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Full text of "Monatshefte für Kunstwissenschaft"

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;WerHstatt  posrai^q^^ Wffljelm  Bo^c.  ; 

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PötrÄpiafls  v^'Äidiael  0stcnäorf^yo|ämpbär 

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V^^^ncwaMs  Isenhetmer  Älkr^len€n?:^Von  Hans  Kocgler.  ,.  - 

^ "däLttÄand€r$  d^^\^fiasqt^.  “^09  C|p  , Glaser.  ^ ^ : 

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- Oie-’^sg^bün^ibvon  Pergairo^'^^Von  Paul  HeiT(liannr~  ' ‘ / ,;■  ' V 

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^ B5dite  a'üsBctiJn.  Bresd^  Fraakfurt,  Mandicn,  Nfini-  _ 
“i*  \ ' . bergt'Floseiiz.  RojS.  ScviU^pis,  London,  Hotland. 

- - • ^Blan«rNad»rtditen.J-Vetmis(^s.  " 

^ " ~ “ - ^Fortsetzung  ilfichste  Sdte) 


nagw^-LEifziQ 


Literatur: 

KHfitL  DbJBHNlä?  Di^  deutedie  Medaille  in  kunst»  und  kulturgesdiiciididier  }^- 
Sidit,  nadi  dem  Bejsiande^^^  Mcdaillcdsaaninlting  des  Ällcrhödisteti  Kaiscr- 

RICHÄRD  HOFFMÄNN.  Die  Kunstaltertumer  im  erzbisdiöflidien  Knabenseminar 
zu  FrÖsinö»^(^  ^ ^ ^ ^ ^ 

GÄNZ,  Dr.  PHtlJ.  und  Die  En^tebpng  des  Ämcrbadisdifen  Kurist- 

' Icabinetts  und  die  ^Lme^a&cb^  IWvehtö  jiVlarc  j^pseub€j^;j 
Mlri? iE  SCHÜTZE.  <Der  sdiiiö^aW^^  (Philipp  Äaria  Halm.) 

P.  EICHHÖEZi  Das jätte$|e  dpute  Wohnhaus, ^ein  Steihbaü  des  9.  Jahrhunderts. 

(H.'Ecrgner.j.:\:v.-.:/v^^  " . 

^ W.  WQERiNDER,  Lnkas'^anach.  (fiter m^  ^ 

ÄRTJBR  LIjNDNER>^  Meister^  - Im  Besitze  des  Museums 

Wanra%Rkhartzs  ztt  KÖln^  ^Os  kar  Eiache^^^^^^^  . ^ ^ ^ 

HEINRICH  WEIZSÄCKER  E^nst  pnd  EünstlCT^^^^  a.  JVi.  imCl^  Jahr- 

.-hundert.  ;:(PnttlFeTd;>^dini|dt)'  J--'"  - ' 5->  '' 

GüSTäWPÄULE 

HILDEGÄRb  HEYNE.  Max  Kling^^  iöj  Rahmen  der  modernen  Weltansdiauimg 
' - und  K^t.^  :s(G.  Edrh.)- >- j ^ ' C;  "'’  '-  ^ " 

V OTTO  HÖERlfH.  Das  Äbendmahl  des^Leonardo  da  Vinci. , (Paul  S<hubilng.) 
J.  SÄNPERE^^V  MlQüED.  L^s  cmdtrck:entistäs  catalar^s.  (Äug.  U 
PÄUE  SCEüBRlNG.  Rembrandt;  (Franz  Dülherg.)  ' 

KL O S S p Ws K li^JHQnbre: Daumier,  (U h d e - B e r n a g s.) 

ÄRMäND  PäVQT,;  La  peinture  anglaise/  H.  Meger.)  ' 

"F.  G,  Waldmmiers  handsdiriaiidierNadilaß. /AgoriEi. /Revue  der  Zeitsdirifteh, /Neue  Publikationen. ' 

Bibliographie 
Dö*  Kcmatsamraler  l 


■’S^ 


Die  Äufti^Iün^  dCT  Sammlung  Hadolf  Kanm  ' 

Ein  wiedergejundener  Porzeilanaposfel  von  KSßndier.  Von^idiard  Graul. 
Ein  Jubiläumskatalog.  ^ ^ . ^ :: 

Marc  Rosenberg  übdr  Gobelins.  ^ ^ 

Der  Kunstmarkt. 

Vermisddes.  / Keuc  Kataloge;  ■ 


Heft  3 wird  :voraussiätIich  Originalbeiträge  bringen  von  JaTÖ  Springer  (Berlin), 
Hofstede  de  Groot  (Den  Haag),  Krtur  Weese  <Bein),  Papi  Laf and  (Pau), 
Giovanni  Poggi  (Florenz),  H.  Ä.  Sdimid  (Prag).  ' ^ * 


Bezugspreis  der  Monatshefte  für  Kuastwisseiisdiaft : 

Jährlidi  12  Hefte  (50--^  Bogen)  im  Ähoitnorae^ 

Einzclhefte  M.  2.—,  " \ V 


halbjährlich  M.  E. 


Bestellungen  auf  Probehefte  und  Abonnements  nimmt  jede  Buchhdhdluug  des  Ih- 
und  Auslandes  entgegen.  Wo  soldhe  ni<ht  errei(hbar>  vi^He  man  si'di  d^^^ 
den  Verlag  von  KLINKHARDT  & BIERMäNN,  LEIPZIG,  wenden. 


Äbb.  3.  Michelangelo  Buonarroti  □ 

Sammlung  Chaix  d’Est-Änge  in  Paris 


4 


50 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


So  hat  Jacopo  del  Conte  in  diesem  Römischen  Oratorium  der  Misericordia 
von  Florenz  nicht  nur  dem  größten  Florentiner  in  Rom,  sondern  auch  dem  Bruder 
von  San  Giovanni  Decollato  ein  Denkmal  gesetzt.  Und  dies  Porträt,  welches  del  Conte 
mit  so  viel  Sorgfalt  und  so  viel  Takt  gemalt  hat,  in  dem  er  aus  den  ehrwürdigen  Zügen 
Buonarrotis  die  Spuren  der  Freveltat  Torriggianis  verdrängte,  hat  vielleicht  den  Anlaß 
gegeben,  daß  der  Meister  seinem  jungen  Landsmanne  auch  zu  jenem  Gemälde  saß, 
von  welchem  Vasari  zu  berichten  weiß.  Oder  sollte  gar  Vasaris  ganz  allgemeine 
Angabe  nur  auf  der  Tatsache  beruhen,  daß  Michelangelo  von  del  Conte  in  S.  Giovanni 
Decollato  porträtiert  worden  ist?  Bekanntlich  haßte  Buonarroti  es  ja,  Bildnisse  zu 
malen  und  selbst  porträtiert  zu  werden.  Nur  seinen  vertrautesten  Freunden  gelang  es, 
ihn  für  Sitzungen  zu  gewinnen.  So  entstanden  Bugiardinis  Gemälde,  Leone  Leonis 
Medaille  und  Wachsmodell  und  endlich  die  in  zahlreichen  Nachbildungen  bekannte 
Büste  des  Daniello  da  Volterra. 

* * 

* 

Besonders  günstigen  Umständen  verdanke  ich  die  Möglichkeit,  im  Anhänge 
dieser  Studie  noch  zwei  Ölporträts  Michelangelos  veröffentlichen  zu  können,  die  in 
zwei  glänzenden  Privatversammlungen  in  Paris  und  ^ London  bewahrt  werden.  In  der 
Juli-Nummer  1907  der  Zeitschrift  „Les  Arts“  publizierte  Baron  Joseph  du  Teil  zum 
erstenmal  die  Schätze  der  Sammlung  Chaix  d’Est-Ange  in  Paris.  Ein  unediertes  Por- 
trät Michelangelos  durfte  auf  die  allgemeinste  Aufmerksamkeit  Anspruch  erheben,  und 
so  erbat  und  erhielt  ich  die  Erlaubnis,  das  merkwürdige  Bildnis  auch  in  einer  deutschen 
Kunstzeitschrift  publizieren  zu  dürfen.  [Abb.  3.]  Da  ich  noch  keine  Gelegenheit  fand,  das 
Original  dieses  Porträts  in  Paris  zu  sehen,  so  muß  ich  mich  im  wesentlichen  darauf 
beschränken,  in  Kürze  die  Angaben  zu  wiederholen,  die  mir  Baron  du  Teil  mit  größter 
Liebenswürdigkeit  über  die  Herkunft  des  Gemäldes  gemacht  hat.  Er  hat  dieselben  f 
größtenteils  schon  selbst  in  der  genannten  Nummer  von  „Les  Arts“  publiziert.  Das  j 
Gemälde  wurde  von  dem  Baron  Alquier  i.  J.  1801  in  Florenz  erworben  und  gelangte 
nach  seinem  Tode  im  Dezember  1836  in  die  Sammlung  Chaix  d’Est-Ange.  Schon  ! 
i.  J.  1823  hatte  Wicar  dies  Gemälde  für  das  schönste  ihm  bekannte  Porträt  Michel-  j 
angelos  erklärt,  und  nicht  weniger  enthusiastisch  lautete  das  Urteil  Ingres’  über  das-  | 
selbe:  „Portrait  chef-d’oeuvre,  en  effet  parti  de  la  main  de  ce  colosse  de  genie!  portrait  I 
vivant  de  ses  mcEurs,  histoire  tout  entiere  de  l’art!“  Das  Porträt  wurde,  wie  Baron  du  | 
Teil  ermittelt  hat,  zweimal  gestochen,  i.  J.  1812  von  J.  G.  Potrelle,  i.  J.  1846  von  Alphonse  j 
Francois. 

Sehr  merkwürdig  sind  die  Pentimenti,  welche  man  auch  auf  der  Photographie  j 
auf  dem  unausgeführten  Teil  des  Gemäldes  entdecken  kann.  Dort  wo  man  den  rechten 
Arm  Michelangelos  sucht,  auf  der  linken  Seite  des  Gemäldes,  erkennt  man  deutlich  die 
Beine  eines  Knaben  und  die  Hände,  welche  ihn  halten.  Der  Kopf  eines  bärtigen 
Heiligen  rechts  neben  dem  Kopf  Michelangelos  ist,  wie  mir  Baron  du  Teil  versicherte, 
deutlich  im  Profil  zu  erkennen,  aber  in  der  Reproduktion  nicht  sichtbar.  Das  Porträt 
Michelangelos  ist  also  auf  eine  Holzplatte  gemalt,  die  ursprünglich  für  ein  Madonnen- 
bild bestimmt  war. 


Steinmann.  Zur  Ikonographie  Michelangelos 


51 


Äbb.  4.  Portrait  Michelangelos,  dem  Salviati  zugeschrieben 
London,  Sammlung  Dr.  Ludwig  Mond  □ 


52 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Schon  Milanesi  hat  — was  Baron  du  Teil  entgangen  ist  — in  seiner  Vasari-Äus- 
gäbe  das  Porträt  der  Pariser  Sammlung  erwähnt  und,  allerdings  auf  fremdes  Urteil 
sidi  stützend,  außerordentlich  hoch  eingeschätzt^)  Milanesi  glaubt  das  Gemälde  mit 
Bestimmtheit  dem  Salviati  zuschreiben  zu  können,  den  er  auch  als  Äutor  für  die 
Madonnenskizze  in  Äuspruch  nimmt,  auf  welcher  das  Porträt  gemalt  worden  ist. 

Jedenfalls  gibt  sich  das  Porträt  der  Sammlung  Chaix  d’Est-Änge  als  Prototypus- 
der  meisten  Ölporträts  Buonarrotis  zu  erkennen,  die  wir  besitzen.  Äm  stärksten  ist 
von  ihm  das  sogenannte  Selbstporträt  in  den  Uffizien  beeinflußt  worden  und  ein 
weniger  bekanntes  Bildnis  beim  Earl  of  Wemyss,  welches  Symonds  veröffentlicht  hat.^) 
Aber  auch  die  Bildnisse  in  der  Pinakothek  des  Capitols,  in  der  Galleria  Buonarroti  und 
in  der  Villa  del  Gallo  erscheinen  in  starker  Abhängigkeit  von  dem  Pariser  Gemälde, 
das,  obwohl  unvollendet,  ihnen  allen  durch  die  schlichte  unverfälschte  Charakterzeichnungi 
überlegen  ist. 

* * 

Gleichfalls  dem  Salviati  schreibt  J.  P.  Richter  ein  noch  unveröffentlichtes  Porträt 
Michelangelos  in  der  Sammlung  von  Dr.  Ludwig  Mond  in  London  zu.  Dank  der 
Güte  des  Besitzers  kann  ich  auch  dies  Gemälde  in  dieser  ikonographischen  Studie 
reproduzieren  (Abb.  4).  Das  Bild  ist  auf  einer  schmalen  Leinwand  gemalt,  die  durch 
gemalte  Pilaster  in  fünf  Flächen  geteilt  ist.  In  der  Mitte  erscheint  Michelangelo 
zwischen  Giotto  und  Donatello  zur  Linken  und  Raffael  und  Brunellesco  zur  Rechten. 
Über  die  Bedeutung  und  Herkunft  dieses  merkwürdigen  Gemäldes  wird  J.  P.  Richter  im 
dem  demnächst  erscheinenden  Katalog  der  Mond-Gallerie  genaueres  berichten. 


1)  Ä.  a.  0.  VII,  331. 

2)  The  sonnets  of  Michael  Ängelo  Buonarroti  sec.  cd.  London  1904. 


Raffael  und  Manet 

Von  Gustav  Pauli 

Raffael  und  Manet  in  einem  Ätem  zu  nennen,  klingt  absurd,  etwa  so,  wie  wenn 
man  Petrarca  und  Gerhard  Hauptmann  zusammentun  wollte.  Sie  sind  sich  so  fremd, 
daß  man  sie  nidit  einmal  in  eine  Antithese  bringen  kann.  Zwischen  den  schärfsten 
Gegensätzen  besteht  dodi  immer  noch  eine  gewisse  Beziehung  — und  sei  es  nur  die, 
daß  sie  einander  widersprechen.  Zwischen  Raffael  und  Manet  gibt  es  keine  Wider- 
sprüche. Sie  stehen  einander  so  fern,  wie  Gestirne,  die  durch  Millionen  Meilen  des 
dunkeln  Weltenraumes  getrennt  sind.  Aber  ebenso  wie  ein  Lichtstrahl  fernster  Sterne 
zu  uns  gelangt,  mag  es  auch  wohl  geschehen,  daß  ein  Formgedanke,  der  vor  Tausen- 
den von  Jahren  in  einem  Mensdienhirne  aufblitzte,  in  unserer  Zeit  wieder  neue  Gestalt 
gewinnt.  Und  das  ist  hier  der  Fall.  Wenn  Raffael  an  einem  Gemälde  Manets  mit- 
gearbeitet hat,  so  war  seine  Rolle  nur  die  des  Vermittlers,  der  dem  Spätergeborenen 
«inen  antiken  Gedanken,  einen  römischen,  vielleicht  einen  griechischen,  zutrug. 

Daß  Manets  Dejeuner  sur  l’herbe  eines  seiner  größten  Meisterwerke  ist,  unter- 
liegt keinem  Zweifel.  Die  Feinheit  und  Kraft  der  Malerei  läßt  sich  genießen,  nach- 
fühlen, aber  nicht  kritisieren.  Die  Komposition  als  solche  zu  beachten,  ist  zwar  nicht 
mehr  Mode,  wenn  man  aber  das  Bild  auch  in  dieser  Hinsicht  würdigen  will,  wird 
man  gewiß  finden,  daß  sie  ganz  besonders  angenehm  gerundet  sei.  Wie  sich  die  drei 
Hauptfiguren  in  einem  elliptischen  Umriß  zusammenfügen,  wobei  die  Lücke  in  der 
Mitte  durch  den  weiblidien  Akt  in  der  Ferne  ausgefüllt  wird,  wie  das  sitzende  Mädchen 
den  Ellenbogen  auf  das  Knie  stützt,  das  möchte  man  beinah  klassisch  nennen.  Es  ist 
jedenfalls  ohne  Beispiel  in  Manets  übrigen  Bildern.  Er  komponiert  sonst  — ich  will 
nicht  sagen  schlechter,  aber  zum  mindesten  anders.^)  Kein  Wunder!  Denn  diese  Kom- 
position ist  in  der  Tat  klassischen  Ursprungs  und  geht  geradeswegs  auf  eine  Zeichnung 
Raffaels  zurück,  die  Marc  Anton  gestochen  hat  — und  hinterdrein  Marco  Dente  noch 
ein  zweites  Mal.  Schon  diese  wiederholte  Bearbeitung  zeugt  für  den  Beifall,  den  der 
Entwurf  gleich  zu  seiner  Zeit  gefunden  haben  muß. 

Es  handelt  sidi  um  den  berühmten  Stich  des  Parisurteils  (M.  Anton  B.  245,  246). 
Deutsche  Gelehrte,  Otto  Jahn  und  Anton  Springer,  haben  es  uns  längst  mitgeteilt,  daß 
die  Raffaelische  Zeichnung,  die  dem  Stich  zugrunde  liegt,  eine  der  späteren  Arbeiten  des 
Meisters,  aus  den  Motiven  zweier  antiken  Sarkophagreliefs  zusammengesetzt  sei,  die 
sich  noch  heute  in  Rom  befinden.  Beide  stellen  das  Parisurteil  dar,  und  zwar  steht 
das  eine  Relief,  dem  die  meisten  Figuren  auf  der  linken  Hälfte  der  Raffaelischen  Kom- 
position entnommmen  sind,  in  der  Villa  Pamfili,  das  andere,  das  der  rechten  Hälfte  der 


1)  In  dem  Künstlerlexikon  von  H.  W.  Singer  finde  ich  unter  Manets  Verdiensten  auch  „die 
Befreiung  vom  Kompositionszwang“  aufgezählt. 


RAFFAEL:  Drei  Flußgottheiten  □ Ausschnitt  aus  dem  Kupferstiche  Marc  Antons  B.245 


Pauli.  Raffael  und  Manet 


55 


Zeichnung  zum  Vorbild  gedient  hat,  in  der  Villa  Medici.^)  Äuf  dieser  rechten  Hälfte 
sehen  wir  oben  in  den  Lüften  Äpoll  mit  seinem  Sonnenwagen,  die  Dioskuren,  Jupiter 
und  Diana  dargestellt,  unten  aber  am  schilfbewachsenen  Ufer  eines  Gewässers  zwei 
Flußgötter  und  eine  Nymphe.  Sie  sitzen  beieinander,  nackt  und  schön  und  haben 
sich  nichts  zu  sagen. 

Eben  diese  Gruppe  hat  es  Manet  angetan.  Er  nahm  die  beiden  Götter,  zog 
ihnen  Röcke  und  Hosen  an,  versah  sie  mit  Taschenuhren,  setzte  dem  einen  ein  Barett 
auf  den  Kopf  und  gab  ihm  statt  des  Sdißfstengels  einen  Spazierstock  in  die  Hand. 
Nur  das  Mädchen  ließ  er  nackt,  weil  es  ihm  so  wohlgefiel.  Das  heißt,  um  es  ganz 
genau  zu  sagen,  er  nahm  drei  Pariser  Modelle  und  ließ  sie  in  den  von  Raffael  vor- 
gezeichneten Stellungen  posieren;  wobei  es  sich  dann  ergab,  daß  man  bei  etwas  ver- 
änderter Haltung  bequemer  sitze. 

Qu’est-ce  que  cela  prouve?  wird  mich  vielleicht  nach  berühmtem  Muster  ein 
Künstler  fragen.  Je  nun,  es  beweist  nichts  Neues,  jedenfalls  nichts  gegen  Manet.  Um 
alles  in  der  Welt  möchte  ich  nicht  zu  den  Sykophanten  gerechnet  werden,  die  in  der 
Kunst  und  Literatur  nadi  Plagiaten  schnüffeln.  Was  mit  Recht  so  bezeichnet  wird, 
ist  ein  kümmerlicher  Mundraub  am  geistigen  Eigentum,  der  von  den  Geschädigten  ver- 
folgt werden  mag,  im  übrigen  aber  nicht  der  Rede  wert  ist.  Von  Raffael  zu  Manet 
gibt  es  indessen  kein  Plagiat,  so  wenig  wie  bei  den  Renaissancearchitekten,  die  in 
ihren  Kirchenbauten  antike  Tempelfassaden  und  Kuppelräume  bearbeiteten,  so  wenig 
Plagiat  wie  bei  Shakespeare,  der  aus  den  Stoffen  italienischer  Novellen  Dramen  schuf. 
Wenn  ein  Großer  wie  Manet  sich  überlieferter  Formen  bedient,  so  schafft  er  sie  zu 
seinem  Eigentum,  indem  er  sie  neu  gestaltet  und  bereichert.  Er  ist  dann  viel  mehr 
ein  Gebender  als  ein  Nehmender.  Das  Kunstwerk,  das  Manet  in  seinem  Dejeuner 
geschaffen  hat,  ist  mehr  wert  als  Raffaels  Zeichnung  und  als  die  antiken  Reliefs,  die 
ihm  als  Vorlage  gedient  haben.  — 


q E.  Braun.  Ännali  dell’  Instituto  Roma  1839.  S.  215 ff. 

0.  Jahn.  Berichte  der  kgl.  sädis.  Gesellsch.  d.  Wissenschaften  I,  1849.  S.  55 ff. 

Ä.  Springer.  Raffael  und  Michelangelo.  2.  Äufl.  II.  S.  122. 

H.  Thode.  Die  Äntiken  in  d.  Stichen  Marc  Äntons,  Leipzig  1881.  S.  24. 

Selbstverständlich  hat  Raffael  das  antike  Vorbild  mit  aller  Freiheit  auf  seine  Ärt  um- 
gestaltet. Insonderheit  hat  er  der  Gruppe  der  Flußgötter  nur  die  allgemeinste  Anregung  ent- 
nommen. In  ihrer  Fassung  auf  den  Stichen  Marc  Äntons  und  Marco  Dentes  ist  sie  durchaus 
raffaelisdi.  Die  Nymphe  und  der  Flußgott  sind  neu  erfunden.  Merkwürdigerweise  sind  diese 
beiden  Figuren  dann  wieder  für  die  Ergänzung  eines  Reliefs  mit  dem  Parisurteil  in  der  Villa 
Ludovisi  benutzt.  (Die  Nymphe  im  Gegensinne.)  Vgl.  Jahn  a.  a.  O.  Taf.  IV,  2. 


Studien  und  Forschungen 


Abb.  1.  Aus  GEILERS  Granatapfel,  Augsburg  1510 

(Größe  0,123  br.;  0,172  h.)  □ 


KÄNN  EIN  HOLZSCHNITT  HÄNS 
BÄLDUNGS  ZUR  TEILWEISEN 
DATIERUNG  VON  GRÜNEWADS 
ISENHEIMER  ALTAR  DIENEN?  □ 

Da  auf  den  Grünewaldsdien  Tafeln  des 
Isenheimer  Altares  kein  anderes  Wappen  an- 
gebracht ist  als  das  des  1516  gestorbenen  Prä- 
zeptors Guido  Guersi,  so  nimmt  man  an,  daß 
das  Altarwerk  vor  1516  entstanden  sein  muß 
und  die  auf  dem  Salbgefäß  der  Kreuzigung  er- 
sichtliche Jahreszahl  1515  gilt  als  Vollendungs- 
termin des  Werkes.^)  Bei  dem  Mangel  an 


h Vcrgl.  H.  H.  Sdimid,  Mathias  Grünewald,  im  Fest- 
buch zur  Eröffnung  des  Historischen  Museums,  Basel  1894. 


Nachrichten  über  die  Dauer  der  eigent- 
lichen Arbeit  Grünewalds  sollte  jeder  An- 
halt ausgenützt  werden,  denn  für  die  Ent- 
wicklungsgeschidite  der  oberrheinisdien 
Malerei  scheint  mir  in  dem  zweiten  Jahr- 
zehnt des  XVI.  Jahrhunderts  jedes  Jahr 
von  Wert  und  vor  allem  darf  die  Frage 
interessieren,  in  welchem  Jahr  können  die 
am  Oberrhein  tätigen  Maler  zum  ersten- 
mal vor  einem  hier  vollendeten  Bild  Grüne- 
walds gestanden  haben.  Ich  glaube  da- 
für spätestens  den  Beginn  des  Jahres  1511 
in  Vorschlag  bringen  zu  können. 

Bei  Hans  Otmar  in  Augsburg  kam 
1510  die  erste  Ausgabe  des  Buches  Granat- 
apfel „meerers  tails  gepredigt  durch  den 
hochgeleerten  doctor  Johanem  Gagler  von 
Kagsersperg“  mit  sechs  Illustrationen  her- 
aus, dereji  vier  das  Monogramm  H.  B. 
tragen  und  als  Werke  Hans  Burgkmairs 
gelten.  Diese  Illustrationen  sind  für  die 
zweite  Ausgabe  desselben  Buches,  die 
Johann  Knoblauch  in  Straßburg  auf  Frei- 
tag nach  Gregorij  1511  erscheinen  ließ, 
alle  von  Hans  Baidung  mit  recht  genauer 
Anlehnung  umgezeichnet  worden,  man 
kann  ruhig  sagen  kopiert  worden,  mit 
Ausnahme  des  fünften  Holzschnittes,  der 
die  sieben  Hauptsünden  unter  der  Gestalt 
von  sieben  Tierungeheuern  zeigt.  Bei 
diesem  Holzschnitt  ist  Baidung  vollständig 
abgewichen,  seine  Komposition  und  die 
Einzelausmalung  der  Tiere  sind  der  Augs- 
burger Ausgabe  gegenüber  ganz  neu,  nur 
bei  der  Bildung  eines  weniger  auffallen- 
den Tieres  ist  er  abhängig  geblieben.  Diese 
an  sich  auffallende  Abweichung  wird  aber 

‘^)  Der  Gregorientag  ist  nach  H.  Grotefend  (Zeitrechnung 
des  deutschen  Mittelalters,  1891.  I.  Bd. , S.  79.)  der 
12.  März. 

Ausführlidie  Bibliographie  der  Schriften  Gehers  von 
Kaysersberg  bei  L.  Dacheux  in:  Die  ältesten  Schriften 
Gehers,  1882,  Freiburg  i.  B.  — Das  Buch  Granatapfel, 
Augsburg  1510  = Dacheux  Nr.  44.  --  Das  Budi  Granat- 
apfel, Straßburg  1511  = Dacheux  Nr.  45.  — Muther,  Die 
Bücherillustration  der  Gotik  und  Renaissance,  beschreibt 
als  Nr.  1394  eine  illustrierte  Ausgabe  des  Granatapfels 
bei  Grüninger  1510.  Diese  Angabe  hat  er,  ohne  ein  Ex- 
emplar zu  nennen,  aus  Weigels  Kunstkataloge  (Nr.  13361) 
— Ludwig  Friedrich  Vierling,  Straßburg  1786,  in  seinen 
scriptis  Germanicis  Geileri  kennt  keine  Grüninger-Aus- 
gabe  von  1510,  P.  Kristeller  in  seiner  Straßburger  Bücher- 
llustration Nr.  129  hat  diese  Ausgabe  nie  gesehen,  der 
sorgfältige  Geiler  Bibliograph  Dacheux  sagt  Seite  LIV., 


Studien  und  Forschungen 


57 


aus  einem  be- 
sonderen Grund 
interessant,  weil 
sich  Baidung  mit 
seinem  Holz- 
sdinitt  gleichzei- 
tig dem  Grüne- 
waldschen  Ältar- 
flügel  mit  der 
Versuchung  des 
Heiligen  Änto- 
nius  nähert  und 
zwar  in  derGrup- 
pierungderTiere 
so  sehr  wie  in 
der  Einzelgestal- 
tung von  einigen 
derselben.  Vor- 
ausgesetzt, daß 
die  Ännäherung 
einleuciitend  ge- 
nug ist,  wäre  da- 
Mmit  erwiesen, 
daßldieser  Flügel 
Beginn  des 
jihreslSll  schon 
in  der  Durchbil- 
dung seiner  Ein- 
zelheiten fertig 
war. 

Die  Übertra- 
gung Grüne- 
waldscher Mo- 
tive in  den  Holz- 
schnitt des  Hans 
Baidung  (Äbb.  2)  ist,  wie  der  Äugenschein  lehrt, 
nicht  durdi  direktes  Nachzeidinen  vor  dem  Ori- 
ginal, sondern  nur  aus  der  Erinnerung  geschehen. 
Baidung  muß  nach  einem  Werkstattbesuch  bei 
Grünewald  von  dessen  packender  Phantasie  noch 
so  erfüllt  gewesen  sein,  daß  er,  als  derÄuftrag  zur 
Umzeichnung  der  Äugsburger  Illustrationen  i) 
an  ihn  erging,  es  sich  nicht  versagen  mochte, 
die  Untiere  aus  der  Erinnerung  nach  Grünewald 
zu  geben,  anstatt  die  weniger  originellen  der 
Äugsburger  Vorlage  zu  kopieren.  In  dem  Um- 
stand der  Abweichung  allein  dürfte  also  schon 
€in  gut  Teil  des  Beweises  liegen.  In  dem 

daß  er  von  dieser  Ausgabe  nirgends  die  geringste  Spur 
gefunden  habe,  mir  gelang  das  auch  nicht.  Wer  Muthers 
Arbeit  kennt,  wird  daraufhin  kaum  weiter  suchen. 

Die  sechs  Illustrationen  der  Augsburger  Ausgabe 
sind:  1.  Christus,  Lazarus,  Martha  und  Maria,  bezeichnet 
H.  B.  — - 2.  Pharaos  Untergang  im  roten  Meer,  H.  B.  — 
i.  Elisabeth  und  spinnende  Frauen,  ohne  Monogramm 
(Abb.  3).  - 4.  Küche,  in  welcher  ein  Koch  einen  Hasen 
ausweidet,  H.  B.  — 5.  Die  sieben  Hauptsünden,  H.  B.  — 
3.  Die  sieben  Schwertscheiden,  ohne  Monogramm. 


Augsburger 
Holzschnitt  (Ab- 
bild. 1)  gruppie- 
ren sich  die  Tiere 
in  der  sichtlichen 
Absicht  den 
Raum  gleich- 
mäßig zu  füllen 
um  ein  Haupttier 
in  der  Mitte,  um 
jenes  mit  dem 
Schwert  derHof- 
fart,  der  Quelle 
aller  anderen 
Fehler;  bei  Bai- 
dung sind  sie 
aber,  ganz  wie 
bei  der  Ver- 
suchung des  An- 
tonius , rundum 
angeordnet  und 
stürzen  sich 
wenn  man  so 
sagen  darf,  auf 
ein  in  der  Mitte 
fehlendes  Ob- 
jekt. Diese  Lücke 
in  der  Kompo- 
sition verwehrt 
es  von  Anfang 
an,  in  Grünewald 
etwa  den  Ent- 
lehner  aus  Bai- 
dung zu  sehen, 
was  bei  dem  un- 
gemeinen  Phantasiereichtum  des  Malers  in  Isen- 
heim  auch  sonst  nicht  ernstlich  in  Betracht  käme. 
Die  Frage  nach  einer  dritten  gemeinsamen  Quelle 
wird  wohl  auch  zu  verneinen  sein,  zu  Schon- 
gauers  Versuchung  des  Antonius  z.  B.  haben  die 
Grünewalds  und  die  beiden  hier  abgebildeten 
Holzschnitte  keine  direkten  Beziehungen. 

Es  empfiehlt  sich  noch,  auf  der  einen  Seite 
die  Abhängigkeit  Baidungs  von  den  fünf  Augs- 
burger Vorlagen,  bei  dem  sechsten  Holzschnitt 
aber  seine  Übereinstimmung  mit  Grünewald 
etwas  näher  zu  erörtern.  Die  in  den  stark  ver- 
kleinerten Abbildungen  3 und  4 beigegebenen 
Holzschnitte  der  heiligen  Elisabeth  mit  ihren 
spinnenden  Frauen  nach  der  Augsburger  (Abb.  3) 
und  nach  der  Straßburger  Ausgabe  (Abb.  4) 
zeigen,  wie  ähnlich  der  Gesamteindruck  beider 
ist,  so  daß  das  Auge  erst  genauer  hinsehen 
muß,  um  sich  die  immerhin  nicht  unerheblichen 
Änderungen  klar  zu  machen.  Wer  nicht  Ge- 
legenheit hat,  selbst  beide  Ausgaben  zu  ver- 


Abb.  2,  Aus  dem  Granatapfel,  Straßburg  1511 


(0,137  br.;  0,171  h.) 


58 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Äbb.  3.  Äus  dem  Granatapfel,  Augs- 
burg 1510  (0,122  br.;  0,171  h.) 


gleichen,  darf  mir  glauben,  daß  das  Beispiel 
richtig  gewählt  ist  und  daß  größere  Abweich- 
ungen als  wie  sie  hier  zu  erkennen  sind,  bei 
keinem  der  anderen  Holzschnittpaare  Vorkom- 
men, bei  dem  Bild  vom  „Has’  im  Pfeffer“  aber 
und  bei  den  „sieben  Scheiden“  jedenfalls  nur 
geringere. 

Die  Übereinstimmung  von  Baidungs  sieben 
Untieren  mit  Grünewalds  Versuchungsbild,  die 
jedenfalls  nur  aus  der  Erinnerung  stammt,  be- 
steht wie  gesagt  in  der  Anordnung  und  in  dem 
Einstürmen  auf  die  Mitte,  ferner  in  der  Ge- 
staltung von  drei  oder  vier  Tieren,  die,  und 
das  ist  wichtig,  auch  an  den  gleichen  Plätzen 
auftreten.  Da  ist  in  Mitte  oben  der  breitnasige 
hundsköpfige  „Zorn“,  in  halber  Höhe  rechts  die 
„Tragkait“  mit  dem  fleischigen  Maul  und  halb- 
offenem Rachen,  in  Mitte  unten  die  „Geitikat“ 
als  flaches,  vierbeiniges  Schalentier  mit  langem 
Hals  und  links  in  halber  Höhe  die  „Hochfart“, 
zwar  bei  Baidung  mit  einem  Vogelkopf  ver- 


Äbbildungcn  der  Versudiung  des  Heiligen  Äntonius 
vom  Isenheimer  Altar  bei  H.  A.  Schmidt,  die  Werke  des 
Mathias  Grünewald,  Straßburg  1907,  ferner  in  der  Grüne- 
waldmappe des  Kunstwart;  klein  aber  recht  gut  bei 
J.  Fleurent,  der  Isenheimer  Altar,  Colmar  1903. 


Abb.  4.  Aus  dem  Granatapfel.  Straßburg  1511 
(0,136  br.;  0,172  h.) 


sehen,  der  mit  seiner  Federklappe  am  Ohr  an 
den  Vogel  rechts  unten  bei  Grünewald  erinnern 
kann,  aber  die  Hoffart  hat  das  sehr  charakte- 
ristische Bewegungsmotiv  des  bei  Grünewald 
an  gleicher  Stelle  befindlichen  Teufels  deutlich 
beibehalten,  nämlich  den  über  die  Achsel  ge- 
drehten Kopf  und  den  steif  abgebogenen  Ell- 
bogen. Der  Kopf  dieses  Teufels  wieder  und 
seine  Schmetterlingsflügel  mögen  in  dem  Bal- 
dungschen  „Neid“  rechts  oben  ihre  Spuren 
hinterlassen  haben.  Da  wo  ihn  seine  Erinnerung 
verließ,  hat  Baidung  rechts  unten  die  bebrillte 
Unkeuschheit  aus  Eigenem  eingeflickt,  für  die 
Fresserei  aber  die  Trägheit  aus  Burgkmair  her- 
über genommen. 

Sind  nun  die  Ähnlichkeiten  zu  Grünewalds 
Bild  zwar  nur  bescheidene,  so  scheinen  sie  mir 
bei  Geizigkeit  und  Hoffart  und  in  der  allgemeinen 
Anordnung  doch  sicher  zu  sein;  rechnet  man 
das  Abweichen  von  der  Augsburger  Vorlage 
einzig  bei  dieser  Szene  hinzu,  so  gibt  das  zu- 
sammen doch  wohl  mehr  als  bloßen  Zufall. 
Dann  aber  gilt  auch  die  Frage  nach  der  Datierung 
des  Altarflügels  als  beantwortet. 

Hans  Koegler, 

g 


Studien  und  Forschungen 


59 


zu  DEN  HILÄNDERÄS  DES 
VELÄSQUES 

Wer  zu  öfteren  Malen  in  dem  Velasquez- 
Saale  des  Prado  geweilt  hat,  wird  die  Bemer- 
kung gemacht  haben,  wie  geringer  Gunst  beim 
Publikum  sich  das  Bild  der  Hilanderas  erfreut, 
trotz  der  zwei  Sterne  im  Bädeker  und  trotz 
einer  Berühmtheit,  die  der  der  Meninas  nur 
wenig  nachsteht.  Es  ist  nicht  die  Ärt  der  Äuf- 
stellung  allein,  das  gesonderte  Kabinett  der 
Meninas,  das  Neugierige  und  Ruhebedürftige 
in  gleicher  Weise  anzieht,  im  Gegensatz  zu 
der  Einreihung  in  dem  großen  Saale,  die  die 
Hilanderas  sich  gefallen  lassen  müssen.  Äuch 
die  Übergabe  von  Breda  hängt  hier,  und  das 
Bild  hat  noch  nie  seine  Wirkung  verfehlt. 

Die  künstlerische  Äbsicht  der  Hilanderas 
geht  auf  die  starke  Gegensatzwirkung  des  vor- 
deren halbbeleuditeten  Hrbeitsraumes  zu  dem 
rückwärtigen,  sonnendurchfluteten  Raume,  in 
dem  vornehme  Damen  die  Teppiche  betrachten. 
Durch  Nadit  zum  Licht.  Was  in  trübem  Dun- 
kel geschaffen,  wird  in  hellem  Lichte  genossen. 
Die  Tendenz  ist  deutlich  genug.  Äber  es  bleibt 
ein  Nebeneinander.  Ein  eigentlidhier  Gesamt- 
eindruck kommt  nicht  zustande.  Die  mächtige 
Bewegung  der  Arbeit  spricht  nicht  als  solche. 
Der  Sonnenstrahl  im  rückwärtigen  Raume  will 
nicht  leuchten,  und  es  bleibt  dort  hinten  eine 
peinliche  Unklarheit  in  den  räumlichen  Ver- 
hältnissen und  im  Nebeneinander  des  Wirk- 
lichen und  Unwirklichen. 

Man  wird  dieses  Urteil  von  unbefangenen 
Betrachtern  immer  von  neuem  bestätigt  hören. 
Und  der  Schlüssel,  der  die  Lösung  des  Unbe- 
friedigenden gibt,  ist,  wenn  man  sich  über 
dieses  selbst  nur  erst  klar  ist,  unschwer  ge- 
funden. Das  Bild  ist  — wie  auch  an  jeder 
Photographie  leicht  zu  sehen  — stark  angestückt, 
jederseits  ist  ein  Streifen  und  zumal  oben  ein 
breites  Stück  hinzugekommen.  Oben  verläuft 
der  Schnitt  genau  horizontal  durch  das  obere 
Ende  der  Leiter,  die  an  der  Rückwand  lehnt, 
links  fällt  der  Vorhang  beinahe  ganz  fort,  in 
dem  die  Ärme  der  Seitwärtsgreifenden  ver- 
schwinden, rechts  bleibt  von  der  Dienerin,  die 
den  Korb  hereinbringt,  nur  eben  Kopf  und  Ärm. 

Diese  auffällige  Tatsache  konnte  natürlich 
nicht  unbemerkt  bleiben.  Beruete  erwähnt  sie 
und  fügt  hinzu:  Einige  nehmen  an,  daß  das 
Originalgemälde  nur  den  Mittelteil  umfaßte. 
Aber  damit  geht  der  perspektivische  Effekt 
verloren,  und  es  bleibt  weniger  Raum  über  den 
Figuren,  als  ihn  Velasquez  in  seiner  letzten 
Zeit  liebte.  Beruete  scheint  sich  hier  auf  münd- 
liche Äußerungen  zu  beziehen,  da  er  kein  Zitat 


gibt.  Auch  in  der  einschlägigen  Literatur  ist  es 
mir  bisher  nicht  gelungen,  eine  solche  Andeu- 
tung zu  finden.  Und  doch  enthält  die  von 
Beruete  kurz  verworfene  Ansicht  sicherlich  einen 
richtigen  Kern. 

So  ungewohnt  es  auf  den  ersten  Blick 
scheinen  mag,  deckt  man  die  angesetzten  Teile 
ab,  so  wird  man  erstaunen,  wie  das  Bild  plötz- 
lich lebendig  wird.  Es  kom.mt  Rhythmus  und 
starke  Bewegung  in  die  Gruppen  der  arbeiten- 
den Frauen  vorn,  auch  der  rückwärtige  Raum 
wird  durchsichtiger,  klarer,  und  vor  allem  be- 
kommt der  Sonnenstrahl  jetzt  erst  Helligkeit 
und  Leuchtkraft. 

Man  verlasse  sich  nicht  auf  eine  Nachprüfung 
an  der  Photographie,  man  muß  es  vor  dem 
Original  selbst  erlebt  haben,  wie  das,  was  vor- 
her stumpf  schien,  nun  strahlend  und  farbig 
wird.  Man  kann  bei  jedem  Kopisten  das 
Streben  beobachten,  das  Bild  zu  verbessern, 
hier  oben  durch  irgend  ein  Mittel  der  Wirkung 
aufzuhelfen.  Man  sehe  nur,  wie  in  dem  Holz- 
schnitt, der  Justis  Buch  beigegeben  ist,  nicht 
nur  die  Tonwerte  verschoben  sind,  sondern  auch 
der  Sonnenstrahl  selbst  höher  hinaufgezogen 
ist,  während  er  im  Original  bemerkenswerter- 
weise genau  in  der  Höhe  der  Schnittlinie  ab- 
setzt. 

Was  man  auch  an  der  Photographie  nach- 
zuprüfen vermag,  ist  die  ganz  andere  Art  der 
Raumfüllung,  die  sich  durch  Ausschaltung  der 
angesetzten  Streifen  ergibt.  Alles  wird  voller, 
gedrängter,  und  den  in  engen  Linien  gefaßten 
Figuren  wohnt  eine  andere  Spannkraft  inne. 
Nirgends  bleibt  die  Fläche  unbesetzt,  Vorhang 
und  Leiter  zur  Linken,  das  schwere  Bündel  an 
der  Wand  über  dem  Kopfe  der  Garnwicklerin 
rechts,  in  der  Mitte  der  Einblick  in  den  hellen, 
farbigen  Raum.  Das  einzige  Motiv  des  großen 
Rundbogens,  das  der  Beweglichkeit  des  surren- 
den Rades  unten  durch  Wiederholung  der  Form 
mehr  schadet  als  nützt,  ist  alles,  was  hinzu- 
kommt. Sonst  bleibt  der  obere  Streifen  un- 
besetzt in  auffälligem  Gegensatz  zu  der  ge- 
drängten Fülle  unten.  Auch  an  den  Seiten  ist 
durch  die  Verbreiterung  nur  die  Energie  der 
Bewegungen  geschwächt,  ganz  abgesehen  von 
der  empfindlichen  Unklarheit,  die  zur  Linken 
entsteht. 

Aber  — so  meint  Beruete  — es  bleibt  we- 
niger Raum  über  den  Figuren,  als  ihn  Velas- 
quez in  seiner  letzten  Zeit  liebte.  Offenbar  ist 
an  die  Meninas  gedacht.  Auch  Stevenson  zieht 
diesen  Vergleich:  „Auf  beiden  Bildern  ver- 
schwimmt der  obere  Teil  im  Dunkel,  obwohl 
das  gewölbte  Zimmer  der  Spinnerinnen  nicht 


60 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


so  hoch  hinaufspannt,  auch  die  Komposition 
nidit  so  sehr  beherrscht  wie  der  obere  Teil  der 
Meninas.“  Das  Gefühl  der  Unbefriedigung,  das 
der  feinsinnige  Maler  nicht  verwinden  kann, 
spricht  deutlich  aus  diesen  Zeilen.  Äber  der 
Vergleich  tut  dem  Bilde  ein  Unrecht.  Denn  die 
künstlerische  Äbsicht  ist  eine  durchaus  ver- 
schiedene. Nicht  an  das  Porträtwerk,  sondern 
an  die  noch  streng  in  Darockem  Sinne  kom- 
ponierten Mythologien  der  Spätzeit  des  Meisters 
hat  man  zu  denken. 

Äuch  hier  ist  allerdings  eine  Korrektur  vor- 
zunehmen. Das  Bild  des  Merkur  und  Ärgus  ist 
an  allen  vier  Seiten  angestückt  und  im  ur- 
sprünglichen Bestände  weit  massiger,  barocker 
in  enger  Fassung  durch  rahmende  Linien.  Die 
ursprünglichen  Bildgrenzen  verlaufen  überall 
dicht  um  die  Figuren,  rechts  und  links  je  ein 
Stück  des  Ärmes  noch  überschneidend.  Man 
vergleiche,  wie  auch  der  Mars  fest  in  der  Fläche 
sitzt,  wie  sein  Knie  den  Rahmen  berührt,  wie 
kurz  über  dem  Helm  die  Bildgrenze  verläuft, 
oder  wie  selbst  in  der  flüssig  und  leicht  be- 
wegten Venus  der  Fuß  zur  Linken,  der  Ellbogen 
zur  Rechten  vom  Rahmen  noch  überschnitten 
wird,  wie  auch  der  Engel  mit  Kopf  und  Flügel 
knapper  gefaßt  ist. 

Obwohl  die  Schmiede  des  Vulkan  lockerer 
komponiert  ist  als  die  späten  Mythologien,  die 
in  der  Schwere  der  Figuren  sich  eher  wieder 
den  Trinkern  nähern,  wird  man  sich  doch  auch 
hier  leidit  davon  überzeugen,  daß  zur  Linken 
und  Rechten  je  ein  Streifen  nachträglich  hinzu- 
gefügt ist.  Die  ursprüngliche  Bildgrenze  ver- 
läuft links  durdi  den  wehenden,  gelben  Gewand- 
zipfel des  Hpoll,  rechts  hart  an  der  Ferse  des 
letzten  der  Schmiede.  So  erst  bekommt  das 
Bild  Haltung  und  Festigkeit,  die  Menschen 
stehen,  während  zuvor,  namentlich  beim  Äpoll, 
das  Gefühl  unsicheren  Schwankens  aufkam. 
Und  niemals  sonst  stehen  Velasquez’  Figuren 
so  locker  innerhalb  der  Rahmenlinien,  immer 
faßt  er  sie  fest  mit  Überschneidungen  — von 
den  Borrachos  zum  blutigen  Rock,  dem  Christus 
an  der  Säule,  der  Übergabe  von  Breda  mag 
man  vergleichen,  was  man  will.  Das  kurz  ge- 
öffnete zur  Linken,  wo  Äpoll  eintritt,  das  ganz 
geschlossene  zur  Rechten  entspricht  dem  Sinn 
des  Bildes  so  gut  wie  den  Gewohnheiten  des 
Meisters.  Zudem  stimmen  die  Maße  der 
Schmiede  in  dieser  Form  genau  mit  denen  des 
blutigen  Rockes  überein,  was  vielleicht  kein 
Zufall  ist. 

Die  Beispiele  für  nachträgliche  Vergrößerung 
von  Bildern  des  Velasquez  lassen  sich  noch 
vermehren.  Äm  bekanntesten  in  dieser  Hin- 


sicht ist  der  Philipp  zu  Pferde.  Die  ursprüng- 
liche Bildform  ist  in  der  verkleinerten  Wieder- 
holung im  Palazzo  Pitti  gegeben.  Nimmt  man 
dem  Original  im  Prado  die  breiten  Streifen, 
die  beiderseits  angesetzt  sind,  so  stimmen  die 
Maße  zu  denen  des  Olivarezbildes.  Und  so 
erst  bekommt  das  Bild  Haltung.  Die  Figur 
schwimmt  nicht  mehr  in  der  Fläche,  sondern 
sitzt  fest  im  Rahmen,  die  Bewegung  des  Pfer- 
des gewinnt  Spannkraft,  erst  in  der  knappen 
Fassung  kommt  das  Emporsteigen  zur  Wirkung. 
Offenbar  erst  nachträglich  wurde  aus  dem  Por- 
trät ein  Pendant  zum  Bilde  der  Isabella.  Äuch 
die  Reiterbildnisse  Philipps  III.  und  seiner  Ge- 
mahlin waren  auf  das  gleiche  Format  gebracht, 
und  alle  vier  dienten  nun  gemeinsam  dem 
Schmucke  eines  Raumes,  des  Salon  der  König- 
reiche im  Buen  Retiro. 

Äuch  dem  Bildnis  der  Infantin  Margarete 
mag  bei  ähnlicher  Gelegenheit  jederseits  ein 
handbreites  Stück  angefügt  worden  sein,  wieder 
nicht  zum  Vorteil  des  Eindrucks.  Der  Reifrock 
wirkt  unförmig  wie  auf  keinem  Bilde  sonst, 
und  man  kann  beobachten,  daß  Velasquez  außer 
im  ausgesprochenen  Kinderbildnis  immer  den 
Rock  vom  Rahmen  überschnitten  gibt,  niemals 
die  Figur  so  haltlos  in  die  Breite  gehen  läßt 
wie  hier. 

Es  kann  kein  Zweifel  sein,  daß  die  Ver- 
breiterung des  Reiterporträts  des  Königs  noch 
unter  Velasquez’  Äugen  oder  von  ihm  selbst 
vorgenommen  wurde.  Daß  aber  damit  einem 
sich  einstellenden  Bedürfnis  nach  „größerer  Ell- 
bogenfreiheit“ genügt  worden  sei,  wie  Steven- 
son annimmt  (Gensei  übernimmt  das  Wort), 
will  nicht  einleuchten.  Sicher  bedingten  rein 
äußere  Motive  eine  Vergrößerung,  die  gleichwie 
die  Erweiterung  des  ursprünglich  im  Halbrund 
geschlossenen  Bildes  der  zwei  Einsiedler  zum 
Rechteck  dem  abgeschlossenen  Werke  nicht  ein 
Neues  hinzufügt,  sondern  der  Erscheinung  nur 
Schaden  tut. 

Schwieriger  ist  in  den  anderen  angeführten 
Fällen  ein  Urteil  darüber  zu  gewinnen,  wann 
und  von  wem  die  Erweiterungen  vorgenommen 
wurden.  Das  Verhältnis  des  Velasquez  zu 
seinen  Werken  ist  ja  ein  ganz  besonderes  da- 
durch, daß  er,  als  Verwalter  des  königlichen 
Kunstbesitzes,  auch  die  eigenen  Werke  immer 
unter  den  Äugen  behielt.  So  ist  die  Möglich- 
keit, daß  nachträgliche  Änderungen  von  ihm 
selbst  stammen,  gewiß  besonders  naheliegend. 
Äus  welchen  Motiven  solche  vorgenommen 
wurden,  ist  allerdings  eine  weitere  Frage. 
Handelt  es  sich  um  spätere  Erweiterungen  eines 
ursprünglichen  Planes,  wie  in  dem  Prachtbei- 


Studien  und  Forschungen 


61 


spiel  von  Rubens,  dem  Mündiener  Bacchanal? 
Das  Reiterbild  des  Philipp  gibt  ein  Recht,  an 
solcher  Interpretierung  zu  zweifeln.  Und  wir 
glauben,  gezeigt  zu  haben,  daß  die  Ellbogen- 
freiheit, die  Stevenson  rühmt,  nidit  unbedingt 
als  ein  Vorzug  anzusprechen  ist,  daß  gerade 
durch  sie  die  Wirkung  der  Hilanderas  empfind- 
lich beeinträchtigt  wird. 

Das  letzte  Wort  in  der  Frage  ist  mit  dieser 
Erkenntnis  gewiß  noch  nidit  gesprochen.  Die 
eigentlichen  Gründe  der  Entscheidung  liegen 
tiefer,  sie  rühren  an  die  allgemeine,  stilgeschicht- 
liche Stellung  des  Meisters,  den  eine  einseitige 
Änschauungsweise  gern  als  den  Vorläufer  unse- 
rer eigenen  Zeit  preist.  Der  Zweck  dieser 
Zeilen  ist  es  aber  vor  allem,  ein  — gleidigültig 
durch  wessen  Sdiuld  — um  seine  beste  Wir- 


kung gebrachtes  Meisterwerk  in  seiner  Urform 
und  in  ursprünglicher  Schönheit  wieder  erstehen 


zu  lassen. 


Dr.  Curt  Glaser. 


s 


gestellt  und  dies  scheint  mir  durchaus  berechtigt, 
ebenso  Langes  Hnnahme,  das  Bild  sei  noch  vor 
1469  gemalt  (vielleicht  auch  nicht  ganz  eigen- 
händig). Äus  der  Zeit  des  Tiefenbronner  Ältars 
kann  idi  nun  noch  eine  Enthauptung  der  hl.  Bar- 
bara im  Besitze  des  Fürsten  Waldstein  in  Dux 
in  Böhmen  (in  der  dortigen  Kirche  befindlich), 
aus  etwas  späterer  Zeit  eine  Geiselung  Christi 
im  Louvre  namhaft  machen.  Beide  Werke  bis- 
her nirgends  erwähnt,  sind  formell  wie  kolo- 
ristisch untrüglich  Werke  Schüchlins. 

Friedrich  Herlin  :■ 

Ein  außerordentlich  bedeutendes  Tafelbild 
dieses  Meisters,  die  hl.  Änna  in  dunkelkarmin- 
rotem Gewände  mit  der  kleinen  Maria  und  dem 
Christkinde  auf  ihren  Knien,  befindet  sich  auf 
Sdiloß  Kreuzenstein  im  Besitz  Seiner  Excellenz 
des  Grafen  Hans  Wilczek,  ein  kleineres  Bild 
des  hl.  Georg  und  Florian  besitzt  Herr  Gaston 
von  Mallmann  (Berlin). 


BEITRAGE 

ZUM  CEUVRE  BEKANNTER  MALERN) 

Von  Wilhelm  Suida 

Konrad  Witz  ^ 

In  der  Sammlung  Cook  in  Richmond  fand 
ich  als  „altspanisch  unter  dem  Einflüsse  des 
Hubert  van  Eyck“  ein  Gemälde,  offenbar  Bruch- 
stüch  eines  größeren  Ganzen,  das  auf  der  jetzigen 
Vorderseite  einen  auf  einem  Steinpostament 
stehenden  grüngewandeten  Mann,  auf  der  Rück- 
seite die  knieende  Maria  Magdelena  (Hälfte  des 
Noli  me  tangere)  darstellt.  Meine  Bestimmung 
auf  Konrad  Witz  glaube  ich  durch  die  nahe 
Beziehung  zu  den  Tafeln  in  Basel  begründen 
zu  können.  Ob  hier  wieder  ein  Bruchstück  des 
in  seiner  Gesamtform  noch  fraglichen  Baseler 
Ältars  auf  getaucht  sei,  wird  erst  eine  weitere 
Untersuchung  ergeben. 

Hans  Sdlüchlin  --======= 

Nicht  mehr  als  der  Tiefenbronner  Ältar  von 
1469  war  bisher  von  diesem  Meister  bekannt. 
Ein  Tafelbild  der  Stuttgarter  Galerie,  die  Verkün- 
digung an  Zacharias  im  Tempel,  das  schon  ältere 
Inventare  dem  Schüchlin  zuschreiben,  hat  Konrad 
Lange  von  neuem  unter  seinem  Namen  aus- 


y In  der  Form  kurzer  Notizen  teile  idi  beifolgende 
Beobachtungen  den  Fachgenossen  mit,  da  mir  zu  einer 
breiteren  Ausführung  gegenwärtig  die  Zeit  fehlt.  Ich 
hoffe  jedoch  bald  auf  die  hier  erwähnten  Kunstwerke 
zurückzukommen  und  dann  durch  Illustration  und  ge- 
nauere Angaben  meine  Zuschreibungen  ausführlich  zu 
begründen. 


Michael  Pacher  — ■ ■ — r - ■ . 

Man  sollte  kaum  glauben,  daß  ein  verhält- 
nismäßig leicht  zugängliches  Werk  der  Tiroler 
Kunst,  das  mir  des  großen  Namens  Pachers  durch- 
aus würdig  scheint,  bisher  völlig  übersehen  zu 
sein  scheint:  es  ist  ein  Glasfenster  in  der  Mar- 
garetenkapelle am  St.  Peters  Friedhof  zu  Salz- 
burg, darstellend  die  Madonna  und  die  hl.  Katha- 
rina, offenbar  aus  der  Zeit  von  Pachers  Tätigkeit 
in  Salzburg  für  den  Ältar  der  Franziskanerkirche. 
Im  Änschlusse  daran  möchte  ich  eines  Porträts 
des  Kaisers  Maximilian  Erwähnung  tun,  das 
aus  dem  Besitze  des  Baron  Schickler  in  Paris 
auf  der  Brügger  Äusstellung  1907  (Catalogue  de 
l’Exposition  de  laToison  d’orNr.27)  zu  sehen  war, 
sicher  tirolische  Ärbeit  vielleicht  von  Friedrich 
Pacher,  der  zusammen  mit  Marx  Reidilidi  für 
Kaiser  Max  um  1508  tätig  war.  Ein  unbe- 
achtetes Tafelbild  dieses  letzteren  Künstlers, 
Christus  am  Ölberg,  befindet  sich  auf  Schloß 
Kreuzenstein. 

Albrecht  Altdorfer  = 

In  der  Sammlung  des  historischen  Vereins 
in  Regensburg  fiel  mir  in  dem  kleinen  Raume, 
der  den  aus  Ältdorfers  Schule  herrührenden  Ältar 
von  1517  beherbergt,  ein  Porträt  auf,  das  als 
„Kopie  nach  Feselen“  bezeichnet  und  dement- 
sprechend hochgehängt  war.  Eine  nähere  Unter- 
suchung dieses  Porträts  eines  Äbtes  brachte 
mich  aber  zu  der  Überzeugung,  daß  ich  ein  eigen- 
händiges Werk  Ältdorfers  vor  mir  habe,  das 
in  malerischer  Durchführung,  in  der  Ärt  der 
Modellierung  des  Kopfes  und  der  Hände,  in 


62 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


der  Hintergrundslandschaft  allernächste  Ver- 
wandtschaft mit  dem  Straßburger  Porträt  auf- 
weist. 

Monogrammist  WO,  der  Meister  vonMeß- 
kirch  ■ ■ — = 

Im  Louvre  befindet  sich  ein  kleines  Bild  der 
Vorführung  Christi  vor  Pilatus,  das  augensdiein- 
lich  von  dem  Meister  von  Meßkirch  herrührt. 
Än  demselben  ist  aber  auch  ein  Künstlermono- 
gramm angebracht,  das  Zeichen  #,  das  viel- 
leicht zu  Ermittelung  des  Namens  dieses  Meisters 
führen  kann. 

Tizian  - " ■■■■  ■■ 

Äls  ein  bisher  gänzlich  unbeachtetes  Werk 
Tizians  glaube  ich  das  Brustbild  eines  schwarz- 
gekleideten jungen  Mannes  auf  schwarzem  Grund 
im  Besitze  des  Rittmeisters  der  K.  K.  Ärcieren- 
Leibgarde  von  Stefenelli  in  Wien  bezeichnen  zu 
dürfen,  ein  sehr  schlichtes,  in  der  Durchführung 
meisterhaftes  Stück. 

Domenico  Theotocopoli  ^ ^ ' • 

In  der  Sammlung  von  Handzeichnungen  im 
Besitze  des  Fürsten  von  und  zu  Liechtenstein 
in  Wien  fand  ich  unter  „Carracci“  eine  Kreide- 
zeichnung, das  Brustbild  eines  jungen  Mannes, 
der  Schweigen  gebietend  den  Finger  an  den 
Mund  legt  und  den  Beschauer  fixiert.  Meine 
Änsicht,  es  handle  sich  um  ein  höchst  charakte- 
ristisches Werk  des  Theotocopoli,  und  zwar  die 
erste  Zeichnung,  die  von  diesem  Meister  meines 
Wissens  überhaupt  nachgewiesen  werden  kann, 
fand  die  Zustimmung  Seiner  Durchlaucht  des 
Fürsten  Franz  von  und  zu  Liechtenstein  und  des 
Direktors  der  Älbertina  Dr.  J.  Meder. 

Jan  Vermeer  van  Delft  ■ ■ ■ 

Die  bunte  Reihe  dieser  kurzen  Mitteilungen 
möchte  ich  mit  dem  Hinweise  auf  ein  Bild 
schließen,  das  in  der  Münchener  Pinakothek 
unter  dem  Namen  des  Frans  van  Mieris  aus- 
gestellt ist:  eine  junge  Frau  ihr  an  der  Wand 
hängendes  Porträt  betrachtend  (No.  423.  Der 
Katalog  gibt  irrigerweise  an,  daß  die  junge 
Dame  sich  im  Spiegel  betrachte).  Wenn  ich 
dafür  den  Namen  des  Jan  Vermeer  in  Vor- 
schlag bringe,  der  ja  sonst  in  der  Pinakothek 
nicht  vertreten  ist,  so  muß  ich  doch  auch  gleich 
auf  den  schlechten  Erhaltungszustand  des  Bildes 
hinweisen,  der  wahrscheinlich  eine  genauere 
Prüfung  desselben  verzögert  hat.  Die  Farben 
und  das  äußerst  anmutige  Motiv  lassen  immer- 
hin noch  Vermeers  Geist  erkennen. 

8 


Karl  Blechen.  In  der  Sitzung  der  kunst- 
geschichtlichen Gesellschaft  in  Berlin  am  10.  Januar 
sprach  Dr.  Kern  über  die  Ergebnisse  seiner 
Blechen-Forschungen.  Wesentliche  Ergänzungen 
zu  Blechens  Lebensbilde  schöpfte  er  aus  ver- 
schiedenen Kirchenbüchern  von  Kottbus  und 
Berlin,  aus  gleichzeitigen  Äkten  und  Berichten, 
aus  Briefen  über  den  Künstler,  aus  alten  Äus- 
stellungs  - Katalogen  und  Zeitungsberichten. 
Wichtig  scheint  das  Merkmal  der  Rassenkreu- 
zung, die  in  zahlreichen  Bildnissen  Blechens  zum 
Äusdruck  kommt  — seine  Mutter  war  wendischer 
Äbkunft  — ein  Zwist  mit  Henriette  Sonntag,  in- 
folgedessen er  seine  Stellung  als  Dekorations- 
maler am  Königstädtischen  Theater  aufgab,  die 
Widerlegung  der  Legende,  daß  Blechen  selbst 
Hand  an  sich  gelegt  habe:  er  starb  am  23.  Juli 
1840  an  einem  „hitzigen  Fieber“.  Für  das  Ver- 
ständnis der  künstlerischen  Entwicklung  Blechens 
bringt  eine  eingehendere  Würdigung  seiner 
Tätigkeit  als  Theatermaler  neue  Gesichtspunkte. 
Das  vielumstrittene  Bild:  die  „Vampyrjagd“  (auf 
Schloß  Boberstein)  ist  K.  zufolge  eine  Illustration 
zu  Webers  „Freischütz“,  III.  Äkt,  Szene  10.  Die 
Handlung  ist  in  die  „finstere  Wolfsschlucht“ 
verlegt.  Beziehungen  zur  Theaterdekoration 
lassen  sich  auch  für  andere  „Tafelbilder“  Blechens 
nachweisen.  Den  Künstler  befreite  im  Gegen- 
satz zu  anderen  von  der  romantischen  Stimmung 
ein  Äufenthalt  in  Italien  (1828—29).  Das  Land 
der  Sonne  lehrte  ihn  Licht  und  Luft  ohne  stoff- 
liche Prätension  malen;  er  wurde  ein  Land- 
schafts-„Maler“,  der  sich  in  seinen  besten 
Studien  wohl  mit  Bonington  und  Constable 
messen  kann.  Der  Einfluß  der  nordischen  Hei- 
mat erstarkte  jedoch  wieder  so,  daß  der  Künstler 
in  seinen  letzten  Jahren  abermals  sich  roman- 
tischen Stoffen  zuwandte.  Eine  Doppelnatur, 
nicht  unähnlich  dem  stärkeren  Turner. 

Das  angekündigte  Buch  von  K.  über  Blechen 
wird  die  gesamten  Ergebnisse  der  Forschungen 
zusammenfassend  darstellen.  S. 

8 

Donatello.  In  der  Festsitzung  des  deutschen 
kunsthistorisdien  Instituts  in  Florenz  am  16.  No- 
vember 1907  legte  Dr.  Corwegh  seine  neuesten 
Donatello-Forschungen  vor.  Danach  gehört  dem 
Meister  eine  Grabplatte  aus  Stein  in  S.  Maria 
del  Popolo  zu  Rom , an  der  zweiten  Säule 
zwischen  Seiten-  und  Mittelschiff.  Äuch  die 
letzten  an  Donatellos  Cantoria  in  der  Opera 
del  Duomo  in  Florenz  noch  fehlenden  Stücke 
hat  C.  in  zwei  Bronzeköpfen  des  Bargello  ent- 
deckt. 

8 


Studien  und  Forschungen 


63 


DIE  AUSGRÄBUNGEN  IN 
PERGAMON 

Was  an  neuen  Nadiriditen  aus  Pergamon 
kommt,  ist  dem  Archäologen  besonders  erfreu- 
liche Kunde.  Knüpft  sidi  an  diesen  Namen  ja 
die  Hoffnung,  endlich  in  ein  intimeres  Verhält- 
nis zur  hellenistischen  Kultur  und  Kunst  zu  kom- 
men, einen  Stützpunkt  zu  gewinnen,  von  dem 
aus  die  Ausfüllung  der  peinlich  empfundenen 
Lücke  in  unserer  Kenntnis  der  griechischen  Ent- 
wickelung, die  zwischen  Alexander  dem  Großen 
und  Rom  klafft,  begonnen  werden  kann.  Wie 
fördernd  nadi  dieser  Richtung  die  Auffindung 
der  Skulpturen  des  großen  Altars  von  Perga- 
mon sdion  gewirkt  hat,  ist  bekannt.  Aber 
schon  die  Grabungen  an  der  Stätte  des  Altar- 
baues wuchsen  sich  zur  Aufdeckung  des  ganzen 
Burgplateaus  aus  und  führten  zur  Freilegung 
des  Athenaheiligtums  mit  den  umlaufenden 
Hallenbauten  und  der  daran  anschließenden 
Bibliothek,  des  Trajaneums  und  der  Theater- 
terrasse am  Abhang  des  Burgberges.  Nachdem 
diese  Spatenforschungen  zu  einem  vorläufigen 
Abschlüsse  gebracht  waren,  hat  man  nach  mehr- 
jähriger Pause  den  mit  ihnen  beschrittenen  Weg 
wieder  aufgenommen.  Dank  der  werbenden 
und  treibenden  Energie  Alexander  Conzes  sind 
seit  1900  neue  Ausgrabungen  in  Pergamon  im 
Gange  mit  dem  Ziele,  die  ganze  Attalidenstadt 
freizulegen  und  damit  ein  möglichst  vollständi- 
ges Bild  eines  hellenistischen  Fürstensitzes  zu 
gewinnen,  ein  Unternehmen,  das  in  seinen  Ab- 
sichten aufs  dankbarste  begrüßt,  in  seinem 
Fortschreiten  aufs  aufmerksamste  verfolgt  wer- 
den ' muß.  In  regelmäßigen  dreimonatlichen 
Jahreskampagnen  ist  die  Athenische  Zweig- 
anstait  des  Deutschen  Archäologischen  Instituts 
mit  ihrem  Leiter  Wilhelm  Dörpfeld  an  der  Spitze 
in  der  Verfolgung  dieses  großen  Zieles  tätig, 
und  in  den  „Athenischen  Mitteilungen“  wirci 
über  die  gewonnenen  Resultate  Rechenschaft 
abgelegt.  Ein  solcher  Bericht,  die  Ausgrabungen 
der  Jahre  1904  und  1905  umfassend,  ist  soeben 
in  dem  kürzlich  zur  Ausgabe  gelangten  Doppel- 
heft 2/3  des  32.  Bandes  der  „Mitteilungen“  wie- 
der veröffentlicht;  über  seinen  Inhalt  soll  im 
Folgenden  kurz  referiert  werden. 

Der  Ausgangspunkt  war  auch  diesmal  wieder, 
wie  in  den  Vorjahren,  die  Gegend  um  das 
Haupttor  am  Südfuße  des  Burghügels,  von  dem 
aus  die  Hauptstraße  zur  Höhe  emporführt.  Diese 
stößt  nach  kurzem  Verlauf  auf  die  Agora  der 
Unterstadt  und  umgibt  sie  an  zwei  Seiten,  um 
an  der  westlichen  Ecke  wieder  mit  scharfem 
Knick  umzubiegen.  An  dieser  Stelle  wurde 
nördlich  der  Straße  die  Ruine  eines  großen 


Wohnhauses  aufgedeckt.  Es  ist  im  Anfänge 
der  Königszeit  errichtet,  dann  aber  schon  in 
griechischer  Zeit  einmal  umgebaut  worden.  Einen 
zweiten,  weit  gründlicheren  Umbau  erfuhr  es  in 
römischer  Zeit,  als  es  im  Besitz  eines  Attalos 
war,  der  die  Würde  eines  römischen  Konsuls 
bekleidete.  Seine  inschriftlich  bezeichnete,  leider 
des  Bildniskopfes  beraubte  Herme  war  in  einer 
Ecke  des  Hofraumes  aufgestellt.  Dieser  Hof, 
von  beträchtlichen  Abmessungen,  bildet  den 
Mittelpunkt  des  Hauses.  Er  ist  auf  allen  vier 
Seiten  von  einer  doppelgeschossigen,  in  den 
Interkolumnien  durch  Schranken  geschlossenen 
Säulenhalle  — unten  dorischer,  oben  jonischer 
Version  — umgeben,  hinter  der  sich  die  Zimmer- 
reihen ordnen,  zum  Teil  gleichfalls  in  zwei- 
geschossiger Anlage.  Auf  der  einen  Schmal- 
seite nimmt  den  Mittelpunkt  ein  saalartiger 
Raum  von  besonders  großen  Abmessungen  ein, 
nach  dem  die  Mittelachse  der  Längsrichtung  ge- 
legt war.  Dies  der  Typus  eines  vornehmen 
griechischen  Wohnhauses  hellenistischer  Zeit  in 
anschaulicher  und  gut  erhaltener  Vertretung  mit 
dem  die  Anlage  beherrschenden  peristglen  Hof, 
an  dem  der  Unterschied  des  römischen  Atrium- 
hauses gut  gemessen  werden  kann.  Es  ver- 
dient Beachtung,  daß  in  den  großen,  palast- 
ähnlichen Anlagen  des  hellenistischen  Pompeji 
das  Atriumhaus  dominiert.  Jetzt  schon  Schluß- 
folgerungen aus  dieser  Erscheinung  zu  ziehen, 
wäre  verfrüht,  aber  als  Erscheinung  mag  sie 
festgelegt  werden.  Von  der  Dekoration  und 
der  künstlerischen  Ausstattung  des  Pergamener 
Hauses  hat  sich  wenig  erhalten.  In  einigen 
Räumen  hat  sich  der  Mosaikbelag  des  Fuß- 
bodens gefunden,  darunter  in  zwei  Zimmern 
aus  griechischer,  im  übrigen  aus  römischer  Zeit. 
Dem  römischen  Umbau  gehören  auch  die  ge- 
ringen Reste  eines  Marmorbelags  der  Wände 
an.  An  einer  Stelle  ist  darunter  der  alte  Wand- 
putz zum  Vorschein  gekommen,  mit  Malereien, 
von  denen  Stücke  grüner  Ranken  und  Blätter 
auf  weißem  Grunde  zu  erkennen  sind.  Erwähnt 
sei  noch,  daß  wahrscheinlich  aus  dem  Attalos- 
hause  die  früher  gefundene  Herme  des  Alka- 
menes  stammt;  sie  wird  aus  dem  Hause  in  den 
tiefer  liegenden  Magazinraum  an  der  Straße,  in 
dem  sie  zutage  kam,  herabgestürzt  sein. 

Die  Grabungen  haben  dann  erneut  die  un- 
weit gelegene,  komplizierte  Anlage  des  Gym- 
nasions  angegriffen,  das  sich  über  drei  hinter- 
und übereinanderliegende,  durch  künstliche  An- 
schüttungen gewonnene  Terrassen  ausdehnte. 
Die  untere  und  mittlere  dieser  Terrassen,  das 
Gymnasion  der  Knaben  und  der  Epheben,  waren 
schon  früher  freigelegt  worden,  jetzt  hat  man 
sich  zur  obersten  Terrasse,  die  das  Gymnasion 


64 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


der  Neoi  trug,  gewendet  und  sie  wenigstens 
zur  Hälfte  aufgedeckt.  Die  Anlage  besteht  aus 
einem  großen,  unter  freiem  Himmel  liegenden 
Hofe  in  den  respektablen  Abmessungen  von 
etwa  36  zu  74  m,  der  rings  von  einer  zwei- 
geschossigen Säulenstellung  mit  anschließenden 
Hallen  umgeben  ist.  Auf  die  Hallen  öffnen  sich 
in  dem  bisher  ausgegrabenen  Teile  saalartige 
Räume,  darunter  ein  besonders  stattlicher  und 
prächtiger  mit  apsidenartigen  Absdilüssen  an 
seinen  Schmalseiten,  der,  nach  einer  auf  dem 
Architrav  eingemeißelten  Inschrift  zu  schließen, 
vermutlich  dem  Kaiserkult  gewidmet  war.  Denn 
die  erhaltene  Architektur  gehört,  wie  aus  ihrem 
Charakter  zur  Evidenz  hervorgeht,  einem  Um- 
bau hadrianisdier  Zeit  an.  Die  ursprüngliche 
Anlage  aber  geht  in  griechische  Zeit  zurüdc, 
und  von  ihr  haben  sich  Mauern  und  auch  ver- 
einzelte Bauglieder  bisher  gefunden.  Über  die 
Geschichte  des  Baues  wird  sich  erst  Klarheit  ge- 
winnen lassen,  wenn  er  in  seiner  ganzen  Aus- 
dehnung freigelegt  ist. 

Als  dritter  Gegenstand  der  Untersuchung 
wurde  das  Theater  ausersehen,  das  zwar  schon 
früher  ausgegraben,  aber  inzwischen  von  neu 
angehäuftem  Schutt  und  Gestrüpp  wieder  über- 
deckt worden  war,  von  dem  es  befreit  werden 
mußte.  Die  Forschungen  R.  Bohns  über  diesen 
Bau  wurden  dabei  beträchtlich  erweitert  und 
ergänzt.  Schon  Bohn  hatte  für  das  Skenen- 
gebäude  des  Theaters  drei  Bauperioden  fest- 
gestellt. Die  erste  Anlage,  aus  hellenistischer 
Zeit  (2.  Jahrh.  v.  Chr.)  war  ein  hölzerner  Bau, 
der  jedesmal  für  die  festlichen  Theaterspiele 
neu  errichtet  wurde.  An  seine  Stelle  trat,  eben- 
falls noch  in  hellenistischer  Zeit,  ein  fester  Stein- 
bau, der  dann  in  römischer  Zeit  noch  einmal 
umgebaut  wurde.  Das  zweite  hellenistische 
Skenengebäude  hatte  Bohn  nur  erschlossen, 
ohne  sichere  Spuren  davon  nachweisen  zu  kön- 
nen. Jetzt  haben  sich  Architekturglieder  davon 
unter  dem  Baumaterial  der  römischen  Bühne 
nachweisen  lassen.  Wichtiger  noch  sind  die 
Resultate  für  den  ältesten,  aus  Holz  errichteten 
Skenenbau.  Aus  der  genauen  Beobachtung  der 
Fußbodenöffnungen,  in  denen  die  Holzpfosten 
eingezapft  wurden,  aus  ihrer  Lage  und  Ver- 
teilung hat  sich  wenigstens  der  Grundriß  dieser 
ältesten  Skene  mit  einiger  Sicherheit  feststellen 
lassen.  Selbst  für  den  Aufriß  ergaben  sich  aus 
der  wechselnden  Stärke  der  Holzpfosten,  wie 
sie  aus  den  verschiedenen  Abmessungen  der 
gedachten  Öffnungen  im  Fußboden  zu  erschließen 
ist,  wichtige  Rückschlüsse  und  zwingen  zu  der 
Annahme,  daß  sich  über  dem  Proskenion  die 
eigentliche  Skenenwand  mit  einem  oberen  Stock- 
werk erhob.  Die  ganze  Tragweite  dieser  Ent- 


deckungen für  die  Geschichte  und  Entwickelung 
des  griechischen  Theaterbaues  ist  in  dem  vor- 
läufigen Ausgrabungsbericht  nur  angedeutet  und 
wird  erst  in  einer  von  Dörpfcld  verheißenen 
ausführlichen  Darstellung  klar  zum  Bewußtsein 
kommen. 

Endlich  wurden  von  den  außerhalb  der  Stadt 
im  Kaikostalc  liegenden  Grabhügeln  zwei  größere 
und  zwei  kleinere  angeschnitten.  In  dem  einen 
der  größeren,  dem  Mal-Tepeh,  wurde  eine  aus 
drei  Kammern  bestehende  Bestattungsanlage,  zu 
denen  ein  stollenartiger  Zugang  führt,  nach- 
gewiesen. Alle  Räume  sind  mit  gut  erhaltenen 
Tonnengewölben  überspannt,  aber  die  Ver- 
wendung von  Kalkmörtel  zur  Hintcrfüllung  der 
Mauern  und  Gewölbe  beweist,  daß  die  Anlage 
nicht  hellenistisch  sein  kann,  sondern  in  die 
römische  Kaiserzeit  gehört.  — Das  Fehlen  des 
Kalkmörtels  in  der  Umfassungsmauer  des  zwei- 
ten großen  Tumulus,  Jigma-Tepeh,  weist  diesen 
in  die  Königszeit,  und  die  Ausgräber  vermuten^ 
daß  in  ihm  die  pergamenischen  Königsgräber 
erhalten  sind;  in  das  Innere  vorzudringen  ist 
noch  nicht  gelungen.  In  den  beiden  kleinen 
Tumuli  hat  man  im  Jahre  1906,  wie  eine  Nach- 
schrift berichtet,  zwei  gut  erhaltene  Trachgt- 
sarkophage  mit  den  darin  gebetteten  Leichen 
und  ihren  Beigaben  gefunden.  Zwei  in  den 
Sarkophagen  liegende  Silbermünzen  gehören 
noch  dem  4.  vorchristlichen  Jahrhundert  an. 
Genaueres  über  den  Fund,  also  über  die  Anlage 
der  Gräber,  die  künstlerische  Form  der  Sarko- 
phage usw.  ist  dem  späteren  genauen  Aus- 
grabungsberichte Vorbehalten. 

Neben  den  architektonischen  Denkmälern 
treten  die  Einzelfunde  an  Bedeutung  zurück. 
Den  Marmorskulpturen,  die  in  großer  Zahl  vor- 
handen gewesen  sein  müssen  — im  Hofe  des 
Ggmnasions  sdieint,  wie  aus  den  noch  vor- 
handenen Basen  ersichtlich  ist,  vor  den  meisten 
der  84  Säulen  je  eine  Statue  gestanden  zu 
haben!  — ist  von  den  Kalkbrennern  arg  mit- 
gespielt worden.  Interessant  wäre  unter  den 
Funden  als  Typus  und  als  Vorbild  gleichartiger 
römischer  Bildungen  die  Panzerstatue  eines  hel- 
lenistischen Herrschers,  wenn  sie  nicht  gar  zu 
trümmerhaft  erhalten  wäre;  das  Fragment  eines. 
Porträtkopfes,  das  den  hellenistischen  Charakter 
der  Arbeit  erkennen  läßt,  soll  in  scinerZugehörig- 
keit  zu  dem  nur  in  zahlreichen  Bruchstücken 
ans  Licht  getretenen  Torso  nicht  einmal  ganz 
gesichert  sein.  Nach  Erhaltung  und  künstlerischem 
Wert  steht  an  erster  Stelle  ein  etwa  lebens- 
großer Herakleskopf  griechischer  Arbeit,  der  in 
seinen  Formen  die  hellenistische  Weiterbildung 
ly  sippischer  Stilelemente  erkennen  läßt.  Griechisch 
sind  weiter  der  Oberteil  einer  nackten  Jünglings- 


Studien  und  Forschungen 


65 


Statue  mit  erhaltenem  Kopf,  von  dem  nur  die 
hintere  Hälfte  fehlt,  und  der  Torso  eines  sitzen- 
den Herakles.  Für  die  römische  Zeit  war  nament- 
lich das  Haus  des  Ättalos  ergiebig,  dessen 
Peristgl  eine  Änzahl  jener  dekorativen  Skulp- 
turen barg,  wie  wir  sie  nach  Qualität  und  Ver- 
wendung aus  den  Häusern  Pompejis,  besonders 
anschaulich  dem  derVettier  kennen.  Der  Unter- 


teil einer  Poseidonstatue  mit  hochaufgestütztem 
Bein  mag  als  Vertreter  eines  bekannten  statuari- 
schen Motivs  besonders  genannt  sein.  — Von 
Terrakotten  und  Tongefäßen  wurden  wie  ge- 
wöhnlich zahlreiche  Fragmente  gefunden,  die 
sich  zu  den  bekannten  Typen  gesellen,  ohne 
deren  Kreis  zu  erweitern. 

Herrmann. 


RUNDSCHAU 


BERLIN  = 

Die  Ausstellung  älterer  englischer  Kunst^)  in 
der  Königlichen  Äkademie  (26.  Jan.  bis  23.  Febr., 
darf  zweifellos  als  die  bedeutendste  Veranstal- 
tung des  letzten  Winters  angesprochen  werden. 
Wichtig  ist  für  den  Kunsthistoriker  vor  allem 
die  durch  sie  dargebotene  Möglichkeit,  den 
Meisterwerken  einer  in  sich  geschlossenen 
Kunstepoche  einmal  auf  kurze  Zeit  gegenüber- 
treten und  damit  unser  Verhältnis  zu  jener 
einer  bedeutsamen  Revision  unterziehen  zu 
können.  Das  Resultat  dieser  Prüfung  wird  ne- 
gativ sein.  Es  führen  von  der  Gegenwart  aus 
keine  Beziehungen  zu  dieser  aristokratischen 
Kunst  zurück,  ja  selbst  der  künstlerische  Wert 
jener  englischen  Bildnismalerei  ist  heute  nicht 
mehr  absolut  zu  bejahen.  Wohl  waren  jene 
Reynolds,  Gainsborough,  Raeburn,  Hoppner, 
Romney,  Lawrence  Künsterpersönlichkeiten,  die 
ihrer  Zeit  den  Stempel  auf  gedrückt  haben,  in- 
des dieselbe  Zeit  hat  ihre  Ärbeit  Lügen  ge- 
straft. Darüber  belehrt  uns  deutlich  genug  die 
zeitgenössische  Literatur  jenes  England,  die 
gar  nichts  von  dieser  holdseligen  Pose,  diesen 
theatralisch  zurechtgestuzten  Ällüren  an  sich 
hat,  die  auf  die  Dauer  unerträglich  wirken  und 
unserem  modernen  Gefühl  so  fremd  sind  wie 
das  schmachtende  Liebesspiel  des  Rokoko  über- 
haupt. So  wird  auch  heute  niemand  mehr  be- 
haupten können,  die  Kunst  jener  Großmeister 
Englands  sei  überhaupt  das  Produkt  der  Zeit- 
kultur gewesen.  Die  Beziehungen  zu  van  Dyck 
auf  der  einen,  zum  französischen  Rokoko  auf 
der  anderen  Seite  sind  zu  augenfällig,  um  uns 
über  den  Ursprung  dieser  Kunst  im  unklaren 
zu  lassen.  Es  läßt  sich  ernstlich  kaum  be- 


y Äusführlidier  wird  Herr  Prof.  Jaro  Springer  in  dem 
nächsten  Hefte  dieser  Zeitschrift  auf  die  Ausstellung  zu- 
rüchkommen.  Die  Red. 


streiten,  daß  wir  hier  vor  einem  Epigonentum 
künstlerischen  Schaffens  stehen,  das  von  dem 
Großvater  van  Dyck  den  malerischen  Fein- 
geschmack, vom  Vater  Rokoko  die  spielende 
Grazie  auf  sich  vererbte  — vom  Eigenen  aber 
so  gut  wie  gar  nichts  dazutat,  es  sei  denn,  daß 
man  die  Vorliebe  zum  Dekorativen  überhaupt 
als  eines  der  eigenen  Merkmale  dieser  eng- 
lischen Malerei  ansprechen  will.  Man  kann 
vor  diesen  Bildern  nicht  vergessen,  daß  sie 
Zeitgenossen  eines  Goya  waren,  und  daß  die 
Kunstgeschichte  vor  jenem  einen  Velasquez  und 
Rembrandt  gesehen.  Einige  wenige  männliche 
Bildnisse  ausgenommen,  zeige  man  unter  diesen 
mehr  als  hundert  Werken  ein  einziges  Porträt, 
das  uns  den  Eindruck  eines  lebendigen,  von 
Charakter  und  Willen  erfüllten  Individuums  zu 
vermitteln  vermöchte.  Es  gibt  keins,  das  nur 
entfernt  an  den  schlechtesten  Goya  heran- 
reichen könnte.  Menschen  zu  bilden  war  diese 
Kunst  zu  schwach.  Ihre  Stärke  liegt  in  dem 
Geschick,  Grazie  und  klassische  Ällüren  fest- 
zuhalten und  alles  das,  was  zum  eigentlichen 
Bildnis  gar  nicht  hinzugehört,  wie  Kleider, 
Shawls  und  Spitzen,  mit  höchster  malerischer 
Delikatesse  wiederzugeben.  Der  Mensch  aber 
auf  diesen  Werken  bleibt  eine  Puppe,  die  der 
Arrangeur  beliebig  in  diese  oder  jene  Pose  zu 
verrücken  weiß,  die  er  geschickt  in  ein  klassi- 
sches oder  landschaftliches  Milieu  hineinstellt, 
zu  dem  ihr  jede  Beziehung  fehlt.  Diese  Eng- 
länder haben  ihr  Modell  zurechtqerückt,  wie  es 
heutigen  Tages  der  Photograph  mit  seinem 
„Bitte  recht  freundlich“  tut,  und  in  der  Tat 
haben  sie  alle,  die  Miß  Farren,  Mrs.  Gailwey 
und  wie  sie  alle  heißen,  solcher  Aufforderung 
getreulich  Folge  geleistet.  Selbst  Gainsboroughs 
berühmter  „Blue  Boy“,  der  auch  als  Porträt 
unter  allen  Werken  dieses  Meisters  als  das  ge- 
lungenste gelten  darf,  kann  über  die  Statisten- 

5 


66 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


posG  nicht  hinwegtäuschen,  ein  wohlgestelltGr 
Enkel  jener  van  Dyckschen  Prinzen,  die  leicht- 
blütiger und  selbstbewußter  ansprechen  als 
dieser  junge  englische  Master  Jonathan  Buttall. 
Sucht  man  aber  in  diesem  Kreise  nach  einer 
stärkeren  KOnstlerindividualität,  die  alle  übrigen 
um  Haupteslänge  überragt,  so  fällt  der  Blick 
auf  den  einzigen  Reynolds.  Dieses  Meisters 
Menschen  haben  das  meiste  Eigenleben  und 
auf  Bildern  wie  dem  Porträt  des  Marquess  of 
Grauby  erkennt  man  mit  Überraschung,  wie  fein 
sich  die  tonige  Landschaft  des  Hintergrundes  — 
bei  den  übrigen  ist  sie  nie  mehr  als  Kulisse  — 
.als  selbständiger  und  unentbehrlicher  Bildfaktor 
der  Gesamtkomposition  einfügt.  Äuch  der  als 
Cupido  gekennzeichnete  Gassenjunge  „the  link 
boy“  muß  als  charakteristisch  für  Reynolds  ur- 
sprünglichere Ärt  hervorgehoben  werden. 
Ebenso  ist  die  Nelly  O’Brien  aus  dem  Besitz 
von  Charles  Wertheimer  das,  was  man  selbst 
nach  unseren  heutigen  gesteigerten  Ansprüchen 
als  ein  gutes  Porträt  bezeichnen  darf.  Tritt  in 
Reynolds  das  Germanische  stärker  zutage,  so 
möchte  man  Gainsborough  fast  fransösisch 
nennen,  ein  echtes  Kind  des  Rokoko.  Ihm 
stehen  auch  Hoppner  und  Romney  näher  als 
der  Schotte  Raeburn,  den  wesensverwandte 
Züge  enger  mit  Reynolds  — um  nicht  zu  sagen 
mit  Velasquez  — zu  verbinden  scheinen.  Das 
Bildnis  seiner  Gattin  ist  eins  der  besten 
Porträts  dieser  ganzen  Ausstellung.  Lawrence 
endlich,  der  geschickteste  vielleicht  unter  allen, 
dessen  Ideal  ganz  auf  holdselige  Lieblichkeit 
hinausläuft,  hat  sich  in  seiner  Miß  Farren  ein 
unsterbliches  Denkmal  gesetzt  — aber  ist  diese 
Miß  Farren  nicht  ebenso  lieblich  wie  geistig 
unbedeutend,  die  Vorläuferin  jenes  hohlen 
Schönheitsideals,  das  die  Menge  heute  noch  bei 
Fritz  August  vonKaulbach  zu  bewundern  liebt. 
Hat  überhaupt  Old  England,  das  in  dieser  Aus- 
stellung vor  uns  hintritt,  das  besessen,  was 
man  wirkliche  Höhenkunst  nennen  könnte,  und 
liegen  in  diesen  Werken  in  der  Tat  Werte 
verborgen,  die  fruchtbringend  auf  die  Moderne 
wirken  könnten?  Beides  muß  verneint  werden. 
Die  beste  Erkenntnis,  die  diese  27  Reynolds, 
19  Gainsboroughs,  9 Hoppners,  8 Raeburns, 
10  Romneys,  6 Lawrences  vermitteln  können, 
ist  die,  daß  wir  glücklich  sein  dürfen,  diese  in- 
teressante Veranstaltung  nicht  schon  fünfzehn 
Jahre  früher  erlebt  zu  haben.  Heute  fühlen 
wir  uns  stark  genug,  den  historischen  Abstand 
richtig  zu  bewerten  und  unsere  eigenen  Bahnen 
unbeeinflußt  von  Old  England  weiterzugehen. 
Ein  Moderner  freilich  ist  auch  unter  diesen 
Alten,  John  Constable,  der  Landschafter.  Über 
ihn  wäre  ein  eigenes  Kapitel  wohl  am  Platze. 


Die  wenigen  Zeugnisse  seiner  Kunst,  die  unsere 
Ausstellung  beherbergt,  lassen  indes  das  Starke 
und  Eigene  seiner  Begabung  mehr  ahnen,  denn 

deutlich  umreißen.  B. 

8 

Personalveränderungen  an  den  Museen.  Am 
Kunstgewerbemuseum  tritt  Geheimrat  Lessing 
von  der  Leitung  zurück.  Seit  1882  Direktor 
des  Museums,  hat  er  die  Sammlungen  aus  klei- 
nen privaten  Anfängen  zu  der  Bedeutung  ge- 
führt, die  sie  heute,  als  eines  der  ersten  Museen 
der  Welt  für  altes  Kunstgewerbe,  besitzen.  Die 
wesentlichsten  Bereicherungen  der  Sammlung 
in  der  Frühzeit  waren  der  Ankauf  des  Lüne- 
burger Ratssilbers  1874  durch  Lessing  und  die 
Einverleibung  der  entsprechenden  Teile  der 
Königlichen  Kunstkammer  1875.  Seitdem  wur- 
den die  Sammlungen  systematisch  ausgebaut 
und  nach  beiden  Richtungen  hin  organisiert, 
nach  der  historischen  und  nach  der  technologi- 
schen Ordnung,  und  bis  zur  Gegenwart  fort- 
geführt; da  denn  auch  die  neueren  Richtungen 
des  Kunstgewerbes  durch  Ankäufe  auf  der 
Pariser  Weltausstellung  1900  durch  Lessing 
Berücksichtigung  fanden.  Als  Hauptwerk  seines 
Lebens  aber  betrachtete  er  die  alle  Länder  und 
Zeiten  umfassende  Gewebesammlung,  die  von 
Anfang  an  im  Museum  organisiert  wurde,  der- 
gestalt, daß  jetzt  für  die  gesamte  Textil- 
kunst hier  eine  Zentralstelle  geschaffen  ist. 
Seit  etwa  1898  wurde  mit  der  Publikation  dieses 
Materials  in  musterhaften  farbigen  Reproduk- 
tionen begonnen.  Die  Erledigung  dieses  großen 
Werkes  hat  sich  Lessing  Vorbehalten,  so  daß 
er  auch  noch  fernerhin  mit  dem  Museum  in 
Berührung  bleibt. 

Sein  Nachfolger  wird  Otto  von  Falke 
(am  1.  April  dieses  Jahres),  der  bisherige  Leiter 
des  Kölner  Kunstgewerbemuseums,  der  von 
1887— 1894  Assistent  unter  Lessing  war.  Seine 
Bedeutung  beruht  neben  der  Neuorganisation 
des  Kölner  Museums  auf  einigen  vorzüglichen 
Büchern:  dem  Handbuch  der  Majolika  (1895  und 
1907),  den  Deutschen  Schmelzwerken  des  Mittel- 
alters (1904)  und  dem  mittelalterlichen  Teil  der 
großen  Illustrierten  Geschichte  des  Kunst- 
gewerbes (M.  Oldenbourg,  I.  Bd.,  1907). 

Auch  das  Kupferstichkabinett  wechselt  zum 
1.  Juli  die  Leitung.  Max  Lehrs  geht  wieder 
ans  Kupferstichkabinett  nach  Dresden  znrück, 
und  zu  seinem  Nachfolger  ist  kürzlich  Max 
Friedländer  ernannt  worden,  der  bisherige 
zweite  Direktor  des  Kaiser  Friedrich-Museums. 

Als  Direktor  des  prähistorischen  Museums 
ist  ferner  Professor  Schuch  har  dt  aus  Hannover, 
bisher  Direktor  des  Kestner-Museums , zum 
1.  April  berufen  worden;  zugleich  soll  er  die 


Rundschau 


67 


Oberaufsidit  über  alle  Äusgrabungen  in  Preußen 
erhalten. 

Die  Anstellung  von  jüngeren  deutschen 
Museumsbeamten  im  Äuslande  hat  mit  der  Be- 
rufung Wilh.  Valentin ers  an  das  Metropo- 
litan-Museum in  New  York  begonnen.  Man 
hat  dort  die  kunstgewerblichen  Sammlungen  zu 
einer  besonderen  Abteilung  zusammengefaßt, 
um  sie  einem  Kurator  der  nämlichen  Art  zu 
unterstellen,  wie  sie  an  der  Spitze  der  ver- 
schiedenen anderen  Abteilungen  stehen.  Für 
diese  neue  Stellung  ist  auf  Vorsdilag  Bodes 
und  nach  eingehenden  Erkundigungen  Valen- 
tiner  gewählt  worden,  welcher  hierzu  noch 
mehr  als  durch  seine  holländischen  Forsdiungen, 
namentlich  über  Rembrandt  und  Architektur, 
durch  seine  eingehende  Spezialkenntnis  in  ver- 
schiedenen Zweigen  des  Kunstgewerbes  be- 
fähigt erschien.  Er  war  zuletzt  am  Kaiser 
Friedrich-Museum  wissenschaftlicher  Hilfs- 
arbeiter. ’ 

Was  das  Deutsche  Museum  betrifft, 
dessen  Bau  — auf  der  Museumsinsel  — eine 
fest  beschlossene  Sache  ist,  so  darf  sich  jeder- 
mann freuen,  daß  gerade  die  deutsche  Kunst, 
ganz  im  Sinne  des  neuen  Vereins  für  Kunst- 
wissenschaft, eine  Zentrale  in  der  Reichshaupt- 
stadt erhalten  soll.  Was  der  antiken  und  der 
orientalischen  Kunst  recht  ist,  erscheint  für  die 
deutsche  zum  mindesten  billig.  Die  Sammlung 
der  deutschen  Holzskulpturen  und  Tafelbilder 
in  den  dunkelsten  Räumen”  des  Kaiser  Friedrich- 
Museums  verlangt  gebieterisch  eine  Neuordnung; 
es  ist  in  den  Berliner  Museen  überhaupt  schon 
Material  genug  für  die  beabsichtigte  neue 
Sammlung  vorhanden,  und  was  deren  Ausbau 
und  Neuerwerbungen  betrifft,  über  die  man  sich 
in  den  Provinzen  anscheinend  beunruhigt  hat, 
so  hat  Generaldirektor  Bode  (in  der  National- 
Zeitung  vom  24.  Dezember)  die  bestimmtesten 
Erklärungen  abgegeben,  daß  man  nicht  daran 
denke,  den  Provinzial-  und  Landes-Museen 
Konkurrenz  zu  bereiten.  Ist  doch  ohnedies  fast 
die  ganze  deutsche  Abteilung  des  Kaiser  Fried- 
rich-Museums im  Auslande  erworben,  und  hat 
man  von  Berlin  aus  stets  die  Provinzialsamm- 
lungen gefördert  (die  schöne  Straßburger  Ga- 
lerie z.  B.  ist  ihrerzeit  durch  Bode  allein  zu- 
sammengebracht worden).  Ein  unritterliches 
Rivalisieren  mit  jenen  Museen,  dies  kann  man 
nach  Bodes  Ausführungen  sicher  annehmen, 
wird  sich  zu  jeder  Zeit  für  das  Deutsche  Museum 
* in  Berlin  verbieten,  dessen  Pläne  viel  allgemei- 
nerer und  weitschauender  Art  sein  werden,  sein 
müssen,  als  die  der  Provinzialgalerien,  die 
ihrem  Charakter  nach  lokaler  begrenzt  sind. 


Neuerwerbungen  der  Königlichen  Museen. 
Das  Kaiser  Friedrich-Museum  fährt  fort, 
deutsche  Holzplastiken  zu  erwerben;  namentlich 
bayrische  aus  dem  Anfänge  des  16.  Jahrhunderts. 
Der  Hauptnachdruck  ruht  aber  nach  wie  vor 
auf  der  Bildersammlung.  Weniger  Italiener 
(Predellastück,  sienesisch,  angeblich  von  Fran- 
cesco di  Giorgio;  ein  Altärchen  — Beweinung 
Christi  — von  Pesellino  u.  a.)  als  Niederländer 
und  Deutsche  sind  von  Bedeutung:  ein  un- 
bekanntes niederländisches  Triptychon  der  Zeit 
Memlings;  ein  Johannes  auf  Patmos  von 
H.  Bosch,  mit  einer  geistreich  skizzierten  Rück- 
seite; ein  gutes  Porträt  von  Scorel;  die  bedeu- 
tende Kreuzigung  von  K.  Witz,  in  einer  weiten, 
hell  behandelten  Seelandschaft  (von  Holz  auf 
Leinwand  übertragen);  dann,  aus  russischem 
Privatbesitz,  das  anmutige  Bildnis  einer  jungen 
Frau,  das  Rogier  zugewiesen  werden  konnte. 
Aus  der  Sammlung  Kann  konnte  noch  eine 
stattliche  Anzahl  hervorragender  Bilder  — leider 
keines  der,  für  unerschwingliche  Preise  nach 
Amerika  gewanderten,  Hauptwerke  — erworben 
werden:  ein  ergreifender  Christuskopf  und  eine 
starke  Skizze  zu  „Christus  und  die  Samariterin 
am  Brunnen“  von  Rembrandt;  von  Ruisdaal, 
Aert  van  der  Neer  und  Wouvermann  je  eine 
Landschaft  von  verschiedener,  eindringlicher 
Stimmung;  Gonz.  Cocx:  Familienbild;  J.  Fyt: 
Stilleben  von  totem  Geflügel;  das  Porträt  eines 
Deutschen,  wahrscheinlich  aus  der  Schule  Bel- 
linis;  und  das  in  Holz  geschnitzte  Reliefbildnis 
des  Bischofs  Philipp  v.  Freising,  von  Friedr. 
Hagenauer. 

Die  Bibliothek  des  Kunstgewerbe- 
Museums  hat  die  Kostümbilder,  die  nach 
Freih.  v.  Lipperheides  Tode  ihr  überwiesen 
wurden,  in  den  Lipperheidischen  Sammlungs- 
räumen aufgehängt;  der  Treue  in  den  Kostümen 
entsprechend  sind  es  Werke  mehr  von  mittleren 
Begabungen,  tüchtiger  Berufsporträtisten,  als  von 
Genies,  denen  die  Kleidung  meist  wenig  gilt. 

Aus  den  Erwerbungen  des  Kupferstich- 
kabinetts ragen  die  56  Blatt  von  Charles 
Merion  hervor,  die  seit  1905  erworben  sind 
und  deren  Meister  Lehrs  selber  in  seinem  Be- 
richte den  größten  Radierer  nach  Rembrandt 
nennt;  Merion,  der  in  den  50er  Jahren  des 
19.  Jahrhunderts  in  Paris  in  Armut  lebte  und 
schuf  und  der  im  Irrenhause  von  Charenton 
starb,  dessen  Blätter  bei  seinen  Lebzeiten  nie- 
mand haben  wollte,  und  die  nach  seinem  Tode 
Preise  erreichten,  welche  jetzt  bereits  die  für 
Rembrandtsche  Radierungen  gezahlten  teilweise 
übersteigen!  S. 

Kunstgewerbe-Museum.  Unter  den 
Neuerwerbungen  des  Kunstgewerbe -Museums 


68 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


sind  die  Porzellane  besonders  reich  vertreten. 
Die  Versteigerung  der  bekannten  Sammlung  des 
Dr.  Clemm  (bei  Lepke  im  Dezember  1907)  bot 
Gelegenheit  zum  Ankauf  mehrerer  wichtiger 
Porzellanservice,  eines  mit  Watteauszenen  in 
Eisenrot  bemalten  Berliner  Kaffeeservices,  das 
nach  sicherer  Tradition  Friedrich  der  Große  1764 
dem  General  de  la  Motte-Fouque  zum  Geschenk 
machte;  eines  noch  vollzählig  im  alten  Kasten- 
futteral  erhaltenen  Berliner  Kaffee-  und  Tee- 
services im  sogen.  „Kurländer  Muster“  (um 
1780);  endlich  eines  kleinen  Wiener  Services 
(um  1775).  Außerdem  wurden  mehrere  Figuren 
der  Nymphenburger,  Wiener  und  Berliner  Ma- 
nufaktur erworben,  sowie  eine  Reihe  vorzüg- 
licher Gefäße  in  rotbraunem  Böttgersteinzeug 
aus  dem  Besitz  eines  Marquese  in  Lucca. 

S.  V.  C. 

s 

Die  Porzeüansammlütig  Samuel  im  Kaiser 
Friedrich-Museum,  Durch  Vermächtnis  des  im 
Frühjahr  1907  zu  Berlin  verstorbenen  H.  Sigis- 
mund Samuel  gelangte  das  Kaiser  Friedrich- 
Museum  in  den  Besitz  einer  Sammlung  von 
63  meist  süddeutschen  Porzellanfiguren  und 
-gruppen.  Die  Annahme  dieses  Vermächtnisses 
durch  ein  Museum  für  hohe  Kunst  bedeutet 
zugleich  eine  Anerkennung  jener  für  das 
18.  Jahrhundert  so  wichtigen  Kleinplastik,  die 
damit  etwa  auf  die  gleiche  Stufe  wie  die 
Tanagrafiguren  der  Antike,  die  Elfenbein- 
schnitzereien und  Kleinbronzen  des  Mittel- 
alters und  der  neueren  Zeit  gestellt  wird.  Im 
zukünftigen  deutschen  Museum  wird  die 
Samuelsche  Sammlung  den  Grundstock  einer 
ganzen  Porzellangalerie  bilden.  Vorläufig  ist 
sie  im  Saal  der  englischen,  französischen  und 
deutschen  Gemälde  des  18.  Jahrhunderts  in  zwei 
Vitrinen  untergebracht.  Die  Frankenthaler  Manu- 
faktur ist  am  reichsten  vertreten  (21  Figuren  u. 
Gruppen),  dann  folgt  Höchst  (20),  Ludwigsburg 
(8),  Wien  (5),  Nymphenburg  (4),  Meißen  (2);  je 
eine  Figur  bez.  Gruppe  kommt  auf  Fulda,  Straß- 
burg (?),  Vallendorf  i.Th.,  und  eine  bisher  noch 
nicht  bestimmte  ausländische  Fabrik.  S.v.  C. 

8 

Neuerwerbungen  der  Nationalgalerie,  Es 
soll  in  freier  Auswahl  nur  auf  einige  der  inter- 
essantesten Stücke  hingewiesen  werden.  Zum 
ersten  Male  in  der  Galerie  vertreten  ist  Fritz 
Boehle  mit  dem  charaktervollen  Bildnis  eines 
Architekten.  Erstaunlich  in  seiner  delikaten 
malerischen  Haltung  das  aus  der  Sammlung  des 
Barons  von  Königswarter  stammende  Selbst- 
bildnis von  Raphael  Mengs.  Sympathisch  das 
Bildnis  eines  musikliebenden  Bürgermeisters 


von  E.  von  Gebhardt  vom  Jahre  1874.  Gleich 
anmutig  der  Darstellung  wie  der  Dargestellten 
nach  das  Bildnis  der  ersten  Frau  des  früheren 
Direktors  Max  Jordan  von  Theodor  Große, 
endlich  der  flott  und  breit  gemalte  Studienkopf 
eines  bayrischen  Artilleriehauptmanns  von  Hans 
von  Mare  es.  Mit  charakteristischen  Werken 
ihrer  Kunst  sind  vertreten  M.  von  Schwind, 
mit  einem  Türmer  im  Mondschein,  groß  im 
kleinen  Format  und  von  einem  bezaubernden 
Klang  eines  silbrigen  Blaugrün,  Karl  Schuch 
mit  zwei  feinen  Stilleben  und  einer  seiner  sel- 
tenen Landschaften.  Des  Wiener  Franz  Eg  bis 
idyllische  Szene  eines  Grabschmückenden  Mäd- 
chens, und  A.  von  Pettenkofens  kleine 
Pußtalandschaft,  sind  von  einer  fast  miniatur- 
haften Feinheit  der  Malerei.  Sehr  erfreulich  ist 
auch  der  Zuwachs  an  Skulpturen.  Von  Gaul 
die  ruhenden  Schafe,  deren  Material,  gelblich 
poröser  Kalkstein,  das  Wollig-Massige  dieser 
Tiere  fein  charakterisieren  hilft;  in  "bronzener 
Straffheit,  in  sieghafter  Bewegung,  die  Gruppe 
„Krieger  und  Genius“  von  Georg  Kolbe;  die 
Bronzefigur  des  „Träumers“  von  dem  früh 
verstorbenen  Aug.  Hudler.  W.  Kaesbach. 

s 

DRESDEN  ■ ■ ^ 

Die  Anfang  Dezember  1907  von  den  Zei- 
tungen gebrachte  Nachricht,  daß  von  der  säch- 
sischen Regierung  eine  Spaltung  der  General- 
direktion der  Königlich  sächsischen  Kunstsamm- 
lungen in  zwei  Abteilungen  beabsichtigt  werde, 
hat  allenthalben  berechtigtes  Interesse  gefunden. 
Doch  erst  als  die  Motivierung  der  Regierungs- 
vorlage durch  weitere  Zeitungsmeldungen  be- 
kannt und  als  man  merkte,  daß  gerade  die 
Kunstsammlungen  auseinander  gerissen  werden 
sollten,  ist  die  Angelegenheit  von  berufenen 
Fachleuten  einer  sachlichen  Prüfung  unterzogen 
worden.  Auch  im  Sächsischen  Landtag  sind  die 
Dresdner  „Museumsnöte“  am  7.  Februar  1908 
besprochen  worden,  als  von  einem  für  einen 
Museumsbau  geeigneten  Terrain  die  Rede  wan 
In  der  Ersten  Kammer  meinte  Dr.  Naumann 
(Königsbrück),  daß  ein  Museumsbau  nicht  länger 
hinausgeschoben  werden  dürfe,  wenn  sich  nicht 
„Sachsen,  bezw.  Dresden,  mit  seinen  Samm- 
lungen überflügeln“  lassen  wolle.  Auch  hob  der 
Redner  hervor,  dass  bei  den  nötig  gewordenen 
neuen  Direktorstellen  nur  Bewerber  von  fach- 
wissenschaftlicher  Befähigung  in  Frage  kommen 
dürften.  Wie  die  musealen  Dinge  in  Dresden  ' 
liegen,  erfahren  wir  am  besten  aus  einigen  Auf- 
sätzen der  Kötschau’schen  „Museumskunde“. 

Das  diesjährige  1.  Heft  der  „Museumskunde“ 
bringt  zunächst  aus  der  Feder  von  Edgar  von 


Rundschau 


69 


Ubisch,  des  Direktors  des  königl.  Zeughauses 
in  Berlin,  eine  Würdigung  des  Projektes  eines 
sächsischen  „Fürstenmuseums“,  wie  es  von 
Woldemar  von  Seidlitz,  dem  Vortragenden 
Rat  der  Generaldirektion  in  Dresden  als  einer 
Ärt  Äuslese  des  künstlerisch  Besten  aus  allen 
Sammlungen  geplant  wird.  Seit  einem  Jahrzehnt 
wird  die  Überfüllung  der  Dresdner  Sammlungen 
als  ein  alle  Sti  mmung,  alle  gute  Wirkung  aufheben- 
der Mangel  beklagt,  mehr  und  mehr  ist  auch 
von  wohlwollenden  Schätzern  der  Dresdner 
Sammlungen  beobachtet  worden,  daß  man  den 
mählich  steigenden  Ansprüchen  an  eine  bessere 
Vorführung  der  Schätze  alter  Kunst  ent- 
gegenkommen  müsse.  Daß  die  Kulturmission 
Dresdens  für  den  Osten  und  Norden  Europas 
nachzulassen  beginnen  soll,  das  sagt  uns  Ubisch, 
und  er  wird  in  dieser  Beobachtung  wohl  Recht 
haben.  Ein  Grund  mehr  also  zur  Errichtung 
neuer  Museumsbauten  und  Beseitigung  der 
mannigfachen  Übelstände.  Eine  glänzende  Lö- 
sung der  Museumskalamität  wäre  es,  wenn  in 
absehbarer  Zeit  die  Idee  eines  den  höchsten 
Anforderungen  entsprechenden  Museums  ver- 
wirklicht werden  könnte,  wie  es  von  Seidlitz  in 
seiner  Broschüre  „Kunstmuseen,  ein  Vor- 
schlag zur  Begründung  eines  Fürstenmuseums 
in  Dresden“,  1907  angedeutet  hat.  Das  Projekt 
verdient,  wenn  es  auch  nicht  gleich  verwirklicht 
werden  kann,  in  der  Tat  alle  Berücksichtigung, 
es  zeugt  von  einer  hochgerichteten  Kunstauf- 
fassung. Dem  Kenner  der  überreichen  Dres- 
dener Sammlungen  braucht  nicht  erst  nachge- 
wiesen zu  werden,  daß  eine  solche  repräsen- 
tative Auslese,  die  die  spezifisch  sächsische 
Kunstkultur  in  ihren  höchsten  Spitzen  von  der 
ausgehenden  Gotik  bis  an  das  Ende  des  XVIII. 
Jahrhunderts  vorführen  will,  so  getroffen  werden 
kann,  daß  die  bestehenden  großen  Sammlungen 
kaum  in  ihrem  Bestände  und  in  der  ent- 
scheidenden Gesamtwirkung  beeinträchtigt  wer- 
den. Und  wenn  man  sich  dazu  entschließen 
könnte,  auch  nur  eine  beschränkte  Auswahl  der 
unendlich  vielen,  sehr  unnötigen  und  platzrau- 
benden Dubletten  der  Porzellansammlung  zu- 
gunsten der  Museen  zu  veräußern,  dann  würde  der 
Erlös  die  Kosten  des  neuen  Fürstenmuseums  wohl 
decken  können,  und  der  Ausfall  des  Überflusses 
im  Johanneum  würde  endlich  dazu  führen,  aus 
der  Porzellangalerie  eine  wirklich  mustergiltige 
keramische  Fachsammlung  zu  entwickeln,  wie  wir 
sie  dringend  in  Deutschland  brauchen  könnten. 
Eine  keramische  Galerie  ist  da  zu  schaffen, 
die,  wie  sie  dem  historischen  Studium  dienen  soll, 
ebenso  den  wechselnden  Erfordernissen  der 
Praxis  auf  allen  Gebieten  der  Keramik  nützlich 
werden  müßte. 


Ein  zweiter  Aufsatz  der  „Museumskunde“ 
knüpft  an  den  Artikel  von  Ubisch  an  und  behandelt 
die  Frage  der  Spaltung  der  Generaldirektion  der 
Königlich  sächsischen  Sammlungen.  Geschrieben 
ist  er  von  Karl  Kötschau,  der  ja  lang  genug 
als  Leiter  des  Historischen  Museums  in  Dresden 
gewesen  ist,  um  einen  guten  Einblick  in  die 
dortigen  Verhältnisse  gewonnen  zu  haben.  Wie 
jedem,  der  im  sächsischen  Staatshaushaltplan 
für  1908  auf  das  Kuckucksei  des  Regierungsvor- 
schlags gestoßen  war,  das  Unzulängliche  der 
Begründung  auffiel,  so  lehnt  ihn  auch  Kötschau 
als  unannehmbar  ab.  Mit  Recht  führt  er  aus 

— und  damit  trifft  er  sich  mit  Ausführungen, 
die  bereits  in  der  Tagespresse  zu  lesen  waren 

— daß  man  die  Einheit  in  der  Verwaltung  des 
Kunstbesitzes  aufrecht  erhalten  müsse  und  daß 
es  gerade  in  unserer  Zeit  not  tue,  die  Zu- 
sammengehörigkeit von  Kunst  und  Ge- 
werbe zu  betonen.  Wollte  man  hier  teilen, 
zerreißen,  es  könnte  den  Kunstsammlungen  zum 
Verhängnis  werden. 

Aber  Kötschau  geht  in  seinen  Vorschlägen 
sehr  viel  weiter,  er  entwickelt  ein  organi- 
satorisches Zukunftsprogramm.  Er  empfiehlt, 
nicht  nur  die  Kunstsammlungen  des  könig- 
lichen Hauses , sondern  auch  die  Kunstge- 
werbeschule mit  ihrem  Kunstgewerbemuseum, 
kurz,  alle  staatlichen  Kunstbildungsanstaiten 
unter  ein  einheitliches  Ressort  des  Kultus- 
ministeriums zu  gruppieren,  und  dann  zu  teilen 
zwischen  einem  Vortragenden  Rat  für  alle 
Kunstsammlungen  und  einem  anderen  für 
die  Unterrichtsanstalten,  Über  beiden  schwebt 
dann  einigend  der  Generaldirektor.  Die  natur- 
wissenschaftlichen Sammlungen  aber,  die  bisher 
mit  den  Kunstsammlungen  verbunden  sind, 
möchte  er  ganz  abstoßen  und  der  technischen 
Hochschule  zuweisen.  Mit  Recht  fordert  Köt- 
schau, daß  sowohi  der  Vortragende  Rat  für  die 
Kunstsammlungen,  wie  derjenige  für  die  Unter- 
richtsanstalten, Fachleute  sein  möchten.  Ailes 
sehr  plausibel,  dann  aber  meint  er  weiter,  daß 
eine  zentralistische  Generaldirektion  imstande 
sein  werde,  auch  dem  gegenwärtigen  Gewerbe 
Ziel  und  Richtung  zu  geben  — und  da  können 
wir  nicht  recht  mit. 

Es  heißt  in  dem  Aufsatz:  „Werden  die 
Unterrichtsanstalten  künstlerischen  Charakters  der 
neuen  Generaldirektion  mit  unterstellt,  so  kommt 
ein  großer  einheitlicher  Zug  in  die  Ausübung 
der  Kunstpflichten  des  Staates,  Sammiungen  und 
Unterrichtsanstalten  können  Hand  in  Hand  ar- 
beiten, die  Gegenwart  wird  endlich  die  Schätze 
der  Vergangenheit  voll  für  sich  ausnützen  können, 
es  wird  eine  fruchtbringende  Durchdringung  von 
Altem  und  Neuem  vor  sich  gehen  und  eine 


70 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Kultur  sich  entwickeln,  die  auf  weiterer  Grund- 
lage ruht  und  der  deshalb  in  der  Zukunft  der 
Sieg  gehören  muß.  Sachsen  aber  leistet  dann 
als  erster  der  deutschen  Staaten  etwas,  worauf 
die  Entwicklung  in  nicht  allzu  großer  Ferne 
sicherlich  hindrängt:  es  übt  eine  einheitliche 
Kunstpflege  aus  und  gibt  dem  Lande  eine  ge- 
schlossene künstlerische  Kultur“.  Wirklich? 
Uns  will  das  doch  etwas  zu  viel  gefolgert  er- 
scheinen. Der  Gedanke  von  der  fruchtbringenden 
Durchdringung  von  Ältem  und  Neuem  ist  na- 
türlich ohne  reaktionären  Beigeschmack  zu  ver- 
stehen. Kötschau  denkt  gewiß  nicht  an  eine 
Abhängigkeit  der  neuen  von  der  alten  Kunst 
und  glaubt  auch  nicht,  daß  eine  eklektische 
Kunst  der  Rückgriffe  auf  die  historischen  Stile 
der  endlich  lebenskräftig  gewordenen  modernen 
Bewegung  in  Kunst  und  Gewerbe  dienen  kann. 

Zeigt  in  eueren  Sammlungen,  daß  ihr  die 
Kunstwerke  alssolchezu  schätzen  wißt,  gleich- 
viel aus  welcher  Zeit  sie  sind,  lehrt  das  Volk 
und  die  Künstler  den  Respekt  vor  den  Schätzen, 
nicht  nur  wenn  sie  alt,  sondern  wenn  sie  gut 
sind  — bringt  ihr  das  in  euren  Sammlungen 
eindrucksvoll  zustande,  dann  ist  es  gut  und  für 
unsere  Kultur  wahrlich  genug.  Denn  so  erziehen 
wir  uns  die  Schätzer,  Kenner  und  die  anspruchs- 
vollen Käufer  der  Kunst,  die  wir  dringend 
brauchen.  Im  übrigen  aber  laßt  die  Modernen 
sich  eigne  Maßstäbe  suchen  und  macht  sie  nicht 
immer  mit  dem  Beispiel  der  alten  mundtot. 
Gewiss  ist  alte  Kunst  voller  Weisheit,  voll  ge- 
heimer Lehre.  Sie  ist  ein  Mittel  der  Geschmacks- 
bildung und  eine  feine  Stimmgabel  — und  nur 
in  diesem  Sinne  ein  Vorbild  für  unsere  moderne 
Kunst! 

Der  neuen  Kunst  möchten  wir  alle  und 
jede  Freiheit  der  Anregung,  der  Entwicklung 
lassen.  Das  Institut  aber,  das  sich  in  der  Zen- 
tralstelle für  sächsisches  Kunstgewerbe 
in  Dresden  gebildet  hat,  heraus  aus  den  Er- 
fahrungen der  Dresdner  Kunstgewerbe -Aus- 
stellung und  den  Bedürfnissen  der  Zeit  ge- 
horchend, schiene  uns  mit  seiner  beweglichen 
Organisation  sehr  wohl  geeignet,  der  Kunst 
Ziel  und  Riditung  innerhalb  der  modernen  In- 
dustrie und  des  Gewerbes  zu  weisen  und  der  er- 
strebten allgemeinen  Kunstkultur  vorzuarbeiten, 
— wenn  es  nur  erst  recht  in  Betrieb  kommen 
wollte! 

So  haben  die  Erörterungen  der  Fragen,  die 
an  eine  etwaige  Änderung  in  der  sädhsischen 
Gcneraldirektion  geknüpft  werden,  schon  Per- 
spektiven aufgesucht,  an  die  zunächst  kaum  ge- 
dacht wurde.  Wurzelt  der  Regierungsvorschlag, 
der  diese  Erörterungen  hervorgerufen  hat,  in 


der  richtigen  Erkenntnis,  daß  es  gut  sei,  den 
einen  Vortragenden  Rat  der  Generaldirektion  zu 
entlasten,  dem  außer  den  Kunstsammlungen  zur 
Zeit  auch  die  naturwissenschaitlichen  Samm- 
lungen und  die  Bibliothek  unterstehen,  so  wird 
man  gut  tun,  Kunst  und  Gewerbe  fein  bei  ein- 
ander zu  lassen,  wohl  aber  die  naturwissen- 
sdiaftlichen  Sammlungen  abzutrennen,  wie  das 
auch  von  Kötschau  recht  einleuchtend  dargelegt 
worden  ist.  Das  wäre  logisch  und  wäre  prak- 
tisdi,  und  ist  das  zunächst  Widitige. 

s 

FRANKFURT  a.  M.  --- 

Die  B o e h 1 e - A u s s t e 1 1 u n g im 
Staedel’schen  Kunst-Institut.^)  In  den 
Ausstellungsräumen  des  Staedel’schen  Kunst- 
Instituts  befindet  sich  seit  4 Wochen  eine  Aus- 
stellung von  Gemälden  von  Fritz  Boehle.  In 
den  intimen  Kabinetten  und  Gängen  hängen 
25— 30  Bilder  des  jungen  Künstlers,  die  im  wesent- 
lichen einen  neuen  Begriff  von  seiner  Schaffens- 
art geben.  Die  Mehrzahl  der  ausgestellten  Bilder 
ist  ein  Produkt  letzter  Zeit,  nur  einige  — teils 
aus  Privatbesitz  — vertreten  des  Künstlers 
früheres  Können  und  charakterisieren  nur  um 
so  stärker  seine  heutige  andere  Art.  Um  in 
der  Verschiedenartigkeit  des  ausgestellten  Reich- 
tums Überblick  zu  gewinnen,  will  ich  zunächst 
die  Porträts  aussondern.  Das  früheste  von  1894 
zeigt  den  Künstler  schon  auf  einer  sicheren  Höhe 
seines  Sdiaffens,  namentlich  hinsichtlich  der  Ge- 
samterfassung des  dargestellten  jungen  Mannes. 
Aber  wenn  hier  noch  ein  Kleben  des  Kopfes 
auf  dem  grünen  Untergründe  auszusetzen  wäre, 
so  zeigt  das  Bildnis  des  Kammersängers  Perron 
aus  dem  Jahre  1906,  zu  weldi  großer  Form  der 
Künstler  sich  durchgearbeitet  hat.  Seine  Be- 
schäftigung mit  der  Plastik  gewinnt  einen  un- 
erbittlichen Einfluß  auf  seine  Malkunst,  so  daß 
die  Gesichtszüge  des  dargestellten  Menschen  in 
flächiger  Klarheit  sich  zusammenfügen,  ohne  daß 
sein  Pinsel  an  eigentlich  malerisdier  Qualität 
einbüßt.  Diesen  beiden  Porträts  schließen  sich 
noch  drei  weitere  an,  unter  denen  hauptsächlich 
das  eines  jungen  Bauern  (Bruder  des  Künstlers) 
herrorgehoben  zu  werden  verdient. 

Eine  zweite  Gruppe  bilden  die  religiösen  Dar- 
stellungen. Fast  unvergeßlich  in  den  verschie- 
denen Nuancen  des  dargestellten  Schmerzes  cr- 


0 Dem  Programm  der  Monatshefte  entsprechend  soll 
die  moderne  Kunst  nur  in  Äusnahmefällen  ausführ- 
licher behandelt  werden.  Eine  Ersdieinung  wie  der  Frank- 
furter Meister  Fritz  Boehle  rechtfertigt  indes  diese  Aus- 
nahme vollauf.  Die  Red. 


Rundschau 


71 


scheinen  eine  Kreuzigung,  Beweinung  Christi 
und  eine  Kreuzabnahme.  Diesen  Bildern  gliedern 
sidi  noch  an  eine  Madonna  mit  dem  Gnaden- 
mantel,  ein  heiliger  Christophorus  und  ein  heiliger 
Hieronymus.  Die  Gestaltung  dieser  religiösen 
Vorwürfe  führt  in  gerader  Linie  zu  dem  künst- 
lerisdien  Hauptinteresse  Boehles,  zur  Darstellung 
des  nackten  Menschen  in  Verbindung  mit  dem 
Tier,  im  besonderen  mit  dem  Pferd.  Einige 
Bildtitel  werden  zur  Illustration  dienen:  Raub 
der  Europa,  Centaur  und  Jüngling,  Ädam  und 
Eva,  nackte  Jünglinge,  und  Pferde,  Pferde  in 
der  Schwemme,  Jüngling  und  Pferd,  ein  Fries 
reitender  Jünglinge  und  sich  angliedernd: 
sprengender  Ritter,  der  heilige  Georg;  denn 
auch  die  Rüstung  ist  ja  eine  Ärt  Äkt. 

Somit  wäre  ungefähr  ein  Überblick  über  das 
Gebotene  gewonnen.  Was  an  Boehle  besonders 
interessiert  und  ihm  die  beachtenswerte  Stellung 
unter  den  heutigen  Künstlern  zuweist  ist  neben 
der  zeichnerischen  Gediegenheit  und  der  kolo- 
ristischen Feinfühligkeit  die  Kraft  seiner  Er- 
findung und  die  Eigenart  seiner  Komposition. 
Bei  seinen  Gestalten  und  Köpfen  sucht  man 
umsonst  nach  tastenden  Unsicherheiten;  die 
Körper  seiner  Menschen  sind  reine  „gottgegebne 
Form“;  die  Köpfe  gehen  stets  auf  das  Typische; 
damit  soll  gesagt  werden,  daß  alles  Einzel- 
persönliche wegfällt  zugunsten  einer  höheren 
Konzentration. 

Wenn  auch  die  Maltechnik  keinesfalls  im- 
pressionistisch ist,  so  erfrischt  sie  um  so  mehr 
durch  diesen  Gegensatz,  zumal  sie  in  ihrer 
Wirkung  ein  gleiches  gibt. 

Und  nun  gelangen  wir  mit  zu  dem  Erstaun- 
lichsten, was  die  Ausstellung  uns  gebracht  hat, 
zu  dem  Reichtum  der  Vorwürfe,  der  uns  schon 
bei  der  Aufzählung  der  einzelnen  Gemälde  ent- 
gegentrat. Boehle  zeigt  sich  wieder  als  einer 
der  genialen  Menschen  vom  Schlage  Böcklins, 
die  eine  eigne  innere  Welt  in  Farbe  und  Form 
uns  eröffnen.  Aber  noch  ein  andrer  Name  ver- 
dient hier  genannt  zu  werden:  Hans  von Marees. 
Was  dieser  hochstrebende  Künstler  erreichen 
wollte,  scheint  sich  hier  vollenden  zu  sollen, 
und  zwar  auch  wieder  in  der  eigenartigen  Syn- 
these von  Akt  und  Pferd.  Auch  in  der  An- 
ordnung des  Vorwurfs  verspürt  man  gleiche 
Ziele.  Boehle  geht  auf  monumentale  Kompo- 
sition aus.  Der  große  Eindruck  seiner  Bilder 
ist  bedingt  durch  das  Kernige,  man  möchte  fast 
sagen  Derbe  ihres  Schemas.  Die  fast  logische 
Schlichtheit  der  Einordnung  der  Gestalten  in  den 
Bildraum  und  in  die  sie  umgebende  Natur  er- 
innert im  höchsten  Sinne  an  den  Grundriß  eines 
bedeutenden  Architekten.  E.  A.  B. 

s 


MÜNCHEN  ■'=  ^ 

ln  der  Galerie  Heinemann  in  München 
war  im  Dezember  eine  vorzügliche  Aus- 
stellung von  Werken  der  Schüler  Wilhelms 
von  Diez  zu  sehen.  Bedeutungsvoll  wie 
seit  Jahren  keine  ähnliche  Veranstaltung  in 
München,  gab  sie  vor  allem  eine  erstaunliche 
Probe  für  das  malerische  Können  zahlreicher 
Münchener  Künstler,  deren  Namen  verschollen 
sind  oder  die  seither  auf  moderne  Bahnen 
abschwenkten,  ohne  hier  eine  ihrer  ursprüng- 
lichen Begabung  entsprechende  Leistung  zu 
schaffen.  Duveneck-Herter-Breling,  in  diesen 
drei  Männern  finden  sich  Eigenschaften,  deren 
künstlerisches  Ausdrucksvermögen  unbedenklich 
neben  dem  Schaffen  vielgepriesener  und  hoch- 
bezahlter  französischer  Meister  der  gleichen 
Zeitperiode  (1870—1885)  genannt  werden  darf 
und  muß.  Münchens  Kunstgeschichte  hat  ein 
neues,  reiches,  abschließendes  Kapitel.  Wir  haben 
es  einzuschalten  vor  dem  Einsetzen  der  se- 
zessionistischen  Bewegung.  Das  Wichtige  an 
diesem  Kapitel  wird  der  Zusammenhang  der 
Diezschüler  mit  Leibi  sein.  Künftighin  wird 
man  sich  hüten  müssen,  die  Kraft  Leibis,  des 
Malers,  allein  aus  seinem  Verkehr  mit  Courbet 
und  dem  in  Paris  gewonnenen  Einfluß  abzu- 
leiten. Wer  eben  damals  in  München  malen 
lernen  wollte,  ging  zu  Diez,  dessen  Anregungen 
und  Lehren  auch  von  anderen,  wie  von  Marees, 
befolgt  wurden.  Diezens  Persönlichkeit  als 
Lehrer  steht  gewißlich  nunmehr  an  der  ersten 
Stelle,  wie  es  dem  bescheidenen  Meister  voll- 
auf gebührt. 

Wie  die  Ausstellung  von  der  Presse  nur  ge- 
ringe Beachtung  gefunden  hat,  so  daß  leider 
der  Besuch  recht  kläglich  war,  hat  die  An- 
kaufskommission  der  Pinakothek  hier 
neuerdings  ihre  bekannte  Fähigkeit  bewiesen, 
nur  diejenigen  Bilder  zu  wählen,  welche  die 
geringste  künstlerische  Qualität  besitzen.  Das 
Konventionellste  des  Konventionellen  hat  allein 
vor  ihren  Augen  Gnade  gefunden.  Sie  ließ  die 
weichen,  lichtvollen  Interieurs  von  Löfftz  bei- 
seite, um  eine  wenig  sagende  Baumstudie  an- 
zukaufen, nahm  zu  den  ohnehin  bereits  vor- 
handenen Bildern  von  Herterich  eine  zerfahrene 
historische  Skizze.  Entzückende  kleine  Land- 
schaften blieben  ohne  Beachtung.  Duveneck, 
nach  Muther  in  Amerika  geboren  — er  stammt 
aus  Ingolstadt!  — wurde  wohl  als  lästiger  Aus- 
länder empfunden  und  deshalb  übergangen. 
Allein  ein  feiner  Mädchenkopf  von  Herter  mit 
großen,  träumerisch  sinnenden  Augen  ist  aus- 
zunehmen unter  den  17  Stücken,  von  welchen 
16  wohl  angetan  sind,  jeden  davorstehenden 
Künstler,  jeden  künstlerisch  empfindenden  und 


72 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


vergleichenden  Menschen  in  der  Überzeugung 
des  Erstaunens  über  das  bayerische  Kommissions- 
wesen  in  Kunstdingen  zu  bestärken. 

Uhde-Bernags. 

s 

NÜRNBERG  — ^ 

Beim  Rückblidc  auf  Ausübung  und  Pflege 
der  bildenden  Kunst  in  Nürnberg  während 
des  verflossenen  Jahres  bieten  sich  dem 
Auge  zwar  keine  bedeutsam  hervorragende 
Punkte  dar,  aber  eine  gewisse  Stetigkeit  der 
Entwicklung  zu  höheren  Zielen  wird  man,  wenn 
man  den  Blick  nur  nicht  starr  auf  Nürnbergs 
wunderbare  Kunstblüte  im  15.  und  16.  Jahr- 
hundert gerichtet  hält,  doch  nicht  verkennen 
können.  Einen  ansehnlichen  Teil  des  Interesses, 
der  Pflege  und  der  für  Kunstzwecke  zur  Ver- 
fügung stehenden  Mittel  wird  ja  freilich  stets 
die  große  Vergangenheit  der  Stadt  und  die  Er- 
haltung und  Erforschung  der  uns  aus  ihr  in  ver- 
hältnismäßig reicher  Zahl  überkommenen  Denk- 
mäler absorbieren  müssen.  So  bildet  ein  Haupt- 
kapitel in  der  Geschichte  der  Nürnberger  Kunst- 
pflege schon  seit  vielen  Jahren  die  Wieder- 
herstellung namentlich  unserer  ehr- 
würdigen gotischen  Kirchen,  an  denen 
sich  frühere  Zeiten  durch  mangelhafte  Aus- 
besserung mit  schlechtem  Material  nicht  selten 
arg  versündigt  haben  und  deren  äußerer  Skulp- 
turenschmuck vollständigem  Verfall  durch  Ver- 
witterung anheimzufallen  drohte  oder  bereits 
anheimgefallen  war.  Nach  der  mustergültigen 
Restaurierung  der  Sebalduskirche  durch  Pro- 
fessor Joseph  Schmitz  hat  sich  dieser  hoch- 
verdiente Meister  gotischer  Baukunst  bekannt- 
lich der  teilweise  in  noch  schlimmerem  Zustande 
befindlichen  Lorenzkirche  zugewandt,  und  das 
südliche  Seitenschiff  wie  der  südliche  Turm, 
bei  dem  es  sich  vor  allem  um  die  Ersetzung 
der  alten  schadhaften  Zinndeckung  durch  eine 
Kupferbedachung  und  um  die  Restaurierung  der 
Steingiebel  des  Achteckaufbaues  handelte,  haben 
im  vergangenen  Jahre  fertiggestellt  werden 
können.  An  der  Außenseite  des  nördlichen 
Seitenschiffs  ist  der  alte  Ölberg  in  neuen,  nach 
Möglichkeit  getreuen  Figuren  und  wohl  abge- 
wogener Polychromierung  wieder  erstanden. 
Nun  aber  ist  in  der  Kasse  des  Vereins  für  die 
Wiederherstellung  der  St.  Lorenzkirche  leider 
eine  bedenkliche  Ebbe  eingetreten,  die  durch 
Veranstaltung  einer  Geldlotterie  zu  beheben  ge- 
sucht wird,  worauf  dann  hoffentlich  die  Arbeiten 
ihren  ungehinderten  Fortgang  werden  nehmen 
können.  Inzwischen  hat  sich  Prof.  Schmitz  auch 
der  kleinen  nördlich  von  der  Sebalduskirche 


gelegenen  Moritzkapelle,  in  der  vor  kurzem 
wertvolle  frühe  Wandmalereien  aufgedeckt  wur- 
den, angenommen;  bei  der  Restaurierung  der 
Jakobskirche,  von  der  neuerdings  gleichfalls  ver- 
schiedentlich die  Rede  war,  wird  es  sich  indessen 
lediglich  um  einige  nötig  werdende  Ausbesse- 
rungsarbeiten von  untergeordneter  Bedeutung 
handeln.  —Die Inventarisierurig  des  gesamten 
noch  in  Nürnbergs  Mauern  vorhandenen  Kunst- 
besitzes — mit  Ausschluß  natürlich  der  Samm- 
lungen — hat  sich  seit  einigen  Jahren  der  „Verein 
für  die  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg“,  vom 
Stadtmagistrat  tatkräftig  unterstützt,  auf  das 
eifrigste  angelegen  sein  lassen,  und  die  Heraus- 
gabe der  ersten  Lieferungen  des  Werkes  über 
Nürnbergs  Bau-  und  Kunstdenkmäler,  die  den 
mit  der  Inventarisierung  betrauten  Konservator 
am  Germanischen  Museum,  Dr.  F.  T.  Schulz, 
zum  Verfasser  haben  werden,  steht  in  Bälde  zu 
erwarten. 

Weit  über  die  Grenzen  Nürnbergs  oder 
Bayerns,  weit  auch  über  die  Grenzen  der  Kunst- 
pflege und  Kunstgeschichte  hinaus  auf  planmäßige 
Sammlung  und  Erforschung  von  Denkmälern 
der  gesamten  älteren  deutschen  Kultur  zielen 
bekanntlich  die  ihm  von  seinem  Begründer,  dem 
Freiherrn  von  Aufseß,  eingepflanzten,  von  dessen 
Nachfolgern  weiterentwickelten  Absichten  und 
Pläne  desGermanischen  Nation alm US eu ms. 
Nach  der  bedeutenden  Erweiterung  der  Samm- 
lungen in  den  ersten  sechs  Jahren  des  neuen  Jahr- 
hunderts (Bauernzimmer,Volkstrachtensammlung, 
Zimmerflucht  mit  Barock-,  Rokoko-  und  Empire- 
einrichtungen) ist  in  dieser  Beziehung  in  der 
letzten  Zeit  zunächst  eine  Pause  eingetreten, 
was  teils  in  der  begonnenen  gründlichen  Durch- 
arbeitung einzelner  Abteilungen,  teils  auch  in 
der  allmählich  wieder  brennend  werdenden  Raum- 
frage seinen  Grund  hat.  So  wurden  1907  die 
Abteilungen  Glas,  Keramik,  Zinn  den  heutigen 
museologischen  Anforderungen  entsprechend  neu 
aufgestellt,  die  Ausstellung  von  Schriftproben, 
wie  von  Erzeugnissen  des  Drucks  und  der 
graphischen  Künste  neu  geordnet,  die  Gewebe- 
sammlung in  neuen  gesünderen  Rahmen  und 
Schränken  untergebracht.  Für  die  letztere  Ab- 
teilung konnte  namentlich  auf  der  Auktion  der 
Sammlung  Spengel  eine  ansehnliche  Reihe  wert- 
voller Ergänzungen  erworben  werden,  und  auch 
auf  verschiedenen  anderen  Gebieten  waren  die 
Zugänge  während  des  vorigen  Jahres  beträchtlich. 
Unter  den  neu  erworbenen  Werken  der  Plastik 
sei  eine  aus  Tirol  stammende  Madonna  mit  dem 
Kinde  aus  dem  Ende  des  14.  Jahrhunderts  und 
die  Halbfigur  einer  ebensolchen  Maria  aus  der 
Werkstatt  Tilman  Riemenschneiders,  unter  den 
wissenschaftlichen  Instrumenten  ein  messingenes 


Rundschau 


73 


Ästrolabium  von  Georg  Hartmann,  Nürnberg, 
1548,  unter  den  Goldschmiedearbeiten  ein  mäch- 
tiger Weinhumpen  aus  dem  Änfange  des  18.  Jahr- 
hunderts, u.  a.  mit  der  getriebenen  Darstellung 
des  Heidelberger  Riesenfasses,  und  das  vor- 
trefflich gearbeitete  silbervergoldete  Monile  eines 
Osnabrücker  Domherrn  aus  dem  Geschlechte  der 
Hatzfeld,  Kölner  Ärbeit  um  1630,  ein  wahres 
Prachtstück,  besonders  hervorgehoben.  Die  Be- 
stände des  Kupferstichkabinetts  erfuhren  durch 
Änkäufe  von  Blättern  Israel  von  Meckenems 
(Bartsch  28),  Dürers  (B.  66:  die  drei  Genien, 
und  das  Holzschnittbildnis  Kaiser  Maximilians 
vom  Jahre  1519,  B.  153),  Burgkmairs,  Äldgrevers, 
Cranachs,  Brosamers,  Daniel  Hopfers,  Hieronymus 
Bangs,  Paul  Flindts,  H.  S.  Lautensacks,  Virgil 
Solis’  Wenzel  Hollars  u.  a.  m.  wichtige  Er- 
gänzungen, während  für  die  Bibliothek  u.  a. 
ein  vollständiges  Exemplar  des  seltenen  Werkes 
„Der  Türckische  Schau-Platz . . . Hamburg,  gedruckt 
und  verlegt  durch  Thomas  von  Wiering  . . . 1685“ 
mit  nahezu  dem  gesamten  Holzschnittwerke 
des  Melchior  Lordi  (1527 — 1586)  in  allerdings 
späten  Abdrücken  erworben  werden  konnte. 
Gegen  den  Schluß  des  Jahres  hatte  sich  die 
Bibliothek  übrigens  noch  der  sehr  willkommenen 
Schenkung  ausgewählter  Bestände  einer  Privat- 
bibliothek (Beckh-Ratsberg  bei  Erlangen)  zu  er- 
freuen, die,  im  ganzen  an  1600  Bände,  worunter 
viele  Sammelbände,  vor  allem  freilich  der  literar- 
historischen, philosophischen  und  lokalgeschicht- 
lichen Abteilung  der  Bibliothek  zugute  gekommen 
ist.  Erwähnt  sei  hier,  daß  aus  der  gleichen 
Privatbibliothek  eine  weit  über  hundert  Blätter 
umfassende  Sammlung  von  Handzeichnungen 
aus  dem  Besitze  des  Architekten  und  Kupfer- 
stechers Paul  Decker  (1677—1713),  des  Erbauers 
des  Erlanger  Schlosses,  von  den  bisherigen  Be- 
sitzern der  Universitätsbibliothek  zu  Erlangen 
als  Geschenk  überwiesen  worden  ist.  Die  meisten 
dieser  Blätter  rühren  von  Deckers  eigener  Hand  her. 

Wie  das  Germanische  Museum  den  natür- 
lichen Mittelpunkt  der  kunst-  und  kulturgeschicht- 
lichen Studien  in  Nürnberg  bildet,  so  gehen  die 
hauptsächlichsten  und  wirkungsvollsten  künst- 
lerischen Bestrebungen  mit  dem  Nachdruck  auf 
das  von  Alters  her  in  Nürnberg  blühende 
Kunstgewerbe  vom  Bayerischen  Gewerbe- 
museum und  der  Königl.  Kunstgewerbe- 
schule aus.  Die  letztere  hatte  zwar  in  den 
letzten  Jahren  durch  den  Tod  des  Professors 
Wilhelm  Behrens  (f  1904)  und  den  Rücktritt 
und  Fortzug  des  um  die  Kunstentwicklung  in 
Nürnberg  so  verdienten  Prof.  Friedrich  Wan- 
derer schwere  Verluste  zu  beklagen,  aber  neue 
wertvolle  Kräfte:  Hermann  Bek-Gran,  Max  Heil- 
maier, Otto  Lohr,  sind  mit  jugendlichem  Feuer 


in  die  entstandene  Bresche  gesprungen.  Das 
Bayerische  Gewerbemuseum  wirkt  nach  wie  vor 
in  weiteste  Kreise  namentlich  durch  belehrende 
Vorträge  aller  Art  und  durch  die  seit  1901  regel- 
mäßig abgehaltenen  kunstgewerblichen  Meister- 
kurse, die  im  letzten  Jahre  unter  der  Leitung  Paul 
Hausteins  aus  Stuttgart  standen.  Gegenwärtig 
ist  überdies  eben  die  Gründung  einer  Zweig- 
niederlassung des  Museums  in  Landshut  im 
Werke,  gewiß  ein  Zeichen  für  den  Anklang, 
den  die  Bestrebungen  der  Anstalt  fortgesetzt 
finden,  für  die  Beliebtheit,  deren  sie  sich  er- 
freut und  der  sie  zum  guten  Teil  ihre  Erfolge 
zu  verdanken  hat.  Auf  die  rein  private  Gründung 
der  „Noris-Werkstätten“  für  angewandte 
Kunst  durch  den  Architekten  Jakob  Schmeißner  und 
den  Kunstmaler  Hermann  Schwabe  zu  Ausgang 
des  Jahres  1906  soll  gleichfalls  an  dieser  Stelle 
hinzuweisen  nicht,  unterlassen  werden.  Ist  doch 
aus  diesen  Werkstätten  in  der  kurzen  Zeit  ihres 
Bestehens  schon  eine  beträchtliche  Zahl  hand- 
werklich schöner  Einzelstücke,  wie  ganzer 
Zimmer-  und  Hauseinrichtungen,  die  den  Ge- 
schmack zu  bilden  und  zu  verfeinern  geeignet 
sind,  hervorgegangen. 

Auch  der  engere  Zusammenschluß  der  Künst- 
lerschaft Nürnbergs  zur  „Nürnberger  Kunst- 
genossenschaft“ ist  erst  in  jüngster  Ver- 
gangenheit erfolgt.  Die  erste  Frucht  der  neuen 
Organisation  war  die  Dürerbund-Ausstellung,  die 
vom  29.  September  bis  zum  31.  Oktober  1907 
im  Hörsaal  des  Bayerischen  Gewerbemuseums 
stattfand  und  von  dem  redlichen  und  ernsten 
Streben  unserer  Künstler,  deren  Senior,  den 
Architekturmaler  Professor  Paul  Ritter,  leider 
der  Tod  am  27.  November  aus  der  Reihe  der 
Schaffenden  abgerufen  hat,  beredtes  Zeugnis 
ablegte.  Insbesondere  war  Professor  Bek-Gran 
dabei  durch  eine  Sonderausstellung  seiner  Werke 
namentlich  aus  zeichnerischem  Gebiete  vortreff- 
lich vertreten. 

So  steht  zu  hoffen,  daß  sich  das  noch  zarte 
Pflänzlein  der  neueren  Nürnberger  Kunst  in 
Zukunft  noch  zu  wahrer  Kraft  und  immer  reicherer 
Fülle  entwickeln  werde.  Gewiß  wird  dazu  auch  das 
neue  Künstlerhaus  am  Königstor  beitragen, 
das  der  freien  Künstlerschaft  gewissermaßen 
einen  Mittelpunkt  und  eine  Heimstätte  gewähren 
soll  und  nunmehr  seiner  Vollendung  entgegen- 
geht. Der  Entwurf  zu  demselben  rührt  von 
Professor  Konradin  Walther  her,  die  Innenein- 
richtung, für  die  am  8.  Januar  ein  prächtig  ver- 
laufenes Künstleifest  weitere  Mittel  flüssig  ge- 
macht hat,  wurde  den  bewährten  Händen  des 
Bauamtsassessors  Ludwig  Ullmann  anvertraut. 
Auch  der  Albrecht  Dürerverein  wird  viel- 
leicht nach  Übersiedlung  aus  den  lange  inne- 


74 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


gehabten  unwürdigen  Lokalitäten  am  Haupt- 
markt  in  das  zweckentsprediend  eingerichtete 
neue  Gebäude,  das  auch  ihn  aufzunehmen  be- 
stimmt ist,  eine  Verbesserung  seines  Blutes 
und  und  eine  Hebung  seiner  Kräfte  verspüren, 
ja  in  fernerer  Zukunft  wohl  gar  aus  dem  Zu- 
sammenwirken der  verschiedensten  Faktoren 
eine  moderne  Gemäldegalerie  erstehen,  wie  man 
sie  einer  Stadt  von  der  Größe  und  Bedeutung 
Nürnbergs  so  sehr  wünschen  möchte,  zu  der 
aber  bisher  in  der  städtisdien  Sammlung  auf 
dem  Rathaus  nur  erst  geringe  Ansätze  vor- 


handen sind. 


Theodor  Hampe. 


FLORENZ  — 

In  den  Florentiner  Sammlungen 
schreitet  die  Arbeit  der  Neuordnung  fort,  Er- 
werbungen finden  statt,  in  den  Kirchen  wird 
überall  an  Restaurationen  gearbeitet,  es  ist 
darüber  viel  zu  berichten.  Dies  soll  demnächst 
ausführlidi  geschehen.  Schon  heute  sei  jedoch 
mitgeteilt,  daß  die  Gerüste  im  Baptisterium, 
welche  viele  Jahre  lang  die  Mosaiken  der  Kuppel 
dem  Auge  entzogen,  nun  völlig  entfernt  sind, 
und  jene  Schöpfungen  aus  der  Morgenröte  der 
italienischen  Kunst  wieder  der  Bewunderung 
und  dem  Studium  zugänglich  sind.  In  S.  Maria 
Novella  sind  die  Säuberungs-  und  Restaurations- 
arbeiten an  den  Fresken  Ghirlandajos  ebenfalls 
vollendet,  mit  großem  Geschidk  und  mit  Takt. 
Während  der  Zeit,  da  die  Gerüste  noch  auf- 
gebaut waren,  sind  übrigens  von  dem  Floren- 
tiner Photographen  Manelli  eine  große  Serie 
von  Detailaufnahmen  gemacht  worden,  die  der 
Forschung  gute  Dienste  leisten  können. 

In  Florenz  ist  ein  französisches  Institut 
ins  Leben  getreten,  das  Renaissance -Studien 
im  weitesten  Sinne  fördern  will,  in  Literatur, 
Geschichte  und  Kunst.  Es  ist  so  gedacht,  daß 
französische  Studenten  an  ihm  ihre  Studien 
machen,  indem  sie  gleichzeitig  an  der  Floren- 
tiner Universität  eingeschrieben  werden.  Da- 
neben will  das  Institut  durch  Vorträge  sich  an 
die  Florentiner  Gesellschaft  wenden  und  ferner 
auch  die  gelehrten  Beziehungen  von  Frankreich 
und  Italien  durch  Vermittlerdienste  fördern. 

In  der  am  25.  v.  M.  stattgehabten  Sitzung 
des  Kunsthistorischen  Instituts  brachten 
Darlegungen  des  Malers  Otto  Hettner  über 
Zeichnungen  Michelangelos  sehr  wichtige 
Untersuchungen,  welche  in  ihrer  Methode 
eine  außerordentliche  Verfeinerung  der  kritischen 
exakten  Behandlung  von  Handzeichnungen,  in 
ihrem  Resultat  neue  Urteile  über  Echtheit  oder 
Unechtheit  einiger  Blätter  und  neue  Einsichten 


in  den  Schaffensprozeß  Michelangelos  bedeuten. 
Sie  bewiesen  wieder  von  einer  neuen  Seite  her, 
daß  die  Quellen  der  Größe  einer  Leistung  auch 
beim  Genie  aus  stiller  energischer  Arbeit  fließen 
und  geben  eine  Illustration  zu  der  Stelle  Vasaris, 
welche  sagt,  daß  Michelangelo  seine  Studien- 
blätter verbrannt  habe,  damit  die  Welt  nicht 
wisse,  wie  furchtbar  schwer  es  ihm  geworden 
sei.  Herr  Hettner  führte  aus:  Eigene  Versuche 
zur  Darstellung  von  in  der  Luft  schwebenden 
Figuren  brachten  ihn  dazu,  diese  scheinbar  dem 
direkten  Modellstudium  entzogenen  Bewegungs- 
motive dadurch  unmittelbar  nach  der  Natur  zu 
zeichnen,  daß  er  wie  auch  schon  der  Maler 
Bonnat  getan  hatte,  sicherlich  auch  andere  Künstler, 
z.  B.  für  eine  vom  Himmel  steigende  stark  ge- 
kurvte Gestalt  den  Ausweg  wählte  das  Modell 
über  einen  Sessel  zu  legen,  es  so  zu  zeichnen 
und  dann  das  Blatt  herumzudrehen.  Die  vor- 
gelegte Zeichnung  bewies  den  Anwesenden  aufs 
schlagendste,  daß  die  so  erzielte  Skizze  (nach 
einigen  kleinen  Detailkorrekturen)  in  der  Tat, 
glaubhaft  und  bestimmt  einen  raschen  Sturz 
darstellte. 

Diese  Arbeitsmethode  hat  der  Vortragende 
nun  bei  den  großen  Meistern  der  Renaissance 
festgestellt  und  er  beweist  dies  im  einzelnen 
an  Handzeichnungen  und  Malereien  Michel- 
angelos. Bei  seinen  Werken  in  der  Sixtinischen 
Kapelle  kommt  nicht  eine  einzige  Stellung  vor, 
die  nicht  nach  der  Natur  studiert  ist,  obwohl 
bei  vielen  dies  auf  den  ersten  Blick  unmöglich 
erscheinen  möchte,  wie  z.  B.  bei  der  Kreuzigung 
Hamans.  Die  Studien  dazu  (abgebildet  bei 
Steinmann,  Sixtinische  Kapelle,  Bd.  II,  S.  633 
und  634),  welche  im  British  Museum  und  im 
Teyler  Museum  aufbewahrt  werden,  zeigen  den 
Gang,  auf  welchem  Michelangelo  zur  völligen 
Durcharbeitung  des  Gekreuzigten  mit  Hilfe  von 
Aktstudien  gelangt  ist,  indem  er  nämlich  die 
Gesamtstudie  (Steinmann  634)  dadurch  gewann, 
daß  das  Modell  auf  eine  Bank  gelegt  wurde, 
und  die  durch  die  liegende  Position  sich  er- 
gebenden von  der  Endabsicht  abweichenden 
Einzelheiten  durch  Detailstudien  korrigiert  und 
die  Korrekturen  in  die  zuerst  gewonnene  Ge- 
samtstudie eingetragen  wurden,  wie  wir  dies 
auf  beiden  Blättern  verfolgen  können.  Die 
logische  Bedingtheit  aller  auf  diesen  beiden 
Blättern  sich  findenden  Zeichnungen  unterein- 
ander, die  alle  einem  durchschaubaren  Ent- 
wicklungsgänge der  den  Haman  vorbereitenden 
Studien  angehören,  schließen  es  aus,  daß  diese 
Blätter  nach  dem  fertigen  Werke  gezeichnete 
Kopien  sind,  wie  Berenson  meint.  Beide  Blätter 
sind  vielmehr  eigenhändige  Studien  des  Meisters 
selbst. 


Rundschau 


75 


Herr  Hettner  sdireitet  dann  zur  Betrachtung 
des  auf  beiden  Seiten  bezeichneten  Blattes  des 
British  Museum,  welches  Studien  zu  den  Engeln 
mit  den  Marterwerkzeugen  enthält  und  bei 
Steinmann  a.a.  0.,  S.  663  u.  664  abgebildet  ist. 
Äuf  diesem  finden  sich  einige  direkt  umgekehrte 
Zeichnungen.  Um  dieses  nachzuweisen,  gibt 
der  Vortragende  ein  Schema  von  mit  der  rechten 
und  mit  der  linken  Hand  gezeichneten  Streich'- 
lagen  und  stellt  fest,  daß  eine  Zeichnung,  deren 
Strichführung  ganz  oder  großenteils  von  links 
oben  nach  rechts  unten  oder  von  rechts  unten 
nach  links  oben  geht,  entweder  von  einem 
Linkshänder  gezeichnet  ist  oder  anders  herum, 
als  wie  wir  es  zu  betrachten  gewohnt  sind. 
Dies  ist  z.  B.  der  Fall  bei  der  scheinbar  sich  auf 
die  verschränkten  Ärme  stützenden  Figur.  Das 
Modell  für  diese  Skizze  lag  in  Wirklichkeit  auf 
dem  Rüchen,  wie  die  unbestimmt  gegebene 
Rückenlinie  und  die  Strichführung  zeigen.  In 
weiterer  Änalgse  werden  dann  beide  Blätter 
studiert  unter  interessanten  Ergebnissen,  die 
dann  wiederum  dafür  sprechen,  in  ihnen  echte 
Skizzen  Michelangelos  zu  erkennen.  Bei  einer 
ganzen  Reihe  von  Gestalten  des  Jüngsten  Ge- 
richts und  der  Sixtinischen  Decke  ist  die  ge- 
schilderte Arbeitsmethode  von  Michelangelo  an- 
gewendet worden,  wie  weitere  Ausführungen 
des  Vortragenden  beweisen;  ferner  ist  sie  auch 
von  Signorelli  und  Correggio  geübt  worden. 
Herr  Hettner  beabsichtigt  seine  Studien  zu  ver- 
öffentlichen, und  es  ist  von  ihnen  in  vielen 
Punkten  eine  endgültige  Klärung  in  der  kriti- 
schen Einschätzung  der  Blätter  zu  erwarten. 

Herr  Dr.  Corwegh  versuchte  die  Datierung 
der  Befreiung  der  Andromeda  des  Piero  di 
Cosimo,  welche  Knapp  früher  als  die  fürFrancesco 
da  Pugliese  gearbeitete  Andromeda-Serie  an- 
setzt, als  ein  Spätwerk  des  Meisters  dadurch 
nachzuweisen,  daß  er  feststellt,  Piero  habe  die 
Gestalt  des  Platon  aus  Raffaels  etwa  1510  ent- 
standenen Schule  von  Athen  für  die  Zeusstatue, 
die  im  Hintergründe  sichtbar  ist,  auf  seinem 
Bilde  verwendet;  denn  diese  Zeusstatue  sei 
durchaus  unantik,  die  Alten  hätten  jene  Wei- 
sung nach  oben  nicht  gekannt.  — Dazu  be- 
merkt der  Unterzeichnete,  daß  die  Zeusstatue 
auf  dem  Bilde  Pieros  den  bekannten  antiken 
Zeusstatuen,  wie  die  Zusammenstellung  bei 
Reinach  (Repertoire  de  la  Statuaire  qrecque  et 
romaine.  Vol.  I,  pag.  184—196)  beweist,  viel 
entschiedener  ähnle  als  dem  Platon  auf  Raffaels 
Fresko;  denn  der  Arm  der  Zeusstatuen  (auch 
der  vollständig  erhaltenen)  wird  hoch  über  die 
Kopfhöhe  erhoben,  und  so  stellt  auch  Piero  das 
Götterbild  dar,  während  Platon  nur  den  Unter- 
arm erhebt  und  mit  der  Hand  nicht  ganz  zur 


Scheitelhöhe  gelangt.  Den  erhobenen  Finger 
hat  Piero  aus  der  Darstellung  der  Propheten 
herübergenommen,  so  daß  man  die  Gestalt  des 
Zeus  bei  Piero  als  selbständige  ohne  Kenntnis 
von  Raffaels  Werk  geschaffene  Leistung  be- 
trachten muß  und  sie  nicht  in  dem  von  Herrn 
Dr.  Corwegh  gemeinten  Sinne  zur  Datierung  her- 
anziehen kann.  Im  übrigen  besteht  zwischen 
dem  Einzelbilde  und  der  Serie  ein  so  großer 
Unterschied  in  der  Malweise,  daß  sie  zeitlich 
nicht  zusammgehören  können.  — Eine  weitere 
Mitteilung  des  H.  Dr.  Corwegh  bezog  sich  auf 
die  großen  Toröffnungen  des  Erdgeschosses  bei 
Florentiner  Palästen,  die  als  Loggien  anzusehen 
seien  und  welche  nur  so  lange  als  offene  Hallen 
erhalten  wurden,  als  der  betreffende  Palast  an 
einem  offenen  Platze  lag  und  welche  geschlossen 
wurden,  sobald  der  Raum  davor  schmal  wurde. 
Er  stützt  sich  dabei  auf  das  Bild  des  Granacci 
in  der  Brera,  welches  den  Einzug  Karls  VIII. 
in  Florenz  darstellt  und  worauf  vor  dem  Palazzo 
Medici  ein  weiter  Platz  und  die  Parterrefenster 
des  Palastes  noch  als  Tore  sichtbar  sind.  — 
Dagegen  hat  der  Unterzeichnete  anzuführen, 
daß  die  Breite  der  Mauerstücke  zwischen  den 
drei  Öffnungen  und  die  in  ihnen  angebrachten 
kleinen  Fenster  den  Loggiencharakter  aus- 
schließen. Im  übrigen  könne  eine  Lösung  der 
Frage  nur  durch  Untersuchung  des  Mauerwerks 
selber  gegeben  werden.  Auf  dem  Bilde  Granaccis 
sei  offenbar  kein  offener  Platz  gemeint,  sondern 
die  Straße  sei  so  erweitert  gezeichnet  worden, 
um  dem  Künstler  Platz  zur  Unterbringung  des 
Zuges  Karls  VIII.  zu  schaffen.  Loggien  und 
hallenartige  Gewölbe  kamen,  wie  noch  heute 
der  Augenschein  lehrt,  auch  in  den  engsten 
Gassen  vor.  Im  allgemeinen  hing  die  Zu- 
mauerung der  offenen  Gewölbe  der  Florentiner 
Paläste  mit  der  veränderten  Stellung  der  aus 
dem  Kaufmannsstande  hervorgegangenen  Adels- 
familien zusammen,  welche  das  Vorhandensein 
von  Verkaufsgewölben  in  ihren  Häusern  seit 
dem  Ende  des  Quattrocento  nicht  mehr  als 
standesgemäß  ansahen.  Es  ist  für  diese  Wen- 
dung charakteristisch,  daß  die  Absicht  des  Filippo 
Slrozzi  in  seinem  1489  begonnenen  Palaste 
Läden  einzurichten  von  Lorenzo  Magnifico  als 
eine  zu  verhütende  Unwürdigkeit  bekämpft 
wurde. 

Herr  Professor  Brockhaus  spricht  über  eines 
der  bekanntesten  plastischen  Werke  aus  der 
ersten  Hälfte  des  19.Jahrhunderts,  das  in  Stutt- 
gart steht.  Dort  befindet  sich  im  Schloßgarten 
gleich  am  Eingang  ein  Teich,  an  dem  zwei 
große  steinerne  Nymphen  liegen,  von  Dannecker 
ausgeführt.  Auch  dieses  Werk  wie  so  viele 
andere  habe  seine  Wurzeln  in  Italien  und  zwar 


76 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


in  Florenz.  Die  Änregung  dazu  sei  offenbar 
ausgegangen  von  einer  Gemme  der  Uffizien, 
die  eine  antikisierende  Ärbeit  des  16.  Jahr- 
hunderts ist.  Dannecker  hat  Italien  besucht  im 
Jahre  1785,  wo  er,  27  Jahre  alt,  zu  Fuß  nach 
Rom  wanderte  und  dort  die  Bekanntschaft  von 
Goethe  und  Herder  machte.  Damals  kann  er 
die  Gemme  kennengelernt  haben,  sie  kann  ihm 
aber  auch  durch  das  Kupferstichwerk  von  Gori 
„Museum  Florentinum“  bekannt  geworden  sein, 
dessen  die  Gemmen  enthaltender  II.  Band  schon 
im  Jahre  1732  erschienen  ist. 

Bei  der  Vergleichung  beider  Werke  zeigen 
sich  Ähnlichkeiten  und  Abweichungen.  Geändert 
sind  Einzelheiten  nebensächlicher  Natur.  Andere 
bedeutsamere  Einzelheiten  sind  beibehalten:  so 
die  selbstbewußte  aufrechte  Kopfhaltung  der 
einen,  das  Herüberneigen  und  das  Herübergreifen 
der  anderen  Gestalt.  Angenommen  ist  nament- 
lich die  Hauptidee  des  ganzen  Werkes. 

Als  Verdienst  ist  es  dem  modernen  Künstler 
dabei  anzurechnen,  daß  er  den  Fingerzeigen  der 
alten  Kunst  gefolgt  ist,  und  doch  hat  er  weit 
mehr  geboten,  als  er  vorgefunden  hat.  Was 
ihm  klein  vorlag,  hat  er  monumental  gestaltet; 
— was  wie  in  einer  Zeichnung  oder  einem  Bild 
in  einfacher  Vorderansicht  gegeben  war,  hat  er 
so  gestellt,  daß  man  es  von  allen  Seiten  sehen 
kann:  die  Gruppe  zeigt,  wenn  man  um  sie 
herumschreitet,  eine  solche  Folge  erfreulicher 
Anblicke,  daß  man  dem  Künstler  immer  wieder 
dankbar  sein  muß.  Endlich:  nur  angedeutet 
war  in  der  Gemme  die  Umgebung,  zu  Füßen 
Wasser,  über  den  Köpfen  Baumwipfel.  Er  hat 
diese  Umgebung  wirklich  geschaffen,  und  so 
kommt  zur  Freude  an  der  plastischen  Gruppe 
die  Freude  am  immer  leicht  bewegten,  blitzen- 
den Wasser  und  die  Freude  an  den  herrlichen 
grünen  Baumgruppen  rings  umher. 

Adolf  Gottschewski. 
s 

ROM  :3==r.'.  -■  = 

Die  Gemäldegalerien  Roms  sind  seit  mehr 
als  einem  Jahrzehnt  in  fast  beständiger  Neu- 
ordnung begriffen.  Schon  seit  Monaten  wird 
der  obere  Stock  der  Villa  Borghese  umgebaut 
und  muß  voraussiditlidi  noch  längere  Zeit 
geschlossen  bleiben.  Die  vollständige  Neuord- 
nung der  Galleria  Nazionale  im  Palazzo  Cor- 
sini,  die  schon  von  Venturi  eingeleitet  wurde, 
ist  nun  von  seinem  Nachfolger  Hermanin  zu 
einem  höchst  befriedigenden  Abschluß  geführt 
worden.  Anlaß  zu  größeren  baulichen  Ver- 
änderungen gab  zunächst  die  längst  geplante 
Aufstellung  des  Herakles-Kolosses  von  Canova. 


Diese  Mohumentalgruppe  ist  schon  vor  mehre- 
ren Jahren  mit  anderen  Kunstschätzen  aus  dem 
niedergerissenen  Palazzo  Torlonia  in  den  Pa- 
lazzo Corsini  gelangt.  Sie  stellt  den  Herakles 
dar,  welcher  mit  höchstem  Aufwand  heroischer 
Kräfte  den  Lykas  ins  Meer  schleudert.  Ein  be- 
sonderer Raum  und  in  diesem  eine  besondere 
säulenflankierte  Nische  wurden  mit  vielem  Ge- 
schmack für  den  Marmorkoloß  hergerichtet. 
Bestellt  wurde  die  Gruppe  bereits  vom  Herzog 
Onörato  Gaetani  i.  J.  1796,  an  die  Ausführung 
seines  Modells  machte  sich  Canova  aber  erst 
i.  J.  1811,  und  zwar  war  der  Besteller  nunmehr  der 
Bankier  Giovanni  Torlonia,  der  sich  später  der 
Päpstlichen  Regierung  verpflichten  mußte,  Ca- 
novas  Hauptwerk  niemals  aus  Rom  zu  ent- 
fernen. 

Ebenso  glücklich  wie  die  Aufstellung  des 
Canova  gelang,  ebenso  geschmackvoll  ist  im 
allgemeinen  die  Anordnung  der  Gemälde  in  den 
alten  und  neuen  Sälen.  Nur  die  häßlichen  grünen 
Wandbekleidungen  wurden  leider  noch  meistens 
beibehalten.  Hermanin  hat  das  Kupferstich- 
Kabinett  in  den  oberen  Stock  verlegt.  Er  hat 
den  Schilderungen  Roms  im  Sei-  und  Settecento 
einen  besonderen  Saal  eingerichtet,  wie  man 
überhaupt  die  Malerei  dieser  Jahrhunderte  in 
Rom  schwerlich  irgendwo  anders  besser  stu- 
dieren kann  als  in  der  Galleria  Nazionale.  Aber 
auch  die  Malerei  der  Renaissance  ist  heute 
würdiger  als  früher  repräsentiert,  nachdem  die 
Galerie  nach  einer  Reihe  von  glücklichen  Erwer- 
bungen neuerdings  noch  in  den  Besitz  des  herr- 
lichen Pier  di  Cosimo  aus  der  Sammlung  Ba- 
racco  gelangt  ist  und  eben  jetzt  ein  wunder- 
bares, kleines  Madonnenbild  des  Correggio 
erworben  hat.  Aus  dem  riesigen  Depot  sind 
eine  Reihe  höchst  bedeutsamer  Meister  des 
Seicento  der  Galerie  zurückgegeben  worden,  so 
vor  allem  einige  Kopien  nach  Michelangelo, 
Landschaften  Dughets  und  eine  grausige  Dar- 
stellung des  gefesselten  Prometheus  von  Salva- 
tor Rosa.  E.  St. 

s 

Villa  Borghese,  Für  ein  Porträt  des  Lorenzo 
Lotto,  eine  Anbetung  der  Könige  von  Jacöpo 
Bassano  und  einen  Verkündigungsengel  des  Pier 
Maria  Pennacchi  sind  von  der  Generaiverwaltung 
der  Museen  die  beiden  Porträtbüsten  des  Kar- 
dinals Scipione  Borghese  für  die  Vila  Borghese 
eingetauscht  worden.  Im  Jahre  1891  mußten 
beide  Büsten  den  Galerien  von  Venedig  über- 
lassen werden,  um  sie  überhaupt  für  die  Museen 
Italiens  zu  retten.  Jetzt  ist  in  die  Villa  Pinciana 
das  Bild  ihres  Erbauers  zurückgekehrt.  Die  Ge- 
schichte beider  Büsten  wird  uns  von  Baldinucci 


Rundschau 


77 


ausführlich  erzählt:  wie  Bernini  die  erste  Büste 
preisgab  wegen  eines  Fehlers  im  Marmor  und 
dann  mit  dem  zweiten  Exemplar  den  Kardinal 
überraschte,  der  schon  mit  dem  ersten  voll- 
ständig zufrieden  gewesen  war.  Die  Büsten 
sind  einstweilen  provisorisch  in  der  prächtigen 
Eingangshalle  der  Villa  aufgestellt;  leider  ein 
wenig  weit  von  einander,  denn  es  sollte  dem 
Beschauer  die  Möglichkeit  eingehender  Ver- 
gleichung nicht  vorenthalten  werden.  Es  ist  so 
außerordentlich  merkwürdig  zu  beobachten,  wie 
es  Bernini  unmöglich  war,  sich  selbst  zu  kopieren, 
wie  er  es  verstand  aus  derselben  Äufgabe  gleich- 
sam ein  neues  Problem  zu  schaffen.  So  bildete 
er  bei  allen  äußeren  Ähnlichkeiten  doch  zwei 
verschiedene  Charaktere,  die  sich  gegenseitig 
nicht  nur  in  der  Stimmung  des  Äugenblicks, 
sondern  auch  in  der  Offenbarung  verborgener 
Anlagen  der  Psyche  zu  ergänzen  scheinen.  Der 
glänzende  Name  des  Scipione  Borghese  begegnet 
uns  an  unzähligen  Denkmälern  Roms,  nun  ist 
auch  sein  Bild  der  Stadt,  die  ihm  so  viel  ver- 
dankt, zurückgegeben  worden.  E.  St. 

s 

Die  Baugeschichte  des  Vitforio  Emanuele- 
Denkmals  — a stränge  eventful  historg  — 
scheint  durch  das  energische  Eingreifen  des 
Unterriditsministers  in  ein  neues  Stadium  ge- 
treten zu  sein.  Die  in  einer  Kommissionssitzung 
vom  5.  Januar  gefaßten  Beschlüsse  sind  etwa 
folgende:  Das  Monument  soll  i.  J.  1911  einge- 
weiht werden,  wenn  es  auch  noch  nicht  ganz 
vollendet  sein  kann.  Vor  allem  sollen  die  Archi- 
tektur und  die  Statuen  berühmter  Männer  fertig- 
gestellt werden;  die  großen  Reliefs  dagegen 
mit  den  historischen  Darstellungen  sind  über- 
haupt aufgegeben  worden.  Im  übrigen  wurde 
der  geniale  Gesamtplan  des  verstorbenen  Sacconi 
seinen  Nachfolgern  aufs  neue  als  höchste  Norm 
für  ihre  Aufgabe  hingestellt.  Eine  Prämie  von 
je  20000  Lire  wurde  den  drei  Leitern  des 
kolossalen  Werkes  zugesichert,  wenn  i.  J.  1911 
alles  jetzt  geplante  rechtzeitig  zur  Ausführung 
gelangt  sein  wird. 

Zunächst  scheint  es  allerdings,  daß  man  die 
Rechnung  ohne  die  scalpellini  gemacht  hat,  ein 
kleines  Heer  von  Maurern  und  Steinmetzen, 
dessen  Unzufriedenheit  so  groß  ist,  daß  es  bei 
dem  letzten  Besuche  des  Denkmals  durch  den 
König  eine  sehr  peinliche  Demonstration  ver- 
anstaltete. E.  St. 

s 

Esposizione  delV  ornamenfo  feminile  1500 
bis  1800.  Die  erste  Ausstellung  aus  Römi- 
schem Privatbesitz  in  Rom  und  als  solche  ein 


Ereignis  von  Bedeutung!  Elisa  Ricci,  die  Gattin 
des  Generaldirektors,  hat  die  schwierige  Aufgabe 
mit  Geschick  und  Glück  durch  geführt.  Sie  hat 
auch  gleichzeitig  ein  Prachtwerk  über  die  Spitzen 
in  Italienischem  Privatbesitz  herausgegeben,  die 
eben  in  dieser  Ausstellung  im  Palazzo  Rospi- 
gliosi,  am  glänzendsten  vertreten  sind.  Außer- 
dem verdient  die  historisch  angeordnete  Fächer- 
sammlung der  Marchesa  Buzzacarini  Erwähnung, 
von  der  auch  ein  Katalog  erschienen  ist.  End- 
lich sieht  man  zahllose  kleine  Köstlichkeiten; 
Uhren,  Porzellane,  Miniaturen,  — aber  weniger 
Schmuck  als  man  erwarten  sollte.  Eine  Perlen- 
schnur der  berühmten  Connetable  Colonna, 
Maria  Mancini,  war  wenige  Tage  ausgestellt. 
Signora  Ricci  hofft  diese  Ausstellungen  alljähr- 
lich zu  wiederholen.  Etwas  besonders  glänzen- 
des dieser  Art  wird  für  das  Jahr  1911  geplant. 


Villa  Mills.  Die  kaum  begonnenen  Aus- 
grabungen in  der  Villa  Mills  sind  bis  auf  wei- 
teres sistiert  worden.  Aber  Villa  und  Kloster 
mit  den  unvergleichlichen  Gärten,  die  sie  um- 
geben, sind  jetzt  für  alle  Zeiten  wieder  mit 
dem  Palatin  vereinigt  worden.  E.  St. 

s 

LONDON  ■ - - --- - = 

Das  Hauptereignis  des  Winters  auf  künst- 
lerischem Gebiete  ist  hier  stets  die  A 1 1 - 
meisterausstellung  der  Royal  Academy, 
die  für  den  Gelehrten  wie  den  Kunstfreund  sonst 
oft  unzugängliche  Bilder  aller  Schulen  vorführt 
und,  da  sie  sich  auf  englischen  Besitz  beschränkt 
— eine  stolze  Beschränkung  — immer  wieder  den 
Reichtum  und  die  Vielseitigkeit  privater  Kunst- 
schätze hierzulande  bewundern  läßt.  Mit  diesen 
Ausstellungen  ist  meist  eine  Sonderausstellung 
eines  einzelnen  Meisters,  diesmal  Hogarths, 
verbunden,  die  ein  volles  Bild  der  Kunst,  wo- 
möglich der  Entwicklung  des  gewählten  Künst- 
lers zu  geben  sucht.  Die  Natur  dieser  Aus- 
stellungen bringt  es  nun  freilich  mit  sich,  daß 
eine  ganze  Reihe  mittelmäßiger  Werke  ohne 
besonderes  Interesse  mit  aufgenommen  werden 
und  dazu  noch  oft  genug  unter  großen  Namen 
segeln,  mit  denen  sie  von  ihren  Eigentümern 
allein  bedacht  worden  sind.  — Diesmal  enthält 
die  Ausstellung  eine  Reihe  der  ehemaligen  Kann- 
schen  Bilder,  die  ja  Messrs.  Duveen  seinerzeit 
angekauft  hatten:  Einige  Gerard  David:  Flügel 
zu  Triptychen;  Hochzeit  zu  Cana,  die  hier  be- 
stritten wird;  Quentin  Matsys  u.  a.  m.,  sowie 
ein  Porträt  des  bedeutenden  Malers  Chardin 
von  Fragonard.  W.  G.  Rawlinson  sendet  einen 


78 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Kopf,  der  Michelangelo  darstellen  soll,  jedenfalls 
ein  interessantes  Stück,  das  Giuliano  Bugiardini 
zugeschrieben  wird.  Von  Domenichino , dem 
Sibyllenmaler,  findet  sich  ein  ultranaturalistisches 
Porträt  eines  Mannes  aus  Sir  Edgar  Sebrights 
Kollektion.  Ein  außerordentliches  Stück  ist  auch 
die  Königin  Mary  Tudor  (die  blutige  Marie)  des 
Lucas  de  Heere  (Sir  W.  Cuthbert  Quilter).  Die 
englische  Äbteilung  bringt  wohl  eine  große  Zahl 
von  Bildern,  namentlich  viele  Reynolds,  aber ' 
kein  wirklich  erstklassiges  Stück;  sie  dient  eher 
dazu  zu  zeigen,  wie  selbst  die  großen  Meister 
oft  froh  waren  „Äufträge“  zu  erledigen.  Diese 
können  ja  die  Handschrift  des  Schaffenden  nicht 
verleugnen,  aber  statt  innerer  Teilnahme,  die 
belebend  wirkt,  zeugen  sie  von  Zerstreutheit 
und  ärgern  durch  Maniriertheiten,  die  hier  eben 
viel  stärker  zutage  treten.  — Die  Hogarth- 
ausstellung  betont  mit  Recht  den  Maler  und 
Künstler.  Zwei  Seelen  wohnten  ja  in  diesem 
seltsamen  Manne,  und  er  besaß  sozusagen  zwei 
verschiedene  Ärten  Äugen  und  Hände.  Ein  Mo- 
ralist und  Volksverbesserer  war  er,  wie  so 
mancher  englische  Künstler  und  Dichter  in  seiner 
Hrt,  und  dazu  dodi  ein  ganzer  Künstler  und 
ein  echter  Maler.  Äls  letzteren  tun  ihn  hier 
nun  eine  ganze  Reihe  Stücke  kund:  die  Halb- 
figur der  berühmten  irischen  Schauspielerin  Peg 
(Woffington,  Marquess  of  Landsdowne);  ein 
männliches  Porträt  (George  Harland  Peck)  in 
blauem  Rock  mit  Goldbesatz,  das  in  der  Vor- 
nehmheit und  Harmonie  der  Farbengebung 
Hogarth  als  Vorläufer  Gainsboroughs  erkennen 
läßt.  Mit  welch  innerer  Teilnahme  Hogarth 
eine  Szene  ganz  ohne  den  Nebengedanken, 
Moral  zu  predigen,  dann  und  wann  darstellen 
kann,  zeigt  die  kleine  Skizze  zu  „Hudibras“ 
(Mrs.  Howard  Stormont),  die  in  Bewegung  usw. 
ein  unvoreingenommenes  Äuge  verrät,  während 
ihn  sonst  sein  Wollen  zur  Karikatur  führt.  Ein 
Stück  sichrer,  lebendiger  Charakteristik  ist  das 
Porträt  der  Mörderin  Sarah  Malcolm  (Sir  Fre- 
derick  Cook).  Die  Doppelnatur  des  Künstlers 
tritt  am  meisten  und  peinlichsten  hier  in  den 
Kinderbildnissen  zutage.  In  Skizzen  schafft 
er  aus  reinem  Vergnügen  an  der  künstlerischen 
Ärbeit;  geht  er  über  die  Skizzen  hinaus,  führt 
seine  Äbsicht  ihm  vom  Wege  der  Kunst  und 
vornehmlich  der  Malerei  als  solcher  ab  und  auf 
andere  Bahnen,  und  dies  wurde  ihm  derart  zur 
zweiten  Natur,  daß  er  auch  Kinder  oft  zu  hal- 
ben Karikaturen  macht,  daß  er  ihren  unent- 
wickelten Körperchen  alte  Gesichter  Erwachsener 
aufsetzt  zum  Teil  in  jener  Steife  der  Nadcen- 
haltung  und  Unbeweglichkeit  des  Äuges,  die  er 
von  den  öden  Hofmalern  seiner  Jugendzeit  an- 
genommen hatte.  Älles  in  allem  bekommt  man 


in  dieser  Äusstellung  den  Eindruck,  ein  starkes, 
eigenartiges  und  temperamentvolles  Talent  vor 
sich  zu  haben,  das  einmal  seinen  menschlichen 
Eigenschaften-  und  sodann  seiner  Zeit  Tribut 
zahlen  mußte,  das  aber  ganz  andere  Höhen  er- 
stiegen hätte,  wäre  es  ihm  beschieden  gewesen 
erst  zu  wirken,  „wenn  die  Zeit  erfüllet  war“. 
So  mußte  er  den  Sturmbock  und  den  Schemel 
für  andere  abgeben.  — Äls  Ergänzung  zur  Ält- 
meisterausstellung  dient  die  moderne  der  Inter- 
nationalen Gesellschaft  der  Bildhauer,  Maler  und 
Radierer  in  der  New  Gallery,  für  die  wie  bisher 
Professor  George  Souter  wieder  eifrig  tätig  war. 
Sie  enthält  ein  vorzügliches  Beispiel  der  Porträt- 
kunst Renoirs,  einige  Monets  von  Bedeutung, 
eine  Büste  Bernhard  Shaws  von  Rodin,  dessen 
gewaltiges  Werk:  l’homme  qui  marche  leider 
nur  im  Äbguß  zu  sehen  ist.  Die  deutsche 
Kunst  ist  nur  durch  Zufälligkeiten  repräsentiert; 
ein  vortrefflich  durch  geführter  Charakterkopf 
des  Düsseldorfer  Meisters  E.  v.  Gebhardt  fällt 
da  besonders  auf.  — Von  bedeutenderen  Äus- 
stellungen,  die  augenblicklich  in  London  statt- 
finden, braucht  sonst  nur  noch  die  der  Land- 
schafter um  Peppercorn  (Peppercorn  selber, 
Äusten  Brown,  Leslie  Thomson  usw.)  erwähnt 
zu  werden,  die  die  Landschaft  vornehmlich  als 
Stimmungsmotiv  behandeln,  trotz  einer  sich  da- 
raus ergebenden  gewissen  Monotonie  aber  doch 
sehr  starke  Eindrücke  zu  erzielen  wissen.  Eine 
österreichische  Kunstausstellung  fand  hier 
kürzlich  sozusagen  unter  dem  Äusschluß  der 
Öffentlichkeit  statt.  In  zahlreichen  Londoner 
Kunstkreisen  erfuhr  man  nichts  von  ihrer  Exi- 
stenz; weit  außerhalb  des  sehr  enggezogenen 
Londoner  Äusstellunggebietes:  Bond  Street, 
Piccadilly  und  Mall,  in  Southampton  Row  hatte 
man  sie  einlogiert.  Daß  es  vergebens  ist.  Lon- 
doner Kunstfreunde  aus  ihrem  gewohnten  Ge- 
biete herauszulocken,  hatte  vor  zwei  Jahren  die 
große  deutsche  Äusstellung  in  Knightsbridge  zu 
ihrem  Schaden  zu  lernen.  Wie  ganz  im  mittel- 
alterlichen Sinne  die  Goldschmiede,  die  Weiß- 
warenhändler  usw.  noch  heute  fast  Tür  an  Tür 
nebeneinander  hausen,  ja  selbst  ganz  moderne 
Branchen  wie  die  Fahrradgeschäfte  das  tun,  so 
ists  von  altersher  bei  den  Äusstellungen  Brauch, 
und  Äusstellungsveranstalter  wie  Kunsthändler 
wissen  das  und  richten  sich  danach.  Schade, 
daß  so  die  Mühe  der  „Genossenschaft  der  bil- 
denden Künstler  Wiens“  wohl  vergebens  war. 
Zweimal  haben  so  die  Österreicher  um  Än- 
erkennung  hier  gerungen;  das  vorhergehende 
Mal  in  den  dunklen  Räumen  der  populären 
Earls  Court  Äusstellung,  die  für  eigentliche  Kunst 
gar  nicht  in  Betracht  kommt;  beide  Male  offen- 
bar ohne  das  schwierige,  ihnen  neue  Gebiet 


Rundschau 


79 


vorher  zu  erforschen.  Vielleicht  gelingt  es  ein 
drittes  Mal.  — In  der  National  Gallery,  deren 
neuer  Direktor  eine  Umhängung  energisch  in 
die  Hand  genommen  hat,  ist  diese  nun  fast 
völlig  durchgeführt.  Ällen  Wünschen  konnte 
nidit  entsprochen  werden,  denn  der  zur  Ver- 
fügung stehende  Raum  ist  zu  knapp.  Da  nun 
aber  eine  in  der  Nähe  liegende  Rekrutenkaserne 
(die,  ganz  nebenbei  bemerkt,  den  fremden 
Galleriebesuchern  das  etwas  mittelalterlich  an- 
mutende Bild  des  Rekrutenpressens  oft  mit  ko- 
mischen Intermezzi  — Liebermann  könnte  da- 
von etwas  Köstliches  erzählen!  — gewährte) 
jetzt  fallen  soll,  und  der  dadurch  freiwerdende 
Raum  zur  Erweiterung  der  Gallerie  bestimmt  ist, 
wird  es  damit  wohl  besser  werden.  Äm  meisten 
allerdings  bedarf  die  anstoßende  National  Por- 
trät Gallery  neuen  Raumes.  — Zuletzt  hat  man 
sich  mit  dem  Umhängen  an  die  englische  Äb- 
teilung  der  National  Gallery  gemacht,  die  manche 
gern  mit  der  Tate  Gallery  vereinigt  wüßten, 
um  so  die  englische  Kunst  in  ihrer  Ent- 
wicklung zu  zeigen,  was  die  Tate  Gallery 
aber  für  das  19.  Jahrhundert  gar  nicht  einmal 
leisten  kann.  Hogarth  hat  das  alte  kleine  und 
dunkle  Kabinet  behalten,  das  seiner  nicht  wür- 
dig ist.  Reynolds  tront  in  dem  einen,  Gains- 
borough  in  dem  anderen  Saal,  in  dem  am  an- 
deren Ende  die  Constables  untergebracht  sind.  — 
Älte  englische  Kunst:  Reynolds,  Gainsborough, 
Romney,  Hoppner  und  der  jetzt  auf  dem  Kon- 
tinent so  hochgeschätzte  Raeburn  u.  a.,  werden 
ja  jetzt  in  Berlin  zu  sehen  sein.  Herr  von 
Seckendorff,  der  die  Auswahl  zu  treffen  hatte, 
wandte  sich  deswegen  an  Messrs.  Agnew,  deren 
Herbstausstellungen  alter  Meister  mit  Recht  be- 
rühmt sind.  Auch  eine  Auswahl  Mezzotintos 
von  Karls  I.  Zeit  bis  zum  18.  Jahrhundert  wird 
in  Berlin  ausgestellt  werden.  — Das  neue  große 
Victoria-  und  Albert-Museum,  das  den  Platz  des 
alten  South  Kensington  Museums,  dieses  richtigen 
Kunstladens,  einnehmen  soll,  ist  nunmehr  fast 
vollendet,  und  man  beginnt  sich  für  die  Frage 
seiner  Einrichtung  und  die  Art  der  Aufstellung  der 
Kunstschätze  sowie  die  ganze  Organisation  des 
Museums  lebhaft  zu  interessieren  und  sie  zu  dis- 
kutieren. Mr.  Lewis  F.  Day  hielt  vor  einiger  Zeit 
vor  der  Society  of  Arts  einen  Vortrag  über  diese 
Fragen,  der  darauf  hinausging,  daß  das  neue 
Museum  vornehmlich  eines  für  den  Kunsthand- 
werker sein  solle,  in  dem  dieser  Vorbilder  und 
Anregungen  für  sein  Schaffen  finden  könne. 
Deswegen  wäre  eine  Ausgestaltung  und  Auf- 
stellung wie  in  vielen  deutschen  Museen  und 
teilweise  auch  im  Münchner  Nationalmuseum 
nicht  empfehlenswert.  Ein  Museum,  wie  das 
neue,  wäre  eben  doch  nur  eine  Art  Ausweis- 


bureau, nicht  ein  Ort,  der  uns  fühlen  lassen  solle, 
als  befänden  wir  uns  in  einem  von  Menschen 
bewohnten  Zimmer,  oder  in  einer  Kirche,  die 
zum  Gottesdienst  bestimmt  sei.  Ein  solches 
Museum  solle  auch  nicht  die  Geschichte  illu- 
strieren, das  sei  der  Kunst  nicht  würdig;  und 
daher  zeigten  viele  deutsche,  in  England  oft 
hochgepriesene  Gewerbemuseen  nur,  wie  man 
es  nicht  machen  solle.  Mr.  Day  wünscht  also, 
daß  das  neue  Museum  in  der  Art  des  bisherigen 
aufgestellt  wird.  Nur  würde  er  ganz  gern  zur 
Illustrierung  der  Kulturgeschichte  einige  passende 
Räume  mit  Kopien  der  betreffenden  Gegenstände 
ausgestattet  wissen;  diese  selber  aber  zu  einem 
solchen  Zwecke  nicht  hergeben,  da  sie  für  den 
Belehrung  suchenden  ausübenden  Künstler  auf 
diese  Weise  verloren  gingen.  In  einem  Artikel 
in  der  „Tribüne“  greift  dann  Day  das  bestehende 
System  der  leihweisen  Reiseausstellungen  an, 
die  seitens  des  Museums  den  Provinzstädten 
des  Reiches  auf  bestimmte  Perioden  zugesandt 
werden.  Sie  seien  mit  einem  geordneten  Be- 
trieb unvereinbar  und  verminderten  den  Wert 
der  Sammlung,  da  Forscher  und  Studenten  nie 
wüßten,  ob  nicht,  was  sie  gerade  suchten,  auf 
der  Wanderschaft  begriffen  sei.  Die  Schwierig- 
keit besteht  darin,  daß  ein  Museum,  das  auf 
öffentliche  Gelder  angewiesen  ist,  hierzulande 
nicht  bloß  als  ideales  Eigentum,  sondern  mög- 
lichst als  tatsächlicher  Besitz  des  ganzen  Landes 
und  jedes  einzelnen  Steuerzahlers  angesehen 
wird.  Residiert  ein  solcher  nun  in  Manchester, 
will  er  auch  davon  etwas  haben.  Dag  tritt  nun 
dafür  ein,  einen  Teil  der  Riesensammlung,  die 
selbst  für  das  neue  Gebäude  zu  groß  sei,  ein 
für  alle  Mal  als  Reisesammlung  zu  etablieren 
und  dafür  die  Londoner  Sammlung  stabil  zu 
belassen;  so  werde  beiden  gedient.  Das  Mu- 
seum hat  übrigens  im  vergangenen  Jahre  eine 
ganze  Reihe  wertvoller  Neuerwerbungen  in  sich 
aufgenommen.  Erwähnt  seien  nur  12  Feder- 
zeichnungen von  William  Morris  und  107  Zeich- 
nungen des  großen  Bildhauers  A.  Stevens,  der 
so  großes  gewollt  und  gekonnt  und  verhältnis- 
mäßig so  wenig  vollendet  hat.  — Ihm  ist  jetzt 
spät  noch  eine  Art  Rechtfertigung  und  Triumph 
zu  Teil  geworden.  Sein  großzügiges,  für  den 
Paulsdom  bestimmtes  und  in  Stil  und  Aus- 
messungen demselben  angepaßtes  Grabdenkmal 
Wellingtons  unter  einem  der  großen  Bögen, 
die  Haupt-  und  Seitenschiff  trennen,  es  stand 
bisher  fast  nur  wie  ein  verwaister  Sochel  da. 
Die  mächtige  Reiterstatue  fehlte.  Stevens  war 
nie  über  die  Skizze  hinausgekommen  und  mußte 
deswegen  viel  Böses  während  seines  Lebens 
hören.  Mr.  Tweed  nun  hat  in  langer  Arbeit 
das  Reiterstandbild  vollendet  und,  um  den 


80 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Effekt  zu  erproben,  stellte  man  das  Modell  auf 
einige  Zeit  auf.  Äls  Ganzes  machte  das  Denk- 
mal nun  einen  imposanten,  trotz  des  anklingen- 
den Barock  (des  Domes  wegen)  ruhigen  und 
vornehmen  Eindruck.  Jedoch  war  die  Beleuch- 
tung so  schwach,  daß  von  dem  Reiterstandbild 
nicht  allzuviel  zu  erkennen  war.  Äber  schon 
in  seiner  Anpassung  an  seine  Umgebung  ist 
dieses  Werk  ein  Muster  und  hierorts  eine  stete 
Warnung,  wo  man  die  herrliche  Westminster- 
Äbtei  mit  zahllosen  Geschmacklosigkeiten  innen 
wahrhaft  „verschandelt“  hat.  — Die  s.  Z.  auf 
Befehl  Karls  I.  von  Rubens  gemalte  Decke  der 
berühmten  Banketthalle  in  Whitehall,  die  jetzt 
zum  Armeemuseum  gehört,  ist  nunmehr  endlich 
und  zwar  gründlich  restauriert  worden.  Trotz 
vorhergehender  zweimaliger  Restaurierung  hatte 
sich  das  Deckengemälde  in  einem  bedauerns- 
werten Zustande  der  Vernadilässigung  befunden. 
— Aus  der  Provinz  ist  zu  melden,  daß  man 
nun  endlich  — allerdings  nur  für  Schottland  — 
den  ersten  Schritt  zu  einer  Registrierung  der 
nationalen  Kunstdenkmale  getan  hat.  Eine 
kgl.  Kommission  ist  beauftragt  worden  „ein  In- 
ventar der  alten  und  historischen  Monumente 
und  Konstruktionen,  die  in  einem  Zusammen- 
hang stehen  mit  der  jeweiligen  Kultur,  der 
Zivilisation  und  den  Lebensbedingungen  des 
schottischen  Volkes  oder  diese  illustrieren  und 
zwar  von  den  frühesten  Zeiten  bis  zum  Jahre 
1707  (Datum  der  Union  Schottlands  und  Eng- 
lands) vorzunehmen  und  diejenigen  besonders 
anzuführen,  die  der  Erhaltung  wert  erscheinen“. 
Der  Kommission  gehören  u.  a.  an:  Kunst- 
professor C.  Baldwin  Brown  (Edinburger  Uni- 
versität) und  Thomas  Ross,  Verfasser  einiger 
Bücher,  die  schottische  Architektur  behandeln. 
Als  Sekretär  fungiert  A.  O.  Curie,  Sekretär  der 
Society  of  Antiquaries  of  Scotland.  Man  hofft, 
daß  dieser  erster  Schritt  bedeutet,  daß  die  Re- 
gierung für  die  Erhaltung  der  so  besonders  an- 
geführten „Monumente  und  Konstruktionen“ 
(letzterer  Ausdruck  soll  ermöglichen  Erdwerke, 
Pfahlbautenüberreste  usw.  miteinzuschließen) 
nunmehr  auch  Vorkehrungen  treffen  wird.  Natür- 
lich wünscht  man  nun  auch  eine  gleiche  Inven- 
tarisation für  England  und  Wales.  Daß  man 
damit  hier  so  lange  gezögert,  wird  man  in 
Deutsdiland  mit  all  seinen  bereits  ausgeführten 
Inventarisationen  der  Kunstwerke  kaum  be- 
greifen. — In  Dublin  ist  soeben  eine  neue 
moderne  Gemäldegalerie  eröffnet  worden,  die 
freilich  zunächst  in  einem  alten  Hause  in  Har- 
courtstreet  untergebracht  ist,  bis  das  städtische 
Galeriegebäude  selber  gebaut  sein  wird.  Diese 
Galerie  kann  London  eigentlich  als  gutes  Bei- 
spiel dienen,  denn  sie  begnügt  sich  nicht  wie  die 


Londoner  Tate  Gallery  mit  englischer  Kunst, 
sondern  besitzt  bereits  zwei  große  Säle  voll 
ausländisdier  Kunstwerke.  Im  Skulpturensaal 
steht  Rodins:  Bronzezeitalter.  Unter  den  Eng- 
ländern befinden  sich  Meister  von  Constable  bis 
zu  Wilson  Steer,  Clausen  usw.  Natürlich  sind 
die  neuen  Iren:  I.  I.  Shannon,  Mark  Fisher 
Lavery,  Hone,  I.  B.  Yeats,  W.  Orpen  usw. 
gut  vertreten.  — In  Birmingham,  der  Stadt, 
aus  der  einst  Burne  Jones  kam,  fand  vor  einiger 
Zeit  eine  Ausstellung  der  „Maler  der  Birming- 
hamer  Schule“  statt.  In  ihrem  Katalog  nennen 
sich  diese  Künstler  — Southall,  Gore,  Maxwell 
Armfield  usw.  — Nachfolger  der  italienischen 
Präraphaeliten  und  versichern,  daß  sie  in  ihrer 
Kunst  nicht  bloß  darauf  ausgingen,  die  Natur 
nachzuahmen,  sondern  auch  die  verloren  ge- 
gangene Verbindung  von  Malerei  und  Archi- 
tektur wieder  herzustellen.  So  stellt  ihre  Kunst 
eine  eigentümliche  Mischung  von  realistisdien 
und  dekorativen  Elementen  dar,  die  sich  nicht 
immer  zu  einer  Einheit  verbinden  wollen,  zu- 
mal diesen  Künstlern  der  heilige  Feuerbrand 
zu  fehlen  scheint,  der  in  den  Seelen  jener  Früh- 
italiener lohte  und  sie  zu  immer  neuen  Erobe- 
rungen trieb.  — Von  Persönlichem  ist  zu  melden, 
daß  der  Malerveteran  W.  P.  Frith,  der  älteste 
lebende  Akademiker,  der  die  englischen  Prära- 
phaeliten kommen  und  gehen  sah,  vom  König 
durch  den  Victoriaorden  ausgezeichnet  wurde.  — 
Soeben  hat  sich  in  London  eine  neue  Künstler- 
gruppe gebildet,  die  zu  den  vielen  bestehenden 
nun  noch  eine  weitere  hinzufügt.  Es  ist  die 
„New  Association  of  Artists“.  Ihre  Gründer 
sind  W.  J.  Laidlay,  Tom  Robertson  und  T.  F. 
H.  Sheard.  Laidlay  brachte  seinerzeit  die  erste 
Ausstellung  des  New  English  Art  Club  zuwege, 
der  in  der  Geschichte  der  neuesten  englischen 
Kunst  eine  bedeutende  Rolle  spielt.  Die  New 
Association  wird  im  Februar  in  der  Goupil 
Gallery  ihre  erste  Ausstellung  abhalten.  F. 

s 

PARIS  ■■ — 

Es  gehört  in  der  Pariser  Presse  zum  guten 
Ton,  über  die  Untätigkeit  und  Sorglosigkeit  der 
Verwaltung  des  Louvre  herzufallen,  nachdem 
vor  einigen  Monaten  einige  Bilder  von  frev- 
lerischer  Hand  beschädigt  worden  waren,  wo- 
gegen sich  auch  die  beste  Administration  nicht 
schützen  kann.  Aufs  neue  hat  der  Lärm  be- 
gonnen, als  man  eines  Morgens  entdeckte,  daß 
ein  Unbekannter  im  Schutze  der  Dunkelheit  ver- 
sucht hatte  im  Louvre  einzusteigen,  natürlich  um 
den  großen  Diamanten  in  der  Galerie  d’Apollon 
zu  stehlen,  wie  die  Presse  einmütig  schrieb. 
Dieser  Einbruchsversuch  sieht  etwas  Operetten- 


Rundschau 


81 


haft  aus,  trotzdem  sollen  nunmehr  Wadihunde 
die  Sicherheit  des  Louvre  in  der  Nacht  erhöhen, 
wodurch  den  Witzblättern  wieder  reichlicher 
Stoff  geboten  wird. 

Von  wirklichem  Interesse  ist  die  Frage,  ob 
das  Louvre  einen  Teil  der  Sammlung  des  am 
13.  Januar  verstorbenen  Ämateurs  Camille 
Groult  erhalten  wird.  Die  Hoffnungen  scheinen 
sich  leider  nicht  zu  bestätigen.  Groult  war  einer 
der  exzentrischesten  Pariser  Sammler.  Er  hatte  in 
der  Mehlindustrie  ein  ungeheures  Vermögen  er- 
worben, das  ihm  ermöglichte,  eine  hervorragende 
Sammlung  von  Werken  des  französischen  und 
englischen  18.  Jahrhunderts  zusammenzubringen. 
Besonders  hervorzuheben:  seine  Boucher,  Fra- 
gonard,  Hubert  Robert,  Gainsborough  und  Turner. 
Allerdings  sollen  sich  in  der  Sammlung  eine 
nicht  unbeträchtliche  Anzahl  gefälschter  Stücke 
befinden.  Die  Anekdoten  über  Groults  Art 
Kunstwerke  zu  sammeln  und  zu  genießen  sind 
Legion.  Es  genügt  an  die  in  seinem  Park  von 
seinem  Gärtner  geschaffenen  Hubert-Roberts  zu 
erinnern.  Alles  in  allem  ein  etwas  derb  orga- 
nisierter Charakter,  der,  nicht  gerade  den  feinsten 
Sensationen  zugänglich,  in  seiner  Sammlung  wie 
im  Leben  Abgeschmacktes  mit  dem  Köstlichsten 
vermengte.  — Die  Freunde  des  alten  Paris  sehen 
einen  lauschigen  Winkel  nach  dem  andern  da- 
hingehen: jetzt  wird  das  unterste  Stück  der 
rue  Saint  Jacques  und  die  rue  du  Petit  Pont 
verbreitert.  Durch  diese  Demolierungsarbeiten 
ist  wenigstens  ein  Ausblick  auf  das  bisher  recht 
vergraben  gewesene  Kirchlein  Saint -Severin 
geschaffen,  der  erhalten  bleiben  soll,  wenn  die 
Societe  du  Vieux-Paris  ihren  Willen  durch- 
setzt. — 

Unter  den  modernen  Ausstellungen  des  Mo- 
nats Januar  sind  lediglich  zwei  van  Gogh-Aus- 
stellungen hervorzuheben.  Die  bei  Bernheim 
zeigte  in  hundert  Nummern  Werke  aus  allen 
Epochen,  darunter  viel  Mittelgut,  die  an  Um- 
fang bedeutend  geringere  bei  Druet  brachte  eine 
Anzahl  der  besten  Werke  van  Goghs  aus  der 
Zeit  von  Arles  und  Auvers,  darunter  die  schönen 
dem  Grafen  Kessler  gehörenden  Werke. 

In  der  Provinz  scheint  sich  die  Ausstellungs- 
tätigkeit jetzt  ein  wenig  zu  regen.  Der  Salon 
in  Nizza  hat  eine  merkliche  Schwenkung  nach 
links  gemacht,  nachdem  ihm  le  Havre  in  diesem 
Sinne  vorausgegangen  ist.  Wenn  sogar  die 
französische  Provinz  erwacht!!  — 

R.  A.  Meyer, 

s 


SEVILLÄ  -■■■■  = 

Das  Museo  Provincial  hat  vor  der  Ma- 
drider Gemäldegalerie  des  Prado  den 
Vorzug  der  Einheitlichkeit.  Die  Sammlung  ist 
nur  klein,  aber  sie  ist  doch  das  wichtigste  Denk- 
mal der  Geschichte  Sevillaner  Malerei.  Dennoch 
wird  sie  nur  selten  besucht,  d.  h.  jeder  geht 
einmal  hinein,  um  die  Murillos  zu  sehen.  Aber 
selbst  dieser  Eindruck  ist  nur  bei  wenigen  ein 
starker.  Denn  wer  sieht  heute  in  Murillo  ein 
kunstgeschichtliches  Problem?  Und  im  beson- 
deren die  Spanier  stehen  augenblicklich  ganz 
unter  dem  Banne  der  Kunst  des  Greco;  nicht 
allein  in  Castilien,  wo  die  durch  die  Unachtsam- 
keit der  Regierung  — wenn  ich  recht  unter- 
richtet bin  — ermöglichte  Entführung  der  beiden 
Toledanerbilder  nach  Paris  auch  Fernerstehenden 
lebhaftes  Interesse  für  Grecos  Kunst  eingegeben 
hat.  Auch  erschien  vor  einigen  Wochen  die 
Grecomonographie  des  Madrider  Universitäts- 
professors Cossio,  der,  ein  Pädagog  im  Lehr- 
amt, durch  öffentliche  Vorträge  dem  „spanischen 
Analphabetentum  in  Kunstdingen“  — wie  der 
Heraldo  von  Madrid  sich  vor  kurzem  aus- 
drückte — nach  Kräften  entgegenwirkt. 

Die  Sammlungen  des  Sevillaner  Museums 
sind  schon  seit  der  Mitte  des  letzten  Jahrhun- 
derts in  dem  alten  Convento  de  la  Merced 
untergebracht,  wo  sie  die  ehemalige  Kloster- 
kirche und  zwei  Kreuzgänge  mit  einigen  an- 
gelehnten Räumen  im  Erdgeschoß  füllen.  Diese 
Nebenräume,  hauptsächlich  der  Saal  des  Valdes 
Leal,  haben  fast  Kellerlicht,  die  Bilder  darin 
sind  also  kaum  zu  betrachten.  Die  Kreuzgänge 
mit  wertvolleren  Gemälden  auszustatten,  läßt 
auch  in  Andalusien  Wind  und  Wetter  nicht  zu, 
so  bleibt  also  nur  die  Kirche. 

Die  Kirche  ist  ein  einschiffiger,  tonnenge- 
wölbter Bau  des  17.  Jahrhunderts  mit  kurzem 
Querschiff.  Man  hat  den  Wänden  die  archi- 
tektonische Gliederung  durch  die  üblichen  Doppel- 
pilaster abgenommen,  und  erhielt  so  große, 
glatte  Flächen  für  die  Bilder.  Aber  die  Wände 
sind  unglücklicherweise  gerade  in  dieser  Kirche 
besonders  hoch,  und  Licht  fällt  nur  durch  die 
in  das  Gewölbe  eingeschnittenen,  kleinen  Fenster. 
Das  war  nun  zwar  sehr  ungünstig,  aber  nicht 
gut  zu  ändern.  Nur  in  der  Wahl  des  Wand- 
tones war  man  frei;  und  da  entschloß  man  sich 
zu  dem  allerschlimmsten,  man  wählte  ein  tiefes, 
jedes  Licht  wegsaugendes,  pompeianisches  Rot. 
Es  war  erreicht,  die  Wände  in  der  Bilderzone 
liegen  zu  jeder  Tageszeit  im  Halbdunkel. 

Etwas  günstiger  beleuchtet  sind  nur  die 
Wände  an  der  Kuppel.  Man  bedachte  sie  mit 
den  Bildern  Zurbarans,  unter  denen  sich  aber 

6 


82 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


hier  auch  schwache  Produkte  befinden.  Das 
Langschiff  dagegen  wurde  für  die  wichtigsten 
und  zugleich  dunkelsten  Gemälde  ausersehen: 
die  Werke  Murillos. 

Murillos  Meisterwerke,  arm  an  stärkeren 
koloristischen  Kontrasten,  nur  in  der  Nüance 
fest  und  kraftvoll,  sind  hier  in  der  Nüance  nur 
schwer  zu  genießen,  man  sieht  zuerst  nur  große, 
tote  Flächen  wie  bei  Riberas  Massenprodukten. 
Und  dem  den  reifen  Arbeiten  Murillos  eigen- 
tümlichen, grüngrauen  Grund,  diesem  nur  ihm 
eigentümlichen,  bei  seinen  vielen  Nachahmern 
nie  sich  findenden  Ton,  gibt  das  Reflexlicht  der 
Wand  einen  dunkelroten  Beigeschmack,  der 
nur  bei  wenigen  Besuchern  Beifa.l  finden  möchte. 
Mit  Gewalt  kann  man  aber  jedes  Bild  kraftlos 
und  süßlich  machen.  Und  hier  ist  es  mit  Ge- 
walt gelungen.  Hier  gibt  es  den  Murillo  im 
Urteil  des  Tages,  in  typischer  Form:  diesen 
Lieblingsmaler  seniler  Sonntagsästheten  und 
diesen  „überwundenen“  Murillo  der  ernsthafteren 
Leute,  die  ihn  nicht  genauer  kennen. 

Man  sollte  den  einen  der  quadratischen 
Klosterhöfe  — vielleicht  den  sücllichen,  weil 
seine  Architektur  nicht  von  Bedeutung  ist  — 
unter  Glas  bringen  und  so  einen  großen  Mu- 
rillosaal  schaffen,  den  Boden  der  Kirche  er- 
höhen oder  die  Fenster  herunterziehen,  vor 
allem  aber  die  Wände  mit  einem  vorteilhafteren 
Ton  bedenken. 

Der  Platzmangel  im  Museum  des  Prado  hat 
dort  in  der  Verteilung  der  Bilder  zu  Miß- 
ständen geführt,  die  trotz  mehrfacher,  die 
Staatskasse  belastender  Umordnungen,  wovon, 
wenn  ich  nicht  irre,  auch  der  letzte  Etat  berichtet, 
weiterbestehen.  Man  sollte  die  in  Madrid  jetzt 
ohnehin  schon  wenig  beachteten  Werke  der 
Seviilaner  Malerschule  einschließlich  der  Werke 
des  Murillo  an  Sevilla  abgeben,  so  wäre  dem 
Prado  eine  Last  genommmen  und  das  Museum 
hier  in  der  wünschenswertesten  Weise  ergänzt. 

H.  Wendland. 

g 

HOLLAND 

In  der  h e u>  i g e n Kunstsaison  hat  das 
sonst  so  ruhige  Holland  einige  erregte  Ge- 
müter gesehen.  Und  zwar  wegen  des  von  der 
Regierung  warm  befürworteten  Ankaufes  von 
39  Gemälden  aus  der  Sammlung  Six  in 
Amsterdam  (dem  Erbteil  der  Linie  Six-Vromade), 
unter  denen  als  Hauptstück  des  Delfter  Vermeer 
bekanntes  „Milchmädchen“  glänzte.  Man  hätte 
zwar,  um  an  den  Staatssäckel  nicht  allzugroße 
Anforderungen  zu  stellen,  auf  die  38  andern 
Gemälde  verzichtet.  Aber  die  nach  dieser  Richtung 


hin  unternommenen  Versuche,  den  Vermeer  allein 
zu  erwerben,  scheiterten.  Die  Eigentümer  wollten 
nur  alles  zusammen  verkaufen  — oder  sonst 
öffentlich  versteigern.  Hierzu  durfte  es  der 
Staat  jedoch  nicht  kommen  lassen.  Denn  der 
großen  Gefahr,  daß  dann  ein  amerikanischer 
Milliardär  — der  auch  bereits  auf  der  Lauer 
stand  — das  seltene  Bild  auf  Nimmerwieder- 
sehen ausführte,  mußte  vorgebeugt  werden.  An 
der  Zweiten  Kammer  lag  es,  den  geforderten  Preis 
von  751  000  Gulden  zu  bewilligen,  von  welcher 
Summe  der  Verein  „Rembrandt“  200000  Gulden 
zu  tragen  versprach.  Natürlich  gab  es  Leute, 
denen  dieser  Preis  für  „ein  paar  Bilder“  viel  zu 
hoch  war.  Sie  maditen  gehörig  scharf  und  sparten 
auch  nicht  mit  durchaus  ungerechtfertigten  und 
nicht  zur  Sache  gehörigen  persönlichen  Angriffen. 
Nach  ihrer  Ansicht  konnte  der  Staat  sein  Geld 
vorteilhafter  anlegen,  oder  in  anderer  Weise 
mehr  Segen  damit  schaffen;  denn  dem  Ruhme 
der  holländischen  Kunst  schade  es  durchaus  nicht, 
wenn  ihn  übeiall  in  der  Welt  Gemälde  ver- 
kündeten. Gewiß,  dem  Ruhme  der  holländischen 
Kunst.  Aber  über  das  Volk  selber,  das  so  stolz 
auf  diesen  Ruhm  sein  kann,  und  sich  doch  so 
leichten  Herzens  von  einem  Kunstwerk  wie  das 
„Milchmädchen“  hätte  trennen  können,  hätte 
man  sich  im  Ausland  doch  seine  eigenen  Ge- 
danken gemacht.  — Um  so  erfreulicher  war  es, 
zu  sehen,  daß  die  Volksvertreter  in  der  Zweiten 
Kammer  am  18.  Dezember  ohne  lange  Debatte 
mit  großer  Mehrheit  den  Ankauf  beschlossen. 
Heute  hängt  das  „Milchmädchen“  bereits  im 
Rijksmuseum  in  einem  der  kleinen  Seiten- 
kabinette inmitten  der  37  anderen  Bilder  (der 
sogenannte  Rubens  hat  in  dem  großen  vlämi- 
schen  Saal  seinen  Platz  gefunden),  die  es  alle 
hell  überstrahlt.  Die  Amsterdamer  wandern  in 
Scharen  ins  Museum,  um  nun  endlich  auch  den 
kostbaren  Schatz  in  Augenschein  zu  nehmen, 
um  den  sie  sich  bisher  eigentlich  wenig  geküm- 
mert hatten.  Aber  sie  sind  von  dem  kleinen 
Bild,  das  auf  etwa  500000  Gulden  geschätzt 
wurde,  nicht  enttäuscht. 

Eine  bedauernswerte  Begleiterscheinung  jenes 
unerfreulichen  Kampfes  um  die  „Six-collectie“ 
war  die  Ankündigung  des  Herrn  Prof.  Jhr.  Dr. 
Jan  Six,  daß  die  in  seiner  Wohnung  bleibenden 
anderen  Kunstschätze  in  Zukunft  fremden  Be- 
suchern nicht  mehr  zugänglich  sein  sollen. 

Diese  Bereicherung  der  holländischen  Samm- 
lungen — zu  der  noch  andere  Neuerwerbungen 
kommen,  über  die  ich  im  Zusammenhang  im 
nächsten  Heft  berichten  will  — war  wohl  das 
wichtigste  Ereignis  der  letzten  Monate. 

Für  die  Entwickelung  der  Kunstwissen- 
schaft in  Holland  bedeutet  die  Neuerrichtung 


Rundschau 


83 


zweier  besonderer  Lehrstühle  an  den  Universi- 
täten Utrecht  und  Leiden  einen  wesentlichen 
Fortsdiritt.  Dort  wirkt  seit  dem  Beginn  des 
Wintersemesters  als  ordentlicher  Professor  — 
für  Ästhetik  und  Kunstgeschichte  zugleich  — 
Herr  Dr.  Wilhelm  Vogelsang,  der  bislang  in 
Amsterdam  als  Privatdozent  kunstgeschichtliche 
Vorlesungen  hielt.  In  Leiden  wurde  Herr  Dr. 
W.  Martin,  zweiter  Direktor  der  Königl.  Gemälde- 
galerie im  Haag  und  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
Privatdozent  an  der  Leidener  Universität,  zum 
auBerordentlidien  Professor  für  Kunstgeschichte 
ernannt.  Damit  sind  auch  in  Holland  dem  Stu- 
dium der  Kunstgesdiidite  die  Türen  geöffnet. 
Nur  einen  Haken  hat  die  Sadie.  Man  kann 
nicht  eigentlich  in  Kunstgeschichte  promovieren. 
Die  Dissertationen  müssen  in  erster  Linie  histo- 
risch sein;  rein  stilkritische  Untersuchungen 
können  bis  jetzt  noch  nicht  als  Promotions- 
sdhriften  zugelassen  werden.  Und  an  der  münd- 
lichen Prüfung  beteiligen  sich  die  Dozenten  für 
Kunstgeschichte  nicht.  Indessen  hindert  das  ja 
nidit,  daß  jener  wichtige  Zweig  unserer  Wissen- 
schaft doch  gepflegt  wird.  Vielleicht  tut  die 
gründlichere  historische  Schulung  sogar  recht  gut. 

Ausstellungen  alter  Kunst  in  größerem 
Stile  hat  das  vergangene  Jahr  nicht  aufzuweisen. 
Nur  eine  verhältnismäßig  kleine,  intim  gehaltene 
Sammlung  von  holländischen  Gemälden  des 
XVII.  Jahrhunderts  aus  Rotterdamer  Privat- 
besitz hatte  die  dortige  Künstlergenossenschaft 
zusammengestellt  und  damit  gezeigt,  daß  noch 
manche  Schätze  im  Lande  verborgen  sind.  Die 
Großmeister  Rembrandt,  Hals,  Steen  u.  a.  waren 
zwar  nicht  vertreten,  sondern  nur  Künstler 
zweiten  und  dritten  Ranges  (an  jenen  gemessen). 
Das  Gesamtniveau  der  Ausstellung  aber,  deren 
Hauptbestandteil  dem  Sujet  nach  Stilleben  aus- 
machten, hielt  sich  auf  sehr  beachtenswerter  Höhe. 
Man  konnte  so  recht  erkennen,  welch  echter 
künstlerischer  Zug  jene  Zeit  durchwehte.  Des 
näheren  kann  auf  diese  Ausstellung  jetzt  an 
dieser  Stelle  nicht  mehr  eingegangen  werden. 
Ich  will  aber  wenigstens  ein,  zwei  Stücke  her- 
vorheben, die  besonders  den  Kunsthistoriker 
interessieren.  Das  ist  in  erster  Linie  eine  große 
bezeichnete  und  1652  datierte  „Vanitas“  von 
Frans  Hals  dem  Jüngeren  (im  Besitz  des  Direk- 
tors des  Museums  Bogmans,  Herrn  P.  Haverkorn 
van  Rijsewijk).  Von  Hendrik  ten  Oever  über- 
raschte eine  große  Leinwand  mit  Hühnern,  die 
voll  bezeichnet  war  und  die  Jahreszahl  1703 
trug.  Und  dann  sei  hier  noch  des  Kirmeßbildes 
von  Gerrit  Lundens  gedacht,  weil  seine  Kompo- 
sition der  Figuren  und  Farben  — auf  solch  eine 
profane  Szene  übertragen  — unliebsam  an  Rem- 
brandts  Nachtwache  denken  ließ.  Lundens  wirt- 


schaftete hier,  wie  ich  aus  dem  kurze  Zeit  nach 
der  Ausstellung  erschienenen  Werk  von  Gustav 
Glück  über  die  Sammlung  Alexander  Tritzsch 
in  Wien  sah,  aber  nicht  das  einzige  Mal  mit 
der  einst  so  genau  studierten  Komposition.  Dr. 
Glück  konstatiert  auf  dem  dort  befindlichen  Ge- 
mälde, einem  bezeichneten  und  auch  datierten 
(1649)  Hochzeitsfest,  dieselbe  enge  „Anlehnung“ 
Lundens*  an  Rembrandts  Nachtwachekomposition 
und  sieht  darin  einen  neuen  Beleg  für  die  Ge- 
nauigkeit der  Kopie  von  Lundens  in  der  National 
Gallerg,  d.  h.  für  die  Verstümmelung  der  Nacht- 
wache: Ein  Maler,  dem  nach  etwa  sieben  Jahren 
jene  Komposition  noch  so  sehr  in  den  Gliedern 
steckt,  wird  sich  beim  Kopieren  sicherlich  keine 
eigenen  Zusätze  erlaubt  haben.  Mir  scheint 
jedoch,  daß  diese  psgchologische  Frage  auch  noch 
anders  beantwortet  werden  kann.  Vielleicht 
darf  man  ebensogut  sagen:  wer  so  wenig  Takt 
besitzt,  für  seine  im  Grunde  doch  minderwertigen 
Kirmeß-  und  Hochzeitsbilder  einfach  jene  Rem- 
brandtsche  Komposition,  milde  ausgedrückt,  zu 
übernehmen  — denn  Lundens  wird  schwerlich 
immer  dazu  gesagt  haben,  daß  das  Kompositions- 
schema nicht  seines  Geistes  Kind  — dem  ist 
auch  zuzutrauen,  daß  er  nach  seinen  Schönheits- 
begriffen auf  einerKopie  „kleine Verbesserungen“ 
anbringt.  Vielleicht  kann  dieser  Punkt  in  jener 
vielerörterten  Frage  einiges  zur  Klärung  bei- 
tragen, wenn  dazu  noch  genau  untersucht  wird, 
wie  sich  Lundens  bei  seiner  Kopie  nach  einem 
Schützenbild  von  Jacob  Bäcker  (in  der  Samm- 
lung Achenbach  in  Düsseldorf)  verhielt.  Und 
wie  es  ferner  mit  der  Kopie  nach  Flinck  steht, 
die  Dr.  Bredius  im  Museum  zu  Valencia  ge- 
funden zu  haben  glaubt.  (Vgl.  „Amsterdam  in 
de  XVII.  Eeuw“,  Band  III,  De  Schilderkunst, 
Seite  191).  Ich  meine:  malte  Lundens  hier 
sklavisch  Stück  für  Stück  nach,  so  wird  er  ebenso 
bei  der  Nachtwache  verfahren  sein.  Ist  das  aber 
nicht  der  Fall,  so  gewännen  die  ein  Plus,  die 
bisher  gegen  eine  Beschneidung  der  Nachtwache 
gesprochen  haben.  — Rein  künstlerisch  boten 
auf  dieser  Ausstellung  drei  van  Goyens  aus  dem 
Beginn  der  dreißiger  Jahre  den  höchsten  Genuß. 
Im  Übrigen  orientiert  über  die  Ausstellung,  die 
wohl  nur  von  wenigen  Ausländern  besucht 
worden  sein  dürfte,  ein  brauchbarer  illustrierter 
Katalog. 

Von  der  Entdeckung  des  „Mädchens  mit  der 
Flöte“  von  Vermeer  durch  Dr.  Bredius  in  Brüssel 
braucht  jetzt  wohl  nicht  mehr  gesprochen  zu 
werden.  Leider  ist  das  Bildchen,  das  bei  längerem 
und  öfterem  Ansehen  immer  mehr  gewann,  nun 
wieder  aus  dem  Mauritshuis  zu  seinem  Besitzer, 
Jhr.  de  Grez  in  Brüssel,  zurückgekehrt.  Dagegen 
interessieren  wohl  die  Mitteilungen,  die  Herr 


m 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Prof.  Jhr.  Dr.  Jan  Six  in  einer  Äkademiesitzung 
über  die  Entdeckung  zweier  neuer  Vorstudien 
zu  Rembrandts  Radierung  des  Bürger- 
meisters Six  machte.  Die  eine  befindet  sich  auf 
der  Rückseite  einer  Kreidezeichnung  mit  Bettlern 
im  Museum  Fodor  in  Amsterdam  (H.d.G.Nr.  1223), 
dessen  Direktor,  Herr  ’t  Hooft,  zuerst  den  Zu- 
sammenhang dieser  ganz  flüchtigen  Skizze  mit 
der  Radierung  erkannte.  Die  andere  ist  die 
Pause  — in  schwarzer  Kreide  — für  die  Original- 
platte, beide  im  Besitze  von  Prof.  Six.  Aller- 
dings ist  das  eine  Vorzeichnung  ohne  jegliche 
Details,  die  auch  sonst  bei  der  Ausarbeitung 
direkt  nach  der  Natur  nodh  Veränderungen  er- 
fuhr. Der  hübschen  Ölstudie  der  Sammlung 
Leon  Bonnat  sprach  bei  der  Gelegenheit  Prof. 
Six  befremdender  Weise  die  Originalität  ab. 

s 

Was  die  moderne  Kunst  betrifft,  so  hat  das 
Städtische  Museum  in  Amsterdam  einen  herben 
Verlust  zu  beklagen.  Die  dort  bisher  leihweise 
ausgestellt  gewesene  Sammlung  moderner  Ge- 
mälde der  holländischen  und  französischen  Schule, 
van  Eeghen,  ist  zurückgezogen  worden,  um  ver- 
kauft zu  werden.  Da  der  Stadt  die  Mittel  zum 
Ankauf  nicht  zur  Verfügung  stehen,  hat  sich  ein 
Konsortium  gebildet,  um  wenigstens  einige  Stücke 
der  Städtischen  Sammlung  zu  erhalten.  Andere 
sind  allerdings  bereits  in  andere  Hände  über- 
gegangen, so  ein  großer  Willem  Maris,  den  das 
Museum  Boymans  in  Rotterdam  — auch  durch 
private  Beiträge  von  Kunstfreunden  — für 
17000  Gulden  erworben  hat. 

Von  den  zahlreichen  größeren  und  kleineren 
Ausstellungen  moderner  Künstler  erwähne  ich 
nur  die  interessantesten.  Die  erste,  die  schon 
im  Frühjahr  stattfand,  gab  einen  Überblick  über 
das  vielseitige  Schaffen  Jan  Toorops.  Die  andere 
war  zu  Ehren  des  1897  verstorbenen  Land- 
schafters Willem  Roelofs  im  Oktober  im  Haag 
arrangiert  worden  und  bot  eine  umfassende 
Übersicht  über  den  Entwicklungsgang  dieses 
für  die  moderne  holländische  Landschaftsmalerei, 
speziell  für  die  „Haager  Schule“,  wichtigen 
Meisters.  Ein  Teil  dieser  Sammlung  ist  gegen- 
wärtig noch  auf  der  Wanderung  durch  Holland. 
Und  endlich  wurde  ganz  kürzlich  in  Rotterdam 
eine  Sonderkollektion  von  Werken  Vincent  van 
Goghs  gezeigt.  Kurt  Freise. 

8 

DEUTSCHER  VEREIN 
FÜR  KUNSTWISSENSCHAFT. 

Die  Versammlung  für  die  endgültige  Kon- 
stituierung des  Vereins  ist  in  der  ersten  Hälfte 


des  März  d.  J.  in  Aussicht  genommen.  Über 
die  weitschauenden  Unternehmungen,  deren 
Pläne  mit  dieser  Gründung  verbunden  sind, 
unterrichtet  der  erste  Paargraph  des  Satzungen- 
entwurfes am  präzisesten. 

§ 1. 

Der  Deutsche  Verein  für  Kunstwissenschaft 
bezweckt  die  Förderung  kunstgeschichtlichen 
Wissens  und  die  Hebung  künstlerischen  Lebens 
in  Deutschland. 

Insbesondere  setzt  er  sich  zur  Aufgabe: 

1.  Ein  illustriertes  kunstwissenschaftliches 
Jahrbuch  mit  literarischem  Jahresbericht  heraus- 
zugeben. 

2.  Die  Herausgabe  von  Kunsthandbüchern 
und  photographischem  Anschauungsmaterial  so- 
wie von  sonstigen  kunstwissenschaftlichen  Ar- 
beiten zu  fördern. 

3.  Die  vollständige  Verzeichnung  und  Publi- 
kation aller  deutschen  Kunstdenkmäler  (Monu- 
menta  artis  Germaniae)  auf  Grund  der  vorhan- 
denen Vorarbeiten  herbeizuführen. 

4.  Kunstwissenschaftliche  Anstalten  und  Ver- 
bindungen an  geeigneten  Plätzen  des  In-  und 
Auslandes  herzustellen  und  zu  unterhalten. 

5.  Dafür  einzutreten,  daß  für  Vertreter  der 
neueren  Kunst  Reisestipendien  eingerichtet 
werden. 

6.  Das  allgemeine  Interesse  und  Verständnis 
für  Kunst  zu  beleben,  indem  dahin  gewirkt 
wird,  daß 

a)  an  den  Universitäten  und  andern  Hoch- 
schulen für  ausgiebige  Berücksichtigung 
der  Kunstwissenschaft  gesorgt  wird, 

b)  auch  in  den  Schulen,  namentlich  in  den 
höheren  Lehranstalten  (Mittelschulen),  der 
kunstwissenschaftliche  Unterricht  in  ge- 
eigneter Weise  im  Anschluß  an  Geschichts- 
und  Zeichenunterridit  und  durch  Veran- 
staltung kunstwissenschaftlicher  Vorträge 
gepflegt  wird, 

c)  die  kunstgeschichtlichen  Apparate  an 
Hochschulen  und  höheren  Lehranstalten 
(Mittelschulen)  zureichende  Ausstattung 
erfahren, 

d)  angehenden  Oberlehrern  und  Oberlehre- 
rinnen die  Möglichkeit  geschaffen  wird, 
sich  in  der  Fachprüf  ung  eine  Lehrbefähigung 
der  Kunstwissenschaft  zu  erwerben, 

e)  die  Kunstwissenschaft  auch  in  dem  der 
allgemeinen  Bildung  gewidmeten  Teile 
der  Prüfung  der  Oberlehrer  und  Ober- 
lehrerinnen angemessen  berücksichtigt 
wird. 


Rundschau 


85 


f)  kunstwissensdiaftlidie  Fortbildungskurse 
für  Oberlehrer  und  Oberlehrerinnen  ein- 
gerichtet werden, 

g)  auch  bei  allen  Fortbildungseinrichtungen 
auf  die  Förderung  kunstwissenschaftlichen 
Verständnisses  durch  geeignete  Kurse  be- 
sonderer Wert  gelegt  und 

h)  durch  kunstwissenschaftliche  Vorträge  und 
Demonstrationen  verschiedenster  Ärt  auf 
immer  weitere  Kreise  des  Volkes  ein- 
gewirkt wird. 

Das  Bedürfnis  einer  alle  kunsthistorischen 
Bestrebungen  in  Deutschland  und  Österreich 
zusammenfassenden  Zentrale  ist  offensichtlich; 
die  Beschränkung  auf  deutsche  Kunst  eine 
große  Tat,  deren  Notwendigkeit  in  der  von  der 
Wissenschaft  so  stark  vernachlässigten  Bedeutung 
unserer  einheimischen  Kunst  liegt;  und  das 
Mittel,  eine  Sammelstelle  für  deutsche  Kunst- 
forschung in  einer  privaten  Gesellschaft  zu 
schaffen,  der  beste,  weil  ein  selbständiger  Weg. 
Die  Nation  selber,  nicht  der  vielgeplagte  Staat, 
soll  die  Sache  ihrer  Kunst  in  die  Hand  nehmen! 
Es  ist  zuversichtlich  zu  hoffen,  daß  dem  Äufrufe, 
an  dessen  Spitze  Bode,  Friedr.  Schmidt  und 
Älthoff  stehen,  die  nachdrücklichste  Tat  folge. 

g 


KLEINE  NÄCHRICHTEN 

Augsburg.  Das  sog.  Badezimmer  im  Fuggerhaus 
ist  neu  hergeriditet  und  dient  nun  zur  Aufbewahrung  der 
bedeutenden  Fuggersdien  Kunstsammlung,  die  der  Öffent- 
lichkeit übergeben  wird. 

Berlin.  G.  Mackowski  hat  7 Reliefs  von  Gottfried 
Schadow  wiedergefunden,  die  Gräfin  Lindenau  hatte  sie 
zur  Erinnerung  an  ein  früh  verstorbenes  Söhnchen  von 
dem  Künstler  in  Gipsstuck  modellieren  lassen. 

Darmstadt.  Die  stattliche  Sammlung  Handzeichnungen 
und  Skizzen  von  Bödclin  im  Besitze  des  Freih.  Ehe- 
paares V.  Heyl  ist  von  diesem  dem  Hessischen  Landes- 
museum als  Geschenk  überwiesen  worden.  Die  75  Blätter 
reichen  von  der  Schweizer  Jugendzeit  Böcklins  bis  in  die 
80er  Jahre. 

Dresden.  Die  Gemäldegalerie  hat  ihr  erstes  Bild 
von  Rayski,  dem  dur±  die  Jahrhundertausstellung  1906 
bekannt  gewordenen  Autodidakten,  erworben;  es  stellt 
die  Schwester  des  Künstlers  Pompilia  dar. 

Düsseldorf.  Josef  Olbrich  ist  gelegentlich  der  Aus- 
führung seines  Warenhauses  von  Darmstadt  hierher  über- 
gesiedelt. Eine  Ausstellung  seines  bisherigen  Werkes 
ist  gegenwärtig  in  drei  Sälen  des  Kunstgewerbemuseums 
zu  sehen. 

Hamburg.  Es  besteht  noch  die  Gefahr,  daß  die 
bekannte  Galerie  Weber  — deren  Katalog  von  Woermann 
stammt  — von  der  Witwe  des  Besitzers  an  ein  Händler- 
konsortium verkauft  wird.  Hoffentlich  finden  sich  aber 
Mittel,  die  Sammlung  für  Hamburg  zu  erhalten  und  mit 
ihpn  alten  Meistern  den  Bestand  der  Kunsthalle  aufs 
günstigste  zu  ergänzen. 

Frankfurt  a.  M,  Die  Errichtung  eines  Städtischen 
Museums  neben  und  in  Zusammenhang  mit  dem  Städel- 
schen  Institut  ist  im  Prinzip  beschlossene  Sache.  Die 
Mittel  der  reichen  Pfungstschen  Stiftung  waren  für  eine 
moderne  Galerie  allerdings  schon  einige  Zeit  flüssig  und 


auch  die  gemeinsame  Leitung  beider  Sammlungen  bei 
getrennten  Administrationen  war  mit  der  Berufung 
Swarzenskis  vor  zwei  Jahren  schon  entschieden.  Was 
aber  jetzt,  nach  Überwindung  mannigfacher  Schwierigkeiten, 
als  gesichert  angesehen  werden  darf,  und  zwar  sowohl 
von  seiten  der  städ  ischen  Behörden  als  der  Städelschen 
Verwaltung,  ist  die  räumliche  Verbindung  der  beiden 
Museen  (auf  dem  Gartengrundstück  an  der  DürerstraBe) 
und  die  Durchführung  von  Swarzenskis  Programm.  Dieses 
behält  für  das  Städelsche  Institut  prinzipiell  die  alte 
Malerei  vor;  das  Städtische  Museum  aber  soll  nicht  nur 
die  im  Plane  Pfungsts  liegende  Moderne  Galerie, 
sondern  auch  eine  Sammlung  rein  Frankfurter  Kunst 
und  eine  Skulpturensammlung  enthalten.  Es  besteht 
begründete  Hoffnung,  daß  die  reiche  Stadt  die  zu  diesen 
großartigen  Plänen  notwendigen  Gelder  bewilligt,  und 
somit  Frankfurt  mit  einem  Schlage  den  bedeutendsten 
neueren  Museumsstädten,  wie  Hamburg,  an  die  Seite  ge- 
rückt wird. 

Dem  Städelschen  Museum  ist  das  angebliche 
Bildnis  des  Kaisers  Matthias  Corvinus  von  Rubens  aus 
der  Slg.  Rud.  Kann  als  Geschenk  überwiesen  worden, 
eines  von  Rubens  besten  und  besterhaltenen  Gemälden. 

Köln.  Rasch  hintereinander  sind  beide  Museen  ihrer 
Leiter  beraubt  worden,  und  die  Verlegenheit  der  Stadt, 
diese  Stellen  würdig  wieder  zu  besetzen,  ist  eine  doppelte, 
da  beide  Sammlungen  recht  eigentlich  Schöpfungen  ihrer 
hervorragenden  Direktoren  zu  nennen  sind.  Der  im  vorigen 
Herbst  verstorbene  Aldenhoven  hat  aus  einer  Raritäten- 
kammer das  stolze  Wallraf- Richartz- Museum  gemacht, 
und  das  Kunstgewerbemuseum  verdankt  seine  heutige 
Gestalt  und  Organisation  durchaus  Otto  von  Falke. 
Dieser,  der  seine  Assistentenjahre  bei  Lessing  in  Berlin 
zubrachte,  übernahm  1895  das  Kölner  Museum,  das  am 
1.  Mai  1900  in  den  jetzigen  Neubau  übersiedelte.  In  dem 
neuen  Museum  wurde  das  System  des  mittleren  guadra- 
tischen  Lichthofes  mit  Rücksicht  auf  die  Sonderausstellungen 
des  modernen  Kunstgewerbes  beibehalten.  Die  Samm- 
lung selbst  ist  nach  dem  Prinzip  historischer  Stilentwich- 
lung  aufgestellt;  bei  ihrem  Ausbau  stand  das  rheinische 
Kunstgewerbe  durchaus  im  Vord  rgrunde:  rheinische  Möbel 
vom  14.  bis  18.  Jahrhundert,  rheinische  Glasmalerei  und 
Keramik.  So  hat  v.  Falke  dem  Museum  einen  aus- 
gesprochen rheinischen  Charakter  verliehen. 

Lugano.  An  der  Kathedrale  S.  Laurenzo  und  an 
S.  Maria  degii  Angeli  (in  der  Luinis  Passionsfresko  ist) 
finden  große  Restaurationsarbeiten  statt. 

München.  Die  Sammlung  Arndt,  die  ein  unbekannter 
Mäcen  auf  Veranlassung  Furtwänglers  angekauft  und  dem 
bayrischen  Staate  geschenkt  hat,  ist  provisorisch  im  assy- 
rischen Saale  der  Glyptothek  geordnet  aufgestellt  worden. 
Die  Sammlung  umfaßt  hauptsächlich  Werke  griechischer 
und  auch  italienischer  Kleinkunst,  Terrakotten,  Vasen, 
Bronzen,  Goldschmuck  und  Glasfragmente.  So  ist  sie 
eine  sehr  wertvolle  Bereicherung  des  Antiguariums, 
deren  beträchtliche  Lücken  auf  diese  Weise  ausgefüllt 
werden. 

Florenz.  Die  Besorgnis  um  das  Schicksal  des  Pal. 
Strozzi— der  bekanntlich  möglicherweise  einem  Ausländer 
zufällt  — ist  noch  keiner  Entscheidung  gewichen.  Falls 
der  Staat  ihn  übernehmen  sollte,  weiß  man  nicht  recht, 
was  mit  seinen  großen  Räumlichkeiten  anzufangen;  zu 
einem  Museo  civico,  das  noch  der  würdigste  Inhalt  sein 
würde,  fehlt  es  an  Material,  und  die  großen  Kosten 
machen  hinter  jedes  derartige  Projekt  von  vornherein  ein 
Fragezeichen.  — Dagegen  soll  das  Kloster  Sant’  Apollonia 
(mit  Castagnos  Abendmahlfresko)  vom  Militärfiskus 
erworben  und  zu  einer  modernen  Galerie  verwendet 
worden. 

Paris.  Die  Verwaltung  der  National -Bibliothek  be- 
reitet für  Mai  1908  eine  große  Ausstellung  von  Zeichnungen 
und  Radierungen  Rembrandts  aus  öffentlichem  und 
privatem  Besitze  vor. 

Speyer.  Das  historische  Museum  der  Pfalz  soll  hier 
nach  Plänen  Gabr.  v.  Seidls  erstehen;  und  zwar  gänzlich 
in  den  Formen  der  späteren  deutschen  Renaissance  , teil- 
weise in  direkter  Nachahmung  von  Teilen  des  Heidel- 
berger Schlosses.  Es  fragt  sich,  ob  diese  Art  der  forma- 
len Lösung  von  Museumsfragen  heute  noch  angebracht  ist. 

StraBburg.  Die  Wiederherstellung  des  Bischöflichen 
Palais  soll,  unter  der  Leitung  des  Dombaumeisters  Knauth 


86 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


und  des  Pariser  Innenarchitekten  Hoentschel  nunmehr  in 
Angriff  genommen  werden.  Ein  Anbau  nach  der  111 
hinaus  soll  die  Kunstgewerbesammlung  von  Str.  auf- 
nehmen, so  daß,  mit  Einrechnung  des  Frauenhauses,  alle 
öffentlichen  Kunstschätze  hier  vereinigt  werden.  Diese 
Restaurierung  befindet  sich  durchweg  in  guten  Händen. 

Rom.  Die  von  Raffael  1509  begonnene  Kirche  S.Eligio 
degli  Orefici,  am  Tiber  bei  der  Villa  Giulio,  droht  ernst- 
lich zu  verfallen,  da  man  nichts  für  ihre  Erhaltung  tut. 

Rom.  Die  altchristliche  Basilika  S.  Silvestro  über 
dem  Grab  der  Priscilla  an  der  Via  Salaria  ist  von  Marucchi 
wiederhergestellt  und  die  gesamte  (unterirdische)  Anlage 
der  Öffentlichkeit  freigegeben. 

Venedig.  Nachdem  die  finanziellen  Schwierigkeiten 
beseitigt  sind,  wird  nächstes  Frühjahr  mit  der  Wiederher- 
stellung der  Baudenkmäler  auf  dem  Inselchen  Torcello  in 
der  oberen  Lagune  begonnen  werden.  Es  sind  dies  die 
im  Jahre  1008  erbaute  Kirche  Santa  Maria  und  dip  aus 
dem  neunten  Jahrhundert  stammende  Kirche  Santa  Fosca 
in  griechisch-römischem  Stil. 

Weimar.  Als  Assistentin  am  Goethe-Nationalmuseum 
wie  an  den  andern  Großherzogi.  Museen  wurde  zur 
Unterstützung  des  Direktors  Dr.  Kötschau,  Fräulein  Dr. 
M.  Schütte,  früher  Hilfsarbeiterin  am  Kgl.  Kupferstich- 
kabinett in  Berlin,  angestellt. 

Wien.  Es  ist  nun  endgültig  entschieden,  daß  Otto 
Wagner  den  Bau  des  Städtischen  Museums  auf  dem  Karls- 
platz übernimmt:  es  scheint  also,  daß  Wien  um  eine  groß- 
artige Architektur  reicher  werden  soll,  die  sich  an  die  alte 
Karlskirche  Fischer  v.  Erlachs  dekorativ  anschließt. 


[s 

VERMISCHTES 

Kunsthistoriker  oder  Laie.  Da  an  die  Spitze  der 
Stuttgarter  Gemäldegalerie  der  Ästhetiker  Prof.  Diez  end- 
gültig berufen  ist,  erscheint  der  Streit  um  diese  Frage 
beendigt:  der  neue  Leiter  muß  nun  beweisen,  ob  er  ein 
würdiger  Nachfolger  v.  Langes  ist.  Prinzipiell  ist  zu 
sagen:  daß  zwar  der  Beruf  der  Kunstforschung  an  sich 
noch  lange  nicht  die  Gewähr  bietet,  daß  der  ihr  An- 
gehörende wirklich  etwas  „von  Kunst  versteht“  oder  sich 
zum  Leiter  eines  Museums  eignet:  daß  aber  doch  eben 
für  solche  Dinge,  wie  über  Kunst  dozieren  und  Samm- 
lungen verwalten,  ein  Stand  von  Leuten  existiert,  die  sie 
als  Lebensaufgabe  betrachten  und  im  allgemeinen  auch 
wirklich  mehr  davon  verstehen  als  Künstler  und  Ober- 
lehrer. Das  Mittel  der  guten  alten  Zeit,  Museen  durch 
protegierte  Maler  oder  Architekten  verwalten  zu  lassen, 


hat  sich  doch  wohl  nicht  ganz  als  das  Richtige  erwiesen, 
und  ein  moderner  Großstaat  würde  sich  aufs  empfindlichste 
der  Gefahr  der  Lächerlichkeit  aussetzen,  wenn  er  zu  jener 
ehrwürdigen  Institution  zurückgreifen  vyollte,  statt  unter 
der  großen  Schar  der  gutgeschulten  Museumsbeamten 
und  Kunsthistoriker  den  Tauglichsten  zu  wählen.  Ein 
völlig  verfehltes  und  durch  nichts  zu  rechtfertigendes  Ex- 
periment aber  hat  man  in  Graz  unternommen.  Als 
Nachfolger  Strzygowskis  an  der  dortigen  Technischen 
Hochschule  ist  nicht  ein  Kunsthistoriker,  sondern  ein 
Novellist  und  Bibliothekar,  Dr.  Emil  Ertl,  berufen  worden. 
Es  tritt  hier  der  Fall  ein,  daß  Professorenkollegium  und 
Unterrichtsminister  einen  Novellisten  für  tauglicher  halten 
als  einen  Fachmann,  über  Geschichte  der  Architektur  zu 
lesen.  Die  weit  verbreitete  Meinung  ist  also  immer  noch 
die,  daß  Kunstverständnis  und  Kunstwissenschaft  lediglich 
Attribute  des  überlegen  lächelnden  „gesunden  Menschen- 
verstandes“ seien. 

Das  Appartemento  Borgia  im  Vatikan  ist  seit 
einigen  Monaten  dem  Publikum  zurückgegeben  worden. 
Es  ist  jetzt  wieder  wie  früher  zweimal  in  der  Woche  ge- 
öffnet. Besonders  erfreulich  ist  es,  daß  auch  die  beiden 
Räume  der  Torre  Borgia  nicht  mehr  geschlossen  sind. 
Hier  steht  die  merkwürdige  Büste  Pius  11.  wieder  an 
ihrem  alten  Platz,  die  seit  Jahren  unsichtbar  war.  Möchte 
nun  auch  allmählich  die  Hoffnung  sich  verwirklichen , daß 
sich  die  leeren  Räume  füllen!  Die  Säle  des  Appartamento 
Borgia  scheinen  wie  geschaffen  für  die  Einrichtung  eines 
pästlichen  Museums,  für  welches  im  Vatikan  noch  un- 
schätzbares Material  vorhanden  ist.  E.  St. 


Zum  fünfzigjährigen  Jubiläum  Roms  als  Haupt- 
stadt Italiens.  Emesto  Nathan,  Roms  neuer  Sindaco, 
hat  einen  vom  15.  Januar  datierten  Aufruf  erlassen,  in 
welchem  er  zur  allgemeinen  Teilnahme  und  Unterstützung 
an  den  beiden  im  Jahre  1911  in  Turin  und  Rom  geplanten 
Jubiläumsausstellungen  auffordert.  Die  Rollen  beider 
Hauptstädte,  de]rer,  die  es  war,  und  derer,  die  es  wurde, 
sind  so  verteilt  worden,  daß  in  Turin  eine  internationale 
Ausstellung  für  Industrie  und  Gewerbe  veranstaltet  werden 
soll,  während  Rom  seine  verborgenen  Schätze  a ter  Kunst 
zeigen  wird.  Daneben  wird  in  Rom  auch  eine  historische 
Ausstellung  und  eine  große  Ausstellung  moderner  Kunst 
geplant.  E.  St. 

Ein  neuer  Dürer?  In  München  ist  im  Besitze  des 
Grafen  Arco- Zinneberg  angeblich  ein  früher  Dürer  (von 
1489)  entdeckt  worden,  eine  Anbetung  des  Kindes. 

Ein  neuer  Grünewald  ist  in  dem  Dörfchen  Stuppach, 
südwestlich  von  Mergentheim  in  Württemberg  von  K.  v. 
Lange  entdeckt  worden.  Es  ist  eine  Madonna  in  blühen- 
der Landschaft. 


UTERATUK 


Karl  Domanig.  Die  deutsche  Medaille 
in  kunst-  und  kulturhistorischer  Hin- 
sicht, nach  dem  Bestände  der  Medaillen- 
sammlung des  allerhöchsten  Kaiser- 
hauses. Mit  100  Tafeln  in  Lichtdruck.  Wien 
(Verlag  von  Änton  Schroll  & Co.),  1907.  Fol. 
60  M. 

Wer  mit  der  Erwartung  an  dieses  Buch  heran- 
treten wollte,  hierin  eine  allgemeine  Veröffent- 
lichung über  die  deutsche  Medaille  in  ihrer  künst- 
lerischen Bedeutung,  und  zwar  mit  Benutzung 
aller  größeren  öffentlichen  oder  privaten  Samm- 
lungen jener  herrlichen  Werke  der  Kleinkunst 
zu  finden,  der  würde  sich  selbst  täuschen,  und  vor 
allem  dem  Verfasser  Unrecht  tun.  Denn  auf 
der  einen  Seite  soll  das  Werk  ebenso,  wie  die 
„Porträtmedaillen  des  Erzhauses  Österreich“  des- 
selben Verfassers  von  1896,  nur  ein  Teil  der 
trefflichen  Veröffentlichungen  aus  den  kunst- 
historischen Sammlungen  des  österreichischen 
Kaiserhauses  sein,  sich  also  naturgemäß  auf  den 
Umfang  der  Wiener  Medaillensammlung  be- 
schränken, andererseits  aber  zum  ersten  Male 
umfassend  versuchen,  die  außerordentliche  Be- 
deutung der  Medaille  auch  in  kulturgeschicht- 
licher Hinsicht  durch  Text  und  Äbbildung  klar 
zu  legen.  So  zerfällt  das  Buch  in  zwei,  unter 
sich  gleich  starke  Abteilungen  und  gibt  auf 
Tafel  1 bis  50  454  Medaillen,  die  die  künst- 
lerische Entwicklung  derselben  von  den  ersten 
medaillenartigen  Geprägen  der  Haller  Münzstätte 
aus  dem  Ende  des  XV.  Jhrh.  bis  zur  Zeit  der 
Romantik  um  die  Mitte  des  XIX.  darstellen,  auf 
Tafel  51  bis  100  dagegen  weitere  417  Medaillen, 
die  nur  zu  einem  kleinen  Teil  die  Hand  eines 
Künstlers  verraten,  in  der  überwiegenden  Mehr- 
zahl dagegen  zeigen  sollen,  zu  wie  mannigfachem 
Zwecke  die  Medaille  in  der  Vergangenheit  ver- 
wendet worden  ist.  Um  dies  zu  erweisen,  reicht 
aber  die  vorzügliche  Wiener  Sammlung  voll- 
kommen aus.  Die  Lichtdrucktafeln,  in  diesem 
Fall  mit  Recht  die  Hauptsache,  sind  fast  sämt- 
lich scharf  und  klar  ausgefallen,  nur  die  Tafeln  12, 
20,  27,  42,  63,  83,  89,  97  bleiben  hinter  den 
übrigen  zurück,  und  ich  muß  auch  gestehen, 
daß  in  diesem  besonderen  Falle  eine  künst- 
lerisch-vornehme Wiedergabe,  wie  sie  hier  der 
rauhe  Karton  bietet,  hinter  einer  möglichst  deut- 
lichen auf  glattem  Papier  hätte  zurücktreten 
sollen.  Man  vergleiche  nur  die  Tafeln  des  vor- 
liegenden Buches  mit  denen  zu  Domanigs  Vor- 


trag über  die  deutsche  Medaille  in  der  Wiener 
Numism.  Ztschr.  XXIV  (1892),  die  in  Schrift  und 
Bild  die  Originale  an  Klarheit  vollkommen  er- 
reichen. Zu  bedauern  ist  auch,  daß  die  Ab- 
bildung der  Stücke  in  natürlicher  Größe  sich 
nicht  immer  hat  erreichen  lassen. 

Im  kunstgeschichtlichen  Teil  wird  zu  einer 
jeden  Gruppe  von  zusammengehörigen  Meistern 
eine  besonclere,  im  kulturgeschichtlichen  Teil  eine 
allgemeine  Einleitung,  dann  aber  für  jede  einzelne 
Medaille  der  100  Tafeln  eine  genaue  Beschreibung 
der  Darstellung,  die  In-  und  Umschriften,  die 
geschichtlichen  Beziehungen,  die  Bezeichnung  von 
G öße  und  Material,  schließlich  auch  die  Lite- 
ratur, d.  h.  schlechterdings  alles  gegeben,  was 
das  Interesse  des  Benützers  des  Buches  nur 
irgendwie  erwecken  kann.  Aber  größer  noch 
als  die  Belehrung  ist  namentlich  beim  ersten 
Teil  der  ästhetische  Genuß;  man  wird  nicht 
müde,  immer  wieder  von  neuem  Tafel  für  Tafel 
zu  besehen,  mit  diesen  so  durch  und  durch  aus 
deutschem  Geiste  gebornen,  charakteristischen 
Kunstwerken,  die  trotz  der  oft  feinsten  Aus- 
führung doch  niemals  kleinlich,  sondern  stets 
monumental  wirken.  Mit  Recht  sind  eigens 
auch  die  für  deutsche  Besteller  gelieferten  und 
außerdem  auch  auf  deutschem  Boden  entstandenen 
Medaillen  italienischer  und  niederländischer 
Künstler  mit  aufgenommen  worden.  Und  wie 
greifbar  deutlich  treten  dem  Beschauer  die  ein- 
zelnen Perioden  unserer  Geschichte  in  diesen 
lebensvollen  Gesichtern  entgegen.  Von  welcher 
Bedeutung  es  ist,  daß  die  Neuzeit  die  Medaille 
jetzt  wieder  zu  neuem  Dasein  erweckt  hat,  ohne 
doch  von  der  Vergangenheit  mehr  als  die  An- 
regung empfangen  zu  haben,  wird  einem  beim 
Durchsehen  dieser  Tafeln  ganz  besonders  klar. 
Und  doch  weiß  ich  nicht,  ob  bei  Domanigs  vor- 
trefflicher Arbeit  nicht  das  Hauptverdienst  auf 
dem  kulturgeschichtlichen  Teil  beruht.  Man  braucht 
nur  einmal  die  Übersicht  der  Kapitel  auf  S.  VIII 
durchzufliegen,  um  zu  sehen,  daß  weder  auf 
öffentlichem  noch  auf  privatem,  weder  auf  pro- 
fanem noch  religiösem  Gebiete  irgend  ein  Er- 
eignis denkbar  ist,  das  nicht  durch  eine  Medaille 
hätte  dargestellt  werden  können.  Es  ist  wirk- 
lich eine  deutsche  Kulturgeschichte  in  Münz- 
bildern, die  hier  geboten  wird,  und  es  ist  eine 
wahre  Freude,  sich  von  dem  unermüdlichen 
Verfasser  auf  diesem  vielverschlungenen  Ge- 
biete führen  zu  lassen,  das  man  nur  mit  dem 
aufrichtigsten  Danke  für  den  Genuß  verläßt. 


88 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


! 

I 


Zum  Schluß  bringt  der  Text  zuverlässige  Ver- 
zeichnisse der  Medaillen  nach  Personen,  Orten, 
Inhalt,  dann  aber  auch  ein  Verzeidinis  der  Me- 
dailleure mit  biographischen  Angaben,  soweit 
solche  nicht  bereits  der  Text  selbst  enthielt, 
und  endlich  ein  Verzeichnis  der  öfter  benutzten, 
umfangreichen  Literatur,  alles  eine  sehr  will- 
kommene Zugabe  für  den  Benutzer  des  Budies. 

Einige  besondere  Bemerkungen  möchte  ich 
hier  anschließen.  Daß  die  Medaillen  79—101  und 
716  wirklich  Peter  Flötner,  wie  Domanig  schon 
1893  ausgeführt  hat,  angehören,  wird  jetzt  von 
neuem  bestritten  und  erscheint  auch  mir  vor- 
läufig wenigstens  nicht  bewiesen;  Nr.  100  z.  B. 
gehört  mit  einem  Buchsmodell  des  Braun- 
schweiger Museums  zusammen,  das  mit  Flötner 
nichts  zu  schaffen  hat;  auch  sonst  sind  in  diesen 
Gruppen  sicher  mehrere  Hände  zu  unterscheiden. 
Auffallenderweise  ist  Domanig  sodann  geneigt, 
die  mit  einem  Monogramm  aus  P und  V ver- 
sehenen Medaillen  297—299,  664  und  703,  die 
nicht  bloß  durch  ihre  Bezeichnung,  sondern  auch 
durch  ihren  sehr  charakteristischen  Stil  sich  als 
Werke  eines  Meisters  erweisen,  an  zwei 
Künstler  zu  geben  und  in  dem  einen  den  Hof- 
goldschmied  Paul  von  Vianen  zu  erkennen.  Es 
scheint,  als  wenn  dem  Verfasser  meine  Aus- 
führungen in  Numism.  Literaturblatt  1896  S.  838  f. 
entgangen  sind,  in  denen  ich  jene  bis  1614  da- 
tierten Medaillen  dem  genannten  Künstler  ab- 
gesprochen habe,  weil  er  bereits  1613,  nicht  erst 
1614  gestorben  ist;  ihm  gehört  vielmehr  nur 
Nr.  456  an,  die  eine  ganz  andere  Hand  zeigt. 
Zu  Nr.  42  ferner  ist  der  Aufsatz  von  W.  Buchenau, 
Blätter  für  Münzfreunde  1901,  164  ff.  nachzu- 
tragen. Die  Modelle  zu  Nr.  96  und  154  be- 
finden sich  im  Herzogi.  Museum  zu  Gotha,  die 
Rückseite  der  in  Wien  einseitigen  Medaille 
Nr.  355  in  dem  zu  Braunschweig.  Nr.  304  scheint 
mir  niederländisch  zu  sein.  Selbstverständlich 
sollen  diese  wenigen  Bemerkungen  dem  Ver- 
dienst des  Verfassers  und  der  Güte  seines  Buches 
keinerlei  Eintrag  tun.  — Der  Preis  des  Werkes 
ist  in  Anbetracht  der  Ausstattung  sehr  niedrig. 

P.  J.  Meier, 
s 

Bicfaard  Hoffmann.  Die  Kunstalter- 
tümer im  erzbischöflichen  Knabensemi- 
nar zu  Freising. 

Seit  die  „Beiträge  zur  Geschichte, Topographie 
und  Statistik  des  Erzbistums  München  und  Frei- 
sing“ in  „Neuer  Folge“  erscheinen,  bringen  sie 
nicht  wenige  Artikel  über  kunsthistorischeFragen, 
die  nicht  nur  zur  Verbreitung  des  Kunstinteresses 
in  der  Geistlichkeit  beitragen,  sondern  auch 


selbständige,  abgeschlossene  Forschungsresultate 
darbieten.  Im  eben  erschienenen  IX.  Bande  sind 
die  Kunstdenkmäler  des  Klerikalseminars  in  Frei- 
sing beschrieben.  Die  dort  befindliche  kleine 
Kunstsammlung  genießt  in  Kennerkreisen  eine 
nicht  unbedeutende  Wertschätzung;  denn  sie 
gibt  einen  guten  Überblick  über  die  Entwicklung 
der  oberbagerischen  Plastik  vom  12.  bis  zum 
16.  Jahrhundert  und  enthält  eine  Sammlung  von 
Tafelbildern  aus  Tirol , welche  deren  Mittel- 
stellung zwischen  italienischer  und  bayrischer 
Malerei  trefflich  charakterisieren. 

Die  Werke  der  figürlichen  Plastik  hat 
größtenteils  noch  Sighart  zusammengebracht, 
dessen  „Geschichte  der  bildenden  Künste  im  König- 
reich Bagern“  heute  noch  trotz  aller  inzwischen 
erschienenen  Detailarbeiten  ihre  grundlegende 
Bedeutung  für  das  Mittelalter  behält.  Sie  be- 
ginnen in  dem  vorliegenden  Inventar  von  Rieh. 
Hoffmann  mit  vier  Figuren  aus  dem  12.  Jahr- 
hundert; ihnen  reihen  sich  die  Arbeiten  aus 
Holz,  Stein  und  Ton  bis  zum  Ende  des  15.  Jahr- 
hunderts an^  welche  meist  charakteristische  Typen 
der  Münchener,  Mühldorf  er  und  Salzburger 
Schule  bieten.  Es  sind  aber  auch  Arbeiten  über 
dem  Mittelmaß  darunter,  wie  Nr.  129  Madonna 
mit  Kind,  welche  neben  Werke  von  Riemen- 
schneider gestellt  werden  darf.  Unter  den  Ar- 
beiten der  Frührenaissance  sind  bemerkenswert 
mehrere  Stücke  des  neuerdings  festgelegten 
Hans  Leinberger  von  Landshut.  Die  Gemälde 
vom  Schluß  des  14.  Jahrhunderts  an  umfassen 
eine  reichliche  Anzahl  von  wichtigen  Tafelbildern 
der  Brixener  Schule,  dann  vielfach  datierte 
aus  der  Gegend  von  Mühldorf  und  Salzburg 
stammend.  Neben  einzelnen  schwäbischen  Ar- 
beiten ist  auch  die  spätgotische  Münchener 
Schule  charakteristisch  vertreten.  Unter  den 
kunstgewerblichen  Objekten  sind  besonders 
einige  kirchliche  Geräte  des  frühen  Mittelalters 
interessant. 

Von  dieser  kurz  skizzierten,  fast  500  Nummern 
umfassenden  Freisinger  Sammlung,  an  der  kein 
Forscher  vorübergehen  darf,  hat  Rieh.  Hoff- 
man n ein  Inventar  bergest  eilt.  Die  Beschreibung 
der  Objekte  ist  knapp,  aber  ausreichend,  die 
Charakteristik  präzis  und  meist  treffend;  ob- 
wohl nicht  selten  die  Provenienz  der  Stücke 
unbekannt  ist,  scheint  die  Schulzuteilung  fast 
immer  richtig  zu  sein.  Nur  macht  sich  die  Tendenz 
geltend  etwas  zu  früh  zu  datieren.  Für  manchen 
Hinweis  auf  nicht  in  der  Freisinger  Sammlung 
befindliche  Denkmäler  wird  man  dankbar  sein; 
auch  die  mehrfachen  ikonographischen  Selten- 
heiten sind  gewürdigt  worden.  Die  einschlägigen 
literarischen  Arbeiten  von  Semper,  Riehl, 
Stiaßny  u.  a.,  welche  für  die  kunstgeschichtliche 


Literatur 


89 


Beurteilung  der  Denkmäler  eine  meist  sichere 
Grundlage  boten,  sind  überall  angezogen  worden. 
So  ist  die  Sammlung  erst  durch  die  vorliegende 
Publikation  R.  Hoffmanns  in  vollem  Umfang 
fruditbringend  gemacht  worden.  Höchstens  über 
die  Äuswahl  der  tgpisdien  Abbildungen,  auf 
welche  der  Verfasser  wahrscheinlich  keinen  Ein- 
fluß gehabt  hat,  wäre  vielleicht  manch  ab- 
weidiender  Wunsch  zu  äußern.  — 

Dr.  W.  M.  Schmid-München. 

9 

Ganz,  Dr.  Paul  und  Major,  Dr.  £.  Die 

Entstehung  des  Hmerbadi’schen  Kunst- 
kabinets  und  die  Amerbach’sdien  Inven- 
tare.  Basel  1907.  Verlag  von  Carl  Beck,  Leipzig. 
68  Seiten.  M.  2.50. 

Wer  kennt  nicht  das  schöne  Bild  von  Holbein 
in  der  Basler  Galerie,  welches  den  Humanisten 
Bonifazius  Ämerbach  darstellt?  Wieviele  haben 
nidit  diese  Persönlichkeit  mit  der  berühmten 
Ämerbach’sdien  Hinterlassenschaft  in  Verbindung 
gebracht,  die  den  wertvollen  Grundstock  der 
öffentlichen  Kunstsammlung  und  des  Histori- 
schen Museums  zu  Basel  bildet.  In  feiner  psycho- 
logischer Untersuchung,  welche  durch  die  Nach- 
laßinventare  unterstützt  wird,  legen  die  Ver- 
fasser überzeugend  dar,  daß  wohl  Bonifazius 
Amerbadi  sich  mit  einer  Reihe  bedeutender 
Kunstwerke  zu  umgeben  wußte,  daß  er  aber 
durchaus  nicht  der  Sammler  war,  der  die  fast 
10000  Stücke  des  Kunstkabinetts  zusammenge- 
bracht hat.  Dieses  war  vielmehr  sein  Sohn 
Basilius  Amerbadi  (f  1591).  Aus  welchen  Quellen 
ihm  der  kostbare  Besitz  zufloß,  ist  durch  Einzel- 
beispiele in  einer  Art  nachgewiesen,  welche  auf 
das  Sammlerwesen  des  16.  Jahrhunderts  ein 
interessantes  Lidit  wirft. 

Die  Verfasser  haben  sich  bemüht,  die  Ge- 
mälde und  Kupferstiche,  die  bald  in  einem,  bald 
in  mehreren  Inventaren  erwähnt  sind,  bis  in  die 
jetzigen  Bestände  der  öffentlidien  Sammlungen 
zu  verfolgen.  Für  die  Goldschmiedearbeiten  sind 
Untersuchungen  nach  dieser  Richtung  nicht  vorge- 
nommen, obgleich  es  sehr  interessant  gewesen 
wäre,  zu  wissen,  ob  beispielsweise  von  den 
Ringen  und  Bechern  (darunter  einer  auf  eng- 
lische Manier  gemacht),  die  noch  von  Erasmus 
herstammen,  ob  etwas  von  den  Modellen  von 
Peter  Flötner  in  Nürnberg  oder  Jakob  Hoffmann 
in  Basel  erhalten  ist.  Des  letzteren  Risse  meint 
man  unter  den  Goldschmiedezeichnungen  des 
Basler  Kabinetts  wieder  zu  erkennen. 

In  sechs  Goldschmiedeladen  befand  sich  eine 
große  Sammlung  von  Goldschmiedewerkzeugen, 
die  aber,  wie  mir  die  Verwaltung  des  Historischen 


Museums  in  Basel  mitteilt,  heute  nicht  mehr  vor- 
handen sind.  Lehrreich  ist  es  im  Inventar  von  1586 
zu  lesen,  daß  man  einen  Ohrlöffel  „orengrübel“ 
nannte,  daß  ein  Sattelbogen  und  der  hintere 
Teil  eines  Sattels,  beide  (?)  in  einem  Gipsabguß 
vom  Sattel  Kaiser  Maximilians  I.,  eine  Arbeit 
Wenzel  Jamnitzers,  vorhanden  waren,  daß  eine 
in  S.lber  gestochene  Arbeit  von  Martin  Schon- 
gauer  existiert  hat.  Es  war  die  Kapsel  zu  einem 
Agnus  Dei,  wahrscheinlich  eine  ähnliche  Arbeit 
wie  die  Basler  Siegelkapsel,  das  einzige  er- 
haltene Silberstück  von  Schongauer. 

Sehr  dankenswert  ist  es,  daß  sämtliche  vor- 
handenen Inventare  auf  den  Seiten  31—68  im 
Originaltext  abgedrucht  sind. 

Marc  Rosenberg. 

9 

MarieSchütte.  Der  schwäbische  Schnitz- 
altar. Mit  82  Lichtdrucktafeln  in  Mappe.  91.  Heft 
der  Studien  zur  deutschen  Kunstgeschichte.  Straß- 
burg. J.  H.  Ed.  Heitz.  1907. 

Mehr  als  irgend  ein  anderes  Gebiet  deutscher 
Kunst  bedarf  die  Geschichte  deutscher  Plastik 
zu  einem  gesunden  Aufbau  grundlegender  Einzel- 
forschungen, sei  es  in  Form  von  Studien  über 
einzelne  Meister  und  Lokalschulen,  sei  es  in 
Gestalt  systematischer  Behandlung  und  Unter- 
suchung bestimmter  Gruppen  und  Materien. 
Werden  jene  für  die  Geschichte  im  engeren 
Sinne,  d.  h.  für  die  Entwiddung  und  Ausbreitung 
einer  Bewegung  oder  eines  Stiles  in  erster  Linie 
in  Betracht  kommen,  so  werden  systematische 
Abhandlungen  schon  deshalb  nicht  zu  umgehen 
sein,  da  das  uns  überkommene  Material  an 
Bildwerken  nicht  nur  überaus  zahlreich,  sondern 
auch  weit  verbreitet  und  deshalb  in  gewissem 
Sinne  schwer  zugänglich  ist.  Das  gilt  ganz  be- 
sonders von  den  Schnitzwerken  der  Spätgotik. 
Schon  unter  diesen  Gesichtspunkten  wird  man 
den  „Schwäbischen  Schnitzaltar“  von  Marie 
Schütte  als  eine  höchst  verdienstvolle  Arbeit 
anerkennen  müssen.  Ziehen  wir  aber  noch  in 
Betracht,  daß  das  weit  verstreute  Material  meist 
erst  auf  langen  Wanderungen  gewonnen  sein 
wollte,  so  werden  wir  das  Verdienst  der  Ver- 
fasserin um  so  höher  einzuschätzen  haben.  Man 
wird  dessen  eingedenk  sein  müssen  an  Stellen, 
wo  sich  Wünsche  nach  einem  Mehr  geltend 
machen  wollen. 

