt wird, dass die gesammte Drehung der Schwingung — während 
der Einfallswinkel von. 0° auf 90° übergeht — einen rechten Winkel (45° 


bis 135°) beträgt; ferner dass der Polarisationswinkel der Metalle stets grösser 
als 45° ist. 

Ausser der Stellung der Curven verzeichnen die Tafeln 4 für Arsen 
und 5 für Antimon auch die Gestalt der Fusspunktseurven und Ellipsen. 
Nachdem auf deren Eigenthümlichkeiten, ihre charakteristischen Uebergänge 
im Zusammenhange mit ihrer Stellung, auch ihre Abhängigkeit vom Polari- 
sationswinkel an anderer Stelle (vergl. S. 19) hingewiesen, genügt ein Blick 
auf die Zeichnung derselben. 

Der vorliegende Fall des Arsens erläutert auch die Empfindlichkeit 
der hier zuerst angewandten Methode in der Bestimmung des Polarisations- 
winkels der Metalle für die Wärmestrahlen (S. 19). Die Uebersicht 5. 26 
und Tafel 4 zeigen, wie der Unterschied des Einfallswinkels um nur einen 
Grad: 79° und 80° sehr merklich verschiedene Stellungen der langen Axe 


66* 


| 
| 
| 


512 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 28) 


der Curve: 985 bei 79° und 1015 bei S0? erkennen lässt. Die den Polari- 

sationswinkel bezeichnende vertieale Stellung der Fusspunktseurve, resp. der 

Ellipse ist auch dadurch um so sicherer controlirbar, dass die Wärmemessung 

hinter dem analysirenden Nicol gleiche Werthe liefern muss für die Ein- 
0 


stellung des Nicolhauptschnitts auf 225 und 1575 (oder 33 
135° (oder 315°); auf 615 und 1125 (oder 2925). 


~ 0 


15); auf 45° und 


Aber auch die Wirkung kleinerer Winkelunterschiede als eines Grades 
bei dem Einfallswinkel lässt sich mit der grössten Sicherheit feststellen. 

In der folgenden Mittheilung der Resultate, welche die Untersuchung 
noch anderer Metalle ergeben hat, scheint es nicht angethan, den Weg, wel- 
cher beim Aluminium im Einzelnen beschrieben und mit Zahlen begleitet worden 
ist, wieder und wieder zu verfolgen. Es wird sich vielmehr empfehlen, die 
Ergebnisse bei den übrigen Metallen in Form der graphischen Darstellung 
vorzulegen, welehe alle Fragen auf ein Mal beantwortet und zugleich die 


Maasse der ihr zu Grunde liegenden Beobachtung enthält. 


Die Zeichnung giebt in erster Linie für das fragliche Metall, z. B. 
Gold Tafel 6, Fig. 1, die Fusspunktscurve für alle vorgekommenen und auf 
der Tafel verzeichneten Einfallswinkel 15°, 40°, 50° u. s. w. Die radii 
vectores dieser Curve von der Mitte aus für 0°; 2275; 45° ete. sind die 
Quadratwurzeln aus den Werthen, welche die Wärmemessung bei den acht 
Stellungen des analysirenden Nicol auf 0°; 295; 45" u. s. w. ergeben hat 
(S. 6 bis 10). In ihnen sind also die Beobachtungen vertreten. Der Zeichen- 
apparat (S. 12 bis S. 16) hat nur, dem Gesetz der Curve gemäss, die Stellen 
ergänzt, welche zwischen den, durch die Versuche gegebenen Punkten liegen. 
Die Vermittelung zwischen den verschiedenen Curven der einzelnen Einfalls- 
winkel bilden die reflectirten Wärme-Intensitäten, deren Quadratwurzel die 
Hypotenuse geliefert hat zu den rechtwinkeligen Dreiecken, deren Catheten 
die grosse und die kleine Axe der Figur sind (S. 18). Auch diese Hypotenusen 
32, 40 für 15" Incidenz; 34, 64 für 40°; 35, 21 für 509 u. s. w. sind in 
die Zeichnung aufgenommen, wie die Rechnung aus ihren experimentell ge- 
fundenen Quadraten sie ergab. Die Stellung der Figur geht von selbst aus 


den Eintragungen hervor. So ist in den Curven Fig. 1 in der That mit 


dem dargestellten Resultat dessen experimentelle Begründung gegeben. 


^ 


| 
i 
| 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 29) 513 


Tafel 6, Fig. 2 liefert schliesslich die Sehwingungsellipsen, in ihrem 
Axenverhältniss und ihrer Stellung unmittelbar denen ihrer Fusspunktseurven 
entnommen. Um dieses Ziel der Ermittelung übersichtlicher und leichter ver- 
gleichbar zu machen, ist für jeden einzelnen Fall das Axenverhältniss und die 
Neigung der langen Axe gegen die Reflexionsebene hinzugefügt worden. 

Die nachfolgenden, bisher noch nicht näher besprochenen!) Metalle 
sind nach ihrem Polarisationswinkel (y) für die Wärme geordnet. 
Der Anblick ihrer Tafeln veranschaulicht den Gang ihrer elliptischen Polari- 
sation: die Abnahme der Excentrieität und das Aufrichten ihrer Ellipse bis Pw; 
die Zunahme der ersteren und die Weiterdrehung der Schwingung bei Inci- 
denzen über Pw hinaus. Die betreffenden Zahlen für Axenverhältniss und 


Drehung der Ellipse sind auch hier überall angegeben. 
eo ETS 


Gold . scs sos Tafel 6, Pe = 7625, 
Kadmium « al! aih dawns anis Hl sg 
Aluminiumbronze . . . . 8, Pw = 71750, 
(90 Th. Kupfer, 10 Th. Aluminium) : 

Nickel he ose vot» beans mater. (Di vm 

Silber » 10, Pw — 11 50; 
Sta tills deut. tue, i piratis Niele Men oi Usb 
Dee, geen dun de defe = elutes} 


myo 


Denk, a lm y quas sp WB Din iam 
MÄ hut Ze er m Capa) ee ad 


r r "o? 
Kobalti ins Teter ubi » 15, Pv = 7900, 
Mataar » 16, Pw = 1900, 


Neustilben,. mud c 17, Pv = 71900, 


(61 Th. Kupfer, 25 Th. Zink, 14 Th. Nickel) £ 
TEE Rm Dr: wm O 0s 
Phosphorbronze . o » 19, Pw = 790, 

(95 Th. Kupfer, 5 Th. Zinn, 0,5 Th. Phosphor) 

1) Besprochen sind: 
Alumioiuir.. iod heh. Wee HRS Tage floris 
Gas bes E ao Pc a 2, Py = 58.4; 
Meses ie a dato d cafe dn Ba Pg == (hae 
oben, cM uos CMS » u Py = TO 368 
Antimon NP MT ett oe nme Wf, D y E P 


| 


514 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 30) 


Kopie un. 0. vw Tafel 20; w= "19,50, 

Spiegelmetall.:.1- ulm alor 0d feni 80,008 
(2 Th. Kupfer, 1 Th. Zinn) 

DEE OMNEA u u a EE tcm | 


Die vielfachen, an allen diesen Metallen und dem Glase gemachten 


Erfahrungen haben auch eine Frage mit Sicherheit beantworten lassen, welche, 


so einfach sie erscheint, doch hinsichtlich der Vergleichbarkeit der betreffenden i 
Werthe und wegen der Unvermeidlichkeit leicht täuschender Beobachtungs- | 
fehler mit nicht unerheblichen Schwierigkeiten verbunden ist, die Frage nach 
dem Gesetz, welches zwischen der Drehung der Schwingungsrichtung 
und dem wachsenden Einfallswinkel besteht. | 
Dasselbe wird sich am besten an beobachteten Werthen erläutern und | 
bestätigen lassen. Als Beispiele dienen die Reflexion von Silber und Glas. | 
In der folgenden Tabelle sind zuerst die Winkel verzeichnet, welche beim l 
Silber die lange Axe der Sehwingungsellipse, beim Glase die lineare Schwingung 
mit der Reflexionsebene bildet, wenn die Wärmestrahlen unter verschiedenen 
Einfallswinkeln auf den Spiegel einfallen. Diese sind in beiden Fällen so 
gewiühlt, wie sie sich am besten den Polarisationswinkeln, auf die es hier an- 
kommt, beim Silber 775, beim Glase 55° (in der Tafel mit Py bezeichnet) | 
anschliessen. Sodann sind die Unterschiede zwischen je zwei Stellungen der | 
Schwingung bestimmt und, immer auf 10 Grade Incidenzwechsel redueirt, in | 


die Tabelle eingetragen. So ergeben sich: | 


Winkel, welchen die lange Axe der Ellipse beim Silber, die Schwingungsrichtung beim 


: : Glase mit der Reflexionsebene bildet. Einfallswinkel der Wärmestrahlen: 
Reflexion von: 
LE tue d bg Rar Mer DAP PROGRESS EEN EE D SEIT 
0.0 | 15,0 25,9 | 359,0 | 40,0 | 45,0 | 50,0 | 55,0 | 60,0 65,0 | 70,0 | 75,0 | 77.5 | 80,0 | 85,0 | 90.0 
1 | | ` 
| NES 
| Pw | | 


90 | 106 | 128 | 135 | 


Silber 15 | 45 | 47 | 49,5 | 


Unterschied, Oo 2.0 25 6,0 46 14 14 
bezogen auf 10 Grad 


| 
Glas 15 19 | 53.5 | 62,75 74.5 | 90 106 | 119 75, 


Unterschied, p TE o 
) zc 


Ber 15.5 16 13,75 11,25 8 


bezogen auf 10 Grad 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 31) 515 


Die mitgetheilten Zahlen sind fiir Silber auf thermischem, fiir Glas 
auf optischem Wege gefunden. 


Es geht aus denselben hervor, dass die Drehung der Schwingung mit 


wachsendem Einfallswinkel, wie schon oben angegeben, stetig fortschreitet und 
von der Ineidenz 0° bis 90° aus der Stellung 45° in 135" übergeht. 

Nüher aber erweisen die Differenzen, welche den Zuwachs dieser 
Drehung für eine constante Zunahme des Einfallswinkels darstellen, dass 
der Grad dieser Drehung der Schwingungsrichtung steigt, bis der 
Einfallswinkel den Polarisationswinkel erreicht hat, sieh aber 
stetig vermindert, sobald der Incidenzwinkel den Polarisations- 
winkel überschritten hat. 
| Jene Differenzen nehmen beim Silber bis zur Incideng 775 zu, dann 
ab; beim Glase steigern sie sich bis zum Haupteinfallswinkel 55°, dann ver- | 
ringern sie sich. | 

Entsprechendes zeigt sich bei den anderen Metallen. | 

Die minimale Excentricität der Ellipse hat nach S. 19 die 


doppelte Bedeutung: den Uebergang der Schwingung aus der Neigung nach 


links in die nach rechts durch ihre verticale Stellung zu bezeichnen, als auch | 
in ihrer Form ein Merkmal zur Erkennung des Polarisationswinkels zu bilden. | 
| Um ein Bild der Grenzen zu gewinnen, innerhalb welcher dieses Verhältniss 
| bei den verschiedenen Metallen in jenem charakteristischen Falle sich ge- 


staltet, war es von Interesse, die Ellipsen für die Polarisationswinkel der | 


untersuchten Metalle in eine Uebersicht zusammenzufassen. 


Die bisherigen Aufzeichnungen hatten die Curven so dargestellt, wie | 
sie sich nach der Natur und Oberfläche der Metalle und den jedesmaligen 
| Wärmezuständen des Tages ergeben hatten, was zwar auf das Verhältniss 
der grossen und kleinen Axe der Ellipse keinen, wohl aber auf die 

absoluten Längen derselben einen Einfluss geübt hatte. Es empfiehlt sich | 

daher, um diese Axenverhältnisse möglichst rein und übersichtlich wiederzu- | 

geben, sie so zu zeichnen, wie sie einer, bei allen Metallen gleichen reflec- A 

tirten Wärmemenge entsprechen. Es ist ferner natürlich, hierfür einen 

Mittelwerth zu wählen. Da nun das Quadrat der Hypotenuse des recht- 

winkeligen Dreiecks, dessen Catheten die beiden Halbaxen der Schwingungs- 


ellipse sind, die gesammte zurückgeworfene Wärme darstellt (S. 17 u. 18), so kam 


516 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 32) 


es nur darauf an, das arithmetische Mittel aller der 21 Hypotenusen, welche 
für die Polarisationswinkel der 21 verschiedenen Metalle vorlagen, als gemein- 
same Hypotenuse bei der gewünschten übersichtlichen Construction zu Grunde 
zu legen. Dieses arithmetisehe Mittel: 28,5; bestimmt mun als constante 
Hypotenuse die absolute Länge der grossen und kleinen Halbaxe, deren Ver- 
hältniss zu einander für den Polarisationswinkel des betreffenden Metalls 
bereits bekannt ist. 

