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Full text of "Molluskenfauna von Schlesien"

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| Molluskenfauna 
| Schlesien. 


3 
Von 


| E. Mierkel, 


- Lehrer am Realgymnasium zum heiligen Geist 
: in Breslau. 
Herausgegeben mit Unterstützung der Schlesischen Gesellschaft 
für vaterländische Kultur. 
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Breslau 1894, 
J. U. Kern’s Verlag 
(Max Müller). 

















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Molluskenfauna 


Schlesien. 


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Molluskenfauna 


von 


Schlesien. 


Von 


E. Merkel, 


Lehrer am Realgymnasium zum heiligen Geist 
in Breslau. 


Herausgegeben mit Unterstützung der Schlesischen Gesellschaft 
für vaterländische Kultur. 


Breslau 1894. 
J. U. Kern’s Verlag 
(Max Müller), 









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Vorwort. 


M eine vieljährige Beschäftigung mit dem Studium der Mollusken, 
speciell der schlesischen Schneeken und Muscheln, sowie der 
Mangel eines geeigneten Hilfsmittels zur Bestimmung der schle- 
sischen Arten haben mich veranlasst, meine Beobachtungen über 
Vorkommen und Verbreitung der letzteren, unter Benutzung und 
teilweiser Prüfung früherer Beobachtungen, für diejenigen schrift- 
lich niederzulegen, welche diesem Zweige unserer heimatlichen 
Fauna Interesse entgegenbringen. Dass diese faunistische Arbeit 
noch nicht die Vollständigkeit besitzt, welche auf anderen 
Gebieten der Naturwissenschaften teilweise erreicht worden ist, 
kann bei der verhältnismässig geringen Zahl von Mitarbeitern 
nicht befremden. Um nun die Anregung zur Teilnahme an diesen 
Bestrebungen in weitere Kreise zu tragen, und um Freunden 
der Zoologie das Studium auch dieses Zweiges derselben nach 
Kräften zu erleichtern, habe ich mich nicht mit der einfachen 
Aufzählung der schlesischen Arten und ihrer Fundorte begnügt, 
sondern eine möglichst sorgfältige Beschreibung derselben, zu- 
meist nach selbst gesammelten, schlesischen Exemplaren, hinzu- 
gefügt. Die beigegebenen Bestimmungstabellen und die bei der 
Beschreibung der meisten Arten am Schlusse gegebenen Bemer- 
kungen dürften auch den Ungeübten bald in den Stand setzen, 
das von ihm gesammelte Material selbst zu bestimmen und Fehl- 
_ griffe dabei möglichst zu vermeiden. Überdies erklärt sich der 
Verfasser zu mündlichen oder schriftlichen Antworten auf dies- 
bezügliche Anfragen gern bereit, wird aber auch Mitteilungen 


VI Vorwort. 


über bisher unbekannte Vorkommnisse aus der schlesischen 
Molluskenfauna jederzeit mit grossem Danke entgegennehmen. 

Wenn auch nicht zu verkennen ist, dass Abbildungen dem 
Anfänger das Erkennen der Gattungen und teilweise auch der 
Arten erleichtern, so darf doch auch nicht übersehen werden, 
dass gerade bei den schwierigsten Bestimmungen (z. B. der 
Clausilien, sowie der kleinsten Schnecken- und Muschelarten) 
Abbildungen keineswegs immer vor Irrtümern bewahren. Die 
wissenschaftliche Bestimmung eines Naturgegenstandes, welche 
sich auf eine eingehende Beschreibung desselben und den Ver- 
sleich mit den nächst verwandten Arten stützt, ist viel mehr 
geeignet, eine gediegene Kenntnis und wissenschaftliche Genauig- 
keit zu fördern, als die mehr oder weniger oberflächliche Be- 
stimmung durch den Vergleich mit Abbildungen, die selbst bei 
wahrhaft künstlerischer Ausführung die wirklich charakteristischen 
Unterschiede nicht immer wiederzugeben vermögen. Vorzugs- 
weise aus diesem Grunde habe ich auf die Beigabe von Abbil- 
dungen verzichtet. 

Zum Schluss spreche ich Herrn Professor Dr. Boettger in 
Frankfurt a. M., welchem ich nicht nur mannigfache Anregung 
und Belehrung, sondern auch die liebenswürdigste Unterstützung 
zur Förderung meiner Arbeit verdanke, meinen wärmsten Dank 
aus. Desgleichen bin ich der Schlesischen Gesellschaft für vater- 
ländische Kultur, durch deren Unterstützung die Herausgabe 
meiner Arbeit ermöglicht wurde, zu grossem Danke verpflichtet. 


Breslau im März 1894. 


Der Verfasser. 





II. 


IV. 


Inhalts-Übersieht. 


. Einleitung. Mitteilungen über die allmähliche Ent- 


wieklung der Kenntnis unserer Fauna . 


. Systematisches Verzeichnis der in Schlesien a 


menden Weichtiere 
Beschreibung der Mollnsken 
Die Weichtiere. Malacozoa 
A. Die Schnecken. Cephalophora 
1. Äusserer Bau der Schnecken . 
2. Das Gehäuse der Schnecken . 
3. Innerer Bau der Schnecken 
4. Tabelle zur Bestimmung der en 
5. Beschreibung der Arten 
B. Die Muscheln. Acephala 
1. Äusserer Bau der Muscheln 
2. Innerer Bau der Muscheln 
3. Tabelle zur Bestimmung der en 
4. Beschreibung der Arten 
Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und elienet 
der Weichtiere 


. Rückblick in die en Fer ee 


mit besonderer Berücksichtigung der schlesischen Ver- 

hältnisse . 
Ba erabelinskon Fb Binkohlanzeit je mittler en 
und oberen Jura, der Kreide; Senon in Nieder- 
schlesien. — Tertiärzeit: Eocän, Oligocän, Miocän, 
Plioeän. — Diluvialgebilde. Drifttheorie. Inland- 
eistheorie.. Pleistocän. Präglaciale Schichten. 
Eiszeit in Schlesien. Einwanderung nordischer 
Arten. Reliktenfauna und Reliktenflora in Nord- 
deutschland. Bodengestaltung des norddeutschen 
Flachlandes durch die Eiszeit. Der Löss. Steppen- 
fauna Norddeutschlands. Waldperiode der post- 
glaeialen Zeit. Thüringische und schlesische, 
pleistocäne Kalktuffbildungen. Zeit der Kultur- 
steppe. 


Seite- 

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14— 243 
14 
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21 — 26 
26— 28 
29—196 
197— 243 
197—199 
199— 203 
203 
204— 243 
244— 254 


vıll 


Bemerkung. 
Die Fundortsangaben sind der Lage der Gebietsteile entsprechend 
geordnet. Hierbei wurden folgende Abkürzungen angewendet: 
A. — Altvatergebirge oder mährisches Gesenke, (Südöstlicher Flügel 
der Sudeten.) 


6. — Glatzer Gebirge. (Gebirgsviereck am Oberlaufe der Glatzer 
Neisse.) 

Z. — Zobtengebirge. (Den Glatzer Gebirgen nach Norden vorgelagert.) 

W. = Waldenburger oder Hochwaldgebirge. (Zwischen der oberen 


Weistritz und dem Bober.) 


B. = Bober-Katzbachgebirge. (Dem Riesengebirge nach Norden 
vorgelagert.) 

R. —= Riesengebirge. (Vom Bober bis zum Zacken.) 

I. = Isergebirge. (Vom Zacken bis zur Lausitzer Neisse.) 

L. —= Lausitzer Gebirge. (Von der Lausitzer Neisse bis zur Elbe.) 

P. = Polnisch -schlesischer Landrücken. (Höhenzüge der rechten 
Oderseite.) 

E. = Ebene. (Abdachung zwischen den Sudeten und dem polnischen 


Landrücken.) 


Einleitung. 


en Jahre 1603 schrieb Caspar Schwenkfeld, Arzt in Hirsch- 
berg und Warmbrunn, eine schlesische Naturgeschichte der drei 
Reiche, deren zoologischer Teil (Theriotropheum Silesiae) auch 
eine kleine Zahl von Schnecken und Muscheln und zwar unter 
den Reptilien und Fischen mit aufführt, von denen einige Arten, 
insbesondere die Weinbergschnecke, die Malermuschel und Fluss- 
perlenmuschel nach der beigegebenen Beschreibung sicher erkannt 
werden können. Zwei Jahrhunderte lang ist in der Kenntnis 
der einheimischen Mollusken nicht der geringste Fortschritt zu 
verzeichnen. Erst im Jahre 1506 erschien unter dem Titel Fauna 
silesiaca prodromus von Weigel ein kleines Verzeichnis schle- 
sischer Mollusken, welches auch im „Naturfreund von Endler und 
Scholtz, Beiträge zur schlesischen Naturgeschichte, Breslau 1809“ 
abgedruckt worden ist, dessen Mitteilungen jedoch augenschein- 
lich mehr auf Vermutung als auf eigener Forschung beruhen und 
daher als ziemlich wertlos bezeichnet werden müssen. Viel 
wichtiger erscheint der erste, auf eigene Beobachtung gegründete 
Versuch, den Umrissen der schlesischen Molluskenfauna feste 
Gestalt zu geben. Es ist dies die Naturgeschichte schlesisch- 
lausitzischer Land- und Wassermollusken von Johann Gott- 
fried Neumann, Separatabdruck aus dem neuen lausitzischen 
Magazin, 1832 und 1833, in welcher 89 Arten der schlesischen 
Mollusken aufgezählt und beschrieben wurden. Einen noch be- 
deutenderen Fortschritt stellt jedoch die nur 10 Jahre später er- 
schienene Schrift eines Breslauer Arztes dar: „Schlesiens Land- 
und Wassermollusken, systematisch geordnet und beschrieben von 
H. Scholtz.“ In einer zweiten unveränderten Auflage derselben 
vom Jahre 1852, welcher ein Supplement von 16 Druckseiten 
beigegeben wurde, zählt Scholtz schon 146 Arten auf, die sich 
Merkel, Mollusken. 1 


2 Einleitung. 


allerdings bei kritischer Durchsicht, den neueren Auffassungen 
entsprechend, auf 130 Arten zurückführen lassen'). Dankens- 
werte Beiträge zur Erforschung der schlesichen Fauna, speziell 
der preussischen Oberlausitz lieferten ferner AR. Peck in Görlitz ?), 
0. v. Moellendorff*), Hermann Jordan?) und in neuester Zeit 
Otto Wohlberedt?’). 

Ein wichtiges Stadium in der Geschichte der Erforschung 
der schlesischen Fauna bildet die im Jahre 1874 in Berlin im 
Nieolaischen Verlage erschienene Broschüre von Dr. Reinhardt 
„Über die Molluskenfauna der Sudeten“, durch welche die 
Kenntnis der schlesischen Fauna wesentlich bereichert wurde. 
Kleinere Beiträge zur Litteratur des in Rede stehenden Gebietes 
lieferten Rohrmann®), Goldfuss’) und Thamm?*). Herr Rech- 
nungsrat Jetschin in Patschkau erweiterte die Kenntnis unserer 
Fauna sehr erheblich, sowohl durch neue Fundorte schon be- 
kannter, als auch durch die Entdeckung mehrerer für unser 
Gebiet neuer Arten. Auch durch die Bemühungen der Herren 
Frank, früher Rittergutsbesitzer in Mittel-Stradam, Regierungs- 
landmesser @rundey und Lehrer Thamm in Breslau fand der 
Verfasser der vorliegenden Fauna erfolgreiche Unterstützung, 
indem ihm die Lokalfaunen einzelner schlesischer Gebiete zur 
Bestimmung und weiteren Benutzung freundlichst mitgeteilt 
wurden, wofür den genannten Herren hierdurch der wärmste 
Dank ausgesprochen wird. 

Auf Grund der Zusammenstellung aller durch die genannten 
Arbeiten gewonnenen Resultate in Verbindung mit meinen 
eigenen, langjährigen, auf zahlreichen Exeursionen nach sehr 
verschiedenen Punkten des Gebietes gemachten Beobachtungen 
habe ich in der vorliegenden Arbeit den Versuch gewagt, 
ein unserer gegenwärtigen Kenntnis entsprechendes, möglichst 


!) Siehe meine Abhandlung: „Die Kenntnis d. Moll.-Fauna Schlesiens“. 
Jahrbuch der Deutschen Mal. Ges. XI, 1884, pag. 267—275. 

?) Abhandl. d. naturf. Ges. z. Görlitz, Band IX, 1856, pag. 196—202, 
ferner Band XII, 1865, pag. 206 u. 126—130. 

3) Dieselben Abhandl. Bd. XIV, 1871, pag. 68. 

*) Jahrbuch d. Deutschen Mal. Ges., 1879. pag. 304 ff. 

5) Abhandl. d. naturf. Ges. zu Görlitz, Bd. XX. 

6) Nachrichtsblatt d. Deutschen Mal. Ges. 1870, pag. 172. 

7) Nachrichtsblatt d. Deutschen Mal. Ges. 1883, pag. 33, 34: „Beiträge 
z. Mollusken-Fauna Öberschlesiens. 

8) D. Molluskenfauna v. Bad Landeck, Nachrichtblatt 1886, pag. 149. 





Einleitung. 3 


genaues Bild der einheimischen Molluskenfauna zu entwerfen. 
Das dabei behandelte Gebiet beschränkt sich im wesentlichen 
auf die Provinz Schlesien, ohne sich jedoch an deren politische 
Grenzen fest zu binden. Es findet seine natürliche Begrenzung 
in dem Sudetengebirge einerseits und dem schlesisch-polnischen 
Landrücken andererseits. Das mährische Gesenke oder Altvater- 
gebirge, ein an Arten reicher Teil des Sudetengebirges, liegt fast 
vollständig ausserhalb der preusisschen Grenzen, dennoch würde 
die Zahl der speziell schlesischen Mollusken durch seine Aus- 
schliessung ebensowenig vermindert werden, als sie durch die 
Aufnahme der im Riesengebirge südlich der böhmischen Grenze 
vorkommenden Arten vermehrt worden ist. In die Gebiete der 
Provinzen Brandenburg und Posen geht das schlesische ohne 
natürliche Grenzen über und stimmt im wesentlichen in Bezug 
auf die Fauna der Ebene mit ihnen überein, doeh erscheint das 
Gebiet der Mark Brandenburg durch einige, teils seltene Arten 
bevorzugt'), während ihm natürlich diejenigen Arten fehlen, 
welche dem Gebirge eigentümlick sind. Die Zahl der im ganzen 
schlesischen Gebiete vorkommenden Arten bezittert sich nach 
der gegenwärtigen Kenntnis auf 164, nämlich 140 Schnecken und 
24 Muscheln. Die folgende Liste giebt das Bild des gegen- 
wärtigen Standes der Kenntnis unserer schlesischen Mollusken- 
fauna in systematischer Übersicht. 


!) Reinhardt, Verzeichnis der Weichtiere der Provinz Brandenburg, Fest- 
schrift z. 59. Vers. deutscher Naturforscher und Ärzte zu Berlin, 1886. 


1* 


4 Systematisches Verzeichnis etc. 


Systematisches Verzeichnis der in Schlesien vorkommenden Weichtiere. 
Mollusca Cuvier. 
A. Classe Gastropoda Cuvier. 
Bauchfüsser, Schnecken. 
I. Ordnung: Pulmonata Cuvier, Lungenschnecken 
(Inoperculata, Deckellose). 


1. Unterordnung: Stylommatophora. A. Schmidt. 
Landschnecken. 





aa. Agnatha Mörch. (Kiefer fehlt vollständig). 


1. Familie Testacellidae. 
l. Gattung Daudebardia Hartmann. Raubschnecke. 


1. D. rufa Ferussac. 
2. D. brevipes Fer. 
bb. Oxygnatha Mörch. (Kiefer glatt, mit einem mittleren, spitzen 
Vorsprung). 
2. Familie Limacidae. 
2. Gattung Amalia Moquwin-Tandon. Kielschnecke. 
3. A. marginata Draparnanud. 
3. Gattung Limax Müller. Egelschnecke. 
4. L. laevis Müller. 
5. L. agrestis Zinne. Ackerschnecke. 
6. L. maximus Zinne. 
var. cinereo-niger Wolff. 
var. einereus Lister. 
var. unicolor Heynemann. 
. tenellus Nilsson. 
. schwabi Frauenfeld. } 
. variegatus Draparnand. 
. arborum Bouche-Cantraine. 


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3. Familie Vitrinidae. 
4. Gattung Vitrina Draparnaud. Glasschnecke. 
11. V. pellueida Müller. 
12. V. diaphana Drap. und var. jetschini Westerlund. | 


Systematisches Verzeichnis etc. {9} 


13. V. kochi Andreae. 
14. V. elongata Drap. 
5. Gattung Hyalina Förussac. Glanzsehnecke. 


15. H. glabra Studer. 

16. H. cellaria Müller. Kellerschnecke. 

17. H. alliaria Miller. Knoblauchschnecke. 

18. H. nitens Michaud. 

19. H. nitidula Draparnanud. 

20. H. pura Alder und var. viridula Menke. 

21. H. radiatula Gray und var. petronella Pfeiffer. 


6. Gattung Vitrea Fitzinger. Krystallschnecke. 
22. V. erystallina Müller (Hyal. subterranea Bourg.). 
23. V. contracta Westerlund (Hyal. erystallina Mill. 
nach Reinh.). 
24. V. subrimata Reinhardt. 
25. V. diaphana Studer. 
7. Gattung Conulus Fitzinger. Kegelchen. 
26. C. fulvus Müller. 
8. Gattung Zonitoides Lehmann. Dolchschnecke. 
27. Z. nitida Müller. 
ec. Aulacognatha Mörch. (Kiefer mit senkr. Rippen u. Furchen 
versehen) und Goniognatha M. (Gattung Patula Held) (Kiefer 
aus mehreren winkelig verbundenen Stücken bestehend). 


4. Familie Arionidae. 


9. Gattung Arion Förussac. Lyraschnecke. 
28. A. empiricorum Ferussac. 
29. A. subfuseus Draparnaud. 
30. A. hortensis Ferussac. 
31. A. bourguignati Mabille. 


5. Familie Helieidae. 


10. Gattung Patula Held. Schüsselschnecke. 
32. P. rupestris Draparnanud. 
33. P. pygmaea Draparnaud. 
34. P. ruderata Studer. 
35. P. rotundata Müller. 
36. P. solaria Menke. 
11. Gattung Helix Zinne. Pfeilschnecke. 
1. Gruppe Acanthinula beck. 
37. H. aculeata Mülier. 


u) 


10. 


1]. 


Systematisches Verzeichnis etc. 


. Gruppe Vallonia Kisso. 


38. H. pulchella Müller. 
39, H. eostata Müller. 


. Gruppe Trigonostoma Fitzinger. 


40. H. obvoluta Müller. 
41. H. holoseriea Studer. 


. Gruppe Triodopsis Kafinesque. 


42. H. personata Lamarck. 


. Gruppe Petasia Beck. 


43. H. bidens Chemnitz. 


. Gruppe Fruticicola Held. 
. Untergruppe Perforatella Schlüter. 


44. H. unidentata Draparnanud. 


. Untergruppe Trichia Hartmann. 


45. H. celessini Ulieny. 
46. H. rubiginosa Ziegler. 
47. H. hispida Linne. 
var. concinna Jeffr. 
var. septentrionalis Olessin. 
48. H. umbrosa Partsch. 


. Untergruppe Eulota Hartm. 


49. H. strigella Draparnand. 
50. H. fruticum Müller. 


. Untergruppe Monacha Hartmann. 


5l. H. incarnata Müller. 
52. H. carpatica Frivaldsky. 


. Gruppe Campylaea Beck. 


53. H. faustina Ziegler. 


. Gruppe Chilotrema ZLeach. 


54. H. lapieida Zinne. 


. Gruppe Arionta Leach. 


55. H. arbustorum Zinne. 
var. alpicola Ferussac. 
var. depressa Held. 
var. picea Kssm. 

Gruppe Xerophila Held. 

56. H. obvia Hartmann. 

Gruppe Tachea Kisso. 

57. H. austriaca v. Mühlfeldt. 

58. H. nemoralis Zinne. 

59. H. hortensis Müller. 


12. 


12. 


14. 


15. 


Systematisches Verzeichnis ete. 


Gruppe Helicogena Risso. 
60. H. pomatia Linne. Weinbergschnecke. 


6. Familie Pupidae. 


Gattung Buliminus Zhrenberg. Turmschnecke. 
a. Zebrina Held. 
61. B. detritus Müller. 
b. Chondrula Beck. 
62. B. tridens Müller. 
c. Napaeus Albers. 
63. B. montanus Draparnaud. 
64. B. obsceurus Müller. 


. Gattung Gionella Jeffreys. Achatschnecke. 


65. C. lubriea Müller und forma lubricella Zgl. 


Gattung Caecilianella Bourguignat. Blindschnecke. 
66. C. acieula Müller. 


Gattung Pupa Draparnaud. Puppenschnecke. 
a. Torquilla Studer. 
67. P. frumentum Draparnand. 
b. Orcula Held. 
68. P. doliolum Brugiere. 
c. Pupilla Pfeiffer. 
69. P. muscorum. Linne u. var. pratensis Ülessin. 
d. Isthmia Gray. 
70. P. minutissima Hartmann. 
e. Sphyradium Agassız. 
71. P. edentula Drap. 
f. Vertigo Müller. 


aa. Untergruppe Alaea Jeffreys. 


bb. 


72. P. antivertigo Draparnaud. 

73. P. pygmaea Draparnaud. 

74. P. substriata Jeffreys. 

75. P. alpestris Alder. 

76. P. aretica Wallenberg. 
Untergruppe Vertilla Moguwin-Tandon. 

77. P. pusilla Müller. 

78. P. angustior Jeffreys. 


16. Gattung Balea Prideaux. 


79. B. perversa Linne. 


8 


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dd. 


Systematisches Verzeichnis ete. 


Gattung Clausilia Draparnaud Sechliessmundschnecke. 
a. Clausiliastra v. Moellendorff. 
80. Cl. laminata Montagu. 
81. Cl. commutata Rossmaessler und forma silesiaca 
A. Schm. 
82. Cl. orthostoma Menke. 
b. Delima Hartmann. 
83. Cl. ornata Ziegler. 
c. Alinda Boettger. 
84. Cl. plieata Draparnand. 
85. Cl. biplieata Montagu. 
d. Strigillaria v. Vest. 
86. Cl. cana Held. 
e. Kuzmieia Brusina. 
87. Cl. parvula Studer. 
. 88. Cl. dubia Draparnanud. 
89. Cl. bidentata Ström. 
90. Cl. erueiata Studer. 
91. Cl. pumila Ziegler und forma sejuneta A. Schm. 
f. Pirostoma ». Vest. 
92. Cl. plieatula Draparnaud und var. nana Scholtz. 
95. Cl. ventricosa Drap. und forma tumida A. Schmidt. 
94. Cl. tumida Ziegler. 
$. Graciliaria Bielz. 
95. Cl. filograna Ziegler. 
Elasmognatha Mörch. (Kiefer nach hinten in ein viereckiges 
Plättchen verlängert.) 


‘. Familie Sueeineidae. 


. Gattung Suceinea Drap. Bernsteinschnecke. 


a. Neritostoma Klein. 
96. S. putris Linn. 
b. Amphibina Mörch. 
97. 8. pfeifferi Rossmaessler. 
98. S. elegans Risso. 
ec. Lucena Oken. 
99. S. oblonga Drap. und var. sudetica Kolenati. 


Systematisches Verzeichnis ete. 3) 


2. Unterordnung: Basommatophora. Keferstein. 
a. Landschnecken. 


Ss. Familie Aurieulidae. 


19. Gattung Caryehium Müller. Zwerghornschnecke. 
100. C. minimum Müller. 


b. Wasserschnecken. 
9. Familie Limnaeidae. 


Unterfamilie Limnaeinae (lessin. 
20. Gattung Limnaea Lamarck. Schlammschnecke. 
a. Limnus Montfort. - 
101. L. stagnalis Zinne. 
var. vulgaris Westerlund. 
var. turgida Menke. 
var. producta Colbean. 
var. palustriformis Kobelt. 
b. Gulnaria Leach. 


102. L. aurieularia Lamarck. 
103. L. ampla Hartmann und var. monnardi Hartm. 
104. L. lagotis Schrenk. 
var. alata Sporleder. 
var. janoviensis Ärol. 
105. L. ovata Draparnanud. 
var. inflata Kobelt. 
var. patula DaCosta. 
106. L. peregra Müller. 
var. curta Olessin. 
var. microstoma Kobelt. 
c. Limnophysa Fitzinger. 
107. L. palustris Müller. 
var. corvus Gmelin. 
var. turrieula Held. 
108. L. truncatula Müller und forma ventrieosa Mog. T. 


21. Gattung Amphipeplea Nilsson. Mantelschnecke. 
109. A. glutinosa Müller. 


24. 


Systematisches Verzeichnis ete. 


Unterfamilie Physinae (lessin. 


. Gattung Physa Draparnaud. Blasenschnecke. 


110. Ph. fontinalis Zinne. 


. Gattung Aplexa Fleming. Moos-Blasenschnecke. 


111. A. hypnorum Linne. 


Unterfamilie Planorbinae (lessin. 


Gattung Planorbis @uettard. Tellerschnecke. 


a. Coretus Adanson. 
112. Pl. eorneus Linne u. var. banaticus Lang. 


b. Tropodisceus Stein. 
113. Pl. marginatus Draparnand. 
114. Pl. carinatus Müller. 
ce. Gyrorbis Agassız. 
115. Pl. vortex Linne und var. compressa Michanud. 


116 


117. 


Be 


. vortieulus Troschel. 
BI. 


spirorbis Linne. 


118. Pl. rotundatus Poiret und var. gracilis Gredler. 


d. Bathyomphalus Agassiz. 
119. Pl. contortus Linne. 
e. Gyraulus Agassız. 
120. Pl. albus Müller. 
121. Pl. limophilus Westerlund. 
122. Pl. glaber Jeffreys. 
123. Pl. rossmaessleri Auerswald. 
124. Pl. erista Zinne und var. nautileus Zinne. 


f. Hippeutis Agassız. 
125. Pl. complanatus Zinne. 


g. Segmentina Fleming. 
126. Pl. nitidus Müller. 
127. Pl. elessini Westerlund. 


Unterfamilie Ancylinae Ülessın. 


25. Gattung Aneylus Geoffroy. Napfschnecke. 


a. Ancylastrum Bourguignat. 
128. A. fluviatilis Müller. 
b. Velletia Gray. 
129. A. lacustris Linne. 


Systematisches Verzeichnis ete. 11 


IT. Ordnung: Prosobranchia Milne Edwards. 
Vorderkiemer 
(Operculata, Deekelschnecken). 
a. Terrestria, Landschnecken. 
1, Unterordnung: Neurobranchia. Keferstein. Netzkiemer. 
10. Familie Cyelostomidae. 


26. Gattung Acme Hartmann. Spitzschnecke. 
130. A. polita Hartmann. 


b. Aquatilia, Wasserschnecken. 
2, Unterordnung: Gtenobranchia. Schweigger. Kammkiemer. 


11. Familie Paludinidae. 
27. Gattung Paludina Lamarck. Sumpfschnecke. 
131. P. vivipara Müller. 
132. P. fasciata Müller. 
28. Gattung Bithynia Leach. Kleine Sumpfschnecke. 
83. B. tentaculata Zinne. 
29. Gattung Bithynella Moquwin-Tandon. Quellenschnecke. 
154. B. steini v. Martens. 
155. B. austriaca Frauenfeld. 


12. Familie Valvatidae. 
30. Gattung Valvata Miiller. Kammsehnecke. 
136. V. piscinalis Müller. 
137. V. antiqua Sowerby. 
158. V. macrostoma Steenbuch. 
139. V. eristata. Müller. 


3. Unterordnung: Seutibranchia. Cuvier. Schildkiemer. 
13. Familie Neritinidae. 


3l. Gattung Neritina Lamarck. Schwimmschnecke. 
140. N. fluviatilis Zinne. 


Svstematisches Verzeichnis ete. 


B. Classe Acephala Cuvier. 
(Lamellibranchiata Blainville, Pelecypoda Goldfuss, Bivalvia.) 
Kopflose Weichtiere oder Muscheln. 


Ill. Ordnung: Dimyaria. Zweimuskler. 


14. Familie Unionidae, 
(Najades Lamarck.) 


32. Gattung Unio Retzius. Flussmuschel. 


141 


142. 


ul 


a. 


b. var. 


e. 
d. 


U. 


batavus Lamarck. 

Typus mit forma fusculus Ziegler und f. piscinalis 
Rssm. 
rivularis Rossmaessler. 

var. crassus Retzius. 

var. ater Nilsson mit forma consentaneus Zgl. 
und f. reniformis Rossm. 

tumidus Retzius. 


forma major. 
f. minor — var. pygmaeus Scholtz. 


f. latior. 
f. angustior — var. lacustris Rossm. 
f. rohrmanni Kobelt. 
143. U. pietorum Linne mit f. limosus Nils. 
var. pachyodon Jordan. 
33. Gattung Margaritana Schumacher. Perlmuschel. 
144. M. margaritifera Linne. 
34. Gattung Anodonta Cuvier. Teichmuschel. 
145. A. complanata Ziegler mit f. kletti Rssm. 
146. A. cygnea Linne. 
147. A. cellensis Schroeter mit f. esurio. 
148. A. piscinalis Nils. mit f. ponderosa (. Pfr. 


35. Gattung 


149. 
150. 


15. Familie Cyeladidae. 


Sphaerium Scopoli, Kugelmuschel. 


(Oyelas Bruguiore.) 


Sph. rivicola ZLeach. 
Sph. eorneum Linn mit 
var. nucleus Studer. 


151. 
152. 
133 
36. Gattung 
154. 


37. Gattung 
155. 
156. 
197. 
158. 
159. 
160. 
161. 
162. 
163. 


’ ° . . 7 
Systematisches Verzeichnis ete. 13 


Sph. scaldianum Normand. 
Sph. draparnaudi Ülessin. 
Sph. mamillanum Wester!. 


Calyeulina Clessin. 


Ü 
va 
var. 


lacustris Müller mit 


r. major Dupuy. 


steinn A Schmidt. 


Pisidium €. Pfeiffer. Erbsmuschei. 


EU) EOakU)S FOERD ER SEDERJE RT 


. amnicum Müller. 

. supinum A. Schmidt. 

. henslowianum Sheppard. 

. fontinale ©. Pfr. mit var. roseum Scholtz. 
. pallidum Jeffreys mit forma jetschini. 

. milium Feld. 

. pusillum Gmelıin. 

. obtusale €. Pfr. 

. scholtzi COlessin. 


16. Familie Mytilidae. 


38. Gattung Dreissensia v. Beneden. Wandermuschel. 


(Tiehogonia Rossm. Congeria Partsch.) 


164. Dr. polymorpha Pallas. 


Die Weichtiere. Malacozoa. 


Neben den Kreisen der Wirbeltiere, Gliederfüsser, Würmer, 
Stachelhäuter, Pflanzen- und Urtiere bilden die Weichtiere oder 
Mollusken in ihrer gegenwärtigen Ausbildung einen deutlich ab- 
geschlossenen, selbständigen Kreis des Tierreiches. Ihr weicher, 
ungegliederter Körper ist mit einer schlüpfrigen Haut bekleidet, 
welche mehr oder weniger in lappenartige Falten ausgezogen, 
den ganzen Körper oder einen Teil desselben mantelartig um- 
schliesst. — Die bei weitem grösste Zahl der verschiedenartig 
gestalteten Tiere dieses Kreises gehört dem Meere an und nur 
zwei Klassen derselben, die zumeist mit Schalen, kalkigen Ab- 
sonderungen des Mantels, versehenen Schnecken und Muscheln, 
die deshalb auch wohl unter dem Begriffe Schaltiere zusammen- 
gefasst werden, kommen auch auf dem Lande und in den 
Binnengewässern vor. Trotz dieser einheitlichen Bezeichnung, 
die sich eben nur auf ein sehr äusserliches Merkmal stützt, sind 
die beiden in Rede stehenden Abteilungen der Weichtiere, die 
Schnecken und Muscheln, in hohem Grade verschieden. Dieser 
Unterschied ist am deutlichsten ausgesprochen in dem völligen 
Mangel eines deutlich abgesetzten, die Sinnesorgane tragenden 
Kopfes bei den Muscheltieren; weshalb dieselben auch als die 
kopflosen Weichtiere, Acephala, im Gegensatz zu den Öephalo- 
phora, den Schnecken, bezeichnet werden. Nach dem beil- 
förmigen, bei vielen Muscheln vorhandenen Fortbewegungsorgan 
werden sie auch die Beilfüsser oder Pelecypoden genannt, 
im Gegensatz zu den mit einer Bauchsohle zum Kriechen 
ausgestatteten Schnecken oder Gastropoden. Äusserlich sind 
wenigstens die Binnenmollusken auch für den Laien leicht als zu 
der einen oder andern der beiden Klassen gehörig daran zu 
erkennen, dass das Gehäuse der Schnecken aus einem Stück 
(mit Ausnahme der bei einigen Gattungen vorkommenden Deckel), 
das der Muschel aus zwei Schalen besteht, weshalb die letzteren 
auch oft als die Bivalven bezeichnet werden. 


Die Schnecken. : 15 


A. Die Schnecken. 
Uephalophora oder Gastropoda. 


1. Äusserer Bau der Schnecken. 


Der Körper der Schnecken besteht aus einem länglichen, nach 
vorn und hinten meist etwas verschmälerten, häutigen Schlauch, 
welcher sich auf der Bauchseite zu einer Sohle verbreitert. 
- Während diese jedoch bei den Nacktschnecken ihrer ganzen 
Länge nach mit dem Eingeweideschlaueh verwachsen ist, löst 
sich der letztere bei den Gehäusschnecken von dem hinteren Teile 
der Sohle ab und windet sich als sogenannter Rückenteil inner- 
halb des Gehäuses spiralig empor. Hier und zwar innerhalb der 
letzten Windung des Gehäuses ist dieses mit dem Körper durch 
den Spindelmuskel verbunden, dessen Zusammenziehung zuerst 
den Kopf und nach ihm die übrigen Teile des Körpers in das 
Gehäuse hineinzieht. Die Fortbewegung der Schnecken findet 
statt durch wellenförmige, seitliche Bewegungen der die Sohle 
des Fusses der Länge nach durchlaufenden Muskelfasern, wobei 
die Landschnecken durch reichliche Schleimabsonderung die 
Unebenheiten des Weges glätten. Der schon erwähnte, für alle 
Weichtiere charakteristische Mantel ist nicht bei allen Schnecken 
von gleicher Beschaffenheit. Bei den einheimischen Nackt- 
schnecken ist er wenig entwickelt und bedeckt wie ein Schild 
nur den vorderen Teil des Rückens. Er ist vorn und an den 
Seiten etwas gelöst, an seinem hinteren Ende dagegen mit der 
übrigen Rückenhaut fest verbunden und gewährt so dem Kopf, 
wenn dieser nebst den Fühlern zurückgezogen wird, einigen 
Schutz. Durch Verkalkung eines kleimen Teiles der tieferen 
Gewebsschicht des Mantels bildet sich bei manchen Nackt- 
schnecken ein dünnes Kalkplättehen, eine sogenannte innere 
Schale. Bei den Gehäusschnecken ist der Mantel derjenige Teil 
der Körperhaut, durch welchen das Gehäuse abgesondert wird, 
welcher sich daher immer innerhalb desselben befindet. Er 
bildet nach vorn und nach den Seiten, seltener im ganzen Um- 
fange des Körpers, eine kragenartig vorspringende Falte, deren 
Saum dem Mündungsrande der Schale fest anliegt und diese 
selbst bildet. Übrigens ist der Mantel von dem übrigen Teile 
der Körperhaut durchaus nicht wesentlich verschieden, sondern 
besteht wie diese aus einer muskulösen, mit einer dünnen Ober- 


16 Die Schnecken. 


hautzellenschicht versehenen Lederhaut, welche reich ist an 
Schleim und Farbstoff absondernden Drüsen '), die besonders am 
Rande des Mantels häufiger auftreten und stark entwickelt sind. 
Die meisten Landschnecken besitzen noch eine lange, bandförmige 
Fussdrüse, die mit weiter Öffnung zwischen Kopf und Fuss 
mündet, und manche Gattungen eine am hinteren Ende der Sohle 
liegende Schwanzdrüse. 


2. Das Gehäuse der Schnecken. 

Form und Teile desselben. Das Gehäuse der Schnecken 
stellt sich dar als ein in den meisten Fällen spiralig gewundenes 
Rohr. Jede einmalige Umkreisung der Gehäuseaxe seitens dieses 
Rohres heisst eine Windung oder ein Umgang. Durch die 
Lagerungsverhältnisse der Windungen zu einander und das davon 
abhängige Längenverhältnis der Axe zum Durchmesser des Ge- 
häuses wird auch die allgemeine Umrissform des letzteren 
bedingt. Sind die Umgänge sämtlich in der gleichen Ebene auf- 
gewunden, so heisst das Gehäuse scheiben- oder tellerförmig, 
wobei der innere Teil im Vergleich zum letzten Umgang mehr 
oder weniger erhoben, ganz eben oder auch eingesenkt sein kann. 
Hier ist die Axe des Gehäuses viel kürzer als der Durchmesser. 
Das entgegengesetzte Verhältnis, bei welchem die Axe den 
Durchmesser an Länge am meisten übertrifft, heisst pfriemen- 
fürmig. Zwischen beiden Extremen werden folgende nach der 
Ähnlichkeit mit anderen Gegenständen bezeichnete und dadurch 
sich selbst erklärende Abstufungen unterschieden: pfriemen- 
förmig,turm-, walzen-,kegel-, langeiförmig, ei-, kugel-, 
gedrückt kugelförmig, flach und scheibenförmig. In 
den meisten Fällen liegt die grösste Breite des Gehäuses nahe 
dem unteren Ende der Axe. Liegt sie bei stark gestreckten Ge- 
häusen der Mitte der Axe näher, so nennt man siespindelförmig; 
ist das Gehäuse in der Nähe der Spitze am breitesten, so kann 
es verkehrt kegelförmig oder verkehrt eiförmig sein. 
Ein Gehäuse heisst rechtsgewunden, wenn bei aufrechter 
Stellung der mit der Spitze nach oben gerichteten Axe und dem 


1) Den Mangel an Farbstoff entweder im ganzen Gehäuse und dem Tiere 
selbst, oder auch nur in den Bändern des Gehäuses, wobei dieselben meist 
durchscheinend sind, bezeichnet man als Albinismus. Die Ursache desselben 
ist noch unbekannt. Die gegenteilige Erscheinung, bei welcher sonst hell 
gefärbte Arten durch ungewöhnliche Anhäufung von Farbstoff schwarz er- 


scheinen, ist viel seltener und wird Melanismus genannt. 


Die Schnecken. 17 


Beschauer zugekehrter Mündung diese rechts von der Spindel 
liest, im entgegengesetzten Falle ist es linksgewunden. Die 
einheimischen Arten sind sämtlich rechtsgewunden, mit Ausnahme 
der Gattung Clausilia, deren einheimische Arten sämtlich links- 
gewunden sind, sowie Balea, zweier Arten der Gattung Pupa 
und der Gattungen Physa und Aplexa; jedoch werden unter 
häufig gesammelten Arten als Seltenheiten hin und wieder ent- 
gegengesetzt gewundene Stücke gefunden. Werden durch gewisse, 
wie es scheint äussere, mechanische Einflüsse die Umgänge aus 
ihrer normalen Richtung herausgedrängt und von einander ent- 
fernt, so entstehen mehr ode: weniger pfropfenzieherartige, so- 
genannte skalare Formen, die wie die verkehrt gewundenen 
Exemplare sehr gesucht sind. — Die Spivallinie, in welcher jeder 
Umgang den vorhergehenden berührt, wird die Naht genannt; 
der durch das untere Ende der Naht begrenzte obere Teil des 
Gehäuses pflegt im Gegensatz zu dem meist umfangreicheren 
letzten Umgange als das Gewinde bezeichnet zu werden. Die 
Zahl der Windungen, sowie ihr schnelleres oder langsameres 
Zunehmen sind bei der Artbestimmung von Wichtigkeit. Auch 
die Form der Umgänge ist von wesentlicher Bedeutung. Sie 
sind entweder stielrund, oder (seitlich) zusammengedrückt, 
wenn höher als breit, oder (von oben) niedergedrückt, wenn 
breiter als hoch, kantig oder gekielt, d. h. im Verlauf des 
letzten Umganges mit einer scharfen Kante versehen; im letzteren 
Falle wird ein flaches oder tellerförmiges Gehäuse mehr oder 
weniger linsenförmig. Das Ende des letzten Umganges ent- 
fernt sich häufig plötzlich von der bisherigen Richtung nach 
unten und wird dann herabsteigend genannt. Der Teil des 
Gehäuses, welchen die Schnecke schon aus dem Ei mitbringt, ist 
die Embryonalwindung; sie bildet am vollendeten Gehäuse 
die Spitze oder den Wirbel. Die Vertiefung, welche sich 
häufig in der Mitte der Unterseite des Gehäuses dadurch bildet, 
dass sich die Umgänge bei ihrer. fortschreitenden Entwickelung 
mehr und mehr von der idealen Axe des Gehäuses entfernen, 
_ wird der Nabel genannt. Ist derselbe sehr eng, so nennt man 
das Gehäuse durchbohrt. Ausserdem unterscheidet man eng-, 
weit und perspektivisch genabelt. Im letzteren Falle sind 
innerhalb des Nabels die Umgänge und die sogenannte innere 
Naht deutlich wahrnehmbar. Ist an der Stelle des Nabels nur 
ein nach einer Richtung hin ausgedehnter Schlitz wahrnehmbar, 


so heisst das Gehäuse geritzt. Wird der bei noch unvollende- 
Merkel, Mollusken. 2 


18 Die Schnecken. 


tem Gehäuse vorhandene Nabel am vollendeten durch den nach 
aussen zurückgeschlagenen Mundsaum verdeckt, so ist das Ge- 
häuse verdeckt genabelt, beziehungsweise verdeekt durch- 
bohrt. Entfernen sich die Umgänge nicht von der idealen Axe 
des Gehäuses, so entsteht dadureh eine wirkliche, solide Axe, 
welche die Säule oder Spindel genannt wird. Die Öffnung 
des Gebäuses oder den Eingang desselben nennt man die Mün- 
dung, deren Form im allgemeinen den schon genannten Formen 
der Umgänge entspricht. Den freien Rand der Mündung nennt 
man Mundsaum und zwar den der Spindel zugewendeten 
unteren Teil des letzteren den Spindel- oder Innenrand, den 
gegenüberliegenden, nach aussen und oben gerichteten den Aussen- 
rand und den zwischen beiden Mundrändern befindlichen Teil 
des vorletzten Umganges die Mündungswand. Die beiden 
Mundränder können wehr oder weniger von einander entfernt 
oder einander sebr genähert sein; ist die sie trennende Stelle 
der Mündungswand durch daselbst aufgelegte Schmelzsubstanz 
überbrückt, so heissen die Mundränder verbunden. Bei teil- 
weiser Abtrennung der Mündung vom vorletzien Umgange heisst 
der Mundsaum gelöst. Zuweilen, jedoch immer nur bei vollende- 
ten Gehäusen, ist der Mundsaum nach aussen umgeschlagen, 
oder nur wenig nach aussen gewendet; im letzteren Falle heisst er 
erweitert; giebt er dagegen seine vorherige Richtung nicht auf, so 
heisst er gerade. Der von aussen durch die Mündung hindurch 
sichtbare innere Teil des letzten Umganges wird der Schlund 
genannt; der hinter dem Aussenrand liegende Teil desselben ist 
der Gaumen und der diesem entsprechende äussere Teil des 
letzten Umganges der Nacken. Eine dem Mundsaum an seiner 
inneren Seite aufgelegte Schmelzverdiekung wird Lippe ge- 
nannt. Dieselbe entfernt sich zuweilen auch mehr oder weniger 
von dem Mundrande, parallel mit diesem, nach dem Innern des 
Gehäuses und ist mitunter auch äusserlich am Nacken als ein 
heller Streifen sichtbar. Eine nur am Spindelrand liegende 
Lippe wird Schwiele genannt. Kürzere oder längere, die Schale 
verdickende Schmelzablagerungen an der Mündungswand oder 
(len Mundrändern werden als Zähne und Lamellen be- 
zeichnet. Bei vielen Schneckengattungen ist das Gehäuse mit 
einem, mit dem Fusse des Tieres organisch verbundenen Deckel 
versehen, welcher die Mündung schliesst, sobald sich das Tier 
vollständig in das Gehäuse zurückzieht. Der Deckel ist ent- 
weder dünn und hornartig oder diek und kalkig, entweder 


Die Schnecken. 19 


spiralig gewunden oder konzentrisch gestreift, endständig 
oder mehr oder weniger tief eingesenkt. Die deckellosen 
Schneeken verschliessen ihre Gehäuse zeitweilig, z. B. während 
des Winters, durch einen häutigen, seltener kalkigen Deckel, den 
Winterdeckel. 

Die Bildung des Gehäuses. Den Anfarg des Gehäuses 
bringt die junge Sehneeke bereits mit aus dem Ei. In dem- 
selben Masse, in welchem sie an Grösse zunimmt, wächst auch 
der Mantel, und ein Teil desselben, nämlich der über den bisher 
gebildeten Gehäuserand hervorragende, scheidet zunächst eine 
mit dem Rande des Gehäuses in Verbindung stehende, anfangs 
sehr weiche Haut aus. Die unter dieser Oberhaut sich bildende 
Zellengewebsschieht erhärtet, indem ihre Hohlräume mit kohlen- 
saurem Kalk ausgefüllt werden, der daher auch eine der Form 
dieser Zellen entsprechende mehr oder weniger regelmässige 
Struktur besitzt. Nerven und Blutgefässe dieser so erstarrten 
Gewebsschicht sind unterdrückt worden, die äusserste, dünne 
Oberhautschicht, die Cutieularschicht oder Epidermis, bleibt er- 
halten. Der so entstandene neue Ansatz des Gehäuses wird als 
Zuwachsstreifen bezeichnet. Die die Epidermis zuweilen zieren- 
den Schüppehen, Härchen oder Borsten sind Gebilde der Ober- 
haut, welche mit dieser gleichzeitig vom Mantelrande aus ent- 
stehen. Auch die Farbe und die aus Punkten, Streifen und 
Bändern bestehenden Zeiehnungen der Schnecke finden hier ihre 
Entstehung durch die je nach der Art des Tieres verschiedene 
Anordnung der im Mantel liegenden Farbstoffdrüsen. Ver- 
diekungen des Mundsaumes, Lippen, Zähne, Lamellen u. dergl. 
sind Folgen der starken Kalkabsonderung, welche durch die 
an den entsprechenden Stellen des Mantels vorhandenen Knoten 
und Faltungen desselben erfolgt. Gleichzeitig mit diesem End- 
wachstum des Gehäuses findet jedoch auch ein Diekenwachstum 
der Schale an der gesamten Oberfläche des Mantels statt, wo- 
dureh die zarten inneren Schichten des Gehäuses gebildet werden, 
welche infolge ihrer Zusammensetzung aus sehr dünnen und zum 
Teil an Stärke verschiedenen Schichten die bekannte Interferenz- 
erscheinung hervorbringen, welche als Perimutterfärbung be- 
zeichnet wird. — In ganz derselben Weise ist schon im Ei der 
Anfang der Schale entstanden, nämlich durch Verkalkung einer 
mittleren Schicht des ursprünglichen Mantels, dessen obere Schicht 
nach der Verkalkung die Epidermis bildet, während die untere 


als fortbildungsfähiges Gewebe bestehen bleibt. 
2* 


20 Die Schnecken. 


Auch die eigentümliche, spiralige Drehung des Gehäuses der 
Schnecken ist in neuerer Zeit durch Arbeiten von Lang, Bütschli 
und Anderen in befriedigender Weise erklärt worden. Da die 
Embryonen der Gastropoden noch jetzt symmetrisch gebaut sind, 
so gehen diese Forscher bei ihrer Erklärung naturgemäss von 
einer symmetrischen Urform aus, bei welcher die jetzt un- 
symmetrisch in die Mantelhöhle einmündenden Teile, der Enddarm 
und die Geschlechtsorgane, sowie die Kiemen noch am Hinter- 
ende des Körpers lagen. Bei dieser symmetrischen Urform würde 
der Eingeweidesack und die ihn deckende Schale in ähnlicher 
Weise wie heut noch bei der Gattung Ancylus sich kegelförmig 
nach oben erhoben haben. Die allmähliche Verlängerung dieses 
Kegels musste bei aufrechter Haltung desselben für das Tier 
unbequem und für seine Bewegung höchst störend werden und 
daher sein Abwärtsneigen nach irgend einer Richtung hin be- 
wirken. Die Neigung nach vorn oder hinten würde dem Tiere 
hinderlich in seiner Bewegung und anderen Funktionen gewesen 
sein; die zweckmässigste Lage war daher die seitlich nach rechts 
oder links geneigte. Wurde die Schale nach der linken Seite 
getragen, so musste der dadurch ausgeübte Druck nach rechts 
die vorhin genannten Mantelorgane nach dieser Seite hin drängen, 
und, wenn die Schale sich nun in die für die Fortbewegung 
besonders günstige Richtung nach hinten mit vorschob, so mussten 
auch die Mantelorgane dieser Verschiebung und zwar noch weiter 
nach vorn hin folgen. So war der Anstoss zur Spiralwindung 
des Gehäuses gegeben. Die weiteren Verschiedenheiten der 
Schale in Bezug auf die Windung in einer Ebene oder mehr 
oder weniger schraubenförmig nach der einen oder anderen Seite 
lassen sich erklären als die Folge eines überwiegenden Wachs- 
tums des Eingeweidesackes nach der einen oder anderen Richtung 
hin. Selbst die diesen Erklärungen scheinbar widersprechende 
Thatsache, dass es „falschgewundene“, d. h. links oder rechts 
gewundene Schalen giebt, deren Bewohnerin nach der Lage der 
Mantelorgane die entgegengesetzte Windungsrichtung des Ge- 
häuses haben müsste, ist durch Simroth und Andere dadurch 
erklärt worden, dass sich das Gewinde einer links oder rechts 
gewundenen Schale mehr und mehr verflachte, bis es in einer 
Ebene aufgewunden war und bis endlich sogar das Gewinde auf 
der entgegengesetzten Seite der Schale allmählich sich wieder 
erhob, so dass die ehemalige Nabelseite nun zur Oberseite des 
Gehäuses wurde. 


Die Schnecken. 21 


Nicht alle Gehäuseschnecken können sich vollständig in ihre 
Schale zurückziehen: so von den einheimischen die Gattungen 
Daudebardia und Vitrina. Ihre Gehäuse werden daher als 
unvollständige bezeichnet, sie schliessen nur die zarteren 
Teile, besonders Herz und Atmungsorgane ein und bilden den 
Übergang von den vollständigen Schalen der Gehäus- 
schnecken zu der inneren Schale mancher Nacktschnecken. 


3. Innerer Bau der Schnecken. 

Das Atmungssystem der Schnecken ist im wesentlichen 
bei allen nach demselben Grundplane gebaut, obwohl die einen 
Wasseratmer, sogenannte Kiemenschnecken (Paludina, Valvata, 
Neritina), die anderen Luftatmer oder Lungenschnecken (die 
Landschnecken und die deckellosen Süsswasserschnecken) sind. 
Bei beiden findet sich in dem durch die Hervorragung des 
Mantels gebildeten Zwischenraume eine taschenartige Einsenkung, 
die Atemhöhle, deren Eingang, das Atemloch, durch einen ring- 
förmigen Schliessmuskel willkürlich geöffnet und geschlossen 
werden kann. Bei den Nacktschnecken liegt der Eingang zu 
derselben an der rechten Seite des Schildes, bei den Gehäus- 
schnecken, auch während sie kriechen, noch innerhalb der Ge- 
häusemündung. Bei den Lungenschnecken ist die obere Wandung 
der Atemhöhle reich mit Gefässen durchzogen, während bei den 
Kiemenschnecken gefässreiche Stellen der Haut in kamm-, falten- 
oder federbuschartiger Form in den Raum der Atemhöhle her- 
vortreten, um hier vom Wasser umspült zu werden. 

Das Blutsystem. Das durch den Atmungsprozess mit 
Sauerstoff versorgte rötliche Blut gelangt durch einen starken, 
aus der Vereinigung vieler schwacher Gefässe hervorgehenden 
Stamm in das vom Herzbeutel umschlossene und mit einer 
Vorkammer versehene Herz. Dasselbe liegt in der hinteren Ecke 
des vom Mantel umschlossenen Rückenteiles. Seine Zusammen- 
ziehungen treiben das Blut in eine grosse Arterie, durch deren 
feinste Verzweigungen es in zwischen den Eingeweiden befindliche 
Hohlräume oder Lakunen geführt wird, von wo es durch die 
Venen aufgesogen wird und in die Atmungswerkzeuge gelangt. Der 
Kreislauf ist somit ein einfacher und das Herz ein arterielles, 
da das venöse Blut aus dem Körper nicht durch das Herz zu den 
Atmungsorganen, sondern von diesen zum Herzen gelangt. 

Das Verdauungssystem der Schneken ist ein wohl ent- 
wickeltes. Die Mundhöhle, in welche die Mundöffnung führt, 


22 Die Schnecken. 


ist von einer birnförmigen, dieken Muskelmasse, dem sogenannten 
Sehlundkopf, umgeben; derselbe enthält die aus Kiefer und 
Zähnen bestehenden Fresswerkzeuge. Der Kiefer, welcher nur 
bei der fleischfressenden Gattung Daudebardia fehlt, liegt dicht 
hinter der Mundöffnung an der Decke der Mundhöhle und kann 
daher füglieh als Oberkiefer bezeichnet werden, dem jedoch kem 
Unterkiefer gegenübersteht. | 

Bei den verschiedenen Abteilungen der Gastropoden hat 
der Kiefer eine ziemlich wechselnde Gestalt und ist daher mehr- 
fach zur Einteilung derselben benutzt worden. Bei den Oxy- 
snathen ist er glatt und durch einen spitzen mittleren Vor- 
sprung ausgezeichnet, bei den Aulacognathen dagegen mit 
senkrechten Rippen und Furchen versehen. Bei den Gonio- 
gnathen besteht der Kiefer aus vielen kleinen, winkelig zusammen- 
gesetzten Stücken, bei den Elasmognathen ist er nach hinten in 
ein viereckiges Plättehen verlängert. Die Zunge ist ein am 
Boden der Mundhöhle liegendes, aus Muskeln und Knorpeln ge- 
bildetes Organ, das mit einer aus Chitin bestehenden, zarten 
Membran, der Reibeplatte oder Radula, überzogen ist. Letztere 
ist mit reihenweise geordneten Zähnchen besetzt, welche nach 
Form, Zahl und Stellung bei verschiedenen Abteilungen der 
Klasse sehr verschieden sind und in Gemeinschaft mit den 
Kiefern als gute Kennzeichen bei der Unterscheidung der Gat- 
tungen und Arten Verwendung finden. Kiefer und Reibeplatte 
lassen sich am leichtesten gewinnen durch Kochen des Schlund- 
kopfes (bei kleineren Arten des ganzen Kopfes der Schnecke) 
in Kalilauge, wodurch alle Weichteile zerstört werden. Der 
Schlundkopf verengt sich bei den Schnecken in ein kürzeres oder 
längeres Rohr, die Speiseröhre, das sich in den sackförmigen 
Magen erweitert. Dieser verengt sich dann wieder in den 
Darmkanal, welcher, einige Windungen bildend, schliesslich 
neben der Atemöffnung nach aussen mündet. Zwei zwischen 
Sehlundkopf und Magen liegende, unregelmässig lappige Körper 
sind die Speicheldrüsen, deren Ausführungsgang sich in die 
Mundhöble öffnet. In den letzten Windungen der Schnecke 
liegt die ‚umfangreiche, grünlichbraune Drüse, gewöhnlich die 
Leber genannt, welche vom Darmkanal mehrfach durchbrochen 
wird und die Funktionen der Leber und Bauchspeicheldrüse 
höherer Tiere gemeinschaftlich versieht. Neben dem Herzen 
Megt noch ein weites, innen faltenreiches, sackförmiges Organ, 
die Niere, welches entweder direkt oder durch den Ureter, 


Die Schnecken. 23 


einen langen Gang, neben der Darmöffnung nach aussen 
mündet. 

Das Nervensystem der Schneeken besteht aus mehreren 
durch Nervenstränge verbundenen Nervenknoten oder Ganglien, 
von denen weissliche Nervenfasern zu den Sinnes-, Bewegungs- und 
Ernährungsorganen ausgehen. Drei, beziehungsweise zwei Paare 
dieser Nervenknoten bilden dureh ihre Verbindung untereinander 
den Nervenschlundring und können als das Nerveneentrum der 
Schnecken angesehen werden. Ein Paar derselben, die Hirn- 
ganglien, liegen dicht über dem Schlunde und geben Nervenfasern 
ab für Augen, Fühler und Gehörbläschen. Die unter dem Sehlunde 
gelegenen Fussganglien versehen die Bewegungsorgane, die 
Eingeweideganglien die unter dem Mantel liegenden Teile 
mit Nervenfasern. Bei den Lungenschnecken sind die Fuss- 
und Eingeweideganglien mit einander verschmolzen, während sie 
bei den Kiemenschnecken vollständig getrennt und zum Teil so- 
gar weit von einander entfernt liegen. Einzelne zu wichtigen 
Organen führende Nervenfasern bilden durch Anschwellung be- 
sondere Ganglien, so die Mund-, Mantel- und Atmungsganglien. 
Von den Sinnesorganen der Schnecken ist das Auge meist 
hoch entwiekelt (mit Ausnahme der wenigen Arten, welche wie 
Cionella acieula unterirdisch oder wie die Arten der Gattung 
Zospeum in Höhlen leben). Hornhaut, Linse und Netzhaut sind 
wie bei den höheren Tieren vorhanden, dennoch scheint das Seh- 
vermögen ein ziemlich beschränktes zu sein. Bei den meisten 
Gattungen der Landschnecken sitzen die Augen an der Spitze 
der längeren Fühler (Stylommatophora), bei einigen Gattungen 
dieser, sowie bei den Wasserschnecken am Grunde derselben 
(Basommatophora). Das Gehörorgan der Schnecken besteht aus 
zwei sehr versteckt unter der Haut in der Nähe des Nervenschlund- 
ringes liegenden, häutigen Säckchen, den sogenannten Gehör- 
bläschen. Dieselben enthalten durch Flimmerhärchen getragene 
und in Bewegung erhaltene Gehörsteinchen. Der Sitz des 
Geruches und des Geschmacks, welche beide zweifelsohne 
bei den Schnecken gut entwickelt sind, konnten noch nieht nach- 
gewiesen werden. Der Gefühlssinn scheint in der weichen 
Haut des ganzen Körpers verbreitet zu sein; als eigentliches 
Tastorgan dienen die Fühler. Die meisten Landschnecken 
haben vier eylindrische, hohle, mit Blut erfüllte Fühler, von denen 
die längeren die Augen tragen. Durch einen vom Spindelmuskel 
ausgehenden Muskel, der in der Fühlerspitze jedoch unterhalb des 


24 Die Schnecken. 


Auges und Tastorganes befestigt ist, kann der grössere (untere) 
Teil desselben nach innen zurückgezogen, eingestülpt werden, 
während das Ausstrecken des Fühlers ohne Muskelthätigkeit nur 
durch den Andrang des Blutes bewirkt wird. Die Fühler der 
Wasserschnecken sind nicht zurückziehbare, solide, borsten- oder 
lappenförmige Hautverlängerungen. 

Wie das Fortpflanzungssystem bei den Weichtieren über- 
haupt die weitgehendsten Verschiedenheiten zeigt, von der ein- 
fachsten, beide Geschlechtsfunktionen in einem Individuum zeitlich 
und örtlich vereinigenden Form bis zur vollständigsten Arbeits- 
teilung der nach Organen und Individuen getrennten Geschlechts- 
thätigkeit, so treten auch innerhalb der Klasse der Schnecken 
bedeutende Verschiedenheiten auf in der Bildung des HPort- 
pflanzungssystems. Während die Kiemenschnecken und die ge- 
deckelten Landschnecken getrennten Geschlechts sind, so 
sind bei den deckellosen Lungenschnecken männliche und weib- 
liche Organe in jedem Individuum vereinigt, sie sind also 
Zwitter. Der Hauptteil ihrer Fortpflanzungsorgane ist die 
Zwitterdrüse, ein traubiges Organ, welches in den obersten 
Windungen des Gehäuses in der Leber eingebettet liegt und 
sowohl Ei’chen als auch Samen (Spermatozoiden) erzeugt. Ein 
gemeinschaftlicher Ausführungsgang für beide Produkte, der 
Zwittergang, trennt sich später in den Samenleiter und Ei- 
leiter. Der Eileiter nimmt an seinem Anfange die Mündung 
einer grossen Eiweissdrüse, am Ende vielversweigte Schleim- 
drüsen auf; erstere giebt dem Dotter die Eiweisshülle, von 
letzteren empfängt das Ei bei den Landschnecken den Stoff zur 
Bildung der Kalkschale. Der Ausgang des Eileiters bildet die 
Scheide und mündet auf der rechten Seite des Halses (bei den 
rechts gewundenen Arten) unweit des grossen Fühlers. Die 
Spermatozoiden gelangen bei dem Verlassen des Zwitterganges 
in den Samenleiter, der anfangs eine enge Rinne in der Wand 
des Eileiters bildet, sich dann von ihm loslöst und nach einem 
Umwege durch die Muskulatur nahe bei dem Eileiter, jedoch 
selbständig nach aussen mündet. Kurz vor der Mündung er- 
weitert er sich in einen diekwandigen, fleischigen Cylinder, den 
Penis, welcher in ähnlicher Weise wie die Fühler durch Blut- 
andrang nach aussen gestülpt und durch einen eigenen Muskel 
zurückgezogen werden kann. Im hinteren Teile dieses Organs 
wie auch in einem bei vielen Landschneeken mit ihm verbundenen 
peitschenförmigen Anhange (Flagellum) wird viel Schleim ab- 


- 


Die Schnecken. 25 


gesondert, welcher durch Erhärtung die Spermatozoiden ein- 
schliesst und bei der Ausstülpung des Penis und Einführung 
desselben in die Scheide des anderen Individuums als Samen- 
träger in letztere hineingeschoben wird. Bei der Gattung Helix 
findet sich noch kurz vor der Mündung der Scheide ein länglich- 
eiförmiger, fleischiger Sack, der Pfeilsack, welcher in seinem 
Innern ein kalkartiges, pfeilförmiges Körperchen, den Liebespfeil, 
enthält, der durch ein unter ihm befindliches Wärzchen kurz 
vor der Begattung aus der Scheide ausgestossen wird. Die Be- 
_ deutung dieses Vorganges ist noch nicht erklärt. Die Form des 
Pfeiles ist nach der Art der Schnecke sehr mannigfaltig und 
dient in manchen Fällen als gutes Unterscheidungskennzeichen. 
Unverletzt gewinnt man den Pfeil nur, wenn der Pfeilsack oder 
bei kleineren Arten der ganze Vorderteil der Schnecke in Kali- 
lauge gekocht wird. Bei den Kiemenschnecken und den ihnen 
verwandten Cyelostomaceen sind Männchen und Weibchen im 
innern Bau der Fortpflanzungsorgane unterschieden. Bei der 
Gattung Vivipara ist das Männchen sogar äusserlich an dem 
stark verdiekten rechten Fühler zu erkennen, der das oben be- 
schriebene Ende des Samenausführungsganges enthält. Auch bei 
den Zwitterschnecken ist jedoch Selbstbefruchtung meist 
ausgeschlossen, weil die Eier zur Zeit ihres Durchganges dureh 
den Zwittergang noch nicht befruchtungsfähig, später aber von 
den Spermatozoiden örtlich getrennt sind. Es ist daher stets 
das Zusammenwirken zweier Individuen zur Befruchtung nötig. 
Der eigentlichen Begattung geht ein eigentümliches Vorspiel 
voran, bei welchem sich die Tiere je nach der Art mit den Fuss- 
sohlen an einander aufrichten, oder sich gegenseitig umwinden 
und ihre Erregung nach den Schilderungen einiger Beobachter 
durch lebhaftes Muskelspiel der Sohle, durch Ein- und Ausstülpen 
der Fühler, durch gegenseitige Berührung mit den Fühlern und 
selbst mit den Lippen zu erkennen geben. Bei den meisten Arten 
der Gattung Helix erfolgt hierbei die Ausstossung des Pfeiles. 
Die Eier, welche bei manchen Arten von einer ziemlich festen, 
kalkhaltigen Schale eingeschlossen sind, werden in die Erde ver- 
graben, oder in feuchtes Moos u. dergl. gebettet, bei den Wasser- 
schnecken in verschieden geformten Laiehen an Wasserpflanzen 
befestigt. Die Dauer ihrer Entwickelung ist nach den Arten 
verschieden; bei Helix pomatia nimmt sie 26 Tage in Anspruch. 
Die grössere Zahl der Land- und Süsswasserschnecken scheint 
ihr Gehäuse noch vor dem Winter ihres ersten Lebensjahres zu 


26 


Die Schnecken. 


vollenden. Bei manchen Gattungen, z. B. bei Suceinea, findet 
dies erst im Laufe des zweiten Jahres statt. 


z. B. Amphipeplea glutinosa, scheinen nur einjährige Lebens- 
dauer zu besitzen, während andere zwei oder sogar mehrere Jahre 


Einige Arten, wie 


alt werden können. Sichere Beobachtungen über diese Verhältnisse 
sind noch sehr erwünscht. 


10. 


Tabelle zur Bestimmung er Gattungen. 


A. Gastropoda. 


Tier ohne Gehäuse, (Mantel zu einem Schilde 
verkürzt) Nacktschnecken 


Tier mit Gehäuse (Mantel entwickelt), ie 


häuseschnecken \ ss 
Atemloch vor der Mitte des Schildes: Gailuhs 
Atemloch hinter der Mitte des Schildes . 
Rücken der ganzen Länge nach gekielt, 
Mantel gekömelt: . 2... 1 „(Gattung 
Rücken nur am hintern Ende gekielt, Mantel mit 
konzentrischen Wellenlinien versehen: Gattung 
Gehäuse ohne Deckel: Inoperculata . 
Gehäuse mit Deckel: Operculata 

Augen auf zurückziehbaren Trägern stehend: 
Stylommatophora BREI Es 
Augen an der Basis der Fühler stehend: 
Basommatophora 


Schale zu klein zur völligen Bergung des Tieres 


Schale ausreichend zur Bergung des Tieres . 
Mantel vom Gehäuse ganz bedeckt: Gattung 
Mantel aus dem Gehäuse vorragend, mit einem 
Lappen am Gehäuse liegend: . . Gattung 
Gehäuse breiter als hoch . 
Gehäuse höher als breit . ; 
Gehäuse durchscheinend, stark glänzend 
Gehäuse meist undurchsichtig, ohne besonderen 
Glanz . e : : ; 
a. Gehäuse flach, esta wenig anaben 
Umgänge allmälich zunehmend, Farbe 
gelbadıii,. le sl as al Ve Gang 


Arion. 


Amalia. 


Limax, 


Daudetardia. 


Vitrina 


Hyalina, 


DV 


© 


10. 


11. 


212. 


13. 


15. 


IN. 


18. 


#9, 


Die Schnecken. 


b. Gehäuse flach, Gewinde fast eben, Um- 
gänge sehr langsam zunehmend, Farbe 


Were N Humik NW Gattung'Vitrea, 


c. Gehäuse Auehkngelig gewölbt, Farbe am 
lebenden Tiere dunkelbraun: . Gattung 


. Gehäuse meist sehr flach, Nabel weiter als die 


Mündung: . . Pisa „beswsi@attiung 
Gehäuse kugelig bis scheibenförmig, Nabel 
immer enger als die Mündung: . . Gattung 


Gehäuse mit kurzem Gewinde, letzter Umgang 


sehr bauchig . In EN 
Gehäuse mit längerem Gewinde, 1etzler Um- 
gang nicht bauchig MET: 
Gehäuse stets links gewunden, sehr lang 
gestreckt . ; I IRRTIRT TR 
Gehäuse rechts den (nur zwei sehr 
kleine Pupaarten sind links gewunden) 
Höhe des Gehäuses (im ausgewachs. Zustand) 
stets über 8 mm,(turm-oder eiförmig): Gattung 
Höhe fast stets unter 3 mm’ “at 
Gehäuse stark glänzend, Mündung stets un- 
gezähnt A Borstel; er 
Gehäuse wenig glänzend, meist mit Zähnen 
oder Falten versehen:. . . . . Gattung 
Gehäuse länglicheiförmig, sehr glatt, gelblich- 
korntarben® u h: ve sehe se 00 1. Gatlune 
Gehäuse sehr klein, nadelförmig, glashell, nach 
dem Tode des Tieres milchweiss: . Gattung 
Gehäuse gestreckt kegelförmig, letzte Windung 
nicht verschmälert; ohne Schliessapparat: 
Gattung 
Gehäuse getürmtspindelförmig, letzte Windung 
verschmälert; mit Schliessapparat: Gattung 
Gehäuse bauchigeiförmig, Schale sehr dünn, 
durchseheinend .. . .. 20. 1... Gattung 
Tier im Wasser lebend ee 
Tier auf dem Lande lebend. Gehäuse winzig 
en a a re Gattiing 


erreicht die Höhe von 9 mm. 


Zonitoides. 
Patula. 


Helix. 


Buliminus. 


Pupa. 


Cionella 


Caecilianella. 


Balea. 
Clausilia. 


Succinea, 


Carychium. 


[8] 
| 


16. 


20. 


1) Nur Pupa frumentum, (deren Vorkommen in Schlesien zweifelhaft ist) 


24. 


Die Schnecken. 


Gehäuse ohne Spiralwindungen . 

Gehäuse mit Spiralwindungen ee ee 
Gehäuse scheibenförmig gewunden: Gattung Planorbis, 
Gehäuse nicht scheibenförmig 

Gehäuse links gewunden . 

(sehäuse rechts gewunden . . . 1 ee 
Mantel über den Schalenrand Hot seend 

und diesen bedeckend, Spindelumschlag sehr 


schwach:r... 4 wein: . .suwr).siGattaung Amphipeples: 


Mantel nicht über d. Schalenrand hervor- 
ragend. Spindelumschlag deutlich: Gattung Limnaea. 
Mantelrand in fingerförmigen Fransen über 
den Schalenrand gelegt. Gehäuse aufgeblasen: 

Gattung Physa. 
Mantel nicht hervorragend; Gehäuse nicht 
aufgeblasen: . lo. Marn..nni » mdvGattung YAplexa: 
Gehäuse napfförmig: . . . . . Gattung Ancylus, 
Tier im Wasser lebend Zilk 
Tier auf dem Lande lebend, sehr klein: ati Acme. 
Deckel halbrund, mit einem Stiele versehen . . . . 
Deckel mehr oder weniger rund 


. Mündung und Deckel fast kreisrund; Kiemen 


baumförmig aus der Atemhöhle des Tieres 
hervorragend: . . . . . . . Gattung Valvata, 
Mündung und Deckel rundlicheiförmig, Kiemen 
nicht /hezvorsasendin 9 u u. ru 
Deckel hornig und dünn . 
Deckel kalkig und dick; Gehäuse imittellernne 

Gattung Bithynia. 
Gehäuse gross: . . 2 2... Gattung Paludina. 
Gehäuse sehr klein: . . . . . Gattung Bitbynella. 
Gehäuse halbkugelig, ungenabelt: . Gattung Neritina. 


27. 


31. 
28. 


29. 
30. 


I. Ordnung. Pulmonata Guvier. Lungenschnecken. 
(Inoperculata, Deckellose.) 


1. Unterordnung. Stylommatophora. 

Landschneeken mit oder ohne Schale, letztere deckellos. Sie 
atmen durch eine Lungenhöhle, welche sich an der rechten (bei 
den linksgewundenen Arten an der linken) Seite des Tieres 
öffnet. Kopf nicht schnauzenförmig verlängert. Kiefer vor- 
handen, nur bei der Gattung Daudebardia fehlend. Die Zähne 
der Reibplatte meist nur ein- bis dreispitzig, in zahlreichen Längs- 
reihen stehend, Zunge daher breit. Vier eylindrische, in sich 
selbst zurückziehbare Fühler. (Untergattung Vertigo nur zwei 
Fühler). Die oberen Fühler sind längerals die unteren 
und tragen an der Spitze die Augen. Die Tiere sind 
Zwitter. 


1. Familie. Testacellidae. 

Körper des Tieres fast walzenförmig. Mantel am hinteren 
Ende des Körpers. Gehäuse unvollständig, sehr klein. Kiefer 
fehlt vollständig (Agnatha). Zunge gross, mit schlanken, spitzen, 
in bogenförmige Querreihen gestellten Zähnen. Fleischfresser. 


1. Gattung. Daudebardia Hartm. 
Raubschnecke. 


Tier sehr diek, mit unvollständigem, kleinem, dicht vor dem 
Hinterende des Körpers sitzendem Gehäuse, daher einer Nackt- 
schnecke ähnlich. Atemöffnung rechts unter dem Mantel. Zunge 
sehr gross, rinnenförmig, mit langen, messerförmigen Zähnen 
besetzt. — Gehäuse ganz flach, ohrförmig, durchbohrt, fest- 
schalig und glänzend, mit weiter, fast horizontaler Mündung. — 
Die Daudebardien leben nur in Gebirgsgegenden, meist sehr ver- 
borgen in der Erde und nähren sich von anderen Schnecken, 
besonders Vitrinen, Hyalinen und kleinen Helixarten, auch von 


30 1. Familie. Testacellidae. 


Asseln und Regenwürmern. Nur während der kühlen Jahreszeit, 
also im Frühjahr und Herbst, verlassen sie bei feuchtem Wetter 
ihre Schlupfwinkel, sind aber auch dann nur schwer zu finden, 
da sie nirgend häufig sind. 


Übersicht der Arten. 
Gewinde fast die Hälfte der Gehäuslänge betragend: D. rufa Fer. 


Gewinde sehr klein, kaum Y; der Gehäuslänge 
ausmachend: .”. . 2. u wen z D.. beeyapenerrr 


1. Daudebardia rufa Ferussac. 
Syn.: Helicophanta rufa Drp., in Scholtz, Schles. Land- u. Wasser-Moll. 
Supplm. p. 1. 

Tier diek und schleimig, blaugrau, 12—15 mm lang. Ge- 
häuse aus drei langsam zunehmenden Umgängen bestehend. 
Gewinde fast die Hälfte der Gehäuslänge betragend. 
Gehäuse von rötlichgelber Färbung, gegen die Mündung hin fein 
sestrelit. L.15,,Br.3355,2HX 1,5. nm. 

Aufenthalt: Feuchte, schattige Orte, Quellenränder, in 
lockerem Boden, unter totem Laube. 

Verbreitung: In den Gebirgen des südl. und mittl. Deutsch- 
lands, in Österreich, Galizien, Italien, Griechenland, Schweiz. 

Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf. 

Im Walde zwischen der Goldkoppe und Kaltseifen. — 

G. Bei Melling, oberhalb des sogenannten Karpfenteiches 

von Jetschin gefunden. — W. Fürstensteiner Grund. 


2. Daudebardia brevipes Fer. 

Tier dunkelblaugrau, im ausgestreekten Zustande über 20 mm 
lang. Gehäuse aus 2—2"z Umgängen bestehend, welche schnell 
zunehmen. Gewinde sehr klein, kaum 's der Gesammt- 
länge ausmachend. Mündung etwas breiter als bei der vorigen 
Art. Aussenrand weit vorgezogen. Färbung rötlichgelb. L. 4,5, 
Br. 3,3, H. 1,5 mm. 

Aufenthalt: Wie bei der vorigen Art und mit ihr zusammen 
vorkommend. 

Verbreitung: In den deutschen Gebirgen, Österreich, Schweiz, 
Italien. 

Schles. Fundorte: A. Setzdorf, Fichtenstein b. Nieder- 
Lindewiese. — W. Schlesierthal, Fürstensteiner Gr. (Mit 
der vorigen Art zusammen gefunden am Wege von der 


sl 


2. Familie. Limaeidae. 3 


Sehweizerei nach der alten Burg, gleich oberhalb der Ruhe- 
bank, welehe Aussicht nach dem neuen Schlosse gewährt.) 
— NL. Landskrone (am nördlichen Fuss derselben nach 
Peck;). 

Beide Arten der Gattung Daudebardia sind in Schlesien nur sehr 
vereinzelt gefunden worden. Es hängt dies vielleicht nicht blos von 
ihrer Seltenheit an sich, sondern vorzugsweise von ihrem verborgenen 
Aufenthalt, sowie von dem Umstande ab, dass die Jahreszeit, in welcher 
sich die Tiere oberirdisch bewegen, schon um der kürzeren Tage 
willen zu Excursionen wenig geeignet ist. 


2. Familie. Limacidae. 

Körper des Tieres spindelförmig. Mantel nur den vorderen 
Teil des Rückens schildartig deekend. Tier ohne äussere Schale 
(Nacktschnecken). Unter dem Mantel ein Kalkplättehen. Atem- 
loch hinter der Mitte des rechten Schildrandes. Sohle mit drei 
deutlichen Längsfeldern. Schwanzdrüse fehlend. Kiefer halb- 
mondförmig, glatt, mit einem mittleren Vorsprung. 


2. Gattung. Amalia Mogqwn- Tandon. 
Kielschnecke. 


Nacktschneeken mit gekörneltem, hinten etwas ausgebuchtetem 
Schilde; unter demselben eine innere Schale in Form einer läng- 
liehrunden, kalkigen, flachgewölbten Platte mit wenig erhobenem 
Wirbel. Der glatte, halbmondförmige Kiefer mit einem mittleren, 
zahnartigen Vorsprunge versehen. Das Atemloch liegt rechts 
hinter der Mitte des Schildrandes. Der Rücken ist der ganzen 
Länge nach erhaben gekielt, die Sohle deutlich gerandet 
und in drei Längsfelder geteilt. 


3. Amalia marginata Draparnaud. 

Syn: Amalia carinata Z. v. Mart. in Jordan, Moll. d. preuss. Ob.-Lausitz. 

Körper gedrungen, mit von der Schwanzspitze bis zum 
Hinterrande des Schildes verlaufendem, deutlich erhabenem 
Kiel. Augenträger schlank und dünn. Schild oval, hinten etwas 
ausgerandet. Grundfarbe des Tieres zart rötliehgrau, nach 
dem Kiele zu dunkler, nach den Sohlenrändern heller werdend, 
mit zahlreichen kleinen, schwarzen Fleckehen und Punkten 
bespritzt. Die Sohle, der gelbe Kiel und der äusserste Rand 


32 2. Familie. Limaeidae. 


des Fusses sind ungefleekt. Auf dem Schilde fliessen die 
schwarzen Punkte zu zwei seitlichen, bogenförmigen Bändern 
zusammen. Auch ganz junge Tiere zeigen schon die Färbung 
der ausgewachsenen. Schleim weiss, sehr zäh. L. 8S0— 100, 
B. 7—10 mm. 
‘Aufenthalt: In Wäldern und Ruinen, unter Steinen und 
totem Laube. 
Verbreitung: Mittel- und Südeuropa, Deutschland. 
Schlesische Fundorte: W. Zeisburg, Fürstenstein. 
— B. Gröditzberg. — L. Landskrone. 


Amalia marginata, eine der schönsten einheimischen Nacktschnecken, 
ist besonders durch den von der Schwanzspitze bis zum Schilde 
reichenden Rückenkiel ausgezeichnet. Sie findet sich nur im Vor- 
gebirge und kommt nur unmittelbar nach warmem Regen zum Vor- 
schein. Wahrscheinlich kommt sie auch im den übrigen Teilen der 
Sudeten vor. 


3. Gattung. Limax Miller. 
Egelschnecke. 

Nacktschneeken mit schlankem, halbstielrundem, nach vorn 
und hinten allmälich verschmälertem, besonders hinten spitz aus-- 
laufendem Körper, der sich in der Längsrichtung weniger als 
bei Arion zusammenzieht. Schild mit konzentrischen Wellen- 
linien. Unter dem Schilde eine innere Schale in Form eines 
Kalkplättchens mit häutigem Rande und rechts oben liegender 
Embryonalwindung. Der glatte, halbmondförmige Kiefer mit 
einem mittleren, zahnartigen Vorsprunge, die Seitenzähne der 
Zunge schlank und spitzig. Atemloch rechts hinter der Mitte 
des Schildes, Geschlechtsöffnung hinter dem rechten Augenträger. 
Der Rücken nicht der ganzen Länge nach, sondern nur am 
hinteren Ende erhaben gekielt. Sohle gerandet und in drei 
Längsfelder geteilt. Die Arten dieser Gattung, zu denen die 
gemeinsten Nacktschnecken gehören, nähren sich von verwesen- 
den und frischen Pflanzenteilen, einige Arten besonders gern von 
Pilzen, jedoch fressen sie auch Schnecken, selbst der eigenen 
Art. Die Copula vollziehen sie, indem sie sich spiralig um ein- 
ander winden, wobei manche Arten an Schleimfäden hängen. 
Die runden oder länglichrunden, durchsichtigen Eier hängen meist 
schnurförmig zusammen. Junge Tiere sind oft schwer zu bestimmen, 
da sie in der Färbung von den ausgewachsenen vielfach ab- 
weichen. Volle Sicherheit gewährt dann nur die anatomische 
Untersuchung besonders der Verdauungs- und Geschlechtsorgane. 


2. Familie. Limacidae. 33 


Übersicht der Arten. 

1. Schild fast die Hälfte der Körper- 

länge deekend: . . . . . L. laevis Müller. 

Schild nur "3 der Körperlänge deckani lau DDRRRUS WIND 09) 
2. Schild mit zwei seitlichen, dunklen 

Längsstreifen versehen, Schwanzende 

des lebenden Tieres durchscheinend: L. arborum Bouch. 

Schild ohne seitl. Längsstreifen '), 


Schwanzende nicht durchscheinend: 3% 
3. Kleinere Arten von 20—70 mm L. 4. 
Grössere Arten von 100—150mm L. . . 2. 2.2.2. 5 
4. Grundfarbe zart hochgelb: . . . L. tenellus Nalss. 
Grundfarbe grau, schwarz gestrichelt: L. agrestis Linne. 
5. Grundfarbe gelblich mit dunkler netz- 
artiger Zeichnung: . . . . . . L. variegatus Drap. 
Grundfarbe weissgrau bis schwarz mit 
verschiedener Zeichnung: . . . L. maximus /. 6. 
Grundfarbe blau, ohne Zeichnung: L. schwabi. F'rfd. 
6. Sohle einfarbig . . . . 0 nid raebldrar eaynze 
Sohle mit weissem Mittel- und Artmielkn 
Seitenflldern: . . . . 2... . L. maximus, var. cinereo- 
niger Wolff. 
7. Schild gefleckt: . . . . . . . L. maximus, var. cinereus 
Lister. 
Schild ungefleckt: . . . . „2 . L. maximus, var. unicolor, 
Heynem. 


Die Arten der Gattung Limax sind bei dem Mangel äusserer 
Unterscheidungsmerkmale und der grossen Wandelbarkeit in der 
Färbung nur schwer zu unterscheiden. Die Grösse würde in 
einigen Fällen ein gutes Merkmal abgeben, wenn man dem Tiere 
ansehen könnte, ob es ausgewachsen ist; da dies bei den Nackt- 
schnecken nicht möglich ist, so empfiehlt es sich in zweifelhaften 
Fällen, das Tier auswachsen zu lassen. Ohne grosse Mühe kann 
man sie zu diesem Zwecke in einem Blumentopfe mit etwas 
Erde, die jedoch stets feucht zu erhalten ist, lange Zeit erhalten, 
wenn man sie mit frischen Mohrrübenscheibehen, Gurkenschalen, 
Kohlblättern, Pilzen und dergleichen füttert. 


1) Limax tenellus besitzt in typischen Stücken auch 2 seitliche Längs- 
streifen, wurde jedoch von mir in Schlesien stets ohne diese Zeichnung oder 
mit äusserst schwacher Andeutung derselben gefunden. 

Merkel, Mollusken. 3 


34 2. Familie. Limaeidae. 


4. Limax laevis Miller. 
Syn.: Limax brunneus Drap. 

Tier klein, sehr zart und weich; Körperseiten fast parallel, 
das Schwanzende nur kurz zugespitzt; Rücken ungekielt. Schild 
fast die Hälfte der Körperlänge deekend, vorn und hinten 
abgerundet. Farbe dunkel braungrau, ohne Zeichnung; 
Seiten und Sohle heller. L. 20, Br. 5 mm. 

Aufenthalt: Sehr feuchte Orte, Flussufer, Gräben- und 
Sumpfränder, Torfwiesen, besonders gern an der feuchten Unter- 
seite faulender Brettstücke. 

Verbreitung: Mittel- und Nordeuropa. 

Schlesische Fundorte: A. Zeiskengrund bei Frei- 
waldau. — 6. Landeck, Dirsdorf bei Nimptsch. — Z. Silster- 
witzer Thal. — R. Schlingelbaude (sehr hell), Agnetendorf. 
— L. Landskrone, Neisseufer bei Görlitz, Daubitz. — P. Um 
Rosenberg und Kreuzburg. — E. Um Breslau: im botanischen 
Garten, bei Zedlitz, Kleinburg, Lissa, Lohe, Ransern. 

Die kleine, sehr zarte, ungefleckte, mit sehr langem Schilde und 
klarem, farblosem Schleim versehene Nacktschnecke findet sich von 


der Ebene bis zur Knieholzregion; jedoch sind ihre Fundplätze im 
Gebirge seltener als in der Ebene. 


5. Limax agrestis Linne. 

Körper spindelförmig, nach hinten lang und spitz aus- 
sezogen, am Ende des Rückens stark gekielt. Runzeln 
des Körpers gross, Schild kurz, hinten abgerundet, mit sehr 
breiten Wellenlinien. Grundfarbe von weiss bis chokoladenbraun 
wechselnd, mit unregelmässigen dunklen Flecken und 
Strichen versehen, die meist nach der Sohle hin verschwinden. 
Kopf, Fühler und Augenträger dunkler, Kiel zuweilen heller 
gefärbt, Sohle gelblichweiss, Schleim weiss, Kalkreich. L. 30—60, 
Br.. 6 mm. 

Aufenthalt: In Gärten, Wäldern, Feldern und Wiesen. 

Verbreitung: Europa. 

SchlesischeFundorte: Durch das ganze Gebiet häufig. 

L. agrestis, die gemeinste schlesische Nacktschnecke, legt den 
ganzen Sommer hindurch Eier. In feuchtwarmen Jahren vermehrt 
sie sich daher sehr stark ınd kann besonders in Gemüsegärten sehr 
schädlich werden. Das Bestreuen der Felder oder Gartenbeete mit 
Asche oder Begiessen mit einer dünnen Chlorkalklösung soll die Tiere 
am leichtesten vertilgen. ‚FR 








2, Familie. Limaeidae. 35 


6. Limax maximus Zinne. 

Tier gross und schlank, nach hinten zu lang und spitz 
ausgezogen und etwa von der Hälfte des Rückens an stark 
flossenartig gekielt. Körperrunzeln elliptisch bis rhombisch, 
mit den spitzen Enden in die Lücken der Nachbarreihe ein- 
greifend. Schild kurz und breit, vorn abgerundet und weit ge- 
löst, hinten winkelig zugespitzt. Färbung sehr verschieden. 
L. 130—150, Br. 20 mm. 

Die unter dem Namen L. einereo-niger Wolff, L. einereus 
"Lister und L. unicolor Heynemann beschriebenen grossen Nackt- 
schnecken sind nach Dr. H. Simroth’s anatomischen Unter- 
suchungen dieser Tiere nicht spezifisch, sondern nur dureh die 
Färbung verschieden und müssen daher als Varietäten einer Art 
bezeichnet werden, welcher der alte Zinnösche Name L. maximus 
zukommt. Diese Varietäten kennzeichnen sich folgendermassen. 


l. Var. einereo-niger Wolf. 

Syn.: Limax einereo-niger Wolf in Reinhardt, Moll.-Fauna d. Sudeten pag. 71 
u. a. O. — Limax cinereus Müll. in Scholtz, Schlesiens Land- und 
Wasser-Moll. pag. 5. 

Sohle mit weissem Mittelfelde und dunkleren Seiten- 
feldern, Schild ungefleckt. Die Grundfarbe wechselt von 
hellgrau, aschgrau, rötlich, hell- und dunkelbraun bis schwarz, 
wobei häufig ein heller Kielstreifen, zuweilen auch Seitenstreifen, 
die der Farbe des Kieles entsprechen, dem Tiere ein sehr buntes, 

dunkel gebändertes Aussehen verleihen. 

Aufenthalt: In Wäldern unter Baumrinden, in Gärten unter 
Steinen, faulendem Holze und totem Laube. 

Verbreitung: Europa. 

Schlesische Fundorte: Durch das ganze Gebiet bis 
in die obere Bergregion häufig. 


2. Var. cinereus Lister. 

Syn.: Limax cinereus Lister in Zeinhardt, Moll.-Fauna d. Sudeten pag. 71 
u. a. OÖ. — Limax cinereus Müller in Scholtz, Schlesiens Land- und 
Wasser-Moll. pag. 5. 

Sohle einfarbig, Schild gefleckt. Grundfarbe grau mit 
mit schwarzen Punkten und Flecken, deren grössere meist 
in vier unterbrochene Längsbinden zusammenfliessen. Sohle 
schmutzig grau. 

Aufenthalt: In Felsritzen, Mauerspalten, Brunnen, Kellern, 


in Gärten unter Holzwerk. 
+ 


36 ?. Familie. Limaeidae. 


Verbreitung: Europa. 

Schlesische Fundorte: A, Hirschbadkamm, Stech- 
graben. In Weidenau in Öesterr.-Schlesien (ganz weiss). — 
R. Kynast, neue schlesische Baude, Schlingelbaude, kleiner 
Teich, schwarze Koppe, Spindelmühl. — L. Landskrone. — 
P. Trebnitz im Buchenwald. — E. Breslau (in Kellern der 
Monhauptstrasse und Kirchstrasse), im botanischen Garten. 


3. Var. unicolor Heynemann. 

Syn.: Limax unicolor Heynem. in Jordan, Moll. d. preuss. Ob.-Lausitz. 

Sohle einfarbig, Schild nie gefleckt. Grundfarbe grau- 
schwarz. 

Aufenthalt: Unter totem Laube, in Kellern (nach (lessin). 

Verbreitung: Nur an wenigen Orten Deutschlands und in 
Böhmen gefunden. 

Sehlesische Fundorte: I. Bei Marklissa von Jordan 
in zwei Exemplaren gefunden. 
Die erste Varietät ist in Schlesien sehr häufig, die zweite, in 


einigen Gebietsteilen noch nicht nachgewiesen, findet sich in Breslau 
sehr häufig in Kellern, wo sie in einem Falle der daselbst getriebenen 


Champignonzucht nachteilig wurde '). 


i. Limax tenellus Nilsson. 


Tier sehr zart. Körper am Schwanzende gekielt. Runzeln 
schmal und zart; Schild wenig länger als breit, vorn und hinten 
abgerundet; Vorderrand und Seitenränder weit losgelöst, 
Hinterteil des Schildes durch die innere Schale etwas erhoben, 
Schild fein konzentrisch gewell. Grundfarbe heller oder 
dunkler gelb, Schild meist etwas dunkler, oft hochgelb. Seiten 
des Schildes zuweilen mit schwarzen Längsbinden verziert, die. 
sich nach hinten bis zum Schwanzende fortsetzen. Häufig fehlt 
jedoch jede Spur einer Zeichnung. Sohle hellgelb), Schleim 
gelb. L. 35—65, Br. 4—6 mm. 

Aufenthalt: in feuchten Wäldern unter Rinden, Steinen 
und totem Laube. 

Verbreitung: Mittel- und Nordeuropa. 

Scehlesisehe Fundorte: A, Waldenburg am Wege 
zum Steehgraben. — &. Wölfelsfall, Landeck, Olbersdorf. 

— 2. Gorkau am Zobten. — W, Fürstenstein, Kynsburg, 

!) Vergleiche: Hermann Loens. Schaden von Limax cinereus, Nachrichts- 
blatt d. D. Mal.-Ges. 1891 pag. 3—6. 


2. Familie, Limaeidae. 37 


Hermsdorf bei Liebau. — B. Kitzelberg, Nimmersatt. — 
R. Kynast, Agnetendorf, Baberhäuser, Schreiberhau. — 

I. Marklissa. 

Limax tenellus habe ich im Sudetengebirge, wenn auch nicht häufig, 
so doch gleichmässig verbreitet gefunden, während sie von Scholtz 
überhaupt nicht aufgeführt wird. Alle von mir gefundenen Stücke 
zeigten die dunkle Zeichnung des Schildes nur ganz schwach ange- 
deutet, die Gorkauer Exemplare jedoch keine Spur davon. Die 
Schnecke sitzt gewöhnlich an ihrer Unterlage fest angedrückt und 
erscheint dadurch ungewöhnlich flach und breit. Bei leiser Berührung 
des Schildes (mit einem feinen Haarpinsel) ungefähr in seiner Mitte 
bewegt das Tierchen die seitlichen Ränder des Schildes in höchst auf- 
fallender Weise, fast flügelartig., — Die zarte, gelbliche Färbung lässt 
das Tier mit Sicherheit von jeder anderen Nacktschnecke unter- 
scheiden. Seine Lieblingsnahrung sind Pilze. 


8. Limax schwabi Frauenfeld. 

Tier gross und schlank, von der Mitte des Rückens an gekielt. 
Schild vorn abgerundet, nach hinten etwas zugespitzt, weit ge- 
löst, mit sehr zarten, konzentrischen Wellenlinien, deren Zentrum 
etwas hinter der Mitte des Schildes liegt. Runzeln des Körpers 
kräftig hervortretend, zuweilen etwas geschlängelt. Augenträger 
spitzkegelförmig. Färbung blau, nach der Körpermitte mehr 
oder weniger in grünlichsehwarz oder blauschwarz übergehend; 
zuweilen auch meergrün oder selbst hellgraublau. Schild und 
Sohlenrand meist lebhaft ultramarinblau. Sohle blau- 
grau; Mittelfeld meist etwas heller als die Seitenfelder, hellgrau 
umrandet. Schleim der Sohle glashell. L. 100—120, Br. 12—14 mm. 

Aufenthalt: In feuchten Wäldern, besonders unter lockerer 
Rinde alter Baumstümpfe. 

Verbreitung: Karpathen und Sudeten. 

Schlesische Fundorte: Nachdem L. schwabi bisher 
ausschliesslich im Karpathengebiet, besonders im Tatra- 
gebirge gefunden worden war, wurde mir im Juni d. J. ein 
Exemplar dieser prächtig gefärbten Nacktschnecke durch 
Herrn Dr. Otto Müller in Breslau, welcher dasselbe auf 
der preussischen Seite des Glatzer Schneeberges auf dem 
Wege vom Wölfelsfall nach der Schweizerei erbeutete, zur 
Bestimmung übergeben. Durch eine daraufhin mit Herrn 
Müller nach dem neuen Fundorte unternommene Excursion, 
bei welcher es uns trotz sehr kurz zugemessener Zeit gelang, 
mehrere Exemplare der schönen Schnecke zu erbeuten, 


1] 
38 3. Familie. Limacidae. 


konnte unzweifelhaft festgestellt werden, dass dieselbe in 
dem genannten Gebiete wirklich einheimisch und somit in 
die Zahl der schlesischen Arten einzureihen ist. Infolge 
ihrer auffallenden Färbung kann sie mit keiner andern 
Art verwechselt werden. 


9. Limax variegatus Draparnanud. 


Tier gross und schlank, nach hinten spitz auslaufend, von 
der Mitte des Rückens an gekielt. Schild vorn abgerundet, bis 
zur Hälfte gelöst, hinten etwas zugespitzt, mit zarten Wellen- 
kreisen. Grundfarbe hellgelb, die Vertiefungenzwischen 
den Runzeln dunkelgrau, so dass ein dunkles Mascher- 
netz entsteht, dessen Zwischenräume jedoch vielfach, besonders 
nach der Rückenmitte, dunkler ausgefüllt sind, so dass zwischen 
der dunklen Färbung einzelne oder zu Gruppen vereinigte, helle 
Zellen heraustreten und der Oberfläche dadurch ein gespritztes 
Ansehen geben. Auf der Rückenmitte bilden die etwas ge- 
streekteren Runzeln meist einen unregelmässigen, hellen Kiel- 
streifen. Schild dunkelgrau mit helleren Spritzfleecken. L. 100, 
Br. 12 mm. 

Aufenthalt: In Kellern, Brunnen und Gärten. 
Verbreitung: Europa. 

Schlesisehe Fundorte: E. Breslau, in einem Garten 
der Monhauptstrasse und im botanischen Garten; in einem 
Keller der Stadt Brieg in ausserordentlicher Anzahl (nach 
Goldfuss). 

Limax variegatus ist zwar in Schlesien nur von wenigen Orten 
nachgewiesen, dürfte aber doch wohl auch hier allgemein verbreitet 
sein. — Von L. cinereus, dem er äusserlich am meisten ähnlich ist, 


lässt er sich durch seine eigentümliche Zeichnung, die hellen Spritz- 
flecken auf dunklem Grunde, am besten unterscheiden. 


10. Limax arborum Bouche-Cantraine. 
Syn.: Limax marginatus Müller in Reinhardt, Moll.-Fauna d. Sudeten pag. 71 
una. ©. 

Körper spindelförmig, hochgewölbt, nach hinten stark ver- 
schmälert, mit spitz ausgezogenem, scharf gekieltem, am 
!ebenden Tiere durehseheinendem Schwanzende. Schild 
vorn abgerundet, hinten zugespitzt, konzentrisch gewellt. Grund- 
farbe rötlichgrau. Die typische Zeiehnung, welche sich meist 






A 
y 





2 
N 3. Familie. Vitrinidae 39 


an jüngeren Stücken sehr deutlich zeigt, besteht in zwei 
dunklen Binden, welche sich an den Seiten des Schil- 
des entlang ziehen und nach hinten derartig über den 
Rücken fortsetzen, dass zwischen ihnen ein schmaler, heller 
Kielstreifen scharf begrenzt erscheint. Der Raum zwischen 
den beiden Seitenstreifen des Schildes ist von einem 
mehr oder weniger breiten, dunklen Flecke soweit 
ausgefüllt, dass die dunklen Seitenstreifen auch nach 
innen hell begrenzt bleiben. Schon bei jungen Stücken 
finden sich mannigfache Übergänge von der scharf ausgesprochenen 
Zeiehnung (auch mit 4 Rücken- und 5 Schildstreifen) durch leichte 
Andeutung derselben bis zu völligem Verschwinden, während bei 
älteren Stücken häufig die helle Grundfarbe durch die breiter 
werdenden Bänder fast verdrängt wird. Sohle immer einfarbig, 
weissgrau. Schleim farblos. L. 70 mm, Br. 6 mm. 
Aufenthalt: In feuchten Laubwaldungen, besonders an 
Buchenstämmen, auch an Mauern und Felsen. Bei Regen steigend. 


Verbreitung: Europa. 


Schlesische Fundorte: Im ganzen Gebirge häufig 
bis zur Knieholzregion. 

Limax arborum ist eine in feuchten Laubwäldern häufige Nackt- 
schnecke, welche sich durch ihren Aufenthalt an Bäumen, besonders 
nach dem Regen, durch die entsprechende Zeichnung typischer Stücke 
und durch ihr durchscheinendes Körperende, in welchem sich die 
dunkleren Eingeweide deutlich abheben, gleich sehr auszeichnet. Die 
letztere Eigenschaft rührt von dem Wasservorrat her, welchen diese 
Tiere bei feuchtem Wetter aufnehmen können und der ihnen auch ge- 
stattet, sich weiter als andere Nacktschnecken von ihren Schlupf- 
winkeln zu entfernen. 


3. Familie. Vitrinidae. 


Tier mit vollständigem oder unvollständigem Gehäuse. Die 
Sohle durch zwei deutliche Längsstriche in drei Längsfelder ge- 
teilt. Schwanzdrüse fehlt. Kiefer glatt, mit mittlerem Vorsprung 
(Oxygnatha). Zunge in drei Felder geteilt, Zähne des Mittel- 
feldes stumpf und kurz, der Seitenfelder spitz und schlank. Vor- 
herrschend Fleischfresser. 


40 3. Familie. Vitrinidae. 


4. Gattung. Vitrina Draparnaud. 
Glasschnecke. 

Tier schlank und gestreckt mit mehr oder weniger unvoll- 
ständigem, ziemlich weit nach’hinten gerücktem Gehäuse. Mantel 
weit aus dem Gehäuse hervorragend und einen Teil des Rückens 
bedeckend, quer gerunzelt; ein zungenförmiger Fortsatz des 
Mantels legt sich rechts an die äussere Wand des Gehäuses an. 
Unterhalb seiner Basis befindet sich die Atemöffnung; Geschlechts- 
apparat bei einigen Arten mit einem Liebesdolch versehen. Die 
Geschlechtsöffnung liegt weiter nach vorn als die Atemöffnung, 
ebenfalls rechts an der Mitte des Halses. Augenträger lang und 
dünn, untere Fühler sehr kurz. Der glatte Kiefer gebogen und 
mit einem mittleren Vorsprunge versehen. — Gehäuse ungenabelt, 
mit zwei bis drei Windungen, kugelig bis ohrförmig, mit weiter 
Mündung, einfachem Mundsaum und bogenförmig ausgeschnittenem, 
oft häutigem Spindelrande; vollkommen durchsichtig, stark glän- 
zend und äusserst zart und zerbrechlich. 

Die sehr munteren, rastlos umherkriechenden Tierchen lieben 
in hohem Grade die Feuchtigkeit. Sie nähren sich von modern- 
den Pflanzenstoffen, Pilzen und Schnecken. Die rundlichen, 
weichschaligen Eierchen werden im Frühjahr in kleinen Häufchen 
abgesetzt. — Durch das weitmündige Gehäuse sind die Tierchen 
in geringerem Grade als andere Schnecken vor der Verdunstung 
geschützt und verbringen daher die wärmere Jahreszeit in feuch- 
tem Waldboden. Das ausgewachsene Tier verlässt diesen Schlupf- 
winkel erst in der kühleren und feuchteren Jahreszeit und kommt 
an geeigneten Tagen selbst im Winter zum Vorschein. Nach 
Beendigung des Fortpflanzungsgeschäftes im Frühjahr sterben 
sie ab. 