In  der  Einleitung  ist  die  Absicht  des  Buches 
gekennzeichnet  als  „ein  Versuch  an  der  Hand 
der  in  Schwaben  erhaltenen  Altäre  die  Ent- 
wicklung des  schwäbischen  Schnitzaltars  darzu- 
stellen“. Dies  setzt  zunächst  eine  streng  syste- 
matische Gliederung  und  Verarbeitung  des  reichen 


90 


Monatshefte  ffir  Kunstwissenschaft 


Stoffes  voraus.  Mit  Geschick  hat  Schütte  dabei 
das  Ermüdende,  Eintönige  solcher  Änalgsen  ver- 
mieden und  oft  werden  uns  wie  z.  B.  bei  der 
Besprechung  des  Bilderkreises  kunst-  und  kultur- 
geschichtlich interessante  Äusblid^e  eröffnet.  Es 
erscheinen  überhaupt  die  Kapitelüberschriften 
vielfach  zu  knapp  und  zu  eng  gegriffen  im  Ver- 
hältnis zu  dem  Gebotenen,  so  besonders  in  dem 
Abschnitt  über  die  Polgchromie,  der  unter  anderem 
auch  die  Frage  über  die  Arbeitsteilung  und  das 
Verhältnis  von  Maler  und  Bildhauer  eingehend 
behandelt.  Für  die  Strigel-  und  Multscher- 
forschung sind  hier  mannigfache  beachtenswerte 
Winke  gegeben.  Das  Gleiche  gilt  für  den  Ab- 
schnitt „Lokalschulen“,  der  uns  zugleich  mit 
dem  „Nachtrag“  eine  ruhige  klare  Studie  über 
den  Schnitzer  Multscher  gibt,  dessen  Lebens- 
werk  uns  durch  den  Schmeizensmann  von  1429 
am  Ulmer  Münster  und  fünf  Statuen  vom  Rat- 
haus dortselbst  in  glaubhafter  Weise  bereichert 
wird.  Das  Kapitel  „Lokalschulen“  zählt  über- 
haupt zu  dem  Besten,  was  über  schwäbische 
Plastik  bis  jetzt  geschrieben  wurde  und  dürfte 
für  den  Ausbau  einer  Geschidite  derselben,  zu- 
mal der  Holzbildnerei  als  die  wichtigste  Grund- 
lage zu  betrachten  sein.  Für  diesen  Zweck 
steuert  auch  ein  sehr  sorgfältiges  und  umfang- 
reiches Verzeichnis  der  schwäbischen  Schnitz- 
altäre im  Bereich  des  alten  Schwabens  wert- 
volles Material  bei.  Vor  allem  dankenswert 
ersdieint  hier  die  eingehende  Beschreibung  der 
einzelnen  Objekte  und  die  ausführliche  Literatur- 
angabe. 

Mit  Schütte’s  Buch  haben  wir  zweifellos  ein 
Nachschlagewerk,  ein  „Handbuch“  von  bleiben- 
dem Wert  erhalten.  Ich  verspreche  mir  von  ihm 
namentlich  auch  für  die  Geschichte  der  Plastik 
der  Nachbarländer  Schwabens  großen  Erfolg, 
insoferne  als  dadurch  die  Möglichkeit  einer  Ver- 
gleichung nicht  mehr  von  Einzelobjekten  ab- 
hängig sein  wird,  und  die  Grenzen,  namentlich 
die  schwäbisch -fränkischen  und  schwäbisch- 
bayerischen,  sich  klarer  ziehen  lassen  werden. 
Nicht  minder  schätzbar  als  die  wissenschaftliche 
Verarbeitung  des  großen,  weit  verstreuten  Ma- 
terials ist  die  reiche  Sammlung  von  Abbildungen 
(82  Lichtdrucktafeln),  die  in  eigner  Mappe  dem 
Textband  beigegeben  sind.  Man  wird  bei  dieser 
Fülle  des  vielfach  noch  unveröffentlichten  Ma- 
terials über  manche  weniger  gelungene  Tafeln 
ohne  Tadel  hinwegsehen  müssen  in  Anbetracht 
dessen,  daß  die  Aufnahmen  oft  unter  erschweren- 
den örtlichen  Umständen  gefertigt  werden 
mußten.  Unliebsam  aber  vermißte  ich  einen 
engeren  Zusammenhang  zwischen  Textband  und 
Abbildungsmappe;  hier  hätte  durch  wechsel- 
seitigen Hinweis  die  praktische  Benützung  beider 


wesentlich  erhöht  werden  können.  Das  Verzeichnis 
im  Textband  erfüllt  nicht  hinreichend  den  beab- 
sichtigten Zweck;  zum  mindesten  hätten  in  dem 
großen  Verzeichnis  der  Altäre  die  Nummern  der 
betreffenden  Tafeln  beigesetzt  werden  sollen. 
Hat  man  sich  aber  einmal  der  Mühe  unterzogen, 
Text  und  Abbildungen  durch  Angabe  der  Tafel- 
nummern bezw.  Seitenzahlen  gegenseitig  zu  er- 
gänzen, so  schätzt  man  die  Brauchbarkeit  und 
den  Wert  des  tüchtigen  und  dankenswerten 
Werkes  um  so  mehr  und  würdigt  die  ernste 
Arbeit,  die  es  gestaltete,  erst  in  ihrem  vollen 

Umfang.  Philipp  Maria  Halm. 

s 

P.  Eidiholz.  Das  älteste  deutsche 
Wohnhaus,  ein  Steinbau  des  9.  Jahrh. 
(Studien  zur  deutschen  Kunstgesch.  84).  50  S. 
8®  mit  46  Abb.  Straßburg,  Heitz.  1907.  M.  4.— . 

Obwohl  über  dieses  unscheinbare  „graue  Haus 
in  Winkel“  schon  eine  ganze  Literatur  erwachsen 
ist,  so  war  doch  über  die  Zeitstellung  noch  keine 
Einigkeit  erzielt.  Die  meisten  Forscher  sprachen 
sich  gegen  karolingischen  Ursprung  und  die 
Verbindung  mit  Rabanus  Maurus  aus.  Eichholz 
sucht  beides  mit  schwer  wiegenden  Gründen  zu 
beweisen.  Er  padct  insofern  den  Stier  gleich 
bei  den  Hörnern,  als  er  die  kleinen,  monolithen 
Fensterchen,  wovon  eins  ein  Teilungssäulchen 
mit  Würfelkapitell  hat,  als  ursprünglich  (Mitte 
9.  Jahrh.)  erklärt,  ebenso  die  beiden  Türstürze 
mit  dem  Flachgiebelornament,  einen  Kamin- 
sturz mit  Stabwerk  und  Rosetten,  den  Ziegel- 
durchschuß der  gewölbten  Öffnungen  und  sogar 
die  Eichenholzsäule  des  Unterzugs.  Wirklich 
überraschend  sind  die  guten  Beobachtungen  da- 
hin deutend,  daß  das  Häuschen  ursprünglich  nur 
die  größere  Nordhälfte  mit  der  Kapelle  (und 
eineFreitreppe)  umfaßte,  in  derRekonstruktion  ein 
malerisch  gruppiertes  Refugium  für  einen  Gelehr- 
ten wie  Rabanus.  Denn  auf  diesen  führen  neben 
der  Überlieferung  die  Kreuze  am  Kapellentürsturz 
und  an  dem  einen  Fenster,  die  ganz  den  Kreuz- 
spielereien in  seiner  Schrift  „de  laude  sanctae 
crucis“  entsprechen.  Er  hätte  es  847  kurz  nach 
seiner  Wahl  zum  Erzbischof  von  Mainz  erbaut, 
in  den  nächsten  Jahren  schon  um  die  Südhälfte 
erweitert  und  bei  der  Hungersnot  850  die  Küche 
vorgelegt.  Selbst  die  Bärenköpfe  ließen  sich 
aus  seiner  Schrift  „de  universo“  in  Anschluß  an 
die  Eliasbären  (II.  Kön.  2.  23)  „als  Abwehr  gegen 
schmähsüchtige  Feinde“  erklären.  Hat  der  Verf. 
der  Versuchung  des  Zuvielbeweisens  nicht  hin- 
reichend widerstanden,  so  sind  seine  faktischen 
Beobachtungen  doch  sehr  wertvoll  und  begründen 
den  lebhaften  Wunsch  nach  einer  neuen  und 


Literatur 


91 


eingehenden  Äufnahme  unter  genauer  Prüfung 
des  Verbandes  und  der  Technik  und  besserer 
bildlicher  Darstellung  des  Details  als  sie  bisher 
vorliegt.  H.  Bergner. 

s 

W.  Worringer,  Dr.  Lukas  Cranach, 
128  S.  mit  63  Äbbildungen.  (Klassische  Illustra- 
toren. Hrsg,  von  K.  Bertels.  Bd.  III.)  München, 
Piper  & Co.  1908. 

Ein  überaus  geistvolles  und  feinsinniges  Buch, 
von  verblüffender  Plastik  und  Schlichtheit  der 
Diktion,  ungemein  klar  im  Äufbau  und  von 
bezwingender  Sicherheit  in  der  Durchführung. 
Und  dabei  so  gar  nicht  „kunsthistorisch“  in  dem 
Sinne,  wie  es  bei  einem  Buche  über  Cranach 
eigentlich  zu  erwarten  wäre. 

Die  Cranachforschung  war  bisher  eifrig  be- 
müht, auf  Grund  gesicherter  Arbeiten  des  Meisters 
eine  Zusammenstellung  der  Merkmale  seines 
Schaffens  zu  geben,  um  danach  eine  Ein-  oder 
Ausschaltung  fraglicher  Werke  herbeizuführen. 
Man  suchte  seinen  Anteil  an  der  gesamten, 
fast  fünf  Jahrzehnte  umfassenden  Arbeitsleistung 
der  Cranachwerkstatt  herauszudestillieren.  So 
kam  es,  daß  die  Cranachfrage  bald  von 
der  Pseudo -Grünwald-  bald  von  der  Hans 
Cranach-Frage  zurückgedrängt  wurde  und  durch 
die  Feststellung  zahlreicher  Schüler  und  Ge- 
hilfen, zu  denen  neuerdings  Johann  Kemmer 
hinzukam,  keine  einheitliche  Anschauung  des 
künstlerischen  Schaffens  Cranachs  erzielbar  war. 
Worauf  es  jedoch  in  erster  Linie  ankam,  das 
war  die  Purifizierung  und  Rettung  des  „besseren“, 
des  „wirklichen“  Cranach,  wie  er  sich  in  seinen, 
noch  die  „unverdorbene  Frische  des  persönlichen 
Ausdrucks“  tragenden  Werken  darstcllt.  Man 
betrachtete  ihn  eben  von  der  Renaissance  aus, 
ließ  nur  die  Persönlichkeit  gelten  und  lehnte 
alles  ab  was  nicht  den  Stempel  derselben  trug. 

Worringer  nimmt  der  Cranachfrage  gegen- 
über einen  anderen  Standpunkt  ein.  Er  sieht 
ihn  von  der  Gotik  aus  und  nimmt  ihn  als  eine 
mit  der  ihn  umgebenden  Kulturschicht  aufs 
engste  verbundene  Erscheinung,  in  der  sich  in 
geradezu  idealer  Weise  der  Typus  „Zeitgenosse“ 
verkörpert.  Dadurch  bleibt  das  Bedeutungs- 
vollere nicht  auf  den  Einzelfall  beschränkt,  und 
alle  die  Momente  die  sich  bisher  um  das  Cranach- 
problem  gruppierten  und  das  Bild  des  Künst- 
lers zu  einem  Schwankenden  machten,  kommen 
in  Wegfall.  Worringer  zeigt  uns  Cranach  als 
den  Chronisten  der  reformatorischen  Bewegung, 
als  den  artistischen  Künder  der  aus  dieser  her- 
vorgegangenen bürgerlichen  Kultur;  seine  Kunst 
als  die  „getreue  Registrierung  des  künstlerischen 


etat  d’äme  ihres  Publikums“  und  seine  „Manier“ 
als  das  Resultat  einer  zielbewußten  Entwicklung, 
die  nichts  anderes  bezweckte  als  die  Kunstform 
„gewissenhaft  auf  dem  Niveau  der  allgemeinen 
ästhetischen  Wünsche  zu  halten,  um  sie  so  zu 
einer  über  alles  Persönliche  und  Problematische 
hinausgehenden  Erscheinung  von  Allgemein- 
gültigkeit zu  erweitern.“  Während  man  bisher 
in  Cranach  den  Vollzug  einer  tragischen  Künstler- 
existenz erblickte,  deren  verheißungsvolle  Ju- 
gendkraft im  senilen  Manierismus  versandete, 
faßt  Worringer  nur  den  Kollektivbegriff  Cranach 
ins  Auge  und  findet,  daß  gerade  die  „Manier“ 
als  ein  der  Zeit  entsprechendes  allgemein  ver- 
ständliches Idiom,  einen  letzten  Versuch  bildet, 
an  das  innerste  Wesen  der  deutschen  Kunst 
anzuknüpfen  und  ihre  Elemente  noch  einmal 
zusammenzufassen,  „ihnen  noch  einmal  den  un- 
persönlichen Charakter  eines  Stils  zu  geben.“ 

Hermann  Popp, 
s 

Handzeichnungen  alter  Meister.  Im  Be- 

sitze  des  Museums  Wallraf  - Richartz 
zu  Köln  a.  Rh.  25  Lichtdfucktafeln  mit  Text 
herausgegeben  von  Dr.  Arthur  Lindner.  — 
Verlag  von  Wilhelm  Abels,  Köln  a.  Rh. 

Durch  diese  Publikation  werden  wir  beinahe 
100  Jahre  nach  dem  großen  Reisenden  am  Rhein, 
Main  und  Neckar  wiederum  „auf  die  Sammlung 
des  Herrn  Professors  und  Kanonikus  Wallraf 
gewiesen,  der  seiner  Vaterstadt  leidenschaftlich 
angeeignet,  sein  ganzes  Leben  und  Gut  ver- 
wendete, ja  die  ersten  Bedürfnisse  sich  öfters 
entzog,  um  alles  ihm  erreichbare  Merkwürdige 
seinem  Geburtsort  Köln  zu  erhalten“. 

Manchem  wird  es  neu  sein,  daß  das  Kölner 
Museum  auch  noch  eine  wertvolle  Reihe  von 
Handzeichnungen  besitzt;  war  es  doch  für  die 
Kölner  seinerzeit  die  größte  Überraschung,  daß 
sie  Besitzer  eines  richtigen  Kupferstichkabinetts 
seien,  obwohl  für  Wallrafs  verstaubte  Schätze 
längst  ein  „hinreichendes  Lokal“  geschaffen  war, 
wie  Goethe  es  ihnen  wünschte. 

Hatte  diese  Erkenntnis  etwas  länger  gebraucht 
als  sonst  bei  dem  beweglichen  kölnischen  Geist 
gewöhnlich  ist,  so  kam  um  so  rascher  eine  andere 
hinterher.  Man  entsann  sich  plötzlich  einer 
stattlichen  Zahl  großer  Schweinslederklebebände 
aus  dem  Besitz  des  alten  Jesuitenkollegiums, 
die  gleichfalls  Zeichnungen  und  Stiche  ent- 
hielten und  die  einst  eine  berühmte,  zur  Zeit 
Maria  Theresias  hochgeschätzte  Sammlung  ge- 
bildet haben  sollten. 

Sie  waren  freilich  stark  gelichtet,  als  zu 
Napoleons  Zeit  in  Paris  die  Scheren  der  Louvre- 


92 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Conservatoren  darin  hausen  durften ; aber  selbst 
so  dezimiert  gaben  sie  noch  manches  Stück  her, 
das  dem  damaligen  Kunstgeschmack  zuwider, 
heute  hochwillkommen  ist,  vor  allem  interessante 
deutsche  Zeichnungen. 

So  lag  der  Gedanke  nahe,  was  das  Kölner 
Museum  so  gut  hat,  wie  andere,  auch  weiteren 
Kreisen  zu  zeigen,  ja  manche  Spezialität  Kölns, 
die  bisher  unbekannt  geblieben,  wie  den  lustigen 
Zeichner  Äntoine  Peters,  ins  rechte  Licht  zu 
rücken. 

Das  hat  Ä.  Lindner,  der  Ordner  und  Bear- 
beiter dieser  Schätze,  jetzt  unternommen  und 
die  wohlbekannte  Kölner  Kunsthandlung  Wilhelm 
Äbels  hat  das  für  Fachleute  und  Liebhaber 
gleich  interessante  Werk  aufs  würdigste  aus- 
gestattet: In  vortrefflich  gelungenen  Lichtdrucken 
liegen  25  Blätter,  meist  in  Originalgröße  vor. 

Schon  bekannt  und  des  öfteren  erwähnt  ist  die 
Metallstiftzeichnung  nach  dem  Frankfurter  Bild 
Rogiers  van  der  Wey  den:  die  heiligen  Cosmas 
und  Damianus,  ein  Blatt,  das,  obwohl  Kopie,  doch 
als  altflandrische  Zeichnung,  die  zeitlich  dem 
Original  nahe  steht,  Interesse  verlangt. 

ÄIs  Beitrag  zu  Dürers  venezianischer  Reise, 
darum  besonders  wichtig,  erscheint  die  inedierte 
Studie  zu  einer  Verlobung  der  heiligen  Katharina, 
eine  durchgeführte  etwas  überarbeitete,  aber 
zweifellose  Federzeichnung.  Die  Gestalt  der 
vom  Rücken  gesehenen  Heiligen  geht  mit  dem 
bekannten  Trachtenbild  der  Älbertina  auf 
Gentile  Bellinis  Kirchgängerin  vor  S.  Marco 
von  1496  zurück.  Es  folgen  auf  zwei  großartige 
Heiligengestalten  von  Schäuffelein  — beide  aus- 
führlich bezeichnet  — eine  Änzahl  Formschnitt- 
vorzeichnungen  von  Erhard  Schoen,  darunter 
Teile  einer  Planetenserie. 

Die  späteren  Schweizer  Renaissancemeister 
sind  vertreten  durch  eine  sehr  großartige  lila- 
getuschte Scheibenzeichnung  Stimmers,  ein  in 
Grisaille  gemaltes  Wappen  von  Hans  Caspar 
Lange,  und  ein  charakteristisches  Vorbild  von 
Lindmeger  für  ein  Glasfenster. 

Die  italienischen  Namen  der  kleinen  Sammlung 
klingen  besonders  stolz.  Äm  meisten  Äufmerk- 
samkeit  verlangt  natürlich  Lionardo  mit  einer 
großen  Federzeichnung:  Studien  einzelner  Fi- 
guren und  Gruppen  zu  einer  Anbetung,  im  Stil 
der  berühmten  Galichonschen  Zeichnung.  Die 
sehr  originelle  Rückseite  mit  zwei  feinen  Studien 
nach  einem  Taschenkrebs  nicht  publiziert.  Es 
darf  nicht  verschwiegen  werden,  daß  in  das 
enthusiastische  Lob  der  Skizze  auch  schon  be- 
denkliche Stimmen  hineinklangen;  doch  stehn 
die  Urteile  einander  ziemlich  unentschieden 
gegenüber.  Die  Konturen  lassen  etwas  die 
spröde  Energie  von  Lionardos  flüchtigen  Notizen 


vermissen,  die  wenigen  Schattenlagen  erreichen 
nicht  so  ganz  sicher,  wie  man  erwarten  sollte, 
die  Wirkung  von  Verkürzung  und  Höhlung  der 
Körper.  Im  Kunsthandel  existiert  eine  Wieder- 
holung dieser  Zeichnung,  die  sich  Strich  für 
Strich  als  eine  sklavische  Nachahmung  erweist. 

Ganz  unsicher  ist  das  Raphael  (>der  seiner 
Schule  attribuierte  Blatt  mit  Skizzen  nach  den 
Farnesinazwickeln,  die  einst  Morelli  der  wohl- 
verdienten Vergessenheit  entzogen  hat.  Die 
Reproduktion  ist  gleichwohl  willkommen,  weil 
sie  ein  Urteil  ermöglicht.  Die  Ähnlichkeit  mit 
gewissen  Zeichnungsgewohnheiten  Raphaels  und 
seiner  Schüler  macht  das  Blatt  nur  verdächtiger. 
Um  so  sicherer  fühlt  man  sich  bei  der  kraft- 
vollen Doppelskizze  Andrea  del  Sarto’s  zum 
heiligen  Franz  in  der  Harpyen-Madonna:  einer 
Studie  nach  dem  Modell  im  Zeitkostüm  für  die 
Haltung  im  Großen,  und  der  Draperie  vom  Gürtel 
abwärts,  in  breiten  Röthelzügen  souverän  hin- 
gesetzt. Die  gute  umbrische  Zeichnung  eines 
toten  Christus  mag  vom  Spagna  herrühren. 
Schön  und  charakteristisch  sind  die  zwei  großen 
Sepiazeichnungen  von  Guardi:  S.  Giorgio  Mag- 
giore und  Einfahrt  des  Canal  Grande,  besonders 
die  erste  mit  dem  klaren  Spiegel  von  stark 
silbrigem  Effekt. 

Den  Beschluß  macht  als  angenehme  Über- 
raschung der  nur  wenigen  Eingeweihten  bisher 
vertraut  gewordene  Anton  de  Peters,  ln  seiner 
früheren  Zeit  geschätzt  und  hochbegünstigt, 
gehörte  er,  wie  auch  Debucourt  zu  den  Opfern 
der  Revolution,  die  mit  ihren  Gönnern  ihre 
Geltung  verloren.  Sein  Nachlaß  ist  beisammenge- 
blieben, und  nur  dem  Intimen  des  Kölner  Museums 
war  es  bekannt,  daß  hier  ein  Zeichner  von 
großen  Gaben  seiner  Auferstehung  harrte.  In 
Frankreich  wäre  er  eher  zu  seinem  Recht  ge- 
langt als  in  seinem  Vaterlande.  Nun  wird  ihm 
hier  in  5 Blättern  wenigstens  das  Wort  gelassen 
und  die  Schuld  eingelöst;  hoffentlich  hat  es  da- 
bei nicht  sein  Bewenden,  denn  gerade  seine 
Pastellzeichnungen  verdienen  in  größerer  Zahl 
bekannt  zu  sein. 

Wie  hier,  so  liegt  in  manchen  unserer  deut- 
schen Museen  noch  irgend  ein  Schatz  zu  heben. 
Handzeichnungen  gäbe  es  zu  publizieren  in 
Frankfurt,  Weimar,  Erlangen,  Donaueschingen, 
Hannover,  Braunschweig,  auch  in  Krakau;  es 
gilt  erst  einmal  die  Aufmerksamkeit  auf  diese 
Stellen  hinzulenken  und  die  Sammlungen  dem 
Studium  zugänglich  zu  machen.  Eine  Zeichnung 
von  Dürer  z.  B.  dürfte  in  Deutschland  nicht  un- 
bekannt bleiben.  Hier  mit  nachahmenswertem 
Beispiel  vorangegangen  zu  sein,  wäre  nicht  das 
kleinste  Verdienst  dieser  Publikation. 

Oskar  Fischel. 


Literatur 


93 


Kunst  und  Künstler  in  Frankfurt  a.  M. 
im  19.  Jahrhundert.  Herausgegeben  auf  Ver- 
anlassung des  Frankfurter  Kunstvereins.  Erster 
Band.  Das  Frankfurter  Kunstleben  im  19.  Jahr- 
hundert in  seinen  grundlegenden  Zügen  ge- 
schildert von  Heinrich  Weizsäcker.  Frankfurt  a.M., 
J.  Bacr  u.  Co.,  Carl  Jugel,  H.  Keller,  F.  Ä.  C. 
Prestel,  M.  Äbendroth.  1907. 

Äuf  der  Jahrhundertausstellung  1906  wurde 
die  Bedeutung  Frankfurts  als  Kunststadt  er- 
kannt; freilich  noch  nicht  in  vollem  Umfange: 
dieses  Buch  erst  erlaubt  eine  wohlgeordnete 
Übersicht  über  den  Änteil,  der  Frankfurter 
Künstlern  an  der  deutschen  Malerei  (nur  um 
diese  handelt  es  sich)  gebührt.  Es  ist  eine  er- 
staunliche Änzahl  von  bedeutsamen  Namen  für 
den,  der  Frankfurt  nicht  kennt;  nicht  nur  Lokal- 
größen, sondern  audi  Männer,  die  an  der  Ent- 
wicklung unserer  Kunst  im  vorigen  Jahrhundert 
in  erster  Linie  mitgeschaffen  haben,  deren 
Äufenthalt  in  Frankfurt  mehr  oder  weniger 
bestimmend  für  sie  selbst  war,  oder  deren 
Wirken  djrt  weitreichende  Bedeutung  gewann. 
Es  sind  vier  Gruppen  unter  ihnen  zu  scheiden, 
die  nicht  nur  die  Zeit,  sondern  auch  ihre  Rich- 
tung trennt.  Für  die  Romantiker  aus  der  ersten 
Hälfte  des  Jahrhunderts  war  Frankfurt  eine  der 
angesehensten  Stätten,  lange  Zeit  hindurch* 
Cornelius  wirkte  hier  (kürzlich  gefundene  Wand- 
malereien werden  publiziert);  Pforr,  Veit,  Rethel, 
Steinle  gaben  neben-  und  nacheinander  den 
Ton  an.  Schwind  schuf  hier  von  1844—47  einige 
seiner  schönsten  Werke.  Die  Zweiten  sind  die 
Landschafter  von  eigentümlich  deutschem  resp. 
Frankfurter  Charakter;  nach  Vorläufern  wie 
Becker,  die  Cronberger;  Dielmann,  Burger,  Bur- 
nitz (er  und  auch  L.  Egsen  werden  wohl  besser 
zu  dieser  als  zur  nächsten  Gruppe  gerechnet, 
wie  Weizsäcker  es  tut).  Dann  die  heroische 
Zeit  der  großen  Individualitäten,  die  in  Paris 
malen  lernten  und  nach  einem  Monumental- 
stile strebten;  von  ihnen  sind  in  Frankfurt 
Viktor  Müller  und  Scholderer  die  größten; 
Schreger  und  Hausmann  gehören  in  die  Nähe, 
Thoma  und  Trübner  aber  sicherlich  in  diesen 
Zusammenhang,  wenn  sie  auch  noch  leben. 
Die  Letzten,  die  Gegenwärtigen,  streben  nach 
anderen  Zielen:  Pidoll  und  Boehle  sind  ihre 
markantesten  Vertreter;  neben  ihnen  Ältheim 
und  Roederstein  und  die  impressionistisch  ge- 
schulten Landschafter  um  Nußbaum. 

Das  Buch,  das  diesen  und  einer  Menge  an- 
derer Künstler  und  Nichtkünstler  gewidmet  ist 
(und  nebenbei  einige  Jüngere  zu  nennen  ver- 
gißt, die  es  wert  gewesen  wären),  repräsentiert 
sich  dem  ersten  Blick  stattlich  und  geschmack- 


voll. Einband,  Buchschmuck,  Drucktgpe  von 
Künstlern;  gutes  englisches  Papier;  Lichtdruck- 
tafeln und  keine  in  den  Text  gestreuten  Illu- 
strationen. Man  kann  diesen  modernen  Geist 
nicht  genug  rühmen;  und  über  einige  tgpo- 
graphische  Schnitzer  leicht  hinweggehn,  die  bei 
dem  ungeübten  deutschen  Geschmack  nun  ein- 
mal unvermeidlich  scheinen. 

Viel  schwerer  wiegen  Bedenken  inhaltlicher 
Ärt,  die  an  einem  so  vornehmen  Buche  äußerst 
auffallend  sind.  Weizsäcker  hat  sich  der  Huf- 
gabe, die  Kunstgeschichte  einer  einzelnen  Stadt 
im  19.  Jahrhundert  zu  schreiben,  mit  Verständ- 
nis entledigt;  nicht  bloß  sind  seine  stilgeschicht- 
lichen Erörterungen  gut  und  erweitern  unsere 
Vorstellungen  von  deutscher  Kurtst  bedeutend; 
sondern  auch  die  Biographien  und  Analysen 
der  einzelnen  Künstler  sind  bis  zu  Trübner  und 
Boehle  vortrefflich  und  voll  jener  Sachlichkeit, 
die  es  in  zweifelhaften  Fällen  vorzieht,  trocken 
und  zurückhaltend  zu  erscheinen,  als  in  dichte- 
rischem Schwung  zu  glänzen.  Mit  dieser  er- 
quicklichen Art  der  Kritik  erscheinen  aber  ein- 
zelne Partien  unvereinbar;  und  zwar  ist  das 
der  vorletzte  Abschnitt  (über  neueste  Archi- 
tektur und  Plastik)  und  der  letzte,  über  die 
gegenwärtige  Malerei,  bis  dahin,  wo  mit  Thoma 
die  unangefochtenen  großen  Persönlichkeiten 
beginnen.  In  den  bedenklichen  Teilen  erscheint 
eine  Menge  von  Namen,  die  für  die  Kunst  ab- 
solut bedeutungslos  sind,  in  wirrem  Durch- 
einander mit  wenigen  Künstlern;  so  daß  etwa 
Ottilie  Roederstein  oder  Nußbaum  mit  den  ob- 
skursten Stadtgrößen  in  einem  Atem,  als 
gleichen  Ranges  genannt  werden;  daß  von  den 
Stilimitatoren  in  der  Baukunst  mit  um  so 
größerem  Enthusiasmus  gesprochen  wird,  je 
mehr  man  sich  der  Gegenwart  nähert  und  je 
unfähiger  sie  werden,  und  daß  von  den  rühm- 
lichen Werken  einer  wahrhaften  Architektur, 
die  in  den  letzten  Jahren  auch  in  Frankfurt 
entstanden  sind,  von  Eberhardt,  Bernoully, 
Paravicini  usf.  überhaupt  nicht  die  Rede  ist, 
es  sei  denn  mit  ignoranten  Seitenblicken  auf 
die  „sogenannte  reine  Linie“.  Ein  solches  Ver- 
fahren ist  aufs  schärfste  anzugreifen,  es  ist 
schlechthin  unwürdig  inmitten  einer  ernsthaften 
kunstgeschichtlichen  Darstellung,  wie  sie  das 
Buch  im  übrigen  darstellt.  Es  gibt  nur  zwei 
Möglichkeiten,  diesen  „Fall“  zu  erklären.  Ent- 
weder hat  der  Verfasser  es  nicht  besser  ge- 
konnt, er  besaß  nicht  einen  Funken  kritischen 
Vermögens  gegenüber  einer  noch  nicht  amtlich 
beglaubigten  Kunst  der  Gegenwart;  oder  er 
schrieb  wie  ein  Lokalreporter,  der  den  zahl- 
reichen Honoratioren  des  Frankfurter  Kunst- 
vereins und  Architektenvereins  mit  Kulanz 


94 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


entgegenzukommen  hatte  (und  zwar  in  Aus- 
drücken, die  öfters  in  das  Gebiet  der  unfrei- 
will gen  Komik  kleinstädtischen  Zeitungsstils 
übergehen).  Und  beide  Möglichkeiten  sind  bei 
Weizsäcker,  dem  ehemaligen  Direktor  vom 
Städel,  ausgeschlossen.  Niemand  wird  mich 
davon  überzeugen  können,  daß  diese  an  Ge- 
sinnung so  himmelweit  auseinanderstehenden 
Teile  von  einer  Hand  herrühren,  und  daß  nicht 
die  brenzlichen  Abschnitte  als  unbequem  von 
Weizsäcker  auf  einen  Frankfurter  Lokalschrift- 
steller abgewälzt  vorden  sind.  Das  war  ein 
Ausweg,  aber  kein  sehr  redlicher.  Man  hätte 
den  Mut  haben  sollen,  auch  diese  Partien  kri- 
tisch zu  behandeln,  oder  aber  sie  ganz  aus- 
lassen.  Durch'  ihre  jetzige  Redaktion  stellen  sie 
den  Wert  des  Buches  in  Frage. 

Paul  Ferdinand  Schmidt. 

s 

Aus  der  Bremer  Kunsthalle.  Vierzig 
Gemälde  und  Bildhauerwerke,  mit  einleitendem 
Text  von  Gustav  Pauli.  Verlag  von  Franz 
Leuwer.  Bremen.  1^07. 

Gleichzeitig  mit  dem  neuen  Galeriekatalog 
ist  in  dem  obengenannten  Verlag  ein  Mappen- 
werk erschienen,  das  in  unvergänglichen  Kohle- 
drucken vierzig  Werke  aus  den  Sammlungen 
der  Kunsthalle  reproduziert.  Darunter  sind 
zwölf  Gemälde  alter  Schulen,  das  übrige  um- 
faßt moderne  Arbeiten.  In  diesem  Zahlenver- 
hältnis ist  ausgedrückt,  auf  welchen  Gebieten 
der  Schwerpunkt  der  Sammlung  liegt. 

Als  im  dritten  Jahrzehnt  des  19.  Jahrhunderts 
der  Bremer  Kunstverein,  dessen  Eigentum  die 
Kunsthalle  ist,  gegründet  wurde,  war  die  Welt 
der  alten  Gemälde  bereits  verteilt.  Meister- 
werke der  deutschen  und  holländischen  Malerei 
— von  den  Italienern  ganz  zu  schweigen  — 
waren  nur  mit  sehr  erheblichen  Opfern  erreich- 
bar. So  hat  man  sich  schon  früh  entschlossen, 
die  Arbeiten  der  zeitgenössischen  Meister  an- 
zukaufen, unter  denen  damals  die  Düsseldorfer 
für  Bremen  in  erster  Linie  standen.  Aber  nicht 
nur  damals,  sondern  auch  später  noch,  als 
längst  andere  Ziele  proklamiert  waren,  war 
dies  die  beliebteste  Art  von  Kunst.  Die  neue 
Zeit  nahte  für  die  alte  Hansestadt  mit  dem 
Schlußjahrzehnt  des  19.  Jahrhunderts,  vielleicht 
unter  Einfluß  der  benachbarten  Worpsweder 
Schule,  die  sich  langsam  durchsetzte.  Als  dann 
eine  Änderung  in  der  Verwaltung  eintrat,  wur- 
den die  Absichten  des  Institus  festgelegt.  In 
der  Erkenntnis,  daß  der  Kunstverein  auch  mit 


Hilfe  eines  neuerdings  bewilligten  Staatszu- 
schusses in  der  Erwerbung  alter  Bilder  mit 
den  großen  deutschen  Galerien  in  keiner  Weise 
wetteifern  kann,  soll  der  größte  Teil  der  zur 
Verfügung  stehenden  Mittel  auch  weiterhin  zum 
Ankauf  zeitgenössischer  Bilder  dienen,  dagegen 
der  Erwerbung  alter  Gemälde  nur  dann  näher- 
getreten werden,  wenn  es  sich  um  bremischen 
Privatbesitz  handelt.  Daß  man  auf  diese  Weise 
immer  noch  wertvolle  Stücke  gelegentlich  haben 
kann,  zeigen  die  Neuerwerbungen  eines  schönen 
Cranach  aus  der  Frühzeit  (Heilige  Dreifaltigkeit 
über  einer  Landschaft)  und  einer  ausgezeich- 
neten späten  Ansicht  des  Schlosses  von  Bent- 
heim von  Jacob  v.  Ruisdael.  Dergleichen  Meister- 
werke reihen  sich  würdig  dem  alten  Besitz  an, 
der  in  Tafeln  von  Dürer,  Barthel  Beham,  Alt- 
dorfer, Masolino,  Montagna  sowie  einigen 
Niederländern  seine  Höhepunkte  hat,  unter  denen 
ein  früher  Ter  Borch  nnd  ein  großer  früher 
Goyen  hervorgehoben  sein  mögen.  Besonders 
aufmerksam  möchten  wir  die  Fachgenossen  auf 
eine  Darstellung  vom  „Daniel  als  Richter“  machen, 
die  dem  Lucas  von  Legden  gegeben  wird  und 
dem  Berliner  Exemplar  des  „Schachspiels“  tat- 
sächlich sehr  nahe  steht. 

Die  moderne  Sammlung,  an  deren  Ausbau 
unermüdlich  gearbeitet  wird,  gibt  heute  schon 
eine  einigermaßen  ausreichende  Übersicht  über 
das  Beste,  was  in  unserer  Zeit  geschaffen  wird. 
Davon  legt  dies  Mappenwerk  Zeugnis  ab. 
Leider  war  es  nicht  möglich,  alle  Perlen  der 
Sammlung  zu  reproduzieren.  Der  „Abenteurer“ 
von  Böcklin  mußte  fehlen,  da  die  Erlangung 
der  Vervielfältigungs-Erlaubnis  Schwierigkeiten 
machte,  und  Liebermanns  „Platz  in  Haarlem“ 
(1907)  kam  erst  in  den  Besitz  der  Kunst- 
halle, als  die  Publikation  bereits  vorlag. 
Auch  sonst  hat  manches  bekannte  Werk  in  der 
Bremer  Kunsthalle  seinen  Platz  gefunden. 
Thomas  „Rheinfall“,  Feuerbachs  „Mandolinen- 
spieler“ (1868/69),  Mackensens  „Frau  auf  der 
Schiebkarre“,  Trübners  „Kainz“  seien  genannt. 
Daneben  gute  Franzosen,  wie  Pissarro  (1869), 
ein  Doppelbildnis  von  Lucien  Simon,  Marinen 
von  Courbet  und  Zuloagas  „Consuelo“.  Als 
unvergleichliches  Meisterwerk  wurde  im  Jahre 
1905  Claude  Monets  „Camille“  (des  Künstlers 
erste  Frau,  im  grünen  Kleide)  gekauft,  der  Zola 
im  Jahre  1856  eine  begeisterte  Seite  gewidmet 
hatte,  eins  der  wenigen  groß  repräsentativen 
Bildnisse,  die  es  in  der  modernen  Malerei  gibt. 
Das  Bild  hat  50000  Mark  gekostet,  viele  Freunde 
der  Kunsthalle  haben  bei  der  Erwerbung  mit- 
geholfen. Leute,  denen  sonst  die  Kunst  gleich- 
gültig ist,  teilten  ihren  Vertrauensmännern  mit, 
soviel  sei  das  Bild  nicht  wert.  „Was  ist  eine 


Literatur 


95 


Fuge  von  Badi  wert,  oder  eine  Ärie  von  Mo- 
zart?“, kann  man  dagegen  fragen.  Der  Wert 
eines  Bildes  ist  oft  unabhängig  von  seinem 
Preis,  und  der  Preis  ist  genau  so  hoch,  wie  die 
Summe,  die  dafür  bezahlt  wird.  Mehr  kann 
man  darüber  nicht  sagen;  aber  dies  muß  man 
manchmal  betonen. 

Nicht  nur  nebenbei,  wie  an  anderen  Plätzen, 
wird  die  Sammlung  von  Kleinskulpturen  ge- 
pflegt, sondern  es  existiert  dafür  ein  Verein, 
der  aus  seinen  Mitteln  dieses  Gebiet  besonders 
bearbeitet.  Außer  berühmten  Stücken,  wie  denen 
von  Wrba  und  Stuck,  findet  man  manches  qua- 
litätvolle Werk,  wie  Dittlers  sdiöne  „Melusine“. 

Die  Aufnahmen,  die  von  R.  Stickelmann  ge- 
macht wurden,  sind  fast  durchweg  gut.  Es  ist 
sehr  freudig  zu  begrüßen,  daß  zur  Reproduk- 
tion nicht  die  jetzt  so  grassierende  Methode 
des  Pigmentdruckes  gewählt  wurde,  bei  der 
man  nicht  wissenschaftlich  arbeiten  kann,  son- 
dern der  Kohledruck,  der  auch  einer  genauen 
Betrachtung  mit  der  Lupe  stand  hält. 

Der  Mappe  hat  G.  Pauli  ein  Vorwort  bei- 
gegeben, sowie  zu  jedem  Bilde  einige  kurze, 
die  Abbildung  ergänzende  Notizen  über  die 
Farben  des  Originals;  ferner  die  nötigsten  Daten 
zur  Geschichte  des  betreffenden  Werkes. 

Die  Ausstattung  ist  würdig  und  schön. 

W aldmann. 

8 

Hildegard  Hegne:  Max  Klinger  im 
Rahmen  der  modernen  Weltanschauung 
und  Kunst.  Ein  Leitfaden  zum  Verständnis 
Klingerscher  Werke.  Leipzig,  Georg  Wiegand, 
1907.  Preis  1.20  M. 

Die  Verfasserin  gibt  im  Vorwort  und  in  der 
Einleitung  zu  der  Schrift  ihr  Programm  an: 
„Inhaltlich  faßt  die  kleine  Abhandlung  die  Re- 
sultate der  Klingerforschung  und  -Erklärung 
zusammen,  setzt  sich  in  verschiedenen  Fällen 
mit  Ansichten  anderer  Bearbeiter  des  Themas 
auseinander  und  fügt  einzelne  Beobachtungen 
hinzu.  Zugleich  aber  sucht  sie  die  Bedeutung 
Klingers  noch  klarer  zu  stellen  durch  die  Dar- 
legung seines  Verhältnisses  zur  modernen  Welt- 
anschauung und  Kunst  der  Gegenwart.“  In 
anspruchsloseren  Worten  läßt  sich  der  reiche 
Inhalt  vorliegender  Schrift  kaum  ankündigen. 
In  Wirklichkeit  handelt  es  sich  um  einen  auf 
breitester  Grundlage  unternommenen,  beachtens- 
werten Versuch,  durch  die  Kunst  in  den  kom- 
plizierten Organismus  eines  Kulturgenies  ein- 
zudringen. Die  Untersuchung  geht  von  der 
Analyse  der  radierten  Zyklen  aus,  die  neben 
•den  Werken  der  „Raumkunst“  nach  Klingers 


eigenem  Ausspruch  (s.  Malerei  und  Zeichnung) 
auf  der  Grenze  zwischen  Malerei  und  Poesie 
stehen,  und  daher  zur  Vermittelung  geistiger 
Inhalte  besonders  geeignet  sind.  Die  Bildkunst, 
das*  Tafelbild,  dient  in  erster  Linie  der  „Augen- 
freude“. Klingers  Radierungen  erheischen 
eine  Interpretation.  Wer  bei  diesen  Wer- 
ken auf  die  Frage  nach  dem  Inhalte  der  Dar- 
stellungen keine  Antwort  zu  geben  weiß, 
kommt  nicht  zu  vollem  Genuß.  Den  großen  durch- 
gehenden Ideenzug  darzulegen,  gilt  der  Ver- 
fasserin bei  der  Besprechung  der  Zyklen  als 
Hauptsache.  Der  Zusammenhang  der  einzelnen 
Blätter  und  Folgen  (z.  B.  der  „Intermezzi“)  ist 
bisher  nie  derartig  systematisch  untersucht  wor- 
den. Kühn  beschränkt  sich  auf  Hinweise,  die 
in  der  Wortfülle  seiner  Analysen  untergehen. 
Die  Interpretation  Heynes  schließt  andere  Inter- 
pretationen nicht  aus,  sie  stellt  selbst  nur  eine 
Hypothese  dar,  aber  eine  Hypothese,  die 
den  Vorzug  hat,  Klingers  geistige  Entwicklung 
aus  seinen  Schöpfungen  logisch  und  über- 
zeugend zu  erklären.  Heyne  deutet  die  „Ra- 
dierten Skizzen“  und  „Intermezzi“  als  eine 
Elegie  auf  das  menschliche  Leben.  Zu- 
erst behandelt  der  Künstler  also  das  Thema 
„Leben“,  und  zwar  erfindet  er  dafür  noch 
nicht  die  Blätter,  sondern  stellt  sie  nur  unter  dem 
erwähnten  Gesichtspunkt  zusammen.  Jeder 
über  das  Leben  Nachdenkende  empfindet  Liebe 
und  Tod  als  seine  Angelpunkte.  Klinger  be- 
handelt darum  nacheinander  diese  beiden 
Themata.  Zuerst  die  Liebe:  Leicht  in  Amor 
und  Psyche,  scherzhaft,  echt  jugendlich,  mehr 
im  Sinne  der  Verliebtheit  im  Handschuh, 
satirisch  heiter  in  den  Rettungen.  Es  folgt 
eine  philosophische  Argumentation:  „Eva  und 
die  Zukunft“,  eine  soziologische  Reflexion: 
„Ein  Leben“,  „Dramen“,  und  endlich  eine  ethi- 
sche Betrachtung:  „Eine  Liebe“.  Geistig  und 
künstlerisch  wächst  Klinger  in  der  Behandlung 
des  Themas.  Er  geht  dann  zur  Bearbeitung 
des  Themas  „Tod“  allein  über,  der  bisher  nur 
als  Endresultat  der  Liebe  auftrat,  zuerst  in 
leichterer  Behandlungsweise,  Phantasien  über 
die  Tüdeslose  nebeneinanderstellend,  dann  im 
„Tod  II“  zur  Konstruktion  eines  großartigen 
Ideengebäudes  über  den  Tod  und  die  Erlösung 
zum  Leben.  Den  Grundstein  legt  die  Brahms- 
Phantasie,  denn  während  alle  bis  zu  diesem 
Zeitpunkte  entstandenen  Zyklen,  die  philoso- 
phische Ideen  enthalten,  Schopenhauersche 
Lebensverneinung  verraten,  sprechen  die 
„Brahms-Phantasie“  und  der  Zyklus  „Tod  II“ 
das  Bekenntnis  der  Lebensbejahung  im  Sinne 
Nietzsches  aus. 

Eine  eingehendere  Besprechung  der  Radie- 


96 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


rungen  und  eine  genaue  Sinnerklärung  jedes 
Blattes  nach  der  formalen  Seite  hin  läßt  das  Buch 
um  so  weniger  vermissen,  als  die  Verfasserin 
ihre  Aufgabe  selbst  begrenzt  und  bereits  Kühn, 
M.  Schmid,  Ävenarius  u.  a.  die  einzelnen 
Blätter  in  ziemlich  erschöpfender  Weise  be- 
schrieben und  interpretiert  haben.  Nur  die 
Blätter,  die  zum  Nachweise  der  von  H.  dargelegten 
philosophisch -ethischen  oder  formalen  Ent- 
wicklung nötig  sind,  werden  ausführlicher  be- 
sprochen. So  bei  den  „Intermezzi“  alle  Blätter; 
bei  „Eine  Liebe“  wird  kein  einziges  Einzelblatt 
herangezogen.  Wo  ein  früherer  Typus  für  ein 
später  weiter  durchgearbeitetes  Bildmotiv  (z.  B. 
Narzißblatt,  S.  17)  gegeben  wird  oder  umgekehrt 
(S.  26),  finden  einzelne  Blätter  eine  genaue  for- 
male Interpretation.  Im  allgemeinen  richtet  sich 
eben  das  Bestreben  der  Verfasserin  darauf,  die 
Logik  der  geistigen  und  künstlerischen 
Entwicklung  aufzuzeigen,  indem  sie  chrono- 
logisch fortschreitet  und  jede  neue  Etappe  durch 
einen  Blick  in  die  Vergangenheit  und  Zukunft 
zu  einem  Ganzen  zu  verketten  sucht.  Diese 
Einzelentwicklung  aber  versucht  die  Verfasserin 
wiederum  durch  Ausblicke  auf  Kunstströmungen, 
aus  denen  sie  hervorgegangen,  die  sie  berührt 
oder  bewirkt  hat,  zu  einem  Gesamtbild  unserer 
Zeit  nach  der  künstlerischen  Seite  hin  zu- 
sammenzuschließen. Die  Hauptperioden  sind 
durch  fettgedruckte  Überschriften  über  den  ein- 
zelnen Abschnitten  gekennzeichnet,  die  einzelnen 
Werke  und  der  Inhalt  der  Abschnitte  durch  ge- 
sperrten Druck. 

Die  Bilder  und  Plastiken  werden  eingehen- 
der auf  das  Formale  hin  untersucht,  weil  sie 
der  Ideenwelt  ferner  stehen  als  die  Radie- 
rungen. Es  wird  gezeigt,  wie  der  Künstler  als 
Maler  und  Plastiker  dieselben  Stoffgebiete,  wie 
in  der  Radierung:  „Antike“,  „Christentum“,  das 
„Rätsel  des  Lebens“  zum  Ausdruck  bringt.  Die 
einzelnen  Stoffgebiete  liegen  neben  einander 
und  gestalten  sich  immer  mehr  zu  Problemen, 
mit  denen  er  ringt.  Im  Keim  sind  sie  schon 
alle  in  den  Jugendzeichnungen  enthalten.  Die 
Verfasserin  wendet  sich  hier  gegen  Versuche, 
wie  sie  u.  a.  Brieger-Wasservogel  unternommen 
hat,  der  eine  der  wirklichen  Chronologie  der 
Werke  nicht  entsprechende  Entwicklung  Klingers 
vom  antiken  Heidentum  zum  Christentum  und  end- 
lich zum  „dritten  Reich“,  dem  „Gottmenschentum“ 
dartun  will.  Sie  beweist  ferner,  daß  Klinger 
der  Mithilfe  aller  Kunstgattungen  zum  Ausdruck 
seiner  unteilbaren  Künstlerpersönlichkeit  bedarf. 
Reine  „Augenfreudenkunst“  geht  in  seiner 
Malerei  und  Plastik  neben  der  geistige  Inhalte 
stark  betonenden  Radierung  her,  so  daß  man 
danach  die  malerischen  und  plastischen  Werke 


in  zwei  Gruppen  scheiden  kann.  Für  die  Ma- 
lerei vertritt  Klinger  diese  Anschauungen  auch 
theoretisch  in  seiner  Schrift  „Malerei  und  Zeich- 
nung“. 

Ferner  beweisen  malerische  und  plastische 
Werke,  obgleich  letztere  später  in  Angriff  ge- 
nommen worden  sind,  wiederum  eine  Entwick- 
lung vom  Pessimismus  Schopenhauers  zu 
Nietzsches  Lebensbejahung  und  zum  Evolutio- 
nismus. Soweit  also  die  philosophisch-geistige 
Seite  der  modernen  Zeit  in  Betracht  kommt, 
ist  Klinger  direkt  auch  der  Interpret  unseres 
spezifischen,  „modernen“  Zeitgeistes. 

G.  J.  Kern, 
s 

Otto  Hoerth.  D as  Abendmahl  des 
Leonardo  da  Vinci.  Ein  Beitrag  zur  Frage 
seiner  künstlerischen  Rekonstruktion.  Mit  25  Abb. 
in  Lichtdruck  auf  23  Tafeln.  Leipzig,  K.  W. 
Hiersemann  1907.  250  S.  20  M. 

Diese  sehr  sorgfältige,  freilich  auch  sehr  um- 
ständlich abgefaßte  Untersuchung  hat  zwei  Ziele. 
Sie  setzt  sich  zunächst  mit  Strzggowskis  im 
Goethe-Jahrbuch  1896,  S.  138  ff  gegebener  Deu- 
tung auseinander,  wonach  nicht  das  „Unus  ves- 
trum“  den  klassischen  Moment  bezeichne,  sondern 
vielmehr  die  Stelle  Matth.  26,  23;  „Qui  intigit 
mecum  manem  in  paropside,  hic  me  tradet.“ 
Schon  Weizsäcker  (Goethe-Jahruuch  1898,  S.  248  ff) 
und  Jansen  (Beil.  z.  Allgem.  Ztg.  1 '4.  Aug.  1896) 
hatten  ablehnend  geantwortet.  Auch  Hoerth 
kommt  zu  einer  ausführlichen  Widerlegung  zu- 
gunsten der  alten  Goetheschen  Deutung,  geht 
aber  den  Entwürfen  zum  Abendmahl  (Windsor, 
Louvre,  Venedig  usw.)  nach,  aus  denen  hervor- 
geht, daß  in  der  Tat  die  ersten  Skizzen  sich 
eng  an  die  Tradition  anschlossen,  den  Judas 
diesseits  des  Tisches  setzten,  Johannes  „an  des 
Herrn  Brust“  plazierten  und  daß  die  Schüssel 
ein  wesentlicher  Träger  der  Aktion  sein  sollte. 
Warum  Leonardo  dann  diesen  scheinbar  drasti- 
schen Moment  des  Eintauchens  aufgab,  ist  leicht 
zu  erkennen;  die  Spannung  des  Zweifels,  wer 
der  Verräter  sei,  wäre  ja  dann  nicht  möglich 
gewesen.  Übrigens  schließt  die  Vulgata  nicht 
notwendig  den  Irrtum  der  Luther-Übersetzung 
mit  in  sich;  es  handelt  sich  im  griechischen  Text 
nicht  um  die  Aufforderung,  in  diesem  Augen- 
blick in  die  Schüssel  zu  greifen,  vielmehr  sagt 
Christus;  Einer,  der  täglich  mit  mir  aus  einer 
Schüssel  gegessen  hat,  wird  mich  verraten. 
Daß  der  durch  solche  Ankündigung  des  Meisters 
hervorgerufene  Schrecken  der  Jünger  von  Leo- 
nardo durch  das  Zucken  von  24  Händen  illustriert 
wird,  hat  schon  Carl  Justi  als  unmännlich  ge- 


Literatur 


97 


schölten;  aber  die  Deutung  des  Unus  vestrum 
bleibt  doch  die  einzig  mögliche.  Hoerth  nimmt 
nun  jeden  Äpostel  vor  und  deutet  die  Gebärde; 
eine  Kühnheit  für  jeden  Nordländer,  der  die 
Gebärdensprache  des  Südländers  nie  ganz  be- 
herrschen wird,  trotz  eifrigster  Umfrage.  Vor 
allem  laufen  wir  Gefahr,  zu  viel  hereinzulegen. 
Im  Änschluß  an  diese  Diskussion  wird  nun  auch 
das  Räumliche  und  Perspektivische  noch  einmal 
vorgenommen.  Hoerth  sieht  seltsamerweise  in 
den  großen  Wandbehängen  eher  Fresken  als 
Teppiche  — schon  das  Format  schließt  dies  aus. 
Die  psychologische  Äbhandlung  über  Judas  über- 
rascht etwas  in  einem  kunsthistorischen  Buche; 
daß  Leonardo  ihn  nicht  als  Bösewicht  schlecht- 
hin aufgefaßt  hat,  geht  doch  schon  aus  dem 
Kopf  hervor.  — Das  zweite  Thema  des  Buches 
ist  die  Kritik  der  bekannten  Äpostel-  (und 
Christus-)  Köpfe  in  Straßburg  und  Weimar. 
Hier  wird  noch  einmal  mit  aller  Äkribie,  unter 
Entlarvung  der  englischen  Fälscher,  nachgewiesen, 
daß  die  Weimarer  Köpfe  nach  den  6 in  Straß- 
burg und  6 anderen  noch  nicht  wieder  aufgefun- 
denen Blättern  gefälscht  sind,  und  zwar  erst 
um  1815.  Den  Straßburger  Blättern  aber  möchte 
Hoerth  die  Äutorschaft  des  Meisters  vindizieren, 
der  sie  vermutlich  bei  seinem  zweiten  Mailänder 
Äuf enthalt,  kurz  vor  der  Äbreise  nach  Frank- 
reich, gezeichnet  hätte,  um  darin  die  Grundlage 
für  eine  von  König  Franz  I.  gewünschte  Wieder- 
holung zu  haben.  Dehio  hatte  an  Boltraffio 
gedacht  und  den  Charakter  der  Nachzeichnung 
betont,  während  Hoerth  eine  Ärt  Selbstkopie 
des  Meisters  annimmt.  In  jedem  Fall  fallen 
die  Weimarer  Köpfe  von  jetzt  an  in  jedem  Sinne 
fort;  sie  können  auch  nicht  für  die  in  Straßburg 
fehlenden  und  im  Original  unkenntlichen  Köpfe 
als  Änhalt  verwandt  werden,  da  die  ganze 
Weimeraner  Folge  nicht  nur  auf  den  Straß- 
burger Blättern,  sondern  auch  auf  Stichen  ruht. 
Die  Bedeutung  der  Straßburger  Folge  wächst, 
selbst  wenn  man  dem  Verf.  nicht  beipflichtet  in 
der  Zurüchführung  auf  Leonardo  selbst.  Die 
Untersuchung  ist  äußerst  gewissenhaft,  nur,  wie 
gesagt,  zu  umständlich.  Der  lange  Weg,  auf 
dem  der  Verf.  zu  seinen  Resultaten  kam,  wird 
uns  nicht  erspart,  sodaß  es  nicht  leicht  ist,  sich 
durch  die  Fülle  des  Details  durchzufinden.  Im 
Einzelnen  sei  noch  bemerkt:  Hoerth  hält  den 
Christuskopf  der  Brera  für  echt.  Bei  Tafel  XII 
muß  es  oben  rechts  D^  nicht  D heißen.  Der 
Verf.  meint,  angesichts  des  desolaten  Zustandes 
müsse  sich  ein  Künstler  an  die  Rekonstruktion 
machen,  und  für  diese  liefert  der  Verf.  eine 
Menge  wichtiges  Material.  Was  aber  kann  von 
diesem  Werk  kopiert  werden,  was  nicht  Neben- 
sache w’äre?  Älles  Große  hat  seine  Geschichte 


und  seine  Zeit.  Und  der  cenacolo  Leonardos 
bildet  einen  festen  Besitz  im  geistigen  Haus- 
halt der  letzten  vier  Jahrhunderte,  den  immer 
wieder  zu  beleben  das  beschädigte  Fresco  noch 
durchaus  fähig  ist.  Dessen  Zustand  nach  Kräften 
zu  konservieren,  ist  selbstverständliche  Pflicht. 
Äber  alle  Äbleitungen  sind  eher  gefährlich,  eben- 
so wie  alle  Renovierungen  und  „Äusbauten“ 
architektonischer  Denkmäler. 

Paul  Schubring. 

S 

S.  Sanpere  y Miquel:  Los  quatrocentistas 
catalanes.  Libreria  „L’Ävenc“.  Barcelona  1906. 
Bd.  1.  VII  u.  319.  Bd.  II.  284  u.  CI  S.  mit 
180  Äbb. 

Das  vorliegende  reich  illustrierte  Werk  ver- 
dankt seine  Entstehung  der  Exposiciön  de  Arte 
antiguo,  die  1902  in  Barcelona  stattgefunden 
hat;  es  ist  mit  außerordentlichem  Fleiß  gear- 
beitet und  zeugt  von  großer  Liebe  zur  heimat- 
lichen Kunst,  ja  von  fast  allzugroßer  Liebe. 
Denn  hat  Casellas,  der  verdienstvolle  Heraus- 
geber der  „Veu  de  Cataluna“,  bisher  den  Ein- 
fluß der  fremden  Schulen  auf  die  katalonische 
Kunst  überschätzt,  so  verfällt  Sanpere  ins  Gegen- 
teil und  bemüht  sich,  uns  eine  große,  nationale 
katalonische  Quatrocentokunst  zu  zeigen. 

Katalonien  hat  sowohl  als  Grenzland  wie 
unter  der  Regierung  seiner  verschiedenen  von 
auswärts  gekommenen  Herrscher  die  mannig- 
faltigsten Einflüsse  in  seiner  Kunst  erfahren; 
die  Meister,  die  über  das  bessere  Mittelmaß 
hinausragen,  sind  selten  und  dann,  wie  Älfonso 
und  Bermejo,  keine  Katalonier;  Sanpere  möchte 
sie  wohl  gerne  dazu  machen,  ist  uns  aber  den 
untrüglichen  Beweis  dafür  schuldig  geblieben. 

In  Kürze  hier  die  Hauptresultate  der  Arbeit: 
Juan  I.  (gest.  1396)  war  mit  einer  Französin 
vermählt  und  führte  französische  Sitten  in 
seinem  Lande  ein;  sein  Nachfolger  Martin,  der 
1397  von  Sizilien  kam,  liebte  neben  italienischen 
Gemälden  flämische  Gobelins.  1403  schenkte  er 
der  Kathedrale  von  Barcelona  eine  „Veronika“, 
ein  sienisches  Gemälde.  Es  wird  nicht  das  ein- 
zige Sieneser  Kunstwerk  gewesen  sein,  das  die 
katalonischen  Meister  zu  Gesicht  bekamen. 

Ganz  unter  dem  Einfluß  dieser  italienischen 
Kunst  steht,  sowohl  was  Auffassung  wie  Ge- 
wandbehandlung anbetrifft,  vor  allem  Luis 
Borassa,  1396—1426  als  Künstler  nachweis- 
bar. Hauptwerke:  Retablo  S.  Clara  (Vieh.  1415), 
Madonna  von  Manresa,  Allerheiligenaltar  S. 
Cugat  de  Valles,  S.  Llorens  de  Morunys  (1419). 
Die  Zuweisung  des  Johannesaltars  in  Paris  an 
Borassa  halte  ich  nicht  für  berechtigt.  Die  Ge- 

7 


98 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


stalten  sind  hier  viel  strenger,  männlicher  als 
die  weichlichen  Borassas,  auch  sind  sie  schlan- 
ker; sicher  stammt  der  Ältar  aus  dem  Kreis 
des  Meisters. 

Zu  seinen  Gehilfen  und  Schülern  gehörte 
auch  sein  Sklave  Lukas,  in  seinen  Arbeiten 
flauer  und  trockener  als  Borassa;  eine  seiner 
besten  Leistungen  ist  der  Georgsaltar  in  Villa- 
franca de  Penades. 

Ein  zweiter  größerer  Künstler  ist  Benito 
Martorell,  gest.  1453  oder  1454;  erkenntlich 
an  den  untersetzten  Gestalten  und  der  etwas 
langweiligen  Gewandbehandlung  mit  den  großen 
Längsfalten;  mit  das  beste  der  Retablo  der  Di- 
putados  de  Cataluna  (Barcelona,  Äudiencia). 

Am  bekanntesten  von  allen  katalonisdien 
Quatrocentisten  dürfte  wohl  Luis  Dalmau 
de  Viu  sein.  Wie  Bertaux  vor  kurzem  nach- 
gewiesen hat  (Revue  de  l’Art  anc.  et  mod. 
XXII.  107  ff.),  war  er  1428  Stadtmaler  in  Valen- 
cia. Am  21.  September  1431  erhält  er  als  Haus- 
maler des  Königs  Reisegeld  für  eine  Fahrt  nach 
Flandern.  Er  kam  also  kurz  vor  Enthüllung 
des  Genter  Altars  dorthin.  Sein  berühmter 
Ret.  de  los  Concelleres  in  Barcelona  wurde  1443 
bestellt  und  1445  vollendet.  In  Barcelona  ist 
Dalmau  noch  1459  nachweisbar.  Im  Gegensatz 
zu  Casellas  und  Sert  weist  ihm  Sanpere  die 
Pariser  Caselverleihung  zu,  wohl  mit  Unrecht. 
Nach  Sanpere  bediente  sich  der  Maler  hier 
kastilianischer  Modelle;  das  Werk  sei  nach  1459, 
dem  Ausbruch  des  Bürgerkriegs,  entstanden. 
Mit  Recht  dagegen  spricht  er  Dalmau  den  ihm 
von  Dvorak  zugewiesenen  Madrider  Lebens- 
brunnen ab,  wegen  der  allzugelehrten  und  zu 
komplizierten  Komposition  und  wegen  völligen 
Mangels  spanischer  Typen. 

Jaime  Huguet,  der  „Meister  des  Aus- 
drucks“, ist  von  1448,  wo  er  ca.  30  Jahre  zählt 
bis  1483  nachweisbar.  Das  einzige  doku- 
mentarisch beglaubigte  Werk,  das  erhalten 
ist,  ist  der  1460  vollendete  Ret.  de  S.  Abdon  y 
S.  Senen  de  S.  Pedro  de  Tarrassa.  Aufgeregte 
Szenen  liegen  dem  Meister  nicht,  der  Ausdruck 
der  Ergebenheit  seiner  Märtyrer  gelingt  ihm 
dagegen  vortrefflich.  Dann  arbeitete  er  mit 
den  Vergos  am  Vicentealtar  von  Sarria,  wo  er 
als  derjenige  erscheint,  der  am  meisten  von  der 
Renaissance  autgenommen  hat.  In  den  Typen 
erinnert  er  mehrfach  an  Gerhard  David. 

Mit  Recht  schreibt  ihm  Sanpere  (im  Anhang) 
den  Georgsaltar  im  Louvre  zu,  zusammen  mit 
dem  in  Barcelonaer  Privatbesitz  befindlichen 
Drachenkampf,  den  er  im  ersten  Band  Martorell 
zugewiesen  hatte. 

1473  malte  Meister  Alfonso  den  Retablo  von 
S.  Cugat  de  Valles  mit  der  Marter  des  S.  Me- 


din.  Die  Köpfe  der  Begleitfiguren,  schon  von 
Justi  gerühmt,  gehören  mit  zum  Hervorragend- 
sten der  damaligen  Kunst,  man  denkt  an  Bel- 
lini;  der  Akt  freilich  altertümlicher,  mehr  an 
Antonello  da  Messina  gemahnend. 

Alfonso  ist  kein  katalonischer  Name.  Haben 
wir  hier  Pedro  Alfonso  de  Baena  vor  uns? 
Dieser,  ein  Cordobese,  wird  noch  1485  als  Ma- 
ler erwähnt. 

Noch  bedeutender  ist  Bartolome  Ber- 
mejo,  auch  Bartholomeus  Rubeus  genannt,  um 
den  sich  im  Burlington  fine  Art  Magazin,  in  der 
Gazette  des  Beaux-Arts  und  in  der  Revue 
de  l’Art  in  den  letzten  Jahren  ein  kleiner 
Kampf  entwickelt  hat.  Was  Sanpere  anlangt, 
so  begeht  er  den  Fehler,  erst  alle  möglichen 
dem  Meister  zugewiesenen  Werke  zu  besprechen 
und  dann  erst  auf  das  beglaubigte  Meisterwerk 
einzugehen,  das  sich,  wie  Bertaux  bemerkt,  zu 
den  meisten  zugeschriebenen  Gemälden  verhält 
wie  ein  Roger  van  der  Wey  den  zu  einem  Bel-, 
lini.  Bermejos  „Piedad“  in  der  Kathedrale  von 
Barcelona,  1490  im  Auftrag  des  Canonicus  Des- 
pla  gemalt,  ist  (trotz  aller  Zerstörung)  eines 
der  Hauptwerke  der  spanischen  Quattrocento- 
kunst, Maria  namentlich  von  großartiger  Herbheit. 

Der  St.  Michael  mit  Stifter  in  London  bei 
Herrn  Warnher  stammt  aus  der  Valencianer 
Gegend  und  ist  ein  Frühwerk  des  Meisters;  der 
niederländische  Einfluß  noch  sehr  stark,  eigen- 
artig der  Mantel,  wie  der  einer  Estofadofigur 
behandelt.  S.  Engracia  bei  Gardiner-Boston 
macht  mehr  einen  französischen  Eindruck.  Die 
Zuschreibung  der  Piedad  von  Villeneuve-les- 
Avignon  im  Louvre  an  Bermejo  hat  ziemlich 
viel  für  sich,  obzwar  ich  auch  hier  lieber  an 
eine  französische  Arbeit  denken  möchte.  Wenn 
auch  die  Pietäskulptur  am  Barcelonaer  Dom- 
portal in  der  eigenartigen  Lage  Christi  merk- 
würdig mit  dem  Bild  übereinstimmt,  so  ist  doch 
nicht  nachgewiesen,  daß  der  Maler  wie  der 
Bildhauer  Spanier  waren. 

Die  Verkündigung  und  der  Michael  in  Avignon 
haben  nichts  mit  dem  spanischen  Rubeus-Ber- 
mejo  zu  tun.  Es  zeigt  sich  hier,  namentlidi  in 
der  Verkündigung,  eine  merkwürdige  Mischung 
von  Niederländischem  und  Oberitalienischem. 

Von  grandioser  Herbheit  dagegen  die  „Santa 
Faz“  im  Museum  von  Vieh,  eines  der  unver- 
geßlichsten spanischen  Frühwerke.  1495  ent- 
warf der  Künstler  die  Malereien  der  zehn  Glas- 
gemälde in  der  Taufkapelle  der  Barcelonaer 
Kathedrale,  von  denen  uns  noch  eins  erhalten  ist. 

Ein  großer  Teil  der  Kunstwerke  aus  der 
zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  ist  in  der 
Werkstatt  der  Vergos  entstanden.  Die  Haupt- 
mitglieder dieser  Künstlerfamilie  sind  Jaime 


Literatur 


99 


Vergos  II.  (zuerst  1459  erwähnt,  gest.  1503?), 
der  altertümlichste,  seine  Söhne  Pablo  (gest. 
um  1495),  der  bedeutendste,  und  Rafael  (zuletzt 
1503  erwähnt).  Die  Scheidung  der  einzelnen 
Hände  ist  oft  schwierig.  Vielleicht  untersdiätzt 
Sanpere  den  Änteil  Rafaels  ein  wenig  zugunsten 
Pablos.  Den  bedeutenden  Retablo  del  Condes- 
table  weist  Sanpere  den  Vergos  zu;  von  Jaime 
rührt  die  Äuferstehung  Christi  her,  von  Pablo 
die  Anbetung  der  Könige  und  die  Ausgießung 
des  heiligen  Geistes.  An  dem  Ret.  de  S.  Vi- 
cente  de  Sarria  (Barcelonaer  Museum)  arbeiteten 
Huguet,  Jaime  und  Pablo  Vergos.  Auf  dem 
Pablo  zugewiesenen  Gemälde  der  „Ordensein- 
kleidung“ sind  die  singenden  Chorherren  als 
Weiterbildung  der  Genter  singenden  Engel  von 
größtem  Interesse.  Eines  der  tiefgehendsten 
Werke  Pablos  ist  Ret.  S.  Antonio  Abad  in 
dessen  Kirche  zu  Barcelona,  zu  rühmen  nament- 
lich der  Antoniuskopf  aus  dem  „Besudi  des  hl. 
Paulus“.  In  den  (Barcelonaer  Museum  und 
gremio  de  Curtidores)  erhaltenen  Teilen  des 
Ret.  de  los  Curtidores  herrscht,  soweit  sie 
Pablo  angehören,  eine  ganz  neue  Großzügig- 
keit, vor  allem  in  der  „Krönung“  wirklidier 
Stil.  Das  Hauptwerk  der  Vergos  ist  der  1500 
vollendete  Stefansaltar  von  Granollers;  von 
Pablo  die  Propheten,  bei  denen  Sanpere  nicht 
mit  Unrecht  an  Slüter  als  mögliches  Vorbild 
denkt.  Die  Gestalten  sind  durch  die  Kunst  Ber- 
mejos  angeregt  (den  Sanpere  hier  gern  zum 
Schüler  der  Vergos  machen  möchte). 

Wenn  Casellas  die  Vergos  und  ihre  Kunst 
„Stillstand  und  Verfall  der  katalonischen  Kunst“ 
genannt  hat,  so  ist  dies  etwas  zu  hart  geurteilt. 
Ebenso  verkehrt  ist  aber  auch  das  übertriebene 
Lob,  das  ihnen  Sanpere  spendet.  Die  ständige 
Wiederholung  derselben  Figuren  auf  den  Cal- 
varios,  Teufelsbeschwörungen  und  Kranken- 
heilungen zeugt  doch  von  geringer  künstlerischer 
Phantasie. 

Kastilische  Künstler  sind  in  jener  Zeit  in 
ziemlicher  Anzahl  in  Katalonien  tätig,  zu  nennen 
ist  vor  allem  Camargo.  Sanpere  meint,  sie 
seien  vom  Ruhm  der  dortigen  Schule  angelockt 
worden  und  hätten  von  den  großen  katalonischen 
Meistern  lernen  wollen.  Wie  vereinbart  sich 
aber  mit  dieser  Anschauung  die  Tatsache,  daß 
diesen  „Schülern“  die  zahlreichen  Aufträge  zu- 
strömten? 

Von  großem  Interesse  ist  das  Fresco  im  Re- 
fectorium  der  Pia  Almogna  (Barcelona):  Eine 
Tischgesellschaft  von  13  Armen;  sichtliches  Vor- 
bild eine  italienische  Abendmahlsdarstellung 
(Ghirlandajo!).  Die  Stelle  des  Johannes  nimmt 
hier  ein  kleines  Kind  ein.  Die  Frage  nach  dem 


Künstler  (Pablo  de  Siena?  oder  Pablo  de  S. 
Leocadio?)  wird  offen  gelassen. 

Ungefähr  1502  ist  der  Trinitätsretablo  des 
Gabriel  Guardia  in  Manresa  entstanden,  eines 
der  eindrucksvollsten  Werke  jener  Zeit. 

Sehr  zu  rühmen  ist  die  reiche  Anzahl  der 
beigegebenen  Photographien  wie  die  Mitteilung 
zahlreicher  Dokumente  im  Anhang. 

August  L.  Mager. 

g 

Paul  Schubring,  Rembrandt.  Mit  einem 
Titelbild  und  49  Textabbildungen,  Leipzig, 
Teubner  1907  (Aus  Natur  und  Geistes- 
welt 158.). 

Rembrandt  ist  unendlich  wie  Goethe,  Shake- 
speare, Beethoven.  Ewig  sich  gleich  und  immer 
neu  wie  das  holländische  Meer  und  schluchten- 
reich barock  wie  die  Alpen.  Man  hat  dem 
Menschen  und  seinem  Werk  ehrfürchtigen  An- 
dachtsdienst entgegengebracht,  man  hat  pfaffen- 
hafte  Kleinkrämerei  und  frevelnde  Unzucht  mit 
ihm  getrieben  — ganz  wie  mit  der  Bibel.  Es 
gibt  Bücher  für  1000  Mark  und  welche  für  eine 
Mark  über  ihn.  Dies  hier  ist  eines  für  eine 
Mark,  und  gewiß  nicht  das  Schlechteste.  Die 
Gesinnung  des  Verfassers  war  gewiß,  dem  Leser 
möglichst  viel  geordnetes  Material  zu  bieten, 
die  Musik  mag  sich  nachher  ein  jeder  selbst 
dazu  machen.  Mit  Recht  wird  bei  dem  persön- 
lichsten aller  Künstler  die  Persönlichkeit  in  den 
Vordergrund  gestellt.  Hofstede  de  Groot’s  un- 
schätzbares Urkundenbuch  ist  hier  für  die  brei- 
teste Menge  nutzbar  gemacht.  — Bei  einem  in 
größter  Auflage  gedruckten  Buche  darf  aber 
nicht  der  Druckfehler  stehen  bleiben,  Rembrandt 
habe  in  der  „Joodbeerenstraße“  (statt  Jooden- 
breestraat!)  gewohnt.  Einen  Aufenthalt  Rem- 
brandts  in  England  würde  ich  nicht  als  so 
wahrscheinlich  annehmen  wie  Schubring;  eine 
Notiz,  die  44  Jahre  nach  dem  Tode  des  Meisters 
niedergeschrieben  wurde,  kann  in  der  Zeit  der 
Reiseromane  dem  Wunsche  entsprungen  sein, 
den  in  Ungnade  Gefallenen  im  Auslande  sein 
Glück  suchen  zu  lassen  und  ein  Zipfelchen  von 
ihm  sich  für  das  eigene  Land  zu  erobern.  Ein 
paar  Wiederholungen  in  der  Lebensgeschichte 
(S.  46  und  56)  hätten  wohl  vermieden  werden 
können.  Feinsinnig  und  gerecht  sind  übrigens 
die  beiden  Frauen  Rembrandts,  die  zarte,  etwas 
eigensüditige  Saskia  und  die  derbere,  ent- 
schlossen gutmütige  Hendrickje,  kontrastiert.  — 
Gern  hätte  man  auch  in  diesem  engen  Rahmen 
etwas  mehr  darüber  gehört,  wie  sich  Rembrandts 
Kunst  aus  der  seiner  Vorgänger  herausentwickelt 


100 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


hat.  Geschickt  ist  sonst  die  Übersicht  der  zahl- 
reichen Werke  durch  die  verweilende  Beschrei- 
bung von  Höhepunkten  erleichtert:  als  solche 
werden  die  Blendung  Simsons,  die  Schubring 
mit  starken  Szenen  Shakespeares  vergleicht  und 
das  rubensartigste  seiner  Bilder  nennt,  die 
Nachtwache,  das  Hundertguldenblatt,  dessen  Er- 
klärung mir  zu  scharf  zugefeilt  erscheint,  und 
die  Staalmeesters , auch  diese  zu  sehr  auf  die 
Novelle  gedeutet!  — herausgehoben.  Bei  Rem- 
brandts Landschaften  hätte  stärker  betont  werden 
müssen,  daß  der  Meister  die  Natur  mehr  als 
Romantiker,  als  selbstschöpferischer  Dichter  sieht 
und  ähnlich  wie  die  grundlegenden  Meister  des 
15.  Jahrhunderts  den  gebirgigen  Äufbau  sehr 
oft  nicht  entbehren  kann.  Äuch  geht  es  nicht 
gut  an,  zu  sagen,  die  Italiener  hätten  den  tiefen 
Zusammenklang  zwischen  Mensch  und  Natur 
nicht  gespürt:  Correggio,  Dosso  in  Circe  und 
Äpoll  und  gar  Giorgione  sind  doch  voll  davon. 
Gut  und  zumal  den  Unkundigen  trefflich  ein- 
führend wirkt  das,  was  über  die  Radierung  ge- 
sagt wird.  Das  stofflich  sehr  reiche,  für  mein 
Gefühl  sogar  etwas  zu  sehr  mit  Statistik  ge- 
stopfte Büchlein  ist  an  allen  Stellen  flott  und 
klar  geschrieben;  nirgends  werden  wir  mit  ab- 
geleiertem Enthusiasmus  geplagt,  oft  finden 
sich  eigenartige,  bisweilen  eigenwillige  Ver- 
gleiche und  Wortprägungen.  — Die  Biographien 
Sandrarts  und  Baldinuccis  (diese  zum  erstenmal 
in  deutscher  Übersetzung)  sind  beigegeben;  die 
Äbbildungen  sind  verständig  ausgesucht  und  so 
gut  wie  sie  für  den  Preis  sein  können. 

Franz  Dülberg. 
g 

Klossowski,  Honore  Daumier.  Mit 

133  Abbild,  u.  vier  Lichtdrucktafeln.  München 
R.  Piper  u.  Co.  1908. 

Wir  haben  schon  längere  Zeit  Ausschau  ge- 
halten nach  einer  größeren  Arbeit,  die  endlich 
imstande  wäre,  die  vagen  Begriffe,  mit  denen 
wir  in  Deutschland  die  künstlerische  Persönlich- 
keit Daumiers,  vornehmlich  Daumiers  des  Malers 
zu  umschreiben  pflegen,  zu  vertreiben.  Die  über 
den  Meister,  von  dem  bei  uns  (wenn  überhaupt 
etwas)  nur  der  monumental  geprägte  und  doch 
nicht  einmal  falsche  Beiname  „der  Michelangelo 
der  Karrikatur“  gesellschaftlichen  und  feuille- 
tonistischen  Gesprächskurs  erhielt,  Klärung  und 
Belehrung  zu  geben  verstünde.  Klossowskis 
Buch  kommt  also  einem  vorhandenen  Bedürfnis 
entgegen.  Daumier,  der  Karikaturist  vom  Chari- 
vari, dessen  Blätter  noch  vor  kurzem  an  den 
Seinequais  um  einige  Sous  zu  haben  waren, 
verdankt  außerhalb  Frankreichs  seinen  Ruhm 


dem  erheiternden  Sonderheft  des  Studio,  der 
Maler  Daumier  hat  erst  kürzlich  in  das  Hagener 
Folkwangmuseum  und  die  Nationalgalerie  in 
Berlin  siegreichen  Einzug  gehalten.  Außer  dem 
pointierten  Kapitel  Meier -Graefes  „Delacroix 
und  Daumier“  gab  es  keinerlei  Orientierung  in 
deutscher  Sprache.  Ist  nun  Klossowskis  Buch 
eine  solche  Orientierung?  Will  sie  es  überhaupt 
sein  und  wendet  sie  sich  nicht  vielmehr  an  den 
kleinen  Kreis  von  Kunstfreunden , denen  das  oeuvre 
Daumiers  durch  persönliche  Kenntnis  vertraut 
ist,  die  in  die  Atmosphäre  der  französischen 
Kunst  sich  so  hineingeatmet  haben,  daß  sie 
außerhalb  -derselben  elendiglich  zu  ersticken 
glauben?  Das  ist  es.  Die  Atmosphäre  Frank- 
reichs ist  für  Klossowski  scheinbar  derartig  Lebens- 
bedingung geworden,  daß  er  vom  Leben  der 
Menschen  „hinter  dem  Berge“  nichts  mehr  weiß- 
Und  er  hat  doch  für  diese  Menschen  ge- 
schrieben, sogar  in  vorzüglichem  Deutsch  ge- 
schrieben. So  ist  ein  Mißverhältnis  entstanden, 
das  bei  der  Durchnahme  seines  Daumier  sehr 
unbehaglich  wirkt.  Die  Voraussetzungen  an  die 
Kenntnis  des  Lesers  sind  auf  eine  Höhe  ge- 
schraubt, die  nur  durch  langes  Studium  der 
Pariser  öffentlichen  und  privaten  Sammlungen 
zu  erklimmen  möglich  ist;  mit  autonomer  Selbst- 
verständlichkeit wird  beispielsweise  die  Kennt- 
nis Delacroix’  beansprucht,  die  Namen  und 
Bildertitel  zahlreicher  französischer  Künstler  in 
buntem  Schwarm  herumgeworfen.  In  dieser 
Beziehung  hat  leider  Meier-Graefe  Schule  ge- 
macht, der  Name  „vente“  schlängelt  sich  ange- 
nehm in  manchen  Auktionsbericht,  Druet,  Drouot, 
Vollard,  Durand-Ruel,  rue  Lafitte  sind  lieblich 
klingende  Sirenentöne  auf  der  Schalmei  sanfter 
deutscher  Kunstkritiker  geworden,  auch  wenn 
sie  niemals  nach  Mekka  gewallfahrtet  sind. 
Was  bei  Meier-Graefe  persönlich-impulsiv  wirkt, 
stört  bei  seinen  Adepten.  Nun  muß  allerdings 
anerkannt  werden,  was  schon  oben  angedeutet 
wurde,  daß  Klossowskis  Stil  schwerer  und  über- 
legter, ernster  und  abstrakter  einherschreitet  als 
Meier-Graefes  flüchtig  huschendes  Wortgetänzel. 
Der  erste  Satz  des  Daumier  ist  mit  der  gleichen 
sprachlichen  Korrektheit  geschrieben  wie  der 
letzte.  Das  Buch  gibt  sich  als  eine  meisterliche 
Analyse  der  malerischen  Fähigkeiten,  die  Daumier 
besessen  hat.  Chronologisch  wird  Bild  auf  Bild 
durchgesprochen  und  mit  kritischer  Exaktheit 
zerlegt.  Das  Biographische  wird  fast  ängstlich 
vermieden.  In  erfreulicher  Steigerung  schreitet 
die  Darstellung  von  Daumiers  Anfängen,  die  sich 
nur  andeutungsweise  feststellen  lassen,  zu  dem 
Höhepunkt,  den  dramatisch  leidenschaftlichen 
Arbeiten,  fort  und  endet  mit  einem  gehaltvollen 
Abschnitt  über  die  intime  Art  des  Meisters. 


Literafur 


101 


Eine  knappe  Zusammenfassung  steht  am  Schluß, 
dem  ein  sorgsam  redigierter  Katalog  der  Werke, 
soweit  sie  sich  nennen  ließen,  folgt.  Wenn  also 
jene  „Voraussetzungen“  nicht  wären,  von  denen 
so  scharf  und  vorwurfsvolf  gesprochen  werden 
mußte,  verdiente  Klossowskis  Buch  die  höchste 
Änerkennung.  Diese  wird  ihm  unstreitig  zu 
teil  werden  von  den  wenigen,  die  hierzulande 
in  der  Lage  sind,  seinen  Äusführungen  so  zu 
folgen  wie  er  es  verlangt.  Es  ist  eine  Mono- 
graphie über  Daumier  großen  Stiles.  Wer  den 
Künstler  nicht  kennt,  wird  verständnislos  nach 
wenigen  Seiten  das  Buch  fortlegen.  Wer  aber 
Gelegenheit  hatte,  die  Fülle  seiner  Originalität 
angesichts  seiner  Bilder  zu  empfinden  und  zu 
bewundern,  wird  es  für  vielfache  Anregung  und 
Erläuterung  dankbar  bis  zum  Schlüsse  mit  zu- 
stimmender Teilnahme  verfolgen.  Aus  dem  an- 
geführten, immer  wieder  zu  betonenden  Grunde 
ist  es  aber  nicht  das  Buch  über  Daumier,  eben- 
sowenig wie  das  Buch  Valerians  von  Loga 
das  Buch  über  Goya  ist.  Für  uns  Deutsche 
nämlich.  Würde  die  stilistische  Eigenart  Klossows- 
kis nicht  zu  sehr  leiden,  so  möchte  eine  Über- 
setzung ins  Französische  recht  empfehlenswert 
sein:  „Que  faut-il  qu’on  en  fasse?  Monsieur, 
si  vous  voulez  le  rendre  ä vos  amis!“ 

Die  Ausstattung  des  Buches  steht  nicht  auf 
der  Höhe.  Die  Tafeln  gehen  eben  noch,  aber 
die  übrigen  Abbildungen  geben  keine  Ahnung  von 
einem  Daumier.  Zur  Entschuldigung  des  Ver- 
lages, welchem  der  schöne  Druck  des  Textes  zu 
danken  ist,  sei  aber  bereitwillig  zugestanden, 
daß  nichts  schwerer  abzubilden  ist  als  Daumier, 
dessen  Malerei  nach  Klossowskis  richtigem  Wort 
aufs  Dreidimensionale  geht. 

Uhde-Bernags. 

s 

Ärmand  Dagot.  La  peinture  anglaise.  Paris 
Laveur  1908. 363  S.  25  Heliogravüren.  282  Illustra- 
tionen. 50  fs. 

Armand  Dagot,  der  bekannte  Inspecteur  des 
Beaux-Arts  und  Herausgeber  der  Kunstzeitschrift 
l’Art  et  les  Artistes,  gibt  in  diesem  Werke  die 
erste  große  zusammenfassende  Geschichte  der 
englischen  Malerei  in  französischer  Sprache, 
nachdem  ihm  bisher  nur  die  Einzelstudien  von 
Bürger-Thore,  von  Ph.  Chasles,  von  Mantz  und 
Sizeranne  vorangegangen  waren,  die  nur  einzelne 
Teile  dieses  weiten  Kunstgebietes  umfaßten. 
Es  war  in  Frankreich  ein  starkes  Bedürfnis  nach 
einer  solchen  zusammenhängenden  Darstellung 
wie  sie  uns  Muther  gegeben  hat,  vorhanden, 
da  die  Wechselbeziehungen  zwischen  englischer 
und  französischer  Kunst  von  jeher  äußerst  leb- 


haft waren,  wie  dies  Dagot  in  seiner  Darstellung 
treffend  betont.  Bekannt  ist  der  außerordent- 
liche Einfluß,  den  die  Koloristik  Constables  auf 
Delacroix  ausübte,  ebenso  die  Beziehungen  zwi- 
schen Constable  und  Turner  einerseits  und  den 
Fontainebleauern  und  Impressionisten  andrer- 
seits. Endlich  hat  die  heutige  mondaine  Porträt- 
malerei Frankreichs  die  weitgehendsten  Ein- 
wirkungen von  Reynolds,  Gainsborough  und  ihren 
Nachfolgern  erfahren.  Dagot  weiß  in  außer- 
ordentlich geschickter  und  gewandter,  in  erster 
Linie  auf  französische  Quellen  gestützter  Dar- 
stellung all  diese  Wechselbeziehungen,  wie  auch 
die  Entwicklung  der  einzelnen  Zweige  der  eng- 
lischen Malerei  anschaulich  vorzuführen.  Neben 
eine  ausgiebige  Behandlung  der  großen  Meister 
treten  dokumentarisch  wertvolle  Notizen  über 
minder  bedeutende  Künstler,  bei  denen  hie  und 
da  noch  einige  Daten  hinzuzufügen  gewesen 
wären.  So  bietet  Dagots  Werk  ein  ausgezeich- 
netes Handbuch  für  den  Liebhaber,  der  sich  in 
diesem  Gebiete  orientieren  will.  Unterstützt 
wird  DagotsText  durch  eine  Fülle  ausgezeichneter 
Illustrationen,  die  beweisen,  daß  Frankreich  auf 
dem  Gebiete  der  Reproduktionstechnik  nicht  mehr 
nachsteht.  Der  enzyklopädische  Charakter  des 
Werks  wird  auch  dadurch  gewahrt,  daß  in  Text 
wie  Abbildungen  auch  die  Schulen  der  Historien- 
und  Genremalerei  in  ihrer  Entwicklung  klar  ge- 
stellt sind,  wenn  auch  dem  heutigen  Standpunkt 
gemäß  der  Autor  vielfach  strenge  Kritik  walten 
lassen  mußte.  R.  A.  Meyer. 

8 

Das  Novemberheft  der  „Österreiciiisdien 
Rundsdiau**  (herausgegeben  von  Dr.  A,  Frhn. 
V.  Berger,  Leopold  Frhn.  von  Chlumecky,  Dr. 
Karl  Glossy)  enthält  den  Schluß  der  Mitteilungen 
aus  F.  G. Waldmüllers  handschriftlichem  Nach- 
laß, welchen  A.  Roeßler  herausgibt.  In  dieser 
Veröffentlichung  haben  wir  einen  bescheidenen 
Teil  der  in  dem  großen,  demnächst  erscheinen- 
den Waldmüllerwerk  von  Rößler  ausführlich 
abgedruchten  Tagebücher  des  Künstlers  zu 
suchen  und  müssen  daher  nach  dem  Erscheinen 
des  Bandes  kritisch  nochmals  darauf  zurüdc- 
kommen,  um  Waldmüllers  Persönlickkeit  ent- 
sprechend den  biographischen  Mitteilungen  rich- 
tig aufzufassen.  Besonders  interessant  sind  in 
diesem  Novemberheft  Waldmüllers  drastisch 
begeisterte  Äußerungen  über  die  franzö- 
sische Kunst,  die  in  folgenden  Aussprüchen 
gipfeln:  „...  Wo  die  Wissenschaft  anfängt,  an 
einer  künstlerischen  Idee  zu  mäkeln,  ist  die 
Kunst  gefährdet.  Der  Genius  und  das  Gefühl 
für  das  Schickliche  und  Wahre  ist  des  Künst- 
lers einziger  Leitstern,  ihm  muß  er  Folge  leisten. 


102 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


weil  nur  durch  ihn  Begeisterung  möglich,  und 
nicht  dem  Geschwätz  des  Laien  in  der  bilden- 
den Kunst,  Leute,  die  nie  imstande  waren, 
irgend  etwas  zu  schaffen,  sondern  mit  Frech- 
heit das  von  anderen  Geschaffene  mit  ihrer 
albernen,  in  jeder  Zeile  sich  widersprechenden 
Kritik  besudeln.  Die  französischen  Künstler 
sind  nicht  durch  die  Journalistik  auf  diesen 
Höhepunkt  gelangt,  sondern  allein  durch  ihr 
Genie.“  — u— 

s 

ÄGORÄ. 

In  der  übrigens  durchaus  unbefangenen  und 
meine  sicheren  Ergebnisse  freundlich  anerken- 
nenden und  hervorhebenden  Besprechung, 
welche  P.  M.  Halm  meiner  Studie  über  die 
Ältartafel  in  Stams  (erschienen  in  der  Ferdi- 
nandiums-Zeitschrift  von  1906)  in  den  „Monats- 
heften“ vorigen  Jahres,  p.  162,  hat  angedeihen 
lassen,  ist  ihm  verzeihlicherweise  entgangen, 
daß  ich  auf  S.  391  das  Freskobild  der  Krönung 
Marias  im  Chor  der  Pfarrkirche  von  Terlan  aus- 
drücklich als  der  nordischen  (französisch-deut- 
schen) Ikonographie  sich  anschließend  bezeichnet 
habe,  wie  ich  denn  auch  in  meinem  Vortrag  am 
Internationalen  Kongreß  zu  Innsbruck  1902  (Offi- 
zieller Bericht  S.  61)  in  demselben  Sinne  mich 
folgendermaßen  geäußert  habe: 

„Noch  mehr  deutsche  Auffassung  zeigt  sich, 
soweit  noch  ersichtlich,  an  den  von  mehreren 
anderen  Händen  im  Chor  derselben  Kirche  aus- 
geführten Fresken.“ 

Trotzdem  bemerkt  P.  M.  H.  aus  Anlaß 
meiner  ikonographischen  Erörterungen  über  die 
Darstellungen  der  Krönung  Marias:  „gerade 
deshalb  (weil  ich  in  der  Stamser  Krönung  ein 
italienisches  Vorbild  nachgewiesen  habe)  wäre 
es  von  großem  Interesse  gewesen,  auch  süd- 
tirolische  Darstellungen  desselben  Stoffes  mit 
deutschem  Gepräge  ohne  italienische  Anleihen, 
z.  B.  die  ungefähr  gleichzeitige  Krönung  Marias 
im  Chor  von  Terlan,  zum  Vergleich  heran- 
zuziehen.“ Zugleich  verweist  P.  M.  H.  auf 
H.  Braunes  Schrift  „Die  kirchliche  Wandmalerei 
Bozens  um  1400“  S.  71,  wo  dieser  ebenfalls 
diese  Krönung  Marias  bespricht  und  als  deutsch 
bezeichnet. 

Da  ich  unabhängig  von  B.  und  auch  vor  ihm 
dieselbe  Ansicht  vertreten  habe,  so  hat  sich 
P.  M.  H.  mit  obiger  Äußerung,  wie  ersichtlich, 
geirrt.  — Ebenso  hat  sich,  beiläufig  bemerkt, 
auch  Braune  geirrt,  wenn  er  die  Kompositionen 
im  Chor  von  Terlan  als  „flächenhaft,  ohne  den 
mindesten  Versuch  einer  Raumgestaltung“  be- 
zeichnet, eine  Behauptung,  die  am  schlagendsten 


durch  die  von  ihm  auf  Tafel  XIII  veröffentlichte 
Krönung  Marias  in  Terlan  widerlegt  wird. 

Hans  Semper. 

s 


REVUE  DER  ZEITSCHRIFTEN 

Albredit  Dürers  Tafelgemälde  „Barmherzigkeit“ 
1523.  (Fr.  Schneider.  MainzerZtschr.il.)  Nachricht  über  ein 
schon  im  17.  Jhrh.  verschollenes  Tafelbild  Dürers,  eines  Ecce 
homo  von  1523,  im  Dom  zu  Mainz,  von  dem  sich  nur  eine 
Vorstudie  Dürers  in  der  Kunsthalle  zu  Bremen  und  t in  großer 
Kupferstich  des  Caspar  Dooms  von  1659  erhalten  hat. 

Über  einige  Werke  der  Salzburger  Buchmalerei 
des  XI.  Jahrhunderts.  (P.  Buberl.  Jahrb.  d.K.K.  Zentral- 
kommission 2.  1907).  Swarzenskis  Forschungen  über  die 
süddeutschen  Miniaturisten  werden  dahin  ergänzt,  daß 
schon  im  Anfänge  des  11.  Jahrhunderts  eine  stark  byzan- 
tinisierende  Buchmalerei  in  Salzburg  einsetzte  (Münchner 
Perikopenbuch , Cim.  179),  und  daß  dieser  Stil  in  der 
zweiten  Hälfte  des  11.  Jahrh.  seinen  Meister  in  dem  Kustos 
Berthold  fand.  Diesen  macht  B.  nämlich  zum  Vertreter 
einer  besonderen  Salzburger  Schule  und  teilt  ihm  selber 
außer  dem  (von  Swarzenski  publizierten)  Perikopenbuch 
in  S.  Peter  noch  ein  (bisher  unbekanntes)  Evangeliar  in 
Stift  Admont,  seiner  Schule  aber  das  Evangeliar  kod.  805 
in  der  Universitätsbibi. othek  in  Graz  zu. 

Un  Raphael  meconnu  au  Musee  Poldi-Pezzoli 
de  Milan?  (E.  Durand-Greville.  Rassegna  d’arte  11). 
Die  bisher  Perugino  zugeschriebene  kleine  Madonna  mit 
2 Engeln  im  Museum  Poldi-Pezzoli  weist  Durand-Greville 
in  der  Ausführung  (jedoch  nach  einer  Zeichnung  Peruginos) 
dem  15jährigen  Raffael  zu;  und  er  kommt,  nach  eingehen- 
den Untersuchungen  der  strittigen  Werke  von  1498—1502, 
überhaupt  zu  dem,  wie  es  scheint,  überzeugenden  Schlüsse: 
da  es  in  den  Alterswerken  Peruginos  von  1498  an  zwei  scharf 
geschiedene  Gruppen  gebe,  sei  die  eine  von  ihnen  auf  den 
jugendlichen  Raffael  zurüdtzuführen , nämlich  die  Bilder, 
welche  in  der  Behandlung  der  Landschaft  und  der  Figuren 
eine  schärfere , weniger  von  Manier  getrübte  Natur- 
beobachtung und  eine  klarere  Technik  aufwiesen.  Raffael 
habe  diese  Stücke  offenbar  nach  Vorzeichnungen  des 
Meisters  ausgeführt;  Peruginos  Madonna  in  der  Glorie 
von  1498,  in  Perugia,  sei  nach  der  des  Poldi-Pezzoli  der 
erste  bedeutsame  Beweis  seines  Könnens. 

Les  origines  populaires  de  l’art.  (E.  Pottier.  Gaz. 
d.  beaux-arts  606.)  Die  Kunst  ist  nicht  Lüge,  nicht  Luxus, 
sondern  der  Niederschlag  des  intensivsten  Lebens:  von 
der  prähistorischen  und  der  Kunst  der  Wilden  ausgehend, 
die  im.mer  dem  Aberglauben  dient  (Tierzeichnungen  für 
gedeihliche  Jagd,  Tätowierung,  um  sich  magische  Kräfte 
zu  verschaffen,  Amulette  usw.),  bis  zur  heutigen  Mode, 
die  ein  barbarisches  Überbleibsel  aus  der  Zeit  der  Kleider- 
ordnungen nach  Kasten  ist,  bewahrheitet  sich  der  Nütz- 
lichkeitscharakter der  Kunst;  er  dringt  kraftvoll 
wieder  hervor  in  der  neuen  angewandten  Kunst. 

Ütudes  sur  le  Greco.  (P.  Lafond.  Gaz.  d.  b.-arts606.) 
In  der  Kapelle  des  Hospitals  de  Afuera  zu  Toledo,  einer 
Schöpfung  des  Kardinals  Don  Juan  Tavera:  mehrere  Bilder, 
darunter  ein  Porträt  des  Kardinals  und  eine  seltsame 
Taufe  Christi,  sowie  der  Hochaltar,  der  ganz  architek- 
tonisch gehalten  und  mit  Marmorstatuen  besetzt  ist,  von 
Theotokopolis  Hand,  der  also  auch  plastisch  und  archi- 
tektonisch tätig  war. 

Notes  on  some  italian  medals.  (M.  Rosenheim 
and  G.  F.  Hill.  Burl.  Magazine  57.)  1.  Der  Medaillist 
A.  A.  ist  nicht  Ant.  Abbondio,  der  Schüler  L.  Leonis; 
5 Medaillen  dieses  Unbekannten  werden  publiziert.  2.  Me- 
daillen Niccolo  III.  von  Este  geschnitten  von  Amadeo  da 
Milano.  3.  Verschiedene  Medaillenporträts  undMedailleure 
der  Renaissance. 

La  Collection  de  M.  Gustave  Dregfus.  (P.  Vitry. 
Les  arts  72).  Vitry  bespricht  eingehend  und  auf  Grund 
der  neuesten  Zuteilungen  die  glänzende  Sammlung  von 
Quattrocentro-Plastiken  im  Besitze  von  Dreyfus;  haupt- 
sächlich aus  der  Florentiner  Schule  (Donatello,  Verrocchio 
und  ihreNachfo’ger);  Laurana;  Mailänder,  Venezianer  u.a. 
norditalienische  Schulen;  zuletzt  die  zwei  (neuerdings  durch 
Vöge  bekannter  gewordenen)  Büsten  von  Konrad  Meit. 
Ausgezeichnete  Abbildungen. 


Literatur 


103 


Fälsdiungen  alter  Gemälde  und  Bildwerke.  (W. 

Bode.  Kunst  u.  Künstler  3.)  Bei  der  großen  Raffiniertheit 
der  Fälscher  hält  Bode  es  an  der  Zeit,  auf  den  Umfang 
und  die  Gesdiicklichkeit  der  Fälschungen  gerade  an  Ge- 
mälden undSkulpturen  nachdrücklich  hinzuweisen,  und  bringt 
aus  seiner  reichen  Erfahrung  einige  schlagende  Beispiele. 

Adriaen  Brouwer.  (F.  Schmidt- Degener.  Onze 
kunst  1.)  In  großen  Zügen  — das  Heft  enthält  nur  den 
Beginn  des  Aufsatzes  — wird  Brouwers  künstlerische 
Entwicklung  klargeleqt.  Von  Antwerpen,  wo  er  unter 
P.  Breughel  den  archaischen  Stil  annahm,  über  Amster- 
dam (1625)  nach  Hartem:  hier  erst  der  durchgreifende  Ein- 
fluß von  Frans  Hals,  der  ihm  „die  Zunge  löste“  und  seine 
breite  Malwcise  vermittelte. 

Ausstellung  von  altem  Kunstgewerbe  aus  Privat- 
besitz im  Budapester  Museum  (Magyar  Iparmüveszet  6.) 
Abbildungen  von  Fayence,  Porzellan,  Uhren  und  Bronze- 
arbeiten (Louis  XVI.)  usw. 

Bartolomeus  Rubeus.  (F.  Pellati.  L’arte  X,  6.) 
Ausgehend  von  einem  Triptychon  im  Dom  zu  Acqui,  das 
„Bartolomeus  Rubeus“  bezeichnet  ist  und  von  ihm  ent- 
deckt wurde,  gelangt  Pellati,  trotz  der  geringen  Anzahl 
der  Werke  dieses  umstrittenen  Malers,  zu  dem  Schlüsse; 
er  sei  ein  Katalonier  gewesen,  der,  wie  noch  andere  Por- 
tugiesen und  Spanier  im  15.  Jahrh.,  bei  van  Eyck  gelernt 
und  seine  Weise  beim  Arbeiten  in  Italien  und  Spanien 
modifiziert  habe. 

Per  la  storia  dell’  arte  nelle  Marcfae.  (A.  Colasanti. 
L’arte  X,  6.)  Unbekanntere  Maler  und  Schulwerke  des 
14.  u.  15.  Jahrh.  aus  den  Marken. 

Ein  neuer  Roger.  (F.  Laban.  Ztschr.  f.  bild.  Kunst  3.) 
Begleitworte  zu  der  Reprodukt.on  des  für  d.  K.  F.  Museum 
jüngst  erworbenen  Frauenporträts,  das  Friedländer  und 
Bode  als  Roger  bestimmten,  über  dessen  Porträtkunst 
überhaupt  und  die  sich  daran  knüpfenden  Streitfragen. 


NEUE  PUBLIKATIONEN 

Gebetbuch  Kaiser  Maximilians.  Ein  photolitho- 
graphischer Faksimiledruck  des  ganzen  Werkes  in  vier 
bis  elf  Farben,  von  K.  Gihlow  besorgt  und  von  den 
Kultusministerien  Preußens  und  Österreichs  unterstützt, 
ist  erschienen,  hergestellt  bei  A.  Berger  in  Wien.  Verlag 
von  Bruckmann  in  München.  Preis  425  resp.  525  Mark. 

Die  Radierungen  v.  Chodowiecki  sind  in  einer 
Sonderausgabe,  83  Lichtdrucke,  erschienen,  besorgt  von 
G.  Voß;  bei  J.  Spiro,  Berlin.  Preis  4 Mark. 

K.  Stauffer-Bern.  Ein  kritisches  Verzeichnis  seiner 
Radierungen  und  Stiche  hat  M.  Lehrs  herausgegeben,  im 
Verlage  von  E.  Arnold,  Dresden. 

Niederländische  Gemälde  aus  der  Sammlung  von 
Al.Tritsch  in  Wien  sind  von  der  „Gesellschaft  für  verviel- 
fältigende Kunst“ herausgegeben;  25Tafeln  in  Heliogravüre 
und  21  Textbilder  bringen  die  sämtlichen  46  Gemälde  der 
kleinen  aber  vorzüglichen  Galerie.  Text  von  Gust.  Glück. 

Die  Gemäldegalerie  des  Prado  erscheint  in  84  He- 
liogravüren bei  Hanfstaengl,  München.  Text  von  K.Voll. 
Subskriptionspreis  700  Mark. 

Handzeichnungen  alter  Meister  der  vlämischen 
Schule  des  15.,  16.  u.  17.  Jahrhunderts,  als  Ergänzung 
zu  den  Handzeichnungswerken  alter  Meister,  werden  im 
Verlag  von  H.  Kleinmann  u.  Co.  (London -Haarlem)  in 
Lieferungen  zu  je  4 Mark  publiziert. 

Meisterwerke  im  städtischen  Museum  der  bilden- 
den Künste  zu  Leipzig.  Herausgegeben  von  Th.  Schrei- 
ber. Verlag  von  F.  Bruckmann.  A.  G.  München.  Preis 
60  M.  Das  Werk  enthält  mehr  als  achtzig  ausgezeichneter 
Reproduktionen  in  Lichtdruck  mit  begleitendem  Text  und 
einem  Vorwort  des  Herausgebers. 


BIBLIOGRAPHIE 

I Alte  Kunst.  Vorgeschichte,  Ethnographie, 


/.  Altertum. 

Gaz.  d.  Beaux-ArtSi  Okt.  La  Vadie  de  Deir- 
el-Bahari.  (E.  Naville.) 

Bissing,  F.  W.  Frhr.  v.:  Denkmäler  ägyptisch. 
Skulpturen.  7.  Lieferung,  München,  Verlags- 
Änstalt.  (F.  Bruckmann.) 

Anthropologie,  3—4.  Sur  une  figurine  sca- 
phoide  de  l’ancienne  Eggpte.  (J.  Jarricot.) 

Zeitschrift  für  äggpt.  Altertumskunde.  Das 
Dienstgebäude  des  Auswärtigen  Amtes  unter 
den  Ramessiden  (L.  Borchardt).  Statue  eines 
hohen  Beamten  unter  Psammetich  I.  (H.  Ranke). 
Der  Grabstein  eines  nubischen  Bischofs. 
(G.  Steindorff). 

Eggpt  Exploration  Fund-Archaeological  Report. 
1906—07.  Edit.  by  F.  LI.  Griffith.  Illus.  4to. 
swd.  2s.  6d.  net  Frowde,  Jan.  1908. 

Memnon  I,  1.  Über  Analogien  einiger  ost- 
asiatischer Ornamente  mit  Formen  der  kretisch- 
mykenisch.  Kunst.  (A.  Reichel.) 

— Bericht  über  eine  Reise  in  Anatolien  im  Som- 
mer 1906.  (E.  Brandenburg.) 

Globus,  19.  Die  Ausgrabungen  in  Gezer  in 
Palästina.  (L.  Saad.) 

Umschau,  43.  Palast  und  Wohnhaus  im  Alter- 
tum. (W.  Altmann.) 

Salembier.  Principes  d’ornements  d’apres 
l’antique,  40  pl.,  in-f cart.,  15  fr.  (Ch.  Foulard.) 

Art  Journal  I.  08.  Two  masterpieces  of  greek 
sculpture.  (A.  Koester.) 

Globe  illustr^,  1907,  43.  Les  bras  de  la  Venus 
de  Milo. 

Frkft.-Ztg.,  10.  I.  Neue  Publikationen  z.  alten 
Kunst.  (M.  Maas.) 

Collignon,  M.  Scopas  et  Praxitele.  La  Sculp- 
ture grecque  au  IVe  siede  jusqu’au  temps 
d’Alexandre;  par  Maxime  Collignon,  membre 
de  rinstitut,  professeur  ä la  Faculte  des 
lettres  de  l’Universite  de  Paris.  Paris,  impr. 
et  libr.  Pion,  Nourrit  et  Cie.  1907.  (30  no- 
vembre.)  Petit  in-8carre,  175  p.  et  fig.  3fr.50. 

Magne,  L.  Lei^ons  sur  l’historie  de  l’art. 
1.  L’art  dans  l’antiquite.  In  8®,  247  pp.  175  fr. 
Librairie  centrale  des  beaux-arts,  Paris. 

J.  Kurth,  Aus  Pompeji,  Skizzen  und  Studien. 
Mit  Abbildungen  und  eigenen  Zeichnungen. 
(Bd.  84,  X.,  „Deutsche  Bücherei“.)  Verlag 
Deutsche  Bücherei,  Berlin. 

Strong,  A.  Roman  sculpture  from  Augustus 
to  Konstantine,  ln  8®,  Druckworth. 

Remg,  E.  La  statue  equestre  de  Cybde  dans 

h les  cirques  romains.  (Musee  beige,  1907,  n®4.) 

Zeitschr.  f.  Gesch.  d.  Architektur^3.  Amra 
als  Bauwerk.  (J.^Strzygowski). 


Globus,  19.  Prähistorisches  an  Neuguinea. 
(R.  Pöch.) 

Führer  z.Kunst.  Hrsg.  v.  H.Popp.  8®.  Bdch.  1.— . 
10.  Kirchberger,  Th.  Anfänge  der  Kunst  u.  der 
Schrift.  Mit  1 Taf.  u.  19  Abb.  im  Text.  (49  S.)  07. 

Baudet,  P.  Menhir  detruit  ä Barenton-sur-Serre 
(Aisne);  par  Pol  Baudet  (de  Paris).  Le  Mans, 
impr.  Monnoyer.  1907.  In-8,  4 p.  avec  1 fig. 

Anz.  f.  Schweiz.  Altertumskunde  3.  Etüde 
sur  les  fibules  de  Tage  du  fer  trouvees  en 
Suisse.  (Fortsetz.)  (D.  Viollier.) 

Journ.  of  the  British  Archaeol.  Assoc.  3. 
Neolithic  Implements  from  Dorset.  (I.  Clift.) 

L’art  dccoratif  111.  L’art  chez  les  sauvages 
— l’art  Maori.  (G.  Benoit  Levy.) 

Arch.  f.  Anthropolog.  2—3.  Ergebnisse  und 
Aufgaben  der  mexikanischen  Forschung. 
(W.  Lehmann.) 

Arch.  f.  Anthropolog.  4.  Besondere  Geflechts- 
art der  Indianer  im  Ucayaligebiet.  (M.  Schmidt.) 

Anthropologie,  3 — 4.  Les  Indiens  Isbaros. 
(Rivet). 

Records  of  the  Past,  8 — 9.  Mayo  Ruins  in 
Quintana  Roo.  (M.  de  Perigny.) 

African  Monthleg,  12.  Art  in  Kimberley. 
(B.  Dyer.) 

3.  Alte  Baukunst. 

Zeitschr.  f.  Gesch.  d.  Architektur  3.  Öster- 
reichisches Referat.  (K.  R.  Holey.) 

Civiltä  Cattolica,  Nov.  I principii  costruttivi 
dello  Stile  gotico. 

Architectural  review  134.  On  spires  and 
towers.  (W.  Pagin.) 

Bulletin  de  Tacademie  rogale  d’arch^ologie 
de  Belgique  1907.  III.  Coups  d’oeil  et  coups 
de  plume.  Notes  et  croquis  d’archeologie 
pittoresque.  2c  partie.  (A.  Heins.) 

Academg-  architecture  and  architectural 
review,  1907.  Part.  II.  Edited  by  Alex.  Koch. 
4to.  4s  lOd  net;  sewed,  4s  net.  Simpkin. 

BerlingskeXidende  (Kopenhagen)  1907  Nr.  292. 
Aften-Udg.  Roskilde  Domkirkes  Forhold  til 
de  nordfranske  Katedraler,  särlig  Kirken  i 
Arras  (Vilh.  Lorentzen)  [Referat  eines  Vor- 
trages.) 

Teknisk  Ugeblads  Arkitektafd.  (Christiania) 
6/XIl  1907.  Vestfronten  paa  Trondhjems  Dom- 
kirke (Herrn.  M.  Schirmer). 

Swenska  Dagbladet  1907,  Nr.  341.  Habling- 

I bomästaren  [ein  Steinmetzmeister  auf  Gothland 
um  1350]  (Johnny  Roosval).  Mit  4 Zeichnung. 
V.  Kapitälen  u.  Pilastern. 


Bibliographie 


105 


Bau- 

anst 


Bol.  d.  1.  R.  Äcad.  d.  1.  Historia,  4.  El  mo" 

nastero  de  Valvanera,  Indices  de  su  Becerro 
y Ärdiivo  ä mediados  del  siglo  XVIII.  (0.  de 
Cortäzar  Sevantes.) 

Grosseteste,  W.  La  Chartreuse  de  Miraflores 
pres  Burgos  (Espagne)  et  TEglise  de  Brou 
pres  Bourg  (Äin);  par  William  Grosseteste, 
ingenieur  (E.  C.  P.).  Bourg,  impr.  du  „Courrier 
de  rÄin“.  1907.  In-8,  4 p.  et  planches. 

3a.  Deutschland. 

Zeller,  Reg.-Baumstr.,  Priv.-Doz.  Ädf.:  Die 
romanischen  Baudenkmäler  von  Hildesheim. 
Unter  Berüdtsiditigung  des  einheim.  roman. 
Kunstgewerbes.  Äufgenommen,  dargestellt  u. 
beschrieben  von  dem  Inhaber  des  Stipendiums 
der  Louis  Boissonnet-Stiftung  1904  an  der 
königl.  techn.  Hochschule  z.  Berlin.  (XII,  104  S. 
mit  Abbildung,  u.  Taf.)  39,5x28  cm.  Berlin, 

J.  Springer  07.  Kart.  40. — . 

Basler  Ztschr.  f.  Gesdh.  u.  Ältertumsk.  VII,  1. 

Die  Ausgrabungen  zu  Disentis.  (E.  Stichelberg). 
Ätti  d.  R.  Äccad.  Peloritana,  XX,  1.  L’Äle- 
manna  nell’  architettura  mediaevale.  (L.  Lom- 
bardi.) 

Nassovia,  21—23.  Nassaus  Burgen.  V.  Weil- 
burg.  (R.  Bonte.)’, 

Ztsdir.  f.  Bauwesen,  10 — 12.  Das  Rathaus 
in  Goslar.  (P.  Lehmgrübner.)  Der  Saalbau 
des  Weikersheimer  Schlosses.  (J.  Baum.)  Schloß 
Köpenick.  (W.  Friebe.) 

Buhl,  G.  La  cathedrale  de  Cologne:  historique 
et  description.  Liege.  D.  Cormaux.  In-8®,  20  p. 
Communic.  f.  ä la  Soc.  d’art  et  d’hist.  du  dio- 
cese  de  Liege,  le  20  fevr.  1907. 

Fuchs,  Richard,  Pastor.  Die  Elisabethkirche  zu 
Breslau.  Festschrift  zum  650jähr.  Jubiläum. 
(95  S.  mit  21.  Abbildungen)  gr.  8<^.  Breslau, 
Evangel.  Buchhdlg.  07.  1.50. 

Zeitschr.  d.  Harzvereins  f.  Ältertumsk.,  1. 
Ein  altes  Fachwerkhaus  der  Stadt  Nordhausen. 

K.  Meyer.) 

Jul.Baum.  Studien  zurdeutschen  Kunstgeschichte. 
Lex.  8®.  Straßburg,  J.  H.  E.  Heitz.  93.  Heft. 
Baum,  Dr.  Jul.:  Die  Bauwerke  des  Elias  Holl. 
Mit  51  Abbildg.  auf  33  Taf.  (X,  132  S.)  08.  10.—. 
Dirr,  P.  Handschriften  und  Zeichnungen  Elias 
Holls.  Baum,  Dr.  J.:  Das  alte  Augsburger 
Rathaus.  Aus  „Ztschr.  d.  histor.  Vereine  für 
Schwaben  u.  Neuburg“.  (20  u.  11  Seiten  mit 
16  Taf.)  gr.  8”.  Augsburg,  (Schlosser)  07. 
Mitteil.  d.  Gewerbemus.  zu  Bremen  7 — 8. 
Beiträge  zur  Geschichte  der  bürgerl.  Baukunst 
in  Bremen  zur  Zeit  der  Renaissance.  (III.  Das 
alte  Krameramthaus  und  sein  Inventar.) 
Monatsbl.  d.  Ältert-Ver.  Wien,  6,  7,  8. 
Maria-Enzersdorf.  (Jordan.)  Beiträge  zur  Bau- 
geschichte  der  Stiftskirche  in  Klosterneuburg- 
(W.  Pauker.) 

9,  10.  Schloß  Eberfurth.  (A.  Sitte.) 


Pauker,  W.  Beiträge  zur  Baugeschichte  des 
Stiftes  Klosterneuburg.  Im  Auftr.  d.  hochwürd. 
Hrn.  Prälaten  Friedr.  Piffl  bearb.  u.  hrsg. 
I.  Donato  Felice  v.  Allio  u.  seine  Tätigkeit 
im  Stifte  Klosterneuburg.  Mit  e.  Hefte  Akten 
Lex.  8<^.  Wien,  W.  Braumüller.  07. 

Mitteil.  f.  Salzburger  Landesk.,  2.  Das  Por- 
tal der  Hofstallkaserne.  (K.  A.  Romstorfer.) 

Hollaender,  A.,  u.  Dr.  Ä.  HeBler.  Malerisches 
aus  Alt-Würzburg.  29  Federzeichnungen.  Mit 
Begleitworten  von  Dr.  A.  Heßler.  Ein  Buch 
f.  Freunde  volkstümlich.  Kunst.  (71  S.)  gr.  8®. 
Würzburg,  S.  Perschmann  08.  1.20. 
Denkmalpflege,  16.  Neeving  und  die  Schloß- 
kapelle in  Köpenick.  (A.  Gut.) 

Kunst  unsrer  Heimat  3—4.  Das  Odenwälder 
Bauernhaus.  (Henkelmann.) 

3b.  Frankreich. 

Maitre,  L.  L’eglise  carolingienne  de  Saint- 
Philibert  de  Granlieu  devant  la  critique.  58  pp. 
Dugas,  Nantes,  1907. 

Coquelle,  P.  Les  Eglises  romanes  du  Pincerais 
(20  p.).  in-8^  1 fr.  (H.  Champion.) 

Marshall,  Herbert  and  Hester.  Cathedral  Cities 
of  France.  Illus.  8vo.  9V4X6V4.  PP-  292. 
lös  net.  (Heinemann.) 

Bull.  Monumental,  3—4.  Le  clocher  limousin 
ä l’epoque  romane.  (R.  Fage.) 

Loisel,  Ä.  La  crypte  de  Saint-Gervais  ä Rouen. 
In-16,  26  pp.,  1 pl.  G.  Cacheux,  Rouen. 

Revue  de  l’art  diretien  6.  L’eglise  Saint- 
Pierre  ä Louvain  a-t-elle  possede  une  crypte? 
(R.  Maere). 

La  crypte  de  Saint -Avis  d’Orleans,  son 

äge  d’apres  ses  characteres.  (L.  Maitre.) 
Metivier,  R.  Monographie  de  la  basilique  de 
Saint-Just  de  Valcabrere  (Haute -Garonne). 
In  8®,  46  pp.,  13  pl.  Privat,  Toulouse. 

Bedin,  P.  Saint-Bertrand  de  Comminges,  Saint- 
Just  de  Valcabrere.  In-8®,  190  pp.,  5 pl. 
Privat,  Toulouse. 

Beaurain,  G.  Le  portail  de  l’eglise  de  Mimizan. 

ln-8®,  58  pp.  Champion,  Paris. 
Bull.Monumental,3— 4.  L’eglise  carolingienne 
deSaint-Denis.  (L.Levillain.)  L’eglise  abbatiale 
de  Chezal-Benoit.  [Cher.]  (F.  Deshoulieres.) 
Eglise  de  Duclair.  (Ph.  des  Forts.) 

Vitrg,  P.  et  G.  Briere.  L’eglise  abbatiale  de 
Saint-Denis  es  ses  tombeaux.  Notice  histori- 
que et  archeologique;  par  Paul  Vitry,  conser- 
vateur  adjoint  au  musee  du  Louvre,  et  Gaston 
Briere,  attache  au  musee  national  de  Versailles. 
Paris,  impr.  et  libr.  Longuet.  1908.  (11.  de- 
cembre.)  In-18  jesus,  XII-179  p.  et  grav. 

Ämi  des  Monuments  et  des  Ärts,  120. 

Fa^ade  occidentale  de  Notre-Dame  ä Etampes. 
(E.  Lefevre.) 


Ältc  Bau- 
kunst 


106 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Bull.  Monumental,  3—4.  Jean  Äuxtabours, 
architecte  de  la  cathedrale  de  Chartres.  (H.Stein.) 

Discussion  sur  les  voütes  du  dievet  de 

Morienval.  (J.  Brutails  et  E.  Lefevre-Pontalis.) 

Ämi  des  Monuments  et  desÄrts,  120.  Sur 
les  fragments  d’ardiitecture  et  de  sculpture 
ornementale  de  la  maison  du  tresorier  de  la 
Sainte-Chapelle.  (C.  Normand.) 

Berthele,  J.  et  Brugiere,  H.  Exploration  cam- 
panaireduPerigord.  In-S^de  657  pp.  Dordogne, 
Perigueux,  1907. 

Ämi  des  Monuments  et  des  Ärts,  119.  Un 

monument  de  la  Renaissance  mal  connu: 
l’abbaye  de  Saint -Ämand  ä Rouen.  (E.  Dela- 
barre.) 

Bull.  d.  1.  soc.  d.  l’Historie  d.  protestantisme 
Fran^ais,  5.  La  Maison  des  Tetes  ä Valence. 

Mättot,  Ä.  La  renaissance  fran^aise  et  le 
style  Louis  XlVe,  XVIe  et  XVIIe  siecles;  notes 
historiques.  (B.  mens,  du  musee  de  Tenseigne- 
ment  indust.  et  prof.  de  la  province  du  Hainaut 
ä Charleroi,  1907,  n®  7.) 

Guillaume,  L.  Benoist  Lebrun,  architecte  ä 
Orleans  (1754—1819);  par  Louis  Guillaume, 
membre  de  la  Societe  d’agriculture,  Sciences, 
belles-lettres  et  arts  d’Orleans.  Orleans,  impr. 
Gout  et  Cie.  1907.  In-8,  32  p.  et  portrait. 


Älte  Bau- 
kunst 


3c.  Italien. 


Joseph,  Prof.  Dr.  D.  Geschichte  d.  Ärchitektur 
Italiens  v.  d.  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegen- 
wart. XVIII,  550  S.  m.  340  Äbbild.  Lex.  8». 
Leipzig,  Baumgärtner.  07.  Geb.  inLeinw.  20.— . 

Atti  e Memor.  d.  R.  Deputaz.  d.  Storia  p. 
1.  Provinc.  Modenesi,  4.  Chiesa  e Monastero 
di  S.  Cecilia  presso  Modena.  (S.  Cusmano.) 
Boll.  d.  R.  Deputaz.  d.  Storia  p.  TUmbria,  12. 

Delle  chiese  della  cittä  o diocesi  di  Foligno  nel 
sec.  XIII. 


Builder,  Okt.  Ä Remarkable  Italian  Church. 
[Madonna  di  vico  in  Vicoforte.] 

Deutsch.  Bauztg.,  96.  San  Gimignano,  ein 
italienisches  Rothenburg.  (W.  Fuchs.) 

Quarterlg  Review,  413.  The  Gardens  of 
Italy.  (H.  Sneyd.) 

Arte  e Storia,  Die.  Lo  stile  dei  Luigi.  (Ä. 
Melani.) 

Arte  e Storia,  Nov.  La  fauna  scultoria  mo- 
struosa  della  basilica  Ämbrosiana.  (0.  Sant’ 
Hmbrogio.) 

L’art  d^coratif,  5.  La  facciata  della  Catte- 
drale  di  Siracusa.  (E.  Mancori.) 

Atti  d.  R.  Äccad.  Peloritana,  XX,  1.  L’am- 
pliamento  della  piazza  del  Duomo  nel  secol. 
XVI  ed  il  fonte  Orione  in  Messina.  (G.  Ärena- 
primo.) 

Patzak,  Dr.  Bernh.:  Die  Renaissance-  und  Ba- 
rockvilla in  Italien.  Lex.  8^  Leipzig,  Klink- 
hardt  & Biermann.  111.  Bd.  Die  Villa  Imperiale 
in  Pesaro.  Studien  z.  Kunstgesch.  der  Italien. 


Renaissancevilla  und  ihrer  Innendekoration. 
(III,  435  u.  57  S.  m.  Äbb.)  ’08.  32.—  , geb.  in 
Perg.  35.—  Bd.  I u.  II  sind  noch  nicht  ersch. 
Riegl,  Alois:  Die  Entstehung  d.  Barockkunst  in 
Rom.  Äkadem.  Vorles.  Aus  seinen  hinterlas- 
senen  Papieren,  herausgeg.  v.  Arth.  Burda  u. 
Dvorak.  (VIII,  214  S.)  gr.  8».  Wien,  A.  Schroll 
& Co.  ’08.  7.— 

L’art,  818.  La  villa  Medicis  avant  l’academie 
de  France.  (Gerspach.) 

3d.  England. 

Wiltshire  Magazine,  35.  The  earliest  Charters 
of  the  Abbey  of  Lacock.  (W.  Clark-Maxwell.) 
Svenska  Dagbladet  1907  Nr.  348  u.  353.  Ut- 
ländska  arkitekturstudier:  Genom  östra  Eng- 
land. Cambridge.  Ely- Lincoln -York.  (Fr. 
Sundbärg.) 

Journ.  of  the  British  Archaeol.  Assoc.,  3. 

The  Norman  Architekture  of  Nottinghamshire. 
(Ch.  Key ser.)  Maiden  Castle, Dorchester.  (J.  Clift.) 
Wolfeton  House.  (A.  Bankes.) 

Antiquarg,  10.  Notes  on  west  Sussex  Churches 
(H.  Daniell.) 

— 11.  Notice  of  a Hebriden  Earth-House.  (D. 
Mac  Ritchie.) 

— 12.  Some  notes  on  Nework  Priory,  Surrey. 
(H.  Bryant.) 

Burlington  Magazine,  56.  The  Palace  of 
Westminster. 

Archaeologia  Cambrensis,  4.  The  town  of 
Holt,  in  County  Denbigh,  its  castle,  church  a.s.  v. 
(A.  Palmer.) 

Archaeol.  Journal,  3.  Illustrated  notes  on  the 
church  of  St.  Candida  and  Holy  Cross  at  White 
church  Canonicorum  dorset.  (E.  Prideaux.) 
Builder,  Okt.  Crosby  Hall.  English  Mediaeval 
Architekture.  Old  London  Churches  and  Houses. 
Connoisseur,  75.  Eaton  Hall  the  Cheshire  Resi- 
dence  of  his  Grace  the  duke  of  Westminster  II. 
(L.  Willoughby.) 

Journal  of  the  R.  Soc.  of  Antiqu.  of  Ire- 
land,  37.  Ashlone  Castle:  its  early  History, 
with  Notes  on  some  neighbouring  Castles. 
(G.  Orpen.) 

Svenska  Dagbladet  282.  Utländska  arkitek- 
turstudier: Canterbury.  (Fr.  Sundbärg.) 
Transact.  of  the  Bristol  & Gloucestershire 
Ardiaeol.  Soc.,  2.  Monumental  effigies. 
Ashchurch  Church.  (J.  Roper.)  Bristol  Archaeo- 
logical  Notes.  Our  ancient  domestic  Archi- 
tekture. (J.  Pritchard.) 

Fairbairns,  A.  The  Cathedrals  of  England 
and  Wales.  Vol.  IV.4to.  12^UxlO^U.  pp.  148. 
10s  6d  net.  (Dennis  & Sons.) 

Die  Wodie,  52.  Die  englisch.  Königsschlösser. 
(X.  Y.Z.) 

New  (E.  H.)  — Twenty  Drawings  of  Sir  Christopher 
Wren’s  Churches.  Roy.  16mo.  5s. 

(E.  Green.) 


Bibliographie 


107 


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3g.  Niederlande. 

Ärt  Flamand  et  Holland.,  12.  Änciens  Palais 
de  Nassau  en  Belgique.  (Th.  Roest  v.  Limburg.) 

d’Ärdennc,  J.  — Le  chäteau  royal  d’Ärdenne. 
(B.  off.  du  Touring  Club  de  Belgique,  1907, 
n»  21.) 

Lorand,  G.  — Le  chäteau  de  Lormog.  (Rallie- 
ment 1907,  n®  24.) 

de  Smet,  F.  — Le  parc  et  la  citadelle  de 
Gand.  (Tribüne  artist.,  1907,  n®  8.) 

Buhl,  G.  L’eglise  de  Saint-Jaques,  ä Liege.  In 
8*^,  23  pp.  Cormeaux,  Liege,  1907. 

Bull,  de  metiers  d’art,  2.  La  cathedrale  de 
Bois-le-Duc.  (X.  Smits.) 

Smits,  C.-F.-Xavier.  De  kathedraal  van’s  Her- 
togenbösdi,  door  C.-F.-Xavier  Smits,  doctor 
in  de  archaeologie.  — Brussel,  Vromant  en 
Cie.  Kl.  in  -4^,  XIV- 237  bldz.,  figg.  en  prenten 
buiten  tekst  (10  fr.). 

Österreich.  Rdschau,  5.  Die  belgischen  Je- 
suitenkirdhen.  (J.  Neuwirth.) 

Soens,  E.  — De  kerk  van  Ninove  en  haar 
mobilier  (Handelingen  der  Maatsch,  van  ge- 
sdiied-  en  oudheidkunde  te  Gent,  1907,  t.  VIII, 
n»  2.) 

Le  monument  Hiel  ä Schaerbeek.  (Chron.  des 
travaux  publics,  1907,  n®84.) 


4.  Alte  Malerei, 

Siren,  Oswald,  Carl  Gustaf  Pilo.  En  Studie. 
80  (26X20).  83  S.  Stockholm,  Ljus.  Kr.  150. 

Nationaltidende  (Kopenhagen)  Nr.  11388.  En 
Udtgdning  af  Rytterkamphilledet  i Aal  Kirke 
og  af  beslägtede  Kampscener  i danske  middel- 
alderlige  Kirker.  (Figurmaler  Eigil  Rothe.) 

Gaz.  des  beaux-arts  606.  Le  pagsage  chez 
les  primitifs.  (H.  Bouchot.) 

Trierisches  Jahrbuch  1908.  Über  Monumen- 
talmalerei. (F.  Stummel.) 

, Älte  4a.  Deutschland. 

Malerei 

Anzeiger  f.  Schweiz.  Altertumsk.,  2.  Die 

Heilig-Kreuzkapelle  bei  Meis  und  ihre  neuent- 
deckten  Wandgemälde.  (K.  Escher.)  Hans 
Caspar  Galleti  in  Wil,  der  Glasmacher-Mono- 
grammist  H.  C.  G.  (W.  Wortmann.) 

Archiv  f.  christl.  Kunst,  10  u.  11.  Joseph 
Wannenmadier,  Maler,  Forts.  (R.  Weser.) 

Blätter  f.  Gemäldekunde,  1.  Ein  allegorisches 
Bild  v.  Matthäus  Gundeladi.  (Th.  v.  Frimmel.) 

Baheim,  3.  Kranachsche  Bilder.  (E.  Heyck.) 

Denkmalpflege,  14.Frühgotisdie  Wandgemälde 
im  Chorbau  der  Martinspfarrkirche  in  Neuffen. 

Gaz.  d.  Beaux-Arts,  Nov.  Conrad  Witz  et 
son  retable  de  Geneve.  (E.  de  Mandach.) 

Repertorium  f.  Kunstwissensdi.,  5.  Dürers 
Landschaften.  Ein  Versuch  ihrer  Chronologie. 
(L.  Klebs.) 


Zts^r.  f.  bild.  Kunst,  4.  Einige  unbeaditete 
Bilder  altdeutscher  Meister  im  Museo  Civico 
zu  Venedig.  (H.  Voß.) 

Blätter  f.  Gemäldek.,  1.  Versteckte  Bi  der  im 
Thomaskirchlein  bei  Villach.  (Th.  v.  Frimmel.) 

Anz.  f.  Schweiz.  Altertumskunde,  3.  Die 
Wandgemälde  in  der  Kirche  von  Brütten 
(Zürich).  (J.  R.  Rahn.) 

Ztsdir.  f.  Christi.  Kunst,  10.  Konrad  Witz  u. 
die  Biblia  pauperum.  (A.  H.) 

Jahrb.  d.  K.  K.  Zentralkommission,  2.  Ein 
Werk  aus  der  Schule  Zeitbloms.  (0.  Fischer.) 

Repert.  f.  Kunstwissensdi.,  5.  Beiträge  zur 
schwäbischen  Kunstgeschichte.  (K.  Lange.) 

Ztsdir.  f.  Christi.  Kunst,  9.  Zwei  Altäre  ohne 
Altarstein.  (A.  Schmid.) 

Mainzer  Ztsdir.  II.  Albrecht  Dürers  Tafelge- 
mälde  „Barmherzigkeit“  1523.  (Fr.  Schneider.) 

Köln.  Volksztg.,  9. 1.  Zur  Wertschätzung  des 
ersten  deutschen  Koloristen  (M.  Grünewald). 
(L.  Pfleger.) 

Westerm.  Monatshefte,  12.  07.  Mathäus 
Grünewald.  (v.  Oppeln-Bronikowski.) 

J.  K.  Hugsmans.  La  resurrection  du  Christ  de 
Grünewald  du  musee  de  Colmar.  (Durendal, 
1907,  no.  3.) 

W.  Worringer.  Lukas  Cranach.  Mit  63  Abb. 
nach  Gemälden,  Zeichnungen,  Kupferstichen 
u.  Holzschnitten.  (128  S.)  ’08.  Geb.  5.—.  Illu- 
stratoren, klassische.  Lex.  8®.  München,  R. 
Piper  & Co. 

Kunstdironik,  7.  Eine  angebliche  Radierung 
Elsheimers.  (W.  Valentinen) 

Blätt.  f.  Gemäldek.,  2.  Zwei  Bildchen  von 
Norbert  Grund.  (Frimmel.) 

Leipz.  111.  Zeitg.,  5.  12.  Die  Thoranebilder  im 
Frankfurter  Goethehaus.  (0.  Heuer.) 

Hammer,  Heinn:  Josef  Schöpf  1745—1822. 
Mit  allgemeinen  Studien  über  d.  Stilwandel 
der  Fresko-  und  Tafelmalerei  Tirols  im  18. 
Jahrh.  (IX,  190  S.  m.  1 Abb.  u.  22  Taf.)  gr.  8». 
Innsbruck,  Wagner  ’08.  3.— 

Rheinlande,  11.  Die  Soester  Malerei  im  An- 
fang des  15.  Jahrhunderts.  (H.  Schmitz.) 

Schles.  Ztg.,  11.  11.  Zum  hundertsten  Todes- 
tage Angelika  Kauffmanns.  (Dembski.) 

Zeit,  Wien  13.  11.  Angelika.  (R.  Muther.) 

Leipz.  111.  Zeitg.,  31.  10.  07.  Angelika  Kauf- 
mann. 

4b.  Frankreich. 

Ami  des  Monuments  et  des  Arts,  118, 120. 

Les  primitifs  fran(;:ais  et  leurs  signatures. 
(F.  de  Melg.) 

Blätt.  für  Gemäldek.  1.  Ein  signiertes  Werk 
von  Frangois  Clouet.  (Th.  v.  Frimmel.) 

Kunst,  redig.  af  Sophus  Michaelis  (Kopenhagen). 
VII,  H.  10.  Aldre  fransk  Malerkunst  paa  et 
dansk  Herresäde  (Louis  Bobe).  Med  3 Billeder. 


L 


Ältc 

Malere 


108 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Älte 

Malerei 


Macklinf  Älys  Eyre.  Grcuze.  Masterpieces  in 
Colour.  Imp.  16mo.  8x6.  pp.  78.  Isödnet. 
(Jack.) 

Mercure  de  France,  253.  Madame  Grenze 
ou  „la  Crudie  cassee“  (E.  Pilon). 

Chardin,  J.  B.  S.  et  Fragonard,  J.  H.,  L’GEuvre 
de.  Dcux  Cent  treize  Reproductions.  Intro. 
par  Ärmand  Dayot,  Notes  par  Leandre  Vaillat. 
Ryl.  4to.  swd.  (Simpkin.) 

4c.  Italien. 

Ztsdir.  f.  bild.  Kunst,  2.  Cimabue  in  Ässisi. 
(W.  V.  Seidlitz.)  Erläuterungen  zu  den  Äb- 
bildungen  von  Kunstwerken  auf  der  Äus- 
Stellung  zu  Perugia. 

Baget,  C.  Giotto.  Les  maitres  de  l’art,  in-8^ 
3 fr.  50;  cart.,  4 fr.  50.  Plon-Nourrit  et  Cie. 

Boll.  Storico  Bibliograf.  Subalpine,  1,  2. 
Di  un  quadro  di  G.  Quirico  da  Tortona.  (Gl. 
Ämbrosini.) 

Ämeric.  Journ.  of  Ardiaeologg,  3.  Änto- 
niazzo  Romano.  (H.  Everett.) 

Ztsdir.  f.  diristl.  Kunst,  8.  Der  Madonnen- 
meisten  [Schluß.]  (0.  Wulff.) 

Bollett,  d’Ärte,  12.  I Musaici  di  Casaranello 
(A.  Hascloff.) 

Bollettino  del  Museo  Civico  di  Padova,  4. 

Ein  Freskobild  angeblich  das  Guariento  im 
Ferdinandeum  zu  Innsbruck.  (H.  Semper.) 

Velh.  u.  Klas.  Monatsh.,  4.  Madonnen  der 
Frührenaissance.  (H.  Rosenhagen.) 

L’arte  X.  6.  Per  la  storia  dell’  arte  nelle 
Mardie.  (Ä.  Colasanti.) 

Phillipps,  Evelyn  M.  Pintoricchio.  Cheaper 
re-issue.  Cr.  8vo.  8x5i  pp.  184,  3s.  6d.  net 
(Great  Masters  in  Painting  and  Sculpture). 
Bell,  Jan.  08. 

The  Connoisseur,  77.  On  an  unknown  por- 
trait  of  Botticelli.  (P.  G.  Konody.) 

Home,  Herbert  P.  Sandro  Botticelli,  Painter 
of  Florence.  Illus.  Folio,  boards,  210s  net. 
(Bell.) 

Streeter,  A.  Botticelli.  Great  Masters  in  Pain- 
ting and  Sculpture.  8vo.  8x5.  pp.  182.  3s 6d. 

Williamson,  G.  C.  Pietro  Vannucci,  called 
Perugino.  Cheaper  re-issue.  Cr.  8vo.  8x5, 
pp.  144,  3s.  6d.  net  (Great  Masters  in  Painting 
and  Sculpture).  Bell,  Jan.  08. 

Cruttwell,  M.  Luca  Signorelli.  Great  Masters 
in  Painting  and  Sculpture.  8vo.  8x5.  pp.  160. 
3s  6d. 

Repert.  f.  Kunstwissenseb,  6.  Zu  Gentile 
Bellini  in  der  National  Gallery  in  London, 
(v.  Hadeln.) 

Vasari,  G.  Die  oberitalienischen  Maler.  Straß- 
burg, J.  H.  E.  Heitz.  ca.  10.50. 

Berenson,  B.  North  Italian  Painters  of  the 
Renaissance.  8vo.  pp.  352.  6s. 

(Putnam.) 


Binns,  Henry,  B.  Botticelli.  Masterpieces  in 
Colour.  Imp.  16mo.  8x6.  pp.  78.  Is  6d  net. 
(Jack.) 

Waters,  W.  G.  Piero  della  Francesca.  Cheaper 
re-issue.  Cr.  8vo.,  8x5,  pp.  148,  3s.  6d.  net 
(Great  Masters  in  Painting  and  Sculpture). 
Bell,  Jan.  08. 

Gaz.  d.  Beaux-Arts,  Oct.  Deüx  dessins  in- 
edits  de  Mantegna  pour  le  „Parnasse“  du 
Musee  du  Louvre.  (F.  Schmidt-Degener.) 

Allg.  Zeitg.  (Beilage),  22,  1.  Die  Anfänge 
Venezianer  Kunst.  (L.  Brosch.) 

Arte  e Storia,  die.  Un’  anconetta  Veneziana 
del  1462  nel  Museo  di  Porta  Giovia 
(D.  Sant’  Ämbrogio.) 

Hag,  G.  Bellini.  Illus.  4to.  8X6,  pp.  8vo,  Is. 
6d.  net  (Masterpieces  in  Colour).  Jack,  Dec.  07. 

Bollett.  d’Arte,  12.  Antonio  da  Solario,  Veneto 
detto  lo  Zingaro.  (E.  Modigliani.) 

Blätt.  f.  Gemäldek.,  2.  Zu  Antonio  da  Murano. 
(Frimmel.) 

Bollett.  d’Arte,  10.  II  Cima  da  Conegliano  d 
Casiglio  nella  Regia  Pinacoteca  di  Brera. 

(G.  Frizzoni.) 

Molmenti  P.  and  Ludwig,  G.  The  Life  and 
Works  of  Vittore  Carpaccio.  Translated  by 
R.  H.  H.  Cust.  4to.  121/4X83/4.  pp.  280. 
52s  6d.  (J.  Murray.) 

Zottmann,  Ludw.  Zur  Kunst  der  Bassani.  Mit 
47  Abbildgn.  auf  26  Taf.  (V,  71  S.)  08.  10.-. 
Lex.  8®.  Straßburg  J.  H.  E.  Heitz.  57.  Heft. 
Zur  Kunstgeschichte  des  Auslandes. 

Bassegna  bibliogr.  dell  arte  ital.,  12.  Gio-  ] 
vanni  Francesco  da  Rimini  e Giovanni  Grassi.  j 
(C.  Grig.ri.) 

Bassegna  bibliogr.  dell’  arte  ital.,  10—11. 

Un  nuovo  pittore  abruzzese  del  Rinascimento. 
[Dionisio  Capelli  di  Amatrice.]  (E.  Calcini.) 

Repert.  f.  Kunstwissenseb.,  6.  Zum  Pre- 
dellenbild des  Fra  Filippo  im  Kaiser  Friedridi- 
Museum.  (H.  Mendelsohn.) 

Bollett.  d’Arte,  10.  Un  dipinto  di  Cesare  da 
Sesto  destinato  alla  Pinacoteca  di  Brera. 

(G.  Sinigaglia.) 

Daheim,  21.  12.  07.  Andrea  del  Sarto  als 
Madonnenmaler.  (Fr.  Knapp.) 

Künstler-Monographien.  In  Verbg.  m.  And. 
hrsg.  V.  H.  Knackfuß.  Lex.  8®.  Bielefeld,  Vel- 
haaen  u.  Klasing.  XC.  Knapp,  Fritz,  Andrea 
del  Sarto.  M.  122  Abb.  In  Leinw.  4.—,  Luxus- 
ausg.  in  Ldr.  20.—. 

Konstantinowa,  Alexandra.  Die  Entwickelung 
des  Madonnentypus  bei  Leonardo  da  Vinci. 
Mit  10  Lichtdr.-Taf.  (V,  55  S.)  07.  6.-. 
Lex.  8^.  Straßburg,  J.  H.  E.  Heitz.  Klaiber, 

Dr.  Hans.  Leonardostudien.  (VII,  144  S.)  07. 
6.—.  Heft  54  u.  56.  Zur  Kunstgeschichte  des 
Auslandes. 


Bibliographie 


109 


ITinci,  Leonardo  da.  Thoughts:  as  recorded  in 
bis  „Note-Books“.  Ärranged  and  rendered 
into  English  bg  Edward  MeCurdg.  12mo. 
6V4X4V21  PP-  124,  2s.  6d.  net  Duckworth, 
Nov.  07. 

fl&agdeb.  Zeitung,  22.  12.  07.  Leonardo  da 
Vinci  u.  die  Jugendzeit  der  Änatomie. 
Hoerth,  Otto.  Monographien,  kunstgeschichtl. 
Lex.  8®.  Leipzig,  K.  W.  Hiersemann.  VIII.:  Das 
Äbendmahl  des  Leonardo  da  Vinci.  Ein  Bei- 
trag z.  Frage  seiner  künstler.  Rekonstruktion. 
Mit  25  Äbbild.  in  Lichtdr.  auf  23  Taf.  250  S.  07. 
Geb.  in  Leinw.  20. — . 

Burlington  Magazine,  56.  R Portrait  of  a 
Musician,  bg  Leonardo  da  Vinci.  (H.  Clook.) 
Muther,  R.  Leonardo  da  Vinci.  Rgl.  16mo. 
6V2— PP-  8^»  Is.  6d.  net;  Ithr.  2s.  6d.  net 
(Langham  Art  Monographs).  Siegle,  H.,  Jan.  08. 
L’art  d^coratif,  5.  La  Vergine  delle  rocce  di 
Leonardo  da  Vinci.  (W.  v.  Seidlitz.)  L’educa- 
zione  artistica  del  Domenichino.  (L.  Serra.) 
Appunti  Sulla  storia  della  pittura  in  Sardegna. 
(E.  Brunelli.)  Un  altare  del  Cima  a Miglionico. 
(M.  Wackernagel.)  Ritrovamento  di  un  dipinto 
di  Lorenzo  Solimbini  diSanseverino.  (R.  Schiff.) 
— Opere  d’arte  a Sulmona,  due  pittori  ignorati. 
[Eugenio  Porsetta  di  Arpino  und  Paulus  Ulmus 
da  Bergamo.]  (P.  Piccirilli.) 

Köln.  Volksztg.,  12.  12.  07.  Michelangelo  u. 

d.  Sixtin.  Kapelle.  (J.  Sauer.) 

Germania,  7.  12.  07.  Michelangelo  u.  d.  Six- 
tinische Kapelle.  (K.— r.) 

Repert.  f.  Kunstwissensdi.,  6.  Die  Hand- 
zeichnungen Michelangelos  zu  den  Sixtina- 
Fresken.  (E.  Jacobsen.) 

Magdeb.  Zeitg.,  30.  12.  Eine  katholisierende 
Ästhetik  der  Sixtinischen  Kapelle.  (F.) 
Zukunft,  16.  Die  Sixtinische  Kapelle.  (K.  Jentsch.) 
Repert.  f.  Kunstwissensdi.,  5.  Die  Hand- 
zeichnungen Michelangelos  zu  den  Sixtina- 
Fresken.  (E.  Jacobsen.) 

Phillipps,  Evelin  March.  The  Frescoes  in  the 
Sixtine  Chapel.  Cr.  8vo.  V/4X5.  pp.  176. 
2s  6d  net.  (J.  Murrag.) 

Spahn,  Mart.  Michelangelo  u.  die  sixtinisdie 
Kapelle.  Eine  psgchologisdi-histor.  Studie  üb. 
d.  Anf.  d.  abendländ.  Religions-  u.Kulturspaltg. 
Mit  37  Abb.  u.  1 Beil.  VIII,  238  S.  Lex.  8^.  Berlin, 
G.  Grote.  07.  8. — ; geb.  10. — . 

Stracheg,  Henrg.  Raphael.  Great  Masters  in 
Painting  and  Sculpture.  8vo.  8x5.  pp.  160. 
3s  6d.  (Bell.) 

Lamartine,  A.  de.  Raphael.  Pages  de  la  ving- 
tieme  annee;  par  A.  de  Lamartine.  Nouvelle 
edition.  Paris,  impr.  Capiomont  et  Cie;  libr. 
Hachette  et  Cie.  1907.  (2.  decembre.)  In-16, 
223  p.  1 fr.  25. 

Ärte  e Storia,  Nov.  I disandenti  e l’ereditä 
del  pittore  G.  B.  Salvi  detto  „il  Sassoferrato“. 
(R.  Cecchetelli  Ippoliti.) 


Anzeiger  f.  sdiweiz.  Altertumsk.,  2.  Einiges 
über  Tessiner  Künstler  des  17.  und  18.  Jahr- 
hunderts. (S.  Weber.)  (Werke  von  Giovanni 
und  Bernardino  Serodino,  Baldassare,  Giov. 
Antonio  und  Giuseppe  Orelli.) 

4d.  Niederlande. 

Süddeutsche  Monatshefte,  1.  Die  Altnieder- 
länder in  d.  Münchener  Pinakothek.  (K.  Voll.) 

Baes,  E.  L’emotion  chez  quelques  primitifs. 
(Federation  artist.,  1907,  n®  2.) 

Art  journal  I.  08.  Hubert  and  John  van  Egck. 
(E.  R.  D.  Maclagan.) 

Weale,  W.  H.  J.  Hubert  and  John  Van  Egck. 
4to.  105  s.  (Lane.) 

Coenen,  J.  Quelques  points  obscurs  de  la  vie 
des  freres  Van  Egdk.  (Leodium,  1907,  no.  4.) 

Ztsdir.  f.  bildende  Kunst,  3.  Ein  neuer  Roger. 
(F.  Laban.) 

Memling,  H.  De  meesterwerken  van  Hans 
Memling.  ’s-Gravenhage,  M.  Hols.  Kl.  8®. 
[15X10.]  (6blz.,  m.  30pltn.)  f. -.35.  Vlaam- 
sdhe  kunst.  No.  1. 

Blätt.  f.  Gemäldek.,  2.  Ein  neu  aufgefundener 
Lukas  von  Legden.  (Frimmel.) 

Rev.  de  Belgique,  11.  Etudes  sur  la  peinture 
dans  les  Pags-Bas  au  XVe  et  XVIe  siecles. 
L’ecole  de  Tournai.  (A.  Wauters.) 

van  Bastelaer,  R.  Peter  Bruegel  l’ancien,  son 
Oeuvre  et  son  temps.  Etüde  historique  suivie 
d’un  catalogue  raisonne  de  son  oeuvre  dessine 
et  grave,  et  d’un  catalogue  raisonne  de  son 
oeuvre  peint,  Georges  H.  de  Loo.  Fascic.  V. 
— Bruxelles,  G.  van  Oest  et  Cie.  In-4®.  (15  fr.) 
Ce  fascic.  termine  l’ouvrage. 

Repert.  f.  Kunstwissensdi.,  5.  Zu  Nicolaus 
von  Neufchatel.  (W.  Schmidt.) 

Svenska  Dagbladet  290.  Pieter  Aertsens 
bilder  i Sverige.  Med  anledning  af  ngare 
„upptädeter“.  (Aug.  Hahr.) 

Sädis.  Arbeiter-Zeitg.,  20,  1.  Die  Dresdener 
Galerie.  Hans  Bol.  (0.  Sebaldt.) 

Art  Flamand  et  Hollandais,  12.  Les  fresques 
de  R.  N.  Roland  Holst  dans  la  rnaison  de 
l’association  generale  des  diamantaires  neer- 
landais  ä Amsterdam.  (A.  Pit.) 

De  Groot,  C.  H.  A Catalogue  Raisonne  of  the 
Works  of  the  most  eminent  Dutdi  Painters 
of  the  17th  Centurg,  based  on  the  work  of 
John  Smith.  Trans,  and  edit.  bg  E.  G.  Hawke, 
Vol.  I.  Rgl.  8vo.  25s.  net  Macmillan,  Jan.  08. 

Algemeen  Handelsblad,  19.,  12.  07.  Die 
Haghe.  (Vortrag  v.  Hofstede  de  Groot  über 
K.  Fabrizius  u.  Vermeer  van  Delft.) 

Onze  kunst,  1.  Adriaen  Brouwer  en  de  ont- 
wikkeling  zijner  kunst.  (F.  Schmidt-Degener.) 

Ostade.  Hausschatz  deutscher  Kunst  der  Ver- 
gangenheit. Hrsg,  vom  Jugendschriften-Aus- 
schuß  des  allgemeinen  Lehrervereins  Düssel- 


Älte 

Malerei 


110 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Alte 

Malerei 


dort.  Berlin,  Fischer  & Franke.  Jedes  Heft: 
Subskr.-Pr.  —.80,  Einzelpr.  1.20.  7.  Ostade, 
Ädriaen  van:  Äus  den  Radierungen.  Aus- 
gewählt und  eingeleitet  v.  Severin  Rüttgers. 

” (35  Bl.  m.  10  S.  Text.)  8«.  (07.) 

Brown  (G.  Baldwin).  Rembrandt.  A Study 
of  his  Life  and  Work.  8vo.  SxüVo.  pp.  354. 
7s  6 d.  (Duckworth.) 

Bode,  Wilh.  Rembrandt  u.  seine  Zeitgenossen. 
Charakterbilder  der  großen  Meister  derholländ. 
u.  vläm.  Malersdiule  im  17.  Jahrh.  2.  verm. 
Aufl.  (Vll,  294  S.  m.  1 eingeklebten  Bildnis.) 
8®.  Leipzig,  E.  A.  Seemann,  07.  6.—  ; geb. 
in  Leinw.  7.50;  in  Halbfrz.  9.—. 

Ärt  816.  Le  „Rembrandt  de  Croiset“  ä La 
Hage.  (S.  v.  Roogen.) 

Oud-Holland,  4.  Jets  over  de  jeugd  van  Ga- 
briel Mctsu.  (A.  Bredius.)  De  Schildersfamilic 
Mgtens.  (A.  Bredius  en  E.  Moes.)  Nog  iets 
over  Jacob  van  Geel.  (A.  Bredius.) 

Ztsdir.  f.  bild.  Kunst,  4.  Zeichnungen  van 
Dycks  in  der  Bremer  Kunsthalle.  (G.  Pauli.) 

Art  Flamand  et  Holland,  10.  Les  annes 
d’Etude  et  de  Voyage  de  van  Dyck,  fin  (M. 
Rooses.)  Quelques  Artistes  Liegeois:  Emile 
Berdimans.  (M.  des  Ombiane.) 

Hourticq,  L.  Rubens,  Paris  s.  d.  8^.  175  p. 
fr.  3.50.  [Les  maitres  de  l’art.  Colleg.  publ. 
s.  1.  patronage  d.  Minist,  d.  l’instruct.  publ. 
et  d.  b.  a. 

Rooses,  Max.  Jordaens’  leven  en  werken.  Met 
147  afoeeldingen  in  en  32  photogravuren  en 
autotgpieen  buiten  den  tekst.  Amsterdam, 
Uitgevers-maatschappij  „Elsevier“.  Antwerpen, 
De  Nederlandsche  boekhandel.  [33x25.]  (VIIl, 
317  blz.)  Geb.  f.  27.50. 

Blätt.  f.  Gemäldek.,  2.  Zu  den  Malern  Tooren- 
vliet.  (Frimmel.) 

4e.  Spanien. 

Revue  de  l’Ärt  anc.  et  mod.  127.  Les  primi- 
tifs  espagnols.  11.  Les  disciples  de  Jean  van 
Eyck  dans  le  Royaume  d’Aragon.  (E.  Bertaux.) 

Cole,  Timothy.  Old  Spanish  Masters.  With 
Historical  Notes  bg  Charles  H.  Caffin.  Imp. 
8vo.  1172X7^2-  pp.  186.  31s6d.  (Macmillan.) 

L’arte  X.  6.  Bartolomeus  Rubeus.  (F.  Pellati.) 

Boletin  de  la  sociedad  Espanola  de  ex- 
cursiones,  178.  La  Virgen  de  Gracia,  ünica 
obra  autentica  de  Juan  Sänchez  de  Castro. 
(E.  Tormo.) 

— Miniaturas  notables  del  Museo  Archeolögico 
Nacional.  (N.  Sentenach.) 

Gaz.  des  beaux-arts,  606.  Etudes  et  docu- 
ments  sur  le  Greco.  (P.  Lafond.) 

Cultura  Espanola,  Mayo.  El  pintor  Dalman. 
(L.  Tramoyeres  Blasco.)  Miscelänea  de  cuadros 
de  Veläzquez  y estudios  velazquistos.  [cortin.] 
(E.  Tormo.) 


Stockholms  Dagblad  1907,  19/XIl.  „S.  L.  Ben-  1 
susan,  Velasquez.  Öfversat  af  J.  Wall.“  (rec. 

V.  Karl  Wählin.) 

Bensusan,  S.  L.,  Velasquez.  lllustr.  med  8 
färgreprod.  Cfvars.  af  Ivar  Wall.  8®  (21x16).  ] 

71  S.,  8pl.  Lund,  Lindstedt’s  bokh.  Kart.  1.75. 
Revue  Bleue,  19.  Velasquez.  (G.  Geffroy.) 
Espaha  moderna,  226,  227.  Diego  Veläzquez 
y SU  siglio.  (C.  Justi.)  [Forts.) 

Calvert,  Albert  F.  and  Hartley,  C.  G.  Velaz- 
quez.  An  Account  of  his  Life  and  Works. 
The  Spanish  Series.  Cr.  8vo.  pp.  238 

and  Plates.  3s  6d  net.  (Lane.) 

Stevenson,  R.  A.  M.  Velasquez.  Cheaper  Re-  {« 
issue.  Great  Masters  in  Painting  and  Sculp-  ä 
ture.  Cr.  8vo.  8x5.  pp.  176.  3s.6d.net.  (Bell.) 
Köln.  Zeitg.,  13,  12.  Goya. 

5.  Alte  Plastik. 

Kunst,  redig.  af  Sophus  Michaelis  (Kooenhagen). 
VII,  H.  10.  Plastiske  Idealer  i Renässancen. 
(Vilh.  Wanscher).  Med  8 Billeder. 

Short  E.  H.  A Historg  of  Sculpture.  8vo. 

872X574-  PP-  344.  (Heinemann.)  7s  6d 
Hall  (Mrs.  Walter  G.)  — The  Sculptor  of  Bruges. 
New  Edn.  Cr.  8vo.  pp.  172.  Is  W.  P.  Nimmo. 

Onze  kunst,  1.  De  grafmonumenten  van  Jan 
van  Polanen,  te  Breda,  en  van  Adolf  Vi,  te 
Kleef.  (A.  Pit.)  „ 

Notten,  M.  van:  Rombout  Verhulst,  beeldhower,  ti 
1624  — 1698.  Een  overzicht  zijner  werken. 
’s-Gravenhage,  Martinas  Nijhoff.  Fol.  [36^X287. 

(V,  108  blz.,  m.  afb.  in  d.  tekst  en  53  pltn.  in 
lichtdr.).  Geb.  f 27.50. 

Journ.  of  the  R.  Soc.  of  Äntiqu.  of  Ireland,  | 

37.  A description  of  the  Ancient  Buildings 
and  Grosses  at  Clonmacnois,  King’s  County. 
(Th.  Westropp.)  The  Burke  Effigg  at  Glinsk. 

(H.  Crawford.) 

Arcliaeol.  Journal.  3.  On  some  alabaster 
sculptures  of  Nottingham  Work.  (W.  Hope.) 
Espaha  moderna,  dez.  El  retablo  monu- 
mental de  la  catedral  de  Valencia.  (E.  Bertause.) 

5a.  Deutschland.  ^ 

Anzeiger  d.  Germ.  Nat-Museums  1907, 1. 2. 

Die  fränkisdien  Epitaphien  im  14.  u.  15.  Jahr- 
hundert. (E.  Redslob,) 

Frkf.  Kalender  1908.  Freifiguren  Unserer  ^ 
Lieben  Frau  in  Frankfurt  a.  M.  (0.  Lauffer.)  i 

Ztschr.  f.  Christi.  Kunst,  10.  Frühgotische  Holz- 
statuetten V.  Mittelrhein.  (Schnütgen.) 

Trierisches  Jahrbuch  1908.  Über  d.  Eingang 
der  Renaissance  in  Trier.  (J.  Wiegand.)  j 

Kunst  unsrer  Heimat,  3/4.  Der  Babenhäuser 
Altar.  (F.  Hoeber.) 


Bibliographie 


111 


Bepert.  f.  Kunstwissensch.,  6.  Beiträge  zur 
schwäbisdien  Kunstgeschichte.  Der  Hodialtar 
der  Augustiner  Kirche  zu  den  Wengen  in 
Ulm.  (K.  Lange.) 

Kunstgesdiiditl.  Gesellsdi.,  Bericht  VII. 

Conrad  Meit  in  Brou.  (Vöge.) 
Württemberg.  Vierteljh.  f.  Landesgesdi., 

Zur  Geschichte  des  Bildhauers  Sem  Schlör. 
(M.  V.  Rauch.) 

Fastenau,  Jan.  Die  romanische  Steinplastik  in 
Sdiwaben.  (V,91  S.m.82  Äbb.)Lex.  8®.  Eßlingen, 
P.  Neff.  07.  4.—. 


5b.  Frankreich. 

Ämi  d.  Monum.  et  d.  Ärts,  118.  Les  Primitifs 
fran^ais  et  leurs  signatures:  Les  sculptures. 
(F.  d.  Melg.) 

Musees  et  Monuments  de  France,  8.  Une 

vierge  fran^aise  du  XlVe  siede.  (P.  Vitry.) 
Ämi  des  Monuments  et  des  Ärts,  120.  Le 
sarcophage  du  fondateur  de  Jumieges  et  son 
corps  ä Tournus.  L’eglise  Saint-Philibert  de 
Grandlieu.  (R.  de  la  Croix.) 

Pillion,  L.  Les  Portails  lateraux  de  la  cathedrale 
de  Rouen.  Etüde  historique  et  iconographique 
sur  un  ensemble  de  basreliefs  de  la  fin  du 
XII e siede.  Paris,  Picard,  1907.  Un  vol.  in-8 
de  250  p.  av.  69  fig. 

5c.  Italien. 

L’arte  X.  6.  Collaboratori  di  Donatello  nell, 
altare  del  Santo.  (A.  Venturi.) 

Burlamacdii.  Luca  della  Robbia.  Great  Masters 
in  Painting  and  Sculpture.  8vo.  8x5.  pp.  142. 
3s  6d. 

Burlington  Magazine  56.  Two  Venetian 
Renaissance  Bronze  Busts  in  the  Widener 
Collection,  Philadelphia.  (W.  Bode.) 

Ämi  des  Monuments  et  des  Ärts,  118.  Le 

Büste  de  Beatrix  d’Este.  Louvre.  (G.  Clausse.) 

Ärte  e Storia,  Nov.  Und.  opera  di  Cristoforo 
Solaro.  (L.  Luchini.) 

Nuova  Äntologia,  42.  Michelangelo.  (A.  Ven- 
turi.) 

Knackfuß,  H.  Michelangelo.  Mit  101  Abbildgn. 
nach  Gemälden,  Skulpturen  u.  Zeidin.  10.  Aufl. 
(114  S.)  ’08.  In  Leinw.  kart.  3.—.  Künstler- 
Monographien.  Hrsg.  V.  H.  Knackfuß.  (Neue 
Aufl.)  Lex.  8®.  Bielefeld,  Velhagen  & Klasing. 

Freg,  Prof.  Karl:  Michelaqniolo  Buonarroti. 
Sein  Leben  u.  seine  Werke.  I.  Bd.  Michel- 
agniolos  Jugendjahre.  2 Tie.  (XL,  345  u.  VIII. 
147  S.  m.  2 Plänen  u.  11  Taf.)  Lex.  8^  Berlin,  K. 
Curtius ’07.  Geh.  u.  kart.  20. — ; geb.  in  Leinw. 
u.  kart.  23. — ; in  Halbfrz.  u.  kart.  25.—. 

Ärdiiv  f.  Christi.  Kunst,  1.  Der  Plan  von 
Midiel  Angelos  Medicigräbern.  (A.  Groner.) 


Etudes  d.I.  Compagnie  de  J^sus,  113.  Jules  11. 
et  Midiel -Ange.  Histoire  d’une  tombe.  (G. 
Sortais.) 

Les  arts,  72.  La  collection  de  M.  Gustave 
Dregfus.  I.  La  sculpture.  (P.  Vitrg.) 

L’arte  X.,  6.  Le  porte  di  bronzo  di  Castelnuovo 
in  Napoli.  (M.  Biancale.) 

Rassegna  d’Ärte,  11.  Un’  opera  finora  scono- 
sciuta  di  Agostino  di  Duccio.  (A.  Pointner.) 

Donatello.  Klassiker  der  Kunst  in  Gesamtausg. 
Lex.  8®.  Stuttgart,  Deutsche  Verl.-Anst.  11.  Bd. 
Donatello.  Des  Meisters  Werke  in  277  Abb. 
Herausgeg.  v.  Paul  Schubring.  (LIV,  219  S.) 
’07.  Geb.  in  Leinw.  8. — Luxusausg.  in  Led. 
bar  30. — . 


6.  Kunstgewerbe,  alt. 

Kunst  unsrer  Heimat,  5—6.  Die  alten  Zimmer 
der  Sammlung  Jul.  Heyman  in  Frankfurt  a.M. 
(F.  Hoeber.) 

Bulletin  of  the  Metrop.  Mus.  of  art,  11. 

Frendi  furniture  of  the  period  of  Louis  XIV. 
and  his  successors.  (M.  Mcl.) 

Macquoid,  P.  A History  of  English  Furniture. 
Part.  15.  4to.  swd.  7 s.  6d.  net  Lawrence 
& B.,  Dec.  07. 

The  Connoisseur,  77.  Litdifield’s  „History 
of  furniture“.  Reviewed  by  H.  M. 

De  Prelle  de  la  Nieppe,  Edgar.  Le  mobilier 
du  prince  d’Orange  ä l’hötel  de  Nassau  ä 
Bruxelles  en  1618.  (B.  des  musees  roy.  des 

arts  decoratifs  et  indust.,  1907,  n®  6.) 

Boletin  de  la  sociedad  Espahola  de  excur- 
siones,  178.  Sillas  de  Coro  espanolas.  [Chor- 
gestühl.] (P.  Quintero.) 

V.  Falke.  Handbücher  der  königl.  Museen  zu 
Berlin.  8®.  Berlin,  G.  Reimer.  V.Bd.  Falke,  Otto  v. 
Majolika.  (Kunstgewerbemuseum.)  2.  Auflage. 
Mit  83  Abbildung,  im  Text.  (IV,  208  S.)  1907. 
2.—  ; geb.  n 2.50. 

Äntiquarg,  1.  The  Bosses  in  Milton  Abbey, 
Dorset.  (H.  Pentin.)  Enamelling  (I.  T.  o.) 

Stuttg.  Mitteil,  des  Württ.  Kunstgewerbe- 
vereins , 1.  Altludwigsburger  Porzellan. 
(E.  W.  Braun.) 

Ärt  Journal,  I,  08.  Sevres  porcelain  in  the 
Royal  Collections.  (M.  L.  Solon.) 

Crisp,  F.  C.  A Catalogue  of  Lowestoft  China 
in  the  Possession  of  Frederick  C.  Crisp,  with 
Plates  in  Colour.  4to.  10x13  (sub.)  21s.  (270, 
Walworth  Rd.)  Grove  Park  Press,  Jan.  o8. 
The  Connoisseur , 77.  Russian  porcelain. 
(L.  Cazalet.) 

Rassegna  bibliogr.  dell’arte  ital.,  12.  Pietro 
Vannini  e la  scuola  di  oreficeria  in  Ascoli  nel 
Quattrocento.  (P.  Vincenzo.) 

Builder,  3384—5.  Ecclesiastical  Goldsmith’s 
Work  in  the  Coast  Towns  of  Istria  a.  Dalmatia. 


112 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Posselt,  F.,  Ämtsger.-R.  Der  Silbersdiatz  der 
Kirchen,  Gilden  u.  Zünfte  in  der  Stadt  Schles- 
wig. Ein  Beitrag  zur  Kunstgeschichte  Schles- 
wig-Holsteins. Mit  Originalzeidinungen  von 
Gymnasiallehrer  E.  Terno.  (VII,  47  S.  mit 
9 Taf.)  gr.  8®.  Schleswig,  J.  Bergas  Verlag. 
1908;  1.50. 

Alhambra,  230.  La  porcelana  del  Buen  Retiro. 
(M.  Llopis  g Bofili.) 

Altpreuß.  Monatssdir.,  4.  Ein  Erzeugnis  alter 
Memeler  Goldschmiedekunst.  (J.  Sembritzki.) 
Antiquar^,  11.  Carved  Oak  furniture  in  West- 
morland.  (S.  Scott.)  English  Church  Furniture. 
(H.  P.  F.) 

Anzeig.  f.  Schweiz.  Altertumsk.,  2.  Die  alten 
Kachelöfen  im  Rathause  zu  Chur.  (F.  v.  Jecklin.) 
Art  decorat.,  109.  Le  surtout  de  table. 
(M.  Testard.) 

Arte,  5.  II  tesoro  del  duomo  di  Siracusa.  (G. 
Manceri.)  Bronzi  nel  Museo  communale  di 
Trento.  (Ä.  Venturi.) 

Bull.  mens.  d.  mus.  d.  Tenseignement  in- 
dust.  et  prof.  de  Hainaut,  5.  Sgllabus  du 
cours  sur  les  stgles  dans  les  metiers  du  bois 
et  dans  l’ameublement.  (van  den  Houten.) 
Convorbiri  Literare,  11.  Odobescu  si  Mu- 
zeele.  [Über  eine  Stola  im  Kloster  Bistnta.) 
Kunst  und  Kunsthandwerk,  10.  Mittelalter- 
liche Knüpfteppiche  kleinasiatischer  und  spa- 
nischer Herkunft.  (F.  Sarre.) 

Musees  et  Mon.  de  France,  8.  Les  portes 
du  Palais  de  Justice  au  Musee  de  Dijon. 
(H.  Chabeuf.) 

Neue  Mitteil.  hist.-antiqu.  Forschung,  23. 1. 

Über  die  ehemaligen  Ältäre  des  Doms  zu 
Merseburg.  (0.  Rademacher.) 

Solon,  M.  L.  Ä History  and  Description  of 
Italian  Majolica.  8vo.  IOX6V4.  pp  224.  Cassell. 
Ztschr.  f.  Christi.  Kunst,  8.  Kupfervergoldetes 
Ciborium  des  XV.  Jahrh.  (Schnütgen.)  Der 
Köln.GoldschmidtHermanLeeker.  (H.  Keussen.) 
— 9.  Kupfervergoldete  Monstranz  der  spätesten 
Gotik.  (Sdmütgen.) 

Biscuits  (les)  de  la  Manufacture  de  Sevres 
(XVIlIe  siede),  2e  serie,20x30,15fr.Ä.Guerinet. 
Graesse,  J.  G.  T.  Guide  de  l’Ämateur  de  Porce- 
laines  et  deFaiences.  1 Ith  Ed.  8vo.  10s.  Nutt. 
Jacquemart,  Ä.  Ä History  of  Furniture. 
Edited  by  Bury  Palliser.  8vo.  11x774.  pp.  488. 
31s  6d.  Reeves  & Turner. 

Kunst-  u.  Wunderkammern  d.  Spätrenaissance 
von  J.  V.  Schlosser.  (Bd.  XI.)  d.  Monogr.  d. 
Kunstgewerb.  Leipz.  08.  Klinkhardt  u.  Bier- 
mann. 6.—. 

Laking,  G.  F.  Sevres  Porcelain  of  Buckingham 
Palace  and  WindsorCastle.4to.  210s.  Bradbury. 
Martin  de  Montalbo,  J.  et  R.  Richeb^.  Är- 
moiries  et  decorations,  in-47  20  fr.  (31 /X). 
Per  Lamm. 


Meger,  Älfr.  Taf.  z.  Gesch.  d.  Möbelformen. 
Begonn.  V.  M.  Fortgef.  v.  Ridi.  Graul.  V.  Serie: 
Truhen.  (Äusg.  f.  Lehrzw.)  (10  Taf.)  49x66  cm. 
Mit  Text.  (54  S.  m.  Abbild.)  8®.  Leipzig,  K.  W. 
Hiersemann.  07.  15. — . Bibliotheksausgabe 
(Taf.  gefaltet)  15.—. 

Bassegna  d’arte,  8.  Arazzi  fiorentini  a Bergamo 
SU  disegni  di  Al.  Allori.  (H.  Geisenheimer.) 
Burlington  Magaz.  56.  The  lustred  Till  Pave- 
ment  of  the  Palais  de  Justice  of  Poitiers. 
(M.  L.  Solon.) 

Denkmalpflege,  1.  Zwei  Reliquienschreine  und 
ihre  alte  Bemalurg.  (P.  Klinka.) 

Kluge,  Dr.  Thdr.  Beschreibung  der  in  den 
Kirchenschätzen  Hannovers  u.  Sachsens  befindl. 
geschnittenen  Steine.  1.  Heft.  Die  geschnittenen 
Steine  der  Schatzkammer  des  Domes  u.  der 
St.  Magdalenenkirche  zu  Hildesheim.  14  S. 
m.  1 Taf.  8®.  Hildesheim,  A.  Lax.  07.  1.50. 
Wissen  und  Leben,  7.  Die  Geschenke  des 
Papstes  Julius  II.  an  die  Eidgenossen.  (R.  Dürrer). 
Antiquarg,  11.  London’s  Moveable  Monuments. 
(J.  Tavenor-Pery.) 

Musees  et  Monuments  de  France,  8.  Les 
decorations  du  chäteau  de  Bercy.  (L.  Metman.) 
Connoisseur,  75.  Fire-Dogs.  (J.  H.  Beckles.) 
Jahrbudi  der  k.  k.  Zentralkommission,  2. 

Sgraffiti  im  Schlosse  zu  Leitomisdil.  (P.  Hauser 
und  M.  Dvorak.) 

7.  Flächenkunst,  alt. 

(Graphik,  Buchkunst  usw.) 

Van  der  Haeghen,  V.  1907.  Rapport  sur  le 
projet  de  reproduction  de  documents  qraphi- 
ques  beiges  du  moyen  äge,  par  V.  Van  der 
Haeghen.  Gand,  A.  Siffer.  In-8®,  6 p. 
Saturdag  Review,  715.  Drawings.  (L.  Bingon.) 
Tjdsdir.  V.  Bode  u.  Billiot.  wezen,  2.  Merken 
van  Antwerpsche  drukkers  en  boekverkoopers. 
(V.  dela  Montagne.) 

Graph.  Kunst,  1.  Eine  Kopie  nach  dem  Meister 
E.  S.  (A.  M.  Hind.) 

Ztsdir.  f.  Bücherfreunde,  10.  Das  Mönchs- 
kalb vor  Papst  Hadrian  und  das  Wiener 
Prognostikon.  (H.  Koegler.) 

Buchkunst,  4.  VierKonstanzerblätt.  (L.  Gerster.) 
— Das  Benediktinerkloster  Engelberg  und  seine 
Ex-libris.  (L.  Gersten) 

Repert.  f.  Kunstwissensdi.,  6.  Zu  Cranachs 
Missalien-Holzschnitten.  (J.  Beth.) 

Anzeiger  f.  schweizer  Altertumsk.,  2 u.  3. 
Beiträge  zum  Holzschnittwerk  des  Urs  Graf. 
[Schluß.]  (H.  Koegler.) 

Baseler  Nachrichten,  13.  12.  Alte  schwei- 
zerische Kunst.  [Handzeichnungen.]  (H.  K.) 
Arte,  5.  La  prima  Deca  di  Livio  illustrata  nel 
Frecento  a Veneria.  (G.  Fogolari.)  Un  disegno 
di  Stefano  da  Zevio  nel  British  Museum.  (A. 
Hind.)  Una  stampa  non  descritta  diBenedetto 
Montagna.  (A.  Hind.) 


Bibliographie 


113 


Ztsdir.  f.  Bücherfreundei  7.  Die  Kleinmeister. 
(H.  Singer.)  Eine  bisher  unbekannte  Original- 
radierung Goethes.  (0.  Ulrich.) 

Ztsdir.  d.  Vereins  f.  Volkskunde,  4.  Bilder- 
bogen des  16.  u.  17.  Jahrhunderts.  (J.  Bolle.) 
The  Connoisseur,  77.  William  and  James 
Ward  and  their  work.  (W.  G.  Menzies.) 
Loga,  Valerian  v.:  Goyas  Zeichnungen.  [Äus 
„Graph.  Künste“.]  (18  S.  mit  Abbildung,  und 
4 Taf.)  41,5x31  cm.  Wien,  Gesellschaft  für 
vervielfältig.  Kunst  08,  bar  5.—. 

Briquet,  C.  Les  filigranes.  Dictionnaire  histori- 
que  des  marques  du  papier  des  leur  apparition, 
vers  1282,  jusqu’  en  1600.  39  fig.  Hiersemann, 
Leipzig. 

Zentralblatt  für  Bibliothekswesen,  1—2. 

Neue  Donatstücke  in  Gutenbergs  Urtype. 
(P.  Schwenke.) 

Ztsdir.  d.  nordböhm.  Gew.-Museums,  1.  2. 

Ein  Bucheinband  nach  Dürer.  (L.  Giehlow.) 
Kunstgewerbeblatt,  3.  Die  Buchbindekunst 
der  alten  Meister.  (H.  Vollmer.) 

Ztsdir.  f.  Bücherfreunde,  8.  Ein  Beitrag  zum 
Werdegang  der  mittelalterlichen  Pergament- 
handschriften. (A.  Björnbo.) 

Ztsdir.  f.  diristl.  Kunst,  8.  Alte  Glasgemälde 
im  Dom  zu  Xanten.  (H.  Derix.) 

Anz.  für  Schweiz.  Altertumskunde,  3.  Die 
Glasgemälde  in  den  aargauischen  Kirchen  und 
öffentlichen  Gebäuden.  [Fortsetz.]  (H.  Lehmann.) 
Bull.  d.  1.  Soc.  d’Archeol.  Lorraine,  8—9. 
Trois  vitraux  du  prieure  de  Flavigny-sur- 
Moselle.  (E.  des  Robert.) 

8.  Buchmalerei, 

(Bis  18.  Jahrhundert.) 

Beaufils,  P.  Notice  sur  l’application  des  ors 
dans  les  manuscrits  enlumines  du  moyen-äge. 
Broch.  Aubert,  1907.  Versailles. 

Jahrb.  d.  k.  k.  Zentralkommission,  2.  Über 
einige  Werke  der  Salzburger  Buchmalerei 
des  11.  Jahrhdts.  (P.  Buberl). 

Ztschr.  d.  nordböhm.  Gew.-Museums,  1.  2. 
Das  Graduale  des  Luditzer  Literatenchores. 
[Schluß.]  (J.  Kubina). 

Ord  och  bild.  1907,  H.  12.  Emalj-och  minia- 
tyrmälaren  Pierre  Signac.  (N.  Sjöberg)  Med 
16  bilder. 

Revue  de  l’Art  anc.  et  mod.,  127.  Les 

freres  Huand  miniaturistes  et  peintres  sur 
email.  (H.  Clourot.) 

Ami  des  Monuments  et  des  Arts,  119.  Le 

martyre  de  saint  Denis  et  les  tres  riches  heures 
du  duc  de  Berry  ä Chantilly,  (de  Mely.) 
Riehl,  Berth.  Studien  über  Miniaturen  nieder- 
ländischer Gebetbücher  des  15.  u.  16.  Jahrh. 
im  bayerischen  National-Museum  und  in  der 
Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München.  [Aus 
„Abhandlgn.  der  kgl.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.“] 


(S.  433—460,  mit  7 Taf.)  Lex.  8*’.  München, 
Verlag  G.  Franz,  07.,  3.—. 

9.  Alfchristlich  und  Byzantinisch. 

Leclerq,  H.  Manuel  d’archeologie  chretienne 
depuis  les  origines  jusqu’au  7e  siede.  In  8^ 
Letouzey  et  Ane,  Paris. 

Grisar,  S.  J.,  H.  II  sancta  sanctorum  ed  il  suo 
tesoro  sacro.  Scoperte  et  studj  dell’  autore 
nella  capella  Palatina  Lateranense  nel  medio 
evo.  In  8®.  VIII  — 200  pp.  et  62  fig.  Roma, 
Civiltä  cattolica,  1907.  10.—  1. 

Röm.  Quartalsschr.  f.  christl.  Altertumsk., 
2 u.  3.  Beiträge  zur  christlichen  Archäologie. 
Zum  quadratischen  Nymbus.  — Das  Porträt 
in  der  Gruft  des  Oceanus.  — Die  „Konstantin- 
Schale“  des  British-Museum.  (I.  Wilpert.) 
Delätre.  Le  culte  de  la  sainte  Vierge  en 
Afrique  d’apres  les  momuments  archeologiques. 
Bruges-Bruxelles.  In-8®,  XII-233-4  p.,  (4  fr.). 
Nuovo  Bull,  di  Archeolog.  Christ.  XIII,  1—3. 
Le  pitture  del  dittico  di  Boezio  nel  Museo 
Christiano  di  Brescia.  (A.  Munoz.) 

— II  sepolcro  del  Papa  Marallino  nel  cimitero 
di  Priscilla.  (0.  Marbucchi.) 

Röm.  Quartalsschr.  f.  christl.  Altertumsk., 
2 u.  3.  Die  Acheropita  oder  das  Bild  des 
Emanuel  in  der  Kapelle  „Sancta  Sanctorum“. 
(I.  Wilpert.) 

Archiv,  d.  R.  Soc.  Romana,  30,  1—2.  Gli 

affreschi  della  Grotta  del  Salvatore  presso 
Vallerano.  (A.  Bertini  Calosso.) 

Terre  Sainte,  18.  Le  clocher  d’Etchmiadzine. 

Une  precieuse  antiquite  disparue.  (E.  Specht.) 
Jahrbuch  des  k.  deutsch,  archäol.  Instit.  Lex.  8®. 
Berlin,  G.  Reimer.  7. Ergänzungsheft.  Führer,  X., 
u.  Vict.  Schnitze,  Die  altchristlichen  Grabstätten 
Siziliens.  (XII,  323  S.)  07.  Kart.  28.-. 
Röm.  Quartalsschr.  f.  christl.  Altertumsk., 
2 u.  3.  Zur  Chronologie  d.  Bassassarkophages 
in  den  Grotten  von  Sankt  Peter.  (A.  de  Waal.) 

Gaget,  A.  L’art  byzantin  d’apres  les  monu- 
ments  de  l’Italie,  de  l’Istrie  et  de  la  Dalmatie. 
Dalmatie;  III.  30  pl.  Gaillard,  Paris. 

Terre  sainte,  16.  Les  eglises  byzantines. 
(M.  Bareilles.)  Le  palais  d’Hormisdas.  (Mam- 
bouline.) 

10.  Orient,  China,  Japan. 

Acad.  d.  Inscript,  et  Beiles -Lettr.,  Jul. 

Les  travaux  de  la  delegation  scientifique  en 
Perse  1906/7.  (J.  Morgan.) 

Zentralbl.  d.  Bauverwaltg.,  87—89.  Wan- 
derungen im  Orient.  (H.  Hartung.)  [Grab- 
mäler  u.  Moscheen.] 

Memnpn.  Zeitschrift  für  die  Kunst-  u.  Kultur- 
Geschichte  des  alten  Orients.  Hrsg.  v.  R.  Freih. 
V.  Lichtenberg.  Leipzig.  R.  Haupt.  Jhrg.  20M. 

8 


114 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Ztsdir.  f.  bild.  Kunst,  1.  Die  persischen  und 
indischen  Miniaturen  der  Sammlung  Walter 
Schulz.  (R.  Graul.) 

Herzfeld,  E.  Samarra,  Äufnahmen  und  Unter- 
suchung. zur  islam.  Ärchäologie.  (VIII-92  p.), 
16  m.  Behrend  u.  Co.,  Berlin. 

de  Beglie,  L.  L’architecture  hindoue  en  ex- 
treme-Orient.  In  8^  416  pp.,  336  fig.  Leroux, 
1907.  Paris. 

Journ.  of  the  E.  Äsiatic  Soc.,  Oct.  Är- 

chaeological  Exploration  in  India.  (J.  Marshall.) 

Journ.  of  Indian  Ärt,  100.  Indian  Teweleru. 
[Forts.]  (T.  Hendley.) 

Ärmorial  China.  Ä Catalogue  of  Chinese 
Porcelain  with  Coats  of  Ärms  in  the  possession 
of  F.  Ä.  Crisp.  4to.  42  s.  net  Ä.  L.  Isaacs. 
Januar  08. 

Burlington  Magazine  56.  Chinese  Figure  of 
Kuan  Yin  painter  with  coloured  Enamels  of 
the  K’Äng  Hsi  Period.  (S.  W.  Bushell.) 

Connoisseur  75.  Mr.  Hrthur  Morrison’s  Col- 
lection of  Chinese  and  Japanese  Paintinqs  II. 
(S.  Dick.) 

Kidson,  H.  E.  Äbout  Old  China.  Cr.  8vo. 
8X5,  pp.  90,  bds.  2s.  6d.  net  Simpkin,  Dec.  07. 

Bull,  of  the  Metrop.  Mus.  of  arts  11.  The 
symbolism  of  Chinese  porcelains.  (M.  Mcl.) 

Münsterberg,  Osk.  Japanische  Kunstgeschichte. 
III.  [Schluß.]  TI.  Töpferei,  Waffen,  Holzschnitte, 
Gürtelhänger,  Inro-Netzke.  (LVI,  392  S.  mit 
346  z.  Teil  farbigen  Abbildungen  und  13  zum 
Teil  farbig.  Tafeln.)  Lex.  8®.  Braunschweig, 
G.  Westermann,  07.  Kart.  28.—  ; Liebhaber- 
ausgabe, geb.  in  Leder  bar  40.—. 

Kurth,  Dr.  Jul.;  Utamaro.  (390  S.)  Lex.  8®. 
Leipzig,  F.  Ä.  Brockhaus.  07.  Kart.  30. — . 

Kunst  u.  Kunsthandw.,  10.  Blumen  u.  Blüten 
in  der  japanischen  Heraldik.  (H.  G.  Ströfel.) 

Education  (Board  of).  Catalogue  of  Japanese 
Colour  Prints,  IVsd.  Wgman,  Jan.  08. 

s 

II.  Neue  Kunst. 

/.  Städtebau,  Gartenkunst. 

Trierisdies  Jahrbuch  1908.  Trierer  Straßen 
und  Plätze.  (B.  Schilling.) 

Stochmann,  H.  München  im  Festschmuck.  (Kaiser- 
besuch 13.  XI.  1906.)  München,  Braun  und 
Schneider.  M.  10.—. 

Werkkunst,  3.  Die  bauliche  Ausgestaltung  von 
Groß-Berlin.  (Th.  Goecke.) 

Baumeister,  4.  Groß-Berlin.  (H.  Jansen.) 

Hohe  Warte,  2.  Groß-Wien.  (L.) 

The  builder,  14,  12.  The  architectural  asso- 
ciation:  Laying  out  London. 

Tidsskrift  for  industri,  11.  Havebyer. 


Städtebau,  1.  Öffentliche  Gärten  und  Park- 
anlagen mit  Randbebauung.  (Th.  Goecke.) 

Bugssens,  J.  L’art  des  jardins  et  les  plantations 
publiques  dans  les  villes.  (Technique  sanit., 
1907,  n®  11.) 

Tag,  6. 12.  07.  Weltanschaung  und  — Garten- 
kunst. (W.  Lange.) 

De  Bosschere,  Ch.  Du  Cinquantenaire  ä Ter- 
vueren:  l’arcade;  l’avenue;  le  parc  de  Woluwe; 
le  rond-point  de  Ravenstein;  l’ecole  de 
Tervueren.  (Belgique  hortic.  et  agric.,  1907, 
n®  18.) 

2.  Moderne  Baukunst. 

Trierisches  Jahrbuch  1908.  Beiträge  zur  Ent- 
wicklung des  Kirchenbaus.  (L.  Becker.) 

Frkf.  Kalender  1908.  Architektur  und  Archi- 
tekturverständnis. (H.  Eberhardt.) 

Ärchitekten  (Kopenhagen)  Nr.  10.  Architek- 
turen og  Virkeligheden.  III.  (Vilh.  Wanscher.) 
Mit  3 Abb. 

Hevue,  23.  L’Architect.  de  demain.  (F.  Jourdain.) 

Deutsche  Bauztg.,  4.  Zur  Ästhetik  der  Eisen- 
architektur. (W.  V.  Tettau.) 

Wochenschr.  d.  Ärchit.- Vereins  z.  Berlin, 
50.  Hohe  Eisengebäude  in  Nordamerika. 
(S.  Müller.) 

Dekorative  Kunst,  2.  Amerikanische  Archi- 
tekten. I.  W.  Eyre  u.  a.  (Clara  Rüge.) 

Studio,  178.  An  American  country  house. 
(S.  Howe.)  — Professor  Läuger’s  gardens  at 
Mannheim.  (L.  Deubner.) 

Ärt  et  decoration,  1.  La  jeune  architecture 
Finlandaise.  (E.  Avenard.) 

Engels,  A.  Deplacement  de  la  gare  du  Nord 
et  construction  d’un  nouvel  opera  ä Bruxelles. 
(Chron.  des  travaux  publics,  1907,  n®  26.) 

Boletin  de  la  sociedad  Espanol  de  excur- 
siones,  178.  Portadas  artisticas  de  Monu- 
mentos  espanoles.  (E.  S.  Fatigati.) 

Hev.  d.  l’Ärt  ehret.  L’art  gothique  ä Burgos 
au  XXe  siede.  (E.  Roulin.) 

Kupffer,  Doz.  Archit.  E.  Das  Arbeiter- Wohn- 
haus auf  der  „Ausstellung  f.  Arbeiter- Woh- 
nungen u.  Volksernährung“,  Riga  1907.  Zu- 
sammengestellt im  Aufträge  des  Ausstellungs- 
Komite.  Nebst  e.  Nachtrag  üb.  die  Lauben- 
Gärten  v.  Stadtgartendir.  G.  Kuphaldt.  (IV, 
69  S.  m.  Abbildgn.)  gr.  8®.  Riga,  G.  Löffler  07. 

2a.  Deutschland. 

Matthaei,  Adelb.,  Die  baukünstlerische  Entwick- 
lung Danzigs  vom  Ausgang  des  18.  Jahrh. 
bis  zur  Gegenwart,  mit  einem  Rückblick  auf 
die  früheren  Epochen.  Vortrag.  (23  S.)  gr.  8®. 
Danzig,  A.  W.  Kafemann  08.  M.  —.50. 

Berner  Hundschau,  2.  Das  Bürgerhaus  in  der 
Schweiz.  (J.  Coulin.) 

Rheinlande,  10.  Das  alte  und  neue  Schweizer 
Bürgerhaus.  (C.  Baer.) 


Bibliographie 


115 


Kunst  u.  Handwerk,  3.  Die  Tölzer  Bautradi- 
tion und  deren  Fortentwicklung.  (E.  Messerer.) 
Ärdiitekt.  Sdschau,  4.  Preußische  Dorfkirchen. 

(L.  Otte.)  — Zierbrunnen.  (E.  Högg.) 
Zentralbl.  d.  Bauverwaltg.,  1—3.  Stadt-  und 
Landkirchen.  (0.  Hoßfeld.) 

Christi.  Kunstbl.,  11.  Martin  Elsäßer.  Ein 
Architekt  für  Kirchen  und  Schulen.  (0.  Koch.) 
Kunst  u.  Künstler,  4.  Die  neue  Nationalbank. 
Zukunft,  23.  11.  Peter  Behrens.  (K.  Scheffler.) 
Eheinlande,  12.  Das  Projekt  von  Peter  Behrens 
zu  einer  evangelischen  Kirche  in  Hagen  i.  W. 
(D.  Koch.) 

Kunst  u.  Künstler,  3.  Peter  Behrens.  (K.  E. 
Osthaus.) 

Ärdiitekt,  1.  Die  Kirche  Otto  Wagners. 
(O.  Schönthal.) 

Dekorative  Kunst,  3.  Ein  Kirchenbau  von 
Otto  Wagner.  (K.  M.  Kuzmang.)  [Die  Kirche 
„Am  Steinhof“  in  Wien.] 

Fester  Llogd,  27.  11.  Otto  Wagners  Wiener 
Stadtmuseum.  (L.  Hevesi.) 

Moderne  Bauformen,  1.  Albert  Geßner. 
(E.  Schur.) 

Leipz.  111.  Ztg.,  3367.  Zur  Eröffnung  des  neuen 
Weimarer  Hoftheaters.  (H.  Scheidemantel.) 
Baumeister,  <1.  Neubau  der  Allg.*  Elektr.  Ge- 
sellschaft. — Kurhaus-Neubau  in  Bad  Aibling. 
(S.  L.)  — Das  neue  Waisenhaus  d.  Stiftung 
Luisens  Andenken  in  Westend. 
Innen-Dekoration,  I.  08.  Das  Hotel  Adlon 
in  Berlin.  (A.  Jaumann.) 

Kunst  u.  Handwerk,  1.  Richard  Berndl’s  Neu- 
ban des  Hotels  „Union“  in  München.  (K.  Groß- 
mann.) 

Bheinlande,  11.  Wiesbaden  (Kurhaus  v.  Thiersch) . 
(B.  Rüttenauer). 

3.  Moderne  Malerei. 

Nuova  Antologia,  860.  La  pittura  della  luce. 
(M.  de  Benedetti.) 

Ä.  Croquez.  Nos  peintres  d’aujourd’hui.  (Feder, 
artist.,  1907  no.  7.) 

Burlington  Ärt  Miniatures.  No.  5 — The 

Luxembourg,  Paris.  In  case,  Is  6d  net  (Fine 
Arts  Pub.  Co.) 

Bie,  Osc.:  Constantin  Soraoff.  (Zeichnung  des 
Einbandes,  des  Titelbl.  u.  der  Vignetten  von 
Const.  Somoff.)  54  S.  m.  40  Taf.)  gr.  8®.  Berlin, 
J.  Bard  ’07.  Kart  15.~;  Luxusausg.  bar  35.— 
Westermanns  Monatsh.  Nov.  Konstantin 
Somoff.  (0.  Bie.) 

E.  Baes.  Le  procede  dans  la  peinture.  (Feder, 
artist.  1907,  no.  27). 

Politiken  (Kopenhagen)  1907.  Nr. 357.  Lorenz 
Frölichs  70  Aars  Kunstnerjubiläum  (V.  Wan- 
scher.) 


Dannebrog  (Kopenhagen)  Nr.  5585.  Da  jeg 
malede  „Niels  Ebbesen“  (1892.  Malerins  Agnes 
Slot-Möller).  Mit  Portr. 

Frem  (Kopenhagen)  Nr.  11.  Joakim  Skoogaard 
i Viborg  Domkirche.  En  Rejseskizze.  (Andreas 
Aubert).  Mit  3 Abb. 

Illustreret  Tidende  (Kopenhagen)  Nr.  11. 

Wenzel  Tornöe  f.  Mit  Portr.  u.  5 Abb. 
Kunst,  redig.  af  Sophus  Michaelis  (Kopenhagen) 
VII,  H.  10.  Solon  H.  Borglum  (P.  Johannsen). 
Mit  8 Bildern.  VIII,  H.  3.  Albert  Gottschalk 
(Th.  Thorup).  Mit  16  Bildern. 

Idun  (Stockholm)  1907,  Nr.  51.  Magnus  Enckell’s 
och  Hugo  Simberg’s  mälningar  i Johannes- 
kyrkan  i Tammerfors.  (Etzel).  Mit  Portr.  u.  Abb. 
Larsson,  Carl,  Svenske  koinnan  genom  seklen. 
10  bilder  med  text  och  teckningar.  4®  (36x26). 
20  S.,  10  pl.  Stockholm,  Iduns  exp.  Kr.  1.50. 
(Iduns  julnummer  1907). 

Svenska  Dagbladet  1907,  353.  Tyra  Klleen 
har  separatutställning  i Berlin  (— of).  — 349. 
Carl  Larssons  Gustaf-Vasa-mälning  i National- 
museum godkänd  (Olof  Granberg). 

Vart  Land  (Stockholm)  1907,  7/XII.  Vära  konst- 
märer  hemma.  Hos  Theodor  Lundberg  (Am- 
brosius). Mit  Abb. 

Leipz.  111.  Ztg.,  14.11.  Bruno  Liljefors  u.  die 
Entwicklung  der  mod.  Tiermalerei.  (H.  David.) 
Magdeb.  Ztg.,  28.  12.  Neue  amerikanische 
Kunst.  (C.  Rüge.) 

The  world’s  work  I.  08.  Some  Australian 
painters.  (J.  A.  Innes.) 

3a.  Deutschland. 

Christi.  Kunstbl.  XII.  07.  Goethe  u.  P.  Cor- 
nelius in  einer  neuen  Beleuchtung. 

Kunst  u.  Künstler,  2.  Die  drei  Speckter.  (F. 
Friedrichs.) 

Wiener  Fremdenblatt,  14.  12.  Ein  Wald- 
müller-Werk. (L.  Hevesi.) 

Neue  Fr.  Presse,  28.  11.  Waldmüller  und 
Gauermann. 

Wien.  Äbendpost,  29.  10.  Neues  von  Ferdi- 
nand Georg  Waldmüller.  (A.  Roeßler.) 
Wiener  Ztg.  29.  u.  31.  10.  Neues  von  Ferdi- 
nand Georg  Waldmüller.  (A.  Roeßler.) 

— Friedrich  Gauermann.  Ein  Gedenkblatt.  (Th. 
V.  Frimmel.) 

Daheim,  14.  Moritz  v.  Schwind.  (H.  Rosen- 
hagen.) 

Westermanns  Monatsh.  Nov.  Ferdinand  v. 
Rayski.  (A.  Dobsky.) 

Hist,  polit.  Blätt.  f.  d.  kathol.  Deutsdil.,  1. 

Eduard  v.  Steinle.  (H.  Holland.) 

Lenz,  Dr.  Geo.:  Karl  Rettich.  Lebensb.  eines 
deutschen  Landschaftsmalers.  Mit  25  Lichtdr. 
u.  25  Autotypien  Buchschmuck  von  Pet.  Geo. 
Saxen.  (74  S.)  33x25  cm.  Berlin,  Schuster  & 
Loeffler  ’08.  Geb.  in  Leinw.  12.— 


Moderne 

Malerei 


116 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Türmer,  3.  Ein  Meister  der  religiösen  Kunst. 
(Gebhardt.)  (0.  Beyer.) 

Heilmeyer,  Älex.:  Wilh.  v.  Diez.  [Äus:  „Die 
Kunst  uns.  Zeit“.]  (36  S.  m.  Äbb.  u.  12  Taf.) 
36,5X27  cm.  München,  F.  Hanfstaengl  (’07). 
Christi.  Kunstbl.,  Dez.  Paul  Robert  u.  seine 
Freskogemälde  im  Treppenhaus  des  Museums 
zu  Neufchatel.  (Kühner.) 

Frankf.  Ztg.  12.  11.  Hans  Thoma,  Wilhelm 
Steinhausen,  Wilhelm  Trübner.  (H.  Weizsäcker.) 
Hamb.  Korresp.  17.  10.  Johann  Michael  u. 
Erwin  Spekter.  (E.  Beneze.) 

10.  11.  Otto  Spediter.  (E.  Beneze.) 

Hamburg.  Nadiridit.  19. 11.  Die  drei  Speckter. 
(H.  E.  Wallsee.) 

Kunst  u.  Künstler,  2.  Die  drei  Speckter. 
(F.  Friederichs.) 

Nord  u.  Süd,  Nov.  Ludwig  von  Hofmann. 

(L.  Brieger-Wasservogel.) 

Neues  Tagebl.,  Stuttgart  12.  11.  Hermann 
Pleuer.  (H.  Tafel.) 

Rheinlande,  10.  Ferdinand  Hodler,  sein  Stil 
und  sein  Kreis.  (H.  Kesser.) 

Zeitsdir.  f.  bildend.  Kunst,  2.  Emil  Nolde. 
(G.  Schiefler.) 

Magr,  Jul.:  Wilhelm  Leibi.  Sein  Leben  u.  sein 
Schaffen.  Mit  30  Taf.,  69  Hbb.  u.  einem  Fak- 
sim.  (VII,  225  S.)  Lex.  8^.  Berlin,  B.  Cassirer 
(’07).  18.—  ; geb.  in  Leder -Rücken  u.  Japan- 
überzug 22.—  ; Luxusausg.  bar  40.—. 

Brahm,  Otto:  Karl  Stauffer-Bern.  Sein  Leben. 
Seine  Briefe.  Seine  Gedichte.  Dargestellt,  nebst 
einem  Selbstportr.  d.  Künstlers  u.  einem  Briefe 
von  Gust.  Frey  tag.  6.  Äufl.  (VIII,  340  S.)  8®. 
Leipzig,  G.  J.  Göschen  ’07.  M.  4.50;  geb.  6.— 
Le  Si^cle,  27.  12.  Ärnold  Böcklin.  (L.  Guerin.) 
Revue  de  l’art,  10.  12.  1.  Ärnold  Böcklin. 
(L.  Gillet.) 

Anhalt.  Staatsanz.  16.  10.  Böckliniana.  (Th. 
Lamprecht.) 

Baseler  Nadir.,  20.  12.  Eine  Sammlung  von 
Handzeichnungen  Arnold  Böcklins.  (H.  Kienzle.) 
Leipz.  111.  Ztg.,  3366.  Walter  Georgi.  (P.  Kühne.) 

Kunst  und  Künstler,  4.  Karl  Schuch.  (K.  Hage- 
meister.) 

Ztsdir.  f.  bild.  Kunst,  1.  Ein  satirisches  Skizzen- 
alb.  a.  Anselm  Feuerbachs  Nachlaß.  (M.Osborn.) 
Südd.  Monatsh.  4.  Edmund  Harburger.  (H.Raff.) 
Wodie,  2.  11.  Max  Klingen  (P.  Schubring.) 
Württemb.  Ztg.,  29.  10.  Maler  Möricke.  (W. 
Eggert.) 

Frankf.  Ztg.  18.  12.  07.  Fritz  Boehle.  (Fr. 
Wiehert.) 

Ztsdir.  f.  bild.  Kunst,  2.  Emil  Nolde.  (G.  Schiefler.) 
Rheinlande,  1.  Wilhelm  Altheim.  (H.  Hellmer.) 
Der  Deutsdie  23.  11.  07.  H.  Vogeler-Worps- 
wede. (H.  Bethge.) 


Westermanns  Monatsh.,  4.  Hans  Olde.  (0. 
Eggeling.) 


3b.  Frankreich. 

Gaz.  d.  Beaux-Ärts,  Oct.,  Nov.  Prud’hon 
dans  la  Haute-Saöne.  (R.  Jean.)  Ärtistes 
contemporains.  J.-J.  Hennen  (L.  Benedite.) 
Les  Ärtistes  Lyonnais.  [Suite.]  (A.  Germain.) 
Bussg,  D.  Eugene  Delacroix.  8vo.  8X5^1^. 
pp.  148.  5 s.  (Duckworth.) 

Carg,  E.  L.  Honore  Daumien  Roy.  8vo.  15s  net. 
(Putnam.) 

Klossowski,  Erich.  Honore  Daumien  (122  u. 
27  S.  m.  88  Taf.)  Lex.  8^  München,  R.  Piper 
& Co.,  08.  Geb.  30.—. 

Ord  odi  bild,  1.  Honore  Daumien  (C.  G.  Laurin.) 
Meger,  Rud.  Adelbert.  Manet  u.  Monet.  [Aus 
„Die  Kunst  unsrer  Zeit“.  (S.  37—56  mit  Ab- 
bildung. u.  6 Taf.)  36,5x27,5  cm.  München, 
F.  Hanfstaengl,  08.  4.—. 

Kunst  u.  Künstler,  4.  Degas.  (G.  Moore.) 
Burlington  Magazine,  57.  Mad.  Charpentier 
and  her  children,  by  Äug.  Renoir.  (L.  Benedite.) 
Gaz.  des  beaux-arts,  606.  Berthe  Morisot. 
(R.  Marx.) 

Vers  rhorizon,  3—4.  Les  ärtistes  dinantais. 
(E.  de  la  Roche-Bayard.) 

Musee,  Nov. — Dez.  Eugene  Carriere  et  l’en- 
seignement  artistique.  (G.  Toudouze.) 

Globe  illust.  et  Illustr.  europ.,  26.  Le  peintre 
Leon  Herco.  (Ä.  J.) 

Art,  815.  Dix  compositions  decoratives  de 
Henri  Levy.  (G.  Desandronin.)  Un  aspirant 
au  Grand  Prix  au  milieu  du  XVIIle  siede. 
(A.  Moureau.) 


3c.  Italien. 

Kunstwart,  8.  Segantini.  (F.  Avenarius.) 

Leipziger  Tageblatt,  21.  12.  07.  Segantini. 
(K.  F.  Nowak.) 

Gegenwart,  3.  Giovanni  Segantini.  (I.  A.  Lux.) 
Berl.  Neueste  Nadir.,  19.  12.  07.  Giovanni 
Segantini.  (I.  J.) 

Leipz.  111.  Zeitg.,  3368.  Giovanni  Segantini. 
(F.  Servaes.) 

Nuova  antologia,  1.  1.  Cesare  Maccari.  (M. 
del  Benedetti.) 


Moden? 

Malere 


m 


U 


I 

Modern 

Malere 


Art  d^coratif.  109.  Les  peintres  divisionistes 
Italiens.  (V.  Rossi-Sacchetti.) 

Politiken  [Kopenhagen].  270.  Moderne  italiensk 
Malerkunst.  (Louis  Levy.) 


3d.  Niederlande.  Moden 

Male« 

Maris,  Jacob,  en  Willem  Maris.  De  meester- 
werken  van  Jacob  en  Willem  Maris.  32  re- 
producties  naar  hunne  meest  bekende  schilde- 
rijen.  ’s-Gravenhage,  M.  Hols.  Kl.  8«.  [15x10.] 

(69  blz.)  f.  — .35.  Necierlandsche  meesters.  Nr.  4. 


Bibliographie 


117 


Onze  kunst,  1.  Änton  Mauve  en  zijn  tijd. 
(W.  Steenhoff.) 

Belgique  artist.  et  litt.,  24.  Le  peintre  Willem 
Linnig  junior.  (P.  Ändre.) 

Bull.  d.  1.  Soc.  d'hist.  et  ardi^ol.  de  Gand,  4. 

L’evolution  de  la  peinture  beige  au  XIXe  siede. 
(M.  Boddaert.) 

Samtiden,  1907,  H.  9.  Whistler  og  van  Gogh. 

En  Forelasning.  (Jens  Thiis.) 

Leipziger  Tagebl.,  2.  1.  Vincent  van  Gogh. 
(0.  F.) 

3e.  Englische  Malerei. 

Saturdag  Review,  717.  Old  and  new  English 
Ärt.  (L.  Bingon.) 

Berlin.  Tagebl.  14.  10.  Äuf  Hogarths  Spur. 
(J.  Jessen.) 

Burlington  Magazine,  56.Constable’s  Dedham 
Vale  1811.  (C.  J.  Holmes.)  The  Palace  of 
Westminster. 

Dobson.  William  Hogarth.  New  and  enlarged 
Edn.  8vo.  9x5® /4.  pp.  330.  6s.  (Heinemann.) 
Hueffer,  Ford  Madox.  The  Pre-Raphaelite 
Brotherhood.  Ä Critical  Monograph.  12mo. 
6x3®/4.  pp.  186.  2s  net;  leather,  2s  6d  net. 
(Duckworth.) 

Slade,  The.  Ä Collection  of  Drawings  and 
some  Pictures  done  bg  Past  and  Present 
Students  of  the  Lond.  Slade  School,  1893 — 1907. 
8vo.  11V4X8®/4.  pp.  54.  (Slade  School.) 
Pissarro,  L.  Rossetti.  Illustr.  4to.  8x6,  pp.  80, 
Is  6d  net  (Masterpieces  in  colour). 
Velhagen  u.  Klasings  Monatsh.,  5.  Joshua 
Regnolds.  (M.  Osborn). 

Musee,  Nov.Dec.  Le „Corricolo“  de  Bonington. 
(H.  Sambon.) 

Studio  178.  Johannes  Bosboom.  (Ph.  Zücken.) 
— The  landscape  paintings  of  Mr.  H.  Hughes- 
Stanton.  (M.  Hepworth-Dixon.) 

Woche,  49.  John  Singer  Sargent.  (E.Delpg). 
Standarte,  23.  1.  Eine  Friedenstat.  [Englische 
Malerei.]  (Princeps.) 

4.  Moderne  Plastik. 

Kunstdiron.,  4.  Die  Plastik  auf  der  VII.  inter- 
national. Kunstausstllg.  in  Venedig.  (Ä.  Wolf.) 
Heilmeger,  Ä.  Die  Plastik  seit  Beginn  des 
19.  Jahrh.  118  S.  kl.  8®.  Sammlg.  Göschen. 
Leipzig.  07.  geb.  —.80  M. 

Frankf.  Ztg.  31. 10.  Äntonio  Canova.  (Ä.  Ernst.) 
Ämi  des  Monuments  et  des  Ärts,  120.  Le 
tombeau  du  ducd’EnghiendeDeseine(deFossa). 
Stockholms  Dagblad  1907,  1/XII.  Hästens 
konstnärinna,  fru  Märta  Ämeen.  (—ns).  Mit 
Zeichng. 

Politiken  (Kopenhagen)  1907  Nr.  328.  Dansk 
Skulpturforenings  Udstilling  i Kunstindustri- 
museet  (Vilh.  Wanscher). 


Revista  Aragonesa,  8—9.  El  monumento  ä 
Ägustina  de  Äragön.  (Uvencio.) 

Hamb.  Nachr.,  24.  11.  Islands  einziger  Bild- 
hauer. (P.  Elsner.) 

4a.  Deutschland. 

Fränk.  Kurier,  28.  12.  Zum  50.  Todestage 
Christian  Daniel  Rauchs.  (Dembski.) 
Deutsche  Tageszeitung,  4. 12.  07.  Christian 
Rauch.  (P.  L.) 

Deutsche  Rundsch.  Hdolf  Hildebrand.  (J.  Kurz.) 
Kunst  f.  Alle,  7.  Edmund  Hellmer  als  Künst- 
ler und  Erzieher.  (E— r.) 

Dekorative  Kunst,  2.  Joseph  Wackerle.  (W.  R.) 
Werkkunst,  4.  Neue  Grabmalskunst.  (R.  E. 
Bernoulli.) 

Deutsche  Arbeit,  2.  Franz  Thiele. 

Ztschr.  f.  Bücherfreunde,  10.  Ein  Grabmal 
für  Heinrich  von  Kleist.  (P.  Hoffmann.)  [5  Ent- 
würfe von  Hengstenberg.] 

4b.  Frankreich. 

Allg.  Zeitg.,  Beilage,  20. 11.  Die  französische 
Plasik  bis  Rodin.  (0.  Grautoff.) 

Studio,  177.  Ä note  on  some  portrait  busts  etc. 

bg  Äug.  Rodin.  (A.  Seaton  Schmidt.) 

Kunst  u.  Künstler,  VI,  1.  Äuguste  Rodin. 
(R.  Rilke.) 

Rilke.  Die  Kunst.  Sammlung  illustr.  Mono- 
graphien. Hrsg.  V.  Rieh.  Muther.  kl.  8®.  Ber- 
lin, Marquardt  & Co.  10.  Bd.  u.  10.  Bd.  A. 
Rilke,  Rainer  Maria:  Auguste  Rodin.  Mit 
28  Vollbildern  in  Tonätzg.  2 Tie.  in  1 Bde. 
3.Aufl.  (121  S.)  (’08.)  Kart.3.-;geb.inLdr.5.— . 
Museum,  5.  Constantin  Meunier.  (M.  Deri.) 
Ztschr.  f.  bild.  Kunst,  4.  Emile  A.  Bourdelle. 
(E.  M.  A.  Weise.) 

Art,  815.  Le  Monument  Watteau  et  le  Fronton 
de  THötel  de  Ville  de  Valenciennes  d’apres 
les  lettres  inedits  de  Carpeaux.  (G.  Varenne.) 

5.  Modernes  Kunstgewerbe. 

Art  et  decoration,  1.  La  fantaisie  ornemen- 
tale.  (M.  P.-Verneuil.) 

Meger,  Fr.  S.  Handboek  der  ornamentiek. 
Afl.  7 en  8.  Leiden,  A.  W.  Sijthoffs  uitge- 
vers-maatschappij.  8o.  (Blz.  385—448.) 
Rotherg,  G.  C.  Decorators’  Sgmbols,  Emblems 
and  Devices.  With  Original  Designs  bg 
E.  Fletcher-Clagton.  8vo.  3s.  Trade  Papers 
Pub.  Co.,  Jan.  08. 

Ztschr.  d.  nordböhm.  Gew.-Museums,  1.  2. 

Die  Pariser  Goldschmiede  des  19.  Jahrhunderts. 
(E.  Schwedeler-Meger.) 

Norsk  Tidsskrift  for  Handwerk  og  Industri 

1907,  Nr.  42  u.  44.  Kunsthaandvärkets  gjen- 
reisning  i de  nordeupäiske  Lande. 


Moderne 

Plastik 


Moderne 

Plastik 


118 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Musee,  Nov.-Dez.  Le  bijou  des  temps  mo- 
dernes. (E.  Bailly.)  — - Le  bijou  de  la  revolu- 
tion  ä nos  jours.  (R.  Jean.) 

De  la  Houssiere,  Ä.  La  joaillerie.  (B.  noire, 
1907,  mars.) 

Werkkunst  2.  Der  Qualitätsbegriff  im  Kunst- 
gewerbe.  (J.Ä.Lux.)  — Innenkunst  im  Dampfer. 
(G.  Lehnert.)  — Probleme  des  Kunstgewerbes. 
(H.  Muthesius.) 

Museumskunde,  4.  Über  die  Pflege  gewirkter 
Teppiche.  (J.  Böttiger  u.  J.  Köhler.) 

Die  Weltwirtschaft,  1907.  Das  Problem  der 
neuzeitlidien  Organisation  des  Kunstgewerbes. 
(H.  Muthesius.) 

Trierisches  Jahrbuch,  1908.  Handwerker- 
arbeit und  Fabrikarbeit.  (H.  Tessenow.)  — Von 
der  Freude  an  schönen  Stoffen.  (H.  Stummel.) 

Architectural  review,  134.  Modern  Lead- 
work.  (H.  Weaver.) 

Innenausbau,  3.  Das  Maschinenmöbel. 

L’art  decoratif,  111.  Les  meubles  de  Maur. 
Lucet.  (R.  Direct.) 

Van  den  Houten.  Les  styles  dans  les  metiers 
du  bois  et  dans  Tameublement.  (B.  mens,  du 
musee  de  l’enseignement  indust.  et  prof.  de  la 
province  du  Hainaut  ä Charleroi.  1907,  n»  6.) 

März,  24.  Caran  d’Äche  unter  Kindern. 
(Spielzeug.) 

Ärt  Flamand  et  Holland,  12.  Louis  Vertees, 
forgeron  d’art.  (J.  d.  B.) 

Ärt  decoratif,  109.  Äuguste  Delaherche.  (R. 
de  Felice.) 

— Ändre  Dauchez.  (Ä.  Saglio.) 

Ärt  et  Decorat.  11.  La  maison  de  M.  Änatole 
France.  (C.  Saumier.)  L’art  applique  au  Salon 
d’automne.  (E.  Sedeyn.)  Interieurs  Ecossais. 
(P.  Verneuil.) 

Burlington  Magazine  56.  Lead  Vases.  (L. 
Weaver.) 

Kunstchron.,  3.  Das  Kunstgewerbe  im  Pariser 
Herbstsalon.  (K.  Schmidt.) 

Ärt  Journal,  1. 08.  Powell-Wedgwood  pottery. 

Ärt  et  D^coration,  12.  Une  expos.  d’artistes 
Russes  ä Paris.  (D.  Roche.)  — Cappiello. 
(M.  P.-Verneuil.) 

Modernes  5a.  Deutschland. 

gewerbe  Kunstgewerbeblatt,  4.  Die  Änfänge  der  mo- 
dernen Bewegung  rund  um  Deutschland.  (J. 
Ä.  Lux.) 

Tag,  25.  1.  Kunstgewerbliche  Rundschau.  (R. 
Breuer.) 

Kunst  unserer  Heimat,  2.  Oberhessische 
Töpfereien.  (F.  Corno.) 

Kunstgewerbeblatt,  2.  Kunstgewerbliches  aus 
dem  Großherzogtum  Baden.  (F.  S.  Meyer.) 

Kunst  und  Künstler,  VI,  1.  Die  Einrichtung 
eines  Schnelldampfers.  (G.  Pauli.) 


Ztschr.  f.  bild.  Kunst,  2.  Kunstgewerbliches 
aus  dem  Großherzogtum  Baden.  (F.  Mayer.) 
Werkkunst,  7.  Goldschmiedekunst  — zu  Ernst 
Riegels  Ärbeiten.  (V.  Zobel.) 

— Zur  Ausstellung  der  Breslauer  Kunst-  und 
Kunstgewerbeschule.  (C.  Buchwald.) 

Dekorative  Kunst,  2.  Der  Norddeutsche  Lloyd 
u.  die  moderne  Raumkunst.  (K.  Schaefer.) 
Werkkunst,  1.  Bruno  Paul.  (E.  Schur.) 

Hilfe,  13. 10.  Richard  Riemerschmid.  (J.  A.  Lux.) 
Deutsche  Kunst  u.  Dek.,  2.  Nicola  Perscheid- 
Baden.  (R.  Breuer.) 

6.  Moderne  Graphik  und  Flächenkunst. 

Stockholms  Dagblad  1907,  1.  12.  „C.  G. 

Lauring.  Skämtbilden.  H.  1“  (rec.  von  Karl 
Wählin.)  (Gesch.  der  Karikatur.) 

Graph.  Künste,  1.  Andre  Dauchez.  (Clement- 
Janin.) 

L’art,  818.  Jules  Buisson  [Schluß].  (H.  de 
Chennevieres.) 

. L’art,  815.  Jules  Buisson:  Eaux-fortes  ä la  pointe, 
eaux-fortes  ä la  plume  sur  papier.  (H.  de 
Chennevieres.) 

Studio,  178.  The  etchings  of  Mr.  Fred  V. 

Burridge.  (Fr.  Newbolt.) 

Cruikshank,  George.  Flaskan  och  drinkarens 
barn.  1 16  taolor,  teknäde  och  etsade.  20  S., 
16  pl.  (10x15).  Lund  (gedr.  in  Glasgow), 
Lindstedts  bokh.  75  Öre. 

Laurin,  Carl  G.,  Skämtbilden.  Heftl.  8»  (23x15). 

32  S.  Stockholm,  Narstedt.  pr.  Heft  75  Öre. 
Monatsh.  f.  graph.  Kunstgewerbe,  2.  Auto- 
mobil und  Reklame.  (J.  Maru.) 

— Das  Malerische  in  der  Graphik  [Fortsetzung]. 
(0.  Gebhardt.) 

Werkkunst,  5.  Die  Buchkunst  W.  Tiemanns. 
(J.  Loubier.) 

— Spielzeug  u.  Kinderbücher.  (P.  F.  Schmidt.) 
Jule-Älbum  1907,  — darin  u.  a.:  Lidt  Passiar 

om  Bernebeger,  sasrlig  engelske,  og  disses 
Billeder  (Maler  Lorens  Frölich.)  Mit  Bildern 
nach  Kate  Greenaway,  Caldecott,  Crane, 
Robinson. 

Ztschr.  f.  Ästhetik  u.  allg.  Kunstwissensch., 
1.  Plakatkunst.  (P.  Westheim.) 

Innen -Dekoration  1.  08.  Über  Kleinigkeiten 
im  mod.  Kunstgew.  I.  Inserate.  (W.  Michel.) 
Onze  kunst,  1.  De  tegenwoordige  drukletter. 
(S.  H.  de  Roos.) 

Ztschr.  d.  Nordböhm.  Gew.- Museums,  1.  2. 

Buntpapiere.  (P.  Jessen.) 

Fuchs,  Eduard,  Koinnan  i karikatyren.  Med 
367  textillustr.  och  50  konstbil.  Öfvers  af  Tom 
Wilson.  Bd.  1—3.  4»  (29x21).  XII,  m S., 
50  pl.  Bilaga:  Sjöberg,  N.,  Koinnan  i svensk 
karikatyr.  Med  35  Textill,  och  konstbil.  56  S., 
5 pl.  Stockholm,  Björck  & Börjesson.  Kr.  15.—. 


Bibliographie 


119 


Moderne 

Graphik 


Monatsh.  f.  graph.  Kunstgewerbe,  3.  Neue 
Bahnen  in  der  Papierausstattung.  (C.  Hilarius.) 

— Typographische  Schülerarbeiten.  (F.  Korga.) 

— Orientalische  Flächenkunst  u.  Reklame  (H. 
Scheffler.) 

— Über  die  Propaganda  der  Buchdruckereien. 
(Ä.  Hopfner.) 

— Einheitl.  Geschäftsdrucksachen.  (L.  Matthies.) 
Budiwald.  Hilger’s  illustr.  Volksbücher,  kl.  8<>. 

Berlin,  H.  Hillger.  Jeder  Bd.  —.30;  geb.  bar— .50. 
87.  Buchwald,  Dr.  Conr.:  Graphische  Künste. 
Mit  21  Bildern.  (120  S.)  (’07.) 

6a.  Deutschland. 

Mitteil.  f.  d.  Gesdiiciite  Berlins,  1.  Ein  Fund 
zur  Vorgeschichte  von  H.  v.  Kleists  „Prinz 
Friedrich  von  Homburg“,  [bet.  einen  Kupfer- 
stich Freidhofs  nach  einem  verschollenen  Ge- 
mälde K.  Kretzschmars.]  (H.  Gilow.) 
Rheinlande,  11.  Handzeichnungen.  (W.  Wg- 
godzinsky.) 

Kunst  und  Künstler,  2.  Olaf  Gulbransson. 
(L.  Corinth.) 

Werkkunst,  2.'Z.  Erinnerung  an  Th.  Hosemann. 
(Fr.  Weinitz.) 

Esdierich.  Kunsthefte,  deutsche.  32X24  cm. 
Stuttgart,  K.  Ä.  E.  Müller.  Jedes  Heft  1.25; 
geb.  2.—.  3.  Escherich,  Mela:  Ludwig  Richter 
und  seine  Kunst.  Mit  50  Äbbild.  (40  S.)  (’07.) 
Münciin.  Ztg.  (Propgläen),  22.  1.  Wilhelm 
Busch.  (Ä.  Dresdner.) 

Bheinlande,  12.  William  Straube  (S.) 
Dekorative  Kunst,  3.  Ernst  Kreidolf.  (H.  E. 

Kromer.)  Carl  Melville.  (H.  Wailich.) 
Czediische  Revue,  10.  V.  Preissig.  [Böh- 
mischer Graphiker.]  (M.  Jiränek.) 
Kunstdironik,  27. 11.  07.  Max  Klingers  „Epi- 
thalamia“.  (H.  W.  Singer.) 

Kunstdironik,  7.  Max  Klingers  „Epithalamia“. 
(H.  Singer.) 

Kunst  u.  Künstler,  VI,  I.  Menzel  als  Illustrator. 
(K.  Scheffler.) 

Werkkunst,  8.  Ignatius  Taschner.  (P.  F. 
Schmidt.) 

Kunst  unserer  Heimat,  2.  Otto  Ubbelohde. 
(Chr.  Rauch.) 

Sozialist.  Montshefte,  2.  Der  Zeichner  Karl 
Walser.  (M.  Mornay.) 

Buchkunst,  4.  Der  Meister  Chr.  Bühler  und 
seine  Ex-libris-Blätter.  (L.  Gerster.) 

Mitteil.  d.  Ex-libris-Vereins  zu  Berlin,  3. 
Allerlei  Ex-libris.  (W.  zur  Westen.) 

7.  Kirchliche^ Kunst. 

Trierisches  Jahrbuch  1908.  Von  Gegenwart 
und  Zukunft  der  kirchlichen  Kunst.  (J.  Popp.) 
Archiv  f.  christl.  Kunst,  1.  Christliche  Kunst 
in  Bild  und  Buch,  Schule  und  Haus.  (Fischer.) 


Wahl,  Thdr.,  Pfr.  Glaube  u.  Kunst.  (31  S.)  8». 
Essen,  M.  0.  Hülsmann  (07).  — .60. 

Monatsschr.  f.  Gottesdienst  u.  kirchliche 
Kunst  11. 12.  Kirchbautheorie  und  Dogmatik. 
(R.  Harder.) 

Ällg.  Rdschau,  München,  18.  I.  Moderne 
Christi.  Kunst.  (0.  Doering.) 

Stimmen  aus  Maria-Laach,  1.  Moderne 
Kunst  in  katholischen  Kirchen.  (St.  Beissel.) 

Ztschr.  f.  Christi.  Kunst,  10.  Grenzen  der 
christlichen  Kunst.  (K.  Bonn.) 

Archiv  f.  christl.  Kunst,  1.  Katholische  Kirchen- 
kunst. (L.  Baur.) 

Archiv  f.  christl.  Kunst,  11.  Neue  Krippen- 
darstellungen in  der  Kirche.  (L.  Baur.) 

Etudes  Franciscaines , Dec.  Un  Peintre 
franciscain  moderne.  (P.  Girard.) 

s 

111.  Ällgemeincr  Teil. 

/.  Kunstnachrichten 

(auch  Zeitschriften  und  Besprechungen). 

Bull,  de  l’Art,,  356,  357.  La  chronique  des 
ventes  au  XVIIIe  siede.  (E.  Dacier.) 

Bull.  Monumental,  3—4.  Le  plan  d’une 
monographie  d’eglise  et  le  vocabulaire  archeo- 
logique.  (L.  Demaison.) 

Lochwood’s  Builder’s,  Ärchitect’s,  Contractor’s 
and  Engineer’s  Price  Book,  1908.  Cr.  8vo.  4s. 
(Lockwood.) 

Gibbons,  S.  Priced  Catalogue  of  Stamps  of 
Foreign  Countries,  1907—8.  Cr.  8vo.  2s.  6d. 
net.  Gibbons,  Dec.  07. 

Bollett.  d’Arte,  12.  II  dono  del  barone 
Franchetti  al  Bargello  [betr.  antichi  tessuti] 
Q.  Errera). 

L’art,  818.  Les  grandes  ventes  en  1907,  Nov. 
et  Dec.  (A.  Raymond.) 

Kunstdironik,  12.  Pariser  Brief.  (K.  E.  Schmidt.) 
— Florentiner  Brief.  (G.  Gr.) 

Morning  post,  22.  11.  und  27.  12.  Art  and 
artists.  — 26.  12.  Six  artists. 

Dailg  Telegraph,  20.12.  Artnotes.  (C.  Phillips.) 

Rev.  univ.  intern,  illust.,  589.  L’art  en  Bel- 
gique.  (E.  Niset.) 

ConvorbiriLiterare,10.  Artaruseascä  a Paris. 
(A.  Trigara-Samurca§.) 

Konservat.  Monatsschr.,  3.  Kunstbriefe  aus 
Italien.  5.  Florenz  II.  (H.  Pudor.) 

Scheurembrandt,  Herrn.,  Archit.  Architektur- 
Konkurrenzen.  II. Bd.  (MitAbbild.)  30,5X22  cm. 
Berlin,  E.  Wasmuth.  Jedes  Heft,  Einzelpreis 
1.80;  Subskr.Pr.  bar  1.25.  11.  12.  Entwürfe 
V.  kleinbäuerlichen  Gehöften  (Büdnereien  u. 
Häuslereien)  f.  den  Heimatbund  Mecklenburg. 
(60  S.)  07. 


120 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Scheurembrandt,  Herrn.,  Ärdiit.  Ärdiitektur- 
Konkurrenzen.  III.  Bd.  (MitÄbbild.)  30,5x22  cm. 
Ebd.  2.  Evangelisch-lutherische  Kirche  f.  Crim- 
mitschau. (32  S.)  08. 

— dasselbe.  III.  Bd.  (Mit Äbbildgn.)  30,5x22,5  cm. 
Berlin,  E.  Wasmuth.  1.  Hotel  W.  Jacobsen 
in  Kiel.  (30  S.)  07. 

Neumeister,  Ä.,  Prof.  Deutsche  Konkurrenzen. 
XXII.  Bd.  (Mit  Äbbildgn.)  gr.  8®.  Leipzig,  See- 
mann & Co.  Einzelpreis  des  Heftes  1.80; 
Subkr.-Pr.  mit  Beiblatt:  Konkurrenz-Nach- 
richten 1.25.  5.  Heft.  Nr.  257.  Realschule  f. 

Villingen.  (32  S.  u.  Konkurrenz-Nachrichten 
S.  1055-1058.)  (08.) 

Werdandi.  Monatsschrift  f.  deutsche  Kunst  u. 
Wesensart,  im  Aufträge  des  Werdandibundes 
hrsg.  V.  Prof.  Dr.  Frdr.  Seeßelberg.  1.  Tahrg. 
1908.  12  Hefte.  (1.  Heft.  68  S.  m.  2 [1  färb.] 
Taf.)  Lex.  8®.  Leipzig,  Werdandi -Verlag. 
Vierteljährlich  bar  4.—  ; einzelne  Hefte  2.—. 
Warte,  hohe.  Illustrierte  Halbmonatsschrift  f. 
Ärdiitektur,  angewandte  Kunst  und  alle  mo- 
dernen Kulturaufgaben.  Hrsg.  v.  Jos.  Äug. 
Lux.  4.  Jahrg.  1908.  24  Hefte.  (1.  Heft.  16  S. 
m.  4Taf.)  30,5x25  cm.  Leipzig,  R.  Voigtländer. 
Vierteljährlich  bar  4.50;  einzelne  Hefte  —.75. 
Connoisseur,  The.  Vol.  XIX.  September— De- 
cember,  1907.  4to.  7s.  6d.  net.  (Office.) 

2.  Ausstellungen, 

Politiken  (Kopenhagen)  291.  Efteraars-salonen 
i Paris  [bes.  Eva  Gonzales  u.  Berthe  Morisotj. 
(Louis  Levg.) 

Svenska  Dagbladet  274.  Legros-Brangwgn- 
utställningen  i Konstföreningen.  (Ä.  Brunius.) 

277.  Höstsalongen  i Paris.  („Volmar“.) 

Tribüne  Ärtistique,  8.  Le  Salon  de  Bruxelles. 
(F.  d.  Smet.) 

Hymans,  H.  L’exposition  de  la  toison  d’or  ä 
Bruges.  Bruxelles,  G.Van  Oest  et  Cie.  In-4^. 
Forme  le  no  9 du  15  septembre  1907  de  l’Ärt 
flamand  et  hollandais. 

Ärte  e Storia,  19—20.  Settima  esposizione 
Internazionale  di  Venezia,  [conf.]  (Ä.  della 
Rovere.) 

Ärt  et  D^corat.  11.  L’exposition  de  l’ecole 
Beige.  (L.  Benedile.) 

Ärts,  69.  Exposition  d’art  italien  moderne  ä 
Paris.  (G.  Mourey.) 

Bibliographe  moderne,  62.  Salons  et  expo- 
sitions  d’art  ä Paris  au  XIXe  siede;  essai 
bibliographique.  (M.  Tourreux.) 

Bull,  de  l’Ärt,  355.  Le  Salon  triennal.  (L. 
Dumont-Wilden.) 

356.  L’Exposition  de  dessins  de  Rodin. 

(M.  Stephane.) 

Christi.  Kunstbl.,  11.  Die  Mannheimer  Jubi- 
läumsausstellung. (K.  Kühner.) 

Gegenwart,  1.  Zeichnende  Künste.  [Äusstellung 
der  Berliner  Sezession]  (H.  King.) 


Hassegna  d’Ärte,  8.  La  Pittura  all’  Esposi- 
zione d’arte  antica  di  Perugio.  (F.  Mason 
Perkins.)  Ärazzi  fiorentini  a Bergamo  su 
disegni  di  Äl.  Ällori.  (H.  Geisenheimer.) 

Politiken  (Kopenhagen)  1907,  Nr.  345.  Jödiske 
Kunstnere  [die  Äusstellung  jüdischer  Kunst  in 
Berlin]  (Adolph  Donath). 

F.  de  Smet.  Le  salon  de  Bruxelles.  (Tribüne 
artist.,  1907,  n^’.  8.) 

Les  diefs-d’ Oeuvre  d’art  ancien  ä l’expo- 
sition  de  la  toison  d’or,  ä Bruges  en 

1907.  In  4^  100  planches.  Van  Oest  et  Cie, 
Bruxelles. 

Catalogue  sommaire  de  l’exposition  retro- 
spective  de  l’habitation  privee  en  Belgique, 
au  nouvel  hötel  des  postes  ä Gand,  juillet- 
aoüt  1907.  — Gand,  Ä.  Siffer.  In-8®,  4 p. 
(fr.  0.10). 

Rheinlande,  11.  Äusstellung  für  kirchliche  Kunst 
in  Soest  1907.  (H.  Schmitz.)  — Die  Sonder- 
Äusstellung  für  christliche  Kunst  in  Aachen 
1907.  (S.) 

Les  arts,  71.  L’exposition  d’ancien  art  ombrien 
ä Perouse.  (Ä.  Perate.) 

Magyar  Iparmüveszet,  6.  (Äusstellung  von 
alt.  Kunstgewerbe  aus  Privatbesitz  imMüzeum- 
bau.)  (J.  Radisics.) 

Katalog  der  Sonder-Äusstellung  v.  Werken  v. 
Paul  Croeber,  Hans  v.  Loesch,  Walther  Max 
Sachsse,  Heino  Otto  in  Emil  Richters  Kunst- 
Salon,  Prager-Straße.  (9  S.)  kl.  8^  Dresden, 
bar  —.30. 

— der  Äusstellung  der  englischen  Abteil,  der 
intern.  Gesellschaft  v.  Bildhauern,  Malern  u. 
Radierern  zu  London.  Veranstaltet  vom  sächs. 
Kunstverein  zu  Dresden.  16.  XI.  bis  15.  XII. 
1907.  (30  S.  m.  4 Taf.)  kl.  8«.  Dresden  (C.  Hein- 
rich) (07).  bar  -.50. 

— der  Künstler- Vereinigung  Mappe,  Dresden, 
in  der  Kunst-Ausstellung  Emil  Richter,  Prager 
Straße  13.  (8  S.)  kl.  8®.  Dresden  (C.  Heinrich) 
(07).  bar  —.30. 

— von  Werken  v.  Joh.  Walter  Kurau,  Frhr.  v. 
Schlippenbßch,  Professor  Belsen,  Petras  Kalpo- 
kas,  Fred  Voelckerling.  (8  S.  m.  4 Taf.)  8®. 
Dresden  (C.  Heinrich)  (07).  bar  —.50. 

Rheinlande,  12.  Äusstellung  von  Handzeich- 
nungen. (W.  Gischler.) 

Kunst  u.  Künstler,  2.  Oktoberausstellungen 
(Berlin).  (K.  Scheffler.) 

Deutsdie  Kunst  u.  Dekoration,  1.  Zur  Kunst- 
ausstellung in  Köln.  (R.  Klein.) 

Leipz.  111.  Zeitg.,  3367.  Aus  dem  Wiener 
Künstlerhaus.  (Ä.  Friedmann.) 

Kunstausstellung  des  Verbandes  der  Kunst- 
freunde in  den  Ländern  am  Rhein  zu  Köln 
1906.  (Umschlag:  Köln  1906.)  (26  [2  färb.]  Taf.) 
49,5X33  cm.  Berlin,  E.  Wasmuth  (07).  30.- 

Innen-Dekoration,  I.  08.  Äusstellungskunst 
auf  der  Grundlage  wirklicher  Aufträge. 
(0.  Schulze.) 


Bibliographie 


121 


Kunst  f.  Älle,  8.  Die  zweite  Äusstellung  der 
Königlichen  Äkademie  der  Künste  zu  Berlin. 
(R.  Schmidt.) 

Gaz.  d.  Beaux-Ärts,  Oct.  L’Exposition  de 
la  Toison  d’Or  ä Bruges.  [Schluß.]  (H.  Hymans.) 

Nov.  La  salon  d’automne.  (Ä.  Perate.) 

Kunstdiron.  XIX,  1—2.  Äusstellung  hollän- 
discher Gemälde  aus  Rotterdamer  Privatbesitz 
in  Rotterdam.  (K.  Preise.)  VII.  Internationale 
Kunstausstellung  in  Venedig.  Schluß.  (Ä.  Wolf.) 
3.  Die  Äusstellung  für  moderne  christ- 
liche Kunst  in  Äachen.  (F.  Deneken.)  Der 
Pariser  Herbstsalon.  (K.  Schmidt.)  Das  Schick- 
sal der  Sammlung  Six.  (K.  F.) 

— 6.  Berliner  Äusstellungen.  (M.  Osborn.) 

— 7.  Kunstausstellungen  in  Madrid.  (E.  Kühnei.) 
Kunst  f.  Alle,  5.  Die  deutsche  Kunstaus- 
stellung 1907  in  Köln.  (Ä.  Fortlage.) 

Kunst  u.  Kunsthandwerk,  10.  Die  Äusstellung 
von  Kleinbronzen  im  Kaiser-Franz-Joseph- 
Museum  zu  Troppau.  (E.  W.  Braun.) 

3.  Sammlungen 
(mit  Katalogen). 

Kunstdironik,  12.  Moderne  Galeriefragen. 
(R.  Graul.) 

— 7.  Der  Konservator.  (F.  Günther.) 

Bull,  de  l’Ärt,  357.  Encore  les  prisons  de 
l’art.  (M.  Eddy.) 

Kunst  und  Künstler,  3.  Fälschungen  alter 
Gemälde  und  Bildwerke.  (W.  Bode.) 
Trierisdies  Jahrbuch,  1908.  Dorfmuseen. 
(Ä.  Brenning.) 

Museumskunde,  4.  Das  historische  Museum. 
S.  Wesen  u.  Wirken  u.  s.  Unterschied  v.  d. 
Kunst-  u.  Kunstgewerbe  - Museen  (Schluß). 
(0.  Lauffer.) 

Museums  Journal,  6.  How  to  promote  the 
use  of  museums  by  an  Institute  of  museums. 
(H.  Carter.) 

— 5.  some  uses  of  a museum  of  industrial  art. 
(W.  W.  Watts.) 

Seidlitz,  W.  v.  Kunstmuseen.  Vorschlag  zur 
Begründg.  e.  Fürstenmuseums  in  Dresden.  (IV, 
52  S.  u.  20  S.  Äbbildgn.)  Lex.  8®.  Leipzig, 
E.  Ä.  Seemann  ’07.  3.50. 

Kunstchronik,  7.  Ein  neuer  Vorschlag  zur 
Förderung  der  Dresdener  Kunstsammlungen. 
(R.  Graul.) 

fihein.-Westfäl.  Zeitg.,  19.  1.  Das  Museum 
im  Industriebezirk.  (E.  Gosebruch.) 
Hegfelder,  Erich.  Die  Äufgaben  der  Stuttgarter 
Gemäldegalerie  gegenüber  d.  heimischen  Kunst. 
(57  S.)  8®.  Tübingen,  G.  Schnürten.  07.  60. — 
Schweiker,  Wilh.  Jak.  Schubart  - Museum. 
Äalener  Kunst-  u.  Ältertums-Sammlg.  Katalog, 
verbunden  m.  e.  Führer  durch  Stadt  u.  Gegend. 
(226  S.  m.  Äbbildgn.  u.  2 Bildnissen.)  8®.  Äalen 
(Württ.),  Stierlinsche  Buchdr.  '07.  (Nur  direkt.) 
bar  1.60. 


Denkmalpflege,  1.  Das  Museum  im  Dorf  St. 

Moritz  im  Oberengadin.  (Klimm.) 
Hheinlande,  10.  Die  Museumsfrage  in  der. 
Schweiz.  (H.  Preconi.) 

Ztsdir.  f.  bild.  Kunst,  4.  Die  Hamburger 
Kunsthalle.  (G.  Scheffler.) 

Bull,  de  l’Ärt,  355.  Les  Museen  nationaux 
en  1906/7. 

Arts,  70.  La  Collection  de  M.  R.-H.  Benson, 
Londres.  (L.  Cust.) 

Ztsdir.  d.  Vereins  f.  Volkskunde.  Das  neue 
vlämische  Museum'  für  Volkskunde  in  Änt- 
werpen.  (R.  Ändree.) 

Geffrog,  G.  Les  Musees  d’Europe,  Madrid,  le 
Prado,  av.  150  ill.  et  37  pl.,  en  20  livr.  ä 0 fr.  75, 
in-f®,  15  fr.;  rel.,  20  fr.  (31 /X).  Per  Lamm. 

Pica,  V.  La  galleria  d’arte  moderna  a Venezia. 
Fascic.  1 ä 4,  p.  13  ä 60.  Bergamo,  Istit.  ital. 
d’art  graf.  4®.  (Chaque  fascic.,  fr.  4.25.) 
Potgieter,  E.  J.  Het  rijksmuseum.  Met  een 
voorwoord  van  Älbert  Verweij.  Haarlem,  H. 
D.  Tjeenk  Willink  & Zoon.  8®.  [20xl3  >.] 
(VII,  144blz.,m.  18pltn.)  f.  1.50;  geb.  f.  1.90. 
In  weelde-band  f.  2.25. 

Mesdagh,  Äime.  L’organisation  de  collections 
sigillographiques  de  Paris,  Bruxelles  et  Vienne. 
(R.  des  bibliotheques  et  arch.  de  Belgique, 
1907,  t.  V,  n®  3.) 

Alhambra,  230.  Los  Tesoros  Ärtisticos  de 
Espana.  (Bachiller  Solo.) 

Kunst  u.  Künstler,  2.  Über  Galeriekataloge. 
(H.  Wölfflin.) 

Guide  du  musee  de  Pergame  des  musees  royaux 
de  Berlin.  Publie  par  Tadministration  gene- 
rale, traduit  par  G.  Engelhardt  et  Jean  Locquin. 
(54  S.  m.  Äbbildgn.  u.  3 Taf.)  kl.  8®.  Berlin, 

G.  Reimer.  07.  1.—. 

Handbücher  der  kgl.  Museen  zu  Berlin.  8®. 

Berlin,  G.  Reimer.  (2. Bd.)  Lessing,  Jul.:  Gold 
u.  Silber.  (Kunstgewerbe-Museum.)  2.  verm. 
Äufl.  (VII,  166  S.)  07.  2.-. 

Hgmans,  H.  Catalogue  des  estampes  d’ornement 
faisant  Partie  des  collections  de  la  bibliotheque 
royale  de  Belgique,  classe  par  nature  d’objets, 
suivi  d’un  Index  alphabetique  des  noms  d’au- 
teurs  et  accompagne  de  planches.  Bruxelles, 

H.  Lamertin.  In-8®,  491  p.  (12  fr.).  Publicat. 
du  Minist,  des  Sciences  et  des  arts. 

Wauters,  Ä.-J.  Catalogue  abrege  des  tableaux 
anciens  du  musee  de  Bruxelles.  Trois.  edition. 
Bruxelles,  G.  Van  Oest  et  Cie.  8®,  80  p.  (fr.  0.50). 
— Catalogue  abrege  des  tableaux  anciens  du 
musee  de  Bruxelles,  redige  par  Ä.-J.  Wauters. 
Quatrieme  edition  illustree.  — Bruxelles,  G. 
Van  Oest  et  Cie  (imprimerie  M.  Weissenbruch). 
In-8®,  83  p.  et  VIII  pl.  hors  texte.  (1  fr.) 
Destr^e,  Joseph.  Le  legs  Montefiore-Levi 
aux  Musees  royaux  et  l’art  tournaisien.  (R. 
tournaisienne,  1907,  n®  1.) 


122 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Bollett.  d’Ärte,  10.  Galleria  Nazionale  al 
Palazzo  Corsini  in  Roma.  Äcquisto  di  due 
quadretti  di  Salvator  Rosa  ed  Espositione  di 
antichi  paesaggi.  (F.  Hermann.) 

Ällg.  Ztg.  Mündien,  16. 10.  Sammlg.  Pourtales. 

Amtl.  Berichte  a.  d.  Kgl.  Kunstslgn.,  2.  Neue 
Erwerbungen  d.  Gemäldegalerie.  (Friedländer.) 
Vorgeschichtliche  Abteilung.  (Götze.) 

Ärt  moderne,  41.  Les  musees  en  Sizile 
(J.  Destree.) 

Deutsdie,  2.  Zwei  Heidemuseen.  Das  Kunst- 
gewerbehaus in  Worpswede.  Das  Heide- 
museum  zu  Wilsede.  (W.  Lennemann.) 

Musees  et  Mon.  de  France,  8.  Le  Musee 
Remois  au  Musee  de  Reims.  (H.  Jadart.) 

Revue  de  l’Ärt  anc.  et  mod.,  127.  Les  Musees 
de  Strasbourg.  II.  (A.  Girodee.) 

Revue  des  Bibliot.  et  Ärdiives,  4.  Le  Cabinet 
des  Medailles  de  I’Etat.  (V.  Tourneur.) 

United  States  National  Museum,  Proceedings, 
Vol.  32.  Illus.  8vo.  9X6,  pp.  767.  ^I  net. 
Wesley.  Dec.  07. 

Carnegie  Museum.  Annals.  Vol.  4,  No.  2. 
Rgl.  8vo.  QVaXö,  pp.  76,  subscription  per 
volume  14s.  6d.  net.  Wesley,  Dec.  07. 

Ärt  Journal,  I.  08.  Recent  acquisitions  by 
Mrs.  C.  P.  Huntington  from  the  Kann  Collec- 
tion.—Notes  on  pictures  in  the  Royal  Collections 
(Forts.)  (L.  Cust.) 

The  Connoisseur,  77.  Mrs.  Collis  P.  Huntingtons 
Collection.  (K.  Grant.) 

Pauli,  Gust.  Katalog  der  Gemälde  u.  Bildhauer- 
werke in  der  Kunsthalle  zu  Bremen.  (126  S. 
m.  6 Taf.)  8®.  Bremen,  F.  Leuwer.  ’07.  2. — . 

4.  Sammelschriften, 

Jahrbudi  der  bildenden  Kunst,  1907/08.  Hrsg. 
V.  Willy  Pastor.  6.  Jahrg.  (86  S.  m.  Abbildgn. 
u.  z.  TI.  färb.  Taf.  u.  168  Sp.)  30,5X23  cm. 
Berlin,  Fischer  & Franke.  ’07.  Geb.inLeinw.  6.—. 

Kalender  bayrischer  u.  sdiwäbisdier  Kunst, 
1908.  Herausg.  v.  Jos.  Schlecht.  Verlag  d. 
Gesellsch.  f.  christl.  Kunst,  München.  (Inhalt: 
Straubing,  v.  J.  Schlecht.  Herzog  Ludwig  der 
Bärtige  u.  s.  Grabmal,  v.  K.  Schlecht.  Alto- 
münster, V.  J.  Schlecht.  Aus  d.  Bayr.  National- 
Museum,  v.  Ph.  M.  Halm.  Zwei  Cimelien  des 
St.  Katharinenspitals  zu  Regensburg , von 
J.  A.  Endres.  Herzog  Ludwig  X.  v.  Bayern, 
V.  J.  Schlecht.  Aus  d.  Schatz  d.  Kgl.  Residenz- 
Hof-Kapelle,  v.  R.  Hoffmann.  Reliefskulptureh 
d.  Augsburger  Domes,  v.  A.  Hämmerle.  Ein 
Bildnis  d.  Mutter  d.  ersten  bayr.  Königs,  von 
Ph.  M.  Halm.) 

Frankfurter  Kalender,  1908.  Herausg.  von 
E.  Klotz,  Fr.  Kurz,  Th.  Schäfer.  Umschlag  u. 
Monatsbilder  v.  Fr.  Boehle.  Frankfurt  a.  M., 
Diesterweg.  M.  2.— 

Internationale  Wochensdir.,  27.  Der  Charak- 
ter der  mittelalterlichen  Kunst.  (G.  Dehio.) 


Woermann.  Führer  zur  Kunst.  Herausg.  v.  H. 
Popp.  8*^.  Bdchn.  7.—.  11.  12.  Woermann, 
Karl.  Von  deutscher  Kunst.  Betrachtung,  und 
Folger.  Mit  8 Tafeln  in  Tonätzung,  u.  52  Ab- 
bildungen im  Text.  (III,  85  S.)  07. 
Reinach,  J.  Repertoire  de  peinture  du  moyen 
äge  et  de  la  Renaissance,  t.  II,  10  fr.  E.  Leroux. 
Saturday  Review,  105.  Old  Masters  at  Burling- 
ton House  [Rubens,  Rembrandt,  Seghers,  Botti- 
celli, Filippino  Lippi,  Hogarth,  Canaletto].  (L. 
Binyon.) 

Brown,  J.  Wood.  The  Builders  of  Florence. 
IIV2X9.  pp.  444.  18s.  (Methuen.) 

4a.  Kunstgeschichten. 

Lübke,  Wilh.  Grundriß  d.  Kunstgeschichte.  Voll- 
ständig neu  bearb.  v.  Prof.  Dr.  Max  Semrau. 
I.  Die  Kunst  des  Altertums.  14.  Aufl.  Mit 
13  Kunstbeilagen  u.  572  Abbildgn.  im  Text. 
(IX,  458  S.)  Lex.  8».  Eßlingen,  P.  Neff.  ’08. 
Geb.  in  Leinw.  8.—. 

Kuhn,  A.  Kunst-Geschichte.  40.  Lfg.  Einsied., 
Verl.-Anst.  Benziger  & Co.  2.—. 
Liditenberg,  R.  Frh.  von,  u.  E.  Jaff6.  Hundert 
Jahre  deutsch  - römischer  Malerei.  Textbd.  u. 
Mappenwerk.  Berlin,  Oesterheld  & Co.  M.  18.—. 
Rooses,  Max.  De  schilderkunst  van  1400  tot 
1800.  De  voornaamste  schilderijen  der  groote 
meesters  in  de  musea  en  particuliere  verzame- 
lingen  van  Europa,  door  Max  Rooses,  con- 
servateur  van  het  museum  Plantin-Moretus. 
Antwerpen,  De  Nederlandsche  boekhandel. 
In-4®.  Aflevering  II;  bldz.  33  tot  64,  prenten 
en  portr.  (fr.  0.90). 

Daun,  B.  Die  Kunst  des  19.  Jahrh.  12  Lfg. 

Berl.,  Wattenbach.  1.20. 

Kisa,  em.  Museumsdir.  Dr.  Ant.  Die  Kunst  der 
Jahrhunderte.  Bilder  aus  der  Kunstgeschichte. 
(VIII,  820  S.  m.  32  Taf.)  gr.  8».  Stuttgart, 
W.  Spemann  (’07).  Geb.  in  Leinw.  10.50. 
Svenska  Dagbladet,  1908,  Nr.  334.  „J.  Thiis. 
norske  Malere  og  Billedhuggere“  (rec.  v.  Tor 
Hedberg). 

Weizsäcker,  Heinr.,  u.  Alb.  Dessoff.  Kunst  u. 
Künstler  in  Frankfurt  am  Main  im  19.  Jahrh. 
Hrsg,  auf  Veranlassg.  des  Frankfurter  Kunst- 
vereins. 1.  Bd.  32x22  cm.  Frankfurt  a.  M., 
H.  Keller.  1.  Weizsäcker,  Heinr.  Das  Frank- 
furter Kunstleben  im  19.  Jahrh.,  in  seinen  grund- 
legenden Zügen  geschildert.  (VII,  118  S.  mit 
53  Lichtdr.-Taf.)  (07.)  Geb.  in  Leinw.  f.  voll- 
ständig 24.—. 

Warnecke,  Geo.  Kunstgeschichtliches  Bilderbuch 
f.  Schule  u.  Haus.  6.  verm.  Aufl.  (49  S.  mit 
III  S.  Text)  34,5x27,5  cm.  Leipzig,  E.  A. 
Seemann  ’07.  Kart.  2. — ; geb.  in  Leinw.  2.70. 
— Vorschule  der  Kunstgeschichte.  Textbuch  zu 
dem  kunstgeschichtl.  Bilderbuch.  6.  verm.  Aufl. 
(VI,  140  S.)  8®.  Leipzig,  E.  A.  Seemann  ’07. 
Kart.  1.20. 


Bibliographie 


123 


Möller,  Dr.Älfr.  Die  bedeutendsten  Kunstwerke, 
m.  besond.  Rücksicht  auf  R.  Zeehes  Lehrbuch 
der  Geschichte  zusammengestellt  u.  bildweise 
erläutert.  II.  (Schluß-)  TL:  Mittelalter  u.  Neu- 
zeit. (144  S.)  Lex.  8®.  Laibach,  I.  v.  Klein- 
magr  & F.  Bamberg  '07.  Geb.  in  Leinw.  5.—. 
Ficrens-Gevaert.  L’art  au  XXe.  siede  et  son 
expression  en  Belgique.  (Belgique  artist.  et 
litt.,  1907,  n»  26. 

4b.  Kunsttopographie. 

Bau-  u.  Kunstdenkmäler  des  Reg.-Bez.  Wies- 
baden. Hrsg.  V.  d.  Bezirksverband  des  Reg.- 
Bez.  Wiesbaden.  Lex.  8®.  Frankfurt  a.  M., 
H.  Keller.  III.  Luthmer,  Ferd.:  Die  Bau-  und 
Kunstdenkmäler  des  Lahngebiets.  Oberlahn- 
kreis—Kreis  Limburg —Unterlahnkreis.  Im  Auf- 
träge des  Bezirksverbandes  des  Reg.-Bez. 
Wiesbaden  bearb.  (XX,  297  S.) 

Darstellung,  beschreibende,  der  älteren  Bau- 
u.  Kunstdenkmäler  des  Königr.  Sachs.  Unter 
Mitwirkg.  des  k.  sächs.  Ältertumsvereins  hrsg. 
V.  d.  sädis.  Ministerium  des  Innern.  Lex.  8®. 
Dresden  (C.  C.  Meinhold  & Söhne).  30.  Heft. 
Gurlitt,  Cornelius:  Zittau  (Stadt).  (II.,  292  S. 
m.  Abbildgn.  u.  8 Taf.)  07.  10.—. 

Annal.  d.  Hist.  Vereins  f.  d.  Niederrhein,  23. 
Das  Pfarrarchiv  von  S.  Maria  im  Kapitol. 

III.  Kircheninventare. 

Ludorff,  Ä.  Prov.-Baur.  Prov.-Konservat.  Baur. 
Die  Bau-  u.  Kunstdenkmäler  von  Westfalen. 
Hrsg,  vom  Prov.-Verbande  der  Prov.  West- 
falen. 31,5X25  cm.  Münster.  (Paderborn, 
F.  Schöningh.)  (XXIV.)  Kreis  Lübbecke.  Mit 
geschichtl.  Einleitgn.  von  Reg.-Ässess.  a.  D., 
Mitgl.  d.  Heroldsamts,  Dr.  Frhr.  v.  der  Horst. 
3 Karten,  168  Abbildgn.  auf  27  Taf.  u.  im  Text. 
(VII,  82  S.)  ’07.  nn  2.40;  geb.  nn  6.40. 
Kunst-  u.  Altertums -Denkmale  im  Königr. 
Württemberg.  Ergänzungs- Atlas.  23.  u.  24. 
Lfg.,  57.  u.  58.  Lfg.  des  Gesamtwerkes.  (10  Taf.) 
37X51,3  cm.  Eßlingen,  P.  Neff  ’07.  Je  1.60. 
Bau-  u.  Kunstdenkmäler  des  Herzogt.  Braun- 
schweig, im  Aufträge  des  herzoglichen  Staats- 
ministeriums hrsg.  V.  Museums-Dir.  Prof.  Dr. 
P.J.  Meier.  Lex.  8®.  Wolfenbüttel,  J.  Zwißler. 

IV.  Bd.  Steinacker,  Dr.  Karl:  Die  Bau- u.  Kunst- 
denkmäler des  Kreises  Holzminden.  Mit  14Taf. 
u.  247  Textabbildgn.  (XXII,  430  S.)  ’07.  15.-. 

Ardiiv  f.  Christi.  Kunst,  10  u.  11.  Beiträge 
zur  Kunsttopographie  und  Künstlergeschichte 
des  bagr.  Kreises  Schwaben.  (A.  Schröder.) 
Schuster,  E.  Burgen  und  Schlösser  Badens 
5 Lfg.  Karlsr.,  Gutsch.  1.—. 
Kunsttopographie,  österreichische.  Hrsg,  von 
der  k.k.  Zentral-Kommission  f.  Kunst-  u.  histor. 
Denkmale  unter  der  Leitg.  ihres  Präsidenten, 
Sr.  Exz.  Jos.  Alex.  Frhrn.  v.  Helfert.  Red.  v. 
Prof.  Dr.  Max  Dvorak.  32x24,5  cm.  Wien, 
A.  Schroll  & Co.  1.  Bd.  Tietze,  Dr.  Hans:  Die 
Denkmale  des  politischen  Bez.  Krems.  Mit  e. 


Beiheft:  Die  Sammlgn.  des  Schlosses  Grafen- 
egg. Mit  Beiträgen  v.  DD.  Mor.  Hoernes  u. 
Max  Nistler.  1 Karte,  29  Taf.,  480  Abbildgn. 
im  Text.  (XXIV,  609  S.)  ’07.  Ohne  Beiheft  32.— . 
Kunststätten,  berühmte,  gr.  8®.  Leipzig,  E.A. 
Seemann.  Nr.  37.  Brinton,  Selwyn:  Mantua. 
Mit  85  Abbildgn.  (VII,  184  S.)  ’07.  Kart.  4.—. 
Nr.  38.  Renard.Edm.:  Köln.  Mit  188  Abbildgn. 
(VIII,  216  S.)  ’07.  Kart.  4.-. 

— dasselbe.  (Neue  Aufl.  gr.  8®.  Ebd.  Nr.  5. 
Ree,  Paul  Johs.:  Nürnberg.  3.,  verb.  u.  verm. 
Aufl.  Mit  181  Abbildgn.  (VIII,  260  S.)  ’07. 
Kart.  4.-. 

Burlington  art  miniatures,  No.  6.  Amsterdam 
and  The  Hague.  in  case,  Is  6d  net.  Fine 
Arts  Pub.  Co. 

Hist.-polit.  Blätt.  f.  d.  kathol.  Deutschi.,  1. 

Siena  (W.  v.  Keppler). 

Hare,  A.J.C.  Florence.  7thedit.  12mo.  6V2X4V4. 

pp.  318,  3s.  6d.  G.  Allen,  Dec.  07. 

Revue  de  l’art  chr^tien,  6.  Inventaires  et 
monographies  d’eglises. 

Gauthier,  R.  Monographie  de  Busloup  (Loir- 
et-Cher).  Son  prieure;  Sa  commanderie;  Ses 
chäteaux;  par  l’abbe  R.  Gauthier,  eure  de 
Busloup.  Blois,  impr.  Riviere.  1907.  In-8,  12  p. 

M^moires  de  la  Societe  archeologique  et  histo- 
rique  de  l’Orleanais.  T.  31.  Orleans,  im- 
primerie  Pigelet  et  fils;  librairie  Herluison. 
1907.  In-8,  249  p. 

4c.  Quellenschriften. 

Vasari,  Giorgio:  Die  Lebensbeschreibungen  der 
berühmtesten  Architekten,  Bildhauer  u.  Maler. 
Deutsch  herausgeg.  v.  A.  Gottschewski  u.  G. 
Gronau.  V.  Bd.  Die  Oberitalien.  Maler.  Übers. 

V.  Geo.  Gronau.  (X,  452  S.)  8®.  Straßburg, 
J.  H.  E.  Heitz  ’08.  10.50;  geb.  bar  12.-. 
Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  u.  Kunsttechnik 
des  Mittelalters  u.  der  Neuzeit.  Begr.  v.  Rud. 
Eitelberger  v.  Edelberg.  Nach  dem  Tode  Dr. 
Alb.  Ilgs  fortgesetzt  v.  Dr.  Camillo  List.  Neue 
Folge,  gr.  8®.  Wien,  K.  Graeser  & Co.  — 
Leipzig,  B.  G.  Teubner.  XIV.  Bd.  Ertinger, 
des  BiMhauergesellen  Fr.  Ferd.,  Reisebeschrei- 
bung durch  Österreich  u.  Deutschland.  Nach 
der  Handschrift  CGM.  3312  der  kgl.  Hof-  u. 
Staatsbibliothek  München  hrsg.  v.  E.  Tietze- 
Conrad.  (XXV,  91  S.)  07.  4.—. 

Archiv.  Storico  p.  la  Sicilia  Orient.  IV,  1.  In- 
ventar! mininesi  ineditidel  Quattrocento.  [Forts.] 
(F.  Gabotto.) 

Oud-Holland,  4.  Waardschatting  von  Schil- 
derijen  in  de  XVIIe  Eeuw.  (A.  Bredius.) 
Ztschr.  d.  Vereins  f.  Volkskunde,  4.  Ein 
Innsbrucker  Hausinventar  aus  dem  Jahre  1626. 
(A.  Sikora.) 

Cechische  Revue,  10.  Ein  Inventar  der  Kunst- 
denkmäler Böhmens.  (Z.  Wirth.) 


124 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Miscellanea  d.  Storia  Ital.,  11.  Inventario 
dei  beni  mobili  di  Bianca  die  Monferrato. 
(G.  Giacosa.)  Documenti  inediti  riguardanti 
la  Chiesa  di  ventimiglia.  (G.  Rossi.) 

Monuments  et  Memoires  publies  par  rÄca- 
demie  des  inscriptions  et  belles-lettres  sous 
la  direction  de  Georges  Perrot  et  Robert  de 
Lastegrie,  membres  de  l’Institut.  Ävec  le 
concours  de  Paul  Jamot,  secretaire  de  la 
redaction.  T.  13.  2e  fascicule.  Chartres,  impr. 
Durand.  Paris,  libr.  Leroux.  In-4,  p.  117  ä 256 
avec  fig.  1907.  Fondation  Eugene  Piot. 

4d.  Lexika. 

Spemann's,  W.,  Kunstlexikon.  Ein  Handbuch 
f.  Künstler  u.  Kunstfreunde.  (20  Lfgn.)  1.  Lfg. 
gr.  8*^.  Stuttgart.  07. 

Nagler,  G.  K.:  Künstler-Lexikon.  2.  Äuflage. 
75  — 78.  Lfg.  Linz,  Zentraldruckerei  vormals 
Mareis.  Je  nn  1. — . 

Forrer,Dr.Rob.:  Reallexikon  der  prähistorischen, 
klassischen  und  frühchristlichen  Ältertümer. 
(VIII.  943  S.  m.  3000  Äbb.)  Lex.  8».  Stuttgart, 
W.  Spemann  (’07).  Geb.  28.—. 

Bibliographie,  internationale,  der  Kunstwissen- 
schaft. Herausgeg.  v.  Dr.  Otto  Fröhlich.  4.  Bd. 
Jahr  1905.  (IX,  433  S.)  gr.  8».  Berlin,  B.  Behrs 
Verl.  ’08.  18.- 

5.  Denkmalpflege. 

Ämi  d.  Monum.  et  d.  Ärts,  118.  La  Conser- 
vation des  monuments. 

Ärte  e Storia,  19—20.  Grandezza  e deca- 
denza  dell’affresco.  (0.  Caroselli.)  II  Campa- 
nile d.  S.  Marco  risorge.  (N.  Bertoglio  Pisani.) 

Ärts,  69.  Vandalisme  official.  Un  tresor  d’art 
ä sauver.  Les  epaves  du  Musee  des  Monu- 
ments Fran^ais.  (Ch.  Saunier.) 

Builder,  Okt.  The  preservation  of  our  Cathe- 
drals  a National  Interest. 

Museumskunde,  4.  Über  die  Pflege  gewirkter 
Teppiche.  (J.  Böttiger  u.  J.  Köhler.) 

Trierisdies  Jahrbuch,  1908.  Grundsätze  für 
die  Restaurierung  alter  Bauwerke.  (M.  Stokes.) 

— Gesetzlicher  Denkmal-  u.  Landschaftsschutz 
in  Preußen.  (Ä.  Kneer.) 


Jahrb.  d.  K.  K.  Zentralkommission,  2.  Stil- 
einheit und  Stilreinheit  in  ihren  Beziehungen 
zur  Denkmalspflege.  (J.  Neuwirth.) 

Christi.  Kunstbl.,  Dez.  07.  Die  Pflege  der 
Kunst  durch  die  Geistlichen.  (D.  Koch.) 

Tag,  8.,  für  Denkmalpflege.  Mannheim  19.  u. 
20.  IX.  1907.  Stenographischer  Bericht.  Mit 
Unterstützung  d.  bad.  Regierung.  (187  S.  m. 
Äbb.  u.  4 Taf.)  Lex.  8®.  Berlin.  (W.  Ernst  & 
Sohn)  (’07).  Bar  nn  3.—. 

Baugewerksztg.,  4.  Das  Pastoratsgebäude 
in  Ältengamme  u.  die  Bestrebungen  des  Vereins 
f.  Vierländerkunst  u.  Heimatkunde.  (0.  Hahn.) 

Christi.  Kunstbl.,  10.  Die  Wiederherstellungs- 
arbeiten an  St.  Lorenz  in  Nürnberg.  (Schmitz 
u.  Schulz.) 

Magdeb.  Ztg.,  17.12.07.  Die  Wiederherst. 
d.  St.  Michaelskirche  z.  München  (O.  Doering.) 