Aus dieser Reduction ist die Tafel 23 hervorgegangen. Man er- 
sieht daraus, dass beim Messing beide Axen einander gleich sind 1:1, dessen 
Schwingungseurve also bei seinem Haupteinfallswinkel ein Kreis ist. Bei 


den übrigen Metallen ist sie eine Ellipse und zwar von dem Axenverhiiltniss 


:las bei Gold, 
:1,0 „ Kupfer, 
: lea „ Phosphorbronze, 


:1,32 „ Aluminiumbronze, 
:1,33 ,„ Silber, 
E: sa 


Magnesium, 

lil „ Zinn, 

1:1,40 , Neusilber, 
1:1,50 , Kadmium, Palladium, Platin, Spiegelmetall, Zink, 
1:1,0 , Aluminium, 
1:1,50 „ Nickel, Stahl, 
1:1,¢0 , Arsen, Kobalt, 
1:1,90 , Wismuth, 

l 


:2,10 , Antimon. *) 


Die Tafel 23 schliesst mit der geraden Linie ab, der Schwingungs- 
form, welche bei der Reflexion der strahlenden Wärme zZ. D. am Glase auf- 
tritt. War in allen übrigen Figuren die Hypotenuse gleich 28,57, so musste 
hier die Excursion von der Ruhelage bis zum Ende der Schwingung ebenfalls 


gleich 28,5; gesetzt werden. 


1) In dem Maasse als die Polarisationswinkel im Laufe der Untersuchung für die 


Würme genauer bestimmt wurden, ergaben sich für diese anderen Winkel, im Vergleich mit 


Früherem, auch andere Axenyerhiiltnisse der ihnen zugehörigen Ellipsen. 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen ete. (p. 33) — 517 


Wie sich die Drehung der Ellipse auf den Polarisationswinkel be- 
ziehen und diese Beziehung in drei Sützen sich ausdrücken liess (S. 26 u. 27), 


so ist dies auch bei dem Axenverhiiltniss der Fall. 


Um dies deutlicher erkennbar zu machen, sind die, den Versuchen 
entnommenen Zahlen für zwei Metalle: Kadmium mit dem Polarisations- 
winkel 76.95 und Platin mit dem Polarisationswinkel S05 zusammen- 
| gestellt worden. Das Axenverhältniss ihrer Ellipsen ist für ihre bezüg- 
lichen Polarisationswinkel bei beiden 1: 1,5. 

Die folgende Tabelle enthält die Axenverhältnisse der. Schwingungs- 
ellipsen für gleiche Einfallswinkel der von Kadmium und von Platin zurück- 
geworfenen Wärmestrahlen. 


Axenverhältniss der Ellipsen. 
Hinfallswinkel der Würmestrahlen: 
| 
| von: | | | | | | 


| | | ios | ha Cad T 
40,0| 500) 600] Giel 700| 725 | 750] 760] 7625] 77,5| 80%] 805| 820) 85% 


| Reflexion 


| Le sable a | | 
| Kadmium || — |1:5,501:4,55 1:3,091:2, 1 : 1,01: 1,701: 159] — |1: 1 50] 1 sin —~ — | — 1:3, 
| | 


| 1 | | 
| | SE 

| | | | | | Pw | | 

D à : 2,30] 1: 2,19) 1 2,06) 1: 1,501: 1,50]1 : Lol : 1,83 
| 


RE 


| 
| 


123,01. — 


I 


| 
Platin — Herb 1: 4,95 


1:20 | 


1) Hierin sind die, dem Kadmium angehörigen Verhältnisse bis zu 


dem Polarisationswinkel pw — 7655 sämmtlich kleiner als die darunter stehen- 

den für Platin bei demselben Einfallswinkel gefundenen. Erst bei grösseren | 
Einfallswinkeln erreicht bei Platin, dessen Polarisationswinkel 80% ist, das 
| Axenverhältniss den Minimalwerth 1: 1,5. | 


D 
0 


| 2) Gleichen Winkelabstand von 76.5 haben 75°, bei dem das Axen- 
e . nae 7 . e zi bi H DH 
verhiltniss für Kadmium 1:1,; beträgt und 775, bei dem dasselbe 1: 1,7 
D DH mp! h a md D en DH D 
ist; gleichen Abstand von 76,5 haben ferner 67,5, dem das Axenverhältniss bei | 
4 


RO 


Kadmium 1 : 2,69 angehört, und 85°, wo sich das Axenverhältniss 1: 3,00 findet. 


Es ist also bei gleichem Winkelabstande vom Polarisations- 
winkel die Excentrieität der Ellipse für den kleineren Winkel geringer als | 


für den ebenso viel grösseren. 


Nova Acta L. Nr. 6. 67 


518 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 34) 


D = D » D D DH yi 9 eit 
Bei Platin wird dies bei gleichem Abstand von Py = 805 bestätigt. 


Das Axenverhältniss M RIIA SA 
El a s 


» 82° ” I: 895 


ferner das Axenverhültniss beim Platin 
für 207 Li: 2.00; 


» 855.1] : 2,90. 


Der langsamere Uebergang aus der linearen Schwingung in das 
Minimum der Excentrieität der elliptischen, als der Rückgang von diesem 
Minimum in die lineare Schwingung wird auch dadurch nachgewiesen, dass sich 

bei Kadmium das Axenverhältniss 
1:3 sowohl bei 60° (1655 unterhalb Pw 16,5), 


SR 855 oberhalb Pw = 165); 


als auch ,, 
bei Platin das Axenverhältniss 
] : 2,3 sowohl bei 195 IEN unter Pw 805), 
als auch , 850 (45 über Pw = 805) 
findet; also das nämliche Axenverhältniss bei Kinfallswinkeln, kleiner als Py, 
in grésserem Abstande von diesem Polarisationswinkel als bei Kinfallswinkeln, 
grüsser als Py, beobachtet wird. 

3) Bei der Reflexion vom Kadmium beträgt die Steigerung des 
Axenverhiiltnisses, beim Wachsen des Einfallswinkels von 1655 auf 85°, 
l:ls zu 30, d h. für 1 Grad Zunahme des Einfallswinkels 1:0,7; am 
Platin bei der Zunahme des Einfallswinkels von 805 bis 85°, 1:1, auf 
2.3, also für 1 Grad Wachsen des Einfallswinkels 1: 0,18. 

Diese drei Nachweise lassen sich zu folgenden Sätzen verallgemeinern: 

1) Bei verschiedenen Metallen erfolgt der Uebergang der ellip- 
tischen Schwingung (aus der linearen) in die gleiche mindest excen- 
trische desto schneller, je kleiner der Polarisationswinkel ist. 

2) Bei einem und demselben Metall ist das Axenverhältniss 
der Schwingungsellipse bei Einfallswinkeln, welche kleiner als 


der Polarisationswinkel, stets geringer als bei Einfallswinkeln, die um 


einen gleichen Abstand grösser als der Polarisationswinkel sind. 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p.35) 519 


3) Die Zunahme des Axenverhältnisses der Ellipse, von der 
gleichen geringsten Excentricitiit (bei dem betreffenden Polarisationswinkel) aus, 
erfolgt bei dem Wachsen des Einfallswinkels über den Polarisationswinkel 
hinaus desto schneller, je grösser der Polarisationswinkel ist. 

Alles dies ist durch den Nachweis verständlich, dass die bei kleinerem 
Einfallswinkel lang gestreckte Schwingungsellipse beim Polarisationswinkel in 
ihre geringste Excentricitüt tritt und diese daher um so allmählicher erreicht, 
je länger der Weg zu diesem Polarisationswinkel ist; bei höheren Einfalls- 
winkeln der Uebergang aus dem minimalen Axenverhältniss in dasjenige der 
immer gedehnter werdenden, der geraden Linie zustrebenden Ellipse um so 
mehr sich beschleunigt, je näher der Polarisationswinkel dem Grenzwinkel 90° 
(zwischen Strahl und Normale auf dem Spiegel) sich findet. Da derselbe 
aber stets grösser als 45° ist, so wird bei allen Metallen die Ellipse für 
Ineidenzen höher als der Polarisationswinkel gestreckter sein als für Inci- 
denzen, die bei gleichem Winkelabstande kleiner als dieser sind. 

Die besprochenen Erfahrungen beantworten auch die Frage nach dem 
Zusammenhange der Drehung der Sehwingungsellipse und ihrer 
Excentrieität beim Polarisationswinkel. 


keit lautet: 


Die Gesetzmiis 

Bei verschiedenen Metallen von gleichem Polarisations- 
winkel, aber ungleieher Excentrieität der diesem Winkel zuge- 
hörigen Ellipse dreht sich die Schwingung bei stetig von 0° bis 90° 
wachsendem Einfallswinkel vor Erreichung des Polarisationswinkels 
desto schneller, nach Ueberschreitung desselben um so langsamer, 
je länger gestreckt jene Ellipse bei dem Polarisationswinkel ist. 

Einige Zahlenreihen werden dies erläutern und bestätigen. 

Gleichen Polarisationswinkel 7655 haben unter anderen Kadmium 
und Gold. Die Axen der bei diesem Winkel auftretenden Ellipse verhalten 
sich beim Kadmium wie 1:1,50, beim Golde wie 1: Ls. 

Den nämlichen Polarisationswinkel 775 besitzen Stahl und Aluminium- 
bronze. Das Axenverhältniss ihrer Ellipse ist bei Stahl 1: 1,70, bei Aluminium- 
bronze 1: 1,39. 
Unter sich identischen Polarisationswinkel 79° zeigen z. B. 


Aluminium und Phosphorbronze. Die kurze Axe der Ellipse für diesen 


DCH 


520 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 36) 


Einfallswinkel verhält sich zu der langen bei Aluminium wie 1: 1,go, bei 
Phosphorbronze wie 1: La 

Die naehstehende Uebersicht verzeichnet die Winkel, welche bei gleichem 
Einfallewinkel die lange Axe der betreffenden Schwingung bei je zweien ge- 


nannter Metalle mit der horizontalen Reflexionsebene bildet. 


Reflexion | Polarisations- Einfallswinkel der Wärmestrahlen: 
von: | winkel: | | DS f | e j 
| 15% | 40$ | 505 | | 60% | 70%, | [ai m 55 7 "ss | 775 | 79% | 80% | 85% 
] FRERES 
| | | | JE Pw | 
Kadmium 45,00 | 45,00 | Gol 56,25 | pem 65.50 | 77.50 | 90,00 | Hike) "deal al ou 
| "| | | | 
| | | | | | 
Gold 76,95 45,00 | 45,00 | 45,00 | 46,50 | 56,50 | 59.95 | 60,50 i 90,00 | 1085 tet + 
| | | | g oaa p 
| | | 
| | | Pw 
i PI D [4 | lop | -E PO 
Stahl | 17,50 45,00 | 45,00 | 49,50 | 51,00 | 63,50 | 75,50 | 78,50 | — | 90,00) — SEH 
| | | | | | 
Aluminium | | | | | 
/ ium- db S S SE DC da 
41.50 15.00 | 45,00 |4 45,00 | 48,00 | 56,00 | 61,00 | 67,50 | — | 90,00 T e 
bronze | | | | | | 
| | 
| | | | | Pw 
SR [ | x | d | pe lee ER 
Aluminium | 79,00 || 45,00 | 45,00 | 54,00 | 59,50 | 67,50 | 76,00 | 78,75 | — | 81,00} 90,00 | 101,25 
| | | | | 
Phosphor- hi | y | saah A ei | En aire | 
1 ki 900 45,00 | 45,00 | 46,00 | 47,00 | 53,00 | 57,75 | 59,00 67,50 | 90,00 | 101,25 
ronze 


Die Zahlen für Kadmium sind hier für 50° bis 76% durchweg 
grösser als die darunter stehenden, demselben Hinfallswinkel angehürigen für 
Gold; jene aber für 775 bis 85° kleiner als diese. Bei 15° und 40? Ein- 
fallswinkel war noch keine Aenderung der ursprünglichen Schwingungsrichtung 
(45°) in den vorliegenden Beispielen erkennbar. Von dem Augenblick an 
aber, wo eine Drehung derselben wahrnehmbar wurde, eilte dieselbe bei der 
Reflexion von Kadmium derjenigen bei der Zurückwerfung von Gold voraus, 


erreicht war, bei welchem die 


bis der gemeinsame Polarisationswinkel 76. 
x f F e N $ 7 "P 7 

Drehung beim Gold die beim Kadmium  einholte. Ueber 7655 hinaus 

blieb, bei gleichem Einfallswinkel, die Drehung beim Kadmium gegen die 


beim Gold zurück. 