Übersicht der Arten. 
1. Schale vollständig, (das Tier kann sich 


ganz ins Gehäuse zurückziehen):. . . V. pellucida Müller. 
Schale unvollständig (das Tier kann sich 
nicht, ganz. ins Gehäuse, zurückziehen) _x..1. 2 77. 12 12 Mer 
2. Gewinde fast die Hälfte der Gesamtlänge 
einnehmend 0 ichffagfıyen ya hl ige oe dal ae Le 
Gewinde sehr klein, kaum "s der Ge- 
samtlänge einnehmend: . . . . . .V. elongata Drp. 
3. Hautsaum der Mündung sehr breit: . . V. diaphana Dry. 


Hautsaum der Mündung sehr schmal: . V. kochi Andreae. 


3. Familie. Vitrinidae. 41 


11, Vitrina pellueida Müller. 
Syn.: Vitrina pellueida Drap. in Scholtz Schlesiens Land- u. Wasser-Moll. pag.9. 
Tier (nur knapp) in der Schale Platz findend. Mantel 
beim Kriechen vorn aus dem Gehäuse etwas hervorragend; seit- 
licher Mantelfortsatz kleiner als bei anderen Arten. 
Farbe des Tieres hellgrau. — Gehäuse gedrückt kugelig; 
grünlich; Gewinde gross, Umgänge drei, rasch zunehmend, 
zart gestreift, an der Naht gefaltet. Spindelrand nicht häutig. 
L. 4—5, Br. 3—4, H. 3 mm. 
Aufenthalt: An feuchten, schattigen Orten, in Gebüsch, 
unter Steinen, totem Laube, unter faulem Holze. 
Verbreitung: Mitteleuropa, Kaukasus, Sibirien. 
Schlesische Fundorte: Durch das ganze Gebiet häufig. 
Vitrina pellueida ist von den andern einheimischen Arten durch ihr 
fast kugeliges Gehäuse und den nicht ungewöhnlich verbreiterten letzten 


Umgang leicht zu unterscheiden. — In höheren Gebirgsgegenden ist das 
Gehäuse meist farblos und nicht so schön meergrün wie in der Ebene. 


12. Vitrina diaphana Draparnaud. 

Tier nieht im Gehäuse Platz findend, schlank; Mantel 
sehr gross und vorn weit über das Gehäuse vorragend; seitlicher 
Fortsatz des Mantels gross, das ganze Gewinde bedeckend. Farbe 
des Tieres hellgrau, Mantel, Kopf und Fühler schwärzlich. — Ge- 
häuse länglich-ohrförmig, niedergedrückt, glashell oder grün- 
lich. Umgänge zweiundeinhalb, sehr rasch zunehmend; Gewinde 
kaum erhoben, fast die Hälfte des Gehäuses einnehmend. 
Spindelrand mitsehr breitem Hautsaum. L. 6—7, Br. 4—5, 
H. 2—3 mm. 

Aufenthalt: An feuchten, schattigen Orten, unter totem 
Laube und in lockerer, aufgewühlter Erde. 

Verbreitung: Mitteleuropa, Deutschland, Alpen. 

Schlesische Fundorte: @. Grunewalder Thal bei 
Reinerz, Wölfelsfall, Hirschbadquelle bei Ruine Karpenstein. 
— W. Schlesierthal, Kynsburg. — R. Peterbaude. — IT. Schloss 
Tschocha a. Qu., am Pripspfeiferstein bei der Tafelfichte, 
Rabishau. — L. Landskrone, Neisseufer bei Görlitz, Hoch- 
wald, Löwenberg. — E. Um Breslau bei Zedlitz und Ottwitz. 


Var. jetschini Westerlund. 


Spindelrand noch tiefer bogig ausgeschnitten, so dass 
man auch bei senkrechtem Einblick den Verlauf der Spirale 


42 3. Familie. Vitrinidae. 


deutlich verfolgen kann. Hautsaum noch breiter, fast die 
Hälfte der Unterseite der Schale einnehmend, nach vorn ver- 
schmälert und kaum über die Mitte der Mündung hinausgezogen, 
Farbe grünlich. 


Vitrina diaphana kommt auch in der Ebene vor. Um Breslau fand 
ich sie im Frühjahr uud Herbst häufig an den Oderufern bei Zedlitz 
und Ottwitz und zwar vorzugsweise in der lockeren aber feuchten 
Erde flacher, an der Erdoberfläche verlaufender Nager-Gänge, fast 
stets in Gesellschaft von Hyalina erystallina Müller. 

Die interessante V arietät wurde bisher nur von Jetschin an 
den Ufern der Neisse bei Patschkau gefunden. 


13. Vitrina kochi Andreae. 


Tier und Gehäuse denen der vorigen Art sehr ähnlich. Ge- 
häuse länglich ohrförmig, etwas stärker niedergedrückt, 
srünlich, durchsichtig. Umgänge zweiundeinhalb, sehr rasch zu- 
nehmend; Gewinde kaum erhoben, kaum die Hälfte des Gehäuses 
einnehmend. Mündung etwas kürzer und breiter als bei der 
vorigen; Spindelrand wenigerstark bogig ausgescehnitten 
als selbst bei dem Typus der vorigen Art. Hautsaum sehr 
schmal. L. 5, Br. 3,6, H. 2 mm. 


Die Art unterscheidet sich von der vorigen hauptsächlich durch 
den sehr schmalen Hautsaum und den wenig ausgeschnittenen Spindel- 
rand '). Sie ist zuerst im Mosbacher Sande fossil, im Jahre 1884 
aber von Herrn Jetschin im Reichensteiner Gebirge bei Patschkau 
lebend gefunden worden. Exemplare derselben wurden mir von 
Herrn Jetschin freundlichst mitgeteilt. 


14. Vitrina elongata Draparnanud. 
Syn.: Vitrina lusatica Jordan Moll. d. preuss. Ob.-Lausitz. Jahrbuch deı 
D. Mal.-Ges. 1870 pag. 376. 

Tier nieht im Gehäuse Platz findend, schlank ; zungenförmiger 
Fortsatz des Mantels gross, das ganze Gewinde bedeekend; Farbe 
schwarzgrau, Sohle schmal, schmutzig-weiss. Gehäuse länglich 
ohrförmig, sehr niedergedrückt, rein weiss oder grünlich- 
gelb. Umgänge zwei, sehr rasch zunehmend; Gewinde sehr 


!) Die auf sie bezügliche Angabe in Westerlunds Fauna d. palaearktischen 
Binnenkonchylien: „von V. diaphana hauptsächlich verschieden durch den 
stark bogig ausgeschnittenen Unterrand der Mündung ete.“ wird wohl nur auf 
einem Druckfehler beruhen. 





3. Familie, Vitrinidae. 43 


klein, kaum ein Drittel der Gehäuselänge betragend. Spindel- 
rand mit breitem Hautsaum. L. 4, Br. 2,7, H. 1,7 mm. 

Aufenthalt: An feuchten, schattigen Orten, quelligen Stellen 
im Walde, unter Moos und totem Laube. Nur im Gebirge und 
daselbst bis in die Knieholzregion aufsteigend. 

Verbreitung: In den mitteldeutschen Gebirgen, in den 
Alpen und in Böhmen. 

Scehlesische Fundorte: A, Gipfel des Altvaters, Gold- 
koppe, Kaltseifen, Stechgraben, Brünnelheide, Peterstein. — 
6. Wöltelsfall, Heuscheuer, Karpenstein. — W. Schlesierthal, 
Fürstenstein, Hornschloss. — B. Kitzelberg, Mühlberg. — 
R. Altes Bergwerk im Riesengrund, kleiner Teich, Hirsch- 
felsen oberhalb der Baberhäuser, Agnetendorf, Kynast; 
Korallensteine, Kleine Schneegrube, Kiesewald, Kochelfall. 
— I. Sehwarzbach, Greifenstein, Greifenberg. — L. Lands- 
krone, Hochwald hei Lauban, Löwenberg. 

Vitrina elongata ist eine echte Gebirgsschnecke. Von V. diaphana 
unterscheidet sie sich vorzugsweise durch ihr sehr niedergedrücktes 
Gehäuse mit sehr kleinem, fast punktförmigem Gewinde. — Die auf 
der Landskrone und dem Hochwald bei Lauban von Jordan gefundene 
V. lusatica ist nach Prof. Dr. Boettger’s schriftlichen Mitteilungen, 


sowie nach (lessin’s Exeursionsfauna pag. 77 nur eine grössere Form 
von Vitrina elongata. 


5. Gattung. Hyalina F’russac. 
Glanzschnecke. 


Tier zart und schlank, mit vollständigem, den Mantel ganz 
bedeckendem Gehäuse. Atemöffnung rechts an der Oberseite des 
Halses. Etwas unterhalb derselben unter dem Mantelrande die 
Geschlechtsöffnung. Der halbmondförmige Kiefer glatt, am kon- 
kaven Rande mit einem kleinen, scharf hervortretenden Zahne 
versehen. Zunge in drei deutliche Längsfelder geteilt, indem 
die Seitenzähne sich in schiefem Winkel an die mittleren an- 
reihen. Zähne des Mittelfeldes kurz dreispitzig, die der Seiten- 
felder spitz dornförmig, die längeren Randzähne hakenförmig. 
Geschlechtsapparat ohne Pfeilsack. Gehäuse flach gewunden, 
mit 4—7 Umgängen. Letzter Umgang wenig oder nicht herab- 
steigend, mit scharfem, geradem, nicht erweitertem Mundsaume. 
Gehäuse durchscheinend, einfarbig, gelblich bis braun, stark 
glänzend. — Die grösseren Arten der Hyalinen sind Raubtiere, 


44 3. Familie. Vitrinidae. 


während die kleineren sich vorzugsweise von verwesenden Pflanzen- 
stoffen zu ernähren scheinen. Auch sie lieben wie die Vitrinen 
feuchte und kühle Orte. Die Eier setzen sie einzeln ab. 


Übersicht der Arten. 
l. a. Gehäuse gross, Durchmesser 10 bis 


14mm. 2.7. N. - ©: 
b. Gehäuse U Dre 
9m. eh aa re ee a a ee 2 
c. Gehäuse klein, Durchmesser 4 bis 
5 mm (bei 4 Umgängen) . .,. „ . . 2 „EEE 
2. Nabel sehr eng: . . . . . . ...H. glabra Stud. 
Nabel ziemlich weit: . . . . H. cellaria Müller. 
3. Letzter Umgang gegen die Miindahe. 8 tar k 
erweitert: . 2: » 0. =... .2B. nitens Mickeues 
Letzter Umgang gegen die Mündung 
nicht auffallend erweitert. . . . 2 u: 26 Fe 2 Vo ee 
4. Letzter Umgang stark Hera acbns en 
Unterrand stark gebogen: . . . . H. nitidula Drp. 


Letzter Umgang nur wenig hökahächnään, 

Unterrand schwach gebogen, Tier mit 

deutlichem Knoblauchgeruch: . . . . H. alliaria Miller. 
5. Oberseite sehr deutlich und dicht gestreift, 

Nabel eng und tief. . . . . H. radiatula Gray. 

Oberseite sehr fein gestreift (fast elalt) 

Nabel weit und tief . . . ..... H. pura Alder. 


15. Hyalina glahra Studer. 

Tier dunkel schieferblau. — Gehäuse scheibenfömig, nieder- 
gedrückt, sehr glatt, stark glänzend, wie poliert, oben 
braungelb, unten namentlich um den Nabel weisslich. Gewinde 
wenig erhoben mit seichter Naht, 5—6 langsam zunehmenden 
Umgängen, von denen der letzte an Breite überwiegt. Umgänge 
von eiförmigem Durchschnitt. Nabel tief, aber sehr eng, 
fast stichförmig. Br. 12—14, H. 6 mm. 

Aufenthalt: An feuchten, schattigen Orten, unter Steinen 
und totem Laube. 


Verbreitung: Deutschland, Frankreich, Schweiz, Böhmen 
und Siebenbürgen. 


3. Familie. Vitrinidae. 45 


Schlesische Fundorte: A. Hutberg bei Buchelsdorf, 
Goldkoppe, Zeiskengrund, Fichtenstein bei Nieder - Linde- 
wiese, Setzdorf, Einsiedel bei Würbenthal. — Z. Zobtenberg, 
Geiersberg. — W. Kynsburg, Fürstenstein, Zeisburg. — 
R. Annakapelle, zwischen St. Peter und den Schlüsselbauden, 
Weltende bei Hirschberg. — I. Hochwald bei Lauban. 


Hyalina glabra ist unter den einheimischen Arten dieser Gruppe 
die seltenste und grösste. Von der fast ebenso grossen H. cellaria 
unterscheidet sie sich leicht durch den sehr engen Nabel; ausserdem 
ist sie durchsichtiger, glätter und glänzender, und die Umgänge sind 
auf der Unterseite schöner gewölbt. 


16. Hyalina cellaria Müller. 

Tier schlank, gelblichweiss, Kopf nebst Fühlern und 
Nacken schieferblau. Gehäuse scheibenförmig, niedergedrückt, 
glatt, oben ziemlich unregelmässig gestreift, gelblich, unten weiss; 
Gewinde wenig erhoben, 5—6 langsam zunehmende Umgänge, 
deren letzter an Breite überwiegt. Nabel offen, ziemlich 
weit und tief. Br. 10 12, H. 4 mm. 

Aufenthalt: An Felsen und alten Mauern, an Quellen, in 
Kellern, unter faulem Holze, unter Steinen und totem Laube. 

Verbreitung: Mitteleuropa, Kaukasus. 

Schlesische Fundorte: A. Freiwaldau, Saubsdorf, 
Goldenstein, Setzdorf. — &. Reichenstein, Landeck, Karpen- 
stein, Schnallenstein, Altheide, Dirsdorf bei Nimptsch, Wöltels- 
fall. — W. Kynsburg, Fürstenstein, Zeisburg, Hermsdorf bei 
Liebau. — B. Nimmersatt, Mühlberg, Gröditzberg. — 
R. Kynast, Baberhäuser, Schreiberhau, (Johannisbad). — 
I. Friedeberg, Greifenstein, Herrnsdorf bei Wiegandsthal, 
Haindorf, (Schloss Friedland), Steinkirch, Wehrau. — L. Gör- 


litz, Löwenberg. — E. Scholtz erhielt leere Exemplare, die 
in Breslau beim Aufreissen alter Dielen gefunden worden 
waren. 


H. cellaria ist durch die weisslichgelbe Farbe des Tieres, sowie 
durch den weiten uud tiefen Nabel gekennzeichnet. 


17. Hyalina alliaria Miller. 
Tier gelblichweiss, Rücken schieferblau; stark nach Knob- 
lauch riechend. Gehäuse scheibenförmig niedergedrückt, 
glatt, stark glänzend, durchsichtig, rötlich hornfarben, unten 


46 3. Familie. Vitrinidae. 


heller. Gewinde wenig erhoben, mit flacher Naht. Fünf 
langsam und regelmässig zunehmende Umgänge, nicht 
herabsteigend. Nabel offen und tief, doch ziemlich eng; Mün- 
dung rundlich mondförmig, wenig schief, etwas breiter als 
hoch. Br. 7—8, H. 3—-4 mm. 

Aufenthalt und Verbreitung: Diese im nördlichen Europa 
(England, Dänemark, Schweden, Norwegen) einheimische Art, 
welche auch an einigen Orten Norddeutschlands vorkommt, ist 
in allen grösseren Gärtnereien, wo sie sich an feucht stehenden, 
bemoosten Blumentöpfen findet, unter dem Namen Knoblauch- 
schnecke bekannt. Während sie nach Dr. Reinhardt!) in der 
Provinz Brandenburg sich durch das ganze Gebiet zerstreut in 
Laubwäldern findet, ist sie in Schlesien im Freien noch nicht 
beobachtet worden. Abgesehen von ihrem auffallenden Geruch, 
der ihr einen wirksamen Schutz gegen Schneckenfeinde zu ge- 
währen scheint, unterscheidet sie sich von der ihr sehr ähnlichen 
H. cellaria im ausgewachsenen Zustande durch die geringere Zahl 
der Umgänge und die erheblich geringere Grösse. 


18. Hyalina nitens Michaud. 

Tier heller oder dunkler schieferblau. Gehäuse im Umfang 
länglich rund, niedergedrückt, glatt, oben hell braungelb, unten 
weisslich. Gewinde wenig erhoben. Umgänge fünf, der letzte 
gegen die Mündung sehr rasch an Weite zunehmend, 
langsam herabsteigend und sehr stark herabgebogen. Nabel 
weit und offen, durch die Erweiterung des letzten Umganges 
stark aus der Mitte gedrängt. Mündung gedrückt eiförmig, 
schief, viel breiter als hoch. Unterrand stark gebogen, Ober- 
rand fast gerade. Br. 9—11, H. 4 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern unter Moos und totem Laube. 

Verbreitung: Mittel- und Südeuropa; Mittel- und Süd- 
Deutschland, England, Südschweden. 

Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 
Hutberg bei Buchelsdorf, Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese, 
Setzdorf, Endersdorf bei Zuckmantel, Bischofskoppe, Golden- 
stein. — 6. Reichensteiner Gebirge, Karpenstein bei Landeck. 
— Z. Zobtenberg, Mittelberg, Gorkau. — W. Fürstenstein, 


I) Reinhardt, Verzeichnis der Weichtiere der Provinz Brandenburg. Ber- 
lin 1886. 


.\ 
3. Familie. Vitrinidae. 47 
Kynsburg. — B. Kitzelberg, Mühlberg. — I. Greifenstein, 
Raspenau. — L. Landskrone, Posottendorf. 

Eine sehr schöne, grünlich glashelle Abänderung fand Herr Jetschin 
am Ostabhang des Reichensteiner Gebirges. 

H. nitens ist von allen einheimischen Arten dieser Gattung und 
besonders von der ihr nächstverwandten H. nitidula durch den plötz- 
lich erweiterten, stark herabgebogenen und hierdurch fast dachförmig 
abfallenden letzten Umgang, sowie durch die gedrückt eiförmige, läng- 
liche Mündung mit fast geradem Oberrand sicher zu unterscheiden. 


19. Hyalina nitidula Draparnaud. 

Tier blaugrau. Gehäuse gedrückt halbkugelig, fast glatt, 
heller oder dunkler hornfarben, unten um den Nabel milchweiss. 
Gewinde etwas erhoben. Fünf Umgänge; der letzte gegen die 
Mündung nicht ungewöhnlich erweitert und nicht herab- 
steigend, aber ziemlich stark herabgebogen, schwach ge- 
wölbt. Nabel offen und tief, ziemlich in der Mitte stehend. 
Mündung rundlich mondförmig, schief, kaum breiter als hoch. 
Br. 8—9, H. 4—4,5 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern und Gebüschen unter totem Laube. 

Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. 


Schlesisehe Fundorte: Durch das ganze Gebiet, auch 
in der Ebene verbreitet. 


H. nitidula ist von der vorigen Art am leichtesten durch die Um- 
rissform zu unterscheiden. Da der letzte Umgang nicht so stark 
erweitert ist als bei H. nitens, so erscheint sie nicht wie diese im 
Umfange Jänglichrund, sondern fast kreisrund. Auch ist der letzte 
Umgang vor der Mündung weniger stark herabgebogen, die Mündung 
selbst aber weniger langeiförmig, sondern rundlich. Von H. cellaria 
unterscheidet sie sich durch geringere Grösse, geringeren Glanz, oben 
mehr -bräunliche, nicht gelbliche Färbung, etwas rascher erweiterten 
letzten Umgang und mehr rundliche Mündung. 


20. Hyalina pura Alder. 

Syn.: Helix viridula Menke in Scholtz, Schles. Land- u. Wasser-Moll. pag. 36. 

Tier stahlblau. — Gehäuse gedrückt halbkugelig, sehr fein 
quer gestreift und äusserst fein spiralstreifig, glänzend, 
dünnschalig, hell horngelb. Vier regelmässig zunehmende Um- 
gänge. Nabel weit und tief, namentlich gegen die Mündung 
sich sehr erweiternd, alle Umgänge zeigend. Br. 4-5, 
H. 2 mm. 


48 3. Familie. Vitrinidae. 


Aufenthalt: An feuchten, schattigen Orten, in Wäldern unter 
Moos und totem Laube. 


Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa, Kaukasus. 


Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 
Goldkoppe, Zeiskengrund, Stechgraben bei Waldenburg, 
Bischofskoppe, Köpernikstein. — G&. Wölfelsfall, Landeck. — 
2. Zobtenberg, Mittelberg. — W. Fürstenstein, Schlesier- 
thal. — R. Schreiberhau, Vitriolwerk, Buchhübel, Kochel- 
fall, Kleine Schneegrube, Korallensteine, Kynast, Annakapelle, 
Riesengrund, Kreuzschenke im Aupathal, Weisswassergrund, 
Ziegenrücken, Elbfall, St. Peter, Johannisbad, Stohnsdorf. 
— 1. Tafelfichte, Bibersteine, Flinsberg, Schwarzbach, Preisel- 
beerberg, Marklissa. — L. Landskrone, Kämpfenberg bei 
Königshain, Rotstein in der sächs. Lausitz. — P. Trebnitz, 
im Buchenwald. — E. Kobylino bei Oppeln, Buchgarten bei 
Tränke in Niederschlesien. 

Eine glashelle Abänderung der H. pura, var. viridula Menke, 
findet sich zuweilen, so im Trebnitzer Buchenwald und auf dem Zobten 
mit der Stammart zusammen und ist ausser durch die Färbung von 
ihr nicht unterschieden. — Hyalina pura ist von der ihr sehr ähn- 
lichen folgenden Art leicht dadurch zu unterscheiden, dass das Gehäuse 
wegen der kaum bemerkbaren Streifung fast glatt erscheint; der 
Nabel ist erheblich weiter als bei H. radiatula. Völlig ausgewachsene 
Exemplare sind an der raschen Zunahme des letzten Umganges kurz 


vor der Mündung zu erkennen und dadurch von gleichgrossen, jungen 
Stücken der grösseren Arten leicht zu unterscheiden. 


21. Hyalina radiatula Gray. 
Syn.: Helix nitidosa Fer. in Scholiz, Schles. Land- u. Wasser-Moll. pag. 36. — 
Hyal. hammonis Ström. in Fauna d. palaearkt. Binnenkonch. v. Westerlund. 
Tier graublau. Gehäuse gedrückt kugelig, oben deutlich 
und dieht gestreift, unten fast glatt, gelblich hornfarben. 
Gewinde flachkegelförmig erhoben. Vier regelmässig zunehmende 
Umgänge, der letzte gegen die Mündung zu stark nach ab- 
wärts erweitert, flach gewölbt. Nabel eng und tief. Br. 4,5, 
H. 2 mm. 
Aufenthalt: In Wäldern unter totem Laube. 


Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa, Kaukasien, Sibirien, 
Nordamerika. 
Schlesische Fundorte: Im ganzen Gebiet ziemlich 
häufig. 


3. Familie, Vitrinidae. 49 


Eine grünlich glasfarbige Abänderung, var. petronella Pfr., ist 
meist etwas grösser als die Stammart, mit der sie sonst vollkommen 
‚übereinstimmt; dieselbe findet sich meist an feuchten Orten, in den 
Schneegruben, in der Nähe des Hainfalles, Hermsdorf bei Liebau, 
Baberhäuser, Kiesewald; auch in der Ebene, z. B. bei Kobylino in 
Oberschlesien kommt sie vor. 

H. radiatula unterscheidet sich nicht nur von der vorigen Art 
durch den engeren Nabel und die sehr deutliche Streifung, sondern 
ist an dieser letzteren auch allen andern Hyalinen gegenüber stets 
leicht zu erkennen. 


6. Gattung. Vitrea Fitzinger. 
Krystallschnecke. 


Tier dem der vorigen Gattung sehr ähnlich, Mittelzahn der 
Radula jedoch von den Nebenzähnen an Grösse nicht verschieden. 
Gehäuse klein und flach, mit vier bis sechs Umgängen. Gewinde fast 
eben, Umgänge sehr eng aufgerollt, der letzte nicht herabsteigend, 
mit scharfem, nicht erweitertem Mundsaum. Mündung eng, mond- 
förmig, Farbe weisslich. Die zierlichen Arten dieser Gattung 
finden sich an feuchten, schattigen Orten, vorzugsweise in Wäldern, 
unter totem Laube und nähren sich auch von modernden Pflanzen- 
stoffen. 


Übersicht der Arten. 

BG ebäusendeutlich! genabelti as. nein. Renate 

Gehäuse nicht oder sehr undeutlich ge- 

Babel EN EU Re a A Ne len ee ee DE 
2. Schale mit fast flachem Gewinde, sehr 

enger Mündung und weisslicher Farbe: V. contracta Westerl. 

Schale mit etwas erhobenem Gewinde, 

schneller zunehmenden Windungen und 

grünlicher Farbe: . . . 2. 2.2... V. erystallina Müller. 
3. Gehäuse ganz ungenabelt, mit engen 

Windungen und weisser Farbe: . . . V. diaphana Stud. 

Gehäuse mit Nabelritz, weniger engen 

Windungen und grünlicher Farbe; . . V. subrimata Zeinh. 


22. Vitrea erystallina Müller. 

Syn.: Hyalina erystallina Müll. in Scholtz, Schles. Land- und Wasser-Moll. 
Il. Aufl. pag. 39. — Hyal. subterranea Dgt. in Reinhardt: Über d. 
Molluskenfauna der Sudeten pag. 15 u. 72. 

Tier weisslich, Gehäuse scheibenförmig, niedergedrückt, glatt, 


stark glänzend, glashell, grünlichweiss. Gewinde etwaskon- 
Merkel, Mollusken. 4 


50 3. Familie. Vitrinidae. 


vex, vierundeinhalb bis fünf regelmässig zunehmende 
Umgänge, der letzte deutlich breiter als der vorletzte. 
Gehäuse mit deutlich offenem Nabel. Mündung breit- 
mondförmig. Br. 3-—4, H. 1,5 mm. 

Aufenthalt: Auf feuchtem Boden, unter Laub und Steinen, 
in lockerer, feuchter Erde. 

Verbreitung: Ganz Europa. 

Schlesische Fundorte: A Stechgraben, Brünnelheide, 

im unteren Teil des Kessels. — G&. Ruine Karpenstein. — 

W. Gnadenfrei, Schlesierthat, Hermsdorf b. L. — R. Im 

Park von Buchwald, in einem Buchenwäldehen zwischen 

Hain und den Baberhäusern. — I. Schloss Tschocha, Nase, 

Wehrau, Klitschdorf. — L. Neisseufer oberhalb Görlitz, 

Posottendorf. — E. Um Breslau an den Oderufern bei 

Zedlitz und Ottwitz, Strachate. Ratibor. 

Vitrea erystallina Miller scheint auch in der schlesischen Ebene 
nicht selten zu sein. Sie findet sich meist in Gesellschaft von Vitrina 
diaphana, besonders häufig in lockerer, aufgewühlter Erde in der 
Nähe der Flussufer. Von V. contraeta West., mit der sie durch den 
deutlich offenen Nabel übereinstimmt, unterscheidet sie sich durch 
weit schneller zunehmende, also weniger eng gewundene Umgänge, 
durch die weitere Mündung und das etwas mehr erhobene Gewinde. 


23. Vitrea contracta Westerlund. 
Syn.: Hyalina cerystallina Müller (im Sinne Heinhardts) Reinh. Mollusken- 
Fauna d. Sudeten pag. 33 u. 72. 

Tier milchweiss. Gehäuse scheibenförmig, stark nieder- 
gedrückt, glatt, glänzend, durchsichtig, glashel. Gewinde. 
flach. Umgänge fünfundeinhalb bis sechs, sehr langsam 
zunehmend, daher eng gewunden, wenig übereinander gelegt, 
nach oben und unten fast etwas eckig angelegt; der letzte 
kaum merklich breiter als der vorletzte. Aussenseite der 
Umgänge der Spindelsäule parallel. Gehäuse deutlich genabelt. 
Mündung sehr eng, eckig, halbmondförmig. Br. 21'2—3, H. I mm. 

Aufenthalt: Feuchter Laubwald, unter totem Laub und Moos. 

Verbreitung: Norddeutschland, Frankreich, Schweden, Nor- 
wegen. 

Schlesische Fundorte: Z, Zobten (nach Reinh.). — 
L. Landskrone, Neisseufer bei Görlitz (nach Jordan). — 
P. Trebnitz im Buchenwald (nur an feuchten Stellen, hier 
aber in grösserer Anzahl mit dem Siebe gesammelt). 





3. Familie. Vitrinidae. 51 


Durch die mehr eckige Form der Umgänge und das flache, enge 
Gewinde unterscheidet sich V. eontracta leicht von der vorigen Art, 
durch den sehr deutlichen, offenen Nabel ebenso leicht von den 
beiden folgenden. 


24. Vitrea subrimata Reinhardt. 

Tier weiss. Gehäuse scheibenförmig, niedergedrückt, glatt, 
sehr glänzend, durchsichtig, grünlichweiss. Gewinde konvex. 
Umgänge fünf, regelmässig zunehmend, letzter Umgang 
fast doppelt so breit als der vorletzte. Gehäuse sehr fein 
stichförmig durchbohrt-genabelt. Mündung ziemlich weit 
mondförmig, Unterrand ziemlich bogig. Br. 2,6, H. 1 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern unter totem Laub und Baumrinde. 

Verbreitung; Südliche Alpen, Bosnien, Siebenbürgen, Kar- 
pathen und Sudeten. 

Schlesische Fundorte: A. Fichtenstein bei Nieder- 
Lindewiese, Setzdorf, Goldkoppe, Kaltseifen, Zeiskengrund, 
Westseite der Bischofskoppe, Waldenburg nach dem Stech- 
graben zu, zwischen Peterbaude und Vatergraben, Kessel, 


zwischen Köpernikstein und Hockschar. — @. Zwischen 
Eisersdorf und Melling (oberhalb des sogenannten Karpfen- 
teiches) nach Jetschin. — W Fürstenstein, Hornschloss. — 


R. Buchhübel am Vitriolwerk, Kochelfall, Kiesewald, Weiss- 
wassergrund, Elbgrund; zwischen St. Peter und den Schlüssel- 
bauden, Kreuzschenke im Aupathal, Johannisbad. — I. Nase 
beim Schwarzbachfall, keuliger Buchberg. 

Vitrea subrimata Reinh. ist, wie ihr Name besagt, durch den 
Nabelritz (sehr engen Nabel) von der folgenden Art, von welcher 
sie durch Reinhardt abgetrennt worden ist, unterschieden. Gerade 
dieses Kennzeichen ist zuweilen schwer wahrnehmbar, jedoch sind die 
Windungen des Gehäuses nicht so eng und das Gewinde nicht so 
flach wie bei V. diaphana, so dass die Schnecke mehr an V. erystallina 
Müller erinnert, mit der sie aber wegen des ausserordentlich feinen, 
stichförmigen Nabels nicht verwechselt werden kann. 


25. Vitrea diaphana Studer. 
Syn.: Helix hyalina Fer. in Scholtz, Schles. Moll. p. 40, 

Tier weisslich. Gehäuse scheibenförmig, niedergedrückt, glatt, 
sehr glänzend, glashell; Gewinde flach. Umgänge fünf bis 
sechs, langsam zunehmend, daher sehr dieht aufgerollt, 
nur der letzte ein wenig mehr erweitert als die übrigen, sehr 

4* 


52 3. Familie. Vitrinidae. 


schwach gewölbt. Gehäuse ungenabelt. Mündung sehr eng, 
mondförmig. Spindelrand fast gerade. Br. 4, H. 1,6 mm. 

Aufenthalt: An feuchten Orten, in Wäldern, an Quell- 
rändern, unter Moos und totem Laube. 

Verbreitung: Mittel- und Südeuropa, Algier, Alpen und 
mitteldeutsche Gebirge. 

Schlesische Fundorte: @. Wölfelsfall, Grunewalder 

Thal bei Reinerz, Karpenstein, Altheide. — W, Kynsburg (?), 

Fürstenstein. — B. Kitzelberg, Nimmersatt (?). — R. Busch- 

vorwerk bei Schmiedeberg, Baberhäuser, Elbthal zwischen 

St. Peter und Hohenelbe. — L. Landskrone, Hochwald bei 

Lauban. — E. Ratibor (?). 

Vitrea diaphana ist m ausgewachsenen Stücken durch die 
bedeutendere Grösse von Vitrea subrimata leicht zu unterscheiden, 
ausserdem durch die engeren Windungen und das flachere Gewinde. 


Der vollständige Mangel des Nabels unterscheidet sie sehr deutlich 
von den beiden anderen Arten dieser Gattung. 


7. Gattung. Conulus Fitzinger. 
Kegelchen. 


Tier von dem der Gattung Hyalina durch die schlanken, 
zweispitzigen Marginalzähne der Radula wesentlich verschieden. 
Gehäuse ungenabelt, kegelförmig, hell hornfarben, mit dicht auf- 
gewundenen Umgängen. Mündung gedrückt-mondförmig. 


26. Conulus fulvus Müller. 
Syn.: Helix fulva Müll. Drap. in Scholtz, Schles. Land- u. Wasser-Moll. pag. 33. 
Hyalina fulva Müller in Clessin, Deutsche Exeursions-Mollusken- Fauna 
pag. 90. 

Tier schlank, blauschwarz. Gehäuse kugeligkreisel- 
förmig, sehr dieht und fein gestreift, unterseits glatt mit fast 
mikroskopisch feinen, mehr oder weniger deutlichen Spiralstreifen, 
seidenglänzend, durehsichtig, hormbräunlich. Gewinde kegel- 
förmig, Naht ziemlich tief, Umgänge fünf bis sechs, sehr lang- 
sam zunehmend, dicht aufgewunden, letzter Umgang mit 
Kielandeutung. Umgänge etwas niedergedrückt. Gehäuse un- 
genabelt, Mündung gedrückt-mondförmig, breiter als hoch, Mund- 
saum scharf, nicht erweitert. Br. 3—3,5, H. 3—3,5 mm. 

Aufenthalt: An feuchten Orten, in Wäldern und Gebüschen, 
auf dem Boden, unter Steinen und totem Laube. 


3. Familie. Vitrinidae. 53 


Verbreitung: Ganz Europa bis ins Polargebiet, Kaukasien, 
Nordafrika, Westasien, Sibirien. 

Schlesische Fundorte: Im ganzen Gebiet verbreitet; 
auch in der Ebene hier und da. Um Breslau bei Oswitz, 
Zedlitz, Skarsine, Trebnitz ete.; in der kleinen Schneegrube 
des Riesengebirges albin. 

Die zierliche, an ihren Fundplätzen meist in grosser Anzahl auf- 
tretende Schnecke kann mit keiner anderen Art verwechselt werden. 
Eine von Dr. Reinhardt unterschiedene Art, Conulus praticola, 
welche sich durch deutlichere Spiralstreifen der Unterseite, gänzlichen 
Mangel des Kieles, rundlichere Windungen, höhere Gestalt und dunklere 
Farbe von der vorigen Art unterscheiden soll und auf feuchten Wiesen 
vorkommt, habe ich in Schlesien nicht zu unterscheiden vermocht. 
Dagegen habe ich auch bei Conulus fulvus bei genauer Untersuchung 
zahlreicher Stücke dieselben Spirallinien, bald mehr, bald weniger 
deutlich, bei einigen nur in schwachen, immer aber bestimmt erkenn- 
baren Spuren gefunden. Bei der Geringfügigkeit der übrigen Unter- 
scheidungszeichen dürfte die Frage, ob die neue Art als solche auf- 
recht zu erhalten sei, nicht unberechtigt erscheinen. 


8. Gattung. Zonitoides Lehmann. 
Dolehschnecke. 

Tier von dem der Gattungen Hyalina sowohl als auch Helix 
unterschieden durch den Liebesdolch !), eine aus den verschiedenen 
Gewebselementen des Körpers zusammengesetzte, nicht immer 
und nicht ganz verkalkte Reizpapille, die nicht ausgestossen 
werden kann. Sie ist durchbohrt für den Durchtritt des Sekrets 
einer anhängenden Drüse. — Das Gehäuse weit genabelt, von 
dem der Hyalinen durch dunklere Farbe verschieden. 


27. Zonitoides nitida Müller. 
Syn.: Helix lueida Drp. in Scholtz, Schles. Moll. pag. 38. Hyalina nitida 
Müller in Reinhardt, Moll.-Fauna d. Sud. p. 72. 

Tier blauschwarz. Gehäuse niedergedrückt, halbkugelig, 
dicht, aber fein gestreift, gleichmässig dunkelgelbbraun. 
Umgänge fünf, langsam und gleichmässig zunehmend, Ende des 
letzten Umganges etwas herabsteigend. Mündung rundlich-mond- 
förmig. Br. 5—6, H. 3 mm. 


1) H. von Ihering, Morphologie und Systematik des Genitalapparates 
von Helix. 


54 4. Familie. Arionidae. 


Aufenthalt: Auf feuchten Wiesen, an Grabenrändern, unter 
Steinen und Blättern, in Erlenbrüchen und Ziegeleien. 

Verbreitung: Ganz Europa, Nordafrika, Sibirien, Westasien. 

Sehlesische Fundorte: In der Ebene und dem Vor- 
gebirge sehr häufig. 

Durch ihre gleichmässig gelbbraune Färbung und das flachkugelige, 
deutlich gestreifte Gehäuse ist Zonitoides nitida von den eigentlichen 
Hyalinen leicht zu unterscheiden. Sie gehört in der Ebene, der sie 
vorzugsweise angehört, zu den häufigeren Arten, die an geeigneten 
Örtlichkeiten fast nie fehlt. 


4. Familie. Arionidae Adams. 

Tier halbstielrund mit flacher Sohle und ohne Schale (Nackt- 
schnecken). Mantel nur den vorderen Teil des Rückens schild- 
artig deckend; Kalkplättehen des Schildes fehlt. Atemloch vor 
der Mitte des rechten Schildrandes. Sohle ohne deutliche Längs- 
teilung. Schwanzdrüse vorhanden. Kiefer gerippt (Aulacognatha). 
Geschlechtsapparat einfach, ohne Flagellum und Pfeilsack. 


9. Gattung. Arion Ferussac. 
Lyraschnecke. 


Tier dem des Genus Limax äusserlich sehr ähnlich, dennoch 
wesentlich verschieden. Körper halbstielrund mit flacher Sohle, 
zieht sich bei Berührung in der Längsrichtung sehr stark bis zu 
fast halbkugeliger Form zusammen. Sohle in ihrer ganzen 
Länge fast gleich breit, vorn und hinten abgerundet, am Schwanz- 
ende mit einer Schleimdrüse, nur undeutlich in drei Längsfelder 
geteilt. Seitenränder des Fusses meist eigentümlich gefärbt und 
am Schwanzende breiter werdend. Die Haut stark runzlig. 
Schild mässig lang, vorn und hinten abgerundet, ohne innere 
Sehale, nur mit zerstreuten Kalkkörnchen. Atemöffnung rechts, 
vor der Mitte des Schildes, dicht unter ihr die Geschlechtsöffnung. 
Der halbmondförmige Kiefer hornig, am konkaven Rande etwas 
verdickt, oben mit S—15 starken Leisten versehen, die den 
konkaven Rand zahnartig überragen. Zunge mit dreispitzigem, 
symmetrischem Mittelzahn; Seitenzähne stumpf, unsymmetrisch. 
Die Arten dieser Gattung sind träge Tiere, die nur bei sehr 
feuchtem Wetter umherkriechen. Sie nähren sich von Pilzen und 
Kräutern. 


4. Familie. Arionidae. 55 
Übersicht der Arten. 
1. Tier gross (100-—-150 mm im ausgewach- 
senen Zustande), einfarbig, glänzend 


schwarz, selten rot oder braun: . . . A. empiricorum Fer. 

Tier klein (höchstens 60 mm) mit dunklen 

Seitenbändern-auffhellem Grunde). 04.12... marlenain 10 2. 
2. Grundfarbe gelblich bis rotbraun, Schleim 

orangegelb: . ... uk en. subfuseus Ann! 

Grundfarbe grau bis mean Bau alien A Mean > 


3. Sohle hellgrau, Schleim orangefarbig, 
Seitenbänder nach unten nicht scharf 


abgegrenzt: . . . 20.0. A. hortensis Fer. 
Sohle weiss, Schleim “Taste, late, 
nach unten scharf begrenzt: . . . . A. bourguignati Mab. 


Die Arten dieser Gattung sind nicht immer leicht zu be- 
stimmen, da die Färbung nicht nur in verschiedenem Alter, 
sondern selbst bei ausgewachsenen Tieren derselben Art stark 
abändert, weshalb auch hier in schwierigen Fällen nur die 
anatomische Untersuchung sichere Auskunft giebt. — Von der 
anderen Nacktschneckengattung Limax unterscheidet sich Arion 
leicht durch die Lage des Atemloches rechts vor der Mitte des 
Sehildrandes, während dieselbe bei Limax weiter hinten liegt. 
Auch erkennt man sie leicht an ihrem Verhalten bei der Be- 
rührung; Arion zieht sich im Gegensatz zu Limax von vorn 
nach hinten so kurz zusammen, dass der Körper sich der halb- 
kugeligen Form nähert. 


28. Arion empiricorum Ferussac. 

Syn.: Limax ater Z., Limax rufus Z., Arion albus Fer. in Scholtz, Schles. 
Moll. 1853 pag. 2. 3. — Arion melanocephalus Faur in Reinhardt, 
Moll. Fauna d. Sudeten 1874 pag. 10 und 43 und in Jordan, Moll. d. 
preuss. Ob.-Lausitz. Jahrb. d. D. Mal.-Ges. 1879. 

Körper halbstielrund, Rücken stark gewölbt, Schwanzende 
abgerundet; Körperskulptur aus groben, runzligen Längsmaschen 
bestehend, Sohlenränder quer gerunzelt. Schild hinten und vorn 
abgerundet, stark gekörnelt. Atemöflnung rund, vor der Mitte 
des rechten Schildrandes. Farbe glänzend schwarz, rot oder 
braun, Sohlenränder meist anders gefärbt, Schleim weisslich. 
L. 130—150, Br. 20— 25 mm. 

Aufenthalt: lu Wäldern, Gebüschen, Gärten, unter totem 
Laube. 


56 4. Familie. Arionidae, 


Verbreitung: Ganz Europa. 


Sehlesische Fundorte: A, Freiwaldau, Stechgraben 
bei Waldenburg; zwischen der Schäferei am Peterstein und 
‘dem Vatergraben (meist wufus). — @. „In der Grafschaft 
Glatz“ nach Scholtz (rufus). — Z, Zobten und Gorkau (ater), 
Geiersberg (rufus). — W. Neuhaus, Hornschloss, Fürsten- 
stein, Zeisburg, Schlesierthal, Kynsburg, Hermsdorf b. L. 
(ater). — R. Hartenberg in Gärten häufig (ater); Agneten- 
dorf, Korallensteine bis zur Kleinen Schneegrube (rufus); 
Weisswassergrund, Aupathal, Baberhäuser (rufus); In Bier- 
und Milchkellern im Haselbach bei Schmiedeberg und 
zwischen Vitriolwerk und Kochelfall (albus) nach Scholtz. 
— I. Friedeberg a. Qu., Schwarzbach, Raspenau (ater); 
Flinsberg, Kleine Iserwiese, Taubenhaus (rufus); bei Greifen- 
stein (albus) nach Neumann. — L. Hochwald bei Lauban 
(rufus); Landskrone (ater).. — P. Trebnitzer Buchenwald 
(rufus). — E. Um Breslau bei Oswitz, Machnitz bei Trebnitz, 
Arnoldsmühl bei Lissa sehr häufig (ater). 

Arion empiricorum Fr. ist in ganz Schlesien gleichmässig ver- 
breitet und an geeigneten Örtlichkeiten oft sehr häufig. Da junge 
Tiere eine helle, meist grünlichweisse Farbe haben (zuweilen mit 
schwarzem Kopfe |A. melanocephalus Faur.|), die allmälig in rot 
oder braun (rufus) und schwarz (ater) übergeht, nicht selten auch 
leierförmige Zeichnungen des Schildes, sowie dunkle Längsbinden bei 
verschiedener Grundfarbe zeigen, so sind unausgewachsene Stücke 
mehrfach als Varietäten und Arten beschrieben worden Auch der 
von Scholtz aufzeführte A. albus soll nach 7. Seibert, Nachrichts- 
blatt 1873, nur eine Jugendstufe von A. empiricorum darstellen. Ein 
sorgfältiges Studium des Farbenwechsels dieser Art durch Zucht- 
versuche wäre immer noch sehr zu empfehlen. 

Die überwinterten Jungen entwickeln sich im Frühjahr weiter und 
sind erst im Sommer ausgefärbt und ausgewachsen. Der Name 
empiricorum (empirieus — der Erfahrene, der Wunderdoktor) weist 
auf die vielfache Anwendung hin, welche die Schnecke in früheren 
Zeiten als innerliches Heilmittel gegen Schwindsucht, Keuchhusten 
und andere Krankheiten fand. 


29. Arion subfuseus Draparnand. 
Syn.: Arion fuscus Müll. in Reinhardt, Moll.-Fauna der Sudeten pag. 71 
u. a. ©. — Jordan, Moll. d. preuss. Ob.-Lausitz, Jahrb. d. D. Mal.- 
Ges. 1879. 
Körper halbstielrund, hinten und vorn verschmälert. Körper- 
skulptur aus parallelen, feinen Längsrunzeln bestehend. Sohlen- 


4. Familie. Arionidae. 57 


rand quer gerunzelt. Schild vorn und hinten abgerundet, breit, 
fein gekörnelt. Atemöffnung in der Mitte des rechten -Schild- 
randes. Farbe gelblich bis rotbraun, Rücken und Fühler 
dunkler. Schild rotbraun mit dunkler Lyrazeichnung, die sich 
als dunkles Band an den Seiten des Körpers bis zur Schwanz- 
spitze fortsetzt, aber häufig verwaschen ist. Sohle gelblichweiss, 
Schleim orangegelb. L. 50—60, Br. 6 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern, auch Nadelwäldern, an feuchten 
Orten, unter Steinen und Laub, an Mauern. 

Verbreitung: Ganz Europa. 

Schlesische Fundorte: In der Ebene und dem 
Gebirge gleichmässig verbreitet. 

Arion subfuseus scheint in Schlesien nach Fundplätzen noch häufiger 
als die vorige Art, in Bezug auf die Individuenzahl der Fundplätze 
jedoch seltener zu sein. Seine gelbbraune Färbung und der orangegelbe 
Schleim des Rückens lassen ihn von den viel helleren Jugendformen 
der im ausgewachsenen Zustande viel grösseren, vorigen Art leicht unter- 
scheiden. Der ihm ähnliche A. brunneus Lehmann, welcher an einzelnen 
Orten Norddeutschlands beobachtet wurde und sich durch den Mangel 
jeder bandartigen Zeichnung, sowie durch wasserhellen Schleim von 
A. subfuscus unterscheidet, ist bis jetzt in Schlesien nicht gefunden 
worden. 


30. Arion hortensis Ferussac. 


Körper halbstielrund, schlank, vorn an Breite etwas abnehmend, 
hinten schnell zugespitzt. Grundfarbe schmutzig -schwärzlich, 
nach der Rückenmitte dunkler werdend, beiderseits von einer 
hellen, schmutziggelben Längsbinde unterbrochen, die nach dem 
Rücken zu in die schwärzliche Farbe übergeht, nach dem Fuss- 
rande hin von einer dunklen Seitenbinde begrenzt wird, welche 
nach unten allmälig heller wird und nicht wie bei 
A. bourguignati scharf begrenzt ist. Schild mit dunkler 
Lyrazeichnung. — Junge Tiere sind am hinteren Drittel des 
Rückens schwach gekielt. Kiel im Alter vollständig ver- 
schwindend. Schleim der seitlichen Sohlenfelder orangefarbig. 
L. 40—50, Br. 4—5 mm. 

Aufenthalt: in Gärten, Baumgärten, auf Feldern, nicht im 
Walde (Kräuterfresser). 


Verbreitung: Europa (Deutschland). 


Sehlesische Fundorte: @. Wölfelsfal. — E. Um 
Breslau bei Zedlitz, 


58 4. Familie. Arionidae. 


31. Arion bourguignati Mabille. 


Körper halbstielrund, etwas plumper als Arion hortensis und 
am Schwanzende stumpfer. Farbe rein grau, ins olivenbraune 


spielend, junge Tiere hellgrau oder rötlichgrau, die eben aus- 


gekrochenen Jnngen sind zartsemmelgelb mit blassviolettem 
Kopfe (Simroth). Schild mit dunkler Lyrazeiehnung, die sich 


als scharf begrenzte Seitenbinde bis zur Schwanzdrüse 
hinzieht. Zwischen dem dunklen Seitenbande und dem 
Sohlenrande stets ein breiter, heller Raum. Sohle weiss, 
namentlich die Seitenfelder grell weiss; Sohlenrand stets rein 
hell. Junge Tiere mit deutlichem, weissem Kiel bis zum Schild- 
rande. Die Kiellinie erhält sich meist bis ins Alter. Schleim 
der Sohle hell, nie gelb oder rot. L. 50, Br. 5 mm. 
Aufenthalt: In Wäldern (auch Nadelwäldern) und Gärten, 
unter Laub, in der Erde, an Pilzen und modernden Pflanzen- 
resten. 
Verbreitung: Mitteleuropa. Frankreich, Norwegen, Deutsch- 
land. 
Schlesische Fundorte: A. Setzdorf. — G. Dirsdorf 
bei Nimptsch, Landeck, Altheide.. — Z. Zobten. — W. 
Fürstenstein, Schlesierthal, Hermsdorf bei L. — B. Kapellen- 
berg bei Berbisdorf. — R. Brunnenberg, Kleiner Teich, 
Thumpsahütte oberhalb der Baberhäuser, Agnetendorf, Kleine 
Schneegrube, Ziegenrücken. — I. Friedeberg a. Qu. — L. 


Landskrone. — P. Skarsine. — E. Um Breslau bei Neukirch, 
an der Lohebrücke der Lissaer Chaussee; im botanischen 
Garten. 


Bezüglich der beiden vorbeschriebenen Arten Arion hortensis Fer. 
und A. bourguignati Mab. sind, da man der Unterscheidung derselben 
erst in neuerer Zeit grössere Aufmerksamkeit zugewendet hat, die 
Fundorte innerhalb des schlesischen Gebietes noch nicht sichergestellt. 
Wie es scheint, ist A. bourguignati häufiger vertreten als A. hortensis. 


Ich fand den ersteren in allen Teilen des Gebietes, während ich den 


letzteren bisher nur von wenigen Orten nachzuweisen vermochte. 

Arion flavus Müller, eine noch kleinere Art, welche sich durch 
plumpe Form und viel hellere Färbung von A. hortensis unterscheiden 
soll, wurde bei uns noch nicht beobachtet. 





5. Familie. Helieidae. 59 


5. Familie. Helicidae. 


Tier schlank, mit vollkommener Schale, so dass es sich in 
dieselbe ganz zurückziehen kann. Gehäuse mehr oder weniger 
kugelig oder flach. Sohle ohne Längsteilung. Kiefer halbmond- 
förmig, gerippt, oder aus feinen Querplättchen zusammengesetzt. 
Zunge nieht deutlich in drei Längsfelder geteilt; mittlere Zähne 
dreispitzig, seitliche zweispitzig. Vorzugsweise Pflanzenfresser. 
Geschlechtsapparat sehr ausgebildet, meist mit Pfeilsack und 


Flagellum versehen. 


10. Gattung. Patula Held. 
Schüsselschnecke. 

Tier von dem der Gattung Helix äusserlich nicht verschieden. 
Kiefer aus feinen Querplättehen zusammengesetzt, welche mit 
schiefen Rändern an- oder aufeinanderliegen. (Goniognatha.) 
Zähne mit quadratischer Basis, dreispitzig. Geschlechtsapparat 
ohne Pfeilsack, Flagellum und Anhangdrüsen. Gehäuse breit 
genabelt, braun, rippenstreifig, schüssel- oder kegelförmig. Mund- 
saum scharf, nicht erweitert. 


Übersicht der Arten: 
l. Gehäuse kreiselförmig, dunkelbraun:. . P. rupestris Drp. 
Gehäuse schüsselförmig, hellbraun en 
2. Gehäuse winzig klein (Durchmesser Imm): P. pygmaea Dry. 
Gehäuse mässig gross (Durchmesser 6 bis 


[55 


ee Beil äsk  e, Yan! weile sale eh nellnade, aa 
3. Umgänge ungekielt, Oberfläche ungefleckt: P. ruderata Studer. 

Umgänge EIS I wre Re > 
4. Umgänge stumpf gekielt,. deutlich ge- 

Becki- a. 1b zufa. MUN ie are Piurotnndata: Miller: 

Umgänge scharf gekielt, undeutlich ge- 

BRektelige desa ähneln. Piusolaria;,!Menke: 


32. Patula rupestris Draparnaud. 
Syn.: Helix rupestris Drap. in Scholtz, Schles. Moll. 1853. pag. 32. 

Tier blauschwarz. Gehäuse kreiselförmig, offen genabelt, 
sehr fein und dicht gestreift, seidenglänzend, Farbe dunkel- 
braun, Gewinde ziemlich erhoben. Umgänge vier, langsam zu- 
nehmend, rundlich, ungekielt. Br. 2,5, H. 1,5 mm. 


60 5. Familie. Helieidae. 


Aufenthalt: An mit Flechten bekleideten Kalkfelsen. 
Verbreitung: Mittel- und Südeuropa, Syrien und Algerien, 
Süddeutschland, Alpen, Tatra. Nur in Kalkgehirgen. 
Schlesisehe Fundorte: Nur am Kitzelberge im Bober- 
Katzbachgebirge. An den mit dunklen Flechten bewachsenen, 
hohen Kalkfelswänden desEinganges zu einem tiefen, schlucht- 
ähnlichen, alten Kalkbruche, dem sogenannten Friedrichs- 
bruch, an der nordwestlichen Seite des Berges. 
Das Tierchen lebt bei trockenem Wetter sehr versteckt in Fels- 
ritzen und an den Öberflächenvertiefungen der Kalkfelsen, wo es nur 


schwer zu entdecken ist und leicht übersehen werden kann, kommt 
aber nach warmem Regen in grosser Zahl zum Vorschein. 


33. Patula pygmaea Draparnaud. 

Syn.: Helix pygmaea Drap. in Scholtz, Schles. Moll. Supplement. 1852. pag. 4. 

Tier hellgrau. Gehäuse winzig klein, fast scheibenförmig, 
deutlich genabelt, fein und diehtgestreift, seidenglänzend. Farbe 
hellrotbraun. Umgänge dreiundeinhalb bis vier, langsam zu- 
nehmend, ungekielt. Br. 1,2—1,5, H. 0,5—0,5 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern, auf feuchten Wiesen, unter totem 
Laube, unter Steinen, an faulem Holze. 

Verbreitung: Europa und Westasien. 

Schlesische Fundorte: 


Patula pygmaea Drp., eine der kleinsten aller Schnecken, ist 
durch das ganze Gebiet gleichmässig verbreitet und wird nur wegen 
ihrer winzigen Grösse leicht übersehen. Dieselbe Eigenschaft (bei drei 
bis vier Umgängen) lässt sie aber leicht uud sicher von allen andern 
Arten unterscheiden. 


34. Patula ruderata Studer. 

Syn.: Helix ruderata Stud. in Scholtz, Schles. Moll. pag. 31. 

Tier dunkel schieferblau bis schwarz. Gehäuse niedergedrückt, 
perspektivisch genabelt, fein gerippt, seidenglänzend, rötlich horn- 
farben, ungefleckt. Gewinde etwas erhoben. Umgänge vier, | 
ziemlich schnell zunehmend, fast stielrund, mit kaum angedeute-. 
tem Kiel, letzter Umgang völlig ungekielt. Br. 6—7, H. 3 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern, unter gelösten Baumrinden, unter‘ 
Steinen und faulem Holze. | 

Verbreitung: Nordeuropa bis 67 ° nördl. Breite, Kaukasus, 
Sibirien. In den deutschen Gebirgen. 





5. Familie. Helieidae. 61 


Schlesische Fundorte: A. Fichtenstein bei Nieder- 

Lindewiese, Stechgraben, Peterstein, Kessel, Ammichstein. — 

G. Wölfelsfall. — Z, Zobtenberg (sehr selten). — B. Nimmer- 

satt. — R. Buchenwäldchen oberhalb der Baberhäuser, 

Hainfall, Kleine Schneegrube, Elbthal, Weisswassergrund. 

— I. Preiselbeerberg, Riegelberg bei Haindort, Sieghübel, 

Buchberg bei Klein-Iser. 

Patula ruderata scheint die Ebene ganz zu meiden und ist auch 

im Vorgebirge selten, dagegen in der unteren und oberen Bergregion 

ziemlich häufig. Von der folgenden Art ist sie durch den gänzlichen 

Mangel des Kieles, durch die kräftigere Streifung, den etwas engeren 

Nabel, die geringere Zahl der Umgänge, den Mangel der rotbraunen 

Flecken und durch das etwas stärker gewölbte Gewinde sicher zu 
unterscheiden. 


35. Patula rotundata Müller. 
Syn.: Helix rotundata Müll. in Scholiz, Schles. Moll. pag. 30. 

Tier blauschwaırz. Gehäuse sehr niedergedrückt, offen per- 
spektivisch genabelt, fein gerippt, wenig glänzend, gelbbraun mit 
rotbraunen, den Umgängen in ziemlich regelmässigen 
Zwischenräumen folgenden, deutlichen Flecken. Ge- 
winde wenig erhoben, Naht ziemlich vertieft. Umgänge sechs, 
langsam zunehmend, etwas zusammengedrückt, stumpf gekielt. 
Br. 6—7 mm, H. 2,5—2,8 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern und Ruinen, unter Steinen, unter 
Baumrinde und totem Laube. 

Verbreitung: Europa. 
Schlesische Fundorte: 
Patula rotundata ist in der Ebene und im Gebirge häufig. Durch 


ihre sehr flache Form, den sehr breiten Nabel, stumpfen Kiel und die 
rotbraunen Flecken ist sie sehr deutlich gekennzeichnet. 


36. Patula solaria Menke. 


Syn.: Helix solaria Menke in Scholtz, Schles. Moll. Supplem. pag. 3. 

Tier schlank, hellgraublau. — Gehäuse sehr nieder- 
gedrückt, weit ofien genabelt, oberseits fast flach, unterseits 
schüsselförmig vertieft; fein gerippt, wenig glänzend. Farbe 
gelbbraun, mit rotbraunen, den Umgängen in nicht ganz 
regelmässigen Zwischenräumen folgenden, undeut- 
lichen Flecken. Gewinde sehr flach, Naht sehr seicht, 


62 5. Familie. Helieidae. 


Umgänge 6, langsam zunehmend, sehr zusammengedrückt, 
scharf gekielt, oberhalb des Kieles sehr flach gewölbt, unter 
dem Kiel etwas eingezogen, dann stark gewölbt. Mündung 
sedrückt, fast rhombisch. Br. 6—7, H. 1,5 -2 mm. 
Aufenthalt: Unter Steinen und totem Laube. 
Verbreitung: Im südöstlichen Bayern, im südlichen Oester- 
reich, in der Lombardei und in Dalmatien. 


Schlesische Fundorte: Nur auf dem Gipfel des Zobten 
und später von Herrn Jetschin im Moschwitzer Walde bei 
Heinrichau gefunden. 

Patula solaria Menke, eine der seltensten schlesischen Schnecken, von 
Hauptlehrer Stütze aus Breslau in den fünfziger Jahren auf dem Zobten 
entdeckt, ist bis auf die neueste Zeit, wo durch Herrn Jetschin ein 
zweiter sehlesischer Fundplatz nachgewiesen wurde, ausschliesslich hier, 
jedoch wiederholt gesammelt worden. Auf dem äusserst eng begrenzten 
Terrain, welches sich auf dem Gipfel des Zobten zwischen der Kapelle 
und dem unterhalb derselben stehenden Gasthause befindet, hat sich 
die Schnecke, von ihrem südlicheren Verbreitungsgebiet vollständig 
isoliert, anscheinend seit langen Zeiten behauptet. 

Allen Freunden der Tierwelt sei die Schonung des interessanten 
Tierchens an diesem Orte dringend empfohlen. Es lässt sich dieselbe, 
wie ich glaube, schon dadurch in ausreichendem Masse vollziehen, dass 
man alle noch nicht vollständig ausgewachsenen Stücke dieser seltenen 
Art unbedingt zurücklässt, was um so leichter möglich ist, als die 
Anwendung des Siebes auf diesem Terrain vollkommen ausgeschlossen 
ist. Durch den scharfen Kiel und das sehr flache Gewinde ist diese 
Art von der an demselben Orte mit ihr vorkommenden P. rotundata 
leicht zu unterscheiden. 


11. Gattung. Helix ZLinne. 
Pfeilschnecke. 


Tier halbstielrund, Rückenteil spiralig gewunden und von. 
einem vollständigen Gehäuse umgeben. Am Kopfe zwei kurze 
Fühler und zwei längere, kolbig-verdickte Augenträger, welche in 
sich selbst zurückziebbar sind. Kiefer einfach, hornig, halbmond- 
förmig, etwas gebogen, mit starken Längsrippen besetzt, welche 
an der konkaven Seite hervorragen. Zunge muskulös, lang und 
schmal. Radula mit zahlreichen Quer- und Längsreihen von. 
kurzen Zähnen besetzt, welche nicht deutlich in 3 Längsfelder‘ 
geschieden sind. Mittelzähne symmetrisch, dreispitzig, die 
folgenden Zähne nach aussen an Grösse und symmetrischer 
Gestalt abnehmend, zweispitzig. Atemöffnung rechts oben unter 








5. Familie. Helicidae. 63 


dem Mantelrande; Geschlechtsöffnung hinter dem rechten Augen- 
träger. Geschlechtsorgan mit Pfeilsack und ein oder zwei ver- 
schieden gestalteten Liebespfeilen, kalkigen Cutieularbildungen fast 
ohne organische Beimengung, ausgestattet, selten ohne diese. Alle 
Arten der Gattung sind Zwitter, begatten sich wechselseitig und 
legen runde Eier mit kalkartiger Schale. Gehäuseform sehr 
mannigfaltig, von scheiben- bis kugelförmig, stets breiter als 
hoch, bei allen einheimischen Arten rechts gewunden. 
Bekianie: Nach einer neueren Arbeit von A. v. Ihering') 
soll die bisherige Gattung Helix auf Grund anatomischer Unter- 
schiede speciell des Genitalapparates in die Gattungen Xerophila, 
Frutieieola, Helix s. str, Campylaea und Gonostoma zerfallen. 


Übersicht der Gruppen oder Untergattungen. 


1. a. Gehäuse sehr klein, (Durchmesser 2—3 mm) 2. 

b. Gehäuse klein bis mittelgross, (6 —14 mm) ”) 5% 
c. Gehäuse gross, (15—25 mm)°’). 5: 
d. Gehäuse sehr gross, (30-50 mm) . 9. 

2. Gehäuse kugelig-kreiselförmig, durchbohrt, mit 
stachligen Epidermisausläufern besetzt: Gruppe Acanthinula. 
Gehäuse sehr niedergedrückt, weitgenabelt, mit 
umgeschlagenem Mundsaum: . . . . Gruppe Vallonia. 

3. Münduug durch zwei oder drei zahnartige Vor- 
sprünge verengel . . . eg A Pr eg Er re! 
Mündung nicht verengert Head einen dblch 
die Mundlippe gebildeten Zahn): . . Gruppe Frutiecicola. 


4. a. Gehäuse flach scheibenförmig, offen genabelt, 
behaart, Mündung dreieckig:. . . Gruppe Trigonostoma. 


') A. v. Ihering, Morphologie und Systematik des Genitalapparates von 
Helix. Sep.-Abz. aus der Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie LIV. 
Heft 1, 2 und 3. Mit Tafel 18 und 19. Leipzig. Engelmann 1892. 8°. 
(pag. 386—520). 

2) In die Abteilung 1b gehören noch zwei Arten, welche die dort an- 
gegebene Grösse erheblich übersteigen: Helix strigella, gedrückt-kugelig, un- 
gekielt, weit genabelt, hellhornbraun, nicht gebändert, 13—18 mm breit; und 
H. fruticum, kugelig, ungekielt, offen genabelt, weiss, gelblich oder rötlich, 
seltener mit braunrotem Bande, 18—20 mm breit; sie sind in der Gruppe 1e, 
in welche sie ihrer Grösse nach gehören würden, auszuschliessen und in der 
Gruppe Fruticieola aufzusuchen. 


3) Ausschliesslich H. strigella und frutieum. 


64 5. Familie. Helieidae. 


b. Gehäuse niedergedrückt-kugelig, bedeckt-durch- 

bohrt, behaart, Mündung mit drei Zähnen, von 

denen einer auf der Mündungswand steht:Gruppe Triodopsis. 
ec. Gehäuse kegelförmig, bedeckt-durehbohrt, un- 


behaart: 347° DPA NND Au20- ale GrupperPeiaune 
5." Gehäuse offen’ genabelt. ). 129... „nn Wl 
Gehäuse nicht offen genabelt . . . ir 


6. Gehäuse scharf gekielt, Mundsaum Aeschluzön 
Gruppe Chilotrema. 


Gehäuse ungekielt . . . . 2 Te SS 
7. Mundsaum scharf, nicht er wall: . . Gruppe Xerophila. 
Mundsaum erweitert: . . . . .  ... Gruppe Campylaea. 


8. Gehäuse kastanienbraun, bedeckt genabelt: Gruppe Arionta. 
Gehäuse von heller Färbung, meist dunkelgebändert, 
ungenabelt. . . . =. » . Gruppe Taches 

9. Gehäuse von hellbrauner Fi är Hing: mit verwaschenen 
Binden, bedeckt genabelt: . . . . Gruppe Helicogena. 


1. Gruppe. Acanthinula Beck. 
Gehäuse sehr klein, kugelig-kreiselförmig, durchbohrt, mit 
rippenartig gefalteten, zuweilen in lange Dornen auslaufenden 
Öberhautwülsten, hornfarben, Mündung rund, Mundsaum scharf. 


37. Helix aculeata Müller. 


Tier schlank, hellblaugrau, Rücken und Augenträger schwärz- 
lich, Gehäuse sehr klein, kugelig-kreiselförmig, durch- 
bohrt-genabelt. Epidermis rippenartig gefaltet, jede 
Rippe auf der Peripherie des Umganges in einen häutigen, drei- 
eckig-zipfligen Dorn auslaufend, so dass die Umgänge ge- 
wimpert erscheinen, dunkelhornfarben. Gewinde sehr erhoben, 
Naht sehr vertieft. Umgänge vier, regelmässig zunehmend, fast 
walzenrund, mit kaum angedeutetem Kiel; Mündung rund, weit. 
Br. 2,..H.,2 mm. 

Aufenthalt: Im Walde und in Gebüschen, vorzugsweise im 
Buchenwalde, unter faulem Holze und totem Laube. 

Verbreitung: Europa, Kaukasien, Nordafrika. 

Schlesische Fundorte: A. Zwischen Goldkoppe und 
Kaltseifen, Fichtenstein, Setzdorf, Steehgraben, Kessel (nebst 
mut. viridula), Bischofskoppe. — G. Ostabhang des Reichen- 





u 


5. Familie. Helicidae. 65 
steiner Gebirges. — Z. Mittelberg. — W. Fürstenstein, 
langer Berg. — R. Vitriolwerk, Buchhübel, Kochelfall, 


Kiesewald, Baberhäuser, Annakapelle, Buschvorwerk, Weiss- 
wassergrund, zwischen den Schlüsselbauden und St. Peter. 
— 1. Tafelfichte, Pripspfeiferstein, Flinsberg, Preiselbeer- 
berg. — L. Landskrone, Hochstein bei Königshayn; zwischen 
Moys und Posottendorf. — P. Trebnitzer Buchenwald. — 
E. Buchgarten bei Tränke in der Lausitz. 
Helix aculeata Müller gehört in Schlesien trotz der zahlreich ver- 


“zeichneten Fundplätze doch zu den selteneren Schnecken. Ziemlich 


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j' 





zahlreich fand ich sie vermittelst des Siebes an feuchteren Stellen des 
Trebnitzer Buchenwaldes unter vermoderndem Laube. — Durch die 
fast stachelförmige Bekleidung ist das etwa stecknadelkopfgrosse, rier- 
liche Schneckchen von allen einheimischen Arten genügend unter- 
schieden. 


2. Gruppe. Vallonia LKisso. 
Gehäuse sehr klein, niedergedrückt, genabelt, Oberhaut glatt 


oder gerippt, Farbe hell, Mündung rund, Mundsaum umge- 


D 


schlagen. 
Übersicht der Arten. 
Gehäuse mit glatter Oberfläcke: . . . . . H. pulchella Müller. 


Gehäuse mit gerippter Oberfläcke: . . . . H. costata Miiller. 


38. Helix palchella Müller. 

Tier weiss. Gehäuse sehr klein, niedergedrückt, offen und weit 
genabelt, glatt, mattglänzend, weisslich. Umgänge dreiundeinhalb, 
anfangs regelmässig zunehmend, der letzte Umgang stärker 
erweitert, an der Mündung nicht herabgebogen, fast 
walzenförmig. Mundsaum zurückgebogen, mit weisser Lippe, 
Mundränder sehr genähert, doch nicht zusammenhängend. Br. 2,5, 
FH. 1,3 mm. 

Aufenthalt: Auf Wiesen, in Gärten, Hecken, Gräben, unter 
Steinen, im Grase und unter totem Laube. 

Verbreitung: Europa, Nordafrika, Nord- und Westasien. 

Schlesische Fundorte: 


Helix pulchella gehört zu den gemeinsten schlesischen Arten, die 
sich überall, im Gebirge wie in der Ebene, vorfindet und an der 
geringen Grösse und der weissen Färbung des sehr flachen, tief ge- 
nabelten und mit starken Mundrändern versehenen, glatten Gehäuses 
leicht zu erkeunen ist. In den von den Hochfluten der Flüsse zurück- 
gelassenen Anschwemmungen findet sie sich stets in sehr grosser Menge. 

Merkel, Mollusken. 5 


66 5. Familie. Helieidae. 
39. Helix costata Miller. 


Syn.: Helix pulchella Müller, var. costata Zossm. in Scholtz, Schles. Moll. pag. 30. 
Tier wie bei der vorigen Art. Gehäuse sehr klein, nieder- 
gedrückt, offen und weit genabelt; mit starken, sehr regel- 
mässig gestellten, häutigen Rippen besetzt; Farbe gelb- 
licehweiss. Umgänge dreiundeinhalb, regelmässig zunehmend, der 
letzte Umgang nicht so stark erweitert als bei der vorigen 
Art, aber an der Mündung etwas herabgebogen, fast 
walzenförmig. Mundsaum zurückgebogen, mit starker, weisser 
Lippe, Mundränder fast zusammenhängend. Br. 2,5—3, 
H. 1,5 mm. 
Aufenthalt: Wie bei der vorigen Art. 
Verbreitung: Europa, Sibirien, Westasien, Nordafrika. 
Schlesische Fundorte: A. Freiwaldau, Spitzstein, 
Fichtenstein, Goldensten. — 6 Reichenstein, Landeck, 
Dorf Karpenstein, Dirsdorf bei Nimptsch. — Z, Gipfel des 
Zobtenberges (sehr häufig). — W. Hermsdorf bei Liebau. — 
B. Nimmersatt. — R. Kynast, Buschvorwerk bei Schmiede- 
berg. — I. Greifenstein, Friedeberg, Rabishau, Haindorf, 
Schloss Friedland. — L, Fuss der Landskrone, Steinberg 
bei Lauban, Hennersdorfer Kalkbruch, Moys bei Görlitz. — 
P. Stradam bei Gross- Wartenberg, Schwierse bei Öls, 
Rosenberg, Kreuzburg. — E. Um Breslau an den Promenaden, 
z. B. den Lehnen der Taschenbastion, im botanischen Garten 
u. a. O., um Oppeln, Buchgarten bei Tränke in Nieder- 
schlesien. 
Helix costata Müller, eine der vorigen so ähnliche Art, dass sie 
von vielen Autoren als Varietät derselben aufgefasst wird, unter- 
scheidet sich leicht von ihr durch die zierlichen Rippenstreifen, ist 


aber auch meist etwas grösser, völlig glanzlos und der letzte Umgang 
an der Mündung etwas herabgebogen. 


3. Gruppe. Trigonostoma Fitzinger. 
Gehäuse von mittlerer Grösse, scheibenförmig niedergedrückt, 
genabelt, behaart; Farbe dunkel, Mündung dreieckig, Mundsaum 
verdickt. 


Übersicht der Arten. 


Gehäuse mit langen, geraden, nicht sehr dicht 


stehenden Haaren besetzt, Mündung seicht 
dreibuchtig: . . "2.2 WE obvoluta Miller: 


5. Familie. Helicidae. 67 


Gehäuse mit kurzen, krummen, in sehr diehten, 
regelmässigen Reihen stehenden Härchen 
besetzt. Mündung tief dreibuchtig: . . H. holoserica Stud. 


40. Helix obvoluta Müller. 


Tier grau, Augenträger und zwei Rückenstreifen schwärzlich, 
Mantel gelblichweiss mit schwärzlichen Flecken, Oberhaut ge- 
körnelt. Pfeilsack verkümmert, ohne Pfeil. Gehäuse scheiben- 
-_förmig niedergedrückt, oben und unten platt, offen, tief und 
weit genabelt; mit weitläufig stehenden, ziemlich langen, 
geraden, nur an der Spitze etwas gekrümmten Haaren bekleidet; 
glanzlos, undurchsichtig; Farbe dunkelrotbraun. Gewinde oben 
etwas eingesenkt. Umgänge sechs, langsam zunehmend, sehr 
dicht aufgerollt, an der Mündung etwas herabsteigend, seit- 
lich zusammengedrückt. Mündung schief, durch zwei flache Ein- 
_ drücke hinter der Mündung seicht dreibuchtig. Mundsaum 
stark zurückgebogen, wulstig mit braunrötlicher oder schmutzig- 
 lilafarbiger Lippe belegt. Br. 11, H. 5 mm. 
| Aufenthalt: In Wäldern, unter faulendem Laube. 
Verbreitung: Mittel- und Nordeuropa, Appennin. 

Schlesische Fundorte: Z. Zobtenberg, Mittelberg. — 
W,. Fürstenstein, Zeisburg, Kynsburg (ziemlich häufig). — 
L. Landskrone (nicht selten). 


| Helix obvoluta besitzt in Schlesien nicht viele Fundorte und ist 
' auch an diesen nicht eben häufig. Nur einmal (im Mai 1885) gelang 
es mir, eine grössere Anzahl derselben, etwa 30—40 Stück, auf einem 
Terrain von wenigen Quadratmetern vereinigt zu finden. Es war dies 
an der "Südostseite des Burgberges der Kynsburg. An einem mit 
ziemlich grossen, flachen Steinen bedeckten Platze sassen unter jedem 
der grösseren Steine ein oder zwei Stück der schönen Schnecke, 
während in der darauffolgenden Nacht die Bewohnerin ihr Versteck 
verlassen hatte und am Morgen kurz vor Sonnenaufgang noch auf der 
Oberfläche des Steines anzutreffen war. — In einem anderen Jahre 
traf ich die Schnecke auf der Kynsburg um dieselbe Zeit, doch bei 
rauherer Witterung, noch tief unter moderndem Buchenlaube versteckt. 
— Von der folgenden, ihr sehr ähnlichen Art ist Helix obvoluta 
leicht durch folgende Merkmale zu unterscheiden: Sie besitzt sechs 
Umgänge, die viel enger aufgewunden und daher seitlich stärker zu- 
sammengedrückt sind; die Behaarung ist länger, aber weniger dicht, 
die Färbung im frischen Zustande dunkelrotbraun, die Lippe braun- 
rot mit zwei stumpfen, wenig in die Mündung hineinragenden, zahn- 
artigen Auftreibungen versehen. 


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5* 





68 5. Familie. Helieidae. 


41. Helix holoserica Studer. 

Tier blaugrau, mit schwärzlichem Kopf, Rücken und Fühlern, 
mit Pfeilsack versehen; Pfeil pfriemenförmig mit geflügelter 
Spitze. — Gehäuse scheibenförmig, niedergedrückt, oben und unten 
platt, offen, tief und weit genabelt, mit fast halbkreisförmig- 
gsekrümmten und angedrückten Haaren besetzt, welche 
in engen, regelmässigen Reihen geordnet sind; glanzlos, undurch- 
sichtig, Farbe hell hornbräunlich. Gewinde flach niedergedrückt, 
jedoch nicht eingesenkt; Umgänge fünf, ziemlich eng auf- 
gerollt, an der Mündung etwas herabsteigend; seitlich etwas zu- 
sammengedrückt. Mündung schief, durch zwei tiefe Eindrücke 
hinter dem Mundsaum tief dreibuchtig. Mundsaum zurück- 
geschlagen, mit einer starken, weissen Lippe belegt, die sich an 
den nach innen vorspringenden Buchten zu starken Zähnen 
ausbildet und dadurch die Mündung stark verengt. Br. 11, 
H. 5 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern, unter totem Laube und faulendem 
Holze. 

Verbreitung: Osteuropa, Alpen, Karpathen, Südostfrank- 
reich, Westspanien, Sudeten; nur in den höheren Gebirgen. 

Sehlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 
Goldkoppe, Hutberg bei Buchelsdorf, Zeiskengrund, Gräfen- 
berg (an der Priesnitzquelle), Fichtenstein bei Nieder-Linde- 
wiese, Setzdorf, Endersdorf bei Zuckmantel, Ammichsteine, 
Hockschar, Köpernikstein, Ruine Neuhaus bei Hansdorf, 
Goldenstein. — @. Wölfelsfall, Karpenstein bei Landeck. — 
27. Zobten. — W. Fürstenstein. — R. Kochelfall, Kynast, 
Agnetendorf, kleine Schneegrube (f. minor), Baberhäuser, 
kleiner Teich, Riesengrund, Johannisbad. — 1. Preiselbeer- 
berg, Maıklissa, Erzloch oberhalb Ferdinandsthal bei Hain- 
dorf, Sieghübel. 

H. holoseriea Stud. findet sich in den schlesischen Gebirgen etwas 
häufiger als die vorige Art, jedoch an den Fundplätzen meist ver- 
einzelt. Sie ist weniger eng gewunden, von hellerer Färbung und 
diehterer, sammetartiger Behaarung. Das flache Gewinde ist nicht 
eingedrückt, die starke Lippe reinweiss und mit zwei deutlichen 
Zähnen versehen, welche die Mündung sehr stark verengen. — Die 
Exemplare aus der kleinen Schneegrube, von Scholtz als forma minor 
bezeichnet, sind etwas kleiner und die Epidermis erscheint meist durch 
Beschädigungen fleckig punktiert. 


or) 
de) 


5. Familie. Helieidae. 


4. Gruppe. Triodopsis Rafinesque. 

Gehäuse ziemlich klein, gedrückt-kugelig, bedeckt durchbohrt, 
behaart, Farbe dunkel, Mündung dreizähnig, aussen eingeschnürt. 
Von der in Nordamerika durch zahlreiche Arten vertretenen 
Gruppe kommt in Europa nur eine Art vor. 


42. Helix personata Lamarck. 

Tier schwarz. Gehäuse gedrückt-kugelig, mit kurzen, steifen 
Härchen besetzt, glanzlos, hornbraun. Umgänge fünf, allmählich 
zunehmend. Mündung schief, sehr verengert, dreibuchtig. Mund- 
saum erweitert, aussen stark eingeschnürt, mit einer starken, 
braungelben, nach innen weissen Lippe belegt, die nahe der 
Mitte jedes Mundrandes ein spitzes Zähnchen bildet. Mund- 
ränder in der Mitte des Mundsaumes fast rechtwinklig zu- 
sammenstossend..e. Mündungswandmiteiner zahnförmigen 
Schmelzleiste belegt, durch welche die weit entiernten 
Mundränder verbunden werden. Der stark zurückgeschlagene 
Spindelrand verdeckt den Nabel fast vollständig. Br. 11, 
H. 6 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern unter totem Laube und faulendem 
Holze, unter Steinen. 

Verbreitung: Mitteleuropa, Frankreich, Schweiz, Tirol, 
Italien, Ungarn, Süd- und Mitteldeutschland. 

Sehlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 

Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese, Setzdorf, Stechgraben. 

— 6. Karpenstein bei Landeck, Schnallenstein, Wölfelsfall. 

— W. Kynsburg, Fürstenstein, Zeisburg, Neuhaus. — 

b. Gröditzberg. — BR. Weltende bei Hirschberg, Johannis- 

bad. — I. Greifenberg (nach Neumann). — L. Landskrone 

(häufig), Rotstein in der sächsischen Lausitz. ’ 

Auch Helix personata ist eine auf das Gebirge beschränkte Art. 
Von den beiden vorigen Arten ist sie durch etwas geringere Grösse, 
durch das gewölbte, nicht flache Gewinde, sowie dadureh unterschieden, 
dass die Mündungswand eine zahnartige, weisse Schmelzleiste trägt, 


wodurch im Verein mit den zwei Zähnchen der Mundränder die Mün- 
dung noch mehr verengt wird als bei Helix holoserica. 


5. Gruppe. Petasia ech. 
Gehäuse ziemlich klein, kegelförmig, bedeckt durchbohtt, 
unbehaart, Mündung eng, zweizähnig, Mundsaum erweitert. Die 
einheimische Art dieser Gruppe liebt feuchte Aufenthaltsorte. 


70 5. Familie. Helieidae. 


43. Helix bidens Chemnitz. 
Syn.: Helix bidentata Lam. in Scholtz, Schles. Moll. pag. 23. 


Tier weisslich, nur Kopf, Fühler und Augenträger fast schwarz. 
Pfeil mit sehr langem, ziemlich geradem, dünnem Stiel und kurzer, 
lanzettförmiger Spitze. Gehäuse kegelförmig, bedeckt durch- 
bohrt, fein gestreift, unbehaart, blasshornfarben, meist mit 
einem weisslichen, durchscheinenden Kielstreifen und einem 
weissen, mehr oder weniger undeutlichen, unterhalb der Naht 
verlaufenden Gürtel. Gewinde sehr erhoben, sieben Umgänge, 
die sich dicht aufrollen; meist mi! einem schwachen und stumpfen 
Kiel versehen, der letzte Umgang vor der Mündung etwas her- 
absteigend. Mündung schief, sehr verengt, mondförmig-drei- 
buehtig; Mundsaum erweitert, aussen stark eingeschnürt, mit 
einer weissen oder schwach rötlichen Lippe belegt, die in zwei 
stumpfe Zähnchen ausläuft, denen aussen zwei Grübehen ent- 
sprechen. Br. 10, H. 7 mm. 


Aufenthalt: Sehr feuchte, schattige Orte, vorzugsweise in 
Erlenbrüchen. 


Verbreitung: Mittel- und Osteuropa, Deutschland; nur in 
der Ebene. 


Schlesische Fundorte: @. Dirsdorf bei Nimptsch (fast 

in der Ebene). — Z, Jordansmühl. — L. Um Görlitz, an 
den Ufern der Neisse und Weinlache, Moys und Posotten- 
dorf, Steinkirch bei Lauban. — P. Stradam bei Gr.- Warten- 
berg, Schwierse bei Öls. — E. Um Breslau, bei Massel- 
witz, Kapsdorf, Zedlitz, Ottwitz, Sibyllenort, Arnoldsmühle; 
Strehlen. Im Oderwalde bei Brieg, KobylIno bei Oppeln. 
Helix bidens kommt nur in der Ebene und dem niedrigsten Hügel- 
lande vor; schon im Vorgebirge fehlt sie vollständig. Ganz besonders 
scheint sie Erlenbrüche zu lieben, in denen sie zuweilen in grosser 
Menge auftritt. Durch die dreibuchtige, durch zwei Zähnchen ver- 
engte Mündung erinnert sie an H. holoserica, von welcher sie sich, 


abgesehen von ihrem Aufenthaltsorte, schon durch das kegelförmige, 
“unbehaarte, ungenabelte Gehäuse unterscheidet. 


6. Gruppe. Fruticicola Held. 

Gehäuse von verschiedener Grösse und Form (kegelförmig, 
kugelig oder gedrückt-kugelig), genabelt oder durchbohrt, meist 
behaart, Mündung mondförmig, Mundsaum erweitert, meist ge- 
lippt. Die Arten dieser Gruppe steigen gern an Kräutern und 
Sträuchern empor. 


5. Familie. Helicidae. Tl 


Übersicht der Untergruppen und Arten. 
1. Kleinere Arten von 6—12 mın Durch- 


messer { 2. 

Grössere Arten von 13— 20 mın Birch. 

messer . .. OB E ESMERTLORLTL® 
2. Gehäuse keselirn mig, Bit enger Milnänue 

und schwachem Zahn am Spindelrande 

(Untergruppe Perforatella Schlüter): . H. unidentata Dry. 

Gehäuse gedrückt-kugelig, ohne Zahn 

(Untergruppe Trichia Hartm.) 3. 
3. Gehäuse eng genabelt 4. 

Gehäuse weit genabelt . ee N A 
4. Gehäusefarbe gelblichweiss: . . . . H. celessini Ubeny. 

Gehäusefarbe rostbraun: . . . H. rubiginosa Zgl. 
5. Gehäusebehaartt, (alte dähassahgefieben) 

mit kaum angedeutetem Kiel: . . . H. hispida Linn. 

Gehäuse fast unbehaart, stumpf aber 

deutlich gekielt: . . . . . H. umbrosa Partsch. 
6. Gehäuse weit genabelt en ılpe 

Bulstalonta) en. N. NHL DIE BEL ERENU EHEN BONDE SORT, 

Gehäuse eng genabelt (Untergruppe 

MERACHABELL TEE. ES en Min se En 
7. Gehäuse gedrückt-kugelig mit mässig 

erhobenem Gewinde (unter 5 mm): .. .H. strigella Drap. 

Gehäuse kugelig, Gewinde sehr erhoben 

(über 5 mm): . . . H. fruticum Müller. 
8. Nabel durch en el ee wenig 

merdeckts: un )REUf. . 2.0... H. incarnata Müller. 


Nabel durch den Snindälrand elipisen: H. carpatiaca Friv. 


a. Untergruppe. Perforatella Schlüter. 
Gehäuse kegelförmig, eng durchbohrt, behaart. 


44. Helix unidentata Draparnaud. 
Syn.: Helix cobresiana Alten in Reinhardt, Moll.-Fauna d. Sud. pag. 18. 
Tier grau. Gehäuse kegelförmig, eng durchbohrt, mit 
kurzen, gekrümmten, leicht abfallenden Haaren besetzt. 
Farbe rötlichbraun, meist mit weisslichem, durchscheinendem 
Kielstreifen. Gewinde stumpf kegelföürmig. Umgänge sechs bis 


> 5. Familie. Helieidae. 


sieben, dieht aufgerollt, nicht herabsteigend, stumpf gekielt. 
Mündung gedrückt mondförmig, Mundsaum etwas erweitert, 
scharf, am Nabel etwas zurückgeschlagen, innen mit einer dicken, 
weissen Lippe belegt, die nach aussen als gelber Streifen- 
durchscheint, und nach dem Spindelrand zu einen schwachen 
Zahn bildet. Br. 6—9 mm, H. 5—7 mm. 


Aufenthalt: In Wäldern unter totem Laube und faulendem 
Holze. 0b 
Verbreitung: In den höheren Gebirgen Mitteleuropas. 

Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 

Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese, Setzdorf, Reiwiesen, 

Ostseite der Bischofskoppe, Brünnelhaide, Ruine Neuhaus. 

%&. Karpenstein bei Landeck. 

Helix unidentata Drp. kommt in Schlesien selten vor und be- 
schränkt sich fast ausschliesslich auf das Altvatergebirge, wo sie 
jedoch bis an die Grenze der Baumvegetation hinaufgeht. An dem 
kegelförmigen, sehr eng genabelten Gehäuse, der sehr niedrigen 
Mündung, der kurzen, rauhen Behaarung und der nach aussen gelb 


durchscheinenden, weissen Lippe, welche an der Spindelseite einen 
schwachen Zahn bildet, ist sie leicht zu erkennen. 


b. Untergruppe. Trichia Hartmann. 
Gehäuse gedrückt-kugelig, genabelt, meist behaart. 


45. Helix celessini Ulieny. 
Syn.: Helix sericea Drp. var. liberta West. mut. albina in: Kenntnis der Moll. 
Schl.; Jahrb. d. D. Mal.-Ges. XI. 1884. pag. 232. 

Tier weisslich, Kopf und Hals rostgelb, Augenträger sehr lang, 
Mantel schwarz gefleckt, Gefässe desselben durch das Gehäuse 
durchscheinend. Geschlechtsapparat mit zwei leichtgekrümmten, 
spitzkegelförmigen Pfeilen von 1 mm Länge. Gehäuse kugelig, 
eng durchbohrt, mit feinen, geraden Härchen besetzt, welche 
leicht abgerieben werden, ältere Gehäuse daher kahl. Gehäuse 
matt glänzend, durchsichtig, die dunkle Zeichnung des Mantels 
beim lebenden Tiere durchscheinend, Farbe gelblichweiss. 
Gewinde fast kegelförmig. Umgänge fünf, ungekielt. Mündung 
breit-mondförmig, etwas breiter als hoch. Mundsaum scharf, 
gerade, am Nabel etwas zurückgeschlagen, mitsehr schwacher, 
weisser Lippe belegt. Br. 8, H. 5 mm. 

Aufenthalt: Im Grase und unter Steinen. 


5. Familie, Helieidae. 713 


Verbreitung: Galizien, Ungarn, Mähren, Schlesien und 
Sachsen. 

Schlesische Fundorte: Helix celessini wurde zuerst 
von mir auf dem Zobten, dann von Herrn Jetschin in Neu- 
haus bei Patschkau gefunden. Auch die von Herrn KRohr- 
mann bei Sadewitz, Kr. Öls (Nachriehtsblatt 1871 pag. 77) 
gefundene Schnecke ist nach den mir von dem Finder selbst 
mitgeteilten Exemplaren weder Helix granulata Alder, noch 
H. rubiginosa Zgl., sondern ohne jeden Zweifel H. clessini UT. 


Die Art zeichnet sich ausser ihrer fast kugeligen Gehäuseform 
und der feinen Behaarung jugendlicher Stücke hauptsächlich durch 
die gelblichweisse Färbung des Gehäuses aus. Von einer hellfarbigen 
Abänderung der vorigen Art, Helix unidenta, ist sie besonders durch 
die weniger gedrückte Mündung und die kaum wahrnehmbare, weisse 
Lippe zu unterscheiden. 


46. Helix rubiginosa Ziegler. 

Syn.: Helix granulata Alder in Reinhardt, Mollusken-Fauna d. Sudeten pag. 18 
u. 72 und Helix sericea Müller in Scholtz, Schles. Land- u. Wasser- 
Mollusken. 1853. pag. 46. 

Tier dunkelschieferblau mit einem sehr zierlichen, scharf 
vierschneidigen, in einer halben Windung schraubenförmig 
gedrehten, an der Spitze leicht gekrümmten, mit einem kurzen, 
geraden Stiele versehenen Pfeile von 2,5 mm Länge. Gehäuse 
kugelig, eng genabelt, mit dichtem, feinem, weisslichem 
Haarüberzug. Farbe braun. Umgänge fünf bis sechs, ohne 
Band- und Kielandeutung. Mündung mondförmig. Mundsaum 
nur bei vollkommen ausgewachsenen Gehäusen mit einer ganz 
schwachen Lippe belegt. Br. 7, H. 5 mm. 


Aufenthalt: An feuchten Orten, Bach-, Graben- und Sumpf- 
rändern, auf nassen Wiesen, in Ziegeleien, unter totem Laube, 
unter Steinen und Ziegeln, an faulem Holze. 

Verbreitung: Russland, Schweden, Siebenbürgen, Deutsch- 
land, vorzugsweise Norddeutschland. 

Schlesische Fundorte: A. Einsiedel bei Würbenthal, 

Freiwaldau. — L. Neisseufer bei Zodel unweit Görlitz. 
— P. Mittel-Stradam bei Gross- Wartenberg. — E. Um 
Breslau an den Oderufern oberhalb der Stadt, Ziegelei 
an der Lohebrücke auf der Chaussee nach Lissa, auf 
einer feuchten Wiese bei dem Dorfe Weide und bei Klein- 
Tschantsch. 


74 5. Familie. Helicidae. 


Von Scholtz ist die H. rubiginosa als H. sericea Müller be- 
schrieben worden '). Den nachträglichen Beweis für das thatsächliche 
Vorkommen der ersteren in Schlesien habe ich durch die im Nach- 
richtsblatt d. D. Mal.-Ges. 1887 pag. 139 mitgeteilten Ergebnisse 
der Pfeiluntersuchung der fraglichen, in der Umgebung von Breslau 
mehrfach gefundenen Schnecke liefern können. Dagegen ist H. sericea 
weder von mir noch von anderen Malakologen in Schlesien gefunden 
worden. 

Von Helix sericeea Drp., welcher Helix rubiginosa Zgl. in der 
That sehr ähnlich ist, unterscheidet sie das mehr rundliche Gehäuse 
mit höherem Gewinde, die mehr gewölbten Umgänge, die tiefere Naht, 
die spärlichere Behaarung und hauptsächlich der vierschneidige Pfeil, 
während Helix sericea zwei stielrunde, gerade oder wenig gekrümmte, 
leistenlose Pfeile besitzt. 


47. Helix hispida ZLinne. 


Tier schlank, schiefergrau. Augenträger schlank. Zwei 
kegelförmige, *« mm lange Liebespfeile. Gehäuse nieder- 
gedrückt-halbkugelig, offen und weit genabelt, mit 
kurzen, gekrümmten Härchen bedeckt; (ältere Stücke oft ab- 
gerieben und stark glänzend), hellhornfarben bis hellrot- 
braun. Umgänge sechs bis sieben, vor der Mündung etwas 
herabsteigend; der letzte Umgang mit kaum angedeutetem Kiel 
und etwas heller gefärbtem Kielstreifen versehen. Mündung 
schief, mondförmig, innen mit einer glänzenden, weissen, am 
Spindelrande leistenförmig erhobenen Lippe belegt, welcher aussen 
ein gelblicher Streifen entspricht. Br. 7—8 (Exemplare von 
Arnoldsmühle bei Breslau 10), H. 4—5 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern, an Flussufern, Grabenrändern, in 
Gärten unter Gesträuch, unter Steinen und totem Laube. 

Verbreitung: Europa, Nordafrika, Westasien, Sibirien. 
Fehlt in den höheren Gebirgen. 

SchlesischeFundorte: Z. Zobtenberg. — W. Gnaden- 
frei, Kynsburg. — B. Kitzelberg, Nimmersatt, Löwenberg. — 

R. Bolzenschloss, Johannisbad. — 1. Greifenstein (var. 

septentrionalis C.), Schloss Tschocha, Haindorf, Friedland, 

Friedeberg. — L. Görlitz, Marklissa. — P. Skarsine, 

Rosenberg, Kreuzburg. — E. Um Breslau an den Oder- 

ufern bei Zedlitz, bei Kapsdorf, Arnoldsmühle (var. con- 

einna Jeffr.), Pöpelwitz; um Oppeln und Ratibor. 








!) Vergleiche meine Ablhandl. „Kenntn. d. Moll. Sehles,“ Jahrbuch d. D. 
Mal.-Ges. XI. 1884 p. 272, 


5. Familie Helieidae. 75 


Helix hispida L. ist in Grösse und Form ziemlich veränderlich, 
doch habe ich in Schlesien nur zwei Varietäten mit Sicherheit unter- 
scheiden können: 


1. Var. coneinna Jeffreys. 
Gewinde sehr wenig erhoben, Nabel weit, ofien. 
2. Var. septentrionalis Clessın. 
Gewinde etwas mehr erhoben, Nabel eng. 


Die Art ist fast im ganzen schlesischen Gebiet, jedoch vorzugs- 
weise in der Ebene verbreitet und geht nicht über das Vorgebirge 


hinaus. Im mährischen Gesenke und im Glatzer Gebirge ist sie zwar 


noch nicht nachgewiesen, dürfte jedoch auch hier an geeigneten Ort- 
lichkeiten kaum fehlen. Von Helix rubiginosa ist sie durch ihre 
flache Form, den weiten Nabel und die kürzere Behaarung, von der 
kugeligeren Helix clessini auch durch die rotbraune Färbung leicht zu 
unterscheiden. 


48. Helix umbrosa Partsch. 


Tier gelbbraun, Mantel schwarz gefleckt, ein walzig-kegel- 
förmiger, wie ein kleiner Belemnit gestalteter Pfeil von fast 2 mm 
Länge. Gehäuse flach, fast scheibenförmig niederge- 
drückt, offen und weit senabelt, sehr fein gestreift, spär- 
lich mit spröden Haaren bekleidet, fettglänzend, dünnschalig, 
durchsichtig, sehr hellhornfarben bis weisslich. Um- 
gänge fünf, kurz vor der Mündung herabsteigend, deutlich, 
aber stumpf gekielt und meist mit etwas hellerem Kielstreifen 
versehen. Mundsaum etwas umgeschlagen, sehr schwach gelippt. 
Br. 12, H. 6 mm; die schlesischen Exemplare etwas kleiner. 

Aufenthalt: Feuchte Wälder, Gebüsche, Schluchten, unter 
totem Laube. 


Verbreitung: Gebirge des südlichen und mittleren Deutsch- 
land, Alpen, Böhmen, Siebenbürgen, Galizien und Bosnien. 
Schlesische Fundorte: I. Schloss Friedland in Böhmen. 
— L. Landskrone, Hochwald bei Lauban (auf der ‚„Förster- 
wiese“), Löbauer Berg. 

Helix umbrosa Partsch, eine südliche Art, welche in den Sudeten 
ihre nördliche Grenze findet, ist nur an wenigen Punkten des west- 
lichsten Teiles der Sudeten gefunden worden und gehört daher zu den 
seltensten schlesischen Schnecken. Durch ihr fast scheibenförmig 


niedergedrücktes, stumpf aber deutlich gekieltes, durehsichtiges Gehäuse, 
den weit offenen Nabel und die sehr helle Hornfarbe ist sie deutlich 


- gekennzeichnet. 


76 5. Familie. Helicidae. 


€. Untergruppe. Eulota Hartmann. 
Gehäuse ziemlich gross, gedrückt-kugelig, tief und weit ge- 
nabelt, unbehaart. 


49, Helix strigella Draparnaud. 

Tier gelbbraun, mit dunklen Flecken; Mantel schwarz gefleckt. 
Geschlechtsapparat ohne Pfeilsack und Pfeil. Gehäuse gedrückt- 
kugelig, offen und weit genabelt, ziemlich festschalig, gestreift. 
Farbe hellhornbraun, meist mit weisslichem Band auf der Mitte 
des letzten Umganges. Naht tief, Umgänge sechs, ungekielt, 
vor der Mündung stark herabsteigend. Mündung schief. Mund- 
saum am Spindelrand zurückgeschlagen, mit flacher, rötlich- 
weisser Lippe belegt. Br. 13—15, (schlesische Exemplare von 
der Kynsburg bis 18), H. 9—10 mm. 

Aufenthalt: An trockenen, grasigen Orten, Laubhölzern, 
Gebüschen, Hecken. 

Verbreitung: Ganz Europa mit Ausnahme von England. 


Schlesische Fundorte: @, Melling bei Habelschwerdt, 
Dirsdorf bei Nimptsch. — Z, Zobtenberg. — W. Kynsburg. 
— B. Bolkoburg, Gröditzberg. — I. Wehrau am Queis, 
(Kalkbruch). 

Helix strigella Drp. gehört nach den bisher bekannt gewordenen 
schlesischen Fundorten nicht gerade zu den häufigeren Arten, tritt 
auch meist nicht in grosser Individuenzahl auf. Von Helix umbrosa 
unterscheidet sie sich durch ihre bedeutendere Grösse und den gänz- 
lichen Mangel des Kieles; von Helix fruticum Müller durch viel 
niedrigeres Gewinde und geringere Grösse. 


0. Helix fruticum Müller. 

Tier gross und stark, je nach der Farbe der Gehäuse röt- 
lichbraun, fleischfarben oder gelblichweiss. Mantel schwarzbraun 
gefleckt. Pfeil walzen-kegelförmig, wie ein kleiner Belemnit 
gestaltet. Gehäuse kugelig, offen und tief, aber ziemlich 
eng genabelt; festschalig, sehr fein radial und äusserst fein 
spiralgestreift. Farbe rotbraun, rötlich, gelblichweiss oder 
weiss, zuweilen mit einem rotbraunen, breiten Bande. Gewinde 
kegelförmig, sehr erhoben. Naht tief. Umgänge sechs, 
ungekielt, vor der Mündung etwas herabsteigend.. Mündung 
schief, Spindelrand umgeschlagen, mit schwacher, glänzend- 
weisser, bläulich irisierender Lippe. Br. 18—20, H. 15—18 mm. 


5. Familie. Helieidae. [ 
Aufenthalt: In Wäldern, Gebüschen, an Flussufern, in Obst- 
gärten. 
Verbreitung: Ganz Europa. 
Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 
Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese, Setzdorf, Endersdort 


bei Zuckmantel, Kessel. — Z. Mittelberg. — W. Fürsten- 
stein. — B. Nimmersatt, Gröditzberg. — I. Schloss Fried- 
land in Böhmen. — L. Landskrone, Ufer der Weinlache. — 


P. Sadewitz bei Oels. — E. Um Breslau bei Zedlitz, Ott- 
witz, Schottwitz, Wildschütz, Kapsdorf, Pöpelwitz, Massel- 
witz, Arnoldsmühle, Ohlau. Kobylino bei Oppeln, Gross- 
Kunzendorf bei Neisse, Ratibor. 