Rheinlande,  11.  Noch  einmal  die  Wormser 
Dombaufrage.  (C.  Gurlitt.)  — Heimatschutz  am 
Bodensee.  (N.  Jacques.) 

Ztsdir.  f.  diristl.  Kunst,  9.  Die  Erweiterungs- 
bauten der  Stadtpfarrkirche  zu  Leobsdiütz  in 
Oberschlesien  u.  der  Pfarrkirche  St.  Mauritius 
in  Friedrichsberg  bei  Berlin.  (M.  Hasack.) 

Deutsche  Bauztg.,  1.  2.  Zur  Erhaltung  des 
„Schönhofes“  in  Görlitz.  (K.  Loris.) 

Denkmalpflege,  14.  Vom  Äbschlusse  d.'achten 
Denkmaltages  in  Mannheim,  in  Wimpfen  und 
Zwingenberg.  (0.  Behr.)  — Die  Krypta  des 
ehemaligen  Domes  in  Goslar.  (Klemm.)  — 
Schutz  und  Erhaltung  alter  Wandmalereien 
im  Ärchidiakonatgebäude  in  Oschatz. 

— 15.  Instandsetzungsarbeiten  in  der  Pfarr- 
kirche in  Dielingen  in  Westfalen.  (Kanold.) 
— Geraderichtung  der  Pallasmauer  an  der 
Burg  i.Ändernach  d. Wasserdruck.  (Hillenkamp.) 

Kunstchronik,  7.  Vom  Ulmer Münster.  (M.  Bach.) 

Ztsdir.  f.  Gesch.  d.  Ärchitektnr,  3.  La  res- 
tauration  du  Hohkönigsbourg  et  les  critiques 
de  M.  Otto  Piper.  (H.  de  Gegmüller.) 

Habets,  Ä.  — Restaurations  importantes  ä 
l’abbage  et  au  refuge  de  Herckenrode  ä Hasselt. 
(Äncien  pays  de  Looz,  1907,  n<^  4-5-6.) 

Lucion,H. — La  devastation  despaysages.  (B.off. 
du  Touring  Club  de  Belgique,  1907,  n®  20.) 

Christi.  Kunstblatt,  11.  Die  Restauration  von 
Leonardos  Abendmahl. 


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DERKUNSrSÄAMLER 

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ORGAN  FÜR  DEN  INTERNATIONALEN  KUNSTMARKT 
UND  DIE  INTERESSEN  DER  SAMMLER. 

DIE  ÄUFTEILUNG  DER  SAMMLUNG 
□ RUDOLF  KANN  □ 

Die  Schätze  der  Sammlung  Rudolf 
K a n n , die  Ende  vorigen  Jahres  aufgelöst  worden 
ist,  wohin  sind  sie  gekommen?  Das  ist  die 
Frage,  die  heute  alle  Kunstfreunde  bewegt. 
Nadi  Amerika  ist  die  Antwort  — und  leider 
die  richtige  — , aber  Bestimmtes  hat  bisher  nidit 
darüber  verlautet.  Jetzt  gerade  beginnt  das 
Burlington  Magazine  eine  Serie  von  Artikeln, 
weldie  die  Bilder  bei  ihren  neuen  Besitzern 
jenseits  des  großen  Wassers  besdireiben  sollen. 
Der  erste  Aufsatz  ist  den  Kunstwerken  ge- 
widmet, die  Mrs.  C.P.  Huntington  in  Newgork,  und 
ihr  Sohn  Archer  Huntington  erworben  hat.  Außer 
hervorragenden  französischen  Möbeln  und  De- 
korationsstücken des  18.  Jahrhunderts  hat  die 
Witwe  des  bekannten  Eisenbahnkönigs  Rem- 
brandts  berühmten  „Philosophen  neben  der  Büste 
Homers“  und  sein  köstlidhes,  leicht  hingehauchtes 
Bildnis  der  „Hendrikje“  erworben;  dazu  die 
beiden  besten  Bildnisse  der  Sammlung  von 
Frans  Hals:  den  jungen  Mann  und  das  Frauen- 
portät,  endlidi  die  Madonna  von  Roger  van  der 
Wegden.  Mr.  Ardier  Hutchinson,  der  bekannte 
Verehrer  und  Sammler  spanischer  Kunst,  hat 
sidi  alle  drei  spanischen  Bilder  der  Sammlung 
gesidiert:  das  pikante  Mädchenbildnis  von 
Velazquez,  den  Kardinal  Quevera  von  Greco 
und  den  Toreador  Romero  von  Goya.  Die  beiden 
Hauptkäufer  waren  aber  Pierpont  Morgan  und 
Henry  Altman.  Ersterer  hatte  wohl  die  erste 
Auswahl  und  hat,  gegen  Erwarten,  nur  wenige 
Holländer',  aber  die  schönsten  Primitiven  ge- 
wählt: neben  dem  Meisterwerke  Metsus  (la  visite 
ä i’accoudiee)  die  große  Verkündigung  von  Roger 
van  der  Wegden,  die  Ruhe  auf  der  Flucht  von 
Gerard  David,  das  Jünglingsporträt  von  Memling, 
das  berühmte  Bildnis  der  jungen  Tornabuoni 
von  Dom.  Ghirlandajo,  ein  dem  Andrea  del 
Castagno  zugeschriebenes  männliches  Portät, 
wahrscheinlich  auch  die  Apfelschälerin  von 
N.  Maes.  Mr.  Henry  Altman,  der  Besitzer  des 
größten  Warenhauses  in  Newgork,  hat  nicht 
weniger  bedeutende  Bilder  für  sich  gewählt: 
u.  a.  von  Rembrandt  den  „Pilatus  die  Hände 
waschend“,  die  „Nägelschneiderin“  und  den 


„Titus“,  den  großen  Hobbema,  den  „Wasserfall“ 
von  Jacob  Ruisdael,  den  Pieter  de  Hooch,  die 
Tänzerin  von  Gainsborough.  In  Europa  sind 
nur  wenige  Bilder  geblieben.  Die  Komtesse  de 
Beara  in  Paris  hat  den  berühmten  Fragonard 
gekauft,  und  das  Berliner  Museum  veröffentlicht 
soeben  eine  Liste  seiner  Erwerbungen:  von 
Rembrandt  die  Samariterin  am  Brunnen  und 
den  Cristuskopf,  von  Jacob  Ruisdael  die  „Wind- 
mühlen“, von  A.  van  der  Neer  den  „Winter- 
abend auf  dem  Eise“,  den  „Winter“  von  Ph. 
Wouwerman,  die  toten  Vögel  neben  einer 
Melone  von  Jan  Fgt,  die  „Familie“  von  Gonzales 
Coques,  sowie  das  große  Porträt  eines  jungen 
Deutschen  mit  langem  blonden  Haar  und  Trient 
im  Hintergründe,  von  einem  Schüler  Bellinis 
um  1500.  Das  Städel- Museum  hat  das  eine 
Rubens-Porträt  von  einer  Schwester  R.  Kann’s 
zum  Geschenk  bekommen;  und  ein  Schwager 
desselben,  Martin  Bromberg,  hat  u.  a.  den  köst- 
lichen kleinen  Jan  Steen,  den  schönsten  Sal.  von 
Ruysdael,  den  farbenprächtigen  Hummer  von 
Fgt,  den  Greisenkopf  Rembrandts  von  1643 
erworben.  Unter  den  weniger  bedeutenden 
Bildern  der  Sammlung  wird  noch  eine  Anzahl 
in  Paris  sein  oder  jetzt  an  europäische  Liebhaber 
gekommen  sein,  da  dieselben  von  einigen  Pariser 
Händlern  zum  Weiterverkauf  übernommen 
worden  sind,  darunter  auch  die  beiden  geistvollen 
kleinen  Studienköpfe  von  Greisen.  Auch  ist 
bekanntlich  das  Porträt  eines  sitzenden  Mannes 
von  Th.  de  Kegser  als  Vermächtnis  des  ver- 
storbenen Besitzers  an  den  Louvre  gekommen. 
Alles  in  allem  tritt  aber  das,  was  von  der 
Sammlung  in  Europa  verblieben  ist,  wesentlich 
zurück  gegen  das,  was  nach  Amerika  ge- 
kommen ist.  ** 

s 

EIN  WIEDERGEFUNDENER  POR- 
ZELLANAPOSTEL VON  KAENDLER 

Von  Richard  Graul. 

Als  August  der  Starke  den  Plan  faßte,  das 
holländische,  später  „japanische“  Palais,  das  er 
dem  Grafen  Flemming  abgekauft  hatte,  mit 
seinen  Sammlungen  ostasiatischen  Porzellans 
auszustatten,  trat  auch  gleich  die  Absicht  zutage. 


126 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


KÄENDLER:  Standbild  des  Äpostels  Petrus  (Rechte  Hand  ergänzt.) 
Dresden,  Königl.  Gefäßsammlung 


1 


KÄENDLER:  Äpostelstatue  aus  Porzellan,  Höhe  96  cm 
Leipzig,  Stadt.  Kunstgewerbe-Museum  □ 


i 

I die  Meißner  Manufaktur  zu  mannigfachen  de- 
j korativen  Arbeiten  heranzuziehen.  Besondere 
' Ansprüche  an  die  junge  Manufaktur  stellte  die 
Dekoration  einer  Hauskapelle,  in  der  die  Kanzel, 
die  Orgelpfeifen,  der  Altar  aus  weißem  Porzellan 
mit  Gold  ausgestattet  werden  sollten.^)  Außer- 
dem sollten  in  dieser  Kapelle  die  beinahe  lebens- 
großen porzellanenen  Statuen  der  zwölf  Apostel 
auf  hohen  Sockeln  zur  Aufstellung  kommen. 

Von  den  Modelleuren  der  Fabrik  kam  für 
dieses  schwierige  Unternehmen  nur  Johann 
Joadiim  Kaendler  in  Betracht,  der  im  Sommer 


Jean  LouisSponsel,  Kabinettstüdie  der  Meißner 
Porzellan -Manufaktur  von  Johann  Joadiim  Kaendler. 
Leipzig  1900,  S.  25  ff.  und  passim. 


1731  angestellt  wurde.  Er  scheint  sich  gleich 
an  die  fast  lebensgroßen  Apostelfiguren  ge- 
madit  zu  haben,  denn  in  einem  Verzeichnis  der 
plastischen  Arbeiten  vom  13.  Dezember  1731 
{Sponsel,  S.  52,  53)  werden  auf  geführt  ein  in 
Ton  modellierter  3^2  Ellen  hoher  Apostel  Pau- 
lus und  ein  in  Porzellan  gebrannter  Apostel 
Petrus,  der  infolge  des  Brandes  auf  2^1.  Ellen 
geschwunden  war.  Von  dem  letzteren  Petrus 
waren  drei  Exemplare  gebrannt  worden.  Kaend- 
ler erwähnt  diesen  Petrus  „mit  den  beiden 
Sdilüsseln  und  auf  romanische  Art  gekleidet“ 
am  22.  Juni  1731  (Sponsel,  S.  72),  als  er  zu- 
sammenstellte, was  er  bisher,  d.  h.  bis  zu  seiner 
definitiven  Anstellung  in  der  Meißner  Manu- 
faktur angefertigt  hatte.  Diese  Petrusfigur,  die 


128 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


in  der  Dresdener  Gefäßsammlung  bewahrt  wird, 
hat,  da  sie  nidit  genug  trod^en  war,  im  Brand 
stark  gelitten:  sie  ist  verzogen,  der  Sodiel  ist 
ganz  schief,  und  über  und  über  zeigt  die  Figur 
Brandrisse.  Die  Ärkanisten  der  Fabrik  hatten 
ihre  liebe  Not  mit  diesen  großen  Arbeiten,  die 
meist  mißlangen,  was  aber  weder  den  Eifer 
Kaendlers  noch  den  des  Königs  abzukühlen  ver- 
mochte. 

Bisher  galt  die  Dresdener  Petrusstatue  als 
das  einzige  erhaltene  Stück  aus  Kaendlers  großer 
Äpostelfolge.  Kürzlich  ist  nun  dem  Leipziger 
Kunstgewerbemuseum  die  Erwerbung  einer 
zweiten  Figur  aus  dieser  Serie  geglückt.  Daß 
dieser  effektvoll  bewegte  Barockapostel  durch- 
aus den  Stil  Kaendlers  zeigt,  braucht  nicht  erst 
bewiesen  zu  werden:  es  genügt  der  Vergleich 
mit  anderen  bekannten  Arbeiten  von  Kaendler. 
Im  Vergleich  zu  dem  Dresdener  Petrus  er- 
scheint der  Leipziger  Apostel  pathetischer 
und  großzügiger  in  der  Drapierung.  Auch 
dieser  Apostel  hat  im  Brande  gelitten,  wenn 
auch  nicht  so  stark  wie  der  Dresdener  Pe- 
trus. Die  Menge  seiner  Brandrisse  gibt  denen 
des  Dresdener  Petrus  wenig  nach.  Da  der 
Leipziger  Apostelfigur  die  Attribute  fehlen 
und  da  aus  einer  am  18.  August  1732  einge- 
reiditen  „Specificatio“  der  für  das  Japanische 
Palais  bestimmten  Waren  hervorgeht,  daß  noch 
andere  Apostel,  große  und  kleinere,  im  ganzen 
neun,  worunter  „ein  Stück  von  3 Ellen  und  ein 
Stück  von  3^2  Ellen  lang“,  gemacht  worden 
sind,  können  wir  die  Leipziger  Statue  nicht 
ohne  weiteres  mit  dem  in  den  Akten  ausdrück- 
lich erwähnten  Paulus  identifizieren.  Immerhin 
bleibt  die  Möglichkeit  bestehen,  daß  wir  in  der 
Leipziger  Figur  den  Paulus  vor  uns  haben,  denn 
von  den  anderen,  die  nur  als  „roh“  oder  „ver- 
glüht“ in  der  „Specificatio“  gezählt  werden, 
hören  wir  nichts  wieder,  und  es  ist  nicht  un- 
wahrscheinlich, daß  sie  im  Gutbrande,  falls  er 
überhaupt  ausgeführt  wurde,  ganz  mißglückten. 

Wie  dem  auch  sei,  dem  Leipziger  Kunst- 
gewerbemuseum ist  durch  diese  virtuose  Arbeit 
ein  weiteres  Beispiel  der  plastischen  Kunst 
Kaendlers  aus  seiner  ersten  Periode  zu- 
gefallen. Schon  früher  kaufte  es  ein  paar  präch- 
tige Barockvasen,  die  in  ihrer  Formengebung 
dem  dekorativen  Stil  Poeppelmanns  am  Zwinger 
nahestehen,  die  aber  ebenfalls  für  die  erste  Pe- 
riode der  Kunst  Kaendlers  charakteristisch  sind, 
die  wir  bis  in  die  Mitte  der  dreißiger  Jahre  an- 
setzen. Mit  den  letzten  dreißiger  Jahren  wird 
der  Stil  Kaendlers  allmählig  malerischer,  zuweilen 
auch  bombastischer,  auch  nimmt  die  Teilnahme 
von  Mitarbeitern  an  seinen  Werken  zu.  Die 
bekanntere  kleine  Folge  der  zwölf  Apostel 


(wie  sie  im  Wiener  Hofmuseum  bei  einander 
stehen),  die  1741  fertig  wurde  und  für  deren  Ge- 
staltung italienische  Vorbilder  nachgewiesen  wer- 
den können,  zeigt  schon  deutlich  die  veränderte 
Stilweise,  die  dann  in  Werken  weiter  entwickelt 
ist,  wie  in  der  Madonna  mit  dem  heiligen  Anto- 
nius, in  der  Pieta,  in  dem  Tod  des  heiligen 
Franziskus,  in  der  Kreuzigung  Christi,  — stau- 
nenswerte Arbeiten,  die  alle  im  Dresdener  Johan- 
neum  zu  sehen  sind.  Auch  von  dieser  Art 
Kaendlerischer  Figurenplastik  besitzt  das  Leip- 
ziger Kunstgewerbemuseum  seit  1906  ein  gutes 
Beispiel  in  der  ergreifenden  Gestalt  des  Christus 
am  Kreuz,  um  den  Johannes  und  Maria  schmerz- 
voll klagen,  eine  Gruppe,  die  dem  Museum  von 
Frau  Martina  Limburger  1906  zum  Geschenk 
gemacht  worden  ist. 

s 

EIN  JUBILAUMSKÄTÄLOG 

Soeben  erschien  der  dritte  Teil  des  Katalogs 
500,  den  das  Frankfurter  Buchantiquariat  Joseph 
Baer  & Co.,  Frankfurt  a.  M.,  anläßlich  seines 
120jährigen  Bestehens  herausgegeben  hat.  Der 
reich  illustrierte  Katalog  (5  Tafeln’,  66  Text- 
abbildungen) entspricht,  was  Ausstattung  und 
Inhalt  betrifft,  dem  bereits  vor  einiger  Zeit  er- 
schienenen ersten  und  zweiten  Teil  desselben 
Bücherverzeichnisses.  Er  enthält  dieBeschreibung 
vonDrucken  des  16.  Jahrhunderts  mit  Illustrationen 
französischer,  italienischer  und  spanischer  Künstler. 
Die  einzelnen  Werke  sind  wieder  nach  kunst- 
historischen Gesichtspunkten  beschrieben  und 
unter  die  Namen  der  einzelnen  Künstler,  die  sie 
illustriert  haben,  geordnet.  Im  ganzen  werden 
89  verschiedene  Künstlernamen  aufgeführt  nebst 
kurzen  Notizen  über  die  Lebensdaten  und  biblio- 
graphischen Angaben  der  über  sie  erschienenen 
Literatur.  Bei  der  Auswahl  der  Illustrationen 
sind  meist  unpublizierte  und  kulturhistorisch 
besonders  interessante  Bilder  reproduziert 
worden. 

Den  Anfang  machen  die  französischen  Bücher. 
Darunter  befinden  sich  einige  sehr  seltene 
Ritterromane  wie:  Lorris,  le  romant  de  la 
rose,  (Nr.  1544),  Meliadus,  das  Buch  des  Königs 
Meliadus  (Nr.  1550),  die  Lyoner  Ausgabe  der 
4 Haimons-Kinder  (Nr.  1572),  die  erste  Ausgabe 
von  Amadis  de  Gaule  (Nr.  1593—94)  und  das 
Buch  Ysaie  le  triste  (Nr.  1605).  Außerdem  ist 
erwähnenswert  ein  sehr  hübsches  Buch  mit  Illu- 
strationen von  Leonard  Gaultier  und  Jean  Gour- 
mont,  das  Werk  von  Ramelli  über  alle  möglichen 
künstlichen  Maschinen,,  welches  in  Paris  1588 
erschien  (Nr.  1517).  Der  Katalog  bringt  eine 
ganzseitige  Abbildung  eines  Kupferstiches  aus 


Der  Kunstsammler 


129 


Gravüre  sur  bois  (maniere  de  Jean  Bourdidion)  des  no.  1469  et  1547 
Katalog  500  III.  Teil  des  Äntiquariates  von  Joseph  Baer  & Co. 


diesem  Werke.  Ferner  enthält  diese  Äbteilung 
zahlreiche  Livres  d’heures,  Bücher  mit  Illustra- 
tionen von  Mercure  Jollat,  Jean  Moni,  Bernard 
Salomon  und  vor  allem  von  Geoffroy  Tory,  dem 
Hauptmeister  der  französischen  Renaissance. 
Wir  bilden  hier  einen  prächtigen  Holzschnitt  ab, 
die  Madonna  mit  einem  Stifter,  der  sich  in 
einer  im  Jahre  1522  in  Lyon  erschienenen  Bibel 
(Nr.  1469)  befindet  und  deshalb  bemerkenswert 
ist,  weil  er  an  die  Ärt  des  berühmten  Miniatur- 
malers Jean  Bourdidion  erinnert. 

Die  Meister  der  italienischen  Holzschnitt- 
bücher sind  selten  mit  Namen  bekannt.  Meistens 
haben  sie  sich  nur  durch  Initialen  bezeichnet, 
oder  sie  werden,  wie  der  Meister  des  Poliphilo, 
nach  ihrem  Hauptwerke  genannt.  Von  allen 
diesen  Monogrammisten  verzeichnet  dieser  Ka- 


talog zahlreiche  Werke.  Äber  auch  von  be- 
kannten Künstlern  sind  einige  der  Bücher  illu- 
striert. Von  Zoan  Ändrea  wird  ein  kleines 
Offizium  aus  dem  Jahre  1518  angeführt  (Nr.  1612). 
Der  Ärzt  Berengarius  hat  ein  medizinisches  Buch 
mit  anatomischen  Darstellungen  ausgeschmückt 
(Nr.  1627),  Hugo  Da  Carpi  verfertigte  einen 
Holzsdmitt  zu  dem  Kochbuche  des  Michele 
Savonarola  (Nr.  1642),  (Nr.  1641)  Giovani  Caroto 
illustrierte  Saraynas  Beschreibung  von  Verona, 
zwei  Bücher  mit  Illustrationen  von  Ägostino 
Carracci  (Nr.  1643—44)  werden  angeführt.  Gio- 
vanni Battista  Dossi,  der  Bruder  des  berühm- 
ten Malers  Dosso -Dossi,  illustrierte  mehrere 
Äriost-Äusgaben  (Nr.  1671—74).  Einer  der  be- 
deutendsten venezianischen  Holzschnittkünstler 
war  Lucantino  degli  Uberti,  von  dem  der 

9 


130 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Gravüre  sur  bois  du  no.  1815. 

Katalog  500  III.  Teil  des  Äntiquariates  von  Joseph  Baer  & Co. 


Der  Kunstsammler 


131 


Katalog  mehrere  Bücher  anführt  (Nr.  1849—62), 
darunter  eine  Ausgabe  von  Gafurius  Pratica 
musica  (Nr.  1854)  mit  einer  prächtigen  blattgroßen 
Holzschnittabbildung  (S.  499).  Die  beiden  vene- 
zianischen Verleger  Gabriele  Giolito  de  Ferrari 
(Nr.  1711—15)  und  Francesco  Marcolini  (Nr. 
1749— 55a),  illustrierten  teilweise  selbst  die 
bei  ihnen  verlegten  Bücher.  Von  letzterem 
enthält  eine  Ausgabe  von  Aretins,  Sette  salmi 
(Nr.  1750),  ein  sehr  interessantes  Holzschnitt- 
porträt von  Aretin  nach  Tizian,  das  für  die 
Gesdiidite  des  berühmten  Chigi-Porträts  Are- 
tins, das  kürzlich  nach  Amerika  verkauft 
wurde,  von  größerer  Bedeutung  ist.  Der  Spät- 
zeit des  16.  Jahrhunderts  gehören  die  beiden 
Salviati  (Nr.  1822  und  1752—53)  an,  ferner  An- 
tonio Tempesta  (Nr.  1837—39),  Girolamo  Porro 
(Nr.  1803—06),  Giovanni  Battista  Franco  (Nr. 
1696—99)  und  Domenico  Zenoi  (Nr.  1872—73). 

Auch  deutsche  Künstler  wurden  oft  zur 
Illustrierung  italienischer  Bücher  zugezogen.  Das 
zeigt  ein  in  Venedig  1516  erschienenes  Brevier 
(Nr.  1635),  dessen  Titel-Holzschnitt  offenbar  von 
dem  Augsburger  Leonhard  Beck  gefertigt  ist. 
Die  berühmten  Kostümbilder  zu  Veccellio’s 
Habiti  anticfai  et  moderni  (Nr.  1724— 26)  zeichnete 
der  Nürnberger  Christoph  Krieger,  der  sich  in 
Venedig  Christoforo  Guerra  genannt  hat.  Einen 
besonders  interessanten  Holzschnitt  bilden  wir 
ab.  Er  gehört  einer  in  Siena  um  1560  gedruckten 
Representatione  di  Santa-Cecilia  (Nr.  1815)  an, 
ist  jedoch  augenscheinlich  von  einem  Holzstock 
abgedruckt,  der  bedeutend  älter  ist,  ja  der  zu 
den  ältesten  Produkten  italienischer  Holzschneide- 
kunst gehören  dürfte,  die  sich  erhalten  haben. 
Die  sehr  lebendige  Darstellung  des  Kindermordes, 
scheint  von  der  Kunst  des  Squarcione  beein- 
flußt zu  sein. 

Von  niederländischen  Drucken  erwähnen 
wir  die  kunsthistorisch  sehr  interessante  Be- 
schreibung der  Niederlande  von  Lod.  Guicciar- 
dini  (Nr.  1888),  deren  Kupferstichtafeln  von 
Crispin  van  den  Broeck  gestochen  sind.  Für 
den  berühmten  Antwerpener  Verleger  Christoph 
Plantin  arbeiteten  zahlreiche  Künstler,  unter 
denen  Peter  van  Borcht  (Nr.  1885—87),  Jean 
Croissant  (Nr.  1894—95),  Joseph  Gietleughen 
(Nr.  1901  —02),  Assuerus  van  Londerseel 
(Nr.  1920-20a),  Anton  Silvius  (Nr.  1930—33) 
und  Hieronymus  Wierx  (Nr.  1885)  zu  erwähnen 
sind.  Außerdem  sind  Werke  des  Goldschmiedes 
Jean  Collaert  (Nr.  1891—93),  des  Architekten 
Jacob  Floris  (Nr.  1896)  und  der  Asopus  des  in 
Brügge  lebenden  Marcus  Gheeraerts  (Nr.  1899) 
zu  erwähnen.  Die  hell-dunkeln  Holzschnitte 
(Nr.  1903—04)  von  Hubert  Goltz  und  zahl- 
reiche Kupferstiche  von  Lucas  van  Legden 


(Nr.  1907—19)  sind  ebenfalls  in  dem  Kataloge 
angeführt. 

Den  Beschluß  machen  einige  spanische 
Bücher,  unter  denen  besonders  die  sehr  seltenen 
Americana  von  Lopez  de  Gomara  (Nr.  19^8), 
Oviedo  Y Valdes  (Nr.  1952—53),  Francisco  de 
Xerez  (Nr.  1955)  hervorzuheben  sind. 

Dann  folgen  noch  umfangreiche  Künstler- 
register, Druckortverzeichnis  und  ein  alphabe- 
tisches Register.  Ferner  liegen  dem  Kataloge 
ein  Gesamttitel  für  alle  3 Teile,  ein  Literatur- 
verzeichnis und  ein  Sachregister  bei.  Letzteres 
ist  ein  Beweis,  wie  verschiedenartig  der  Inhalt 
der  in  dem  Kataloge  verzeichneten  Werke  ist. 
Da  finden  sich  Bücher  über  Astrologie,  Chi- 
romantie, Jagd,  Kochbücher,  Kräuterbücher,  Musik, 
Mystik,  Mnemotechnik,  Reitkunst,  Wappen,  Em- 
blemenbücher  u.  v.  a.  An  Reichhaltigkeit  des 
Inhaltes  und  Sorgfalt  der  Ausarbeitung  dürfte 
wohl  das  besprochene  die  meisten  in  den 
letzten  Jahren  erschienenen  Bücherverzeichnisse 
übertreffen.  * 

s 

MÄRC  ROSENBERG  ÜBER  GOBELINS 

Bei  der  Eröffnung  der  Gobelin-Ausstellung 
in  Karlsruhe  vom  28.  Mai  1907  hielt  Rosenberg 
einen  bemerkenswerten  Vortrag  über  Gobelins: 
Die  frühesten  Wirkarbeiten  in  Gobelintechnik 
sind  in  koptischen  Gräbern  gefunden;  nach  einer 
langen  Zeit,  im  12.  Jahrhundert,  folgt  der  Halber- 
städter Teppich;  eine  regelmäßige  Entwicklung 
setzt  erst  im  15.  Jahrhundert  ein:  burgundisch- 
niederländische  Kunst;  dann  Raffaels  Teppiche 
(„Arrazzi“);  einen  dritten  Höhepunkt  bedeutet 
die  Pariser  Manufaktur  Ludwigs  XIV.  Hieran 
schloß  sich  eine  Einführung  in  die  Technik  der 
Gobelinwirkerei.  Gut  und  anregend  geschrieben, 
kann  der  Aufsatz  vortrefflich  als  Einführung  in 
die  Kenntnis  der  Gobelins  dienen.  S. 

8 

DER  KUNSTMÄRKT 

Der  deutsche  Kunstmarkt  hat  in  den  ver- 
gangenen Wochen  nur  wenige  Ereignisse  ge- 
sehen, die  für  den  Sammler  von  stärkerem 
Interesse  wären.  Der  Januar  ist  eine  tote  Zeit 
für  den  Kunsthandel,  der  alle  seine  Kräfte  auf 
die  großen  Schlager  in  den  Frühjahrsmonaten 
konzentriert,  an  denen  es  auch  heuer  nicht 
fehlen  soll.  Bei  Keller  & Reiner  in  Berlin 
kam  am  21.  und  22.  Januar  die  Galerie  Fritz 
Gerstel  unter  den  Hammer,  die  an  die  200  Bil- 
der älterer  und  neuerer  Meister  in  sich  vereinigte, 
nur  wenig  darunter,  was  die  Durchschnitts- 


132 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


qualität  überragte.  Die  besten  Stücke  gehörten 
der  älteren  Kunst  an  und  einige  davon  erzielten 
bemerkenswerte  Resultate,  die  hier  mitgeteilt 
seien:  Nr.  9,  Simon  Kick,  Soldaten  beim  Spiel, 
730  M.;  Nr.  12,  Sdiule  des  van  Dyck,  Ma- 
donna, 950  M.;  Nr.  27,  B.  van  der  Heist, 
Herrenbildnis,  1515  M.;  Nr.  28,  Derselbe,  Damen- 
bildnis, 1370  M.;  Nr.  29,  Francois  Boucher, 
Le  Torrent,  1500  M.;  Nr.  40,  Hgacinthe  Ri- 
gaud,  Bildnis  eines  Malers,  1480  M.;  Nr.  42, 
Gainsborough,  Damenbildnis,  1900  M.;  Nr.  43, 
Meindert  Hobbema,  Landschaft  mit  Wasser- 
mühle, 2620  M.;  Nr.  46,  N.  Maes,  Damen- 
bildnis, 1560  M.;  Nr.  48,  Jan  Steen,  Wacht- 
feuer, 4100  M.;  Nr.  49,  David  Teniers  d.  J., 
Die  Wachtstube,  1380  M.;  Nr.  55  u.  56,  Cana- 
letto,  Änsichten  von  Venedig,  6820  M.;  Nr.  60, 
Godfrey  Kneller,  Kinderbildnis,  1490  M.; 
Nr.61,JohnHoppner,  Mädchenbildnis,  1530  M.; 
Nr.  68,  Meindert  Hobbema,  Wassermühle, 
2010  M.;  Nr.  70,  J.  van  Ruisdael,  Landschaft, 
1260  M.;  Nr.  114.  Charles  Hoquet,  Markt- 
platz, 645  M. 

Hm  11.  Februar  versteigerte  Rudolf  Lepke 
eine  Sammlung  von  Gemälden  alter  Meister 
sowie  eine  Anzahl  Bilder  des  19.  Jahrhunderts, 
unter  denen  folgende  Ergebnisse  notiert  seien: 
Nr.  53,  Nicolas  Berchem,  Ital.  Landschaft, 
530  M.;  Nr.  58,  Cornelis  Dusart,  300  M.; 
Nr.  70,  N.  Lancret  zugeschr.,  Interieur,  570 M.; 
Nr.  75,  Ch.  Leichert,  Holländ.  Kanal,  300  M.; 
Nr.  77,  N.  Largilliere,  Damenbildnis,  320  M.; 
Nr.  80,  J.  van  Loo,  König  Friedrich  V.  von 
Dänemark,  435  M.;  Nr.  82,  Claude  Lorrain, 
Abendlandschaft,  660  M.;  Nr.  90,  Joh.  Bapt. 
Francken,  Jakob  und  Esau,  550  M.;  Nr.  93, 
Art  des  G.  Dou,  Einsiedler,  610 M.;  Nr.  99  und 
100,  Aug.  Knip,  Bauernhof,  490  M.;  Nr.  113, 
W.  van  de  Velde,  Marine,  113  M.;  Nr.  116, 
J.  V.  Goyen,  Dorflandschaft,  640  M.;  Nr.  131 
und  132,  C.  J.  Morel,  Landschaft  und  Fischer- 
haus, 820  M.;  Nr.  139,  Ant.  Coypel,  Mme. 
Pompadour,  610  M.;  Nr.  141,  A.  Querfurth, 
Früchte,  410  M.;  Nr.  150,  Art  des  Jan  v.  Goyen, 
Flußlandschaft,  420  M. 

Eine  sehr  interessante  Auktion  veranstaltete 
dieselbe  Firma  vom  18.  bis  20.  Februar,  näm- 
lich Miniaturen  aus  dem  Nachlaß  der  Frau 
Gräfin  Clotilde  Lottum,  sowie  alte  kunst- 
gewerbliche Arbeiten  aus  dem  gleichen  Besitz, 
insgesamt  506  Nummern.  Die  Miniaturensamm- 
lung der  Gräfin  Lottum  war  in  Sammlerkreisen 
längst  bekannt  und  zweifellos  eine  der  besten, 
die  es  in  Deutschland  gab,  dessen  Sammeleifer 
der  Miniatur  nicht  mit  dem  gleichen  Interesse 
gegenübersteht  wie  andere  Länder,  die  innigere 
kulturgeschichtliche  Beziehungen  zur  Elfenbein- 


malerei unterhalten.  Der  Reiz  der  Miniaturen 
liegt  einmal  in  den  damit  verknüpften  histori- 
schen Reminiszenzen.  Weniger  das  Kunstwerk 
an  sich  als  das  Sujet  und  das  Porträt  fesseln 
das  Interesse  und  man  hat  schon  häufig  genug 
konstatieren  können,  wie  gerade  hier  die  Preise 
nicht  das  Ergebnis  künstlerischer  Qualität,  son- 
dern in  erster  Linie  des  Sujets  waren.  Die 
Miniaturensammlung  der  Gräfin  Lottum  stellt 
eine  Ahnengallerie  von  erlesenem  Werte  dar, 
die  zum  Teil  in  engem  Zusammenhang  mit  der 
preußischen  Geschichte  steht.  Über  die  Er- 
gebnisse dieser  Auktion,  zu  der  ein  reich  illu- 
strierter Katalog  erschienen  ist,  werden  wir  in 
der  nächsten  Nummer  dieser  Zeitschrift  be- 
richten. 

s 

Unter  den  bevorstehenden  Ereignissen  des 
Berliner  Kunstmarktes  muß  eine  Versteigerung 
besonders  herrorgehoben  werden,  die  Amsler 
& Ruthardt  in  den  Räumen  ihres  Kunstanti- 
quariates am  23.  und  24.  März  veranstalten 
und  auf  deren  Resultate  man  sehr  gespannt 
sein  darf,  zumal  sich  unter  dieser  Sammlung 
von  Originalradierungen  und  Hand- 
zeichnungen erster  deutscher  und  aus- 
ländischer Künstler  das  vollständige  ra- 
dierte Werk  von  Max  Klinger  befindet.  Und 
zwar  durchweg  Blätter  in  allerersten  Ausgaben 
und  Probedrucken,  über  deren  Wert  bei  keinem 
Kupferstichsammler  heute  ein  Zweifel  mehr 
sein  kann.  Erinnern  wir  doch  beispielsweise 
an  das  im  Dezember  an  gleicher  Stelle  ver- 
steigerte frühe  und  seltene  Blatt  Klingerscher 
Griffelkunst,  das  vom  Leipziger  Museum  um  den 
Preis  von  4500  M.  erstanden  wurde,  ein  Blatt, 
das  ob  seiner  künstlerischen  Qualität  allein  nie 
diese  Summe  rechtfertigen  würde.  Unter  diesen 
Klingerschen  Originalradierungen,  die  bei  Ams- 
ler & Ruthardt  unter  den  Hammer  kommen, 
erwähnen  wir  Opus  I:  Radierte  Skizzen.  Eine 
vollständige  Folge  dieser  Jugendarbeiten  in 
ersten  Abdrücken  von  den  unverstählten  Ori- 
ginalplatten, sogen.  Brüssler  Ausgabe,  von  der 
nur  10  Exemplare  hergestellt  wurden.  Opus  II: 
Rettungen  ovidischer  Opfer,  ebenfalls  vollstän- 
diges Exemplar  der  Brüssler  Ausgabe.  Opus  III: 
Eva  und  die  Zukunft.  Exemplar  Nr.  8 der 
ersten  Ausgabe  vor  der  Widmung  mit  den  zwei 
verschiedenen  Auffassungen  für  Blatt  V.  Opus  IV : 
Intermezzi.  Frühe  Abdrücke  auf  Chinapapier, 
sehr  selten.  Opus  V:  Amor  und  Psyche. 
Opus  VI:  Ein  Handschuh.  Handexemplar  des 
Künstlers.  Opus  VII:  Landschaften.  Opus  VIII: 
Ein  Leben.  Ebenfalls  Handexemplar  des  Künst- 
lers der  ersten  Ausgabe  von  den  unverstählten 


Der  Kunstsammler 


133 


Platten.  Opus  IX:  Dramen.  Opus  X:  Eine 
Liebe.  Alles  früheste  Ausgaben,  denen  sich 
Opus  XI:  Vom  Tode,  Opus  XII:  Die  Brahms- 
Phantasie  und  Opus  XIII:  Vom  Tode  II.  an- 
sdiließen.  Dazu  kommen  noch  zu  jedem  Opus 
eine  Reihe  kostbarer  Einzelblätter  aus  diesen 
Werken,  meist  erste  Probedrudte,  über  deren 
Wert  nicht  gesprochen  zu  werden  braucht, 
ferner  eine  reiche  Anzahl  von  Exlibris  und  an- 
deren Einzelblättern,  prächtige  Federzeichnungen 
und  Studien  zu  des  Meisters  Bildern,  Skulp- 
turen und  Radierungen.  So  darf  man  wohl 
ohne  Übertreibung  behaupten,  daß  auf 
absehbare  Zeit  hinaus  eine  zweite  Klinger- 
sammlung  in  solcher  Reichhaltigkeit  und  Quali- 
tät nicht  wieder  auf  den  Markt  kommen  dürfte. 
Aber  auch  sonst  wird  die  Versteigerung  bei 
Amsler  & Ruthardt  erhebliches  Interesse  er- 
wecken, bringt  sie  doch  neben  Klinger  noch 
eine  Reihe  unserer  ersten  Graphiker  mit  kost- 
baren Frühdrucken  ihrer  Werke  zu  Worte, 
darunter  Arbeiten  von  Fautin- Latour,  Ernst 
Moritz  Geyger,  Otto  Greiner  (darunter  eine 
Originalstudie  zum  „Inferno“),  Seymour  Haden, 
Paul  Helleu,  Herkomer,  Jacquemart,  Legros, 
Liebermann,  Millet,  Stauffer-Bern,  Whistler  u.  a., 
kurz,  eine  Auslese  moderner  Graphik  in  ihren 
glänzendsten  Vertretern.  Der  reich  illustrierte 
Katalog  kostet  1 M. 

s 

Auf  dem  Münchener  Kunstmarkt  sind  in 
den  letzten  Wochen  ebenfalls  keine  Ereignisse 
von  weittragender  Bedeutung  zu  verzeichnen 
gewesen,  aber  die  kommenden  Wochen  werden 
auch  hier  eine  lebendigere  Tätigkeit  erleben. 
Die  neue  Saison  hat  bereits  begonnen.  Hugo 
Helbing  hat  für  die  kommenden  Monate  bereits 
drei  große  Versteigerungen  angekündigt,  von 
denen  die  erste  am  18.  und  19.  Februar 
stattgefunden  hat.  Es  handelte  sich  am  ersten 
Versteigerungstage  um  eine  Sammlung  von 
Kupferstichen,  Radierungen,  Holzschnitten  und 
Lithographien,  sowie  Farbstichen  des  15.  bis 
18.  Jahrhunderts  und  einigen  Handzeichnungen 
alter  Meister,  am  zweiten  Tage  um  Original- 
radierungen, Holzschnitten  usw.  hervorragender 
moderner  Meister,  unter  denen  sich  Arbeiten 
von  Corot,  Greiner,  Klinger,  Liebermann, 
Stauffer-Bern  u.  a.  befanden.  Über  die  Resul- 
tate dieser  beiden  Auktionen  werden  wir  noch 
kurz  berichten. 

Eine  wichtige  Auktion  zeitgenössischer 
Malerei,  auf  die  heute  schon  aufmerksam  ge- 
macht sei,  wird  Hugo  Helbing  am  7.  April  ver- 
anstalten, bei  welcher  Gelegenheit  die  Samm- 
lung F.  Kalister  (Triest)  unter  den  Hammer 


kommen  soll,  in  der  sich  nicht  nur  Perlen  deut- 
scher Malerei  (Achenbach,  Lenbach.  Fr.A.v.Kaul- 
bach),  sondern  auch  ausgezeichnete  Werke  der 
italienischen  (Favretto  usw.),  spanischen  (Beul- 
liure)  und  holländischen  Malerei  (Mesdag,  Ver- 
boekhoven  u.  a.)  befinden. 

Für  Anfang  Mai  hat  dieselbe  Firma  eine 
Versteigerung  kunstgewerblichen  Charakters, 
der  Sammlung  Leinhaas -München,  in  Aus- 
sicht gestellt,  über  die  noch  zu  sprechen  sein 
wird. 

s 

In  Köln  hat  die  Firma  J.  M.  Heberle 
(H.  Lempertz’  Söhne),  die  seit  langem  einen 
wohlbegründeten  Ruf  hat,  ebenfalls  ihre  Tätig- 
keit mit  einigen  Versteigerungen  wieder  auf- 
genommen. Am  17.  und  18.  Februar  kamen 
eine  Reihe  von  Gemälden  alter  und  neuzeitiger 
Meister,  sowie  Kupferstiche  und  Aquarelle 
unter  den  Hammer,  am  2^.  Februar  und  fol- 
gende Tage  gelangt  wiederum  ein  Teil  der 
wohlbekannten  Sammlung  Heinr.  Lempertz  sen., 
in  der  Hauptsache  Zeichnungen  von  Osterwald, 
Ramboux  u.  a.,  ferner  Karikaturen,  Porträts 
zum  Ausruf.  Anschließend  daran  wird  die 
III.  Abteilung  der  Kupferstichsammlung  des  ver- 
storbenen Geh.  Sanitätsrats  Dr.  C.  v.  Guerard 
unter  den  Hammer  kommen,  die  manches  Be- 
merkenswerte enthält  und  eine  Reihe  guter  und 
seltener  Stiche  in  sich  vereinigt. 

Für  den  27.  April  hat  die  genannte  Firma 
die  Auktion  der  bekannten  China-Samm- 
lung N.  J.  Chlodowski,  Odessa,  angekün- 
digt, über  die  noch  näher  zu  berichten  sein 
wird. 

s 

Eine  hochinteressante  Versteigerung,  die  sich 
an  die  verschiedensten  Sammlerinteressen  wen- 
det, findet  in  Wien  am  16.  März  und  folgende 
Tage  durch  die  Firma  Gilhofer  & Ranschburg 
statt.  Es  kommen  bei  der  Gelegenheit  drei 
Sammlungen  von  ausgeprägtem  Charakter  unter 
den  Hammer,  die  des  Hofrat  Petzold,  des  Herrn 
Z.  V.  Lachnit  und  des  Prinzen  C.  . . . Der 
Katalog  verzeichnet  in  seinem  ersten  Teil  Handr 
Zeichnungen  und  Aquarelle  des  15.  bis  19.  Jahr- 
hunderts, darunter  Arbeiten  der  Wiener  Rud. 
V.  Alt,  Fr.  V.  Amerling,  Jos.  Anton  Bauer,  Jos. 
Binder,  Franz  Dobyaschofsky,  J.  M.  Doffinger, 
Franz  Eybl,  Peter  Fendi,  Jos.  v.  Führich,  Heinr. 
Füger  und  andere  Namen  von  gutem  Klang 
und  hervorragender  Bedeutung  im  Rahmen  der 
österreichischen  Kunstgeschidite.  Unter  den 
Handzeichnungen  alter  Meister  sind  Werke  von 
Andrea  del  Sarto,  Fra  Bartolommeo, , Cara- 


134 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


DELLÄ  CROCE.  MÄRIÄ  ÄNNÄ  MOZART 


vaggio,  Jan  Steen,  Teniers,  Hans  Bol  u.  a.  ver- 
zeichnet. Die  Abteilung  der  Aquarelle  und 
Miniaturen  mit  Arbeiten  von  Doffinger,  Eybl, 
Füger,  Führidi,  Ranftl  usw.  hat  in  der  Haupt- 
sache ebenfalls  österreichischen  Charakter.  Be- 
sonderes Interesse  beansprucht  ferner  die  Ab- 
teilung der  Porträts.  Als  Piece  de  resistance 
darunter  das  Porträt  von  Maria  Anna  Mo- 
zart, Schwester  des  Komponisten,  von  der 
Hand  della  Croces.  Mozart  selbst  hat  dieses 
Bild  wahrscheinlich  in  einem  Briefe  an  seinen 
Vater  vom  November  1780  erwähnt.  Abgesehen 
von  dem  rein  historischen  Interesse,  das  sich 
einer  solchen  Arbeit  von  selbst  zuwendet,  ver- 
dient dieses  Bild  (wir  geben  es  als  Probe  in 
einer  stark  verkleinerten  Reproduktion  wieder) 
seiner  hervorragenden  künstlerischen  Qualität 
nach  alles  Lob.  Audi  einige  Werke  alter 
Kunst  aus  der  böhmischen  Schule,  ferner  ein 
dem  Ambrosius  Francken  d.  A.  zugeschriebenes 
Bildnis  verdienen  Erwähnung.  Starken  Zu- 
spruch dürfte  auch  die  Abteilung  der  französi- 
schen und  englischen  Kupferstiche  des  18.  Jahr- 
hunderts, darunter  Arbeiten  von  Aubrg  und 
Bartolozzi  usw.  finden,  die  heute  sehr  hoch  im 
Preise  stehen.  Den  Beschluß  der  Versteigerung 
macht  eine  Sammlung  früher  Lithographien  von 
Schwind,  Kriehuber  u.  a.,  sowie  eine  Anzahl 
historischer  Blätter,  Militaria,  Viennensia  usw., 
sowie  ein  Anhang  „alte  Meister“,  in  dem  wir 
die  Namen  Rembrandt,  Dürer,  Sdiongauer  u.  a. 
verzeichnet  finden.  Alles  in  allem  eine  reich- 
haltige und  qualitativ  hochstehende  Kollektion, 


die  auch  außerhalb  Österreichs  die  Liebhaber 
und  Sammler  interessieren  wird.  -n. 

s 

PARIS  = 

Januar  ist  von  jeher  eine  schlechte  Zeit  für 
den  Markt  gewesen.  Alle  Welt  ist  mit  gesell- 
schaftlichen Verpflichtungen  überhäuft  und  der 
Monat,  in  dem  die  Bilanz  des  Jahres  gezogen 
wird,  ist  einer  der  ungünstigsten  für  den  Kunst- 
handel. In  diesem  Jahre  ist  die  Geschäftsunlust 
besonders  groß,  da  die  amerikanische  Krise  sich 
überall  fühlbar  macht.  So  haben  denn  im  ver- 
flossenen Monat  im  Hotel  Drouot  kaum  nennens- 
werte Verkäufe  stattgefunden.  Während  im 
vorhergehenden  Monate  die  Vente  Robaut  ein 
Ereignis  ersten  Ranges  gewesen  war,  bei  dem 
der  Louvre  seine  Schätze  um  Corot’s  entzücken- 
den Stadtturm  von  Douai  bereicherte  (46000  fs.) 
so  lassen  sich  aus  dem  Januar  nur  erwähnen: 
Gemäldeverkäufe:  moderne  Bilder  am  11.  Ja- 
nuar: Georges  d’Espagnat  fünf  große  Deko- 
rationsmalereien 4150  fs.  (Boussod  & Valadon), 
am  20.  Januar:  Boudin,  Hafen  von  le  Havre 
(54:74)  2700  fs.,  am  24.  Januar:  Thaulow, 
D orf Straße  (55  : 65)  1600  fs.,  am  30/31.  Januar: 
Salvator  Rosa,  Almosenverteilung  im  Kloster 
(23:32)  1980fs.  Rokkokodekorationen  (14Stück) 
5000  fs.  Jacopo  da  Ponte,  Lautenspieler  650  fs. 
(Dies  Bild  hatte  auf  der  vente  Sedelmeger  1100  fs. 
erzielt.)  An  andern  Verkäufen  wären  zu  er- 
wähnen: Bücher:  Sammlung  des  Grafen  Leon 
Werle.  No.  78  Brillat  Savarin,  Physiologie  du 
goüt  mit  Radierungen  von  Lalauze  2000  fs.  (am 
Tage  der  Vente  gestohlen).  No.  101  Comte  de 
Chevigne,  contes Remois,  ill.  von  Meissonnier 
1015  fs.  No.  140  eine  Kollektion  von  3433  graphi- 
schen Werken  Daumiers  in  32  Bänden  2150 fs. 
No.  156  Diderot.  Jacques  le  fataliste  mit 
Aquarellen  von  Leloir  4210  fs.  No.  159  Jerome 
Doucet:  la  chanson  des  mois  mit  Aqu.  von 
Leloir  3870 fs.  am  13/14.  Januar:  Salongarnitur 
Louis  XVI.  Tapisserie  Aubusson  (1  Canape, 
8 Fauteuils):  20100  fs.  Drei  Wandteppicdie 
18.  Jhrhdt.  Nymphengruppen  62000  fs.  Andere 
Tapisserien  17.  u.  18.  Jhrhdt.:  je  3550,  4300, 
5010  fs.  Tapisserie  d.  Renaissance  10  250  fs.,  am 
20.  Januar:  persische  Fayencen,  wobei  eine  Platte 
aus  dem  14.  Jhrhdt.  mit  dem  Basrelif  einer 
Moschee  960  fs.  erzielte.  — Herr  Henri  Baudonin 
ist  zum  Nachfolger  des  bekannten,  vor  einigen 
Monaten  verstorbenen  Kommissars  Paul  Che- 
vallier  ernannt  worden.  R.  A.  M. 


8 


Der  Kunstsammler 


135 


VERMISCHTES 

Rom,  11.  Febr.  Die  italienische  Regierung 
scheint  jetzt  mit  größerer  Energie  darauf  aus- 
zugehen, durch  Änkauf  Kunstschätze  vor  dem 
Äuswandern  zu  bewahren,  statt  wie  bisher  einzig 
und  allein  auf  das  gesetzliche  aber  immer  um- 
gangene Äusfuhrverbot  zu  vertrauen.  Eine 
Zeitungsnotiz  bereitet  auf  einen  neuen  derartigen 
Ankauf  vor,  der  wahrscheinlich  sehr  bedeutende 
Mittel  beanspruchen  wird:  Ein  römisches  fürst- 
liches Haus,  welches  einen  der  besten  päpstlichen 
Adelsnamen  aus  dem  17.  Jahrhundert  trägt,  be- 
mühe sich  seit  Jahren  um  den  Verkauf  ihres 
alten  Kunstbesitzes.  Das  berühmte  Archiv  wurde 
mit  seinen  10000  Manuskripten  für  die  Vatika- 
nische Bibliothek  durch  Leo  XIII.  erworben.  Von 
der  Sammlung  antiker  Bronzen  und  Elfenbein- 
schnitzereien habe  man  bisher  geglaubt,  daß  sie 
bereits  in  das  Ausland  gewandert  sei.  (Dieser 
irrigen  Meinung  war  allerdings  einzig  und  allein 
nur  die  italienische  Regierung.)  Nun  habe  man 
aber  festgestellt,  daß  sie  sich  noch  in  Italien, 
und  zwar  bei  einem  Kunsthändler  in  Florenz 
befinde.  Daraufhin  sei  eine  Kommission  von 
Archäologen  eingesetzt  worden,  um  die  Samm- 
lung zu  prüfen  und  darüber  zu  berichten.  — Fürden 
Eingeweihten  kann  es  keinen  Zweifel  geben, 
daß  es  sich  um  die  Antiken-Sammlung 
Barberini  handelt,  auf  welche  die  italienische 
Kunstverwaltung  ihre  Hand  legen  will,  nachdem 
sie  bisher  gegen  deren  Export  scheinbar  nichts 
einzuwenden  gehabt  hat.  Es  ist  sehr  bedauer- 
lich, daß  von  keiner  deutschen  Museumsverwal- 
tUng  soviel  rasche  Entschlossenheit  gezeigt 
worden  ist,  um  sich  jene  Sammlung,  die  aus- 
gezeichnete antike  Kunstgewerbeerzeugnisse, 
darunter  ein  bedeutendes  großes  Bronzestück, 
enthält,  zu  sichern,  solange  dazu  die  Möglich- 
keit geboten  war.  Aus  der  Sammlung  Barberini 
stammt  übrigens  auch  die  kleine  miniaturartig 


gemalte  Verkündigung  Botticellis  (nach  der  An- 
sicht einiger  Kenner  ist  sie  allerdings  nur  ein 
Schulwerk) , die  sich  heute  im  Besitz  des 
Berliner  Sammlers  Huldschinskg  befindet.  X. 

Rom,  15.  Febr.  Wie  die  „Tribuna“  heute 
mitteilt,  erwirbt  der  italienische  Staat  aus  vor- 
handenen Fonds  die  Antiken-Sammlung  des 
Hauses  Barberini  von  dem  Kunsthändler  Prof. 
Volpi  in  Florenz,  bei  dem  sie  sich  gegenwärtig 
befindet.  * 

9 


München.  In  der  Bilderfälsdicrangclegenheit  haben 
die  polizeilichen  Erhebungen  ergeben,  daß  sich  die  „Haupt- 
fabriken“ in  München  und  in  Paris  befinden  , und  daß  in 
einer  ganzen  Reihe  von  anderen  Kunststädten  Filialen 
errichtet  worden  waren.  Das  Fälscherkonsortium  ließ, 
wie  uns  aus  München  gemeldet  wird,  nicht  nur  Fälschungen 
toter  Meister  anfertigen,  um  sie  als  Originale  in  den 
Handel  zu  bringen  — die  Gesellschaft  hatte  auch  die  Kühn- 
heit, Originale  noch  lebender  kursfähiger  Künstler  geradezu 
fabrikmäßig  herzustellen.  Da  sich  die  Absatzgebiete  der 
eigenartigen  Kunstreproduktionsgesellschaft  nahezu  über 
alle  Kulturstaaten  verteilen,  gestaltet  sich  die  Unter- 
suchung außerordentlich  schwierig , doch  besteht  Aussicht, 
daß  es  gelingt,  das  ganze  Konsortium  zu  fassen. 

In  München  ließen  die  Händler  oft  für  einige  Mark 
Kopien  nach  Lenbach,  Defregger,  Grützner,  Schleich, 
Schwind,  Spitzweg  usw.  anfertigen.  Jede  Kopie  ging 
dann  nach  Paris,  wo  sie  signiert  wurde,  und  tauchte  später 
in  einer  Kunsthandlung  als  „Original“  auf,  für  die  die  be- 
trogenen Liebhaber  schweres  Geld  zahlten.  So  steht 
unter  anderem  fest,  daß  für  einen  „echten  Spitzweg“,  der 
für  zehn  Mark  gemalt  worden  war,  3000  Mark  verlangt 
und  bezahlt  worden  sind.  In  einer  Kunsthandlung  in 
Breslau  wurde  ein  falscher  Schwind:  „Amor  und  Psyche“ 
von  der  dortigen  Polizei  beschlagnahmt.  Um  die  Fäl- 
schungen als  solche  zu  erkennen,  wurde  der  Justizbehörde 
eine  aus  Malern,  Bildhauern  und  Kunsthistorikern  ge- 
bildete Kommission  beigegeben,  der  unter  anderen  Pro- 
fessor Franz  v.  Stuck  angehört.  Unter  den  verhafteten 
Fälschern  befinden  sich  auch  die  Münchener  Kunsthändler 
Politzer  und  Windhagen,  von  denen  besonders  der  letztere 
in  falschen  Terrakotten  Geschäfte  machte.  Der  Prozeß 
dürfte  sich  zu  einem  der  sensationellsten  gestalten,  der 
seit  langem  die  Gerichte  beschäftigt  hat.  (Berl.  Tagebl.) 

Paris,  Der  bekannte  Kunstsammler  Groult  in  Paris 
ist  60  Jahre  alt  gestorben.  Seine  Galerie,  hauptsächlich 
mit  Werken  von  Watteau,  Fragonard,  Gainsborough, 
Turner  usw.  wird  auf  25  Millionen  Franken  geschätzt. 

Berlin.  Die  Sammlung  Gaston  v.  Mallmann  ist  mit 
ihrem  Besitzer  aus  Böhmen  hierher  (Anhaltstr.  17)  über- 
gesiedelt und  Kunstfreunden  zugänglich  gemacht.  Sie 
enthält  namentlich  gute  vlämische  Gemälde. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  Der  Herausgeber  Dr.  Georg  Biermann,  Leipzig.  Zweigredaktionen:  Berlin. 
Dr.  Paul  Ferdinand  Schmidt  (zugleich  Redakteur  der  Bibliographie).  München.  Dr.  Hermann  Uhde-Bernays. 
Wien.  Dr.  Wilhelm  Suida.  Paris.  Dr.  Rudolf  Adelbert  Meyer.  London.  Frank  E.  Washburn  Freund 

in  Harrowan  Hill  bei  London. 


136 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


ÄUKTIONSKALENDER 


Februar 

Frankfurt a. M.  Rud.  Bangel.  Ge- 

März 

Frankfurt  a.  M.  Philipp  Bode. 

25.  u.  26. 

mälde,  Antiquitäten  und  Kunst- 

16.  u.  17. 

Kupferstiche,  Holzschnitte,  Radie- 

gegenstände. 

rungen  des  15.  — 19.  Jahrhunderts, 

25.  u.  26. 

Amsterdam.  C.  F.  Roos&Co.  Im 

sowie  Handzeichnungen. 

„Militie“-Zaal.  Moderne  Gemälde. 

23.  u.  24. 

Berlin.  Amsler  & Ruthardt.  Ra- 

Nachlaß des  Herrn  R.  G.  Graadt  van 

dierungen,  Handzeichnungen,  Litho- 

Roggen, des  Fräul.  G.H.  Matthussen. 

graphien  erster  moderner  Meister, 

März 

Wien.  Anton  Stock  1.  Gemälde  aus 

darunter  vollst.  Klingerwerk  in 

2.  n.  3. 

Privatbesitz  und  Nachlaß  des  Malers 

hervorragend.  Ausgaben  u.  Blättern. 

Julius  Radi  in  Wien. 

25.  u.  26. 

Aadien.  Anton  Creutzer,  vorm. 

3. 

Amsterdam.  C.F.  Roos&Co.  Im 

M.  Lempertz.  Gemälde, Aquarelle, 

„Milit.“-Zaal.  Nachgelass.  Aquarelle 

Zeichnungen  alter  und  moderner 

von  J.  H.  Weißenbruch  sowie  die 

Meister,  Kunstgegenstände.  Nach- 

Aquarellsammlung des  Herrn  G.  te 

laß  des  Düsseldorfer  Malers  Wilh. 

Kruyff  van  Dorßen. 

i 

Sohn. 

7._ 

München.  A. u.  W.  Bauers  Kunst- 

April 

München.  HugoHelbing.  Sammlg. 

auktionshaus.  Gemälde  mod.  dtsch.. 

7. 

F.  Kalister— Triest,  Ölgemälde  und 

französ.  u.  holl.  Meister.  Slg.  B.  von 

Aquarelle  hervorragender  moderner 

Braunhorst;  dazu  Antiquitäten. 

Meister. 

10.  u.  11. 

Frankfurt  a.  M.  Rud.  Bangel. 

27. 

Köln.  J.  M.Heberle  (H.  Lempertz 

Sammlung  Steiner,  Wien.  Japan 

Söhne).  Japan-  und  Chinasammlung 

und  China.  Altertümer. 

Cholodowski,  Odessa. 

16. 

Wien.  Gilhofer  & Ranschburg. 

Mai 

München.  HugoHelbing.  Sammlg. 

Sammlung  Hofrat  Petzold,  Z.  von 

Leinhaas— München,  Skulpturen  in 

Lachnit,  Prince  C Handzeich- 

Holz und  Stein,  Gemälde,  Kunst- 

nungen des  16.— 17.  Jahrhunderts, 

gegenstände. 

Aquarelle,  Miniaturen.  Französ.  u. 

Mitte 

Kassel.  Max  Cramer.  Griechische 

engl.  Kupferstiche  des  18.  Jahrhdts. 

Altertümer  und  Goldsachen  aus  der 

Seit.  Porträts.  Früh.  Lithograph,  usw. 

Sammlung  A.  Vogell. 

Bedeutende  Kunstauktion 

in  der  Galerie  Helbing,  München 
::  Dienstag,  den  7.  April  1908  :: 
Sammlung  F.  Kalistert,  Triest 

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Ölgemälde,  sowie  einige  Aquarelle 

hervorragendster  moderner  Meister 

Dabei  Arbeiten  von : Oswald  Achenbach,  J.  Benlliure  y Gil,  Giac.  Favretto,  M.  Gaisser, 
H.  F.  K.  ten  Kate,  H.  Kauffmann,  Fr.  A.  von  Kaulbach,  Eg.  Lancerotto,  A.  v.  Kowalski, 
Fr.  von  Lenbach,  H.  W.  Mesdag,  Mih.  Muhkaesy,  G.  Puig-Roda,  J.  Tiren,  E.  F.  Ver- 
= = = = = = = boeckhoven,  J.  Weiser,  E.  Zimmermann.  c=  = = = ==  c=  c= 

3 Ausgaben:  Ausgabe  Ä,  mit  34  Abbildungen  in  Autotypie  auf  32  Tafeln 
_ (Chromokarton),  elegant  broschiert,  Preis  M.  3. — • Ausgabe  B,  mit  gleichen  Ab- 

bildungen auf  32  Tafeln  (Kunstdruckpapier),  broschiert,  Preis  M.  1.50.  Einfadies  Verzcidinis  gratis. 

nähcre'Auskunft  durch  Hugo  Helbing,  Mtindien,  Liebigstr.  21. 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


137 


NEUE  KÄTALOGE: 

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Katalog  für  Bibliophilen,  Nr.  353— 365.  (Selten- 
heiten, Kupferstich-  und  Holzschnitt  werke, 
Kulturgeschichte.) 

Max  Ziegert,  Frankfurt  a.  M.,  Hochstraße  3. 
Katalog  7 u.  8:  Städteansichten,  topographische 
Blätter  in  Kupferstich  usw.  von  1500—1900. 
Kat.  9:  Porträts  von  1500—1900.  Kat.  10: 
Kupferstiche,  Radierungen  usw.  von  1450  bis 
1850,  darunter  Chodowiecki,  Dürer,  Rembrandt, 
Callot,  L.  Richter  usf.  Francofurtensien. 
Wilh.  Jacobsohn  u.Co.t  Breslau  V.,  Tauentzien- 
straße  11.  Kat.  223.  (Erstausgaben,  Branden- 
burg, Illustrierte  Werke  usw.) 

J.  St.  Goar,  Frankfurt  a.  M.,  Junghof straße  5. 

Kat.  97.  Kunst  und  Kunst gewerbe. 

Schuster  & Bufleb.  Berlin  W.  30.  Älmanach 
für  Architektur,  Kunst  u.  Kunstgewerbe  1908. 


K.  W.  Hiersemann,  Leipzig,  Königstraße  3. 
Katalog  340.  Kunstgeschichte. 

— 341.  Kunstgewerbe. 

— 342.  Graphisch.  Kunst  u.Buchgewerb. 

— 343.  Orientalische  Kunst. 

— 344.  Antike  Kunst. 

Katalog  über  christliche  Kunst.  Kupferstiche, 
Kupferätzungen,  farbig.  Reproduktionen,  Stein- 
drucke, Photographien.  (64  S.  mit  Abbildgn.) 
gr.  8®.  Magdeburg,  Ev.  Buchhandlg.  (07). 

Woldemar  Kuhnis.  Dohna/Sa.  Lagerkatalog  2. 
Aquarelle  und  Handzeichnungen  alter  und 
neuerer  Meister.  Der  Katalog  verzeichnet 
612  Nummern. 

Georges  Bapillg.  Paris.  Katalog  über  Nach- 
bildungen meisterlicher  Blätter  d.  15.— 17.  Jahr- 
hunderts in  Heliogravüre. 

Ämsler  & Ruthardt,  Berlin  W.  64,  Behren- 
straße 29  a.  Katalog  78.  Sammlung  D 

Berlin.  Das  Werk  von  Max  Klingen 


Diesem  Hefte  liegen  Prospekte  der  Firmen  CARL  BELLMANN  in  Prag,  J.H.ED.  HEITZ  in  Straß- 
burg, KLINK  HARDT  & BIERMANN  in  Leipzig,  PHOTOGRAPHISCHE  GESELLSCHAFT  in 
Berlin,  ANTON  SCHROLL  & Co.  in  Wien,  WILHELM  WEICHER  in  Leipzig,  E.  A.  SEEMANN 
in  Leipzig  (für  einen  Teil  der  Auflage)  bei,  auf  die  besonders  aufmerksam  gemacht  sei. 


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Reiche  Sammlung  von  Porzellan  und  Tabakflaschen 

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Besichtigung:  Freitag,  den  24.  bis  Sonntag,  den  26.  April 

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I.  M.  Heberle  (H.  Lempertz’  Söhne) 

Köln  am  Rhein,  Friesenplatz  15 

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138 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


24.  Kunstauktion 

GILHOFER  & RÄNSCHBURG  «WIEN 

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Versteigerung  der  Sammlungen  Hofrat  Petzold, 

Z.  von  Lachnit,  Prince  C 

Handzeidinungen  des  16. — 17.  Jahrhunderts 

(Andrea  del  Sarto  — Pierino  del  Vaga  — Fra  Bartolommeo  — Cara- 
vaggio  — Jacob  Toornvliet  — David  Teniers  — Jan  van  Steen  — 
Bemmel  — Hans  Bol  etc.) 

Aquarelle  und  Miniaturen  des  19.  Jahrhunderts 

(Daffinger  — Ender  — Eybl  — Fendi  — Füger  — Führich  — Gauer- 
mann  — Kininger  — Kupelwieser  — Marko  — Peter  — Ranftl  — Saar 
— Steinle  — Theer  — Treml  etc.) 

Französische  und  englische  Kupferstiche 

des  18.  Jahrhunderts,  gesdiabt,  punktiert  und  in  Farben  gedruckt. 

— — Seltene  und  schöne  Porträts  ~ 

Das  berühmte  Orig.- Ölporträt  der  Schwester 

Mozarts,  Marianna  von  Deila  Croce  (Kopie  im  Salzburger 
Mozarteum). 

Frühe  Lithographien  von  Schwind,  Kriehuber  u.  a. 

Historische  Blätter,  selteneFlugblätter,  Militaria 

Austriaca,  Viennensia,  Theatralia  (Die  Prater- 
fahrt von  Bensa,  komplett;  zahlreiche  Equipagenblätter  und  Originale 
von  Bensa,  Gurk,  Raulino,  Perger,  Ender,  Wiegand). 

Nebst  einem  Anhänge:  Alte  Meister 

(Dürer  — Rembrandt  — Schongauer  — Zasinger  etc.) 

- - Reich  illustrierter  Katalog  erscheint  Mitte  Februar,  ™ 

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Bognergasse  2. 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


139 


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darunter  das  vollständige  radierte  Werk  von 

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erster  Schönheit  und  größter  Seltenheit.  Prächtige  Federn 
Zeichnungen  und  interessante  Studien  zu  seinen  Bildern 
Skulpturen  und  Radierungen 

Ferner  kostbare  Frühdrucke  meist  vom  Künstler 

handschriftlich  bezeichnet  von 

Gegger*  G reiner  ♦ Herkommer*  Legros 
Liebermann  ♦ Millet  ♦ Orlik  ♦ Stauffer 
Strang  ♦ Vogeler  ♦ Whistler  ♦ Zorn 

Der  mit  über  60  Abbildungen  ausgestattete  Katalog  LXXVIII  wird  gegen  Vor- 
einsendung von  M.  1. — franko  verschickt.  Sämtliche  auf  die  Auktion 
bezüglichen  Anfragen  bitten  wir  zu  richten  an 


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140 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


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hunderts. Incunabula  typographica. 

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II.  Teil:  Drucke  des  XVI.  Jahrhunderts  mit 

Illustrationen  deutscher  Künstler. 
Enthalt  biographische  Notizen  über 
115  Künstler.  M.  5.— 

III.  Teil:  Drucke  des  XVI.  Jahrhunderts  mit 
Illustrationen  französischer,  italieni- 
scher, niederländischer  u.  spanischer 
Künstler.  Enthält  biographische  No- 
tizen über  89  Künstler.  M.  5.-. 

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alter  Meister,  alte  und  neue 

STICHE  UND  RADIERUNGEN 
_ Reproduktionen  aller  Art 
— Photographien  der  europ.  Galerien 
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besonders  auch  der  älteren  Wiener 
Schule.  Gute  Handzeidinungen  alter 
und  zeitgenössischer  Künstler 
Miniaturen 
Gute  alte  Stiche 


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alter  und  neuzeitiger  Meister 

darunter:  Berghem,  Jordaens,  Hondekoeter,  de  Heem,  Tischbein,  Corot,  Decamps,  Jacovacci, 
Rousseau,  Schelfhout  etc.,  hervorragende  Holzschnitzereien  und  Skulpturen  der 
rheinischen,  flämischen  und  oberdeutschen  Schule  aller  Epochen,  Äntiquitäten  wie  Arbeiten 
in  Gold,  Silber,  Kupfer,  Zinn,  Stein,  Glas,  Porzellan,  Elfenbein, 

Möbel  und  sonstige  Einriditungsgegenstände  zum  Teil  aus  dem 
künstlerischen  Nachlaß  des  Düsseldorfer  Malers  Professor  Wilhelm  Sohn. 

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Kunsthalle  zu  Bremen. 


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Preis  M.  120. — 


„Katalog  der  Gemälde  und  ßildhauerwerke 

in  der  Runsfhalle  zu  Bremen“. 


Verfaßt  von  Dr.  Gustav  Pauli. 

Mit  6 Tafeln  Reproduktionen  nach  Gemälde  - Signaturen  alter  Meister. 

Preis  brosdi.  M.  2. — 


„Vortrag  über  den  3apan.  Farbenholzschnift“ 


gehalten  von  Friedrich  Perzgnski  in  der  Bremer  Kunsthalle 

am  14.  Oktober  1907. 

Quartformat,  Japanumschlag  M.  1.50 


„Sahrbuch  der  Bremischen  Sammlungen“ 


erscheint  halbjährlidi,  Preis  per  Halbband  M.  3. — 

I.  Jahrgang  — I.  Halbband  — Januar  1908. 

„Das  Jahrbuch  begreift,  wie  es  im  Vorwort  heißt,  außer  der  gesamten  künstlerischen  und 
literarischen  Produktion,  die  in  Bremen  vertreten  ist,  auch  die  Erzeugnisse  fremder 
Kulturen,  wie  sie  unser  Städtisches  Museum  bewahrt.  Indem  wir  nun  als  Bremer  unsern 
Kopf  und  unsere  Feder  in  den  Dienst  der  Bremer  stellen,  wird  vielleicht  manches  erscheinen, 
dem  auch  die  Fernerstehenden  „draußen  im  Reidi“  einige  Äufmerksamkeit 


gewähren.“ 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


145 


Soeben  erschien  in  meinem  Verlage: 


Handzeichnungen  alter  Meister 


Im  Besitze  des  Museum  Wallraf- 
Ridiartz  zu  Köln  am  Rhein 

25  Liditdrucktafeln  mit  Text 

Herausgegeben  von 

Dr.  Ärthur  Lindner 

In  Mappe:  20  M. 

Kunsthandlung  Wilhelm  Abels 

Köln  am  Rhein 


q — Georg  D.  W.  Callweg 

h Verlagsbudihandlung  in  München 


Mündiner  Jahrbuch 
der  bildenden  Kunst 

herausgegeb.v.Dr.  Ludwig  v.Buerkel 

1QOfi  zwei  Vierfarbendrucken,  5 
127  W U Gravüren  u.  üb.  100  Abbildungen, 
zum  großen  Teile  in  TafelgröBe. 

14  M.,  geb.  16  M. 

1QOT  ^ Kohledruck,  8 Gravüren 
■ und  vielen  Abbildungen,  darunter 
8 Vollbildern.  15  M.,  geb.  17  M. 

Äuf  die  folgenden  Jahrgänge  werden  Abonnements 
zum  Preise  von  15  M.  für  das  geheftete  Exemplar 
in  2 Halbbänden,  17 M.  für  das  in  Leinen  gebundene 
Exemplar  entgegengenommen. 

Die  Münchener  Allgemeine  Zeitung  sagt  über  die 
Publikation:  „Der  neueste  Band  des  Münchener 
Jahrbuchs  stellt  die  hohen  Erwartungen,  die  sich 
an  das  Unternehmen  knüpfen,  in  textlicher  und 
illustrativer  Hinsicht  vollkommen  zufrieden.  Es  ist 
ein  prächtig  in  sich  gerundetes  Ganzes,  das 
in  der  gediegensten  Form  dargeboten  wird. 


MÄX  ZIEGERT,  FtiÄNKFURTa.M. 

□ Hochstraße  3 □ 

Soeben  erschien  und  wird  franko  versandt: 

Katalog  10  □ Kupferstiche 

Radierungen,  Farbstiche,  Sdiabkunstblätter, 
Holzschnitte,  Lithographien  von  1450 — 1850, 
umfassend  1689  Nummern.  Darunter  zahlreiche 
Blätter  von  Calloth,  Codowiecki,  Dürer,  Hollar, 
Frühe  Holzschnitte,  Rembrandt,  Richter, 
Ridinger. 

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PREIS -ERMÄSSIGUNG! 


STILFRÄGEN 

Grundlegungen  zu  einer 
Gesdiidite  der  Ornamentik 

Von  Prof.  Dr.  Älois  Riegl  ; Mit  197  Abbildungen 
Ermäßigt.  Preis  jetzt  8 M.,  in  eleg.Hlbfrzbd.lO  M. 

Verlag  von 

Georg  Siemens  in  Berlin  W 57 

- 


146 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


□ DD  VORNEHMES  GESCHENKWERK  □□□ 

HUNDERT  JÄHRE 

DEUTSCH-RÖMISCHER 

LANDSCHAFTSMALEREI 

VON  PROF.  Dr.  reinhold  FREIHERR  v. 
LICHTENBERG  U.  Dr  PHIL.  ERNST  JÄFFE 

EIN  TEXTBAND  VON  15  BOGEN  UND  MAPPENWERK  MIT  45 
TAFELN  IN  FOLIO  AUF  GRAUEM  KARTON.  PREIS  BEIDER  TEILE 

M.  18.—  BROSCH.  M.  20.—,  GEB.  LUXUSAUSGABE  M.  50.— 
PROSPEKTE  GRATIS.  IN  JEDER  BUCHHANDLUNG  VORRÄTIG 

Tägliche  Rundschau,  Berlin:  Das  Werk  gibt  ein  liebevolles  und  liebenswürdig  anschauliches  Bild 
der  Entwicklung  der  deutsch-römischen  Erdlebenbildkunst,  um  den  Ausdruck  von  Carus 
zu  gebrauchen,  die  die  schon  durch  die  Berliner  Jahrhundertausstellung  in  weitere  Kreise  getragene 
Überzeugung  vertieft,  daß  das  im  fernen,  uns  so  wohlbekannten  Süden  erblühte  Reis  deutschen 
Kunstschaffens  aus  dem  Stamm  deutschen  Empfindens  emporgewachsen  und  kein  Fremdkörper  ist.  Die 
beigegebene  Mappe  mit  ^ technisch  tadellosen  Vervielfältigungen  ergänzt  und  belebt  in  glücklichster 

Weise  die  textlichen  Ausführungen. 

Posener  Zeitung:  Selten  haben  wir  ein  Buch  mit  so  großem  Interesse  gelesen  wie  dieses.  Der  Geist 
Kanoldts,  des  Retters  der  Serpentara,  schwebt  über  ihm.  Es  ist  ein  stark  persönliches  Buch.  Es  macht  den 
Eindruck  des  Selbsterlebten.  Ein  warmer  Erzählerton  spricht  aus  ihm,  was  um  so  wertvoller  ist,  als  sein 

Inhalt  insofern  von  schätzbarer  wissenschaftl  icher  Bedeutung  ist,  als  hier  die  römische  Blütezeit  der  deutschen 
romantischen  Landschaftsmalerei  in  einem  übersichtlichen,  umfassenden  Bilde  zusammengezogen  ist. 

Hamburger  Fremdenblatt : Ein  ganz  außerordentliches  Werk  liegt  vor  uns,  das  Kunst  und  Kunst- 
geschichte zu  einer  Einheit  verbindet  und  mit  seinem  schönen,  populären,  begeisterten  Stil  sich  an  die 
weitesten  Kreise  der  Freunde  deutscher  Kunst  wendet.  Dieses  bedeutende  Werk  besitzt  den  Anspruch, 
in  der  Bibliothek  eines  jeden  Kunstfreundes  Eingang  zu  finden. 

Schwäbischer  Merkur,  Stuttgart:  Hier  ist  ein  bedeutsames  Stück  deutscher  Kunstgeschichte  zum 
erstenmal  zusammenhängend  bearbeitet.  Auf  den  Tafeln  ist  von  jedem  der  bedeutenderen  Künstler 
ein  besonders  bezeichnendes  Werk,  Bild  oder  Handzeichnung,  wiedergegeben. 

Breslauer  Zeitung:  Dieses  Buch  ist  ein  Stück  Kunstgeschichte  an  sich,  es  führt  vom  alten  Koch  und 
Reinhard  über  Richter  und  Catell  zu  Preller  und  Schirmer,  dann  aber  in  die  neuere  Zeit:  Achenbach, 
Feuerbach,  Böcklin  treten  auf,  und  schließlich  begegnen  wir  auch  Schöpfungen  von  noch  Lebenden,  wie: 

A.  V.  Werner,  Paul  Mohn  und  Albert  Hertel.  Der  Textband  gibt  hierzu  die  geschichtliche  Darstellung. 

Der  Atlas  bringt  gegen  50  stattliche  Blätter,  in  denen  teils  die  Motive  der  Serpentara,  teils  solche  der 
näheren  Umgebung  dieses  Platzes  wiederkehren. 

Hamburger  Nachrichten:  Das  vorliegende  Werk,  in  dem  wir  eine  der  erfreulichsten  Früchte  der  vor- 
jährigen Jahrhundertausstellung  der  Nationalgalerie  erblicken,  hat  in  der  Hauptsache  in  Wort  und 

Bild  die  Beschaffenheit  der  Beziehungen  und  der  Einflußnahme  auf  die  Entwicklung  der  deutschen  Kunst 
zum  Inhalt.  Voraus  geht  ein  glänzend  geschriebener  geschichtlicher  und  kultureller  Essai.  Diese  Ver- 
öffentlichung gewinnt  die  Bedeutung  einer  kunstgeschichtlichen  Tat,  durch  die  eine  bisher  in  der  Geschichte 
der  deutschen  Kunst  offen  gewesene  Lüdee  ausgefüllt  wird. 

Blätter  für  Gemäldekunde:  Es  ist  eine  anregende  und  lehrreiche  Zusammenstellung,  die  besonders 
denen  empfohlen  sei,  denen  Verständnis  für  stilvolle  Auffassung  der  Natur  gegeben  ist.  Denn  die 
meisten  der  nachgebildeten  Werke  zeigen  eine  vereinfachte,  abgekürzte  Wiedergabe*  dessen,  was  der 
Künstler  vor  Augen  gehabt  hat.  Beim  Durchsehen  dieses  Albums  müßte  es  jeder  verstehen  lernen, 
der  es  nicht  schon  längst  wüßte,  daß  man  sich  für  eine  Gegend  und  nicht  zuletzt  für  die  Landschaft 
zwischen  Olevano  und  Civitella  begeistern  könne. 

OESTERHELD  & Co.  VERLAG  • BERLIN  W.  15 

Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


147 


Verlag  von  Klinkhardt  & Biermann,  Leipzig 

Vor  kurzem  erschien  als  2.  Band  der  „Bücher  der  Kunst“ 

Rosalba  Carriera 

Die  Meisterin  der  Pastellmalerei 

Studien  und  Bilder  aus  der  Kunst  und  Kulturgeschichte 
des  18.  Jahrhunderts 

von 

Emilie  von  Hoerschelmann 

Preis  geh.  M.  6.50  — geh.  M.  8.— 

r^s  ist  eine  längst  vergessene  Welt,  die  in  dem  Werke  vor  unseren  Augen  ersteht  L.  Brosch 
schildert  sie  in  einem  Feuilleton  der  „Wiener  AbendposF  mit  folgenden  Worten:  „Leichte 
kapriziöse  Stuckdekorationen , die  Freskos  einrahmen,  voll  Duft,  Eleganz  mit  in  leichter 
Atmosphäre  verschwimmendem  Hintergründe  und  matten,  rosigen  Wolken,  auf  denen  Amoretten 
schweben;  heitere,  sentimentale  Szenen  aus  dem  Schäferleben,  zarte,  schmachtende  Blumen- 
gruppen oder  romantisch  erträumte,  wie  hingehauchte  Veduten  — in  einem  solchen  Milieu 
lebte  und  herrschte  die  Patrizierin  im  vergnügten  Venedig  des  18.  Jahrhunderts.  Noch 
kommt  hinzu  zerbrechliches  Porzellan,  Nippsachen  jeder  Art,  Fächer,  hinter  denen  ein 
Lächeln  oder  Gähnen  unterdrückt  wurde,  die  unentbehrliche  Schnupftabaksdose,  weiche, 
mit  heller  Seide  überzogene  Möbel,  kostbare  Spiegel,  Kronleuchter  aus  Murano,  von  denen 
Hunderte  Kerzen  strahlten.  Es  war  das  Zeitalter  der  weißen  Perücken,  knisternden  Seiden- 
schleppen, der  tändelnden  sentimentalen  Grazie,  wo  man  unbekümmert  in  Saus  und  Braus 
ziemlich  frivol  dahinlebte.  Längst  hatten  die  Nobili  auf  gehört,  berechnende  Kaufleute, 
kühne  Segler,  ernste  Staatsmänner  zu  sein.  Zügellos  wurde  der  von  den  Ahnen  mühselig 
gehäufte  Reichtum  vergeudet.  Immer  herrschte  Karneval,  toller  Liebestaumel,  den  längst 
vergessene  Dichter  in  schalen  Madrigalen  besangen.  Es  erklangen  auch  sentimentale 
Menuetts  von  Cimarosa  oder  Porpora;  Goldoni  schrieb  seine  Lustspiele,  welche  die  Sitten 
jener  Zeiten  nachsichtig  geißelten.  Die  bildende  Kunst  suchte  sich  diesem  Milieu  anzu- 
passen. Der  Tausendkünstler  Tiepolo  malte;  Guardi,  kapriziös,  gefällig,  immer  in  guter 
Laune;  Longhi  schilderte  das  Leben  in  Palästen  und  Straßen  und  wurde  der  treueste  Chronist 
der  damaligen  Dogenstadt;  und  Ros  alb  a Carriera  verewigte  in  ihren  weichen  Pastell- 
porträts die  blaßgeschminkte,  parfümierte  Patrizierin  in  hellseidenen  Kleidern  in  graziöser, 
schmachtender  Haltung.  — In  Emilie  v.  Hoerschelmann  hat  eben  diese  vielgefeierte  venezianische 
Malerin  eine  Biographin  gefunden,  die  mit  Liebe,  Fleiß  und  Kennerschaft  dem  Leben  der 
Meisterin  nachgegangen  ist.  Nicht  so  bald  war  eine  Feder  berufener,  eine  Frauenseele  zu 
schildern.  Die  Verfasserin  hat  in  ihrem  neuen  Buche  ein  abschließendes  Werk  geschaffen.“ 

Wiener  Abendpost  vom  30.  Januar  1908. 


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148 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


EDMUND  MEYER,  Budihändler  und  Antiquar,  BERLIN  W., 

— Potsdampr  Straße  27 b.  « Tel.-Ämt  VI,  5850. 


Großes  Lager 


Zur  Komplettierung  und  Neueinriditung  kunstwissenschaftlicher  Äpparate  und  Bibliotheken  bestens 
empfohlen.  — Beschaffung  von  Desideratis  aus  allen  Wissenschaften  und  in  allen  Sprachen.  — 
Änkauf  ganzer  Bibliotheken  und  einzelner  Werke  zu  angemessenen  Preisen.  — Bibliotheken  und 
Gelehrte,  die  ihre  Doubletten  abstoßen  wollen,  werden  um  Angebot  ersucht. 

Soeben  erschien:  Äntiquariats  - Katalog  für  Büdierfreunde  No*  VIII, 

enthaltend  eine  kleine  Äuswahl  von  Werken  aus  den  versdhied.  Abteilungen  meines  umfangreichen  Antiquariatslagers; 
Älmanache  u.  Kalender  — Äutographen  — Berlin  — Bücher  kleinsten  Formates  — Deutsche  Literatur 
— Ex-libris  — Französische  u.  englische  Literatur  — Japonica  — Illustrierte  Bücher  — Kunst  — Musik 
Philosophie  --  Silhouetten  — Theater  — Kunstblätter  und  Porträts  — Oskar  Wilde  — Beardsleg  etc. 

Ferner:  Spezialverzeichnis  von  Publikationen  für  Bibliophilen. 

Früher  erschien:  Äntiquariats  ^Katalog  VI:  Gesdiidite  nebst  Hilfswissensdiaften. 
Mit  einem  einleitenden  Aufsatz  von  Dr.A.GRISEBÄCH:  Napoleon  in  zeitgenössisdien  Bildnissen. 
==  In  Vorbereitung  befinden  sidi: 

Antiquariats-Katalog  VII : Kunst  - KunstuBschiclite  - Illustrierte  Büdier  aller  Länder  aus  dem 
17.-20.  Jaliräundert  - OililiopliillB  etc. 

Antinuariats-Kataloo  IX:  Dentsclie  Literatur.  ich  Mte  schon  jetzt  zu  verlangen. 


Edmuntt  Meyer  Verleg,  Berlin  Wm  35 

Soeben  erschien  in  meinem  Verlage: 

SiHionetten-AlmanaGli  für  1908  (Jahrgang  i). 

26  ganzseitige  Silhouetten  des  Goethekreises  nach  Orig.- 
Silhouetten  mit  gegenüberstehenden  bezüglichen  Merk- 
sprüchen, einem  Kalendarium  und  einem  Aufsatz  über 
„Die  schwarze  Kunst“  aus  der  Feder  Dr.  Max 
Osborns.  Buchschmuck  von  E.  R.  Weiß. 

Orijj.  karioiin..  in  Art  . Format  der  alten  (iotliaerAlmanaclie. 
Gedruckt  in  1000  Expl.,  wovon  100  num.  aut  Holland.  Bütten. 
Preis  der  einf.  Ausg.  Mk.  3.50 ; der  numer.  Ausg.  Mk.  8.—. 

Ferner  erschien  soeben : 

Helene  Gräfin  Harradi- Arco: 

Einiues  von  der  Sonne,  ?ndv7n"iPs]St.= 

Zur  Belnstipng  Ton  Jung  und  Alt,  wenn  sie  iin  Winter  nielit  seheint. 

Quer-S’’.  In  elegantem  Pappband.  Mit  23  Vollbildern 
und  begleitendem  Text. 

In  1000  numerierten  Exemplaren  gedruckt. 

Preis  10  Mark. 

Martin  Schongauer  als  Kupferstecher. 

Von  Dr.  Hans  Wendland. 

8 Bogen  Gr.  -8°  mit  32  Abbildungen,  davon  viele  ganzseit. 
Preis  Mk.  6.—  brosch.,  Mk.  8.—  eleg.  geb. 

Das  dentsche  Rathaus  der  Renaissance. 

Von  Dr.  August  Grisebadi. 

10  Bogen  Gr. -8°  mit  50  Abbildungen  nach  Reiseskizzen. 
Preis  Mk.  6.—  brosch.,  Mk.  8.—  eleg.  geb. 

Gesammelte  kisthistorisehe  Heden  u.Aufsätze. 

Von  Prof.  Dr.  Alfred  G.  Meger. 

Mit  einer  Heliogravüre.  8°.  1905. 
Broschiert  Mk.  4.50,  gebunden  Mk.  5.—,  in  elegantem 
Halbpergamentband  Mk.  6.—. 

Hie  deutsche  Jahrhundert-Aosstelluno  I90G. 

Von  Dr.  G.  J.  Kern. 

8°.  Mit  6 ganzseitigen  Abbildungen. 

In  vornehmer  Ausstattung  Mk.  1.50. 

Ein  kurzer  orientierender  Rückblick. 

Ciinnnn  llnlnnnniu  J.  Meier-Graefe.  Mit  einem  Katalog  der  Delacroix  - Ausstellung  Berlin, 

LlllinnK  lllilHlirill X November  1907.  30  Seiten  Text,  nebst  12  Katalogseiten  und  4 ganzseitigen  Autotypien 
liliyUIIU  UUIUUI  UIA*  1 __  Vornehm  ausgestattet.  Nur  in  kleiner  Auflage  gedruckt. 

■ ~ 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


149 


Die  Kunst-  und  Wunderkammern  der 
□ Spätrenaissance  □ 

Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Sammelwesens 

von 

1 Julius  von  Schlosser  l 


I (Monographien  des  Kunstgewerbes.  Neue  Folge,  Band  XI) 

i Diese  erste  Geschichte  des  Sammelwesens  hat  den  Direktor  der  Waffen-  und  Altertumssammliingen 
= im  Wiener  Hofmuseum  zum  Verfasser 

= Regierungsrat  J.  Folnesies  schreibt  über  das  Buch  in  der  „Zeit“: 

E ...  überall  umflutet  uns  quellendes  Leben,  anschaulich  geschildertes  Empfinden  längst  verschollener 
= Zeiten,  denn  es  ist  keine  von  jenen  trockenen,  aus  Tausenden  von  Zetteln  mit  gelehrten  Notizen 
i mühsam  aufgebauten  Schilderungen,  die  man  in  dankbarer  Anerkennung  des  Fleißes  ihrer  Verfasser 
= als  „verdienstvolle  Arbeiten“  zu  bezeichnen  pflegt,  es  ist  ein  aus  der  Fülle  wissenschaftlicher 
E Erkenntnis  und  gründlicher  Fachgelehrsamkeit  temperamentvoll  hingeschriebenes  Buch,  einheitlich, 

i anregend  und  fesselnd  vom 

Anfang  bis  zum  Ende.  ^L 


Preis  in  Bütten  geb.  M.  5.- 


3 


In  Liebhabereinband  M.  6.- 


Verlag  von  Klinkhardt  & Biermann  in  Leipzig 


— ■■■■ 

T-:- " = Verlag  von  Dr.  Werner  Klinkhardt  in  Leipzig.  S 

Gustave  Cohen  • Gesdiidite  der  Inszenierung 

im  Geistlichen  Schauspiele  des  Mittelalters  in  Frankreich. 

Deutsch  von  Dr.  Constantin  Bauer. 

XII,  256  Seiten  und  8 Tafeln.  Geh.  M.  10.—,  geb.  M.  12.—. 

Dieses  von  der  Belgischen  Äkademie  der  Wissenschaften  preisgekrönte  Buch  bietet  weit 
mehr,  als  der  Titel  besagt,  wie  denn  auch  die  französische  Ausgabe,  die  in  absehbarer 
Zeit  nicht  wieder  frisch  aufgelegt  werden  wird,  vollständig  vergriffen  ist.  Der 
Verfasser  berührt  — außer  den  Fragen,  die  unmittelbar  mit  dem  interessanten  Thema  in 
Zusammenhang  stehen  — vornehmlich  die  Gebiete  der  Kunstgeschichte,  Kultur-  und  Literatur- 
geschichte der  Zeit.  Besonders  reich  sind  die  kunsthistorischen  Anregungen,  aber  auch  die 
Literaturgeschichte  kommt  zu  ihrem  Rechte,  werden  doch  im  ersten  Teile  die  literarischen 
Zeugnisse  aller  Kulturvölker  des  Mittelalters  in  den  Kreis  der  Betrachtung  gezogen. 

Der  „Fränkisdie  Kurier“  schreibt  über  das  Buch:  Die  erste  Ausgabe  dieses  Buches,  die  als  Auszug 
der  „Memoires  couronnes  de  l’Acadcmie  de  Belgique“  in  einer  kleineren  Anzahl  von  Exemplaren  veröffent- 
licht wurde,  ist  so  schnell  vergriffen  gewesen,  daß  Dr.  Bauer  sich  veranlaßt  sah,  im  Verein  mit  dem  Verleger 
eine  deutsche  Ausgabe  zu  veranstalten.  Der  Verfasser  hat  dieser  Neuauflage  eine  große  Anzahl  von  Ver- 
besserungen und  Zusätzen  beigefügt.  Die  Arbeit,  das  Ergebnis  eingehender  Spezialstudien,  hat  in 
der  wissensdiaftlidien  Welt  Frankreichs  Aufsehen  erregt  und  dem  Verfasser  viel  Anerkennung 
eingebracht.  Und  in  der  Tat  besitzt  das  Buch  in  bezug  auf  Volkskunde,  Kunstgeschichte  und  aus- 
ländisches Theater  einen  ganz  bedeutenden  kulturgeschichtlichen  Wert.  Um  so  mehr  ist  es  zu 
begrüßen,  daß  Dr.  Bauer  sich  der  großen  Mühe  unterzogen  hat,  es  ins  Deutsche  zu  übertragen, 
damit  audi  die  deutsche  wissenschaftliche  Welt  aus  ihm  lernen  und  zu  ihm  Stellung  nehmen  kann.  ■ 
Die  Übersetzung  ist  glänzend  stilisiert.  ■ 

■ ■■===--  =■■■■ 


150 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Ddlorgen 


Söoc^enfd^cift  für 
beutfd^e  ^uffur 


^crausgegeben  t>on 

Söecnei:  ©ombarf  / 0?id^acb  ©tcau^  / Siit^arb  Dltufl^er: 
®eorg  Srnnbes  / unb  unter  satitmirfung  üon  QiXQo  t).  i^ofmannöf^al 

©fänbige  DItif arrbeif er: 


SSiH^elm  Solft^e 
©eorg  ©immet 
^aul  ßabanb 


Hermann  35a^c 
§ran!  2S3ebe!inb 
©eneral  t>.  SSrebolt) 
^anö  Siofenl^agen 

g^ür  bie  2(6onncnfen 


Äarl  Senffc^ 

D.  3.  Siecbaum 
Äact  ©i^effter 


unenfgetfUi^e  Q5ocfcäge 

uon  ^ranS  2S5ebeEinb  / ©eorg  ©immel  / Siid^arb  SQftufl^er 
2luguff  S^l^^ffen  / ^anns  §ein3  ©toers  u.  a. 

©ö  fprac^en  bereife  g^ranf  235ebelinb:  / ©igeneö  ©rama 

Sranjiölanermöni^  Dr.  "ipafer  ©fpebifuö  ©dbmibf  über  „X^eatet'' 
§ttnnö  §etng  ©tocrö:  „Ser  Dteger  atö  ©Itabe  ober  freier  2(rbci£er'' 
©eorg  ©immel:  „Sie  ^f^i^obogie  beö  ©(^muifeö'' 

^rofpe!fe  unb  ^robe^effe  foftentoö 

DUorquorbt  ßs  ©0.,  35erUn  W.  50 

MEISSNER  PORZELLAN 

SEINE  GESCHICHTE  U.  KÜNSTLERISCHE  ENTWICKLUNG 

VON  WILLY DOENGES. 

EIN  KÜNSTLERISCH  AUSGESTATTETER  BAND  MIT  ZAHLREICHEN  ILLUSTRA- 
TIONEN NACH  ORIGINALEN  UND  FARBIGEN  KUNSTBEILAGEN 
ELEGANT  BROSCH.  M.  12.—  IN  STILVOLLEM,  FLEXIBLEM  LEINENBD.  M.  15.— 
ZU  BEZIEHEN  DURCH  JEDE  BUCHHANDLUNG  ODER  DEN 

VERLAG:  MARQUARDT  & Co.,  BERLIN  W.  50 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


151 


In  neuer  Äusstattung 


32.  Jahrgang 

© 

Titel  - Zeidinung 

von 


UND 

5Vi/D 


32.  Jahrgang 

© 

Prof.  Emil  Doepler 

d.  Jüngeren 


Heft  2 hat  folgenden  Inhalt: 


Felix  Hollaende  r:  Die  reines  Herzens 
sind.  Roman. 

Richard  Schaukal:  Rainer  Maria  Rilke. 

Eichendorfis  Briefwechsel  mit  Schön. 

Die  kulturellen  Werte  des 
Theaters:  Beiträge  von  Thomas  Mann, 
Eduard  Engel,  Stefan  Zweig,  Siegmund 
Lautenburg,  Otto  Erler. 

Univ.-Professor  Friedridi  Niebergall:  Der  in- 
dividualistische Zweig  der  Zukunftspädagogik 

Otto  Julius  Bierbaum:  Ein  Traum,  Gedicht. 

Gustav  Falke:  Dörten,  Erzählung. 

Professor  Martin  Philippson:  Die  ersten  Polen 
unter  preußischer  Herrschaft. 

Josef  Israels:  Rembrandt  van  Ryn.  (Mit  einer 
Kunstbeilage  ). 

Neuentdec<ite  Beethoven-Briefe,  mit  Einleitung 
von  Major  Alexander  Hajdeckg. 

Univ.-Professor  Karl  von  Lilienthal:  Das  Ein- 
greifen der  Staatsanwaltschaft  in  die  Privat- 
klage.  (Juristisches  zum  Hardenprozeß). 

Dramatischer  Monatsbericht. 

Fritz  Stahl:  Altenglische  Kunst. 

Literarische  Berichte. 


Kunstbeilagen: 

Ludwig  van  Beethoven  (zu  den  neuentdeckten 
Briefen  Beethovens),  Handzeichnung  von  Adolf 
von  Menzel. 

Thomas  Lawrence:  Eliza  Farren,  zum  Artikel 
von  Fritz  Stahl. 

Rembrandt:  (siehe  oben  unter  Israels). 
Joshua  Reynolds:  Die  Herzogin  von  Devonshire 
und  Tochter,  zum  Artikel  von  Fritz  Stahl  über 
„Altenglische  Kunst“. 

Äutotgpie-B  eilagen: 

Gainsborough:  Mrs.  Robinson. 

Romneg:  Mrs.  Long. 

(Zum  Artikel  Altenglische  Kunst.) 

E.  Haneke;  Felix  Hollaender. 

Facsimile  eines  neuentdeckten  Beethoven-Briefes. 

Mus  ikb  eigaben: 

Eugen  d’ Albert:  Zierlichkeit  des  Schäferlebens 
Philipp  Scharwenka:  Im  Mai. 

Text  von  Professor  Dr.  Wilhelm  Altmann. 


Preis  pro  Heft  Mk.  2. — . 

Probenummern  durch  jede  bessere  Buchhandlung. 

S.  Sdiottländers  sdiles.Verlagsanstalt,  Berlin  W.’35 

Sdiöneberger  Ufer  32. 


mrm. 


152 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


E.  A.  FLEISCHMANNS 

Hof-- Kunsthandlung 

1 Maximilianstraße  MÜNCHEN  Maximilianstraßc  1 

Gegründet  1806 

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Permanente  Ausstellung  von  modernen 
Gemälden  erster  Meister  — Eintritt  frei! 

Ankauf  einzelner  hervorragender  Werke, 

sowie  ganzer  Sammlungen 

Übernahme  von  erstklassigen  Kunstauktionen 


i 

i 

I 


mimi 


iV^otlatsheftc  für  Kunstwissensdiaft. 


V0r|ag  voll  Quelle  & Meg  in  Leipzig 


t 

i 


flifliläende  Kunst  4er  Gegenwart 

: G^.^30O  Seitc^  Ähbiiduttgen;  IiTBütteuumsdilag.^  Geh.  > , , M.  4.— 

IiLOr^mj^eiHenbani'^,..  . ^ ^ . . , :v  . . , v . . . . . . . M.  4.80 

. Äfii^  was  iinij  währcndvder^^^^  bcsdtäftigt  h^t, -phfte.  daß  darüber  Klarheit  zu 

erlogen  ge#^i|:Wlre::defi,FaiI  Böckling  deHihpxessiomsmus,  der  Wiener  Sezessionsstil  und  die  Kunst- 
erziehnn^ragc/"dfet  l^scr  ptld~die.  Kunst,  Hodlern-Malcreien  und  . Minnes  Plastiken;  dies  alles  wird  hier 
jUi  'hnlcgender  WMs^'^ije^^di^  imd  von  eineth  festen 

- ^ ^ W:-von  SeiäUtz  XDeaische  Rundschäa,  Heft  12.  33.  Jahrg.  1907). 

^ sb  ^leX^^hgranlben  und  Pamphleten'  ist  es  wahrhaft  erfrischend,  ein  Buch  über  die 

modgriic  Kunsf^pjßsöi,  das^esentlidi  ybih  Staridpunkte  des  Historikers  aus  geschrieben  ist.  Strzggowski 
\kcnÄt.%nd:  lib^Taicse  i^unsh  er  glaubt  an  ihre  Zukunft,  und  er  bewundert  aufrichtig  die 

, Energie  und  SelbstVcrieugnung,  mit  der  sie  ihren  zielen  nachstfebjt.  Ttber  er  hat  auch  einen  scharfen  Blick 
für  dBs  viele  Ungesund^  und  Vcrkehrte,j  daS::1ibcraIl  im  trtodyrhen  Schaffen  hervortritt.  . . .“ 

" ^ . ' — , " i - Prof.  Semroü.  in  Breslau. 

^ 'S  ' ~ % 

und  ihr  Verhältnis  zur 
Malerei  in  Nördwest^- 

iSürp^  vorf  ^cn  ^^iten  des  heiligen  LüIM^  bis^  Von  Privat 

. U.  24QVS.  iiiit  50  unedierten  Tafeln  in 

UchMuBc,  ifl  Butt^  brös<h.J^.  ^ • • • • • > * • M.  18.— 

Vorliegende  Ärbeitist  ein  Beitrag  zü  den  seit  ^mehreren  Jahren  m'jlngriff  genommenen  Forschungen 
- .-übet,  die  sp.ätmittelaltetJiÄe  Kunst  in  Frankreich.  Hat  :s|ch  das  Interesse  bisher  wesentlich  auf  die  Blüte- 
" Mitteles  13.  uhd_  in  der  zweiten  Hälftendes  14.  jährhunderts  erstreckt,  ^c>  sucht  der  Verfasser 

dir  daizwischen  liegende  Übergangszeit  an  der  Hand  von  4vesentlicb  unpubliziertem  Material  aufzoklären. 

■/.  ''"y.  ---  ''  ■ yy  -y'S  ^ iy-,  . 

m 

Pr6f.  Pr.rEPaieiiniaiin;  ^ IM  S.  cßäir . 

'Ij®  OriginaUmeoband’'.  yi  ' . • • ;■  l'  ^ 

iD<fefiaö>'wiid  man  eine  scTklaf  geschriebene  kurze  Zusammenfassung  aller  ästhetischen  Bestrebungen 
duhsecer  .Zeit  mit  lärfiäfier  Freude  begtüßen  müSsen:  Die  gesamte  cinschlägilge  Literatur  wird  vom  Verfasser 
b€ireris^;  '^'mr  Bjm:kt  “CS  seiner  elegant:  gdsdiricbencn- Darstellung  ^an^  wie  sie  aus' dem  Vollen  schöpft. 
Gcr^gvpr  den^^id  in-  die  bfehandettert  Probleme  tiefer  eindringen  will,  yirhd  Meumanns  Wcrkchcn  ein 
'aftcmbehrlidier  Führer  seju.^  Straßburger  Post,  6.  Dez,  1907. 

DieBegründun^des  idealistisch^ 
Prinzips  in  der  modernen  Ästhetik. 
94  S.  Geh/  • - • ♦ • ^ • • M-  3.“- 

Uhter  äHSeitiger  Heranziehung  Vöh  SchelHngs  Schriften  weist  Verfasser  die  Entwicklung  nach,  die 
Schelliug  auch  in  diesem  Spezialgebiete  seiner  Philosophie  durdigemacht  hat,  und  ist  insbesondere  bemüht, 
das  Unycrgäfiglichc  Uer  idcalistischch  Ästhetik  in  ihrem  Zusammenhang  mit  den  neueren  Klassikern 
■ herau'szuarbciteH. 


M.  1.— 
M.  1.25 


I8r  Süm  (ni4  Wert  des  Lebens 


für  den  Menschen  der 

Gegenwart  von  Gehelm- 

tat  Profi  Dr.  fc  Enckcti  in  jena»"  168  Seiten,  In’ Büttenumschlag  . . . M.  2.20 
In  ÖrlgkaHeine^^  ÄL  2.80.  > Numerierte  Luxusausgabe  auf  ^ Büttenpapier,  vom 
Verfasser  gczeidin^  In  elegantem  Halbfranzband  . . . • • • • ♦ • • • M.  5.60 

ünskr  großer  Jeiiaer  Philosoph  entwickelt  hier  den  innersten.  Kern  seiher  Weltanschauung,  wendet 
sich  an  die,  jble  nach  Klarheit  fiberdie  Grundfragen  menschlichen  Seins  ringen.  Er  stellt  unser  Leben  in 
seinen  Verschiedenen  Äußerungen  in  ein  durchaus  neues  Licht,  vermag  so  zu  neuen  positiven  Ergebnissen 
hl  gelangeri  imd'vibt  neue  Richtlinien  für  eine  sinngemäße  Lebensführung.  . 


'7 


MQfläShjßflc  KansJwlsscnsdiaft. 


öi^^tt^ääte^g^tetjl  ^ : padi^enoss^  und 
NSd^lfin^t^ß)^.  Jkpstbaren  7 
Blatfe^^7:jMgp^Sä;JStu<^  VcnfeiaiHschea. 

puattfoccntp^  v^g  jg^^^^ift^ai4i^r  des  ' 

Wä'ke#  isß^  grdS^tSdi^^täkcItcn  veftoi«^'^  uni  hat  «Inen 

ist  de|#teÄi$cf^m^ar^et~^ä^^^^rhÄ  JedSs  einzeln^  _ 

Blattes^ange]^^:  uni  gi&T:^^^gillStkt^4fti^^Ehfe  Ähe  Farfje^ 
wi^^^lErn  bSSr^csßdß^l^^mititete^pÄ^eh 
jcdeTaf^l4ieE^8tüng  wSgt  über deiMeiäerißid  sein  Werk.- 

./  : Tay  n^ " 

in  Lidifömd:  i^c^diMs(lf|^ 

von  Herr^ÄndreJ(lak[j4n^i^^|ÄdiÄu1^iÄ^fegH!^i^ifl^@üfid  Braun,  ^ 
Clement^W  C^i  CDegj^i^ung^'  ^ nachj^ 

_Gemäiden  und  ZewBÄ^^dSl^Titer^^i^^^h.  ist^ltoUän^, 

disdiem  Böttehpapi^  - 

Deutsdie  Au^a^^  ^Q* 

■ Kar^nigffeSilt^^rga^^^^fit^^ää'^  ?ll'”  - 

, - V Aiappe.  _Tcsii:u^A^^äÖMg®  g^cßofc ;i  ^ ' 

Liebhaber-Ausgabe:  §T^xe^i|^-  aÄ ^OÜftarSr 


Librairie  Natf^^  d®g 
CK  van 

l(^,  Bne  äi» 


Graphisches rinstttut  |iUius7inih)iharjdt' 


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r^. 


FUER 


1^;  als  A.iU.onats^ft  der  Knnstwissensdiaftlidieji  Literatur" 

von  E;rnSt  Jaff6  und  Curt  Sachs. 


INMLi; 


Ähhandluiigen:'%'’^^"'’'J''l^’  " ' ■ ■ 

"^J^^N^juerw^burigSft^ des  Kaiser  Friedrich-Museums  zu  Berlin^ 
P "2^^  Gemald^  aus  der  ^mmlung  RudolLKann.  Von  Hans  Posse. 

^^La  mäi^n  Jdü  Gre^o  ä Tolcder  Pai^Paul  Lafond. 

\ ßVauhder^  Kirchen.  Von.Ärtur  Weese. 

^ ^ Die  Idipo^aforenbitder  in  "der  Mündhener-Residenz.  Von  Georg 


mid  Forsdiiifllgcn:'\  :^  ' 

ÄlhartihtapTQbleme  I.  '\^n  Ernst  Kühnd.^^,  “ 

' 2u  ^MöcettpV  Von.  E.  Waldraann'^J  ;v^  / 

Die  Äusgrabiingen’^n  Von  P.  Hcrnnann.  ^ 

i>'V-  ' - - 

; Rundsdiato  vf  < , 4‘  ' 

' -tx.  . ^ßeHAte^aus  Berlinf  Br^rnen,  Frankfurt  a.  M.,:  München, 
Florcnzf  London, ""Paris,  Belgien,  Holland.  / Der 
.'Deutadie  Verein  für  Kunstwissenschaft.  / Kleine 

“■''■'■■■■4  -.!:  ..  ' ■ ,,  4...  ......  -V  . 

Na<itnchten.  : 

^ . 4;,'  ^ _ (Fortsetzung  nächste  Seite) 


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%^lt^®^itc^sefe  :SäuWeK€.  (Ä.,  G r i s e b adi .)  ' t ■"  ■ " 
IHN  ZjUE  ^ % der  Vergangenheit.  (H  a n s V o 

^ 'yiiUu_s  Baum.)  , " 

^KRUh  ßCMjEFS^li^^ Bremen,  {fe,>  W al dm aan.t^ 
-^j^rRfeNÄBa/iidlH.^?(&gbert_:geIp^^^^  ' . 

'4U^^RUM-,  D^Bam^kg  des  Bfiä^lioU.  .4ftrtur  Weese^)  ,J 


:^FfiITZ.|CNÄJPI^^^^^rugTjior  "^siH  Burger.) 


FQeirmrmefli5die  .ÖÄimaturmäterei.  (Ä.  Baumstark.) 
-p^.K.BJENNirb:^;<^^  (E.  Kdhnei^^  . 


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Neue  )H&rbfi(ii€r.^%ytta^er:  Eeftsdiriften.i  -^_ 


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iipi^pfefS^werirddes^e§s"aHdro  Vo»  Christian  S<h#cr. 

^tc^^^rnjaehtaume^^HöI^^  ^Von  i,.K«  Cirx. .-  ^ 

"^^l^^-^^U^^markjP''Xh‘yinaJbendi^aus,  Berlin^  ICShb  Leipaig,  Wncfacn,  Bnisterä^^j 


— ‘JVtbimtshefteifp  Kunstwis^nis^chaft: 

^'^.ejjtral^daklion  ^ieip^^Liebigstrasse  2^.  ^ ^ 7 

’Ziv^^recLa"^lbnencAr' ^ -;^7  . ' ^ 

>\  Be4-Iinf^Ä;^aid  Zehlendorf  bcT  Bcriin,  ,. Chi 

>y . ^rgfetr^B^ _ _ _ , ^ 

^ Für  -IVI  fl  ndi en‘^^f^^eHn.~  lil^^Berimgs.-  Mdn^äeh^.  Maßmannpiatz 
-Für  Wi^  : J)iJ^ilb^m_Si^a,^Äödlfflg' bei  Wien,  Kkte^Ju^Jiaumsst|;.1l 
""  Fih*  J.^nfcn  j xlE^ank  Freund,  ftnrrpw  on  b^ 

> ^ laon  ^7«“  - , -7;'^-  1'“'*'  .4  ' - 

i . r ■ ;P,fl«-  P aei  s.:  ■ JJi^Ru®£ jl(lelb|Ä;]i^eriJ§  iue=  jAJJIBi,  Pari?  -V .*ä7"%'i?J*”’ 
Ägent  ^i^sif Fran^^  /libMifef-.cdi}e»ir^2,;^^^^ 

JBonaparte, -Paris.' 


^aczugspreia  der  Monatshefte 'fuf  "lCünstwfs^ii§<haft:„  7'7-  " 
]&hrlidi  12.  Hcftt  ^70  Bbgc^  1®  iü>orf,ie©e^JV£ -iSj-^fliallJjäfirfifc.Älp'fe'^.^i 


Einzelhefte  M.  2.— . 


'^'Z' 


5'iV 


Bestellungen  auf  Probehefte  und  Äboimemejite  ^IrSn#  jbde7ltuähnfidl^^:^[€s;^^ 

7 Jind  ftuslande^  entgegen.  Wer iöläie^nid^5a-^l®a!^ /wolle'  man-  sidi^iiti^^ 
: ^ den  Veriag^vott  KLlNkHÄBBT  Ä mEtlARmi  Lj^^^ 


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> -'7-f.  ? Tt^rrVii'.^: . 


Zur  BeacHtüng  V 

Auf  ausdrücklichen  Wunsch  der  Herren  Dr.  Ernst  Jaffc 
und  Dr.  Curt  Sachs  weisen  wir  darauf  hin,  daß  es  in 
Heft  1/2  der  Monatshefte  für  Kunstwissenschaft  ver- 
sehentlich unterblieben  war,  auf  dem  Titel  zu  ver- 
merken, daß  die  Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 
hervorgegangen  sind  aus  den  Monatsheften  der  kunst- 
wissenschaftlichen Literatur,  begründet  von  Ernst  Jaffe 
und  Curt  Sachs.  ' ^ i 

Klinkhardt  & Biermann, 


Äbb.  1.  REMBRÄNDT:  Christus  und  die  Samariterin  am  Brunnen 
Berlin,  Kaiser  Friedrich-Museum  □. 

□ Erwerbung  aus  der  Sammlung  R.  KANN 


iMONÄTSHEFTE 

^KUNSTWISSENSCHAFT- 


Herausgeber:  DR-  GEORG  BIERMÄNN 

Redaktion:  LEIPZIG,  Liebigstr.  2 


1.  Jahrg. 


Heft  3 


1908 


Die  Neuerwerbungen  des  Kaiser  Friedridi-Museums 

zu  Berlin 

Gemälde  aus  der  Sammlung  RUDOLF  KÄNN 

Von  Hans  Posse 

Vor  wenigen  Wochen  ist  in  dem  den  Neuerwerbungen  vorbehaltenen  Kabinette 
des  Kaiser  Friedrich-Museums  eine  kleine  gewählte  Sammlung  von  Gemälden  zur  Aus- 
stellung gelangt.  Sie  stammen  aus  dem  Nachlasse  des  verstorbenen  Rudolf  Kann, 
dessen  Galerie  einst  zu  den  berühmtesten  Privatsammlungen  von  Paris  gehörte,  und 
die  im  letzten  Sommer  für  20  Millionen  an  die  Londoner  Kunsthandlung  Duveen  Bros, 
verkauft  worden  ist.  Das  Gefühl  des  Bedauerns,  daß  auch  diese  an  erstklassigen 
Gemälden  kostbare  europäische  Sammlung  zerstreut  wurde  und  den  heute  üblichen 
Weg  so  vieler  Kunstwerke,  nach  Amerika,  gehen  soll,  wird  wenigstens  zum  Teil 
gelindert,  wenn  man  die  für  Deutschland  geretteten  Kunstwerke  beisammen  sieht. 
Zwar  fällt  wohl  die  Frage:  warum  so  viele  kleine  Bilder  anstatt  weniger  aber 
bedeutenderer  Stücke,  an  denen  die  Galerie  Kann  doch  reich  war?  Der  Generaldirektor 
der  Kgl.  Museen  Wilh.  Bode  hat  sich  in  seinem  amtlichen  Berichte  darüber  ausgesprochen: 
wie  für  die  hervorragendsten  Gemälde  von  vornherein  ganz  exzentrische  Summen 
gefordert  und  bezahlt  worden  sind,  die  aufzubringen  hier  unmöglich  gewesen  wäre, 
und  wie  auch  die  Erwerbung  der  kleineren  Bilder,  wenigstens  zu  einem  Teile,  nur 
einer  Mode  und  Eigentümlichkeit  der  großen  amerikanischen  Sammler  zu  verdanken 
ist,  die  kleine  Bilder,  Darstellungen  ausgesprochen  religiösen  Inhalts  oder  namenlose 
Werke  nicht  zu  schätzen  vermag. 

Die  neue  Erwerbung  ist  trotzdem  die  wichtigste  der  letzten  Zeit,  vor  allem 
durch  sorgsame  Auswahl  nach  den  Bedürfnissen  und  Mängeln  der  Berliner  Sammlung. 
Wer  allerdings  importante  Erwerbungen  nach  dem  Quadratmeter  bemißt,  wer  große 
Mittelstücke  verlangt,  wird  kaum  auf  seine  Rechnung  kommen.  Denn  das  Gros 
dieser  jetzt  ausgestellten  Vereinigung  von  acht  Bildern  und  einer  Holzskulptur  sind 
Werke  der  holländischen  Kleinmalerei  des  17.  Jahrhunderts,  Bilder  von  fast  mono- 
chromer, feiner  Tonwirkung,  ohne  blendende  Farbeneffekte,  die  das  Auge  zum  Ver- 
weilen auffordern,  auch  kaum  interessant  durch  die  Fülle  packenden  Inhaltes,  sondern 


156 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Äbb.  2.  PHILIPS  WOUWERMÄNN:  Winterlandsdiaft 
□ Berlin,  Kaiser  Friedrich-Museum 

Stücke  von  jenem  tiefen  und  ehrlichen  Ernst  der  Natur-  und  Lichtdarstellung,  der  uns 
die  holländische  Malerei  heute  so  liebenswert  macht,  und  voller  Vorzüge,  an  denen 
nur  der  andächtige  Beschauer  sich  zu  ergötzen  versteht. 

Doch  die  Tatsache  dieser  Erwerbung  bedarf  ja  keines  entschuldigenden  Geleit- 
wortes! Zwei  Rembrandts  von  hoher  Qualität  erworben  zu  haben,  ist  unter  allen 
Umständen  schon  eine  Tat.  Die  Berliner  Galerie  gehört  dadurch  immer  mehr  zu  den 
ersten  Bewahrerinnen  Rembrandtscher  Kunst.  Von  ihm  sieht  man  unter  den  Neu- 
erwerbungen „Christus  und  die  Samariterin  am  Brunnen“  (Äbb.  1),  eine  der  Varianten 
des  vom  Meister  in  dieser  Zeit  mehrfach  behandelten  Motivs,  unserem  Geschmacke  nach 
vielleicht  seine  originellste  und  malerischste  Lösung.  Das  Bild  ist  bezeichnet:  Rembrandt 
f.  1655;  eine  Vorstudie  dazu  befindet  sich  in  Oxford.  Wenn  vorhergehende  Bearbeitungen 
desselben  Stoffes  noch  den  Eindruck  einer  in  Rembrandts  Hause  bewahrten  venetianischen 
Komposition,  die  in  seinem  Inventar  als  „Giorgione“  erwähnt  wird,  verraten,  spricht  hier 


Posse.  Die  Neuerwerbungen  des  Kaiser  Friedrich-Museums  zu  Berlin  157 


Äbb.  3.  GONZÄLES  COQUES : Familienbildnis 
□ Berlin,  Kaiser  Friedrich-Museum 


die  reinste  Eigenart.  Figürliches  und  landschaftliches  Motiv  schließen  sidi  zu  höchster  Ein- 
heit zusammen.  Das  Bild  scheint  das  Ergebnis  einer  Lichtvision  zwischen  alten  Mauern 
nach  goldigem  Sonnenuntergang,  zu  der  sich  der  biblische  Vorgang  wie  selbstver- 
ständlich herbeiläßt.  Hoch  oben  beugt  sich  über  den  Rand  einer  Zisterne  die  Samariterin; 
sie  vergaß  den  Eimer  emporzuziehen  beim  Nachsinnen  über  die  seltsamen  Worte  des 
Fremdlings,  der,  zur  Seite  im  Schatten  sitzend,  sich  dem  Beschauer  nur  verrät  durch 
die  in  eindringlicher  Rede  erhobene  Hand.  Das  Weib  trägt  ein  Gewand  von  gedämpftem 
Gelbrot,  und  diese  Farbe  steht  als  stärkste  Note  gegen  leuchtende  rotgoldene  Mauern; 
ringsumher  flutet  warme  Sonnenluft. 

Um  dieselbe  Zeit  mag  das  zweite  Bild  Rembrandts  entstanden  sein:  das  Brust- 
bild eines  jungen  Juden  in  dem  breiten  markigen  Pinselstrich  dieser  Schaffensperiode. 
Es  ist  ein  feingeschnittenes  bleidies  Äntlitz  von  dem  milden,  sinnenden  Äusdruck,  wie 
ihn  Rembrandt  seinen  Christusköpfen  zu  geben  liebt,  mit  auf  die  Schultern  herab- 
fließendem dunklem  Haar.  In  die  Sammlung  eingereiht  wird  diese  Studie,  die  wohl  zu 
den  Vorarbeiten  für  eine  Christuskomposition  gehört,  ein  passendes  Gegenstück  zu  dem 
früher  entstandenen  Studienkopf  eines  jungen  Juden  in  der  Galerie  bilden. 


158 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Dann  verdankt  die  Berliner  Gemäldesammlung  der  Kann’sdien  Erwerbung  vor 
allem  eine  Bereicherung  an  Werken  der  holländischen  Landschaftsmalerei.  Wir  treffen 
eine  kleine  Landschaft  aus  Jacob  van  Ruisdaels  früher  Zeit  an:  Windmühlen  am 
Wasser,  ein  Bildchen  schon  voll  des  Zaubers  stiller  Einsamkeit,  voll  duftiger  Weichheit; 
unter  grauer  luftiger  Atmosphäre  ein  gedämpftes  Spiel  von  Licht  auf  smaragdgrünen 
Büschen.  Ein  Aert  van  der  Neer  gehört  zu  den  reizvollsten  Arbeiten  dieses  oft  ein- 
tönigen Künstlers,  der  bisher  mit  keinem  gleich  guten  Stück  in  der  Galerie  vertreten 
war.  Es  zeigt,  bewundernswert  wie  selten,  die  Neer  eigene  Zurückhaltung  in  der 
Einheit  des  Tons:  ein  stahlgrauer  Wintertag  über  der  weiten  Eisfläche  eines  Flusses, 
am  Horizonte  Häuser,  Windmühlen  und  Türme  einer  kleinen  holländischen  Stadt  vor  gelbem 
Abendhimmel.  Und  wie  flott  und  lustig  ist  die  auf  dem  Eise  sich  vergnügende  Menge 
geschildert,  jedes  Figürchen  eine  gut  beobachtete  Studie  für  sich.  Am  überraschendsten 
aber  wirkt  Philips  Wouwermann  (Abb.  2)  als  reiner  Landschafter  in  seinem  kleinen 
Winterbilde  mit  dem  pittoresk  geschwungenen  Steg,  der  über  ein  vereistes  Wasser  führt, 
mit  tiefverschneiten  Hütten  und  frierenden  Figürchen.  Vom  Horizont  wallt  wie  ein  weißes 
Gespenst  eine  mächtige  geballte  Wolke  herauf,  dem  Bild  einen  Zug  phantastischer  Größe 
verleihend. 

Die  lebhaftere  und  dekorativ  wirksamere  Kunst  der  Vlamen  ist  durch  zwei  Bilder 
vertreten.  Auch  das  schöne  Familienbild  von  Gonzales  Coques  (Abb.  3)  — ein  Maler, 
von  dessen  Hand  die  Galerie  bisher  nur  ein  kleines  Porträt  besaß,  — ist  ein  Gemälde  kleinen 
Formats.  Und  doch  möchte  man  es  nach  der  Reproduktion  für  ein  Bild  mit  lebens- 
großen Figuren  halten,  so  monumental  ist  die  Anordnung,  so  groß  sind  die  Köpfe 
charakterisiert  trotz  ihrer  Kleinheit.  An  Vandyckes  Porträtkunst  wird  der  Betrachter 
erinnert;  den  „kleinen  Vandycke“  haben  Coques  schon  seine  Zeitgenossen  zubenannt. 
Solche  Maler  würden  sich  nicht  in  die  holländische  Kleinbürgeratmosphäre  hineinfinden. 
Sie  sind  die  Maler  des  vornehmen  Patriziertums,  das  sich  in  seinen  behaglichen  Genuß 
bietenden  Landhäusern  porträtieren  läßt.  Atlas,  Sammet  und  Seide,  Statuen,  Marmorsäulen, 
kostbare  Vorhänge  und  Luxustiere  gehören  zur  Aufmachung.  Selbst  etwas  kokette  Ab- 
siditlidikeit  kommt  hinzu:  eine  Kette  von  Gesten  und  Blicken  verbindet  die  dargestellten 
Personen  untereinander  und  mit  dem  Beschauer.  Auch  in  der  Gesamttönung  fällt 
dieses  Familienbild  aus  den  es  umgebenden  holländischen  Bildern  heraus  durch  wärmere 
vollere  Farben:  vor  rotem  Vorhang  helle  Gesichter,  Gewänder  in  Schwarz  und  Rosa, 
hier  und  da  ein  paar  pikante  Tupfen  Zinnober  wie  in  der  entzückenden  Gruppe  der 
beiden  frischen  Kinder  rechts,  und  sattes  Blau  und  Grün  in  der  Parklandschaft  dahinter, 
die  sichtbar  von  Rubens  beeinflußt  ist.  Das  Bild  befand  sich  ehemals  in  der  Marlborough- 
Galerie  zu  Bienheim  und  gelangte  aus  der  Sam^ilung  Kann  als  Geschenk  von  Duveen 
Bros,  in  den  Besitz  des  Kaiser  Friedrich -Museums.  Es  gehört  wohl  bereits  der 
späteren  Schaffenszeit  des  Meisters  an. 

Über  Coques’  Familienbild  hängt  ein  Stilleben  „Tote  Vögel  bei  einer  Melone“ 
(Abb.  4)  von  der  Hand  seines  Landsmannes  Jan  Fyt.  Mancher  wird  es  neben  den 
Rembrandts  für  das  schönste  Stück  unter  den  Neuerwerbungen  erklären  um  des 
koloristischen  Geschmacks  willen,  mit  dem  das  zarte  Blau  und  Grau  des  Vogelgefieders 


Posse.  Die  Neuerwerbungen  des  Kaiser  Friedrich-Museums  zu  Berlin  159 


Äbb.  4.  JÄN  FYT:  Stilleben 

gegen  ein  helles  Gelb  gestellt  ist.  Selten  sieht  man  auch  von  dem  Meister  selbst  ein 
Werk  von  solch  kühlem  farbigem  Reiz. 

Das  letzte  unter  den  Gemälden  der  Kannschen  Erwerbung  bietet  noch  eine  NuB 
für  Kunsthistoriker:  das  Brustbild  eines  jüngeren  Mannes,  flachshaarig,  mit  blauen, 
etwas  verschleierten  Äugen,  die  im  Verein  mit  dem  herben  gekniffenen  Mund  ein 
melancholisches  Temperament  vermuten  lassen  (Äbb.  5).  Dem  Physiognomiker  möchten 
der  verbitterte  Ausdruck,  die  Falten  um  den  Mund  und  ein  verächtlicher,  abweisender 
Zug  um  die  Lippen  wohl  noch  mehr  verraten.  Daß  es  das  Bildnis  eines  Deutschen 
ist,  lassen  Typus  und  Tracht  nicht  bezweifeln. 

Auch  seinen  Urheber  hat  man  bisher  unter  den  „Tedeschi“  gesucht,  da  schon 
die  Verwandtschaft  mit  bekannten  deutschen  Bildnissen  aus  der  Zeit  um  1500  (z.  B. 
Dürers  Bildnis  des  Hans  Tücher  in  Weimar)  und  die  Darstellung  einer  Alpenlandschaft 
mit  einer  Stadt  (Trient?)  im  Fensterausschnitt  darauf  hinzudeuten  schienen.  Trotzdem 
Anordnung  und  Haltung  (z.  B.  der  vorn  auf  der  Brüstung  aufliegenden  Hand),  so 
viele  für  die  venetianische  Porträtkunst  zu  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  charakteristische 
Züge  aufweisen,  spricht  doch  noch  manches  dafür,  den  Autor  unter  den  Malern 


160 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Äbb.  5.  ObGritalicnisdicr'(?)  Meister  um  1500,  Bildnis  j\bb.  6.  (Rüd^seite  des  Bildnisses  Äbb.  5.) 

Berlin,  Kaiser  Friedrich-Museum  Berlin,  Kaiser  Friedrich-Museum 


Posse.  Die  Neuerwerbungen  des  Kaiser  Friedridi-Museums  zu  Berlin  i6l 


nordischer  Herkunft  zu  suchen,  die  ihre  Schulung  in  Venedig  erhalten  haben.  Man 
blicke  zum  Vergleich  auf  des  Giorgione  Bildnis  eines  jungen  Mannes  in  der  Berliner 
Galerie:  dort  ein  energischer  Zusammenhalt  der  Linien,  breite  Flächen,  Unterordnung 
der  Einzelheiten;  hier  eher  eine  gewisse  Befangenheit,  weiche  verblasene  Modellierung, 
peinlidie  Durchführung  der  Einzelheiten. 

Dagegen  zeigt  die  Rückseite  der  Holztafel  (Äbb.  6)  mit  ihrer  trotz  teilweiser  Zerstörung 
auch  heute  nodi  köstlichen  Malerei  echt  venetianischen  Charakter.  Die  Formen  sind 
strenger  im  Stil,  straffer  und  großzügiger  in  Zeichnung  und  plastischer  Bildung,  die  Farben 
kräftiger  und  leuchtender,  so  daß  die  Vermutung  nahe  liegt.  Vorder-  und  Rückseite 
seien  von  verschiedener  Hand.  Ein  nacktes  junges  Liebespaar  ist  dargestellt  in  einem 
Gemache  von  rein  venetianischer  Renaissancearchitektur,  das  sich  rückwärts  durch  eine 
Tür  in  grüne  Landschaft  öffnet.  Die  junge  Frau,  in  leichter  freier  Haltung,  blickt  in 
einen  Handspiegel,  den  sie  in  der  erhobenen  Rechten  hält.  Vorn  steht  auf  der  Brüstung 
(wie  in  Dürers  Dresdener  Altar)  ein  Wasserglas  mit  einem  Zweig,  rechts  hinten,  neben 
der  Säule,  leuchtet  ein  tief  carminroter  Vorhang,  dem  ein  Saftgrün  darunter  als  Gegen- 
farbe dient. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  einer  wertvollen  Bereicherung  der  deutschen  Abteilung 
des  Museums  gedacht,  die  aus  der  Sammlung  Kann  erworben  wurde:  ein  Holzrelief 
mit  dem  fast  lebensgroßen  Profilbrustbild  des  Bischofs  Philipp  von  Freising,  Herzogs  von 
Bagern.  Auf  Grund  einer  nur  wenig  in  Einzelheiten  abweichenden  Medaille,  welche 
dieselbe  Persönlichkeit  darstellt,  von  der  Hand  Friedrich  Hagenauers  läßt  sich 
das  Relief  als  eine  Arbeit  dieses  Meisters  bestimmen.  Man  darf  es  vielleicht  1525—27, 
in  seiner  Münchener  Zeit,  entstanden  denken. 


ÄUR.  DE  BERUETE:  Un  coin  du  vieux  Tolede 


La  maison  du  Greco  ä Tolede 

Par  Paul  Lafond  (Pau) 

Tolede,  l’expression  la  plus  complete  de  Väme  espagnole,  se  dresse  fiere  et  heris- 
see  au  sommet  et  sur  les  pentes  de  son  roc  de  granit.  Tour  ä tour  capitale  des 
Goths,  des  Maures  et  des  Castillans,  eile  a toujours  sa  merveilleuse  cathedrale  ä la 
tour  dentelee,  son  alcazar  si  souvent  detruit  et  rebäti,  ses  vieilles  eglises,  ses  anciens 
couvents,  ses  innombrables  maisons  renfrognees.  Mais  eile  ri’a  plus  sa  population  de 
deux  Cents  mille  ämes  qui  permit  ä Pradilla  de  tirer  en  une  seule  journee  vingt  mille 
volontaires  de  ses  boutiques  et  de  ses  ateliers.  La  place  du  Zocodover,  le  parvis  de  sa 
prestigieuse  basilique,  les  rues  etroites  et  tortueuses  de  la  eite  ne  fourmillent  plus  de  cette 
foule  compacte  et  bigarree  de  gentilshommes,  de  soldats,  de  prelats,  de  pretres,  de 
moines,  de  bourgeois,  d’artisans,  de  mendiants,  de  grandes  dames  et  de  femmes  du 
peuple  qui  s’y  coudogaient  aux  temps  oü  eile  etait  la  ville  imperiale.  Tolede  renferme  ä 
peine  aujourd’hui  dix  huit  mille  habitants.  Elle  n’oublie  pas  cependant  ses  grandeurs 
passees;  fiere  et  melancolique,  eile  se  survit  pour  ainsi  dire  ä elle-meme,  assoupie  sous 
son  ciel  implacablement  bleu,  sous  son  soleil  en  fusion,  bercee  par  les  flots  du  Tage 


Lafond.  La  maisori  du  Greco  ä Tolede 


163 


qui,  comme  ä l’cpoquc  de  sa  vie  intense,  rugit  contre  les  rodiers  verticaux  qui  l’en- 
serrent  dans  une  ceinture  mouvante. 

Un  peu  au-dessous  de  randenne  synagogue  de  Nuestra  Senora  del  Tran- 
site, non  loin  de  I’eglise  de  San  Tome  qui  abrite  l’Enterrement  du  comte  d’Orgaz 
du  Greco*  juste  ä l’oppose  du  pont  d’Älcantara,  sur  la  pente  ravinee  et  abrupte  qui 
descend  au  nord-ouest  vers  le  fleuve  oü  s’agrippent  de  miserables  bicoques  bran- 
lantes,  couleur  de  safran  ou  de  poussiere,  selon  les  heures  du  jour,  au  milieu  des 
eboulements  et  des  pans  de  murailles  croulantes  — ruines  de  l’ancien  ghetto  — se 
trouve  ce  qui  reste  du  palais  de  Samuel  Levy,  le  edebre  argentier  de  Pierre  le  Justi- 
cier,  d’autres  disent  le  Cruel.  C’est  une  partie  ou  une  dependance  de  cet  edifice, 
amenagc  ä son  usage,  que  Domenikos  Theotokopuli  habita,  ainsi  que  le  demontrent 
les  documents  decouverts  recemment  par  el  senor  Cossio. 


164 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Porte  de  la  maison  du  Greco  ä Tolede 


Ce  precieux  vestige  d’un  passe  glorieux  qui  apres  avoir  ete  l’habitation  du 
puissant  et  infortune  financier,  abrita  un  des  plus  grands  maitres  qui  aient  jamais  existe, 
a ete  recemment  acquis  par  le  marquis  de  la  Vega  Inclan  qui,  avec  un  soin  scrupu- 
leux  et  un  goüt  exquis,  dierche  ä reconstituer  ce  logis  tel  qu’il  etait  au  temps  de  l’ar- 
tiste  cretois. 

Comme  tous  les  palais  toledans,  sortes  de  bastions  prets  ä soutenir  un  siege, 
ä resister  aux  assauts  et  aux  guet-apens,  l’exterieur  en  est  rebarbatif  et  sombre;  seul 
le  portail  qui  donne  acces  dans  l’interieur  appelle  l’attention  par  sa  lourde  porte  de 
diene  constellee  de  gros  clous  de  fer  ä dessins  symetriques.  Elle  est  surmontee  d’une 
elegante  imposte  Renaissance  en  pierre,  soutenue  par  deux  delicates  colonnes  ä diapi- 
teaux  de  feuillages  des  plus  fins,  se  deroulant  en  bandeaux. 

A l’interieur,  le  palais  se  compose  d’un  rez-de-diaussee  surmonte  d’un  seul 
etage.  Sous  d’epaisses  coudies  de  diaux,  le  marquis  de  la  Vega  a retrouve  sur  les 
poutres  de  diene  et  de  cedre  qui  soutiennent  les  plandiers,  les  dallages  et  les  arca- 
tures  de  l’escalier,  de  delicates  sculptures  juives  et  mudejares,  aux  lacis  d’une  extreme 


Lafond.  La  maison  du  Greco  ä Toledc 


165 


finessG,  aux  endievetrements  d’une  rare  delicatesse.  Sur  les  murailles,  il  a fait  nettoyer  et 
remettre  ä jour  de  curieux  revetGiiients  de  faience  aux  dessins  les  plus  ridies  et  les  plus 
capricieux. 

D’immenses  caves  voütees,  aux  murs  d’une  epaisseur  enorme,  destinees  sans  doute 
ä cadier  les  tresors  de  Samuel  Levy,  s’etGndent  de  tous  cötes  sous  redifice  et  sous 
SGS  dependancGs. 


Le  Greco  a passe  la  plus  grande  partie  de  son  existence  dans  cette  demeure 
qu’il  ne  quitta  guere;  des  petites  fenetres  grillees  de  son  unique  etage  regardant  le 


Tage,  d’oü  la  vue 
s’etend  sur  la  Cam- 
pagne environ- 
nante  et  la  Sierra 
voisinG,ilaGtudielG 
fleuve  tumultuGux, 
CGs  terrainsmaigres 
parsemes  de  rares 
touffes  de  thgm,  ces 
dechirures  de  rocs, 
ces  sentiers  etroits 
devalant  entre  les 
pierrailles,  ces  crou- 
pes  de  montagnes 
sauvages  et  som- 
bres  plantees  d’oli- 
viers  et  de  ebenes 
liege  qui  servent 
de  fond  ä ses  com- 
positions  les  plus 
dramatiquGs  et  les 
plus  contrastees. 

Dans  un  autre 


Cour  Interieure  de  la  maison  du  Greco  ä Tolede 


c’est  ici  qu’il  peignit  la  plupart  de 


sur  une  plaque  de 
marbre  encastree 
sur  une  ancienne 
auberge,  on  lit: 
«C’est  ici  rhotellerie 
du  Sevillan , c’est 
ici  quG  Cervantes 
Gcrivit  sa  fameuse 
nouvelle:  Tlllustre 
Gcureuse.»  Eh! 
bien,  sur  les  murs 
de  la  maison  si 
heureusement  re- 
trouvee  par  el  senor 
Cossio , si  artisti- 
quement  restauree 
par  le  marquis  de 
la  Vega  Inclan, 
ne  faudrait-il  pas 
egalement  apposer 
une  plaque  de 
meme  espece  et  y 
graver:  «C’est  ici 
quG  VGCut  et  mourut 
SGS  immortels  diefs 


quartier  de  Tolede, 

Domenikos  Theotokopuli 
d’oeuvre.» 

Combien  il  serait  interessant  de  pouvoir  retablir  la  maison  du  Greco  teile  qu’elle 
etait  de  son  vivant!  reconstituer  — helas!  c’est  impossible  — la  piece  remplie  des 
maquettes  en  terre  de  ses  ouvrages  de  sculpture  ainsi  que  la  diambre  oü  se  trouvaient 
les  GsquissGs  de  tous  les  tableaux,  qu’il  montra,  en  1611,  ä Pacheco,  le  beau  pere  de 
VelazquGz;  d’accrocher  de  nouveau  sur  les  murailles  de  ce  logis,  les  portraits  et 
tableaux,  qu’il  y avait  places  lui  meme. 


De  cGux-ci,  nous  connaissons  un  certain  nombre.  D’abord  une  toile  retrouvee 
par  le  marquis  de  la  Vega  Inclan,  il  y a quatre  ou  cinq  ans,  aux  environs  de  Cor- 


LE  GRECO:  La  famille  de  l’artiste  □ 

Äncienne  collection  du  Marquis  de  la  Vega  Inclan 


LE  GRECO:  „L’homme  est  de  feu,  la  femme  d’etoj^e,  le  diable  passe  et  souffle.“ 
Paris,  Collection  de  M.  Christian  Cherfils  □ 


Lafond.  La  maison  du  Greco  ä Tolede 


167 


douG  incontGstablement  du  Greco.ct  reprcscntant  sa  famille.  La  composition,  beaucoup 
plus  large  que  haute,  est  un  veritable  tableau  de  genre  comme  l’aurait  compris  un 
artiste  contemporain , par  exemple  Fantin  Latour;  au  centre:  une  jeune  femme  assise 
brode;  ä sa  droite,  une  jeune  fille  se  penche  vers  eile  en  filant  au  fuseau;  ä sa  gaudie, 
une  femme  ägee  la  regarde  par  dessus  ses  besicles;  tout  contre  la  bordure,  aupres  de 
la  fileuse,  un  diat  est  assis  sur  un  haut  escabeau;  du  cöte  oppose,  une  servante  tient 
ä l’aide  de  lisieres,  un  petit  gar(;on  de  deux  ä trois  ans. 

La  jeune  femme  brodant  est  sans  aucun  doute  la  femme  du  Greco;  la  vieille 
aux  besicles,  la  mere  de  celle-ci;  l’enfant,  le  fils  de  l’artiste;  les  deux  autres  femmes, 
des  domestiques  et  le  chat,  le  commensal  du  logis. 

Les  deux  principaux  personnages  du  tableau  offrent  une  incontestable  ressem- 
blance  avec  les  deux  Marie,  du  Baiser  de  Judas  de  la  sacristie  de  la  cathedrale  de 
Tolede  et  ses  diverses  variantes,  du  moins  cell  es  brossees  en  Espagne;  une  plus  grande 


LE  GRECO:  Portrait  presume  de  Jorge  Manuel  Theotokopuli  □ Fragment 
de  la  Vue  de  Tolede  Musee  de  Tolede 


168 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


encore,  avec  la  Vierge  et  Ste  Änne,  de  la  Ste  Familie  du  musee  du  Prado 
et  de  la  collection  Grossen.  L’on  croit  generalement  que  l’artiste  fit  poser  sa 
femme  et  sa  belle  mere  pour  ces  diverses  compositions;  c’est  effectivement  probable. 
Ce  tableau  viendrait  d’ailleurs  confirmer  cette  opinion.  Pour  l’enfant,  nous  serions 
assez  dispose  ä le  retrouver  dans  le  garc^onnet  place  au  premier  plan  de  l’En- 
terrement  du  comte  d’Orgaz  devant  St  Augustin  et  surtout  dans  le  jeune 
homme  tenant  le  plan  de  la  eite,  dans  la  grande  Vue  de  Tolede  du  musee 
de  cette  ville,  comme  le  veulent  d’ailleurs  certains  critiques. 

Llaguno 


y Amirola  qui 
nous  apprend 
que  le  Greco  se 
maria  äTolede— 
probablement, 
quoiqu’il  n’en 
dise  rien’,  aux 
environsdel580 
peu  apres  son 
Installation  dans 
lavilleimperiale, 
— neglige  to- 
talement de  nous 
renseigner  sur 
ses  descendants. 
Nous  sommes 
d’autre  part  suf- 
fisamment  docu- 
mentes  sur  son 
fils  Jorge  Ma- 
nuel Theotoko- 
puli,  mais  eut-il 
d’autres  en- 


LE  GRECO:  Lg  voile  de  Sainte  Veronique  □ 

Tolede.  Eglise  du  couvent  de  Sto  Domingo  el  antiguo 


fants?  Comme 
tout  le  monde, 
nous  connais- 
sons  cette  emo- 
tionnante  figure 
de  jeune  femme 
ä labeautemala- 
dive  et  presque 
fatale  des  etres 
condamnes  ä 
quitter  la  terre 
en  pleine  jeu- 
nesse,  de  la 
galerie  Stirling 
Maxwell  prove- 
nant  de  la  col- 
lection du  roi 
Louis  Philippe, 
qui  passa  au  feu 
des  endieres  ä 
Londres  en  1853 
celebre  sous  le 
nom  de  La 
fille  duGreco. 


L’ Oeuvre  est-elle  meme  de  Domenikos  Theotokopuli,  represente-t-elle  reellement  la  fille 
du  maitre?  II  est  bien  difficile  de  repondre  ä ces  deux  questions,  de  resoudre  le 
Probleme.  Ce  qui  est  certain,  c’est  que  le  type  cependant  si  personnel  et  si  caracte- 
ristique  de  la  toile  de  la  collection  Stirling  Maxwell  se  retrouve  dans  celui  d’une 
jeune  femme  figurant  dans  un  autre  tableau  du  Greco:  ce  sont  les  memes  yeux,  ici 
baisses,  le  meme  nez  droit,  la  meme  bouche  aux  levres  presque  sensuelles,  le  meme 
ovale  pur  et  regulier,  mais  l’ensemble  est  plus  humain,  plus  terrestre.  Cette  peinture 
dont  il  existe  une  Variante  en  Espagne,  dans  les  provinces  basques,  fait  partie  de  la 
collection  d’un  amateur  parisien  au  goüt  fin  et  avise  M.  Christian  Cherfils.  Elle 
represente  une  jeune  femme  tenant  d’une  main  une  etoupe  enflammee  et  de  l’autre,  une 
chandelle  qu’elle  met  en  contact  avec  la  flamme  pour  l’allumer;  au-dessus  de  son  cpaule 


Lafond.  La  maison  de  Greco  ä Tolede 


169 


Le  GRECO:  Portrait  presume  de  l’auteur 
Madrid.  Collection  de  Don  Äur.  de  Beruete 


170 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


1 

apparait  une  tete  de  grand  singe  qui  souffle  pour  attiser  le  feu  et  ä sa  gauche,  un  [ 
jeune  homme  de  profil,  la  tete  couverte  d’un  chapeau  ä bords  rabattus,  rit  en  montrant  * 
les  dents.  ' 

Cest  la  mise  en  scene  d’un  proverbe  castillan:  «rhomme  est  de  feu,  la  » 
femme  d’ctoupe,  le  diable  passe  et  souffle.» 

Signaions  au  musee  de  Naples,  un  petit  tableau  du  maitre  execute  dans  ses 
annees  de  jeunesse,  sous  la  direction  du  miniaturiste  Giulio  Clovio  dont  le  sujet  a de 
nombreuses  analogies  avec  celui-ci,  figurant  un  jeune  gar(;on  qui  vient  d’allumer  une 
chandelle  avec  un  tison  qu’il  cherche  ä eteindre. 

Nous  revenons  ä la  mise  en  scene  du  proverbe  castillan:  ne  conviendrait-il 
pas  de  reconnaitre  dans  la  jeune  femme,  incontestablement  la  meme  que  le  modde 
du  portrait  de  la  galerie  Stirling  Maxwell,  plutöt  la  femme  que  la  fille  du  peintre, 
dont  il  n’est  fait  mention  nulle  part?  Dans  les  deux  toiles,  il  s’agit  evidemment  de  la 
plus  jeune  des  deux  femmes  figurees  dans  le  Baiser  de  Judas  de  la  cathedrale  de 
Tolede,  les  S^^^-Fa milles,  les  S*^-Veronique  tenant  l’image  miraculeuse  du  Christ 
dont  une  se  trouve  au  couvent  de  S*o-Domingo  el  Viejo;  les  bustes  de  la 
Vier  ge,  la  tete  recouverte  d’un  voile  surmonte  d’un  capuchon,  du  musee  du  Prado 
' et  de  celui  de  Strasbourg. 

Le  soi-disant  portrait  de  la  Fille  du  Greco,  la  mise  en  scene  du  proverbe 
castillan,  ont  dü,  ä un  moment  donne,  decorer  les  murs  de  la  maison  de  l’artiste, 
n’etait-ce  pas  lä  des  tresors  et  des  Souvenirs  de  famille? 

Peut  etre  y aurait-on  aussi  trouve  ce  buste  d’homme  äge,  faisant  partie  de  la 
Collection  de  Don  Aur.  de  Beruete  generalement  admis  comme  representant  le  Greco 
lui-meme.  Nous  l’avons  dejä  dit  ailleurs,  ce  n’est  pas  certain,  les  preuves  absolues 
font  defaut;  mais,  si  ce  n’est  qu’une  hypothese,  il  faut  reconnaitre  qu’elle  s’appuie  sur 
de  serieuses  probabilites. 

Inutile  de  rapprocher  le  vieillard  chauve  et  ä barbe  grisonnante  du  jeune 
homme  aux  cheveux  bruns  separes  par  une  raie  mediane  tombant  sur  les  epaules, 
au  front  droit,  au  nez  long  et  aquilin,  aux  levres  fortes,  avoisinant  le  Titien,  Michel- 
Ange  et  Giulio  Clovio  des  Vendeurs  chasses  du  Temple  de  la  collection  Yarborough 
de  Londres,  ainsi  que  du  jeune  gentilhomme  debout  sous  le  peristyle  du  palais  de 
La  Guerison  de  l’Aveugle  du  musee  de  Parme,  dans  lesquels  le  Greco  a reproduit 
ses  traits.  La  difference  d’äge  — plus  de  trente  annees  — ne  permet  guere,  malgre 
peut-etre  la  construction  generale  de  la  tete,  de  cherdier  entre  eux  des  rapports  de 
physionomie.  Il  n’en  est  pas  de  meme  d’autres  personnages  de  tableaux  du  maitre, 
generalement  acceptes  pour  ses  portraits  plus  ou  moins  fideles.  Il  est  incontestable 
que  le  buste  appartenant  ä Don  Aur.  de  Beruete  offre  une  reelle  similitude  avec  le 
Centurion  du  Baiser  de  Judas,  le  Joseph  des  Fa  milles,  le  masque  du  Christ 
des  Voiles  de  S*®  Veronique.  Cette  ressemblance  s’accentue  Tage  venant,  avec 
le  gentilhomme  de  l’Enterrement  du  comte  d’Orgaz  oü  il  passe  pour  s’etre 
represente;  eile  est  encore  plus  grande  avec  le  Paul,  du  tableau  de  Pierre  et 
S*  Paul  de  la  collection  de  la  marquise  de  Perinat. 


Lafond.  La  maison  de  Greco  ä Tolede 


171 


LE  GRECO:  Saint  Pierre  et  Saint  Paul  □ 
Madrid.  Collection  de  la  Marquise  de  Perinat 


172 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


LE  GRECO : Portrait  presume  de  Jorge  Manuel  Theotokopuli 
Musee  de  Seville 

Naguere,  dans  la  collection  du  duc  de  Montpensier  au  palais  de  San  Telmo, 
ä Seville,  se  trouvait  le  portrait  ä mi-corps  d’un  elegant  jeune  homme  de  vingt-cinq  ä trente 
ans  au  plus,  ä l’allure  aristocratique,  vetu  de  noir,  la  colerette  tugautce  au  cou,  des  man- 
chettes  de  dentelle  aux  poignets,  une  palette  ä la  main.  A cause  de  la  palette,  on  a 
voulu  voir  dans  ce  personnage,  incontestablement  peint  par  le  Greco  et  signe  d’ailleurs, 
son  propre  portrait.  C’est  certainement  une  erreur,  tout  au  plus  s’agit-il  de  son  fils 
Jorge  Manuel  Theotokopuli  et  encore  rien  de  moins  certain.  La  toile  qui  provenait  de  la 
collection  privee'  du  roi  Louis-Philippe  et  avait  ete  acquise  en  Andalousie  par  le  baron 
Taylor,  gräce  ä la  generosite  de  l’Infante  Fernanda  veuve  du  duc  de  Montpensier  fait 
aujourd’hui  partie  du  musee  de  Seville. 


Lafond.  La  maison  de  Greco  ä Tolede 


173 


Que  ce  dernier  portrait  figurät  ou  non  dans  la  maison  toledane,  peu  importe. 
Elle  regorgeait  d’ceuvres  du  maitre  et  renfermait  plus  de  deux  cents  de  ses  toiles.  Nous 
en  avons  pour  garant  le  peintre  aragonais  Jusepe  Martinez  qui  ecrit  moins  d’un 
demi  siede  apres  la  mort  du  Greco  que  «s’il  gagnait  beaucoup  d’argent,  il  le  depensait 
ä mesure  et  qu’ä  son  deces,  il  ne  laissa  pour  toute  richesse,  que  deux  cents  tableaux 
ebaudies.»  Queis  plus  precieux  tresors  aurait-il  pu  laisser?  Comment  lui  reprocher 
ses  depenses?  Regardait-il  ä l’argent  quand  glorieusement  hospitalier,  il  conviait 
l’aristocratie  castillanne  ä de  somptueuses  fdes,  initiant  ces  rüdes  et  imperieux  gentils- 
hommes  aux  douces  manieres  venitiennes,  leur  offrant  de  delicats  et  plantureux  festins, 
pendant  lesquels  de  nombreux  musiciens  donnaient  des  concerts? 

Dans  le  centre  de  Tolede,  par  d’droites  et  sombres  ruelles,  au  debouche  de  passages 
voütes,  on  rencontre  une  petite  place  soHtaire  bordee,  de  trois  cötes,  par  d’antiques 
maisons  aux  portes  et  aux  fendres  verrouillees  et  du  quatrieme,  par  la  haute  et  rigide 
fa(;ade  d’un  couvent  rebarbatif.  Cest  le  monastere  des  religieuses  de  Domingo  el 
Äntiguo,  que  le  Greco  decora  ä son  arrivee  dans  la  eite  imperiale,  vers  1576.  Quand 
il  mourut,  pres  de  quarante  ans  plus  tard,  en  1614,  il  y fut  inhume.  Il  avait  pres  de 
soixante-dix  ans,  plus  exactement  entre  soixante-six  ou  soixante-sept  ans,  puisqu’il 
semble  avoir  vu  le  jour  en  1547  ou  1548. 

L’eglise  de  S*®  Domingo  el  Äntiguo,  froide  et  nue,  d’ordre  ionique,  au  maitre- 
autel  ä deux  corps,  de  style  corinthien  sur  lequel  il  pla(;:a  sa  edebre  Ässomption,  passe 
pour  avoir  ete  executee  d’apres  ses  dessins,  tout  au  moins  sa  decoration  interieure. 
N’est-il  pas  naturel  que  ses  restes  aient  trouve  asile  dans  cet  edifice  qui  est  en 
Partie  son  oeuvre? 


CLUriY : Gesamtansicht  □ 

Kupferstich  des  XVIII.  Jahrhunderts 


Burgunder  Kirchen 

(CLUNY,  ÄUTUN,  PONTIGNY) 

Von  Ärtur  Weese-Bern 

In  Burgund  wächst  auf  den  Hängen  der  Cöte  d’or  der  feurigste  Wein,  der 
König  der  Weine,  wie  die  Bourguignonen  mit  Stolz  sagen.  Nirgendwo  zwischen 
Frankreich  und  Deutschland  ist  auch  das  seelische  Feuer  und  der  zündende  Gedanke 
zu  solchen  Gluten  erhitzt  worden,  wie  in  Burgund.  Denn  die  nationale  Leidensdiaft 
der  gallischen  Volkskrieger  gegen  die  Römer  unter  Verein getorix,  in  mittelalterlichen 
Zeiten  die  Idee  der  Weltflucht  und  Askese,  als  Vorbote  der  Renaissance  der  eroberungs- 
lustige Wille  der  autonomen  Herzogsgewalt  in  Karl  dem  Kühnen,  schließlich  während 
der  großen  Revolution  die  Idee,  des  neuen  Menschentums  — all  diese  feurigen  Ge- 
danken haben  ihre  radikalste  Form  und  wildeste  Kraft  aus  dem  Boden  von  Burgund 
gesogen.  In  dieser  bewußten  Ausbildung  der  Eigenart  kennzeichnet  sich  die  Gewalt- 
samkeit des  Temperamentes  und  die  Unerschrockenheit  des  Willens,  die  in  Grenzländern 
häufig  sind.  Liegt  doch  gerade  darin  schon  ein  Teil  der  Abwehr,  die  sich  gegen  das 
Fremde  und  Andersgeartete  jenseits  der  Marken  kehrt,  selbst  wenn  kein  Angriff  oder 
Kampf  gewollt  wird. 

Die  Kunstgeschichte  von  Burgund  weist  ähnliche  Züge  auf.  Ihr  Verlauf  ist  be- 
stimmt von  einem  zähen  und  tiefverwurzelten  Lebenswillen,  der  in  verschiedenen  Zeit- 
läuften einen  immer  neuen  Lebensinhalt  ergreift  und  die  Ziele  dort  sucht,  wo  die  Ge- 
samtkultur ihre  Ideale  aufgestellt  hat.  Aber  der  burgundische  Charakter  erfaßt  sie  mit 


Weese.  Burgunder  Kirdien 


175 


der  ganzen  Glut  seines  dunkelgefärbten 
Wesens  und  weiht  ihnen  Kräfte,  die 
aus  germanischer  Wucht  und  gallischer 
Beweglichkeit  seltsam  gemischt  sind. 
Dieser  Zusammensetzung  entspridit  auch 
der  opferfähige  Ernst,  mit  dem  ferne 
Ideale  erstrebt  werden  und  der  geist- 
reidie  Stimmungswechsel,  der  sich  so 
leicht  einer  neuen  Idee  zuwendet,  so 
CLUNY:  Klosterhof.  Kupferstich  d.  XVIIL  Jahrh.  viel  es  audi  gekostet  haben  mag,  das 

eben  erst  Erkämpfte  zu  besitzen. 

Die  Geschichte  der  burgundischen  Mönchskunst  ist  die  Geschichte  eines  geistigen 
! Kampfes,  in  dem  erdgeborne  Kräfte  und  eingewanderte  Kultur  seltsam  verstrickt 
s werden.  Er  hat  die  geschlossene  Erscheinung  eines  rein  landschaftlichen  und  nationalen 

I:  Ereignisses,  ist  aber  in  seinem  Wesen  und  Willen  durchaus  bestimmt  von  der  tiefauf- 
wühlenden Leidenschaftlichkeit,  die  große  allgemeine  Zeitideen  zu  erregen  pflegen.  Wie 
alles  Mönchstum  ist  auch  das  burgundische  losgelöst  von  der  Stammesart  und  der 
I Landessitte,  in  deren  Bereidi  es  blüht  und  auf  deren  Kosten  es  sidi  entfaltet;  aber 
I dennoch  ist  die  burgundische  Mönchskunst  so  eigenartig  selbständig,  als  wäre  sie  der 
5 echte  Ausdrude  der  innersten  Charaktereigenschaften  des  Volkes.  Mönchskirchen  und 
/j  Mönchsklöster  sind  innerhalb  eines  national  geformten  Landes  selbst  in  mittelalterlichen 
Zeiten,  wo  sie  Kulturträger  und  mit  allen  Lebensfäden  des  Volkes  verbunden  waren, 
ij  eine  Erscheinung  aus  fremder  Welt.  Sie  haben  etwas  Zeitloses  an  sich.  Sie  könnten 
i\  ebensogut  tausend  Meilen  weiter  stehen,  wie  just  hier.  Sie  hüten  ein  Ideal,  das 
Ji  außerhalb  ihrer  Mauern  nicht  verstanden  wird,  vielleicht  mit  Scheu  und  Ehrfurcht 
► bewundert,  doch  nie  als  Richtschnur  von  der  Aktivität  des  Weltkindes  ergriffen  werden 
kann.  Aber  in  burgundischen  Klöstern  wurden  nicht  bloß  die  Schätze  des  burgundischen 
< Bodens  und  die  Früchte  burgundischen  Fleißes  aufgehäuft  und  ad  majoram  gloriam  dei 
in  Bauwerke  und  Kostbarkeiten  umgesetzt,  sondern  selbst  der  Ruhm  des  Landes,  die 
ungebrochenen  und  nie  erschöpften  Willenskräfte  des  seltsamen  Volkes  sind  im  Dienste 
I der  Klöster  angespannt  worden  und  haben  sich  in  der  symbolischen  Deutlichkeit  der 
’i  burgundischen  Kunstformen  künstlerisch  verfeinert  und  verewigt.  Die  burgundische 
i Ordensprovinz  der  Cluniacenser  und 
; Cistercienser  ist  das  Mutterland  der  geist- 
* liehen  Institutionen  geworden  und  sie 
haben  wie  jedes  Geschöpf  aus  dem 
Mutterboden  alle  unfaßbaren  und  doch 
so  wirksamen  und  lebenstauglichen  Säfte 
und  Kräfte  herausgesogen.  Dadurch  ist 
i burgundische  Kunst  und  burgundischer 
Charakter  eine  welterobernde  Macht  ge- 
worden. Denn  von  den  Kirchen  und 

Klöstern  Burgunds  ist  in  mittelalter-  CLUNY:  Fassade.  Kupferstich  d.  XVIII.  Jahrh. 


176 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


liehen  Zeiten  die  Mahnung  und  das  Beispiel  zur  Verachtung  des  leiblichen  Wohles 
und  der  Weltgüter  in  seiner  schärfsten  Form  ausgegangen.  In  Burgund  ist  der 
Kreuzzug  gepredigt  worden,  der  hl.  Bernhard  von  Clairvaux  und  Äbt  Hildebrandt 
haben  hier  ihre  stillen  Jahre  der  Sammlung  und  Selbsterzichung  verlebt  und  all  die 
Kirchtürme,  die  untereinander  so  unverkennbare  Familienähnlichkeit  haben  und  fast  in 
jedem  Dorfe  wiederkehren,  auf  der  Eisenbahnfahrt  Meilensteinen  gleich,  bezeichnen 
die  Wegspur  des  einen  Gedankens,  der  von  hier  aus  durch  die  Welt  gezogen  ist.  Der 
Gedanke  der  Askese  ist  nicht  burgundisch  von  Haus  aus,  aber  in  der  burgundischen 
Prägung  ist  er  in  vorgotischen  Zeiten  kosmopolitisch  und  von  rein  universalen 
Bestrebungen.  Die  Natur  hat  hier  von  jeher  alles  darauf  angelegt,  einem  arbeitsamen 
Volk  eine  glückliche  Heimat  zu  geben.  Aber  der  spekulative  Geist  des  Mittelalters 
gewann  gerade  in  diesen  fruchtbaren  Tälern  die  Spannkraft,  um  die  Weltflucht  als  ein 
Lebensziel  zu  erfassen  und  in  strengen  Bußübungen  durchzuführen.  Gewiß,  der 
Gedanke  in  seiner  abstrakten  und  blinden  Schärfe  ist  orientalischen  Ursprungs  und  \ 

hat  in  der  libyschen  Wüste  und  im  syrischen  Sonnenbrand  zuerst  die  Menschen- 
phantasie erhitzt.  In  Zeiten  ängstlicher  Glaubenszweifel,  als  die  fröhliche  Gewißheit 
antiker  Weltanschauung  verging,  hat  er  zahllose  Menschen  in  die  Unwirtlichkeit  von  < 
Einöden  und  Wüsteneien  geführt,  wo  sie  gegen  den  Lebenswillen  kämpften,  bis  er 
ohnmächtig  dalag,  das  Opfer  qualvoller  Suggestionen.  Wunder  werden  erzählt  von 
den  seltsamen  Heiligen,  die  Monate  und  Jahre  auf  einer  Säule  lebten  unter  dem  ^ 

heißen  Himmel  Afrikas  und  von  ihrer  hohen  Kanzel  aus  zu  dem  vielköpfigen  Volk  j 

predigten,  das  sich  um  den  Horst  scharte,  um  zu  hören  und  mit  eigenen  Augen  zu  i 

sehen,  wessen  die  neuen  Glaubensboten  fähig  waren.  Damals  war  Predigtstuhl  und  \ 

Bußzelle  ein  und  dasselbe  und  jedes  Wort  zur  Verachtung  aller  Lebensgüter  wurde  | 
durch  ungezählte  schmerzliche  Leiden  bewiesen.  Was  für  arme  Teufel  waren  doch  diese  * 
hohen  Heiligen.  Ihr  wunderbares  Beispiel  war  von  unerhörten  Wirkungen.  Die  Klöster 
füllten  sich  und  das  ganze  Mittelalter  hindurdi  war  der  Gedanke  der  Askese  allgegen- 
wärtig,  gleichsam  der  Schatten,  der  das  lichte  Weltkind  überallhin  begleitete.  Selbst 
in  der  lachenden  Fruchtbarkeit  Burgunds  nistete  er  sich  ein  und  gewann  hier  neue 
Kräfte.  Sein  bleicher  Ernst  färbte  sich  mit  dem  Lebensrot  des  Burgunder  Blutes. 
Sind  doch  auch  die  gewaltigen  Kirchenmonumente  von  Cluny,  Citeaux  und  Pontigny 
anderen  Geistes  als  die  Leidenspranger  der  Säulenheiligen.  Wie  eine  Tat  der  Lebens- 
bejahung ragen  sie  in  die  Lüfte,  das  Werk  eines  mit  der  Welt  versöhnten  und  an 
der  Scholle  hängenden  Lebensgeistes,  die  Arbeit  freudigen  Fleißes. 

Der  Gedanke  der  Askese  tritt  großmächtig  auf,  wie  ein  Sieger  und  Eroberer. 

Er  ruft  mit  eherner  Stimme  von  den  Glockentürmen  und  umschmeichelt  in  den  weiten  j 
Kirchenhallen  die  Phantasie  mit  den  sinnbetörenden  Mitteln  künstlerischen  Schmuckes. 

Wie  merkwürdig,  daß  er  sidi  gerade  an  die  feinste  Empfindlichkeit  der  Sinne  wendet, 
obgleich  er  zum  Kampf  gegen  die  Sinne  wirbt.  Von  unerschöpflicher  Erfindungskraft  in 
der  Eröffnung  immer  neuer  Zugänge  zu  der  Seele  des  Menschen  hat  die  Kirdie  zu  allen 
Zeiten  die  Intelligenz  und  das  Temperament  der  lebenden  Generationen  mit  immer  neuen 
Reizen  gewonnen.  Sie  wechselt  mit  fast  jedem  Menschenalter  den  Stil  ihrer  Künste, 
denn  immer  ist  ihr  Wille  darauf  gerichtet,  daß  die  Jungen  ihre  Seele  füllen,  wenn  die 


lf 


Weese.  Burgundisdie  Kirchen 


Älten  ihren  Durst  gestillt  haben.  So  wird  sie  mit  ihrer  Arbeit  niemals  fertig.  Aber 
die  unveränderlidie  Kraft  ihres  prädestinierten  und  immer  dauernden  Willens  geht 
von  den  großen  Bauwerken  ihrer  Kirchen  und  Kathedralen  aus,  in  denen  sie  mit  Musik, 
Weihrauch,  tiefsinniger  Symbolik  und  dem  alles  überwältigenden  Schweigen  ver- 
sonnener Andacht  die  Sinne  gefangen  nimmt.  Mit  solchen  Mitteln  dringt  sie  in  die 
verschlossenen  Regionen  des  Herzens  ein,  die  keine  Rethorik  und  Logik,  keine  Dog- 
matik und  Dialektik  zu  öffnen  vermag. 

Cluny  ist  die  gewaltigste  und  wohl  die  älteste  der  burgundischen  Mönchskirchen. 
Als  Mutterkirche  der  Clunyacensischen  Regel  war  sic  die  stolzeste  und  in  ihrer  Größe 
und  Pracht  unerreichbare  Schöpfung  des  Ordens.  In  Rom  behauptete  die  alte  Peters- 
basilika den  Ruhm  des  größten  christlichen  Gotteshauses.  Aber  die  Abte  von  Cluny 
erweiterten  die  Abmessungen  ihrer  Abteikirche  derart,  daß  sic  die  päpstliche  Hauptkirche 
in  Länge  und  Höhe  übertraf.  Heute  ist  Cluny  ein  kleiner  Ort  im  Tale  der  Grosne,  fast 
nur  aus  einem  einzigen  Straßenzuge  bestehend.  Alles  Leben  des  erstorbenen  Nestes 
sammelt  sidi  in  dieser  Hauptader  vor  den  Türen  der  Läden  und  Werkstätten. 

Der  Cluniacenser  von  heute  ist  Kleinstädter,  Provinziale,  und  von  der  Askese 
will  er  nur  so  viel  wissen,  als  er  unter  dem  Druck  des  Lebens  notgedrungen  erfährt. 
Er  hört  nicht  mehr  auf  ihre  Lehre  in  der  mönchischen  Fassung,  obgleich  sie  noch  aus 
Resten  und  Ruinen  der  alten  Klosterherrlichkeit  vernehmlich  zu  ihm  spricht. 

Ein  riesiger  Turm  mit  romanischen  Bogenarkaden  burgundischer  Bauweise  be- 
herrscht das  ganze  Tal,  Stadt  und  Land,  soweit  das  Auge  reicht.  Dieser  Turm  ist  das 


CLUNY:  Nach  dem  Reconstruktionsmodell  im  Musee  Ochier 


178 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


einzige  Überbleibsel  der  alten  Kirche.  Doch  war  er  nicht  ihr  einziger  Turm,  auch  nicht 
der  größte  in  der  Gruppe  von  Türmen,  die  den  alten  Bau  überragten.  Er  bekrönte  den 
einen  Flügel  des  Querschiffes  als  flankierender  Genosse  eines  polygonalen  Vierungs- 
turmes, der  ebenso  wie  das  ganze  Mauerwerk  der  Schiffe  und  des  Chores  von  der 
französischen  Revolution  zerstört  wurde.  Än  kleinen  Modellen,  die  im  Musee  Ochier 
und  in  der  Industrieschule  gezeigt  werden,  kann  man  die  ursprüngliche  Anlage  studieren. 

Die  Kirche  hatte  eine  Vorhalle  von  fünf  Achsen,  eine  fünfschiffige  Kirchenhalle  für  die 
Laien  von  elf  Achsen,  zwei  Querschiffe  und  einen  absidialen  Chor  mit  Umgang  und 
Kapellenkranz.  Sechs  große  Türme  überragten  den  Kirchenkörper.  Im  Innern  der  noch 
erhaltenen  Türme  staunt  man  über  die  gewaltige  Höhe  bis  zum  Gewölbe,  zumal  wenn 
man  sich  gegenwärtig  hält,  daß  dieser  Turm  nur  ein  untergeordneter  in  der  malerischen 
Turmgruppe  war,  die  die  Kirche  bekrönte.  Allbeherrschend  erhob  sie  sich  im  Tal,  schon 
in  der  Ferne  sichtbar,  ein  Architekturbild  von  wunderbarer  Vielgestaltigkeit,  die  Silhouette 
dabei  streng,  massig  und  monoton,  gewaltig  im  Unterbau.  Aber  der  Außenbau  war 
kahl  und  ohne  Zierrat.  Alle  Pracht  entfaltete  erst  das  Innere.  Wenn  irgendwo  die 
mittelalterliche  Beschränkung  der  Bauphantasie  deutlich  wird,  dann  ist  es  in  der  gewalt- 
samen Folgerichtigkeit,  mit  der  gegen  Wunsch  und  Gefühl  ruhiger  Einheit  ein  logisches 
Prinzip  durchgeführt  wird.  Die  logische  Tendenz  war  darauf  gerichtet,  den  Altar  als 
Mittelpunkt  des  Baues  zu  markieren.  Aber  man  machte  ihn  nicht  zum  räumlichen  . 
Mittelpunkt,  sondern  zum  Fluchtpunkt  der  perspektivischen  Linien.  Die  Tyrannei  der  - 
Logik  dokumentiert  sich  rein  äußerlich  schon  in  dem  Linienzwang  der  parallelen  Schiffe, 
in  denen  das  Gefühl  der  Breite  und  Weiträumigkeit  kaum  aufkommen  kann.  Im 
Grunde  ist  alle  mittelalterliche  Raumkunst  engräumig.  Nur  die  Tiefräumigkeit  kennt  < 
sie.  Alles  flieht  in  die  Ferne  des  Presbyteriums,  Blich,  Gefühl,  Ahnung,  Sehnsucht.  * 
Dort  steht  der  Altar.  Dort  ist  das  Sanctissimum.  Das  Dogma  ist  es,  das  den  Wunsch 
harmonischer  Ordnung  im  Keim  erstickt;  ein  deutliches  Widerspiel  der  Anschauung 
überhaupt,  deren  der  Mensch  vorwärtsdrängender  Übergangszeiten  fähig  war.  Alles  : 
auf  einen  Punkt  zu  beziehen  und  aus  einem  Grunde  abzuleiten,  war  allerdings  mittel- 
alterlich, aber  es  war  ein  lediglich  logisches  System.  Die  Logik  beherrscht  auch  die 
Phantasie.  Es  fiel  dem  Architekten  leicht,  ihr  alles  zu  opfern,  was  eine  rein  artistische 
Lösung  der  Aufgabe  gefordert  hätte.  Stärkere  Willenskräfte  trafen  die  Entscheidung, 
über  den  Kopf  des  Künstlers  hinweg.  Er  ist  Organ,  nicht  Wille.  Ihm  diktieren  das 
Machtbewußtsein  des  Ordens  und  der  Geist  seiner  Institutionen. 

Ein  wahrhaft  großer  Formensinn  hat  in  dieser  Kirche  gewaltet,  der  in  dem  Eindruck 
des  unversehrten  Hauptschiffes  von  überwältigender  Macht  gewesen  sein  muß.  Doch 
war  zweifellos  die  architektonische  Bedeutung  des  Baues  nicht  in  der  Höhenentwichlung  i 
begründet,  auch  nicht  in  dem  komplizierten  Spiel  der  lastenden  und  tragenden  Kräfte,  * 
überhaupt  nicht  in  den  konstruktiven  Elementen.  Der  Sinnenzwang  und  Stimmungs-  / 
Zauber  des  schönen  Baugedankens  lag  vielmehr  in  der  Steigerung  der  Mittel,  durch  ^ 
die  die  Phantasie  aus  der  weltlichen  Nüchternheit  in  den  mystischen  Bereich  eines  J 
Allerheiligsten  geführt  wurde.  — Von  auserwählten  und  geweihten  Händen  wurde  das  i 
kostbare  Gut  behütet.  Die  ungeheure  Kluft  zwischen  Weltlichkeit  und  geistlicher  : 
Lebensführung  wurde  hier  überbrückt  und  dabei  blieb  der  Ausblick  in  eine  Ferne  frei,  ^ 


Weese.  Burgunder  Kirchen 


VEZELÄY:  Fassade 


180 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


VEZELÄY : Das  Innere  Nadi  Photographie  der  monuments  historiques 

der  aus  dem  Diesseits  in  das  Dunkel  des  Übernatürlichen  hinwies.  Das  ist  die  Grund- 
aufgabe des  Kirchenbaues  überhaupt.  Aber  hier  ließ  ein  Orden  bauen,  der  durch 
seine  Regeln  dem  kirchlichen  Lebensziel  näher  gekommen  zu  sein  glaubte  als  alle 
Christenheit  und  der  in  seiner  unbeschränkten  Macht  den  Lohn  seines  Strebens  schon 
auf  Erden  empfing.  Demut  vor  Gott  und  dem  Übersinnlichen,  Stolz  und  Größe  vor 
dem  Menschen  und  der  Wirklichkeit,  das  sollte  das  Heiligtum  den  Sinnen  nahebringen. 
An  das  Gefühl  wandte  sich  die  Kunst  und  griff  dabei  in  jene  Region,  von  der  der  Mensch 
das  deutlichste  Bewußtsein  hat,  denn  für  nichts  ist  er  empfindlicher  als  für  die  Unter- 
schiede der  Macht  zumal  dort,  wo  ihm  der  Alleinbesitz  eines  höchsten  Gutes  vor 
Augen  gerückt  wird.  Dies  Monopol  der  toten  Hand,  die  das  höchste  Leben  trug,  ins 
rechte  Licht  zu  setzen,  ist  hier  Hauptzweck. 

Aus  jener  Geschichtsauffassung,  die  lediglich  formale  Typen  und  den  technischen 
Stil  durch  lustra  et  saecula  verfolgt,  erfahren  wir,  wie  auch  in  dieser  Möndiskirche 
das  basilikale  Schema  der  altchristlichen  Kirche  die  Grundform  sei.  Aber  ist  es  nicht 
deutlich,  daß  Cluny s Geist  und  der  von  S.  Paolo  fuori  ebenso  verschieden  sind,  wie 
eine  antike  Bacchusfigur  und  die  Statue  eines  hl.  Josef  oder  Hohenpriesters  aus  der 
Pisanoschule?  Ist  nicht  das  Neue  und  Selbstgewollte  in  diesem  Bauwerk  so  groß  und 
überwältigend,  daß  das  basilikale  Oblong  im  Grundriß  ein  Nichts  ist,  in  der  Einschätzung 
der  historischen  Komponenten,  die  das  Faktum  Cluny  ausmachen?  In  der  Basilika  ist 


Weese.  Burgunder  Kirchen 


181 


VEZELÄY:  Vorhalle.  Innere  Portalwand 


! das  Christentum  scheu  und  fremd,  wie  in  einem  Jupitertempel,  denn  es  ist  in  ihre 
j Marmorherrlichkeit  hineingezerrt  und  wird  von  dem  antiken  Heidensinn  mehr  geängstigt 
' und  erdrückt,  als  von  der  Pracht  der  Säulen  und  der  Festlichkeit  der  Halle  gefeiert 
I und  erhoben.  In  Cluny  aber  wäre  ein  Olympier  erblaßt  und  geflohen  und  die  Kutten- 
: träger  hätten  das  Sakrileg  nicht  ertragen,  daß  ein  Heidengott  auch  nur  an  die  Tür- 
I sdiwelle  getreten  wäre. 

Langsam  wurde  der  Laie  durch  eine  Reihe  von  vorbereitenden  Eindrücken  zu 
I dem  Anblick  des  Mysteriums  geführt,  ohne  daß  ihm  ein  Anteil  daran  gewährt  wurde. 

: Nachdem  er  das  Bild  der  turmgekrönten  Kirche  in  sich  aufgenommen  hatte  und  in  den 
’ Klosterbezirk  eingelassen  war,  stand  er  vor  dem  Heiligtum  selbst.  Und  nun  folgen  sich 
in  wunderbarer  Steigerung  die  künstlerischen  Raumbilder  von  den  stimmungweckenden 
Szenerien  der  tiefen  Vorhalle  mit  dem  breiten  Portal,  zu  der  weiten  Flucht  der  fünf 
Schiffe  in  der  hohen  Halle  bis  zu  jener  Bannlinie,  die  der  Ungeweihte  nicht  über- 
schreiten durfte,  wo  sich  Laienraum  vom  sacrosancten  Presbyterium  schied.  Wie  ein 
retardierendes  Moment,  das  besonders  schwer  akzentuiert  wird,  schiebt  sich  vor  die 
Längslinien  der  Schiffe  das  Querschiff,  das  hier  in  Doppelanlage  dem  Weltkind  das 
große  Halt  wiederholt  und  ihm  nur  noch  gestattet,  aus  der  Ferne  auf  den  Hauptaltar 
im  Chor  zu  blicken,  der,  von  hohen  Säulen  umstanden,  sich  feierlich  abhebt  von  dem 
dunklen  Umgang  der  geheimnisvollen  Kapellen,  die  als  Nebenstätten  der  Andacht  und 
des  Opfers  den  allbeherrschenden  Punkt  in  der  Mitte,  wo  der  Hochaltar  aufragt,  wie 
ein  ausklingendes  Finale  abschließen. 


I 


182  Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Gerade  diese  Entwiddung  abwechselnder,  sich  ergänzender  und  immer  gesteigerter 
Architekturbilder,  gleichsam  in  der  Richtung  einer  Prozession  vom  hellen  Tageslicht 
draußen  bis  zum  dämmer-dunklen  Schlußraum  drinnen,  diese  epische  Entfaltung  immer 
stärkerer  und  tieferer  Phantasiereize  bis  zum  mystischen  Ausklang,  diese  künstlerische 
Gliederung  und  rhythmische  Spannung  mit  ihren  triumphierenden  Höhen  und  dem  feier- 
lichen Abschwellen  — all  das  gehört  zu  den  besonderen  Erfindungen  der  Mönchskunst, 
die  notwendig  den  Unterschied  zwischen  der  geweihten  Korporation  und  dem  Laientum 
mit  dem  skrupellosen  Nachdruck  betonen  mußte,  den  der  Priesterstand  gegenüber  den 
Weltkindern  allerorten,  aber  selten  mit  dieser  künstlerischen  Potenz  hervorgekehrt  hat. 
Wir  können,  obgleich  Cluny  zugrunde  gegangen  ist,  darüber  doch  vollkommen  klar 
urteilen,  da  die  von  dem  Hauptdenkmal  abhängigen  Kirchen  von  Paray-le-Monial,  Autun 
und  Vezelay,  in  kleineren  Verhältnissen  denselben  Grundgedanken  in  schöner  Deutlichkeit 
wiederholen.  Auch  in  Clermont-Ferrand  zeigt  ihn  Notre-Dame  reich  und  prachtvoll. 

In  Cluny  selbst  ist  heute  davon  nichts  mehr  zu  sehen.  Dort,  wo  im  Mittelschiff 
die  langen  Reihen  der  Mönche  zum  Altäre  wallten,  steht  jetzt  das  Hotel. 

Cluny  ist  Ruine.  Dasselbe  Volk,  das  diesen  einzigen  Riesenbau  aufrichtete, 
hat  ihn  in  unfaßlicher  Leidenschaft  während  der  großen  Revolution  mit  75  Minen  in 
die  Luft  gesprengt.  Unfaßlich  in  seiner  Barbarei  und  doch  klar  in  seiner  blinden  Wut 
hat  der  Volksinstinkt  den  innersten  Gedanken  des  Bauwerkes  getroffen.  Die  Sichtbarkeit 
der  Macht,  ihr  Symbol  wollte  er  vom  Erdboden  vertilgen,  als  schon  die  reale  Macht 
des  Ordens  längst  vernichtet  war.  Er  fühlte  die  Kunst  nicht  als  Symbol  sondern  als 
Tatsache,  als  Realität.  Deshalb  unterwühlte  er  die  Mauern  der  alten  Abtei  und  ließ  die 
ganze  Herrlichkeit  auffliegen. 

Tagelang  sind  wir  auf  den  umliegenden  Höhen  herumgestreift,  an  Schloß-  und 
Burgruinen  vorüber,  ganz  hingegeben  an  den  romantischen  Zauber  der  mittelalterlichen 
Klosterreste.  Stadt  und  Abtei  liegen  still  wie  erstorben  im  Tal.  Nur  von  Zeit  zu  Zeit 
schmettern  die  hellen  Trompetensignale  der  Kavalleristen  durch  die  Luft,  die  die  feurigen 
Hengste  des  Gestütes  auf  den  Straßen  unter  uralten  Bäumen  die  Wonne  der  Bewegung 
kosten  lassen. 

Was  Cluny  nicht  mehr  geben  kann,  den  Gesamteindruck  einer  wohlerhaltenen 
Kirche,  das  gibt  Vezelay  in  hohem  Maße.  Die  Kirche  liegt  auf  der  Höhe,  umgeben 
von  weitvorgebauten  remparts,  so  wie  eine  Burg,  die  ein  Tal  sperren  soll.*  Sehr  sorg- 
sam und  eingehend  restauriert,  nimmt  der  Bau,  der  in  außergewöhnlich  harmonischen 
Verhältnissen  durchgeführt  ist,  den  Rang  eines  Nationalmonumentes  ein.  Gotische 
Kathedralen  sind  immer  als  Außenbauten  ruhmrednerisch,  sie  erwecken  ungeheure  Vor- 
stellungen, sie  ragen  auf  mit  dem  Monumentalanspruch  von  Pyramiden.  Aber  Vezelay 
hat  alle  Schönheit  nach  innen  gekehrt  und  überrascht  dadurch  unendlich  viel  mehr.  Und 
doch  ist  diese  Schönheit  hundert  Jahre  nach  der  Vollendung  des  Baues  nicht  mehr 
verstanden  worden,  da  die  alles  aus  dem  Felde  schlagende  Gotik  gerade  die  tiefsten 
und  nachhaltigsten  Wirkungen  des  älteren  Stiles  verkümmert  hatte.  Den  wundervollen 
Reiz  der  weiten  Vorhallen  hat  sie  ganz  auf  gegeben  oder  doch  nur  notdürftig  in  den 
drei  Portiken  der  Fassadenportale  anklingen  lassen.  Ihr  Bedürfnis  nach  Licht  und 


Weese.  Burgunder  Kirchen 


183 


aufgeschlossenen  Raumbildern  stand  den  tiefsinnigsten  Baugedanken  der  älteren  Mönchs- 
kunst feindlich  gegenüber,  was  wir  heute  oft  vergessen.  Doch  sollten  die  modernen 
i Kirchenbaumeister  den  allein  seligmachenden  Glauben  an  die  Gotik  abschwören  und 
I einmal  in  Burgund  Kirchenfeierlichkeit  und  Ändachtsversenkung  an  originalen  Werken 
der  älteren  Kunst  auf  sich  wirken  lassen.  Ich  glaube,  daß  wir  dem  Kunstwillen  dieser 
j älteren  Zeit  näher  stehen,  als  der  klipp  und  klar,  logisch  und  mathematisch  und  immer 
j unzweifelhaft  und  notwendig  arbeitenden  Gotik  der  zünftigen  Dombauhütten.  Damals 
' war  die  Kunst  schon  ein  Wissen  geworden.  Im  XII.  Jahrhundert  aber  und  der  ersten 
Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  hat  sie  noch  die  köstliche  Ursprünglichkeit  der  Ähnung. 

Der  klassische  Bau  dieser  Schule  aber  ist  Äutun,  wenngleich  es  keine  Kloster- 
kirche ist.  In  mehr  als  einem  Sinne  ein  klassischer  Bau.  Er  ist  das  besterhaltene 
! Werk,  auch  das  reifste  und  klarste.  Äber  er  ist  auch  der  antiken  klassischen 
Kunst  durch  geheime  Verbindungen  näher,  als  die  anderen  Mönchskirchen  derselben 
Schule.  Eine  Anzahl  klassisch -antiker  Formelemente,  wie  kannelierte  Pilaster,  schön 
gezeichnete  Akanthuskapitelle,  feinstilisierte  Rundbogenarkaden  machen  zuerst  auf  die 
hohe  Ahnenreihe  dieser  Formen  aufmerksam.  Aber  stärker  wirken  andere  Elemente, 
die  mehr  dem  Raumgefühl  entspringen.  Der  schwere  Ernst  des  dunkelgehaltenen 
Mittelschiffes  ist  nicht  rein  asketisch-christlich,  da  über  allem  eine  imperiale  Grandiosität 


184 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


! 


liegt,  die  an  die  imposanten  Architekturbilder  kaiserlich  römisdier  Baukunst  gemahnt. 
Die  unbezwingliche  Steinsolidität  des  Mauerwerkes,  der  herbe  Materialcharakter  des 
tiefgrauen  Quaderbaues,  die  starre  und  schwere  Tonnenwölbung  im  Verein  mit  den  ins 
Breite  gezogenen  Proportionen  des  Hauptraumes  sind  die  einzig  stolzen  Ausdrucksmittel 
einer  Monumentalität,  die  den  Kampf  mit  der  Vergänglichkeit  gelassen  auf  nehmen 
konnte.  Römische  Architektur  ist  Trotz  gegen  den  alles  vernichtenden  Feind,  gegen  die 
Zeit.  Sie  baut  für  die  Ewigkeit  und  die  Absicht  auf  das  Unendliche  wird  selbst  in 
ihren  kleinsten  Werken  spürbar  bleiben,  weil  in  jedem  Stein  und  jeder  Fuge  das 
charaktervolle  Verantwortungsgefühl  lebt,  das  immer  zum  besten  Material  greift,  und 
dasselbe  in  der  besonnensten  Technik  behandelt.  Gotische  Kathedralen  sind  niemals 
fertig.  Sie  sind  eine  ewige  Schuld,  die  von  Geschlecht  sich  auf  Geschlecht  vererbt; 
immer  von  neuem  wird  der  Verzweiflungskampf  gegen  Wetter  und  Wind  aufgenommen, 
um  das  üppige  Zierwerk  vor  dem  Verfall  zu  retten.  Einmal  wird  man  dieser  Müh’ 
ohne  End  überdrüssig  sein.  Denn  es  ist  eine  unhaltbare  und  unlösbare  Aufgabe. 
Aber  wo  römische  Baugesinnung  geherrscht  hat,  sind  selbst  die  Ruinen  kriegerischer 
Zerstörung  wetterhart  und  ewiggroß  gleich  dem  Urgestein,  das  in  furchtbaren 
Erdkatastrophen  gesprengt  wurde  und  nun  zutage  liegt.  In  der  Kathedrale 
von  Autun  ist  dieser  Geist  noch  heute  leibhaftig  wahr.  Er  ist  unvergänglich  und  daß 
ihn  auch  Laien  spüren  und  seinen  Sinn  deuten,  das  ist  notwendig.  Wir  sehen  den 
Stil  als  Ausdrude  allein  von  Material  und  Technik  an.  Aber  er  ist  noch  viel  mehr  der 
Zeuge  eines  klaren  Willens,  der  eine  redende  Form  für  seine  Absicht  gefunden  hat. 
Wahl  des  Steines  und  seine  Behandlung  sind  eine  Tat,  das  Zeugnis  eines  Bewußtseins. 
Sie  sind  Erfindungen  und  künstlerische  Erfolge  in  einem  Kampfe,  durch  den  der  Mensch 
gegen  die  ewigen  Mächte  Herr  geworden  ist;  wenigstens  im  Symbol. 

Vor  soldien  Werken  muß  die  Gegenwart  Halt  madien  und  sidi  besinnen.  Noch 
ist  es  bloß  der  Historiker,  der  dem  eiligen  und  flüchtenden  Geschlecht  von  heute  den 
Weg  vertritt,  um  den  Arm  emporzustrecken  und  hinzuweisen  auf  den  Bau,  der  stumm 
und  ernst  die  Jahrhunderte  überdauert.  Er  will  aber  nicht  zeigen,  was  war,  sondern 
was  ist,  nicht  das  Vergangene,  sondern  das  Lebendige.  Er  sieht  nicht  die  Form, 
sondern  den  Willen.  Nun  lebt  hier  noch  dieser  Wille,  dessen  Atemzug  tief  und  feierlich 
weht  wie  ein  Haudi  aus  Ewigkeiten.  Was  schiert  es  uns,  ob  Gotik  oder  Klassik,  ob 
kirchlich  oder  weltlich,  christlidi  oder  heidnisch.  Das  alles  ist  sub  specie  aeternitatis 
betrachtet,  nur  gesdiichtlicher  Formalismus. 

Wie  sich  aber  Zeiten  und  Völker  mit  den  unabänderlichen  Gesetzen  von  Werden 
und  Vergehen  auseinandergesetzt  haben  und  wie  sich  der  ewig  bejahende  Geist  gegen 
das  ewige  Nein  der  Vergänglichkeit  behauptet  hat,  wenigstens  durch  einen  Gedanken 
und  für  einen  Augenblick,  das  ist  eines  Blickes  wert.  Denn  das  ist  der  niemals  be- 
friedigende und  immer  wieder  neu  geschöpfte  Trunk,  den  die  Dürstenden  tun  aus 
dem  Strome  des  Lebens.  Mächtig  rauscht  er  vorüber,  mit  hohler  Hand  stehen  die 
Verlangenden  an  den  Ufern,  Geschlechter  und  Rassen,  eine  unendliche  Kette. 

Auch  das  Mittelalter  hat  diesen  Zauber  gefühlt,  den  die  Werke  der  Alten  aus- 
üben. Niemals  ist  das  klassische  Altertum  vergessen  worden.  Doch  wenn  antike 


Weese.  Burgunder  Kirchen 


185 


CLERMONT-FERRHND.  Chor 

Formen  und  antike  Baugesinnung  immer  wieder  in  den  Frühzeiten  des  christlichen 
Lebensideals  auftauchen,  wie  der  Geist  des  Toten,  der  nicht  zur  Ruhe  kommen  kann, 
so  sind  das  nicht  Stilwandlungen  und  Rückfälle  in  das  längst  Gewesene  und  ein  für 
allemal  Überwundene.  Es  wäre  Frevel,  ihresgleichen  als  atavistische  Erscheinungen  zu 
deuten  oder  launische  Einfälle  der  spielenden  Künstlerphantasie,  die  es  einmal  wieder 
mit  altrömischen  Formen  probieren  wollte  — und  solche  standen  ja  gerade  in  Autun 
in  schönen  und  bewundernswerten  Resten  vor  Augen.  Nein,  solchen  in  die  Vergangen- 

12 


186 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


heit  zurückgreifenden  Schöpfungen  — und  sie  sind  ebenso  Schöpfungen  wie  die  in  die 
Zukunft  vorgreifenden  — liegt  eine  Sehnsucht  zugrunde,  die  die  eigentliche  Seele 
oder  der  Wille  zur  Kunst  ist.  Sie  benützt  das  längst  Gefundene  weil  es  ihre  Absicht 
klarer  ausdrückt  als  die  Form  der  Gegenwart.  Die  Form  ist  ihr  nur  ein  unzulängliches 
Mittel  für  den  Begriff.  Sie  weitet  sich  im  Gefühl  von  Glück  und  Erlösung,  wenn 
der  Geist  vergangener  Epochen  diesen  Wunsch  weckt  und  zum  Selbstbewusstsein  klärt. 
Es  ist  ein  seelischer  Prozeß,  nicht  ein  technischer.  Es  handelt  sich  dabei  nicht  um  eine 
Metamorphose  des  Stils,  sondern  um  ein  Wiedererwachen  eingeschlummerter  Vor- 
stellungen. Von  solchen  Ahnungen  wurde  gewiß  der  mittelalterliche  Baumeister  in  der 
Mönchskutte  berührt,  und  es  ist  ein  lustiges  Schauspiel,  daß  der  gute  Christ  und  tapfere 
Asket  noch  ein  heidnisches  Fleckchen  in  seinem  Herzen  besaß,  wo  ihn  dieser  Gedanke 
treffen  konnte.  Dies  Fleckchen  war  nicht  das  unfruchtbarste,  noch  das  schlechteste  in 
ihm.  Und  es  wäre  betrübend,  wenn  unsere  reizbare,  oder  wie  man  heute  sagt,  reiz- 
same  Psyche,  nicht  auch  noch  reaktionsfähig  wäre  für  solche  unsterblichen  Kräfte. 
Deswegen  haben  wir  aufzuschauen,  und  in  dem  mittelalterlichen  Dunkel  der  hehren 
Kirche  die  Spuren  jenes  Sinnes  aufzuspüren,  der  sich  im  grauen  Altertum  die  Werke 
seines  Willens  auferbaute  und  der  seitdem  durch  alle  Geschichte  hindurch  das  Auge 
magisch  anzieht  und  zur  Bewunderung  zwingt  und  immer  wieder  die  begabtesten 
Hände  in  seine  Dienste  zieht.  Was  ist  der  Geist  des  Altertums  in  der  Mönchskirche? 
Es  ist  der  Glaube  an  die  geistgeborrien  Fähigkeiten  des  Menschen,  die  über  den  Tod 
hinaus  reden  und  zeugen;  nicht  für  das  Kreuz  noch  für  irgend  ein  anderes  Symbol, 
sondern  für  die  Einigkeit  des  Menschen  mit  dem  unerschaffenen  Geiste. 

In  den  Frühstunden  eines  regnerischen  Morgens  waren  wir  in  Pontigny.  Da 
standen  wir  nun  vor  der  mächtigen  Abteikirche,  der  wir  uns  wie  aus  dem  Hinterhalte 
genähert  hatten,  so  daß  wir  beinahe  überrascht  vor  sie  hintraten.  Vezelay  lag  auf  der 
Höhe,  ebenso  Autun  und  Paray-le-Monial.  Pontigny  aber  liegt  im  Tale.  Durch  einen 
prachtvollen  Bestand  von  rauschenden  Erlen  gewannen  wir  den  ersten  Ausblick  auf 
den  hochragenden  Kirchenkörper  des  steilen  Hochschiffes.  Der  Himmel  war  verhängt, 
ein  trübes  Grau  drückte  die  Stimmung.  Um  den  kahlen  Bau,  dem  Turm  und  Fassade 
fehlen,  wehte  es  wehmütig.  Als  ob  ihm  in  Kriegsläuften  alle  Zier  geraubt  sei,  stand 
er  einsam,  inmitten  niedriger  Scheunen  und  Nutzbauten.  Er  war  verlassen.  Je  mehr 
wir  uns  näherten,  desto  mehr  verstärkte  sich  der  Eindruck  von  etwas  Nacktem  und 
Unfertigen.  Die  großen  Abmessungen  des  Bauwerks  standen  im  Widerspruch  zu  den 
knapp  gehaltenen  Ausdrucksformen.  Alle  tektonischen  Glieder  entbehrten  der  ver- 
geistigten und  künstlerischen  Durchbildung.  Schwere  Mauermassen,  enge  Fenster,  ein 
hohes  und  lastendes  Dach.  Etwas  konstruktiv  Karges,  bis  auf  die  äußerste  Grenze  des 
Möglichen  getrieben,  war  von  allen  Mauern  abzulesen.  Die  Streben  waren  noch 
nirgends  so  deutliche  Stützensurrogate,  ein  Notbehelf  für  eine  Kunstform.  Ein  phan- 
tasieloser Rechenkopf  war  hier  am  Werke  gewesen.  Gab  es  schon  im  Mittelalter  Bau- 
bureaux,  in  denen  jeder  Heller  für  gefälligen  Schmuck  vom  Budget  abgestrichen  wurde? 
War  diese  fabrica  ecclesiae  von  Künstlern  geleitet,  oder  von  einem  Prototyp  unserer 
modernen  Fabrikherren? 

Das  Innere  war  nichts  als  eine  leere  Halle.  Weiße  kahle  Mauern,  helle  Glas- 


WeesG.  Burgunder  Kirdien 


187 


fenster,  kein  Ältar,  kein  Bild.  Wie  ausgeplünderi  Unter  dem  Dache  der  katholischen 
Kirche  haben  alle  guten  Geister  der  schmückenden  Künste  Unterschlupf  gefunden.  Die 
ernsten  und  andächtigen,  ebenso  wie  die  weltlustigen  und  farbenfreudigen.  Selbst 
Witz  und  Burleske,  Spott  und  Ironie,  kecker  Übermut  und  volkstümliche  Derbheit,  alle 
die  lauten  und  dreisten,  die  stillen  und  frommen  Gesellen  aus  der  großen  fabrica 
ecclesiae  der  Dombauhütte  sind  aufgenommen  worden  in  dem  Schoße  der  alleinselig- 
machenden Kirche. 

Äber  in  dieser  Urkirche  des  Cistercienser  Ordens  hat  auch  nicht  einer  der 
kunstreichen  Köpfe  an  die  Arbeit  gehen  dürfen;  nur  der  Baumeister  hat  geschafft. 
Als  sollten  die  Handwerker,  die  Maler  und  Gipser,  die  Schreiner  und  Tüncher,  die 
Schlosser  und  Steinmetzen,  die  Bildschnitzer  und  Glasmaler  erst  einziehen,  so  erwar- 
tungsvoll und  schmuckbedürftig  standen  die  Wände,  Pfeiler  und  Altäre  und  riefen  nach 
Farbe  und  Bild. 

Vor  soldien  Bauten  verstummt  das  fachwissenschaftliche  Interesse  für  Stil-  und 
Schulfragen,  die  nach  rückwärts  Zusammenhänge  suchen.  Das  sind  deutlich  Anfänge. 
Sie  haben  etwas  vom  Ernst  des  ersten  Schöpfungstages.  Hier  redet  ein  Wille  der  klar 
und  groß,  aber  auch  hart  und  rücksichtslos  auf  sein  Ziel  gegangen  ist.  Er  will  nicht 
gewinnen,  sondern  abwehren.  Er  ist  nie  verlegen  um  Ausdrucksmittel,  weil  er  immer 
nur  ein  „Nein“  und  abermals  ein  „Nein“  zu  sagen  hat.  So  streng  herrisch  ist  die 
Kunst  nie  angepackt  worden  wie  von  diesen  Bauherren.  Als  dienende  Magd  hat  sie 
sidi  zu  beugen  und  nichts  darf  sie  aus  dem  großen  Schatz  ihrer  Bilder  und  Herrlich- 
keiten einschmuggeln,  denn  dieser  Wille  haßt  alles  Spiel  und  jeden  Traum,  er  kennt 
nur  Verzicht  und  Entbehrung  als  Ziel  und  Dank  des  Lebens.  Er  würgt  die  Phantasie 
und  blendet  „der  Augen  weit-  und  erdgemäß  Organ“.  Er  ist  der  Todfeind  der  Frau 
Welt  und  ihrer  schönsten  Gespielin,  der  schmuckfreudigen  Kunst.  Wo  keine  Lust  ist, 
ist  keine  Kunst;  alles  Puritanertum  wird  aus  dem  Paradies  der  freien  Künste  hinaus- 
getrieben in  die  Wüste  der  Abstraktion.  So  hat  auch  das  Mönchswesen,  wenn  es  seinen 
innersten  Willen  durchsetzen  konnte  alle  Blüten  der  malerischen  und  schmückenden 
Phantasie  verdorren  lassen.  Ob  sich  diese  Zeloten  den  Himmel  ihrer  Sehnsucht  auch 
so  kahl  und  erstorben  vorgestellt  haben?  Wer  hätte  es  da  nicht  als  echtes  Weltkind 
vorgezogen,  bei  dem  dichtgedrängten  Sündervolk  in  der  wohltemperierten  Vorhölle 
zu  sitzen. 

Pontigng  ist  die  Urkirche  des  Cistercienser  Ordens.  Nirgendwo  hat  sich  die 
mittelalterliche  Weltflucht  ein  Bauwerk  geschaffen,  das  so  dogmatisch  und  kanonisch 
den  Geist  des  Mönchtums  ausgesprochen  hätte.  Die  Cistercienser  waren  eine  purifizierte 
Neugründung  auf  dem  Boden  der  alten  Benediktinerregel.  In  Cluny  und  seinen  Tochter- 
klöstern war  der  Geist  der  Üppigkeit  eingezogen.  In  Citeaux  und  Clairvaux  sollte  die 
reine  und  echte  Klösterlichkeit  wieder  hergestellt  werden.  Die  strengste  Askese  und 
die  unbedingte  Treue  gegen  die  drei  Gelübde  wurde  zur  hehrsten  Pflicht  gemacht  und 
als  ein  sichtbarer  Ausdruck  der  radikalen  Verschärfung  der  Ordensregel  entstand  eine 
Bauordnung  für  die  neuen  Kirchenbauten,  die  sich  deutlich  Satz  für  Satz  gegen  den 
hochmütigen  Machtausspruch  der  Clunyacenser  Baugewohnheit  wendete.  Die  Cister- 


188 


Habidi.  Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


cienserkirchen  durften  keine  Türme,  keine  Ornamente,  keine  Skulpturen,  keine  Glas- 
malereien und  Bildtafeln,  keine  Mosaik  und  keinen  Zierrat  haben.  Die  Benediktiner, 
die  Clunyacenser  und  die  Cistercienser  stellen  in  ihrer  historischen  Folge  eine  immer 
höhere  Stufe  der  mönchischen  Feindschaft  gegen  die  Schmuchtriebe  der  Kunst  dar. 
Das  eigentliche  Symbol  der  Klosterkunst  ist  die  nackte,  weißgekalkte  Zelle.  In  Pontigny 
entspricht  die  Ordenskirche,  wenn  auch  als  höchste  Monumentalform  der  kargen  Sach- 
lichkeit der  Urzelle.  Die  Architektur  hat  selten  große  Aufgaben  in  dieser  abstrakten 
und  nur  auf  ihre  eigenen  Mittel  angewiesenen  Beschränkung  zu  lösen  gehabt.  Immer 
wenn  die  dienenden  Töchter,  Malerei,  Plastik,  Ornamentation  und  alle  kunstgewerblichen 
Betriebe  der  Erzkunst  Architektur  zur  Hand  gehen,  wird  die  reine  Prägnanz  ihres 
Willensausdruckes  Schaden  leiden.  Deshalb  ist  auch  hier  in  Pontigny  der  architek- 
tonische Eindruck  ausschließlich  Wille.  Aber  er  hat  ein  totenstarres  Angesicht.  Vor 
seinem  Auge  vergeht  das  Leben  und  vor  seiner  eisigen  Hoheit.  Das  Weltkind  fühlt 
sich  wie  gestorben,  kalt  und  ohnmächtig,  und  ein  wenig  schleicht  sich  die  Furcht  in  - 
sein  Herz,  es  könnte  dieser  Raum  ein  Vorspiel  der  himmlischen  Seligkeit  sein. 

Nun  begreift  es  sich,  wie  dankbar  alle  Welt  dem  Franziskanerorden  zufiel,  denn  j 
unter  seinem  warmen  Lebensgefühl  erblühte  eine  tiefsinnige  und  herzensfrohe  Kunst,  ^ 
die  mit  ihrer  farbigen  und  erzählerischen  Menschlichkeit  auch  das  Wunderbarste  dem  i 
Glauben  nahe  führte.  Franziskus  von  Assisi  war  ein  Erlöser,  denn  er  war  ein  J 
Menschenfreund.  — ■ 


Die  Iraperatorenbilder  in  der  Münchener  Residenz 

Von  Georg  Habich 

In  den  Jahren  1537—38  malte  Tizian  eine  Reihe  von  zwölf  Imperatorenbildern 
für  den  Palast  in  Mantua,  die  1628  in  den  Besitz  König  Karls  I.  von  England  über- 
gingen und  über  deren  Verbleib  nach  dem  Tode  des  unglücklichen  Fürsten  (1649) 
nichts  Sicheres  bekannt  ist.  — Älle  Spuren,  die  teils  nach  Spanien,  teils  nach  Prag 
und  Wien,  wie  auch  auf  englischen  Privatbesitz  wiesen,  haben  sich  bisher  als  unzu- 
verlässig herausgestellt. 

In  den  (1730—32)  von  Frangois  Cuvillies  d.  Ä.  erbauten  und  ausgeschmückten 
„Reichen  Zimmern“  der  Residenz  in  München  finden  sich  12  Bildnisse  römischer 
Imperatoren  als  Supraporten  verwandt.  In  die  Wandverkleidung  einbezogen  und  um- 
spielt von  den  Ärabeskenphantasien  des  geistreichsten  aller  Rokokodekorateure,  überdies 
mangelhaft  beleuchtet  und  durch  die  scharlachroten  Damasttapeten  um  jede  Wirkung 
gebracht,  blieb  die  Serie  bis  vor  kurzem  völlig  unbeachtet.  Das  offizielle  Inventarwerk 
sah  in  den  Bildern  Arbeiten  des  späteren  XVII.  Jahrhunderts  (Kunstdenkm.  d.  König- 
reichs Bayern,  Lief.  16.  S.  1121). 

In  zehn  von  diesen  Imperatorenbildern  erblickt  nun  der  Münchener  Maler 
M.  Wieland  (nach  Ausscheidung  zweier  Stücke,  die  er  für  nicht  zugehörig  hält  oder 
hielt)  die  verloren  geglaubten  Originale  von  Tizians  Hand  und  hat  dieser  Anschauung 
in  der  Zeitschrift  für  bild.  Kunst  1908,  S.  101  motivierten  Ausdruck  gegeben. 

Mit  einem  Aufgebot  von  archivalischem  Studium,  das  bei  dem  Nichtfachmann  in 
respektvolles  Staunen  setzt,  sucht  Wieland  den  historischen  Beweis  zu  erbringen,  daß 
die  Bilder  im  Jahre  1628  von  England  dem  kunstfreundlichen  Kurfürsten  Maximilian  I. 
von  Bagern  auf  diplomatischem  Wege  — „aus  Staatsgründen“  — ausgeliefert  worden 
seien.  Der  Beweis,  den  Wieland  führt,  ist  ein  Wahrscheinlichkeitsbeweis,  aber  der 
Schein  der  Wahrheit  war  ein  trügerischer.  Unmittelbar  nachdem  Wieland  sein  Plaidoy  er 
vollendet  hatte,  konnte  Dr.  A.  Buchheit  (Beil.  z.  Allg.  Zeitg.  No.  26)  darauf  hinweisen, 
daß  die  Mündiener  Bilderserie  bereits  in  einem  Inventar  von  1598  als  in  der  Residenz 
befindlich  aufgeführt  wird,  zu  einer  Zeit  also,  da  die  Tizianischen  Originale  noch 
unverrückt  im  Palast  von  Mantua  hingen. 

Hiermit  scheint  Wielands  Aufstellungen  die  Basis  entzogen.  Was  hilft  es  dem 
eifrigen  Anwalt,  wenn  eine  Folge  von  Kupferstichen,  die  Ägidius  Sadeler  mit  der  aus- 
drücklichen Bezeichnung  „Tizianus  inventor“  bald  nach  1600  ausgehen  ließ,  mit 
den  Münchener  Bildern  soweit  übereinstimmt,  als  ein  Barodckupfer  überhaupt  mit 
dem  Originale  übereinzustimmen  pflegt?  — Widerspenstige  werden  gleichwohl  auf 
ihrem  Widerstand  beharren:  „die  Stiche  sind  eben  nicht  in  Mantua  vor  den  Tizian- 
bildern, sondern  in  München  vor  den  Residenzbildern  gemacht,  die  damals  freilich  noch 
eine  bessere  Fa^on  hatten  als  gegenwärtig,  wo  sie  als  Surportes  teils  zugeschnitten 
teils  angestüdct  sind.  — Und  mit  der  Kontrasignierung  Tizians  hat  der  Stecher  seine 
Ware  vielleicht  nur  schmachhafter,  verkäuflicher  machen  wollen.“ 


190 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Es  wäre  indes  entweder  ein  täppisches  Verkennen  oder  ein  trauriges  Zeichen 
mangelnder  Wahrheitsliebe,  wollte  man  Wielands  Darlegungen  jeden  Wert  bestreiten. 
Was  lehren  die  Bilder,  auf  die  er,  der  Maler,  zum  ersten  Mal  die  Augen  der  Zünf- 
tigen hingelenkt  hat,  nachdem  deren  Blicke  doch  nur  flüchtig  darüberhin  irrlichteliert  | 
hatten?  Was  lehren  sie  für  das  verloren  gegangene  Werk  des  Tizian?  — | 

Die  Antwort  mag  für  die  Ohren  mancher  Leute  vom  Fach  nicht  angenehm 
klingen,  aber  sie  lautet  klar:  die  Bilder  der  Residenz  geben  von  den  ver-  i 
schollenen  Imperatorenbildnissen  des  Tizian  derzeit  sowohl  in  Komposition, 
wie  in  der  Farbe  die  relativ  beste  Vorstellung  und  sind  daher  als  kunst-  j 
historisches  Anschauungsmaterial  von  nicht  zu  unterschätzender  Bedeutung.  » 
Was  ex  actis  nicht  zu  lernen  war,  das  lehrt  um  so  klarer  der  Augenschein.  Diese  \ 
Figuren  sind  Tizians  Erfindung,  und  von  seiner  schönen  warmen  Farbe  bewahren  die 
Bilder  audi  in  ihrem  gegenwärtigen  Zustand  genug,  um  mit  Bestimmtheit  lehren  zu 
können,  daß  es  auch  Tizians  Palette  ist.  Ob  freilich  auch  sein  Pinsel,  ist  mehr  als 
zweifelhaft.  Abgesehen  von  dem  Erhaltungszustand,  scheint  die  Qualität  der  Bilder  ' 
so  verschieden,  daß  man,  wie  übrigens  auch  Wieland  selbst  schon  andeutet,  überhaupt  ' 
kaum  an  eine  Hand  wird  denken  dürfen.  Neben  einem  wundervoll  weich  und  breit 
hingestrichenen  Profilbild  („Otho“)  von  jener  charakteristischen  echt  Tizianischen  Licht- 
führung, die  man  von  seinen  Geharnischtenbildnissen  kennt,  stehen,  hart  und  fleckig 
hingesetzt,  krustige  Schwarzmalereien  unerfreulicher  Art,  und  auf  dem  harmonisch  ge- 
stimmten Nerobild  findet  sich  ein  meisterhaftes  Stück  fein  vertriebener  Fleischmalerei 
neben  einem  mesquin  verzeichneten  Kopf. 

Aber  das  alles  sind  curae  posteriores  gegenüber  der  Tatsache,  daß  die  ganze  ; 
Serie  doch  einen  geschlossenen  Zyklus  bildet  und  als  solcher  wenigstens  die  Be-  > 
Zeichnung  „Tizianus  inventor“  keineswegs  zu  Unrecht  trägt.  Ist  die  Haltung  der  j 
Halbfiguren  da  und  dort  wohl  auch  sichtlich  beeinflußt  von  den  statuarischen  Vor-  ; 
bildern,  die  ihnen  erwiesenermaßen  zum  Modell  dienten,  zeigen  die  Profile  bisweilen 
eine  gewisse  klassizistische  Härte,  die  ihnen  von  den  antiken  Kameen  und  Münzen  her 
anklebt,  die  Tizian  notorisch  benutzte,  so  fehlt  es  nicht  an  überzeugenden,  unverkennbar 
Tizianischen  Motiven:  der  stolze  Blick  über  die  Schulter,  die  bekannte,  deutende  Geste  mit 
dem  Kommandostab,  die  typisch  aufgestützte  Rechte,  das  lässige  Lehnen  und  die  bewußte 
Pose  — alles  echt  Tizianische  Ausdrucksmittel,  nur  dem  Gegenstand  entsprechend  ein 
wenig  gesteigert  und  akzentuiert:  mit  einem  Schuß  Römerpathos  versetzt.  Die  Figur 
des  Generals  Vasto  auf  der  bekannten  Adlokution  im  Prado  oder  das  — übrigens  nicht 
eigenhändige  — Bildnis  des  Giovanni  delle  bande  nere  in  den  Uffizien  möchten  die 
nächsten  Vergleichsobjekte  im  Werke  des  Meisters  sein.  Die  Proportionen  sind  freilich 
mächtiger  und  gedrungener  als  es  in  seiner  Porträtkunst  die  Regel  ist;  insbesondere 
zeigen  die  nackten  Arme  bisweilen  ein  geradezu  gladiatormäßiges  Muskelspiel. 
Aber  diese  „barocken“  Anwandlungen  sind  auch  sonst  Tizian  nicht  fremd.  Sie 
finden  sich  überall  da,  wo  sich  sein  Stil  ins  Dekorative  erhebt,  so  in  den  beiden 
Prado-Bildern  Prometheus  und  Sisyphus,  auf  den  alttestamentarischen  Darstellungen 
in  S.  Maria  della  Salute  (Abraham,  Goliath,  Kain  und  Abel),  und  schon  früh  tritt  diese 


Die  Impcratorenbilder  in  der  Mündiener  Residenz 


191 


heroisierende  Tendenz  greifbar  hervor  in  dem  Christophorusfresko  des  Dogenpalastes, 
welches  1523  gemalt  ist. 

Im  übrigen  verrät  auch  das  antiquarische  Detail  durchweg  Tizians  Anschauung 
von  der  Antike.  Da  sind  die  gleichen  Phantasie-  und  Prunkharnische  wie  auf  dem 
Auferstehungsbild  in  Urbino  oder  auf  dem  Ecce  homo  in  Wien:  dieselben  eng  am  Leibe 
anliegenden  Schuppen-  und  Kettenpanzer  wie  auf  dem  Schlachtenbild  der  Uffizien  ode 
auf  der  späten  Dornenkrönung  im  Louvre  usw.  Kurzum,  cs  gehört  nicht  allzuvic 
Erinnerung  aus  dem  Werke  des  Tizian  dazu,  um,  nachdem  sein  Name  einmal  genannt 
ist,  seine  Art  hier  wieder  zu  erkennen.  Hoffen  wir,  daß  sich  diese  Erkenntnis  all- 
mählich ausbreitc,  damit  nichts  unterlassen  werde,  was  zur  völligen  Klärung  der  Frage 
dienen  kann.  Vor  allem  wird  es  nunmehr  an  der  zuständigen  Hofstelle  gelegen  sein, 
die  Bilder  von  ihrer  unzugänglichen  Höhe  herabnehmen  und  einer  sorgfältigen  Rei- 
nigung unterziehen  zu  lassen.  Erst  dann  kann  die  Frage:  Atelier-  oder  Schulbilder, 
gleichzeitige  oder  spätere  Kopien?  wirklich  aktuell  werden. 

Inzwischen  braucht  die  archivalische  Forschung  nicht  zu  ruhen.  Wann  sind  die 
Bilder  nach  München  gekommen?  — Das  ist  wichtig  zu  wissen  auch  für  das  Problem 
ihrer  Entstehung.  Hingen  sie  schon  in  dem  von  Herzog  Albrecht  V.  1569  gegründeten 
Antiquarium,  wie  dies  aus  dem  oben  angeführten  Inventar  hervorzugehen  scheint,  so 
wären  sie  noch  zu  Lebzeiten  Tizians  entstanden;  und  bei  den  Beziehungen,  die  den 
Herzog  durch  seinen  Agenten  Strada  mit  dem  alten  Tizian  verbanden  (s.  Stockbauer, 
Kunstbestrebungen  am  bayr.  Hof.  S.  92),  wäre  die  Provenienz  der  Bilder  aus  Tizians 
Atelier  alsdann  nidit  ausgesdilossen.  Näher  liegt  allerdings  der  Gedanke  — bei  dem 
nahen  Verhältnis  des  Mantuanischen  zu  dem  Münchner  Hofe  — daß  die  Bilder  in 
Mantua  selbst  von  einem  der  in  Diensten  der  Bayernherzöge  arbeitenden  Meister  vor 
den  Originalen  hergestellt  worden  sind. 


Studien  und 

ÄLHÄMBRÄPROBLEME  I. 

Ergebnisse  und  Ziele  der  neuen  Restau- 
rierungsarbeiten. 

Die  Restaurierungen  der  Älhambra  sind  fast 
ebenso  alt  wie  diese  selbst,  und  soweit  sie  sidi 
auf  die  Dekoration  bezogen,  haben  sie  meist 
in  sehr  geschickten  Händen  gelegen,  deren 
Kunstfertigkeit  die  Pracht  der  alten  Stückarbeiten 
so  gut  nachzuahmen  verstand,  daß  hervorragende 
Kenner  arabischer  Ornamentik  viele  Erneue- 
rungen oder  Ergänzungen,  von  denen  die  Do- 
kumente des  Älhambraardiivs  berichten,  von 
den  authentischen  Teilen  nicht  zu  unterscheiden 
vermochten. 

Notorisch  haben  bis  ins  17.  Jahrhundert 
„Moriscos“,  welche  zu  diesem  Zwecke  von  der 
Ausweisung,  die  die  ganze  arabische  Bevölke- 
rung traf,  ausgenommen  waren,  die  durch 
Brände  und  Zerfall  beschädigten  Teile  der 
Älhambra  neu  ausgeschmückt,  und  die  Kunst 
ihrer  Zunft  hat  sich  bis  auf  unsere  Tage  fort- 
geerbt. Die  Mißgriffe,  die  auch  in  dieser  Hin- 
sidit  hie  und  da  vorgekommen  sind,  erscheinen 
nun  verschwindend  im  Vergleich  zu  der  heil- 
losen Verwirrung,  die  nicht  nur  die  Zerstörungen, 
Verschüttungen  und  Umbauten  einzelner  Be- 
festigungen und  Wohnräume,  sondern  vor 
allem  auch  die  ersten  Herstellungsversuche  des 
gegenwärtigen  Bestandes  in  der  ganzen  Palast- 
anlage hervorgerufen  haben.  Diese  Mauren- 
burg gehört  nicht,  wie  etwa  das  Heidelberger 
Schloß,  zu  den  Bauten,  die  auch  als  Ruinen 
oder  gerade  als  solche  gefallen.  Ihre  Schön- 
heit beruht  nicht  in  einer  Fassadenwirkung, 
sondern  ausschließlich  in  dem  Luxus  ihrer  Innen- 
ausstattung. Diese  also  muß  unter  allen  Um- 
ständen erhalten  werden,  und  zu  ihrem  Schutze 
sind  umfassende  Restaurierungsarbeiten  unum- 
gänglich, die  wiederum  sich  dem  Burgcharakter 
des  Ganzen  einordnen  und  sowohl  den  ursprüng- 
lichen Plan  der  Befestigungen  als  auch  die  durch 
ihre  Zweckverschiedenheit  bedingte  Scheidung 
der  einzelnen  Wohn-  und  Prunkräume  zur  Richt- 
schnur haben  sollten. 

Was  nun  in  dieser  Hinsicht  im  vorigen  Jahr- 
hundert von  den  Contreras  getan  worden  ist, 
war,  abgesehen  von  der  letzten  faulen  Wirt- 
schaft, zweifellos  nützlich  und  ersprießlich.  Aber 
erst  der  neue  Direktor,  Gcknez  Tortosa,  hat 
Arbeiten  eingeleitet,  die  vor  allem  dem  Verfall 


Forschungen 

ernstlich  gefährdeter  Palastteile  Vorbeugen 
sollen,  Arbeiten,  die  längst  nötig  gewesen 
wären  und  deren  Aufschub  Befürchtungen  her- 
vorgerufen hatte,  die  oft  genug  in  Fachkreisen 
lebhaft  erörtert  wurden.  Der  neue  Leiter  ist 
Ingenieur,  und  als  solcher  hat  er  seine  Aufmerk- 
samkeit vor  allem  den  Gängen  und  Leitungen 
der  alten  Kanalisation  zugewandt,  diese 
schon  zum  großen  Teil  wieder  auf  gedeckt  und 
hergestellt.  So  werden  also  bald  die  zahlreichen 
Wasserläufe,  die  den  Burghügel  durchrieseln 
und,  ihrer  ursprünglichen  Regulierung  beraubt, 
bereits  den  Grund  der  Alhambra  durchsickert 
und  gelockert  hatten,  von  neuem  ihr  künstliches 
Bette  finden  und  zum  Darro  abgeführt  werden. 
Dadurch  ist  zweifellos  die  größte  Gefahr  be- 
schworen. 

An  dem  schon  lange  Einsturz  drohenden 
Komaresturm  hat  man  dann  neben  äußeren 
Flickarbeiten  die  Erneuerung  der  inneren  Unter- 
wölbung in  Angriff  genommen;  es  besteht  dem- 
nach Hoffnung,  daß  auch  er  und  der  berühmte 
Gesandtensaal,  den  er  birgt,  uns  gerettet  werden. 

Schlimmer  als  um  diesen,  stand  es  infolge 
gröbster  Vernachlässigung  noch  bis  vor  Kurzem 
um  den  sog.  Frauen  türm  („Torre  de  las  Ha- 
mas“ oder  „del  Principe“),  ein  wahres  Kleinod 
der  Alhambra  und  den  fremden  Besuchern  in 
der  Regel  unbekannt,  an  dessen  Wiederher- 
stellung jetzt  mit  großem  Eifer  gearbeitet  wird. 
In  beispiellos  barbarischer  Weise  waren  die 
reizenden  Wanddekorationen  übertüncht,  die 
zierlichen  Fenster  vermauert  und  statt  ihrer 
neue  in  die  Mauer  gebrochen,  um  moderne 
Wohnungen  zu  schaffen,  und  der  letzte  Besitzer, 
ein  Deutscher,  besaß  noch  die  Geschmacklosig- 
keit, sich  die  einzigartige  Turmdecke  mitzu- 
nehmen, als  er  den  Palast  dem  Staate  schenkte. 
Wegen  der  Baufälligkeit  der  alten  Teile  kann 
die  Beseitigung  der  neuen  nur  mit  größter  Vor- 
sicht geschehen.  Zweifel  bestehen  wegen  der 
ursprünglichen  Konstruktion  glücklicherweise 
nicht,  und  auch  die  Motive  der  Ausstattung 
haben  an  allen  Stellen  genügend  Spuren  zurück- 
gelassen, um  ihre  stilgemäße  Ergänzung  zu  er- 
möglichen. Die  Ornamente  sind  von  außerge- 
wöhnlicher Zartheit  und  Tiefe,  und  wenn  es  ge- 
lingt, diese  unvergleichlich  kunstvolle  Anlage 
auch  nur  annähernd  in  ihrem  früheren  Glanze  neu 
erstehen  zu  lassen,  wird  die  Alhambra  um  ein 
Wunder  reicher  sein.  Die  Aussicht  von  dem 


Studien  und  Forschungen 


193 


Mirador  spottet  jeder  Beschreibung  und  über- 
trifft  bei  weitem  die  vom  Generalife.  Der  Teich, 
der  vor  dem  Eingang  lag,  war  versdiüttet;  das 
Bassin  ist  jetzt  wieder  in  der  alten  Form  aus- 
gemauert. 

Man  hat  nidit  ohne  Grund  vermutet,  daß 
diese  „Torre  del  Principe“  der  schmucke 
Palast  war,  den  Mohammed  V.  seinem  Bruder 
Ismael  „in  der  Nähe  des  Residenzschlosses“ 
(nach  der  Äussage  Älchatibs)  erbaute,  „mit 
allen  Bequemlichkeiten  ausgestattet.“  In  der 
Tat  scheint  auch  die  kleine  Moschee,  die 
unmittelbar  daneben  liegt  und  deren  Inneres  in 
scheußlicher  Weise  „aufgefrisdit“  wurde,  dazu 
gehört  zu  haben. 

Andererseits  läßt  sidi  feststellen,  daß  dieser 
Bau  mit  dem  Königlichen  Palast  in  Verbindung 
stand,  und  zwar,  wie  ich  meine,  mit  der  Rück- 
seite der  sogen.  Sala  de  la  Justicia,  die  die 
Ostseite  des  Löwenhofes  bildet.  Wie  wir  uns 
den  Zusammenhang  zu  denken  haben,  wird  erst 
eine  Untersuchung  der  Mauerreste  neben  und 
unter  den  dort  befindlichen  Wohnbauten,  deren 
Ankauf  und  Niederlegung  die  Direktion  beab- 
sichtigt, ergeben.  Ferner  müßte  erwogen 
werden,  ob  nicht  diese  Teile  mit  dem  ältesten, 
der  Rauda,  die  bekanntlich  bereits  seit  dem 
ersten  der  Nasriden  als  Königsgruft  diente,  und 
deren  Bild  jetzt  sehr  verwischt  ist,  in  Beziehung 
waren.  Eine  solche  Feststellung  wäre  insofern 
von  Wert,  als  sidi  daran  die  Vermutung  knüpfen 
ließe,  daß  hier  nicht  nur  der  Anfang  des  Königs- 
palastes, sondern  eine  ganze  Anlage  bestand, 
die  alle  Bedingungen  einer  Residenz  erfüllte 
und  diesem  Zwedee  so  lange  diente,  bis  die 
späteren  Bauten,  vornehmlich  die  beiden  großen 
Höfe,  vollendet  waren.  Dann  hätte  der  jetzt 
völlig  unverständliche  Name  der  „Sala  de  la 
Justicia“  (die  sich  doch  nie  und  nimmer  im 
Harem,  den  der  Löwenhof  bilc^ete,  befunden 
hat!)  seine  Erklärung  darin,  daß  an  ihrer  Stelle 
tatsächlidi  der  erste  Meschuär  zu  suchen  ist, 
daß  also  dort  Recht  gesprochen  wurde,  während 
wir  in  der  schönen  „Torre  de  las  Damas“  nicht 
den  Palast  Ismails,  sondern  den  ersten  Harem 
zu  erkennen  hätten;  ließe  sich  erweisen,  daß 
dessen  Ornamente  früher  sind,  als  die  der 
übrigen  Säle,  so  würde  diese  Hypothese,  der 
idi  vorderhand  noch  nidit  die  Form  einer  Be- 
hauptung zu  geben  wage,  wesentlich  verstärkt 
sein.  Denn  unvermeidlich  ist  dodi  die  Frage: 
wo  wohnten  die  Frauen  der  Sultane,  ehe  Mo- 
hammed V.  die  Räume  um  den  Löwenhof,  als 
dessen  Erbauer  ihn  die  Inschriften  bezeugen, 
vollendete? 

Der  Meschuär  (fälschlich  audi  „Patio  de  la 
Mezquita“  genannt)  ist  nicht,  wie  gemeinhin  an- 


genommen wird,  der  älteste  Teil,  sondern  eben- 
falls erst  von  Mohammed  V.  angelegt.  Von 
ihm  rührt  also  wahrscheinlich  die  Orientierung 
des  Palastes  von  Westen  nach  Osten  über- 
haupt her. 

Ich  nehme  an,  daß  der  ursprüngliche  Eingang 
am  entgegengesetzten  Ende  und  demnach  der 
Aufgang  von  der  Stadt  durch  die  berühmte 
„Puerta  Siete  Suelos“  war.  Auf  dem  Platz 
vor  der  ehemaligen  großen  Moschee  — deren 
Verbindung  mit  der  Rauda  sich  übrigens  rekon- 
struieren läßt  — hätte  sich  dann  dieser  Weg 
mit  dem  von  der  Torre  de  los  Picos  herauf- 
kommenden getroffen.  Denn  man  darf  nicht 
außer  Acht  lassen,  daß  die  „Puerta  de  la  Ju- 
sticia“, die  jetzt  den  Hauptaufgang  zur  Alhambra 
bildet,  erst  unter  Mohammeds  V.  unmittelbarem 
Vorgänger,  Yusuf  I.,  erbaut  wurde. 

Hoffentlich  wird  nun  auch  der  Meschuär, 
vorläufig  immer  noch  der  problematischste  Teil 
der  Alhambra,  unter  Benützung  der  alten  Reste 
und  nach  Niederreißung  der  Überbauten  bald 
seiner  eigentlichen  Bestimmung  wieder  gegeben 
werden.  Denn  der  gegenwärtige  Eingang,  der 
direkt  in  den  Mgrtenhof  führt,  ist  zwar  sehr 
beqeum,  macht  es  aber  dem  Besucher  schwer, 
wenn  nicht  unmöglich,  sidi  von  der  authen- 
tischen Anordnung  eine  Vorstellung  zu  bilden. 
Zu  demselben  Zwecke  wäre  auch  die  Öffnung 
zweier  völlig  zugemauerter  Korridore  sehr 
wünschenswert:  der  eine  führte  vor  dem  Ge- 
sandtensaal vorüber,  der  andere  trennte  voll- 
ständig Myrten-  und  Löwenhof,  d.  i.  Empfangs- 
und Frauenräume.  Von  den  letzteren  sind  die 
oberen,  unzugänglichen,  reich  dekoriert,  aber 
z.  T.  arg  verfallen.  Baldige  Abhilfe  wäre  auch 
hier  zu  empfehen. 

Wenn  es  Herrn  Gömez  Tortosa,  unter  dessen 
Direktion  mit  lobenswerter  Energie  und  erfreu- 
licher Umsicht  vorgegangen  wird,  gelingt,  seine 
geplanten  Konsolidierungs-  und  Rekonstruktions- 
arbeiten glücklich  durchzuführen,  so  wird  er 
uns  bald  mehr  halten,  als  seine  Vorgänger  ver- 
sprochen haben. 

Ernst  Kühnei,  Granada. 

s 

ZU  MOCETTO. 

Das  Interesse,  das  uns  Girolamo  Mocettos 
Kupferstiche  gewähren,  ist  nicht  zum  geringsten 
Teil  gegenständlicher  Natur.  Beiwerk,  das  er 
seinen  Kompositionen  gab,  Beziehungen  literari- 
scher und  symbolischer  Art,  die  er  in  sie  hinein 
verarbeitete,  sind  oft  für  uns  wichtig  und 
neu.  So  findet  sich  auf  der  Darstellung 


194 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


der  „Hpelles-Ver- 
leumdung“  (B.  10) 
bekanntlidi  eine 
im  Gegensinn  ge- 
treue Abbildung 
des  Colleonidenk- 
mals  und  der  Kir- 
che SS.  Giovanni 
e Paolo  in  Vene- 
dig, in  der  ja 
der  Künstler  ein 
großesGlasfenster 
sdiuf.i) 

Von  humanisti- 
schen Neigungen 
gibt  dann  das  Blatt 
mit  der  ruhenden 
Nymphe  Kunde 
(B.  11).  Aber  es 
ist  kein  gläubiger, 
begeisterter  Klas- 
sizismus, sondern 
ein  satirischer,  mit 
obszöner  Fär- 
bung. DieDeutung 
des  Blattes  ist  nicht 
ganz  gesichert.  Am 
nächsten  wird  der 
Sache  wohl  die 
Erklärung  kom- 
men, die  Galichon 
in  der  Gazette  de 
Beaux  Arts  (1859,  p.  330)  gab  und  die  Passa- 
vant  (V,  137)  zitiert  — Amymone  mit  Poseidon, 
der  die  schöne  Danaide  vor  der  unzüchtigen 
Gier  des  Satyrs  retten  wird.  Man  hat  aber 
Ursache  anzunehmen,  daß  die  innere  Anteil- 
nahme des  Künstlers  auf  Seiten  des  Satyrs 
war.  Die  rätselvolle  Inschrift,  die  nach  Renouvier 
zu  lesen  ist:  „sepe  eadem  anas  te  jam  sat  parit“ 
scheint  mir  einen  Hinweis  für  das  Vorwiegen 
des  obszönen  Gedankens  zu  enthalten.  Paläo- 
graphisch  beweisen  läßt  sich  das  zwar  nidit  mit  Be- 


9 Die  Zeichnung  mit  der  Menschen-Gruppe  dieser 
Verleumdungsszene  (reproduziert  in  „Dürer-Society  111,18, 
mit  Text  von  Campbell  Dodgson)  wird  dem  Mantegna 
zugeschrieben,  doch  hat  Kristeller  sie  nicht  in  die  Liste 
seiner  Mantegnazeichnungen  aufgenommen.  Daß  sie  für 
eine  graphische  Arbeit  bestimmt  war,  geht  vielleicht  aus 
dem  Umstande  hervor,  das  der  Zug  der  Figuren  in  der 
Schilderung  bei  Lukian,  die  als  literarisches  Vorbild  ge- 
dient hat,  nach  rechts  geht,  während  er  sich  auf  der 
Zeichnung  nach  links  bewegt.  Der  Zeichner  hat  sie  also 
im  Gegensinn  zu  Lukians  Schilderung  entworfen,  sodaß 
sie  nachher,  beim  Drude,  richtig  erschienen  wäre.  Mocetto 
hat  diesen  Umstand  aber  nicht  bedacht  und  die  Szene 
seinerseits  umgezeichnet.  Die  Zeichnung  ist  nicht  nach 
dem  Stich  entstanden;  das  beweisen  abgesehen  von  allem 
Anderen,  schon  die  Beischriften,  die  von  Mocetto  falsch 
gelesen  wurden.  (S.  Förster.  Jahrb.  d.  preuß.  Kunst- 
sammlg.  Vlll.  S.  ^/47.) 


stimmtheit,  denn 
die  Buchstaben, 
die  im  wesent- 
lichen die  Charak- 
tere griechischer 
Dokumente  inVer- 
bindung  mit 
Schnörkelungen 
karolingisdier 
Kaiserurkunden 
reproduzieren, 
sind  willkürlich 
und  spielerisch  or- 
namental gestal- 
tet. Aber  das 
merkwürdige  Ge- 
bilde, das  Renou- 
vier für  ein  t in 
dem  prädentierten 
Worte  sat  nimmt, 
hat  — soviel  kann 
man  sagen  — mit 
einem  t gar  keine 
Ähnlichkeit,  weder 
mit  einem  lateini- 
, sehen,  noch  grie- 
chisdien,  auch 
nicht  in  der  Ver- 
. schnörkelung.Viel- 
mehr  ist  es  ein 
griechisches  Sig- 
ma, nur  im  Gegen- 
sinn ersdieinend.  Ich  möchte  vermutungs- 
weise die  Lesung  Vorschlägen : „sepe  eadem  änas 
tettaras  pascit“.  Dann  steht  allerdings  ein  griechi- 
sches Wort  zwischen  lauter  lateinischen,  aber 
bei  dem  spielerischen  Charakter  der  ganzen  In- 
schrift, in  der  auch  griechische  und  lateinische 
Buchstaben  durcheinandergehen,  hat  diese  Ver- 
mutung kaum  etwas  Ungeheuerliches,  zumal  da 
ja  doch  die  ganze  Inschrift  sichtlich  mehr  zur 
Verwirrung  als  zur  Erklärung  angebracht  ist, 
wie  der  komisdie,  prüfende  Blidc  des  lesenden 
Frosches  genugsam  beweisen  mag.  Dann  gibt  . 
die  Beischrift  wenigstens  einen  plausiblen  Sinn  — 
das  „tettaras“  bezieht  sich  auf  die  vier  dar- 
gestellten männlichen  Wesen,  before  and  after. 

Es  ist  nidit  nötig,  die  Situation  der  einzelnen 
auszudeuten  — die  Geste  des  Satyrs  z.  B.,  dem 
die  Flöten  gereicht  werden,  spricht  deutlidi.  Die 
Ente,  „anas“,  hatte  im  Altertum  eine  aphrodisi- 
sche Bedeutung;  oft  wird  das  Wort  synonym  | 
verwendet  mit  „Gans“,  und  die  Zusammenfügung 
von  wirklichen  Enten  mit  einer  ruhendenNymphe, 
auf  die  sich  die  Inschrift  bezieht,  ist  in  diesem 
Zusammenhänge  gewiß  bedeutungsvoll.  Bis  ins 
Letzte  geklärt  sind  die  Beziehungen  allerdings 


GIROLAMO  MOCETTO:  B.  10. 

Die  Verleumdung  des  Apelles 


195 


Studien  und  Forschungen 


GIROLÄMO  MOCETTO: 
Ruhende  Nymphe  □ 


nicht;  aber  es  mag  hier  darauf  hingewiesen 
werden,  daß  bei  dem  Nymphenbilde  des  Palma 
vecdiio,  weldies  das  Städelmuseum  in  Frank- 
furt erwarb  — also  gleichfalls  einer  veneziani- 
schen Ärbeit  — auch  bei  den  Nymphen  eine  Ente 
im  Wasser  sdiwimmt.  Und  zwar  ist  sie  nicht 
ursprünglich  mit  entstanden,  sondern  erst  später 
von  fremder  Hand  aufgemalt.  Vielleicht  hat  sich 
ein  Kollege  des  Meisters  mit  dessen  Bilde  einen 
frivolen  Scherz  erlaubt. 

Wenn  die  für  unseren  Stich  ausgesprochenen 
Vermutungen  zutreffen,  so  braucht  Galichons 
Deutung  damit  nicht  hinkllig  zu  sein;  besonders 
für  das  Haupt  des  Enkelados  wird  man  keinen 
Ersatz  finden.  Äber  auf  alle  Fälle  sind  die  mytho- 
logischen Beziehungen  einigermaßen  lodcer,  auch 
die  zu  Äpollo  und  Marsgas.  Doch  ist  interessant, 
daß  es  neben  handgreiflich  lasziven  Persiflagen, 
wie  dem  bekannten  Blatt  vom  entweihten 
Parnaß,  damals  aucii  spöttisch  überlegene  Komik 
auf  diesem  Gebiete  gab. 


Es  sei  daran  erinnert,  daß  auf  unserem  Stich 
die  Linie  zwischen  derHmymone  und  Poseidon 
keinen  gegenständlichen  Hinweis  enthält,  sondern,, 
wie  schon  Bartsch  wußte,  ein  Stichelglitscher  ist. 

E.  Waldmann, 
s 

DIE  ÄUSGRÄBUNGEN  IN  MILET.') 

Dem  organisatorischen  Talent  Th.  Wiegands 
verdankt  die  wissenschaftliche  Bearbeitung  der 
in  Milet  betriebenen  Ausgrabungen  die  preisens- 
werte  Anlage  in  einzelnen  Heften  handlichen 
Umfangs  und  Formates,  die  „in  zwangloser 
Zeit-  und  Reihenfolge“  einzeln  veröffentlicht 
werden.  „Es  handelt  sich  dabei  um  Objekte, 

y Milet.  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  und  Unter- 
suchungen seit  dem  Jahre  1899.  Herausgegeben  von 
Th.  Wiegand.  Heft  II:  Das  Rathaus  von  Milet,  von 
Hub.  Knadcfuß,  mit  Beiträgen  von  C.  Fredrich,  Th.  Wie- 
gand, H.  Winnefeld.  Mit  20  Tafeln,  2 Beilagen  und 
107  Abbildungen  im  Text.  Berlin,  Georg  Reimer  1908. 
Fol.  15  M. 


196 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


deren  Äusgrabung  und  Erforschung  so  abge- 
schlossen ist,  daß  neuer  Zuwachs  an  Material 
nicht  mehr  zu  erwarten  steht“,  und  die  deshalb 
der  Kenntnis  interessierter  Kreise  nicht  unnötig 
vorenthalten,  vielmehr  auf  dem  geschilderten 
Wege  möglidist  rasch  der  wissenschaftlichen 
Verwertung  zugänglich  gemacht  werden  sollen. 
Nachdem  im  1.  Heft  eine  Karte  der  milesischen 
Halbinsel  vorgelegt  war,  wird  in  dem  eben 
ausgegeben  2.  Hefte  zum  ersten  Male  über  eines 
der  aufgededcten  monumentalen  Bauwerke,  das 


MILET:  Gesamtansicht  des  Rathauses 


Rathaus  von  Milet,  berichtet,  ein  besonders 
wichtiges  Denkmal,  insofern  es  unsere  so  lücken- 
hafte Kenntnis  der  griechischen  Profanarchitek- 
tur bereichert,  noch  dazu  für  jene  Periode  der 
griechischen  Kunstentwickelung,  die  der  Äuf- 
hellung  so  besonders  bedürftig  ist,  der  helleni- 
stischen. Denn  der  Bau  läßt  sich  genau  datieren 
auf  Grund  der  doppelt  angebrachten  und  in 
Fragmenten  aufgefundenenWeihinschrift,  die  be- 
sagt, daß  Timarchos  und  Herakleides  ihn  für 
König  Äntiochos  (IV.)  Epiphanes  errichteten: 
das  ergibt  die  Jahre  zwischen  175  und  164  v.  Chr., 
also  die  Blütezeit  des  Hellenismus. 

Trotz  weitgehender  Zerstörung  hat  sich  die 
Änlage  mit  annähernder  Sicherheit  rekonstruieren 
lassen,  eine  Aufgabe,  der  sich  Hubert  Knadcfuß 
mit  Glück  und  Geschick  unterzogen  hat.  Dem 
eigentlichen  Sitzungshaus  ist  ein  weiter  Hof 
vorgelagert,  von  Säulenhallen  umgeben,  die  an 
der  Schmalseite  von  einem  überhöhten  vier- 
säuligen Propylon  durchbrochen  werden.  Die 
Säulenform  der  Umgangshallen  hat  sich  nicht 
feststellen  lassen,  das  Propylon  war  korinthi- 
scher Version,  mit  einem  Äkanthos  von  eigen- 
tümlich scharfer,  kantiger  Zeichnung  und  flächi- 
ger Wirkung,  dessen  Einzelformen  mehr  durch 


Stechen  und  Bohren  in  die  Tiefe  gewonnen 
sind  im  Gegensatz  zu  der  räumlich  plastischen 
Modellierung  des  Blattes,  wie  sie  schon  am 
Kapitell  von  Epidauros  auftritt  und  in  höchster 
Steigerung  das  römisch-korinthische  Kapitell 
charakterisiert.  Die  technische  Behandlung  des 
milesisdien  Kapitells  scheint  mir  durchaus  (nach 
den  Abbildungen  zu  schließen)  wesensverwandt 
derjenigen,  die  auch  am  Waffenfries  des  Torbaus 
auftritt  und  deren  Eigenart  von  Winnefeld  mit 
Recht  hervorgehoben  wird:  eine  Anlage  der 
Formen  in  der  Fläche  und  ein  Herausarbeiten 
durch  Auschneiden  der  Ränder  und  Tiefen- 
bohrung. Es  ist  abzuwarten,  ob  diese  Erschei- 
nung am  milesischen  Bau  vereinzelt  bleibt,  oder 
ob  künftige  Entdeckungen  sie  noch  an  anderen 
hellenistischen  Denkmälern  Kleinasiens  oder 
Syriens  nachweisen  werden.  Wie  sie  sich  jetzt 
darstellt,  scheint  sie  den  Anfang  jener  Richtung 
zu  bezeichnen,  die  in  der  byzantinischen  Kunst 
vollendete  Tatsache  ist,  jenes  Stiles,  den  Strzy- 
gowski  aus  einem  Wiedererwachen  und  Er- 
starken nationaler  Elemente  des  Orients  ab- 
leiten will,  die  den  Hellenismus,  der  einst  Asien 
erobert  hatte,  wieder  zurückdrängen  und  ab- 
werfen. Zeigen  sich  aber  die  Urelemente  dieses 
Stiles  an  einem  Bau  aus  der  Blütezeit  des 
Hellenismus,  und  lassen  sich  die  hier  ange- 
stellten  Beobachtungen  künftig  erweitern  und 
verallgemeinern,  so  ergeben  sich  daraus  Folge- 
rungen von  so  weittragender  Bedeutung  im 
Umkreise  der  von  Strzygowski  aufgeworfenen 
Fragen,  daß  es  geboten  erschien,  auf  diesen 
Punkt  recht  fest  den  Finger  zu  legen. 

Der  eigentliche  Sitzungsbau  in  Milet  ist  in 
seiner  Anlage  und  seinen  Abmessungen  be- 
stimmt dadurch,  daß  es  galt,  einen  isoliert 
stehenden  Felskegel,  in  dem  die  Sitzbänke  nach 
Art  eines  kleinen  Theaters  ausgehöhlt  wurden, 
zu  ummanteln.  Dieser  feste,  massive  Mantelbau 
bildet  ein  Untergeschoß  mit  geschlossenen 
Quaderwänden,  abgeschlossen  durch  ein  Gurt- 
gesims, über  dem  sich  ein  zweites,  von  Fenstern 
durchbrochenes,  mit  vorgeblendeten  Halbsäulen 
dekoriertes  Stockwerk  erhebt,  das  ganze  über- 
deckt durch  ein  Satteldach  mit  Giebeln  über  den 
Schmalseiten.  Die  Existenz  der  Fenster  ist  an 
zwei  Seiten  durch  Fundstüche  gesichert,  für  die 
beiden  anderen  aus  der  Notwendigkeit  genü- 
gender Lichtzufuhr  für  den  großen  Raum  wohl 
mit  Sicherheit  zu  erschließen. 

Im  Innern  wird  das  Untergeschoß  [einge- 
nommen durch  die  annähernd  im  Halbkreis  an- 
geordneten, hinter  einem  in  ganzer  Breite  des 
Gebäudes  vorgelagerten  Vorflur  ansteigenden 
Sitzbänke,  die  in  der  Rekonstruktion  so  hoch 
hinauf  geführt  sind,  daß  an  der  Kurve  der  obersten 


Studien  und  Forschungen 


197 


Bank  die  Umfassungsmauern  Tangenten  bilden. 
Es  bleiben  dann  nur  in  den  hinteren  Ecken  zwei 
relativ  winzige  Zwickelpodeste  in  der  Höhe  des 
ersten  Stockwerkes  übrig,  die  durch  Treppen 
von  der  Rückseite  des  Gebäudes  her  zugänglich 
sind.  Im  Obergeschoß  werden  dann,  nadi  der 
Rekonstruktion  von  Knackfuß,  einfadi  die  auf- 
steigenden Fensterwände  sichtbar,  die  mit  ihrer 
rechtwinkligen  Anordnung  zu  den  Kurven  der 
Sitzbänke  redit  dissonierend  gewirkt  haben 
müßten,  wie  denn  überhaupt  die  Ansicht  des 
Innenraumes  in  der  Rekonstruktion  einen  her- 
vorragend nüchternen  Eindruck  macht.  Das 
Befremdliche  des  Bildes  wird  noch  gesteigert 
durch  die  von  Knackfuß  gewählte  Anordnung  der 
Deckenstützen,  die  bei  der  großen  Spannweite 
des  Raumes  nötig  waren,  und  deren  Existenz 
durch  Auffindung  von  Säulentrümmern  im  Innern 
der  Ruine  gesidiert  ist.  Knackfuss  setzt  zwei 
von  den  Säulen  mitten  in  die  Reihen  der  Sitz- 
bänke hinein,  zwei  andere  auf  die  Parodoswände 
zwischen  „Orchestra“  und  Vorflur,  die  er  zu 
diesem  Zwecke  bis  zur  Höhe  des  ersten  Stock- 
werkes emporführen  muß.  Ist  diese  Rekon- 
struktion, die  ästhetisch  mehrfach  anfechtbar  ist, 
durch  den  Zustand  der  Ruine  zwingend  nahe 
gelegt?  Diesen  Eindruck  gewinnt  man  nach  der 
Zeichnung  des  tatsächlichen  Befundes  auf  Tafel  I 
nicht,  namentlich  scheint  es  mir  nicht  nötig,  die 
Sitzreihen  bis  zur  Tangierung  mit  den  Um- 
fassungsmauern emporzuführen.  Erhalten  sind 
nur  neun  Reihen,  von  einer  zehnten  die  Unter- 
mauerung aus  Porosblöcken.  Da  bleibt  noch 
viel  Raum  bis  zu  den  Umfassungsmauern.  Muß 
dieser  notwendig  mit  weiteren  Sitzbänken  aus- 
gefüllt gewesen  sein?  Der  Vergleich  mit  dem 
Ekklesiasterion  von  Priene  legt  den  Versuch  einer 
andern  Rekonstruktion  nahe  mit  dem  Ziele, 
einen  oberen  Umgang  mit  Stützenstellungen  zu 
gewinnen,  welche  die  in  der  Spannweite  ver- 
ringerte Decke  aufnehmen  und  tragen  könnten. 
Das  würde  erreicht,  wenn  man  in  Milet  die 
Sitzreihen  in  einer  bestimmten  Entfernung  von 
den  Wänden  aufhören  läßt  und  hinter  der  obersten 
eine  der  Kurve  folgende  Podestmauer  bis  zur 
Höhe  des  äußeren  Gurtgesimses  aufgeführt  denkt, 
die  den  Boden  eines  Umganges  in  eben  dieser 
Höhe  stützte.  Am  inneren  Rande  dieses  Um- 
ganges könnten  dann  die  Säulen  gestanden 
haben,  welche  das  Balkenlager  der  Decke  trugen 
und  zugleich  den  harten  Zusammenstoß  gerader 
und  gekrümmter  Linien  und  Flächen  milderten, 
wie  er  in  der  jetzt  gegebenen  Rekonstruktion 
so  empfindlich  wirkt.  Gleichzeitig  würde  dann 
im  oberen  Geschoß  eine  gewisse  Fußbodenfläche 
gewonnen,  die  man  wegen  des  doppelten  Treppen- 
zuganges dorthin  voraussetzen  möchte,  während 


im  andern  Falle  die  Treppen  als  Zugang  zu  den 
winzigen  Zwickeln  ziemlich  deplaciert  erscheinen 
wollen.  Ob  die  so  gewonnene  Verringerung  der 
Spannweite  genügt,  um  ohne  weitere  Mittel- 
stützen, vielleicht  gar  ohne  die  beiden  Säulen 
auf  den  Parodoswänden  auszukommen,  müssen 
Kundigere  entscheiden.  Bei  der  Bibliothek  von 
Ephesos  war  eine  Spannweite  von  16,50  m ohne 
Innenstützen  zu  bewältigen.  Auf  ein  ähnliches 
Maß  müßte  in  Milet  auf  dem  angedeuteten  Wege 
wohl  zu  gelangen  sein. 

Zu  erwähnen  ist  noch  ein  besonderer  kleiner 
Zierbau,  der  sich  frei  in  der  Mitte  des  peristglen 
Vorhofes  erhebt.  Er  ist  mit  der  Erbauung  des 
Rathauses  nicht  gleichzeitig,  die  Verwendung 
von  Kalkmörtel  weist  seine  Errichtung  in  römische 
Zeit.  Auf  einem  Unterbau  von  drei  Stufen  erhebt 
sich  ein  massiver,  mit  Girlanden  geschmückter 
Sodcel,  darüber  eine  Säulenstellung  mit  reichem 
Gebälk  vor  geschlossenen  Wänden,  die  in  den 
Interkolumnien,  diese  ganz  ausfüllend,  mit  Reliefs 
geschmückt  sind.  Die  Bedeutung  des  Denkmals 
ist  nicht  klar.  Man  möchte  an  einen  Altar 
denken,  den  man  im  Zusammenhang  mit  der 
Rathausanlage  ungern  vermißt,  wie  er  denn  auch 
im  Ekklesiasterion  von  Priene  vorhanden  war, 
der  aber  an  anderer  Stelle  des  milesischen  Baus 
nicht  nachweisbar  ist.  Die  Entdecker  machen 
gegen  diese  Erklärung  die  späte  Entstehung  des 
Denkmals  geltend  und  daß  es  schwierig  sei,  die 
für  eine  Altaranlage  erforderliche  Treppe  zu 
rekonstruieren.  Bruchstücke  eines  in  der  Nähe 
gefundenen  steinernen  Sarkophages,  die  man  zu 
dem  besprochenen  Bau  in  Beziehung  setzte, 
haben  zu  der  Vermutung  geführt,  daß  in  ihm 
ein  „Ehrengrab“  erhalten  sei.  Das  letzte  Wort 
in  dieser  Sache  scheint  mir  noch  nicht  gesprochen. 
Rätselhaft  wie  der  Bau  selbst,  sind  ihrem  Stil 
nach  auch  die  Reliefs,  die  ihn  schmückten.  Wenn 
auch  flüchtig  in  der  Ausführung,  haben  sie  doch 
einen  bestimmt  ausgesprochenen  künstlerischen 
Charakter,  zu  dem  ich  in  römischer  Plastik  keine 
Analogien  finde.  Wenn  Wiegand  die  Reliefs 
neben  die  Sarkophage  der  römischen  Kaiserzeit 
setzt,  so  kann  ich  darin  nicht  folgen,  empfinde 
hier  und  dort  vielmehr  alles  gegensätzlich.  Das 
Formengefühl,  die  Behandlung  des  Stofflichen, 
die  Anlage  in  großen,  breiten  Flächen,  die  durch 
schwere,  lastende  Faltenzüge  unterbrochen  sind, 
überhaupt  der  Zug  zum  Großen  und  Massigen, 
wie  er  sich  namentlich  in  den  beiden  Reliefs  auf 
Tafel  XVII  ausspricht,  findet  am  ersten  eine 
Parallele  in  den  Skulpturen  von  Magnesia,  und 
zwar  eher  in  denen  der  älteren  Reihe,  dem 
Fries  vom  Altar  der  Artemis  Leukophryene,  als 
in  den  jüngeren.  Als  Besonderheit  zeigen  aber 
die  milesischen  Reliefs  einen  Zug  zum  Malerischen,. 


198 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


wie  er  sidi  in  der  diagonalen,  in  die  Tiefe  ge- 
richteten Anordnung  der  linken  Eckgruppe  auf 
den  eben  bezeichneten  Reliefs  ausspricht.  Dabei 
ist  diese  Gruppe  im  Aufbau  wie  in  den  Motiven 
der  einzelnen  Figuren,  namentlich  des  im  Vorder- 
gründe gelagerten  und  halb  vom  Rücken  ge- 
sehenen Mädchens  von  hohem  Reiz.  Zu  dem, 
was  wir  unter  römischer  Plastik  verstehen,  ge- 
hören diese  milesischen  Reliefs  ganz  sicher 
nicht,  ihr  besonderer  Stil  in  seinem  Zusammen- 
hänge mit  den  magnetischen  Skulpturen  weist 
auf  eine  festgewurzelte,  lang  dauernde  lokale 
Tradition,  in  deren  Wirkung  wir  einen  flüchtigen 
Blidc  erhalten.  Es  ist  griechische,  kleinasiatisch- 
hellenistische Plastik  aus  der  Zeit,  da  die  römi- 
schen Cäsaren  das  Szepter  der  Weltherrschaft 
hielten,  aber  keine  „römisdie  Reichskunst“,  son- 
dern von  der  am  Tiber  betriebenen  im  Kern 
des  Wesens  versdiieden. 

P.  Herrmann. 

s 

GOTLAND  =z— — - 

Die  Kunstgeschichte  Qottands  im  13.  und 
14.  Jahrhdt.  behandelte  Dr.  Roosvaal  in  einem 
Vortrag  am  10.  Januar  in  der  Kunstgeschidit- 


lichen  Gesellschaft  zu  Berlin.  Aus  der  ersten 
Periode,  dieR.  von  1050— 1150  ansetzte,  ist  von 
den  holzgebauten  Kirchen  nichts  erhalten;  da- 
gegen eine  Anzahl  Taufsteine  in  Sandstein,  mit 
wirkungsvollen  bewegten  Reliefs.  In  der  zwei- 
ten Periode  (1150 — 1250)  wurden  steinerne 
Kirchen  gebaut,  doch  sind  auch  von  ihnen  nur 
Einzelheiten  der  AuBendekoration  erhalten,  ein- 
gemauert in  spätere  Bauten.  Diese,  wie  einige 
Gemälde  vom  Ende  des  12.  Jahrhunderts  in 
Gade,  zeigen  russisch -byzantinischen  Einfluß. 
Einwirkung  von  Deutschland  (Westfalen)  her 
weisen  die  Bauten  der  dritten  Periode  auf 
(1250—1300).  Die  Bautätigkeit  steigt,  auch  wird 
viel  nach  Norddeutsdiland  exportiert,  namentlich 
Tauf-  und  Grabsteine.  Die  vierte  Periode 
(1300—1400)  kennzeichnet  die  Herrschaft  der 
Gotik  in  den  Einzelformen;  die  Hauptformen 
bleiben  die  alten  einheimischen.  Exportiert 
werden  hauptsächlich  gravierte  Grabplatten  und 
Figuren-Kapitelle.  Ende  des  14.  Jahrhunderts 
endet  die  reiche  Kunstblüte  Gotlancls  durch  den 
Sieg  der  deutschen  Hanse.  — Dr.  Schmitz  er- 
gänzte den  Vortrag  von  R.  durch  Erläuterungen 
über  die  Beziehungen  zwischen  Westfalen  und 
Gotland  im  12.  und  13.  Jahrhundert.  S. 


RUNDSCHAU 


BERLIN  ============ 

Von  den  Neuerwerbungen  der  Kgl.  Museen 
fallen  nur  die  für  das  Kaiser-Friedrich-Museum 
ins  Äuge.  Äußer  einem  guten  Raeburn  (Portrait 
des  Sir  James  Montgomerg),  dem  dritten  eng- 
lischen Gemälde,  das  die  Sammlung  erworben 
hat,  sind  es  nordische  Plastiken,  über  welche 
Vöge  zusammenfassend  und  klar  berichtet. 
Eine  Äntwerpener  Ärbeit  vom  Ende  des 
15.  Jahrhunderts  ist  die  Gruppe  der  Trauernden 
unter  dem  Kreuz.  Die  geringe  Zahl  der  elsässi- 
schen  Sdinitzwerke  im  Museum  wird  durch  ein 
sehr  anmutiges  Relief  vermehrt,  Christus  am 
Ölberg  (bemalter  Stuck,  nach  dem  gleichen  Vor- 
bild gearbeitet  wie  das  entsprechende  Relief 
am  Passionsaltar  von  Kagsersberg,  also  u.  1520) ; 
ein  zweites  Stüch  aus  dem  Elsaß  ist  der  schla- 
fende Johannes  in  einer  Landschaft,  1553  be- 
zeichnet, von  dem  Meister  Hans  R.,  der  den 
Kienzheimer  Ältar  (jetzt  in  Kolmarer  Privat- 
besitz) und  wohl  auch  den  eben  erwähnten 
Kagsersberger  Ältar  geschnitzt  hat.  Dann  ein 
Äugsburger  Relieftäfelchen  mit  undeutbarem 
Sujet,  um  1525;  und  zwei  Ältäre,  einer  von 
einem  Pacherschüler  (vielleicht  Wolf  Äßlinger, 
von  dem  ein  schöner  Ältar  im  Bagr.  National- 
Museum);  und  ein  schwäbischer  Ältar  von  1512, 
der  aus  Äugsburg  stammen  soll. 

g 

Die  Verkehrsverhältnisse  am  Brandenburger 
Tor  bedürfen  längst  der  Umgestaltung;  die 
Schwierigkeit  liegt  aber  darin,  daß  man  das  Tor 
selbst,  wie  es  sich  von  selbst  versteht,  mit 
seinen  Flügelbauten  schonen  möchte.  Nun  hat 
der  Oberhofbaurat  v.  Ihne,  der  wegen  des 
Kaiser  Friedrich-Museums  in  einem  nicht  näher 
zu  definierenden  Rufe  steht,  dem  Kaiser  einen 
Entwurf  vorgelegt,  welcher  dessen  volle  Zu- 
stimmung erhalten  hat.  Das  Tor  soll  vollstän- 
dig erhalten  bleiben,  an  die  Stelle  der  sich  an- 
schließenden Häuser  aber  zwei  große  seitliche 
Säulenhallen  mit  Durchfahrten  zu  Seiten  des 
alten  Tores.  Diese  Idee  erscheint  freilich  am 
günstigsten;  wenn  einmal  etwas  fallen  muß,  so 
mögen  es  lieber  noch  die  Privatbauten  sein, 
wenn  sie  auch  den  Pariser  Platz  neben  dem 
Tor  aufs  würdigste  abschließen.  Äber  wenn  an 
ihre  Stelle  eine  Doppelkolonnade  von  Ihne 


kommen  soll,  so  muß  man  zum  mindesten  auf 
seiner  Hut  sein,  daß  nicht  etwas  Fürchterliches 
Erreignis  werde. 

g 

Die  Ausstellungen  in  den  Berliner  Kunst- 
salons brachten  in  den  letzten  Monaten  wunder- 
volle Vergleichsmöglichkeiten:  sie  stellten  die 
problematische  Malkunst  der  Corinth,  Slevogt 
und  Greiner  der  geschlossenen  Einheit  der  Maler 
von  der  Münchener  Scholle  gegenüber  und  zeig- 
ten deutlich  den  unüberbrückbaren  Spalt,  der 
zwischen  Sachdarstellung  und  Monumental- 
malerei besteht.  Näher  darauf  einzugehen  ist 
hier  nicht  der  Ort;  ein  paar  Ändeutungen  mögen 
Platz  finden.  Louis  Corinth  (bei  Cassirer,  im 
Januar)  repräsentiert  die  malerische  Technik  an 
sich,  nackt,  kahl,  ohne  künstlerischen  Ehrgeiz, 
ohne  Gesinnung,  ohne  Tradition;  eine  brutale 
und  abstoßende  Kraftäußerung,  aber  keine  Kunst 
im  rechten  Sinne.  Max  Slevogt  (bei  Cassirer, 
im  Februar),  eine  höchst  reiche  Natur,  so  be- 
schäftigt mit  Problemen,  daß  er  nie  zu  ihrer  vollen 
Lösung  kommt;  seine  überquellende  Fruchtbar- 
keit, seine  nervöse  Persönlichkeit  hindert  ihn 
am  Äusreifen.  Otto  Greiner  (bei  Schulte,  im 
Februar)  strebt,  im  Gegensatz  zu  den  beiden, 
nach  Monumentalität;  allein  auf  falschen  Wege: 
statt  der  Synthese,  der  hohen  Form,  will  er 
durch  peinlichste  Formanalyse  und  ungereinig- 
ten Naturalismus  zur  Klassizität  gelangen;  und 
muß  freilich  hieran  scheitern:  seine  Bilder  be- 
stehen aus  mehr  oder  minder  guten  Fragmen- 
ten. Demgegenüber  bedeuten  die  Leistungen 
der  Münchener  Scholle  (bei  Gurlitt,  im  Februar) 
die  Synthese  aus  guter  Malerei  und  dekorativem 
Können.  Der  Stärkste  an  malerischer  Fülle  und 
Lebenskraft  ist  Leo  Putz  (unvollkommen  ver- 
treten) ; seine  Malerei  ist  längst  über  den  platten 
Impressionismus  zu  einer  lebensvollen  Äus- 
drucks-  und  Phantasiekunst  gelangt.  Nach  der 
Seite  des  Dekorativen  aber  bedeutet  Fritz  Er  1er 
einen  Höhepunkt  nidit  nur  innerhalb  der  Scholle, 
ja  nicht  nur  in  Deutschland,  sondern  in  unserer 
Zeit  überhaupt:  er  kann  sich  neben  Maurice 
Denis  und  Hodler  völlig  behaupten.  Er  hat, 
durch  eine  gewaltige  Energie  der  Formzusammen- 
fassung, einen  modernen  Stil  der  Wandmalerei 
gefunden;  seine  Fresken  für  das  Kurhaus  in 
Wiesbaden  beweisen  es  jedem,  der  ein  Organ 
für  Monumentalstil  besitzt.  Die  Kartons  dazu. 


200 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


in  den  ursprünglidien  Farben,  sind  im  März  im 
Künstlerhaus  ausgestellt.  Daneben  eine  Reihe 
kleinerer  Werke,  von  denen  ein  paar  Porträts 
die  Bedeutung  in  sich  tragen,  weldie  hoher 
Kunst  eignet.  Erler  ist  einer  der  Führer  zu 
neuen,  ganz  großen  Äufgaben  unserer  Kunst; 
denn  nidit  einer  Staffeleimalerci  gehört  die  Zu- 
kunft, sondern  dem  Fresko,  das  Flächen  großer 
Architektur  im  Zusammenhang  mit  dem  Raume 
ausschmüdct.  S. 

s 

BREMEN  : 

Große  deutsche  Kunstausstellung,  Februar  bis 
Mitte  April. 