Winkel, welehen die lange Axe der Ellipse mit der Reflexionsebene bildet. 


123,00 


126,00 


123,00 


130,00 


112,50 


126,00 


| 
| 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen ete. (p. 3%) 521 


Entsprechend beträgt die durch die Zahlenreihe fir Stahl gegebene 
Drehung bei diesem Metall mehr als caeteris paribus die bei der Aluminium- 
bronze, bis beide Drehungen bei dem gemeinsamen Polarisationswinkel 77/5 
in der vertiealen Stellung der Schwingungsellipse zusammentreffen. Für den 
Kinfallswinkel 85" dagegen ist die Drehung beim Stahl auf 123° gegen die 
bei der Aluminiumbronze auf 130" verzögert. 

Aluminium und Phosphorbronze zeigen Aehnliches. Bei den 
Einfallswinkeln unter 79° ist die Drehung bei Aluminium derjenigen bei der 
Phosphorbronze voraus, bei 79" fallen beide Drehungen zusammen und bei 
höheren Einfallswinkeln übertrifft die Drehung der Sehwingungsellipse bei 
Phosphorbronze die beim Aluminium. 

In allen diesen Fällen ergiebt sieh also in der That eine stärkere 
Drehung der Schwingung vor Erreichung des Polarisationswinkels und eine 
schwiichere nach dessen Ueberschreitung bei demjenigen Metall, welches im 
Vergleich mit einem anderen von gleichem Polarisationswinkel bei diesem 
Winkel eine mehr excentrische Schwingungsellipse bei Reflexion der Würme- 
strahlen entwickelt. 1) 

Am charakteristischsten in dieser Hinsicht ist das Beispiel des 
Messings, dessen Schwingungscurve bei dem Polarisationswinkel 7375 ein 
Kreis, die Excentrieität also null ist. (S. 25.) Hier findet bei dem 
Wachsen des Einfallswinkels von 0° bis 7355 gar keine Drehung der 
Schwingungsellipse statt, bei dem Ueberschreiten des Polarisations- 
winkels erfolgt aber auf ein Mal das Maximum der Drehung: 90° 
(Tafel 3). 

Hat bei einem Metall die Sehwingungsellipse seines Polari- 
sationswinkels einen grüsseren Axenunterschied als die eines anderen 
Metalls von demselben Polarisationswinkel, so ist das Axen- 
verhültniss der bei jenem Metall auftretenden Ellipsen durchweg bei 
allen Einfallswinkeln, ob kleiner oder grösser als der Polarisations- 
winkel, das grössere, 


Aus folgenden Beobachtungen geht dies hervor. 


1) Vergl. die Tafeln der betreffenden Metalle: 7 für Kadmium, 6 für Gold; 11 für 


Stahl, 8 für Aluminiumbronze; 1 für Aluminium, 19 für Phosphorbronze. 


522 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 38) 
1 | Polari- Axenverhültniss der Ellipsen. 
Reflexion | GRU | Einfallswinkel der Wärmestrahlen : 
| sations 
"05 eigene od. roseo], irl imd endpoint Ee, aalt 
| dek | 40,9 50.0 | 60,0 | 700 | 72,5 | 15.0 | 76,95 | 77,5 | 79,0 | 80,0 | 85,0 
mea | los, een, ez aimer 
Kegel Je " | | | 1 
Arsen | 76,25 |! :5,3511:3;,6011 2,93} 21,93) — J1 :1,901 21,900 21,90] — m i 3.67 
| | | | | | | | | | 
| | isa | 
1 || wp? D " 
Gold | 76,25 |1:4,5/1:3,501:2,4 1 21,00) — |! AE = | zs" HU 33,50 
| | L | | 
| Leg? | | 
d HRS | 7 | | | 1 
Stahl | 77,60 125,501 :2,9]1 : 2,8511 : 2,0011 : 1,8311 51,80 — | — I1:3,0 
| | | | | | 
Aluminium- | „o | | | | 
7750 |t Aso} 1 228311 :2,51|1 : 1,001 : 1,591 : 1,98) hs — |:2,4 
bronze | | | | | 
| | | ORE | , 
| | | | | | | Pw 
Kobalt | 79,00 WT all ER 24,00 1 SH d — jlls — il 11,80] : Lan) 12,001 : 2,67 
L | | | 1 | 
| | | | | | | 
Phosphor- vn | | | | 
‘I a || 79,00. .1:4,38/1 < 3.16/13 2,66)1 : 1,90; — |1 1,00 — l1 1,24 L2 1,9411: 1.251: 2,07 
bronze | | | | | 


In dieser Tabelle sind zuerst Arsen und Gold mit einander ver- 
glichen, welche den nämlichen Polarisationswinkel 7 655 haben und bei deren 
ersterem das für die betreffenden Einfallswinkel gefundene, in der Uebersicht 
verzeichnete, Axenverhältniss durchgehends grüsser als das beim Golde sich 
ergiebt. 

Stahl und Aluminiumbronze haben beide den Polarisationswinkel 
775. Das Axenverhältniss der Schwingungsellipse jenes Metalls ist stets 
grösser als das der Aluminiumbronze, welches für den nämlichen Ineidenz- 


winkel darunter gesetzt ist. 


Dem Kobalt und der Phosphorbronze gehórt auch ein gleicher 
Polarisationswinkel 79* an. Die bei denselben Incidenzen beobachteten Ex- 
centrieitätsverhältnisse, deren Werthe sich in der Rubrik des jedesmaligen 
Einfallswinkels finden, sind bei dem Kobalt ausnahmslos grösser als die bei 


der Phosphorbronze. 


Analoges bietet sich, dem ausgesprochenen Satze gemäss, bei anderen 


Metallen. 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p.39) 528 


Da die graphische Darstellung diese Verhältnisse besser ver- 
anschaulicht, so sind die in der vorigen Tabelle enthaltenen Fälle auf 
besonderen 'lafeln gezeichnet und zwar, weil das Charakteristische an den 
Fusspunktseurven deutlicher hervortritt, für jeden Einfallswinkel: Fusspunkts- 
curve und Ellipse in verticaler Stellung unter einander, mit Angabe des 


Axenverhältnisses. 


f ; Ah 

Für Arsen und Gold . . . . Tafel 24, py = 769, 
LED L4 im? 

„ Stahl und Aluminiumbronze » 25, Pw = "1150, 
e j o 

„ Kobalt und Phosphorbronze » 26,9. 79 00. 


Die ausgewiihlten je zwei Beispiele stellen innerhalb des gemeinsamen 
Polarisationswinkels, dem sie angehóren, die Extreme der Beobachtung dar: 
die Gruppe der grössten und der geringsten Excentrieität. 

Sieht man von der Gleichheit des Polarisationswinkels ab, so finden 
sich in der ganzen Untersuchungsreihe die grüssten Unterschiede hinsichtlich 
des Axenverhültnisses beim Antimon, das bei seinem Polarisationswinkel 
= 82° eine Schwingungsellipse mit dem Verhältniss 1:2,10 und dem Messing, 
das bei einem Polarisationswinkel 1975 die Sehwingungsform eines Kreises 
J]: 1 zeigt. 

Tafel 27 stellt für diese beiden Metalle die Curven bei einer An- 
zahl identischer Einfallswinkel zusammen. Da die Axenverhältnisse hinzu- 
gefiigt sind, so wird nach dem Vorigen dieser Vergleich einer weiteren 
Erörterung nicht bedürfen. 

Je grösser die verticale Axe der Schwingung im Vergleich mit der 
horizontalen bei verticaler Stellung der Ellipse (beim Polarisationswinkel Py) 
ist und je grösser auf dem ganzen Wege von der linearen Schwingung 
unter 45° bis zu dieser verticalen Stellung die lange, sich aufrichtende Axe 
gegeniiber der kiürzeren, um so steiler stellt sich die Ellipse bei gegebenem 
Einfallswinkel zwischen 0° und gy. Da nun (wie eben gezeigt) auch nach 
Ueberschreitung des Polarisationswinkels die lange Axe der Schwingung der 
kurzen gegeniiber bei dem einen Metall langsamer abnimmt als bei einem anderen, 
so wird dessen Schwingung auch bei gegebenem Einfallswinkel grösser als 


Pw steiler bleiben als die bei dem anderen Metall. Die oben (S. 35) an- 


geführte Beobachtung, dass die Drehung der Schwingung in die verticale 


524 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 40) 


Stellung bei wachsendem Einfallswinkel sich vor Erreichung von Pw desto 
schneller, naeh Ueberschreitung von Pw desto langsamer vollzieht, je länger 


gestreckt die Ellipse beim Polarisationswinkel ist, wird dadurch erläutert. 


Der bisherigen Untersuchung ist stets die gesammte Wärme der 
Sonnenstrahlen unterworfen worden, wie sie durch das erste Nicol’sche Prisma 
in das Experimentirzimmer eintrat, von den Metallen zurückgeworfen, mittelst 
des zweiten Nicol’schen Prismas analysirt und durch den 'Thermomultiplicator 
gemessen wurde. Handelt es sich darum, weiter zu ermitteln, ob oder welche 
Verschiedenheit die ungleichartigen Würmestrahlen („Wärmefarben“) 
bei der elliptisehen Polarisation darbieten, so kommt es darauf an, bei der 
Prüfung nieht allein die Intensität, sondern auch die qualitative Beschaffenheit 
der Strahlen in Betracht zu ziehen. 

Wie dies auszuführen, ist bereits in einer Abhandlung: „Ueber das 
Verhalten der Metalle gegen die strahlende Wiirme (Nova Acta der Kaiserl. 
Leop.-Carol. Deutschen Akademie 1877, Bd. XXXIX, Nr. 6; S. 353) von 
mir angedeutet und das Ergebniss auf den Versammlungen deutscher Natur- 
forscher und Aerzte in Hamburg 1876!) und Cassel 1878?) mitgetheilt 
worden. Da es sich in der vorliegenden Arbeit um eine möglichst voll- 
ständige Darstellung der elliptischen Polarisation der Wärme an Metallen 
handelt, so kann dieser eigenthümliche Vorgang hier nicht ganz übergangen 
werden. 

Erfolgt die beschriebene Umwandelung der, aus der linearen Oscillation 
hervorgegangenen, elliptischen Schwingung mit ihrer regelmässigen Axen- 


änderung, ihrer Drehung bei wachsendem Einfallswinkel bei Wärmestrahlen 


1) Vorläufige Besprechung: Bericht über die Sitzungen der Naturforschenden Gesell- 
schaft zu Halle 1876 (4. Nov.) S. 18, 19. Der für das Tageblatt der Hamburger Versammlung 
bestimmte Bericht ging in den Händen des Secretairs der physikalischen Section verloren. 

2) Tageblatt der Casseler Versammlung 16. September 1878; übergegangen in: Wiede- 
manns Annalen der Physik und Chemie 1880. Neue Folge, Band X, 8. 654. 