Helix fruticum ist trotz der zahlreichen Fundorte eine keineswegs 
sehr häufige Schnecke. Sie findet sich mit rötlicher und weisslicher 
Grundfarbe, sowohl gebändert, als auch ungebändert, die gebänderten 
Stücke seltener als die ungebänderten. Von der vorigen Art ist sie 
durch ihr grosses, kugeliges Gehäuse und das sehr hohe Gewinde 
leicht zu unterscheiden. 


d. Untergruppe. Monacha Hartmann. 
Gehäuse gedrückt-kugelig, eng genabelt, sehr fein gekörnelt. 


51. Helix incarnata Müller. 


Tier schlank, Farbe verschieden, von schmutzig-fleischfarben bis 
schwärzlich. Mantel schwarz gefleckt, durch das Gehäuse durch- 
scheinend. Pfeil 6 mm lang, mit 4,5 mm langem, eylindrischkegel- 
fürmigem, stark links gewundenem Stiel und einer breiteren, 
zweischneidigen, pfeilförmigen Spitze. Gehäuse niedergedrückt- 
kugelig, tief aber eng genabelt, mit mikroskopisch feinen, 
leicht abreiblichen, spindelförmigen, oben scharfkantigen Höcker- 
chen besetzt, welche in ziemlich regelmässigen, radialen Reihen 
stehen und frische, namentlich ganz junge Gehäuse wie bereift 
erscheinen lassen. Abgeriebene Gehäuse etwas glänzend. Farbe 
im frischen Zustande hellrötlichbraun, mit einer weisslich- 
durchscheinenden Binde. Umgänge sechs, ungekielt, vor der 
Mündung etwas herabsteigend; Mündung schief, Spindelrand zu- 
rückgeschlagen, jedoch den Nabel nur sehr wenig deckend, 
so dass der senkrechte Einblick in denselben kaum gehindert 
wird. Mündung innen mit stark fleischroter Lippe belegt, 
die nach aussen rotgelb durchscheint. Br. 14—16, H. 5—10 mm, 


78 5. Familie. Helieidae. 


Aufenthalt: In Wäldern und Gebüschen, unter totem Laube 
unter Steinen, an Mauern. 


Verbreitung: Fast ganz Europa. 
Schlesische Fundorte: 


Helix incarnata Müller ist eine der gemeineren Arten und durch 
das ganze Gebiet in der Ebene wie im Gebirge mit Ausnahme der 
höheren Bergregion gleichmässig verbreitet. Sie ist besonders an der 
stark durchscheinenden, roten Lippe leicht kenntlich. Frische, nament- 
lich ganz junge Gehäuse sind mit zierlichen, in regelmässige Reihen 
gestellten Schüppehen besetzt, durch welche sie wie bereift erscheinen. 
An diesem Merkmale lassen sich auch ganz junge Gehäuse, ja selbst 
kleine Bruchstücke derselben bei schwacher Vergrösserung mit Sicher- 
heit erkennen. Von der sehr ähnlichen Helix carpatica unterscheidet 
sie der deutlich sichtbare, wenn auch enge Nabel und die dunklere 
Färbung der Lippe. 


>32. Helix carpatica Zrivaldsky. 
Syn.: Helix teeta Ziegl. in Scholiz, Schles. Land- u. Wassermoll. Suppl. p. 5. 
Helix obteeta Ziegl. Scholtz, Schles. Land- u. Wassermoll. 1853. p. 41. 
Helix vieina Zssm. in Westerlund, Fauna d. pal. Binnenconch. Genus 
Helix pag. 98. 

Tier schmutzig -fleischfarben; Mantel mit unregelmässigen, 
dunklen, durch die Schale durehseheinenden Punkten und Streifen. 
Pfeil 5 mm lang, mit 4 mm langem, cylindrisch-kegelförmigem. 
fast geradem Stiel und einer breiteren, zweischneidigen, pfeil- 
förmigen Spitze. Gehäuse gedrückt-kugelig, bedeekt durch- 
bohrt, durchscheinend. Skulptur der der vorigen Art ähnlich, 
doch etwas gröber und unregelmässiger. Farbe gelblichhorn- 
braun; Gewinde meist etwas mehr erhoben als bei der vorigen 
Art. Umgänge sechs, mit einer hellen, durehsichtigen Kielbinde 
versehen, vor der Mündung etwas herabsteigend. Mündung 
schief, Spindelrand stark zurückgesehlagen und den Nabel 
ganz oder fast ganz bedeckend, innen mit einer starken, 
reinweissen Lippe belegt, die nach aussen als rotgelber 
Streifen durchscheint und in der Mitte des Spindelrandes meist 
eine schwache, zahnartige Anschwellung zeigt. Br. 14, H. S bis 
9 mm. 


Aufenthalt: In Wäldern und Gebüschen, an feuchten Orten 
in der Nähe des Wassers, unter totem Laube. 
Verbreitung: Karpathen, Siebenbürgen und Sudeten. 


Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 
Setzdorf (zahlreich). — &. Karpenstein bei Landeck. — 


5, Familie. Helieidae. 79 


2. Zobtenberg (nach Scholtz). — W. Kynsburg, Fürsten- 
stein, Salzgrund. 

Helix carpatica Friv. ist der vorigen Art in Form und Skulptur 
durchaus ähnlich, unterscheidet sich aber durch den bedeekten Nabel 
und die Form des Pfeiles aufs bestimmteste; auch besitzt sie meist 
ein etwas höheres Gewinde und langsamer zunehmende Umgänge. Auf 
_ der Kynsburg und in Fürstenstein finden sich sehr schöne, albine Stücke 
dieser Art mit gelblichweiss gefärbtem Tier, dunklerem Kopf und 
Augenträgern, ganz durchsichtigem, gelblichweissem Gehäuse mit kreide- 
weiss durchscheinender Lippe. 


7. Gruppe. Campylaea Beck. 

Gehäuse mässig gross (bei einheimischen Arten), flach nieder- 
gedrückt, weit genabelt, meist unbehaart, Farbe verschieden; 
Mündung rundlich, Mundsaum erweitert, Mundränder sehr ge- 
nähert. Die Arten dieser Gruppe sind echte Felsenbewohner, ver- 
stecken sich bei trockenem Wetter in Felsritzen und kommen 
bei feuchtem Wetter meist in grosser Zahl zum Vorschein. 


53. Helix faustina Ziegler. 
Var. charpentieri Scholtz. 
Syn.: Helix charpentieri Scholtz, Schles. Moll. pag. 28. 

Tier schwarzgrau bis schwarz; Rücken kielartig verschmälert, 
Augenträger schlank. Gehäuse flach, niedergedrückt, sehr 
weit perspektivisch genabelt, sehr fein gestreift, glänzend, 
durehscheinend. Farbe dunkel gelblich- oder rotbraun, 
mit ziemlich breitem, dunklem, unterseits hell gesäumtem Bande 
und hellgelblich gefärbtem Nabel. Gewinde wenig erhoben. 
Umgänge fünf. Mundsaum scharf, sehr erweitert, zurückge- 
bogen, weissgelippt. Mundränder sehr genähert. Durch- 
messer 18, H. 10 mm. 

Aufenthalt: An feuchten, kräuterreichen Orten, an Huflattig, 
Nesseln und anderen Pflanzen. 

Verbreitung: Südosteuropa; die Varietät vorzugsweise in 
Mähren und Schlesien. 

Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf; 
Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese, Setzdorf (zahlreich), 
Endersdorf, bei Zuckmantel, Ruine Neuhaus und Goldenstein 
in Mähren. — @. Wölfelsfall, Habelschwerdt, Ruine Karpen- 
stein bei Landeck (dureh ‚Jetschin ausgesetzt), Wartha. 


Ss 5. Famille. Helieidae. 


Helix faustina Ziegler, die einzige schlesische Vertreterin der 
Untergattung Campylaea, ist an dem grossen, flachen, offen genabelten 
und ungekielten Gehäuse leicht zu erkennen. Sie wurde bisher in 
Schlesien nur in der dunkelgelbbraunen Farbenabänderung gefunden, 
welche nach ihrem Entdecker als var. charpentieri bezeichnet wird. 
Von dem in Ungarn und Siebenbürgen heimischen Typus dieser Art 
mit durchscheinendem, oben zart gelb gefärbtem, glänzendem Gehäuse 
und scharf begrenztem, dunklem Bande unterscheidet sich unsere Form 
durch die auffallend dunkle Färbung, stimmt übrigens jedoch so voll- 
ständig mit ihr überein, dass sie wohl nur als eine Farbenvarietät 
bezeichnet werden kann. Das Verbreitungsgebiet der schönen Schnecke 
ist Galizien, Siebenbürgen, Ungarn, Österreich-Schlesien, Mähren, 
;öhmen und Schlesien. Besonders in den Karpathen kommt sie in 
sehr schönen, hellen Stücken, (zuweilen auch ungebändert), vor, unter 
denen sich jedoch zahlreiche Übergänge zu der dunkleren Form finden, 
wogegen im mährischen Gesenke und der Grafschaft Glatz ausschliess- 
lich die var. charpentieri auftritt. Auf der Ruine Karpenstein bei 
Landeck in der Grafschaft Glatz ist sie durch Herrn ‚Jetschin aus- 
gesetzt worden und hat sich dort, wie es scheint, gut eingebürgert. 


8. Gruppe. Chilotrema ZLeach. 


Gehäuse mässig gross, linsenförmig, scharf gekielt, weit ge- 
nabelt, unbehaart, hornbräunlich; Mündung gerundet-mondförmig, 
Mundsaum umgeschlagen und losgelöst. Mit der vorigen Gruppe 
sehr nahe verwandt und wie diese Felsenbewohner. 


54. Helix lapieida Zinne. 


Tier braungelb, Mantel braunrot gefleckt. Pfeil mit sehr 
schwach gebogenem Stiel und kleiner, lanzettförmiger Spitze. 
Gehäuse linsenförmig, weit genabelt, festschalig, sehr 
fein gekörnelt, matt glänzend, gelblichhornfarben mit drei un- 
deutlichen Bändern. Zwei derselben liegen auf der Oberseite 
und fliessen in unregelmässigen Abständen zu rotbraunen, die 
ganze Breite des Umganges einnehmenden Flecken zusammen, 
während das auf der Unterseite, nahe dem Kiele verlaufende 
Band meist ziemlich deutlich erkennbar ist. Gewinde sehr 
flach, Umgänge fünf, oben flach, unterseits sehr gewölbt, einen 
Scharen Kiel bildend, an welchen sich die folgenden Um- 
gänge genau anlegen. Letzter Umgang vor der Mündung her- 
absteigend, Mündung sehr schief, gedrückt, quereirund; Mund- 
saum zusammenhängend, losgelöst, erweitert und zurück- 
geschlagen, am Spindelrand bis zum Kiel eingeschnürt, mit 


5. Familie. Helicidae. 8 


schwacher, weisser Lippe belegt, in Aa die Endigung der 
Bänder meist deutlich sichtbar ist. ,. 16H. 63mm: 
Aufenthalt: An alten Mauern, en und Baumstämmen. 
Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. 
Schlesische Fundorte: 


Helix lapieida Z. ist im ganzen schlesischen Gebirge gleichmässig 
verbreitet. Innerhalb der Bergregion geht sie jedoch nicht hoch auf- 
wärts, sowie sie auch die Ebene wenigstens in unserem Gebiete. gänz- 
lich zu meiden scheint. Das linsenförmige, sehr flache und scharf 
gekielte Gehäuse ist sehr geeignet, auch in engen Felsritzen Auf- 
nahme und Schutz gegen Sonnenschein und Trockenheit zu finden. 
Früher schrieb man ihr, wie der Name andeutet, die Fähigkeit zu, 
durch anhaltendes Saugen den Kalkstein auflösen und zerstören zu 
können. 


9. Gruppe. Arionta Leach. 


Gehäuse gross, gedrückt-kugelig, bedeckt durchbohrt, un- 
behaart, Farbe dunkel, Mündung mondförmig, Mundsaum er- 
weitert, gelippt, am Nabel umgeschlagen. Auch diese Gruppe 
steht der Gruppe Campylaea sehr nahe. 


55. Helix arbustorum Linne. 


Tier graublau bis schwarz, mit zwei dunklen Nackenstreifen. 
Pfeil mit langem, schwach gebogenem, am freien Ende etwas 
erweitertem Stiel und ziemlich breiter, lanzettförmiger Spitze. 
Gehäuse kugelig, bedeckt durchbohrt, gestreift und sowohl 
auf der Oberseite als auch auf der unteren mit sehr feinen 
Spirallinien gezeichnet, glänzend und durchscheinend. Farbe 
kastanienbraun, meist mit einem dunkelrotbraunen Bande 
versehen und mit zahlreichen, strohgelben Fleckchen 
und Strichen bedeckt, die meist mehr oder weniger regel- 
mässig inradialen Streifen geordnet sind. Gewinde ziemlich 
stumpf. Umgänge fünf bis sechs, vor der Mündung stark herab- 
steigend. Mundsaum zurückgebogen, innen mit glänzend- 
weisser Lippe belegt, aussen gelb gesäumt. Spindelrand 
stark umgeschlagen und den Nabel ganz verdeckend. Grösse 
sehr wechselnd; Br. von 18—25, H. von 12—22 mm. 

Aufenthalt: In kräuterreichen Laubhölzern, Gebüschen, 
Hecken, zwischen abgefallenem Laube und feuchtem Moose. 

Verbreitung: Fast ganz Europa (mit Ausnahme des süd- 
lichsten Spaniens und Italiens und des nördlichsten Russlands). 


Schlesische Fundorte: Im ganzen Gebiet häufig. 
Merkel, Mollusken. 6 


82 5. Familie. Helieidae. 


Helix arbustorum Z. unterscheidet sich von denjenigen ein- 
heimischen Arten, welche ihr an Grösse ungefähr gleichkommen, leicht 
durch ihre bräunliche Grundfarbe und die zahlreichen, weissgelben 
Punkte und Striche, mit denen besonders der letzte Umgang des Ge- 
häuses übersät ist, und die nur selten spärlicher auftreten oder ganz 
fehlen. Von den zahlreichen Abänderungen, welche durch das ver- 
schiedene Auftreten dieser Fleckehen, durch das Schwinden des Bandes, 
sowie durch die verschiedene Höhe des Gewindes entstehen, lassen 
sich nur wenige als wirkliche Varietäten fixieren. Die meisten sind 
nur Lokalformen oder an demselben Orte mit anderen Formen zu- 
gleich auftretende zufällige Abänderungen. 


l. Var. alpicola Fer. = subalpina Scholtz, 
ist eine sehr kleine, festschalige, meist etwas mehr getürmte 
Form, welche hier und da im Hochgebirge auftritt. In Schlesien 
findet sich eine ihr nahe stehende Form in der kleinen Schnee- 
srube und am kleinen Teich. 


2. Var. depressa Held, 
sehr niedergedrückt, mit nur halb verdecktem Nabel und stark 
erweitertem letzten Umgange; kommt nach Scholtz bei Nimmersatt 
vor, wo ich selbst jedoch nur die typische Form gefunden habe. 


3. Var. picea .Kssm., 
dünnschalig, durchsichtig, einfarbig, olivenbraun, ohne Flecken 
und mit schwach angedeutetem Bande. Hier und da mit typisch 
gefärbten Stücken zusammen vorkommend und daher als Varietät 
kaum aufrecht zu erhalten. 


10. Gruppe. Xerophila Held. 

Gehäuse von mittlerer Grösse oder klein, kugelig oder nieder- 
gedrückt, genabelt, stets unbehaart, kreidefarbig, gebändert; 
Mündung mondförmig, Mundsaum scharf. Die Tiere dieser Gruppe 
bewohnen trockene Wiesen, Heiden und Felder und lieben kalk- 
reichen Boden. 


56. Helix obvia Hartmann '). 
Syn.: Helix erieetorum Mueller in Scholtz, Schles. Land- u. Wassermoll. p. 44. 
Helix candieans Ziegl. in Clessin Exeurs.-Moll.-Fauna, II. Aufl. p. 190. 
Tier schmutzigweiss mit zwei sehr dünnen, fast geraden, all- 
mählich in eine einfache Spitze zulaufenden Pfeilen. Gehäuse 


I\ E. ». Martens, Die Priorität zwischen den Namen H. obvia und 
H. candicans. Nachrichtsblatt der Deutschen Mal. Ges. 1891, pag- 128—130. 


5, Familie, Helieidae. 83 


niedergedrückt, fast scheibenförmig, sehr weit perspek- 
tivisch genabelt, festschalig, gestreift. Farbe kreideweiss, 
mit vier bis sechs dunkelbraunen Bändern von verschiedener 
Breite, das unterste häufig in Flecken aufgelöst. Gewinde wenig 
oder gar nicht erhoben. Umgänge fünf, oberseits flach, 
vor der Mündung kaum herabsteigend.. Mündung schief. Mund- 
ränder sehr genähert, mit einer flachen, undeutlich begrenzten, 
weissen Lippe belegt, welcher aussen bei wohlausgebildeten 
Stücken ein gelblicher Streifen entspricht. Br. 15, H. 7 mm. 


Aufenthalt: Auf kurzgrasigen Wiesen, trockenen Heiden, 
an Steinhaufen unter Hecken und Gebüsch; besonders gern an 
Esparsette. 


Verbreitung: Osteuropa bis zum südöstlichen Teile Deutsch- 
lands. Jura, Fichtelgebirge, Erzgebirge bilden ihre ungefähre 
Westgrenze. 


Schlesische Fundorte: A, Setzdorf (an den zu den 
Kalkbrüchen hinaufführenden Wegen in grosser Menge). — 
W. Unter dem Namen „H. ericetorum Müll.“ durch Scholtz 
von der Kynsburg angeführt. — E. An der Chaussee zwischen 
Gogolin und Polnisch-Neukirch. 


Scholtz führt an, dass die Schnecke von Neumann um die 
Kynsburg und von Kelch bei Ratibor gefunden worden sei. Es liegt 
nun, wie ich bereits an anderer Stelle!) ausgeführt habe, die Ver- 
mutung nahe, dass die an beiden Orten früher gefundene Schnecke 
nicht H. ericetorum, sondern die ihr sehr ähnliche H. obvia Hartm. — 
H. candicans Zgl. ist, da die genannten Fundorte in das Verbreitungs- 
gebiet dieser letzteren, mehr dem Osten angehörenden Art fallen, und da 
H. obvia sich auch im östlichen Böhmen und im mährischen Gesenke 
findet. Von der ihr sehr ähnlichen H. ericetorum Müller, welche 
vorzugsweise im westlichen Deutschland auftritt, unterscheidet sie sich 
durch den an der Mündung sich weniger vom Centrum entfernenden 
letzten Umgang, wodurch der Nabel sich etwas weniger erweitert, 
ferner durch weniger rundliche, fast etwas kantige und oben sehr flache 
Umgänge, durch fast vollständig niedergedrücktes Gewinde und die 
nicht gelbliche, sondern kreideweisse Grundfarbe. — Das neuerdings 
recht auffallende Überhandnehmen dieser Schnecke im mittleren Deutsch- 
land ist wahrscheinlich vorzugsweise auf Verschleppung durch Futter- 
kräuter (Luzerne, Klee und. Esparsette) zurückzuführen, mit deren 
Samen sie namentlich aus Böhmen und Mähren bei uns eingeführt 
worden ist ?). 


1) Kenntn. d. Moll.-Fauna Schles., Jahrb. d. D. Mal. Ges. XI. pag. 271. 
2?) Otto Goldfuss, Helix obvia Hartm. in Sachsen und Thüringen. Nach- 
riehtsblatt d. Deutschen Mal. Ges. 1891. p. 65— 75. 
6* 


84 5, Familie. Helicidae. 


Eine erheblich kleinere, mehr kugelige Art dieser Gruppe, Helix 
striata Müller = costulata Zgl., mit radial gerippten Umgängen 
und rundlicher Mündung, kommt nach Reinhardt in Brandenburg an 
kurzgrasigen, sonnigen Abhängen des Odergebietes vielfach vor, ist 
aber in Schlesien bis jetzt noch nicht beobachtet worden. 


11. Gruppe. Tachea Risso. 
Gehäuse gross, kugelig, ungenabelt, lebhaft gefärbt, einfarbig 
oder gebändert. Mündung mondförmig; Mundsaum erweitert, 
gelippt. Meist Garten- und Waldbewohner. 


Übersicht der Arten. 


l. Gehäuse mit gelber oder rötlicher 
Grundfarbe. (21 OWUGRATE „ DaLlabr.STK ER Er 
Gehäuse mit kalkweisser Grundfarbe 
(zuweilen mit einem Stich ins Gelbe), 
Mundsaum leberbraun: . . . . . H. austriaca Mühlfeldt. 

2. Gehäuse mit schwarzem Mundsaum: H, nemoralis Linn£. 
Gehäuse mit weissem Mundsaum: . H. hortensis Müller. 


57 Helix austriaca Mühlfeldt. 
Syn.: Helix vindobonensis (€. Pf., in Westerlund, Fauna d. pal. Binneneonch. 
Genus Helix pag. 444. 

Tier schmutzig-gelb. Pfeil dolehmesserförmig, vierschneidig 
mit gerader Spitze und kurz angesetzter, kleiner Krone. Ge- 
häuse kugelig, ungenabelt, sehr festschalig, regelmässig rippen- 
streifig, wenig glänzend, kaum durchscheinend, Farbe kalk- 
weiss oder gelblichweiss mit fünf dunkelbraunen Bändern, das 
fünfte sehr breit und sehr eng um den Nabel gelegt. 
Die Bänder sind beständiger als bei H. nemoralis; ungebänderte 
Stücke sind selten. Gewinde ziemlich erhoben. Umgänge fünf, 
vor der Mündung stark herabsteigend. Mundsaum weisslich 
gelippt, zurückgebogen. Spindelrand fast gerade, mit einer weiss- 
lichen, am Nabel stärker hervortretenden Wulst belegt, nur die 
innere Hälfte des Spindelrandes zurückgeschlagen - angedrückt, 
die äussere gelöst. Aussenrand bogig gekrümmt. Äusserer 
Rand der Lippe und die Mündungswand leicht leberbraun. 
Br. 20—22, H. 17—185 mm. 

Aufenthalt: In trockenem Buschwerk, auf trockenem Rasen, 
an Mauern und Steinhaufen. 


5. Familie. Helicidae. 85 


Verbreitung: Südosteuropa. Durch die Flussthäler bis 
nach Sachsen und Schlesien vorgedrungen. Vereinzelt bei Krakau 
und Danzig. 

Schlesische Fundorte: Die Art wurde nur einmal in 
zwei Exemplaren von Kelch bei Ratibor gefunden und an 
Scholz gesandt. Neuerdings erhielt ich sie durch Herrn 
Landmesser Grundey in Breslau aus Sackrau bei Gogolin. 
Demnach scheint die Schnecke in Schlesien doch schon 
weitere Verbreitung zu besitzen. 

Von den beiden folgenden, in Schlesien häufigeren Arten der 
Gruppe Tachea unterscheidet sie sich durch meist etwas höheres Ge- 
winde, durch kreideweisse, nicht gelbe oder rote, höchstens schwach- 


gelbliche Grundfarbe, durch das dem Mittelpunkt der Unterseite mehr 
genäherte, sehr breite, fünfte Band und den hellleberbraunen Mundsaum. 


58, Helix nemoralis Zinne. 

Tier gelbliehgrau bis schwarz. Pfeil dolehförmig, vierschneidig, 
mit triehterförmiger Krone, welche durch einen dünneren Hals 
mit dem Hauptteil in Verbindung steht. Gehäuse kugelig, un- 
genabelt, festschalig, feingestreift, glänzend, etwas durchscheinend. 
Farbe lebhaft zitronengelb, durch alle Abstufungen bis ins orange- 
farbige, auch rötlich und selbst braunrot, einfarbig oder gebändert, 
die Bänder dunkelbraun. Gewinde ziemlich erhoben. Umgänge 
vierundeinhalb, vor der Mündung herabsteigend.. Mundsaum 
mit einer starken Lippe belegt, zurückgebogen und am Spindel- 
rand vollständig mit seiner Unterlage verwachsen. Mündungs- 
wand und Lippe kastanienbraun, Mundsaum, besonders 
aussen, fast schwarz gefärbt. Durchmesser 23 mm, H. 17 mm. 

Aufenthalt: Vorzugsweise in Gärten, Weinbergen und Park- 
anlagen, auch in Gebüschen, an Mauern und Hecken. 

Verbreitung: Ganz Europa mit Ausnahme des äussersten 
Südens und Nordens. 

Schlesische Fundorte: R. Petersdorf, Schreiberhau, 
Agnetendorf, Baberhäuser, Schmiedeberg, Hohenwiese bei 
Schmiedeberg, Warmbrunn. — I. Greifenberg, Friedeberg 
am Queis, Wiegandsthal. — L. Landskrone, Görlitz. — 
E. Um Breslau im botanischen Garten, in den Gärten der 
Vorstädte und des Taubstummeninstituts (häufig), auf den 
Kirchhöfen, in Scheitnig, Liebichshöh, Kleinburg, Oltaschin, 
Öttwitz, Kapsdorf. 


86 5. Familie. Helicidae. 


Helix nemoralis Z. ist von der sehr ähnlichen H. hortensis be- 
sonders durch etwas grössere Dimensionen, den kastanienbraunen 
Mundsaum und etwas breitere Mündung unterschieden. Sie findet 
sich fast nur in Gärten, Parkanlagen und Weinbergen und kommt 
trotz ihres Namens, wenigstens innerhalb unseres Gebiets, in Hainen 
und Wäldern nicht vor, während sich H. hortensis vorzugsweise in 
Wäldern und Gebüschen, nicht aber in Gärten findet. Ihr Verbreitungs- 
bezirk erstreckt sich von Deutschland aus weiter nach Süden bis 
nach ÖOberitalien, während H. hortensis sich von Deutschland aus 
weiter nach Norden ausbreitet. Beide nahe verwandte und doch voll- 
kommen verschiedene Arten kommen sowohl gebändert als auch 
ungebändert vor. Typisch gebänderte Exemplare werden mit den 
Ziffern 1. 2. 3. 4. 5 bezeichnet, wobei die Bänder von der oberen 
(dem Wirbel zugewendeten) Seite des Umganges aus gezählt werden. 
Das Ausfallen der Bänder wird durch O0 bezeichnet, z. B. 0. 0. 3. 0. 0., 
das Zusammenfliessen zwei oder mehrerer Bänder durch Zusammenfassen 


— — 
der betreffenden Ziffern mit Klammern, z. B. 1.2. 3.4.5. Auf diese 
Weise entstehen zahlreiche Bändervarietäten. Von den 89 möglichen 
Combinationen sind bis jetzt nur wenige thatsächlich noch nicht be- 
obachtet worden. Um Breslau scheinen nächst den n typisch gebänderten 


und ungebänderten Stücken die Formen iı- 2. 3. 4: 5. und 0. 0.3.0.0. 
am häufigsten vorzukommen. Ausführlichere Mitteilungen über die 
Bändervarietäten giebt Clessin in seiner Abhandlung „Über Miss- 
bildungen der Mollusken und ihrer Gehäuse‘ '). Sehr selten sind 
Skalariden, d. h. Gehäuse mit treppen- oder korkzieherartig 
auseinander gezogenen Umgängen. 


59. Helix hortensis Müller. 


Tier graugelblich. Pfeil dolehmesserförmig, vierschneidig, mit 
etwas gekrümmter Spitze und kurz angesetzter, kugelig-trichter- 
förmiger Krone. — Gehäuse kugelig, ungenabelt, festschalig, 
feingestreift, glänzend, durchscheinend. Farbe strohgelb oder 
zitronengelb, seltener rötlichgelb, mit fünf dunkelrotbraunen 
Bändern, ebenso häufig ungebändert. Gewinde ziemlich erhoben; 
Umgänge vierundeinhalb, vor der Mündung etwas herabsteigend. 
Mündung etwas schmäler als bei der vorigen Art; Mund- 
saum mit einer starken, reinweissen Lippe belegt, die einen 
schmalen, helleren Rand freilässt. Mundsaum zurückgebogen, 
am Spindelrand mit seiner Unterlage vollständig verwachsen. 
Br. 19, H. 15 mm. 

Aufenthalt: Trotz ihres Namens nicht in Gärten, sondern 
in Wäldern, Hecken und Gebüschen, an Bäumen und Sträuchern. 


1) Jahrbuch XXII d. Augsburg. naturhist. Ver. 1873, 


5. Familie. Helicidae. 87 


Verbreitung: Mitteleuropa. H. hortensis reicht weiter nach 
Norden (bis zum mittleren Schweden, Kurland, Lievland, südl. 
Finnland) als H. nemoralis; Letztere dagegen weiter nach Süden, 
bis Mittelitalien. 

Schlesische Fundorte: 

Helix hortensis ist im ganzen Gebiet gleichmässig verbreitet, be- 
sonders im Vorgebirge und der unteren Bergregion. Sie ist von der 
vorigen Art durch die geringere Grösse und die reinweisse Lippe 
leicht zu unterscheiden, auch ist ihre Mündung stets etwas mehr ge- 
drückt. In Bezug auf die Färbung stimmt sie im wesentlichen mit 
- H. nemoralis überein, jedoch finden sich Bändervarietäten bei ihr viel 
seltener als bei jener. Zwei von mir bei Setzdorf und Melling ge- 
sammelte Exemplare haben durchsichtige (hyaline) Bänder, und zwei 
kleine, zarte Stücke von rötlichgelber Grundfarbe, welche ich bei Agneten- 
dorf im Riesengebirge sammelte, haben eine zart rosa gefärbte Lippe, 
bilden also den Übergang zu der braungelippten var. fuscolabiata 


Kreglinger. 


12. Gruppe. Helicogena Risso. 

Gehäuse sehr gross, kugelig, bedeckt genabelt, unbehaart, 
braun; Mündung rundlieh-mondförmig, Mundsaum schwach er- 
weitert, etwas verdickt, Spindelrand zurückgeschlagen. Be- 
wohner der Gärten, Gebüsche und Weinberge. 


60. Helix pomatia ZLinn£e. 
Weinbergschnecke. 

Tier schmutzig-gelblichgrau, grob gekörnt. Pfeil dolehmesser- 
förmig, vierschneidig, mit trichterförmiger Krone. Gehäuse 
kugelig, bedeckt durchbohrt, festschalig, stark radial und be- 
sonders auf dem vorletzten Umgange sehr fein, aber deutlich 
spiral gestreift. Farbe heller oder dunkler braungelb mit fünf 
dunkleren Bändern. Die Bänder meist nur undeutlich, oft ver- 
waschen oder zusammengeflossen; am häufigsten (in Schlesien) 
1.2.3. 4. 5. Gewinde ziemlich erhoben. Umgänge fünf, vor 
der Mündung nicht plötzlich herabsteigend. Mündung wenig 
schief, rundlich-mondförmig, innen weiss. Mundsaum schwach- 
erweitert, durch einen schwachen, fleischroten Schmelzansatz 
verstärkt. Spindelrand breit umgeschlagen, den Nabel fast ganz 
verdeckend. Br. 40, H. 40 mm, sehr grosse Exemplare bis 
50 mm. 

Aufenthalt: In lichten Wäldern, Gebüschen, Gärten, an 
Hecken, Mauern und Rainen. 


88 5. Familie. Helieidae. 


Verbreitung: In ganz Mitteleuropa; nach Osten bis zum 
Kaukasus. 


Schlesische Fundorte: In Schlesien ist die Weinberg- 
schnecke ziemlich gleichmässig durch das ganze Gebiet 
verbreitet und sowohl in der Ebene als auch im Vorgebirge 
häufig; dennoch ist es wahrscheinlich, dass sie hier, wie in 
ganz Norddeutschland, nicht ursprünglich einheimisch ist, 
sondern ihre jetzige Verbreitung wenigstens teilweise der 
Einführung durch die Klöster zu verdanken hat, in denen 
sie als beliebte Fastenspeise gegessen wurde '). 


Helix pomatia ist unter allen deutschen Gehäuseschnecken die 
grösste Art und daher mit keiner anderen zu verwechseln. Ihre 
erbsengrossen, von weisser, lederartiger Schale eingeschlossenen Eier 
legt die Schnecke im Mai in eine selbstgegrabene, etwa 10 cm tiefe, 
innen geglättete Grube, welche wieder mit Erde ausgefüllt wird. — 
Gegen den Winter hin verschliesst die Schnecke ihr Haus durch einen 
kalkartigen Deckel. Besonders zu dieser Zeit wird sie in der Schweiz 
und im südwestlichen Deutschland, woselbst sie auch in sogenannten 
Schneckengärten gehalten wird, in grosser Menge gesammelt, um, in 
Fässer verpackt, verschickt und wie ihre südlichen Verwandten Helix 
adspersa Müller, H. vermiculata Müller, H. pisana Müller u. a. ver- 
speist zu werden. Da, wo sie zu diesem Zweck zu vielen Tausenden 
durch die Hände des Menschen geht, sollen auch linksgewundene 
Stücke und Skalariden nicht selten gefunden werden. Bei einer eigen- 
tümlichen Missbildung, welche Herr Lehrer Kittelmanmn in Breslau 
fand, waren beide Augenträger von der Wurzel bis unmittelbar unter 
die Augen, welche jedoch ganz getrennt blieben, mit einander ver- 
wachsen. 


6. Familie. Pupidae. 

Tier mit vollständigem Gehäuse, letzteres immer höher (länger) 
als breit, kegel-, ei-, walzen- oder spindelförmig. Kiefer schmal, 
feingestreift (Aulaeognatha). Geschlechtsapparat ohne Pfeilsack, 
mit oder ohne Flagellum. 


12. Gattung. Buliminus Ehrenberg. 
Turmschnecke. 
Tier dem der Gattung Helix ähnlich. Kiefer halbmondförmig, 
schmal, nur schwach gestreift. Gehäuse jhöher als breit, fast 


I) E. v. Martens. Ist Helix pomatia in Norddeutschland einheimisch? 
Nachrichtsblatt d. D. Mal. Ges. 1888. pag. 169—176. 


6. Familie. Pupidae. 89 


turmförmig, mit langem, kegelföürmigem Gewinde; rechts ge- 
wunden; Spindel gerade, Mündung höher als breit, mit oder 
ohne Zähne. 


Übersicht der Gruppen und Arten. 
1. Mündung des Gehäuses ungezähntt . . » : 2 2 0 20002 2 
Mündung gezähnt: . Gruppe Chondrula . . . 4. 
2. Gehäusedickschalig, weiss: GruppeZebrina: B. dekritts Müller. 
Gehäuse dünnschaliger, braun: 


Gruppe NapaeusY . . .. 2 . 2028 
3. Gehäuse gekörnelt, Höhe 15 mm: . . . B. montanus rap. 
Gehäuse gestreift, Höhe 10 mm: . . .B. obscurus Müller. 


4. Gehäuse rechts gewunden '), dreizähnig: . B. tridens Müller. 


1. Gruppe. Zebrina Held. 
Gehäuse diekschalig, ei-kegelförmig, kalkweiss, einfarbig oder 
gestreift; Mündung zahnlos. 


61. Buliminus detritus Müller. 
Syn.: Bulimus radiatus BDrug., in Scholtz, Schles. Land- u. Wassermoll. pag. 8. 

Tier gelb. Gehäuse konisch-eiförmig, bauchig, mit Nabelritz, 
dick- und festschalig, unregelmässig gestreift, glänzend, fast 
ganz undurchsichtig, rein weiss oder mit mehr oder weniger 
breiten, unregelmässigen, bräunlichen Streifen versehen, 
welehe den Zuwachsstreifen parallel laufen, wodurch die Gehäuse 
ein zebrafarbiges Aussehen erhalten. Umgänge sieben bis acht, 
Mündung fast senkrecht (parallel der Gehäuseaxe) gestellt, spitz- 
eiförmig, innen hellbraun; Mundsaum mit schwacher, weisser 
Lipße belegt. Spindelrand erweitert und umgeschlagen. Höhe 
20 mm, Durchmesser 9 mm. 

Aufenthalt: Auf trockenen Heiden und Bergabhängen, unter 
Hecken und Gebüsch. 

Verbreitung: Süd- und Mitteleuropa bis zum mittleren 
Deutschland (Juragebirge); ausserdem in Belgien; hauptsächlich 
auf Kalkboden. 

Schlesische Fundorte: & am Fusse der hohen Mense 
(Matzek) nach Scholtz. — W. Kynsburg (Neumann), Fürsten- 
stein (Schneider) nach Scholtz. 


1) Eine zweite, in Deutschland sehr seltene Art dieser Gruppe, B. quadridens 
Müller, ist links gewunden. 


30 6. Familie. Pupidae. 


Von den vier in Schlesien vorkommenden Buliminus-Arten ist die 
in Rede stehende an ihrer bedeutenden Grösse und dem dickschaligen, 
weissen, zebraähnlich gestreiften Gehäuse leicht zu erkennen. Obwohl 
sie seitdem nicht wieder gefunden wurde, kann ihr Vorkommen in 
Schlesien nach obigen Angaben kaum bezweifelt werden. Auch kann 
die Art um so leichter übersehen werden, als sie nur des Morgens 
und Abends sowie bei Regenwetter ihre Schlupfwinkel verlässt. Anderer- 
seits verraten, wo sie häufiger vorkommt, die zahlreichen leeren 
Schalen der abgestorbenen Tiere sehr leicht ihre Anwesenheit. Jeden- 
falls ist eine wiederholte Prüfung der obigen Angaben sehr erwünscht. 


2. Gruppe. Chondrula Deck. 


Gehäuse festschalig, verlängert-eiförmig, bräunlichhornfarben, 
Mündung gezähnt. 


62. Buliminus tridens Müller. 

Syn.: Pupa tridens Drap., in Scholtz, Schles. Land- u. Wassermoll. p. 55 

Tier grauschwarz. Gehäuse rechts gewunden, länglich- 
eiförmig, mit deutlichem Nabelritz, festschalig, fein, aber un- 
regelmässig gestreift, bräunlichhornfarben. Gewinde eylindrisch- 
kegelförmig, mit stumpfer Spitze. Umgänge sieben. Mündung 
stumpf dreieckig, buchtig, innen graubraun. Spindelrand stark 
zurückgeschlagen, den Nabelritz etwas verdeckend. Mundsaum 
mitstarker, weisser Lippe belegt, welche an der Gaumen- 
wand und am Grunde der Spindel je einen, die Mündung 
verengenden Zahn bildet. Ein dritter, Jamellenartiger Zahn 
steht auf der Mitte der Mündungswand. Der Lippe ent- 
spricht aussen ein gelblicher Streifen. Mundränder leicht verbunden 
durch eine schwache Schmelzauflagerung, welehe sich kurz vor 
der Ecke des Aussenrandes zu einer kurzen, zahnartigen Leiste 
erhebt. Höhe 10, Durchmesser 4 mm. 


Aufenthalt: An kurzgrasigen Dämmen, Grabenrändern und 
sonnigen Abhängen, unter Gebüsch. 


Verbreitung: Südeuropa. Süd- und Mitteldentsehle und 
an vereinzelten Punkten Norddeutschlands. 

Schlesische Fundorte: P. Sadewitz bei Öls (Nach- 
richtsblatt 1871. Ergänzungen von Rohrmann). — E. Um 
Breslau wurde sie von Scholtz an den Lehnen der Taschen- 
bastion, an einem buschigen Grabenrande an der Strasse nach 
Oltaschin, bei Kapsdorf und bei Klein-Tschantsch gefunden. 








6. Familie. Pupidae. 3 


_ Buliminus tridens erreicht bei uns fast die Nordgrenze ihres Ver- 
breitungsbezirks.. Nach Reinhardt findet sie sich auch noch im 
Oder- und Havelgebiet der Provinz Brandenburg. Sie lebt, wie die 
vorige Art, bei trockenem Wetter sehr verborgen, verrät sich jedoch 
wie diese durch die Anwesenheit leerer Gehäuse, die, weil sie sehr 
rasch verwittern, meist kalkweiss. gefärbt sind. In Schlesien gehört 
die Art nach dem oben mitgeteilten zu den selteneren Schnecken. 
Ihre dreizähnige Mündung kennzeichnet sie so sicher, dass sie mit 
keiner anderen Art verwechselt werden kann. 


3. Gruppe. Napaeus Albers. 
Gehäuse dünnschalig, verlängert, kegelförmig, von brauner 
Farbe. Mündung zahnlos. 


63. Buliminus montanus Draparnanud. 
Syn.: Bulimus montanus Drap., in Scholtz, Schles. Land u. Wassermoll. 
II. Aufl. p. 47. 

Tier gelblichgrau. Gehäuse verlängert-kegelförmig, schwach 
genabelt, durch unregelmässige Streifung und sehr schwache 
Spirallinien fein gekörnelt. Farbe heller oder dunkler braun- 
selb. Umgänge acht. Mündung etwas schief, spitzeiförmig; 
Mundsaum stark zurückgebogen, mit einer weissen, ins rötliche 
oder violette übergehenden Lippe belegt. Aussenrand stark 
gebogen, Spindelrand fast gerade und so stark zurückgeschlagen, 
dass er den Nabel bis auf einen deutlichen Ritz bedeckt. Höhe 16, 
Durchmesser 6 mm. 


Aufenthalt: In Laubwäldern, unter Steinen und totem 
Laube. 

Verbreitung: Mitteleuropa. Mittel- und Süddeutschland ; 
die Alpen nicht überschreitend. 

Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 
Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese, Setzdorf, Endersdorf bei 
Zuekmantel, Einsiedel bei Würbenthal, Bischofskoppe. — 
&. Gnadenfrei, Wöltelsfall, Ruine Karpenstein. — Z. Zobten- 
berg (häufig). -— W. Kymnsburg, Fürstenstein, Zeisburg, Neu- 
haus bei Dittersbach. — B, Kitzelberg, Nimmersatt, Bolko- 


burg. — R. Auf der böhmischen Seite bei Johannisbad und 
im Aupathal. — I. Schloss Tschocha, Raspenau. — L Lands- 
krone. — E. Gross-Kunzendorf bei Neisse. 


Buliminus montanus ist von den Arten dieser Gattung in Schlesien 
am wenigsten selten. Die Ebene scheint er zu meiden, sonst aber 
durch das ganze Gebiet verbreitet zu sein; nur auf dem schlesisch- 


92 6. Familie. Pupidae. 


polnischen Landrücken ist er noch nicht nachgewiesen, dürfte jedoch 
auch dort kaum fehlen. Das ziemlich dünnschalige, nicht gezähnte 
Gehäuse unterscheidet ihn von den beiden vorigen, seine bedeutendere 
Grösse von der folgenden Art. 


64. Buliminus obseurus Müller. 
Syn.: Bulimus obseurus Müller, in Scholtz, Schles. Land- u. Wassermollusken 
pag. 48. 

Tier heller oder dunkler blaugrau. Gehäuse länglich-eiförmig, 
mit Nabelritz, ziemlich dünnschalig, fein gestreift, nicht ge- 
körnelt. Farbe gelblich oder bräunlich. Umgänge sieben, Mündung 
rundlich-eiförmig, Mundsaum leicht zurückgebogen, mit schwacher, 
weisser Lippe belegt. Aussenrand gebogen; Spindelrand kurz, 
fast gerade, stärker erweitert und umgeschlagen als der Aussen- 
rand. Höhe 9, Durchmesser 4 mm. 

Aufenthalt: An alten Mauern, Felsen, Baumstämmen; 
(meist dieht mit Erde überzogen). 

Verbreitung: Fast ganz Europa, sogar bis zum Polarkreis 
vordringend. 

Schlesische Fundorte: G. Johannisberg bei Landeck. 
— W. Fürstenstein (unter der Brücke der alten Burg an 
Felswänden und Baumstämmen). — B. Kitzelberg, Mühl- 
berg, Bolkoburg, Schweinhaus. — L. Landskrone. 


Buliminus obscurus ist von der ihr sehr ähnlichen, vorigen Art 
durch die viel geringere Grösse sehr leicht zu unterscheiden. Obwohl 
ihr Verbreitungsbezirk im allgemeinen grösser als der der vorigen 
Art ist, so ist sie in Schlesien doch seltener als jene beobachtet 
worden. Dies beruht vielleicht nur darauf, dass sie schwerer zu 
finden ist. Bei trockenem Wetter verbirgt sich die Schnecke im 
feuchten Boden und kommt erst bei Regenwetter zum Vorschein, indem 
sie an Mauern und Bäumen emporsteigt, wo sie dann zuweilen längere 
Zeit hängen bleibt. Die Farbe des Gehäuses stimmt mit der der 
Baumrinde so vollkommen überein, dass die Schnecke nur bei sehr 
sorgfältigem Absuchen der Stämme gefunden wird. Überdies ist sie 
häufig noch von ihrem unterirdischen Aufenthalt her so dicht mit 
Erde überzogen, dass sie geradezu als maskiert bezeichnet und eher 
für manches andere als für eine Schnecke gehalten werden kann. 
Dem letzteren Umstande scheint sie wohl auch ihren lateinischen 
Namen zu verdanken. 


13. Gattung. Cionella Jeffreys. 
Achatschnecke. 
Tier dem der Gattung Helix ähnlich, aber mit einfacherem 
Geschlechtsapparat. Kiefer nur wenig gebogen, zart gestreift, 





6. Familie. Pupidae. 93 


am konkaven Rande kaum gezähnt. Zunge mit fast quadratischen, 
in geraden Querreihen geordneten, breiten und stumpfen Zähnen. 
Gehäuse lang-eiförmig, rechts gewunden, glatt und starkglänzend. 


65. Cionella lubriea Müller. 
Syn.: Achatina lubrica Brug., in Scholtz, Schles. Moll. pag. 50. Zua lubriea 
Müller, in Olessin, Exeurs.-Moll.-Fauna p. 226. 

Tier blaugrau. Gehäuse länglich-eiförmig, ungenabelt, 
ziemlich festschalig, sehr glatt und glänzend, durchsichtig, 
gelbliehhornfarben. Gewinde verlängert-kegelförmig, mit stumpfer 
Spitze. Umgänge 5—6, letzter Umgang fast so gross wie alle 
übrigen zusammengenommen. Mündung eirund, oben und unten 
spitz zulaufend. Mundsaum etwas verdickt, innen und aussen 
rötlich gefärbt. Höhe 6, Durchmesser 2,5 mm. 

Aufenthalt: An schattigen Orten, im Grase, unter Steinen, 
Moos, faulem Holze. 

Verbreitung: Europa, Nordafrika, Nordasien und Nord- 
amerika. 

Schlesische Fundorte: Im ganzen Gebiet häufig. 

Cionella lubriea ist bei uns wohl die gemeinste aller Gehäuse- 
schnecken; sie findet sich sowohl in der Ebene als im Gebirge und 
in diesem bis zur Knieholzregion hinauf und ist an ihrem länglich- 
eiförmigen, äusserst glatten und stark glänzenden Gehäuse mit unge- 
zähnter Mündung leicht zu erkennen und mit keiner andern Art zu 
verwechseln. — Eine etwas schlankere und konstant kleinere Form, 
C. lubricella Ziegler, findet sich hier und da in Gebirgsgegenden: 
in Schlesien auf der Ruine Greifenstein, am Hausberg bei Hirschberg, 
Burg Schweinhaus, Landskrone und besonders zahlreich auf dem 
Gipfel des Zobtenberges. 


14. Gattung. Caecilianella Bourgwignat. 
Blindschnecke. 
Tier klein, augenlos; Gehäuse nadelförmig, rechts gewunden, 


durehsiehtig und glänzend. Die Tiere leben sehr verborgen in 
der Erde. 


66. Caecilianella acieula Müller. 

Syn.: Achatina acieula Müller, in Scholtz, Schles. Moll. pag. 51. Cionella 
acicula Müller, in Westerlund, Fauna d. pal. Binneneonch. Gen. Buliminus 
pag. 176. Aciecula hyalina Bielz, in Reinhardt, Verzeichnis der Weich- 
tiere der Prov. Brandenburg 1886. pag. 11. 

Tier schlank und zart, fast durchsichtig, weiss bis schwefel- 
gelb; Augen fehlend; obere Fühler am Ende stumpf, untere 


94 6. Familie. Pupidae. 


nur knopfartig vortretend. Gehäuse sehr schlank, spindel- 
förmig, sehr fein geritzt, ganz glatt, stark glänzend, durchsichtig, 
slashell, nach dem Tode des Tieres milchweiss und undureh- 
siehtig. Umgänge sechs bis sieben, Mündung fast lanzettlich, 
spitz und schmal. Spindel stark gekrümmt, unten abgestutzt. 
Höhe 5, Durchmesser 1 mm. 


Aufenthalt: Die Schnecke ist lebend sehr selten gefunden 
worden. Wie es scheint, lebt sie tief in der Erde, an morschem 
Holze, vielleicht an Pflanzenwurzeln. Leere Gehäuse sollen zu- 
weilen in Maulwurfshaufen gefunden werden. 


Schlesische Fundorte: Im Sande des Bobers und 
der Neisse (nach Neumann); im Genist der Neisse unter- 
halb Görlitz (Dr. Peck); im Genist der alten Oder bei 
Breslau. 

Nach einer Mitteilung von E. v. Martens‘) ist die Schnecke 
wiederholt tief in der Erde an menschlichen Gebeinen gefunden 
worden. —.Das sehr schlanke, fast nadelförmige, nach dem Tode des 
Tieres milchweisse Gehäuse kann mit keiner andern Art verwechselt 
werden. 


15. Gattung. Pupa Draparnaud. 
Puppenschnecke. 


Tier klein, schlank, dem der Gattung Helix ähnlich; zwei 
Augenträger, zwei sehr kleine Fühler, die bei Vertigo ganz 
fehlen. Kiefer zart, wenig gekrümmt, ohne Leisten und Zähne. 
Geschlechtsapparat einfach. Gehäuse klein bis sehr klein, walzen- 
oder verlängerteiförmig, meist rechts-, nur bei zwei Arten der 
Gruppe Vertigo linksgewunden, meist geritzt, braun, ohne Glanz; 
Umgänge zahlreich, langsam zunehmend, Mündung oft durch 
Falten oder Zähne verengt. 

Die einheimischen Arten dieser Gattung leben sehr verborgen, und 
selbst die häufigeren Arten sind lebend nicht leicht zu finden; dagegen 
kann man die letzteren oft in sehr grosser Zahl im Genist der Flüsse 
nach Hochfluten sammeln. Einige Arten sind lebend in grösserer Zahl 
zu bekommen, wenn man das frisch gemähte Gras der Wiesen und 
Grabenränder des Morgens, bevor es völlig abgetrocknet ist, über 
einem weissen 'Tuche ausschüttelt oder durchsiebt. Auch von halb- 


faulen Brettstücken, die an geeigneten Orten ausgelegt werden, und 
an deren Unterseite sie sich ansetzen, kann man sie ablesen. 


1) Nachrichtsblatt d. D, Mal. Ges. 1883 pag. 60. 





1. 


6. Familie. Pupidae. 


Ne) 
nn 


Übersieht der Gruppen und Arten. 


63} 


Gehäuse über 3 mm hoch . 

Gehäuse unter 3 mm hoch 

Gehäuse mit stumpfem Wirbel . 
Gehäuse mit spitzem Wirbel, ei- 


‚spindelförmig, 8—10 mm: 


Gruppe Torguilla, 

Mündung mit acht Falten:. 
Mündung mit lamellenartig ins 
Innere sich fortsetzenden Zähnen: 
Gruppe Oreula, 

Gehäuse verkehrt eiförmig, neun Um- 
gänge: : : 
Mündung mit ren ah 
artigen Erhöhungen: Gruppe Pupilla, 
Gehäuse eylindrisch - eiförmig, sechs 
bis sieben Umgänge: 


Mündung zahnlos 
Mündung gezähnt: Gruppe en 


Gehäuse konisch-walzenförmig, glatt: 

Gruppe Sphyradium, 
Gehäuse schlank-walzenförmig, zierlich 
gestreift: . . . . Gruppe Isthmia, 


Gehäuse rechts gewunden: 
Untergruppe Vertigo s. str., 
Gehäuse links gewunden: 
Untergruppe Vertilla, 
Mündung dreizähnig, Gehäuse ei- 
förmig: RN UNS 
Mündung vierzähnig, Gehäuse in. 
drisch: 5 
Mündung fünfzähnig, Guss ei 
eiförmig: : ann 
Mündung RR Aentnse ge- 
stutzt-eiförmig, Bestzeit 5 
Mündung siebenzähnig, Gehäuse breit- 
eiförmig, kastanienbraun: 


Mündung sechszähnig: 
Mündung vierzähnig: 


ia. 


2. 
4 
. Pupa frumentum Drap. 
. P. doliolum Drap. 
. P. muscorum Z. 
I. 
6. 
P. edentula Drap. 
P. minutissima Aartm. 
T: 
d. 


. P. arctica Wallenb. 


. P. alpestris Alder. 
. P. pygmaea Drap. 
. P. substriata Jeffreys. 


. P. antivertigo Drap. 


pusilla Müller. 


. P. angustior Jeffr. 


96 6. Familie. Pupidae. 


1. Gruppe. Torquilla Studer. 
Gehäuse ei-spindelförmig, mit spitzem Wirbel, sieben bis elf 
Umgängen. Mündung länglicheiförmig mit zahlreichen Zähnen 
und Falten, Mundsaum erweitert. 


67. Pupa frumentum Draparnaud. 


Tier schwarzgrau. Gehäuse eispindelförmig, rechts gewunden, 
dieht und fein schräg gestreift. Farbe braungelblich, der letzte 
Teil des letzten Umganges weisslich. Gewinde nach dem 
Wirbel zu kegelförmig zugespitzt. Umgänge neun, Mündung 
halbeiförmig, Mundsaum hufeisenförmig, etwas erweitert und um- 
geschlagen, mit einer dieken, erhabenen, nach aussen samt den 
von ihr ausgehenden Gaumenfalten weisslich durchscheinenden 
Wulst belegt. Mündung durch acht Falten verengert, 
von denen vier am Gaumen, zwei an der Spindelsäule und zwei 
auf der Mündungswand sich befinden. Von den letzteren steht 
die linke tief in der Mündung, während die rechts liegende, aus 
zwei Fältehen verschmolzene, weit hervortritt und mit dem Aussen- 
rande eine kleine Bucht bildet. Höhe 7—9, Br. 2—3 mm. 


Aufenthalt: An kurzgrasigen, trockenen, steinigen Ab- 
hängen; auf Kalkboden, an Kalktelsen. 

Verbreitung: Mittel- und Südeuropa. Am Harz erreicht sie 
ihren nördliehsten deutschen Fundort. 

Schlesische Fundorte: NachNeumann „imGlätzischen, 
in den Katzbachthälern und den Königshayner Bergen un- 
weit Görlitz“, jedoch an keinem dieser Orte nachträglich 
wiedergefunden. 

Der eigentliche Verbreitungsbezirk dieser Schnecke ist das südliche 
Europa. In Deutschland findet sie sich vorzugsweise im Juragebirge. 
Leider sind die Angaben der schlesischen Fundorte, welche zu den 
nördlichsten Vorposten dieser Art gehören würden, so wenig genau 
und verbürgt, dass vorläufig ihre Zugehörigkeit zur schlesischen Fauna 
noch nicht als ganz sicher bezeichnet werden kann. Die acht Falten 


der Mündung des etwa weizenkorngrossen Gehäuses und der spitze 
Wirbel desselben machen die Art leicht kenntlich. 


2. Gruppe. Orcula Held. 


Gehäuse tonnenförmig, mit stumpfem Wirbel und neun bis 
zehn Umgängen. Mündung halbeiförmig mit lamellenartig in’s 
Innere sich fortsetzenden Zähnen. Mundsaum zurückgebogen, 
schwach gelippt. 


6. Familie. Pupidae. 97 
68. Pupa doliolum Brugiere. 


Tier hellgraubraun. Gehäuse rechts gewunden, verkehrtei- 
förmig-walzig, nach dem oberen Ende zu meist keulenförmig 
verdiekt, mit schiefem, schwachem Nabelritz, ziemlich regel- 
mässig, aber zart rippenstreifig. Farbe graugelblich. Gewinde 
walzig-keulenförmig. Umgänge neun. Das Gehäuse erreicht 
etwa mit dem fünften Umgange seinen grössten Durchmesser 
und nimmt dann wieder sehr allmählich ab, während die 
Umgänge an Breite noch zunehmen. Sie sind wenig gewölbt, 
der letzte Umgang an der Mündung etwas herabsteigend. 
Mündung halbeiförmig, durch die Mündungswand abgestutzt. 
Mundsaum zurückgebogen, schwach gelippt, Spindel mit zwei 
ungleich stark entwickelten Falten besetzt; auf der Mündungs- 
wand, fast in der Mitte der Mundränder, eine schief aufgesetzte, 
stark zusammengedrückte Lamelle, welche sich tief ins Gehäuse 
erstreckt und daher schon an jungen Exemplaren sichtbar ist. 
Höhe 5—6, Br. 2 mm. 

Aufenthalt: In Gebirgsgegenden, an trockenen, grasigen 
Stellen, an Graswurzeln, unter Steinen und totem Laube. 


Verbreitung: Mittel- und Südeuropa bis Kleinasien. Fehlt 
in Spanien, England und in den drei nördlichen Reichen. 


Schlesische Fundorte: A. Setzdorf; an der alten 
Burg bei Goldenstein. — B. An den Lehnen des Mühlberges, 
Kitzelberg, Schweinhaus. — L. Landskrone, Rotstein in der 
sächsischen Lausitz. 


Pupa doliolum Drug. ist bisher nur an wenigen Orten Schlesiens 
beobachtet worden. Da sie sich gern in Spalten und Felsritzen sowie 
an Graswurzeln versteckt, so ist sie ziemlich schwer zu finden und 
dürfte daher wohl noch an anderen als den vorgenannten Orten 
unseres Gebietes auftreten. Ihr zierliches, nach dem Wirbel zu keulen- 
förmig verdiektes Gehäuse lässt sie leicht und sicher von anderen 
Schnecken unterscheiden. Im unausgewachsenen Zustande ist die 
Epidermis der ersten fünf Umgänge mit häutigen oder borstenähnlichen 
Rippen versehen, und das kleine Gehäuse sieht alsdann einer jungen 
Helix nicht unähnlich. 


3. Gruppe. Pupilla Pfeiffer. 


Gehäuse cylinderförmig mit sechs bis sieben Umgängen. 
Mündung rundlich mit wenigen, schwachen Zähnchen; Mundsaum 


erweitert, gelippt. 
Merkel, Mollusken. 7 


98 6. Familie. Pupidae. 


69. Pupa muscorum Linne. 
Syn.: Pupa bigranata Rossm., in Scholtz, Schles. Moll. Supplem. pag. 6, 7. 
Tier blaugrau oder dunkler. Gehäuse rechts gewunden, ei- 
rund-walzenförmig, mit engem, rundem, mehr oder weniger 
deutlich wahrnehmbarem Nabel, fast glatt. Farbe braunrot. Ge- 
winde walzenförmig mit stumpfem Ende. Umgänge sechs bis 
sieben. Mündung halbrund mit einem zahnartigen Höckerchen auf 
der Mündungswand, welches jedoch zuweilen fehlt. Mundsaum zu 
einer innen mit einer weissen Lippe belegten Wulst erweitert 
und dann plötzlich eingeschnürt. Höhe 3, Br. 1,5 mm. 
Aufenthalt: An trockenen, kurzgrasigen Orten, unter Hecken 
und Steinen, an Felsen und Mauern. 
Verbreitung: Ganz Europa; jedoch nur bis zum 60° nörd- 
licher Breite; in der Ebene und im Gebirge. 
Schlesische Fundorte: &. Kalkbruch bei Reichen- 
stein, Glatz, Dirsdorf bei Nimptsch. — Z. Gipfel des Zobten. 
— I. Greifenstein, Kalkbruch bei Hennersdorf, Löwenberg. 
— L. Landskrone. — P, Mittel-Stradam, Schwierse bei Öls, 
Sadewitz und Schmollen, Kreis Öls. — E. Bei Breslau 
nach Scholtze an den Promenaden, an der Strasse nach 
Oltaschin, auf Wiesen vor Lissa; an bei Oppeln. 
Pupa muscorum Linne ist zwar bisher in mehreren Teilen der 
Sudeten noch nicht gefunden worden, wird jedoch wahrscheinlich auch 
dort kaum fehlen: Wo sie auftritt, ist sie gewöhnlich in grosser 
Zahl vorhanden, so beispielsweise auf dem Gipfel des Zobten, wo 
sie am Fusse der Kapellenmauern besonders an der westlichen und 
nördlichen Seite recht zahlreich vorkommt. Trotz ihrer Kleinheit 
gehört sie noch zu den grösseren Arten der Gattung Pupa und könnte 
dalıer nur mit Pupa doliolum verwechselt werden, von der sie sich 
durch die eylindrisch- eiförmige Gestalt des Gehäuses und durch den 
Mangel der Falten an der Mündung unterscheidet. — Die Form mit 
einem Zähnchen auf der Mündungswand dürfte als die typische zu 
betrachten sein; nicht selten fehlt dieser Zahn: forma edentula, seltener 
tritt ausser ihm noch ein kleines Gaumenzähnchen auf, var. bigranata 
Rossm.; diese Form ist wohl eher als Abnormität denn als Varietät 
zu betrachten. — Eine etwas dunklere und grössere, aber dünn- 
schaligere Form, bei welcher daher auch das Zähnchen schwächer 
oder gar nicht entwickelt ist, findet sich auf feuchten Wiesen und 
wird als var. pratensis Oless. unterschieden. Sie wird von Goldfuss 
aus Kobylino bei Oppeln angeführt. 


4. Gruppe. Isthmia Gray. 
Gehäuse sehrklein, schlank-walzenförmig, stark gerippt, mit fünf 
bis sieben Umgängen. Mündung rundlich, mit oder ohne Zähnchen. 


6. Familie. Pupidae. 99 
0. Pupa minutissima Hartmann. 


Tier grau, Augenträger ziemlich diek, untere Fühler fehlend. 
Gehäuse rechtsgewunden, schlank-walzenförmig, mit deut- 
lichem Nabelspalt, sehr fein und zierlich gestreift, gelblichhorn- 
farben. Gewinde eylindrisch, mit ganz kurzer, stumpfer Spitze. 
Umgänge fünf bis sechs; der letzte nimmt etwa den dritten Teil 
der Gehäuslänge ein. Mündung fast rund. Mundsaum etwas 
zurückgebogen, ungezähnt. Mundränder unverbunden. Höhe 2, 
Br. 0,6 mm. 

Aufenthalt: An trockenen Orten, im Grase, unter Steinen, 
an Felsen. 


Verbreitung: Fast ganz Europa, nur im äussersten Norden 
fehlend, dagegen noch an der nordafrikanischen Mittelmeerküste 
vorkommend. 


Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 
Setzdorf, Köhlerberg bei Freudenthal, Goldenstein. — 
6. Melling bei Habelschwerdt, Landeck, Altheide, Glatz. — 
Z. Zobtenberg. — R. Kymast (an der Burgruine). — 
I. Greifenstein, Schloss Friedland. — L. Landskrone, Henners- 
dorf. — P., Mittel-Stradam bei Gross-Wartenberg, Schmollen 
bei Öls (auf dem Kirchhofe). — E. Um Breslau bei Lissa 
und Schmiedefeld. 


Das Gehäuse dieses winzigen Schneckchens ist durch seine schlanke, 
walzenförmige Gestalt und den Mangel eines Mündungszahnes leicht 
zu erkennen. Wegen ihrer Kleinheit ist sie natürlich schwer zu 
finden, scheint jedoch nicht gerade selten zu sein. Wenn man an 
kurzgrasigen Dämmen am frühen Morgen das gemähte Gras aus- 
schüttelt, findet man sie nicht selten in Gesellschaft von Pupa pygmaea 
und antivertigo. 

Eine ihr sehr ähnliche Art, Pupa costulata Nalss., mit fein 
serippter Oberfläche und einer starken, weissen Lippenwulst findet 
sich nach Reinhardt im Havel- und Odergebiet der Provinz Branden- 
burg an trockenen Abhängen unter Gestrüpp und könnte vielleicht 
im westlichen Teile Schlesiens auch noch vorkommen. 


5. Gruppe. Sphyradium (Agass.) Charp. 


Gehäuse koniseh-eylinderförmig, mit sieben bis acht Um- 
gängen; die ersten vier legen sich kegelförmig, die folgenden 
walzenförmig aneinander. Mündung halbeiförmig, zahnlos. Mund- 


saum seharf. 
7*+ 


100 6. Familie. Pupidae. 


“1. Pupa edentula Dry. 

Syn.: Vertigo edentula Drp., in Scholtz, Schles. Moll. Supplem. pag. 9. 
Pupa inornata Mich., in meiner Abhandl. „Kenntniss d. Moll. Schles.“; 
Jahrb. d. D. Mal. Ges. XI. 1884 pag. 283. 

Tier bläulichgrau, oben dunkler. Untere Fühler fehlen. Ge- 
häuse rechts gewunden, konisch-eylinderförmig, mit stichförmigem 
Nabel, fast glatt, glänzend, durehscheinend. Farbe gelbbräun- 
lich. Gewinde walzig-kegelförmig. Umgänge fünf bis sechs. 
Die Gehäusebreite nimmt vom ersten bis vierten Umgange schnell 
zu; der fünfte und sechste Umgang sind ziemlich gleich breit, 
der letzte übertrifft alle übrigen beträchtlich an Breite und 
Höhe. Mündung halbeiförmig. Mundsaum nicht erweitert, un- 
gezähnt. Höhe 2,5, Br. 1,2 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern, an Flussufern, unter Steinen und 
totem Laube. 


Verbreitung: Fast ganz Europa. 


Schlesische Fundorte: A. Stechgraben bei Walden- 
burg, Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese, Kessel, Peter- 
stein, Brünnelhaide, Köpernikstein, Hocksehar. — @. Weiss- 
wassergrund bei Reichensten. — Z, Zobtenberg (sehr 
selten. — W, Fürstensteiner Grund, Ober-Salzbrunn. — 
R. Buchhübel beim Vitriolwerk, Kochelfall, Kiesewald, 
kleine Schneegrube (sehr häufig, meist albin), Hainfall, 
Baberhäuser, Annakapelle, Weisswassergrund, Elbfall, Jo- 
hannisbad. — I. Schloss Tschocha, Tafelfichte, Flins- 
berg, Preiselbeerberg, Bibersteine, Liebwerda, Riegel- 
berg bei Haindorf. — L. Zwischen Mois und Posottendorf. 
— P. Im Buchenwald von Trebnitz. — E, Um Breslau 
in den Anschwemmungen der Oder nach Hochfluten, 
jedoch sehr selten. In Niederschlesien im Buchgarten 
bei Tränke. 

Pupa edentula Drp. gehört zu den wenigen Arten ihrer Gattung, 
welche eine zahnlose Mündung haben. Von P. muscorum unter- 
scheidet sie sich schon durch ihre geringere Grösse, wogegen sie 
die Pupa minutissima an Grösse und Stärke bedeutend übertrifft. 
Von beiden genannten und allen übrigen Arten unterscheidet sie 
sich jedoch auch in solchen Exemplaren, deren letzte Umgänge 
noch nicht ausgebildet sind, durch ihre fast kegelförmige Gestalt, 
welche erst nach Beendigung des fünften oder sechsten Umganges 
mehr ins walzenförmige übergeht. Sie findet sich sowohl in der 


Ebene als auch im Gebirge und zwar bis in die Hochgebirgsregion 
hinauf. 





6. Familie. Pupidae. 101 


6. Gruppe. Vertigo Miller. 
Tier ohne untere Fühler. Gehäuse sehr klein, eiförmig, rechts 
oder links gewunden, mit stumptem Wirbel. Umgänge vier bis 
fünf; Mündung buchtig, gezähnt. 


a. Untergruppe Alaea Jefreys. 
Gehäuse rechts gewunden. 


72. Pupa antivertigo Draparnanud. 
Syn.: Vertigo septemdentata Fer. in Scholtz, Schles. Land- und Wassermoll. 
pag. 74. 

Tier grauschwarz. Gehäuse eiförmig, mit schwachem Nabel- 
ritz, fast glatt, glänzend, durchsichtig. Farbe kastanien- 
braun; Gewinde stumpf-kegelförmig. Umgänge fünf bis sechs, 
Mündung durch einen Eindruck des winkelig vorgezogenen 
Aussenrandes fast herzförmig, durch sieben Zähne ver- 
engert, von denen zwei auf der Mündungswand, drei an der 
Spindel und zwei am Gaumen stehen. Von den drei Spindel- 
zähnen steht der kleinste genau in der Ecke, welche die Spindel 
mit der Mündungswand bildet. Von den zwei Gaumenzähnen 
ist der untere länger und tiefer eingesenkt als der obere, welchem 
ein äusserer Eindruck entspricht. Mundsaum etwas erweitert 
und zurückgebogen. Nacken wulstig aufgetrieben. Höhe 2, 
Br. 1,2 mm. 

Aufenthalt: Auf feuchten, moosigen Wiesen, an Graben- 
rändern, unter Ziegeln und Steinen. 

Verbreitung: Ganz Europa, selbst im hohen Norden und 
äussersten Süden, in der Ebene und im Gebirge. 

Schlesische Fundorte: A. Zeiskengrund bei Frei- 
waldau, Nieder-Lindewiese. — W. Hermsdorf bei Liebau. 
— L. Ludwigsdorf, Hochstein bei Königshain. — P. Neu- 
Karmunkau bei Rosenberg (auf Waldwiesen sehr häufig) 
nach Goldfuss. — E. Um Breslau bei Morgenau, bei Zedlitz 
und Karlowitz (Ziegeleien), Krietern, Schmiedefeld, Lissa, 
Nimkau (im Torf). Kobylino bei Oppeln. 

Von den Arten der Untergruppe Vertigo gehört die in Rede 
stehende neben P. pygmaea zu den verbreitetsten und häufigsten; 
dennoch ist sie wegen ihrer Kleinheit und verborgenen Lebensweise 


schwer zu bekommen. An ihrer dunkelrotbraunen Farbe und dem 
stark eingedrückten Aussenrande der Mündung ist sie leicht zu erkennen, 


102 6. Familie. Pupidae. 


auch ist sie erheblich grösser als die mit ihr zusammen vorkommenden 
Arten der Gattung. Die normale Zahl ihrer Mündungszähne ist sieben, 
doch kommt es hin und wieder vor, dass sich, wie dies auch bei 
andern Arten dieser Gruppe stattfindet, die Zahl der Zähne vermehrt 
oder auch wohl vermindert. In Anschwemmungen der Flüsse und 
durch Ausschütteln des gemähten Grases ist sie noch am leichtesten 
zu bekommen. In der Nähe alter Ziegeleien kann man sie mitunter 
dnrch mühsames Suchen an den tief und feucht liegenden, bemoosten 
Stücken alter Ziegelhaufen in grösserer Zahl sammeln. 


73. Pupa pygmaea Draparnaud. 

Syn.: Vertigo pygmaea Drp., in Scholtz, Schles. Moll. pag. 73. 

Tier blaugrau. Gehäuse walzig-eiförmig, schlanker als 
P. antivertigo, glatt, durchscheinend, rotgelb oder gelbbraun. 
Umgänge fünf, der letzte etwa die Hälfte des Gehäuses aus- 
machend. Mündung halbeirund, durch fünf Zähne ver- 
engert, von denen einer auf der Mündungswand, zwei auf 
der Spindel und zwei am Gaumen stehen. Mundsaum etwas er- 
weitert und zurückgebogen, mit schwacher, weisslicher Lippe. 
Nacken dicht hinter dem Mundsaum mit wulstartiger Auftreibung. 
Aussenrand gegen die Mitte leicht eingedrückt. H. 2, Br. I mm. 


Aufenthalt: An feuchten Orten unter Steinen, auf feuchten 
Wiesen. 


Verbreitung: Ganz Europa. Geht hoch nach Norden und 
in den Alpen bis fast 2000 m Höhe. 


Schlesische Fundorte: Im ganzen Gebiet. 


Pupa pygmaea ist unter allen Arten der Gruppe am häufigsten. 
Sie scheint Wiesen, Dämme und Flussufer in grosser Zahl zu bewohnen, 
denn man kann sie in den Anschwemmungen der Flüsse nach Hoch- 
fiuten wirklich zu Tausenden sammeln. Bei ihrer ausserordentlichen 
Kleinheit ist es dennoch kaum zu verwundern, dass ınan sie nur selten 
lebend zu Gesicht bekommt; nur hin und wieder findet man zufällig 
an geeigneten Ortlichkeiten unter Steinen oder feuchtem Holze, auch 
wohl am frühen Morgen an abgefallenen Baumblättern einzelne Stücke. 
Von der mit ihr zusammen vorkommenden vorigen Art ist sie durch 
geringere Grösse und hellere Farbe auf den ersten Blick zu unter- 
scheiden, auch ist ihre Mündung nur fünfzähnig. 


74. Pupa substriata Jeffreys. 
Tier sehr klein, grau. Gehäuse abgestutzt-eiförmig, mit deut- 
lichem Nabelritz, regelmässig und stark gestreift, seiden- 
glänzend, durchscheinend, gelblich-hornfarben. Naht sehr 





6. Familie. Pupidae. 103 


tief, Umgänge vierundeinhalb, der letzte fast die Hälfte des 
Gehäuses ausmachend. Umgänge stark gewölbt. Mündung 
etwas schief, fast birnförmig, durch sechs Zähne verengert, 
von denen zwei auf der Mündungswand, zwei auf der Spindel 
und zwei lamellenartig gestreckte, nach aussen als weisse Streifen 
durehscheinende, am Gaumen stehen. Mundsaum gegen die stark 
aufgetriebene, rötlichgelbe Gaumenwulst, welche dicht 
hinter ihm und parallel dem Mundsaum verläuft, stark ein- 
seschnürt. Mundränder nebst der sie verbindenden schwachen 
‚Schwiele weisslich. Aussenrand in der Mitte etwas eingedrückt. 
#1. 1,8, Br. 1,1 mm. 

Aufenthalt: An feuchten Orten, unter totem Laube und 
faulendem Holze. 


Verbreitung: Nordeuropa, Alpen, Portugal. 
Schlesische Fundorte: A. Zeiskengrund bei Frei- 


waldau, im unteren Teil des Kessels. — &. Ostabhang des 
Reichensteiner Gebirges (nach Jetschin). — W. Fürsten- 
steiner Grund. — R. Park von Buchwald, zwischen Kiese- 


wald und Bismarckhöh, in einem Buchenwäldchen zwischen 
Hainfall und den Baberhäusern, im Elbthal zwischen St. Peter 
und Hohenelbe. — I. Queisthal bei Flinsberg. — L. Zwischen 
Moys und Posottendorf (nach v. Moellendorf). — P. Schwierse 
bei Öls (nach Rohrmann). 


In Schlesien gehört die kleine, zierliche Pupa substriata zu den recht 
seltenen Schnecken. Nur vermittelst des Siebes ist es mir gelungen, 
sie zu erbeuten und zwar in den letzten, mit bemoosten Felstrümmern 
bedeckteu Ausläufern eines kleinen, mit niedrigen Buchen bedeckten 
_ Waldthales, in der Nähe des Hainfalles, unter feuchtem Laube, 
in Gesellschaft von Pupa pusilla, Hyalina radiatula und Vitrea 
erystallina Müller. Von Pupa pygmaea, welche ihr im Habitus 
und in der Grösse am nächsten kommt, unterscheidet sie sich 
durch ihre etwas mehr abgestutzte Gestalt, die deutliche Streifung, 
die seidenglänzende, heller gelbliche Färbung und die sechs- 
zähnige Mündung, da die Mündungswand mit zwei Zähnchen, bei 
der fünfzähnigen Pupa pygmaea aber mit nur einem Zahne, be- 
‚setzt ist. 


Bemerkung. Bei der Untersuchung der kleinen Vertigo-Arten 
scheint es am zweckmässigsten zu sein, das winzige Gehäuse mit 
dem Daumen und Zeigefinger der linken Hand lose zu fassen, wobei 
ınan sehr bald hinreichende Übung darin erhält, das Objekt nach 
Belieben so zu drehen, dass das Licht in die Mündung des Gehäuses 
fällt, so dass auch die tiefer im Innern liegenden Zähnchen oder Falten 
deutlich sichtbar werden. 


104 6. Familie. Pupidae. 


75. Pupa alpestris Alder. 


Tier schiefergrau. Gehäuse eylindrisch, fein gestreift, 
glänzend, dünn und durehscheinend, gelblichhornfarben. 
Gewinde mit stumpfer Spitze; Umgänge fünf, der letzte Umgang 
etwa zwei Fünftel der Gehäuslänge ausmachend. Mündung halb- 
eiförmig, durch vier Zähne verengert, von denen je einer 
auf der Spindel und der Mündungswand, zwei lamellenartige, 
nach aussen durchscheinende, auf dem Gaumen stehen. Der 
obere der beiden Gaumenzähne ist zuweilen weniger ausgeprägt 
oder fehlt ganz. Mundsaum innen mit schwacher Lippe belegt. 
Aussenrand gegen die Mitte leicht eingedrückt. Nacken kiel- 
förmig verschmälert. H. 2, Br. 1 mm. 


Aufenthalt: Unter Steinen und totem Laube. 
Verbreitung: Im nördlichen Europa und in den höheren 
Gebirgen Mitteleuropas. 
 Schlesische Fundorte: A, Spitzstein bei Saubsdorf, 
Setzdorf, Zeiskengrund bei Freiwaldau, Peterstein, Brünnel- 


haide. — 6. Wölfelsfali. — Z. Gipfel des Zobten. — 
R. Annakapelle, kleine Schneegrube, Aupathal bei der Kreuz- 
schenke. — I. Keuliger Buchberg bei Klein-Iser. 


Pupa alpestris Alder findet sich nur im Gebirge; innerhalb der 
Sudeten im Altvater-, Glatzer-, Riesen- und Isergebirge, wurde jedoch 
von mir auch auf dem Gipfel des Zobten nachgewiesen. Hier fand 
ich sie stets nach längerem Regen in Gesellschaft von Conulus fulvus 
an der Oberseite grösserer, den Gipfel unterhalb der Kapelle (östlich) 
bedeckender Felsblöcke, von denen sie durch die helle, fast weisse 
Färbung ihres, bei der Bewegung stets hochgetragenen, stumpfen 
Wirbels deutlich abstach. Bei trockenem Wetter scheint sie sich 
unter diesen Felsstücken zu verbergen. — Von den rechtsgewundenen 
Arten der Untergattung Vertigo unterscheidet sie sich vornehmlich 
durch ihre schlanke, eylindrische Gestalt und die vierzähnige Mündung; 
jedoch fand ich auf dem Zobten mehrere Exemplare, welche infolge 
des Mangels der oberen Gaumenfalte dreizähnig waren. | 


76. Pupa aretica Wallenberg. 


Gehäuse länglieh-eiförmig, mit deutlichem, tiefem Nabel- 
ritz, sehr fein gestreift, glänzend, durchscheinend, gelblichhorn- 
farben. Gewinde stumpf-kegelförmig. Naht tief. Umgänge fünf, 
Mündung halbeiförmig, durch drei Zähne verengert, von 
denen ein starker, faltenartiger auf der Mitte der Mündungs- 
wand und je einer auf der Gaumenwand und Spindel stehen. 





[ 


6. Familie. Pupidae. 105 


Der letztere ist manchmal sehr unbedeutend, der Gaumenzahn 
fehlt zuweilen ganz. Mundsaum wenig erweitert, mit schwacher 
Lippe. Mundränder durch eine schwache Schwiele verbunden, 
der Aussenrand leicht eingedrückt. H. 2,5, Br. 1,4 mm. 

Aufenthalt: Unter Steinen und an modernden Pflanzenresten. 

Verbreitung: Grönland, Norwegen, Nord- und Mittel- 
Schweden, Riesengebirge. (Sibirien, Tirol.) 

Schlesischer Fundort: Kleine Schneegrube im Riesen- 
gebirge. 

Pupa aretica Wallenberg ist eine der interessantesten schlesischen 
Schnecken, da sie sich in unserem Gebiete nach den bisherigen 
Beobachtungen einzig und allein an dem oben genannten Orte findet. 
Entdeckt wurde sie von Wallenberg bei Quickjok im nördlichen 
Schweden. Sie findet sich ausserdem in Mittelschweden, in Norwegen 
und in Grönland. Im Jahre 1867 wurde sie von Hieronymus in der 
kleinen Schneegrube unterhalb des Basaltganges an vermodernden 
Pflanzenresten, sowie an der Unterseite von Steinen, gefunden und seit 
dieser Zeit wiederholt auch von Anderen daselbst gesammelt. — Eine 
von Gredler in Tirol auf dem Rodlerberg gegenüber dem Peitler 
Kofel gefundene, ähnliche Schnecke wird von dem Autor als var. 
tiroliensis zu derselben Art bezogen. Eine andere var., extima West., 
kommt in Sibirien vor, wogegen die von Herrn Jetschin in Tegel 
bei Berlin gefundene Art, welche anfänglich auch unter dem Namen 
Pupa arctica in Tausch und Handel gebracht wurde, sieh später als 
nicht hierher gehörig, sondern als identisch mit P. ronnebyensis West. 
erwies'). In der kleinen Schneegrube kommt P. aretica mit 
P. edentula Drp., P. pusilla Müller und P. alpestris Alder zusammen 
vor. Von P. edentula unterscheidet sie sieh leicht durch das länglich- 
eiförmige, nicht kegelförmige Gewinde und durch die Bezahnung, von 
der links gewundenen, kleineren P. pusilla schon durch die entgegen- 
gesetzte Windungsrichtung und von der ebenfalls kleineren, schlankeren, 
eylindrisch geformten P. alpestris durch ihre mehr eiförmige Gestalt 
und den Mangel eines vierten Zahnes.. — Die kleine, nordische 
Schnecke, welche übrigens an ihrem schlesischen Fundorte, ebenso 
wie die mit ihr zusammen vorkommende P. edentula, vorzugsweise in 
albinen Exemplaren auftritt, gehört neben einigen ebendaselbst vor- 
kommenden Tier- und Pflanzenarten zu denjenigen Organismen, welche 
(nach einer sehr wahrscheinlichen, wissenschaftlichen Annahme) während 
der Eiszeit durch Gletschertransport aus dem hohen Norden zu uns 
gelangten und an geeigneten Ortlichkeiten sich bis zum heutigen Tage 
bei uns erhalten haben. 


b. Untergruppe Vertilla Moquin- Tandon. 
Gehäuse links gewunden. 


t) Nachrichtsblatt d. D. Mal. Ges. 1887 pag. 13. 


106 6. Familie. Pupidae. 


77. Pupa pusilla Müller. 

Syn.: Vertigo pusilla O0. F. Müller in Scholtz, Schles. Moll. Supplem. pag. 9. 

Tier heller oder dunkler grau. Gehäuse links gewunden, 
länglieh eiförmig, sehwach geritzt, sehr fein gestreift, glänzend, 
dünn und durchsceheinend, horngelb. Umgänge fünf. Mündung 
halbeiförmig, durch sechs oder sieben Zähne verengt, 
von denen zwei faltenartige auf der Mündungswand, zwei auf 
der Spindelsäule ünd zwei oder drei, in einzelnen Fällen sogar 
noch mehr, auf der Gaumenwand stehen. Mundsaum schwach 
rötlich gesäumt; Mundränder verbunden. Aussenrand stark 
eingedrückt, Nacken stark zusammengedrückt und waulstartig 
aufgetrieben. H. 2,2, Br. 1 mm. 

Aufenthalt: An feuchten Orten unter Laub, Holz und Steinen. 

Verbreitung: Ganz Europa; nur aus Spanien noch nicht 
bekannt. 


Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 
Goldkoppe, Zeiskengrund, Hutberg bei Buchelsdorf, Setz- 
dorf. — G. Wölfelsfall. — Z. Gipfel des Zobten. — 
W. Fürstensteiner Grund, Höllengrund bei Salzbrunn. — 
k. Schreiberhau, Buchhübel, Kochelfall, kleine Schneegrube, 
Buchenwäldehen zwischen Hainfall und den Baberhäusern, 
Annakapelle, Buchwald, Erdmannsdorf, Kynast. — I. Greifen- 
stein, Schloss Tschocha, Queisthal bei Flinsberg, bei der 
Nase. — L. Landskrone. — P, Im Trebnitzer Buchenwald, 
Rosenberg, Kreuzburg. — E. Um Oppeln, Buchgarten in 
der Rietschener Heide. 

Pupa pusilla unterscheidet sich von ihrer nächsten Verwandten, 
der kleineren, vierzähnigen Pupa angustior, durch die sechszähnige 
Mündung, von allen übrigen Arten der Gattung durch ihr links- 


sewundenes Gehäuse. Nicht selten finden sich Exemplare mit 
sieben, zuweilen sogar mit zehn Zähnen '). 


78. Pupa angustior Jeffreys. 
Syn.: Vertigo venetzi v. Charp. in Scholtz, Schles. Moll. pag. 75. 

Tier weissgrau, Gehäuse links gewunden, elliptisch, 
schwach geritzt, sehr fein gestreift, glänzend, dünn, durch- 
scheinend, rötlichgelb, von der Mitte an nach beiden 
Enden hin gleich stark verschmälert. Umgänge fünf, 


1) Nachrichtsblatt d. D. Mal. Ges. Jahrg. 1883 pag. 153. 


6. Familie. Pupidae, 107 


Mündung fast herzförmig, durch vier Zähne verengert, von 
denen zwei fast gleiche auf der Mündungswand, ein lamellen- 
artiger am Gaumen und eine stark entwickelte, schiefe Lamelle 
auf der Spindelwand stehen. Unter der letzteren steht zuweilen 
noch ein kleines Zähnehen. Dem Gaumenzahn entspricht 
am Nacken eine der Naht fast parallel laufende, 
ziemlich tiefe Längsfurche. H. 1,6, Br. 0,9 mm. 

Aufenthalt: Auf feuchten Wiesen, im Grase, an feucht- 
liegenden Steinen. 

Verbreitung: Fast ganz Europa; aus Spanien, Norwegen 
und Russland noch nicht nachgewiesen. 

Schlesische Fundorte: &. Am Hausberge bei Melling, 
und zwar am Fusse desselben, auf einer, am sogenannten 
Goldloch gelegenen, mit Colehieum reich bestandenen Wiese 
(nach Jetschin.) — P. In den Kreisen Rosenberg und 
Kreuzburg (nach @oldfuss). — E. Um Breslau auf feuchten 
Wiesen vor Lissa. 


Pupa angustior, welche nach Reinhardt in Brandenburg durch 
das ganze Gebiet auf Wiesen und unter feuchten Gebüschen vorkommt, 
ist in Schlesien nur von wenigen Fundorten bekannt, wahrscheinlich 
aber doch auch hier weiter verbreitet. Das winzige Gehäuse dieses 
Tierchens mit seinen linksgewundenen Umgängen könnte nur mit 
P. pusilla verwechselt werden, von der es sich durch seine rötlich- 
zelbe Farbe, die nach beiden Enden hin gleich stark verschmälerte, 
elliptische Gehäuseform und die vierzähnige Mündung leicht unterscheidet. 


16. Gattung. Balea Prideau«'). 


Tier dem der Clausilien ähnlich. Gehäuse gestreckt-kegel- 
förmig, linksgewunden, geritzt; letzter Umgang nicht ver- 
schmälert; Mündung birnförmig, Spindelrand umgeschlagen. Ge- 
häuse ohne Schliessapparat, nur auf der Mündungswand eine Falte. 


79. Balea perversa Linne. 
Syn.: Balea fragilis Drap., in Scholtz, Schles. Moll. pag. 56. 
Tier bläulichgrau, Gehäuse langgestreckt-kegelförmig, 
letzter Umgang nicht verschmälert. Gehäuse geritzt, sehr dünn- 
schalig, zerbrechlich, durchscheinend, mit feinen, etwas bogigen 


1) Nach einer schriftlichen Mitteilung Herrn Professor Dr. Boettgers ist 
die von ihm schon früher behauptete Zugehörigkeit der bisherigen Gattung 
Balea als Subgenus zu Clausilia neuerdings durch Fr. Wiegmann anatomisch 
nachgewiesen worden. 


108 6. Familie. Pupidae. 


Rippenstreifen, seidenglänzend, grünlichbraun, mehr oder weniger 
dicht weiss gestrichelt. Umgänge neun bis elf. Nacken etwas auf- 
getrieben. Mündung gerundet-birnförmig, innen durch eine feine, 
weisse Lippe verstärkt. Mundsaum zusammenhängend, wenig 
gelöst, etwas erweitert; Spindelrand umgeschlagen; Spindel ein- 
fach, nur bei älteren Exemplaren zuweilen mit einer undeutlichen 
Falte. Auf der Mündungswand ein Knötchen, welches bei 
älteren Exemplaren eine kleine, der Oberlamelle der Clausilien 
entsprechende Falte bildet. L. 8—10, Br. 2 mm. 


Aufenthalt: An feuchten Felsen, bemoosten Baumstämmen 
und unter Steinen. 


Verbreitung: Europa. Fehlt in Russland mit Ausnahme 
von Finnland. 


Schlesische Fundorte: Z, Gipfel des Zobtenberges. 
— W. Fürstensteiner Grund. — R. Kynast, Kräbersteine. 
— L. Landskrone, Hochstein, Kreuzberg bei Jauernigk. 


Balea perversa Z. findet sich in Schlesien nur innerhalb der 
Sudeten und ist auch hier im südlichsten Teile derselben noch nicht 
nachgewiesen. Die Ebene scheint sie bei uns ganz zu meiden, wie 
sie nach Breinhardt’s Mitteilungen auch in Brandenburg fehlt; dagegeit 
kommt sie in Mecklenburg und Pommern vor. 

Die Gattung Balea ist von der ihr sehr nahe stehenden Gattung 
Clausilia hauptsächlich durch den Mangel des Clausiliums unterschieden. 
Obwohl nun in Siebenbürgen einige unter sich verwandte Arten, die 
sogenannten Baleo-Clausilien, auftreten, bei denen das Schliessplättchen 
entweder verkümmert ist oder ganz fehlt, so ist für die Unterscheidung 
von Balea und die in unserem Gebiete auftretenden Clausilien der 
Mangel des Schliessplättchens bei ersterer vollkommen massgebend. 
Auch äusserlich lässt sich Balea von den ihr an Grösse etwa gleichenden 
Clausilienarten, z. B. Cl. parvula, leicht unterscheiden, da bei ihr die 
letzte Windung nicht verschmälert ist, sondern die Umgänge bis zur 
Mündung gleichmässig an Durchmesser zunehmen. Am ehesten könnte 
sie noch mit jungen Clausilien verwechselt werden, deren Gehäuse 
noch nicht ganz vollendet sind. — Scholtz führt in „Schlesiens Land- 
und Wassermollusken“ eine forma minor aus dem Fürstensteiner 
Grunde an, welche sich durch kürzere, plumpere Gestalt, nur acht 
bauchige Umgänge, ziemlich tiefe Naht und undeutliche Strichelung 
unterscheidet. Diese auch von mir bei Fürstenstein gesammelte Form 
hebt sich thatsächlich von dem Typus so deutlich ab, dass man 
versucht sein könnte, sie als var. zu bezeichnen, wenn sie "nicht mitten 
unter typischen Stücken aufträte und durch Übergangsformen mit 
diesen in Verbindung stände. 


6. Familie. Pupidae. 109 


17. Gattung Clausilia. Draparnaud. 
Schliessmundschnecke. 


Tier im Verhältnis zur Gehäuslänge sehr kurz, schlanker als 
bei Helix, sonst diesem ganz ähnlich. Atemöffnung an der 
linken Seite des Halses, Geschlechtsöffnung hinter dem linken 
Augenträger. Geschlechtsapparat ohne Pfeilsack. Seitenzähne 
der Radula mit einer grösseren und zwei bis vier kleineren 
Spitzen. Gehäuse schlank, getürmt-spindelförmig, bei allen ein- 
heimischen Arten links gewunden, geritzt, mit neun bis fünfzehn 
Umgängen, glatt, gestreift oder gerippt. Mündung länglichrund, 
durch Falten verengert. Mundsaum meist zusammenhängend 
und gelöst. Im Schlunde ein bewegliches, elastisches (nur durch 
Aufbrechen des Gehäuses sichtbar werdendes) Kalkplättchen, 
das Clausilium, durch welches die Schnecke das Gehäuse, 
nachdem sie sich in dasselbe zurückgezogen, verschliesst. Die 
Schliessmundschnecken finden sich in der Ebene und dem Ge- 
birge, besonders gern an alten Mauern und Felsen und ernähren 
sich vorzugsweise von Flechten. Die zahlreichen Arten der 
Gattung (über 600) sind oft nieht leicht zu unterscheiden, da 
sie bei grosser Beständigkeit im Gattungstypus äusserlich oft 
sehr wenig von einander abweichen. Dennoch sind auch die 
scheinbar sehr unbedeutenden Kennzeichen, auf welche sich die 
Unterscheidung der Arten gründet, ausserordentlich konstant und 
daher durchaus zuverlässig. Von der grössten Wichtigkeit zur 
Unterscheidung der Arten sind die in der Mündung und dem 
Schlunde auftretenden, faltenartigen Erhebungen, welche grössten- 
teils zur Leitung und Unterstützung des Clausiliums dienen und 
mit ihm den Schliessapparat bilden. Die auf der Mündungs- 
wand befindlichen drei Erhebungen werden als Lamellen 
bezeichnet, alle übrigen als Falten. Zur Bestimmung der ein- 
heimischen Arten ist die Kenntnis folgender Teile des Schliess- 
apparates von Wichtigkeit: 1. die Oberlamelle, 2. die Unter- 
lamelle, 3. die Spirallamelle, 4. die Spindelfalte, 5. die Gaumen- 
falten, 6. die Mondfalte, 7. das Clausilium '). 


1) Die Ober- und Unterlamelle treten meist bis an den Mundsaum vor 
und sind daher bei guter Beleuchtung meist sehr deutlich schon beim Einblick 
in die Mündung des Gehäuses wahrzunehmen. Die Gaumenfalten und die 
Mondfalte sind bei dünnschaligen Exemplaren an der Aussenseite des Gehäuses, 
am Nacken, und zwar bei durchfallendem Lichte als dunkle, bei auffallendem 
Lichte als weisse Streifen sichtbar. Bei dickschaligen. Gehäusen kann man 


+ 


110 6. Familie. Pupidae. 


l. Die Oberlamelle ist eine kurze, parallel der Naht im 
äussersten Teil des letzten Umganges verlaufende Lamelle, 
welche die kleine, Sinulus genannte, Bucht an der oberen Ecke 
der Mündung nach innen (rechts) begrenzt. 

(Die Begriffe „oben“ uud „unten“, „rechts“ und „links“ sind 
nur bei richtiger Stellung des Gehäuses [Spitze nach oben, 
Mündung nach vorn] anwendbar.) 

2. Die Unterlamelle ist eine schmale aber hohe Leiste, 
welche, tief im Gehäuse beginnend, nahe an der Spindel ver- 
läuft und meist bis nahe an den Mundrand vortritt, wobei sie 
sich zuletzt etwas mehr von der Oberlamelle entfernt. Der da- 
durch zwischen den Vorderenden der Ober- und Unterlamelle 
entstehende Raum heisst das Interlamellare und ist bei einigen 
Arten z. B. Cl. plicatula noch mit mehreren kleinen Fältchen 
besetzt. 

3. Die Spirallamelle. Sie ist eine tief im Schlunde, im 
obersten Teile des letzten Umganges, ebenfalls parallel der Naht, 
auf der Mündungswand verlaufende Leiste, welche zuweilen der- 
artig in die Oberlamelle übergeht, dass letztere die direkte Fort- 
setzung der ersteren bildet, sehr häufig jedoch vollständig von 
ihr getrennt ist. 

4. Die Spindelfalte, eine immer vorhandene, im Verlauf 
des letzten Umganges der Spindel aufgesetzte und ihren Win- 
dungen folgende, dieht neben der Unterlamelle verlaufende Falte, 
welche gewöhnlich nicht bis zum Mundsaum vortritt. Der Raum 
zwischen Spindelfalte und Unterlamelle wird die Nische ge- 
nannt. 

5. Die Gaumenfalten sind ein bis drei (seltener vier) an 
der Gaumenseite des Schlundes hinziehende, die Berippung, be- 
ziehungsweise Streifung mehr oder weniger kreuzende Falten. 


durch mehr oder weniger tiefes Abschaben der Oberfläche in der Nacken- 
gegend mit einem scharfen Messer die Falten deutlicher sichtbar machen. 
Zur genaueren Untersuchung der Spirallamelle, Spindelfalte und des Clausiliums 
ist es nötig, das Gehäuse aufzubrechen. Hat man zahlreiche Exemplare der 
zu untersuchenden Schnecke zur Verfügung, so gelangt man durch vorsichtiges 
Abbrechen des letzten Umganges zum Ziel, will man jedoch das zu unter- 
suchende Exemplar für die Sammlung erhalten, so bekommt man einen deut- 
lichen Einblick in die innern Teile des Schliessapparates, wenn man mit einer 
scharfen Feile nur die oberste Stelle des letzten Umganges, senkrecht über 
dem Nabelritz, öffnet und nach Bedürfnis vorsichtig erweitert, was nach einigen 
an wertlosen Exemplaren gemachten Versuchen leicht gelingt. 


% 


6. Familie. Pupidae. 111 


Die oberste, dieht unter der Naht und fast parallel mit dieser 
verlaufende ist fast immer vorhanden. Sie wird als Prinzipal- 
falte von den Gaumenfalten im engeren Sinne unterschieden und 
nicht mit diesen gezählt. Demnach wird die unter ihr zuweilen 
auftretende, etwas kürzere und mit ihr nach innen konvergierende 
als 1. Gaumenfalte bezeichnet (nach Clessin und Westerlund 
die mittlere), welcher zuweilen eine zweite (die untere), selten 
noch eine dritte folgt. Diese unteren Gaumenfalten (2. und 3.) 
sind ebenfalls kurz und mehr oder weniger senkrecht zur Naht 
, gestellt. 

6. Die Mondfalte ist eine aus kleineren Gaumenfältchen 
entstandene, mehr oder weniger halbkreisförmige Falte, welche 
mit der konkaven Seite nach dem Innern des Gehäuses gewendet 
ist und sich mit dem oberen Ende fast an die Prinzipalfalte 
anlegt, während das untere Ende der Spindelfalte nahe tritt. 
Auch die Mondfalte fehlt zuweilen. 

7. Das Clausilium, der Hauptteil des Schliessapparates, ist 
ein dünnes, länglichrundes, meist etwas rinnenförmig gebogenes, 
bei verschiedenen Arten verschieden geformtes Kalkplättehen, 
welches in einen langen, elastischen, etwas spiralig gedrehten 
Stiel verschmälert ist. Vermittelst dieses Stielchens ist es inner- 
halb des vorletzten Umganges, also oberhalb des beschriebenen 
Faltensystems, an der Spindel befestigt und zwar so, dass der 
innere Rand an die Spindelfalte, der äussere an die Mondfalte 
(wenn diese vorhanden) und an die Gaumenfalten sich anlegt 
und dadureh die Öffnung des Gehäuses nach aussen verschliesst. 
Wenn die Schnecke das Gehäuse verlässt, so wird der elastische 
Stiel vonseiten des Tieres an die Spindel angedrückt, und das 
Plättehen von der Nische aufgenommen, während es beim Zurück- 
ziehen des Tieres ins Innere des Gehäuses, also beim Nachlassen 
des Druckes, vermöge seiner Federkraft die Öffnung wieder ver- 
schliesst und dadurch das Tier vor Feinden und hauptsächlich 
wohl vor Austrocknung zu schützen vermag. 


Übersicht der Gruppen und Arten. 


1. Spirallamelle von der Oberlamelle getrennt . -. »......2. 
Spirallamelle mit der Oberlamelle verbunden . . . 2... 
Sprallamellestehlt .,. St ae ea ua he la 15. 

2, Gesuse jehittäuder ‚gestzeHt 230 3 ua urn eu B. 


GEbSBRB, S5RPR0D. ISCH EEE 149 sul ensonahlahe 6. 


112 


10. 


Il. 


6. Familie, Pupidae. 


Mondfalte fehlt, Clausilium vor der Spitze 
tief ausgebuchtet: . Gruppe Clausiliastra 
Mondfalte entwickelt, Clausilium ohne Aus- 
buchtung:. . . . .. Gruppe Delima, 
Naht mit Papillen besetzt: . Cl. (Delima) ornata Zgl. 
Gehäuse fast glatt, 15—17 mm lang. Re. 
Gehäuse fein aber deutlich gestreift, nur 


on 
. 


13 mm lang: . . . Cl. (Clausiliastra) orthostoma Menke. 


Spirallamelle innen steil abfallend, kürzer 

als die Unterlamelle: . Cl. (Clausiliastra) laminata Mont. 
Spirallamelle innen allmählich abfallend, 

ebenso lang oder länger als die Unterlamelle, 

(nur bei forma silesiaca kürzer): 


Cl. (Clausiliastra) commutata Rssm. 


Clausilium an der Spitze kolbig verdickt, 
nur zwei Gaumenfalten:: Gruppe Strigillaria, 
Untere Gaumenfalte von der Mondfalte 
ausgehend: . . . . CI. (Strigillaria) cana Held. 
Clausilium nicht kolbig verdickt; zwei 
bis drei Gaumenfalten, die von der Mond- 
falte ganz getrennt sind: Gruppe Alinda, 
Mundsaum glatt: . . . .Cl. (Alinda) biaulicatz Mont. 
Mundsaum ringsum gefältelt: Cl. (Alinda) plicata Drap. 
Untere Gaumenfalte die Nackenrinne be- 
grenzend; Clausilium mit eckigem Vor- 
sprung: . „. . . „Gruppe Kuzmiceia, 
Untere Gaumenfalte fehlt; Clausilium ohne 
eckigen Vorsprung: 
Gruppe Pirostoma v. Vest., 
Gehäuse deutlich gestreift oder gerippt, 
fast stets weiss gestrichelt, besonders an 
der Naht . 
Gehäuse sehr schwach steil; Ba eat 
(mit Ausnahme des letzten Umganges) ; nicht 
weiss gestrichelt: . . Cl. (Kuzmieia) parvula Studer. 
Gehäuse (bei schlesischen Exemplaren) 
stets unter 11 mm Länge . 
Gehäuse (bei schlesischen Ereiplann) 
nicht unter 11 mm Länge . 
Gehäuse schlank, fein gestreift: Cl. (lan idea Ström. 
Gehäuseetwasbauchig,gerippt:Cl.(Kuzm.) erueiata Stud. 


13: 


12. 