Alle  zwei  Jahre  findet  in  Bremen  eine  große 
Frühjahrsausstellung  statt.  Die  letzte  war  eine 
„Internationale“,  die  jetzige  ist  eine  deutsche. 
Nur  eingeladene  Werke  sind  ausgestellt,  nichts 
zufällig  Eingesandtes.  Auf  diese  Weise  ist  das 
Niveau  sehr  hoch,  trotzdem  die  Zahl  der  Ge- 
mälde allein  über  300  Nummern  beträgt.  Es 
leuchtet  ein,  daß  natürlidi  nicht  nur  neue,  un- 
bekannte Werke  gezeigt  werden  — in  keinem 
Lande  werden  wohl  jährlich  300  sehr  gute 
Bilder  gemalt;  sondern  auch  ältere,  oft  gesehene 
Werke  paradieren  hier,  wie  z.  B.  Liebermanns 
„Kartoffeladcer“,  Kalckreuths  „Sommer“  und 
Gebhardts  „Christus  und  Nikodemus“.  Aber 
man  kann  ja  gute  Bilder  in  Wirklidikeit  nie  oft 
genug  sehen.  Eine  Überraschung  freudigster 
Art  bietet  der  Trübner-Saal.  In  ihm  sind  eine 
große  Zahl  alter  und  neuer  Bilder  seiner  Hand 
vereinigt.  Die  „Ämazonenschlacht“  vom  Jahre 
1880  sieht  man  hier  zum  ersten  Male.  Daneben 
hängen  dann  „Stilleberi“  von  Schuch,  ein  ganz 
prachtvoller  früher  Thoma,  eine  Ansicht  von 
Tivoli  (aus  bremischem  Privatbesitz),  von  Leibi 
eine  stehende  Dadiauerin,  die  Herrn  E.  Simon 
in  Berlin  gehört,  sowie  eine  Studie  aus  der  Zeit 
der  „Cocotte“  und  noch  manches  andere  aus 
den  glücklichen  süddeutschen  Jahren  gleich  nach 
dem  Kriege.  Von  Liebermann  sieht  man 
außer  dem  schon  erwähnten  Bilde  eine  neuere 
Landschaft  von  Nordwijk,  silbern  und  grün  und 
prachtvoll  bewegt  in  abendliher  Luft,  wieder 
ein  Werk  von  stetig  erneuter  Jugend.  Außer- 
dem ein  Porträt  eines  Bremer  Kaufherrn  (1907). 
Die  Berliner  Sezession  ist  im  übrigen  gut  ver- 
treten — von  Slevogt  macht  ein  Erdbeer- 
stilleben berechtigtes  Aufsehen  durch  seine  Ein- 
fachheit und  Schönheit,  und  von  Corinth  ist 
eine  flimmernd  weiche  Freilichtsporträtstudie 
das  Beste.  An  diese  Protagonisten  schließen 


sich  Leistikow  und  Ulrich  Hübner  mit 
schönen  Landschaften,  E.  R.  Weiß,  H.  Hübner 
und  G.  Mosson  mit  Stilleben  an,  von  denen 
Weiß  der  bedeutendste  scheint.  Von  den 
Münchenern  wirken  besonders  Stucks  „Laster“ 
sowie  Herterichs  „Morgen“.  Aus  Stuttgart 
hat  Carlos  Grethe  ein  Hafenbild  und  die 
„Crevettenfischer“,  zwei  sehr  schöne  Bilder,  ge- 
schickt. Eine  neue  Persönlichkeit  für  Bremen 
ist  der  Schweizer  Max  Buri,  dessen  großes 
Gemälde  „0  mein  Heimatland“  voll  von  ehrlicher, 
starker  und  eigener  Kunst  ist.  Auch  Karl 
Hofer  sahen  wir  hier  noch  nicht.  Die  beiden 
dekorativen  Bilder  von  ihm,  gut  aufgebaut  im 
Körperlichen  und  in  der  Komposition,  und  schön 
im  blaugoldenen  Ton  lassen  den  Wunsch  leb- 
haft werden,  daß  dieser  Kraft  einmal  eine 
große  Monumentalmalerei  an  einer  der  besten 
Wände  Deutschlands  auf  getragen  werden  möchte. 
R.  Tewes,  ein  in  Paris  lebender  junger  Bremer 
hat  sich  durch  Spott  und  wohlwollende  Be- 
lehrungsversuche nicht  abhalten  lassen,  zwei 
starke  Porträtarbeiten  auszustellen. 

Auf  dem  Gebiete  der  Plastik  dominiert 
Georg  Kolbe,  der  vielleicht  eines  unserer 
stärksten  bildhauerischen  Temperamente  bei  be- 
deutendem Können,  darstellt,  mit  einer  großen 
Zahl  von  Arbeiten.  Dann  Hermann  Hahn 
mit  einem  ausgezeichneten  Wandbrunnen.  Von 
Hoetger  sind  zwei  riesige  archaisierende 
Marmorköpfe  aufgestellt,  gegen  deren  Kraft 
man  sich  auf  die  Dauer  nicht  wehren  kann, 
auch  wenn  man  zunächst  dem  Archaismus  (Olym- 
pia plus  Samos)  mißtraut.  Als  Porträtplastiker 
zeichnen  sich  Cipri  A.  Bermann,Th.  v.  Gosen 
und  F.  Klimsch  aus;  in  der  Gestaltung  der 
menschlichen  Figur  dann  Wackerle  mit  einem 
bronzenen  „Sandalenbinder“.  — Eine  große 
Kollektion  von  Graphik  vervollständigt  dieses 
Bild  deutscher  Kunst. 

An  die  Ausstellung  schließen  sich  einige  Säle 
der  „Vereinigung  nordwestdeutscher  Künstler“ 
an,  mit  eigener  Jury  und  Hängekommission. 
Außer  den  ziemlich  sciiwach  vertretenen  Worps- 
wedern  sind  als  kräftige  Persönlichkeiten  W. 
Laage,  Feddersen  und  Eitner  zu  nennen. 
Unter  den  Plastikern  steht  Paul  Peterich  an 
erster  Stelle.  E.  W. 

g 

FRÄNKFURT  a.  M. 

In  dem  Hause  des  verstorbenen  Privatmannes 
Ludwig  Pfungst,  dessen  Vermögen  bekanntlich 
der  Stadt  Frankfurt  als  Kunststiftung  zufiel, 
befindet  sich  zur  Zeit  eine  Ausstellung; 


Rundschau 


201 


plastischer  Werke,  die  den  Grundstock  der 
städtischen  Kunstsammlungen  bilden  werden. 
Es  handelt  sich  um  Ankäufe,  die  Dr.  Swarzenski 
meist  auf  Reisen  im  Verlaufe  der  letzten  ein 
einhalb  Jahre  mit  besonderem  Geschicke  zu- 
sammengebracht hat.  Schon  jetzt  ist  im  Kleinen 
der  leitende  Gedanke  der  städtischen  Skulp- 
turensammlung ausgeprägt,  indem  jede  Kunst- 
epoche nadi  Möglichkeit  durch  eine  Anzahl  von 
Werken  vertreten  ist.  In  drei  Sälen  der  Villa 
befinden  sidi  die  versdhiedenen  Zeiten  dermaßen 
zusammengestellt,  daß  im  ersten  Werke  der 
Antike,  der  italienischen  und  vlämisdien  Re- 
naissance, in  einem  zweiten  und  dritten  solche 
der  deutschen  und  französisdien  Kunst  des  XV. 
und  XVI.  Jahrhunderts  zur  Aufstellung  gelangt 
sind.  Die  Aufmadiung  der  Räume  ist  denkbar 
schlicht  und  für  die  Wirkung  der  Kunstwerke 
i äußerst  günstig,  so  daß  ihrem  provisorischen 
I Verbleib  in  der  Pfungstschen  Villa  nichts  im  Wege 
zu  stehen  scheint.  Nun  zu  den  Kunstwerken 
selbst. 

Der  herrliche  Marmortorso  einer  tanzenden 
Mänade  repräsentiert  die  Antike  in  hervor- 
ragender Weise  um  so  mehr,  als  von  diesem 
statuarischen  Typus  bis  jetzt  nur  ein  ähnliches 
Stück  in  Berlin  bekannt  war.  Es  kann  nicht 
Wunder  nehmen,  daß  sonst  die  griechische  Kunst 
nur  mit  zwei  halblebensgroßen  Köpfchen  auf- 
tritt,  deren  eines  an  die  Formengebung  Polg- 
klets  erinnert,  während  das  eines  lachenden 
Fauns  einer  späteren  Epoche  anzugehören  scheint. 
Die  römische  Kunst  ist  dann  durch  zwei  männ- 
liche Köpfe,  wenigstens  zuerst  für  das  Gebiet 
des  Porträts  bezeichnend  vertreten.  Reichhaltigere 
Schätze  bietet  die  Sammlung  für  das  Studium 
der  italienischen  Renaissance.  Ihre  frühesten 
Anfänge  stellen  sich  dar  in  zwei  Marmorstatuen, 
des  Verkündigungsengels  und  der  Maria,  aus 
dem  Kreise  der  Nachfolger  der  Pisani.  Das 
Quattrocento  ist  nach  Möglichkeit  durch  je  einen 
Typus  seines  reichen  Kunstschaffens  dargestellt, 
i An  erster  Stelle  rangiert  die  lebensgroße,  be- 
j malte  Portätbüste  Niccolö  Machiavellis,  die  durch 
I ihre  Kraft  und  Frische  den  großen  Staatsmann 
I erstaunlich  lebendig  vor  die  Augen  zaubert. 

Ferner  zu  erwähnen  ist  ein  florentinischer  Jo- 
j hannes  der  Täufer  in  Holz  in  alter  Polydiromie, 
j die  charakteristisch  die  Farbenfreudigkeit  der 
Frührenaissance  in  Italien  wiedergibt.  Das  Hagere 
und  das  Asketische  der  Formengebung  verweist 
j die  Figur  in  die  Richtung  Donatellos.  Ferner 
noch  einige  Madonnenreliefs  und  die  Holzfigur 
' eines  lebensgroßen  Sebastian  mailändischer 
Herkunft. 

Das  XVI.  Jahrhundert  stellt  sich  in  ober- 
italienischen Terracotten  dar  und  in  einigen 


kleineren  Bronzestatuetten,  deren  eine  in  die 
Nähe  Michelangelos  zu  setzen  ist. 

XV.  und  XVI.  Jahrhundert  der  vlämischen 
Kunst  zeigen  sich  in  einem  bemalten  Putto  und 
dem  Porträtkopf  eines  älteren  vornehmen  Mannes, 
der  an  Myts  unvergeßliche  Jugendbüste  Karls  V. 
in  Brügge  erinnert. 

In  zwei  weiteren  Räumen  hat  die  Skulptur 
Frankreichs  und  Deutschlands  Aufstellung  ge- 
funden. Die  französische  Gotik  kommt  zu  ihrem 
Recht  mit  der  Steinfigur  eines  Bischofs  in  alter 
Bemalung  (aus  dem  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts) ; 
ferner  mit  einem  steinernen  Antonius  auf  dem 
Feuer  aus  dem  burgundischen  Kunstkreise  und 
einer  Madonna  mit  dem  Kind  und  Schlüssel- 
blumen in  jener  weichen  Gewandbehandlung, 
wie  sie  in  der  Schule  von  Tournay  sich  findet. 
Wie  aus  einem  Bilde  des  Dirk  Bouts  mutet  dann 
die  Holzfigur  eines  heiligen  Jakobus,  der  in 
einem  Buche  lesend  aufrecht  dasteht,  an  (etwa 
1470). 

Die  Art  der  deutschen  Kunst  ist  trefflich  durch 
den  heiligen  Georg  auf  dem  Drachen  von  Syrlin 
dem  Älteren,  einem  Prachtstück  der  Sammlung  ge- 
kennzeichnet. Daneben  ein  Gethsemane  in  lebens- 
großen Holzfiguren  aus  dem  Kreise  der  schwä- 
bisch-bayrischen Kunstübung.  Diese  Gruppe 
zeichnet  sich  besonders  durch  den  Gegensatz  des 
harten  fast  bäurischen  Realismus  mit  der  seelen- 
vollen Belebung  der  Hände  und  Gesichtszüge 
Christi  aus.  Zudem  ist  in  den  Figuren  der 
schlafenden  Jünger  das  Problem  der  gelösten 
Glieder  erstaunlich  mannigfaltig  gegeben. 

Noch  sei  aus  der  großen  Zahl  desVorhandenen 
— die  Sammlung  birgt  ungefähr  30  größere 
und  10  kleinere  Stücke  — eine  Erwerbung  der 
jüngsten  Zeit  genannt,  eine  Maria  und  ein 
Johannes,  Holzfiguren  aus  einer  großen  Kreu- 
zigung; sie  gemahnen  in  der  Ausarbeitung  der 
Hände  und  des  tief  erregten  Gesichtsausdruckes 
an  die  Kunstart  des  Isenheimer  Altars  in  Colmar. 

Der  Ankauf  der  Antikensammlung  des  ver- 
storbenen Archäologen  Adolf  Furtwängler,  die 
letzte  Erwerbung  der  städtischen  Kunstsamm- 
lungen, hat  inzwischen  seinen  Abschluß  gefunden 
(siehe  Kleine  Nachrichten).  E.  A.  B. 

s 

MÜNCHEN  ■ -= 

Die  Winterausstellung  der  Münchener  Se- 
zession hat  getreu  ihrer  Tradition  auch  diesmal 
wieder  drei  Künstler  zu  Worte  kommen  lassen. 
Unter  ihnen  steht  Albert  von  Keller  mit  etwa 
150  Bildern  an  erster  Stelle.  Keller  gehört  zu 
den  größten  Malern,  die  Münchens  Kunst  um 

13 


202 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


die  Jahrhundertwende  zu  den  ihrigen  rechnet. 
Der  geborene  Schweizer  hat  das  glückliche  Erb- 
teil seines  Heimatlandes  zum  Ruhmestitel  seiner 
künstlerischen  Wünsche  zu  erheben  vermocht: 
Freiheit.  Erstaunlich  ist  seine  Selbständigkeit, 
die  unbeirrt  dem  großen  Ziel  entgegendrängt. 
Dieses  Ziel  heißt  für  Kellers  Wollen:  intensives 
Erfassen  der  sämtlichen  malerischen  Fähigkeiten 
des  darzustellenden  Gegenstandes  in  einem  öko- 
nomisch entsprechenden  Raum.  Das  hat  er  ge- 
konnt schon  als  ein  ganz  Junger,  und  deshalb 
bewegt  sich  seine  Entwicklungslinie  nicht  aufwärts, 
sondern  ebenmäßig  fort,  von  Höhe  zu  Höhe. 
Die  Ausdrucks  mittel  wechseln.  Es  kommt  ein 
äußerliches  Moment  psychologischen  Problem- 
künstelns  dazu,  äußerlich  nur,  so  ernsthaft  es 
behandelt  wird.  Das  Gegenständliche  versucht 
seine  dramatische  Herrschaft  auszuüben.  Immer 
wieder  aber  gerät  die  sinnliche  Freude  am  Malen 
zum  Durchbruch,  und  in  der  Verteilung  der  Far- 
ben im  Raum  leistet  der  Künstler,  dem  in  ruhiger 
Selbstverständlichkeit  diese  Wirkungen  gelingen, 
mehr  als  die  aufdringlich  berechnenden  moder- 
nen Franzosen,  die  sich  mit  der  subtilen  Ab- 
wägung der  Farbwerte  auf  Grund  chemischer 
Gesetze  brüsten.  Kellers  Bilder  aus  der  Sphäre 
der  vierten  Dimension  haben  seinen  Weltruf 
geschaffen.  Sie  machen  hier  eine  eigene,  dem 
natürlich  Empfindenden  nicht  sonderlich  sym- 
pathische Gruppe  aus.  Die  Aufmerksamkeit  des 
Malers  ersah  sich  in  jenem  seltsamen,  auf  die 
erotische  Seite  der  weiblichen  Psyche  gebannten 
Sonderbewußtsein,  das  fremdem  Willen  ge- 
horcht, ein  neues  Moment  künstlerischer  Cha- 
rakterisierungsmöglichkeit. Kellers  Frauen  haben 
sämtlich  etwas  Krankhaftes  an  sich.  Das  Ge- 
sunde und  Kräftige  hat  er  mit  der  gleichen  ver- 
feinerten Geschmacksbildung  von  sich  gewiesen, 
wie  es  etwa  Wilde  getan  hat.  Er  ist  der  Maler 
par  excellence  des  gesellschaftlichen  Snobismus, 
jener  unglaublich  ästhetischen  Dekadenz,  deren 
geistige  Attribute  aber  leider  schon  unter  der 
Guillotine  geblieben  sind. 

Entsprechend  dem  Programme  unserer  Zeit- 
schrift, welche  nur  in  Ausnahmefällen  moderne 
Kunst  in  den  Rahmen  der  Betrachtung  zu  ziehen 
beabsichtigt,  habe  ich  mich  mit  der  Nennung 
der  beiden  Namen  zu  begnügen,  deren  vorzüg- 
liche Werke  Keller  zur  Seite  treten:  Philipp 
Klein,  Charles  Tooby.  Dafür  muß  der  Aus- 
stellung gedacht  werden,  die  Bruno  Piglheins 
Witwe  zum  60.  Geburtstag  des  Künstlers  im 
Münchner  Kunstverein  veranstaltet  hat.  Man 
hatte  keine  Kosten  gescheut,  das  Werk  des 
ersten  Präsidenten  der  ersten  deutschen  Se- 
zession, dessen  Andenken  noch  heute  bei  seinen 
alten  Genossen  in  hohen  Ehren  steht,  in  möglichster 


Vollzähligkeit  zusammenzubringen.  Die  National- 
galerie, die  Hamburger  Kunsthalle,  das  Züricher 
Künstlergütli  und  die  neue  Pinakothek,  aus- 
wärtige und  einheimische  Private  hatten  das  . 
ihrige  beigesteuert,  um  den  Eindruck  von  dem  j 
Lebenswerk  des  mitten  in  seinem  besten  \ 
Schaffen  abgerufenen  Künstlers  vollständig  zu 
machen.  Nicht  zu  vergessen  auch  das  mancher- 
lei Interessante,  was  aus  den  Ateliers  der  Kol- 
legen und  Freunde  des  Meisters  bei  dieser 
Gelegenheit  zum  erstenmal  an  das  Licht  der 
Öffentlichkeit  kam.  Neben  guten  alten  Aus- 
stellungsbekannten aus  den  neunziger  Jahren, 
der  berühmten,  allzu  berühmten  „Blinden“,  dem 
großen  Kruzifixus  der  Nationalgalerie,  der  „Diva“, 
der  Grablegung  usw.  erschien  eine  stolze  Reihe 
von  Porträt-  und  Modellstudien,  die  zum  Geist- 
reichsten gehören,  was  der  vielgewandte  Mei- 
ster gemacht  hat.  Ausgeführte  Charakterschilde- 
rungen neben  skizzistisch  hingehauchten  Im- 
pressionen ; keine  eindringlichen  Seelen-Analy sen, 
aber  liebenswürdige,  humoristisch  gewürzte 
Charakteristiken  aus  dem  Freundeskreise  wech- 
seln mit  üppigsten,  pikanten  Frauenbildern  in 
bunten  Reihen.  Das  meisterhafte  Jugendbild- 
nis des  Freiherrn  von  Habermann  und  die 
flüchtig  hingemalte  Sarah  Bernhardt  mochten 
die  Spannweite  von  Piglheins  Befähigung  zum 
Porträtisten,  aber  auch  die  Begrenztheit  seiner 
Begabung  bezeichnen. 

Der  äußere  Erfolg  der  Ausstellung  war  enorm. 
Seit  Lenbachs  Tode  hat  der  Kunstverein  keinen 
solchen  Zusammenfluß  an  Publikum  erlebt.  Aber 
soll  ich  den  endgültigen  Eindruck  dieser  Aus- 
stellung festhalten,  so  muß  ich  gestehen,  daß 
sie  für  den  Neuling  wohl  ein  Ereignis  be- 
deutet, für  die  älteren  Verehrer  Piglheins  aber 
eine  Enttäuschung.  Gerade  die  Menge  und 
Vielgestaltigkeit  des  Gebotenen  wirkte  fatal  er- 
nüchternd. Es  ist  ein  stupendes  Können,  das 
sich  hier  spielend  an  den  verschiedensten  Gegen- 
ständen und  in  den  verschiedenartigsten  Ma- 
nieren bewährt.  Hunde  und  Affen,  Mondänen 
und  Heilige,  Engel  und  Balleteusen,  Pierrots 
und  Zentauren  — schon  die  einfache  Aufzäh- 
lung verwirrt.  Noch  proteischer  muten  die  dar- 
stellerischen Mittel  an:  von  der  improvisieren- 
den Manier  des  leichtbeschwingten  Chikisten 
(wie  man  in  den  Anfängen  der  Sezession  selbst- 
gefällig sagte)  bis  zur  großen  biblischen  Historie 
akademischen  Kalibers  hat  der  bewegliche  Künst- 
ler nichts  unversucht  gelassen.  Er  war  ein  Vir- 
tuose, freilich  einer  mit  selten  solider  Schulung. 

Wie  süß  und  glatt  wirkt  heute  das  Kleider- 
und Toilette-Stilleben,  das  er  „Diva“  nannte,  und 
wie  oberflächlich  diese  Pastellparaphrasen  über 
schöne  Frauenköpfe.  Selbst  der  groß  konzi- 


Rundschau 


203 


ierte  Kruzifixus  in  Berlin  und  die  nicht  weniger 
bedeutend  aufgefaßte  Münchener  Grablegung 
sprechen  nicht  mehr  wie  früher  zu  uns;  die 
die  Plastik  der  Figuren,  die  keine  Verbindung 
mit  ihrer  Umgebung  sucht,  überschreitet  die 
Grenze  der  Bildmäßigkeit  erheblich  in  das  Ge- 
biet des  Panoptikums  hinein. 

Wie  solid  trotz  alledem  die  Grundlage  von 
Piglheins  Kunst  war,  lernt  man  eigentlich  nur 
nebenbei:  eines  von  den  Hundebildern,  das  sich 
in  Hamburg  befindet,  zeigt  es  vielleicht  am 
klarsten;  es  steht  — sans  comparaison  in  Be- 
zug auf  die  Technik  — dicht  neben  Trübners 
Tiermalereien.  Ergreifend  und  erhaben,  wie 
ein  Gesang  Homers,  bleibt  nach  wie  vor  noch 
das  imposante  Zentaurenpaar  am  laut  auf- 
rauschenden Meer,  mit  dessen  Erwerbung  (aus 
dem  Nachlaß!!)  das  Künstlergütli  in  Zürich  einen 
meisterlichen  Griff  getan  hat.  Älles  in  Ällera: 
die  Äusstellung  brachte  auch  dem  eingefleisch- 
testen laudator  temporis  acti  zu  Bewußtsein, 
wie  viel  ernster  die  Münchener  Sezessionskunst 
geworden  ist,  seit  sie  nicht  mehr  im  Pariser 
Zylinder  geht,  wie  viel  anspruchsvoller  aber 
auch  wir  selbst  geworden  sind,  dank  der  künst- 
lerischen Erziehung,  die  uns  die  lebendige  Kunst 
unmerklich  tagtäglich  angedeihen  läßt. 

Da  über  die  wichtigsten  Ereignisse  im  Kunst- 
leben Münchens,  die  Kaiserbilder  aus  Tizians 
Werkstatt  in  der  Münchner  Residenz  und  die 
durch  Schenkung  erworbene  Sammlung  Ärndt 
von  berufener  Seite  an  andrer  Stelle  (über  die 
Sammlung  Ärndt  voraussichtlich  im  nächsten 
Heft)  berichtet  wird,  habe  ich  lediglich  auf 
^wei  Veranstaltungen  hinzuweisen,  die  im 
Lauf  der  nächsten  Zeit  in  München  statt- 
finden sollen.  Die  (übrigens  zum  Teil  schon 
auf  der  Äusstellung  in  Mannheim  und  in 
Berlin  gezeigten)  van  Goghs  und  Gau- 
guins  der  Pariser  Sammlung  Schuffenecker 
werden  im  Äpril  in  der  Kunsthandlung  von 
Zimmermann  zu  sehen  sein.  Für  den  Sommer 
plant  der  Münchner  Kunstverein  eine  mög- 
lichst umfangreiche  Äusstellung  von  Bildern, 
Zeichnungen  und  Äquarellen  Karl  Spitzwegs, 
des  Münchner  Ältmeisters,  wobei  zum  ersten 
Mal  der  liebevoll  bewahrte  Nachlaß  des  Künst- 
lers wie  auch  ein  besonders  wichtiger  Teil  der 
Spitzwegschen  Kunst,  seine  Zeichnungen  in  den 
ersten  Jahrgängen  der  fliegenden  Blätter  ge- 
wiesen werden  soll. 

Über  eine  Neuerung  im  bayerischen 
Nationalmuseum  wird  mir  folgendes  mit- 
geteilt. Die  neue  Äbteilung  der  Sammlung 
von  Gipsabgüssen  ist  vom  5.  März  an  für 
den  allgemeinen  Besuch  geöffnet.  Dieselbe  ist 


in  neun  Räumen  des  Untergeschosses  in  chro- 
nologischer Ordnung  aufgestellt.  Wir  finden 
im  ersten  Raum  die  romanischen  Denk- 
mäler wie  die  Erztüre  des  Domes  von  Äugs- 
burg,  Teile  der  Westportale  von  S.  Zeno  in 
Reichenhall,  die  Steinskulpturen  der  Vorhalle 
von  St.  Emmeran  in  Regensburg,  den  Thassilo- 
kelch  von  Kremsmünster  usw.  Daran  schließen 
sich  die  Werke  der  Gothik  so  vor  allem 
zahlreiche  Hochgräber  aus  Regensburg,  die  Skulp- 
turen der  Äfrakapelle  von  Seligental,  Türbogen- 
felder und  Einzelfiguren  der  Frauenkirche  in 
München  und  der  Sebalduskirche  in  Nürnberg, 
die  oberbayerische  Gruppe  der  Spät- 
gotik mit  dem  Grabstein  Luclwig  des  Bayern, 
den  Äpostelfiguren  von  Blutenburg,  dem  Stifter- 
grab in  Ebersberg,  die  Nürnberger  Gruppe  mit 
Werken  von  Ädam  Krafft,  Veit  Stoß,  Tilmann 
Riemenschneider  usw.  Zwischen  den  Äbgüssen 
sind  Photographien  aufgehängt.  Die  Äbgüsse 
sind  die  Ergänzung  der  in  den  oberen  Räumen 
befindlichen  Originalwerke  und  werden  für  das 
Studium  der  bayerischen  Kunst  künftighin  er- 
freuliches Material  bilden. 

Uhde-Bernay  s. 
g 

Eine  rettende  Tat  der  bayerischen  Reichsrats- 
kammer. 

Niemand,  der  München  betreten,  wird  sich 
dem  gewaltigen  Eindruck  haben  entziehen 
können,  den  der  Komplex  kirchlicher  Bauwerke 
in  der  alten  Neuhauserstraße,  trotz  mancher 
übler  moderner  Einbauten  in  der  Umgebung, 
noch  heute  macht.  Noch  heute  lösen  diese 
hohen,  ernsten  Mauermassen  jene  stillen  Schauer 
aus,  die  einst  dem  grünen  Heinrich  beim  Be- 
treten der  nächtlichen  Stadt  über  den  Leib 
rieselten.  Noch  steht  die  dunkle  Silhouette  der 
Äugustinerkirche,  phantastisch  und  doch  monu- 
mental wie  damals,  überragt  von  den  berühm- 
ten Frauentürmen  im  Hintergrund,  und  die 
mächtige  Horizontale  ihrer  Seitenansicht  wird 
von  den  Gesimsen  der  benachbarten  Michaels- 
hofkirche zielbewußt  aufgegriffen  und  fort- 
gesetzt, gleich  einer  meisterhaft  aufgebauten 
Fuge. 

Vor  kurzem  schien  der  Untergang  dieses 
einzigen  Städtebildes,  das  den  letzten  bedeuten- 
den Rest  des  vornehmen  alten  München  dar- 
stellt, so  gut  wie  besiegelt.  Die  zweite  Kam- 
mer hat  bereits  sein  Urteil  gesprochen.  Eine 
merkwürdig  unglüchliche  Konstellation  war  es, 
die  schließlich  hierzu  geführt  hat.  Das  liberale 
Bürgertum  der  inneren  Stadt  war  aus  Geschäfts- 


204 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


gründen  für  Abtragung  der  Augustinerkirche 
eingetreten,  die  kirchliche  Behörde  hat  von 
dem  Gebäude,  das  einst  Tintorettos  riesen- 
hafte Kreuzigung  (jetzt  in  Schleißheim)  beher- 
bergte, jetzt  aber  längst  profanen  Zwecken  dient, 
für  alle  Zeiten  ihre  Hand  endgültig  abgezogen, 
auch  unser  Gabriel  von  Seidl,  der  treue 
Vorkämpfer  für  die  Erhaltung  der  Kirche,  hatte 
durch  ein  ihm  in  unglücklicher  Stunde  ein- 
gefallenes Kompromiß-Umbauprojekt  die  Lage 
nicht  verbessert.  Dazu  kam  ausschlaggebend, 
daß  das  bayerische  Generalkonservatorium  für 
Erhaltung  der  Kunstdenkmäler  den  ardiitekto- 
nischen  Wert  der  Kirche  verneint  hatte.  Ein 
verhängnisvolles  „Nein“,  für  das  natürlicher- 
weise jetzt  „die“  Kunstgelehrten  von  der  auf- 
gebrachten Künstlerschaft  verantwortlich  ge- 
macht werden.  Aber  man  mag  über  die  Ant- 
wort denken  wie  man  will:  jedenfalls  war  die 
Fragestellung  verfehlt.  Verfehlt,  weil  unsach- 
lich, unfachmännisch,  unlogisch.  — Nicht  auf  die 
arme,  alte,  halbzerfallene  Kirche  kam  es  an, 
sondern  auf  das  Ensemble,  von  dem  sie  ein 
Teil  ist.  Daß  aber  auch  ein  Städtebild  — ein 
„Bild“,  ein  unantastbares  Kunstwerk  sein  kann, 
scheint  bei  jener  Fragestellung  niemand  einge- 
fallen zu  sein. 

Die  Schlacht  war  bereits  so  gut  wie  ver- 
loren, als  in  der  denkwürdigen  Sitzung  des 
bayrischen  Reichsrats  vom  13.  März  1.  J.  eine 
unerwartete  Wendung  eintrat.  Dank  des  Zu- 
sammenwirkens dreier  starker  Männer,  des 
Prinzen  Rupprecht  von  Bagern,  des  Erz- 
gießers Ferd.  von  Miller  und  des  Frei- 
herrn von  Cramer-Klett  wurde  der  Antrag 
auf  Abbruch  der  Kirche  nochmals  zur  Beratung 
an  den  Ausschuß  zurückgegeben.  Es  ist  also 
noch  Zeit  zur  Überlegung!  — Die  Angelegen- 
heit wird  sich  in  Bälde  zu  einer  sehr  prak- 
tischen Frage  zuspitzen.  Wird  man  kurzsichtig 
genug  sein,  an  dieser  Stelle  mitten  in  der 
besten  Geschäftslage,  wie  von  der  Regierung 
projektiert  ist,  ein  riesenmäßiges  Polizei- 
gebäude mit  Amtsgefängnis  (!)  und  Schutz- 
mannskaserne (!)  zu  errichten?  — Oder  wird 
sich  das  Kapital  finden  zur  Anlage  eines  groß- 
zügigen Passagebaues  in  der  Art  der  Mailänder 
Galerie,  wie  er  ein  solcher  hier  einzig  und 
allein  am  Platze  ist?  — Im  ersteren  Fall  wäre 
die  viel  umstrittene  Kirche  freilich  ein  Unding; 
sie  müßte  fallen.  Im  anderen  Fall  aber  ließe 
sie  sich  (durchaus  als  Hallenbau)  erhalten:  man 
vermehre  nur  die  Zahl  der  seitlichen  Tor- 
eingänge entsprechend  der  Länge  des  Ganzen 
und  man  hat  für  die  projektierte  „Passage“  den 
monumentalsten  Portalvorbau,  der  sich  denken 
läßt.  Es  kommt  nur  auf  die  Baukünstler  an, 


für  die  Verbindung  der  zu  errichtenden  Galerie- 
umgänge mit  dem  Kirchenbau  eine  architekto- 
nische Lösung  zu  finden. 

Georg  Habich. 

s 

FLORENZ  — --  ’ = 

Von  den  Statuen,  die  Michelangelo  in  Flo- 
renz für  das  Juliusgrabmal  arbeitete,  war  die 
Gruppe  des  „Siegers“  bis  zum  Jahre  1565 
in  der  Werkstatt  Michelangelos  in  der  Via 
Mozza,  der  jetzigen  Via  Zanobi  geblieben;  in 
jenem  Jahre  gelangten  sie  als  Geschenk  der 
Erben  des  Meisters  in  den  Besitz  des  Herzogs 
Cosimo  und  wurde  im  großen  Saale  des  Pa- 
lazzo Vecchio  aufgestellt.  Bei  der  Gründung 
des  Museo  Nazionale  im  Jahre  1868  gelangte 
sie  in  dessen  Räume.  Sie  war  also  stets  der 
Bewunderung  der  Welt  zugänglich.  Nicht  so 
erging  es  den  vier  angehauenen  Blöcken, 
aus  welchen  Michelangelo  große  Einzelfiguren 
schaffen  wollte  und  die  in  seinem  Werke  die 
Funktion  von  tragenden  Kräften  erfüllen  sollten. 
Sie  wurden  in  den  die  Reisenden  so  lebhaft 
anziehenden  romantisch  - barocken  Grotten  der 
Boboli- Gärten  zu  Florenz  in  die  Tropfstein- 
dekoration einbezogen  und  so  zum  größten  Teil 
verdeckt.  In  den  letzten  Tagen  sind  sie  nun 
von  dort  entfernt  und  in  die  „Opera  delle 
Pietre  dure“  geschafft  worden,  wo  sie  in  Gips 
abgegossen  werden  sollen.  Gipskopien  sollen 
sie  an  ihrer  alten  Stelle  ersetzen;  die  Originale 
selber  werden  aber  in  der  Tribuna  des  David 
in  der  Akademie  aufgestellt  werden.  Wir  wer- 
den nun  durch  die  unbehinderte  Prüfung  einer 
ganzen  Reihe  von  mitten  in  der  Arbeit  ver- 
lassenen Statuen  in  der  Lage  sein,  neue  Er- 
kenntnisse über  den  Arbeitsprozeß  des  Meisters 
zu  gewinnen;  nach  der  Untersuchung  eines  der 
Blöcke,  die  dem  Unterzeichneten  ermöglicht  war, 
hat  Michelangelo  das  Verfahren  der  schicht- 
weisen Ablösung  des  Steins  von  der  Haupt- 
ansicht her,  wie  es  Hildebrand  als  das  dem 
Meister  gewohnte  Vorgehen  annimmt  und  wie 
es  beim  Matthäus  angewendet  ist,  nicht  be- 
folgt, sondern  sofort  von  drei  Seiten  her  die 
Freilegung  der  Gestalt  in  Angriff  genommen. 

Die  Herausholung  dieser  angefangenen  Werke 
ist  zum  Teil  wenigstens  durch  die  neuen  For- 
schungen über  Michelangelo,  welche  die  letzten 
Jahre  gebracht  haben  und  welche  das  Floren- 
tiner Publikum  sehr  beschäftigten,  angeregt 
worden.  Solches  erneute  starke  und  lebendige 
Interesse  ist  es  auch,  welchem  wir  es  bald  ver- 
danken werden,  daß  eine  getreue  Marmorkopie 


Rundschau 


205 


des  David  des  Michelangelo  wieder  den  Platz 
links  vom  Portal  des  Palazzo  Vecchio  ein- 
nehmen wird,  auf  welchem  der  Gigante  am 
8.  September  1504  als  dem  von  den  bedeu- 
tendsten Künstlern  von  Florenz  und  von 
Michelangelo  selbst  erwählten  Standorte  auf- 
gestellt wurde  und  welchen  das  durchaus  für 
eine  Äufstellung  im  Freien  gedachte  Werk  erst 
in  neuester  Zeit  verlassen  mußte,  um  der 
Galerie  der  Äkademie  von  Florenz  eine  starke 
Anziehung  und  einem  Florentiner  Architekten 
die  Gelegenheit  zu  einem  tristen  Bau  zu  geben. 

In  der  Galerie  der  Akademie  hat  deren 
Ispettore  Dott.  Peleo  Bacci  einige  sehr  erwünschte 
Umhängungen  vorgenommen;  die  vier  kleinen 
Predellentafeln  Botticellis,  zu  denen  die  eigen- 
tümlich reizvolle  Salome  gehört,  sind  vereinigt. 
Der  große  Altar  Filippo  Lippis  aus  S.  Croce 
hat  wieder  seine  Predella  erhalten,  die  drei 
Stücke  freilich  nur,  die  sich  noch  in  Florenz  be- 
finden; zwei  andere  sind  in  Louvre.  Ein  un- 
gewöhnliches Werk  der  Kunst  des  Luca  Signo- 
relli,  die  Kreuzigung  mit  dem  weißen  Hinter- 
gründe hängt  aber  immer  noch  an  schlechter 
Stelle  in  der  oberen  Reihe  der  Bilder;  wenn  es 
seinen  Platz  mit  dem  unter  ihm  hängenden 
Perugino  vertauschte,  würde  es  ein  Gewinn  für 
beide  Meister  sein.  Aus  dem  Bestände  der 
namenlosen  Trecentisten  haben  zwei  große 
Altartafeln  mit  den  gesicherten  Namen  des 
Giovanni  del  Biondo  bezw.  des  Rossello  di 
Jacopo  Franchi  versehen  werden  können.  Ein 
mit  der  Signatur  des  Alessandro  Allori  und 
der  Jahreszahl  1575  signiertes  Bild  ist  aus  dem 
Magazin  in  die  Galerie  gebracht  worden. 

In  der  Sitzung  der  Kunsthistorischen 
Institute  vom  l.März  suchte  Herr  Professor 
Dr.  Brockhaus  Antwort  auf  die  Frage  zu 
geben,  ob  der  David  des  Michelangelo  ein- 
fach als  Schmuck  des  Palastes  oder  des  Platzes 
dienen  oder  ob  seine  Gestalt  eine  besondere 
Bedeutung  haben  sollte.  Einige  Jahre  vor  der 
Aufstellung  des  David  war  Savonarola  der 
volkstümlichste  und  einflußreichste  Mann  in 
Florenz  gewesen.  In  einer  seiner  Psalm -Pre- 
digten spricht  er  nun  davon,  in  welchem  Sinne 
man  David  ansehen  soll:  er  sei  der  Christ,  wie 
er  sein  soll,  mit  reinem  schönem  Gewissen, 
starker  Hand,  kühner  Tatkraft.  Als  solchen 
hat  Michelangelo  seinen  David  erfaßt.  Die 
vollständigen  Ausführungen  des  Herrn  Prof. 
Brockhaus  sollen  demnächst  in  einer  Schrift, 
welche  sich  mit  den  inhaltlichen  Problemen  der 
Schöpfungen  Michelangelos  eingehend  beschäf- 
tigt, als  Ganzes  veröffentlicht  werden.  — 

Der  Unterzeichnete  untersuchte  das  Pro- 
blem, in  welcher  Weise  der  Block  verhauen 


war,  aus  welchem  Michelangelo  seinen  David 
schuf.  Seine  Ausführungen  werden  im  näch- 
sten Hefte  vollständig  wiedergegeben.  — Wei- 
tere Darlegungen  des  Unterzeichneten  be- 
faßten sich  mit  dem  bildnerischen  Arbeits- 
prozesse Michelangelos  überhaupt.  Es  sei  ein 
Vorurteil,  daß  Michelangelo  nach  einem  kleinen 
Wachsmodell  und  nach  Zeichnungen  seine  Fi- 
guren direkt  aus  dem  Steine  schlug.  Er  hat 
vielmehr,  ebenso  wie  beim  Zeichnen,  auch  beim 
plastischen  Arbeiten  die  Hilfsmittel  und  Kunst- 
griffe angewendet,  die  das  Resultat  seiner 
Arbeit  sicherstellten.  Er  hat  sich  des  Punk- 
tierens  für  seine  Plastiken  bedient;  selbst  beim 
Matthäus  können  wir  unten  einen  solchen 
Punktierpunkt  feststellen.  In  ganz  unverkenn- 
barer Weise  ist  ein  solcher  Punkt  beim  David- 
Apollo  des  Bargello  wahrnehmbar.  Allerdings 
muß  man  sich  bei  diesen  Zeichen  des  Punktier- 
verfahrens vor  Augen  halten,  daß  es  zur  Zeit 
der  Renaissance  in  anderer  Weise  gehandhabt 
wurde  als  heute.  Die  Voraussetzung  für  seine 
Anwendung  ist  aber  ein  ziemlich  großes  und 
weitgearbeitetes  Modell.  Das  Vorurteil  ver- 
lange aber,  daß  Michelangelo  „allenfalls  Wachs- 
modelle in  kleinem  Maßstabe  bosselte,  nicht 
aber  Tonabozzi“,  wie  Frey  in  seinen  Studien 
zur  Michelangelo-Biographie  (S.  21)  wieder  ein- 
mal wiederholt.  Mit  Hilfe  eines  solchen  gene- 
rellen Satzes  wird  natürlich  leicht  auch  ein 
wirklich  positiver  Beweis  für  die  Unwahrheit 
der  Ansicht,  wie  er  in  dem  so  gut  wie  nur  in 
irgend  einem  Falle  urkundlich  beglaubigten  und 
stilistisch  für  sich  selbst  sprechenden  Flußgott- 
Modell  der  Akademie  gegeben  ist,  widerlegt. 

Durch  die  Aussage  von  Benvenuto  Cellini 
(Trattato  dell’  oreficeria.  Firenze  1857.  S.  197  ff.) 
wird  aber  in  striktester  Weise  dargetan,  daß 
Michelangelo,  nachdem  die  Arbeit  an  kleinen 
Modellen  ihm  ungenügende  Ergebnisse  gegeben 
habe,  „dazu  geschritten  sei,  mit  größter  Be- 
scheidenheit (con  grandissima  ubbidienza)  große 
Modelle  genau  von  den  Maßen,  wie  das  Werk 
aus  dem  Marmor  herauskommen  sollte,  anzu- 
fertigen: und  solches  haben  wir  (sagt  Cellini) 
mit  unseren  eigenen  Augen  in  der  Sakristei 
von  San  Lorenzo  gesehen.“ 

Modelle  von  Ton  werden  ferner  in  der 
Korrespondenz  Michelangelos  wiederholt  er- 
wähnt, in  bezug  auf  die  Medici-Gräber  z.  B.  in 
dem  Brief  Fattuccis  vom  5.  März  1524.  Aus 
den  Ricordi  des  Meisters  können  wir  außerdem 
Fall  für  Fall  verfolgen,  wann  Michelangelo  ein 
neues  Modell  begonnen  hat  und  zwar  aus 
dem  Einkauf  genau  der  gleichen  Materalien, 
die  er  für  den  Flußgott-Modell-Torso  verwendet 
hat:  Werg,  Bindfaden,  Scheerwolle.  Daß  sie 


206 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


aber  eigenhändig  von  ihm  gemacht  wurden, 
das  geht  hervor  aus  der  Fassung  des  Zahlungs- 
vermerks für  eine  Halbtags-Ärbeit  eines  Hand- 
langers, „der  mir  half,  eine  Figur  aufzubauen, 
um  sie  inScheerwoll-Erde  auszuführen.“  (20.  Mai 
1524).  Ein  solcher  Zahlungsvermerk  wiederholt 
sich  mehrfach. 

Herr  Dr.  Hoeber  besdiäftigte  sich  mit  den 
„idealen  Zentralbauten  des  späten  Quattrocento 
und  dem  Stilo  Lionardesco.“  Schon  Burckhardt 
habe  auf  die  in  Gemälden,  Miniaturen  usw. 
dargestellten  Baulichkeiten,  als  Quelle  der  Kennt- 
nis des  Baugeistes  der  Renaissance  hingewiesen: 
in  ihnen  seien  ungehemmt  auch  solche  Gedanken 
verwirklicht  worden,  welchen  die  Husführung 
versagt  war.  Die  Frage  nach  der  Gestaltung 
des  kirchlichen  Zentralbaues,  war  das  architek- 
tonische Hauptproblem  des  späten  Quattrocento. 
Äuf  bildlichen  Vorstellungen  der  Zeit  erscheint 
er  als  Ächteck-  oder  Rundbau,  auf  die  Form 
des  Baptisteriums  zurückgehend.  Durch  nie- 
drige Kreuzarme  mit  Sattel-  oder  Zeltdach  als 
Vorlagen  wird  diese  einfachste  Form  kompli- 
ziert. Pinturicchio,  Perugino,  Rafael  verwenden 
diesen  Typus. 

Durch  Lionardo  und  Bramante  erfährt,  wie 
Gegmüller  dargetan  hat,  der  Zentralbaugedanke 
namentlich  in  Mailand  Förderung.  Der  durch 
eine  übermäßige  Differenzierung  charakterisierte 
Stilo  Lionardesco  ist  nun  die  gemeinsame 
Erscheinung  der  am  Ende  des  Quattrocento  auf 
Bildwerken  vorkommenden  Zentralbauten,  wie 
der  Vortragende  an  der  Hand  einiger  solcher 
Darstellungen  nachweist.  — Herr  Dr.  Hoeber 
konstatierte  des  weiteren,  daß  von  dem  Stoffe, 
aus  welchem  das  Kleid  der  Eleonora  von  To- 
ledo auf  dem  bekannten  Bilde  des  Bronzino 
(Uffizien)  gemacht  ist,  noch  ein  Stück  im  Museo 
Nazionale  zu  Florenz  (Sammlung  Carrand  2402) 
vorhanden  sei.  Durch  jenes  Bild  ist  das  Jahr 
1555  als  spätestes  Datum  für  den  Stoff  fest- 
gelegt. Sein  Herkunftsort  dürfte  Mailand  sein. 
Ein  anderer  dem  erwähnten  stilverwandter  Stoff 
aus  der  Sammlung  Carrand  komme  auf  dem 
Bilde  Cigolis  in  der  Äkademie  zu  Florenz  (Nr. 
286)  als  Dalmatica  des  hl.  Stefanus  vor. 

Die  Handzeichnungssammlung  der  Uffi- 
zien hat  im  letzten  Jahre  einen  bedeutsamen 
Zuwachs  aus  dem  Besitz  des  Barons  von  Gey- 
müller erhalten.  Es  sind  drei  Bände  von  Zeich- 
nungen, herstammend  aus  der  berühmten  Samm- 
lung des  Hauses  Gaddi  in  Florenz,  welche  von 
Geymüller  aus  dem  Besitze  der  Grafen  Bernar- 
dino di  Campello  erworben  und  im  Jahre  1907 
den  Uffizien  für  den  geringen  Preis  von  10000 
Lire  überlassen  wurden.  Es  handelt  sich  da- 
bei um  Blätter,  die  in  der  Wissenschaft  nament- 


lich durch  die  Studien  ihres  letzten  Besitzers 
von  Wichtigkeit  geworden  sind.  Der  erste  Band 
enthält  meist  architektonische  Zeichnungen  von 
Äntonio  da  Sangallo  dem  Alteren  und  seinem 
Neffen  Francesco  da  Sangallo.  Der  zweite  Band 
birgt  eine  Serie  sorgfältig  ausgeführter  Feder- 
zeichnungen Vignolas.  Im  dritten  Bande  größ- 
ten Formats  sind  Zeichnungen  verschiedener 
Meister,  der  Sangallo,  Vascier,  Cigolis  usw., 
vereinigt.  Besondere  Wichtigkeit  hat  darin  ein 
Blatt,  welches  auf  beiden  Seiten  Skizzen  Bra- 
mantes  für  die  Kuppel  von  S.  Pietro  auf  weist 
und  über  welches  Gegmüller  in  seinem  Werke 
„Les  projects  primitifs  pour  la  basilique  de 
Saint-Pierre  de  Rome“  gehandelt  hat.  Endlich 
haben  eine  Reihe  von  Blättern  dieses  Bandes 
die  Erkenntnis  der  Zeichnungen  Fra  Giscondos 
außerordentlich  gefördert. 

Unter  Leitung  von  Lamberto  Loria  und  unter 
Mithilfe  von  Privatleuten  ist  in  Florenz  ein 
Museum  für  italienische  Volkskunde 
(Museo  di  Etnografia  Italiana)  in  der 
Bildung  begriffen  und  soll  demnächst  dem  Pu- 
blikum geöffnet  werden.  Es  wird  sicherlich  auch 
für  den  Forscher  im  Gebiete  der  alten  Kunst 
des  Landes  Anregungen  enthalten,  denn  eine 
Fülle  von  Formen  aus  der  Vergangenheit  des 
Landes  hat  sich  im  ländlichen  Kunstgewerbe* 
erhalten.  Äls  z.  B.  der  römische  Goldschmied 
Castellani  vor  einer  Reihe  von  Jahren  Bauern- 
schmuck in  den  Provinzen  des  Landes  sammelte 
und  ordnete,  stellte  sich  heraus,  daß  in  den 
Formen  dieses  scheinbar  nur  von  der  weib- 
lichen Eitelkeit  bestimmten  Schmuckwerks  die 
ganze  Geschichte  mancher  Landesteile  zur  Sprache 
kam.  In  Mittelitalien  fand  man  gotische,  longo- 
bardische,  byzantinische,  selbst  griechische  und 
römische  und  sogar  etruskische  Formen,  in  Si- 
zilien byzantinische,  normannische,  arabische, 
griechische.  Mit  Recht  wird  von  den  Männern, 
welche  das  neue  Unternehmen  begründen,  be- 
tont, daß  man  sich  mit  der  Sammlung  der  volks- 
tümlichen landständigen  Hervorbringungen  be- 
eilen müsse,  da  die  Welle  des  europäischen 
Industrialismus  immer  mehr  davon  hinwegspült. 

Ädolf  Gottschewski. 

8 


LONDON  ^ 

Äuf  der  Kandidatenliste  für  die 
Ehre  auswärtiger  Mitgliedschaft  der  Royal  Äca- 
demy  standen  diesmal  keine  geringeren  als 
Rodin  und  Claude  Monet.  Ob  ein  Witzbold 
unter  den  ehrwürdigen  Herren  Akademikern, 


Rundschau 


207 


ob  ein  ehrlicher  Bewunderer  sie  darauf  gesetzt 
hatte,  ist  nicht  bekannt  geworden,  doch  wurden 
sie  beim  akademischen  Wägen  sidierlidi  zu 
leicht  befunden.  Die  Äcademy  wählte  sich  lieber 
die  Herren  Dagnan-Bouveret  und  den  Bildhauer 
Äntonin  Mercie  zu  Mitgliedern.  Der  erstere 
hat  diese  Auszeichnung  sicher  verdient,  denn 
sein  Bild  „Impfung“  schmückte  einst  eine  Aca- 
demyausstellung  und  wurde  dann  bei  Christie 
für  1500  Gs.  verkauft.  Was  Herrn  Mercie  grade 
die  Ehre  verschafft  hat,  ist  nicht  so  ersichtlich. 
Mr.  George  Clausen  ist  endlich  zum  vollen  Aka- 
demiker gemacht  worden.  Da  er  seine  Indivi- 
dualität den  akademischen  Regeln  nicht  opfern 
wollte,  so  hat  er  dreizehn  Jahre  darauf  warten 
müssen.  Auch  die  internationale  Gesellschaft 
der  Bildhauer,  Maler  und  Radierer  hat  ihre 
Wahlen  abgehalten  und  u.  a.  Professor  Freiherrn 
V.  Habermann  zum  Ehrenmitglied  erwählt.  Die 
Gesellschaft  eröffnet  dieser  Tage  eine  zweite 
Ausstellung,  die  Porträts  schöner  Frauen  aus 
den  letzten  fünfzig  Jahren  bringen  wird,  darunter 
auch  Werke  von  Lenbach.  Die  im  vorigen  Jahre 
gegründete  „Modern  Society  of  Portrait Painters“ 
hält  jetzt  ihre  zweite  Ausstellung  in  den  Räumen 
des  Royal  Institute  ab.  Die  Ausstellung  ist 
eine  Enttäuschung ; viel  Nachahmung  und  Mittel- 
mäßiges macht  sich  breit.  Dagegen  bringt  die 
Ausstellung  der  „Society  of  Twelve“  (Messrs. 
Muirhead  Bone,  John,  Charles  Shannon,  Legros, 
George  Clausen  usw.)  eine  Reihe  individuell  be- 
deutsamer Stücke,  wie  denn  die  Ausstellungen 
dieser  jungen  Gesellschaft  überhaupt  zu  den  be- 
deutenderen Ereignissen  des  Jahres  gehören. 
In  Messrs.  Agnews  Ausstellungsraum  in  Bond 
St.  sind  Aquarelle  älterer  wie  neuerer  Zeit  in 
interessanter  Entwicklung  vereinigt.  In  der 
Galerie  der  „Fine  Arts  Society“  deuten  einige 
Gartenskulpturen  der  Lady  Chance  auf  den 
Wechsel  im  Geschmack  für  Gartenanlagen  hin. 
Die  Behandlung  des  Gartens  als  eine  Fort- 
setzung des  Hauses  scheint  jetzt  auch  im  klassi- 
schen Lande  des  „englischen  Gartens“  Anklang  zu 
finden.  Aus  Glasgow  und  aus  Edinburgh  liest 
man  gute  Berichte  über  die  Ausstellungen  der 
„Glasgow  Society  of  Artists“  und  der  „Royal 
Scottish  Academy“,  welch  letztere  wenigstens 
es  nicht  unter  ihrer  Würde  hielt  Rodin  zum 
Ehrenmitglied  zu  ernennen.  Er  steuert  denn 
auch  ein  Stück,  „Love  the  Conqueror“,  bei. 

Ein  seltsamer  Rechtsfall  beschäftigte  hier 
jüngst  die  Künstlerwelt.  Mitglieder  des  „United 
Arts  Club“  sahen  ihre  Werke  plötzlich  beschlag- 
nahmt, weil  der  Grundbesitzer  eine  Forderung 
gegen  den  dem  Club  sein  Ausstellungslokal  ver- 
mietenden Hausinhaber  geltend  machte,  und  da- 
her alles,  was  in  dem  Hause  zu  finden  war,  zur 


Deckung  dieser  Forderung  dienen  mußte.  Für 
Künstler  also  besteht  jetzt  hier  ein  neues  Risiko; 
sie  müssen  für  die  Schulden  anderer  mit  ihren 
Werken  haften. 

Das  wichtigste  Ereignis  des  vergangenen 
Monats  war  die  Entscheidung  bezüglich  des 
neuen  Rathauses  für  den  Londoner  County 
Council.  Für  lange  Zeit  bedeutet  es  die  hervor- 
ragendste Monumentalaufgabe,  die  London  zu 
vergeben  hat.  An  der  Themse,  schräg  gegen- 
über dem  Parlament  soll  es  sich  erheben,  100 
Fuß  über  dem  Wasser  und  700  Fuß  lang,  — 
wahrlich  eine  Gelegenheit  ersten  Ranges  für 
einen  großen  Architekten.  Aber  die  in  Frage 
kommenden  Autoritäten  wünschten  vor  allem, 
daß  es  möglichst  wenig  kosten  solle.  So  wurden 
denn  schon  bei  der  Ausschreibung  allerlei  Be- 
schränkungen auferlegt,  und  was  herausge- 
kommen ist,  ist  denn  auch  nur  ein  riesiger  Nutzbau- 
kasten in  sogenannter  englischer  Renaissance,  der 
zwar  all  die  vielen  Schreiber  schönstens  beher- 
bergen, sonst  aber  zum  Ruhme  Londons  wenig 
hinzufügen  wird.  Die  Juroren,  unter  ihnen  der 
greise  Norman  Shaw  und  Sir  Aston  Webb, 
Erbauer  des  riesigen  neuen  Victoria-  und  Albert- 
Museums , erkannten  einem  Mr.  R.  Knott, 
einem  dreiundzwanzigjährigen  jungen  Architek- 
ten, einstimmig  den  Preis  zu.  Da  Knott  ein 
Schüler  Webbs  ist,  und  sein  Entwurf  nichts  von 
einer  besonderen  Note  aufweist,  kann  man  wohl 
eigentlich  sagen,  daß  Webb  der  Vater  desselben 
ist.  Erstaunlich  ist  es  allerdings,  wie  sehr  der 
Entwurf  allen  gemachten  praktischen  An- 
forderungen gerecht  wird.  Um  die  furchtbare 
Monotonie  der  siebenhundert  Fuß  langen  Fluß- 
front einigermaßen  abzuschwächen,  hebt  Knott 
den  Mitteltrakt  des  Gebäudes  durch  eine  wuch- 
tige Säulenstellung  heraus  und  gibt  wenigstens 
den  Enden  der  zwei  Seitenflügel  durch  durch- 
gehende Rustikapilaster  einen  gewissen  Charak- 
ter. Die  Dachproblemlösung  scheint  am  wenigsten 
gelungen;  acht  Schornsteine,  je  vier  auf  den  zwei 
Seitenflügeln,  erheben  sich  schüchtern  einige  Fuß 
hoch,  als  wäre  die  Vertikale  hier  ganz  verpönt. 
Und  die  kleine  Laterne  auf  dem  Mitteltrakt 
kann  da  auch  keine  Abhilfe  schaffen.  Eine  ge- 
wisse utilitarische  Würde  wird  man  ja  dem  Ge- 
bäude nicht  absprechen  können,  denkt  man  aber 
an  das  gegenüberliegende  Parlament  und  seine 
historische  Bedeutung  für  die  Architektur  des 
neunzehnten  Jahrhunderts,  so  muß  man  die  Spar- 
samkeit der  Stadtväter  doppelt  bedauern,  denen 
es  nur  um  die  Befriedigung  ihrer  Not,  nicht  um 
den  Ruhm  und  die  Schönheit  ihrer  Stadt  zu 
tun  war. 

Daß  diese  Herrschaften  natürlich  keinen 
Pfennig  übrig  hatten,  um  die  alte  Crosby  Hall 


208 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


ii 


in  Bishopsgate  St.  vor  dem  Einbruch  zu  retten, 
ist  begreiflich.  Diese  Hall  ist  eines  der  wenigen 
Gebäude  der  City,  die  s.  Z.  dem  großen  Feuer 
entgangen  waren.  Sie  stellte  ein  sehr  bedeut- 
sames Beispiel  häuslicher  Ärdiitektur  des  aus- 
gehenden Mittelalters  dar,  wenn  auch  nur 
einzelne  Teile,  so  die  Banqueting  Hall,  als  wirk- 
lich alt  gelten  konnten.  Obwohl  der  König  sidi 
persönlich  für  die  Erhaltung  von  Crosbg  Hall 
aussprach,  und  obwohl  gegen  ^ 50,000  zu  diesem 
Zwecke  gesammelt  worden  waren,  scheiterten 
doch  alle  Rettungsversuche,  weil  weder  die  City 
noch  „Greater  London“  irgendwelche  Opfer  zu 
bringen  bereit  waren.  Jetzt  ist  das  alte  Ge- 
bäude völlig  abgerissen,  und  ein  Bankhaus  wird 
sich  bald  an  seiner  Stelle  erheben.  Die  alte 
Eichendecke  der  Banketthalle,  sowie  andere 
Stücke  von  künstlerischem  Wert  hat  man  sorg- 
fältig aufbewahrt,  um  sie  wenigstens  so  zu 
retten.  Was  aus  ihnen  werden  wird,  ist  noch 
unsicher.  So  geschehen  im  London  des  zwan- 
zigsten Jahrhunderts! 

Lord  Battersea,  der  Ende  vorigen  Jahres 
starb,  hat  der  Londoner  Tate  Galery  Burne- 
Jones’  „Goldene  Treppe“  testamentarisch  ver- 
macht, jenes  Bild,  das  eine  größere  Änzahl 
Burne-Jones’scher  Mädchentypen  in  verschie- 
denen reizvollen  Stellungen  vorführt.  Da  die 
Galery  bisher  nur  ein  Bild  des  Meisters  („König 
Cophetua“)  besitzt,  so  ist  dieser  Zuwachs  sehr 
erwünscht. 

Eine  Versammlung,  die  der  Lord  Mayor  im 
Februar  einberufen  hatte,  verhandelte  über  den 
im  nächsten  Äugust  hier  stattfindenden  inter- 
nationalen Kongress  zur  Äüsgestaltung  des 
Kunst-  und  Zeichnenunterrichtes.  Der  erste 
dieser  Kongresse  war  1900  in  Paris  während 
der  Äusstellung  abgehalten  worden,  der  zweite 
in  Bern  1904;  an  ihm  hatten  achthundert  Mit- 
glieder von  einundzwanzig  Nationen  teilge- 
nommen. Für  Äugust  erwartet  man  eine  noch 
viel  umfassendere  Beteiligung.  Eine  Äusstellung 
von  Zeichnungen,  die  die  Lehrmethoden  der 
verschiedenen  Nationen  vorführen  soll,  wird 
während  der  Tagung  des  Kongresses  im  South 
Kensigton  Museum  abgehalten  werden.  F. 

s 


PARIS  =- 

In  regelmäßigen  Zwischenräumen  wird  in 
Paris  die  Frage  aufgeworfen,  wann  endlich  das 
Kolonialministerium  den  Pavillon  de  Flore  der 
Tuilerien  verlassen  wird,  um  so  die  für  die  Kunst- 
sammlungen seit  Jahren  so  dringend  notwendige 


Erweiterungsmöglichkeit  zu  schaffen  und  um  i 

wenigstens  eine  der  das  Louvre  ständig  be-  j 

drohenden  Feuersgefahren  zu  beseitigen.  Es  | 

ist  zu  hoffen,  daß  es  mit  dem  Umzug  der  Ko-  ’ 

lonien  nunmehr  endlich  Ernst  werden  wird,  ] 

nachdem  vor  einigen  Tagen  im  Kolonial-  ] 

ministerium  ein  regelrechter  Brand  ausgebrochen  j 

ist,  der  gerade  noch  rechtzeitig  von  der  Feuer-  ; 

wehr  gelöscht  werden  konnte.  Mit  diesem  Um-  ‘ 

zuge  wäre  allerdings  nur  eine  der  Gefahren  ' 

beseitigt:  nach  wie  vor  kochen  die  Frauen  der 
Äufseher  ihren  Pot-au-feu  unter  den  Dach-  i 
Stühlen  des  Louvre,  nach  wie  vor  werden  in 
Erdgeschossen  die  französischen  Rententitel  mit 
Hilfe  eines  Gasmotors  gedruckt  und  die  Kessel 
der  Zentralheizung  mit  vollen  Kohlenschaufeln 
gespeist,  nach  wie  vor  bleibt  das  Finanz- 
ministerium unter  gleichem  Dache  mit  den 
Schätzen  der  Kunst  aller  Zeiten. 

Äus  der  Provinz  sind  einige  Funde  zu  be- 
richten. In  Lapte  (Departement  Haute  Loire) 
fand  ein  Bauer  in  seinem  Felde  eine  wohl- 
erhaltene mit  gallischen  Münzen  gefüllte  Urne. 
Unter  den  Münzen  sind  besonders  eine  Änzahl 
Goldstateren  hervorzuheben,  die  einem  von 
Münzen  Philipps  II.  von  Mazedonien  abge- 
leiteten Typus  angehören.  Im  Gerichtsgebäude 
zu  Etampes  ist  man  im  Begriff,  sehr  inter- 
ressante  Wandmalereien  aus  dem  fünfzehnten 
Jahrhundert  aufzudecken,  dieselben  sollen  die 
Schenkung  der  Baronie  Etampes  durch  Philipp 
den  Schönen  an  Louis  von  Evreux  (1307) 
darstellen. 

Äuch  um  die  Erhaltung  der  vorhandenen 
Kunstschätze  bemüht  man  sich.  Äuf  dem  Mont 
Saint  Michel  ist  die  Äbtei  selber  Staatsbesitz 
und  so  vor  den  Vandalen  geschützt,  doch  zu 
den  Füssen  der  Merveille  sind  die  Schmarotzer 
am  Werk:  Eine  Poldergesellschaft  wird  in  ab- 
sehbarer Zeit  die  ehrwürdige  Insel  mit  dem 
Festlande  verbunden  haben,  auf  der  Insel  selbst 
haben  allerhand  industriöse  Leute,  besonders 
das  fruchtbare  Geschlecht  der  mere  Poulard, 
die  Flanken  des  heiligen  Berges  mit  allerhand 
Dependancen,  Hotels  und  Kitschmuseen  ge- 
schändet, jetzt  wollte  man  anscheinend  auf  der 
Nordseite  unter  dem  Schatten  der  ehrwürdigen 
Reste  des  Waldes  von  Scissy  Terrassen  mit 
„Blick  aufs  Meer“  anlegen.  Rechtzeitig  hat  sich 
der  Staat  die  betreffenden  Grundstücke  gesichert. 
Äuch  in  den  Kolonien  beginnt  man  auf  die  Er- 
haltung der  von  den  europäischen  Kulturträgern 
unversehrt  gelassenen  Kunstdenkmale  bedacht 
zu  werden,  so  hat  die  Republik  dieser  Tage 
eine  Kommission  zur  Erhaltung  der  Kunstdenk- 
male in  Indochina  errichtet,  an  deren  Spitze  der 
verdiente  Ärchäologe  und  Sekretär  des  In- 


Rundschau 


209 


stitut  Georges  Perrot  steht.  Da  in  der  Kom- 
mission außerdem  noch  eine  Reihe  Kenner  von 
Indodiina  sich  befinden  und  da  der  Vorsitz 
wohl  nur  als  eine  Repräsentationspflicht  aufzu- 
fassen ist,  wird  man  sagen  können  daß  the 
right  man  on  the  right  place  ist. 

Den  Beweis  des  gleichen  wird  hoffentlich  der 
bekannte  Romanschriftsteller  und  Kunstkritiker 
Gustave  Geffroy  erbringen,  der  zum  Ersätze 
des  Herrn  Guiffreg  zum  Direktor  der  Teppich- 
manufaktur der  Gobelins  ernannt  wurde.  Seit 
dem  Äbgange  des  verdienten  Chemikers  Chev- 
reul  hat  man  behauptet,  daß  der  technische 
Betrieb  der  Gobelins  nicht  mehr  ganz  auf  der 
Höhe  und  ein  wenig  schläfrig  sei.  Wünschen  wir, 
daß  Herr  Geffroy,  der  gerade  augenblicklich  am 
Odeon  ein  Stück  mit  größtem  Erfolg  heraus- 
gebracht hat  auf  dem  Gebiet  der  Teppich- 
fabrikation die  Fäden  ebenso  geschickt  unter- 
einander verknoten  wird  wie  in  seinem  Stück 
„l’apprentie“. 

Die  verschiedenen  Salons  und  Privatgesell- 
schaften überschütten  uns  mit  der  Flut  der 
Ausstellungen,  zu  erwähnen  lediglich  eine  Re- 
trospektive Boudins  in  dem  sonst  tödlich  lang- 
weiligen Salon  de  l’Ecole  Fran^aise,  eine  Retro- 
spektive Guys,  im  Cercle  de  la  librairie,  gute 
Aquarelle  in  der  von  Gaston  Latouche  geleiteten 
Societe  de  la  peinture  ä l’Eau,  schöne  deko- 
rative panneaux  von  Manzana- Pissarro  bei 
Druet  und  entzückend  intime  Vuillards  bei  den 
Bernheims.  Die  Societe  Nationale  bereitet  in 
diesem  Jahre  in  dem  Schlösschen  Bagatelle  eine 
Ausstellung  von  Portraits  markanter  Persönlich- 
keiten der  zweiten  Republik  (1848—52)  vor. 

Rudolf  Adelbert  Meyer. 

s 

BELGIEN  = 

Nachdem  an  allen  größeren  Sammlungen  der 
Europäischen  Hauptstädte  Gallerievereine  be- 
stehen, die  dann  mit  ihren  Mitteln  einspringen, 
wenn  der  schwerfällige  Mechanismus  der  staat- 
lichen Organisationen  nicht  schnell  genug  bei 
der  Hand  ist,  so  hat  sich  endlich  auch  in  Brüssel 
ein  Verein  der  Museumsfreunde  gebildet,  an 
deren  Spitze  der  Minister  Beernaert,  der  Vize- 
präsident der  Königlichen  Museumskommission, 
steht.  — Die  Sammlung  der  Stadt  Brügge  befand 
sich  bisher  in  einem  ungünstig  beleuchteten  und 
ziemlich  feuchten  Raume  in  der  KatharinaStraat, 
der  der  dort  auf  bewahrten  Meisterwerke  nicht  ge- 
rade würdig  war,  wenn  er  nicht  gar  die  Er- 
haltung derselben  gefährdete.  Der  Magistrat 
von  Brügge  hat  jetzt  die  erste  Rate  eines 


Kredits  bewilligt,  um  ein  neues  Museum  zu  er- 
richten, daß  durch  Gartenanlagen  dem  Kom- 
plexe der  Vrouvenkerk,  dem  Gruuthuse  und 
dem  Johannesspital  angegliedert  werden  soll. 

— Die  Ausstellung  der  von  Octave  Maus  ge- 

leiteten Libre  esthetique  soll  dieses  Jahr  be- 
sonders umfangreich  gestaltet  werden,  da  die 
Libre  esthetique  auf  ihr  fünfundzwanzigjähriges 
Bestehen  zurückblickt.  Argus. 

s 

HOLLÄND  = 

Die  Erhaltung,  beziehungsweise  der  Abbruch 
von  zwei  alten  Amsterdamer  Gebäuden  gaben 
im  Februar  Anlaß  zu  Erörterungen,  ohne  daß 
man  bis  jetzt  zu  einem  endgültigen  Resultat 
gelangt  wäre.  Das  eine  Mal  handelte  es  sich 
um  die  Instandsetzung  des  in  der  Jodenbreestraat 
gelegenen  Rembrandthauses,  das  die  meisten 
Besucher  Amsterdams,  die  um  Rembrandts  willen 
dorthin  kamen,  wenigstens  von  außen  kennen. 
Das  Innere  war  völlig  verwahrlost.  Nichts  ist 
dort  mehr  erhalten,  was  an  jene  Zeit  erinnern 
könnte,  da  Rembrandt  in  diesen  Räumen  so 
glückliche  und  auch  so  traurige  Tage  durchlebte. 
Nun  endlich  soll  das  Rembrandthaus  vor  dem 
gänzlichen  Verfall  bewahrt  und  in  eine  würdigere 
Verfassung  gebracht  werden.  Die  ersten  Schritte 
dazu  wurden  bereits  im  Jahre  1906  getan,  ge- 
legentlich der  großen  Rembrandtfeier.  Damals 
wurde  das  Gebäude  von  der  Stadt  erworben 
und  die  weitere  Sorge  für  dasselbe  einem  eigens 
zu  diesem  Zwecke  gegründeten  Verein  „Rem- 
brandthuis“  anvertraut.  Über  das  Wie  der 
Restaurierungsarbeiten,  vor  allem  auch,  wozu 
die  freiwerdenden  inneren  Räumlichkeiten  be- 
nutzt werden  sollen,  gingen  die  Ansichten  aus- 
einander. Der  eine  dachte  an  eine  Wieder- 
herstellung der  alten  Einrichtung,  wie  sie  zu 
Rembrandts  Zeit  war.  Ein  Plan,  der  — auch 
bei  der  glücklichsten  Phantasie  — zu  einem  be- 
friedigenden Resultat  wohl  schwerlich  führen 
kann.  Andere  schlugen  vor,  die  einfach  möb- 
lierten Räume  etwa  als  Sitzungslokale  Vereinen 
zur  Pflege  der  Kunst  zur  Verfügung  zu  stellen. 

— Wieder  andere,  darin  eine  Art  Rembrandt- 
archiv  zu  gründen,  in  dem  alles  gesammelt  wer- 
den soll,  was  auf  dem  Meister  Bezug  hat.  So 
ohne  weiteres  läßt  sich  keinem  dieser  Vor- 
schläge zustimmen.  Hier  spielen  Gefühl  und 
Takt  dem  großen  Künstler  gegenüber  zu  sehr 
mit  hinein.  Denn  es  gilt  eine  Gedächtnis- 
stätte zu  schaffen  in  einem  Gebäude,  mit  dem 
so  viel  Rembrandt’sche  Schicks  als  geschichte 
verbunden  ist.  Im  Augenblick  sind  über  diese 


210 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


letzten  Fragen  noch  keine  endgültigen  Beschlüsse 
bekannt  geworden.  Es  sollen  zunächst  nur  die 
notwendigen  baulidien  Äusbesserungen  des 
ganzen  Gebäudes  in  Angriff  genommen  werden. 
Für  diese  Arbeiten  hat  sich  der  Verein  „Rem- 
brandthuis“  der  Mitwirkung  des  Architekten 
K.  P.  C.  de  Bazel  in  Bussum  versichert. 

Eine  trübere  Perspektive  eröffnet  sich  für 
die  Erhaltung  der  zwischen  Kalverstraat  und 
Rokin  in  Amsterdam  gelegenen  sogenannten 
„Nieuwe-Zijds-Kapel“,  eines  der  ältesten  Amster- 
damer Baudenkmale,  mit  dem  auch  ruhmvolle 
historische  Erinnerungen  verbunden  sind.^)  Zu 
dieser  „heiligen  Stätte  in  Amsterdam“  wall- 
fahrteten  die  Kaiser  Maximilian  (1484,  als  er 
noch  Erzherzog  war,  nach  der  Genesung  von 
einer  Krankheit,  die  ihn  im  Haag  befallen  hatte) 
und  Karl  V.  (1531/32).  Auf  Beschluß  des  all- 
gemeinen Kirchenrates  der  niederländischen 
reformierten  Gemeinde  in  Amsterdam  soll  jetzt 
dies  altehrwürdige  Bauwerk  abgebrochen  wer- 
den. Diese  Absicht  ist  nicht  mehr  neu.  Sie 
hat  schon  1898  Anlaß  zu  Kundgebungen  gegen 
solche  Maßnahmen  gegeben.  Nachdem  seit  jenem 
Jahre  für  die  Instandhaltung  der  Kirche  nichts 
mehr  getan  ist,  soll  jetzt  mit  ihrer  Niederlegung 
Ernst  gemacht  werden.  Dagegen  erheben  sich 
aber  energische  Proteste.  Herr  J.  F.  M.  Sterck, 
der  bereits  1898  in  einer  interessanten  Broschüre 
über  die  „Nieuwe  Zijds-Kapel“  gegen  die  Reali- 
sierung jener  Absichten  das  Wort  ergriff,  wendet 
sich  jetzt  in  einem  die  Überschrift  „Kirchen- 
schändung“ tragenden  Artikel  in  der  „Kath. 
lllustratie“  in  schärfstem  Tone  gegen  den  Kirchen- 
rat, der  den  „traurigen  Mut  besitze,  an  eines 
der  schönsten  und  merkwürdigsten  Werke  mittel- 
alterlicher Baukunst  Hand  anlegen  zu  wollen“. 
Auch  von  anderer  Seite  werden  Anstrengungen 
gemacht,  die  Kirche  vor  dem  Untergange  zu 
bewahren.  Sowohl  der  Nederlandsche  Oud- 
heidkundige  Bond  wie  die  Koninklijk  Oudheid- 
kundig  Genootschap  haben  sich  an  den  Kirchen- 
rat gewandt.  Zum  mindesten  solle  man  doch 
nicht  eher  an  die  Niederlegung  gehen,  bevor 
nicht  ganz  sicher  durch  fachmännische  Gutachten 
festgestellt  ist,  daß  aus  technischen  Gründen  die 
Erhaltung  des  Bauwerkes  unmöglich  ist.  Dann 
ist  es  noch  immer  Zeit,  die  geplante  kleinere 
neue  Kirche  mit  Verkaufsläden  darum  aufzu- 
stellen. Die  „Nieuwe -Zijds-Kapel“  verdankt 
ihre  Gründung  einer  Wundergeschichte : daß  eine 
zufällig  in  ein  Kaminfeuer  geworfene  Hostie 

')  Es  ist  die  Kirche,  die  man  links  auf  der  fälschlidi 
Rembrandt  zugeschriebenen  Zeichnung  in  der  Älbertina 
mit  der  Ansicht  des  Rokin  in  Amsterdam  sieht.  Sie  ist 
abgebildet  auf  Seite  IX  in  Rosenbergs  „Rembrandt“ 
(Klassiker  der  Kunst). 


dort  nicht  verbrannte.  Zur  Aufbewahrung  der- 
selben wurde  an  der  „heiligen  Stätte“,  wo  am 
15.  März  1345  das  Wunder  geschehen  sein 
soll,  die  Kirche  erbaut,  zu  deren  wundertätigem 
Heiligtume  alljährlich  feierliche  Prozessionen 
stattfanden.  Aus  dem  Jahre  1361  stammt 
die  erste  urkundliche  Erwähnung  der  „Kapelle“, 
die  allerdings  später  zwei  Mal  abbrannte 
(1421  und  1452),  aber  wieder  neu  aufgebaut 
wurde.  Es  würde  zu  weit  führen,  näher  auf 
ihre  Geschichte  und  die  nicht  mehr  erhaltenen 
reichen  Kunstschätze,  mit  denen  sie  einst  ge- 
schmückt war,  einzugehen.  Nur  sei  erwähnt, 
daß  Jacob  Cornelisz  van  Oostzanen  für  die  Kirche 
(wahrscheinlich  kurz  vor  1518)  eine  Reihe  von 
Gemälden  gemalt  hat,  die  jene  Wundergeschichte 
der  Hostie  darstellten.  Leider  existieren  davon 
nur  noch  acht  Fragmente,  die  von  R.  de  Vries 
zum  ersten  Mal  mit  Jacob  Cornelisz  vanOostzanen 
zusammengebracht  wurden  („De  Gids“,  1876, 
Sept.  Seite  536.  Weiteres  über  diese  bisher  so 
gut  wie  völlig  unzugänglichen  Gemälde  gibt 
J.  F.  M.  Sterck  in  Oud  Holland,  1895,  Seite  193 
bis  208).  Von  Jacob  Cornelisz  van  Oostzanen 
ist  auch  noch  ein  monogrammierter  und  1518. 
datierter  Holzschnitt  mit  dem  Hostienwunder 
bekannt,  der  als  „Bedefartprentje“  an  die  zahl- 
reichen Wallfahrer  zu  der  heiligen  Stätte  ver- 
teilt wurde.  Die  reformierte  Gemeinde  gibt  als 
Grund  für  ihr  Vorgehen  an,  sie  besitze  nicht 
die  Mittel  für  eine  Restaurierung  der  Kirche, 
die  in  diesem  Falle  so  gut  wie  ein  völliger 
Neubau  wäre.  Man  nimmt  aber  als  sicher  an, 
daß  die  Regierung  eine  materielle  Beihülfe  ge- 
währen würde.  Sie  ist  bis  jetzt  aber  noch  nicht 
darum  gebeten  worden. 

In  Sachen  der  würdigeren  Einrichtung  des 
Nachwache-Saales  im  Rijksmuseum  wurde  am 
22.  Februar  von  der  „Nachwache-Kommission“ 
eine  Versammlung  abgehalten,  über  deren  Er- 
gebnis nichts  in  die  Öffentlichkeit  gedrungen  ist. 

Im  Rijksprentenkabinet  in  Amsterdamm  wurde 
Anfang  März  eine  Ausstellung  von  Handzeich- 
nungen und  Stichen  niederländischer  Künstler 
mit  Darstellungen  der  Ruinen  in  und  um  Rom 


eröffnet. 


Kurt  Freise. 


DER  DEUTSCHE  VEREIN  FÜR  KUNST- 
WISSENSCHAFT. 

Am  7.  März  hat  in  Frankfurt  a.  M.  im 
Sendcenbergischen  Institut  die  Gründung  des 
Deutschen  Vereins  für  Kunstwissenschaft  unter 
dem  Vorsitz  von  Wilhelm  Bode,  Exzellenz  Alt- 
hoff und  Geh.  Rat.  Schmidt  stattgefunden.  Es 


Rundschau 


211 


ist  damit  eine  Idee  zur  Tat  geworden,  deren 
Folgen  für  die  Entwicklung  der  deutschen  Kunst- 
wissenschaft auf  der  einen  Seite  — und  die 
Pflege  nationaler  Kultur  im  weitesten  Sinne 
des  Wortes  auf  der  anderen  Seite  heute  noch 
gar  nicht  zu  übersehen  sind.  Eine  erlesene  Ver- 
sammlung, in  der  überwiegenden  Mehrzahl  Ver- 
treter der  Wissenschaft  aus  allen  Teilen  des 
Reiches  — aus  Wien  war  als  Delegierter  Prof. 
Dvorak,  aus  Bern  Prof.  Ärtur  Weese  erschienen 
— hatte  sich  zu  der  wichtigen  Tagung  ein- 
gefunden. Äm  Äbend  vorher  hatte  in  einem 
kleinen  geschlossenen  Kreise  von  Delegierten 
und  Freunden  des  Vereins  eine  Vorberatung 
stattgehabt,  in  der  die  Statuten  einer  ein- 
gehenden Erörterung  unterzogen  wurden,  die 
dann  am  nächsten  Tage  ohne  erhebliche  Ände- 
rungen im  Plenum  der  Versammlung  angenom- 
men wurden. 

Trotz  der  Einwendungen  Prof.  Lichtwarks, 
der  prinzipiell  von  einer  Heranziehung  der 
Lehrer  im  Dienste  der  künstlerischen  Vorbildung 
der  Jugend  nichts  wissen  wollte,  erblickt  der 
Deutsche  Verein  für  Kunstwissenschaft  die  Haupt- 
aufgaben seiner  Wirksamkeit  nach  zweierlei 
Richtungen  hin:  Einmal  in  der  Erforschung  und 
systematischen  Bearbeitung  der  deutschen  Kunst- 
denkmäler, für  die  eine  große  Publikation  ge- 
schaffen werden  soll,  die  „Monumenta  artis 
Germaniae“,  oder  wie  sie  auf  Thodes  Vorschlag 
richtiger  heißen  wird,  „Die  Denkmäler  deutscher 
Kunst“,  zweitens  aber  — und  darin  liegt,  wie 
Exzellenz  Älthoff  und  der  Großindustrielle  Ge- 
heimrat von  Böttinger  sehr  richtig  bemerkten, 
die  eigentlich  werbende  Kraft  — soll  es  sich  der 
Deutsche  Verein  zur  Äufgabe  machen,  die  all- 
gemeine Kunstbildung  im  Volke  zu  heben.  Ob- 
wohl die  eigentlichen  Bestimmungen  hierüber 
auf  den  Äntrag  Lichtwarks  aus  den  Statuten 
gestrichen  wurden,  so  wird  doch  dies  auch  für 
die  Zukunft  eine  wichtige  Seite  der  Betätigung 
sein,  die  man  nicht  aus  dem  Äuge  verlieren 
darf,  soll  der  Verein  in  der  Tat  sein  großes 
Werk  auf  breiter  Basis  und  unter  Beteiligung 
der  Gebildeten  aller  Stände  aufbauen. 

In  der  Nadimittagssitzung  wurde  sodann  ein 
Ausschuß  von  100  Mitgliedern,  davon  nur  die 
Hälfte  Kunsthistoriker,  und  von  diesen  wiederum 
der  Vorstand  von  25  Mitgliedern  gewählt.  Zum 
Ehrenvorsitzenden,  der  aber  zugleich  Mitglied 
bleibt,  wurde  unter  allgemeiner  Zustimmung 
Exzellenz  Älthoff  ernannt.  Erster  Vorsitzender 
ist  Wilhelm  Bode,  zweiter  Geheimrat  Schmidt 
als  Vertreter  des  preußischen  Ministeriums, 
dritter  Geheimrat  Winterstein  im  bayrischen 
Ministerium.  Zu  Schriftführern  wurden  Hofrat 
Koetschau -Weimar  und  Prof.  Goldschmidt-Halle, 


zu  Schatzmeistern  Dr.  Eduard  Simon  und  Ver- 
lagsbuchhändler Ä.  Scherl,  beide  in  Berlin,  er- 
nannt. Unter  den  übrigen  Mitgliedern  des  Vor- 
standes seien  die  Herren  v.  Seidlitz,  Dresden, 
V.  Rebe r,  München,  Thode,  Heidelberg,  Licht- 
wark,  Hamburg,  v.  Oettingen,  Reichenberg, 
Dehio,  Straßburg,  Wickhoff,  Wien,  v.  Böt- 
tinger.Elberfeld,  v.Bezold,  Nürnberg,  genannt. 
Die  vorbereitende  Arbeit  für  die  Denkmälerpubli- 
kation, die  naturgemäß  verschiedenen  Arbeits- 
sektionen  übertragen  werden  muß,  liegt  in 
Händen  der  Herren  Prof.  Dvorak,  Wien  und 
Prof.  Goldschmidt,  Halle. 

Inzwischen  ist  es  bekannt  geworden,  daß 
der  deutsche  Kaiser  das  ihm  angetragene  Pro- 
tektorat des  Vereins  angenommen  hat.  Es  ist 
vorauszusehen,  daß  auch  die  übrigen  deutschen 
Fürsten  sowie  die  hohen  geistlichen  Würden- 
träger gern  dem  Beispiel  folgen  werden,  um 
einer  Gesellschaft,  die  die  Pflege  deutscher  Kunst 
sowohl  in  wissenschaftlicher  wie  populärer  Form 
zu  ihrer  vornehmsten  Aufgabe  gemacht  hat, 
Förderung  und  tatkräftige  Unterstützung  zu  ge- 
währen. 

Die  Gebildeten  aller  Stände  aber  werden  die 
Idee  Bodes  hoffentlich  mit  der  Begeisterung 
aufgreifen,  ohne  die  noch  nie  in  der  Welt- 
geschichte wahrhaft  Großes  vollführt  werden 
konnte.  Der  Anfang  ist  gemacht.  Wir  haben 
allen  Grund,  der  Zukunft  unserer  deutschen 
Kunstwissenschaft  und  der  künstlerischen  Bil- 
dung des  deutschen  Volkes  mit  froher  Zuversicht 
entgegenzusehen.  B. 

s 

KLEINE  NACHRICHTEN 

Augsburg.  In  der  Barfüßerkirche  ist  ein  großes 
Fresko  entdeckt  worden,  das  aus  dem  Mittelalter  stammt, 
(13.  oder  15.  Jahrhundert?);  es  sind  fünf  überlebensgroße 
Engel  schwebend  dargestellt. 

Berlin.  Geheimrat  Julius  Lessing,  der  Direktor  des 
Berliner  Kunstgewerbe-Museums,  ist  in  der  Nacht  vom 
13.  zum  14.  März  im  Krankenhause  nach  längerem  Leiden 
gestorben;  kurz  vor  der  Übergabe  der  Museumsleitung 
an  seinen  Nachfolger,  Otto  v.  Falke,  die  am  1.  April  statt- 
finden sollte.  Eine  kurze  Würdigung  seiner  Persönlichkeit 
und  Verdienste  haben  wir  bereits  in  Heft  1/2,  S.66  gegeben. 

Ein  anderer  sehr  schmerzlicher  Verlust  hat  die  Kgl. 
Museen  in  diesen  Tagen  betroffen:  Hugo  v.  Tschudi  hat 
aus  Gesundheitsrüdcsichten  einen  Urlaub  von  einem  Jahr 
genommen.  In  Wirklichkeit  bedeutet  das  wohl  seinen 
Rüchtritt  von  der  Leitung  der  Nationalgalerie,  die  er  in 
wahrhaft  künstlerischem  Sinne  geführt  hat.  Als  sein  Nach- 
folger wird  von  der  Frankfurter  Zeitung  Prof.  Dr.  Ludwig 
Justi,  Sekretär  der  Kgl.  Akademie  der  Künste  in  Berlin, 
früher  Direktor  des  Städelschen  Instituts  in  Frankfurt, 
genannt.  — Über  die  ganze  Angelegenheit  ist  von  den 
Tageszeitungen  so  ausführlich  berichtet  worden,  daß  es 
sich  erübrigt,  an  dieser  Stelle  näher  darauf  einzugehen.  S. 

Düsseldorf.  Nicht  Olbrich,  sondern  der  Dresdener 
Architekt  Wilhelm  Kreis  ist  als  Direktor  an  die  Kunst- 
gewerbeschule berufen  worden  und  hat  den  Ruf  ange- 
nommen. 

Frankfurt  a.  M.  Das  neue  städtische  Museum  ist 
nun  von  der  Stadt  selber  finanziell  fundiert  worden.  Von 
Plan  und  Organisation  der  Sammlungen  war  im  letzten 


212 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Heft  die  Rede.  Jetzt  haben  die  Stadtverordneten  den  Be- 
schlüssen des  Magistrats  ihre  Zustimmung  erteilt,  wonach 
die  Summe  von  252000  Mk.  zu  den  Zwecken  der  Galerie 
sogleich  zur  Verfügung  gestellt  wird;  für  das  nächste  Jahr 
sind  100000  Mk.  und  für  die  drei  folgenden  je  30000  Mk. 
vorgesehen,  und  diese  ganze  Summe  soll  gleichfalls  schon 
jetzt  in  Rechnung  gezogen  werden.  Diese  Aufwendungen 
kommen  vornehmlich  der  Sammlung  Frankfurter  Kunst 
und  der  Skulpturensammlung  zugute:  an  beiden  Stellen 
ist  von  Direktor  Swarzenski  schon  ein  bedeutender  Grund- 
stock geschaffen  worden.  Die  in  der  letzten  Zeit  ausge- 
stellten 28  Bilder  von  Boehle  sind  so  gut  wie  angekauft, 
und  die  Skulpturensammlung  besitzt  schon  eine  größere 
Anzahl  von  meist  deutschen,  zum  Teil  sehr  interessanten 
Plastiken.  Über  die  neueste  Erwerbung  auf  diesem  Ge- 
biet berichtet  die  „Frankfurter  Zeitung“: 

Die  Verhandlungen  mit  Frau  Furtwängler,  der  Witwe 
des  großen  Münchener  Archäologen,  sind  zum  Abschluß 
gekommen  und  haben  zur  Erwerbung  der  Furtwängler- 
schen  Antikensammlung  für  die  plastische  Abteilung  der 
neuen  städtischen  Galerie  geführt.  Die  Sammlung  umfaßt, 
von  den  Fragmenten  abgesehen,  über  hundert  Stücke,  die 
durchweg  von  künstlerischem  und  wissenschaftlichem  Inte- 
resse sind,  darunter  eine  große  Anzahl  von  Werken,  die 
zu  dem  hervorragendsten  gehören,  was  wir  aus  den  be- 
treffenden Gebieten  der  antiken  Kunst  besitzen.  Es  handelt 
sich  ausschließlich  um  Werke  der  Kleinkunst,  und  zwar 
vornehmlich  um  Werke  der  Kleinplastik:  Bronzen  und 
Terrakotten.  Diese  geben  in  erlesenen  Exemplaren  einen 
fast  vollständigen  Überblick  über  die  Entwickelung  der 
riechischen  Plastik,  von  der  archaischen  Zeit  bis  zur 
ellenistischen  Epoche.  Entsprechend  der  künstlerischen 
Persönlichkeit  Furtwänglers  überwiegt  bei  allen  Stücken 
der  rein  künstlerische  Charakter  über  das  eugere  archäo- 
logische Interesse.  Es  ist  nur  dem  persönlichen  Entgegen- 
kommen und  der  Opferwilligkeit  von  Frau  Furtwängler 
zu  danken,  daß  die  Sammlung  schließlich  doch  für  Frank- 
furt erworben  werden  konnte;  ein  viel  höheres  Angebot 
von  amerikanischer  Seite  wurde  ausgeschlagen,  um  die 
Sammlung  als  geschlossenes  Ganzes  in  Deutschland  zu 
erhalten.  Überdies  wurde  ein  schöner  lebensgroßer  Ala- 
basterkopf Alexanders  des  Großen,  aus  Ägypten  stammend, 
von  Frau  Furtwängler  der  jungen  Frkf.  Samml.  gestiftet. 

Hannover.  Der  18.  Dclegiertentag  des  Verb.  Deutscher 
Kunstgewerbevereine,  der  am  22.  März  dieses  Jahres 
in  Hannover  Zusammentritt,  hat  eine  sehr  umfangreiche 
Tagesordnung  zu  erledigen.  Er  hat  nicht  nur  die  Berichte 
über  die  geschäftlichen  Angelegenheiten  des  Verbandes 
entgegenzunehmen,  er  wird  sich  auch  nicht  allein,  wie 
schon  mitgeteilt,  mit  der  kunstgewerblichen  Gebühren- 
ordnung, mit  dem  Rechte  der  Angestellten  an  ihren  Ent- 
würfen, mit  Lehrwerkstätten  und  Wanderausstellungen 
beschäftigen,  sondern  er  wird  auch  über  kunstgewerbliche 
Fachzeitschriften,  über  Kunstgewerbe-  und  Gewerbe- 
museen, über  den  Austausch  von  Jahresberichten,  über 
das  Abhalten  eines  Kunstgewerbetages,  über  die  Be- 
ziehungen zum  Deutschen  Werkbunde  und  endlich  über 
den  Wert  der  technischen  Arbeit  als  Erziehungsmittel 
beraten.  Von  Seiten  der  Deutschen  Regierungen  werden 
maßgebende  Vertreter  zu  dem  Delegiertentage  erscheinen. 

St.  Johann.  In  dem  neuen  Saar-Museum,  dessen  Er- 
öffnung im  April  d.  J.  stattfinden  soll,  sind  neben  der 
naturwissenschaftlichen  und  der  Industrie-Abteilung  (die 
den  wesentlichsten  Bestandteil  bilden)  auch  zwei  Säle  für 
Kunstgewerbe  vorgesehen.  Man  hofft  aus  dem  Kunst- 
besitz alter  Familien  im  Saargebiet  eine  interessante 
Sammlung  zusammenzubringen. 

Köln.  Zum  Direktor  des  Kunst-  und  Gewerbemuseums 
wurde  als  Nachfolger  Otto  von  Falkes  der  bisherige 
Assistent  am  Berliner  Kunstgewerbemuseum  Dr.  Creutz 
ernannt. 

München.  Die  Obliegenheiten  Prof.  Furtwänglers  sind 
nach  seinem  Tode  geteilt  worden.  Prof.  Wolters  aus  Würz- 
burg übernimmt  außer  der  Professur  an  der  Universität  die 
Leitung  der  Glyptothek  und  des  Gipsabgußmuseums,  und 
Furtwänglers  Assistent  Dr.  Sieveking  Vasensammlung  und 
Antiquarium. 

Weimar.  Der  Großherzog  hat  dem  Staatsmuseum 
die  einen  Wert  von  ungefähr  30000  Mk.  repräsentierende 
Sammlung  von  Münzen  und  Medaillen  des  Dresdener 
Sammlers  Dr.  Spitzen  geschenkt.  Die  Sammlung  ent- 
hält besonders  viele  Stücke  aus  der  Reformationszeit. 


Der  Umbau  des  alten  großherzoglichen  Museums  in 
Weimar,  der  sich  auf  alle  Räume,  die  Preller-Galerie  aus- 
genommen, erstrecken  soll,  ist  vom  Großherzog  genehmigt 
worden.  Die  Kosten  des  Umbaues,  der  nach  den  Plänen 
des  Professors  van  de  Velde  erfolgen  soll,  werden  auf 
etwa  250000  Mark  geschätzt. 

Rom.  Auf  Grund  des  Übereinkommens  zwischen  der 
österreichischen  Botschaft  und  dem  Ministerium  der  öffent- 
lichen Arbeiten  wird  das  Palazetto  di  Venezia  abgetragen 
und  auf  einem  Raum  zwischen  Piazza  di  San  Marco  und 
Via  degli  Astalli  wieder  aufgebaut  werden.  In  Wien 
wird  unterdessen  über  den  Palazzo  di  Venezia  ein  großes 
Werk  vorbereitet,  dessen  Verfasser  J.  P.Dangel,M.Dvoräk 
und  H.  Egger  sein  sollen. 

— Die  Villa  Bonaparte,  welche  vor  einem  Jahre  vom 
preußischen  Staate  angekauft  wurde,  ist  leider  nicht  für 
ein  deutsches  Künstlerheim  (in  der  Art  der  französischen 
Akademie)  bestimmt  worden,  worauf  die  Künstler  in  Rom 
schon  gehofft  hatten.  Der  Vertreter  Preußens  beim  Vati- 
kan wird  die  Villa  beziehen.  Ein  kleiner  Trost  ist  es, 
daß  die  Villa  Falconieri  bei  Frascati  vom  Kaiser  zum 
Aufenthaltsort  für  deutsche  Künstler  bestimmt  ist;  zu 
welchem  Zwecke  auch  Ateliers  für  Maler  und  Bildhauer 
angebaut  werden  sollen  (von  v.  Ihne). 

Die  Hebung  der  künstlerischen  Kultur  des  Ita- 
lienischen Klerus  ist  ein  Wunsch,  welcher  Pius  X.  be- 
sonders am  Herzen  zu  liegen  scheint.  Der  Kardinal  Staats- 
sekretär Merry  del  Val  hat  an  die  Erzbischöfe  und  Bischöfe 
Italiens  ein  Rundschreiben  erlassen,  in  welchem  um- 
fassende Maßregeln  getroffen  sind,  die  Geistlichen  des 
Landes  zu  verständnisvollen  Hütern  der  ihnen  anver- 
trauten Kunstschätze  zu  machen.  In  jeder  Diözese,  so 
hat  Pius  X.  angeordnet,  soll  eine  Kommission  eingesetzt 
werden  wenigstens  aus  zwei  Mitgliedern  bestehend,  die 
zu  verhüten  haben,  daß  aus  den  Kirchen  irgend  etwas 
entfernt  werde  und  daß  nichts  zugrunde  gehe.  Diese 
Kommissionen,  in  welche  Geistliche  und  Laien  berufen 
werden  können,  sollen  vollständige  Kataloge  verfassen 
und  die  Vorgesetzte  geistliche  Behörde  dauernd  über  alle 
Vorgänge  auf  dem  laufenden  erhalten.  Den  Bischöfen 
wird  überdies  empfohlen,  bei  ihren  Besuchen  in  den  Diö- 
zesen sich  persönlich  zu  überzeugen,  ob  diese  Anord- 
nungen pünktlich  befolgt  werden. 

Als  eins  der  wichtigsten  Mittel  den  Geistlichen  ein 
Verhältnis  zur  Kunst  zu  geben,  welches  ihnen  bisher 
meistens  gefehlt  hat,  empfiehlt  Pius  X.  die  Errichtung 
Kunstwissenschaftlicher  Lehrstühle  in  den  Seminarien  oder 
doch  wenigstens  die  Einrichtung  von  Vorträgen  über 
Kunstgeschichte.  So  ist  in  Mailand  bereits  ein  geistlicher 
Lehrstuhl  für  Kunstwissenschaft  errichtet  worden  und  an- 
dere werden  vorbereitet.  Der  Papst  bringt  diesem  Unter- 
nehmen, wie  versichert  wird,  das  größte  persönliche 
Interesse  entgegen.  Die  entlegenste  Kirche,  so  soll  er 
sich  geäußert  haben,  muß  einen  Katalog  ihrer  Kunst- 
schätze besitzen  und  unter  verständnisvoller  Aufsicht 
stehen.  Denn  sie  könnte  ein  Kunstwerk  von  unschätz- 
barem Wert  enthalten,  welches  durch  dauernde  Vernach- 
lässigung sicherem  Untergange  geweiht  sein  würde. 

Sollten  die  Pläne  Pius  X.  so  ausgeführt  werden,  wie 
er  es  wünscht,  so  würde  damit  in  der  Tat  für  die  Denk- 
malspflege in  Italien  etwas  unendlich  wichtiges  und  segen- 
bringendes geleistet  worden  sein.  E.  St. 

Verona.  Ein  bemerkenswerter  Fall  von  gesetzlichem 
Denkmalsschutz  gereicht  Verona  zur  Ehre;  ein  Bürger  ist 
verurteilt  worden,  weil  er  die  Balkone  an  seinem  Hause 
verkauft  hatte,  obgleich  diese  staatlich  nicht  in  das  In- 
ventar der  unverkäuflichen  Kunstgegenstände  aufgenommen 
waren.  Das  Gericht  hat  also  die  unzulänglichen  Ausfuhr- 
verbote durch  ein  Präjudiz  ergänzt,  das  den  ästhetischen 
Bestand  der  Immobilien  zu  erhalten  strebt. 

Barcelona.  Die  hiesigen  Kunstsammlungen  erfahren 
zur  Zeit  eine  Neuordnung.  Die  Gemälde  moderner  Meister 
sind  jetzt  im  ehemaligen  Museo  de  Rcproduciones  unter- 
gebradit,  während  die  älteren  Gemälde  im  Palacio  Real 
ein  neues  Heim  finden.  Neben  zahlreichen  hochromani- 
schen und  gotischen  Plastiken  wurde  in  letzter  Zeit  vom 
Museum  das  Hauptwerk  des  Maestre  Alfonso,  die  Marter 
des  heil.  Mena  aus  S.  Cugat  de  Vallas,  sowie  ein  großer 
katalonischer  Retablo  aus  dem  Anfang  des  XV.  Jahr- 
hunderts mit  Szenen  aus  dem  Leben  des  heil.  Petrus  und 
heil.  Georg  erworben. 


UTERATUR 


Budolf  Sillib.  Schloß  und  Garten  in 
Schwetzingen.  Heidelberg,  Carl  Winter’s 
Universitätsbuchhandlung,  1907. 

Das  hübsch  ausgestattete  kleine  Buch  stellt 
eine  vollständige,  sehr  sorgsam  ausgearbeitete 
Monographie  dar,  welche  vor  so  mandien  an- 
deren Publikationen  in  den  bekannten  Mono- 
graphiensammlungen  den  Vorzug  wissensdiaft- 
lichen  Wertes  hat,  ohne  des  Reizes  liebens- 
würdiger Darstellung  zu  entbehren.  Der  Ver- 
fasser, Bibliothekar  in  Heidelberg,  der  es  seiner 
Vaterstadt  Mannheim  zu-  ihrem  300-jährigen 
Jubiläum  gewidmet  hat,  zeigt  sich  durch  große 
Vertrautheit  mit  seinem  Gegenstände  — wie  sie 
sich  nur  durch  ein  liebevolles  Verhältnis  und 
durch  langjährige  Änschauung  ergibt  — zu  seiner 
Aufgabe  von  vornherein  wie  berufen.  Indem 
er  durch  dankenswerte  archivalische  Forschung 
eine  ganze  Reihe  interessanter  neuer  Notizen 
beibringt  und  die  Schwetzinger  Anlagen  nach 
ihrem  kunst-  und  kulturgesdiichtlichen  Werte 
zu  würdigen  weiß,  hat  er  uns  einen  vorzüglichen 
Beitrag  zur  Kenntnis  jener  Tage  geliefert,  wie 
wir  nur  wünschen  können,  daß  in  solcher  Weise 
noch  manche  von  den  Fürstensitzen  des  18.  Jahr- 
hunderts behandelt  werden  möchten,  an  denen 
Deutschland,  Dank  der  vielgeschmähten  und  doch 
so  segensvollen  Kleinstaaterei,  noch  heute  so 
reich  ist. 

Sillib  vermag  die  Geschidite  von  Schwetzingen 
in  sehr  früher  Zeit  mit  einigen  Streiflichtern  zu 
beleuditen.  Wir  erfahren,  daß  die  anfängliche 
ritterliche  Herrenburg  im  15.  Jahrhundert  in  pfalz- 
gräflichen Besitz  übergeht,  und  wie  hier  lang- 
sam eine  kurfürstliche  Residenz  entsteht,  die 
aber  unter  den  Stürmen  des  30-jährigen  und 
des  Orleans’schen  Krieges  zu  leiden  hat,  ja  zer- 
stört wird,  bis  dann  unter  den  drei  Kurfürsten 
des  18.  Jahrhunderts  jene  bezaubernde  Schöpfung 
hervorgerufen  wird,  die  als  eine  der  groß- 
artigsten Leistungen  der  Fürstenkultur  jener 
Tage  mit  an  erster  Stelle  zu  nennen  ist.  Der 
Anteil,  den  einige  der  bedeutendsten  Künstler 
ihrer  Zeit  und  ihres  Faches,  sei  es  am  Sdiloß, 
sei  es  am  Garten  in  Schwetzingen  haben  — ich 
nenne  nur  Alessandro  Galli  Bibiena,  Nicolas 
Pigage,  E.  Bouchardon,  A.  v.  Verschaffelt,  Gabriel 
Grupello,  und  die  Gartenkünstler  August  Petri 
und  L.  F.  Sckell  (der  später  in  Ngmphenburg 
und  in  München  am  englischen  Garten  tätig)  — 
zeigt  allein  schon,  weldien  Wert  eine  Mono- 


graphie über  diese  Anlage  für  die  allgemeine 
Kunstgeschichte  hat.  Wie  hier  Barock,  Rokoko 
und  schließlich  der  englische  Stil  sich  nach- 
einander die  Hände  gereicht  haben  und  wie 
trotz  dieser  Stilabwandlungen  Schwetzingen 
doch  eine  Schöpfung  von  einheitlicher,  unver- 
gleichlich harmonischer  und  anmutiger  Wirkung 
geworden  ist  wie  wenige  andere  der  Art,  das 
schildert  Sillib  in  sehr  eingehender  und  anschau- 
licher Weise.  Er  entrollt  ein  Bild  einer  einzelnen, 
allerdings  besonders  großartigen  Stätte  und  gibt 
damit  eine  für  die  Kenntnis  und  das  Ver- 
ständnis jener  merkwürdigen  und  glänzenden 
Epoche  geradezu  typische  Schilderung. 

A.  Peltzer. 

s 

Melhop,  Alt-Hamburgische  Bauweise. 
Mit  274  Abbild.  Hamburg,  Boysen  & Maasch. 
1908  (brosch.  M.  16.—). 

Alte  Architektur  gibt  es  in  Hamburg  kaum 
noch.  Was  der  große  Brand  von  1842  übrig 
gelassen  hatte,  ist  der  modernen  städtischen  Ent- 
wicklung zum  Opfer  gefallen.  Melhop  hat  das 
Verdienst,  alle  erreichbaren  Abbildungen  wich- 
tiger Profanbauten  gesammelt  und  dem  Studium 
zugänglich  gemacht  zu  haben.  Ein  reiches  Ma- 
terial an  Photographien,  Stichen,  Handzeich- 
nungen aus  dem  Besitz  von  Behörden  und 
Museen  sowie  nach  eignen  Aufnahmen  des  Ver- 
fassers. Die  hübschen  Zeichnungen  gehören  zu 
den  von  Lichtwark  angeregten,  zuerst  im  „Pan“ 
veröffentlichten  Darstellungen  von  alten  Häusern 
und  Dielen. 

Das  Buch  ist  aus  Liebe  zu  Hamburg  ent- 
standen. Eine  kunstgeschichtliche  Behandlung 
lag  nicht  in  der  Absicht  des  Verfassers.  So  über- 
wiegt im  Text  das  lokalgeschichtlich  Interessante. 
Das  umfänglichste  Kapitel,  das  die  Fassaden- 
entwicklung verfolgt,  beschränkt  sich  auf  eine 
chronologische  Aufzählung  der  einzelnen  Gebäude 
und  ihrer  Schicksale.  Eine  Charakterisierung  eines 
besonderen  hamburgischen  Stiles  wird  kaum  ver- 
sucht. 

Von  mittelalterlichen  Häusern  können  nur 
wenige  Abbildungen  eine  Vorstellung  geben. 
Erhalten  ist  keins.  Mit  abgetreppten  Giebeln 
und  einer  Lisenen-  oder  Pfeilergliederung  der 
Front,  gewöhnlich  erst  an  der  Giebelwand  be- 
ginnend, unterscheiden  sie  sich  nicht  von  denen 


214 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


anderer  norddeutscher  Städte.  Die  Renaissance  ist 
zunächst,  vom  ersten  Drittel  des  16.  Jahrhunderts 
an,  nur  durch  Fachvverkbauten  vertreten,  denen 
Melhop  ein  eignes  Kapitel  widmet.  Als  frühester 
Massivbau  der  Renaissance  wird  die  Fassade 
bezeichnet,  die  man  1602  aus  Ziegel-  und  Hau- 
stein in  holländischem  Geschmack  vor  das  lang- 
gestreckte gotische  Rathaus  setzte.  Zwischen 
den  breiten  Fenstern  standen  Kaiserfiguren  in 
Nischen.  Ein  Giebel  fehlt  merkwürdigerweise, 
wenigstens  auf  der  erhaltenen  Ansicht.  Dagegen 
ist  der  charakteristische  Dachreiter  da.  Das  „rote 
Haus“  (1617)  und  der  „Kaiserhof“  (1619),  dessen 
Front  im  Museum  für  Kunst  und  Gewerbe  kon- 
serviert wird,  sind  die  einzigen  wichtigen  Zeugen 
für  die  Aufteilung  der  Fassade  durch  ein  Gerüst 
von  Pilastern  resp.  Halbsäulen  und  Gurtgesimsen. 
In  den  so  gebildeten  rechteckigen  Feldern  machen 
sich  die  Fenster  derart  breit,  daß  kaum  ein 
schmaler  Wandstreifen  übrig  bleibt.  Ein  solches 
konsequent  durchgefflhrtes  System  von  Trägern 
und  Gesimsen,  das  sonst  in  Norddeutschland 
schon  früher,  in  Danzig  z.  B.  in  den  60er  Jahren 
des  16.  Jahrhunderts  auftaucht,  geht  mehr  auf 
süddeutsche  Anregungen  zurück,  als  auf  Holland, 
wie  Melhop  meint.  Für  längere  Zeit  eingebürgert 
hat  sich  dieser  Aufbau  im  Norden  nirgends.  Man 
empfand  eine  gesunde  Abneigung  gegen  das 
vorgelegte  Rahmenwerk,  das  weder  eine  or- 
ganische Funktion  hat  noch  rhythmisch  gliedert. 
Die  holländische  Architektur  mit  ihrem  male- 
rischen Fläciienciiarakter  wurde  als  sinnesver- 
wandter willkommen  geheißen.  Neben  den  be- 
deutenden auswärtigen  Denkmälern  dieses  Stiles 
(Rathaus  in  Münden,  Zeughaus  in  Danzig,  Börse 
in  Kopenhagen)  ist  das  hamburgisdie  Rathaus, 
nadi  der  dürftigen  Abbildung  zu  urteilen,  nur 
ein  bescheidenes  Beispiel. 

Bedeutungsvoller  für  Hamburg  sind  die  zahl- 
reichen, durdi  Photographie  und  vereinzelt  noch 
im  Original  erhaltenen  Fassaden  aus  der  2.  Hälfte 
des  17.  Jahrhunderts,  in  denen  Melhop  „franzö- 
sischen Einfluß“  wahrnimmt.  Sie  sind  ebenso- 
gut der  klassizistischen  Richtung  in  Holland  an- 
zugliedern, deren  Hauptdenkmal,  das  Stadthaus 
zu  Amsterdam,  1648  begonnen  wurde.  Man 
überträgt  die  Kolossalordnung  von  Pilastern  auf 
die  schmalen,  oft  nur  dreiachsigen  Fronten  und 
führt  die  mittleren  Vertikalen  am  Giebel  auf- 
wärts. Überschlanke  Pilaster  (aus  Holz)  ziehen 
sich  auch  an  den  Rändern  der  bis  zu  3 Stock 
hohen  »Ausluchten“  hinauf,  die  den  Häusern 
einen  charakteristischen  asymmetrischen  Akzent 
geben.  Diese  Vorbauten,  auf  schmalem  recht- 
eckigen Grundriß  in  Fachwerk  errichtet,  sind  je- 
doch nur  ein  beweglicher,  von  der  massiven  Wand 
lösbarer  Schmuck,  unabhängig  von  der  eigent- 


lichen Fassade.  Diese  bewahrt  ein  flaches  Relief. 

Es  schieben  sich  nicht,  wie  in  Süddeutschland, 
zwei  Träger,  Pfeiler  und  Säule,  voreinander.  Ein 
breiter  flacher  Pilaster  ist  die  Regel.  Säulen 
fehlen  gänzlich.  Die  Fenster  sitzen  rahmenlos 
und  ohne  vorspringende  Verdachung  in  der 
Wand.  In  der  Folge  der  Fenster  findet  kein 
Wechsel  statt.  Das  Mezzaningeschoß  ist  eine 
Ausnahme.  Kommt  einmal  Schmuck  an  der 
Fassade  vor,  dann  sind  es  schwere,  üppig  zu- 
sammengedrängte Frucht- und  Blumenguirlanden, 
die  glatte  Fläche  ringsum  eher  betonend  als  ne- 
gierend. — Gegen  Ende  des  Jahrhunderts  tauchen 
einzelne  breit  sich  streckende  Palastbauten 
zwischen  den  hohen  Fronten  auf,  zum  Teil  völlig 
im  internationalen  Modestil,  wie  das  Görzische 
Palais  (1710). 

Eigenartiger  entwickelt  sich  die  Physiognomie 
des  bürgerlichen  Hauses  im  18.  Jahrhundert.  Ja, 
man  kann  sagen,  daß  die  hamburgische  Archi- 
tektur nun  ihren  eigensten  Ausdruck  findet.  Der 
abwägende,  zurückhaltende  Charakter,  den  die 
Fassade  bereits  im  17.  Jahrhundert  angenommen 
hatte,  steigerte  sich  zu  einer  kühlen,  harten  Vor- 
nehmheit. Die  Kolossalordnungen  verschwinden. 
Kapitäle,  jede  Schmuckform  scheiden  aus.  Schlichte 
Lisenen  bilden  mit  glatten  Gesimsen  die  Rahmen 
der  ganz  wenig  zurückliegenden  Fensterfelder. 

Ein  flach  aufliegendes  Band  markiert  die  Stock- 
werke. Der  Hauptmeister  dieser  Zeit,  Sonnin 
(1713 — 1794),  pflegt  seine  Fronten  seitlich  durch 
rustikaartig  gegliederte  Streifen  zu  begrenzen, 
die  der  Flächenbewegung  ein  neues,  aber  nicht 
vorlautes  Moment  zufügen.  Hier  und  da  ist  der 
Mittelteil  der  Fassade  als  Risalit  um  ein  Geringes 
vorgezogen.  In  dieser  Folge  knapp  und  kantig  j 
sich  voneinander  absetzender  Schichten  scheint  ^ 
jeder  Zentimeter  Stein  genau  berechnet,  der 
schmälste  Schlagschatten  berücksichtigt.  Es  ist  : 
charakteristisch,  daß  man  den  Ziegel  roh  läßt 
und  die  weichen,  verwischenden  Übergänge  des 
Verputzes  vermeidet.  Eine  norddeutsche,  ver-  | 
standesmäßige,  wenn  man  will,  etwas  pedan-  1 
tische  und  phantasiearme,  aber  für  unser  mo-  'J 
dernes  Empfinden  höchst  geschmackvolle  und  f 
distinguierte  Kunst,  aus  der  auch  Messels  Fas-  | 
saden  ihren  Ruhm  schöpfen.  Einmal  hat  man  j 
versucht,  einer  Front  durch  Rokokoornament  1 
und  eine  bewegtere  Giebelsilhouette  einen  sprü-  ^ 
henderenZug  zu  geben.  Zwischen  süddeutschen  ^ 
Fassaden  würde  sie  sich  ausnehmen  wie  ein  i 

Hamburger,  der  in  einen  Münchner  Karneval  I 

hineingeschneit  ist.  J 

Die  allgemeine  Wendung  zur  klassizistischen  j 
Architektur  am  Ende  des  18.  Jahrhunderts  be- 
deutete  für  Hamburg  keinen  „völligen  Um-  ^ 
Schwung  in  der  Bauweise“,  wie  Melhop  glaubt. 


Literatur 


215 


Nirgends  führte  der  Weg  direkter  darauf  los  als 
hier.  Die  Leistungen  beweisen  allerdings  neben 
den  Werken  der  Sonninsdien  Zeit  einen  trau- 
rigen Niedergang.  Das  Äuge  reagierte  nicht 
mehr  wie  im  18.  Jahrhundert  auf  das  leise  Vor- 
und  Zurücktreten  der  Flächen.  Man  gibt  das 
Risalit  auf,  ebenso  die  Stockwerkbänder  und 
Fensterfelder.  Eine  philiströse  Nüchternheit  glättet 
die  Fassade  zu  einem  Brett  mit  so  und  so  viel 
Lödiern.  Zum  Teil  hängt  das  mit  dem  Äuf- 
kommen  der  Mietshäuser  zusammen,  über  deren 
großes  Format  man  nicht  Herr  werden  konnte.  — 
Äus  der  Periode  der  „historischen  Stile“,  die 
Melhop  etwa  bis  1860  verfolgt,  hat  das  archi- 
tektonische Gesicht  Hamburgs  keine  wesentlich 
individuellen  Züge  gewonnen. 

In  einem  besonderen  Kapitel  wird  das  Innere 
des  alten  hamburgischen  Kaufmannshauses  behan- 
delt. Hierfür  liegt  weniger  Material  vor  als  für  die 
Fassade.  Es  scheint  auch  in  Hamburg  an  Grund- 
rißaufnahmen alter  Häuser  zu  fehlen.  Im  Prinzip 
ist  die  Disposition  der  Räume  auf  den  schmalen, 
tiefen  Grundstüdcen  die  gleiche  wie  in  anderen 
norddeutschen  Handelsstädten  von  Bremen  bis 
Danzig:  ein  Vorderhaus  mit  Diele  und  Wohn- 
zimmern durch  einen  am  Hof  liegenden  Ärm  vom 
Hinterhaus  getrennt,  das  als  Speicher  diente.  Die 
aus  dem  niederdeutschen  Bauernhaus  her- 
stammende Diele,  die  fast  ein  Drittel  der  ge- 
samten Grundfläche  einnimmt,  hat  sich  seit  dem 
17.  Jahrhundert  über  den  bloßen  Nutzwert  für 
den  Geschäftsverkehr  hinaus  zu  einem  Empfangs- 
und Gesellschaftsraum  entwichelt,  der  mit  seinen 
überraschenden  Äbmessungen,  dem  hellen,  von 
Straße  und  Hof  hergeführten  Licht,  der  breiten 
Treppe  und  reichen  Stuckdekoration  den  bürger- 
lichen Stolz  der  hanseatischen  Patrizier  ebenso 
würdevoll  repräsentiert  wie  der  Saal  eines  Ädels- 
palastes. 

Eingeleitet  wird  das  Buch  durch  instruktive 
Mitteilungen  über  mittelalterliche  Baumaterialien 
und  staatliches  Bauwesen  in  Ält-Hamburg.  Den 
Beschluß  macht  eine  Führung  durch  die  Gänge 
und  Höfe  der  Ältstadt.  Diese  malerischen  Gassen 
sind  der  einzige  Ort,  wo  der  Reisende  sich  heute 
zwischen  der  Vergangenheit  noch  leibhaft  er- 
gehen kann,  nachdem  er  sich  am  neuen  Bahnhof 
gefreut,  an  anderen  modernen  Gebäuden  mög- 
lichst vorbeigesehen  und  bei  Cölln  gefrühstückt 
hat. 

Äugust  Grisebach. 

s 


Deutsches  Leben  der  Vergangenheit  in 
Bildern.  Ein  Ätlas  mit  1760  Nachbildungen 
alter  Kupfer  und  Holzschnitte  aus  dem  15.  bis 
18.  Jahrhundert.  Mit  Einführung  von  Dr.  Ä. 
Kienzle  herausgegeben  von  Eugen  Diede- 
richs.  Band  I.  Jena  1908. 

Äuch  diejenigen  unter  den  Nicht-Fachleuten, 
die  von  alter  deutscher  Kunst  mehr  kennen  als  ein 
paar  Meisterwerke  Dürers  und  Holbeins,  be- 
sitzen doch  von  alter  deutscher  Graphik  meist 
nur  eine  ganz  vage  Vorstellung,  die  selten  über 
eine  Kenntnis  der  populären  Dürerschen  Holz- 
schnittfolgen hinausgeht.  Bei  dem  starken 
gegenständlichen  Interesse  der  Graphik,  das 
geeignet  ist,  ihr  gerade  die  Gunst  des  Laien 
schnell  zu  erwerben,  liegt  der  Grund  hierfür 
gewiß  in  erster  Linie  an  dem  Mangel  an  ein- 
schlägigem, wohlfeilem  Reproduktionsmaterial. 
Diesem  Übelstand  sucht  der  von  Eugen  Diede- 
richs  in  Jena  herausgegebene  zweibändige  Ätlas 
„Deutsches  Leben  der  Vergangenheit  in 
Bildern“  abzuhelfen,  von  dem  der  erste  Band 
soeben  erschienen  ist,  der  zweite  im  Frühjahr 
dieses  Jahres  nachfolgen  wird.  Beide  Bände 
werden  vereint  ein  Kompendium  von  nicht 
weniger  als  1760  Nachbildungen  alter  deutscher 
Kupferstiche  und  Holzschnitte  zu  dem  billigen 
Preise  von  27  M.  broschiert  (33  M.  geb.)  um- 
fassen. Der  Ätlas  stellt  sich  dar  als  eine  Er- 
gänzung zu  den  reich  illustrierten  „Mono- 
graphien zur  deutschen  Kulturgeschichte“,  die 
Professor  Dr.  Georg  Steinhausen  in  gleichem 
Verlage  vor  einigen  Jahren  herausgab,  ist  aber 
so  angelegt,  daß  er  auch  selbständig  benutzbar 
ist.  Eine  Einleitung  von  Dr.  Ä.  Kienzle  orien- 
tiert in  knappen  Worten  über  die  historische 
Entwicklung  und  das  Wesentliche  der  Tech- 
niken. Im  übrigen  beschränkt  sich  die  textliche 
Beigabe  zu  den  einzelnen  Äbbildungen  auf 
kurze  Unterschriften  mit  Ängabe  des  Verfassers, 
der  Technik,  Provenienz,  Datierung  und  Haupt- 
literatur, wozu  im  Notfall  einige  wenige  das 
Sachliche  erläuternde  Worte  kommen,  die  prak- 
tischerweise nicht  in  einem  Änhang,  sondern 
unter  dem  dazugehörigen  Bilde  stehen.  Än 
Äußerlichkeiten  der  Einrichtung  ließe  sich  nur 
aussetzen,  daß  die  Querblätter  auf  den  rechten 
und  linken  Seiten  nicht  nach  derselben  Richtung 
angeordnet  sind,  wodurch  das  lästige  zwei- 
malige Herumdrehen  des  schweren  Buches  ver- 
mieden wäre. 

Der  Ätlas  will  nicht  eine  vollständige  Ge- 
schichte des  deutschen  Kupferstiches  und  Holz- 
schnittes in  Bildern  geben,  sondern  beschränkt 
sich  auf  Schilderungen  aus  dem  geselligen 
Leben  und  Treiben,  bringt  dazu  nur  Bilder,  die 


216 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


in  den  Monographien  nicht  veröffentlicht  wur- 
den, das  will  heißen,  meist  also  überhaupt  noch 
nicht  reproduzierte  Abbildungen.  Er  will  die 
Kenntnis  der  deutschen  Volkskultur  verbreiten, 
verfolgt  aber  erst  in  zweiter  Linie  speziell 
wissenschaftliche  Zwecke,  und  diese  Absicht 
rechtfertigt  vollkommen  die  Anordnung  des 
Stoffes  nach  sachlichen  und  chronologischen  Ge- 
sichtspunkten. 

Die  Inkunabeln  des  Kupferstiches  machen 
den  Anfang.  Die  überragende  Bedeutung  des 
Meisters  E.  S.  und  des  Meisters  des  Hausbuches 
kommt  gut  zum  Ausdruck.  Die  übrigen  Früh- 
stecher sind  mit  charakteristischen  Blättern  ver- 
treten, so  der  Meister  mit  den  Bandrollen  mit 
dem  originellen  Streit  der  Weiber  um  die 
Männerhosen,  der  Meister  der  Liebesgärten  mit 
seinen  beiden  Hauptblättern,  der  Meister  b x 8 
(merkwürdigerweise  bg  gelesen !)  mit  dem  reiten- 
den Liebespaar.  Auch  unter  den  Holländern 
fehlt  kein  bedeutenderer  Name;  der  Meister 
von  Zwolle,  der  sehr  gut  vertretene  von  Mecke- 
nem,  von  dem  man  u.  a.  das  große  Fest  des 
Herodes  sieht,  jene  wahre  Fundgrube  für  den 
Kostümforscher,  der  Meister  M.  Z.,  dessen  Ball- 
fest passend  der  Tanzgesellschaft  des  Lucas 
van  Leyden  gegenübergestellt  ist.  Die  Inku- 
nabeln des  Holzschnittes  setzen  mit  einigen 
interessanten  Tafeldrucken  ein,  darunter  dem 
kuriosen  Blatt  des  Hanns  Paur,  das  in  24  Ab- 
bildungen eine  Inventaraufnahme  der  haupt- 
sächlichsten zur  Ehe  nötigen  Hausgeräte  gibt. 
Von  der  frühesten  illustrierten  Buchliteratur  fin- 
det man  das  Wichtigste  in  meist  mehreren  Bei- 
spielen vor;  der  Augsburger  Frühdruck  ist  durch 
Schnitte  aus  Drucken  des  Johannes  Bämler,  der 
Melusine,  der  Historie  der  Sigismunda  und 
Rodoricus  Zamorensis:  Spiegel  des  mensch- 
lichen Lebens  vertreten.  Den  Basler  Frühdruck 
lernt  man  in  Schnitten  aus  dem  Spiegel  der 
menschlichen  Behältnis,  den  Lübecker  aus  Ru- 
dimentum  Noviciorum,  den  Kölner  aus  der  1499 
datierten  Koelhoffschen  Chronik  von  Köln,  den 
Ulmer  aus  dem  von  Leonard  Holl  1484  ge- 
druckten Buch  der  Weisheit  kennen.  Von  1500 
rund  gerechnet  an  werden  die  Techniken  nicht 
mehr  getrennt,  der  Gegenstand  der  Darstellung 
wird  Haupteinteilungsprinzip.  Zunächst  wird 
uns  das  Leben  des  Bauern,  zuerst  das  des 
arbeitenden  Bauern  vorgeführt,  vorzüglich 
eingeleitet  durch  neun  Schnitte  aus  Crescentius, 
Nutz  der  Ding,  die  im  Acker  gebaut  werden. 
Wir  werden  bekannt  mit  dem  Metier  des  Hir- 
ten, des  Pflügers,  des  Säemanns,  des  Gärtners, 
des  Schmiedes,  des  Imkers,  des  Fischers,  kurz 
in  alle  Vorkommnisse  der  bäuerlichen  Arbeit 
eingeweiht.  Der  feiernde  Bauer  hat  in  H.  S. 


Beham  seinen  Hauptinterpreten  gefunden.  Aus- 
gelassene Tanzszenen,  wüste  Saufgelage,  die 
mit  Schlägereien  oder  Unanständigkeiten  enden, 
sind  das  übliche,  aber  auch  das  ehrbar  im  Sonn- 
tagsstaat zur  Kirche  wandelnde  Bauernpaar 
kommt  vor.  Darauf  folgen  Darstellungen  aus 
dem  Leben  des  Bürgers,  eingeleitet  durch 
24  Schnitte  aus  den  kulturhistorisch  wie  künst- 
lerisch gleich  wertvollen  Illustrationen  des  Hans 
Weiditz  zu  Petrarka  Trostspiegel.  Daran 
schließen  sich  einige  Trachtenbilder,  Darstel- 
lungen aus  dem  Gewerbe  des  Buchdruckers, 
daran  die  einzelnen  Gelehrtenberufe,  endlich 
Porträtschnitte  berühmter  Gelehrter  und  Refor- 
matoren. Über  die  das  Zeitalter  bewegenden 
religiösen  Vorstellungen  berichten  Blätter 
wie  der  Antichrist  aus  der  Schedelschen  Chro- 
nik, die  Prozession  aus  dem  Schatzbehalter, 
Ablaßverkauf,  Luthersche  Thesenanschlag  usw. 
Die  Schrecknisse  des  mittelalterlichen  Rechts- 
wesens  illustrieren  besonders  drei  Schnitte 
aus  dem  bei  Othmar  in  Augsburg  1509  er- 
schienenen Laienspiegel,  darunter  eine  wahre 
Musterkarte  der  mittelalterlichen  Strafen.  Mit 
dem  Gerichtswesen  hängen  Aberglauben  und 
Hexenwesen  eng  zusammen.  Das  Kapitel 
„Kunst  und  Künstler“  macht  uns  bekannt 
mit  den  Beschäftigungen  des  Malers,  Bildhauers, 
Goldschmiedes,  des  Instrumentenbauers,  Geo- 
meters, Astronomen.  Namentlich  die  beiden 
Monatsbilder  des  Mercurius,  wovon  das  eine 
einem  älteren  niederländischen  Blockbuch  ent- 
nommen ist,  das  andere  H.S.  Beham  zum  Ver- 
fasser hat,  sind  in  dieser  Hinsicht  aufschlußreich. 
Nach  einigen  Todesdarstellungen,  unter 
denen  man  ungern  Burgkmairs  „Tod  als  Wür- 
ger“ vermißt,  folgt  der  Abschnitt  „Frauen  und 
Liebe“,  der  die  Freuden  der  Liebe,  Ehe  und 
Mutterschaft,  aber  auch  die  Kehrseite  der  Me- 
daille: Weiberlaunen,  Ehezwistigkeiten,  käuf- 
liche Liebe  und  Ehebruch  behandelt.  Daran 
reihen  sich  Tanz-  und  Musikszenen,  so- 
dann Bilder  aus  Hauswesen  und  Küche, 
letztere  eröffnet  mit  dem  Faksimile  eines  mit 
Holzschnitt  gezierten  Flugblattes  mit  dem  lau- 
nigen Hans  Sachssdien  Gedicht:  Rat  zwischen 
dregerley  Hegrat.  Die  Geheimnisse  des  Küchen- 
betriebes bereiten  auf  die  Tafel-  und  Trink- 
szenen vor.  Über  das  Handwerk  orien- 
tieren 12  Blätter  von  Jost  Amman  aus:  Be- 
schreibung aller  Stände'.  Unter  den  Spielen 
interessiert  besonders  Die  Kegelbahn  im  Freien 
nach  einem  Christoph  Maurerschen  Schnitt. 
Szenen  aus  dem  Schützen  wesen  leiten  end- 
lich zu  den  Bildern  aus  dem  Leben  der  Vor- 
nehmen über,  dessen  Schlagworte  Turnier  und 
Jagd  lauten.  Mit  Darstellungen  aus  dem  Kriegs- 


Literatur 


217 


leben,  interessanten  alten  Stadtbefestigungen, 
Kämpfen,  Belagerungen  schließt  der  erste  Band, 
der  das  15.  und  16.  Jahrhundert  umfaßt. 

Diese  knappe  Inhaltsangabe  möge  zeigen, 
welch  eine  Fülle  von  Änschauungsmaterial  hier 
niedergelegt  ist.  Die  Ärt  der  Vervielfältigung  der 
Bilder  ist  die  Strichätzung,  die  dem  feinen  Linien- 
gefüge des  Kupfers  gegenüber  ja  allerdings  bis- 
weilen versagt,  im  allgemeinen  aber  durchaus 
befriedigt.  Für  diejenigen,  deren  Betrachtung 
über  das  Gegenständliche  der  Darstellung  hin- 
ausstrebt, ist  die  Korrektur  durch  das  Stu- 
dium der  Originale  natürlich  überall  unerläß- 
lich, schon  weil  die  meisten  Abbildungen  des 
Diederichsschen  Atlasses  die  Größenmaße  des 
Originales  willkürlich  verkleinern.  Damit  soll 
aber  einer  Benutzung  des  Werkes  auch  für  den 
Kenner  durchaus  nicht  das  Urteil  gesprochen 
sein.  Denn  der  Atlas  ist  mehr  als  ein  Bilder- 
buch für  Leute,  die  lediglich  antiquarische  Inter- 
essen befriedigen  wollen.  Dank  eines  für  den 
Schluß  des  zweiten  Bandes  versprochenen  Re- 
gisters, das  sowohl  über  die  Abbildungen  des 
Atlasses  wie  über  die  der  Monographien,  d.  h. 
über  ein  streng  wissenschaftlich  bestimmtes 
Material  von  rund  3500  Bildern  orientiert,  kann 
der  Atlas  ein  nützliches  Nachschlagewerk  für 
den  jungen  Kulturhistoriker  werden,  das  be- 
dingt selbst  die  Zwecke  eines  Lehrbuches  zu 
erfüllen  imstande  ist,  indem  durch  häufige  glück- 
liche Konfrontationen  von  Wiedergaben  des- 
selben Gegenstandes  der  Betrachter  zu  formalen 
Vergleichen  und  stilistischen  Analysen  angeregt 
wird. 

Hans  Vollmer, 
s 

Karl  Woermann.  Von  deutscher  Kunst 
(Führer  zur  Kunst  Nr.  11/12).  Eßlingen,  Neff.  1907. 

Die  nationale  Eigenart  der  Kunst  des  eigenen 
Volkes  zu  kennzeichnen,  ist  eine  reizvolle,  aber 
schwierige  Aufgabe.  Allzuleicht  trübt  die  Nähe 
den  Blick,  macht  gegen  das  Entferntere  ungerecht. 
Fast  alle  populären  deutschen  Schriften  über 
deutsche  Kunst  kranken  daran,  daß  der  Gesichts- 
kreis ihrer  Autoren  zu  eng  oder  freiwillig  be- 
schränkt ist.  Den  verdienstvollen  Direktor  der 
Dresdner  Gemäldegalerie  und  Verfasser  einer 
„Geschichte  der  Kunst  aller  Zeiten  und  Völker“ 
wird  man  nun  nicht  gerade  eines  engen  Hori- 
zontes zeihen  können.  Und  doch  scheint  es,  als 
ob  sogar  ihn  ein  derart  zum  Tendenziösen  heraus- 
forderndes Thema,  wie  die  volkstümliche  Dar- 
stellung des  Wesens  der  heimatlichen  Kunst,  bei 
aller  Unparteiischkeit  zuweilen  zu  einer  leichten 
Überschätzung  des  Deutschen  geführt  habe. 


Allgemeiner  Wert  und  Wesen  einer  Kunst 
sind  zweierlei.  Vielleicht  indes  leitet  der  neu- 
tralste Weg  zum  Verständnis  ihres  Wesens  über 
die  Feststellung  ihres  Wertes  für  die  Kunst  der 
anderen  Völker  und  der  Bedeutung  der  fremden 
Kunst  für  sie.  Dieser  Weg  führt  zu  der  Er- 
kenntnis: Die  deutsche  Kunst  hat  viel  mehr 
empfangen  als  abgegeben.  Sie  hätte  sich  ohne 
den  Einfluß  Frankreichs  und  Italiens  nicht  zu 
dem  entwickelt,  als  was  sie  uns  heute  erscheint. 
Ohne  Frankreich  besäßen  wir  keine  Gotik,  keine 
Barockschlösser,  keine  Rokoko,  keinen  Klassi- 
zissimus,  ohne  Italien  keine  Renaissance.  Was 
wäre  aus  Dürer,  Holbein,  Burgkmair,  was  aus 
unseren  größten  Architekten  des  16.  und  17.  Jahr- 
hunderts ohne  dieEinwirkung  Italiens  geworden? 

Was  umgekehrt  wir  Frankreich  und  Italien 
gegeben  haben,  sind  vereinzelte  Anregungen, 
die  für  die  Entwicklung  der  Kunst  jener  Länder 
nichts  bedeuten. 

Untersucht  man,  worin  das  Wesen  der  meisten 
Kunstrichtungen  besteht,  die  Deutschland  ein- 
geführt hat,  so  ergibt  sich:  in  ihrer  Monumen- 
talität. Die  deutsche  Kunst  mußte  von  außen 
her  ergänzen,  was  ihr  von  Natur  aus  fehlte. 
Selbständig  groß  ist  sie  nur  im  Übergangsstil 
und  dann  noch  in  vereinzelten  Fällen,  wie  in 
den  Werken  des  Grünewald  und  Veit  Stoß.  Ihr 
eigentliches  Kennzeichen  aber  ist  nicht  Größe, 
sondern  gerade  Kleinheit,  Intimität.  Auf  dem 
Gebiete  der  Graphik  und  des  Kunstgewerbes 
hat  Deutschland  sein  Eigenstes  geschaffen.  Dieser 
Sachverhalt  sollte  billigerweise  anerkannt  werden. 

Der  einzige  Mangel  an  Woermanns  Büchlein 
ist,  daß  es  zuweilen  die  Vorzüge  und  die  Priorität 
der  fremden  Kunst  nicht  recht  gelten  läßt  und 
anderseits  Eigenschaften  der  deutschen  Kunst 
von  zweifelhaftem  Werte  als  besonders  gut  hin- 
stellt. Kein  Wort  darüber,  wie  oft  in  Deutsch- 
land die  Prinzipien  der  Monumentalkunst  des 
Auslandes  durch  Doktrinarismus  zu  Tode  gehetzt 
oder  in  Dekoration  ersticht  wurden;  man  ver- 
gleiche den  gotischen  Kathedralgrundriß,  etwa 
Amiens  mit  Köln,  die  gotische  Turmbildung,  etwa 
St.  Nicaise  in  Reims  mit  dem  ungeheuerlichen 
Entwürfe  zu  der  eintürmigen  Regensburger  Dom- 
fassade, den  italienischen  Renaissancepalazzo 
mit  dem  deutschen  Renaissanceschloß. 

Zu  Einzelheiten  ließe  sich  noch  mancherlei 
bemerken,  so  zu  der  Behauptung,  in  den  Domen 
von  Naumburg  und  Limburg  sei  „fast  ein  be- 
sonderer in  sich  abgeschlossener  deutscher  Bau- 
stil“ zu  erblichen,  und  zu  den  Versuchen,  die 
Hallenkirche  als  eine  nationaldeutsche  Schöpfung 
hinzustellen.  Allerdings  sind  diese  Behauptungen 
stets  wieder  derart  eingeschränkt,  daß  man  sie 
nicht  widerlegen  kann.  Aber  in  dem  Laien,  für 

14 


218 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


den  doch  das  Buch  bestimmt  ist,  müssen  sie 
falsche  Vorstellungen  erwecken.  . Ich  verweise 
nochmals  auf  das  Beispiel  der  Hallenkirche.  Von 
St.  Martin  in  Landshut  sagt  der  Verfasser:  „Nie 
vielleicht  vor  der  Zeit  des  Eisenbaus  ist  ein  so 
weiter  und  hoher  Raum  mit  so  wenig  Pfeiler- 
und  Wandmasse  gestützt  und  umschlossen 
worden  wie  hier“.  Das  mag  wohl  richtig  sein. 
Daß  indes  im  Änjou  und  Poitou  Jahrhunderte 
vor  St.  Martin  nicht  viel  niedrigere  und  engere 
Räume  mit  nicht  viel  weniger  Pfeiler-  und  Wand- 
massen gestützt  und  umschlossen  wurden,  daß 
die  italienischen  Kirchen  vom  Typus  des  Floren- 
tiner Domes  trotz  der  größeren  Wandflächen 
viel  weiträumiger  wirken,  das  erwähnt  der  Ver- 
fasser nicht. 

Nun,  das  sind  Einzelheiten.  Den  feinen  Be- 
merkungen Woermanns  über  Kupferstich  und 
Holzschnitt,  über  unsere  Renaissancemaler,  über 
die  Kunst  des  18.  und  19.  Jahrhunderts  wird 
jeder  gerne  beipflichten.  Dem  Laien  wird  das 
reichhaltige  und  vorzüglich  gewählte  Illustrations- 
material des  Büchleins  eine  besondere  Freude 
bereiten. 

Stuttgart.  Julius  Baum, 

s 

Paul  Ferdinand  Sdimidt.  Frankfurt  a.M. 
(Stätten  der  Kultur,  Band  II.)  Buchschmuck 
von  L.  Pollitzer.  Leipzig.  Klinkhardt  & Bier- 
mann, 1907.  151  S. 

Daß  Schmidt  als  Kunsthistoriker  ein  sehr 
schätzenswertes  Können  besitzt,  hat  er  durch 
sein  Buch  über  Kloster  Maulbronn  gezeigt.  So 
mag  es  Verwunderung  erregen,  wie  wenig  Kunst- 
geschichtliches in  dieser  Monographie  enthalten 
ist,  die  durch  die  Sammlungsbezeichnung  „Stätten 
der  Kultur“  nicht  ganz  vor  dem  Verlangen  ge- 
schützt wird,  daß  man  nicht  nur  ein  wenig  Bau- 
geschichte, Einiges  über  Burger,  Thoma,  Boehle 
finden  möchte.  Der  Verfasser  gleicht  einem  Ge- 
lehrten, der  freiwillig  das  herkömmliche  Rüstzeug 
in  die  Ecke  warf,  um  den  bequemeren  Hausrock  des 
Historikers  und  Archivars  anzulegen.  Von  vorn- 
herein sei  bemerkt,  daß  er  die  Aufgabe,  in  engem 
Rahmen  eine  Stadt-  und  Kulturgeschichte  Frank- 
furts zu  geben,  ausgezeichnet  gelöst  hat,  aber 
Bücher  wie  diese  rücken  denn  doch  die  Gefahr 
nahe,  vor  der  neulich  auch  Karl  Voll  in  einer 
Besprechung  von  Worringers  Cranachbuch 
(Beil,  zur  Allgem.  Zeitung  Nr.  221,  19.  Dez.  1907) 
warnte,  daß  die  Kunstgeschichte,  nachdem  sie 
sich  endlich  als  Fachdisziplin  freigemacht  hat, 
wiederum  freiwillig  älteren  Schwestern  den  Vor- 
tritt läßt.  Auch  darf  nicht  der  Eindruck  auf- 


kommen,  als  ob  man  derartige  Städtebilder  an  * 
der  Hand  der  Quellen,  Aktensammlungen,  Me-  | 
moiren  und  Handbücher  bequem  in  seinem  Studio  b 
kompilieren  könnte.  I 

Dieses  allerdings  ist  gerade  in  Schmidts  Buch  } 
nicht  der  Fall.  Man  merkt  überall,  wie  eigene  An-  | 
schauung  die  Freskomalerei  einer  im  wesentlichen  ' 
historischen  Darstellung  gleichsam  mit  einem  an  \ 
guten  Einfällen  reichen,  in  lebhaften  und  lustigen 
Farben  ausgeführten  Friesstreifen  geschmückt  hat.  ( 
Es  scheint  ein  Grundsatz  des  Verlages  zu  sein, 
bei  der  Auswahl  der  Monographen  nicht  Ein- 
heimische, sondern  eingewanderte  oder  ganz 
fremde  Gelehrte  zu  bevorzugen;  eine  Unbefangen- 
heit des  Urteils  wird  dadurch  erreicht,  die  einen 
an  sich  löblichen,  aber  literarisch  fast  immer  un- 
genießbaren Lokalpatriotismus  so  gut  wie  aus- 
schließt. Der  Verfasser  hat  lange  genug  in 
Frankfurt  gelebt,  um,  was  Frankfurt  war,  ver- 
stehen, würdigen  und  lieben  zu  können,  aber 
nicht  lange  genug,  um,  was  Frankfurt  ist,  un- 
befangen mit  dem  Vergangenen  in  lebendige  Be- 
ziehung zu  setzen.  Er  vergleicht;  und  das  Re- 
sultat ist  für  ihn  nur  sterile  Nachahmung  im 
heutigen  architektonischen  Schaffen,  besonders 
in  dem  der  Behörden;  Kopie,  überall  Kopie,  wo 
eine  gebärtüchtige  Vorzeit  schuf  und  erfand.  Man 
fühlt  die  Enttäuschung,  die  dieser  sehr  leiden- 
schaftliche Gegner  jedes  Stileklektizismus  bei  sei- 
nem Rundgang  durch  das  neue, Frankfurt  empfand, 
und  erlaubt  sich,  seine  in  starken  Worten  zutage 
tretende  Erbitterung  manchmal  ein  wenig  über- 
hitzt zu  finden.  Schmidt  hat  Recht,  der  neue  Römer 
ist  kein  Meisterstück.  Aber  wo  ist  es  anders  in 
Deutschland?  Die  Pseudo -Gotik  des  neuen 
Münchner  Rathausanbaues,  das  noch  unvoll- 
endete Stadthaus  in  Hannover  ....  Ach,  die 
zornigen  Worte  nützen  hier  so  wenig!  Ein 
Königreich  für  mutige  Bauherren  und  geniale 
Architekten  I Und  was  der  Frankfurter  Magistrat 
auf  diesem  Gebiete  gesündigt  haben  mag,  das 
hat  er  auf  anderem,  dem  des  Museumswesens 
beispielsweise,  wieder  gut  gemacht.  Das  hätte 
Schmidt  erwähnen  sollen  (ausführlicher,  als  es 
auf  S.  146  geschehen  ist),  um  nicht  in  den  Ver- 
dacht einer  gewissen  Animosität  zu  kommen. 

Vielleicht  liegt  es  an  diesen  scharfen  An- 
griffen, daß  man  jetzt  in  Frankfurt  den  Versuch 
zu  machen  scheint,  das  unbequeme  Buch  tot- 
zuschweigen. Das  ist  schade.  Denn  die  Frank- 
furter können  sich  kaum  besser  über  das  Werden 
und  Wachsen  ihres  Gemeinwesens  unterrichten, 
als  durch  die  Lektüre  dieser  aus  zuverlässigen 
Quellen  schöpfenden  und  dazu  flott  und  lebendig  . 
geschriebenen,  außerdem  sehr  interessant  illu- 
strierten Abhandlung. 


Walter  Cohen. 


Literatur 


219 


Karl  Sdiaefer.  Bremen.  (Stätten  der 
Kultur,  Band  III.)  Buchschmuck  v.  C.  Weide- 
meyer-Worpswede.  Leipzig.  Klinkhardt  & Bier- 
mann. 1907.  136  S. 

Bremen  ist  nicht  so  reich  an  Zeugen  alter 
Kultur,  wie  manche  andre  deutsche  Stadt,  wie 
vergleichsweise  Lübeck  oder  Danzig.  Die  Denk- 
mäler bürgerlicher  Baukunst  z.  B.  sind  dünn 
gesät;  eine  lokal  bremische  Malerei  hat  es  im 
Mittelalter  nicht  gegeben  — , Änfang  und  Zentrum 
dafür  war  eben  Hamburg.  Äuch  eine  bremische 
Plastik  gab  es  damals  nicht,  so  daß  die  Fülle 
des  Materials  für  die  frühen  Zeiten  den  Forscher 
nicht  verwirrt.  Äber  das  einzelne  Objekt  ist  ja 
auch  nie  das  Wesentliche  in  einer  Kultur,  das 
tiefer  Liegende  äußert  sich  viel  eindringlicher 
in  der  Gesamtgestaltung  einer  Stadt,  und  diesen 
Fragen  ist  der  Verfasser  dann  auch  besonders 
nachgegangen  und  hat  fast  rein  auf  der  Basis 
des  Stadtbildes  und  der  Baugeschichte  uns  die 
ganze  Kulturgeschichte  des  bremischen  Mittel- 
alters erzählt.  Er  hat  die  Stadtpläne  studiert 
und  ist  durch  die  alten  Teile  cier  Stadt  ge- 
wandert, und  mit  scharfem  Blick  hat  er  ihre 
Physiognomie  beurteilt  und  ihren  Charakter 
gedeutet.  Das  alles  wird  in  diesen  ersten 
Kapiteln  „Entwicklungsgeschichte  des  Stadt- 
bildes“, „Mauern  und  Tore“,  „Dom  und  Pfarr- 
kirchen“ in  einer  klaren  Schilderung  seltsam 
lebendig.  — Mit  der  Darstellung  von  „Roland 
und  Rathaus“  ist  man  schon  fast  an  die  Schwelle 
der  Neuzeit  herangekommen  — die  Hansestadt 
seit  dem  15.  Jahrhundert  zeigt  tatsächlich  ein 
unmittelalterliches  Gesicht.  Künstlerischer  Höhe- 
punkt war  dann  die  Renaissance,  und  ihre 
schönste  Perle  ist  das  Rathaus,  so  wie  der  Um- 
bau Lüder  von  Bentheims  das  ehemalig  gotische 
Bauwerk  in  den  Jahren  1609—12  umgestaltet 
hatte.  Die  Formensprache  dieses  Meisters  ist 
hier  noch  von  zartem  Reichtum;  man  kann  sie 
noch  nicht  Barock  nennen.  Äber  es  war  das 
letzte  Wort  der  Renaissance  — als  es  verklungen 
war,  zogen  die  Barockkünstler  ein,  zunächst 
1616,  in  den  Schnitzereien  der  oberen  Rathaus- 
halle, als  Innenarchitekten,  dann  1618  die  Bau- 
meister mit  der  Fassade  des  Essighauses  und 
mit  der  des  Krameramtshauses  (1620).  Die  reine 
Renaissance  hatte  hier  aber,  wenn  sie  auch 
ziemlich  spät  (1537)  einsetzt,  doch  fast  ein  halbes 
Jahrhundert  geherrscht.  Erhalten  sind  außer 
dem  herrlichen  Finale  des  Rathauses  nur  zwei 
größere  Bauten:  Kornhaus  und  Wage.  — Dieses 
Kapitel  über  „Zunftgebäude  und  Bürgerhaus“ 
enthält  in  seinem  ersten  Teil  die  hauptsächlichste 
kunsthistorische  Arbeit,  mit  der  jeder,  der  über 
Renaissance  im  Norden  arbeitet,  zu  rechnen 
haben  wird.  Seinen  Untersuchungen  laufen  dann 


die  Bemerkungen  über  die  Form  des  bürger- 
lichen Wohnhauses  parallel;  es  hat  sich  aus 
dem  niedrigen  Bauerndielenhaus  zur  Höhen- 
gestaltung entwickelt  und  wurde  in  der  Re- 
naissancezeit reicher  ausgebildet.  — Für  den 
Außenbau  muß  aber  im  15.  Jahrhundert  der 
Typus  des  hochaufgerichteten  Giebelhauses  schon 
fixiert  gewesen  sein.  Huch  zu  diesen  Thema 
finden  sich  reiche  kunsthistorische  Hinweise,  und 
zwar  nicht  nur  einseitig  formal,  sondern  mit 
gründlicher  Durchdringung  aller  Fragen  z.  B. 
der  hier  besonders  interessanten  Materialfrage 
(Ziegel.  — Sandstein). 

Ich  brauche  nicht  den  Inhalt  der  weiteren 
Abschnitte,  über  Entwicklung  von  Handel  und 
Gewerbe  und  über  das  Bremen  nach  dem 
30jährigen  Kriege  einzugehen;  ich  müßte  doch 
nur  wieder  abschreiben  und  will  mich  daher 
damit  begnügen,  auf  das  kunsthistorisch 
Wichtigste  hingewiesen  zu  haben  — nicht  als 
ob  es  noch  immer  so  wäre,  „daß  die  Kunst- 
geschichte bis  1620  geht“,  sondern  weil  die  Be- 
handlung dieser  Blüteepochen  einen  Prüfstein 
bildet  für  die  Qualität  des  Übrigen,  das  dann 
auch  durchaus  ebenso  gediegen,  anschaulich  und 
aufschlußreich  behandelt  ist. 

Zu  den  Details  sei  bemerkt,  daß  die  Ver- 
mutung über  den  Roland,  der  ursprünglich  an 
einer  Fassade  und  zwar  an  der  eines  früheren 
Rathauses,  gestanden  haben  soll,  vollkommen 
wissenschaftlich  begründet  ist  und  mehr  als  einen 
Wahrscheinlichkeitsbeweis  für  sich  hat.  — Ob 
die  gotischen  Statuen  der  Rathausfront,  Kaiser 
und  Kurfürsten,  wirklich  als  Bildnisse  angesehen 
werden  können,  ist  nicht  ausgemacht.  Für  drei 
von  ihnen  läßt  sich  an  der  Hand  glaubhaften 
Materials  der  Gegenbeweis  bringen,  und  so  wird 
man  auch  die  anderen  als  frei  symbolische 
Standesrepräsentationen  auffassen  dürfen.  — 
Das  merkwürdige  bronzene  Taufbecken  im  Dom, 
das  um  1200  entstanden  sein  mag,  zeigt  aller- 
dings in  den  Gestalten  seiner  auf  Löwen  reiten- 
den Träger,  die  an  die  Füße  des  Krodoaltars 
erinnern,  einen  etwas  anderen  Stil  als  die  etwas 
flauen  Reliefs  am  Kessel.  Doch  befinden  sich 
an  eben  demselben  Kessel  oben  am  Rande  zwei 
plastisch  gebildete  Köpfe  (wohl  zur  Aufnahme 
für  die  Zapfen  des  ehemaligen  Deckels)  von 
genau  demselben  Stil  und  derselben  Form  wie 
die  Köpfe  der  Träger,  so  daß  über  diesen  Punkt 
noch  Zweifel  möglich  sind.  Vielleicht  werden 
diese  aber  durch  eine  zusammenfassende  Unter- 
suchung über  Taufbecken  in  Nordwestdeutschland, 
die  in  einer  Hallenser  Dissertation  vorgelegt 
werden  soll,  beseitigt.’ 

■ Das  sehr  instruktiv  ausgewählte  und  im 
Einzelfall  geschickt  und  geschmackvoll  aus- 


220 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


geschnittene  Äbbildungsmaterial  des  Buches  ist 
durchweg  ausgezeichnet  photographiert  und 
klischiert.  Der  Buchschmudc,  der  von  Carl  Weide- 
meyer  stammt,  wirkt  stilvoll  und  leicht,  einige 
Initialen  und  Vignetten  sind  mit  Geschick  alten 
Bremensien  angenähert.  Nur  die  Sdirift  auf 
demÄußentitel  ist  eine  unbegreifliche  Entgleisung, 
so  schön  das  Zierstück  ist.  Wohl  mag  die 
Sdirift  zu  ihm  passen,  aber  man  muß  von  der 
Schrift  ausgehen,  und  danach  das  Dekorative 
einrichten,  nicht  umgekehrt.  Die  Zeit,  wo  un- 
leserliche Schrift  als  künstlerisch  galt,  ist  doch 
nun  seit  fast  einem  Jahrzehnt  vorüber. 

E.  Waldmann. 

s 

Edmund  Henard,Cöln.  Berühmte  Kunst- 
stätten Nr.  38.  Mit  188  Äbbildungen.  Leipzig, 
E.  Ä.  Seemann.  1907. 

Der  Verfasser  bemerkt  im  Vorwort:  „Ein 
Buch  wie  das  vorliegende  soll  gar  vielen  Herren 
dienen;  es  wird  den  versdiiedenartigsten  An- 
forderungen begegnen,  denen  allen  zugleidi  es 
sicherlich  nicht  gerecht  werden  kann.“  Nun,  das 
ist  freilich  richtig:  dem  kunstbeflissenen  Laien 
wird  die  Arbeit  Renards  gewiß  allzu  wissen- 
sdiaftlich  und  nüchtern  erscheinen.  Nicht  so  dem 
Fachmann!  Er  weiß,  mit  welchen  Schwierig- 
keiten die  zusammenfassende  Darstellung  einer 
so  überaus  reichen  und  komplizierten  künst- 
lerischen Vergangenheit  wie  sie  just  dieser 
berühmten  und  alten  Kulturstätte  am  Rhein  be- 
schieden  gewesen  ist,  zu  kämpfen  hat,  und  er 
ist  dankbar,  für  den  Fleiß  und  die  Gewissen- 
haftigkeit, mit  der  dieser  erste  Versuch  einer 
zusammenfassenden  Behandlung  des  weiten 
Gebietes  unternommen  worden  ist.  Von  den 
Anfängen  römischer  Kultur  in  der  Ubierstadt 
an,  geht  Renard  den  Fluß  der  künstlerischen 
Entwicklung  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  Schritt 
für  Schritt  bedächtig  nach,  nichts  vergißt  er, 
alles  wird  sorgsam  registriert  und  an  seiner 
Stelle  innerhalb  des  historischen  Verlaufs  ein- 
geordnet. Die  beiden  Brennpunkte  der  Cölner 
Kunstgeschichte,  die  unvergleichliche  Blüte  ro- 
manischer und  gotischer  Kirchenbaukunst  und 
die  nicht  minder  bedeutsame  Cölner  Maler- 
schule, erfahren  eingehende  Behandlung,  aber 
kaum  weniger  ausführlich  wird  von  der  Re- 
naissance und  den  Zeiten  des  Baroch  und  Rokoko 
berichtet.  Wo  es  da  an  Werken  monumentaler 
Kunst  gebricht,  vertieft  sich  der  Verfasser  in 
die  Schöpfungen  der  bürgerlichen  Kleinkunst 
und  des  Kunsthandwerks  und  weiß  von  Cölner 
Bortenweberei,  Glasindustrie  und  Steinzeug- 


fabrikation, Buchdruck  und  Möbelkunst,  von 
Dielen  und  Wendeltreppen,  ja  sogar  von  der 
architektonischen  Ausbildung  der  kölnischen 
Weißbierwirtschaft  vielerlei  zu  sagen.  Diese 
gleichmäßig  breite  Behandlung  des  Wichtigen 
und  Nebensächlichen  ist  eine  Schwäche  des 
Buches.  So  dankeswert  das  fleißige  Zusammen- 
tragen des  Materials  ist,  eine  straffere,  poin- 
tiertere Gruppierung  des  Stoffes,  ein  strengeres 
Sichkonzentrieren  auf  die  Höhepunkte  der  Ent- 
wicklung wäre  hier  manchmal  wünschenswert 
gewesen.  Auch  hat  sich  Renard  verschiedentlich 
allzu  streng  an  die  äußere  Zeiteinteilung  ge- 
halten; so  bricht  er  das  Kapitel  über  die  Cölner 
Malerschule  mit  dem  Meister  des  Bartholomäus- 
alters jäh  ab,  um  erst  gegen  Schluß  des  folgen- 
den Kapitels  „Das  Jahrhundert  der  Renaissance“ 
zwischen  Plastik  und  Kunstgewerbe  die  fehlen- 
den Meister  der  Malerschule  zu  erledigen.  Das 
allzu  Systematische  des  Vorgehens  (so  oft  die 
Schattenseite  der  Gewissenhaftigkeit!)  verdrießt 
da  zuweilen.  Aber  aus  derselben  Quelle  ist 
doch  auch  ein  ganz  vortreffliches  Kapitel  über 
Werke  der  romanischen  Goldschmiedekunst  in 
Cöln  geflossen,  das  zum  ersten  Mal  den  bei- 
spiellosen Reichtum  der  Cölner  Reliqienschreine 
aus  dem  12.  Jahrhundert  einer  systematischen 
Darstellung  und  Stilprüfung  unterzieht  und  die 
merkwürdige  Durchkreuzung  der  kölnischen  Ent- 
wicklung durch  die  Emailkunst  des  Maastales 
in  helles  Licht  rückt!  Da  zeigen  sich  dann  wieder 
die  Vorzüge  der  Renardschen  Behandlungsweise. 
Alles  in  allem:  das  Wichtigste  ist  wohl  erreicht, 
der  unerhörte  Reichtum  künstlerischen  Schaffens 
im  alten  Cöln  spiegelt  sich,  in  tausend  Einzel- 
zügen, getreulich  in  diesem  Buche.  Das  Material 
ist  nun  sortiert  und  ausgebreitet.  Eine  Muster- 
karte von  Streitfragen  und  unerledigten  Themen, 
die  zur  Behandlung  locken,  liegt  da.  Renard  hat 
gute  Vorarbeit  getan,  es  wäre  nun  dringend  zu 
wünschen,  wenn  die  zünftige  Forschung  sich  in 
speziellere  Untersuchung  der  vielen  kaum  halb- 
erschlossenen Einzelgebiete  einlassen  wollte, 
damit  die  Gesetzmäßigkeit  und  der  geheime 
innere  Zusammenhang  all  dieses  Blühens  und 
Werdens  endlich  klar  erkannt  und  für  unsere 
Wissenschaft  nutzbar  gemacht  werde! 

Egbert  Delpy. 

s 

Julius  Baum.  Die  Bauwerke  des  Elias  Holl. 
Mit  51  Abb.  und  33  Tafeln.  Straßburg.  J.  H.  Ed. 
Heitz  (Heitz  u.  Mündel).  1908.  Studien  zur 
deutschen  Kunstgeschichte.  Heft  93. 

Elias  Holl  als  monographische  Einzelaufgabe 
rechtfertigt  sich  allein  schon  durch  die  eigen- 


Literatur 


221 


sinnige  Sdiwabenart  und  charakterfeste  Energie, 
mit  der  der  Äugsburger  Meister  die  Äufgaben 
des  deutsdien  Städtebaues  im  Sinne  des  italie- 
nischen Kunstkanons  der  Spätrenaissance  um- 
formte und  ihnen  eine  einheitlich  Äugsburgische 
Lösung  gab.  Innerhalb  der  Stadtmauern  hat 
daher  Elias  Holl  eine  Bedeutung,  die  der  eines 
Älleinherrschers  in  architektonischen  Dingen 
gleidikommt,  denn  er  hat  dem  Stadtbild  ein 
stolzes  und  unverkennbares  Gesicht  gegeben. 
Äber  auch  über  die  Mauern  hinaus  ist  der  starke 
Mann  eine  historische  Figur  von  großen  Zügen 
und  außerordentlichen  Wirkungen.  Dodi  stand 
er  bisher  grad  nicht  in  vollem  Licht  historischer 
Erkenntnis.  Die  vielen  Zweifel,  die  über  Statistik 
und  Chronologie  seiner  Werke  bestanden,  sind 
in  dem  Buche  Baums  mit  vertrauenerweckender 
Gründlichkeit  untersucht  und  meist  erklärt  oder 
beseitigt.  Lokalgeschichtlidi  hat  es  seinen  vollen 
Wert.  Äber  die  „synthetische  Darstellung  seiner 
Entwid^elung“,  die  der  Verfasser  in  der  Ein- 
leitung verspridit,  ist  er  schuldig  geblieben. 
Denn  die  mager  skizzierten  Kapitelchen  über 
den  inneren  Weg,  den  Holl  als  Schwabe  zurück- 
legen mußte,  um  zu  Palladio  zu  gelangen  und 
wieder  von  ihm  loszukommen,  heben  sich 
nicht  über  die  Genügsamkeit  der  historischen 
Vereinsliteratur  provinzialer  Region  hinaus.  Die 
findige  Geschäftigkeit  des  Ärchivkenners , der 
aus  allen  Ecken  Material  herbeisdileppt  und 
jede  Frage  mit  einer  Fülle  von  Notizen  und 
Vermerken  überschüttet,  ist  kein  Ersatz  für  die 
historische  Charakteristik  und  künstlerische  Be- 
wertung, auf  die  Holl  Änspruch  hat.  Die 
Synthese  zerfällt  in  eine  beträchtliche  Zahl  von 
Änalysen.  Uns  wird  versichert,  daß  die  Kunst 
des  Elias  Holl  ein  Ausdruck  seiner  Persönlich- 
keit sei.  Äber  wir  begegnen  nicht  einmal  dem 
Versuch,  diese  Begriffe  aus  dem  reichen  Stoff 
seiner  Werke  mit  Inhalt  zu  füllen.  So  ist  mit 
dieser  gewissenhaften  Arbeit  vor  allem  jener 
Historiker  zu  beglücicwünschen,  der  den  Künstler 
Elias  Holl  in  großem  Stile  darstellen  wird.  Das 
Material  dazu  hat  Julius  Baum  in  musterhafter 
Weise  geliefert. 

s 

Fritz  Knapp.  Perugino.  Bielefeld  und 
Leipzig,  Velhagen  & Klasing.  1907.  Künstler- 
monographien von  H.  Knackfuß,  Bd.  LXXXVII. 

Ein  Buch  über  Perugino  wird  man  immer 
mit  einer  gewissen  Spannung  in  die  Hand  neh- 
men, weniger  vielleicht  deshalb,  weil  man  ein 
neues  künstlerisches  Erlebnis  erhofft,  als  viel- 
mehr der  Organisation  des  an  sich  spröden 
künstlerischen  Stoffes  wegen.  Denn  Perugino 


war  ein  Künstler,  der  sich  nur  wenig  und,  wie 
es  scheint,  nicht  zu  seinem  Vorteil  entwickelt 
und  außerdem  nur  eine  einzige  Saite  des  klang- 
reichen menschlichen  Empfindungslebens  anzu- 
schlagen verstanden  hat.  Man  wird  Knapp  zu- 
gestehen müssen,  daß  er  seine  schwierige  Auf- 
gabe trefflich  gelöst  hat  und  sich  in  objektiver 
Kritik  vor  einer  Überschätzung  seines  Helden 
zu  bewahren  weiß.^)  In  ruhiger,  sachlicher  Dar- 
stellung versucht  hier  Knapp  uns  das  Lebens- 
werk Peruginos  in  entwichlungsgeschichtlicher 
Reihenfolge  vor  Augen  zu  führen.  Ferner- 
stehende werden  sich  freilich  bei  der  Lektüre 
des  Buches  zunächst  fragen,  was  die  einleiten- 
den Schilderungen  von  Perugias  blutiger  politi- 
scher Vergangenheit  mit  der  sentimentalen  Lyrik 
der  Kunst  Pietro  Peruginos  zu  tun  haben.  Man 
würde  an  dieser  Stelle  vielleicht  lieber  einige 
Hinweise  auf  das  bodenständige  Element  der 
umbrischen  Kunst,  als  deren  „Klassiker“  doch 
Perugino  recht  eigentlich  zu  gelten  hat,  gesehen 
haben,  und  eher  eine  Bloßlegung  der  Fäden 
erwarten,  die  ihn,  den  Johannes  Rafaelscher 
Kunst,  mit  dieser  Heimatskunst  verknüpfen.  Hier- 
durch hätten  sicherlich  die  feinsinnigen  Aus- 
führungen über  Peruginos  Lehr-  und  Wander- 
jahre an  Reiz  und  wissenschaftlichem  Wert  ge- 
wonnen. 

Als  Lehrer  Peruginos  nimmt  Knapp  im 
Gegensatz  zu  Crowe  und  Cavalcaselie  Fiorenzo 
di  Lorenzo  an,  der  ihm  die  Kunstweise  Ver- 
rocchios  übermittelt  haben  mag.  Der  Einfluß 
Piero  della  Francescas  ist  bei  Perugino  wohl 
nur  im  allgemeinen  wahrzunehmen,  das  heißt 
nicht  stärker  als  wie  er  sich  damals  fast  überall 
in  Italien  bemerkbar  macht.  Die  Werke  dieser 
etwa  bis  1491  dauernden  Frühzeit  erfreuen 
durch  ihre  schlichte  Grazie,  den  intimen  Reiz 
und  den  milden  religiösen  Geist,  dem  jede 
theatralische  Extase  fremd  ist.  Dazu  kommt 
die  unbestimmte  Lichtführung,  die  relativ  reiche 
Skala  zarter  Halbtöne,  die  die  Körper  umspie- 
len und  die  Anmut  und  Weichheit  der  Linien 
im  Sinne  eines  einheitlichen  Gesamteindruckes 
glücklich  zu  steigern  wissen.  Von  Anfang  an 
ging  Peruginos  Kunst  auf  monumentale  Ruhe 
im  Gegensatz  zu  der  im  Barock  endenden  floren- 
tinischen  Kunst  aus,  und  dadurch  ist  er  doch 
einer  der  ersten  geworden,  die  der  Hoch- 
renaissance mit  die  Wege  bereitet  haben.  Aber 
das  Evangelium,  das  er  predigte,  stieß  zunächst 
auf  taube  Ohren,  zudem  kam  es  von  sdiwachen 
Lippen. 

y Die  Behauptung,  daß  Perugino  der  bedeutendste 
Landsdiaftsmaler  Italiens  im  Quattrocento  gewesen  sei, 
ist  vielleicht  die  einzige  Überschätzung  des  Künstlers,  die 
in  dem  Buche  auffällt. 


222 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Äm  Schlüsse  dieser  Periode  wird  er  von 
Signorelli  beeinflußt,  der  mit  ihm  gemeinsam 
an  der  Kreuzigung  der  Äkademie  in  Florenz 
arbeitet.  Freilich  ist  der  Änteil  Signorellis  an 
diesem  Bilde  doch  wohl  größer  als  Knapp  an- 
nimmt. 

Die  zweite  Epoche  Peruginos  1491  bis  1496 
ist  die  fruchtbarste  und  glänzendste  Schaffens- 
zeit, die  mit  einem  Äufenthalte  in  Florenz  zu- 
sammenfällt. In  diesen  Jahren  sind  seine  Haupt- 
Schöpfungen,  wie  die  Vision  des  heiligen  Bern- 
hard in  München  und  das  monumentale  Fresco 
in  Santa  Maria  della  Pace  in  Florenz  entstanden. 
Hier  wird  ein  neuer  Hymnus  auf  ein  stilles, 
keusches  Schönheitsideal  gesungen,  das  dann 
auch  teilweise  die  Hochrenaissance  beherrschen 
sollte.  Äber  man  darf  nicht  glauben,  dies  neue 
Ideal  würde  etwa  bewußt  als  eine  Ärt  Protest 
dem  energisch  temperamentvollen  Naturalismus 
in  Florenz  und  seinen  Begriffen  der  künstleri- 
schen Wahrheit  entgegengesetzt.  Es  handelt 
sich  eben  hier  nur  um  eine  auf  anderem  Boden 
gewachsene  Kunst,  die  stark  genug  war,  in  der 
anderen  schärferen  Luft  von  Florenz  zu  ge- 
deihen. Der  Mangel  an  dramatischer  Kraft 
und  ursprünglichem  Temperament  ist  übrigens 
in  dem  Bilde  in  München  geradezu  zur  Tugend 
geworden.  Filippino  Lippi  erscheint  kleinlich 
gegenüber  dieser  grandiosen  Feierlichkeit.  Das 
Visionäre  kommt  durch  die  ätherische  Empfin- 
dungsweise und  den  durchsichtigen  Glanz  der 
Farben  vorzüglich  zum  Äusdruck.  Dagegen  zei- 
gen nun  die  größten  Monumentalgemälde,  wie 
die  Himmelfahrt  Christi  in  Borgo  San  Sepolcro 
deutlich  genug  die  Grenzen  der  Kunst  Peru- 
ginos. Seine  figürlichen  Kompositionen  bleiben 
ganz  in  der  Bildfläche  haften,  deren  Silhouette 
freilich  ohne  sinngemäße  lineare  Tendenz  allein 
die  künstlerische  Wirkung  des  Ganzen  über- 
nimmt. Der  Sinn  für  Proportionierung  der 
Massen  geht  Perugino  vollkommen  ab.  Äuch 
macht  sich  der  Mangel  einer  scharfen  Mar- 
kierung des  Vordergrundes  unangenehm  fühlbar. 

Perugino  organisiert  seine  Gruppen  nur  der 
Breite,  nicht  auch  der  Höhe  und  Tiefe  nach. 
Vielleicht  hätte  das  von  Knapp  mehr  betont 
werden  sollen.  Der  kurze  Äufenthalt  in  Vene- 
dig, der  in  der  Madonna  im  Louvre  den  künst- 
lerischen Niederschlag  am  deutlichsten  erkennen 
läßt,  war,  abgesehen  vielleicht  von  dem  Heiligen- 
bilde in  Sant’  Ägostino  in  Cremona  für  die 
folgende  Zeit  nicht  von  weittragender  Bedeu- 
tung. Im  Gegenteil,  in  den  Jahren  1496  bis 
1499  setzt  bereits  langsam  ein  Niedergang  der 
Kunst  Peruginos  in  koloristischer  Hinsicht  ein. 
Perugino  wird  als  vielbegehrter  Künstler  mehr  zu 
einem  fa  presto  Maler,  dem  das  Geschäft  über 


die  Kunst  geht.  Brach  doch  sogar  der  Volks- 
unwille los,  als  er  sich  in  der  für  S.  Maria 
Ännunziata  in  Florenz  gemalten  Himmelfahrt 
teilweise  selbst  wiederholte.  Äber  ganz  so 
stupide  war  die  Wiederholung  doch  nicht:  Bei 
näherem  Zusehen  ergeben  sich  sehr  feine,  aber 
sehr  bedeutungsvolle  Unterschiede,  die  Knapp 
vielleicht  doch  hätte  andeuten  sollen,  da  sich 
da  deutlich  die  Entwicklung  der  Kunst  Peru- 
ginos manifestiert.  Die  untere  Gruppe  versucht 
unter  klarer  Unterscheidung  von  Vordergrund- 
und  Mittelgrund  — maßgebend  ist  das  quanti- 
tativ vollkommen  andere  Verhältnis  der  beiden 
Jünger  im  Vordergründe  zu  den  nunmehr  ganz 
mit  Rücksicht  auf  diese  angeordneten  Gruppen 
des  Hintergrundes  — nach  der  Tiefe  hin  sich 
zu  entwickeln,  während  der  obere  Teil  durch 
verschiedene  kleine  Änderungen,  besonders  der 
Änordnung  der  Seraphimköpfe  einen  linearen, 
rhythmischen  Zusammenschluß  nach  oben  hin 
versucht.  Äus  demselben  Grunde  bleibt  es  auch 
zu  bedauern,  daß  Knapp  es  sich  hat  entgehen 
lassen,  an  der  Hand  der  Madonnendarstellungen 
im  Vatican,  in  Fano  und  Sinigaglia  anzudeuten, 
daß  hier  trotz  der  Wiederholungen  und  trotz 
des  Verfalls  ein  nicht  zu  leugnender  Fortschritt 
in  der  Organisation  des  Raumes  und  der  Figuren- 
gruppen sich  vollzieht,  der  manche  seiner  Schwä- 
chen in  milderem  Lichte  erscheinen  läßt. 

Neben  Signorelli  ist  vor  allem  Ghirlandajos 
und  Lorenzo  di  Credis  Kunstweise  für  Perugino 
in  dieser  Periode  seines  Schaffens  von  Bedeu- 
tung geworden. 

Die  nächste  Epoche  seines  Schaffens  steht 
für  uns  in  dem  Zeichen  der  Lehrjahre  Rafaels. 

In  diese  Zeit  fällt  die  Äusmalung  des  Collegio 
del  Cambio,  die  entschieden  zu  viel  gelobt 
wurde,  immerhin  ein  interessantes  Gemisch  von 
antiken,  philosophischen  und  religiösen  Begriffen 
und  Ällegorien,  wie  es  für  die  Zeit  charakteristisch 
und  in  ähnlicher  Weise  ja  auch  anderwärts,  wie 
etwa  der  Sassettikapelle  in  Santa  Trinitä  in 
Florenz  u.  a.  vorkommt.  Sicherlidi  macht  sich 
hier  der  vollständige  Mangel  an  dramatischer 
Belebung  wie  andererseits  die  Eintönigkeit  des 
Äusdruckes  und  das  Schemenhafte  der  Bewegung 
am  stärksten  fühlbar.  Äber  ganz  ohne  Fort- 
schritt sind  hinsichtlich  der  Raumkomposition 
einige  dieser  Fresken  doch  nicht.  Es  steigert 
sich  das  Volumen  der  Gestalten  und  die  Ge- 
wandung geht  mehr  als  bisher  auf  eine  monu- 
mentale Wirkung  aus.  Dieses  Streben  geht 
freilich  auf  Kosten  der  Koloristik.  Äuch  die 
Typen  lassen  eine  Wandlung  im  Sinne  der 
Hochrenaissance  erkennen.  Die  Intimität  der 
Empfindung  ist  freilich  nun  zu  einer  hier  und 
da  fast  grotesken  schauspielerischen  Floskel  ge- 


Literatur 


223 


worden,  die  den  Bewegungen  der  Gestalten  an- 
hängt. Die  Mitarbeit  Rafaels  an  diesen  Fresken 
ist  wohl  wahrscheinlich,  läßt  sich  aber  mit  Sicher- 
heit nicht  nadiweisen. 

Das  früher  Holbein  und  von  Morelli  dem 
Rafael  zugeschriebene  Porträt  in  der  Gallerie 
Borghese  in  Rom  gibt  Knapp  wohl  mit  Recht 
dem  Perugino,  ebenso  wie  er  die  Äutorschaft 
Rafaels  in  dem  bekannten  Bilde  der  Anbetung 
des  Kindes  in  der  Nationalgalerie  in  London 
ablehnt.  Ähnliches  gilt  auch  bezüglich  des  für 
die  Mönche  von  Vallombrosa  gemalten,  1500 
datierten  Altarbildes  in  der  Akademie  in  Florenz. 
Eher  könnte  Rafaels  Mitwirkung  bei  dem  Ma- 
donnenbild in  Bologna  und  in  der  Pinakothek 
in  Perugia  in  Betracht  kommen,  wo  die  beiden 
auf  der  Erde  knieenden  Heiligen  fast  genau  so 
in  einem  Jugendwerke  Rafaels,  der  Kreuzigung 
in  der  Sammlung  Mond,  wiederkehren.  Mit 
Recht  wird  dagegen  die  Anteilnahme  Rafaels 
an  der  Auferstehung  im  Vatikan  von  Knapp 
abgelehnt,  ein  Werk,  das  ja  schon  von  Vasari 
als  Arbeit  des  Perugino  bezeichnet  wurde.  Das 
Bild  Peruginos  in  Caen,  das  Morelli,  wie  nach 
ihm  besonders  Berenson  angezweifelt  hat,  der 
es  unbegreiflidierweise  dem  Lo  Spagna  zu- 
schreiben wollte,  gibt  Knapp  dem  Perugino 
zurüdc. 

Während  der  Jahre  1504  bis  1506,  in  denen 
sich  Perugino  vorwiegend  in  Florenz  aufhielt, 
ist  neben  dem  Triumph  der  Keuschheit  wohl 
auch  das  seinerzeit  um  eine  so  riesige  Summe 
als  echter  Rafael  angekaufte  Bild,  Apollo  und 
Marsyas  darstellend,  im  Louvre  entstanden. 
Apollo  erinnert  hier  sehr  an  den  David  des 
Donatello  im  Museo  nazionale,  wie  ja  überhaupt 
Perugino  wiederholt  figürliche  Kompositionen 
von  Donatello  her  übernommen  hat.  Auch  das 
gleichfalls  früher  von  Morelli  Rafael  zuge- 
schriebene Frauenbildnis  in  den  Uffizien  gehört 
in  diese  Zeit. 

Aus  der  letzten  Periode  des  Künstlers,  1506 
bis  1509,  ist  vor  allem  die  thronende  Madonna 
in  Marseille  zu  nennen.  Schade,  daß  Knapp 
es  sich  hat  entgehen  lassen,  einen  Vergleich 
dieser  Madonna  mit  den  früheren  ähnlichen 
Darstellungen  auszustellen.  Gewanddrapierung 
wie  allgemein  die  Proportionierung  der  Madonna 
zeigt  doch  manch  auffallende  Neuerungen,  so 
daß  es  sich  schon  verlohnt  hätte,  etwa  auf  die 
Herkunft  derselben  etwas  näher  einzugehen. 

Mit  den  Malereien  in  Rom  hat  Perugino 
bereits  den  Höhepunkt  seines  Schaffens  über- 
schritten ; was  nachher  folgt,  trägt  den  Stempel 
des  Alters  an  sich.  Trotzdem  wird  man  auch 
hier  wie  etwa  in  der  Pieta  in  San  Pietro  in 
Perugia  einen  interessanten  kompositioneilen 


Fortschritt  gegenüber  der  Pieta  in  Santa  Maria 
in  Fano  konstatieren  können  und  dasselbe  gilt 
für  die  Anbetung  der  Könige  in  Trevi.  Der 
Einfluß  Leonardos  macht  sich  hier  in  der  Kom- 
position deutlich  genug  fühlbar,  und  es  wäre  in- 
teressant zu  wissen,  von  wann  ab  der  Einfluß 
dieses  Großmeisters  der  Renaissancemalerei  in 
Peruginos  Kunst  datiert.  Das  Problem  einer 
monumentalen  Gruppenverbindung  unter  klarer 
Unterscheidung  von  Vorder-  und  Mittelgrund, 
Haupt-  und  Nebenpersonen,  das  Problem  einer 
innigen  Verbindung  von  Figuren  und  Landschaft 
hat  ihn  innerlich  ernstlich  beschäftigt,  und  der 
75jährige  bleibt  doch  nicht  unberührt  von  dem 
Hauche  der  neuen  Zeit.  Aber  es  ist  nur  ein 
Hauch.  Langsam  geht  die  künstlerische  Ent- 
wicklung Peruginos  vor  sich.  Der  Künstler  in 
ihm  ist  doch  allmählich  in  dem  eigenen  Phlegma 
erstickt.  Es  ist  ein  Jammer,  zuzuschauen,  wie 
seine  Kunst  dahinsiecht.  Perugino  hat  zu  lange 
gelebt.  Man  möchte  ihm  gerne  einen  rühm- 
licheren Abgang  von  der  Bühne  des  künst- 
lerischen Lebens  gönnen.  Die  Madonna  in  der 
Glorie  kann  sich  in  Bologna  schon  neben  der 
Cäcilia  Rafaels  sehen  lassen.  Aber  in  der  Trans- 
figuration in  Perugia,  die  in  demselben  Jahre 
entstanden  ist,  in  dem  Rafael  seine  analoge 
Darstellung  vollendet,  macht  sich  doch  die  Stick- 
luft des  Philisteriums  Rafael  gegenüber  recht 
unangenehm  fühlbar.  Die  Hand  ist  steif,  das 
Auge  müde  geworden,  das  leidenschaftslose 
Herz  schlägt  langsamer  denn  je  ...  . längst 
rauschen  die  mächtigen  Fluten  der  neuen  Zeit 
über  seine  Kunst  hinweg,  aber  er  war  doch 
einer  und  nicht  der  geringste  ihrer  Propheten. 
Man  hat  später  im  18.  wie  im  19.  Jahrhundert 
in  ihm  mit  Recht  den  Vertreter  einer  besonde- 
ren künstlerischen  Weltanschauung  gewittert, 
die  uns  Modernsten  freilich  ein  Greuel  geworden 
ist.  Das  soll  uns  aber  nicht  hindern,  seiner 
Kunst  Gerechtigkeit  widerfahren  zu  lassen  und 
dem  dankbar  zu  sein,  der  uns  sein  Lebenswerk 
vor  Augen  führt.  Die  zeitliche  Anordnung  der 
Gemälde  wird  wohl  nur  wenig  Widerspruch  bei 
Fachgenossen  hervorrufen. 

Fritz  Burger, 

s 

J.  Strzygowski.  Kleinarmenische  Mi- 
niaturmalerei. Die  Miniaturen  des  Tübinger 
Evangeliars  MA  XIII,  1 vom  Jahre  1113  bezw. 
893  n.  Chr.  — 27  S.  mit  2 Tafeln  im  Vierfarben- 
druck, 2 Lichtdrucktafeln  und  12  Abbildungen 
im  Text  (Veröffentlichungen  der  Kgl.  Univer- 
sitätsbibliothek in  Tübingen.  Bd.  1.  S.  17—43. 
Taf.  VlI-X). 


224 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Äls  in  die  selbständige  Forschung  großen 
Stils  eben  eintretender  Privatdozent  an  der 
Universität  Wien  hat  Strzggowski  im  J.  1891 
seine  Byzantinischen  Denkmäler  mit  der 
Behandlung  des  armenischen  Etsch  miadzin- 
Evangeliars  vom  J.  989  eröffnet.  Heute  kehrt 
der  zum  Bannerträger  einer  neuen  kunstgeschicht- 
lichen Schule  gewordene  Gelehrte  von  Weltruf 
zu  dem  Gebiet  der  armenischen  Buchmalerei 
zurück,  um  an  der  Hand  eines  im  J.  1113  nach 
einer  Vorlage  vom  J.  893  geschriebenen  Evan- 
gelienkodex, Ma  XIII,  1 der  Universitätsbiblio- 
thek zu  Tübingen,  in  die  Bedeutung  speziell  der 
kleinarmenischen  Miniaturenmalerei  einzuführen. 
Man  bedarf  nicht  erst  seiner  eigenen  dies- 
bezüglichen Äusführungen  S.  11  f.,  um  inne  zu 
werden,  weldien  gewaltigen  Fortschritt  des 
Verfassers  über  sich  selbst  hinaus  die  um  ein 
Vierteljahrhundert  jüngere  Publikation  bezeich- 
net. Dem  Sospitator  des  Etschmiadzin-Evan- 
geliars  schien  eine  Frühperiode  syrischen  Ein- 
flusses ein  „ursprünglich  so  kunstarmes  Gebiet 
wie  Armenien “ für  ein  maßgebendes  Zeitalter 
byzantinischer  Kunst  vorbereitet  und  eine  nur 
recht  allmähliche  Emanzipation  von  der  künst- 
lerischen Weise  Konstantinopels  sich  in  der 
armenisdien  Buchmalerei  durch  „sarazenisdie 
Motive“  angebahnt  zu  haben.  Die  Tübinger 
Handschrift  enthält  von  ihren  Evangelisten- 
bildern nur  mehr  die  drei  letzten  und  den  über- 
aus reichen  ornamentalen  Schmuck  ebensovieler 
Evangelientitelblätter,  sowie  zahlreicher  Initialen 
und  Randdekorationen  zu  Anfang  jedes  Text- 
kapitels. Aber  dem  durch  eine  unglaublich 
emsige  Forschungsarbeit  immer  tiefer  in  die 
grundlegende  Bedeutung  des  eigentlichen  Orients 
für  die  mittelalterliche  Kunstentwicklung  ein- 
geführten, vor  allem  dem  frisch  von  seinen 
genialen  Untersuchungen  überMschatta  kommen- 
den Gelehrten  genügt  dieses  Material,  um  eine 
völlig  neue  und  ungleich  tiefere  Auffassung  von 
der  Stellung  — zunächst  einmal  des  kilikischen 
— Armeniens  im  Rahmen  der  „byzantinischen 
Frage“  zu  begründen,  und  mit  einem  nur  dem 
echten  und  ganzen  Meister  eigenen  Freimut 
sagt  er  klar  und  scharf,  wie  vieles  er  umgelernt 
hat,  auf  verhältnismäßig  sehr  engem  Raume 
wieder  eine  Arbeit  von  grundlegender  Bedeutung 
liefernd. 

Nicht  eine  vom  spätantiken  Hellenismus  aus- 
gegangene byzantinische  Hauptstadtkunst  ist  es 
mehr,  von  welcher  das  Tübinger  Evangelien- 
buch seinem  Bearbeiter  Armenien  einseitig  ab- 
hängig zeigt.  Der  Typus  des  sitzenden  Autoren- 
bilds mag  den  Evangelistenblättern  dieses  Budies 
aus  dem  ursprünglich  hellenistischen  Kleinasien 
gekommen  sein.  Aber  sein  Mutterboden  ge- 


hörte von  vornherein  „künstlerisdi  in  die  Ein- 
flußsphäre von  Antiocheia,  Edessa  und  Nisibis“, 
und  was  sich  — vor  allem  im  Ornament  — 
übermächtig  hier  ausdrückt,  ist  ein  durch  und 
durch  Orientalisches,  in  dem  kaum  „mehr  als 
ein  vereinzeltes  Motiv  der  Antike“  sidi  „nahe 
bringen“  läßt,  dessen  Durchbruch  vielmehr  „ir- 
gendwie zusammenzuhängen“  scheint  „mit  der 
Überflutung  Kleinasiens  durch  die  seldschukischen 
Türken“ : der  Einfluß  des  sassanidisdien  Persiens, 
vermittelt  durch  denjenigen  „der  ungeheuer  aus- 
gedehnten islamischen  Kulturwelt“.  Die  „christ- 
liche Enklave“,  welche  das  armenisdie  Kilikien 
in  dieser  Welt  darstellt,  ist  wesenhaft  nicht  der 
Schuldner  eines  von  Westen  kommenden  Ein- 
flusses Konstantinopels,  sondern  „Vermittler  von 
Kunstformen“,  die  von  Osten  her  ihrerseits  „den 
Ornamentstil  der  byzantinischen“  ebensogut  als 
der  „armenischen  und  slavischen  Miniaturen- 
malerei für  alle  Zeiten  bestimmten.“  Was  diese 
Erkenntnis  für  die  Gesamtwürdigung  der  kultur- 
geschichtlichen Stellung  des  persisdi-islamisdien 
Orients  bedeutet,  liegt  auf  der  Hand.  Jedes 
überflüssige  Wort  könnte  hier  den  Eindrudi  nur 
abschwächen.  Die  sdiarfsinnige  und  umsichtige 
Begründung  der  neuen  These  wird  man  ohne- 
hin bei  Strzggowski  selbst  nadizulesen  haben. 
Ein  Doppeltes  kommt  in  Frage.  Zunächst  er- 
weist S.  8—21  eine  sorgfältige  Typenvergleichung 
Schritt  für  Schritt  für  die  Flächenornamente  der 
armenischen  Handschrift  und  deren  einzelne  Ele- 
mente wie  Palmette,  Ranke,  Bandgeflecht  und 
geometrische  Muster  ohne  Ende,  für  ihreStreifen- 
und  Zickzackornamente,  für  die  Initialen  mit 
ihren,  Nabengelenke,  Achter  und  Herzformen 
durchsetzenden,  Stielen,  ihren  Halbpalmetten 
und  Bandgeflechtsenden  und  vor  allem  für  die 
aus  Bandverschlingungen  und  Halbpalmetten 
gebildeten  Randzierden  auf  dem  Wege  direkter 
kunstwissenschaftlicher  Prüfung  „die  Tatsache 
der  persischen  Wurzel“.  Die  Bedeutung  einer 
historischen  Gegenprobe  auf  die  Richtigkeit  der 
so  gewonnenen  Ergebnisse  hat  es  alsdann, 
wenn  Strzggowski  S.  21 — 26  über  die  Miniaturen- 
schule des  Königsklosters  von  Drasark  handelt, 
in  welchem  wie  die  vorliegende  Handschrift 
vom  J.  1113  so  auch  schon  deren  Original  vom 
J.  893  gefertigt  werde.  Denn  hier  kann  er  zeigen, 
wie  vermöge  seiner  „einzigartigen  Lage“  jenes 
„Florenz  im  geistigen  und  künstlerischen  Leben 
des  kilikischen  Teiles  von  Armenien“  zu  „einem 
der  wichtigsten  Knotenpunkte  der  mittelalter- 
lichen Welt“  werden  mußte,  wie  leicht  eben  von 
Drasark  aus,  wo  „die  große  Verkehrsstraße“ 
„nach  Persien,  Zentral-  und  Ostasien“  einmün- 
dete, „persische  Art“  zunächst  die  armenische 
Kunst  zu  erobern  vermochte,  um  „vielleicht 


Literatur 


225 


gerade  durch  armenische  Vermittlung“  später 
audi  „in  Byzanz  festen  Fuß“  zu  fassen.  Idi 
möchte  in  diesem  Zasammenhang  etwa  noch 
auf  das  letzterschienene  Heft  von  Chabots 
Ausgabe  der  Weltchronik  Michaels  des  Syrers 
hinweisen.  Was  man  hier  in  den  BB.  XIII— XV 
liest,  ist  in  besonders  hohem  Maße  geeignet, 
uns  die  Bedeutung  ahnen  zu  lassen,  welche  die 
Kriege  und  Siege  des  Nikephoros  Phokas,  Tzi- 
miskes  und  Basileios  II  dem  Gebiet  zwischen 
Taurus  und  Euphrat  als  Transitland  orientalischen 
Einflusses  auf  Byzanz  verleihen  mußten.  Wichtig 
scheint  mir  vor  allem  auch  die  Nachricht  des 
syrischen  Historikers  (XV  7 ed  V.  Chabot  III  185) 
über  das  Bestehen  je  einer  armenischen  wie 
einer  syrisch-jakobitischen  Gemeinde  in  Kon- 
stantinopel, in  denen  beiden  das  Kaufmanns- 
element eine  hervorragende  Rolle  spielte  und 
die  bis  in  die  Zeit  des  Alexios  Komnenos  sich 
des  ruhigen  Besitzes  ihrer  von  einem  heimischen 
Priester  verwalteten  Kirchen  erfreuten. 

Anhangsweise  signalisiert  Strzygowski  S.26  f., 
auch  noch  den  Buchschmuck  zweier  weiterer 
armenischer  Evangelienhandschriften  in  Tübingen, 
Ma  XIII 3 und  Ma  XIII 4,  von  welchen  die  letztere 
im  J.1644  inKonstantinopel  entstanden,  die  erstere 
„wohl  etwas  älter“  ist.  Diese  gehören  ganz 
eng  zusammen  mit  der  Hauptmasse  der  in  Jeru- 
salem und  Bethlehem  mir  zugänglich  gewordenen 
armenischen  Tetraevangelien,  über  deren  vom 
J.  1263  bis  zum  J.  1733  reichende  Reihe  ich 
Röm.  Quartalschr.  f.  christl.  Archäologie 
u.  f.  Kirchengeschichtel906,  S.180— 185  in  vor- 
läufiger Kürze  orientiert  habe.  Auch  hier  konver- 
giert denn  alles  nach  Kilikien,  wo  drei  der  Jerusa- 
lemer Handschriften  selbst  entstanden  sind  und 
von  wo  aus  wir  die  armenischen  Gemeinden  Jeru- 
salems, Konstantinopels  und  der  Krim  gleich- 
mäßig in  ihrer  künstlerischen  Betätigung  ab- 
hängig sehen.  Das  Tübinger  Tetraevangelium 
Ma  XIII  1 bedeutet  dem  allem  gegenüber  und 
gegenüber  weiteren  verwandten  Erscheinungen 
in  den  Bibliotheken  der  Mechitharisten  zu  S. 
Lazzaro  und  in  Wien,  in  der  Kgl.  Bibliothek  in 
Berlin  und  in  den  Beständen  des  ehemaligen 
Museo  Borgiano  zu  Rom  um  seines  höheren 
Alters  willen  einen  „Eckstein“  zwar  nicht  so- 
wohl, wie  Strzygowski  S.  25  sich  etwas  miß- 
verständlich ausdrückt,  „der  Kunstentwicklung“ 
selbst,  als  vielmehr  unserer  Einsicht  in  „den 
Ursprung  der  jüngeren  armenischen  Miniaturen- 
malerei überhaupt“.  Wie  beispielsweise  ihr 
Johannesbild  mit  beinahe  photographischer  Treue 
in  einer  Handschrift  vom  J.  1415  in  Jerusalem 
wiederkehrt,  ist  mir  zur  Beleuchtung  des  Sach- 
verhaltes unschätzbar.  Freilich  führen  — dies 
möchte  ich  hier  betonen,  um  einer  Überschätzung 


der  Tübinger  Handschrift  vorzubeugen  — auch 
von  späteren  Denkmälern  armenischer  Buch- 
malerei entwicklungsgeschichtliche  Richtlinien  an 
ihr  vorüber  weit  über  sie  zurück.  Schon  der 
hellenistisch -kleinasiatische  Typus  des  Evan- 
gelistenbildes ist  weit  ursprünglicher  als  in  dem 
Evangelienbuch  vom  J.  1113  in  dem  erst  im 
J.  1263  geschriebenen  und  ausgemalten  des  Königs 
Leo  II  zu  Jerusalem  erhalten.  Dann  aber  und 
vor  allem  bietet  das  Problem  der  armenischen 
Buchmalerei  noch  eine  Seite  dar,  welche  dies- 
mal bei  Strzygowski  mehr  in  den  Hintergrund 
getreten  ist. 

Auch  der  grundlegende  altsyrische  Einfluss, 
den  seinerzeit  die  beigehefteten  Vollbilder  des 
Etschmiadzin-Evangeliars  ihm  festzustellen  ge- 
statteten, hat  neben  Erbstücken  des  kleinasiati- 
schen Hellenismus  wie  dem  Typus  des  sitzenden 
Autorenbilds  und  neben  der  Hochflut  persischer 
Ornamentik  eine  dauernde  und  maßgebliche  Be- 
deutung im  Miniaturenschmuck  armenischerHand- 
schriften  behauptet.  Auf  ihn  der  weit  hinter  der 
Entstehungszeit  auch  der  unmittelbaren  Vorlage 
von  Ma  XllI  1 in  Tübingen  zurückliegt,  weist  in 
den  Tetraevangelien  des  14.  bis  18.  Jahrhs.  ein 
Zweifaches:  eine  reiche  Randillustration  des 
Evangelientextes,  deren  innigen  Zusammenhang 
mit  derjenigen  der  Eusebioskanones  in  orien- 
talisch-altsyrischen Handschriften  wie  dem  Rab- 
bülä-Kodex  und  dem  Tetraevangelium  Syr.  33 
der  Bibliotheque  Nationale  denn  auch  Strzy- 
gowski S.  26  anlässlich  von  Ma  Xlll  4 richtig 
betont,  und  eine  ursprünglich  syrisch-hellenis- 
tische Serie  seitengrosser  Vorsatzbilder,  die  trotz 
vielfacher  und  teilweise  schon  unter  neuzeitlich- 
abendländischem Einfluß  stehender  Modifizie- 
rungen im  Grundstoch  ihrer  ikonographischen 
Typen  mit  den  Vollbildern  eines  syrischen  Evan- 
geliars vom  J.  1122  im  jakobitischen  Markus- 
kloster zu  Jerusalem  zusammengehört.  Aber 
auch  in  Ma  Xlll  1 wird  eine  aufmerksame  Be- 
trachtung Spuren  dieses  altsyrischen  Einschlags 
erkennen.  Hierher  ist  einmal  die  Darstellung 
der  Evangelisten  im  Rahmen  rundbogiger  Ar- 
kaden zu  rechnen.  Eine  entsprechende  Umrah- 
mung von  Evangelisten  in  einigen  mit  dem 
syrischen  Kunstkreis  zusammenhängenden  grie- 
chischen Tetraevangelien  des  11.  bis  13.  Jahrhs. 
wie  "Jysov  Tacpov  47  und  49  zu  Jerusalem  oder 
Ä.  a.  1 ZU  Grottaferrata,  bezw.  einiger  Kreuzi- 
gungsdarstellungen und  einiger  Exemplare  des 
syro-ägyptischen  Muttergottestypus  der  OJ- 
riyriTQLa  in  der  Elfenbeinplastik  werden  mir  Ge- 
legenheit geben,  dem  spezifisch  altsyrischen 
Charakter  dieses  Motivs  noch  näher  zu  treten. 
Für  heute  genüge  dieser  flüchtige  Hinweis. 
Ferner  ist  nach  meiner  Erfahrung  die  eigentüm- 


226 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


lidie  ornamentale  Randdekoration  der  Tübinger 
Handschrift,  wo  sie  im  armenischen  Tetraevan- 
gelienschmuck auftritt,  ein  unter  dem  Einfluß 
persisch-islamischen  Ornamentstils  vollzogener 
Ersatz  für  eine  aufgegebene  Randillustration 
altsgrischen  bildlichen  Schmuckstils.  Jedenfalls 
eine  solche,  wenn  nicht  zugleich  eine  Serie 
seitengroßer  Vorsatzbilder,  hat  also  zweifellos 
schon  das  älteste  Glied  derjenigen  Entwicklungs- 
reihe gehabt,  die  mit  der  vorliegenden  Tübinger 
Handschrift  des  12.  Jahrhs.  abschließt.  Das 
fragliche  Äusgangsglied  ist  nun  nach  der  vom 
Schreiber  des  J.  1113  kopierten  und  zwar  nicht 
in  dessen  Kopie  selbst,  wohl  aber  in  einer  mo- 
dernen Äbschrift  derselben  erhaltenen  Subscrip- 
tio  der  Vorlage  vom  J.  893  nicht  erst  in  dieser 
sondern  in  einem  wiederum  ihr  zugrunde  liegen- 
den „wahren  und  auserwählten  Exemplar“  von 
der  Hand  oder  aus  dem  Besitz  des  hl.  Katho- 
likos  Sahak  „des  Übersetzers“  (390— TO)  zu 
erblicken.  Daß  der  Buchschmuck  dieser  Hand- 
schrift des  5.  Jahrhs.  ein  durchaus  altsgrischer 
war,  liegt  in  der  Natur  der  Dinge.  Man  wird 
ihn  sich  vorzustellen  haben  als  bestehend 
aus  einem  unter  eine  Ärkade  gesetzten  Titel- 
bild und  den  paarweise  unter  Ärkaden  ange- 
ordneten Bildern  der  stehenden  Evangelisten 
nach  Ärt  der  syrischen  Vorsatzblätter  des  Et- 
schmiadzin-Evangeliars  (Byz.  Den  km.  I Taf. 
II 2.  III),  mit  oder  ohne  weitere  Vollbilder,  den 
dekorativen  Kanonesarkaden  und  einer  bild- 
lichen Randillustration  neben  diesen  oder  dem 
Texte.  Die  vier  selbständigen  Evangelisten- 
blätter mit  dem  hellenistisch-kleinasiatischen 
Äutorentypus  müssen  sodann  wenigstens  grund- 
sätzlich auf  die  Kopie  vom  J.  893  zurückgeführt 
werden,  da  der  Kopftypus  des  Lukas,  wie  Strzy- 
gowski  S.  6 hervorhebt,  noch  nicht  der  schon 
im  J.  902  durch  das  Evangelienbuch  der  Köni- 
gin Melke  bezeugte  aller  späteren  armenischen 
Kunst  ist.  Was  sodann  die  von  ihm  S.24  nur 
aufgeworfene  Frage  betrifft,  ob*  schon  893  oder 
erst  1113  „die  persischen  Ornamentmotive“  zum 
Durchbruch  gekommen  seien,  so  möchte  ich 
glauben,  daß  man  sich  auch  bezüglich  ihrer  zu- 
nächst für  das  frühere  Datum  zu  entscheiden, 
aber  anzunehmen  haben  wird,  der  Miniator  von 
1113  sei  die  hier  prinzipiell  von  seinem  Vor- 
gänger schon  eingeschlagenen  Bahnen  noch  sehr 
über  diesen  hinaus  weiter  gegangen.  In  Sonder- 
heit könnten  beispielsweise  sehr  wohl  erst  durch 
ihn  die  Randornamente  des  neuen  Stils  an 
Stelle  der  altsyrischen  Randillustrationen  gesetzt 
worden  sein.  Ruch  dürfte  er  die  Evangelisten- 
blätter noch  modifiziert  haben.  Denn  der  im 
Tetraevangelium  Leos  II  wieder  fehlende  archi- 
tektonische Hintergrund  wird  schwerlich  bis 


zum  J.  893  hinaufreichen.  Schließlich  könnten 
sogar  die  Initialen  aus  Stielen,  Geflechten  und 
Palmetten  erst  im  J.  1113  ältere  Tierbuchstaben 
ersetzt  haben,  wie  sie  in  Übereinstimmung  mit 
dem  Etschmiadzin-Evangeliar  in  den  späteren 
Handschriften  des  kilikischen  Kreises  gleich  der 
bildlichen  Randillustration  vermöge  eines  höchst 
bedeutsamen  Rückschlages  gegen  die  Ällein- 
herrschaft  des  neuen  persisch-islamischen  Orna- 
mentstils wieder  stark  hervortreten. 

Es  ergibt  sich  bei  einem  Überblich  über  diese 
Entwicklung  meines  Erachtens  so  klar  als  mög- 
lich, welche  Beachtung  das  Gebiet  der  armeni- 
schen Buchmalerei  seitens  der  Orientalisten  und 
der  Kunstwissenschaftler  verdient,  wie  von  ge- 
radezu fundamentaler  Bedeutung  für  das  Ver- 
ständnis der  kunst-  und  kulturgeschichtlichen 
Entwicklungsströmungen  des  mittelalterlichen 
Vorderasiens  und  Südosteuropas  die  Beschäf- 
tigung mit  ihm  wird  werden  müssen.  In  typi- 
scher Klarheit  tritt  uns  hier  das  Nacheinander 
und  Durcheinander  dieser  Strömungen  entgegen. 
Der  eigentliche  Untergrund  ist  der  frühchristlich- 
syrische,  in  welchem  bereits  seinerseits  östlicher 
Hellenismus  der  Küstenzone  und  sassanidischer 
Orientalismus  des  Hinterlands  ineinander  fließen. 
Konstantinopel,  für  dessen  Kunst  und  Kultur 
der  orientalische  Hellenismns  Kleinasiens  den 
nächsten  Mutterboden  abgegeben  hat,  macht 
sich,  aber  nicht  in  entscheidender  Weise,  geltend. 
Eine  Sturzwelle  innerasiatischer  Herkunft  droht 
in  Gestalt  des  persisch-islamischen  Einflusses 
alles  zu  verschlingen,  behauptet  dauernd  auf 
dem  ornamentalen  Gebiet  maßgebende  Bedeu- 
tung, ebbt  aber  hier  und  dort  wieder  von  Sand- 
bänken mehr  oder  minder  byzantinisch  durch- 
setzter altsyrischer  Ärt,  wie  den  Tierbuchstaben, 
der  Randillustration,  den  seitengrossen  Vorsatz- 
bildern zurück,  bis  endlich  — man  denke  an 
Ma  XIII  4 in  Tübingen  — seit  dem  16.  und 
17.  Jahrh.  im  Ikonographischen  auch  der  Ein- 
fluß des  durch  die  Renaissance  hindurchge- 
gangenen Äbendlands  fühlbar  wird.  Ich  hatte 
damit  gerechnet,  daß  mir  selbst  dieÄrbeit  über 
die  armenischen  Tetraevangelien  in  Jerusalem 
und  Bethlehem  Gelegenheit  geben  würde,  zuerst 
dies  alles  näher  zu  beleuchten.  Wenn  Strzy- 
gowski  mit  seiner  schönen  jüngsten  Publikation 
am  Kernpunkt  der  Sache  — und  dies  ist  zwei- 
fellos der  rein  ostwestliche  Gang  der  persischen 
Ornamentwelle  über  Kleinarmenien  nach  dem 
erst  später  von  ihr  erreichten  Byzanz  — mir 
zuvorgekommen  ist,  so  empfinde  ich,  weitentfernt 
von  jeder  Regung  enttäuschter  Findereitelkeit, 
nur  aufrichtige  Genugtuung,  daß  sein  eigenes 
Eingreifen  es  mir  erspart,  gegen  seine  früheren 
noch  ungereiften  Änschauungen  vom  geschieht- 


Literatur 


227 


liehen  Werdegang  des  armenischen  Buchschmucks 
als  Erster  eine  polemische  Stellung  einnehmen 
zu  müssen. 

Ä.  Baumstark, 

s 

F.  K.  Benndorf,  Bou  Saäda.  München, 
Piper  & Co.  1907. 

Eine  stimmungsvolle  Skizze,  in  der  der  Ver- 
fasser seine  reichen  Eindrücke  von  diesem 
Glückswinkel  am  Rande  der  Sahara  wiedergibt. 
Einige  Betrachtungen  über  arabische  Sitten  im 
allgemeinen  sind  nicht  ganz  zutreffend,  und  vor 
allem  hat  die  äußerst  interessante  kunstgewerb- 
liche Tätigkeit  der  Juden  von  Bou  Saäda  und 
der  Ouled  Nai‘1  nicht  Erwähnung  gefunden. 
Äuch  den  Frauentrachten  dieses  Stammes  und 
seinen  einzigartigen  Tänzen  hätte  man  gerne 
eine  ausführliche  Schilderung  gewünscht. 

E.  Kühnei. 

s 


□ NEUE  JAHRBÜCHER  □ 

Trierisdies  Jahrbudi  für  ästhetisdie  Kultur.  1908. 

Herausg.  v.  Job.  Mumbauer.  Trier  1908.  Verl.  Lintz. 

Frankfurter  Kalender.  Ein  Jahrbudi  für  1908.  Her- 
ausgegeb.  v.  E.  Klotz,  Fr.  Kurz  u.  Th.  Schäfer.  Frank- 
furt a.  M.,  Diesterweg.  1908. 

Die  Kunst  unserer  Heimat.  Mitteil.  d.  Vereinig, 
z.  Ford.  d.  Künste  in  Hessen  u.  im  Rhein-Maingebiet. 
1907.  Heft  1-6. 

Im  Sinne  der  Dezentralisation  unserer  Kunst  und  ihrer 
Durdidringung  aller  Gegenden  und  Volksschichten  kann 
man  Neuerscheinungen  von  der  Ärt  der  vorliegenden  mit 
uneingeschränkter  Freude  begrüßen.  Sie  führen  den  Be- 
weis, wie  stark  die  Kulturbewegung  auch  an  Stätten  ge- 
worden ist,  die  man  vor  kurzem  unbedenklich  für  künst- 
lerisches Brachland  erklärt  hätte  (Hessen  ist  davon  natür- 
lich ausgenommen!);  und  gerade  die  Beschränkung  auf 
ihre  lokalen  Verhältnisse  macht  sie  fruchtbringend,  da  es 
zweifellos  wertvoller  ist,  im  engen  Kreis  intensiv  zu 
wirken,  aus  der  Kenntnis  der  Gegend  und  der  Menschen, 
als  aufs  Geradewohl  hin  sich  an  eine  Ällgemeinheit  zu 
wenden,  von  der  nur  verstreute  Einzelne  sidi  sympathisch 
berühren  lassen.  Will  man  der  künstlerischen  Kultur 
einen  Boden  zubereiten,  auf  dem  sie  Wurzel  schlagen 
kann,  so  muß  man  das  Interesse  breiter  lokaler  Schichten 
wecken. 

Äm  glücklichsten  redigiert  erscheint  das  Trie rische 
Jahrbuch,  dessen  Herausgeber  Mumbauer  nicht  nur  ein 
sehr  feines  Gefühl  für  Kulturwerte  besitzt,  sondern  auch 
organisatorische  Rüstigkeit.  Das  Buch  ist  einheitlich  von 
Anfang  bis  zum  Ende;  Scheffler  und  Muthesius,  zu  Gaste 
geladen,  geben  seinem  Geiste  die  Weihe;  und  ein  vor- 
nehmer sympathischer  Ton  geht  durch  alle  Aufsätze.  Da 
man  sich  hier  ganz  auf  bildende  Kunst  beschränkt  hatte, 
so  kommen  fast  alle  Probleme  der  neuen  Kunst  zur 
Sprache,  Mode  wie  Volkskunst,  Kirchenkunst,  Museen 
und  Denkmalspflege,  Schulwesen  und  schöne  Stoffe,  um 
einiges  herauszugreifen.  Das  Dasein  einer  guten  ein- 
heimischen Kunst  in  Trier  ist  mit  Genugtuung  festzustellen, 
und  zum  Schluß  kommt  auch  die  alte  Kunst  Triers  in 
besonderer  Rubrik  zu  ihrem  Recht. 

Vielseitiger  ist  der  Frankfurter  Kalender;  und 
darum  noch  exklusiver  im  Ton,  der  mit  Recht  „frank- 
fortisch“  bleibt.  Die  bildende  Kunst  nimmt  nur  einen 
Bruchteil  des  Ganzen  ein,  entsprechend  der  Stellung,  die 
ihr  von  der  alten  Reichsstadt  zugewiesen  ist.  Das 
Interesse  verteilt  sich  dort  mehr  auf  andere  schöne  Dinge, 


als  daß  für  gute  Architektur  und  moderne  Kunst  über- 
haupt viel  übrig  bliebe.  Geschichte,  Naturwissenschaften, 
Medizin,  Theater,  Musik  und  Presse  kommen  neben  den 
Fragen  der  ästhetischen  Kultur  ausgiebig  zur  Erörterung. 
Was  aber  dem  Frankfurter  Kalender  einen  dauernden 
und  für  die  Allgemeinheit  gütigen  Wert  verleiht,  sind 
die  Zeichnungen  Fritz  Boehles  für  das  Kalendarium, 
welche  die  große  Zeichenkunst  dieses  Meisters  in  das 
neue  glänzende  Licht  der  Volkstümlichkeit  rücken. 

Die  Kunst  unserer  Heimat  will  alle  künstlerischen 
und  literarischen  Bestrebungen  sammeln,  die  in  dem  ge- 
segneten Lande  um  die  Mündung  des  Maines  in  unseren 
Tagen  und  in  früheren  Jahrhunderten  blühten.  Es  gibt 
am  Rheine  schon  eine  Zeitschrift  ähnlichen  Charakters, 
die  aber  umfassender  und  allgemeiner  ist:  die  „Rhein- 
lande“, in  Düsseldorf;  und  darin  zeigt  die  neue  Schrift 
Verwandtschaft  mit  ihr,  daß  sie  nicht  denkbar  ist  ohne 
ihren  Herausgeber.  Dort  ist  Schäfer,  hier  Daniel  Greiner 
die  Seele  des  Ganzen.  Greiner  aber  will  weniger  und 
mehr:  er  will  sich  auf  sein  Hessenland  beschränken,  hier 
aber  alle  Kräfte  konzentrieren  zur  eindringlichen  Arbeit 
auf  dem  ganzen  Gebiete  der  Kunst  und  der  Dichtung  und 
der  Kunstgeschichte.  Er  selber  ist  der  nie  rastende  viel- 
seitig begabte  Organisator;  er  dichtet  und  schreibt  Auf- 
sätze, er  zeichnet  Buchschmuck  und  Holzschnitte,  und  er 
ist  vor  allen  Dingen  Bildhauer.  Die  Gründung  und  er- 
folgrei±e  Fortführung  dieser  Zeitschrift  aber  ist  ein 
Unternehmen,  dessen  Gedeihen  jeder  billigerweise  nur 
wünschen  kann;  die  Mannigfaltigkeit  und  der  innere 
Reichtum  der  bisher  erschienenen  Hefte  sprechen  durch- 
aus für  seine  Berechtigung. 

P.  F.  Schmidt. 

S 


REVUE  DER  ZEITSCHRIFTEN 

Monuments  et  Souvenirs  des  Borgia  dans  le 
rogaume  de  Valence.  (E.  Bertaux.  Gaz.  des  beaux- 
arts,  608).  Eine  Anzahl  sehr  interessanter  und  wenig 
bekannter  Kunstwerke  wird  von  Bertaux  erörtert,  deren 
Gemeinsames  lediglich  in  ihrer  Beziehung  zur  Familie 
der  Borgia  steht.  Deren  ursprünglicher  Sitz  war  Jätiva 
in  der  Provinz  Valencia;  auch  in  Gandia  und  natürlich 
in  Valencia  selber  finden  sich  von  den  Borgia  gestiftete 
Sachen.  Von  Gemälden:  ein  Triptychon,  dessen  Mitte 
Anna  selbdritt  darstellt  (ein  auch  in  Spanien  häufiges 
Motiv),  von  Jacomart  Ba^o,  c.  1450;  ein  Hauptwerk  der 
spanischen  Primitiven,  die,  unter  niederländ.  Einfluß  auf- 
gewachsen, später  mit  Italien  in  Berührung  kamen.  Dann 
eine  stehende  Madonna  mit  dem  Stifter,  Francisco  Borgia, 
eines  der  feinsten  und  farbigsten  Bilder  Pinturicchios, 
wohl  von  1497.  Unter  den  Goldschmiedearbeiten  erscheint 
neben  den  Kelchen  spanischer  Arbeit,  von  Calixtus  III. 
gestiftet,  am  merkwürdigsten  einReliquiar  in  Monstranzen- 
form (in  Gandia);  sein  Aufbau  ganz  in  italienischer  Re- 
naissance, sein  Schmude  — Plastik  und  Emailmalerei  — 
fast  ausschließlich  aus  profanen,  ja  heidnischen  Motiven 
bestehend:  dieses  Reliquiar,  von  Alexander  VI.  gestiftet, 
war  früher  (wie  der  berühmte  Spiegel  der  Königin  Isabella 
im  Dom  von  Granada)  sicherlich  ein  Spiegel  entweder  des 
Alexander  oder  des  Cesare,  den  man  mit  geringen  Ände- 
rungen zum  Heiligtum  umschuf.  Es  ist  aber  auch  stilistisch 
höchst  interessant  (so  wie  sein  Seitenstück,  eine  große 
Custodia,  in  Granada);  der  Stil  der  Schmelzarbeit  floren- 
tinisch-umbrisch , deren  Technik  venezianisch,  die  Gold- 
schmiedearbeit mailändisch:  also  wohl  in  Rom  selber  von 
verschiedenen  Künstlern  gearbeitet.  — Endlich  eine  kost- 
bare wohlerhaltene  Kapsel  Alexanders  VI.,  Goldbrokat 
mit  auffallend  großem  Granatapfelmuster  (im  Dom  von 
Valencia).  (Die  Puklikation  wird  fortgesetzt  werden.) 

La  donation  Octave  Homberg  au  Musee  du 
Louvre.  (G.  Migeon.  Gaz.  d.  beaux-arts,  609).  Eine 
kleine,  aber  erlesene  Sammlung  gelangte  durch  Schenkung 
der  Erben  aus  dem  Nachlaß  von  H.  in  den  Louvre:  eine 
romanische  Madonna,  wohl  von  einer  Verkündigung, 
Steinrelief  (aus  Souvigny?);  ein  Kopfreliquiar , Kupfer 
vergoldet,  von  Ende  des  13.  Jhrh.  aus  Limoges  (ursprüng- 
lich Maske  von  einem  Grabmal);  ein  köstlidies  Glas- 
fenster, 13.  Jhrh.,  mit  Szenen  aus  dem  Leben  des  heiligen 
Nicasius  und  Eutropius,  wahrscheinlich  aus  dem  (in  der 
Revolution  zerstörten)  S.  Nicaise  zu  Reims.  Orientalisches 


228 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Kunstgewerbe:  vor  allem  einer  von  jenen  seltenen  hohen 
Glasbediern  mit  Emailmalerei,  die  im  14.  Jhrh.  in  Ärabien 
gefertigt  wurden. 

Maurice  Denis.  (S.  Staudhamer.  D.  diristl.  Kunst,  5). 
Der  Wert  dieses  Äufsatzes  besteht  besonders  in  dem 
reichen  Äbbildungsmaterial , das  den  Künstler  in  seiner 
größten,  der  monumentalen  Tätigkeit  zeigt.  Der  Text 
bringt,  nadi  einer  kurzen  und  ansdiaulidien  Übersicht 
über  die  Entwicklung  der  neueren  französischen  Malerei, 
gute  Angaben  über  den  Entwicklungsgang  von  M.  Denis, 
der  liebevoll  geschildert  wird,  sowie  eine  Chronologie 
seiner  wichtigeren  Arbeiten;  Näheres  über  die  Wand- 
malereien in  der  hl.  Kreuzkapelle  zu  Paris  und  in  zwei 
Kapellen  der  Pfarrkirche  von  Le  Vesinet,  die  Denis  voll- 
ständig ausgemalt  hat. 

Un  palais  de  la  Musique  par  Francois  Garas. 

(F.  Garas.  L’art  decoratif,  2).  Dieses  Projekt  eines 
modernen  französischen  Architekten,  über  welches  er 
selbst  mit  Aufwand  vieler  Phrasen  berichtet,  ist  so  be- 
zeichnend für  den  Zustand  der  tektonischen  Künste  in 
Frankreich,  daß  ein  paar  Worte  darüber  am  Platze  sind, 
Garas  will  dem  hohlen  Akademismus  seiner  Zeit  ent- 
gegentreten. Aber  was  er  dafür  bietet,  ist  in  keiner 


Weise  etwas  Besseres:  es  ist  einfach  die  Kehrseite  des 
Akademismus,  eine  bloße  Negation  aller  Regeln  und  zu- 
gleich eine  Negation  aller  Architektur.  Wenn  man  nicht 
mit  den  Ordnungen  des  Vitruv  baut,  so  baut  man  über- 
haupt nicht,  sondern  man  stülpt  eine  ungeheuerliche  Masse 
lärmender  Ornamente  übereinander  und  hat  dann  aller- 
dings eine  Kunstrevolution,  nämlich  die  gründlichste:  die 
Anarchie,  das  absolute  Nichts.  Dimensionen,  Raumver- 
geudung, Formen  sind  in  gleicher  Weise  gesetzlos,  ohne 
einen  Hauch  von  Organischem,  maßlos  und,  vor  allem: 
die  Phrase  tritt  an  die  Stelle  ehrlicher  Architektonik. 
Dieser  Musiktempel,  der  aus  toll  gewordenen  Ornamenten 
in  Quallen-  und  Polgpenformen  in  schwindelhafte  Höhen 
aufquillt,  dessen  Grundriß  die  nutzbare  Fläche  im  Ver- 
hältnis zur  Raumphrase  beinahe  winzig  erscheinen  läßt, 
und  dessen  Urheber  der  ehrlichen  Überzeugung  ist,  ein 
bedeutendes,  praktisches  und  ideales  Kunstwerk  geschaffen 
zu  haben  — ist  ein  Symbol  der  französischen  „ange- 
wandten“ Kunst,  die  auch  bei  redlichstem  Willen  nicht 
wirklich  modern  empfinden  kann,  und  die  in  Phrasen  und 
unorgarnischen  Ornamenthaufen  erstickt,  wenn  sie  sich  von 
dem  Schema  des  18.  Jahrhunderts  befreien  will.  Wer 
will  den  Gründen  dieser  Ohnmacht  nachspüren?  Sie 
wurzeln  sicher  sehr  tief  in  der  französischen  Volksseele, 


BIBLIOGRAPHIE 

Der  folgende  Teil  der  Bibliographie  war  für  das  erste  Heft  gesetzt,  konnte  aber  aus  Raum- 
mangel nicht  aufgenommen  werden  und  wurde  deshalb  hierher  versetzt 


6.  Kunstwissenschaft 

Hist,  polit.  Blätt.  f.  d.  kathol.  Deutsdil.  10. 

Einige  kunsthistor.  Erfordernisse.  (Ä.  Wurm.) 
Dagens  Ngheter  (Stockholm)  1907.  l/XII.  Tgsk 
konstforskning  i Italien.  Ett  tio-ärs-jubileum 
och  ett  Donatellofgnd.  (John  Hertz). 

Memnon  I.  1.  Bildende  Kunst  und  Orienta- 
listik. (J.  Strzggowski.) 

Deutsche  Literaturztg.,  46.  Das  russische 
archäologische  Institut  in  Konstantinopel.  (J. 
Strzggowski.) 

Hamburger  Nadir.,  15.  12.  07.  Ädolf  Furt- 
wängler.  (G.  Leithäuser.) 

Kunstchronik,  XIX.  1—2.  Karl  Äldenhoven. 

(Ä.  Lindner.)  Friedrich  Schneider  f.  (F.  R.) 
Christi.  Welt,  1.  Ruskin  (H.  Hackmann.) 
Ämi  d.  Monum.  et  d.  Ärts,  118.  Henri  Bouchot. 
(A.  Thomas.) 

Bull.  d.  Cercle  hist,  et  ardieol.  de  Courtrai,  5. 

Le  baron  Bethune  et  son  oeuvre  dans  le  Cour- 
traisis.  (G.  Claegs.) 

Kunstchronik,  6.  Henry  Hgmans  zu  seinem 
fünfzigjährigen  Dienstjubiläum.  (M.  Lehrs.) 

Sdiwäbisdier  Merkur,  18. 1.  Der  Fall  Grüne- 
wald. (K.  Lange.) 

Tägl.  Rundschau,  23.  11.  „Monumenta  artis 
Germaniae“.  (W.  Pastor.) 

Neue  fr.  Presse,  18.  12.  07.  Der  deutsche 
Verein  f.  Kunstwissensch.  u.  d.  Monumenta 
artis  Germaniae.  (W.  Bode.) 

Internationale  Wodiensdir.,  34.  Der  deutsche 
Verein  für  Kunstwissenschaft.  (W.  Bode.) 


Frankf.  Ztg.,  27.  1.  Der  deutsche  Verein  für 
Kunstwissenschaft.  (J.  Baum.) 

Chemn.  Tagebl.,  29.  12.  Der  neue  „Deutsche 
Verein  für  Kunstwissenschaft.“  (npc.) 

7.  Ikonographie  und  Legende. 

Burlington  Magazine,  56.  The  Nimbus  in 
eastern  Art  II.  (J.  Tarmor-Perry.) 

Hochland,  1. 11.  Die  heilige  Elisabeth  in  Kunst 
u.  Dichtung.  (F.  X.  Seppelt.) 

Kult  och  Kunst,  3.  Den  helige  Hieronymus. 
(H.  Brising.) 

Eev.  d.  l’Ärt  diret.,  5.  Les  Anges.  [Forts.] 
(L.  Cloquet.)  La  vie  de  Jesus-Christ  racontee 
par  les  Images  du  moyen  äge  sur  les  portes 
d’eglises.  [Forts.]  (G.  Janoner.) 

Über  Land  u.  Meer,  1.  Judith.  (E.  Heyck.] 

Ztsdir.  f.  bild.  Kunst,  2.  Rembrandts  Dar- 
stellungen der  Susanna.  (W.  R.  Valentinen) 

Ztschr.  f.  diristl.  Kunst,  9.  Die  Wage  der 
Gerechtigkeit.  (E.  v.  Moeller.) 

Monatssdir.  f.  Gottesdienst  u.  kirdil.  Kunst, 
12.  Ursprung  und  Bedeutung  der  Bilderwand 
in  d.  orthodox-katholischen  Kirche.  (K.  Michel.) 

Christi.  Kunstbl.,  Dez.  Die  Symbole  der 
Evangelisten  und  der  Tierkreis.  (E.  Nestle.) 

Kupka,  Paul;  Zur  Genesis  der  Totentänze.  (24  S.) 
gr.  8®.  Stendal,  (E.  Schulze)  ’07.  nn  —.75. 

Christi.  Kunst,  2.  Die  heil.  Elisabeth  in  Ge- 
schichte u.  Kunst.  (H.  Holland.) 

Reichsbote,  22,  24.  12.  07.  Weihnachten  in 
d.  altchristl.  Kunst.  (L.  Clausnitzer.) 


Bibliographie 


229 


Leipz.  111.  Ztg.,  26.  12.  Die  heil,  drei  Könige 
in  der  Kunst.  (G.  Rietsdiel.) 

Lef^bvre,  E.  Le  portail  d’Etampes , „La  fausse 
scene  de  l’ascension  au  12 e siede“.  Äubert, 
Versailles.  1907. 

Ztschr.  f.  diristl.  Kunst,  10.  Die  Wage  der 
Gereditigkeit.  [Forts.]  (E.  v.  Moeller.) 

Hevue  de  l’art  diretien,  6.  Maria  sponsa 
filii  Dei.  (P.  Perdrizet.) 

— La  vie  de  Jesus — Christ  racontee  par  les 
imagiers  du  mogenäge  sur  les  portes  d’eglises. 
[Suite.]  (G.  Sanoner.) 

Braun,  S.  Die  liturgische  Gewandung  im  Ok- 
zident und  Orient  nach  Ursprung  und  Ent- 
wicklung, Verwendung  und  Symbolik.  Herder, 
Freiburg  i.  B.,  1907. 

Köln.  Volksztg.,  26.  12.  Liturgie,  Symbolik 
und  künstlerisches  Schaffen.  (M.  Spahn.) 

Aftonbladet  (Stockholm)  1907,  20/XII.  Nytt  om 
gamla  Gripsholmsporträt  II.  [Rec.  v.  „Eben- 
stem, der  Hofmaler  Fr.  Luy cz“]  (Olof  Granberg). 

Nordisk  Tidsskrift,  utg.  af  Letterstedtska 
föreningen  1907,  H.  7.  Kristi  födelses  fram- 
ställning  i konsten.  Konturer  til  en  ikono- 
grafisk  Studie  I.  (Osw.  Siren)  Med  16  Fig. 

Monatssdir.  f.  Gottesdienst  u.  kirchl.  Kunst, 
10,  11.  Die  liturgische  Gewandung  nach  Ur- 
sprung u.  Entwicklung  usw.  (G.  Stuhlfauth.) 

Bodg  (abbe).  — Nouvelle  Vie  des  Saints,  3e  vol., 
8»,  2 fr.  H.  Oudin. 

Groot,  P.  mag.  J.  V.  de:  Het  leven  van  den 
h.  Thomas  van  Äquino.  2e,  geheel  herziene 
druk.  Utrecht,  Wecl.  J.  R.  van  Rossum.  Gr.  8®. 
[245x16^.  (XX,  396  blz.).  f 2.75;  geb.  f 3.50. 

Dal-Gal,  N.  Sant’  Äntonio  de  Padova  tauma- 
turgo  francescano  (1195—1231).  Studio  dei 
documenti.  Quaracchi,  tip.  dei  Collegio  di  S. 
Bonaventura,  07.  8®.  422  p. 

Delehage.  — Die  hagiographischen  Legenden, 
übers,  v.  E.  Ä.  Stückelberg.  — Kempten  und 
München,  Jos.  Kosel.  8».  IX-233F.  (fr.  3.75.)  07. 

Delehage.  — The  legends  of  the  saints.  Än 
introduction  to  hagiography,  translated  by  V. 
M.  Crawford.  — London,  Longmans,  Green 
& Co.  8°.  XV- 241  p.  (fr.  4.35.)  07. 

8.  Kulturgeschichte. 

Ärdiiv  f.  Frankfurts  Gesch.  u.  Kunst.  3.  Folge. 
Hrsg.  V.  dem  Vereine  f.  Gesch.  u.  Ältertumsk. 
zu  Frankf./Main.  9.  Bd.  VII,  406  u.  XXXIX  S. 
Lex.  80.  Frankf.  a/M.,  K.  Th.  Völcker.  07.  6.-. 

Ärt  public,  1.  La  ville  de  Paris  et  l’art  public 
au  XVIe  siede.  (M.  Vachon.) 

Hist,  polit.  Blätter  f.  d.  kathol.  Deutsch- 
land, 9.  Der  Roraffe  im  Münster  zu  Straß- 
burg. (R.  E.) 

Lill,  Geo.  Hans  Fugger  u.  die  Kunst.  Leipzig, 
Duncker  & Humblot. 


Stätten  d.  Kultur.  Eine  Sammlung  künstlerisch 
ausgestatteter  Städtemonographien.  Herausg. 
V.  Dr.  Georg  Biermann.  8o.  Leipzig,  Klink- 
hardt  & Biermann.  Jeder  Bd.,  geb.  in  Lein- 
wand 3.—  ; in  Leder  5.—. 

— Oettingen,  Wolfg.  V.  Berlin.  Buchschmuck  v. 
Meinhard  Jacoby.  (111,  157  S.  m.  19Taf.)  07. 

— Schmidt,  Paul  Ferd.  Frankfurt  a.  M.  Buch- 
schmuck v.L.  Pollitzer.  (111, 151 S.  m.  19  Taf.)  07. 

— Schaefer,  Karl.  Bremen.  Buchschmuck  von 
C.  Weidemeyer.  (136  S.  m.  Abbildungen  und 
20  Vollbildern.  07. 

— Uhde-Bernays,  Herrn.  Rothenburg  ob  der 
Tauber.  Buchschmuck  v.  M.  Ressel.  (IV,  131  S. 
m.  17  [1  färb.]  Taf.).  07. 

Green,  Mrs.  J.  R.  Town  Life  in  the  Fifteenth 
Century.  2 Vols.  8vo.  9x5^ pp.  458  , 484. 
20s  net.  Macmillan. 

Brinton,  S.  The  Renaissance:  its  Art  and  Life. 
Florence  1450— 1550.  Edit.  de  Luxe  on  Japanese 
paper.  Ryl.  4to.  42os.  net.  Goupil,  Dec.  o7. 
Berner  Rundsch.,  11.  Burgundisches.  (A.Weese.) 
Sandvig,  Anders,  De  Sandvigske  samlinger 
i tekst  og  billeder.  Et  bidrag  til  Gudbrand- 
sdalens  kulturhistorie.  Med  616  billeder.  304  S. 
(27X20).  Lillehammer  1907.  Stribolts  efterf. 
Kr.  7.50. 

9.  Bildnis  und  Kostümkunde. 

Anz.  d.  German.  Nationalmus.,  1—2.  Bei- 
träge z.  Geschichte  d.  Bildnisses.  (G.  v.  Bezold.) 
Arts,  69.  Exposition  des  Porträts  peints  ou 
dessines  du  Xllle  ou  XVIIe  siede.  (P.  Lemoisne.) 
Un  tableau  ä identifier.  (P.  A.-P.) 

Bull.  d.  Comm.  Archeol.  di  Roma,  35,  1 3. 
La  statua  della  Papessa  Giovanna.  (P.  To- 
massetti.) 

Bull.  d.  mus.  rog.  d.  arts  decor.  et  indust.,  12. 

Un  portrait  de  Philippe  le  Beau.  (J.  Destrce.) 
Oud  Holland,  4.  Zu  einem  Porträt  von  Anth. 
van  Dyck  in  der  Gemäldegalerie  in  Cassel. 
(E.  Waldmann.) 

Rassegna  d’Arte,  8.  Busto  di  Prelato  dei 
XVI.  secolo  nella  chiesa  d.  J.  Alessandro  in 
Milano.  (D.  Sant’  Ambrogio.) 

Repert.  f.  Kunstwissensdi.,  5,  Wer  ist  das 
Gothaer  Liebespaar?  (K.  Siebert.) 

Porträt,  das.  Herausg.  v.  Tschudi.  46,5x37  cm. 
Berlin,  J.  Bard  und  B.  Cassirer.  Jede  Lieferg., 
Subskriptionspreis  3.50;  Einzelpr.  4.—. 

— Bie,  Osc.  Das  bürgerliche  Porträt  d.  19.  Jahr- 
huncierts  in  Deutschland.  Chodowiecki,  Graff, 
Krüger,  Runge,  Oldach.  (11,  4 S.  m.  Abbildung, 
u.  5 Taf.)  07. 

— Schaeffer,  Emil.  Das  Porträt  der  italienisdien 
Hochrenaissance.  Eine  Umrißzeidinung.  (11, 
8.  S.  m.  Abbilddung.  u.  5 Taf.)  07. 

Cechische  Revue,  2.  Wie  sah  Hus  aus? 
(K.  Mädl.) 


230 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Leipz.  Illustr.  Zeitg.,  3368.  Der  Frauenhut 
in  den  letzten  hundert  Jahren.  (L.  Sdiulze- 
Brück.) 

Ord  odi  Bild,  1907,  H.  11.  Drottning  Marga- 
retas Klädning.  Studie  i Upsala  domkgrka 
(Ägnes  Branting).  Mit  7 Äbbildg. 

Hev.  d.  Biblioth.,  7—9.  Notes  sur  l’evolution 
du  portrait  enlumine  en  France  du  Xllle  au 
XVIIe  siede.  (Ä.  Lemoisne.) 

Wactzoldt,  Wilh.  Die  Kunst  des  Porträts. 
Mit  80  Bildern.  (IX,  451  S.)  Lex.  8®.  Leipzig, 
F.  Hirt  & Sohn,  08.  12.—  ; geb.  in  Leinw.  14.50. 
Nordisk  Tidsskrift,  1907,  H.  7.  Gustaf  I.’s 
söner.  En  porträtthistorisk  Studie  (N.  Sjöberg) 
Med  2 pl.  och  11  Fig. 

— „N.  Sjöberg,  Svenska  porträtt  i offentl.  sam- 
lingar  II.  Gripsholm-Vasatiden.“  (rec.  v.  Ludv. 
Looström). 

Swenska  Dagbladet,  1907,  Nr.  319.  Porträtt- 
konst  [Rec.  von  „Ä.  L.  Romdahl,  ur  porträtt- 
mäleriets  historia.  Ny  följd.]  (Harald  Brising.) 
Anzeiger  d.Germ.  Nat.-Museums,  1907, 1. 2. 

Beiträge  zur  Geschidite  des  Bildnisses.  (G. 
V.  Bezold.) 

Bevista  d.  Archiv.  Bibliot.  g Museos,  Jul. 
Aug.  Retratos  de  Isabel  la  Catölica  proce- 
dentes  de  la  cartuja  de  Miraflores.  (Ä.  de  Barcia.) 
Württemberg.  Vierteljh.  f.  Landesgesch.,  4. 

Über  zwei  sogen.  Ensingerbildn.  (J.  Baum.) 
Sjöberg,  N.  Svenska  porträtt  i offentliga  sam- 
lingar.  Utg.  under  medo.  af  Personalhisto- 
riska  samfundet.  Ävec  un  resume  fran^ais. 
4®.  (33x25.)  Bd.  2:  Gripsholm.  Vasatiden. 
XIV,  69  S.  Stockholm,  Tullberg.  Kr.  15.—. 
Ami  d.  Monum.  et  d.  Arts,  118.  Documents 
sur  le  Musee  du  Louvre.  Le  Büste  de  Beatrix 
d’Este.  (G.  Gaum.) 

Zeitschrift  für  histor.  Waffenkunde,  8.  Die 

Waffenkammer  des  Stiftes  Kremsmünster. 
[Forts.]  (0.  Potier.) 

— Reisenotizen  eines  Waffensammlers.  (O. 
V.  Hartstein. 

— Schwertscheide  samt  Gürtel  des  13.  Jahr- 
hunderts. (W.  M.  Schmid.) 

10.  Münzen  und  Medaillen,  Heraldik. 

Kunst  für  Alle,  9.  Die  künstlerische  Medaille 
und  ihre  Geschichte.  (P.  Herrmann.) 
Tourneur,  V.  L’art  de  la  medaille  ä 
Utrecht;  ä propos  du  don  Begeer  au  cabinet 
des  medailles.  (R.  des  bibliotheques  et  arch. 
de  Belgique,  07,  t.  V,  n»  3.) 

De  Witte,  Ä.  La  medaille  ä l’Exposition 
generale  des  beaux-arts  ä Bruxelles  en  1907. 
(Durendal,  1907,  10.) 

Berlin.  Münzblätter,  73.  Betrachtungen  über 
Münztypen  und  einzelne  Münzen  der  Graf- 
schaft Mark.  [Forts.]  (Th.  Kirsch.) 

— Der  Münzenfund  von  Elmenhorst.  [Forts.] 
(G.  Hoecke.) 


Fiala,  Eduard.  Münzen  u.  Medaillen  der  welfi- 
schen  Lande.  Teil:  Das  alte  Haus  Braunschweig, 
Linie  zu  Grubenhagen.  Mittelbraunschweig. 
— Mittellüneburg.  [Sammlungen  Sr.  königl. 
Hoheit  des  Herzogs  v.  Cumberland,  Herzogs 
zu  Braunschweig  u.  Lüneburg.]  (VII,  112  S. 
mit  5 Tafeln  u.  2 Stammtafeln.)  33,5x26  cm. 
Wien,  F.  Deuticke,  1906—07.  15. — . 

Amtl.  Berichte  a.  d.  Kgl.  Kunstslgn.,  2.  Das 
Medaillenmodell  auf  Dantiscus.  (Menadsen.) 

Ami  des  Monuments  et  des  Arts,  120.  La 

medaille  d’Ärme  d’Äutriche  commemorant  la 
fondation  de  l’eglise  Notre-Dame-de-Bonne- 
Nouvelle  ä Paris.  (R.  Mowat.) 

Burlington  Magazine,  57.  Notes  on  some 
Italian  medals.  (M.  Rosenheim  and  G.  F.  Hill.) 

Viertel] ahrsschr.  f.  Wappen-,  Siegel-  usw. 
Kunde,  4.  Die  Bildwerke  der  Stadt  Saalfeld 
a.  S.  in  heraldischer  und  genealogischer  Be- 
ziehung. (E.  Kierzkalt.) 

Eve  G.  W.  Heraldry  as  Ärt.  An  Account  of 
its  Development  and  Practice,  chiefly  in  Eng- 
land. 8vo.  9X572-  pp. 318.  12s  6d.  Batsford. 

Siebmacher,  J.  Großes  u.  allgemeines  Wappen- 
buch in  einem  neuen  vollständig  geordneten 
und  reich  vermehrt.  Auflage  mit  heraldisch- 
genealog.  Erläuterung.  Lex.  8^  Nürnberg, 
Bauer  & Raspe.  — VI.  Bd.  12.  Abteil.  Mül- 
verstedt, Geh.  Archivrat  G.  A.  v.  Der  abge- 
storbene Adel  der  sächsischen  Herzogtümer. 
(IV,  118  S.  m.  färb.  Titel  u.  88  Tafel.)  1907. 
bar  37,50;  geb.  40.—. 


11.  Kultur. 

Möbel  u.  Dekoration,  2.  Werkstattkultur  u. 

Wohnkultur.  (E.  Vogel.) 
Innen-Dekoration,  I,  08.  Das  Sitz-Zimmer. 
(R.  Schaukal.) 

Kunst  f.  Alle,  5.  Das  Bild  im  Zimmer.  (K. 
Scheffler.) 

Cechische  Bevue,  10.  National-individueller 
Hausschmuck.  (Novökovä.) 

Lux,  Jos.  Aug.  Der  Geschmack  im  Alltag.  Ein 
Buch  zur  Pflege  des  Schönen.  (IX,  422  S.  m. 
Abbildung.)  8®.  Dresden,  G.  Kühtmann,  08. 
4.—  ; geb.  in  Leinw.  bar  5. — . 

H.  D.  Le  concours  de  balcons  et  fenetres 
fleuris.  (R.  de  l’hortic.  beige  etrangere,  06,  n®  10.) 
Chevalier,  Ch.  Fenetres,  balcons  et  hottes 
fleuris.  (Tribüne  hört.,  1907,  n®  51.) 

Berner  Bundschau,  6.  Gedanken  über  Kind 
und  Kunst.  (E.  Schneider.) 

Christi.  Kunstbl.,  10.  Wo  steht  die  Bewegung : 

Kunst  in  der  Schule?  (D.  Koch.) 

Mon.  d.  instituteurs  prim.,  35.  L’art  ä l’ecole. 
(X.  X.) 

Vers  rhorizon,  1.  A propos  d’education  esthe- 
tique.  (P.  M.  G.  L.) 


Bibliographie 


231 


Fisdier,  R.  Erziehung  u.  Naturgefühl.  Ein 
. Beitrag  zur  Kunsterziehg.  (94  S.)  8®.  Leipzig, 
Modernes  Verlagsbureau.  07.  1.50. 

Gurlitt,  L.  Schule  u.  Gegenwartskunst.  (83  S.) 

8®.  Berlin-Schöneberg,  Verlag  der  Hilfe.  07. 

• Geb.  1.50. 

Van  den  Bosch,  Firmin.  L’art  ä l’ecole.  (Duren- 
dal,  1907,  no  10.) 

Nuova  Äntologia,  Jan.  L’arte  nel  balocchi 
infantili.  (Ä.  Schiavi). 

Türmer,  4.  Sehen  lernen.  (K.  Storck.) 
Grenzboten,  19.  12.,  07.  Baustil  und  Mode. 
(C.  Oehring.) 

Berner  Bundsdiau,  11.  Volkskunst  und  An- 
sichtskarten. (J.  Coulin.) 

Frankf.  Kalender,  1908.  Das  Wiedererwachen 
der  künstlerischen  Kultur  in  der  angewandten 
Kunst.  (Berg.) 

Innenausbau,  3.  Die  Rolle  des  Handwerks  in 
der  Kulturarbeit.  (H.  Kükelhaus.) 

Trierisches  Jahrbudi,  1908.  „Ästhetische 
Kultur.“  (J.  Mumbauer.)  — Wie  kamen  wir 
doch  zum  „Jugendstil?“  (J.  Mumbauer.) 

— Kunstmöglichkeiten  im  Ärbeiterheim.  (J.  Ä. 
Lux.)  — Betrachtungen  über  das  gewerbliche 
Fortbildungs-Schulwes.  in  Preuß.  (0.  Erath.) 
Kunstwart,  8.  Die  Wiederoberung  harmonisch. 
Kultur.  (F.  Schumacher.) 

12.  Kunst  und  Künstler. 

Mündin.  N.  Nadir.,  6.  12.  07.  Der  Kaiser  u. 
die  Kunst.  (F.  v.  0.) 

Mitteil.  d.  Ver.  f.  d.  Gesdi.  Berlins,  11.  Der 

Kaiser  und  die  Kunst.  (Voß.) 

Onze  Kunst,  10.  Nationale  Kunst?  (J.  van 
den  Bosch.) 

Kunst  unsrer  Heimat,  2.  Der  Mensch  und 
die  Kunst.  (W.  Kinkel.) 

Gaulke,  Führer  z.  Kunst.  Hrsg.  v.Dr.  Herrn.  Popp. 
8®.  Eßlingen,  P.  Neff.  9.  Gaulke,  Jobs.: 
Religion  und  Kunst.  Mit  8 Taf.  in  Tonätzg. 
(52  S.)  07.  Jedes  Bdchn.  1.— . 

Gugau,  M.  Die  Kunst  in  Beziehung  zum  so- 
zialen Leben.  Deutsch  von  P.  Prina.  Leipzig, 
Dr.  W.  Klinkhardt. 

Frkf.  Zeitg.,  7.  I.  Kunstcliquen  (Werdandi- 
‘ bund.)  (ago.) 

Jul.  Ärg.  20  (1907).  Utg.  af  Konstnärs- 

klubben.  Fol.  (41x32).  22  S.  Stockholm, 
Wahlström  & Widstrand  in  Komm.  Kr.  1.25. 
darin  u.  a,;  Mälaren  och  motivet  (Georg 
Nordensvan).  Mit  zahlr.  Hbb.  v.  Gemälden 
mit  biblischen  Motiven.  Düsseldorf  (C.  Hell- 
ström). Mit  Illustr. 

Kunst  u.  Künstler,  4.  Secession  und  Akademie. 
Frkf.  Zeitg.,  29.  11.  Künstler  und  Kunst- 
schriftsteller. (J.  Burghold.) 

Der  Tag,  4. 1.  Künstlerbücher.  (H.  Rosenhagen.) 


L’art,  818.  Un  paquet  de  lettres  inedites  de 
Carle  et  Horace  Vernet.  (P.  Bonnefon.) 

Allg.  Zeitg.  (Beilage),  22,  1.  Henriette  Feuer- 
bach. (Bertolzheimer.) 

Kunst  u.  Künstler,  2.  Drei  Briefe  Goyas. 
(V.  V.  Loga.) 

Hohe  Warte,  2.  Betrachtungen  über  die  Kunst. 
(G.  Segantini.) 

März,  24.  Meine  Lithographien  zur  Ilias. 
(M.  Slevogt.) 

Kunst  u.  Künstler,  VI,  1.  Aus  meinem  Leben. 
(W.  Trübner.) 

Österreidh.  Rundschau,  3 u.  4.  Aus  F.  G. 

Waldmüllers  handschriftlichem  Nachlaß.  (Mit- 
geteilt V.  A.  Roeßler.) 

Julebogen,  Aarg.  1907.  Köbenhavn,  Hagerup. 
Kr.  2.—.  Darin:  Optegnelser  om  de  äldre 
Kunstnere  der  have  bidraget  til  min  Udvikling 
(Lorenz  Frölich). 

Delacroix,  E.  La  peinture  anglaise  jugee  par 
Delacroix.  (Feder,  artist.,  1907,  no.  29.) 

13.  Technik. 

Bull.  Italien  de  Bordeaux,  4.  Nicolas  de 
Cues  et  Leonard  de  Vinci.  (P.  Duhein.) 
Ridderhof,  W.  C.  A.  Leerboek  der  perspectief 
ten  dienste  van  candidaten  voor  de  akten 
Middelbaar  onderwijs  (M^  en  M-)  in  het  hand- 
en  rechtlijnig  teekenen,  ten  gebruike  op  teeken- 
scholen  en  voor  zelfstudie.  Met  155  figuren 
tusschen  de  tekst.  [2]  uitslaande  platen,  bene- 
vens  280  opgaven.D1.2.Deventer,/E.E.Kluwer. 
Gr.  8®.  [25X16,5].  (VIII,  153  blz.)  f.  2.25. 
Richer,  P.  Anatomie  f.  Künstler.  Die  Formen 
des  menschl.  Körpers  in  der  Ruhe  u.  in  den 
hauptsächl.  Beweg.  Übers,  v.  CeciliaC.Schmidt- 
Risse.  Mit  110  Taf.  nach  Zeichn.  des  Verf. 
Text  u.  Atlas.  (XX,  271 S.  m.  Abb.)  34, 5x25, 5cm. 
Stuttgart,  W.  Spemann.07.  In  Lnw.-Mappe40.— 
Archiv  f.  d.  gesamte  Psychologie,  1.  Ex- 
perimentelle Untersuchung  der  Komplementär- 
verhältnisse gebräuchlicher  Pigmentfarben. 
(A.  Kirschmann  n.  D.  Dix.) 

Gussow,  C.  Maltechnische  Winke  u.  Erfahrung. 

(95  S.)  8®.  München,  E.  Reinhard.  07.  1.6Ö. 

Walsh  (Furze).  How  to  Paint  in  Oil.  16  mo. 

pp.  58.  Is  net;  sewed,  6d  net.  Fifield. 
Werner,  C.,  Kurs  i penselteekning.  8®.  (24X11). 

S.  u.  26  Bl.  Stockholm,  Fritze.  Kr.  1.25. 
Saturdag  Review,  105.  Carpaccio  and  van  Eyck. 

(Technik  der  Ölmalerei.)  (L.  Bingon.) 

Vasari  on  technique,  translated  into  English 
by  Loüisa  S.  Maclehose,  edited  with  intro- 
duction  and  notes  by  professor  G.  Baldwin 
Brown  — London,  Dent,  1907.  — In-8®  de 
328  p.  avec  30  gravures  dont  plusieurs  en 
Couleurs. 

The  art  Journal,  Jan.  08.  The  making  of 
carpets.  (A.  Miliar.) 


232 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Werkkunst,  3.  5.  6.  7.  8.  Äufforderung  zum 
Kampf  gegen  die  unechten  Farben.  (P.  Krais.) 

Ärchitcctural  review,  134.  The  principles 
of  dorne  construction.  (W.  Dünn.) 

Sdiroot,  P.  Ä.  Bouwkunde.  De  materialen 
enz.  voor  het  metselvak.  Een  overzidit  der 
bij  eigen  Studie  te  behandelen  onderwerpen 
voor  aanstaande  leeraren  en  bouwtechnici. 
Deventer,  IE.  E.  Kluwer.  Gr.  8®.  [25x16®.] 
(56  blz.,  m.  afb.)  f.  -.90. 

Ärt  et  decoration,  1.  La  procede  de  Gravüre 
en  trois  couleurs.  (M.  P.  Verneuil.) 

Mitteil,  des  £xlibris»Vereins  z.  Berlin,  3. 

Ein  neues  Reproduktions verfahren.  (Ä.  Weber.) 

Mathies^Masuren.  Die  Kunst.  Slg.  ill.  Mongr. 
Hrsg.  V.  Rieh.  Muther.  kl.  8*^.  Berlin,  Mar- 
quardt & Co.  59.  und  60.  Bd.  Matthies- 
Masuren,  Fr.:  Künstlerische  Photographie. 
Entwicklung  u.  Einfluß  in  Deutschland.  Vor- 
wort u.  Einleitung  v.  Prof.  Älfr.  Lichtwark. 
Mit  1 Gravüre  und  30  Tonätzgn.  (117  S.) 
(07.)  Kart.  3.—;  geb.  in  Ldr.  5.—. 

14.  Kunstunterricht 

Pearce,  Dora.  Modelling  in  Relief.  Lessons 
showing  how  to  Model  Maps  and  Objects 
from  Nature.  Illus.  4to.  8V4X6V2.  pp.  46. 
2s.  net.  (G.  Philip.) 

Kunstgarten,  Zeitschrift  f.  soziale  Kunstpflege, 
Zeichen-Unterricht,  Fachsdiulwesen.  Hrsg.  u. 
Red.:  C.  Kulbe.  5.  Jahrg.  Oktbr.  1907— Septbr. 
1908.  24  Hefte.  (1.  Heft.  12  S.  m.  1 Taf.) 
Lex.  8®.  Groß-Lichterfelde,  C.  Kulbe.  Viertel- 
jährlich 1.50;  einzelne  Nrn.  —.35. 

Van  den  Bosdi,  F.  Quelques  observations 
sur  les  methodes  de  l’art  dans  les  ecoles. 
Gand.  Siffer.  In-8o.  fr.  0.25.  07. 

Fredion,  H.  Traite  pratique  de  composition  de- 
corative,  ä l’usage  des  jeunes  filles,  repondant 
aux  programmes  des  cours  complementaires 
des  ecoles  primaires,  des  ecoles  primaires 
superieures  et  professionelles,  des  ecoles  nor- 
males; par  Henri  Fredion,  professeur  de  dessin 
au  College,  ä l’ecole  normale  et  ä l’ecole  pri- 
maire  superieure  des  jeunes  filles  de  Melun. 
Paris,  impr.  Lahure;  libr.  Masson  et  Cie.  1908. 
(27.  Novembre.)  In-4,  96  p.  avec  fig. 

Grüber,  Frz.,  Realggmn.-Zeidienlehr.  Pinsel- 
Spiele  im  Dienste  der  Kunsterziehung  und 
Kunstübung.  11.  TI.  2.  Heft:  Zwei  neue 
Blockierverfahren  zur  Darstellung  v.  bewegl. 
Lebensformen  f.  das  Gedäcktnis-  u.  Phantasie- 
zeichnen. (10  Taf.  m.  Text  auf  der  Rückseite 
u.  dem  Umschlag.)  18,5x24  cm.  W.-Jena, 
Thüringer  Verlagsanstalt  (07).  1. — . 

Pletinckx,  Th.,  et  Äbbeloos,  Th.  Le  mode- 
lage  ä l’ecole  primaire.  Son  röle  dans  l’edu- 
cation  esthetique.  Namur,  Äd.  Wesmael-Char- 
lier.  80,  104  p.  (fr.  1.50.)  07. 


Teubner.  Des  Kindes  Kunst  in  Schule  u.  Haus. 
Für  Handfertigkeit  u.  Phantasiebildg.  Zugl. 
Ergänzg.  z.  Wegweiser  nach  neuen  Bahnen 
des  Zeidienunterridits.  (37  Taf.  mit  41  S.  Text.) 
Lex.  80.  Oschatz,  (B.  Krasemann  Nachf.)  07. 

ln  Mappe  3.60. 

15.  Kunstlehre. 

Verworn,  Max.  Zur  Psychologie  der  primitiven 
Kunst.  Ein  Vortrag.  [Äus:  „Naturwiss.  Wochen- 
schrift.“] (47  S.  m.  35  Äbbildgn.)  80.  Jena, 
G.  Fischer  ’08. 

Haendcke,  Prof.  Dr.  Berth.  Kunstanalysen  aus 
19  Jahrhunderten.  Ein  Handbudi  f.  die  Be- 
trachtg.  v.  Kunstwerken.  (VII,  274  S.  m.  Ab- 
bildungen u.  Taf.)  Lex.  80.  Braunschweig, 
G.  Westermann  ’07.  Kart.  10.—. 

Hamann,  Rieh.  Der  Impressionismus  in  Leben  u. 
Kunst.  Mit  16  Äbbildgn.  u.  zahlreichen  Noten- 
beispielen. (320  S.)  gr.  80.  Köln,  M.  DuMont- 
Schauberg  ’07.  7.50;  geb.  in  Leinw.  8.50. 

Pädagogische  Blätter,  10.  Ästhetische  Pro- 
bleme (Itschner.) 

Gaz.  des  beaux-arts,  606.  Les  Origines  po- 
pulaires  de  l’art.  (E.  Pottier.) 

Hamb.  Nachr.,  28.  12.  Der  neue  Stil  (H.  van 
de  Velde).  (R.  S.) 

Van  de  Velde.  Der  neue  Stil.  Vortrag  von 
Prof.  Van  de  Velde,  gehalt.  in  der  Versammlg. 
des  Verbandes  der  Thüring.  Gewerbevereine 
zu  Weimar.  Weimar.  Carl  Steinert.  Kl.  in-8o. 
15.  S.  (fr.  0.75). 

Werkkunst,  8.  Über  die  Linie,  (van  de  Velde.) 

Wilde,  Osk.  Zwei  Gesprädie  v.  der  Kunst  u. 
vom  Leben.  (Übers,  v.  Hedw.  Lachmann  u. 
Gust.  Landauer;  Titel-  u.  Einbandzeichunng 
von  Fritz  Adolphy.)  (III,  158  S.)  80.  Leipzig, 
Insel-Verlag  07.  4.—  ; geb.  in  Halbldr.  6.—. 

Hofmann,  Alb.  v.  Die  Grundlagen  bewußter 
Stilempfindung.  III.  Das  Wesen  des  Künstle- 
rischen. (VIll,  116  S.)  kl.  80.  Stuttgart,  W. 
Spemann  07.  3. — . 

Blaubudi,  23. 1.  Moral  u.  Kunst.  (B.  Sielmann). 

Deutsche  Zeitung,  22.  12.  07.  Künstlerisck 
u.  sittlich.  (K.  Sckultze.) 

Hodiland,  1.  12.  07.  Kunst,  Schönheit  und 
Seelenleben  (Schluß).  (E.  Hasse.) 

Umschau,  1.  Entwicklung  und  Renaissance. 
(W.  Ostwald.) 

Äftonbladet  (Stockholm)  4.  u.  7.  X.  Bild  odi 
ord.  (01a  Hansson.) 

Memnon.  I,  1.  Biologisdie  Gedanken  zur 
Archäologie.  (F.  Solger.) 

Naturwiss.  Wochenschrift  17. 11.  Zur  Psycho- 
logie der  primitiven  Kunst.  (M.  Verworn.) 

Neue  metaphgs.  Rundschau,  4.  Was  ist 
Schönheit?  (H.  Zillmann.) 

Fester  Llogd  14.  10.  Nippons  Ästhetik. 
(P.  Vay.) 


Bibliographie 


233 


Preuß.  Jahrb.,  2.  Die  Stellung  der  Baukunst 
im  System  der  Künste.  (G.  Moos.) 

— 3.  Die  moderne  Ästhetik.  (E.  Landmann- 
Kalischer.) 

Kohnstamm,  Osk.  Kunst  als  Äusdruckstätig- 
keit.  Biologische  Voraussetzgn.  der  Ästhetik. 
(93  S.)  gr.  8®.  München,  E.  Reinhardt.  07.  2.—. 
Buskin,  John.  Writings:  Selections.  8vo. 

pp.  512.  2s  6d.  Ä.  Melrose. 
Taine,  H.  Philosophie  de  l’art.  (1.  partie.) 
Mit  Einleitg.  u.  Änmerkgn.  hrsg.  v.  M.  Fuchs. 
Heidelberg,  C.  Winter,  Verl.  ca.  1.60 
Vogelsang,  W.  Aesthetiek  en  kunstgeschiedenis 
aan  de  universiteit.  Rede  bij  de  aanvaarding 
van  het  hoog-leeraarsambt  aan  de  rijks-uni- 
versiteit  te  Utrecht,  den  23sten  September 
1907.  Utrecht,  Ä.  Oosthoek.  8».  [22,5x17,5] 
(44  blz.).  f.  —.60. 

Wgneken,  K.  Der  Aufbau  der  Form  beim 
natürlichen  Werden  u.  künstlerischen  Schaffen. 
Gemeinverständlich  dargestellt.  2.  TI.  Der 
Kanon  der  schönen  Form.  Anleitung  zur  Her- 
stellg.  der  rhgthm.  Grundlage  f.  jedes  Kunst- 
werk in  jed.  Stilart.  Ein  Handbuch  f.  Künstler, 
Techniker  u.  Gewerbetreibende.  Text  u.  Atlas. 
Freiburg  i.  B.,  J.  Bielefeld.  07.  25.—  ; geb. 
26.50;  zusammenbezogen  24.—  ; geb.  25.—. 

Gegenwart,  42.  Was  ist  Architektur?  [Forts.] 
(J.  Lux.) 

Jule-Älbum  1907.  Köbenhavn,  A.  Christiansens 
Forlag.  Folio.  Kr.  1.50.  Darin  u.  a.:  Den  ideale 
Yngling  (Den  unge  Mand  i Künsten)  (Docent 
Peter  johansen).  Mit  29  Reprod.  nach  Giotto, 
Tizian,  Masaccio,  Botticelli,  Gozzoli,  Fran- 
ciabigio,  Perugino,  Mantegna,  Rafael  [Hand- 
zeidin.  im  Nationalmuseum,  Stockholm],  Hol- 
bein, Metsu  u.  a. 

Gegenwart,  21. 12.  Über  Malerei  (Aphorismen). 
(W.  Kirchbach). 

Hoppner,  John.  Essays  on  Art.  Edited  and 
with  an  Introduction  by  Frank  Rutter.  12mo. 
7X4/V4.  pp.  108.  2s  6d  net.  F.  Griffiths. 
Fester  Llogd,  25.12.  Die  Zukunft  der  Malerei. 
(M.  Nordau.) 

Über  Land  und  Meer,  8.  Wandlungen  des 
Landschaftsideals  in  der  Kunst.  (Fr.  Knapp.) 
PreuB.  Jabrb.,  1.  Architektur  und  Ästhetik. 
(A.  V.  Hartmann.) 

Ztsdir.f.  Ästhetik  u.  allg.Kunstwissensdi.,  1. 

Das  Wesen  des  Plastischen.  (R.  Hamann.) 
Hamburger  Nadir.,  4.  12.  07.  Von  gotischer 
Baukunst  (Ruskins,  „Steine  von  Venedig“. 
(M.  Goos.) 

Ztsdir.f.  Ästhetik  u.  allg.Kunstwissensdi.,  1. 

John  Ruskin,  Steine  von  Venedig.  (S.  Saenger.) 

Wissen  u.  Leben,  7.  Die  Grundlagen  der 
Volkskunst,  (de  Praetere.) 

Kunsidhronik,  10.  Strzygowski.  Die  bildende 
Kunst  der  Gegenwart.  (W.  v.  Semetkowski.) 


16.  Reproduktionen. 

Hülsen,  Jul.  Der  Stil  Louis  Seize  im  alten 
Frankfurt.  Innen-Architektur:  Ganze  Fassaden 
u.  Einzelheiten.  40x32  cm.  Frankfurt  a/M., 
H.  Keller.  07.  24.-. 

Hoffmann,  Stadtbaur.  Geh.  Baur.  Dr.  Ludw.: 
Neubauten  der  Stadt  Berlin.  Gesamtansichten 
u.  Einzelheiten  nach  d.  m.  Maßen  versehenen 
Orig.-Zeidin.  der  Fassaden  u.  d.  Innenräume, 
sowie  Naturaufnahmen  d.  bemerkenswertesten 
Teile  der  seit  d.  J.  1897  in  Berlin  errichteten 
städt.  Bauten,  6.  Bd.  Rud.  Virchow-Kranken- 
haus.  (50  Tafeln  mit  III,  XX  S.  illustr.  Text) 
53,5X41  cm.  Berlin,  E.  Wasmuth  ’07.  In 
Mappe  50.—. 

Älbum  de  la  maison  moderne  — Bruxelles, 
Imprimerie  des  travaux  publics.  In-4®.  (15  fr.) 
Collection  de  48  phototypies,  publiees  ä raison 
de  quatre  par  mois. 

Details  v.  ausgeführten  Bauwerken.  6.  Bd.  2—5. 

(Schl.-)Lfg.  Berl.,  Wasmuth.  Je  6.—. 
Raumkunst,  die,  in  Dresden  1906.  7.  (Schluß-) 
Lfg.  (10  Lichtdr.-Tf.  m.  1 Bl.Text.)  49,5x33,5cm. 
Berlin,  E.  Wasmuth.  07.  7.—. 

Menzel,  Adolph  v.:  Architekuren.  Herausgeg. 
V.  Arth.  Biberfeld.  4.  u.  5.  (Schluß-)Lfg.  (40  Taf.) 
49,5X33,5  cm.  Berlin,  E.  Wasmuth  (’07).  In 
Leinw.- Mappe  je  20.— 

Mohrmann,  K.  u.  F.  Eidiwede.  Germanische 
Frühkunst.  120  Taf.  in  Lichtdr.  m.  erläut.  Text. 
12.  (Schluß-)Lfg.  47,5x34  cm.  Leipzig,  Ch.  H. 
Tauchnitz.  07.  6.—. 

(Vollst.  in  2 Abtlgn.  in  Mappe  je  38.50.) 
Niedling,  Archit.  Prof.  A.:  Altäre  im  röm.  u. 
got.  Stil  mit  zahlreichen  Detailzeichnungen. 
32  Licht- u.  Farbendr.-Taf.  4.  Aufl.  (IV  S.  Text.) 
45,5X32  cm.  Berlin,  B.  Hessling  (’07).  In 
Mappe  40.—. 

— Kirchen -Malereien  im  roman.  u.  got.  Stile. 
Vorbilder  z.  Ausschmückg.  d.  christl.  Gottes- 
hauses durch  ornamentale  u.  architektonische 
Malereien,  wie  Gewölbe,  Wand-  und  Sockel- 
Malereien,  Teppichmuster,  Fensterlaibgn.  und 
Umrahmungen.  2.  Aufl.  (28  Taf.  m.  V.  S.  Text.) 
45,5X32  cm.  Berlin,  B.  Heßling  (’07),  In  Mappe 
48.— 

Denkmäler  d.  Malerei  d.  Altertums.  Herausgeg. 
V.  Herrmann.  I.  Serie.  4.  u.  5.  Lfg.  München, 
Verl.-Anst.  F.  Bruckmann.  Je  20.—. 

Album  d.  Casseler  Galerie.  40  Farbendr.  Mit 
hist.  Einl.  u.  begl.  Texten  v.  Osc.  Eisenmann 
u.  Ad.  Philippi.  (IX  S.  u.  40  Bl.  Erklärungen.) 
34.5X27  cm.  Leipzig,  E.  A,  Seemann  ’07. 
Geb.  in  Leinw.  20.—. 

Meisterwerke  der  Galerie  Nostitz,  Prag.  (In 
4 Lfgn.)  l.u.2.Lfg.  (Je  10  Bl.)  45,5  X35,5  cm. 
Prag,  C.  Bellmann  (’07).  Je  8.—. 
Chefs-d’ceuvre  (les)  de  Jakob  Jordaens.  — 
Bruxelles,  L.  J.  Kryn.  In-16,  3 p.  de  texte  et 
32  grav.  hors  texte  avec  legende  en  regard 
(f.  0.80). 


15 


234 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Ausstellung,  die  Leidener,  von  1906.  Zur  Er- 
innerung u.  Feier  des  300jährig.  Geburtstages 
Rembrandts,  15.  VII.  1606.  Heliographische 
Reproduktionen  v.  25  d.  eingesandten  Gemälde. 
Mit  einer  Einleit.  d.  reproduz.  Meisterwerke 
V.  Dr.  Ä.  Bredius.  (In  5 Lfgn.)  1.  Lfg.  (5  BI. 
u.  10  Bl.  Text.)  67,5X48,5  cm.  Haarlem  ’07. 
Leipzig,  Maas  & van  Suchtelen.  Bar  45. — ; 
Luxusausg.  auf  Japan.  Büttenpapier  70. — . 

de  Mont,  Pol.  Van  de  gebroeders  van  Eyck 
tot  Pieter  Breughel.  Vijftig  meesterwerken  der 
vroegste  nederlandsche  schilderkunst,  uitge- 
kozen  door  Pol  de  Mont.  Äflevering  7.  — 
Berlin,  Fischer  et  Franke;  Amsterdam,  Uitge- 
vers  - Maatschappij  Elsevier.  Gr.  in  Folio 
(Elke  äflevering,  135  fr.). 