(Im Auszuge der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle mitgetheilt. Sitzungsberichte 
1880 (29. Mai) 8. 58— 60.) 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 41) 525 


ungleicher Brechbarkeit, ungleieher Fähigkeit, die nämlichen diathermanen 
Körper zu durchdringen, wie sie neben einander in den Sonnenstrahlen vor- 
handen sind, Schritt für Schritt in ganz identischer Weise, so muss das 
Mischungsverhältniss dieser verschiedenen Strahlen in der gegebenen Gesammt- 
wärme unverändert bleiben bei jedem Einfallswinkel und jeder Stellung des 
analysirenden Nicol. Halten aber jene Vorgänge bei ungleichen Wärmefarben 
nicht gleichen Schritt mit einander, haben sie nicht einen gemeinsamen 
Polarisationswinkel und stimmen daher auch bei dem Wechsel des Einfalls- 
winkels Axenverhältniss und Axenlage ihrer Schwingungsellipse nicht über- 
ein, so muss sich dies bei der Analyse durch das zweite Nicol’sche Prisma 
geltend machen. Es müssen alsdann bei entsprechender Stellung dieses Ana- 
lysators z. B. solcher, welche das Minimum der Wärme-Intensität herbeiführt, 
bei Einfallswinkeln, kleiner als der bisher festgestellte mittlere Polarisations- 
winkel w, andere Strahlen durch den Analysator hindurchgehen, als wenn 
die Reflexion bei Einfallswinkeln, grösser als jener Polarisationswinkel, erfolgt 
wäre. Die dadurch bedingte ungleiche Zusammensetzung der beiden Strahlen- 
gruppen lässt sich an ihren Eigenschaften, z. B. ihrer Fähigkeit, diathermane 
Körper zu durchstrahlen, erkennen. 

Als solche diathermane Körper dienten rothes, orangefarbenes und 
blaues Glas. Die aus dem Analysator austretenden, direct zur 'lhermosáule 
gelangenden Wärmestrahlen brachten zunächst eine Ablenkung am Multipli- 
cator hervor. Sodann wurden jene Glüser der Reihe nach in den Gang der 
Strahlen eingeschaltet, die Wiürme gemessen, welche durch das betreffende 
Glas zur Thermosiiwe hindurchstrahlte, und dieser hindurchgelassene Antheil 
in "heilen der auf die Vorderfläche des Glases auffallenden, mit 100 be- 
zeichneten, Wärmemenge ausgedrückt. Das Ergebniss dieser Beobachtungen 
ist in einigen Beispielen für die von Gold, Silber und Spiegelmetall 
reflectirten Wärmestrahlen in der folgenden Tabelle enthalten. Für jedes 
Metall ist die Prüfung bei je zwei Kinfallswinkeln vorgenommen, deren einer 
kleiner, der andere grösser war als der-mittlere Polarisationswinkel Pw der 
Gesammtwärme: beim Golde 70655; beim Silber 7750; beim Spiegelmetall 
S0 po. Das analysirende Nicol’sche Prisma war auf das Minimum der 
Wärme - Intensität, das bei der elliptischen Schwingung niemals null wird, 
eingestellt. 


Nova Acta L. Nr. 6. 68 


Dr. Hermann Knoblauch. (p. 42) 


Reflexion 


| | | Kinfallswinkel der Wärmestrahlen: 
| Gläser: | | 
von: | ii | 550 609 | 859 
| | 
roth | Verhält- | 100 : 10 : | 100 : 56 
f niss der | | 7 
Gold | orange ts | 100 : 30 — | 100 : 72 
blau menge, d 100.530 x 0020 
| welche auf | | 
roth | die Gläser | — 100 : 15 | 100 : 50 
T auffällt, 
Silber orange | und der- — | 100:40 | 100 : 70 
bat. Je — 100:25 | 100:47 
| welche | | 
| roth | durch die- | 100 : 19 Sur | 100 : 34 
Spiegel- | orange, |, en | 190 16 m 100 : 52 
metall "E" | hindurch- | " | a 
bau | 8ht. | 19931 | — 100 : 10 


Hieraus ergiebt sich die Thatsache, dass bei den vorliegenden Metallen 
stets die, unter dem kleineren Winkel zurückgeworfene Wärme hinter dem 
Analysator weniger fähig ist, das rothe und das orange Glas zu durch- 
strahlen, als die unter dem grösseren Winkel reflectirte. Von jener gingen 
z. B. beim Gold nur 10, von dieser 56 Procent durch das rothe Glas; 
von jener 30, von dieser 72 Procent dureh das orangefarbene. Dagegen 
durehstrahlte jene das blaue Glas reichlicher (30 Proc.) als diese (20 Proc.). 
Aehnliches zeigt sich bei dem Silber, Spiegelmetall und anderen Metallen. 


Die Wärme, welche bei den niedrigen Einfallswinkeln hinter dem 


Analysator auftritt, ist also — wie diese ungleiche Durchgangsfähigkeit, den- 
selben diathermanen Körpern gegenüber, nachweist — qualitativ von der- 


jenigen unterschieden, welche caeteris paribus bei den hohen Einfalls- 


winkeln hinter dem Analysator vorhanden ist. 

Daraus aber folgt, dass verschiedenartige Wärmestrahlen un- 
gleiche Polarisationswinkel haben. 

Besteht nun der bei dem Minimum der Intensität von dem zweiten 
Nicol hindurehgelassene Rest von Strahlen zuerst (d. h. bei dem kleineren 
Einfallswinkel) vorzugsweise aus solchen, welche (besonders fähig, blaues Glas 
zu durchstrahlen) dem blauvioletten Ende des Spectrums angehören, und 


erwügt man, dass diejenigen Schwingungen vom Analysator am wenigsten 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 43) 52% 
zurückgehalten werden, welche die geringste Excentrieität haben, die geringste 
Excentrieität aber den Polarisationswinkel charakterisirt (S. 19), so muss den 
„blauvioletten Wärmestrahlen“ der kleinere Polarisationswinkel eigenthümlich 
sein. Wenn dann bei grösserem Einfallswinkel die ,rothorangefarbenen Wärme- 
strahlen“ hinter dem Analysator übrig bleiben (wie ihr bevorzugter Dureh- 
gang durch das rothe und orange Glas, ihr verminderter durch das blaue 
Glas darthut), so müssen deren Schwingungsellipsen jetzt die weniger ge 
streckten sein und diese geringere Excentrieität nunmehr ihren Polarisations- 
winkel kennzeichnen. So ergiebt sich auf rein thermischem Wege, dass 
die Wärmestrahlen am blauvioletten Ende des Spectrums — also die 
brechbareren — einen kleineren Polarisationswinkel als die des roth- 
orangefarbenen Theiles — die schwächer gebrochenen — haben: 

Bei dieser Kigenthümlichkeit des Verhaltens verschiedenartiger Wärme- 
strahlen lag die Frage nahe, ob die der Untersuchung dargebotenen Strahlen 
die ursprüngliche Mannigfaltigkeit besässen oder ob dieselben etwa 
dureh den Heliostatenspiegel, welcher sie zurückwarf, oder die Substanz des 
Nicol’schen Prismas, durch welches sie hindurchgehen mussten, ehe sie zu 
dem reflectirenden Metall gelangten, einen Antheil eingebiisst hätten, der sich 
bei der betreffenden Reflexion in charakteristischer Weise hätte geltend 
machen können. 

Hinsichtlich des Heliostatenspiegels ist dieses Bedenken bereits 
bei einer anderen Gelegenheit geprüft und festgestellt worden, dass die Be- 
schaffenheit, resp. Zusammensetzung der von demselben zurückgeworfenen 
Wärmestrahlen unverändert dieselbe geblieben sei, wie sie zuvor bei dem 
Auffallen auf den Heliostaten erschienen war.!) 

Bezüglich des Nicol fand folgende Ermittelung statt. 

Die von dem Heliostat kommenden, in das finstere Zimmer eintretenden 
Sonnenstrahlen wurden direct auf ein Steinsalzprisma von 45° brechenden 
Winkels gerichtet und durch dasselbe in ihre Farben zerlegt. Eine Be- 
grenzung der Strahlen durch zwei, vor dem Prisma aufgestellte, 93 em von 
einander entfernte Spalte von 4 mm und 3 mm Weite, deren letzterer 17 cm 


von dem Prisma abstand, sicherte die Reinheit des prismatischen Bildes. Da 
y D 


1 H. Knoblauch, Poggendorffs Annalen 1857, Bd. CI, S. 191. 


68* 


528 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 44) 
Steinsalz alle Wärmestrahlen in gleichem Grade hindurchlässt, so war das 
Verhältniss derselben zu einander nach dem Durchgange durch das Prisma 
genau das nämliche wie zuvor. Die Intensität der einzelnen Theile ergab 
die Thermosiiule, welehe 35 em vom Prisma durch das, in Zonen von je 
3 mm Breite getheilte Spectrum hindurchgeriickt wurde. 

Der mit ihr verbundene Multiplicator zeigte eine Ablenkung von 25 
sowohl für den dunkeln ultrarothen, wie für den rothen Theil des Spectrums; 
für die daran sich sehliessende gelbe Zone nur 075; für die blaue 05; die 
violette 05: für den ultravioleten Theil kaum 015. 

Diese ursprüngliche Wärmevertheilung wurde relativ nicht merklich 
geändert, als der aus Kalkspath bestehende Nicol vor dem Steinsalzprisma 
in den Gang der Strahlen eingeschaltet wurde. Hier waren die galvano- 
metrischen Angaben bei dem Eintritt der Thermosiule: in den dunkeln ultra- 
rothen Theil des Spectrums ungefähr 1^, ebenso in dem rothen; 0.4 für den 
gelben; 05 für den blauen; O42 für den violetten. In dem ultravioletten 
Theil waren nur Spuren von Wärme bemerkbar. 

Es geht aus diesen Beobachtungen hervor, dass bei dem Durchgange 
durch den Nicol die dunkeln, jenseits des Roth sich findenden Wärmestrahlen 
nicht anders zurückgehalten werden, wie die siehtbaren, dass überhaupt der 
in der ursprünglichen Wärmewirkung der Sonnenstrahlen vorherrschende ultra- 
rothe wie rothe Theil dieses Uebergewicht in gleicher Weise behauptet, auch 
wenn die Strahlen dureh den Kalkspath gegangen sind. 

Die obige Frage ist sonach dahin entschieden worden, dass weder 
die, zur Ermiglichung der vorliegenden Untersuchung nothwendige, Re- 
flexion vom Heliostatenspiegel, noch die, der Methode zu Grunde 
liegende, Anwendung eines Nicol’schen Prismas (zur Herbeiführung 
linearer Polarisation) die Allgemeinheit der zu den reflectirenden Metallen 


gelangenden Würmestrahlen beeintrüchtigt hat. 


Bei der Bestimmung der mittleren Polarisationswinkel für die Wärme- 
strahlen (besonders S. 29) konnte es der Beachtung nicht entgehen, dass 
dieselben grösser waren, als die bisher für die Lichtstrahlen bei denselben 


Metallen gefundenen, von denen freilich erst wenige bekannt waren. 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p.45) 529 


Nach den jetzigen Ergebnissen war es von doppeltem Interesse, die 
mittleren Polarisationswinkel der Metalle für die überdies meist 
dunkle Wärme mit den mittleren des Lichts zu vergleichen und 
ersehien es bei den, von einander abweichenden, Angaben verschiedener 
Beobachter und dem Einfluss der Oberflächenbeschaffenheit eines und des- 
selben Metalls wiinschenswerth, die optische Ermittelung an eben den Platten 
vorzunehmen, welehe zu der thermischen Untersuchung gedient hatten. 

Als mittlere Farbe des sichtbaren Spectrums wurde ein monochroma- 
tisches Gelb gewählt, das durch einen Landoltschen Brenner (ein Bunsen- 
scher Gas-Brenner, quer über welchem ein, in concentrirte Kochsalzlösung 
getauehtes, cylindrisches Platinnetz in Glühen versetzt wird) in constanter 
Helligkeit und Färbung erhalten wurde, 

Zur Bestimmung des Polarisationswinkels für diese Licht- 
strahlen an einem gegebenen Metall wurde ein besonderes Verfahren 
an einem Babinet'schen Compensator angewandt. 

Jekanntlieh liefert diese Vorrichtung, welche aus zwei einander 
entgegengesetzt gestellten Bergkrystallkeilen besteht, bei deren einem die 
brechende Kante, bei dem anderen die Seite des Keils der krystallographischen 
Axe parallel ist, zwischen zwei Nicolsehe Prismen eingeschaltet, dunkle 
Streifen. 