6. Familie. Pupidae. 113 


12. Unterlamelle in der Mündung mit zwei 

stufenartig nebeneinander lierenden Knöt- 

chen versehen (Gehäuse etwas bauchig- 

spindelförmig, gestreift, Clausilium nur mit 

kleinem, eckigem Vorsprung): Cl. (Kuzm.) dubia rap. 

Unterlamelle ohneKnötchen(Gehäuse keulig- 

spindelförmig, weitläufig rippenstreifig, 

Clausilium mit grossem, dreieckigem Vor- 

Sperma PN N 9 (Kuzm.) pumila’ Zar. 
13. Interlamellar glatt oder nur mit einem 

PEIICHENEVETSCheIt nme MENT NEN WU REN RUN 

Interlamellar mit mehreren Fältchen ver- 

sehen. Länge 12 mm: . .Cl. (Pirost.) plicatula Dry. 
14. Gehäuse bauchig, mit schlanker Spitze, 

weitläufig und stumpf gerippt, Aussenrand 

der Mündung fast geradlinig: Cl. (Pirost.) ventricosa Dry. 

Gehäuse sehr bauchig, mit kurzer Spitze, 

eng und scharf gerippt, Aussenrand der 

Mündung eingedrückt: . . Cl. (Pirost.) tumida Zgl. 
15. Mondfalte fehlt; obere Gaumenfalte rudi- 

mentär, untere fehlt: Gruppe Graciliaria Bz. 

Gehäuse sehr klein (8 mm), zierlich ge- 

rippt, horngelb mit auffallend vorgezogenem 

Mundsaum: . . » ......0Cl. (Graeil.) filgrana gl. 


1. Gruppe. Clausiliastra vo. Moellendorf. 


Gehäuse glatt oder fein gestreift, glänzend, gelblich bis 
rötlichbraun. Mündung ei- oder birnförmig. Mundsaum nicht 
gelöst. Oberlamelle von der Spirallamelle getrennt. 
Eine Prinzipalfalte und zwei bis drei ungleiche, sehr divergierende 
Gaumenfalten. Mondfalte fehlt. Clausilium vor der Spitze 
tief ausgebuchtet. 


80. Clausilia laminata Montagu. 
Syn.: Clausilia bidens Drp., in Scholtz, Schles. Mollusken pag. 59, 

Tier klein, braun oder gelbgrau. Gehäuse spindelförmig, 
etwas bauchig mit abgestumpfter Spitze, fast glatt, nur sehr 
schwach, am Nacken stärker gestreift. Farbe gelbrot, zehn bis 
elf anfangs langsam, dann rascher zunehmende Umgänge. Nacken 


hinter dem Nabelritz schwach wulstig aufgetrieben; Mündung 
Merkel, Mollusken. 8 


114 6. Familie. Pupidae. 


schief-eibirnförmig, innen rötlichbraun. Mundsaum etwas zurück- 
geschlagen, weiss gelippt. Mundränder verbunden. Spirallamelle 
schief gestellt, nach hinten (innen) höher werdend und dann 
ziemlich steil abfallend, nicht so weit ins Innere reichend 
als die dicht neben ihr auslaufende Unterlamelle. 
Unterlamelle stark gedreht, kurz vor der Mündung sich plötzlich 
weit von der Oberlamelle entfernend, in horizontaler Richtung 
am Mundsaum verdickt auslaufend. Spindelfalte mit der Unter- 
lamelle eine lange und tiefe Nische bildend; Prinzipalfalte lang, 
der Naht parallel, bis zur Gaumenwulst reichend. Unter ihr 
drei Gaumenfalten; die erste gerade, von der Gaumenwulst 
getrennt, die zweite kurz, der Spindel fast parallel, die dritte 
sehr kurz, dieht an der Spindel stehend und wie die vorher- 
gehende mit der dem Mundsaume parallel verlaufenden weiss- 
lichen Gaumenwulst verbunden. Mondfalte fehlt. Clau- 
silium vor der Spitze mittiefer Ausbuchtung versehen, 
in welche sich die zweite Gaumenfalte einlegt, inneres Ende des 
Clausiliums in zwei Knötchen auslaufend. Länge des Gehäuses 17, 
Br. 4 mm. 

Aufenthalt: An moosigen Baumstämmen, Ruinen, feuchten, 
bemoosten Felsen, bei Regen steigend. 

Verbreitung: Fast ganz Europa. Fehlt auf der Pyrenäen- 
und Balkanhalbinsel und in Schottland. 

Schlesische Fundorte: Im ganzen Gebiet häufig. 


Clausilia laminata Mont. ist eine der gemeinsten schlesischen 
Clausilien. Sie findet sich in allen Teilen des Gebietes und wird 
auch in dem schlesisch-polnischen Landrücken, wo sie bis jetzt nicht 
nachgewiesen wurde, nicht fehlen. Von der ihr sehr ähnlichen, aber 
schlankeren Clausilia commutata unterscheidet sie sich durch die 
nach innen steil abfallende Spirallamelle, welche kürzer als die 
Unterlamelle ist; von Clausilia ornata durch den Mangel der Mond- 
falte und die nicht mit Papillen besetzte Naht, von der bedeutend 
kleineren, zwar fein, doch deutlich gestreiften Clausilia orthostoma 
noch durch ihr fast vollkommen glattes Gehäuse. Alle übrigen in 
Schlesien auftretenden Arten sind deutlich gerippt, können also nicht 
mit ihr verwechselt werden. 


81. Clausilia ecommutata Rossmaessler. 


Syn.: Clausilia silesiaca A. Schm., in Reinhardt, Moll.-Fauna der Sudeten pag. 73 
1.02..0. 


Tier schiefergrau. Gehäuse rein-spindelförmig, niehtbauchig, 
sondern schlank, fast glatt, jedoch etwas deutlicher ge- 
streift als Cl. Jaminata, glänzend, gelbliehhornbraun. Um- 


6. Familie. Pupidae. 115 


gänge zehn, sehr wenig gewölbt. Nacken hinter dem Nabel- 
ritz schwach wulstig aufgetrieben. Mündung birnförmig, Mund- 
ränder getrennt oder unvollständig verbunden, seltener ganz 
verbunden. Mundsaum in einen schmalen, reinweissgelippten 
Rand zurückgebogen. Spirallamelle schief gestellt, nach hinten 
allmählich höher werdend und ebenso allmählich wieder ab- 
fallend, ebenso lang oder länger als die neben ihr aus- 
laufende Unterlamelle (nur bei forma silesiaca kürzer als die 
letztere). Unterlamelle in der Mündung kräftig entwickelt, quer 
liegend, beim Übergang in den Mundsaum oft stark erweitert. 
Spindelfalte sehr deutlich bis an den Mundsaum vortretend. 
Prinzipalfalte lang, der Naht parallel; Gaumenfalten drei, die 
erste sehr kurz, die zweite tritt durch die Ausbuchtung des 
Clausiliums bis fast in die Mitte der Mündung. Zwischen den 
äusseren Enden dieser und der Spindelfalte ist oft noch eine 
dritte kurze Gaumenfalte sichtbar. Mondfalte fehlt. Gaumen- 
wulst schwach, am vorderen Ende der Prinzipalfalte beginnend 
bis fast zur zweiten Gaumenfalte reichend. Clausilium im wesent- 
lichen wie bei Cl. lJaminata, Platte jedoch schmäler, Aus- 
buchtung weniger tief, Knötchen des Spindellappens 
 undeutlicher, zuweilen fast verschwindend. L. 15, Br. 3,1 mm. 


Aufenthalt: An Felsen und Mauern und unter Steinen. 


Verbreitung: Südösterreich (Steiermark, Kärnthen, Krain, 
Istrien, Croatien), Schweiz, Schlesien. 


Schlesische Fundorte: Z. Gipfel des Zobtenberges 
(sehr vereinzelt). — B. Kitzelberg und Mühlberg bei Kauffung, 
Nimmersatt (nach A. Schmidt var. minor). — R. Riesen- 
grund (an Urkalkfelsen bei dem alten Bergwerk). Im 
Grünbusch bei Hirschberg an moosigen Steinen. 


Clausilia commutata Zgl. gehört zu den selteneren schlesischen 
Clausilien. Im ‚System der europäischen Clausilien“ von A. Schmidt 
wurde dieselbe Schnecke von fast allen oben genannten schlesischen 
Fundorten unter dem Namen Cl. silesiaca als eine von Cl. commutata 
Zgl. verschiedene Art behandelt. Sowohl Dr. Boettger als auch 
Clessin haben jedoch nachgewiesen '), dass Cl. silesiaca nur als unter- 
geordnete Form von Cl. commutata zu betrachten ist, da diese durch 
ihre über die Spirallamelle hinaus verlängerte Unterlamelle gekenn- 
zeichnete Form am Kitzelberge mit der typischen Cl. commutata 
(und zwar nach meinen Beobachtungen viel seltener als die letztere) 
zusammen vorkommt. Nur die von mir am alten Bergwerk im 


1) Nachrichtsblatt d. D. Mal. Ges. 1882 pag. 135. 
s* 


116 6. Familie. Pupidae. 


Riesengrunde gesammelten und untersuchten Exemplare dieser Art 
zeigen durchweg das Kennzeichen der Cl. silesiaca A. Schm., nämlich 
die über die Spirallamelle hinaus verlängerte Unterlamelle, und können 
deshalb wit einigem Rechte als Lokalform den Schmidt’schen Namen 
weiterführen. — Von Cl. laminata, mit der sie durch ihr glattes 
Gehäuse übereinstimmt, ist Cl. commutata schon äusserlich durch 
ihre viel schlankere Form leicht zu unterscheiden; ihr Hauptunter- 
schied, der nur beim Aufbrechen des Gehäuses wahrnehmbar werden 
kann, ist die nicht steil (wie bei laminata), sondern allmählich 
abfallende Spirallamelle, welche meist ebenso lang oder 
noch etwas länger als die Unterlamelle ist und nur bei der 
oben erwähnten forma silesiaca kürzer erscheint, worin diese wieder 
mit Cl. laminata übereinstimmt. 


82. Clausilia orthostoma Menke. 
Syn.: Clausilia taeniata Zgl., in Scholiz, Schles. Moll. pag. 61. 

Tier gelblichgrau. Gehäuse schlank spindelförmig, mit kurzer, 
sehr stumpfer Spitze, sehr deutlich fein gestreitt, 
glänzend, rötlichgelb. Neun bis zehn ziemlich gewölbte 
Umgänge. Nacken hinter dem Nabelritz schwach wulstig auf- 
getrieben. Mündung eibirnförmig, Mundsaum verdickt, weisslich, 
schwach zusammenhängend, an ganz ausgewachsenen Exemplaren 
vollkommen verbunden, wulstig übergebogen. Oberlamelle von 
der Spirallamelle getrennt, am innern Ende mehr der Unter- 
als der Spirallamelle genähert. Spirallamelle schief gestellt, 
nach innen kürzer als die Unterlamelle, rasch und 
steil abfallend. Spindelfalte sehr gedreht, unteres Ende der- 
selben in der Mündung (dieht unter der Unterlamelle) etwas 
sichtbar. Prinzipalfalte lang, nach innen zu sich von-der Naht 
entfernend, erste Gaumenfalte kurz, nach innen ein wenig gegen 
die Prinzipale geneigt, die zweite ziemlich kurz, stark, der 
Spindel fast parallel, liegt im Ausschnitt des Clausiliums, die 
dritte kurz und undeutlich, durch einen kleinen Zwischenraum 
von dem äussern Ende der Spindelfalte getrennt, ist mit der 
Gaumenwulst verbunden. Mondfalte fehlt. Gaumenwulst 
meist, besonders an alten Exemplaren, stark entwickelt, bis 
zur vierten Gaumenfalte reichend, weiss, am äussern Schalen- 
rande als gelbrote Binde kräftig durchscheinend (daher der 
Ziegler'sche Name taeniata) und häufig eine schwachwulstige 
Hervortreibung bewirkend. Clausilium fast wie bei Cl. laminata. 
L.; 13,,.Br.03' mm; 

Aufenthalt: An feuchten Felsen und Mauern, unter Steinen 
und an bemoosten Stämmen. 


6. Familie, Pupidae. 117 


Verbreitung: Im süd- und mitteldeutschen Gebirgslande, 
nach Osten bis zur Bukowina, nach Norden bis Livland, und 
an einigen isolierten Orten. (Frankfurt a. O., Leipzig, Danzig, 
Warnicken.) 

Sehlesisehe Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf, 
Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese, Setzdorf, Stechgraben 
bei Waldenburg, Brünnelhaide. — &. Ruine Karpenstein bei 
Landeck, Glatzer Schneeberg. — W. Fürstensteiner Grund, 
Salzgrund, Zeisburg (sehr häufig), Hornschloss, Kynsburg. — 
B. Nimmersatt. — L, Landskrone. 

Clausilia orthostoma Menke unterscheidet sich von den beiden 
vorhergehenden Arten durch ihre geringere Grösse, deutlichere 
Streifung und stumpfere Spitze, von Cl. commutata, der sie in 
Bezug auf ihre Gehäuseform und Streifung recht nahe steht, ausser- 
dem noch durch die rasch und steil nach innen abfallende 
Spirallamelle, welche kürzer als die Unterlamelle ist, stimmt 
also hierin mit Cl. laminata überein. Ältere, gut ausgebildete Exemplare 
sind durch die bandförmige, längs des Mundsaumes gelblich durch- 
scheinende Gaumenwulst deutlich ausgezeichnet. Unter zahlreichen, 
normalgefärbten Exemplaren finden sich nicht selten auch einige albine 
oder auch solche von hellgrünlicher Färbung. Die letztgenannte Ab- 
änderung wird als forma viridana West. bezeichnet. 


2. Gruppe. Delima Hartmann. 


Gehäuse fast glatt, glänzend, Naht meist Papillen 
tragend, Mündung birnförmig; Mundsaum nicht gelöst. Ober- 
lamelle von der Spirallamelle getrennt. Prinzipalfalte 
vorhanden, die übrigen Gaumenfalten fehlen. Mondfalte ent- 
wickelt. Clausilium ohne Ausbuchtung. 


83. Clausilia ornata Ziegler. 

Tier dunkelschiefergrau. Gehäuse walzig-spindelförmig, wenig 
bauchig, oben fein und undeutlich rippenstreifig, unten fast glatt; 
letzter Umgang zwischen Mondfalte und Gaumenwulst ziemlich 
stark rippenstreifig. Gehäuse glänzend, gelblichbraun; Naht 
mit glänzendweissen, ziemlich langen Papillen be- 
setzt, welche ziemlich regelmässig und mehr oder weniger dicht 
stehen und gegen den letzten Umgang zu abnehmen. Umgänge 
zehn; Mündung birnförmig, Mundsaum etwas erweitert und lippig 
verstärkt, Mundränder schwach verbunden. Am Interlamellar 
scheint die Spindelfalte durch den schwachen Schmelz der ver- 


118 6. Familie. Pupidae. 


bundenen Mundränder in Form eines mit der Unterlamelle fast 
parallel verlaufenden, von der Oberlamelle ausgehenden Streifens 
durch. Oberlamelle schwach, in der Mitte zwischen Unter- und 
Spirallamelle auslaufend. Unterlamelle sehr stark nach aussen 
umgelegt, innerhalb der Mündung wenig umgeschlagen, die 
Spirallamelle am innern Ende etwas überragend. Spirallamelle 
von der Oberlamelle getrennt, nach innen allmählich ansteigend, 
plötzlich bogig abfallend und der längeren Unterlamelle sich 
schnell annähernd, wodurch das Clausilium in der Ruhelage eine 
feste Stütze erhält. Spindelfalte in ziemlicher Entfernung von 
der Unterlamelle an die Mündung vortretend, von der hier 
endenden Gaumenwulst nur durch eine schmale Bucht getrennt. 
Nur die Prinzipalfalte vorhanden, bis über die Mondfalte reichend. 
Gaumenfalten fehlen. Mondfalte tief im Schlunde, regelmässig 
halbkreisförmig, nicht eckig gebogen, mit dem unteren 
Ende beim Nabelritz an die Spindelfalte anstossend. Die 
starke, weisse Gaumenwulst ist dem Mundsaume 
parallel und dicht hinter demselben, den Nacken etwas 
auftreibend und nach aussen gelb durehscheinend. Platte 
des Clausiliums breit, der starken Krümmung der Mondfalte, 
auf der sie in der Ruhelage fest anliegt, entsprechend. 
L. 15—17, Br. 3,5 mm. | 

Aufenthalt: An Felsen, Mauern und Baumstämmen. 

Verbreitung: Österreichische Alpen, Böhmen, Mähren und 
Schlesien. 

Schlesische Fundorte: G. Melling bei Habelschwerdt 

(am Hausberge). 

Clausilia ornata Zgl. ist die einzige schlesische Clausilie aus der 
Gruppe Delima; äusserlich einer schwachen Cl. laminata ziemlich 
ähnlich, unterscheidet sie sich von dieser sehr leicht durch die zier- 
lichen, weissen Papillen, mit denen die Naht geschmückt ist, sowie 
dureh die meist deutlich durchscheinende, regelmässig halbkreisförmige 
Mondfalte und das nicht ausgebuchtete Clausilium. Der 
obengenannte schlesische Fundort dieser Schnecke dürfte der nörd- 
liehste Punkt ihres Vorkommens sein. Der Hausberg liegt an der 
linken Seite der Strasse, welche von Eisersdorf nach Habelschwerdt 
führt. Man erreicht den Fundort, kurz bevor die Strasse den Ort 
Melling berührt. Ein grosser Kalkofen am Abhange des Hausberges 
macht die Stelle leicht kenntlich. Links neben dem Kalkofen befindet 
sich eine Schlucht; in dieser findet sich Cl. ornata an der rechten, 
aus Urgestein bestehenden Seite in sehr grosser Zahl, während sie 


an den links liegenden, von der Sonne durchglühten Kalkwänden voll- 
ständig fehlt. 


6. Familie. Pupidae. 119 


3. Gruppe. Alinda Boettger. 

Gehäuse fein gerippt, hornbraun, weiss gestrichelt. Mündung 
birnförmig, unten rinnenartig. Mundsaum stark gelöst. Ober- 
lamelle von der Spirallamelle getrennt. Ein bis zwei mit 
der Prinzipalfalte stark divergierende Gaumenfalten. Mondfalte 
kräftig, tief im Schlunde. Clausilium ganzrandig, rinnen- 
förmig, stark gebogen. 


84. Clausilia plicata Draparnaud. 


Tier braunschwarz, dunkler alsCl. biplicata. Gehäuse schlank- 
spindelförmig, mit sehr schlank ausgezogener Spitze, sehr 
fein und dicht rippenstreifig, dichter als bei Cl. biplicata, an 
der Naht weiss gestrichelt; seidenglänzend, gelblich oder rötlich- 
hornbraun. Umgänge zwölf bis vierzehn. Die ersten drei bis 
vier Umgänge bilden eine walzenförmige, schlanke Spitze, die 
folgenden allmählich zunehmend. Nacken gegen die Spindel in 
einen schmalen Kamm zusammengedrückt, der an der Mündung 
in eine schmale Rinne ausläuft, nach dem Nabelritz hin steil 
abfällt und nach der andern Seite von einer seichten Furche 
begrenzt wird. Mündung länglich-birnförmig, ziemlich klein 
und schmal, Mundränder verbunden, Mundsaum umgeschlagen, 
stark gelöst, lippenartig verstärkt, innen weisslich oder rotbraun, 
ringsum, besonders am Aussenrand, mit kurzen, zum 
Mundrande senkrecht stehenden Fältchen besetzt. 
Auch das Interlamellar zeigt meist einige Fältchen. Oberlamelle 
von der Spirallamelle durch einen kleinen Zwischenraum ge- 
trennt. Unterlamelle nicht wie die Oberlamelle bis zum Mund- 
saum vortretend, kurz vor der Mündung eingedrückt und 
dadurch verbreitert, in einer schmalen Falte am Mundsaum aus- 
laufend. Spirallamelle etwas kürzer als die Unterlamelle, nach 
innen allmählich ansteigend, kurz vor ihrem Ende der Unter- 
lamelle etwas mehr genähert und ziemlich steil abfallend. Spindel- 
falte in der Mündung nicht sichtbar. Prinzipalfalte sehr lang, 
der Naht parallel, die erste Gaumenfalte nur wenig zur Naht 
geneigt. Mondfalte stark, tief im Schlunde, sehr gestreckt 
und schwach S-förmig gebogen. Ulausilium ganzrandig, 
rinnenförmig, der Mondfalte entsprechend weniger gebogen als 
bei der folgenden. L. 16, Br. 3—4 mm. 


Aufenthalt: An alten Mauern und Felsen und unter totem 
Laube. 


120 6. Familie. Pupidae. 


Verbreitung: Europa, Kleinasien, Algerien. Fehlt in Eng- 
land und den Niederlanden. 

Schlesische Fundorte: A. Fichtenstein bei Nieder- 
Lindewiese; am langen Berge bei Setzdorf, Setzdorf (auch 
forma elongata A. Schm.). — 6. Wartha. — Z. Zobten- 
berg. — W. Fürstensteiner Grund. — B. Nimmersatt, 
Gröditzberg. — R. Kynast, Bolzenschloss. — I, Greifen- 
stein (häufig), Schloss Tschocha, Schloss Friedland. — 
L. Landskrone (sehr häufig), Hochstein bei Königshain, 
Oybin bei Zittau (auch forma implicata Dielz). 

Clausilia plicata Drp., welche einen überaus grossen Verbreitungs- 
bezirk besitzt, ist auch in Schlesien eine der häufigsten Clausilien. 
Mit Cl. biplicata, der sie im Habitus sehr ähnlich ist, kommt sie 
häufig zusammen vor, doch scheint sie die Ebene vollständig zu 
meiden. Sie ist meist bedeutend schlanker als Cl. biplicata, ihre 
Mündung erheblich kleiner, und durch den ringsum gefältelten 
Mundsaum ist sie aufs leichteste und bestimmteste von ihr sowie 
von allen übrigen Arten zu unterscheiden. s 

Eine sehr schlank ausgezogene, daher fast cylindrische Form mit 
fünfzehn bis sechzehn Umgängen und von 19 mm Länge fand ich unter 
zahlreichen normalen Exemplaren bei Setzdorf. Sie entspricht der 
var. elongata A. Schm. Eine andere Abweichung von der Normal- 
form stellt implicata Bielz vor, bei welcher die Fältelung des Mund- 
saumes undeutlicher wird oder ganz fehlt. Beide Abänderungen können 
nicht als Varietäten bezeichnet werden, da sie stets durch allmähliche 
Übergänge mit dem Typus in Verbindung stehen. 


85. Ulausilia biplicata Montagu. 
Syn.: ÖClausilia similis v. Charp., in Scholtz, Schles. Moll. p. 68. 

Tier {gelbliehgrau oder braun. Gehäuse spindelförmig mit 
schlank ausgezogener Spitze, fein und dicht rippenstreifig, 
an der Naht weiss gestrichelt, seidenglänzend, gelblich- oder 
rötlichbraun. Umgänge zwölf bis dreizehn, die ersten drei bis 
vier eine walzenförmige, schlanke Spitze bildend, die folgenden 
allmählich zunehmend; der Nacken gegen die Spindel in einen 
langen, schmalen Kamm zusammengedrückt, der an der Mündung 
in eine schmale Rinne ausläuft, nach dem Nabelritz hin steil 
abfällt und nach der andern Seite von einer seichten Furche 
begrenzt wird. Mündung schmal, länglichbirnförmig, sehr er- 
weitert; Mundränder verbunden, Mundsaum umgeschlagen, stark 
losgelöst, lippig verstärkt, nicht gefaltet. Imterlamellar glatt, 
selten mit ein oder zwei Fältehen. Oberlamelle von der Spiral- 


6. Familie. Pupidae. 121 


lamelle durch einen breiten Zwischenraum getrennt; 
Unterlamelle stark gedreht, mit dem inneren, sehr niedrigen 
Ende der Spirallamelle nahe tretend und sie überragend, gegen 
die Mündung hin breit, ziemlich stark umgeschlagen, am Mund- 
saum gabelästig auslaufend. Spirallamelle kürzer als die 
Unterlamelle, höchster Punkt im innern (oberen) Drittel gelegen, 
von hier rasch nach innen abfallend. Spindelfalte kurz, wenig 
gedreht, am unteren (äusseren) Ende der Nische ein stumpf- 
winkliges Knie bildend und dann kurz auslaufend, daher in der 
Mündung nicht sichtbar. Prinzipalfalte der Naht fast parallel, 
die Mondfalte wenig überschreitend, ausser ihr nur eine Gaumen- 
falte, schief zur Naht gestellt; selten eine noch schrägere, ganz 
kurze, zweite Gaumenfalte. Mondfalte kräftig, stark und sehr 
regelmässig sichelförmig gebogen, tief im Schlunde wie bei 
Cl. plieata. Clausilium ganzrandig, rinnenförmig, stark gebogen. 
L. 17, Br. 4 mm. 

Aufenthalt: An Felsen, altem Gemäuer, unter Steinen und 
Baumrinden, unter totem Laube und im Grase. 


Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. Fehlt südlich der 
Alpen. 
Schlesische Fundorte: Im ganzen Gebiet sehr häufig. 


Obwohl der Verbreitungsbezirk der Cl. biplicata ein weit be- 
-schränkterer ist als der der vorigen Art, so ist sie in Schlesien doch 
unbestritten die gemeinste aller Clausilien, da sie sich auch in der 
Ebene an geeigneten Ortlichkeiten überall findet. Meist kommt sie 
mit Cl. laminata, häufig auch mit der vorigen Art zusammen vor. 
Sie wird nur von der in Schlesien viel seltener vorkommenden Clau- 
silia ventricosa an Grösse übertroffen. Von ihr unterscheidet sie sich 
durch die hellere Färbung, die fast birnförmige, nicht stumpfviereckige 
Mündung, den Mangel der K-förmigen Zeichnung im Interlamellar 
und durch ihre sehr schön entwickelte Mondfalte, welche beim Auf- 
brechen des letzten Umganges innen glänzendweiss und sichelförmig 
gebogen erscheint. Auch von der schlankeren, am Mundsaume ringsum 
gefältelten Cl. plicata unterscheidet sie sich sehr deutlich durch die 
Mondfalte, welche bei letzterer fast geradlinig und nur an dem der 
oberen Gaumenfalte nahe liegenden Ende schwach gebogen erscheint. 
Auch für die Unterscheidung von Cl. cana (siehe diese) ist die Mond- 
falte massgebend. 

An feuchten Orten zeigen die Gehäuse dieser Schnecke meist eine 
kräftigere Entwickelung und erreichen eine ansehnliehere Grösse. Nicht 
selten treten dann durch Verdoppelung der mittleren Gaumenfalte 
drei wohlentwickelte Gaumenfalten auf; zuweilen erscheint auch das 
Interlamellar gefältelt. An sehr trockenen Orten dagegen bleiben die 
Gehäuse erheblich unter der mittleren Grösse zurück und zeigen dann 


122 6. Familie. Pupidae. 


auch wohl einen mehr oder weniger verkümmerten Schliessapparat 
(Holteihöhe im Preslau). Auch albine Exemplare treten bei dieser 
und der vorigen Art nicht selten auf, sowie solche, bei denen der 
letzte Umgang skalaridenartig gelöst ist. Eine interessante Miss- 
bildung, welche ich von dieser Art fand, zeigt zwei übereinander- 
liegende Mündungen. In diesem Falle ist die obere Mundöffnung die 
zuletzt gebildete. Ihre Entstehung wurde dadurch veranlasst, dass 
die Schnecke durch eine Gehäuseverletzung oberhalb der Mündung in 
den Stand gesetzt wurde, schon an dieser Stelle aus dem Gehäuse 
herauszutreten, wodurch mit der Zeit ein neuer Mundsaum gebildet 
wurde. 


4. Gruppe. Strigillaria v. Vest. 

Gehäuse gerippt, hornbraun, weiss gestrichelt, Mündung birn- 
förmig; Mundsaum stark gelöst. Oberlamelle von der Spiral- 
lamelle getrennt; nur eine Gaumenfalte ausser der Prinzipal- 
falte; Mondfalte kräftig, nicht sehr tiefim Schlunde. Ulau- 
silium lang und schmal, an der Spitze kolbig verdickt. 


S6. Clausilia cana Held. 





Tier gelbgrau. Gehäuse spindelförmig, mit schlank ausge- 


zogener Spitze, rippenstreifig; die Rippen schwach wellen- 


förmig, abwechselnd braun und ganz oder teilweise weiss 


gefärbt, wodurch das Gehäuse wie bei Cl. biplieata, aber in 
höherem Grade als bei dieser, weiss gestrichelt erscheint. 
Die Zwischenräume der Rippen sehr zart quer ge- 
runzelt. Gehäuse festschalig, seidenglänzend, braun. Umgänge 
zwölf bis dreizehn, die ersten drei bis vier eine schlanke Spitze 
bildend. Nacken gegen die Spindel kammförmig aufgetrieben; 
Kamm von einer seiehten Furche begrenzt, an der Mündung in 
eine schmale Rinne auslaufend. Mündung länglich -birnförmig, 
innen braun gefärbt. Mundränder verbunden; Mundsaum er- 
weitert, umgeschlagen, stark losgelöst, schwach lippig verstärkt. 
Interlamellar glatt. Oberlamelle kurz, von der Spirallamelle ge- 
trennt, zwischen dieser und der Unterlamelle auslaufend; Unter- 
lamelle ziemlich stark, fleischrot, den Mundsaum nicht er- 
reichend. Spirallamelle schief, von der höheren Mitte nach beiden 
Seiten allmählich abfallend, die Unterlamelle wenig überragend. 
Spindelfalte am unteren (äusseren) Ende der weiten Nische 
winkelig umgebogen und neben der Kammrinne in die Mündung 
vortretend, ohne den Mundsaum zu erreichen, rötlich gefärbt. 


6. Familie. Pupidae. 123 


Prinzipalfalte ziemlich lang, parallel er Naht, die Mondfalte 
wenig überschreitend; obere Gaumenfalte fehlt, die untere 
Gaumenfalte an der \Mondfalte entspringend, in der 
Richtung des Nackenkammes verlaufend, jedoch meist nach vorn 
versechwindend, nur selten die schwache Gaumenwaulst erreichend. 
Mondfalte nicht so tief im Schlunde stehend als bei den 
Arten der vorigen Gruppe, eckig unterbrochen. Platte des 
Clausiliums sehr lang und schmal, etwas gedreht, wenig 
rinnenförmig, gegen das Ende stark zugespitzt und knotig 
verdickt. L. 16,5, Br. 3,5 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern unter totem Laube, während des 
Regens an den Bäumen emporsteigend. 


Verbreitung: Mitteleuropa: Deutschland (Nordabhang der 
Alpen, Sudeten, Harz, Thüringen und einigen vereinzelten Fund- 
orten), Galizien, Siebenbürgen, Banat, Wallachei, Bulgarien, 
Westrussland. 


Schlesische Fundorte: A. Im Walde vor der Ruine 
Neuhaus bei Hansdorf in Österreichisch-Schlesien; im Kessel. 
— 6. Im Reichensteiner Gebirge zwischen Reichenstein und 
Landeck, namentlich in dem höher gelegenen Teil der 
Promenaden-Anlagen des Bades Landeck. Ferner auf der 
Ostseite dieses Gebirgszuges, oberhalb des Dorfes Ober- 
Gostitz, am Wege nach dem „hohen Stein“ (nach Jetschin). 
— E. In Waldungen um Kobylino bei Oppeln. 


Clausilia cana stimmt in Grösse und Form mit der vorigen Art 
so überein, dass sie leicht mit ihr verwechselt werden kann, unter- 
scheidet sich jedoch von ihr, die einer ganz anderen Gruppe angehört, 
sehr bestimmt durch folgende Merkmale. Cl. cana ist nicht so eng 
gerippt; während bei Cl. biplicata von der Mitte des vorletzten Um- 
ganges bis zur Mitte des vorhergehenden etwa 62 Rippenstreifen ge- 
zählt werden, sind bei Cl. cana deren etwa 42 vorhanden. Ferner 
hat die letztere Art eine etwas mehr birnförmige Mündung und eine 
rötlichgefärbte Unterlamelle. Die eckige, unterbrochene Mondfalte 
erscheint beim Aufbrechen des Gehäuses nicht weiss, sondern rötlich- 
gefärbt und trägt an der konvexen Seite die kurze untere 
Gaumenfalte. Das Clausilium ist lang und schmal und an der 
Spitze kolbig verdickt. 

Bemerkung: Um die Mond-, Prinzipal- und Gaumenfalten 
der Clausilien deutlich sehen zu können, brieht man mit kräftigem 
Messerschnitt in der Richtung der Längsachse des Gehäuses den 
Mundsaum ab und entfernt behutsam die zentralen, noch stehen 
gebliebenen Teile, welche den direkten Anblick der Mondfalte ver- 
hindern. 


124 6. Familie. Pupidae. 


5. Gruppe. Kuzmicia Brusina. 

Gehäuse klein bis mittelgross, gestreift oder fein gerippt, horn- 
bis kastanienbraun. Nacken an der Basis deutlich mit Kamm 
und Furche versehen. Mündung mehr oder weniger birn- 
förmig, unten rinnenartig verengt, innen mit einer Gaumen- 
wulst belegt; Mundsaum gelöst; Oberlamelle mit der Spiral- 
lamelle verbunden. Unterlamelle nieht stark vortretend, vor 
der Mündung mehr oder weniger stark eingesenkt, zwei Knötchen 
oder Fältchen bildend. Untere Gaumenfalte die Nacken- 
rinne begrenzend. Mondfalte meist schwach entwickelt, 
wenig gekrümmt. Clausilium mit mehr oder Werueg stark vor- 
springender Ecke am Aussenrande. 


87. Clausilia parvula Studer. 

Tier dunkelgrau. Gehäuse klein, eylindrisch-spindelförmig, 
sehr fein und schwach gestreift, nicht weiss ge- 
strichelt; Nacken fein rippenstreifig; Gehäuse glänzend, kirsch- 
braun, mit zehn bis elf wenig gewölbten Umgängen, die ersten 
eine stumpfe Spitze bildend. Nacken gegen die Spindel hin in 
einen Kamm zusammengedrückt, der auf der Aussenseite durch 
eine seichte Rinne von einer ähnlichen, schwächeren Auftreibung 
getrennt ist. Mündung birnförmig, gelblichbraun; Mundränder 
verbunden, Mundsaum erweitert, umgeschlagen und losgelöst, 
mit schwacher, gelblichweisser Lippe belegt. Oberlamelle 
mit der Spirallamelle verbunden. Unterlamelle vor ihrem 
Vortritt an die Mündung einen sehr stumpfen Winkel bildend, 
flach eingesenkt und verbreitert, den Mundsaum nicht er- 
reichend, selten vorn gabelig. Spirallamelle tief ins Innere 
reichend, bis zum letzten Drittel ihrer Länge sehr allmählich 
ansteigend, dann allmählich abfallend. Spindelfalte zart, stark 
gedreht, am unteren (äusseren) Ende der Nische weit ausge- 
bogen, den Mundsaum nicht erreichend. Prinzipalfalte lang, der 
Naht parallel, ziemlich weit über die Mondfalte hinausreichend; 
die untere Gaumenfalte kurz und stark, an der Gaumenwulst 
entspringend und mit dem äusseren Ende der Spindelfalte eine 
kleine Rinne bildend. Mondlialte kräftig entwickelt, C-förmig, die 
offene Seite stark zu der Prinzipalfalte hingeneigt. Gaumenwulst 
in der Nähe der letzteren am stärksten entwickelt. Clausilium: 
Platte der Krümmung der Mondfalte entsprechend ziemlich stark 
gebogen und durch stark rinnenförmige Zusammen- 
pressung am äusseren Ende zugespitzt. L. 8,5, Br. 2 mm. 


6. Familie. Pupidae. 125 


Aufenthalt: An bemoosten Felsen, altem Gemäuer und an 
Pflanzenwurzeln. 

Verbreitung: Mitteleuropa: Deutschland, Frankreich, Bel- 
gien, Schweiz, Tirol. 

Scehlesisehe Fundorte: A. Setzdorf (an Kalkfelsen 
sehr häufig). — G. Wartha. — W, Fürstensteiner Grund 
und alte Burg, Kynsburg. — B. Kitzelberg, Mühlberg. — 
R. (Angeblich durch v. Moellendorff in der kleinen Schnee- 
srube gefunden. Zeinhardt, Mollusken-Fauna der Sudeten 
pag. 51.) — L. (Landskrone und Hochstein bei Königshain 
nach Jordan\'). 

Clausilia parvula Studer kommt in Schlesien nicht gerade an 
vielen Orten, aber wo sie auftritt, meist in sehr grosser Menge vor. Das 
winzige Schneckehen ist kaum mit einer anderen Art zu verwechseln. 
Am nächsten steht sie in Form, Farbe und Streifung der meist nur 
wenig grösseren Clausilia bidentata, unterscheidet sich aber von ihr 
am besten durch das stark rinnenförmig zusammengedrückte und 


dadurch am äusseren Ende zugespitzte Clausilium, sowie durch den 
gänzlichen Mangel der weissen Streifehen an der Naht. 


ss. Clausilia dubia Draparnaud. 
Syn.: Clausilia rugosa Assm., in Scholtz, Schles. Moll. p. 62. Clausilia gra- 
eilis Pf., Scholtz, Schles. Moll. pag. 66. 

Tier grauschwarz. Gehäuse spindelförmig, etwas bauchig, 
festschalig, gestreift, dicht weiss gestrichelt, besonders unter 
der Naht, sehr fein spiralig gestreift, seidenglänzend, hornbraun 
bis schwarzbraun. Umgänge zehn bis zwölf. Nacken gegen die 
Spindel hin in einen kurzen Kamm zusammengedrückt, der von 
einer über die Mitte des Nackens bis an den Mundsaum ver- 
laufenden Furche begrenzt ist. Mündung eibirnförmig; Mundsaum 
zusammenhängend, erweitert, losgelöst, mit schwacher, weisser 
Lippe. Interlamellar glatt. Oberlamelle mit der Spirallamelle 
verbunden, meist etwas schief, bis an den Mundsaum vortretend. 
Unterlamelle innen hellbraun, in der Mündung meist weiss, nach 
innen sehr kurz und wenig gedreht, beim Vortritt in die Mündung 
plötzlich etwas eingesenkt und wieder erhoben, wodurch zwei 
stufenartig nebeneinanderliegende Knötchen gebildet 
werden, dann flach und breit auslaufend, ohne den Mundsaum zu 


1) Diese Angabe dürfte auf einer Verwechselung mit der ihr sehr ähn- 
lichen Cl. bidentata Ström. beruhen. 


126 6. Familie. Pupidae. 


erreichen. Die Knötehen zuweilen fehlend. Spirallamelle nach 
innen sehr weit über die Unterlamelle hinaus verlängert; höchster 
Punkt dem innern Ende der Unterlamelle gegenüber, dann ziem- 
lich schnell abfallend. Spindelfalte weiss, der in der Mündung 
sichtbare Teil rötlichgelb, anfangs wenig gedreht, etwa in gleicher 
Höhe mit dem Knötchen der Unterlamelle rechtwinklig abbiegend 
und dann fast geradlinig an der innern Seite des Nacken- 
kammes nach dem Mundsaume zu verlaufend, ohne diesen zu 
erreichen. Nische schmal und tief. Prinzipalfalte der Naht 
parallel, ziemlich weit über die Mondfalte hinaus- 
reichend, mit dem äusseren, spitzen Ende fast die Gaumen- 
wulst berührend; eine untere, meist starke aber kurze Gaumen- 
falte begrenzt die dem Nackenkamme entsprechende Vertiefung 
auf der der Spindelfalte entgegengesetzten Seite. Mondfalte 
wenig gebogen, nicht kräftig, zuweilen nur aus einigen zusammen- 
gereihten Knötchen bestehend. Clausilium: Platte mässig ge- 
bogen, etwas rinnenförmig zusammengedrückt, am äussern und 
untern Ende mit einem kleinen, eckigen Vorsprung. L. 13, 
Br. 2,9 mm. 

Aufenthalt: An Felsen, Mauern und unter Steinen; bei 
Regen steigend. 

Verbreitung: Mitteleuropa und Skandinavien. 

Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf. 
— 6. Wölfelsfall, Schneeberg, Ruine Schnallenstein und 
Karpenstein. — Z. Zobtenberg (an den Mauern der Kapelle 
häufig). — W. Fürstensteiner Grund, Salzgrund, Kynsburg. 
— B. Nimmersatt, Schweinhaus, Gröditzberg. — R. Kynast 
(sehr häufig); zwischen Kiesewald und Bismarekhöhe, Bolzen- 
schloss, Kreuzschenke im Aupathal. — I. Greifenstein (nach 
Scholtz; von mir daselbst nie gefunden), Löwenberg (var. 
gracilis Pf. nach Scholtz), Preiselbeerberg, Schloss Tschocha, 
Schloss Friedland in Böhmen. — L. Landskrone (nach 

Jordan). 

Clausilia dubia Drp. ist in Schlesien sehr verbreitet, jedoch nur 
auf das Gebirge beschränkt. Nach Ülessin kommt sie jedoch auch 
in Holstein und bei Danzig, also in der Ebene vor. Auch in Branden- 
burg fehlt sie nach Reinhardt. Obwohl die Art sehr vielgestaltig 
und daher schwer zu begrenzen ist, so finden: sich doch innerhalb 
unserer Provinz keine Abänderungen, welche als berechtigte Varietäten 
bezeichnet werden könnten. Von den ihr verwandten Arten, mit denen 


sie durch den Zusammenhang der Spiral- und Oberlamelle und durch 
das Vorhandensein einer die Nackenrinne begrenzenden, unteren Gaumen- 


6. Familie. Pupidae. 127 


falte ‘übereinstimmt, der Gruppe Kuzmieia, ist sie nicht immer leicht 
zu unterscheiden Die grösste dieser Arten, Cl. pumila, kommt nur 
in der Ebene vor und kann schon dadurch nieht mit Cl. dubia ver- 
wechselt werden, ausserdem ist erstere meist grösser, bauchiger, die 
Mündung etwas mehr gerundet, und vor allem ist das Gehäuse viel 
. stärker und weitläufiger gerippt. Die zweite mit Clausilia dubia nicht 
selten zusammen vorkommende Art, Cl. plicatula Drp., ist auch stärker 
und weitläufiger gerippt als Cl. dubia und sehr leicht durch die fast 
kreisförmige Mündung und das gefältelte Interlamellar von ihr zu 
unterscheiden. Dagegen ist die meist viel kleinere Cl. parvula so 
schwach gestreift, dass sie fast als glatt bezeichnet werden kann und 
entbehrt der weissen Strichelung, welche bei Cl. dubia so deutlich ist, 
vollkommen. Die in Schlesien viel seltenere Cl. bidentata Ström. 
(Cl. nigrieans Pult.) ist entschieden schlanker gebaut, meist auch 
kleiner, etwas zarter gestreift und entbehrt die für Cl. dubia so 
charakteristischen, beiden Anschwellungen der Unterlamelle vor dem 
Mundsaume. Bei der Unterscheidung von Cl. eruciata, besonders von 
den in einigen Orten des Hügellandes auftretenden, grösseren Formen 
derselben, dienen ausser der schwächeren Streifung (Cl. eruciata ist 
besonders am letzten Umgange deutlich gerippt) auch hier wieder die 
beiden stufenartig aufeimandersitzenden Knötchen der am Mundsaume 
auslaufenden Unterlamelle als das beste Kennzeichen für Clausilia 
dubia. 


89. Clausilia bidentata Ström. 


Syn.: Clausilia nigricans Pult., in Reinhardt, Moll.-Fauna der Sudeten, p. 73 
und Jordan, Moll. d. preuss. Ob.-Lausitz. 

Tier klein, hellbraungrau. Gehäuse eylindrisch-spindelförmig, 
ziemlich schlank, feingestreift, die letzten Umgänge dureh 
zarte Querrunzelung der Zwischenräume äusserst fein spiralig 
gestreift, seidenglänzend, dunkelkirschbraun bis schwarz, 
an der Naht nur wenig gestrichelt. Umgänge zehn bis 
zwölf, sehr wenig gewölbt. Nacken gegen die Spindel hin in 
einen kurzen, stumpfen Kamm zusammengedrückt, der von einer 
seichten, über die Mitte des Nackens verlaufenden, Furche be- 
grenzt wird, welche nicht bis zum Mundsaume reicht. Mündung 
rhombiseh-birnförmig; Mundsaum zusammenhängend, wenig ge- 
löst, etwas erweitert, schwach lippig verstärkt, gelblichweiss. 
Interlamellar meist mit einem oder zwei feinen Fältchen, doch 
nieht selten auch glatt. Oberlamelle gerade, ziemlich niedrig, 
mit der Spirallamelle verbunden. Unterlamelle gelbbraun, nach 
innen sehr kurz und wenig gedreht, in der Mitte ihrer Länge 
sehr hoch und nach beiden Seiten bogig, fast halbkreisförmig 
abfallend. Unterlamelle vor ihrem Vortritt an die Mündung 
durch eine schwach winkelige Ausbiegung etwas verdickt, dann 


128 6. Familie. Pupidae. 


einfach oder gabelästig auslaufend oder dreieekig flach ver- 
breitert, zuweilen von der verdiekten Stelle aus eimen Gabelast 
nach rückwärts aussendend. Spirallamelle nach innen sehr weit 
über die Unterlamelle verlängert, höchster Punkt dem inneren 
Ende der Unterlamelle gegenüber, dann ziemlich schnell ab- 
fallend. Spindelfalte weiss, der in der Mündung sichtbare Teil 
(bei durchfallendem Lichte) rötlichgelb, anfangs wenig gedreht, 
vor dem äusseren Ende der Nische fast rechtwinkelig abbiegend, 
dann bogig (an der innern Seite des Nackenkammes) nach dem 
Mundsaume zu verlaufend, ohne diesen zu erreichen. Nische 
schmal und tief. Prinzipalfalte lang, der Naht parallel, wenig 
über die Mondfalte hinausreichend, mit dem äusseren, spitzen 
Ende fast die Gaumenwulst berührend. Untere Gaumenfalte 
kräftig, die Nackenkammrinne auf der äussern Seite begrenzend. 
Mondfalte scharf und deutlich, wenig aber gleiehmässig ge- 
bogen, fast auf der oberen Gaumenfalte aufsitzend. Gaumen- 
wulst schwach, mit dem Mundsaum nach unten divergierend, 
von den Gaumenfalten getrennt. Clausilium: Platte etwas stärker 
(der Krümmung der Mondfalte entsprechend) gebogen aber 
flacher rinnenförmig als bei Cl. dubia; äusseres Ende der Platte 
abgerundet oder mit ganz schwachem, eckigem Vorsprunge. 
LE: 9;5;”BrJ2/3lumm: 

Aufenthalt: An Mauern, Felsen und Bäumen. 

Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. (Angeblich auch in 
Kärnthen, Krain und Tirol.) 


Schlesische Fundorte: A. Spitzstein bei Saubsdorf. 
— B. Wölfelsfall. — Z. Zobtenberg (nach Reinhardt; ich 
selbst habe sie trotz häufigen und sorgfältigen Suchens nicht 
gefunden). — L. Landskrone (sehr häufig), am schwarzen 
Berge bei Jauernigk, Hochstein bei Königshain, Rotstein 
in der sächsischen Lausitz. — E. In der Umgegend von 
Sprottau, Buchgarten bei Rietschen in der Lausitz. 


Clausilia bidentata Ström., eine mehr dem Norden angehörige 
Art, kommt innerhalb Schlesiens vorzugsweise in der Lausitz vor. 
Die schlesische Form nähert sich durch ihre oben angegebene Grösse, 
sowie auch durch die feinere Streifung der var. septentrionalis 
A. Schm., dennoch habe ich sie nicht als solche bezeichnet, da sie 
durchaus die typische, schlanke Form der Cl. bidentata und nicht 
die plumpe, bauchige der nordischen Varietät besitzt. — Durch ihre 
schlanke Form, sehr feine Streifung, dunkle Färbung mit nur spar- 
sam vorhandenen, weissen Streifehen an der Naht ist sie von Cl. dubia 
und eruciata gut zu unterscheiden. Auch ist die Mondfalte kräftiger und 





6. Familie. Pupidae. 129 


deutlicher als bei jenen, und an dem Ölausilium ein eckiger Vorsprung 
kaum noch wahrzunehmen. Von Cl. parvula ist sie durch ihre etwas 
bedeutendere Grösse, den deutlichen Seidenglanz, die Spiralstreifung 
der letzten Umgänge und durch die bei parvula vollständig fehlende 
weisse Strichelung sowie auch durch die Form ihres Clausiliums dent- 
lich unterschieden. 


90. Clausilia erueiata Studer. 
Syn.: Clausilia pusilla Zgl. in Scholtz, Supplement pag. 8 und Olausilia varians 
Zgl. in Scholtz, Schles. Moll. pag. 65. 

Tier gelblicehgrau. Gehäuse spindelförmig, etwas bauchig, 
gerippt, die Zwischenräume dicht quer gerunzelt, seidenglänzend, 
bräunlichhornfarben, mit zahlreichen weissen Strichelehen ver- 
sehen. Umgänge neun bis elf, die ersten drei bis vier eine 
ziemlich scharfe Spitze bildend. Nacken gegen die Spindel hin 
in einen kurzen, stumpfen Kamm zusammengedrückt, der von 
einer seichten, nicht bis zum Mundsaum reichenden Furche be- 
erenzt wird. Mündung schief, schmal rhombisch; Mund- 
saum zusammenhängend, erweitert, wenig gelöst, weisslich. Inter- 
lamellar gefältelt oder ungefältelt. Oberlamelle gerade, mit der 
Spirallamelle verbunden. Unterlamelle gelbbraun, nach innen 
kurz und wenig gedreht, hoch bogig; kurz vor der Mündung 
plötzlich stark der Oberlamelle zugewendet, gleich 
darauf wieder stark abgewendet und in zwei Striemen 
am Mundsaume auslaufend, die jedoch häufig zu einem 
flachen Dreieck verschmolzen sind. Spirallamelle nach innen 
sehr weit über die Unterlamelle versängert, höchster Punkt dem 
innern Ende der Unterlamelle gegenüber, von hier schnell in 
schwachem Bogen abfallend Spindelfalte weiss, anfangs wenig 
gedreht, vor dem äussern Ende der Nische fast rechtwinklig 
abbiegend und fast geradlinig an der innern Seite des Nacken- 
kammes nach dem Mundsaume zu verlaufend, bei senkrechtem 
Einblick in die Mündung noch sichtbar, aber nicht bis zum 
Mundsaume vortretend. Nische tief und schmal; Prinzipalfalte 
lang, der Naht parallel, mit dem äussern, spitzen Ende fast die 
Gaumenwulst berührend; untere Gaumenfalte kurz und kräftig, 
die Nackenrinne begrenzend. Mondfalte sehr wenig gebogen, 
schwach, fast der Prinzipalfalte aufsitzend.. Gaumenwulst 
stark entwickelt, dem Mundsaum fast parallel, doch ziem- 
lich entfernt von ihm. Clausilium: Platte ziemlich stark gebogen, 
rinnenförmig zusammengedrückt, äusseres Ende der Platte mit 


schwach eckigem Vorsprung. L. 8,5, Br. 2,5 mm. 
Merkel, Mollusken, 9 


130 6. Familie. Pupidae. 


Aufenthalt: Unter Baumrinde, an altem Holze und totem 
Laube. 


Verbreitung: Von den Alpen und Karpathen (in der hohen 
Tatra häufig) bis Finnland und Norwegen, meist zerstreut und 
selten. 


Schlesische Fundorte: A. Reiwiesen, Hirschbad- 

kamm bei Gräfenberg, Stechgraben bei Waldenburg, im 
Kessel, Peterstein, Brünnelheide, Altvater. — G. Im höheren 
Teile des Wölfelsgrundes, am Schneeberg, am Ostabhang 
des Reichensteiner Gebirges, Dirsdorf bei Nimptsch. — 
W. Hermsdorf bei Liebau. — R. Kleine Schneegrube, Kreuz- 
schenke im Aupathal, Kleiner Teich (sehr selten), Weiss- 
wassergrund. 

Die angegebene geringe Grösse der schlesischen Cl. erueiata kenn- 
zeichnet dieselbe als die von A. Schmidt als var. minima bezeichnete 
Form, die jedoch vom Typus zu wenig abweicht, um noch als Varietät 
gelten zu können. Sie findet sich sowohl im Riesengebirge, als auch 
in den höheren Teilen des mährischen Gesenkes und der Glatzer 
Gebirge und ist wegen ihrer geringen Grösse mit keiner anderen Art 
zu verwechseln (Cl. parvula ist fast glatt und viel dunkler gefärbt). 
Dagegen ist eine im Vorgebirge hier und da auftretende, etwas grössere 
Form nicht leicht von Cl. dubia zu unterscheiden. Am besten kenn- 
zeichnen sie das stark gestreifte, fast gerippte Gehäuse, die 
kräftig entwickelte Gaumenwulst und der Mangel der für Cl. dubia 
charakteristischen Knötchen am äusseren Ende der Unterlamelle, welche 
bei Cl. erueiata meist durch zwei am Mundsaum auslaufende, mehr 
oder minder deutliche Fältchen ersetzt sind. Die von Scholtz auf 
dem Zobten gesammelte Clausilie, welche er als Cl. eruciata bestimmte, 
gehört unzweifelhaft, wie mir auch durch Herrn Dr. Boettger bestätigt 
wurde, zu Cl. dubia und dürfte daher Cl. eruciata auf dem Zobten 
überhaupt nicht vorkommen. 


91. Clausilia puamila Ziegler. 
Syn.: Cl. sejuneta A. Schm. in Jordan, Moll. d. preuss. Ober-Lausitz. 

Tier kurz, hellgrau oder gelblichgrau. Gehäuse keulig- 
spindelförmig, mit fast eylindrischer Spitze, weit- 
läufig rippenstreifig, die Zwischenräume nicht gerunzelt, 
Streifung am Nacken stärker als am übrigen Gehäuse; Farbe 
hornbraun, weiss gestrichelt; ältere Gehäuse meist stark ver- 
wittert. Umgänge zehn bis zwölf, die ersten drei bis vier eine 
scharfe Spitze bildend, die folgenden schnell zunehmend, wo- 
durch das Gehäuse sehr bauchig erscheint. Nacken gegen 
die Spindel in einen stumpfen Kiel zusammengedrückt, welcher 


6. Familie. Pupidae. 131 


von einer seiehten Rinne begrenzt wird. Mündung birnförmig, 
- hellleberbraun. Mundsaum zusammenhängend, losgelöst, er- 
weitert und zurückgebogen. Interlamellar glatt oder mit einem 
undeutlichen Fältehen in der Mitte. Oberlamelle mit der Spiral- 
lamelle verbunden, seltener getrennt. Unterlamelle gelbbraun, 
ziemlich kurz, beim Vortritt gegen die Mündung eingesenkt und zu- 
weilen mit - einem schwachen Fältehen gegen den Mundsaum aus- 
laufend, meist jedoch flach dreieckig verbreitert und den Mund- 
saum nicht erreichend. Spirallamelle nach innen weit über die 
Unterlamelle verlängert; höchster Punkt der inneren Ausmündung 
der Unterlamelle gegenüber, von hier langsam abfallend. Spindel- 
falte weiss, anfangs wenig gedreht, vor dem äusseren Ende der 
Nische fast rechtwinkelig und ziemlich geradlinig nach dem 
Mundsaume zu verlaufend, ohne diesen zu erreichen, bei senk- 
rechtem Einblick in die Mündung nicht sichtbar. Prinzipalfalte 
lang, der Naht parallel, weit über die Mondfalte hinaus ver- 
längert; die untere Gaumenfalte kurz, die Nackenrinne be- 
srenzend. Mondfalte sehr wenig gebogen. Gaumenwulst schwach, 
in die untere Gaumenfalte übergehend. Clausilium: Platte stark 
gebogen und sehr stark rinnenförmig zusammengedrückt, mit 
grossem, dreieckigem Vorsprung an der äusseren 
Seite. L. 13, Br. 3,3 mm. 

Aufenthalt: In feuchten Wäldern unter totem Laube, be- 
sonders in Erlenbrüchen und unter Haselgesträuch; vorzugsweise 
in der Ebene. 

Verbreitung: Mittel- und Osteuropa (fehlt in England und 
Frankreich); forma sejuneta findet sich mehr im nördlichen 
Teile des Gebiets, in Schweden, Dänemark und dem nördlichen 
Deutschland. 

Schlesische Fundorte: @. Neuhaus bei Patschkan. 

— W. Charlottenbrunn und Freudenschloss (nach A. Schmidt). 

— L. Landskrone. — E. Kapsdorf und Arnoldsmühle bei 

Breslau, Sibyllenort, Ratibor (nach Scholtz). 

Clausilia pumila Zgl. tritt innerhalb Schlesiens fast ausschliesslich 
in der Ebene auf; eigentümlicherweise soll sie in Brandenburg fehlen. 
Nicht selten finden sich Exemplare, bei denen die Spirallamelle 
von der Oberlamelle getrennt ist. Diese Abänderung ist vom 
Typus als Varietät, Subspecies oder selbst Species unter dem Namen 
Clausilia sejuneta A. Schm. getrennt worden. Sie soll nach Norden 
zu häufiger auftreten und ersetzt in Dänemark und Schweden die 
typische Cl. pumila. In Schlesien tritt sie stets mit dem Typus 
gemischt auf und zeigt ausser der Trennung der beiden Lamellen 

yz 


132 6. Familie. Pupidae. 


kein einziges konstantes Unterscheidungsmerkmal, kann demnach nur 
als Clausilia pumila Zgl., forma sejuneta A. Schm. bezeichnet werden. 
— Durch die sehr sehlank ausgezogene Spitze, welche vom fünften 
Umgange an sich ziemlich schnell bauchig erweitert, ist Cl. pumila 
von allen anderen Arten leicht zu unterscheiden. Das weitläufig und 
stark gerippte Gehäuse, die rundliche Mündung und der grosse drei- 
eckige Vorsprung an der äussern Seite des stark rinnenförmigen 
Clausiliums lassen sie in schwierigeren Fällen mit Sicherheit erkennen. 


6. Gruppe. Pirostoma v. Vest. 


Gehäuse ziemlich gross, meist bauchig, gerippt, hornbraun. 
Nacken wulstig aufgetrieben, Kielbildung nur angedeutet, ohne 
eigentlichen Kamm und Kammrinne. Mündung gerundet- 
birnförmig, unten nicht rinnenartig, Mundsaum kurzgelöst. Ober- 
lamelle mit der Spirallamelle verbunden. Unterlamelle 
ohne Knötechenbildung, in der Mündung gegabelt. Untere 
Gaumenfalte fehlt. Mondfalte schwach entwickelt, wenig ge- 
krümmt. Aussenrand des Qlausiliums ohne vorspringende Ecke. 


92. Glausilia plicatula Draparnanud. 


Tier schwarzblau. Gehäuse spindelförmig mit mehr oder 
weniger verschmälerter Spitze, etwas bauchig, weitläufig- 
rippenstreifig, seidenglänzend, hornbraun his schwarzbraun, 
sparsam gestrichelt. Umgänge zehn bis zwölf. Nacken auf- 
getrieben, nach der Spindel zu schwach kammförmig, doch 
ohne rinnenförmige Begrenzung, nur mit einem kurzen, 
flachen Eindruck an Stelle der Kammrinne. Mündung gross, 
birnförmigrund, Schlund meist braun gefärbt, Mundsaum zu- 
sammenhängend, scharf erweitert und breit umgeschlagen, 
weiss oder bräunlich, fast gelippt. Interlamellar fast stets 
scharf gefältelt. Oberlamelle bis zum Mundsaume vortretend, 
mit der Spirallamelle verbunden, die Ansatzstelle einen 
bemerkbaren Winkel bildend. Unterlamelle kurz, braun, 
am innern Ende der Spirallamelle sehr nahe tretend, die 
äussere Hälfte verdiekt, in zwei verästelte, braune Wülstchen 
am Mundsaume auslaufend, ohne den äussersten Rand zu er- 
reichen, zuweilen noch ein schwaches Ästehen rückwärts sendend 
wie Cl. ventricosa. Spirallamelle lang, nach innen weit über die 
Unterlamelle verlängert, wenig geneigt, von geringer Höhe, lang- 
sam nach innen abfallend. Spindelfalte ziemlich gedreht, vor 
dem äussern Ende der Nische plötzlich rechtwinklig ab- 


6. Familie. Pupidae. 133 


biegend und fast geradlinig nach dem Mundsaume zu ver- 
laufend, ohne diesen zu erreichen, bei senkrechtem Einblick in 
die Mündung kaum noch sichtbar. Prinzipalfalte lang, weit über 
die Mondfalte hinaus verlängert. Mondfalte schwach, leicht- 
gebogen. Gaumenwulst etwas zurückstehend, von der Prinzipal- 
falte aus parallel dem Mundsaume ununterbrochen verlaufend, 
bis in die nächste Nähe der Spindelfalte ohne Spur einer falten- 
artigen Verlängerung nach innen und ohne Gaumenrinne zwischen 
ihr und der Spindelfalte. Clausilium: Platte ziemlich schmal, 
etwas rinnenförmig gekrümmt und stark sattelförmig gebogen, 
wenig zugespitzt. L. 12, Br. 2,5 mm. 


Var. nana Scholtz. 


Gehäuse ziemlich klein und plump, bauchig, mit wenig aus- 
gezogener Spitze; diekschalig, mit etwas feinerer Rippenstreifung 
und stärkerem Glanze. Umgänge etwas bauchiger, Naht etwas 
tiefer. Mündung fast kreisrund. Unterlamelle beim Vortritt in 
die Mündung kräftig entwickelt, meist einen rückwärts gehenden 
Ast aussendend, von welchem die Fältchen des Interlamellars 
ausgehen. Letztere meist schwach entwickelt oder ganz fehlend. 
L. 10, Durchm. 2,5 mm. 


Aufenthalt: An Felsen und alten Baumstöcken, unter 
Steinen und totem Laube. 

Verbreitung: In ganz Europa mit Ausnahme von Spanien, 
England, dem südwestlichen Frankreich, Siebenbürgen und der 
Südspitze Italiens. 

Schlesische Fundorte: A, Saubsdorf, Fichtenstein 
bei Nieder-Lindewiese, Hirschbadkamm, Bischofskoppe, Stech- 
graben bei Waldenburg, Kessel, zwischen der Schäferei und 
dem Vatergraben, Peterstein, Brünnelheide, zwischen Köpernik- 
stein und Hockschar, Ammichstein, Altvater (var. nana). — 
G. Wöltelsfall, Schneeberg (var. nana), Ruine Schnallenstein, 
Ostabhang des Reichensteiner Gebirges (var. nana). — 
Z. Gipfel und Abhang des Zobtenberges. — W. Fürsten- 
steiner Grund, Salzgrund, Kynsburg, Hornschloss, Neuhaus 
bei Dittersbach. — B. Nimmersatt. — R. Bolzenschloss, 
kleine Schneegrube (var. nana), Elbthal, Elbfall, Weiss- 
wassergrund, Aupathal. — I. Preiselbeerberg, Buchberg bei 
Klein-Iser, Haindorf, Nase, Schloss Tschocha. — L. Lands- 
krone, Hochstein bei Königshain. — E. Kapsdorf bei Breslau 
(nach Scholtz), Kobylino bei Oppeln. 


134 6. Familie. Pupidae. 


Clausilia plicatula Drp. ist von den kleineren Clausilienarten in 
Schlesien die verbreitetste und häufigste. Im schlesisch-polnischen 
Landrücken ist sie zwar noch nicht nachgewiesen worden, wird daselbst 
jedoch sicher nicht fehlen. In der Ebene findet sie sich selten, dem- 
gemäss ist sie auch in Brandenburg nur von wenigen Orten nach- 
gewiesen. — In Bezug auf Grösse und Form ändert die Art inner- 
halb unseres Gebietes etwas ab. Es finden sich grössere und 
schlankere, an anderen Orten kürzere und gedrungenere Formen. Nur 
eine derselben, var. nana Scholtz verbindet mit dieser Formänderung 
noch einige andere Abweichungen in Bezug auf Rippenstreifung, Glanz 
und Fältelung innerhalb der Mündung, so dass sich ihre besondere 
Bezeichnung wohl rechtfertigen lässt. 

Nach Clessins Exeursionsfauna kommt im mährischen Gesenke 
auch var. inuncta Parr. vor, bei welcher die Spirallamelle häufig von 
der Oberlamelle getrennt sein soll. An den von mir im mährischen 
Gesenke gesammelten Formen dieser Schnecke habe ich die Trennung 
der beiden Lamellen nicht beobachten können. Möglicherweise liegt 
der obigen Angabe eine Verwechselung mit var. nana zu Grunde, 
welche auch in den höheren Teilen des mährischen Gesenkes vorkommt 
und in ihren Kennzeichen (abgesehen von der Trennung der beiden 
Lamellen) mit var. inuneta Parr. auffallend übereinstimmt. 


93. Clausilia ventricosa Draparnaud. 

Tier hellschiefergrau. Gehäuse bauchig-spindelförmig, 
mit schlank ausgezogener Spitze, mit ziemlich weit- 
läufigen, niedrigen und stumpfen Rippenstreifen, sehr 
schmal spiral gestreift, rotbraun, an der Naht sparsam gestrichelt. 
Umgänge elf bis zwölf, ziemlieh gewölbt, letzter Umgang mit einer 
nicht immer deutlichen, der Prinzipalfalte entlang laufenden, linien- 
artigen Auftreibung. Nacken aufgetrieben und nach der Spindel zu 
schwach kammförmig, fast ohne Kammrinne, Mündung mit 
fast parallelen Seitenrändern, Aussenrand fast gerad- 
linig; Mundsaum zusammenhängend, wenig gelöst, stark erweitert, 
schwach weissgelippt. Interlamellar ohne Falten. Ober- 
lamelle mit der Spirallamelle verbunden, stark hervortretend. 
Unterlamelle kurz, wenig gedreht, vor dem Austritt an den 
Mundsaum in zwei Ästchen gegabelt und von der 
Teilungsstelle aus einen dritten Ast nach rückwärts 
aussendend, so dass ein liegendes K gebildet wird. Spiral- 
lamelle sehr lang, tiefer ins Gehäuse hinabsteigend als die 
Unterlamelle; höchster Punkt etwa in der Mitte ihrer Länge 
liegend. Spindelfalte kurz, aber sehr breit, schwach gedreht, 
am äussern Ende der Nische fast reehtwinklig umgebogen, dann 
geradlinig in ziemlicher Entfernung von der Unterlamelle aus- 





6. Familie. Pupidae. 135 


laufend, ohne den Mundsaum zu erreichen. Nische tief. Prinzipal- 
falte weit über die Mondfalte hinaus verlängert. Mondfalte derb, 
wenig gebogen. Gaumenwulst schwach, braun, weit zurück- 
stehend. Platte des Clausiliums breit, stark gebogen. L. 18, 
Br. 4,3 mm. 

Aufenthalt: In feuchten Wäldern, an buschigen Bachufern, 
an alten Baumstöcken, unter Rinde, Laub und Moos. 


Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. Fehlt auf der 
Pyrenäenhalbinsel, in England und im östlichen Teile von Sieben- 
bürgen, sowie in Mittel- und Süditalien. 

Schlesische Fundorte: A. Reiwiesen (nach Scholtz), 
Kessel; im Walde vor der Ruine Neuhaus bei Hansdorf. — 
%&. Wölfelsgrund, Schneeberg. — W. Im tiefen Grunde bei 
Gnadenfrei, auf dem langen Berge unweit des Hornschlosses. 
— B. Gröditzberg (nach Neumann). — k. Johannisbad 
(forma tumida A. Schm.). 

Clausilia ventricosa Drp. tritt an verschiedenen Punkten der 
Sudeten, jedoch immer nur sehr vereinzelt auf. In ihrer Grösse stimmt 
sie ungefähr mit Cl. biplicata überein, von der sie sich jedoch durch 
ihre rotbraune Farbe, die etwas bauchigere Form, weitläufigere Rippen- 
streifung, die viereckige Mündung und die K-förmige Unterlamelle 
auch äusserlich leicht unterscheidet, abgesehen davon, dass die Spiral- 
"und Oberlamelle verbunden sind. Von den Arten der Gruppe Kuzmizia 
unterscheidet sie sich durch den Mangel eines eckigen Vorsprunges 
am Clausilium, sowie durch das Fehlen der unteren Gaumenfalte. Eine 
etwas kürzere und daher bauchigere Form dieser Art wird als forma 
tumida A. Schm. bezeichnet. 


94. Clausilia tumida Ziegler. 


Tier bläulichgrau. Gehäuse sehr bauchig-spindelförmig, 
mit kurzer, scharfer Spitze, gleichmässig eng und scharf 
serippt, ohne Spiralstreifung; seidenglänzend, hornbraun, sehr 
sparsam mit weissen Strichelchen versehen. Umgänge zehn bis 
zwölf, ziemlich gewölbt, Nacken wulstig aufgetrieben und durch 
eine sehr seichte Furche halbiert, ohne eigentliche Kammrinne. 
Mündung rhombisch-eiförmig, Aussenrand unter der Bucht 
tief eingebogen. Mundsaum zusammenhängend, erweitert, ge- 
löst. Interlamellar meist mit einem Fältchen. Oberlamelle 
mit der Spirallamelle verbunden, Unterlamelle kurz, wenig ge- 
dreht, nach vorn verdiekt und wie bei Cl. ventricosa in zwei 

Ästehen gegabelt und einen dritten Ast rückwärts aussendend, 


136 6. Familie. Pupidae. 


wodurch ein liegendes K gebildet wird, das jedoch durch Ver- 
schmelzung der beiden nach dem Mundsaume zu auslaufenden 
Ästehen meist undeutlicher ist als bei jener. Spirallamelle tief 
ins Innere hinaufsteigend, weit über die Unterlamelle verlängert, 
von ihrer Mitte nach beiden Seiten hin gleichmässig abfallend. 
Spindelfalte kurz und breit, schwach gedreht, am äussern Ende 
der Nische fast rechtwinklig umgebogen, dann geradlinig, in 
ziemlicher Entfernung von der Unterlamelle auslaufend, ohne 
den Mundsaum zu erreichen. Prinzipalfalte weit über die Mond- 
falte hinaus verlängert. Mondfalte leicht gebogen. Gaumen- 
wulst dem Mundsaume parallel, oben und unten etwas verdickt. 
Platte des Clausiliums stark gebogen, schwach rimnig. L. 12—14, 
Br. 3,72.mm. 

Aufenthalt: An Felsen, an abgefallenen Ästen, unter Steinen 
und totem Laube. 

Verbreitung: In den Karpathenländern, Galizien, Ungarn, 
Siebenbürgen, Rumänien, in Kärnthen und Krain, Mähren und 
Schlesien. 

Schlesische Fundorte: @. Wölfelsfall (nach A.Schmidt); 

Gostizbachthal bei Patschkau (nach Jetschin). 

Clausilia tumida Ziegler ist wohl die seltenste der schlesischen 
Ulausilien. Eigentümlicherweise scheint sie im mährischen Gesenke 
zu fehlen, obwohl der Hauptbezirk ihrer Verbreitung in Ungarn liegt. 
Durch ihre bedeutend geringere Grösse, kurz gedrungene, bauchige 
Form mit kurzer Spitze, kleinere Mündung mit nur undeutlich K-förmiger 


Unterlamelle und etwas eingedrücktem Aussenrand der Mündung ist 
sie von der vorigen Art leicht zu unterscheiden. 


7. Gruppe. Graciliaria Bielz. 


Gehäuse schlank, glatt oder gerippt, kirsch- oder gelbbraun. 
Nacken ohne Kamm; Mündung birnförmig oder gerundet, Mund- 
saum gelöst. Spirallamelle rudimentär oder fehlend. 
Unterlamelle klein, tief innen, Prinzipalfalte rudimentär, tief innen, 
hinter dem Clausilium. Untere Gaumenfalte fehlt. Mondfalte 
rudimentär oder fehlend. Clausilium sehr breit, tief im 
Schlunde. 


95. Clausilia filograna Ziegler. 
Tier weisslich mit hellgrauen Pünktehen und schwarzen 
Augen. Gehäuse sehr klein, eylindrisch-spindelförmig, 
mit sehr stumpfer Spitze, zartschalig, zierlich und fein 


6. Familie. Pupidae. 137 


gerippt, der letzte Umgang scharfund erhaben-lamellen- 
rippig, schwach glänzend, durchscheinend, horngelb oder röt- 
liehgelb. Naht ziemlich tief. Umgänge neun bis zehn, ziemlich 
gewölbt, der letzte vor dem Mundsaume etwas aufgetrieben. 
Nacken nicht aufgetrieben. Mündung gerundet-birnförmig. Mund- 
saum scharf, erweitert und in einen feinen Saum umgeschlagen, 
losgelöst und meist auffallend vorgezogen, schwach gelippt. 
Interlamellar glatt. Oberlamelle kurz und niedrig, Unter- 
lamelle sehr zurückstehend, zuweilen mit einem feinen Fältchen 
den Mundsaum erreichend. Zwischen den Mündungen der Unter- 
lamelle und der Spindelfalte zuweilen mehrere zarte Fältchen. 
Spirallamelle fehlt. Spindelfalte stark spiralig ge- 
wunden, ziemlich weit in die Mündung vortretend, ohne den Mund- 
saum ganz zu erreichen. Prinzipalfalte sehr schwach, rudimentär, 
tief innen, hinter dem Clausilium. Mondfalte fehlt. Gaumen- 
wulst dem Mundsaume parallel, mehr oder weniger entwickelt, 
zwischen sich und der Spindelfalte meist eine deutliche Rinne 
lassend. Platte des Clausiliums sehr breit, stark gebogen, wenig 
rinnenförmig, plötzlich in einen langen, sehr dünnen, im spitzen 
Winkel an die Platte anstossenden Stiel verschmälert. L. 8,4, 
Br. 2 mm. 
Aufenthalt: An Graswurzeln, unter Steinen und totem Laube. 
Verbreitung: Osteuropa. 
Schlesische Fundorte: A. Im Kessel. — @. Alt- 
heide. — Z. Zobtenberg (nicht selten). — W. Kynsburg. — 
B. Nimmersatt (an der Nordlehne häufig). — I. Tschocha 
(im Park, am Fusse alter Mauern). — L Gipfel der Lands- 
krone nicht selten an Graswurzeln. Rotstein in der sächsischen 
Lausitz (nach Wohlberedt). 


Clausilia filograna Zgl., die kleinste und zierlichste aller deutschen 
und (mit wenigen Ausnahmen) aller Clausilien überhaupt, tritt mit Aus- 
nahme des Riesengebirges, wo sie bis jetzt noch nicht nachgewiesen 
wurde, in allen Hauptteilen der Sudeten auf, jedoch nur an wenigen 
Fundorten. Sie findet sich auch in den Karpathen und längs des 
Nordrandes der Alpen bis Siebenbürgen. Innerhalb Deutschlands tritt 
sie noch vereinzelt in den Provinzen Preussen und Posen auf, geht 
jedoch nach Norden bis Estland und Livland und ins Innere von 
Russland. Durch ihre sehr geringe Grösse im Verein mit der hellen, 
horngelblichen Färbung, der lamellenartigen Berippung und der auf- 
fallend vorgezogenen Miindung ist sie so ausgezeichnet, dass sie mit 
keiner anderen Art verwechselt werden kann. 


138 7. Familie. Succineidae. 


7. Familie. Succineidae. 


Tier sehr dick, so dass es sich kaum vollständig im Gehäuse 
bergen kann. Gehäuse zart, durchscheinend, bauchig-eiförmig, 
mit kurzem Gewinde. Kiefer glatt, nach hinten in eine rundlich- 
viereckige Platte verlängert (Elasmognatha). Zungenzähne wie 
bei den Helieiden. Geschlechtsapparat einfach. 


18. Gattung. Succinea Draparnaud. 
Bernsteinschnecke. 

Tier sehr dick, mit breitem, fleischigem Fusse. Augenträger 
am oberen Ende kugelig, in der unteren Hälfte breiter als bei 
den vorhergehenden Landschnecken. Fühler sehr kurz. Atem- 
öffnung rechts am Halse. Geschlechtsöffnungen getrennt, hinter 
dem rechten Augenträger, die weibliche oben. Gehäuse bauchig- 
eiförmig, ungenabelt, mit drei bis vier Umgängen, deren letzter 
sehr gross. Gehäuse zart, durchsichtig, bernsteinfarbig. Mündung 
gross, eiförmig, oben spitz; Innenrand konkav, scharf. Eier ohne 
feste Kalkschale, durch einen schleimigen Überzug aneinander 
haftend. Die Tiere leben meist in der Nähe des Wassers, an 
Uferpflanzen und schwimmen wie die Limnäen, zu denen sie 
den Übergang bilden. Sie haben eine zweijährige Entwiekelung. 


Übersicht der Gruppen und Arten. 


1. Gewinde nur ein Drittel der Gehäus- 
länge, ‚ansmachend,, Naht flach... 14% Jar. 1100 Ih Ile re Ar 
Gewinde fast die Hälfte der Gehäus- 
länge betragend, Naht tief: 
Gruppe Lucena Oken, Suceinea oblonga Drp. 
2. Mündung breit-eiförmig, letzter Um- 
gang sehr bauchig: 
Gruppe Neritostoma Allein, Succinea putris Linne. 
Mündung verlängert-eiförmig, letzter 
Umgang wenig bauchig: 
Gruppe Amphibina Moörch”" WEIT EEE 
3. Gehäuse schmal-eiförmig, Mündung 
sehr schief: . . 2... 2.2. 1. Suceinea pfeifleri kossm. 
Gehäuse verlängert, kegelförmig, Mün- 
dung wenig schief: . . » .  .  .„ Suceinea elegans Fvisso. 


7. Familie. Suecineidae. 139 


1. Gruppe. Neritostoma Klein, 


Kiefer am konkaven Rande mit einem Mittelzahn und zwei 
Seitenzähnchen. Gehäuse gross, bauchig-eiförmig; Gewinde kurz, 
Mündung breit eiförmig. 


96. Succinea putris ZLinne. 
Syn.: Suceinea amphibia Drp. in Scholtz, Schles. Moll. pag. 12. 

Tier diek und plump, gekörnelt, meist gelblichgrau, Augen- 
träger kegelförmig, Fühler sehr kurz. Gehäuse eiförmig, 
bauehig, dünnschalig, doch ziemlich fest, fein und unregel- 
mässig gestreift, fettglänzend, durchsichtig, heller- oder dunkler- 
bernsteingelb. Umgänge dreiundeinhalb, rasch zunehmend, wenig 
sewölbt (in der Richtung der Gehäuseaxe). Gewinde kurz, 
ein Drittel der Gehäuslänge betragend; Naht wenig vertieft, 
Mündung etwas schief, breit-eiförmig, oben spitz. Spindel 
stark spiralig gewunden, lamellenartig verdickt. L. 18, Br. 
9 mm. Ältere Exemplare erreichen nieht selten eine Länge 
von 25 mm. 

Aufenthalt: An feuchten, pflanzenreichen Orten, unter Ge- 
büsch, in der Nähe der Gewässer, an Fluss- und Bachufern und 
Sümpfen. 

Verbreitung: Europa und Nordasien. 

Schlesische Fundorte: Im ganzen Gebiet häufig. 

Suceinea putris Z. gehört auch in Schlesien zu den gemeinsten 
Schnecken. Sie ist in der Ebene überall verbreitet und auch längs 
der Sudeten in der Vorgebirgsregion anzutreffen. Die Art ist in 
Bezug auf Form und Grösse recht vielgestaltig, doch sind bestimmt 
charakterisierte Varietäten äusserst schwer auszusondern, umsomehr, 
da ihre Vermehrung im Frühjahr und Herbst erfolgt und daher Tiere 
sehr verschiedenen Alters zusammen vorkommen. Auch findet man 
nieht selten recht verschieden gestaltete, teils ziemlich schlanke, teils 
plumpe Formen der gleichen Altersstufe an demselben Fundorte. 
Durch ihre breit-eiförmige Mündung und den sehr bauchigen letzten 
Umgang ist sie von den ihr verwandten Arten leicht zu unterscheiden. 
Im ausgewachsenen Zustande (sie ist zweijährig) ist sie schon an ihrer 
bedeutenden Grösse zu erkennen. 

Zuweilen findet sich bei S. putris ein höchst sonderbarer Schmarotzer. 
An einem oder beiden Fühlern der Schnecke bemerkt man eine walzen- 
förmige, etwa 8 mm lange und 1—2 mm dicke Anschwellung, welche 
lebhaft grün, weiss und braunrot geringelt erscheint und sich in 


beständiger, pulsierender Bewegung befindet. Man hat diese Erscheinung 
als Leucochloridium paradoxum bezeichnet und sie als eine Ent- 


140 7. Familie Suceineidae. 


wickelungsstufe in dem Generationswechsel eines Saugwurmes, des 
Distomum holostomum, erkannt, welcher als geschlechtsreifes Tier im 
Darmkanal verschiedener Singvögel lebt'). 


2. Gruppe. Amphibina Mörch. 
Kiefer mit Mittelzahn, aber ohne Seitenzähnchen. Gehäuse mittel- 
sross, schmaleiförmig; Gewinde kurz, Mündung länglich-eiförmig. 


97%. Suceinea pfeifferi Rossmaessler. 

Tier kurz gedrungen (Schwanzspitze beim Kriechen nicht 
bis an die Spitze des Gehäuses reichend), Farbe des ganzen 
Tieres und der Sohle dunkelgrau. Gehäuse länglich-eiförmig, 
ziemlich festschalig, gestreift, glänzend, durchsichtig, bernstein- 
farbig. Umgänge drei bis dreiundeinhalb, gewölbt. Gewinde 
kurz, ein Drittel der Gehäuslänge betragend, schief, gedreht; 
Naht ziemlich tief. Mündung länglich-eiförmig, oben spitz, 
schiefzur Gehäuseaxe liegend, oft mit deutlichem Spindel- 
umschlage. Spindel wenig gebogen, aber mit dem inneren Mund- 
rand (Spindelrand) einen deutlichen Winkel bildend. L. 12, 
Br. 6 mm. 

Aufenthalt: An Teich- und Flussufern, an Wasserpflanzen; 
auf feuchtem Boden unter Kräutern und Sträuchern. 

Verbreitung: Europa, Nordafrika, Nord- und Westasien. 

Scehlesische Fundorte: G&. Dirsdorf bei Nimptsch. — 
Z. Jordansmühl. — W. Zeisgrund bei Fürstenstein. — 
L. An der Weinlache bei Görlitz. — P. Kreuzburg. — 
E. Um Breslau am Weidendamme, Morgenau, Zedlitz, Gross- 
Bischwitz; Strehlen; Kobylino, Kr. Oppeln. 


Suceinea pfeifferi kommt zwar nach Ülessins Excursionsfauna auch 
in den Alpen häufig vor, ist aber in den schlesischen Gebirgen 
bisher nur von wenigen Orten des Vorgebirges nachgewiesen. In der 
Ebene scheint sie nirgends zu fehlen. Von der vorigen Art unter- 
scheidet sie sich schon durch die bedeutend geringere Grösse und die 
viel schmälere Mündung. Die Unterscheidungsmerkmale gegen 8. elegans 
sollen bei dieser Art angegeben werden. 


98. Succinea elegans Kisso. 


Tier gedrungen, jedoch verhältnissmässig etwas länger als 
S. pfeifferi. Schwanzspitze beim Kriechen über die Spitze des 
Gehäuses hinausragend. Augenträger kegelförmig, durchsichtig, 

I) @. Heckert, Über Leueochloridium paradoxum. Nachrichtsblatt d. D. 
Mal. Ges. 1887 p. 151. 


7. Familie. Suceineidae. 141 


schlanker als bei der vorigen Art. Farbe des Tieres grau mit 
dieht stehenden, dunklen Flecken, die auf dem Rücken mehrere 
parallele Längsreihen bilden, zwischen denen sich ein breiteres, 
helleres Mittelband hinzieht. Schwanzende nur schwach gefleckt, 
Sohle ungefleckt. Beim Kriechen auf dem Boden erscheint das 
Tier fast schwarz. Gehäuse schlank, länglich-kegelförmig, 
ziemlich festschalig, ziemlich regelmässig gestreift, glänzend, fast 
durchsichtig, wachsgelb bis horngelb. Umgänge dreiundein- 
halb, kaum gewölbt; letzter Umgang gegen den vorletzten 
kaum abgesetzt, etwas abgeplattet und nach unten ver- 
breiter. Gewinde kurz, kaum ein Drittel der Gehäuslänge 
betragend; Naht wenig vertieft. Mündung länglich-eiförmig, 
oben spitz, unten abgerundet, wenig schief. Mundsaum ein- 
fach, scharf. Spindel mit zarter Lamelle. L. 16—20, Br. 8 bis 
9 mm. 

Aufenthalt: An feuchten Flussufern, an Wasserpflanzen 
(besonders an Schilf) sitzend oder auf dem Boden kriechend. 


Verbreitung: Süd- und Mitteleuropa; im Weichselthale und 
einigen isolierten Fundorten in Deutschland. 


Schlesische Fundorte: 

In Schlesien wurde 8. elegans bisher nur von Goldfuss bei 
Kobylino in Ober-Schlesien, ausserdem bei Hirschberg (nach Olessins 
Exeursionsfanna, Il. Auflage paz. 347) und von mir bei Breslau an 
den Ufern der Oder, Ohle (Morgenau) und Lohe gefunden. In den 
deutschen Fundorten erreicht sie ihre nördliche Verbreitungsgrenze. 
Sie unterscheidet sich von Suec. putris ausser ihrer geringeren Grösse 
durch ihre schmale, schlanke Form und die schmälere Mündung, 
von 8. pfeifferi hauptsächlich durch das verhältnissmässig kürzere 
Gewinde. Sowohl bei S. elegans als auch bei S pfeifferi beträgt die 
Länge des Gewindes an ausgewachsenen, also zweijährigen Stücken, 
von der Spitze bis zum entferntesten Punkte gerechnet, durchschnitt- 
lich 3 mm, während die Länge des letzten Umganges bei S. elegans 15, 
bei S. pfeifferi dagegen nur 10 mm beträgt. Da die Mündung weniger 
schief gegen die Gehäuseaxe gerichtet ist als bei der vorigen Art, 
so erscheint das Gehäuse fast symmetrisch, während bei 8. pfeifferi 
der letzte Umgang viel mehr nach der einen Seite hin von der Mittel- 
linie abweicht. Auch erscheint bei 8. elegans der letzte Umgang 
etwas flacher gewölbt und zuweilen nach dem Ende zu etwas stärker 
verbreitert als bei S. pfeifferi. — Wie ich mehrfach beobachten konnte, 
wird 8. elegans, obschon sie, wie 8. putris, erst im zweiten Jahre 
ausgewachsen ist, doch schon im ersten Jahre geschlechtsreif, denn 
ich fand vielfach Kleine, nur 11 ınm lange Exemplare, mit zweijährigen 
von 16—20 mm Länge in Kopulation. 


142 7. Familie. Suecineidae. 


3. Gruppe. Lucena Oken. 


Kiefer mit Mittelzahn, ohne Seitenzähnehen. Gehäuse klein, 
Gewinde verlängert; Umgänge mehr gewölbt, Naht eingeschnürt. 
Mündung länglichrund, die Hälfte der Gehäuslänge betragend. 


99. Suceinea oblonga Draparnaud. 

Tier kurz gedrungen, gekörnelt, gelblichgrau. Gehäuse läng- 
lich-eiförmig, schlank, fein gestreift, durchscheinend, strohgelb 
bis grünlichhorngelb. Umgänge vier, die oberen stark gewölbt, 
ziemlich schnell zunehmend. Gewinde verlängert, zugespitzt, 
fast die Hälfte der Gehäuslänge betragend, gedreht. Naht 
tief. Mündung rundlich-eiförmig, schief, nach oben wenig zu- 
gespitzt. L. 7,5, Br. 4,5 mm. 

Var. sudetica Kolenati (Moll. d. Altvaters 1858). 

Gehäuse länglich-eiförmig, zugespitzt, grünlichbraun oder 
braungelb, wenig glänzend, sehr fein unterbrochen-querstreifig, 
mit vier Umgängen, von denen der erste äusserst klein, der 
letzte sehr bauchig ist; Mündung schief, gerundet-eiförmig. Länge 
198,77, ., grösste, Breite 1.” =, 4 Br 72mm 

Aufenthalt: Feuchte Orte in der Nähe des Wassers, an 
Grabenrändern, unter Steinen und Hecken. 


Verbreitung: Europa, Nord- und Westasien. 


Schlesische Fundorte: Die Art ist im ganzen Ge- 
biet verbreitet und häufig und wohl nur zufällig in den Vor- 
bergen des Riesengebirges noch nicht gefunden, sie fehlt in 
der Bergregion. In dem durch Hochfluten angeschwemmten 
Genist der Oder ist sie eine der gemeinsten. Schnecken. 
Die var. sudetica findet sich nach Kolenati im „Knoblauchs- 
brünnel“ an den Ursprungsquellen der Mittel-Oppa am Alt- 
vater, zwischen Sinter und Schlamm. 

Mit den vorgenannten Arten kann sie schon wegen ihrer viel 
geringeren Grösse nicht verwechselt werden; auch unterscheidet sie 
sich von ihnen durch das erheblich längere Gewinde (fast die Hälfte 
des ganzen Gehäuses) und die sehr tiefe Naht. Eher kann sie mit 
unserer kleinsten Limnaee, Limnaea truncatula Müll., verwechselt 
werden, umsomehr, da man beide zuweilen an sehr feuchten Orten 
unter Steinen zusammenfindet. Von ihr unterscheidet sie sich dadurch, 
dass sie nur vier, jene (die Limnaea) aber fünf bis sechs Umgänge 
hat, dass die Mündung viel grösser und die Naht bedeutend tiefer 
eingeschnürt ist als bei jener. 





8. Familie. Auriculidae. 143 


2. Unterordnung. Basommatophora Keferstein. 


Land- und Wasserschneeken mit deckellosem Gehäuse, welche 
durch eine Lungenhöhle atmen. Kopf nicht schnauzenartig ver- 
längert. Kiefer vorhanden. Zähne der Reibplatte ein- bis drei- 
spitzig, in zahlreichen Längsreihen angeordnet, Zunge daher 
breit. Meist nur zwei Fühler, welche nicht in sich selbst zurück- 
ziehbar sind. Die Augen stehen an der Basis der Fühler. 
Die Tiere sind Zwitter. 


a. Landschnecken. 


8. Familie. Aurieulidae. 


Tier auf dem Lande lebend, bei der einheimischen Gattung 
der Familie winzig klein. Fühler kurz, unten breit, an der 
hinteren Seite ihrer Basis die Augen tragend. Gehäuse sehr 
klein, diekschalig, mit gezähnter Mündung. 


19. Gattung. Carychium Müller. 
Zwerghornschnecke. 


Tier sehr klein, mit getrennten Geschlechtsöffnungen auf der 
rechten Seite; männliche vor dem rechten Fühler, weibliche an 
der Basis des Halses. Kiefer ohne Zähne. Gehäuse eiförmig, 
rechts gewunden. Mündung länglieh-eiförmig, durch Zähnchen 
verengt. 


100. Carychium minimum Müller. 


Syn.: Auricula minima Drp. 


Tier sehr klein, schlank und zart, weisslich durchscheinend, 
Fühler kurz, dreieckig. Augen etwas hervortretend, schwarz. 
Gehäuse sehr klein, länglieh-eiförmig, fast turmförmig, 
mit stumpfer Spitze; festschalig, sehr fein und regelmässig 
gestreift, durchsichtig, weisslichglashell. Umgänge5, Mündung 
länglich-eiförmig, Mundsaum etwas erweitert, umgeschlagen 
und lippig verstärkt. Aussenrand in der Mitte schwach ein- 
gedrückt. Mündung mit drei Zähnchen versehen, von 
denen je eins auf der Spindel, der Mündungswand und der Mitte 
des Aussenrandes steht. L. 1,7, Br. 0,5 mm. 


144 9. Familie. Limnaeidae 


Aufenthalt: An sehr feuchten Orten, an Quell- und Graben- 
rändern, in Ziegeleien unter Steinen, faulem Holze und totem 
Laube. 


Verbreitung: Europa und Kaukasien. 
Schlesisehe Fundorte: Im ganzen Gebiet häufig. 


Wie das winzige Schneckehen über ganz Europa verbreitet ist, 
so ist es auch in allen Teilen des schlesischen Gebietes an geeigneten 
Örtlichkeiten zu finden und kommt bis in die obere Bergregion hinauf 
vor. Es ist noch kleiner, wenigstens schlanker, als selbst die kleinsten 
Vertigo- Arten und kann bei seiner spitzen Gehäuseform mit der 
charakteristischen, dreizähnigen Mündung und der weisslichen Färbung 
mit keiner anderen Art verwechselt werden, da die Arten der einzigen 
nahe verwandten europäischen Gattung Zospeum Dgt., deren Tierchen 
vier Fühler haben, aber augenlos sind, nur in den Höhlen Krains 
(am feuchten Boden, sowie an den Stalaktiten und Wänden der 
Grotten) vorkommen. 


b. Wasserschnecken. 


9. Familie. Limnaeidae. 


Tier im Wasser lebend, durch eine Lungenhöhle atmend. 
Augen an der inneren Seite der Fühlerbasis gelegen. Gehäuse 
dünnschalig, deekellos, sehr verschieden gestaltet. 


Unterfamilie Limnaeinae (lessin. 


Tier gedrungen, mit breiten, dreieckigen Fühlern. Kiefer aus 
einem grösseren Mittelstück und zwei kleineren, seitlichen, mit 
ihm beweglich verbundenen Stücken bestehend. Gehäuse rechts 
gewunden. 


20. Gattung. Limnaea Lamarck. 
Schlammschnecke. 


Tier sehr diek, bräunlichgelb bis olivengrün, mit helleren oder 
dunkleren Punkten bedeckt. Kopf vorn breit, quer abgestutzt 
und in der Mitte ausgerandet, Fühler zusammengecrückt, lappig- 
dreieckig, an der innern Seite der Basis die Augen tragend. 
Fuss vorn quer abgestutzt, nach hinten verschmälert, keilförmig. 
Kiefer dreiteilig, klein, mit breitem Mittelstück und seitlichen, 
etwas gebogenen, schmäleren Nebenstücken. Zunge mit sehr 
kleinem Mittelzahn und zwei- bis mehrspaltigen Seitenzähnen. 


9. Familie. Limnaeidae. 145 


Atem- und Geschlechtsöffnung rechts. Gehäuse rechts gewunden, 
geritzt, ziemlich dünnschalig, so dass bei manchen Arten die 
Färbung des Mantels deutlich durchscheint. Form des Ge- 
häuses sehr verschieden, von rundlich-eiförmig bis zu schlank- 
spindelförmig oder getürmt. Der letzte Umgang an Grösse 
meist sehr überwiegend. Mündung weit, eiförmig. Mundsaum 
scharf oder erweitert, Mundränder durch deutlichen, lamellen- 
artigen Spindelumschlag verbunden. Die Spindel bildet an der 
Mündungswand fast stets eine Falte. Die Eier sind von gallert- 
 artigem Schleim eingehüllt und bilden ei- oder wurmförmige, 
durchsichtige Laiche, die unter Wasser an verschiedenen Gegen- 
ständen abgesetzt werden. 


Übersicht der Gruppen und Arten. 


l. Gewinde so lang oder länger als die 
Minduns tut; ET MROS PEUN LEN CR TVET RR 2. 

Gewinde immer kürzer als die ne 
Gruppe Gulnaria Leach, . . . ES 


2. Letzter Umgang bauchig erweitert, Ge- 
winde sehr schlank und spitz: 
Gruppe Limnus Montfort: L. stagnalis Linne. 
Letzter Umgang nur wenig aufgeblasen: 
Gruppe: Limnophysa, Pitzinger, ".ı. Men lon si. 


3. Gehäuse rundlich-ohrförmig, fast oder 


eBensoabreittalsnlaner. „Wir Ban Bin engel 
Gehäuse länglich-eiförmig, immer länger 
SISSIDEOTSGEEE EHER AEN BIT DERTTTORRIER..  HAN IE NESE 


4. Gewinde nicht über die Mündung hervor 
ragend, Spindelfalte nur schwach ange- 


deuterze. .. .. : . . . L. ampla Hartm. 
Gewinde über die Mündine ori 
Spindelfalte kräftig: . . . . . . .L. aurieularia Zinne. 


5. Gewinde ein Drittel der ARME LER oder 
RochHläanger,  ..r. et 0: 
Gewinde nur ein Viertel Gi le 
länge oder noch kürzer, letzter ne 
gleichmässig gewölbt: . . . Je L. ovata Dyp. 


6. Letzter Umgang bedeutend breiter als 


dervorletzte, se =. ul L;, lagotisl/Schrenk: 
Merkel, Mollusken. 10 


146 9. Familie. Limnaeidae. 


Letzter Umgang nur wenig breiter als der 
vorletzte, Gehäuse daher ziemlichschlank: L. peregra Müller. 


7. "Gehäuse 'sehr klein, unter'10 mm Länge . „14.2 VEsissrgggee 
Gehäuse grösser, stets über 10 mm 
Tängen ı. WWURhE . L. palustris Müller. 


8. Gewinde wendeltreppenartig abgesetzt:. L. truncatula Müller. 


1. Gruppe. Limnus Montfort. 
Gehäuse sehr gross, verlängert-eiförmig, ziemlich dünnschalig. 
Gewinde turmförmig, sehr spitz; Umgänge sechs bis acht, letzter 
Umgang sehr aufgeblasen. Mündung weit. 


101. Limnaea stagnalis Linne. 

Tier gross, gelblichgrau mit weissen, dicht stehenden Fleckchen 
über den Augen und an den Seitenrändern des Kopfes. Sohle 
dunkler, mit hellerem Rande. Jüngere Tiere meist heller gefärbt. 
Gehäuse gestreckt-eirund, mit schlanker, turmförmig ausge- 
zogener, scharfer Spitze, ungenabelt, fein und unregelmässig 
gestreift, durchscheinend, gelblichhornfarben; Umgänge sechs bis 
sieben, selten acht, anfangs langsam zunehmend und flach, ein 
spitz-kegelförmiges Gewinde bildend, dann sich rasch 
erweiternd zu dem bauchig aufgeblasenen, gerundeten oder 
schwachkantigen, letzten Umgange, welcher so lang oder länger 
als das Gewinde ist. Mündung undeutlich eirund, bei typischen 
Stücken etwas länger als das Gewinde. Mundsaum scharf, kaum 
erweitert. Mundränder durch breiten, dünnen Spindelumschlag 
verbunden. Aussenrand bogig ausgeschweift und etwas 
stumpfeckig vorgezogen (bei vollendetem Gehäuse). Spindel frei, 
ohne innere Naht, den Einblick von unten bis zur Spitze 
gestattend. Die Spindel bildet mit der Mündungswand bei 
ihrem Vortritt an die Mündung eine deutliche Falte. L. 40—60, 
selbst 70 mm, Br. 17—30 mm. Ein mir vorliegendes typisches 
Stück zeigt folgende Dimensionen: Länge 50, Breite 25, Ge- 
winde 20, Mündung 30:15 mm. 


1. Var. vulgaris West. 

Gehäuse schlank, mit wenig erweitertem, Kantenlosem> 
letztem Umgange und ziemlich schmaler, länglich - eiförmiger 
Mündung, welche so lang oder kürzer als das Gewinde ist. L. 45, 
Br. 19 mm, Mündung 22:11 mm. 


9. Familie. Limnaeidae. 147 


2. Var. turgida Menke. 


Gehäuse kurz, gedrungen, mit aufgeblasenem, stumpf- 
kantigem, letztem Umgang, ziemlich breiter, fast vier- 
eckiger Mündung, welche das Gewinde mehr oder weniger 
an Länge übertrifft. L. 39, Br. 26, Mündung 23:16 mm. 


3. Var. producta Colbeau. 


Gehäuse festschalig, Gewinde sehr verlängert und zuge- 
gespitzt, länger als die Mündung; neun langsam zunehmende, 
wenig gewölbte Umgänge; der letzte mehr aufgeblasen und 
etwas winkelig. Mündung weit, nach oben und aussen stark 
gewinkelt. Aussenrand fast senkrecht abfallend. L. 65, Br. 29, 
Mündung 31: 17 mm. 


4. Var. palustriformis Kobelt. 


Gehäuse klein, dünnschalig, mit diekem, plumpem, aber 
zugespitztem Gewinde von der Länge der Mündung, letzter 
Umgang oben kantig. L. 40, Br. 20, Mündung 20:13 mm. 

Aufenthalt: In stehenden und langsam fliessenden Ge- 
wässern, doch nicht in höheren, kälteren Gebirgswässern. 


Verbreitung: Europa, Westasien, Sibirien und Nordamerika. 


Schlesische Fundorte: Limnaea stagnalis ist durch 
ganz Schlesien sehr gemein und fehlt nur im Gebirge, doch 
wird sie von Reinhardt noch aus Kunzendorf im Gebiet des 
mährischen Gesenkes und aus Stohnsdorf im Riesengebirge 
aufgeführt. Die var. vulgaris West. kommt besonders schön 
im Waschteich bei Breslau, var. turgida bei Pirscham, var. 
producta in Ohlelachen am Weidendamm bei Breslau vor; 
var. palustriformis Kob. fand Herr Jetschin in Weidenau in 
Österr.-Schlesien. 


Die Art ist durch den aufgeblasenen, letzten Umgang im Verein 
mit dem langen und spitz ausgezogenen Gewinde unter allen Limnäen 
ausgezeichnet, doch gerade in Bezug auf diese beiden Hauptmerkmale 
sehr wandelbar und hierin, wie es scheint, von dem Nahrungsreichtum 
und der sonstigen Beschaffenheit ihres Aufenthaltsortes abhängig. — 
Die mir von schlesischen Fundorten bekannt gewordenen Abweichungen 
von der typischen Form beziehen sich vorzugsweise auf zwei durch 
die mannigfaltigsten Übergänge verbundene Formenkreise, deren 
äusserste Endglieder als var. vulgaris West. und var. turgida Menke 
bezeichnet werden können, deren erste durch die geringe Erweiterung 
des letzten Umganges unter Beibehaltung des langen und zugespitzten 
Gewindes, deren letzter dagegen durch stark verkürztes Gewinde unter 
Beibehaltung des stark erweiterten, letzten Umganges gebildet ist. 