Galerien,  d.,  Europas.  16. — 24.  Heft.  Leipzig, 
E.  A.  Seemann,  je  3. — . 

Gemälde -Galerie  im  Musenm  des  Prado  zu 
Madrid.  2. — 5.  Lfg.  Mündien,  Hanfstaengl. 
Je  50.—. 

Gemälde-  u.  Bildhauerwerke,  40,  aus  den 

Sammlungen  der  Kunsthalle  zu  Bremen.  Mit 
einleit.  Text  v.  Gust.  Pauli.  (11  S.)  37x29  cm. 
Bremen,  F.  Leuwer  (’07).  120.—. 

Schreiber,  Museumsdir.  Theod.:  Meisterwerke 
des  städt.  Museums  der  bildenden  Künste  zu 
Leipzig.  Im  Aufträge  des  Rates  der  Stadt 
Leipzig  herausgeg.  (85  [1  färb.]  Taf.  m.  VII, 
66  S.  illustr.  Text.)  40X30,5  cm.  München,  F. 
Bruckmann  ’07.  Geb.  in  Leinw.  60. — . 

Meesterstukken,  De,  in  het  rijksmuseum.  Afl.  4. 
Leiden,  A.W.  Sijthoff’s  uitgevers-maatschappij. 
Fol.  Pit.  16—20,  m.  beschrijv.  tekst. 

Meister  d.  Farbe.  4.  Jahrg.  4— 11.  Heft.  Lpzg., 
E.  A.  Seemann.  Je  2.—. 

Steinle-Mappe.  10  Bilder  u.  1 Leiste.  Ausw. 
u.  künstler.  Einführung  v.  Dr.  Jos.  Popp.  (14 
S.  Text.)  36,5x27,5  cm.  München.  Allgemeine 
Verlags-Gesellschaft  (’07).  3.50. 

Stückelberg,  E.  Ä.:  Denkmäler  zur  Basler  Ge- 
schichte. 33  Taf.  mit  begleit.  Text  u.  10  Ab- 
bild. III,  108  S.)  Lex.  80.  Basel,  B.Wepf&Co. 
’07.  In  Mappe  17.—. 

Erler,  Fritz.  Fresken  im  Kurhaus  zu  'Wiesbaden. 
München,*  F.  Hanfstaengl.  In  Mappe  ca.  15. — . 

Seelengärtlein.  Hortulus  animae.  Herausgeg. 
V.  Dörnhöffer.  2.  u.  3.  Lfg.  Frankf.  a/M.,  Baer 
& Co.  Je  60.—. 

Kartenspiel,  das  älteste  deutsche,  vom  Meister 
der  Spielkarten  vor  1446  in  Kupfer  gestochen. 
32  Blätter  auf  Japanpap.  in  Lichtdr.  Menschen, 
Vögel,  Raubtiere,  Hirsche.  (As,  König,  Dame, 
Bub- Ober,  Bub-Unter,  Siebener,  Achter, 
Neuner).  Aus:  „Geisberg,  Max,  das  älteste 
gestochene  deutsche  Kartenspiel“.]  8^.  Straß- 
burg, J.  H.  E.  Heitz  (’07).  In  Karton  10. — . 

Einblattdrucke  des  15.  Jahrh.  Herausgeg.  von 
Paul  Heitz.  36,5x28  cm.  Straßburg,  J.  H.  E. 
Heitz.  Major,  Emil:  Holzschnitte  des  15.  Jahrh. 


in  der  öffentl.  Kunstsammlung  zu  Basel.  Text 
V.  M.  Mit  20  Taf.  in  Hochätzung,  wovon  13 
handkoloriert.  (15  S.)  ’08.  nn.  40.—. 

Heitz,  Paul.  Eine  Abbild,  der  Hohkönigsburg 
aus  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh.,  gefunden  u. 
beschrieben.  9 S.  m.  3 Vignetten  und  2 Taf. 
43,5x33  cm.  Straßburg,  J.H.E.  Heitz.  07.  bar  2.50. 
Dilich’s,  Wilh.,  Federzeichnungen  kursächs.  u. 
meißnisch.  Ortschaft,  a.  d.  J.  1626—1629.  Hrsg. 
V.  Paul  Emil  Richter  u.  Christian  Krollmann.  3 Bde. 
(Aus  d.  Schriften  der  königl.  sächs.  Kommission, 
f.  Geschichte.)  (30  S.  Text,  49,  56  u.  40  Taf.) 
20x31  cm.  C.  C.  Meinhold  u.  Söhne.  07.  28.—  . 
Einblattdrucke  des  15.  Jahrh.  Hrsg.  v.  Paul  Heitz. 
36,5X28  cm.  Straßburg,  J.  H.E.  Heitz.  Leidinger, 
Geo.:  Einzel-Holzschnitte  des  15.  Jahrh.  in  der 
kgl.  Hof-  u.  Staatsbibliothek  München.  Mit  Text 
hrsg.  I.  Bd.  46  handkolor.  u.  1 unkolor.  Nachbld. 
in  Hochätzg.  (47  S.  m.  27  S.  Text.)  07.  nn  80.—. 
Sillib,  Rud.:  Holz-  u.  Metallschnitte  a.  d.  großh. 
Universitäts-Bibliothek  Heidelberg.  Mit  13  Taf. 
8 handkolor.  (13  S.)  07.  nn  30.— . 
Breviarium,  das,  Grimani,  in  der  Bibliothek  v. 
San  Marco  in  Venedig.  Vollständ.  photogr. 
Reproduktion,  hrsg.  durch  Bibl.-Dir.  Scato  de 
Vries  u.  S.  Morpurgo.  8.  Lfg.  131  z.  TI.  färb. 
Taf.  49,5x35,5  cm.  Leiden,  A.  W.  Sijthoff. 
Leipzig,  K.  W.  Hiersemann.  07.  In  Lwd.-Mappe 

nn  200.—. 

Maximilians  I.,  Kaiser,  Gebetbuch.  Mit  Zeich- 
nungen V.  Albr.  Dürer  u.  anderen  Künstlern. 
Fksm.-Druck  der  Kunstanstalt  Albert  Berger 
in  Wien.  Mit  Unterstützg.  des  k.  k.  Ministe- 
riums f.  Kultus  u.  Unterricht  in  Wien  u.  des 
königl.  Ministeriums  der  geistl.,  Unterrichts- 
u.  Medizinal-Angelegenheiten  in  Berlin  hrsg. 

V.  Karl  Giehlow.  (157  Doppels,  u.  31  S.  Text.) 
40x29  cm.  Wien  07.  (München,  F.  Bruck- 
mann.) In  Buckram-Kassette  nn  425. — ; geb. 
in  Ldr.  m.  Messingbeschlägen  nn.  525. — ; vom 
15.  III.  1908  ab:  nn  500. — ; bezw.  nn  600. — . 

Zeidinungen  alter  Meister  im  Kupferstich- 
kabinet  d.  k.  Museum  zu  Berlin.  19.  u.  20.  Lfg. 
Berlin,  G.  Grote.  Je  15.—. 
Handzeichinungen  alter  Meister  a.  d.  Albertina. 

12.  Bd.  3.  u.  4.  Lfg.  Wien,  F.  Schenk.  Je  3.—. 
— alter  Meister  der  holländischen  Schule. 
VII.  Serie.  1.  Lfg.  (8  Taf.)  38x28,5  cm. 
Haarlem,  H.  Kleinmann  & Co.  (07).  4.—. 

Handzeidinungen  alter  Meister  im  Besitze  des 
Museums  Wallraf-Richartz  zu  Köln  am  Rhein. 
25  Lichtdr. -Taf.  m.  Text.  Hrsg.  v.  Dr.  Arth. 
Lindner.  (5  Bl.  Text.)  38x29,5  cm.  Köln, 

W.  Abels  (07).  In  Mappe  20.—. 
Michelagniolo  Buonarroti.  Handzeichngn. 

3.-5.  Lfg.  Berlin,  J.  Bard.  Je  nn  16. — . 

Handzeidinungen  altholländischer  Genremaler. 
Hrsg.  u.  eingeleitet  v.  Wilh.  Bode.  Mit  Text 
V.  Wilh.  R.  Valentiner.  (50  Taf.  m.  60  S.  Text.) 
gr.  8®.  Berlin,  J.  Bard  07.  Geb.  in  Leinw. 
15.—;  Luxusausg.  geb.  in  Ldr.  bar  35.—. 


Bibliographie 


235 


Chodowiedti,  Dan.  Bilder  aus  der  branden- 
burg-preußischen Geschichte.  Radierungen. 
Hrsg.  V.  Prof.  Dr.  Geo.  Voß.  (54  Bl.  m.  Text 
auf  der  Rückseite  u.  XIIIS.  Text.)  13x19,5  cm. 
Berlin,  J.  Spiro  (07).  bar  4.—. 

Klinger,  Max.  Epithalamia.  Umrahmungen  in 
Federzeichngn.  (Eingedruckter)  Text  v.  Elsa 
Äsenijeff.  (16  Photograv.)  68X52  cm.  Berlin, 
Ämsler  & Ruthardt  07.  In  Leinw.- Mappe 
bar  nn  250.—. 

Bichter-Mappef  vierte.  Hrsg,  vom  Kunstwart. 
(6  [2  färb.]  Bl.  u.  II  S.  Text  mit  Bildnis  und 
1 Äbbildg.)  38,5x28  cm.  München,  G.  D.  W. 
Callweg  (07).  bar  1.50. 

8 


I.  Alte  Kunst. 

I.  Baukunst. 

The  principles  of  Dome  construction. 

(Schluß.)  (W.  Dünn.  Ärchitect.  Review,  135.) 
The  origin  and  prospects  of  gothic  ar- 
chitecture.  (Edinburg  Review,  Jan.) 

Los  templos  antiguos  de  la  provincia  de 
Valencia  en  Quintanaluengos  g Revilla  de 
Santullän.  (M.  Vielva.  Bol.  d.  1.  R.  Äcad.  d. 
1.  Historia,  Madrid,  6.) 

Kristkirken  i Nidaros  (Centralvinduet i Fron- 
ten og  Hvälvhöjden).  (Fr.  Macodg  Lund : Teknisk 
Ugeblads  Ärkitektafd.,  Kristiania,  1908  Nr.  1.) 
Flere  Indläg  i Domkirkesagen.  (O.  Nord- 
hagen, H.  M.  Schirmer,  J,  Meger.  Ebenda.) 
Storkgrkans  i Stockholm  restaurering. 

(Svenska  Dagbladet  Nr.  10.  Mit  Äbb.) 

Soest  och  Gottland  (JohnngRoosval.  „Svenska 
Dagbladet“  Nr.  32.  Mit  2 Zeichn.) 

E.  Swiegkowski.  »Palac  w Krgstgnopolu“. 
(D.  Palais  in  K.  nach  zeitgenöss.  Plänen.) 
Krakau  1907.  4».  24  S. 

J.  S.  Zubrzg  cki.  „Skarb  architekturg  w Polsce«. 
(Polnische  Ärchitektur.)  Krakau  1908.  Heft  III, 
IV  u.  V.  ä Kr.  1.50. 

St.  Tomkowicz.  „Wewn^trzne  urz^dzenie 
Zamku  krakowskiego  i jego  losg“.  (D.  innere 
Einrichtung  d.  Krakauer  Schlosses  u.  sein 
Schicksal).  Krakau  1907.  8».  24  S.  u.  9 Taf. 
u.  Äbb.  —.80  h. 

Casa  Me§krului  Äntonie  Mogo§.  (Ä.  Tzi- 
gara-Samurca§.  Convorbiri  Librare,  1.) 

la.  Deutschland. 

Die  Äbteikirche  Knechtsteden.  (J.  Mar- 
chand.  D.  christl.  Kunst,  5.) 

Ein  altes  Fürstenschloß  (Heilsberg  i.  Ostpr.). 

(H.  Mankowski.  D.  christl.  Kunst,  5.) 

Die  Burg  Gieselwerder.  (F.  Pfaff.  Hessen- 
land, 3.) 


Über  die  Bauten  von  Ält-Berlin.  (Berin- 
guier.  Mitteil.  f.  d.  Gesch.  Berlins,  8.) 

Ält-Hamburgische  Bauweise.  (K.  Mühlke. 
Denkmalspflege,  3.) 

Ältschweizerische  Baukunst.  (P.  Weber. 
Denkmalpfl.,  1.) 

Das  Hessendenkmal  z.  Frankfurt  a.  M. 

(V.  Fettmilch.  Rheinlande,  2.) 

Ib.  Frankreich  und  England.  Baukunst 

Ärchitektur-  u.  Landschaftsskizzen  aus 
d.  Provence.  (H.  Hildebrandt.  Beil.  z.  Ällg. 

Ztg.  29  ff.) 

Die  Kirche  von  Romainmötier.  (J.  Zemp. 

Ztschr.  f.  Gesch.  d.  Ärchitektur,  4.) 

Miltoun  (F.).  — The  Cathedrals  of  Northern 
France.  With  80  Illustrations  frgm  original 
drawings  bg  Blanche  Mac  Manus.  Decorative 
cover,  cloth  gilt.  Fr.  7.50. 

Miltoun  (F.).  — The  Cathedrals  of  Southern 
France.  With  90  Illustrations  bg  Blanche 
McManus.  568  pages.  8vo,  cloth  gilt.  Les 
Eglises  de  la  France  du  Nord  et  de  Sud, 
richement  illustre,  reliure  de  luxe.  Fr.  7.50. 

F.  Laurie. 

Äbbeg  Owneg,  Countg  Limerick.  (J.  Segmour. 

Journ.  of  the  R.  Soc.  of  Äntiqu.  of  Ireland.) 

Carrigogunnel  Castle  and  the  O’Briens  of 
Pubblebrian  in  the  Countg  of  Limerick.  (Th. 

Johnson  Westropp.  Journ.  of  the  R.  Soc.  of 
Äntiqu.  of  Ireland.) 

Winchester  Cathedral.  (Saturdag  Review, 

25.  Jan.) 

Students’  drawings  of  the  Institute  of 
Ärchitect s.  (Builder,  3390.) 


2,  Alte  Malerei. 

Qui  est  l’auteur  du  tableau  de  la  Collec- 
tion Prince  Youssoupoff,  represant 
un  Savogard  jouant  la  vieuille  devant 
deux  petites  filles  et  un  veillard?  (Ä. 
Somoff  u.  Ädrien  Prochoff,  Les  Tresors  d’Ärt 
en  Russie  X,  XI  u.  XII  07). 

M.  Olszewski.  „Rozwöj  polskiego  malarstwa.“ 
(D.  Entwickelung  d.  poln.  Malerei,  Th.  I vom 
Barock  bis  Matejko).  Krakau  1908.  Kr.  1.10. 


2a.  Deutschland. 


Alte 

Malerei 


Zwei  Reliquienschreine  und  ihre  alte 
Bemalung.  (P.  Klinka.  Denkmalpfl.,  1). 

Zu  Zeitblom.  (Fr.  Haack.  Kunstchronik,  7.2.) 
Ein  neues  Cranachbuch.  (von  Worringer). 

(Th.  Heuß.  Die  Hilfe,  15.  12). 

Eine  Monographie  über  Lucas  Cranach. 
(Bespr.  V.  Worringer).  (H.  Eßwein.  Hamb. 
Nachr.,  26.  1.) 


236 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Ältc 

Malerei 


Alte 

Malerei 


Alte 

Malerei 


Der  Fall  Grünewald.  (K.  Lange.  Sdiwäb. 
Merkur,  18.  1.) 

Mathias  Grünewalds  Stuppacher  Ma- 
donna. K,  Lange.  PreuB.  Jahrb.,  1.) 

2b.  Frankreich  u.  Spanien. 

Ä portrait  of  Eleonora  of  Spain,  attributed 
to  Jean  Clouet.  (Ä.  E.  Hewett.  Burl.Magaz.,59.) 

Un  dessin  inedit  deWatteau.  (M.Tourneux. 
Gaz.  d.  beaux-arts,  608). 

Fürst  (Herbert)  — Chardin  and  his  Times. 
(18mo.  sewed,  6d  net  Gowans  & G.) 

Chardin  (J.  B.  S.)  et  Fragonard  (J.  H.) 
L’CEuvre  de.  213  reproductions.  Intro.  par 
Ärmand  Dagot,  notes  par  Leandre  Vaillat. 
Rgl.  4to.  swd.  42s.  Simpkin. 

Los  primitivos  Espanoles.  (Espana  fuera 
de  Espana).  (E.  Bertaux.  La  Espana  mo- 
derna,  230). 

Diego  Velazquez  g su  siglo.  (C.  Justi.  eod.) 
Pacheco,  the  master  of  Velazquez.  (H. 
Cook.  Burl.  Magaz.,  39). 

Goga.  (R.  Oertel.  Daheim,  Febr.  08). 

2c.  Italien. 

Rose  (G.  B.) — Renaissance  Masters.  3rd 
edition,  Cr.  8vo.,  5s.  net.  Putnam. 

Deckengemälde.  (K. Doehlemann.  Umschau, 4)^ 

Mason  (J.) — Fra  Ängelico.  Illus.  Imp.  16mo. 
8x6,  pp.  80,  Is.  sd.  net  (Masterpieces  in 
Colour).  Jack. 

Zwei  Schriften  über  Fra  Ängelico  da 
Fiesoie.  [v.  M.  Wingenrot  und  v.  Ä.  Wurm]. 
(Hist,  polit.  Blatt,  f.  d.  kathol.  Deutschland,  3.) 

Studien  zu  Pesellino  und  Botticelli.  (W. 
Weisbach.  Preuß.  Jahrb.,  1.) 

Cust  (R.  H.  H.)  — Botticelli.  12mo.,  pp.  102, 
Is.  net  (Miniature  Series  of  Painters).  Bell. 

Ricordi  della  vita  e delle  opere  di  Leo- 
nardo daVinci  raccolti  dagli  scritti  di  Gio. 
Paolo  Lomavro.  (E.  Solmi.  Ärchivio  Storico 
Lombardo,  4.) 

„Le  Concert“  de  Giorgione  au  Palais 
Pitti.  (H.  Gronau,  Stargje  Godg  XI.  07.) 

Etudes  de  Titien  pour  les  „ Bacchanales “ 
de  Londres  et  de  Madrid.  (E.  Jacobsen.  Gaz. 
d.  beaux-arts,  608). 

Die  verschollenen  Imperatorenbilder 
Tizians  in  der  Kgl.  Residenz  zu  München. 
(M.  Wielandt.  Ztschr.  f.  bild.  Kst.,  5.) 

2d.  Niederlande. 

Dutch  Painters,  Catalogue,  De  Groot  (C.  H.). 
Vol.  I.  255. 


Durch  berühmte  Kunststätten  (Niederlande). 
(Küffner.  Fränk.  Kurier,  4.  II.) 

Konodg  (P.  G.)  — The  Brothers  Van  Egck. 
12 mo.,  pp.  80,  Is.  net  (Miniature  Ser.  of 
Painters.)  Bell. 

Memlincs  Passion  picture  in  the  Turin 
Gail  erg.  (J.  Weale,  Burl.  Magaz.,  59.) 

Marinus  von  Rogmerswale.  (W.  Cohen, 
Les  arts  anciens  de  Flandre,  Okt.  07.) 

Rembrandt  van  Rhgn.  (J.  Israels,  Nord  und 
Süd,  1.) 

Israels  (J.)— Rembrandt.  Imp.  16mo.  8X6,  pp. 
80,  1 s.  6 d.  net  (Masterpieces  in  Colour).  Jack. 

Un  portrait  de  jeune  femme  par  Rem- 
brandt, dansla  Collection  Huldschinskg 
ä Berlin.  (Wilhelm  Bode,  Stargje  Godg  XI.  07.) 

Notes  on  pictures  in  the  Rogal  Collec- 
tion s.  XI.  Great  piece,  bg  Sir  Änth.  van 
Dgck.  (L.  Cust.  Burl.  Magaz.,  59.) 

La  peinture  murale  de  la  Collegiale  de 
Termonde.  (van  den  Ghegn.  Ännal.  de 
l’Äcad.  R.  d’Ärcheol.  de  Belgique,  3—4.) 

David  Vinckboons,  peintre,  et  son  oeuvre  et 
la  famille  de  ce  nom.  (H.  Coninckx.  Änn. 
de  l’Äcad.  R.  d’Ärcheol.  de  Belgique,  3—4.) 

Die  Dresdner  Galerie.  Frans  Pourbus  u.  s. 
Schule.  (0.  Sebaldt.  Sächs.  Ärbeiterzeitung, 
31.  I.) 

3.  Alte  Plastik. 

D.  Meister  d.  Kreuzigungsgruppe  in 
Wechselburg.  (J.  Bachem.  Ztschr.  f.  ehr. 
Kunst,  11  u.  12.) 

Zwei  Gedenksteine  der  Herren  von  Ba- 
den auf  Siel.  (Ä.  v.  Dachenhausen.  Deut- 
scher Herold,  1.) 

Verborgene  Kunstschätze  in  Tirol.  (F. 
Pollak,  Ztschr.  f.  bild.  Kst.,  5.) 

Zwei  unerkannte  Werke  des  Veit  Stoß 
in  Florentiner  Kirchen.  (H.  Voß.  Preuß.  Jahrb.,  1.) 

F.  Kopera.  „Wit  Stwosz  w Krakowie“  (Veit 
Stoß  in  Krakau.  Publikation  d.  Ges.  d.  Freunde 
d.  Geschichte  u.  Denkmäler  Krakaus).  Krakau, 
1908.  40.  121  S.  m.  7 Taf.  u.  91  Äbb.  Kr.  15.—. 

Kleinbronzen  der  Söhne  d.  ält.  Peter 
Vis  eher.  (W.  Bode.  Preuß.  Jahrb.,  1.) 

Tierbronzen  der  Renaissance.  (W.  Bode. 
Kst.  u.  Kstler.,  5.) 

Eine  Holzstatue  des  Äntonio  Rizzo.  (Ä. 
Gottschewski.  Ztschr.  f.  bild.  Kst.,  5.) 

Det  stora  Michelangelo  — fgndet  i Uffizierna 
i Florens.  (S.  St.  „Värt  Land“,  Stockholm, 
28.  XII.  ’07.)  Mit  3 Äbb. 

DerPlan  v.MichelÄngelos  Medicigräbern. 
(Ä.  Groner.  Ärchiv  f.  christl.  Kunst,  2.) 

The  Market  Cross  of  Äberdeen.  (G.  M. 
Fraser.  Scottish  Historical  Review,  18.) 


Bibliographie 


237 


Description  of  the  St.  Lawrence Ältar-Tomb 
in  St.  Mary’s  Church  at  Howth.  (W.  Fitz- 
gerald. Journ.  of  the  R.  Joe  of  Äntiqu.  of 
Ireland.) 


4.  Altes  Kunstgewerbe, 

Churdi  Chests  of  the  twelfth  and  thirteenth 
Centuries  in  England.  (P.  Mainworing  John- 
ston.  Ärdiaeolog.  Journ.,  4.) 
Ämagertorkläder  og  Huenakker.  (Leon 
Ehlers:  Tilskueren,  Januar.  Mit  9 Äbb.) 
Temperantisfatet  i Nationalmuseum.  (Dr. 
E.  G.  Folcker.  Svenska  slöjdföreningens  tid- 
skrift,  Stockholm,  1907,  H.  4.) 

Udstilling  afTönder’ske  Kniplinger.  (Ä.: 

Vort  Land,  Kopenhagen,  Nr.  19.) 

I camini  a Firenze  nei  secoli  XIV  e XV.  (H. 
Sdiiaparelli,  Ärdiiv.  Storic.  Italiano,  4.) 

Zwei  Gobelin-Kissendecken  des  15.  Jahr- 
hunderts. (Sdinütgen.  Ztschr.  f.  ehr.  Kunst,  11.) 

Jones  (E.  Ä.)  — The  Old  Silver  Sacramental 
Vessels  of  Foreign  Protestant  Churches  in 

England.  4to.  21s  net Dent. 

Nos  armures  ä l’exposition  de  la  Toison 
d’or.  (G.  Macoir.  Bull.  d.  Mus.  Roy.  ä 
Bruxelles,  1.) 

Die  Kunst- u.  Wunderkammern  der  Spät- 
renaissance. (Besprech.  v.  Schlosser.)  (J. 
Folnesics.  Zeit,  26.  1.) 

Early  English  stonewares  (Dwight,  Elers, 
Morley).  (A.  H.  Church.  Burl.  Magaz.,  59.) 
Eighteenth  Century  fine  Stoneware.  (W. 

Turner,  Connoisseur,  78.) 

Blacker  (J.  F.)  — The  ABC  of  Collecting  Old 
English  China.  8vo.  9^UX5'-U,  pp.  150, 
Is.  net.  London  Opinion. 

8 

II.  Neuere  Kunst. 

/.  Baukunst. 

Die  moderne  Baukunst  und  die  geschicht- 
lichen Stile.  (Zentralbl.  d.  Bauverwaltung  13.) 
Academy  Architecture  and Architectural Review, 
1907,  Part  2.  Edit.  by  Alex.  Koch.  4to.  4s. 
lOd.  net,  swd.  4s.  net  ....  Simpkin,  Jan.  08. 
Wechselwirkung  v.  Zugang  u.  Bauwerk. 

(Forts.)  (H.  Pfeifer.  Archit.  Rundschau,  5.) 
Vor  Tids  Bygningskunst  i Danmark. 
(Referat  u.  Kritik  eines  Vortrags  v.  Dr.  Francis 
Beckett.  „Köbenhavn“,  Kopenhagen,  1908, 
N;.  10.) 

Un  Palais  de  la  Musique  par  Francois  Garas. 

(F.  Garas.  Art  decoratif,  2.) 

Morden  College,  Blackheath,  Kent.(Schlnß.) 
(T.  Frank  Green.  Architect.  Review,  135.) 


Recent  designs  in  domestic  architecture. 
(Studio,  179.) 

Nordiska  museet  (Axel  R.  Bergman:  Arki- 
tektur  och  dekorativ  Konst,  Stockholm,  Jg.  38, 
H.  1 U.2.  Mitzahlr.  Illustr.v.  architekton.  Details 
u.  plast.  Schmuck.) 

Ett  svensk  Pantheon  (Carl  Larsson:  Ord 
och  bild.  1908.  H.  1.  Mit  2 Zeichn.  v.  Verf.) 

LesFinlandais  (finländ.  Architektur). (A.  Lippich 
de  Korongh.  Magyar  Iparmüveszet,  Jan.  08.) 

Utländska  arkitekturstudier.  (Frederik 
Sundbärg.  Svenska  Dagbladet,  Nr.  4.  Durham. 
Nr.  6:  Amsterdam.  Nr.  27:  Bryssel.)  Mit  Zeichn. 

la.  Deutschland. 

The  Architecture  of  Vienna.  (The  Builder, 
3387.) 

Wettbewerb  f.  d.  archit.  Ausbildung  d. 
Möhnetalsperre.  (Kullrich.  Zentralbl.  d. 
Bauverwaltg.,  9.) 

Peter  Behrens.  (Hohe  Warte,  3.) 

Bruno  Schmitz:  Das  Eigenhaus  des  Künst- 
lers. (A.  Jaumann.  Innendekoration,  Febr.) 

Ein  neues  Denkmal  Schwab.  Bau  - u. Maler- 
kunst. (Pfullinger  Volkshaus.)  (H.  Weiz- 
säcker. Frkf.  Ztg.,  20.  II.) 

Theodor  Fischers  Werke  in  Schwaben. 
(F.  Rimmeie.  Zentralbl.  der  Bauverwaltung, 
11,  13.) 

Ein  neues  Schulhaus  von  Th.  Fischer. 
(D.  K.  Christi.  Kunstblatt,  I.  08.) 

Zwei  moderne  Predigtkirchen  in  Zürich 
u.  Bern.  (K.  eod.) 

Die  Mittelschule  an  der  Torstraße  in 
Halle  a.  S.  (Archit.  Rundsch.,  5.) 


2,  Neuere  Malerei, 

The  last  phase  of  impressionism.  (Burl. 
Magaz.,  59.) 

Det  svenska  vinterlandskapet  i vär 
moderna  mälarkonst.  (Maler  Lennart 
Nyblom.  „Varia“,  Göteborg.  Mit  zahlreichen 
Illustrationen.) 

Les  dessins  de  Hubert  Robert  ä l’Alber- 
tina  de  Vienne.  (I.  Schoenbrunner.  Chronique 
des  Arts,  41.) 

La  peinture  contemporaine  italienne. 

(A.  de  Rinaldis,  Wjessy,  Xll.  07.) 

Carlo  Fornara,  an  Italian  „luminist“.  (Alfr. 
Melani.  Studio,  179.) 

Flemish  painter:  Franz  Courtens.  (Fern. 
Khnopff.  Studio,  179.) 

Ein  moderner  böhmischer  Maler.  (Max 
Svabinsky.)  (0.  Fleischer.  Über  Land  und 
Meer.  18.) 

Jan  Stanislawski.  (Z.  Przesmycki,  Chimera 
Heft  30.) 


Baukunst 


238 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Neuere 

Malerei 


Neuere 

Malerei 


Neuere 

Malerei 


Kunst  in  Frankfurt.  (F.  Läszlö.)  (-emo. 
Frkf.  Ztg.,  4.  III.) 

2a.  Deutschland. 

Spitz  weg.  (Ävenarius.  Kunstwart,  9.) 

Der  Maler  der  deutschen  Kleinstadt. 

(Spitzweg.)  (P.L.  Chemnitzer  Ällgem. Ztg.  30.1.) 
Karl  Friedrich  Lessing.  (P.  L.  Hamburger 
Nachr.,  4.  2.) 

K.  F.  L es  sing.  (Voss.  Ztg.,  5.  II.) 
Erinnerungen  an  H.  Makart.  (B.  Groller. 

Velh.  u.  Klasings  Monatsh.  6.) 

Die  Gemälde  d.  Boehle-Äusstellung  im 
Städelschen  Inst.,  Frkf.  a.  M.  (W.  Haenlein. 
Münchn.  Ällg.  Rundsch.,  22.  2.) 

Otto  Greine r.  (Fr.  Stahl.  Berl.  Tagebl.  7.  2.) 
Franz  Matsch.  (Ä.  Leitich.  Kunst  f.  Älle,  12.) 
Oskar  Zwintsdier.  (W.  P'astor.  Deutsche 
Kunst  u.  Dekor.,  6.) 

Älbert  V.  Keller.  (J.  Popp.  Kunst  f.  Älle,  10.) 
H.  Hendrich  unci  seine.  Tempelkunst. 

(Ä.  Koeppen.  Westermanns  Monatsh.,  2.  08.) 
DieBeuroner  Kunstschule.  (Kunst  f.  Älle  11.) 

2b.  Frankreich. 

Der  Wert  der  französischen  Kunst.  (Bespr. 

V.  Meier-Graefe.)  (P.  Fechter,  Bresl.  Ztg.,  25. 1.) 
Eugene  Delacroix.  (E.  Klossowski.  Kst.  u. 
Kstler.,  5.) 

Les  artistes  Lyonnais.  (Schluß.)  (Ä.  Ger- 
main.  Gaz.  d.  beaux-arts,  608.) 

L. -Ed.  Fournier,  decorateur.  (M.  Testard. 
L’art  decoratif,  2,) 

Honore  Daumier.  (Tgl.  Rdschau,  24.2.) 
Maurice  Denis.  (S.  Staudhamer.  D.  christl. 
Kunst,  5.) 

N o a - N o a.  (üb.  Gauguin.)  (P.  Fechter.  Kst.f.Ällc,l  1 .) 

2c.  Englische  Malerei. 

H.  Potocki.  „Portret  i krajobraz  angielski“. 
(D.  englisdie  Porträt  u.  Landschaft.)  Lemberg 
1907.  8».  123  S.  m.  84  Äbb.  Kr.  5.—.) 

Im  Ätelier.  (Über  d.  Äusstell.  d.  Englischen 
Porträts.)  (Fr.  Dernburg.  Berl.  Tgbl.,  2. 2. 08.) 
Die  Äusstellung  älterer  englischer  Kunst 
in  Berlin.  (A.  Gold.  Frkf.  Ztg.,  14.2.) 

D.  Ausstell,  altenglischer  Kunst  in  d.  Berl. 

Akad.  d.  Künste.  (Cohen.  Kunstchronik,  15.) 
L’exposition  des  pcintres  Anglais  ä 
l’Academie  Royale  de  Berlin,  (h  Meier- 
Graefe.  Chronique  des  arts  et  de  la  curios.,  6.) 
Die  Äusstellung  englischer  Meister- 
werke. (R.  Lothar.  Berl.  Lok.-Anz.  25.1.) 
Altenglische  Meister  in  Berlin.  (M.  Os- 
born.  Daheim,  20.) 

Englische  Meisterwerke  in  d.  Berl.  Aka- 
demie. (L.  Justi.  Woche,  7.) 

Ausstellung  älterer  englischer  Kunst. 
(O.  Anwand.  Dtsche  Tagesztg.  25.1.) 


The  Walker-Heneage  Family,  by  Sir 
Joshua  Reynolds.  (C.  Phillips.  Burl. 
Magaz.,  59.) 

Racburn’stechniquerits  affinitieswith modern 
painting.  (W.  D.  McKay,  Studio,  179.) 

William  Blake,  Poet  and  Painter.  (T.  Sturge 
Moore.  Quarterly  Review,  414.) 

Gilb  eg  (W.,  Sir)— George  Morlancl,  His  Life  and 
Works.  8vo.  9x6^4,  pp.  310, 20s.  net.  Black. 

2d.  Skandinavien  und  Rußland. 

Peter  Severin  Kroger,  Danish  painter.  (G. 

Brö  ebner.  Studio,  179.) 

Dansk  Malerkunst  og  dansk  Kritik.  (Jens  { 
Thiis:  Morgenbladet,  Kristiania,  Nr.  3 und  35.)  | 

Jörgen  Roed.  Paa  lOOaarsdagen  for  hans  m 
F0dsel.  (Maler  Soya  Jensen:  Dannebrog  ■ 
Nr.  5603.  Mit  Portr.)  % 

Per  Ekström.  (G.  Nordensvan.  Dagens  Ny-  5 
heter,  Stockholm.  26. 1.) 

Pelle  Ekström  ater  i Stockholm,  utställer 
30  taflor.  (0.  R.,  Svenska  Dagbladet  Nr.  26.) 

En  svensk  porträttmälare,  Bernhard  öster-  \ 
man.  (A.  T.  „Värt  Land“,  Stockholm,  21. XII.07.) 

Mit  4 Portr. 

Carl  Larssons  Gustaf-Vasa  mälning.  (Äug. 
Brunius.  Svenska  Dagbladet  Nr.  29.) 

Carl  Wilhelmsons  utställning  i Göteborg. 

(A.  L.  Romdahl.  „Svenska  Dagbladet“  Nr.  14.) 

Carl  Wilhelmssons  utställning  i Göteborg. 

(A.  L.  R.:  Hvar  8.  Dag,  Stockholm,  IX  17.  Mit 
Portr.  u.  Abb.) 

Schwedische  Landschaft  u.  Landschafts- 
malerei. (E.  Heilborn.  Westermanns  Mo-  ; 
natsh.,  5.)  : 

Aubert,  Andreas,  Norsk  malerkunst,  dens 
kaar  og  kamp.  To  foredrag  i Kunstforeningen  i 
i Kjöbenhavn  1907.  31  S.  (24x16.)  Kri-  T 
stiania  1908.  H.  Äschehough  & Co.  75  Öre. 

Nicolas  Roehrich.  (D.  Roche.  Gaz.  d.  beaux- 
arts,  608.) 

Quelques  oeuvres  peu  connues  de  Fedo-  ^ 
toff.  (N.  Romanoff,  Stargje  Gody  XI.  07.) 

K.  F.  Boqaucvski.  (M.  Volochine,  La  Toison 
d’or,  X.  07 ) 

Fete  d’Oetobre  ä Rome.  (5  reproduction 
d’acquerelles  de  A.  Ivanov,  La  Toison  d’or, 

XI  & XII  07.) 

3.  Neueres  Kunstgewerbe. 

Alte  und  neue  Porzellanplastik.  (R.  Graul.  | 

Werkkunst,  11.) 

Die  Tapete.  (R.  E.Bernoulli.  Werkkunst,  11.12.)  | 

Theaterdekorationen.  (K.  Scheffler.  Über  | 

Land  u.  Meer,  18.)  ? 

Das  künstlerische  Problem  der  Industrie.  ' 

(A.  Lux.  Innendekoration,  Febr.).  ■ 

Fine  church  metal-work.  (Art  Journal,  V 

Febr.  08.)  J 


Biographie 


239 


;ucrc 

ilcrei 


l 


British  pottery.  (J.  Ä.  Service.  Ärt  Journal, 
Febr.  08.) 

C.  R.  Äshbee  u.  d.  „Guild  of  Handicraft.“ 
(Berlepsch-Valendas.  Kunst  u.  Handwerk,  4.) 
Terres  cuites  de  Brouwer.  (J.  Loeber.  Ärt 
Flamand  et  Holland.,  10.) 

Hemslöjden  pä  Lund-utställningen  1907. 
(Ulli  Zickermann.  Svenska  slöjdföreningens 
tidskrift,  StoAholm.  1907,  H.  4.) 

Udstilling  af  Skönvirke.  (Vilh.  Wanscher. 

„Politiken“,  Kopenhagen,  Nr.  26.) 

L’art  et  Hart  decoratif  finlandais.  (T. 

Stjernsdiantz.  Magyar  Iparmüveszet,  Jan.  08.) 
Index  desorfevresäSt.Petersburg.  (Baron 
Ä.  de  Foelkersam,  Staryje  Gody,  XI  u.  XII  07.) 


Sjöberg,  N.  (Kvinnan  i svensk  karikatyr.  Med 
35  textillustr.  och  konstbil.  4«  (29x21)  56  S. 
u.  5 Tat.  Stockholm  1907.  Björck  & Börjesson. 
Kr.  2.50. 

Vor  Frelsers  Kirkes  Glasmalerier,  udförte 
af  Emmanuel  Vigeland.  (Morgenbladet, 
Kristiania,  Nr.  16.) 

Notiz  über  die  Lithographien  von  Ignaty 
Schtschedrowski.  (E.  Reitern,  Staryje  Godij, 
XI.  07.) 

s 

111.  Allgemeiner  Teil. 

/.  Ausstellungen. 

Münchener  Winter-Sezession.  (W.  Michel. 


3a.  Deutschland. 

Peter  Behrens.  (R.  Breuer.  Werkkunst,  10). 
Gußeisen  (Älbin  Müller).  (Rob.  Schmidt,  Werk- 
kunst, 11.) 

Die  Stickerin  Florence  Jessin  Hösel.  (Ä. 

Jaumann.  Dtsch.  Kunst  u.  Dekor.,  6.) 

Runge  u.  Scotland,  Bremen.  (K.  Schäfer. 
Innendekoration,  Febr.). 

Wie  ich  Töpfer  wurde.  (J.  Ä.  Lux.  Rhein- 
lande, 2). 

4.  Neuere  Buchkunst  und  Graphik. 

S ch  w a r z -We  i ß.  (Äusstell.  d.  Berliner  Secession.) 

(J.  Elias.  Kunst  und  Künstler,  5.) 

Der  Holzschnitt  u.  d.  Plakatkunst  (Sdiluy 
(G.  V.  Buonaccorsi  di  Pistoja.  Monatsh.  für 
Kunstgewerbe,  5.) 

Die  Plakatausstellung  im  Hohenzollern- 
Kunstgewerbe-Haus.  (M.  Creutz.  Berl. 
Ärchitekturwelt,  11.) 

Das  Plakat.  (P.  Westheim.  Werkblatt,  4.) 
Älte  u.  neue  Silhouetten-Schneidekunst. 

(B.  Haendcke.  Tag.  4.  2.). 

Les  Livres  au  Salon*d’Äutomne.  (P. Galli- 
mard.  L’art  decoratif,  2.) 

Vom  Bucheinband.  (P.  Westheim.  Werk- 
blatt, 3.) 

Künstlerischer  Einfluß  auf  die  Druck- 
schriften-Erzeugung.  (F.  v.  Biedermann. 
Ztschr.  f.  Bücherfreunde,  11.) 

Von  alter  und  neuer  Kalenderkunst.  (W. 

V.  z.  Westen.  Exlibris,  3.) 

Josef  Kriehuber.  (R.  Ämeseder.  Grazer 
Tagespost,  3.  2.) 

Hermann  Gattiker.  (Schäfer.  Rheinlande,  ^) 
Auguste  Rodins  Handzeichnungen.  (0. 

Grautoff.  Gegenwart,  5.) 

Austin  0.  Spare.  R.  E.  D.  Sketchleg.  Art 
Journal,  Febr.  08.) 

Richard  Wagner  in  der  Karikatur.  (E.Fuchs. 
Leipz.  111.  Ztg.,  3372.) 


Kunstchronik,  16.) 

Werdandi.  (Cohen.  Kunstchronik,  13.) 
Werdandi.  (K.  S.  Kst.  u.  Kstler.,  5.) 

Two  Exhibitions.  (Französ.  Impressionisten 
und  englische  Akademiemitglieder.)  (L.  Binyon. 
Saturday  Review,  1.  Febr.) 

Exposition  de  peinture.  (Moderne  franz. 

Malerei.)  (H.  Chervet.  Nouvelle  Revue,  3.) 
Exposition  d’art  chretien  ä ^ix-La-Cha- 
pelle.  (Ciolkowski.  Gaz.  d.  beaux-arts,  608.) 
Perouse  et  l’Exposition  d’Art  Ombrien. 

(A.  Gottschewsky,  Staryje  Gody  Xll,  UL) 
L’Expositon  de  la  Toison  d’Or  ä 
(Fierens  Gevaert,  Staryje  Gody,  Xll,  07.) 

The  eiqth  exhibition  of  the  International 
Society  at the  New  Gallery.  (T.  M.W.  Studm,  179.) 
Te  Burlington  House  Loan  Exhibition. 

(Builder,  3388.)  (Bilder  v.  Hogarth.) 

Den  jödiske Udstilling.  II. Maleriopoisningen 
(Nationaltidende,  Kopenhagen,  Nr.  11426.) 

Den  iödiske  Udstilling  1 Industriforeningen 
(Maler  Soya-Jensen:  Dannebrog,  Kopenhagen, 
Nr.  5602.)  ^ r u i 

Chr.  Dalsgaard-Udstillingen.  (Sl^ph^ 
M[ichaelis].:  Köbenhavn,  Kopenhagen,  Nr.  23.) 

Cottet-Rodin-Zoir-utställningen  i Sto^- 

holm.  (G.  Nordensvan.  Dagens  Nyheter,  Stock- 
holm 22/1.) 

Kunstforeninqens  Udstilling.  (V.Wansdier. 

„Politiken“,  Kopenhagen,  Nr.  12.) 

Wystawka  Rysunkow  i ^stampow.  (Aus- 
stellung V.  Zeichnungen  u.  Graphik  m a. 
KaiserL  Rkademie  d.  Kün^,  St 
Jan.  1908.)  Petersburg  1908.  kl.  8 . 43  i. 
m.  16  Abb. 


2.  Sammlungen. 


(G, 


e Kunsthalle  in  H a m b u r g.  (Forts.) 
iohn.  Hamburg.  Korresp.,  2.  2.) 
ntliche  Berichte  a. d. Kgl.Kunstsamnilungen 
^onatl.  ersch.  Beiblatt  z- jahjb.  d 1^1.  Pr 
Nr.  4—6.  lanuar  bis  Marz  IWö. 


240 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Museum  für  tirolisdie  Volkskunst  und  Ge- 
werbe. (E.  Diez.  Österreich.  Rundschau,  3.) 

The  Dublin  Gallery  of  modern  art.  (Burl. 
Magaz.,  59.) 

The  catalogue  of  the  pictures  in  the 
National  Gallery.  (J.  Weale.  Burl.  Ma- 
gaz., 59.) 

Ny  Carlsberg  Glyptoteks  Nyerhoervelser. 
S.  M.:  Köbenhavn  29.  I 08.) 

L’istituzione  del  Museo  Civico  diVerona. 
(Änt.  Ävena.  Madonna  Verona,  4.) 

H Standard  for  Ämerican  Collections. 
(C.  J.  Holmes.  Burl.  Magaz.,  59.) 

Neuerwerbungen  d.  Berl.  National-Gale- 
rie.  (Cohen.  Kunstchronik,  16.) 

Die  Generaldirektiond.  Dresdener  Samm- 
lungen. (eod.) 

Neuerwerbungen  des  British  Museum. 
(0.  V.  Schleinitz.  Kunstchronik,  13.) 

La  donation  Octave  Homberg  au  Musee 
du  Louvre.  (G.  Migeon.  Gaz.  d.  beaux- 
arts,  608.) 

Collection  du  Musee  de  Vilna  au  Musee 
Roumiantzeff  ä Moscou.  (La  Toison 
D’Or,  XI  u.  XII,  07.) 

Les  tresors  d’art  au  Grand  Palais  de 
Pavlovsk.  (Ä.  Pradioff,  Les  Tresors  d’art 
en  Russie  X,  XI— XII,  07.) 

Collection  Prince  Youssoupoff  ä St. 
Petersbourg.  Tableaux  de  Hubert  Robert. 
(Ä.  Prachoff,  Les  Tresors  d’Ärt  en  Russie,  X,  07.) 

Collection  M.  P.  Botkine  ä St.  Peters- 
burg. Pinturicchio.  (Ä.  Prachoff,  Les  Tre- 
sors d’art  en  Russie,  XI  u.  XII,  07.) 

Collection  Prince  Youssoupoff  ä St. 
Petersbourg.  Ecole  Frangaise:  Hubert  Ro- 
bert, Ä.  Ch.  Caraffe,  H.  Vernet,  N.  T.  Charlet, 
Leopold  Robert,  P.  Delarodie.  (Ä.  Prachoff, 
Les  Tresors  d’art  en  Russie,  XI  u.  XII,  07.) 

Galerja  Miejska  we  Lwowie.  (Führer  durch 
d.  Städtische  Galerie  zu  Lemberg.)  Lemberg 
1907.  80.  18  S.  —.40  h. 

Das  neue  Deutsche  Museum  in  Berlin  u. 
seine  Stellung  z.  d.  Provinzial-  u.  Landes- 
Museen  in  Deutschland.  (W.  Bode.  Nat.  Ztg., 
24.  12.) 

Die  Generaldirektion  der  Kgl.  sächs. 
Sammlungen.  (K.  Kötschau.  Museums- 
kunde, 1.) 

Mitteil,  aus  d.  Laboratorium  d.  Kgl.  Mu- 
seen z.  Berlin.  (F.  Rathgen.  eod.) 

Künstler,Kunsthistorikeru. Museen.  (Zur 
Stuttgarter  Galeriefrage.)  (K.  Kötschau.  eod.) 

Das  Fürstenmuseum  in  Dresden.  (E.  v. 
Ubisch.  Museumskunde,  1.) 


Wie  sollen  wir  unsere  Kunstmuseen  or- 
ganisieren? (Ä.  Langel.  Straßb.  Post,  26., 
27.,  28.  Jan.) 

Elsässer  Museumsfragen.  (R.Forrer.  Straßb. 
Post,  1.  u.  10.  Febr.) 

Der  freie  Museumseintritt  (in  Frankreich). 
(Zeit,  23,  2.) 

3.  Sammelschriften.  Kunststätten. 

Von  alter  schwäbischer  Kunst.  (Nachwort 
z.  Vorträgen  Weizsäckers.  P.  S.  Stuttg.  Neues 
Tagebl.,  22.  2.) 

Monuments  et  Souvenirs  des  Borgia  dans 
le  royaume  de  Valence.  (E.  Bertaux.  Gaz. 
d.  beaux-arts,  608.) 

Dons  de  la  famille  van  Brouckhoven  ä 
l’eglise  de  Rumpst.  (F.  Donnet.  Änn.  de 
l’Äcad.  R.  d’Ärcheol.  de  Belgique,  3—4.) 

Sprawozdaniekomisjidobadariahistorji 
sztuki  w Polsce.  (Berichte  d.  Kommission 
zur  Erforschung  der  Geschichte  d.  Kunst  in 
Polen.)  Heft  1 u.  2 d.  VIII.  Bd.  Krakau  1907. 
40.  268  S.  u.  3 Taf.  u.  396  Äbb.  Kr.  30.-. 
Inhalt:  Zwei  Goticismen,  der  Wilnaer  u.  Kra- 
kauer, in  d.  Ärchitektur  u.  Goldschmiedekunst 
u.  die  Quellen  ihrer  Eigenart  (M.  Sokobowski), 
D.  Philipinenkirche  in  Gostyn  (N.  Pajzderski), 
D.  Reliquiarium  Jasienki  im  Czartoryski-Mu- 
zeum  (W.  Gorzynski),  Ein  Äusflug  ins  König- 
reich Polen  (St.  Tomkowicz),  Bericht  über  die 
1894  zur  Erforschung  d.  volkstüml.  Kunst  ge- 
machten Äusflüge  (K.  u.  T.  Moklowski). 

Florene  and  Northern  Tuscany,  By  Ed- 
ward Hutton,  author  of  „The  Cities  of  Um- 
bria“.  With  32  Illustrations  of  wich  16  are 
in  colour  by  William  Parkinson.  Crow  8vo. 
(Florence  et  Toscane  du  Nord,  par  M.  Ed- 
ward Husson.  8^  avec  32  illustrations  (16 
coloriees),  toile.  Fr.  7.50.  (R)  Methuen. 

Fr.  Maczynski.  Ze  starego  Krakowa.  (Äus 
d.  alten  Krakau,  Straßen,  Tore,  Höfe.)  Kra- 
kau 1908.  40.  16  S.  u.  91  Taf.  Kr.  15.— 

Fr.  Jaworski.  „Pr^ewodnik  po  Lwowie“ 
(Führer  durch  Lemberg  mit  Umgegend,  Zol- 
kiew  u.  Podhorce).  Lemberg  1908.  Ib''.  179  S. 
m.  Plan. 


Zur  Beachtung. 

Wir  bitten  alte  Fachgenossen,  die  in  ent- 
legenen Zeitschriften  und  Zeitungen  speziell 
im  Auslande  kunstgeschichtliche  Beiträge 
veröffentlichen,  im  Interesse  einer  möglichst 
vollständigen  bibliographischen  Berichterstat- 
tung Mitteilung  darüber  direkt  an  Herrn  Dr. 
Paul  Ferd.  Schmidt,  Zehlendorf  (Berlin), 
Charlottenburgerstr.  20,  gelangen  zu  lassen. 


DERKUNSrWMLER 


ORGÄN  FÜR  DEN  INTERNÄTIONÄLEN  KUNSTMARKT 
UND  DIE  INTERESSEN  DER  SAMMLER. 


□ EIN  ELFENBEINWERK  □ 
DES  ÄLESSÄNDRO  ALGARDI. 

Von  Christian  Sdierer. 

Durch  die  gründlichen  Untersuchungen  Hans 
Posses^)  ist  unsere  Kenntnis  von  Alessandro 
Algardis  bildhauerischer  Tätigkeit  großen  Stiles, 
sowie  von  dem  Wesen  seiner  Kunst  im  allge- 
meinen und  des  Künstlers  Verhältnis  zu  seinem 
ungleich  bedeutenderen  und  temperamentvolleren 
Rivalen  Bernini  erheblich  gefördert  und  be- 
reichert worden.  Dagegen  fehlt  es  uns  bis  jetzt 
leider  immer  noch  an  einer  ausreichenden  Vor- 
stellung von  Algardis  Leistungen  auf  dem  Gebiet 
der  Kleinplastik  und  des  Kunstgewerbes.  Und 
doch  scheinen,  wie  wir  aus  den  Nachrichten 
seiner  Biographen  Beilori  und  Passeri  schließen 
können,  gerade  die  Arbeiten  dieser  Art,  die  er 
entworfen  und  modelliert  oder  auch  selbst  in 
Silber,  Erz  und  Elfenbein  ausgeführt  hat,  einen 
breiten  Raum  in  Algardis  gesamtem  Schaffen 
eingenommen  zu  haben.  Denn  sie  waren  es, 
die  ihn  nicht  nur  am  Hofe  von  Mantua,  wohin 
er  1622  als  Zwanzigjähriger  berufen  war,  sowie 
in  der  ersten  Zeit  seiner  Übersiedelung  nach 
Rom  (1625)  fast  ausschließlich  beschäftigten, 
sondern  die  auch  später  noch  während  seines 
ganzen  Lebens  stets  sehr  gesucht  waren  und  daher 
immer  wieder  gelegentlich  in  seiner  Werkstätte 
angefertigt  wurden. 

Leider  scheinen  die  meisten  dieser  Arbeiten, 
darunter  vor  allem  auch  die,  welche  in  Mantua 
entstanden  waren,  schon  frühe  in  alle  Winde 
zerstreut  worden  oder  im  Laufe  der  Zeit  ver- 
loren gegangen  zu  sein.  Viele  — und  unter 
ihnen  wohl  besonders  auch  seine  Elfenbein- 
schnitzereien—mögen  auch  mit  ähnlichen  Werken 
von  anderer  Hand  vermischt  worden  sein  und 
dadurch  allmählich  den  Namen  ihres  wirklichen 
Urhebers  in  Vergessenheit  gebracht  haben.  Das 
dürfte  in  erster  Linie  von  jenen  „putti“  und 
„crocifissi“  gelten,  die  uns  Bellori  neben  „figurine, 
teste  ed  ornamenti“  als  die  hauptsächlichsten 
Arbeiten  dieser  Art  nennt.  Denn  gerade  diese 


Jahrbuch  der  preuß.  Kunstsammlungen  1905  (Band  26) 
p.  169ff  und  Thieme-Becker,  Künstlerlexikon  I,  p.  281  ff. 


beiden  Gruppen  kleinplastischer  Kunst  haben  ja, 
bei  der  großen  Fülle  ihres  Materials  und  einer 
gewissen  äußerlichen  Verwandtschaft  fast  aller 
dieser  Werke  unter  sich,  der  Stilkritik  von  jeher 
besondere  Schwierigkeit  bereitet,  sobald  es  sich 
um  eine  schärfere  Unterscheidung  der  einzelnen 
Werke  und  ihre  Zuweisung  an  bestimmte  Meister 
oder  Schulen  handelte. 

Es  beruht  daher  auf  bloßer  Vermutung,  wenn 
man  einige  solche  Werke,  wie  z.  B.  das  schöne 
Elfenbeinkruzifix  in  der  Reichen  Kapelle  zu 
München  oder  ein  anderes,  das  der  Katalog  der 
retrospektiven  Kunstgewerbe -Ausstellung  zu 
Brüssel  (1888)  unter  Nr.  1389  verzeichnet,  unserem 
Künstler  zuzuweisen  versucht  hat.  Ebenso  ver- 
hält es  sich  mit  verschiedenen  andern  Elfenbein- 
werken, wie  z.  B.  einem  Relief  des  Parisurteils, 
das  P.  Mantz  auf  einer  Ausstellung  in  Manchester 
sah^),  der  Elfenbeinstatuette  eines  David  mit 
dem  Haupte  Goliaths,  die  Havard  in  der  Gazette 
des  beaux  arts  1883  p.  328  erwähnt,  u.  a.  m. 
Bei  allen  diesen  Arbeiten  wird  trotz  der  Über- 
lieferung und  obgleich  bei  einigen  eine  gewisse 
stilistische  Verwandtschaft  mit  der  Kunst  des 
Meisters  nicht  bestritten  werden  mag,  doch  die 
Urheberschaft  Algardis  immer  mehr  oder  weniger 
in  Frage  bleiben  müssen. 

Ahders  verhält  es  sich  mit  der  hier  zum  ersten 
Male  vollständig  veröffentlichten  Pietagruppe 2), 
die  sich  im  Besitze  des  Herrn  Dr.  P.  von  Lieber- 
mann in  Berlin  befindet,  der  mir  schon  vor 
Jahren  eine  Anzahl  trefflicher  Photographien 
derselben  zur  Verfügung  gestellt  und  dann  vor 
einiger  Zeit  auch  Gelegenheit  geboten  hat,  das 
Werk  selbst  in  seinem  Heim  besichtigen  zu 
können.  Die  Gruppe  zeigt  vor  einer  von  Fels- 
blöcken umrahmten  Pforte  den  am  Erdboden 
liegenden  Leichnam  Christi,  neben  dem  rechts 
die  trauernd  an  das  Kreuz  gelehnte  Maria  steht, 
während  von  links  ein  Engel  mit  dem  Schweiß- 
tuch hinzutritt;  oben  auf  Wolken  klagende  Putten 
und  Cherubimköpfchen.  Sämtliche  Figuren  sind 
in  meisterhafter  Weise  in  Elfenbein  geschnitzt 


*)  Vcrgl.  Chennevieres,  Notes  d’un  compilateur,  p.  52f. 
2)  Der  Engel  mit  dem  Sdiweißtudi  und  die  drei  Putten 
links  unten  sind  bereits  in  dem  obenerwähnten  Aufsatz 
von  Posse  abgebildet  worden. 


242 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


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Pieta  von  Elfenbein  und  Ebenholz 
Im  Besitz  des  Herrn  Dr.  Paul  von  Liebermann  in  Berlin 


Der  Kunstsammler 


243 


und  bilden,  zusammen  mit  dem  in  Ebenholz 
geschnittenen  Hintergrund,  ein  Ganzes  von  großer 
malerischer  Wirkung,  in  dem  nur  das,  ohne 
Zweifel  später,  an  Stelle  des  wohl  verloren  ge- 
gangenen ursprünglichen,  ergänzte  häßliche  Kreuz 
störend  wirkt. 

Herkunft  und  Stil  weisen  in  diesem  Falle 
mit  Bestimmtheit  auf  Älgardi  hin.  Das  Werk 
stammt  aus  dem  direkten  Besitz  der  Familie 
Rospigliosi,  in  der  es  stets,  auf  Grund  einer 
festen,  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  fortgeerbten 
Überlieferung,  für  eine  Ärbeit  ÄlessandroÄlgardis 
gegolten  hat.  Mit  dieser  Überlieferung  stimmt 
aber  auch  der  Stil  der  Ärbeit  durchaus  überein; 
doch  brauche  ich  wohl  im  einzelnen  nicht  näher 
hierauf  einzugehen,  nachdem  schon  Posse  in  dem 
oben  angeführten  Äufsatz  die  hauptsächlichsten 
Gründe  angeführt  hat,  die  laut  für  Älgardis 
Urheberschaft  sprechen.  Es  ist  nicht  nur  der 
ganze  Geist,  der  diese  Ärbeit  durchzieht,  die 
Wärme  des  Äusdrucks  und  der  Empfindung  in 
den  Bewegungen  und  Köpfen  der  Figuren,  die 
geschickte  malerische  Gruppierung  und  vollendete 
Durchführung  der  letzteren  selbst  sowie  ihres 
landschaftlichen  Hintergrundes,  sondern  es  sind 
auch  gewisse  Einzelheiten,  wie  z.  B.  die,  bis- 
weilen etwas  allzu  weitgehende  Behandlung 
nebensächlichen  Details,  ferner  der  zeichnerische 
Schwung  der  Linie  in  der  Figur  des  das  Schweiß- 
tuch haltenden  Engels,  sowie  endlich  die  auf  den 
Wolken  schwebenden  Putten,  die,  worauf  Posse 
mit  Recht  hinweist,  mit  denjenigen  auf  dem  be- 
rühmten Ättilarelief  des  Künstlers  im  Stilcharakter 
so  genau  übereinstimmen,  daß  sie  nur  von 
Älgardis  Hand  herrühren  können.  Welcher 
Künstler  außer  ihm  hätte  wohl  auch  damals,  sei 
es  in  Rom  oder  in  Italien  überhaupt,  ein  Werk 
wie  dieses  schaffen  können,  das  so  viel  Übung 
in  der  Führung  des  Schnitzmessers  und  eine 
solche  Geschicklichkeit  in  der  Bearbeitung  dieses 
so  heiklen  Materials  voraussetzt?  Man  könnte 
vielleicht  an  Fiammingo  denken,  mit  dem  ja 
Älgardi  in  gewissem  Sinne  geistesverwandt  und 
befreundet  war,  und  in  der  Tat  erinnert  ja  auch 
die  Gestalt  der  Maria  in  mancher  Hinsicht  an 
ähnliche  Werke  dieses  vlämischen  Meisters^); 
allein  diese  Ähnlichkeit  ist  doch  nur  eine  äußer- 
liche, die  sich  wohl  hinlänglich  durch  die  gleich- 
mäßige Vorliebe  beider  Künstler  für  die  Äntike 
und  das  klassizistische  Ideal  ihrer  Zeit  erklärt. 
Keinesfalls  aber  wird  sie  Grund  sein  dürfen,  das 
Werk  etwa  Älgardi  abzusprechen  und  dem 
Fiammingo  zuzuweisen;  vielmehr  wird  man  aus 
den  angegebenen  Gründen  an  Älgardis  Urheber- 


’)  Vergl.  des  Verfassers  Buch  „Elfenbeinplastik  seit 
der  Renaissance“  p.  33. 


Schaft  festhalten  müssen  und  somit  vielleicht 
hoffen  dürfen,  mit  Hilfe  dieses  Werkes  auch  noch 
andere  ähnliche  Ärbeiten  des  Künstlers  in  Zukunft 
feststellen  zu  können. 

s 

ÄLTE  INNENRAUME  IN  HOLLAND. 

Im  Verlag  von  Karl  W.  Hiersemann  in 
Leipzig  erscheint  gegenwärtig  ein  Lieferungs- 
werk in  beschränkter  Äusgabe,  das  geeignet 
ist,  das  architekturgeschichtliche  und  künstlerische 
Interesse  in  hohem  Maße  zu  fesseln  und  das  vor 
allem  auch  den  Sammlern  zur  Orientierung  in 
mancher  Hinsicht  willkommen  sein  muß.  „Die 
alten  Innenräume  in  Holland“,  so  heißt 
die  Sammlung,  herausgegeben  von  K.  Sluyter- 
mann,  Professor  an  der  Technischen  Hoch- 
schule in  Delft,  bieten  in  einer  bunten  Reihe 
von  etwa  hundert  Blatt  den  heutigen  Zu- 
stand der  kulturhistorisch  wertvollen  Milieux, 
von  denen  nur  die  wenigsten  weiterhin  be- 
kannt sind.  Holland  hat  infolge  seiner  un- 
unterbrochenen bürgerlichen  Tradition  noch 
immer  lebendige  Beziehungen  zur  eigenen  Ver- 
gangenheit, was  sich  schon  in  dem  äußeren 
Bild  der  holländischen  Städte  dem  künstlerischen 
Sinn  offenbart,  der  an  diesen  sprechenden 
Zeichen  der  Überlieferung  den  Genius  loci  er- 
greifen möchte.  Berückend  ist  der  Eindruck  der 
Vorhalle  im  Haarlemer  Rathaus  mit  der  tief- 
sitzenden altersgebräunten  Balkendecke  und  den 
fast  am  Fußboden  aufstehenden  schwärzlichen 
Porträts  an  der  geweißten  Wand,  die  in  dieser 
Form  unheimlich  monumental  wirken.  Der  Vor- 
saal ist  von  dem  geheimnisvollen  Leben  der 
Vergangenheit  erfüllt,  er  bildet  die  stimmungs- 
vollste Vorbereitung,  die  den  in  den  folgenden 
Rathaussälen  gesammelten  Werken  des  Haar- 
lemer Meisters  Frans  Hals  gegeben  werden 
konnte.  Die  sinnlich  übersinnliche  Ätmosphäre  der 
Vergangenheit  ist  in  diesem  Gehäuse  konzen- 
trierter als  etwa  in  dem  für  die  Geschichte 
Hollands  überaus  bedeutsamen  Rittersaal  des 
Binnenhof  in  den  Haag,  wo  jetzt  die  General- 
staaten tagen,  oder  etwa  in  dem  Delfter  Prinsen- 
hof,  wo  der  Oranier  auf  der  Treppe  der  mörde- 
rischen Kugel  erlegen  ist.  Trotz  der  geschicht- 
lichen Reminiszenz  ist  in  diesen  beiden  Räumen 
der  mystische  Quell  nicht  mächtig  genug,  weil 
die  restaurierende  Hand  dort  zu  viel  von  dem 
Bestehenden  weggenommen  und  an  Stelle  des 
geheimnisvoll  umwitterten  echten  Zustandes  der 
Überlieferung  die  Totenmaske  der  sogenannten 
Restaurierung  gesetzt  hat.  Die  jetzige  Eisen- 
konstruktion des  Haager  Rittersaals  gibt  nicht 


Zimmer  aus  dem  Gebäude  der  „Ontvang-en  Betaalkas“,  Amsterdam 

Verkleinerte  Wiedergabe  nach  „Älte  Innenräume  in  Holland“ 


Zimmer  in  der  Bierbrauerei  „’t  Scheepje“,  Haarlem 

Verkleinerte  Wiedergabe  nach  „Älte  Innenräume  in  Holland“ 


Der  Kunstsammler 


245 


eine  Spur  von  der  künstlerischen  Machtfülle, 
die  der  Saal  einstens  mit  seiner  offenen  Holz- 
konstruktion  bot,  und  das  Loch,  das  die  Kugel 
in  die  Treppenwand  des  Prinsenhofes  bohrte, 
kann  nur  naiven  Gemütern  gruselnde  Bewun- 
derung abringen,  wenn  die  geschnitzte  Treppe 
nicht  mehr  echt  ist  und  an  dem  ganzen  Schau- 
platz nur  mehr  das  historische  Gemengsel  hete- 
rogener Dinge  wahr  ist,  die  in  den  Vitrinen 
stehen.  Die  Blätter  der  genannten  Sammlung 
haben  den  enormen  Vorzug,  daß  sie  keine  Re- 
konstruktion vergegenwärtigen,  sondern  den 
Zustand,  den  das  Kulturleben  in  verschiedenen 
Jahrhunderten  geschaffen,  und  der,  wie  es  den 
Änsdiein  hat,  als  Dokument  fortbesteht.  Die 
Reihe  der  erschlossenen  Interieurs  ist  bunt  und 
nicht  nach  Geschichtszahlen  oder  Stilepochen 
oder  einer  sonstigen  sachlichen  Bestimmung 
geordnet;  trotzdem  ist  Einheit  in  der  Mannig- 
faltigkeit, die  durch  die  rassige  und  lokale 
Eigenart  gegeben  ist.  Der  bürgerliche  Genius 
loci  hat  alle  fremden  Einflüsse  verarbeitet,  die 
patrizierhaft  betonte  heimische  Physiognomie 
tritt  beherrschend  hervor,  die  den  Interieurs  von 
den  Holzkonstruktionen  der  Gotik  bis  zu  den 
eleganten  Erscheinungen  der  Empirezeit  die 
holländische  Marke  verleiht.  Schon  der  histo- 
rischen Seltenheit  wegen  sei  das  entzüdeende 
Denkmal  tektonischer  Kunst  hervorgehoben, 
die  Decke  im  Rathaus  zu  Zierikzee,  eine  offene 
Holzdeckenkonstruktion  im  Spitzbogen,  die  im 
Kleinen  wenigstens  die  Schönheit  und  die  Wir- 
kung verkörpert,  die  in  höherem  Maße  der 
Rittersaal  in  den  Haag  mit  seiner  weitaus 
mächtigeren  Gewölbespannung  einstmals  geboten 
hat.  Der  Schwerpunkt  der  überlieferten  Räume 
liegt  allerdings  in  der  großen  Blütezeit  der 
holländischen  Bürgerkultur,  die  sich  in  der  Kunst 
der  van  der  Heist,  der  Rembrandt  und  der 
Frans  Hals  spiegelt.  Äußer  den  Rathaussälen 
schuf  jene  Zeit  der  großen  holländischen  Bürger- 
kultur eine  Gattung  von  Repräsentationsräumen, 
die  ganz  eigenartig  sind  und  in  der  Überliefe- 
rung nirgends  Vorkommen,  als  eben  in  Holland. 
Es  sind  die  sogenannten  Regentenzimmer  der 
öffentlichen  Stiftungen  für  Hospitäler,  für  Ärmen- 
fürsorge  und  für  sonstige  Institutionen  der  freien 
bürgerlichen  Initiative,  sowie  die  Gildenzimmer, 
in  denen  sich  ein  guter  Teil  des  Standes-  und 
Machtbewußtseins  innerhalb  der  autonomen 
Städteverfassung  ausprägte,  der  in  den  ent- 
scheidenden Zeiten  das  höfische  Vorbild  gefehlt 
hatte.  Diese  Regenten  und  Regentinnen,  die 
Offiziere  und  Vorstände  der  Gilden  waren  die 
Konsumenten,  die  für  die  Kunst  in  Betracht 
kamen,  und  sie  waren  die  Träger  jener  aristo- 
kratischen Kunst  des  Porträts,  das  in  der 


holländischen  Malerei  des  15.  und  16.  Jahr- 
hunderts einen  ungewöhnlich  breiten  Raum 
eingenommen  hat,  allerdings  bestimmt  von  dem 
Geschmack  und  den  mehr  oder  weniger  ge- 
wöhnlichen Neigungen  des  bürgerlichen  Be- 
stellers. In  den  Regenten-  und  Gildenzimmern 
prangten  die  Gilden-  und  Schützenstücke  an  der 
weißen  Wand  über  dem  marmornen  Kamin,  bis 
zur  Balkendecke  ragend,  wo  sie  nicht  nur  ihren 
koloristischen  Eigenschaften  gemäß,  sondern 
auch  hinsichtlich  ihrer  Proportion  und  der 
architektonischen  Bestimmung  eine  künstlerische 
Funktion  zu  erfüllen  hatten.  Äuf  weiß  und 
schwarz  bis  schwarzbraun  waren  die  Räume 
gestimmt,  in  denen  die  Gemälde  den  farbigen 
Äkzent  bildeten,  dessen  Stärke  das  Tempe- 
rament des  Künstlers  bestimmte.  Wie  anders 
noch  als  in  der  Anhäufung  in  den  Haarlemer 
Rathausräumen  wirkte  hier  in  dem  Regentinnen- 
zimmer das  Älterswerk  des  Frans  Hals.  Zwar 
ist  an  den  Altfrauenbildnissen  seiner  Spätzeit 
nicht  mehr  der  helle  seidenweiche  Glanz  da, 
wie  in  den  Bildern  seiner  besten  Zeit;  nicht  in 
kräftigen  Pinselstrichen  sind  diese  Porträts  hin- 
gesetzt, sondern  fast  unsicher  getupft  in  breiten 
Flocken,  rührend  anzusehen  in  der  scheinbaren 
Hilflosigkeit  und  interessant  wie  ein  neues  Ex- 
periment, fast  impressionistisch  modern  und  im 
wesentlichen  aus  einem  Dreifarbenakkord  gebaut, 
einem  Schwarz  von  Hintergrund  und  Gewändern, 
einem  duftigen  Weiß  der  spanischen  Hals- 
krause, und  einem  zarten  Altrot,  das  auf  den 
Wangen  der  alten  Weiber  glüht,  die  durch  die 
Noblesse  der  Künstlerhand  liebenswert  er- 
scheinen. Aber  außer  diesen  Räumen,  die  im 
wesentlichen  durchaus  übereinstimmende  Züge 
aufweisen,  wollen  wir  die  Wohnräume  der 
vornehmen  Patrizier  des  16.  17.  und  18.  Jahr- 
hunderts kennen  lernen , die  verschlossener 
waren,  als  jene  offiziellen  Interieurs,  die  mehr 
dem  öffentlichen  Leben  und  seinen  Institutionen 
dienten.  In  dieser  Hinsicht  bietet  die  Sammlung 
die  interessantesten  Aufschlüsse,  indem  sie  die 
holländische  Abart  der  von  Frankreich  vornehmlich 
bestimmten  verfeinerten  Lebensweise  und  Woh- 
nungskunst erschließt,  die  mit  schwerem  Schnitz- 
werk, Bildteppichen  und  kostbaren  Tapeten  aus- 
gestatteten Wohnzimmer  auf  den  Schlössern  und 
in  den  reichen  Stadthäusern,  die  mit  der  alten 
strengen  Tradition  das  Gesetz  der  rhythmischen 
Proportion  gemeinsam  haben,  die  für  alle  Größen- 
verhältnisse des  Raumes  und  der  Flächen,  ein- 
schließlich der  Bilder  und  Wandbespannungen, 
des  Kaminaufbaues  usw.  verbindlich  ist.  Diese 
strenge  Rhythmik  der  Innenarchitektur  ist  der 
hervorragendste  Wesenszug,  der  die  ganze 
Reihe  der  Interieurs  aller  Epochen  in  Holland 


246 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


einheitlich  bestimmt  bis  zu  jener  verhältnis- 
mäßig sehr  jungen  Vergangenheit  des  Empire, 
das  jene  Strenge  selbst  wieder  aus  eigener 
Logik  betont.  So  haben  auch  jene  klassizisti- 
schen Erscheinungen  der  Wohnungskultur,  die 
wie  alle  großen  Stilmerkmale  international 
waren,  ihre  eigene  nationale  Note  bekommen, 
die  sie  mit  der  älteren  Überlieferung  in  Einklang 
setzt,  und  dem  fremden  Besucher  sofort  als  ein 
Besonderes  auffällt,  sei  es  nun,  daß  wir  die 
Empireformen  auf  unseren  Spaziergängen  in 
den  holländischen  Straßen,  in  den  Türoberlichten 
oder  in  den  farbig  behandelten  Friesfeldern  der 
Backsteinhäuser  mit  angenehmer  Verwunderung 
wahrnehmen  oder  einen  jener  köstlichen  Tor- 
blicke erhaschen  ins  Innere  der  lang  nadi  dem 
rückwärtigen  Garten  gezogenen  Hausflure,  die 
mit  weißem  Marmor  getäfelt  sind  und  in  uner- 
schöpflicher Vielgestaltigkeit  stilisierte  Buketten 
in  vertieft  eingelassenen  Reliefvasen  als  Supra- 
porten zu  den  Türen  links  und  rechts  tragen, 
oder  einen  weiß  und  gold  abgestimmten  Raum 
betreten,  darin  die  Lünettenbilder  die  wohldis- 
ziplinierten farbigen  Leitpunkte  bilden  und  für 
die  Harmonie  der  Verhältnisse  ebenso  unver- 
brüchlich sind,  wie  die  Bilder  der  altholländischen 
Meister  in  den  Räumen  der  früheren  von  an- 
deren Kunstidealen  beherrschten  Jahrhunderte 
bis  zurück  in  die  Zeit,  die  als  Legende  im  Haar- 
lemer  und  im  Zierikzeer  Rathaussaal  nachklingt. 
In  Holland  ist  auch  das  Tote  lebendig,  und  die 
Vergangenheit  steht  uns  dort  näher  als  sonst 
wo.  Indes  — neben  diesen  rein  ästhetischen 
Vorzügen  die  allgemein  zur  künstlerischen  Be- 
trachtung stimmen,  liegt  der  Wert  dieser  Pub- 
likation für  den  Sammler  in  dem  geschlossenen 
Eindruck,  den  das,  was  heute  in  der  Hauptsache 
Museumsinhalt  geworden  ist,  im  lebendigen 
Rahmen  seiner  Zeit  gemacht  hat  und  gerade 
diesen  Interieurs,  seien  es  Küchen,  Salons,  Eß- 
zimmer oder  Koridore,  mit  ihren  prächtigen 
alten  Möbeln,  ihren  Delfter  Fayencen,  kunstvoll 
gedrehten  Leuchtern  und  köstlichen  Schnitzereien 
ist  jener  anheimelnde  Duft  eigen,  der  uns  so 
eindringlich  ebenfalls  in  der  modernen  Kunst- 
kammer umfängt.  Äber  auch  das  Detail  wirkt 
lehrreich  wie  es  die  hier  in  stark  verkleinertem 
Maßstab  als  Probe  beigegebenen  Illustrationen 
verdeutlichen  sollen.  JosephRug.  Lux. 

s 

DER  KUNSTMÄRKT 

BERLIN  = = 

Äuf  dem  Berliner  Kunstmarkt  gab  es  auch 
in  diesem  Monat  wenig  von  Wichtigkeit;  das 
Beste  war  die  Versteigerung  der  Miniaturen 


aus  dem  Nachlaß  der  Gräfin  Clotilde  Lottum 
bei  Lepke  am  18.  Febr.  u.  ff.:  das  Resultat  war 
ein  ganz  erstaunlich  sprunghaftes  und  ungleiches, 
was  sich  vielleicht  mit  den  für  deutsche  Sammler 
etwas  ungewohnten  Objekten  erklären  läßt. 
Die  Preise  für  ein  Bildnis  der  Prinzessin  Char- 
lotte von  Preußen,  das  der  berühmte  schlesische 
Miniaturist  Schmeidler,  wohl  1813,  gemalt  hatte, 
(4100  M.)  und  für  das  Bildnis  des  Äug.  Bon. 
Jos.  Robespierre  (1275  M.)  standen  in  gar 
keinem  Verhältnis  zu  den  Angeboten  der  übrigen; 
es  ist  auch  nicht  recht  klar,  ob  dort  der  Name 
Schmeidler  oder  die  dargestellte  Prinzessin,  ob 
hier  das  Schild  „Robespierre“  oder  der  Maler 
Chatillon  mehr  zog.  Jedenfalls  gab  es  unter 
den  übrigen  Miniaturen  Werke,  welche  an 
Schönheit  der  Malerei  und  an  Berühmtheit  der 
dargestellten  Person  den  beiden  erwähnten 
nichts  weniger  als  nachstanden.  Und  doch  er- 
zielte z.  B.  das  feine  Bildchen  der  Duchesse  de 
Polignac  (Kat.  Nr.  38)  nur  100  M.,  eine  gute 
Genreszene  nach  Boucher,  pikanter  Ärt  (K.  N.  26), 
gar  nur  50  M.,  eine  vorzügliche  Venus  am 
Wasser  (K.  N.  98)  72  M.  usf.  Eine  Äufzählung 
auch  nur  der  bedeutenderen  Stücke  gestattet 
der  beschränkte  Raum  nicht;  zwischen  den  bei- 
den Extremen,  die  eben  zur  Sprache  kamen, 
bewegte  sich  der  Preis  der  besseren  Werkchen 
meist  zwischen  100  bis  500  M.,  das  Gros  sank 
aber  beträchtlich  unter  100,  sogar  bis  zu  10  M. 
herab,  namentlich  am  zweiten  Versteigerungs- 
tage, der  Stücke  geringeren  Ranges  zum  Vor- 
schein brachte.  Am  dritten  Tage  wurden  kunst- 
gewerbliche Arbeiten  aus  derselben  Sammlung 
versteigert,  meist  Silberarbeiten  und  Berliner 
Porzellanfiguren ; die  erzielten  Preise  waren  zu- 
meist sehr  erschwinglich.  Höher  bewertet  wurde 
eigentlich  nur  eine  fein  gearbeitete  goldene 
Dose  der  Rokokozeit  mit  frei  gearbeiteten  Blumen 
auf  dem  Schildpattdeckel:  350  M.  Die  über- 
wiegende Mehrzahl  der  Preise  bewegte  sich 
von  20—60  M. 

Bei  der  Gemäldeauktion,  die  am  3.  März 
stattfand,  wurde  die  stattliche  Summe  von  ins- 
gesamt 61398  M.  erzielt;  erstaunlich,  wenn 
man  damit  die  Qualität  der  Ware  verglich,  die 
überwiegend  aus  jenen  Bildern  bestand,  welche 
die  Grenze  der  Mittelmäßigkeit  zu  überschreiten 
sich  scheuen.  Allerdings  befanden  sich  auch 
vorzügliche  Sachen  darunter,  welche  die  besten 
Preise  erhielten:  eine  Landschaft  von  Calame 
(3470  M.),  ein  guter  Oswald  Achenbach  (2500  M.), 
zwei  kleine  Landschaften  von  J.  F.  Millet  (1330 
und  1700  M.);  auch  die  Preise  für  Landschaften 
von  Eduard  Hildebrandt  (700  und  985  M.)  und 
von  Stanislaus  v.  Kalchreuth  (970  und  500  M.) 
schienen  die  steigende  Wertschätzung  zu  bc- 


Der  Kunstsammler 


247 


künden,  weldie  diese  älteren  Meister  seit  der 
Jahrhundertausstellung  erfahren.  Dagegen  wur- 
den die  einzigen  modernen  Künstler  von  Rang, 
die  vertreten  waren,  auffallend  gering  taxiert; 
ein  Leistikow  320  M.,  eine  vorzügliche  Land- 
schaft des  ivftinchners  Franz  Hoch  (dessen  Qua- 
lität hier  unbekannt  scheint)  gar  nur  255  M.! 
Dafür  wurden  Genrebildchen  von  der  beliebten 
Ärt,  süßlidie  Mädchenköpfe  und  peinlich  aus- 
geführte Interieurs  durchweg  mit  stattlichen 
Preisen  bedacht;  N.  Sichel  errang  Preise  von 
410  bis  700  M.;  Köpfe  von  Gabriel  Max  kamen 
auf  1330  und  1530  M.;  ein  Genrebild  von  Herrn. 
Kaulbach  1310  M.;  ein  gut  durchgeführtes  Rühr- 
stücklein von  Ä.  Rotta  („Der  kranke  Freund“) 
1470  M.;  ein  Interieur  von  M.  Gaisser  1520  M.; 
ein  Kardinal  (sehr  beliebt!)  von  Pablo  Sahnas 
1300  M.;  Genre  von  Ä.  Schröder  810  M.,  von 
Rieh.  Linderum  930  M.,  von  Quadrone  1350  M., 
ein  Interieur  mit  Geistlichen  von  J.  Gallegas  gar 
3300  M.,  den  zweithöchsten  Preis.  Weniger 
hoch  wurden  Landschaften  bezahlt;  doch  kam 
es  auch  hier  bis  zu  1060  M.  (Gewitterlandschaft 
von  A.  Lucas).  S. 

s 

KÖLN  -= 

Am  30.  und  31.  März  gelangen  bei  J.  M. 
Heberle  (H.  Lempertz  Söhne)  eine  Reihe  her- 
vorragender Gemälde  neuzeitiger  Meister  zum 
Verkauf,  die  unter  anderem  aus  dem  Nachlasse 
des  zu  Düsseldorf  verstorbenen  Kunstmalers 
Prof.  Alb.  Baur  stammen.  Dem  entsprechend 
liegt  der  Schwerpunkt  der  Sammlung  in  den 
Arbeiten  der  Düsseldorfer  Schule  mit  Werken 
von  Andreas  und  Oswald  Achenbach,  E.  Anders, 
Baur,  Gebhardt,  Gehrts,  Jutz,  Kröner,  H.  Lassen, 
Lessing,  Carl  Sohn,  Schreuer  u.  a. 

Bei  der  gleichen  Firma  findet  sodann  am 
6.  April  und  folgenden  Tagen  die  Versteigerung 
einer  Japan-  und  China-Sammlung  aus  dem  Be- 
sitze des  Herrn  Dr.  Bretschneider,  Wien,  und 
anderer  statt.  Der  illustrierte  Katalog  weist  in 
erster  Linie  Arbeiten  der  Kleinkunst  auf,  so 
eine  Sammlung  von  ca.  60  Inros,  viele  Netzkes, 
Schwertzieraten,  Arbeiten  in  Stein,  Elfenbein, 
Porzellan  und  Lack,  unter  letzteren  ein  künst- 
lerisch hervorragendes  Schreibpültchen.  Ein  be- 
sonderes Interesse  verdienen  noch  die  Farben- 
drucke, bei  denen  namentlich  die  guten  Meister 
wie  Utamaro  und  Sharabu  reich  vertreten  sind. 

Am  27.  April  bringt  die  gleiche  Firma  noch 
die  bekannte  China-Sammlung  des  Generalleut- 
nant Cholodowski,  Odessa,  zum  Verkauf.  Die 
bedeutende  Sammlung  enthält  eine  Reihe  erst- 
klassiger Stücke.  Der  reich  ausgestattete  Ka- 


talog notiert  eine  vielseitige  Sammlung  von 
Porzellanen,  darunter  Formstücke  mit  einfarbiger 
Bemalung,  Arbeiten  mit  reliefiertem  Dekor  und 
mit  figürlicher,  landschaftlicher  oder  Blumen- 
bemalung.  Ferner  verdient  eine  besondere  Auf- 
merksamkeit der  Sammler  die  Abteilung  der 
Arbeiten  in  Stein,  die  Bronzen,  Emailarbeiten, 
Lackarbeiten  usw. 

s 

LEIPZIG 

Eine  reichhaltige  Auktionswoche  steht  bei 
dem  Auktions-Institut  von  C.  G.  Boerner  in 
Leipzig  vom  5.  bis  9.  Mai  bevor.  Von  den 
ausgegebenen  reich  illustrierten  Katalogen  ver- 
zeichnet der  erste,  der  mit  21  Lichtdrudktafeln 
geschmückt  ist, die  berühmte  Handzeichnungs- 
Sammlung  des  vor  einem  halben  Jahr  ver- 
storbenen Kunstsammlers  Eduard  Cichorius, 
dessen  Sammeltätigkeit  bis  in  die  50  er  Jahre 
des  19.  Jahrhunderts  zurückreicht.  Als  intimer 
Freund  Ludwig  Richters  hat  er  wohl  die  kost- 
barste Sammlung  von  Handzeichnungen  und 
Aquarellen  Ludwig  Richters  zusammengebracht, 
die  in  Privatbesitz  existieren  dürfte.  In  nicht 
weniger  als  250  Nummern  bietet  diese  Sammlung 
in  chronologischer  Ordnung  beschrieben,  ein 
reich€s  biographisches  und  ikonographisches  Ma- 
terial. Eine  orientierende  Vorrede  macht  den 
Katalog  zu  einem  wertvollen  Werk  der  Lud- 
wig Richter-Literatur.  Eine  ganze  Reihe  be- 
kannter Hauptwerke  des  Meisters  „Kinder- 
Sgmphonie“,  „Kunst  bringt  Gunst“,  „Weihnachten 
vom  Turm  geblasen“,  sind  in  Lichtdrucken  bei- 
gegeben. 

Die  2.  Abteilung  der  Sammlung  verzeichnet 
prachtvolle  Blätter  eines  Chodowiecki,Genelli, 
Joseph  Anton  Koch,  Friedrich  Preller, 
Schnorr  von  Carolsfeld,  Schwindt  und 
vieler  anderen  großen  Meister  aus  der  ersten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts.  Auch  in  dieser 
Sammlung  finden  sich  Kabinetts-Stücke  wie  sie 
heute  wohl  nur  noch  in  öffentlichen  Sammlungen 
Vorkommen. 

Die  3.  Abteilung  des  Kataloges  bringt  die 
Niederländer  Zeichnungen  der  Sammlung 
und  auch  hier  begegnen  wir  einer  gewählten 
Zusammenstellung  bester  Namen.  Daß  dies 
nicht  bloß  Namen , sondern  auch  ausgesucht 
schöne  und  wertvolle  Blätter  sind,  zeigen  be- 
reits die  Abbildungen  des  Kataloges,  in  denen 
einige  30  holländische  Zeichnungen  in  Autotypie 
oder  Lichtdruck  beigegeben  sind:  Cuyp, 
Doomer,  Ostade,  Rembrandt,  Rugsdael, 
um  einige  Hauptnamen  zu  nennen,  zum  Teil 
berühmte  und  bekannte  Blätter. 


248 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Im  Änsdiluß  an  diese  Äuktion  wird  eine 
Kupferstidiauktion  alter  Meister  aus  schle- 
sischem Privatbesitz  versteigert,  aus  der  be- 
sonders ein  Dutzend  Stiche  Älbrecht  Dürers 
hervorzuheben  sind,  die  in  ihrer  Qualität 
einzigartig  zu  sein  scheinen  und  von  denen  der 
Katalog  gleichfalls  Äbbildungen  enthält:  „Me- 
lancholie“ und  „Hieronymus“  in  frühesten  Äb- 
drücken  mit  breiten  Rändern,  das  reizende 
„Weihnachten“  von  Dürer,  in  einem  unüber- 
trefflich schönen  Abdruck,  besonders  aber  die 
Kupferstichfolge  „Passion“  in  einem  einzigartigen 
ursprünglichen  Exemplar,  in  dem  sie  als  Gebet- 
buch mit  Papier  durchschossen  und  mit  hand- 
breiten Papierrändern  der  Stiche  gebunden  war. 
Dies  Gebetbuch  stammt  aus  dem  Besitze  des 
Kurfürsten  Friedrich  des  Weisen.  Auch  unter 
den  Holzschnitten  Dürers  finden  sich  eine  An- 
zahl Raritäten  und  mancher  ungewöhnliche  Druck. 

Zum  Schluß  versteigert  die  Firma  die  große 
wertvolle  Autographen-Sammlung  eines 
bekannten  Wiener  Musikhistorikers,  deren  Haupt- 
schätze vollständige  Musik -Manuskripte  der 
Klassiker  bilden;  es  sind  kostbare  Stücke  von 
Beethoven,  Haydn,  Schubert  und  Schu- 
mann und  vielen  anderen  zu  nennen.  Von 
Brahms  findet  sich  eine  ganze  kleine  Samm- 
lung von  Manuskripten  und  Briefen,  desgleichen 
von  Mendelssohn.  Einige  dieser  kostbaren 
Stücke  stammen  aus  dem  Joseph  Joachim- 
schen  Nachlaß.  Unter  den  Klassikern  der 
Literatur  zeichnen  sich  Goethe  und  Schiller 
durch  besonders  kostbare  Stücke  aus.  Auch 
dieser  Katalog  ist  mit  schönen  Faksimiles  seiner 
Hauptnummern  ausgestattet. 

Die  reich  illustrierten  Kataloge  werden  zum 
Preise  von  M.  3.—,  M.  1.—  und  M.  2.—  von 
der  Firma  C.  G.  Boerner  in  Leipzig  versandt. 

S 

MÜNCHEN  

Die  einzige  größere  Veranstaltung,  die  der 
Münchener  Kunstmarkt  während  der  Saison 
morte  zu  bieten  hatte,  war  am  18.  Februar  in 
der  Galerie  Helbing  die  Versteigerung  zahl- 
reicher Kupferstiche,  Radierungen,  Holzschnitte, 
Schwarzkunstblätter  und  Farbstiche  des  XV.  bis 
XVllI.  Jahrhunderts  sowie  einiger  wenig  be- 
deutender Handzeichnungen,  unter  welchen  die- 
jenige eines  unbekannten  deutschen  Meisters 
aus  dem  16.  Jahrhundert  am  meisten  begehrt 
ward.  Es  ist  eine  Tusch-  und  Federzeichnung 
auf  schwarzem  Grund  mit  Rot  und  Gold  ge- 
höht, die  eine  vasenförmige,  reich  ornamentierte 
Henkelkanne  darstellt.  Unter  den  zahlreichen 
Blättern  von  Dürer  erreichten  die  Melancholie 


mit  1300  Mk.  und  Adam  und  Eva  mit  1100  Mk., 
ein  guter  Abdruck  von  Ritter,  Tod  und  Teufel 
mit  350  Mk.  verhältnismäßig  hohe  Preise.  Gut 
vertreten  waren  ferner  Richard  Earlour  (Still- 
leben, Blumenstücke,  160—245),  Hodges,  Thou- 
venin  und  Vidal,  ferner  Paul  Rembtandt,  dessen 
Petrus  und  Johannes  an  der  Tempelpforte 
240  Mk.  erzielte.  Am  darauffolgenden  Tage 
kamen  Originalradierungen,  Lithographien  und 
Zeichnungen  moderner  Meister  zum  Ausruf. 
Hier  war  eine  der  seltenen  Radierungen  von  1 
Corot  „les  environs  de  Rome“  zu  sehen,  die  f 
für  den  geringen  Preis  von  91  Mk.  als  guter  * 
Kauf  abging.  Greiner  und  Klinger  (Dorfland-  j 
Schaft,  480  Mk.),  Liebermann  und  Leibi,  Millet  } 
und  Tissot,  Seymour  Haden  und  besonders 
Whistler  blieben  in  bezug  auf  die  Preise  in  der 
gewohnten  Höhe.  Eine  vorzügliche  Zeichnung  * 
von  Leibi,  Bauernmädchen  in  der  Stube,  wurde 
für  370  Mk.,  ein  Geizhals  von  Knaus  für 
260  Mk.  verkauft. 

Am  10.  März  wurden  Antiquitäten  und  Ein- 
richtungsgegenstände, dann  einige  Ölgemälde 
und  Stiche,  unter  denen  sich  Dresdener  Pro- 
spekte von  Canaletto  befinden,  aus  dem  Besitz 
der  Baronin  Gasser  versteigert.  Die  wichtigste 
Auktion,  die  wir  hier  zunächst  zu  erwarten 
haben,  findet  am  9.  April  statt,  wo  ebenfalls 
bei  Helbing  ausschließlich  Zeichnungen  von  Spitz- 
weg unter  den  Hammer  kommen  werden. 

Vom  nächsten  Hefte  an  sollen  an  dieser 
Stelle  auch  die  Neuerwerbungen  der  größeren 
Kunsthändler,  der  Firmen  Böhler,  Bernheimer, 
Drey  usw.  usw.,  zur  Mitteilung  gelangen. 


ÄMSTERDAM  = !j 

Auch  in  Holland  war  in  diesem  Winter  wie  ' 
überall  die  amerikanische  Krise  nicht  ohne  hem- 
menden Einfluß  auf  die  Regsamkeit  des  Kunst- 
marktes. Nach  dem  gänzlich  toten  Januar  setzte 
erst  gegen  Ende  des  Februar  langsam  die  neue 
Saison  wieder  ein.  Bei  J.  Schulman  wurde 
am  24./25.  die  Münzen-  und  Medaülensammlung 
Jhr.  H.  M.  Speelman  versteigert,  von  der  be- 
sonders die  Münzen  aus  Niederländisch-Indien 
interessierten. 

Unter  der  Direktion  der  Firma  Roos  & Co. 
fand  am  25./26.  desselben  Monats  eine  Auktion 
von  rund  300  modernen  Gemälden  statt  (Nachlaß 
R.  G.  Graadt  van  Roggen,  Nymwegen  und 
Fräulein  G.  H.  Matthyssen,  Amsterdam).  Die 
höchsten  Preise  wurden  bezahlt  für  Nr.  109, 
Jacob  Maris,  Dämmerung  (3400  fl.),  Nr.  30, 

Joh.  Bosboom,  Lux  in  Tenebris  (Ansicht  des 
Chores  der  hl.  Jacobuskirche  in  Antwerpen) 


Der  Kunstsammler 


249 


(3300  fl.),  Nr.  133,  Willem  Roelofs  (2100  fl.), 
Nr.  87,  Klinkenberg  (1400  fl.),  Nr.  149,  v.  d. 
Sande  Bakhuijsen  (1350  fl.)  und  Nr.  34,  du 
Chattel  (1120  fl.). 

Von  den  Märzversteigerungen  war  die  bei 
Roos  & Co.  gleich  zu  Änfang  des  Monats,  am 

з. ,  abgehaltene  in  erster  Linie  bemerkenswert 
wegen  der  61  Äquarelle  von  J.  H.  Weißen- 
brudi  aus  dem  Nachlasse  des  Künstlers.  Es 
waren  Landschaftsstudien  mit  einfachen  hollän- 
disdien  Motiven,  aber  erfüllt  von  dunstiger  Ät- 
mosphäre,  die  gerade  Weißenbruch  besonders 
zart  wiederzugeben  verstand.  Die  interessante 
Serie  erzielte  6011  fl.  Der  andere  Teil  dieser 
Äuktion  umfaßte  die  reichhaltige  Äquarellen- 
Sammlung  G.  de  Krugff  vanDorssen,  in  der 
— oft  mit  mehreren  Stüdten  — vertreten  waren: 
Äpol,  Blommers,  de  Bock,  Bosboom,  du  Chattel, 
Eerelman,  van  Essen,  Jozef  Israels,  Jongkind, 
Willem  Maris,  H.  W.  Mesdag,  A.  Neuhuys, 
Roelofs,  Weißenbruch  u.  v.  a.  Von  diesen  Blättern 
wurde  eine  Landschaft  von  Weißenbruch, 
Nr.  184,  mit  2025  fl.  am  teuersten  bezahlt.  Ein 
wunderschönes  Kircheninterieur  von  Joh.  Bos- 
boom (Nr.  75)  stieg  auf  1150 fl.,  Israels  bradite 
630  (Nr.  111),  500  (Nr.  110)  und  470  fl.  (Nr.  109). 
Die  übrigen  Preise  waren  niedriger. 

Die  großen  und  interessantesten  Auktionen 
finden  aber  erst  später  statt.  Am  13.  bis 
15.  April  versteigert  R.  W.  P.  de  Vries  alte 
Handzeichnungen  der  holländisdien  und  anderer 
Schulen,  neben  Stichen  und  Radierungen.  Nicht 
lange  Zeit  darauf,  am  28.  April,  kommt  bei 
Fred.  Müller  & Co.  eine  große  Sammlung 
altholländischer  Gemälde  unterden Hammer, 
darunter  Werke  von  Averkamp,  van  Bege- 
ern,  Dusart,  van  Goyen,  de  Kegser,  J.  M. 
Molenaer,  Sal.  v.  Rugsdael,  de  Vlieger 

и.  a.  Unter  Leitung  derselben  Firma  werden 
am  12.  Mai  moderne  holländische  Gemälde  nebst 
einer  schönen  Sammlung  von  Aquarellen  ver- 
steigert. Und  für  den  1.  bis  3.  Juni  wird,  auch  von 
Fred.  Müller  & Co.,  die  Auktion  einer  reichhal- 
tigen Sammlung  alter  Handzeichnungen  aus  ver- 
schiedenem Besitze  (H.  C.  Dubois,  Haag,  C.  G. 
V.  Sdiöffer,  Amsterdam,  Jacobi,  Haag,  u.  a.) 
angekündigt.  Darunter  sollen  sich  einige  10 
Zeichnungen  von  Rembrandt,  ferner  Blätter 
von  Dürer,  Aldegrever,  Lucas  van  Lei- 
den, Jan  Swart  van  Groningen,  Cornelis 
van  Oostsanen,  van  Goyen,  Ostade, 
Backhuysen,  Hoogstraten  usw.  befinden. 

Nach  Erscheinen  der  Kataloge  wird  auf  Einzel- 
heiten wohl  noch  zurückzukommen  sein.  F. 


s 


PARIS,  FEBRUAR  1908  =^== 

Nach  der  fast  vollkommenen  Stille  des 
Monats  Januar  beginnt  sich  der  Markt  all- 
mählidi  wieder  zu  beleben.  Wenn  audi  keine 
Verkäufe  von  allererster  Bedeutung  stattge- 
funden haben,  so  sind  doch  in  der  am  14.  Fe- 
bruar unter  den  Hammer  gekommenen  Gemälde- 
Sammlung  Albert  und  in  einer  am  17.  und 
18.  Februar  versteigerten  Sammlung  von  Vi- 
trinengegenständen eine  Reihe  bemerkenswerter 
Stücke  auf  den  Markt  gekommen.  Folgende 
während  des  Monats  erzielte  Preise  verdienen 
notiert  zu  werden:  Alte  Drucke,  am  30.  Januar: 
Helman,  der  galante  Gärtner,  (vor  der  Wid- 
mung) 820  fs.  — Boilly,  die  Grimassen,  100 
Tafeln  980  fs.  — Claude  Lorrain,  über  veri- 
tatis  ed.  Earlom  1100  fs.  — Helman,  le  roman 
dangereux  (av.  1.  1.)  900  fs.  — am  4.  Februar 
Sammlung  J . . .:  Carle  van  Loo,  David  u. 
Bathseba  (104:86)  10100  fs.  — am  6.  Februar: 
Albert  Cuup,  Porträt  Philipps  IV.  v.  Spanien 
(?)  (158:f03).  3650  fs.  - Angeblich  Elias 
Portrait  eines  Edelmanns  (122 : 90)  3100  fs.  — 
Angeblich  Lawrence,  Porträt  des  Twyritt 
Drake  (76:63)  4000  fr.  — Morland,  l’heure 
de  l’avoine  (105 : 133)  4200  fr.  — (?)  Jan  Steen: 
der  Schulmeister  (73:61)  1955  fs.  — Deutsche 
Schule  (XVI.  Jhdt.)  Porträt  eines  Gelehrten 
(80:55)  660  fs.  — Französische  Sdiule 
(XVIIIe)  Hofdame  (92:72)  5100  fs.  - Zeich- 
nungen am  7.  Februar:  Boucher,  Frau  und 
Kind,  zwei  Z.  (30:22)  1530  fs.  — Alte  Bilder 
am  8.  Februar:  Spanisdie  Schule,  adit  Pan- 
neaux,  primitive  auf  Holz,  Heiligenlegenden: 
7440  fs.  — Angeblich  Rottenhammer,  Dianens 
Ruhe  (64:49)  400  fr.  — 14.  Februar  Sammlung 
Albert.  Moderne  Bilder:  Chaplin,  die  junge 
Künstlerin,  (23:16)  1020  fs.  — Diaz,  ländliches 
Frühstück  (24:32)  1400  fs.  — Veyrassat,  die 
Tränke  (27:35)  2680  fs.  — Alte  Bilder:  J.  H. 
Fragonard,  die  Liebe,  oval  (54:45)  12000  fs. 

— Louis  Moreau,  Landschaft  (20  : 38)  3000  fs. 

— Hubert  Robert,  der  Ziehbrunnen  (35:46) 
5000  fs.  — Hubert  Robert,  die  Quelle  (32:40) 
11100  fs.  — derselbe,  die  Terrasse  (24  : 38) 
3650  fs.  — Schall,  junge  Frau  in  Interieur 
(33:24)  6600  fs.  — Schütz,  Rheinlandsdiaft 
(20:25)  500  fs.  — David  Teniers,  Kirmeß 
(26:37)  2910  fs.  — 2 Farbendrucke  nadi  Fra- 
gonard von  Janinet  (Liebe  und  Torheit) 
1310  fs.  Gesamtergebnis:  93770  fs.  — 18.  Fe- 
bruar: Moderne  Bilder:  Boudin,  Marine, 
Sonnenuntergang  (48:35)  880  fs.  — Corot, 
Neapel  (36 : 18)  1000  fs.  — Am  3.,  4.  und  5.  Fe- 
bruar: Versteigerung  der  Büdiersammlung 
Werle  durch  Me  Lair  Dubreuil,  Gesamtergebnis 

16 


250 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


176070  fs.  — Äm  10.  Februar  altes  Porzellan: 
Berlin,  Teeservice  für  2 Personen,  farbig  be- 
malt 370  fs.  — Frankenthal,  Zuckerdose 
camai'eu,  Blumen  und  griechisches  Ornament, 
400  fs.  — Ngmphenburg,  5 Teller  mit  durch- 
brochenem Rande,  farbig  bemalt,  320  fs.  — 
M e i ß e n , für  verschiedene  Gruppen  von  Kompott- 
schalen wurden  erzielt:  250  fs.  (für  3);  238  fs. 
(4);  305  fs.  (4) ; 350 fs.  (7) ; 225 fs.  (2) ; 300 fs.  (12) ; 465 fs. 
(4);  57  Teller  durchbrochen,  mit  verschiedener 
Bemalung,  5250  fs.  4 verzierte  Körbchen  1210  fs. 
— 2 Kindergruppen,  die  Jahreszeiten  darstellend, 
6050  fs.  Sammlung  X . . Bibelots  am  17.  und 
18.  Februar:  Meißen,  Porzellandose,  Gold- 
montierung, 540  fs.  — Taschenuhr,  reichverziert, 
englische  Ärbeit  XVIIIe,  1105  fs.  — bauchiges 
Fläschchen,  englisch,  goldmontiertes  Glas,  XVIIIe, 
englisch,  3420  fs.  — Necessaire,  ähnliche  Ärbeit 
und  Herkunft  3400  fs.  — Gesamtergebnis 
90000  fs.  — Münzen.  Sammlung  Hauet. 
24.  bis  26.  Februar  (Boudin)  Gesamtertrag 
27698  fs.  Goldmünze  Theodebert  I.  534—548, 
Metz  640  fs.  — Moderne  Bilder.  26.  Februar 
(Lair  Dubreuil)  Gesamtertrag  22  798  fs.  16.  Gros, 
Franz  I.  u.  Karl  V.  in  St.  Denis  (56 : 36)  800  fs. 
17.  Ingres,  Haremsinneres  (36:28),  6100  fs. 
23.  Rene  Menard,  Äbenddämmerung  (172  : 138), 
1500 fs.  41.  V oll on,  Fischerboote  (40:62),  1355 fs. 
Äquarelle:  Gericault,  Medusenfloß  255 fs.  — 
Sammlung  Lemaire.  24./25.  Februar  (Lair 
Dubreuil  & Heliot.)  China-Kunstgewerbe.  Ge- 
samtertrag 38  867  fs.  R.  Ä.  M. 


s 


LONDON  - 

Einige  kleine  Änzeichen  scheinen  darauf 
hinzudeuten , daß  auf  dem  Kunstmarkt 
wieder  etwas  bessere  Zeiten  einziehen.  Nicht 
nur  sind  im  vergangenen  Monat  in  den  ver- 
schiedenen Ausstellungen  eine  überraschend 
große  Zahl  Bilder  verkauft  worden,  sondern 
auch  die  Auktionsresultate  beweisen,  daß  wieder 
mehr  flüssiges  Geld  zum  Erwerb  von  Kunst- 
schätzen zur  Verfügung  steht.  Freilich  allzuviel 
Bedeutendes  wurde  nicht  angeboten.  Von 
weiterem  Interesse  waren  eigentlich  nur  die 
Christie-Verkäufe  am  8.  und  12.  Februar,  die 
Bilder  des  Herzogs  von  Sutherland  und  einige 
Dürerblätter  sowie  altenglische  Mezzotintos  um- 
faßten. Der  Sutherlandverkauf  war  gesellschaft- 
lich ein  Ereignis  ersten  Ranges:  eine  Fülle  vor- 
nehmer Beschauer  drängte  sich  zu  ihrer  Be- 
sichtigung, gab  cs  doch  eine  ganze  Reihe  von 
Porträts,  so  von  Thomas  Lawrence  etc.,  die  der 
Porträtierten  wegen  in  diesen  Kreisen  Interesse 
finden  mußten.  Künstlerisch  aber  brachte  der 


Verkauf  nicht  allzuviel.  Bestanden  doch  die 
Bilder  aus  solchen,  die  der  Herzog  los  werden 
wollte,  um  in  seiner  Galerie  mehr  Raum  zu  ge- 
winnen. Eine  Überraschung  bot  nur  ein  großes 
Reiterbild  van  Dycks,  das  so  verdorben  war, 
daß  des  Meisters  eigne  Hand  sich  kaum  heraus 
lesen  ließ.  Mr.  Partridge  kaufte  es  schließlich 
nach  eifrigem  Bieten  für  2100  Gs.  Das  Bild, 
das  aus  der  Genueserzeit  des  Meisters  zu 
stammen  scheint,  war  in  der  Grosvenor  Gallery 
im  Jahre  1886—87  zu  sehen  gewesen.  Lawren- 
ces Porträt  der  Herzogin  von  Norfolk,  von  dem 
man  seiner  historischen  Bedeutung  wegen  über 
zweitausend  Gs.  erwartet  hatte,  wurde  vonMr. 
Cohen  für  nur  820  Gs.  erstanden.  Von  Be- 
deutung war  dann  noch  ein  Gucrcino,  „der 
heilige  Gregorius“,  dessen  Ankauf  für  die  Na- 
tional Gallery  man  gern  gesehen  hätte.  Dies 
Bild  ging  für  350  Gs.  in  den  Besitz  eines  Privat- 
sammlcrs  über.  Die  ganze  Sammlung  von  über 
hundert  Bildern  brachte  nur  £ 7645,  unter 
den  obwaltenden  Umständen  eine  recht  anstän- 
dige Summe.  Von  den  17  am  12.  Februar  aus- 
gebotenen Dürerblättern  brachte  eine  „Melan- 
cholie“ 78  Gs.  (in  1901  ein  gleiches  Blatt  £ 62 
und  £ 72).  Messrs.  Colnaghi,  die  Käufer  der 
„Melancholie“,  erstanden  ebenfalls  eine  „Geburt“ 
(B.  2)  für  27  Gs.  Am  selben  Tage  wurden 
einige  hohe  Preise  für  englische  Mezzotintos 
erreicht;  so  155  Gs.  für  „Jane,  Countess  of 
Harrington  and  Children“  und  „Lady  Smyth  and 
Children“  von  Bartolozzi  nach  Reynolds  und 
130  Gs.  für  zwei  Hoppner-Stüche.  Auch  einige 
Radierungen  des  modernen  Meisters  D.Y.  Cameron 
erreichten  hohe  Preise  bis  zu  40  Gs.  Von  dem 
Fallen  der  Preise  einstiger  Lieblinge  gab  der 
Verkauf  der  Bilder  des  verstorbenen  Charles 
Haiford  ein  gutes  Beispiel.  Er  hatte  1866  für 
eine  Rosa  Bonheur  „Bauern  und  Schafe“  600  Gs. 
bezahlt.  Jetzt  wurde  das  Bild  um  340  Gs.  ver- 
kauft. Für  Aquarelle  seines  geliebten  Aka- 
demikers Dobson  hatte  Mr.  Haiford  früher  Preise 
über  100  Gs.  bezahlt.  Er  war  ein  Mann,  der 
gern  erprobte,  wie  der  Wind  auf  dem  Kunst- 
markte ging.  So  sandte  er  zum  Beispiel  ein 
Bild  jenes  Dobson  1876  auf  die  Auktion.  Es 
brachte  130  Gs.;  dieselbe  Summe  1881;  1890  nur 
noch  £ 65,  und  heuer  nur  9^2  Gs.!  Wahrlich, 
ein  Menetekel  für  Käufer  akademischer  Bilder. 
Ein  kleiner  Israels  brachte  es  auf  der  gleichen 
Auktion  zu  £ 325.10.  Die  für  die  nächsten 
Wochen  bisher  angekündigten  Verkäufe  sind  von 
keiner  besonderen  Bedeutng.  Man  wird  wohl 
wieder  den  Mai  für  solche  abwarten  müssen. 


\ 

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i 


.r 


Der  Kunstsammler 


251 


NEUE  KÄTÄLOGE: 

Julius  Bard,  Berlin  W 15,  Ludwigskirchpl.  7. 
Jahreskatalog  1907.  (U.  a.  einige  Kunstpubli- 
kationen.) 

C.  G.  Boerner,  Leipzig,  Nürnberger  Str.  44. 
Katalog  XC.  Handzeichnungssammlung  Eduard 
Gichorius.  — Katalog  einer  Sammlung  von 
Kupferstichen  alter  Meister.  — Katalog  einer 
Äutographensammlung  aus  Wiener  Besitz. 

C.  M.  van  Gogh, Kunsthandel,  Kneuterdijk  16. 
Den  Haag-Holland.  Katalog  1.  Handzeichnungen 
alter  Meister,  1—75. 

J.  M.  B[eberle,  Köln.  Katalog  der  China- 
Sammlung  Sr.  Exzellenz  des  Generalleutnants 
N.  J.  Cholodowski,  Odessa. 


K.  W.  Hiersemann,  Leipzig,  Königsstr.  3, 
Katalog  342.  Buchgewerbe.  (Handschriften wesen. 
Buchdruck,  Budiausstattung,  Einband.) 

Sdiuster  u.  Bufleb,  Berlin  W 30,  Nollen- 
dorfstr.  31/2.  fllmanach  für  Architektur,  Kunst 
und  Kunstgewerbe  1908.  (Büdier  und  Publika- 
tionen alter  und  neuer  Kunst.) 

Fratelli  Älinari  in  Florenz  veröffentlichen 
einen  Katalog  neuer  Aufnahmen  aus  Griedien- 
land.  Voran  stehen  natürlich  die  Photographien 
aus  dem  Nationalmuseum  von  Athen  (^5  Num- 
mern); dann  folgen  Ansichten  von  Athen  und 
der  Akropolis  und  Aufnahmen  aus  dem  Akro- 
polis-Museum. Des  weiteren  besonders:  Daphni 
(hauptsächlich  Mosaiken  des  11.  Jahrh.  in 
der  Kirche),  Delphi  (87  Nummern),  Eleusis  und 
Olympia  (70  Nummern). 


KUNSTBÖRSE 


In  dieser  Rubrik  kostet  die  viergespaltene  Nonpareiltezeile  nur  25  Pf.  Wir  bitten  alle  Sammler, 
Kunst-  und  Antiquitätenhändler,  Antiquare  usw.  recht  reichlich  von  dieser  Vergünstigung 

Gebrauch  zu  machen. 


Gesuchtes 

Angebotenes 

P.H.Beger  & Sohn,Leipzig, 
Kunsthalle. 

Klinger,  Vom  Tode  11.  Ra- 
dierte Skizz.  An  d.  Schönheit. 
Greiner,  Ganymed.  An  Max 
Klinger.  La  Civetta.  Alles 
Stauffer-Bern. 

Wilhelm  Abels,  Köln  a.  Rh., 

Kunsthandlung. 
Graphisdie  Blätter  usw.  v. 
Leibi,  Max  Klinger,  H. 
Boehle,  v.  Fürstenberg. 

P.  H.  Beyer  & Sohn,  Leipzig, 
Kunsthalle. 

Klinger , Brahmsphantasie, 
tadellos.  Exempl.  Leibl,llRa- 
dier.,  9 lapan  signiert.  Luxus- 
ausgabe in  Mappe.  Holbein, 
Handzehn.,  2 Bde.  Pan,  Jahr- 
gang I— V.  Tadellos.  Exempl. 
Greiner,  V.  Weibe,  cplt.  5 Bl. 

ÄUKTIONSKÄLENDER 


März 

Amsterdam.  R.  W.  P.  de  Vries. 

April 

16.— 20. 

Münzen-  und  Medailleh-Kabinett 
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Amsterdam.  R.  W.  P.  de  Vries. 
Bibliothek  der  Herren  Dr.  jur.  M. 
H.  ’s  Jacob,  Dr.  jur.  C.  G.  von 

7. 

Reeken,  Rechtsanwalt  W.  K.  van 
der  Breggen  und  der  höheren  Real- 

7. 

schule  „Noorthey“  in  Voorschoten. 

7.  u.  f. 

25.  u.  26. 

Aachen.  Anton  Creutzer.  Ge- 
mälde, Aquarelle,  Zeichnungen  alter 
und  moderner  Meister  sowie  Nach- 
laß von  Wilh.  Sohn-Düsseldorf. 

Tage. 

30. 

Frankfurt  a.  M.  Ad.  Heß  Nachf.Poln. 
Münzen,  Slg.  Kubicki. 

8. 

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30.  u.  31. 

Köln.  J.  M.  Heberle  (H.  Lempertz 

Söhne).  Gemälde  alter  und  neu- 
zeitiger Meister.  Nachlaß  Prof. 

1 

Bauer-Düsseldorf. 

13.-15. 

April 

Haag.  vanStockumsAnt.  Kupfer- 

1.  u.  2. 

stidie,  Portr.,  Städteans.,  Handzehn. 

6. 

Wien.  *Friedr.  Sdiwarz.  Gern. mod. 
Meister.  Nachlaß  J.  M.  Kohn,  Wien. 

6.-10. 

Köln.  J.  M.  Heberle  (H.  Lempertz 
Söhne).  Japan-  u.  Chinasammlung. 
Kuriositäten  aus  dem  Besitz  Dr.  E. 
Bvetschneider-Wien. 

13.-15. 

6.-10. 

Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Alte  Handzeh.  u.  Kupferstiche,  Portr., 
geneal.  Dokum.,  Büch.  üb.  Geschichte 

Topograph,  u.  niederl.  Städte,  Dörfer, 
Schlösser  usw. 

14.  u.  15. 

München.  Hugo  Helbing.  Olge- 
mälde  mod.  Meister  (Lier,  Spitz- 
weg, Leibi  u.  a.). 

München.  *Hugo  Helbing.  Ölgem. 
u.Äquarelle  hervorrag.  mod.  Meist. 
Slg.  F.  Kalister  f,  Triest. 

Kiel.  Rob.  Cordes.  Nachlaß  Stickel. 
Gemälde,  Stiche,  Kunstgegenstände. 

Amsterdam.  J.  Schul  man  in  „De 
Brakke  Grond“.  Antiquitäten,  Ku- 
riositäten, alte  und  moderne  Ge- 
mälde aus  versch.  Nachlaßschaften. 

München.  Hugo  Helbing.  Hand- 
zeichn. und  Aquarelle  erster  Meister 
u.  a.  von  Feuerbach,  Cornelius 
Defregger,  Lenbach,  Schwind. 

München.  Hugo  Helbing.  Hand- 
zeichnungen von  K.  Spitzweg. 

Amsterdam.  C.  F.  Roos&Co.  Anti- 
quitäten, Chin.,  Japan.,  u.  a.  Por- 
zellan, Fayence,  Möbel,  Perlen, 
Diamanten,  Gold,  Silber,  alte  Ge- 
mälde und  Handzeichnungen. 

Amsterdam.  R.  W.  P.  de  Vries. 
Alte  Handzehn.  d.  holl. u. and. Schul.; 
alte  Stiche  u.  Radier,  topograph.  u. 
histor.  Handzeichn,  u.  Stiche  aus  d. 
Slg.  d.  verstorb.  Herrn  H.  L.  Rompel 
in  Haarlem  u.  des  Herrn  A.  J.  Nyland 
in  Utrecht. 

Frankfurt a.  M.  *R.  B a n g e 1.  Gemäld., 
Antiquitäten,  Kunstgegenstände. 


Auktionen 

vom  5.  bis  9.  Mai. 

L HandzeichnungS''Sammlung  Eduard  Cidiorius 

Berühmte  Ludwig  Richter -Sammlung 

Sammlung  von  deutschen  Meistern  des  XIX.  Jahrhunderts 

Sammlung  Niederländer  Meister  des  XVIL  Jahrhunderts. 

Preis  des  reich  illustrierten  Katalogs  M.  3.--,  illustrierter  Katalog  ohne  Tafeln  M.  1. — 

II.  Gewählte  Kupferstidi-Sammlung  aus  sdilesisdiem 

u.  a.  Privatbesitz. 

Alte  Meister,  dabei  kostbare  Kupferstiche  und  Holzschnitte  Albrecht  Dürer' s, 

Illustrierter  Katalog  M.  1.— 

III.  Wiener  Autographen-Sammlung 

Kostbare  Manuskripte  von  Beethoven,  Brahms,  Haydn,  Mendelssohn, 
Schubert,  Schumann,  Wagner  etc,  ::  ::  ::  Deutsche  Klassiker, 

Musikmanuskripte  aus  Josef  Joachims  Nachlaß, 

Illustrierter  Katalog  M.  2.—  durch 

C.  G.  Boerner  in  Leipzig,  Nürnbergerstrasse  44. 


ÄUKTIONSKALENDER 


April 

Köln.  J.  M.  Heberle  (H.  Lempertz 

Mai 

27. 

Söhne).  Japan-  und  Chinasammlung 
Chlodowski,  Odessa. 

28. 

Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Alte  holländische  Gemälde.  ' 

11.— 14. 

28. 

Mündien.  Hugo  Helbing.  Ölge- 
mälde alter  Meister.  * 

28.  u.  30. 

Frankfurt  a.  M.  *R.  Bangel.  China- 
u.  Jap.-Altert.  Kunsts.  Slg.Wilgaard. ' 

12. 

28.  bis 

Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co.  i 

1.  Mai 

Antiquitäten  undKunstgegenstände. 

18.-23. 

Eine  bekannte  Sammlung  alter  Delf- 
ter Fayencen. 

April 

Berlin.  Rud.  Lepke.  Slg.  F.  F.  Jost, 

Mai 

Leipzig,  Meißner,  Fürstenberger  u.  | 
Alt-Thüringer  Porzellan. 

Mai 

München.  Hugo  Helbing.  Kupfer-  | 

5. 

Stiche,  Radierungen,  Lithographien 
usw.  alter  u.  moderner  Meister. 

5.-6. 

Leipzig.  C.  G.  Boerner.  Handzeich-  i 
nungssammlung  Ed.  Cichorius.  (Lud-  i 
wig  Richter -Sammlung.  Deutsche 
Künstler  d.  19.  Jahrli.  Niederl.  Meist. 

des  17.  Jahrh.). 

Mai 

7. 

Leipzig.  C.  G.  Boerner.  Kupferstidie 
alt.  Meist.,  a.  sdiles.  u.  a. Besitz.  Da- 
bei Kupferstiche  und  Holzschnitte 

Albrecht  Dürers.) 

Mitte 

8.-9. 

Leipzig.  Autographensmlg.  a.  Wiener 
Besitz.  Musikmanuskripte  v.  Beet- 
hoven, Bach,  Brahms,  Haydn,  Scar- 

lotti,  Schubert,  Schumann,  Wagner 
usw.  Briefe  d.  dtsdi.  Klassiker  bes. 
Goethe  und  Schiller. 

Ämsterdam.  R.  W.  P,  de  Vries. 
Kunstbibi,  des  verstorb.  Herrn  P.  van 
Eeghen  in  Ämsterdam. Manuskripte, 
alte  Einbände  illustr.  Werke  usw. 

Ämsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Moderne  holländische  Gemälde. 
Äußerdem  eine  Sammlung  von 
Äquarellen  moderner  Meister. 

Stuttgart.  H.  G.  Gutekunst.  Her- 
vorragende Kupferstidisammlung, 
Porträtstidie  usw. 

München.  Hugo  Helbing.  Samm- 
lung Professor  J.  Naue  f,  München. 
Griediisdie,  etruskische  und  andere 
antike  Gefäße,  Goldsdimuck  aus  der 
Mykenaezeit,  griechische  Plastik  in 
Terrakotta,  Bronze  und  Marmor. 
Prähistorische  Waffen  u.  Utensilien. 
Handzeichnungen,  Äquarelle  u.  Stu- 
dien von  M.  V.  Sdiwind,  darunter 
wichtige  Kartons. 

Mündien.  Hugo  Helbin q.  Samm- 
lung Leinhaas-München.  Skulpturen 
in  Holz  und  Stein,  Gemälde  und 
Kunstgegenstände. 

Kassel.  Max  Gramer.  Sammlung 
Ä.  Vogell.  Griechisdie  Altertümer 
(Gläser,  Terrakotten,  Vasen),  Gold- 
sachen. 


I. 

IKTPP  Nachlasse  des  Prof.  Älb.  Baur  f zu 

llijlul  Düsseldorf,  u.a.  — Versteigerung:  Montag, 
den  30.  und  Dienstag,  den  31.  März  1908  ::  Besichtigung:  Samstag,  den  28.  und  Sonntag, 

den  29.  März. 

II. 

Japan-  nnd  diina-Sammlunii,  sowie  Kunstoegenstände  und  Antiquitäten  BesftztXs 

Herrn  Dr.  Ernst  Bretschneider  in  Wien,  u.a.  — Versteigerung:  Montag,  den  6.  Äpril 
und  folgende  Tage  ::  Besichtigung:  Samstag,  den  4.  und  Sonntag,  den  5.  April.  ::  :: 

III. 

Oie  iiervorragende  und  bekannte  Ghina-Saminlunn  N.  J.Cholodowski,  Oberbefehlshaoer 

des  gesamten  Artilleriekorps  des  Odessaer  Militärbezirks,  Odessa  ::  Versteigerung: 
Montag,  den  27.  April  und  folgende  Tage  ::  Besichtigung:  Freitag,  den  24.  bis  Sonntag, 

den  26.  April. 

Illustrierte  Kataloge  zu  I u.  II  2 M.,  zu  III  5 M.,  Luxusausgabe  zu  III  10  M. 

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I.  M.  Heberle  (H.  Lempertz’  Söhne)  ^ 

0 


Gegründet  1807. 


254 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


ÄUKTIONSKÄLENDER 

Mai 

Frankfurt  a.  M.  Äd.  Heß  Nach f. 

Juni 

Amsterdam.  Fred.  Muller  & Co. 

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16.U.  17. 

Sammlung  Ihr.  Alfred  Boreel. 

Mai 

Mündien.  Hugo  Helbing.  Ölge- 
mälde alt.  Meist,  a.  verschied.  Besitz. 

Juni 

Mündien.  Hugo  Helbing.  Samm- 
lung Juwelier  Franz  Greb  f.  Her- 

Frühjahr 

Ämsterdam.  Fred.  Muller  & Co. 
Äntiquitäten,  diines.,  japan.  u.  sächs. 
Porzellan,  Fayence,  Möbel,  Diaman- 
ten, Perlen,  Gold,  Silber,  Spitzen, 
Skulpturen,  mod.  Gemälde,  Äqua- 
relle.  Handzeichn., Kupferstiche,  Por- 

vorrag. Arbeiten  der  Silberschmiede- 
kunst, wertvolle  Keramiken,  Skulp- 
turen in  Holz  und  Stein,  darunter 
Werke  von  T.  Riemenschneider, 
Arbeiten  in  Eisen  u.  and.  Metallen, 
Geweihsammlung,  Gewehre  usw. 

Juni 
1.— 3. 

träts,  alte  holl.  Gemälde. 

Juni 

Mündien.  HugoHelbing.  Original- 

Ämsterdam. Fred.  Muller  & Co. 
Handzeichnungen  alter  Meister  aus 

arbeiten  der  künstlerischen  Mitarbei- 
ter an  der  Mündiener  Jugend. 

den  Sammlungen  H.C.Dubois,  Haag, 
C.  G.  V.  Schöffer,  Amsterdam,  Jacobi, 
Haag,  ein.  bek.  Paris.  Sammlg.  u.  a. 

Juni 

Mündien.  Hugo  Helbing.  Ölge- 
mälde mod.  Meister  aus  verschied. 
Besitz. 

2.-5. 

Amsterdam.  Fred.  Muller  & Co. 
Französ.  u.  engl.  Stiche  aus  d.  Slg. 
Ihr.  Alfr.  Boreel  u.  a.  Ferner  versch. 
Smlg.  V.  Kupferstich,  niederl.  Meist., 
darunt.  e.  ans.  Slg.:  Rene  della  Faille. 

Juni 

Mündien.  Hugo  Hel  bin  g.  Kupfer- 
stiche, Radierungen,  Holzschnite, 
Lithographien  des  15.— 18.  Jahrh., 
Original -Radierungen,  -Lithogra- 
phien, -Holzschnitte  mod.  Meister. 

Diesem  Hefte  liegt  ein  Prospekt  der  Firma  K.  W.  HIERSEMANN  in  Leipzig 
bei,  auf  den  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  gemacht  seien. 


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Offizieller  Bericht 

Über  die  Verhandlungen  des 

VIII.  Internationalen  Kunst- 
historischen Kongresses 

in  Darmstadt,  23.  bis  26.  Sept.  1907. 

Gr.  8«.  117  Seiten.  Geheftet  M.  3.—. 

Verlag  von  E.  A.  Seemann  in  Leipzig. 

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Soeben  erschien: 

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Heft  3,  1908 


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verschiedenen  Formaten  in  photographischer  Ausführung,  darunter 
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£Z  Freunde  dionysischer  Lebenskunst.  Eine  Musterschöpfung  moderner  Buchkunst.  Aus 
der  Zeit  heraus  geboren  und  mit  den  Mitteln  der  Zeit  wiedergegeben.  Der  bekannte 
Goetheforscher  Professor  Julius  Vogel  hat  diese  Ausgabe  besorgt  und  ihr  Erläuterungen 
und  ein  Nachwort  hinzugefügt.  Das  Büchlein,  dessen  Einband  das  Bild  der  römischen 
Wölfin  ziert,  wird  nicht  nur  um  Goethes  willen  Tausende  von  Liebhabern  finden,  es  ist  ein 
Werk,  an  dem  der  verwöhnteste  Geschmacksmensch  seine  Freude  haben  muß,  ein  Geschenk- 
buch, das  man  lieben  Menschen  gern  in  die  Hand  gibt  und  all  denen,  die,  wie  Goethe  einst 
in  der  ewigen  Hauptstadt  der  Welt,  einen  „einzigen  Tag  reinen  Glückes“  durchlebt  haben. 


Heft  3,  1908 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


Sammlttng  F.  Kalister  t Triest. 

Ölgemälde  und  Aquarelle 
hervorragendster  moderner  Meister 

darunter  erstklassige  Arbeiten  von 

Osw.  Achenbach  * J.  Benlliure  y Gil  * Giac.  Fa- 
vrctto  * Jac.  Em.  und  Max  Gaisser  * G.  Gorra 
Dom.  und  Girol.  Induno  * H.  Fr.  Karel  ten  Kate 
Hugo  Kaufmann  * Friedr.  Äug.  von  Kaulbach 
Ä.  V.  Kowalski  * Eg.  Lancerotto  * Fr.  v.  Lenbach 
H.  W.  Mesdag  * Mih.  Munkäcsg  * O.  Orfei  * Fil. 
Palizzi  * G.  Papperitz  * G.  Puig-Roda  * G.  Ran- 
zoni  * A.Rotta  * P.  Saltini  * Joh.Tiren  * E.  J.Ver- 
boeckhoven  * J.  Weiser  * Ernst  Zimmei mann  u.  a. 

Auktion  in  Mündien 

Dienstag,  den  7.  April  1908,  vormittags  10  Uhr 
in  der  Galerie  Helbing,  Wagmüller straße  15. 

KÄTitLOG  in  zwei  Ausgaben : 

Ausgabe  Ä mit  34  Abbildungen  in  Autotypie  auf  32  Tafeln. 

Chromokarton.  Eleg.  brosdi.,  Preis  M.  3. — . 

Ausgabe  B mit  gleichen  Abbildungen  auf  32  Tafeln.  Kunstdruck- 
papier.  Preis  M.  1.50. 

Verzeichnis  gratis. 

Kataloge  sowie  jede  nähere  Auskunft  durch 

Hugo  Helbing  • Mündien 

Liebigstraße  21  — Wagmüllerstraße  15 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


Heft  3,  1908 


Bedeutende  Kunst -Auktionen 

in  der  Galerie  Helbing,  Wagmüllerstr.  15. 
m'  Äpril  1908! 

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7.  Äpril,  nachmittags  3 Uhr: 

Ölgemälde  hervorragender 
moderner  Meister  telLSmÄ 

Arbeiten  von:  Heinrich  Bürkel  * B.  C.  Koekoek  * Wilh.  Leibi  ♦ Ed. 
Sdileich  sen.  « K.  S.  Spitzweg  L.  von  Zumbusch  etc. 

8.  Äpril  

Süddeutsdie  Sammlung  von 

Handzeichnungen  und  Aquarellen 

hervorragendster  Meister  des  19.  Jahrhunderts. 

Darunter  erstklassige  Arbeiten  von 

Rudolf  Alt  « Andreas  Achenbach  « Arnold  Böcklin 

Anton  Braith  Peter  v.  Cornelius  ist  Franz  von  Defregger 

Wilhelm  von  Diez  * Anselm  Fcucrbach  • Walter  Firle 

Eduard  Grützner  Franz  von  Lenbach  # Ludwig  Richter 

Karl  Rottmann  Moritz  von  Schwind  * Eduard  u.  Robert 

Schleich  ♦ Eduard  Steinle  * Friedrich  Voltz 

Ernst  Zimmermann  etc.' 

9.  Äpril,  vormittags  10  Uhr:  

Handzeichnungen  von  K.  Spitzweg 

Kataloge  sowie  jede  nähere  Auskunft  durch 

Hugo  Helbing  • Mündien 

Liebigstraße  21  — Wagmüllerstraße  15. 

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Heft  3,  1908 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


Giacomo  Brogi^Fotografo-Editore 

Firenze  1,  Via  Tornabuoni  — Roma  419,  Corso  Umberto  I 

■ Napoli  61-62,  Piazza  dci  Martiri.  ■ 

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Nuove  Pubblicazioni  del  1907. 

„Roma“ 

Museo  Nazionale  delle  Terme  Diocleziane: 

65  Riproduzioni  in  formato  Extra  (20X25)  delle  piu  important!  sculture 
e mosaici.  — I principali  soggetti  sono  pubblicati  altresi  nei  formati 
Soprextra  (28X38)  ed  Extragrande  (44X57  o 48X58). 

GBll0riB  d’ÄrtC  iVLodCrilHt  30  Riproduzioni  dei  principali 
quadri. 

GBllCriE  0 ALuS0O  Bor0h0S0t  I60  Riproduzioni  di 
pitture,  sculture,  intern!  di  sale  ecc. 

Nuovi  acquisti  della  Galleria  Nazionale: 

La  Maddalena  di  Piero  di  Cosino  (fotog.  15726  nei  tre  formati  Extra, 
Soprextra  ed  Extragrande). 

Gesü  neir  Orto  di  Marcello  Venusti  (fotog.  15836  nei  formati  Extra 
e Soprextra). 

La  Fanciulla  di  Porto  d’Änzio,  scuitura  greca  ripro- 

dotta  in  tutti  i formati. 

V^BtiCBnO«  Affreschi  del  Soffitto  e delle  Pareti  della  Cappella  Sistina. 
Riproduzione  del  Soffitto  intiero,  in  un  solo  pezzo  60X134  cm.  La 
Creazione  dell’  Uomo,  in  un  solo  pezzo,  nei  formati  58X128  cm  e 
47V>X85  cm.  Appartamento  Borgia:  Affreschi  del  Pinturicchio,  120 
fotografie  formato  20X25  e divers!  formati  maggiori. 

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Catalogo  generale  di  Roma  in  corso  di  stampa. 

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Monatshefte  für  Künstvvissensdiaft 


Heft  3,  t9Q8 


• .p-'  ■ A.'  -.- -.  ^ 

jjrerlag  vön  I£liiakh;ui}t^&  Biermäan,  Lei|)zig. 


•stattetpr 


l^  iVor^kür^lff  ,eFJS^ii?|i  ein|^n^e  Sammlung  künstlerisch;  ausgestatteter 
> StMfcmogogia{)hreh,i^^  jeden=.Ereund  alter  Geschichte  und  ^ 

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neue  Säffimlua  wird,  ^^üch^;  durdillftre'Tpr^tige  kühstlens^  Bus-' 

w^ter  IQ-eise  finden;  Kudi  die  in  diesen 
w^B^den^an^tfilhte^^  Icidttirges^  Betraefitungswise^,  ersekeint^^  .d^^ 

zeifgem^l  ühd  äifii; jn>4c1r  e^tenifäl  ein-  lück^lös^  Bild,  d^as  (fie  ver" 

c '§hjSdensien:^#t^^f  der ' ^Iten  Kultwst^eh  Eüro^s  rait- 

Y^-^esptp^^  !Ä|#env  ^d^idkfi^  t^uVä^ÄgafaBfr/.'  Sdi^«  sich  das  neue 

''  P^em€h^|i4  InneH^^  ailes^  ihnkdien^Monogm  Äber 

stellt  äe  SäMndüng  etwas  durdsaus  Neues 
Jiüigded^en  JReizen^^^i^^^  Bilde  alter  Städte  verborgen 

^inlt  femein  rV^erständnis  zu  jtfeuem  Leben  erweckt. 

- Ni&^  liur  fur^^jden  gikiib^tcn  R^seräen;  der  Gesdiichte- 

- sind  diese  Bände.ge§,di4§^%  w(^en,4ie^zugIcidi^^^D  unsrer  niödernen  Kunst- 
" besträuageh  aüid,  indemXsie  d^  i^iegeMd  der 
wart  in  ihrcn^Hindcrtfält i|^h  Erseb^ürigea  heraüswu^,  getreulidi  wiedergefeen. 
~ Weitere  Bärtde^n-^or^^rei^^ 

Es  folgen  zunädist  % a.  Xüheck,  {;azern,.^resden,  EöIHy  Hamburg, 

C = 7<ParfS,  Baie^_zS4iÖi,  B?m,:  Stra  Kassel,:  Xondbu,  DlaUaud, 

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Graphisches  Institut  Jalius.Klinkbardt>Xelp?fg  s ^ >'  " ^ 


Begründei  als-  .Mona&Keft«  äer  IcunstwissensdiafUidien  Literatur"  von  Ernst  Jaff6  und  Curt  Sadj- 

■■t:  - , - - : - n ..  : .. ■ „, i 


sä^f- 

,,iS='-  - •-.  '* 

^Äbhandlüngen; 

.r.t’art'^aftcriiand  danVlesMüs^  fraiKjais.  Par  LReau. 
CfiarakterkÖpfe  des  Sicento.  . . ^ 

; L-Älass|mo  Stanzioni  ^ ^on 

I)i  unä  Madonna  del  BacdiiäGra  attribm 
■ Di  <jiovanni  Poggi.^  v 

, NcuerweriMingen  hoUändiscfier  Getnäldcgalerien.  Von  Kurt  Fteise. 
j Von  Ernst  Steinmann, 


Studfen  und'^FarsdiünVenr^r  ^ 

ÜB^  den  ^lod«  von  Midlßlangelos  David.  ■ Von  .Ädolf  Gottsdiewski- 
Der  Stil  Pe&  Alarti»^^  Rolfs. 

Beiträge  ^umvOeuvi^d^kaiftntcf  Maler-sl^  Süidä. 

Ein  kunstgeschiditlidi|r  Ftii^  zur  Vorgesdiidit^  von  Kleists  „Prinz 
\Fd^ridi  von  Hornhurg^:  Von  Wilhelm  Wactzotd^ 

Ostastatisdie  Knnstr^  ^ ^ _ _ 


lBäindsdiau:>^-iS-i^x'  ■ ’t’ 

Beridite  aus  JÖefün,  Mündien,  Wien,  Rom,.  Venedig, 
Paris,' London,  Holland.  / Entdeckung  von  68  un- 
bettänntjßn  Sriefen  MiciielangeFos.7  Aus  der  Werk- 
“eifiesr  römTschen  Pbotögraphen.  / Kleine 

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^KLihJt^iAtgyn^ 


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Uieffituti-  - ' 

V Exhil)i^^  öf 

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^ \ '^■tums(leidi^£E^&  ROiSit<!i&  . 

. ^ ti;-5p  flU  LTj^  JaWBmli  ^ei?B«iÄs®e»  :SiBmQiiiiigä'. 

; : HLEXSlJDER,«^SffiVJElR  ' ^ 

- C—  ■^E^TOiCB^'Hiffl’eb'raÄdt'.)-.  . ; •,  '-  ^ -^5 

' GEQMT  «It^Tyia.  SSe t>atiser  Mtaiaf^lefet- fB«f'rtäi 

~ l>fliJLrfäl;lR'¥,  "^ÄSTCÖä:  BSlfeRR  : ib’^Je^4^b^*rg^;‘ 

■■  . ses  'tDiiibteux..  ■{KrMu:^^&e.Y:^  ' V 

RBJSÄWglJÄyÖ^  Ldcuvfe^KjS.BlCKärainet3c^,#f; 

KKBL  jUSTJi^  Jl^^peHancen  aus  drei  Jatirfiun^rtei^  5 
^iKlbrn^i  Haüpt^f  ^^  ' " ^ ^ 

"ÄUG.  L;  MäYEB."  }usepre,Hfljera.  j(y.  ».TL6ga.t 
, FfllEDRlCH  P^^YN^L  ;.fapari&6er  Farbenhblzsdmiä;;  ^{UÖrtft^:  , 
(ÄÄKURO  KÄKBZa  PTObteme  der  ««erd.  jfWig'faJil  ^öjinT.- 


RJGHäkD'BÄÄÄNN.  ^er  Biipr^donßfflui3«i;d}eBjiad_J& 


-BiW{oflräphi&-: 

t)er  Kunstsanm^r:  .. 


Die  Sjamjnlung  Cheramij,  i,  Vbn-fiL^.  Äc^*  ^ ^ 

Ei|i  djgiitsc^fö  ^itj^pörzefiau  J^rhu^c^öfT  ^Vop  E7  Zh 

Italienischer  löSsisctaiigg^l?  ’J  >_  ^ 

Das  orfentallsäie  Mxiseum  des  ^rifl'zejr^dafkJi  voff  Bowrt^hi  .X- 
Der  IferihmaitdCf  Di^nalbcfic^^^  Äe^r  fr^fmtjjr^M 
- Wictt^^Ätast^dainrjteisr  JUaidom  ^ ^ ^ > _ _X  ->  5?>  ' ' - T 

' Vfermis,diti^  — jü^üs  i^taföge.  -1  ^ ^ ~X 


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fiedaktiöaea  JVloaaJsh^te  filf  Ipm 

~ Zentr^Tredaktiöii ; Lwp^  lUehigstr^er^,^ 

_ . ZweigTcdtiktionen : ^ -XX  ' -.^  V ^ . ^ . j* 

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^ -•  bur^ersfraßelZC^'  ^L-  - * Xr 1 

Für  München : Dr.  Derm.Jlftde^®er^[gi';Män^m  ^aBflfiK^^& 
Für  Wieaj  Dr.-Wüfielm  5toida,  MöifcgXei  Wfe«, 
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JPB^P 

r JfflirÄ*  ßS^-atBögeB^ 

ies^hng^  Probehefte  upd  ^Äto  ^ ^ - r> -=  - . 

jurd  Rusl^'ndes  enjg^  Wo  aoidier 


, :^den  Ve^f^^XLINKH^DT  & 


ONÄTSHEFTE 

^KUNSTWISSENSCHAFT' 


Herausgeber:  DR-  GEORG  BIERMÄNN 
• Redaktion:  LEIPZIG,  Liebigstr.  2 


1.  Jahrg. 


Heft  4 


1908 


L’art  allemand  dans  les  Musees  fran^ais 

Par  L.  Re  au  (Paris) 

S’il  n’g  a pas  en  Ällemagne  un  seul  Musee  qui  rcflete  exactement  l’evolution 
generale  de  la  peinture  fran(;aise  depuis  ses  origines  jusqu’ä  nos  jours,  il  faut 
reconnaitre  du  moins  que  certaines  cpoques  de  l’art  fran(;:ais  sont  admirablement 
represcntees  dans  les  collections  d’Outre-Rhin.  La  peinture  fran(;aise  du  XVIIR  siede 
par  exemple  rayonne  ä Berlin  d’un  edat  incomparablc  gräcc  ä une  profusion  de  diefs 
d’ Oeuvre  exquis  qui  peuvent  rivaliser  avec  ceux  du  Louvre.  II  n’existe  en  somme  hors 
de  France  que  trois  grandes  collections  oü  Ton  puisse  etudier  comme  ils  le  meritent 
les  «Peintres  de  Fetes  Galantes»:  le  Musee  de  Stockholm,  le  Musee  Richard 

Wallace  ä Londres  et  enfin  last  not  least  — les  collections  imperiales  de  Berlin.^) 

Le  Palais  de  l’Empereur  ä Berlin  recde  en  effet,  dans  des  appartements  dont  l’acces 
est  malheureusement  interdit,  les  deux  oeuvres  capitales  de  Watteau:  TEmbarquement 
pour  Cythere  et  l’Enseigne  de  Gersaint;  et  les  trois  palais  de  Potsdam:  le  Vieux 
Palais,  le  pavillon  de  Sans-Souci  et  le  Nouveau  Palais  dont  les  terrasses  sont  decorees 
de  sculptures  des  Adam  et  de  Pigalle,  ont  conserve  un  ensemble  admirable  de  toiles 
de  Chardin,  de  Pater  et  de  Lancret  qui  s’accordent  ä merveille  avec  la  decoration 
architecturale  et  les  boiseries  de  style  rococo.  Ces  tableaux  seraient  cruellement 
depayses  au  Musee  de  l’Empereur  Frcderic:  ils  sont  tout  ä fait  ä leur  place  dans  les 
palais  du  roi  Frederic  le  Grand  qui  a etc  non  seulement  l’ami  de  Voltaire  et  des 
Encyclopedistes,  mais  un  des  amatcurs  les  plus  delicats  et  les  plus  fervents  de  hart 
fran(;ais  du  XVIIB  siede. 

Gräcc  ä M.  Hugo  von  Tschudi,  la  National  Galerie  de  Berlin  peut  opposer 

aux  collections  de  Frederic  II  un  ensemble  equivalcnt  de  peinture  fran^aise  moderne. 

Cette  Collection  qui  ne  doit  rien  aux  subventions  officicllcs  ne  comprend  bien  entendu 
qu’un  nombre  restreint  de  tableaux;  mais  si  les  oeuvres  exposees  sont  en  petit  nombre, 
elles  ont  ete  dioisics  avec  un  goüt  exquis  et  caractcrisent  ä merveille  non  seulement 
tes  tendanccs  generales  de  la  peinture  fran(;aisc,  mais  encore  l’evolution  de  chaque 


y Cf.  P.  Seidel:  Französische  Kunstwerke  des  18.  Jahrhunderts  im  Besitze  Seiner  Majestät 
des  Deutschen  Kaisers  — Die  Kunstsammlung  Friedrichs  des  Grossen. 


17 


252 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


peintre  en  particulier.  Manet  et  Monet  par  exemple  sont  representes  par  deux  ou  I 
trois  tableaux  qui,  outre  leur  qualite  artistique,  ont  l’avantage  de  marquer  le  point  de  1 
depart  et  les  stades  successifs  de  l’evolution  de  ces  deux  maitres.  Comme  la  Galerie  I 
Nationale  est  par  definition  consacree  avant  tout  ä l’art  allemand,  M.  von  Tsdiudi 
n’a  pas  commis  la  faute  de  constituer  ä cöte  du  musee  allemand  un  musee  independant 
d’art  frangais.  Ce  qui  l’interesse,  ce  n’est  pas  l’art  fran^ais  en  general,  c’est  l’art 
frangais  dans  ses  rapports  avec  l’art  allemand.  C’est  pourquoi  il  a provisoire- 
ment  ecarte  de  sa  collection,  Delacroix  et  l’Ecole  de  Fontainebleau  pour  mieux 
mettre  en  lumiere  les  peintres  franc^ais  comme  Courbet,  Manet  et  les  Impressionnistes 
qui  depuis  1850  environ  ont  exerce  une  influence  decisive  sur  l’art  allemand  moderne. 

Les  salles  de  peinture  francaise  de  la  National  Galerie  ne  sont  donc  pas  un  hors  d’oeuvre 
inutile,  mais  un  complement  necessaire  de  l’histoire  de  l’art  allemand  qui  est  alle  chercher 
ä Paris  ses  inspirateurs  et  ses  modMes.  J 

Äinsi  ou  peut  dire  que,  gräce  ä Frederic  II  et  ä M.  von  Tschudi,  qui  apparait  1 
ici  comme  son  veritable  successeur  deux  des  plus  grandes  et  des  plus  seduisantes  I 
epoques  de  l’art  fran(;ais:  l’epoque  des  Peintres  de  Fetes  Galantes  et  l’Ecole  ^ 
impressionniste  sont  representees  ä Berlin  sous  tous  leurs  aspects.  Mais  Watteau 
et  Manet,  ces  deux  maitres  privilegies,  ne  sont  pas  les  seuls  dont  le  nom  figure  ' 
sur  les  catalogues  de  Musees  allemands.  11  ne  faut  pas  oublier  que,  gräce  ä 
la  Societe  du  Musee  de  l’Empereur  Frederic,  le  Musee  de  Berlin  a acquis  recemment 
le  Portrait  d’Etienne  Chevalier,  oeuvre  capitale  de  Maitre  Jean  Fouquet  qui 
illustre  brillamment  l’art  des  Primitifs  fran(;ais  du  XV®  siede.  En  outre  il  n’est 
presque  pas  un  seul  Musee  allemand  de  quelque  importance  qui  ne  possede 
des  Oeuvres  caractdistiques  de  nos  peintres  du  XVII®  siede:  des  paysages  de  Poussin 
et  de  Claude  Lorrain,  des  tableaux  d’histoire  de  Lebrun.  Au  Musee  de  Berlin, 
le  portrait  de  la  famille  Jabach  par  Lebrun,  dont  la  place  serait  tout  indiquee 
au  Musee  du  Louvre  qui  a herite  des  collections  du  banquier  colonais,  le  charmant 
portrait  de  Marie  Mancini  par  Mignard  representent  tres  heureusement  les  peintres 
du  Roi-Soleil.  Enfin  la  plupart  des  grands  Musees  allemands  commencent  ä suivre 
l’exemple  de  la  National-Galerie  et  ouvrent  largement  leurs  portes  ä l’art  frangais 
moderne:  je  citerai  seulement  l’Institut  Staedel  du  Francfort  et  le  Musee  de  Dresde 
qui  ont  acquis  recemment  des  oeuvres  importantes  de  Courbet,  de  Puvis  de  Chavannes 
et  de  Monet. 

Il  s’en  faut  de  beaucoup  que  l’art  allemand  soit  aussi  bien  represente  dans  les 
Musees  fran^ais.  Le  Louvre  possede  il  est  vrai  un  certain  nombre  d’oeuvres  tres 
remarquables  de  l’Ecole  allemande.^)  Mais  c’est  une  collection  formee  au  hasard,  sans 
esprit  de  suite  et  sans  methode;  eile  provient  presque  entierement  du  Cabinet  du  roi 
Louis  XIV  et  depuis  lors  eile  est  restee  stationnaire.  Il  semble  qu’on  ait  neglige 
sgstematiquement  toutes  les  occasions  qui  s’offraient  d’enrichir  cette  serie  si  incomplete. 

En  somme  il  est  impossible  de  se  faire  ä Paris  une  idee  meme  approximative  de  l’art 


‘)  Cf.  Lafenestrc  et  Richtenberger:  Le  Musee  National  du  Louvre.  1902. 


Reau.  L’art  allemand  dans  les  Musees  fran(;ais 


253 


allemand.  Un  seul  des  grands  peintres  allemands  de  la  Renaissance  est  represente  au 
Louvre  par  des  oeuvres  de  premier  ordre:  c’est  Holbein.  Mais  par  contre  Albert  Dürer 
est  represente  avec  une  insuffisance  vraiment  derisoire  par  deux  petites  etudes  gouadiees 
et  aquarellees:  une  tete  d’angelot  aux  cheveux  blonds  et  une  etude  de  vieillard  ä barbe 
blanche  coiffe  d’un  bonnet  a oreillettes,  qui  a ete  peinte  en  1520  pendant  le  voyage 
de  Dürer  dans  les  Pags-Bas.  De  Cranach,  le  Louvre  ne  peut  montrer  que  des  portraits 
d’hommes  assez  mediocres  et  une  petite  Venus  nue,  affublee  d’un  chapeau  de  velours 
rouge  comme  un  Cardinal  de  la  Sainte  Eglise  Romaine,  qui  se  tient  debout  dans  un 
paysage  boise.  A la  vente  de  la  Collection  Molinier,  il  y a deux  ans,  le  Conseil  des 
Musees  Nationaux  aurait  pu  acquerir  une  oeuvre  beaucoup  plus  importante  du  maitre 
saxon:  le  grand  triptyque  de  la  Familie  de  la  Vierge,  signe  Lucas  Chronus  et 
date  de  l’annce  1509,  qu’on  croit  avec  quelque  raison  etre  le  retable  disparu  de 
l’eglise  Marie  de  Torgau.  Assurement  l’etat  de  Conservation  de  ce  triptyque  n’est 
pas  parfait  et  l’italianisme  des  figures  assez  conventionnelles,  groupees  avec  une  froide 
symetrie,  a quelque  chose  d’un  peu  deplaisant.  Neanmoins  c’est  une  oeuvre  capitale 
du  Maitre  au  Dragon,  d’une  authenticite  indiscutable,  qui  serait  venue  tres  utilement 
complcter  la  Serie  allemande  du  Louvre.  On  n’a  meme  pas  essaye  de  garder  en  France 
cette  oeuvre  que  le  hasard  y avait  apporte:  Les  conservateurs  du  Louvre,  qui  achetent 
souvent  ä des  prix  exorbitants  des  oeuvres  moins  interessantes,  ont  dedaigne  ce  tripty- 
que qui  est  alle  grossir  les  collections  du  Musee  Staedel  de  Francfort.  L’Allemagne 
a donc  reconquis  pour  toujours  ce  tableau  transfuge. 

Est  il  besoin  de  dire  qu’on  chercherait  vainement  au  Louvre  une  oeuvre  de 
Matthias  Grunewald  qui  est  pourtant  le  plus  etonnant  visionnaire  et  le  plus  grand 
coloriste  de  la  Renaissance  allemande?  En  rcalite  ancune  des  ecoles  si  nombreuses 
qui  se  sont  constituees  en  Allemagne  au  XV®  et  au  XVI®  siecles  n’est  representee  ä 
Paris  d’une  fa^on  satisfaisante.  On  trouvera  au  Louvre  de  heiles  oeuvres  isolees,  mais 
non  des  ensembles,  quelques  fragments,  mais  non  des  series. 

Apres  la  Renaissance,  l’art  allemand  traverse  une  periode  de  crise  qui  se 
prolonge  jusqu’au  milieu  du  XIX®  siede.  Les  oeuvres  de  cette  epoque  de  decadence 
sont  si  mediocres  et  si  depourvues  d’originalitc  que  la  penurie  du  Louvre  ä cet  egard 
devient  presque  un  bienfait.  Deux  paysages  ternes  du  Franefortois  italianise  Adam 
Elsheimer,  des  dudes  de  faces  ridees  et  tannees  par  Denner,  le  peintre  des  pores 
de  la  peau,  le  plus  myope  des  petits  maitres,  un  portrait  sentimental  et  douceätre 
de  la  baronne  de  Krüdner  par  Angelica  Kaufmann  suffisent  parfaitement  ä notre 
edification. 

Fdicitons  nous  de  ne  posseder  ancune  des  «grandes  machines»  de  Cornelius, 
de  Kaulbach  on  de  Piloty,  qui  prendraient  inutilement  beaucoup  de  place.  Les  oeuvres 
plus  personnelles  et  moins  encombrantes  des  petits  maitres  si  justement  rehabilites 
par  la  Centennale  de  Berlin  ne  presentent  guere  en  somme  qu’un  interd  local  et  leur 
place  n’est  pas  davantage  au  Louvre.  Ph.  O.  Runge,  Friedrich  et  Kobell  interessent 
ä bon  droit  les  Allemands  soucieux  de  se  trouver  des  anedres  et  de  renouer  leur 
tradition:  mais  leur  apport  dans  l’art  europeen  est  presque  nul. 


25'4 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


II  n’en  est  pas  de  meme  des  maitres  allemands  de  la  seconde  moitie  du 
XIX^  siede  qui,  si  impregnes  qu’ils  soient  des  legons  de  leurs  maitres  fran^ais,  font 
preuve  cependant  d’une  reelle  et  puissante  originalite.  Une  etude  de  plein  air  de 
Liebermann:  le  jardin  de  brasserie,  un  petit  tableau  evangdique  de  F.  von  Uhde: 
le  Christ  chez  les  paysans  ne  suffisent  pas,  tant  s’en  faut,  ä representer  les 
tendances  de  Fart  allemand  contemporain.  Alors  que  la  NationaLGalerie  de  Berlin 
presente  une  incomparable  collection  d’art  franc^ais  moderne,  tres  superieure,  il  faut 
bien  Favouer,  ä la  Salle  Caillebotte,  il  est  permis  de  s’etonner  que  le  Luxembourg  ne 
possede  ni  une  decoration  de  Böddin,  ni  un  tableau  de  Leibi,  ni  une  etude  de  Menzel, 
ni  une  statue  de  Klinger.  Puisque  les  Allemands  trouvent  utile  de  rapprodier  les 
Oeuvres  de  leurs  peintrcs  des  oeuvres  fran^aises  qui  les  ont  quelquefois  inspirees,  il 
serait  non  moins  interessant  pour  nous  autres  Fran^ais  de  pouvoir  etudier  au  Luxem- 
bourg le  ragonnement  de  notre  art  sur  un  art  voisin.  D’ailleurs  la  haute  valeur 
artistique  des  oeuvres  d’un  Leibi  ou  d’un  Klinger  suffirait  amplement  ä justifier  leur 
presence  dans  nos  Musees,  independamment  de  toute  consideration  historique. 

Sans  insister  davantage  sur  ces  lacunes  düment  constatees  et  sans  nous  attarder 
en  regrets  superflus,  nous  allons  examiner  maintenant  les  oeuvres  remarquables  de 
Fart  allemand  qui  se  trouvent  dispersees  et  un  peu  perdues  dans  les  Musees  de  Paris 
ou  de  province.  Comme  ces  oeuvres  sont  eparpillees  aux  quatre  vents,  il  serait  ä 
souhaiter  qu’on  fit  un  jour  Finventaire  de  tons  les  tableaux  ou  dessins  de  FEcole 
allemande  qui  ont  passe  en  France.  On  pourrait  y joindre  un  releve  des  pieces 
d’orfevrerie  et  d’emaillerie  de  provenance  rhenane  et  aussi  des  innombrables  bois 
sculptes  qui,  deguises  parfois  sous  le  masque  d’attributions  de  pure  fantaisie,  ont 
penetre  dans  mainte  collection.  En  attendant  qu’on  fasse  cet  inventaire  indispensable, 
il  est  peut  etre  utile  de  signaler  ä la  curiosite  du  public  et  ä Finvestigation  des 
cherdieurs  un  certain  nombre  de  pieces  capitales,  auxquelles  on  ne  rend  pas  suffisamment 
justice  parce  qu’elles  sont  mal  classes  ou  mal  presentees. 

En  dehors  de  la  galerie  des  portraits  d’Holbein:  le  profil  d’Erasme  si  affine, 
si  spirituel,  la  tete  sans  malice  de  Fhonnete  astronome  bavarois  Nicolas  Kratzer, 
la  figure  niaise  et  guindee  de  la  princesse  de  Cleves,  le  masque  rediigne  et  boudeur 
du  vieil  ardievcque  de  Canterbury;  GuillaumeWarham,  qui  sont  trop  universellement 
connus  pour  que  j’y  insiste,  je  ne  sadie  pas  qu’il  y ait  au  Louvre  un  seul  tableau  de 
FEcole  allemande  comparable  ä la  Deposition  de  croix  du  Maitre  de  S*  Bar- 
th eie  my.^)  Le  catalogue  du  Louvre,  qui  est  presque  toujours  en  retard  sur  la 
critique,  attribuait  naguere  cette  oeuvre  capitale  ä Quentin  Metsgs.  Il  y a en  effet 
certaines  analogies  superficielles  entre  Fadmirable  Descente  de  croix  du  Musee 
d’Anvers  et  le  tableau  colonais  du  Louvre.  Mais  ces  analogies  de  sentiment  et  de 
facture  tiennent  ä ce  que  les  deux  oeuvres  sont  ä peu  pres  contemporaines  et  ä ce  que 


y Cf.  Waagen:  Kunstwerke  u.  Künstler  in  Paris.  1837.  Merlo-Firmenidi-Ridiertz: 
Kölnische  Künstler  in  alter  und  neuer  Zeit.  (Neue  Äusg.  Düsseldorf  1895.)  L.  Scheibler  et 

Aldenhoven:  Geschichte  der  Kölner  Malerschule.  Lübeck  1902. 


Reau.  L’art  allemand  dans  les  Musees  fran(;:ais 


255 


MÄITRE  DE  S.  BÄRTHELEMY.  Descente  de  croix 
Musee  du  Louvre.  Paris  □ 

rinfluence  des  peintres  flamands  devient  toute  puissante  a Cologne  ä partir  de  la  fin 
du  XV®  siede.  En  rcalite  un  observateur  un  peu  attentif  ne  peut  hesiter  un  seul  instant 
ä restituer  le  tableau  du  Louvre  non  seulement  ä l’Ecole  de  Cologne,  comme  le  suggere 
timidement  le  cartoudie  actuellement  place  au  bas  du  cadre,  mais  encore  ä un  maitre 
bien  ddini  de  cette  Ecole  qu’on  a appele  longtemps  le  Maitre  de  S*  Thomas  (Meister 
des  Thomasaltars),  d’apres  son  tableau  du  Musee  Wallraf-Richartz  de  Cologne  et  qu’on 
appelle gcneralement aujourd’hui  Maitre  de  ßarthelemy  (Meister  des Bartholom$us- 
altars)  en  se  rderant  ä son  tableau  de  la  Pinacotheque  de  Munich.  En  realite,  dant 
donne  que  l’usage  s’est  dabli  de  ddigner  les  maitres  anonymes  d’apres  leur  chef- 
d’oeuvre,  il  serait  naturel  et  legitime,  si  l’on  ne  reculait  pas  devant  la  necessite  de  changer 
encore  une  fois  une  designation  adoptee  par  les  historiens  de  l’art,  de  baptiser  ce 
peintre  colonais  Maitre  de  la  Deposition  de  croix  (Meister  der  Kreuzabnahme);  car 
le  tableau  du  Louvre  est  incontestablement  et  de  l’aveu  de  tous  son  chef-d’oeuvre. 


256 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Ce  tableau  formait  le  panneau  central  d’un  triptyque  dont  les  volets  ont  malheu- 
reusement disparu.  II  presente  une  forme  cruciale,  suivant  un  usage  tres  repandu  au 
XV®  siede  pour  les  sujets  empruntes  ä l’histoire  de  la  Passion.  On  sait  que  la  fameuse 
Deposition  de  croix  de  Rogier  van  der  Weyden,  qui  etait  ä en  juger  par  ses  nom- 
breuses  repliques  Tune  des  oeuvres  les  plus  populaires  de  l’Ecole  flamande,  presente  la 
meme  disposition.  II  est  certain  que  le  maitre  colonais  a connu  le  tableau  de  Rogier; 
car  nous  savons  que  les  ceuvres  de  ].  van  Eyck  et  de  Rogier  ont  ete  importees  de 
bonne  heure  ä Cologne  et  les  deux  compositions  presentent  entre  elles  des  analogies 
frappantes.  Cependant  le  maitre  colonais  de  la  Deposition  de  croix  n’est  pas  un 
imitateur  servile.  La  fa(;:on  dont  il  groupe  ses  personnages  autour  du  corps  inerte  du 
Crucifie  a quelque  chose  de  moins  monumental  et  de  moins  sculptural  que  dans  l’oeuvre 
de  son  devancier.  En  revandie  les  groupes  sont  plus  pittoresques,  les  attitudes  plus 
familieres,  non  sans  un  soupc^on  de  mievrerie,  comme  dans  la  plupart  des  oeuvres  de 
la  fin  du  XV®  siede.  La  grande  inferiorite  du  Maitre  de  S*  Barthelemy  vis-ä-vis  de 
Rogier,  c’est  qu’il  ne  possede  ä aucun  degre  le  sens  de  la  vie  Interieure;  il  rapetisse 
les  sujets  tragiques  et  pathdiques  par  un  manque  dhoquant  de  gravite  et  de  simplicite. 
La  Madeleine  gantee  qui  soutient  d’une  main  la  jambe  du  Sauveur  n’est  qu’une  bour- 
geoise contrite  qui  songe  moins  ä son  deuil  qu’ä  sa  toilette.  Mais  toutes  ces  defaillances 
sont  compensees  par  l’habilete  de  la  mise  en  scene  et  la  magnificence  du  coloris.  Les 
tons  chauds  des  chairs  et  des  etoffes,  les  degradations  subtiles  de  couleurs,  la  tonalite 
generale  ambree  qui  harmonise  l’eclat  des  tons  locaux,  sont  une  veritable  joie  pour 
Toeil.  Les  ombres  glacees  sur  fond  d’or  donnent  ä cette  oeuvre  peinte  l’aspect  somptueux 
d’un  coffret  de  laque  ou  d’un  email. 

Par  suite  de  quelles  circonstances  ce  tableau  qui  est  avec  laVeronique  attribuee 
ä Maitre  Wilhelm  et  le  Dombild  de  Stefan  Lochner,  le  dief-d’oeuvre  le  plus  precieux 
de  l’Ecole  colonaise,  est-il  venu  s’egarer  au  Musee  du  Louvre?  Si  etrange  que  cela 
paraisse,  il  est  probable  qu’il  a ete  peint  directement  pour  une  Confrerie  d’Antonites  de 
Paris.  En  examinant  de  pres  la  bordure  peinte  du  tableau  qui  simule  un  ridie  enca- 
drement  en  bois  sculpte,  on  aper(;:oit  le  T et  la  clochette  qui  symbolisent  la  confrerie 
de  S*  Antoine.  Les  memes  emblemes  se  retrouvent,  comme  on  sait,  dans  l’admirable 
retable  du  Musee  de  Colmar,  qui  avait  ete  commande  ä M.  Grünewald  par  le  prieur 
du  Couvent  des  Antonites  d’Isenheim.  Quoiqu’il  en  soit,  notre  tableau  se  trouvait  au 
XVII®  siede  dans  une  maison  professe  des  Jesuites  de  la  rue  S*  Antoine;  il  fut  trans- 
porte  en  1763  dans  l’Eglise  du  Val  de  Gräce  et  incorpore  aux  collections  du  Louvre 
SOUS  Napoleon  I®*". 

Pourquoi  faut-il  que  ce  dief-d’oeuvre  de  l’Ecole  colonaise  soit  deshonore  par  un 
cadre  hideux?  Le  tableau  presentait  ä l’origine,  comme  nous  l’avons  dit,  la  forme 
symbolique  d’une  croix.  Le  Souvenir  de  cet  usage  se  perdit  et  on  eprouva  plus  tard 
le  besoin  de  ramener  cette  forme  singuliere  et  un  peu  deconcertante  ä un  carre  regulier, 
en  inserant  aux  angles  superieurs  du  tableau  deux  petits  rectangles  en  bois  dore, 
decores  pour  comble  de  mauvais  goüt  de  palmes  entrelacees  et  de  couronnes  d’epines. 
Le  style  de  cet  encadrement  nous  permet  de  deviner  que  cet  embellissement  est  l’oeuvre 


Reau.  L’art  allemand  dans  les  Musees  fran(;:ais 


257 


MÄITRE  DE  LÄ  MORT  DE  MÄRIE.  Pieta 
Musee  du  Louvre,  Paris  □ 

des  Jesuites  qui  ont  possede  le  tableau  au  XVIR  siede.  Ne  serait-il  pas  possible  de 
supprimer  ces  enjolivements  ridicules  et  de  restituer  ä cc  tableau  avec  un  cadre  plus 
digne  de  lui  sa  forme  primitive?  Cette  petite  reforme  si  simple  et  si  peu  coüteuse 
aurait  l’avantage  de  mieux  mettre  en  valeur  une  oeuvre  admirable  ddiguree  par  un 
cadre  ignominieux. 


258 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Puisqu’aussi  bien  il  est  question  de  l’Ecole  de  Cologne,  je  me  permettrai  de 
suggerer  ici  un  leger  remaniement  qui  donnerait  plus  de  cohesion  ä la  petite 
Collection  allemande  du  Musee.  Le  Louvre  a la  bonne  fortune  de  posseder  un 
tableau  du  Maitre  de  la  Mort  de  Marie,  trcs  comparable  comme  dimensions 
et  comme  sujet  ä la  Deposition  de  croix  du  Maitre  de  S*  Barthelemy.  Pourquoi 
ne  pas  placer  du  meme  cöte  de  la  Galerie  et  sur  la  meme  cimaise  deux  oeuvres 
similaires  dont  le  rapprochement  serait  instructif?  Pour  faire  l’education  artistique 
du  public,  il  faut  multiplier  les  termes  de  comparaison,  suggerer  par  le  simple 
classement  des  oeuvres  des  rapports  et  des  filiations.  Le  rapprochement  de  ces 
deux  tableaux  aurait  l’avantage  de  montrer  de  quelle  fa(;on  differente  deux  maitres 
colonais  ont  traite  le  meme  theme  et  de  mettre  en  evidence  les  tendances  contradictoires 
entre  lesquelles  hesite  la  peinture  colonaise  au  commencement  du  XVL  siede. 
Chez  le  Maitre  de  S*  Barthelemy,  les  influences  flamandes  sont  encore  prepon- 
derantes;  avec  le  Maitre  de  la  Mort  de  Marie,  peintre  anversois  dabli  ä Cologne 
qu’on  a identifie  avec  Joos  van  Cleve,  c’est  l’italianisme  qui  apparait.  L’ordonnance 
reguliere  et  academique,  le  coloris  froid  et  bleuätre,  tout  trahit  l’influence  des 
manieristes  Italiens  qui  chez  Bartel  Bruyn,  le  dernier  des  peintres  colonais,  va  devenir 
encore  plus  sensible.  D’ailleurs  le  tableau  du  Louvre  a ete  peint  par  le  Maitre  de  la 
Mort  de  Marie  en  Italie;  il  provient  de  Teglise  Maria  della  Pace  ä Genes.  C’est  la 
partie  centrale  d’un  triptyque  mutile  et  il  est  divise  en  trois  zönes.  La  partie  centrale 
represente  une  Pieta,  la  lunette  la  Stigmatisation  de  S*  Franc^ois  d’Ässise  et  la  predelle 
la  Sainte  Cene.  C’est  une  oeuvre  qui,  malgre  l’excellence  de  certains  portraits,  est  loin 
de  valoir  la  Deposition  de  Croix  qui  lui  fait  pendant,  surtout  au  point  de  vue  du  coloris 
qui  est  moins  chaud  et  moins  transparent.  Mais  eile  constitue  un  document  tres  precieux 
pour  les  historiens  de  l’art  colonais;  eile  marque  en  effet  la  penetration  de  l’influence 
italienne  ä Cologne  par  l’intermediaire  des  Romanistes  flamands.  L’Ecole  colonaise,  qui 
n’etait  guere  depuis  le  XV®  siede  qu’une  annexe  de  l’Ecole  flamande,  aurait  sans 
doute  continue  ä ignorer  la  Renaissance  italienne  si  les  Flamands  eux-memes  n’avaient 
passe  ä l’ennemi  et  ne  s’daint  fait  les  propagateurs  de  l’art  ultramontain. 

Il  est  hors  de  doute  que  la  Collection  allemande  du  Louvre,  malgre  ses  lacunes 
et  ses  insuffisances,  acquerrait  un  peu  de  cohesion  si  on  la  classait  logiquement  dans 
une  salle  ä part  au  lieu  de  l’eparpiller  comme  on  fait  dans  une  travee  de  cette  Grande 
Galerie  qui  sert  de  rendez-vous  ä toutes  les  Ecoles. Mais  ce  qui  est  plus  grave,  c’est 
qu’on  a fait  disparaitre  recemment  sans  autre  forme  de  proces  une  oeuvre  tres  curieuse 
du  peintre-graveur  Hans  Sebald  Beham  qui  vient  immediatement  dans  la  Serie  des  chefs- 
d’oeuvre  allemands  du  Louvre  apres  les  portraits  d’Holbein  et  la  grande  Deposition  de  croix  du 
Maitre  de  S*  Barthelemy.  Il  s’agit,  il  est  vrai,  d’une  peinture  assez  difficile  ä presenter; 
car  eile  est  destinee  ä etre  posee  ä plat;  mais  ce  n’est  pas  une  raison  süffisante  pour 
distraire  de  l’ensemble  des  collections  une  piece  de  cette  importance  qui  etait  restee  longtemps 


y Hu  lieu  d’etre  partagee  entre  toutes  les  Ecoles,  la  Grande  Galerie  devrait  servir  ä 
montrer  l’evolution  de  la  peinture  fran^aise  depuis  Jean  Fouquet  jusqu’ä  Manet;  les  tableaux 
de  l’Ecole  franc^aise  sont  eparpilles  aux  quatre  coins  du  Musee. 


Reau.  L’art  allemand  dans  Igs  Musggs  frangais 


259 


GxposGG  Sans  inconvenient.  Ce  plateau  de  table  est  Toeuvre  charmantG  d un  des  petits 
maitres  qui  continuent  avec  le  plus  d’originalite  la  tradition  de  Dürer;  et  c’est  en  outre 
un  trGsor  d’une  insigne  rarete  puisque  c’est  la  sguIg  peinture  ä Thuile  qu’on  connaisse 
de  lui.  Hans  Sebald  Beham  n’a  guere  execute  comme  son  frere  Bartel  que  des 
gravures  qui  sont  d’ailleurs  remarquables  par  l’observation  realiste,  le  sens  de  l’humour, 
la  finesse  de  Texecution. 

Apres  avoir  ete  banni  par  le  Conseil  de  la  ville  de  Nuremberg  ä cause  de  ses 
opinions  subversives  et  de  son  athdsme  notoire,  Hans  Sebald  s’etait  refugie  ä Mayence 
aupres  du  Cardinal  Albert  de  Brandebourg,  veritable  Mecene  de  l’art  allemand  qui  faisait 
travailler  pour  lui  Dürer,  Grünewald  et  Cranach.  Comme  lempereur  Maximilien , le 
Cardinal  s’etait  fait  faire  un  magnifique  Livre  d’heures  qui  se  trouve  aujourd’hui  ä la 
Bibliotheque  d’Asdiaffenbourg:  il  le  fit  enluminer  par  Hans  Sebald  et,  satisfait  sans 
doute  de  ces  miniatures,  il  diargea  le  meme  artiste  de  decorer  une  table,  qui  fut  pillee 
plus  tard  par  les  armees  frangaises  pendant  la  guerre  du  Palatinat:  c’est  de  cette  facon 
qu’elle  est  passee  dans  les  collections  du  Louvre. 

Ce  plateau  de  table  est  partage  par  des  diagonales  en  quatre  champs  triangu- 
laires  qui  representent  des  scenes  tirees  de  l’histoire  de  David:  le  retour  de  David  vic- 
torieux  ä Jerusalem,  le  bain  de  Bethsabee,  la  mort  d’Uri,  son  epoux,  au  siege  de 
Rabbatth  et  les  reprodies  du  prohete  Nathan.  Un  cartouche  encadrant  une  inscription 
latine  est  place  au-dessous  de  chaque  sujet.  La  scene  qui  represente  Bethsabee  au 
bain  tandis  que  le  vieux  roi  libidineux  Tepie  du  haut  d’un  balcon  est  traitee  en  parti- 
culier  avec  beaucoup  du  verve.  A nos  yeux  se  deploie  la  magnifique  architecture  d’un 
palais  Renaissance;  le  Cardinal  Albert  qui  s’appuie  ä la  margelle  du  bassin  regarde 
familierement  Bethsabee  qui  est  le  portrait  de  sa  maitresse  Magdalena  Rüdinger.  L’artiste 
lui  meme  s’est  represente  dans  un  coin  du  tableau,  un  compas  ä la  main.  Le  coloris 
de  ces  petites  compositions  bibliques,  traitees  comme  des  scenes  de  moeurs,  est  d’un 
beau  ton  diaud  et  dore.^) 

En  dehors  du  Louvre,  les  musees  parisiens  ne  possedent  presque  rien  des  Ecoles 
de  peinture  allemandes.  Notons  cependant  que  le  legs  Rotschild  a enrichi  recemment 
le  Musee  de  Cluny  d’un  fragment  de  retable  attribue  ä M.  Wolgemut  et  qui 
appartient  plus  probablement  ä l’Ecole  souabe.  Ce  Musee  possede  en  outre  deux 
panneaux  du  Maitre  de  S*  Severin  ou  de  son  ecole  qui  proviennent  de  la  crypte 
de  Teglise  S*  Severin  de  Cologne.  Ce  sont  des  scenes  de  la  vie  de  Ste  Ursule:  la 
demande  en  mariage  et  le  depart  de  la  sainte.^)  Ces  deux  tableaux,  analogues 
ä ceux  du  Musee  de  Bonn  et  du  Musee  de  Cologne  sont  des  oeuvres  d’atelier  qui 
presentent  plus  d’interet  au  point  de  vue  iconographique  qu’au  point  de  vue  artistique. 

Parmi  les  collections  particulieres,  il  faut  signaler  la  collection  Dollfus  qui  possede, 
entre  autres  specimens  de  l’Ecole  allemande,  un  grand  tableau  d’autel  du  maitre  colo- 


y Cf.  Rosenberg:  Sebald  und  Bartel  Beham:  Zwei  Maler  der  deutschen  Renaissance. 
Leipzig.  1875. 

Cf.  Delpy:  Die  Legende  von  der  heiligen  Ursula.  Köln.  1901. 


r 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


nais  de  la  Familie  de  la  Vierge  (Meister  der  heiligen  Sippe).  Une  oeuvre  de  jeunesse 
de  Dürer:  son  portrait  de  1493  ä passe  de  la  collection  Felix  de  Leipzig  dans  la 
Collection  Leopold  Goldschmidt  ä Paris.  Le  jeune  homme  elegamment  vetu  tient  ä la 
main  une  brandie  de  panicaut  (Eryngium)  qui  porte  en  allemand  le  nom  symbolique 
de  Männertreu:  on  en  ä conclu  que  ce  portrait  etait  destine  par  le  jeune  Dürer  ä 
sa  fiancee  et  accompagnait  sa  demande  en  mariage. 


Si  l’on  faisait  avec  soin  l’inventaire  des  Musees  de  province,  on  arriverait  sans 
aucun  doute  ä identifier  dans  des  recoins  ignores  un  certain  nombre  d’epaves  de  l’Ecole 
allemande.  Mais  le  butin  ne  serait  probablement  pas  tres  ridie:  car  les  collectionneurs 
fran(;ais  n’ont  jamais  ete  tres  curieux  d’art  allemand.  Si  Ton  excepte  les  portraits 
d’Holbein  qui  sont  repartis  entre  tous  les  Musees  d’Europe,  les  oeuvres  de  la  peinture 
allemande  sont  restees  dans  leur  pays  d’origine.  Les  amateurs  etrangers  appreciaient 
la  gravure  et  l’orfevrerie  allemandes  qui  avaient  une  reputation  europeenne:  mais  ils 
faisaient  bon  marche  de  la  peinture  qui  passait  pour  tres  inferieure  ä celle  de  Tltalie 
ou  des  Pays-Bas.  De  lä  vient  que  l’art  allemand  tient  une  tres  petite  place  dans  les 
Musees  etrangers.  On  ne  trouvera  guere  en  France,  en  dehors  de  Paris,  que  deux 
musees  de  province  qui  entrent  en  ligne  de  compte  au  point  de  vue  de  le  peinture 
allemande:  Reims  et  Besanc^on. 


L.  CRÄNACH  LE  VIEUX.  Jean  le  Constant 
Musee  de  Reims  □ 


L.  CRANÄCH  LE  VIEUX:  Jean  Frederic  le 
Magnanime.  Musee  de  Reims.  □ 


Reau.  L’art  allemand  dans  les  Musees  frangais 


261 


Portrait  presume  de  Cranadi  le  Jeune  par 
lui  meme.  Musee  de  Reims  □ 

Le  Musee  de  Reims possede  une  serie  fort  interessante  de  portraits  de  l’Ecole 
allemande.  La  catalogue  mentionne  exactement  15  portraits  sur  papier  contre-colle  sur 
carton.  Ce  sont  des  equisses  de  tetes  legcrement  coloriees  ä l’huile  representant  des 
membres  de  la  famille  des  Electeurs  de  Saxe.  10  de  ces  etudes  sont  attribuees  par 
M.  Ch.  Loriquet  ä Lucas  Cranadi  le  Vieux:  les  plus  remarquables  sont  les  portraits  de 
Jean  le  Constant,  frere  de  Frederic  le  Sage,  de  Frederic  le  Magnanime  et  de  Christian  II, 
roi  de  Dänemark.  II  y a encore  dans  le  meme  lot  un  portrait  presume  de  Cranadi  le 
Jeune  et  un  portrait  de  John  Morus,  pere  du  diancelier  Thomas  Morus,  qui  est  tres 
vraisemblablement  de  la  main  d’Holbein. 

On  a constate  que  ces  etudes  figuraient  deja  en  1770  sous  le  nom  d’Albert  Dürer 
dans  l’inventaire  de  l’Ecole  de  dessin  et  de  mathematiques  de  Reims,  oü  eiles  servaient 
probablement  de  moddes  aux  deves.  Elles  proviennent  du  Cabinet  de  M.  de  Montholon 
qui  les  avait  recueillies  en  Allemagne.  On  les  a retrouvees  en  1835  dans  les  greniers 
de  l’Hötel  de  Ville  oü  elles  avaient  ete  irreverencieusement  releguees. 

Le  Musee  de  Besangon^)  a herite  gräce  ä la  liberalite  du  peintre  collectionneur 


0 Cf.  Gonse:  Les  diefs  d’oeuvre  des  Musees  de  France.  Ch.  Loriquet:  Catalogue  du 
Musee  de  Reims. 

2)  Cf.  Inventaire  general  des  Ridiesses  d’Ärt  de  la  France.  (Provinces.  Monu- 
ments civils):  t.  II:  Catalogue  de  la  Bibliotheque  de  Besangon;  t.V:  Catalogue  des  Musees  de  Besangon. 


262 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Jean  Gigoux  de  deux  tableaux  importants  de  Cranach;  une  Lucrece  et  surtout  une 
Source  qu’un  cartouche  designe  sous  le  nom  de  Fontis  Nympha  (Nymphe  de  la  Fon- 
taine). Ce  tableau  parfaitement  conserve  et  signe  du  dragon  aile  represente  au  milieu 
d’un  delicieux  paysage  franconien  une  femme  nue  d’une  degance  un  peu  contournee 
avec  un  front  enorme  et  des  yeux  brides  selon  le  type  eher  ä Cranach.  II  existe  plusieurs 
repliques  du  ce  tableau:  mais  aucune  n’egale  le  charme  et  la  fraicheur  de  la  Source 
du  Musee  de  Besangon. 

La  ville  de  Besan(;:on  possede  dans  sa  Bibliotheque  Municipale  un  autre  tresor  non 
moins  precieux  de  l’art  allemand:  c’est  un  fragment  important  du  fameux  Livre  d’heures 
de  l’empercur  Maximilien^).  On  sait  que  Maximilien  fit  imprimer  en  1513  par  les 
presses  du  celebre  editeur  d’Augsbourg  Hans  Schönsperger  un  «Diurnale  seu  Liber 
precum»  qui  devait  etre  tire  ä un  tres  petit  nombre  d’exemplaires  pour  les  Chevaliers 
de  rOrdre  de  S*  Georges.  L’empereur  chargea  Älbert  Dürer  et  les  plus  grands  maitres 
allemands  de  l’epoque  de  decorer  d’arabesques  et  de  dessins  ä la  plume  les  marges 
de  Texemplaire  sur  velin  qu’il  avait  fait  reserver  pour  son  usage  personnel.  Cet  exem- 
plaire  imperial  est  aujourd’hui  conserve  en  deux  fragments  ä la  Bibliotheque  de  Munich 
et  ä la  Bibliotheque  de  Besan(;on.  Les  feuillets  de  Munich  sont  de  beaucoup  les  plus 
precieux:  car  ils  ont  ete  enrichis  de  la  main  meme  de  Dürer  de  dessins  exquis  executes 
ä l’encre  verte,  rouge  ou  violette,  dont  la  fantaisie,  la  verve,  l’aisance  et  la  sürete  de 
trait  sont  admirables.  Le  fragment  de  la  Bibliotheque  de  Besanc^on  a ete  decore  par 
Burgkmair,  Altdorfer,  H.  Baidung  Grien,  Jörg  Breu  et  Hans  Dürer,  le  frere  d’ Albert  Dürer, 
mais  avec  infiniment  moins  de  talent  et  d’esprit.  Quoi  qu’il  en  soit,  ces  feuillets  qui 
sont  reproduits  en  fac-simile  ä la  suite  des  feuillets  de  Munich  dans  la  luxueuse  edition 
du  Livre  d’heures  de  Maximilien  que  M.  K.  Giehlow  fait  paraitre  chez  l’editeur  Bruckmann 
sont  un  monument  Capital  de  l’art  de  l’illustration  ä l’epoque  de  la  Renaissance  allemande. 
Le  livre  d’heures  de  Besan(;on  provient  du  Couvent  des  Benedictins  de  S*  Vincent, 
secularise  ä la  Revolution.  On  ne  sait  ä la  suite  de  quels  avatars  ce  precieux  fragment 
est  venu  echouer  dans  un  couvent  bisontin. 

M.  Benoit  qui  va  faire  paraitre  prochainement  une  etude  sur  la  Pein  tu  re  au 
Musee  de  Lille  attribue  au  Pseudo  Grünewald  un  tableau  tres  curieux  de  ce  musee 
representant  un  Couronnement  d’Epines.  Mais  si  le  Pseudo  Grünewald  n’est  autre 
que  Hans  Cranach,  il  est  impossible  de  lui  attribuer  un  tableau  ä tendances  catholiques 
dirige  contre  la  Reforme  lutherienne. 

Les  illustrations  marginales  du  Livre  d’heures  de  Besan(;on  nous  amenent  ä 
parier  des  dessins  de  l’Ecole  allemande  qui  meritent  au  meme  titre  qui  les  peintures 
une  etude  approfondie.  Un  grand  nombre  de  dessins  de  Dürer,  qui  se  trouvaient 


y Cf.  Jahrbuch  der  K.  K.  Samml.  des  all.  Kaiserhauses:  Chmelarz:  Diurnale  oder 
Gebetbuch  des  Kaisers  Maximilian  I.  1884  — et  K Giehlow:  Beiträge  zur  Entstehungsgeschichte 
des  Gebetbuches  Kaisers  Maximilian.  1899.  — K.  Giehlow:  Kaiser  Maximilians  Gebetbuch  mit 
Zeichnungen  von  A.  Dürer  und  anderen  Künstlern.  Fo.  München.  Bruckmann.  1908.  ~ Ephrussi: 
Albert  Dürer  et  ses  dessins.  Paris.  Quantin.  1881.  — Musees  et  Monum  ents:  Jahrg.  1907;  No.  7. 


Reau.  L’art  allemand  dans  les  Musees  frangais 


263 


CRÄNÄCH.  Nymphe  de  la  Fontaine 
Musee  de  Besan^on  d 


jadis  dans  des  collections  fran(;aiscs,  ont  ete  reconquis  dans  les  ventes  par  les  Musees 
allemands;  le  Musee  de  Berlin  en  particulier  s’est  enridii  des  depouilles  des  collections 
Posonig-Hulot,  Ämbroise  Firmin-Didot  et  Gigoux.  Neanmoins  la  part  de  la  France  est 
encore  assez  belle. 

Sans  egaler  l’Älbertina  de  Vienne,  dont  la  richesse  est  incomparable,  le  Louvre 
possede  cependant  un  choix  tres  remarquable  de  dessins  originaux  de  Dürer,  qui  com- 
pensent  dans  une  certaine  mesure  l’absence  de  tableaux  du  maitre^).  On  les  trouvera 
tous  reproduits  dans  le  troisieme  volume  de  l’ouvrage  monumental  que  Lippmann  a 
consacre  aux  dessins  de  Dürer.  II  ne  saurait  etre  question  d’enumerer  et  de  decrire 
ici  tous  ces  dessins.  Nous  ferons  seulement  remarquer  que  la  collection  du  Louvre, 
qui  provient  en  majeure  partie  de  la  collection  Mariette  et  du  legs  Gatteaux,  est  particu- 
licrement  precieuse  non  seulement  ä cause  de  la  qualite  exceptionelle , mais  aussi  ä 
cause  de  la  variete  de  ses  dessins  qui  appartiennent  ä toutes  les  periodes  de  la  vie 
de  l’artiste.  Une  Vierge  au  Baldaquin  qui  date  des  annees  de  jeunesse  de  Dürer  nous 
fait  toucher  du  doigt  Finfluence  decisive  de  Schongauer  sur  la  formation  de  son  stgle. 
Des  etudes  de  paysages  tyroliens  soigneusement  lavees  ä Taquarelle  (Venediger  Klausen) 
nous  montrent  mieux  que  des  tableaux  que  ce  peintre  surtout  dessinateur  savait  etre 
ä l’occasion  un  delicat  coloriste.  De  ravissantes  tetes  d’anges  ont  servi  d’etudes 


q Cf.  Reiset  et  Both  de  Tauzia:  Dessins  exposes  du  Louvre.  Le  Catalogue  complet  des 
Dessins  du  Louvre  par  M.  M.  Guiffrey  et  Marcel  est  en  cours  de  publication. 


264 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


preparatoires  au  tableau  de  l’Ädoration  de  la  Vierge  ou  du  Rosaire  qui  se  trouve 
aujourd’hui  en  si  piteux  etat  au  cloitre  Strahow  de  Prague.  Enfin  une  Sainte  Familie, 
l’admirable  Christ  en  croix  du  legs  Gatteaux  cvoquent  les  derniers  projets  du  grand  artiste. 

Le  Cabinet  des  Estampes  de  la  Bibliotheque  Nationale^)  possede  aussi 
quelques  beaux  dessins  de  Dürer  qui  proviennent  de  la  Collection  de  l’abbe  de  Marolles. 
On  y admirera  surtout  un  paysage  avec  un  moulin  (Die  Weidenmühle)  peint  ä Taquarelle 
et  de  magnifiques  etudes  d’enfants  sur  papier  prepare  rehausse  de  blanc  qui  ont  ete 
utilisees  dans  le  tableau  du  Rosaire. 

Enfin  le  Musee  Conde  ä Chantilly,  que  le  duc  d’Äumale  a legue  ä l’Institut, 
complete  de  la  fa(;:on  la  plus  heureuse  cette  collection  de  dessins  de  Dürer.  Je  me 
borne  ä signaler  un  precieux  dessin  ä la  plume  lave  d’aquarelle  qui  n’est  autre  chose 
que  la  premiere  pensee  du  tableau  de  tous  les  Saints  (Ällerheiligenbild)  avec  son 
beau  cadre  decoratif.  Le  tableau  est  aujoursd’hui  comme  on  sait,  au  Musee  de  Vienne 
tandis  que  le  cadre  original  est  reste  au  Musee  Germanique  de  Nuremberg.  Le  Musee 
Conde  possede  en  outre  quelques  feuillets  du  carnet  de  voyage  de  Dürer  dans  les 
Pays-Bas  avec  des  vues  d’Aix-la-Chapelle  et  de  Berg-op-Zoom  et  des  portraits  ä la 
pointe  d’argent  d’un  arrangement  tout  ä fait  moderne  se  detadiant  sur  un  fond  d’archi- 
tecture  ou  de  paysage.  II  serait  ä souhaiter  qu’on  reconstituät  un  jour  en  fac-simile 
les  feuillets  epars  de  ce  carnet  d’artiste.  Tous  les  dessins  de  Chantilly  ont  ete  achetes 
par  le  duc  d’Aumale  ä la  vente  de  la  collection  Reiset. 

En  dehors  de  ces  trois  collections  publiques:  le  Louvre,  la  Bibliotheque 
Nationale  et  le  Musee  Conde,  on  peut  admirer  des  dessins  de  Dürer  dans  cinq  ou 
six  collections  particulieres.  La  plus  riche  des  collections  partsiennes  est  ä cet  egard 
celle  du  peintre  Leon  Bonnat,  qui  est  destinee  ä enrichir  un  jour  le  Musee  de  Bayonne. 
On  y voit  de  curieux  dessins  du  jeune  Dürer  d’apres  les  estampes  de  Pollaiuolo,  un 
portrait  d’Erasme,  un  projet  de  tableau  de  1522  (Madonne  entouree  de  saintes)  remar- 
quable  par  la  largeur  de  la  composition  et  la  liberte  de  l’arrangement  et  enfin  de  belles 
etudes  pour  les  Äpötres  de  Munich. 

Apres  la  collection  Bonnat  il  convient  de  citer  les  collections  du  baron  Edmond 
de  Rotschild  et  du  baron  de  Schickler. 

Au  point  de  vue  des  dessins  d’Holbein,  le  Louvre  ne  saurait  rivaliser  ni 
avec  le  Musee  de  Bäle,  ni  avec  la  Bibliotheque  de  Windsor.  II  possede  cependant 
outre  une  belle  etude  de  mains  pour  le  portrait  d’Erasme  une  des  plus  belles 
esquisses  originales  du  maitre  bälois:  l’esquisse  du  Triomphe  de  la  Richesse  et 
de  la  Pauvrete  qui  devait  decorer  le  Stahlhof  ou  Steelyard  des  marchands  alle- 
mands  de  Londres.  On  sait  que  les  «Trionfi»  de  Petrarque  avaiant  popularise 
ces  themes  allegoriques:  on  peut  rapprocher  de  l’esquisse  d’Holbein  le  triomphe 
de  Cesar  de  Mantegna  ou  le  Char  de  triomphe  de  Maximilien  de  Dürer.  Puisque  nous 
parlons  de  l’art  allemand  en  France,  il  n’est  pas  hors  de  propos  de  rappeier  ici  que 

y La  reproduction  des  dessins  de  la  Bibliotheque  Nationale  dans  le  recueil  de  Lippmann 
est  incomplete.  On  n’y  trouve  ni  la  celebre  etude  pour  la  tete  de  la  Vierge  ni  les  deux  etudes 
de  jeunes  gar(;:ons  reproduites  dans  Soldan  et  Riehl,  no.  19,  31,  74. 


Reau.  L’art  allemand  dans  les  Musggs  frangais 


265 


Igs  dGUX  CGlGbrGS  sghgs  dG  gravurGS  sur  bois  d’HolbGin:  Igs  Scghgs  dG  TAnciGn 
tGstaiTiGnt  Gt  Igs  «SimuladirGs  dG  la  Mort»  qu’on  appGÜG  communGmGnt  la  DansG 
macabrG  ont  gIg  GditGGS  non  pas  Gn  ÄllGmagnG,  mais  Gn  FrancG,  ä Lyon,  diez  Igs  frcrGS 
TrGchsGl  avGC  dGS  vGrs  frangais  dG  GüIgs  CorrozGt. 

Parmi  Igs  maitrGS  dG  moindrG  cnvGrgurG  qui  sont  rGprGSGntGS  par  dGs  dGSsins 
dans  Igs  collGctions  frangaisGS,  je  citGrai  pour  finir  H.  Baidung  GriGn^).  Lg  LouvrG 
possGdG  un  dGS  plus  bGaux  dGSsins  du  maitrG  strasbourgGois.  C’Gst  un  dGssin  ä la 
plumG  rGhaussG  dG  blanc  sur  un  fond  vGrt  qui  rGprGSGntG  la  TGntation  dG  S*  ÄntoinG: 
unG  viGÜlG  sorcicrG  aux  sGins  flasquGS  fait  surgir  dGvant  rGrmitG  qui  fait  un  gGstG  de 
dGtrGssG  unG  bcllG  fillG  nuG.  Malgrc  l’autoritG  dG  M.  dG  TcrGy,  on  SGrait  plutöt  tGntG 
d’attribuGr  CGttG  admirablG  composition , qui  proviGnt  du  kgs  GattGaux,  au  gcniG  plus 
mälG  Gt  plus  vigourGux  dG  M.  GrunGwald. 

En  rGvandiG  1g  Musgg  Municipal  dG  S*  GGrmain  Gn  LayG  ä acquis  Gn  1876  avGC 
1g  kgs  DucastGl  unG  iete  dG  fGmniG  laurGG  qui  Gst  CGrtainGmGnt  dG  la  main  dG  Baidung 
GriGn^).  On  rGConnait  aisGmGnt  dans  cgüg  figurG  de  bourgGoisG  placidG  l’influGncG  du 
stglG  dG  DürGr.  Baidung  s’Gst  inspirc  visiblGUiGnt  des  GstampGS  dG  son  maitrG  tcllGs 
quG  la  GrandG  Fortune  ou  l’EnlGVGmGnt  d’Arnymone  dans  cg  profil  au  decoupage 

un  pGU  SGC. 

En  poursuivant  rnGthodiguGment  cgüg  enquetG,  il  serait  aisG  de  complGter  la  liste 
des  Oeuvres  de  l’Ecole  allemande  qui  sont  passees  en  Frances.  Mais  le  seul  but  de 
CGttG  Gtude,  qui  n’a  evidemment  pas  la  pretention  d’epuiser  le  sujet  est  d’orienter 
quelque  peu  Igs  travailleurs  et  de  provoquer  de  nouvelles  rediGrcliGS  dans  le  fonds  encore 
si  mal  GxplorG  des  Musggs  provinciaux.  Puissent  ces  indications  sommaires  sur  Igs 
tableaux  Gt  Igs  dessins  de  TEcole  allemande  eveiller  dans  une  faible  mesure  la  curiositG 
des  savants  et  des  collectionneurs  en  faveur  de  l’art  allemand  qui  n’a  ni  dans  nos 
travaux  ni  dans  nos  collections  la  place  qu’il  merite. 


y Cf.  G.  von  Terey:  Handzeichnungen  von  H.  Baidung  Grien.  Straßburg.  1894. 
2 P.  Leprieur.  Bulletin  des  Musees.  1894. 


Charakterköpfe  des  Secento 

i. 

MÄSSIMO  STANZIONI 

Von  Hermann  Voss 

Keiner  der  Vorwürfe,  die  das  verflossene  Jahrhundert  gegen  die  ihm  fremd  ge- 
wordene Kunst  des  italienischen  Secento  erhoben  hat,  entbehrt  so  der  Berechtigung 
wie  jener,  es  habe  damals  eine  allgemeine  Vermischung  der  Lokalschulen  und  Lokal- 
kunstcharaktere stattgefunden.  Wohl  ist  es  wahr,  daß  die  Einflüsse  hin-  und  her- 
gespielt haben,  daß  Bologna  auf  Rom,  dieses  auf  Neapel  gewirkt  hat,  allein  schon  das 
Quattrocento  — vom  Cinquecento  zu  schweigen  — kannte  Vorgänge  dieser  Art  — 
man  erinnere  sich  der  Einwirkung  Donatellos  auf  die  Kunst  von  Padua,  aus  der  Man- 
tegna  hervorging,  der  seinerseits  die  venezianische  Kunst  aufs  stärkste  beeinflußt  hat. 
Nicht  richtig  ist  dagegen,  was  von  einer  durchgehenden  Vermischung  der  landschaft- 
lichen Charaktere  behauptet  worden  ist:  wenn  wir  heute  einen  florentinischen  und 
einen  bolognesisdien  Secentisten  nicht  mit  der  gleichen  Sicherheit  voneinander  zu 
scheiden  wissen  wie  etwa  einen  quattrocentistischen  Umbrier  von  einem  Florentiner, 
so  liegt  das  nicht  daran,  daß  dort  tatsächlich  weniger  Unterschiede  vorhanden  wären, 
sondern  an  unserer  mangelhaften  Fähigkeit,  uns  in  diese  späteren  Werke  einzufühlen. 
Wie  sehr  die  landschaftlichen  Besonderheiten  bis  ins  Secento  bestehen  blieben,  dafür 
gibt  es  ein  charakteristisches  Beispiel:  die  Schule  von  Siena.  Wie  groß  war  doch  die 
Gefahr  für  die  kleine,  sehr  in  den  Hintergrund  gedrängte  Stadt,  eine  bloße  Kolonie 
von  Florenz  oder  auch  von  dem  weithin  wirkenden  Rom  zu  werden!  Aber  Rutilio 
Manetti,  der  in  seiner  Ruhe  auf  der  Flucht  (S.  Pietro  alle  Scale)  eines  der  schönsten 
und  reinsten  Kunstwerke  der  ganzen  Periode  schuf,  ferner  der  heitere  Franc.  Rustici, 
die  Ventura  und  Arcangelo  Salimbeni,  die  Vanni  und  andere  haben  so  sehr  ihren 
eigenen  Ton,  wie  nur  irgend  ein  sienischer  Trecentist  — die  ganze  Sieneser  Schule 
bildet  bei  all  den  Einwirkungen,  die  sie  von  außen  erfuhr,  eine  in  sich  geschlossene, 
unbezweifelbare  Einheit. 

Und  wieviel  mehr  haben  im  17.  Jahrhundert  diejenigen  Schulen  ihren  eigenen 
Charakter,  die  in  eben  jener  Epoche  ihren  Höhepunkt  erreichten  oder  sich  damals  erst 
aus  wenig  bedeutenden  Anfängen  heraus  zur  Blüte  entwickelten!  Im  besonderen  denkt 
man  hier  an  die  neapolitanische  Schule,  die  früher  stark  von  Toscana  einer-,  den  Nieder- 
landen andererseits  beherrscht,  auch  jetzt  noch  fremde  Einflüsse  aufnimmt,  aber  neben 
den  Schülern  der  Römer  und  Bolognesen  eine  Schar  von  Künstlern  aufweist,  die  völlig 
ihr  eigenes  Gesicht  zeigen.  Ja,  man  geht  nicht  zu  weit,  wenn  man  in  den  Werken, 
die  damals  Domenichino  und  Guido  Reni  in  Neapel  schufen,  bereits  Rückwirkungen 
jener  Malerschule  auf  die  Großmeister  des  italienischen  Nordens  konstatiert.  Noch  viel 
mehr  gilt  das  von  dem  Bolognesen  Lanfranco,  der  lange  und  viel  in  Neapel  gearbeitet 
hat  und  unter  dem  Eindruck  jenes  freieren  und  bewegteren  Daseins  seinen  Dekorations- 


Voss.  Charaktcrköpfc  des  Sccento 


267 


Stil  ins  Maditvolle,  wenn  man  will,  Rohe,  Sinnliche  umbildete  und  als  ein  anderer 
nach  Rom  zurüd^kehrte. 

Ihren  eigentlichen  Kulminationspunkt  erreicht  die  Schule  in  zwei  stark  von- 
einander verschiedenen  Charakteren,  die  zu  den  eigenartigsten  der  Zeit  gehören: 
Salvator  Rosa  und  Luca  Giordano.  Zwei  völlig  entgegengesetzte  Naturen!  Der  eine 
ein  Poet,  aber  keiner,  der  die  Poesie  wie  Claude  Lorrain  in  weltabgeschiedener  Stille 
fände,  sondern  einer,  der  sehr  handfest  zugreift,  wo  das  Leben  in  seiner  ganzen 
Sinnlichkeit  gegenwärtig  ist,  gleicherweise  ein  Landschafter  und  ein  überaus  origineller 
Figurenmaler,  einer  der  alles  kann  und  freilich  lebenslang  in  allem  ein  arger  Dilettant 
geblieben  ist.  Nicht  so  der  andere.  Luca  Giordano  ist  kein  Poet,  sondern  nur  ein 
sehr  begabter  Dekorateur;  die  Stimmung,  die  von  seinen  Sachen  ausgeht,  ist  besten- 
falls die  strahlende  Heiterkeit  des  Südens,  gelegentlich,  wenn  er  gut  inspiriert  war, 
sehr  sprechend  getroffen,  aber  auf  die  Dauer  doch  leicht  monoton  erscheinend.  Deko- 
rativ sind  seine  Bilder  und  in  noch  höherem  Maße  die  Fresken  — eigentlich  immer  — 
das  Schwächste  von  seiner  Hand  mag  öde  und  ausgeschrieben  erscheinen,  man  hat 
doch  nie  das  peinliche  Gefühl,  daß  der  Künstler  in  Verlegenheit  war,  wie  eine  auch 
noch  so  schwierige  oder  (schlimmer  noch!)  gleichgültige  Aufgabe  anzugreifen  sei.  Er- 
staunlich ist  seine  sichere  Handhabung  eines  völlig  eigenen  Kolorites.  In  allem,  was 
Komposition,  Figuren,  Lineament,  Helldunkel  anlangt,  ist  Pietro  da  Cortona  das  Vorbild 
des  Fa  presto  (und  gewiß  überstrahlt  der  Meister  seinen  Schüler  weit  an  Genie),  aber 
in  der  Farbe  ist  der  Neapolitaner  völlig  originell  und  völlig  neapolitanisch.  Diese 
breiten  Ströme  gelblich  gefärbten  Lichtes,  die  er  in  seine  Bilder  hineinschickt,  diese 
wollüstigen  Halbtöne,  aus  denen  hie  und  da  ein  Stück  rosigen  Fleischtones  hervor- 
leuchtet, und  zu  dem  dann  eine  Flut  strohblonden  Haares  und  ein  sattes  samtenes 
Blau  gestimmt  ist  — wahrer,  empfundener  ist  das  Licht  und  die  Farbe  ides  Südens 
nie  gemalt  worden,  vor  allem  nie  mehr  aus  dem  Genius  jenes  Volkes  selber  heraus. 

Es  ist  ein  merkwürdiges,  ja  bizarres  Schauspiel,  in  jene  sonnentrunkene  Welt 
die  freudlose,  finstere  Erscheinung  des  Spaniers  Ribera  eintreten  zu  sehen.  Das  Secento 
ist  ja  reich  an  solchen  sonderbaren,  dramatischen  Kontrasten:  in  Rom  haben  die 
Carraccesken  ihr  Widerspiel  in  der  Richtung  des  Caravaggio,  in  Florenz  steht  dem 
vielgeliebten  und  noch  mehr  gehaßten  Salonbildmaler  Dolci  der  Mann  mit  der  derben 
Affrescatore-Faust  gegenüber:  Giovanni  da  S.  Giovanni,  und  in  Bologna  erhebt  sich 
gegen  den  formvollen,  aber  konventionellen  Katholizismus  der  Reni  und  Albani  die 
zur  Ekstase  und  Mystik  neigende  glutvolle  Religiosität  eines  Giuseppe  Crespi.  Aber 
der  Mann  der  stockschwarzen  Finsternis,  des  eisigen  Schweigens,  des  saftlosesten, 
rein  deskriptiven  Naturalismus  in  dieser  Welt  des  Lichtes  (das  damals  in  der  Kunst 
erst  wurde),  unter  diesen  passionierten  Schwätzern  und  Musikanten  — das  ist  doch 
wohl  vom  Sonderbaren  das  Sonderbarste. 

Und  dieser  Spanier  stand  in  Neapel  keineswegs  isoliert  da.  Zwar  war  in 
seinem  Charakter  viel  rein  Spanisches,  das  sich  in  jener  italienischen  Umgebung  nicht 
restlos  auflösen  konnte,  aber  seine  Art  machte  Schule,  er  wurde  — wie  alles  in  Italien, 
das  gefällt  — nachgeahmt.  Unter  denen,  die  ihm  künstlerisch  nahe  stehen,  ist  der 

18 


268 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Bedeutendste  und  Selbständigste  Massimo  Stanzioni.  Er  ist  durchaus  kein  Ribera- 
schülcr;  der  neapolitanische  Vitensdireiber  De  Dominici  weiß  überhaupt  nichts  von 
irgend  einem  Verhältnis  Stanzionis  zu  Ribera,  sondern  nennt  als  seinen  Lehrer  den 
mittelmäßigen  Porträtisten  Fabrizio  Santafede,  die  Artemisia  Gentileschi,  die  Carracci 
und  Guido  Reni  — aber  keinem  dieser  Namen  entspricht  Massimos  Kunst  wie  dem 
einen  des  Spagnoletto.  Es  ist  unschwer,  bei  Stanzioni  Anregungen  von  den  genannten 
Künstlern  zu  begegnen^),  aber,  um  es  so  zu  sagen:  das  künstlerische  Temperament, 
durch  das  bei  ihm  diese  Anregungen  hindurch  passieren,  ähnelt  stark  dem  des  Spaniers. 
Mit  ihm  hat  er  gemein  das  starke  Helldunkel,  die  Neigung  zu  neutralen,  wenig  kräf- 
tigen Farben,  eine  gewisse  Dürftigkeit  des  Bildes  an  Akzessorischem,  das  besonders  in 
Neapel  überraschend  wirkt  und  den  erwähnten  De  Dominici  zu  der  Behauptung  brachte, 
der  Cavaliere  habe,  um  die  vornehmen  Allüren  seiner  Frau  befriedigen  zu  können, 
mehr  gemalt,  als  gut  war;  dabei  sei  er  zwar  niemals  in  sträfliche  Oberflächlichkeit  ver- 
fallen, habe  sidi  aber  bei  jedem  Bilde  mit  möglichst  wenigen  Figuren  und  Dingen 
begnügt. 

Also  Armut  der  Erfindung,  nicht  Flüchtigkeit!  Vielleicht  ist  de  Dominici  doch  im 
Irrtum,  wenn  er  so  argumentiert.  Es  begreift  sich,  daß  ihm  als  Neapolitaner  der  spä- 
teren Zeit  die  große  Zurückhaltung  Massimos  nicht  mehr  lag,  daß  sie  ihm  als  Schwäche 
erschien  (unser  heutiges  Urteil  lautet  anders),  und  so  legte  er  sich  die  Geschichte  mit 
der  Putz-  und  Vergnügungssucht  seiner  Frau  zurecht.  Die  Wahrheit  ist,  daß  Stanzioni 
freilich,  selbst  neben  den  Spanier  gehalten,  dessen  Feld  begrenzt  genug  war,  etwas 
Dürftiges,  Mageres  hat;  seine  Sachen  wirken  nicht  sehr,  aber  sie  gehören — ein  seltener 
Fall  in  Neapel  zu  denjenigen  Dingen,  die  bei  näherer  Beschäftigung  gewinnen.  Der 
Künstler  ist  immer  gewissenhaft  (wie  de  Dominici  eigens  anerkennt),  niemals  flüditig, 
niemals  roh;  so  war  es  denn  auch  leicht  für  die  anderen,  ihn  mit  Effektvollem  und 
Grellen  zu  übertönen.  Daher  wird  es  sich  erklären  lassen,  daß  der  zu  seiner  Zeit 
durchaus  geschätzte  Meister  dodi  auf  die  Länge  etwas  in  den  Hintergrund  geriet  — 
in  Deutschland  ist  er  schon  deshalb  eine  persona  incognita,  weil  wir  kaum  Bilder  von 
ihm  haben  und  er  in  unseren  Kunstbüchern  mehr  oder  weniger  ignoriert  wird. 

Wie  soll  man  auch  werben  für  einen  Künstler,  dem  gerade  das  Mitreißende, 
Geniale  abgeht,  der  durch  das  Stoffliche  niemals  reizt  oder  interessiert  und  der  ge- 
rade in  dem,  was  er  meisterhaft  beherrscht,  dem  Empfinden  der  Zeit  so  unendlich 
ferne  steht? 

Denn  worin  Massimo  vor  allem  bedeutend  ist,  das  liegt  heute  nur  wenigen: 
wer  interessiert  sich  für  den  heiligen  Emidius,  wer  für  den  heiligen  Bruno,  den  heiligen 
Antonius?  Ja,  wären  die  Geschichten  dieser  Personen  vorgetragen  von  dem  Pinsel 
eines  Trecentisten,  in  dessen  rührender  künstlerischer  Simplizität  (wie  man  das  so  nennt) 
eine  Gewähr  der  „Echtheit“  des  religiösen  Empfindens  enthalten  zu  sein  scheint!  Aber 


^)  Über  die  Stellung  zu  Reni  später.  Von  Carracci  zeigt  er  sich  in  der  Pieta  von  S.  Mar- 
tino  angeregt:  Haltung  und  Modellierung  des  Leichnams  Christi  entspredien  außerordentlich  dem 
(neuerdings  bezweifelten)  Bilde  der  Pieta,  das  in  mehreren  Exemplaren  (Rom,  Doria,  Neapel, 
Museo  Nazionale  u.  a.)  vorkommt. 


Voss.  Charakterköpfe  des  Secento 


269 


] Äbb.  1.  MÄSSIMO  STANZIONI:  Bacchusfest 
■ Madrid.  Prado  □ 

i 

i dem  Katholizismus  des  17,  Jahrhunderts  begegnet  man  mit  ausgesprochenem  Mißtrauen 
und  (unausgesprochener)  Äntipathie.  Man  hält  ihm  allenfalls  die  vollendete  Form  und 
I eine  gewisse  leicht  hysterische  Ärt  von  Schwärmerei  zugute;  eine  einfache,  unpathe- 
tische Religiosität  im  Sinne  verflossener  Jahrhunderte  wird  ihm  nicht  zugetraut. 

Wer  sich  bestrebt  hat,  liebevoll  in  eine  Persönlichkeit  wie  Stanzioni  einzu- 
dringen, kann  so  allgemein  gefaßten  Urteilen  unmöglich  beistimmen.  Man  sehe  seinen 
hl.  Bruno  in  der  Certosa  S.  Martino  zu  Neapel:  eine  schlichte,  ganz  unpathetische 
Mönchsfigur  zwischen  sechs  Brüdern  aufrecht  dastehend;  nur  einen  Kontrast  hat  das 
Bild:  das  Stehen  des  Heiligen  und  das  andächtige  Niederknien  der  Mönche  — im 
übrigen  nichts,  was  die  ergreifende  Einfachheit  dieses  siebenmal  gebrachten  weißen 
Ordenkostüms,  dieser  sieben  glatt  geschorenen  Häupter  störte.  Und  dabei  könnte  man 
nicht  einmal  sagen,  daß  absichtvoll  nach  Schlichtheit  oder  hieratischer  Feierlichkeit  ge- 
strebt wäre  — innerhalb  der  besdieidentlich  und  taktvoll  gezogenen  Grenzen  ist  so 
viel  malerische  Feinheit,  so  viel  Abtönung  des  Ausdruckes  der  Andacht  gegeben,  wie 
sie  die  Zeit  nun  einmal  verlangte. 

Stanzioni  hat  für  den  eigentümlich  weltfremden  und  doch  freudigen  Geist  dieser 
Karthäuserbilder  einen  eigenen  koloristisdien  Ausdruck  gefunden:  er  gibt  ein  ganz 
helles,  silbriges  Weiß,  stimmt  es  zu  einem  leichten  Grauschwarz  (das  Riberesker  Ab- 
stammung ist)  und  stellt  zu  diesen  beiden  Tönen  eine  bläuliche  Landschaft  als  Grund. 
So  ist  es  wie  in  dem  Bilde  der  Certosa,  besonders  in  dem  noch  silberneren  des 


270 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Neapler  Museums  gehalten,  wo  der  Heilige  in  seinem  Ausdruck  der  Entrücktheit  ihm 
so  ganz  glaubhaft  und  so  fein  differenziert  gelungen  ist,  daß  gerade  wir  Modernen  hier 
persönlich  sehr  stark  interessiert  werden  müßten. 

Es  ist  bekannt,  daß  die  Themen,  die  man  den  Künstlern  damals  in  Ändachts- 
bildern  stellte,  nicht  immer  sehr  erfreulicher  Art  waren.  Auch  Stanzioni,  wenn  er  den 
hl.  Emidius  darzustellen  hatte,  der  den  Segen  der  hl.  Trinität  auf  Neapel  herabfleht 
(S.  Trinitä  de’  Pellegrini),  mußte  spüren,  daß  das  ein  spröder,  unfruchtbarer  Stoff  war 


— und  doch,  hätte  er 
nur  diesen  einen,  hin- 
reißend ausdrucks- 
vollen Kopf  des 
knienden  Bischofs 
gemalt,  der  beide 
Arme  fürbittend  aus- 
streckt, das  Bild 
würde  uns  schon 
innerlich  zu  beschäf- 
tigen haben.  Wir 
deuteten  an,  daß  der 
Künstler  bei  aller 
Einfachheit  dodi  kei- 
neswegs als  ein 
Archaist  erscheint, 
selbst  da  nidit,  wo 
er  die  Mittel  der 
Darstellung  so  aufs 
äußerste  beschränkt, 
wie  etwa  in  einer 
Madonna  del  Rosario 
im  rechten  Quersdiiff 
von  S.  Lorenzo,  in 
der  er  alles  himm- 
lische Geleit  wegge- 
lassen hat,  und  die 


Hbb.  2.  MASSIMO  STANZIONI  zugesdirieben 
Die  Naturkunde  □ 

□ Dresden.  Königl.  Gemäldegalerie 


Szene,  wie  die  Mutter 
Gottes  dem  scheuen 
Mönche  den  Rosen- 
kranz spendet,  in 
ihrer  ganzen  Mensch- 
lichkeit wirken  läßt. 
Und  wie  erfreut  in 
diesem  Bilde  doch 
wieder  die  Naivetät, 
mit  der  ein  Reigen 
nackter  Engelchen  zu 
Häupten  der  Maria 
sein  Wesen  treibt! 

Nur  ungern 
schreitet  man  von  sol- 
dien  Darstellungen 
des  bloßen  Daseins 
oder  ganz  einfacher 
Handlungen  zu  den 
komplizierteren  Sze- 
nen. Man  sieht  deut- 
lich in  Werken  wie 
dem  „Abendmahl“ 
im  Chor  von  S.  Mar- 
tino,  daß  es  ihm 
schwer  fiel,  dramati- 
sdie  und  vielfigurige 


Bilder  durchzuführen;  es  ist  alles  ganz  gut  erdacht,  aber  steht  dodi  ohne  rechten 
Zusammenhang  nebeneinander.  Besser  sind  vielleicht  die  bozzetti  zu  den  großen 
Bildern,  wenigstens  gilt  das  von  der  Skizze  zu  einer  „Hochzeit  von  Cana“, 
die  man  in  der  Sakristei  von  S.  Filippo  Neri  sieht,  wo  einmal  die  trockene,  echt 
ribereske  Technik  interessiert,  die  wohl  auf  die  späteren  Dekorationsmaler  Eindruck 
gemacht  hat,  daneben  aber  auch  das  Motiv  der  zum  Mittelgrund  hinaufführenden 
Treppe  als  architektonisch  wirkungsvolles  Motiv  bemerkenswert  ist. 

Neben  dem  Gebiete  des  Religiösen  steht  das  der  Mythologie  für  Stanzioni  in 
zweiter  Linie.  In  einem  Bacchanal,  das  er  für  den  König  vnn  Spanien  malte  (heute 


Voss.  Charakterköpfe  des  Secento 


271 


1 


i 


I 


im  Prado),  geht  es  nicht  allzu  bacchantisch  zu,  aber  man  hat  Grund,  sich  wenigstens 
über  die  Vielseitigkeit  des  Künstlers  zu  wundern  und  anzuerkennen,  wie  weit  er  in 
der  Darstellung  weiblicher  Grazie  Ribera  übertrifft.  Nannte  man  ihn  doch  zu  jener  Zeit 
geradezu  den  „Guido  Reni  von  Neapel“!  Andererseits  konnte  es  ihm  in  einer  (sig- 
nierten) Sibylle  der  Galleria  Doria  zu  Rom  zustoßen,  daß  statt  idealer  mythologischer 
Stimmung  naturalistische  Gemeinheiten  sidi  breitmachen  und  das  begeisterte  prophetische 
Aufsehen,  wie  es  etwa  Domenichino  gibt,  zu  einem  blöden  Erstaunen  wird. 

In  den  deutschen  Galerien  ist  Stanzioni,  wie  gesagt,  kaum  vertreten,  — in 
Dresden  wird  ihm  seit  1812  eine  Allegorie  der  Naturkunde  zugewiesen,  die  im  Galerie- 
werk als  Domenichino  wiedergegeben  worden  ist,  allein  die  Zuschreibung  erscheint 
mir  durchaus  unhaltbar.  Das  interessante,  hieneben  reproduzierte  Bild,  das  weder  mit 


Hbb.  3.  MÄSSIMO  STANZIONI:  Santa  Agata 
Neapel.  Museo  Nazionale  □ 


272 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Äbb.  4.  MÄSSIMO  STÄNZIONI:  Susanne  und  die  beiden  Älten 
Frankfurt  a.  M.  Städelsdies  Institut  □ 


der  neapolitanischen,  noch  mit  der  römischen  oder  bolognesischen  Schule  etwas  zu  tun 
hat,  erweist  sich  jedenfalls  als  abhängig  von  späteren  Venezianern,  besonders  von 
Paolo  Veronese,  an  den  das  Kostüm,  zumal  die  Partie  um  die  Brust,  aufs  lebhafteste 
erinnert.  Auch  die  Stanzioni  ganz  fernstehende  Behandlung  des  Fleisches  und  das 
weiche  Helldunkel,  ferner  das  Stilleben  weisen  nach  Venedig.  Einen  bestimmten 
Meister  weiß  ich  nicht  zu  nennen. 

Dagegen  besitzt  das  Städelsche  Institut  zu  Frankfurt  unter  dem  Namen  des 
Spagnoletto,  neuerdings  mit  ?,  ein  Meisterwerk  Massimos.  Es  ist  das  eindrucksvolle 
große  Bild  „Susanna  und  die  beiden  Alten“.  Wohl  nur,  weil  die  deutschen  Galerien 
kein  Vergleichsmaterial  bieten,  wurde  der  wahre  Urheber  des  Bildes  nicht  erkannt. 
Zur  stilistischen  Analyse  besonders  geeignet  erscheint  uns  die  Halbfigur  der  hl.  Agata 
im  Museo  Nazionale  zu  Neapel.  Schon  der  Typ  der  Frau  ist  hier  und  dort  der 
gleiche:  breit,  mit  niederer,  aber  großer  Stirn,  von  ganz  gleidi  angeordneten  schwarzen 
Haaren  umgeben;  charakteristisch  die  Form  des  Mundes,  die  Augen,  der  weich  gegen 
die  Schultern  absetzende  Nacken.  Man  halte  ferner  Bewegung  gegen  Bewegung,  man 
verfolge  die  für  Stanzionis  Schönheitssinn  bezeichnende  flüssige,  elastisdie  Linie  der 
Schultern  und  Arme,  weiter  die  fleischigen,  stark  vorgewölbten  Hände  mit  den  rund- 
lichen Fingern,  man  beachte  malerische  Eigentümlichkeiten  wie  die  dünn  beginnenden, 
dann  anschwellenden  Schatten. 


Voss.  Charakterköpfe  des  Secento 


273 


Äbb.  5.  GUIDO  RENI:  Susanna  und  die  beiden  Älten 
Florenz,  Uffizien  □ 


Zur  Vergleichung  des  Nackten  eignet  sich  noch  besser  das  erwähnte  Bacchanten- 
fest in  Madrid.  Audi  für  diarakteristisdie  Gewandmotive  des  Frankfurter  Bildes  findet 
man  hier  sprechende  Analogien,  z.  B.  für  das  über  Susannens  Arm  gelegte  Gewand 
in  einer  weiblidien  Gestalt  ganz  rechts;  die  Haltung  des  vorderen  Greises  ähnelt  der 
einen  Figur  ganz  links  in  Madrid:  Vordrängen  des  Oberkörpers,  Zurückstellen  des 
einen  und  Vortreten  mit  dem  anderen  Fuße.  Die  Art,  wie  sich  die  Hände  Susannas 
und  des  einen  Greises  berühren,  entspricht  der  Handberührung  zweier  Bacchantinnen 
ganz  rechts  auf  dem  Bilde  im  Prado.  Im  Helldunkel  sind  gleichfalls  viele  Berührungs- 
punkte vorhanden:  tiefe,  oft  strichartig  sdiarf  absetzende  Schatten,  starke  Helligkeiten 
unmittelbar  neben  tiefen,  schwarzen  Stellen:  wie  der  rechte  Arm  der  Susanna  grenzt 
der  linke  einer  rechts  vorn  knienden  Bacchantin  direkt  gegen  die  Dunkelheit  — man 
achte  auch  auf  die  weiche,  feinempfundene  Biegung,  in  der  die  Begrenzungslinie 
verläuft. 

Unser  Frankfurter  Bild  hat  in  einem  anderen,  vielleicht  noch  bekannteren  sein 
unverkennbares  Vorbild.  Es  ist  Guido  Renis  Darstellung  des  gleichen  Gegenstandes 
in  den  Uffizien  (Replik  in  der  National  Gallery,  London).  Man  vergleiche  die  Kompo- 
sition, die  Bewegungen  und  Typen  der  beiden  Alten,  selbst  ihre  Gewänder,  weiter  die 
Armhaltung  der  Susanna,  den  Blick  usw.  Es  ist  kaum  anders  zu  interpretieren:  Mas- 
simo  kannte  jenes  Gemälde  Guidos,  und  somit  möchte  es  mit  der  für  uns  etwas  sonder- 
baren Bezeichnung  „Guido  Reni  von  Neapel“  doch  noch  in  anderem  Sinne  seine  Rich- 
tigkeit haben.  Es  ist  aber  für  den  Neapolitaner  und  Riberesken  bezeichnend,  wie  er 
sich  den  Bolognesen  zurechtlegt.  Zunächst  erweiterte  er  alles;  aus  den  Halbfiguren 


274 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


werden  ganze  Gestalten,  und  dabei  ist  ihnen  innerhalb  des  Rahmens  auch  noch  mehr 
Spielraum  gelassen.  Durch  solche  Veränderungen  gewann  Stanzioni  die  Möglichkeit, 
die  Bewegungen  deutlicher  und  schärfer  auszubilden;  man  erkennt  besser  das  Wider- 
streben der  Susanna,  das  Vordringen  des  vorderen  Alten,  die  Überredungsversuche  des 
anderen.  Damit  nicht  zufrieden,  verstärkte  der  Neapolitaner  alle  Motive:  Susannens 
Oberkörper  weicht  schaudernd  zurück,  der  Kopf  wendet  sich  jäh  zur  Seite,  die  Äugen 
blicken  scharf  auf  die  Verfolger,  und  während  die  Linke  ängstlich  das  Gewand  an  den 
Körper  drückt,  wehrt  die  Rechte  die  zudringliche  Hand,  die  einen  Zipfel  davon  ergreift, 
von  sich  ab.  Ganz  außerordentlich  ist,  was  der  Ausdruck  des  Antlitzes  an  Intensität 
gewonnen  hat;  audi  der  vordere  Alte  ist  nicht  wie  bei  Guido  halb  nachdenklich,  son- 
dern ganz  gespannte  Lüsternheit;  wirkungsvoll  erdacht  wurde  die  Verkürzung,  in  der 
der  Kopf  des  zweiten  Greises  erscheint.  Auch  die  Rechte,  die  der  vordere  warnend 
gegen  das  Kinn  erhebt,  ist  mahnender,  sprechender  geworden. 

Eine  starke  Resonanz  findet  das  Geistige  des  Bildes  in  dem  Charakter  des  Kolo- 
rites. Kräftige  Lokalfarben  sind,  wie  gewöhnlich  bei  Stanzioni,  nicht  vorhanden,  selbst 
die  am  meisten  sprechenden  Töne,  das  Olivgelb  und  Weinrot  des  ersten  Greises,  sind 
nicht  sehr  stark.  Wundervoll  weich  und  goldig  das  Karnat  der  Susanna,  freilich  immer 
mit  jenem  graulidien  Anflug,  der  für  den  Meister  bezeichnend  ist,  ausgesprochen  grau- 
weiß das  Gewand,  an  dem  der  eine  Alte  zerrt.  Riberesk  dunkel  der  Grund.  In  Vor- 
trag, Formenspradie,  Kolorit  ebensoviel  Anklänge  wie  Abweichungen  vom  Spagnoletto. 

Der  Stoff  der  Keuschheit  Susannens  ist,  wie  sein  Gegenstück:  Joseph,  den 
Lockungen  von  Potiphars  Weib  widerstehend,  ein  Lieblingsthema  des  Secento,  in 
Italien  wie  im  Norden.  Es  sind  damals  hervorragende  Kunstwerke  dieses  Gegenstandes 
entstanden,  und  um  ihrerwillen  würde  es  sich  lohnen,  einmal  alles  im  Ganzen  zu  be- 
trachten, wie  es  für  einen  einzelnen  Künstler  des  Nordens,  Rembrandt,  bereits  geschehen 
ist.  Eine  parallele  Darstellung  der  Verkörperung,  die  das  Thema  im  Süden  und  der, 
die  es  in  den  nordischen  Ländern  fand,  könnte  zur  Erkenntnis  der  künstlerischen  Ge- 
meinsamkeiten und  Verschiedenheiten  hier  und  da  im  Secento  von  Nutzen  sein.  Auch 
für  die  Richtigkeit  der  eingangs  behaupteten  starken  lokalen  Abweichungen  innerhalb 
Italiens  könnte  sich  mancherlei  dafür  ergeben  — gerade  in  unserem  Falle,  wo  der 
Neapolitaner  an  den  Bolognesen  anknüpft,  ist  der  Abstand  mit  Händen  zu  fassen:  er 
ist  keineswegs  nur  individuell,  sondern  greift  über  das  Persönliche  weit  hinweg  in  all- 
gemeine Fragen  des  Volkstumes  über. 


Di  una  Madonna  del  Badiiacca  attribuita  a Raffaello 

di  Giovanni  Poggi-Firenze. 

La  tavoletta  die  qui  si  pubblica^),  ritrovata  nel  1875  a Carpenedo  in  una  casa 
di  artigiani,  e posseduta  ora  da  monsignor  Giacomo  Bertoldi  in  Äsolo-Veneto.  Nelle 
gazzette  del  tempo  fu  giudicata  opera  della  prima  maniera  di  Raffaello  o,  almeno, 
«lavoro  pregevolissimo  della  sua  scuola»").  II  Morelli  invece  Fattribuiva,  meglio  che 
a Raffaello,  al  fiorentino  Francesco  Ubertini  detto  il  Bachiacca:  «Un  piccolo  quadro 
die  podii  anni  fa  si  trovava  in  possesso  del  prete  don  Giacomo  Bertoldi  a Carpenedo, 
presso  Mestre,  da  lui  tenuto  per  un  Raffaello  Sanzio,  consenzienti  alcuni  amici  dell’ 
arte  di  Venezia.  In  quel  quadro  . . . . la  composizione  e di  un  artista  ancora  ine- 
sperto,  I’atteggiamento  della  Vergine  ricorda  la  scuola  perugina,  mentre  il  paesaggio 
e la  scala  dei  colori  ridiiamano  giä  vivamente  il  Franciabigio».’^)  Ma  l’opinione  del 
Morelli,  con  cui  del  resto  consentirono  tutti  i conoscitori,  restö  quasi  ignorata  dal 
pubblico.  Lo  stesso  possessore  del  quadro  volle  dimostrare  l’attribuzione  a Raffaello 
con  un  apposito  libro.^)  Di  recente,  i giornali  hanno  ripreso  a parlare  di  un  Raffaello 
sconosciuto  ed  inedito,  e un  artista  genovese.  Franco  de  Ämicis,  ha  pubblicato  uno 
Studio  critico  su  «Raffaello  Sanzio  da  Urbino  e la  sua  madonna  della  Missione  che 
si  conserva  in  Äsolo-Veneto  nella  Raccolta  Bertoldi».^)  Mi  e parso  perciö  opportuno 
ravvivare  il  ricordo  dell’  opinione  autorevole  del  Morelli,  adducendo  a sostegno  alcuni 
fatti  e considerazioni  nuove. 

* * 

* 

Un  semplice  sguardo  al  quadretto  di  Asolo  basta,  per  chiunque  abbia  familiaritä 
con  la  pittura  fiorentina  del  primo  Cinquecento,  a provare  la  veritä  delle  considerazioni 
esposte  dal  Morelli.  La  composizione,  il  tipo  della  Vergine  e del  bambino  Gesü,  il 
modo  con  cui  e trattato  il  paesaggio  e sono  dipinti  gli  alberi  le  rocce  e le  piccole 
figure  del  fondo,  la  tonalitä  fredda  del  colorito,  una  certa  grossolana  rozzezza  nella 
disposizione  delle  pieghe,  tutto  indica  chiaramente  e suggerisce  il  nome  dell’  Ubertini. 
Il  confronto  con  una  tavoletta  del  Bachiacca  — ritrovata  di  recente  nei  magazzini 
della  galleria  degli  Uffizi  ed  esposta  nella  prima  sala  Toscana  — convincerä  i piü  restii. 


q Su  legno  di  pioppo,  alta  O.  28  larga  0.  21. 

2)  Cfr.  la  Gazzetta  di  Venezia  del  21  Aprile  1875. 

I.  Lermolieff,  Kunstkritisdie  Studien  über  Italienische  Malerei:  Die  Galerien 
Borghese  und  Doria  Panfili  in  Rom,  Leipzig,  1890,  p.  132—133.  Dell’  ediz.  ital.  di  U Hoepli» 
Milano,  1897,  cfr.  la  pag.  99. 

q G.  Bertoldi,  Di  una  nuova  tavola  di  Raffaello,  Asolo,  1897,  pp.  224. 

F.  de  Amicis,  Raffaello  Sanzio  da  Urbino  e la  sua  madonna  della  Missione 
die  si  conserva  in  Asolo-Veneto  nella  raccolta  Bertoldi,  Genova,  1906,  pp.  53. 


ÄSOLO  VENETO.  Madonna  della 
Missione  attribuita  a Raffaello  □ 


FIRENZE,  R.Galleria  degli  Uffizi:  Badiiacca,  Tarcangelo 
□ Raffaele  e Tobiolo  d 


BERLINO,  Kaiser  Friedrich-Museum 
Bachiacca,  Battesimo  di  Cristo  □ 


Poggi.  Di  una  Madonna  del  Bachiacca  attribuita  a Raffaello 


277 


Badiiacca,  La  Madonna  col  bambino,  s.  Elisabetta  e il  Badiiacca,  La  Madonna  col  bambino,  s.  Elisabetta 

Battista  Battista 


278 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


FIRENZE,  presso  il  conte  Niccolini  □ 

ßadiiacca,  La  Madonna  col  bambino,  s.  Elisabetta  e il  Battista 


Poggi.  Di  una  Madonna  del  Badiiacca  attribuita  a Raffaelo 


279 


La  testa  dell’  arcangelo  Raffaele  a pena  svaria  dalla  testa  della  Vergine  nel  quadro 
di  Äsolo;  le  Stoffe  sono  piegate  e disposte  nella  stessa  maniera;  il  paese  e le  piante, 
dal  fusto  esile  e dai  rami  sottili,  concordano  pienamente;  persino  il  colore,  nel  cielo, 
e posato  a piccoli  e grassi  tocdii  longitudinal!,  die  sembrano  striature.  Aggiungerö 
die  la  figura  di  Elisabetta,  inginocdiiata  allato  della  Madonna,  ricompare  identica  nel 
Battesimo  di  Cristo  del  Kaiser  Friedrich-Museum  di  Berlino  e,  precisamente,  nella 
vecdiia  die  e terza  nel  gruppo  di  cinque  figure  alla  sinistra  di  chi  guardi  il  quadro. 


Questo  Battesimo 
e ricordato  tra  le 
opere  del  Badiiacca 
nelle  Vite  di  Giorgio 
Vasari.^)  Ma  la 
piccola  composi- 
zione  di  Äsolo,  die 
per  la  grazia  pia- 
cente  dovette  go- 
dere  il  favore  dei 
contemporanei , fu 
ripetutadallo  stesso 
Badiiacca  piüvolte, 
e il  caso  mi  ha  f atto 
conoscere,  negli  Ul- 
timi tempi,  tre  di 
quelle  replidie.  In 
un  grande  quadro 
posseduto  in  Fi- 
renze dal  conte 
Umberto  Serristori, 
si  notano  leggiere 
varianti  nel  gruppo 
composto  dalla  Ver- 
gine, dal  bambino 
e dal  piccolo  Gio- 

sizione,  in  una  tavola  posseduta  dal  conte  Niccolini. 


BÄCHIÄCCÄ,  Madonna 
col  bambino  e s.  Giovannino 
(giänella  raccolta  Doetsdi) 


vanni:  del  tutto  di- 
versa  e la  figura  di 
Elisabetta  e,  nel 
fondo  di  paese, 
sotto  la  rupe  di 
sinistra,  sono  alcuni 
pastori  che  guar- 
dano  un  gregge, 
sdiizzati  con  quella 
spiritosa  vivezza 
die  il  Vasari  loda. 
Un  secondo  qua- 
dro, pure  in  Firenze 
presso  una  famiglia 
privata , ripete  un 
, po’piü  grossamente 
la  Madonna  Serri- 
stori, variando  sol- 
tanto  il  gruppo  di 
piccole  figure  nel 
fondo.  Una  terza 
volta,  e in  un  tem- 
po,a  giudicaredallo 
Stile,  piü  tardo, 
il  Badiiacca  ripete 
la  stessa  compo- 
paese  e del  tutto  diverso. 


con  ardiitettura  nel  fondo,  le  carni,  le  pieghe,  i capelli  sono  trattati  con  durezza 
quasi  metallica;  il  piccolo  Giovanni  non  e seduto  di  profilo  in  terra  ne  accenna 
con  il  braccio  destro  al  divino  infante,  ma,  voltato  quasi  di  faccia,  spiega  con  le  due 
mani  un  rotolo  ove  e scritta  la  profezia  Ecce  Ägnus  Dei.  La  figura  del  Battista, 
che  ricorda  assai  nella  posa  il  putto  sostenuto  dalla  madre  su  un  piccolo  rialzo  di 


q Vasari,  Vite,  ed.  Milanesi,  VI,  455,  «Similmente  nella  giä  detta  anticamera  di  G. 
M.  Benintendi  fece  due  quadri  molto  belli  di  figure  piccole;  in  uno  de’  quali  e il  Battista  die 
battezza  Gesü  Cristo  nel  Giordano». 


280 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


terra  nel  Battesimo  di  Berlino,  si  ritrova  in  un  altro  dipinto  del  Bachiacca,  — una 
Madonna  giä  nella  raccolta  Doetsch  — dove  il  gruppo  principale  e derivato  dalla 
Madonna  raffacllesca  del  divino  Ämore^)  Questa  Madonna  Doetsch  mi  sembra  con- 
temporanea  o di  poco  posteriore  alla  terza  delle  repliche  del  quadretto  di  Asolo  che 
ho  ricordato.  Altre,  suppongo,  se  ne  ritroveranno  dopo  questa  notizia.  Ad  ogni  modo, 
quanto  ho  detto  e piü  che  sufficiente  a convalidare  la  giustezza  dell’  attribuzione  del 
Morelli  e varrä  a togliere  definitivamente,  alla  Madonna  di  Asolo,  il  nome  di  Raffaello. 
Coloro  che  nell’  entusiasmo  della  prima  scoperta  lo  pronunciarono,  ignorando  proba- 
bilmente  perfino  l’esistenza  del  fiorentino  Bachiacca,  meritano  ogni  scusa:  il  nome  del 
gradne  artista  fu  confuso  con  quello  dell’  Ubertini  assai  spesso;  basti  ricordare  lo 
squisito  ritratto  di  giovinetto  che  e al  Louvre  e la  «Vierge  au  sein»  giä  posseduta 
dal  prof.  Nicole  di  Losanna.^) 

1)  Catalogue  of  the  Collection  of  Pictures  bg  old  Master  of  H.  Doetsch  esq., 
London,  1895,  num.  109,  pag.  32;  tavola  alta  0.  61  larga  0.  48. 

2)  Tra  le  opere  del  Bachiacca  attribuite  ad  altri  autori  mi  piace  ricordare  la  Maddalena 
della  Galleria  Pitti,  (num.  102)  creduta  di  Hurelio  Luini.  11  primo  a proporre  il  nome  del  Bachiacca 
fu  B.  Berenson,  The  florentine  Painters  of  the  Renaissance,  1901,  p.  102:  e di  recente, 
ripulito  il  quadro  dalla  sporca  vernice  che  ne  falsava  il  colore,  sono  apparsi  anche  piü  evidenti 
i caratteri  dell’  arte  del  Bachiacca. 


Neuerwerbungen  holländischer  Gemäldegalerien 

Von  Kurt  Preise  (Haag) 

Die  Ankäufe  der  Galerien  Hollands  pflegen  sich  auf  Werke  der  nationalen 
Kunst  zu  besdiränken  und  vollziehen  sidi  meist  in  aller  Stille.  Nur  im  vergangenen 
Jahre  wurde  durch  das  in  Frage  stehende  Objekt  und  durch  die  für  den  Staat  etwas 
schwierigen  Kaufsbedingungen  die  Sache  schon  vor  Abschluß  der  Verhandlungen  auch 
in  weiteren  Kreisen  besprochen.  Zum  Teil  war  das  aber  auch  die  Folge  eines  Miß- 
verständnisses: daß  man  im  Ausland  nämlich  zuerst  glaubte,  es  handele  sich  um  die 
Erwerbung  der  ganzen  Sammlung  Six  in  Amsterdam  durch  den  holländischen  Staat. 
Der  wirkliche  Sachverhalt  über  den  Ankauf  der  39  Gemälde  der  Sammlung  Six-van 
Vromade  ist  jetzt  allgemein  bekannt. 

Im  folgenden  soll  eine  Übersicht  über  die  Gemälde  dieser  Kollektion  gegeben 
und  im  Anschluß  daran  mögen  auch  die  anderen  Neuerwerbungen,  sowohl  des  Rijks- 
museums  wie  der  übrigen  Galerien  Hollands,  besprochen  werden. 

Das  „Milchmädchen“  von  Jan  Vermeer  van  Delft  (Abb.  1)  stand  und  steht 
natürlidi  im  Vordergrund  des  Interesses.  Es  passiert  heute  nicht  mehr  oft,  daß  Bilder  von 
seinem  künstlerischen  Werte  und  von  einem  Meister,  dessen  noch  erhaltene  Werke 
sich  fast  an  den  Fingern  abzählen  lassen,  überhaupt  verkäuflich  sind.  Die  Schätzung 
dieser  kleinen  Leinwand  bereitete  daher  keine  geringen  Schwierigkeiten.  Die  enorm 
hohe  Summe  von  rund  500  000  Gulden,  die  bezahlt  wurde,  erweckte  bei  vielen,  die  für 
den  materiellen  Wert  des  Geldes  ein  durchschlagenderes  Gefühl  besitzen  als  für  den  ideellen 
eines  Kunstwerkes,  Widerspruch.  Und  es  gesellte  sidi  dazu  noch  die  Erwägung,  ob 
die  Staatskasse  einer  so  außergewöhnlichen  Forderung  ohne  Benachteiligung  anderer 
Budgets  gewachsen  sei.  Es  wurde  auch  eingeworfen,  daß  zur  Charakterisierung  der 
Kunst  Vermeers  die  in  Amsterdam  und  im  Haag  befindlichen  Gemälde  des  Meisters 
völlig  ausreiciiten.  Im  vorliegenden  Falle  aber  war  diese  mehr  kunsthistorische  Frage 
erst  in  zweiter  Linie  zu  berücksichtigen.  Hier  durfte  und  mußte  gekauft  werden,  schon 
aus  dem  einen  Grunde,  weil  das  Bild  „schön“  ist  und  weil  es  ganz  unabhängig  von 
der  Person  seines  Schöpfers  — man  kann  wohl  ohne  Übertreibung  sagen  — Ewig- 
keitswerte in  sich  birgt.  Es  geht  von  ihm  ein  seltsames  Leben  aus,  das  sich  nicht 
aus  dem  dargestellten  Vorgang,  dem  einfachen  Sujet  erklärt,  sondern  allein  aus  dessen 
künstlerischer  Behandlung.  Nur  sie  löst  in  dem  Betrachter  jene  geheimnisvolle  Wirkung 
aus,  schenkt  einen  so  rein  künstlerischen  Genuß,  der  immer  größer  und  nachhaltiger 
wird,  je  mehr  man  sich  in  die  Einzelheiten  vertieft  und  sie  in  ihrer  Bedeutung  und 
Wirkung  gegenseitig  und  zum  Ganzen  abwägt.  Man  ahnt,  fühlt,  wie  unendlich  reich 
ein  äußerlich  noch  so  unbedeutend  erscheinendes  Stück  Leben  sein  kann,  wenn  ihm 
ein  sehender  und  empfindender  Mensch  gegenübersteht.  Ist  der  zugleich  Künstler, 
so  muß  er  sein  Innerstes  offenbaren  und  den  anderen  Menschen  mitteilen.  Ihm  in 
dieser  schöpferischen  Arbeit  bis  ans  Ende  folgen  zu  können,  ist  eine  auch  nicht  leichte. 


282 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Äbb.  1.  JÄN  VERMEER  VÄN. DELFT:  Das  Milchmädchen 
Ämsterdam,  Rijksmuseum  □ 

nachschaffende  Kunst  für  sich.  Denn  das  große  Geheimnis  des  Kunst -„Verstehens“ 
liegt  in  der  Hauptsache  darin,  daß  der  Beschauer  eines  Kunstwerkes  auch  selber  mit 
der  realen  Natur  seelisch  vertraut  ist  — natürlich  auf  seine  persönliche  Ärt.  Äus  den 
Werken  der  anderen  (seien  es  nun  Maler,  Bildhauer,  Dichter  oder  Musiker)  zu 
erkennen,  wie  die  Natur,  die  Dinge,  auf  sie  gewirkt  haben,  gibt  außerdem  noch 
den  Genuß,  der  in  dem  Erschließen  einer  reichen  Künstlerpersönlichkeit  liegt.  Nicht 
um  quantitativ  möglichst  viel  zu  besitzen,  nicht  aus  Sammelinteresse  werden  von  einem 
Künstler  mehr  als  ein  oder  zwei  Werke  von  den  Galerien  angekauft,  sondern  weil 
aus  jeder  einzelnen  Arbeit  neue  Züge  wahrnehmbar  werden  und  bei  gegenseitiger 
Vergleichung  immer  feinere  und  feinste  Züge  in  die  Erscheinung  treten,  die  das  einzelne 
Werk  für  sich  allein,  vielleicht  nicht  erkennen  läßt.  Zieht  man  ferner  aber  auch  die 
entwicklungsgeschichtliche  Stellung  eines  Bildes  im  CEuvre  seines  Malers  in  Betracht, 
so  steht  für  das  „Milchmädchen“  fest,  daß  es  zu  Vermeers  vollkommensten  Schöpfungen 
gehört.  Schwächen,  die  man  auf  einigen  seiner  anderen  Gemälde  nicht  leugnen  kann, 
finden  sich  hier  nicht. 


Preise.  Neuerwerbungen  holländischer  Gemäldegalerien 


283 


Seine  ganze  Schönheit  freilich  kann  in  keiner  öffentlichen  Galerie  — noch 
dazu  von  der  Größe  des  Rijksmuseums  — zur  vollen  Wirkung  kommen.  Die  feine, 
ruhig- beschauliche  Stimmung,  und  dabei  das  geradezu  monumentale  Leben  (wenn 
man  sidi  vergegenwärtigt,  wie  das  Mädchen  dasteht,  wie  die  Milch  aus  dem 
irdenen  Kruge  herausgleitet,  wie  alles  Beiwerk  unbeabsichtigt  natürlich  und  doch 
bis  aufs  kleinste  und  unscheinbarste  Stückchen  mit  Überlegung  angeordnet  ist): 
das  alles  widerspricht  dem  „Betriebe“  eines  großstädtischen  Museums.  Dazu  kommt. 


daß  das  Bild  wegen 
seiner  Kostbarkeit 
nach  Möglichkeit 
geschützt  werden 
muß,  daß  es  unter 
Glas  gebracht  ist, 
vielleicht  auch  ein 
kleines  bißchen  zu 
tief  hängt  und  direkt 
von  vorn  beleuchtet 
wird , anstatt  von 
der  (linken)  Seite. 
Da  nun  der  Be- 
trachter immer  zwi- 
schen Fenster  und 
Gemälde  steht,  so 
fällt  auch  noch  ein 
etwas  störender 
Schatten  auf  die 
Bildfläche,  Diese 

— wohl  vorläufige 

— Placierung  ist 
äußerlich  allerdings 
bedingt;  denn  um 
dies  Hauptstück  als 
Mittelpunkt  sollten 


Äbb.  2.  JUDITH  LEYSTER:  Der  Lautenspieler 
Ämsterdam,  Rijksmuseum  □ 


sich  die  übrigen 
Bilder  der  en  bloc 
erworbenen  Samm- 
lung gruppieren. 

Unter  diesen 
ist  für  das  Rijks- 
museum ohne  Frage 
das  wichtigste  der 
„Lautenspieler“ 
von  der  Judith 
Leyster  (Abb.  2). 
Es  ist  ein  Bild,  das 
früher  — wie  die 
meisten  Werke  die- 
ser begabten  Künst- 
lerin — Frans  Hals 
selber  zugeschrie- 
ben  wurde.  Bode 
dachte  dann  (Stu- 
dien, Seite  102)  an 
Johannes  Hals,  bis 
Hofstede  de  Groot 
in  Judith  Leyster 
die  wirkliche  Ur- 
heberin fand  und 
gleichzeitig  ihr  noch 


erhaltenes  CEuvre  zum  ersten  Mal  zusammenstellte  (Preußisches  Jahrbuch,  1893) 
Die  Technik  ist  ja  lange  nicht  so  fein,  der  Strich  des  Pinsels  nicht  so  spontan 
wie  bei  dem  Meister,  Frans  Hals.  Die  Farbe  ist  etwas  zäher,  und  der  Charakteristik 
der  Figuren  haftet  doch  eine  gewisse  Spur  von  Modellpose  an;  etwa  von  der  Art, 
wie  man  sic  in  der  Utrcchtcr  Schule  — nur  stärker  ausgeprägt  — findet.  Eigen- 
tümlich ist  die  Beleuchtung  von  links  unten  durch  eine  nicht  sichtbare  künstliche 
Lichtquelle.  Ein  Einfluß  von  Honthorst  neben  dem  des  Frans  Hals  ist  wohl  nicht 
unwahrscheinlich.  Zumal  nicht  nur  bei  diesem  „Lautenspieler“  künstliches  Licht  ver- 
wandt ist,  sondern  auch  auf  dem  kleinen  Bild  im  Haag  „das  verführerische  An- 


19 


284 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


erbieten“.^)  Oder  sollte  das  vielleicht  auf  eine  Wirkung  der  Lichtstudien  des  jungen  Rembrandt 
zurüchgehen??  — Das  Bild  trägt  die  Jahreszahl  1629.  Aus  diesem  Jahre  stammt  auch 
das  andere,  größere  Gemälde  derselben  Künstlerin  im  Rijksmuseum;  beide  dokumentieren 
sich  dadurch  als  die  frühesten  der  von  ihr  auf  uns  gekommenen  Werke.  Dem  eigen- 
artigen Monogramm  fehlt  in  diesem  Jahre  zum  L noch  der  untere  geschwungene  Quer- 
strich, der  hier  in  dem  horizontalen  geraden,  in  dem  Stern  endigenden  Strich  zu  sehen 
ist.  Ebenso  fehlt  die  obere  Schleife,  die  die  Monogramme  der  späteren  Bilder  haben 
(mit  Ausnahme  des  Haager  Bildchens  von  1631,  dessen  Monogramm  aus  drei  Buch- 


staben I,  L und  S 
in  steiler  Antiqua- 
Kapitalschrift  be- 
steht). 

Die  „Schlittschuh- 
läufer“ , Bauern  in 
einem  Interieur  um 
einen  Kamin,  von 
Adriaen  van 
Ostade  aus  dem 
Jahre  1656  haben 
ein  sehr  feines  Hell- 
dunkel. Die  einzige 
Lokalfarbe  liegt  auf 
der  roten  Weste  des 
zuvorderst  im  hell- 
sten Lichte  stehen- 
den Bauern,  der 
auch  kompositioneil 
die  wichtigste  Figur 
ist.  Von  ihm  aus 
gruppieren  sich  die 


Abb.  3.  GABRIEL  METSU : Die  Heringsverkäuferin 
Amsterdam,  Rijksmuseum  □ 


übrigen  Personen 
nach  dem  Hinter- 
gründe hin.  Über 
ihn  hinweg  wird 
auch  das  von  links 
einfallende  Licht, 
indem  es  an  Stärke 
langsam  abnimmt, 
mit  den  Figuren  in 
die  Tiefe  geführt. 

Gabriel  Met- 
sus  „Heringsver- 
käuferin“ (Abb.  3) 
steht  zwar  hinter 
manchem  anderen 
Werk  von  seiner 
Hand  an  farbigem, 
tonalem  und  kom- 
positionellem  Reiz 
zurück.  Es  ist  aber 
doch  ein  gutes  und 
charakteristisches 


Gemälde,  für  das  1783  auf  der  Auktion  P.  Loequet  3000  Gulden  bezahlt  wurden, 
während  Vermeers  „Milchmädchen“  1798  auf  der  Versteigerung  J.  J.  de  Bruijn  nur 
1550  Gulden  brachte. 

Der  „Stall“  von  Philips  Wo  u wer  man  s (Abb.  4)  ist,  wie  seine  meisten  Bilder  dieser 
Art,  stark  nachgedunkelt.  Das  ist  schade,  denn  manche  feinen  kleinen  Beobachtungen, 
wie  z.  B.  bei  dem  Durchblick  hinten  ins  Freie  die  Sonne  auf  die  junge  Falkenjägerin 
scheint,  während  Kepf  und  Brust  ihres  Pferdes  bereits  im  Schattenbereiche  des  Stalles 
sich  befinden,  haben  so  ihre  künstlerische  Wirkung  eingebüßt  — obwohl  gerade  sie 
nicht  in  letzter  Linie  die  Bilder  dieses  fruchtbaren  Malers  so  reizvoll  machen. 


In  dem  soeben  erschienenen  Auktionskatalog  von  Fred.  Müller  & Co.  (Sammlung 
Hoogendyk,  wird  auch  ein  Bild  mit  Kerzenbeleuchtung  von  Judith  Leyster  abgebildet;  noch  eins 
befindet  sich  beim  Kunsthändler  F.  Kleinberger  in  Paris. 


Preise.  Neuerwerbungen  holländischer  Gemäldegalerien 


285 


Abb.  4.  PHILIPS  WOUWERMANS;  Der  Stall 
Amsterdam,  Rijksmuseum  □ 

Die  „ruhende  Hirtenfamilie  mit  ihren  Herden“  von  Ädriaen  van  de  Velde 
(Abb.  5)  ist  ein  in  Lichtbehandlung  und  Zeichnung  hübsches  Stück. 

Ruisdaels  Autorschaft  an  der  von  Wouwermans  staffierten  „Furt“  ist  nie 
ganz  sichergestellt  gewesen.  Die  von  einigen  vorgeschlagene  Zuschreibung  an  Hobbema 
dürfte  doch  wohl  eher  das  Richtige  treffen;  ganz  abgesehen  von  der  tedinischen 
Behandlung.  Denn  für  den  Charakter  Ruisdaels  ist  diese  Landschaft  doch  etwas  zu 
idyllisdi.  Es  fehlt  ihr  völlig  dessen  Herbheit.  Dagegen  paßt  die  Stimmung,  die  sich 
beispielsweise  in  den  horizontalen  Terrainlinien,  in  dem  leise  dahineilenden  Wald- 
flüßchen,  in  den  Durchblicken  zwischen  einzelnen  Bäumen  hindurch  ausdrückt,  ganz 
zu  dem  Naturell  Hobbemas.  Audi  der  Umstand,  daß  der  Maler  der  Landschaft  sich 
diese  von  Philips  Wouwermans  mit  einer  so  bunten  lustigen  Gesellschaft  bevölkern 
ließ,  spricht  eher  für  Hobbema  als  für  Ruisdael.  Ja,  wenn  das  Monogramm  mit  dem 
sonderbaren  F dahinter  wirklich  echt  wäre!  Aber  so  . . . 

Damit  ist  die  Reihe  der  großen  Namen  der  Kollektion  Six-  van  Vromade  zu 
Ende.  Unter  dem  der  Zahl  nach  größeren  Rest  befinden  sich  aber  noch  einige  recht 
gute  Bilder.  Zum  Beispiel  ein  in  der  Farbenzusammenstellung  außerordentlich  feiner 
Abraham  Mignon:  ein  „Stilleben“  mit  offenen  Austern  auf  einer  Schale,  neben  deren 
perlmutterartigem  Glanz  eine  Orange,  rote  Kirschen  und  ein  blauweißer  Porzellantiegel 


286 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


Äbb.  5.  ÄDRIAEN  VAN  DE  VELDE:  Ruhende  Hirtenfamilie  mit  ihren  Herden 
Amsterdam,  Rijksmuseum  □ 

die  Hauptfarben  geben;  dazu  kommen  die  gedämpfteren  von  Weintrauben,  Nüssen, 
Blättern,  einer  Glasvase  u.  a. 

Ebenfalls  recht  hübsch  ist  die  „Flußlandschaft“  von  Adam  Pijnacker  in  ihrer 
warmen  gelblich-rosa  Abendstimmung.  Auch  einzelnes  Detail,  wie  der  Mann  mit  dem 
Ziegenbock  vorn  im  Wasser,  ist  erfreulich.  Ferner  sind  hier  zu  nennen  die  „Kühe 
und  Hirten“  in  einer  Landschaft  bei  warmem  Sonnenlicht  von  Claes  Berchem. 
Die  große  „Vanitas“,  eine  junge  Frau  vor  einem  Spiegel,  von  Paulus  Moreelse 
ist  eine  charakteristisdie  Arbeit  dieses  Utrechter  Meisters,  die  aber  nichts  neues  über 
ihn  sagt.  Von  Jan  Victors  besaß  das  Rijksmuseum  aus  der  Sammlung  van  der 
Hoop  bereits  zwei  gleichartige  Bilder  wie  dies  Gemälde  mit  einem  „Entenverkäufer 
und  einem  Obstladen“.  Es  ist  auch  im  selben  Jahre,  1654,  entstanden,  wie  der 
„Zahnarzt“,  Nr.  2555  des  Rijksmuseums. 

Die  übrigen  Bilder  brauchen  nur  kurz  aufgeführt  zu  werden.  Von  J.  Asselijn 
ein  „italienischer  Hafen“  und  eine  „Landschaft  mit  den  Ruinen  des  Kolosseums“,  von 
Ludolf  Backhuysen  eine  „bewegte  See“  und  eine  „stille  See“;  zwei  kleine  an- 
genehme Bildchen.  Jacob  Esselens  ist  durch  eine  große  „gebirgige  Waldlandsdiaft“ 
mit  mythologischer  Figurenstaffage  vertreten;  im  Stil  des  Bildes  in  Braunschweig.  Die 
Figuren,  in  einem  unangenehmen  rosa  Ton,  sind  sehr  schwach.  Die  Landschaft  ent- 


Preise.  Neuerwerbungen  holländischer  Gemäldegalerien 


287 


Äbb.  6.  ÄELBERT  CUYP:  Bildnis  des  Barent  Pietersz,  gen.  Grootebrouk  und  seiner  Frau 
Ämsterdam,  Rijksmuseum  □ 

behrt  aber  nicht  einer  gewissen  Großzügigkeit,  doch  ist  ihre  Wirkung  durch  die  nicht 
allzugute  Erhaltung  beeinträchtigt.  (Wir  werden  Esselens  nachher  von  einer  besseren 
Seite  kennen  lernen.)  In  alphabetischer  Reihenfolge  kommen  dann  ferner:  Lucas 
Franc; ois  mit  einem  mittelmäßigen  Grisailleporträt,  G.  de  Heu  sch  mit  einer 
„italienischen  Landschaft“,  Melchior  d’Hondecoeter  mit  einem  „Hühnerhof“.  Von 
W.  J.  Laqug  (1738 — 1798)  drei  Kopien  nach  einem  Triptychon  von  Dou  (H.  d.  G.  Nr.  113), 
das  auf  dem  Transport  nach  Rußland  in  der  Ostsee  untergegangen  ist.  Von  Lingelbach  eine 
„Rückkehr  vom  Markte“.  Michiel  van  Musscher,  „Porträt  eines  Schiffsbefehlshabers“. 
Frans  Post,  zwei  kleine  „brasilianische  Landschaften“.  Von  Rachel  Ruysch  ein  fein- 
gemaltes  „Blumenbukett“.  Ferner  zwei  G.  Schalcken,  von  J.  Ä.  van  Staveren  eine 
Kopie  nach  dem  im  Wiener  Hofmuseum  befindlichen  „Ärzt“  von  Dou,  ein  „Interieur“ 
von  Domenicus  van  Toi,  von  Cornelis  Troost  das  Porträt  des  berühmten  Leidener 
Arztes  Boerhave,  ein  „Frachtstück“  von  J.  Walscapelle,  eine  sehr  mäßige,  ganz  kleine 
„Vanitas“  von  Adriaen  van  der  Werff  und  eine  hübsche  „Dünenlandschaft“  von 
Jan  Wijnants. 

Schließlich  gehört  zu  dieser  Sammlung  noch  eine  große  Leinwand  „Noli  me 
tangere“,  die  den  Namen  Rubens  führt.  Max  Rooses  hat  das  Bild  wohl  nicht  ohne 
triftige  Gründe  in  die  Liste  der  Werke  von  Rubens  nicht  mit  aufgenommen.  Vor  dem 
Gemälde  selbst  kommt  man  bald  zu  der  Überzeugung,  daß  es  sich  hier  auf  keinen 


288 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Fall  um  ein  Originalwerk  des  großen  Vlamen  handeln  kann.  Man  braucht  nur  die 
Tränen  in  den  Augen  und  auf  der  rediten  Wange  der  Magdalena  anzusehen.  Solche 
Sentimentalität  ist  Rubens  völlig  fremd.  Der  Farbenauftrag,  besonders  in  den  Lichtern, 
ist  gequält;  auch  nicht  so  leichtflüssig  und  treffend,  wie  man  es  von  der  Hand  des 
Rubens  selbst  gewöhnt  ist.  Nicht  zum  wenigsten  aber  spricht  die  Landschaft  in  ihrer 
Kahlheit  und  Leere,  in  dem  kalten  blaugrünen  Ton  gegen  Rubens,  dessen  große 
(Farben)phantasie  und  großen  Reichtum  in  der  Erfindung  gerade  auf  diesem  Gebiete 
zahlreiche  Werke  dartun.  Die  beiden  kleinen,  P.  P.  Rubens  und  Caspar  Gevaerts  dar- 
stellenden Porträtgrisaillen  haben  — wenn  sie  wirklich  von  van  Dyck  sind  — mehr 
historisches  als  künstlerisches  Interesse. 

Von  den  zahlreichen  sonstigen  Neuerwerbungen  des  Rijksmuseums  ist  der  große 
Aelbert  Cuyp  (Abb.  6)  das  wichtigste  Werk.  Es  kommt  aus  England,  wo  es  mit 
der  Sammlung  Lord  Northwicks  in  Thirlestaine  House  1859  für  966  £ versteigert  wurde. 
Dann  kam  es  vor  auf  den  Auktionen  J.  Hargreaves  in  London  1873,  R.  Kirkman 
Hodgson  in  London  1907,  wurde  da  von  der  Firma  Dowdeswell  & Dowdeswells 
gekauft,  die  es  weiter  gaben  an  Fred.  Müller  & Co.  in  Amsterdam.  Von  diesen  erwarb 
es  das  Rijksmuseum  mit  Unterstützung  des  Herrn  E.  Deen  im  Haag  für  18  000  Gulden. 
Freilich,  mit  den  großen  sonnendurchglühten  Prachtwerken  des  Dordrediter  Meisters 
kann  es  sich  nicht  messen.  Aber  es  nimmt  — trotzdem  es  sogar  zu  einer  der  Gemälde- 
gruppen Cuyps  gehört,  die  wir  für  gewöhnlich  nicht  so  hoch  einschätzen:  zu  den  ganz- 
figurigen  Porträts  in  einer  Landsdiaft  — in  dieser  Gruppe  einen  besonden  Platz  ein. 
Kompositionen  weist  es  dieselben  Schwächen  auf  wie  das  ihm  am  nächsten  stehende 
große  „Familienbild“  im  Museum  der  Schönen  Künste  in  Budapest.  Dort  ist  zwischen 
den  zwei  Figurengruppen  des  Vordergrundes  ein  weiter  Ausblid^  auf  die  Landschaft 
gegeben.  Hier  haben  wir  rechts,  fast  ohne  Übergang  vom  Vorder-  zum  Mittelgrund, 
und  mehr  als  die  Hälfte  der  Bildfläche  einnehmend,  die  Rhede  von  Batavia  vor  uns. 
Die  auf  den  dort  vor  Anker  liegenden  Schiffen  lesbaren  Namen  sind  die  der  Fahr- 
zeuge der  Retourflotte,  mit  welcher  der  Handelsdirektor  von  Suratte,  Barent  Pietersz, 
gen.  Grootebrouck,  im  Jahre  1641  nach  Holland  zurückgekehrt  sein  soll.  Aus  diesem 
Grunde  dürfte  die  Annahme,  in  dem  dargestellten  Ehepaar  diesen  Barent  Pietersz  und 
seine  Frau  zu  sehen,  sehr  wahrscheinlich  richtig  sein.  Die  von  Smith  (Suppl.  Nr.  49) 
überlieferte  Ansicht,  es  sei  der  Gouverneur  Pieter  Both  mit  Frau,  trifft  jedenfalls  nicht 
zu.  Das  neueste  Supplement  des  Amsterdamer  Kataloges  hat  den  Namen  Grootebroudc 
noch  nicht  akzeptiert,  weil  ein  Umstand  noch  einen  Zweifel  möglich  macht.  Es  ist 
nämlich  nicht  ganz  sicher,  ob  der  betreffende  Barent  Pietersz  wirklidi  mit  der  hier 
abgebildeten  Flotte  heimgekehrt  ist.  Denn  unter’m  26.  Dezember  1641  wird  in  dem 
Tag-Register  von  einem  „Barent  Pietersz  zaliger“  gesprochen,  was  andeuten  kann, 
daß  er  dort  auf  seinem  Posten  starb.  Vor  1634  — von  welchem  Jahre  an  Barent 
Pietersz  Chef  von  Suratte  war  — kann  das  Bild  aus  äußerlichen  Gründen  nicht  gemalt 
sein;  damals  war  A.  Cuyp  erst  14  Jahre  alt.  Dagegen  ist  es  ganz  gut  möglich,  daß 
die  Kinder  des  Barent  Pietersz  um  1655  — in  welche  Zeit  das  Gemälde  stilistisch 
gehört  — Cuyp  den  Auftrag  zu  dem  Bilde  erteilten,  und  daß  dann  das  Porträt  nicht 
nach  der  Natur  gemalt  wäre.  Die  Frage  nach  dem  Namen  der  Dargestellten  tritt  aber 


Preise.  Neuerwerbungen  holländischer  Gemäldegalerien 


289 


Äbb.  7.  REMBRÄNDT:  Studienkopf 
Leiden,  Städtisches  Museum 


hinter  der  nach  der  künstlerischen  Qualität  zurück.  Trotz  der  oben  angedeuteten 
kleinen  Mängel,  und  obwohl  die  Figuren  in  ihren  Physiognomien  und  in  ihrer  Kleidung 
nichts  Anziehendes  haben,  wirkt  das  große,  1,38  m in  der  Höhe  und  2,08  m in  der 
Breite  messende  Bild  sehr  gut.  Die  kleine  Reproduktion  täusdit  etwas  über  den 
imponierenden  Eindruck  hinweg,  den  man  vor  dem  Original  hat.  Man  sieht  sich  da 
vor  einem  Repräsentationsbild,  das  in  seiner  sdiliditen,  ja  fast  nüchternen  Auffassung 
doch  sofort  den  bedeutenden  Künstler,  der  es  schuf,  verrät. 