Wird hierin der Polarisator auf 45° gestellt und das durch ihn 
hindurehgelassene Licht zunächst von einem verticalen Metallspiegel in 
horizontaler Ebene zürückgeworfen, so erscheinen die, durch den Compensator 
und Analysator betrachteten Streifen verschoben. Diese Verschiebung beträgt 
die Hälfte des Abstandes zweier Streifen von einander, wenn durch Drehung 
der Metallplatte um eine verticale Axe der (zwischen Strahl und Normale 
auf dem Spiegel gemessene) Einfallswinkel von 0° bis 909 wächst; und zwar 
bewirkt der Uebergang des Einfallswinkels von 0° bis zum 
Polarisationswinkel eine Verschiebung um ein Viertheil dieses 
Abstandes und ebensoviel die Zunahme des Incidenzwinkels vom 
Polarisationswinkel auf 90°, 

Dies ist das Prineip, welches der neuen Methode, den Polari- 
sationswinkel der Metalle für die sichtbaren Strahlen zu be- 


stimmen, zu Grunde liegt. Dasselbe ist von mir der 57. Deutschen 


530 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 46) 


Naturforscher- Versammlung in Magdeburg (Tageblatt der Versammlung; 
physikalische Section, September 18841) mitgetheilt und danach seitdem eine 
Reihe von Messungen ausgeführt worden. 

Die Beobachtung geschieht an der Stelle, an welcher das Fadenkreuz die 
Mitte des Gesichtsfeldes bezeichnet und noch eine feine Theilung mit verticalen 
Strichen angebracht ist. Der grösseren Sicherheit halber wurde auch die 
Beobachtung bei zwei Analysatorstellungen ausgeführt, einer auf 45°, der 
anderen auf — 45° Während die, durch einen Spalt mit Collimatorlinse 
eingetretenen, durch den Polarisator hindurchgegangenen, Strahlen eine un- 
veränderliche Richtung behalten, kann durch Drehung des Metallspiegels 
jeder beliebige, an einer horizontalen Kreistheilung (deren Nullpunkt mit der 
Eintrittsrichtung der Strahlen zusammenfällt) ablesbare, Einfallswinkel herbei- 
geführt werden. Compensator und zweiter Nicol, mit einander verbunden, 
werden dem reflectirten Strahl nachgedreht und so bietet sich für die Ein- 
stellung ein Spielraum zwischen 15° und 85° Incidenz. Dreht man das 
analysirende Nicol’sche Prisma aus der Stellung 45° in die auf — 459, so 
tritt ein Mal der nächste dunkle Streifen rechts, das andere Mal links vom 
Fadenkreuz auf. 

So lange der Einfallswinkel kleiner als der Polarisationswinkel ist, 
ist die Entfernung eines dieser nächsten Streifen vom Fadenkreuz kleiner, 
die des andersseitigen nächsten Streifens vom Fadenkreuz grösser als ein 
Viertheil des Abstandes zweier dunkler Streifen von einander. Ueberschreitet 
aber der Einfallswinkel den Polarisationswinkel, so wird die Entfernung des- 
jenigen Streifens, welcher vorher der nähere war, grösser, die des anderen 
vom Fadenkreuz jetzt kleiner als der vierte Theil des Abstandes zweier 
dunkler Streifen. Nur in dem Falle, in welchem die Lichtstrahlen unter 
dem Polarisationswinkel auf den Metallspiegel einfallen, ist die Entfernung 
für beide Analysator-Einstellungen die nämliche: das Fadenkreuz steht beide 
Male zwischen zwei Streifen, von dem einen (rechts, resp. links) um ein 
Viertheil, von dem anderen Streifen (links, resp. rechts) um drei Viertheile 


des gesammten Streifenabstandes getrennt. 


1) Wiedemanns Annalen 1885 (Neue Folge) Bd. XXIV, 8. 258. 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 47) — 581 


Die Ermittelung des Polarisationswinkels 9, der obigen Me- 
talle für die gelben Strahlen in der eben bezeichneten Weise hat 


folgende Werthe ergeben: 


Aluminiumbronze SCRIP ERREUR EEN 
SE m M d i IAM C c Id 
E ere pe NE ly S ODE 
MO M MM M cm do 
og RE CAM i Hi MN d D S UE 
lo Vd cce MU Cac UMP SEN Ed Po = 6650 
Magnesium EE, EC ra PESE 
Eu EE EE 
VOD cr E E 
e EE 
INEUSLIDE E e e Ee 
Nickel T ER EN Ed aD ee 10.00 
palladium Eed, 
EE 2, Mia EE 
PICO COLA o c s Ag ur lee 
Stahl WE ce occ av EE SAM QUE S 
at un D c Mu a aie dam Up TD IE 
Manu ecu Mac MM MN DI re 
Platin DRM e HE pic AE TE. ae e 1355 
ode, E a TU Pi ss 74.00 
oeren e E ere 


Diese Zahlen bestütigen an einer grüsseren Reihe von Beispielen die 
schon S. 44 gemachte Bemerkung, dass die mittleren Polarisations- 
winkel für die Wärme Pw (S. 25, besonders S. 29 u. 30) bei einem und 
demselben Metall ausnahmslos grösser als die mittleren Polari- 
sationswinkel für das Licht 9, sind. Wenn man erwiigt, dass die 
wirksamsten Wärmestrahlen dem ultrarothen Theil des gesammten, und die 
gelben Lichtstrahlen der Mitte des sichtbaren Spectrums angehören, so sind 
die mitgetheilten Beobachtungen neue Belege für die anomale Dispersion 


der Metalle. 


Die Farbenzerstreuung bei 
g 


deutlichsten hervor, wenn dieselben 


Dr. Hermann Knoblauch. (p. 49) 


den verschiedenen Metallen tritt am 


Pw—P, geordnet und die aus denselben 


n — tg p berechneten Brechungsverhältnisse 


Kë Maik oe. 
Arsen . 

Wismut, YS ses, 
lk ur v occa, 
Stahl 9528, 
Kadmium 

Kobalt 

Platin . 

Nickel 9015.76, 5v, 
Messing . - 
VAM 
Palladium... 
Spiegelmetall . . 
Neusilbar 4, =S oS 
Aluminium . 
(FO MBs tS ear 
Silber em 
Magnesium 
Aluminiumbronze . 
Phosphorbronze 
OU gene. ant c Eer 


fe — Po 
TT 50—1 400 
q 655—1 1.00 
18,50 — 72,75 
38200 — Bas 
159—131 Lan 
1625—1 0.00 
1900—12 0 
8050—1375 
"i 30—1 ( y D 
o 


Ze o 
73 753—6600 


TI 59— 09.50 
'19:00— 10.50 
80.00—71 35 
49 00 — 70.00 
79 00—69 50 
716.95 —66 50 
1750 —66 50 
79 o0—6 Zon 
mins o ar" 

1 4,50— 05,00 
7900 65.00 


ei Di Ex 
19.59— 65.00 


I 


I 


I 


Il 


nach dem Unterschiede jener Winkel 


nach dem Brewster’schen Gesetz 


nw und n, hinzugefügt werden: 


350 iy = 4511; No = 3,487 
535; mm 4.087; » = 2 904 
575; p = 49183 4 = 320 
5,75; Du Waren) 71155 r= 4.087 
6.00; „= 451; 4 = 2.989 
0255; 5, = 4097; , = Bas 
650; p = du ', = Bum 
055; an == 5976 a — 984m 
q 50 : p» = 4511; po 2 747 
135; » = 3491; D 2.946 
8.0 H la? » = 2675 
850; = 54445 NE 9 904 
ER >} = 5671: and == 2 946 
90; , — Dus , = Bau 
950; an = 5.1445 > = 2 675 
975; Vue ee spei tenes PA 
11,00; EE 
1 155; y = 5144; (NETS 2 444 
1 250; que EE 4511; a `. es 2 144 
14.00; » = 5444; » 2 214 
14505 a == 0,955 4) == Bu: 


In ihrer vollen Ausdehnung erscheint die Dispersion der Metalle erst, 


wenn man bedenkt, dass der Abstand von den ultrarothen bis zu den gelben 


Strahlen nur etwa die Hälfte des Gesammtumfanges des Spectrums von den 


ultrarothen bis zu den ultravioletten Strahlen einnimmt. 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 49) — 533 


Uebersicht. 


Der vorliegenden Untersuchung ist eine Reihe von Vorarbeiten voraus- 
gegangen, welche hier, soweit sie sich auf die elliptisehe Polarisation der 
Wärme an Metallen beziehen, kurz erwähnt werden sollen. 

Im Jahre 1848 ist die elliptische Polarisation der Wärme- 
strahlen an Metallen, dureh Messung der von einem Stahlspiegel zuriick- 
geworfenen, durch ein Nicol’sches Prisma analysirten, Wärme -Intensitäten 
mittelst eines "'hermomultiplieators, zuerst von mir nachgewiesen worden.!) 

Bei einer Untersuchung der Reflexion polarisirter Wärmestrahlen von 
Metallspiegeln, welche der physikalischen Section der Naturforscher-Versamm- 
lung in Hamburg am 22. September 1876; der Naturforschenden Gesellschaft 
zu Halle in der Sitzung vom 4. November 1876?) mitgetheilt wurde, ergab 
sich, dass die in der Reflexionsebene polarisirten Strahlen mit desto grösserer 
Intensität zurückgeworfen werden, je grösser ihr Einfallswinkel gegen die 
Normale der refleetirenden Flächen ist; 

dagegen die in einer gegen die Reflexionsebene senkrechten Ebene 
polarisirten Wärmestrahlen Anfangs mit desto geringerer Intensität reflectirt 
werden, je grösser der Binfallswinkel wird, bis dieser den sogenannten 
Polarisationswinkel erreicht hat, worauf eine um so stärkere Intensitätszunahme 
der zurückgeworfenen Strahlen bei ferner wachsendem Incidenzwinkel erfolgt. 

Bei einem und demselben Binfallswinkel ist stets die reflectirte Wärme ` 
im ersten Falle beträchtlicher als im zweiten. 

Wird das Verhältniss dieser beiden Wärme-Intensitäten für jeden der 
betreffenden Einfallswinkel gebildet, so zeigt sich der grösste Werth bei dem 


Polarisationswinkel. 


1) Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 1848, Bd. LXXIV, 8. 161; besonders 
S. 164 bis 168 „Ueber die Polarisation der strahlenden Wärme durch Reflexion.“ 

2) Bericht über die Sitzungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle im Jahre 
1876, S. 13 bis 21. „Reflexion der Wärmestrahlen von Metallplatten.“ 
Wiedemanns Annalen der Physik und Chemie 1877 (Neue Folge) Bd. I, 8. 1 bis 13. 


Nova Acta L. Nr. 6. 69 


534 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 50) 


Liisst man — bei einer anderen Beobachtungsreihe — die Würme- 
strahlen zuerst von dem Metall reflectiren, sodann durch einen Analysator 
gehen, z. B. ein Nicol’sches Prisma, dessen Polarisationsebene ein Mal mit 
der Reflexionsebene zusammenfillt, das andere Mal rechtwinkelig gegen die- 
selbe gekreuzt ist, worauf sie zur Thermosiule gelangen, so tritt wieder die 
grössere Intensität im ersten, die geringere im zweiten Falle auf und das 
Verhältniss beider hat sein Maximum bei dem Polarisationswinkel. 

In diesen Versuchsreihen bietet sich ein Mittel dar, den Polarisations- 
winkel der Metalle zu finden, was auch bei einigen annähernd geschehen ist. 

Zugleich lassen die Werthe bei den bezeichneten Stellungen des 
Analysators auf die elliptische Polarisation und die Quadratwurzeln aus den 
beobachteten Intensitäten auf die Axen der elliptischen Schwingung schliessen. 

Bei dem Vergleich verschiedenartiger Wärmestrahlen („Wärmefarben“) 
zeigen sich ungleiche Polarisationswinkel (vergl. S. 40 bis 42). 

Das wesentlich Neue, was auf der Naturforscher-Versammlung in 
München i. J. 1877 (physikalische Section am 21. September) hinsichtlich 
der vorliegenden Frage berichtet wurde, war: — wenn die ursprüngliche 
Polarisationsebene einen Winkel von 45° mit der Reflexionsebene bildet — 
eine mit dem Wachsen des Einfallswinkels sich vollziehende Drehung der 
Schwingungsellipse gegen die Reflexionsebene und zwar von 45° bis 90° bei 
dem Ineidenzwechsel von 09 bis zum Polarisationswinkel und um weitere 459 
während der Zunahme des Einfallswinkels vom Polarisationswinkel bis 909. 