10* 


148 9. Familie. Limnaeidae. 


Eine dritte Form entspricht durch ihr sehr langes und spitzes Gewinde 
und den etwas winkeligen, stark aufgeblasenen, letzten Umgang mehr 
oder weniger der var. producta, ohne sie jedoch ganz zu erreichen, 
während eine von Jetschin gefundene Hungerform nach den mir 
freundlichst mitgeteilten Exemplaren der var. palustriformis Kob. 
entspricht. 


2. Gruppe. Gulnaria Leach. 

Gehäuse rundlich-eiförmig, dünnschalig, Gewinde kegelförmig, 
kurz oder sehr kurz. Umgänge vier bis fünf, sehr schnell zu- 
nehmend, letzter Umgang sehr aufgeblasen, den grössten Teil 
des Gehäuses ausmachend. Mündung sehr weit, gerundet. 


102, Limnaea aurieularia Linne. 

Tier länglich-eiförmig, diek und plump, olivenbraun bis schwarz- 
grau gefärbt, weiss oder gelb punktiert, Farbe des Mantels durch 
das Gehäuse durchscheinend, in der Nähe der Mündung gelb 
mit grossen, runden, teils auch unregelmässigen, schwarzenFlecken, 
weiter nach hinten schwarz mit ebenso grossen, gelben Flecken. 
Im Jugendzustande sind die Tiere heller, gelblich, durchscheinend 
und mit sehr kleinen, dicht stehenden, schwarzen Fleckchen be- 
setzt. Gehäuse gross, ohrförmig, fastso breitals lang, 
genabelt, dünnschalig, fein gestreift, zuweilen mit den, auch bei 
andern Limnäen auftretenden, hammerschlagartigen Eindrücken 
versehen, durehscheinend, horngelb, oft wie alle Limnäen durch 
dichten, schwer zu entfernenden Schlammüberzug dunkel gefärbt. 
Umgänge vier, sehr schnell zunehmend, gewölbt, der letzte 
- blasenförmig aufgetrieben, fast das ganze Gehäuse aus- 
machend. Die ersten drei Umgänge bilden ein kurzes, spitzes, 
kegelföürmiges Gewinde von etwa 4 mm Länge. Naht 
ziemlich tief, Mündung sehr weit, Mundsaum scharf, erweitert, 
zuweilen flach ausgebreitet oder auch etwas umgeschlagen. 
Mundränder verbunden, Spindelumschlag unten gelöst, eine ziem- 
lich lange Nabelrinne bildend.. Aussenrand fast halbkreis- 
förmig, Innen- oder Spindelrand fast gerade. Spindel an der 
Mündungswand durch ihre Drehung eine kräftige Falte und 
oberhalb dieser eine ziemlich tiefe Einbuchtung bildend. 
Spindelumschlag und Spindelfalte weiss, perlmutterartig. Länge 
25—30, Breite 20—30 mm. Ein mässig grosses, typisches Stück 
zeigt folgende Dimensionen: L. 30, Br. 29, Gewinde 5, Mündung 
23:17 mm. 


9. Familie, Limnaeidae. 149 


Aufenthalt: In stehenden und langsam fliessenden Ge- 
wässern, besonders in Lachen, auf schwimmenden Wasserpflanzen 
sitzend, am Boden kriechend oder an der Wasseroberfläche mit 
nach unten gerichtetem Gehäuse schwimmend. 


Verbreitung: Europa und Nordasien. 


Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Kl.-Tschantsch, 
Pirscham und Morgenau in der Ohle und den in ihrer Nähe 
befindlichen Wasserlöchern; im Waschteich und im Teiche 
des botanischen Gartens; in Oderlachen bei Ransern und 
Oswitz; im Juliusburger Wasser bei Domatschine, Sackerau 
und Glockschütz; in der Weide und ihren Lachen und Armen 
bei Hundsfeld, Gross-Bischwitz und Schottwitz; in der Lohe 
bei Masselwitz. — Strehlen, Dirsdorf bei Nimptsch. — In 
Oberschlesien bei Ratibor und im Mühlenteiche bei Kobylino, 
Kreis Oppeln. — In Niederschlesien und der Lausitz: in 
Buchten der Neisse und in der Weinlache bei Görlitz, im 
Daubitzer Teich und im Hammerteiche. 

Limnaea auriceularia /L. ist eine durch das ganze Gebiet in der 
Ebene häufig vorkommende Art. Durch ihr grosses, ohrförmiges 
Gehäuse mit kurzem, etwa 5 mm langem Gewinde ist sie von allen 
andern Arten der Gattung leicht zu unterscheiden; nur die folgende 
Art, L. ampla Hartmann, ist ihr sehr ähnlich und wird von manchen 
Autoren mit ihr vereinigt. Beide Arten sind jedoch gut unterschieden 
und lassen sich immer ohne Schwierigkeit trennen. Bei L. auricularia 
wird die Mündung von dem Gewinde deutlich überragt, auch ist die 
Spindel beim Vortritt an die Mündung stark spiralig gedreht 
und bildet dadurch an der Mündungswand eine ziemlich tiefe Ein- 
“ buchtung. Bei L. ampla ist das Gewinde so stark verkürzt, dass es 
in den meisten Fällen sogar von der Mündung noch überragt wird; 
die Spindel zeigt beim Vortritt an die Mündung eine viel schwächere 
spiralige Drehung und bildet deshalb mit der Mündungswand nur eine 
ganz unbedeutende Einbuchtung. Der Innenrand der Mündung ver- 
läuft daher bei L. ampla fast geradlinig, während er bei auricularia 
eine tiefe Einbuchtung zeigt. 


103. Limnaea ampla Hartmann. 


Tier derber als das vorige, schmutzig rostgelb mit weissen 
oder hellgelben Punkten besetzt. Mantel am Gehäuserande gelb — 
mit unregelmässigen, schwarzen — weiter nach dem Gewinde zu 
schwarz — mit ziemlich regelmässigen, kleinen, runden, gelben 
Flecken. Gehäuse gross, ohrförmig, sehr bauchig und 
meist ebenso breit wiehoch oder noch breiter, genabelt, 
sehr dünnschalig, feingestreift, häufig gegittert (gehämmert), horn- 


150 9. Familie. Limnaeidae. 


gelb. Umgänge vier, sehr schnell zunehmend, der letzte 
blasenförmig aufgetrieben, fast das ganze Gehäuse aus- 
machend. Die ersten drei Umgänge bilden ein sehr ver- 
kürztes, kaum vorragendes, 1 bis höchstens 2 mm 
langes, spitzes Gewinde. Naht tief, zuletzt in die Höhe 
steigend. Mündung sehr weit, rundlich. Die obere 
Mündungsecke liegt mit der Wirbelspitze fast in 
gleicher Höhe. Mundsaum scharf, sehr erweitert, oft stark 
umgeschlagen. Mundränder verbunden. Spindelumschlag oben 
und unten gelöst, unten eine ziemlich lange Nabelrinne bildend. 
Aussenrand fast halbkreisförmig, der obere Teil desselben von 
der Anfügungsstelle nicht reehtwinklig ausgehend, sondern 
aufsteigend und dadurch das Gewinde bedeutend über- 
ragend. Spindelfalte nur schwach angedeutet, Ein- 
buchtung zwischen Mündungswand und Spindel sehr 
unbedeutend. L. 30-40, Br. 29—39 mm. 


Var. monnardi Hartmann. 

Gehäuse sehr gross, fast hutförmig, sehr dünnschalig. Ge- 
winde meist vollkommen eingesenkt, vom oberen Mund- 
rande weit überragt. Mündung ausserordentlich weit, 
fast kreisförmig. Mundsaum fast flügelartig ausge- 
breitet und stark umgeschlagen. Spindelumschlag stark 
gelöst; Oberrand fast senkrecht emporsteigend und das 
Gewinde (von vorn gesehen) verdeekend. L. und Br. bis 32 mm. 

Aufenthalt: In stehenden und langsam fliessenden Ge- 
wässern mit kiesigem Grunde. 

Verbreitung: Europa. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau in der Ohle bei 
Rotkretscham und Pirscham, in der Weide bei Hundsfeld; 
die Varietät bisher nur in der Ohle und einigen Lachen 
derselben gefunden. 


L. ampla Hartmann scheint in Schlesien viel seltener zu sein 
als die vorige Art. Zuweilen kommt sie mit ihr zusammen vor, ist 
aber an den oben genannten Merkmalen immer gut von ihr zu unter- 
scheiden. Die var. monnardi Hartm. unterscheidet sich vom Typus 
durch den noch stärker verbreiterten und fast flügelartig umgeschlagenen 
Mundsaum. 


104. Limnaea lagotis Schrenk. 
Syn.: Limnaea vulgaris Am. 
Tier gelbliehgrau mit kleinen, gelblichweissen Punkten besät. 
Gehäuse mittelgross, höher als breit, eiförmig, ziemlich bauchig, 


9. Familie. Limnaeidae. 151 


kaum bemerkbar geritzt, fein gestreift, wenig glänzend, durch- 
scheinend, gelblich hornfarben. Umgänge vier bis fünf, gewölbt, 
nach unten verlängert; der letzte Umgang nicht so deut- 
lich bauchig wie bei L. auricularia, in eine schlanke 
Spitze ausgezogen. Naht tief einschneidend, fast skalariden- 
ähnlich. Mündung spitz-eiförmig, fast drei Viertel der ganzen 
Höhe betragend. Mundsaum gerade, Aussenrand gleich von der 
Anfügungsstelle aus regelmässig bogig oder auch eine kurze 
Strecke weit horizontal. Spindelfalte breit, sehr dünn. L. 23, 
Br. 15 mm. 
l. Var. alata Sporleder. 

Gehäuse breit-oval, mit plumperem Gewinde, Naht vorn 
stark hinaufsteigend. Mündung erweitert, Mundsaum mit der 
Neigung sich flach auszubreiten und etwas nach aussen 
umgebogen, an der Anfügungsstelle eine kurze Strecke horizontal. 


2. Var. janoviensis Krol. 

Gewinde verlängert, gedreht, spitz-konisch, Umgänge 
fünf, regelmässig und rasch zunehmend, gewölbt, der letzte 
stark in die Länge gezogen, von oben her etwas nieder- 
gedrückt, Mündung verlängert-eirund. Mundsaum scharf, mit 
weisser, rötlich durcehscheinender, nicht bis zum 
äussersten Rande reichender Lippe belegt. Aussenrand 
oben kürz bogig, dann gestreckt und fast senkrecht. 

Aufenthalt: In Gräben und Sümpfen. 

Verbreitung: Europa, Sibirien. 

Schlesische Fundorte: Klein-Tschantsch bei Breslau; 
Weinlache bei Görlitz, Neuhammerteich in der Lausitz (nach 
Jordan). — Var. alata in Schottwitz bei Breslau; var. jano- 
viensis in sumpfigen Lachen bei Grüneiche und bei Neukirch 
in der Nähe von Breslau, nach Goldfuss auch bei Kreuz- 
burg und Brieg. Auch die von Scholtz in „Schlesiens Land- 
und Wassermollusken“ S. 93 als L. vulgaris Pfeiff. aus der 
Umgegend von Breslau und von Löwenberg aufgeführte 
Schnecke stimmt nach ihrer Beschreibung mit L. lagotis 
überein und dürfte daher mit ihr zu identifizieren sein. — 
Wahrscheinlich findet sich die Art durch das ganze Gebiet 
zerstreut, wie sie auch in Brandenburg vorkommt. 

L. lagotis ist eine der schwierigeren Limnäenformen und wird von 


verschiedenen Autoren teils als Varietät von L. auricularia, teils als 
 Subspecies derselben, teils auch als selbständige Art aufgefasst. Ob- 


152 9. Familie. Limnaeidae. 


wohl ihre nahe Verwandtschaft mit L. aurieularia nicht zu verkennen 
ist, so fehlt es doch ebensowenig an verwandtschaftlichen Anklängen 
an L. ovata, so dass eine selbständige Mittelstellung zwischen beiden 
sich wohl rechtfertigen lässt, umsomehr, da eine nicht geringe Anzahl 
von Formen, von denen allerdings nur wenige in Schlesien beobachtet 
worden sind, sich an diese als ihren Mittelpunkt anlehnen. Von 
jüngeren en der L. aurieularia unterscheidet sich L. lagotis 
durch das bedeutendere Überwiegen der Längenausdehnung gegenüber 
der Breite, durch höheres Gewinde und engere Mündang; von L. ovata 
hauptsächlich durch höheres und schlankeres Gewinde und den weniger 
bauchigen, letzten Umgang. 


105. Limnaea ovata Draparnand. 


Tier mit ringsum lappig gekerbtem Fusse, dunkelolivengrün 
mit weissen Fleckehen. Färbung des Mantels weniger lebhaft 
als bei der vorigen Art. Gehäuse mittelgross, eiförmig, immer 
höher als breit, mit deutlichem Nabelritz, sehr dünnschalig, fein 
gestreift, ziemlich glänzend, durchscheinend, horngelblich. Um- 
gänge vier bis fünf, schnell zunehmend, schön gewölbt, nach 
unten sich sehr verlängernd, der letzte Umgang gleichmässig 
aufgetrieben. Gewinde kurz, kegelförmig gedrungen, 4 bis 
5 mm hoch. Naht ziemlich tief. Mündung länglich -eiförmig, 
oben spitz zulaufend, unten breit, Länge 15, Breite 8 mm, Mund- 
saum scharf, gerade, nicht erweitert, schwach lippig verstärkt, 
von seinem Ansatz an sofort schräg nach unten ver- 
laufend. Mundränder durch zarten, unten gelösten Spindel- 
umschlag verbunden. Aussenrand gleichmässig schön und 
ziemlich stark gebogen. L. 20, Br. 15 mm. 


1. Var. inflata Kobelt. 


Gehäuse sehr gross, äusserst dünnschalig, sehr aufge- 
trieben, stark gestreift, Mündung rein eiförmig, Spindelum- 
schlag sehr zart, Spindelfalte deutlicher als bei der Normalform. 
L. 26, Br. 18, Mündung 20:13 mm. 


2. Var. patula DaCosta. 

Gehäuse ziemlich festschalig, Gewinde sehr kurz, etwa ein 
Viertel der Gehäuselänge. Umgänge rascher zunehmend, nach oben 
mehr erweitert, der letzte Umgang aufgeblasen. Mündung 
verhältnismässig breiter als bei der Normalform. L. 18—23, 
Br. 14—19, Mündung 16—20 :11—12 mm. 

Aufenthalt: In stehenden und sehr langsam fliessenden 
Gewässern, besonders in Gräben, zwischen Wasserpflanzen. 





9, Familie. Limnaeidae. 153 


Verbreitung: Europa. 

Schlesisehe Fundorte: A. An Steinen in der Biele 
bei Freiwaldau. — 6. Altheide, Olbersdorf und Landeck an 
Steinen in der Biele, Eisersdorf bei Glatz (im sogenannten 
Goldloch), Haunold bei Gnadenfrei (im Mühlenteich), Dirsdorf 
bei Nimptsch. — R. In Teichen bei Giersdorf und Stohns- 
dorf. — I, Schwarzbach. — L. In der Weinlache und in 
Neissebuchten bei Görlitz, im Neuhammerteiche bei Kohl- 
furt (nach Jordan). — P. Schwierse bei Öls (mach Rohrmann). 
— E. Um Breslau im botanischen Garten, bei Morgenau, 
Zedlitz, Grüneiche, Klein-Tschantsch, Gross-Bischwitz, Schott- 
witz, Glockschütz, Neukirch, Lissa (Chausseegraben). — 
Strehlen. — Var. patula: bei Kreuzburg, KobylIno und 
Brieg (nach Goldfuss). Var. inflata: in Strassengräben bei 
Zedlitz und Bischwitz und in Ohlelachen am Weidendamm 
bei Breslau. 

Limnaea ovata Drp. ist von L. aurieularia und ampla durch ihr 
länglich-eiförmiges Gehäuse, dessen Mündung immer erheblich 
länger als breit ist, deutlich zu unterscheiden. VonL. lagotis unter- 
scheidet sie das plumpe, kürzere Gewinde mit weniger tief eingesenkter 
Naht und der mehr aufgeblasene, letzte Umgang, von L. peregra die 
regelmässigere und stärkere Wölbung des letzten Umgangs, die etwas 
breitere Mündung mit stärker und regelmässiger gebogenem Aussen- 
rande, während bei L. peregra der letzte Umgang unter der Naht 
etwas kantig vorgewölbt, die Mündung schmäler und der Aussen- 
rand nur schwach gebogen erscheint. — L. ovata ist eine überaus 
vielgestaltige Art, doch ist es, wie bei allen Limnäen, kaum möglich, 
gut begrenzte Varietäten herauszuheben; die beiden oben angeführten 
können nur als Formenkreise gelten, von denen nach verschiedenen 
Seiten hin Übergänge stattfinden. — L. ovata ist in der Ebene gleich- 
mässig verbreitet, aber schon im Vorgebirge, wo sie durch die fol- 
sende Art ersetzt wird, selten zu finden. 


106. Limnaea peregra Müller. 

Tier derb, kurz und breit, Farbe gelblichgrau, mit vielen 
hellgelblichen Punkten versehen. Mantel grau mit schwärzlichen 
Flecken. Gehäuse mittelgross, verlängert-eiförmig, von etwas 
gedrungener und kantiger Form, mit deutlichem Nabelritz, 
seltener ungenabelt, ziemlich festschalig, fein und dicht 
gestreift, häufig gegitter, nur schwach durchscheinend, 
von hellhornbrauner Farbe. Umgänge vier bis fünf, sehr lang- 
sam zunehmend, gewölbt, nach unten verlängert. Der letzte 
Umgang gleich unter der Naht etwas kantig vorge- 


154 9. Familie, Limnaeidae. 


wölbt. Gewinde kurz, kegelförmig, meist 4—5 mm lang. Naht 
tief. Mündung spitz-eiförmig. Mundsaum scharf, nicht erweitert, 
meist mit schwacher, weisser Lippe belegt, häufig mit ein bis 
zwei überbauten Lippenanlagen versehen. Dimensionen der 
Mündung 11:7 mm. Mundränder durch unten gelösten Spindel- 
umschlag verbunden. Aussenrand von der kantigen Vorwölbung 
des letzten Umganges an nur sehr wenig gebogen. Spindel- 
rand gerade, durch starken Umschlag eine Nabelrinne bildend, 
halb so lang als der Aussenrand. Spindelfalte schwach. 
L. 15 (bis 22), Br. 9 mm. 

Aufenthalt: In seichten, stehenden und langsam fliessenden 
Gewässern, vorzugsweise gern in härterem, klarem Gebirgs- 
wasser. 

Verbreitung: Europa, Nordafrika, Westasien. 

Schlesische Fundorte: A. Freiwaldau, Nieder-Linde- 
wiese, Setzdorf. — @. Landecker Thermen, Mittelwalde und 
Heinersdorf bei Patschkau (var. mierostoma Kob. [?]), Alt- 
heide, Dirsdorf bei Nimptsch. — Z. Ströbel bei Zobten. — 
W. Freiburg, Bärdorf bei Kynau, in der Weistritz bei 
Kynau, Hermsdorf bei Liebau. — B. Baumgarten, Bolken- 
hayn, Gröditzberg. — R. Weihrichsberg bei Warmbrunn, 
Giersdorf am Kynast. — I. Friedeberg am Queis, Rabishau, 
Schwarzbach (var. eurta Clessin). — L. Görlitz, Biesnitz, 
Moys und Sohra. — P. Stradam bei Gross- Wartenberg, 
Schwierse bei Öls. — E. Morgenau und Neukirch bei Breslau 
(nach Scholtz). Strehlen, Kreuzburg, Kobylino bei Oppeln. 


Limnaea peregra gehört zu den kleineren Arten der einheimischen 
Limnäen. In Form und Grösse kommt sie der vorigen Art, Limnaea 
ovata, am nächsten, ihr Gewinde ist jedoch länger, die Umgänge sind 
weniger gewölbt, fast etwas walzenförmig, auch die Mündung schmäler 
und das ganze Gehäuse daher schlanker. Auch von kleineren Formen 
der L. lagotis ist L. peregra hauptsächlich durch die weniger ge- 
wölbten Umgänge zu unterscheiden. Dem Fusse der Sudeten und 
des schlesisch-polnischen Landrückens entlang ist L. peregra durch 
ganz Schlesien überall verbreitet, dagegen scheint sie in der tieferen 
Ebene meist zu fehlen. 

Eine etwas kürzere Form mit mehr zusammengeschobenem Ge- 
winde, stärker gewölbten Umgängen und breiter Mündung, welche ich 
in Schwarzbach im Isergebirge in einem mit Holz ausgekleideten 
Wasserbehälter fand, dürfte der var. curta (lessin entsprechen, 
während eine von Jetschin bei Patschkau und von mir bei Mittel- 
walde in kleinen Gräben gesammelte, kleinere und schlankere Form, 
deren Gewinde fast so lang als die Mündung ist, der var. microstoma 
‚Kobelt nahe steht. 





9. Familie. Limnaeidae. 155 


Wie alle Limnäen (und Planorben), so versteckt sich auch die in 
Rede stehende Art, sobald das von ihr bewohnte Gewässer zufriert, 
in den Schlamm und verfällt, wahrscheinlich aus Mangel an Atem- 
luft, in einen Winterschlaf. Im Sommer kann man sie zuweilen an 
aus dem Wasser hervorragenden Gegenständen emporkriechen sehen, 
doch konnte ich nie beobachten, dass sie sich, wie ihr Name andeutet, 
weit vom Wasser entferne. 


3. Gruppe. Limnophysa Fitzinger. 
Gehäuse verlängert-eiförmig, ziemlich festschalig; Gewinde 
kegelförmig bis turmförmig, Umgänge fünf bis sieben, langsam zu- 
nehmend, letzter Umgang wenig aufgeblasen, Mündung ziemlich eng. 


107. Limnaea palustris Müller. 
Syn.: Limnaeus silesiacus Scholtz, in Scholtz, Schles. Moll. pag. 97. L. fuscus 
Pf. ebendaselbst, pag. 98. 


Tier länglich-eiförmig, mit zugerundetem Schwanzende. Farbe 
schwarzgrau, mit kleinen, weissen oder gelben Pünktchen besetzt. 
Sohle dunkler, nur am Rande punktiert. Gehäuse verlängert- 
eiförmig, spitz ausgezogen, ungenabelt, starkschalig, äusserst 
fein, dieht und regelmässig gestreift, die Längs- 
streifung durch sehr feine, spiralige Querstreifung 
unterbrochen. Häufig mit groben Längs- und Querrunzeln ver- 
sehen, welche eine gitter-- oder hammerschlagartige Skulptur 
bilden, seidenglänzend, kaum durchscheinend, nur bei jüngeren 
Stücken durchscheinend, horngelb bis hornbraun. Umgänge sechs 
bis sieben, langsam zunehmend, wenig gewölbt, der letzte 
wenig aufgeblasen, meist kürzer als das Gewinde. Gewinde 
kegelförmig oder turmförmig, meist länger, oft viel länger als 
die Mündung. Naht nur wenig vertieft. Mündung spitz-eiförmig, 
etwa halb so lang als breit, innen glänzend, rotbraun, mit 
violetter, nach aussen oft weiss gerandeter, schwacher 
Lippe belegt. Mundränder durch schwachen, fest angedrückten 
Spindelumschlag verbunden; Aussenrand bogig, Spindel beim 
Vortritt an die Mündung eine deutliche Falte bildend und sich 
nach links stark zurückbiegend. L. 15—20, Br. S—10 mm. 


l. Var. corvus @melin. 

Gehäuse sehr gross, sehr diekschalig, meist gitter- 
artig gerippt und gehämmert, meist ohne Glanz, undurchsichtig, 
dunkelhornbraun oder schwärzlich. Gewinde mehr oder weniger 
ausgezogen. Naht zuweilen stark vertief. Mündung innen 
kastanienbraun. L.'30—38, Br. 12—18 mm. 


156 9, Familie. Limnaeidae. 


2. Var. turrieula Held = silesiacus Scholtz. 

Gehäuse mittelgross, schlank, turmförmig ausgezogen, 
mit deutlichem Nabelritz, ziemlich dünnschalig, gelblich- 
hornfarben. Umgänge sieben, sehr langsam zunehmend. Ge- 
winde sehr verlängert, turmförmig zugespitzt, viel 
länger als die Mündung. Naht ziemlich tief. Mündung 
klein, mit zweifarbiger Lippe. Spindelumschlag nach unten 
etwas gelöst. L. 10-—18, Br. 5—7 mm. 

Aufenthalt: In Sümpfen und stehenden Gewässern mit 
sehlammigem Grunde, daher vorzugsweise in der Ebene; var. 
corvus in grösseren, tiefen Lachen, var. turricula meist in 
pflanzenreichen Gräben. 

Verbreitung: Europa, Westasien, Sibirien. 


Schlesische Fundorte: @. Braunau. — I. Löwen- 
berg (var. fuscus nach Neumann), Rabishau. — L. In der 
Weinlache bei Görlitz (auch var. fuscus nach Jordan), Moys, 
Posottendorf, Sternteich bei Leopoldshain. — P. Schwierse 


bei Öls, Mittel-Stradam bei Gross-Wartenberg, Trebnitz. — 
E. Um Breslau bei Morgenau, Zedlitz, Klein-Tschantsch 
(auch var. fuscus nach Scholtz), Gross-Bischwitz. — Ratibor.. 
Var. corvus: Um Breslau bei Morgenau, Rosenthal, 
Sehottwitz; bei Brieg und Kreuzburg, in der Weinlache und 
im Hammerteiche bei Kohlfurt. 
Var. turrieula: Um Breslau bei Zedlitz, Schwoitsch, Klein- 
Tsehantsch, Neukirch und Lissa. Stradam, Kreuzburg, Görlitz. 
Limnaea palustris ist von allen übrigen Arten der Gattung durch 
das lange Gewinde und den wenig aufgeblasenen, letzten Umgang 
unterschieden, durch welche Eigenschaften das Gehäuse ein mehr 
gestrecktes, fast schraubenförmiges Aussehen erhält. Auch diese Art 
variiert sehr bedeutend in Bezug auf Grösse, Länge des Gewindes 
und Tiefe der Naht, so dass es oft schwer hält, die vorstehend auf- 
geführten Varietäten vom Typus zu trennen. Noch weniger ist es 
mir möglich gewesen, unter den mir bekannt gewordenen schlesischen 
Stücken eine var. fusca herauszuheben und sie gegen die zahlreichen 
Übergänge fest zu begrenzen oder gar, wie Scholtz gethan, diese 
Form als selbständige Art von Limnaea palustris zu trennen. 


108. Limnaea truncatula Müller. 

Syn.: Limnaeus minutus Drp., in Scholtz, Schles. Moll. pag. 95. Limnaea 
minuta Drp., in Reinhardt, Moll.-Fauna d. Sudeten. 

Tier kurz, gedrungen, mit kurzen, sehr zusammengedrückten, 

durchscheinenden Fühlern, Farbe dunkelgrau, Sohle heller, fein 

schwarz punktiert, Mantel rötlichgrau, netzartig gezeichnet. 


9; Familie. Limnaeidae. 157 


Gehäuse klein, ei-kegelförmig, rinnenförmig genabelt, 
dünnschalig, fein gestreift, glänzend, etwas durchscheinend, horn- 
gelb. Umgänge fünf bis sechs, langsam zunehmend, stark ge- 
gewölbt, der letzte Umgang nicht auffallend erweitert. Ge- 
winde spitz-kegelförmig, wendeltreppenartig abgesetzt, 
etwa halb so lang als das Gehäuse. Naht sehr tief, Mündung 
ziemlich eng, eiförmig, nach oben leicht stumpfeckig, etwa halb 
so lang als breit. Mundsaum scharf, gerade. Spindelrand um- 
geschlagen, Spindelumschlag nach unten gelöst. L. 4—S, Br. 
2—4 mm. 


Forma ventricosa Mog. Tandon. 

Letzter Umgang mehr erweitert. Gewinde etwas mehr zu- 
sammengeschoben, Mündung etwas breiter. Länge 8, Breite 
5 mm. (Von Thamm bei Greifenberg gefunden, wahrscheinlich 
im ganzen Gebiet zerstreut.) 

Aufenthalt: In stehenden und langsam fliessenden Gewässern, 
vorzugsweise gern in Gräben und Quellen; zuweilen auch an 
sehr feuchten Orten unter Steinen. 

Verbreitung: Europa, Nordafrika, Nord- und Westasien. 

Schlesisehe Fundorte: Im ganzen Gebiet verbreitet. 


Limnaea truncatula, die kleinste der einheimischen Limnäen, ist 
sowohl durch ihre geringe Grösse als auch die treppenartig abgesetzten 
Windungen von allen andern Arten leicht zu unterscheiden. Die 
Unterschiede zwischen ihr und der mit ihr oft zusammen vorkommen- 
den Suceinea oblonga sind bei der Besprechung dieser Art bereits 
erwähnt worden. Um Breslau fand ich die lebende Schnecke zwar 
an vielen Orten, aber meist nur sehr vereinzelt, zuweilen an sehr 
feuchten Orten unter Steinen mit Suce. oblonga zusammen in grösserer 
Zahl; in grossen Mengen dagegen im Genist der Oder nach Hoch- 
fluten. Im Gebirge geht sie hoch hinauf; so erhielt ich sie beispiels- 
weise aus dem Kessel im Altvatergebirge, wo sie mit feuchtem Moos 
gesammelt worden war. In dieser Schnecke, seltener in L. peregra, 
lebt der Embryo des Leberegels, Distomum hepaticum, eines den 
Schafen sehr gefährlichen Saugwurmes, dessen Eier aus den Gallen- 
gängen des Schafes in den Darm und nach aussen gelangen. Im 
Wasser bildet sich das Ei zu einer bewimperten Larve aus, welche in die 
genannten Schnecken einwandert und sich zu einem Brutschlauch ent- 
wickelt; in diesem bilden sich neue Brutschläuche, und in dieser zweiten 
Generation entstehen die sogenannten Cerkarien, welche, ihren Wirt 
verlassend, mittelst eines Ruderschwanzes lebhaft im Wasser umher- 
schwimmen, dann aber an Gräsern und anderen Pflanzen empor- 
kriechen und sich verpuppen. Durch das Weiden auf sumpfigen 
Wiesen, auf denen die kleinen Limnäen und ihre Schmarotzer vor- 


kommen, werden die Schafe infiziert und gehen an der berüchtigten 
Leberfäule zu Grunde. 


158 9. Familie. Limnaeidae. 


31. Gattung. Amphipeplea Nilsson. 
Mantelschnecke. 

Tier dem von Limnaea sehr ähnlich, schleimig, vorderer 
Kopfrand kaum ausgebogen. Fühler flach, dreieckig. Kiefer 
und Zunge wie bei den Limnäen. Fuss länglich-eiförmig, hinten 
abgerundet. Mantel sehr gross, ausdehnbar, das ganze Gehäuse 
umhüllend. Gehäuse rechts gewunden, kaum geritzt, fast kugel- 
förmig, zart und zerbrechlich, mit fast flachem Gewinde; drei 
bis vier rasch zunehmende Umgänge, deren letzter fast das 
ganze Gehäuse bildet. Mündung weit, eiförmig. Spindelsäule 
stark geschweift, aber ohne Falte, Spindelumschlag sehr zart. 
Mundsaum scharf, nicht erweitert. 


109. Amphipeplea glutinosa Müller. 

Tier kurz und dick, schleimig. Mantel ringsum über 
den Rand des Gehäuses zurückgeschlagen. Tier oliven- 
farbig, mit unregelmässigen, schwarzen Flecken besetzt. Mantel 
gelb und schwarz marmoriert, Fühler flach, dreieckig. Gehäuse 
rechtsgewunden, fast kugelig, ungenabelt, sehr zart und 
dünn, sehr glatt und glänzend, fein gestreift, dicht an der Naht 
runzlig; sehr durchsichtig, glashell oder blassbernsteinfarbig. 
Umgänge drei bis vier, gewölbt, sehr rasch zunehmend. Letzter 
Umgang sehr erweitert, fast das ganze Gehäuse bildend. Die 
ersten Umgänge bilden ein sehr wenig erhobenes, fast ganz 
plattes Gewinde. Mündung weit, rundlich-eiförmig. Spindel 
ziemlich stark ausgeschweift mit sehr schwachem Umschlag. 
L. 10—15, Br. 8—11l, Mündung 13:9 mm. 

Aufenthalt: In stehenden und langsam fliessenden Gewässern, 
an Wasserpflanzen sitzend oder auf dem Boden kriechend. 

Verbreitung: Nordwesteuropa und Syrien; in Böhmen und 
in den Alpen scheint die Art zu fehlen. 

Sehlesische Fundorte: Um Breslau im Jahre 1840 
bei Zedlitz und später bei Gross-Bischwitz und in der Nähe 
der Margaretenmühle von Scholtz gefunden; in einem Teiche 
bei Daubitz, in der Lausitz an ins Wasser reichenden Baum- 
wurzeln von Jordan, von Amtsgerichtsrat Jochmann bei 
Winzig und von mir im September 1886 im Weideflusse (bei 
Glockschütz) an flutenden Wasserpflanzen gefunden. Nach 
Reinhardt kommt sie auch in Brandenburg in Flüssen und 
Seen und zwar gern zwischen der Wasserpest (Elodea 


canadensis) vor. 


9. Familie. Limnaeidae. 159 


Amphipeplea glutinosa ist durch den grossen, die Schale allseitig 
einschliessenden Mantel ausgezeichnet. Das lebende Tier erhält da- 
durch das Aussehen einer Schleimkugel und kann deshalb leicht über- 
sehen werden. Das fast kugelige, sehr zarte Gehäuse erscheint in 
Folge der dauernden Umhüllung durch den Mantel stark glänzend 
und glatt, wie poliert. Die gelbliche, schwarzgefleckte Färbung des 
Mantels ist durch das Gehäuse hindurch deutlich sichtbar, sobald das 
Tier, was bei der Berührung geschieht, den Mantel zurückzieht. Die 
ausserhalb der Schale liegenden Mantelränder sind ungefleckt. Mit 
der links gewundenen Physa fontinalis, deren Mantelränder ebenfalls 
das Gehäuse, wenn auch nur teilweise, bedecken, kann Amphipeplea 
nicht verwechselt werden, da sie ein rechts gewundenes Gehäuse 
besitzt. Das seltene Tier soll vorzugsweise im zeitigen Frühjahr zu 
finden sein. 


Unterfamilie Physinae Clessin. 


Tier zart, mit langen, pfriemenförmigen Fühlern. Kiefer ein- 
fach, Gehäuse links gewunden, sehr glatt und glänzend. 


22. Gattung. Physa Draparnaud. 
Blasenschnecke. 


Tier sehr beweglich, mit langen, dünnen, borstenförmigen 
Fühlern. Augen an der inneren Seite der Fühlerbasis. Atmungs- 
und Geschlechtsöffnung links; Mantel den Schalenrand überragend, 
in fingerförmige Fortsätze ausgezogen und der äusseren Schalen- 
oberfläche anliegend. Fuss nach hinten schmal und schlank aus- 
laufend. Gehäuse links gewunden, sehr zart und dünn, glatt 
und glänzend, eiförmig, mit kurzem, stumpfem Gewinde, kaum 
geritzt. Mündung länglich-eiförmig, viel länger als das Gewinde, 
nach oben verlängert. Spindelsäule ohne Falte. Mundsaum 
gerade, scharf. Laiche wurmförmig. 


110. Physa fontinalis ZLinne. 


Tier länglich-eiförmig, nach hinten sehr spitz auslaufend mit 
zweilappigem, in fingerförmige Fransen ausgezogenem 
Mantelsaum, welcher über die Oberfläche des Gehäuses ge- 
schlagen ist. Farbe des ausgewachsenen Tieres dunkelviolett, 
Fühler weisslichgelb, Mantel schmutziggelb, dunkel netzartig ge- 
zeichnet. Fühler dünn, borstenförmig, an der inneren Seite ihrer 
Basis die Augen tragend. Radula sehr zart, in zwei nach aussen 
gebogene Spitzen auslaufend. Gehäuse links gewunden, un- 


160 9. Familie. Limnaeidae. 


genabelt, sehr zart und zerbrechlich, der Länge nach sehr fein 
gestreift, fast glatt, sehr glänzend, durchscheinend, gelblich- 
hornfarben. Umgänge drei bis vier, ziemlich gewölbt, der 
letzte stark aufgeblasen, fast das ganze Gehäuse aus- 
machend, die ersten ein kurzes, stumpfes Gewinde bildend. 
Naht ziemlich tief. Mündung länglich-eitörmig, fast so lang wie 
das Gehäuse, nach oben spitz verengt, nach unten durch Aus- 
biegen der Spindel erweitert. Mundsaum scharf, gegen die 
Spindel etwas schwielig verdiekt und weisslich. Spindelrand 
mit breitem, weisslichem Saum belegt. L. 10-11, Br. 
5—6 mm. 

Aufenthalt: In pflanzenreichen, stehenden oder langsam 
fliessenden Gewässern, Gräben, Quellen und Sümpfen. 


Verbreitung: Europa, Nord- und Westasien. 


Schlesische Fundorte: @. Bei Landeck (nach Nees 

v. Esenbeck), Gnadenfrei. — E. Um Breslau am Weiden- 

damme, Morgenau, Pirscham, Klein-Tsehantsch, Gross- 

Bischwitz; in der Weide bei Glockschütz; bei Sibyllen- 

ort, in Lohelachen zwischen Breslau und Lissa. — In 

Oberschlesien um Rosenberg und Kreuzburg (jedoch seltener 

als die folgende, nach Goldfuss).. — In Niederschlesien 

bei Löwenberg, in der Weinlache und in Teichen bei 

Daubitz. 

Das sehr zarte, eiförmige, linksgewundene Gehäuse mit kurzem, 
stumpfem Gewinde und die fingerförmigen Mantelfortsätze lassen 
diese zierliche Art von allen übrigen Schnecken leicht unterscheiden. 
Auch die Lebhaftigkeit ihrer Bewegungen unterscheidet sich recht 
auffallend von der sprichwörtlichen Langsamkeit ihrer Klassenver- 
wandten. Scholtz giebt hierüber folgende, äusserst zutreffende Be- 
schreibung '): ,,Das Tierchen ist ungemein munter und in steter 
Bewegung, kriecht viel und gern an den Wurzeln der Wasserpflanzen 
hinauf und herunter (in einer Minute 7”—10 em), oder schwimmt an der 
Oberfläche des Wassers mit abwärts gekehrtem Gehäuse umher; auch 
lässt es sich oft auf den Grund hinab und steigt von selbigem 
wieder empor, ohne einen Gegenstand zu berühren. Kommt ihm 
auf seinen Wanderungen ein Gegenstand in den Weg, der es im 
Kriechen oder Schwimmen hindert, so giebt es seinen Unwillen darüber 
durch schnell aufeinander folgendes und heftiges nach rechts und 
links Schleudern des Gehäuses zu erkennen; vielleicht liegt auch 
in ihm das Streben, durch dieses Manöver das Hindernis zu ent- 
fernen.‘“ 


!) Scholtz, Schles. Land- u. Wassermoll, pag. 104. 


9. Familie. Limnaeidae. 161 


23. Gattung. Aplexa Flemming. 
Moos-Blasenschnecke. 


Tier dem der vorigen Gattung ähnlich, jedoch durch den 
ungelappten Mantel unterschieden. Gehäuse linksgewunden, dünn- 
schalig, glänzend, länglich-eiförmig mit spitzem, kegelförmigem 
Gewinde, kaum geritzt. Mündung spitz-eiförmig, etwa so lang 
als das Gewinde. Spindelsäule mit schwacher Falte. Mund- 
saum gerade, scharf. 


11l. Aplexa hypnorum Linne. 
Syn.: Physa hypnorum Drp., in Scholtz, Schles. Moll. p. 105 und in Zeinhardt, 
Moll.-Fauna der Sudeten p. 73. 

Tier schlank, schwarzblau, mit ganzrandigem, ganz un- 
gelapptem Mantel. Gehäuse linksgewunden, zugespitzt- 
eiförmig, fast spindelförmig, ungenabelt, dünn-, aber fest- 
schalig, sehr fein gestreift, fast glatt, sehr glänzend, durch- 
scheinend, bräunlichhornfarben. Umgänge sechs, wenig gewölbt, 
langsam zunehmend, der letzte sehr verlängert, aber nicht 
bauchig. Gewinde hoch, spitz-kegelförmig. Naht flach. 
Mündung schmal, nach oben sehr zugespitzt, unten abgerundet, 
halb so lang als das Gehäuse. Mundränder durch einen 
äusserst zarten Belag verbunden. Aussenrand fast senkrecht 
und gerade. Spindelrand kurz, Spindel beim Vortritt an die 
Mündung etwas zurückgeschlagen, schwach verdiekt und rötlich, 
am äussersten Rande weiss gefärbt. L. 12—13, Br. 4,5 mm. 

Aufenthalt: In pflanzenreichen Gräben und Torfmooren. 


Verbreitung: Europa, Nordasien und Nordamerika (Physa 
elongata Say). 

Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Morgenau, 
Ottwitz, Klein-Tschantsch, Rotkretscham, Kleinburg, Neu- 
dorf, Klein-Mochbern, Gandau; bei Löwenberg; um Kreuz- 
burg und Rosenberg. — In Niederschlesien bei Leopolds- 
hayn, bei Moys und Daubitz. 

Aplexa hypnorum ist von der vorigen Art durch das viel schlankere 
Gehäuse mit länger ausgezogenem, spitzerem Gewinde und durch das 
Fehlen der Mantelfortsätze von allen übrigen Wasserschnecken schon 
durch das linksgewundene Gehäuse zu unterscheiden. Sie besitzt 
einen sehr grossen Verbreitungsbezirk, da sie zu den sogenannten 
eircumpolaren Arten gehört. In Sibirien ist sie noch unter 73 Va ® 


nördlicher Breite auf der Taimyrhalbinsel durch Th. v. Middendorff 
Merkel, Mollusken. 11 


162 9. Familie. Limnaeidae. 


in einem am Grunde stark vereisten, stehenden Gewässer, dessen 
Temperatur am Ende des Monats Juni wenig über 0” betrug, beobachtet 
worden !'). — Auch sie bewegt sich viel lebhafter als andere Schnecken 
und taucht gern plötzlich an der Oberfläche ihres Gewässers auf, um 
sofort wieder zu verschwinden. — Um Breslau sind ihre Fundplätze 
seltener als die der vorigen Art. 


Unterfamilie Planorbinae Clessin. 
Tier schlank, mit langen, borstenförmigen Fühlern. Kiefer 
dreiteilig wie bei der ersten Unterfamilie. Gehäuse scheiben- 
förmig. 


34. Gattung. Planorbis (Guettard. 
Tellerschnecke. 

Tier schlank. Kopf vorn ausgerandet. Fühler lang, borsten- 
förmig, an der inneren Seite der Basis die Augen tragend. Kiefer 
dreiteilig; Zunge bandförmig. Zähne der Radula in geraden 
Reihen stehend, Mittelzahn schmäler als die Seitenzähne. Atem- und 
Geschlechtsöffnung links; Gehäuse demgemäss als linksgewunden 
zu betrachten ?), scheibenfürmig. Gewinde auf beiden Seiten 
oder nur auf der einen vertieft, sämtliche Umgänge beiderseits 
sichtbar. Mündung klein, durch den vorletzten Umgang mond- 
förmig ausgeschnitten. Mundränder zusammenhängend. Aussen- 
rand vorgezogen, weshalb die Mündung nicht rechtwinklig, sondern 
schief zur Achse steht. Mundsaum einfach und scharf. 


Übersicht der Gruppen und Arten. 
1. a. Gehäuse gross (Durchmesser 25 bis 
30 mm): Gruppe Coretus Adanson, Pl. corneus ZLinne. 
b. Gehäuse mittelgross (Durchmesser 


10—15 mm): 
Gruppe: Tropodiseus Stein, ..n.. „alal „Srmme 2. 
ec. Gehäuse klein oder sehr klein (unter 
10mm) „eseidiue 1er RI >: 
2. Kiel in der Mitte des Unganges ge- 
legen: , ... . Pl. carinatus Müller. 
Kiel gegen die OR I a 
ganges gelegen: . . . .» . . „Pl. marginatus Dry. 


1) E.v. Martens, Die Weich- und Schaltiere. Leipzig b. Freytag. 1883. p. 224. 
2) Dr. v. Ihering, Ist Planorbis links- oder rechtsgewunden? Nachrichts- 
blatt d. D. Mal. Ges. 1890. pag. 43—46. 








10. 


11. 


12. 


9. Familie. Limnaeidae, 


Umgänge’ breiter als hoch. 
Umgänge höher als breit, riemenartig 
aufgewunden: 

Gruppe Bathyomphalns Agassiz, 
Gehäuse flach oder schwach vertieft, 
nicht konvex 5 ; 
Gehäuse beiderseits Sc aäklens 
einerseits konvex und scharf gekielt, 
daher mehr oder weniger linsenförmig 
Umgänge sechs bis sieben; letzter 
Umgang vor der Mündung wenig 
erweitert: Gruppe Gyrorbis Agassız, 
Umgänge drei bis vier; vor der Mün- 
dung ziemlich stark erweitert: 

Gruppe Gyraulus Agassiz, 
Umgänge stark zusammengedrückt . 
Umgänge mehr oder weniger stielrund 
Gehäuse unten ganz eben, letzter 
Umgang sehr scharf gekielt: 
Gehäuse unten etwas vertieft, letzter 
Umgang stumpf gekielt: . 
Umgänge fünf bis ebohstiädeitihalb; 
sehr langsam zunehmend, halbstiel- 
rund: BI EAE 
Umgänge fünf, aka er zu- 
nehmend, stielrund: 
Gehäuseklein (Durchmesser — Sm) 
Gehäuse sehr klein (Durchmesser 
2—3 mm) 

Oberfläche ohne eiltofankies Skulptur 
Oberfläche durch deutliche Spiral- 
und Querlinien netz- oder Fed 
gezeichnet . b 

Letzter Umgang vor nr ton lung 
auffallend erweitert; Spirallinie sehr 
deutlich: 3 

Letzter Umgang vor da dndose 
nicht auffallend erweitert; Spiral- 
linie schwach und undeutlich: 
Umgänge gedrückt, oberer Mundrand 
stark vorgezog., Mundsaum ungelippt: 


. Pl. albus Müller. 


. Pl. limophilus West. 


Pl. glaber Jeffr. 
LI* 


163 


4, 
Pl. contortus Linne. 
98 
3 1ldl, 
6. 
9. 
7: 
8. 
. Pl. vortex Linne. 
. Pl. vortieulus rcheß 
‚ Pl. rotundatus Poiret. 
. Pl. spirorbis Linne. 
10. 
10% 
12. 
all. 


164 9. Familie. Limnaeidae. 


Umgänge rundlich, oberer Mundrand 
wenig vorgezogen, Mundsaum meist 


mit starker, weisser Lippe: . . . Pl. rossmaessleri Auersw. 
13. Gehäuse am Kiel mit kammförmigen 

Erhöhungen versehen:. . . . „Pl. crista Linne. 

Gehäuse am Kiel glatt: . . . . Pl. crista var. nautileus Z. 


14. Gehäuse 5—7 oder 8 mm, unterseits 

schwächer gewölbt als oberseits, Um- 

gänge innen durch Schmelzleisten ver- 

engt: Gruppe Segmentina Mleming, . -» 2. er. ). 18. 

Gehäuse kleiner (3, höchstens 6 ınm), 

sehr zusammengedrückt, vollkommen 

linsenförmig, Umgänge innen ohne 

Schmelzleisten: 

Gruppe Hippeutis Agassiz, Pl. complanatus Linne. 

15. Kiel fast am Rande der Unterseite 

gelegen, Gehäuse unten flach und 


nach dem Nabel hin vertieft: . . Pl. nitidus Müller. 
Kiel fast in der Mitte gelegen, Ge- 
häuse beiderseits gewölbt: . . . Pl. elessini Westerlund. 


1. Gruppe. Coretus Adanson. 

Gehäuse gross (25— 30 mm), Umgänge vier bis fünf, rund- 
lich, rasch zunehmend, ungekielt. Gewinde oberseits tief ge- 
nabelt, unterseits schwach vertieft, beiderseits gleich gross. 
Mündung nierenförmig. 


112. Planorbis ecorneus Linne. 

Tier gross, rötlichsammetschwarz, Sohle heller, Mantelrand 
schwarz punktiert. Fühler sehr lang und dünn, mit verbreiterter, 
zusammengedrückter Basis. Der dreiteilige Kiefer mit halb- 
mondförmigem Mittelstück und bogenförmigen Seitenteilen. Ge- 
häuse gross, scheibenförmig, oben tief genabelt, unten schwach 
eingesenkt; dickschalig, fein gestreift, mit starken Zuwachs- 
streifen versehen, fast stets gehämmert: die ersten drei bis vier 
Umgänge sind mit feinen, besonders bei jungen Exemplaren sehr 
deutlichen Spirallinien geziert, Gehäuse glänzend, olivenbraun, 
unterseits heller, gelblich bis weiss. Umgänge vierundeinhalb 
bis fünf, stielrund, ungekielt, gewölbt, unterseits schmäler 
als oben, wie zusammengedrückt, ausserordentlich schnell 
zunehmend, der letzte Umgang sehr erweitert. Das Gewinde 





9. Familie. Limnaeidae. 165 


(9—10 mm im Durehmesser) unterseits flach, nur der letzte 
Umgang etwas herabgesenkt, oberseits vom Wirbel aus 
wendeltreppenartig aufsteigend. Naht sehr tief. Mündung 
rundlich-mondförmig. Mundsaum scharf, nicht erweitert; Ober- 
rand vorgezogen. Mundränder zusammenhängend, weiss gelippt. 
Sehlund dunkelbraunrot. Br. 2530, Höhe an der Mündung 
12—13 mm. 

Aufenthalt: In allerlei stehenden Gewässern. 

Verbreitung: Europa und Kleinasien. 

Schlesiseche Fundorte: In der Ebene überall ver- 
verbreitet. 

Planorbis corneus, die grösste europäische Art dieser Gattung, ist 
durch das ganze Gebiet in der Ebene gemein. Sie wird auch als 
die Purpurschnecke des süssen Wassers bezeichnet, da sie bei Ver- 
letzungen oder wenn sie mit Salz bestreut wird, einen roten Saft 
absondert, der nach Professor v. Martens das Blut des Tieres ist'). 

Eine hier und da, z. B. bei Wehrdorf bei Patschkau und Morgenau 


bei Breslau, auftretende kleinere Form (20:8 mm) mit langsamer 
zunehmenden Umgängen dürfte identisch sein mit var. banaticus Lang. 


2. Gruppe. Tropodiscus Stein. 
Gehäuse mittelgross (10—15 mm), Umgänge fünf bis sechs, 
allmählich zunehmend, gekielt. Gewinde oberseits konkav, unter- 
seits fast eben, Mündung oval, vorn winkelig. 


113. Planorbis marginatus Draparnaud. 

Syn.: Planorbis umbilicatus Müller, in Westerlund, Fauna der i. d. palaearc. 
Region lebend. Binneneonch. — Planorbis complanatus Stein, Bgt. etc. 

Tier schlank, schwarzgrau, Fühler borstenförmig. Gehäuse 
mittelgross, flach scheibenförmig, unten fast eben, oben seicht 
konkav, festschalig, deutlich gestreift, schwach seidenglänzend, 
horngelb bis hornbraun gefärbt, meist mit einem dunklen, schwer 
zu entfernenden Überzuge versehen. Umgänge fünf bis sechs, 
allmählich zunehmend. Letzter Umgang doppelt so breit 
als der vorletzte, oben stark gewölbt, unten fast flach, 
mit stumpfem Kiel, welcher sich fadenförmig sehr tief am 
letzten Umgang ansetzt und nur von unten sichtbar ist. Ge- 
winde oben seicht konkav. Die obere Naht eine kaum engere 
Spirale bildend als die untere, welche meist auf dem Kiel hin- 


1) v. Martens, Die Weich- und Schaltiere p. 145. 


166 9. Familie. Limnaeidae. 


läuft. Mündung quer-eiförmig, aussen durch den Kiel nicht 
verändert, durch den vorletzten Umgang wenig ausgeschnitten, 
innen nur selten und undeutlich den Kiel des vorletzten Um- 
ganges aufnehmend. Mundränder zusammenhängend, einfach, 
scharf, innen mit weisser Lippe versehen; der obere Mundrand 
vorgezogen. Br. 10—15, sehr selten bis 20 mm, H. 2,5—3,5 mm. 


Aufenthalt: In stehenden Gewässern aller Art. 
Verbreitung: Europa, Nord- und Westasien. 


Schlesische Fundorte: In ganz Schlesien in der 

Ebene gemein. 

Planorbis marginatus könnte nur mit dem selteneren Plan. carinatus, 
der ihm an Grösse gleichkommt, verwechselt werden, unterscheidet 
sich jedoch von ihm durch den ganz oder fast ganz am Rande der 
Unterseite liegenden Kiel. Von dieser Art fand ich in einer pflanzen- 
reichen Wasserlache bei Breslau eine links gewundene, vollkommen 
pfropfenzieherförmig auseinandergezogene Skalaride mit fünf Umgängen. 


114. Planorbis cearinatus Müller. 


Tier schlank, gelbliehgrau. Gehäuse mittelgross, flach scheiben- 
förmig, sehr zusammengedrückt, ziemlich dünnschalig, sehr 
fein gestreift, ziemlich glänzend. Umgänge vier bis fünf. 
Letzter Umgang mehr als doppelt so breit als der vorletzte, 
oben sehr schnell, auf der Unterseite langsam und 
gleichmässig zunehmend, da der letzte Umgang oben weit 
mehr übergreift als der vorletzte; oben und unten fast gleich 
stark gewölbt, mit sehr scharfem, durch allmähliche Ver- 
flachung nach dem Rande hin gebildetem Kiel, welcher fast 
genau auf der Mitte des letzten Umganges hingeht 
und von oben und unten gleich sichtbar ist. Gewinde oben, be- 
sonders im Zentrum sehr konkav, die obere Naht eine weit 
engere Spirale bildend als die untere, welche nicht am 
Kiele, sondern immer unter demselben hingeht. Mündung 
elliptisch, aussen durch den Kiel scharfwinkelig; innen durch 
den vorletzten Umgang ungleich herzförmig ausgeschnitten, immer 
den Kiel des vorletzten Umganges deutlich aufnehmend. Mund- 
saum scharf, nicht erweitert. Mundränder sehr undeutlich ver- 
bunden, ungelippt. Der obere Mundrand weit vorgezogen und 
schön geschweift. Br. 10—15, H. 2—3 mm. 

Aufenthalt: In stehenden Gewässern. 


Verbreitung: Europa. 


9. Familie. Limnaeidae. 167 


Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Morgenau, 
Zedlitz, Pirscham, Gross-Bischwitz, Oswitz; in der Weinlache 
bei Görlitz. 

Planorbis carinatus ist wahrscheinlich auch durch das ganze 
Gebiet verbreitet, jedoch weniger häufig als die vorige Art, von welcher 
er sich durch folgende Merkmale sicher unterscheidet: Pl. carinatus 
ist heller gefärbt und viel dünnschaliger als marginatus, hat nur vier 
bis fünf Umgänge, deren letzter mehr als doppelt so breit ist als 
der vorletzte. Das Gewinde der Oberseite ist erheblich kleiner als 
das der Unterseite, die Umgänge sind oben wie unten gleichmässig 
schwach gewölbt, der Kiel ist scharf und liegt meist genau in der 
Mitte des letzten Umganges, die Mündung erscheint durch den Kiel 
scharf gewinkelt. Dagegen hat Pl. marginatus ein weit festschaligeres 
Gehäuse mit fünf bis sechs Umgängen, deren letzter nur doppelt so 
breit ist als der vorletzte, das Gewinde ist auf der Ober- und Unter- 
seite fast gleich gross, dagegen sind die Umgänge auf der Oberseite 
stärker gewölbt, auf der Unterseite fast flach, der stumpfe Kiel liegt 
meist dem Rande der Unterseite sehr nahe, und die Mündung ist durch 
den Kiel nur wenig verändert. 


3. Gruppe. Gyrorbis Agassız. 


Gehäuse klein (5—10 mm), Umgänge fünf bis sieben, lang- 
sam oder sehr langsam zunehmend, meist gekielt. Gewinde 
meist oben schwach vertieft, unten fast eben. Mündung horizontal, 
länglich-herzförmig oder gerundet. 


115. Planorbis vortex Linne. 


Tier klein, sehr schlank, braunrötlich. Fühler pfriemenförmig, 
weisslich. Gehäuse scheibenförmig, sehr flach zusammen- 
gedrückt, oben etwas vertieft, unten meist ganz eben, 
dünnschalig, sehr fein gestreift, glänzend, von schmutziggelblicher 
Hornfarbe. Umgänge sechs bis sieben, sehr langsam zunehmend, 
der letzte sehr scharf gekielt, nach der Nahtseite hoch 
gewölbt, nach aussen schräg dachförmig abfallend, 
unten meist ganz platt. Die Umgänge greifen oben mehr über- 
einander als unten, wodurch die obere Nahtspirale enger wird 
als die untere. Letzter Umgang doppelt so breit als der vor- 
letzte. Kiel immer unter der Mitte, häufig ganz an der 
Unterseite liegend. Gewinde oben etwas eingesenkt, unten 
eben. Naht oben tief eingesenkt, unten linienförmig. Mündung 
schiefherzförmig-lanzettlich. Mundsaum scharf, Oberrand etwas 
vorgezogen. Durchmesser 3— 10, selten 12, Höhe etwa Il mm. 


168 9. Familie. Limnaeidae. 


Var. compressa Michaud. 


Gehäuse meist etwas kleiner und zarter, mit mehr nach der 
Mitte gerücktem Kiel und daher weniger steil abfallendem, auch 
etwas mehr erweitertem letztem Umgange und tieferer Naht auf 
der Unterseite. Br. 6—10, H. 0,8—1 mm. 

Aufenthalt: In stehenden Gewässern aller Art häufig. 

Verbreitung: Europa, Sibirien. Die Varietät wahrschein- 
lich im ganzen Gebiet zerstreut vorkommend. 

Schlesische Fundorte: in der Ebene gemein. 

Planorbis vortex ist in unserem Gebiete unter den kleineren 
Planorben die gemeinste Art und tritt fast stets in ausserordentlich 
grosser Individuenzahl auf. Durch seine staık zusammengedrückten, 
auf der Unterseite vollständig ebenen Umgänge und den scharfen, 
dicht am unteren Rande des letzten Umganges liegenden Kiel ist er 
von allen anderen Arten deutlich unterschieden. Von der folgenden 
Art, mit welcher besonders die Varietät compressa noch am ehesten 
verwechselt werden kann, unterscheiden ihn folgende Merkmale: die 
Umgänge sind auf der Unterseite fast vollständig eben, die Naht der 
Unterseite erscheint daher kaum vertieft, sondern fast linienförmig, 
der letzte Umgang ist von oben gesehen doppelt so breit als der vor- 
letzte und fällt plötzlich fast ebenflächig zu dem scharf gekielten 
Rande der Unterseite ab. 


116, Planorbis vorticulus Troschel. 


Tier sehr zart,. dunkelgrau mit rötlichem Schimmer, Kopf 
heller umsäumt, hintere Hälfte des Fusses grünlich mit hellrotem 
Mittelstreif. Gehäuse klein, flach zusammengedrückt, sehr 
dünnschalig, sehr fein gestreift, wenig glänzend, durchsichtig. 
Umgänge sechs, sehr langsam zunehmend, oben regelmässig 
gewölbt, unten sehr abgeflacht, stumpf gekielt. Kiel 
ziemlich weit unter der Mitte des Umganges liegend, 
zuweilen in einen unregelmässig zerrissenen Haut- 
saum auslaufend, der letzte Umgang etwas breiter und höher 
als der vorletzte, vor der Mündung zuweilen etwas herablaufend. 
Gewinde oben fast eben, unterseitsetwas eingesenkt. Naht 
beiderseits vertieft. Mündung schief elliptisch. Mundsaum scharf. 
Mundränder nur sehr undeutlich verbunden, der Oberrand etwas 
vorgezogen. Br. 5—6, H. 0,7 mm. 


Aufenthalt: In stehenden Gewässern. 
Verbreitung: Deutschland, Schweden und Holland. 


Schlesische Fundorte: Morgenau und Zedlitz bei 
Breslau. 





9. Familie. Limnaeidae. 169 


Planorbis vortieulus hat eine typische und eine, als var. charteus Held 
bezeichnete, von der ersteren abweichende Form. Die letztere unter- 
scheidet sich vom Typus vorzugsweise durch den in der Mitte 
gelegenen Kiel, ist auch etwas dünnschaliger, die Oberseite ist weniger 
tief eingesenkt, auch die Mündung etwas schmäler als beim Typus. 
— Während die var. charteus /Zeld in Deutschland, Holland, Russland, 
Ungarn, Savoyen und der Lombardei vorkommt, so beschränkt sich 
das Vorkommen des typischen Pl. vortieulus Troschel, wie oben 
angegeben, auf Deutschland, Schweden und Holland, und er ist auch 
innerhalb dieser Grenzen als eine sehr seltene Art zu bezeichnen. 
Ich fand sie zuerst im Mai 1881 in einer grossen, seeartigen Lache 
zwischen Morgenau und dem Öhlefluss, auf der westlichen Seite des 
Margaretendammes, wo ich sie seitdem wiederholt sammelte, am zahl- 
reichsten in den Monaten Mai und Juni. Nach Goldfuss kommt 
Pl. vortieulus Tr. in Oberschlesien, aber auch die var. acies Villa 
(= charteus Held) in den polnischen Ortschaften Krupka und 
Dziertzeowice nahe der preussischen Grenze vor '). 

Pl. vorticulus Tr. unterscheidet sich von jungen Exemplaren der 
vorigen Art, denen er bei flüchtiger Betrachtung ähnlich ist, durch 
die auf der Ober- und Unterseite fast gleich stark gewölbten Umgänge, 
die viel tiefere Naht der Unterseite, den stumpfen, fast in der Mitte 
des Umganges liegenden Kiel, die geringere Höhe und den, in flacher 
Wölbung allmählich zu dem stumpfkieligen Rande abfallenden, letzten 
Umgang, welcher nur wenig breiter ist als der vorletzte. 


117. Planorbis spirorbis Linne. 


Tier rötlichbraun. Gehäuse klein, scheibenförmig, ziemlich 
festschalig, fein gestreift, glänzend, von hellgelber Horn- 
farbe, im Wasser goldfarbig erscheinend. Umgänge fünf, lang- 
sam zunehmend, stielrund, ungekielt, unten schwach abgeplattet, 
mit ganz schwacher, stumpfer Kante. Letzter Umgang be- 
deutend breiter als der vorletzte. Gewinde oben und 
unten ziemlich gleichmässig vertieft; Naht beiderseits 
gleich tief, Mündung fast kreisförmig, kaum etwas gewinkelt, 
seicht mondförmig ausgeschnitten, innen mit starker, weisser, nach 
aussen schwach durchscheinender Lippe belegt. Mundränder 
verbunden. Br. 5—6, selten bis 8, H. 1,5 mm. 

Aufenthalt: In stehenden Gewässern, an Wasserpflanzen; 
nicht selten. 


Verbreitung: Europa. Algerien. 


Schlesische Fundorte: R. Warmbrunn, Giersdorf. — 
I. In Boberlachen bei Löwenberg. — P. Kreuzburg. — 





1) Nachrichtsblatt d. D. Mal. Ges. 1883 pag. 40. 


170 9. Familie. Limnaeidae. 


L. In Gräben bei Sohna (nach Peck) und bei Flohnsdorf. — 

E. Um Breslau bei Morgenau, Klein-Tschantsch, Scheitnig, 

Sehaffgotsehgarten, Waschteich, Kleinburg, Klein-Mochbern, 

Neukirch, Lissa; Strehlen, Weinlache bei Görlitz. 

Obwohl nieht ganz so häufig wie Pl. vortex und marginatus, gehört 
Pl. spirorbis Z. doch noch zu den häufigeren Arten des Gebiets und 
scheint in der Ebene desselben gleichmässig verbreitet zu sein, während 
er im Vorgebirge durch die folgende Art ersetzt wird, von welcher 
er sich durch hellere Färbung, etwas schneller zunehmende, höhere, 
fast stielrunde Umgänge und kreisförmige Mündung unterscheidet. 
Auch von dieser Art fand ich eine zierliche, rechts gewundene Skalaride 
von fünf Umgängen. 


118. Planorbis rotundatus Poiret. 
Syn.: Planorbis leucostomus Michaud, in Scholtz, Schles. Moll. Supplement 
pag. 11. 

Tier schlank, Farbe rötlichgrau. Fühler sehr lang, pfriemen- 
formig, weisslich. Gehäuse klein, flach scheibenförmig, ziemlich 
dünnschalig, fein gestreift, glänzend, etwas durchscheinend, von 
rötlichgelber Farbe. Umgänge fünf bis sechsundeinhalb, sehr 
langsam zunehmend, fast stielrund, ungekielt, oben sehr stark 
rundlich gewölbt, unten sehr abgeflacht, nach aussen stumpf- 
kantig. Letzter Umgang nur wenig breiter als der vorletzte. 
Gewinde oben flach eingesenkt, unten fast eben. Naht 
oben tief, unten etwas seichter. Mündung stumpfeckig-rund- 
lich, Mundsaum scharf, meist mit weisser Lippe belegt. Mund- 
ränder verbunden. Br. 5—7, H. 1,2 mm. 


Var. gracilis Gredler. 
Gehäuse etwas kleiner, mit noch langsamer zunehmenden 
Umgängen, engerem Gewinde und rundlich-eiförmiger Mündung. 
Aufenthalt: In stehenden Gewässern. 
Verbreitung: Europa, Algerien. 
Schlesische Fundorte: A. Schlossgraben von Frei- 


waldau, Nieder-Lindewiese, Setzdorf. — G. Reinerz, Lan- 
deck. — W. Hermsdorf bei Liebau. — R. Agnetendorf, 
Hirschberg. — I. Rabishau, Greifenberg, Friedeberg am 


Queis. — L. Wiesengräben bei Moys, Weinlache bei Görlitz. 
— P, Schwierse bei Öls, Stradam bei Gross-Wartenberg, 
Kreuzburg. — E. In Oberschlesien: KobylIno bei Oppeln, 
(var. gracilis Gredl. nach Goldfuss). 


9. Familie. Limnaeidae, 171 


Planorbis rotundatus findet sich vorzugsweise im Vorgebirge und 
der höheren Ebene. In der tieferen Ebene scheint er durch die vorige 
Art ersetzt zu werden, um Breslau z. B. fehlt er vollständig. Eigen- 
tiimlicherweise ist er nach Dr. Reinhardt's Mitteilungen in Branden- 
burg häufiger als Pl. spirorbis. Von diesem unterscheidet er sich 
durch die langsamer zunehmenden, unten stark abgeflachten, mehr 
stumpfkantigen Umgänge, deren äusserster nur sehr wenig breiter als 
der vorletzte ist. Er besitzt gewöhnlich einen Umgang mehr als 
Plan. spirorbis und ist auf der Unterseite flach, während das Gehäuse 
der vorigen Art unten fast ebenso stark eingesenkt ist als auf der 
Oberseite. Planorbis septemgyratus Ziegler, welcher an einigen Orten 
der Provinz Brandenburg vorkommt und sich von Pl. rotundatus 
durch die grössere Zahl der Umgänge unterscheidet, welche viel 
langsamer zunehmen und dadurch ein engeres Gewinde bilden, auch 
am Rande der Unterseite eine recht merkbare Kielandeutung zeigen, 
ist in Schlesien noch nicht gefunden worden. 

Eine über die typische Grösse hinaus entwickelte Form von 
Pl. rotundatus, forma major W. = Pl. septemgyratus Mörch, welche 
einen Umgang mehr zeigt und sich hier und da, so bei Zehdenick 
an der Havel, findet, wird gewöhnlich mit Pl. septemgyratus Ziegler 
verwechselt. An dem Mangel der Kielanlage und an der bedeutenderen 
Grösse bei gleicher Zahl der Umgänge ist diese Form von dem 
echten Pl. septemgyratus Ziegler zu unterscheiden. 


4. Gruppe. Bathyomphalus Agassiz. 


Gehäuse klein (4—6 mm). Umgänge vier bis sechs, viel 
höher als breit, sehr langsam zunehmend; sehr eng, riemenartig 
aufgerollt, ungekielt. Gewinde oben eben, unterseits perspektivisch 
genabelt. Mündung halbmondförmig. 


119, Planorbis contortus Linne. 


Tier klein, braunschwarz. Gehäuse klein, scheibenförmig, 
verhältnismässig hoch, riemenartigaufgewunden, ziem- 
lich festschalig, sehr fein gestreift, fast undurchsichtig, bräun- 
liehhornfarben, (im Wasser goldfarbig erscheinend). Umgänge 
sieben bis acht, ungekielt, kaum bemerkbar zunehmend, 
seitlich stark zusammengedrückt, unten viel weiter übergreifend 
als oben, sehr dicht (zuweilen unregelmässig) aufgerollt, der 
letzte Umgang vor der Mündung etwas herablaufend. Gewinde 
oberseits eben, nur in der Mitte etwas eingesenkt, unterseits 
tief trichterförmig genabelt, alle Umgänge deutlich sicht- 
bar, mit scharfer, treppenartigabgesetzter Naht. Mündung 
schmalmondförmig, etwas schief. Mundsaum scharf. Mund- 


172 9. Familie. Limnaeidae. 


ränder nicht verbunden, der obere etwas vorgezogen. Br. 4—6, 
H. 1,5 mm. 


Aufenthalt: In stehenden, selten in langsam fliessenden 
Gewässern, besonders gern in grasreichen Gräben. 


Verbreitung: Europa und Nordasien. 


Schlesische Fundorte: Z. Marksdorf bei Zobten. — 
P. Schwierse bei Ols, Stradam bei Gross-Wartenberg, Kreuz- 
burg. — E. Um Breslau bei Morgenau, Zedlitz, Pirscham, 
Öttwitz, Rosenthal, Glockschütz (in der Weide). In der 
Weinlache bei Görlitz. 

Planorbis eontortus Z., in der Ebene allgemein verbreitet und häufig, 
ist unter allen Planorben daran leicht zu erkennen, dass seine Um- 
gänge höher als breit sind und daher lederriemenartig aufgewickelt 
erscheinen, wodurch er grosse Ähnlichkeit mit einer jungen Helix obvoluta 
erhält. Von dieser Art fand ich ein Exemplar, dessen Umgänge in 
so unregelmässiger Weise verschoben waren, dass sie wie die Fäden 
eines Knäuels in verschiedener Richtung übereinander gingen. 


5. Gruppe. Gyraulus Agassız. 


Gehäuse klein (4—6 mm) oder sehr klein (2—3 mm), Umgänge 
drei bis vier, mehr oder weniger gedrückt, schnell zunehmend, 
gegen die Mündung mehr oder weniger stark erweitert. Ge- 
winde oben in der Mitte etwas eingesenkt, unten weit genabelt. 
Mündung gedrückt-rundlich bis eiförmig. 


120. Planorbis albus Müller. 


Tier sehr klein, von hellgrauer Farbe. Gehäuse ziemlich 
klein, fast posthornförmig, ziemlich dünnschalig und zerbrechlich, 
durch deutliche Spiral- und Querlinien netz- oder 
gitterartig gestreift, daher die Oberfläche rauh uud nur 
mattglänzend, wenig durchscheinend. Farbe gelblichweiss, 
doch meist mit dunklem Schlammüberzug. Umgänge drei bis 
vier, schnell zunehmend, die ersten gewölbt, der letzte gedrückt- 
rundlich, ungekielt, gegen die Mündung auffallend erweitert, 
kaum etwas herabsteigend. Zuweilen sind die Gehäuse an der 
Peripherie mit einem kammartigen Rande versehen, welcher aus 
sehr unregelmässigen, papillenartigen Erhebungen besteht, die 
jedoch nur mit scharfer Lupe sichtbar sind, (forma einetutus 
West.). Gewinde oben ziemlich flach, nur in der Mitte etwas 
eingesenkt, unten weit genabelt. Mündung sehr schief, gedrückt- 
rundlich, nur wenig ausgeschuitten. Mundsaum scharf, Mund- 





9. Familie, Limnaeidae. 173 


ränder meist schwach verbunden, Oberrand auffallend vorgezogen. 
Br. 5—6, H. 1,2 mm. 


Aufenthalt: An Wasserpflanzen in stehenden und langsam 
tliessenden Gewässern. 


Verbreitung: Europa. 


Schlesische Fundorte: A. Schlossgraben von Frei- 
waldau. — G. Dirsdorf bei Nimptsch. — W. Freiburg. — 
R. Warmbrunn, Giersdorf. — I. Rabishau. — P. Schwierse 
bei Ols, Kreuzburg. — E. Um Breslau am Weidendamme, 
bei Morgenau, Zedlitz, Pirscham, Rotkretscham, Scheitnig, 
Grüneiche, Krietern, Ransern, Gross-Bischwitz, Glockschütz ; 
Strehlen; Weinlache bei Görlitz, Moys, Hammerteich und 
Sternteich in Niederschlesien. 

Planorbis albus ist durch das ganze Gebiet gleichmässig verbreitet, 
jedoch nicht eben häufig. Im Verein mit seiner Grösse kennzeichnet 
ihn die starke Erweiterung des letzten Umganges, die 
weisse (allerdings häufig durch dunklen Schlammüberzug verdeckte) 
Farbe und vor allem die deutlich gitterartige Skulptur, durch 
welche er sich von Pl. glaber Jeffr. und Pl. rossmaessleri Auersw., 
die ihm sehr nahe stehen, unterscheidet. Die an den meisten schlesischen 
Fundorten mit dem Typus zusammen auftretende Form einetutus West. 
ist nicht zu verwechseln mit der in der Schweiz und in Deutschland, 
z. B. bei Kröllwitz unweit Halle a. S., vorkommende var. lemniscatus 
Hartmann, welche ebenfalls einen kielartigen Hautsaum trägt, sich 
jedoch von Pl. albus durch die tiefer eingesenkte, fast genabelte Unter- 
seite und durch den vor der Mündung nur wenig erweiterten letzten 
Umgang unterscheidet. 


121. Planorbis limophilus Westerlund. 


Gehäuse ziemlich klein, mit feinen radialen und sehr feinen 
Spiralstreifen versehen. Farbe horngelb; Umgänge vier bis fünf, 
langsam und regelmässig zunehmend, cylindrisch, der letzte gegen 
die Mündung etwas zusammengedrückt, an der Peripherie gerundet 
oder kaum merkbar kantig und an der Mündung nur wenig 
erweitert und etwas herabsteigend, (zuweilen mit einem, nur unter 
scharfer Lupe sichtbaren, Hautsaume an der Peripherie). Gewinde 
oben in der Mitte leicht eingesenkt, unten weit genabelt. Mün- 
dung sehr schief, gedrückt-rundlich, wenig ausgeschnitten. Mund- 
saum scharf, Oberrand stark vorgezogen Br. 5—6, H. 1,3 mm. 


Aufenthalt: An Wasserpflanzen in stehenden Gewässern. 
Verbreitung: Schweden, Norwegen, Tirol, Deutschland 
(bei Hannover, Halle, Danzig). 


1 74 9. Familie. Limnaeidae. 


Schlesiseche Fundorte: Pl. limophilus wurde im Juli 

1893 durch den Kandidaten des höheren Schulamts, Herrn 

Schimmel aus Breslau, in einem Teiche, rechts am Wege 

von Salzbrunn nach Friedrichsruh gesammelt und mir zur 
Bestimmung übergeben. 

Die Spiralskulptur dieser Art ist viel undeutlicher als bei Pl. albus, 

der letzte Umgang weniger stark erweitert und an der Mündung etwas 


mehr herabgekrümmt. Pl. glaber dagegen unterscheidet sich von ihm 
durch den Mangel der Spiralstreifung. 


122. Planorbis glaber Jeffreys. 
Syn.: Planorbis eupaecola ». Gallenst., in Scholtz, Schles. Moll. Supplement, 
pag. 10. 

Tier sehr klein, gelblichgrau; Fühler ziemlich kurz, Gehäuse 
klein, fast posthornförmig, ziemlich dünnschalig, sehr fein 
gestreift, ohne Spirallinien, glatt und glänzend, durch- 
scheinend, von gelblicher Hornfarbe. Umgänge drei bis vier, 
gedrückt-stielrund, ohne Kante, ziemlich schnell zunehmend, der 
letzte gegen die Mündung nicht auffallend erweitert. Gewinde 
oben im Zentrum vertieft, unterseits flach schüsselförmig ein- 
gesenkt. Naht tief. Mündung gedrückt-rundlich, sehr schief. 
Mundsaum scharf. Mundränder schwach verbunden, oben stark 
vorgezogen. Br. 4—5, H. 1 mm. 

Aufenthalt: In stehenden Wässern; selten. 

Verbreitung: Europa, Nordafrika, Westasien. 

Schlesische Fundorte: Nach Scholtz kommt Pl. glaber 
in der Sulze, einem stehenden, salzhaltigen Wasser bei dem 
Vorwerk Sulza, unfern Neu-Berun in Oberschlesien vor, wo 
er von Unverricht gefunden wurde. 

Er unterscheidet sich von Pl. albus hauptsächlich durch den Mangel 


der Spiral-Skulptur und die geringere Erweiterung des letzten Um- 
ganges. 


123. Planorbis rossmaessleri Auerswald. 
Syn.: Planorbis rossmaessleri, in Rossm , Iconographie, fig. 962. 

Tier nicht beschrieben. Gehäuse klein, posthornförmig, ziem- 
lich festschalig, äusserst fein und regelmässig gestreift, mit 
mikroskopisch feinen Spirallinien, schwach seidenglänzend, braun- 
gelblich. Umgänge vier, schnell zunehmend, aber ohne sich 
gegen die Mündung auffallend zu verbreitern, stielrund, ohne 


9. Familie. Limnaeidae. 175 


Kiel oder Kante; der letzte Umgang sehr an Breite überwiegend, 
unten etwas stärker gewölbt als oben, vorn nicht herabsteigend, 
Gewindezentrum oberseits leicht eingesenkt, unterseits schüssel- 
förmig genabelt, Naht tief. Mündung ziemlich gerundet, doch 
fast immer etwas gedrückt und an dem Punkte, wo Aussen- und 
Innenrand in einander übergehen, mit schwacher Andeutung 
einer abgerundeten Eeke; Mündung wenig schief, durch die 
Mündungswand sehr schwach ausgeschnitten. Mundsaum scharf, 
mit einer starken, milchweissen Lippe belegt und mit 
einem feinen, schwarzen Saume versehen. Oberrand 
nur wenig vorgezogen. Br. 3—5, selten bis 6, H. 1—1, 5 mm. 

Aufenthalt: In Wassergräben. 

Verbreitung: Bisher nur von wenigen Orten Deutschlands 
bekannt. Originalfundort Schkeuditz bei Leipzig. 

Schlesische Fundorte: Diese seltene Art wurde in 
Schlesien zuerst von Jetschin bei Patsckau gefunden. Die 
mir durch den Entdecker freundlichst mitgeteilten Exemplare 
stimmen mit Originalexemplaren dieser Art aufs genaueste 
überein. Später fand ich die Art auch unter anderen 
Schnecken, welche durch Herrn Wohlberedt im Neissegenist 
bei Görlitz gesammelt und mir zur Bestimmung zugeschickt 
worden waren. 

Planorbis rossmaessleri unterscheidet sich von der ihr sehr ähnlichen, 
vorigen Art durch die stielrunden Umgänge, durch die starke, milch- 
weisse, mit einem feinen, schwarzen Saum versehene Lippe und den 
wenig vorgezogenen Oberrand der Mündung. Von Pi. albus ist er 


schon durch den Mangel der Skulptur, durch die stielrunden Umgänge 
und die geringe Erweiterung des letzten Umganges zu unterscheiden. 


124. Planorbis erista Linne. 
Syn.: Planorbis ceristatus Drp., in Scholtz, Schles. Mollusken pag. 82. 

Tier sehr klein, von gelblichgrauer Farbe. Gehäuse sehr 
klein, ziemlich platt gedrückt, dünnschalig, zart, sehr fein ge- 
streift, in regelmässigen Zwischenräumen mit wulstigen 
Rippen versehen, die sich am Rande zu mehr oder 
weniger vorspringenden, häutigen Schuppen erheben, 
welche dem Kiel kammartig aufsitzen. Oberfläche matt 
glänzend, von heller Hornfarbe. Umgänge drei, sehr schnell 
zunehmend, sehr gedrückt, oben flach, unten zugerundet, der 
letzte mit einem deutlichen, fast an der Oberfläche liegenden 
Kiele versehen und durch die vorspringenden Rippen vieleckig, 


176 9, Familie. Limnaeidae. 


an der Mündung stark erweitert und unter den Kiel des vor- 
letzten Umganges herabgebogen. Gewinde oberseits fast flach, 
unten vertieft, offen genabelt. Mündung sehr schief, länglich- 
eiförmig; Mundsaum scharf. Mundränder zusammenhängend, der 
Oberrand etwas vorgezogen. Br. 2—2,5, H. 0,5 mm. 


Var. nautileus Linne. 
Syn.: Planorbis nautileus Z., in Jordan, Moll. d. preuss. Ober-Lausitz. 
Planorbis imbricatus Drap., in Scholtz, Schles. Moll. pag. 81. 

Die Varietät nautileus Z. unterscheidet sich vom Typus fast 
nur durch den Mangel des Kieles und der auf demselben her- 
vortretenden Erhebungen. Er besitzt zuweilen noch einen halben 
Umgang mehr und erreicht 2—3 mm Durchmesser und 0,5 bis 
0,7 mm Höhe. 


Aufenthalt: In stehenden Gewässern, an Wasserpflanzen, 
besonders an Conferven. 


Verbreitung: Europa, (die var. nautileus nach Westerlund 
auch in Algerien). 


Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Zedlitz und 
in Ohlelachen bei Rotkretscham, ferner von Neumann in der 
Fontaine des Plagwitzer Gartens bei Löwenberg, vonJochmann 
bei Winzig und von Goldfuss in Kobylino bei Oppeln ge- 
funden. Die Varietät wurde von mir selbst mit der ge- 
kämmten, typischen Form zusammen bei Zedlitz und Rot- 
kretscham, ausserdem ohne dieselbe bei Ransern und Strehlen, 
von Thamm in Dirsdorf bei Nimptsch und von Jordan eben- 
falls mit der Hauptform gemischt in der Weinlache bei Görlitz 
und in Wiesengräben bei Moys gefunden. Im Breslauer 
botanischen Garten kommt besonders die ungekämmte Form 
zuweilen in grossen Mengen an Fadenalgen in verschiedenen 
künstlichen Wasserbehältern vor. 

Die mannigfaltigsten Übergänge von ganz ungekämmten Exemplaren 
durch solche mit schwach angedeutetem bis zu solchen mit ausgebildetem 
Kamme, bei soust vollständiger Übereinstimmung der Gehäuse, lässt es 
nicht zweifelhaft erscheinen, dass Plan. cristatus und nautileus kaum 


als Varietäten, noch viel weniger aber als verschiedene Arten getrennt 
werden dürfen. | 


6. Gruppe. Hippeutis Agassız. 
Gehäuse sehr klein (3—5 mm), Umgänge drei bis vier, sehr 
gedrückt-linsenförmig, schnell zunehmend, der letzte sehr er- 
weitert, scharf gekielt, Mündung gedrückt, schief-herzförmig. 





9. Familie. Limnaeidae, 177 


125. Planorbis complanatus Linne. | 
Syn.: Planorbis complanatus Drp., in Scholtz, Schles. Moll. p. 80. Plan. 
fontanus Lightfoot, in Jordan, Moll. d. pr. Ob.-Lausitz. gu 


Tier graugelb. Gehäuse vollkommen linsenförmig, 
sehr zusammengedrückt, von beiden Seiten gleich- 
mässig abgeflacht, ziemlich eng genabelt, sehr zart und zer- 
brechlich, sehr fein gestreift, sehr glänzend, durchsichtig, von 
hellgelblicher Hornfarbe. Umgänge vier, rasch zunehmend, der 
letzte Umgang sehr breit, oben bis zur Hälfte des vor- 
letzten, unten viel weiter übergreifend, scharf gekielt; 
Kiel in der Mitte des Umganges liegend. Gewinde klein, 
oberseits etwas eingesenkt, unterseits einen ziemlich engen Nabel 
bildend.. Mündung horizontal, an der Basis durch den vor- 
letzten Umgang sehr tief ausgeschnitten, schief herzförmig; 
Mundsaum scharf, Aussenrand etwas vorgezogen. Br. 3 bis 
höchstens 6 mm, H. 0,5 mm. 

Aufenthalt: In sehr pflanzenreichen, stehenden Gewässern. 

Verbreitung: Europa und Nordasien. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Morgenau und 
Zedlitz in Gräben, bei Rotkretscham in Lachen der Ohle; 
Sibyllenort, Kreis Öls; Bernstadt; Kobylino, Kr. Oppeln (nach 
Goldfuss „in allen Fischbehältern“); in einer Quelle zwischen 
Moys und Posvttendorf in der Lausitz (nach Peck). 


Die kleine, zierliche und nach meinen Beobachtungen (wenigstens 
um Breslau) auch ziemlich seltene Schnecke unterscheidet sich bei ihrer 
recht geringen Grösse durch das scharf gekielte, beiderscits zleich- 
mässig gewölbte uud dalıcr linsenförmige Gehäuse von den übrigen 
schlesischen Planorben. — Eine ihr sehr ähnliche, schwedische Art, 
Pl. riparius Westerl., von nur 3"/zmm Durchmesser und etwas stumpferem 
Kiele wurde von Dr. Reinhardt bei Potsdam gefunden. \on den meist 
grösseren, folgenden Arten ist Pl. complanatus Z. durch den Mangel der 
Schmelzleisten im Innern der Umgänge wesentlich unterschieden. 


7. Gruppe. Segmentina Fleming. 
Gehäuse klein (5—8 mm), Umgänge vier, gedrückt, fast 
linsenförmig, schnell zunehmend, gekielt, innen durch Schmelz- 
leisten verengt. Mündung herzförmig. 


126. Planorbis nitidus Miller. 
Syn.: Segmentina nitida Müller, in Clessin, Exeurs. Moll. fauna p. 433. 
Tier klein, schwarzbraun gefärbt. Gehäuse fast linsen- 
förmig, oben stark gewölbt, unten flach vertieft, tief 


genabelt, ziemlich festschalig, fein gestreift, sehr glänzend, 
Merkel, Mollusken. 12 


178 9. Familie. Limnaeidae. 


durchscheinend, von bernsteingelber bis rötlichgelber Farbe. 
Umgänge vier, der letzte schnell zunehmend, sehr breit, oben 
wenig über die Hälfte der Breite des vorletzten über- 
greifend, gekielt, Kiel fast ganz am Rande der Unter- 
seite liegend, letzter Umgang unterseits — vom Kiel 
biszum Nabel — schräg abfallend, innen zweimal durch je 
drei glänzend weisse, nach aussen als gelblichweisse Streifen 
durchscheinende Schmelzleisten verengt, deren eine oberseits, 
eine unterseits und eine dritte dachsparrenartig auf der ent- 
sprechenden Stelle des vorhergehenden Umganges aufsitzt. Ge- 
winde eng und klein, (enger als bei der vorigen Art) oberseits 
etwas eingesenkt, eine ziemlich enge Spirale bildend, unterseits 
tief und ziemlich eng genabeit. Mündung sehr schief, etwas 
schief-herzförmig, Mundsaum einfach, scharf, braun gesäumt; 
Oberrand bogig, weit vorgezogen. Br. 5—7, H. 1—1,5 mm. 

Aufenthalt: In pflanzenreichen, stehenden Gewässern. 

Verbreitung: Europa, Nordasien. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Neukirch und 
Krietern; Jordansmühl bei Zobten; bei Kreuzburg nach 
Goldfuss; in der Weinlache bei Görlitz, im Sternteich bei 
Leopoldshayn und bei Rabishau nach Jordan; Peilau bei 
Gnadenfrei, Hermsdorf, Giersdorf und Stohnsdorf im Riesen- 
gebirge nach Scholtz und keinhardt. 

Da die beiden sehr ähnlichen Plauorben — nitidus und celessini — erst 
in neuerer Zeit unterschieden worden sind, so ist nicht zu ermitteln, 
ob sich die obigen von Jordan, Reinhardt und Scholtz gemachten 
Angaben auf die eine oder andere Art beziehen. Um Breslau habe 
ich selbst Pl. nitidus nur bei Neukirch und Krietern gefunden, während 
sich an den von Scholtz aufgeführten Orten der näheren Umgebung 
Breslaus nur Pl. elessini Westerl. vorfindet. Von diesem unterscheidet 
sich die in Rede stehende Art sehr leicht durch die flache, nach der 
Mitte hin sich mehr und mehr vertiefende Unterseite, durch das 
bedeutend grössere Gewinde der Oberseite und den scharf am Rande 
der Unterseite liegenden Kiel. 


127. Planorbis clessini Westerl. 
Syn.: Segmentina clessini Westerl., in Olessins Exec. Moll. F. p. 432. 
Gehäuse noch mehr als bei der vorigen Art der Linsen- 
form genähert, oben stark, unten flach gewölbt, tief ge- 
nabelt. Umgänge vier, der letzte sehr breit, oben und unten 
weit über die Hälfte des vorletzten Umganges über- 


9. Familie. Limnaeidae. 179 


greifend. Unterseits vom Rande aus zu flacher Wölbung 
ansteigend und erst dann gegen den Nabel hin wieder ab- 
fallend. Kiel nur wenig unter der Mitte gelegen. Um- 
gänge innen zwei- bis viermal durch Schmelzleisten verengt. Ge- 
winde oben noch enger als bei der vorigen Art. Mündung 
fast horizontal. Br. 5-8, H. 1—2 mm. 


Aufenthalt: In pflanzenreichen, stehenden Gewässern. 


Verbreitung: Schweden, Dänemark, Belgien, Holland, 
England, Norddeutschland, Polen, Galizien, Ungarn, Sieben- 
bürgen. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Morgenau, 
 Zedlitz, Pirscham, Ottwitz, Klein-Tschantsch, Bischwitz, 

Hundsfeld, Ransern, Lissa, Gorkau bei Zobten; Kobylino — 

Kreis Oppeln — nach Goldfuss. 


Planorbis elessini Westerl. ist an der gewölbten Unterseite und 
dem viel kleineren Gewinde der Oberseite immer leicht und sicher 
von der vorigen Art zu unterscheiden, erreicht auch meist eine erheb- 
lichere Grösse. — Über die Verbreitung dieser und der vorigen Art 
innerhalb Schlesiens sind noch weitere Beobachtungen erwünscht. 
Um lreslau ist Planorbis elessini entschieden häufiger als Planorbis 
nitidus. 


Unterfamilie Ancylinae Clessın. 


Tier nicht aufgerollt, mit dreieckig lappigen Fühlern. Kiefer 
dreiteilig. Gehäuse ohne Windungen, napfförmig. 


25. Gattung. Ancylus Geoffroy. 
Napfschnecke. 


Rückenteil des Tieres vom Fusse nicht getrennt und nicht 
spiralig gewunden. Die ganze Oberseite durch den schild- 
förmigen Mantel bedeckt, so dass beim Kriechen nur die Fühler 
über den Rand der Schale hervorragen. Grundriss eiförmig, 
Protilansicht kegelförmig. Fühler kurz, lappig, dreieckig, Augen 
an der inneren Seite der Fühlerbasis. Kiefer dreiteilig, Zunge 
bandförmig, Atem- und Geschleehtsöffnung auf der der Wirbel- 
spitze des Gehäuses entgegengesetzten Seite liegend. Gehäuse 
nicht spiralig, sondern napf- oder muldenförmig mit nach rechts 
oder links gewendeter Spitze als Andeutung der Windungs- 
riehtung. Mündung eiförmig, Mundsaum schart. 

12* 


180 9. Familie. Limnaeidae. 


Übersicht der Gruppen und Arten. 


1. Wirbelspitze nach rechts geneigt: 

Gruppe Ancylastrum Bourguignat. 

Gehäuse mützeniörmig, Mündung ei- 

förmig, nach vorn etwas verbreitert. 

Aufenthalt in fliessenden Gewässern:. Aneylus fluviatilis Müller. 
2. Wirbelspitze nach links geneigt: 

Gruppe Velletia Gray (Acroloxus 

Beck.) 

Gehäuse muldenförmig, Mündung sehr 

verlängert eiförmig. Aufenthalt in 

stehenden Gewässern. . . . . . Ancylus lacustris Zinne. 


1. Gruppe. Ancylastrum Bourguignat. 
128. Anceylus fluviatilis Müller. 


Tier schwärzlichgrau mit heller Sohle und schwarzen Augen. 
Atem- und Geschlechtsöffnung auf der linken Seite. Gehäuse 
mützenförmig mit nach hinten gerichteter Spitze, nach vorn 
mehr oder weniger gewölbt, nach hinten mehr oder weniger 
konkav, dünnschalig, durchscheinend, mit ringförmigen, nach‘ 
vorn verbreiterten Zuwachsstreifen und vom Wirbel ausgehenden, 
sehr feinen, radialen Streifen. Gehäuse aussen glanzlos, innen 
glatt, glänzend, bläulich perlmutterartig. Farbe hornbräunlich. 
Wirbel stumpf, zurückgebogen, fast in der Mittellinie des Ge- 
häuses gelegen, mit schwach nach rechts geneigter Spitze. 
Mündung eiförmig, Mundsaum scharf. L. 5—8, Br. 4-5, H. 
2—4 mm. 


Aufenthalt: In fliessenden Gewässern aller Art, vorzugs- 
weise jedoch in schnellfliessenden Bächen und Flüssen mit steinigem 
Boden und klarem, hartem Wasser, gewöhnlich an grösseren 
Steinen haftend. 

Verbreitung: Europa, Nordasien, Algier. 

Schlesische Fundorte: A, In der Biele bei Frei- 
waldau, im Zeiskengrunde und im Bache zwischen Buchels- 
dorf und Wittershof. — @. In der Landecker Biele, Reinerzer 
Weistritz, bei Eisersdorf im sogenannten Goldloch. — W. In 
der Weistritz bei Breitenhain, in einem Teiche in Bär- 
dorf bei Kynau, Hermsdorf bei Liebau. — B. In der 
Katzbach bei Kauffungen. — R. Schmiedeberg, Agneten- 








9. Familie. Limnaeidae. 181 


dorf, im grossen und kleinen Zacken. — I. Im Queis bei 
Friedeberg und Marklissa, im Bache bei Regensberg und 
Krobsdorf. — L. Im Goldbach bei Nieder-Moys, Gross- 
Biesnitz, Hennersdorf. — P, Schwierse bei Öls. — E. Um 
Breslau: in der Oder am Schiesswerder (nach Scholtz), in 
der Lohe bei Neukirch und weiter abwärts in der Weistritz, 
bei Lissa, in der Weide bei Schottwitz (sehr selten). — 
Löwenberg. 
Ancylus fluviatilis Müller, an ihrer mützenförmigen Gestalt mit 
nach rechts geneigtem Wirbel leicht zu erkennen, ist durch das ganze 


Gebiet, besonders im Vorgebirge, verbreitet. Da sie schnell fliessendes 
Wasser bevorzugt, so tritt sie in der Ebene nur sehr vereinzelt auf. 


2. Gruppe. Velletia Gray. 


129. Ancylus lacustris Linne. 
Syn: Velletia lacustris Linne, in Clessins Exec. Moll. F. p. 442. 

Tier gelblichgrau, mit kurzen, borstigen Fühlern. Atem- und 
Geschlechtsöffnung auf der rechten Seite. Gehäuse mulden- 
förmig, beiderseits etwas zusammengedrückt, mit nach hinten 
gerichteter Spitze, vorn schwach gewölbt, hinten etwas konkav, 
sehr zartschalig und zerbrechlich, am lebenden Tiere biegsam, 
sehr fein konzentrisch gestreift, schwach glänzend, innen weisslich 
und stärker glänzend, horngelblich gefärbt. Wirbel spitz, wenig 
zurückgebogen, etwas hakig, sehr deutlichnach links geneigt. 
Mündung verlängert-elliptisch, meist vorn etwas breiter 
als hinten, Mundsaum scharf. L. 7, Br. 3—4, H. 2 mm. 

Aufenthalt: In stehenden, pflanzenreichen Gewässern, 
besonders häufig an der Unterseite der schwimmenden Blätter 
verschiedener Wasserpflanzen (Nymphaea, Nuphar, Potamogeton). 

Verbreitung: Europa. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Morgenau, 
Zedlitz, Klein-Tschantsch, Schwoitsch, Bischwitz, Oswitz, 
Ransern; Schwierse bei Öls; in der Weinlache bei Görlitz. 
Ancylus lacustris Linne ist von der vorigen Art durch das 

gestrecktere, muldenförmige Gehäuse, dessen Spitze nach links geneigt 


ist, deutlich zu wuterscheiden. Ihrem Aufenthalte in stehenden Ge- 
wässern ensprechend findet sie sich vorzugsweise in der Ebene. 


182 10. Familie. Cyelostomidae. 


II. Ordnung: Prosobranchia Milne Edwards, 
Vorderkiemer. 
(Operculata, Deckelschnecken.) 
a. Terrestria, Landschnecken. 
1. Unterordnung: Neurobranchia Keferstein. Netzkiemer, 


10. Familie. Cyelostomidae. 


Landschnecken mit gedeckeltem Gehäuse, rüsselartig vor- 
gezogener Schnauze, ohne Kiefer, mit bandförmiger Zunge. 
Augen an der äusseren Seite der Fühlerwurzel. Kiemen fehlen; 
Atemhöhle durch ein an ihrer Decke befindliches Netzwerk von 
Blutgefässen für das Atmen atmosphärischer Luft eingerichtet, 
also zu einer Lungenhöhle umgewandelt. Geschlechter getrennt. 


26. Gattung. Acme Hartmann. 
Spitzschnecke. 

Tier farblos, durchsichtig, mit schnauzenförmig verlängertem 
Kopf und langen, pfriemenförmigen Fühlern. Augen an der 
hinteren Seite der Fühlerbasis. Kiefer aus zwei dreieckigen 
Stücken bestehend, die in der Mitte zusammenhängen und vorn 
gekerbt sind. Radula mit sieben Längsreihen von Zähnen. Ge- 
häuse klein, walzenförmig, mit eiförmiger Mündung und ver- 
diektem Mundsaum, stark glänzend, Deckel hornig, sehr dünn, 
durchsichtig, mit wenig Windungen. Nach v. Gallenstein soll 
Acme sich von Nacktschneckeneiern nähren, in deren Nähe sie 
besonders häufig gefunden wurde. 


130. Acme polita Hartmann. 

Syn.: Pupula acieularis Hartmann, in Scholtz, Schles. Moll. Supplem. pag. 10. 
— Pupula polita Hartm., in Keinhardt, Moll. Fauna d. Sudeten 
pag. 73 u. a. OÖ. — Acicula fusca Walker, in Jordan, Moll. d. preuss. 
Ob.-Lausitz. 

Tier sehr zart, weisslich, durchsichtig. Gehäuse winzig 
klein, turmförmig, mit stumpfem Wirbel, ungenabelt, 
ziemlich festschalig, sehr glatt und stark glänzend, von bern- 
steingelber bis gelbbräunlicher Farbe. Umgänge fünf bis 


11. Familie. Paludinidae. 183 


sieben; Naht tief. Mündung halbeiförmig, ohne Spitze. Mund- 
saum wulstig verdickt, dunkelrot. Deckel tief ins Gehäuse 
zurückziehbar, hornig, zart, farblos, mit wenig Windungen. 
L. 3—4, Br. 1 mm. 

Aufenthalt: In Wäldern unter totem Laube, unter Steinen, 
in feinem Mulm und faulendem Holze. 

Verbreitung: Im grössten Teile Europas. 

Schlesische Fundorte: A. Am Stechgraben oberhalb 
Waldenburg. — G. Am Wölfelsfall. — Z. Auf dem Gipfel 
des Zobtenberges. — W. Am langen Berge zwischen Char- 
lottenbrunn und dem Hornschloss. — R. Am Buchhübel in 
der Nähe des Vitriolwerkes und beim Kochelfall. — L. Nord- 
seite der Landskrone (nach Jordan). — E Bei Bernstadt 
(nach Rohrmann). 

Das ebenso zierliche als seltene Schneckchen ist durch seine turm- 
förmige Gestalt, braungelbliche Färbung und den ausserordentlich leb- 
haften Glanz ausgezeichnet Die sehr verborgene Lebensweise lässt 
es vielleicht noch seltener erscheinen, als es thatsächlich ist. Am 
leichtesten ist es noch vermittelst des Siebes aus dem vermodernden 
Laube der Buchenwälder zu erhalten. 


b. Aquatilia, Wasserschnecken. 
2. Unterordnung: Ütenobranchia Schweisger. Kammkiemer. 


11. Familie. Paludinidae. 
Wasserschnecken mit gedeckeltem Gehäuse und rüsselartig 
vorgezogener Schnauze. Kopf mit zwei pfriemenförmigen Fühlern; 
Zunge bandförmig. Kiefer aus zwei länglichen, schmalen Horn- 
plättehen bestehend. Kiemen kammförmig, in einer am Nacken 
liegenden Kiemenhöhle liegend, jedoch nicht aus derselben her- 
vortretend. Geschlechter getrennt. 


27. Gattung. Paludina Lamarck. 
Sumpfschnecke. 

Tier dick und plump, mit kurzer Schnauze. Die Augen 
stehen auf je einer, an der äusseren Seite der Fühler etwas 
über ihrer Basis befindlichen Anschwellung (kurzen, mit den 
Fühlern verwachsenen Augenträgern). Fühler kurz, dick und 
pfriemenförmig; beim Männchen ist der rechte Fühler abgestuizt 


184 11. Familie, Paludinidae. 


und enthält das Ende des Samenausführungsganges. Fuss platt 
und sehr breit. Die Tiere sind lebendig gebärend. Gehäuse 
gedeckelt, gross, kegelförmig, genabelt. Umgänge stark gewölbt, 
mit tiefer Naht. Mündung breit-eiförmig, Mundränder verbunden; 
Aussenrand mit der Mündungswand einen Winkel bildend. Deckel 
hornig, mit konzentrischen Ansatzstreifen. 