Von  einer  anderen,  weit  angenehmeren  Seite  als  bei  der  Landschaft  in  der 
Sammlung  Six-van  Vromade  tritt  uns  Jacob  Esselens  in  der  von  Fred.  Müller  & Co. 
erworbenen  „Strandszene“  entgegen.  Das  kleine  Bild  gehört  wohl  zu  den  hübschesten 
der  seltenen  Gemälde  dieses  weitgereisten  Kaufmannes,  der  die  Malerei  mehr  als 
Dilettant  trieb  und  der  als  Zeichner  bekannter  ist.  Links  im  Vordergrund  sind  ein 
Herr  und  eine  Dame  beim  Fischeinkauf.  Rechts  zieht  sich  der  Dünenstrand  in  leichtem 
Bogen  zum  Hintergrund.  Ganz  reizvoll  ist  der  etwas  hellere  Streifen  des  Meeres- 
spiegels am  Horizont,  über  dem  sich  die  Wolken  zusammenballen.  Hierbei  ist  besonders 
gut  ihre  Bewegung  zum  Ausdruck  gebracht:  wie  sie  von  links  unten  — leicht  rosa 
gefärbt  — heraufkommen  und  nach  rechts  oben  an  Größe  und  Farbentiefe  zunehmen. 


290 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Man  hat  deutlich  den  Eindruck  von  ihrem  langsamen  Heranziehen  und  Wachsen  und 
der  damit  auch  gekennzeichneten  schwülen  Stimmung.  Im  einzelnen  und  näher 
betrachtet  hält  die  Zeichnung  der  Figuren  nicht  ganz  stand.  Der  Übergang  von  den 
ziemlidi  dunkel  und  Silhouettenhaft  behandelten  Vordergrundfiguren  zu  dem  in  grauem 
Halbton  liegenden  Mittelgrund  vollzieht  sich  etwas  unvermittelt.  Aber  dennoch  liegt 
über  dem  Ganzen  ein  duftiger  silbergrauer  Ton.  Entfernt  läßt  es  an  die  herrlichen 
Strandbilder  A.  v.  d.  Veldes  denken,  ohne  natürlich  deren  Vollkommenheit  zu  erreichen. 
Das  auf  Leinwand  gemalte  Bild  (42,5X51  cm)  ist  rechts  voll  bezeichnet.  Es  war  1906 
auf  der  von  Fred.  Müller  & Co.  arrangierten  Rembrandtausstellung. 

Ein  Gemälde  von  Jan  Vermeer  van  Haarlem  läßt  die  Vorzüge  und  das 
feine  künstlerische  Empfinden  dieses  Meisters  sehr  gut  zum  Bewußtsein  kommen, 
obwohl  es,  oder  vielleicht  auch  gerade  weil  es  in  die  Nähe  eines  Bildes  von  Jacob 
van  Ruisdael  gehängt  ist,  das  ein  ähnliches  Motiv  — aber  grundverschieden  in  der 
Stimmung  — wiedergibt.  Unter  einer  Gruppe  größerer  Bäume  verschwinden  fast  ein 
paar  Hütten  mit  einigen  kleinen  Figuren  davor.  Vorn  sandiger  und  teilweise  mit  Gras 
bewachsener  Boden  mit  einem  stillen  Wasser  rechts.  Darin  löschen  zwei  Hunde  ihren 
Durst,  während  ein  Mann  in  roten  Ärmeln  mit  noch  einem  Hund  rechts  daneben  sitzt. 
Im  Wasser  spiegeln  sich  silberig  die  wenigen  Wolken  und  der  zartblaue  Himmel. 
Sehr  fein  ist,  wie  der  Maler  den  direkt  vor  dem  Himmel  sich  abhebenden  Baum- 
partien einen  durchsichtig  grünen  Ton  gegeben  hat  im  Gegensatz  zu  den  anderen 
Laubmassen,  vor  den  beschatteten  Häusern.  Die  Ruhe  und  der  idyllische  Frieden 
eines  lauen  Sommernachmittages  gehen  von  dieser  Landschaft  aus.  Ganz  anders  wirkt 
die  Ruisdaelsche  Stimmung.  Vor  allem  kommt  in  der  Farbengebung  die  Verschiedenheit 
der  beiden  Charaktere  zum  Ausdruck.  In  den  Farben  auf  dem  Bilde  von  Vermeer 
ist  überall  die  Beimischung  von  lichtem,  warmem  Ockergelb  zu  spüren.  Der  Ruisdaelschen 
Farbenskala,  die  vorzugsweise  mit  kühlen  blaugrünen  Tönen  operiert,  scheint  dies 
Pigment  fast  ganz  zu  fehlen.  Die  Wolken  sind  blaugrauer,  die  Sandwege  weißlicher,  das 
Grün  des  Laubes  ist  kühler.  Die  Zeichnung  der  Blätter  ist  schärfer,  zackiger.  Die 
Stämme  sind  nicht  so  sehr  unter  dem  Laub  versteckt,  vielmehr  deutlich  sichtbar;  und 
ein,  wenn  auch  diesmal  kleiner,  kahler  Baum  hebt  sich  in  dunklen  Umrissen  von 
dem  hellen  Himmel  ab. 

Außerdem  wurden  noch  erworben  von  dem  Haarlemer  Pieter  de  Grebber 
eine  mit  dem  Monogramm  signierte  und  1633  datierte  „Kreuzabnahme“  mit  lebens- 
großen Figuren,  die  stilistisch  fast  auf  gleicher  Stufe  steht  mit  der  bereits  im  Rijks- 
museum vorhanden  gewesenen  etwas  kleineren  „Beweinung“  vom  Jahre  1640.  Sie 
hat  nur  mehr  Helldunkel  als  dies  Gemälde,  das  durch  ein  sattes  Rot  und  Blau  koloristisch 
lebhafter  gemacht  ist.  Die  „Kreuzabnahme“  stammt  aus  der  altkatholischen  Kirche  in 
Enkhuijsen,  in  der  sie  vorher  als  Altarbild  diente.  Ein  zweites  Werk  dieses  Meisters, 
vom  Jahre  1647,  stellt  einen  jungen  „Maler  in  orientalisdiem  Kostüm“  als  Halbfigur  in 
etwas  steifer  Haltung  dar.  Der  olivgraue  Gesamtton  ist  nicht  besonders  anziehend. 

Von  Dirck  van  Deelen,  der  bisher  im  Rijksmuseum  noch  nicht  vertreten  war, 
wurde  auf  der  Sedelmeyerschen  Auktion  im  Mai  vorigen  Jahres  ein  Bild  mit  dem 


Preise.  Neuerwerbungen  holländischer  Gemäldegalerien 


291 


Äbb.  8.  JAN  STEEN:  Liebespaar  unter  einem  Baum 
Leiden,  Städtisches  Museum  □ 

„Grabmal  Wilhelms  1.  in  der  Neuen  Kirche  in  Delft“  (datiert  1645)  erworben.  Eine 
Abbildung  dieses  historiscJi  interessanten  Stückes  befindet  sich  im  Katalog  jener  Ver- 
steigerung. Die  rechts  vorn  stehende  Porträtgruppe  eines  Ehepaares  mit  zwei  Söhnen 
ist  nicht  sehr  glücklich  in  den  Raum  hineinkomponiert. 

Ein  kleines  preziös  gemaltes  „Porträt  des  CarelQuina“  von  Jacob  Toorenvliet, 
das  neben  der  Künstlersignatur  die  Jahreszahl  1669  trägt,  führt  uns  bereits  in  die 
Nähe  der  Verfallszeit  der  holländischen  Malerei  des  17.  Jahrhunderts. 

In  die  Mitte  des  Jahrhunderts  gehört  die  kleine,  mit  einem  aus  I und  B zusammen- 
gesetzten Monogramm  bczeichnete  „Vanitas“.  Dargestellt  ist  auf  der  24X21,5  cm 
großen  Eichenholztafel  in  braunsepia  Gesamtton  bei  sorgfältiger  Ausführung  ein  Küraß, 
ein  Helm  auf  einer  Trommel  und  ein  Pferdesdiädel  sowie  ein  rauchendes  Kohlenbecken. 

Das  18.  Jahrhundert  ist  vertreten  durch  vier  Gemälde.  Durch  zwei  Pendants 
von  Frans  van  der  Mijn,  die  lebensgroßen  ganzfigurigen  Porträts  von  Adrianus 
Swalmius  und  seiner  Gattin  Agatha  Amelia  Coequius.  Sie  sitzt  in  weißem,  mit  etwas 
hellblauem  Band  verziertem  Atlaskleid  in  einem  reich  möblierten  Zimmer  an  einem 
Tisch  und  trinkt  eine  Tasse  Tee.  Er  steht  in  rotem  Sammetkostüm  neben  einem  mit 
grüner  Decke  belegten  Tisch.  Hinter  ihm  ein  Neger.  Zwei  gute  Repräsentationsbilder 
von  leidlicher  Farbenwirkung. 


292 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Eine  „Ansicht  der  Heerengracht  in  der  Nähe  der  Leidschen  Straße  in  Amster- 
dam“ von  dem  so  gut  wie  unbekannten  Hendrik  Kenn  (geb.  in  Haarlem  am 
14.  Aug.  1738,  gest.  gegen  1788),  die  voll  bezeichnet  und  1774  datiert  ist,  ist  noch 
nicht  ausgestellt.  Ebenso  das  Porträt  des  Pastors  Anthonius  Kuypers  (Halbfigur  in 
Lebensgröße,  bezeichnet  und  1791  datiert,  oval)  von  Joh.  Fried r.  Aug.  Tischbein 

Audi  ein  holländischer  Primitiver  aus  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts 
wurde  erworben,  das  „Begräbnis  eines  Patriarchen“  darstellend.  In  der  Mitte  vorn 
sicht  man  das  offene  Grab,  in  dem  der  Tote  liegt.  Zu  beiden  Seiten  knien  je  zwei 
Augustinermönche  mit  einem  stehenden  Schutzheiligen  hinter  sich,  links  der  heilige 
Hieronymus  und  rechts  der  heilige  Augustin.  Direkt  hinter  dem  Grab  sitzen  auf  einer 
Erderhöhung  en  face  die  heilige  Maria  und  Elisabeth,  erstere  in  Grau  und  Schwarz 
mit  langem  blonden  Haar,  Elisabeth  rechts  von  ihr  in  rotem  Gewand.  Im  Grunde 
des  von  einer  Mauer  und  hohen  Gebäuden  eingefaßten  Gartens  sitzt  auf  einer  Rasenbank 
die  Muttergottes,  und  vor  ihr  reitet  das  nackte  Christuskindlcin,  behütet  von  einem  er- 
wachsenen Engel,  auf  einem  Steckenpferd.  Drei  Engel  musizieren  ganz  links  in  der 
Ecke.  Außerdem  sicht  man  rechts  noch  ein  paar  Figuren.  Die  über  die  hintere  Mauer 
ragenden  Bäume  tragen  herbstlich  braun  gefärbtes  Laub.  Das  Bild,  das  nach  dem 
Katalog  Beziehungen  zu  Nr.  43,  „Madonna  und  Christkind,  umgeben  von  vier  heiligen 
Frauen“  hat,  wurde  mit  Hülfe  des  Vereines  „Rembrandt“  von  F.  Klcinberger  in 
Paris  erworben. 

Endlich  ist  noch  ein  „Küchenstück“  aus  der  Schule  Pieter  Aertsens  zu  er- 
wähnen, eine  junge  Bäuerin,  umgeben  von  Gemüsen,  Früchten  und  Geflügel,  die  teils 
auf  den  roten  Bodenfliesen,  teils  auf  einem  Tische  ausgebreitet  sind.  Im  Hintergrund 
sieht  man  Christus  mit  Maria  und  Martha,  sowie  einige  andere  Personen  im  Hause 
des  Lazarus.  (Eichenholz,  110X140,5;  oben,  rechts  gegen  die  Mitte,  1569  datiert).^) 


Die  neuen  Erwerbungen  der  anderen  Museen  Hollands  sind  an  Zahl  beträchtlich 
geringer.  Sehr  erfreulich  entwickelt  sich  die  städtische  Galerie  in  der  „Lakcnhal“ 
in  Leiden,  von  der  demnächst  auch  ein  neuer  Katalog  erscheinen  soll.  Dies  Museum 
konnte  aus  den  Einnahmen  der  in  seinen  Räumen  1906  veranstalteten  Rembrandt- 
ausstellung  zwei  Werke  von  Leidener  Künstlern  ankaufen.  Ein  drittes  Bild,  von  keinem 
geringeren  als  von  Rembrandt  (Abb.  7),  erhielt  die  Galerie  von  einem  in  Suresnes  bei 
Paris  lebenden  Holländer,  Herrn  L.  Nardus,  zum  Geschenk,  sodaß  Leiden  nun  endlich 
auch  von  seinem  und  Hollands  größten  Sohne  ein  Werk  besitzt:  einen  kleinen  auf  Holz 

y Nachdem  diese  Zeilen  sdion  geschrieben  waren,  erwarb  das  Rijksmuseum  nodi  zwei 
Gemälde:  auf  der  Versteigerung  Herzog  von  Sutherland  in  London  ein  1639  datiertes  Bild  von 
Cornelis  de  Man,  das  die  „holländische  Trankodierei  auf  Jan  Mayen-Eiland“  darstellt,  und 
vom  Kunsthändler  F.  Gerstel  in  Berlin  ein  bedeutendes  Gemälde  von  Pieter  Eastman,  „Opfer- 
streit zwischen  Orest  und  Pylades“  (Abb.  13),  voll  bezeichnet  und  1614  datiert.  Es  wurde  1657 
von  J.  Oudaen  besungen  und  gehörte  mit  einem  Pendant  einst  dem  Bürgermeister  Jan  Six. 
(Vergl.  darüber  meinen  Artikel  im  „Bulletin  van  den  Ned.  Oudheidk.  Bond“,  II.  Serie“,  Heft  1, 
Seite  39  ff.) 


Preise.  Neuerwerbungen  holländischer  Gemäldegalerien 


293 


Abb.  9.  QUIRIN  BREKELENKAM:  Interieur 
Leiden,  Städtisches  Museum  □ 


(19X16  cm)  gemalten  „Studienkopf“  in  Vorderansicht.  Das  Bildchen  ist  sorgfältig  modelliert 
in  nicht  allzuflüssigem  Farbenauftrag.  Im  Ton  ist  es  etwas  dunkelgoldgelb.  Es  gehört 
zu  der  Gruppe  Studienköpfe  von  ziemlich  gleichgroßen  Abmessungen  aus  der  ersten 
Hälfte  der  vierziger  Jahre.  Unter  diesen  Bildern  (von  denen  genannt  seien  die  im 
Kaiser  Friedrich-Museum,  im  Louvre,  im  Bridgewater  House  in  London,  in  Cassel, 
in  Glasgow,  bei  P.  von  Semenov  in  St.  Petersburg)  steht  es  am  nächsten  dem  genau 
I so  großen  Exemplar  in  der  letztgenannten  Sammlung.  Links  und  oben  ist  ein  wenig 
angestückt.  Diese  Partien  des  sepiabraunen  Hintergrundes  sind  auch  in  der  Farbe  etwas 
I kälter,  grünlicher. 

I Die  zweite  Akquisition  ist  ein  ausgezeichnetes  Werk  voller  Humor  von  Jan  Steen, 

j „Liebespaar  unter  einem  Baum“  (Abb.  8).  Hofstede  de  Groot  beschreibt  es  im  ersten 
I Bande  seines  neuen  Smith -Kataloges  unter  Nr.  819.  Eine  wenig  veränderte  Wieder- 
I holung  befindet  sich  in  der  Sammlung  Moritz  Kann  (f)  in  Paris.  Das  Bild  ist  sowohl 

I in  der  Ausführung  wie  in  der  Farbe  sehr  gut.  Das  Mädchen  trägt  einen  braunen  Rock, 

graues  Mieder  und  gelbe  Ärmel.  Der  junge  Mann,  der  sie  küssen  will,  ist  in  einen 


294 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Abb.  10.  FRANS  POST:  Brasilianisdie  Landschaft 
Haag,  Mauritshuis  □ 

warmbraunen  Anzug  gekleidet.  Der  zugleich  versdimitzte  und  verschämte  Ausdruck 
im  Gesicht  des  zum  Beschauer  blid^enden  Mädchens  ist  echt  Steen.  — Ob  die  Meisen- 
falle am  Ast  des  Baumes  nur  zufällig  dahängt?  Nicht  ohne  Nebenbedeutung  das 
Kaninchen  links  vorn  vor  seiner  Höhle  dem  neckischen  Treiben  der  beiden  zuzuhören 
scheint?  — Der  hübschen  Landschaft  ist  ein  großer  Teil  des  Bildes  eingeräumt. 

Ebenfalls  von  einem  Leidener,  wenn  auch  nicht  von  Geburt,  ist  die  dritte  Neu- 
erwerbung des  „Lakenhai“,  von  dem  liebenswürdigen  Schilderer  kleinbürgerlichen  Lebens 
Quirin  Brekelenkam  (Abb.  9).  Er  führt  uns  hier  eine  recht  intime  Toilettenszene  in 
einem  behaglichen  Zimmer  einfacher  Bürgersleute  vor.  Die  Großmutter  sitzt  in  der 
Mitte  auf  einem  Stuhl  und  sucht  — ruhig  und  ernst,  als  gälte  es  eine  gefährliche 
Operation  — dem  vor  ihr  knienden  und  seinen  Kopf  auf  ihren  Schoß  legenden  Enkel 
das  Ungeziefer  aus  dem  Haar.  Dem  Knaben  ist  diese  Prozedur  nicht  besonders 
angenehm;  sein  Gesicht  läßt  uns  darüber  nicht  im  Ungewissen.  Zum  Verständnis  einer 
solchen  Darstellung  bedarf  es  weiter  keiner  Worte.  Koloristisch  zeigt  das  Bild  — ob- 
gleich ein  ausgesprochen  schummeriges  Helldunkel  herrscht  — Brekelenkams  Vorliebe 
für  ein  kräftiges  Zinnoberrot,  das  hier  die  Ärmel  der  Alten  haben.  Den  sonst  gleich- 
mäßigen, etwas  dunkeln  Ton  unterbrechen  nur  hoch  das  Gelb  des  Butterbrotes  und 
das  frische  Rot  des  neben  diesem  vorn  am  Boden  liegenden  Apfels.  Und  dann,  jedoch 
viel  schwächer,  das  Bett  mit  der  roten  Decke  und  zwei  weißen  Kopfkissen.  Das  Holz- 


Preise.  Neuerwerbungen  holländischer  Gemäldegalerien 


295 


feuer  im  Kamin  ist  aber  technisch  nicht  ganz  gelungen.  Die  Abmessungen  des  auf  Holz 
gemalten  Bildes  betragen  in  der  Höhe  76,  in  der  Breite  52  cm.  Es  ist  auf  dem  Kamin- 
gesims voll  bezeichnet  und  1648  datiert. 

* * 

* 

Die  königl.  Gemäldegalerie  im  Haag  (Mauritshuis)  hatte  im  Jahre  1906 
eine  Reihe  von  Geschenken  überwiesen  bekommen,  darunter  von  dem  Stifter  des 
Rembrandt  in  Leiden,  Herrn  L.  Nardus,  einen  Ä.  van  Begeren  und  eine  sehr  hübsche 
lebensgroße  „Modellstudie“  eines  Jungen,  der  bei  einem  Erdglobus  steht  und  lachend 
zum  Beschauer  blickt.  Trüge  dies  Gemälde  nicht  ein  Monogramm,  aus  dem  wohl  PM 
zu  lesen  ist,  ohne  jedoch  das  des  Paulus  Moreelse  zu  sein,  so  würde  man  es  wohl 


sicher  diesem  Künst- 
ler zuschreiben.  So 
muß  man  vielleicht 
einen  andern  Ut- 
rechter  Akademiker 
als  Urheber  anneh- 
men. Der  Katalog 
bemerkt,  daß  die 
Malerei  an  die  Ar- 
beiten des  Paulus 
Bor  erinnere. 

Herr  J.  P.  van 
Dokkum  in  Utrecht 
schenkte  ein  sehr 
gutes,  1667  datier- 
tes Bild  von  Frans 
Post  (Abb.  10),  dem 
Maler,  der  den 


Äbb.  11.  JÄN  VERMEER  VÄN  HÄÄRLEM: 

Holländische  Landschaft  □ 

□ Haag,  Mauritshuis 


Gouverneur  der  hol- 
ländischen Kolonie 
in  Brasilien,  Prinz 
Johan  Maurits  von 
Nassau,  dorthin  be- 
gleitet hatte.  In  dem 
nach  jenem  Prinzen 
benannten  Maurits- 
huis, das  einst  so 
viele  Dekorationen 
dieses  Vedutenma- 
lers schmückten,  ist 
es  heute  der  ein- 
zige Vertreter  von 
dessen  nicht  allzu 
hoch  zu  bewerten- 
der Kunst.  Die  bei- 
den oben  erwähn- 


ten Bilder  von  seiner  Hand  (im  Rijksmuseum  aus  der  Sammlung  Six-  van  Vromade) 
stimmen  in  der  Komposition  ganz  mit  diesem  Stück  überein,  sind  nur  viel  kleiner  und 
haben  nicht  die  starke  Leuchtkraft  wie  dessen  Himmel  und  Ferne. 

Im  verflossenen  Jahre  wurde  noch  eine  „Landschaft“  von  Jan  Vermeer  van 
Haarlem  (Abb.  11)  angekauft.  Sie  ist  das  künstlerisch  gleidiwertige  Pendant  zu  dem, 
vom  Rijksmuseum  erworbenen  Bilde  dieses  Meisters  und  mißt,  wie  dieses,  53X66  cm, 
ist  voll  bezeichnet  und  1648  datiert.  Beide  Gemälde  waren  1906  auf  der  Ausstellung 
bei  Fred.  Müller  & Co.  in  Amsterdam  zu  sehen. 

Herr  Direktor  Dr.  Bredius  hat  für  unbestimmte  Zeit  die  von  ihm  vor  nicht  all- 
zulanger Zeit  entdeckte  kleine  „Andromeda“  von  Rembrandt  der  Galerie  leihweise 
überwiesen,  ebenso  eine  kleine  „Pieta“,  die  den  Namen  Adriaen  Ysenbrant  trägt 
und  ferner  ein  prachtvolles  Tierbild  mit  lebensgroßen  „Enten  im  Schilf“  von  Johannes 
Sp  rügt  (1627/28-  1671),  dessen  Werke  äußerst  selten  sind.  Wahrscheinlich  gehen  aber  noch 
viele  unter  falschem  Namen,  als  M.  d’Hondecoeter  oder  Cugp,  denen  Sprugt  nahe  steht. 


296 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Abb.  12.  JAN  PORCELLIS  D.  AE.:  Seestück 
Rotterdam,  Museum  Boymans  □ 


Es  bleibt  das  Museum  Boymans  in  Rotterdam  übrig,  für  das  sein  langjähriger 
Direktor  noch  kurz  vor  seinem  Ausscheiden  aus  diesem  Amte  zwei  hervorragende  Ge- 
mälde erwarb.  Das  eine,  „Kühe  am  Wasser“  von  Willem  Maris,  scheidet  in  dieser 
Betrachtung  aus.  Das  zweite  ist  ein  wunderbares  „Seestück“  von  Jan  Porcellis  d.  A. 
(Abb.  12).  Bei  frischer  Brise  fahren  zwei  Sdiiffe  in  den  Hafen  ein.  Der  Wind  treibt 
die  regenschwangeren  Wolken  in  raschem  Fluge  vor  sidi  her.  Hie  und  da  schafft  sich 
die  Sonne  für  kurze  Minuten  Durchgang  und  beleuchtet  stellenweise  die  bewegten  Wogen. 
Ein  wechselvolles  Lichtschauspiel,  das  dem  Küstenbewohner  gut  vertraut  ist.  Man  spürt 
fast  das  Sprühen  des  Wellengischtes,  den  salzigen  Dust,  den  der  Wind  einem  entgegen- 
weht. Technisch  sehr  geschickt  ist  am  Himmel  der  in  der  Ferne  niedergehende  Regenschauer 
charakterisiert.  Porcellis  muß  da  mit  einem  reinen  flachen  Haarpinsel  in  der  Richtung 
des  Regens  leicht  über  die  noch  nicht  trochene  Farbe  gestrichen  haben.  Die  Wirkung 
dieser  einfachen  Manipulation,  die  sich  in  gewissem  Sinne  vergleichen  läßt  mit  Rem- 
brandts  Gewohnheit,  mit  dem  Pinselstoch  einzelne  markante  Haare,  Blätter  oder  der- 
gleichen in  die  nasse  Farbe  einzuzeichnen,  ist  vortrefflich.  Das  ganze  Bild  ist  licht 
silbergrau.  Der  einzige,  blaßfarbige  Fleck  ist  das  Gesicht  des  am  Bug  des  Ruderbootes 
stehenden  Mannes.  Nicht  unerwähnt  will  ich  lassen,  daß  der  grauschwarz  gebeizte 
und  nicht  auf  Hochglanz  polierte  Rahmen  die  feine  Wirkung  des  Gemäldes  in  diskreter 


Preise.  Neuerwerbungen  holländischer  Gemäldegalerien 


297 


Äbb.  13.  PIETER  LHSTMÄN:  Opferstreit  zwischen  Orest  und  Pylades 
Ämsterdam,  Rijksmuseum  □ 


Weise  noch  hebt.  Überhaupt  findet  man  im  Museum  Boymans  eine  stattliche  Anzahl 
von  Gemälden,  für  die  die  Rahmen  mit  besonderem  Geschmack  ausgewählt  sind. 

* * 

* 

Ein  rückschauender  kurzer  Blick  auf  die  neuen  Erwerbungen  der  einzelnen 
holländischen  Sammlungen  zeigt,  daß  das  Rijksmuseum  alle  anderen,  zum  Teil  städti- 
schen Galerien  weit  überragt.  Das  ist  an  sidh  ganz  natürlich.  Aber  es  liegt  darin 
zugleidi  auch  die  große  Gefahr  einer  Überfüllung  des  Rijksmuseums,  woran  dasselbe 
in  der  Tat  schon  zu  kranken  beginnt.  Deshalb  wurde  bei  den  Erörterungen  über  den 
Ankauf  der  Kollektion  Six  van  Vromade  auch  verschiedentlich  angeregt,  das  Rijks- 
museum durch  die  leihweise  Abgabe  von  entbehrlichen  guten  Gemälden  an  provinziale 
Museen  zu  entlasten.  Damit  würde  ein  zweifacher  Vorteil  erreicht:  sowohl  für  die 
Kunstwerke  selber,  die  jetzt  durch  das  dichte  Neben-  und  Übereinanderhängen  in  ihrer 
eigentlichen  Wirkung  stark  beeinträchtigt  werden,  wie  auch  für  die  Galeriebesucher. 
Ganz  zu  schweigen  davon,  daß  die  Bewohner  kleinerer  Städte  aus  der  Bereicherung 
ihrer  Sammlungen  auch  großen  ideellen  Gewinn  ziehen  würden.  — Eine  andere  Er- 
wartung verbindet  Jan  Veth  noch  mit  dem  „Six- Ankauf“  der  Regierung.  Er  sieht 
darin  für  Holland  den  Beginn  einer  neuen  Zeit,  wo  sich  die  Staatskasse  auch  für  die 
Kunst  freigebiger  als  seither  öffnen  wird.  Der  Anfang  war  gut.  Es  ist  sehr  zu 
wünschen,  daß  die  Zukunft  keine  Enttäuschung,  sondern  eine  Erfüllung  dieser  schönen 
Hoffnung  bringen  möge. 


Sancta  Sanctorum') 

Von  Ernst  Steinmann 

„Non  Gst  in  toto  sanctior  urbe  loco“,  steht  in  großen  goldenen  Buchstaben  auf 
dem  säulengestützten  Architrav  über  dem  rings  mit  schweren  Eisenstangen  vergitterten 
Altar  der  Kapelle  Sancta  Sanctorum  geschrieben.  Mehr  als  ein  Jahrtausend  wurde 
hier  in  dem  Cypressenholzsdirein  Leos  III.  ein  langsam  sich  vermehrender  Schatz  ehr- 
würdiger Reliquien  in  kostbaren  Geräten  bewahrt.  Feuer,  Krieg  und  Pestilenz,  welche 
auf  dem  schicksalsvollen  Boden  Roms  überall  ihre  Spuren  zurückgelassen  haben, 
machten  vor  dieser  geweihten  Stätte  Halt.  Diese  unverrückbaren  Eisenstäbe  scheinen 
selbst  dem  Furor  der  spanisch- deutschen  Landsknechte  Stand  gehalten  zu  haben,  welche 
in  dem  furchtbaren  Jahre  1527  auch  die  Kapelle  Sancta  Sanctorum  zu  plündern  unter- 
nahmen. „Auf  dem  ganzen  Erdkreis  kein  so  heiliger  Boden“  — man  spürt  den 
Zauber  dieses  Wortes,  wenn  die  schweren  Bronzetüren  sich  mühsam  öffnen  und  man 
durch  einen  schmalen  Gang  in  den  geweihten  Raum  gelangt,  in  welchem  einst  an 
hohen  Feiertagen  Römer  und  Fremde  in  unabsehbaren  Scharen  sich  drängten,  und  in 
dem  die  Päpste  des  Mittelalters  die  heiligsten  Mysterien  feierten.  Heute  gestatten  die 
eifersüchtigen  Hüter  dieses  Sakrariums,  die  Brüder  des  Ordens  der  Passionisten,  den 
Eingang,  der  Frauen  ohnehin  von  altersher  untersagt  war,  den  Männern  nur  noch 
kraft  ganz  besonderer  Empfehlung;  und  von  den  tausenden,  die  alljährlich  Romwärts 
ziehen,  kann  sich  kaum  einer  rühmen  dies  herrliche  Opus  Alexandrinum  betreten  zu 
haben,  das  so  deutlich  die  Spuren  von  Millionen  Menschentritten  trägt,  die  zwar  den 
weicheren  Marmor  nieder  zu  treten  vermochten,  Serpentin  und  Porphyr  aber  unversehrt 
lassen  mußten. 

Den  berühmten  Verfasser  der  Geschichte  Roms  im  Mittelalter,  P.  Hartmann 
Grisar,  traf  das  glückliche  und  wohlverdiente  Los  den  unvergleichlichen  Schatz  von 
Sancta  Sanctorum  zu  heben.  In  der  Einleitung  seines  gehaltvollen  Buches  über  die 
Hauskapelle  des  alten  Lateranpalastes  und  ihre  Reliquien  handelt  er  ausführlich  über 
Wiederauffindung  und  Hebung  jener  Kostbarkeiten,  die  er  selbst  mit  zitternden  Händen 
dem  Grabesdunkel  des  Altarschreines  entriß  und  in  die  vatikanische  Bibliothek  über- 
führen durfte.  Hier  können  nun  heute  die  seltsamen  Reliquienschreine,  die  Geräte 
aus  Silber  und  Elfenbein,  die  Gemälde  und  Stoffe  von  jedermann  gesehen  und 
geprüft  werden. 

Nicht  oft  bietet  das  Schicksal  dem  Forscher  einen  so  glänzenden,  einen  so 
unerhört  neuen  Gegenstand  zur  Behandlung  dar.  Aber  auch  selten  haben  Schicksal 
und  Zufall  eine  so  befähigte  Kraft  getroffen.  Grisar  schien  gleichsam,  als  der  Erbe 


y Die  Römische  Kapelle  Sancta  Sanctorum  und  ihr  Schatz.  Meine  Studien 
und  Entdeckungen  in  der  Palastkapelle  der  mittelalterlichen  Päpste.  Von  Hartmann  Grisar.  S.  J. 
Mit  einer  Abhandlung  von  M.  Dreyer  über  die  figurierten  Seidenstoffe  des  Schatzes.  Herdersche 
Verlagsbuchhandlung  Freiburg  i.  B.  1908. 


Steinmann.  Sancta  Sanctorura 


299 


von  Gregorovius  und  Reumont,  als  der  moderne  Historiker  des  mittelalterlichen  Roms, 
für  die  Hebung  des  Schatzes  von  Sancta  Sanctorum  und  seine  wissenschaftliche  Aus- 
beute prädestiniert.  Mancher  mag  den  glücklichen  Schatzfinder  beneiden;  dem  Forscher, 
der  seinen  Fund  der  Wissenschaft  zugänglich  gemacht  hat,  der  diesen  Schatz  in  seinen 
historischen  und  künstlerischen  Beziehungen  meisterhaft  zu  erläutern  verstand,  wird 
man  die  freudigste  Anerkennung  nicht  versagen  können. 

Grisar  beginnt  seine  Ausführungen  mit  der  Geschichte  der  Kapelle  seit  den 
frühen  Zeiten  des  Mittelalters.  Die  erste  Erwähnung  des  Oratoriums  des  hl.  Laurentius 
— denn  diesem  Namen  war  die  älteste  Palastkapelle  der  Päpste  in  Rom  geweiht  — 
findet  sich  im  Liber  pontificalis  schon  unter  Stephan  III.  (768 — 772).  Schon  damals 
barg  die  Kapelle  die  heiligsten  Reliquien  Roms:  das  heute  noch  erhaltene,  jüngst  auch 
von  Wilpert  (L’Arte  1907,  p.  161  u.  246)  mustergiltig  edierte  Salvatorbild  L’archeropita) 
und  einen  Splitter  des  h.  Kreuzes.  Zu  diesen  gesellten  sich  später  die  jetzt  im 
Lateran  bewahrten  Häupter  der  Apostelfürsten,  denen  Francesco  Cancellieri  eine 
besondere  Monographie  gewidmet  hat.  Den  Namen  Sancta  Sanctorum  erhielt  das 
Heiligtum  wohl  von  einer  Aufschrift  auf  jenem  Schrein  von  Cypressenholz,  den  Leo  III. 
(795 — 416)  als  Reliquienbehältnis  für  das  Innere  des  Altares  gestiftet  hat,  von  wo 
er  niemals  entfernt  worden  ist. 

Auch  die  glänzenden  Stiftungen  Innoceriz  III.  (1198 — 1216)  haben  sich  erhalten. 
Er  ließ  für  den  Altar,  der  die  Apostelhäupter  barg,  zwei  massive  Bronzetüren  mit  den 
Hochreliefköpfen  von  Petrus  und  Paulus  herstellen,  und  er  stiftete  für  das  Salvatorbild 
jene  merkwürdige  silberne  Bekleidung,  die  gleichfalls  völlig  unversehrt  erhalten  ist, 
aber  vor  profanen  Augen  ängstlich  durch  eine  Holzbedeckung  geschützt  wird.  Diese 
Bronzetür  bedeutet  auch  für  die  Baugeschichte  von  Sancta  Sanctorum  ein  höchst 
beachtenswertes  Dokument.  Als  Nicolaus  III.  (1277 — 80)  die  Kapelle  erneuerte  und 
ihr  die  Gestalt  gab,  die  ihr  bis  auf  unsere  Tage  geblieben,  brachte  er  auf  dem  rechten 
Flügel  dieses  Schreines  gegenüber  der  Stiftungsinschrift  Innocenz  III.  eine  neue  Dedi- 
kationsinschrift  an:  Nicolaus  Papa  III.  hanc  basilicam  a fundamentis  renovavit 
et  altare  fieri  fecit  ipsumque  et  eandem  basilica(m)  consecravit.  Auch  der 
Baumeister  von  Papst  Nicolaus,  Magister  Cosmatus  — nach  Grisar  der  jüngere  Cosmas, 
ein  Sohn  des  Petrus  Mellini  — hat  sich  in  der  Kapelle  nahe  beim  Eingang  in  einer 
Marmorinschrift  verewigt.  Und  Grisar  dürfte  Recht  behalten,  wenn  er  behauptet,  daß 
diese  Kapelle  mit  ihren  edlen  Verhältnissen  das  Reifste  und  Beste  darstellt,  was  uns 
der  Meister  hinterlassen  hat. 

Bis  zur  Verlegung  der  päpstlichen  Residenz  nach  Avignon  im  Jahre  1309  blieb 
die  Laurentiuskapelle  im  Lateran  das  Palastheiligtum  der  Päpste,  die  hier  nur  allein 
am  Hochaltar  die  Messe  feiern  durften.  In  dieser  Kapelle  fand  am  Gründonnerstag 
die  feierliche  Zeremonie  der  Fußwaschung  statt,  hier  öffneten  vom  ganzen  Kardinals- 
kollegium begleitet  die  Päpste  am  Ostermorgen  und  an  der  Vigilie  des  Assuntatages 
den  Schrein  des  Salvatorbildes,  das  dem  besonderen  Schutz  einer  Salvator-Bruderschaft 
anvertraut  worden  war.  Hier  ordnete  sich  die  nächtliche  Prozession,  die  sich  vom 
Lateran  nach  S.  Maria  Maggiore  bewegte,  eins  der  gewaltigsten  Schaugepränge  im 
mittelalterlichen  Rom. 


20 


300 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Erst  Sixtus  V.  ging  wieder  daran  die  baufällige  Kapelle  zu  restaurieren,  als  er 
das  ehrwürdige  Patriarchium  des  Laterans  zerstörte  und  den  Monumentalbau  der  Scala 
Santa  vor  die  Kapelle  verlegte.  Damals  haben  auch  die  höchst  merkwürdigen 
Gemälde  der  Kapelle,  von  Pietro  Cavallini  oder  seiner  Schule  ausgeführt,  nicht  un- 
wesentlich gelitten.  Die  Mosaiken  des  Äbsisraumes  dagegen  scheinen  weder  damals 
noch  bei  einer  zweiten  Restauration  im  Jahre  1625  wesentlichen  Schaden  genommen 
zu  haben. 

Zu  einer  Zeit,  wo  der  Wahlspruch  „Italia  farä  da  se“  vielfach  auch  auf  die 
Wissenschaft  angewandt  worden  ist,  darf  vielleicht  besonders  darauf  hingewiesen 
werden,  daß  in  Rom  Wissenschaft  und  Kunst  ihren  internationalen  Charakter  nach  wie 
vor  behaupten.  Einem  deutschen  Forscher  gebührt  der  Ruhm,  den  Schatz  von  Sancta 
Sanctorum  gehoben  zu  haben,  ein  deutscher  Forscher  wurde  zum  Hüter  dieses 
Heiligtumes  in  der  vatikanischen  Bibliothek  erkoren.  In  einem  der  alten  Bibliotheks- 
schränke und  in  einer  großen  Vitrine  des  Museo  christiano  hat  P.  Ehrle  alle  Reliquien- 
behälter, Gemälde  und  Stoffe  in  würdigster  Weise  auf  gestellt,  nadidem  die  Reliquien 
selbst  sorgfältig  herausgehoben  und  wieder  im  Cypressenschrein  Leos  III.  niedergelegt 
worden  sind. 

Schon  in  dem  Inventar  der  Reliquien  von  Sancta  Sanctorum,  welches  Johannes 
Diakonus  unter  Papst  Alexander  III.  (1159 — 1181)  seiner  Beschreibung  der  Laterans- 
kirche einverleibte,  wird  die  „Crux  de  smalto  depicta“  erwähnt,  die  jetzt  in  der  vati- 
kanischen Bibliothek  als  Hauptstück  des  ganzen  Schatzes  zur  Ausstellung  gelangt  ist. 
Seit  dem  12.  Jahrhundert  also  wurde  dieses  Kreuz  in  Sancta  Sanctorum  bewahrt,  und 
es  ist  höchst  wahrscheinlich  identisch  mit  jenem  Kreuz,  welches  Papst  Sergius  I.  in  einem 
Winkel  der  alten  Sakristei  von  St.  Peter  in  einem  silbernen  Behältnis  fand.  Auch  in 
den  Riten  der  Päpste  des  Mittelalters  wird  dieses  wundervolle  Reliquar  erwähnt,  welches 
einen  Splitter  des  heiligen  Kreuzes  barg,  der  in  der  stillen  Woche  mit  den  Häuptern 
der  Apostelfürsten  in  feierlicher  Prozession  in  die  Lateransbasilika  getragen  und  auf 
dem  Hochaltar  zur  Kreuzanbetung  ausgestellt  wurde. 

Grisar  und  auch  der  französische  Forscher  Lauer,  welcher  den  Schatz  von  Sancta 
Sanctorum  gleichfalls  schon  ausführlich  behandelt  hat,  setzen  die  Entstehungszeit  des 
Kreuzes  ungefähr  um  das  6.  oder  7.  Jahrh.  an.  Es  ist  in  byzantinischem  Zellenschmelz 
ausgeführt  und  die  Farbentafel  Tabanellis,  welche  Grisar  seiner  Publikation  beigefügt 
hat,  gibt  von  der  Pracht  der  Farben  und  der  unendlichen  Sorgfalt  der  Ausführung 
einen  ziemlich  klaren  Begriff.  Die  Darstellungen  auf  diesem  Kreuz:  Verkündigung, 
Geburt  Christi,  Anbetung  der  Könige,  Flucht  nach  Egypten,  Taufe  usw.  lassen  sich 
mühelos  deuten;  leider  aber  war  es  nicht  möglich,  bis  heute  den  Sinn  der  Buchstaben 
klarzulegen,  die  auf  den  Seitenflächen  des  Kreuzes  zu  lesen  sind.  Man  darf  aber  wohl 
behaupten,  dass  Grisars  Forschungen  die  Fragen,  die  dieses  herrliche  Objekt  frühchrist- 
licher Kunst  stellt,  keineswegs  abschließend  beantworten  wollen.  Im  Gegenteil,  es  sind 
jetzt  erst  die  Grundlagen  geschaffen,  auf  denen  die  Zukunft  weiter  bauen  wird. 

Auch  das  goldene  Gemmenkreuz,  nächst  dem  Emailkreuz  das  wertvollste  Stück 
des  Schatzes,  ist  schon  im  12.  Jahrhundert  von  Johannes  Diakonus  aufgeführt  worden. 


Steinmann.  Sancta  Sanctorum 


301 


Grisar  stellt  dieses  Kreuz  neben  das  älteste,  bisher  bekannte  Kreuz  aus  Edelmetall,  das 
des  Kaisers  Justin  11.  (565— 578)  in  St.  Peter  zu  Rom,  und  glaubt  seine  Entstehungs- 
zeit  ebenfalls  in  das  5.  oder  6.  Jahrhundert  ansetzen  zu  dürfen.  Auch  hierüber  wird 
man  diskutieren  können,  wie  über  die  andere  Frage,  ob  der  Silberbehälter  des  Gemmen- 
kreuzes, der  dasselbe  noch  heute  umschließt,  ein  Geschenk  Paschalis  I.  oder  Paschalis  II. 
ist.  Jedenfalls  gehört  dieses  Reliquar  mit  seinem  reichen  Reliefschmuck  schon  wegen 
der  Stiftungsinschrift:  Paschalis  episcopus  plebi  dei  fieri  iussit  zu  den  merkwürdigsten 
Stücken  des  Schatzes. 

Weitere  Reliquare  aus  Silber  sind  nun  vor  allem  das  Kästchen  mit  den  Sandalen 
Christi,  die  Silberschatulle  für  das  Haupt  der  hl.  Agnes  von  Honorius  III.,  das  Reliquar 
des  Hauptes  des  hl.  Praxedes  mit  kostbaren  Schmelzmedaillons  und  mehrere  andere 
Reliquienkästen  mit  eingeritzten  Darstellungen  und  Nielloschmuck.  Zwei  Holzkästchen 
mit  äußerst  sorgfältigen  Malereien  auf  Goldgrund  setzt  Grisar  das  eine  in  das  elfte, 
das  andere  in  das  neunte  oder  zehnte  Jahrhundert.  Künstlerisch  besonders  hochstehend 
sind  in  dem  Reliquar  aus  dem  elften  Jahrhundert  die  Darstellungen  auf  dem  Deckel: 
außen  St.  Johannes  Chrysostomus,  innen  die  Kreuzigung  mit  Maria  und  Johannes. 
Unter  den  Elfenbeinobjekten  ist  eine  Pyxis  mit  Szenen  des  Bacchuskultus  (Fragment) 
und  ein  kleines  frühchristliches  Elfenbeinrelief  zu  nennen,  welches  die  Heilung  des 
Blindgeborenen  darstellt. 

Dem  Umstande,  daß  die  Reliquien  in  kostbare  Seidentücher  gehüllt,  in  ihren 
Schreinen  aufbewahrt  zu  werden  pflegten,  haben  wir  es  zu  danken,  daß  uns  im 
Schatz  von  Sancta  Sanctorum  auch  die  wunderbarsten  Webestoffe  aus  einer  Reihe 
von  Jahrhunderten  erhalten  geblieben  sind.  Der  jüngst  verstorbene  Julius  Lessing 
sowohl  wie  Max  Dreger,  einer  der  besten  Kenner  alter  Textilien,  haben  die  Ent- 
deckungen Grisars  auch  für  unsere  Kenntnis  alter  Seidenstoffe  als  epochemachend  be- 
zeichnet. P.  Ehrle  hat  diese  herrlichen  Gewebe  zwischen  zwei  Glasplatten  gerahmt 
und  so  aufgehängt,  daß  sie  vor  dem  Eindringen  des  Lichtes  möglichst  geschützt  sind. 

Den  Charakter  spätgriechischer  (byzantinischer)  Kunst  erkennt  Dreger  mit  Recht 
in  dem  Hauptstücke  der  Sammlung,  jenem  wundervollen  Seidenstoff  mit  der  Verkün- 
digung Mariae,  von  dessen  Schönheit  auch  Tabanellis  Farbenkopie  kaum  einen  an- 
nähernden Begriff  gibt.  Dreger  konnte  sich  in  besonderem  Anhänge  zu  Grisars  Werk 
ausführlich  zu  den  Webestoffen  des  unvergleichlichen  Schatzes  äußern.  Man  wird 
diese  sachgemäße  Behandlung  der  äußerst  schwierig  zu  datierenden  Stoffe  durch  einen 
erfahrenen  Spezialisten  nur  mit  Dank  begrüßen  können. 

Die  Hebung  des  Schatzes  von  Sancta  Sanctorum  und  seine  Aufstellung  in  der 
Bibliothek  des  Vatikans  ist  nicht  nur  für  den  christlichen  Archäologen  ein  Ereignis  von 
unschätzbarer  Bedeutung.  Auch  der  Historiker  im  weiteren  und  der  Kunsthistoriker  im 
engeren  Sinne  haben  an  diesem  Ereignis  freudigen  Anteil  genommen,  und  auch  der 
gebildete  Laie  wird  sich  an  einem  Buche  freuen,  das  ihm  plötzlich  einen  der  best- 
gehütetsten  Schreine  der  schier  unerschöpflichen  Schatzkammern  der  alten  ewigen  Stadt 
erschließt. 


Studien  und 

ÜBER  DEN  BLOCK  VON  MICHEL- 
ÄNGELOS  DÄVID. 

Von  Ädolf  Gottsdiewski. 

Seit  dem  Jahre  1466  lagerte  in  derDombaU" 
hütte  von  Florenz  ein  sehr  großer  Marmorblock 
von  9 Ellen  Höhe  (=  5,25  m),  der  einen  sehr 
bedeutenden  Vermögenswert  repräsentierte. 
Dieser  Block  war  verpfuscht;  ein  Bildhauer 
Bartolommeo  di  Pietro  genannt  Bacellino  hatte 
ihn  verhauen,  in  Carrara  selber  noch,  weil  er  in 
dem  Wunsche  den  Transport  des  Riesenblockes 
nach  Florenz  zu  erleichtern,  die  Äbbozzierung 
offenbar  nach  einer  ungenügenden  Skizze 
zu  weit  getrieben  hatte.  Äls  der  Stein  in 
Florenz  anlangte,  erwies  er  sich  als  unbrauch- 
bar und  Jahrzehntelang  fand  sich,  wie  Condivi 
erzählt,  kein  Meister,  der  den  Mut  hatte,  an  ihn 
die  Hand  zu  legen,  um  eine  Statue  daraus  zu 
machen,  nicht  etwa  eine  von  der  ursprünglichen 
Größe,  sondern  selbst  eine  wesentlich  kleinere. 
(Condivi  Frey.  S.  48  f.)  Erst  um  das  Jahr  1500  mel- 
dete sich  ein  Künstler,  der  das  schwierige,  der  vo- 
rigen Generationen  unlösbar  erschienene  Problem 
anzufassen  gewillt  ist.  ÄndreaContucci  aus  Monte 
Sansovino  bemühte  sich,  den  für  die  Dombauver- 
waltung wertlosen  Block  als  Geschenk  zu  erhalten 
und  machte  sich  anheischig,  durch  Anfügung  von 
Stücken  eine  Statue  daraus  zu  schaffen.  Eine  solche 
Äushülfe  fand  aber  die  Renaissance  mit  ihrem 
starken  Sinn  für  technische  Anständigkeit  in  der 
Kunst  unwürdig,  wie  wir  das  aus  der  Entrüstung 
erfahren  können,  mit  welcher  Vasari  (Introduzione, 
Deila  Scultura.  Vol.  I.,  pag.  155)  solches  Flick- 
werk brandmarkt:  „eine  derartige  Stopferei  ist 
eines  Flickschusters  Sache  und  eines  ausgezeich- 
neten und  erlesenen  Meisters  unwürdig,  sie  ist 
in  tiefstem  Grunde  gemein  'und  häßlich  und  kann 
nicht  genügend  gerügt  werden.“ 

Michelangelo  tritt,  von  den  Bemühungen 
Sansovinos  unterrichtet,  auf  den  Plan,  macht  sich 
aber  erbötig,  ohne  Anstückelung  einen  Giganten 
unter  voller  Ausnützung  der  Blockgröße  zu 
fertigen  und  erhält  den  Stein.  Am  16.  Aug.  1501 
wird  der  Vertrag  mit  ihm  abgeschlossen,  in 
welchem  Michelangelo  sich  verpflichtet,  den 
Marmordavid  in  der  Zeit  von  zwei  Jahren  gegen 
einen  Monatsgehalt  von  sechs  Goldgulden  zu 
vollenden. 

ln  welcher  Weise  war  nun  der  Block  so 
schwer  verhauen,  daß  eine  ganze  Künstlergene- 


Forschungen 

ration  nicht  imstande  war,  ein  anständiges 
Werk  daraus  zu  schaffen?  Vasari  berichtet, 
daß  er  zwischen  den  Beinen  bereits  durchbohrt 
war,  doch  scheint  dieser  Umstand  nicht  so  weit- 
tragend  zu  sein,  als  daß  er  die  Verwertung  des 
Bloches  so  lange  hätte  verhindern  können. 
Michelangelo  selber  hat  für  seine  Arbeit  aller- 
di.igs  dadurch  Behinderung  erfahren,  denn  dieser 
Fehler  offenbar  zwang  ihn  zu  der  anatomischen 
Gewagtheit,  den  Unterschenkel  seitlich  zu  be- 
wegen, während  er,  wie  leicht  zu  erproben  ist,  nur 
in  der  Längsrichtung  des  Oberschenkels  bieg- 
sam ist.  Ich  glaube  aber,  daß  außer  der  Be- 
schädigung durch  die  Durchbohrung  des  Blockes 
in  der  unteren  Partie  eine  viel  schwerer  wiegende 
Verbauung  in  der  Gegend  der  Hüfte  auf  der 
linken  Seite  der  Figur  von  der  Seite  her  statt- 
gefunden hat.  Dieser  Umstand  läßt  sich  aus 
derFormanalyse  der  Michelangeloschen  Schöpfung 
erweisen.  Dasjenige  Moment,  welches  den  David 
gegenüber  der  ganzen  Quattrocentoplastik  un- 
terscheidet, ist  die  energische,  ich  möchte  sagen, 
ungeheuerliche  seitliche  Verschiebung  des  Schwer- 
punktes, derart,  daß  er  nicht  wie  bei  aller 
Quattrocentofreiplastik  über  der  Mitte  der  Unter- 
stützungsfläche sich  befindet,  sondern  über  dem 
Punkte,  der  das  letzte  linke  Viertel  der  Unter- 
stützungsfläche abteilt.  Michelangelo  hat  diese 
Kompositionsweise  sich  dadurch  ermöglicht,  daß 
er  den  Moment  wählte,  in  welchem  der  junge 
Held  in  der  Ferne  den  Feind  erblickt  uncl  alle 
seine  Kräfte  ordnend,  seinen  Körper,  um  ihm 
besseren  Schwung  zu  geben,  nach  rückwärts 
zieht.  Wie  er  sich  das  Innenleben  eines 
solchen  Momentes  vorstellte,  das  ist  es,  was 
ihm  geistig  die  Möglichkeit  gab,  als  Künstler 
die  geschaffene  Formidee  zu  erfinden.  Denn  den 
von  Michelangelo  gewählten  Moment,  in  dem 
der  Held  zum  Kampf  gerüstet  den  Feind  im 
Auge  hat,  finden  wir  schon  früher  dargestellt. 
Donatello  wählte  ihn  für  seine  St.  Georg-Statue 
an  Or  San  Michele  genau  ebenso.  Aber  er 
empfand  diesen  Moment  anders:  ein  schicksals- 
sicheres ruhiges  Dastehen  gibt  er,  ein  präde- 
stiniertes Siegesbewußtsein  läßt  er  den  hl.  Georg 
beim  Anblick  des  Feindes  empfinden,  weder 


*)  Die  Wahl  dieses  Moments  hat  zur  Folge,  daß  zum 
ersten  Mal  in  der  italienischen  Kunst  der  David  ohne  den 
Goliathkopf  dargestellt  ist;  nicht  etwa  mangelndes  Mate- 
rial hat  zum  Weglassen  des  Kopfes  geführt,  denn  an  Stelle 
des  Baumstumpfes  hätte  er  sehr  wohl  gebracht  werden 
können. 


Studien  und  Forschungen 


303 


MICHELÄNGELO:  David 
Florenz,  Hkademie 
Photogr.  Manelli 

I 

kennt  seine  Seele  eine  außerordentliche  Erregung, 
nodi  sein  Körper  eine  ungewöhnliche  Bewegung. 
Es  ist  die  anticipierte  Heiligkeitsstärke  und 
i -Ruhe  in  diesem  Helden  zum  Äusdrudc  gekom- 
men. Ganz  anders  der  David;  er  hat  ein  ge- 
wisses UnbewuBtsein,  dessen  was  ihm  bevor- 
steht. Er  weiß  nur,  daß  er  zu  kämpfen  haben 
i wird  und  daß  er  alle  seine  Spannkraft  zusammen 
nehmen  muß,  und  daß  ein  Versagen  des  ersten 
sprungartigen  Ängriffs  sein  Untergang  sein  wird. 

Diese  Psychologie  ist  die  Quelle  seines  Form- 
motivs; sie  entstammt  seinem  eigenen  Kämpfer- 
bewußtsein als  Künstler,  einem  ganz  modernen 
Empfinden  einer  Kunstmission,  die  wie  Michel- 
angelo seine  Kunst  als  ein  Ringen  anschaute, 
gegenüber  der  mehr  oder  minder  handwerklich 
' empfindenden  Gesinnung  der  vorhergehenden 


Künstlergeneration,  die  es  machte  so  gut  sie 
es  konnte. 

Daß  aber  eine  solche  psychologische  Erfassung 
der  Kampferwartung  bei  Michelangelo  ausgelöst 
wurde,  clazu  führte  ihn  gewißlich  eine  Formidee 
und  diese  wiederum  ist  ihm  von  dem  Blocke 
selber  gekommen.  Der  ungeheuerliche  seitliche 
Wurf  der  Komposition  wiederspricht  dem  natür- 
lichen statischen  Empfinden  des  Plastikus;  auch 
Michelangelo  hat  nie  wieder  einen  ähnlichen 
statischen  Äufbau  gewählt,  sondern  unter  regu- 
lärer Verteilung  des  Gewichtes  auf  die  ganze 
Unterstützungsfläche  seine  Bildhauerwerke  kom- 
poniert. Hn  dem  Blocke  aber,  den  er  verhauen 
von  der  Dombauhütte  erhielt,  muß  etwas  ge- 
wesen sein,  was  ihn  zu  einer  solchen  Seitwärts- 
drängung  der  Komposition  zwang.  Huf  der 
rechten  Seite  oben  (vom  Beschauer  aus)  muß 
bei  der  Äbbozzierung  des  Blockes  zuviel  Material 
weggenommen  worden  sein;  das  ist  das  Manko 
gewesen,  welches  alle  Künstler  entmutigte,  dem 
Genius  aber  eine  Brücke  zu  etwas  unerhörtem 
Neuen  baute.  Äus  der  Hemmung,  aus  dem 
Zwange,  sich  zu  fügen,  hat  seine  Erfindungs- 
kraft Schwung  gewonnen. 

Wölfflin  nennt  den  David  den  abschließenden 
Ausdruck  der  florentinischen  Quattrocentokunst. 
Ich  möchte  ihn  das  erste  Werk  der  Hochrenais- 
sance nennen.  Das  gewagte  völlig  freie  Be- 
wegungsmotiv, ermöglicht  durch  eine  neue  das 
Recht  der  Künstlerpersönlichkeit  bewußt  erstre- 
bende Kampfgesinnung  und  ein  Hineintraqen 
dieser  erwartungsvollen  Kräftesteigerung  in  das 
Kunstwerk  selber,  sind  erst  in  der  neuen  Zeit 
der  Hochrenaissance  denkbar.  Michelangelo 
selber  hat  sie  heraufgeführt,  mit  diesem  Werk 
aber  macht  er  zu  ihr  den  ersten  Schritt. 


s 

DER  STIL  PETER  MÄRTINS  VON 
□ MÄILÄND  □ 

Von  Wilhelm  Rolfs. 

Peter  Martin  von  Mailand  war  unter  Alfons 
von  Aragon  mit  Isaias  von  Pisa,  Paul  Romano, 
Dominik  Gajini  und  Franz  Laurana  an  dem  von 
dem  letzteren  entworfenen  Neapler  Triumph- 
bogen beschäftigt.  Wie  lange  die  genannte 
Künstlerschar  auch  nach  dem  (im  Jahre  1458  er- 
folgten) Tode  Alfons’  in  Neapel  zusammenblieb, 
ist  nicht  mehr  festzustellen.  Jedenfalls  war  im 
Jahre  1461  keiner  von  ihnen  mehr  dort,  und 
Peter  Martin  finden  wir  mit  Franz  Laurana  zu- 
sammen in  Frankreich  wieder,  wo  sie  am  Hofe 


504 


N 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Neapel,  S.  Pietro  Martire.  Vom  Grabmal  der  Gaeta 
□ von  Peter  Martin  von  Mailand  □ 

König  Renats  von  Änjou  Sdiaumünzen  nach  der 
von  Pisanello  gesetzten  Mode  anfertigen.  Zum 
letzten  Mal  wird  unser  Peter  Martin  dort 
gegen  Ende  1463  erwähnt,  wo  er  von  König 
Renat  ein  Festgewand  zum  Geschenke  erhielt. 

Am  18.  Mai  1465  wird  er  bereits  wieder  in  den 
Neapler  Rechnungsbüchern  des  Nachfolgers  Alfons, 
Ferdinands  I.,  mit  einer  Abschlagszahlung  auf  sein 
Gehalt  angeführt.  Von  wann  an  dies  datiert, 
ist  nicht  festzustellen,  da  leider  die  Rechnungs- 
bücher des  Hofes  von  1460—  64  verloren  ge- 
gangen sind.  Von  nun  ab  blieb  er  in  Neapel 
und  stieg  zum  Ritter  und  Oberbaumeister  des 
Königs  auf,  der  die  noch  nicht  fertigen  Teile 
des  Triumphbogens  vollendete,  um  sich  dann  in 
der  selbstgeschaffenen  Grabschrift  als  den  Er- 
bauer dieses  größten  dekorativen  Kunstwerkes 


der  Frühauflebung  hinzustellen.  Er  starb 
im  Anfang  des  Jahres  1473. 

So  verhältnismäßig  gut  wir  nun  aber 
auch  mit  Daten  über  das  Leben  und  die 
zahlreichen  Werke,  die  Peter  Martin  von 
Mailand  in  Neapel  für  den  König  wie  auch 
für  Private  schuf,  unterrichtet  sind,  so  schwer 
ist  es  doch  seinen  Stil  festzustellen.  Denn 
von  allem,  was  er  ausführte,  ist  nachweis- 
lich nur  mehr  eine  Anzahl  von  Schau- 
münzen und  ein  minderwertiges  marmornes 
Flachbild  vorhanden,  das  zwei  ineinander 
verbissene . Hunde  darstellt  und  sich  in 
Bar-le-Duc  befindet. 

Die  Wichtigkeit  seinen  Stil  zu  bestimmen,, 
ist  aber  schon  deshalb  besonders  groß, 
weil  damit  die  Scheidung  der  Künstler- 
hände, die  den  großen  Triumphzug  an  der 
Vorderseite , des  Neapler  Bogens  ausführten, 
bedeutend  gefördert  werden  würde. 

Die  bisherige  Untersuchung  hat  ergeben, 
daß  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  der  obere 
und  innere  Teil  des  Triumphbogens  von 
Peter  Martin  erbaut,  und  daß  insbesondere 
das  Figurenwerk,  dessen  Mittelpunkt  der 
König  Ferdinand  bildete  und  das  seinen 
Krönungszug  dargestellt  haben  dürfte,  von 
diesem  Meister  angefertigt  wurde.^) 

Bei  der  gleichen  Untersuchung  hat  sich 
nun  ebenfalls  herausgestellt,  daß  eine  große 
Übereinstimmung  zwischen  diesem  Teile 
des  bildlichen  Schmuckes  mit  einem  Stücke 
des  großen  Triumphzuges  besteht,  nämlich 
mit  der  vorderen  Seite  des  linken  Flügels, 
und  zwar  mit  dem  Teiler  der  in  meinem 
Buche  über  Franz  Laurana  mit  den  Ziffern  II, 
III,  IV,  IVa  und  3,  4 bezeichnet  ist.  Frei- 
lich glaubte  ich  in  dem  genannten  Werke 
nicht  auf  einen  und  denselben  Meister 
schließen  zu  dürfen,  weil  die  Bildung  der  stern- 
losen, mandelförmigen  Augen,  das  naturalistische 
Aderwerk  der  Handrücken  und  anderes  mehr  dem 
zu  widersprechen  schienen  oder  doch  in  eine 
spätere  Zeit  wiesen.  Idi  bin  heute  der  An- 
schauung, daß  in  der  Tat  die  erwähnten  Ge- 
stalten des  linken  Flügels  und  diejenigen  des 
Krönungszuges  Ferdinands  aus  einer  einzigen 
Werkstatt  stammen,  und  zwar  kann  dies 
den  Umständen  nach  keine  andere  sein  als 
die  unseres  Peter  Martin  von  Mailand.  Denn 
einerseits  sind  die  Unterschiede  der  stilistischen 
Behandlung  im  allgemeinen  sehr  gering,  ander- 
seits erklären  sie  sich  leicht  aus  der  Überlegung, 
daß  ein  ganzes  Jahrzehnt  zwischen  der  An- 
fertigung des  Triumphes  und  der  des  Krönungs- 


*)  Rolfs,  Franz  Laurana.  Berlin  1507.  S.  158  ff.  an. 


Studien  und  Forschungen 


305 


Zuges  liegen  mag,  ein  Jahrzehnt,  das  im  steten 
||  Fortschreiten  zu  naturalistischer  Behandlung  der 
T Bildnerei  begriffen  war,  was  in  unserem  Falle 
1 die  Äugensterne  und  Handadern  wohl  erklären 
/ würde. 

j Immerhin  dürften  diese  Überlegungen  nicht 
l!  völlig  genügen,  um  den  bestimmten  Beweis 
für  die  Hand  Peter  Martins  zu  erbringen.  Dies 
' würde  erst  bis  zu  dem  Grade  einer  an  Gewiß- 
I heit  streifenden  Wahrscheinlichkeit  möglich  sein, 
wenn  es  gelänge,  noch  andere  Werke  von 
der  gleichen  Hand  nachzuweisen,  die  den  Um- 
ständen nach  wieder  nur  auf  Peter  Martin  ge- 
deutet werden  könnten.  Ich  glaube  mit  einiger 
i Sicherheit  behaupten  zu  können,  daß  dies  alles 
1 für  ein  Grabmal  zutrifft,  dessen  Reste  sich  in 
) der  kleinen  durch  so  manche  bedeutsame  Kunst- 
werke  ausgezeichneten  Kirche  St.  Pietro  Martire 
i;  in  Neapel  befinden.  Es  steht  an  der  linken 
Wand  der  5.  Kapelle  rechts  und  bildet  den  Sarg 
der  beiden  Ritter  von  Gaeta,  Vater  und  Sohn, 
welch’  letzterer  es  seinem  Vater  und  sich  errichtete. 
Die  Gestalt  des  Vaters  liegt  oben  auf  dem  Sarge, 
die  des  Sohnes  Ofredus  ist  an  der  Vorderseite  an- 
! gebracht,  wie  man  es  in  Florenz,  Rom,  Venedig  und, 

auch  in  Neapel  häufig  genug  findet.  Äls  Todes- 
jahr des  Ofredus  bezeichnet  die  Grabschrift  das 
Jahr  1463.  Die  Gesichtszüge  des  Toten  (Äbb.) 
sind  ganz  deutlich  nach  einer  Totenmaske 
wiedergegeben;  der  Stil  stimmt  im  allgemeinen 
wie  im  besonderen  mit  allem,  was  sich  aus 
den  Schaumünzen,  den  Hunden  von  Bar-le-Duc, 
dem  linken  Flügel  des  großen  Triumphzuges, 

I dem  Krönungszuge  Ferdinands,  ja  auch  dem 

I Brustbilde  Ferdinands  I.,  ergibt,  das  sich  im 

Louvre  befindet,  und  das  ich  aus  stilistisdien 
Gründen  Peter  Martin  zusprechen  zu  sollen 
glaubte.  Im  allgemeinen  zeigt  unser  Meister 
I eine  große  hausbackene  Nüchternheit,  um  nicht 

j zu  sagen  Kunstlosigkeit  der  Äuffassung.  Man 

findet  wenig  Geist  in  all  diesen  leblosen,  biederen, 

! fast  philiströs  anmutenden  Biidwerken.  Die 

j Faltengebung  ist  von  einer  nüchternen  Ein- 

j förmigkeit;  die  Gesichtszüge  sind  scharf  und 

ohne  jeden  Versuch,  sie  mit  einem  höheren 
künstlerischen  Hauch  zu  beleben,  hingehauen. 
Ganz  und  gar  bezeichnend  ist  die  Art  der  Haar- 
behandlung: kein  Bestreben,  die  plastische  Ord- 
nung des  Haares  wiederzugeben;  scharf,  und 
dies  ist  ein  besonderes  Kennzeichen  Peter 
Martins,  mit  einer  fast  geraden  Linie,  setzt  das 
Haar,  an  der  Stirne,  wie  auch  an  Schläfe 
und  Wangen  vom  Kopfe  ab.  Eine  nähere  Prüfung 
der  genannten  Werke  führt  zu  dem  ganz  be- 
stimmten Ergebnis,  daß  hier  die  künstlerische 
Arbeit  einer  einzigen  Werkstatt  vorliegt.  Diese 
kann  aber  auch  für  das  Grab  der  Gaeta  nur 


die  Peter  Martins  gewesen  sein,  denn  auch 
zeitlich  trifft  ja  das  Werk  vortrefflich  mit  den 
oben  angegebenen  Daten  zusammen.  Äußer 
Peter  befand  sich  aber,  (wenn  man  von  dem 
Stückgießer  Wilhelm  von  Monaco  absieht,  der 
für  uns  nicht  in  Betracht  kommen  kann),  kein 
einziger  Künstler  von  der  Bedeutung  derjenigen, 
die  Alfons  einst  nach  Neapel  gezogen  hatte, 
mehr  dort.  Es  würde  also,  selbst  wenn  wir 
nichts  anderes  von  Peter  Martin  wüßten,  und 
jene  Übereinstimmung  seiner  Werke  mit  denen 
am  Bogen  nicht  festzustellen  wäre,  für  das  Grab- 
mal der  Gaeta  auf  Grund  meiner  Schlußfolgerung 
kaum  ein  anderer  Künstler  als  Peter  Martin  in 
Betracht  kommen  können.  Um  wie  viel  mehr 
muß  dies  der  Fall  sein,  wenn  man  die  auf- 
fallende Übereinstimmung  jener  Werke  mit  un- 
serem Grabmal  in  Rechnung  stellt! 

Damit  ist  neben  Dominik  Gajinis  auch  Peter 
Martins  Hand  am  großen  Triumphzuge  bis  zu 
einer  verhältnismäßigen  Sicherheit  festgestellt, 
und  es  ist  zu  erwarten,  daß  wir  bald  auch  über 
Isaias  von  Pisa  und  Paul  Romano  auf  festen 
Boden  gelangen  werden,  selbst  wenn  man  die 
Hand  Dominiks  von  Montemignano  nicht  an- 
erkennen, das  heißt,  die  Wiener  Alfons-Büste 
nicht  mit  dessen  durch  die  Rechnungsbücher  be- 
legten Werke  gleichstellen  will. 

s 

BEITRAGE 

ZUM  (^UVRE  BEKANNTER  MALER  II. 

Von  Wilhelm  Suida 

Don  Lorenzo  Monaco  ■ t — 

In  seiner  fleißigen  Monographie  dieses  Mei- 
sters hat  0.  Siren  ein  reiches  Oeuvre  Lorenzos 
zusammengestellt.  Einige  Nachträge  dazu  möchte 
ich  heute  noch  geben.  In  Turin  befindet  sich  in 
der  von  Marchese  d’Azeglio  dem  städtischen 
Museum  hinterlassenen  prachtvollen  Sammlung 
von  Eglomisees  eine  kleine  Tafel  der  Madonna 
mit  dem  Kinde,  datiert  1405,  und  zu  gleich- 
zeitigen Bildern,  wie  der  Madonna  bei  Cav.  Aldo 
Noseda  in  Mailand,  völlig  stimmend,  auch  von 
Siren,  den  ich  darauf  hinwies,  nach  brieflicher 
Mitteilung  als  Werk  Lorenzos  anerkannt.  Im 
Besitze  des  Fürsten  Liechtenstein  fand  ich  auf 
der  Burg  bei  Mödling  in  Niederösterreich  ein 
schönes  Bild  der  Maria,  die  mit  über  die  Brust 
gekreuzten  Armen  sich  demütig  neigt;  die  Häifte 
einer  Verkündigungsdarstellung.  Was  aber  wei- 
tere Kreise  am  meisten  interessieren  dürfte,  ist 
ein  Gemälde  der  Thebais  in  der  Nationalgalerie 
von  Budapest  (nicht  ausgestellt).  Typen  und 


306 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


Farben  lassen  über  den  Urheber  keinen  Zweifel, 
das  Bild  ist  die  Hälfte  des  Originals  (ob  die 
andere  noch  existiert,  weiß  ich  nicht),  nach  dem 
die  bekannte,  dem  Pietro  Lorenzetti  zugeschrie- 
bene Tafel  der  Uffizien  eine  alte,  in  den  Farben 
etwas  veränderte  Kopie  ist.  Damit  wäre  das 
Geheimnis  des  Uffizienbildes  gelöst. 

Bernardino  Parentino  = 

Äls  ich  die  Liste  der  Werke  dieses  Malers, 
wie  sie  Berenson  in  seinen  „North  Italian 
Painters“  auf  stellt,  durchsah,  war  ich  erstaunt, 
so  manche  Bilder  darin  zu  finden,  die  mir  unter- 
einander denn  doch  recht  erhebliche  Verschieden- 
heiten aufzuweisen  scheinen.  Mein  Staunen 
wuchs,  als  ich  die  beglaubigten,  zwischen  1^89 
und  1^94  ausgeführten,  in  recht  beträchtlichen 
Fragmenten  noch  erhaltenen  Wandmalereien  des 
Klosterhofs  von  S.  Giustina  in  Padua  (jetzt 
Kaserne)  in  Berensons  Liste  verschwiegen  sah. 
Drei  sehr  charakteristische  Bilder  des  Meisters 
möchte  ich  ergänzend  an  dieser  Stelle  namhaft 
machen. 

In  der  Budapester  Galerie  scheint  mir  die 
als  „Paduanisch“  ausgestellte  Pieta,  Halbfigur 
Christi,  von  Maria  gestützt,  in  ihren  Typen 
sowie  in  den  rosa  Fleischtönen  ganz  untrüglich 
Parentinos  Hand  zu  verraten,  als  großfiguriges 
Bild  mit  das  bedeutendste  des  Meisters.  Ein 
kleiner  Christus  als  Schmerzensmann  mit  der 
knieenden  Stifterin  ist  von  Exzellenz  Baron 
Tücher,  der  das  Bild  im  Kunsthandel  fand,  so- 
gleich als  Werk  Parentinos  erkannt  worden. 
Ein  drittes  interessantes  und  charakteristisches 
Bildchen,  offenbar  Illustration  einer  Novelle,  be- 
sitzt Herr  Emil  Weinberger  in  Wien. 

Der  Meister  der  Spielkarten  == 

Die  Vermutung,  daß  dieser  interessante,  am 
Oberrhein  tätige  Kupferstecher  auch  als  Maler 
tätig  gewesen  sei,  ist  schon  geäußert  worden. 
Hat  man  doch  versucht,  denselben  mit  Konrad 
Witz  zu  identifizieren,  und  die  allgemeine  nahe 
Verwandtschaft  zwischen  den  Stichen  und  den 
Bildern  des  Witz  ist  niciit  zu  leugnen.  Än  die 
Identität  beider  Künstler  konnte  ich  nicht  glauben. 
Nun  besitzt  Herr  Dr.  Albert  Figdor  in  Wien  ein 
Gemälde  einer  lebensgroßen  Madonna  mit  dem 
Kinde  in  Halbfigur  über  der  Mondsichel,  deren 
Typus  mir  mit  dem  aus  den  Spielkarten  wohl- 
bekannten  so  völlig  gleich  zu  sein  scheint,  daß 
ich  nicht  zweifeln  möchte,  es  handle  sich  hier 
um  ein  malerisches  Werk  des  großen  Stechers. 
Für  seinen  unmittelbaren  Schüler  als  Maler 
haben  wir  dann  jenen  interessanten  Künstler  zu 
halten,  der  das  Breitbild  mit  Georgs  Drachen- 
kampf und  der  Predigt  Johannis  im  Museum 


von  Colmar  malte,  das  wieder  zum  Meister 
E.  S.  überleitet. 

Der  Meister  des  Peringsdörffer  Altars  = 

Über  einen  prachtvollen  Teppich  mit  der  Ver- 
kündigung, datiert  1486,  der  zweifellos  nach  der 
Zeichnung  dieses  Meisters  ausgeführt  wurde 
und  der  als  altes  Familienkleinod  wieder  in  den 
Besitz  seiner  Exzellenz  des  Freiherrn  Heinrich 
von  Tücher  zurückkehrte,  durch  dessen  Güte  ich 
auch  interessante  ältere  Notizen  darüber  erfuhr, 
hoffe  ich  demnächst  ausführlicher  zu  berichten. 

Der  Meister  des  Thalheimer  Altars  == 

Die  herrlichen  Holzstatuen  dieses  altschwä- 
bischen Altarwerkes  in  der  Stuttgarter  Alter- 
tümersammlung sind  der  Allgemeinheit  be- 
kannter als  die  Malereien  der  Flügel  und  der 
Predella,  deren  stilistische  Verwandtschaft  mit 
den  Skulpturen  in  die  Augen  springt.  Auf 
diesen  Schwaben  vom  Anfänge  des  XVI.  Jahr- 
hunderts, der  aus  des  älteren  Holbein  Schule 
seinen  Stil  ableitet,  möchte  ich  die  schönen 
Glasfenster  zurückführen,  die  sich  in  der  Kirche 
S.  Nazaro  in  Mailand  befinden.  Auf  die  Be- 
ziehung zur  schwäbischen  Kunst  und  speziell 
zu  der  des  älteren  Holbein  hat  mich  vor  Jahren 
schon  Thode  hingewiesen.  Genauere  Vergleiche 
lassen  mich  an  diesen  feinen  Szenen  aus  der 
Legende  der  Katerina,  die  wir  in  der  Kirche  an 
einem  Fenster  des  Hauptschiffes  und  an  einem 
der  angebauten  geräumigen  Katerinenkapelle 
finden,  speziell  den  Stil  des  Thalheimer  Meisters 
erkennen.  Dieselbe  Kirche  S.  Nazaro  birgt  ja 
auch  noch  einen  der  delikatesten  deutschen 
Schnitzaltäre  des  beginnenden  XVI.  Jahrhunderts 
(eine  figurenreiche  Anbetung  der  heiligen  drei 
Könige  im  Mittelfelde). 

Hans  Leonhard  Sdiäuffelein  - ' : 

Dem  Hinweise  Seiner  Durchlaucht  des  Fürsten 
Franz  Liechtenstein  verdanke  ich  die  Bekannt- 
schaft mit  einem  Bilde  im  Besitz  von  Dr.  von 
Schwarz  in  Ödenburg  (Sopron,  in  Ungarn),  das 
ehemals  dem  Lukas  Cranach  zugeschrieben 
wurde.  Hatte  schon  Fürst  Franz  Liechtenstein 
den  Charakter  der  fränkischen  Schule  darin  er- 
kannt, so  glaube  ich  speziell  Schäuffeleins  Hand 
aus  dem  Bilde  lesen  zu  können.  Wenig  unter 
Lebensgröße  sehen  wir  die  Halbfiguren  des 
leidenden  Christus  im  Grabe,  dessen  Hände 
trauernd  Maria  und  Johannes  halten,  indessen 
vier  kleinere  Engel  in  blaugrünen  Gewändern 
die  Marterwerkzeuge  weisen.  Die  wohlerhaltene, 
nur  durch  zwei  Sprünge  beschädigte  Tafel  dürfte, 
von  Staub  gereinigt,  wohl  an  Farbenpracht  den 


Studien  und  Forschungen 


307 


schönsten  Bildern  Schäuffeleins,  wie  etwa  der 
Kreuzigung  der  Sammlung  Soltmann  in  Berlin, 
nidit  viel  nachstehen. 

P.  P.  Rubens  : ■ ■ r 

Nirgends  erwähnt  finde  ich  zwei  Gemälde 
im  Besitze  Seiner  Durchlaucht  des  Fürsten  Ädolf 
zu  Schwarzenberg  in  Wien,  das  eine,  Romulus 
und  Remus  von  der  Wölfin  gesäugt,  Wieder- 
holung der  bekannten  Komposition  der  Capito- 
linischen  Galerie,  das  zweite  eine  Darstellung 
Ganymeds,  der  vom  Ädler  zum  Göttermahle 
emporgetragen  wird,  durchaus  verschieden  von 
der  kleineren  und  späteren  Darstellung  des 
gleichen  Gegenstandes  im  Prado.  Die  Ent- 
stehungszeit des  im  wesentlichen  eigenhändigen, 
prachtvollen  Bildes  würde  ich  auf  1615—20 
ansetzen. 

s 

EIN  KUNSTGESCHICHTLICHER  FUND 
ZUR  VORGESCHICHTE  VON  KLEISTS 
„PRINZ  FRIEDRICH  VON  HOMBURG“. 

Eine  interessante  kunst-  und  literarhistori- 
sche kleine  Entdeckung  hat  Herrmann  Gilow 
(in  Berlin)  gemacht  und  zuerst  in  den  „Mittei- 
lungen des  Vereins  für  die  Geschichte  Berlins“ 
(1908,  No.  1)  veröffentlicht. 

Der  Kleistforschung  war  seit  längerer  Zeit 
bekannt,  daß  Kleist  eine  bildnerische  Anregung 
zu  seinem  1809/1810  gedichteten  Homburgdrama 
wahrscheinlich  durch  das  1800  in  Berlin  ausge- 
stellte große  Bild  Karl  Kretschmars  em- 
pfangen hat,  auf  dem  die  Begegnung  des  Prinzen 
mit  dem  Großen  Kurfürsten  nach  der  Schlacht 
bei  Fehrbellin  dargestellt  war.  Dieses  damals 
preisgekrönte  Bild  war  in  den  Besitz  des  Königs 
von  Preußen  übergegangen,  schien  aber  trotz- 
dem völlig  verschollen  zu  sein.  Nun  fand  Gilow 
im  „preußischen  Hausfreund“  vom  Jahre  1806 
unter  „Kunst“  eine  Hufzählung  der  Kupferstiche 
des  Äkademieprofessors  JohannJosephFreid- 
hof,  und  zu  diesen  gehörte  auch  ein  1802  ge- 
stochenes Blatt  nach  dem  Kretschmarschen  Bilde. 
Aber  auch  von  diesem  Stiche  war  in  Bibliotheken 
und  Sammlungen  kein  Exemplar  mehr  zu  finden, 
und  erst  auf  eine  durch  die  Presse  verbreitete 
öffentliche  Anfrage  hin  meldeten  sich  einige  Be- 
sitzer der  Seltenheit.  Gilows  Publikation  des 
Blattes  und  seine  Vergleichung  der  Kretschmar- 
Freidhofschen  Fassung  des  Themas  mitE.Hennes 
1790 veröffentlichter  Radierung  nachD.Chodo- 
wi eck is  Zeichnung  wurde  auch  dem  Kaiser  vor- 
gelegt, der  sich  sofort  erinnerte,  als  Knabe  im 


kronprinzlichen  Palais  das  Orginalgemälde  tag- 
täglich gesehen  zu  haben.  Im  Treppenhaus 
hängt  nun  tatsächlich,  vorzüglich  erhalten, 
Kretschmars  Bild.  Die  Liebenswürdigkeit 
Prof.  Gilows  hat  mir  eine  private  Besichtigung 
des  Gemäldes  ermöglicht,  über  dessen  Beziehungen 
zu  Kleists  Drama  Gilow  in  „Westermanns  Mo- 
natsheften“ (Maiheft)  ausführlich  spricht. 

Um  ein  Meisterwerk  handelt  es  sich  nicht. 
Die  Komposition  erinnert  leise  an  Velasquez’ 
„Übergabe  von  Breda“.  Links  (vom  Betrachter 
aus),  vor  einer  Gruppe  von  Offizieren,  steht  in 
demütiger  Haltung,  entblößten  Hauptes,  der 
Prinz,  rechts  ihm  gegenüber  der  Kurfürst,  die 
linke  Hand  in  die  Hüfte  gestemmt,  die  rechte 
mit  ausgestrecktem  Zeigefinger  bedeutsam  er- 
hoben. In  des  Kurfürsten  Umgebung  fällt  die 
Gestalt  Derfflingers  auf.  Prinz  Homburg  ist, 
entgegen  dem  historischen  Tatbestände,  als 
jugendlicher,  blondgelockter  Held  aufgefaßt. 
Gilow  führt  mit  Recht  die  Beliebtheit  und  Dar- 
stellungsweise des  Homburgthemas  auf  seine 
legendarische  Behandlung  in  Friedrichs  des 
Großen  Memoires  zurück.  Glücklicher  als  die 
befangene  und  steife  Zeichnung  des  Gemäldes 
erscheint  seine  farbige  Haltung.  V/ohl  in  be- 
wußter Symbolik  ist  der  prinzliche  Draufgänger 
als  warme  Farbe  (goldgelbes  Lederkoller,  rote 
Barettfedern)  zwischen  die  kalten  rostbraunen 
und  blaugrünen  Töne  der  Kleidung  des  Kur- 
fürsten und  der  Offiziere  gestellt.  Dem  Gemälde, 
das  gleichgerahmt  ist  wie  die  übrigen  das 
Treppenhaus  des  Palais  schmückenden  histori- 
schen Porträts,  ist  unten  ein  etwa  5 cm  breiter 
Streifen  angestückt  worden,  wohl  um  die  Bild- 
größe dem  vorhandenen  Platze  anzupassen. 

Wilhelm  Waetzoldt. 

S 

□ OSTÄSIÄTISCHE  KUNST  □ 

In  der  Sitzung  der  Kunstgeschicht- 
lichen  Gesellschaft  zu  Berlin  am 
14.  Februar  sprach  Professor  Münsterberg  über 
die  hohe  japanische  Kunst  im  Mittelalter  und 
Renaissance,  die  eine  starke  Beeinflussung  durdi 
den  Westen  Asiens  und  die  Mittelmeerländer 
vermuten  läßt.  Im  3.  Jahrtausend  v.  Chr.  gibt 
es  eine  künstlerische  Verbindung  mit  vormyke- 
nischer  Kultur,  dann  (in  China)  eine  Ornamen- 
tik, die  sich  an  die  mykenischen  Formen  an- 
lehnt; auch  die  griechisch-baktrische  Kunst  be- 
rührte die  im  3.  Jahrhundert  nach  Süden  vor- 
dringenden Chinesen.  Dann  lehren  die  jüngsten 
Ausgrabungen  in  Turkestan,  daß  dort  vom  4. 


308 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


bis  8.  Jahrhundert  n.  Chr.  eine  Freskomalerei 
blühte,  die  sich  eng  an  die  griechische  Malerei 
anschließt.  In  China  selbst  sind  nahezu  alle 
Denkmäler  früher  Zeiten,  durch  Kriege  und  den 
Vandalismus  nachfolgender  Dynastien  im  eige- 
nen Lande,  vernichtet.  — In  Japan  setzte  eine 
einheimische  Kunst  erst  mit  dem  8.  Jahrhundert 
n.  Chr.  ein;  monumentale  Plastik  und  Fresko- 
malerei blühen  im  9.  Jahrhundert  in  nationaler 
Eigenart.  Im  11.  Jahrhundert  entsteht  auch  hier 
eine  mittelalterliche  Kunst,  welche  in  realistischer 
Treue  die  Taten  der  Nationalhelden  schildert, 
im  Format  aber  immer  mehr  sich  auf  das  Kleine 
beschränkt.  Durch  Einflüsse  aus  China  vollzog 


sich  ein  Umschwung  des  Geschmacks  in  einer 
Ärt  Renaissance;  die  Malerei  strebte  nicht  so- 
wohl nach  Naturwahrheit  als  nach  Stimmung, 
nach  zartem  Empfindungsausdruck.  Das  Ende 
des  17.  Jahrhunderts  brachte  mit  dem  Äufhören 
der  Bürgerkriege  eine  Entfaltung  des  Luxus, 
welcher  nur  mehr  das  Kunstgewerbe,  nicht  mehr 
die  hohe  Kunst  begünstigte.  — Dr.  Creutz  fügte 
im  Änschluß  an  den  Vortrag  hinzu,  daß  bereits 
1897  Lessing  den  Zusammenhang  zwischen 
vorderasiatisdier  und  ostasiatischer  Kunst  an 
altchinesischen  Stoffen  erkannt  habe,  deren 
Muster  auf  sassanidische  Gewebe  zurück- 
gehen. S. 


« 


RUNDSCHAU 


BERLIN  ^ 

Neuerwerbungen  der  Kgl.  Museen.  Das 
Kaiser-Friedrich  Museum  fährt  mit  Eifer 
und  Glück  fort,  seine  Skulpturensammlung  zu 
vermehren.  Äudi  diesmal  sind  es  einige  glän- 
zende Holzskulpturen,  welche  vor  allen  anderen 
Erwerbungen  ;der  Museen  ins  Äuge  fallen. 
Über  ein  südbairisdies  Lindenholzrelief,  den 
Brunnen  der  Liebe  darstellend,  Ältdorfer  in  Er- 
findung, Typus  und  Stil  nahestehend,  aber  nicht 
auf  eine  Vorlage  von  ihm  selbst  zurückzuführen, 
berichtet  Herrn.  Voß  in  den  amtlichen  Berichten 
aus  den  Kgl.  Kunstsammlungen;  Vöge  ebenda 
über  einige  gotische  Holzfiguren:  eine  anschei- 
nend brabantische  Madonna  auf  dem  Thron,  aus 
der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts;  ein  schöner 
nordfranzösischer  Leuchterengel  um  1260  (wohl 
zu  eine  thronenden  Ältarmadonna  gehörig), 
dessen  direktes  Gegenstück  jüngst  der  Louvre 
erwarb;  eine  Gestalt  von  dem  lebendigen  durch- 
gefühlten Rhythmus  der  Bewegung,  welcher  die 
besten  französischen  Skulpturen  des  13.  Jahr- 
hunderts bei  all  ihrer  architektonischen  Ge- 
bundenheit so  überaus  anmutig  erscheinen  läßt. 
— Das  Museum  der  Völkerkunde  erfuhr 
eine  großartige  Bereicherung  durch  altchinesische 
Wand-  und  Seidenmalereien  und  Steinskulp- 
turen, welche  von  Prof.  Ädolf  Fischer  in  China 
aufgefunden  und  erworben  worden  sind.  Sie 
gehen  zum  Teil  sogar  weit  hinter  die  buddhis- 
tische Zeit  zurück  und  liefern  abermals  die 
bündigsten  Beweise  von  den  Zusammenhängen 
der  ostasiatischen  mit  der  antiken  (mykenischen, 
assyrischen,  griechischen)  Kunst;  Funde,  die  un- 
schätzbar sind,  weil  sie  infolge  umfassender 
Zerstörungen  (durch  Mohammedaner,  Japaner 
und  Chinesen  selber)  überaus  selten  geworden 
und  mit  Mühe  entdeckt,  mit  Gefahren  geborgen 
werden  können.  Diese  Erwerbungen  werden, 
vorläufig  im  Schliemannsaale  verschlossen,  später 
in  geordnetem  Zustande  auch  dem  Publikum 
zugänglich  gemacht  werden.  Es  wäre  sehr  zu 
wünschen,  daß  sie  bei  ihrem  großen  kultur- 
historischen und  künstlerischen  Wert,  der  sie 
an  Interesse  weit  über  den  Durchschnitt  der 
Sammlungen  des  ethnographischen  Museums 
erhebt,  einen  hervorragenden  und  leicht  er- 
kenntlichen Platz  erhielten. 

In  den  Ausstellungen  der  Kunstsalons 
fesselten  vor  allem  zwei  starke  Persönlichkeiten: 
van  Gogh,  von  dem  es  eine  gute  Sammlung 
im  März  bei  Cassirer  gab,  und  Melchior  Lechter, 


der  im  April  bei  Gurlitt  ausgestellt  hatte.  Starke 
Kontraste  sind  in  diesen  beiden  Namen  aus- 
geprägt. Van  Gogh,  einer  der  stärksten  Re- 
präsentanten des  absoluten  Rahmenbildes;  der 
letzte  Nachfahre  des  großen  Millet,  ein  Mann 
von  ungeheuerer  Expansionskraft,  der  seine 
Energie  aber  nicht  wie  Rimbaud  auf  das  grenzen- 
lose Erfassen  des  Lebens  selber  richtete,  son- 
dern, zu  seiner  Qual,  auf  die  Malerei,  und  dazu 
noch  auf  die  enger  begrenzte,  auf  die  Malerei 
des  Objekts.  Das  wurde  sein  Unglück;  er  ver- 
zehrte sich  in  der  vergeblichen  Leidenschaft, 
die  glühenden  Eindrücke,  die  er  von  der  Na- 
tur erhielt,  mit  den  schwachen  Mitteln  der  Öl- 
farben zu  bannen.  Seine  hinterlassenen  Werke 
aber  sind  groß  und  voller  terribiltä,  titanen- 
hafte Bruchstücke  unerhörter  Selbstbekenntnisse. 
Dieser  ungebändigten  Naturkraft  gegenüber  steht 
die  strenge  Formkonvention  und  tektonische 
Selbstbegrenzung  Melchior  Lechters;  der  de- 
korative Künstler  voller  hoher  Kultur  und  Vor- 
nehmheit. Die  Glasgemälde  für  dasLandesmuseum 
in  Münster  i.  W.  können  sich,  ausgeführt,  trotz 
ihrer  tiefen  Farben  nicht  neben  den  Entwürfen  und 
den  Studien  Lechters  behaupten;  wieviel  von 
des  Künstlers  Geist  geht  bei  der  handwerklichen 
Übertragung  verloren!  Lechter  ist  wohl  unser 
größter  Buchkünstler;  die  glühende  Feierlichkeit 
der  Gotik  in  ihrer  größten  Zeit  (Straßburg,  Sainte 
Chapelle)  lebt  in  ihm;  jede  der  ausgestellten 
Zeichnungen  stellt  einen  kostbaren  Besitz  an 
Kunst  und  Kultur  dar,  Kunstgewerbe  in  dem 
edelsten  Sinne,  wie  Morris  es  verstand.  Das 
präraffaelitische  Element,  das  in  Lechters 
Schaffen  zu  stecken  scheint,  ist  ein  sehr  ge- 
läutertes; der  Deutsche  kann  das  von  sich  aus, 
was  die  weniger  kräftigen  Engländer  doch  nur 
mit  fremden  Hilfsmitteln  unvollkommen  gaben. 
Wir  wollen  aber  nicht  undankbar  sein  und 
gerne  gestehen,  wie  viel  wir  ihnen  und  ihrer 
Kultur  verdanken,  wenn  auch  unsere  reifsten 
Künstler  ihre  Leistungen  schon  hinter  sich  ge- 
lassen haben. 

An  kleineren  Kollektionen  gibt  es  hier  immer 
viel  Gutes  zu  sehen.  Da  waren  gleichzeitig 
mit  van  Gogh  bei  Cassirer  französische  Bilder 
ausgestellt,  köstliche  Landschaften:  Corot  und 
Daubigny  entzückten  neben  den  jüngeren  Bou- 
din,  einem  wundersamen  Träumer,  der  glück- 
selige Farben  sah;  Diaz,  Dupre,  Jongkind 
und  so  weiterhin,  fast  alle  Namen  der  glänzen- 
Zeit  von  Barbizon  in  sehr  guten  Bildern.  Ihnen 
folgten  im  April  Deutsche;  bis  auf  Paul  Baum, 


310 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


von  dem  eine  Menge  Landsdiaftszeichnungen 
von  höchst  eindrucksvoller  Raumtiefe,  zart  und 
voll  Qualität,  aber  etwas  monoton  — alle  von 
der  nordischen  Schwerblütigkeit,  die  ihre  Schöp- 
fungen schwerer  zugänglidi  macht,  aber  auch 
oft  inniger  lieben  heißt;  gewaltige  Zeichnungen 
von  Käthe  Kollwitz;  Äkte  und  Landschaften 
von  E.  R.  Weiß,  mitunter  überwältigend  in 
ihrer  Frische  und  sinnlichen  Lebenskraft;  Land- 
schaften von  Ulrich  Hübner,  die  einen  selb- 
ständigen Weg  zu  einer  koloristisch  kräftigen 
Form  einschlagen  und  frohe  Hoffnungen  auf  die 
Entwicklung  des  Künstlers  erregen.  Bei  Schulte 
waren  im  März  Sammlungen  von  Habermann 
und  Robert  Weise  ausgestellt;  Weise  stellt 
eine  glückliche  Vermittlung  zwischen  dem  de- 
korativen Streben  der  Münchner  Scholle  und  der 
anmutigen  Sinnlichkeit  der  modernen  Schwaben 
her,  ist  aber  noch  mitten  auf  dem  Wege  zu 
seiner  Synthese.  Im  Äpril  gab  es  ebenda  eine 
große  Übersicht  über  das  Schaffen  Heinrich 
Zügels;  es  ist  leider  nicht  der  Raum,  an  dieser 
interessanten  und  bis  zur  Einseitigkeit  konse- 
quenten Malernatur  die  Entwicklung  des  Licht- 
problems bis  zur  Gegenwart  darzustellen;  nie- 
mand, außer  Liebermann,  hat  sich  in  Deutsch- 
land um  dieses  Problem  mit  so  großer  Selb- 
ständigkeit und  Beharrlichkeit  bemüht,  wie 
Zügel,  aber  gerade  bei  ihm  wird  auch  die 
Frage  laut,  ob  nicht  am  Ende  das,  was  Mittel 
bleiben  sollte,  zum  beschließenden  Zweck  ge- 
worden ist.  In  jedem  Falle  eine  ungemeine 
Leistung,  die  den  größten  Respekt  fordert.  S. 

s 

MÜNCHEN  — 

Der  langsam  zu  Ende  gehende  Winter  hat 
uns  erfreulicherweise  mit  wertvollen  Gaben 
beschenkt.  Er  hat  ferner  Äusstcllungen  in  seltener 
Vielseitigkeit  gezeigt,  deren  Bedeutung  und  An- 
regung die  Aufnahmefähigkeit  auf  starke  Probe 
stellten.  Fast  möchte  man  wünschen,  daß  dieses 
Kaleidoskop  weniger  rasch  gedreht  werde,  um 
die  allzu  flüchtigen  Eindrücke  zu  tieferer  Wir- 
kung gelangen  zu  lassen.  Von  Menzel  und 
Wilhelm  Busch  zu  van  Gogh  und  Gauguin  ist 
ein  weiter  Schritt. 

Menzel!  Schmerzlich  war  die  Lücke,  die 
bisher  in  der  neuen  Pinakothek  durch  das  be- 
dauerliche Fehlen  von  Werken  des  Berliner  Alt- 
meisters klaffte.  Er,  der  gerne  und  lange  in 
München  geweilt  hatte,  wo  sich  so  vielfache 
Anregung  für  sein  lebhaftes  Empfinden  fand  — 
es  sei  an  das  Gemälde  des  Altars  der  Damen- 
stiftskirdie  in  der  Galerie  Behrens  in  Hamburg 


erinnert  — , hat  durch  die  ansehnliche  Schenkung 
seiner  Nichte,  Frl.  Krigar-Menzel  in  der  Pina- 
kothek, wo  er  einen  eigenen  Raum  erhalten 
wird,  ein  treffliches  Denkmal  erhalten.  Seit  der 
Jahrhundertausstellung,  seit  den  Arbeiten  von 
Tschudi  und  Meier-Graefe  über  Menzel  sind 
wir  bedeutet  worden,  den  Anfängen  des  Meisters 
größere  Beachtung  zu  schenken,  die  intime  Zeit 
seiner  Genrebilder  nnd  Studien  als  außerordent- 
lich wichtig  anzusehen,  ja  ihr  für  Menzels  ur- 
sprüngliche Begabung  fast  höheren  Wert  zu- 
zugestehen als  den  Zeiten  der  Hofgunst  und 
der  großen  Geschichtsbilder.  Die  nach  München 
gelangenden  Werke,  stammen  fast  ausschließlich 
aus  seinen  früheren  Jahren.  Da  bisher  nur  die 
Zeichnungen  in  der  königl.  graphischen  Samm- 
lung ausgestellt  sind,  sei  mit  Erlaubnis  Herrn 
Dr.  Weigmanns  aus  dessen  Aufsatz  über  die 
Schenkung  in  der,,  Münchner  AllgemeinenZeitung“ 
folgendes  mitgeteilt:  Man  begegnet  in  einem 
gegenständlich  so  einfachen  Bilde:  „Menzels 
Schwester  an  der  Türe  eines  durch  Lampenlicht 
spärlich  erleuchteten  Raumes“  koloristischen  Prob- 
lemen, die  in  ihrer  sicheren  Lösung  für  ihre  Zeit 
— 1847  — aufs  höchste  überraschen  müssen. 
Die  harmonische  Kombinierung  und  feine  Ab- 
stimmung ihrer  Tonwerte  stempeln  diese  Studie 
zu  einem  koloristischen  Meisterstück.  Das  my- 
stische Halbdunkel  einer  nur  durch  Altarkerzen  er- 
hellten Kirche  in  Innsbruck,  bei  der  der  Blick 
wie  mit  magnetischer  Gewalt  über  die  andächtige 
Menge  auf  die  heilige  Handlung  gezogen  wird, 
das  geheimnisvolle  Spiel  des  Mondlichts  um 
den  Chor  biner  Dorfkirche,  aus  deren  ticf- 
beschatteten  Pfeilerpartien  der  rötliche  Schein 
eines  schwach  erleuchteten  heiligen  Grabes  her- 
vordämmert, der  Widerstreit  des  fahlen  Voll- 
mondglanzes mit  den  gelblichen  Lichtern  eines 
von  innen  und  außen  erleuchteten  Fabrik- 
etablissements — in  solchen  Motiven  zeigt  sich 
Menzels  sonst  auf  scharfe  zeichnerische  Auf- 
fassung der  Objekte  ausgehendes  Auge  auch 
den  malerischen  Erscheinungsformen  offen. 

Mit  einem  für  seine  Zeit  bewunderungs- 
würdigen Wagemut  machte  er  sich  — 1851  — 
daran  die  dumpfschwüle  Atmosphäre  eines 
kerzenerleuchteten  Konzertsaales  festzuhalten, 
in  der  sich  eine  illustre  Gesellschaft  ver- 
sammelt hat.  Und  wenn  den  Künstler  auch  ein 
eminentes  Gedächtnis  in  den  Stand  setzte  aus 
der  Erinnerung  die  ganze  Skala  der  Tonwerte 
wiederzugeben,  die  das  cindringendc  Tageslicht 
in  der  Dachkammer  eines  Büchertrödlers  auf 
den  schmucklosen  Wänden  hervorzaubert,  so 
verschmähte  er  es  doch  nicht,  gelegentlich  auch 
vor  der  Natur  selbst  den  Pinsel  in  die  Hand  zu 
nehmen.  Die  Schenkung  enthält  dafür  zwei 


Rundschau 


311 


treffliche  Belege;  eine  kleine  Landschaft  mit 
einem  unter  mächtigen  Bäumen  versteckten 
Bildstock  aus  den  Salzburger  Bergen,  und  eine, 
zwar  im  Vorwurf  unscheinbare,  in  der  Äus- 
führung  aber  malerisch  breite  Studie:  des 
Meisters  Pelz,  nachlässig  auf  ein  rotbraunes 
Sofa  geworfen. 

Äus  viel  späterer  Zeit  (1863)  datiert  das 
nach  seiner  Bildwirkung  abgeschlossenste  Öl- 
gemälde der  ganzen  Reihe,  der  Äusblick  von 
einem  Balkon  des  kgl.  Schlosses  in  Berlin. 

Neben  einem  Pastell  aus  dem  Jahre  1857,  Adam 
mit  Jagdbeute  zu  Eva  zurückkehrend  und  einem 
Aquarell  aus  dem  Jahre  1847  enthält  die  Schenkung 
ferner  unter  den  Zeichnungen  eine  Reihe  von 
Darstellungen  aus  Menzels  Familie,  Skizzen  von 
Hoffestlichkeiten,  vor  allem  aber  Studien  von  den 
Reisen  des  Künstlers  in  Süddeutschland.  Einige 
Blätter  „Alte  im  Lehnstuhl“  und  „Schlüssig, 
Unschlüssig“  gehören  den  allerletzten  Jahren  an 
(1902  und  1903).  Dem  Vernehmen  nach  wird 
die  nunmehr  mit  dem  würdigen  und  stolzen  Wort 
„Menzel-Sammlung  der  Münchner  neuen  Pina- 
kothek“ zu  bezeichnende  Schenkung  durch  eine 
umfangreiche  Publikation  bekannt  gemacht  wer- 
den. Dann  werden  wir  nach  Kenntnis  der  Ori- 
ginale nochmals  hierauf  einzugehen  haben. 

Außer  dieser  großartigen  Schenkung  hat  die 
neue  Pinakothek  aus  der  Kollektivausstellung  der 
Werke  Albert  von  Kellers  durch  Ankauf  zwei 
Bilder  erhalten  und  weiterhin  eine  frühe  Arbeit 
Fritz  von  Uhdes,  „La  chanteuse“  erworben,  die 
ohne  besonders  charakteristisch  zu  sein  (sie  ist  noch 
unter  Munkacsgs  Einfluß  entstanden)  das  Vor- 
handene erfreulich  ergänzt. 

Die  Nennung  dieser  führenden  Meister  der 
Sezession  gibt  die  Veranlassung,  ganz  kurz 
auf  die  Frühjahrsausstellung  dieser  Vereinigung 
einzugehen,  nicht  etwa  um  die  wenig  bedeuten- 
den Münchner  Bilder  zu  besprechen  oder  Zügels 
kraftvolle  Zeichnungen,  Slevogts  Iliasradierungen 
und  Landenbergers  lichterfüllte  Studien  zu  rüh- 
men, sondern  nur  um  einige  Bedenken  zu  äußern 
gegen  die  hier  gebotene  Zusammenhäufung  einer 
Anzahl  der  modernsten  französischen  Bilder 
(Valloton,Vuillard,Bonnard,Roussel).  Denn  solche 
Ausstellungen  bergen  doch  die  Gefahr  in  sich, 
den  jungen  kräftigfrischen  Münchner  Nachwuchs, 
der  immer  noch  früh  genug  an  die  Seine  geht, 
zu  einer  unselbständigen  Nachahmung  zu  ver- 
leiten. Von  diesem  Gesichtspunkt  aus  sollte 
man  solche  gewiß  dankenswerten  und  für  den 
Kenner  interessanten  Experimente  vielleicht 
doch  nicht  allzu  oft  wiederholen.  Auch  die 
vorzügliche  Ausstellung  von  Werken  van 
Goghs,  die  in  einer  überraschenden  Mannig- 


faltigkeit zusammengebracht  wurde,  ist  wohl 
geeignet,  als  gute  Vermittlerin  für  die  Kennt- 
nis des  absonderlichen  und  doch  durch  nach- 
giebiges Eingehen  auf  seine  fabelhaft  per- 
sönlichen und  ganz  sicherlich  fabelhaft  künst- 
lerischen Absichten  zur  Höhe  des  Genies  ge- 
tragenen Meisters  betrachtet  zu  werden.  Auch 
sie  möge  ja  nicht  neben  dem  Guten,  das  sie  zu 
wirken  berufen  ist.  Schädliches  stiften  durch  eine 
falsch  verstandene  Aufforderung  zur  Nachahmung. 
Van  Goghs  Eigenart,  welche  die  qualvolle  An- 
spannung und  deshalb  geistige  Erkrankung  mit 
sich  verbindende  Auflösung  seiner  Gehirnnerven 
bestimmte,  die  krank  waren  infolge  einer  furcht- 
bar erregten  Wahrnehmungsfähigkeit  sinnlicher, 
rein  malerischer  Eindrücke,  gibt  als  künstlerisches 
Resultat  eine  Überfülle  von  Licht  und  Farbig- 
keit. Ja  sie  gibt  die  Überfülle  in  einer  schmerz- 
haften, kaum  zu  ertragenden  Steigerung,  vor  der 
das  geblendete  Auge  hilfesuchend  ruhige  Töne 
erfleht  und  sich  ermattet  schließen  will  um  den 
machtvoll  ringsum  flutenden  Farben-  und  Licht- 
wellen zu  entrinnen.  Wenn  wir  uns  wohl  ein- 
mal verleiten  ließen,  angesichts  ewiger  Schöp- 
fungen der  größten  Meister  eine  auf  den  zu- 
nächst unmöglichen  persönlichen  Kontakt  sich 
gründende  Unruhe  zu  empfinden,  die  wir  dann 
als  Wirkungen  der  eminent  persönlichen  Ge- 
staltungskraft und  Gestaltenfülle  solcher  Genien 
aufzufassen  uns  bemühten  — hier  wahrlich  wird 
dieser  sonst  akademisch  aufgezwungene  Zaum 
freudig  angelegt  um  späterhin  ebenso  freudig 
fortgeworfen  zu  werden.  Van  Gogh  verlangt 
dabei  nicht  einmal  das  Aufgeben  aller  theore- 
tischen Maximen,  die  sonst  bei  der  kritischen 
Betrachtung  von  Kunstwerken  anzuwenden  sind. 
Er  hat  mit  dem  gleichen  persönlichen  Recht  wie 
etwa  Richard  Strauß  oder  E.  T.  A.  Hoffmann 
oder  Arthur  Rimbaud  die  Linie  des  künstlerisch 
Erreichbaren  bis  zur  aller  allerletzten  Möglichkeit 
— hier  nach  der  rein  malerischen  Seite  hin  — aus- 
gedehnt. Was  ihn  dabei  ebenso  unsympathisch 
macht  wie  die  genannten  Meister  auf  anderen 
Gebieten  der  Kunst,  es  ist  demnach  nicht  auf 
der  negativen  Seite,  sondern  auf  der  positiven  und 
besteht  in  dem  Gezwungenen  und  daher  Un- 
natürlichen, dem  Problematischen  und  trotz  aller 
Genialität  leider  doch  auf  Effekt  rechnenden 
seines  Malens.  Wir  hatten  in  der  Kunsthand- 
lung von  Brakl  Gelegenheit,  fast  Hundert 
Arbeiten  van  Goghs  betrachten  zu  können.  Von 
bescheidenen  Anfängen,  Landschaften,  die  in 
der  Nähe  Monets  liegen,  bis  zu  den  farb- 
verbissenen  Gewalttaten  des  Geisteskranken  von 
Arles  war  das  wichtige  zu  sehen,  das  das  Werk 
des  eigentümlichsten  Malers  der  Vergangenheit 
bildet,  der  das  Hamletwort  ins  Gedächtnis  ruft, 


312 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


! 


welch  edler  Geist  hier  zerstört  ward.  Eine  sehr 
erfreuliche  Ergänzung  dieser  Zusammenstellung 
war  in  der  Kunsthandlung  von  Zimmer- 
mann  zu  sehen.  Hier  befand  sich  die  berühmte 
Ärleserin,  die  endlich  ihren  Käufer  gefunden 
hat.  Neben  van  Gogh  wirkten  hier  einige  frühe 
Bilder  von  Gauguin  und  ein  vorzügliches  Land- 
schaftsstück  aus  Tahiti  farbenfreudiger  und  in 
ihrer  besseren  Anspruchslosigkeit  sympathisch. 

Es  gibt  in  München  nur  eine  Privatsamm- 
lung,  die  mit  ernsten  Absichten  Werke  der 
neuen  Franzosen,  soweit  sie  hier  im  Lager  der 
Pointillisten  Signac  und  Seurat,  dort  von  van 
Gogh  und  Gauguin,  in  der  Plastik  von  Aristide 
Maillol  geschaffen  wurden,  angekauft  hat.  Da 
wir  diese  Sammlung  nunmehr  leider  von  Mün- 
chen nach  Berlin  verlieren,  wird  es  ihr  Besitzer, 
Direktor  Dr.  Wolff,  nicht  dem  Münchner  Chro- 
nisten übel  nehmen,  wenn  er  hier  die  Güte 
rühmt,  mit  welcher  seine  Bilder  den  Fachgenossen 
zugänglich  gemacht  waren.  Das  Ersuchen  um 
öffentliche  Ausstellung  wurde  mit  dem  bedauer- 
lichen, aber  bei  der  einseitigen  Empfindlichkeit 
mancherMünchner  Kunstkreise  sehr  verständlichen 
Hinweis  auf  eine  mögliche  Ablehnung  zurück- 
gewiesen. Und  doch  wäre  es  recht  schön  ge- 
wesen, mit  den  Kleinen  in  der  Sezession  einmal 
die  Großen,  vor  allem  Maurice  Denis,  zu  messen. 

Noch  andere  Privatsammlungen  sind  aus 
München  fortgekommen.  Der  Wechsel  der  Diplo- 
maten hat  die  Sammlung  Pourtales,  aus  welcher 
einige  treffliche  Stücke  in  der  Münchner  Re- 
naissance-Ausstellung waren  (s.  den  Aufsatz 
von  G.  Habich  im  Münchner  Jahrbuch  der  bilden- 
den Kunst,  1.  Halbband,  1907),  nach  Petersburg, 
die  besonders  an  italienischer  Kleinplastik  und 
Werken  der  italienischen  späteren  Zeit  sehr  be- 
merkenswerte Sammlung  des  Cav. Berti,  welche 
den  Münchner  Kunstforschern  so  gut  wie  un- 
bekannt blieb,  nach  Lissabon  entführt.  Der 
schöne  Erfolg  der  genannten  Renaissance-Aus- 
stellung hat  eine  Ausstellung  von  Werken 
alter  Münchner  Kunst  angeregt,  die  in  diesem 
Sommer  stattfinden  sollte.  Die  erfreuliche  Reich- 
haltigkeit des  Materials,  das  in  kurzer  Zeit  zu- 
sammenzubringen und  entsprechend  aufzustellen 
nicht  möglich  war,  gebot  einen  Aufschub  auf 
das  nächste  Jahr.  Uhde-Bernays. 

s 

WIEN  — ^ 

ln  der  Zeit  vom  22.  März  bis  2.  April  fand 
im  Salon  Pisko  zu  wohltätigen  Zwecken  eine 
Ausstellung  der  Sammlung  Eißler  statt,  und 
zwar  ihrer  alten  und  neuen  Meister  mit  Aus- 
schluß der  Österreicher. 


Eine  von  feinstem  Geschmack  zeugende 
Sammlung  ist  damit  weiteren  Kreisen  bekannt 
geworden.  Fast  jedes  Stück  ist  von  hohem 
künstlerischen  Wert,  ganz  große  Meister  sind 
durch  echte  Werke  vertreten;  durch  kleine, 
schöne  Arbeiten,  die  aber  doch  nur  dem  künst- 
lerisch geschulten  Beschauer  ihre  volle  Qualität 
offenbaren.  Prunkstücke,  die  dem  Laien  impo- 
nieren, fehlen  fast  ganz.  Als  zweites  Charak- 
teristikon  der  Sammlung  erscheint  mir  die  Plan- 
mäßigkeit der  Anlage.  Nirgends  in  Wien  wird 
man  so  viele  bedeutende  Künstler  des  XIX.  Jahr- 
hunderts, Engländer,  Franzosen,  Belgier  und 
Deutsche  nebeneinander  repräsentiert  finden. 

Mit  der  Federzeichnung  eines  guten  Schächers 
von  Dürer,  monogrammiert  und  datiert  1517 
beginnt  die  Reihe.  Schäuffeleins  doppelseitig 
bemalte  Tafel  mit  der  „Geburt  Christi“  und  dem 
„Gebet  am  Ölberg“  dürfte  die  Hälfte  eines  Flügels 
eines  großen  Altarwerks  sein.  Etwas  feiner  in 
der  Ausführung  ist  die  „Geburt“.^)  Das  Haupt- 
stück unter  den  niederländischen  Werken  des 
XVII.  Jahrhunderts  ist  eine  prachtvolle  Bister- 
zeichnung Rembrandts  „der  verlorene  Sohn  beim 
Gelage“. 

Zwei  mäßig  große  Bilder,  ein  Stiergefecht 
und  eine  Kommunion  scheinen  mit  Recht  den 
Namen  Goyas  zu  tragen  und  dürften  dessen 
späterer  Zeit  angehören.  Die  englischen  Bilder 
gruppieren  sich  um  ein  Bildnis  in  ganzer  Figur 
des  Schotten  Raeburn.  Vier  Landschaften  von 
Constable  sind  in  ihrer  Feinheit  vielleicht  nur 
dem  ganz  verständlich,  der  die  Größe  des 
Meisters  von  London  her  kennt.  Ein  Burne 
Jones,  Landseer  und  eine  kleine  Federzeichnung 
„Sarasate“  von  Whistler.  Auch  von  den  neueren 
Franzosen  sind  wieder  einige  der  bedeutendsten 
vertreten.  Ein  gewaltiges  Haupt  Napoleons  in 
Wolken  und  ein  Frauenkopf  (La  Folie)  von  Geri- 
cault,  von  Delacroix  prächtige  Skizzen  zu  zweien 
seiner  bekannten  Hauptwerke,  dem  „Massacre  de 
Scio“  und  dem  Deckenbilde  der  Salle  Apollon  des 
Louvre;  dazu  die  Federzeichnung  eines  Löwen. 
Vorzüglich  ist  auch  Daumier  vertreten  durch  zwei 
Ölbilder  und  ein  Aquarell.  Eine  farbenprächtige 
Illustration  zu  Boccaccio  zählt  zu  Monticellis 
reizvollsten  Schöpfungen,  auch  der  Heros  der 
Modernen,  Manet,  fehlt  nicht  ganz;  eine  Farb- 
skizze einer  Dame  in  ganzer  Figur  gibt  von 
seiner  Art  aber  doch  nur  eine  beschränkte  Vor- 
stellung, wenig  mehr  als  die  kleine  Federzeich- 
nung von  der  Kunst  Whistlers.  Und  ähnlich 
sind  auch  einige  große  deutsche  Meister  zwar 
vertreten  aber  doch  nicht  ihrer  vollen  Bedeu- 


•)  Höhe  1,205  m,  Breite  1,320  m. 


Rundschau 


313 


tung  nadi repräsentiert;  Böd^lin  mit  zwei  frühen 
Bildern  von  1861  „Spielende  Putten“  und  „Amor 
und  Psgdie“,  höchst  geniale,  skizzenhafte  in 
sehr  liditen  Farben  hingehauchte  Phantasien. 
Aus  demselben  Jahre  zwei  Bilder  Lenbadis,  ein 
Porträt  Böddins  und  ein  von  seiner  späteren 
bekannteren  Art  noch  völlig  abweidiendes 
Bauernslück.  Zwei  reizende  Märdienzeidmungen 
von  Ludwig  Riditer,  ein  skizzenhafter  Spitzweg, 
eine  vorzügliche  Rötelzeichnung  von  Leibi,  ein 
weniger  bedeutendes  Landsdiafts-Aquarell  von 
Klinger,  fünf  prachtvolle  Bleistiftzeichnungen 
Menzels.  Von  Modernstem  nenne  ich 'Pastelle 
von  Khnopff  und  Rgsselberghe. 

Den  Malereien  und  Zeichnungen  zugesellt 
finden  wir  vorzügliche  Werke  der  Plastik.  Hier 
beginnt  die  Reihe  mit  einer  römischen  Bronze- 
statuette, mit  Medaillen  des  Pisanello,  deutschen 
Plaketten  des  XVI.  Jahrhunderts,  einer  Bronze- 
statuette „Nessus  raubt  Deianira“  von  Giovanni 
da  Bologna.  Franzosen  und  Belgier  des  XIX. 
Jahrhunderts  stehen  der  Zahl  nadi  durchaus 
im  Vordergründe.  Vier  Tiergruppen  von  Barge, 
eine  Büste  eines  Chinesen  von  Carpeaux.  Ein 
Bronzerelief  „la  glebe“  von  Meunier,  eine  Porträt- 
büste von  Rodin,  interessante  Kopien  nach 
Donatello  und  der  Antike  von  M.  Rosso  seien 
des  weiteren  genannt. 

Diese  feine  Sammlung  vonKleinstüdcen  großer 
Qualität  setzt  zu  ihrem  Genüsse  ein  hohes 
Maß  künstlerischer  Schulung  voraus.  Viele  Be- 
sucher haben  das  instinktiv  gefühlt.  Wann  wird 
Wien  eine  moderne  Sammlung  besitzen,  die 
planmäßig  angelegt,  die  gebieterisdi  geforderte 
Aufgabe  zu  erfüllen  imstande  wäre,  der  All- 
gemeinheit ein  klares  Bild  von  Wegen  und 
Zielen  der  Kunst  des  XIX.  Jahrhunderts  zu  geben 
und  damit  die  Basis  für  eine  gerechte  Beurtei- 
lung der  neuesten  Bestrebungen  zu  schaffen? 

Wilhelm  Suida. 
s 

ROM. 

Die  Galerie  Barberini  wurde  bis  heute  nicht 
mit  Unrecht  eine  Galerie  der  Enttäuschungen 
genannt.  Nachdem  sich  aber  der  Prinzipe  Bar- 
berini-Sacchetti  entschlossen  hat  — vielleicht 
als  Sühne  für  den  Verkauf  von  Botticellis  Ver- 
kündigung und  Tizians  Kardinal  Bembo  — die 
Schätze  seiner  Privatgalerie  mit  der  öffentlichen 
Sammlung  zu  vereinigen,  ist  die  Galerie  Barbe- 
rini eine  der  beachtenswertesten  Privatgalerien 
Roms  geworden.  Die  früheren  Hauptstücke  der 
Sammlung  hatten  ihre  Anziehungskraft  einge- 
büßt, seitdem  die  Fornarina  als  Raffael  ange- 
zweifelt  war,  seitdem  man  behauptet  hatte,  das 


berühmteste  Porträt  der  Sammlung  stelle  weder 
Beatrice  Cenci  dar  noch  sei  es  von  Guido  Reni 
gemalt.  Und  Dürers  Christus  unter  den  Schrift- 
gelehrten — ein  wirres  Beieinander  von  Händen 
und  Köpfen  — hatte  sich  unter  den  italienischen 
Meistern  stets  nur  mühsam  behauptet. 

Der  Principe  Barberini  ist  mit  zwölf  Kindern 
gesegnet,  und  es  ist  schon  heute  ein  öffentliches 
Geheimnis,  daß  höchstwahrscheinlich  einmal  alle 
Kunstschätze  des  berühmten  Hauses,  die  An- 
tiken, die  Gemälde  und  die  Skulpturen  Berninis 
in  den  Besitz  des  italienischen  Staates  übergehen 
werden.  Es  dürfte  dem  Principe  der  Entschluß 
nicht  schwergefallen  sein,  die  Perlen  seiner 
Privatsammlung  in  die  öffentliche  Galerie  zu 
überführen  und  dieser  stark  in  Mißkredit  gera- 
tenen Gemäldesammlung  durch  die  Namen  des 
Melozzo,  des  Justus  von  Gent,  des  Fra  Carne- 
vale  neuen  Glanz  zu  verleihen. 

Allerdings  läßt  die  Anordnung  der  Gemälde 
viel  zu  wünschen  übrig.  Die  vier  Räume  er- 
weisen sich  als  völlig  ungenügend,  den  Reich- 
tum der  jetzigen  Sammlung  zu  fassen.  Von 
irgend  einer  künstlerischen  Anordnung  hat  man 
völlig  abgesehen.  Die  Bilder  hängen  in  drei 
oder  vier  Reihen  übereinander,  und  häufig  hängen 
die  besten  Bilder  am  höchsten.  Trefflich  kommen 
Fra  Carnevales  merkwürdige  Bilder  der  Geburt 
Mariae  und  der  Darstellung  im  Tempel  zur 
Geltung,  und  ebenso  mühelos  kann  man  Me- 
lozzos  Porträt  des  Herzogs  Federigo  von  Ur- 
bino  studieren.  Im  Cicerone  wird  die  Klarheit 
und  Leuchtkraft  der  Farbe  dieses  Bildes  ge- 
rühmt. Mit  Unrecht!  Die  Möglichkeit,  das 
Tafelbild  genauer  zu  untersuchen,  läßt  erkennen, 
wie  sehr  gerade  dieses  Gemälde  übermalt  wor- 
den ist.  Ein  besonders  schönes  Gemälde  des 
Francesco  Cossa  von  Ferrara  ist  viel  zu  hoch 
gehängt,  wie  auch  der  größere  Teil  der  be- 
kannten Idealporträts  des  Justus  von  Gent. 
Aber  daß  gerade  diese  merkwürdigen  Porträts 
aus  dem  Studio  des  Herzogs  von  Urbino  dem 
allgemeinen  Studium  zurückgegeben  worden 
sind  und  mühelos  mit  den  Bildnissen  im  Louvre 
verglichen  werden  können,  ist  mit  besonderer 
Freude  zu  begrüßen. 

s 

Neuordnung  der  Protomoteca  der  berühm- 
ten Männer  im  Conservatorenpalast.  Die  mo- 
dernen Marmorbüsten  berühmter  Männer,  welche 
zuletzt  in  einem  dunklen  Raume  des  Conser- 
vatorenpalastes  äußerst  ungünstig  aufgestellt 
waren,  sind  jetzt  in  höchst  würdiger  Weise 
links  im  Erdgeschoß  untergebracht  worden,  wo 
früher  irgend  ein  Korps  der  städtischen  Wadit- 


314 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


mannsdiaft  ihr  ziemlich  schmutziges  Quartier 
hatte.  Bekanntlich  wurde  diese  Galerie  — ein 
Seitenstück  zu  der  weit  berühmteren  Maler- 
galerie  der  Uffizien  — unter  Pius  VII  gegrün- 
det, dessen  herrliche  Büste  von  Canovas  Hand 
zu  den  schönsten  Stücken  der  Sammlung  ge- 
hört. Damals  wurden  audi  die  Büsten  aus  dem 
Pantheon  nadi  dem  Kapitol  überführt,  unter 
ihnen  die  Bildnisse  von  Raffael  und  Ännibale 
Caracci,  welche  Carlo  Maratta  ausführen  ließ, 
die  des  Taddeo  Zuccari,  des  Nicola  Poussin 
u.  a.  m.  Äußer  Poussin  wurden  noch  Winkel- 
mann, Raffael  Mengs  und  Ängelica  Kaufmann 
der  besonderen  Ehre  gewürdigt,  in  einem 
Ruhmestempel  prangen  zu  dürfen,  der  eigent- 
lich nur  Italienern  offen  stehen  sollte.  Äuch 
sonst  finden  sich  unter  vielem  Minderwertigen 
mancherlei  gute  und  merkwürdige  Bildnisse 
wie  das  des  i.  J.  1554  in  Rom  ermordeten  be- 
rühmten Ärchitekten  Bartolomeo  Baronio  und 
einige  Ärbeiten  Canovas,  der  aus  Dankbarkeit 
gegen  seinen  großmütigen  Gönner  Pius  VII. 
auch  eine  Anzahl  Büsten  gestiftet  hat. 

Ägostino  Tofanelli  hat  in  seiner  Beschreibung 
der  Gemälde  und  Skulpturen  des  Kapitols  diese 
Büsten  im  Einzelnen  aufgezeichnet.  Schon  bei 
ihm  vermissen  wir  aber  die  mythische  Büste 
Gabriel  Faernos,  des  Cremoneser  Dichters,  die 
niemand  anders  als  Michelangelo  ausgeführt 
haben  soll.  In  seinen  Cremonensium  monumenta 
Romae  extantia  hat  Vairani  die  Büste  abgebil- 
det, allerdings  ohne  beweisen  zu  können,  daß 
sie  den  Faerno  darstellt  und  daß  sie  ein  Werk 
des  Michelangelo  ist.  Immerhin  würde  man 
dankbar  sein  zu  erfahren,  was  aus  dieser  Büste 
geworden,  ob  sie  sich  unter  den  antiken  Büsten 
in  den  kapitolinischen  Museen  verbirgt,  ob  sie 
in  ein  anderes  römisches  Museum  gelangte,  oder 
ob  sie  überhaupt  nicht  mehr  aufzufinden  ist. 

Man  wird  die  neue  Sammlung,  die  den  gan- 
zen linken  Flügel  des  Erdgeschosses  umfaßt, 
von  demselben  Korridor  aus  betreten,  der  zu 
den  Sammlungen  im  oberen  Stockwerk  führt. 
Die  Eröffnung  ist  in  nächster  Zeit  zu  erwarten. 

s 

Am  neuerbaufen  Palazzo  Venezia  schräg 
gegenüber  von  S.  Maria  di  Loreto  ist  nun 
endlich  wieder  am  29.  Januar  d.  J.  die  Inschrift  an- 
gebracht worden,  die  man  früher  in  der  ver- 
schwundenen Via  de’  Fornari  am  Hause  Michel- 
angelos las.  Sie  lautet: 

QUl  ERA  LA  CASA  CONSACRATA  DALLA 
DIMORA  E DALLA  MORTE  DEL  DIVINO 
MICHELANGELO  S.  P.  Q.  R. 

1871 


Fast  zehn  Jahre  lang  hat  diese  Inschrift  in 
einem  römischen  Magazin  verborgen  gelegen, 
bis  sie  von  den  Assicurazioni  generali  di  Venezia 
an  dem  ihnen  gehörenden  Palast  angebracht 
wurde.  Nichts  erinnert  heute  mehr  an  dieser 
Stätte  an  den  Macell’  de’  Corvi,  nichts  an  das 
Haus  und  den  Garten  Michelangelos  mit  seinen 
hohen  Lorbeerbäumen.  Und  diese  armselige 
Inschrift  stellt  bis  jetzt  eigentlich  alles  dar,  was 
die  Stadt  Rom  getan  hat,  das  Andenken  des 
Mannes  zu  ehren,  der  in  der  Sixtina  die  Decke 
gemalt  und  über  St.  Peter  die  Kuppel  ge- 
wölbt hat. 

An  der  alten  Münze  Roms  in  der  Via  de’ 
Bauchi  vecchi  haben  die  Goldschmiede  der 
ewigen  Stadt  dem  Benvennto  Cellini  unlängst 
eine  Denktafel  errichtet.  Sie  besagt,  daß  Ben- 
venuto  Cellini  in  diesem  Hause  „eretto  ad  uso 
di  zecca“  seine  köstlichen  Goldschmiedearbeiten 
ausgeführt  hat.  Höchst  bezeichnend  für  den 
mangelnden  historischen  Sinn  der  Römer,  der 
sich  durch  den  Abbruch  des  Palazzetto  di  Venezia 
in  so  erschreckender  Weise  dokumentiert,  ist  es, 
daß  eine  alte  Inschrift  ihren  Platz  verändern 
mußte,  um  für  eine  neue  Platz  zu  machen.  Die 
berühmte  Inschrift,  in  welcher  Julius  II  die  Be- 
freiung Roms  und  die  Erneuerung  des  Kirchen- 
staates feierte,  wurde  aus  der  Via  de’  Banchi 
vecchi  ohne  weiteres  an  ein  naheliegendes  Haus 
der  Via  de’  Banchi  nuovi  versetzt.  Schon  Fea 
sah  diese  Inschrift  im  Jahre  1822  dort,  wo  auch 
wir  sie  bis  zum  Jahre  1907  gesehen  und  brachte 
sie  in  seinen  Notizie  -intorno  Raffaellc  zum 
Abdruck. 

s 

Der  neue  Entwurf  eines  Gesetses  „per  le 
Antichitä  e Belle  Arte“  wurde  am  12.  Februar 
vom  Parlament  genehmigt.  Das  neueste  Heft 
des  Bolletino  d’Arte,  das  sich  in  kürzester  Zeit 
zum  vornehmsten  offiziellen  Organ  der  Archäo- 
logie und  Kunstwissenschaft  in  Italien  durch- 
gesetzt hat,  bringt  diesen  Entwurf  extense.  Die 
hauptsächstlichsten  Punkte  beschäftigen  sich  mit 
den  Kunstwerken  historischen,  archäologischen 
und  künstlerischen  Interesses,  die  dem  Staate 
selbst  gehören  oder  als  Privateigentum  ohne 
Zustimmung  des  Staates  nicht  veräußert  werden 
dürfen.  Unter  diesen  Paragraphen  fallen  alle 
Immobilien  Gärten,  Wälder,  ganze  Landschaften, 
Wasserläufe  usw.  als  Mobilien:  Codices,  Manu- 
skripte, Incunabeln,  seltene  Drucke  und  Stiche 
und  Münzsammlungen.  Veräußerung  aller  sol- 
cher Gegenstände  darf  ohne  Vorwissen  des 
Staates  bei  einer  Geldstrafe  von  500— 10 000  Lire 
überhaupt  nicht  geschehen.  Ausführung  aus 


Rundschau 


315 


Italien  ist  nur  gestattet,  nachdem  der  Staat  auf 
sein  Verkaufsrecht  verzichtet  hat.  Den  Preis 
zu  bestimmen,  wird  eine  besondere  Kommission 
eingesetzt. 

Weiter  behält  sich  die  Regierung  das  Recht 
vor,  Äusgrabungen  vornehmen  zu  lassen,  wo 
immer  es  ihr  gefällt,  womit  natürlich  ein  weit- 
gehendes Recht  der  Expropriation  verbunden 
ist.  Private  Äusgrabungen  kann  das  Unter- 
richtsministerium gestatten,  besondere  Beauf- 
sichtigung und  besondere  Vorrechte  für  den 
Änkauf  vorausgesetzt. 

Das  unglücklidie  Photographiegesetz  wird 
endlich  beseitigt,  und  es  ist  zu  hoffen,  daß  die 
Photographen  Italiens  daraufhin  ihre  unter- 
brochene Arbeit  in  den  staatlichen  Sammlungen 
Italiens  bald  wieder  aufnehmen  werden.  Äuch 
das  Recht  der  Reproduktion  aller  Photographien 
in  italienischen  Publikationen  wird  freigegeben. 

Dieser  Gesetzentwurf,  so  sehr  er  auch  Inter- 
essen des  Staates  vertritt,  so  sehr  er  auch  die 
Erhaltung  und  wissenschaftliche  Ausbeute  alles 
dessen  im  Auge  hat,  was  sich  in  Italien  auf 
Archäologie  und  Kunst  bezieht,  muß  doch  dem 
Privatbesitz  gegenüber  als  Härte  empfunden 
werden.  Schon  das  Expropriationsgesetz  dürfte 
Bedenken  erregen,  und  wer  wird  in  Italien  noch 
eine  Privatsammlung  besitzen  wollen,  wenn  das 
Verbot  freihändiger  Veräußerung  sich  auch  auf 
Miniaturen,  Münzsammlungen,  Stiche  usw.  er- 
streckt? Privatsammlungen  dürften  heute  in 
Italien  noch  weniger  angelegt  werden  als  früher, 
und  die  Händler  sehen  sich  mit  ihren  Verkäufen 
mehr  denn  je  auf  das  Ausland  angewiesen. 

8 

Eine  große  Publikation  über  die  päpstlichen 
Münzen  im  Münzkabinett  des  Vatikans  bereitet 
der  Direktor  dieses  Kabinetts,  Camillo  Se- 
rafini,  vor.  Wie'  alle  Schätze  aus  Silber  und 
Gold  im  apostolischen  Palast,  so  hat  auch  die 
einzigartige  Münzsammlung  die  mannigfachsten 
Wechselfälle  erfahren.  Noch  im  18.  und  19. 
Jahrhundert  wurde  sie  von  den  Franzosen 
zweimal  geplündert  und  ihr  glänzender  Be- 
stand, wie  es  durch  einen  vor  ca.  150  Jahren 
verfaßten  ausführlichen  Katalog  dokumentiert 
wird,  ist  noch  immer  nicht  wieder  völlig  er- 
gänzt worden.  Die  Publikation  Serafinis,  der  in 
Rom  als  der  beste  Kenner  päpstlicher  Münzen 
und  Medaillen  gilt,  soll  drei  Bände  päpstlicher 
Münzen  im  Vatikan  und  vielleicht  einen  Er- 
gänzungsband von  Münzen  anderer  Kabinette 
umfassen.  Neben  den  monete  werden  die  bolle 
plumbee  papali  bearbeitet  werden.  Die  Ver- 
öffentlichung des  ersten  Bandes  ist  bereits  für 


das  Jahr  1908  ins  Auge  gefaßt:  ein  stattlicher 
Quartband  von  ca.  400  Seiten  mit  70  Tafeln 
und  etwa  24  Münzen  auf  jeder  Tafel.  Alle 
Münzen  verschiedenen  Wertes  sollen  verzeichnet 
und  so  weit  wie  möglich  abgebildet  werden. 

Es  ist  zu  hoffen,  daß  dieser  Publikation 
päpstlicher  Münzen,  welche  in  jeder  Hinsicht 
mustergültig  zu  werden  verspricht,  eine  eben- 
solche der  Medaillen  folgen  wird,  obwohl,  wie 
bekannt,  auch  hier  die  vatikanische  Sammlung 
schwere  Einbußen  erlitten  hat  und  nicht  die 
Schätze  besitzt,  die  man  vielleicht  erwarten 

Ernst  Steinmann. 


In  der  Sitzung  des  kaiserlich  deutschen  ar- 
chäologischen Instituts  vom  20.  März  berichtete 
zuerst  das  Ehrenmitglied  desselben  Gian  Fran- 
cesco Gamurrini  von  Arezzo  über  eine  kürzlicli 
bei  der  Restaurierung  des  Bischofspalastes  in 
Viterbo  gefundene  lateinische  Inschrift.  Dieselbe 
befand  sich  auf  einem  Cippus,  der  vielleicht  im 
12.  Jahrh.,  als  der  Bau  des  Palastes  begann,  von 
Ferentum,  das  einige  Miglien  nördlich  von 
Viterbo  liegt,  weggeschleppt  undzu  einem Capitell 
verarbeitet  wurde.  Die  an  der  linken  Seite  frag- 
mentierte Inschrift  enthält  eine  Dedikation  für 
den  Kaiser  Konstantin  den  Großen  und  ist  da- 
durch wichtig,  daß  in  ihr  der  Name  des  Dedi- 
kanten  „Ferentienses“  vorkommt.  Die  Inschrift 
ist  in  dem  ersten  Hefte  einer  Zeitschrift  publi- 
ziert, welche  das  Organ  einer  Gesellschaft  bildet, 
die  sich  die  Pflege  der  Geschichte  und  Kunst 
Viterbos  zum  Ziele  setzt.  Zu  diesem  Vortrag 
ergriff  dann  der  Sekretär  des  Instituts  Prof. 
Hülsen  das  Wort  und  erörterte  die  verschiede- 
nen Formen  des  Namens  der  Stadt  Ferentum. 
Als  wahrscheinlich  richtig  nahm  er  die  Form 
Ferentis  an  und  wies  darauf  hin,  daß  die  sel- 
tenen Endungen  auf  -is  gewöhnlich  bei  Städten 
Vorkommen,  die  an  gleichlautenden  Flüssen  ge- 
legen waren,  wie  z.  B.  Äesis,  das  jetzige  Jesi.  — 
Als  zweiter  sprach  Herr  Matteo  Piccione,  Her- 
ausgeber eines  periodisch  erscheinenden  Kampf- 
blattes „battaglie  d’archeologia“,  einer  Zeitschrift, 
wie  sie  in  Italien,  wo  alles  eine  persönliche  Spitze 
hat,  nicht  selten  Vorkommen.  Er  sprach  über 
die  Bronzetechnik  der  Alten  und  scheint  als 
Mann  der  Praxis  sich  auf  diesem  Gebiete  Kennt- 
nisse erworben  zu  haben,  welche  den  Buchge- 
lehrten gewöhnlich  mangeln.  Interessant  war 
seine  Behauptung,  daß  die  berühmte  archaische 
Biga  von  Norcia,  die  er  freilich  im  Originale 
nie  gesehen  hat,  nicht,  wie  allgemein  angenommen 
wird,  getrieben,  sondern  gegossen  sei.  Die  Alten 
hätten  nicht  das  Pech  zur  Unterlage  beim  Bronze- 

21 


316 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


treiben  sondern  Blei  dazu  benützt.  Piccione 
erörterte  dann  die  Münzfälschungen,  besonders 
die  Nachahmungen  der  jetzt  so  gesuchten  Deka- 
dradimen  von  Syrakus,  ferner  den  antiken 
Lötungsprozeß.  Seine  das  zahlreiche  Auditorium 
sichtlich  anregenden  Ausführungen  brachte 
Piccione  mit  einem  Schwünge  und  Eifer  vor, 
welche  in  dem  Sprecher  den  leidenschaftlichen 
Romagnolen  gleich  erkennen  ließen. 

Ludwig  Pollak. 
s 

VENEDIG 

Die  Accademia  di  Belle  Arti  hat  sich  in 
letzter  Zeit  aufs  erfreulichste  bereichert.  Eine 
der  wichtigsten  Erwerbungen  des  Instituts  ist 
ein  Porträt  von  der  Hand  des  fruchtbaren  und 
doch  gediegenen  Lorenzo  Lotto.  Er  ist  in 
neuerer  Zeit  seinem  vollen  Werte  nach  aner- 
kannt worden.  Früher  hat  man  ihn  nicht  als 
Maler  ersten  Ranges  gelten  lassen  wollen;  aber 
ein  aufmerksames  und  liebevolles  Studium  seines 
Lebenswerkes  hat  zu  seiner  Wertschätzung  ge- 
führt und  ihm  seinen  Rang  unter  den  Künstlern 
der  Renaissance  gesichert.  Als  Porträtmaler  ist 
er  unter  den  Italienern  eine  einzigartige  Er- 
scheinung: er  weicht  dem  Zeremoniellbildnis 
aus  und  pflegt  einerseits  das  familiäre,  ander- 
seits trachtet  er  den  Geist  seiner  Modelle  deutlich 
herauszugestalten.  Das  erworbene  Bild  auf  Holz 
gemalt  (0,77X0,57)  kostete  7000  Lire;  es  ist  ein 
männliches  Bildnis  in  dreiviertel  Ansicht,  wahr- 
scheinlich das  eines  Gelehrten,  eines  Mannes  mit 
schwarzem  Barthaar,  olivengrauem  Teint,  melan- 
cholisch forschenden  dunklen  Augen.  Am  Kopf 
ein  schwarzes  Käppchen,  wie  es  die  Männer 
der  Wissenschaft  im  16.  Jahrhundert  gewohnt 
waren  zu  tragen,  pfirsichfarbig  die  Gewandung, 
welche  restauriert  wurde.  Der  Hintergrund  ist 
nachgedunkelt  und  die  linke  Hand,  die  eine 
Rolle  hält,  verputzt;  von  der  schmalen  und 
nervösen  Rechten  sind  nur  drei  Finger  zu  sehen. 
Unter  den  Porträts  Lottos  ist  dieses  vielleicht 
zwischen  seiner  ersten  und  zweiten  Malweise 
(1508—1512)  zu  zählen;  es  stammt  aus  der 
Galerie  Caradori  und  Racanati,  an  welchem  Ort 
der  Meister  zweimal  weilte,  und  war  bis  jetzt 
unbekannt  geblieben.  Das  Bildnis  steht  jedoch 
nicht  auf  der  Höhe  von  Lottos  Porträt,  des 
Mannes  im  roten  Bart,  in  der  Brera-Galerie  in 
Mailand  oder  jenes  des  Bischofs  de  Rossi  im 
Museum  zu  Neapel.  — Über  die  Authentizität 
eines  soeben  erworbenen  Bildes  Lorenzo  Lottos 
(für  6000  Lire)  haben  wir  guten  Grund  zu 
zweifeln.  Vasari  berichtet,  daß  er  im  Hause 
€ines  Florentiners  zu  Empoli  eine  Christigeburt 


Lottos  gesehen,  die  wunderschön  war.  Haupt- 
sächlich vom  Bambino  sei  das  Bild  überstrahlt, 
Maria  sei  kniend  dargestellt,  und  eine  ganze 
Figur,  welche  die  Züge  Marco  Loredans  auf- 
weist, bete  das  Kind  an.  Diese  Beschreibung 
stimmt  auf  das  neuerworbene  Bild,  es  aber 
bellissimo,  wie  Vasari,  zu  bezeichnen,  davon 
sind  wir  weit  entfernt.  Das  Werk  ist  ganz 
Barock,  so  auch  die  Technik,  der  asphaltfarbige 
Hintergrund,  die  rot  und  blau  angetane 
Madonna.  Wohl  besitzt  der  im  samtenen 
Scharlachrot  gekleidete  Donator  einige  Fein- 
heiten in  Farbe  und  Pinselstrich;  die  Form  der 
verwischten  Inschriftstafel  mahnt  an  den  Stil 
des  Seicento.  Einiges  leidenschaftliche  in  den 
Bewegungen  und  phantastische  in  der  Kompo- 
sition ist  dem  Bilde  nicht  abzusprechen.  Wir 
haben  es  sicher  nicht  mit  dem  Bilde,  das  Vasari 
nennt,  zu  tun,  sondern  mit  einem  Werke  des 
18.  Jahrhunderts,  und  müssen  Lorenzo  Lotto 
ganz  und  gar  ausschließen. 

Ein  Chef  d’oeuvre  hingegen  ist  das  neu  ge- 
kaufte (für  9000  Lire)  Bild  „Anbetung  der  drei 
Könige“  von  Jacopo  da  Ponte.  Dieser  große 
Künstler  wird  immer  mehr  zu  Ehren  kommen. 
Eine  Wiederholung  dieses  Gemäldes  befindet 
sich  in  der  Corsini-Galerie  (Rom);  das  venezia- 
nische Bild  stammt  aus  der  zweiten  Periode  des 
Meisters,  der  naturalistischen.  Da  Ponte  ver- 
legt die  Szene  ins  Freie  vor  einer  Strohhütte, 
die  sich  an  dem  Sodcel  massiver  Säulen  an- 
lehnt und  auf  Landschaft  Ausblick  gewährt. 
Alles  ist  auf  kräftige  Kontrastwirkung  zwischen 
hell  und  dunkel  berechnet.  Im  Vordergrund 
kauert  die  rotgekleidete  Maria,  die  zwei  Enden 
eines  Tuches  emporhebt  und  das  nakte  Kind 
den  Hirten  zeigt,  die  teils  kniend,  teils  in  ge- 
beugter Stellung  abgebildet  sind.  Eine  Kuh 
beröchelt  das  Bambino,  rechts  im  Vordergrund 
eine  Ziege  mit  Knabe,  der  an  der  Szene  ganz 
unbeteiligt  ist  und  sich  an  einem  Feuer  zu 
schaffen  macht.  Das  ganze  Bild  hat,  im  Gegen- 
satz zu  dem  im  Saale  befindlichen  Bassanos, 
eine  mehr  spanische,  als  venezianische  Auf- 
fassung. 

Durch  Ankauf  „des  Engels“  von  Pier  Maria 
Perinacchi  (für  7000  Lire),  der  seit  Monaten  von 
Herrn  Douglas  nach  England  gebracht  wurde 
und  jetzt  in  die  Accademia  kommt,  bezweckt 
man  ein  Orgelflügelwerk  zu  rekonstruieren, 
welches  der  Meister  ursprünglich  für  die  S.  Maria 
Miracoli -Kirche  zu  Venedig  gemalt  hatte.  Auf 
dem  ersten  Bild  bricht  ein  warm-goldiges  Licht 
von  einem  offenen  Fenster  ein  und  beleuchtet 
von  der  Rückseite  den  rothaarigen  Engel,  welcher 
in  der  Linken  eine  Lilie  hält  und  die  Rechte 
wie  zum  Segen  erhebt.  So  schreitet  er  Maria 


Rundschau 


317 


entgegen,  die  auf  dem  zweiten  Bild  vor  einem 
mit  Intarsien  reich  verzierten  Betpult  in  Profil 
dargestellt  ist.  Den  Hintergrund  dieser  knien- 
den Madonna  bildet  ein  karminroter  Vorhang, 
während  eine  Renaissancetüre  im  Mittelpunkt 
auf  eine  Hügellandschaft,  worauf  sich  ein  Schloß 
erhebt,  Äusblick  gewährt.  Die  dritte  Leinwand 
bringt  uns  vor  Äugen  die  hünenhafte  Gestalt 
des  heiligen  Petrus;  während  das  vierte  Stück, 
ein  heiliger  Paulus,  verloren  gegangen  ist.  — 
Von  Giovanni  Buonconsiglio,  dessen  Hauptwerk, 
eine  Pieta,  in  der  Galerie  zu  Vicenza  zu  finden 
ist,  wurde  ein  Fresko  (für  6000  Lire)  erworben: 
eine  renaissance  Halle,  grau  in  grau  gemalt, 
darstellend;  in  dieser  thront  eine  überlebens- 
große Maria.  Technisch  interessant  und  mit 
großem  Geschick  ist  das  Ganze  hingestrichen. 
Weiter  erwarb  die  Äccademia  zwei  belanglose 
mgthologische  Bilder  des  Sebastiano  Ricci  (beide 
für  3000  Lire);  dann  zwei  Landschaften  mit 
figürlicher  Zutat  von  Giambattista  Zeis  (beide 
für  800  Lire). 

Durch  Schenkung  bereidierte  sich  das  In- 
stitut mit  einer  signierten  Tafel  des  primitiven 
Giovanni  Francesco  dal  Zotto,  der  zirka  1450 
in  Friual  zu  Tolmezzo  geboren  ist.  Nach  dem 
Jahre  1508  erfahren  wir  nichts  mehr  von  seinem 
Leben  und  von  seinen  Werken.  In  der  Carnia 
können  wir  noch  manche  Freskos  des  Künstlers 
auffinden.  Seine  Madonna  mit  Engeln  im  Hinter- 
grund der  Äkademie  ist  hart  in  den  Konturen, 
dumpf  in  Farbe  und  steif  in  Zeichnung;  nament- 
lich fällt  das  platte  Gesicht  Marias  auf.  — Zu- 
letzt sei  noch  „Maria  im  Tempel“  von  Tinto- 
retto  erwähnt,  das  aus  der  Gesuiti-Kirche  stammt 
und  just  in  Besitz  der  Galerie  gekommen  ist. 
Die  Komposition  dieses  Bildes  ist  sehr  charak- 
teristisch; so  auch  der  silbergraue  Ton  und 
einiges  Gelb  und  Blau,  mahnt  an  Paolo  Veroneses 
Werke.  Jedoch  merkt  man  an  diesem  Tinto- 
retto  auch  manche  Änklänge  an  Ändrea  Schia- 
vone;  dies  mag  wohl  seinen  guten  Grund  haben, 
da  ein  Werk  des  letzteren,  das  wahrschein- 
lich sich  jetzt  in  einer  Privatsammlung  zu  Paris 
oder  London  befindet,  sich  bereits,  bevor  Tinto- 
retto  seine  Maria  im  Tempel  malte,  an  der- 
selben Mauerfläche  der  Gesuiti-Kirche  befand. 
So  versuchte  der  große  Tintoretto  die  Harmonie 
des  Raumes  nicht  zu  stören.  Brosch 

s 

PARIS  — : 

Aus  Nancy  kommt  beunruhigende  Kunde: 
an  der  Place  Stanislas,  dieser  Perle  des  Louis 
XV,  soll  an  Stelle  eines  Pavillons,  der  bisher 


dem  Bischof  zur  Wohnung  diente,  ein  Theater 
errichtet  werden,  wodurch  die  Stileinheit  dieser 
herrlichen  Schöpfung  des  XVIII.  Jahrhunderts 
zerstört  wäre.  Von  allen  Seiten  hat  sich  Protest 
gegen  diese,  übrigens  auch  gegen  die  Vorschrif- 
ten über  die  Erhaltung  der  „historischen  Monu- 
mente“ verstoßende  Barbarei  erhoben,  so  daß 
in  diesem  Falle  die  Trennung  von  Kirche  und 
Staat  wohl  kein  Unheil  anrichten  wird,  die  sonst 
so  viele  Kunstwerke  zerstreut,  so  viele  alte 
trauliche  Winkel  der  Bauspekulation  zum  Opfer 
gebracht  hat. 

Wann  das  Luxembourgmuseum  in  das  eben- 
falls durch  das  Trennungsgesetz  freigewordene 
Seminar  von  St.  Sulpice  übersiedeln  wird,  ist 
nun  wieder  ungewiß.  Alles  ist  im  Prinzip  be- 
schlossen, aber  auf  die  nötigen  Kredite  ist  in 
diesem  Jahre  kaum  zu  hoffen,  da  das  marokka- 
nische Abenteuer  unerwartete  Ansprüche  an  das 
Budget  stellt. 

Das  Louvre  hat  inzwischen  einige  Bereiche- 
rungen erfahren.  So  hat  man  um  25000  Franken 
einen  Greco,  den  Erlöser  am  Kreuz  darstellend, 
erworben.  Das  Werk  war  vor  ungefähr  80 
Jahren  von  dem  Bankier  Isaac  Pereire  der  Mairie 
von  Prades  (Pgrenees  Orientales)  geschenkt 
worden  und  wird  nun  eine  erwünschte  Ergän- 
zung zu  den  wenig  zahlreichen  Bildern  der 
spanischen  Schule  im  Louvre  bilden.  Außerdem 
wurde  eine  italienische  Bronze  des  XVI.  Jahr- 
hunderts, ein  Dornauszieher,  sowie  ein  phöni- 
kischer  Thronsessel  gekauft. 

Der  GrafPotocki  hat  seine  Leihgabe,  „Rem- 
brandts  Bruder“  zurückgezogen  und  dafür  einen 
schönen  Tizian,  ein  angebliches  Porträt  Alfons 
d’Estes  auf  ein  Jahr  geliehen. 

Die  Sammlungen  des  Museums  in  Lille  wur- 
den durch  einen  Raub  der  Europa  von  Jordaens 
(datiert  1643)  bereichert,  dessen  Anschaffung  um 
20000  Fs.  durch  die  Zinsen  der  Stiftung  Brasseur 
ermöglicht  wurde.  In  Nevers  werden  die  bis- 
her in  verschiedenen  Lokalen  zerstreut  gewese- 
nen Kunst-  und  Äntiquitätenschätze  in  einem 
Museum  vereinigt  werden,  nachdem  die  Opfer- 
willigkeit des  Conservators  der  Gemäldesamm- 
lung, des  Herrn  Blandin,  die  nötigen  Mittel 
hierzu  zur  Verfügung  gestellt  hat. 

In  einer  Reihe  von  Ausstellungen  hat  man  uns 
in  Paris,  bald  im  Verein  mit  neueren  Werken,  bald 
allein  Werke  der  ältern  Kunst  vorgeführt:  so 
hat  die  neubegründete  Societe  d’Art  franc^ais  in 
ihrer  ersten  Ausstellung  im  Cercle  de  la  librai- 
rie,  neben  tüchtigen  Werken  von  Guerin,^  La- 
prade,  Ottmann,  Dezire  u.  a.  m.  eine  sehr  wert- 
volle Retrospektive  von  Werken  Constantin  Guys 
gebracht,  der,  zuerst  von  Charles  Baudelaire  als 


318 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Maler  des  modernen  Lebens  gepriesen,  heute 
yielgerühmt  und  wenig  gekannt  wird. 

Einen  originellen  Überblick  über  das  künst- 
lerische Schaffen  der  Frau  gab  eine  Äusstellung 
in  dem  nach  Londoner  Muster  gegründeten 
Damenklub  „Lyceum  France“,  wo  Judith  Leyster, 
Rosalba  Carriera,  Fragos  Schwägerin  Marguerite 
Gerard,  Prudhons  Freundin  Constanze  Mager, 
Ängelika  Kauffmann,  Mme.  Vigee  Lcbrun,  Eva 
Gonzales,  Berthe  Morizot,  Marie  Bashkirtsheff, 
Rosa  Bonheur  u.  a.  m.  wirkungsvoll  für  die 
Ernstheit  weiblichen  Kunstschaffens  plädierten. 

Bei  Blot  (rue  Richepanse)  sahen  wir  eine 
größere  Änzahl  von  Werken  Daumiers  ver- 
einigt. Wenn  diese  Äusstellung  auch  meist  be- 
kanntes brachte,  so  erfreut  doch  jede  Gelegen- 
heit, die  uns  Werke  dieses  großen  Meisters 
sehen  läßt. 

Das  Museum  Galliera  zeigt  eine  sehr  wert- 
volle Äusstellung  bedruckter  Baumwollstoffe, 
Erzeugnisse  jener  Industrie,  die,  von  dem  Bagern 
Oberkampf  in  Jouy  begründet,  zunächst  dem 
indischen  und  holländischen  handgedruckten 
Kattun  ein  französisches,  bald  sehr  geschmack- 
voll und  originell  entwickeltes  Produkt  entgegen- 
stellte. 

Ein  sehr  witziges  und  echt  pariserisches  Äus- 
stellungsprojekt  planen  der  bekannte  Bibliophile 
Paul  Gallimard  und  der  Schriftsteller  Camille  de 
Ste.  Croix:  Sie  wollen  eine  Änzahl  von  Bildern 
zusammenbringen,  die  seit  1789  von  den  Jurys 
des  Salons  refüsiert  wurden:  Corot,  Millet,  De- 
lacroix, Diaz,  Decamps,  Chasseriau,  Courbet, 
Barge,  Puvis  de  Chavannes,  Manet,  Monet  und 
alle  andern  Impressionisten  werden  im  Petit 
Palais  mit  ihren  Werken  gegen  die  Unfehlbar- 
keit der  Juroren  sprechen. 

Von  modernen  Äusstellungen  ist  nicht  viel 
zu  berichten:  Vuillard  bei  Bernheim,  Thiesson 
bei  Blot.  Wichtiger  ist  die  Societe  Nouvelle  bei 
Petit,  in  der  die  hervorragendsten  Künstler  des 
Champ  de  Mars  eine  fein  gewählte  Frühjahrs- 
ausstellung bringen.  Das  Schicksal  der  Indepen- 
dants  ist  nun  wohl  endgültig  besiegelt,  der 
Herbstsalon  und  die  Privatsalons  haben  ihn  ge- 
tötet: während  noch  vor  wenigen  Jahren  in  den 
T reibhäusern  an  der  Seine  frisches  Leben  herrschte, 
sind  unter  den  6700  Bildern  von  1908  nur  wenige 
die  etwas  Neues  zu  sagen  haben.  Der  gute  alte 
Stamm  zieht  sich  zurück,  Dilettanten  und  Äkro- 
baten  behaupten  des  Feld. 

Rudolf  Ädelbert  Meyer. 

LONDON  ^ = 

Im  Juli  1905  wurde  im  Mansion  House  eine 
Versammlung  abgehalten,  die  beschloß,  Shake- 


speare zum  300jährigen  Todestage  (1916)  ein 
würdiges  Denkmal  in  London  zu  errichten, 
worunter  man  ein  architektonisches  Monument 
inklusive  einer  Statue  verstand.  Ein  Mr.  Badger 
nämlich  hatte  1000  Pfund  für  diesen  Zweck  dem 
London  County  Conncil  überreicht,  und  nun  sollte 
das  große  Publikum  nicht  nur  Englands,  sondern 
aller  Länder  mobil  gemacht  werden,  um  die  noch 
fehlenden  199000  Pfund  Sterling  aufzubringen. 
Wie  in  solchen  Fällen  üblich,  wurde  auch  da- 
mals ein  „repräsentatives“  Komitee  ernannt, 
dem  der  Präsident  der  Royal  Äcademy,  Sir 
E.  Poynter,  der  Erbauer  des  neuen  Victoria  und 
Älbert  Museums,  SirÄ.  Webb,  u.  a.  angehörten. 
Äls  geeigneten  Standort  daite  man  sich  da- 
mals die  Südseite  der  Themse,  die  nahe  Ässo- 
ziationen  mit  Shakespeare  und  seiner  Zeit  be- 
sitzt. Dieses  Komitee  arbeitete  nun  im  Stillen 
eifrig,  sehr  eifrig  weiter  und  war  am  6.  März 
1908,  also  nach  fast  drei  Jahren,  so  weit  ge- 
kommen, in  einer  Versammlung  im  gleichen 
Hause  folgende  Vorschläge  machen  zu  können: 
daß  ein  großes  Ärchitekturmonument  inklusive 
einer  Statue  im  Park  Crescent  (nahe  dem  großen 
Regent  Park,  aber  weit  ab  vom  Zentrum  Lon- 
dons) errichtet  werden  solle,  für  das  nur  Künst- 
ler englischsprachiger  Lande  (also  von  England 
selber  bis  hinab  zu  den  Falkland  Islands  in 
Südamerika)  Entwürfe  einreichen  dürften,  und 
zwar  immer  möglichst  zwei  zusammen,  ein 
Ärchitekt  und  ein  Bildhauer  (denn  wenn  jeder 
hübsch  auf  seinem  Gebiete  bliebe,  könne  es 
doch  gar  nicht  fehlen);  ferner,  daß  die  Künstler 
zunächst  eine  kleinere  Skizze  einreichen  sollten, 
aus  denen  dann  von  einem  Komitee  sechs  zur 
engeren  Wahl  ausgewählt  werden  würden. 
Diese  sechs  ausgewählten  Entwürfe  sollten  dann 
von  den  betreffenden  Künstlern  genauer  aus- 
geführt werden,  wofür  ihnen  ein  sogen.  „Hono- 
rarium“  zuteil  werden  solle.  Die  Skizzen,  und 
nun  lese  und  staune  man,  sollen  bis  31.  Juli 
dieses  Jahres,  also  in  vier  Monaten  höchstens 
(denn  noch  ist  ja  nichts  entschieden),  die  end- 
gültigen Entwürfe  aber  bis  28.  Februar  nächsten 
Jahres  eingereicht  werden,  damit  das  Monument 
auch  noch  rechtzeitig  im  Jahre  1916  zur  großen 
Shakespearefeier  fertig  werden  könne.^)  Und 
diese  Vorschläge  macht  das  Komitee,  das  fast 
drei  Jahre  dazu  gebraucht  hat,  um  zu  diesen, 
um  es  zart  zu  sagen,  seltsamen  Entschlüssen  zu 
kommen!  Ein  eklatanteres  Beispiel,  auf  welch 
unsinnige  Weise  heutzutage  solche  Denkmals- 


Seitdem  diese  Zeilen  geschrieben  worden,  sind  die 
Termine  mit  etwas  mehr  Einsicht  dahin  abgeändert  worden, 
daß  man  für  die  erste  Skizze  den  1.  Jan.  1909  als  End- 
termin festgesetzt  hat,  während  die  Zeitgrenze  zur  Äb- 
lieferung  der  endgültigen  Entwürfe  zunächst  noch  unent- 
schieden bleibt. 


Rundschau 


319 


Ausschreibungen  zustande  kommen,  könnte  man 
wohl  kaum  finden.  Die  Komiteemitglieder  haben 
offenbar  sich  gar  nicht  klar  gemacht,  daß  unter 
solchen  Umständen  nur  wieder  eines  der  vielen 
schrecklichen  „Monumente"  mehr  geschaffen 
werden  kann,  die  London  allüberall  verunzieren. 
Schon  „schmückt“  solch  ein  Shakespearedenkmal 
den  Leicesterplatz,  auf  dem  der  große  Dichter 
als  kleiner  Gernegroß  in  „dichterischer  Ättitüde“ 
mit  gekreuzten  Beinen  dasteht.  Soll  ein  zwei- 
tes solches  Werk  nun  seine  Manen  beleidigen? 
Freilich,  diesmal  will  man  ja  einen  Ärchitektur- 
rahmen  großen  Stiles  um  die  Statue  herum- 
bauen; aber  da  wird  wohl  ein  zweites  Prince 
Consort  Denkmal  daraus  werden,  als  welches 
es  kein  öderes,  planloseres,  kunstfeindlicheres 
Monument  auf  der  ganzen  Erde  gibt.  Und  zu 
einer  solchen  Tat  fordert  man  nun  Beiträge  von 
aller  Welt!  Geben  darf  jeder,  aber  was  mit 
dem  Gelde  wird,  das  bestimmt  das  Komitee, 
dem  von  ausländischen  Vertretern  nur  der  ame- 
rikanische Botschafter  in  London  attackiert  wird, 
der,  auch  recht  seltsamerweise,  den  Bildhauer 
auswählen  soll,  der  mit  einigen  anderen  Künstlern 
und  Nichtkünstlern  alsjurore  für  die  Äuswahl  jener 
sechs  Skizzen  fungieren  wird.  Äll  die  anderen 
Botschafter,  Gesandten  und  wie  die  Herren  des 
Corps  Diplomatique  alle  heißen,  sie  sollen  nur 
ein  Spezialkomitee  bilden  zum  trefflichen  Zwecke 
des  Geldherbeischaffens , denn  alle  englisch- 
sprachigen Lande  von  England  selber  bis  herab 
zu  den  Falkland  Islands  dürften,  so  fürchtet  das 
Komitee,  die  gewünschten  200000  Pfund  nicht 
aufbringen.  Älso  Deutschland,  Frankreich  usw. 
vor!  Ich  habe  diese  Denkmalidee  und  ihre 
näheren  Umstände  hier  nur  deshalb  so  aus- 
führlich dargestellt,  um  einmal  die  historisch 
interessante  Ärt,  wie  heutzutage  Kunstaufgaben 
ersten  Ranges  behandelt  und  vergeben  werden, 
zu  beleuchten  (man  vergleiche  damit  die  Re- 
naissancezeit und  ihre  Ergebnisse!)  und  sodann 
jedermann  ernstlich  vor  einem  Beitrag  zu  die- 
sem so  gänzlich  unklaren  und  unverdauten  und 
künstlerisch  wenigstens  fast  sicher  zum  Schei- 
tern verdammten  Plane  zu  warnen.  Wo  ist 
denn  in  den  englischsprachigen  Landen  heutzu- 
tage überhaupt  ein  Bildhauer,  der  eine  Statue 
Shakespeares , des  Dichters  würdig  schaffen 
könnte?  Den  einen  Bildhauer,  der  symbolisch, 
nicht  wie  es  offenbar  gewünscht  wird  realistisch 
(d.  h.  also  wohl  im  spanischen  Mantel,  Degen, 
Schnallenschuhen  usw.!),  den  unerschöpflichen 
Kunst-,  und  Kulturinhalt,  den  uns  der  Name 
Shakespeare  bedeutet,  unseren  Äugen  sichtbar 
machen  könnte.  Rodin,  ihn  schließt  man  von 
vornherein  aus,  denn  er  kann,  so  meint  das 
Komitee,  als  nicht  zu  einer  englischspradiigen 


Rasse  gehörig,  Shakespeares  Genius  und  Dä- 
monentum  nicht  in  all  seiner  Tiefe  erfassen. 
Ist  je  das  Nationalitätsprinzip  engherziger,  un- 
verständlicher, gefährlicher  geübt  worden  als 
hier?  Erfreulich  bei  der  ganzen  Sache  sind  nur 
zwei  Punkte,  einmal,  daß  vorläufig  noch  kein 
Geld  vorhanden  ist,  den  Plan  zur  Wirklichkeit 
werden  zu  lassen,  außer  wohl  jenen  1000  Pfund 
und  einigen  Versprechungen,  so  von  Venedig, 
das  seinen  Schilderer  ehren  möchte  und  allzu 
leichtfertig  dem  Komitee  vertraut:  sodann,  daß 
zahlreiche  einflußreiche  Männer  in  England  sel- 
ber ihre  Stimme  gegen  diesen  Plan  erhoben 
haben.  Die  meisten  verlangen  ein  National- 
theater, das  England  und  seiner  Dramenliteratur 
noch  immer  fehlt,  und  das  auch  als  Gebäude 
ein  künstlerisches  Monument  für  den  Dichter 
werden  könnte.  Es  steht  zu  hoffen,  daß  man 
ihre  Stimme  noch  hören  wird,  ehe  es  zu  spät 
ist.  London  braucht  kein  neues  Denkmal,  sondern 
die  Abschaffung  zahlreicher  alter,  und  mit  Shake- 
speares Namen  sollte  man  nicht  spielen  und 
Unfug  treiben. 

An  Ausstellungen  hat  es  im  verlaufenen 
Monat  wieder  nicht  gemangelt.  Die  verschie- 
denen Gesellschaften  und  die  Kunstsalons  wett- 
eiferten miteinander,  interessante  Gerichte  auf- 
zutischen. Die  internationale  Gesellschaft  der 
Maler,  Bildhauer  und  Radierer  stieg  mit  ihrer 
als  Kunstthema  sehr  interessanten  Ausstellung 
„Schöne  Frauen“  etwas  zum  Publikum,  dem 
fashionablen  Londoner  Kunstpublikum,  herab, 
woraus  allein  wohl  auch  nur  der  Einschluß 
einiger  sehr  dilettantischer  Werke  zu  erklären 
ist.  Der  Wechsel  der  Moden  in  Ausdruck,  Ge- 
stalt und  Kleidung  der  Frau  der  letzten  50  Jahre 
wird  weder  historisch  noch  auch  repräsentativ 
künstlerisch  dargetan,  und  die  interessante  Frage, 
wer  schafft  einen  bestimmten  Frauentyp,  der 
Maler  oder  die  ganze  Zeitstimmung,  kann  man 
hier  nur  aufwerfen  nicht  verfolgen.  Von  Len- 
bach  ist  eines  seiner  Damenporträts,  Lady 
Savile,  zu  sehen,  das  allerdings  für  Lenbachs 
Damenmalerei  typisch  genug  ist.  — Der  in 
Deutschland  wohl  momentan  best  bekannte, 
jedenfalls  und  mit  Recht  hochgeschätzteste 
jüngere  englische  Künstler,  Frank  Brangwyn, 
hält  im  Hauptraume  der  Fine  Art  Society  in 
Bond  Street,  die  auch  in  Bälde  ein  großes 
Werk  über  seine  Radierungen  herausgeben  wird, 
eine  „Einmannschau“  ab.  Man  kann  da  zwei 
dekorative  Tafeln  sehen,  die  s.  Z.  zur  Aus- 
schmückung des  britischen  Saales  auf  der  Inter- 
nationalen Ausstellung  in  Venedig  im  Jahre  1907 
gedient  hatten,  und  offenbar  dem  Künstler  den 
Auftrag  zur  Dekoration  der  Halle  einer  der 
alten  Londoner  Gilden,  der  Kürschner,  einge- 


320 


Monatshefte,  für  Kunstwissenschaft 


tragen  haben.  In  diesen  Tafeln  tritt  Brangwgns 
Eigenart,  die  Einzelheiten  eines  Bildes  zu  einem 
großen  Ganzen  zusammenzufügen,  ohne  ihnen 
eignes,  individuelles  Interesse  zu  rauben,  sehr 
glücklich  zutage;  so  erscheint  das  Ganze  im 
besten  Sinne  typisch  und  setzt  sich  doch  aus 
eigenmächtigen,  eines  eigenen  Lebens  nicht  ent- 
behrenden Werten  zusammen.  Die  künstlerische 
Äuslese,  die  Brangwgn  trifft,  geht  nämlich  ein- 
mal aus  seiner  an  Rembrandt  erinnernden 
großen  Liebe  für  alles  Menschliche  und  Male- 
rische in  der  Natur,  sodann  aus  seinem  Gefühl 
für  den  Ein-  und  Zusammenklang  aller  Dinge 
hervor.  Darum  wirken  auch  seine  wundervollen 
Radierungen  stark  malerisch,  und  sind  vor  allem 
auf  Licht-  und  Schattenwerte  gestellt,  wenn 
auch  oft  mit  Kühnheit  und  stets  mit  Gelingen, 
Höhe  oder  Weite  durch  die  Linie  eines  über 
den  Rahmen  des  Bildes  aufstrebenden  Baumes 
oder  eines  Gerüstes  in  das  Bild  gebracht  wird. 
— Im  Osten  Londons,  in  Whitechapel,  das  jeder 
Kunst  bar  zu  sein  scheint,  steht  seit  einigen  Jahren 
ein  schlichter  Ziegelbau,  der  aus  Geldnöten  innen 
nicht  einmal  völlig  verputzt  ist.  Hier  werden 
unter  der  energischen  und  umsichtigen  Leitung 
Mr.  Ch.  Äitkens  alljährlich  zwei  bis  drei  populäre 
Ausstellungen  abgehalten  (bei  freiem  Eintritt 
und  mit  Führungen  und  Vorträgen  verbunden), 
die  dem  Volke  wahre  Kunst  näher  bringen 
sollen.  Bis  zu  einem  gewissen  Grade  wird  das 
wohl  erreicht,  und  für  ähnliche  Bestrebungen 
könnte  man  sidi  die  Galerie  und  ihre  Leitung 
wohl  zum  Muster  nehmen.  Aber  abgesehen 
davon,  weiß  Mr.  Aitken  auch  dem  schon  kunst- 
liebenden Publikum,  ja  dem  Kenner  und  sogar 
Historiker  fast  stets  etwas  besonderes  zu  bieten, 
und  so  gelingt  es  ihm,  dieses  Publikum  vor- 
übergehend einmal  hinaus  in  den  fernen  Osten 
zu  locken,  zu  meist  sehr  lohnenden  Entdeckungs- 
fahrten. Diesmal  konzentriert  sich  für  diesen 
Teil  des  Publikums  das  Hauptinteresse  auf  eine 
Reihe  berühmter  Kopien  nach  bekannten  Mei- 
stern. Da  hängt  vor  allem  Gainsboroughs  Kopie 
nach  van  Dycks  „Lord  John  und  Lord  B.  Stuart“, 
die  Gainsboroughs  Verehrung  und  allerdings 
auch  sein  Herkommen  von  diesem  Meister  sehr 
deutlich  erweist:  nur  ist  Gainsborough  damit 
denn  doch  noch  nicht  in  seiner  künstlerischen 
Totalität  erkannt  und  erklärt.  Von  Gains- 
borough auch  stammt  eine  außerordentlich  fri- 
sche Kopie  nach  Teniers  „Jäger  in  einer 
Land  schaft,  und  eine  Landschaft  „in  der  Art 
des  Jean  Both“,  die  aber  schon  ganz  Gains 
borough  selber  erkennen  läßt.  Von  Constable 
kann  man  eine  Schneelandschaft,  eine  Kopie 
nach  Ruysdal,  sehen,  in  der  man  Spuren  der 
Verwandschaft  Constables  mit  den  Niederländern 


nachgehen  mag.  Interessant  ist,  daß  Constable, 
als  wünschte  er  sich  ein  Gegengewicht  gleichsam 
gegen  sich  selber  und  die  Art  seines  Sehens 
und  Schaffens  zu  geben,  immer  und  immer  wie- 
der Claude  kopiert  hat.  Sdiade,  daß  keine  die- 
ser Kopien  hier  sichtbar  ist.  Dann  finden  sich 
eine  Reihe  Kopien  des  großen  englischen  Bild- 
hauers des  vergangenen  Jahrhunderts,  A.Stevens; 
namentlich  Tizians  Assunta  und  Herzog  und 
Herzogin  von  Urbino  seien  erwähnt.  Von  Sar- 
gent  sind  einige  zum  Teil  treffliche  Velasquez- 
kopien  ausgestellt.  Der  noch  immer  geschätzte 
Akademiker  Etty,  dem  es  die  Farbigkeit  und 
Fleischmalerei  der  Venezianer  angetan  hatten, 
zeigt  in  einer  „freien  Kopie“  nach  Giorgiones. 
berühmtem  Louvrestück  „Fete  Champetre“,  wes 
Geistes  Kind  er  ist;  er  läßt  nämlich  einfach  die 
weibliche  Figur  am  Brunnen  weg.  — Mit  mehr 
Mitteln  hätte  diese  Ausstellung  berühmter  Ko- 
pien noch  interessanter  und  lehrreicher  gestaltet 
werden  können;  so  aber  mußte  man  der  Kosten 
wegen  z.  B.  auf  beabsichtigte  Kopien  von  der 
Hand  Manets  verzichten.  Es  wäre  einmal  die 
Aufgabe  der  Royal  Academy  den  trefflichen 
Gedanken  einer  solchen  Ausstellung  berühmter 
Kopien  während  eines  Winters  zur  vollen  Tat 
werden  zu  lassen.  In  den  Kunstsalons  kann 
man  zurzeit  vorzügliche  Blätter  von  Dürer 
(Große  Passion  und  Apokalypse  usw.)  und 
Rembrandt  bei  Gutekunst  (King  Street);  eine 
interessante  Sammlung  frühenglischer  Bilder 
(Crome,  Constable,  Raeburn  usw.)  bei  Messrs. 
Shepherd  (King  Street);  und  alte  farbige  Re- 
produktionen nach  Reynolds,  Romney  usw.  aus 
der  Kollektion  Herrn  Models  bei  Messrs.  Col- 
naghi  (Pall-mall  East)  sehen;  unter  letzteren 
befinden  sich  einige  sehr  seltene  und  geschätzte 
Stücke. 

Von  der  Gründung  zweier  neuer  Künstler- 
vereinigungen ist  schon  wieder  zu  berichten, 
der  „New  Society  of  Painters  and  Sculptors“, 
die  eine  erste  Ausstellung  in  der  Rowley  Gallery 
hält,  und  sich  offenbar  meist  aus  jungen  Künst- 
lern zusammensetzt;  und  einer  Gesellschaft,  die 
sich  die  französischen  Unabhängigen  zum  Muster 
genommen  hat:  keine  Hängekommission,  keine 
Jury;  wer  Mitglied  ist,  kann  eine  bestimmte 
Anzahl  Bilder  vorführen.  — Crosby  Hall,  deren 
trübes  Ende  im  letzten  Hefte  geschildert  worden 
ist,  wird  nun  wie  ein  Phönix  wieder  aus  der  Asche 
erstehen  und  als  Universitätshalle  des  College 
der  Londoner  Universität  dienen.  Da  man  sämt- 
liche alte  Teile  der  Halle  sorgfältig  aufbewahrt 
hat,  ist  dies  für  die  verhältnismäßig  geringe 
Summe  von  10000  Pfund  auch  möglich,  und  die 
Besitzerin  der  Überreste,  eine  Bank,  ist  bereit, 
diese  umsonst  herzugeben,  wenn  die  Halle  da- 


Rundschau 


321 


für  dem  allgemeinen  Publikum  zur  freien  Be- 
sichtigung zugänglich  gemadit  wird.  Die  Halle, 
die  einst  Sir  Thomas  Morus,  dem  Utopiaver- 
fasser,  gehörte,  wird  so  durch  einen  glück- 
lichen Zufall  in  den  Garten  in  Chelsea,  einem 
Teile  Londons,  zu  stehen  kommen,  der  einst 
auch  dem  gleichen  Morus  gehört  hat;  sie 
kann  hier  auch  sehr  vorteilhaft  zur  Aufstellung 
gelangen.  Sie  aber  hätte  noch  jahrhundertelang 
am  alten  Platze  stehen  hönnen,  so  fest  waren 
ihre  Mauern.  Aber  erst  nadhdem  sie  abge- 
brochen war,  schwang  sich  das  Local  Govern- 
ment Committee  des  Londoner  County  Councils 
auf  den  letzteren  zu  einem  Schritt  zu  veran- 
lassen, der  späterhin  historische  Gebäude  von 
Wert  vor  dem  gleichen  Schicksal  retten  soll. 
Der  Council  soll  nämlich  der  Regierung  Vor- 
schlägen, die  hier  bereits  einmal  erwähnte  Kom- 
mission für  die  Aufstellung  alter  Denkmale  usw. 
Schottlands  auch  auf  England  auszudehnen  und 
dahin  zu  wirken,  daß  der  Regierung  die  Macht 
übertragen  wird,  derartige  Gebäude  auf  dem 
Wege  der  Enteignung  in  öffentlichen  Besitz  zu 
bringen.  Der  Vorschlag  ist  gut,  wann  aber 
wird  er  zur  Durchführung  gelangen?  Da  ist  es 
wenigstens  recht,  daß  soeben  eine  „Architectural 
and  Topographical  Society“  hier  gegründet 
worden  ist,  deren  Aufgabe  es  sein  soll,  Gebäude 
auf  den  britischen  Inseln,  die  als  Architektur 
einen  besonderen  Wert  haben  oder  archäologi- 
sches Interesse  besitzen,  aufzunehmen  und  diese 
Aufnahmen  zu  veröffentlichen,  und  auch  genaue 
Zeichnungen,  Skizzen,  Photographien  und  Situa- 
tionspläne, die  die  Lage  der  beschriebenen  Ge- 
bäude klar  zeigen,  anzufertigen  und  aufzube- 
wahren, so  daß  sie  später  jederzeit  als  Referenz 
dienen  können.  Die  Gesellschaft  beabsichtigt 
jedes  Vierteljahr  ein  Heft  „The  Architectural 
and  Topographical  Record“  erscheinen  zu  lassen, 
das  immer  eingehende  Beschreibungen  alter 
Gebäude,  sowie  Artikel  über  Heraldik  und  ähn- 
liche Gegenstände  enthalten  soll.  Für  London 
hat  ein  ähnliches  Institut  übrigens  schon  seit 
13  Jahren  eigentlich  bestanden,  nämlich  das 
„Committee  for  the  Survey  of  the  Memorials 
of  Greater  London“,  das  bisher  7 wertvolle 
Monographien  herausgegeben  hat  und  nun  ein 
gleiches  für  Crosby  Hall  tut.  — Die  British 
School  of  Archaeology  in  Ägypten,  deren  Haupt 
Professor  Patrie  ist,  erläßt  einen  Aufruf  um 
Unterstützung  zwecks  ausgedehnter  Grabungen 
in  Memphis,  die  in  der  Trodeenzeit  vorgenom- 
men werden  sollen.  Momentan  werden  schon 
vorbereitende  Schritte  dazu  unternommen  und 
die  Topographie  der  alten  Hauptstadt  ausge- 
arbeitet. Die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen, 
denen  man  mit  ganz  besonderem  Interesse  ent- 


gegensieht, werden  wieder  wie  bisher  im  Uni- 
versity  College  in  London  zur  Ausstellung  ge- 
langen. 

Aus  der  Provinz  liegt  diesmal  nur  die  inter- 
essante Nachricht  vor,  daß  die  Kunstabteilung 
der  diesjährigen  Schottischen  Nationalausstellung 
in  Edinburg  [Beginn  Mitte  Mai)  eine  außerge- 
wöhnliche Übersicht  der  gesamten  Schottischen 
Malerei  gewähren  wird,  wie  sie  bisher  wohl  noch 
nie  geboten  worden  ist.  Von  George  Jamieson  von 
Aberdeen,  einem  Schüler  Rubens  an,  wird  man 
den  Hofmaler  Allan  Ramsay,  die  Brüder  Run- 
ciman,  Raeburn,  Wilkie  usw.  usw.  bis  auf  die 
Meister  des  heutigen  Tages  studieren  können. 
Privatsammler,  Behörden  wie  Galerien  haben 
ihre  Mithilfe  zugesagt.  Namentlich  Raeburn 
wird  ausgezeichnet  vertreten  sein.  Neun  Säle 
stehen  zur  Verfügung,  und  man  rechnet  auf 
1200  Bilder.  — Eine  retrospektive  britische  Aus- 
stellung wird  man  auch  in  London  noch  in 
diesem  Jahre  während  der  franko -britischen 
Ausstellung  in  Shepherds  Bush  in  deren  Gelände 
zu  sehen  bekommen  (Beginn  noch  unbestimmt, 
aber  wohl  sicher  Mitte  oder  Ende  Mai).  Die 
Kunstabteilung  dieser  Riesenausstellung  soll  halb 
französisch,  halb  englisch  sein.  Die  englische  Ab- 
teilung wird  100  Ölbilder  und  100  Aquarelle  ver- 
storbener Künstler  und  je  300  Werke  lebender 
Meister  beherbergen.  Da  Mr.  Spielmann,  der 
bekannte  Kunstschriftsteller,  die  Sache  in  der 
Hand  hat,  darf  man  wohl  auf  eine  wirklich 
gute  und  repräsentative  Auswahl  hoffen.  F. 

s 

HOLLAND  - = 

Nach  Rom  führt  uns  die  gegenwärtig  im 
Rijksprentenkabinet  in  Amsterdam  von  Herrn 
Direktor  E.  W.  Moes  arrangierte  Ausstellung 
von  Stichen  und  Handzeichnungen  niederlän- 
discher Künstler.  In  158  chronologisch  geord- 
neten Blättern  wird  eine  reiche  Auslese  von 
Darstellungen  der  verschiedenstenRuinen  gegeben, 
aus  der  zunächst  einmal  zu  erkennen  ist,  welche 
antiken  Bauwerke  die  Künstler  vornehmlich  zum 
Nachzeichnen  reizten.  Und  dann,  was  in  den 
verschiedenen  Fällen  sie  bei  ihrer  Arbeit  inter- 
essierte, warum  sie  die  alten  Mauerreste  im 
Bilde  festzuhalten  trachteten.  Es  lassen  sich  da 
in  der  Hauptsache  zwei  Richtungen  unter- 
scheiden , wenn  sie  auch  nicht  ganz  von- 
einander getrennt  und  zeitlich  ebenfalls  nicht 
fest  bestimmt  werden  können.  Die  einen, 
der  nach  Rom  wandernden  nordischen  Maler 
zeichneten  die  Reste  der  alten  Baudenk- 
mäler um  ihrer  selbst  willen,  aus  rein  topo- 


322 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


graphisdi*wissGnschaftlicliGm  IntGrGSSG.  SiG  Hg- 
ßen  ihrG  ÄrbGitGn  durch  Stich  oder  Radierung  ver- 
viGlfältigen,  um  so  dGrartigen  Wünschen  des 
Publikums  Rechnung  zu  tragen.  Dabei  ist  dann 
zu  beobachten,  wie  bei  den  Meistern  des  16.  Jahr- 
hunderts historische  oder  biblische  Figuren- 
darstellungen  nodi  einen  wesentlidien  Bestand- 
teil ihrer  Ruinenansiditen  ausmachen.  So  staffiert 
M.  V.  Heemskerck  auf  dem  1571  von  Ph.  Galle 
gestochenen  Blatt  seine  Zeichnung  desKolosseums 
mit  Elisa,  der  Elias’  Mantel  empfängt,  oder  viel- 
mehr umgekehrt,  er  staffiert  um  diese  biblische 
Szene  die  Ruinen  des  Kolosseums  herum.  Bei 
einer  anderen  Wiedergabe  des  Kolosseums,  die 
zu  einer  Serie  der  sieben  Weltwunder  gehört, 
bringt  er  im  Vordergrund  Kriegsleute  zu  Pferd 
und  zu  Fuß  an,  die  das  Wunder  anstaunen.  Und 
in  der  Ruine  selbst  findet  vor  zahlreichem  Pub- 
likum der  Kampf  eines  Löwen  mit  einem  Pferde 
statt.  Bei  Hieronymus  Cock  (1510—1570) 
überwiegen  die  rein  topographischen  Äufnahmen. 
Das  gleiche  ist  von  Hendr  ick  van  Cleefs  (f  1589) 
Zeichnungen  zu  sagen,  von  der  ganz  nüchternen 
Wiedergabe  der  Marcus  Äurelius-Säule  durch 
Nicolaes  van  Reist  (1526  bis  ca.  1614),  von  den 
Blättern  PieterSteevens’  (1540 — 1604),  Gerrit 
Terborchs  (1584—1662).  Der  letzte,  der  Vater 
des  berühmten  Porträtmalers,  ist  mit  8 Zeich- 
nungen vertreten,  die  — bis  auf  eine  von  1607  — 
alle  1609  datiert  sind.  Bei  einer  Reihe  anderer 
Meister  spielt  dagegen  das  Pittoreske  der  alten, 
von  Unkraut  überwucherten  Ruinen,  in  deren 
Mauerwerk  sich  die  helle  italienische  Sonne 
tausendfältig  fängt  und  diese  so  durch  die  scharfen 
Schatten-  und  Lichtkontraste  malerisch  belebt, 
die  größere  Rolle.  Rn  erster  Stelle  ist  unter 
diesen  Paulus  Bril  (1554 — 1626)  zu  nennen  — 
ein  Künstler,  der  sich  trotz  des  ungleichen 
Wertes  seines  umfangreichen  Oeuvre  doch  als 
recht  guter  Landschafter  bewährt,  beispielsweise 
in  seinen  Fresken  im  Palazzo  Rospiglioso  in  Rom. 
Die  große,  1624  datierte  Federzeichnung  von  ihm 
(Nr.  41)  ist  durchaus  nur  um  des  malerischen  Durch- 
blickes wegen  gemacht.  Ruf  die  Wiedergabe  des 
Kolosseums  selber  kam  es  dem  Künstler  dabei  gar 
nicht  an,  oder  doch  nur  sehr  in  zweiter  Linie  — 
wohl  aber  spricht  daraus  ein  gewisser  Zug  zum 
Romantischen,  den  auch  noch  andere  (hier  nicht 
ausgestellte)  Blätter  des  Prentenkabinets  dar- 
legen  könnten.  Derselben  auf  malerische  Wirkung 
ausgehenden  Rbsicht  verdankt  die  von  Raph. 
Sadeler  sehr  fein  nach  Bril  gestochene  Rnsicht  des 
Tempels  der  Sibylle  ihre  Entstehung.  Ja,  Bril  strebt 
hier  mit  zeichnerischen  Mitteln  direkteBildwirkung 
an  und  erreicht  sie  auch.  Von  den  andern  Meistern 
gehören  zu  dieser  Gruppe  Poelenburg,  der 
mehr  zum  Idyllischen  neigt;  ferner  Breenberch, 


der  in  seinen  kleinformatigen  Serien  „Verscheijden 
vervallen  gebouwen  soo  binnen  als  buyten 
Romen“  von  1640  und  „Diversa  antiquitatis 
vestigia“  von  1648  gleichsam  Reihen  von  „Künst- 
leransichtskarten“  gibt.  Ruch  Thomas  Wijck 
und  Jan  Rsselyn  sind  jenen  zuzurechnen. 
Wieder  andere  lassen  auf  den  Ruinenstätten, 
unbekümmert  um  die  darüber  liegende  historische 
Weihe,  lustige  Genreszenen  aus  dem  Rlltags- 
leben  sich  abspielen.  Bei  Jan  Ossenbeeck 
z.  B.  findet  auf  den  Ruinen  des  Forums  Roma- 
num  eine  Wildsauhatz  statt,  und  die  sog.  Grotte 
von  Egeria  hat  er  angefüllt  mit  dichtgedrängten 
Mengen  tanzender  und  zechender  Leute. 

Unter  den  späteren  Blättern  wächst  zeit- 
weilig die  Zahl  der  mehr  nüchternen  Rnsichts- 
wiedergaben;  oder  aber  die  Künstler  lassen  sich 
zu  stärkeren  Übertreibungen  in  den  Licht-  und 
Schatteneffekten  verleiten,  wie  — um  nur  einen 
gerade  heraus  zu  greifen  — Jean  Grandjean 
(1752—1781)  auf  seinerZeichnung  des  Kolosseums 
(Nr.  153).  Den  Rbschluß  der  interessanten  Rus- 
stellung  bildet  eine  große  Radierung  der  Engels- 
burg  von  dem  1849  geborenen  Elias  Stark. 
Man  kann  wohl  ohne  Einschränkung  sagen,  daß 
dies  Blatt  künstlerisch  weitaus  den  Höhepunkt 
dieser  „Ruinenkunst“  bedeutet.  Man  braucht 
nur  dies  Panorama  mit  Nr.  144,  auch  einer  Dar- 
stellung der  Engelsburg  von  ziemlich  der  gleichen 
Stelle  aus  aufgenommen,  von  Isaac  deMou- 
cheron  (1667—1744)  zu  verglGidien,  um  zu  er- 
kennen, was  GS  heißt,  als  Nordländer  unbefangen 
die  großartige  Formenschönheit  der  antiken  Bau- 
werke und  der  sie  umgebenden  Landschaft 
künstlerisch  auf  sich  wirken  zu  lassen  — im 
Gegensatz  zu  jenen  Meistern,  die  entweder  in 
kleinlicher  oder  nüchterner  Wiedergabe  der 
Details  stecken  bleiben,  oder  aber  in  Rkademis- 
mus  und  Manierismus  verfallen,  wodurch  sie  uns 
auch  ihre  figürlichen  Darstellungen  oft  un- 
sympathisch machen.  Die  Russtellung  ist  auch 
noch  insofern  interessant,  als  einmal  übersicht- 
lich zusammengestellt  ist,  durch  welche  und 
durch  wie  viele  niederländische  Maler  die  Kennt- 
nis der  antiken  Ruinen  den  niederländischen 
Künstlern  vermittelt  wurde,  die  selbst  nie  den 
Boden  Italiens  betreten  haben,  deren  Phantasie 
aus  solchen  Rnregungen  aber  doch  fruchtbaren 
Nutzen  zog.  Ihre  Zahl  ist  nicht  gering.  Und 
zur  lilustrierung  dieser  Wirkung  ließe  sich  aus 
ihren  Werken  vielleicht  auch  einmal  eine  charak- 
teristische Ruswahl,  gewissermaßen  als  Gegen- 
stück zu  der  jetzigen  Russtellung,  treffen.  Na- 
türlich waren  das  nicht  die  einzigen,  die  diesem 
Genre  ihre  Rufmerksamkeit  schenkten,  auch  wei- 
tere, wissenschaftlich  gebildete  Kreise  (nicht  nur  in 
den  Niederlanden)  brachten  solchen  Ruinendar- 


Rundschau 


323 


Stellungen  großes  Interesse  entgegen.  Und  end- 
lidi  wurden  die  zu  allen  Zeiten  im  Menschen 
wohnende  Lust  und  Freude  am  Betrachten  fremd- 
artiger Gegenden,  Bauten  usw.  auf  diese  Weise 
durch  die  Künstler  befriedigt. 

Eine  ganz  andere,  eigenartige  Ausstellung 
ist  im  großen  Zeichnungensaal  des  Museums 
Bogmans  in  Rotterdam  Zusehen:  eine  Kollektion 
von  Werken,  die  bei  dem  Brande  des  Museums 
am  27.  Febr.  1864  zugrunde  gegangen  sind  — 
natürlidi  nur  in  Kopien.  Ein  Jammer,  daß  es 
gar  so  wenige  sind,  und  daß  diese  nicht  ein- 
mal die  besten  Meisterwerke  wiedergeben,  die 
damals  im  Feuer  ihren  Untergang  fanden.  Den 
Veranstalter  trifft  daran  freilich  keine  Schuld, 
denn  was  kann  er  dafür,  daß  von  den  372  ver- 
brannten Gemälden  nur  die  paar  jetzt  ausge- 
stellten Reproduktionen  erhalten  sind  oder  dem 
Museum  im  Augenblick  zur  Verfügung  stehen! 
Damals  fehlten  eben  nodi  die  großen  photo- 
graphischen Firmen,  die  jetzt  einigermaßen 
systematisch  die  Kunstschätze  unserer  Museen 
für  die  späteren  Geschlechter  aufbewahren. 
Sonst  müßten  wir  hier  wohl  sicherlich  nicht 
vergeblich  nadi  dem  großen  Porträtstück  von 
Carel  Fabritius  suchen,  um  nur  ein  Gemälde 
zu  nennen  und  zwar  dasjenige,  dessen  Ver- 
lust heute  wohl  am  empfindlichsten  gefühlt  wird. 
Was  nützen  uns  bei  ihm  die  noch  erhaltenen 
Beschreibungen!  Ja,  an  diesem  Beispiel  ist  so  recht 
zu  sehen,  daß  auch  der  exaktesten  Wortbe- 
schreibung durchaus  die  gestaltende  Kraft  fehlt, 
ein  Gemälde  — wissenschaftlich  brauchbar  — 
in  der  Phantasie  erstehen  zu  lassen.  Man  ver- 
suche nur  einmal  die  Rekonstruktion,  indem 
man  nach  den  Angaben  der  Beschreibung  mit 
dem  Stift  zeichnet  und  dann  koloriert!  Sie 
hat  nur  den  geringen  Wert,  mit  ihrer  Hilfe 
vorhandene  Werke  rekognoszieren  zu  können. 
Liest  man  nun  die  von  W.  Bürger  in  der  Gaz. 
d.  b.  Arts  1864  gegebene  lange  Liste  der  Maler, 
von  denen  damals  Werke  verbrannt  sind,  und 
das,  was  er  über  diese  Bilder  in  seinen  Mus. 
de  la  Hollande  schreibt,  so  kann  man  sich  doch 
auch  heute  noch  einer  gewissen  Angst  nicht  er- 
wehren für  den  Fall,  daß  sich  wieder  einmal 
eine  derartige  Katastrophe  ereignen  sollte.  Ge- 
wiß, alle 'klassischen  Meisterwerke  sind  durch 
unzählige  Reproduktionen  für  alle  Zeiten  vor 
der  Vergessenheit  geschützt.  Ist  das  gleiche 
aber  der  Fall  bei  der  Fülle  von  Bildern,  die 
„nur  wissenschaftliches“  Interesse  haben  oder 
erst  später  einmal  bekommen  können,  und  die 
zum  großen  Teil  noch  nicht  einmal  beschrieben 
sind?  Sollte  es  im  Hinblick  darauf  nicht 
doch  anzustreben  sein,  daß  jede  Galerie  von 
ihrem  ganzen  Bilderbestand  ein  photographi- 


sches Inventar  aufnimmt?  Dann  käme  man 
wohl  auch  nach  und  nach  zu  leidlich  billigen  und 
handlichen  Katalogen,  in  denen  statt  der  Be- 
schreibungen gleich  die  Abbildungen  zu  finden 
sind,  und  außerdem  die  brauchbaren  Farbenan- 
gaben und  die  kurzen  künstlerisch  - ästhetischen 
Bemerkungen,  die  Wölfflin  wünscht.  Das  von  der 
Londoner  National  Gallery^)  gegebene  Beispiel 
müßte  sich  doch  wirklich  ausbauen  lassen.  Auch 
würden  nicht  nur  diejenigen,  die  für  spezielle  Stu- 
dien noch  nicht  photographierte  Gemälde  beson- 
ders aufnehmen  lassen  müssen,  viel  Zeit,  Schrei- 
bereien und  Geldsparen,  sondern  ebenso  würden 
die  Museumsverwaltungen,  denen  jetzt  die  Er- 
ledigung derartiger  Anfragen  und  Gesuche  ob- 
liegt, entlastet  werden.  Vielleicht  nimmt  sich 
der  deutsche  Verein  für  Kunstwissenschaft  der 
Sache  an,  zu  deren  Verwirklichung  — an  dem 
geplanten  Riesenwerke  der  „Denkmäler  deutscher 
Kunst“  gemessen  — doch  nur  sehr  bescheidene 
Mittel  erforderlich  wären.  Ich  habe  mich  von 
meinem  eigentlichen  Thema  etwas  abbringen 
lassen,  aber  die  zur  Besprechung  stehende 
Ausstellung  forderte  zu  solchen  Erwägungen 
heraus.  Die  wichtigsten  der  äüsgestellteh  Re- 
produktionen sind:  erstens  das  Brustbild  des 
holländischen  Geschichtsschreibers  Pieter  Bor 
von  Frans  Hals  (Aquarellkopie  von  Joh.  de 
Haart),  dann  das  Familienporträt  des  Gouver- 
neurs von  Ost-Indien,  Rijklof  van  Goens  (Aqua- 
rellkopie von  Joh.  Phil.  Koelman),  ein  lesender 
alter  Mann  von  L.  Bramer,  ein  Schützenstüdc 
von  Ludolf  de  Jongh  (Buntdruck,  der  in  Oud 
Holland  1896  von  Haverkorn  van  Rijsewijk  pub- 
liziert wurde).  Ferner  wurde  von  Jak.  van 
Ochtervelt  Kartenspieler,  von  W.  v.  d.  Velde 
d.  J.  die  Seeschlacht  bei  Solewag.  (Das  Original 
dieser  Kopie  ist  übrigens  nicht  verbrannt,  aber 
während  des  Brandes  verschwunden;  es  tauchte 
später  im  Amsterdamer  Kunsthandel  wieder 
auf  und  wurde  von  einem  Sammler,  dem  die 
Herkunft  unbekannt  war,  erworben).  Ferner  sind 
da  Reproduktionen  nach  Dusart,  C.  Troost, 
F.  v.  Mieris  d.  Ä.  Die  einzige  Ölkopie  zeigt  in 
einem  P.  de  Hooch-artigen  Schlafzimmer  eine 
Dame  bei  der  Toilette  und  eine  Dienerin,  die 
das  Bett  macht.  Im  Katalog  der  Versteigerung 
Bogmans  1811  hieß  das  Bild  noch  P.  de  Hooch, 
wurde  aber  später  (1849)  als  Boursse  katalogi- 
siert. Richtig  ist  dagegen  die  jetzige,  auf  Dr. 
Hofstede  de  Groot  zurüdegehende  Zuweisung  an 
Jan  Siberechts,  von  dem  das  Original  ein 
interessantes  Werk  gewesen  sein  muß.  Auf 
demselben  hängt  über  dem  Kamin  eine  Land- 


The  National  Gallery,  editet  by  Sir  Edward  J.  Poyntcr, 
London  1899,  3 Bde. 


324 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Schaft  mit  zwei  weiblidien  Figuren:  ein  im 
Wasser  stehendes  Mädchen,  das  einen  Metall- 
kübel  auf  dem  Kopf  trägt,  und  eine  Hirtin,  die 
am  Bachesrand  sitzt  und  sich  die  Füße  wäscht. 
Beide  kommen  mit  nur  geringfügigen  Äbwei- 
chungen  als  Hauptfiguren  auf  dem  1907  in  Paris 
versteigerten  Siberechts  der  Sammlung  Sedel- 
meger  vor  (Kat.  Nr.  46).  Dieses  selbst  ist  von 
Siberechts  als  Gemälde  auf  dem  Bild  in  Kopen- 
hagen kopiert  worden.^) 

Die  gegenwärtig  in  Holland  veranstalteten 
Äusstellungen  moderner  Kunst  sind  so 
zahlreich,  daß  man  die  größte  Mühe  hat,  sie 
alle  zu  besichtigen.  Es  sind  durchweg  Sonder- 
ausstellungen von  Werken  holländischer  Künst- 
ler, von  denen  ich  drei,  die  im  März  zu  sehen 
waren,  hervorhebe:  Die  Willem  Maris- 
Äusstellung  in  Amsterdam  im  Larenschen 
Kunsthandel  (26  Nummern,  darunter  zwei  sehr 
interessante  Frühwerke).  Zweitens  die  Kollek- 
tion Jan  Veth  in  Leiden  (Leidsche  Kunst- 
vereeniging).  Unter  all’  den  meist  schon  bekannten 
Lithographien,  die  hier  gezeigt  wurden,  ist 
W.  Bodes  Porträt  doch  ganz  entschieden 
das  feinste.  Von  den  Ölgemälden  wirkten  zwei 
kleine  Knabenbildnisse,  das  einer  Dame  und 
ein  lebensgroßes  Herrenbild  am  stärksten.  Bei 
dem  letzten,  das  den  blinden  Prof.  Lohman  dar- 
stellt, zeigt  sichVeths  tiefe  Charakterisierungskraft 
in  besonders  hohem  Maße.  Denn  man  muß  sich 
vergegenwärtigen,  daß  er  hier  auf  die  Wieder- 
gabe der  Äugen,  in  denen  sich  der  innere 
Mensch  doch  am  meisten  wiederspiegelt,  ver- 
zichten mußte.  In  Dordrecht  endlich  waren  40  Ge- 
mälde und  Zeichnungen  von  G.  H.  Breitner  aus- 

s 

ENTDECKUNG  VON  68  UNBEKANN- 
TEN BRIEFEN  MICHELANGELOS. 

Ein  bekannter  Florentiner  Kunstgelehrter 
und  Archivforscher  hat  im  Archiv  der  Familie 
Rasponi-Spinelli  zu  Florenz  eine  Serie  von  15 
Bänden  entdeckt,  mit  Briefen  an  Vasari.  Unter 
diesen  befinden  sich  68  unedierte  Briefe 
Michelangelos.  Die  Adresse  des  Empfängers 
macht  diese  Briefe  besonders  wichtig,  weil  sie 
natürlich  Auskünfte  auf  Fragen,  welche  Vqsari 
für  die  Zwecke  seiner  Lebensbeschreibung  des 
Meisters  an  ihn  richtete  und  somit  authentische 
Aussagen  Michelangelos  über  sich  selbst,  ent- 


9 Hierauf  machte  mich  seinerzeit  Herr  E.  Weiß  in  Halle 
aufmerksam,  und  dieselbe  Beobachtung  durch  Herrn  Mats- 
vansky  in  Wien  teilte  von  Frimmel  in  seinen  Blättern  f. 
Gemäldekunde  mit. 


halten  werden.  Überraschungen  werden  sie 
natürlich  nicht  enthalten. 

Die  Entdeckerfreude  des  Entdeckers  bestand 
nun  darin,  von  den  Besitzern  des  Schatzes  so- 
fort höflichst  von  der  weiteren  Durchforschung 
der  wichtigen  Dokumente  entfernt  zu  werden; 
selbst  die  Edierung  wird  ihm  nicht  belassen, 
obwohl  er  wie  nur  irgend  einer  in  Italien  da- 
für der  gegebene  Forscher  war.  Vielmehr  wer- 
den die  Besitzer,  zwei  Grafen  Rasponi-Spinelli, 
im  Verein  mit  dem  comm.  Giuseppe  Tomasetti. 
der  ein  hervorragender  Gelehrter  auf  dem  Ge- 
biete der  mittelalterlichen  Geschichte  ist,  aber 
der  Michelangelo-Forschung  völlig  fern  steht, 
die  Herausgabe  besorgen. 

Das  Interesse  des  Fundes  ist  aber  durch  die 
Bedeutung  der  Michelangelo -Briefe  nicht  er- 
schöpft. Jene  Bände  von  an  Vasari  gerichteten 
Briefen  werden  für  die  Kenntnis  von  den  Quellen 
des  ersten  Geschichtsschreibers  der  italienischen 
Kunst  von  großer  Wichtigkeit  sein.  Es  wäre 
darum  dringend  zu  wünschen,  daß  die  Besitzer 
des  Archives  Spinelli  diese  Serie  dem  Studium 
zunächst  ihres  Entdeckers  und  dann  der  Öffent- 
lichkeit überhaupt  überließen,  sei  es  in  ihrem 
eigenen  Hause  oder  im  Staatsarchiv  von  Flo- 
renz, dem  Brauche  vieler  alter  Familien  der 
Stadt  folgend,  welche  ihren  Besitz  an  alten  Ur- 
kunden den  reichen  und  vieldurchsuchten  Be- 
ständen des  Archivio  di  Stato  einverleibt  haben. 

Ä.  G. 

s 

AUS  DER  WERKSTATT  EINES 
RÖMISCHEN  PHOTOGRAPHEN 

Domenico  Anderson  hat  sich  endlich 
entschlossen,  einen  Generalkatalog  seines  großen 
photographischen  Verlages  in  französischer 
Sprache  herauszugeben.  Er  begegnet  damit  im 
wahrsten  Sinne  des  Wortes  einem  lange  ge- 
fühlten Bedürfnis.  Der  Katalog,  der  so  lange 
auf  sich  warten  ließ,  übertrifft  dafür  aber  auch 
die  meisten  ähnlichen  Veranstaltungen.  Man 
spürt  überall,  daß  er  von  fachmännischer  Hand 
angelegt  worden  ist.  Die  Anordnung  ist  klar 
und  übersichtlich;  die  Bestimmungen  im  Ein- 
zelnen sind  fast  immer  zutreffend;  nur  eine 
ausführliche  Inhaltsübersicht  wird  schmerzlich 
vermißt. 

Anderson  selbst  schickt  eine  beachtenswerte 
Einleitung  voraus,  in  welcher  er  sich  über  die 
verschiedenen  Arten  der  photographischen  Re- 
produktion als  Fachmann  äußert:  Silberdrucke 
ebenso  billig  wie  nützlich  zur  Reproduktion, 
aber  Veränderungen  unterworfen  und  wegen 


Rundschau 


325 


des  lästigen  Äufrollens  — wie  wir  alle  wissen 
— nicht  ohne  Karton  benutzbar.  Bromphoto- 
graphien  ebenfalls  billig,  nicht  aufroliend,  aber 
zur  Reproduktion  ungeeignet.  Platinphotogra- 
phien etwa  doppelt  so  teuer  wie  die  ersten 
beiden;  nicht  aufrollend,  weniger  verblassend 
und  treuer  in  der  Wiedergabe  der  Farbenwerte. 
Das  Ideal  der  Photographie  bleibt  nadi  Änder- 
son  der  Kohlendruck.  Das  Verfahren  ist  be- 
kanntlich äußerst  kostspielig,  aber  das  Kunst- 
werk wird  als  Kunstwerk  wiedergegeben  und 
die  Blätter  sind  absolut  unveränderlich. 

Für  den  Kunsthistoriker  bedeutet  dieser  Ka- 
talog (Preis  1,75  L.)  ein  äußerst  wertvolles 
Hilfsbuch.  Es  ist  in  zwei  Abschnitte  geteilt. 
Der  erste  Teil  behandelt  Gemälde,  Fresken, 
Zeichnungen;  der  zweite  Teil  Architektur,  Skulp- 
tur und  Stadtansichten.  Der  erste  Teil  ist  alpha- 
betisch nadi  Künstlern  geordnet,  der  zweite 
Teil  alphabetisch  nach  Kunststätten.  Dazwischen 
sind  die  Mosaiken  eingeschoben. 

Der  Katalog  umfaßt  sämtliche  Aufnahmen 
Andersons  in  Italien  und  Spanien.  Von  diesen 
letzteren  ist  gleichzeitig  aber  noch  ein  zweiter 
Katalog  erschienen,  der  etwa  tausend  Aufnahmen 
aus  Cordova,  Eskurial,  Granada,  Madrid,  Se- 
villa und  Toledo  verzeichnet.  Eine  besondere 
Aufmerksamkeit  hat  Anderson  den  Zeichnungen 
von  Francisco  Goya  im  Prado  zugewandt.  So- 
eben ist  die  erste  Mappe  von  30  Tafeln  mit 
60  Zeichnungen  von  Goyas  „Caprichos“  mit  be- 
gleitendem Text  (in  französischer  Sprache)  von 
Pietro  d’Achiardi,  einem  Schüler  Venturis,  er- 
schienen. Das  ganze  Werk  soll  etwa  250  Zeich- 
nungen umfassen,  und  zwar  wird  der  nächste 
Band  die  „Kriegs Verwüstungen“  und  „die  Sprich- 
wörter“, der  letzte  die  „Tauromachie“  und  die 
„Gefangenen“  bringen.  Die  Ausstattung  dieser 
Publikation  nimmt  sidi  in  der  hellblauen  Leinen- 
mappe besonders  vornehm  und  geschmackvoll 
aus;  der  kurze,  erklärende  Text  ist  gut  ge- 
schrieben und  zuverlässig;  die  Reproduktionen 
sind  so  gut  wie  sie  nur  nach  Aufnahmen  von 
Anderson  gemacht  werden  können. 

Überhaupt  bedeutet  Andersons  spanische  Kol- 
lektion für  alle,  welche  Spanien  kennen  undfür  alle, 
welche  es  nicht  kennen,  eine  freudige  Überraschung. 
Welch’  ein  unaussprechlicher  Reichtum  ungehobe- 
ner Schätze  bietet  sich  uns  auf  einmal  in  diesen 
vorzüglichen  Aufnahmen  dar!  Die  Herrlichkeiten 
von  Tizian,  Velasquez,  Murillo,  Rubens,  Greco, 
welche  die  spanischen  Sammlungen  und  Kirchen 
bergen,  waren  ja  auch  sonst  schon  mehr  oder 
weniger  bekannt,  aber  die  Sittenbilder  und  Por- 
träts Goyas  undZurbarans,  die  zahllosen  Heiligen- 
bilder der  Ribera,  Guido  Reni,  Guercino,  die 
prachtvollen  Historienbilder  Poussins  und  die 


unzähligen  Schilderungen  der  flämischen  und  hol- 
ländischen Kleinmeister,  die  Porträtdarstellungen 
aus  allen  Zeiten  von  Dürer,  Floris,  Antonio 
Moro,  Bronzino,  Parmigianino,  Tintoretto,  van 
Dyck  bis  herab  auf  Raffael  Mengs  bedeuten 
eine  geradezu  unschätzbare  Bereicherung  unseres 
kunsthistorischen  Arbeitsmaterials. 

Einen  Katalog  der  von  Anderson  jüngst  in 
England  gemachten  Aufnahmen  können  wir 
leider  nicht  vor  Oktober  erwarten.  Das  Mono- 
pol Hanfstängls  in  London  ist  damit  gebrochen, 
und  die  Konkurrenz  der  beiden  großen  Häuser 
wird  auch  in  diesem  Falle  nur  fruchtbringend 
wirken  können.  In  der  Nationalgallery,  in  der 
Wallace- Collection,  im  British  Museum,  in 
Windsor  Castle  und  in  der  Sammlung  von 
Herbert  Cook  hat  Anderson  etwa  500  Auf- 
nahmen von  Gemälden  gemacht.  Daneben  sind 
— und  dies  ist  für  den  Kunsthistoriker  von  be- 
sonderer Wichtigkeit  — im  Printroom  des  Bri- 
tish Museum  ca.  300  Zeichnungen  vor  allem 
der  großen  Meister  der  italienischen  Renais- 
sance z.  T.  zum  ersten  Male  aufgenommen 
worden;  unter  ihnen  mehr  als  30  Zeichnungen 
von  Michelangelo  und  Schule,  fast  ebenso  viele 
von  Raffael  und  Lionardo  und  das  ganze  Skizzen- 
buch des  Jacopo  Bellini.  Auch  von  Dürer  und 
Rembrandt  wird  uns  bald  eine  Fülle  allerdings 
größtenteils  schon  edierter  Handzeichnungen  in 
Andersonschen  Photographien  vorliegen.  Man 
sieht,  daß  England  den  tüchtigsten  unter  den 
italienischen  Photographen  ebenso  gastfreundlich 
aufgenommen  hat  wie  Spanien.  Eine  Ausnahme 
hat  nur  Oxford  gemacht.  Hier  dürfte  sich  die 
Weigerung,  die  reichen  Handzeichnungsschätze 
aufzunehmen,  aus  der  Ursache  erklären,  den 
Publikationen  von  Sidney  Colvin  und  der  Vasari- 
Society  nicht  vorgreifen  zu  wollen. 

Das  unglückliche  Gesetz,  welches  den  italie- 
nischen Photographen  die  Aufnahmen  in  Staats- 
sammlungen fast  zur  Unmöglichkeit  machte, 
trieb  Anderson  vor  vier  Jahren  zuerst  ins  Aus- 
land. Wir  werden  uns  darüber  nicht  beklagen. 
Aber  es  ist  sicherlich  mit  Freuden  zu  begrüßen, 
daß  Anderson  die  nächsten  Jahre  seine  Kraft 
wieder  den  Kirchen  und  Sammlungen  vor  allem 
von  Florenz  und  Rom  zuzuwenden  gedenkt. 

E.  St. 

0 

KLEINE  NÄCHRICHTEN 

Berlin.  Auf  einer  Auktion  in  London  wurde  jüngst 
von  Humphrey  Wards  ein  offenbar  übermaltes  Bild  von 
Rembrandt  erstanden.  Er  schidtte  es  zu  Prof.  Hauser  nach 
Berlin,  und  nadi  der  Reinigung  kam  ein  vorzügliches  Por- 
trät eines  jungen  Mannes  zum  Vorschein,  das  von  Hauser 
und  Friedländer  sogleich  als  ein  echter  Rembrandt  aus  der 
Zeit  der  Staalmeesters  erkannt  wurde.  Die  Übermalung 


326 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


hatte  die  häßlichen  Züge  des  jungen  Mannes  „verschönern“ 
wollen.  Das  Bild  ist  in  den  Besitz  des  Geh.-R.  Koppel 
übergegangen  und  bleibt  somit  Deutschland  erhalten. 

Frankfurt.  Die  Stadt  Frankfurt  hat  die  aus  etwa 
25  Werken  bestehende  Kollektion  Boehle,  die  gegenwärtig 
im  Städelschen  Kunstinstiiut  ausgestellt  ist,  für  80000  M. 
für  die  neue  städtische  Galerie  angekauft. 

Hannover.  Äls  Nachfolger  von  Schuchhardt  ist  Dr. 
Wilhelm  Behncke  an  das  Kestnermuseum  berufen  wor- 
den. Er  war  ehemals  Direktorial-Ässistent  am  Berliner 
Kunstgewerbe-Museum  und  hat  sich  durch  seine  Unter- 
suchungen über  das  Kunstgewerbe  der  deutschen  Re- 
naissance einen  Namen  gemacht;  eine  treffliche  zusammen- 
fassende Darstellung  der  deutschen  Renaissance  gab  er 
in  dem  betreffenden  Abschnitt  der  von  G.  Lehnert  heraus- 
gegebenen „Illustrierten  Geschichte  des  deutschen  Kunst- 
gewerbes“. 

Köln.  Als  Direktor  des  Kunstgewerbe-Museums  ist 
zum  1.  April  d.  J.,  wie  bereits  kurz  mitgeteilt,  Dr.  Max 
Creutz  berufen  worden,  bisher  Direktorial-Ässistent  des 
Berliner  Kunstgewerbe-Museums.  Die  Forschungen  von 
Creutz  liegen  vornehmlich  auf  den  Gebieten  frühmittelalter- 
licher Kleinkunst  (Bronze,  Email, Goldschmiedekunst)  und  der 
Textilkunst;  er  war  Mitarbeiter  an  Lessings  großer  Stoffe- 
Publikation.  Diese  Zweige  des  alten  Kunstgewerbes  sind 
es  aber  vornehmlich,  die  auch  in  dem  Kölner  Museum 
gepflegt  werden,  und  so  empfahl  sich  nach  wissenschaft- 
lichen Gesichtspunkten  die  Wahl  von  Creutz,  der  selber 
Rheinländer  ist. 

Denkmalpflege.  Der  diesjährige  Tag  für  Denkmal- 
pflege wird  sich  in  unmittelbarem  Anschluß  an  die  Tagung 
des  Gesamtvercins  der  deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
tumsvereine am  24.  und  25.  September  in  Lübeck  ver- 
sammeln und  durch  einen  Ausflug  nach  Wismar  am  26.  Sep- 
tember seinen  Abschluß  finden. 

München.  Für  die  Glyptothek  wurde  eine  hervor- 
ragende archaische  Statue  vom  Typus  des  Apollo  von 
Tenea  zu  einem  bedeutenden  Preise  angekauft. 

Münster  i.  W.  Im  März  wurde  das  neue  Landes- 
museum der  Provinz  Westfalen  eröffnet.  Die  Bauzeit  hatte 
vier  Jahre  in  Anspruch  genommen;  Architekt  Schaedtler 
hat  die  Aufgabe,  einen  Museumsbau  in  den  gewaltigen 
herrlichen  Domplatz  einzugliedern,  mit  ziemlichem  Ge- 
schick, wenn  auch  nicht  in  modernem  Geiste,  gelöst.  Bei 
der  Inneneinrichtung  konnte  Direktor  Brüning  zur  Genüge 
mitwirken,  da  er  seit  dem  1.  Oktober  1905  die  werdende 
Sammlung  leitete.  Er  hat  moderne  Künstler  dabei  be- 
schäftigt — den  Monumentalmaler  Guhr,  Bruno  Paul  bei 
der  Ausgestaltung  seiner  Arbeitsräume,  Melchior  Lechter, 
welcher  Glasgemälde,  und  Lederer,  der  eine  Reiterstatue 
des  hl.  Georg  für  die  Ostfront  beisteuerte  — und  die  vor- 
handenen und  sehr  günstig  vermehrten  Sammlungen  gut 
verteilen  und  einrichten  können.  Im  Erdgeschoß  finden 
die  prähistorischen  Werke  und  die  Skulpturen  Unterkunft. 
Diese  Abteilung  erscheint  wohl  als  die  wichtigste;  sie  gibt 
ein  fast  lückenloses  Bild  von  der  westfälischen  Plastik  des 
11.  bis  19.  Jahrhunderts  und  enthält  u.  a.  die  wertvollen 
Kreuztor-Funde  in  einem  besonderen  Saal.  Die  Wieder- 
täufer hatten  1535  zu  ihren  Befestigungen  am  Kreuztor 
wahllos  die  Steinskulpturen  der  benachbarten  Kirchen  ver- 
wendet; diese  wurden  1898  von  M.  Geisberg  ausgegraben. 
— Im  ersten  Geschoß  liegt  die  kunstgewerbliche  Abteilung, 
welche  namentlich  durch  ihre  altmünsterischen  Zimmer  be- 
merkenswert ist;  im  zweiten  Geschoß  die  Gemäldesamm- 
lung. 

Stuttgart.  Die  ruhende  Sappho  von  Dannecker,  eine 
kleinere  Marmorfigur,  von  der  schon  Goethe  1797  spricht, 
ist  von  der  Plastischen  Sammlung  der  Württembergischen 
Staatsgalerie  für  8(XX)  M.  angekauft  worden. 

Trier.  Einen  reichen  Fund  machten  zwei  Bauern  in 
dem  Dorfe  Büdlich  (Landkreis  Trier)  bei  dem  Ausschach- 
ten  eines  Grabes.  Etwa  Vz  m unter  der  Erdoberfläche 
stießen  sie  auf  einen  Krug,  der  vollständig  mit  alten 
Silbermünzen  angefüllt  war.  Man  zählte  nahezu  1400 
Münzen,  die  sämtlich  aus  dem  Erzbistum  Trier  und  dem 


Bistum  Metz  stammen  und  dem  13.  Jahrhundert  angehören. 
Die  Trierer  Münzen  zeigen  auf  der  Aversseite  das  Bild 
des  Erzbischofs  Theoderich  II.,  dessen  Regierung  in  die 
Zeit  von  1212  bis  1242  fällt.  Die  Vorderseite  der  Metzer 
Münzen  zeigt  das  Bild  eines  betenden  Ritters  mit  der 
Umschrift  „CONRADVS“.  (Frkf.  Ztg.) 

Brügge.  Der  Gemeinderat  von  Brügge  hat  für  den 
Bau  eines  neuen  Museums  die  Enteignung  eines  in  der 
Nähe  des  Johanneshospitales  gelegenen  Häuserblockes 
einstimmig  genehmigt.  (Nieuwe  Rotterd.  Courant.) 

Prag.  Im  ehemaligen  Strakaschen  Palais  (auf  der 
Kleinseite)  ist  eine  Stuckdecke  mit  fünf  Gemälden  mytho- 
logischen Inhaltes  aufgedeckt  worden;  laut  Inschrift  stam- 
men sie  von  dem  Solothurner  Maler  J.  R.  Bys,  der  von 
1685—1698  im  Dienst  des  Grafen  Czernin  in  Prag  stand. 

Schweiz.  In  der  Kapelle  zu  Landschlacht  am 
Bodensee  wurden  kürzlich  alte  Malereien  aus  dem  Mittel- 
alter  entdeckt.  Die  Thurgauer  Sektion  der  Vereinigung 
für  Heimatschutz  will  sich  der  Bloßlegung  und  der  Restau- 
rierung der  Gemälde  annehmen. 

Rom.  (Zuwachs  des  Vatikanischen  Museums.)  Im 
letzten  Jahre  ist  das  Vatikanische  Museum  mit  zwei  sehr 
bedeutenden  Denkmälern  aufs  glücklichste  bereichert  wor- 
den: ein  sehr  elegantes  viereckiges  Basament  und  die 
Schmalseiten  eines  kolossalen  zerstörten  Sarkophages. 

Das  Basament  ist  angeblich  in  der  Villa  Montalto  im 
18.  Jahrhundert  gefunden  worden  und  war  bis  etwa  1830 
im  Vatikanischen  Museum  aufgestellt.  Nachher  wurde  es 
im  Magazin  verborgen,  aus  dem  es  erst  im  letzten  Sommer 
ans  Licht  gebracht  und  im  zweiten  Büstenzimmer  ein- 
gerichtet wurde.  Die  vier  Seiten  sind  mit  feinsten  Bas- 
reliefs geschmückt;  auf  der  Hauptwand  ist  das  sogenannte 
Ikariosrelief  wiederholt.  Dionysos  beehrt  mit  unerwartetem 
Besuch  einen  siegreichen  Dichter  oder  Schauspieler,  der 
seinen  Sieg  in  lieblichster  Gesellschaft  feiert.  Auf  der 
Rückseite  in  der  Mitte  erscheinen  zwei  Flügelknaben 
(Erotes),  die  über  den  Flammen  zweier  Fackeln  einen 
großen  Schmetterling  halten:  rechts  und  links  treten  zwei 
Zentauren  heran,  die  eine  Frau  und  einen  Satyr  führen. 
Die  Querseiten  zeigen  landschaftliche  Bilder  mit  Hirten- 
szenen. Dieses  Basament  ist  ein  äußerst  geschmackvolles 
römisches  Werk  des  zweiten  nachchristlichen  Jahrhunderts. 
Die  Reliefbilder  wiederholen  unzweifelhaft  einige  berühmte 
Schöpfungen  der  hellenistischen  Kunst.  In  der  nächsten 
Nummer  der  römischen  Zeitschrift  „Ansonia“  wird  Pro- 
fessor Nogara  das  merkwürdige  Monument  mit  reichen 
Illustrationen  herausgeben. 

Der  Sarkophag  von  ungewöhnlicher  Größe  ist  in  den 
christlichen  Katakomben  zwischen  Via  Appia  und  Andeatina, 
unweit  des  Callistus-Coemeteriums,  i.  J.  1903  gefunden 
worden.  Er  war  vollständig  zertrümmert  und  leider  fehlen 
auch  heute  noch  die  meisten  Stücke.  Mit  unendlicher  Mühe 
wurden  die  beiden  Schmalseiten  und  das  Postament  zu- 
sammengesetzt und  in  dem  Cortile  Ottagono  vor  der  Statue 
der  Venus  Felix  aufgestellt.  Die  erhaltenen  Figuren  lassen 
auf  bacchische  Darstellungen  schließen,  und  die  Arbeit 
zeigt  den  Stil  der  verfallenden  Kunst  des  3.  bis  4.  Jahr- 
hunderts. B.  N. 

Frejus.  Ein  Mosaik  aus  gallisch-römischer  Zeit  hat 
Pelloux-Gervais  aufgefunden.  Im  Mittelfelde  gibt  es  zwei 
kämpfende  Hähne.  Um  das  Mittelfeld  sind  in  vier  Fel- 
dern Löwe,  Hündin,  Panther  und  Stier  dargestellt.  Alles 
mit  erstaunlicher  Meisterschaft  der  Zeichnung  und  von 
wundervoller  Farbigkeit.  Überraschend  ist  dabei  das  sonst 
bei  antiken  Mosaiken  seltene  Vorkommen  von  grünen 
Tönen;  das  Material  dazu  wurde  anscheinend,  wie  heute 
noch,  in  der  Umgebung  von  Frejus  gewonnen. 

Paris.  Die  Witwe  des  Bildhauers  Carpeaux  starb 
am  19.  Februar.  — Der  „Tuileriengarten“  von  Manet  ist 
von  Herrn  Hugh  Lane  für  das  Dubliner  Museum  er- 
worben worden,  das  „bon  bock“  desselben  Künstlers  soll 
nach  Berlin  wandern.  — Der  Antiquitätenräuber  Antony 
Thomas  wurde  vom  Schwurgericht  Limoges  zu  6 Jahren 
Zwangsarbeit  verurteilt.  — Herr  Georges  B6ncditte  wurde 
zum  Konservator  der  ägyptischen  Abteilung  des  Louvre 
ernannt. 


UTERATUR 


Exhibition  of  Early  German  Ärt.  Lon- 
don, Printed  for  the  Burlington  Fine  Arts  Club 
„1906“. 

Erst  zu  Weihnachten  1907  ist  der  große 
reidi  illustrierte  Katalog  der  in  der  Season  1906 
abgehaltenen  Ausstellung  Deutsdier  alter  Kunst 
im  englisdien  Privatbesitz  erschienen.  Man  kennt 
bei  uns  längst  die  typographisch  mustergültigen 
Katalogbände  des  „Burlington“,  die  ein  sonst 
kaum  zugänglidies  Material  in  trefflichen  Licht- 
drucken zu  bringen  pflegen.  Bei  der  geringen 
Auflage  werden  sie  meist  bald  mit  Agio  ge- 
handelt. Der  vorliegende  Foliant  ist  naturge- 
mäß für  deutsche  Liebhaber  und  Bibliotheken 
von  ganz  besonderer  Bedeutung.  Freilich  mit 
der  überwältigenden  Zahl  und  Qualität  hollän- 
discher und  italienischer  Kunst  im  englischen 
Besitz  kann  sich  das,  was  an  altdeutscher  Kunst 
dort  bewahrt  wird,  nicht  entfernt  messen.  Und 
auch,  wenn  wir  vom  Materiellen  absehen,  wird 
selbst  Holbeins  künstlerische  Koionisatorentat, 
die  durch  van  Dycks  Wirken  doch  fast  völlig 
ausgelöscht  wurde,  kaum  den  Vergleich  aushal- 
ten  mit  dem,  was  Carlyles  Verbindung  mit 
Goethe  für  England  bedeutete,  ganz  zu  ge- 
schweigen  von  dem,  was  die  deutsche  Musik 
von  Händel  bis  Wagner  für  England  gewesen 
ist.  Diesmal  war  noch  dazu  Holbein  selbst  von 
der  Ausstellung  ausgeschlossen,  der  Klub  will 
hn  und  seine  unmittelbaren  in  England  tätigen 
Nachfolger  einer  künftigen  Veranstaltung  Vor- 
behalten, der  mit  Spannung  entgegenzusehen 
wir  Deutsdie  allen  Grund  haben.  Bedenkt  man 
schließlich  noch,  daß  in  den  letzten  Jahrzehnten 
besonders  die  Berliner  Museen  mit  Erfolg  be- 
müht waren,  deutsches  Kunstgut  aus  England 
zurückzukaufen  (auch  die  für  Berlin  neuerwor- 
bene, in  Gestalten  und  Landschaft  ebenso  feine 
wie  einfache,  verblüffend  kleine  Kreuzigung  von 
Konrad  Witz  stammt  ja  von  einem  Londoner 
Geistlichen),  so  wird  man  sich  wundern  daß  — 
allerdings  unter  Zuhilfenahme  des  Kunstge- 
werbes — eine  doch  recht  stattliche  Schau  in 
den  engen  Räumen  von  Savile  Road  zusammen- 
gebracht werden  konnte. 

Die  Herausgeber  des  Ausstellungswerkes 
waren  von  dem  anerkennenswerten  Bestreben 
geleitet,  außer  dem  sorgfältigen  Katalog  auch 
eine  zusammenfassende  Übersicht  wenigstens 
des  Hauptgebietes,  der  Malerei  darzubieten. 
Drei  englische  Forscher,  die  die  deutsche  Kunst 
zum  Gegenstand  ihrer  besonderen  Studien  ge- 


wählt haben,  teilen  sich  in  diese  Einführung,  die 
für  den  englischen  Leser  unentbehrlich,  in  ihrer 
knappen  Zusammenfassung  der  letzten  wissen- 
schaftlichen Ergebnisse  und  durch  den  für  solche 
Übersichten  besonders  geeigneten  imperialistisch- 
geschäftlichen Tonfall  der  englischen  Sprache 
auch  für  den  deutschen  Kunstfreund  ihren  be- 
sonderen Reiz  hat.  S.  Montagu  Peartree,  der 
die  Anfänge  der  deutschen  Tafelmalerei  und  die 
schwäbische , fränkische  und  oberrheinische 
Malerei  des  16.  Jahrhunderts  behandelt,  weist 
mit  Recht  auf  das  frische  Leben,  auf  die  von 
der  niederländischen  Kunst  vergleichsweise  un- 
abhängige entschlossene  Naturbeobachtung  hin, 
die  an  so  vielen  Orten  der  deutschen  Malerei 
in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  eignet, 
und  die  ein  paar  Jahrzehnte  später  durch  eine 
meist  nicht  sehr  glückliche  Herübernahme  der 
Kunst  zumal  Rogers  van  der  Weyden  ersetzt 
wird.  Es  sei  bemerkt,  daß  er  die  beiden  großen 
Bilder  des  Augsburger  Maximiliansmuseums 
„Geburt  Christi“  und  „Anbetung  der  Könige“ 
für  frühere,  der  Generation  der  Witz  und  Mult- 
scher augehörige  Erzeugnisse  der  Augsburger 
Lokalschule  anspricht  und  daß  das  Genueser 
Fresco  des  Justus  de  Allemagna  ihm  diesen 
Meister  als  einen  Nachfolger  des  Konrad  Witz 
verrät.  Alban  Head  bietet  eine  auf  eingehender 
Kenntnis  der  deutschen  Fachlitteratur  und  war- 
mer Liebe  zu  einigen  der  Hauptmeister  gegrün- 
dete Charakteristik  der  Kölnischen,  der  Ham- 
burger und  der  westfälischen  Schule.  Den  durch 
die  zarte,  eindringliche,  vergeistigende  Zeichnung 
dem  Besucher  der  Londoner  Nationalgalerie  auf- 
fallenden „Meister  von  Werden“  zerlegt  er  in 
zwei  Künstlerpersönlichkeiten;  der  Maler  der 
acht  Heiligengestalten  steht  für  ihn  der  west- 
fälischen Schule,  der  der  Hubertuslegende  dem 
Meister  des  Marienlebens  besonders  nahe.  Mit 
Recht  trennt  er  wieder  den  Meister  von  Cappen- 
berg von  den  Brüdern  Dünwegge  ab.  Die 
schwierige  Aufgabe,  auf  9 Seiten  etwas  über 
Phrase  und  Statistik  hinausgehendes  über  die 
deutsche  Malerei  des  16.  Jahrhunderts  zu  sagen, 
hat  Campbell  Dodgson  mit  Geschick  gelöst,  be- 
sonders für  Cranachs  Anfänge,  seine  „Donau- 
jahre“, gruppiert  er  den  Stoff  in  lichtvoller 
Weise.  Hans  Baidung  Grien  scheint  er  mir  als 
Maler  zu  niedrig  einzuschätzen. 

Der  sehr  eingehend  gearbeite  eigentliche 
Katalogtext  und  die  siebzig  etwas  ungleichen, 
zum  Teil  aber  ausgezeichneten  Lichtdrucktafeln 


328 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


machen  den  eigentlichen  Wert  des  Bandes  aus. 
Bei  den  Bestimmungen  sind  in  zahlreichen 
Fällen  Ängaben  Max  J.  Friedländers  verwertet 
worden.  Von  den  abgebildeten  Frühwerken 
fesselt  besonders  die  durch  ihre  Äufbewahrungs- 
stelle  (Buckingham  Palace)  sonst  kaum  zugäng- 
liche Böhmische  Madonna,  von  Szenen  aus 
dem  Marienleben  auf  dem  Rahmen  umgeben: 
die  etwas  schwammigen  weichen  Gesichter,  der 
feuchte  Blick  der  beiden  Hauptfiguren  betonen 
einen  durchaus  örtlich  und  persönlich  bedingten, 
von  der  gleichzeitigen  französischen  und  ita- 
lienischen Kunst  wenig  abhängigen  Charakter. 
— Der  frühen  Kölner  Schule  wird  meistens  der 
1429  gestiftete  Pallantaltar  zugerechnet,  von  dem 
zwei  Täfelchen  aus  der  Sammlung  Donaldson 
ausgestellt  waren.  Die  Individualisierung  der 
Gesichter  geht  hier  über  eine  allgemeine  Süßig- 
keit nicht  hinaus;  besonders  hübsch  ist  die 
Szene  der  Verlobung  der  hl.  Katharina  — auf 
jeden  Hofstaat  verzichtend  steckt  der  etwa  fünf- 
jährige, mit  einfachem  Kittel  bekleidete  Junge 
der  träumerisch  dasitzenden  Prinzessin  den  Ring 
an  den  Finger.  Ein  echtes  Werk  des  Bartolo- 
mäusmeisters  ist  die  Kreuzabnahme  der  Temple- 
Newsam-Sammlung  (Hon.  E.  Wood):  von  zitternd 
nervösem  Leben  erfüllt,  freilich  die  Gestalten 
auch  fast  in  musikalische  Noten  auflösend.  So 
wirkt  der  kühne  Kletterer  auf  der  Leiter  fast 
wie  ein  hüpfender  Frosch,  die  Finger  Maria 
Magdalenas  gleichen  Spinnenfüßen.  Besonders 
reichlich  ist  die  westfälische  Schule  vertreten. 
Die  unter  dem  seltsamen,  aus  der  Inschrift 
„Nazarenus“  entstandenen  Namen  „Jarenus“  be- 
kannte blumig  buntfarbige  Beweinung  Christi 
aus  Wilton  House  ist  freilich  nicht  abgebildet, 
da  schon  in  der  von  Captain  Wilkinson  heraus- 
gegebenen Publikation  der  Pembroke-Sammlung 
enthalten;  auch  wird  sie  ja  neuerdings  von 
Friedländer  der  Nürnberger  Schule  des  15.  Jahr- 
hunderts zugewiesen.  Ein  echt  westfälisches 
Stück  aber  ist  der  Flügel  mit  der  Kreuzschlep- 
pung aus  der  Sammlung  Hughes  of  Kinmel;  in 
der  Komposition  nicht  sehr  belebt,  hat  dieses 
Werk  des  auch  in  Berlin  gut  vertretenen  Meisters 
von  Schöppingen  durch  den  vergeistigt  gespann- 
ten Äusclruck  der  Gruppe  unmittelbar  hinter 
dem  Kreuze  und  durch  die  weiche  feine  Hügel- 
landschaft viel  gewinnendes.  Dem  Johann  Kör- 
becke von  Münster  wird  eine  Darbringung-  im 
Tempel  (H.  Wagner)  zugeschrieben:  klotzige 
Figuren  in  steifem  symmetrischen  Äufbau,  die 
eckig  geschnittenen  Gesichter  von  echt  west- 
fälischem trotzig  ruhenden  Selbstbewußtsein  er- 
füllt. Ein  künstlerisch  viel  höher  stehendes 
Werk  ist  die  reich  und  gewandt  bewegte  Kreu- 
zigung aus  dem  Besitz  von  Sulleg  in  London; 


die  Beziehung  der  westfälischen  zur  holländi- 
schen Kunst  wird  hier  so  deutlich  wie  sonst 
selten.  Äußer  den  von  Friedländer  hier  zitierten 
Straßburger  Bildern  kommt  besonders  die  mit 
der  Münchener  SammlungHoech  als  „Engelbrecht- 
sen“  verkaufte,  dann  in  den  Besitz  von  Albert 
Langen  ebendort  übergegangene  Tafel  „Abraham 
und  Melchisedek“  für  den  Vergleich  in  Betracht. 
Nach  Westfalen  wird  in  England  auch  der  durch 
die  Düsseldorfer  Ausstellung  von  1904  bekannt 
gewordene  „Niederrheinische  Meister  von  1510“ 
versetzt,  dessen  gewaltiger  Aachener  Kreuzi- 
gungsaltar bei  mancher  Ungleichheit  und  Un- 
sicherheit doch  an  manchen  Stellen  Menzelsche 
Beobachtungsschärfe  mit  Grünewaldschem  Ge- 
bärdenschwung und  Grünewaldscher  Farbentiefe 
vereinigt.  Im  Klub  waren  die  Liverpooler  Flügel 
mit  der  Handwaschung  des  Pilatus  und  der  Be- 
weinung Christi  ausgestellt,  ganz  wie  die  zuge- 
hörige Kreuzigung  der  Londoner  Nationalgalerie 
sind  sie  dem  Aachener  Werk  aufs  deutlichste 
verwandt,  aber  erheblich  unterlegen,  Mit  Recht 
wird  den  Brüdern  Dünwegge  ein  in  seinem  frag- 
mentierten Zustand  besonders  verworren  wir- 
kendes Bruchstück  der  Kreuzigung,  aus  dem 
Besitz  des  Herzogs  von  Norfolk,  gegeben:  das 
gierige  Greifen  nach  allem  Lebendigen  rächt  sich 
bei  dem  äußerst  eindringlich  gemalten  Stück  in 
den  aufgerissenen  Äugen  und  den  fakirhaft 
verrenkten  Armen.  — Von  den  mannigfachen 
Stücken,  die  unter  Dürers  Namen  ausgestellt 
waren  und  abgebildet  sind,  wird  wohl  nur  das 
längst  bekannte  Brustbild  eines  jungen  deutschen 
Kaufherrn  in  Venedig,  der  auch  auf  dem  Prager 
Rosenkranzfest  vorkommt  (aus  königlichem  Be- 
sitz) ungeteilte  Freude  wecken:  es  ist  so  gut, 
scharf  und  unbefangen,  wie  Dürers  beste  Zeich- 
nungen. Der  Salvator  Mundi  (C.  Fairfax  Murray) 
mag  einmal  echt  gewesen  sein;  was  dabei  her- 
auskommt, wenn  ein  unvollendetes  altes  Werk 
im  19.  Jahrhundert  „fertig  gemalt“  und  dann 
wieder  von  diesen  Übermalungen  befreit  wird, 
wird  wohl  jeder  leicht  denken  können.  Dürers 
Trabant  Schäuffelin  ist  durch  das,  wie  fast  alle 
Temperabilder  auf  Leinwand  arg  stumpfgewor- 
dene, aber  edel  und  frei  gezeichnete  „Glücksrad“ 
(Herzog  von  Devonshire)  im  ganzen  glücklich 
vertreten.  Von  den  beiden  Baldung-Porträts 
ist  gerade  das  weniger  sichere,  etwas  flache 
und  kalte  eines  jungen  Mannes  (Sir  George 
Donaldson)  abgebildet.  Holbeins  Schatten  war 
von  der  Ausstellung  auch  durch  die  absichtliche 
Enthaltsamkeit  ihrer  Leiter  nicht  ganz  fernzu- 
halten. Gewichtige  Stimmen  sprachen  dafür, 
das  durch  die  unnachahmlich  gerundete  Model- 
lierung verblüffende  Halbfigurenbild  einer  Frau 
in  Gelb  (Sir  Frederick  Cook)  dem  großen  Haus 


Literatur 


329 


selbst  zuzuteilen,  während  andere  es  bei  Martin 
Schaffner  bewenden  lassen  wollten.  Eine  der 
großartigsten  und  linienstärksten  Kompositionen 
Holbeins  ist  uns  aber  in  dem  Hodibild  der  Kreuz- 
abnahme aus  dem  Besitz  von  Mrs.  Frederick 
Änthong  White  erhalten.  Im  Katalog  vergaß 
man  zu  erwähnen,  daß  ein  zweites  im  Ausdruck 
zumal  des  schön  gesdinittenen  Christuskopfes 
sprechenderes  farbig  sehr  hell  gehaltenes  Exem- 
plar der  Komposition  sich  in  Palermo,  in  der  Samm- 
lung des  Barons  Chiaramonte  Bordonaro  (Phot. 
Alinari  II.  19913)  befindet.  Ein  glanzvoller  Altdor- 
fer, Christus  nimmt  Abschied  von  seiner  Mutter 
(Sir  Julius  Wernher),  ebenso  rcidi  in  der  drama- 
tischen Abstufung  der  Anteilnahme  der  Personen, 
wie  feierlich  und  intim  zugleich  in  dem  hoch- 
ragenden, rausdienden  Laubwerk  der  Bäume, 
ein  recht  manieriertes,  wattig  zerzupftes  Auf- 
erstehungsbild vom  „Meister  von  Messkirch“ 
(Mr.  Humphry  Ward)  und  zwei  gute  Cranachs, 
ein  früher  Flügel  mit  zwei  weiblichen  Heiligen 
von  frischer  deutscher  Mädchenhaftigkeit  (Lady 
Wantage)  und  eines  seiner  Melancholiebilder, 
in  seiner  kleinlichen  spielerischen  Zierlichkeit 
von  Dürers  Stiche  relativ  unabhängig  (Earl  of 
Crawford)  seien  unter  den  mehrfigurigen  Bildern 
der  Ausstellung  noch  hervorgehoben.  Unter  den 
besonders  zahlreich  auf  der  Ausstellung  ver- 
tretenen Porträts  sind  außer  den  bereits  ge- 
nannten noch  besonders  merkwürdig:  ein 
Jüngling  von  sieghaft  kecken  und  doch  fast 
mädchenhaften  Zügen,  der  nicht  kleine  Mund 
merkwürdig  verzogen  von  Hans  Maler  von 
Schwarz  (Earl  of  Ellesmere),  Wolf  Hubers  An- 
ton Hundertpfundt,  etwas  starr  und  verlegen 
blickend  vor  kahler  Mauer  (Dubliner  Galerie), 
Ambergers  Matthäus  Schwarz,  der  in  prachtvoll 
lebendiger  Behäbigkeit  in  der  Fensternische 
sitzt,  Weinglas  und  Horoskop  hinter  sich  (Leo- 
pold Hirsch),  ein  nach  Art  eines  Lorenzo  Lotto 
breit  und  weich  aufgerolltes  Halbfigurenbild 
eines  Goldschmieds,  das  Friedländer  dem  Anton 
Woensam  geben  möchte  (Francis  Buxton),  end- 
lich die  beiden  Gegenstücke  des  Meisters  der 
Holzhausensdien  Porträts  (Dubliner  Galerie),  in 
der  Haltung  modellmäßig  und  nicht  eben  kurz- 
weilig, aber  von  besonderem  Reiz  durch  die 
mit  freier  Luftigkeit  hinter  den  Gestalten  auf- 
gebauten weiten  Gebirgsseelandschaften. 

Den  zeitlichen  Abschluß  der  Bilderreihe  bil- 
dete Elzheimer.  Zwei  für  ihn  merkwürdige, 
eigentlich  wenig  intime  Stücke  sind  abgebildet. 
In  seinem  „Tod  der  Prokris“  (Lord  Methuen) 
ist  der  Körper  der  Hauptfigur  mit  lebhafter 
Sinnlichkeit,  aber  keineswegs  richtig  gezeichnet 
und  läßt  bereits  an  die  Nacktheitsreize  der  Boucher 
und  Fragonard  denken.  Die  ebenfalls  in  den 


Verkürzungen  nicht  einwandsfreie  „Taufe Christi“ 
(H.  Wagner)  vermittelt,  wie  der  Katalog  richtig 
bemerkt,  in  eigentümlicher  Weise  zwischen  Tin- 
toretto  und  Rubens  und  Rembrandt.  Vielleicht 
darf  man  aber  gerade  hier  letzte  Spuren  Grüne- 
waldschen  Erbgutes  erkennen. 

Unter  den  Werken  des  Kunstgewerbes  sind 
die  beiden  spätgotischen  Silberfiguren  der  Heiligen 
Sebastian  und  Christophorus  aus  Kaisersheim 
bei  Donauwörth  (Sir  Julius  Wernher)  in  treff- 
lichen, den  pathetisclien  Reiz  zumal  des  ersten 
dieser  Heiligen  gut  festhaltenden  Abbildungen 
wiedergegeben.  Ferner  bringt  der  Band  die 
beiden  dem  Tilman  Riemenschneider  zugeschrie- 
benen kleinen  holzgeschnitzten  Köpfe  Adam 
und  Eva  aus  dem  South  Kensington  Museum, 
die  an  Rundung  der  Form,  an  hoher  noch  nir- 
gends ins  Leere  hinüberspielender  Renaissance- 
freiheit im  Werke  des  großen  Meisters  fast 
allein  dastehen  würden,  Plaketten,  Medaillons 
und  Modelle  in  Speckstein  und  Buchs,  eine  sehr 
reiche  Medaillensammlung,  Schmuck,  Prunk- 
becher in  Krystall  und  Achat,  das  vielumstrittene 
Specksteinrelief  mit  Dürers  Monogramm  im  Be- 
sitze Pierpont  Morgans,  eine  durch  ihre  Tech- 
nik bemerkenswerte  frühe  Tapisserie  „Salomo 
und  die  Königin  von  Saba“  aus  dem  gleichen 
Besitz,  das  dem  Georg  Beck  zugeschriebene  Tittel- 
blatt  eines  Augsburger  Chorbuches  vom  Ende  des 
15.  Jahrhunderts,  die  schwer  bestimmbare  Titel- 
umrahmung der  Theokrit-Aldine,  die  einst 
Pirckheimer  gehörte  (Henry  Yates  Thompson) 
und  manches  andere. 

Wie  die  rasch  vorübergehende  Ausstellung, 
so  wird  auch  dieses  ihr  bleibendes  Denkmal, 
wenn  auch  zunächst  nur  in  einem  erlesenen 
Kreise,  für  ein  besseres  Sichverstehen  der  beiden 
gerade  in  den  feinsten  und  letzten  Kulturdingen 
so  sehr  auf  gegenseitige  Ergänzung  angewiese- 
senen  Nationen  beitragen  dürfen.  Auf  deutscher 
Seite  hat  ja  zu  Anfang  dieses  Jahres  die  trium- 
phierende Schau  englischer  Bilder  des  18.  Jahr- 
hunderts, sicherlich  in  einer  viel  breiteren  Schicht, 
ähnlidi  erfreulich  gewirkt.  Franz  Dülberg. 

s 

Eduard  von  Paulus  und  Eugen  Grad- 
mann, Die  Kunst-  und  Altertumsdenk- 
male im  Königreich  Württemberg.  III. Band. 
Jagstkreis.  Eßlingen,  Paul  Neff  Verlag  (Max 
Schreiber),  1907.  Preis  geheftet  20  Mk.,  gebun- 
den 22  Mk. 

Der  vorliegende  Band,  welcher  mit  den  Lie- 
ferungen 33—35  vor  kurzem  seinen  Abschluß 


330 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


erhielt,  umfaßt  die  erste  Hälfte  des  Jagstkreises. 
Er  behandelt  die  Oberämter  Äalen,  Crailsheim, 
Ellwangen,  Gaildorf,  Gerabronn,  Gmünd  und 
Hall.  Gradmann  hat  seit  dem  Jahre  1899  die 
Bearbeitung  des  Württembergischen  Denkmäler- 
Werks  übernommen  und  sie  durchaus  im  Sinne 
des  Begründers  desselben,  des  um  die  Kunst- 
geschichte Württembergs  hochverdienten  Studien- 
rats Dr.  Eduard  von  Paulus  fortgeführt.  Es 
scheint  somit  nicht  geboten,  des  Näheren  auf 
die  Ärt  der  Bearbeitung  einzugehen,  da  sie 
durch  die  beiden  früheren  Bände  — Neckarkreis 
und  Schwarzwaldkreis  — zur  Genüge  bekannt 
ist.  Es  mag  nur  darauf  hingewiesen  werden, 
daß  durch  eine  möglichst  knappe  Haltung  des 
Textes,  der  das  Wichtige  vom  Nebensächlichen 
loslöst,  eine  sehr  große  Übersichtlichkeit  und 
rasche  Orientierung  gewährleistet  wird.  DieseT en- 
denz  bringt  es  aber  leider  auch  mit  sich,  daß  die 
Äufzeichnungen  oft  nicht  mit  der  erwünschten 
Genauigkeit  in  allen  Einzelheiten  gemacht  wur- 
den, sondern  auf  bestimmte  Fragen  die  Ant- 
wort schuldig  bleiben.  Freilich  aber  wird  durch 
dieses  System  es  ermöglicht,  die  einzelnen  Bände 
der  Denkmälerbeschreibung  zu  einem  verhältnis- 
mäßig niederen  Preise  in  weiteren  Kreisen  zu 
verbreiten.  Es  kann  keinem  Zweifel  unter- 
liegen, daß  das  Interesse  für  die  Denkmäler  im 
Lande  auf  solche  Weise  entschieden  gefördert 
und  die  Denkmalpflege  rege  unterstützt  wird. 
Von  diesem  Standpunkt  aus  wird  der  hohe  erzie- 
herische Wert  des  Württemberger  Inventars  nie 
verkannt  und  unterschätzt  werden  dürfen.  Aber 
dies  schließt  nicht  aus,  daß  sich  ohne  erhebliche 
Schwierigkeiten  bei  den  Aufnahmearbeiten  und 
ohne  größeren  Raumaufwand  präzisiere  An- 
gaben machen  lassen.  So  wünschte  man  wohl 
öfters  bei  mangelnden  urkundlichen  oder  in- 
schriftlichen Belegen  die  allgemeinen  Stilbezeich- 
nungen von  Bauwerken  „romanisch“  oder  „go- 
tisch“ durch  genauere,  stilistisch  zu  bestimmende 
Entstehungsdaten  ersetzt.  Auch  die  plastischen 
Werke  verdienten  nicht  selten  genauere  Datie- 
rung. Angaben,  wie  „eine  alte  Pieta  von  Holz“ 
(S.  431)  oder  „Der  Stil  des  Bildwerks  ist  mehr 
malerisch  in  der  Art  des  Adam  Kraft,  es  ist 
ohne  Zweifel  eine  Arbeit  Peter  Vischers“  wür- 
den am  besten  ganz  in  Wegfall  kommen.  Voll- 
ständig falsch  ist  auf  S.  390  die  Unterschrift  des 
Grabsteins,  der  nicht  einem  Rotenhan,  sondern 
nach  Wappen  und  Inschrift  einem  Joerg  von  Berk 
zu  Nieder-Beuren  gehört.  Durch  M.  Schüttes 
Schwäbischen  Schnitzaltar  wird  die  Datierung 
einer  Reihe  von  Altären  verbessert.  Hinsichtlich 
der  Wiedergabe  von  Inschriften  dürfte  für  die 
Folge  eine  größere  Gleichmäßigkeit  eintreten 
müssen.  Es  ist  nicht  recht  erfindlich,  warum 


z.  B.  unbedeutende  Glockeninschriften  in  extenso 
aufgeführt  wurden,  wichtigere  Künstlerinschriften 
an  Deckenbildern,  Tafelgemälden,  Altären  usw. 
dagegen  nur  in  Abkürzungen  und  ungenau.  Der 
wissenschaftliche  Wert  der  Denkmälerbeschrei- 
bung könnte  durch  die  angeregten  Verbesse- 
rungen mühelos  erhöht  werden.  Nur  in  diesem 
Sinne  möchten  unsere  Aussetzungen  aufgefaßt 
werden.  Recht  gut  und  brauchbar  sind  die  bild- 
lichen Beigaben,  mehr  als  900  an  der  Zahl,  von 
den  iV\ appenbildern  abgesehen.  Die  Brauchbar- 
keit des  neuen  Bandes  wird  wie  bei  den  beiden 
ersten  durch  ein  verlässiges  Künstler-  und  Orts- 
register unterstützt.  n«  • u i 

^ Philipp  Maria  Halm. 

s 

Jahrbuch  der  bremischen  Sammlungen 

Redigiert  von  Dr.  G.  Pauli.  Jahrgang  I.  Erster 
Halbjahrsband.  Verlag  von  F.  Leuwer.  Bremen 
1908. 

Was  bisher  in  „Mitteilungen“  und  „Jahres- 
berichten“ verschiedenster  Art  von  den  Kultur- 
instituten Bremens  veröffentlicht  wurde,  zum 
Teil  unter  Beigabe  ungenügender  Abbildungen, 
das  ist  jetzt  in  einem  einheitlichen  Organ  ver- 
einigt, dessen  Redaktion  in  die  Hände  G.  Paulis 
gelegt  wurde.  Neben  Kunsthalle  und  Gewerbe- 
museum sind  das  historische  und  das  ethno- 
graphische Museum  beteiligt,  sowie  Stadtbib- 
liothek und  Archiv.  Die  Beiträge  haben  die 
Form  von  Essais,  beanspruchen  aber  wissen- 
schaftlichen Publikationswert.  Ausgegangen  wird 
im  allgemeinen  von  dem  Besitz  der  Bremer 
Sammlungen,  doch  werden  die  Kreise  natürlich 
auch  weiter  gezogen;  nicht  nur  die  bremischen 
Kunstfreunde  sollen  auf  das  Vorhandene  auf- 
merksam gemacht  werden,  sondern  Neuerwer- 
bungen und  wichtige  Stücke  aus  altem  Besitz 
sollen  zur  Kenntnis  der  Fachgenossen  gelangen. 

So  publiziert  G.  Pauli  im  vorliegenden  ersten 
Heft  eine  Serie  von  12  Zeichnungen  der  Her- 
kulestaten, die  Dürers  Monogramm  und  die 
Jahreszahl  1511  tragen.  Lippmann  kannte  sie, 
hielt  sie  aber  nicht  für  Dürersche  Arbeiten.  Sie 
sind  vielleicht  auf  den  ersten  Blick  nicht 
überzeugend,  fügen  sich  aber  mühelos  einer 
kleinen  Gruppe  von  Dürer-Zeichnungen  ein, 
die,  in  überzierlicher  Technik  hergestellt,  durch 
sehr  gestreckte  Körperverhältnisse,  kleine  Köpfe 
und  etwas  manirierte  Bewegtheit  der  Figuren 
auffallen  — eine  Gruppe,  deren  hervorragendste 
Vertreter  die  Darstellung  des  kämpfenden  Sim- 
son  (L.  24)  und  des  auferstehenden  Christus 
(L.  520)  vom  Jahre  1510  sind.  Auch  die  mo- 
derne Kunst  kommt  in  der  Zeitschrift  zu  ihrem 


Literatur 


331 


Recht,  und  zwar  in  einem  reich  illustrierten 
Aufsatz  über  Medaillen  und  Plaketten,  gleich- 
falls aus  der  Feder  Paulis. 

Das  Gewerbemuseum  publiziert  verständiger- 
weise nicht  irgend  eins  seiner  kostbaren  Ein- 
zelstücke aus  der  Mustersammlung,  sondern 
K.  Sdiaefer  bespricht  die  neuerworbene  frie- 
sische Bauernstube,  nicht  so  sehr  vom  anti- 
quarischen als  vom  kulturellen  Standpunkt  aus. 
Das  gibt  eine  umfassende  Vorstellung  von 
einem  bestimmten  und  interessanten  Wohn- 
tgpus,  im  Vergleich  und  im  Gegensatz  zu  ande- 
ren Gegenden.  — Syndikus  Focke,  der  Leiter 
des  historischen  Museums,  stellt  die  Erzeug- 
nisse der  ersten  Eisengießerei  des  bremischen 
Staatsgebiets  zusammen,  ferner  publiziert  er 
ostasiatisches  Porzellan,  das  im  bremischen  Auf- 
trag drüben  mit  dem  Wappen  der  Hansastadt 
bemalt  wurde  — ein  Beitrag  zur  Geschichte  der 
Keramik  und  des  Japonismus.  — Neben  Auf- 
sätzen von  G.  F.  Hartlaub  über  eine  Goethe- 
zeichnung im  Kupferstichkabinett  und  von  E. 
Wald  mann  über  einen  nordwestdeutschen 
Maler  des  17.  Jahrhunderts,  C.  W.  Heimbach, 
bringt  das  Heft  dann  eine  Abhandlung  über  die 
ältesten  bremischen  Drucke  der  Stadtbibliothek 
von  B.  Claussen,  und  J.  Weißenborn  vom 
ethnographischen  Museum  hat  einen  Beitrag 
beigesteuert  über  den  Totem-Pfahl  der  Haida. 

Man  versteht  nach  diesem  ersten  Heft,  was 
gemeint  ist:  Ein  Publikationsorgan,  in  dem  man 
bremische  Forschungen  vereinigt  findet,  anstatt 
privater  Mitteilungen,  die  nur  wenig  Menschen 
zu  lesen  pflegten,  und  die  auch  kein  genügen- 
des Abbildungsmaterial  liefern  konnten.  Der 
Zusammenhang  der  einzelnen  Aufsätze  unter- 
einander ist  wohl  lose,  aber  das  Gemeinschaft- 
liche ist  der  lokale,  historische  und  kulturhisto- 
rische Hintergrund.  Partikularismus  wird  dabei 
nicht  getrieben,  davor  bewahrt  schon  die  Ab- 
sicht, die  verlautet,  daß  in  späteren  Heften  ge- 
legentlich der  wissenschaftlichen  Behandlung 
moderner  Kunst  mehr  Platz  eingeräumt  werden 
soll.  Und  wenn  von  zeitgenössischer  Malerei 
die  Rede  ist,  so  ist  es  ja  von  selber  um  die 
Lokalhistorie  geschehen. 

Den  Titel  der  Zeitschrift  hat  C.  Weidemeger 
gezeichnet.  E. 

s 

Alexander  Heilmeyer,  Die  Plastik  seit 
Beginn  des  19.  Jahrhunderts.  Sammlung 
Göschen,  Leipzig,  1907. 

Die  Besprechung  dieser  kleinen,  vortrefflich 
illustrierten  und  auf  einen  großen  Leserkreis 
berechneten  Publikation  könnte  an  dieser  Stelle 


entbehrt  werden,  wenn  nicht  das  Thema,  das 
hier  behandelt  wird,  zu  den  Stiefkindern  auch 
der  fachwissenschaftlichen  Forschung  gehörte. 
Wir  verfügen  bisher  über  keine  zusammen- 
hängende Darstellung,  die  den  komplizierten, 
aber  sehr  interessanten  Entwicklungsprozeß  der 
Plastik  des  19.  Jahrhundert  von  Anfang  bis  zu 
Ende  darlegte. 

Das  vorliegende  Büchlein  kann  weder  dem 
Laien  noch  dem  Fachmann  zum  Führer  dienen. 
Schon  der  Titel  leitet  irre,  da  gerade  die  inter- 
essanten Anfangsstadien  der  Entwicklung  mit 
ein  paar  Worten  abgetan  und  fast  ausschließ- 
lich die  Künstler  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
Jahrhunderts  besprochen  werden.  Auf  Rauch 
kommt  nur  eine  von  den  106  Textseiten.  Aber 
auch  bei  den  modernen  Bildhauern  steht  der 
einem  jeden  zugewiesene  Raum  nur  selten  im 
richtigen  Verhältnis  zu  der  Bedeutung  des 
Besprochenen.  Grade  der  enge  Rahmen  hätte 
zu  einer  strengen  Ökonomie  und  dadurch  zur 
Herausarbeitung  der  wichtigsten  Erscheinungen 
mit  Übergehung  aller  Größen  dritten  und  vier- 
ten Ranges  führen  müssen.  Statt  dessen  be- 
kommen wir  über  Rudolf  Maison  ein  ganzes 
Kapitel,  während  Dalou  nur  gelegentlich  erwähnt 
wird.  Die  Münchener  Plastik  liegt  dem  Ver- 
fasser offenbar  besonders  am  Herzen,  und  sein 
Lokalpatriotismus  hat  ihn  hier  zu  entschiedener 
Einseitigkeit  geführt.  Sobald  er  Berliner  Boden 
betritt,  wird  er  unsicher.  So  grobe  Versehen 
wie  das,  daß  er  Reinhold  Begas  beide  Humboldt- 
Denkmäler  zuschreibt  und  von  seinen  gemalten 
Porträts  spricht,  die  „über  seinen  modellierten“ 
ständen,  können  durch  einen  noch  so  kurzen 
Aufenthalt  in  der  „Reichshauptstadt“  nicht  ent- 
schuldigt werden;  ebensowenig,  daß  er  von 
Schaper,  den  er  den  Vertreter  eines  „gemäßig- 
ten Naturalismus“  nennt,  als  einziges  Werk 
den  Christus  am  Berliner  Dom  aufführt,  ohne 
sich  des  Goethedenkmals  zu  erinnern,  oder  daß 
er  über  Tuaillons  Amazone  die  nichtssagenden 
Worte  niederschreibt:  „Das  Pferd  der  Amazone 
ist  fast  eine  genaue  Nachbildung  eines  bestimm- 
ten Pferdes  und  kontrastiert  insofern  mit  der 
Gestalt  der  Reiterin,  in  der  mehr  die  rein  for- 
male Erscheinung  des  zu  Pferde  sitzenden  Weibes 
dargestellt  ist“(!) 

Gegen  die  Stellung,  die  Adolf  Hildebrand 
zugewiesen  wird,  der  gradezu  als  der  Held 
des  Buches  erscheint  — das  Kapitel  trägt  die 
Überschrift:  Die  Wiedergeburt  der  Form  mit 
Hildebrand  (!)  — ließe  sich  weniger  etwas  ein- 
wenden, wenn  nicht  gleich  darauf  in  fast  eben- 
so hohen  Tönen  ein  Loblied  auf  Francois  Rüde 
angestimmt  würde.  Wer  diesem  Bombasten 
derartig  begeisterte  Worte  widmet,  wie  dies  der 

22 


332 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Verfasser  auf  Seite  73  f.  tut,  hat  nidit  das  Recht, 
über  den  weit  größeren  Carpeaux  geringschätzig 
zu  urteilen  und  seine  Tanzgruppe  an  der  Pariser 
Oper  mit  den  Worten  abzutun:  „Diese  über- 
triebenen Gesten,  gestikulierenden  Ärme  und 
Beine,  widerstreben  der  festen  Gebundenheit 
in  Stein.  Ja,  wenn  die  Steine  tanzen  könnten!“ 
— Ich  meine,  wer  vor  dieser  Gruppe  nicht  spürt, 
daß  unter  Umständen  auch  die  Steine  tanzen 
können,  wenn  nur  wirklich  ein  Orpheus  kommt, 
der  sie  zu  bewegen  weiß  — dem  ist  nicht  zu 
helfen. 

Hm  schlimmsten  kommt  Rodin  weg,  dessen 
Kunst  dem  Verfasser  völlig  ein  Buch  mit  sieben 
Siegeln  geblieben  zu  sein  scheint,  obgleich  der 
Künstler  doch  nidit  erst  im  Jahre  1907  an  die 
Öffentlichkeit  getreten  ist.  Was  er  über  ihn 
schreibt,  könnte  aus  der  Feder  des  Licentiaten 
Bohn  stammen:  „Dem  einen  ist  das  Weib  die 
hohe  hehre  Göttin  auf  dem  Ältar  seiner  Kunst, 
dem  andern  eine  Phryne,  die  ihm  ihre  Reize 
preisgibt.  Der  Marmor  wird  nur  dazu  gebraucht, 
um  die  Reize  des  blühenden  Fleisches  zu  ver- 
herrlichen. Das  Interesse  an  der  Wiedergabe 
animalischen  Lebens  läßt  den  Künstler  oft  die 
Äufgaben  seiner  Kunst  in  den  geschmacklosesten 
Dingen  suchen.“  Und  dann  in  gesperrtem  Drucke 
das  endgiltige  Verdammungsurteil:  „Unter  dem 
dominierenden  Einfluß  des  weiblichen 
Äktes  ist  die  französische  Plastik  selbst 
feminin  geworden.“  Nach  diesen  sitten- 
strengen Worten  ist  man  dann  sehr  überrascht, 
zu  lesen,  daß  für  den  Verfasser  der  Hauptreiz 
der  Kuß-Gruppe  Rodins  im  Luxembourg  auf 
dem  Kontrast  des  rauhen  männlichen  Körpers 
mit  der  „molligen  Weichheit“  des  weiblichen 
beruht. 