Die Gesetze dieser Drehung der Schwingung bei den verschiedenen 
Metallen in ihrer Beziehung zum Polarisationswinkel und der Excentrieität 
der Ellipse näher zu ermitteln, war die Aufgabe einer Reihe von Versuchen, 
deren Ergebniss in der „Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens 
der Naturforschenden Gesellschaft in Halle 1879“, S. 329 bis 342 unter dem 
Titel: „Ueber die elliptische Polarisation der von Metallen reflectirten Wärme- 
strahlen“ veröffentlicht wurde. 

Die Untersuchung beschränkte sich darauf, bei jedem der (um 109, 
resp. 5? wachsenden) Einfallswinkel, diejenige Stellung des analysirenden 
Nicols aufzufinden, bei welcher von den, am Metall reflectirten, Strahlen das 
Minimum zur Thermosiiule (hinter dem Analysator) gelangte. Eine Drehung 


des Nicolhauptschnitts um 90° führte dann das Maximum des Durchlasses herbei. 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen ete. (p. 51) 585 


Diese beiden Bestimmungen ergaben die Stellung der Schwingungsellipse und 
die Quadratwurzeln aus den am 'lhermomultiplieator gemessenen Intensitäten 
die Axen derselben. Als Anhalt bei diesen Beobachtungen, sowie für den 
Polarisationswinkel der Metalle dienten, da thermiseh noch nichts bekannt 
war, die ziemlich beschränkten optischen Erfahrungen.) Dieser Schwierigkeit 
und theilweisen Unsicherheit ungeachtet, hat die Eigenthümlichkeit der frag- 
lichen Drehung sich in der Hauptsache feststellen lassen: 

Die bei stetig zunehmendem Einfallswinkel erfolgende Drehung der 
Sehwingungsellipse von 45° bis 90° vollzieht sich‘ desto schneller, die von 
90° bis 135° desto langsamer, je kleiner der Polarisationswinkel ist. 

Haben zwei Metalle gleichen Polarisationswinkel, so findet vor Er- 
reichung desselben eine schnellere, nach Ueberschreitung des Polarisations- 
winkels eine langsamere Drehung statt, je grösser der Unterschied der 
kleinen und grossen Axe der Ellipse beim Polarisationswinkel ist. 

Bei Zunahme des Einfallswinkels um eine gleiche Anzahl von Graden 
und bei gleichem Winkelabstande vom Polarisationswinkel beträgt die Drehung 
der Schwingungsellipse bei den kleineren Incidenzwinkeln weniger als bei 
den grósseren. 

Seit dem Jahre 1879 beginnt die umfassendere, von neuen Methoden 
ausgehende, langjährige Untersuchung, welche den Inhalt der vorliegenden 
Arbeit bildet. Auf den Naturforscher-Versammlungen zu Eisenach (Sitzung 
der physikalischen Section am 20. September 1882)?) und Magdeburg 
(Sitzung der physikalischen Section am 19. September 1884)?) ist davon 
vorliufig Allgemeines mitgetheilt worden, soweit die Versuche gerade gediehen 
waren. Seitdem sind immer neue Thatsachen hinzugekommen und schien es 


daher erst jetzt, nach Prüfung der letzten noch erhaltenen Metalle, angezeigt, 


1) Eben damit hängt es zusammen, dass die, den Angaben verschiedener Beobachter 


entnommenen, früher zu Grunde gelegten Werthe des mittleren optischen Polarisationswinkels 


»estellten 


5 


nicht identisch mit den später thermisch bestimmten und immer genauer fes 
Polarisationswinkeln der Wärmestrahlen bei den entsprechenden Metallen sind. 


2) „Ueber die elliptische Polarisation der von Metallen reflectirten Würmestrahlen.* 


Tageblatt der 55. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Eisenach. — Wiede- 
manns Annalen (N. F.) Bd. XIX, S. 352 bis 356. 

3) „Ueber zwei neue Verfahren, den Polarisationswinkel der Metalle zu finden.“ 
Tageblatt der 57. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Magdeburg. — Wiede- 
manns Annalen (N. F.) Bd. XXIV, S. 258 bis 263. 


69* 


536 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 52) 


über die Einzelheiten der Untersuchung zu berichten und das Ganze 
zusammenzufassen. 

Nachdem dies geschehen, folgt der Uebersicht der Vorarbeiten eine 
solche der letzten Ergebnisse: 

1. Fällt linear polarisirte strahlende Wärme, deren Aether- 
schwingung in einer unter 45? geneigten geraden Linie stattfindet, auf einen 
um eine verticale Axe drehbaren Metallspiegel, von dem dieselbe in horizon- 
taler Ebene refleetirt wird, so verwandelt sich die lineare Schwingung 
in eine elliptische. Wächst der, zwischen Strahl und Normale auf dem 
Spiegel gemessene, Einfallswinkel stetig von 0° an, so nimmt die lange Axe 
der Schwingungsellipse beständig ab, gleichzeitig die kurze Axe derselben 
zu, bis der sogenannte ,,Polarisationswinkel“ Py erreicht ist. Bei weiterem 
Wachsen des Einfallswinkels geht die Schwingungsform wiederum durch 
linger und schmaler werdende Ellipsen in die geradlinige tiber, welche bei 
der Incidenz 135° erreicht wird. 

9. Gleichzeitig mit dieser Formänderung dreht sich die Schwingung 
von der ursprünglichen, unter 45° gerichteten, bis 90°, d. h. zu einer Stellung 
der langen Axe der Ellipse senkrecht auf der horizontalen Reflexionsebene, 
während der Einfallswinkel von 0° bis ge zunimmt. Die Drehung setzt sich 
fort von 909 bis 135° beim Wachsen des Einfallswinkels von pw bis 90°, 
so dass die letzte Schwingungsrichtung mit der ersten einen rechten Winkel 
bildet. Der Grad dieser Drehung steigt, bis der Einfallswinkel den 
Polarisationswinkel erreicht hat. Derselbe vermindert sich von dem Augen- 
blick an, da der Incidenzwinkel den Polarisationswinkel überschreitet. (S. 31.) 

3. Gemessen wurden die betreffenden Werthe auf folgende 
Weise: Nach Polarisation durch ein; mit seinem Hauptschnitt auf 459 ge- 
stelltes Nicol’sches Prisma und darauf an dem Metallspiegel erfolgter Reflexion 
wurden die Sonnenstrahlen durch ein zweites Nicol’sches Prisma hindurch- 
gelassen, hinter welchem ein 'Phermomultiplicator sie aufnahm. Für acht 
Stellungen des Analysators auf 0%; 2295; 459; 675,5; 909; 11295; 1359; 
15795 wurde die Intensität der hindurchgehenden Wärme gemessen, aus den 
beobachteten Werthen die Quadratwurzel gezogen. (S. 4 ff) 

Diese acht Wurzelgrössen wurden auf acht, jener Kintheilung ent- 


sprechende Durehmesser eines Kreises von der Mitte aus, je zwei Mal nach 


———— 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 53) — 537 


entgegengesetzten Seiten, eingetragen. Verbindet man die 16 so gewonnenen 
Punkte durch eine Linie, so erhält man die „Fusspunktseurve“ der 
gesuchten Ellipse, aus dieser die Ellipse selbst, deren Axen mit denen 
ihrer Fusspunktseurve identisch sind. Für jeden der gewählten Einfallswinkel 
ergab sich so eine besondere Fusspunktscurve, demnach bei dem Wachsen 
des Einfallswinkels von 0° bis 90° eine ganze Reihe von Ellipsen mit gemessener 


Excentricitiit und Stellung gegen die Reflexionsebene der Strahlen, woraus 


jene Gesetzmässigkeit hervorging. (S. 7 ff.) 


4. Sowohl um die fragliche Curve correct zeichnen zu kónnen, als 
auch um diejenigen Punkte mit zu umfassen, welche von der direeten 
Beobachtung nieht betroffen wurden, war ein Instrument eigens für die 
Construction der Fusspunktseurve einer Ellipse ersonnen und aus- 
geführt worden. Dasselbe erstreckt seine Anwendbarkeit bis auf die Grenz- 
fille der Ellipse: die gerade Linie und den Kreis, für deren ersteren es die 
Fusspunktseurve in der Form von zwei Kreisen, für den letzteren als einen 
mit dem zugehörigen Kreise identischen Kreis liefert. (S. 12 ff, S. 25.) 

5. Für einen und denselben Einfallswinkel ist die Summe der 
beiden Wärmeintensitäten constant, welche bei zwei  Analysator- 
stellungen erhalten werden, die um einen rechten Winkel von einander 
abstehen; z. B. ist die Würme, welche bei dem Nicolhauptschnitt auf 0° 
hindurehgelassen wird, zusammen mit derjenigen, die bei dem Hauptschnitt 
auf 90° hindurchgeht, gleich der Intensität des Durchlasses bei der Ein- 
stellung des Hauptschnitts auf 229, plus derjenigen bei 11295 u. s. w. 
Diesem Resultat der Beobachtung entspricht die Eigenthümlichkeit der Fuss- 
punktscurve der Ellipse, wonach die Summe der Quadrate je zweier senkrecht 
auf einander stehender radii vectores constant ist. (S. 6 u. 7, S. 21 u. 22.) 

Der absolute Werth dieser constanten Summe der Wärme- 
Intensitäten für zwei auf einander rechtwinkelige Analysator-Einstellungen 
oder der Quadrate der zu einander rechtwinkeligen radii vectores der Fuss- 
punktseurve nimmt, wenn zwar nicht proportional, mit dem von 0° bis 90° 
wachsenden Einfallswinkel zu. Derselbe stellt die von einem Metall bei 
gegebenem Einfallswinkel reflectirte Gesammtwärme dar. (S. 21, 22.) 

6. Die Nothwendigkeit der Drehung der Schwingung bei diesem 


Incidenzwechsel ist durch eine besondere Erläuterung nachgewiesen. (S. 23, 24.) 


538 Dr. Hermann Knoblauch. (p 54) 


D 


7. Die minimale Excentrieitàt der Schwingungsellipse und die senk- 
rechte Stellung ihrer langen Axe auf der Reflexionsebene sind die beiden 
charakteristischen Merkmale für den Polarisationswinkel der Metalle. 
(S. 9, 19. Es ist darin eine Methode gegeben, diesen Haupteinfallswinkel 
für die Wärme auf rein thermischem Wege zu finden und dieses neue 
Mittel empfiehlt sich zugleich, der Optik gegenüber, durch seine Empfind- 
lichkeit (S. 27, 28), indem es den seitherigen Beobachtungen wenigstens 
nicht gelungen war, den Polarisationswinkel der Metalle für das Lieht mit 
Hilfe einmaliger Reflexion zu bestimmen. Bei den 21, der Prüfung unter- 
worfenen Metallen ergeben sich folgende Polarisationswinkel Py 1): 

Für Messing 


„ Arsen 


OUI 

, Kadmium 

» Aluminiumbronze 

» Nickel 

ER lis 

„ Stahl 

2 5 Zinn 

C 4ival te 

» Wismuth 

, Aluminium 

E PISO lll! E 79.00 
EE E 7900 
DL Ee 
Me ER Uka ci a a a eege 79 00 
Pe MOS POU LOMA Oris N cco coal et 790 
a n n a 79 50 
E EE LU 
enn EA (ee Sie pid caque Fd ici 8050 
A ERTE Mag) 


(S. 25, 29 u. 30; 48. Tafel 1, 8 bis 22.) 


1) (Py bezeichnet den Polarisationswinkel für die mittleren Würmestrahlen. 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 55) 539 


8. Das Axenverhültniss der Ellipse für den betreffenden 
Polarisationswinkel, gegeben durch die Quadratwurzeln der Wärme- 
Intensitäten, deren eine bei horizontalem, die andere bei verticalem Haupt- 
schnitt des Analysators auftritt, findet sich bei den untersuchten Metallen: 


Messing a k ^ kb H a 4 5 z 4 d CS 1,00 
URDU ane EE re u PAT 
eut SE e ee Beet éi Lëck 
Phosphorbronze l:ljo4 
DNTUTIBIUIRDIORAG. Mire MEN, een AURRA TEE 
Silber . 1:18 
Magnesium udi d eos cto eg td lege ii! 
RN De Me EE a AN 
Kiemen, Seel TI 
Kadmium JEE 
Palladium i a a 121,80 
Platin osea bo Ee ah nl ir 
Spiegelmetall leise 
Zink SE 
FENDER ees en RE el 
Nickel 1:1,70 
Stahl ia 1,70 
ELE Wet ERLERNEN nel NEL E 27h 
Kobalt Ji Lon 
Wismuth . 1.591590 
Antimon Te oq 


32. ‘Tafel 23.) 