Übersicht der Arten. 


1. Gehäuseplump ; Umgänge sehr gewölbt, 

durch sehr tiefe Naht stufen- 

artig getrennt: . . . . .. . Paludina vivipara Müller. 
2. Gehäuse schlanker; Umgänge weniger 

gewölbt, durch seichtere Naht 

nicht stufenartig getrennt: . . Paludina faseiata Müller. 


131. Paludina vivipara Müller. 

Syn.: Vivipera vera v. Frauenfeld, Olessin, Exeurs.-Moll.-Fauna p. 466. 
Vivipera vera v. Frauenfeld, Jordan, Mall. d. preuss. Ob.-Lausitz. 
Paludina conteeta Mille, Westerlund, Fauna d. palaearet. Binnenconch. 

Tier gross, plump und träge, mit kleinem, kugeligem, vorn 
rüsselartig ausgezogenem Kopfe; Fuss breit, vorn abgestutzt, 
hinten schmäler, abgerundet. Zunge lang, bandförmig, Fühler 
pfriemenförmig, der rechte beim Männchen abgestutzt, kürzer und 
dicker, an der Spitze hakenförmig gekrümmt und etwas abge- 
platte. Mantel mit dickem Halskragen. Farbe blauschwarz, 
mit gelben Punkten übersät. Mantel schwarz gefleckt. Ge- 
häuse rundlich-kegelförmig, stark bauchig, genabelt, 
dünnschalig, fein gestreift, von schmutzig olivengrüner Farbe, 
mit drei dunklen Bändern, welche sieh über die zwei oder drei 
letzten Umgänge erstrecken. Bei den Embryonen sind die drei 
deutlich sichtbaren Bänder mit ebenso vielen häutigen, in lange 

Borstenhaare auslaufenden Streifen versehen. Umgänge sechs 

bis sieben, fast stielrund, sehr stark gewölbt, der letzte 

bauchig und mit mehreren entfernt stehenden Wachstums- 
streifen versehen. Gewinde kegelförmig, mit feiner, leicht ab- 
brechbarer Spitze. Naht sehr tief und die Umgänge 
stufenartig trennend. Mündung etwas schief, rundlich-ei- 
förmig, oben stumpfwinkelig. Mundsaum scharf, schwarz ein- 
gefasst. Mundränder zusammenhängend; Spindelrand schwach 
übergeschlagen und den Nabeletwas verdeckend. Mündung 


11. Familie. Paludinidae. 185 


innen mit weissem Perlmutter belegt. Deckel dünn, hornig, 
Kern etwas nach links aus der Mitte gerückt und schwach ein- 
gesenkt. H. 30-40, Br. 22—28S mm. 

Aufenthalt: In schlammigen, stehenden Gewässern. Härteres, 
schnellfliessendes Wasser vermeidet diese Art und wird in dem- 
selben durch die folgende vertreten. 


Verbreitung: Im grössten Teil von Europa (mit Ausschluss 
der Gebirgsgegenden), nur im äussersten Süden soll sie fehlen. 


Schlesische Fundorte: In fast allen grösseren, stehen- 
den Gewässern sehr gemein. 


Paludina vivipara gehört zu den wenigen einheimischen Arten, 
welche getrennten Geschlechts sind. Die Weibchen können schon 
äusserlich an den stärker als beim Männchen gewölbten Umgängen 
des Gehäuses, die Männchen an dem verkürzten und kolbig verdickten 
rechten Fühler, welcher den Samenleiter enthält, erkannt werden. 
Der Laich wird in die Kiemenhöhle abgesetzt, bis die Jungen zu 
einem abgesonderten Bestehen befähigt sind. Der zur Geburt reife 
Embryo besitzt schon ein zierliches Häuschen von 5 mm Durchmesser 
mit vier Umgängen, deren letzter oberhalb der drei deutlich sichtbaren 
braunen Bänder mit je einem häutigen, gewimperten, zuweilen in lange 
Borstenhaare auslaufenden Streifen besetzt ist. Rei dem weiteren 
Fortwachsen des Tieres setzen sich auch diese Wimperstreifen noch 
fort, bis das Gehäuse etwa 10— 12 mm Durchmesser hat. Im Verlauf 
der Bildung des fünften Umganges scheint die Weiterbildung dieser 
Epidermisanhänge aufzuhören; die Wimpern der älteren Umgänge 
reiben sich dann allmählich ab, und das Gehäuse erscheint meist voll- 
kommen glatt. 


132. Paludina fasciata Müller. 


Syn.: Paludina achatina Brugiere, in Scholtz, Schles. Moll. pag. 109. 
Paludina vivipara ZLinne, in Westerlund’s Fauna der i. d. palaearc. Reg. 
lebend. Binnenconch. 

Tier dem der vorigen Art sehr ähnlich. Farbe schwarz, mit 
rotgelben Punkten, die Sohle bläulich opalisierend.. Gehäuse 
ei-kegelförmig, schlanker als bei der vorigen Art, 
bedeckt durchbohrt oder mit undeutlichem Nabelritz, stark- 
und festschalig. Farbe schmutzig-olivengrün, mit drei rot- 
braunen Bändern, Farbe stets heller als bei der vorigen 
Art, Bänder deutlicher; bei den Embryonen dagegen sind 
die Bänder undeutlicher und zeigen keine Spur des häutigen, in 
borstige Wimpern auslaufenden Ansatzes. Umgänge fünf bis sechs, 
gewölbt, doch nicht bauchig, gewöhnlich mit!einigen ent- 
fernt stehenden Wachstumsstreifen in der Nähe der Mündung. 


186 11. Familie. Paludinidae. 


Gewinde stumpf, nur an ganz wohlerhaltenen Stücken mit einem 
kurzen Spitzchen auf dem Wirbel. Naht weniger tief als bei 
der vorigen, nach der Mündung zu etwas tiefer werdend. Mün- 
dung weniger schief, eiförmig-rundlich; Mundsaum scharf, gerade, 
nicht schwarz gerandet. Mundränder zusammenhängend, Spindel- 
rand zurückgeschlagen und den Nabel fast vollständig be- 
deckend. Deckel dünn, hornig, Kern halbmondförmig, etwas 
nach links aus der Mitte gerückt und schwach eingesenkt. 
H. 25—35, Br. 18—23 mm. 
Aufenthalt: In ruhigen Buchten langsam fliessender Ströme, 
in grösseren Seen mit sandigem oder kiesigem Grunde. 
Verbreitung: Mittel-, West- und Nordeuropa. 
Schlesische Fundorte: In der Oder, an den Ufern 
derselben von Breslau aufwärts bis Ratibor, ebenso unter- 
halb Breslau sehr gemein. — In der unteren Weistritz. 
Paludina faseiata ist von der vorigen Art durch das schlankere 
Gehäuse mit flacheren Umgängen, die meist hellere Färbung mit deut- 


licheren Bändern und den meist fast vollständig verdeckten Nabel 
leicht zu unterscheiden. 


28. Gattung. Bithynia Leach. 
Kleine Sumpfschnecke. 

Tier dem der Gattung Paludina sehr ähnlich. Auge nicht 
erhöht, an der äusseren Seite der Fühlerbasis. Rute des Männ- 
chens in einer Grube hinter dem rechten Fühler. Im Magen 
liegt ein knorpeliger, stiletartiger Körper. Tiere getrennten Ge- 
schlechts, aber eierlegend. Gehäuse turmförmig, geritzt; Um- 
gänge wenig gewölbt; Mündung eiförmig. Mundsaum zusammen- 
hängend;; Deckel kalkig, dick, konzentrisch gestreift, mit spiraliger 
Embryonalwindung. Der Deckel kann nicht ins Gehäuse zurück- 
gezogen werden. | 


133. Bithynia tentaculata ZLinne. 
Syn.: Paludina impura Drap., Scholtz, Schles. Moll. pag. 110. 

Tier hellgrau, oben schwarzviolett, mit goldgelben Pünktchen 
übersät; Fühler borstenförmig. Gehäuse verlängert-eiförmig, 
bauchig, ungenabelt, ziemlich festschalig, fein gestreift, glatt und 
glänzend, durchscheinend, gelblich, doch meist mit einem dunklen 
Schlammüberzuge versehen. Umgänge fünf bis sechs, langsam 
zunehmend, wenig gewölbt, der letzte bauchig. Gewinde 


11. Familie. Paludinidae. 187 


spitz-kegelförmig, etwas höher als die Mündung. Naht seicht; 
Mündung eiförmig, nach oben zugespitzt, etwas schief. Mundsaum 
scharf, nicht erweitert, innen mit einer schmalen, weissen Lippe 
belegt; Mundränder zusammenhängend, Spindelrand umgeschlagen, 
den Nabel meist vollständig verdeckend. Deckel stark, mit 
wenig aus der Mitte gerücktem Kern. H. 10—12, selten bis 14, 
Br. 5—8 mm. 


Aufenthalt: In sumpfigen Gräben, Lachen, Teiehen, Seen, 
in langsam fliessenden Bächen und Flüssen. 


Verbreitung: In ganz Europa. 
Schlesische Fundorte: In der Ebene überall gemein. 


Bithynia tentaculata /. ist eine der gemeinsten Wasserschnecken 
und sowohl in stehendem als langsam fliessendem Wasser zu finden. 
Eigentümlicherweise wird sie in den Verzeichnissen der in der 
preussischen Oberlausitz gesammelten Arten weder von Peck noch 
Jordan aufgeführt, scheint dort also thatsächlich zu fehlen. Abgesehen 
von ihrer viel geringeren Grösse ist sie von den Arten der vorigen 
Gattung, denen sie in der Gestalt ähnlich ist, durch den dicken, 
kalkigen Deckel unterschieden. Die Fühler des Männchens sind von denen 
des Weibchens nicht verschieden. Die Eier werden in länglichen Laichen 
ohne besondere Umhüllung gelegt. Das scheue Tier schliesst bei der 
geringsten Erschütterung den Deckel des Gehäuses. 

Die vorzugsweise im nördlichen Europa, auch in Norddeutschland 
z. B. bei Halle u. a. O. vorkommende Bithynia ventricosa Gray 
(B. leachi Sheppard), welche sich durch gewölbtere, durch eine 
tiefere Naht treppenartig abgesetzte Umgänge von B. tentaculata 
fast in derselben Weise unterscheidet wie Paludina vivipara Müller 
von P. faseiata M., habe ich bisher in unserem Gebiete noch nicht 
beobachtet. 


29. Gattung. Bithynella Moquin- Tandon. 
Quellenscehnecke. 


Tier sehr klein, mit rüsselartig verlängerter Schnauze und 
borstenförmigen Fühlern, an deren äusserer und hinterer Seite 
die Augen stehen. Gehäuse kegelförmig, mit hornigem, dünn- 
schaligem, ins Gehäuse tief eingesenktem Deckel, dessen excen- 
trischer Kern von wenigen, rasch zunehmenden Windungen um- 
geben ist. 


Übersicht der Arten. 
l. Gehäuse getürmt-kegelförmig, mit ge- 
wölbten Umgängen und kegelförmigem 
Gewinde mit stumpfem Wirbel: . . Bithynella steini v. Mart. 


188 | 11. Familie. Paludinidae. 


2. Gehäuse fast eylindrisch, ınit wenig 
gewölbten Umgängen und cylindrisch- 
kegelförmigem Gewinde mit stark ab- 
gestutztem Wirbel: . . . . .  . Bithynella austriaca v. Frf. 


134. Bithynella steini v. Martens. 
Syn.: Paludina n. sp. Scholtz, Schles. Moll. Supplement pag. 13. Bithynella 
scholtzi A. Schmidt, Binnenmoll. Norddeutschl. 1856. Paludinella steini 
v. Mts. var. scholtzi 4. Schm., Westerlund, Fauna der palaearct. Binnen- 
eonch. IV. pag. 38. 

Tier sehr klein, von dunkelgrauer Farbe, mit sammet- 
schwarzem Kopfe. Augen schwarz, mit einem leuchtend zitronen- 
gelben Ringe umgeben. Zwischen und hinter den Augen be- 
findet sich ein roter Fleck. Die Sohle ist weiss. Fühler eylindrisch, 
glashell durchsichtig. Gehäuse klein, getürmt-kegelförmig, 
schwach geritzt, dünnschalig, sehr fein gestreift, durchscheinend, 
bräunlichhornfarben. Umgänge vierundeinhalb bis fünf, ge- 
wölbt, der letzte gewölbt-gerundet, doch nicht bauchig, etwas 
über ein Drittel der Gehäuselänge betragend. Gewinde kegel- 
förmig, mit stumpfem Wirbel. Naht tief, rinnenförmig, Mündung 
rundlich-eiförmig, oben schwach winkelig, wenig schief. Mund- 
ränder zusammenhängend, scharf, kaum erweitert; Spindelrand 
sehr schwach umgeschlagen, Deckel sehr zart. H. 2,4—3,3, 
Br. 1,4—1,7 mm. 

Aufenthalt: An den Ufern von Flüssen, Seen und see- 
artigen Lachen. 

Verbreitung: Deutschland und Schweden. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Morgenau, 
Pirscham und Ransern. Diese schlesische Bithynella wurde 
zuerst von Scholtz im Jahre 1852 in sumpfigen Wiesengräben 
zwischen Breslau und Morgenau gefunden. Ich selbst fand 
sie im Jahre 1581 in einer grossen, pflanzenreichen, see- 
artigen Lache bei Morgenau, westlich von dem sogenannten 
Margaretendamme, woselbst ich sie auch in späteren Jahren, 
besonders in den Monaten Mai bis Juli, wiederholt in grösserer 
Zahl sammelte, wogegen es mir im April, sowie im September 
und Oktober nicht gelang sie aufzufinden. Nur sehr ver- 
einzelte Exemplare fand ich auch bei Pirscham und Ransern 
unweit Breslau. 


Das sehr ansprechend gefärbte und recht lebhafte Tierchen lebt, 
abweichend von anderen Gattungsverwandten, nicht in Quellen. Es 





11. Familie. Paludinidae. 189 


wurde von A. Schmidt (Binnenmollusken Norddeutschlands 1856) als 
Bithynella scholtzi bezeichnet, dann aber als identisch mit der bei 
Danzig, Bromberg und in den Havelseen bei Berlin vorkommenden 
B. steini v. Martens erkannt. Neuerdings hat Westerlund die 
Varietät scholtzi wieder aufgenommen, nachdem er die entsprechende 
Form auch in Schweden bei Ronneby gefunden hat. Ich kann jedoch 
seinem Vorgange in Bezug auf unsere einheimische Schnecke nicht 
folgen, da vollkommen ausgewachsene Stücke (die allerdings ziemlich 
selten gefunden werden) sich von der typischen Bithynella steini 
v. Martens aus Berlin weder durch geringere Grösse und Zahl der 
Umgänge noch durch mehr eiförmige Gestalt oder längere Mündung 
auszeichnen. 


135. Bithynella austriaca v. Frauenfeld. 
Syn.: Paludina viridis Hartmann, in Scholtz, Schles. Mollusken, Supplement 
pag. 13 (Vergleiche: „Kenntnis der Moll. Schles.“ in Jahrbuch d. D. 
Mal. Ges. IX. 1884 pag. 274 und 279). 

Tier nicht beschrieben. Gehäuse eylindrisch, fein geritzt, 
ziemlich festschalig, fein gestreift, durchscheinend, grünlichglas- 
farben. Umgänge vier bis fünf, langsam zunehmend, wenig 
gewölbt, die mittleren zuweilen etwas abgeflacht, der letzte 
etwas über ein Drittel der Gehäuselänge betragend.. Gewinde 
eylindrisch-kegelförmig,mitstark abgestutztem Wirbel. 
Naht wenig vertieft; Mündung eiförmig, oben deutlich, aber 
abgerundet-winkelig, fast vertikal, nicht nach rechts ge- 
schoben. Muudsaum zusammenhängend, scharf; Spindelrand 
leicht umgeschlagen und angedrückt; Deckel dünn und durch- 
scheinend. H. 2,5—3,5 Br. 1,3—1,6 mm. 

Aufenthalt: In Quellen mit frischem, sprudelndem Wasser. 

Verbreitung: In Österreich, Bayern und Schlesien. 


Schlesische Fundorte: Bithynella austriaca ist bis- 
her nur im sogenannten Goldloch, einer sehr klaren, kalten 
Quelle am Fusse des Hausberges zwischen Eisersdorf und 
Melling, und zwar zuerst von Herrn Jetschin gefunden worden. 
Sie sitzt vorzugsweise gern (in Gesellschaft von Limnaea 
ovata und Ancylus fluviatilis) an den Wurzeln einer, in dem 
klaren Wasser der Quelle in grossen Mengen wachsenden, 
Veroniea-Art, findet sich aber auch an grossen, im Wasser 
liegenden Steinen. In den letzten Jahren soll ihre Häufig- 
keit sehr abgenommen haben. — Clessin nennt ausser diesem 
Fundorte noch Jauernigk und Böhmisch-Trübau. 


190 12. Familie. Valvatidae. 


Hydrobia (sudetica) Reinhardt. 
Syn.: Hydrobia (sudetica) in Reinhardt, Moll. Fauna der Sudeten pag. 74: 
Hydrobia spec. nov. ebenda pag. 25. 

Mit dem vorstehenden Namen bezeichnete der Autor „vor- 
läufig“ eine von ihm im Zeiskengrunde bei Freiwaldau in nur 
zwei Exemplaren gefundene, vielleicht noch nicht ausgewachsene, 
der Gattung Hydrobia Hartm. (Bithynella Mogqu.- Tand.)? zu- 
gehörende, kleine Schnecke. Er beschreibt dieselbe an dem oben 
angegebenen Orte folgendermassen: „Die Schalen haben ein kurzes 
Gewinde und einen sehr grossen letzten Umgang, der dem Gewinde 
an Grösse gleichkommt, wodurch die Form derselben kugelig- 
bauchig wird und an die einer Valvata erinnert. Umgänge sind 
drei vorhanden; die Naht ist tief, der Nabel ziemlich gross und 
offen, die Mündung fast rund, etwas höher als breit; der Mund- 
saum geradeaus; der Deckel sehr dünn, papierartig. Höhe kaum 
1" mm, Breite 1 mm. Überhaupt gleicht die Hydrobia, ab- 
gesehen von der geringeren Grösse, auffallend der von v. Moellen- 
dorff in seinen Beiträgen zur Fauna Bosniens p. 59 beschriebenen 
Hydrobia valvataeformis.“ Die fragliche Schnecke ist seitdem 
noch nicht wieder aufgefunden worden. 


12. Familie. Valvatidae'). 


Wasserschnecken mit gedeckeltem Gehäuse; Deckel kreis- 
förmig. Schnauze rüsselartig vorgezogen, zwei lange, eylindrische 
Fühler, welche hinten am Grunde die Augen tragen. Zunge 
bandförmig, Kiefer aus zwei rundlichen, kleinen Hornsehüppchen 
bestehend. Sie atmen durch federförmige Kiemen, welche gestielt 
sind und aus der Kiemenhöhle hervortreten. Die Tiere dieser 
Familie sind Zwitter. 








-1) Die zur Familie der Litoriniden gehörige, im Flussgebiet des schwarzen 
Meeres einheimische Schnecke Lithoglyphus naticoides Fer., welche neuerdings 
in der Weichsel bei Danzig, im Schiffahrtskanal bei Plötzensee bei Berlin und 
in der Warthe bei Küstrin gefunden wurde, ist bis jetzt in unserem Gebiete 
noch nicht nachgewiesen. — Das Tier sitzt gern in der Nähe des Ufers an 
unter Wasser liegenden Steinen oder im Schlamme. — Es besitzt ein gedrückt- 
kugliges Gehäuse von etwa 8mm Durchmesser, mit starkem, spiralig gewundenem, 
hornigem Deckel und eine weisslich-graue Färbung ohne jede dunklere 
Zeichnung. ; 





12. Familie. Valvatidae. 191 
30. Gattung. Valvata Müller. 


Kammschnecke. 


Tier klein, mit rüsselförmiger Schnauze und langen, pfriemen- 
föormigen Fühlern, welche an der hinteren Seite ihrer Basis die 
Augen tragen. Geschlechtsöffnungen rechts, die weibliche unter 
dem Mantelrand, das männliche Glied hinter dem rechten Fühler. 
Kiemen lang, federartig, mit einem fadenartigen Anhange, bei 
einigen Arten aus der Kiemenhöhle vortretend. Gehäuse kegel- 
förmig, niedergedrückt bis scheibenförmig, genabelt. Mündung 
fast kreisrund, Mundsaum scharf, nicht erweitert. Deckel kreis- 
rund, eng spiralig gewunden. 


Übersicht der Arten: 


1. Gewinde mehr oder weniger erhoben . . . . 2 2 22. 2 
Gewinde nicht erhoben, Gehäuse 
vollkommen scheibenförmig: . . Valvata cristata Müller. 
2. Gehäuse niederzedrückt - kreisel- 
förmig, mit wenig erhobenem Ge- 
winde, Nabel weit: . . . . .„ Valvata macrostoma Steenb. 
Gehäuse nicht niedergedrückt oder 
sogar getürmt, mit erhobenem Ge- 
winde, Nabel eng. . . An 
3. Gehäuse kreiselförmig, nicht oa 
kaum höher als breit: . . . . Valvata piscinalis Müller. 
Gehäuse getürmt, wesentlich höher 
als breit: . . . » 2... . Valvata antiqua Sowerby. 


136. Valvata piscinalis Müller. 

Syn.: Valvata piscinalis Feruss., in Scholtz, Schles. Moll. Suppl. p. 14. 

Tier weisslich, mit fast leierförmiger, vorn etwas ausge- 
schnittener Sohle. Kopf schnauzenförmig vorgezogen, mit zwei 
fadenförmigen Fühlern, am Grunde derselben hinterwärts zwei 
schwarze, punktföürmige Augen. Kiemen federföürmig, beim 
Kriechen des Tieres nebst einem peitschenförmigen Faden aus 
der Kiemenhöhle hervorragend. — Gehäuse rundlich-kreisel- 
föürmig, kaum höher als breit, Nabel tief, durch den 
Spindelumschlag nur wenig verdeckt, ziemlich festschalig, von 
schmutziggelblicher Hornfarbe. Umgänge vier bis vierundeinhalb, 
rundlich, der letzte Umgang fast die Hälfte der ganzen Höhe 
einnehmend. Gewinde von der Höhe der Mündung, eine 


192 12.' Familie. ‚Valvatidae. 


stumpfe Spitze bildend, Naht tief. Mündung fast kreisrund, nur 
oben schwach-eckig; Mundsaum scharf, Mundränder verbunden. 
Deckel hornig, von aussen etwas vertieft. H. 4—6, Br. 4—-5 mm. 


Aufenthalt: Im Schlamme stehender und langsam fliessen- 
der Gewässer, in Teichen, Lachen und Gräben. 


Verbreitung: Europa, Sibirien, Kaukasien, Kaschmir, Tibet. 


Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Morgenau, 
Pirscham, im Graben des Scheitniger Parks, im Fischer- 
hafen unterhalb des Strauchwehres, in Lachen an der Hunds- 
felder Chaussee. — Von Scholtz „in Menge nach dem 
Rücktritt des Wassers an den schlammigen Ufern der Oder 
hinter Neuscheitnig“ gefunden. 

Da Valvata piscinalis wie alle Valvaten nur durch das etwas müh- 
same Auswaschen des Schlammes der Gewässer gesammelt werden 
kann, so sind die Fundortsangaben für dieselbe innerhalb unserer 
Provinz noch sehr spärlich, obwohl sie an geeigneten Örtlichkeiten 
überall häufig zu sein scheint. Von den übrigen einheimischen Arten 


unterscheidet sie sich am leichtesten durch ihr fast kugeliges Gehäuse, 
dessen Dimensionen nach Höhe und Breite fast gleich sind. 


137. Valvata antiqua Sowerby. 
Syn.: Valvata obtusa Pfeif., in Scholtz, Schles. Moll. pag 111. Valvata 
contorta Menke, Schol:z, Schles. Moll. Supplem. p. 14. 

Tier von dem der vorigen Art äusserlich nicht verschieden. 
Gehäuse getürmt-kreiselföürmig, wesentlich höber 
als breit, von grünlichgelber Farbe. Nabel tief, durch den 
Spindelumschlag meist etwas verdeckt. Umgänge fünf, rundlich; 
der letzte Umgang weniger als die Hälfte der ganzen Höhe be- 
tragend.. Gewinde ausgezogen, fast zugespitzt, höher als 
die Mündung. Naht tief, rinnenförmig, Mündung rundlich, nach 
oben schwach zugespitzt. Mundränder verbunden. Deckel hornig, 
von aussen etwas vertieft. H. 5—7, Br. 4-5 mm. 

Aufenthalt: In grösseren, stehenden und langsam fliessen- 
den Gewässern. 

Verbreitung: West- und Mitteleuropa. 

Schlesische Fundorte: Nach Scholtz solldiese Schnecke 
„(wenigstens um Breslau)“ häufig vorkommen, z. B. bei 
Morgenau, Zedlitz, in Lachen der alten Oder rechts vor der 
Rosenthaler Brücke u. a. O., bei Löwenberg (nach Neumann) 
und verkalkt in alluvialem Mergel bei Polnisch-Wartenberg. 


12. Familie. Valvatidae. 193 


Ich selbst fand nur einmal im Teiche des Breslauer botanischen 
Gartens eine Anzahl Stücke einer Valvata, welche ich ihrer sehr gestreck- 
ten Form wegen nur auf Valvata antiqua Sow. beziehen konnte, obwohl 
die Nabelweite nicht wesentlich enger ist als bei gleich grossen Stücken 
der vorigen Art; ich konnte jedoch dieselbe Schnecke weder an diesem 
noch einem anderem Orte um Breslau wieder auffinden. Jedenfalls 
dürfte ihr häufiges Vorkommen in der Gegend um Breslau mit Recht 
sehr anzuzweifeln sein, um so mehr, da V. antiqua nur in Seen von 
grösserem Umfange vorzukommen pflegt. 


138. Valvata macrostoma Steenbuch. 
Syn.: Valvata depressa Pfeif., in Scholtz, Schles. Moll. pag. 1121). 

Tier klein, gestreckt, gelblichweiss. Gehäuse sehr nieder- 
gedrückt-kreiselförmig, ziemlich weit perspektivisch ge- 
nabelt, festschalig, sehr fein, aber sehr deutlich radial gestreift, 
gelblichhornfarben. Umgänge drei bis dreiundeinhalb, stielrund, 
der letzte stark erweitert. Gewinde sehr niedrig, etwa von 
halber Mündungshöhe über die Mündung erhoben. Naht tief. 
Mündung gross, kreisrund, am unteren Drittel der Höhe des 
vorletzten Umganges anliegend, Mundränder zusammenhängend 
oder nur sehr kurz getrennt. Deckel hornig, dünn, in der Mitte 
etwas vertieft, kaum eingesenkt. H. 2—2,5, Br. 3,5—5 mm. 

Aufenthalt: In schlammigen Gräben und Lachen. 

Verbreitung: Im nördlichen Europa, Schweden, Norwegen, 
Dänemark, nördlichenDeutschland, Finnland, Nordrussland, Galizien. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Morgenau, 
Zedlitz, Pirscham, Klein-Tschantsch. — Nach Goldfuss sehr 
häufig bei Dziertezowice und Krupka im Gouvernement 
Kalisch unweit der Grenze Öberschlesiens. 


Valvata macrostoma ist von den beiden vorigen Arten durch das 
ziemlich flach niedergedrückte (jedoch nicht scheibenförmige), ziemlich 
weit perspektivisch genabelte Gehäuse unterschieden. Von V. depressa 
C. Pf., unter deren Namen Scholtz in Schlesiens Land- und Wasser- 
mollusken sie irrtümlich aufführt, unterscheidet sie sich nach Olessin durch 
die schneller zunehmenden Umgänge und die sehr erweiterte Mündung. 





139. Valvata eristata Müller. 
Syn.: Valvata eristata Müller, in Scholtz, Schles. Moll. pag. 113 und Valvata 
spirorbis Pfeif., ebenda pag. 114. 
Tier klein; Kiemen verhältnismässig kurz, Farbe grauweiss. 
Gehäuse scheibenförmig aufgerollt, sehr weit und 





1) Vergleiche meine Abhandlung „Kenntn. d. Moll. Schlesiens‘‘ im Jahr- 
buch d. D. Mal. Ges. XI. 1884 pag 274. 275. 
Merkel, Mollusken. 13 


194 12. Familie. Valvatidae. 


offen, in der Mitte tief genabelt, ziemlich festschalig, fein 
gestreift, von gelblicher oder grauer Farbe, meist mit starkem 
Schlammüberzug. Umgänge drei bis dreiundeinhalb, stielrund, © 
langsam zunehmend, der letzte gegen die Mündung etwas er- 
weitert. Gewinde nicht erhoben, sondern schwach ein- 
gesenkt oder ganz eben. Naht tief. Mündung rund, nur 
wenig aus der Mitte des vorletzten Umganges gerückt, zuweilen 
ganz in derselben gelegen. Mundsaum scharf. Mundränder zu- 
sammenhängend. Deckel dünn, schüsselförmig vertieft, etwas 
eingesenkt. H. %—1 mm, Br. 2—3 mm. 

Aufenthalt: In schlammigen Gräben, in stehenden Wässern 
aller Art, besonders gern in schilfbewachsenen Sümpfen. 


Verbreitung: In fast ganz Europa und Sibirien. 


Sehlesische Fundorte: Um Breslau bei Morgenau, 
Rotkretscham, Pirscham, Klein-Tschantsch. — Schwierse bei 
Öls. — Kobylino, Kr. Oppeln. 

Valvata eristata ist an dem vollständig scheibenförmig aufgerollten 
und daher sehr weit und offen genabelten Gehäuse von der vorigen 
Art zu unterscheiden, der sie auch an Grösse fast stets etwas nach- 
steht. Sie gleicht durch diese Art der Aufrollung einem kleinen 
Planorbis und könnte am leichtesten für Planorbis spirorbis gehalten 
werden, von dem sie sich jedoch sofort durch die Anwesenheit eines 
Deckels, dann auch durch tieferen Nabel und durch die vollständig 
kreisrunde, gänzlich ausserhalb des vorletzten Umganges liegende 
Mündung unterscheidet. — Die von Scholtz aufgeführte V. spirorbis 
Pfeiff. ist sicher nur eine etwas grössere Form dieser Art wit oben 
etwas eingesenktem Gewinde, während Valvata minuta Drp., wahr- 
scheinlich auf unvollendete Gehäuse — vielleicht derselben Art — auf die 
Autorität Menke’s hin gegründet, von diesem jedoch später selbst 
zurückgezogen wurde. 


3. Unterordnung: Seutibranchia Cuvier. Schildkiemer. 


13. Familie. Neritinidae. 


Süsswasserschnecken mit dieksehaligem Gehäuse, mit kurzem 
Gewinde und kalkigem, glattem, halbrundem Deckel, welcher 
mit einem Stiel versehen ist. Sie atmen durch zwei blattartige 
Kiemen, die sich in einer auf dem Rücken liegenden, grossen 
Atemhöhle befinden. Die Fühler sind borstenförmig, die Augen 





13. Familie. Neritinidae. 195 


Isitzen an der äussern Basis der Fühler. Zunge bandförmig, mit 
|bogenförmig angeordneten Querreihen von Zähnen. Die mittleren 
|Zähne sind plattenförmig, die seitlichen schmal-sichelförmig, die 
läussersten etwas zurückstehend, wodurch die Zunge Ähnlichkeit 
Imit einem halb ausgebreiteten Fächer erhält. (Fächerzüngler.) 
|Zwitter. Eier in eine Kapsel eingeschlossen, die an Steinen 


oder anderen Schnecken befestigt wird. 


31. Gattung. Neritina Lamarck. 
Schwimmschnecke. 

Tier mit pfriemenförmigen Fühlern, an deren äusserer Basis 
die Augen auf kurzen Stielen sitzen. Kopf breit und flach; Fuss 
eiförmig, Kiemen lang, dreieckig, Gehäuse halbkugelig, un- 
genabelt, diekschalig, Mündung weit, Mundsaum scharf; Spindel- 
rand breit, schräg nach innen abfallend. Deckel kalkig, mit 
dornförmigem Fortsatz. 


140. Neritina fluviatilis Zinne. 


Tier diek, eirund, von hellgrauer oder weissgelblicher Farbe, 
oben dunkler; Fühler lang, borstenförmig, fast weiss. Augen 


‚schwarz, auf kontraktilen Stielehen an der vorderen und äusseren 


} 


Basis der Fühler sitzend. Gehäuse kahnförmig, halb- 


Ikugelig bis halbeiförmig, ungenabelt, sehr festschalig, fein 


j 


) 
7 


| 


gestreift, meist wenig glänzend. Färbung sehr mannigfaltig: 
durch ein dunkles Adernetz scheint die hellweiss- 
liche Grundfarbe in Form weisslicher, quer gestellter 
Tropfenfleecken hindurch. Je nach der Stärke des Ader- 
netzes und der dadurch bedingten Grösse der Tropfenflecken 
kommt bald die dunkle Färbung des ersteren bis zu völligem 
Verschwinden der Flecken, bald die helle Grundfarbe bis zu 
teilweise oder völligem Verschwinden der Adern mehr zur Geltung. 
Gewinde klein, meist wenig erhoben; Naht seicht. Mündung 
halbrund; Spindelrand eine ebene, halbmondförmige, 
schräg nach innen abfallende, perlmutterartige Fläche 
bildend, deren äusserer Rand etwas aufgewulstet ist, wodurch 
die Mundränder zusammenhängend erscheinen. Deckel rotgelb 
mit dunkelrotem, schmalem Saum. H. 5-6, Br. 6—10 mm. 
Aufenthalt: In Bächen, Flüssen und Seen. 
13* 


196 13. Familie. Neritinidae. 


Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. 
Schlesische Fundorte: 


Neritina fluviatilis ist in Schlesien bisher nur von wenigen Orten 
nachgewiesen. Neumann führt sie aus dem Schlawa-See und dew 
Schwieloch-See bei Lieberose (schon auf Brandenburgischem Gebiete’ 
auf. Scholtz erhielt sie aus der Glatzer Neisse bei Neisse in nur einem 
Exemplar, welches an der inneren Fläche einer Unionenschale haftete. 
— Da die Schnecke nach Reinhardt‘) innerhalb Brandenburg „ar 
Steinen in Flüssen und Seen durch das ganze Gebiet‘ vorkommt, sc 
ist es wahrscheinlich, dass sie auch in den niederschlesischen Flüsser 
und Seen schon auftritt. 


1) Verzeichnis der Weichtiere der Provinz Brandenburg. (Festschrift zu 
Naturforscherversammlung.) Berlin 1886. 





Die Muscheln. 197 


B. Die Muscheln. 
Acephala oder Pelecypoda. 


1. Äusserer Bau der Muscheln. 
Die Muscheln oder Zweischaler (Bivalvae) haben einen sack- 






einschliessenden Mantelhälften an. Sie bilden gewissermassen 
das erste und letzte Blatt des Buches. Darauf folgen die beiden, 
lebenfalls blattartig angeordneten Kiemenpaare, die jedoch an 
Breite den Mantelblättern und den Schalen nachstehen. Zwischen 
den Kiemen, die Mitte der Muschel einnehmend, liegt der fleischige 
Fuss und durch diesen verdeckt der die Eingeweide einschliessende, 
eigentliche Rumpf des Tieres. Alle diese Teile hängen am 
Rücken der Muschel zusammen. Beide Schalen sind durch eine 
braune, knorplige, im feuchten Zustand sehr elastische Masse, 
das Schlossband oder Ligament, verbunden und werden durch 
die Elastizität desselben, wenn keine andere Kraft entgegen- 
wirkt, geöffnet, weshalb auch die Schalen nach dem Tode des 
Tieres klaffen. Die an der Rückenseite der Muschel liegenden, 
am stärksten vorgewölbten, ältesten Teile der Schalen heissen 
die Wirbel. Das Schlossband liegt immer hinter den Wirbeln. 
Nach der Lage beider Teile zu einander ist daher leicht zu 
bestimmen, welches der vordere und welches der hintere Teil 
der Muschel ist. Ist der vordere dem hinteren symmetrisch 
gebaut, so heisst die Muschel gleichseitig, im andern Falle 
ungleichseitig. Die einheimischen Muscheln sind fast sämt- 
lich ungleichseitig. Dagegen sind sie ausnahmslos gleich- 
schalig, weil die rechte und die linke Schale, abgesehen 
von der Abweichung im Bau der Schlosszähne, durchaus symme 
trisch gebildet sind.. — Wenn man die halbgeöffnete Schale 
einer grösseren Flussmuschel so auf die Schalenränder stellt, 
dass die Hinterseite derselben, also das Schlossband, dem Be- 
obachter zugewendet, die Vorderseite mit den Wirbeln von 
ihm abgewendet ist, so liegen die linke und rechte Schale 
der Muschel auf der dieser Bezeichnung entsprechenden Seite. 
Von dem Umfang des Schalenrandes nennt man dann die nach 
unten, oben, vorn und. hinten gerichteten Teile den Unter-, 


198 Die Muscheln. 


Öber-, Vorder- und Hinterrand. Der das Schlossband um- 
gebende Raum hinter den Wirbeln mit dem den ÖOber- und 
Hinterrand begrenzenden Vorsprunge heisst das Schild, der 
den Vorder- und Oberrand begrenzende, mehr oder weniger 
deutliche Vorsprung nebst dem zwischen ihm und den Wirbeln 
liegenden Raum wird das Schildehen genannt. Die am hinteren); 
Teil des Schlossbandes befindliche Einsenkung heisst die Liga- 
mentbucht; der bei manchen Muscheln mehr oder weniger stark 
vorgezogene Teil des Hinterrandes wird Schnabel genannt. Die 
durch tiefere Furchung oder dunklere Färbung bezeichneten, 
bandartigen Streifen, welehe durch Wachstumsunterbrechungen 
der Muschel hervorgerufen wurden und welche mit dem von 
ihnen umschlossenen Teile der jedesmaligen Form und Grösse 
der Muschel während der verschiedenen Wachstumsepochen ent- | 
sprachen, werden als Jahresringe bezeichnet. Da nach neueren 
Beobachtungen ') bei den Najaden während des Winters kein 
Grössenwachstum stattfindet — wohl aber am Hinterrande eine 
starke Ausscheidung der von den Malakologen als Epidermis 
bezeichneten Substanz, welche sich als bräunlicher Streifen 
markiert — so könnten diese Jahresringe in der That zur Fest- 
stellung des Alters der Muscheln dienen, wenn sie nicht im 
höheren Alter so nahe an einander zu liegen kämen, dass sie 
sich nicht mehr mit Sicherheit unterscheiden lassen. Immerhin 
ist mit ihrer Hilfe eine Schätzung des Alters der Muschel mög- 
lich, und hiernach sollen die Najaden ein Alter von 20—30 Jahren 
erreichen können. Die zwischen zwei Jahresringen bemerkbaren, 
schwächeren Streifen werden Zuwachsstreifen genannt. Die 
an der inneren Seite des Oberrandes befindlichen, zahnartigen 
Vorsprünge und Vertiefungen der Muschelschale, durch deren 
Ineinandergreifen eine Verschiebung der Schalen verhindert wird, 
bilden mit dem Schlossbande zusammen das Schloss. Die 
kurzen, kräftigen Zähne des Vorderteiles, welche unter den 
Wirbeln stehen, heissen Schloss- oder Kardinalzähne, die 
von hier bis zum Anfang des Hinterrandes verlaufenden, lamellen- 
artigen, scharfen Leisten die Seitenzähne. Die flachen, mehr 
oder weniger deutlich sichtbaren Vertiefungen oder Eindrücke, 
welche nach der Entfernung des Muscheltieres aus der Schale 
an den Stellen der letzteren sichtbar sind, wo das Tier an die 







1) Schierholz, Über die Entwicklung der Unioniden. Denkschr. d. math.- 
naturw. Cl. d. K. Akad. d. Wiss. LV. Bd. Wien 1888. 


Die Muscheln. 199 


1 Schale befestigt war, heissen Muskeleindrücke oder Muskel- 
narben. Am bemerkenswertesten sind die vordere und 

| hintere Schliessmuskelnarbe, erstere an der Grenze des 

| Ober- und Vorderrandes, dieht vor den Kardinalzähnen gelegen, 

| letztere an der Grenze des Ober- und Hinterrandes am Hinter- 
ende der Seitenzähne. Die vertiefte Linie, welche von der 
vorderen zur hinteren Schliessmuskelnarbe parallel dem Unter- 
rande verläuft, wird die Mantellinie genannt. 

Die Sehalenbildung der Muscheln erfolgt im wesentlichen 
wie bei den Schnecken. An die Ränder der schon im Embryo 
gebildeten Schale setzen sich vom Mantelrande aus die Zu- 
wachsstreifen an, indem die in Form eines häutigen Saumes am 
Sehalenrand ausgeschiedene Zellgewebsmassse durch Ablagerung 
kohlensauren Kalks in das lebende Gewebe hinein dieses zum 
Absterben führt. So vergrössert sich, nach Massgabe des Wachs- 
tums des Tieres selbst, auch die ihm nach aussen hin Schutz ge- 
währende, feste Schale. Gleichzeitig mit der Flächenvergrösserung 
der Muschelschale vom Rande aus findet eine Verdickung der 
Schale an ihrer inneren Seite von der Gesamtoberfläche des 
Mantels aus statt. Während jedoch die vom Rande aus ge- 
bildeten Streifen nur aus der groben Schalensubstanz bestehen, 
so besitzen die Absonderungen der Innenfläche des Mantels ein 
äusserst zartes, feinblättriges und daher in verschiedenen Farben 
schillerndes Gefüge, welches als Perlmutter bezeichnet wird. 
Die Perlenbildung, welche bei einzelnen Arten — unter den 
einheimischen besonders bei Margaritana — vorkommt, scheint aus 
dem Bestreben der Muschel hervorzugehen, fremde, zwischen 
Mantel und Schale eingedrungene Körper, wie Sandkörner oder 
auch wohl Schmarotzer, dadurch unschädlich zu machen, dass 
dieselben mit Perlmuttersubstanz überzogen werden. Nicht 
selten erscheint die Oberfläche der Muscheln wie auch die 
mancher Wasserschnecken in eigentümlicher Weise verletzt, wie 
an- oder ausgefressen. Der Grund dieser Erscheinung, welche 
als Cariosität bezeichnet wird, ist noch nicht genügend er- 
forscht; jedoch scheint die im Wasser enthaltene Kohlensäure 
dabei eine wichtige Rolle zu spielen. 


2. Innerer Bau der Muscheln, 
Der der Schale der Muscheln zunächst anliegende Teil der- 
selben, der Mantel, besteht aus einem gefässreichen Binde- 
gewebe, welches am Rande von Muskelfasern durchsetzt und 


200 Die Muscheln. 


an der inneren und äusseren Seite mit Epithel überzogen ist. 
Indem die beiden Mantelblätter den Schalen dieht anliegen, um- 
schliessen sie einen die Kiemen bergenden Hohlraum, die Mantel- 
höhle. Bei manchen Arten sind die Ränder der beiden Mantel- 
blätter ihrer ganzen Länge nach, bei anderen nur am hinteren 
Ende verwachsen. Auch im letzteren Falle lässt die Verwachsung 
zwei Stellen frei, welche als Atem- und Auswurfsöffnung dienen 
und deren Ränder zuweilen zu zwei weichhäutigen, mit Tast- 
wärzchen umgebenen Röhren oder Siphonen verlängert sind. 
Jedes der vier Kiemenblätter ist aus zwei zarten Lamellen 
gebildet, welche durch ein zwischen ihnen befindliches Gerüst 
von Bindegewebe vereinigt sind, an welchem die zu- und rück- 
führenden Blutgefässe, die Arterien und Venen, verlaufen. Dicht 
vor den Kiemen befinden sich zu beiden Seiten des Fusses je 
ein Paar dreiseitiger, an der innern Seite mit Flimmerhaaren 
besetzter Hautlappen, die Mundlappen, Lippenanhänge oder 
auch wohl Fühler genannt werden; und zwischen denselben, also 
am Vorderende des Tieres, dicht hinter dem vorderen Schliess- 
muskel, liegt der vollständig unbewaffnete Mund, ohne Kiefer, 
Zunge und Zähne. Durch die Flimmerbewegung der gesamten 
inneren Oberfläche der Mantelhöhle wird nicht nur den Kiemen 
fortwährend neues Wasser, sondern auch dem Munde Nahrung 
zugeführt, die hauptsächlich in mikroskopisch kleinen, lebenden 
oder toten Organismen (Diatomeen, Infusorien und kleinen Krebs- 
tierchen) zu bestehen scheint; während grössere und unbrauch- 
bare Stoffe durch die Mundlappen, wie auch durch die am Rande 
der Atem- und Auswurfsöffnung stehenden Tastwärzchen zurück- 
gehalten, beziehungsweise durch entgegengesetzt wirkende Flimmer- 
bewegung wieder ausgeschieden werden. — Die kurze Speiseröhre 
erweitert sich zum Magen. Der Darm macht bald hinter dem- 
selben mehrere schlangenförmige Biegungen und verläuft dann 
in ziemlich gerader Richtung längs des Rückens bis zum Hinter- 
ende der Muschel. Eine den Magen teilweise umhüllende und 
mit ihm in Verbindung stehende, starke Drüse hält man für die 
Leber. In der Mitte des Körpers, unmittelbar zwischen den 
Kiemen, geht der die Eingeweide bergende Rumpf in den aus 
Muskeln gebildeten, sogenannten Fuss über, welcher bei den 
grösseren einheimischen Arten mehr oder weniger beilförmig, bei 
den kleineren mehr verlängert, zungenförmig ist. Durch Fest- 
halten mit der Spitze des vorgestreckten Fusses und nachherige 
Verkürzung desselben vermögen sich die Muscheln am Boden 


Die Muscheln. 201 


der Gewässer langsam fortzubewegen, die kleineren Arten selbst 
an Wasserpflanzen und anderen Gegenständen emporzuziehen. 
Bei manchen Muscheln besitzt der Fuss die Fähigkeit, von 
einer bestimmten Stelle aus einen im Wasser Fäden ziehenden 
Stoff abzusondern, und sich so durch zahlreiche Fäden, den 
sogenannten Byssus, an fremden Gegenständen zu befestigen. 
Durch einige Haftmuskeln, deren Zahl und Lage auch nach Ent- 
fernung des Tieres aus der Schale an dieser selbst durch die 
Muskeleindrücke erkennbar bleibt, wird das Tier in der Schale 
befestigt. Zwei kräftige Muskeln, von denen der eine am 
vorderen, der andere am hinteren Ende der Muschel quer durch 
dieselbe von einer Schale zur andern geht, bewirken das 
Schliessen derselben, während das Öffnen dureh die Elastizität 
des Schlossbandes bewirkt wird. 

Das Herz der Muscheln liegt, in einem Herzbeutel ein- 
geschlossen, am Rücken, dicht über dem hinteren Teil des 
Darmes, denselben umschliessend. Es besteht aus zwei Vor- 
kammern und einer Herzkammer. Die letztere giebt zwei grosse 
Schlagadern ab, die sich in ein ausgebildetes Netz von Capillaren 
verzweigen, welche sich dann in Venen sammeln. Bevor diese 
das Blut zur Erneuerung in die Kiemen führen, durehströmt es 
noch einen eigentümlichen, drüsigen Körper, das Bojanus’sche 
Organ, welches unter dem Herzen liegt und mit dem Herz- 
beutel in Verbindung steht. Aus den Kiemen führen die Kiemen- 
venen das Blut in die Vorkammern zurück. Nach einer neueren 
Untersuchung des Bojanus’schen Organs!) scheint die frühere 
_ Auffassung, nach welcher dasselbe durch Aufnahme von Wasser aus 
der Mantelhöhle die zur Bewegung des Fusses nötige Schwellung 
desselben bewirken sollte, nicht richtig zu sein. Vielmehr soll 
diese durch eine eigentümliche Einrichtung des Blutkreislaufs, 
durch welche das Blut im Fusse gestaut wird, bewirkt werden, 
indem durch das Schliessen einer Klappe an der hinteren Aorta 
die grössere Menge des Blutes in den Fuss einzutreten gezwungen 
wird, während durch den gleichzeitigen Schluss einer anderen 
Klappe das venöse Blut am Zurücktreten verhindert wird. Durch 
diese Ansammlung einer grossen Blutmenge schwillt der Fuss 
an, bis durch das Öffnen jener Klappen das Blut wieder seinen 
gewöhnlichen Lauf nimmt. 


I) Walter M. Rankin, Über das Bojanus’sche Organ der Teichmuschel 
(Anodonta cygnea Zam.) Jenaische Zeitschr. f. Naturw. 1890. Bd. XXIV. p. 225. 


202 Die Muscheln, 


Das Nervensystem der Muscheln entspricht im allge- 
meinen dem der Schnecken, da es wie diese drei Ganglienpaare 
besitzt, die jedoch weiter von einander entfernt liegen. Ein 
Ganglienpaar liegt neben dem Munde, ein zweites im Fuss, ein 
drittes unter dem hinteren Schliessmuskel. Sie stehen durch 
Nervenstränge mit einander in Verbindung. Durch die Ver- 
bindung der beiden ersten Ganglien wird eine dem Schlundring 
der Schnecken analoge Bildung bewirkt. Von dem dritten 
Ganglienpaar entspringt ein Nervenstamm, welcher die Tast- 
wärzchen am hinteren Mantelrande und die Kiemen versorgt, 
während vom Mundganglion der vordere Teil des Körpers und 
vom Fussganglion der Fuss und das Gehörorgan versorgt werden. 
Mehrere, von dem Willen unabhängige, mit den anderen Ganglien 
in Verbindung stehende, kleinere Nervenknoten versorgen die 
Eingeweide. Während viele Seemuscheln wohlentwickelte Augen 
an den Mantelrändern tragen, fehlen den einheimischen Arten 
die Sehorgane gänzlich. Dagegen besitzen sie ähnlich den 
Schnecken Gehörbläschen mit Gehörsteinen, welche in der 
Nähe des Fussganglions sitzen. Das Gefühl scheint vorzugs- 
weise in den Mundtastern und den Tastwärzchen am Hinterende 
des Mantels entwickelt zu sein. 

In Bezug auf die Fortpflanzung weichen die einheimischen 
Arten wesentlich von einander ab, indem die Najaden und 
Dreissensia getrennten Geschlechts, die Cyeladeen dagegen Zwitter 
sind. Die keimbereitenden Drüsen sind bei Männchen und Weib- 
chen ganz gleich gebaut. Bei den Najaden gelangen die Eier 
in die gitterförmigen Fächer der äusseren Kiemenblätter, welche 
während dieser Zeit den Weibchen als Bruttaschen dienen. Die 
befruchtende Flüssigkeit der männlichen Tiere gelangt zuerst 
frei ins Wasser und scheint von den weiblichen Individuen mit 
dem Atemwasser aufgenommen und zu den Eiern in die Kiemen- 
fächer geleitet zu werden, worauf daselbst die Weiterentwieklung 
der Eier stattfindet. Schon hier bildet sich die embryonale 
Schale. Die von den ausgebildeten Najaden in vieler Hinsicht 
erheblich abweichende, daher mit Recht als Larve bezeichnete 
Jugendform besitzt nur einen Schliessmuskel und in der rechten 
Schale ein Byssusorgan. Die Mitte des Schalenrandes trägt 
überdies ein eigentümliches, hakenförmiges Haftorgan. Nachdem 
die Larven die Kiemen des Muttertieres verlassen haben, lassen 
sie einen langen, byssusartigen Faden im Wasser flottieren, 
welcher sich günstigenfalls an den Bauch, die Flossen oder 





Die Muscheln. 203 


Kiemendeckel vorüberschwimmender Fische anhängt, worauf sie 
sich mit dem Haftapparat derartig in die Haut der Fische 
einkrallen, dass diese anschwillt und das Tierchen überwuchert, 
wobei dieses sich von den Säften des Fisches zu nähren scheint. 
Später fällt die Larve ab und beginnt ihr selbständiges Leben. 

Während so die Najaden als Larven bei den Fischen schmarotzen, 
vergelten die erwachsenen Muscheln diesen in der Jugend ihnen 
geleisteten Dienst dadurch, dass sie in ihren Kiemenfächern die 
Eier eines kleinen Fisches mehrere Wochen lang bis nach dem 
Ausschlüpfen der jungen Fischehen beherbergen. Nach mehreren 
Beobachtungen ist es der Bitterling, Rhodeus amarus, dessen 
Weibchen zur Laichzeit eine mehrere em lange Legeröhre er- 
hält, vermittelst welcher es seine Eier den Kiemen verschiedener 
Unio-, seltener Anodonta-Arten zur sicheren Aufbewahrung für 
die Zeit ihrer Entwicklung anvertraut. — Bei den Cyeladeen sind 
beide Geschlechter in einem Individuum vereinigt. Die Larven ent- 
wickeln sich in eigenen Bruttaschen und sollen sich vermittelst 
ihrer Byssusfäden an Wasserpflanzen ansetzen und in kurzer Zeit 
ihre Kiemen ausbilden, während das Byssusorgan verschwindet. 


Tabelle zur Bestimmung der Gattungen. 
B. Acephala. 


1. Muschel frei im Schlamme oder Sande der Gewässer 


lebend : : & 2. 
Muschel durch Byssnsfäden an feisen Geenständen 
befestigt |... i 1 EEE RFRERR  R:e 
2. Muschel klein oder achz klein, höchstens 2 cm ana) EICTIER IE DR NORA 
Muschel viel grösser ee Tueeherltabtny Yo 
3. Schlossrand ohne Zähne: . . . .. Game Anodonta. 
Schlossrand mit Zähnen . . ... aa 
4. Schloss mit Kardinalzähnen, aber ohne Seiten- 
zähne:).\...1 2.1: i . 20. . Gattung Margaritana. 
Schloss mit Kardinal- ind Seikennähnen: Gattung Unio. 
5. Wirbel dem Hinterrande sehr genähertt . . . 2... 7 
Wirbel mittelständig IT PR PR EN EL ERNEERTEBBEST NL: 
6. Wirbel breit, wenig vorstehend:. . . . . . Sphaerium. 
Wirbel in kurze, konische Röhren verlängert, die 
ein Häubchen tragen: . . . . .  . Gattung Calyculina. 


7. Muschel sehr klein(meist unt.Erbsengrösse): Gattung Pisidium. 
8. Muschel dreikantig:. . . 2 2. 02.0.0. „ Dreissensia. 


204 14. Familie Unionidae. 


Ill. Ordnung: Dimyaria. Zweimuskler. 


14. Familie. Unionidae. 
(Najades Lamarck.) 


Tier frei beweglich, Mantelränder nur vor der Auswurf- 
öffnung verwachsen. Kiemenausschnitt des Mantels mit ge- 
fransten Rändern. Zwei Paare gleich grosser Kiemen, die zu- 
gleich als Brutstätte für die Jungen dienen. Mundöffnung jederseits 
mit zwei Lippenanhängen. Fuss gross, ausdehnbar, keil- oder 
zungenförmig, ohne Byssus. Zwei gleich grosse, an den ent- 
gegengesetzten Enden der Muscheln in ungefähr gleichen Ab- 
ständen. befestigte Schliessmuskeln. Die Tiere sind getrennten 
Geschlechts. Gehäuse aus zwei gleichklappigen, aber ungleich- 
seitigen Schalen bestehend, mit glatten Schalenrändern, durch 
ein äusserliches, breites und vorragendes Schlossband verbunden. 
Schloss mit oder ohne Zähne. Schale mit dieker, olivenfarbiger 
Oberhaut, innen mit einer Perlmutterschicht versehen. Mantel- 
linie ohne Bucht. 


32. Gattung. Unio Ztetzius. 
Flussmuschel. 


Tier mit Kiemen, welche der ganzen Länge nach am Rumpfe 
angeheftet sind. — Muschel dickschalig, meist verlängert-eiförmig, 
mit verkürztem Vorder- und verlängertem Hinterteil und grünlich- 
brauner bis schwärzlicher, selten hellgrüner Schalenoberhaut. 
Wirbel aufgetrieben, runzlig, oft abgerieben und zerfressen. 
Schloss gezähnt. Rechte Schale mit einem, an der Spitze ge- 
kerbten, kegelförmigen oder zusammengedrückten Schlosszahn 
kurz vor dem Wirbel; unter dem Schlossband ein langer, scharfer, 
lamellenförmiger, nach hinten höher werdender Seitenzahn. Linke 
Schale mit zwei Schlosszähnen, in deren Zwischenraum der rechte 
Schlosszahn eingreift, und mit zwei lamellenartigen Seitenzähnen 
zur Aufnahme des Seitenzahnes der rechten Schale. Der vordere 
Schlosszahn steht dem der rechten Schale fast gegenüber, vor 
dem Wirbel; der hintere steht meist dieht unter dem Wirbel. 
Die Seitenzähne bilden eine schmale, nach hinten etwas breiter 


14. Familie. Unionidae. 205 


werdende Rinne. Vordere Schliessmuskelnarbe tief; zwischen 
ihr und dem Schlosszahn die kleinere, aber tiefe, vordere Fuss- 
muskelnarbe. Schlossband kräftig entwickelt, nicht überbaut. 
Die einheimischen Unionen bilden drei scharf geschiedene 
Arten, die meist schon durch die äussere Form, in zweifelhaften 
Fällen aber mit vollständiger Sicherheit durch die Beschaffenheit 
des Schlosses zu unterscheiden sind. Auch die Skulptur der Wirbel 
ist für die einzelnen Arten charakteristisch, und man kann ganz 
Junge Exemplare, deren Schloss noch wenig entwickelt ist, an 
der Wirbelskulptur sicher erkennen, da zu dieser Zeit die Wirbel 
noch nicht abgerieben und die im Verhältnis der Schalenlänge 
sehr bedeutenden Wirbelhöcker, die der jungen Muschel ein sehr 
sonderbares Aussehen geben, deutlich erkennbar sind. Die 
Larven der Unionen siedeln sich nach den Beobachtungen von 
Schierholz ausschliesslich an den Kiemen von Fischen an, 
während die der Anodonten sich an der Körperoberfläche der 
Fische festsetzen. Die jungen Unionen wachsen langsamer als die 
Anodonten und erreichen im ersten Sommer nur eine Länge von 3, 
im zweiten etwa 10 mm, und scheinen auf dieser Entwicklungs- 
stufe eine grössere Bewegungsfähigkeit zu besitzen als später. 


Übersicht der Arten. 


1. Muschel verlängert') (Die Länge 

beträgt meist das Doppelte der Breite 

oder noch einigemm darüber). Schloss- 

leiste, welche die Kardinalzähne trägt, 

sehr schmal; Kardinalzähne sehr 

ZUSAUNNENTOGTCKL ae DR PEN ED Le nn 2, 

Muschel kurz, (die Länge beträgt 

einige mm weniger als das Doppelte 

der Breite). Schlossleiste breit; Kar- 

dinalzähne ausgewachsener Muscheln 

wenig oder gar nicht zusammen- 

gedrückt: . - © 2 2 2.2... Unio batavus -ZLamarck. 
2. Muschel zungenförmig, mit fast paral- 

lelem Ober- und Unterrand. Hinterer 

Kardinalzahn der linken Schale kleiner 

als der vordere oder ganz fehlend. 


1) Man misst die Muschel, indem man eine einzelne Schale mit der 
inneren Seite auf den Massstab legt. 


206 14. Familie. Unionidae. 


ÖOberhaut heil gefärbt, oftmit dunkleren 
Jahresringen: . . » 2 2°... Unio pietorum Linne. 
Muschel keilförmig, mit gebogenem 
Unterrand. Hinterer Kardinalzahn der 
linken Schale meist grösser als der 
vordere, nie fehlend. Oberhaut meist 
dunkel gefärbt: . » » . 2... Unio tumidus Retzius. 


141. Unio batavus ZLamarck. 


Tier hellgrau, mit gelbliehgrauem oder rötlichem Fuss. Muschel 
kurz, eiförmig; Vorderteil verkürzt, gerundet; Hinterteil 
immer kürzer und weniger spitz als bei den folgenden Arten, 
häufig sogar etwas verbreitert. Wirbel dem Vorderrande ge- 
nähert, mit flacher, welligrunzliger Skulptur. Oberrand 
von vorn nach hinten etwas gebogen ansteigend, Vorderrand 
gerundet, Unterrand lang, gerade, mehr oder weniger stark 
gebogen oder auch eingedrückt. Hinterrand mehr oder weniger 
zugerundet, meist breiter als bei den folgenden Arten. ÖOber- 
haut glänzend, von gelblichgrüner, brauner oder schwarzbrauner 
Farbe, sehr häufig mit schön grünen, vom Wirbel ausgehenden 
Strahlen verziert und mit mehr oder weniger deutlichen Jahres- 
ringen versehen. Schlossleiste breit, Schlosszähne wenig 
zusammengedrückt, mehr dreikantig-kegelförmig, im 
allgemeinen unregelmässiger und vielgestaltiger als bei den folgen- 
den Arten. Die Schneide der Kardinalzähne schräger 
zum Oberrande gestellt, mit diesem (nach vorn) einen 
grösseren Winkel bildend. Der hintere Zahn der linken 
Schale meist sehr tief und unregelmässig gekerbt. Muskel- und 
Mantelnarben deutlich. Grösse sehr wechselnd, von 60—90 mm 
Länge, 25 bis 45 mm Breite und 15—25 mm Dicke. 

Von den zahlreichen Formen, welche bei dieser äusserst viel- 
gestaltigen Art als Varietäten unterschieden werden, sind in den 
schlesischen Gewässern die nachfolgend genannten mehr oder 
weniger verbreitet. 

l.„. Typus. 

Muschel kurz-eiförmig, etwas bauchig, nicht sehr dicek- 
schalig. Vorderteil ziemlich schmal, Hinterteil etwas ver- 
breitert, kurz zungenförmig. Unterrand lang, gerade, 
dem Oberrande fast parallel, Hinterrand den vorderen 
an Breite übertreffend, ziemlich breit und stumpf-zungen- 





14. Familie. Unionidae. 207 


förmig zugerundet, nach dem Oberrande hin meist etwas schräg 
abgestutzt. Oberhaut grünlichgelb, zuweilen mit schönen, 
grünen Strahlen geziert und meist mit deutlich bezeichneten, 
dunkelbraunen , ziemlich schmalen Jahresringen versehen. 
Schlosszähne schwach, wenig zusammengedrückt, dreikantig, 
kegelförmig. Perlmutter weiss. Grösse (bei etwa sieben deut- 
lichen Jahresringen) 50—60 mm Länge, 25-30 mm Breite, 
15—20 mm Dicke. 

Eine sehr kleine, hierher gehörige, zierliche Form, welche 
bei acht deutlich sichtbaren Jahresringen nur 45 mm Länge und 
25 mm Breite besitzt, mit schwach eingedrücktem Unterrand 
und gut erhaltenen, mit scharfen Wellenrunzeln versehenen Wirbeln 
dürfte der Form U. fuseulus Ziegler nahe stehen. 


2. Var. rivularis -Rossm. 

Muschel kurz, eiförmig oder schiefeiförmig, Vorderteil nach 
vorn ziemlich stark verschmälert; Hinterteil verkürzt 
und verbreitert, Oberrand von vorn nach hinten ansteigend. 
Vorderrand meist sehr kurz; Unterrand meist gerade 
oder nur sehr flach gebogen, mit dem Oberrand nach hinten 
divergierend. Hinterrand den vorderen an Breite übertreffend, 
vom Ober- nach dem Unterrande hin schräg abfallend und da- 
durch meist einen ganz kurzen, stumpfen, nach dem Unterrande 
herabgekrümmten Schnabel bildend. Wirbel meist sehr stark 
zerfressen und dann auffallend braun gefärbt. Schlossband 
schlank und schmal. Farbe der Oberhaut dunkeloliven- 
braun, zuweilen gelbbraun, mit schön grünen Strahlen geziert, 
die hier und da zu glänzend dunkelgrünen Bändern zusammen- 
laufen, so dass ganze Jahresringe schön dunkelgrün gefärbt 
erscheinen; an solchen Stellen ist die Oberhaut sehr glatt, 
während die dunkelbraun gefärbten Jahresringe, besonders in 
der Nähe des Umrisses der Muschel, fast schuppig, rauh und 
metallisch glänzend erscheinen. An verletzten Stellen blättert 
die Oberhaut leicht ab, wobei die Perlmutter silberweiss durch- 
schimmert. Ausgewachsene Muscheln lassen meist fünf bis sechs 
breite, an ihren Grenzen deutlich markierte Jahresringe erkennen, 
die zuweilen selbst an der Innenseite der Muschel deutlich sicht- 
bar sind. Perlmutter glänzend weiss, zuweilen ins rötliche 
übergehend. Schlosszähne viel schwächer entwickelt als bei 
var. crassus und ater. Länge der ausgewachsenen Muschel 48 
(selten bis 60) mm, geringste Breite (in der Gegend des vorderen 


208 14. Familie. Unionidae. 


Kardinalzahnes gemessen) 24, grösste Breite (am hinteren Ende 
des Oberrandes gemessen) 28—30, Dieke 18—20 mm. 


3. Var. erassus Retzius. 

Muschel kurz, rein-eiförmig, meist ziemlich flach; dick- 
scehalig. Vorderteil breit, Hinterteil ziemlich gleichmässig 
verschmälert. Öberrand von vorn nach hinten etwas gebogen 
ansteigend. Vorderrand breit gerundet, Unterrand ge- 
krümmt, seltener fast gerade oder schwach eingedrückt. Hinter- 
rand vom Ober- und Unterrande aus ziemlich gleichmässig 
verschmälert und abgerundet. Oberhaut grüngelb mit dunkler 
bräunlichen, ziemlich breiten Jahresringen, meist mit schön 
dunkelgrünen Strahlen, besonders am hinteren Ende, geziert; zu- 
weilen durch Verbreiterung derselben fast ganz dunkelgrün ge- 
färbt. Schlosszähne meist kräftiger als bei der Normal- 
form. Perlmutter weiss bis rosenrot. Die Muschel erreicht bei 
durchschnittlich sieben deutlichen Jahresringen 60 —70 mm Länge, 
35-40 mm Breite und 15—20 mm Dicke. Nicht ausgewachsene 
Muscheln lassen sich schwer bestimmen, da die Merkmale dieser 
Varietät erst bei höherem Alter deutlich hervortreten. 


4. Var. ater Nilsson. 

Muschel länglich-eiförmig, sehr bauchig, sehr dick- 
schalig, besonders am Vorderteile; Perlmutter in einer vom 
Wirbel nach dem Unter- und Hinterrande verlaufenden Linie, 
deutlich sichtbar und fühlbar, an Stärke plötzlich abnehmend. 
Hinterteil meist sehr verlängert, stets mehr oder weniger ver- 
schmälert, zuweilen etwas herabgekrümmt und nach dem Unter- 
rande hin spitz zulaufend. Oberrand von vorn nach hinten etwas 
gebogen ansteigend. Vorderrand breit und flach zugerundet, 
Unterrand sehr flach gebogen oder ziemlich gestreckt und in der 
Mitte flach eingedrückt, dem Oberrande fast parallel. Hinter- 
rand mit dem Ober- und Unterrand einen kurzen, stumpfen, mehr 
oder weniger verlängerten Schnabel bildend, der meist etwas mehr 
nach dem Unterrande herabgekrümmt ist. Schlossband meist 
stark und hervorstehend, gelbbraun. Oberhaut gelblich oder 
schwärzlichbraun, nach Entfernung des fast immer vor- 
handenen, schwarzen Schlammüberzuges am hinteren Ende schön 
braungelb mit undeutlichen, grünen Strahlen. Oberhaut an 
verletzten Stellen leicht abblätternd, wobei die Perl- 
mutter silberweiss durchschimmert. Schlosszähne kräf- 
tig, dreikantig-kegelförmig, der hintere Zahn der linken Schale 


14. Familie. Unionidae. 209 


sehr schräg gestellt. Perlmutter schön glänzend, vorn weiss, 

ins rötliche spielend, am hinteren, dünnschaligen Ende mehr 

bläulich. Länge 60—80, Breite 30—45, Dicke 22 
Aufenthalt: In fliessenden Gewässern. 
Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. 


Schlesische Fundorte: 1. Typus: Vereinzelt in der 
Oder bei Breslau; bei Brieg und Ratibor (nach Scholtz), in 
der grossen Lohe bei Strehlen (nach Jetschin), in der Lohe 
bei Neukirch, Pilsnitz und Masselwitz, im Lohemühlgraben 
bei Lohe, in der Weistritz bei Arnoldsmühle (Scholtz), in der 
Malapane bei Turava (Goldfuss), in der Lausitzer Neisse 
(Jordan). — Forma fuseulus Zgl.: in der Weide bei Hunds- 
feld; f. piseinalis Rssm.: Neissemühlgraben bei Patschkau. 

2. Var. rivularis Rssm.: Im Krebsbache (einem Neben- 
flüsschen der Glatzer Neisse) und seinen Zuflüssen, im 
Jüppelbach bei Weidenau, in der Neisse bei Langenau, in 
einem Bobermühlgraben bei Bunzlau. 

3. Var. crassus Zetzius: In der Oder bei Breslau und 
Brieg, in der alten Oder bei Breslau, in der Lohe bei 
Masselwitz, im Bober bei Löwenberg, in der Lausitzer Neisse 
(Jordan). 

4. Var. ater Nilsson: In der Oder bei Breslau, in der 
Lohe bei Masselwitz, Neukirch und Pilsnitz, in der Ohle 
bei Strehlen, in der Weistritz bei Arnoldsmühle, in der 
Weide und ihren Zuflüssen bei Domatschine, Sehottwitz, 
Bischwitz. 

F. consentaneus Zgl.: In verschiedenen Mühlgräben der 
Glatzer Neisse bei Patschkau und Ottmachau; vereinzelt in 
der Oder bei Breslau; f. reniformis Rssm. mit der Haupt- 
form, var. ater, zusammen bei Masselwitz, Strehlen, Arnolds- 
mühle, Schottwitz und Bischwitz. 








35 mm. 


Von den vorgenannten Formen ist die var. rivularis Arssm. meist 
schon durch ihr Vorkommen in den kleineren Gebirgsbächen genügend 
gekennzeichnet, um nicht mit anderen verwechselt werden zu können. 
Ihre schuppig rauhe, dunkel olivenbraune, nach den Rändern zu 
fast metallisch glänzende Oberhaut und ihre Neigung zur Bildung 
eines kurzen, stumpfen, nach dem Unterrande herabgekrümmten 
Schnabels, sowie die stark ausgefressenen Wirbel machen sie unter 
allen Formen dieser Art leicht kenntlich, wennschon es auch hier 
nicht an Übergängen, besonders zu der typischen Form fehlt. Sehr 
auffallend ist die grosse Übereinstimmung dieser Muschel in fast allen 


ihren ziemlich eigentümlichen Merkmalen mit Originalexemplaren von 
Merkel, Mollusken. 14 


210 14. Familie. Unionidae. 


Unio kochi Kobelt aus dem Mihlgraben der kleinen Nister bei Hachen- 
berg, Provinz Nassau. Ich möchte beide Muscheln für identisch 
halten. Die typische Form von Unio batavus scheint in Schlesien. 
wenigstens um Breslau, am seltensten vorzukommen, indem aus- 
gewachsene Stücke der Muschel fast stets Anklänge an erassus oder 
ater zeigen; dagegen weicht Unio piscinalis Arssm., eine ‚ziemlich 
grosse, flache und dünnschalige Form, welche ich von Herrn Jetschin 
aus dem Neissemühlgraben bei Patschkau erhielt, von der typischen 
Muschel nur sehr wenig ab, zeigt jedoch unverkennbar deutliche 
Übergänge zu Unio rivularis und andererseits durch ihre ovale Um- 
rissform zu U. crassus. In der Oder bei Breslau und ganz besonders 
in dem grossen Arme derselben, welcher unter dem Namen „,‚die 
alte Oder‘ die Stadt im Norden umfliesst, herrscht die var. erassus 
entschieden vor, während in den Odernebenflüssen nahe bei Breslau 
vorzugsweise var. ater auftritt. Sehr häufig entsteht aus letzterer 
durch die schnabelartige Abwärtsbiegung des hinteren Teiles eine ver- 
kürzte, daher verhältnismässig stark gewölbte, mehr oder weniger 
nierenförmige Muschel, Unio reniformis Prssm., welehe jedoch überall 
durch Zwischenformen mit U. ater derartig verknüpft ist, dass ich sie 
als einigermassen selbständigen Formenkreis neben den obengenannten 
nicht aufzuführen vermag. Auch U. erassus und ater gehen so viel- 
fach in einander über, dass eine scharfe Grenze zwischen ihnen zu 
ziehen unmöglich ist. Eine solche Übergangfsorm mit etwas mehr 
zugespitztem Hinterende ist Unio consentaneus Zgl. 


142. Unio tumidus Retzius. 


Tier grau, mit einfarbigem, graulichweissem Fuss. Muschel 
gedrungen, keilförmig, stark bauchig, besonders am 
vorderen Teile angeschwollen, in ausgewachsenen Stücken 
sehr schwer und dickschalig. Vorderteil verkürzt, breit ab- 
gerundet; Hinterteil verlängert, schnell und mehr schief von oben 
zugespitzt. Wirbel stets sehr stark aufgetrieben, stark gegen- 
einander geneigt und bei unversehrten Stücken aneinander- 
stossend; mit wellenförmig unter sich verbundenen 
Höckern besetzt. Oberrand nur bei jungen Stücken ziemlich 
gerade und wie bei U. pietorum mit dem Vorder- und Hinter- 
rande deutliche Winkel bildend, bei ausgewachsenen Stücken 
flach gewölbt und ohne Winkelbildung in den Hinterrand 
fortgesetzt. Vorderrand stumpf zugerundet. Unterrand lang, 
gebogen; Hinterrand ohne scharfe Grenze gegen den Ober- 
und Unterrand keilförmig sich zuspitzend. Schild durch von 
den Wirbeln nach dem Hinterrande bogig verlaufende Kanten 
deutlich abgegrenzt. Schildehen wenig bezeichnet. Schlossband 
stark, gelbbraun. Farbe bei jungen und halbwüchsigen Stücken 


14. Familie. Unionidae. 2ll 


grüngelblich, mit dunkleren, bräunlichen Jahresringen; mit leb- 
haften, vom Wirbel ausgehenden, grünen Strahlen geschmückt, 
namentlich am hinteren Ende. Alte Stücke erscheinen gewöhnlich 
einfarbig, olivengrün bis kastanienbraun, mit sehr un- 
deutlicher Strahlenzeichnung. Färbung stets dunkler als bei Unio 
pietorum und nie mit so scharf markierten Jahresringen versehen. 
Schlossleiste schmal, Schlosszähne kräftig, etwas zusammen- 
gedrückt, höher und stärker gekerbt als bei jenen. Die Schneide 
der Kardinalzähne im wesentlichen parallel dem Ober- 
rande oder doch nur einen sehr kleinen Winkel mit ihm bildend. 
Zahn der rechten Schale nach der Schneide zu verschmälert, an 
der äusseren Seite stark gestreift. Zähne der linken Sehale 
fast gleich lang, der hintere fast sägeartig gezähnt, breiter 
und kräftiger als der vordere; dieser fast messerförmig, 
scharf, nicht oder nur äusserst fein gekerbt. Muskel- und 
Mantelnarben meist sehr stark. Grösse sehr wechselnd. Durch- 
schnittsziffern für typische Stücke: Länge 90, Breite 44, Dieke 
28 mm. 
Aufenthalt: In Flüssen, Bächen und Seen. 
Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. 


Schlesiseche Fundorte: Um Breslau in der Oder, alten 
Oder, im Stadtgraben (f. major), in der Ohle bei Klein- 
Tschantsch, in der Lohe bei Neukirch, Masselwitz und 
Grögersdorf; in der Weistritz bei Arnoldsmühle (f. latior), 
im Brandschützer See bei Auras; im Weidefluss bei Hunds- 
feld und Schottwitz, sowie im Lohemühlgraben bei Lohe 
(f. minor), in der Lohe bei Lohe (f. latior); unter der Hunds- 
felder Eisenbahnbrücke über die Weide und in der Ölsa 
bei Sackrau (f. angustior); in Buchten der Lausitzer Neisse, 
im weissen Schöps und im Queis unterhalb Lauban, in der 
Stober bei Kreuzburg und in der Malapane bei Turava. — 
Var. rohrmanni Kobelt im Schwiersebach bei Öls. 

Unio tumidus ist sehr veränderlich in den Grössenverhältnissen, 
dagegen sehr wenig in den anderen Merkmalen. Im allgemeinen 
treten in den kleineren Gewässern kleinere Formen auf. Bei Breslau 
findet sich in der Oder und im Stadtgraben eine sehr grosse, dunkle 
Form (f. major) von über 100 mm Länge, dagegen eine sehr kleine 
Form (f. minor) in den Nebenflüssen der Oder, besonders häufig in 
der Weide. Dieselbe hat meist bei sechs bis acht deutlich erkenn- 
baren Jahresringen nur 50-—-60 mm Länge und 25—30 mm Breite. 
Sie ist ziemlich dünnschalig, gelbbräunlich mit bläulich-weisser Perl- 
mutter und scheint der von Scholtz als pygmäus bezeichneten Varietät 


14* 


212 14. Familie. Unionidae., 


zu entsprechen. Sie ist jedoch keineswegs scharf begrenzt, sondern 
zeigt sehr allmähliche Übergänge zu grösseren Dimensionen. Eine 
andere hier und da auftretende, schlanke und schmale Form (f. angustior) 
mit sehr verlängertem, entweder gleichmässig verschmälertem oder auch 
von oben schräg abgestutztem Hinterteil und sehr wenig gewölbtem 
Unterrande, von 60 mm Länge und 30 mm Breite, gleicht im allgemeinen 
der var. lacustris Rssm., steht jedoch ebenfalls durch zahlreiche Über- 
gänge sowohl mit der typischen als auch der vorgenannten Zwerg- 
form in Verbindung. Eine vierte Form (f. latior) zeichnet sich, ohne 
die Charaktere der Art aufzugeben, durch verhältnismässig grosse 
jreite (80:45 mm) aus und erinnert dadurch fast an Unio crassus, 
mit welcher man sie bei oberflächlicher Betrachtung zuweilen fast 
verwechseln könnte. Mit var. mülleri Rssm., der sie in der Umriss- 
form ähnlich ist, stimmt sie jedoch nicht überein, da sie schwer und 
diekschalig, ah wenig zusammengedrückt ist. Ebensowenig kann 
ich die im Schwiersebach bei Öls von Rohrmann gefundene var. 
rohrmanni Kobelt (Jcon. Ivssm. Band VI. p. 32 Fig. 1931), wie 
Westerlund thut, als eine Form von var. mülleri ansehen: Die 
betreffende Muschel, welche ich von Rohrmann selbst erhielt, ist sehr 
kurz und breit, ihr Hinterteil auffallend verkürzt, indem der Hinter- 
rand von der Ligamentalbucht aus in einem Winkel von etwa 135° 
nach dem Unterrande zu ganz plötzlich abfällt, während der vordere 
Teil der Muschel mit einem normalen, ja typischen Exemplare des- 
selben Fundortes vollständig übereinstimmt. Die Dimensionen des 
extremen Stückes sind 53:35:23, während das normale Stück 
73:37:24 mm zeigt. Augenscheinlich ist var. rohrmanni nur eine 
lokale Abnormität, welche an diesem Fundorte durch eine noch unbe- 
kannte Ursache wiederholt erzeugt worden ist. Sehr ähnliche Formen 
mit mehr oder weniger verkürztem Hinterteil finden sich übrigens 
auch an anderen Orten nicht allzuselten und scheinen durch gewalt- 
same Verletzung am Hinterende des Mantels des betreffenden Tieres 
entstanden zu sein. 

Von den verschiedenen Formen der vorigen Art, U. batavus, ist 
U. tumidus stets durch das spitzere, keilförmige, nicht so stumpf abge- 
rundete Hinterende, ganz besonders aber durch die in der Beschreibung 
der Art hervorgehobenen Merkmale im Bau des Schlosses leicht zu 
unterscheiden. 


143. Unio pietorum Linne. 
Syn.: Unio rostratus Lam., in Westerlund, Fauna der i. der palaearet. Reg. 
leb. Binnenceonch. 1890. 

Tier hellbraun, mit kurzem, fahlgelblichem, nach der Spitze 
hin dunkelgrauem Fuss. Muschel schlank, zungenförmig, 
etwas bauchig, doch nieht eigentlich angeschwollen, nicht 
sehr starkschalig, namentlich am hinteren Ende dünn und zer- 
breehliceh. Vorderteil verkürzt und gerundet, Hinterteil ver- 
längert und kurz zugespitzt. Wirbel ziemlich aufgetrieben, 


14. Familie. Unionidae. 213 


mit vereinzelten, ganz von einander getrennten Höckern 
besetzt. Oberrand gerade und sowohl mit dem Vorder- als auch 
mit dem Hinterrande in einem stumpfen, aber deutlichen Winkel 
zusammenstossend, der auch bei ausgewachsenen Stücken gut 
erkennbar bleibt. Vorderrand schmal, gerundet; Unterrand 
lang, gerade und mit dem Oberrande parallel. Hinterrand 
vom Ober- und Unterrande aus annähernd gleichmässig ver- 
schmälert, einen kurzen, zuweilen etwas schräg abgestutzten 
Schnabel bildend. Schild schmal, nieht sehr deutlich von der 
Schalenwölbung abgegrenzt. Schlossband schlank und schmal. 
Oberhaut feingestreift und glänzend, von hellrötlichgelber 
Färbung, die am hinteren Ende zuweilen mehr ins Grüne übergeht; 
meist mitsehr deutlichen, durch dunkelbraune Streifen 
markierten Jahresringen versehen. Schild durch ein paar 
schmutziggrüne, von den Wirbeln ausgehende Streifen begrenzt, 
sonst nur geringe Spuren grüner Strahlen am Hinterteil der 
Mu:chel. Schlossleiste schmal, Schlosszähne unbedeutender und 
schwächer als bei U. tumidus, stark zusammengedrückt, 
niedrig, scharf und nur sehr schwach gekerbt. Schneide der 
Kardinalzähne, auch des hinteren der linken Sehale, fast 
sanz parallel ihrem Schalenrande. Zahn der rechten 
Sehale lang, gerade, messerföürmig. Vorderzahn der linken 
Schale immer länger und stärker als der hintere, 
welcher mitunter ganz fehlt. Die vorderen Muskelnarben 
sehr vertieft, die hinteren sehr seicht. Mantelnarben deutlich. Perl- 
mutter weiss. Länge S5>—9, Breite 35—40, Dicke 25—27 mm. 


Var. pachyodon Jordan. (Jahrb. d. Mal. Ges. 1879, 
P304 1.78 1. 1°. 9, 1 5.) 


„Schale aussen dunkler, innen meist stark fleckig, Wirbel 
sehr breit und stumpf, stark zerfressen. Zähne und Lamellen 
stumpf und dick; der hintere Zahn der linken Schale viel 
kräftiger aber nicht höher als der vordere und stark ausgezackt.“ 

Aufenthalt: In Flüssen, Bächen, Seen und anderen 
grösseren, stehenden Gewässern. 

Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. 

Schlesische Fundorte: In der Oder bei Breslau, 

Brieg, Ratibor, in der alten Oder bei Breslau, in der Ohle 

bei Strehlen, Ohlau und Breslau; in der Lohe bei Massel- 

witz; in der Weistritz bei Arnoldsmühle und Lissa; im 

Breslauer Stadtgraben (sehr gross), Waschteich, Teich des 





214 14. Familie. Unionidae. 


zoologischen Gartens, Brandschützer See bei Auras; in der 

Weide und ihren Zuflüssen bei Hundsfeld, Schottwitz, Bisch- 

witz, Sackrau und Domatschine (f. limosus) ; in der Lausitzer 

Neisse oberhalb Görlitz und im Queis unterhalb Lauban 

(var. pachyodon J.), im Bober bei Bunzlau, in der schnellen 

Deichsel bei Hainau, in der Stober bei Kreuzburg, in der 

Malapane bei Turava. 

Unio pietorum Z. ändert in unserem Gebiete nur sehr wenig ab. 
Eine Form kleinerer, langsam fliessender Gewässer mit etwas weniger 
zugespitzem, mehr abgerundetem Schnabel steht der var. limosus 
Nils. nahe, ohne jedoch den Wert einer Varietät beanspruchen zu 
können. Var. pachyodon J. habe ich selbst nicht gesehen. Nach 
Olessin und Westerlund steht sie der var. limosus nahe. 

Von der vorigen Art unterscheidet sich U. pietorum durch den 
geradlinig verlaufenden oder selbst etwas eingedrückten Unterrand, 
die geringere Grösse des hinteren Zahnes der linken Schale und die 
viel hellere, gelbe Färbung. 


33. Gattung. Margaritana Schumacher. 
Flussperlenmuschel. 

Tier wie bei Unio, nur die Kiemen nieht in ihrer ganzen 
Länge angeheftet, sondern am hinteren Ende frei. Muschel dick- 
schalig, verlängert-eiförmig, mit dunkelbrauner Oberhaut. Wirbel 
schwach aufgetrieben, meist stark abgerieben und zerfressen. 
Schloss mit Kardinalzähnen, aber ohne Seitenzähne. Vordere 
Schliessmuskelnarbe tief. Sehlossband meist etwas überbaut. 


144. Margaritana margaritifera Linne. 


Tier mit grauem Mantel, innere Kiemen breiter als die 
äusseren, braungelb und schwarz gestrichelt; Fuss von seiner 
Mitte an scharf abgesetzt-dunkelbraun. (Beschreibung nach den 
im Jüppel selbst gesammelten Exemplaren.) Muschel von an- 
sehnlicher Grösse, langei- bis nierenförmig, etwas zusammen- 
gedrückt, dickschalig. Vorderteil verkürzt. Hinterteil ver- 
längert und nach hinten verbreitert, bei sehr alten Exemplaren 
das hintere Ende etwas herabgekrümmt. Wirbel wenig hervor- 
tretend und meist stark zerfressen. Oberrand flach gekrümmt, 
aufsteigend, kurz vor den Wirbeln ziemlich stark eingedrückt, 
wodurch der vor dem Schildehen liegende Teil des Oberrandes 
um so deutlicher hervortritt. Unterrand gerade, bei ganz jungen 
Stücken schwach konvex, bei älteren schwach konkav. Vorder- 
rand kurz, mit dem Oberrand, besonders bei jungen Exemplaren, 


14. Familie. Unionidae. 215 


eine scharf markierte Ecke bildend. Hinterrand mit dem Ober- 
rand bei jüngeren Stücken einen deutlichen Winkel bildend, bei 
älteren fast ohne Winkelbildung schräg ablaufend. Schild beider- 
seits durch eine Furche deutlich bezeichnet. Schildehen wenig 
bezeichnet. Schlossband lang und kräftig, stark überbaut; 
Ligamentalbucht ziemlich tief. Oberhaut schwach glänzend, 
pecehschwarz, bei einzelnen Stücken kastanienbraun, mit fast 
goldbraun gefärbten Rändern. Jahresringe durch flache Runzeln 
und Furchen markiert. Schlossleiste schmal; Kardinalzähne 
derb, wenig zusammengedrückt. Seitenzähne fehlend, durch 
eine stumpfkantige Wulst ersetzt. Vordere Muskelnarbe ver- 
tieft, hintere sehr seicht. In der Mitte der Muschel eine 
grössere Anzahl strahlenartig angeordneter, stichförmiger Ein- 
drücke als Ansatzpunkte sehr feiner Sehnen zur Anheftung des 
Mantels. Perlmutter bläulichweiss, zuweilen rötlich angelaufen, 
lebhaft irisirend, fast stets durch unregelmässige, leberbraune 
bis ölgrünliche Flecken verunreinigt. Ein 2-—-4 mm breiter Rand 
der Muschel ist ganz frei von Perlmutter und wird noch über- 
ragt von einem, im frischen Zustande ziemlich breiten, schuppig- 
häutigen Rande, der beim Trocknen zusammenschrumpft und 
leicht abbrieht. Länge der Muschel 100— 120, Höhe 48—50, 
Dicke 27—30 mm. 

Aufenthalt: In kalkarmen Gebirgsbächen mit sandigem 
und steinigem Grunde. 

Verbreitung: In Nord- und Mitteleuropa, Nordasien und 
auch im nördlichen Nordamerika. In Deutschland namentlich 
im Fichtelgebirge und Böhmerwald, im bayrischen Walde, an 
einigen Punkten der sächsischen und schlesischen Gebirge, so- 
wie des mittelrheinischen Schiefergebirges. 

Schlesische Fundorte: „Im Bober bei Löwenberg, in 
der Neisse bei Görlitz (neuerdings nicht bestätigt); im Queis 
oberhalb Marklissa (wo sie sich in Menge finden soll)“ '), im 
Queis bei Wehrau und Klitschdorf, und im Jüppelbach bei 
Weidenau in Österr.-Schlesien. 

Nur von dem zuletzt genannten Fundorte kann ich aus eigener 
Anschauung das Vorkommen der Muschel bestätigen: Der Jüppel, ein 


kleiner, bei dem Dorfe Krosse in das Weidenauer Wasser mündender 
Bach von geringer Tiefe, mit ziemlich schnell fliessendem, klarem, 


1) Brückner, Beitrag z. Gesch. d. Perlenfischerei i. Queis. Lausitzer 
Monatschrift 1800. II. 253—267. 


216 14. Familie. Unionidae, 


aber weichem Wasser entspricht in jeder Hinsicht den Anforderungen, 
welche nach derin Brehms Tierleben, II. Aufl. (Band VI. pag. 900 und 901) 
wiedergegebenen, vorzüglichen Beschreibung v. Hessling’s die Fluss- 
perlenmuschel an ihren Aufenthaltsort stellt. Nachdem der Bach den 
Wald verlassen, schlängelt er sich zwischen Wiesen und Getreide- 
feldern hin, von Erlen und Weidengebüsch beschattet. Die Sohle des 
Flussbettes besteht teils aus Sand, theils aus kleinerem und grösserem 
Geröll, hin und wieder von grösseren Steinen unterbrochen. Haupt- 
sächlich hinter den letzteren, an der vor dem Anprall des Stromes 
geschützten Stelle, siedelt sich die Muschel gern an und kommt bis 
kurz vor der Mündung des Baches in zahlreichen Exemplaren vor. 
— Zwischen Mantel und Schale dieser Muschel finden sich häufiger 
als bei anderen Najaden kleine, selten auch grössere, mehr oder 
weniger rundliche Absonderungen der Perlmuttersubstanz; die grössten 
dieser Perlen erreichen etwa die Grösse einer starken Erbse. Sie 
sind verschiedener Gestalt und hängen entweder mit der Schale fest 
zusammen oder sind ganz lose, vom Mantel umschlossen. Nur die 
letzteren werden geschätzt und zwar um so höher, je vollkommener 
ihre Rundung und je reicher ihr Glanz ist, doch erreichen sie nicht 
den Glanz der orientalischen Perlen. — Westerlund'‘) hat die 
Perlenmuschel aus dem Jüppel als forma jetschini besonders 
aufgeführt und folgendermassen beschrieben: „Muschel vorn sehr kurz 
und niedrig, keilförmig verschmälert, schnell nach unten bogig abfallend; 
Hinterteil viel breiter, oben gerade, unten gerundet. Länge 95 (v. 28, 
h. 66), Höhe perp. 38, ang. 41, Dieke 28 mm.“ Die hier hervorgehobene, 
unbedeutende Abweichung vom Typus kennzeichnet vorzugsweise 
Jüngere Stücke; sie findet sich auch bei gleichgrossen Stücken anderer 
Fundorte (Sachsen, Norwegen) und verschwindet hier wie dort mit 
zunehmendem Alter, da durch die allmähliche Abreibung der hervor- 
stehenden Teile des Oberrandes der anfänglich existierende Höhen- 
unterschied zwischen dem Vorder- und Hinterrande der Muschel erheb- 
lich verringert und hierdurch auch die Umrissform verändert wird. 


34. Gattung. Anodonta Üuvier. 
Teichmuschel. 


Tier dem von Unio gleich. Muschel dünnschaliger, meist 
breit-eiförmig, seltener verlängert-eiförmig, meist mit hellerer, 
bräunlichgrüner, glatter Schalenoberhaut. Wirbel sehr wenig 
aufgetrieben, zart runzlig, nur wenig abgerieben oder zerfressen. 
Nächste Umgebung der Wirbel meist rötlichbraun gefärbt. Schloss 
ungezähnt; Innenseite des Oberrandes jederseits zu einer stumpf- 
kantigen, nur wenig erhabenen Längsleiste verstärkt. Schliess- 
muskelnarben flach und undeutlich. Schlossband stark, doch meist 
mehr oder weniger überbaut. 


') Fauna d. palaearet. Binneneonch. Heft VII. p. 185. 


14. Familie. Unionidae. 2 


Die Anodonten erreichen nach Schierholz’s Beobachtungen 
im ersten Sommer von Ende April bis Oktober eine durchschnitt- 
liche Grösse von 13—14 mm, im zweiten 20—25 mm. Während 
des Winters findet kein Grössenwachstum statt, wohl aber eine 
stärkere Ausscheidung von Epidermissubstanz am Schalenrande. 
Die grösste Wachstumszunahme scheint bei unseren Anodonten 
etwa im vierten und fünften Jahre stattzufinden, dann nehmen 
die Jahresringe allmählich ab und werden schliesslich so klein 
und undeutlich, dass man sie nicht mehr zu zählen vermag. Mit 
etwa 10 Jahren sind die Anodonten ausgewachsen, können je- 
doch, wie es scheint, 20—30 Jahre alt werden. Vollkommen 
ausgewachsene Exemplare sind ausser an ihrer Grösse an dem 
starkhäutigen Schalenrande und der dunklen Färbung zu er- 
kennen. Nieht ausgewachsene Stücke lassen sich nur dann mit 
Sicherheit bestimmen, wenn sie mit ausgewachsenen Stücken 
desselben Fundorts verglichen werden können, da diese die 
Gestalt und Beschaffenheit ihrer früheren Entwicklungsstufen 
immer noch in den entsprechenden, früheren Jahresringen deut- 
lich erkennen lassen. 

Die Unterscheidung der Anodonten ist noch schwieriger als 
die der Unionen, da die Schlosszähne und die Wirbelskulptur, 
welche dort wichtige Anhaltspunkte gewähren, hier fehlen und 
die Unterscheidung daher fast ausschliesslich auf die Umrissform 
der Muschel angewiesen ist. Diese ändert sich aber nicht nur 
bei dem zunehmenden Alter der Individuen erheblich, sondern 
die Umrissform der Muscheln jeder Art oder Varietät weicht 
bei Stücken von verschiedenen Fundorten fast stets mehr oder 
weniger ab, welcher Umstand zur Aufstellung zahlreicher Arten 
und Varietäten Veranlassung gegeben hat. 

Unter den deutschen Anodonten ist zunächst A. complanata 
Zgl. eine von den übrigen Formen sicher zu unterscheidende 
Art, welche (nach Schierholz) sogar schon im Larvenzustande 
durch den Mangel des Byssusfadens und die Form der Larve 
selbst sich von anderen Anodonten unterscheidet und den Unionen 
näher steht. Alle übrigen einheimischen Anodonten hat Clessin 
unter dem Namen Anod. mutabilis zusammengefasst und gesteht 
den früheren Spezies kaum noch den Wert von Varietäten zu, 
sondern lässt dieselben nur noch als Mittelpunkte von Formen- 
kreisen gelten. Nach meinen Beobachtungen ist von den unter 
diesem Sammelnamen vereinigten Formen An. piscinalis Nilss. 
am bestimmtesten und schärfsten von den übrigen geschieden und 


218 14. Familie. Unionidae., 


kann mit ihnen (in welcher Auffassung ich durch einen Hinweis 
Professor Dr. Boettger’s bestärkt wurde) um so weniger ver- 
einigt werden, als A. piseinalis und A. eygnea am gleichen 
Fundorte (Breslauer Stadtgraben) ohne jeden Übergang scharf 
und bestimmt getrennt vorkommen. Da nach Scholtz auch 
A. eygnea und A. cellensis mehrfach zusammen vorkommen, so 
würde derselbe Grund auch für die Artberechtigung dieser 
geltend gemacht werden müssen. A. anatina endlich kann nach 
meinen Beobachtungen, wenigstens soweit schlesische Exemplare 
in Betracht kommen, weder als Art noch als Varietät aufrecht 
erhalten werden, sondern stellt nur eine Hungerform dar. Es 
ergeben sich hiernach für das schlesische Gebiet folgende Arten: 


Übersicht der Arten. 


l. Muschel verhältnismässig klein (nicht 
über 85 mm) und flach, durch ihre 
schmaleiförmige Gestalt sich 
mehr als andere Anodonten dem 
Typusder Unionen nähernd, mit zu- 
gespitzt gerundetem Vorderrand: Anodonta complanata Zgl. 
Muschel von verschiedener Grösse 
(70 bis 200 mm Länge) '), meist 
bauchig, meist ziemlich breit, 
eiförmig mit breit gerundetem 


Vorderrand ler od ana ET ee 
2. Muschel sehr gross (meist über 
100, mm) Eee a wine ati 1 ee 


Muschel mässig gross (meist unter 
100mm),imUmfangrautenförmig, 
mit sehr hervortretendem Schilde: Anodonta piscinalis Nalss. 
3. Muschel breiteiförmig, mit un- 
deutlichem Schnabel, Unterrand 
konvex gebogen: . . . Anodonta cygnea Linne. 
Muschel langgestreckt and 
niedrig, mit deutlichem Schnabel, 
Unterrand gerade, dem Oberrande 
parallel: . 2. 2 2.20.20... Anodonta cellensis Schroeter. 





1) Die hier angegebenen Grössen beziehen sich nur auf ausgewachsene 
Stücke. Kleine Muscheln mit wenigen, breiten Jahresringen sind nicht aus- 
gewachsen, kleine Muscheln mit zahlreichen aber sehr eng gestellten 
Jahresabsätzen sind Hungerformen. 





14. Familie, Unionidae. 219 


145. Anodonta complanata Ziegler. 

Tier gelbliehgrau, mit schlankem, zuweilen schön orangegelbem 
Fuss. Gewebe der Kiemen zarter als bei den folgenden Arten. 
Muschel ziemlich klein, spitzeiförmig, (zuweilen mit stark her- 
abgekrümmtem Schnabel), sehr zusammengedrückt, ziemlich 
dünnschalig. Vorderteil verkürzt und zugespitzt gerundet. 
Hinterteil verlängert und zugespitzt, oft stark herabgekrümmt. 
Wirbel mit zahlreichen, wellig runzligen Erhebungen besetzt. 
Oberrand gekrümmt aufsteigend, Unterrand sehr lang, bei der 
Hauptform stark gewölbt, häufig aber gerade und in der Mitte 
schwach eingedrückt Vorderrand sehr schmal, zugespitzt- 
gerundet, Hinterrand gestreckt absteigend, mit dem schwach 
aufgebogenen Unterrande eine bei der Hauptform in der Längs- 
axe der Muschel liegende, wenig abgerundete Ecke bildend. 
Bei der Form mit geradem Unterrande vereinigt sich der die 
Muschel schräg abstutzende Hinterrand mit dem Unterrande zu 
einem ziemlich spitzen Schnabel, wodurch die Muschel eine fast 
dreieckige Form erhält. Schild lang, ziemlich stark zusammen- 
gedrückt, von dunklen Schildstrahlen begrenzt. Schlossband 
lang und schmal, Schlossleiste schmal, abgeflacht, hinten tief 
ausgeschnitten. 

Schloss in der linken Schale mit langer, fadenförmig vor- 
tretender Kante, in der rechten mit entsprechender Einsenkung. 
Oberfläche der Muschel schwach gefurcht, mit deutlichen, ziem- 
lich eng stehenden Jahresringen versehen. Färbung grünlich- 
braun, von gelblichen oder grünen Ringstreifen unterbrochen. 
Wirbelgegend rötlichbraun, meist abgerieben. Vordere Schliess- 
muskelnarben stark vertieft. Länge 80, Breite 40—45, Dieke20 mm. 

Aufenthalt: In tiefen, langsam fliessenden Bächen und 
Flüssen mit schlammigem Grunde. 

Verbreitung: Deutschland, Russland. 

Schlesische Fundorte: In der Oder bei Breslau am 
Schiesswerder und zwischen Breslau und Morgenau (nach 
Scholtz); in der Ohle und den Lachen derselben bei Morgenau 
und Klein-Tschantsch; in der Lohe bei Pilsnitz, Masselwitz, 
Neukirch, im Schwarzwasser bei Schottwitz und Gross- 
Bischwitz; im Juliusburger Wasser zwischen Sackrau und 
Glockschütz; in der Ölsa bei Domatschine, in der Weistritz 
bei Arnoldsmühle und in der Ohle bei Strehlen. 


Dass die Muschel weder in Oberschlesien noch in Niederschlesien 
und der Lausitz beobachtet wurde, ist wohl nur dem Umstande zuzu- 





220 14. Familie. Unionidae. 


schreiben, dass sie schwerer als andere Anodonten zu finden ist, da 
sie sich tiefer als diese im Schlamme eingräbt. Am sichersten erhält 
man sie, wenn man au solchen Stellen, wo man ihr Vorkommen 
vermuten darf, wenn dies möglich ist, mit den Händen im Schlamme 
des Bodens sucht. Hierbei lässt sich die in Rede stehende Art schon 
unter dem Wasser leicht an dem langen, schleimigen Fuss erkennen, 
der sich langsamer als bei anderen Najaden in die Schale zurück- 
zieht. Trotz ihrer wesentlichen Verschiedenheit von den übrigen Arten 
kann ihre Bestimmung, wenn man sie nicht selbst lebend aus dem 
Wasser genommen hat, dem Anfänger Schwierigkeiten bereiten; sie 
wird daher oft mit Hungerformen oder auch wohl mit Jugendzuständen 
der grösseren Arten verwechselt, umsomehr, als diese letzteren bis zu 
einer gewissen Altersstufe ebenfalls sehr flach erscheinen. Am deut- 
lichsten dürfte sie sich von gleich grossen Stücken anderer Anodonten 
dureh die auffallende Verschmälerung ihres Vorderendes, sowie durch 
die verhältnismässig geringe Breite unterscheiden, die ihr, im Verein 
mit ihrer dunklen Färbung, ein den Unionen ähnliches Aussehen ver- 
leiht. Die unter zahlreicheren Exemplaren fast stets mitauftretende 
Form mit geradem, etwas eingedrücktem Unterrande und schräg abge- 
stutztem, wie abgehackt aussehendem Hinterrande, Anodonta kletti 
Ivssm., zeigt sehr allmähliche Übergänge zur Hauptform und kann 
trotz der auffallenden Formverschiedenheit extremer Stücke kaum als 
Varietät derselben bezeichnet werden. Das gleichzeitige Auffinden 
dieser äusserst charakteristischen Form ist jedoch sehr geeignet, die 
sichere Bestimmung der Art zu erleichtern. 