Dem  Eingeweihten  schaden  solche  Sätze 
nichts;  dagegen  bleibt  zu  bedenken,  daß  sie 
von  Tausenden  von  Uneingeweihten  gelesen 
werden,  die  zu  dem  Büchlein  greifen,  schon 
deswegen,  weil  es  in  einer  Sammlung  ersdiienen 
ist,  die  sich  auf  andern  Wissensgebieten  die 
größten  Verdienste  um  Verbreitung  der  Bildung 
in  den  weitesten  Kreisen  unseres  Volkes  erwor- 
ben hat.  Grade  weil  wir  in  Deutschland  auf  dem 
Ärbeitsgebiet  der  Erziehung  zum  künstlerischen 
Sehen  noch  keineswegs  Ursache  haben,  dieHände 
in  den  Schoß  zu  legen,  sondern  weil  jeder  Tag  uns 
lehrt,  wieviel  hier  noch  zu  tun  ist,  muß  mit  soldien 
auf  einen  unbegrenzten  Leserkreis  berechneten 
Publikationen  weit  strenger  ins  Gericht  gegangen 
werden,  als  mit  irgend  einer  minderwertigen 
fachwissenschaftlichen  Ärbeit,  deren  Mängel 
sich  nur  an  dem  Autor  selber  rächen.  Es  ist 
bekannt  genug,  welches  Unheil  die  in  der  gleichen 
Sammlung  erschienenen  Bändchen  über  die 


Geschichte  der  Malerei  aus  der  Feder  eines 
geistreichen,  aber  leider  grade  bei  dem  Laien- 
publikum allzubeliebten  kunsthistorischen Feuille- 
tonisten  anrichten.  Die  ungeübten  Augen,  die 
durch  dieses  Feuerwerk  einmal  geblendet  sind, 
lernen  nie  wieder  sehen.  Heilmegers  Buch 
über  Plastik  ist  weniger  gefährlich,  zumal 
es  über  technisch  sehr  gut  gelungene  Abbil- 
dungen und  eine  Einleitung  verfügt,  die  auf  der 
Grundlage  des  „Problems  der  Form“  einige  all- 
gemeine Gesichtspunkte  und  Betrachtungen  über 
die  Entstehung  plastischer  Kunstwerke  überhaupt 
bietet.  Bei  den  Neuauflagen,  die  bei  den 
Göschenbändchen  sich  sehr  schnell  zu  folgen 
pflegen,  wäre  es  daher  zu  empfehlen,  wenn  der 
Verfasser  nach  einer  stillen  Einkehr  seine  Arbeit 
einer  gründlichen  Durchsicht  unterzöge  und  mit 
Ausmerzung  seiner  allzu  persönlich  gefärbten 
Urteile  sich  darauf  beschränkte,  die  im  Bilder- 
Apparat  abgebildeten  Kunstwerke  nach  histo- 
risdien oder  stilistischen  Gesichtspunkten  zu 
ordnen  und  jedes  Blatt  einzeln  seinem  künstle- 
rischen Gehalt  nach  seinem  Publikum  zu  erklären. 
Nur  auf  diese  Weise  können  wirkliche  Resultate 
erzielt  werden.  Edmund  Hildebrandt. 


s 

Georg  Graf  Vitzthum,  die  Pariser  Minia- 
turmalerei (von  der  Zeit  des  hl.  Ludwig  bis 
zu  Philipp  von  Valois  und  ihr  Verhältnis  zur 
Malerei  in  Nordwesteuropa).  8®.  IX  u.  244  S. 
50  Tafeln  in  Lichtdruck.  Preis  M.  18.—.  1907. 
Verlag  von  Quelle  u.  Meyer  in  Leipzig. 

Die  Erzeugnisse  der  französischen  Miniatur- 
malerei von  1250  bis  1320  erscheinen  dem  ersten 
Blick  so  gleichartig,  daß  er  eine  Wandlung  der 
Formen  innerhalb  dieser  siebzig  Jahre  kaum 
wahrnehmen  kann.  Man  hat  deshalb  lange  Zeit 
die  ganze  Gruppe  als  eine  in  sich  geschlossene 
Einheit  aufgefaßt;  Paris  hat  man  (wegen  der 
vielen  urkundlich  genannten  Buchmaler)  als  das 
Zentrum  angesehen,  von  dem  alles  übrige  mehr 
oder  weniger  abhängig  war.  Erst  Haseloff  hat 
vor  kurzem  (im  2.  Bande  von  Michels  Histoire 
de  l’Art  1906)  begonnen,  die  Masse  der  wich- 
tigsten Handschriften  in  Gruppen  zu  trennen, 
insbesondere  hat  er  auf  die  wechselseitigen  Be- 
ziehungen der  nordfranzösischen  und  englischen 
Miniaturmalerei  zuerst  hingewiesen. 

Die  vorliegende  Arbeit,  deren  Grundlagen 
vor  dem  Erscheinen  der  Haseloffschen  Unter- 
suchungen bereits  feststanden,  geht,  wenn  sie 
gleich  im  Großen  zu  gleichen  Resultaten,  wie 
Haseloff,  kommt,  im  Einzelnen  doch  weit  da- 


Literatur 


333 


rüber  hinaus.  Die  Einleitung  bilden  die  beiden 
Gruppen  der  Pariser  Handsdhiriften  aus  der  Zeit 
des  hl.  Ludwig,  um  die  Mitte  des  13.  Jahrhun- 
derts. Die  erste  ist  die  des  berühmten  Ludwigs- 
psalters (1253—70).  Die  zweite,  ausgehend  von 
der  Vie  de  Histoire  de  St.  Denis  von  1250, 
gruppiert  sidi  um  die  lateinischen  Bibeln  Wien- 
Oxford-Paris ; ihr  Stil  ist  in  Nordfrankreidi  bis 
nach  Belgien  ausgebreitet,  sein  Ursprung  wird 
gesucht  in  dem  Zeichenstil  des  12.  Jahrhunderts, 
wie  er  z.  B.  an  einer  Reihe  nordfranzcsischer 
Glasfenster  zu  beobachten  ist.  Der  Stil  der 
Ludwigspsalter  hingegen,  deren  monumentale 
Zeichnung  und  leuchtende  Färbung  als  etwas 
ganz  anderes  und  neues  auftritt,  wird  aus  dem 
englischen  Miniaturenstil  der  ersten  Hälfte  des 
13.  Jahrhunderts  abzuleiten  versucht.  Eine  be- 
friedigende Erklärung  dieser  wichtigsten  Er- 
scheinung der  nordeuropäischen  Malerei  seit 
dem  Untergang  der  spätromanischejj  Malerei 
wird  allerdings  auch  hier  nicht  gegeben. 

In  dem  folgenden  Abschnitt:  „Die  Pariser 
Miniaturmalerei  vom  Tode  des  hl.  Ludwig  (1270) 
bis  gegen  1300“  wird  eine  Reihe  der  wichtigsten 
in  Paris  entstandenen  Handschriften  in  ihrem 
Abhängigkeitsverhältnis  voneinander  untersucht: 
das  an  den  Stil  der  Ludwigspsalter  anknüpfende 
Nekrologium  von  St.  Germain  (1255—78);  an 
dieses  Atelier  anschließend  der  Meliacen  des 
Girard  d’Amiens  (1285—91)  und  die  vielleicht  in 
St.  Denis  gemalte  Hs.  Chroniques  de  St.  Denis 
(Bibi,  de  Ste.  Genevieve  782);  als  Produkt  der 
Bestrebungen  dieser  beiden  Gruppen  die  Evan- 
giles  de  la  Ste.  Chapelle  in  Loncion  vom  Ende 
des  13.  Jahrhunderts  (?),  wobei  Berührung  mit  der 
Elfenbeinplastik  konstatiert  wird.  Diese  letzte 
Werkstatt  hängt  zusammen  mit  Honore,  dem 
Maler  des  Breviariums  für  Philipp  den  Schönen 
von  1296.  Die  Schule  Honores  wird  weiterhin 
zusammengestellt;  dann  die  Verbreitung  des 
Pariser  Stils  in  der  Champagne  an  Hand  der 
Buchmalereien  in  Chälons,  Reims,  Soissons,  Laon 
usw.  verfolgt.  Endlich  wird  das  Verhältnis  der 
Pariser  Ateliers  zu  England  untersucht.  Die 
Miniaturen  Nordfrankreiciis  während  dieser 
Zeit  (die  Gruppe  des  Roman  de  la  Poire,  an 
den  sich  zahlreiche  weitverbreitete  kleine  Bibeln 
angliedern,  die  Gruppe  des  Liber  Floridus  des 
Lambert  von  St.  Omer  [1250—70],  an  den  sich 
eine  Gruppe  von  Corbie,  Lille,  Arras  u.  a.  an- 
lehnt, drittens  eine  Gruppe  nach  Arras  zu  loka- 
lisierender Hss.,  im  Mittelpunkt  das  Brevia- 
rium  monasticum  Arras  729)  zeigen  eine  eigene, 
mit  Paris  nur  lose  zusammenhängende  Form- 
gebung. Ebenso  werden  in  Belgien  zwei 
Zentren,  Gent- Brügge  und  Maestricht,  ange- 
nommen, die  ohne  Verbindung  mit  Paris,  teil- 


weise mit  England  zusammengehangen  haben. 
Von  Belgien  und  England  findet  dann  in 
den  ersten  zwei  Jahrzehnten  des  14.  Jahrhun- 
derts eine  Invasion  in  die  nördlichen  Provinzen 
Frankreichs  statt  (Somme  le  Roi;  vie  de  Ste.Be- 
noite  im  Berliner  Kupferstichkabinet , ob  mit 
Recht  hierzu  gezählt?). 

Eine  Gruppe  in  Amiens -Corbie  gefertigter 
Handschriften  wird  aus  dieser  Mischung  eng- 
lischer, nordfranzösischer  und  belgischer  Ele- 
mente erklärt;  der  Einfluß  der  Pariser  Kunst 
wird  also  sehr  beschränkt.  In  Paris  war  in- 
zwischen die  Tradition  Honores  weiter  gepflegt 
worden,  ohne  daß  man  zu  neuen  Gestaltungen 
gelangte.  Im  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  sehen 
wir  eine  leere  dekorative  Routine  ausgebildet, 
die  dann  weite  Verbreitung  fand  (Bibel  des 
Arsenal  von  1317;  das  König  Philipp  1313 
überreichte  Liber  de  Dina  et  Calila).  Pucelle 
endlich,  der  Maler  der  Bibel  des  Robert  de 
Billgng  von  1327  und  des  Breviaire  de  Belle- 
ville,  soll  in  der  letzteren  Hs.  auch  an  den 
englisch  - belgischen  Miniaturenstil  anknüpfen, 
den  ihm  die  Vie  et  Miracle  de  St.  Denis  von 
1317  übermittelt  habe,  so  daß  selbst  in  Paris 
der  englisch-belgische  Stil  die  Überhand 
gewinnen  würde. 

ln  dem  Schlußkapitel  wird  die  rheinische 
Malerei  zu  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  und 
ihr  Verhältnis  zu  Paris  und  zu  England-Belgien 
untersucht.  V.  kommt  zu  dem  Resultat,  daß 
die  kölnischen  Handschriften  vom  Valkenberg- 
Graduale  (1299)  bis  zum  Missale  von  St.  Cuni- 
bert  in  Darmstadt  (1346)  im  wesentlichen  von 
Belgien  her  beeinflußt  sind,  während  die  Wand- 
malerei (Kapelle  von  St.  Andreas,  Chorschranken 
des  Domes  um  1350),  sowie  die  Tafelmalereien, 
die  sich  um  das  Berliner  Diptychon  gruppieren, 
starke  Einwirkungen  von  England  empfangen 
haben.  Dieser  englisch-kölnische  Stil  verbreitet 
sich  zum  Oberrhein,  was  bekundet  wird  z.  B. 
durch  die  Tafel  aus  Bebenhausen  in  Stuttgart, 
durch  große  Partien  der  Freiburger  Glasfenster 
und  durch  das  Wandgemälde  der  Kreuzigung 
in  der  Sakristei  des  Konstanzer  Münsters  von 
1348,  das  kürzlich  von  Gramm  wieder  be- 
sprochen worden  ist.^)  In  einer  Gruppe  lothrin- 


y Josef  Gramm,  Spätmittelalterlidie  Wandgemälde  im 
Konstanzer  Münster.  Ein  Beitrag  zur  Entstehungsge- 
schidite  der  Malerei  am  Oberrhein.  8“.  X u.  140  S. 
20  Tafeln  in  Lichtdruck.  Straßburg  1905.  Studien  Heft  59. 
— Äuf  diese  Arbeit  sei  im  Vorübergehen  hinge- 
wiesen. Der  Hauptabschnitt  befaßt  sich  allerdings  mit 
späteren  Werken,  den  Wandmalereien  in  der  Nicolai- 
kapelle des  Münsters,  etwa  1410  — 20  entstanden,  die  für 
die  Entwicklung  der  oberrheinischen  Malerei  vor  Witz- 
Moser -Multscher  wichtig  sind.  — Die  Kreuzigung  von 
1348  aber  ist,  wie  Vitzthum  ja  auch  bemerkt  |s.  o.), 
keineswegs  ein  Erzeugnis  eigentümlicher  oberrheinischer 
Malerei. 


334 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


gisdier  Handschriften  (Maaß- Eifel -Metz)  wird 
endlich  auch  das  Eindringen  der  englisch-belgi- 
schen Stilrichtung  konstatiert.  Die  sehr  ver- 
dienstvolle Ärbeit  hätte  an  Lesbarkeit  gewon- 
nen, wenn  die  Darstellung  mehr  herausgearbeitet, 
von  dem  beschreibenden  Teil  gesondert  worden 
wäre.  Die  Aneinanderreihung  der  Handschriften 
ermüdet,  zumal  es  sich  um  ein  gleichförmiges 
Material  handelt. 

Hermann  Schmitz  (Berlin). 

g - 

Paul  Vitrg  et  Gaston  Briere.  L’eglise 
abbatiale  de  Saint -Denis  et  ses  tombeaux. 
Paris.  D.  Ä.  Longuet.  1908. 

Ein  guter  Führer  für  die  Äbteikirche  und 
ihren  zahlreichen  Gräberschatz.  Keine  er- 
schöpfende Monographie,  aber  ein  kurzer,  klar 
charakterisierender  Abriß,  der  über  die  kunst- 
historisch wichtigen  Verhältnisse  der  Architektur 
und  Plastik  von  Saint -Denis  sach-  und  fach- 
gemäß orientiert.  Auch  die  bibliographischen 
Hinweise  sind  ergiebig  genug,  um  in  das  tiefere 
Studium  der  Fragen  einzuführen.  Doch  hätten 
wir  gerade  von  den  beiden  Autoren,  die  das 
Feld  der  mittelalterlichen  Plastik  beherrschen, 
auch  über  die  stilgeschichtlichen  Beziehungen 
der  Skulpturen  eine  freigiebigere  Auskunft  gern 
entgegengenommen. 

Artur  Weese. 

s 

L’oeuvre  de  J.  S.  B.  Chardin  et  de  J.  H. 
Fragonard.  213  Reproduktionen.  Einleitung 
von  Armand  Dagot,  Bemerkungen  von  Le- 
andre  Vaillat.  Herausgeben  von  F.  Gittler, 
Paris.  Preis  32  Mk.  gr.  4^ 

Der  Wert  dieses  Werkes  liegt  in  den  ge- 
radezu mustergültigen  Reproduktionen,  die  ein 
fast  vollständiges  Bild  von  dem  Schaffen  der 
beiden  graziösen  Rokokomeister  geben.  Die 
im  vorigen  Jahre  von  Armand  Dayot  bei  Georges 
Petit  organisierte  Chardin-Fragonard  Ausstel- 
lung, vereinigte  die  Mehrzahl  der  hier  wieder 
abgebildeten  Werke.  Einleitung  und  Anmer- 
kungen sind  ein  nützlicher  Kommentar,  ohne 
neues  zu  bieten,  dagegen  sieht  man  mit  Ver- 
gnügen, wie  bei  den  Reproduktionen,  Heliogra- 
vüren wie  Netzdrucken,  mit  größter  Sorgfalt  ver- 
fahren wurde  und  so  auch  aus  dem  Netzdruck 
unglaubliche  Feinheiten  herausgeholt  wurden. 
Neben  den  Ölbildern  sind  auch  Handzeichnungen 
und  Miniaturen  eingehend  berücksichtigt,  was 
besonders  für  Fragonard  wichtig  ist,  der  gerade 


in  den  Zeichnungen  sein  Intimstes  gegeben  hat. 
Dies  Werk  gibt  allen  Freunden  des  französischen 
Rokoko  zum  ersten  Male  in  handlicher  und 
leicht  zugänglicher  Form  einen  Schatz  von  Schön- 
heit und  zarter  Grazie,  :auch  für  den  Kulturhisto- 
riker gibt  es  eine  Fülle  von  Anregungen;  es  ist 
ein  Vergnügen,  dieses  Buch  zur  Seite,  das  Werk 
der  Goncourts  über  die  Kunst  des  achtzehnten 
Jahrhunderts  noch  einmal  durchzulesen.  „Char- 
din und  Fragonard“  werden  auch  in  Deutschland 
schnell  zahlreiche  Freunde  gewinnen.  R.  A.  M. 

s 

Karl  Justi,  Miscellaneen  aus  drei  Jahrhun- 
derten spanischen  Kunstlebens.  I.  Band.  Mit 
85  Abbildungen.  Berlin,  Grote. 

Soviel  in  den  letzten  Jahrzehnten  auch  zur 
kunstgeschichtlichen  Durchforschung  Spaniens 
getan  ist,  es  hat  sich  alle  Arbeit  immer  nur  auf 
einzelne  Persönlichkeiten  oder  Gruppen  erstreckt 
und  auch  wohl  nur  erstrecken  können.  Das 
große  Monumentalwerk  der  spanischen  Kunst- 
geschichte überhaupt,  auch  nur  das  einer  ein- 
zelnen größeren  Periode,  fehlt  noch;  Begonne- 
nes ist  Bruchstück  geblieben,  so  vor  allem  die 
Versuche,  die  Architekturgeschichte  des  Landes 
durch  die  Darstellung  seiner  Denkmäler  in  großem 
Maßstabe  aufzubauen;  daß  die  neuesten monu- 
mentos  arquitectonicos  es  viel  weiter  bringen 
werden,  ist  kaum  wahrscheinlich. 

So  wäre  auch  wohl  alles  bisher  geleistete 
fast  mit  dem  Ausdruck  Miscellaneen  zu  be- 
zeichnen, und  Justi,  zurzeit  wohl  der  Einzige, 
der  sich  eines  irgendwie  zusammenfassenden 
Werkes  unterfangen  dürfte,  hat  sicher  wohl 
bewußt  in  dem  vorliegenden  Buche  seine  wich- 
tigsten zerstreuten  Aufsätze  über  einzelne  Per- 
sönlichkeiten der  spanischen  Kunstgeschichte 
vereinigt.  Und  sie  geben  in  dieser  Zusammen- 
stellung doch  etwas  geschlosseneres,  als  man  an 
sich  erwarten  könnte. 

Vielleicht  wird  es  noch  lange  so  bleiben,  daß 
Sternchen  zu  Sternchen  und  Quader  zu  Quader 
gehäuft  wird,  bis  einst  der  Wissende  kommt, 
der  alles  zusammenfügt  zu  geschlossenem  Bau. 
Schade  ist  es,  daß  gerade  Justi  nicht  den  Ver- 
such machen  zu  wollen  scheint,  wenigstens  in 
kleinerem  Umfange  ein  Gesamtbild  — oder  ein 
größeres  Stück  des  Gesamtbildes  — zu  geben. 

Wie  sehr  er  der  Mann  dazu  wäre,  beweisen 
die  hier  zu  vereinigenden  24  Aufsätze,  von 
denen  er  nun  im  1.  Band  11,  bereits  fast  die 
Hälfte,  gibt.  Und  zwar  diejenigen,  die  die  Zeit 
etwa  von  1450 — 1550  umfassen,  hier  und  da  die 
Grenzen  überspringend.  — 

Ich  muß  gestehen,  daß  es  mir  immer  aufs 
neue  erstaunlich  ist,  nicht  nur  was  Justi  alles 


Literatur 


335 


weiß,  wie  er  die  versdiollensten  Künstler  bis 
zur  vollständigsten  Greifbarkeit  wieder  ausgräbt, 
sondern  audb,  was  er  alles  sieht  und  mit  wel- 
cher Sicherheit  er  sich  durch  die  scheinbar  oft 
pfadlose  Urwaldwildnis  der  spanischen  Kunst 
hindurchzufinden  versteht. 

Und  dann  sind  auch  diese  scheinbar  zufällig 
entstandenen  Einzelaufsätze  in  ihrer  Zusammen- 
fügung eine  unschätzbare  Gabe  für  den  Freund 
spanischer  Kunstgeschichte. 

Spanischer  Kunst  selber  kann  man  hier  nicht 
recht  sagen,  denn  es  handeln  diese  11  Äufsätze 
in  der  Hauptsache  von  den  italienischen,  fland- 
rischen, deutschen  Künstlern,  die  im  Lande  der 
Kastanien  in  der  bezeidineten  Zeitspanne  tätig 
waren. 

Und  doch  wieder  ist  es  spezifisch  spanische 
Kunst,  insofern  als  tatsächlich  kaum  ein  Land 
in  jener  künstlerisch  so  gewaltigen  Zeit  so  sehr 
von  ausländischen  Malern  und  Bildhauern  über- 
flutet wurde,  als  Spanien,  und  anderseits  kaum 
wieder  ein  Land  so  starken  rückwirkenden  Ein- 
fluß auf  diese  Fremden  ausübte,  so  daß  diese 
eingewanderte  Kunst  — mit  wenigen  Äusnah- 
men  — sehr  rasch  spezifisch  spanische  Züge, 
jene  eigentümliche  halb  düstere  halb  flammende 
tiefe  Leidenschaftlichkeit,  jenes  Streben  nach 
äußerster  Steigerung  des  Äusdruckes,  jene  ans 
phantastisch  Märchenhafte  grenzende  Stimmung 
annahm. 

Merkwürdig  genug  ist  es  dabei,  daß,  nach- 
dem noch  im  15.  Jahrhundert  einige  deutsche 
Baukünstler,  die  die  wesensverwandte  deutsche 
Spätgotik  an  spanische  Kathedralen  übertragen 
hatten,  in  der  Malerei  — und  in  der  dazu  ge- 
hörigen Ältarschnitzerei  — die  flandrischen  Künst- 
ler auf  lange  hinaus  bestimmend  wurden,  wäh- 
rend in  der  eigentlichen  frühen  Renaissance- 
bildhauerei fast  ausschließlich  Italiener  in  Spanien 
wirkten. 

Der  Inhalt  der  einzelnen  Äufsätze  — die 
teils  in  den  Jahrb.  der  Kgl.  Preuß.  Kunst- 
sammlungen und  den  Ztschr.  f.  bild.  Kunst  und 
für  Christi.  Kunst  erschienen,  teils  als  Vorträge 
an  das  Licht  traten,  ist  hierfür  höchst  bezeich- 
nend. Die  Kölnischen  Meister  an  der  Kathedrale 
zu  Burgos,  Altflandrische  Malerei  in  Spanien, 
Die  Lombarden  in  Sevilla,  Torrigiano,  usw.  sind 
die  sprechenden  Titel  einiger  Hauptaufsätze. 
Zum  ersten  Kapitel  möchte  ich  auf  die  in  man- 
cher Hinsicht  bemerkbare  innere  Verwandtschaft 
des  berühmten  achteckigen  Vierungsturmes  zu 
Burgos,  auch  in  seiner  jetzigen  Gestalt  nach 
dem  Wiederaufbau,  mit  dem  achteckigen  Rat- 
hausturm zu  Köln  hindeuten. 

Es  ist  hier  völlig  untunlich  auf  den  un- 
endlich reichen  Inhalt  der  Äufsätze  etwas 


näher  einzugehen,  die  ganz  außerordentlich 
interessante  Gegenstände  behandeln.  So  sind 
des  weiteren  jene  besonders  bemerkenswert, 
die  sich  mit  der  Entwicklung  der  eigentlidi 
spanischen  Kunst  beschäftigten,  wie  der  über 
D.  Pedro  de  Mendoza,  den  großen  Kardinal 
von  Spanien  und  seine  Kunstschöpfungen. 
Sehr  eingeleuchtet  hat  mir  die  Vermutung,  das 
Grabmal  dieses  Kirchenfürsten  stehe  zu  Andrea 
Sansovino  in  Beziehung.  In  der  Tat  möchten 
sich  nicht  viele  derartige  Werke  finden,  die  so 
sehr  an  die  Denkmäler  des  Genannten  erinnern, 
wie  das  großartige  Grabmal  Mendozas  in  Toledo. 

Freude  macht  es,  daß  Justi  dem  sonst  nicht 
auftretenden  spanischen  Baumeister  Pedro  Ma- 
chuca  und  seinem  ausgezeichneten  Palaste  für 
Karl  V.  auf  der  Alhambra  eingehende  Behand- 
lung widmet.  Schade,  daß  Justi  über  diesen  Mann 
nicht  noch  mehr  hat  ausfindig  machen  können. 
Für  mich  ist  sein  Werk  von  raffaelischer  Art 
und  Schönheit,  und  die  allerlei  Einzelheiten,  die, 
wohl  dem  Maler  angehörig,  die  technische 
Routine  des  eigentlichen  Architekten  vermissen 
lassen,  erhöhen  den  Reiz  des  Ganzen  durch 
pikanten  Gegensatz  zu  der  zunächst  etwas  aka- 
demischen Gesamterscheinung.  Vielleicht  ist 
dieser  raffaelische  Zug  durch  den  von  Justi 
ebenfalls  herangezogenen  Freund  Raffaels  Bald. 
Castiglione  vermittelt.  — 

Freude  hat  es  mir  ferner  gemacht,  auch  einen 
Aufsatz  zu  finden,  der  sich  mit  der  Goldschmiede- 
familie Arphe,  insbesondere  ihrem  bekanntesten 
Sprossen  Juan  d’  Arphe  y Villafane,  beschäftigt. 
Grade  diese  über  die  Grenze  der  Gotik  und 
Renaissance  nach  zwei  Seiten  hinüberragende 
Familie  gibt  uns  ein  treues  Abbild  jener  Kunst- 
bewegung, deren  charakteristischsten  Werke  in 
der  Baukunst  man  ja  als  plateresk  — silber- 
schmiedemäßig — bezeichnet.  Und  nicht  min- 
der interessant  ist  die  Mitteilung,  daß  diese  be- 
rühmteste aller  spanischen  Goldschmiedefamilien 
eine  ursprünglich  deutsche  ist,  daß  der  Stamm- 
vater Enrique  d’  Arphe  am  Beginn  des  16.  Jahr- 
hunderts mit  anderen  Deutschen  die  nordische 
Art  in  dieser  Kunst  in  Spanien  einführte.  Seine 
Custodie  in  Cordoba  deutet  freilich  mehr  auf 
Holland  oder  Flandern,  als  auf  Deutschland  als 
seine  Lehrheimat.  — 


Kurz  — es  ist  für  jeden,  der  sich  mit  spani- 
scher Kunst  beschäftigt,  eine  Freude,  das  Justische 
Buch  zur  Hand  zu  nehmen;  es  enthält  aber  auch 
eine  solche  Fülle  ernster  wissenschaftlicher  Ar- 
beit und  bedeutsamen  Materials,  daß  dieser 
Band  I eine  der  wichtigsten  Vorarbeiten  für 
die  Geschichte  der  spanischen  Renaissance  blei- 

Albrecht  Haupt. 


ben  wird. 


336 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


Jusepe  Ribera  (Lo  Spagnoletto).  Von 
Äugust  L.  Mager.  Mit  59  Abbildungen  in  Lidit*- 
druck  auf  43  Tafeln.  Leipzig,  Karl  W.  Hierse- 
mann.  1908. 

Auf  seine  vielversprechende  Doktordisser- 
tation  hat  der  hochbegabte  Verfasser  in  wenigen 
Monaten,  leider  viel  zu  rasch,’  einen  fast  zwei- 
hundert Seiten  starken  Band  über  den  gleichen 
Gegenstand  folgen  lassen  und  sich  mit  der  ver- 
schwenderischen Freigebigkeit  der  Jugend  selbst 
um  einen  schönen  wissenschaftlichen  Erfolg  be- 
trogen. Glänzende  Resultate  ernstester  Forschung 
verschwinden  unter  einem  Spreuhaufen  von  Phra- 
sen, und  die  stark  vernachlässigte  Form  wetteifert 
mit  falschen  Vergleichen  und  unzutreffender  Cha- 
rakteristik. Das  Beste  an  dem  Buch  ist  die  Monu- 
menten-Kenntnis,  aber  sicherlich' nicht  das  einzig 
Gute.  Gleich  der  erste  Satz:  „Das  größte  Stief- 
kind der  Kunstgeschichte  ist  die  spanische  Ma- 
lerei“ erregt  Mißbehagen  und  Widerspruch. 
Wo  bleibt  Justis  Velazquez?  Die  Ableitung  von 
Riberas  und  auch  Ribaltas  Kunststil  von  Parma 
und  Paul  Veronese  sdieint  mir  nicht  richtig, 
jedenfalls  nicht  erwiesen.  Auch  von  „düsteren 
Valenzianern“  dürfte  man  so  allgemein  wohl 
nicht  sprechen.  Wenn  auch  in  den  Augen  der 
Modernen  das  Tenebroso  als  schwerwiegender 
Vorwurf  gilt,  so  hat  ein  Meister  des  Kolorits 
wie  Ribera  nicht  nötig,  für  den  Pleinairismus 
gerettet  zu  werden.  An  der  Hand  der  Chrono- 
logie zeigt  uns  der  Verfasser  den  Weg  dieser 
künstlerischen  Entwickelung,  ein  breites  Licht 
in  die  Neapolitanische  Kunstgeschichte  des 
17.  Jahrhunderts  hineinwerfend.  Sehr  dankens- 
wert sind  auch  die  Tabellen  am  Schluß  des 
Werkes.  Ein  Inhaltsverzeichnis  werde  ich  wohl 
nicht  allein  vermissen.  Über  die  flauen  Licht- 
drucke auf  fingerdickem  Papier  weiß  ich  nichts 
Erfreuliches  zu  sagen.  V.  v.  L. 

s 

Friedridi  Perzgnski:  Vortrag  über  den 
japanischen  Farbenholzschnitt,  gehalten 
in  der  Bremer  Kunsthalle  am  14.  Oktober  1907. 
Franz  Leu  wer,  Bremen,  1908. 

Okakuro  Kakuzo:  Moderne  Probleme 
der  Malerei.  Wortrag,  gehalten  auf  dem 
Kongreß  von  St.  Louis,  1904.  Verlag  von 
Walter  G.  Mühlau,  Kiel,  1907. 

Beide  Vorträge  sind  nur  kurz.  In  dem  ersten 
plaudert  Perzynski  in  fein  abgewogenen  und 
schön  gesetzten  Worten  über  den  japanischen 
Holzschnitt.  Er  will  nichts  Neues  sagen,  will 
weder  dem,  was  er  selbst  in  seinem  kleinen 


Buche  niedergelegt  hat,  noch  den  Forschungen 
Seidlitzens,  Stranges,  Tei-Sans,  Kurths  und 
Münsterbergs  etwas  hinzufügen.  Er  will  nur 
einem  größeren  Publikum  Interesse  und  Ver- 
ständnis einflößen.  Das  wird  er  wohl  erreicht 
haben.  Hier  und  da  fällt  auch  ein  interessantes  i 
Wort.  So  nennt  er  das  Ukiogoye  „eine  Heimat- 
kunst par  excellence“.  Man  denke,  was  wir 
unter  diesem  Worte  zu  verstehen  pflegen. 
Dasselbe  sollen  für  Japan  die  Kunstschulen  be- 
deuten, die  sich  fast  ausschließlich  mit  der  Frau, 
mit  der  Courtisane,  mit  der  Geisha,  mit  dem  ■ 
Schauspieler  beschäftigen.  Oder  er  charakteri-  h 
siert  das  Neue  der  Hiroshigeschen  Landschafts- 
kunst mit  folgenden  Worten,  die  sich  übrigens 
nicht  ganz  mit  den  wirklichen  Verhältnissen 
decken  möchten:  „Hiroshige  lockert  die  frisierte  j 
Natur  der  aristokratischen  Malergilde  zu  einem  i 
lebendigen  Sein  auf,  in  dem  die  Elemente,  statt  \ 
zu  deklamieren,  mit  Donnerworten  sprechen.“  |. 

Im  allgemeinen  scheint  mir  Perzynski  den  i 
japanischen  Holzschnitt  zu  hoch  zu  werten  und  j 

vieles  als  Errungenschaft  des  Ukiyoye  hinzu-  ij 
stellen,  was  eine  frühere  Zeit  und  andere  Schulen  l| 
schufen.  I 

Ganz  besonders  schön  ist  die  Ausstattung  — 
der  Druck,  das  Format,  das  Papier,  die  Raum- 
verteilung  — die  nadi  Angabe  von  Alfred 
Walther  von  Heymel  hergestellt  wurde.  ; 

Der  zweite  Vortrag  wurde  von  einem  Ja-  | 
paner  auf  dem  Kongreß  von  St.  Louis  im  Jahre  | 
1904  in  englischer  Sprache  gehalten,  von  Oka- 
kuro Kakuzo,  dem  Vizepräsidenten  der  Gesell-  I 
Schaft  japanischer  Maler.  Es  kann  gar  nicht  i 
genug  betont  werden,  wie  wichtig  es  für  uns 
ist,  Worte  von  gelehrten  und  feinsinnigen 
Japanern  über  ihre  Kunst  zu  hören.  Immer 
wieder  müssen  die  Japanologen  und  die  spra-  i 
chenkundigen  Japaner  darauf  hingewiesen  wer-  i 
den,  wichtige  Arbeiten  zur  Kunst  aus  allen 
Zeiten  zu  übersetzen.  Denn  der  europäische 
und  amerikanische  Kunsthistoriker  wird  wohl  | 
nur  in  den  seltensten  Fällen  die  Zeit  finden, 
Werke  seines  Faches  in  japanisdier  Sprache  I 
wirklich  durdizuarbeiten.  Er  kann  zufrieden  | 
sein,  wenn  er  die  japanisdie  Umgangssprache  ' 
so  weit  beherrsdit,  daß  er  sich  im  Lande  selbst 
zurechtfindet,  und  die  japanische  Schrift  mit 
1500  Buchstaben,  um  einen  leiditen  Zeitungs- 
artikel zu  verstehen.  Aber  auch  noch  die  völlig 
andere  Schriftsprache  und  10000  Charaktere 
zum  Lesen  eines  wissenschaftlichen  Buches  in 
sidi  aufzunehmen,  das  ist  von  ihm  kaum  zu 
verlangen. 

Auch  der  kurze  Vortrag  Kakuzos  gibt  uns 
lehrreidie  Aufklärungen  über  die  japanische 
Denkweise  im  allgemeinen,  wie  über  die  japa- 


Literatur 


337 


nisdie  Kunstauffassung.  Die  Ärt  der  Diktion 
ist  ganz  europäisch,  sie  unterscheidet  sich  in 
nidits  von  typischen  europäischen  Kongreßreden. 
Das  ist  schon  interessant  genug.  Der  Verfasser 
ist  sehr  selbstbewußt  und  völlig  durchdrungen 
von  der  Überzeugung,  daß  die  japanische  Kunst 
der  europäischen  ebenbürtig  ist.  Er  ist  sehr 
feinsinnig  und  kenntnisreich.  Er  zeigt  in  jedem 
Wort  eine  hohe  Auffassung  der  Kunst  und  ein 
tiefes  Eingehen  auf  ihre  Probleme. 

Kakuzo  betrachtet  die  Probleme  der  Malerei 
von  zwei  Gesichtspunkten  aus.  Von  einem 
subjektiven,  der  sich  mit  dem  Verhältnis  des 
Malers  selbst  zur  Kunst,  und  von  einem  objek- 
tiven, der  sich  mit  dem  Verhältnis  der  Kunst 
zur  Gesellschaft  beschäftigt.  Für  beide  Gesichts- 
punkte seien  ganz  besonders  prägnante  Sätze 
zusammengestellt.  Zur  subjektiven  Seite:  „Der 
Fortschritt  von  den  symbolischen  Umrissen  der 
früheren  Naramaler  zu  der  konzentrierten  Tiefe 
und  Kraft  der  schwarzen  Tuschpoesie  des 
15.  Jahrhunderts,  das  ist  ein  Kontrast,  der  das 
eine  und  das  andre  gänzlich  verschieden  er- 
scheinen läßt.  Und  doch  ist  alle  Pein  und  alles 
Glüdc  der  Späteren  ganz  in  gleicher  Weise 
auch  von  den  primitiven  Künstlern  empfunden 
worden.“  Gemeint  ist  die  Entwicklung  von  der 
hieratischen  buddhistischen  Kunst  seit  dem 
8.  Jahrhundert  zu  den  chinesisch  beeinflußten 
Schulen  der  Äshikagaperiode.  „Hat  nicht  zu 
allen  Zeiten  und  bei  allen  Völkern  die  Malerei 
das  Streben  gezeigt,  der  Natur  treu  zu  sein?“ 
Aber  „wir  müssen  bedenken,  daß,  was  uns  in 
der  archaischen  Malerei  als  Symbolik  erscheint, 
jener  Zeit  als  höchste  Naturwahrheit  galt“.  Ein 
für  das  Verständnis  der  japanischen  Malerei 
hochwichtiger  Satz.  Immer  haben  sich  die  ja- 
panischen Maler  um  die  Wirklichkeit  bemüht. 
Schon  alte  Anekdoten  erzählen,  Mäuse  wären 
so  naturgetreu  gemalt  worden,  daß  sie  Tempel- 
pfeifer zu  benagen  begannen,  oder  Pferde,  daß 
sie  fortliefen.  Durch  solche  Anekdoten  darf 
man  sich  aber  bei  der  Betrachtung  der  Bilder 
nicht  beirren  lassen.  Naturwahrheit  ist  ein 
völlig  relativer  Begriff.  Jede  Zeit  und  jedes 
Volk  hat  eine  andere  entwickelt. 

Nun  der  objektive  Gesichtspunkt;  Die  öst- 
liche Kunst  machte  ähnliche  Katastrophen  durch 
wie  die  westliche.  Die  Eroberung  Chinas  durch 
die  Mongolen  unterbrach  jäh  die  glänzendste 
Zeit  chinesischer  Malerei:  die  wunderbare 
Schwarzweißkunst  der  Sungdynastie  (960  bis 
1280),  die  Chinesen  und  Japanern  erst  eine 
„höhere  Vorstellung  von  dem  Wert  der  Linie 
und  von  der  Behandlung  von  Licht  und  Luft 
gab“.  In  Japan  selbst  richteten  die  Bürger- 
kriege der  Äshikagaperiode  (1333 — 1573)  die 


blühende  Yamato-Tosakunst  mit  ihren  bunten, 
lebensprühenden  Emakimonos  und  mit  ihren 
vornehmen  Porträtdarstellungen  zugrunde. 

Weiterhin  behandelt  der  Verfasser  das  Ver- 
hältnis des  Künstlers  zur  Religion,  zu  hoch- 
stehenden Mäcenen  und  zur  Familie.  Ein  hei- 
liges Sujet  macht  das  Bild  noch  nicht  zum 
Kunstwerk.  „Die  stereotypen  Darstellungen 
christlicher  und  buddhistischer  Sujets  sind  nicht 
nur  eine  Parodie  auf  die  Religion,  sondern  eine 
Karikatur  der  Kunst  selbst.“  Die  Bilder,  die 
der  gewaltige  Shogun  Hideyoshi  (1536 — 1598) 
für  sein  Schloß  Momoyama  malen  ließ,  sind 
nicht  minder  hohl,  als  „Vernets  Gemälde  für 
Versailles“  oder  die  Statuen  der  Siegesallee. 
Die  Tatsache,  daß  die  alten  japanischen  Maler 
entweder  einer  Familie  oder  einem  Kloster  eng 
angehörten,  gab  ihnen  Halt  und  eine  groß- 
artige Tradition;  so  daß  sie  nicht,  wie  bei  uns, 
oft  Gefahr  liefen,  in  fruchtlosen  Versuchen  sich 
zu  zersplittern.  Für  Familie  und  Orden  sind 
„Akademie  und  Institut  nur  armselige  Surrogate.“ 

Schließlich  werden  die  modernen  sozialen 
Bedingungen  der  Kunst  in  Japan  und  Europa 
besprochen.  Der  Verfasser  nimmt  kein  Blatt 
vor  den  Mund.  „Wir  Orientalen  fragen  uns 
oft,  ob  Ihrer  Gesellschaft  überhaupt  etwas  an 

Kunst  liegt Lassen  Sie  sich  durch  meine 

Worte  nicht  beleidigen.  Japan  folgt  mit  Eifer 
Ihren  Fußtapfen  und  lernt  rasch,  sich  um  die 

Kunst  nicht  zu  kümmern Im  Augenblick 

droht  der  japanischen  Malerei  der  völlige  Unter- 
gang.“ Schuld  daran  sind  die  innere  Revo- 
lution, die  äußeren  Kriege  und  „der  Anprall 
westlicher  Kunst  auf  unsere  nationale  Malerei“. 
Unlösliche  Konflikte.  Es  ist  dem  Japaner  un- 
möglich, seinen  alten  Stil  wirklich  kraftvoll  zu 
bewahren,  da  er  europäische  Kultur  intensiv  in 
sich  aufgenommen  hat.  Aber  auch  die  europä- 
ische Malart  kann  er  sich  nach  jahrtausend- 
langer, ganz  verschiedener  Entwicklung  seiner 
Kunst  und  Kultur  nicht  recht  aneignen.  Dazu 
kommt,  daß  das  Land  immer  mehr  industrie- 
alisiert,  also  immer  kunstfremder  wird.  Wo 
liegt  der  Ausweg?  Alles  ist  auf  die  Kraft  des 
japanischen  Volkes  gestellt.  Wird  sie  groß  ge- 
nug sein,  um  die  neuen  Gedanken  innerlich 
verarbeiten  zu  können? 

Das  Schauspiel  des  Ringens  der  japanischen 
Kunst  mit  der  europäischen  wird  noch  gar 
nicht  genug  beachtet.  Hier  spielt  sich  vor  un- 
seren Augen  eine  Entwicklung  ab,  wie  sie  in 
der  Weltkunstgeschichte  schon  vielemale  vor 
sich  gegangen  sein  muß.  Der  Kultur-  und 
Kunsthistoriker  wird  aus  der  gegenwärtigen 
künstlerischen  Not  Japans  reichste  Lehren 
schöpfen  können.  William  Cohn. 


338 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


Richard  Hamann.  Der  Impressionis- 
mus in  Leben  und  Kunst.  (Mit  16  Äb- 
bildungen  und  zahlreichen  Notenbeispielen.  Köln. 
M.  Dumont-Schaubergsche  Buchhandlung  1907.) 

Richard  Hamann,  dem  wir  die  feinfühlige 
Interpretation  Rembrandt’scher  Radierungen  ver- 
danken, tritt  mit  einem  neuen  großangelegten, 
aber  vielleidit  etwas  zu  eilig  geschriebenen 
Werk  an  die  Öffentlichkeit,  in  dem  er  eine 
weitgehende  Änalyse  des  impressionistischen 
Charakters  der  modernen  Kultur  gibt.  Daß  H. 
selbst  schon  in  einer  neuen  Empfindungswelt 
lebt,  die  über  den  Impressionismus  hinaus  zu 
einer  neuen  Klassik  strebt,  erlaubt  ihm,  auf  den 
Seelenzustand  der  Ällgemeinheit  schon  aus  der 
Vogelperspektive  herabzuschauen.  Das  gibt  dem 
Werk  einen  symptomatischen  Charakter,  der 
vielleidit  das  Wertvollste  an  diesem  an  Werten 
nicht  armen  Buch  ist.  Mit  der  Feststellung  dieser 
Distanz  ist  schon  gesagt,  daß  Hamann  weniger 
eine  liebevolle  Interpretation,  als  vielmehr  eine 
kalte  verstandesklare  Änalyse  des  Impressionis- 
mus gibt,  die  oft  geradezu  wie  eine  ernüchterte 
Äbrechnung  mit  einer  überwundenen  Entwick- 
lungsstufe anmutet.  Da  wir  eine  liebevolle 
Interpretation  in  Karl  Schefflers  Liebermannbuch, 
das  er  zu  einer  verständnisinnigen  Psychologie 
des  Impressionismus  erweiterte,  schon  besitzen, 
können  wir  uns  unbesorgt  dem  Reiz  der  Ha- 
mann’schen  Distanzstellung  hingeben. 

Mit  dem  Schlagwort  Impressionismus  ist  für 
H.  der  spezifische  Modus  modernen  Seelenlebens 
getroffen,  der  sich  auf  allen  Gebieten  des  Lebens 
und  der  Kunst  in  gleicher  Weise  äußert  und 
mit  dem  von  Lamprecht  geprägten  Begriff  der 
„Reizsamkeit“  identisch  ist.  Das  Wesen  des 
Impressionismus  läßt  sich  nicht  in  einer  kurzen 
Formel  erschöpfen  und  es  gibt  keinen  anderen 
Weg  ihm  nahezukommen,  als  allen  Erscheinungs- 
formen moderner  Kultur  nachzugehen  und  ihre 
gemeinsamen  Grundzüge  aufzuspüren.  Denn 
was  wir  den  Stil  einer  Zeit  nennen,  ist  ein 
Phänomen  von  lückenlos  organischem  Zusammen- 
hang, in  dem  jeder  Teil  den  anderen  bedingt 
und  mit  ihm  in  Wechselwirkung  steht.  Mit  ge- 
schickten Fingern  geht  H.  dieser  organischen 
Verknüpftheit  aller  modernen  Lebenserschei- 
nungen nach  und  stellt  sie  unter  eine  einheit- 
liche Beleuchtung,  die  zwar  grell  und  aufdring- 
lich ist  und  mit  ihrer  scharfen  Schattengebung 
das  unendlich  differenzierte  Clairobskur  kultur- 
historischen Geschehens  zu  einer  mageren 
Schwarzweißzeichnung  vergröbert  — Nachteile, 
die  jedes  analytische  Verfahren  mit  sich  bringt 
— aber  unsere  kulturelle  Selbsterkenntnis  in 
einer  Weise  bereichert,  daß  wir  sie  um  keinen 
Preis  missen  möchten.  Schon  allein  das  Ver- 


gnügen einen  so  erstaunlichen  auf  allen  Gebieten 
beschlagenen,  von  einer  überraschenden  Belesen- 
heit unterstützten  Geist  sich  produzieren  zu 
sehen,  entschädigt  für  das  leise  Gefühl  des  Ver- 
gewaltigtwerdens, das  wir  dieser  scharfen  Sonde 
gegenüber  unwillkürlich  empfinden. 

Das  Schlagwort  Impressionismus  war  bisher 
nur  in  der  Malerei  gebräuchlich.  Daß  dieses 
Charakteristikum  moderner  Malerei  nun  ohne 
Zwang  auf  das  gesamte  Kulturgeschehen  der 
Zeit  ausgedehnt  werden  kann,  beweist,  wie 
sehr  die  Malerei  das  gegebene  Außerungsmittel 
modernen  Empfindens  und  damit  die  eigentliche 
Kunst  unserer  Tage  ist.  In  klarer  Erkenntnis 
dieses  paradigmatischen  Charakters  der  modernen 
Malerei  widmet  ihr  H.  das  erste  Kapitel  seiner 
Änalyse.  Den  entscheidenden  Wesenszug  des 
malerischen  Impressionismus  sieht  H.  in  der  Be- 
schränkung der  künstlerischen  Wiedergabe  auf 
das  unmittelbare  vom  Äuge  aufgenommene  und 
weitergeleitete  Erlebnis.  Älle  Formandeutungen, 
die  über  die  optische  Wahrnehmbarkeit  hinaus 
an  Tastvorstellungen  appellieren,  alle  Eindrücke, 
die  der  Ergänzung  durch  vorausliegende  Er- 
fahrungsmomente bedürfen,  werden  ausge- 
schaltet, jeder  verknüpfenden  und  verarbeiten- 
den geistigen  Funktion  wird  der  Boden  ent- 
zogen. „Die  Wirkung  dessen  zu  steigern,  was 
übrig  bleibt,  wenn  man  die  intellektuellen  Be- 
ziehungen ausschaltet,  darin  sieht  der  Impres- 
sionismus seine  eigentümliche  Schönheit.“  (S.  37.) 
Die  aktive  formgebende  Zeichnung  wird  ersetzt 
durch  eine  formenauflösende  malerische  Ge- 
staltung, die  all  ihre  Kräfte  aus  der  passiven 
Empfänglichkeit  des  Äuges  zieht.  Meines  Er- 
achtens hätte  H.  hier,  um  einer  mißverstehenden 
Äuffassung  Fernstehender  vorzubeugen,  an  der 
Frage  nicht  vorübergehen  dürfen,  welche  Modi- 
fikation die  Synthese  zwischen  Natureindruck 
und  Äbstraktion,  dieses  Grundproblem  jedes 
Stils,  im  Impressionismus  gefunclen  hat.  Denn 
die  Tatsache,  daß  der  Natureindruck  durch  das 
von  jeder  Trübung  gereinigte  Medium  des 
Äugenerlebnisses  reproduziert  wird,  hätte 
höchstens  einen  verfeinerten  und  geläuterten 
Naturalismus  geschaffen,  erst  die  parallele  Be- 
wegung, daß  die  Mittel  der  künstlerischen  Dar- 
stellung den  letzten  Rest  von  Dienstbarkeit  dem 
darzustellenden  Objekt  gegenüber  aufgaben  und 
zum  Selbstzweck  wurden,  machte  aus  diesem 
Naturalismus  einen  großen  in  sich  notwendigen 
Stil.  Indem  das  Objekt  endgültig  in  dem 
höheren  Leben  der  Darstellungsmittel  oft  bis 
zur  Unerkenntlichkeit  aufging,  war  eine  Äb- 
straktion, eine  Symbolik  des  Dargestellten  er- 
reicht, die  das  Erleben  des  Kunstwerks  in  eine 
ganz  andere  Sphäre  verlegte  als  das  Erleben 


Literatur 


339 


des  Natureindrucks.  Die  daraus  resultierende 
innere  Formengebundenheit  des  Impressionimus 
bei  aller  äußerlichen  Formlosigkeit  deutet  H. 
nur  flüchtig  an:  „Der  Impressionismus  ist  nicht 
formlos  im  Sinne  des  Stillosen,  des  Neben- 
einander unpassender  Eindrücke,  er  steht  viel- 
mehr jenseits  von  Form  und  Formlosigkeit,  er 
ist  formenfrei,  und  aller  Stil  bezieht  sich  auf 
die  Eindrucksfähigkeit  und  Harmonie  der  sinn- 
lichen Eindrücke.“  (S.  37.) 

Die  unmittelbare  Impression  als  das  Gesetz 
künstlerischen  Schaffens  fordert  auch  den  Be- 
schauer zu  einer  einheitlichen  Erfassung  des 
Bildganzen  auf.  Das  Tempo  künstlerischen  Ge- 
nießens  ist  infolgedessen  ein  anderes  geworden. 
Das  Spazierengehen  im  Bild  und  sukzessive 
Einsammeln  seiner  Werte,  wie  die  alte  Kunst 
es  bedingte,  ist  dem  impressionistischen  Kunst- 
werk gegenüber  unangebracht.  Änderseits  ist 
durch  die  Zusammenpressung  des  Erlebnisses 
auf  den  momentanen  Eindruck  eine  Differen- 
zierung der  Wiedergabe  notwendig  geworden, 
die  mit  den  Mitteln  der  alten  Kunst  nicht  mehr 
erreicht  werden  konnte.  Wie  der  Pleinairis- 
mus sich  zum  Pointillismus  steigerte  und  erst 
diese  letzte  Verfeinerung  das  nervöse  Reiz- 
bedürfnis des  modernen  Äuges  befriedigte,  das 
alle  Sensationen  des  Wahrnehmbaren  auskosten 
und  die  feinsten  Lichtschwingungen  miterleben 
will,  bildet  die  weitere  Station  des  von  H.  sehr 
anschaulich  demonstrierten  Prozesses.  — Die- 
selbe psgchisdhe  Disposition,  die  den  malerischen 
Husdruchsmitteln  diese  höchste  Differenzierung 
abrang,  mußte  der  plastischen  Stilidee  natürlich 
jeden  Boden  entziehen.  Impressionismus  und 
Plastik  sind  geborene  Gegensätze.  Wie  aber 
auch  hier  das  gigantische  Außerungsbedürfnis 
des  Genies  alle  entwicklungsgeschichtlidien 
Hemmungen  durchbricht  und  eine  Synthese  des 
Unversöhnbaren  schafft,  die  eben  infolge  dieser 
Hemmungen  vielleicht  die  stärkste  innere  Dy- 
namik von  allen  Dokumenten  moderner  Kunst- 
äußerungen enthält,  darüber  sagt  H.  mit  Hin- 
weis auf  Rodin  die  feinsten  und  treffendsten 
Worte.  Nur  scheint  mir  die  Heranziehung  der 
Hildebrandt’schen  Theorie  in  diesem  Zusammen- 
hänge nicht  sehr  glücklich.  — Die  Untersuchung 
des  Impressionismus  in  der  bildenden  Kunst 
bildet  nur  einen  kleinen  Teil  des  Hamann’schen 
Buches;  der  Inhalt  der  anderen  Kapitel,  der  dem 
Interessenkreis  der  „Monatshefte“  ferner  liegt, 
kann  nur  flüchtig  angedeutet  werden,  muß 
aber  um  so  dringender  allen  denen  em- 
pfohlen werden,  die  über  dem  Fachstudium  das 
Interesse  für  die  großen  Zusammenhänge  aller 
künstlerischen  Erscheinungen  nicht  verloren 
haben.  Kritiklos  wird  man  die  geschickten  De- 


duktionen Hamanns  — denn  er  ist  deduktiver 
als  er  sich  gebärdet  — gewiß  nicht  hinnehmen 
und  oft  wird  man  der  Schärfe  des  Erfassens 
eineinnigkeit  des  Erfassens  beigemischt  wünschen, 
aber  alle  Einwendungen  werden  nicht  das  Er- 
kenntlichkeitsgefühl zurückdrängen,  das  wir  den 
reichen  Anregungen  dieses  beweglichen  und 
überlegenen  Geistes  schulden. 

Knapp  und  klar  ist  das  Kapitel  über  den 
Impressionismus  in  der  Musik.  Der  Weg  von 
der  musikalischen  Logik  und  „Intellektualität 
der  Fuge“  bis  zur  Unmittelbarkeit  der  Pro- 
grammusik und  bis  zum  Wagner’schen  Gesamt- 
kunstwerk ist  in  seiner  entwicklungsgeschicht- 
lichen Notwendigkeit  klar  erfaßt.  Doch  darf 
man  auch  hier  wie  in  den  meisten  anderen 
Kapiteln  die  Vorarbeit  Lamprechts,  die  H.  auch 
gebührend  anerkennt,  nicht  vergessen.  „Wie 
n der  modernen  Malerei  Licht  und  Farbe,  so 
ist  das  letzte  Ziel  der  impressionistischen  Musik 
Klang  und  Klangfarbe.“  (S.  62.)  Wie  dieses 
Ziel  unter  Verzicht  auf  alle  musikalische  Logik 
durch  die  raffinierte  Ausgestaltung  des  unmittel- 
baren Klangeffektes,  wie  die  gewünschte  sinn- 
liche Sensation  des  Klangbildes  durch  die  heute 
so  beliebten  stimulierenden  chromatischen  Fort- 
schreitungen, durch  das  interessante  Rauhigkeits- 
moment der  Dissonanzen,  durch  nervöse  Diffe- 
renzierung der  Instrumentation  usw.  gesteigert 
wird,  demonstriert  H.  in  einer  auch  für  Laien 
überzeugenden  Weise. 

In  der  Literatur  sind  die  impressionistischen 
Stilphänomene  naturgemäß  manigfaltiger  und 
verwickelter.  H.  geht  ihnen  mit  glücklichem 
Verständnis  und  unter  Anführung  vieler  Bei- 
spiele nach.  Wie  bei  den  meisten  Kapiteln  hat 
man  besonders  hier  den  Wunsch,  H.  hätte  statt 
dieser  eiligen  Deduktionen  aus  jedem  Kapitel 
ein  ganzes  Buch  gestaltet.  Er  wäre  der  be- 
rufene Geschichtsschreiber  des  Impressionismus 
geworden.  So  ahnt  man  allenthalben  den 
schillernden  Reichtum  des  Verfassers,  kommt 
aber  bei  dem,  was  er  gibt,  nicht  über  den  Ein- 
druck einer  gewissen  Magerkeit  hinweg. 

Am  interessantesten  ist  vielleicht  das  im- 
pressionistische Problem  in  der  Philosophie 
unserer  Tage.  Wie  in  unserer  psychischen  Dis- 
position der  Ankergrund  fehlt  für  die  Plastik, 
die  Fuge  und  das  Drama,  so  fehlt  er  auch  für 
die  Philosophie,  der  eigentlichen  Wirkungsstätte 
logischer  Denkkraft.  Der  Drang  nach  Erfassen 
einer  Einheit  widersteht  dem  impressionistischen 
Geiste,  der  an  sich  unsystematisch  und  un- 
philosophisch ist.  So  ist  denn  unsere  heutige 
Philosophie  nur  „ein  resignierender  Verzicht 
auf  Philosophie“.  (S.  112.)  Trotzdem  ist  der 
vorhandene  Überschuß  an  philosophischer  Kraft 


3^ 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


dazu  verwendet  worden  „die  Verfassung  des 
Impressionismus  in  Begriffe  zu  bringen,  das 
impressionistische  Weltbild  philosophisch  zu 
reditfertigen,  d.  h.  den  Wert  und  die  Existenz 
des  Unlogischen  logisch  zu  begründen“.  (S.  112.) 
Die  Namen  Diltheg,  Mach,  Rickert  und  Simmel 
spielen  in  diesem  Zusammenhänge  eine  große 
Rolle.  Hettner  sagt  einmal  von  der  Landsdiafts- 
malerei,  daß  erst  eine  Weltanschauung,  die 
einen  Spinoza  möglich  machte,  den  Lebenskeim 
zu  diesem  Kunstzweig  in  sich  getragen  habe. 
Denselben  innigen  Zusammenhang  möchte  ich 
zwischen  dem  Psychologismus,  diesem  letzten 
Äusläufer  der  Erkenntniskritik  und  dem  male- 
rischen Impressionismus  behaupten. 

Ein  weiteres  Kapitel  desHamann’schen  Buches 
betitelt  sich  „Ethik  und  Formen  des  Lebens  im 
Impressionismus“  und  behandelt  in  buntem 
Durcheinander  die  verschiedensten  äußeren  und 
inneren  Probleme  der  modernen  Gesellschaft. 
Dann  erst  wird  nach  den  eigentlidien  Ent- 
stehungs-  und  Daseinsbedingungen  des  Im- 
pressionismus gefragt.  Großstadt,  Handel  und 
Geldwirtschaft  nennt  H.  die  entsdieidenden 
soziologischen  Voraussetzungen.  Die  hieran 
anknüpfende  Definition  des  Impressionismus 
als  spezifischen  Ältersstils  leitet  zu  dem  viel- 
leicht wertvollsten  Kapitel  des  Buches  über,  in 
dem  H.  das  innige  Verwandtschaftsverhältnis 
aufhellt,  in  dem  die  Ältersstile  Rembrandt’s 
Goethes  und  Beethovens  zueinander  stehen. 
Hier  sind  Zusammenhänge  auf  gedeckt,  die  unserer 
Kenntnis  dieser  drei  Größten  erst  die  letzte  und 


tiefste  Weihe  geben  und  zu  deren  Erfassen 
erst  unsere  Generation  berufen  war.  Der 
Sdiluß  des  Buches  geht  in  historischer  Betrach- 
tung den  impressionistischen  Erscheinungsformen 
nach,  wie  sie  auch  in  der  Vergangenheit  als 
Symptome  kultureller  Niedergangsepochen  auf- 
traten. In  einer  kulturpsychologischen  Skiz- 
zierung  des  Hellenismus,  der  römischen  Kaiser- 
zeit, des  Rokoko  und  der  Romantik,  dieser  Spät- 
kulturen, breitet  H.  noch  einmal  den  ganzen 
Reichtum  seiner  Kenntnisse  und  seiner  Belesen- 
heit aus  und  überschüttet  uns  mit  den  manig- 
faltigsten  Anregungen. 

In  einer  ausblicksreichen  Schlußbemerkung 
kommt  dann  endlich  die  heutige  Zeitstimmung, 
die  in  ihren  feinsten  Vertretern  den  Impres- 
sionismus schon  als  überlebte  Erscheinung  emp- 
findet, deutlich  zum  Ausdruck  und  wen  es 
drängt,  im  Nebel  kommender  Kulturmöglich- 
keiten schon  Linien  und  verschwommene  Um- 
risse zu  entdecken,  dem  sei  dieses  Kapitel  be- 
sonders empfohlen.  Die  Untertöne,  die  im 
ganzen  Buch  leise  mitklingen,  werden  hier  klar 
und  vernehmbar.  Das  Schlußwort  gibt  die  ent- 
scheidende Perspektive.  Der  Impressionismus 
kannte  keinen  schöneren  Schlachtruf  als  „Mehr 
Goethe“.  Die  Hamann’sche  Abrechnung  mit 
dem  Impressionismus,  die  vielleicht  dieselbe 
sensationelle  Wirkung  ausüben  wird  wie  vor 
Jahrzehnten  die  Abrechnung  des  Rembrandt- 
deutschen  mit  seiner  Zeit,  schließt  mit  den 
Worten  „Mehr  Hegel“.  Worringer. 


BIBLIOGRAPHIE 


I.  Älte  Kunst. 

(I.  Ärt  ancien.  Old  art.) 

/.  Altertum. 

(Antiqaite.  Antiquity.) 

a.  Ägypten  und  Vorderasien. 

Die  vorjährigen  deutschen  Ausgrabun- 
gen in  Ägypten.  (L.  Bordiardt.  Klio,  1.) 

La  statuaire  egyptienne.  (G.  Mospero. 
Journ.  d.  Savants,"  1.) 

Figurine  egyptienne  en  bois  au  Musee  de 
Liverpool.  (J.  Capart.  Rev.  Ärcheol.  10.) 

Oud-egy ptisch  vlechtwerk.  (E.  S.  van 
Reesema,  Onze  kunst,  3.). 

Un  portrait  de  la  Reine  Tiyi.  (J.  Capart. 
Bull.  d.  Mus.  Roy.  ä Bruxelles,  1.) 

Les  portraits  d’Äntinoe.  (A.  Gayet.  Gaz. 
d.  beaux-arts,  608.) 

La  Stele  de  la  fille  de  Cheops.  (G.  Daressy.) 
— Stele  funeraire  d’un  taureau  d’Her- 
monthis.  (G.  Daressy.  Rec.  d.  trav.  rel.  ä 
l’ardieol.  egypt.  et  assyr.  1—2.) 

Beridit  Prof.  Koldeweys  aus  Babylon, 
Beridit  W.  Andreaes  aus  Assur.  (Mit- 
teil. d.  deutsdi.  Orient.  Gesellsch.,  März.) 

Die  Palasttore  Salmanassars  II.  von  Ba- 
lawat.  (A.  Billerbeck  u.  F.  Delitzsdi.  Bei- 
träge zur  Assyriologie  VI,  1.) 

Die  Kuppelgräber  von  Pantikapaion. 
(J.  Durm.  Jahresb.  d.  Österr.  Ardiäol.  In- 
stit.,  2.) 

b.  Griechenland. 

Monthly.  Sample  illustrations  from  records 
of  the  past.  Washington  (1908). 

Zur  Einführung  in  d.  griechische  Kunst. 
(A.  d.  Nadilaß  A.  Furtwänglers.  Deutsdie 
Rdsdiau,  5 u.  6.) 

Die  Sammlung  Arndt  in  d.  Mündin.  Glyp- 
tothek. (M.  Maas.  Kunstchronik,  14.) 

Les  Artistes  animaliers.  (O.  Theates.  Mu- 
see, 1.) 

La  Statuaire  grecque  et  les  Medailles 
antiques.  (J.  de  Foville.  Musee,  1.) 

Ein  weiblicher  Kopf  aus  der  Zeit  des 
Phidias.  (B.  Schröder.  Museum,  4,) 

Nyare  forskningar  i den  äldre  grekiska 
skulpturens  historia.  (Aug.  Hahr:  Nordisk 
Tidskrift  1908,  H.  1.  Mit  12  Abb.) 

Gli  scavi  italiani  in  Creta.  G.  Karo.  Bol- 
lett.  d’arte,  1.) 

Une  vase  funeraire  du  style  de  Dipylon. 
(J.  de  Mot,  Bull.  d.  Mus.  Roy.  ä Bruxelles,  2.) 

Vorläufiger  Bericht  über  die  Grabungen 
in  Ephesos  1905/6.  (R. Heberdey,  Jahresb.  d. 
Österr.  Ardiäol.  Instit.,  2.) 


Akropolis  i den  nyaste  forskningens  ljus  Tvä 
rekonstruktionsplaner  af  Wilh.  Dörpfeld. 
(Hjalm.  Öhman:  Finsk  Tidskrift,  Helsingfors. 
Febr.)  Mit  2 Plänen. 

Die  Ausgrabungen  in  Pergamon.  (Hermann. 

Monatsh.  f.  Kstwiss.,  1/2.) 

Zu  Aristonidas.  (W.  Klein.  Jahresber.  d. 

Österr.  Ardiäol.  Inst.,  2.) 

Nochmals  Pythokles.  (E.  Löwy.  Jahresb.  d. 

Österr.  Ardiäol.  Instit.,  2.) 

Marsyas.  (K.  Hadaczek.  Jahresb.  d.  Österr. 
Arch.  Instit.,  2.) 

A greek  statue  from  Trentham.  (C.  H. 
Smith.  Burl.  Magaz.,  60.) 

c.  Rom. 

Domaszewski,  Alfr.  v.:  Die  Anlage  der  Limes- 
kastelle. (31  S.  m.  Fig.)  gr.  8®.  Heidelberg. 

C.  Winter,  Verl.  08.  — .80. 

The  Aqueducts  of  ancient  Rome,  IV. 

(Ashby.  Builder,  3391-3395.) 

Zur  Ara  Pacis  Augustae.  (J.  Sieveking. 

Jahresb.  d.  Österr.  Ardiäol.  Instit.,  2.) 

Der  Palast  d.  Flavier  a.  d.  Palatin  inRom. 

(J.  Bühlmann.  Ztschr.  f.  Gesdi.  d.  Arch.,  5.) 
Past  Excavations  at  Herculaneum.  (E, 
Bäcker.  Cassical  Review,  1.) 

Recent  Excavations  atPevensey.  (L. Salz- 
mann. Antiquary,  2.) 

Excavaciones  de  Numancia.  (Forts.)  (J.  R. 
Melida.  Revista  de  archivos , biblioth.  y 
museos,  Sept— Oct.  07). 

2.  Vorgeschichte.  Ethnographie. 
(Histoire  primitive.  Ethnographie.) 
(Prehistory.  Ethnography.) 

Schlemm,  Julie:  Wörterbuch  zur  Vorgeschichte. 
Ein  Hilfsmittel  beim  Studium  vorgeschichtl. 
Altertümer  von  der  paläolith.  Zeit  bis  zum 
Anfänge  der  provinzial-röm.  Kultur.  Mit  nahe- 
zu 2000  Abb.  (XVI,  689  S.)  Lex-8o.  Berlin, 

D.  Reimer,  08.  Geb.  in  Halbfrz.  20. — . 
Mayen  in  der  Eifel.  Eine  neolithische Stadt. 

(H.  Lehnen  Röm.-germ.  Korrespond.  Bl.  I,  1.) 
Javanische  Schattenbilder.  (J.  A.  Loeber 
jun.  Werkkunst,  9.) 

Töpferei  der  Eingeborenen.  (F.Koch.  Deut- 
sdie Kolonialztg.,  6.) 

Die  Kunst  in  der  Südsee.  (H.  Singer.  Magdeb. 
Ztg.,  24.  2.) 

Aus  d.  Kgl.  Museum  f.  Völkerkunde.  (11. 

Nordd.  Allg.  Ztg.,  12.  III.) 

Die  malaiisch-hinterindische  Sammlung 
Dr.  Bruegels.  (L. Schermann.  Leipz.  111.  Ztg., 
3375.) 


342 


Monatshßftß  für  Kunstwissenschaft 


Ältc  Bau 
kunst 


3,  Alte  Baukunst 

(Architecture  ancienne.  — Old  architecture.) 

Niedzwiedzki,  M.  „Z  przeszlosci  Zolkwi.“ 
(Äus  d.  Vergangenheit  d.  Stadt  Zolkiew,  Ga- 
lizien.) Lemberg  1908.  8<^.  73S.m.Äbb.  Kr.  4.—. 
Bibliotheek,  Nederlandsdie,  onder  leiding  van 
L.  Simons.  Ämsterdam,  Maatsdiappij  voor 
goede  en  goedkoope  lectuur.  Kl.  8*^.  Per 
Serie  (20  ä 22  nrs.)  gecart.  f 5.20;  geb.  f 7.50. 
Äfz.  nrs.  f —.20;  gecart.  f —.30;  geb.  f — .40. 
Dubb.  nrs.  in  een  deel  f —.40;  gecart.  f —.55; 
geb.  f — .70. 

— XXVIII— XXVIV.  Voordrachten  over  bouw- 
kunst:  1.  Pek,  J.  E.  van  der:  Over  het  be- 
grip  en  het  wezen  der  bouwkunst.  (Blz.  1—63, 
m.  21  afb.)  — 2.  Kromhout  Czn.,  W.;  Ma- 
homedaansdie  Kunst.  (Blz.  64-  123,  m.  23  afb.) 

— 3.  Leliman,  Bwk.  ingr.  J.  W.  H.:  Klassieke 
bouwkunst.  (Blz.  124-183,  m.  9 afb.)  — 4. 
Cuypers,  Jos.:  Middeleeuwsche  bouwkunst. 
(Blz.  184—216,  m.  21  afb.)  — 5.  Weißman, 
R.W.:  Renaissance.  (Blz.  217— 279,  m. 25  afb.) 

— 6.  Walenkamp  Czn.,  H.  J.M.:  Over  heden- 
daagsche  en  toekomstige  bouwkunst.  (Blz. 
280— 339,  m.  20  afb.)  — 7.  Berlage  Nzn., 
H.  P.:  Slotvoordracht.  Samenvatting.  (Blz. 
340—394,  m.  24  afb.) 

Über  älteste  Sakristeien.  (R.  Haupt.  Ztschr. 
f.  Gesdi.  d.  Ärch.,  5.) 

Les  maisons  anciennes  en  Belgique.  (L. 

Cloquet.  Revue  de  l’art  ehret,  janv.  08.) 
Mitteilungen  zur  Kunstgeschichte  Got- 
lands im  13.  und  14.  Jahrhundert  (J.  Roos- 
val.  Sitzungsbericht  d.Kunstgcsch.Gesellsch.,1.) 
Norwegian  peasant  ardiitecture.  (W.Pe- 
ters.  Studio,  180.) 

Den  restaurerade  storkgrkan.  (Johnny 
Roosval:  Svenska  Dagbl.  Nr.  65.) 

Die  Bedeutung  d.  Grafen  Bartolomeo 
Rastrelli  in  d.  Gesdiidite  d.  russischen 
Baukunst.  (W.Kurbatoff,  Sodtsdiij,  Nr. 47. 07.) 
Die  Himmelfahrtskirche  zu  Sjewsk.  (Po- 
poff.  Sammelbuch  d.  Kirchlich-Historisdi-Är- 
cheologisdien  Gesellschaft  zu  Orel.  Bd.  II.  1907.) 

3a.  Deutschland. 

(Ällemagne.  — Germany.) 

Ebhardt,  Ärdiit.  Bodo:  Deutsche  Burgen.  10. 
Lfg.  (S.  433—499  m.  Abb.)  Berlin,  E.  Was- 
muth.  07.  Kart.  12.50. 

Hardegger,  Äug.:  Mariazell  zu  Wurmsbach. 
Hrsg,  vom  histor.  Verein  des  Kantons  St. 
Gallen.  (63  S.  m.  Abb.  u.  2 Tat)  St.  Gallen. 
08.  2.—. 

Neujahrs-Blatt  der  Hilfsgesellschaft  in  Winter- 
thur, hrsg.  zum  Besten  der  hiesigen  Waisen- 
anstalt. 1908.  gr.  8‘’.  Winterthur  (M.  Kieschke 
Nacht).  LXV.  Isler,  A.:  Die  Winterthurer 
Stadtkirche.  (64  S.)  08.  2. — . 


— der  Stadtbibliothek  Winterthur.  1908.  Lex.  8®.  I 

Winterthur  (M.  Kieschke  Nacht).  243.  Stück.  ' 
Hauser,  Dr.  Kasp.:  Das  Augustiner  Chor- 
herrenstift Heiligenberg  bei  Winterthur  (1225 
bis  1525.)  (80  S.  m.  1 Tat)  07.  2.50. 

Schulz.  Studien  zur  deutschen  Kunstgeschichte. 

Lex.  8^.  Straßburg,  J.  H.  E.  Heitz.  94.  Heft. 

Schulz,  Dr.  Fr.  Traug.  Die  Rundkapelle  zu 
Altenfurt  bei  Nürnberg,  ein  Bauwerk  des  XII. 

Jahrh.  Eine  geschieht!,  u.  bauwissenschaftl. 
Untersuchung.  Mit  12  Abb.  (auf  8 Taf.).  (58  S.) 

Kleine  Beiträge  zur  älteren  Rothen- 
burger Kunstgeschichte.  [IV.  Meister 
Lorenz,  Erbauer  der  Kirche  in  Kilchberg.] 

(A.  Gümbel,  Repert.  t Kunstw.,  1.) 

Die  äußere  Gestalt  d.  Grabmals  Theo- 
derichs  z.  Ravenna  u.  d.  german.  Kunst. 

(A.  Haupt.  Ztschr.  t Gesch.  d.  Arch.,  1 u.  2.) 

Zwei  romanische  Zentral  bauten.  (G.Dehio. 

Ztschr.  t d.  Gesch.  d.  Arch.,  2.)  [1.  Wimpfen.) 

Neues  a.  d.  alten  Ulm.  (K.  A.  J.  Frkt  Ztq.,  t 
16.  III.) 

Das  Ulmer  Münster.  (L.  Witte,  Daheim,  24.) 

Die  Kirche  vonGroßen-Linden  in  Hessen, 
ein  Denkmal  altchristlicher  Baukunst.  (K.  Müller. 
Universum,  23.) 

Schlösser  des  oberen  Etschtals  in  Tirol. 

(K.  Wolf.  Universum  24.) 

Der  Schönhof  und  das  Rathaus  in  Gör- 
litz. (Rieß.  Denkmalpfl.,  4.) 

DieRuine  in  Markgraf-Neusiedl.  (A.Doeh- 
1er.) 

Zur  Baugeschichte  d.  Kaiserlichen  Schlos-  , 
ses  Purkersdorf.  (A.  Sitte.  Monatsbl.  d. 

Altert.  Ver.  Wien,  3.) 

Über  d.  örtliche  Lage  d.  ältesten  Kirchen 
in  Wien.  (Fr.  Kenner.  Monatsbl.  d.  Altert. 

Ver.  Wien,  2.) 

Die  Burg  Gieselwerder.  (F.  Pfaff.  Hessen- 
land, 4,  5.) 

Fischer  von  Erlach  und  das  Palais  Bren- 
ne r i n W i e n.  (Fr.  Pollack.  Österr.  Rundsch.,  6.) 

Das  Rathaus  zu  Lüneburg  in  der  jetzigen 
Provinz  Hannover.  (Allgem.  Bauztg.,  1.) 

3b.  Frankreich.  Äite  Ba 

T-  \ kunst 

(France.  France.) 

Une  Promenade  sous  le  chevet  des 
cglises  St.-Aignan  et  St.-Euverte 
d’ Orleans.  (L.  Maitre.  Revue  de  l’art  ehret., 
janv.  08.)  | 

Le  portail  Nord  de  la  cathedrale  de 
Cahors.  (P.  Mayeur,  eod.)  . 

Early  stained  glass  and  romanesque  ar-  k 

chitecture  at  Rheims.  (C.  Heatou.  Burl. 
Magaz.,  60.) 

L’Abbaye  du  Moncel,  etude  archeologique. 

(E.  Lefevre-Pontalis.  Bell.  Monum.  5-6.) 


Bibliographie 


343 


L’eqlise  et  la  crypte  de  Saint-Hilaire- 
en-Lignieres.  (F.  Oeshoulite.  Bull.  Mo- 
num.  5-6.) 


L’eglise  de  Rousseloy  [Oise].  (R.  Parmen. 
tier.  Bell.  Monum.  5-6.) 


Le  caveau  central  de  la  cry pte de  Saint- 
Denis.  (E.  Lefevre-Pontalis.  Bull.  Monu- 
ment. 5-6.) 

Le  mausolee  de  Lesdiguieres  et  les  des- 
sins  de  la  collection  Bonnaire.  (P.Dems, 
Bull.  d.  1.  Soc.  Ärcheol.  Lorraine,  2.) 


Rapport  de  M.  E.  Lefevre-Pontalis  sur 
un  memoire  de  Oct.  Bobeau  rel.  aux  m- 
fluences  ardiitecturales  dela  basilique 
de  Saint-Martin  de  Tours.  (Bull.  Ärdi. 
Paris,  1.) 

Utländska  arkitekturstudier : Pä  fransk 
mark  [Ärras-Ämiens-Rouen.]  (Fr.  Sundbärg: 
Svenska  Dagbl.  Nr.  58.) 


! Bau- 
jnst 


3i.  Italien. 


(Italie.  Italy.) 

Scott  (Leader.)  Filippo  di  Ser  Brunellesco. 
Great  Masters  in  Painting  and  Sculpture.  Lr. 
8vo.  pp.  174.  3s  6d  net.  Bell. 

Viterbo,  d.  Rothenburg  Italiens.  (H.Uhde- 
Bernays,  Leipz.  111.  Ztg.  3371.) 

L’arte  negli  Äbruzzi.  Porte  delle  diiese 
Marse.  (L,  Fiocca,  L’Ärte,  1.) 

I portali  di  Ferrara  nelTarte.  [R.  Dro- 
ghetti,  Ärte  e Storia,  3-4.) 

Le  origini  delFarchitettura  Lombarda. 

(G.  Mc.  N.  Rushforth.  Nuova  Äntologia,  16,  II.) 
Monuments  anciens:  Rome.  [Chabeuf  über 
St.  Peter.]  (Revue  de  l’art  diret.,  janv.  08.) 
Fr.  Borromini  als  Restaurator.  (M.  Dvo- 
rak, Jahrb.  d.  K.  K.  Zentral-Komm.,  3 u.  4, 
1907.) 

4.  Alte  Malerei, 

(Peinture  ancienne.  Old  painting.) 


Galerien,  die  Europas.  Gemälde  alter  Meister 
in  färb.  Wiedergabe.  Neue  Folge,  nett  1. : 
St.  Petersburg.  Eremitage.  Mit  Text  von 
lames  v.  Schmidt  (5Dreifarbendrudie  a.braun. 
Karton.  Blattg.  37x27  m.  5 Textblättern.)  ~ 
Leipzig,  E.  Ä.  Seemann  1907.  Subskr.-Preis 
2.—  ; Einzel-Preis  3.™ 

Dudi,  Ä.  V.,  Lord  Ph.  Wharton  (Nr  202). 
Ostade,  Ts.  v.,  Winterlandschaft  (Nr  205).  — 
Raffael,  Madonna  della  casa  Älba  (Nr  204). 
Ruisdael,  J,  v.,  Der  Sumpf  (Nr  201). 

Steen,  Jan,  Die  Trinker  (Nr  203).  , , , 

Rnciens  tableaux.  (L.  P-r.  Müveszet,  1.) 


Älte 

Malerei 


4a.  Deutschland. 

(Ällemagne.  Germany.) 

Die  Überreste  alter  Bemalungen  an  d. 
Fassaden  d.  Bauernhäuser  in  Tirol  u.  Vorarl- 
berg. (J.  Deininger.  Jahrb.  d.  K.  K.  Zentral- 
komm., 1907,  3 u.  4.) 


Verzeichn,  d.  in  d.  J.  1902-1906  in  Österr. 
aufged.  Wandmalereien.  (P.  Hauser. 
Jahrb.  d.  K.  K.  Zentralkomm.,  1907,  3 u.  4.) 
MalerischerHausschmuck  in  Tiroler  Dör- 
fern. (L.  Hornbach.  Forsch,  u.  Mitt.  z.  Gesch. 

Tirols  u.  Vorarlbergs,  1.) 

Die  Wandgemälde  in  der  Kirche  von 
Brütten.  (I.  Rahn.  Änz.  f.  Schweiz.  Alter- 
tumsk.,  3.) 

Ein  Gemälde  d.  Meisters  D.  S.  ?.  (F.Riefel. 
Kunstchronik,  19.) 


Zur  Geschichte  d.  altösterreich.  Malerei. 

(W.  Suida,  Repert.  f.  Kunstwiss.,  1.) 

Ein  neues  Jugendbildnis  A.  Dürers.  (A. 

Weber,  Repert.  f.  Kunstwiss.,  1.) 

Zu  Dürers  Anbetung  d.  Könige  in  Flo- 
renz. (G.  Glüdc.  Jahrb.  d.  Pr.  KunstsL,  2.) 

Zu  den  Grünewaldstudien  von  Fr.  Bock. 

(H.  A.  Schmid.  Repert.  f.  Kunstwiss.,  1.) 

Der  Isenheiner  Altar  von  Matthias  Grü- 
newald. (Th.  Knorr.  Rheinlande,  3.) 

Ein  Burgkmairbildnis  v.  H.  Holbein  d.  Ä. 

(G.  Habich.  Monatsh.  f.  Kunstwiss.,  1/2.) 

Die  Stuppacher  Madonna  Grünewalds. 

(K.  Lange.  Archiv  f.  christl.,  Kunst.,  3.) 

Der  Wiener  Maler  Anton  Maron,  1731- 
1808.  (Fr.  Noack.  Österr.  Rundsch.,  5.) 

Aus  deutschen  Künstlermemoiren  d.  18. 
Jahrh.  [1.  Chr.  v.  Männlich.]  (Meyer.  Frank. 
Kurier.  23.  II.) 


4b.  Italien. 

(Italie.  Italy.) 

Halsey  (Ethel).  Gaudenzio  Ferrari.  (Great 
Masters  in  Painting  and  Sculpture,  Cr.  8vo, 
pp.  164.  3s  6d  net.  Bell. 

Konody  (PaulG.).  Raphael.  Masterpieces  in 
Colour.  4to,  pp.  78,  boards,  Is  6d  net,  Jack. 

Campo  Santo  i Pisa  o*  dess  fresker. 
(Osv.  Siren:  Svenska  Dagbl.  Nr.  40.) 

Norditaliensk  mälarkonst.  (Osvald  Siren: 
Svenska  Dagbl.  Nr  30.) 

Lorenzo  Lotto.  (Ove  Jörgensen:  Tilskueren, 
März-Nr.  Mit  4 Abb.) 

The  painters  of  North  Italy.  (R.  E.  Fry. 
Magaz.,  60.) 

La  Nascita  di  Venere  e la  Primavera  de 
Botticelli.  (0.  Marrai.  Arte  e Storia,  3-4.) 

Botticelli  Primavera.  (M.  Escherich. Repert. 
f.  Kunstwiss.  1.) 

Dipinti  di  Bernardino  Parenzano  nel 
Museo  civico  di  Vicenza.  (A.  Manoz.  Bol- 
Ictt.  d’arte,  1.) 

Raphael  collaborateur  du  Perugin  apro- 
pos du  bapteme  du  Christ,  du  Museee  de 
Rouen.  (E.  Durand-Greville.  Bull.  d.  Mus. 
de  France,  1.) 


Älte 

Malerei 


344 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Älte 

Malerei 


Michelangelos  Sdilachtkarton.  (W.Köhler, 
Jahrb.  d.  K.  K.  Zentralkomm.,  3 u.  4, 1907.) 
Die  angebl.  Tiziangemälde  in  d.  Residenz 
zu  München.  (0.  Doering.  Magdeb.  Ztg. 
Beil.  S.  75.) 

4c.  Niederlande. 

(Pags-Bas.  Netherlands.) 

Sievers,  Jobs.:  Monographien,  kunstgeschicht- 
liehe.  Lex.  8®.  Lepizig,  K.  W.  Hiersemann. 
IX.  Pieter  Äertsen.  Ein  Beitrag  zur  Ge- 
schichte der  niederländ.  Kunst  im  XVI.  Jahrh. 
Mit  35  Äbbildgn.  auf  32  Lichtdr.-Taf.  (147  S.) 
’08.  Geb.  in  Leinw.  18.—. 

Hans  Memling  in  Brügge.  (Th.  HeuB. 
Christi.  Kunstbl.  3.) 

Le  Fragment  de  Hugo  van  der  Goes  au 
Christ  Church  d’Oxford.  (D.  Durand- 
Greville.  Chron.  d’arts,  3.) 

Lucas  de  Heere  et  une  de  ses  oeuvres 
inconnue.  (L.  de  Maeterlinck.  Staruje 
Gody  I.) 

The  Decoration  of  the  Palace  of  West- 
minster.  [Gemälde  von  Rubens].  (L.  Bingon. 
Saturdag  Rev.,  14.  III.) 

Ädriaen  Brouwer  et  son  evolution  artistique 
[suite].  (F.  Schmidt-Degener.  Ärt.  Flam.  et 
Holland.,  2.) 

Dipinti  di  Äntonio  van  Dijck  e della  sua 
scuola  nel  Museo  nazionale  di  Palermo. 
(C.  Matranga.  Bollett.  d’arte,  1.) 

Beschreib,  u.  krit.  Verzeichnis  d.  Werke 
d.  hervorragendsten  holländ.  Maler 
d.  XVII.  Jahrh.  von  C.  Hofstede  de  Groot. 
(A.  Bredius.  Repert.  f.  Kunstwiss.  1.) 

Die  Luftstimmungen  Hollands  und  ihre 
Maler.  (M.  Grunewald,  Konservat.  Mo- 
natsschr.,  6.) 

Carel  Fabritius  u.  Jan  Vermeer.  (Th.  W. 
Voss.  Ztg.,  14.  III.) 

Aus  d.  Holland  d.  großen  Maler.  [Samml. 
Al.  Tritsch.]  (E.  Sdiaeffer.  Nordd.  Allg. 
Ztg.,  27.  II.) 

Rembrandt  van  Rgn.  (I.  Israels.  Nord  und 
Süd,  1,  2.) 

Martin,  W.  Gerard  Dou.  Great  Masters  in 
Painting  and  Sculpture.  Cr.  8vo.  pp.  164.  3s 
6d  net.  Bell. 


Alte 

Malerei 


4d.  Spanien. 
Espagne.  Spain. 


Calvert,  Albert  F.— Goga:  An  Account  of  his 
Life  and  Works.  Illus.  Cr.  8vo.  pp.  226,  and 
plates,  3s.  6d.  net  (The  Spanish  Series).  Lane, 
Feb.  08. 

Calvert,  Albert  F.— Murillo.  Langham  Series 
of  Art  Monographs  16mo.  pp.  68.  Is  6d  net; 
leather,  2s  6d  net.  Siegle,  Hill. 


Justi,  Carl:  Miscellaneen  aus  drei  Jahrhunderten 
spanischen  Kunstlebens.  (In  2 Bdn.)  1.  Bd. 

(VII.  343  S.  m.  85  Äbbildgn.  u.  Bildnis.)  Lex. 

8®.  Berlin,  G.  Grote  ’08.  10—;  geb.  12. — 
Monographien,  Kunstgesch.  Lex.  8®.  Lpz.  K. 

W. Hiersemann.  X.  Mager,  Aug.  L.:  Juseppe 
de  Ribera  (lo  Spagnoletto).  Mit  59  Äbbildgn. 
in  Lichtdr.  auf  43  Taf.  (196  S.)  ’08.  Geb.  in 
Leinw.  24. — 

Zu  denHilanderas  d.  Velazquez.  (C.  Glaser. 

Monatsh.  f.  Kstwiss.,  1—2.) 

Diego  Velazquez  g su  siglo.  (C.  Justi.  Es- 
pagna  moderna,  231.) 

Los  primitivos  espanoles.  Los  discipulos 
de  Juan  van  Egck  en  el  reine  de  Aragon. 

(E.  Bertaux.  Espafio  moderna,  231). 

Francisco  Goua.  (R.  Muther.  Die  Zeit. 

10.  III.) 

Eine  Goga-Ausstellung  in  Wien.  (L. 
Hevesi.  Frkf.  Ztg.,  18.  III.) 

5.  Alte  Plastik. 

Plastique  ancienne.  Old  plastic. 

The  Monumental  Brasses  of  Dorsetshire 
(W.  de  Prideaux.  Journ.  of  the  Brit.  Archäol. 

Anoc.,  4.) 

Stephen  H.,  med allist  and  painter.  [Holländ. 

Künstler].  (G.  F.  Hill.  Burl.  Magazine,  60). 
Destree:  Tapisseries  et  sculptures.  Bru- 
xelloises  ä Texposition  d’art  ancien  Bru- 
xellois  1904.  (Friedländer.  Repert.  f.Kunstw.,  1.) 

Los  escultores  Epanoles  en  el  siglo  XVII. 

(E.  Sentenadi.  Alhambra,  239). 

De  kungliga  grafvärdarna  i Strängnäs 
domkgrka.  (Sig.  Curman:  Kult  och  Konst 
1907,  H.  4.)  Mit  3 Abb.  der  Grabmäler  Karls  IX. 
u.  der  Prinzessin  Isabella. 

5a.  Deutschland.  Alte 

TT  11  r'  Plastil 

Allemagne.  Germang. 

Dehio,  Prof.  Geo.,  u.  Gust.  V.  Bezold,  Dir.  DD.: 

Die  Denkmäler  der  deutschen  Bildhauerkunst. 

l.  Serie.  4.  Lfg.  (20  Lichtdr.-Taf.)  50x33  cm. 
Berlin,  E.  Wasmuth  (’08).  20.— 

Leisching,  Archit.  Museums-Dir.  Jul.:  Figurale 
Holzplastik.  Ausgewählt  u.  hrsg.  1.  Bd.  Wiener 
Privatbesitz.  Dr.  Albert  Figdor,  Eugen  v.  Miller 
zu  Aidiholz,Hans  Schwarz,  Graf  Hanns Wilczek. 
Kirchliche  u.  profane  Schnitzwerke.  (70  Taf. 

m.  VIII S.  Text.)  42,5x32  cm.  Wien,  A.  Schroll 
& Co.  ’08.  In  Mappe  50.— 

Der  Meister  d.  Kreuzigungsgruppe  in 
Wechselburg.  [Schluß].  (J.  Bachem.  Ztsdir. 
f.  Christi.  Kunst,  12). 

Der  Grabstein  der  Markgräfin  Anna  von 
B a d e n (A.  V. Dachenhausen,  Deutsch.  Herold,  3.) 

Kl  eine  Beiträge  zur  älteren  Rothenburger 
Kunstgeschichte.  [I.  Zwei  ältere  Rothen- 


Bibliographie 


345 


burger  Meister.  IL  Eine  Ärbeit  Riemen-- 
sdinciders  f.  das  Frauenkloster  in  Rothenburg. 
III  Bestallungsbricf  Hanns  Müllers  als  Werk- 
meister in  Rothenburg.]  (Ä.  Gümbel,  Repert. 
f.  Kunstw.,  1.) 

Neuerworbene  Reliefs  u.  Ältäre  der 
Äbteil.  d.  Christi.  Bildwerke  (m  Berlin).  (Voge. 
Ämtl.  Berichte  a.  d.  Kgl.  KunstsL,  6.) 

Über  d.  Marienaltar  in  d.  St.  Jakobs- 
kirchc  zu  Rothenburg  o.  d.  T.  (H.  Borger. 
Ztdir.  f.  bild.  Kunst,  6). 

Konrad  Meit  u.  d.  Grabdenkmäler  in 
Brou.  (W.  Vöge.  Jahrb.  d.  Pr.  KunstsL,  2). 
Das  Grabdenkmal  d.  Grafen].  erden- 
berg in  d.  Michaelerkirche  in  Wien.  (E.  Tietze- 
Conrat.  Jahrb.  d.  K.  K.  Zentralkomm.,  1907, 

Ein  wie^dergefundener  Porzellanapostel 
von  Kaendler.  (R.  Graul,  Monatsh.  f. 
Kstwiss.,  1/2.)  . , + 

G.  R.  Donners  Verhältnis 
(E.  Tietze-Conrat.  Jahrb.  d.  K.  K.  Zentral- 
kommission, 3 u.  4,  1907.) 


ite 

istik 


5b.  Italien. 

Italic.  Italy. 

Bode  Wilh.:  Die  italienischen  Bronzestatuetten 

der  Renaissance.  3—5.  Lfg.  (54  Lichtdn-Taf. 
m.  illustr.  Text  S.  IT-W.)  ^8X41  cm.  Berlin, 
B.  Cassirer  (’07).  Subskr.-Pr  bar  )e  25  - 

(1.  Bd.  geb.  in  Leinw.:  145—.) 

Un  saqgio  della  statuaria  medioevale  in 
legno  (Ä.  Rossi,  Bollett.  d’arte,  1.) 

Ein  Blick  in  d.  Werkstatt  Dcinatellos. 

(W.  Bode,  Monatsh.  f.  Kstwiss.,  1/2.) 

Der  NeaplerPferdekopf  u. d. Reiterdenk- 
mal  f.  König  Älfons.  (W.  Rolfs.  Jahrb.  d. 
Pr.  KunstsL,  2.) 

Burger:  Francesco  Laurana,  eine  Studie 
zur  italienischen  Quattrocentosculptur.  (L. 
Fabricg.  Reprt.  f.  Kunstw.,  1.) 

Un  tondo  di  Benedetto  da  Maiano  (G. 

Poggi.  Bollett  d’arte,  1.) 

Luca  della  Robbia.  (H.  Bethge.  Hannov. 
Courier,  8.  III.)  . 

. Der  Plan  von  Michelangelos 

gräbern.  Forts.  (Ä.  Groner.  Ärchiv  f.  diristl. 
Kunst,  3.) 

Vom  David  Michelangelos.  (W.  Bombe. 

Nordd.  Ällg.  Ztg.,  14.  III.) 

En  Bog  om  Michelangelo  von  Martha 

Drachmann  Bentzon’s  Buch]  (Vilh.  Wanscher. 
Politiken  Nr.  58.) 


6.  Alte  Graphik  und  Buchmalerei. 
Qraphique  ancienne  et  pelniare  des  livres. 
Old  graphie  and  painting  of  books. 

Kemmerich,  Dr.  Max:  Ein  unbekannter  Codex 

der  Vögeschen  Malschule  in  Äugsburg.  bin 


Beitrag  zur  Kunstgeschichte  des  X.  u.  XL  Jahrh. 
[Äus:  „Rltbayer.  Monatsschr.“]  (S.  57—96  m. 
Abbildgn.)  Lex.  8'*.  München.  G.  D.  W.  Call- 
weg. 07.  2.—. 

Leidinger.  Studien  zur  deutschen  Kunstge- 
qeschichte.  Lex.S^.  Straßburg.  J.  H.  E.  Heitz. 

95.  Heft.  Leidinger,  Geo.:  40  Metallschnitte 
des  XV.  Jahrh.  aus  Münchener  Privatbesitz. 
Hrsg.  u.  m.  e.  Einleitg.  versehen.  (48  S.  m. 

20  Taf.)  08.  8.—. 

Molsdorf.  Einblattdrucke  des  15.  lahrh.  Hrsg. 

V.  Paul  Heitz.  36,5x28  cm.  Straßburg,  J.  H. 

E.  Heitz.  Molsdorf,  Dr.  Wilh.:  Die  nieder- 
ländisdie  Holzschnitt-Passion  Delbecq-Schrei- 
ber.  Mit  20  handkolor.  Taf.  u.  9 Abb.  im 
Text.  (19  S.)  08.  nn  35.— 

Thommen,  Rud.:  Schriftproben  aus  Basler 
Handschriften  des  XIV. — XVL  Jahrh.  2.  verm. 
Aufl.  (25  Lichtdr.-Taf.)  38X29,5  cm.  Mit 
Text.  (27  S.)  Lex.  8<>.  Basel,  Helbing  & Lich- 
tenhahn.  08.  In  Mappe  14.—. 
Waldseemüller.  Drucke  u.  Holzschnitte  des 
XV  u.  XVL  Jahrh.  in  getreuer  Nachbildung.  8 . 
Straßburg,  J.  H.  E.  Heitz.  XII.  Waldsee- 
müller,Mart.  (Ilacomilus):  Die  Cosmographiae 
introductio,  in  Fksm.-Druck. 
leitg.  von  Fr.  R.  v.  Wieser.  (29,  103  S.  m.  1 
Taf.)  07.  10.-. 

Handzeichnungen  alter  Meister  a.  d.  ^Iber- 
tina  u.  and.  Smlgn.  Hrsg.  v.  J.  Meder  M 
xn  Lfa.  4.  (10  Lichtdr.,  ßlattgr.  36,5X29.) 
Wien,  Friedr.  Schenk  1907.  Boucher , 

Fr  Venus  a.  Wolken  (Bud.  Nat.-GaL).  — 
Cray  er,  Gasp.  de,  Studienkopf  (Albertina).- 
Fijt,]an,  Jagdbeute  (Wien, Gal. Liechtenstein). 
_ Lionardo  da  V.,  Studienkopf  (Alber  ma). 
— Manni,  Giannicola,  Gürtelspende  (Alber- 
tina). - Santa  Croce,  Girol.  da,  Mariae 
Verkündigung  (Albertina).  - Unbek.  Meister 
XV.  Jh.,  Ritter,  (Prag,  Smlg.  v.  Lanna). 
Unbek.  Meister  XVI.Jh.,  Rückseite  einer  Pisa- 
nello-Medaille  (Prag,  Smlg.  v.  Lanna). — Un- 
bek. Meister  um  1520,  Mater  Bolorosa  (Stift 
Seitenstetten  N.-O.).  - Waterloo,  Ant.,  Bei 
Ngmwegen  (Albertina). 

Zeichnungen  alter  Meister  im  Kupferstich- 
Kabinett  der  K.  Museen  zu  Berlin.  Hpg.  v. 

d.  Direktion.  Lichtdr.  d.  ReHi'n^  g' 

XXL  (10  Tfn.,  Blattgr.  47X34.)  Berlin,  G. 
Grote  1907.  — Beham,  Hs.  Seb.,  Mann  m. 
Baumstamm.  Färb.  — Botticelli,  S.  Die 
lünaer  u.  d.  Kan.  Weib.  — Bramantino  »Studie 
i Rnbetung.  - Laer.  Pieter  v Rom.  Kunst- 
lerkneipe.  - Maes.  Nik,  Rite  Frau.  Färb.  - - 
NiederUtteister  XV.  Jahrh..  Hirtin  Wappen- 
-Pollajuolo,  flnt.  del,  "^nnnl.  Rkt. -- Ru  - 
bens  P.  P.,  Portr.  eines  Geistl.  — Rem 
b?andt,  Landschaft  m.  Kühen  - Sarto, 
Andrea  del,  Jugendl.  Heil.  (Studie). 
Handzeichnungen  alter  Meister.  Be^’^^j^ 

d Museum  Wallraf-Richartz  zu  Köln  a Rh. 
25  Uditdrucktafeln  (Blattgr.  37,5X30)  mit  Text 


346 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


(XII  S.).  Köln  a/Rh.,  Wilh.  Äbels.  12.—.  — 
Dürer,  Älbr.,  Studie  z.  Verm.  d.  h.  Kath.  — 
Guar  di,  Franc.,  Dogana  di  Mare  u.  S.  Maria 
d.  Sal.  Venedig.  — Ders,,  Insel  u.  S.  Giorgo 
Maggiore,  Venedig.  — Lang,  Hs.  Kasp., 
Wappen.  — Lindtmayer,  Daniel,  Opferung 
Isaaks.  — Lionardo  da  V.,  Männl.  Äkte 
(Studien  z.  Änbetg.  d.  K.,  Uffizien).  — Mou- 
cheron,  Js.  de,  Ärkad.  Landschaft.  — Peters, 
Änt.  de,  Entw.  z.  einem  Firmenschild.  — Ders., 
Gesellsdiaftsszene.  — Ders.,  Ländliches  Fest. 

— Ders.,  Volkstypen.  7 Szenen.  — Ders.,  Weibl. 
Äkt.  — Raffael,  Merkur  u.  Ämoretten  (Fres- 
kO'Stud.  f.  Villa  Farnesina,  Rom).  — S^äu- 
felin,  Hs.  Leonh.,  Der  heil.  Christophorus.  — 
Ders.,  Der  heil.  Sebastian.  — Sarto,  Ändr. 
del,  2 Gewand-Studien  z.  Madonna  dell’  Ärpie. 

— Schön,  Erh.,  Studien:  Loth  m.  s. Töchtern. 

— Ders.,  Jud.  u.  Holofernes.  — Ders.,  David 
u.  Bathseba.  — Ders.,  Caritas  Romana.  — 
Ders.,  Planeten  u.  Tierkreisbilder..  2 Bl.  — 
Stimmer,  Tobias,  Glasvisierung  m.  Bisch.  Nik. 
V.  Bari.  — Umbr.  Meister,  Der  auferstandene 
Christus  (Studie).  — Vaillant,  W.,  Damen- 
bildnis. — Weg  den,  R.  v.  d.,  Cosmas  u.  Da- 
mianus  (Arzte  a.  d.  Frkf.  Mad.  unt.  d.  Zelte). 

DrawingsfromOldMastersin  Christ  Church, 
Oxford,  Colvin  (Sydney)  Pt.  6,  63  s.  net. 

Flugschriften  a.  d.  ersten  Jahren  d.  Re- 
formation. (K.  Schottenloher.  Ztschr.  f. 
Bücherfrde.,  11.) 

Ein  Bibelmanuskript  d.  13.  Jahrh.  (eod.) 

Einige  Worte  über  Danziger  Kalender. 
(J.  Wegssenhof,  Tygodnik  Illustrowang  No.  3.) 

Die  Ausgaben  d.  Wappenbuches  v.  Virgil 
Solls.  (Frkf.  Bücherfreund.  Mitteil.  a.  d. 
Antiquariat  v.  J.  Baer  u.  Co.,  V.  Bd.) 

An  Alphabet  bg  Hans  Weiditz.  (Campbell 
Dodgson.  Burl.  Magaz.,  59.) 

Die  Illustratoren  d.  „Beschlossen  gart 
des  rosenkranz  mariae“.  (H.  Vollmer 
Repert.  f.  Kunstwiss.,  1.) 

Zum  Holzschnittwerke  Jörg  Breu’s  d.  A. 
(H.  Röttinger.  eod.) 

Max  Geisberg.Die  Münster  i sehen  Wieder- 
täufer und  Aldegrever.  [Bespr.]  (Fried- 
länder, Repert.  f.  Kunst.,  1.) 

Beiträge  z.  Holzschnittwerk  des  Urs  Graf* 
[Schluß.]  (H.  Koegler.  Anz.  f.  Schweiz.  Alter- 
tumsk.,  3.) 

Sur  Albert  Dürer.  (G.  G.-Toudouze.  Musee,  1.) 

[Dürer.]  — Zwölf  Blatt  aus  Dürers  kleiner  Pas- 
sion. Hrsg,  vom  Leipziger  Lehrerverein.  Text 
V.  Rud.  Schulze.  (13  Blatt  m.  IV  S.  Text) 
gr.  8^^.  Leipzig,  E.  Haberland  (08).  —.30. 

Künstlerische  Besud-iskarten.  (G.  E.  Pa- 
zaurek.  Mitteil.  d.  Württ.  Kstgew.-Vereins 
Stuttg.,  2.) 

Eine  unbekannte  Originalzeichnung  Goe- 
thes mit  dem  Wappen  Zelters.  (St.  Kekule 
V.  Stradonitz.  Deutsch.  Herold,  2.) 


Föreningen  för  grafisk  konst.  1907  ärs 
blad.  Fol.  (40X30).  4 Taf.  Bilaga:  Tedc- 
ningar  i Nationalmuseum  utgifna.  Rembrandt. 
III.  Redaktör:  John  Kruse.  18  Taf.  u.  1 Text- 
blatt. Stockholm  (1907)  Nordiska  bokhandeln. 
Kr.  25.-. 

Two  landscape  drawings  bg  Rembrandt. 
(C.  J.  Holmes.  Burl.  Magaz.,  60.) 

Oude  teekeningen  in  het  Amsterdamsche 
Prentenkabinet.  ( W. Martin.  Onze  kunst,  3.) 

Robinson,  Stanford  F.  H.  — Celtic  Illumina- 
tive  Art  in  the  Gospel  Books  of  Durrow, 
Lindisfarne  and  Keils.  4to.  42  s net.  Hoclges,. 
Figgis. 

Manuscrits  russes  du  XVIII.s.,  leurs  mi- 
niatures  et  decoration.  (E.  0.,  La  Toisom 
D’Or,  X.  07.) 

7.  Altes  Kunstgewerbe. 

Art  industriel  ändert.  Old  art  industry. 

Ball,  T.  Stanley.  Church  Plate  of  the  Citys 
of  Chester.  Illus.  Imp.  8vo.  pp.  174.  10s  6d 
net.  Sherratt  & H. 

Black  er,  J.  F.  The  A B C of  Collecting  Old 
English  China.  Giving  a short  historg  of  the 
English  Factories,  and  showing  how  to  applg 
Tests  for  Unmarked  China  before  1800.  8vo. 
pp.  150.  Is  net. 

Macquoid,  Perey.  A Historg  of  English 
Furniture.  Vol.  III— The  Age  of  Mahogany. 
Folio,  pp.  276.  42s  net.  Lawrence  & B. 

La  mostradelTornamentofemminile  (1500’ 
bis  1850).  [Ausstellung  alten  Kunstgewerbes 
in  Rom.]  (P.  d’Achiardi.  L’arte,  1.) 

La  Collection  Georges Hoentschel.  [Kunst- 
gewerbe, 17.  u.  18.  Jh.]  (G.  Briere.  L’art 
decoratif,  1.) 

Curious  Renaissance  Carrings  from  an 
Old  House  in  Derby.  (G.  Baileg.  Anti- 
quarg,  3.) 

L’ecuelle  de  Thomas  Germain  an  Musee 
de  Louvre.  (R.  Koechlin.  Bull.  d.  Mus.  d. 
France,  1.) 

Metallhumpen  aus  d.  Zeit  Peter  I.  in  der 
Schatzkammer  des  Klosters  zu  Sjewsk. 
(Popoff,  Sammelbuch  d.  Kirchlich-Historisch- 
Archäologischen  Gesellschaft  zu  Orel,  Bd.  II. 
1907.) 

Quelques  Oeuvres  d’art  chez  le  prince  A. 
S.  Dolgoroukg  ä St.  Petersburg.  (P. 
Weiner,  Stargje  Gody,  I.) 

Ur  det  konstnärliga  lergodsets  historia 
(endast  det  europeiska;  och  antiken  uteslutat). 
(Wilh.  Berg.  „Varia“,  Göteborg,  Mars.)  Mit 
15  Abb. 

Bondekunst.  (Vortrag  v.  Archit.  Johan Meyer 
auf  Grund  seiner  Studienreise  in  Gransherred, 
Tinn  u.  Sauland.  Mit  zahlr.  Zeichn.  u.  Photogr.: 
Teknisk  Ugeblads  Arkitektafd.,  Kristiania, 
21/11.) 


Bibliographie 


347 


Die  Kunst  d.  Elf enbeinsdinitzerei.  (Sche- 
rer. Mitteil.  d.  Württ.  Kstgew.- Vereins, 
Stuttg.,  2.) 

The  rose-and-crown  hall  mark  of  Nor- 
wich  plate.  (H.  D.  Ellis.  Burl.  Magaz.,  60.) 

Spanish  mediaeval  and  Renaissance 
ironwork.  (Ä.  Vallance.  Studio,  180.) 

M.  Geisberg.  Die  Prachtharnische  des 
Goldschmieds  Heinrich  Cnoep  aus  Münster 
in  W.  [Bespr.]  (E.  v.  Ubisch.  Repert.  f. 
Kunstw.,  1.) 

Die  Glasgemälde  in  d.  aargauischen  Kir- 
chen u.  öffentlichen  Gebäuden.  (Änz.  f. 
Schweiz.  Ältertumsk.,  3.) 

Reste  eines  alten  gemalten  Glasfensters 
aus  dem  Königskloster.  (H.  Löw.  Mo- 
natsbl.  d.  Ältert.-Ver.  Wien,  1.) 

La  tradition  de  la  toilc  imprimee  au 
Musee  Galliera.  (H.  Clousot.  L’art  et  deco- 
ration,  2.) 

La  tradition  de  la  toile  imprimee  en 
France.  (H.  Clouzon.  L’art  decoratif,  114.) 

Brussels  lace  [Spitzen].  (M.  Jourdain.  Con- 
noisseur,  79.) 

Les  tapisseries  de  la  premiere  renais- 
sance  flamande  au  palais  royal  de  Madrid. 
(L.  C.  Revue  de  l’art  ehret,  janv.  08.) 

Osservazioni  sull’  inizio  della  ceramica 
Äpula  figurata.  (P.  Ducati.) 

Tonschüssel  aus  Carnuntum.  (J.  Zingerle. 
Jahresb.  d.  Österr.  Ärdiäol.  Instit.,  2.) 

Italian  Majolika.  (M.  E.  Steedmann.  Con- 
noisseur,  79.) 

Doenges,  Willy.  Meißner  Porzellan.  Seine 
Geschichte  u.  künstler.  Entwicklg.  Mit  4 färb. 
Vollbildern,  16  Doppelton-Drucktaf.,  2Blautaf., 
1 Brauntaf.,  249  Äbbildgn.  im  Text,  1 Fksm. 
u.  1 Markenabbildg.  (XII,  305  S.)  8».  Berlin, 
Marquardt  & Co.  (08).  12.—  : geb.  in  Leinw. 
15.—. 

Dedekam,  Hans.  Glasmaleriets  esthetik  og 
historie.  Särtryk  af  „Norsk  tidsskrift  for  haand- 
värk  og  industri“  ved  Kristiania  kunstindustri- 
museum.  19  S.  Med  111.  Kristiania  1908, 
Cammermeyer  in  Komm.  Kr.  1.—. 

8,  Orient,  China,  Japan. 

UOrient  La  China.  La  Japan. 

Orient.  China.  Japan. 

Perzynski.  Die  Kunst.  Sammlung  illustr. 
Monographien.  Hrsg.  v.  R.  Muther.  kl.  8®. 
Berlin,  Marquardt  & Co.  63.  u.  64.  Bd.  Per- 
zynski, Frdr.:  Korin  u.  seine  Zeit.  Mit  34 
Vollbildern  u.  zahlr.  in  den  Text  gedruckten 
Abbild.  (112  S.)  (07.)  Kart.  3,—  ; geb.  in  Ldr. 
5.-. 

Perzynski,  Frdr.:  Vortrag  üb.  den  japanischen 
Farbenholzschnitt.  (XV  S.)  Lex.  8<^.  Bremen, 
F.  Leuwer  08. 


Orient  ou  Byzanz.  (L.  Brehier.  Rev.  Ar- 
cheol.,  10.) 

Die  Ausstellung  orientalischer  Keramik 
im  Burlington  Fine  Arts  Club  zu  London  1907. 
(Fr.  Sarre.  Repert.  f.  Kunstw.,  1.) 

Collection  Michotte.  (J.  Bommer.  Bull.  d. 
Mus.  Roy.  ä Bruxelles,  1.) 

Altorientalische  Teppiche.  (R.  Graul.  Tex- 
tile Kunst  u.  Industrie,  1.) 

Die  Sarkophage  des  ottomanischen  Mu- 
seums. (Gräfin  P.  t[Uwaroff,  Arbeiten  d. 
Moskauer  Archeolog.  Gesellsch.  Bd.  XXL 
Heft  2.) 

Das  orientalische  Italien.  (J.  Strzygowski, 
Monatsh.  f.  Kstwiss.,  1/2.). 

DerKioskvonKonia.  (J.  Strzygowski.  Ztschr. 
f.  Gesch.  d.  Arch.,  1.) 

Brussa  [in  Kleinasien].  (Architekt  C.  Bergsten 
auf  Schwedisch:  Architekten  X 19.)  Mit  Abb 
bes.  von  u.  aus  der  Jeschil  Djami  u.  Jeschil 
Turbe. 

Makam  Ali  am  Euphrat,  ein  islamisches 
Baudenkmal  d.  10.  Jahrh.  (F.  Sarre.  Jahrb. 
d.  Pr.  Kunstsl.,  2.) 

Altindische  Tempelbauten  auf  der  Insel 
Ceylon.  (Fr.  Woas.  Baugew.  Ztg.,  17.) 

Pforten  und  Pförtnerhäuschen  an  japani- 
schen Wohnungsanlagen.  (Fr.  Woas. 
Baugew.  Ztg.,  21.) 

Die  arischen  Grundlagen  d. ostasiatischen 
Kultur.  (W.  Pastor.  Tägl.  Rdschau,  7.  11.) 

Utamaro  [Besprech.  v.  Jul.  Kurth.]  (0.  Flake. 
Frkf.  Ztg.,  25,  III.) 

Das  Sammeln  japanischer  Farbenholz- 
schnitte. (A.  Heymel.  Süddeutsch.  Mo- 
natsh., 4.) 

Japanische  Kunst  im  Mittelalter  und  Renais- 
sance und  ihre  Entstehung  unter  westasiati- 
schem Einfluß.  (Münsterberg.  Sitzungsber. 
d,  kunstgesch.  Gesellsch.,  2.) 

s 

II.  Neuere  Kunst. 

L’art  moderne.  Modern  art. 

1.  Städtebau  und  Gartenkunst. 

Uarchitecture  des  villes  et  Vharticultnre. 

Building  of  towns  and  horticulture. 

Die  geschichliche  Entwicklung  d.  Stadt- 
planes. (Mackowsky,  Städtebau,  3.) 

Der  Bebauungsplan  f.  d.  Altstadt  Salz- 
burg. [Schluß].  (K.  Hofmann,  eod.) 

Künstler  und  Ingenieur  oder:  Städtebau- 
kunst 1496  und  heute.  (H.  Tscharmann. 
Kunstwart,  12.) 

Künstlerischer  Straßenschmuck.  (J.  A.Lux, 
Werkkunst,  12.) 


23 


348 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Die  Kunst  der  Straße.  (B.  Rüttenauer. Äus- 
Stellung  München  1908,  Ämtl.  Mitteil.,  4.) 

Das  Stadtbild  Groß-Berlins.  (D.  dtsdie 
Landhaus,  4.) 

Die  Gartenstadtbeweguns  in  Theorie  u. 
Praxis.  (Wehl,  eod.) 

Berliner  Sorgen.  (K.  Mischke.  D.  dtsdie. 
Landhaus,  2.) 

Die  projektierte  Umgestaltung  des  Pa- 
riser Platzes  in  Berlin.  (Baugew. Ztg., 22.) 
Bremische  Städtebaufragen.  (E.  Högg, 
Hohe  Warte,  5.) 

Der  Garten  als  Wohnraum.  (Dtsche  Kst.  u. 
Dekor.,  6.) 

Der  architektonische  Garten.  (F.  Lebisdi. 
Erdgeist,  2.) 

Vorgärten  bezw.  Straßenbild.  (B.  Hilse, 
Baugewerksztg.,  8. 

Gartenkünste.  (W.  v.  Oettingen.  Tag,  9.  II.) 

2.  Neuere  Baukunst. 

Archifectare  moderne. 

Komfort  u.  Bequemlidhkeit  im  modernen 
Landhaus,  (v.  Reischadi.  D.  dtsche  Land- 
haus, 4.  5.) 

Ästhetik  u.  Praxis  im  Wohnhausbau. 

(Wehl.  D.  dtsche  Landhaus,  3.) 

Gegen  bauliche  Barbarei.  (D.  dtsche  Land- 
haus, 2.) 

Une  maison  moderne  ä Paris.  (E.  Uhry. 
L’Ärt  decoratif,  114.) 

The  designs  for  the  London  County 
Hall.  (Builder,  3392,  3393.) 

Englische  Ärbeiterdörfer.  III.  Earlswick  bei 
York.  Wincobank  bei  Sheffield.  (H.  E.  v. 
Berlepsdi-Valendas.  Kst.  u.  Ksthandwerk,  2.) 
Ämerikanisdies  Landhaus  aus  behauenen 
Feldsteinen.  (E.  G.  Eckmann.  D.  dtsche.  Land- 
haus, 3.) 

Nordiska  museets  byggnad.  (Sig.  Curman. 
Nordisk  Tidskrift,  utg.  af  Letterstedtska  Fo- 
ren., 1908,  H,  1).  Mit  23  Äbb. 

Architekt  F.  Meldahl  f.  (V.  J. Mörk-Hansen. 
Architekten  X 20.  Illustr.  m.  Abb.  seiner 
Bauten.) 

— (Ungdomserindringer  af  Chr.  V.  Nielsen; 
Illustr.  Tid.  Nr  20.) 

— (Archit.  C.  Brummer ; Gads  danske  Ma- 
gasin,  i\,ärz-Nr.) 

Folketog  Arkitekturen.  (Vilh.  Lorenzen: 
Politiken  Nr  47.) 

Kungliga  dramatiska  Teatern  och  deß 
konstnärliga  Utsmyckning.  (A.  Lindegren. 
Ord  och  bild,  3.) 

Die  polnische  Baukunst  im  Angesichte  d. 
nationalen  Kultur.  (Z.  Balicki,  Przeglad 
Narodowy  I.) 


Album  Moldo-valaque.  [Rumänische  Bau- 
kunst der  ersten  Hälfte  des  19  Jahrh.]  (A. 
Tzigara-Samurca^.  Convorbiri  Liberare,  2.) 

2 a.  Deutschland. 

Allemagne.  Germany. 

Neumeister,  Prof.  A.:  Deutsche  Konkurrenzen. 
XXII.  Bd.  (Mit  Abbildgn.)  Leipzig,  Seemann 
& Co.  Jedes  Heft,  Einzelpreis  1.80;  Subskr.- 
Pr.  m.  Beiblatt;  Konkurrenz-Nachrichten  1.25. 
7.  Heft.  Nr  259.  Rathaus  f.  Wiesdorf.  (08.) 
Scheurembrandt,  Archit.  Herrn.;  Architektur- 
Konkurrenzen.  III.  Bd.  (Mit  Abbildgn.)  Ber- 
lin, E.  Wasmuth.  3.  Entwürfe  f.  die  Ver- 
bindungen der  Schloßbrunn-  u.  Marktbrunn- 
Kolonnade  m.  der  Mühlbrunn-Kolonnade  in 
Karlsbad.  (32  S.)  08. 

Landhaus  u.  Villa.  Unter  Mitwirkg.  führ. 
Männer  hrsg.  v.  Emil  Abigt.  Einzelwohnhaus- 
kultur, Architektur,  Wohnungskunst,  Bau  u. 
Einrichtg.  des  Eigenheims,  Arbeiter-,  Som- 
mer- u.  Ferienhäuser.  Beilage;  „Die  Gartenv 
Stadt“,  Mitteilgn.  üb.  Wohnungsreform  u.  ge- 
meinnütz. Bautätigkeit.  5.  Jahrg.  1908.  24 
Hefte.  (1.  Heft.  16  S.  m.  Abbildgn.)  Wiesba- 
den. Westdeutsche  Verlags-Gesellschaft.  12  — ; 
einzelne  Hefte  — 75. 

Architektur,  neue.  Eine  Auswahl  der  beach- 
tenswertesten Neubauten  moderner  Richtg. 
aus  Deutschland  u.  Österreich.  VI.  Serie. 
(60  Taf.)  45X34  cm.  Wien,  Wolfrum  & Co. 
(08).  In  Mappe  40 — . 

Von  d.  Ritterburg  z.  Landhaus.  (W. Franz. 
D.  dtsche  Landhaus,  2.) 

Schlingsträucher  am  Hause.  (G.  Lehnert. 
Werkkunst,  13.) 

Ludwig  Hoffmann,  Berlins  stadsarkitekt. 
(F.  B.  Wallberg ; Svenska  Dagbl.  23/11.)  Mit 
Zeichn. 

Paul  Schultze-Naumburgs  Bauten.  (W. 

Bode -Weimar.  Dekorat.  Kst.,  6.) 

Das  neue  Gerichtsgebäude  in  Dresden. 

(L.  Hohe  Warte,  4.) 

K.  F.  Schinkel,  (eod.). 

Der  Architekt  u.  s.  Werdegang.  (O.  Wag- 
ner. Hohe  Warke,  4.) 

Rückblick  auf  das  Jahr  1907/08.  (M.  Creutz. 

Berlin,  Architekturwelt,  12.) 

Die  Wohnhäuser  von  Albert  Gessner. 
(M.  Creutz.  Berlin.  Architekturwelt,  12.) 

Die  Pauluskirche  in  Darmstadt.  (H.  Rü- 
ckert.  Monatschr.  f.  Gottesdienst  uud  kirchl. 
Kunst,  1.) 

Zeitgemäße  Bedingungen  f.  d.  Wettbe- 
werb zur  Erlangung  von  Vorentwürfen  zu 
kirchlichen  Gebäuden  für  d.  St.  Jakobigemeinde 
zu  Braunschweig.  (Koch.  Christi.  Kunstbl.,  2,3.) 

Die  Christuskirche  in  Karlsruhe.  (Kühner. 
Christi.  Kunstbl.,  3.) 


Bibliographie 


349 


teuere 

ftalerei 


Weuc  Los  von  Rom-Kirdien  in  Österreich. 
(Fr.  Hochstetten  Christi.  Kunstbl.,  2.) 

Das  Projekt  von  Peter  Behrens  zu  einer 
evangelischen  Kirche  in  Hagen  i.  W. 
(D.  Koch.  Christi.  Kunstbl.,  2.) 

Das  neue  großherzogliche  Hoftheater 
zu  Weimar.  (Deutsch.  Bauztg.,  22.) 

2irkus  und  Theater  Schumann  in  Frank- 
furt a.  M.  (Deutsch.  Bauztg.,  23.) 

Sankt  Elisabeth-Kirche  in  Hildesheim. 
(Deutsche  Bauztg,  24.) 

Der  Neubau  des  Zivilgerichts  in  Halle 
a.  d.  S.  (K.  liiert.  Ztschr.  f.  Bauwesen,  1 —3.) 

Das  neue  Empfangsgebäude  auf  dem 
Hauptbahnhof  in  Wiesbaden.  (Corne- 
lius. Ztschr.  f.  Bauwesen,  1-3.) 

Das  neue  Fernsprechamt  in  Hamburg 
(Zentralbl.  d.  Bauverwltg.,  21.) 

3.  Neuere  Malerei. 

Peinfare  moderne.  Modern  Painting. 

Temple,  Ä.  G.  Modern  Spanish  Painting 
since  the  time  of  Goya.  Limited  Edn.  4to. 
pp.  150.  105s  net.  Ä.  Fairbairns. 

Zur  Förderung  der  Monumentalmalerei. 
(Denkmalpfl.,  4.) 

Über  Landschaftsmalerei.  (Ä.  Sisley.  Kst. 
u.  Kstler.,  6.) 

Eastman  Johnson,  American  genrepain- 
ter.  (Sadakichi  Hartmann.  Studio,  180.) 

Die  Krakauer  „Sztuka“.  (K.  M.  Kuzmany. 
Kst.  f.  Alle,  13.)  [Malerei  u.  Plastik.) 

Wyspianski  und  sein  Zeitalter.  (A.Grzy- 
mala-Siedledci,  Ateneum  polskie  I.) 

LesdeuxPaczka.  (F.  Laban.  Müveszet,  1.) 

3a.  Deutschland. 

Allemagne.  — Germany. 

Dülberg.  Deutsche  Malerei  des  19.  Jahrh. 
100  färb.  Reproduktionen  nach  Gemälden.  Mit 
e.  histor.  Übersicht  v.  Dr.  F.  Dülberg.  (In  20 
Heften.)  1.  Heft.  (5  Bl.  m.  je  1 Bl.  Text.) 
37,5X29,5  cm.  Leipzig,  E.  A.  Seemann  (08). 
Subskr,-Pr.  2.—  ; Einzelpr.  3. — . 

Fuchs,  Geo.:  Wilhelm  Trübner  u.  sein  Werk. 
124  Reproduktionen  seiner  sämtl.  Hauptwerke 
m.  begleit.  Text  u.  e.  Einleitg.  (VIII,  123  S. 
m.  99  Taf.  u.  1 Bildnis.)  Lex.  8®.  München, 
G.  Müller.  08.  18. — ; geb.  23.—. 

Lehmann,  W.  L.  Neujahrsblatt  der  Züricher 
Kunstgesellschaft  f.  1908.  Lex.  8®.  Zürich 
(Fäsi  & Beer).  Rudolf  Koller.  (52  S.  m.  Abb. 
u.  4 Taf.)  Ok  nn.  3. — . 

Zur  Geschichte  d.  Düsseldorfer  Kunst- 
akademie. (General-Anz.  f.  Düsseldorf,  7. 
10.  u.  17.  III.) 

Peter  Janssen.  (A.  Drossong.  Leipz.  111.  Ztg., 
3374.) 


Peter  Janssen.  (N.  Board.  Die  Woche,  7.  III.) 
Peter  Janssen.  (F.  B.  Dtsche.  Tagesztg.,  29.  II.) 
Ed.  V.  Gebhardts  Wandgemälde  in  d. 
Düsseldorfer  Friedenskirche.  (Th.  Hän- 
lein.  Christi.  Welt,  11.) 

Die  Diez-Schule.  (H.  Uhde-Bernays.  Frkf. 
Ztg.,  10.  III.) 

Karl  Spitzweg.  (K.  Voll.  Westermanns  Mo- 
natsh.,  6.) 

Spitzweg  - Mappe.  Hrsg,  vom  Kunstwart. 
(8  Bl.  m.  VIII  S.  illustr.  Text.)  38x28  cm. 
München,  G.  D.  W.  Callwey  (08).  In  Umschlag 
bar  2.50. 

Erinnerungen  an  Hans  Makart.  (B.  Groller. 

Velh.  u.  Klas.  Monatsh.,  6.) 

Wilhelm  Leibi.  (R.  v.  Moeller.  Baltische 
Monatsschr.,  11/12.) 

Die  Ausstell,  v.  Werken  Schweizer  Künst- 
ler in  Frankfurt.  (Schäfer.  Rheinlande,  3.) 
Fritz  Boehle.  (W.  Gischler.  eod.) 

Kunst  in  Frankfurt.  [H.  Zügel.)  (-emo.  Frkf. 
Ztg.,  19.  III.) 

Louis  Corinth.  (K.  Scheffler.  Kst.  u.  Kstler.,  6.) 
Uhde,  Fritz  v.  Eine  Kunstgabe  f.  das  deut- 
sche Volk,  m.  e.  Geleitwort  v.  Alex.  Troll. 
Hrsg.  V.  der  freien  Lehrervereinigung  f.  Kunst- 
pflege. (39  S.  m.  Abbildgn.)  Lex  8®.  Mainz, 
J.  Scholz.  08.  1.—. 

Fritz  V.  Uhde.  (G.  J.  Wolf.  Frühling,  12.) 
Max  Slevogt.  (H.  Rosenhagen.  Velh.  u.  Klas. 
Monatsh.,  7.) 

Heinrich  Zügel.  (Fr.  v.  Ostini.  Daheim,  23.) 
Kunst  in  Frankfurt.  [J.  Nußbaum.]  (-emo. 
Frkf.  Ztg.,  6.  III.) 

3b.  Frankreich. 

France. 

Automobil-Club  de  France.  [Ausstell,  frzs. 
Gemälde.]  (J.  de  St.  Hilaire.  Le  journ.  des 
arts,  20.) 

Honore  Daumier.  (W.Voß.  Illustr.  Ztg.,  3374.) 
Honore  Daumier.  (Th.  Heuß.  Hilfe,  9.) 
Glyptotekets  sidste  Erhvervelser.  Corot, 
Delacroix.  (E.  Goldschmidt.  Politiken, Nr.  40.) 
J.-J.  Henner  [Fortsetz.].  (L.  Benedite.  Gaz.  d. 
beaux-arts,  607.  609.) 

Raffael  u.  Manet.  (G.  Pauli.  Monatsh.  f. 
Kstwiss.,  1/2.) 

„Le  Beffroi  de  Douai“  par  Corot.  (P.  Le- 
prieur.  Bull.  d.  Mus.  d.  France,  1.) 

Claude  Monet,  his  carrer  and  work.  (A. 

Alexandre.  Studio,  180.) 

Gauguin.  [B.  Läzär.  Müveszet,  1.) 

Valere  Bernard.  (C.  Mauclair.  L’art  deco- 
ratif,  114.) 

Henri  Rivicre.  (M.  P.-Verneuil.  L’art  et  de- 
coration,  2.) 


Neuere 

Malerei 


Bibliographie 


351 


teueres 

Kunst- 

}€werbe 


Nordiska  museet.  Äfd.  för de högre ständen. 
III.  (G.  Upmark:  Svenska  Dagbl.  Nr.  38.) 

— Skräföremäl  (ebenda  Nr.  45.) 

Le  vitrail  dans  TÄnierique  du  Sud.  (Ch. 

Saunier.  L’art  et  decoration,  2.) 

Bijoux  et  broderies  marocains  (E.  Rahir. 
Bull.  d.  Mus.  Roy.  ä Bruxelles,  2.) 

4a.  Deutschland. 

Ällemagne  — Germang. 

Das  moderne  Problem  in  der  Kunst- 
industrie. (J.  Ä.  Lux.  Tag,  20.  III.) 

Das  künstlerische  Problem  d.  Industrie. 

(J.  Ä.  Lux.  Innendekoration,  Febr.,  März.) 
Garten-  u.  Veranda-Möbel.  (W.  Michel, 
eod.,  März.) 

DieKunstindustrie  a.  d.  Leipziger  Messe. 

(C.  Weidiardt.  Frkf.  Ztg.,  13.  III.) 

Tysk  Kunst  og  Kunsthaandvärk.  (L.  Ä. 
H.:  Morgenbladet,  Kristiania.  9./II.) 

— En  Protest.  (G.  M.:  ebenda  Nr.  103.) 

Was  soll  uns  die  Bauernkunst?  (P.  Brücker. 

Kst.  u.  Handwrk.,  5.) 

Vorbildliche  Stickereien.  (P.  F.  Schmidt. 
Werkkunst,  13.) 

DerKampf  um  d. Weltmarkt  m.  d.Mitteln 
d.  Kunst.  (H.  Waentig,  eod.) 
Bildwebereien  v.  Margot  Grupe,  Berlin.  (R. 

S.  Textile  Kunst  u.  Industr.,  1.) 

Dresdner  Künstlerstoffe  f.  Dekoration  u. 

Wandbespannung.  (E.  Haenel,  eod.) 
Kunststickereien.  (J,  Ä.  Lux.  Textile  Kst. 
u.  Industrie,  1.) 

Dekorative  Variationen.  [Fortuny- 
Sdileierf ; Florence  Jessie  Hoesels  Nadelkünste; 
Krefelder  Seidenstoffe.]  (F.  Poppenberg. 

Türmer,  5.) 

Neue  Bucheinbände  von  Paul  Kersten. 

(M.  Pellnitz.  Zeitsdir.  f.  Bücherfr.,  12.) 

Die  Pforzheimer  Goldwarenindustrie. 

(G.  Lehnert,  Werkkunst,  12.) 
Goldschmiedearbeiten  von  Nicolaus 

Trüb n er.  (H.  V.  Sp.  Velh.  &Klas.  Monatsh.,  6.) 

5.  Neuere  Graphik, 

Graphiqae  moderne.  — Moderne  graphic. 

ER  wein,  Herrn.:  Moderne  Illustratoren.  Mün- 
chen, R.  Piper  & Co.  Jedes  Heft  kart.  3.—  ; 
Subskr.-Pr.  bar  2.50.  VIII.  Äubrey  Beardsley. 
(47  S.  m.  Äbbildgn.  u.  1 Bildnis.)  (08.) 
Mauron  (P.)  et  Ä.  Broquelet.  — Tratado 
completo  del  arte  litogräfico.  Traducido  por 
Ch.  Lacassin.  Paris,  impr.  et  libr.  Garnier 
freres.  (S.  M.)  In-18  jesus,  VII-329  p.  avec 
fig.  et  portrait. 

Le  caractere  moderne  dTmprimerie.  (S. 
de  Roos.  Ärt  Flam.  et  Holland,  2.) 


Kräfte  und  Grenzen  der  Karikatur.  (K. 
Storck.  Türmer,  6.) 

Ex-libris  modernes.  (E.  de  Crauzat.  L’art 
decoratif,  114.) 

Early  English  lithographs  and  the  stage. 

(Ä.  Moore.  Connoisseur,  79.) 

James  and  Caroline  Watson  and  their 
work.  (W.  G.  Menzies.  eod.) 

London.  Mackays  Eneas,  Ärt  Gallery.  Cata- 
logue  of  the  etdied  work  of  Miß  Susan  F. 
Crawford,  Ä.  R.  E.  — Kl.  8^,  93  Nrn.  a.  4 S. 
m.  1 Bl.  Text. 

Une  expos.  d’eaux-f ortes  originales.  (P. 
Forthuny.  Gaz.  d.  beaux-arts,  609.) 

John  Marin,  peintre-graveur.  (Ch.  Saunier. 
L’art  decoratif,  1.) 

J.  C.  Thornam  [dänischer  Kupferstecher]  f. 
(P.  P.:  Dannebrog  Nr.  5633.) 

L.  Wyczolko  wski.  Teka  Litewska.  [Litthaui- 
sche  Mappe.]  Krakau  1907,  25  Originallitho- 
graphien u.  -Älgraphien.  R.  50.—. 


5a.  Deutschland. 

Ällemagne.  — Germany. 

Menzel,  Ädolph,  Die  Ärmee  Friedridis  d.  Großen 
in  ihrer  Uniformierung  gez.  u.  erläutert.  Eine 
Äuswahl  V.  100  Tfn.  in  mehrfarb  Faksim.- 
Reprod.  Hrsg.  v.  Prof.  F.  Skarbina  u.  Hptm. 
Jang  (vollst.  in  lOLfgn.  in  GroB-Folio)  7.  Lfg. 
(10  Tfn.  mit  10  Bl.  Text).  Berlin,  Martin  Olden- 
bourg  (1907).  Subskr.-Preis  20.—. 

Konewka,  Paul:  Kinder  und  Tiere.  Sdiatten- 
bilder.  Mit  neuen  Versen  v.  F.  Ä.  neu  hrsg. 
vom  Kunstwart.  (IV  S.  u.  20  Bl.)  kl.  8*^. 
München,  G.  D.  W.  Callwey  07.  Kart.  1.—. 

— Schattenbilder.  Mit  neuen  Versen  v.  F.  Ä. 
neu  hrsg.  vom  Kunstwart.  (IV  S.  u.  20  Bl.) 
kl.  8®.  München,  G.  D.  W.  Callwey  07.  Kart. 
1.—. 

Konewka-Mappe.  12  Blätter  m.  Silhouetten 
V.  Paul  Konewka  u.  Text  v.  Jobs.  Trojan.  (VI 
S.  m.  Äbbildgn.)  33,5X26  cm.  Stuttgart,  K. 
Ä.  E.  Müller  (08).  In  Umschlag  2.50. 

Slevogt,  M.:  Ächill.  15  Lithographien  zur 
Ilias.  (15  Bl.  m.  1 Bl.  Text)  38,5X51,5  cm. 
Mündien,  Ä.  Langen  (08).  In  Mappe  bar  50.—. 

Doms,  Wilh.:  Grotesken.  12  Radiergn.  (12 Bl. 
m.  4 Bl.  Text.)  40,5x30,5  cm.  München,  R. 
Piper  & Co.  (08).  In  Leinw.-Mappe  30.—. 

Robert  Engels.  (E.  ,W.  Bredt.  Kst.  und 
Handwk.,  5). 

Käthe  Kollwitz.  (Ä.  L.  Plehn.  Die  Frau.  1.) 
Neue  Kunstblätter  von  Paul  Hey.  (Ä.  D. 
Deutsche  Kultur,  37/38.) 

Neue  künstlerische  Briefmarken  [Öster- 
reichs]. (J.  Loubier.  Werkkunst,  13.) 


Neuere 

Graphik 


352 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


6.  Kirchliche  Kunst 

Uart  ecclesiastiqae.  — Church  art 

Katholische  Kirchenkunst  u.  moderne 
Kunst  II.  III.  (L.  Baur.  Ärchiv  f.  christl. 
Kunst,  2 u.  3.) 

Moderne  Kunst  in  katholischen  Kirchen 
II.  (St.  Beissel.  Stimmen  aus  Maria-Laach,  2.) 

Grenzen  der  diristl.Kunst.  (K.Bonn.  Ztsdir. 
f.  dir.  Kunst,  11  u.  12.) 

Christliche  Kunst  in  Bild  und  Buch,  Schule 
und  Haus.  (Fischer,  Ärchiv  f.  christl.  Kunst,  2.) 

Ein  bartloser  Christustypus.  (R.  Schmid. 
Christi.  Kunstblatt,  Jan.  08.) 

Die  Seepredigt  von  Fritz  von  Uhde  als 
Konfirmationsschein.  (D.  Koch.  Christi. 
Kunstbl.,  2.) 

Gemeindevereinshaus  mit  Kirche.  (Hasen- 
clever. Monatsschr.  f.  Gottesd.  u.  kirchl. 
Kunst,  2.) 

Stadt-  und  Landkirchen.  (0.  Hoßfeld. 
Zentralbl.  d.  Bauverwaltg.,  7.) 

Die  deutsche  Dorfkirche.  (K.  Spieß.  Wester- 
manns Monatsh.,  5.) 

Stadt-  und  Landkirchen  [Forts.].  (Zentralbl. 
d.  Bauverwltg.,  23.) 

Mein  letztes  Wort  über  Brathes  Theorie 
des  Kirchenbaus.  (E.  Sülze.  Monatsschr. 
f.  Gottesdienst  a.  kirchl.  Kunst,  1.) 


s 


III.  Allgemeiner  Teil. 

Partie  generale.  — General  pari 

/.  Kunstnachrichten. 

Nouvelles  sur  Vart,  — News  of  art. 

Ällerlei  Kunstfälschungen.  (K.  E.  Schmidt. 
Velh.  u.  Klas.  Monatsh.,  6.) 

Le  plan  d’une  monographie  d’eglise  et 
le  vocabulaire  archeologique.  (E.  Le- 
fevre-Pontalis.  Bull.  Monument,  5—6.) 

De  Rijksaankoop  van  schilderijen  uit  de 
kollektie-Six.  (J.  Oeth.  Gids,  Januar.) 

Ärt  in  Germany.  (H.  W.|S.  Burl.  Magaz.,  59.) 

Art  in  America.  (Fr.  Hirth.  eod.) 

Art  notes.  (C.  Phillips.  Daily  Telegraph,  14.  III.) 

Kunst  u.  Jugend.  (Illustr.  Zeitschrift  des  Ver- 
bandes süddeutscher  Zeichenlehrervereine.  Vor- 
sitzender: Zeichenlehr.  H.  Erhard.  Schriftleiter: 
Zeichenlehr.  G.  Kolb.  2.  Jahrg.  1908.  12  Hefte. 
(1.  Heft.  12  S.  m.  Abbildgn.)  Lex.  8®.  Stutt- 
gart, Verlag  „Kunst  u.  Jugend“.  Bar  4. — . 


2.  Ausstellungen. 

Exposifions. 

Chemnitz.  Gerstenberger,  Kst.- Salon.  Sonder- 
ausstellung d.  Künstlergruppe  Chemnitz.  De- 
zember 1907.  — 8»,  77  Nrn.  a.  16  S.  m.  Äbb. 
in  Autotypie. 

Dresden.  Richter,  Emil,  Kst.- Salon.  Ausstel- 
lungs-Katalog. Joh.W.Kurau,  Frhr.  v.  Schlippen- 
bach, Prof.  Belsen,  Petras  Kalpokas,  Fred  Voel- 
ckerling.  — 8^  120  Nrn.  a.  16  S,  m.  Abb.  in 
Autotypie. 

Wien.  Älbrecht  Dürer- Verein.  Kunstausstellung 
Dezember  1907  — Januar  1908.  Katalog  8®,. 
15  S. 

— Dorotheum.  XXIII.  Ausstellung  v.  Werken 
der  bildenden  Kunst.  Jänner — März  1908.  — 
Katalog  Nr.  129.  8®,  184  Nrn.  a.  31  S.  m.  8 
Bl.  ganzseitg.  Abb.  in  Autotypie. 

— Heller,  Kst.- Salon.  Rodin -Ausstellung.  — 
Katalog  8®,  61  Nrn.  a.  4 S.  m.  Text:  Auguste 
Rodin  als  Zeichner  u.  Aus  Gesprächen  mit 
Rodin.  —.25. 

Berliner  Ausstellungen  des  Winters  1907/8.. 
(E.  Bender.  Westermanns  Monatsh.,  6.) 

Aus  den  Berliner  Kunstsalons.  (H.  King.. 
Gegenwart,  10.) 

Aus  d.  Wiener  Kunstleben.  (L.  Hevesi.  KsL 
u.  Ksthandwk.,  2.) 

Jnconvenients  dans  les  expositions.  (K. 
Lyka.  Müveszet,  1.) 

Expositions  et  Concours.  (R.  Bouyer.  Bull, 
de  l’Art,  373,  374,  375.) 

La  Mostra  d’Arte  Antica  alla  Perma- 
nente di  Trieste.  (E.  Scatassa.  Arte  e 
Storia,  3—4.) 

Konstslöjdutställning.  (E.  G.  F.[olcker]t 
Svenska  Dagbladet  Nr.  36.) 

Exposition  d’art  Russe  moderne.  (C.  de 
Danilowicz.  L’art  decoratif,  1.) 

Polska  Sztuka  Stosswana.  (J.  Warchalows- 
ki,  Tygodnik  Illustrowany  No.  6.) 

3.  Sammlungen. 

Sciences  des  coUections.  — Museums. 

Potgieter,  E.  ).:  Het  rijksmuseum.  Goedkoope 
uitgave.  Haarlem,  H.  D.  Tjeenk  Willink  & Zoon.. 
Kl.  8®.  III,  96  blz.  f.  -.25. 

— Het  rijksmuseum  te  Amsterdam.  Met  inlei- 
ding  en  aanteekeningen  door  A.  G.  van  Dijk. 
Zutphen,  W.  J.Thieme  & Cie.  Kl.  8®.  (149  blz.) 
f.  — .30.  [Klassiek  letterkundig  pantheon.  No.. 
143.] 

Schub  ring,  Paul:  Florenz.  I.  Die  Gemälde- 
Galerien  der  Uffizien  u.  des  Palazzo  Pitti.. 
Moderner  Cicerone.  2.  verm.  u.  verb.  Aufl. 
(VIII,  187  S.  m.  137  Abbildgn.  u.  2 Grund- 
rissen.) kl.  8®.  Stuttgart,  Union  (08).  Geb., 
in  Leinw.  m.  Goldschn.  3. — . 


• Bibliographie 


353 


Die  Vorgesdiidite  d.  modernen  Museums. 

(C.  W.  Ostsee-Ztg.,  2,  III.) 

Bodes  Deutsdies  Museum.  (G.  Kossinna. 
Tägl.  Rdsdiau,  11.  III.) 

Führer  durdi  die  Sammlung  f.  deutsche  Volks- 
kunde, Klosterstraße  36.  Hrsg.  v.  der  General- 
verwaltg.  der  Kgl.  Museen  z.  Berlin.  (IV,  71 
S.  m.  1 Grundriß.)  Kl.  8®.  Berlin,  G.  Reimer. 
08.  Bar  nnn  —.30. 

Die  Dresdener  Museen  u.  ihre  Verwal- 
tung. (G.  Pauli.  Tag,  7.  III.) 

Der  Trennungsplan  f.  d.  Kgl.  sächsischen 
Kunstsammlungen.  (Nationalztg.,  4.  III.) 
Neuerwerbungen  der  Kasseler  Gemälde- 
galerie. (E.  Zöllner.  Hessenland,  9.)  [Ruis- 
dael,  Wouvermann,  Daubigny,  Trogon,  Millet, 
van  der  Heist.) 

Musees  pagants.  (Stephane.  Bull,  de  l’Ärt 
ancien  et  mod.,  366,  367.) 

Musees  pagants.  (Musee,  1.) 

Et  Museumsbesag  i Frankfurt  am  Main. 
[1.  Städelsdies  Kunstinstitut.  2.  Städt.  Mu- 
seum.] (Karl  Madsen:  Tilskueren,  März-Nr.) 
Jahrbuch  der  bremischen  Sammlungen.  l.Jahrg. 

I.  Halbbd.  (72  S.  m.  Hbbildgn.  u.  17  Taf.) 
Lex.  8®.  Bremen,  F.  Leuwer  08.  3. — . 

Bericht,  44.,  des  schleswig-holsteinischen  Mu- 
seums vaterländischer  Ältertümer  bei  der  Uni- 
versität Kiel,  hrsg.  v.  J.  Mestorf.  54  S.  m. 
Äbbildgn.  u.  2 Taf.)  gr.  8®.  Kiel  (Lipsius  & 
Tischer)  07.  Bar  nn  1.—. 

Das  Fuggermuseum  in  Augsburg.  (K. 

Boeder.  Leipz.  111.  Ztg.,  3370.) 

Le  vol  du  musee  d’Amiens.  (J.  G.  Les 
arts,  74.) 

Les  acquisitions  de  Fetat.  (L. Lumet.  L’art 
decoratif,  1.) 

Das  „Musee  du  Livre“  in  Brüssel.  (L. 

Volkmann.  Arch.  f.  Buchgewerbe,  1.) 

Haag.  Mauritshuis.  Kurzgefaßter  Katalog  der 
Gemälde-  u.  Skulpturensammlung  der  Kgl.Gem.- 
Galerie,  deutsche  Ausg.  8®,  114  S.  Haag  1907. 
Die  Sammlung  Moreau-Nelaton  zu  Paris. 

(H.  V.  Sp.  Velh.  u.  Klas.  Monatsh.,  6.) 

The  Rogal  United  Service  Museum.  (Mu- 
seums Journal,  8.) 

Nga  inköp  tili  handtecknings-  och  gra- 
vgrsamlingen  i Nationalmuseum.  (J. 
K-[rus]e:  Svenska  Dagbl.,  Nr.  70.) 

Ett  mönstermuseum.  [Nordenfjeldske  kunst- 
industrimuseum,  Trondhjem.]  (J.  v.  der  Lippe: 
Svenska  Dagbl.,  Nr.  39.) 

Collection  Prince  Youssoupoff:  Velasquez, 

J.  L.  de  Marne,  MUe.  M.  Meger,  P.  P.  Proud- 
hon,  L.  F.  Aubrg,  Simon,  Troger.  (A.  Prachoff, 
Les  Tresor  d’Art  en  Russie  I.) 

Une  installation  de  Musee  moderne.  Le  mu- 
see des  Beaux-Arts  de  Budapest.  (A. 
Michel.  Bull.  d.  Mus.  de  France,  1.) 


4,  Sammelschriften,  Kunststätten, 

Compilations,  topographie  d*arf. 

Leiters  of  coUecting,  art  fopography. 

Burckhardt,  Jacob.  The  Cicerone:  An  Art 
Guide  to  Painting  in  Italg.  For  the  Use  of 
Travellers  and  Students.  New  edit.  Cr.  8vo. 
pp.  318,  6s.  net.  T.  W.  Laurie. 

Dreßler’s  Maler-Archit.  Willg  O.,  Kunstjahr- 
buch. Ein  Nachschlagebuch  f.  deutsche  bild. 
u.  angewandte  Kunst.  (Buchschmuck  vom 
Hrsg.)  LX,  674  u.  83  S.  m.  1 Bildnis.)  8®.  Dres- 
den, G.  Kühtmann  (08).  Geb.  in  Leinw.  7.—  ; 
numerierte  Ausg.,  geb.  in  Perg.  bar  15.—. 

Forrer,  Rob.  Reallexikon  der  prähistorischen, 
klassischen  u.  frühchristlichen  Altertümer  (VIII, 
943  S.  m.  3000  Abb.)  8»  Stuttgart,  W.  Spe- 
mann.  Geb.  28.—. 

Jahrbuch,  Münchner,  der  bildenden  Kunst. 
Hrsg,  von  Ludw.  v.  Buerkel.  2.  Halbjahrsbd. 
1907.  (XI,  65  S.  m.  Äbbildgn.  u.  Taf.)  Lex.  8*^. 
München,  G.  D.  W.  Callweg.  5. — . 

Rosenberg,  Adf.:  Handbuch  der  Kunstgesch. 
2.  verb.  u.  verm.  Aufl.  Mit  903  Äbbildgn.  im 
Text  u.  4 Beilagen.  Hrsg.  v.  Hans  Rosenhagen. 
(VIII.  677  S.)  Lex.  8®.  Bielefeld,  Velhagen  & 
Klasing  08.  Geb.  12.—  ; in  Halbfrz.  15.—. 

Wurzbach,  Alfr.  v..  Niederländisches  Künstler- 
lexikon. Auf  Grund  archiv.  Forschungen  be- 
arbeitet. Mit  nahezu  3000  Monogrammen. 
II.  Bd..  6 Lief.  Queborne-Rembrandt.  Lex.  8^ 
S.  369-448.  4.-. 

Kunstdenkmäler,  die,  desGroßherzogt.Baden 
Beschreibende  Statistik,  hrsg.  v.  DD.  Geh.  Rat 
Dr.-ing.  Jos.  Durm,  Geh.  Hofr.  A.  v.  Oechel- 
haeuser,  Proff.,  u.  Oberschuir.  Dir.  Konservat. 
Geh.  Rat  E.  Wagner.  Lex.  8*^.  Tübingen, 
J.  C.  B.  Mohr.  VII.Bd.  Wingenroth,  Max: 
Die  Kunstdenkmäler  des  Kreises  Offenburg. 
Mit  390  Textbildern,  24Lichtdr.-Taf.,  3Karten 
u.  52  Wappenbildern.  (LXXXVIII,  719  S.)  08. 
Kart,  nn  16.—. 

Kleinere  Beiträge  zur  älteren  Rothen- 
burger Kunstgeschichte,  I.  (A.  Gümbel. 
Repert.  f.  Kunstwiss.,  1.) 

Burlington  Art  Miniatures.  No.  8— Berlin. 
16mo.  in  box.  Is  6d  net  Fine  Arts  Pub.  Co. 

Pictures  of  old  Prague  bg  modern  artists. 
(M.  Glaser.  Studio,  180.) 

Arco,  Luis  del.  Guia  artistica  g monumental 
de  Tarragona  g su  provincia.  Tarragona, 
Tarraconense,  1906,  en  8.®,  con  läminas, 
2,50  ptas. 

Rogal  Winchester.  (L.  Willoughbg.  Connois- 
seur,  79.) 

Baron  A.  E.  Foelkersam  „Opisi  Serebra 
Dwora  Jeho  Imperatorskaho  Welitschestroa“ 
[Inventare  d.  Silbers  d.  Kaisers.]  Petersburg 
1907  4®  Bd.  m.  58  Taf.,  nicht  im  Handel. 


354 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Der  Campo  Santo  der  Herren  della  Scala 
zuVerona.  (G.  Biermann.  Velh.  u.  Klas.  Mo- 
natshefte, 6.) 

Granada.  (K.  Fincke.  Grenzboten,  10.) 

5.  Denkmalspflege, 

Culfure  de  monuments.  — CuHure  of  monu- 
menfs. 

Die  Frage  nach  der  Behandlung  alter 
wieder  aufgedeckter  Wandmalereien. 
(P.  Gerhardt,  Denkmalpfl.,  4.) 

Die  Zubauten  an  der  Äugustinerkirche. 
(Ä.  Starzer.  Monatsbl.  d.  Ältert.  Ver.  Wien,  1.) 

Die  Hohkönigsburg  nach  ihrer  Wieder- 
herstellung. (Korrespond.-Bl.  d.  Gesamtver. 
d.  deutsch.  Ältert.-Ver.,  3.) 

Über  dieKirche  von  Zelasno.  (J. Knossalla. 
Oberschles.  Heimat,  1.) 

Das  Kriegsministerium  in  Wien  u.  d. 
Platz  „Äm  Hof“.  (H.  Tietze.  Jahrb.  d.  K. 
K.  Zentralkomm.,  1907.  3 u.  4.) 

Die  Verbauung  d.  Karlsplatzes  in  Wien 
(M.  D.  eod.) 

Sur  un  temple  desaffecte  (E.  D.  Bull,  de 
l’Ärt,  373.)  [L’Opera  de  Versailles.] 

Notizie  di  Napoli.  [Kirche  della  Croce  di 
Lucca.]  F.  Laccetti.  L’arte,  1.) 

Per  la  solvazione  di  alcuni  affreschi  di 
antica  scuola  lombarda.  (N.  Bertoglio 
Pisani.  Ärte  e Storia.  3—4.) 

6.  Kunstwissenschaft, 

Histoire  de  Vart.  — Hisfory  of  art. 

Ädolf  Furtwängler  (Fr.  Hauser.  Süddeutch. 
Monatsh.  4.) 

Ein  Gedenkblatt  f.d.  Rudelsburg-Dichter. 
Zum  100.  Geburts-  und  50.  Todestag  Franz 
Kuglers  (L.  Hirschberg.  Ztsdir.  f.  Bücherfr.,  12.) 

Franz  Theodor  Kugler.  Zum  50. Todestage 
^ (Ä.  Schröder.  Mitt.  f.  d.  Gesdi.  Berlins,  3.) 

Karl  Koe tschau.  (E.  G.  F.[olcker]:  Svenska 
Dagbl.  Nr.  68.) 

Notice  sur  la  vie  et  les  travaux  d’Eu- 
g e n e M ü n tz.  (E.  Chatelain.  Bull.  d.  l’Äcad. 
d.  Inscript  et  Belles-Ärtes.) 

D.  Deutsche  Verein  f.  Kunstwissenschaft. 
(E.  Hensler.  Köln.  Volksztg.,  4.  II.) 

La  Societe  des  Amis  des  Musees Rogaux 
de  PEtat,  ä Bruxelles.  (Bull.  d.  Mus.  Roy. 
ä Bruxelles,  1.) 

Ludvig  Looström,  60  är  (I.  K— e.  „Svenska 
Dagbladet“  Nr.  31.  (Mit  Portr.) 

Lebendige  Vergangenheit  in  d.  russischen 
Kunstliteratur.  (Baron  N.  Wrangel,  Kri- 
titscheskoje  Obosrenje  I.  08.) 

W.  Hahn.  „Karol  Libelt“  [Poln.  Ästhetiker] 
Lemberg  1907.  8*>  46  S.  u.  3 Abb. 


7.  Iconographie, 

Iconographic. 

Die  Wage  der  Gerechtigkeit.  (Schluß.) 
(E.  V.  Moeller.  Ztschr.  f.  ehr.  Kunst,  11.) 

Das  Christusbild.  (C.  von  Schmidtz-Hof- 
mann.  Glauben  u.  Wissen,  März.) 

L’Art  Fran^ais  de  la  Fin  du  Moyen-Age. 
Les  aspects  nouveanx  du  culte  des  Saints. 
L’Art  et  les  Saints.  (E.  Male.  Revue  des 
deux  Mondes,  3.) 

La  vie  de  Jesus-Christ  racontee  par  les 
imagiers  du  moyen-äge  sur  les  portes 
d’eglises.  [Forts.]  (G.  Sanoner.  Revue  de 
l’art  ehret,  janv.  08.) 

Iconographie  figurative  des  deux  testa- 
men ts.  (L.  C.  Revue  de  I’art  ehret,  jan- 
vier  08.) 

Über  Tizians  sogen.  „Himmlische  u.  ir- 
dische Liebe“.  (A.  Riese.  Kunstchronik,  14.) 

Die  Sängerkanzeln  d.  Florent.  Doms  in 
ihrer  kirchl.  Bedeutung.  (H.  Brockhaus. 
Ztschr.  f.  bild.  Kunst.  6.) 

Zur  Ikonographie  Michelangelos.  (E. 
Steinmann.  Monatsh.  t Kstwiss.,  1/2.) 

Due  conviti  di  Mattia  Preti.  (A.  Conti. 
Bollett.  d’arte,  1.) 

8,  Kulturgeschichte, 

Histoire  de  la  civilisation. 

Hisfory  of  civilisation. 

B rin  ton,  S.  The  Renaissance : Its  Art  and 
Life.  Florence  1450-1550.  Fine  paper  edit. 
Ryl.  4to.  swd.  210s.  net.  Goupil. 

Brown,  J.  Wood.  The  Builders  of  Florence. 
With  over  70  Illustrations  bg  Herbert  Rail- 
ton.  Demy  4^.  (Les  Fondateurs  de  Flo- 
rence, par  M.  John  W.  Brown.  avec 
plus  de  70  illustrations) , toile  Fr.  23.  F. 
Methuen. 

II  tabernacolo  al  Canto  di  San  Sisto  in, 
Firenze  cd  un’antica  cerimonia  litur- 
gica.  (A.  Cocchi.  Arte  e Storia,  3-4.) 

Renässansstudier.  [Med  anledning  av  „Ver- 
ncr  och  Torsten  Söderhjelm,  Italiensk  renäs- 
sans“,  Helsingfors  1907.]  (G.  Nordensvan. 

Dagens  Nyheter,  Stockholm.  4/1.) 

Aus  der  Biedermeierzeit  (G.  Hermann. 
V.  Fels  zum  Meer,  1.) 

Der  Karner  von  Heiligenkreuz.  Ein  Blatt 
aus  der  Baugesdiichte  des  Stiftes.  (W.  Neu- 
mann. Monatsbl.  d.  Altert.-Ver.  Wien,  2.) 

Wl.  Lozinski.  „Zycie  Polskie  w dawnych 
wiekach“.  [Polnisdies  Leben  im  XVI-XVIII 
Jahrh.]  Lemberg  1908.  Gr  8^  246  S.  Kr.  6.—. 


Bibliographie 


355 


9.  Porträt 

Kende-Ehrenstein.  Sammler- Kompendien. 
8^  Wien,  Halm  & Goldmann.  1.  Kende-Eh- 
renstein,  Ä.:  Das  Miniatur-Porträt.  MitlöTaf. 
in  Liditdr.  (XIII,  95  S.)  08.  3.-. 

Probleme  des  Gruppenporträts.  (C.  Gla- 
ser. Beil.  z.  Ällg.  Ztg.,  37.) 

Unähnlidie  Porträtdenkmäler.  (M.  Mayer. 
Kreuzzeitung,  5.  II.) 

Das  Porträt.  [Bespr.  v.  W.  Waetzoldt.] 
(Köln.  Ztg.,  23.  II.) 

The  recent  exhibition  of  works  of  art  of 
the  18th  Century  at  the  Bibi.  Natio- 
nale, Paris.  [Miniatur-Porträts.]  (J.  J.  Pos- 
ter. Connoisseur,  78.) 

Jul.  Janitsch:  Das  Bildnis  Sebast.  Brants 
von  Älbredit  Dürer. 

Jaro  Springer:  Sebastian  Brants  Bild- 
nisse. (Friedländer.  Repert.  f.  Kunstwiss.,  1.) 

Ein  neues  Jugendbildnis  Älbredit  Dürers. 
(Ä.  Weber.  Repert.  f.  Kunstwiss.,  1.) 

Les  portraits  des  rois  de  France  dans  le 
recueil  de  Du  Tillet.  (H.  Omort.  Bullet,  de 
l’acad.  d’inscript.  et  belles-lettres.) 

Nägra  humanistporträtt.  (Harald  Brising: 
Nordisk  Tidskrift  1908,  H.  1.  Mit  3 Portr.  v. 
Qvinten  Matsys. 

Biskopernes  Porträter  i Vor  Frelsers 
Kirke.  (F.-G.  : Morgenbladet,  Kristiania, 
Nr  109.) 

10.  Kostüm. 

Costume. 

Die  Mode.  Menschen  undModen des XIX. Jahr- 
hunderts. (La  mode,  l’homme  et  la  mode  au 
XIXe  siede)  avec  200  illustrations;  vol.  1, 1818- 
1842.  Fr.  6;  relie,  7.50.  [Text  von  v.  Boehn.] 
Ä.  Bruckmann. 

Colour  in  Costume.  (F.  Stewart.  Strand 
Magazine,  205.) 

Über  die  Volkstracht  auf  den  Magdebur- 
gischen  Dorfen.  (R.  Hecht.  Geschichtsbl.  f. 
Magdeburg,  2.) 

D.  bischöfl.  Rationale  als  Brustplatte. 
(B.  Kleinschmidt.  D.  christl.  Kunst,  5.) 

Wl.  Gordzynski.  „Ornat  Dlugosza“.  [D.  Or- 
nat d.  Dlugosz.]  Krakau  1907,  4^  14  S. 

Zur  Methode  d.  waff engeschichtl.  For- 
schung. (W.  Erben,  Ztschr.  f.  histor.  Waf- 
fenk.,  9.) 

Ärchival.  Forsch,  z.  Waffenkunde.  [Forts.] 
(Th.  Gampe,  eod.) 

Die  Waffensammlung  d.  Fürsten  ReuB  j. 
L.  zu  Schloß  Osterstein  bei  Gera.  (M.  v. 
Ehrenthal,  Ztschr.  f.  histor.  Waffenkunde,  9.) 

Waffengeschichtl.  Notizen  aus  e.  Reisebe- 
schreib. z.  Äusg.  d.  Mittelalters.  (D.  v.  Prera- 
donic.  Ztsch.  f.  histor.  Waffenkunde,  9.) 


Ärms  and  armour  in  painting  and  sculp- 
ture.  (Builder,  3395.) 

V.  d.  Vlies-  Äustellung  u.  d.  Turnier  z. 
Brügge  1907.  I.  D.  Waffenwesen  auf  d.  Äus- 
stellung.  (St.  Kekule  v.  Stradonitz.  Ztschr.  f. 
histor.  Waffenkunde,  9.) 

11.  Münzen  und  Medaitlen. 

Namismatique.  ~ Namismafics. 

Pachinger,  Ä.  M.:  Wallfahrts-,  Bruderschafts- 
u.  Weihe-Medaillen  der  gefürsteten  Grafsch. 
Tirol  u.  Vorarlberg.  (XII,  69*S.  m.  4 Äbbild., 
4 Lichtdr.-Taf.  u.  3 Bl.  Erklärgn.)  gr.  8®. 
Wien,  R.  Ludwig  08.  12.—. 

Schmidt,  Berth.,  u.  Carl  Knab:  Reußische  Münz- 
geschichte, bearb.  unter  Mitwirkg.  des  Geh. 
Hofr.  Dr.  Jul.  Erbstein.  (V,  283  S.  m.  17  Taf.) 
Lex.8®.  Dresden,  (W.Baensch)  07.  Bar  nnnlö.— . 
Z.  Zakrzewski.  „O  brakteacie  pamij^tkowym 
Boleslawa  Krzywonstego.“  [Ein  Brakteat  d. 
Boleslaus  Krzywonsty.]  Krakau  1907.  8®.  20  S. 
D.  künstlerische*  Medaille  u.  ihre  Ge- 
schichte. (P.  Herrmann.  Kst.  f.  Älle,  9.) 

Die  deutsche  Renaissance-Medaille.  (O. 

F.  Hoppe.  Stuttg.  Neues  Tagbl.,  29.  II.) 
Betrachtungen  über  Münztypen  u.  einz. 
Münzen  d.  Grafsdi.  Mark.  (Schluß.)  (Th. 
Kirsch.  Berl.  Münzblätter,  74.) 

Ein  Münzfund  im  St.  gallischen  Rhein- 
tal. (J.  Egli.  Anz.  f.  Schweiz.  Ältarschmuck,  3.) 
De  Monten  van  Nederlandsch-Indie.  (J. 
Moquette.  Tijdschr.  v.  Indische  Taal  en  Vol- 
kenk.,  1.  u.  2.) 

Une  medaille  de  Ronsard.  (C.  Gabillot. 
Chron.  d.  arts,  5.) 

Notes  sur  l’histoire  de  l’art  en  Campanie. 

(Ä.  Sambon.  Revue  Numismatique,  4.) 

De  nye  norske  Mynter.  (Bredo  Morgen- 
stjerne:  Samtiden,  Kristiania,  H.  2.)  Mit  1 
Tafel  Äbb. 

12.  Kultur. 

Culture. 

Ohly,  Gymn.-Lehr.  C.  A.:  Zur  Frage  der  ästhe- 
tischen Bildung.  Ein  Wort  zur  prinzipiellen 
Auseinandersetzg.  m.  besond.  Berücksicht,  der 
Volksschule.  (54  S.)  8®.  Aschaffenburg  (C. 
Krebs)  08.  —.80. 

Tradition  oder  Fortschritt?  (E.  W.  Bredt. 
Innendekoration,  Febr.) 

„Germanische  Formlosigkeit.“  (K. Schnitze. 
Kunstwart,  12.) 

Die  Kunst  und  die  neudeutsche  Gesin- 
nung. (R.  Breuer.  Westermanns  Monatsh.,  6.) 
Wirtschaftswerte  der  Kunst.  (E.  Kalk- 
schmidt. Hamb.  Nachr.,  23.  11.) 

Ist  das  Naclcte  unsittlich?  (H.  Magnussen. 
Umschau,  1.  II.) 


356 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Kunst-Verständnis.  (W.  Michel.  Dtsche. 
Kst.  u.  Dekor.,  6.) 

Über  den  gutenund  schlechten  Geschmack. 

(J.  H.  Lux.  Gegenwart,  11,  12.) 

Neue  Schönheiten  und  neue  Äufgaben. 

(C.  Oehring.  Grenzboten,  9.) 

Äufgaben  des Heimatsdiutzes.  (P.Schultze- 
Naumburg.  Kunstwart,  10.) 

Kritik  u.  Interpretation  d.  Erlasses  geg. 
bauliche  Verunstalt,  in  Stadt  u.  Land. 
(Hohe  Warte,  Heft  5 folg.) 
Landesbauordnung  in  Baden  u.  Bau- 
ästhetik. (Stürzenacker.  Denkmalpfl.,  3.) 
Heimatschutz.  (E.  Heyck.  Vom  Fels  zum 
Meer,  9.) 

Kunstgewerbliche  Zeit-  u.  Streitfragen 
(K.  Groß.  Kunstgewerbeblatt,  6.) 

Die  dekorative  Kunst  und  die  Bühne. 

(E.  Sdiur.  Werkkunst,  9.) 

Kinderspiel  und  Kinderspielzeug.  (E. 
Weber.  Säemann,  2.) 

Spielzeug  von  eigener  Hand.  (E.  Toussaint, 
eod.) 

Die  Volkskunst,  ein  Mittel,  d.  Heimatliebe  d. 
Volkes  neu  zu  beleben.  (Dethlefsen.  Denk- 
malspflege, 2.) 

Schule  und  Gegenwartskunst.  (St.  Trd. 
Deutsche  Kultur,  36.) 

Winke  für  die  Beschaffung  eines  Grab- 
mals. Flugblatt,  hrsg.  von  der  Wiesbadener 
Gesellschaft  für  bildende  Kunst,  (v.  Grolmann. 
Christi.  Kunstbl.,  3.) 

Technische  Arbeit  als  Erziehungsmittel. 

(Pabst.  Ztschr.  f.  bild.  Kst.,  5.) 

Contre  les  copies.  (G.  Rivet.  Musee,  1.) 
L’Art  et  la  Societe  industrielle  de  Mul- 
house. (E.  D.  Bull,  de  l’Ärt  ancien  et  mod., 
369.) 

Kunstbetrachtnngen.  (H.  Thoma.  Süddeut- 
sche Monatsh.,  3.) 

JohnRuskins„ForsClavigera“.  (G.  Gräner 
Voss.  Ztg  , 8.  III.) 

Das  schmutzige  Bild.  (F.Engel.  Berl. Tagebl., 
27.  11.) 

Nordiska  musee t.  Äfdelningen  för  de  högre 
ständen.  (Gustaf  Upmark.  „Svenska  Dag- 
bladet“,  Nr.  24  u.  31.  Mit  Äbb.) 

13.  Kunstfragen. 

De  Vart  — Problems  of  arf. 

Der  Mensch  u.  d.  Kunst.  (H.  Kraeger.  Bre- 
mer Nachr.,  1 u.  2.  111.) 

Das  Erleben  des  Sehens.  (H.  v. Hofmanns- 
thal. Kst.  u.  Kstler,,  5.) 

Die  neue  Landschaft.  (G.  G.  Groeger.  Kst. 
f.  Alle,  10.) 

Le  Grand  Art.  (P.  Mouratoff.  La  Toison 
d’Or  XI  u.  XII  07.) 


Die  Kunst  der  Zukunft.  (A.  Hornfeld.  Russ- 
koje  Bogatstwo  I.) 

Le  dilemme  de  la  peinture.  (C.  Mauclair. 
Revue  Bleue,  5,) 

Staat  und  moderne  Kunst.  (M.  v.  Wedder- 
kopp.  Dtsche.  Revue,  II.  08.) 

Falsche  Idealisten.  (K.  Scheffler.  Neue  Rund- 
schau, 3.) 

Künstlerstipendien.  (K.  E.  Schmidt.  Die 
Zeit,  28.  II.) 

14.  Kunstlehre, 

Theorie  de  Vart.  — Aesfhetics. 
Brandenburg,  Hans:  Ästhetische  Aufsätze. 
1903 — 1907.  (109  S.)  8®.  München-Schwabing, 
E.  W.  Bonseis  (08).  2.-. 

Hildebrand,  Ädf.:  Das  Problem  der  Form  in 
der  bildenden  Kunst.  6.  verm.  Äufl.  (XIV, 
164  S.)  80.  Straßburg,  J.  H.  E.  Heitz  08.  3.—  ; 
geb.  bar  3.50. 

Schmarsow,  Aug.:  Erläuterungen  u.  Kommen- 
tar zu  Lessings  Laokoon.  (III,  132  S.)  8^. 
Leipzig,  Quelle  & Meyer  07.  1.60;  geb.  in 
Leinw.  2.20. 

Sinapius,  Dr.:  Tastgefühl  u.  Materie.  (31  S.) 
8®.  Leipzig,  Verlag  f.  Lebensreform  (08). 
-.40. 

Volk  mann.  Führer  zur  Kunst.  Hrsg.  v.  Dr. 
Herrn.  Popp.  8®.  Eßlingen,  P.  Neff.  Jedes 
Bdchn.  1.—.  — 14.  Volkmann,  Dr.  Ludw.  Das 
Bewegungsproblem  in  der  bildenden  Kunst. 
Mit  30  Abbildgn.  im  Text.  (62  S.)  08. 
Wasnetzoff,  Apollinarius:  „Chudoshes- 
two“.  [Versuch  einer  Analyse  der  Begriffe 
der  Malerei.]  Moskau  1908.  8®.  133  S. 

R.  1.—. 

Das  Gesetz  d.  Stilwechsels  i.  d.  Kunst. 

(A.  Lange.  Kst.  f.  Alle,  12  bis  14.) 
Espressione  ed  arte.  (M.  Porena.  Rivista 
d’  Italia,  2.) 

Ausdruckskunst.  (K.  Steinacker.  Tägl.  Rund- 
schau, 13.  III.) 

Die  synthetische  Kunst.  (H.  Lichtenberger 
Berl.  Tagebl.,  10.  II.) 

L’ Antropologia  e le  arti  belle.  (V.  Giuf- 
frida-Ruggeri.  Rivista  d’  Italia,  12.) 
Architektur  und  Ästhetik.  (A.  v. Hartmann. 
Preuß.  Jahrb.,  1.) 

Karl  Plancks  Kunstauffassung.  (R.  Planck. 
Christi.  Kunstbl.,  2,  3.) 

Winckelmanns  Kunsttheorie  in  Goethes 
Fortbildung.  (E.  Castle.  Ztschr.  f.  österr. 
Gymnasien,  1.) 

Ein  Kanon  der  schönen  Form.  [Besprech. 
V.  Wyneken,  Aufbau  der  Form.]  (A.  K.  Voss. 
Ztg.,  8.  II.) 

Schellings  Rede:  Über  das  Verhältnis  der 
bildenden  Künste  zur  Natur.  (W.  Kinkel.  Ztschr. 
f.  Philosoph,  u.  philos.  Kritik,  2.) 


M 

DERKUNSrWMLER 

ORGAN  FÜR  DEN  INTERNATIONALEN  KUNSTMARKT 
UND  DIE  INTERESSEN  DER  SAMMLER. 

UainW 1^  vVV# 

En 

DIE  SAMMLUNG  CHERAMY. 

1. 

Vor  wenigen  Tagen  wurden  wir  durch  die 
Nachricht  überrascht,  daß  die  berühmte  Samm- 
lung Cheramg  bereits  in  den  ersten  Tagen  des 
Mai  (am  3.,  4.,  5.)  unter  den  Hammer  kommen 
soll.  Was  der  Sammlung  Cheramg,  man  kann 
sagen,  ihren  europäischen  Ruf  eingetragen  hat, 
war  ihre  geschlossene  Äuswahl , die  sich 
auf  wenige  Kunstgebiete  beschränkte,  hier 
aber  eine  Serie  von  Werken  von  höchstem 
entwicklungeschichtlichen  Interesse  zusammen- 
brachte. Zielbewußtes  Sammeln  ist  von  jeher 
eine  Tugend  des  Pariser  Ämateurs  gewesen. 

Wir  geben  im  folgenden  einen  kurzen  Über- 
blick über  diese  berühmte  Sammlung,  über  die 
kürzlich  eine  Veröffentlichung  von  Julius  Meier- 
Graefe  und  Erich  Klossowski  erschienen  ist.  Der 
Katalog  der  vente  ist  noch  nicht  ausgegeben. 
Äls  Experten  fungieren  Haro  und  Georges  Petit. 
Bei  dem  Bericht  über  die  vente  selber  werden 
wir  Gelegenheit  nehmen,  ausführlicher  auf  die 
Einzelheiten  zurückzukommen. 

Die  Sammlung  Cheramg  umfaßt  drei  ver- 
schiedene Teile,  die  alten  Meister,  die  englische 
Schule  und  Werke  moderner  französischer 
Meister.  Besonders  bekannt  sind  die  englischen 
Werke  der  Kollektion,  da  in  ihrer  Mitte  eine 
Anzahl  prächtiger  Constables  stehen,  ein  auf 
dem  Kontinent  seltener  Schatz. 

Unter  den  alten  Bildern  ragt  zunächst  eine 
Giuppe  von  Werken  der  oberitalienischen  Schulen 
hervor,  von  Crivelli  eine  Madonna  mit  dem 
Jesuskind  von  Engeln  umgeben,  von  der  Mai- 
ländischen Schule  ein  Andrea  Solar  io,  zwei 
Madonnen  von  Boltraffio  und  eine  interes- 
sante Replik  der  Madonna  in  der  Felsgrotte 
von  Leonardo.  Diese  italienischen  Werke  sind 
eine  Art  Präludium  für  die  übrige  Sammlung, 
deren  Ensemble  uns  anmutet  wie  ein  geist- 
reicher Essag  nicht  über  die  moderne  Malerei, 
sondern  vielmehr  über  die  Entwicklung  des 
Malerischen  in  den  letzten  Jahrhunderten.  Sie 
ist  wie  eine  Reihe  zusammenhängender  Apho- 
rismen, die  alle  demselben  Geist  entsprungen 
sind,  die  das  angeschlagene  Thema  immer  wieder 


CONSTABLE:  La  Charette  de  foin 
□ No.  13  du  Cataloguc  □ 


neu  und  interessant  beleuchten,  ohne  auf  die 
pedantische  Umständlichkeit  eines  Handbuches 
Anspruch  zu  machen. 

Bei  der  spanischen  Schule  hat  Cheramg  die 
beiden  großen  pt  oblemreichen  Meister  bevor- 
zugt, die  neben  Velazquez  die  großen  Anreger 
für  die  Moderne  geworden  sind,  und  hier  wie 
bei  dem  Reste  der  Sammlung  war  der  Sammler 
darauf  bedacht,  neben  das  repräsentative  Galerie- 
stück die  intimen  Studien  und  Skizzen  zu  stellen, 
in  denen  die  Künstler  vielleicht  innigere  Ge- 
heimnisse ihres  Innern  offenbart  haben.  Und 
sind  nicht  gerade  solche  impulsive  Skizzen  durch 
ihre  persönliche  Sprache  die  eindringlichsten 
Ratgeber  der  heutigen  Kunst  geworden? 

Von  dem  Greco  besitzt  Cheramg  einen 
machtvollen  heiligen  Bernhard,  eine  Pieta  und 
eine  unglaublich  frische,  flimmernde  Skizze  zu 
dem  Hochaltarbild  der  Kathedrale  von  Toledo, 
das  die  Gefangennahme  Christi  darstellt.  Diese 
Skizze  wurde  nach  dem  Vermerk  auf  der  Rüde- 
seite für  die  Herzogin  von  Alba,  gemalt. 
Goga  ist  neben  dem  großen  Porträt  der  Lola 
Ximenez  durch  eine  kleine  Skizze  zu  dem  im 
Prado  befindlichen  großen  Bilde  der  Familie 
Karl  IV  vertreten. 

An  älteren  Franzosen  ist  nur  ein  Porträt 
Sedaines  von  Chardin  zu  nennen. 


358 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


DELRCROIX  (Eugene):  Chef  arabe 
□ No.  294  du  Catalogue  (pastel)  □ 


Die  englischen  Bilder  der  Sammlung  Cheramg 
geben  ein  charakteristisches  Gesamtbild  gerade 
des  Zweiges  der  englischen  Kunst,  der  in  den 
zwanziger  Jahren  so  außerordentlich  stark  auf 
die  französische  romantisdie  Malerei  eingewirkt 
hatte:  1820—22  hatte  Gericault  in  London  ge- 
lebt. Bonington  hatte  Delacroix  und  Gericault 
mit  der  Kunst  seiner  Heimat  bekannt  gemacht, 
auf  dem  Salon  von  1824  machten  die  Werke 
Constables  auf  Delacroix  den  tiefsten  Eindruck, 
neben  denen  auf  diesem  Salon  noch  Werke 
von  Bonington,  Copley  Fielding  und  Lawrence 
zu  sehen  waren.  Bei  Cheramg  finden  wir  zu- 
nächst die  glänzende  Reihe  der  34  Constables, 
unter  denen  zu  erwähnen  sind:  die  Häuser  in 
East  Bergholt,  Frecton  Tower  near  Ipswich, 
die  zwei  in  ihrer  schwermütigen  Melancholie 
an  Ruysdael  gemahnenden  Landschaften  mit 
der  Kirche  von  Stoke,  der  Heuwagen,  die  breiten 
Linien  von  Hampstead  Heath,  die  frische  Im- 
pression der  „Fischerboote“,  Malvern  Hall,  War- 
widkshire,  der  Frühling,  der  Park  von  Salisbury 
mit  Mrs.  Constable  und  Mrs.  Fisher  im  Vorder- 
gründe, die  berühmte  Jubelfeier  von  Waterloo 
in  East  Bergholt  und  der  „Sonnenuntergang“, 
in  dem  die  Luftmalerei  unserer  heutigen  Größten 
schon  fertig  zu  sein  scheint.  Turner  ist  mit 
nur  zwei  Werken,  darunter  „des  Künstlers  Haus 


in  Twidcenham“  vertreten.  Interessant  ist  der 
Vergleich  dieser  Vorläufer  des  modernen  Natur- 
empfindens mit  der  älteren  aus  Rubens  hervor-  i 
gegangenen  Kunst  der  Landschaftsschilderung,  j 
wie  sie  sich  in  den  zwei  schönen  Landschaften  | 
von  Gainsborough  offenbart.  Ruch  die  eng- 
lischen Porträtisten  bilden  eine  glänzende  Reihe, 
von  Reynolds  machtvollem  Bildnis  Garridcs: 
über  Romneys  Lady  Hamilton  zu  Raeburns, 
Lawrence  und  Hoppners  weiblichen  Bild- 
nissen. Von  der  Schule  der  Genremaler  steht 
ein  köstlicher  Morland,  „die  Zigeuner“,  einem 
etwas  harten  Landseer,  „Mutter  und  Kind“, 
gegenüber.  Von  Bonington,  dem  Bindeglied 
zwischen  Engländern  und  Franzosen,  zwei  Werke, 
darunter  eine  Rnsicht  von  Paris. 

Den  Kern  der  Sammlung  Cheramy  bilden 
die  französischen  Romantiker.  Ihr  Vorläufer 
Gros  leitet  mit  einem  wuchtigen  Porträt  der 
Mlle.  Mezeray  die  Reihe  ein.  Die  17  Werke 
von  Gericault  geben  ein  Gesamtbild  vom 
Schaffen  dieses  Künstlers,  da  neben  dem,  einst  in 
Delacroix  Besitz  befindlichen,  großen  „lancier 
rouge“  neben  das  vollendete  Porträt  von  Geri- 
caults  Freund  Jamar  eine  Reihe  Skizzen  und 
Studien  treten:  so  die  zu  dem  Chasseuroffizier 


GOYR:  Lola  Ximenez 


Der  KunstsammlGr 


359 


im  Louvre,  Entwürfe  und  Studien  (Leichenköpfe) 
für  das  Medusenfloß,  Pferde-  und  Rennplatz- 
studien, die  Verwundeten  von  Missolunghi  und 
endlidi  zwei  Hauptstücke  aus  der  Serie  der 
Wahnsinnigen;  die  „Neidische“,  gewöhnlich  „la 
folle“  genannt,  und  der  „Kleptomane“. 

Von  Delacroix  enthält  die  Sammlung  nicht 
weniger  als  76  Werke,  meist  Skizzen:  Eine 
Reihe  Skizzen  und  Entwürfe  zum  Gemetzel  auf 
Sdiios,  das  seinerzeit  auf  dem  Salon  von  1824 
den  Kampf  um  sich  entfesselte,  Skizzen  zum 
Tode  Sardanapals,  die  wunderbare  Phantasie 
vom  König  Rodrigo,  von  deren  improvisierter 
Entstehung  Dumas  Memoiren  berichten,  das 
seltsame  Bildnis  Paganinis,  eine  Reihe  Äquarelle 
und  die  Skizzen  zu  den  Fresken  im  Palais 
Bourbon. 

Neben  den  Romantikern  sind  die  Klassiker 
durdi  eine  Reihe  hervorragender  Werke  ver- 
treten, unter  den  5 Davids  die  Skizze  zu 
seinem  Rompreis:  „Erasistratos  entdeckt  den 
Grund  der  Krankheit  des  Äntiodius“,  das  Por- 
trät der  Marquise  von  Pastoret  (1792),  eines 


DELÄCROIX:  Paganini 


GERICÄULT:  □ 

Skizze  zum  „chasseur  ä cheval“ 

dieser  halb  skizzenhaft  behandelten  Bildnisse, 
in  denen  David  uns  heute  am  nächsten  steht, 
und  das  herbe  Porträt  der  Mme.  de  Tangrg. 
Von  Prudhon  ein  Entwurf  zu  einem  Triumphe 
Bonapartes  und  neben  einigen  kleineren  Skizzen 
eine  sehr  schöne  zu  dem  „verfolgten  Ver- 
brechen“ im  Louvre. 

Von  Ingres  eine  Variante  zum  Oedipus  des 
Louvre,  eine  Bäuerin  von  Palermo,  das  Bildnis 
des  Bildhauers  Lemogne  und  einige  Studien. 
Besonders  wichtig  ist  eine  Skizze  zu  der  unvoll- 
endeten Freske  des  „goldenen  Zeitalters“  in 
Dampierre.  3 Werke  Chasseriaus  wären  hier 
noch  anzuführen. 

Von  den  sich  um  die  Schule  von  Barbizon 
gruppierenden  Meistern  fällt  zunächst  Corot 
mit  24  Werken  auf,  darunter  eine  Reihe  ent- 
zückender italienischer  Landschaften  aus  des 
Meisters  Frühzeit;  wie  die  Terrazza  Doria  in 
Genua,  der  Tempel  des  Jupiter  Stator  und  eine 
Reihe  köstlicher  intimer  Skizzen,  an  figürlichem 
die  „kleine  Elster“,  ein  liebreizendes  Bildnis 
eines  kleinen  Mädchens.  Der  Hohlweg  von 
Rousseau,  9 Millets,  eine  arabische  Fischer- 
frau von  Decamps,  eine  Kindergruppe  und 
ein  Waldinneres  von  Diaz,  von  Daumier, 
eine  Zeichnung,  einen  Maler  vor  seiner  Staffelei 
darstellend,  einige  Tierzeichnungen  von  Barge, 
zwei  Tassaert  gliedern  sich  der  schönen  Serie 
der  Corots  an. 


360 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


COROT:  Genzano,  pres  du  Lac  Nemi 
□ No.  131  du  Catalogue  □ 


Äuch  neuere  Meister  sind  mit  wichtigen 
Stücken  vertreten.  Couture,  Courbet  (badende 
Frauen,  Copie der Hille-Bobbe)  Puvis  de  Cha- 
vannes  (3  Werke),  Gustave  Moreau  (2), 
einer  der  köstlichen  Fächer  von  Pissarro, Manet, 
Degas,  darunter  ein  sehr  bemerkenswertes 
Mädchenbildnis,  und  unter  3 Renoirs  das  be- 
rühmte Wagnerporträt. 

Eine  Eigentümlichkeit  der  Sammlung  Cheramy 
wäre  noch  zu  erwähnen:  die  Kopieen  von 
Meistern  nach  berühmten  Werken:  die  Serie 
beginnt  mit  Mona  Lisa  von  Greco  kopiert,  es 
folgen  die  Hille-Bobbe  von  Courbet,  die  Dante- 
barke  von  Manet,  eine  freie  Interpretation  der 
kleinen  Reiter  des  Velazquez  von  Manet,  und 
endlidi  eine  dieser  köstlichen  Kopieen  Fantin 
Latours  nach  den  Kreuzfahrern  Delacroix’,  in 
der  die  im  Original  leider  heute  schon  ver- 
blassende Farbenpracht  noch  prächtig  erstrahlt. 

Einige  dieser  Werke  sind  vom  Verkauf  aus- 
geschlossen, da  sie  persönliche  Geschenke  der 
Künstler  sind  oder  testamentarisch  über  sie 
verfügt  wurde,  der  Rest  wird  Anfang  Mai  in 
alle  Winde  gehen,  hoffentlich  wird  manches 
der  Stücke  seinen  Weg  nach  Deutschland 
nehmen.  R.  A.  M. 

s 

EIN  DEUTSCHES  FRITTENPORZEL- 
LAN  DES  18.  JAHRHUNDERTS. 

Es  ist  bekannt,  daß  fast  alle  Länder  Euro- 
pas, denen  es  im  18.  Jahrhundert  selbst  nach 
der  Erfindung  des  Porzellans  in  Dresden  durch 
Böttger  im  Jahre  1709  nicht  gelingen  wollte, 
hinter  das  Geheimnis  desselben  zu  gelangen, 
sich  mit  einem  Surrogat  zu  helfen  suchten,  dem 
sogenannten  Weich-  oder  Frittenporzellan,  so 
genannt,  weil  es,  äußerlich  mehr  oder  weniger 
dem  echten  Porzellan  gleichend,  dennoch  eigent- 
lich nur  eine  Art  Glas  war,  das  aber  technisch 


nicht  wie  dieses,  sondern  wie  ein  keramisches 
Produkt  behandelt,  d.  h.  nicht  geblasen,  son- 
dern töpfermäßig  auf  der  Drehscheibe  aufge- 
dreht wird.  Es  erhielt  eben  darum  auch  keine 
jener  inneren  Vorzüge  des  echten  Porzellans 
um  derenwillen  man  dies  in  Europa  immer  so 
geschätzt  und  seine  Nacherfindung  beständig 
versucht  hatte. 

Ebenso  bekannt  ist  es  auch,  daß  ein  derarti- 
ges Frittenporzellan  durch  Generationen  hindurch 
das  auschließliche  Porzellanerzeugnis  gewesen 
ist,  das  Frankreih,  Italien,  Spanien  fast  bis  zum 
Ende  des  18.  Jahrhunderts  hergestellt  haben, 
indem  sie  es  freilich  vielfach  zu  einer  hohen 
Kunst  zu  erheben  verstanden.  Gänzlih  unbe- 
kannt ist  es  jedoch  bis  jetzt  gewesen,  daß  auch 
Deutschland,  das  Land  der  Erfindung  des  ehten 
Porzellans,  einmal  ein  solhes  Frittenporzellan 
hergestellt  hat  und  zwar  ein  so  seltsames,  daß 
ihm  die  ganze  europäishe  Porzellankunst  nichts 
Gleihes  zur  Seite  zu  stellen  haben  dürfte.  Dies 
ist,  wie  sih  jetzt  nachweisen  läßt,  in  der  um 
1760  gegründeten  Thüringer  Fabrik  geschehen, 
die  für  gewöhnlih  als  Rudolstädter  Porzellan- 
fabrik bezeihnet  wird,  obwohl  sie  anfangs  in 
Sitzendorf,  dann  in  Volkstedt  ihren  Sitz  gehabt 
hat,  und  der  Beweis  hierfür  sind  einige  mit  der 
Marke  dieser  Fabrik,  der  Gabel  bezeihnete 
Porzellane,  die,  bisher  völlig  unbeachtet,  im 
Porzellanzimmer  des  Schlosses  zu  Arnstadt  im 
Fürstentum  Schwarzburg-Sondershausen  sich  be- 
finden und,  wie  sich  weiter  unten  zeigen  wird, 
als  Frittenporzellan  nicht  zu  verkennen  sind. 

Diese  Rudolstädter  Fabrik  ward  um  1760 
begründet  von  einem  gewissem  Georg  Heinrich 
Macheleid,  der,  1723  als  Sohn  eines  Arzencilabo- 
ranten  geboren,  anfangs  sich  der  Theologie  ge- 
widmet hatte,  dann  aber  seiner  inneren  Neigung 
folgend,  sich  den  Naturwissenschaften  ergab  und 
hierbei  mit  ganz  besonderem  Eifer  auf  die  Er- 
findung des  Porzellans  ausging.  Hierüber  hatte 
er  schon  auf  der  Universität  Jena  von  dem  da- 
mals so  berühmten  Lehrer  der  Naturwissen- 
schaft Hamberger  ein  Rezept  vernommen,  nach 
welchem  es  aus  Ton  und  Kieselerde  bestehen 
sollte.  Nun  mischte  er  allen  Sand  und  alle 
Tonarten,  die  er  erlangen  konnte,  zusammen, 
doch  zunächst  ganz  vergeblich.  Da  soll  ihm 
eine  Frau  Streusand  zum  Verkaufe  gebracht 
haben,  von  dem  er  sich  einen  kleinen  Vorrat 
anschaffte,  um  auch  mittels  ihm  die  Porzellan- 
herstellung zu  versuchen.  Und  sie  gelang.  Aber 
nun  war  die  Frau  fort,  er  wußte  nicht,  woher 
sie  gekommen,  und  als  daher  sein  Vorrat  er- 
schöpft war,  war  er  so  weit  wie  vorher.  Nun 
durchsuchte  er  die  ganze  Umgebung  und  forschte 
nach  dieser  Erde,  bis  er  sie  schließlich  in  einem 


Der  Kunstsammler 


361 


J Steinbrudi  bei  Königsee  zu  finden  glaubte.  Und 
^ nun  glückte  ihm  die  Porzellanherstellung  in  der 
X Tat  von  Neuem,  so  gut,  daß  er  eine  Eingabe 
^ an  den  Fürsten  Joh.  Friedrich  von  Schwarzburg 
machen  konnte  um  ein  Privileg  zur  Errichtung 
einer  Porzellanfabrik,  die  dann  zur  Gründung 
der  Rudolstädter  Fabrik  geführt  hat.^) 

Indessen,  wenn  diese  Überlieferung  wirklich 
wahr  ist,  dann  war  diese  Fabrik  begründet,  be- 
vor Madieleid  das  wirklich  echte  Porzellan  ge- 
funden hatte.  Denn  nimmer  kann  dies  ent- 
stehen aus  der  Vermischung  irgendeines  Tones 
mit  Kieselerde,  d.  h.  mit  Sand  oder  Quarz,  da 
Porzellan  bekanntlich  ein  Gemisch  von  einer 
bestimmten  feuerfesten  Erde,  genannt  Kaolin 
und  Feldspat  oder,  wenn  auch  seltener,  Kalk 
ist.  Äus  jenen  Bestandteilen  konnte  nur  im 
günstigsten  Falle  ein  Frittenporzellan  hervor- 
gehen, mithin  jenes  minderwertige  Surrogat, 
das  damals  so  oft  als  Ersatz  für  das  edite  Por- 
zellan hat  gelten  müssen  und  doch  bei  der 
keramisdien  Unkenntnis  der  Zeit  so  oft  für  das 
edite  Porzellan  gehalten  worden  ist. 

Einem  derartigen  Resultate  entsprechen  aber 
nun  ganz  die  oben  erwähnten  Stücke.  Es 
sind  dies  vier  kleine,  henkellose  Täßdien  mit 
Untertassen,  die  zunädist  ganz  wie  chinesische 
Porzellane  aus  der  Zeit  der  sogenannten  Familie 
rose  aussehen.  Wie  so  häufig  jene,  zeigen  auch 
sie  einen  farbigen,  mit  geometrischem  Grund- 
muster versehenem  Grund,  der  in  zwei  Äus- 
sparungen  die  für  diesen  Stil  typischen  Blumen- 
zweige mit  in  Rosa  gehaltenen  Päeonien  vor- 
führen. Nur  ist  der  Grund  hier  immer  gelb,  in- 
des bei  den  chinesischen  Porzellanen  mehr 
rötliche  oder  blaue  Töne  vorwiegen.  Im  übrigen 
aber  ist  die  Nachahmung  der  chinesisdien  Por- 
zellane in  Zeichnung  wie  Farbe  gut  gelungen, 
J namentlich  auch  das  dieser  ganzen  Gattung  den 
« Namen  gebende  Rosa.  So  stehen  diese  Stücke 
J künstlerisch  ziemlich  hoch  da.  Technisch  da- 
^ gegen  um  so  tiefer.  In  dieser  Beziehung  er- 
scheinen sie  so  primitiv,  wie  nur  irgend  mög- 

ilich,  in  der  Masse  sogar  fremdartig  und 
alleinstehend,  wie  sicherlich  kein  anderes  Por- 
zellan Europas.  Sie  sind  plump  in  den  Wan- 
dungen, nicht  gleichmäßig  rund  aufgedreht,  die 
Glasur  ist  trocken  und  stellenweise  wie  mit 
- schmutzigem  Staub  bestreut.  So  geben  sie  sich 
, ganz  als  Versuchsstücke.  Die  Masse  aber  ist 
gelblich,  wie  Elfenbein,  dann  aber  zwar  durch- 
^ aus  durdischeinend,  wie  echtes  Porzellan,  doch 
' so  weich,  daß  man  sie  schon  mit  dem  Finger- 
. nagel  zerkratzen  kann.  So  steht  man  hier  in  der 


Sticda.  Die  Änfänge  der  Porzellanfabrikation  auf 
dem  Thüringer  Walde.  Jena  1902.  S.  30. 


Büste  eines  sächsisch-thüring.  Prinzen 
in  Rudolstädter  Weichporzellan. 

□ Königl.  Porzellansammlung,  Dresden.  □ 


Tat  vor  einem  Frittenporzellan  und  zwar  einem 
in  der  Masse  so  weichem,  wie  es  Europa  nicht 
wieder  hergestellt  hat,  ja,  wie  man  es  einzig 
und  allein  in  Persien  wiederfindet,  in  welchem 
Lande  gleichfalls  ein  ganz  ähnliches  durch- 
scheinendes, elfenbeinfarbenes  und  leicht  zer- 
bröckelbares Produkt  spätestens  im  18.  Jahr- 
hundert fabriziert  worden  und  auch  gelegentlich 
damals  nach  Europa  hinüber  gebracht  worden 
ist.  Doch  dürfte  diese  Überstimmung  hier  nur 
eine  zufällige  sein,  da  dieses  persische  Pro- 
dukt damals  zu  selten  war,  um  zu  einer  Nach- 
ahmung irgendwie  Änlaß  geben  zu  können. 

Interessant  jedoch  ist,  daß  sich  noch  ein  Er- 
zeugnis dieser  Ärt  erhalten  hat,  das  sicherlich 
gleichfalls  aus  der  Rudolstädter  Fabrik  hervor- 
gegangen ist.  Es  ist  die  hier  abgebildete  Büste 
eines  Prinzen  auf  einem  Sockel  an  dem  das 
sächsische  Wappen  hängt,  die  sich  in  der  Por- 
zellansammlung zu  Dresden  befindet,  für  die  sie 
im  Jahre  1879  als  „Hubertusburger  Fayence“ 


362 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


angekauft  worden  ist.  Äudi  hier  ist  das  rein 
künstlerische  wieder  merkwürdig  weit  fortge- 
schritten, auch  technisch  steht  sie  höher  als  jene 
Tassen.  Äber  die  Masse  ist  ganz  genau  die- 
selbe, wie  bei  jenen:  sie  ist  wieder  ganz  gelb- 
lich und  durdisdheinend  und  ebensowenig  kom- 
pakt. Kein  Mensch  würde  dies  Stück  zunächst 
für  „Porzellan“  halten  und  doch  kann  es  wieder- 
um nur,  weil  es  durchscheinend  aber  nicht  hart 
ist,  ein  Frittenporzellan  sein. 

Äus  allen  diesen  Stücken  aber  dürfte  her- 
vorgehen, daß,  da  diese  künstlerisch  schon  ziem- 
lich vorgeschritten  sind,  die  Fabrik  von 
Rudolstadt  doch  beträchtliche  Zeit  ein  Fritten- 
porzellan produziert  haben  muß. 

E.  Zimmermann. 

s 

ITALIENISCHER  KUNSTSCHMUGGEL. 

Von  Zeit  zu  Zeit  geht  durch  die  italienische 
Presse  ein  Schrei  der  Entrüstung  über  heimlichen 
Export  von  Kunstwerken  ersten  Ranges.  Von 
Seiten  der  Regierung  wird  alsdann  versichert, 
daß  die  Schuldigen  wegen  ihrer  Verletzung  des 
gesetzlichen  Ausfuhrverbotes  zur  Verantwor- 
tung gezogen  werden  sollen,  man  hört  aber 
nie  davon,  daß  dies  in  Wirklidikeit  geschehen 
ist.  Jetzt  handelt  es  sich  wieder  einmal  um 
einen  solchen  Fall:  die  Madonna  der  Luca 
Signorelli,  die  sich  im  Palazzo  Man- 
cini  in  Cittä  di  Castello  befand,  ist  in  der 
National-Gallerg  in  London  aufgetaucht; 
alle  zuständigen  Behörden  wußten  nichts  von 
ihrem  Flug  über  die  Alpen.  Das  Bild,  das 
seinerzeit  in  einem  Keller  in  Montone  entdeckt 
wurde,  ist  signiert  und  1515  datiert  und  dadurch 
natürlich  besonders  wichtig.^) 

Angesichts  dieses  chronischen  Zustandes  von 
Gesetzesverletzung  ist  es  nun  sehr  bemerkens- 
wert, wie  ein  sachverständiger  Beurteiler,  J.  W. 
Palmarini,  Sekretär  der  „Ufficio  per  l’esporta- 
zione  degli  oggetti  d’Arte“  zu  Florenz,  sich  in 
der  letzten  Nummer  des  „Marzocco“  über  die 
für  Italien  so  wichtige  Angelegenheit  äußert. 
Eine  Zahl  möchte  da  zuerst  hervorgehoben 
werden;  ihm  Jahre  1907  wurden  alte  künst- 
lerische Erzeugnisse  im  Werte  von  sage  und 
schreibe  nur  162740  Lire  dem  Ausfuhramt  von 
Florenz  vorgelegt.  Wer  da  weiß,  daß  Florenz 
die  Zentrale  des  italienischen’ Kunsthandels  ist 
und  aus  Verfolgung  der  Ankäufe  der  Galerien 
und  der  Privaten  sich  ein  ungefähres  Bild  da- 
von gemacht  hat,  wie  hoch  in  Wahrheit  sich 

')  Wie  sich  nachträglich  ergeben  hat,  ist  das  Bild  doch 
mit  Erlaubnis  des  Ausfuhramtes  und  zwar  desjenigen  in 
Rom  exportiert  worden. 


die  Werte  der  exportierten  Gegenstände  be- 
laufen, dem  ist  klar,  daß  jene  Summe  vielleicht 
den  hundertsten  Teil  des  effektiven  Exportes 
bedeutet,  und  daß  das  Gesetz  in  ungeheuer- 
licher und  öffentlicher  Weise  übertreten  wird. 
Daß  dem  aber  so  ist,  daß  das  stumme  Zusehen 
der  Behörden  konstant  geworden  ist,  das  ist 
nur  die  natürliche  Folge  der  maßlosen  Lasten, 
die  das  Gesetz  dem  Verkäufer  auferlegt  und 
der  Ungerechtigkeit,  die  darin  liegt,  jemandem 
die  Veräußerung  seines  Besitzes  überhaupt  zu 
verbieten,  ohne  daß  der  Staat  bereit  ist,  auch 
nur  zu  einem  halbwegs  der  heutigen  Lage  des 
Kunstmarktes  entsprechendem  Preise  das  vom 
Ausfuhrverbot  betroffene  Werk  zu  erwerben. 
Selbst  aber  wenn  Ankäufe  geschehen,  so  ziehen 
sich  die  Verhandlungen  endlos  hin  und  bei 
einem  großen  Preise  würde  die  Kaufsumme  auf 
eine  Reihe  von  Jahren  verteilt.  Dasjenige,  was 
meist  die  Besitzer  von  hervorragenden  Kunst- 
werken zu  ihrer  Veräußerung  treibt,  die  Not- 
wendigkeit schneller  Geldbeschaffung  findet  bei 
einem  Verkauf  an  den  Staat  nicht  seine  Be- 
friedigung. So  ist  denn  der  heimliche  Export 
der  Kunstwerke  die  einzige  Möglichkeit,  die 
den  Verkäufern  offen  bleibt,  und  sie  haben  ihren 
Kunstschmuggel  in  raffinierter  Weise  organisiert. 
Und  daß  eben  die  Ufficii  per  l’esportazione 
degli  oggetti  d’arte  nicht  imstande  sind  eine 
wirksame,  Überwachung  auszuüben,  das  wird 
aus  den  Ausführungen  Palmarinis  nur  allzu 
klar.  Er  unterscheidet  drei  Formen  des  Kunst- 
schmuggels: den  Detailschmuggel,  den  organi- 
sierten Großschmuggel  und  den  offiziellen 
Schmuggel.  Im  Gepäck  der  Reisenden,  in  Auto- 
mobilen, auf  Privatj achten,  mit  Möbeltrans- 
porten wandert  in  einzelnen  Stücken  eine  Menge 
der  ausfuhrsteuerpflichtigen  oder  von  der  Aus- 
fuhr ausgeschlossenen  Kunstgüter  aus  dem  Lande. 
Der  organisierte  Kunstschmuggel  wählt 
den  Weg  des  Meeres;  mit  Fischerboten  werden 
ganze  Ladungen  den  passierenden  Dampfern 
zugeführt.  Von  geradezu  komischem  Charakter 
ist  aber  der  offizielle  Kunstschmuggel, 
der  die  großen  Kunstwerke,  „versehen  mit  allen 
religiösen  Tröstungen  der  Ausfuhrämter:  Siege- 
lung, Verschnürung,  Erlaubnisschein  usw.“  ins 
Ausland  bringt.  Im  Ausfuhramt  erscheint  eine 
, Kiste,  um  mit  der  Erlaubnis  der  Ausfuhr  aus- 
gestattet zu  werden.  Irgend  eine  moderne 
Marmorbüste  ist  darin.  Sie  wird  im  Amt  zu- 
genagelt, kreuzweise  verschnürt,  plombiert  und 
verabschiedet.  Im  Magazin  des  Spediteurs 
wird  nun  ein  Brett  des  Deckels  nach  dem  an- 
deren losgelöst,  der  alte  Inhalt  entfernt,  und 
durch  wichtige  Schmuggelwaren  ersetzt.  So 
kann  dann  sehr  gut  eine  Büste  des  Donatello 


Der  Kunstsammler 


365 


mit  der  Erlaubnis  desÄmtes,  welches  über  den 
heimlidien  Export  wachen  soll,  ins  Äusland 
ziehen.  Ein  anderer  Modus  besteht  darin  nasse 
Stricke  zur  amtlichen  Verschnürung  zu  nehmen  ; 
wenn  sie  gut  getrocknet  sind,  verlängern  sie 
sicli  ansehnlidi,  können  von  der  alten  Kiste  ab- 
gestreift  und  auf  eine  andere  Kiste  bedeuten- 
deren Inhalts  aufgestreift  werden.  Oder  ein 
Bild  wird  in  eine  dicke  Holztafel  mit  einer  Kopie 
nach  einem  Trecentobilde  eingelassen.  Bei 
kleinen  Ämtern  wird  auch  ein  altes  Stück  als 
Fälschung  bezeichnet  werden  können  und  als 
solches  die  Erlaubnis  zum  Export  erhalten. 

Älle  solche  Praktiken  zu  verhüten  fehlt  den 
Behörden  jede  Möglichkeit.  Will  Italien  seinen 
Privatbesitz  an  Kunstwerken  erhalten,  so  muß 
es  eben  zu  Käufen  sdireiten.  Seit  einigen 
Jahren  sind  bereits  ansehnliche  Änkäufe  durch 
den  Staat  geschehen.  Das  neue  Gesetz  über 
diese  Materie,  das  am  12.  Februar  d.  J.  von 
der  Deputiertenkammer  angenommen  ist  und 
demnächst  vor  den  Senat  kommt,  schafft  nun 
einen  bedeutenden  Fonds,  welcher  auf 
breiterer  Basis  eine  positive  Funktion  des 
Staates  neben  dem  Verbot  der  Äusfuhr  ge- 
statten soll.  * 

S 

DÄS  ORIENTALISCHE  MUSEUM  DES 
PRINZEN  HEINRICH  VON  BOURBON. 

Zu  den  hervorragendsten  Privatsammlungen 
des  asiatischen  Orients  zählt  das  Museum  des 
verstorbenen  Prinzen  Heinrich  von  Bourbon, 
Grafen  von  Bardi,  in  Venedig.  Vor  etwa  zwan- 
zig Jahren  unternahm  der  Prinz  seine  Reise 
nach  dem  Orient,  in  einem  glücklichen  Zeitpunkt 
für  den  Einkauf  japanischer  und  chinesischer 
Antiken.  In  allen  Ländern,  welche  der  Prinz 
berührte,  machte  er  sich  zur  Aufgabe,  in  ziel- 
bewußter Weise  zu  sammeln.  In  Japan  stand 
ihm  zur  Seite  der  vormalige  Legationssekretär 
Baron  Heinrich  von  Siebold,  so  daß  die  be- 
deutendsten Einkäufe  in  diesem  Lande  gemacht 
wurden.  Es  sind  etwa  30000  Gegenstände  an- 
tiker Kunstschätze,  die  nach  Europa  gebracht 
und  alsdann  in  14  Sälen  in  dem  vom  Prinzen 
bewohnten  Palast  Vendramin  in  Venedig  auf- 
gestellt wurden,  wo  sie  sich  noch  befinden  und 
daselbst  auch  zur  Liquidation  gelangen  werden. 
Dr.  Justus  Brinckmann,  Direktor,  und  Shinkichi- 
Hara,  wissenschaftlicher  Assistent  am  Ham- 
burgischen  Museum  für  Kunst  und  Gewerbe, 
haben  alle  bemerkenswerten  Künstlernamen  und 
Datierungen  festgestellt.  Sehr  reichhaltig  ist 
die  Kollektion  japanischer  Lackarbeiten;  davon 


sei  hervorgehoben:  ein  Schreibkasten  mit  außen 
hochgewölktem  Deckel  in  glänzend  schwarzem 
Grund  Kamelien  und  Kieferzweige  in  Bleieinlage 
und  Goldlack;  in  der  Art  des  Korin-Innen  be- 
tautes goldenes  Gras,  Tropfenzähler  rechteckig, 
schwarz.  Erwähnt  sei  auch  ein  zweiter  Schreib- 
kasten. Außen:  In  der  offenen  Veranda  ein 
Fürst  und  eine  Dichterin,  denen  zwei  Hofdamen 
die  Neujahrskiefer  bringen;  im  Garten  Kiefern, 
Bambus  und  blühende  Mume  mit  Wolkenstreifen. 
Drei  Wappen:  das  Äwoi-Mou  (JokugawaJ  und 
das  Umebachi-Mou  (Maeda  oder  Matsudaira). 
Innen:  Felsen  am  Ufer  mit  blühenden  Bäumen 
und  Tempelbauten  (17.  Jahrhundert).  Kleine 
Kommode,  rechteckig,  mit  zwei  halbbreiten 
Schiebfächern  und  oben  einer  Platte  mit  schrä- 
gem Rande.  Auf  Nashiji-Grund  in  erhabenem 
Goldlack  mit  Goldfolie  rundgelegte  Blütenzweige 
und  Howo-Vögel  neben  Go-san-no  Kiri-Mon. 
Silberne  Griffe  der  Zugringe  in  Gestalt  von 
Nelkenblüten.  — Lesepult,  auf  rechteckigem 
Untersatz  mit  Schubfach  erhebt  sich  aus  weiß- 
metallener Fassung  der  kantige  Stamm,  an 
dessen  oberen  Ende  das  Pultbrett  schräg  be- 
festigt ist.  Auf  Nashiji-Grund  in  Goldlackrelief 
mit  Goldmosaik  Kakibäume  neben  alten  und 
jungen  Kiefern  in  hügeligem,  von  einem  Bach 
durchflossenen  Gelände.  Bemerkenswert  sind  die 
Medizindosen  (Inros)  in  allen  Lackarten,  ein 
schöner,  komplett  eingerichteter  Tragbaldachin 
und  die  unzählbaren  Nippsachen.  Auch  fehlt  es 
nicht  an  Porzellanen,  Bronzen,  Zellenschmelz- 
arbeiten, Elfenbeinschnitzereien  usw.  Von  Ge- 
weben seien  nicht  vergessen  Kostüme  der  Nö- 
Tänzer,,  Hoftrachten,  Priestermäntel,  Hosen  und 
Obis  mit  prachtvollen  Dessins.  Die  Waffen- 
sammlung ist  durchweg  erstklassig,  z.  B.  eine 
Scheide  mit  Kirimon  in  glänzendem  Goldlack 
auf  Nashiji-Grund.  Diese  Klinge  ist  bezeichnet: 
Osafune  Sukesada  in  der  Provinz  Bizen , datiert 
Tensho  7 (1579).  Dann  ein  Langschwert,  Be- 
schlag und  Griff  aus  Shibuichi,  mit  Affen,  Raub- 
vogel und  Stauden  in  Relief  aus  verschiedenen 
Metallen,  datiert  Tembun  2 (1533);  eine  Scheide, 
dessen  Griff  umwickelt  mit  schwarz  gelacktem 
Rotang  ist,  Beschlag  aus  Silber,  Ortband,  Fuchi- 
kashira,  Kazuka  und  Kogai  mit  Wellen  in  flachem 
Relief  — Klinge  bez.  Osafune-Meister,  datiert 
Bummei  19  — Choko  1 (1487).  Von  bezeichneten 
Klingen  seien  noch  erwähnt:  Shizuein  in  Kioto, 
datiert  Shoo  4 (1291);  Norimitsu  in  Osofune 
Provinz  Bizen,  datiert  Bunsho  2— Oyei  1 (1467) 
usw.  — Bemerkenswert  sind  zwei  alte  Tempel- 
wächter aus  geschnitztem  Holz,  über  1000  Jahre 
alt,  und  eine  Priesterfigur  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert. Sämtliche  Biyobus  sind  Originale  alter, 
berühmter  Meister  aus  dem  16.,  17.  und  18. 

24 


364 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Jahrhundert,  wie  z.  B.  Korin,  Seppo,  Toyotomi, 
Genki  u.  dgl.  mehr.  — Unter  den  Lackarbeiten 
aus  China  sind  besonders  die  Stücke  aus  rot- 
geschnitztem  Tiaotsi-Lack  hervorzuheben.  Von 
China  seien  erwähnt:  Porzellane,  manche  Blanc 
de  Chine  und  Sang  de  boeuf;  seltene  Opfer- 
gefäße aus  Lapislazuli,  eins  davon  ganz  alt  mit 
Inschrift;  außerordentlich  gut  erhaltene  antike 
Tempelpanneau,  davon  eins  aus  rotem  Ätlas 
mit  reicher  Goldstickerei.  Vieles  weitere  aus 
Cochinchina,  Borneo,  Java,  Birma.  Siam  ist 
meist  mit  Silber-  und  Goldarbeiten  vertreten, 
darunter  zwei  Stück  70  cm  hohe  Räuchergefäße. 
Eine  zweite  solche  Sammlung  wieder  zusammen- 
zubringen, dürfte  ein  Ding  der  Unmöglichkeit 
sein.  Es  ist  sehr  zu  bedauern,  daß  diese  Kol- 
lektion, ein  Museum  im  wahren  Sinne  des 
Wortes,  nicht  zusammenbleiben  wird,  wie  es 
wohl  der  Wunsch  des  verstorbenen  Sammlers 
gewesen  sein  wird.  Br. 

s 

DER  KUNSTMÄRKT 

BERLIN  ::: ■'  

Ein  Ereignis  ersten  Ranges  war  die  Ver- 
steigerung von  radierten  Werken  MaxKlingers 
und  anderer  moderner  Graphiker  bei  Ämsler 
und  Ruthardt  am  23.  und  24.  März.  Es  handelte 
sich  zum  größten  Teil  um  vorzügliche  Probe- 
drucke der  Zyklen  Klingers  und  einzelner  Blätter 
daraus,  und  die  erzielten  Preise  legten  von  der 
außergewöhnlichen  Schätzung  der  Kunstblätter 
deutlichstes  Zeugnis  ab.  Das  Handexemplar  des 
Künstlers  von  Opus  VIII  „Ein  Leben“,  erste 
Ausgabe  von  der  unverstählten  Platte,  stieg 
bis  auf  6700  M.;  einzelne  Blätter  aus  dieser 
Folge  wurden  nicht  im  Verhältnis  hoch  bezahlt; 
sie  bewegten  sich  zwischen  200  M.  (Bl.  9 u.  12.) 
und  360  M.  (Bl.  13)  und  380  M.  (Bl.  15).  Das 
ursprünglich  für  diese  Folge  radierte  Blatt  „Chri- 
stus und  die  Samariterin“,  das  aber  nicht  in  sie 
aufgenommen  wurde,  errang  1070  M.  Fast 
ebenso  hoch  geschätzt  (4500  M.)  wurde  Opus  XIII, 
„Vom  Tode,  Zweiter  Teil“  (Exemplar  Nr.  1 der 
ersten  nummerierten  Ausgabe,  die  nur  bis  100 
geht);  Einzelblätter  wurden  hoch  bewertet: 
„Und  doch!“  1050  M.,  „An  die  Schönheit“  1750 
M.,  „Mutter  und  Kind“  910  M.,  „Versuchung“ 
750  M.,  „Der  Herrscher“  990  M.,  andere  im  Ver- 
hältnis geringer.  Den  dritten  Rang  nahm  Opus  X, 
„Eine  Liebe“,  mit  3100  M.  ein.  (Einzelblätter 
gingen  entsprechend  in  der  Höhe  von  250—300 
M.);  den  vierten  Opus  XII,  „Brahms-Phantasie“, 
2660  M.,  Einzelblätter  230—615  M.;  ein  später 
verworfenes  und  daher  seltenes  Blatt,  „Unter- 


welt“, 1200  M.  Die  übrigen  Folgen:  Opus  I, 
„Radierte  Skizzen“  (von  1879)  2100  M.;  Opus  II, 
„Rettungen  Ovidischer  Opfer“,  2050  M.  (Einzel- 
blätter 60 — 85  M.,  nur  „Anrufung“  210  M.  und 
Titelblatt  225  M.);  Opus  III,  „Eva  und  die  Zu- 
kunft“, 900  M.  (Einzelblätter  relativ  hoch,  170 
und  180  M.);  Opus  IV,  „Intermezzi“,  590  M. 
(daraus  „Bergsturz“  200  M.,  „Psyche  mit  der 
Büchse  der  Pandora“  — nicht  in  die  Folge  auf- 
genommen und  nur  in  zwei  Exemplaren  be- 
kannt — 495  M.);  Opus  VI,  „Ein  Handschuh“, 
1650  M.;  Opus  IX,  „Dramen“,  1550  M.;  Opus 
XI,  „Vom  Tode,  Erster  Teil“,  2100  M. 

Von  den  Einzelblättern  Klingers  erregte  be- 
greiflicherweise der  Halbakt  eines  jungen  Mäd- 
chens mit  sehnsüchtigem  Aufblick  das  größte  Inter- 
esse (Kat.-Nr.  197).  Dieses  Blatt  war  bekanntlich 
von  dem  Direktor  des  Leipziger  Museums  als 
Unikum  seinerzeit  mit  4500  M.  bezahlt  worden. 
Die  maßlose  Überschätzung  sowohl  Klingers  als 
des  Seltenheitswertes  von  Kunstwerken,  die  sich 
darin  kundgab,  wurde  durch  das  Erscheinen  des 
zweiten  Exemplars  und  durch  den  Preis,  den 
es  nun  erzielte  (1020  M.)  ad  absurdum  geführt. 
Dieser  Preis  ist  ja,  obwohl  noch  immer  hoch, 
dennoch  hinter  den  für  drei  einzelne  Blätter  auf 
der  Auktion  erzielten  Preisen  zurückgeblieben. 
— Eine  wenig  bekannte  Radierung,  Mephisto 
in  Fausts  Studierzimmer,  brachte  325  M.;  ein 
Künstler  (Klinger  selbst)  vor  seiner  Staffelei 
530  M.;  ein  Seidenspitz,  auf  Atlas  gedruckt, 
420  M. ; Aquatintablatt,  Brustbild  eines  Spaniers, 
405  M. ; selbst  für  (seltene)  Exlibris  von  Klingers 
Hand  wurden  noch  60—330  M.  bezahlt.  Hand- 
zeichnungen in  der  Art  seiner  Radierungen 
stiegen  natürlich  hoch:  Orientalischer  Herrscher 
960  M.,  In  der  Sommerfrische  1900  M.,  Amor, 
Tod  und  Jenseits  920  M.,  Amors  Schandtaten 
600  M. 

Die  anderen  zum  Verkauf  gelangenden  Blätter 
waren  viel  weniger  begehrt.  Die  feinen  Ra- 
dierungen Leibis  gingen  im  Höchstmaß  bis 
305  M.,  M.  Liebermann  nur  bis  60  M.  (höhere 
Preise  erreichten  Handzeichnungnungen,  bis  180 
M.),  Menzel  69  M.;  selbst  Stauffer-Bern 
errang  nur  385  M.  (A.  v.  Menzel)  und  430  M. 
(G.  Freytag);  der  liegende  weibliche  Akt  310  M. 
(gute  frühe  Abdrücke,  z.  T.  mit  Grat);  ebenso 
E.  M.  Geyger:  Darwinismus  260  und  370  M.; 
Otto  Gr  einer:  Inferno,  erster  Abzug,  360  M., 
Entführung  Ganymeds  260  M.,  Studie  zum  In- 
ferno 470  M.  Ausländer  gingen  verhältnismäßig 
höher:  Seymour  Haden  bis  700  M.,  Her- 
komer  (Dame  in  Weiß)  620  M.,  J.  F.  Millet 
425  M.  (Le  depart  pour  le  travail);  A.  Zorn 
bis  270  M.;  Whistler  wurde  hoch  bezahlt,  bis 
1000  M.  (Long  Venice;  Salute:  Dawn.  Venice 


Der  Kunstsammler 


365 


brachte  560  M.,  San  Biagio  880  M.,  The  little 
mast  715  M.  usf.).  Das  Gesamtresultat  dieser 
Auktion  lehrt  wiederum,  daß  der  Marktpreis 
der  Graphik  nidit  nach  Schönheit,  sondern  nach 
Seltenheit  und  Mode  sich  richtet. 

In  Lepkes  Auktionshaus  gab  es  am  17.  März 
eine  Versteigerung  von  alten  Gemälden  aus 
dem  Besitze  von  Prof.  Wedewer  (Wiesbaden). 
Am  interessantesten  war  eine  ganze  Reihe  von 
spanischen  Bildern  des  15.  Jahrhunderts, 
die  italienische  mit  niederländischen  Einflüssen 
paarten.  Solche  wurden  durchschnittlich  mit 
400-500  M.  bezahlt,  einige  besonders  gute  mit 
1155  M.;  zwei  Gemälde  zusammen,  je  zwei 
Heilige  darstellend,  mit  1500  M.;  610  M.  (der  hl. 
Jacobus  von  Compostella  auf  dem  Thron); 
1900  M.  (Altai  blatt  mit  der  hl.  Jungfrau).  Die 
übrigen  waren  fast  lauter  Niederländer  des  17. 
Jahrhunderts:  Landschaften  mit  Staffage  von 
K.  Dujardin  605  M.  und  635  M.,  Landschaft 
mit  Verstoßung  der  Hagar  von  Roelant  Sa- 
verg  460  M.,  eine  leidenschaftliche  Intcrieur- 
szene  „Die  Abrechnung“  von  G.  v.  d.  Eedc- 
hout  340  M.;  eine  genrehafte  Abendmahlsszene 
von  J.  de  Wet  460  M.,  eine  reiche  Landschaft 
von  Patinier  600  M.,  eine  zierliche  Landschaft 
von  J.  van  Kessel  435  M.,  Flußlandschaft  von 
Jan  van  Goyens  365  M.,  eine  vortreffliche 
figurenreiche  Kreuzschleppung  in  großer  Land- 
schaft von  P.  Brueghel  d.  J.  1200  M.;  ein  gutes 
Kircheninnere  von  A.  de  Lorme  450  M.,  Land- 
schaft von  L.  van  Uden  505  M.,  Reiterschlacht 
des  Palamedesz  500  M.,  Landschaft  mit  Jagd- 
gesellschaft von  W een  ix  500  M.;  ein  P.  Pott  er 
480  M.,  Bewegte  See  von  W.  van  de  Velde 
560  M.,  zwei  Gegenstücke,  Krieg  und  Frieden, 
von  Brueghel  und  H.  van  Baien  2300  M.,  ein 
glänzendes  Familienporträt  von  Jordaens 
2820  M.  (wohl  die  bedeutendste  Erwerbung), 
Kircheninneres  mit  zahlreichen  Figuren,  sehr 
sorgfältig  durchgeführt,  von  Neefs  und  Te- 
niers  2460  M.,  Blumenstrauß  von  J.  van  Huy- 
sum  400  M.  Andere  Länder  waren  nur  mit 
wenigen  Werken  vertreten:  eine  hübsche  Fa- 
milienszene von  Chardin  erzielte  800  M.,  zwei 
Skizzen  aus  Tiepolos  Atelier  470  M.,  der  Ge- 
kreuzigte von  B.  Bruyn  errang  800  M.,  und  ein 
Cranachsches  Schulbild,  die  Ehebrecherin  vor 
Christus,  555  M. 

Altes  Kunstgewerbe  gelangte  bei  Lepke 
zweimal  unter  den  Hammer,  am  10.  März  u.  ff. 
und  am  31.  März.  Von  der  ersten  Versteige- 
rung war  fast  allein  der  erste  Tag  wichtig;  vor 
allem  erreichten  einige  Gobelins  ansehnliche 
Preise:  ein  flandrischer  vom  Ende  des  16.  Jahr- 
hunderts, figürlicher  Art,  1170  M.,  ein  glänzen- 
der italienischer,  16.  Jahrh.,  dekorativ-architek- 


tonischer Art,  6500  M.,  ein  Brüsseler  in  der  ba- 
rocken Manier  des  17.  Jahrh.  (um  1640:  Apelles 
malt  Cambasba)  8200  M.  Möbel  gingen  ziem- 
lich viel  fort,  aber  nicht  zu  sehr  hohen  Preisen: 
Salon-Garnitur  (5  Stück),  Louis  XVI.,  435  M., 
Danziger  Schrank,  17.  Jahrh.,  470  M.,  ein  deut- 
scher Intarsienschrank,  17.  Jahrh.,  545  M.,  eine 
französische  Pendule,  Louis  XV.,  535  M.  usf. 
Bronze:  Reiterdenkmal  Ludwig  XIV.  von  Girar- 
don  1140  M.,  Kauernder  Windhund,  französisch, 
Ende  18.  Jahrh.,  800  M.,  Büste  der  Maria  An- 
toinette von  Pajou,  595  M.,  Statuette  eines 
sitzenden  Mädchens,  'französisch,  Louis  XVI., 
460  M.,  reiche  Kamingarnitur  von  Thomir,  770  M. 
Porzellan:  große  Prunkvase,  russisch,  1843, 
2750  M.,  Terrine,  Paris  1819,  350  M.,  Altmeiße- 
ner  Dose  580  M.,  zwei  chinesische  Vasen  880  M. 
— In  der  Versteigerung  am  31.  März  über- 
wogen Goldschmie  dearbeiten  undPorzellan: 
Pokale  und  Humpen,  Nürnberger  Arbeit,  gingen 
um  450  M.  resp.  400  M.  ab,  ein  Traubenbecher 
565  M.,  ein  Augsburger  Renaissancebecher  820 
M.,  ein  Nürnberger  Deckelhumpen  660  M.,  Dan- 
ziger Münzhumpen  (v.  1708)  800  M.  Porzellan- 
figuren  brachten  300  M.  (Meißen:  Eheglück), 
505  M.  (Meißen:  Allegorie  des  Krieges),  600  M. 
(zwei  Frankenthaler  Genregruppen),  560  M. 
Meißen:  pastorale  Gruppe).  Ein  prächtiger  hol- 
ländischer Schrank  noch  aus  dem  16.  Jahrhundert 
brachte  nur  350  M.  Zwei  Guasch-Miniaturen 
von  dem  Rheinlandschaftsmaler  Schütz  d.  Ä.  er- 
zielten 405  M.  S. 

s 

FRÄNKFURT  a.  M.  ===== 

Eine  für  Medaillensammler  wichtige  Verstei- 
gerung findet  am  18.  und  19.  Mai  durch  die  Firma 
Adolf  Heß  Nachfolger,  statt.  Es  handelt  sich 
um  das  Vermächtnis  des  verstorbenen  Direktors 
des  Kgl.  grünen  Gewölbes  Dr.  Julius  Erbstein 
zu  Dresden,  der  als  Numismatiker  in  allen  Fach- 
kreisen wohlbegründeten  Ruf  genoß.  Die  von 
ihm  hinterlassene  Sammlung,  deren  l.Teil  nun- 
mehr unter  den  Hammer  kommt,  hat  sich  in 
einer  150jährigen  Sammlertätigkeit  von  Genera- 
tion zu  Generation  fortgeerbt.  Vieles  davon 
ist  bereits  füher  publiziert  worden,  sodaß  in 
der  Hauptsache  alle  Garantien  für  den  wissen- 
schaftlichen und  künstlerischen  Wert  der  Samm- 
lung gegeben  sind.  Wer  die  Geschichte  dieser 
Sammlung  verfolgen  will,  findet  dazu  die  besten 
Hinweise  in  dem  Vorwort  des  umfangreichen 
und  prächtig  ausgestatteten  Katalogs,  den  eben 
jetzt  A.  Hess  Nachf.  herausgegeben  hat.  Er 
verzeichnet  insgesamt  1620  Nummern,  die  die 


366 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Äbteilung  der  alten  Kunstmedaillen  umfassen 
und  gerade  hier  tritt  charakteristisch  die  Vor- 
liebe Erbsteins  für  seine  engere  sächsische 
Heimat  zutage.  Den  Katalog  eröffnet  eine 
Rubrik  italienischer  Medaillen,  darunter  als  Nr.  1 
ein  Selbstporträt  Vittore  Pisanos.  Äls  2.  Haupt- 
teil folgen  dann  deutsche  und  niederländische 
Medaillen,  die  fast  eine  vollständige  Geschichte 
der  deutschen  Kaiser  und  Könige,  sowie  die 
Bilder  aller  hervorragenden  Privatpersonen  ver- 
mitteln. Ein  3.  Hauptteil  vereinigt  endlich  Me- 
daillen mit  religiösen  Darstellungen,  hauptsäch- 
lich von  Joachimsthaler  Künstlern.  Endlich  mögen 
noch  eine  kleine  Rubrik  Medaillen-Modelle  von 
Tobias  Wolff,  sowie  einige  Modelle  bekannter 
Künstler  genannt  sein.  Im  einzelnen  wird  der 
fachmännische  Blick  schnell  dieses  oder  jenes 
besonders  wertvolle  Stüch  entdecken. 


s 


MÜNCHEN  ^ 

Der  wichtigste  Verkauf  des  vergangenen 
Monats  war  die  „Ärlesienne“  van  Goghs,  die  für 
15000  M.  aus  dem  Besitz  der  Münchener  Kunst- 
handlung Zimmermann  in  Berliner  Privatbesitz 
überging.  Än  wichtigen  Auktionen  fand  im  März 
bei  Helbing  allein  eine  Versteigerung  von  Werken 
altbayrischer  Kunst  aus  Äginger  Privatbesitz 
statt,  die  ursprünglich  für  ein  dort  geplantes 
Museum  gesammelt  waren.  Dafür  gab  es  im  April 
sogleich,  ebenfalls  bei  Helbing,  drei  aufeinander 
folgende  bedeutende  Auktionen.  Für  den  Verkauf 
der  Sammlung  F.  Kalister  aus  Triest  war 
die  gegenwärtige  Zeit  und  ihre  Wünsche  und 
Anforderungen  in  Kunstdingen  nicht  gerade  die 
günstigste.  Der  verstorbene  Besitzer  wird  für 
die  Zusammenbringung  seiner  Galerie  sicherlich 
bedeutend  mehr  gezahlt  haben  als  die  Erben 
erzielen  konnten.  Weitaus  das  interessanteste 
Bild  war  Munkaesgs  „vor  der  Schule“  (1871), 
aus  der  schwarzen  Periode  des  Künstlers,  aus 
welcher  die  „nächtlichen  Vagabunden“  am  be- 
kanntesten sein  dürften.  Trotz  des  schadhaften 
Zustandes  steigerte  die  Nachfrage  den  Preis  auf 
9300  M.,  wofür  es  die  Galerie  Knorr  in  München 
erwarb.  Überhaupt  hatte  Herr  Knorr  Gelegen- 
heit, seiner  Sammlung  wertvolle  Stücke  zu  ge- 
winnen wie  Lenbachs  „Rumänin“  (M.7100),und  am 
Nachmittag  bei  einer  weiteren  Versteigerung 
bei  Helbing,  Eduard  Schleichs  Erntebild  (M.  1000) 
und  einen  feinen  kleinen  Spitzweg  „Gebirgstal“ 
(M.  410).  Als  eifriger  Käufer  trat  Herr  Justizrat 
Rütkens  (Aachen)  auf,  welcher  Leibis  Studienkopf 
eines  jungen  Mannes,  auf  grünem  Grund  gemalt, 


aus  frühester  Zeit  stammend,  für  8120  M.  an  sich 
brachte.  Aus  der  Versteigerung  Kalister  sei  noch 
genannt:  Benlliure,  Weinprobe  (M.  10200,  Chem- 
nitz, Privatbesitz),  Favretto  „Tauben  von  V enedig  “ 
(M.  2800),  Gaißer  „Beim  Goldschmiede“  (M.  4150), 
desselben  „Kriegsnachrichten“  (M.  2560),  ten 
Kate  „Werbung“  (M.  2000),  F.  A.  Kaulbach  „Zwei 
Schwestern“  (M.  7400)  Kowalski  „Postschlitten“ 
(M.  3000),  Verboekhoven  „Schafstall“  (M.  2500). 
— Die  Perle  der  Versteigerung  des  Nachmittags, 
Spitzwegs  „Alchimist“  erstand  für  M. 3000 Artaria 
in  Wien.  Weiterhin  erreichten : Klombeck,  „Laub- 
wald“ (1844)  M.  330,  Lier,  „Berglandschaft“ 
M.  4900,  Schleich  „Strandbild“  M.  6400(!!),  kleine 
Arbeiten  Spitzwegs  bis  zu  M.  970,  eine  Wieder- 
holung des  bekannten  Gutsherrn  M.  1500,  Zum- 
busch „Märchen“  M.  2100. 

Aus  der  Versteigerung  einer  süddeutschen 
Sammlung  von  Handzeichnungen  und  Aquarellen 
hervorragendster  Meister  des  19.  Jahrhunderts 
am  8.  April  sind  hervorzuheben:  Feuerbach, 
„Mädchen  und  Jüngling  in  Landschaft“  (M.  690), 
Pilotys  „Thusnelda  im  Triumphzug  des  Ger- 
manicus  (M.  800)  und  Seni  vor  „Wallensteins 
Leiche“  (M.400),  Schwinds  „Rheintöchter“  (M. 600) 
nnd  „Elfenreigen“  (M.  1360),  endlich  vorzügliche 
Ansichten  aus  Alt-München.  Am  9.  April  kamen 
163  Handzeichnungen  aus  dem  Nachlaß 
Karl  Spitz  weg  s unter  den  Hammer,  die  wieder- 
um dartaten,  wie  der  Maler  Spitzweg  dem 
Zeichner  überlegen  war,  wenn  auch  manche 
Blätter,  mit  köstlichen  persönlichen  Bemerkungen 
versehen,  für  den  prachtvollen  Humor  des  Men- 
schen und  des  Künstlers  gleichzeitig  beredtes 
Zeugnis  gaben.  Einen  großen  Teil  erwarb  zu 
verhältnismäßig  hohen  Preisen  das  Münchner 
Kunstantiquariat  von  Halle,  aber  auch  der 
Kgl.  graphischen  Sammlung  gelang  es,  über  ein 
Dutzend  charakteristische  Exemplare,  darunter 
gute  Landschaftsskizzen,  anzukaufen.  Höhere 
Preise  erzielten  auch  die  seltenen  aquarellierten 
Zeichnungen  (durchschnittlich  (M.  150),  während 
Studien  aus  Spitzwegs  frühester  Zeit  (1833—1837) 
wenig  angefragt  wurden.  — u— 

g 

STUTTGART  ^ 

In  derzeit  vom  18.— 23. Mai  kommen  durch 
die  Kunsthandlung  von  H.  G.  Qutekunst  zwei 
Kupferstich -Sammlungen  von  hervorragender 
Bedeutung  zur  Versteigerung.  Die  eine  dieser 
Sammlungen  aus  dem  Besitze  des  bekannten 
amerikanischen  Sammlers  Marsden  J.  Perry 
in  Providence,  R.  J.,  enthält  die  Werke  von 
Dürer  und  Rembrandt  in  seltener  Schönheit 


Der  Kunstsammler 


367 


und  Vollständigkeit.  Die  zweite  Sammlung, 
aus  dem  Besitze  des  Herrn  Fritz  Rumpf  in 
Potsdam,  umfaßt  vorwiegend  Porträts  aus  dem 
17.  Jahrhundert,  und  zwar  die  besten  Ärbeiten 
der  bedeutenden  Porträtstecher  wie  Drevet, 
Edelinck,  Masson,  Nanteuil,  Schmidt, 
Van  Schuppen,  Visscher,  Wille  u.  a.  in 
Exemplaren,  wie  sie  im  Handel  nur  äußerst 
selten  Vorkommen.  Sehr  schön  sind  auch  die 
Sittenschilderer  der  Rokokozeit,  Fragonard, 
Freudeberg,  Gre uze,  Laueret,  Lavreince, 
Watteau  vertreten.  Dazu  kommt  noch  eine 
Änzahl  früher  Blätter  der  altdeutschen  und  alt- 
italienischen Schule  (Meister  E.  S.  von  1466, 
Meister  des  Ämsterdamer  Kabinets  u.  a.), 
die  teils  nur  in  wenigen  Exemplaren  bekannt, 
teils  Unika  sind,  ferner  bedeutende  Blätter  von 
Israel  van  Meckenem,  Schongauer,  Wen- 
zel von  Olmütz  usw.,  und  in  der  zweiten 
Abteilung  eine  kleine  Sammlung  von  histo- 
rischen Darstellungen,  Trachtenbildern 
und  alten  Städteansichten,  besonders  aus 
der  Schweiz.  — Der  Katalog  der  Auktion,  die 
wohl  eine  der  bedeutendsten  sein  wird,  die 
seit  einer  Reihe  von  Jahren  in  Deutschland 
stattgefunden  haben,  umfaßt  insgesamt  1914 
Nummern  und,  ist  sowohl  in  einfacher  Gestalt 
(Preis  50  Pf.)  wie  in  einer  reich  mit  Licht- 
drucktafeln ausgestatteten  Ausgabe  (M.  3. — ) 
erschienen. 

s 

WIEN  

Die  Versteigerung  niederländischer  Bilder 
aus  der  Sammlung  Adolf  Edler  von  Maien- 
zeller f bei  Pisko  in  Wien  am  11.  März  er- 
zielte durchwegs  mäßige  Preise.  Ein  David 
Teniers  d.  Ä.  brachte  440  K.;  Teniers  d.  J. 
600  K.;  Cornelis  Bega:  Interieur  mit  zwei  Frauen 
MO  K.;  Bauernfamilie  1120  K.;  Dusart:  Zech- 
gesellschaft 780  K.;  eine  Grablegung  Christi  von 
Bernaert  Fabritius  erreichte  (wohl  wegen  der 
Rembrandtischen  Elemente  darin)  1160  K.;  eine 
Verkündigung  Mariä  von  Du  Jardin,  1000  K.; 
auch  Goyen  ging  relativ  gut  mit  1000  und 
1440  K.  (Schloß  an  einem  Fluß).  Allegorie  von 
Abr.  Janssensim  Geschmack  von  Rubens  720  K. ; 
R.  Saverys  Tierstück  nur  350  K.;  Corn.  de 
Vos,  Familienporträt,  840  K.  Ein  minutiöses 
Schmetterlingsstück  der  Rachel  Ruijsch  errang 
bezeichnenderweise  einen  der  höchsten  Preise, 
1500  K.;  den  höchsten  eine  Flußlandschaft  des 
Ruysdaelschülers  C.  Gerritsz  Decker,  2400  K. 
(eine  zweite  Landschaft  von  ihm  500  K.);  den 
zweithöchsten  eine  Marine  von  Ludolf  Back- 
huyzen,  1760  K.;  eine  andere  Marine  von 


Backhuyzen  1080  K.  Dann  G.  Metsu,  Mulattin 
im  Fenster,  16^0  K.;  J.  M.  Molenaer,  Kuppel- 
szene, 800  K.;  D.  de  Heem,  Stilleben,  800  K.; 
S.  Köninck,  Satyr  bei  den  Bauern,  760 K.  Der 
einzige  Italiener,  eine  Flußlandschaft  von  Guardi, 
erzielte  800  K. 

s 

AMSTERDAM  — ^ 

Versteigerung  Hoogendijk  u.  A.  bei  Fred. 
Müller  & Co.  am  28.  und  29.  April.  Der  soeben 
in  der  gewohnten  vornehmen  Ausstattung  er- 
schienene Katalog  verzeichnet  371  Gemälde,  die 
zum  großen  Teil  aus  der  bekannten  Haager 
Sammlung  Hoogendijk  stammen.  Die  Liebhaber 
holländischer  Landschaftsbilder  werden  auf 
dieser  Auktion  ihre  besondere  Freude  an  der 
Kollektion  van  Goyens  haben,  deren  nicht 
weniger  als  neun  Stück  unter  den  Hammer 
kommen.  Darunter  ist  Nr.  41,  „heftige  Brise 
auf  der  Zuidersee“,  mit  prächtigem  Wolken- 
himmel, auch  dem  Format  nach  ein  impor- 
tantes Gemälde.  Es  trägt  das  Monogramm 
van  Goyens  und  die  Jahreszahl  1655,  wurde 
mithin  ein  Jahr,  vor  des  Künstlers  Tode  ge- 
malt. Nr.  42  stellt  eine  „Ansicht  von  Leiden“ 
dar,  Nr.  43  eine  „Marine“  bei  stiller  See, 
Nr.  44  eine  Windmühle  inmitten  einer  flachen 
Landschaft.  „Die  Wälle  von  Delft“  (Nr.  45)  er- 
innern in  der  geistreichen  Technik  wie  im  Aufbau 
auffallend  an  Jacob  Maris.  Diese  Bilder  rühren 
alle  aus  der  späten  Periode  des  Meisters  her; 
seinen  früheren  Stil  repräsentiert  Nr.  198,  „die 
Hütte“,  die  1631  datiert  ist.  Nicht  weniger  gut 
scheinen  — hach  den  Abbildungen  zu  urteilen  — 
die  Gemälde  von  Salomon  van  Ruysdael 
(Nrn.  113,  114  und  301)  zu  sein,  ebenso  die 
beiden  Marinen  von  S.  de  Vlieger  (Nr.  138 
und  Nr.  140).  Unter  den  Bildern  mit  figürlichen 
Darstellungen  verdienen  in  erster  Linie  die 
beiden  in  ganzer  Figur  gegebenen  jungen 
Trinker  von  Judith  Leyster  (Nr.  70)  hervor- 
gehoben zu  werden.  Im  Oeuvre  dieser  talent- 
vollen Schülerin  des  Frans  Hals  dürfte  es  ein 
wichtiges  Stück  sein:  Einmal  wegen  der  lustig- 
graziösen Haltung,  insbesondere  des  rechts 
stehenden  jungen  Mannes,  aus  der  man 
eine  spezifisch  weibliche  Note  herauszufühlen 
versucht  ist.  Dann  aber  auch  wegen  der 
Art  der  Beleuchtung  durch  eine  kleine,  auf 
einem  runden  Tischdien  stehende  Kerze,  deren 
Licht  die  Gesichter  der  Beiden  von  unten 
trifft.  Die  Annahme,  daß  Judith  Leyster  von 
Einflüssen  der  Utrechter  Schule  nicht  freige- 
blieben ist,  gewinnt  durch  dies  Gemälde  noch 
an  Wahrscheinlichkeit.  Brekelenkam,  Dusart 


368 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


und  Th.  de  Keyser  sind  mit  guten,  diarak- 
teristisdien  Werken  vertreten.  Von  den  Still- 
lebenmalern werden  u.  a.  zwei  sehr  schöne 
Stücke  von  Ä.  v.  Begeren  (Fische)  und  J.  v. 
Streeck  (Früchte  und  Porzellan)  abgebildet. 
Äuch  von  dem  interessanten  Jacobus  Vrel, 
dessen  eigentümlich  spießbürgerlich  anmutende 
Straßenansiditen  heute  freilich  nicht  mehr  mit 
Vermeer’schen  Ärbeiten  verwechselt  werden,  ist 
ein  Bild  zu  nennen.  Hus  der  Fülle  des  sonst 
Gebotenen  seien  nur  noch  einige  Namen  heraus- 
gegriffen: Ävercamp,  J.  Bäcker,  L.  Back- 
hugsen,  N.  Berchem,  F.  Bol,  P.  Codde, 
Ä.  Cugp,  J.  G.  Cugp,  Härmen  Hals,  de 
Heem,  C.  Ketel,  Ä.  v.  d.  Neer,  Ä.  u.  I.  v. 
Ostade,  Ä.  Palamedes,  W.  de  Poorter, 
J.  V.  Scorel,  Siberechts,  J.  Steen,  E.  v.  d. 
Velde. 

Die  bedeutenderen  alten  Gemälde  der  am 
13.— 15.  Äpril  bei  C. F.  Roos  & Co.  gleichzeitig 
mit  Äntiquitäten,  Gold-  und  Silbersachen,  Por- 
zellan, Fayencen,  Möbeln  usw.  versteigerten 
Sammlungen  G.  Birkmans,  Debug,  J.  Meiers, 
G.  H.  Matthijssen  und  C.  Dutry  van  Haeften 
werde  ich  das  nächste  Mal  gleichzeitig  mit  den 
dafür  bezahlten  Preisen  erwähnen.  K.  F. 

s 

PARIS  

Im  Monat  März  war  das  Hotel  Drouot  sehr 
belebt.  Den  Höhepunkt  bildete  die  Vente  Jules 
Cronier,  die  eine  Reihe  wertvollster  Stücke  der 
Schule  von  Barbizon  auf  den  Markt  brachte.  Die 
Experten  Ärnold  & Tripp  sahen  ihre  Taxwerte  ver- 
schiedentlich  überschritten.  Von  großem  Interesse 
war  die  Versteigerung  vom  23.  März,  in 
der  ein  schönes  Frauenporträt  von  Grenze  mit 
20000  fs.  wegging.  Der  kommende  Monat  wird 
voraussichtlich  ziemlich  still  werden,  doch  wird 
Anfang  Mai  das  Hotel  des  ventes  in  der  vente 
Cheramy  die  Amateure  von  Europa  und  Ame- 
rika in  seinen  Räumen  vereinen. 

Moderne  Bilder.  29.  Februar  (Lair-Du- 
breuil  & Georges  Petit:  E.  Boudin,  Barken  am 
Strande  (^0:55)  800  fs.  — Bouguereau,  Toi- 
lette der  Venus  (130:95)  13000  fs.  — Corot, 
la  Ferte-sous-Jouarre  (22  : 35)  5000  fs.  — Corot, 
Der  Abend  (26:40)  10100  fs.  — Corot,  Land- 
schaft a.  d.  Cöte  d’or  (22:35)  8800  fs.  — E- 
Detaille,  Die  eroberte  Fahne  (80:57)  7200  fs- 

— Fantin-Latour,  Erdbeeren  (24:19)  500  fs. 

— Gaston  Latouche,  Der  Abschied  (80:76) 
17v30  fs.  — Lepine,  Seine  bei  Bercy  (49:64) 
1200  fs.  — Monticelli,  Antikes  Fest  (21:47) 
800  fs.  — Thaulow,  Die  Statue  d.  Colleoni 
(65:55)  1700fs.  — Thaulow,  Die  Ebbe  (38 : 46) 


400  fs.  — Vollon,  Stilleben  (64:86)  1250 fs.  — 
Gesamtertrag  62  Werke  74116  fs. 

Vente  Jules  Cronier.  11.  u.  12.März  (bei 
G.  Petit  durch  Lair-Dubreuil  & Baudouin).  14. 
Boudin,  Seehafen  (37:46)  2280  fs.  (Tooth).  — 
15.  Chaplin,  Plafondstudie  (23:37)  1300  fs. 
(Chappuy).  — 16.  Chintreuil,  Park  (49:36) 
300 fs.  (Basilew).  — 18.  Corot,  Fischer  (33:47) 
39100  fs.  (Arnold  & Tripp).  — 19.  Corot,  Bauern- 
hof bei  Etretat  (50:62)  32  000  fs.  (Arnold  & 
Tripp).  — 20.  Corot,  Wiese  am  Weiher  (25:42) 
17900  fs.  (Arnold  & Tripp).  — 21.  Corot, 
Schiffer  am  Ufer,  Abend  (25:40)  17000  fs. 
(Boussod  & Valadon).  — 22.  Corot,  Brücke  von 
Mantes  (37 : 46)  13600  fs.  (Arnold  & Tripp).  — 
23.  Daubigny,  Abend  in  Bas-Meudon  (39:67) 
10100  fs.  (Mme.  Larry).  — 24.  Daubigny, 
Sonnenaufgang  (17 : 33)  2950  fs.  (Duperre).  — 
25.  Daubigny,  Waldweg  (19 : 40)  5000  fs.  (Bous- 
sod & Valadon).  — 26.  Daubigny,  Weiher  an 
der  Hütte  (24:33)  4700  fs.  (Obach).  — 27.  Dau- 
mier,  Kirchensänger  am  Pult  (17  : 22)  4400  fs. 
(Goseland).  — 28.  Decamps,  Teich  im  Tal 
(16:24)  3600  fs.  (Arnold  & Tripp).  — 29.  Diaz, 
Waldinneres  (30:41)  10000  fs.  (Arnold  & Tripp). 
— 30.  Diaz,  Orientalische  Frauen  im  Walde 
(32:24)  8000  fs.  (Duperre).  — 31.  Dupre,  Der 
Weiher  (17:23)  11500fs.  (Hermann  Schauß).  — 
32.  Dupre,  Die  alte  Brücke  (34:42)  34000  fs. 
(Boussod  & Valadon).  — 33.  Fantin-Latour, 
Badende  Frau  im  Mondschein  (36  : 26)  4000  fs. 
(Halphen).  — 34.  Harpignies,  Herisson,  Fluß- 
landschaft  (30:45)  6100  fs.  (Arnold  & Tripp). — 
35.  Harpignies,  la  Bourboule  (32:24)  2300  fs. 
(Olivier).  — 36.  Harpignies,  Grüner  Weg  in 
St.  Prive  (35:27)  2850  fs.  (Garin).  — 37.  Har- 
pignies, Herisson  (27:17)  2000  fs.  — (Arnold 
& Tripp).  — 38.  Harpignies,  Brücke  in  Herisson 
(27:22)  3700 fs.  (Schoeller).  — 39.  Harpignies, 
Mondaufgang  (34:24)  3500  fs.  — 42.  Har- 
pignies, Bach  im  Walde  (26:47)  3100  fs. 
(Tooth).  — 43.  Harpignies,  St. Prive  (24:36) 
2950  fs.  (Chappuy).  — 44.  Harpignies,  An- 
tibes , Insel  Ste.  Marguerite  (46 : 60)  4900  f s. 
(Arnold  & Tripp).  — 45.  Harpignies,  Loire 
bei  Briare  (81:65)  20  000  fs.  (Schauß).  — 46. 
Harpignies,  Erle  bei  Herisson  (81:65)  20000 fs. 
(Obach).  — 47.  Harpignies,  Waldrand  Loire 
(100:373)  18  000  fs.  (Bernheim  jeune).  — 48. 
Harpignies,  Teich  an  der  Loire  (31:44)  3600  fs. 
(Boussod  &'  Valadon).  — 49.  Harpignies, 
Allier  (66  : 81)  20  000  fs.  (Revillon).  — 50.  Har- 
pignies, Schloßruinen,  Herisson  (41 : 65)  5800  fs. 
(Arnold  & Tripp).  — 51.  Henner,  MädAenkopf 
(28:20)  3600  fs.  (Duchesse).  — 52.  Isabey, 
Ankunft  der  Eingeladenen  (46:33)  11  100  fs. 
(Boussod  & Valadon).  — 53.  Isabey , Das  Wrack 


Dßr  Kunstsammler 


369 


(43—63)  3400  fs.  (Ärnold  & Tripp).  — 54. 1 s a b e g , 
Gebet  zur  Madonna  (75:50)  10200  fs.  (Marino 
Vagliano).  — 55.  Charles  jacque,  Hahn  und 
Henne  (10 : 17)  1900 fs.  (Gutmann).  — 57.  Charles 
Jacque,  Schafe  auf  der  Weide  (29  : 46)  10  200  fs. 
(Le  Roy).  — 58.  Charles  Jacque,  Hennen 
u.  Hahn  (13:21)  3150 fs.  (Le  Roy).  — 59.  Char- 
les Jacque,  Die  Schafhirtin  (81:64)  30000  fs. 
(Ärnold  & Tripp.)  — 60.  Jongkind,  Holländische 
Windmühlen  (42  : 56)  5800  fs.  (Dressoir).  — 
61.  Jongkind,  Der  alte  Bauernhof  (34:57) 
6050  fs.  (Michel  Pelletier).  — 62.  Jongkind, 
Windmühle  in  Holland  (33:56)  4800  (Boussod 
& Valadon).  — 63.  Jongkind,  Brücke  v.  Bercy 
(33:46)  6400  fs.  (Sarlin)  — 64.  Jongkind, 

Kanal,  Mondschein  (34:43)  5200  fs.  (Schauß). 
65.  Jongkind,  Schlittschuhläufer  (25:33)  2560 fs. 
(Schoeller).  — 66.  Jongkind,  Fischerboote, 
Scheveningen  (24:33)  25^0  fs.  (Ärnold  & Tripp). 

— 67.  Jongkind,  Honfleur,  Flut  (30:41) 
3000  fs.  (Ärnold  & Tripp).  — 68.  Jongkind, 
Mondaufgang,  Holländ.  Kanal  (27 : 42)  2820  fs. 
(Felix  Gerard).  — 69.  Jongkind,  Fluß  bei  Rotter- 
dam, Mondschein  (42 : 56)  5000  fs.  (Saint).  — 
70.  Sh  ermitte,  D.  junge  Mutter  (57:44)  15000  fs. 
(Boussod  & Valadon).  — 72.  Ribot,  Küchenjüngen 
(40:31)  2100fs.(Seligmann).  — 73.  Ribot,  Frauen- 
kopf, Studie  (24:19)  300  fs.  — 74.  Tassaert, 
Die  Verlassene  (38:46)  1360  fs.  (Hessel).  — 75. 
V o 1 1 o n , Schneestimmung  (56 : 47)  1500  fs. 
(Chappuy).  — 76.  Ziem,  Hafen  v.  Marseille 
(53:80)  16800 fs.  (Ärnold  & Tripp).  — 77.Ziem, 
Riva  degli  Schiavoni  (44  : 38)  13500  fs.  (Saint). 

— 78.  Ziem,  Gran  Canale  (19:33)  2500  fs.  — 

79.  Ziem,  Vignola  Venedig  (64:105)  10700  fs. 
(Gutmann).  — 80.  Ziem,  Nizza  (54:85)  1680  fs. 
(Fromentin).  — 81.  Ziem,  Venedig  Bragosi 
Forcolente  (54:86)  10  000  fs.  (Bernheim  jeune). 
82.  Ziem,  Constantinopel  (42  : 57)  4000  fs. 

(Ärnold  & Tripp).  — 83.  Ziem,  Haghia  Sophia 
(37:62)  5600  fs.  (Ällard).  — 84.  Ziem,  Sonnen- 
aufgang Venedig,  palazzo  Ducale  (51 : 83)  8020  fs. 
(Felix Gerard).  — Zeichnungen,  Aquarelle  usw.: 
108.  Harpignies,  Loire  bei  Briare  (34:25) 
1650  fs.  (G.  Petit).  — 114.  Harpignies,  La 
Tremellerie  (36 : 52)  3200  fs.  (Obach).  — 120. 
Lhermitte,  Spinnerin  (54:65)  5300  fs.  (Boussod 
& Valadon).  — 122.  Ziem,  Dogana,  Venedig 
(20:32)  6800  fs.  (Ärnold  & Tripp).  — 119.Lami, 
Gardeartillerist  700  fs.  (Rouquette).  — 121.  Lher- 
mitte, Gänsehirtin  (47:70)  6500  fs.  (Seligmann). 
123.  Ziem,  Bosporus  (17:29)  6400  fs.  (Ärnold 
& Tripp).  — Älte  Bilder:  87.  Fyt,  Katze, 
Wild,  Vögel  usw.  (40:58)  4100  fs.  (Sedelmeyer). 

— 88.  van  Goyen,  Winter,  Holland  (14:27) 
1200  fs.  (Kleinberger).  — 89.  Schule  v.  Frans 
Hals,  Die  Trinker  (23:18)  7600  fs.  (Kleinberger). 


— 90.  Mi  er  is,  Parisurteil  (55:72)  2800  fs.  (Grad). 

— 91.  Moro,  Frauenporträt  (53:41)  1680  fs. 
(Foinard).  — 92.  Netscher,  Junge  Frau  mit 
Papagei  (33:27)  5500  fs.  (Sedelmeyer).  — 93. 
O stade.  Ländliches  Interieur  (30:39)  4000  fs. 
(Kleinberger).  — 95.  Slingeland,  Frau  und 
Kind  (31:24)  3100 fs. (Kleinberger).  — 96.Teniers, 
Hütte  am  Flußufer  (22:17)  6900  fs.  Boussod  & 
Valadon). — 97.  Teni  er  s,  Dudelsackbläser  (35: 49) 
4000  fs.  (Kleinberger).  — 98.  Zorg,  Küchen- 
interieur (47:38)  2700  fs.  (Kleinberger).  — Ge- 
samtertrag 664  950  fs. 

Vente  13.  u.  14.  März:  (Lair-Dubreuil,  Paulme, 
Lasquin).  Älte  Bilder:  J.  Äved,  Weibl.  Bild- 
nis (98 : 78)  4000 fs.  (Grad).  — J.  B.  Charpentier , 
Die  Toilette  (31:25)  1030  fs.  (Mme.  Ducqbut). — 
J.  B.  Huet,  Junge  Hirtin  (108:132)  1130  fs. 
(Guerin).  — R.  Tourniers,  Porträt  des  Grafen 
d’Ärgenson  (38:30)  1500  fs.  (Chaubet).  Zeich- 
nungen u.  Guaschen:  M.  Clodion,  Bacchan- 
tenkinder (rund.  31  cm)  2300  fs.  (Soubiran).  — 
J.  Ch.  Delafosse,  2 Pendants:  Peristyl  und 
Tanzsalon  (je  31:40)  4600  fs.  (Decloux).  — 
Fragonard,  Die  Spaziergängerin,  guaschierte 
Zeichnung  (35:21)  1590  fs.  (Lasquin).  — Louis 
Moreau,  2 Pendants:  Flußübergang  und  länd- 
liche Brücke  (je  26:32)  3800fs.  (Gradt).—  Hubert- 
Robert,  Der  Imbiß  (37:28)  700  fs.  — Saint 
Äubin,  Porträt  von  Mme.  St.  Äubin  (18:15) 
1100  fs.  (Gradt).  — Gesamtertrag  95083  fs. 

16./17.März:  ÄtelierW atelin  (LairDubreuil, 
Chaine  &Simonson).  Gesamtertrag  32536  fs. 
200  Nummern, 

9.— 11.  März:  Sammlung  Bouillon  in 
Lyon.  Kunstgewerbe  XVIII.  Jhrdt.  Gesamt- 
ertrag 108  500  fs. 

23.  März:  Älte  und  moderne  Bilder 
(Baudonin, Feral)  70 Nummern.  Gesamtertrag 
169745  fs.  Moderne:  Corot,  Diana  u.  Äktäon 
(160:115)  30000  fs.  — Diaz,  Badende  (24:32) 
12000  fs.  — Älte  Bilder:  Mlle.  Gerard,  Der 
Tadel  (60:50)  6850  fs.  — P.  Breughel,  Bäuerin 
mit  Steinkrug  (30:24)  1500  fs.  — Casanova, 
Reiter  (76:58)  1500 fs.  — J.  B.  Grenze,  Ängebl. 
Bildnis  einer  Ehrendame  Marie  Äntoinettens 
(60:50)  20000  fs.  — Lagrenee,  Die  Malerei 
(58:48)  7000  fs.  — Lagrenee,  Die  Skulptur 
(Pendant)  3350  fs.  — H.  Rigaud,  Porträt  d. 
Lefebure  d’Ormesson  (145:1 13)  3900fs.  — Hubert 
Robert,  Die  Überschwemmung  (50:40)  7000  fs. 

— Martin  Shee,  Junge  Frau  (88:64)  3800  fs.  — 
J.  B.  Tiepolo,  Die  Musikantin  (98:79)  9800  fs. 

— Tiepolo,  Christi  Stäupung  und  Geisselung, 
Pendants  (je  101:68)  4000 fs.  — Ve stier.  Männ- 
liches Porträt  (63:52)  3250  fs.  — C.  de  Vos, 
Junge  Frau,  Porträt  (122:93)  8100  fs.  — C.  de 
Vos,  Männliches  Porträt  (Pendant  z.  vorigen) 


370 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


3000  fs.  — J.  Wabbe,  Porträts  des  Ehepaares 
Jacobs  de  Jonck  (Pendants)  4200  u.  3500  fs.  — 
Spanische  Schule,  XVII.  Frauenporträt  (114:85) 
4400  fs, 

24./25.  März:  Ätelier  Hermann  Leon 
(Chaine  et  Simonson,  Mannheim)  Gesamt- 
ertrag 55000  fs. 

30.  März:  Sammlung  Th (Lair  Dubreuil, 

Mannheim,  Feral)  farbige  Stiche:  nach  Boilly 
V.  Cazenave:  Optik,  d.  gekrönte  Liebe  2 Blatt 
1000 fs.  — Debucourt,  Der  öffentliche  Spazier- 
gang: 1000  fs.  — Zeichnungen:  Isabeg, 
Porträt  des  Schauspielers  Chenard  (57:41)  4000  fs. 
— J.  B.  Tiepolo,  Opferszenen  (2  Pendants) 
(49:35)  1490  u.  1100  fs.  — Fayencen:  Tafel- 
aufsatz, Fayence,  Marseille  1650  fs.  — 

28.  März:  Moderne  Bilder  (Lair  Du- 
breuil, G.  Petit)  Boudin,  Schifferbarken  in 
Trouville  (41:55)  1100  fs.  — Isabey,  Schiff- 
bruch an  der  Küste  (42:59)  1005  fs.  R.  Ä.  M. 