Messing bot hier die Eigenthümlichkeit, dass statt der Ellipse ein 
Kreis, an Stelle der elliptischen Polarisation bei dem Polarisationswinkel 
(9 — 1375) die circulare Polarisation sich zeigte. (S. 25.) 

Lineare Polarisation ursprünglich nieht polarisirter Wärme fand bei 
der Reflexion an keinem Metall statt. Kielen die Strahlen unter 45° linear 
polarisirt ein, so erhielt sich die lineare Schwingung nur bei kleineren, etwa 


35° nieht überschreitenden Einfallswinkeln bei einigen Metallen. Ist die lineare 


540 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 56) 


Sehwingung der Reflexionsebene gleiehgerichtet oder senkrecht darauf, so tritt 
auch bei den Metallen keine Aenderung derselben ein, sie bleibt natürlich linear. 

Wo der Vergleich der elliptischen Polarisation mit der linearen 
wiinschenswerth erschien, ist den Metallen ein sehwarzes Glas an die Seite 
gestellt worden. (S. 20 ff, S. 23 ff. Tafel 2.) 

Auch die nicht reflectirten Strahlen wurden der zu Grunde 
gelegten Untersuehungsmethode unterworfen. (S. 10.) 

9. Es hat sich kein Fall gezeigt, aus dem man hätte schliessen 
müssen, dass caeteris paribus die Metalle sieh etwa in dem Sinne unter- 
schieden, dass die einen, gemäss dem Einfluss der Reflexion, als rechts-, die 
anderen als linksdrehende zu bezeichnen wären. Vielmehr stimmen Erfahrung 
und Theorie darin überein, dass bei ursprünglich linearer Schwingung, deren 
Ebene unter — 459 gegen die Normale auf der Reflexionsebene, d. h. in dem 
vorliegenden Falle gegen die vertieale Drehungsaxe des Metallspiegels, ge- 
neigt ist, nach der Reflexion von den Metallen, und zwar unabhüngig von 
deren Natur, die Würmestrahlen links elliptisch; für das Azimuth zwischen 
der Sehwingungsebene und der Normale auf der Reflexionsebene + 45° da- 
gegen unter sonst gleichen Umständen rechts elliptisch polarisirt sind. 

An die Feststellung des Polarisationswinkels und der Excentrieität 
der Ellipse bei demselben knüpft sich die Gesetzmässigkeit der gesammten, 
auf Form und Stellung der Schwingung bezüglichen Erscheinung für alle 
möglichen Einfallswinkel von 0? bis 90° an. 

10. Der Uebergang von der, unter 45° gerichteten, linearen Sehwingung 
durch Ellipsen mit abnehmender Excentrieität bis zum geringsten Axenunter- 
schiede und die gleichzeitige Aufrichtung der langen Axe der Ellipse von 
459 bis zur senkrechten Stellung auf der horizontalen Reflexionsebene erfolgt 
bei gleicher minimaler Excentrieität desto schneller, je kleiner der 
Polarisationswinkel pw; der Uebergang aus dem geringsten Axenunterschiede 
durch sich streckende Ellipsen in die geradlinige Schwingung und die zugleich 
stattfindende Drehung der Ellipse von der verticalen Stellung in die von 
1359 vollzieht sich desto langsamer, je kleiner der Polarisationswinkel ist. 
(S. 34; 26, 21.) 

11. Bei gleichem Polarisationswinkel Pw zweier Metalle, aber 


verschiedener minimaler Excentrieität, ist bei allen Einfallswinkeln das Axen- 


Ueber die elliptische Polarisation der Wärmestrahlen etc. (p. 57) — 541 


verhältniss der Ellipse kleiner, wenn die bei dem Polarisationswinkel ge ein- 
tretende minimale Excentrieität eine geringere ist. (S. 37, 38, Taf. 24, 
25, 26; vergl. auch S. 39. Taf. 27. — Die Drehung von 45°: in 
die verticale Stellung der Ellipse (909) findet bei der Zunahme des Einfalls- 
winkels von 0° bis vw desto langsamer, die Drehung der Schwingung von 
909 bis 1359 bei dem Wachsen des Einfallswinkels iiber pw hinaus desto 
schneller statt, je geringer die minimale Excentrieität ist. (S. 35 bis 39.) 

13. Bei Aenderung des Kinfallswinkels um eine gleiche Anzahl von 
Graden und in gleichem Winkelabstande vor Erreichung und nach 
Ueberschreitung des Polarisationswinkels gw ist stets die Formänderung 
wie die Drehung der Schwingungsellipse bei den kleineren Ineidenzen weniger 
beträchtlich als bei den grösseren Einfallswinkeln. (S. 33 u. 34, 26 u. 27). 

13. Die besprochene Untersuchung war mit der Gesammtheit der 
Sonnenwärme angestellt worden, welche in das Experimentirzimmer eintrat 
und aus sichtbaren und unsichtbaren Strahlen der verschiedensten Brechbarkeit 
besteht. (S. 40 ff) Um das Verhalten verschiedenartiger Wärmestrahlen 
(„Wärmefarben“), den betreffenden Fragen gegenüber, kennen zu lernen, 
mussten dieselben von einander getrennt werden, was durch Einschaltung 
diathermaner Körper (z. B. farbiger Gläser) geschah, die verschiedene Wärme- 
strahlen auf ungleiche Weise hindurchlassen. So gruppenweise für sich 
untersucht, zeigte sich, dass verschiedene Wärmefarben an einem und 
demselben Metall besondere Polarisationswinkel haben und zwar, 
dass stärker gebrochenen Strahlen ein kleinerer Polarisations- 
winkel angehört als schwächer gebrochenen. (S. 40 bis 43). 

14. Die Polarisationswinkel der Metalle für die gesammten 
Wärmestrahlen sind sämmtlich grösser als die an dem gleichen 
Metalle für die Lichtstrahlen bisher gefundenen. (S. 44.) 

Um, bei der Abweichung der von verschiedenen Beobachtern optisch 
gewonnenen Resultate von einander, zu sichereren Werthen hinsichtlich der 
vorliegenden, thermisch untersuchten Metallspiegel zu gelangen, wurde der 
Polarisationswinkel derselben für die Lichtstrahlen mittlerer 
Brechbarkeit (die gelben) auf ausschliesslich optischem Wege ermittelt. 

15. Das Verfahren ist neu und gründet sich auf eine Beobachtung an 
dem Babinet’schen Compensator (S. 45 ff). Stellt man dessen Polarisator 


Nova Acta L. Nr. 6. 70 


543 Dr. Hermann Knoblauch. (p. 58) 


auf 459 und lässt die durch denselben hindurchgegangenen z. B. gelben 


Lichtstrahlen auf einen, um eine verticale Axe drehbaren, Metallspiegel 
zunächst normal (unter 09) auffallen, so erblickt man beim Hindurchsehen 
dureh die Babinet'schen Berekrystallkeile und den dann folgenden, ebenfalls 
auf 45" gestellten, Analysator verticale dunkle Streifen an bestimmten Stellen 
des Sehfeldes. Lässt man nun dureh Drehen des Metallspiegels den Kinfalls- 
winkel von 0° bis zum optischen Polarisationswinkel 71) wachsen, so ver- 
schieben sieh die Streifen um den vierten Theil ihres Abstandes von einander. 
Sie rücken um ebenso viel weiter, wenn der Einfallswinkel von 9, bis 90° 
vergrössert wird. Das Maass dieser Verschiebung liefert also den gewünschten 


Polarisationswinkel für die mittleren Lichtstrahlen. 
Die Beobachtung ergab Po: 


Fir Aluminiumbronze: lien «selene. ie Ba 
Sos SUDO, pd liter qeodasbulebarcs ja Droo 
PhospiprbronZes suradir? reia cans 109100 


MesgID etes c eege Gereke, 0 D dg 
> A 


» 
iON us fmc i geteilt 66/50 
» Silber . - . , . i ` . . . $ 66 50 
Magnesium. nosek temia vods dubius 
e Aluminium. 4579 iol addio an chos. o0 0:50 
Point ZAIN ee Do d 0060 
r Kadmiumi "indie re Auen dco. 
vu Neusilber j sao EE 
5. NickelkouwW- aalt, osi mien kd re 
ves Palladium: ns nun d 248 4400095 Duet Ü go 
p CAZSODA i uhren qure is Leben édodllog 


» Splegelmetall 
„ Stahl 

„ Kobalt 

» Wismuth 


sw selatim 


1) Durch qp, ist der Polarisationswinkel für die mittleren optischen Strahlen bezeichnet. 


Ueber die elliptische Polarisation der 


Für Zink 


Antimon 


” 


(S. 47.) 9 


16. 


Da diese Winkel, welche sich 


PRI 
í 4 0 
Non 


` . 16.55 


auf Strahlen mittlerer Brechbarkeit 


beziehen, ausnahmslos kleiner als die für die Wärmestrahlen (S. 54) gefundenen 


Polarisationswinkel sind, 


deren Maximum nach bekannter Vertheilung im 


Somenspectrum in den dunkeln Raum jenseits des Roth füllt, also vorzugs- 


geringe 


EN 


auf die 


weise eine sehr 
diese Ergebnisse 


(S. 41. 
17. Entnimmt man 
der beziiglichen Strahlen, 


coefficienten ny (für die 


mittleren Lichtstrahlen) 

Metalle. Die Differenz: 
Zink 
Arsen 


Messing 
Kadmium 
Stahl 
Wismuth 
Nickel 
Gold 
Zinn 
Kobalt 
Silber 


Palladium 


Brechbarkeit 


voraussetzen lassen, so 


wird durch 


anomale Dispersion der Metalle hingewiesen. 


aus dem Polarisationswinkel das Brechungsverhältniss 


so erhält man in dem Unterschiede der Brechungs- 


durchschnittlichen Wärmestrahlen) und nm, (für die 


einen 


Anhalt 


für 


ny—n, beträgt beim 


1 3024 
1,183 
n 1,185 


1,340 


(uou 2520 


die Farbenzerstreuung der 


1) Das Verfahren, nach welchem diese optischen Polarisationswinkel Pp gefunden sind, 


nimmt nur eine 


fachheit, welcher oben (S. 


Pw hervorgehoben ist. 


einmalige Reflexion 


von 


Zurückwerfung nicht vorangestellt werden. 


den 


54) auch bei der Bestimmung des thermischen Pola: 


Metallen in Anspruch, ein Vor 


der 


ationswinkels 


theil Ein- 


In Betreff der Genauigkeit soll dasselbe der Methode einer mehrmaligen 


Dr. Hermann Knoblauch. (p. 60) 


Aluminiumbronze . 
Neusilber 
Aluminium 

Platin 

Magnesium 
Spiegelmetall 
Phosphorbronze 
Antimon 

Kupfer . 


Beriicksichtigt man, dass der Abstand von den 


Strahlen etwa dem von den ultrarothen 


ou 


c 
2,367 


P 
3,000 
3,028 


3,251 


gelben bis zu den 
bis zu den gelben 
eleichkommt, so gewinnt man durch Verdoppelung der Brechungsdifferenzen 


ny— n, ein Bild der gesammten thermisch -optischen Farbenzerstreuung der 


| | | 
Nova Acta Acad. CLOG Vat. Cur: VoL. L. ain - e i 


Tab. XVIII. 

i : i j | 

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Einfallswinkd ; 15° 40° 50? 60? 70? 7275 = ida m 502 | Ld | 

Aluminium. | 

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Her 


Fulspunktscurve der Ellipse. 


1885. 


Zi, 9. 


Schwingungs - Ellipse. 


LORENSA 


H. Knoblauch del. 


H. Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Taf 1. 


— — 


Tab. XIX. 


Nova Acta Acad. C. L.C. G. Nat. Cur Vol. L. 


Jn. der Masse schwarzes Glas. 


Fig. Ih 


Fulspunktscurre der Schwingung. 


Einfallswinkel: 


50° 


60° 


270° 


1881. kinfallswinkel: 
Eros | S | : 
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EX | N N s NR 
EN | $3 | = Ds P4 
S | 5 
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Fig. 2. 
Schwingung. joules Ze à T Lr i d 
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P p / | E | 4 
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i ; d 4 110757] N % n5° 7 186,55 SN 
Reflexionsebene horizontal. 
Lith Anstv.J.G.Bach, Leipzig 


H Knoblauch del 


A Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tal?. 