146. Anodonta eygnea Linn£. 
Syn.: Anodonta mutabilis Olessin, var. eygnea Z., in Olessins Excurs. Moll. 
E..II. Aufl.ıp.7515. 

Tier gross und derb, blassgelb, Fuss und Mantelrand leb- 
haft mennigrot. Muschel sehr gross, breit-eiförmig; bauchig, 
ziemlich dünnschalig und zerbrechlich. Hinterteil nur mässig 
verlängert. Wirbel wenig vortretend, der Mitte des Schalen- 
randes etwas genähert, Unterrand sehr gewölbt. Vorder- 
rand gleichmässig gerundet, Hinterrand mehr oder weniger schräg 
absteigend und dadurch mit dem gebogenen Unterrande einen 
mehr oder weniger spitzen, aber kurzen Schnabel bildend. 
Schlossband sehr stark, etwas überbaut. Oberfläche der Muschel 
mit ungleich hohen und tiefen, in ungleichmässige Zwischenräume 
gestellten Furchen und Rippen versehen. Oberhaut meist von 
schmutziggelber Grundfarbe, mit abwechselnd grünen, gelbbräun- 
lichen und gelblichen, konzentrischen Streifen versehen und bei 
hellgefärbten Stücken mit vom Wirbel ausgehenden, grünen 
Strahlen geziert. Nächste Umgebung der Wirbel lebhaft rot- 
braun gefärbt. Perlmutter bläulichweiss; Muskelnarben wenig 


14. Familie. Unionidae. 221 


vertieft, aber noch deutlich erkennbar. Länge 130—200, Breite 
65—110, Dieke 45—60 mm. 


Aufenthalt: In grösseren, stehenden Gewässern, Seen, 
Teiehen, grossen Lachen ete. und in stillen Buchten grösserer 
Flüsse. 


Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. 


Schlesische Fundorte: Um Breslau im Stadtgraben, 
im Teiche des zoologischen Gartens, in stillen Buchten der 
Oder oberhalb Breslau; in Lachen der Glatzer Neisse; 
Schwierse bei Öls, Gnadenfrei; in den Fischteichen der 
Kreise Rosenberg und Kreuzburg. 


Anodonta ceygnea ist durch ihre beträchtliche Grösse im Verein 
mit grosser Höhe, sehr gewölbtem Unterrande und der Mitte der 
Schale sehr genäherte Wirbel ausgezeichnet. Die Exemplare des 
Breslauer Stadtgrabens zeichnen sich durch lebhaft rote Färbung 
' aller Weichteile des Tieres aus, sowie dadurch, dass der Hinterrand 
dicht hinter dem Schlossbande fast geradlinig und sehr schräg zu dem 
stark gebogenen Unterrande abfällt und mit ihm einen spitzen Schnabel 
bildet. Die Muschel ist nach dem Unterrande zu ganz allmählich, 
fast beilartig zugeschärft und besitzt eine sehr dunkel gefärbte und 
stark gerippte Oberfläche. Ihre Dimensionen sind: 160 :85 : 40—50 mn. 
Die in der Oder gesammelten Exemplare sind meist heller gefärbt 
und nicht beilartig zugeschärft, sondern behalten ihre bauchige Wölbung 
bis zum Rande bei; der Hinterrand ist weniger abfallend, der kurze 
Schnabel daher weit stumpfer. 





147. Anodonta cellensis Schroeter. 
Syn.: Anodonta mutabilis C7., var. cellensis Schr., in Clessins Exeurs. Moll. 
E: UI. Aufl. p. 518. 

Tier gelblichgrau, mit rotgelbem Fusse und hellbräunlich ge- 
gitterten Kiemen. Muschel gross, länglich-eiförmig, bauchig, 
weniger hoch als die vorige Art, aber sehr gestreckt, 
Hinterteilsehr verlängert, geschnäbelt, der Schnabel schmal 
und etwas aufgebogen. Wirbel weit nach vorn stehend, flach, 
mit welliger Skulptur. Ober- und Unterrand meist ziem- 
lich parallel, Unterrand etwas eingedrückt, Oberrand zu- 
weilen etwas ansteigend. Vorderrand gerundet, Hinterrand schräg 
ablaufend und mit dem sich aufbiegenden Hinterende des Unter- 
randes die abgestumpfte Schnabelspitze bildend. Schild 
zusammengedrückt, kielförmig, durch drei braungrüne, vom 
Wirbel ausgehende Strahlen begrenzt. Oberfläche der Muschel 
gefurcht, Oberhaut grünlichbraun oder gelbliehgrün, ohne deut- 


222 14. Familie. Unionidae. 


liche Streifen, um den Wirbel herum rötlichbraun. Perlmutter 
milchbläulich, lebhaft irisierend. Muskelnarben schwach. Länge 
8s0—150, Breite 50—70, Dieke 30-—50 mm. 

Aufenthalt: Wie bei der vorigen Art. 

Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. 


Sehlesische Fundorte: Um Breslau im Stadtgraben 
und zoologischen Garten (ehemals grosse Lache hinter der 
Passbrücke), in den Lachen der Oder und Lohe bei Morgenau, 
Zedlitz, Pirscham, Zimpel, Ransern; in der Lohe bei Neu- 
kireh; in der Ohle bei Klein-Tschantsch und im Waschteich; 
in der Weistritz bei Arnoldsmühle, im Lohemühlgraben bei 
Lohe; im Bober bei Bunzlau; im Queis bei Lauban (nach 
Peck); im Schlossteich von Turava; bei Kobylino (Kreis 
Oppeln) f. rostrata Kok. (nach Goldf.). 

Anodonta cellensis ist im allgemeinen leicht an ihrer gestreckten, 
niedrigen Form und ihrem deutlichen Schnabel zu erkennen. Es sind 
jedoch Übergänge zu der vorigen Art nicht selten, und es ist oft nicht 
ganz leicht, dieselben einer der beiden in Frage kommenden Arten 
bestimmt zuzuweisen. 

Fine kleine, 70—90 mm lange, länglich-eiförmige, wenig aufge- 
blasene Anodonta mit wenigstens acht bis zehn ziemlich eng stehenden 
Jahresringen, ziemlich geradem oder auch flach eingedrücktem Unter- 
rand, aber nicht verschmälertem Vorderrand, welche ich früher als 
An. anatina ZL. bezeichnet habe, halte ich jetzt für eine (vielleicht 
durch ungünstige Ernährungsverhältnisse im Wachstum zurückgebliebene) 
Form von A. cellensis Schr. und möchte sie als forma esurio bezeich- 
nen. Sie findet sich in kleineren Gewässern, um Breslau in der Weide, 
dem Juliusburger Wasser bei Sackrau, in der Lohe bei Neukirch, 
zuweilen auch in der alten Oder. 


148. Anodonta piseinalis Nilsson. 


Tier gelbliehgrau, Kiemen schön graubraun, Fuss gelblich ge- 
färbt. Muschel mittelgross, rauten-eiförmig, bauchig, ziemlich 
dieksehalig. Vorderteil kurz gerundet, Hinterteil kaum ver- 
längert, mit sehr kurzem Schnabel, dessen Ecken meist ab- 
gerundet sind. Wirbel nicht hervortretend, vom Vorderrande 
ziemlich weit entfernt nach der Mitte des Obersandes hin stehend. 
Oberrand schräg, gekrümmt aufsteigend, Unterrand schwach 
gerundet, Vorderrand gerundet, Hinterrand in gerader oder 
etwas konkaver Linie schräg herablaufend und mit dem herauf- 
sekrümmten Ende des Unterrandes einen kurzen, stumpfen 
Sehnabel bildend. Sehild breit, Kiel desselben stark zu- 





14. Familie. Unionidae. 223 


sammengedrückt und sehr stark hervortretend, beiderseits 
durch dunkle Strahlen begrenzt. Schlossband kräftig, breit, 
etwas überbaut. Oberhaut braungelb, mit lebhaft grünen Streifen, 
um die Wirbel meist rostrot. Perlmutter bläulichweiss, in der 
Wirbelgegend fleischrot. Muskelnarben ziemlich vertieft. Länge 
90-100, Breite 55—60, Dieke 30—35 mm. 

Aufenthalt: In Teichen, Lachen und kleineren, langsam 
fliessenden Gewässern. 

Verbreitung: Deutschland, Österreich, Schweden. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau im Stadtgraben 

und im Teiche des zoologischen Gartens (f. ponderosa (€. Pff.); 

in Oderlachen oberhalb Breslau, in der Ohle bei Klein- 

Tsehantsch; in der Weistritz bei Arnoldsmühle; im Stober 

bei Kreuzburg; in Neissebuchten (nach Jordan). 


Anodonta piseinalis wird von Scholz aus der Umgebung von 
Breslau mehrfach angeführt. Zahlreiche von mir gesammelte Formen 
stimmen allerdings im Umriss mit piseinalis überein; da jedoch auch 
die Jugendformen der beiden grösseren Varietäten infolge ihrer 
verhältnismässig grossen Breite und ihres stark hervortretenden 
Schildes der Umrissform von A. piscinalis entsprechen, so liess die 
geringe Zahl der Jahresringe dieser Muscheln leicht erkennen, dass 
sie nicht zu piscinalis gestellt werden können. Ich war daher lange 
geneigt, der Ansicht Clessins beizustimmen, dass A. piseinalis am 
wenigsten Anspruch auf Selbständigkeit habe. Zahlreiche ausgewachsene 
 Anodonten, welche ich 1888 aus dem Stadtgraben erhielt, und welche 
sämtlich die charakteristische Gestalt der A. piseinalis sehr deutlich 
zeigten, belehrten mich jedoch eines andern. Von den am gleichen Orte 
gesammelten Exemplaren der A. cygnea unterschieden sie sich schon 
durch die Farbe des Tieres aufs bestimmteste. Während die Weich- 
teile bei A. cygnea in allen Altersstufen lebhaft rot gefärbt sind, so 
zeigen hier die Kiemen des gelblichgrau gefärbten Tieres eine eigen- 
tümliche, zarte, graubraune Färbung, die bei allen Stücken so durch- 
aus gleichartig und charakteristisch ist, dass ich ihre Artberechtigung 
nicht mehr in Zweifel ziehen kann. Durch die dunkle Färbung der 
grob und unregelmässig gefurchten, rauhen und ziemlich schweren 
Schale, welche besonders am hinteren Ende eine starke, schiefrige 
Abblätterung zeigt, ist sie als forma ponderosa gekennzeichnet. 


15. Familie. Cycladidae. 

Tier frei beweglich. Mantelränder verwachsen, mit weitem 
Schlitz zum Durchstecken des Fusses. Die hinteren Mantel: 
öffnungen in kurze Röhren oder Siphonen verlängert, die ent- 
weder getrennt oder mit einander verwachsen sind. Die Kiemen 


224 15. Familie. Cyeladidae, 


von ungleicher Grösse, der Fuss schlank, fast wurmförmig; 
Muskelnarben sehr schwach markiert. Die Tiere sind Zwitter. 
Schalen klein oder sehr klein, gleichklappig, rundlich oder ei- 
förmig, gleichseitig oder ungleichseitig, im letzteren Falle das 
Vorderteil verlängert, Hinterteil verkürzt. Ligament kurz, äusser- 
lich oder überbaut (äusserlich nicht sichtbar), Schloss jederseits 
mit ein oder zwei kleinen Kardinalzähnen und einfachen oder 
doppelten, längeren Seitenzähnen zu beiden Seiten der Haupt- 
zähne. Schalen äusserlich mit harter, horniger, olivenfarbiger 
Oberhaut, innen sehr schwach perlmutterartig. Mantellinie ohne 
Bucht. 


35. Gattung. Sphaerium Scopol. 
(Cyelas Brugiere.) 
Kugelmuschel. 


Tier klein, zwitterig; die Larven entwickeln sich in eigenen 
Bruttaschen. Siphonen ziemlich lang, an der Basis mit ein- 
ander verwachsen, vor ihrem Ende gabelig auseinander 
gehend; der untere Sipho walzenförmig, mit stumpfem Ende, 
der obere kürzer, am Ende zugespitzt. Das äussere Kiemen- 
paar kleiner als das innere. Füss schmal und lang, zungen- 
förmig. Mundlappen und Muskeln wie bei den Unioniden. 
Muschel klein, rundlich,. fast gleichseitig, Hinterteil nur 
wenig länger als das Vorderteil, Schale dünn, mit starker, fest- 
sitzender Oberhaut überzogen. Wirbel mittelständig, breit, 
wenig vorragend. Ligament kurz, äusserlich sichtbar oder mit 
Schalensubstanz überbaut. Schloss aus einer mehr oder minder 
breiten, die Kardinal- und Seitenzähne tragenden Leiste bestehend. 
Kardinalzähne der rechten Schale einfach oder doppelt, der linken 
doppelt. Seitenzähne rechts doppelt, links einfach. Muskel- 
narben leicht angedeutet. 


Übersicht der Arten. 


1. Muschel ziemlich gross (im ausgewach- 
senen Zustande nicht unter 20 mm) 
Schloss jederseits mit zwei Kardinal- 
zähnen; » 2... emm uhren ie SPhR Avicolaı en 
Muschel klein (nie über 15 mm), Schloss 
rechts mit einem, links mit zwei Kar- 
dinalzähneng...;.. v.4kennemeer = Kirsche u Bd Se 





18) 
DD 
2 


15. Familie. Oycladidae. 


EtBelsaufeeblasen HU III DIR AN FAIRE NE, 
Birbei®wenie"aufgeblasen IE Ha ur aD VIRRR IRUN A, 
3. Muschel stark aufgeblasen, rundlich, 
mitmittelständigen, mässig vortretenden 
Wirbel ne Mn ar a ER Sph em Bine: 
Muschel wenig aufgeblasen, von mehr 
sestreckter Form mit stärker vor- 
tretenden und mehr aus der Mitte 
gerückten Wirbeln: . .  . Sph. sealdianum Norm. 
4. Wirbel mit schwach vortretenden 
Wirbelhäubehen: . . . . . .  . Sph. mamillanum West. 
Wirbel ohne Häubehen . . . . . Sph. draparnaudi (less. 


149. Sphaerium rivicola Leach. 

Syn.: Cyclas rivicola Lam., Scholtz, Schles. Moll. 1853 p. 137. 

Tier weiss, durchscheinend, mit kegelförmigem Fusse. Mantel 
‚gelblichweiss, mit gelbem Rande. Siphonen fleischfarben. Muschel 
ziemlich gross, eifürmig, etwas aufgeblasen, in der Jugend 
nur flach gewölbt, ziemlich festschalig, regelmässig und stark 
konzentrisch gestreift, (ältere Muscheln am Rande fast 
gerippt), stark glänzend. Muschel fast gleichseitig, Wirbel 
breit, mittelständig, etwas nach vorn geneigt, sehr wenig er- 
hoben, so nahe am Rande, dass sie sich zuweilen berühren. 
Oberrand kurz, schwach gebogen, vom Vorder- nach dem Hinter- 
rande zu schwach ansteigend, vom Wirbel etwas überragt; Unter- 
rand wenig gebogen, in gleichmässiger Wölbung in den schön 
serundeten Vorderrand übergehend, mit dem schräg abfallenden, 
sekrümmten Hinterende eine stumpfe Ecke bildend. Schild 
und Sehildehen sehr deutlich bezeichnet und meist durch hellere 
Färbung von der Umgebung unterschieden. Schlossband nicht 
überbaut. Schloss mit zwei Kardinalzähnen in jeder Schale. 
Linke Schale: die beiden Kardinalzähne nebeneinander- 
stehend, der äussere, dem Wirbel zunächststehende, länger 
und dünner als der innere. Dieser überragt den äusseren an 
Höhe und ist mit der Spitze etwas gegen den Wirbel geneigt, 
wodurch die gewinkelte, schmale Rinne zwischen beiden, welche 
die Kardinalzähne der rechten Schale aufzunehmen bestimmt ist, 
noch mehr verengt wird. Seitenzähne einfach, derb, hoch, an 
der Spitze abgestutzt. Rechte Schale: die beiden Kardinal- 


zähne hintereinanderstehend und sich so berührend, dass 
Merkel, Mollusken. 15 


226 15. Familie. Cyeladidae. 


sie die Schenkeleines stumpfen Winkels bilden, dessen 
Scheitelpunkt nach dem Wirbel hin gerichtet ist. Der vordere 
Zahn länger und dünner, fast lamellenartig, der hintere kurz, 
derb, an der Spitze gefurcht. Seitenzähne doppelt, die inneren 
ziemlich lang, derb und kräftig entwickelt, die äusseren (dem 
Schalenrande zugewendeten) viel kürzer, schwächer und niedriger. 
Die Rinne zwischen beiden nimmt den Zahn der linken Schale 
auf. Färbung der Muschel graubraun oder gelbbraun, meist 
mit gelbem Saume. Wirbel an älteren Stücken rötliehbraun 
gefärbt. Perlmutter glänzendbläulich, gegen die Mitte hin röt- 
lich. Muskelnarben deutlich markiert. Länge 20—23, Breite 
15, Dicke 10—12 mm. 

Aufenthalt: An den Ufern der Flüsse, in Seen und grösseren 
Teichen. 


Verbreitung: Deutschland mit Ausnahme des oberen Rhein- 
und Donaugebietes, Österreich, England, Nordrussland und West- 
sibirien. 

Schlesische Fundorte: In der Oder bei Breslau und 
Ratibor, in der Ohle und ihren Lachen bei Morgenau, 
Pirscham, in der alten Oder, dem Waschteich, in der Lohe 
bei Neukirch, im Lohemühlgraben bei Lohe, in der Ölsa bei 
Domatschine, in der Weistritz bei Arnoldsmühle, Schwierse 
bei Öls, im Görisseifener Bach bei Löwenberg, Mühlgraben 
in Dirsdorf bei Nimptsch, Weinlache und Neissebuchten bei 
Görlitz. 

Sphaerium rivicola ist im Sande, besonders grösserer Flüsse, nicht 
selten, stellenweise sogar recht häufig. Ihre ansehnliche Grösse, die 
braune Färbung und die fast gerippt erscheinende, stark glänzende 


Oberfläche lassen sie von anderen Arten ihrer Gattung sehr leicht 
unterscheiden. 


150. Sphaerium corneum Linne. 
Syn.: Cyelas cornea C. Pf., Scholtz, Schles. Moll. 1853. 

Tier zart, weisslich, durchscheinend. Fuss lang, lanzett- 
förmig. Muschel rundlich-eiförmig, im Durchschnitt fast 
herzförmig, stark aufgeblasen, dünnschalig, schwach und 
unregelmässig gestreift, fast gleichseitig, Wirbel fast genau 
mittelständig, schmäler, spitzer und etwas mehr hervor- 
ragend als bei der vorigen Art. Oberrand vom Wirbel etwas: 
überragt, Unterrand gewölbt, zuweilen jedoch fast gerade. Vorder- 
und Hinterrand fast gleich stark gebogen. Schildehen und Schild 





15. Familie. Cyeladidae. 227 


kaum angedeutet. Schlossband kurz und fein, überbaut, 
daher wenig bemerkbar. Schloss mit zwei Kardinalzähnen in 
der linken und einem in der rechten Schale. Linke Schale: 
die beiden Kardinalzähne nebeneinander stehend, aber sich 
nur zur Hälfte oder etwas über die Hälfte hinaus deckend, da 
der innere etwas mehr nach vorn gerückt ist als der äussere. 
Leistenränder beider Schalen zwischen Kardinal- und Seiten- 
zähnen viel tiefer ausgeschnitten als bei Sph. rivicola, wodurch 
die Seitenzähne, besonders die vorderen, erheblich höher er- 
scheinen. Rechte Schale: ein Kardinalzahn, da die beiden 
Teile desselben, die bei Sph. rivicola einen deutlichen Winkel 
bilden, so wenig schräg liegen, dass sie fast einen gestreckten 
Winkel bilden. Schneide dieses Zahnes in der Mitte ziemlich 
tief ausgeschnitten und dadurch in zwei deutliche Schenkel ge- 
teilt (die mit demselben Rechte wie bei Sph. rivicola auch als 
zwei Zähne betrachtet werden könnten); hinterer Schenkel etwas 
verdickt. Seitenzähne doppelt, die dem Schalenrande zugewende- 
ten (äusseren) schwächer entwickelt als die inneren. Färbung 
der Muschel gräuliehhornfarben, oft mit gelbem Rande ver- 
sehen. Perlmutter bläulichweiss. Muskelnarben deutlich. Länge 
8—10, Breite 6—8, Dieke 5—7 mm. 

Aufenthalt: In Bächen, Flüssen, Lachen, Teichen und Seen 
häufig. 

Verbreitung: Europa. 

Schlesische Fundorte: In der Ebene im ganzen 

Gebiet verbreitet; var. nucleus Studer bei Krupka und 

Dziertzeowice in Polen und bei Schwierse, Kreis Öls. 

Sphaerium corneum ist die häufigste Art der Gattung und an ihrer 
stark aufgeblasenen, rundlichen Form und den mittelständigen, nur 
wenig hervortretenden Wirbeln kenntlich. In Bezug auf Grösse und 
Form ändert die Muschel recht bedeutend ab, jedoch gehen diese ver- 
schiedenen Formen so unmerklich in einander über, dass höchstens 
die nachfolgend genannte als äusserstes Extrem nach der einen Seite 
hin mit einigem Rechte als Varietät hervorgehoben werden kann. 


Var. nucleus Studer ist eine ziemlich kleine, auffallend stark 
gewölbte, fast rein kugelige Form kleinerer, stehender Gewässer. 


151. Sphaerium scaldianum Normand. 


Tier wie bei der vorigen Art. Muschel etwas grösser, läng- 
lich-eiförmig, etwas aufgeblasen, aber mit ziemlich schneidenden 
Rändern, wenig glänzend, stark gestreift. Vorderteil etwas 

15* 


228 15. Familie. Cycladidae. 


verkürzt, gerundet, Hinterteil etwas verlängert; Wirbel etwas 
aus der Mitte gerückt, sehr hervorragend, ziemlich zu- 
gespitzt. Oberrand ziemlich kurz, durch deutliche, etwas ab- 
serundete Ecken mit den Nachbarrändern verbunden. Unter- 
rand lang, wenig gebogen, Vorderrand ziemlich gleiehmässig 
gerundet, Hinterrand sehr wenig gewölbt, schief, mit dem Unter- 
rand eine deutliche, stumpfe Ecke bildend. Schild und Schildehen 
schwach angedeutet, Kiel derselben deutlich zusammen- 
sedrückt und scharf hervortretend. Schloss mit zwei 
Kardinalzähnen in der linken und einem in der rechten Schale. 
Linke Schale: die beiden Kardinalzähne nebeneinander stehend, 
der äussere lang, etwas gebogen, den inneren, kürzeren 
umfassend. Rinne zwischen beiden lang und schmal. Seiten- 
zähne schmal. Leistenränder beider Schalen zwischen Kar- 
dinal- und Seitenzähnen weniger tief ausgeschnitten als 
bei Sph. corneum. Rechte Schale: ein tief zweiteiliger 
Kardinalzahn, dessen Schenkel wie bei Sph. corneum einen 
kaum erkennbaren, stumpfen Winkel bilden und von gleicher 
Höhe sind. Seitenzähne doppelt, die dem Schalenrande zu- 
sewendeten (äusseren) schwächer entwickelt als die inneren. 
Farbe der Muschel gelbgrau, meist mit hochgelbem Bande 
am Rande. Muskelnarben sehr schwach angedeutet. Länge 
13 - 15, Breite 11—13, Dicke S—9 mm. 

Aufenthalt: In stillen Buchten grösserer Flüsse. 

Verbreitung: Nordfrankreich, Belgien, Norddeutschland, 
Norditalien. — In Deutschland in der Elbe, Weser, Oder, Mosel 
und Saale. 

Sehlesische Fundorte: In der Oder bei Breslau und 
zwar bis jetzt nur von mir in dem sogenannten Fischerhafen 
am nördlichen Oderufer, dieht unterhalb des Strauchwehres 
gefunden. 

Sphaerium scaldianum ist durch gestrecktere, weniger kugelige 
Form, durch die etwas aus der Mitte gerückten, stark hervortretenden 
Wirbel und die deutlichen Ecken des Oberrandes von Sph. corneum 
sut unterschieden. Die beiden letztgenannten Merkmale geben der 
Muschel, besonders den halbwüchsigen und daher flachen Stücken der- 
selben, fast das Aussehen einer riesigen Calyculina lacustris. Die 
Muschel findet sich nach meinen Beobachtungen nur im tiefen Wasser, 
in den stillen Buchten grösserer Flüsse und kann daher nur bei sehr 
niedrigem Wasserstande leicht gesammelt werden. — Die von Gold- 


fuss in der Stober bei Kreuzburg gesammelten Exemplare gehören 
nach Beschaffenheit des Schlosses sowohl, als auch nach der rund- 





15. Familie. Cycladidae. 229 


lichen, sehr stark aufgeblasenen Form der Muschel nicht zu scaldianum, 
sondern zu Sph. corneum, von dessen Typus sie allerdings durch die 
stärker vortretenden Wirbel etwas abweichen. 


152. Sphaerium draparnaudi Clessin. 
Syn.: Sphaerium ovale Fer., in Westerl. Fauna d. pal. Binneneonch. Heft VII, 
p- 11. Cyeclas laeustris Drap., in Scholtz Schles. Moll. p. 138. 

Tier nieht beschrieben. Muschel klein, eckig, rundlich, wenig 
aufgeblasen, dünnschalig, durchscheinend, sehr fein gestreift, 
glänzend. Vorderteil kaum verschmälert, etwas zugespitzt, Hinter- 
teil stumpf, verbreitert; Wirbel klein, zugespitzt, wenig vortretend; 
Oberrand ziemlich kurz, wenig gebogen, schief ansteigend; Unter- 
rand sehr wenig gewölbt, Vorderrand schwach zugespitzt, ge- 
rundet, gegen den Unterrand eine abgerundete Ecke bildend. 
Hinterrand schief abgestutzt, breit, wenig gebogen. Schild und 
Schildehen deutlich; ihre etwas abgerundeten Ecken begrenzen 
den Oberrand nach beiden Seiten. Sehloss fein, Leiste schmal, 
von den Kardinalzähnen ganz ausgefüllt. Linke Schale: Kar- 
dinalzähne zwei, sehr fein, ziemlich lang, der äussere wenig ge- 
bogen, ganz hart am inneren Schalenrande stehend, nach hinten 
etwas verdickt; Rinne eng und lang, fast gleich weit in ihrer 
ganzen Ausdehnung. Seitenzähne einfach, ziemlich schwach, 
zugespitzt, die Spitze etwas schief abgestutzt. Rechte Schale: 
Kardinalzahn einer, sehr lang, dünn, wenig gebogen, hinteres 
Ende wenig verdickt, in zwei gabelförmig geteilte, zugespitzte 
Zacken auslaufend, deren Oberfläche sich gegen ihr Ende stark 
nach abwärts senkt. Seitenzähne doppelt; die äusseren schwach 
und niedrig, aber doch den Schalenrand überragend, kürzer und 
weniger zugespitzt als die innern; diese ziemlich fein; Rinne 
kurz, ziemlich seicht. Länge 7—8, Breite 5,5, Dicke 4 mm. 

Aufenthalt: Vorzugsweise in kleinen, schlammigen Wasser- 
gräben. 





Verbreitung: Europa, Algerien. 

Schlesische Fundorte: Bei Proskau in Oberschlesien 
und in einem Graben bei Daubitz in Niederschlesien (nach 
Jordan); in der Umgebung von Breslau (nach Krause). 

| Die obige Beschreibung ist Clessins Exeursionsfauna entnommen. 
Ich selbst habe Sph. draparnaudi nicht gefunden. Auch Scholtz giebt 
nur an, dass sie nach Neumann in Schlesien vorkomme, während er 


selbst sie nicht gefunden habe. Dagegen führt Jordan sie in den 
„Mollusken der preussischen Oberlausitz‘ aus Ober- und Niederschlesien 


230 15. Familie. Cycladidae. 


an, und von Krause soll sie sogar bei Breslau gefunden worden sein. 
Während meiner langjährigen Durchforschung der nächsten Umgebung 
von Breslau haben sich alle kleinen Sphaerien, die ich anfangs zuweilen 
für die in Rede stehende Species zu halten geneigt war, bei genauem 
Vergleich mit jungen Exemplaren des Sphaerium corneum, von diesen 
nicht mit Sicherheit unterscheiden lassen. Bei der sehr geringen 
Grösse der Muschel, ihrer flachen Form und grossen Dünnschaligkeit 
einerseits und der ziemlich bedeutenden Vielgestaltigkeit von Sph. corneum 
andererseits, die fast in jedem Gewässer eine etwas abweichende 
Form zeigt, scheint mir die Selbständigkeit dieser Art nicht über jeden 
Zweifel erhaben zu sein. 


153. Sphaerium mamillanum Westerlund. 


Tier nicht beschrieben. Muschel klein, rundlich-eiförmig, 
wenig aufgeblasen, ziemlich festschalig, feingestreift, glänzend. 
Vorderteil etwas verschmälert, gerundet; Hinterteil verbreitert, 
abgestutzt. Wirbel breit, wenig hervortretend, häubchen- 
artig abgesetzt, nur unter dem Wirbelhäubcehen aufgeblasen. 
Oberrand gebogen, ohne durch das schwach angedeutete Schild 
und Schildehen scharf abgegrenzt zu sein; Unterrand wenig ge- 
wölbt; Vorderrand schmal, gewölbt; Hinterrand breiter als der 
Vorderrand, wenig gebogen, schwach abgestutzt, mit starker 
Rundung in die Nebenränder übergehend. Ligament kurz, braun, 
überbaut. Oberhaut der Muschel von gelblicher Hornfarbe; Perl- 
mutter schwach, weisslich. Schlossleiste schmal; die Kardinal- 
zähne füllen die ganze Breite derselben aus. Schloss fein. 
Linke Schale: Kardinalzähne zwei, der äussere lang, gleich- 
förmig gebogen, den inneren fast ganz umfassend, niedrig; der 
innere stärker, dessen hinterer Schenkel länger als der vordere, 
Oberfläche scharf; Rinne zwischen beiden lang und eng, nach 
hinten etwas erweitert; Seitenzähne einfach, stark, ziemlich hoch 
und zugespitzt. Rechte Schale: Kardinalzahn einer, ziemlich 
gebogen, hinterer Schenkel kolbenförmig verdickt, auf der Krone 
durch eine seichte Rinne gefurcht, Vorderschenkel dünn, an 
seinem Ende schwach verdickt; Seitenzähne doppelt, die äusseren 
schwächer, von fast gleicher Länge mit den inneren, ziemlich hoch, 
den Schalenrand überragend; die inneren hoch und stark; Rinne 
lang, vertieft. Länge 8—9, Breite 6,5—7, Dieke 4,5—5 mm. 

Aufenthalt: In schlammigen Gräben. 


Verbreitung: Russland, Schweden, Norwegen, Hannover 
(bei Osnabrück) und Schlesien. 


15. Familie. Cycladidae. 231 


Schlesische Fundorte: In Gräben an der Weinlache 
bei Görlitz, in Gräben an der Neisse bei Posottendorf bei 
Görlitz und bei Proskau in Oberschlesien (nach Jordan). 


Obige Beschreibung ist (lessins Exeursionsfauna entnommen, da 
ich selbst diese Art nicht gefunden habe. 


36. Gattung. Calyculina (lessin. 
Häubehenmuschel. 


Tier klein und zart, von Sphaerium nicht wesentlich ver- 
schieden. Muschel klein, fast gleichseitig; Hinterteil kaum länger 
als das Vorderteil; Muschel sehr dünnschalig. Wirbel mittel- 
ständig, röhrenartig verlängert und durch die scharf ab- 
gesetzten, embryonalen Schälchen mit einem fast halbkuge- 
ligen Aufsatz, dem Häubchen, versehen. Ligament über- 
baut. Schlossleiste fehlend oder sehr schmal. Zähne in Form 
und Lage wie bei Sphaerium. 


154. Calyculina lacustris Müller. 
Syn.: Sphaerium lacustre Müller, in Westerlund, Fauna der pal. Binnenconch. 
Heft VII. p. 14. — Cyclas calyculata Drp., in Scholtz, Schles. Moll. 
1853 p. 139. 

Tier zart, durchscheinend, milchweiss. Fusslang, zungenförmig, 
zuweilen leicht rosenrot gefärbt. Muschel länglich-eiförmig, wenig 
aufgeblasen, etwasungleichseitig. Vorderteiletwasverschmälert, 
Hinterteil breiter und abgestutzt. Muschel sehr dünnschalig und 
zerbrechlich, durchscheinend, sehr fein und unregelmässig ge- 
streift, glänzend. Wirbel fast genau mittelständig, röhren- 
artig verlängert; Wirbelröhre kurz, etwas nach vorn geneigt, 
mit ziemlich grossen, sehr deutlich abgesetzten Wirbel- 
häubchen geschmückt. Öberrand gerade, Unterrand schwach 
gewölbt, mit dem Hinterrande eine abgerundete Ecke bildend, 
Vorderrand etwas zugespitzt; Hinterrand sehr wenig gebogen, 
schief abgestutzt. Schild und Schildehen sehr deutlich, 
zusammengedrückt. Schlossband überbaut. Schloss mit zwei 
Kardinalzähnen in der linken und einem in der rechten Schale. 
Farbe der Muschel gelblichweiss, oft mit dunklem Schlammüberzug. 
Perlmutter kaum angedeutet. Länge 7,5, Breite 5,5, Dicke 3,5 mm. 


l. Var. major Dupuy = Sphaerium brochonianum Bourg. 


Muschel grösser, fast viereckig, noch mehr zusammen- 
gedrückt, zartschalig. Schild und Schildehen noch stärker 


232 15. Familie. Cycladidae. 


eckig vortretend, Wirbelröhre kürzer. Länge 9,5, Breite 
7,5, Dicke 4,5 mm. 


2. Var. steini A. Schmidt. 

Muschel von mittlerer Grösse, fast dreieckig, etwas bauchi- 
ser. Umrissform mit weniger scharf markierten Ecken, 
besonders Schild und Schildehen mehr abgerundet. Oberrand 
etwas gebogen. Länge 8, Breite 7, Dicke 5 mm. 

Aufenthalt: In schlammigen Gräben und Lachen. 

Verbreitung: Europa, Nordasien. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Scheitnig, 
Pirscham, Schmiedefeld; bei Löwenberg; in kleinen Teichen 
zwischen Hermsdorf und Giersdorf; im städtischen Park zu 
Görlitz. — Var. major: In Krietern und Klein-Mochbern bei 
Breslau. — Var. steini: In Ströbel bei Zobten (in einem 
kleinen Quellteiche rechts an der Strasse von Ströbel nach 
Rosalienthal); im sogenannten Karpfenteich zwischen Eisers- 
dorf und Grafenort in der Grafschaft Glatz (nach Jetschin). 


Calyeulina lacustris kann weder mit Sphaerien noch Pisidien leicht 
verwechselt werden. Von letzteren unterscheidet sie sich deutlich 
dureh die mittelständigen Wirbel, von ersteren durch die Wirbelröhre 
und die Wirbelhäubchen; die scharfe Abgrenzung der letzteren ist 
jedoch zuweilen bei älteren Exemplaren durch starken Schlammüberzug 
unkenntlich gemacht. Im Gegensatz zu den von (lessin gemachten 
Beobachtungen fand ich auch in vollkommen stehenden Gewässern 
zu wiederholten Malen sowohl im Mai als auch im September Muscheln 
der verschiedensten Entwicklungsstufen. 


37. Gattung. Pisidium (. Pfeiffer. 
Erbsmuschel. 

Tier sehr klein und zart. Die verhältnismässig grossen Jungen 
entwickeln sich innerhalb der Kiemen des Muttertieres, aber 
nicht in besonderen Bruttaschen. Die Siphonen kurz, in 
ihrer ganzen Länge miteinander verwachsen, werden 
bei der geringsten Erschütterung zurückgezogen. Fuss sehr lang, 
fast wurmförmig. Muschel klein oder sehr klein, deutlich 
ungleichseitig, Hinterteil viel kürzer als das Vorderteil, 
die Schale daher im Umfang schiefdreieckig, ziemlich festschalig. 
Wirbeldem Hinterrande sehr genähert, wenig vortretend. 
Ligament sehr klein, überbaut, stets auf der kurzen Seite befind- 
lich. Sehlossleiste meist breit; Kardinalzähne rechts einfach oder 
doppelt, links doppelt; Seitenzähne rechts doppelt, links einfach. 


15. Familie. Oyeladidae. 233 


Übersicht der Arten. 
1. Muschel gross, im ausgewachsenen 
Zustande nicht unter 10 mm:. . .„P. amnieum Müller. 
Muschel mittelgross oder klein, nicht 


über 5—6 mm a 2. 
2. Wirbel mit einer scharfen Lamelle 
besetzt SO DE ETEREN FRE NE. 2 SA ABRSRTE NS LIREE IE ID ERNEEN SEERARENS, 
Wirbel ohne awialle EPA, KA EEE SIBEL NER BEAT EURER REN ARMEE EL, 
3. Muschel spitz dreieckig, fast so hoch 
als lang, starkschalig: . . . . P. supinum 4. Schm. 
Muschel verlängert-eiförmig, örhöblieht 
länger als hoch, dünnschalig:. . . P. henslowianum Shepp. 
4, Wirbel normal gestellt (für ein 
Pisidium) Fe 5% 
Wirbel mehr nach der Mitte Berdibkt 6. 


Wirbel noch mehr als gewöhnlich dem 
Hinterrande genähertt: . . . .P. scholtzi Clessin. 
5.  Umriss eiförmig: . is -..*. 0... .. P. fontinale C. Pfr. mit 
var. roseum Scholtz. 
Umriss schief-eiförmig: . . . .P. pallidum Jeffr. 
Umriss fast viereckig: . . . . .P. milium Held. 
6. Wirbel wenig vortretend, Muschel 
wenig aufgeblasen und wenig ungleich- 
TE . P. pusillum (mel. 
Wirbel vortretend, Aecheil SER EnE 
seblasensiunidinulem Iuinldlishes nuhB.robtusale Eu Pfr 


155. Pisidium amnicum Müller. 
Syn.: Pisidium obliguum Pfeif., in Scholtz, Schles. Moll. 1853 p. 141. 

Tier zart, durchscheinend, weiss oder grau. Mantel dünn, 
weiss, mit diekem, wulstigem Rande. Fuss lang, messerförmig; 
Muschel verhältnissmässig gross, eiförmig, sehr ungleich- 
seitig, etwas bauchig, fest und dieksechalig, deutlich ge- 
rippt und mit tieferen und dunkleren Jahresringen versehen. 
Vorderteil ausgezogen, verschmälert, Hinterteil sehr Kurz, breit, 
abgestutzt. Wirbel breit, nur wenig hervorragend, sehr nahe an 
den Hinterrand gestellt, schwach nach vorn geneigt. Oberrand 
wenig gebogen, vom Wirbel wenig überragt, Unterrand ziemlich 
gewölbt, Vorderrand gerundet, Hinterrand abgestutzt, von der 
Wirbelspitze in sehr wenig gebogener Linie zum Unterrande ab- 


234 15. Familie. Cyeladidae. 


fallend und mit demselben eine deutliche, aber abgerundete Ecke 
bildend. Ligament kurz und stark, überbaut; Schlossleiste breit. 
Linke Schale mit zwei hintereinander gestellten Kardinalzähnen, 
die nach der Mitte des Wirbels zu in einem Winkel zusammen- 
stossen. Seitenzähne einfach. Rechte Schale mit zwei Kardinal- 
zähnen, die, hintereinander stehend, nach dem Wirbel zu in einem 
Winkel zusammenstossen. Seitenzähne doppelt, die am äusseren 
Schalenrande stehenden kürzer und niedriger als die inneren. 
Epidermis gelblichhornfarben, glänzend, am Rande meist heller 
gelblich gefärbt. Junge Exemplare von rein gelber, ältere meist 
von dunkler, fast brauner Färbung. Perlmutter bläulich. 
Länge 11, Breite 8,5, Dicke 6 mm. 

Aufenthalt: An schlammigen und feinsandigen Ufern der 
Bäche und Flüsse. 


Verbreitung: Europa, Nordafrika, Nord- und Westasien. 


Schlesische Fundorte: Bei Breslau in der Oder (im 
Fischerhafen und an dem unterhalb desselben gelegenen 
nördlichen Oderufer), in der alten Oder, in der Ohle bei 
Pirscham; Strehlen, Dirsdorf bei Nimptsch; Rosenberg und 
Kobylino in Oberschlesien und in der Stober bei Kreuz- 
burg; im Görisseifener Bach und dem Mühlgraben bei Löwen- 
berg. 

Pisidium amnicum Müll. zeichnet sich durch seine bedeutende 
Grösse, dunkle Farbe und deutliche Rippung vor allen andern Arten 
aus, so dass es mit keiner derselben verwechselt werden kann. Die 
zierliche Muschel ist in der Oder und Ohle und wahrscheinlich in allen 
übrigen grösseren Flüssen des Gebietes zu finden, jedoch am leichtesten 
in den Sommermonaten Juli, August zu sammeln, wegen der leichteren 
Zugänglichkeit der Ufer bei niedrigem Wasserstande. 


156. Pisidium supinum A. Schmidt. 


Muschel von mittlerer Grösse, dreieckig, bauchig, fest- 
schalig, fein und regelmässig gestreift, meist mit starken Jahres- 
ringen. Wirbel zugespitzt, dicht am Hinterrande stehend, 
ziemlich hervorragend und- mit je einer schiefen Lamelle 
besetzt, die nach dem Hinterrande zu mit dem Schalenrande 
konvergiert. Oberrand von der Wirbelspitze aus nach vorn steil 
abfallend, fast gerade und derartig breit und abgeflacht, 
dass die Muschel meist auf dieser Fläche liegen bleibt. Unter- 
rand gewölbt, allmählich in den sehr schmalen Vorderrand über- 
gehend, mit dem Hinterrande eine abgerundete Ecke bildend. 


15. Familie. Cycladidae. 235 


Vorderrand durch den steilen Abfall des Oberrandes 
fast verschwindend, Hinterrand fast senkrecht, gerade herab- 
steigend. Schloss in gebrochener Linie liegend, Schloss- 
leisteungewöhnlichkräftigund breit. Linke Schalemitzwei 
fast nebeneinander stehenden Kardinalzähnen. Der äussere oder 
hintere derselben ziemlich lang, der innere oder vordere drei- 
eckig, mit der Spitze gegen den Wirbel gerichtet. Rechte 
Schale mit einem ebenfalls winkelig gebrochenen Kardinalzahn, 
dessen hinterer Schenkel allmählich dieker wird. Farbe der 
Muschel gelblichweiss, wenig glänzend. Länge 4,5, Breite 4, 
Dicke 3 mm. 


Aufenthalt: Im Sande grösserer Flüsse. 


Verbreitung: Europa nördlich der Alpen. In Deutschland 
bekannt aus dem Main, der Saale, der Panke bei Berlin, ferner 
aus Bayern und Mecklenburg. 


Schlesiseche Fundorte: In der Ohle bei Morgenau 
unweit Breslau und bei Krippitz unweit Strehlen. 

Pisidium supinum ist zwar lebend in Schlesien noch nicht gesammelt 
worden, indessen ist ihr Vorkommen hierselbst doch unwiderleglich 
nachgewiesen, da ich unter einer grösseren Zahl von Schnecken- und 
Muschelschalen, welche durch Herrn Landmesser Grundey bei Strehlen 
gesammelt und mir freundlichst mitgeteilt worden waren, diese für 
Schlesien neue Art entdeckte und sie bald darauf auch bei Breslau, 
jedoch ebenfalls nur in leeren Schalen, fand. Die breiten, kräftigen 
Schlossleisten, die charakteristische, dreieckige Form der Muschel und 
die deutlichen Wirbellamellen machen eine Verwechselung mit anderen 
Arten bei aufmerksamer Untersuchung unmöglich. 


157, Pisidium henslowianum Sheppard. 
Syn.: Pisidium henslowianum Jenyns, in Scholtz, Schles. Moll. Suppl. p. 17. 


Tier zart, durchscheinend, weiss. Muschel mittelgross, ver- 
längert-eiförmig, wenig aufgeblasen, dünnschalig, fast 
durchsichtig, dicht und regelmässig gestreift. Vorder- 
teil sehr verlängert; Wirbel ziemlich spitz und hervorragend, 
jeder mit einer scharfen Lamelle besetzt, welche nach 
hinten mit dem Schalenrande konvergiert. Oberrand wenig ge- 
bogen, Unterrand gleichmässig gewölbt; Hinterrand schwach 
abgerundet, gegen die Nebenränder durch abgerundete Ecken 
undeutlich abgegrenzt. Schlossleiste schmal. Linke Schale 
mit zwei hintereinander stehenden, rechte Schale mit einem 
Kardinalzahn. Farbe der Muschel gelblichweiss, am Rande oft 


236 135 Familie. Cyeladidae. 


mit gelbem Bande. Perlmutter sehr wenig bemerkbar. Länge 5, 
Breite 4, Dicke 3 mm. 

Aufenthalt: In Lachen und langsam fliessenden Gewässern 
mit feinschlammigem Grunde. 

Verbreitung: Europa nördlich der Alpen. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau in der Ohle und 
ihren Lachen bei Morgenau und Pirscham, im Parkgraben 
bei Scheitnig, im Fischerhafen unterhalb des Strauchwehres; 
in Oberschlesien im Mühlenteich bei Kobylino, in Wiesen- 
gräben bei Neu-Karmunkau. 

Pis. henslowianum ist durch den Wirbelhöcker deutlich gekenn- 
zeichnet und von dem ebenfalls mit Wirbellamellen versehenen P. supinum 
dureh seine verlängert-eiförmige Gestalt, die grosse Dünnschaligkeit 
und die schmale Schlossleiste sehr leicht zu unterscheiden. Um Breslau 
ist sie wohl die häufigste Art der Gattung und sowohl in den langsam 
fliessenden, als auch in den zahlreichen stehenden Gewässern zu finden, 


sie steckt jedoch immer tief im Schlamme und kann nur durch Aus- 
waschen desselben gesammelt werden. 


158. Pisidium fontinale ©. Pfeiffer. 
Syn.: Pisidium fossarinum (less., Excursions-Fauna p. 598. 

Tier zart, durchscheinend. Muschel mittelgross, eiförmig, 
etwas aufgeblasen, dünnschalig, feingestreif. Wirbel normal 
gestellt (etwas vom Hinterrande entfernt), breit, gerundet, 
etwas hervorragend. Oberrand langsam herabsteigend, Unter- 
rand gebogen, vom Hinterrande durch eine stark abgerundete 
Ecke abgegrenzt; Vorderrand stark gerundet, Hinterrand ziem- 
lich gebogen, kaum abgestutzt. Ligament überbaut. Schloss- 
leiste schmal. Linke Schale mit zwei Kardinalzähnen, der innere 
halbmondförmig gebogen; Seitenzähne einfach; rechte Schale mit 
einem Kardinalzahn, dessen hinteres Ende keulenförmig ver- 
diekt und tief gefurcht ist. Seitenzähne doppelt, die äusseren 
kurz und niedrig. Länge 4, Breite 2,5, Dicke 3 mm. 

Aufenthalt: In Gräben und langsam fliessenden Gewässern, 
in Lachen und Seen. 

Verbreitung: Europa. 

Schlesische Fundorte: A. Freiwaldau, im Schloss- 
graben, im Bach an der Strasse zwischen Nieder-Linde- 


wiese und Setzdorf. — @. Eisersdorf bei Glatz, in Wiesen- 
gräben bei Braunau. — W. In einer Quelle im Schlesierthal 


(Reinh.). — R. In einem Teiche zwischen Hermsdorf und 


15. Familie. Oycladidae. 237 


Giersdorf und in einem Bache oberhalb Seydorf. — 1. In 

Teiechen bei Rabishau, im Kupferbach bei Löwenberg. — 

L. In Wiesengräben bei Sohra und Leopoldshayn. — 

P. Schwierse bei Öls, in den Kreisen Rosenberg und Kreuz- 

burg. — E. Um Breslau bei Scheitnig im Parkgraben an 

der Rennbahn, bei Krietern (zusammen mit P. scholtzi und 

Calyeulina lacustris, var. major), in der Strachate; in Gräben 

bei Strehlen. 

Var. roseum Scholtz. 
Syn.: Pisidium roseum Scholtz, in Schles. Moll. pag. 140. — Pis. fontinale 
Pf., var. roseum Scholtz, Supplement 1852 pag. 16. 

Tier rosenfarbig, besonders unter den Wirbeln. Muschel 
verhältnismässig sehr gross, bauchig. Epidermis gelblich- 
weiss, Wirbel ziemlich hervorragend. Länge 5—6, Breite 
4—5, Dicke 3—4 2 mm. 


Aufenthalt: Im Sechlamme stehender Gewässer im Gebirge. 





Verbreitung: Bis jetzt nur in Schlesien gefunden. 
Schlesische Fundorte: In den Teichen am Eingang 
in die Schneegruben (Scholtz). In den von den Quellen des 
Weisswassers durchflossenen, kleinen Teichen unmittelbar 
oberhalb der Wiesenbaude im Riesengebirge. Im Gorkauer 
Grund am Zobten (nach keinh.). Im sogenannten Karpfen- 
-  teich, einer nicht mehr benutzten, jetzt fast wasserlosen 
Fischteichanlage zwischen Eisersdorf und Grafenort (Jetschin). 
Die var. roseum, welche Scholtz im Jahre 1841 in den Kochel- 
teichen (unterhalb der Schneegruben) entdeckte, unterscheidet sich von 
dem Typus, abgesehen von ihrem Albinismus, durch ihre sehr bedeutende 
- Grösse, stimmt aber in der Umrissform mit ihm überein. — Pis. fonti- 
nale ist in der Ebene und dem Vorgebirge gleichmässig durch das 
ganze Gebiet verbreitet. Der eiförmige Umriss der nur mässig auf- 
geblasenen Muschel und die für ein Pisidium durchaus normale Wirbel- 
stellung, etwas vom Hinterrande entfernt, lassen sie am sichersten von 
anderen Arten unterscheiden. 


159. Pisidium pallidum Jeffreys. 


Muschel verlängert-scehbiefeiförmig, auf der Mitte sehr 
bauchig, dann gegen den Unterrand hin mit erhabener Kante 
schnell abfallend, ziemlich dünnschalig, unregelmässig fein ge- 
streift. Vorderteil zugespitzt, oben und unten fast gleich- 
mässig verlängert und verschmälert; Hinterteil kurz, gerundet, 
kaum etwas abgestutzt. Wirbel normal gestellt, aufgetrieben, 


238 15. Familie. Oyceladidae. 


glatt, gerundet, sehr hervorragend. Oberrand nach vorn in 
etwas konvexem Bogen steil abfallend, Unterrand ge- 
wölbt, Vorderrand sehr zugespitzt, Hinterrand gerundet, 
kaum etwas abgestutzt. Schild und Schildehen schwach markiert; 
Schlossleiste schmal. Farbe der Muschel hellgelblich oder gelb- 
liebbornfarben; Perlmutter weisslich. Länge 5—6, Breite 4—5, 
Dicke 3—4 mm. 

Aufenthalt: In schlammigen Lachen und Gräben, auch im 
Schlamme langsam fliessender Gewässer. 

Verbreitung: Mitteleuropa. 

Scehlesische Fundorte: @. In einem Strassengraben 
zwischen Glatz und Eisersdorf (bei einer grossen Baum- 
gruppe in der Nähe dreier, wallförmiger Hügel) forma jetschini. 
— R. Im Strassengraben zwischen Giersdorf und Warm- 
brunn. — E. Um Breslau in Lachen der Ohle hinter dem 
Wasserhebewerk, im Schwarzwasser (Weidearm) zwischen 
Glockschütz und Sackrau. 

Pisidinm pallidum ist an dem schiefeiförmigen Umriss, dem ver- 
längerten und zugespitzten Vorderteil und dem in etwas konvexem 
Bogen nach vorn steil abfallenden Oberrande zu erkennen und dadurch 
besonders von P. fontinale, mit dem es durch die normal gestellten 
Wirbel übereinstimmt, zu unterscheiden. Eine von Herrn Jetschin 
bei Eisersdorf gefundene Form, welche die oben angegebene Maximal- 
srösse erreicht und sich noch überdies durch Wirbelhäubehen und 
zahlreiche, stark markierte Wachstumsstreifen auszeichnet, habe ich 
als forma jetschini bezeichnet. 





160. Pisidium milium Held. 


Tier zart, durchscheinend. Muschel klein, Umrissform fast 
viereekig, sehr bauchig, fast eylindrisch, sehr fein gestreift, 
glänzend, gelblichhornfarben. Wirbel normal gestellt, ziemlich 
breit und hervorragend. Oberrand wenig gebogen, Unterrand 
fast geradlinig, parallel dem Oberrande, mit dem wenig 
gebogenen Vorderrande eine fast in der Verlängerung des Unter- 
randes liegende, vorgezogene Ecke bildend; Hinterrand nur 
schwach gebogen, mit den Nebenrändern abgerundete Ecken 
bildend. Länge 3,2, Breite 2,5, Dicke 2,5 mm. 

Aufenthalt: In stehenden Gewässern aller Art. 

Verbreitung: Europa bis zum höchsten Norden und Algerien. 

Schlesische Fundorte: R. Giersdorf bei Warmbrunn 
(zusammen mit P. pallidum). — E. Morgenau bei Breslau 
(westlich vom Margaretendamm). 


15. Familie. Cyeladidae. 239 


Die kleine, sehr bauchige, an ihrer eigentümlich vierecekigen Um- 
rissform kenntliche Muschel fand ich bisher in nur wenigen Exemplaren 
in einer grossen und tiefen Lache des letztgenannten Fundortes und 
in einem Graben bei Giersdorf. Wahrscheinlich besitzt sie auch in 
unserem Gebiete weitere Verbreitung. 


161. Pisidium pusillum Gmelin. 

Muschel klein, rundlich, wenig ungleichseitig; Vorder- 
teil sehr wenig verlängert und verschmälert, wenig bauchig, 
dünn, aber ziemlich festschalig, sehr fein gestreift, meist mit 
einigen starken Furchen in der Nähe des Unterrandes; Musehel 
hellhornfarben, fast durchscheinend, sehr wenig glänzend. Wirbel 
der Mitte der Muschel genähert, breit, gerundet, wenig 
hervortretend. Oberrand regelmässig gebogen, Unterrand 
stark gewölbt, Vorderrand gerundet, kaum etwas verschmälert, 
Hinterrand gewölbt, nur zwischen Ober- und Hinterrand eine 
abgerundete Ecke bemerkbar. Länge 3,5, Breite 3, Dicke 2 mm. 

Aufenthalt: In Quellsümpfen, an der Unterseite im Wasser 
liegender Blätter. 


Verbreitung: Mittel- und Nordeuropa. 
Schlesische Fundorte: 


Pisidium pusillum ist bisher in Schlesien nur von Herrn Jetschin 
in der Nähe von Ziegenhals gefunden worden. Die kleine Muschel 
ist besonders durch die sehr nach der Mitte gerückten, aber nur schwach 
vortretenden Wirbel und die dadurch bedingte, sehr geringe Ungleich- 
seitigkeit ausgezeichnet. Auch sie dürfte wohl in Schlesien weitere 
Verbreitung haben, umsomehr, da sie ebenso wie die vorige Art auch 
in Brandenburg vorkommt. 


162. Pisidium obtusale ©. Pfeiffer. 

Tier zart, durchscheinend, weiss, grau oder bräunlich gefärbt. 
Muschel rundlich-eiförmig, sehr bauchig, aufgeblasen, 
dünnschalig, feingestreift, wenig glänzend, gelblichhornfarben. 
Wirbel breit, hervortretend, gegen die Mitte der 
Muschel gerückt. Ober- und Unterrand stark gewölbt und 
nach vorn merkbar gestreckt, Vorderrand wenig verschmälert, 
Hinterrand gewölbt; Umriss der Muschel ganz ohne Ecken. 
Länge 3,5, Breite 2,5 Dicke 2,3 mm. 

Aufenthalt: In Gräben, Lachen und Teiehen; bis ins Vor- 
gebirge und höher hinaufgehend. 


Verbreitung: Europa. 


240 15. Familie. Cycladidae. 


Schlesische Fundorte: A. Nieder-Lindewiese. — 
6. Landeck und Altheide, in Gräben beim Wöltfelsfall, 
Dirsdorf bei Nimptsch. — W. Hermsdorf bei Liebau. — 
R. Agnetendorf. — I. Rabishau, in Teichen (zusammen 
mit P. fontinale), Iserwiese, Friedeberg a. Queis, Löwen- 
berg. — L Königshain, Daubitz, in Gräben an der Wein- 
lache bei Görlitz, im ‚Görlitzer Stadtpark, bei Posottendorf, 
Buschmühle bei Niecha. — P. Rosenberg. — E. Um Breslau 
bei Gross-Bischwitz (Waldlachen), Pilsnitz, in Gräben bei 
Strehlen, Kobylino bei Oppeln. 

Pisidium obtusale €. Pf. unterscheidet sich von anderen Pisidien 
durch die nach der Mitte gerückten, aber stark vortretenden Wirbel, 
durch seine rundlich-eiförmige Gestalt und grosse Aufgeblasenheit. 
Bei der ohnedies nicht geringen Schwierigkeit, die kleine Muschel von 
anderen, ihr ähnlichen Arten mit Sicherheit zu trennen, dürfte die 
Aufstellung von Varietäten sehr misslich sein. So ist es mir auch 
nicht gelungen, trotz der grossen Vielgestaltigkeit und weiten Ver- 
breitung dieser Art, die in C’lessin’s Excursionsfauna, I. Aufl. p. 603 
aus Schlesien aufgeführte var. personatum Malm, welche sich durch 
geringere Grösse, geringere Aufgeblasenheit, wenig vorragende Wirbel 
und etwas verlängertes Vorderteil auszeichnen soll, aufzufinden. 


163. Pisidium scholtzi Clessin. 
Syn.: Pisidium obtusale Scholtz, Land- u. Wasser-Moll. Schles. p. 142 (pars). 
Pis. Scholtzii, Clessin, Mal. Blätter. XX. p. 23. 1. 1 f. 1. 

Tier meist lebhaft rosenrot gefärbt. Muschel klein, ab- 
gestutzt, eiförmig, fast kugelig, sehr bauchig, ziemlich 
festschalig, fein und unregelmässig gestreift; Hinterteil sehr 
verkürzt, Wirbel breit, sehr hervorragend, hart am 
Hinterrande stehend, meist mit einem breiten Häub- 
chen geziert. ÖOberrand wenig gebogen, vom Wirbel stark . 
überragt, Unterrand gleicehmässig gewölbt; Vorderrand abgerundet, 
Hinterrand von der Wirbelspitze in fast gerader Linie 
abfallend, mit dem Unterrande eine abgerundete Ecke bildend. 
Schild und Schildehen nicht markiert. Farbe der Muschel gelb- 
lichweiss. Länge 3, Br. 2,6, Dicke 2,4 mm. 

Aufenthalt: In Gräben mit stehendem Wasser. 

Verbreitung: In den nördlichsten Teilen Europas bis über 
70° n. Br., Schweden, Norwegen, Dänemark, Sibirien, Nord- 
deutschland. 

Schlesische Fundorte: Um Breslau bei Kleinburg, 
Krietern und Neukirch; Ruppersdorf bei Strehlen. 


16. Familie Mytilidae. 241 


Pisidium scholtzi ist durch die stark aufgeblasene, fast kugelige 
Form, die hart am Hinterrande stehenden, breiten, hervorragenden 
Wirbel, welche meist durch Häubchen geziert sind, so auffallend von 
allen anderen einheimischen Arten unterschieden, dass mir ihre Selb 
ständigkeit um so weniger zweifelhaft erscheint, als sie auch ein sehr 
grosses Verbreitungsgebiet besitzt. Ich fand sie bisher nur in Gräben 
mit stehendem Wasser. An den geeigneten Örtlichkeiten wird sie 
wahrscheinlich in der ganzen schlesischen Ebene zu finden sein. 


16. Familie. Mytilidae. 


Tier durch einen Byssus festsitzend. Mantel frei oder teil- 
weise verwachsen. Fuss eylindrisch, mit starkem Byssus. Schliess- 
muskeleindrücke ungleich, der hintere sehr gross, der vordere 
sehr klein. Tier getrennten Geschlechts. Schale dünn, gleich- 
klappig, länglich-eiförmig oder dreikantig, Wirbel nach vorn 
gerückt. Schlossband lang, innerlich, Schloss zahnlos. Schale 
mit dieker, horniger Epidermis, innen perlmutterglänzend. 


38. Gattung. Dreissensia v. Beneden. 
(Tichogonia Rossmaessler.) 
Wandermuschel. 


Tier mit zwei Paar Kiemen, zwei Paar Mundlappen und 
zwei Schliessmuskeln versehen. Mantelränder verwachsen bis 
auf drei Öffnungen zum Durchgang des Fusses, des Byssus und 
der kurzen, getrennten Siphonen. Muschel verkehrt-kahnförmig, 
dreikantig, aussen glatt (nicht gefurcht), innen mit bläulicher 
Perlmutter. In jeder Schale befindet sich in dem vordersten, spitzen, 
dicht hinter dem Wirbel gelegenen Teile eine ganz kurze, 
senkrecht stehende Scheidewand zur Anheftung des vor- 
deren Schliessmuskels. Der Rand der rechten Schale bildet ge- 
wöhnlich vor dem Schlossbande nahe dem Wirbel einen undeut- 
lichen Zahn, dem eine ebenso undeutliche Vertiefung in der 
linken Schale entspricht. 


164, Dreissensia polymorpha Pallas. 
Tier dunkelorangefarben, Mantel dünn, weissgelb mit schwarzen 
Strichen und Flecken. Atemröhre mit vier bis fünf Reihen Cirren 


besetzt. Afterröhre kürzer und dünner, nur mit einigen Reihen 
Merkel, Mollusken. 16 


242 16. Familie. Mytilidae. 


papillenartiger Pünktchen besetzt. Mundlappen milchweiss, Kiemen 
strohgelb. Byssus aus einem Bündel von 60— 200 straffen, hornigen 
Fäden bestehend, die hinter einer Drüse am Fusse hervorkommen. 
Muschel dreikantig, verkehrt-kahnförmig, dünnschalig, mit 
rauhen Anwachsstreifen, grüngelb mit braunen Wellen- oder 
Ziekzackbändern. Wirbel spitz, an der Vereinigungsstelle des 
ÖOber- und Unterrandes gelegen. Oberrand gerade, kurz; Hinter- 
rand sehr gebogen, scharf; Unterrand die Längsaxe der spitz- 
eiförmigen, flachen oder schwach konkaven Unterseite 
bildend. Vorderrand fehlend. Vom Wirbel aus läuft auf 
jeder Klappe an der Grenze der aufgeblasenen Ober- und der 
abgeflachten Unterseite ein anfangs scharfer, dann immer stumpfer 
werdender Kiel bis zur Vereinigungsstelle des Unter- und Hinter- 
randes. Ligament innerlich, die ganze Länge des Oberrandes 
einnehmend. Innenseite perlmutterglänzend, bläulich. Schloss 
fehlend. In jeder Schale befindet sich in dem vordersten, spitzen, 
dicht hinter dem Wirbel gelegenen Teile eine ganz kurze, dem 
Schalenrande parallele Scheidewand zur Anheftung des vorderen 
Schliessmuskels. Der Rand der rechten Schale bildet gewöhnlich 
vor dem Schlossbande nahe dem Wirbel einen undeutlichen Zahn, 
dem eine ebenso undeutliche Vertiefung in der linken Schale 
entspricht. Dicht dahinter befindet sich die Austrittsstelle für 
den Byssus. Länge der Muschel 30—40, Breite 20—25, Höhe 
15—18 mm. 

Aufenthalt: Im Wasser grösserer Flüsse und Seen, meist 
klumpenweise an Steinen, den Schalen grösserer Muscheln, an 
Holzwerk oder anderen Gegenständen festsitzend. 

Verbreitung: Die ursprünglich im südlichen Russland, 
namentlich im kaspischen Meere und der Wolga einheimische 
Muschel hat sich dureh Verschleppung seit dem Anfange dieses 
Jahrhunderts von den Küstenländern der Ostsee aus fast über 
ganz Europa und Westasien verbreitet. Im Jahre 1825 war sie 
bereits im frischen und kurischen Haff und den hier mündenden 
grösseren Flüssen in unermesslicher Zahl anzutreffen. Fast zu 
gleicher Zeit trat sie in der Havel und deren Seen bei Potsdam, 
in der Donau, in der Mündung des Rheins und in den Londoner 
Docks auf und hat sich von diesen Orten aus meist flussauf- 
wärts weiter verbreitet, so dass sie gegenwärtig beispielsweise 
im Elbgebiet bis Halle, im Rhein bis Basel, in der Donau bis 
Regensburg vorgedrungen ist. 

Schlesische Fundorte: Brandschützer See bei Auras. 





16. Familie. Mytilidae. 243 


Das Vorkommen der Muschel an dem eben genannten Fundorte 
ist seit dem Jahre 1368 bekannt. Der stromartig schmale, lang- 
gestreckte See, jedenfalls ein alter Arm der Oder, ist gegenwärtig 
durch einen hohen Damm von dieser getrennt und hat im Jahre 1854 
bei einer Durehbrechung des Dammes zum letzten Male mit der Oder 
in direkter Verbindung gestanden. Die Einwanderung der Muschel 
in diesen See ist um so schwieriger zu erklären, als einerseits hier- 
bei die Vermittelung des Schifisverkehrs vollständig ausgeschlossen 
erscheint, andererseits auch die Muschel in der Oder mit Ausnahme 
der Mündung derselben noch nicht beobachtet worden ist. Jedenfalls 
kommt sie bei Breslau nicht vor und auch der im Nachrichtsblatt 1887 
'p. 144 mitgeteilte Versuch der absichtlichen Übertragung in einen 
Teich bei Morgenau scheint erfolglos gewesen zu sein. 

Die Entwickelungsgeschichte der Dreissensia polymorpha ist in 
neuerer Zeit durch E. Korschelt') vollständig klar gelegt worden. 
Hiernach besitzt die Muschel als nahe Verwandte der Miesmuschel 
den Charakter einer marinen Form, obwohl sie sich gegenwärtig an 
das Sisswasser gewöhnt hat. Aus den kleinen, durch die Muschel 
ausgestossenen Eiern entwickeln sich infusorienartige, etwa acht Tage 
lang frei an der Oberfläche des Wassers umherschwimmende Larven. 
Nachdem das fleischige, am Rande gewimperte Schwimmorgan, das 
sogenannte Segel, sich allmählich zurückgebildet, dagegen der Fuss 
sich bis zu einer beträchtlichen Länge entwickelt hat, giebt das Tier- 
chen seine Schwimmübungen an der Oberfläche des Wassers auf und 
kriecht vermittelst des Fusses lebhaft am Boden umher. Endlich ver- 
kümmert auch der Fuss, und die kleine Muschel gelangt zur Fest- 
setzung, behält jedoch die Fähigkeit, die Byssusfäden zu lösen und 
mit Hilfe des Fusses sich langsam fortzubewegen, um sich an einer 
anderen Stelle an Holzwerk, Pflanzenteilen, Muschelschalen u. s. w. 
wieder zu befestigen. Sicher hat die freie Beweglichkeit der Larve 
viel zur raschen Verbreitung der Muschel beigetragen. 


1) Sitzungsbericht d. Ges. Naturforschender Freunde zu Berlin 1891. 
p: 131. 


16* 


244 Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere. 


Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen 
der Weichtiere. 


Demjenigen, welcher Mollusken zu sammeln beabsichtigt, um 
sie näher kennen zu lernen, müssen die Lebensgewohnheiten 
. dieser Tiere wenigstens in ihren Grundzügen schon vorher einiger- 
massen bekannt sein, um Zeit und Ort seiner Bemühungen, die- 
selben zu finden, richtig wählen zu können. Der Winter ist 
hierzu in den meisten Fällen ungeeignet, da die Landschnecken, 
besonders bei strengem Frost, mehr oder weniger tief in der 
Erde oder den sie deckenden Laubschichten Schutz suchen, um 
hier ihren Winterschlaf zu halten, während dessen ihr Stoff- 
wechsel auf ein äusserst geringes Mass reduziert zu sein scheint, 
da sie auch ihre Mündung meist durch einen häutigen oder 
kalkigen Deckel verschliessen: Nur die Arten der Gattungen 
Daudebardia und Vitrina kann man in sehr milden Wintern an 
geeigneten Orten an der Erdoberfläche munter umherkriechend 
antreffen. Auch die Wassermollusken verbergen sich im Winter 
meist im Schlamme der Gewässer. In allen übrigen Monaten 
des Jahres können Schnecken mit Erfolg gesammelt werden, 
doch dürfte der Herbst hierzu insofern am geeignetsten sein, 
als die meisten Schnecken in dieser Jahreszeit die Ausbildung 
ihres Gehäuses vollendet haben. Da in der Nacht die 
Schnecken ihre Verstecke zu verlassen pflegen, um ihr Nahrungs- 
bedürfnis zu befriedigen, so ist die geeignetste Zeit zum 
Sammeln der frühe Morgen, an welchem sie ihre Schlupf- 
winkel noch nieht wieder aufgesucht haben. Da die Nahrung 
der bei weitem grössten Zahl unserer einheimischen Schnecken 
nur in Pflanzenstoffen besteht, so folgt hieraus, dass vollkommen 
pflanzenleere Örtliehkeiten auch keine Sehnecken beherbergen. 
Alle Weichtiere, auch diejenigen, welehe nicht direkt im Wasser 
leben, bedürfen zum thätigen Leben eines hohen Grades von 





as Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere. 245 
Das S In, Reinigen, Aufl hre d Bestimmen der W 


Feuchtigkeit, halten sich daher im allgemeinen nur an feuchten 
oder doch solehen Orten auf, welche den austrocknenden Strahlen 
der Sonne unzugänglich sind. An der Südseite unbewaldeter 
Berglehnen, an unbeschatteten, vollständig ausgetrockneten Gräben, 
unter Steinen, welche den Tag über von der Sonne beschienen 
werden können, wird man daher fast immer vergeblich nach 
Schnecken suchen. — Sehr günstige Bedingungen für die Ent- 
faltung des Schneckenlebens bietet dagegen der Laubwald, 
besonders der Buchenwald, jedoch nur feuchte, quellige Stellen 
desselben, im Gebirge die oft mit Felstrümmern bedeckten Aus- 
läufer der kleinen Flussthäler, in der Ebene mehr die mit dich- 
tem Buschwerk besetzten Waldränder. Hier finden die Schnecken 
zahlreiche, der austrocknenden Sonne unzugängliche Verstecke 
und Schlupfwinkel. Unter jedem Stein, an der bemoosten Rinde 
der Baumstämme, an der feuchten Oberfläche der Felsen, unter 
dem abgefallenen Laube, ganz besonders unter der lockeren 
Rinde alter Baumstümpfe kann man reiche Ernten machen. Da 
das Gehäuse der Schnecken aus Kalk besteht und dieser ihnen 
durch die Nahrung zugeführt wird, so ist es erklärlich, dass 
kalkreiche Gegenden, welche diesem Bedürfnis der Schnecken 
ganz besonders zu genügen im stande sind, reich an Schnecken 
sein werden, wenn es innen nicht an Feuchtigkeit, beziehungs- 
weise Schatten fehlt. Auch der Kalk alter Mauern und Ruinen 
begünstigt das Schneckenleben; alte Burgruinen, welche im 
Waldesschatten stehen, sind daher fast ausnahmslos reiche Fund- 
stätten für den Sammler. Bei trockenem Wetter verlassen die 
Schnecken ihre Schlupfwinkel nicht, sondern warten, tief in 
ihr Gehäuse zurückgezogen und die Öffnung durch einen 
Schleimdeckel verschlossen, günstigere Verhältnisse ab. Sie 
können dann Monate, ja Jahre lang ein Schlafleben führen. 
Professor Marshall erzählt in seinem, jedem Naturfreunde aufs 
wärmste zu empfehlenden Buche „Spaziergänge eines Natur- 
forschers“, dass der englische Humorist Charles Lamb von einer 
Reise nach Ägypten schlafende Schnecken mitgebracht habe, 
welche im britischen Museum Aufstellung fanden, indem man 
sie (nach einem nicht zu empfehlenden Verfahren) auf Karton- 
papier aufklebte. Als später eine andere Einrichtung notwendig 
wurde, befeuchtete man die Schnecken, um sie von ihrer Unterlage 
abzulösen, mit warmem Wasser und bemerkte mit Staunen, dass 
einige der Tierchen nach vierjähriger Ruhe, durch die feuchte Wärme 
geweckt, munter umherkrochen. — Will man bei trockenem Wetter 


246 Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere. 


am Tage Schnecken sammeln, so muss man sie in ihren Schlupf- 
winkeln aufsuchen. Am frühen Morgen dagegen trifft man sie 
häufig noch ausserhalb derselben an, weshalb sich diese Zeit 
zum Sammeln empfiehlt. Noch besser jedoch ist dazu die Zeit 
nach einem warmen Regen geeignet. Wenn man auf einem Aus- 
fluge nach einem nächtlichen Regen im Walde oder einer alten 
Ruine am frühen Morgen sich zum Sammeln anschiekt, so wird 
man erstaunt sein, an demselben Orte, wo man am Abend 
vorher vielleicht nur mit Mühe wenige Stücke erbeutete, nun 
plötzlich hunderte von Schnecken zu finden. Manche Clausilien- 
Arten pflegen beim Regen an den Bäumen emporzusteigen, von 
deren Stämmen und Ästen man sie daher mit Leichtigkeit auf- 
nehmen kann. Um auch die in Felsritzen und Baumlöchern ver- 
steckten Schnecken zu erhalten, bedient man sich mit Vorteil 
einer Pincette. Ganz kleine Schneckehen, wie die Arten der 
Gattung Pupa, nimmt man entweder mit dem feuchten Finger auf 
oder mit einer Federspule, die man durch den durchbohrten 
Kork eines Fläschehens steckt. Da die kleinsten Schnecken, 
welche am Waldboden leben, in dem abgefallenen Laube nur 
mit sehr grosser Mühe gesucht werden können, so erleichtert 
man sich diese Arbeit sehr bedeutend durch Anwendung eines 
Siebes. Dasselbe besteht aus einem Leinwandbeutel, dessen 
Boden durch ein weitmaschiges Drahtnetz gebildet wird. Der 
obere Rand des Beutels umschliesst einen Drahtring mit Hand- 
griff, welcher zu einem zweiten, an dem Drahtnetz befestigten 
Handgriffe rechtwinklig steht. In dieses Sieb nimmt man 
das abgefallene (nicht zu trockene) Laub solcher Wald- 
bodenstellen, an denen man Schnecken vermuten darf, auf und 
schüttelt es, mit der linken Hand den Griff des Ringes, mit der 
rechten den des Siebes fassend, tüchtig durch, so dass die darin vor- 
handenen Schnecken durch das Sieb auf ein untergelegtes weisses 
Tuch fallen. Zweckmässiger ist es, wenn man das Netz so ein- 
richtet, dass der Beutel sich unterhalb des Drahtsiebes (allmäh- 
lieb enger werdend) noch ein Stück fortsetzt. Seine untere 
Öffnung wird durch einen kleineren Ring ausgespannt, über 
welchen man den offenen Rand eines kleinen Leinwandsäckchens 
spannen kann, das, wenn es gefüllt ist, immer wieder abgenommen 
und durch ein anderes ersetzt werden kann. Mit grossem Vor- 
teil verwendet man das Sieb auch noch an anderer Stelle. Wenn 
im zeitigen Frühjahr oder auch im Sommer nach sehr starken oder 
lange anhaltenden Regengüssen die Flüsse und Ströme ihre niedrigen 


.. n . . . AT 
Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere, 247 


Ufer überschwemmen, so werden die daselbst lebenden Schnecken, 
sowie die leeren Gehäuse derselben in ungeheurer Zahl fortge- 
führt, an manchen Stellen zusammengespült und mit dem so- 
genannten Genist abgelagert. Hat man sich überzeugt, dass 
dieses Genist brauchbare Schneeken enthält, so kann man die 
reichhaltigeren Schichten desselben mühelos abtragen, durchsieben 
und reiche zum Durchsuchen geeignete Vorräte mitnehmen. 
Kleinere Arten der Gattungen Hyalina, Helix und Pupa können 
auf diese bequeme Art oft zu Hunderten gesammelt werden; 
- auch Acieula ist in manchen Gegenden auf diese Weise zu 
erhalten. — Lebend findet man die kleinen Pupa-Arten hier 
und da unter feucht liegenden Steinen, am frühen Morgen nach 
nächtlichem Regen an frisch abgefallenen Baumblättern und ganz 
besonders, wenn man das auf Wiesen ausgebreitete, halbtrockene 
Heu früh morgens über einem weissen Tuche oder noch besser 
unter Anwendung des Siebes ausschüttelt. Auch von dem moosigen 
Untergrunde halbtrockener Gräben kann man Proben zur Durch- 
suchung mitnehmen. In der Nähe von Ziegeleien sind die An- 
häufungen von Ziegelbruchstücken, besonders dann, wenn sie 
im Schatten liegen, oft reich an Schnecken. Helix hispida, 
rubiginosa, Zonitoides nitida, Pupa pygmaea und antivertigo, 
Carychium, Suceinea u. a sind, nachdem die oberen, trockenen 
Ziegelstücke entfernt worden sind, an den unteren, feucht liegen- 
den Steinen oft in grosser Zahl zu erbeuten. Vitrina diaphana findet 
sich oft in Gesellschaft von Vitrea subterranea in dem krümeligen 
Waldboden (besonders an Waldrändern), welcher durch die 
Thätigkeit wühlender Nager dieht an der Oberfläche gelockert 
wurde, und die Daudebardien gehen oft sogar tief in den lockeren 
Waldboden hinein, besonders gern in der Nähe von Felswänden, 
an denen sie wieder emporsteigen können. 

Viel müheloser gestaltet sich das Sammeln der Wasser- 
schneeken. Man bedient sich hierzu eines beutelförmigen, an 
einem starken Messingringe von etwa 30 em Durchmesser be- 
festigten Netzes aus diehtmaschigem Stoff. (Gewöhnliche Gaze, 
doppelt genommen, ist hierzu recht geeignet.) Zum gelegentlichen 
Sammeln auf Spaziergängen genügt auch ein kleineres Netz von 
20 em Länge und 10 cm Breite, welches sich bequem in der 
Rocktasche unterbringen und an einen Spazierstock anschrauben 
lässt, während man auf eigentlichen Exkursionen einen zusammen- 
schiebbaren Angelstock benutzen kann. Da die Wasserschnecken 
“sieh vorzugsweise an Wasserpflanzen aufhalten, welche die Ufer 


248 Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere. 


langsam fliessender und stehender Gewässer bekleiden, so braucht 
man nur an solchen Orten mit dem Netz durch diese Wasser- 
pflanzen, dieselben stark schüttelnd, so hindurehzufahren, dass 
die abfallenden Schnecken in das darunter hinziehende Netz 
gelangen. Hermann Loens empfiehlt!) als äusserst ergiebige 
Methode, kleine Wasserschnecken zu sammeln, das Abspülen 
grösserer Mengen dicht verfilzter Wasserpflanzen (wie Cerato- 
phyllum, Lemna trisulca u. a.) in einem Eimer oder einer 
Schüssel und das Reinigen und Durchsuchen des Bodensatzes. 

Die interessanten, durch Kiemen atmenden Valvaten sind auf 
die obige Weise nicht zu erbeuten. Sie halten sieh nur im feinen 
Schlamme der Gewässer auf und zwar vielfach an solchen Ört- 
lichkeiten, wo auch die kleinsten Muscheln der Gattungen 
Sphaerium, Calyculina und Pisidium zu finden sind. Um sie 
zu sammeln, streift man mit dem Netz am schlammigen Boden 
der Gewässer hin, dasselbe so tief einsenkend, dass man den 
Schlamm selbst (bis etwa 1 cm Tiefe) in das Netz aufnimmt; 
sodann wäscht man durch lebhaftes Hinundherbewegen des 
Netzes innerhalb des Wassers den Schlamm allmählich aus, wo- 
bei die in demselben lebenden Tierchen zurückbleiben. Ganz 
besonders zu dieser Art des Sammelns eignet sich das oben- 
erwähnte Gazenetz, weil ein diehterer Stoff den Schlamm beim 
Auswaschen schwer durchlässt und dadureh die Arbeit sehr ver- 
zögert. — Die Anwesenheit grösserer Teich- und Flussmuscheln 
kann man an den Rändern der betreffenden Gewässer häufig sehr 
gut an den Furchen erkennen, welche sie bei ihrer langsamen 
Fortbewegung im Schlamme zurücklassen. Verfolgt man eine 
solche Furche, so wird man an dem einen oder anderen Ende 
derselben die Muschel selbst finden und sie leieht mit dem 
kleinen Netz ausheben können. Ganz besonders reiche Ernten 
kann man in den Sommermonaten zur Zeit des niedrigsten 
Wasserstandes machen, zu welcher Zeit an seichten Stellen der 
Flussufer die Unionen und Anodonten oft in sehr grosser Menge 
in flachen Vertiefungen anzutreffen sind, da sie sich beim all- 
mählichen Fallen des Wassers in diese kleineren Wasserbecken 
zurückziehen. Anodonta eomplanata, die meist ziemlich tief im 
Schlamme steckt, erbeutet man am besten dadurch, dass man 
an solehen Stellen, wo man ihr Vorkommen vermuten darf, in 
das Wasser hineingeht und den Boden mit den Händen untersucht. 


1!) Nachrichtsblatt d. D. Mal. Ges. 1892 pag. 66—68. 


Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere. 249 


Jede zoologische Sammlung kann nur dann auf wissenschaft- 
lichen Wert Anspruch machen, wenn mit ihrer Entstehung eine 
sorgfältige Beobachtung des Aufenthalts, der Nahrung und 
Lebensweise der betreffenden Tiere, soweit es irgend möglich 
ist, Hand in Hand geht und die Resultate dieser Beobachtung 
durch sofortige, sorgfältige, schriftliche Aufzeichnungen absolut 
zuverlässig gemacht werden. Wenn dies im allgemeinen auch 
für die Schnecken und Muscheln gilt, so muss es als ganz be- 
sonders wünschenswert in Bezug auf die Familie der Najaden 
bezeichnet werden. Die Schwierigkeit und Unsicherheit in der 
Systematik dieser Familie ist wohl allgemein anerkannt; sie rührt 
vielleicht zum Teil davon her, dass eine Anzahl von Eigen- 
schaften dieser Tiere, welche möglicherweise einzig und allein 
von ihrem Aufenthalt abhängig sind und mit dem Wesen des 
betreffenden Tieres durchaus nichts zu thun haben, dennoch bei 
der Beschreibung der Arten und Varietäten immer wieder benutzt 
werden. Wenn es gelänge, auch nur einige dieser Eigenschaften 
auf bestimmte, von aussen her einwirkende Ursachen zurück- 
zuführen und sie dadurch ein für allemal bei der Aufführung der 
wesentlichen Merkmale auszuscheiden, so dürfte dies einen 
wichtigen Fortschritt auch für die Systematik dieser Familie 
bedeuten. Zu solchen durch den Aufenthalt an einer bestimmten 
Örtliehkeit erworbenen Eigenschaften dürften wesentliche Ab- 
weichungen in den Grössenverhältnissen, ungewöhnliche Form- 
änderungen, Änderungen in der Stärke der Schale überhaupt 
und der Perlmuttersubstanz im besonderen, Verletzungen der 
Wirbel, grössere oder geringere Rauheit der Oberhaut u. s. w. 
zu rechnen sein. Zu diesem Zweck würden bei den Najaden — 
da über Nahrung und Lebensweise derselben wohl kaum etwas 
besonderes zu ermitteln wäre — die Verhältnisse ihres Aufenthalts- 
ortes sorgfältig zu prüfen und anzugeben sein, ob dieser Aufent- 
halt ein fliessendes oder stehendes Gewässer, tief oder seicht, 
vielleicht im Sommer dem Austrocknen nahe, ob die Bewegung 
des Wassers eine sehr lebhafte oder langsame, ob der Grund 
aus Thon, Schlamm, feinem oder grobem Sand oder Kies ge- 
bildet, ob das Gewässer als pflanzenreich, pflanzenarm oder leer 
bezeichnet werden müsse, u. s. w. Vielleicht ist z. B. in schnell- 
fliessendem Wasser der grössere Druck auf die Ränder des 
Mantels am Hinterrande der Muschel die Ursache davon, dass 
der Weiterbau der Muschel in einer mehr schräg abwärts führen- 
den Richtung stattfindet, wodurch möglicherweise die mit einem 


250 Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere. 


abwärts gekrümmten Schnabel versehenen Formen, welche sich 
bei so vielen Najaden finden, entstehen. Das Abreiben der 
Wirbel als derjenigen Teile, mit welchen die Muschel fast allein 
aus dem Sande hervorragt, dürfte vorzugsweise bei solchen 
Formen auftreten, welche in lebhaft bewegtem Wasser mit 
sandigem oder kiesigem Grunde wohnen; derselbe Aufenthalt 
könnte unter Umständen auch eine schuppenartige Rauheit der 
Epidermis hervorrufen. Nur zahlreiche und genaue Beobach- 
tungen sind jedoch im stande diese und ähnliche Vermutungen 
zu bestätigen oder sicher zu widerlegen. Auch darüber sınd 
Beobachtungen noch sehr erwünscht, ob die Färbung des Tieres 
selbst und seiner Teile, besonders der Kiemen und des Fusses, 
im Wesen der Art oder Varietät begründet oder vielleicht ganz 
oder vorzugsweise von der Beschaffenheit seines Aufenthalts- 
ortes abhängig ist. — Eine derartig durchgeführte, sorgfältige 
Beobachtung seitens einer grösseren Zahl zuverlässiger Forscher 
würde gewiss geeignet sein, auch in dieses schwierige Gebiet 
der Malakologie etwas mehr Licht zu bringen '!). 

Für jeden, der Weichtiere kennen lernen will, ist es ferner 
nötig, sie wenigstens eine Zeit lang lebend zu beobachten; des- 
halb ist es wünschenswert, jede Art, die zum erstenmal ge- 
sammelt wird, lebend mit nach Hause zu bringen. Kleinere 
Wasserschnecken und die kleinsten Muscheln transportieren sich 
ganz gut in mit Wasser gefüllten Fläschehen, grössere Wasser- 
schnecken dagegen viel besser in Gläsern ohne Wasser, die 
auch wohl mit etwas feuchtem Moose versehen werden können. 
Landsehnecken können in weitmündigen Gläsern oder in Blech- 
büchsen oder anderen Gefässen transportiert werden. 

Als besonders wünschenswert muss es bezeichnet werden, 
dass neben dem Studium der Gehäuse, besonders bei selteneren 
Arten, auch die Untersuchung von Pfeil, Kiefer und Zunge, so- 
wie der Weichteile des Tieres nieht vernachlässigt werde, sondern 


< 


dass auch die letzteren zu genauer, anatomischer Untersuchung 


1) Vergleiche: 1. Dr. Kobelt. Die Bivalven. Ein Vorschlag zu gemein- 
samer Arbeit. Nachrichtsblatt der D. Mal. Ges. 1888 pag. 47—50. 

2, J. Hazay. Zur Entwiekelungsgeschichte der Land- und Süsswasser- 
Mollusken. Malakozoologische Blätter. Neue Folge. IV. Band. 1881. 
pag. 176—178. 

3. Hans v. Gallenstein. Die Schalenformungen der Muscheln des Wörther- 
Sees in Kärnten. Nachrichtsblatt der D. Mal. Ges. 1892. pag. 102—114. 


. ee . = 
Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere. 251 


benutzt werden, um hierdurch allmählich die engeren Verwandt- 
schaftsverhältnisse der Gattungen und Arten mit Sicherheit fest- 
stellen und eine natürliche Anordnung derselben anbahnen zu 
können. Herr Professor Dr. Braun in Rostock i. M. hat sich 
vor einigen Jahren erboten '), zu diesem Zwecke ihm über- 
mitteltes, lebendes Material im Interesse der Wissenschaft zu unter- 
suchen. Die Zusendung desselben erfolgt am zweckmässigsten 
durch Verpackung in trockenem Moos oder Heu in einem 
Holz- oder Blechkästechen als Muster ohne Wert. 

Beim Sammeln der Schnecken ist auch darauf zu achten, dass 
solche Exemplare, deren Gehäuse noch nicht vollständig aus- 
gebildet sind, nicht erst mit aufgenommen oder beim Sammeln 
mit dem Netz sofort wieder in ihr Element zurück versetzt 
werden. Man erkennt solche junge Stücke. teils an ihrer Grösse, 
teils an dem noch nicht entwickelten Mundsaum. Auch sei 
hierbei ausdrücklich daran erinnert, dass der wahre Naturfreund 
stets bestrebt sein wird, die Zahl der zu sammelnden Exemplare 
nicht ins Ungemessene zu vermehren, sondern auf ein vernünftiges 
Mass zu beschränken; namentlich aber wird er bei seltenen Arten 
— wie beispielsweise Patula solaria auf dem Zobten — darauf 
bedacht sein, diese unserer Fauna nach Möglichkeit zu erhalten. 
Die fortschreitende Kultur schränkt ohnedies durch Zuschütten von 
Wasserlöchern, Urbarmachung von Sumpf- und Bruchland, Ent- 
fernung von Hecken, Steinhaufen und dergleichen die Schlupf- 
winkel der Mollusken mehr und mehr ein. 

Diejenigen Schnecken und kleinen Muscheln, welche man 
nicht lebend mit nach Hause zu nehmen wünscht, kann man 
gleich an Ort und Stelle in Gläschen mit starkem Spiritus werfen. 
Ganz besonders ist diese Tötungsweise für Clausilien empfehlens- 
wert, weil hierbei die Tiere sich tiefer als bei der Tötung durch 
siedendes Wasser in ihr Gehäuse zurückziehen und so bei der 
Eintroeknung nicht die Untersuchung erschweren oder unmöglich 
machen. Die so getöteten Schnecken und Muscheln werden am 
besten an der Sonne oder durch sehr gelinde Ofenwärme getrocknet. 
— Die Nacktschnecken werden, nachdem man sie womöglich 
noch im lebenden Zustande bestimmt hat, in Spiritus getötet. 
Der zu einer ziemlich festen Haut erstarrte, die Oberfläche des 
Tieres überziehende Schleim wird mit einem stumpfen Messerchen 


1) „Was thut uns Noth“ ete. Nachrichtsblatt der D. Mal. Ges. 1887. 
pag. 97—102. 


252 Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere. 


entfernt und das so gereinigte Tier in ein Gläschen mit starkem 
Spiritus gebracht, dessen Kork möglichst luftdicht schliessen 
muss. Wo der Verschluss nieht vollständig dicht ist, wird nach 
einiger Zeit ein Nachfüllen notwendig. — Grössere Gehäuse- 
schnecken der Gattungen Helix, Limnaea, Paludina, ebenso die 
Unionen und Anodonten tötet man durch Übergiessen mit sieden- 
dem Wasser und lässt sie etwa 10 Minuten in demselben liegen. 
Bei den Schnecken löst sich hierdurch gleichzeitig der Spindel- 
muskel, durch welchen das Tier am Gehäuse befestigt ist, und 
es kann nun vermittelst eines Häkchens oder einer starken 
Nadel aus dem Gehäuse herausgezogen werden, wobei man 
bemüht sein muss, das Abreissen der in den innersten Windungen 
steckenden Weichteile zu verhindern. Bei den Muscheln löst 
man mit stumpfem Messer die Schliessmuskeln von beiden Schalen 
ab, entfernt so das Tier und bindet dann die geschlossenen 
Schalen fest zusammen, um sie an der Luft (nicht an der Sonne 
oder dem Ofen) trocken werden zu lassen. Bei einem oder 
einigen Exemplaren der Art kann man das Schlossband mit 
scharfem Messer von aussen der Länge nach durchschneiden, 
um das Innere der Schalen jederzeit leicht untersuchen zu können. 
Grössere Wasserschnecken und ganz besonders die Unionen sind 
oft so diebt mit schwarzem Schlamme beschlagen, dass die Farbe 
ihrer Oberhaut nicht zu erkennen ist. Die zur Bestimmung 
dienenden Exemplare müssen daher mit einer nicht zu weichen 
Bürste, nötigenfalls unter Anwendung starken Essigs, gereinigt 
werden. 

Zur Aufbewahrung der Conchylien in der Sammlung eignen 
sich in vorzüglicher Weise die sogenannten Präparaten-Gläschen, 
durch deren Anwendung die kleineren Arten vor Staub und Be- 
schädigung durch Druck absolut geschützt sind. Giebt man ein 
Papierstreifehen mit Namen und Fundort in das Gläschen mit 
hinein, so ist auch einer möglichen Verwechselung der Fundorts- 
angaben sicher vorgebeugt. Mit dem grösseren Anwachsen einer 
Sammlung kann diese Art der Aufbewahrung jedoch etwas kost- 
spielig werden. Billiger ist die Anwendung von Glasröhrehen, 
die man in beliebig grosse Stücke zerbrechen kann, wenn man 
die Teilungsstelle vorher durch einen Feilstrich andeutet, und 
deren Öffnungen man beiderseits durch Baumwolle verschliesst. 
Die von verschiedenen Orten stammenden Funde derselben Art 
werden nun in kleinen Papp- oder Kartonkästchen vereinigt und 
zur leichten Übersicht der Sammlung mit deutlich sichtbar 


Se . . . ‘ {>} 
Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere. 253 


angebrachten Etiketten versehen. Von grösseren Arten werden 
die Stücke verschiedener Fundorte in getrennten Kästchen unter- 
gebracht, oder jedem einzelnen Stücke wird die Fundorts- 
bezeiehnung beigegeben durch Einkleben eines kleinen Zettels 
in die Mündung oder durch Anschreiben des Fundortes mit 
Dinte auf die Unterseite des Gehäuses selbst, wozu sich die so- 
genannten Unzialbuchstaben am besten eignen. Anfänger im 
Sammeln sind hierbei ganz besonders darauf aufmerksam zu 
machen, dass die einer Spezies angehörenden Exemplare ver- 
schiedener Fundorte nie zusammengeworfen werden dürfen, 
sondern stets sorgfältig getrennt aufbewahrt werden müssen, 
wenn die Sammlung auf wissenschaftliche Brauchbarkeit An- 
spruch haben soll. 

Bei der Bestimmung der gesammelten Arten werden die dem 
vorliegenden Buche beigegebenen Bestimmungstabellen dem An- 
fänger hoffentlich gute Dienste leisten. Für den Gang der 
Untersuchung bei der Bestimmung nach diesen Tabellen dienen 
die am Anfang und Ende der Zeilen stehenden Ziffern als Weg- 
weiser. Jede am Anfange einer Zeile stehende Ziffer dient zwei, 
in selteneren Fällen drei oder vier verschiedenen Wegen als 
Ausgangspunkt. Derjenige Weg, welcher nicht zutreffende Merk- 
male angiebt, wird verlassen, worauf der das zutreffende Merk- 
mal nennende Weg entweder direkt zu dem Namen der Gattung, 
beziehungsweise Art oder zu derjenigen Ziffer hinführt, bei welcher 
die Fortsetzung der Untersuchung wieder aufzunehmen ist. 
Glaubt man auf diese Weise den richtigen Namen der Art ge- 
funden zu haben, so wird die genaue Vergleichung mit der aus- 
führliehen Beschreibung derselben — wobei ganz besonders auf 
die gesperrt gedruckten, wesentlichen Merkmale zu achten ist — 
die Richtigkeit der Annahme entweder bestätigen oder zweifel- 
haft machen. In letzterem Falle wird die Bestimmung nach den 
Tabellen mit noch grösserer Sorgfalt wiederholt und führt ent- 
weder bald, oft auch nach längerem Aufschub und später 
wiederholter Aufnahme der Untersuchung zu dem gewünschten 
Ziele. 

Zum Schluss seien für umfangreichere und über die Grenzen 
der engeren Heimat hinausgehende Studien auf dem Gebiet der 
Weichtierkunde folgende Werke und Zeitschriften empfohlen: 

Clessin, S., Deutsche Exeursions-Mollusken-Fauna. Nürn- 

berg. 1884. Verlag von Bauer u. Raspe. 

Martens, Ed. v., Die Weich- und Schaltiere. Leipzig. 1883. 


254 Das Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Bestimmen der Weichtiere., 


Westerlund, Fauna der in der paläarktischen Region leben- 
den Binnen - Conchylien. 2 Bände in 7 Heften und 
2 Supplementheften. 1886— 90. 2061 Seiten. Preis 
Mark 67,50. 

Westerlund, Katalog der in der paläarktischen Region leben- 
den Binnen-Conchylien. 225 Seiten und 128 Seiten 
(Register). Preis Mark 12,—. 

Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologisehen Gesellschaft. 
Redigiert von Dr. W. Kobelt. 

Malako-zoologische Blätter. Neue Folge. Herausgegeben 
von Ülessin. 


Y . . * . . [3 Pe 
Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 255 


Rückbliek in die Vergangenheit der Binnenmollusken: 
‚mit besonderer Berücksichtigung der schlesischen Verhältnisse'). 


Wenn man die Frage nach dem Alter der Land- und Süss- 
wasser- oder Binnenmollusken zu beantworten versucht, so lassen 
sieh, nach den in den Sedimentformationen uns erhaltenen Resten 
früherer Faunen, die Landsehnecken in ununterbrochenem 
Zusammenha nge nur bis zu den jüngeren Schichten der Kreide, 
die Süsswasserschneeken aber bis in die mittlere Juraformation 
zurückverfolgen. Erst in neuerer Zeit wurde in den Steinkohlen- 
lagern Neuschottlands in Nordamerika eine hochinteressante 
Entdeekung gemacht. Es fanden sich hier in einer Sandstein- 
bank — und zwar in aufrechtstehenden, hohlen Stämmen, in Ge- 
sellschaft mehrerer Reptilien — ein Vertreter der Landschnecken- 
sattung Zonites (Z. priscus Carpenter) und eine Pupa (Dendropupa 
vetusta Dawson), durch welche der Stammbaum der Landschnecken 
plötzlich bis in die paläozoische Periode hinem nach rückwärts 
verlängert wurde. Fermer berichtet Dr. Kobelt?) über eine 
Mitteilung von Charles D. Walcott in Science vol. II. No. 46 
p. 508, wonach in paläozoischen, der Kohlenformation zuge- 
hörigen Schichten von Nevada unverkennbare Reste einer Physa 
(Ph. priseca), einer kleinen Schnecke mit kalkigem Deckel 
(Ampullaria ? powelli) und einer langgezogenen, fast clausilien- 
artigen Form (Zaptychius carbonaria) nebst einer kleinen, noch 
nicht näher bestimmten Muschel gefunden wurden. Unendliche 
Zeiträume der Entwickelung organischen Lebens müssen der 
Steinkohlenzeit schon vorangegangen sein, wenn bereits in dieser 
Periode Formen auftreten, welche denen der Gegenwart so nahe 
stehen, dass sie generisch mit ihnen vereinigt werden können. 
In den schlesischen Steinkohlengebieten und auch in den im 


t) Mit teilweiser Benutzung von „Sandberger, die Land- und Süsswasser- 
conchylien der Vorwelt.“ Wiesbaden, Kreidel 1870—75. 

2) Neue Pulmonaten aus der Kohlenformation. Nachrichtsblatt d. D. 
Mal. Ges. 1884. pag 61. 


256 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


Keuper auftretenden, grauen Mergeln, welche Landpflanzen 
enthalten, sind Landtierreste vollständig ausgeschlossen, da- 
gegen finden sich in den Schieferthonen des produktiven 
Steinkohlengebirges schon Süsswassermuscheln. Es 
sind dies undeutlich erhaltene, meist stark verdrückte Zweischaler, 
welche früher zur Gattung Unio gerechnet, später jedoch in einer 
selbständigen Gattung Anthracosia vereinigt wurden. 

Nach langer Unterbrechung durch die permische, Trias- und 
Liasformation treten als älteste mesozoische Süsswasserschnecken 
Arten der Gattungen Planorbis, Paludina, Melania, Hydrobia und 
Neritina im Dogger oder braunen Jura auf, denen sich im 
oberen Jura die Gattungen Limnaea, Physa, Bithynia und 
einige andere anschliessen. Eine kleine Valvata (helieoides 
Forbes), die älteste ihres Geschlechts, Planorbis loryi Coquand, 
welcher durch die Lage seines Kieles an unseren Pl. carinatus 
Müller erinnert, und Physa wealdiana Cog., sämtlich vom Bieler- 
See im Kanton Bern, ferner Nerita valdensis aus Hannover, 
mögen ausder noch spärlichen Zahl der Süsswasserformen jener Zeit 
hier genannt sein. Carychium broti Zoriol, eine echte, nur 3 mm 
hohe, unserer lebenden deutschen Art, Carychium minimum 
Müller, verwandte Auriculide ist eine der ersten mesozoischen 
Landschnecken. 

Auch in der Kreideformation sind die Binnenmollusken 
noch verhältnismässig schwach vertreten und nehmen erst gegen 
das Ende der Kreidezeit einen beträchtlicheren Aufschwung. In 
der unteren Kreide, den nach der Stadt Neuenburg (Neo- 
comium) benannten, mächtigen Neocomschichten, welche in der 
Schweiz, Frankreich, England und dem nordwestlichen Deutsch- 
land auftreten, finden sich Unio menkei Dunker, mehrere Arten 
der Gattungen Cyrena, Melania, Paludina, Planorbis jugleri 
Dunker und Bithynia praecursor Sandb., (letztere in Form und 
Skulptur mit unserer Bithynia tentaculata Z. fast vollständig 
übereinstimmend). Aus der nächsthöheren, letzten Stufe der 
unteren Kreide, dem Gault, sind Binnenmollusken nicht be- 
kannt. 