(Vergleich. mit Glas.) 


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Nova Acta Acad. C L.C 6G. Nat. Cur VoL. L. TON Tab. XXI. 
Einfallswinkel: 15° 40° 50° 60° 10? 15° 76295 1725 79° $0? 85? 
Arsen. © ^ x X 
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Fulspunktscurve der Ellipse. ^, 

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Fig. 
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Sch wingungs -Ellipse. | Er 
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H Knoblauch: Klliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tak ^. 


ten qm 
Nova Acta Acad. C L.C 6. Nat. Cur. Vol. L. PEN MC nn 
Einfallswinkel: 15° 40° 50° 60° 70^ 7295 SE 7255 
Antimon. SEN M MERE. 
A S = 
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29 SS? N 
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Fig.1. \ \ 
\ \ 
Fulspunktscurve der Ellipse. 270° 
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1:6,00 ^ 1:5,80 
188%. Einfallswinkel: 
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Fig.2. P. | 
Schwingungs -Elipse. — — — 
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A E 
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Ca à | N 
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H Knoblauch del. 


IL. Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Taf 5. 


Lith Anst.v.J.G Bach, Leipzig. 


Nova Acta Acad. C L.C. 6. Yat. Cur Vol. L. 


ees 


Tab OU 


Gold. 


Fig.1. 


Fulspunktscurve der Ellipse: 


1882. 


Fig.2. 


Schwingungs-Ellipse. 


270° 


Einfallswinkel: 


40? 


50? 


70° 


93 
S 220 D 
76/25 7/55 


Kinfallswinkel: 


H. Knoblauch del. 


Lith. Anst.v. J.G.Bach, Leipzig 


H Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tat 6. 


Nova Acta Acad. C L.C. 6. Yat. Gr: Vot. L. ER Ee A Jab. XXIV. | 
| Finfaliswinkel: 15° 40° 50° 
| Së? 


Kadmium. P 


85° i 


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Fig. (E | i 
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Fulspunktscurve der Ellipse. 2102 — 
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| 1882. Kintallswinkel : 
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Schwingungs - Ellipse. 


= — Se — E = EE SE — = = == —— — — — SS Lith Anst o J.GBach, Leipzig 
H.Knoblaueh del 4 ] c pzig 


H Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Taf 7. 


Nova Acta Acad. C L.C. 6. Nat. Cur. Vol. L. i 
Einfallswinkel: i 40° 50° 60° = 2 Tab. XXV. 
Aluminiumbronze. Bg 
Fig.t. 
Fulspunktseurve der Ellipse. 
Ba 
1885. Einfallswinkel: 
AX 
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SS 
‘Ss S 
Fig. 2. 
Schwingungs - Ellipse. 
p 
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SE 
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48°, P Kä A 1 | 
H.Knoblauch del. 
: Lith.Ansty.J.GBach, Leipzig 


H Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Taf 8. 


Tab. XXVI. 


Nova Acta Acad. CL Ce Nat. Cur Vol.L. 


Nickel. 


Fig.1. 


Fulspunktscurve der Ellipse. 


Kintallswinkel: 


60° 70° 


os 


85° 


H. Knoblauch del 


1884. Fintallswinkel : 15° 
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Fig.2. 
Schwingungs -Ellipse: - — 
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E Së 4507 L 6125 = M NI m NJ 


H Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Taf 2 


Lith Anstv.J.G.Bach, Leipzig 


Tab. XXVII. 


Nova Acta Acad. C L.C 6. Yat. Cur. Voll. 


85? 


79% 


60° 70° 7825 


Jo? 


40° 


Eintallswinkel: 


We 


78° 


ER 


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70? 


60? 


Silber. 


11295 


Fig.1. 


?109.— 
a 


Fulspunktscurve der Ellipse. 


30° 


180? 
15% 


Einfallswinkel: 


1881. 


P 


kr aO dE c 1 


Fig. 2. 


ith.Anst.v.J.G.Bach, Leipzig. 


t 


T 
i 


Schwingungs - Ellipse. 


H.Knoblauch del 


durch Metalle. Taf 10. 


arme c 


H Knoblauch: Elliplische Polarisation der H 


Nova Acta Acad. C L.C. 6. Nat.Cur. Vol. L. CS 
Einfallswinkel: 702 40° Sd 60? 709 7025 750 ns 85^ 
Stahl. - 
292/5/. 6175 
Fig.1. | 
Fulspunktscurve der Ellipse. 270? 90° 
2 112,95 
SEH 1:9, 25 aS | 
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1881. Einfallswinkel: E | 
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H.Knoblauch del. 


Lith.Anst.v. J.G.Bach, Leipzig. 


H Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tak 11. 


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Link. 


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270° 


Fulspunktscurve der Ellipse. 


infaliswinkel: 


H 
Vi 


A 


1880. 


Se. 


FigR 
Schwingungs-Ellip 


H Knoblauch del 


H Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tak 13. 


m 


Tab XXXI. 


Nova Acta Acad. C. L.C. G. Net. Cur Vol. L. 


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HH. Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tat 14. 


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H Knoblauch: klliplische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tak 16. 


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Nova Acta Acad. CL.CGNat.Car Vol.L. 


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durch Metalle. Tak 17. 


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H Knoblauch: Elliptische Polarisation der W 


Jab. XXXV. 


Nova Acta Acad. C. L.C. G. Yat. Cur. Volt. 


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Fig.1. 
Fulspunktscurve der Ellipse. — Jonge 
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H Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tak 18. 


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Nova Acta Acad. CL.CG.Nat.Cur Vol. L. - NOLENS 
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Einfallswinkel: 15° 40° 50° 60° 109 72/5 DC 1195 79 80 | 
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H. Knoblagıch del | 


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H. Knoblauch: Elliplische Polarisation derWärme durch Metalle. Tat 19 


Tab XXXVI. 


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Nova Acta Acad. C L.C. G. Nat. Cur Vol.l. 


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H. Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Taf 20 


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H Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. 1af 2f. 


Nova Acta Acad. C. L.C.G. Ant Card. L. i E E — — 


Tab. XXXIX. 


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H. Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Taf 22. 


Nova Acta Acad. C. L.C. 6 Nat. Cur Vot. L. Tab. AL. 
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A Knoblauch: Klliplische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tat 25. 


Lith. Anst v J.G. Bach, Leipzig 
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Nova Acta Acad. C L.C. 6. Nat. Cur. Vol. L. 


Tab. XLI. 


Metalle mit gleichem 


Polarisationswinkel: 
fu 16225 


Arsen. 


Fig. 


Fig. P. 


Schwingungs-Ellipse. 


Gold. 


Fig.l. 


| Fulspunktscurve der Ellipse. 


Fig 2. 


Schwingungs-kllipse. 


Fulspunktscurve der Ellipse. 


Einfallswinkel: 


780 


kinfallswinkel: 


76/725 755 85° 


H. Knoblauch del 


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A Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tat 28. 


Nova Acta Acad. C L.C. Nat. Cur Vol. L. 


` 


Tab XLII. 


Metalle mit gleichem 


Kig.t. 


Polarisationswinkel: Einfallswinkel: 
7725 
Stahl. 


Fulspunktscurve der Ellipse. 


Fig.2. 


Sch wingungs-Ellipse. 


kinfallswinkel: 


Aluminiumbronze. 


Fig.l. 


Fußspunktscurve der Ellipse. 


Fig.2. 


‚Schwingungs-Ellipse. 


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60° 


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IH. Knoblauch: 


Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tat 23. 


Nova Acta Acad. C L.C t. Wat. Cur. Vol.L. 


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Metalle mit gleichem 


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Polarisationswinkel: kinfallswinkel: 15° 

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| | Kobalt. 


| | Fig. 


| Fußspunktscurve der Ellipse. 


Fig. 2. 


Schwingungs-Ellipse. 


kinlallswinkel: r2 o 


| Phosphorbronze. 


| Fig.l. 


Fußspunktscurve der Ellipse. 


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| 1:488 1:3416 
| 
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Fig. 2. 


Schwingungs-Ellipse. 


H.Knoblauch del 


Lith.Anst.v. J.G.Baeh Leipz 


di 


H. Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Tat 26. 


Nova Acta Acad. CLC Nat.Cur. Vol. L. a Tab XLIV. 


Metalle mit verschiedenem | 
Polarisationswinkel: Einfallswinkel: 130 "0? 50° 60? 70? 
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Antimon. 


Fig, 


Fulspunktscurve der Ellipse. 


1:2,70 


Fig.2. 


Schwingungs-Ellipse. 


| go Einfallswinkel: 15° 
| fw- 13°% | 
| Messing. 
| Fig.1. 
Fulspunktscurve der Ellipse. 
1:1,00 


1:9,00 


Fig.2. 


Schwingungs-kllipse. 


H. Knoblauch: Elliptische Polarisation der Wärme durch Metalle. Taf 27. 


Folgende von der Akademie lierausgegebene Bände der NOVA ACTA sind 
durch die Buchhandlung von Wilh. Engelmann in Leipzig zu beziehen: 
IN SMXC IC Qo ME e MEM SIME uot oc 2 oc ENIMS. EE 

d a usur SM. PME, SEE LL Oe Rp a CM 1886. 4°. 
BRAUN IL. a E NC 1885. 40°. 
N ce MC E 1884. 40, 

XLV E o usc cad, TIU WC ME aa ee 1884. 

XLIV Dd oper SM PE NC dA. EE E M , 1883. 

NDS UR UC pale. EE d 1882. 

NEU uL ui EP VP E i 1881. 

SVE Ce qu SN EUR Oe c o NOT PIT MERE 1880. 

e dese occ v LL MEM NU AEN EN 1879. 

e o ep AIR S C NR MEME ET ero E 1878. 

cm GaP E deca QU NOUS 1877. 

BERN LIKE or wA ace MEME IS. eg 1876. 

SUD us fus tero IE TERMI I IS os lad 

E ER AC D 1873. 

paso M Va MM X o. CAO ACA EY fe 30r QNO 1870. 

Eet JOUEURS A oi aa Oe t cy d > 1868. 

XXXIII A : GERA he " 1867. 

XXXII D. é COIN Abth. 

XXXII P. SIN: Abth. 

XXXI BUS LAS ee. : 1864. 

XXX i WE Si E Uo N 1864 

XXIX Re HEN Cu s 6. ‚Jena. 1802, 

XXVIII : MO ud rus e 

XXVII UICE ES S 15 s cs KE 

XXVI P. € 5 XVIIL Abit. Breslau und Bonn 1858. 

POMI SP, B XVI Abth: 1) ; 1857. 

XX IR. Abth. 1856. 

XXV P] VIE Abth. 1855. 

XXIV Spl.. H: Spl.) 1854. 

SERIV «PD, VI. Abth. j 1854. 

ARIN P XVI Abth. ` 1854. 

XXII Spl. = XM Spl.) 1856. 

XXII P. " Abt, 1852. 

XXIII. P e A bth: 1851. 

XXII Spl... ^ XIV Spb) 1852. 

XXII P IV. Abth. 2 1850. 

AXI OBS. (= j Y Abth. 1) 1847. 

XXI Sph Gs , $ Spl.) 1846. 

Abth. 2 1845. 
Abth. j 1845. 
-Abth. 1844. 
SAV. 1) 1843. 
; 1841. 
1843. 
s : 1842. 
Abth. 1) , 1839. 
Spl. 2) 1841. 
Spl. 1) i i RAL 
cO A bth. 1838. 
Abth. 1) 1836. 
IX cie" Spl.) 1836. 
IX Abth. 2 1835. 
IN "e Abth. 1 (835. 49. AER ae d 
Vill Spl.) 1834. 4°. [vergriffen.] 
VII Abth. 1833. “Aten 
Vill ` Abth. 1832. 49. DET, 
VI Spl.) 1831. 40. [vergriffen.] 
VIE. Abth. 2 1831. 40, 
“er Abt. 1)... =. 1831. 49. 
Eu Spl.) ETE ordo dide 1829. 4°. [vergriffen.] - 
Ath. E p 1829. i , 
buc See ot ce agate 274828. 40, 
Abth. cdi IBBT. 0. 
‚Abth. RR E 1826. 
pes... 1825. 
Abth. EM o Rs 1824. 
— Abth. NT TR ARTS 1823. 
Abth. EE orm 1823. 
AMD 23) re Na 1821. 
E tou 1820.00 
AQ Erlangen 1818. 49. [vergriffen. |