Zu den Schichten der mittleren Kreide, welche haupt- 
sächlich in Frankreich weit verbreitet ist, und nach der Stadt 
Le Mans (Cenomanuum) ihren Namen Cenoman erhielt, ge- 
hören auch die malerischen Quadersandsteinfelsen der schlesisch- 
böhmischen Grenze (Adersbach und Weekelsdorf) und der säch- 
sischen Schweiz; sie enthalten nur wenig Versteinerungen; Land- 


Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken etc. 257 


und Süsswasserkonchylien fellen vollständig. Die nach der 
Touraine (Turonia) als Turon bezeichnete Schichtenfolge von 
Kalkmergeln ist auch bei Oppeln in Oberschlesien vertreten und 
hier sehr reich an organischen, jedoch nur marinen Einschlüssen. 
Dagegen sind die Schichten des Gosauthales im Salzburgischen 
und ihnen gleichaltrige, auch kohlenführende Ablagerungen an 
vielen Orten der Alpen reich an Binnenmollusken. Sie enthalten 
Unio eretaceus Zittel, mehrere Cyrenen, Arten der Gattungen 
Melania, Melanopsis, Limnaea und auch Spuren der Landschnecken 
gattungen Bulimus, Glandina, Cyclostoma und Helix. Die eigentüm- 
liche Verteilung dieser an vielen Orten der österreichischen Alpen 
zerstreut auftretenden Schichten lässt vermuten, dass das Festland 
der Turonzeit von vielen kleinen Flüssen durchfurcht war, welche 
von Süsswassermollusken in grosser Zahl bewohnt waren und 
an deren Mündungen sich auch Brackwassersümpfe mit gemischter 
Fauna befanden. Obwohl die Binnenmollusken mit wenigen Aus- 
nahmen den rezenten Gattungen angehören, so trägt die Fauna 
doch meist einen entschieden tropischen Charakter, und die Ähn- 
lichkeit mit ostindischen und philippinischen Arten lässt auf 
klimatische Verhältnisse schliessen, wie sie gegenwärtig das süd- 
liche Asien besitzt. 

Die obere Kreide, welche ihren Namen Senon nach der 
in der Mitte eines jüngeren Kreidebeckens gelegenen Stadt Sens, 
an der Yonne, erhalten hat, ist hauptsächlich vertreten im süd- 
lichen England und der gegenüberliegenden Küste von Frank- 
reich, sowie auf der Insel Rügen. In Niederschlesien tritt sie in’ 
der Gegend zwischen Bunzlau und Löwenberg in der Form 
bauwürdiger weisser Sandsteine von ansehnlicher Mächtigkeit 
auf. Bei Wenig-Rackwitz, unweit Löwenberg, schliessen die 
sandigen Schieferthone ein durch Bergbau aufgeschlossenes Kohlen- 
flötz ein, in dessen begleitenden Schichten sich Steinkerne und. 
Abdrücke von Cyrena cretacea Drescher finden, welche auch 
bei Wehrau a. Qu. auftritt und ein ganzes Thoneisensteinflötz 
bei Ottendorf erfüllt. Dagegen ist von den durch ihren Reich- 
tum an organischen Einschlüssen wohlbekannten Sandsteinschichten 
von Kieslingswalde bei Habelschwerdt, obwohl sie auch Land- 
pflanzen enthalten, doch keine Spur von Land- oder Süsswasser- 
konchylien bekannt. Aus den tiefsten Brackwasserschichten der 
provencalischen Kreide ist der älteste Vertreter der Gattung 
Margaritana, die fast viereckige M. toulouzani Mathöron besonders 


zu erwähnen, und für die vorletzte Abteilung der Süsswasser- 
Merkel, Mollusken. 17 


258 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


bildungen der oberen Kreide in Südeuropa (Etage de Rognae) 
gilt Lychnus als ausgezeichnete Leitschnecke. Diese in etwa 
neun fossilen Arten vorkommende, ausgestorbene Gruppe der 
Gattung Helix, welche durch die schiefe Lage ihrer Windungen 
an Streptaxis erinnert, findet sich in den Schichten von Rognae 
(Bouches du Rhöne) vorzugsweise mit Arten der Gattungen Cy- 
elotus, Cyelophorus, T,eptopoma, Physa und Paludina zusammen. 
— Eine sehr interessante Ergänzung zur Binnenmolluskenfauna 
der oberen Kreide liefern die von Paul Oppenheim in Berlin 
beschriebenen, kohlenführenden Schichten vom Csingerthal bei 
Ajka im Bakony'). Ausser vorzüglich erhaltenen Exemplaren 
der für die obere Kreide anscheinend charakteristischen Dejanira 
bicarinata Zekeli finden sich zahlreiche Melanien und Pyrguli- 
feren. Der Autor macht auf die interessante und rätselhafte 
Thatsache aufmerksam, dass die Nachkommen der in der Kreide 
und dem Eoeän des nördliehen Europa und Amerika in so reicher 
Zahl und Formenmannigfaltigkeit auftretenden Arten der letzt- 
genannten Gattung gegenwärtig im Tanganyikasee ihre letzte 
Zuflucht gefunden haben. — Von den Binnenmollusken des 
Csingerthales sind Aneylus (Velletia) vetustus v. Tausch, Ance. 
eretaceus v. Tausch und Bulimus munieri v. Hantken, der älteste 
bisher bekannte sichere Bulimus, von besonderem Interesse. 
Auch die Brackwasserfauna der Kreide von Ajka trägt tropisches 
und zwar überwiegend indo-malayisches Gepräge. 

Eine kräftigere Entwickelung der Binnenmollusken beginnt 
mit der Tertiärzeit. Die in derselben abgelagerten Schichten 
werden von den Geologen als eocäne, oligoeäne, miocäne und 
plioeäne unterschieden. Während die Flora der frühesten Tertiär- 
zeit, des Eocän, selbst in den nördlichen Breiten aus Bananen, 
Myrten, Lorbeer- und Zimmetbäumen, Mimosen und Palmen be- 
stand, also noch einen ausgesprochen tropischen Charakter besass, 
so muss gegen das Ende der Eoecänzeit ein wahrnehmbarer 
Wechsel im Klima stattgefunden haben, durch welchen im 
weiteren Verlauf der tertiären Epoche diese tropischen Vege- 
tationsformen verschwanden und durch subtropische allmählich 
in die der gemässigten Zone übergeleitet wurden. Auch die in 
grosser Zahl auftretenden Weichtiere, die Seekonchylien sowohl 


1) Einige Brackwasser- und Binnen-Mollusken aus der Kreide und dem 
Eocän Ungarns. Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1892. pag. 697—818, 


“= B h h r . ‘ HL 
Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 299 


als auch ganz besonders Land- und Süsswasserschnecken erinnern 
durch ihre ansehnliche Grösse und sonstige Beschaffenheit an 
jetzt lebende tropische Formen derselben Gattungen. Die Gegen- 
den des heutigen London, Paris und Brüssel bildeten während 
der älteren Eoeänzeit ein einziges zusammenhängendes Meeres- 
becken, welches im späteren Verlauf dieser Periode in das so- 
genannte Pariser Becken (den französisch -belgischen Teil) 
und das Londoner Becken getrennt wurde. Auch im süd- 
lichen Frankreich treten untereoeäne, zum Teil schroffe Fels- 
wände bildende Süsswasserkalke auf, mit den Leitschnecken 
Physa prisca Nosl. und Megalomastoma brauni Noul. Grosse 
Verbreitung haben auch die Süsswasserschiehten von Dalmatien 
und Istrien, namentlich im Karstgebiet. Sie enthalten be- 
sonders Arten der Gattungen Melania und Melanopsis. Am 
Ostrande des Pariser Beckens finden sich ausgedehnte unter- 
eocäne Ablagerungen eines hellen, tuffartigen Kalksteins mit 
grossen Süsswassermollusken und Landschnecken; unter ihnen 
Physa gigantea Mich. von Rilly bei Reims, (weitaus die grösste 
Art der Gattung, der lebenden Ph. australiana Con. sehr nahe 
stehend), ferner Paludina aspersa Mich. und sehr häufig und in 
wohlerhaltenem Zustande Unio michaudi Desh. — Die ober- 
eocänen Schichten des sogenannten Grobkalkes im Pariser 
Becken enthalten neben einer Fülle schön erhaltener Meeres- 
konchylien auch zahlreiche Süsswasserschnecken, so besonders 
Limnaeus longiscatus Drgt., dagegen sind Landbewohner hier 
sehr selten. Von gleichem Alter mit dem Grobkalk des Pariser 
Beckens sind tertiäre Schichten am Oberrhein und in Südfrank- 
reich, für welche der schöne Planorbis pseudammonius Schloth, 
‚als Leitschnecke gilt. Auch im Londoner Becken, besonders auf 
der Insel Wight, ist das Obereoeän schön entwickelt; Planorbis 
euomphalus Sorv., Limn. longiscatus Bryt. und Cyelostoma mumia 
Lk. seien von hier erwähnt. Auch tritt hier im der höchsten 
Stufe des Obereocäu zum ersten Mal die Gattung Dreissensia 
auf (Dr. unguieula Sandb.), um später in mannigfaltig gestalteten 
Arten durch die ganze Tertiärzeit bis in die gegenwärtige Periode 
hinein sich fortzusetzen. — Aus den eocänen Landschneckentuffen 
von Vieenza in Italien sind unter anderen Landschnecken auch 
Clausilien der Untergattung Oospira Blanford bekannt, welche 
in der Gegenwart nur noch in Hinterindien und zwar durch recht 
eigentümliche Formen, wie z. B. Clausilia Philippiana Pfr. ver- 
treten sind. 
72 


260 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


Die zum Teil sehr mächtigen, aus Sand- und Thonschichten 
mit untergeordneten Braunkohlenlagern zusammengesetzten Bil- 
dungen, welche sich unter dem Diluvium am ganzen Nordrande 
der mitteldeutschen Bergländer vom Rhein bis zum Niemen aus- 
breiten und an vielen Punkten zur Gewinnung von Braunkohlen 
aufgeschlossen sind, werden mit den gleichaltrigen Ablagerungen 
der Insel Wight, Frankreichs, Belgiens und anderer Orte als die 
Oligovcänformation bezeichnet. Die in diese ehemaligen Meeres- 
buchten und zwischen ihnen liegenden, kleineren Süsswasserbecken 
von den in sie mündenden Flüssen eingeschwemmten Mineralschutt- 
massen sind ausserordentlich reich an P’flanzenresten. Während 
die Braunkohle selbst vorherrschend aus den, den taxus- und 
und eypressenartigen Nadelhölzern verwandten Gattungen Taxites, 
Cupressinoxylon und der Bernsteintichte, Pinites suceinifer, besteht, 
so enthalten die thonigen Zwischen- und Unterlagen dieser Flötze 
eine Ansamınlung der verschiedenartigsten Pflanzenarten, in welcher 
mit den noch auftretenden tropischen und subtropischen Formen, 
wie Bambus, Magnolie, Lorbeer und Palmen, auch schon solche 
der wärmeren gemässigten Zone, wie Buche, Eiche, Ahornarten, 
Ulme, Hasel, Pappel, Weide u. a., auftreten. Innerhalb Schlesiens 
ist namentlich aus den weissen Thonen von Schosnitz bei 
Canth und von Striese bei Stroppen im Trebnitzer Kreise eine 
reiche Baumflora bekannt geworden, in welcher besonders Arten 
von Carpinus, Acer, Ulmus und Salix vorherrschen. In den 
Oligocänschichten der Iusel Wight und des südlichen Frank- 
reich finden sich ausser zahlreichen Seekonchylien auch eine 
nicht geringe Anzahl von Land- und Süsswassermollusken, unter 
ihnen Planorbis discus Zdw., Limnaeus elongatus M. de Serres, 
Helix globosa Sow. und Amphidromus elliptieus Sow. von der 
Insel Wight; ferner Amphidromus laevolongus Boubee von Castel- 
naudary im südlichen Frankreich (eine riesige, celausilienartige 
l’orm, welche auch die grössten rezenten, tropischen Clausilien 
um mehr als das Doppelte an Grösse übertrifft. In den Brack- 
und Süsswasserbildungen des mittleren Oligocän, welche 
auch im Pariser Becken vertreten sind, finden sich Arten der 
Gattungen Cyrena, Hydrobia, Melania, Melanopsis, Limnaea und 
Planorbis, namentlich auch Paludina castelli Nyst. Für das 
obere Oligoeän ist charakteristisch Dreissensia basteroti Desh.; 
sie findet sich im Canton Bern, in Oberbayern und Siebenbürgen. 
Aus dem Süsswasserkalk von Cordes im südlichen Frankreich 
sei nur die hübsche Helix corduensis Noul. erwähnt. Der 


Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 261 


schlesischen Braunkohlenbildung fehlen tierische Organismen 
fast ganz. 

Im Mainzer Becken zeigen die Hügel zwischen Hochheim 
und Flörsheim bei Wiesbaden einen grossen Reichtum an Land- 
schnecken. In Nestern eines weichen Mergels finden sich un- 
zählige Land- und Süsswasserkonchylien; unter ersteren nament- 
lich Pupa-Arten, unter den letzteren hauptsächlich Hydrobien. 
Die unter den Landschnecken auftretende Helix ramondi Al. Brong. 
ist das wichtigste Leitfossil für das Untermiocän, welchem 
diese Schichten angehören. Ausser ihr finden sich einige seltene 
Clausilien (Clausilia rhombostoma Boettger und artieulata Sandb.), 
ferner Helix rahti A. Braun, Helix imbricata Br., die interessante 
Strophostoma triearinata M. Braun und Arten der Gattungen 
Hyalina und Acicula. Aus den untermiocänen Schichten der 
schwäbischen Alb ist die ansehnliehe Clausilia bulimoides 
Braun und Glandina inflata Reuss vom Michelsberg bei Ulm, 
ausserdem Unio flabellatus Goldf. mit gut erhaltenen Perlen zu 
erwähnen. Gleichaltrige Schichten finden sich ferner im Pariser 
Becken, in Südfrankreich, im Schweizer Jura und im nordwest- 
lichen Böhmen. In letzterem Gebiete ist es namentlich eine in 
den Sand der Kreideformation eingesenkte, kleine Mulde bei 
Tuchoric, deren tiefere Schichten, aus hartem Kalk mit Nestern 
lockeren Mergels, reich an wohlerhaltenen, grösseren Konchylien 
sind. Ausser Helix ramondi und einigen anderen Arten der 
Gattung finden sich Clausilien, Arten von Vitrina, Patula, Ca- 
rychium und Planorbis cornu Brong. var. solidus Thom. Aus 
den Süsswasserkalken von Reun in Steiermark, welche mit 
denen von Hochheim und Tuchorig gleichaltrig sind, wurden ver- 
schiedene Land- und Süsswassermollusken beschrieben, deren 
Zahl neuerdings durch mehrere trefflich erhaltene, interessante 
Arten (Ancylus subtilis Pnk., der älteste echte Ancylus, Helix 
standfesti Pnk., Clausilia gobanzi Pnk., Azeka boettgeri Pk. u. a.) 
vermehrt worden ist'). 

Die Schichten des Wiener Beckens enthalten von Binnen- 
konchylien namentlich Helix turonensis Desh., die sich auch bei 
Tours in Frankreich findet, ferner Congeria subglobosa und 
Melanopsis-Arten; sie gehören dem mittleren Miocän an, 


1 K. A. Peneche. Die Molluskeufauna des untermiocänen Süsswasser- 
kalkes von Reun in Steiermark. Zeitschiift der D. geol. Gesellsch. 1891. 
pP. 346— 568. 


262 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


für welche die erstgenannte Schnecke als Leitfossil bezeichnet 
werden kann. 

Von den obermiocänen Schichten endlich, welche in der 
Schweiz, in Bayern und Württemberg sowie im südlichen Frank- 
reich vertreten sind, sind besonders die Süsswasserkalke von 
Steinheim bei Heidenheim an der schwäbischen Alb berühmt 
geworden durch die zu Milliarden den weissen, tuffartigen Kalk- 
stein erfüllenden Schalen einer kleinen planorbisartigen Süss- 
wasserschnecke, Carinifex multiformis Bronn, deren äusserst viel- 
gestaltige, bald rundliche, bald kantige Umgänge, (welche bald 
flach, bald mehr oder weniger kegelförmig aufgewunden sind), 
in den aufeinander folgenden Schichten die allmählichen Ver- 
änderungen der interessanten Art vor Augen zu führen scheinen. 
Neben der sehr häufigen Limnaea soecialis Schübl. sind hier noch 
die Gattungen Helix, Clausilia und Pupa zahlreich vertreten. — 
Nach Kobelts Untersuchungen ') besteht eine überraschend auf- 
fallende Ähnlichkeit zwischen der heutigen Molluskenfauna der 
atlantischen Inseln und der des deutschen und französischen 
Untermioeän, indem die für jene Fauna charakteristischen Gruppen 
und Gattungen sämtlich im mitteleuropäischen Miocän vertreten 
sind und selbst die fossilen Arten desselben trotz der grossen 
räumlichen und ungeheuren zeitlichen Entfernung ihre aller- 
nächsten Verwandten in der heutigen Fauna der Azoren, Kanarien, 
Capverden und der Madeira-Gruppe besitzen. — Auch im Eocän, 
Oligoeän und dem jüngeren Miocän finden sich zahlreiche An- 
klänge an die atlantische Fauna, woraus nähere Beziehungen 
der atlantischen Inseln zu dem europäischen Festlande während 
dieser Perioden gefolgert werden müssen. An anderer Stelle ?) 
weist Dr. Kobelt nach, dass auch die heutige westindische 
Landmolluskenfauna für den Kundigen unverkennbare Beziehungen 
zur europäischen Mioeänfauna besitzt, welche nicht durch die 
blosse Übereinstimmung der klimatischen Verhältnisse ihre Er- 
klärung finden, sondern auf direkte Abstammung zurückgeführt 
werden müssen, wonach also die heutige westindische Land- 
molluskenfauna wenigstens zum Teil von der europäischen Mioeän- 
fauna abgeleitet werden müsste. Die auch aus dem Studium 


ti) Die Fauna der atlantischen Inseln. Nachrichtsblatt d. D. Mal, Ges. 


1687. pag. 50—55. 
2) Das Verhältnis der europäischen Landmolluskenfauna zur westindisch- 
eentralamerikanischen. Nachrichtsblatt d. D, Mal. Ges, 1887. 145—148. 


Rückbliek in die Vergangenheit der Binnenmollusken etc. 263 


der fossilen Wirbeltiere gefolgerte Annahme einer Landverbindung 
zwischen Amerika und Europa zur Mioecänzeit gewinnt hierdurch 
in hohem Grade an Wahrscheinlichkeit. 

Während in den mittleren Tertiärschichten zwar die Gat- 
tungen der Binnenkonchylien denen unserer modernen Fauna 
im allgemeinen schon entsprechen, die Arten jedoch ausnahms- 
los solehe sind, welche später erloschen und auch meist einen 
tropischen Charakter tragen, ist im Pliocän neben einer Ab- 
nahme des Formenreichtums teilweise schon eine grössere An- 
näherung an unsere modernen arktischen Formen bemerkbar, bis 
endlich in den postpliocänen Schiehten auch die Arten mit unseren 
rezenten vollständig übereinstimmen. Die pliocänen Schichten 
in Dalmatien, Italien und dem Peloponnes ') zeigen vorzugsweise 
Wassermollusken, hauptsächlich Arten der Gattungen Melania, Me- 
lanopsis, Neritina, Pyrgula und Dreissensia, während die pliocänen 
Mergel des südlichen Frankreich noch eine reiche Landschnecken- 
fauna mit zum Teil recht ansehnlichen Arten enthalten, wie 
Hyalina umbilicalis Desh., Clausilia terveri Mich., Olausilia maxima 
Gratel. aus dem Becken des Adour und die schöne Helix chaixi Mich. 
von Montpellier. Aus dem jüngsten Tertiär, dem oberen Plioeän, 
sind nur sehr wenige Ablagerungen, welche Binnenkonchylien 
führen, bekannt. 

Die mächtigen und weit ausgedehnten Schichten von Thon, 
Lehm, Sand, Kies, Geröll und Geschiebe, welche das norddeutsche 
Flachland bedecken, sowie die grösseren und kleineren Fels- 
brocken, welche ebendaselbst als Findlinge oder erratische Blöcke 
bekannt sind, werden meist als Diluvialgebilde bezeichnet, 
da man sie einer plötzlich eingetretenen und wieder ebenso schnell 
verlaufenden Überflutung zuschrieb. Die neueren Forschungen 
haben ergeben, dass die Beschaffenheit und die Art der Lagerung 
dieser Massen nicht ausschliesslich durch eine Überflutung er- 
klärt werden können. Auch die von Charles Lyell aufgestellte, 
sogenannte Drift-Theorie, — nach welcher die von der Südküste des 
vereisten Skandinavien abgebrochenen und mit Gesteinsschutt 
beladenen Gletschereismassen als schwimmende Eisberge auf 
einem grossen Diluvialmeere ihre Bürde nach Süden trugen und dort 
absetzten, — vermochte nicht alle Erscheinungen, so insbesondere 
die Entstehung des sogenannten Geschiebemergels, sowie die 


!) Oppenheim, Beiträge zur Kenntnis des Neogen in Griechenland. Zeit- 
schrift d. D. geol. Ges. Berlin 1891. p. 421—487. 


264 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


häufig beobachteten Abschleifungen, Schrammungen und Ritzungen 
an den zu Tage tretenden Oberflächen fester Gesteine dieses Ge- 
bietes zu erklären. Dagegen wird die von dem schwedischen 
Forscher Torell aufgestellte, sogenannte Inlandeis-Theorie von 
der Mehrzahl der deutschen Forscher unterstützt und mit dem 
grössten Eifer und besten Erfolge weiter ausgeführt und begründet. 
Nach dieser Theorie erstreckte sich das unsere arktischen Gebiete 
noch, jetzt bedeckende Polareis ehedem so weit nach Süden als 
gegenwärtig die Diluvialgebilde reichen, so dass diese letzteren 
also als das Produkt derjenigen Veränderungen der Erdoberfläche 
aufzufassen sind, welche durch eine mächtige, von Nord nach 
Süd langsam fortgeschrittene, im Laufe der Jahrtausende aber 
wieder nach und nach zurückgegangene Vereisung eines grossen 
Teiles der nördlichen Erdhälfte hervorgebracht wurde. Der 
Name Diluvium erscheint demnach nicht mehr völlig zutreffend 
und wird daher auch vielfach durch die Bezeichnung Pleistocän 
ersetzt. Die unter den allmählich von Nord nach Süd fort- 
schreitenden Eismassen hervorströmenden Schmelzwässer führten 
die feineren Bestandteile des unter dem Inlandeis entstandenen 
Gesteinsschuttes mit sich und setzten dieselben als Kies-, Sand- 
oder Thonschichten ab, wodurch allmählich ungeheure Gebiete 
verschläimmt und versandet wurden und alles pflanzliche und 
tierische Leben erstarb. Die so gebildeten Ablagerungen sind 
die sogenannten unteren Diluvialsande und Diluvialthone. 
Die von ihnen überdeckten Gebiete wurden jedoch ganz all- 
mählich von den nachrückenden Inlandeismassen erobert und 
hierdurch mit einer zweiten Schuttdecke von anderer Beschaffen- 
heit überlagert. Dieselbe bestand aus dem durch den Druck 
des Eises mehr oder weniger fein zerriebenen Material derjenigen 
Gesteinsbrocken, welche das Eis bei seinen Vorrücken als Ver- 
witterungsschutt vorfand und mit welchem es auch, da es die 
widerstandsfähigeren Massen als Geschiebe und Blöcke ein- 
schloss und weiter mit sich führte, die Oberfläche der festen 
Gesteine, über welche es sich fortbewegte, abschliff oder mit 
tiefen Rissen und Schrammen versah, welche wie die Gletscher- 
schliffe der Alpen von der Thatsache dieser Eisbewegung sowohl, 
als auch von der Richtung der letzteren aufs deutlichste Kunde 
geben. Die so entstandenen Ablagerungen, welche durchaus 
den Grundmoränen unserer heutigen Gletscher entsprechen, bilden 
den unteren Geschiebemergel, Geschiebelehm oder 
Blocklehm, welcher zuweilen eine Mächtigkeit von mehr als 


Rückbliek in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 265 


10 Meter besitzt und ein vollkommen ungeschichtetes, kalkig- 
thoniges, blaugraues, ziemlich hartes Gestein darstellt, das stets 
mehr oder weniger zahlreiche Geschiebe und Blöcke verschiedener 
Grösse einschliesst. — Nach einer wahrscheinlich sehr lange 
andauernden Zeit der Unterbrechung, in welcher nicht nur die 
Südgrenze des riesigen Nordlandgletschers durch Abschmelzen des- 
selben weit zurückwich, sondern auch eine neue Pflanzen- und Tier- 
welt an dieser Stelle Gelegenheit und Zeit zur Entwickelung fand, 
wiederholte sich das Vordringen des nordischen Inlandeises. 
Die unter demselben hervorströmenden Schmelzwässer setzten auch 
jetzt wieder die Schlämmprodukte der neu entstandenen Grund- 
moräne ab und bildeten dadurch den oberen Diluvialsand, 
auf welchem später nach dem Einrücken des zweiten Inlandeises 
die Grundmoräne desselben den oberen Geschiebemergel 
bildete. Dementsprechend können die gesamten pleistocänen 
Ablagerungen in präglaciale oder unterpleistocäne, glaciale oder 
mittelpleistocäne und postglaciale oder oberpleistocäne eingeteilt 
werden, während die Glacialzeit selbst sich noch in die Zeit 
der ersten Eisbedeckung oder ältere Eiszeit, die Interglacialzeit 
und die Zeit der zweiten Eisbedeckung oder jüngere Eiszeit 
gliedert. 

In neuester Zeit sind durch Keilhack') und Wahnschaffe”) 
bei Belzig, Görtzke, Uelzen und anderen Orten der Mark, 
Sachsens und der Lüneburger Heide Süsswasserablagerungen, 
meist Süsswasserkalke mit zahlreichen pflanzlichen und tierischen 
Einschlüssen nachgewiesen worden, welche durch ihre Lagerung 
unter dem Geschiebemergel als präglaciale gekennzeichnet 
und unzweifelhaft pleistocänen und nicht tertiären Ursprungs 
sind, da sie von nordischen Diluvialsanden, zum Teil auch 
Diluvialthonen unterlagert werden, also über den Schlämm- 
produkten der Grundmoräne des herannahenden Inlandeises sich 
gebildet haben. Ausser zahlreichen Land- und Süsswasserkon- 
chylien enthalten sie von Wirbeltieren unter anderen auch Reste 
des Damhirsches und des Karpfens, welche also beide erst 
durch die Eiszeit aus ihrer ursprünglich nördlicheren Heimat 
verdrängt worden sein mögen. Auch die Sande und Thonmergel 


1) Keilhack, Über präglaciale Süsswasserbildungen im Diluvium Nord- 
deutschlands. Jahrbuch d. Kgl. Preuss. geol. Landesanstalt 1882. 


*) Wahuschaffe, Die Süsswasserfauna und Süsswasser Diatomeen-Flora im 
unteren Diluvium der Umgegend von Rathenow. Ebendaselbst 1884, 


266 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


von Glindow und anderen Orten in der Mark, welche Süss- 
wasserkonchylien enthalten, sind präglacialen Alters. Namentlich 
aber sind hierher die unteren Schichten der pleistocänen Bildungen 
von Rüdersdorf und Rixdorf bei Berlin zu rechnen, welche 
die Aufeinanderfolge von unterem Diluvialsand, unterem Geschiebe- 
mergel, oberem Diluvialsand und oberem Geschiebemergel sehr 
deutlich erkennen lassen und unterhalb desunteren Geschiebemergels 
Gehäuse der Paludina diluviana in grosser Anzahl aufweisen. 
Wenn die präglacialen Schichten auch unter dem direkten 
Einfluss des von Nord nach Süd vordringenden Inlandeises 
gebildet wurden, so beginnt die eigentliche Glacialzeit oder 
das Mittelpleistocän doch erst mit dem Eintritt der Vereisung 
selbst und der Bildung des Geschiebemergels. — Zu den mitt- 
leren Pleistocänschichten gehören die Sande des oberen und 
mittleren Rheinthales und des Mainthales. In der Gegend von 
Nordenstadt, Erbenheim und Mosbach am Taunus finden sich bis 
40 Meter mächtige Sandablagerungen, das ehemalige (pleistoeäne) 
Maindelta, welche unter dem Namen des „Mosbacher Sandes“ 
berühmt sind durch ihren ausserordentlichen Reichtum an fossilen 
Tierresten. Von Säugetieren finden sich unter vielen andern 
Arten der Luchs, Felis Iynx, der Höhlenbär, Ursus spelaeus, der 
Wisent, Bison priseus und der Ur, Bos primigenius; das Renn- 
tier, Cervus tarandus, das Elen, Cervus alces, der Wapiti, 
C. canadensis, das Flusspferd Hippopotamus major, ein Nashorn 
Rhinoceros merki und das Mammut, Elephas primigenius. Die 
segen 100 Arten betragende Anzahl der Binnenmollusken dieser 
Schiehten, welche doch, ebenso wie die fossilen Süsswasser- 
schichten anderer Formationen, nur Fragmente der jedesmaligen 
Landschneckenfaunen einschliessen, (da sie im allgemeinen nur 
die in dem Genist der betreffenden Flussränder niedergelegten 
Arten enthalten), zeigen mithin, dass das mitteldeutsche Gebiet 
zur Zeit ihrer Ablagerung von einer sehr reichen, mit unserer 
jetzigen nahezu übereinstimmenden Molluskenfauna bevölkert war. 
Auch der grösste Teil unserer heimatlichen Provinz ist, wie 
mit Sicherheit angenommen werden muss, einer zweimaligen 
Vereisung unterlegen. Die ungeheure Grundmoräne der älteren 
Eiszeit erstreckt sich im allgemeinen bis an die Vorgebirge der 
Sudeten, den Zobten und Rummelsberg noch umschliessend. 
Hier und da vorhandene Gletscherschliffe, Rundhöcker, erratische 
Blöcke und nordische Geschiebe sind die unverkennbaren Spuren, 
welche sich bis auf die heutige Zeit erhalten haben, wenn auch 


Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken etc. 267 


die ursprüngliche Frische derselben im Laufe der Jahrtausende 
vielfach wieder fast bis zur Unkenntlichkeit verwischt worden 
ist. Auch die nordischen Silurgeschiebe von Niederkunzendorf 
bei Freiburg, von Sadewitz bei Öls, von Trebnitz, von Dürrgoy 
und Krietern bei Breslau und anderen Orten und wahrscheinlich 
auch die vielumstrittenen „Breslauer Domgranaten“ dürften auf 
dieselbe Weise ihren Weg in unsere Heimat zurückgelegt haben. 
Gleichzeitig mit dem Vorrücken des nordischen Inlandeises 
bedeckten sich jedoch nach und nach auch die süd- und mittel- 
deutschen Gebirge immer mehr mit Eis. Auch im Riesengebirge 
ist durch Professor Partsch eine ehemalige Gletscherbedeckung 
in den Quellgebieten der Lomnitz und Kochel und in geringerem 
Masse im Aupagrund und dem oberen Teile des Weisswasser- 
srundes nachgewiesen oder doch höchst wahrscheinlich gemacht 
worden '). Ganz besonders ist die Vermutung von der ehemaligen 
Existenz eines alten Lomnitzgletschers in dem Gebiete des 
jetzigen „grossen und kleinen Teiches“ durch den Nachweis 
seiner Grundmöräne, sehr deutlicher Seiten-, Mittel- und End- 
moränen, sowie durch Geschiebe und Gletscherschlifie fast bis 
zur Gewissheit erhoben worden. Nach seinen neuesten 
Forschungen glaubt Professor Partsch nicht nur eine noch viel 
umfangreichere Vergletscherung des Riesengebirges annehmen zu 
müssen, sondern auch die deutlichen Spuren einer wiederholten 
Vergletscherung gefunden zu haben, welche den beiden gross- 
artigen Eisbedeckungen des nordeuropäischen Glacialgebietes 
vollständig entspricht. Unter dem Einflusse dieser gewaltigen 
Vereisung mag die ehemals so üppige Flora und Fauna unseres 
Heimatlandes grösstenteils vernichtet worden sein, vielleicht ein 
kleiner Teil derselben, in einer schmalen Zone längs des Sudeten- 
zuges, sein Dasein kümmerlich gefristet haben. 

Im allgemeinen dürften die Bedingungen für die Möglichkeit 
einer Erhaltung der Reste der bei der Vereisung untergegangenen 
Landschnecken nicht eben günstig gewesen sein, wogegen die 
in grosser Zahl die stehenden Gewässer bevölkernden Süss- 
wasserschnecken beim Hinübergleiten des Eisriesen über ihre 
Wohnstätten durch den mitgeführten Sand, Kies und Geschiebe- 


Y) Partsch, Gletscherspuren i. Riesengeb. Jahresber. d. Schl. Ges. 56. 
1878. pag. 327—328. 

Parisch, Die Gletseher der Vorzeit in den Karpathen und den Mittel- 
gebirgen Deutschlands, Breslau 1882, 


268 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


lehm verschüttet und in ihrem eigenen Bette begraben wurden, 
woraus sich die Häufigkeit gerade der Süsswasserschnecken in 
vielen glacialen Ablagerungen genügend erklärt. So enthalten 
die vorerwähnten, in der Umgebung von Rüdersdorf östlich 
von Berlin auftretenden, mächtigen Diluvialablagerungen in ihren 
unteren Schichten, dem unteren Diluvialsande und unteren Ge- 
schiebemergel, hauptsächlich Planorbis spirorbis, Limnaea stagnalis, 
Valvata piseinalis, Bithynia tentaculata, Cyclas cornea und Pa- 
ludina diluviana. Wir erhalten durch diese Einschlüsse ein Bild 
der präglacialen Molluskenfauna des süssen Wassers, dessen 
Arten unseren heutigen schon fast vollständig entsprechen. — 
Auch die bei Rixdorf, südlich von Berlin, in ähnlicher Weise 
zusammengesetzten, bis 20 Meter hohen Abhänge des Spreethales 
enthalten (ausser verschiedenen anderen Süsswasserkonchylien) die 
oben zuletzt genannte Paludina diluviana, die sich auch noch bei 
Müggelheim, südöstlich von Berlin, in Baumgartenbrück bei 
Potsdam, in der Nähe von Halle und in Ostpreussen und zwar 
meist in sehr grosser Anzahl vorfindet und somit recht eigent- 
lich die unteren Diluvialsande und den unteren Geschiebe- 
mergel kennzeichnet'). Sie ist eine unserer jetzt lebenden 
Paludina fasciata ähnliche, aber erheblich kleinere, diekschalige 
Art, welche durch die erste Eiszeit vollständig vernichtet worden 
zu sein scheint, da ihre Gehäuse weder in den interglacialen 
Ablagerungen noch im oberen Diluvialsande und Geschiebe- 
mergel gefunden worden sind. 

Unter den durch die Gunst der Verhältnisse erhaltenen ein- 
heimischen Arten der Tier- und Pflanzenwelt befand sich je- 
doch auch eine vielleicht nicht geringe Anzahl fremder Gäste, 
welche durch die nordischen Eismassen vor sich her geschoben 
und getragen und so in unsere Gegenden verpflanzt worden 
waren. Die Richtigkeit der Annahme vorausgesetzt, dass Inland- 
eismassen sich vom hohen Norden bis in unsere Gegenden 
bewegten, ist es völlig zweifellos, dass auf den ihre Ränder 
bedeckenden Moränenblöcken zahlreiche Flechtenarten mit ein- 
wanderten, und im höchsten Grade wahrscheinlich, dass auf 


1!) Nach Mitteilungen von Ernst Friedel wurde auch in Berlin selbst beim 
Brunnengraben in der Braucrei Tivoli auf dem Kreuzberge Paludina diluviana 
zusammen mit Dreissensia polymorpha Pallas und Lythoglyphus naticoides Fer. 
gefunden. — Ferner wurde durch Prof. Zd. v. Martens entweder Paludina diluviana 
selbst oder eine schr nalıe Verwandte derselben in Sibirien aufgefunden. 


. . . . . + ‘ 
Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 269 


diesem Moränenschutt eine ganze Völkerwanderung von Pflanzen 
und Tieren in südlicher Richtung stattgefunden haben muss. 
Es ist wahrscheinlich, dass die so eingewanderte, arktische Flora 
und Fauna selbst zur Zeit der grössten Vereisung um den Rand 
des grossen Inlandeises gedieh und, den allmählich vom Eise 
frei werdenden Raum immer aufs neue occeupierend, vielleicht 
eine recht lange Zeit hindurch ihre Existenz behaupteten. — Dass 
zur Interglacialzeit auch das Gebiet der heutigen Ostsee wenigstens 
teilweise vom Eise frei gewesen ist, geht aus der Thatsache her- 
vor, dass in der im äussersten Süden Schwedens liegenden 
Provinz Schonen eine etwa einen Meter mächtige Schicht 
plastischen Thones mit organischen Einschlüssen gefunden wurde, 
welche unzweifelhaft über dem unteren Geschiebemergel lagert, 
deren Entstehung also unmittelbar nach dem Rückzuge des 
ersten Inlandeises stattgefunden haben muss. Diese 'Thone ent- 
halten Suceinea pfeifferi, Limnaea palustris, L. stagnalis, Planor- 
bis marginatus Drp., Pl. corneus, Bithynia tentaculata, Pisidium 
pulchellum, Pisidium henslowianum, Sphaerium sp. und Ano- 
donta sp. Ausser diesen Konchylien kommen auch eine Anzahl 
Pflanzen darin vor, welche wie Dryas octopetala, Salix retieulata, 
S. herbacea ZL. und Betula nana Z. sämtlich Bestandteile unserer 
norddeutschen Reliktenflora sind und neben der nordischen Zwerg- 
kiefer (Pinus montanus Mill.), der Lerche, Birke und Sohlweide, 
verschiedenen Riedgräsern und hochnordischen Moosen einen 
Hauptbestandteil der norddeutschen Flora während der Glacial- 
zeit gebildet haben dürften. — Eine bei Lauenburg an der 
Elbe von Keilhack zwischen dem unteren und oberen Geschiebe- 
mergel, also den Grundmoränen der ersten und zweiten Eis- 
bedeckung, gefundenes Torflager schliesst ebenfalls Reste der 
arktischen Flora jener Zeit ein, während ein bei Magdeburg 
von Wahnschaffe gefundenes, interglaciales Kalktufflager zahl- 
reiche Gehäuse von Limnaea truncatula enthielt. — In neuester 
Zeit sind durch Nathorst Süsswasserablagerungen in England, 
Schweden, Dänemark, in Mecklenburg, in Südbayern und in der 
Schweiz nachgewiesen worden, welche sämtlich durch die un- 
mittelbar unter ihnen liegende, echte Grundmoräne als unzweifel- 
haft eiszeitliche Bildungen gekennzeichnet sind und deutlich 
erkennbare Spuren einer arktischen Flora aufweisen. Salix 
polaris, herbacea, reticulata, myrtilloides, Betula nana, -Dryas 
octopetala, Azalea procumbens, Arctostaphylos uva ursi, Poly- 
gonum viviparum u. a. bilden den Hauptbestandteil dieser Flora, 


270 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


mit welcher zusammen von Mollusken einige Pisidienarten, Cyelas 
cornea, Limnaea ovata und Reste von Anodonta- oder Unioschalen 
gefunden wurden. — Einen wichtigen Bestandteil der Fauna des 
norddeutschen Tieflandes während der Interglacialperiode scheinen 
die grossen Huftiere gebildet zu haben, deren Skelettreste, wenn 
auch sehr zerstreut, so doch ziemlich allgemein verbreitet, in dem 
oberen Diluvialsande gefunden werden, die also von den der 
zweiten Eiszeit vorangehenden Fluten in den von ihnen mit- 
geführten Schottermassen abgelagert und dadurch bis auf die 
heutige Zeit erhalten worden sind. Mammut, Nashorn, Ur, Riesen- 
hirsch und Pferd müssen zu jener Zeit diese Gegenden bewohnt 
haben. Auch in Schlesien sind an vielen Orten, z. B. Tscheschen 
(Kr. Neumarkt), Steinau, Glogau, Skarsine, Trebnitz, Trachen- 
berg und Ratibor Reste von Rhinoceros tichorhinus und Elephas 
primigenius gefunden worden. 

So lange die Temperaturverhältnisse der Eiszeit andauerten, 
konnten die nordischen Gäste, welche durch das Inlandeis hier- 
her gebracht worden waren, recht gut in der Ebene unserer 
niedrigeren Breiten gedeihen; nachdem jedoch der Höhepunkt 
der Temperaturerniedrigung überschritten war und die Eismassen 
sich allmählich durch Abschmelzen verminderten, folgten die 
arktischen Arten, der ihnen unzuträglichen Wärme entfliehend, 
nicht nur dem nach Norden zurückweichenden Inlandeise, sondern 
in gleicher Weise auch den mehr und mehr abschmelzenden 
Gletschern der heimischen Gebirge und gelangten so in Gegenden, 
welehe ihnen durch ihre Höhenlage den Aufenthalt in diesen 
niederen Breiten dauernd ermöglichten, während ein grosser 
Teil derselben seinen Untergang in den durch die schmelzenden 
Eismassen erzeugten Wasserfluten gefunden haben mag. Auf 
diese Weise erhielten wir unsere sogenannte nordische Relikten- 
fauna und Reliktenflora. So finden sich in der „kleinen Schnee- 
grube“ des Riesengebirges, einem Orte, der zur Aufnahme und 
dauernden Erhaltung der arktischen Arten besonders geeignet 
gewesen zu sein scheint, ausser anderen Flechtenarten sechs 
solehe, welehe sie nur mit der Polarregion gemeinsam hat. An 
demselben Orte findet sich ein niedliches, nordisches Farnkraut, 
Woodsia hyperborea und der zierliche Schneesteinbrech Skandi- 
naviens, Saxifraga nivalis. Hier und an anderen Orten des 
Riesengebirges tritt das hoch interessante Sudeten -Läusekraut, 
Pedieularis sudetica, auf, dessen Heimat Nowaja Semlja und 
das nordöstliche Sibirien sind, ferner die Zwergbirke, Betula 


Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 271 


nana, die schöne Torfbrombeere, Rubus chamaemorus und viele 
andere Pflanzen, deren ursprüngliche Heimat im hohen Norden 
gelegen ist. — Von den gegenwärtig in der Schneegrube vor- 
kommenden Schneckenarten gehört wenigstens die hochnordische 
Pupa arctica zur nordischen Reliktenfauna. 

Wie die präglaciale Flora und Fauna durch die ältere Eis- 
zeit, so wurden auch die Organismen der interglacialen Periode 
durch die vorrückenden Eismassen der zweiten Eiszeit 
wenigstens teilweise vernichtet. Auch hier lässt das Vorhanden- 
sein des oberen Geschiebemergels, das ist die Grundmoräne des 
zweiten Inlandeises, die Grenze erkennen, bis zu welcher die 
zweite Eisbedeckung vorgedrungen ist. In Schlesien dürfte sie 
im allgemeinen die Linie, welehe gegenwärtig durch den schlesisch- 
polnischen Landrücken markiert wird, nicht wesentlich über- 
schritten haben. Zu den durch die Moränen des jüngeren 
Inlandeises in das norddeutsche Gebiet eingeführten, nordischen 
Gästen gehört auch die neuerdings durch Jetschin in der Tegeler 
Heide bei Berlin gefundene kleine, schwedische Schnecke Pupa 
ronnebyensis West., deren gegenwärtiger Aufenthaltsort von der 
Grenzlinie nicht allzuweit entfernt sein dürfte, an welcher das 
Inlandeis der zweiten Eiszeit seine Randmoränen mit ihrer leben- 
den Bevölkerung absetzte und zurückliess. 

Mit dem allmählichen Abschmelzen und Zurückweichen des 
zweiten Inlandeises beginnt die postglaciale Periode, deren 
geologische Bildungen als die oberen Pleistocänschichten 
bezeichnet werden und zu den jüngsten Diluvialablagerungen 
gehören. Die Vorgänge nach dem Abschmelzen des Inlandeises 
und ihr Einfluss auf die Bodengestaltung des norddeutschen Flach- 
landes sind besonders durch Berendt in äusserst scharfsinniger 
Weise in ihren Grundzügen geschildert worden '). Hiermach füllte 
das Schmelzwasser zunächst den Raum zwischen dem Südrand 
des Inlandeises und dem Nordabhang der deutschen Mittelgebirge 
seeartig aus und musste, bevor es sich einen Abfluss genagt 
hatte, die durch die Schmelzwasser ausgeschlämmten, feinsten 
Teile der Grundmoräne in einem dem Gebirgsrande parallelen 
Streifen absetzen. Die dadurch gebildete fruchtbare Lehmschicht 
findet sich naturgemäss in den von dem zweiten Inlandeis nicht 


1) Berendt, Die Sande im norddeutschen Tiefland und die grosse diluviale 
Abschmelzperiode. Jahrb. d. Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt für 1881. 
Berlin 1882. Seite 482. 


272 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


bedeckten Gebieten. Als bei dem weiteren Anwachsen der 
Schmelzwässer diese endlich einen Ausweg suchten und fanden, 
mussten durch ihre gewaltigen Strömungen allmählich weite 
Thalmulden ausgenagt werden, welche wiederum im allgemeinen 
parallel dem Rande des Inlandeises verliefen und in deren 
tiefsten Stellen noch heut teilweise unsere grossen Ströme Weichsel, 
Oder und Elbe ihr Bett haben. So entstanden nach einander 
das Glogau-Baruther Thal, das Warschau-Berliner und das Thorn- 
Eberswalder Thal, welche sich im unteren Elbthal vereinigen, 
das den eigentlichen Urstrom Norddeutschlands zum Meere führte, 
bevor es den grossen Strömen nach dem völligen Verschwinden 
des Eises gelang, einen direkten Weg nach dem Meere in mehr 
nördlicher Richtung zu finden. — Die so entstandenen grossen 
Thalmulden sind wahrscheinlich auch die Strassen gewesen, auf 
denen die Pflanzen- und Tierwelt in das vom Eise frei gewordene 
und ihnen dadurch eröffnete Gebiet hauptsächlich vom Osten her 
erobernd eindrangen. 

Neben diesen von Ost und Südost einwandernden und den 
mit dem Inlandeis aus Norden gekommenen Molluskenarten 
mögen zur Wiederbelebung des nach dem Rückzug des Eises 
frei gewordenen Terrains auch solche Arten beigetragen haben, 
welche, aus der präglacialen Periode stammend, hier und da 
(infolge für sie besonders günstiger Umstände) auch während der 
eisigen Umklammerung innerhalb der Glacialzeit ihre Existenz 
zu fristen vermochten, selbst wenn es ihnen nicht gelang, das 
früher innegehabte Terrain vollständig wieder zu erobern. So 
mögen Arten, welche, wie Pupa alpestris und P. substriata, 
während des kälteren Klimas der Eiszeit in der vom Eise frei 
gebliebenen Vorgebirgsregion existieren konnten, beim Eintritt 
eines milderen Klimas allmählich nach dem höheren Norden und 
in die rauheren Gebirge, ihre heutigen Wohnsitze, vorgedrungen 
sein, um sich vor dem Untergange zu retten, dem andere Arten 
der Pleistocänzeit thatsächlich früher oder später anheimfielen '). 
Durch diese Annahme würde sich auch das merkwürdig isolierte 
Vorkommen einiger schlesischer Arten, wie z. B. der Vitrina 
kochi Andr. im Reichensteiner Gebirge, der Patula rupestris am 
Kitzelberge des Bober-Katzbachgebirges und der Patula solaria 
auf dem Zobten einigermassen befriedigend erklären. Letztere 


1) Vergleiche: 0. Boettger, Entwiekelung der Pupa-Arten des Mittelrhein- 
gebietes in Zeit und Raum. Wiesbaden 1889. pag. 11 und 89, 


Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 273 


Schnecke findet sich, wiewohl selten, in den Mosbacher Sanden 
und im Canstatter Tuff, ist also vielleicht in der präglacialen 
Zeit auch im norddeutschen Gebiete weiter verbreitet gewesen, 
‚durch die Vereisung vernichtet und nur auf dem Zobten er- 
halten worden. 

Die Grenze zwischen den mittel- und oberpleistocänen Schichten 
wird in vorzüglicher Weise durch den an vielen Orten auftreten- 
den Löss bezeichnet. Er ist ein kalkhaltiger, gelblichgrauer 
Lehm, welcher eigentümlich gestaltete Mergelknollen, die so- 
genannten Lösspuppen, einschliesst und sehr häufig die höher 
gelegenen Querthäler grösserer Stromgebiete ausfüllt. Man be- 
trachtete ihn früher als Hochwasserschlamm, der in den Buchten 
der Flussthäler infolge von Stauungen, in bedeutender Höhe über 
dem jetzigen Wasserspiegel, abgelagert worden sei. Nach den 
neueren Forschungen glaubt man jedoch annehmen zu dürfen, 
dass das Wasser sich an seiner Bildung nicht direkt beteiligt 
habe. Die nach dem Zurückweichen des Eises blossgelegte 
Oberfläche des Geschiebelehms zerfiel vielmehr unter dem Ein- 
fluss der Sonnenstrahlen in feinen Staub, und dieses Material 
wurde vom Winde in Form von ungeheuren Staubwolken inner- 
halb der Thäler bis zu jenen Höhen emporgetragen und im Laufe 
"längerer Zeiträume oft bis zu grosser Mächtigkeit abgesetzt. Als 
ein Produkt des Materials der Grundmoräne kennzeichnet er 
aufs deutlichste das Ende der mittleren Pleistoeänzeit und lässt 
alle von ihm überlagerten Schichten mit Sicherheit als prä- und 
interglaciale Bildungen erkennen, während die den Löss über- 
lagernden Schichten der postglacialen oder jüngsten Pleistocänzeit 
angehören. Mit dieser Erklärung seiner Entstehung stimmt auch 
die Thatsache überein, dass die für den Löss charakteristischen 
Konchylien sämtlich Landschnecken sind. Es finden sich in ihm 
folgende Arten: Suceinea oblonga, Helix hispida, H. plebeja, 
H. arbustorum, H. pulchella, Pupa muscorum und P. edentula, 
seltener Patula ruderata, Patula pygmaea, Hyalina nitida -und 
Hyalina erystallina Müller, zusammen mit Knochenresten von 

- Elephas primigenius, Rhinoceros tichorhinus, Cervus tarandus 
und Hyaena spelaea'). Der Löss findet sich in den meisten 


1) Nach brieflicher Mitteilung von Herrn Prof. Dr. Boettger in Frank- 
- furt (Main) ist neuerdings auch Vertigo aretica Wallenb. im Löss von Vilbel bei 
“ Frankfurt neben V. parcedentata A. Br. (= genesii Gredil.) sicher nach- 
F gewiesen worden. 


Merkel, Mollusken. . 18 
|. 


274 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


grösseren Stromthälern Deutschlands, namentlich im Neckar- und 
Rheinthale von Basel bis Bonn, wo er zum Teil sehr mächtige 
Ablagerungen bildet. Auch in Schlesien ist er mehrfach nach- 
gewiesen worden. Die erste Mitteilung über das Vorkommen 
des Löss in Oberschlesien giebt Zck in einem Briefe an Beyrich'). 
An dem steilen Ausgehenden des von West nach Ost quer durch 
Oberschlesien sich hinziehenden Muschelkalkzuges finden sich in 
der Nähe des Annaberges zwischen den Ortschaften Leschnitz, 
Lichinia, Salesche und Alt-Ujest ansehnliche Lössablagerungen. 
Zahlreiche, in nordsüdlicher Richtung verlaufende, mit steilen 
Gehängen versehene Einschnitte, welche teilweise von kleinen, 
der Oder oder der Klodnitz zuströmenden Bächen durchflossen 
werden, gewähren hier einen deutlichen Einblick in die Lagerungs- 
verhältnisse des Löss.. Auf den Schichten des Muschelkalkes 
liegt zunächst der Diluvialsand oder Kies; diesem folgt der 
Diluviallehm mit zahlreichen nordischen Geschieben und auf 
diese mit deutlich erkennbarer Grenze der Löss, charakterisiert 
durch seine hellgelbliche Färbung und mehlig lockere Beschaffen- 
heit, den Einsehluss der sogenannten Lösspuppen, wie der auch 
in Sehlesien auftretenden Lösskonchylien, sowie durch das Fehlen 
der nordischen Geschiebe, welche den von dem Löss überlager- 
ten Diluvial- oder Geschiebelehm so deutlich kennzeichnen. In 
bedeutender Mächtigkeit tritt der Löss auch am Annaberge selbst 
auf, dessen Basalt rings von Pleistoeänschiehten umgeben ist, so 
dass der Löss hier teils auf dem Basalt, teils auf dem Muschel- 
kalk lagert. Hier wie bei Ratsch unweit Katscher wurden auch 
Reste von Elephas primigenius im Löss gefunden’). Von den 
Lösskonchylien wurden durch Eck von Leschnitz am Annaberge 
Suceinea oblonga Drp., Pupa muscorum Zam. und Helix hispida L. 
nachgewiesen, während Giebelhausen das Auftreten des Löss bei 
Görlitz und in ihm das Vorkommen von Suceinea oblonga Drp. 
und Helix arbustorum Z. nachwies°). 

Nach dem dauernden Zurückweichen des nordischen Inland- 
eises wurden die anfänglich kahlen und jedes pflanzlichen und 


1) Eck, Heinr., Lössablagerungen in Oberschlesien. Zeitschr. d. Geol. 
Ges. XV. Band. 1863. pag. 463 u. 464. 

2) Remele, Fossile Säugetierknochen im Löss des Annaberges. Zeitschr. 
d. Geol. Ges. XXVII. Band. 1875. 479—481. 

3) Giebelhausen, Löss bei Görlitz. Zeitschr. d. Geol. Ges. XXII. Band. 
1870. pag. 760 u. 761. 


Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 275 


tierischen Lebens entbehrenden Sand- und Steinwüsten ganz all- 
mählich durch eine von Südosten her einwandernde Flora und 
Fauna belebt, welche sich von denjenigen der interglacialen 
Epoche sehr erheblich unterschieden. Nach den Untersuchungen 
von Nehring') besass die Lehmdecke am Nordrande der deutschen 
Mittelgebirge nach der zweiten Eiszeit eine Fauna, welche darauf 
hinweist, dass Norddeutschland zu jener Zeit den Charakter 
einer von Gebüsch unterbrochenen Grassteppe besass. In den 
von Nehring untersuchten Schichten von Thiede bei Wolfenbüttel, 
Westeregeln bei Magdeburg und anderen Orten fanden sich neben 
Knochenresten von Mammut, Nashorn, Pferd und Hirsch, den 
Vertretern der interglacialen Fauna, auch solehe von Maulwurf, 
Hamster, Ziesel, Murmeltier, Springmaus, Wühlratte, Lemming, 
Hase, Pfeifhase und einer Antilopenart, ferner Geier, Trappe, 
Schwalbe und Lerche in grosser Individuenzahl; sämtlich Tiere, 
welche den Wald meiden und der Steppe angehören. Feuer- 
steinwerkzeuge und bearbeitete Knochenstücke weisen darauf 
hin, dass auch der Mensch schon zu jener Zeit von diesen Ge- 
bieten Besitz genommen hatte. — Eine allzureiche Mollusken- 
fauna dürfte jenes Steppenklima mit seinen heissen und trockenen 
Sommern kaum erzeugt haben; die dürftige Fauna der Löss- 
ablagerungen scheint dafür zu sprechen, dass diese und die 
Steppenperiode wenigstens teilweise zusammenfielen. 

Das Hauptkontingent der jetzigen, heimischen Fauna, speciell 
auch der Mollusken, dürfte erst dann die früher verlassenen 
Gebiete wiedererobert haben, beziehungsweise in dieselben neu 
eingewandert sein, nachdem durch die allmähliche Abschwächung 
des kontinentalen Klimas — infolge der Veränderungen in der Ver- 
‚teilung von Wasser und Land — auch der Steppencharakter dieses 
Gebietes mehr und mehr verschwunden war und eine ausgedehnte 
Waldvegetation von ihrem ehemaligen Grund und Boden 
wieder Besitz genommen hatte; so entstand unsere gegenwärtige, 
aus den Resten der präglacialen Fauna, der nordischen Relikten- 
fauna und den während der postglacialen Steppen- und Wald- 
periode eingewanderten Arten zusammengesetzte Mischfauna, 
welche noch durch einige, in neuerer Zeit in unser Gebiet ein- 
gedrungene Ankömmlinge, z.B. Dreissensia polimorpha Pallas, u. a. 
verstärkt worden ist. 


1) Nehring, Über die quaternären Faunen von Thiede und Westeregeln. 
Archiv für Anthropologie. Band 10 und 11. 
15* 


276 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete, 


An dieser Stelle seien auch die pleistocänen thüringischen 
Kalktuffbildungen von Mühlhausen, Langensalza, Gräfentonna, 
Burgtonna und Weimar, sowie die schlesische von Paschwitz 


bei Canth erwähnt. Unter den ersteren ist von ganz besonderem 


Interesse die Tuffablagerung zwischen den Orten Gräfentonna 
und Burgtonna. Sie besteht aus der Ausfüllung einer jetzt 


leider durch Abbau verschwundenen Kalksteinschlucht, deren 


Ausfüllungsmasse in drei verschiedene Schichten zerfällt Die 
unterste und älteste, aus Kalkmergel bestehende Schicht enthielt 
nicht nur zahlreiche Konchylien, sondern auch Reste von Elephas 
primigenius (darunter vier riesenhafte Stosszähne), Rhinoceros 
tichorhinus, Bos primigenius und mehrerer anderer Huftiere, sowie 
des Höhlenbären und der Höhlenhyäne. Sie kennzeichnet sich 
dadurch als eine mittelpleistoeäne Bildung. Unter den Konchylien 
derselben sind besonders erwähnenswerth Zonites acies Fer., 
Z. albanicus km. und Helix tigrina Jan., welche gegenwärtig 
nur noch im südöstlichen Europa vorkommen und Helix nemoralis 


var. major, welche letztere durch Sandberger als Helix tonnensis 


wohl nicht mit Unrecht von nemoralis, die ihr an Grösse sehr 
bedeutend nachsteht, unterschieden worden ist. Sie scheint die 
Vorläuferin der kaukasischen Helix atrolabiata Kryn zu sein. 
— Auf dieser Kalkmergelschicht lagert eine petrefactenarme 
Thonschicht mit Resten von Suceinea oblonga und einigen Pupa- 
arten, welche nach ihren Einschlüssen dem Löss etwa gleich- 
alterig zu sein scheint. — Auf diese Schicht folgt der eigentliche 
Kalktuff, welcher wiederum die Lagerstätte zahlreicher Konchylien 


ist, ausserdem aber einige wohlerhaltene Reste der europäischen 


Teichschildkröte nebst Eiern derselben, sowie schön inkrustierte 
Moose und zahlreiche Phanerogamen, hauptsächlich Corylus-, 
Alnus- und Salix-Arten enthält, die mit unseren jetzt lebenden 
identisch sind. Von besonderem Interesse ist das an den Wänden 
der ehemaligen Schlucht beobachtete Vorkommen wohl erhaltener, 
durch Kalk inkrustierter Wedel von Scolopendrium offieinale, 
eines in Deutschland jetzt nur noch selten (z. B. bei Jauer in 
Schlesien) vorkommenden - Farnkrautes. Das Auftreten von 
Moosen, Laubbäumen und eines die Feuchtigkeit in hohem Grade 
liebenden Farnkrautes — sowie zahlreicher, dem Walde eigen- 
tümlicher Schneckenarten — innerhalb dieser Schichten dürfte 


darauf hinweisen, dass die Bildung derselben erst nach der 
Steppenzeit, also während der Waldperiode der post- 


glacialen Zeit erfolgte. 


Pr 








Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken etc. 277 


Ein kaum minder hohes Interesse beansprucht das schlesische 
Kalktufflager. Nach einem Bericht von Beyrich in der deutschen 
geologischen Gesellschaft zu Berlin im Februar 1854'), welcher 
durch einen bald darauf folgenden Bericht von G@öppert in der 
schlesischen Gesellschaft in Breslau?) ergänzt wurde, befindet 
‚sich dasselbe zu Paschwitz bei Canth, 4 km östlich von dem 
durch seine oligocänen Pflanzenreste berühmt gewordenen Schos- 
nitz. Nachdem man durch einige Kalktuffbruchstücke, welche 
auf einem Acker in geringer Tiefe gefunden wurden, aufmerk- 
sam geworden war, wurde das Lager durch Bergmeister Schütze 
aus Waldenburg untersucht. Es ergab sich, dass es sich über 
einen Flächenraum von sechs Morgen in wechselnder Mächtig- 
keit von 1—2's m und in wechselnder Tiefe unter der Damm- 
erde von Ys—5 m verbreitet. Unter den ähnlich wie in dem 
Kalktuff von Burgtonna auftretenden, wohlerhaltenen Konchylien 
befindet sich eine grosse, ausgestorbene Art, Helix (Campylaea) 
canthensis Deyrich, deren Beschreibung nach Sandberger unten 
mitgeteilt wird?). Sie wurde später noch durch Seebach bei 
Weimar und in Gräfentonna im Kalktuff gefunden, doch ist sie 
überall selten. Unter den jetzt lebenden Schnecken stimmt sie, 
wie es scheint, am besten mit Helix banatica Partsch, welche 
im Banat und in Siebenbürgen vorkommt, überein. Mit ihr zu- 
- sammen wurden in Paschwitz noch gefunden: Zonites vertieillus 
Fer., welche gegenwärtig in Schlesien und in der norddeutschen 
Ebene überhaupt nicht mehr vorkommt; ferner Helix hortensis Z., 
H. pulchella Müll., H. obvoluta Müller, H. fruticum Müll., Patula 
rotundata Müll., Hyalina nitida Müll., Pupa pusilla Müll., Clau- 
silia graeilis Pf. = Cl. corynodes Held), Cl. plicatula Drp., 


1) Zeitschrift d. Geol. Ges. VI, Band 1854. pag. 253 und 254. 

2) 32. Jahresber. d. Schles. Ges. 1854, p. 35. 36. 

3) Schale flach kegelförmig, mit stumpfem, oberem Ende und ziemlich 
engem, aber durchsetzendem, trichterförmigem Nabel auf der nicht unbedeutend 
konvexen Unterseite. Sie besteht aus 51/, sehr flach gewölbten, durch gekielte 
Nähte von einander geschiedenen, meist noch hell gelblich gefärbten Win- 
dungen, welche mit platten, schiefen, ungleich starken Anwachsrippchen ver- 
ziert sind, die an dem schwach hervorragenden und gegen die Mündung fast 
erlöschenden, stumpfen, weisslichen Kiel meist eine Knickung erfahren und 
von sehr zahlreichen, feinen Längsrippchen schräg durchsetzt werden. Die letzte 
ist vorn kurz abwärts geneigt nnd vor der Mündung eingeschnürt, sie erreicht 
fünf Neuntel der Gesamthöhe. Die schief gestellte Mündung ist mondförmig, 
mit ausgebreiteten, innen weissgelippten Rändern; nur der Spindelrand erscheint 
nach hinten erweitert und verdeckt infolge dessen einen Teil des Nabels, 


278 Rückblick in die Vergangenheit der Binnenmollusken ete. 


Carychium minimum Miüll., Acme polita Hartm., von Süss- 
wasserschnecken zwei Arten Limnaeus, fünf Arten Planorbis und 
drei Arten Valvata. — Das eigentliche Leitfossil dieser Kalktuffe 
soll jedoch nach Sandberger nicht eine der grossen und seltenen 
Heliceen sein, sondern die sehr kleine, zierliche Paludinella 
(Belgrandia) marginata Mich., welehe unserer einheimischen 
Bithynella steini v. Mart. (= Bithyn. scholtzi A. Schm.) ähn- 
lich, nur schlanker und noch erheblich kleiner als diese ist. Sie 
kommt bei Gräfentonna und Weimar zu Tausenden vor, wird 
jedoch von Canth nicht erwähnt. Da die lebenden Arten der 
Gattung ihr Centrum in Frankreich haben, so dürfte ihr Auf- 
treten auf Einwanderung aus dem Westen hinweisen. Leider 
ist auch die Fundstelle von Paschwitz jetzt verschüttet. Dass 
von den 23 bei Paschwitz gefundenen Arten, wie schon Beyrich 
hervorhebt, nur zwei Arten, nämlich Helix pulchella und Clausilia 
gracilis, mit Lössschnecken übereinstimmen, dürfte dadurch zu 
erklären sein, dass diese Ablagerung eben in der Zeit ent- 
standen ist, in welcher der Steppencharakter des Landes bereits 
durch das Vorherrschen der Waldvegetation verwischt war. 
Diese Annahme wird auch unterstützt durch die Mitteilung, 
dass gleichzeitig mit den genannten Konchylien Blattreste von 
„Erle und Strauchahorn“ also von Alnus und Acer campestre Z. 
v.rkommen, welche beide die Laubholzbekleidung grösserer 
Brüche und Waldsümpfe bilden, womit auch das gleichzeitige 
Vorkommen einer verhältnismässig grossen Zahl von Süss- 
wasserschnecken wiederum vollkommen übereinstimmt. 

Wenn nun endlich in der historischen Zeit die dichten Wälder 
und Sümpfe unseres Vaterlandes mehr und mehr verschwanden 
und der dadurch gewonnene Boden sich mit Getreide und Wiesen- 
gräsern bedeckte, so kehrte unser Vaterland damit eigentlich 
zu der früheren Vegetationsform der Steppe, jedoch in der dem 
Fortschritt des Menschengeschlechts entsprechenden Abänderung, 
der Kultursteppe, zurück. Auf die Molluskenfauna dürfte durch 
diese Umwandlung vorläufig kein wesentlicher Einfluss ausgeübt 
worden sein, da zunächst wohl nicht die Fortdauer der Arten 
in Frage gestellt, sondern nur die Grösse ihrer Aufenthaltsgebiete 
teilweise eingeschränkt wurde. Doch steht allerdings zu erwarten, 
dass mit der stets weiter fortschreitenden Kultur, der Regulierung 
der Flüsse, der Beseitigung der Sümpfe und Brüche manche Arten 
zuletzt vom Boden unserer Heimat gänzlich verschwinden werden. 


Fr 


Lateinisches Register. 279 


Lateinisches Register. 


Seite. | Seite. 

A.  Ancylinae Gless® 2 2 2109 

Acanthinula Beck . . . . 64 Ancylus Geoffroy . . . . 179 
Acephala . . 2... ...12. 197 | — fluviatilis Müller . . .:180 
Achatina acieula Müller . . 93| — lacustris Zinne . . . 181 
= Zlnbriea, Braga eN\..:1,.98 | Anodonta Cuvier 10... 2316 
Acicula Kisso — Caecilianella — anatina Linne. . 218. 222 
Bourg. ui. #0: ..931.= cellensis Schroeter . . 221 

— fusca Walker. . . . 182| — complanata Zgl. . 217. 219 
— hyalina Bielze . -. . . 93] — eygnea Linne. . . . 220 
Beme, Hartmann a. :.,...“t182| — esWio.m.i. enieiiıa 229 
— fusca Walker = A. polita — kletti Assm. » iallıaloa. 230 
Omen ur 1821 mutabils ‚Clessin.. |,.1..217 

— polita Hartmann. 182. 278) — piseinalis Nilsson. . . 222 
Acroloxus Beck . . . 180. 181! — ponderosa Ü. Pf. . . 223 
Menalha  . vehaile 15.1.4. .,29| ,— rostrata Kokeil,, ..\ „1. 222 
Filaea Jerireys? ai a\..14.1. 101) Aplexa Fleming, inlau.s.0% 161 
Alinda Boettger. . . . . 119| — hypnorum Zinne. . . 161 


Amalıa Moog Rand. =. -n.. „BliAquatilia ia .-. 2... 144,183 
— carinata X. v. Mart. . 31\Arion Ferussac . : . . . 54 


E narematar DFD., Vo u» nal, — albus Ferne 1.55: 86 
Aesnhibing Morch. ia >... .18. 140),-— ater DL. a, 21.0185. 56 
Amphipeplea Nilsson . . . 158) — bourguignati Mab. . . 58 


| 


— glutinosa Müller. . . 158 brunneus Lehm. . . . 57 


Ancylastrum Dourguignat . 150) — empiricorum Fer... .. 55 





280 Lateinisches Register. 
Seite. Seite, | 
Arion flavus Müller . . . 58 Buliminus tridens Müller. . 90° 


— fuscus Müller. . . . 56|Bulimus montanus Drap.. . 91 
— hortensis Fer.. . . . 57 ‚| 








— melanocephalus Faur. 55. 56 C. 
— rufus Linne . . 55. 56\Caeeilianella Bourg. » » . 98 
— subfuscus Drap. . . . 56| — aciela Müller ... 9 
Arionidae Adams ! . . . 54|Calyeulina Clessin . . . .231 
Arionta Leach . . . 64. 81) — brochonianum Bourg. . 231 
Aulacognatha . . . ...5. 22| — lacustris Müller . . .231 
Auricula minima Drap. . . 1431| — major Dupuy. . . . 231 
Aurinlidaee -. » . .....143| — steini A. Schmidt ..2323 


Campylaea Beck . .. 64. 79° 

Carychium Müller. . . .143 

B. — minimum Müller . 143. 278 

Balea Pridaux . . . . . 107 |Cephalophora . ATI EREB 
— fragilis Drap. . . . . 107|Chilotrema Leach -. . 64. 80 
— perversa Zinne . . . 107|Chondrula Beck. . „2.79% 


— — minor... ..' „2 108! Cionella-Jeffreys V 2 Ser 

Basommatophora Keferstein — acicula Müller . 23. 93 
9. 23..143| — lubriea Müller 202293 

Bathyomphalus Agassiz . . 171| — lubricella Ziegler. . . 9 
Bithynella Moguin-Tandon . 187 | Clausilia Draparnaud . . 109 
— austriaca v. Frauenf. . 189| — bidens Drp. . .. .138 

— scholtzi A. Schmidt. . 188| — bidentata Ström. . . . 127 

— steini v. Martens . . 1883| — biplicata Montagu . . 120° 

— (sudetica) Reinhardt . 190) — cana Held. „FREE 

— viridis Hartm. . . . 189| — commutata Kossm. Tara 

Bithynia Leach . . . . . 186| — crueiata Studer . „2729 
— tentaculata Zinne . . 186| — dubia Drap. . . . .12 

— ventricosa Gray . . . 187| — elongata A. Schmidt . 120 

Bivalvia . °. . . 12.14. 197| — filograna Ziegler Wmrzealee 
Buliminus Ehrenberg . . . 88| — graeilis Pfeiffer . 125. 277 
— detritus Müller . . . 89|' — implicata Diele 2772220 

— montanus Drap. . . . 91| — inuneta’Parr.. . . „134 

— obseurus Müller . . . 92] — laminata Montagu . .113 

— quadridens Müller . . 89| — nana Scholte . . . „185 





— radiatus Brug.e . » . 89] — nigricans Puli. . . . 127 


Lateinisches Register. 


Seite. 
Clausilia ornata Ziegler . . 117 
— orthostoma Menke . . 116 
— parvula Siuder .. . . 124 
— pliesats .Drap. .\. 2.0119 
— plieatula Draparnaud 
132. 277 
— pumila Ziegler . . . 130 
puslla, Zglan. ur 1.6:129 
—smenss Bssmaz 13125 
— sejuneta A. Schmidt . 130 
— septentrionalis A. Schm. 128 
— silesiaca A. Schmidt 
114. 116 
— similis v. Charp.. . . 120 
— taeniata Ziegler... . . 116 
— tumida Ziegler . . . 135 
— tumida A. Schmidt . . 135 


— varians Zol. . . . . 129, 


— ventricosa Drap. . . . 134 
— viridana Westerl.. . . 117 


Clausiliastra v. Moellendorf . 113 


Cochlicopa Risso = Cionella 
oe hier >92 
Congeria P.—Dreissensiav. D. 241 
Conulus Arteinger : . .ı. 52 
— fulvus Müller. . . . 52 
— praticola Beinh.. . . 53 
Coretus Adanson . . . . 164 
Ctenobranchia Schweigger l1. 183 
Syeladidae, nn nel 223 
Cyelas Brugiere . . . . 224 


— cealyeulata Drp. . . . 231 

— comea (. Pf. 226 

— lacustris Drap. . . .:229 

— rivicola Lam... . . «225 
1 


Gyelostomidaee . . . 1. 
Cyrena cretacea Dr. (Senon) 257 








D. 
Daudebardia Hartm. 
— brevipes Fer. . 
— rufa Fer. 
Delima Hartmann . 


Delomphalus rupestris Aartm. 
— Patula rupestris Drp. 
12% 


Dimyaria 
Distomum hepaticum 
— holostomum . 


Dreissensia v. Deneden 
— polymorpha Pallas 


E. 
Elasmognatha . 
Eulota Hartmann . 


F. 
Fruticiola Held . 


Gastropoda 
Goniognatha 


d 


4. 


I: 


Gonostoma Held siehe 


gonostoma Fitz. 
Graciliaria Bielz 
Gulnaria Leach . 
Gyraulus Agassız 
Gyrorbis Agassız . 


H, 


Helieidae 


| Helicogena Risso 


22. 


63. 


15% 
22: 
Tri- 


64. 


Helicophanta brevipes Fer. 


— rufa Dry. 
Helix Linne . 
— aculeata Miller 


Seite, 


282 


Seite. 
Helix adspersa Müller 88 
— alpicola Fer. 82 


Lateinisches Register. 


alpestris Pfr. = alpicola 


Ber: on ea Hl 82 
arbustorum Zinne 81. 273 
austriaca Mühlfeldt . 84 
bidens Chemnitz . 70 
bidentata Lamarck 70 
candicans Ziegler . 82 
- ecanthensis (pleistocän) 277 
carpatica Friv. 712.178 
charpentieri Scholtz . 79 
clessini Ulieny Ul.n 72, 
cobresiana Alten . Zu 
coneinna Jeffreys.. 75 
costata Müller 66 | 
costulata Ziegler . 54] 
depressa Held. 82 
ericetorum Müller 82 
faustina Ziegler ze 
fruticum Müller63.71.76. 277 
fulva Müll. Drap. 52| 
fuscolabiata Äregl. 87 
granulata Alder 73 
hispida Linne . 71. 74. 273 
holoserica Studer . 68 
hortensis Müller . 836. 277 


hyalına, Her.-ARunst ae 


incarnata Müller . 7. 77 
lapieida Linne s0 
liberta Westerl. 22 


lueida »Drp.x. 22 20.00 


nemoralis Linne . 85 
nitidosa For. 48 
obteeta Ziegler 18 
obvia Hartmann . 82 
obvoluta Müller 67. 277 





Helix personata Zamarck 
picea Rossm. 
pisana Müller . 


— pomatia Linne h 
— pulchella Müller. 65. 
— pygmaea Dry. 

— rotundata Müller . 

— rubiginosa Ziegler 71. 


ruderata Stud... 
rupestris Drap. 
septentrionalis Olessin 
sericea Drp. 
sericeea Müller 
solaria Menke . 
subalpina Scholtz. 
striata Müller . 
strigella Drap. 
teeta Ziegler 
umbrosa Partsch . 
unidentata Dry. 
vermieulata Müller 
vieina Rrssm. 
vindobonensis (. Pfr. 
viridula Menke 
Hippeutis Agassız . 
Hyalina Fer.. 
alliaria Miller . 
beryllus West. 
Mich. (forma) . 
cellaria Müller 
contracta Westerl. 
erystallina Müller 
erystallina Müll.(Reinh.) 
diaphana Studer . 

fulva Müller 

glabra Stud. 

hammonis Ström. « 


73. 


63-7 


ale 


nitens 


87 
277 
60 
61 
73 
60 
99 
75 
72 
74 
61 
82 
84 
76 
78 
75 


Hyalina hyalina Ber 


nitens Mich. 
nitida Müller . 
nitidosa Fer. 
nitidula Drp. 
petronella Pfr. 

- pura Alder. 
radiatula Gray 
subrimata Reinh.. 
subterranea Bot. . 
viridula Mike. . 
Hydrobia — Bithynella 
— (sudetica Beinh.) . 


Lateinisches Register. 


— valvataeformisv. Moellen- 


don ei 
1! 
Inopereulata 
Isthmia Gray 
K. 


Kuzmicia Brusina . 


L. 


Seite. 


ol 


. 124 


Lamellibranchiata Blainv. 12. 


Leucochloridium paradoxum 


Limaeidae . 

Limax Müller 
agrestis Linnd 
arborum Bouch. 
ater L. 
brunneus Drp.. 


einereus Lister 
einereus Müller 
flavus Müll. 
Nilss, 


einereo-niger Wolff . 


E 


= tenellus 


* 











Seite. 
Limax laevis Müller . . . 34 
— marginatus Müll... 38 
— maximus Linne . . 35 
— rufus Linne 55 
— schwabi F'rfd. . 37 
— tenellus Nilss... . 33. 36 
— unicolor Heynem.. 35. 36 
— variegatus Dry. s.188 
Limnaea Lamarck . ‚144 
— alata Sporleder . . . 151 
— ampla Hartmann ..149 
— auricularia Linne. . 148 
— corvus Gmelin. . 159 
— curta Olessin a! 
— fusca der Autoren = Lim- 
naeus fuscus Pf.. 155. 156 
— inflata Kobelt . 192 
— janoviensis Krol.. . .15l 
— lagotis Schrenk . . . 150 
— mierostoma Kobelt 9A 
— minuta Drap. . „156 
— monnardi Hartm. 5 
-— ovata Drap. . . EV, 
— palustriformis Kobelt. . 147 
— palustris Müller . 10, 
— patula DaCosta 52 
— peregra Müller . . . 153 
— producta Colbeau . .. 147 
— silesiaca d. Autoren = Lim- 
naeus silesiacus Scholtz 
155... 156 
— stagnalis Linne . 146 
— truncatula Müller 156 
— turgida Menke. . 147 
— turrieula Held. ».156 
— ventricosa Mog. Tund. . 157 
— vulgaris Westerl.. . . 146 


284 





Seite, 
Limnaea vulgaris Rssm. 50) 
Iamnaeidae. 2 Ma. Aa 144 
Limnaeinae (Clessin . . 144 
Limnaeus fuscus Pfeiffer 155. 156 
— minutus Drap. . 156 
— silesiaecus Scholtz . 155. 156 
Limnophysa Fitzinger. x: 158 
Limnus Montfort . 146 
Lithoglyphus Mühlf. 190 
— naticoides Fer. „190 
Lucena Oken . ..142 
M. 
Malacozoa . Auer 14 
Margaritana Schumacher . . 214 
— margaritifera Linne . . 214 
— jetschini Wester!. . 216 
Molluska. a4. le 
Monacha Hartmann Zn 
Mytilidae 241 
N, 
Najades Lamarck . 204 
Napaeus Albers . SO 
Neritina Lamarck . 195 
— fluviatilis Linne 195 
Neritinidae. 194 
Neritostoma Kleın . . 139 
Neurobranchia Keferstein 11. 182 
Ö. 
Opereulata. al 82 
Orculanield..r mr se euere: 06 
Oxyenatha . ’.. .04.. 22.812,39 
pP: 
Paludina Lamarck . 183 
— achatina Drugiere 185 | 


Lateinisches Register. 


Seite, @ 

Paludina conteeta Millet . . 184 
— faseiata Müller . 185 
— impura Drap.. » . 186 
— nov. spec. Scholtz . 188 
— viridis Hartm.. ..189 
— vivipara Miiller . 184 
— vivipara Linne . 185 
Paludinella steini v. Mart. . 188 
Paludinidae 183 
Patula Held . 59 
— pygmaea Dry... . 60 
— rotundata Müller. 61. 277 
— ruderata Studer 60 
— rupestris Drp.. 59. 272 
— solaria Menke 61. 251. 272 
Peleeypoda Goldfuss 12. 14. 197 
Perforatella Schlüter iv 
Petasia Beck... 64. 69 
Physa Drap.. . 159 
— elongata Say 1647 
— fontinalis Zinne 199 
— hypnorum Dry. . 161 
Physinae (lessin ..159 
Pisidium €. ‚Pfeiffer . 232 
— amnicum Müller . 1938 
— fontinale €. Pfeiffer. . 236 
— fossarinum Cless. . . . 236 
— henslowianum Shepp.. . 235 
— henslowianum Jenyns . 235 
— jetschini m. . . 238 
— milium Held . 238 
— obliquum Pfeiffer. „233 
— obtusale ©. Pfeiffer. . 239 
— pallidum Jeffreys . ..237 
— personatum Malm . 240 
— pusillum Gmelin . 239 
— roseum Scholtz ..287 


Lateinisches Register. 


Pisidium scholtzi Olessin . 
— supinum A. Schmidt 
_Planorbinae Olessin 
Planorbis Guettard. 
acies Villa . 

albus Miiller 
banatieus Lang 
carinatus Müller . 
charteus Held. 
einetutus West. 
elessini Wester!l. -. 
complanatus Drp.. 


complanatus Linne 
complanatus Stein. 
compressa Michaud . 
eontortus Linne 
comeus Linne. 
erista Linne 
eristatus Drap. 


fontanus Lightfoot 
glaber ‚Jeffreys 
gracilis @redler 
imbrieatus Drap. . 
lemniseatus Hartm. . 


limophilus Wester!. 
marginatus Drap. 
nautileus Zinne 
nitidus Müller . 
riparius Westerl. . 


rotundatus Poiret. 


septemgyratus Mörch 
spirorbis Linne 


cupaeeola v. Gallenst. . 
ARE 


leucostomus Michaud 


rossmaessleri Auersw. 


septemgyratus Ziegler 


umbilieatus Müller . 


Seite. | 
.940 | Planürbis vortex Zinns 
. 234 | — vortieulus Troschel 
. 162 Prosobranchia Milne Edwards 
162%) alz 


: 169 Pulmonata Cuvir . . .4. 


. 172|Pupa Drap. . 


. 165 
. 166 


174 


. 174 


sa) 
BET 


..173 


170 
1.03 
. 165 
. 176 


Sl 


RER 
. 174 
Js 


er 


a 


4 169 
. 165 


.. 169) 
.. 173] 
Rue 
a 
3107 
. 165) 
. 168. 
an 
. 164 
175] 
..175 





alpestris Alder 104. 
angustior Jeffreys 


antivertigo Drap.. 


arctica Wallenberg 104. : 


bigranata Rossm. 
costulata Nilsson . 
doliolum Brugiere 
edentula Drap. 
extima Westerl. . . 
frumentum Drap.. 
inornata Mich. 
minutissima Hartm.. . 
museorum Linne . 98. 
pratensis (lessin . 
pusilla Müller . 
pygmaea Drap. 
ronnebyensis West. 105. 
septemdentata Fer. 
substriata ‚Jeffreys 102. 
tiroliensis Gredler 
tridens Drap. . 

venetzi v. Charp. . - 
vertigo Drap. = Pupa 
pusilla Müller. 


106. 


Pupidae 5 
Pupilla Pfeiffer . Al 
Pupula Charp. = Acme Hart- 


mann AN 
acieularis Hartmann 
polita Hartm. . 


|Pyrostoma v. Vest...» . 


286 


S. 

Seutibranchia (uwier 
Segmentina Fleming 
— clessini Westerl. . 
— nitida Müller . 
Sphaerium Scopoli . 
— corneum Linne 
— draparnaudi Üless. 
— lacustre Miiller 
nucleus Studer 
ovale Fer. . 
rivicola Leach 

+ 


scaldianum Norm. 
steini A. Schmidt 


Sphyradium (Agass.) Charp. 


Strigillaria v. Vest. 


Stylommatophora . 4. 


Suceinea Drap. . 

— amphibia Drap. 
elegans Risso . 
oblonga Drap.. 
pfeifferi Bossm. 
-— putris Linne 
sudetica Kolenatı 
Succineidae 


T, 
Tachea Kisso 
Terrestria . 
Testacellidae . 
Tichogonia Rssm. 
Torquilla Studer 
Trichia Hartmann . 
Trigonostoma Fitzinger 


brochonianum Dourg. 


mamillanum Wester!l. 


11. 


Seite. 


194 


CUT, 


23. 


142. 


64. 


14, 


. 241 


63. 


182 


66 








Lateinisches Register. 


Seite. 

Triodopsis Rafinesgue. 64. 69 

Tropodiscus Stein 165 

U. 

Unio Retzius. . 204 
— ater Nilsson . 208 
— batavus Lamarck. . . 206 
— eonsentaneus Zgl.. . 210 
— erassus Retzius . 208 
— fuseulus Ziegler . 207 
— kochi Kobelt . 210 
— laeustris Rossm. MN. 
— limosus Nilss. . . DA 
— margaritifer Linne 214 
— milleri Rossm. „229 
— pachyodon Jordan 213 
— pietorum Linne 212 
—- piseinalis Frssm. . 210 
— pygmaeus Scholtz | 
— reniformis Fissm. . ..210 
— rivularis Rossm. 207 
— rohrmanni Kobelt. .+:212 
— rostratus Lam. „212 
— tumidus Retzius . 210 

Unionidae . . 204 

V. 

Vallonia Risso . 63. 65 

Valvata Müller . +91 
— antiqua Sowerby . 92 
— ceontorta Menke ‚192 
— eristata Müller 495 
— depressa Pfeiff. 2198 
— maerostoma Steenb. . . 193 
— minuta Drap. . . 194 
— obtusa Pfeiffer 192 
— piseinalis Müller . | 


Deutsches Register. 287 


Seite. Seite. 

Valvata piscinalis Fer. .. . 191,Vitrina diaphana Drp. . . 4l 
— spirorbis Pfeif. . . . 193) — elongata Drp.. .» . . 42 

Mewatidee. . 2. ... 190° — jetschini West. . .. 4 
Kelein Gray A . . . ..181 We kocht, And. nen 
— laeustris Zinne . . . 181 | — Imsatica Jord.. 2... 48 

Vertigo Müller . . . . .101| — pellueida Müller. . . 41 
— edentula Drp.. . . ..100) — pellueida Drp.. . . . 41 

— pusilla O. F. Müller . 106  Vitrinide . . . 39 

— pygmaea Drap. . . . 102 | Vivipera vera v. rauanfelg 184 


— septemdentata Fer. . . 101 X 
— venetzi v. Charp.. . . 106 , s 

— Vertilla in Timd. 105 a 
Büren Kitzingen. 7; 19 2. 

—  eontraeta, Westerl; |. ... 50) Zebrina Held.“ =» ı....1.89 
— erystallina Müller. . . 49 Zonites vertieillus Fer. . . 277 
— diaphana Stud. . . . 51 Zonitoides Lehmann . . „ 53 
— subrimata Beinh.. . . 51) — nilida Müller... . 53 
— subterranea Byt. . . . 49 Zospeum Bourguignat . . 144 
Vitrna Drp.. . . . 2. 40|Zua lubrica Müller. . . - 9 


Deutsches Register. 


Seite. Seite. 

A. Aufbewahrung der Konchylien 252 
Achatschnecke . . . » .» 92 Augen der Schnecken . . . 23 
Albinismus. . . i 10 seul6)| — der Muscheln . . : + 202 


Alter der Se . 26 Aussenrand der Mündung . . 18 
— der Muscheln . . . . 198] 
Arktische Flora der Glacialzeit 269 B. 

Arten, Zahl der schlesischen . 3,Bänder von Helix . . . . 86 
Arterien der Schnecken. . . 21,Bau, äusserer, der Schnecken 15 
— der Muscheln . . . . 200! — äusserer, der Muscheln . 197 
Atmungssystem der Schnecken 21) — innerer, der Schnecken . 21 


— der Muschen . . . . 200) — innerer, der Muscheln . 199 





288 


Seite. 
Baumschnecke TE 
-Befruchtung der Muscheln. . 202 
Begattung der Schnecken . 25 
Beilfüsser . 14 
Beobachtung der Lebensweise 249 


Bernsteinschnecke . 133 
Bestimmen der Weichtiere. . 253 
Bestimmungstabellen, siehe Ta- 
bellen. | 
Bildung des Gehäuses . 19 
Bitterling, Entwickelung dess. 203 
Blasenschneke a 
Blindschnecke. . 93, 
Blutsystem der Schnecken 21 
— der Muscheln . 201 


Bodengestaltungd.norddeutsch. 
Flachlandes durch die Eis- 





zeit » 2741 
Bojanusches Organ . . 201) 
Braunkohlenpflanzen . 260 
Byssus . 201. 242 


Byssusfaden der Muschellarven 202 
Ü 


Cariosität . +.199 





Clausilien, Untersuchung ders. 


109 
Clausilium no alıung | 
Clessin, Exeursionsfauna . . 253 


| 


D. | 
Darmkanal der Schnecken . 22 
— der Muscheln . 200. 
Deckel mancher Schnecken 15 
Deckelschnecken . 182 
Diluvialsande, untere : 264 | 
— obere. ; 265 


Dioviumkltfu le | 


Deutsches Register. 


Seite. 

Dolchschnecke . » ar En 

Drift-Theorie . 263 
E. 

Egelschnecke . 32 
Eier der Schnecken , 38 
— der Muscheln . 202 
Eileiter . ee 5 > 24 
Einwanderung nordischer Arten 269 
—, postglaciale. 20 
Eiszeit in Schlesien, erste. . 266 
— —, zweite . 271 
Embryonalwindung . 17 
Entwickelungsdauer d. Schnecken 25 
Eoeän, Binnenmollusken . 259 
Epidermis... 
srbsmuschel 282 
Ernährung der Muscheln . 200 
F. 

Fächerzüngler . e 195 
Farbstoffdrüsen der Schnecken 16 
Flagellum . 24 
Flimmerbewegung 200 
Flora, arktische . 269 
— der Eoeänzeit 258 
Flussmuschel . 204 
Flussperlenmuschel . . . 1. 214 
| Form der Gehäuse . 16 
Fortbewegung der Schnecken 15 
— der Muscheln . 200 
Fortpflanzung der Schnecken. 24 
— der Muscheln 202 
Fühler der Schnecken . . . 23 
— der Muscheln 200 
Fuss der Muscheln . . . . 200 
Fussdrüse der Schnecken . . 16 

























Deutsches Register. 289 
Seite. | Seite 

G. K. 

Birelien) 0... hans 23 Kalktuffe Thüringens 276 
Gaumen des Gehäuses . 18| — Schlesiens 277 
Gaumenfalten. . . . 110. 123 | Kammkiemer . 183 
Gefühl der Muscheln 202 Kammschnecke LIT 
Gehäuse der Schnecken 16  Kardinalzähne der Muscheln . 198 
Gehörbläschen der Schnecken 23 Kegelchen . slyEh 6 52 

— der Muscheln . . . . 202 Kellerschnecke (Hyal. cell.) 45 
‚Gehörsteinchen . . . . 23. 202 Kiefer der Schnecken 22 
Genist der Flüsse als Fundort 247 Kiel mancher Schnecken 17 
Geschiebe, Silur- . . 267 Kielschnecke . 31 
Geschiebemergel, unterer . 264 Kiemen der Schnecken . 2] 
— oberer . . 265| — der Muscheln 200 
Bnamlert gan dahleuns 17 | Kiemenblätter . 200 
Glaeialzeit. . . . 266 Knoblauchschnecke . 45 
Glanzschnecke 43 Kreide, Binnenmollusken 256 
Glasschnecke . ß 40  Krystallschnecke . 49 
Gleichschalige Muscheln . 197 Kugelmuschel . ; 224 
Gleichseitige Muscheln . . 197 Kultursteppe ei 
Gletscher im Riesengebirge . 267. 

H. | L. 
Hiubehenmuschel. . . . . 231 "akunen gs 21 
enuskel.. ie -. , 901] Lamellen der Gehäuse . 18 
Herz der Schnecken . 21) — der Clausilien . 109 

2 der Muscheln ‚301 Landschnecken . 29. 143. 182 

Er ferrand der- Muschel . 198 Larve der Muschel als Schma- 
rotzer bei Fischen 203. 205 

| i { I. ı Lauenburg, interglaciale Pflan- 
Inlandeistheorie . . . . 264 EN 969 
Innenrand der Mündung . 18 | Lebensdauer der Schnecken 26 
lunere ee der Muscheln . . . 198 

Br neulzait 7 ur Lebensgewohnheiten d. Weich- 
— Säugetierreste . - . 210) ara.) Ma <a RR, 1 oe 

J. |Leber der Schnecken 22 
‚Jahresringe der Muscheln . . 195, — der Mıscheln 200 
Jordan, Moll. d. pr. O.-Lausitz 2 Leberegel . 157 
Jura, Binnenmollusken . . 256 | Leberfäule . 157 


Merkel, Mollusken. 





19 


290 


Deutsches Register. 








Seite. Seite. 
Liebesdoleh > 55 Mündung 18 
Liebespfeil der Schnecken . 25 | Mindungsrand.. 18 
Ligament Ar I 1 Mund 200 
Linke und rechte Schale der Mundhöhle . 21 
Muscheln . . 197 | Mundlappen : 200 
Linksgewundene Gehäuse 17. 162 | Mundränder des Gehäuses. 18 
Lippe des Gehäuses. 18 Mundsaum . 18 
Lippenanhänge . 200 | Muscheln 197 
Litteratur . . 253 | Muskelnarben . 198 
Lyraschnecke.. J 54 
Löss, Entstehung desselben . 273 N: 
Löss in Schlesien 274 | Nabel des Gehäuses 7 
Lössschnecken 275 | Nachrichtsblatt 254 
Lungenschnecken. 29|Nacken des Gehäuses . . . 18 
Nacktschnecken . . 15. 31. 54 
M. Nahrung der Muscheln .. 200 
Magdebnrg, interglaciale Pflan- Naht. - 17 
zenreste . s 269 | Najaden 202. 204 
Magen der Schnecken . 22 | Napfschnecke > a RAR 
— der Muscheln 200 | Nervensystem der Schnecken. 23 
Malakozoologische Blätter . 254| — der Muscheln . 202 
Malermuschel . . . . „1. 212 Netz zum Sammeln im Wasser 247 
Mantel der Schnecken . 15|Netzkiemer ._ .... „See 
— der Weichtiere . 14 Neumann, Naturg.schles.Moll. 1 
— der Muscheln 199| Niere der Schnecken .„. . . 22 
Mantellinie . 199 
Mantelschnecke . . . . . 158 ®. 
Martens, Ed. v., Weich- und Oberlamelle der Clausilien 110 
Schaltiere 253 | Oberpleistoeän - 271 
Melanismus 2 16 Oberrand der Muschel . 198 
Messen der Muscheln 205 | Oligoeän 260 
Miocän, Binnenmollusken 261 
Mittelpleistoeäin . . . 266 rs 
Moellendorff, Nachträg 2 Parasiten der Schnecken 139. 157 
Mondfalte . 111. 123 | Paschwitz, Ralktuffbildung . 277 
Moosblasenschnecke . . 161, Peck, Moll. d. pr. Ob.-Lausitz 2 
Mosbacher Sande . 266 | Perlenbildung . 199° 


re 0 BE 


Deutsches Register. 


Seite. 
Perlinutter . . 199 
Pfeil, Liebes- . 25 


Pfeilschnecke . 

Pleistoeän . 

— Öber- . 

Plioeän . h 
Postglaciale Periode 
Posthörnchen (Plan. corn.) 


— Verzeiehnis d. Weichtiere 


von Brandenburg . 46. 196 
Reinigen d. gesammelten Weich- 

tiere U a . 252 
Reliktenfauna und -Flora . . 270 
Rixdorf, untere Dil.-Sande. . 2638| 
Rüdersdorf, untere Dil.-Sande 268 


S. 
Säugetierreste der Interglacial- 
zeit 210 
Ssmenleiterr -. - - 2 “...0.,24 
Sammeln der Weichtiere B 244 
Sammeln kleinster Arten . 246 


Schale der Muscheln 


NS EN SIETOE ET 
Deren or | 
m 


62 


[e7) 
He 


0) 


nr 


- Präglaciale Schichten 65 
Principalfalte . 11 
Puppenscehnecke . J4 
Purpurschnecke des süssen 

Wassers . 165 
N. 
Quellenschnecke . 87 
Rh. 

Radula . 22 
Raubschnecke . 29 
Rechtsgewundene Gehäuse 16 
Reinhardt, Fauna d. Sudeten 2 


nr 


pi 








19° 


Seite. 
‚Schale, innere 15...:24 
Schalenbildung 19.199 
Schaltiere . SIE RURER 14 
Schild der Nacktschnecken 15 
— der Muscheln 198 
'Sehildchen . sure 
Schildkiemer 11. 194 
|Schlafleben der Schnecken 245 
ı Schlammschnecken 144 
Schleimdrüsen 16 
‚Schlesische Kalktuffe 277 
‚ Schliessmundschnecke 109 
'Schliessmuskeln der Muscheln 201 
' Schliessmuskelnarben 199 
Schloss . lee 
Schlossband 197. 201 
Schlund . 18 
Schlundkopf A RN 
| Sehlundring 23. 202 
'Schmarotzer d. Schnecken 139. 157 
| Schmarotzer, die Muschellarven 
ET a 202. 203 
‚Schnabel der Muscheln . 195 
Schnecken . : 15 
‚Schneegrube, kleine . 105 
‚Scholtz, Fauna Schlesiens 1 
'Schonen, intergl. Thone mit 
Binnenmoll. . 269 
Schonung seltener Arten 62. 251 
'Schosnitz, oligoeäne Flora. . 260 
‚ Schüsselschnecke . 59 
Schwanzdrüse der Schnecken. 16 
Schwellung des Fusses der 
Muscheln 201 
|Schwenkfeldt, Teriotropheum 1 
|Schwiele der Mündung . 18 
| Schwimmschnecke 195 


Deutsches Register. 


Seite. Seite. 
SEBELtK).s RN 2A -Hyalına. 44 
Seitenzähne der Muschel . . 198| Limax a 
Senon, Binnenmollusken . . 257| Limnaea - 145 
Sieb, Anwendung desselben beim Paludina 184 
Bammeln .. AFFEN N 946| @FPatnla a) 
Silurgeschiebe, nordische in Pisidium. 3 233 
Schlesien. Na N FAT | >Planorbir" + re 162 
Sinnesorgane der Schnecken . 23) Pupa. ; 95 
Siphonen der Muscheln. . . 200| Sphaerium . 224 
Skalare Formen 17. 86. 166. 170| Suceinea . 138 
Sohle der Schnecken . „ . 15| Tachea . 5 84 
Speicheldrüsen X. N. 2022| "Trigonostoma”. 66 
Speiseröhrenlir. 9 10792900 "Une: > 205 
Spindel. „ns. HF I8 | Vallonia. , [22 Des 
Spindelfalte !  . ..:...%'110| "Valvata‘. . We Sr 
Spindelmuskel.. 7. RENATE! TE Yıtroz s 49 
Spindelrand: I als nn FEN E > Vakzinar % 40 
Spiralige Drehung des Gehäuses Tabelle zur Bestimmung 
Entstehung ders. . . . 20 d.Gattungend.Muscheln 203 
Spirallamelle . . . . . .110) — der Gattungen der 
Spitzschnecke nie I LEN le Schnecken 5 26 
Steinkohlenzeit, Binnnenmoll... 255 | Tabelle zur Bestimmung der 
SteppenfaunaNorddeutschlands 275 Untergattungen oder 
Striese, Oligocänflora . . . 260 Gruppen von Helix 63 
Sumpfschnecke . . . . . 183| Teichmuschel . : 216 
— kleine! .. 2.72. '.'186)| Teichschildkröte "im thinmp: 
Kalktuf . 276 
1. Tellerschnecke R 162 
Tabelle z. Bestimmung d. Arten von Tertiärzeit, Binnenmollusken . 253 
Aneylus. „7... %.°..180| Töten ‘der Weichtiere 251 
Anodonta . . „. . . .218| Turmschnecke. . 88 
ATIOnT NH NERMEENEEN..d 10 
Bihyaellaaı a8 SE TOT U, 
Buliainus) I KUN 89 Umpanger rer 16 
Clausilia. . . . . . . 1111| Umrissform der Gehäuse . . 16 
Daudebarda . . 2... 30) Ungleichseitige Muschel Bi N) 





Fruticicola , „71 \Unterlamelle . .' ur 


. 119 


Deutsches Register. 





Seite. | 

Untersuchung der Clausilien 
09.2110. 123 

— der Pupaarten . “103 

Unterrand der Muschel. By 

Unvollständige Gehäuse 21 

Ureter 22 

\ 

Venen der Schnecken 21 
— der Muscheln 200. 201 
Verdauungssystemd. Schnecken 21 
— der Muscheln . 200 | 

Verwachsung der Augenträger 

bei Helix pomatia . 88 
Verzeichnis d. schles.Mollusken 4 
Vorderkiemer . ; 182 
Vorderrand der Muschel 198 

W. 

Waldperiode der postglae. Zeit 276 
Wandermuschel ee 2d 
Wasserschnecken . 144. 1853 
Weichtiere . 14 


293 

Seite. 

Weigel, Fauna siles. 1 
Weinbergschnecke . . . 1. 37 
Westeregeln, Steppenfauna . 275 
Westerlund, paläarkt. Fauna 254 
— Katalog . eh 294 
Windungen 67 
Winterdeckel . RO 
Wirbel der Schneckengehäuse,. 17 
Wirbel der Muschel . ir 
Wohlberedt, Nachtrag etc. 2 

2. 

Zähne der Mündung 19 
Zähne der Radula 22 
Zähne des Schlosses. 198 
Zahl der schlesischen Arten 3 
Zunge der Schnecken 22 
Zuwachsstreifen 19.198 
Zweimuskler 204 
Zweischaler 14 
Zwerghornschnecke . 143 
Zwitterdrüse 24 
Zwittergang 24 


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Maassstab 1:20000. 
Von R. Kloidt, Praktischer Arzt in Schreiberhan. 
1893. Gebunden. Preis 2 M. 50 Pf. 


Druck von RB. Nischkowsky in Breslau 





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