9 

LONDON  = 

Wie  sehr  auch  immer  noch  von  der  Geld- 
knappheit gesprochen  und  geschrieben  wird, 
und  obwohl  dieselbe  in  der  Tat  auch  noch 
sichtbaren  Einfluß  auf  die  Äuktionspreise  des 
vergangenen  Monats  geübt  hat  — wenigstens 
in  manchen  Fällen,  — so  war  die  Tätigkeit  auf 
dem  Kunstmarkt  doch  eine  sehr  eifrige  und 
spielte  sich  teilweise  nicht  bloß  unter  den  Äugen 
der  Händler  und  Kenner,  sondern  des  weiteren 
kunstliebenden  Publikums  ab.  Und  das  war 
kein  Wunder;  denn  die  wichtigsten,  im  eng- 
lischen Kunstauktionskalender  rot  anzumerken- 
den Tage  waren  solche  eines  Familienfestes  so- 
zusagen, in  denen  dem  britischen  Publikum 
wieder  einmal  der  Wert  seiner  eigenen  Meister 
in  Pfunden  resp.  Guineen  und  Schillingen  vor- 
demostriert  wurde,  was  hierzulande  immer  zieht 
und  der  Tagespresse  Gelegenheit  zu  spalten- 
langen oft  geradezu  dramatisch  zugespitzten 
Besprechungen  gibt.  — Äber  nicht  nur  auf  dem 
Gebiete  des  Bilderverkaufes  ging  es  lebhaft 
her;  es  gab  auch  „große  Tage“  für  die  Lieb- 
haber von  Büchern,  Gobelins,.  Kunstmöbeln, 
Schmuckgegenständen,  Äntiquitäten  und  Por- 
zellan. Von  Bücherverkäufen  seien  hier  nur  er- 
wähnt der  der  Bibliothek  des  verstorbenen 
Mr.  Ismay,  dessen  schöne  Sammlungen  nun  in 
alle  Winde  gehen:  Dante:  Divina  Commedia, 
Ausgabe  von  1477  : ^ 53;  Porträte  berühmter 
Personen  am  Hofe  Heinrich  VIII.  von  Holbein, 
^ 42,  und  ein  Band  mit  146  Originalzeichnungen 
von  David  Cox,  Constable,  Crome,  Turner,  Mor- 
and usw.  £ 136.  Am  21.  und  22.  März  kam 


dann  die  schon  mit  dem  größten  Interesse  er- 
wartete Bibliothek  des  verstorbenen  Bischofs 
Dr.  Gott  unter  den  Hammer.  Als  Dr.  Gotts 
Reproduktionen  nach  Lawrence  1905  zum  Ver- 
kauf kamen,  brachten  sie  2640  Pfund.  Seine 
köstliche  Büchersammlung  aber  mußte  für  die 
oben  erwähnte  noch  anhaltende  Geldknappheit 
büßen.  Erst  hatte  man  überhaupt  versucht,  zu 
stipulierten  Preisen  die  einzelnen  Schätze  an 
Kenner  abzusetzen,  dieser  Versuch  aber  miß- 
lang und  stand  sogar  dem  öffentlichen  Verkauf, 
den  Messrs.  Sotheby  leiteten,  stark  im  Wege. 
Neben  einer  vollständigen,  trefflich  erhaltenen 
Ausgabe  der  ersten  vier  Shakespeare -Folios, 
die  nur  als  Ganzes  angeboten  und  nach  einem 
Angebot  von  3800  £ (7000  £ hatte  man  ver- 
langt) zurückgezogen  wurden,  bestand  das 
Hauptstück  der  Sammlung  in  einer  niederlän- 
dischen „Biblia  Pauperum“,  vor  dem  Jahre  1450 
gedruckt  mit  37  Holzschnitten  von  der  Hand 
des  Jan  van  Eyck  Schülers  Roger  von  Brügge; 
für  dieses  verhältnismäßig  gut  erhaltene  Buch 
hatte  man  privatim  4000 ^ verlangt;  es  brachte 
aber  nur  1290  £ (Mr.  Quaritch).  Derselbe  Händ- 
ler erstand  um  noch  10  Pfund  mehr  einen  tadel- 
losen, echten  Kaxton  vom  Jahre  1483  „Golden 
Legend“.  — Von  Gobelinverkäufen  brachten 
drei  selten  schöne  Brüsseler  Stücke  mit  Szenen 
aus  dem  Leben  Scipios  ^1120;  und  drei  andere 
Brüsseler  Teppiche  (Nymphen  und  Satyrn)  460  gs. 
— Kunstmöbel  usw.  zum  Teil  von  ausgezeich- 
neter Qualität  wurden  wiederholt  während  des 
Monats  versteigert;  sehr  hohe  Preise  erzielten 
bei  Christie  einige  Stücke  des  verstorbenen 
Claude  Ponsonby , dessen  Gemäldesammlung 
ebenfalls  zur  Versteigerung  gelangte,  so  ein 
Walnuß-  und  Mahagonitisch  720  gs  (L.  Harris  ) 
ein  Paar  Kandelaber  Louis  XVI.:  600  gs  (Par- 
tridge).  Kenner  des  Kunstmarktes  sind  der 
Meinung,  daß  noch  vor  einem  Monat,  als  die 
Geldverhältnisse  noch  ungünstiger  waren,  kaum 
die  Hälfte  für  Stücke  dieser  Art  bezahlt  worden 
wäre.  Von  dieser  verhältnismäßigen  Aufhellung 
des  finanziellen  Horizontes  profitierte  auch  das 
angebotene  Perlenhalsband  „einer  Edeldame“  — 
man  gibt  in  solchen  Fällen  nicht  gern  seinen 
Namen  preis  — , das  nicht  weniger  als  10600  £ 
eintrug  (Messrs.  Lindenbaum  & Weil,  die  im 
vofigenjahr  gar  16700^  für  ein  ähnliches  Stück 
gezahlt  hatten).  Das  diesmalige  Stück,  das  in 
bezug  auf  den  Preis  den  Rekord  des  ver- 
flossenen Monats  in  den  Auktionsräumen  Lon- 
dons davontrug,  besteht  aus  4 Reihen  von  232 
Perlen.  — Aus  der  Ponsonbysammlung  kamen 
noch  als  Seltenheiten  im  Auktionssaal  zwei 
antike  Stücke  von  hohem  Interesse  auf  den 
Markt,  beides  griechische  Bronzen  aus  früher 


Der  Kunstsammler 


371 


Zeit;  ein  großer  Schild  aus  dem  7.  Jahrhundert 
V.  Ch.  (220  gs.,  Yardley)  und  ein  prächtiger  hoher 
Krater  mit  Handgriffen,  die  in  Gorgonen  mit  in 
Schlangen  endenden  Beinen  ausgehen;  das 
ganze  Stück  im  strengen  Stil  der  ersten  Hälfte 
des  5.  Jahrhunderts  und  jedes  Museums  würdig 
(651  £;  Partridge).  Dieser  Krater  war  s.  Z.  in 
Rua  in  Campanien  gefunden  worden  und  war 
eine  Zeitlang  im  South  Kensington  Museum 
ausgestellt  gewesen.  — Äuch  eine  Reihe  mittel- 
alterlicher Antiquitäten  von  hohem  Wert  resp. 
großem  historischen  Interesse  kamen  mit  der 
weitberühmten  Braikenridge  - Kollektion  am 
27.  Februar  bei  Christie  zum  Verkauf.  Braiken- 
ridge Senior  hatte  seine  Sammlung  noch  zu 
einer  Zeit  (Beginn  des  19.  Jahrhunderts)  zu- 
sammengebracht, da  man  mit  verhältnismäßig 
sehr  geringen  Mitteln  und  etwas  Kenntnis 
Seltenheiten  von  bleibendem  Wert  erwerben 
konnte.  So  wurde  sein  Haus  zum  Stapelplatz 
von  außergewöhnlichen  Exemplaren  mittelalter- 
licher Metall-  und  Holzarbeiten.  Seine  Nach- 
kommen ernten  nun  die  Früchte  der  Kunstliebe 
und  des  Kunstverständnisses  des  Alten.  Das 
Hauptstück  der  Sammlung  war  ein  Ciborium, 
englisch,  13.  Jhrh.  aus  vergoldetem  Kupfer  und 
Champleve  Emaille,  7 inch.  hodi  und  6 im  Durch- 
messer. Das  Stück  soll  aus  Malmesbury  Abby 
stammen.  6 Medaillons  mit  Gegenständen  aus 
dem  Neuen  und  Alten  Testament  schmücken  es; 
die  Figuren  sind  meist  in  vergoldetem  Metall 
eingraviert,  nur  Christus,  die  Engel  und  die  als 
Heilige  betrachteten  Personen  sind  äußerst  fein 
emailliert,  so  daß  die  Fleischtöne  sich  leuchtend 
abheben.  Dieses  einzigartige  Stüdk,  das  s.  Z. 
im  South  Kensigton  Museum  und  später  (1897) 
im  Burlington  Fine  Art  Klub  zu  sehen  war, 
brachte  6000  ^ (Durlacher;  das  Stück  ist  aber 
sdion  wieder  und  zwar  an  Mr.  Partridge  ver- 
kauft. Eine  Reihe  ausländischer  Händler  waren 
seinetwegen  nach  London  gekommen).  Eine 
sogen.  Mazer  Bowl  (großer  Becher  aus  Maser- 
holz) von  ungewöhnlicher  Größe:  9V2  inch. 
Durchmesser,  3 inch.  hoch,  aus  Heinrichs  VIII. 
Zeit  mit  dem  Meisterzeichen  auf  dem  vergol- 
deten Silber  und  einem  Trinkspruch  in  goti- 
sdien  Charakteren  ging  für  2300  ^ in  den  Be- 
sitz Mr.  Chrichtons  über,  der  einen  eifrigen 
Privatsammler  endlich  überbot.  Ein  Paar  alt- 
französische Leuchter  (13.  Jhrh.,  in  vergoldetem 
Kupfer  und  Champleve-Emaille)  (einst  für  15  gs. 
gekauft!)  brachte  450  eine  Nicolas  Hilliard 
Miniatur  (Porträt  eines  Mannes)  von  1614, 
620  ein  italienischer  Schlüssel  aus  Eisen 
(16.  Jhrh.)  120  gs.,  usw.  Von  hohem  histori- 
schem Wert  war  die  sehr  schlichte,  fast  rohe 
Eichenwiege,  in  der  einst  Heinrich  V.,  Shake- 


speares Prinz  Heinz,  gelegen  hat.  Der  König 
ließ  sie  um  241  £ für  seine  Windsorsammlung 
ankaufen.  — Vom  4. — 6.  März  gab  es  dann, 
man  darf  wohl  sagen,  eine  große  Porzellan- 
schlacht Dei  Christie;  denn  um  einige  außer- 
gewöhnliche Meißner  Stücke  sowie  Sevres-Vasen 
wurde  mit  Ausdauer  gekämpft  und  verhältnis- 
mäßig hohe  Preise  wurden  erzielt.  Die  Samm- 
lung Charles  John  Diddns  umschloß  als  Pracht- 
stücke: eine  Kändlersdie  Gräfin  Kössel,  die  der 
Frankfurter  Händler  Goldschmidt  um  750  gs. 
billig  genug  erstand  (Messrs.  Duveen  hatten  für 
ein  ähnliches  Exemplar  vor  2 Jahren  1000  gs. 
bezahlt.  Herr  Goldschmidt  verdankt  seinen 
Kauf  nur  dem  Mißverständnis  eines  Gegners, 
der  1000  gs.  zu  geben  bereit  war.  So  spielt 
auch  hier  Glück  und  Zufall  eine  seltsame 
Rolle!);  ein  Paar  Kinderbüsten  (Mr.  Hodgkins 
1150  gs.);  eine  Gruppe:  „Dame  in  schwarzer 
Krinoline,  eine  Teetasse  haltend,  einen  Mops 
im  Schoß  und  vor  ihr  knieend  ein  Hofedelmann, 
zur  Seite  ein  Negerknabe“  (ebenfalls  Hodgkins 
1050  gs.;  in  einem  früheren  Verkauf  1901, 
610  gs.);  sodann  einige  Sevresstücke,  von  denen 
Herr  Goldschmidt  ein  Paar  um  1080  gs.  kaufte. 
Zwei  von  Morin  bemalte  Vasen  fielen  ihm  um 
den  hohen  Preis  von  3050  gs.  zu.  Drei  andere 
Morinvasen  erwarb  Mr.  Hodgkins  gar  für  3200  gs. 
und  für  1000  gs.  ein  Paar  edler  Louis  XV.-Vasen. 
Wenn  diese  Preise  auch  nicht  zu  den  höchsten 
für  Porzellan  gehören,  von  denen  man  hier 
weiß  (z.  B.  8000  gs.  für  die  garniture  de  cheminee 
in  1895,  die  einst  1874  dem  Earl  of  Dudley 
gar  10000  gs.  gekostet  hatte  und  4000  gs.,  die 
Partridge  vor  3 Jahren,  1905,  für  eine  Dodin-Vase 
zahlte),  so  beweisen  sie  doch  grade,  daß  die 
großen  Händler  wieder  auf  großen  Absatz 
rechnen  und  die  Zukunft  des  Kunstmarktes  op- 
timistisch genug  betrachten.  Ein  Verkauf,  der 
nur  Porzellanwerke  umfaßt  (328  Stüdce)  und 
44293  Pfund  einbringt  (im  Durchschnitt  135  ^ 
pro  Stück!),  spricht  da  klar  genug.  Übrigens 
dürfte  dem  verstorbenen  Mr.  Dickins  seine 
Sammlung  etwa  die  gleiche  Summe  gekostet 
haben,  denn  wenn  manche  Stücke  auch  jetzt 
mehr  als  den  Ankaufspreis  eintrugen,  sanken 
andere  wieder  um  ca.  25%  ini  Werte.  Man 
meint  hier  mit  Stolz,  daß  solche  Preise  z.  B.  in 
Paris  nicht  erreicht  worden  wären;  und  die 
fremden  Händler  mußten  ihre  Eroberungen  daher 
auch  recht  teuer  bezahlen.  — Reproduktionen 
nach  altenglischen  Meistern,  vor  allem  Reynolds, 
Romney,  Hoppner  usw.  werden  hier  fast  regel- 
mäßig jeden  Monat,  oft  mehreremal  bei  Christie 
oder  Sotheby  oder  anderswo  angeboten  und 
bringen  je  nach  Ausführung,  Meister,  Gegen- 
stand und  Erhaltung  mehr  oder  weniger  gute 


372 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Preise,  die  manchmal  sehr  hoch  steigen.  Dies- 
mal kam  der  viel  Französisches  enthaltende 
Rest  der  großen  Sammlung  weiland  Sir  Wil- 
frid  Lawsons.  Zur  Versteigerung,  von  dem 
schon  1903  bei  Christie  261  Stück  um  7147  und 
voriges  Jahr  beiSothebg  1099  Stück  um  19286^ 
verkauft  worden  waren.  In  diesem  März  brachte 
nun  der  Rest  (512  Stück)  4880  Die  Samm- 
lung, die  somit  31313  £ eingetragen,  hat  s.  Z. 
nicht  mehr  als  5000  sß  gekostet.  Das  Haupt- 
stück: 238  Gravierungen  von  M.  de  Julienne 
nachWatteaus  „tableaux  et  desseins“  fiel  Bihn, 
Paris,  für  595  £ zu,  der  nebst  anderen  Fran- 
zosen zum  Verkauf  herübergekommen  war. 
Stücke  von  R.  Nanteuil  schienen  besonders  gern 
genommen  zu  werden  und  stiegen  im  Preise 
(Pompone  de  Bellievre  51  sB;  1907:  42  £ usw.). 
Gar  manche  dieser  Stücke  hätten  noch  vor 
wenigen  Jahren  nicht  so  viel  Schillinge  wie  jetzt 
Pfund  gebracht.  Ebenfalls  bei  Sothebg  wurden 
zwei  farbige  Gravierungen  nach  Reynolds  „Jane, 
Countess  of  Harrington  and  Children“  und  „Lady 
Smythe  and  Children“  von  Bartolozzi  um  129  £ 
abgesetzt.  Messrs.  Chesterton  & Sons,  Ken- 
sington  verkauften  ein  vorzügliches  Exemplar 
von  Turners  Liber  Studiorum  (405  Quaritch). 
— Was  nun  die  Gemäldeverkäufe  anbelangt, 
so  handelte  es  sich  in  der  Hauptsache  um  solche 
englischer  Meister  der  viktorianisdien  Zeit,  ab- 
gesehen von  einem  fast  sensationellen  Romney 
und  Morland  und  mehreren  sensationellen 
Turnerversteigerungen.  Äm  28.  März  kamen 
4 bisher  noch  so  gut  wie  unbekannte  Porträts 
Romneys  bei  Christie  unter  den  Hammer.  Rom- 
ney ist  wohl  der  einzige  Nichtakademiker,  der 
Liebling  der  fashionablen  Gesellschaft  war  und 
geblieben  ist  bis  auf  den  heutigen  Tag,  freilich 
nicht  weil  er  den  Äkademikern  Reynolds  und 
Gainsborough  überlegen  war  sondern  haupt- 
sächlich, weil  er  das  ewig  Weibliche  in  ein- 
schmeichelnd reizvoller  Weise  und  dabei  immer 
noch  in  den  Grenzen  fashionablen  Wohlanstandes 
darzustellen  wußte.  Darum  bringen  seineDamen- 
bildnisse  auch  viel  mehr  als  seine  Männer- 
porträts, die  sich  mit  denen  Reynolds  nicht  im 
geringsten  messen  können.  So  ging  es  denn 
auch  diesmal:  seine  Mrs.  Morley  (1787  gemalt 
und  wie  die  andern  Bilder  in  seinem  Tagebuch 
verzeichnet  aber  noch  niemals  ausgestellt  oder 
behandelt)  brachte  es  zu  2750  gs.  (Mr.  Morland 
Agnew);  der  ehrenwerte  Gatte  dieser  Dame 
mußte  mit  300  gs.  sich  begnügen;  der  Künstler 
hatte  s.  Z.  pro  Stück  30  gs.  erhalten,  etwa  die 
Hälfte  von  dem,  was  Reynolds  für  seine  Por- 
träts forderte.  Die  Mrs.  Anna  Poulter  kostete 
Mr.  Agnew  1500  gs.,  ihr  Gatte  ihm  nur  400  gs. 
Romneys  Porträt  eines  Generals  dagegen  wurde 


mit  180  gs.  Zipentum  Mr.  Richards  (freilich  war 
dieses  nur  eine  von  drei  Versionen;  das  Original 
kostete  Agnew  800  gs.  in  1903  — ).  Am  selben 
Tage  kaufte  Agnew  einen  Morland  „Blind  Man’s 
Buff“  um  1100  gs.  Morland,  diese  schwankende 
Gestalt  in  der  englischen  Kunstgeschichte,  läutet 
sozusagen  das  Genre  in  der  englischen  Malerei 
ein,  das  dann  den  förmlichen  Tod  derselben 
zur  Folge  hatte.  Ebenfalls  am  gleichen  Tage 
wurden  drei  Pastellporträts  eines  ehemaligen 
Lieblings  des  Publikums  Daniel  Gardners  (1750 
bis  1805)  ausgeboten.  Lange  Zeit  hat  er  keinen 
Markt  gehabt.  1905  aber  kostete  Messrs.  Col- 
naghi  ein  kleines  Pastellbild  von  ihm  1050  gs., 
und  jetzt  brachte  das  Porträt  der  Lady  Faw- 
kenef  gar  1250  gs.  (Mr.  Malcolm);  die  anderen 
zwei  Stücke  500  resp.  46  gs.  Der  große  Unter- 
schied in  diesen  Preisen  besagt  nicht  immer, 
daß  die  rein  künstlerische  Qualität  die  gleiche 
Differenz  aufweist.  Ein  feiner  kleiner  J.  Crome 
„Waldige  Landschaft“  trug  210  gs.  ein.  — Von 
den  großen  altenglischen  Meistern  wurde 
während  des  Monats  wenig  von  Bedeutung 
angeboten  oder  das  Angebotene  wenig  be- 
achtet. So  ging  es  einem  selten  schönen 
Hogarth  am  30.  März:  ein  Affe  auf  dunkel- 
rotem Tuch  sitzend,  ein  Stück,  das  man  in 
seiner  Liebe  zum  rein  malerischen  Ausdruck 
und  der  Weichheit  der  Ausführung  Hogarth 
kaum  zugetraut  hätte.  Auch  andere  Hogarths 
in  seinem  bekannteren  Stile  blieben  unbeachtet. 
Von  Reynolds  erreichte  wohl  nur  ein  Schulbild, 
eine  Herzogin  von  Devonshire,  155  gs.;  ein 
Gainsborough,  Waldige  Flußlandschaft,  126  £; 
ein  zweifelhafter  Raeburn,  zwei  Geschwister 
Eycott,  510  gs,;  zwei  Lawrence:  Sheridan  540  gs. 
und  Lady  Caroline  Lamb  310  gs.  Mehrere 
Constables,  darunter  einige  treffliche  Stücke, 
galten  wohl  als  unsicher  (bei  diesem  Meister 
ja  keine  Seltenheit).  Wards,  des  großen  Tier- 
malers, köstlich  malerisches  Bild:  Schweine  im 
Kofen,  war  für  Engländer  natürlich  nichts  und 
blieb  links  liegen.  Dagegen  aber  hatte  Turner 
seinen  großen  Tag.  Einige  kleinere  Verkäufe 
bereiteten  genügend  darauf  vor.  Am  7.  März 
wurden  4 Aqaurelle  von  ihm  aus  der  Sammlung 
Tatham  versteigert,  von  denen  Messrs.  Agnew, 
das  große  Haus  für  englische  Aquarelle,  drei 
erstand:  Constanz  (1842  gemalt  und  früher  in 
Ruskins  Sammlung  um  2200  gs.;  „Windsor 
Schloß“  um  1700  gs.  (1870:  680  gs,)  und  „Car- 
navon  Castle“  970  gs.  „Zürich“  dagegen  er- 
zielte nur  680  gs.  Schon  am  24.  Februar  hatte 
ein  kleines  Aquarell  „Brunnen  am  Vierwald- 
stätter See“  460  gs.  eingetragen.  Der  große 
Tag  aber  kam  mit  dem  4.  April,  an  dem  13 
Aquarelle,  bisher  dem  Sir  A.  F.  Acland-Hood 


Der  Kunstsammler 


373 


gehörig,  und  ein  Ölbild  versteigert  wurden  und 
zwar  zum  allerersten  Male.  Die  Bilder  behan- 
deln Landschaften  in  Sussex  und  wurden  von 
Turner  im  2.  Jahrzehnt  des  vergangenen  Jahr- 
hunderts für  den  Großvater  des  Sir  Ä.  Äcland- 
Hood  gemalt.  Diese  Versteigerung  erregte  ein 
gewaltiges  Interesse  und  galt  als  würdiger  Äb- 
sdiluß  einer  Verkaufsperiode  bei  Christie,  die 
für  die  englisdie  Wasserfarbenmalerei  vor  allem 
glänzende  Preise  gebracht  hatte.  Hier  eipige 
der  Preise  aus  dem  Turnerverkauf:  „The  Vale 
of  Heathfield“  700  gs.;  „The  Vale  of  Pevenseg“ 
650  gs.;  The  Vale  of  Äshburnham  610  gs.  usw. 
Sämtlidie  13  Äquarelle  sind  von  fast  gleicher 
Größe  14^2  zu  22  inch.  Wären  sie  nicht  etwas 
von  der  Sonne  ausgezogen  gewesen  und  hätten 
sie  nidit  Stockflecken  gezeigt,  sie  hätten  statt 
5825  gs.  zusammen  sidierlich  über  15000  gs. 
gebracht.  Denn  sie  stellen  Turners  Wasser- 
farbenkunst auf  ihrer  Höhe  dar.  Dafür  erzielte 
ein  ausgezeichnet  erhaltenes  großes  Ölbild  Turners 
„TheBeach  at  Hastings“  aus  seiner  frühen  Zeit, 
ehe  er  noch  Italien  besucht  hatte,  den  hohen 
Preis  von  6000  gs.  (Ägnew).  Das  Bild  ist  atmo- 
sphärisch von  wundervoller  Qualität,  wenn  es 
auch  im  ganzen  noch  an  die  Niederländer  ge- 
mahnt. Äm  gleichen  Tage,  um  die  wichtigsten 
Ergebnisse  hier  noch  mit  anzuführen,  fielen  2 
dem  Format  nach  große,  dem  Gefühl  nach  klein- 
liche Landschaften  Millais  stark  im  Wert:  „The 
Sound  of  Many  Water s“  von  2900  (in  1892) 
auf  1100  gs.  und  „The  Fringe  of  the  Moor“ 
brachte  es  auch  nur  auf  die  gleiche  Summe:  in 
diesen  Landschaften  war  Millais  zu  sehr  der 
Präraffaelit  von  ehedem  geblieben,  Kleinigkeits- 
tüfteleien aber  reimen  sich  nicht  mit  Freilicht- 
studien. Ein  malerisch  feines  und  im  Thema 
schlichtes  Genrebild  Wilkies  brachte  es  zu  llOOgs.: 
„The  Cottar’s  Saturday  Night“;  ein  früher  Israels 
zu  1600  gs:  „La  Fete  de  Jeanne“.  Seltsam  ist, 
daß  der  Constable  des  Äquarells,  wie  man  David 
Cox  in  seinen  besten  Stücken  wohl  nennen 
könnte,  geringe  Schätzung  erfuhr;  sein  lebens- 
volles, licht-  und  lufterfülltes:  „Cross  Road“  fiel 
von  370  gs.  (1870)  auf  250  gs.  Und  auch  der  Land- 
schafter John  Linnell,  der  etwas  weiche  Maler 
des  Herbstes,  ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  viel 
männlicheren  Constables  und  eine  seltsame  aber 
in  seinen  Hauptbildern  sehr  annehmbare  Mischung 
von  Constable  und  Gainsborough,  mußte  sich 
mit  verhältnismäßig  kleinen  Preisen  begnügen: 
sein  „Timber  Waggon“,  der  in  den  schönsten 
und  harmonischsten  Farben  glüht  wie  eine  präch- 
tige Herbstnatur,  brachte  nur  2150  gs,  gegen 
3100  (1892)  und  sein  „Forest  Road“  nur  1280  gs. 
Äuch  Watts  Selbstbildnis,  ähnlich  dem  in  der 
Tate  Gallery,  ein  schlichtes,  innerlich  großes 


Stück  ging  billig  genug  mit  320  gs.  ab,  wenn 
es  auch  gegen  früher  (260  gs.  1887)  stieg.  Von 
einigen  älteren  Bildern  brachten  zwei  feine 
Engelsköpfchen  Reynolds  380  gs.  und  ein  Mäd- 
chenporträt Hoppners  400  gs.  Mehrere  viktoria- 
nische Akademiker,  J.  C.  Hook,  H.  S.  Stacy 
Marks,  J.  H.  Calderon  usw.  erlebten  erfreulicher- 
weise furchtbare  Debacles;  von  1420,  1050  und 
1050  gs.  fielen  ihre  Bilder  auf  280,  56  und68gs. ! 
Ein  Alma  Tadema  in  des  Künstlers  bekannter 
Manier  brachte  die  schöne  Summe  von  920  gs.  — 
Von  den  älteren  Aquarellisten  erzielten  einige 
Werke  P.  deWints  sehr  gute  Preise:  eine  wal- 
dige Landschaft  105  gs.,  eine  Ansicht  von  Lincoln 
gar  1050  gs.,  für  welche  gewalitge  Summe  Mr. 
Partridgeals  erstes  und  einziges  Angebot  etwaige 
Konkurrenten  mundtot  machte,  ein  hier  manch- 
mal mit  Erfolg  angewandtes  Mittel.  Die  große 
Sensation  neben  Turner  aber  auf  dem  Gebiete 
der  Aquarellmalerei  brachte  die  Versteigerung 
einigerWerke  des  frühverstorbenen  Fred  Walker, 
der  oft  mit  gewissem  Recht  als  eine  Art  eng- 
lischer Millet  bezeichnet  wird,  nur  eignet  ihm 
statt  des  gewaltigen  Pathos  des  Barbizonmeisters 
ein  fast  kränklich  zarter  zum  Sentimentalen 
neigender  Lyrismus,  der  sich  mit  den  oft  auch 
von  Millet  übernommenen  übertrieben  starken 
Bewegungen  in  seinen  pflügenden  oder  säenden 
oder  mähenden  Bauern  seltsamlich  mischt.  Statt 
eines  gewaltigen  Hymnus  auf  die  Arbeit  des 
Menschen  in  der  Natur  bieten  seine  Bilder 
freundliche  Idyllen,  die  ein  nach  Gesundheit  und 
Natur  verlangender  Kranker  in  Sehnsucht  und 
mit  schönheitstrunkenem  Auge  geschaffen.  Diese 
Kunst  sagt  dem  englischen  Käufer  unendlich 
viel  mehr  zu  als  Millet  selber  oder  auch  ihr 
eigener  kerngesunder,  sicherer  Constable,  und 
so  konnte  es  nicht  überraschen,  daß  Walker 
als  Größe  ersten  Ranges  nun  auch  auf  dem  eng- 
lischen Kunstmarkt  am  7.  März  etabliert  worden 
ist.  Sein  „Harbour  of  Refuge“,  dessen  Version 
in  Öl  in  der  Tate  Gallery  hängt,  ein  Aquarell 
von  nur  22  zu  35  V2  inch.  Umfang,  brachte  nach 
heißem  Kampf  unter  lautem  Applaus  (man 
applaudierte  einem  neuen  Fürsten)  2580  gs.  Andere 
Werke  des  Künstlers  erreichten  auch  hohe  Preise: 
das  kleine  Violet  Field  16C0  gs.,  gekauft  von 
einem  Privatsammler,  der  sämtliche  Händler 
überbot  und  sich  dann  als  Mr.  Andrews  ausgab, 
wohl  um  — charakteristisch  für  hiesige  Sammler 
und  Drachenhüter  ihrer  Schätze  — es  nicht  be- 
kannt werden  zu  lassen,  daß  er  der  Sohn  Sir  J. 
Airds  sei  und  dieses  Bild  erstanden  habe.  Auch 
den  Beehive  kaufte  er  um  550  gs.  (245  in  1888). 
The  Old  Gate  erstand  Agnew  um  1500  gs.  Der- 
selbe Tag  brachte  noch  weitere  Aufregungen, 
denn  an  ihm  und  einem  anderen,  eine  Woche 


374 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


später  wurden  bei  Christie  fast  sämtliche  der 
bekannten  neueren  englischen  Meister  gewogen: 
Barne  Jones,  Rosetti,  G.  Mason,  Millais,  Ä.  Moore 
und  G.F. Watts,  von  einigen  anderen  und  auch 
ganz  modernen  zu  schweigen.  Burne  Jones 
ging  es  dabei  nicht  allzu  gut:  seine  Version  in 
Wasserfarben:  „Love  amongst  the Ruins“  brachte 
zwar  1575  gs.  (Ägnew)  und  seine  keineswegs 
sehr  bedeutende,  wenn  auch  stark  gepriesene 
„Waldnymphe“  aus  der  am  14. März  versteigerten 
Sammlung  Connal  aus  Glasgow  1130  gs.,  (Mr. 
Reid,  Glasgow),  aber  andere  Stücke  bedeutend 
weniger:  Glücksrad  250  gs.,  Hearth  of  the  Rose 
700  gs.,  Pilgrim  at  the  Gate  of  Idleness  270  gs., 
eine  wenig  erfreuliche  Seenymphe  und  dito  Engel 
gar  nur  100  resp.  80  gs.  Hus  Connals  Samm- 
lung stammten  auch  die  zahlreichen  Bilder  des 
„englischen  (abersehr englischen)  Griechen“  Älbert 
Moore,  den  man  etwa  mutatis  mutandis  den 
ÄlmaTadema  einer  früheren  Generation  nennen 
könnte,  und  der  damals  auch  gerade  so  geschätzt 
war.  Seine  Stücke  sind  reine  Dekorationen,  wohl 
beeinflußt  von  den  pompejanischen  Fresken,  aber 
trotz  ihrer  linearen  Vorzüge  und  dem  Raffine- 
ment der  Farbenwahl  bleiben  diese  Stüche  doch 
furchtbar  langweilig  und  nichtssagend  wie  Bilder 
des  anderen  „Griechen'',  des  Lord  Leighton. 
Diese  gefühllose  Kunst  läßt  kalt  bis  ans  Herz 
hinan.  Trotzdem  erzielten  die  Werke  recht 
hohe  Preise.  Äuch  Moores  Ruf  und  Stellung 
im  Äuktionssaal  mußte  erst  geschaffen  werden; 
man  zögerte  erst  hoch  zu  gehen  und  ließ  sich 
doch  schließlich  in  die  Höhe  treiben.  So  brachten 
sein  „Midsumer“  1000  gs.,  sein  „Reading  Äloud“ 
800  gs.  (dies  Bild  wurde  von  Mr.  Reid  dann 
sofort  der  Glasgow  Corporation  Gallery  ge- 
schenkt); am  besten,  weil  schlichtesten,  war 
eigentlich  eine  weibliche  Aktstudie,  eine  Kreide- 
zeichnung, die  kaum  bemerkt  wurde.  Dagegen 
fand  man  eine  gezierte  nackte  Weiblichkeit  mit 
schönem  Titel  wundervoll  und  zahlte  280  gs. 
Ihre  Langweiligkeit  macht  sie  wenigstens  un- 
gefährlich. Rossetti  ging  es  nicht  sehr  gut. 
Seine  Mnemosyne  fiel  um  60  gs.  auf  250  gs. 
Lady  Lilith  brachte  420  gs.,  andere  Stücke  blieben 
unbeachtet.  Für  ein  Bild  G.Masons  „TheGander“ 
zahlte  Agnew  1900  gs.,  ein  Preis,  den  s.  Z.  der 
frühere  Eigentümer  auch  gezahlt  hatte.  Und 
für  einen  Millais,  der  vom  Prärafaelitenbruder 
sich  zum  Akademiepräsidenten  mauserte  und 
von  einem  guten  Maler  zu  einem  recht  ge- 
sdiäftsmäßigen,  mußte  Agnew  1540  gs.  anlegen, 
es  war  das  Bild  „The  Orphans“  vom  Jahre 
1885.  — Von  Watts,  der  ja  einen  großen  Teil 
seiner  Werke  der  Nation  geschenkt  hatte,  er- 
sdieinen  nicht  allzuhäufig  Stücke  im  Auktions- 
saal. Mr.  Connal  besaß  drei  derselben,  eine 


schöne  Version  des  rythmenvollen  Orpheus  und 
Euridice,  die  für  320  gs.  und  eine  Artemis,  die 
für  240  gs.  in  anderen  Besitz  überging.  Ein 
kleines  schlichtes  Bildchen  „Eine  häusliche  Studie, 
Mädchen  lesend“  wurde  von  dem  Trustee  der 
National  Gallery,  dem  Earl  von  Carlisle,  um  nur 
45  gs.  erstanden,  ob  für  die  Gallery?  Das  würde 
trefflichen  Geschmack  verraten.  — Von  fremden 
neueren  Meistern  liebt  man  hier  zumeist  die 
Holländer,  namentlich  Israels,  die  Brüder  Maris 
und  Anton  Mauve.  Von  diesen  Künstlern 
kommen  denn  auch  recht  häufig  Bilder  auf  die 
Auktionen.  Mauve  war  diesmal  mit  zwei  kleinen 
feinen  Stücken  vertreten  „On  the  Scheidt“,  das 
850  gs.  (Lefevre)  und  Flußufer,  nur  6 zu  9V-2  i^ch. 
groß,  das  102  gs.  einbrachte.  Israels  Preise  be- 
wegten sich  für  gute  Durchschnittsbilder  von 
126 — 210  gs;  Bilder  des  J.  Maris  brachten  von 
126— 262  gs.  Am  Tage,  an  dem  diese  Holländer 
verkauft  wurden,  gab  es  einen  großen  Tag  audi 
für  die  Meister  von  Barbizon,  oder  besser  hätte 
es  einen  geben  sollen,  denn  eine  ganze  Reihe 
Corots,  Daubignys,  Harpignies  standen  aus  der 
umfassenden,  wenn  auch  unterschiedlichen  Samm- 
lung Burnett  zum  Verkauf,  die  dieser  nun  ganz 
aufgegeben  hat.  Aber  von  diesen  Meistern  sind 
Harpignies  und  Corot  hier  meist  nur  beliebt, 
wenn  sie  ganz  sie  selber  sind,  d.  h.  hübsch  zart 
und  lyrisch  bleiben.  Die  diesmaligen  Corots  befrem- 
deten zum  Teil  durch  einen  kräftigeren  Stil,  und 
demgemäß  blieben  die  Preise  niedrig.  Auch  Dau- 
bignymußtefür  seinen  düsterenErnstbüßen. Corots 
„Allee  dans  le  Parc  de  Cambri“  kauften  Messrs. 
Obach  für  504  andere  Stüdce  von  ihm  brachten 

178.10  304.10  231  Messrs.  Gooden  und 

Fox  erwarben  3 Daubignys  um  367.10  157.10 

157.10  €.  Ein  Harpignies  kostete  Obach  315  3B. 
(ein  paar  Wochen  vorher  hatten  sie  freilich  für  ein 
anderes  Werk  desMeisters  620  gs.  geben  müssen) ; 
alles  keine  besonderen  Preise.  Daß  man  sich 
von  Khnopffs  Allegorien  hier  nicht  allzusehr 
den  Kopf  verdrehen  läßt  und  für  eine  derselben 
z.  B.  nur  52  gs.  zahlte,  ist  nur  erfreulich.  — 
Was  nun  alte  Meister  ausländischer  Schulen 
anbelangt,  so  ist  man  hier  in  den  Auktions- 
räumen sehr,  sehr  vorsichtig.  Wenn  nicht  das  Werk 
ganz  deutlich  für  den  beanspruchten  Meister 
spricht  oder  sichere  Beweise  für  dessen  Autor- 
schaft vorhanden  sind,  gehen  selbst  an  sich 
künstlerisch  hochstehende  Werke  trotz  größter 
Namen  zu  kleinen  Preisen  ab;  in  der  Beziehung 
ist  hier  schon  seltsames  vorgekommen.  Der 
großen  Namen  gab  es  auch  in  diesem  Monat 
genug:  Rembrandt,  dessen  Sohn  Titus  am  2.  März 
bei  Christie  um  205  gs.  losgeschlagen  wurde, 
um  danu  kurz  darauf  in  Berlin  um  eine  fast 
40  mal  höhere  Summe  verkauft  zu  werden,  zum 


Der  Kunstsammler 


375 


größten  Herzeleid  der  hiesigen  Händler,  und 
Murillo,  Tiepolo,  Ämberger,  Lucas  Cranach,  van 
Eyck,  MemlingZurbaran,  sogar  ein  Lionardo  usw., 
alle  Zeiten  und  Schulen  waren  vertreten.  Äls  echt 
hat  man  offenbar  nur  anerkannt  Tiepolos  Imma- 
culata (410  gs.)  und  vielleicht  Murillos  schöne 
Landschaft:  Blick  über  ein  Tal  hin,  mit  Figuren 
im  Vordergrund  und  Bergen  im  Hintergrund 
(250  gs.,  worin  der  Zweifel  klar  genug  ausge- 
drüdct  ist).  Äuch  der  Teil  eines  Ältares  aus  der 
Sammlung  des  Conte  Passalaqua  in  Mailand 
wird  wohl  von  Lüini  selber  herrühren  (200  gs. 
1898,  brachte  er  300  gs.).  Zu  erwähnen  wären 
sonst  nur  noch  zwei  weibliche  Heilige  von 
H.  de  Bles  (700  gs.);  Luca  Longhi:  Madonna 
mit  Knaben  und  zwei  Heiligen  (110.  gs);  G.  Ter- 
burg:  Ritter  Dame  und  Page  (100  gs.);  J.  Oditer- 
veld:  Interieur  (125 gs.);  van  Hugsum:  Blumen- 
stillleben (210  gs.);  van  Goyen:  Flußlandschaft 
(100  gs.)  und  Dirk  Hals:  Nähende  Frau  am  Tisch 
(100  gs.).  Einige  Guardi  hätten  hier,  wo  in  der 
Wallace  Kollektion  einige  Werke  des  neuer- 
dings wieder  so  hochgeschätzten  Meisters  für 
ihn  Propaganda  gemacht  haben  sollten,  ein 
besseres  Los  verdient.  Der  sogenannte  Amberger, 
ein  reizvolles  Frauenporträt,  brachte  147  gs. 
Das  der  Ekletiker  Mengs  nicht  gefiel,  ist  weiter 
nicht  auffallend;  dafür  wird  die  anglisierte 
Angelica  Kaufmann  immer  wieder  geschätzt.  — 
Aus  all  dem  Angelührten,  das  leicht  noch  nach 
verschiedenen  Richtungen  hin  ergänzt  werden 
könnte,  läßt  sich  ersehen,  welch  eifriges  Leben 
auf  dem  hiesigen  Kunstmarkt  wieder  eingezogen 
und  wie  enorm  der  Umsatz  an  Werten  gewesen 
ist.  — Für  die  kommende  Saison  steht  bei 
Christie,  zunächst  noch  ohne  festes  Datum,  in 
Aussicht:  die  Versteigerung  der  Sammlung 
Stephen  Holland.  Die  Sammlung  Humphrey 
Roberts,  reich  an  erstklassigen  Werken  von 
Corot,  Diaz  und  Millet,  von  Gainsborugh,  Rey- 
nolds und  Constable,  von  Millais,  Israels  und 
Maris,  und  auch  Whistler  wird  Ende  Mai  (21—23) 
bei  Christie  zur  Auktion  gelangen  (sieheAuktions- 
kalender.  In  der  Sammlung  Holland  finden  sich 
Stücke  Turners  und  des  oben  ausführlich  be- 
sprochenen Walkers.  Von  „alten  Meistern“  aller- 
dings dürfte  so  bald  kaum  etwas  außergewöhn- 
liches auf  den  Markt  kommen;  deren  Erscheinen 
ist  auch  in  den  Londoner  Auktionsräumen  ein 
gar  seltenes.  F. 

s 

EIN  KÜNSTLERPROTEST 
IN  SACHEN  DER  „BILDFÄLSCHER- 
ANGELEGENHEIT.“ 

In  der  Presse  des  In-  und  Auslandes  sind 
über  eine  in  München  anhängige  strafrechtliche 


Untersuchung  wegen  Bilderfälschung  und  Ver- 
triebes gefälschter  Bilder  seit  einiger  Zeit  Nach- 
richten verbreitet  worden,  welche  den  Umfang 
der  Fälschungen  und  des  Vertriebes  gefälschter 
Bilder  als  sehr  bedeutend  hinstellen.  Es  sollen 
ferner  angeblich  die  „meisten  Falsifikate“  nach 
England  und  Amerika  verkauft  worden  sein, 
weiter  unter  den  Verdächtigen  sich  mehrere 
„hochangesehene  und  altrenommierte  Münchner 
Kunsthändler“,  sowie  Münchner  Künstler  be- 
finden. 

Die  Unterfertigten  haben  sich  im  Interesse 
des  Ansehens  der  Kunststadt  München  bemüht, 
amtliche  Auskunft  zu  erhalten  und  sind  infolge- 
dessen in  der  Lage,  nachfolgendes  festzustellen: 

1.  Wegen  Bilderfälschung  ist  eine  einzige 
Person  verdächtig,  die  mit  der  bildenden 
Kunst  beruflich  gar  nichts  zu  tun  hat. 

2.  Auch  wegen  Vertriebs  von  gefälschten 
Bildern  sind  — außer  zwei  verhafteten 
Händlern  und  einem  Dritten,  dessen  Auf- 
enthalt bisher  unbekannt  ist  — keine 
Personen  verdächtig,  welche  in  irgend- 
einer berufsmäßigen  Beziehung  zur  bil- 
denden Kunst  stehen. 

3.  Anhaltspunkte,  daß  gefälschte  Bilder  nacii 
England  oder  Amerika  vertrieben  wurden, 
sind  bisher  überhaupt  nicht  vorhanden, 
geschweige  denn  dafür,  daß  die  in  der 
Presse  in  dieser  Richtung  verbreiteten 
Ziffern  richtig  wären. 

Ebenso  sind  die  in  der  Presse  ver- 
breiteten Nachrichten  bezüglich  der  von 
den  in  Betracht  kommenden  Händlern  im 
ganzen  für  Falsifikate  erzielten  Preise 
auch  nicht  entfernt  richtig. 

Prof.  Hans  v.  Petersen,  Präsident  der 
Münchener  Künstlergenossenschaft;  Hugo  Frei- 
herr V.  Haber  mann,  Präsident  der  Münchener 
Sezession;  Prof.  Fritz  Baer,  Präsident  der 
Luitpoldgruppe;  D.  Heinemann,  Gemälde- 
galerie; A.  Riegner,  Königlicher  Hof-Buch- 
und  Kuiisthändler;  Wimmer  & Co.,  K.  B. 
Hofkunsthandlung;  E.  A.  Fleischmann,  Hof- 
kunsthandlung. 

s 

□ VERMISCHTES  □ 

London.  Am  12.  März  starb  hier  der  Bankier  H.  L. 
Bisdioffsheim,  der  als  Kunstfreund  und  -Mäcen  weit 
bekannt  war.  Millais  bestes  weibliches  Porträt  stellt  die 
Frau  des  Verstorbenen  dar.  Die  Porzellansammlung  der 
Bisdioffsheims  ist  berühmt.  Der  Verstorbene  hatte  be- 
reits vor  einiger  Zeit  dem  Londoner  Conty  Council  eine 
Sammlung  seltner  alter  Sdmitte  und  Stiche  von  Alt- 
London  zum  Geschenk  gemacht.  Und  jetzt  hofft  man, 
daß  das  Testament  eine  Schenkung  an  eine  der  offent- 


376 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


liehen  Galerien,  vielleidit  nadi  dem  Äblcben  der  Haupt- 
erbin, enthalten  wird.  Äueb  als  Philantrop  großen  Stiles 
und  weiten  Herzens  hatte  sieb  Biseboffsheim  einen  guten 
Namen  gemadit.  F. 

Graphisdie  Gesellsdiaft.  Äls  erste  außerordentiiebe 
Veröffentlidiung  gibt  die  Gesellsdiaft  (deren  Leitung  in 
den  Händen  von  Lehrs,  Friedländer  und  Kristeller  ruht) 
den  in  Bamberg  von  Pfister  um  1460  gedruckten  „Edel- 
stein“ des  Ulrich  Boner  in  Liditdrudctafeln  heraus.  Das 
Bueb  ist  die  erste  mit  beweglidien  Lettern  gedruckte  und 
mit  Holzsdinitten  verzierte  größere  Publikation  in  deut- 
scher Sprache.  Preis  (nur  für  Subskribenten)  30  M.  Den 
Vertrieb  hat  B.  Cassirer  in  Berlin. 

Die  Skizzenbücber  Jacopo  Bellinis  in  London  und 
Paris  gibt  Dr.  Golubew  im  Verlage  von  G.  van  Oest  u. 
Cie.  in  Brüssel  heraus,  in  zwei  Großquartbänden,  un- 
gefähr 300  Tafeln,  mit  Einleitung  und  beschreibendem  Text. 

Oud-Holland  hat  aus  Änlaß  seines  25jährigen  Be- 
stehens als  Prospektus  ein  Inhaltsverzeichnis  über  die 
bisher  erschienenen  Jahrgänge  herausgegeben.  Eine  Liste 
der  Abonnenten  geht  dem  Register  voraus. 

Der  Vorstand  von  Stockholms  Högskola  (der  Hoch- 
schule in  St.)  hat  Dr.  phil.  Oswald  Siren  zum  Pro- 
fessor in  der  Theorie  und  Geschidite  der  bildenden 
Künste  ernannt.  Dies  Professorat  bekleidete  s.  Zt.  der 
bekannte  schwedische  Dichter  und  Gelehrte  Victor  Rgdberg, 
seit  seinem  Tode  1894  ist  es  aber  ledig  gewesen. 


g 


NEUE  KÄTÄLOGE: 

Amsler  & Ruthardt,  Berlin.  Ädolph  v. 
Menzel  1815  — 1905.  Reichhaltiges  Verzeidinis 
seiner  Werke  in  Originalen  u.  Nachbildungen, 
meist  aus  dem  Nachlaß  des  Künstlers.  — 8®, 
518  Nrn.  a.  71  S. 

Baer  & Co.,  Frankfurt  a.  M.  Handschriften 
u.  Drucke  des  Mittelalters  u.  der  Renaissance. 
Katalog  500  anläßlich  des  120 j.  Bestehens  des 
Äntiquariates.  III.  Teil:  Bruche  des  XVI.  Jh.  m. 
lllustr.  französ.,  Italien.,  niederl.  u.  span.  Künst- 
ler. ~ 40,  S.  381-570  Nr.  1459— 1956  m.  ein- 
u.  mehrfarb.  Äbb. 

Jacques  Bosenthal  in  München  hat  kürz- 
lich zwei  Kataloge  herausgebradit,  die  starkes 
wissenschaftliches  Interesse  beanspruchen.  Kat. 
27  behandelt  die  Buch  Illustration  im  Mittel - 
alter  und  der  Neuzeit  bis  zum  16.  Jahr- 
hundert und  umfaßt  1000  Nummern,  darunter 
kostbare  und  teuere  Stücke  vornehmlich  unter 
den  illuminierten  Handschriften.  — Kat.  36,  dessen 
Inhalt  mehr  den  Literarhistoriker  interessiert,  gibt 
eine  Auswahl  wertvoller  Bücher,  Hand- 
schriften und  Autographen.  Von  Dürer 
und  Burgkmair  sind  eine  Reihe  seltener  Blätter 
aufgeführt. 


Luzac  & Co.,  London.  A descriptive  cata- 
logue  of  a unique  collection  of  Chinese  printed 
books,  manuscrits,  scrolls  and  paintings.  8^, 
371  Nrn. 

Nijhoff,  Martinas,  Haag.  Publikations  on 
architecture,  sculpture,  industrial  arts,  painting 
and  the  history  of  fine  arts.  — Kat.  4®,  12  S. 
m.  Abb. 

Stauff  & Cie.,  Köln.  Antiqu.-Kat.  Nr.  11: 
Enzyklopädien,  Sammelwerke,  Kalender,  Alma- 
nache,  Kuriosa,  Kunst,  Miniaturen,  Kunstge- 
schichte usw.  — 8®,  493  Nrn.  a.  34  S. 

Malota,  Franz,  Wien.  Das  Export -Anti- 
quariat, VIII.  Jahrg.,  Nr.  1.  Kunst,  Kunstge- 
schichte, Illustrations-,  Holzschnitt-  und  Kupfer- 
werke, Architektur.  — 8®,  1050  Nrn.  a.  50  S. 

Levi,  R.,  Stuttgart.  Äntiquariatskatalog  Nr. 
172:  Interessante  Bücher  aus  eien  Fächern:  Auto- 
graphen, Urkunden,  Stiche,  Miniaturen  usw. 
80,  1188  Nrn.  a.  64  S. 

Aus  Natur  und  Geisteswelt.  Unter  dem 
gleichen  Titel  wie  die  verdienstvolle  Sammlung 
erscheint  bei  B.  G.  Teubner  soeben  ein  reich- 
haltiger, illustrierter  Katalog  1908,  der  über  die 
Werke  des  Verlages  nähere  Auskunft  gibt. 

Deutsdhe  Kunst  in  Lidhtbildern.  Ein 
Katalog,  zugleich  ein  Kompendium  für  den 
Unterricht  in  der  Kunstgeschichte.  Bearbeitet 
von  Dr.  F.  Stoedtner.  — Unter  diesem  Titel  gibt 
das  bewährte  Berliner  Lichtbilderinstitut  ein  mehr 
als  20000  Nummern  umfassendes  Verzeichnis 
heraus  mit  einem  besonderen  Anhang  über 
Kunstgewerbe.  Der  Katalog  orientiert  ebenso 
schnell  wie  zuverlässig. 

Catalogue  des  tableaux  anciens  et  mo- 
dernes etc.  . . . Hotel  Drouot  Salle  11.  29.  fevrier 
1908.  — Me.  Andre  Desvouges  experts:  Paulme 
et  B.  Lasquin  fils.  28  S.  in  8®. 

Catalogue  des  tableaux  modernes  . . . 

collection  Jules  Cronier  . . . vente  par  suite  de 
son  deces  ...  8,  rue  de  Seze  (galerie  Georges 
Petit)  les  mercredill  et  jeudi  12mars08.  Com- 
missaires  priseurs:  Me.  F.  Lair  Dubreuil  et  Me. 
Henri  Baudoin  experts  MM.  Arnold  & Tripp. 
92  S.  gr.  8«. 

Catalogue  des  tableaux  anciens  etc. . . . 
vente  Hotel  Drouot  Salle  6.  Lundi  23  mars 
1908.  C.  Pr.:  Me.  Baudoin  Expert  Jules  Feral. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  Der  Herausgeber  Dr.  Georg  Biermann,  Leipzig.  Zweigredaktionen r Berlin. 
Dr.  PaulFerdinandSchmidt  (zugleich  Redakteur  der  Bibliographie).  München.  Dr.  Hermann  Uhde-Bernays. 
Wien.  Dr.  Wilhelm  Suida.  London.  Frank  E.  Washburn  Freund  in  Harrow  on  Hill  bei  London. 

Paris.  Dr.  Rudolf  Adelbert  Meyer. 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


Heft  4,  1908 


AUKTIONSKALENDER 


Mai 

Anfang 


3.-5. 

5. 

5. -6. 

6.  u.  7. 

6.  u.  7. 


7. 


Haag.  J.  J.  Biesing.  Gemälde  und 
Aquarelle.  Nachlaß  F.  J.  G.  Bos- 
man;  ferner  die  Sammlungen  Frau 
A.  J.  Goedvriend,  Berlin,  Herr  C.  E. 
Lans,  Haag  u.  a. 

Paris.  Georges  Petit.  Vente  der 
Sammlung  Cheramy. 

Mündien.  HugoHelbing.  Kupfer- 
stiche, Radierungen,  Holzschnitte, 
Lithographien  usw.  alter  u.  moder- 
ner Meister. 

Leipzig.  C.  G.  Bo  er  n er.  Handzeich- 
nungssammlung Ed.  Cidiorius.  (Lud- 
wig Richter- Sammlung.  Deutsche 
Künstler  d.  19.  Jahrli.  Niederl.  Meist, 
des  17.  Jahrh.). 

Frankfurt  a.M.  Rud.Bangel.  Ge- 
mälde mod.  u.  ält.,  insbes.  Frank- 
furter Meister,  Antiquitäten  und 
Kunstgegenstände  aus  hiesigem  u. 
Mainzer  Privatbesitz. 

Mündien.  Rudolf  Wex.  Gemälde 
alt.  Meister,  Handzeichn.,  Pastelle, 
Kupferstiche. 

Leipzig.  C.  G.  Boerner.  Kupferstiche 
alt.  Meist,  a.  schles.  u.  a.  Besitz.  (Da- 
bei Kupferstiche  und  Holzschnitte 
Albrecht  Dürers.) 


8.-9. 


11. 

11. 


12. 


11.-14. 


11.— 14. 


Leipzig.  C.  G.  Boerner.  Auto- 
graphensammlung a.  Wiener  Besitz. 
Musikmanuskripte  v.  Beethoven, 
Bach,  Brahms,  Haydn,  Scarlotti, 
Schubert,  Schumann,  Wagner  usw. 
Briefe  d.  dtsch.  Klassiker  bes.  Goethe 
und  Schiller. 

Frankfurt  a.  M.  Ad.  Heß  Nacht 
Sml.  Ulex  f- Hamburg,  Münzen  u. 
Medaillen  v.  Nord-,  Zentral-  und 
Süd-Amerika. 

Wien.  C.  J.  Wawra.  Kupferstiche, 
Radierungen,  Holzschn.,  Lithogr., 
Handzeichn,  u.  Aquarelle,  Dürerwerk, 
Farbendrucke  u.  Schabkunstbl.  aus 
verschieden.  Besitz,  ferner  Porträts, 
Viennensia,  Sml.  Ernst  u.  a.  Besitz. 

Berlin.  R.  Lepke.  Sammlung  Her- 
zog von  Sorrano- Madrid.  Waffen, 
Rüstungen,  Dolche  etc. 

Berlin.  Max  Perl.  Original-Radie- 
rungen, -Lithograph.,  -Holzschnitte, 
-Handzeichn,  deutscher  u.  ausländ. 
Künstler,  meist  19.  Jahrh.  Nachlaß 
e.  Bremer  Sammlers. 

Amsterdam.  R.  W.  P.  de  Vries. 
Kunstbibi,  des  verstorb.  Herrn  P.  van 
Eeghen  in  Amsterdam. Manuskripte, 
alte  Einbände,  illustr.  Werke  usw. 


Bedeutende  Kunst  --  Auktionen 

in  der  Galerie  Helbing,  München. 

= 19.  Mais  - 

Sammlung  Professor  Dr.  J.  Naue  München 

Griediisdie,  etruskisciie  und  andere  antike  Gefäße,  Gold- 
sdimuck  aus  der  Mykenaezeit,  griediisdie  Plastik  in 
Terrakotta,  Bronze  und  Marmor.  Prähistorisdie  Waffen 
^ und  Utensilien. 

= 26.  Mai  s : - — 


Sammlung  Professor  G.  A.  Leinhaas,  München 

Skulpturen  in  Holz  und  Stein,  Gemälde,  Möbel  und 
Gerätschaften  der  Gotik  und  Frührepaissance. 

Kataloge  sowie  jede  nähere  Auskunft  durch 

Hugo  Helbing,  Mündien,  Wagmüllerstr.  15,  Liebigstr.  21. 


□ 


Heft  4,  1908 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft. 


ÄUKTIONSKÄLENDER 


Mai 

Ämsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 

14  Constables,  3 Cromes,  Cotman, 

12. 

Moderne  holländische  Gemälde. 

David  Cox;  Werke  von  Fred  Wal- 

Außerdem eine  Sammlung  von 

ker,  G.F.Watts  („Pretty  Lucy  Bond“); 

Aquarellen  moderner  Meister. 

Sir  John  Miilais ; Sir  W.  Q.  Tochard- 

15.  u.  16. 

Wien.  Gilhofer  & Ranschburg. 

son;  G.  Mason,  J.  M.  Swan  usw. 

Bibi.  Z.  V.  Ladinit,  Inkunabeln,  Manu- 

Ausgewählte  Stücke  der  Barbizon- 

Skripte, Kupferstich-,  Holzschnitt-, 

meister.  Außerdem  Hauptwerke  von 

Kostümwerke,  Karikat.,  färb.  Kupfer. 

Josef  Israels,  James  Maris,  Anton  ' 

18.U.19. 

Frankfurt  a.  M.  Ad.  Heß  Nach f. 

Mauve  usw. 

Kunstmedaillen  d.  Sammlg.  Erbstein. 

25.-27. 

Berlin.  Amsler &Ruthardt.  Hand- 

18.-23. 

Stuttgart.  H.  G.  Gutekunst.  Her- 

zeichnungen  berühmter  alter  Meister  f 

vorragende  Kupferstichsammlung, 

u.  lebender  Künstler  aus  dem  Be-  I 

Porträtstiche  usw. 

sitz  eines  skandinavischen  Sammlers. 

19. 

München.  Hugo  Helbing.  Samm- 

26. 

München.  Hugo  Helbinq.  Samm-  ; 

i 

lung  Professor  J.  Naue  f,  München. 

lung  Leinhaas-München.  Skulpturen  i 

1 

Griechische,  etruskische  und  andere 

in  Holz  und  Stein,  Gemälde  und  \ 

antike  Gefäße,  Goldschmuck  aus  der 

Kunstgegenstände.  i 

Mykenaezeit,  griechische  Plastik  in 

26. 

Kassel.  Max  Cramer.  Sammlung 

Terrakotta,  Bronze  und  Marmor. 

A.  Vogell.  Griechische  Altertümer  ; 

j Prähistorische  Waffen  u.  Utensilien. 

(Gläser,  Terrakotten,  Vasen),  Gold-  : 

Handzeichnungen,  Aquarelle  u.  Stu- 

Sachen. 

dien  von  M.  V.  Schwind,  darunter 

Mai 

München.  Hugo  Helbing.  Ölge- 

wichtige Kartons. 

mälde  alt.  Meist,  a.  verschied.  Besitz. 

21.— 23. 

London.  Messrs.  Christie,  Man- 

Mai 

Köln.  M.  Lempertz  (P.  Hanstein). 

son  & Woods.  Sammlung  Mr. 

Möbel,  Elfenbein,  Gold,  Silber, Bron- 

Humphreg Roberts’  f,  London.  Be- 

ze, Kupfer,Zinn,  Messing,  Glas,  Por- 

deutende Werke  von  Reynolds, 

zellan,  Fayencen,  Steinzeug,  Textil- 

Gainsborough,  Romney,  Raeburn,  12 

sachen,griech.Tongefäße,  röm. Mar- 

Aquarelle und  1 Ölbild  Turners; 

morskulpturen. 

Kunsl-Auktion  in  Berlin  25.-27.  Mai. 


Handzeidinungen  u.  Aquarelle 

berühmter  Meister  aller  Schulen  des  XV.  bis 
XVIII.  Jahrhunderts  sowie  bedeutender 
Künstler  unserer  Zeit  aus  dem  Besitz  eines 
skandinavischen  Sammlers. 

Der  mit  16  Lichtdrucktafeln  und  ca.  40  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen 
ausgestattete  Katalog  erscheint  Ende  April  und  wird  gegen  Voreinsendung 
von  M.  1.—  versendet.  Interessenten  wollen  sich  schon  jetzt  wenden  an 

Amsler  & Ruthardt  • Kunstantiquariat 

Berlin  W.  64,  Behrenstraße  29a. 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


Heft  4,  1908 


AUKTIONSKALENDER 


Mai 


Mai 


Juni 
1.— 3. 


Juni 

2.-5. 


unbe- 

stimmt 


Köln.  M.  Lempertz  (P.  Hanstein.) 
Gemälde  ält.  u.  neuerer  Meister  aus 
dem  Nadilaß  Frau  Gerome-Köln  u.a. 
Köln.  K.  H.  Stauff  & Cie.  Kupferst., 
Äquar.,  jap.  Farbenholzsdin.,  chines. 
Hausgötzen. 

Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Handzeidinungen  alter  Meister  aus 
den  Sammlungen  H.C.Dubois,  Haag, 
C.  G.  V.  Schöffer,  Amsterdam,  Jacobi, 
Haag,  ein.  bek.  Paris.  Sammlg.  u.  a. 
Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Französ.  u.  engl.  Stiche  aus  d.  Slg. 
Ihr.  Älfr.  Boreel  u.  a.  Ferner  versch. 
Smlg.  V.  Kupferstich,  niederl.  Meist., 
darunt.  e.  ans.  Slg.:  Rene  della  Faille. 
Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Antiquitäten,  chines.,  Japan,  u.  sächs. 
Porzellan,  Fayence,  Möbel,  Diaman- 
! ten,  Perlen,  Gold,  Silber,  Spitzen, 
Skulpturen,  mod.  Gemälde,  Aqua- 
relle, Handzeichn.,  Kupferstiche,  Por- 
I träts,  alte  holl.  Gemälde. 


16.  u.  17. 
Juni 


Juni 


Juni 


Juni 


Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Porzellan  - Slg.  Ihr.  Alfred  Boreel. 

München.  Hugo  Helbing.  Samm- 
lung Juwelier  Franz  Greb  f.  Her- 
vorrag. Arbeiten  der  Silberschmiede- 
kunst, wertvolle  Keramiken,  Skulp- 
turen in  Holz  und  Stein,  darunter 
Werke  von  T.  Riemensdineider, 
Arbeiten  in  Eisen  u.  and.  Metallen, 
Geweihsammlung.  Gewehre  usw. 

München.  HugoHelbing.  Original- 
arbeiten der  künstlerischen  Mitarbei- 
ter an  der  Münchener  Jugend. 

Mündien.  Hugo  Helbing.  Ölge- 
mälde mod.  Meister  aus  versdiied. 
Besitz. 

Münciien.  Hugo  Helbing.  Kupfer- 
stiche, Radierungen,  Holzschnite. 
Lithographien  des  15.— 18.  Jahrhun- 
derts, Original-Radierungen,  -Litho- 
graphien, -Holzschnitte  moderner 
Meister. 


Diesem  Hefte  liegen  Prospekte  der  Firmen  J.  H.  Ed,  HEITZ  in  Straßburg, 
JULIUS  HOFFMANN  in  Stuttgart  und  GEORG  MÜLLER  in  München 
bei,  auf  die  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  gemacht  seien. 


Auktionen 

vom  5.  bis  9.  Mai. 

I.  Handzeidinungs-Sammlung  Eduard  Cidiorius 

Berühmte  Ludwig  Richter- Sammlung 
Sammlung  von  deutschen  Meistern  des  XIX.  Jahrhunderts 
Preis  des  reich  illustrierten  Katalogs  M.  3.—,  illustrierter  Katalog  ohne  Tafeln  M.  1.— 

II.  Gewählte  Kupferstich-Sammlung  aus  sdilesisdiem 

u.  a.  Privatbesitz. 

Alte  Meister,  dabei  kostbare  Kupferstiche  und  Holzschnitte  Albrecht  Dürers. 

Illustrierter  Katalog  M.  1.— 

III.  Wiener  Autographen-^Sammlung 

Kostbare  Manuskripte  von  Beethoven ^ Brahms y Haydn,  Mendelssohn, 
Schubert,  Schumann,  Wagner  etc.  ::  ::  ::  Deutsche  Klassiker. 

Musikmanuskripte  aus  Josef  Joachims  Nachlaß. 

Illustrierter  Katalog  M.  2.—  durch 

C.  G.  Boerner  in  Leipzig,  Nürnbergerstrasse  44. 


Heft  4,  1908 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


KUNSTBÖRSE 

In  dieser  Rubrik  kostet  die  viergespaltene  Nonpareillezeile  nur  25  Pf,  Wir  bitten  alte  Sammler, 
Kunst-  und  Antiquitätenhändler,  Antiquare  usw.  recht  reichlich  von  dieser  Vergünstigung 

Gebrauch  zu  machen. 


Gesuchtes 

Angebotenes 

HolzsdiniUe  u.  Stöcke  des 
15.  u.  Anf.  d.  16.  Jahrh.,  eben- 
so Büdierm.  Illustrationen  aus 
dieser  Zeit  (wenn  audi  in  de- 
fektem Zustand)  werden  ge- 
kauft. Georg  MöDel  in 
Mündien,  Rindermarkt  2. 

Japansammler  sucht  erstkl. 
Ladearbeiten,  bes.  Inros,  Net- 
sukes  etc.,  ferner  erste  Farb- 
holzsdinitte  besond.  v.  Korin. 
Angebote  unter  Dr.  Ä.  an  die 
Expedition  der  Monatshefte 
für  Kunstwissensdi.,  Leipzig. 

Sudie  Altdeutsdie  Möbel, 
Holzschnitzereien,  Intarsien, 
Erstklassiges  deutsches  Zinn, 
altdeutsche  Keramiken  u. Glas- 
malereien, Silberarbeiten  der 
Augsburg.  Schule.  Angeb.  unt. 
K.  D.  a.d.Exp.d.M.f.K.,Leipz. 

P.H.Beger  & Sohn, Leipzig, 
Kunsthalle. 

Klinger,  Vom  Tode  II.  Ra- 
dierte Skizz.  An  d.  Schönheit. 
Greiner,  Ganymed.  An  Max 
Klinger.  La  Civetta.  Alles 
Stauffer-Bern. 

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Gegründet  1869 

übernimmt  ganze  Sammlungen  sowie  einzelne 

Ölgemälde  undKunstgegenstände 

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Via  Salaria  7 a. 

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Vertreter:  Rom:  Libreria  Spitthöver,  Piazza  di  Spagna.  Mündien: 
Littauer,  Odeonsplatz  2.  London:  Mansell,  Oxford  Street.  Paris: 
Giraudon,  Rue  des  Beaux  Ärts.  New  York:  Busse,  12  West  28^^- 
Madrid:  Ferdinando  Fe,  Puerta  del  Sol. 

von  ganz  Italien,  Spanien 

(Cordova,  Escurial,  Granada, 
Madrid,  Sevilla,  Toledo),  England  (National  Gallery,  British 
Museum,  [Handzeidinungen]  Sammlung  Herbert  Cook, 
Wallace  Collection). 

General  - Katalog  soeben  erschienen, 

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Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


Heft  4,  1908 


GroBi!  VerstEigiiriy  oriEGiclier  Alleriir 

Äm  26.  Mai  gelangt  in  Cassel  die  in  Süd- 
Rußland  gebildete 

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hochbedeutende  Sammlung 
griechischer  Ausgrabungen 

aus  dem  Besitze  des  Herrn  Ä.  VOGELL,  Karls- 
ruhe, zur  Versteigerung. 

Reich  illustr.  Kataloge  sowie  jede  nähere  Auskunft  durch 

Max  Cramer,  kgl.  Hoflieferant,  Cassel 

Hohenzollernstraße  39. 

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Nachlaß  des  f Herrn  Geh.  Hofrats 

Dr.  J.  Erbstein-Dresden 

Direktors  des  Kgl.  Münzkabinets,  des  Grünen 
Gewölbes,  der  Porzellan  - Sammlung  etc. 

Kunst-Medaillen 

der  italienischen  und 
deutsdien  Renaissance 

621  Nummern. 

Versteigerung  zu  Frankfurt  a.  M. 
am  18.  und  19.  Mai  1908. 

Katalog  mit  20  Tafeln  Abbildungen  Ä.  6. — , 
ohne  Tafeln  gratis. 

Adolph  Heß  Nadifolger 

Münzenhandlung 

Frankfurt  a.  M. 

Mainzer  Landstraße  49. 


Stuttgart,  18. — 23.  Mai 


die  Werke  von 

Dürer  und  Rembrandt 

in  seltener  Schönheit  u.  Vollständigkeit, 

deutsche,  ital.  u.  niederl.  Meister,  15.-17,  Jahrh. 

ausgezeichnete  und  reiche  Werke  der 

berflhniten  französ.  Porträt-Stecher  des  17.  Jahrh. 

zahlreiche  und  vorzügliche  Blätter  der 

tranzäsischen  Schule  des  18.  Jahrhunderts 
alte  Städte-Hnsichten  etc. 

aus  den  Sammlungen 

Marsden  J.  Perry  in  Providence,  U.S.A. 

Fritz  Rumpf  in  Potsdam. 
Katalog  (1914  Nos)  gegen  Einsendung  von 
50  Pf.,  Ausgabe  mit  Lichtdrucktafeln  M.  3.—, 
zu  beziehen  durdi 

H.  G.  Gutekunst,  Stuttgart, 

Olgastraße  1,  B. 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


Heft  4,  1908 


^ XXV.  Bücher-Auktion 

Gilhofer&  Ranschburg,Wien. 

Bibliothek  Z.  v.  Ladinit. 

Hervorrag.  Sammlung  seltener 
Büdier  — Inkunabeln  — Drud^e 
des  XV.,  XVI.  u.  XVII.  Jahrhund,  mit 
Holzschnitten  und  Kupferstichen. 

Englisdie  und  französ.  Praditwerke  mit  farbig. 
Kupferstidien  — Topograph.  Werke  mit  kolor. 
Tafeln  — Folgen  von  Ridinger  — Werke  und 
Sammelbände  mit  Karikaturen  — Seltene  Kostüm» 
werke  (Zivil  und  Militär)  — Werke  mit  Porträts 
- - Folgen  von  Lithographien  von  Schwind  usw.  — 
Originalausgaben  von  Goga  und  andere 
Seltenheiten. 

Öffentl.  Versteigerung  15.  u.  16.  Mai. 


Bestellungen  auf  den  illustrierten  Katalog  über- 
nimmt und  Äuskünfte  erteilt  die  Auktionsleitung 


GILHOFER  & RÄNSCHBURG, 

Buch'  und  Kunstantiquariat,  Wien  I, 


Bognergasse  2. 


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MÄXPERL 

BUCH-  UND  KUNSTÄNTIQUÄRIAT 
ÄUKTIONSINSTITUT 

BERLIN  SW.,  Leipziger  Str.  89 

Fernsprecher  Amt  I,  4868 


Sammlung  von 

Originalradierungen,  Litho- 
graphien, Handzeichnungen 
Holzschnitten,  Kupferstichen 

usw.  usw. 

aus  dem  Nachlasse  eines  sehr  bekannten 

norddeutschen  Kunstsammlers 


Versteigerung  11. — 14.  Mai  1908 

Der  reichhaltige,  illustr.  Katalog 
steht  Interessenten  gern  zur  Verfügung 


Verlagsbuchhandlung  Georg  D.W.  Gallwey,  München. 


In  unserem  Verlage  erschien 


bis  zur  Mitte  des  Xllt.  Jalirliunderts 


von  Dr.  Max  Kemmeridi. 

Mit  38  Äbbildungen. 

Mark  8,—. 

pinc  sehr  eingehende  Besprechung  des  interes- 
santen  Werkes  enthält  das  Aprilheft  1907  der 
Monatshefte  der  Kunstwissenschaftlichen 
Literatur  von  Wilhelm  Waefeoldt,  der  den  Umfang 
seines  Aufsa^es  folgendermaßen  begründet:  „Kem- 
meridis  Buch  beruht  auf  jahrelangen  und  mühevollen 
Vorarbeiten,  es  bringt  eine  solche  Fülle  neuen  und 
sehr  interessanten  Porträtmaterials  (der  Anhang 
stellt  über  350  Porträts  zusammen),  daß  es  eine  aus- 
führliche Besprechung  verlangen  kann.“  Das  Archiv 
für  christliche  Kunst  nennt  das  Buch  „ein  Novum 
in  jeder  Riciitung“,  die  Kunst  für  Alle  sagt  „Kem- 
meridis  Schrift  bedeutet  in  der  allgemeinen  künst- 
Icrisdien  Erforschung  und  Kritik  einen  entscheiden- 
den Schritt  vorwärts.“ 


: Ölgemälde  : 

ALTER  MEISTER 

Alte  HandzeiGhnonyenu.  Aquarelle 

GALERIE 

GASTON  VON  JHALLMANN 

Kunsthandlung 

BERLIN,  Anhaitstraße  7,  I. 


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in  Leipzig  versendet  an  alle  In-  S 
teressenten  gratis  und  franko  ihren  ; ' 

neoesteg  Ilerlaqs-Aatalog 

Bitten  zu  verlangen.  / 


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Klinkhardtt  & Bicrmanti^  Vetlagsjbuchhandlunjf,  Lciprigi: 


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.Soeben  erschienen  in  tmserem 


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KUNSmRITIK 


Deutsche  Bcarbcitting  jvon  A.  SCHMARSOW  und  B/KLEMM 
. Band  Tr  Geh.  M.  3.— 7gcb.  M;  4.— ' 


Bie  erste  deutsche  Ausgabe  der  berühmten  „ S A L O N von  Th^ophile  Thor^,  bekanntet 
unter  seinem  Pseudonym  W.^Büeger  wird  bei  allen  Freunden  „und  Kennern  der  franziV: 
siswhen  Kunst  iin;19i  Jahrhundert  lebhafte  Freude  her vorrufen.-  Denn,  diese  glänzenden 
Hssays  sind  zeitgenössische  Dokumente  von  hohem  historischen  Werte,  ohne  die  einem 
der  wahre  Geist  jener  Höhenepoche  - in  der  modernen  Kunstentwicklung  verscMbssen 
blwben  mub^  Nicht  nm^  ^Icm  -Historikern^  die  sich  wissenschaftlich  mit  jener  Zeit  be" 
schäftigen,  . die  durch  die  Namen  Millet,  Courbet,  Corot,  Manet  etc.  gekennzeichnet  ist, 

: atich-  all  denen,  die  das  Streben  haben;  ihren  eigenen  künstlerischen  Geschmack  zu  ver.» 
tiefen  und  zu  Mären,  werden  jene  IMeisterschöpfungen  moderner  Kunstkritik  reiche  Ack^ 
r€gungen  bieten.  Die^  hier  niedergeschriebene  Geschichte  der  französischen  Kunst  ist  die- 
jvertvollste,  weü  im  ihr  das  Ringen  der  IZeit  unmittelbar  auf  lebt,  weil  aie  seihst  ganz 
^ypn  dem  neuen  Geiste-  durchdrungen  und  voll  von  den  Zusammenhängen^^zu  den  gleich*« 

: " - ' zeitigen  künstlerischen  Ereigh^cn  in  Frankreich  ist.  ^ 

Der  erste  Band,  dem  4n  kurzem  in  gleich  geschmackvoller  Ausstattung  nochlfwci^ 
weitere  Bändchen  folgen.,  behandelt  in  der  Hauptsache  die  Entwicklung  der  französischen 
'"-'C  Landschaft-smalerei.  ^ „Sr" 


pt  o bleni  e.  d gi*;  Mal  er  ei 


Bia  Buch  für  Künstler  und  Lerncaefe 
voa  RU  D O L P H C Z A P BC 

Preis^  geheftet  M*  gebunden  M.  3.75 

S^.-«Sentliäbies  ^ihrbuch  der  Malkußst,  in  dem  theoretisch  alle  Probleme  und  Fragen 


!aufgeroUt,  di8kutiert;^d erklärt  werden,  gab  es  täsher  noch  nicht  -Gerade  in  den  Kreisen 
r^rbildend^ Künstler  und  malenden  Dilettanten  hat  man  häufig  diesen-Mangel  empfunden. 
: Die  AnlageSies  Czapekschen  Werkes  ist  so  gedacht,  daß  es  wie  dies  schon  der  Unterster 
^ $agis  ebenso  zum  praktfechen  Gebrauch  Wie  zum  redn  geistigen  Studium  der  eigentlichen 
Kuhstpibblem^  dienen  soll.  Willy/ von  Beckerath,  sett)st  äls,  Künstler  gesMiäUt  hat  dem 
Büche  das-^icifcwort  geschrieben  und  damit  k'undgetan,” für  ^iSe  wichtig  er  eine  Arbeit  dieser 
Ä^'häli,  ÄlienKünsUerm  Akademien,- Mak  und  Zeichcnschulen  sei  sic  bestens  empfohlen. 


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§* 


Pig  Marf(Tii»a  dps  Mattlias  Grüncwald. 


Wand- 

z^ÄÖtest^  ^jG^aubü^ 

Röiertätia^ssttJ. 

^OfSCllUligßja:  rBinÄ&näändfzeidinung  im  Kupferstidi- 
^-lfib>&ie^^6|!Äl)ä^^Vön  B.  WäldmimiC  jh^hambraproblcmc  11.  vVon  Ernst 
: K^m^y^^Öb^rjdie^B^ändl^lg^^ <kr  Könst  Jn  B^Berensoifö^^orth 

Wflhelm^Siädar^/-B^NBtiassng^^ra  JhemeT  des  Donau- 
J^es^ftge^mgen^  S^stt^cfc 

MundJe^,  Stirttgart, 

[Kanskietz^fl  MÄXLEHRS. 
(Hjy\LSiflgdh)i  WIMELM 


>te  Donau- 


^DiÄUnat  des  PortrMsr  jParx  Kcmmefito  / Ä.  KE®E-EHREHSTEIia.  Das 
(Max  KmmejPtdi.)  /P^Eim  L£  F6mLB.  Gen^  (Wilhelm 
J^^i^ai%  qHÄOT^R^uguste  Bodin.  (R  F.  S'di  m i d tj  / Ärtistes  Beiges 

gcojrf«nporab^^~  MegdrJ>7  J^TZ  Hhdre^i  del  S^artp.  (P^ut 

^ fcTahdau).  / W*^v.  LOdÄ^Xio|[as  Zeidmimgen;  (M.^  Boehnii)  | SERRANO 
'EäTIGä^I;  ^:Plea1^a^^äIti^cas  -de^^  e^panofes^  (Ern st  KühneL) 

'jaOBT  iÄÜNZE^  ßli  K^st  desv  Künstle  (theP'dpT  VoIbehr^  / WOLF- 


CqHN0y^iO?SJlkeEN;  ßwlin/  ^Seij^VoB.)  /^OS.  äüG.,5EiqNGER. 
rpl^fe^ejiiu^v'und  Kultur, ß»  tS.  Jahrhundert. ^(Alfred  t Deutsche 

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und  Äuslan des  entgegen.  Wo  aöldte  niefit  erreiÄbafK  wolle  man  sidi  direkt  ah 
den  Verlag  Von  KUNKHÄBDT'Ä  BlERMÄNft  LEIPZIG,  wenden,  y 

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.-  to.  knjistv^riä^  . Proiektiön,; 


M.  GRÜNEWÄLD  □ 
Die  Madonna  in  Stuppach 


MONATSHEFTE 

^KUNSnrWlSSENSCHAFT- 

Herausgeber:  DR-  GEORG  BIERMANN 
Redaktion:  LEIPZIG,  Liebigstr.  2 

□ Begründet  als  „Monatshefte  der  Kunstwissensdiaftlidhen  Literatur“  von  Dr.  Ernst  Jaffe  und  Dr,  Curt  Sadis  □ 


I.  Jahrg.  Heft  5 1908 


Die  Stuppadier  Madonna  des  Matthias  Grünewald 

Von  H.  Ä.  Sdimid 

Als  die  Notiz  durch  die  Blätter  ging,  daß  in  Stuppach  ein  neues  Gemälde  von 
Matthias  Grünewald  entdeckt  worden  sei,  wurde  zugleich  mitgeteilt,  daß  ich  die  Autor- 
schaft Grünewalds  anerkenne  und  verraten,  daß  ich  schon  vor  etwa  zehn  Jahren  das 
Gemälde  aufgesucht  hatte,  damals  aber  ohne  darin  einen  Grünewald  zu  entdecken. 
Beide  Angaben  sind  richtig.  Ich  habe  das  Bild  zum  ersten  Mal  im  Sommer  1896 
vor  meiner  Übersiedelung  von  Würzburg  nach  Berlin  aufgesucht.  Einer  der  Freunde 
heimischer  Geschichte  und  Kunst,  die  auch  in  Würzburg  oft  in  uneigennützigster  Weise 
sich  historisdier  Forschungen  und  Forscher  anzunehmen  pflegen,  riet  mir  audi  dieses 
Bild  auf  Grünewald  zu  untersuchen,  da  es  wegen  seines  einzigartigen  Charakters  ja 
I immerhin  von  dem  Meister,  der  mich  interessierte,  sein  könne.  Den  Namen  des  Herrn 
; habe  ich  leider  vergessen,  ob  seine  Vermutung  sich  auf  eine  Tradition  stützte,  kann 
1 ich  mit  Bestimmtheit  nicht  mehr  behaupten.  Ich  teilte  Konrad  Lange  nur  mit,  daß 
dies  wahrscheinlich  sei. 

Das  Gemälde  befand  sich  damals  sogar  annähernd  in  demselben  Zustande  wie 
heute.  Nach  meinen  Aufzeichnungen  aller  Stellen  die  übermalt  waren,  hat  Herr  W. 
Ettle  aus  Ellwangen  sich  bei  seiner  Restauration  wirklich  mit  der  Reinigung  und  der 
Ausbesserung  kleiner  Stellen  begnügt.  Trüber  ist  das  Bild  allerdings  gewesen,  denn 
ich  erinnere  mich,  daß  es  mir  schwer  wurde,  einige  Partien  zu  erkennen  und  zu 
erraten  wie  sich  der  Künstler  die  Abstufung  des  Raumes  nach  hinten  gedacht  hatte, 
und  erschwert  wurde  das  Studium  durch  das  Zwielicht  einer  mit  modernen  Glas- 
gemälden verdunkelten  Kirche.  Allein  die  Verwandtschaft  der  Madonna  mit  der  des 
Isenheimer  Altares  und  die  Ähnlichkeit  der  Himmelsglorie  mit  den  Glorien  auf  der 
Darstellung  der  Madonna  und  dem  Engelkonzert  in  Colmar,  und  der  breite  malerisdie 
Stil  im  Faltenwurf  sind  mir  schon  damals  auf  gef  allen.  Das  Werk  hatte  mich  seit  Jahren 
bei  meinen  Grünewaldstudien  beschäftigt.  Als  Beweis  kann  ich  anführen,  daß  ich  sofort 
telegraphisch  bei  Lange  anfragte,  ob  er  Stuppach  meine,  als  er  mir  mitteilte,  daß  er 
einen  Grünewald  gefunden  habe  und  ich  aus  dem  Aufgabeort  Creglingen  schließen 


380 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


mußte,  daß  er  die  nördlichsten  Teile  Württembergs  absuchte.  Äber  ich  glaubte  die 
Wiedergabe  des  Bildes  doch  in  den  Textband  meines  Werkes  verweisen  zu  können  ; 

und  hatte  deshalb  auch  einen  nochmaligen  Besuch  des  abgelegenen  Ortes  immer  wieder  I 

hinausgeschoben. 

Denn  ich  vermißte  die  Flammenzeichen  jener  leidenschaftlichen,  zur  Ekstase  \ 

geneigten  Grundstimmung,  die  mir  für  wirkliche  Kunst  im  allgemeinen  charakteristisch  J 

scheint  und  die  sich  bei  Grünewald  sonst  ebensosehr  in  der  Darstellung  der  Freuden  j! 

wie  der  Leiden,  des  Ruhenden  wie  des  Bewegten,  der  Form  wie  des  Ausdrucks,  der 
Knöchel  eines  Fingers,  wie  der  landsdiaftlichen  Ferne  äußert.  Es  fehlt  das  leiden-  j; 
schaftliche  Colorit  und  die  übertreibende  Charakteristik  der  Form. 

Bilder,  die  nur  in  der  oder  jener  Hinsidit  die  Eigenart  eines  großen  Meisters 
verraten,  pflegen  aber  sich  bei  genauerer  Kenntnis  als  Bilder  von  Schulgenossen  oder  i 
Nachahmern  zu  entpuppen. 

In  diesem  Falle  verhält  es  sich  anders.  Die  Komposition  ist  zwar  reicher  und  kon- 
zentrierter als  die  der  Colmarer  Madonna.  Aber  Grünewald  ist  zahmer  geworden.  Es  ist  ; 
schmerzlich,  sich  dies  einzugestehen,  aber  man  wird  sich  dazu  entschließen  müssen.  Der 
Hofmaler  des  Kardinal  Albrecht  scheint  dieselben  Pfade  betreten  zu  haben,  die  der  sächsische 
Hofmaler  wandelte,  nachdem  auch  er  in  seiner  Jugend  die  Berliner  Ruhe  auf  der 
Flucht  und  die  Schleisheimer  Kreuzigung  geschaffen.  Durch  Übermalungen  und  leichtere  | 
Retouchen  ist  dann  die  Handschrift  des  Künstlers  noch  mehr  verflaut  worden.  Für  j 
jeden,  dem  Colmar  und  die  Karlsruher  Bilder  ein  aufregendes  Erlebnis  waren,  wird  das  Bild 
heute  noch  — wenigstens  in  seiner  jetzigen  Aufstellung  und  Beleuchtung  eine  Ent-  l 
täuschung  sein.  Im  Freien  mögen  die  unberührten  Teile  stärker  zur  Geltung  kommen  | 
und  sich  auch  besser  von  den  verhauten  und  ganz  übermalten  abheben.  Ich  habe  | 
das  Bild  unglücklidierweise  auch  bei  einem  zweiten  Besuch  nicht  im  Freien  sehen  können.  I 
Aber  das  Bild  so  hoch  einzuschätzen  wie  Konrad  Lange  es  tut,  wird  mir  kaum  je  j 
möglich  sein.  | 

Die  Übermalungen  gehen  m.  E.  viel  weiter  als  er  und  auch  W.  Ettle  annehmen.  | 
Der  Mittelpunkt  der  ganzen  Darstellung,  das  Gesicht  der  Maria  sowie  das  Gesamtcolorit  | 
können  nicht  die  ursprünglichen  sein.  Wir  müßten  uns  denn  irren,  wenn  wir  das  | 
ganze  Bild  Grünewald  zuschreiben.  j 

Interessant  ist  das  Werk  auch  so. 

Zur  Erläuterung  der  Abbildung  und  zur  Orientierung,  über  das,  was  dargestellt 
ist,  sei  folgendes  vorausgesdiickt. 

Den  Sitz  der  Mutter  bildet  eine  Steinbrüstung,  die  man  links  im  rechten  Winkel 
sich  gegen  vorne  umwenden  sieht.  Der  Boden,  auf  dem  sich  das  Gewand  ausbreitet, 
ist  mit  Gras  bewachsen,  rechts  steht  vorn  ein  Blumentopf  mit  Lilien,  rosaroten  Rosen, 
einer  dritten  Pflanze,  die  in  die  Gattung  der  Kompositen  gehört  (wahrscheinlich  Anthe- 
mis tinctoria),  und  einer  vierten,  die  mein  Gewährsmann  aus  den  vorhandenen  Photo- 
graphien bisher  noch  nicht  bestimmen  konnte^). 


*)  Die  Bestimmung  der  Pflanzen  verdanke  ich  der  Liebenswürdigkeit  des  Ordinarius  für 
Anatomie  und  Physiologie  der  Pflanzen  an  der  deutschen  Universität  in  Prag  Prof.  HansMolisch. 


Sdimid.  Die  Stuppacher  Madonna  des  Matthias  Grünewald 


381 


Der  Baum,  der  unmittelbar  hinter  dem  Gefäße  steht,  hat  rote  Blüten  und  ist 
wahrscheinlich,  wie  Lange  angibt,  ein  Granatbaum.  Rechts  auf  der  Brüstung  steht 
ein  Topf  mit  violettroten  nelkenartigen  Blumen  (vermutlich  Lychnis,  Lichtnelke).  Weiter 
hinten  eine  Art  Geländer,  unter  dem  verschiedene  Pflanzen  sprießen.  Ein  Johannis- 
beerstrauch mit  Beeren  ist  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  festzustellen.  Die  Zeit,  da 
die  Beeren  reifen,  würde  auch  als  Blütezeit  der  übrigen  Pflanzen,  soweit  sie  bestimm- 
bar sind,  passen.  Die  gothische  Kirdie  im  Hintergründe  bildet  ein  äußeres  Indizium 
für  die  Autorsdhaft  Grünewalds;  sie  stellt  zwar  bestimmt  nicht  die  Maria  Schneekapelle 
in  Aschaffenburg  vor,  wie  ich  früher  vermutet  habe.  Die  dortige  Freitreppe,  die  an 
die  im  Bilde  erinnert,  stammt  aus  dem  17.  Jahrhundert,  und  ob  der  dortige  Giebel 
ehemals  auch  nur  im  entferntesten  an  den  der  Querschiffassade  im  Bilde  erinnert  hat, 
wissen  wir  nicht,  denn  das  ganze  Dach  ist  im  17.  oder  18.  Jahrhundert  umgebaut 
worden  und  der  jetzige  gothische  Giebel  stammt  aus  dem  19.  Jahrhundert. 

Allein  es  ist  im  Bilde  sicher  das  Straßburger  Münster  dargestellt.  Von  der 
zweiteiligen  Querschiffassade  sind  einige  Einzelheiten  mehr  der  nördlichen,  andere  der 
südlichen  entnommen.  Es  stimmt  aber  auch  die  außergewöhnliche  Gesamtdisposition 
des  Baues  überein,  daß  sich  nämlich  der  Chorschluß  unmittelbar  an  das  Querschiff 
anschließt.  Da  zweischiffige  Querhäuser  auch  sonst  Vorkommen,  fragte  ich  noch  bei 
G.  von  Bezold  an  und  dieser  erklärte  bestimmt,  daß  das  Straßurger  Münster  dar- 
gestellt sei. 

Auf  der  linken  Seite  des  Bildes  sieht  man  zu  unterst  eine  weiße  Schale  mit 
einem  Rosenkranz  von  roten  Perlen,  dann  einen  grünen  Krug,  oberhalb  der  Brüstung 
steht  ein  Feigenbaum,  zwischendurch  sieht  man  auf  eine  Wiese,  in  der  Tiefe  derselben 
befindet  sich  ein  Stand  mit  Bienenkörben  und  daneben  ein  zweiter  Granatbaum,  un- 
mittelbar dahinter  ein  Zaun  mit  einem  Gatter,  durch  das  der  Weg  von  der  Kirche 
zum  Städtchen  führt.  Durch  die  Latten  des  Zaunes  sieht  man  dann  noch  eine  zweite 
Wiese  und  die  ersten  Häuser  einer  Ortschaft.  • 

Das  Licht  kommt  vorne  und  noch  bei  den  Häusern  des  Städtchens  von  links 
oben,  dazu  würde  die  Stellung  des  Regenbogens  noch  leidlich  stimmen.  Hinten  werden 
aber  die  Berge  von  rechts  hell  bestrahlt,  als  ob  die  Sonne  hinter  der  Kirche  sich  be- 
finden würde.  Es  hebt  sich  auch  die  Silhouette  der  Kirche  von  der  Luft  dunkel  ab. 
In  mehreren  Aufnahmen  sind  freilich  die  lichtblauen  Schatten  des  Gebirges  heller  ge- 
kommen als  die  um  weniges  helleren  gelben  Lichter,  so  daß  die  Beleuchtung  die 
umgekehrte  zu  sein  scheint  und  mit  dem  Vordergründe  stimmt,  aber  in  den  er- 
haltenen Teilen  neben  dem  Kopf  der  Maria  ist  die  Sache  im  Original  wirklich 
unrichtig. 

Daß  nun  die  Komposition  schon  durch  die  Beschneidung  der  Ränder  etwas 
alteriert  wurde,  scheint  mir  wenigstens  wahrscheinlich.  Ich  habe  mir  die  Maße 
185  : 145  aufnotiert.  Lange  hat  dieselben  auf  186  : 150  angegeben.  Ein  einfacheres 
Verhältnis  von  Höhe  zu  Breite  wie  etwa  200:150,  186:186  oder  190:152  (d.  h.  5:4) 
ist  an  sich  wahrscheinlicher.  Eine  leise  Dissonanz,  wie  vor  Gemälden,  die  tatsächlich 
angestückt  oder  beschnitten  sind,  empfinde  ich  auch  vor  den  farblosen  Abbildungen. 


382 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Übermalt  ist  am  brutalsten  die  Luft;  die  Glorie  scheint  zwar  wenigstens  zum 
großen  Teile  alt  zu  sein,  dagegen  sind  die  Wolken  darunter  roh  überschmiert.  Die 
Übermalung  reicht  außerhalb  des  Regenbogens  über  den  Höhenzug  bis  zu  dem  dunklen 
Walde,  innerhalb  wenigstens  bis  zu  dem  Höhenzuge  und  dem  Kopfe  der  Maria,  rechts 
in  die  angrenzenden  Teile  der  Kirche  hinein  und  über  die  in  die  Luft  ragenden  Teile 
des  Granatbaumes. 

Sidier  scheint  mir,  daß  auch  der  Kontur  des  Kopfes  der  Maria  etwas  verändert 
wurde,  obwohl  die  Haare  im  wesentlichen  alt  sind.  Stark  ausgebessert  sind  sie  freilich 
an  der  rechten  Wange  und  unter  dem  Kinn.  Aber  auch  das  Gesicht  selbst  hat  stark 
gelitten.  Ergänzt  ist  eine  größere  Stelle  in  der  linken  Augenhöhle  im  Schatten  der 
Nase.  Nachgezogen  scheinen  mir  auch  die  Augenlider.  Neben  den  schwellenden, 
Ausdruck  und  Leben  sprühenden  Formen  der  Colmarer  Madonna  erscheint  denn  auch 
dieser  Kopf  heute  wie  das  stupide  Machwerk  eines  Stümpers  schon  in  der  Photo- 
graphie. Der  Mund,  der  am  besten  erhalten  scheint,  erinnert  dagegen  auffallend  an  die 
eigentümliche  Art,  wie  der  Mund  des  Erasmus  auf  dem  Münchener  Bilde  gemalt  ist. 
Freilich  muß  auch  über  den  unteren  Teil  des  Gesichtes  die  Schnecke  eines  Restaurators 
gekrochen  sein.  Auch  hier  ist  alles  weit  lebloser  als  in  dem  Münchener  Bilde  und 
in  dem  Gesichte  des  Kindes  nebenan.  Das  Christkind  ist  besser  erhalten  und  scheint 
im  wesentlichen  in  urspünglichem  Zustande  auf  uns  gekommen  zu  sein,  ebenso  die 
rechte  Hand  der  Mutter.  Gut  erhalten  ist  alles,  was  links  davon  sich  befindet,  die 
Gewandfalten,  die  Landschaft,  und  zwar  diese  von  den  Häusern  des  Städtchens  bis 
herab  zu  der  weißen  Schale,  endlich  auf  der  anderen  Seite  der  größte  Teil  der  Kirche. 
Außerdem  ist  aber  noch  die  rechte  untere  Ecke  des  Bildes  stark  ruiniert.  Die  Lilien 
sind  intakt  oder  doch  fast  unberührt,  ebenso  die  meisten  übrigen  Blumen,  dagegen 
sind  alle  dunkleren  Teile,  die  Töpfe,  die  Gewandfalten  und  die  Wurzel  des  Granat- 
baumes in  sehr  schlimmen  Zustand,  ferner  auch  sonst  ein  großer  Teil  des  Rockes  der 
Mutter  in  den  Schatten. 

Wenn  ich  heute  glaube  für  die  Autorschaft  Grünewalds  eintretenzu  können,  obwohl 
ich  das  Bild  auch  bei  einem  zweiten  Besuch  nicht  im  Freien  sehen  konnte,  obwohl  so 
viel  ruiniert  ist  und  sich  wenigstens  mündlicher  Widerspruch  gegen  die  Autorschaft 
Grünewalds  bereits  erhoben  hat  und  sich  noch  mehr  erheben  wird,  so  gesdiieht  das 
deshalb,  weil  mir  bei  dem  zweiten  Besuche  auch  im  Zwielicht  der  Kirche  einige  Stellen 
die  Klaue  des  Löwen  zu  verraten  schienen  und  weil  unter  den  Trümmern  anderer 
Teile,  wie  dem  Untergesicht  der  Maria,  noch  insbesondere  die  Merkmale  des  Spätstils 
hervorsehen,  den  ich  seither  genauer  kennen  gelernt. 

Denn  daß  das  Bild  der  Spätzeit  angehört,  erscheint  mir  außer  aller  Frage,  es 
ist  das  ebensowohl  meine  als  Langes  Bestimmung.  Die  erhaltenen  Teile  stimmen  am 
meisten  mit  dem  Münchener  Bilde,  dann  mit  den  Gemälden  in  Aschaffenburg  und 
Karlsruhe  überein.  Das  Werk  stellt  wohl  die  letzte  Phase  dieser  letzten  Stilepoche  vor 
und  ist  als  Arbeit  Grünewalds  überhaupt  verständlich,  wenn  man  die  späte  Ent- 
stehungszeit annehmen  darf.  Wir  sehen  nicht  mehr  dieselbe  Handschrift  wie  auf  dem 
Colmarer  Altarwerke,  wohl  aber  die  Spuren  oder  die  Weiterbildung  derselben. 


Sdimid.  Die  Stuppadier  Madonna  des  Matthias  Grünewald 


383 


Es  fehlen  zunächst  die  für  Grünewald  charakteristisdien  Wellenlinien  bei  der 
Umschreibung  der  menschlichen  Form.  Grünewald  sah  freilich  auch  früher  die  Welt 
weniger  knorrig  als  Dürer,  aber  auch  er  übertrieb.  Dunkle  Konturen,  wie  noch  bei 
den  Fingern  des  Johannes  in  der  Karlsruher  Kreuzigung,  sind  überhaupt  verschwunden 
und  merkwürdig  flau  ist  auch  die  Architektur  im  Hintergründe  behandelt.  Der  spät- 
romanische Bau  ist  mit  spätgotischen  Details  ausgestattet,  die  sehr  von  der  Architektur 
des  Engelkonzertes  abstechen  und  fast  an  die  Gothik  der  Biedermeierzeit  erinnern. 
Markiger,  und  weit  mehr  in  der  früheren  Art,  ist  freilich  die  Darstellung  der  Blumen, 
Sträucher  und  Kräuter. 

Der  Farbenauftrag  beim  Fleisch  von  Mutter  und  Kind,  heute  wenigstens  fast 
emailartig,  erinnert  geradezu  an  gleichzeitige  Bilder  eines  neuauftauchenden  Genius,  an  die 
Lais  von  Holbein  d.  J.  Der  temperamentvolle  Vortrag,  der  für  die  Karlsruher  Kreuzigung 
und  audi  für  einige  Köpfe  des  Münchener  Bildes  so  charakteristisch  ist,  findet  sidi  nur 
in  der  Gewandung.  Hier  freilich  ist  auch  am  deutlichsten  der  von  anderen  Gemälden 
und  den  Zeichnungen  her  bekannte,  Grünewald  eigentümliche  zitternde  Verlauf  der 
Säume  wieder  zu  erkennen. 

Weniger  als  die  Art  der  Darstellung  scheint  sich  die  Bevorzugung  bestimmter 
Bewegungen,  Formen  und  Dinge  verändert  zu  haben.  Was  bei  der  Madonna  so  sehr 
an  Colmar  erinnert,  ist  die  Körperhaltung,  daß  die  Bewegung  der  einen  Hand  bei 
einem  Engel  in  Colmar  wiederkehrt,  hat  schon  Lange  gezeigt,  aber  auch  die  andere 
ist  für  Grünewald  charakteristisch,  die  alte  Neigung,  die  Finger  nach  außen  umzubiegen, 
ist  bei  Mutter  und  Kind  noch  deutlich  erkennbar,  wenn  auch  weniger  ausgeprägt  wie 
früher.  Das  schlecht  gezeichnete  Ohr  des  Kindes  ist  das  für  Grünewald  charakeristische 
und  findet  sich  u.  a.  beim  Mauritius  in  München  ähnlich.  Die  Vorliebe  für  durch- 
sichtige Tücher  ist  für  Grünewald  charakteristisch  vom  ersten  Bild  an  und  es  ist  nicht 
ganz  bedeutungslos,  daß  ein  raffiniert  gemalter  durchsichtiger  Stoff - auch  auf  dem 
Stuppadier  Gemälde  wiederkehrt. 

Immerhin  ist  das  Gesicht  des  Kindes  auch  nicht  ganz  so  lebendig  wie  die  Köpfe 
des  Mündiener  Gemäldes,  auch  die  besser  erhaltene  rechte  Hand  der  Mutter  hat  noch 
etwas  befremdendes  für  den  Maler  des  Händeringens. 

Das  Kolorit  wurde  beherrscht  durch  die  reiche  Gewandung  der  Madonna, 
die  einen  großen  Teil  des  Bildes  einnimmt.  Wie  zu  Colmar  ist  auf  die  Farben  dieser 
Gewänder  das  übrige  gestimmt  worden,  in  dem  Sinne,  daß  dieselben  in  der  Um- 
gebung stumpfer  oder  duftiger  wiederkehren. 

Das  Carnat  von  Mutter  und  Kind  spricht  weniger  stark  mit,  es  ist  sehr  hell, 
weißlich,  die  Schatten  sind  teils  lichtbraun,  teils  spielen  sie  auch  ins  Grünliche, 
Bläuliche,  Violette.  Die  Haare  sind  blond,  heller  beim  Kinde,  etwas  dunkler  bei 
der  Mutter. 

Der  Rock  besteht  aus  Goldbrokat,  der  gelbrot  wirkt,  dessen  Grund  aber 
karminrot  ist.  Der  Mantel  ist  blau  und  hat  purpurviolettrotes  Futter,  das  neben  der 
linken  Hand  der  Mutter,  dann  unter  der  rechten  und  nochmals  in  der  rechten  unteren 
Ecke  zum  Vorschein  kommt.  Das  Gelbrot  kehrt  dann  stumpfer  wieder  in  dem  Braunrot 


384 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


M.  GRÜNEWÄLD  □ 

Kopf  der  Madonna  in  Stuppadi.  (Äusschnitt) 

der  Kirche,  das  Violettrot  nicht  gleich,  aber  ähnlich  in  den  Rosen  und  Nelken.  Zu  dem 
Blau  des  Mantels  dürfte  sich  ehemals  ein  duftigeres  Blau  in  der  Luft  gesellt  haben. 
Äuf  der  linken  Seite  des  Gemäldes  bilden  das  Grün  des  Kruges,  das  ähnliche  Grün  des 
Feigenbaumes  und  die  duftig  grünen  Töne  der  Wiesen,  dann  das  Blau  und  die 
blässeren  und  volleren  purpurvioletten  Töne  des  Mantels  und  der  nahe  Goldbrokat 
einen  außergewöhnlichen,  feinen  und  ganz  raffinierten  Farbenakkord.  Die  lichtbräun- 
lichen Mauern  des  Hauses  darüber,  die  duftig  blauen  oder  grauen  Dächer  erinnern  an 
zarte  Farbenkombinationen  moderner  Pleinairmaler.  Diese  Teile  scheinen  mir  nach  er- 
neutem Studium  im  Verein  mit  den  vielen  Anzeichen,  die,  für  sich  allein  genommen, 
nur  auf  Grünewalds  Schule  oder  Werkstadt  oder  Umgebung  deuten  würden,  die  Autor- 


Sdimid.  Die  Stuppacher  Madonna  des  Matthias  Grünewald 


385 


M.  GRÜNEWÄLD  □ 

Kopf  der  Madonna  in  Colmar.  (Ausschnitt) 

Schaft  des  Meisters  beweisen.  Es  kommen  noch  dazu  einige  durch  Kolorit  und  Farben- 
auftrag gleich  prächtig  wirkende  guterhaltene  Stellen  im  Brokatstoff  des  Rockes. 

In  der  Gesamtersdicinung  des  Bildes  ist  das  starke  Vorherrschen  von  gelbrot 
(im  Gewand)  und  braunrot  (bei  der  Kirche)  aber  sehr  befremdend.  Die  Gesamtwirkung 
erscheint  für  Grünewald  zu  nüchtern  und  kann  so  nüchtern  ursprünglich  kaum  ge- 
wesen sein.  Verändert  hat  sich  freilich  Grünewalds  Farbengeschmack  sicher.  Schon 
in  den  Bildern  in  Karlsruhe  und  München  treten  neue  Farbenkombinationen  auf,  und 
diejenigen,  die  für  die  früheren  Gemälde  charakteristisch  waren,  zurück. 

Es  scheint  sich  aber  das  Verhältnis  des  Künstlers  zur  Welt  überhaupt  verändert 
zu  haben.  Schon  das  ist  im  Grunde  auffallend,  daß  er  sich  zu  einer  solchen  Dar- 


386 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Stellung  ruhigen  Seins  und  stillen  Behagens  versteht,  die  nicht  nur  im  Vorwurf,  son- 
dern auch  in  der  Auffassung  an  Dürers  Madonna  mit  den  vielen  Tieren  und  ähnliche 
Schöpfungen  erinnert.  Am  auffallendsten  kommt  der  Wechsel  der  Auffassung  in  der 
landsdiaftlidien  Szenerie  zur  Geltung.  In  Colmar  entrollte  er  ganz,  ohne  daß  die 
Situation  es  erfordert  oder  auch  nur  angeregt  hätte,  als  Hintergrund  der  Madonna 
jenen  Ausblidc  auf  eine  gewaltige  Gebirgskette,  die  sich  nach  beiden  Seiten  hinter  den 
Nachbarbildern  noch  weit  fortzusetzen  sdieint.  In  dreifacher  Steigerung  ist  dann  auch 
noch  der  Eindrude  der  Höhe  erzielt.  Der  Blick  senkt  sich  hinter  der  Madonna  erst  in 
die  Tiefe,  steigt  dann  hinauf  zu  einer  Anhöhe,  klettert  an  ungeheuren  Felswänden 
empor,  an  denen  Tannen  nur  spärlich  haften,  über  ihnen  erst  ballen  sich  die  Wolken, 
über  denen  wiederum  weit,  weit  oben  Gott  Vater  thront. 

Solche  Mittel  der  Steigerung  sind  in  Stuppadi  aufgegeben,  die  Luft  ist  übermalt, 
aber  es  ist  nicht  möglidi,  daß  ähnliches  erzielt  oder  erreicht  war.  Während  der  Hinter- 
grund der  Isenheimer  Madonna  auch  eine  gewaltige  Steigerung  der  Szenerie  bedeutet, 
die  der  Maler  damals  um  sich  sah,  so  daß  man  vermuten  sollte,  das  Bild  sei  nicht  am 
Fuße  der  Vogesen,  sondern  am  Fuße  der  Alpen  gemalt,  so  ist  in  Stuppach  der  friedlich 
heitere  Charakter  einer  Landschaft,  wie  sie  sich  im  Taubergrund  und  anderswo  noch  oft 
findet,  mit  einem  leisen  Stich  ins  Alltägliche  geschildert,  und  doch  hätte  auch  die  Mergent- 
heimer  wie  die  Aschaffenburger  Gegend  großzügige  Motive  geboten. 

Wie  weit  italienisdie  Einflüsse  auf  Grünewald  wohl  bestimmend  waren  werde 
ich  in  anderem  Zusammenhang  untersuchen.  Idi  finde  sie  schon  in  Colmar  nicht  nur 
in  architektonischen  Einzelheiten,  sondern  auch  in  der  Darstellung  eines  Mensdien.  Im 
Kopf  dieser  Madonna  kann  ich  einen  solchen  nicht  erkennen.  Der  Typus  scheint  mir 
zwar  auffallend  für  Grünewald  aber  eher  deutscher  als  der  frühere  zu  sein. 

Allein  das  Bild  ist  trotzdem  das  Symptom  einer  neuen  Zeit  und  als  solches 
historisch  besonders  wertvoll.  Denn  es  erscheint  der  Sinn  für  das  Wildromantische, 
der  am  Ende  der  neunziger  Jahre  in  der  oberdeutschen  Kunst  plötzlich  aufflammte, 
und  alle  mitriß,  erloschen  bei  dem  Künstler,  dessen  Werke  für  jene  Zeitströmung  vor 
allen  andern  charakteristisch  waren. 


über  die  karolingischen  Wandmalereien  zu  Münster 

in  Graubünden 

Von  Äugust  Schmarsow 

Die  Veröffentliciiung  von  Josef  Zemp  und  Robert  Dürrer  „Das  Kloster  S.  Johann 
zu  Münster  in  Graubünden“,  deren  erste  Lieferung  bis  jetzt  erschienen  ist  (Genf  1906), 
bringt  der  kunstgesdiichtlidien  Forschung  reichen  Zuwachs.  Ganz  besondere  Beachtung 
verdient  der  Einblick  in  die  karolingische  Wandmalerei,  der  sich  hier  unmittelbar,  wie 
an  keiner  anderen  Stätte  sonst,  bietet.  Gerade  diese  nun  wirklich  karolingischen  Reste 
monumentaler  Ausschmückung  eines  Kirchenraumes  ermöglichen  eine  Unterscheidung 
durchgreifender  Art,  und  erfordern  sie  um  so  dringender,  als  sie  für  eine  lange  Zeit 
vorangegangener  wie  nachfolgender  Kunstübung  entscheidenden  Wert  behaupten  darf. 

Ein  glücklicher  Zufall  hat  mich  nach  Münster  in  Graubünden  geführt,  als  der 
Entdecker,  Professor  Zemp  von  Zürich,  am  Orte  seiner  langjährigen  aufopfernden  Tätig- 
keit anwesend  war.  Sonst  hätte  ich  die  Fahrt  über  den  Ofenpaß  vergebens  gemacht; 
denn  die  Nonnen  bedürfen  der  Erlaubnis  ihres  geistigen  Obern  und  gewährten  bisher 
niemand  Zutritt,  so  daß  auch  schweizerische  Beriditerstatter , die  als  Augenzeugen  zu 
schreiben  sdiienen,  garnicht  innerhalb  der  Klausur  gewesen  sind,  durch  die  der  Zugang 
führt.  Um  so  mehr  muß  ich  es  als  meine  Pflicht  betrachten,  die  Eindrücke  zu 
charakterisieren,  die  man  doch  nur  vor  den  Originalen  gewinnen  kann,  und  für  die 
Gewissenhaftigkeit  und  Treue  der  Publikation  Zeugnis  abzulegen,  die  nur  unter  den 
größten  Schwierigkeiten  möglich  war,  und  unter  diesen  Hindernissen,  wie  unter  den 
Bedingungen  handlichen  Formates,  doch  soviel  Einbuße  erleiden  mußte,  daß  der  An- 
blick der  Werke  selbst  eine  ganz  unersetzliche  Ergänzung  bildet.  Man  muß  auf  einer 
hohen  Leiter  aus  der  anstoßenden  Kammer  des  Klosters  durch  die  Rundbogenöffnung 
eines  ursprünglichen  Fensters  der  alten  Kirche  in  den  dunklen  Dachraum  hineinklettern 
und  dort  mit  einer  Blendlaterne  auf  dem  vielbusigen  Gewölbe,  das  nach  1499  ein- 
gezogen ward,  herumhocken,  sozusagen  zwischen  Berg  und  Tal  hin  und  her  steigen, 
um  bald  in  der  Nähe  zuzuschauen,  was  noch  erkennbar  ist,  bald  aus  weiterem  Abstand 
ein  Bild  als  Ganzes  auf  sich  wirken  zu  lassen.  Die  Zwickel  zwischen  diesen 
Wölbungen  und  die  schmalen  Stücke  über  ihren  Höhen  ringsum  an  den  Umfassungs- 
mauern sind  eben  die  stehengebliebenen  Wandflächen,  an  denen  die  kostbaren  Reste 
von  Malerei  so  dasitzen,  wie  zu  jener  Zeit,  da  die  Umgestaltung  der  Kirche  vor- 
genommen ward.  An  der  Ostwand  ist  dieses  zerschnittene  Stückwerk  dadurch  noch 
verwirrender,  daß  eine  obere  Schicht,  aus  romanischer  Zeit  stammender  Übermalung, 
zum  Teil  die  karolingische  Arbeit  verdeckt,  die  durch  Abblättern  des  spätem  Bewurfs 
etwa  zur  Hälfte  erst  wieder  zutage  tritt.  Und  dennodi,  was  wir  so  erjagen,  ist  ein 
überraschender  Gewinn,  der  die  Mühe  vollauf  belohnt. 

Lernen  wir  so  das  Verdienst  der  Herausgeber  würdigen,  so  erklären  solche  er- 
schwerenden Umstände  doch  auch,  weshalb  eine  genaue  Kopie  dieser  Reste,  die  in 


388 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


jedem  Strich  auf  ihre  Zuverlässigkeit  durchgeprüft  ward,  hinter  dem  Eindruck  des 
Originals  Zurückbleiben  mußte.  Die  ängstliche  Nachbildung,  Fleck  für  Fleck,  konnte 
nur  in  unmittelbarer  Nähe  zustande  kommen;  sie  ist  eine  Mosaikarbeit,  die  sidi  für 
den  Betrachter  der  Publikation  in  dem  kleinen  Maßstabe  notwendig  wieder  in  ihre 
Bestandteile  auflöst,  und  wenn  man  auch  versucht,  sie  weiter  vom  Auge  zu  halten, 
damit  das  Ganze  besser  zusammengehe,  dodi  nicht  befriedigt,  weil  dann  die  Erkenn- 
barkeit des  Dargestellten  leidet,  also  eine  andre  Forderung  zu  kurz  kommt.  Außerdem 
ist  der  farbige  Eindruck  so  wesentlich  und  unentbehrlich  für  den  Charakter  dieser 
Werke,  daß  jede  Übertragung  in  monochrome  Wiedergabe  nur  ein  kümmerliches  Sur- 
rogat sein  kann.  Die  Originale  sind  aber  selbstverständlich  für  den  Abstand  des 
Besuchers  unten  in  der  Kirche  gemalt,  ja  so  stark  für  diese  Entfernung  berechnet,  daß 
sie  ganz  verkehrt  wirken,  solange  der  Aufblick  zum  obersten  Wandstreifen  unter  der 
ursprünglichen  Holzdecke  von  unten  her  ausgeschlossen  ist.  Droben  vermag  man  sich 
nur  einigermaßen  dieser  Voraussetzung  anzupassen,  indem  man  sich  in  leidlicher  Seh- 
weite zusammenkauert  oder  niederbeugt.  Gerade  in  dieser  Routine  dekorativer  Be- 
handlung liegt  ein  wesentliches  Merkmal.  Selbst  die  Beurteilung  der  Perspektive  in 
den  Bildern  dürfte  nur  von  dem  unteren  Standpunkt  auf  dem  gemeinsamen  Fußboden 
der  Kirche  ausgehen.  Es  ist  also  eine  höchst  willkommene  Botschaft,  daß  die  Ablösung 
der  Reste  und  die  Übertragung  nach  Zürich  bevorsteht.  Ist  diese  Prozedur  erst 
glücklich  gelungen,  so  werden  auch  alle  Beschauer  die  Aussage  begreifen,  die  ich  in 
voller  Übereinstimmung  mit  dem  Verfasser  des  Textes  wiederhole:  hier  herrscht  ein 
eminent  malerischer  Stil,  der  auf  koloristische  Einheit  gegründet  ist,  — „eine  warme, 
freundliche,  harmonische  Tonalität,  die  an  die  Farbenstimmung  der  frühchristlichen  j 
Katakombenbilder  und  an  die  Malereien  von  S.  Maria  antiqua  in  Rom  erinnert“;  — I 
aber  nichts  von  dem  Dürftigen,  Greisenhaften,  mühsam  Zusammengestrichelten  hat,  das 
man  sich  nach  dem  Anblick  der  Tafeln  vorstellen  könnte.  All  das  Stückwerk  fließt 
zusammen  zu  einem  wohltuenden  Gesamteindruck,  sowie  man  hinreichenden  Abstand 
gewinnt.  Also  die  Originale  sind  unerwartet  viel  schöner  und  bereiten  dem,  der  zu 
ihnen  hindurchdringt,  keine  Enttäuschung,  sondern  einen  ganz  eigenartigen  Genuß  von  | 
befreiender  Größe. 


Innerhalb  dieser  großflächigen  Breite  der  Erscheinung  die  allen  einigermaßen 
erhaltenen  Bestandteilen  gemeinsam  ist,  gibt  es  aber  noch  drei  Stufen  zu  unterscheiden: 
einmal  das  rein  Dekorative  in  der  Umrahmung  aller  Bilder,  das  sich  an  allen  Wänden 
entlang  zieht;  — dann  die  alttestamentlichen  Historien,  die  sidi  an  Süd-,  West-  und 
Nordwand  erstrecken  und  an  der  letzten  deutlich  als  die  Geschichte  Absaloms  erkennbar 
sind;  — endlich  an  der  Ostwand  über  den  drei  Apsiden  ein  feierliches  Repräsentations- 
bild, das  eine  sogenannte  Majestas  Domini  darbot.  In  dieser  Reihenfolge  möchte  ich  sie 
besprechen,  im  Unterschiede  von  Zemp;  denn  ich  glaube,  durch  diese  kleine  Ver- 
schiebung der  Disposition  gelangen  wir  noch  sicherer  und  klarer  zur  Erfassung  des 
wichtigen  Unterschiedes,  der  auch  ihm  natürlich  nicht  entgangen  ist,  der  mir  jedoch  für 


Schmarsow.  Über  die  karoling.  Wandmalereien  zu  Münster  in  Graubünden  389 


die  beiden  Hauptgebiete  von  einer  Tragweite  scheint,  die  für  unsere  Gesamtvorstellung 
der  damaligen  Kunst  voll  ausgebeutet  werden  sollte. 

Die  rein  dekorative  Umrahmung  der  Bilder  mag  für  diesen  Zweck  außer  Be- 
tracht bleiben.  Das  Motiv  aber,  daß  die  Bandstreifen  in  den  Ecken  des  Kirchenraumes 
aufgehängt  sind,  wo  sie  aus  trichterförmigen  Hülsen  hervorkommen,  wie  man  das 
Ende  von  Guirlanden  zu  befestigen  pflegte,  — so  daß  ich  sie  nicht  als  „Stäbe“  be- 
zeichnen möchte,  eben  dies  Motiv  und  die  großen  runden  Scheiben  (mit  Mond- 
gesichtern) die  auf  die  Kreuzungsstellen  der  senkrechten  und  wagerechten  Gehänge 
aufgesetzt  sind,  bezeugen  den  architektonischen  Sinn,  der  die  ganze  Dekoration  im 
Ansdiluß  an  die  Mauern  des  vorhandenen  Innenraums  erfindet.  Kein  Zweifel,  der 
Meister,  der  darauf  ausging,  den  Bildflächen  eine  ruhige  und  sichere  Haltung  zu  geben, 
muß  in  einer  monumentalen  Überlieferung  aufgewachsen  sein,  deren  Mittel  er  völlig 
bewußt  und  klar  verwertet.  Wirkt  auch  hier  die  Farbenverteilung  warm  und  reich,  so 


390 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


blieb  die  Ausführung  der  immer  wiederkehrenden  Fassung  doch  gewiß  Hilfskräften 
überlassen,  nadh  denen  wir  nicht  weiter  zu  fragen  brauchen. 

Dagegen  leuditet  sofort  ein,  daß  zwischen  der  Behandlungsweise  der  Altarwand 
und  der  drei  übrigen  bei  aller  Gemeinsamkeit  der  Schule  ein  Unterschied  waltet.  Über 
die  Historienbilder  muß  vor  allem  die  Nordwand  Zeugnis  geben,  da  an  der  westlichen 
Schmalseite,  die  in  vier  Felder  geteilt  war,  fast  nur  nodi  die  Hälfte  des  dritten  und 
das  ganze  vierte  an  die  Nordmauer  anstoßende  erhalten  sind,  während  die  acht  Felder 
der  Südwand,  infolge  eines  Brandes,  so  gut  wie  unkenntlich  dastehen.  Die  ent- 
sprechenden adit  Szenen  der  Nordwand  bekunden  jedoch  zusammen  desto  einheitlicher 
den  hochentwidcelten  malerischen  Sinn,  die  weiche,  etwas  sorglos  dekorative  Vortrags- 
weise. „Die  Pinselführung  ist  breit  und  willkürlich;  keine  zeichnerische  Scheidung 
von  Umriß  und  farbiger  Füllung:  Zeichnung  und  Farbe  vielmehr  unlöslich  in  der 
malerisdien  Anschauung  verbunden.“  Das  kundige  Auge  des  Forschers,  dem  wir  die 
farbigen  Aufnahmen  verdanken,  läßt  uns  audi  in  das  Verfahren  des  Malers  hinein- 
blicken. „Erst  wurden  die  Lokalfarben  hingesetzt,  dann  die  dunkleren  Töne  eingetragen, 
bald  in  breiten  Massen,  bald  in  weicher  Linie,  die  jeden  Augenblick  wieder  in  flächige 
Breite  übergehen  kann.“  Dieser  Maler  behandelt  die  Haare  breit  und  massig,  nicht 
zeichnerisdi  eingehend,  hebt  die  Gesiciitszüge  mit  flotter  Einfachheit  hervor,  namentlich 
um  die  Augen,  für  die  Fernwirkung  gelegentlich  übertreibend,  isoliert  die  Formen  auf 
dunklerer  Umgebung  durch  weiße  Umrandung  — genug,  er  arbeitet  überall  mit  freier 
Routine,  für  deutliche  Erkennbarkeit  der  entscheidenden  Teile,  und  doch  für  den 
harmonischen  Zusammenhang  des  Bildganzen,  dem  zuletzt  alle  Mittel  seiner  summari- 
schen Hantierung  dienen.  Nur  ein  erfahrener,  im  Vollbesitz  einer  langen  Tradition 
der  Wandmalerei  gewiegter  Meister,  vermag  so  etwas  zu  leisten. 

Den  Gesamteindruck  der  Malerei  dagegen,  die  einst  oben  an  der  Altarwand 
zu  sehen  war,  vermag  nur  geduldige  Hingebung  wieder  zu  erwedeen.  Indessen  sind 
gerade  diese  Überreste  des  Ursprünglichen  von  hinreißender  Großzügigkeit,  auch  in 
der  Farbengebung  und  malerischen  Behandlung  allein.  „Die  Pinselführung  ist  hier 
bestimmter  und  energischer,  die  Zeichnung  der  Falten  von  größerem  Zug  als  in  den 
alttestamentlichen  Geschichten,  die  Modellierung  der  Gesichter  eingehender,  in  den 
tiefsten  Schatten  bis  zu  dunklem  Braun.“  Man  spürt  die  vorbildliche  Strenge  des 
monumentalen  Stiles,  wie  uns  in  Basiliken  Roms  die  Mosaiken  der  Apsis  über  Zeit 
und  Ort  hinausheben,  und  doch  sind  diese  Ersdieinungen  hier  nicht  mehr  zeitlos  und 
unwandelbar,  wie  die  mächtigsten  Beispiele  jener  Verewigungskunst.  Eben  hier  hebt  der 
Verfasser  des  Textes  die  überraschende  Ähnlichkeit  mit  den  spärlichen  Überbleibseln 
karolingischer  Malerei  hervor,  die  1871  in  der  Domkapelle  zu  Aachen  entdeckt  und 
damals  sorgfältig  aufgenommen,  aber  dann  geopfert  wurden,  so  daß  wir  sie  heute  nur 
aus  jenen  Abbildungen  kennen.^)  „Ganz  gleich  ist  hier  wie  dort  die  Fläche  mit  glattem 
Tone  okergelb  angelegt,  sind  graue  Sdiatten  mit  breitem  Pinselstrich  unvertriebcn 
hineingezogen,  Lichter  in  langen,  parallelen  weißen  Linien  daneben  gelegt,  sdiwarze 

h In  Farbendruck  bei  P.  Clemen,  Die  romanischen  Wandmalereien  der  Rheinlande. 

Düsseldorf  1905.  Taf.  2. 


Sdimarsow.  Über  die  karoling.  Wandmalereien  zu  Münster  in  Graubünden  391 


Nordwand  (Rekonstruktion  von  Zemp) 


Konturen  da  und  dort  nadigctragen,  rote  Gewandmuster  zuletzt  aufgesetzt“,  so  daß 
man  auf  die  nämliche  Schule,  wenn  nicht  auf  denselben  Meister  schließen  möchte, 
denen  jene  Kuppelmalereien  in  Aachen  (um  800)  gehörten.  Auch  die  Figuren  an  der 
Altarwand  zu  Münster  in  Graubünden  sind  auf  breite,  volle  Wirkung  berechnet.  Nicht 
gänzliche  Verschiedenheit  der  malerischen  Schulung,  sondern  nur  die  andere  Tonart 
des  Vortrags  und  die  ernste  Durchbildung  alles  Einzelnen  trennt  diesen  Maler  von 
dem  flotten,  sorgloser  pinselnden  Zeitgenossen,  der  die  alttestamentlichen  Historien 
ausgeführt  hat.  Vielleicht  ist  überhaupt  die  Mutmaßung,  daß  wir  zwei  Personen  zu 
erkennen  haben,  minder  stichhaltig  oder  doch  minder  wichtig,  als  der  Unterschied 
im  innern  Wesen  der  Aufgaben  und  der  geistigen  Auffassung. 

An  der  Altarwand  bestand  die  Aufgabe  darin,  mit  sakraler  Feierlichkeit  zu 
wirken,  eine  große  Gesamtanschauung  zu  gewähren,  die  auf  beiden  Seiten  symmetrisch 
die  Werte  austeilt,  um  so  die  Mitte  als  ruhiges  Zentrum  hervorzuheben,  oder  vielmehr, 
von  diesem  einen  festen  Punkt  aus  die  beiden  korrespondierenden  Flügel  zu  entfalten, 
wie  am  Triumphbogen  einer  Basilika.  In  der  fortlaufenden  Reihe  der  erzählenden 
Bilder  herrscht  dagegen,  dem  Verfolg  der  Geschichte  gemäß,  die  Richtung  von  links 


392 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


nach  rechts,  oder  gelegentlich  einmal  die  widerstrebende  Bewegung  von  rechts  nach 
links,  je  nach  dem  Inhalt  des  Geschehens. 

Schon  diese  unvergleichbare  Verschiedenheit  der  Aufgaben  und  der  Bedingungen 
des  Aufnehmens  für  den  Betrachter  muß  der  stilistischen  Haltung  einen  nicht  nur  be- 
sonderen, sondern  geradezu  entgegengesetzten  Charakter  aufprägen.  Aber  auch  diese 
erklärt  die  Unterschiede  nicht  zur  Genüge  und  erschöpft  nicht  ihre  Tragweite.  Wir 
können  und  müssen  dem  vorhandenen  Befund  dieses  karolingischen  Gemäldezyklus 
noch  mehr  abgewinnen,  um  der  Bedeutung  des  Gegensatzes  vollauf  gerecht  zu 
werden. 

In  dem  erhaltenen  Bilderstreifen  der  Nordwand  ist  die  Geschichte  Absaloms  mit 
großer  Ausführlichkeit  erzählt.  Das  nächste  Feld  neben  der  Chorwand  schließt  diese 
Geschichte  ab,  mit  der  Nachricht  vom  Tode  des  aufrührerischen  Sohnes,  die  David 
empfängt.  Von  hier  aus  müssen  wir  also  die  acht  Bilder  dieser  Seite  rückwärts  ver- 
folgen. Das  erste  neben  der  Westwand  zeigt  die  Fürbitte  des  Weibes  von  Thekoa 
für  den  bis  dahin  Verbannten,  das  folgende  die  Rückkehr  und  die  Begnadigung.  An 
dieser  Nordwand  ist  also  noch  nicht  die  ganze  Geschichte  Absaloms  gegeben;  die 
voraufgehenden  Ereignisse,  wie  die  Ursache  seiner  Flucht  usw.,  müssen  an  den  andern 
Wänden  erzählt  gewesen  sein.  Fraglich  erscheint  es  dagegen,  wie  weit  wir  in  dieser 
obersten  Reihe  zum  übrigen  Leben  des  Königs  David  selber  gelangen;  nach  ihrem 
sicher  dastehenden  Schlußbild  ist  eine  solche  Erweiterung  sogar  unwahrscheinlich. 
Diese  Reihe  zuoberst  kann  nur  an  der  südlichen  Langseite  der  Kirche,  d.  h.  neben  der 
Altarwand,  dem  Schlußbild  gegenüber,  begonnen  haben.  Für  spätere  Tatsachen  aus 
dem  Leben  Davids,  die  wichtig  genug  wären,  wie  die  Salbung  Salomos,  ist  kein 
Platz  vorhanden.  Die  früheren  Schicksale  Davids  und  etwa  Sauls  könnten  nur  in 
unteren  Reihen  gesessen  haben,  so  daß  die  Erzählung  von  unten  nach  oben  umlaufend 
abgelesen  werden  mußte.  Aber  die  gleiche  Felderteilung  über  die  drei  Wände  durch- 
geführt zu  denken,  wie  Zemp  annimmt  (und  in  Fig.  14  entwirft),  so  daß  wir  auf 
hundert  gleichgroße  Historienbilder  kämen,  will  mir  nicht  recht  in  den  Sinn.  Zunächst 
ergibt  sich  aus  der  vorhandenen  obersten  Reihe  nur  die  Forderung  einer  zweiten,  die 
noch  zur  Fensterregion  gehört.  Rechnen  wir  oben  allein  mit  dem  Leben  Absaloms, 
so  stünde  für  die  zweite  darunter  der  Gedanke  an  eine  neutestamentliche  Parallele 
offen.  Die  typologische  Gegenüberstellung  würde  dann  auf  Christus  führen.  Sollte 
die  judenchristliche  Tendenz  sich  dazu  verstiegen  haben,  den  Messias  mit  Absalom  zu 
vergleichen?  Für  die  einheitlichen  Flächen  der  Vollmauern  unterhalb  der  Fenster  wäre 
wohl  eher  das  Beispiel  von  S.  Martino  in  coelo  aureo  (S.  Apollinare  nuovo)  zu  Ra- 
venna, mit  den  feierlichen  Prozessionen  unter  den  kleinen  Historienbildern,  herbeizu- 
ziehen. Die  ganze  Kirche,  auch  wenn  sie  einschiffig  und  verhältnismäßig  klein  war, 
als  ein  Bilderbuch  mit  hundert  gleichen  Feldern  auszumalen,  würde  in  meinen  Augen 
eine  gewisse  Barbarei  bedeuten.  Dann  hätten  wir  zu  Münster  ein  Zeugnis  für 
provinziellen  Mangel  an  monumentaler  Raumkunst.  Und  gerade  für  die  Voraussetzung 
solcher  Befangenheit,  der  wir  später  in  schweizerischen  Kirdien  oft  begegnen,  scheint 
angesichts  des  Erhaltenen  kein  Anlaß.  Wir  haben  vielmehr  in  dem  heutigen  Befunde 


Sdimarsow.  Über  die  karoling.  WandmalereiGii  zu  Münster  in  Graubünden  393 


Äbsaloms  Tod  und  die  Boten  vor  David 


einen  großen,  sicher  durchgehaltenen  Gegensatz  zwischen  der  Ältarwand,  als  der  Stelle 
des  Allerheiligsten , und  den  übrigen  Umfassungsmauern  des  Innern.  An  diesem 
zweifellosen  Ergebnis  sollten  wir  jedenfalls  so  lange  festhalten,  bis  auch  die  Apsiden 
genau  untersudit  sind,  und  vielleicht  eine  Handhabe  für  Vermutungen  über  die  weiteren 
Faktoren  des  Gesamtsdimuckes  in  der  unteren  Region  ergeben. 

Die  zuverlässige  Grundlage  für  die  Erkenntnis  des  innersten  Unterschiedes 
finden  wir  m.  E.  in  den  Gesetzen  der  Komposition,  die  nach  dem  Darstellungsgegen- 
stande  hier  und  dort  ganz  verschieden  sind.  Dort  ein  großes  feierliches  Repräsentations- 
bild; hier  ausführliches  Fabulieren  in  lauter  Einzelbildern,  die  für  sich  abgeschlossen, 
durdi  dekorative  Umrahmung  getrennt  sind.  Und  da  ist  vor  allen  Dingen  die  Tatsache 
wichtig:  keine  Spur  fortlaufender  Erzählungsweise,  die  mehrere  Momente  in  einem 
Rahmen  vereinigte,  oder  gar  aus  dem  einen  Gemälde  ins  andere  weiterflösse,  sondern 
klare  Auswahl  des  Moments  und  isolierende  Abrundung  des  Bildes  als  Einheit,  wenn 
auch  innerhalb  der  Reihe,  die  weiterleitet  bis  zum  Schluß. 

„Das  Grundgesetz  der  figürlichen  Komposition  ist  ungefähr  das  gleiche,  wie  in 
den  Bildern  aus  der  Geschichte  Josefs  in  S.  Maria  antiqua  zu  Rom“,  schreibt  auch 
Zemp.  „Die  Vorgänge  aus  der  Geschichte  Äbsaloms  werden  in  Münster  ebenso 
schlicht,  anschaulich  und  ruhig  gesdiildert.“  Selbst  in  dem  erregten  Vorwurf  von 
Äbsaloms  Tod  eine  ganz  objektive  Tatsächlichkeit,  die  nur  das  gibt,  worauf  es  an- 
kommt. „Diese  Ruhe  wird  ein  Erbstück  der  Antike  sein.“  Die  rein  anschaulichen 
Absichten  sind  noch  stärker  als  der  Wille  zur  eindringlichen,  ergreifenden  Schilderung 
des  Inhaltes.  Diese  Werke  stehen  im  Kreise  einer  Kunst,  die  das  Bedürfnis  nach 
Steigerung  der  Ausdrucksfähigkeit  noch  nicht  empfand,  die  vielmehr  in  ruhiger  Be- 
sonnenheit die  Sache  selbst  gibt,  daß  sie  sinnfällig  vor  Augen  stehe. 

Ziehen  wir  aus  dieser  Charakteristik  nun  aber  auch  die  Konsequenzen.  Die 
Geschichten  der  Könige  des  auserwählten  Volkes  sind  ein  altbeliebter  Darstellungs- 
gegenstand, der  gewiß  früh  im  Wetteifer  mit  der  Geschichte  der  römischen  Kaiser  oder 
gar  Könige  (nach  Livius),  der  Geschichte  der  Diadochen  oder  gar  Alexanders  des 

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Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Großen  aufgenommen  wurde,  sobald  das  Interesse  einsetzt,  die  Vorbilder  für  alle 
christlichen  Fürsten  und  deren  Taten  im  alten  Testament  zu  suchen.  Judenchristliche 
Gemeinden  haben  sich  diesen  Stoff  vielleicht  am  frühesten  angeeignet.  Die  Geschichten 
Josefs  bilden  sozusagen  eine  Übergangsstufe  zwischen  den  Büchern  Samuelis  und  der 
Könige  einerseits  und  dem  Patriarchenleben  mit  seinen  Vorbildern  der  Verheißung  und 
des  Erlösungswerkes,  die  als  solche  dem  kirchlichen  Lehrstoff  näherstehen,  andererseits. 
Mit  Josef  in  Ägypten  gelangen  wir  in  die  Profangeschichte,  mit  den  Judenkönigen  in 
die  Historiographie  der  weltlichen  Machthaber.  Das  erklärt  sowohl  die  Verwandtschaft 
wie  den  Unterschied  zwischen  den  Zyklen  in  S.  M.  antiqua  und  zu  Münster  in  Grau- 
bünden. Jene  ließ  ein  Papst  sich  in  seiner  Palastkapelle  malen,  diese  ein  Kaiser  in 
der  Klosterkirche  eines  Vorwerks  gegen  die  Nachbarn.  Bis  zu  den  Geschichten 
Salomos  reichten  die  Bilder  in  der  Pfalz  zu  Ingelheim.  Und  verfährt  nicht  Karl  der 
Große  mit  der  Salbung  seines  Sohnes  Ludwig  nodi  ebenso  wie  David  mit  dem  Sohne  ; 
Bathsebas?  — d.  h.  nach  dem  Vorbild  des  jüdischen  Königtums. 

Niemand  aber  wird  voraussetzen,  daß  wir  in  den  Wandmalereien  von  S.  M. 
antiqua  eine  ganz  neue  Bearbeitung  der  Geschichte  Josefs  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
VIII.  Jahrhunderts  vor  uns  haben.  Nur  Modifikationen,  meist  in  Äußerlichkeiten  der 
Tracht,  der  Szenerie,  können  der  Entstehungszeit  der  Malereien  selber  angehören.  Der 
Grundstock  der  Kompositionen  ist  ein  älteres  Erbteil  und  müßte  als  solches  herausge-  | 
schält  werden,  soweit  wie  es  irgend  geht.  Ebenso  wird  die  Sache  mit  den  Geschichten  | 
Äbsaloms  in  Münster  liegen,  die  aus  der  Zeit  Karls  des  Großen  um  800  stammen.  I 
Einzelne  Dinge,  die  besondere  Aufmerksamkeit  erregen,  wie  das  Schwert  Äbsaloms, 
der  am  Baume  hängt,  die  Speere  seiner  Verfolger,  wo  die  Dreizahl  die  ihn  traf,  aus- 
drücklich in  der  Erzählung  genannt  wird,  verraten  die  karolingische  Zeit.  Das  Reichs-  ' 
Schwert  bei  David  ist  schon  älter,  merowingisch  oder  westgothisch  redigiert,  wohl  zu 
einer  Zeit,  als  es  auf  die  Betonung  der  Insignien  ankam.  Ähnlich  steht  es  mit  den 
Trabanten  des  Königs,  seinem  eigenen  Kostüm.  Der  üppige  junge  Prinz  erscheint  in  { 
einer  orientalisch  überladenen  Dalmatika,  die  gewiß  wieder  im  Sinne  einer  Mode  zur 
Charakteristik  der  Person,  vielleicht  beträchtlich  früher  hineingebracht  wurde.  Ein 
Thronprätendent  wird  sich  im  Reiche  Karls,  auch  in  Italien,  kaum  so  gezeigt  haben,  i 
um  sich  einzuschmeicheln.  Der  Grundstock  der  Kompositionen  vollends,  d.  h.  zunächst 
die  unentbehrlichen  Bestandteile  der  Handlung  selber,  mit  den  Personen  und  ihren 
Beziehungen  zueinander  muß  noch  älter  sein.  Äuch  über  die  Darstellung  der  Bauten 
urteilt  Zemp  selber  ganz  in  diesem  Sinne.  Ihre  Darstellung  bezeuge,  daß  hier  ein 
schönes  Gut  vom  Altertum  herüber  gerettet  sei,  wie  z.  B.  die  feste  und  in  sich  ge- 
schlossene Baugruppe  im  Schlußbilde,  wo  David  die  Nachricht  vom  Ende  Äbsaloms 
empfängt.  Im  einzelnen  gibt  es  auch  hier  Vorbilder  orientalischer  Art,  Kuppeln  mit  zahl- 
reichen Fenstern,  sogar  Anklänge  an  Torbauten  oder  Nischenfassaden  des  Sassaniden- 
reichs  neben  spätrömischen  Elementen.  Zemp  sieht  auch  in  dem  landschaftlichen  Bestand- 
teil bei  der  Verschwörung  Äbsaloms  die  Wiedergabe  eines  Naturausschnitts  nach  antiker 
Tradition.  Nicht  minder  jedoch  erkennen  wir  im  Typus  der  Figuren  überall  noch  diesen 
Zusammenhang:  es  sind  starke,  gutgebaute  Körper,  mit  breiten  Köpfen  auf  kräftigen, 
mäßig  langen  Hälsen,  eher  untersetzten  und  gedrungenen  Verhältnissen.  Nur  die  Hände 


Sdimarsow.  Über  die  karoling.  Wandmalereien  zu  Münster  in  Graubünden  395 


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Ostwand  der  Kirche 


weisen  in  ihrer  allzukleinen  und  nachlässigen  Bildung,  ihrer  flauen  knochenlosen  Weichheit 
die  Manier  auf,  die  wir  sonst  aus  karolingischer  Zeit  schon  kennen.  Äber  noch  sind 
es  die  Körper  --  der  Personen  wie  der  Bauten  und  sonstigen  Requisiten  der  Vorgänge 
— , die  den  Äufban  der  Komposition  bestimmen.  Dieser  vollzieht  sich  vorerst  nach 
plastischen  Gesetzen  des  antiken  Reliefs,  das  alle  Dinge  annähernd  in  gleichem  Maß- 
stab zu  geschlossenen  Gruppen  zusammenzufassen  trachtet.  Die  Motive  sind  deshalb 
ziemlich  eng  gedrängt  beieinander,  so  daß  hie  und  da  die  Farbe  zur  Verdeutlichung 
des  Geschehens  und  zur  Sonderung  der  Gestalten  mithelfen  muß.  Eben  damit  bleibt 
noch  bildmäßige  Wiedergabe  des  Zusammenhangs  zwischen  den  Körpern  das  Haupt- 
anliegen, und  Abrundung  nach  außen  ein  leitendes  Prinzip.  Reliefanschauung  über- 
wiegt; weder  ein  Tiefenvollzug  in  den  Raum  des  Schauplatzes  hinein  wird  angestrebt, 
noch  eine  lockere  Reihung  im  Vordergrund  geboten,  bei  der  die  Lücken  als  leere 
Raumgrößen  empfunden  würden  oder  gar  als  Pausen  zwischen  den  Tonstellen.  Von 
solcher  vereinzelnden  Zuzählung  der  Gegenstände  nebeneinander  sind  wir  weit  ent- 
fernt. Gerade  darin  erkenne  ich  das  stärkste  Zeugnis  für  das  altchristlichc,  von  der 
Antike  herübergenommene  Erbteil  in  diesen  Profanhistorien  und  möchte  zum  Vergleich 


396 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


besonders  auf  die  ältesten  Mosaiken  im  Langhaus  von  S.  Maria  Maggiore  in  Rom 
und  die  kleinen  Szenen  in  der  Fensterregiori  oben  in  S.  Martino  in  coelo  aureo 
(S.  Apoliinare  nuovo)  zu  Ravenna  hinweisen,  obgleidi  das  alles  nidit  völlig  befrie- 
digen kann. 

* * 

Um  so  entscheidender  muß  der  Gegensatz  in  der  Kirche  von  Münster  in  Grau- 
bünden selbst  weiterhelfen.  Ganz  anders  als  die  Historien  ringsum  an  den  drei 
schliditen  Wänden  ist  das  große  Hauptgemälde  über  den  Altarnischen.  In  der  Mitte 
war  in  einem  Medaillon  das  Brustbild  Christi  mit  Kreuznimbus  dargestellt,  von  zwei 
schwebenden  Engeln  getragen,  und  mit  diesen  durdi  eine  jener  Umrahmungen,  von 
denen  oben  die  Rede  war,  eingefaßt.  Dann  folgen  links  und  rechts  in  runden  Scheiben 
die  Halbfiguren  von  Sol  und  Luna,  und  auf  den  rechteckig  begrenzten  Feldern  ordnet 
sich  eine  Versammlung,  der  diese  Vision  zuteil  wird:  es  sind  die  knieenden  Apostel, 
von  stehenden  Engeln,  die  nadi  der  Ersdieinung  in  der  Höhe  hinweisen,  begleitet. 
Hinter  den  äußersten  Figuren  am  Rande  wird  der  Giebel  je  eines  übereckgestellten 
Gebäudes  sichtbar,  in  jener  konventionellen  Form,  die  uns  bald  als  Ecclesia  bald  als 
Martyrion,  als  Tempel  oder  als  Haus  gezeigt  wird.  Der  helle  Himmelsgrund  da- 
zwischen ist  mit  kleinen  dreieckigen  Wölkchen  belebt.  Die  Apostel,  zum  Teil  in  vor- 
nehmen Prachtgewändern,  aber  immer  noch  einfach  gekleidet,  erscheinen  ohne  Attribute, 
sogar  ohne  Büdier  und  Rollen,  immer  zu  zweien  näher  aneinander  gerückt,  aber  auf 
verschiedener  Höhenlage,  — das  äußerste  Paar  auf  jeder  Seite  nimmt  die  höchste,  das 
mittlere  die  tiefste  Stelle  ein,  — und  zwisdien  den  Paaren  bewegen  sich  die  Engel, 
die  sie  trennen  und  doch  zu  gemeinsamer  Riditung,  nach  der  Mitte  hinauf,  zusammen- 
fassen. Diese  Engel  sind  die  außerordentlich  anziehende  und  eigenartige  Zutat,  die 
dem  Bilde  zu  Münster  einen  ganz  besonderen  Wert  sidiert;  sie  sind  künstlerisdi 
ebenso  ausgezeichnet  wie  dogmengeschichtlidi  bedeutsam,  so  daß  fernere  Untersuchung 
mit  ihrer  Hülfe  gewiß  noch  zu  einer  genaueren  Feststellung  der  Entstehungszeit  der 
Komposition  als  solcher  gelangen  wird.  Die  freie  große  Anordnung  des  Ganzen  ist 
ohne  ängstlichen  Schematismus  der  Symmetrie,  dodi  gleidimäßig  abgewogen;  die 
rythmische  Gliederung  der  seitlichen  Gruppen,  die  wirksame  Unterbrediung  der  knieenden 
Apostelpaare  durch  die  beschwingten  Engel,  mit  ihrer  lebendigen  Bewegung  und  zum 
Teil  machtvollen  Gebärde,  die  als  Träger  des  gemeinsamen  Geistes  übrigens  mit  ihren 
grauen  Mänteln  auch  koloristisch  die  Reihe  der  farbigen  Gewänder  sowohl  abteilen, 


Sdimarsow.  Über  die  karoling.  Wandmalereien  zu  Münster  in  Graubünden  397 


wie  Zusammenhalten,  d.  h.  auch  hier  das  innige,  unlösbare  Einverständnis  zwischen 
dem  malerischen  und  dem  zeichnerischen  Charakter  des  Urbildes  beweisen,  — all 
diese  bis  jetzt  erkennbaren  Vorzüge  bezeugen  den  Wert  der  Überlieferung,  die  hier 
noch  lebt  und  verstanden  wird.  Mit  dekorativer  Meisterschaft  ist  für  die  Bewältigung 
einer  so  ausgedehnten  Fläche  über  den  Äpsiden  ein  Zug  einheitlicher  Profilbewegung 
durchgeführt.  Obwohl  der  Künstler  den  Überschneidungen  der  Figuren  nidit  aus  dem 
Wege  geht,  die  räumliche  Verteilung  vor-  und  hintereinander  mit  den  verschiedenen 
Höhenlagen  wirksam  verbindet,  ist  eben  durch  jenes  Mittel  die  architektonische 
Funktion  der  Stirnwand  über  den  wirklichen  Raumvertiefungen,  der  Tribuna  und  ihren 
Seitenkonchen,  gewahrt.  Das  sind  Eigenschaften,  die  wir  weder  in  den  karolingischen 
Mosaiken  Roms,  noch  in  den  um  750  entstandenen  Heiligenbildern  von  S.  Maria 
antiqua  so  wiederfinden,  also  Beweise  einer  Überlegenheit  künstlerischer  Ärt,  die  um 
so  mehr  für  das  Zentrum  dieser  Schule  ins  Gewicht  fällt,  als  wir  doch  im  entlegensten 
Winkel  des  Reiches  für  ein  weltabgeschiedenes  Kloster  nicht  gerade  den  Aufwand 
allerbester  Kräfte  erwarten  dürfen. 

Andererseits  aber,  vergleichen  wir  die  Leistung,  die  hier  zu  Münster  in  Grau- 
bünden vorliegt,  mit  den  älteren  Mosaiken  in  römischen  Basiliken,  so  ist  auch  die 
Abwandlung  von  antiker  Größe  zu  einem  ernsteren,  innerlicheren,  nicht  mehr  allein 
mit  dem  Körperbilde  plastisch  rechnenden  Kunstgeist  wohl  erkennbar.  Das  Medaillon 
mit  dem  Christuskopf  darin  ist  für  die  zentrale  Stellung,  als  Ziel  aller  Bewegung 
der  Engel  und  Apostel  von  beiden  Seiten  her,  auffallend  klein.  Kein  Gedanke  mehr, 
die  übermensdiliche  Größe  des  Angesichts,  wie  eines  strahlenden  Helios  zu  geben; 
aber  auch  nichts  von  der  furchtbaren  Gewalt  des  Antlitzes  am  Triumphbogen  von 
S.  Paolo  fuori  le  mura.  Hier  waltet  dagegen  eher  die  Scheu,  das  Bild  zu  zeigen;  es 
geht  vor  ihnen  auf,  aber  von  Engeln  getragen,  aus  der  Ferne  aufleuchtend;  merk- 
würdig klein,  nicht  greifbar,  nicht  voll  durch  sidi  selber  wirkend,  sondern  mehr  durch 
den  Kreuznimbus  kenntlich  und  durch  die  Himmelsboten  ausgezeichnet.  Ein  Schritt 
weiter  würde  zur  Unterdrückung  des  Bildes  der  Gottheit  selber  führen  und  das  Symbol 
allein  an  seine  Stelle  setzen.  Wir  sind  zweifellos  auf  dem  Wege  zur  geheimnis- 
vollen Behandlung,  zur  transitorischen  Offenbarung  des  heiligen  Mysteriums,  und 
dürfen  an  ähnliche  Verschleierung  des  Meßopfers  auf  dem  Altar  bis  zur  Umdrehung 
des  Priesters  gegenüber  der  Gemeinde  erinnern. 

Derselbe  Wandel  kündigt  sidi  in  der  Konzeption  der  Gesamtdarstellung  an:  wir 
sehen  nidit  mehr  die  Apostel  allein,  denen  der  Herr  erscheint,  wie  er  einst  mit  ihnen 


598 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


verkehrte,  sondern  Engel  treten  als  Mittler  dazwischen  und  müssen  sogar  die  un- 
mittelbaren Jünger,  die  Evangelisten,  die  Verkündiger  des  Wortes,  aufmerksam  machen 
oder  ihnen  den  Sinn  der  Vision  erklären.  Diese  Engel  schreiten  noch  zwischen  den 
Menschen  auf  gleichem  Boden  einher,  und  so  bleibt  das  plastische  Grundgesetz  der  ^ 
Komposition  nach  gleichem  Körpermaß  aller  Figuren  und  gleichen  Bedingungen  im 
Raum  bestehen.  Aber  sie  entfalten  ihre  Flügel,  die  sie  hinausheben  könnten.  Dies 
Gefieder  wird  ein  wirklicher  Bestandteil  der  dekorativen  Flächenfüllung,  des  Linien- 
zuges von  hüben  und  drüben  zur  Höhe,  nadh  der  Mitte,  und  gesellt  sich  der  aus- 
greifenden Gebärde  ihrer  Arme  wie  dem  Schwung  ihrer  Gewänder.  Diese  Überirdischen  | 
haben  andre  Heiligenscheine  als  die  Apostel.  Und  wo  befinden  sich  die  Sendboten  j 

des  Wortes?  — auf  der  Erde,  wie  bei  der  Himmelfahrt  des  Erlösers  oder  der  Aus-  | 

gießung  des  heiligen  Geistes?  Nach  den  Gebäuden  links  und  rechts  könnte  man 
meinen,  es  sei  ein  irdischer  Schauplatz,  wenn  auch  die  Oikumene,  das  Reich  des  be- 
wohnten Erdkreises  gemeint.  Und  docii  müssen  wir  wohl  eher  an  das  himmlische 
Jerusalem  denken,  als  an  die  Kirche  aus  den  Juden  und  die  aus  den  Heiden,  — und 
zwar  an  eine  Vision  der  Auserwählten  in  der  Ewigkeit,  im  Himmel.  Um  so  stärker 
ist  dann  der  Abstand  zwischen  ihnen  und  dem  kleinen,  fernen,  auch  ihrem  Auge  fast 
entschwindenden  Bilde  der  Gottheit,  um  so  stärker  die  Rolle  der  Engel,  die  auch  bei 
ihnen  sogar  vermittelnd,  helfend,  belehrend  eintreten  müssen.  Und  dazu  die  Gebärden 
und  der  Gesichtsausdruck  der  Apostel  selbst.  Wenn  auch  nicht  mürrisch,  doch  zer- 
knirscht, erschüttert,  schaut  der  eine  oder  der  andre  drein;  dort  wird  die  Linke  an 
die  Wange  gelegt,  oder  gar  die  geballte  Faust  an  die  Schläfe  gepreßt.  Das  grenzt 
an  die  Ausdrucksbewegungen  des  Entsetzens,  der  Furcht  und  Überwältigung  bei  der 
unerwarteten  Wiederkunft  des  Herrn,  d.  h.  des  Richters  am  jüngsten  Tag.  Ist  das  die 
ewige  Seligkeit  der  Apostel,  denen  ein  Thron  im  Himmel  verheißen  ward,  wo  sie  den 
Göttlichen  von  Angesicht  zu  Angesicht  erblidien,  — oder  ist  es  ein  angstvolles  Erbeben 
vor  dem  unnahbaren  Mysterium,  ein  schrecklicher  Höhepunkt  ihres  Vorzugsrechtes  zu 
schauen,  die  Offenbarung  der  Majestät  zu  empfangen,  die  sie  doch  nur  mit  Hilfe  der 
Engel  gewahr  werden?  Wir  sind  auf  dem  Wege  zu  dem  Wandel,  den  wir  in  der 
Ausmalung  von  S.  Georg  zu  Oberzell  auf  der  Reichenau  vollzogen  finden. 

Die  Majestas  Domini,  vom  Jahre  800  etwa,  zu  Münster  in  Graubünden,  im 
Dienst  Karls  des  Großen  gemalt,  ist  ein  kirchengeschichtliches,  dogmatisch  bedeutsames 
Dokument,  dessen  künstlerische  Seite  wir  soeben  allein  beobachtet  und  aus  dem  sinn- 
lich sichtbaren  Bestände  interpretiert  haben.  Sehen  wir  von  der  beträchtlich  spätem  | 
Darstellung  des  Jüngsten  Gerichtes  in  S.  Georg  zu  Oberzell  ab,  so  müssen  doch  die 
Wunder  Christi  und  die  Apostelfiguren  an  den  Langwänden  der  Kirche  herbeigezogen 
werden,  und  zwar  schon  hier,  im  Vergleich  mit  dem  Repräsentationsbilde  der  Altarwand 
viel  eher,  als  bei  den  profanen  Historien  von  König  David  und  Absalom,  wo  Zemp  sie 
wiederholt  zur  Hervorhebung  der  Unterschiede  verwertet. 

Ich  bin  mit  seiner  späten  Datierung  der  Reichenauer  Malereien  von  S.  Georg  in 
Oberzell  „etwa  zweihundert  Jahre  nach  denen  zu  Münster  in  Graubünden“,  also 
ums  Jahr  1000,  oder  gar  auf  den  Anfang  des  XI.  Jahrhunderts,  gern  einver- 


Schmarsow.  Über  die  karoling.  WandmalerGien  zu  Münster  in  Graubünden  399 


standen.  Äber  wir  müssen  auch  da,  wie  hier,  den  Grundstock  der  Kompositionen 
sorgfältig  von  der  Ausführung  derselben  in  soundsovielster  Wiederholung  unter- 
scheiden. Der  Maler  gehört  zweifellos  einer  andern  Schulung  an  als  der  oder 
die  Maler  in  Münster.  Er  arbeitet  siditlich  mühsamer,  spezialisiert  Falten,  Haare, 
Gliedmaßen  viel  zeichnerischer,  ohne  zu  fühlen,  daß  das  Großdekorative  darunter 
leidet  (vgl.  Zemp  S.  38).  „In  den  Wundern  Christi  sind  die  Motive  merkwürdig  aus- 
einander gezettelt;  der  unbenutzte  Raum  ist  in  jedem  Bilde  auffallend  größer  als  [in 
den  Historien]  zu  Münster.  In  den  Reichenauer  Bildern,  wie  in  andern  Werken  des 
XI.  Jahrhunderts,  tritt  ein  anderer  Menschentgpus  hervor.  Gestalten  mit  kleinen  Köpfen 
und  stark  vorgereckten  Hälsen  mit  übervollen  Schultern  und  aufgeblähten  Oberschenkeln, 
die  zu  hodi  am  Körper  hängen.  Das  hastige  Gestikulieren,  das  weite  Äuseinander- 
schlagen  der  Beine,  der  unsichere  Stand,  der  zwischen  Schwanken,  Taumeln  und 
Schweben  wechselt,  das  Flattern  der  Gewandsäume,  das  unmotivierte  Aufwirbeln  der 
Stoffzipfel,  diese  Erscheinungen  verbinden  die  Reichenauer  Bilder  ebenso  stark  mit  der 
Kunst  des  XI.  Jahrhunderts,  wie  sie  den  Wandgemälden  von  Münster  [aus  dem 
Leben  Absaloms]  fremd  sind.“ 

Zweifellos,  das  Alles  verrät  die  tiefgreifende  Veränderung  des  Wollens,  wie 
den  dadurch  erfolgten  Verlust  des  Könnens;  aber  mir  scheint,  wir  sollten  die  Symptome 
einer  zeitlichen  Manieriertheit  nicht  zusammenwürfeln  mit  den  konstitutiven  Merkmalen 
eines  Stiles,  dessen  Entstehung  innerlich  motiviert  sein  dürfte. 

In  den  Darstellungen  der  Bauten  zeigen  die  Bilder  der  Reichenau,  wie  Zemp 
bemerkt,  ebenso  eine  zeichnerisch-manierierte  Art.  „Die  Architekturen  sind  dünner  ge- 
baut, sauberer  auseinandergehalten,  weiter  entfernt  von  realer  Möglichkeit,  als  die 
Bauten,  die  man  auf  den  Absalombildern  zu  Münster  sieht.“  Aber  dürfen  wir  diese 
überhaupt  ohne  weiteres  mit  ihnen  vergleichen?  Die  Wunder  Christi  sind  in  der  Fassung, 
die  wir  nach  Abzug  aller  Reichenauer  Schulmanier  aus  den  Wiederholungen  in  S.  Georg 
zu  Oberzell  herauszuschälen  vermögen,  jedenfalls  nicht  mehr  naiv  fabulierend  vorge- 
tragen, wie  etwa  die  Geschichten  Josefs  in  der  Wiener  Genesis,  selbst  nicht  mehr  so 
anspruchslos  und  unbefangen  wie  in  S.  M.  antiqua  zu  Rom.  Sie  gehören  dem  kirchlichen 
Lehrstoff  an  und  sind  dogmatisch  durchgeprüft,  gewiß  noch  stärker,  als  es  mit  den 
Jugendgeschichten  Christi  von  der  Verkündigung  bis  zur  Flucht  nach  Ägypten  gesdiah; 
sie  sind  hier  unverkennbar  bewußt  sakralen  Charakters.^)  Die  Beschränkung  auf  ver- 
hältnismäßig wenige  Personen,  die  Auseinanderhaltung  der  Einzelfiguren,  besonders  der 
Hauptträger  der  Handlung,  oder  der  kleinen  Gruppen,  wie  der  Begleiter  hier,  der  Zeugen 
und  Zuschauer  da,  erklärt  sich  aus  der  durchdachten  Arbeit,  aus  der  Aufgabe  deutlicher 
Erzählung  eines  höchst  bedeutsamen  Inhalts.  Wenn  die  Verzettelung  der  Motive  über 
den  Bildraum  für  die  Manier  des  XI.  Jahrhunderts  bezeichnend  ist,  so  braucht  sie  doch 
nicht  ein  Ausfluß  sinnloser  Mode  zu  sein.  Sie  hängt  mit  der  Bedeutsamkeit  und  der 
mimischen  Steigerung  des  Ausdrucks  aufs  innigste  zusammen,  und  andrerseits  mit  dem 
Überwiegen  der  geistigen  Aufnahme  des  Erzählten.  Sie  entspricht  dem  Ablesen  der 

y Vgl.  Repertorium  für  Kunstwissenschaft  XXVII,  1904  p.  261.  „Die  Kompositionsgesetze 
der  Reichenauer  Wandgemälde“.  Die  Architekturen  sind  nur  Kulissenstücke. 


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Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Bestandteile  nacheinander,  im  Unterschied  von  der  sinnlichen  Anschauung  des  Bildes 
und  der  plastischen  Geschlossenheit  der  Reliefkomposition,  die  aus  der  Antike  über- 
kommen waren.  Die  malerische  Bildeinheit  weicht  zugunsten  der  poetischen  Vorgangs- 
einheit, und  die  Aufreihung  der  Motive  oder  gar  der  Einzelfiguren  tritt  an  die  Stelle. 
Damit  hängt  auch  die  Wahl  des  Formates  zusammen:  statt  des  annähernd  quadra- 
tischen Rechtecks,  das  querliegende  langgestreckte,  in  Wandgemälden  wie  in  Minaturen, 

— bei  den  ersteren  für  den  entlangschreitenden  Betrachter  im  Kirchenraum,  bei  den 
letzteren  für  den  Leser  des  Textes,  seiner  Gewohnheit  angepaßt.  Eben  deshalb  möchte 
ich  mit  den  Wandgemälden  in  S.  Angelo  in  formis  und  den  Bildstreifen  byzantinischer 
Miniaturen  nicht  die  Reliefbilder  an  den  Bernwardstüren  zu  Hildesheim  oder  die  ganz- 
seitigen Darstellungen  des  Psalterium  aureum  von  S.  Gallen  auf  eine  Stufe  gestellt 
sehen  (Z.  38,3).  Sie  lassen  wieder  zwei  Anschauungsweisen  unterscheiden.  Die  letztere 
neigt  zur  Überschau  eines  tieferen  Schauplatzes  aus  der  Höhe  und  zur  Landkartenprojek- 
tion in  Vogelperspektive;^)  die  erstere  kennt  nur  Vordergrund  und  demgemäß  Auf- 
reihung nebeneinander.  Diese  ist  älter,  oder  doch  der  antiken  Tradition  klassischer 
Kunst  näher  geblieben;  zu  ihr  gehören  die  Urbilder  der  Wundertaten  Christi,  von 
denen  die  Reichenau  jene  späte  Wiederholung  bewahrt.  Die  Hervorhebung  der  Person 
Christi  durch  größeren  Maßstab,  durch  Isolierung  u.  dgl.  Mittel  verrät  gerade,  daß  die 
antike  Rechnung  mit  Körpern  allein,  d.  h.  die  plastische  Kompositionsweise  noch  immer 
zugrunde  liegt.  Aber  die  Profilbewegung  und  die  ausgreifenden  Gebärden  bieten  uns 
auch  die  Vergleichsmomente  mit  dem  Repräsentationsbilde  zu  Münster  in  Graubünden, 
besonders  mit  den  Engeln  und  der  Mimik  der  Apostel.  Und  die  Einzelfiguren  zwischen 
den  Fenstern  in  Oberzell  gehören  doch  audi  dazu  und  gewähren  den  Übergang  zum  Bilde 
des  Altarhauses,  das  in  dieser  Kirche  zerstört  ist.  An  die  Kompositionsweise  der  feier- 
lichen Vision  mit  den  paarweis  gruppierten  Jüngern  und  den  Einzelfiguren  der  Ver- 
mittler schließen  sich  die  ursprünglichen,  auf  der  Reichenau  etwas  verzettelten  Redak- 
tionen der  Wunder  Christi  nah  genug  an,  um  die  Zugehörigkeit  zur  sakralen  Kunst 
näher  empfinden  zu  lassen,  als  die  andere  zu  den  profanen  Historien  der  jüdischen 
Könige,  die  freilich  als  Handlungen,  im  Vollzug  des  Geschehens,  mit  den  Taten  des 
Gottessohnes  auf  Erden  verwandt  sind. 

Wenn  unter  den  Geschichten  von  Absalom  eine  Parallele  aus  dem  Leben  Christi 
oder  irgendein  neutestamentlicher  Zyclus  analoger  Art  vorhanden  war,  so  dürften  wir 
freilich  in  demselben  Format  auch  eine  größere  Geschlossenheit  erwarten.  Aber  wir 
bekämen  gewiß  auch  Antwort  auf  manche  Frage,  die  sich  bei  dem  Versudie  auf  drängt, 
die  ursprünglichen  Elemente  der  ernsten  einfachen,  aber  auf  religiöse  Wirkung  aus- 
gehenden Kompositionen  aus  den  Wandgemälden  der  Reichenau  herauszuschälen.  | 
Inhaltlich  stehen  ja  die  Wunder  Christi  zwischen  den  naiv  und  flott  erzählenden  ! 

Historien  nach  dem  Buche  Samuels  und  den  zeremoniell  und  autoritativ,  für  bleibende  | 

y Einen  Hinweis  auf  den  Utrechtpsalter,  der  für  diese  nordische  Auffassung  so  wichtig  ist, 
unterdrücke  ich,  weil  ich  der  Kürze  halber  auch  die  Frage  nach  der  Herkunft  der  Wandgemälde 
in  Münster  offen  gelassen  habe.  Von  Nachbargebieten  scheint  mir  Mailand  aus  mehreren  Gründen 
den  Vorzug  vor  Ravenna  zu  beanspruchen;  aber  in  seinem  Zusammenhang  mit  dem  südlichen 
Gallien  und  dem  Frankenreich. 


Sdimarsow.  Über  die  karoling.  Wandmalereien  zu  Münster  in  Graubünden  m 


Bedeutung  gedachten  Äpsisbildern  der  Basiliken  in  der  Mitte.  Und  da  ist  es  wichtig, 
jede  Nuance  festzuhalten:  die  Vision  an  der  Ältarwand  zu  Münster  gehört  nicht  ganz 
zu  der  strengen  Klasse  der  Äpsisbilder  sub  specie  aeterni;  sie  ist  nicht  in  zeitloser 
Ruhe  und  absolutem  Stillstand  ewigen  Daseins  gegeben,  sondern  mit  einem  Änlauf 
zum  Transitorischen,  fast  Momentanen.  So  steht  sie  auch  dem  Kuppelgemälde  in  Aachen 
näher,  während  die  schreitenden  Apostel  in  Oberzell  doch  auch  schon  im  Baptisterium 
zu  Ravenna  ihre  Verwandten  haben.  Und  grade  deshalb  war  sie  für  uns  brauchbar, 
den  Anschluß  an  die  Wunder  Christi  zu  gewinnen. 

Die  gedrängte  Kompositionsweise  und  plastische  Reliefgruppierung,  wie  wir  sic 
in  den  Absalombildern  kennen  gelernt,  wäre  für  die  Wunder  Christi  auf  die  Dauer 
nicht  zu  brauchen.  Sic  mußte,  wenn  sic  jemals  gleichartig  angewandt  war,  notwendig 
bald  einer  lockerem  Hervorhebung  und  Vereinzelung  des  Wichtigen  weichen,  je  mehr 
sie  zugleich  dem  Lehrzweck  dienen  sollte.  Wie  man  den  Text  des  Evangeliums  in 
getragener  Tonart  vorliest,  langsamer,  mit  isolierender  Betonung,  das  Allcrwichtigstc 
tropfenweis  zu  Gehör  bringt,  so  müssen  die  Taten  Christi,  wie  später  auch  die  Passion, 
mit  allem  Ernst  und  aller  Sorgfalt  durchgearbeitet  sein,  sowie  es  galt,  einen  Kanon 
der  Darstellung  für  die  Kirdie  herzustellen,  der  überall  verbreitet  werden  sollte. 

Der  Gegensatz  zwischen  den  profanen  Historien  und  der  Majestas  Domini  zu 
Münster  in  Graubünden  hat  uns  dieser  Erkenntnis  wieder  einen  Schritt  näher  gebracht. 
Die  vorhandenen  Reste  gewähren  die  Möglichkeit  einer  durchgreifenden  Scheidung 
innerhalb  der  Darstellungskrcisc,  die  ein  und  derselbe  Kirchenraum  in  sich  aufnehmen 
konnte.  Darin  liegt  eine  weittragende  Bedeutung  der  Funde,  für  deren  Rettung  und 
Veröffentlichung  wir  nicht  dankbar  genug  sein  können. 


Äbb.  2.  Szene  aus  dem  Leben  der  Priesters  Ippen.  XIV.  Jahrh. 

Selected  Relics  VI,  19,  2 □ 


Die  Raumdarstellung  in  der  japanischen  Malerei 

von  Curt  Glaser  || 

Die  Erweiterung  des  Gebietes  kunstwissenschaftlicher  Forschungen  über  den  i 
Kreis  der  Völker  des  Mittelmeerbeckens  hinaus  bringt  eine  Reihe  von  prinzipiell  a 
neuen  Fragestellungen  mit  sich.  Es  treten  Kunstwerke  in  unseren  Gesichtskreis,  die  J 
den  bisher  gekannten  im  tiefsten  Wesen  fremd  sind,  und  es  erhebt  sich  die  Grund-  ) 
frage,  ob  wir  als  Fremde  berechtigt  und  im  stände  sind,  von  diesen  Kunstwerken 
etwas  Wesentliches  auszusagen,  ob  die  Interpretierung  eines  Europäers  überhaupt  einen  . 
Sinn  hat,  ob  nicht  allein  die  Äussage  des  Schöpfers  und  seiner  Stammesverwandten 
wertvoll  ist.  Daß  diese  einen  sidieren  Änhalt  der  Beurteilunng  zu  gewähren  ver-  ; 
mag,  steht  außer  Frage,  und  man  fordert  mit  Recht  für  die  Erforschung  der  Kunst  ! : 
primitiver  Völker  die  Befragung  der  Eingeborenen  als  Vorbedingung  einer  jeden  ! 
wissenschaftlichen  Bearbeitung  ihrer  Kunsterzeugnisse.  Was  in  einem  allgemeineren  j i 
Sinne  diese  Untersuchungen,  die  von  ethnologischer  Seite  geführt  wurden,  uns  lehren,  1 
ist,  daß  wir  uns  zu  gewöhnen  haben,  unseren  eigenen  Deutungen,  die  nur  auf  den  I | 
Gewohnheiten  der  Kunstübung,  innerhalb  deren  wir  selbst  leben,  beruhen  können,  i I 
mehr  als  vordem  zu  mißtrauen.  Wir  wissen,  daß  es  nicht  genügt,  den  ornamentalen  | ^ 
Reiz  zu  genießen,  der  einem  primitiven  Kunstwerk  innewohnen  mag,  sondern  daß  wir  | ^ 
die  Äbsicht  seines  Schöpfers  kennen  müssen,  um  das  künstlerisdie  Wollen,  das  in  1 i 
seinem  Werke  zum  Ausdruck  gelangt,  zu  begreifen.  ' ; 

Unser  Verhältnis  zur  ostasiatischen  Kunst  gleicht  dem  zur  Kunst  der  primitiven  { 
Völker,  insofern  als  es  auch  hier  sich  um  Kunsterzeugnisse  handelt,  die  uns  von  vorn-  | 
herein  so  weltenfern  liegen,  daß  wir  von  Grund  auf  umlernen  müssen,  um  ihnen  ge-  i 
recht  werden  zu  können.  Aber  die  bequeme  Handhabe,  die  die  unmittelbare  Frage  f 


Glaser.  Die  Raumdarstellung  in  der  japanischen  Malerei 


Äbb.  1.  TÄKÄYOSHI  TOSÄ  (XII.  Jahrh.);  Szene  aus  dem  Genji-monogatari 
Kokka  18,  3 □ 


an  den  Künstler  bietet,  fehlt  uns  in  diesem  Falle,  denn  nicht  um  die  Werke  der 
durch  jahrhundertelange  Entwicklung  und  vielfältige  Einflußströme  abgewandelten, 
heutigen  Kunst  der  Japaner  handelt  es  sich  für  uns,  sondern  um  die  zur  Zeit  des 
europäischen  Mittelalters  blühende,  eigentlich  nationale  Kunst  der  Yamato  - Schulen. 
So  ist  es  nicht  möglich,  das  Prinzip  der  ethnologisdien  Forschung  ohne  weiteres  auf 
die  japanische  Kunstgeschichte  zu  übertragen,  wie  Fenollosa  es  versuchte,  der  es 
unternahm,  in  langjährigem  Äufenthalt  im  Lande  selbst  japanisch  denken  und  emp- 
finden zu  lernen.  Wir  dürfen  uns  nicht  darauf  beschränken,  den  Worten  japanischer 
Kunstforscher  zu  lauschen,  deren  Interpretierung  uns  ebenso  wenig  ein  vollgültiges 
Zeugnis  sein  kann,  wie  ein  moderner,  japanischer  Farbendrudc  in  der  künstlerischen 
Absicht  sich  ohne  weiteres  mit  dem  Werke  eines  Meisters  der  Fujiwara-Zeit  deckt. 
Wir  haben  ein  volles  Recht,  unsere  Forschung  auf  das  Gebiet  der  japanischen  Kunst 
auszudehnen,  aber  wir  erwerben  uns  dieses  Recht  weder,  indem  wir  das  ewige  Ge- 
rede der  Japaner  von  der  Kühnheit  des  Pinselstrichs  nachbeten,  noch  dadurch,  daß 
wir  die  Satzungen  unserer  eigenen  Kunst  zum  Maßstab  der  fremden  machen  oder  von 
Sdiönheiten  dieser  Kunst  erzählen,  die  nur  wir  eben  mit  unseren  anders  sehenden 
Augen  gewahren,  sondern  indem  wir  versuchen,  den  Sinn  der  Kunstwerke  selbst,  die 
uns  vor  Augen  liegen,  zu  deuten,  dem  künstlerischen  Wollen  ihrer  Schöpfer  nahezu- 
kommen. 

Für  die  eigene  Form  der  japanischen  Raumdarstellung  gilt  dies  in  besonderem 
Maße.  Denn  was  von  vornherein  jedem  japanischen  Gemälde  für  das  europäische 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


m 


Äuge  das  ungewohnte  und  befremdende  gibt,  ist  gerade  die  von  der  unsrigen  grund- 
verschiedene Perspektive.  Für  uns  bedeutet  die  Projektion  eines  Raumes  in  die  Fläche, 
daß  die  Dinge  nach  der  Tiefe  zu  sich  verkleinern,  parallele  Gerade  sich  nähern,  einem 
gemeinsamen  Fluchtpunkte  entgegen.  Wir  sehen  das  täglich  in  der  Erscheinung  der 
uns  umgebenden  Natur  unverkennbar,  wenn  wir  etwa  eine  lange  Straße  oder  eine 
gerade  Allee  hinabschauen,  deren  Häuser  und  Bäume  in  der  Ferne  immer  kleiner 
werdend  einander  sich  nähern.  So  sind  wir  ohne  weiteres  mit  dem  Urteil  bei  der 
Hand,  daß  eine  Darstellung  „falsch“  sei,  die  diesen  einfachen  Gesetzen  nicht  Rechnung 
trägt,  haben  uns  gewöhnt,  von  der  „falschen“  Perspektive  der  Japaner  zu  reden,  weil 
die  Fluchtlinien  auf  ihren  Gemälden  nicht  nach  der  Tiefe  zusammenlaufen,  sondern 
vor  dem  Bilde  sich  vereinigen. 

Soll  nun  wirklich  eine  so  einfache  Erfahrung  des  täglichen  Lebens  den  japani- 
schen Künstlern  entgangen  sein,  oder  ist  es  am  Ende  nicht  ein  so  selbstverständlidies 
Gesetz,  daß  der  Künstler  darzustellen  habe,  was  von  einem  bestimmten  Standpunkt 
aus  seinem  Äuge  erscheint?  Ist  die  Frage  einmal  gestellt,  so  ist  auch  die  Antwort  I 
nicht  schwer.  Ein  Geheimnis  können  die  perspektivischen  Gesetze  in  ihren  einfachsten 
Grundformen  unmöglich  sein.  Nicht  um  eine  Entdeckung  in  diesem  Sinne  kann  es 
sidi  handeln,  wenn  sie  in  die  künstlerische  Praxis  eingeführt  werden,  sondern  nur  um  j 
einen  Entschluß.  Nicht  das  Können  ist  entscheidend,  sondern  das  Wollen,  in  jenem  | 
weiteren  Sinne,  dem  das  Wollen  einer  Zeit  mit  dem  Stile  selbst  identisch  ist,  dem  das  i 
Können  niemals  die  zeugende  Kraft  ist,  sondern  nur  das  Nichtkönnen  ein  Hemmnis  für  | 
den  reinen  Ausdruck  des  Gewollten.  ! 

Der  Standpunkt,  den  zu  umschreiben  wir  uns  bemüht  haben,  ist  im  Grunde 
kein  anderer,  als  wir  ihn  einem  jeden  Kunstwerk  gegenüber  einzunehmen  haben,  den 
nicht  zu  verlassen  nur  um  so  schwerer  ist,  je  unmittelbarer  uns  die  „Fehler“  einer 
fremdartigen  Kunstäußerung  ins  Auge  fallen.  Die  Worte  „falsch“  und  „richtig“  sollen 
aus  unserem  Sprachschatz  getilgt  sein,  wenn  wir  nunmehr  an  die  Kunstwerke  selbst 
herantreten,  deren  Raumbild  zu  interpretieren  — nicht  zu  beurteilen  — wir  unter- 
nehmen. I 

Als  erstes  typisches  Beipiel  japanischer  Malerei  sei  die  beliebige  Darstellung  [ 
eines  Innenraumes,  wie  sie  in  ähnlicher  Form  häufig  vorkommt,  gewählt,  eine  Szene  1 
aus  dem  Genji-monogatari  von  Takayoshi  Tosa^)  (XII.  Jahrh.).  (Abb.  1.)  Wir  blichen  von 
oben  in  den  Raum  hinab,  die  Bodenlinien  steigen  rasch  an,  und  der  obere  Balken  der 
Teilungswand  des  Zimmers  ist  in  Aufsicht  gegeben,  — der  Horizont  liegt  hoch,  wie  es 
in  der  uns  geläufigen  Ausdrucksweise  heißt.  Aber  die  Linien  nähern  sich  nicht  in 
ihrem  Verlaufe,  sind  auch  nicht  parallel,  sondern  sie  weichen  auseinander,  deutlich 
meßbar  etwa  an  dem  er-  wähnten  Oberbalken  der  Querwand. 

Versuchen  wir,  uns  von  unseren  Sehgewohnheiten  freimachend  zu  interpretieren, 
was  wir  vor  Augen  haben,  so  ergibt  sich  folgendes:  Die  Rückwand  des  Zimmers  ist 
der  Teil,  der  unserem  Auge  am  nächsten  liegt,  hier  müssen  wir  anfangen,  zu  sehen, 

y The  Kokka,  an  illustrated  monthly  journal  of  fine  and  applied  arts  of  Japan  and  other 
Eastern  countries.  Tokyo.  Heft  XVIII,  Tafel  3. 


Glaser.  Die  Raumdarstellung  in  der  japanischen  Malerei 


405 


I 


Äbb.  3.  Illustration  aus  der  Nagotake-Erzählung.  Änf.  des  XIV.  Jahrh. 

^ Selected  Relics  VII,  22,  1 □ 

von  hier  aus  den  Blick  nach  vorn  wandern  lassen  zu  den  Figuren  und  bis  zum  unteren 
Bildrande.  Der  Standpunkt  des  Beschauers  ist  oben,  wie  ja  die  steigenden  Linien  es 

I auch  unserem  Auge  unmittelbar  sagten,  aber  oben  und  in  der  Tiefe.  Von  dort  her 

j sehen  wir,  von  dort  laufen  die  Linien  zusammen,  baut  sich  der  Raum  nach  vorn 
I hinaus.  Wir  müssen  das  Ungewohnte  der  Anschauung  vergessen,  uns  durch  ihre  In- 
I konsequenzen  nicht  beirren  lassen,  um  uns  ganz  einzuleben  in  diese  Raumdarstellung, 
i denn  nur  so  vermag  das  Bild  auch  uns  zum  Erlebnis  zu  werden,  wir  fühlen  den 

I Raum,  und  der  Raum  faßt  die  Figuren  in  sich,  er  nimmt  sie  auf.  Ja,  der  Raum- 

i eindruck  wird  zum  wesentlichen,  bestimmenden  Faktor  der  Schönheit  des  Bildes,  das 
wir  nun  erst  begreifen,  indem  wir  der  Absicht  seines  Schöpfers  folgen.  Es  ist  das 
i vollendete  Bild  eines  Innenraumes,  in  das  wir  uns  einzufühlen  vermögen,  wenn  wir 
i nur  einmal  die  Richtung  erfaßt  haben.  Ja,  wir  können  so  weit  gehen,  die  abend- 
; ländischen  Raumdarstellungen,  die  durch  den  hohen  Horizont  eine  Verwandtschaft  mit 

i unserem  Tosabilde  aufweisen,  für  die  eigentlich  unvollkommneren  zu  erklären.  Man 

I kann  etwa  Bilder  des  niederländischen  Quattrocento  heranziehen,  denen  es  mit  der 
Absicht  auf  Raumwiedergabe  sicher  Ernst  war,  den  Merodealtar  des  Flemallers  oder 
' das  Passahmahl  des  Bouts.  Auch  hier  steigen  die  Bodenlinien  rasch  an,  aber  sie 

! nähern  sich,  sie  sind  „richtig“  im  Sinne  unserer  Sehgewohnheit.  — Kommt  es  darum 

i|  zu  einem  eigentlich  zusammenhängenden  Raumeindruck?  Sicherlich  nicht.  Die  Figuren 
I bleiben  vorn  und  isoliert.  Der  Raum  faßt  sie  nicht.  Weit  hinten  erst  kommt  ein 
raummäßiger  Eindruck  zu  stände,  aber  überlassen  wir  uns  der  Suggestionskraft  der 
I Linien,  so  versinkt  uns  die  Figurengruppe  in  der  Tiefe,  ohne  mit  dem  nur  lose  an- 
gegliederten Tiefraum  in  Zusammenhang  zu  kommen.  Noch  an  Raffaels  Sposalizio 
I mit  seinen  zwei  Horizonten  kann  man  die  gleiche  Erfahrung  machen,  wiederum  oben 
ein  Raumbild,  in  das  man  sich  einleben  kann,  aber  nur  auf  Kosten  des  Zusammen- 
S hanges  des  Ganzen.  Sollten  wir  unserem  Tosameister  dieses  System  als  das  allein 


1 


406 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


„richtige“  empfehlen,  ihn  belehren,  daß  er  so  die  Linien  in  der  Tiefe  sich  nähern  lassen 
müsse,  um  den  Raum  zu  gewinnen?  Ich  denke,  daß  schon  das  eine  Beispiel,  wenn 
es  nur  richtig  verstanden  wurde,  zur  Vorsicht  mahnen  muß. 

Gehen  wir  zu  einem  zweiten  über,  einer  Szene  aus  dem  Leben  des  Priesters 
Ippen^)  (Meister  unbekannt.  XIV.  Jahrh.  Stil  der  Yoshimitsu  Tosa).  (Äbb.  2.)  Wir 
haben  weiteren  Raum  vor  uns.  Der  Vorgang  spielt  im  Freien.  Zur  Linken  wird 
ein  Rundtanz  aufgeführt.  Die  Zuschauer  sitzen  am  Boden  in  einer  Reihe,  die  vom 
unteren  Bildrande  zuerst  schräg  nach  rechts  verläuft,  dann  rechtwinklig  umbiegend 
nach  links.  Zur  Rechten  bildeinwärts  ist  ein  Haus  sichtbar,  nur  im  unteren  Teile, 
denn  ein  gerader  Wolkenstreif  schneidet  oben  das  Bild  rasch  ab.  Über  die  künst- 
lerische Absicht,  die  der  räumlichen  Anlage  zugrunde  liegt,  gibt  das  Verhältnis 
des  verschiedenen  Maßstabes  der  Figuren  sichere  Auskunft.  Am  besten  die  Größen- 
verhältnisse der  Figuren,  die  am  Boden  hocken,  denn  deutlich  wächst  die  Figuren- 
größe bildeinwärts.  Auch  in  den  zwei  Reihen  des  Rundtanzes  wird  man  die 
größeren  Köpfe  in  der  von  uns  aus  hinteren  Reihe  finden  (bei  dem  geringen  räum- 
lichen Abstand  ist  der  Unterschied  naturgemäß  nicht  bedeutend).  Die  Gruppe  außen  am 
Hause  ist  im  Maßstab  deutlich  größer  als  die  gerade  vor  ihr  vom  unteren  Bildrande 
auftauchenden  Menschen.  Ein  ganz  bewußt  gehandhabtes  Prinzip  also.  Wieder  ist 
der  Standort  des  Beschauers  oben  und  bildeinwärts  zu  denken,  und  man  versteht  nun 
erst  auch  die  merkwürdigen,  fingerförmigen  Wolkengebilde,  die  als  obere  Begrenzung 
von  den  Yamatomeistern  so  gern  verwandt  werden,  sie  sind  als  Blickgrenze  zu  fassen 
und  eine  notwendige  Konsequenz  eben  des  eigentümlichen  Standortes,  der  für  den  Be- 
schauer vorausgesetzt  wird.  Denn  einen  sichtbaren  Horizont  wie  in  europäischen  Bil- 
dern kann  es  logischerweise  nicht  geben,  die  Blickrichtung,  die  von  oben  und  aus  der 
Tiefe  nach  unten  und  vorn  verläuft,  läßt  es  nicht  zu,  daß  man  zugleich  bildeinwärts 
sieht.  Und  wie  es  uns  ästhetisch  anstößig  ist,  die  Dinge  nach  vorn  herauswachsen  zu 
sehen,  greifbar  und  dem  Bildraum  nicht  mehr  untertan,  so  vermeidet  es  der  Japaner 
ebenfalls  in  seinem  Sinne,  sich  die  Dinge  entgegenwachsen  zu  lassen,  gibt  darum  ober- 
halb die  Begrenzung  mit  den  langgezogenen  Fingerwolken.  Auf  der  anderen  Seite 
bekommen  nun  die  häufig  vorkommenden  Übersdineidungen  von  Figuren  am  unteren 
Bildrande  ebenfalls  eine 'andere  Bedeutung,  nicht  vergleichbar  dem  Herauswachsen  der 
Figuren  in  europäischen  Bildern,  die  als  vorderste  Raumzone  und  durch  Überschnei- 
dungen, — die  der  Japaner  gerade  vermeidet,  — ■ dem  Eindruck  der  Tiefe  dienen,  im 
Maßstab  am  größten  und  dem  Beschauer  unmittelbar  nahe.  Für  den  Japaner  ist  hier 
vorn  und  unten  die  Ferne,  stehen  hier  die  Dinge,  die  am  unwesentlichsten  sind,  und 
die  vom  Bildrande  überschnitten  werden,  um  anzudeuten,  daß  hier  der  Bildraum  ins 
weite  verläuft,  die  Bildfläche  nur  einen  Ausschnitt  darstellt. 

Eine  zweifache  Bestimmung  ergibt  sich  aus  den  bisherigen  Betrachtungen  für 
die  Blickrichtung  und  den  Standort  des  Beschauers  im  japanischen  Gemälde:  in  der 
Tiefe  des  Bildes  (in  unserem  Sinne  gesprochen)  und  am  oberen  Bildrande.  Hatten  wir 

h Selected  relics  of  Japanese  art.  Edited  by  S.  Tajima.  Kyoto.  Band  VI,  No.  19, 
zweite  Tafel. 


Glaser.  Die  Raumdarstellung  in  der  japanischen  Malerei 


407 


Äbb.  4.  Kakushü:  Ävalokidesvara 
Selected  Relics  VII,  36,  2 


Äbb.  5.  Kakushü:  Ävalokitesvara 
Selected  Relics  VII,  36,  1 


408 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


in  unseren  bisherigen  Beispielen  der  ersten  Bestimmung  hauptsächlich  unsere  Äufmerk- 
samkeit  zuzuwenden,  so  wird  für  eine  andere  Reihe  von  Bildern  die  zweite  wesentlich 
maßgebend.  Oben  finden  wir  die  nahe  gesehenen,  im  Maßstab  größeren  Figuren, 
unten  die  fernen,  kleineren.  Eine  Illustration  aus  der  Nay otake- Erzählung^)  (Meister 
unbekannt,  Änf.  des  XIV.  Jahrh.  Tosa-Schule)  (Äbb.  3)  möge  als  Beispiel  dienen. 
Von  oben  her  sehen  wir  in  das  Haus  mit  seinen  Bewohnern,  von  da  erst  wandert 
der  Blick  nach  vorn  und  abwärts,  wo  an  der  Haustür  die  Frau  den  Ankommenden 
empfängt.  Der  Innenraum  selbst  ist  im  wesentlichen  dem  zu  Anfang  betrachteten 
gleich,  aber  das  Blickfeld  erweitert  sich,  wir  sehen  nicht  das  Zimmer  nur,  sondern 
das  ganze  Haus,  jedoch  wieder  von  dem  gleichen,  idealen  Standpunkt.  So  wie  der 
Japaner  gewöhnt  ist,  zu  schreiben  und  zu  lesen,  von  oben  nach  unten,  so  soll  der 
Blick  wandern.  Daß  hier  wie  in  einer  Reihe  anderer  Beispiele  auch  der  Gedanke 
einer  Lateralperspektive,  d.  h.  einer  seitlichen  Verkleinerung  der  Dinge  von  dem  vor- 
ausgesetzten Standort  des  Beschauers  aus  mitspielen  mag,  kann  nebenbei  erwähnt  werden.  | 

Wie  wir  unserem  ersten  Innenraumbilde  eine  entsprechende  Darstellung  des  \ 
Freiraumes  folgen  ließen,  so  verlassen  wir  auch  hier  wieder  das  Haus,  und  folgerichtig 
müssen  wir  nun  selbst  in  die  Luft  emporsteigen,  um  den  weiteren  Raum  aus  der  Höhe 
zu  überschauen,  wie  hier  das  Haus  mit  seinen  kleineren  Abmessungen.  So  findet  sich  \ 
in  der  Tat  eine  ganze  Gruppe  von  Darstellungen  der  Gottheiten  in  den  Lüften,  mit 
denen  wir  nun  hoch  emporgehoben  werden,  um  weit  unter  uns  in  der  Tiefe  die  be-  i 
wohnte  Erde  zu  lassen,  die  klein  erscheint  und  in  weiter  Ferne.  Ein  Bild  des  Toba  Sojo^)  | 
(1053—1140)  gibt  eine  der  schönsten  und  geistreichsten  Lösungen  des  Problems. 
Daneben  kommen  ganze  Reihen  buddhistischer  Heiligenbilder  im  gleichen  Zusammenhang  ji 
in  Betracht  (Avalokitesvarabilder  des  Kakushü^)  (1649 — 1731)  (Abb.  4 — 5).  Mit  den  Augen  |: 
der  Gottheit,  die  oben  vom  luftigen  Wolkenthrone  herabschaut,  muß  der  Betrachter  sehen,  I 
sich  selbst  in  sie  hineinversetzt  denken,  um  den  Sinn  der  Darstellung  zu  erfassen. 
Der  Zusammenhang  zwischen  den  aufeinander  folgenden  Beispielen  unserer  Reihe  ist  i 
auch  hier  unverkennbar.  Wenn  wir  mit  Avalokitesvara  jetzt  aus  der  Höhe  hernieder-  a 
schauen,  so  ist  unser  Standort  kein  anderer  als  sonst,  wieder  oben  und  in  der  Bild-  \y 
tiefe,  und  die  Blickrichtung  zielt  nach  abwärts  und  vorn.  | 

Es  ist  nicht  ohne  Interesse,  mit  diesen  japanischen  Darstellungen  des  Gottes  in  ji 
den  Lüften  die  europäischen  Formulierungen  des  gleichen  Problems,  das  ja  einer  jeden  j 
kirchlichen  Kunst  gestellt  ist,  zu  vergleichen.  Man  wird  da  feststellen,  daß  im  ganzen  j ^ 
erstaunlich  lange  die  europäische  Kunst  sich  darauf  beschränkt,  nur  das  Höhenmaß  der  j i 
Bildfläche  selbst  für  die  Wiedergabe  von  Höhendifferenzen  innerhalb  der  Darstellung  i ^ 
auszunutzen.  Das  obere  bleibt  mit  dem  unteren  in  der  gleichen  Raumschicht,  und  eine  i . 

0 Selected  relics.  VII,  22,  1. 

2)  Selected  relics.  Band  VII,  15.  Tafel  2.  Die  Reproduktion  mußte  leider  aus  technischen 
Rücksichten  unterbleiben. 

3)  Selected  relics.  Band  VII,  36.  Tafel  1 und  2.  Kokka,  Heft  131,  3. 

Bekanntlich  leben  neben  den  neu  auftretenden,  jüngeren  auch  die  alten  Kunstschulen  in 
Japan  weiter  fort,  so  daß  in  unserer  prinzipiellen  Untersuchung  ein  Künstler  des  18.  Jahrhunderts 
unbedenklich  neben  den  des  zwölften  gestellt  werden  kann. 


Glaser.  Die  Raumdarstellung  in  der  japanisdien  Malerei 


409 


Äbb.  6.  Äus  Buddhas  Schriften.  VIII.  Jahrh. 
Kokka  11,  1 □ 


Größenabstufung  findet  überhaupt  nicht  statt.  Tizians  Ässunta  ist  nur  ein  Beispiel  unter 
vielen.  Wird  die  Raumtiefe  nutzbar  gemacht,  d.  h.  als  Richtung  vom  unteren  zum 
oberen  nidit  die  Vertikale,  sondern  die  Schräge  gewählt,  so  ist  dem  Europäer  wie- 
derum naturgemäß  die  irdische  Szene  der  Vordergrund  und  das  nahe,  die  Himmels- 
erscheinung das  ferne  und  kleiner  gesehene.  Raffaels  Transfiguration  ist  ein  Repräsen- 
tant dieser  Darstellungsform.  Die  Größenunterschiede  sind  allerdings  nur  gering.  Die 
wirklichen  Fernen  wird  man  bei  nordischen  Raumkünstlern  zu  suchen  haben,  etwa  bei 
Grünewald,  der  im  Marienbilde  des  Isenheimer  Ältars  Gottvater  mit  den  Engeln  in  den 
Lüften  erscheinen  läßt.  Der  Beschauer  steht  auf  der  Erde,  dicht  vor  den  Menschen 
drunten,  und  droben  in  weiter  Ferne  erst  und  in  winzig  kleinem  Maßstab  wird  die 
himmlische  Erscheinung  sichtbar. 

Es  ist  diejenige  Form  der  Darstellung  einer  Lufterscheinung,  die  in  der  Konse- 
quenz der  auf  unmittelbare  Illusion  ausgehenden  Raumwiedergabe  der  europäischen 
Kunst  sich  notwendig  einstellen  mußte,  und  das  gelegentliche  Vorkommen  einer  ent- 
gegengesetzten Orientierung,  die  den  Beschauer  mit  emporhebt  in  die  Höhe  der  Him- 
melserscheinung selbst  und  auf  die  Erde  herabblicken  läßt,  hat  etwas  durchaus  be- 
fremdendes. Die  zwei  bekanntesten  Beispiele  dieser  Ärt  sind  Dürers  Allerheiligenbild 
und  Raffaels  Vision  des  Ezechiel.  Allerdings  besteht  noch  immer  ein  prinzipieller 
Unterschied  gegenüber  der  japanischen  Anschauung,  denn  bei  Raffael  gleichwie  bei 
Dürer  sehen  wir  die  Erscheinung  in  den  Lüften  vornan  im  Raume  und  an  ihr  vorbei 
gleichsam  und  in  schräger  Richtung  hinter  ihr  die  Erde  drunten,  während  die  japanische 
Gottheit,  und  wir  mit  ihr,  immer  das  Tiefland  vor  sich  und  zu  Füßen  hat.  Aber  auch 
in  der  Abwärtsrichtung  des  Blickes  allein  stehen  die  beiden  Bilder  des  Raffael  und  Dürer 
soweit  außerhalb  des  gewohnten,  daß  in  neuester  Zeit  von  Oskar  Wulff  der  Versuch  unter- 
nommen wurde,  eine  besondere  Entwicklungsreihe  aufzustellen,  die  zu  dieser  Raum- 
darstellung in  Form  der  „Niedersicht“  hinführte. Es  ist  Wulff  nicht  nur  gelungen,  die  Vor- 

Oskar  Wulff:  Die  umgekehrte  Perspektive  und  die  Niedersidit.  Eine  Raumansdiauungsform 
der  altbgzantinischen  Kunst  und  ihre  Fortbildung  in  der  Renaissance.  Kunstwissenschaftlidie  Bei- 
träge August  Schmarsow  gewidmet.  Leipzig  1907. 


27 


410 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Äbb.  8.  NO-ÄMI  (XV.  Jahrh.):  Landschaft 
Selected  Relics  VII,  28  □ 


stufen  aufzuzeigen,  sondern  er  konnte  auch  den  Ursprung  der  Niedersicht  selbst  aus  einer 
von  ihm  treffend  als  „umgekehrte  Perspektive“  bezeichneten  Raumdarstellung  erweisen, 
die  ihrerseits  wieder  von  der  alten  „senkrechten  Staffelung“  sich  herleitet.  Wulffs  „um-  j 
gekehrte  Perspektive“  entspridit  nun  in  allen  Stüd^en  der  der  japanischen  Malerei  | 
eigentümlichen  Raumanschauung.  Das  Auftreten  des  gleichen  Phänomens  im  zeitlich  | 
und  räumlich  gleich  weit  entfernten  Gebiet  ist  uns  eine  erwünschte  Bestätigung  der  i 

eigenen  Ergebnisse  und  ein  neues  Problem  zugleich.  Denn  auch  für  uns  erhebt  sich  i| 

die  Frage:  wie  entstand  die  japanische  Raumanschauung,  die  sich  unmittelbar  den  beiden  | 
von  Wulff  geprägten  Begriffen  der  Niedersicht  und  der  umgekehrten  Perspektive  ein-  ^ 
ordnen  läßt,  entstammt  sie  dem  gleidien,  altorientalischen  Kunstkreise,  aus  dessen  jin 

Formen  sie  sich  in  Byzanz  entwickelte,  oder  entstand  sie  selbständig  in  Ostasien  und  j 
aus  welchen  Bedingungen?  aus  Bedingungen,  die  den  von  Wulff  für  Vorderasien  I 

festgestellten  gleich  sind,  oder  aus  wesentlich  verschiedenen?  , 

Leider  ist  es  bei  dem  heutigen  Stande  der  ostasiatischen  Wissenschaft  nicht  i 
möglich,  präzise  Antwort  auf  die  Frage  der  Herkunft  der  umgekehrten  Perspektive  in  h 
der  japanisdien  Malerei  zu  erteilen.  A priori  läßt  sich  jedenfalls  annehmen,  daß  auch  ji 
in  Ostasien  die  senkrechte  Staffelung  die  Vorstufe  der  umgekehrten  Perspektive  ge-  j3 
wesen,  die  als  unmittelbare  Naturwiedergabe  unverständlich  wäre  und  nur  als  Inter-  || 
pretierung  und  nachträgliche  Entfaltung  einer  ursprünglidi  gewiß  audi  räumlich  ge-  Is 
meinten,  aber  dem  entwickelteren  Sehvermögen  unräumlich  gewordenen  Darstellungsform  l4 
begreifbar  wird.  Daß  in  jeder  senkrechten  Staffelung  eine  Absidit  auf  Raumdarstellung  |j 
enthalten  ist,  auch  wenn  wir  uns  noch  so  sehr  an  den  inneren  Widersprüchen  stoßen,  jj 
scheint  mir  zur  notwendigen  Voraussetzung  zu  werden,  nicht  als  ob  die  räumliche  Be-  ji 
deutung  immer  gleichermaßen  bewußt  bliebe,  aber  als  eigentlicher  Sinn  wohnt  sie  doch 
auch  der  typisch  werdenden  Ausdrucksform  noch  inne. 

Die  erste  Frage  ist  also,  ob  auch  in  dem  ostasiatischen  Kunstkreise  sich  die  ^ 
senkrechte  Staffelung  als  Vorstufe  der  umgekehrten  Perspektive  erweisen  läßt.  Wenn  : 


Glaser.  Die  Raumdarstellung  in  der  japanisdien  Malerei 


411 


auch  die  Erforschung  der  frühesten 
Denkmäler  ostasiatischer  Kunst  noch 
sehr  im  Rückstände  ist,  so  ist  doch 
wenigstens  mit  Sicherheit  zu  sagen, 
daß  die  senkrechte  Staffelung  in  China 
geübt  wurde.  Es  gibt  eine  ganze 
Reihe  von  Beispielen,  die  sich  über 
einen  verhältnismäßig  weiten  Zeit- 
raum verteilen.  Gravierte  Steine  vom 
Berge  Hsia  Tang  Shan^)  aus  dem 
ersten  vorchristlidien  Jahrhundert  zei- 
gen Darstellungen  von  Reitern  und 
Wagen  in  Reihen  übereinander,  in 
freier  Anordnung,  die  den  Gedanken 
einer  räumlichen  Beziehung  noch  un- 
mittelbar nahe  legt.  Platten  vom 
Grabmal  der  Wu -Familie  aus  der 
Han-Dynastie,  die  ins  zweite  nach- 
christliche Jahrhundert  gehören,  sind 
schematischer  in  der  Anordnung,  aber 
aus  dem  Sinn  der  Darstellungen 
ergibt  sich  mit  Sicherheit  die  Absicht 
der  Wiedergabe  eines  Raumzusammen- 
hanges. Am  bezeichnendsten  ist  die 
Darstellung  der  Auffindung  des  bron- 
zenen Dreifußes  im  Ssu-Fluß^).  Das 
Zusammenlaufen  nach  oben  der  beiden 
Linien,  die  den  Fluß  begrenzen,  darf 
man  gewiß  nicht  als  perspektivischen 
Gedanken  deuten,  die  Notwendigkeit, 
für  die  beiden  Kähne  im  unteren 
Teile  Platz  zu  gewinnen,  während 
oben  nur  für  den  Dreifuß  Raum  zu 
sein  brauchte,  war  hier  maßgebend, 
aber  auch  die  Vorstellung  des  Unten 
als  Wassertiefe,  aus  der  nach  oben 
derDreifuß  emporgehoben  wird,  mengt 
sich  verwirrend  ein.^)  Immerhin  ver- 


y Stephen  W.  Bushell:  Chinese  Art. 
London  1904.  Vol.  I,  Fig.  8—10. 

2)  Bushell.  Fig.  15. 

Unten  bezeichnen  Fische  das  Wasser, 
oben  um  den  Dreifuß  Vögel  die  Luft. 


Äbb.  7.  GYOKUWÄN  (XIV.  Jahrh.)  Landschaft 
Kokka  49,  2 □ 


412 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


dient  hervorgehoben  zu  werden,  daß  die  größeren  Figuren  der  obersten  Reihe  an- 
gehören, denn  es  scheint  in  dieser  ja  leicht  begreiflichen  Tatsache,  daß  das  wesentlichste 
am  größten  und  zwar  oben  oder  mindestens  in  der  Mitte,  jedenfalls  aber  nicht  am 

Unterrande  dargestellt  wird,  ein  wich- 
tiger Entwicklungskeim  beschlossen  zu 
sein.  Denn  so  entsteht  einmal  die 
Niedersicht,  zu  der  in  unserem  Relief 
schon  ein  Ansatz  sich  findet,  und  in 
konsequentem  Ausbau  der  Dar- 
stellungsform die  umgekehrte  Per- 
spektive. Wann  und  wo  der  ent- 
scheidende Schritt  zu  dieser  getan 
wurde,  läßt  sidi  nicht  mit  Sicherheit 
sagen.  Jedenfalls  zeigen  auf  der 
einen  Seite  die  Darstellungen  vom 
steinernen  Sockel  eines  Buddhabildes 
aus  dem  Jahre  524  eine  reine  Streifen- 
komposition, der  sicherlich  der  Sinn 
für  den  ursprünglichen  räumlichen 
Zusammenhang  des  Ganzen  verloren 
gegangen  ist,  während  auf  der  anderen 
Seite  ein  dem  IV.  Jahrhundert  ent- 
stammendes Bild  des  Ku  k’ai  chih  in 
London^)  schon  eine  Anwendung  des 
Prinzips  der  umgekehrten  Perspektive 
zeigt,  die  uns  unmittelbar  zu  den 
Tosamalereien  der  Japaner  hinüber- 
führen kann. 

Die  Frage,  ob  die  senkrechte 
Staffelung  selbst  in  ihrem  Ursprünge 
von  Vorderasien  aus  nach  China  über- 
tragen wurde,  braucht  hier  nicht  an- 
gerührt zu  werden,  die  Entwicklung 
zur  umgekehrten  Perspektive  scheint 
jedenfalls  sich  unabhängig  vollzogen 

Abb.  9.  YUSETSUKRIHOKU (1598-1677): Landsdiaft  haben,  nicht  diese  selbst  fertig 

Selected  Relics  VII,  33,  2 □ importiert  worden  zu  sein.  Eine  andere 

Frage  ist  es,  ob  eine  japanische  Ent- 
wicklung der  chinesischen  parallel  läuft,  oder  ob  die  senkrechte  Staffelung  als  schon 
ausgebildete  Darstellungsform  oder  endlich  die  umgekehrte  Perspektive  selbst  nach 


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J Bushell.  Fig.  22. 

’)  Oskar  Münsterberg:  Japanische  Kunstgeschichte.  III.Teil.  Braunschweig  1907.  Abbild.  208. 


I 


Glaser.  Die  Raumdarstellung  in  der  japanischen  Malerei 


413 


Äbb.  10.  Szene  aus  dem  Ise-Monogatori.  Tosa-Sdiule.  XIV.  Jahrh. 

Kokka  196,  5 

Japan  übertragen  wurde.  Daß  die  japanische  Entwicklung  nicht  unabhängig  von  der 
festländisch  chinesischen  sich  vollzog,  muß  nach  dem  bisher  zugänglichen  Denk- 
mälerbestand notwendig  angenommen  werden.  In  Japan  läßt  sich  keine  so  hoch 
hinaufreichende  Entstehungsgeschichte  verfolgen.  Dagegen  findet  sich  hier  erst  die 
zweifellos  sichere  und  bewußte  Handhabung  des  Darstellungsprinzipes.  Von  hoher 
Bedeutung  als  das  früheste  uns  zugängliche  Beispiel  für  diese  Anwendung  der 
umgekehrten  Perspektive  innerhalb  der  japanischen  Kunst  ist  ein  Blatt  aus  Buddhas 
Schriften^)  (Abb.  6)  das  noch  dem  VIII.  Jahrh.  angehören  soll,  und  das  in  einer  Reihe 
steht  mit  der  Traumdeutung  des  Joseph  aus  der  Wiener  Genesis,  die  Wulff  als  Muster- 
beispiel seinem  Aufsatz  voranstellt.  Der  Zusammenhang  mit  der  ursprünglichen  Staffe- 
lung ist  noch  nicht  ganz  geschwunden.  Die  Hauptfigur  ist  hochgerüdet,  groß  gebildet 
und  selbstverständlich  von  vorn  gesehen.  Hieraus  ergibt  sich  mit  Notwendigkeit  die 
Orientierung  des  übrigen,  unter  der  Voraussetzung,  daß  die  Beziehung  der  Figuren 
zueinander  durch  die  Blickrichtung  angedeutet  werden  sollte.  Wie  in  dem  Blatte  der 
Wiener  Genesis,  so  wird  auch  hier  ein  Kreis  um  die  Hauptperson  gelegt,  und  beide- 
male  findet  sich  das  so  charakteristische  Kleinerwerden  der  Figuren  nach  vorn.  Die 
zwei  in  der  Zeichnung  und  allen  Einzelheiten  fast  identischen,  bärtigen  Männer,  die 
in  schräger  Richtung  nach  rechts  vorn  von  Buddha  aus  orientiert  sind,  geben  das 
eklatanteste  Beispiel  dieser  Art. 

Im  Anschluß  an  die  Erörterung  der  Möglichkeiten  einer  historischen  Ableitung 
mag  ein  Wort  über  die  psychologische  Bedeutung  der  Darstellungsform,  mit  der  eben- 
falls bereits  Wulff  sidi  beschäftigt  hat,  am  Platze  sein.  Haben  wir  uns  von  der  uns 
geläufigen  Forderung  der  mehr  oder  minder  illusionären  Wirkung  des  Kunstwerkes, 
das  stets  vom  Standpunkt  des  Künstlers  her  und  für  den  des  Beschauers  gedacht  sein 
soll,  freigemacht,  ist  uns  bewußt  geworden,  daß  nur  ein  entwickeltes  Denken  die 
Grundlage  dieser  Kunstanschauung  bilden  kann,  so  werden  wir  auch  den  Zugang 
finden  zu  den  Quellen,  denen  eine  geradewegs  entgegengesetzt  gerichtete  Darstellungs- 


y Kokka.  Heft  11,  1. 


m 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


Abb.  11.  MOTONOBU  KANO:  Landschaft 
Kokka  179,  3 □ 


form  der  bildenden  Kunst  entstammt.  Denn 
gleichwie  die  Welt  für  das  primitive  Denken 
objektiven  Bestand  hat,  so  das  Kunstwerk, 
das  als  Abbild,  als  unmittelbare  Nachahmung 
dieser  Wirklichkeit  aufgefaßt  wird.  Daß  der 
Gedanke  an  eine  subjektive  Erscheinungsform 
noch  nicht  auftaucht,  daß  vielmehr  die  objektiv 
gültigen  Maße,  die  man  den  Naturdingen 
abzunehmen  glaubt,  das  erstrebte  Ziel  bilden, 
darf  uns  nicht  verwundern,  scheint  doch  noch 
in  der  griechischen  Kunst  das  Auftauchen  des 
subjektiven  Elements  erst  mit  den  erkenntnis- 
theoretischen  Bemühungen  der  Sophisten  zu- 
sammenzufallen. Das  Kunstwerk  hat  in  der 
Frühzeit  objektiven  Bestand,  es  ist  nicht  in 
unserem  Sinne  für  den  Beschauer  da,  braucht 
nicht  auf  den  Menschen  zu  warten,  um  von 
ihm  aus  erst  Sinn  und  Leben  zu  bekommen. 
Ein  Rest  dieser  alten,  objektiven  Denkweise 
liegt  nun  auch  noch  den  entwickelten  Formen 
der  umgekehrten  Perspektive  zugrunde,  trotz- 
dem die  Entwicklung  auch  hier  notwendig 
zu  einem  Subjektivismus  führen  mußte,  nicht 
von  einem  möglichen  Beschauer  aus,  der 
immer  außerhalb,  vor  dem  Bilde  seinen  Stand- 
ort hat,  und  von  dem  allein  die  gegebenen 
Ansichten  und  Überschneidungen  der  Dinge 
einen  Sinn-  haben,  wohl  aber  von  einem 
ideellen  Standort  im  Bilde  selbst,  in  den  sich 
einzufühlen  die  Aufgabe  des  Betrachters  ist. 

Eine  offenkundige  Inkonsequenz  wohnt 
somit  der  Darstellungsform  der  umgekehrten 
Perspektive  inne.  Daß  sie  trotzdem  gerade 
in  der  japanischen  Kunst  mit  so  äußerster 
Folgerichtigkeit  und  zu  so  hoher,  künstlerischer 
Vollendung  ausgebildet  werden  konnte,  scheint 
in  den  besonderen  Bedingungen  der  japani- 
schen Kultur  selbst  eine  Erklärung  zu  finden. 
Denn  es  handelt  sich  nicht  um  eine  boden- 
ständige Entwicklung,  sondern  um  Dar- 
stellungsformeln, die  bereits  zu  einer  gewissen 
Ausbildung  gediehen  mitsamt  den  ihnen  inne- 
wohnenden künstlerischen  Gedanken  über- 


Glaser.  Die  Raumdarstellung  in  der  japanischen  Malerei 


415 


Äbb.  12.  MOTONOBU  KÄNO:  Äus  der  Oyeyama-Legende 
Kokka  204,  4 □ 


nommen  werden,  um  eine  eigene  Entfaltung  zu  erfahren.  Wie  wenn  ein  Volk  die  Schrift- 
zeichen von  einem  fremden  übernimmt  und  sie  den  eigenen  Sprachformen  anpaßt,  um  ihnen 
für  den  neuen  Gebrauch  einen  neuen  Sinn  zu  geben,  so  mag  sich  in  Japan  die  Äusbildung 
der  umgekehrten  Perspektive  vollzogen  haben,  die  allem  Anschein  nach  in  ihrem  Mutter- 
lande China  gar  nicht  zu  so  konsequenter  Raumgestalt  entwickelt  worden  war.  Innerhalb 
der  übernommenen  Darstellungsform  befriedigte  die  japanische  Kunst  ihr  Bedürfnis  nach 
subjektiver  Ausgestaltung  des  Bildes,  entwickelte  ihr  Raumbild  unmittelbar  aus  dieser 
heraus,  während  im  Abendlande  — und  ebenso  in  China  — die  subjektive  Denkweise 
eine  Umkehr  des  Standpunktes  logischerweise  mit  sich  brachte.  Durch  die  der  neuen 
Anschauungsweise  entstammende  impressionistische  Strömung  wird  die  Entwicklung  der 
umgekehrten  Perspektive  im  Abendlande  rasch  durchkreuzt.  Schon  in  der  Wiener 
Genesis  stellt  sich  der  objektiven  Raumanschauung,  die  den  Beschauer  in  die  Tiefe  des 
Bildes  einbezieht,  die  subjektive  Darstellungsweise,  die  ihm  seinen  sicheren  Platz  vor  dem 
Bilde  anweist,  diametral  gegenüber.  Anders  in  der  japanischen  Illustration  der  Schriften 
des  Buddha  (Abb.  6).  Der  objektiven  Raumauffassung  steht  die  objektive  Darstellungs- 
form der  reinen  Linienzeichnung  und  schattenlosen  Kolorierung  aufs  glücklichste  zur 
Seite.  Es  wird  hieraus  nochmals  begreiflich,  daß  die  umgekehrte  Perspektive,  die  im 
Abendlande  rasch  verkümmern  mußte  im  Kampfe  mit  dem  starken  Gegner  impressio- 
nistischer Kunstanschauung,  in  Japan  unbeeinflußt  von  fremden  Strömungen,  eine  hohe 
Entwicklungsstufe  erreichen  konnte. 

Doch  auch  in  Japan  sollte  es  anders  werden.  In  China  war  der  ostasiatische 
Impressionismus  entstanden,  der  schon  unter  der  südlichen  Sung-Dynastie  die  Höhe 
reinster  Entwicklung  und  reichster  Blüte  erstieg.  Wie  in  Japan  mit  der  Kunst  der 
Tosameister,  so  identifiziert  sich  in  China  mit  diesen  Landschaftsgemälden  unser  Begriff 
von  der  klassischen  Malerei  des  Landes  überhaupt,  während  die  Malerei  der  voran- 
gegangenen Epoche  in  China  uns  im  vorzeitlichen  Halbdunkel  entschwindet.  Allerdings 


416 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


verdanken  wir  die  Erhaltung  chinesischer  Malereien  zumeist  nur  den  Japanern,  und 
ihre  Maler,  die  vom  XIV.  Jahrhundert  an  wieder  nach  China  gingen,  um  dort  die  neue 
impressionistische  Landschaftskunst  kennen  zu  lernen,  brachten  begreiflicherweise  eben 
die  Werke  ihrer  Lehrmeister  heim,  konnten  kein  Interesse  haben  für  eine  etwa  noch 
bestehende  Richtung,  die  der  Kunst  ihres  eigenen  Landes  im  wesentlichen  entsprach. 
Was  wir  von  den  früheren  Erzeugnissen  chinesischer  Malerei  kennen,  steht  nicht  auf 
gleicher  Entwicklungsstufe  mit  der  ja  auch  zeitlich  bedeutend  späteren,  ausgebildeten 
japanischen  Tosa-Kunst,  wohl  aber  deutet  es  ebenfalls  auf  die  noch  durchaus  objektive 
Gesinnung  des  Künstlers.^)  Und  noch  in  der  neuen  Landschaftsmalerei  selbst  kann  der 
bewußte  Gegensatz,  die  Umkehr  aus  einer  in  der  Richtung  diametral  entgegenstehenden, 
früheren  Kunstübung  empfunden  werden.  Ist  es  doch  ein  Charakteristikum  chinesischer 
Landschaftsmalerei,  daß  vorn  der  Mensch  steht,  der  in  die  Tiefe  schaut  und  die  neue 
Blickrichtung  gleichsam  selbst  verbildlicht.  Än  solchem  deutlichen  Hinweis,  der  das  un- 
erwartete gleichsam  unterstreicht,  um  einen  handgreiflichen  Hinweis  zu  geben,  erkennt  man 
zuweilen  einen  einschneidenden  Wandel  in  der  Entwicklung  der  Kunst.  Jetzt  dürfen  die 
Menschen  vom  Rücken  gesehen  werden,  denn  der  Blick  in  die  Tiefe  ist  das  wesentliche, 
und  wieder  repräsentiert  im  Bilde  selbst  ein  Mensch  den  Beschauer  und  den  Stand- 
punkt, der  ihm  zugedacht  ist,  gleichwie  in  der  Frühzeit  die  Hauptperson  in  der  Tiefe 
des  Bildes  es  wohl  tat.  Die  neue  chinesische  Landschaftskunst  hat  rasch  eine  erstaun- 
liche Höhe  erstiegen.  Ihre  Gemälde  sind  vielleicht  die  reinsten  und  tiefsten  Hymnen 
an  die  Natur,  die  je  von  Menschen  gedichtet  wurden,  lyrischie  Stimmungen,  denen  die 
Ehrfurcht  vor  der  Erhabenheit  des  unendlichen  Raumes  der  Grundakkord  ist.  Die  dii- 
nesisciie  Wiedergabe  eines  Raumeindrudcs  unterscheidet  sich  jetzt  prinzipiell  nicht  mehr 
von  der  uns  gewohnten,  sie  ist  die  impressionistische,  vom  unteren  Bildrand  her  blickt 
der  Beschauer  nach  aufwärts  und  in  die  Tiefe. 

Die  Japaner  sind  bei  den  Chinesen  in  die  Schule  gegangen  und  haben  es  ge- 
lernt, Landschaften  zu  sehen  wie  diese,  Linien-  und  Luftperspektive  zu  handhaben, 
wie  eine  subjektive,  impressionistische  Kunstrichtung  es  verlangte.^)  Eine  ganze  Schule 
schloß  sich  der  neuen  chinesischen  Kunst  an.  Aber  schon  innerhalb  dieser  Schule 
von  Landschaftsmalern  selbst  erhob  sich  eine  Reaktion.  War  die  „umgekehrte  Per- 
spektive“ zu  tief  eingewurzelt  im  japanischen  Denken,  war  sie  die  ihm  gegebene 
Anschauungsform,  von  der  man  nicht  so  schnell  lassen  konnte?  Überall,  woder  national- 
japanische Geist  sich  fremden  Einflüssen  entgegenstellt,  scheint  eine  Hinneigung  zur 
umgekehrten  Perspektive  im  Spiele  zu  sein.  Die  ersten  national-japanischen  Land- 
schaftsmeister in  diesem  Sinne  sind  die  drei  Ami.  Es  gibt  Landschaftsbilder  dieser 
Meister,  auf  denen  die  Menschen,  Bäume,  Häuser,  die  in  weiter  Ferne  oder  hoch  oben 
auf  einem  Berge,  der  in  der  Tiefe  erscheint,  sichtbar  werden,  nicht  kleiner,  ja  größer 
gegeben  sind  als  im  Vordergründe.  Als  eines  der  merkwürdigsten  Beispiele  sei  hier  eine 
Landschaft  des  Noami®)  (Abb.  9)  mitgeteilt.  Eine  Meeresbucht,  und  die  Bäume  jenseits 

Vgl.  oben  das  über  Ku  k’ai-chih  gesagte. 

Abb.  7 Gyokuwan  (Chines.  Schule.  XIV.  Jahrh.)  Landschaft. 

Selected  relics  VII,  28. 


Glaser.  Die  Raumdarstellung  in  der  japanischen  Malerei 


417 


Äbb.  13.  MORIKÄGE  KUSUMI  (Kano-Sdiule.  XVII.  Jahrh.):  Mondschein 


Kokka  121,  2 □ 

des  Wassers  sind  die  größeren,  sind  näher  gesehen  als  die  drunten  im  Vordergründe.  Es 
ist  nicht  anders  denkbar,  als  daß  der  Maler  dieses  Bildes  das  volle  Bewußtsein  der 
beabsichtigten  Raumwirkung  besaß.  Ihm  einen  Fehler,  d.  h.  ein  nicht  gewolltes  Äb- 
gehen  von  der  uns  gewohnten  Anschauung  nachsagen,  hieße  nichts  anderes,  als  wollte 
man  etwa  die  Boote  im  wunderbaren  Fischzug  des  Raffael  zu  klein  oder  die  Farben 
eines  Kathedralenbildes  von  Monet  unnatürlich  nennen.  Daß  auch  der  Japaner  weiß,  — 
was  gewiß  nicht  schwer  ist,  zu  erfahren,  — daß  die  Dinge  in  der  Nähe  dem  Äuge  größer 
erscheinen  als  in  der  Ferne,  beweisen  schon  Landschaften  der  Tosameister  selbst,  etwa 
eine  Szene  des  Ise-monogatori^)  (Abb.  10),  in  der  der  Stoff  der  Erzählung  es  will,  daß  der 
Berg  Asama  gezeigt  werde.  Die  Bäume  weisen  hier  die  „richtige“  Größenabstufung 


) Kokka  196,  5. 


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Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


auf.^)  Und  Noami  selbst  läßt  auf  seinen  Mittelgrund  ebenfalls  eine  eigentliche  Ferne 
folgen  — wieder  richtig  in  unserem  Sinne.  Das  räumliche  Verhältnis  des  Landschafts- 
bildes wird  dadurch  nodimals  kompliziert,  wie  es  an  sich  schon  schwerer  fällt,  in  einer 
Landschaft,  die  in  voller  Beherrschung  der  impressionistischen  Technik  breit  hingesetzt 
ist,  als  in  dem  gezeichneten  Bilde  eines  Tosameisters  sich  in  die  merkwürdige  Raum- 
anschauung einzuleben.  Irgend  eine  rationelle  Deutung  ist  nicht  mehr  möglich,  der 
Standpunkt  des  Beschauers  läßt  sich  nicht  so  wie  vordem  präzisieren.  Am  besten 
findet  man  den  Weg,  wenn  man  annimmt,  daß  das  Interessenzentrum  im  Mittelgründe 
liegt,  daß  der  Beschauer,  der  von  oben  herniederblickt,  an  dem  Vordergrund,  der 
gleichsam  hinter  ihm  bleibt,  vorbeisieht  und  den  Mittelgrund  fixiert,  der  nun  am  deut- 
lichsten und  am  nächsten,  d.  h.  größten  erscheint. 

Die  Werke  der  Ami  gehören  zu  den  reizvollsten  Erzeugnissen  japanischer 
Landschaftsmalerei,  aber  nicht  von  ihrer  Kunst,  die  von  dem  weichen,  sogenannten  süd- 
chinesischen Stil  ihren  Ausgang  genommen  hatte,  sondern  vonMotonobu  Kano(1476 — 1559), 
der  mehr  der  kräftigeren,  nordchinesischen  Art  sich  anschließt,  geht  die  japanische 
Renaissance  aus.  Die  Landschaften  des  Motonobu^)  (Abb.  11)  wollen  von  einer  Einheit  des 
Blicks  im  chinesischen  Sinne  nichts  mehr  wissen,  es  wird  hoch  aufgestaffelt  und  auf 
perspektivische  Verkleinerung  höchstens  noch  in  ganz  geringem  Maße  bedacht  ge- 
nommen. Es  sind  komponierte  Landschaften.  Von  einer  bewußt  eingehaltenen  Per- 
spektive im  einen  oder  anderen  Sinne  kann  man  nicht  mehr  reden.  Es  kommen  Bilder 
vor,  die  zwei  Landschaften  übereinander  darstellen  •^)  (Abb.  9)  wohl  die  obere  verkleinert, 
wie  wir  es  in  unserem  Sinne  erwarten,  aber  diese  Bilder  sind  einheitlich  in  räum- 
lichem Betracht  überhaupt  nicht  sehbar.  Sieht  man  das  untere,  so  bleibt  das  obere  in 
der  Luft  hängen,  sieht  man  das  obere,  so  versinkt  das  untere  in  der  Tiefe.  Die  alte 
Tradition  der  umgekehrten  Perspektive  vermag  nicht  mehr  durchzudringen,  — nur  in 
erzählenden  Bildern,  die  sich  der  Tosaschule  nähern,  kräftig  kolorieren  und  auch  von 
den  Fingerwolken  eitrigst  Gebrauch  machen,^)  (Abb.  12)  kommen  ihre  Erscheinungen  noch 
rein  vor,  und  hier  und  da  findet  sich  wieder  eine  Niedersicht,  sei  es,  daß  wir  mit  den 
Krähen  emporgehoben  werden  über  einen  verschneiten  Wald^)  (Abb.  13)  oder  mit 
Avalokitesvara  weit  hinauf  über  die  Erde.  Aber  stark  genug  war  die  alte  Tradition 
doch  noch,  die  neu  eindringenden  Gesetze  einer  subjektiven,  vom  Beschauer  aus 
orientierten  Perspektive  in  der  großen  und  eigentlich  nationalen  Kunstschule  der  Kano 
völlig  zu  zersetzen. 

Die  weiteren  Schicksale  der  japanischen  Perspektive  interessieren  uns  hier  nicht 
mehr.  Das  allmähliche  Verblassen  der  alten  Traditionen  im  Fortleben  der  Schulen 


9 In  allen  solchen  Fällen  scheint  nach  beiden  Seiten,  nach  vorn  sowohl  als  nach  der  Tiefe 
von  dem  angenommenen  Standort  des  Beschauers  im  Mittelgründe  des  Bildes  aus  eine  per- 
spektivische Verkleinerung  stattzufinden. 

2)  Kokka  179,3. 

«)  Selected  relics  VII,  33.  Tafel  2. 

‘)  Kokka  204,  4. 

")  Kokka  121,  2. 


Glaser.  Die  Raumdarstellung  in  der  japanischen  Malerei 


419 


braucht  in  diesem  Zusammenhang  nicht  im  einzelnen  verfolgt  zu  werden.  Der  Stil 
des  Sesshü  kommt  einer  Umbildung  des  Kanostiles  im  Sinne  impressionistischer  bezw. 
chinesischer  Perspektive  gleich.  Mit  Okyo  Maruyama  setzt  eine  neue  Schule  ein,  deren 
konsequent  impressionistische  Landschaften  nichts  mehr  mit  der  alten  Änschauungsweise 
gemein  haben  und  dem  europäischen  Äuge  unmittelbar  verständlich  sind.  Nur  auf  die 
gleichsam  aus  der  Vogelperspektive  gesehenen,  landkartenartig  weiten  Landschaften  des 
Goshun^),  (Äbb.  14)  der  der  Schule  des  Okyo  angehört,  mag  noch  hingewiesen  sein,  denn 
auch  hier  fühlt  man  sich  an  eine  senkrechte  Staffelung  erinnert,  aber  nicht  mehr  im 
alten  Sinne  umgedeutet,  sondern  in  jenem  anderen,  den  wir  etwa  aus  Ältdorfers  Ärbela- 


Äbb.  14.  GOSHUN  MÄTSUMURÄ  (1752—1811)  Landschaft 
Kokka  201,  7 □ 


1)  Kokka  201,  7. 


420 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


sdilacht  kennen.  Der  Horizont  ist  hoch  hinaufgeschoben , aber  der  Vordergrund  ist 
deutlich  dem  Besdiauer  am  nächsten,  und  die  Äbsicht  geht  auf  konsequente  Verkleine- 
rung des  Maßstabes  nach  der  Tiefe. 

Worauf  es  uns  ankam,  war,  zu  zeigen,  daß  die  besondere  Form  der  Raum- 
wiedergabe, die  Wulff  mit  dem  Schlagwort  der  umgekehrten  Perspektive  gekennzeichnet 
hat,  in  der  ersten  nationalen  Kunst  der  Japaner  eine  eigne  und  wohl  ihre  künstlerisch 
höchste  Ausbildung  erfahren  hat,  daß  eine  Form  der  Anschauung,  die  der  unsrigen 
diametral  entgegengesetzt  ist,  nicht  nur  möglich  ist,  sondern  eine  Kunst  gezeitigt  hat, 
die  an  unvergänglichem  Werte  hinter  keiner  anderen  zurückzustehen  braucht.  Nicht 
ein  Beitrag  zur  japanischen  Kunstgeschichte  im  engeren  Sinne  wollen  darum  diese 
Zeilen  sein,  sondern  der  Versuch,  dem  künstlerischen  Wollen  einer  der  unseren  fremden 
Welt  gerecht  zu  werden.  Und  so  möchte  ich  hoffen,  daß  das  Ergebnis  dieser  Unter- 
suchungen, die  nicht  so  sehr  im  Verlaufe  einer  auf  die  Ergründung  des  spezifisch 
Japanischen  geriditeten  Forschung  als  vielmehr  im  weiteren  Zusammenhang  von  Studien, 
die  dem  Raumproblem  in  der  bildenden  Kunst  überhaupt  gelten,  entstanden  sind,  auch 
in  diesem  allgemeineren  Sinne  sich  fruchtbringend  erweisen  werden. 


Äbb.  1.  Bildschnitzer  HUBER:  Heilige  Sippe 
Pfarrkirche  in  Puch  b.  Hallein  □ 


(Äufnahme  von  Fr.  Pörnbadier 
in  Salzburg.)  □ 


Die  Donaumalerei  im  sechzehnten  Jahrhundert 

Von  Robert  Stiassng 

Im  ersten  Drittel  des  sechzehnten  Jahrhunderts,  in  der  Übergangszeit  von  der 
Spätgotik  zur  frühen  Renaissance,  war  an  der  mittleren  Donau  und  weiter  südwärts 
bis  in  die  salzburgischen,  tiroler  und  steierisdi-österreidiischen  Älpen  hinein  eine  Richtung 
in  der  Malerei  aufgekommen,  für  die  der  Name  Donaustil  sich  eingebürgert  hat.  Man 
denkt  dabei  meist  an  die  Gruppe  Ältdorfer,  Ostendorfer,  Wolf  Huber  und  Feselen, 
allenfalls  an  die  Hirschvogel  und  Lautensack,  nicht  aber  an  das  ausgedehnte  Hinterland 
ihrer  Tätigkeit.  Mächtige  Individualitäten^  Originalgenies  zählen  nicht  zu  dem  Kreise, 
wohl  aber  originelle  Begabungen  und  ein  so  echtes  Malernaturell  wie  Älbrecht  Alt- 
dorfer, der  Begründer  der  selbständigen  deutschen  Landschaftsmalerei,  der  zugleich  im 
Fache  des  Kupferstidies  die  Reihe  der  „Kleinmeister“  eröffnet.  In  Stadt  und  Land, 
besonders  in  den  süddeutschen  Sammlungen,  gehört  ein  ziemlich  weitverzweigter 
Komplex  größtenteils  namenloser  Bilder  in  diese  Malsphäre.  Vor  allem  verdient  sie 
aber  als  Massenerscheinung,  als  kunstgeographische  und  kunstethnographische  Einheit 
die  nähere  Betrachtung,  die  ihr  Hermann  Voss  im  VII.  Bande  der  Hiersemannschen 
Monographien  gewidmet  hat.^)  Das  Buch  setzt  mit  einer  Studie  über  Wolf  Huber 

^)Der  Ursprung  des  Donaustiles.  Ein  Stüde  Entwicklungsgeschichte  deutscher 
Malerei.  Leipzig,  1907.  — Die  gehaltvolle  Dissertation  von  Rudolf  Riggenbach:  Der  Maler  und 
Zeichner  Wolfgang  Huber  (Basel  1907),  die  besonders  sorgsam  die  Zeidmungen  und  Holzschnitte 
des  Künstlers  behandelt,  die  Schrift  von  Voss  aber  auch  sonst  mannigfach  ergänzt  und  berichtigt, 
konnte  nur  für  die  Korrektur  des  vorliegenden  Aufsatzes  verwertet  werden. 


422 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


ein,  den  noch  immer  problematischen  Zeitgenossen  Ältdorfers.  Man  kennt  das  leichte,  | 
bewegliche  Talent  des  Künstlers  hauptsächlich  aus  seinen  Zeichnungen,  bald  keck  hin-  jj 
geworfenen,  bald  zart  durchgeführten  Federskizzen.  Seine  Spezialität  sind  Motive  ; 
aus  dem  Donaugelände  und  den  Voralpen,  die  er  anspruchslos  und  gemütlich,  wie  im 
Vorübergehen  gesehen,  wiedergibt,  aber  mit  einem  fast  modernen  Gefühl  für  ihre 
landschaftlichen  Heimlichkeiten,  namentlich  dort,  wo  er  mit  bloßen  Stegreifmitteln  : 
arbeitet.  Ebenso  empfunden  und  erlebt  ist  die  Natur  in  den  Hintergründen  seiner  i 
Holzschnitte,  während  den  Figuren  noch  viel  vom  verschnörkelten  Wesen  der  Spät- 
gotik anhaftet.  Durch  die  Landschaftsstimmung  in  erster  Linie  interessiert  auch  das  i 
früheste  bezeichnete  Gemälde  Hubers,  die  mehr  genannte  als  bekannte  Beweinung 
Christi  aus  dem  Jahre  1521  in  Feldkirch.  Sie  geht  aus  derselben  Tonart  einer  stillen,  ; 
verhaltenen  Trauer  wie  die  Kreuzigungen  Altdorfers  im  Germanischen  Museum  und  ; 
im  Kaiser  Friedrich  - Museum  in  Berlin,  ohne  von  diesem  Meister  auch  koloristisch  ! 
beeinflußt  zu  sein.  Ein  Absdiied  Christi  von  Maria  in  Berliner  Privatbesitze  mit  | 
dem  Datum  1519  schließt  sich  ihr  so  genau  an,  daß  über  Hubers  Urheberschaft 
kein  Zweifel  besteht.  Die  folgenden  Jahre  bringen  dann  einen  durchgreifenden  | 
Stilwandel,  von  dem  zwei  wildbewegte  Passionsszenen  in  der  Stiftsgalerie  zu  i 
St.  Florian  in  Oberösterreich  Zeugnis  ablegen,  auf  die  W.  Schmidt  hingewiesen  i 
hat.  Färbung  und  Formcfiarakteristik  haben  für  Huber  manches  Fremdartige,  ohne  daß  j 
bei  dem  kleinen  Format  an  eine  mitbeteiligte  Gesellenhand  zu  denken  wäre.  Ein  ver-  ; 
wandtes  Bild  der  Stuttgarter  Galerie,  das  K.  Lange  in  der  trefflichen  zweiten  I 
Auflage  seines  Kataloges  (No.  1)  vermutungsweise  als  Altdorfer  verzeichnet,  kann  n 
nur  als  anonyme  Leistung  der  Donauschule  gelten.  Einleuchtend  ist  dagegen  die  i 
Neubestimmung  zweier  vielumstrittener  Tafeln  des  altdeutschen  Saales  der  Wiener  | ( 
Galerie,  die  M.  J.  Friedläuder  zu  danken  ist:  der  Kreuzerhöhung  und  der  Kreuzes-  ir 
allegorie.  Daß  diese  Stüdee  unter  anderen  Nottaufen  auch  die  auf  Grünewald  ji 
erfahren  konnten,  beweist,  wie  weit  Hubers  Temperament  ihn  hier  über  die  Grenzen  |) 
seiner  Fähigkeiten  hinausgetrieben  hat.  Es  sind  ziemlich  wüste  und  grelle  Arbeiten,  ]£ 
in  der  Komposition  zerfahren,  im  Ausdrucke  karikiert,  jedoch  bemerkenswert  durch 
dramatisches  Leben  bei  einzelnen  klassizistischen  Anwandlungen  und  eigentümliche  T 
koloristische  Absichten.  Für  die  Farbenwahl  der  Donaumaler  bleibt  z.  B.  das  Graugrün  | f 
der  landschaftlichen  Tiefe  dauernd  charakteristisch. 

Die  Kreuzerhöhung  weist  wohl  in  mancher  Hinsicht  noch  auf  die  Feldkircher  jn 
Beweinung  zurüdc,  dürfte  aber  kaum  vor  Ende  der  Zwanziger  Jahre  enstanden  sein. 
Zuverlässig  nach  1540  ist  die  Allegorie  anzusetzen,  und  zwar  nadi  den  in  den  ■ 1 
oberen  Ecken  angebrachten  Wappen,  die,  obwohl  im  Wiener  Kataloge  abgebildet,  1 1 
bisher  nicht  gedeutet  wurden.  Das  linksseitige  mit  dem  roten  Wolfe  in  Silber  und  |u 
der  Inful  auf  dem  Schilde  ist  das  Passauer  Bistumwappen,  das  rechtsseitige  mit  den  ll 
zwei  silbernen  Salmen  im  roten  Felde  und  dem  roten  Hute  als  Kleinod  das  Stamm-  fl 
Wappen  der  Grafen  von  Salm.  Als  Stifter  der  Tafel  erscheint  somit  der  Fürstbischof  i 
von  Passau,  Wolfgang  I.,  Graf  von  Salm,  der  zweite  Sohn  des  Grafen  Niklas  von  i 
Salm,  des  berühmten  Befreiers  Wiens  von  den  Türken  im  Jahre  1529.  Bischof  Wolf-  | j 
gang  regierte  das  Hochstift  1540—1555,  wurde  jedoch  erst  im  April  1542  konsekriert.  j 


Stiassny.  Die  Donaumalerei  im  sechzehnten  Jahrhundert 


423 


I 


Huber  war  der  Hofmaler  des  Kirdienfürsten,  und  seine  letzte  datierte  Arbeit,  ein  weib- 
licher Rötelkopf  von  1544  in  der  Albertina,  geht  gut  zusammen  mit  einigen  Frauen- 
köpfen in  der  Gruppe  links  vorne  auf  der  Allegorie.  Da  man  Grund  hat,  anzunehmen, 
daß  Huber  dieses  Jahr  nicht  lange  überlebt  hat,  fällt  die  Herstellung  der  Wiener  Tafel 
allem  Anscheine  nach  in  die  Zeit  von  1542—1544.  Die  Randfigur  des  beleibten  bart- 
losen Mannes  zur  Linken  — er  trägt  den  langen,  seitlich  geschlitzten  Mantel  des 
Pharisäers  auf  dem  Ecce  homo  der  Kupferstichpassion  Dürers  (B.  10)  — ist  möglicher- 
weise ein  Selbstpor-  das  die  Bildnisse 


trät  des  gealterten 
Meisters,  dessen  Au- 
torschaft an  dem 
Bilde  nunmehr  mit 
urkundlidier  Sicher- 
heit feststeht. 

Wie  Voss  die 
künstlerischen  Kraft- 
äußerungen über- 
sdiätzt,  die  in  den 
Wiener  Gemälden 
vorliegen,  so  ver- 
kennt er  den  Rang 
und  die  Bedeutung 
zweier  1906  auf  der 
Londoner  Ausstel- 
lung altdeutscher 
Kunst  aufgetauchter 
Porträts  Hubers,  die 
er  nur  in  einer  Fuß- 
note streift.  (Die 
Originale  in  der  Du- 
bliner  Galerie  und 
bei  Sir  Ch.  Robinson 
in  London).  Ohne  das 
Monogramm  WH, 


Äbb.  2.  WOLF  HUBER ; Bildnis  des  Münzmeisters 
Anton  Hundertpfundt  □ 

□ Dublin,  Nationalgalcrie  von  Irland 


neben  der  Jahreszahl 
1526  tragen,  wäre 
man  kaum  auf  Huber 
verfallen,  so  groß 
ist  die  Überraschung, 
die  sie  bieten.  Der 
Wirklichkeit  gegen- 
übergestellt, vergißt 
der  Maler  eben  Phan- 
tastik und  Konven- 
tion und  bringt  uns 
diesen  in  Landshut 
und  München  nach- 
weisbaren Münz- 
meister Hundert- 
pfundt (Abb.  2)  mit 
seiner  Ehefrau  in  der 
ganzen  Gediegenheit 
ihrer  Existenz  so 
leibhaftig  nahe,  daß 
man  an  die  besten 
oberdeutschen  Por- 
trätschöpfungen, zu- 
mal der  jüngeren 
Dürerschule  (Penz) 
erinnert  wird.  Auch 


an  den  Wiener  Tafeln  ist  mancherlei  Nürnbergisches  beobachtet  worden  und  in  seinen 
Zeichnungen  und  Holzschnitten  macht  Huber  wiederholt  Anleihen  beim  Dürerwerke. 
Vielleicht,  daß  Hans  Dürer,  dessen  Sachen  sich  dem  Geschmacke  der  Donauschule  öfters 
merkwürdig  nähern,  eines  der  Bindeglieder  gewesen  ist.  Voss  läßt  es  aber  bei  der 
hergebrachten  Annahme  eines  Schulverhältnisses  Hubers  zu  Altdorfer  bewenden,  ohne 
selbst  dieses  bestimmter  zu  formulieren.  Und  erst  in  einem  Anhänge  kommt  er  auf 
die  wichtigste  Nachricht  aus  Hubers  Leben  zu  sprechen,  die  zugleich  die  Eigenheit 
seiner  Kunst  in  helleres  Licht  setzt. 

Aus  Pruggers  „Beschreibung  der  Stadt  Veldkirch“  (1685,  3.  Aufl.  1891)  und 


424 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


einer  Aufzeichnung  über  den  nicht  mehr  vorhandenen  Originalvertrag  weiß  man  | 
nämlich,  daß  „Meister  Wolfgang  Hueber  von  Veldkürch,  jetzt  wohnhaft  zue  i 
Passaw“  gemeinsam  mit  zwei  Brüdern,  einem  Schreiner  und  einem  Bildhauer,  im 
Jahre  1515  von  der  dortigen  Annabruderschaft  einen  Altar  für  die  Nikolauspfarrkirche 
im  Auftrag  erhalten  hat.  Die  Hinterwand  dieses  1521  vollendeten  Schreines  bildete 
eben  die  vorerwähnte  Beweinung.  Von  seinem  übrigen  Bestände  hat  sich  nur  die  ; 
Predella,  ein  Sippenrelief,  und  vielleidit  dessen  einstige  Rückseite  in  einem  nicht  von 
Huber  gemalten  Veronikatuche  erhalten.  Das  Relief,  ohne  Frage  eine  Arbeit  des 
Schnitzers  Huber,  wird  von  Voss  mit  den  Türen  der  Stiftskirche  in  Altötting  und  einer  , 
größeren  Gruppe  altbagerischer  Holzskulpturen  in  Verbindung  gebracht,  die  Ph.  M.  Halm 
als  Werke  eines  Meisters  Mathaeus  Kreniß  angesprochen  hat.  (Die  christliche  Kunst  I,  ! 
München  1905,  S.  121  ff.)  In  der  Tat  gehören  die  besseren  Stücke  der  Reihe  eher  ; 
dem  Bruder  Wolfgangs,  dem  ferner  einige  Holzbildnereien  im  Salzburgischen  zuzu- 
schreiben sind,  vor  allen  Dingen,  nach  der  Ähnlichkeit  mit  der  Neuöttinger  Sippe,  i 
eine  Selbstdrittgruppe  zwischen  den  beiden  Johannes  und  abermals  ein  Sippenrelief  , 
an  einem  verzopften  Seitenaltare  der  Kirche  des  Dorfes  Puch  bei  Hallein  (Abb.  3 u.  1).  | 
Das  Selbdritt  gewährt  vielleicht  eine  Vorstellung  von  dem  verlorenen  Mittelteile  des  Feld-  i 
kircher  Altares.  Um  dessen  Schnitzer  in  seine  Rechte  als  eine  der  führenden  Persönlichkeiten  i 
der  bayerischen  Plastik  von  1510 — 1530  wieder  einzusetzen,  bedürfte  es  aber  noch  einer  i 
strengen  Auslese  unter  der  großen  Zahl  der  von  Halm  angeführten  Werke.  Geht  doch  i 
deren  Verwandtschaft  untereinander  hauptsächlich  auf  die  regionalen  Überlieferungen  r. 
einer  zwischen  Donau,  Inn  und  Salzach  von  jeher  stark  betriebenen  Kunstübung  zurück. 

In  Feldkirch  selbst  hat  Voss  unterlassen,  sich  nach  anderen  Leistungen  des  Bruders  ;i 
Wolf  Hubers  umzusehen.  Die  Holzfiguren  an  der  schmiedeeisernen,  1509  datierten 
Kanzel  der  Pfarrkirche,  die  früher  ein  Tabernakel  war,  das  nach  der  Ortstradition  ) 
W.  Huber  entworfen  haben  soll,  sowie  einzelne  alte  Statuen  in  einem  neuen  Altäre  jf 
der  Kirche  hätten  indeß  eine  Untersuchung  schon  verlohnt.  Hingegen  fehlt  jede  stilkritische  |( 
Veranlassung,  die  Vorzeichnungen  zu  dem  Holzschnittwerke  der  „Wunder  von  Maria-  i 
zell“,  die  W.  Schmidt  dem  Wolf  Huber  zugeteilt  hatte,  dessen  Bruder  zu  geben,  i 
Die  von  G.  Hirth  neu  herausgegebene  Folge  hat  Manches  gemein  mit  einem  Madonnen-  |t 
bilde  von  1511  in  der  Liechtensteingalerie,  dessen  bisher  ungelöste  Signatur  früher  !r 
auf  Altdorfer  bezogen  wurde,  während  die  Tafel  sicher  österreichischen  Ursprunges  || 
ist.  Es  ist  daher  nicht  abzusehen,  warum  nicht  auch  das  Mirakelbuch  ein  Landes-  jj 
Produkt  sein  sollte,  zumal  ein  wenig  spätere  Triptychon  aus  Mariazell  im  Grazer  js 
Joanneum  z.  T.  bereits  dessen  Holzschnitte  als  Vorlagen  benützt.  • i 

Der  Künstlerfamilie  Huber  wäre  aber  hauptsächlich  in  Pas  sau  nachzugehen,  wohin  jf 
alle  ihre  Spuren  leiten.  Denn  der  Feldkircher  war  schon  vom  Vorgänger  Bischof  \ i 
Wolfgangs,  dem  bayerischen  Prinzen  und  Bistumsverweser  Ernst  (1517—1540)  zum  ja 
Hofmaler  ernannt  worden  und  hatte  daselbst  mutmaßlich  Verwandte.  Ein  Steinbau-  f 
meister  Stefan  Huber  kommt  nach  Sighart  1471  in  Passau  als  verstorben  vor  und  ein  # 
Bildschnitzer  Jörg  Huber  von  Passau  nennt  sich  1492  als  Gehilfe  des  Veit  Stoss  an  i 
dem  Grabmale  des  Königs  Kasimir  IV.  Jagello  im  Dom  zu  Krakau  und  wird  1494  i 
dort  zünftig,  dieser  übrigens  kaum  identisch  mit  unserem  Bildhauer.  Noch  deutlicher  i 


Stiassny.  Die  Donaumalerei  im  sechzehnten  Jahrhundert 


425 


als  Hubers  Name  weist  aber  seine  künstlerische  Ärt,  die  im  schwäbisch-alamanischen 
Vorarlberg  vollkommen  isoliert  stünde,  nach  Bayern.  Da  Voss  Gestalt  und  Entwicklung 
des  Mannes,  ohne  auf  sein  Milieu  in  Feldkirch  wie  in  Passau  zu  achten,  einfach  in 
die  Luft  gezeichnet  hatte,  mußte  ihm  das  Wagnis  vollends  mißglücken,  andere 
Künstler  an  ihn  anzuknüpfen.  So  reiht  er  zwar  richtig  Melchior  Feselen  unter  seine 
Gefolgsleute  ein,  wirft  ihn  aber  mit  dem  ausgezeichneten  Maler  der  Holzschuher- 
Bildnisse,  wahrscheinlich  einem  in  Frankfurt  tätig  gewesenen  Dürerschüler,  zusammen, 
ein  in  einem  Nachworte  nur  unvollständig  berichtigter  Irrtum.  Ebenso  schnell  erledigt 
er  den  hervorragenden  Mitarbeiter  Ältdorfers  an  dem  großen  Ältare  in  St.  Florian 
vom  Jahre  1518.  Äls  ich  das  Werk  1891  in  die  Fachliteratur  einführte  (Zcitschr.  f. 

Salzburg.  Es  ist  eine 
1522  datierte  Grab- 
legung, die  zu  den 
glänzendsten  maleri- 
schenlnspirationen  des 
Donaustiles  gehört. 
Wie  wenig  bekannt 
dieser  noch  immer  ist, 
geht  daraus  hervor, 
daß  die  schöne  Tafel 
kürzlich  von  anderer 
Seite  als  ein  Werk 
aus  der  „Schule  Zeit- 
bloms“  veröffentlicht 
werden  konnte  (Kunst- 
geschichtlich.  Jahrbuch 
der  K.  K.  Zentral- 
Kommission,  1907, 
2.  Heft). 

Wichtiger  als  die 
Würdigung  einzelner 
Meister  und  ihrer 
Leistungen  wäre  frei- 
Gehaltes  und  seiner 

i inneren  Geschichte.  Äuf  die  unausgereifte  Hubermonographie  läßt  Voss  daher 
zwei  weitere  Äbsdinitte  folgen,  in  denen  die  Bewegung  aus  der  älteren  oberdeutschen 
Kunst  abzuleiten  und  im  Zusammenhänge  zu  erfassen  gesucht  wird.  Die  Linie  von 
Pfenning  über  Furtmayr  und  Frueauf  zu  Ältdorfer,  die  er  hier  konstruiert,  findet  sich 
schon  in  meiner  Studie  über  Altsalzburger  Tafelbilder  (Jahrbuch  der  kunsthist.  Samm- 

9 Von  den  sechs  bisher  bekannt  gewordenen  Gemälden  des  Künstlers  sind  darin  zwei 
erst  nachträglich,  „der  Vollständigkeit  halber“,  in  einer  Anmerkung  aufgeführt  (das  eine  unter 
Angabe  eines  falschen  Standortes),  während  auf  dem  dritten  das  Datum  und  auf  dem  vierten  die 
Wappen,  die  über  das  Bild  mehr  wie  ein  Monogramm  aussagen,  ignoriert  werden. 

28 


bild.  Kunst  N.  F.,  II, 
256  ff.  und  296  ff.), 
wies  ich  ihm  seine 
Stelle  zwischen  Alt- 
dorfer und  Huber  an, 
wobei  die  vier  kleine- 
ren Tafeln  auf  Grund 
der  Originalstudie  zu 
einer  derselben  im 
Staedelschen  Institute 
(vormals  in  der  Wiener 
Sammlung  Klinkosch) 
bereits  ausdrücklich 
Altdorfer  selbst  zuge- 
sprochen wurden.  Eine 
Arbeit  der  nämlichen 
Hand,  welche  die  Bil- 
der der  Passion,  der 
Florians-  und  Sebasti- 
anslegende in  St.  Flo- 
1 rian  geschaffen  hat, 

1 bewahrt  die  Prälatur 
i des  Petersstiftes  in 
i lieh  das  Begreifen 


Abb.  3.  Bildschnitzer  HUBER:  Anna  Selbdritt 
und  die  beiden  Johannes  □ 

Ältarschrein  (Oberteil  und  Umrahmung  barock),  dazu 
Predella,  Äbb.  1.  — Pfarrkirche  in  Puch  bei  Hallein. 
□ (Aufnahme  von  Fr.  Pörnbadier  in  Salzburg.)  □ 

des  Stiles  als  Ganzen,  seines  geistigen 


426 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


lungen  des  a.  h.  Kaiserhauses,  Bd.  XXIV,  1903)  vorgezeichnet.  Speziell  die  Lokalisierung 
Pfennings  in  Salzburg  beseitigte  die  verwirrende  Annahme  Thodes  von  der  Zu- 
gehörigkeit des  Künstlers  zur  Nürnberger  Schule,  und  schuf  einen  festen  Ausgangs- 
punkt für  die  Erkenntnis  der  ferneren  Entwicklung.  Diese  wird  jedoch  wieder  getrübt, 
wenn  Voss  in  Verkennung  des  autochthonen  Geistes  der  Donauschule  einen  so  weit- 
hergeholten Einfluß  wie  den  des  Kölnischen  Bartholomaeusmeisters  in  sie  hinein- 
interpretiert, während  die  Bekanntschaft  Frueaufs  mit  Schongauer  schon  von  mir 
betont  worden  ist.  Die  Einbeziehung  des  Rueland-Altärchens  zu  Klosterneuburg  in  das 
Werk  des  Frueauf  der  Großgmainer  und  Wiener  Bilder  lehne  ich  nach  wie  vor  ab 
und  sehe  mich  in  dieser  Auffassung  bestärkt  durch  die  Existenz  eines  jüngeren 
Frueauf,  gleichfalls  Rueland  geheißen,  den  W.  M.  Schmid  in  einer  aufschluß- 
reichen Anzeige  meiner  Publikation  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung  1904,  No.  113) 
als  Maler  des  Cyklus  in  Vorschlag  brachte.  Allerdings  erscheint  die  Bezeichnung 
„Rueland“  auf  einer  der  Klosterneuburger  Tafeln,  also  der  bloße  Vorname  ohne 
den  üblichen  Zusatz  einer  Ortsangabe,  angesichts  der  Gleichnamigkeit  von  Vater 
und  Sohn,  erst  recht  befremdlich  und  singulär.  Dem  alten  Frueauf  näher  steht  ein 
höchst  beachtenswertes  Votivbild  des  Probstes  Georg  Eissner  von  Herzogenburg  aus 
dem  Jahre  1497  mit  der  getreuen  Stadtansicht  Passaus  im  Hintergründe  und  der 
Porträtfigur  Bischof  Ulrichs  I.  Schmid,  dem  das  Verdienst  zukommt,  auf  die  Tafel 
hingewiesen  zu  haben,  hielt  sie  für  verschollen,  während  sie  sich  noch  an  ihrem 
ursprünglichen  Bestimmungsorte  befindet,  in  der  genannten  niederösterreichischen  Abtei. 
Ich  werde  sie  mit  zwei  anderen,  der  Forschung  bisher  entgangenen  Frueaufs  aus 
Klosterneuburg  und  St.  Florian  nächstens  veröffentlichen.  Wie  lange  seine  Richtung 
an  der  Donau  nachlebte,  beweisen  ein  Epitaph  zweier  Pfleger  von  Neuburg  bei 
Passau  aus  dem  Jahre  1516,  vormals  in  der  Sammlung  Hamminger  zu  Regensburg, 
jetzt  in  der  Galerie  Miethke  in  Wien,  und  eine  um  1520  entstandene  Szene  aus  der 
Legende  des  hl.  Wolfqanq,  die  das  Germanische  Museum  kürzlich  ebenda  erworben 
hat  (Abb.  4). 

Jedenfalls  darf  der  Klosterneuburger  Rueland  als  der  nächste  Vorläufer  Alt- 
dorfers gelten,  schon  darum,  weil  kein  anderer  Maler  der  Donaugegend  vor  ihm  in 
der  Raumbehandlung  soweit  gelangt  ist.  Altdorfer  mit  dem  großen  Perspektivmaler 
des  hochgebirgigen  Südens,  mit  Michael  Pacher  in  unmittelbare  Verbindung  zu  bringen, 
geht  aber  nicht  an,  denn  gerade  die  Raumanlage,  besonders  das  Größenverhältnis  der 
menschlichen  Staffage  zur  Architektur  ist  durchaus  andersartig  bei  beiden.  Gegenüber 
den  streng  durchkonstruierten  Prospekten  und  Binnenraumdarstellungen  Pachers  bleiben 
Altdorfer  und  die  Seinen  vielfach  spielerisch  und  unklar  in  ihren  Bauansichten,  die 
bei  aller  Originalität  des  Gesamteindrudces  gewöhnlich  keine  Kontrolle  im  einzelnen 
vertragen.  Manches,  was  außerdem  Pacherisch  anmutet  bei  Altdorfer,  ist,  wofern  cs 
nicht  aus  dem  allgemeinen  Streben  der  Zeit  nach  optischer  Illusion  und  größerer 
Körperlichkeit  der  Anschauung  sich  erklärt,  den  Stichen  Mantegnas  entlehnt,  während 
der  kleinmeisterliche  Zug  des  Regensburgers  und  des  Donaustiles  überhaupt  im 
schärfsten  Gegensätze  steht  zur  Monumentalität  des  Tirolers.  Statt  der  hier  ein-  , 
geschalteten  Abbildung  des  Wolfgang-Altarcs,  der,  nebenbei  bemerkt,  wie  sämtlichen 


Stiassny.  Die  Donaumalerei  im  sechzehnten  Jahrhundert 


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Äbb.  4.  Nachfolger  R.  FRUEÄUFS:  Die  Heimholung  St.|Wolfgangs 
vom  Hbersee  durch  Regensburger  Bürger  □ 

□ Nürnberg,  Germanisches  Museum 

neueren  Reproduktionen  des  Werkes  eine  durch  mich  erwirkte  Aufnahme  zu  Grunde 
liegt,  wäre  daher  eine  Wiedergabe  der  reizvollen  Mond-  (nicht  St.  Wolfgang-)see- 
Zeichnung  Wolf  Hubers  im  Germanischen  Museum  vom  Jahre  1510  weit  besser  am 
Platze  gewesen  (Abb.  5). 

Beurkundet  dieses  Blatt  doch  wenigstens  die  persönliche  Anwesenheit  des 
Künstlers  in  der  Nähe  einer  Hauptstätte  der  Tätigkeit  Pachers,  kommt  ihm  auch  keine 
Beweiskraft  zu  für  die  von  Voss  angenommene  Teilnahme  Altdorfers  an  dieser  Alpen- 
reise. Auf  einer  anderen,  jüngst  von  der  Albertina  erworbenen  Federzeichnung  von 
1519  hat  Huber,  wie  schon  der  Katalog  der  Sammlung  Klinkosch,  in  der  sie  als 


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Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Ältdorfer  ging,  erkannte,  das  markante  Bergprofil  des  Traunsteines  am  Traunsee  ; 
von  einem  erhöhten  Aussichtspunkte  oberhalb  Traunkirchens  mit  einer  Zuverlässigkeit  | 
abkonterfeit,  der  die  Unmittelbarkeit  der  Auffassung  und  die  technische  Natürlichkeit  j 
des  Blattes  gleichkommen.  Feldkirch  selbst  zeigt  eine  1523  datierte  Skizze  im  britischen  j 
Museum,  das  Städtchen  Urfahr  b.  Linz  eine  frühe  Zeichnung  in  Budapest.  In  solchen  j 
Veduten,  die,  zum  Unterschiede  von  den  mehr  oder  weniger  abenteuerlichen  Gebirgs-  I 
hintergründen  der  meisten  Altniederländer  und  Altdeutschen,  eine  wirkliche  Gegend  I: 
topographisch  richtig  und  zugleich  künstlerisch  gesehen,  festhalten,  erweist  sich  Huber  !i 
neben  Dürer  als  der  Mitentdecker  einer  bestimmten  Gattung  der  Landschaftsschilderung,  i 
Wie  aus  den  Daten  mehrerer  Blätter  sich  ergibt,  zog  es  ihn  öfters  ins  Hochland.  Noch 
heimischer  fühlte  er  sich  im  Donautale  und  namentlich  die  sanfte  Romantik  des  nieder- 
österreichischen  Stromufers  mit  seinen  malerischen  Engen  zwischen  Fels-  und  Wald-  r 
bergen  muß  es  ihm  angetan  haben.  So  bringt  er  noch  1531  auf  einem  Blättchen  der  |' 
Budapester  Sammlung  den  Greiner  Strudel.  — Die  Diözese  Passau  erstredite  sich  eben 
damals  an  der  Donau  herab  bis  zur  ungarischen  Grenze.  Das  Stift  besaß  nicht  nur  ; 
Patronate,  Liegenschaften  und  Häuser,  sondern  auch  einzelne  Märkte  und  Städte  auf 
österreichischem  Boden,  wie  Engelhartszell  und  Mautern.  Fürstbischof  Wolfgang, 
der  Gönner  Hubers,  der  dem  Passauer  Domkapitel  schon  seit  1529  angehörte,  residierte  3 
öfters  in  Mautern  a.  d.  Donau  (Stein  gegenüber),  dessen  Schlosse  er  1551  einen  neuen 
Trakt  hinzufügte.  Sein  Vater,  der  Altgraf  Niklas  von  Salm,  hatte  außer  der  Grafschaft 
Neuburg  a.  Inn,  unfern  von  Passau,  auch  die  Herrschaft  Orth  a.  d.  Donau  in  Niederöster-  ■ 


Stiassny.  Die  Donaumalerei  im  sechzehnten  Jahrhundert 


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Äbb.  6.  V.  DÖRTSCHÄCHER;  Der  Christusknabe 
unter  den  Schriftgelehrten  □ 

□ Wien,  Sammlung  Figdor 


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Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


reich  inne  und  Huber  zeichnete  für  das  gräfliche  Haus  einen  Stammbaum,  den  F.  Dörn- 
höffer  in  der  Wiener  Hofbibliothek  aufgefunden.  Man  sieht,  es  gab  außer  dem  Bei- 
spiele Ältdorfers,  der,  wie  J.  Meder  feststellte,  seine  Donaufahrt  1511  gemacht  hatte, 
Anlässe  genug,  die  danubischen  Neigungen  Hubers  zu  fördern.  — Noch  früher  als  Alt- 
dorfer scheint  übrigens  ein  zweiter  maßgebender  Meister  der  älteren  deutschen  Malerei, 
nämlich  Cranach  donauabwärts,  vielleicht  bis  nach  Wien  gekommen  zu  sein,  wo  ihm 
1503  der  dortige  Theologieprofessor  Stefan  Reuß  zu  dem  jetzt  im  Germanischen  Museum 
befindlichen  Porträt  gesessen  haben  dürfte. 

Von  den  Eindrücken,  die  der  junge  Oberfranke  damals  empfangen,  erzählt  vor 
allem  seine  Kreuzigung  aus  demselben  Jahre  in  der  Schleissheimer  Galerie,  wohl  die 
genialste  Schöpfung  des  Donaustiles.  Cranach  muß  in  jenen  Wandertagen  sich  merk- 
würdig tief  eingelebt  haben  in  die  Kulturstimmung  des  Süd-Donaulandes.  Denn  noch 
anderthalb  Dezennien  später,  als  er  in  Wittenberg  längst  schon  auf  die  Herstellung 
einer  bürgerlichen  Hausmannskunst  sich  verlegt  hat,  trifft  er  diese  Stimmung  mit  der 
vollen  Echtheit  des  Volkstones  in  jener  „Maria  von  guten  Rate“  der  Innsbrucker 
Jakobskirche,  dem  in  Hunderten  von  Kopien  durch  Tirol  und  die  Nachbarländer  ver- 
breiteten Gnadenbilde,  das  aber  weder  bei  Voss  noch  in  der  neuesten  Cranach- 
Monographie  (der  Sammlung  „Klassische  Illustratoren“)  erwähnt  ist.  Für  den  Zusammen- 
hang Cranachs  mit  der  Donaumalerei  fehlt  es  nicht  an  weiteren  charakteristischen 
Belegen,  unter  denen  nur  ein  Kreuzigungsbilddien  in  der  Burgkapelle  des  Salzburger 
Museums,  ein  größeres  Altarblatt  von  1506  mit  St.  Wolfgang  zwischen  Petrus  und 
Stefanus  in  St.  Florian,  endlich  eine  freie  Kopie  des  Schleissheimer  Crucifixus  in  der 
1902  in  Wien  versteigerten  Sammlung  des  Grafen  Falkenhayn  aus  Schloß  Walpers- 
dorf hervorgehoben  seien.  Die  frische  und  starke  Frühkunst  Cranachs  war  aber, 
wie  man  weiß,  bloß  eine  vorübergehende  Phase  seines  Schaffens.  Es  ist  daher  eine 
recht  willkürliche  Kombination,  sie  als  das  Endergebnis  einer  „Sturm-  und  Drangperiode“ 
der  oberdeutschen  Spätgotik  hinzustellen,  über  die  der  Verfasser  Musterung  hält,  statt 
lieber  einmal  das  Verbreitungsgebiet  des  Donaustiles  selbst  fester  zu  umgrenzen.  Während 
er  dessen  Darstellungsformen  aus  allen  möglichen  äußeren  Einflüssen  zu  erkären  unter- 
nimmt, kennt  er  ein  für  die  Verbindung  des  Alpen-  und  Voralpenlandes  so  bedeut- 
sames Werk  wie  die  Altargemälde  in  Merlbach  (am  Starnbergersee)  nicht  und  läßt 
die  mehr  oder  weniger  kräftigen  Triebe  lokalen  Kunstlebens  in  Landshut,  Ingolstadt, 
Neuburg  a.  D.,  Lauingen  unberücksichtigt,  obwohl  hier  der  Malerei  jene  originelle 
Schnitzerschule  Niederbayerns  zur  Seite  tritt,  die  sich  um  den  Altar  von  Moosburg 
und  seinen  von  G.  Habich  entdedcten  Meister  Hans  Leininger  gruppiert.  Der  fruchtbare 
Hofmaler  der  niederbay erisdien  Herzöge,  Hans  Schwab  von  Wertingen,  geht  bei 
ihm  leer  aus  und  der  Landshuter  Stecher  und  Reißer  für  den  Holzschnitt,  Georg 
Lemberger,  dem  man  neuestens  auch  ein  Kreuzigungsgemälde  im  Leipziger 
Museum  beimißt,  wird  nicht  einmal  genannt.  Die  Zuschreibung  eiues  Budapester 
Bildes  an  den  früher  mit  Mathäus  Zasinger  identifizierten  Kupferstecher  M.  Z. 
bedarf  aber  noch  der  Nachprüfung  vor  dem  Originale,  da  die  gebotene  Abbildung 
nicht  überzeugt. 


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Stiassny.  Die  Donaumalerei  im  sechzehnten  Jahrhundert 


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Äbb.  7.  Donauschule,  um  1520:  Martyrium  der  hl.  Katharina 
Stift  Wüten  b.  Innsbrudt  □ 

Noch  weniger  wird  Voss  der  wichtigen  Rolle  gerecht,  welche  die  österreichischen 
Älpenländer  in  der  Werdezeit  des  Donaustils  und  tief  in  das  sechzehnte  Jahrhundert 
hinein  gespielt  hatten.  Hier  geht  ihm  mit  der  Materialkenntnis  vor  allem  die  Kenntnis 
der  ethnographischen  Zustände  als  der  Grundlage  des  Kunstbetriebes  ab  — Dinge, 


432 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


die  durch  bloße  Galeriestudien  nicht  erworben  werden.  Über  Altbayern  hinweg  haben 
die  Donauleute  während  des  ganzen  Mittelalters  mit  der  ostalpinen  Kultur  in  reger  i 
Beziehung  gestanden  und  mutmaßlich  war  es  Salzburg,  das  diesen  Verkehr  vermittelt 
hat.  Die  frei  malerische  Tendenz  des  Donaustiles,  die  so  leicht  zu  barocker  Maß-  I 
losigkeit  verwildert,  die  Neigung  zu  diffuser  Anordnung,  die  Vorliebe  für  die  Schilderung  ^ 
der  Waldnatur,  des  atmosphärischen  Lebens  und  baulicher  Innenansichten  lassen  sich  , 
in  Bildern  der  Zeit  von  Oberbayern  bis  nach  Steiermark  verfolgen.  Ein  starker  ; 
bäuerlicher  Einschlag  geht  umgekehrt  durch  die  gesamte  Donaumalerei.  Diese  Ver- 
wandtschaft, in  der  einfach  der  gemeinsame  altbajuvarische  Volkskern  der  fraglichen  i 
Gebiete  durchbricht,  hat  dazu  geführt,  in  zahlreichen  Produkten  der  Gebirgsmalerei  I 
„Regensburger“  Einflüsse  zu  erblicken.  Da  wird  eine  Susannendarstellung  aus  Schloß 
Ambras  in  der  Wiener  Galerie  (No.  1420),  die  von  dem  nämlichen  handfesten  Tiroler 
herrührt  wie  ein  Hiobsbilddien  des  Innsbrucker  Ferdinandeums  (No.  75)  bald  als  |S: 
Regensburger  Schularbeit,  bald  als  Jugendwerk  Cranachs  angesprochen.  Da  gibt  es  jj 
im  Landesmuseum  zu  Graz  einen  sogenannten  Altdorfer- Altar  aus  dem  Jahre  1518  | 

mit  dem  Monogramm  ‘A'A,  größtenteils  nach  Dürers  kleiner  Passion  kopiert,  der  aus  1 1 
dem  Ennstale  (Landl  bei  Reifling)  stammt.  Da  birgt  die  Dorfkirche  von  Gampern  in  1 
Oberösterreich  einen  umfänglichen  Flügelschrein,  von  dem  einzelne  Gemälde  in  einer  | 
öffentlichen  Sammlung  der  Benennung  Ostendorfer  schwerlich  entgehen  würden,  \\ 
obwohl  ihr  Verfertiger  zuverlässig  in  dem  Winkel  zwischen  Donau,  Enns  und  Traun  \i 
zu  Hause  gewesen  und  z.  B.  auch  in  der  Galerie  von  St.  Florian  mit  zwei  Tafeln  j) 
(Thomas  und  Elisabeth)  vertreten  ist.  |- 

Die  nämliche  Malweise  reicht  aber  mit  ihren  Verzweigungen  bis  in  eine  süd- 
liebere  Region.  Aus  dem  kärntnerischen  Schlosse  Mannsberg  ist  unlängst  in  die  Samm-  j- 
lung  Figdor  in  Wien  ein  Bildchen  mit  dem  im  Tempel  lehrenden  Christusknaben  ge-  !* 
langt,  das  sich  über  seine  Herkunft  durch  den  unverfälscht  einheimischen  Malernamen  i 
V.  Dörtschacher  neben  der  Jahreszahl  1508  auf  dem  Rahmen  ausweist  (Abb.  6).^)  Ganz  i 
Altdorferisch  gemalt,  zeigt  die  Tafel,  wie  früh  die  in  Rede  stehende  Richtung  in  jenen  j 
Gegenden  Fuß  gefaßt  hat,  denn  die  ältesten  bekannten  Bilder  Altdorfers  selbst  rühren  | 
erst  aus  dem  Jahre  1507  her.  Jetzt  wird  man  auch  Malereien  wie  die  nach  Waagens  f 
Urteile  Altdorfer  nahe  verwandte  heilige  Sippe  mit  dem  Monogramm  EP  und  dem  |j 
Datum  1514  in  der  Wiener  Akademie,  das  poesievolle  Martyrium  der  heiligen  Katharina  | 
im  Kloster  Wüten  bei  Innsbruck  (Abb.  7)  und  sechs  der  Schule  Ostendorfers  zugeteilte  J 
Passionsszenen  auf  Schloß  Tratzberg  im  Unterinntale  für  die  tirolische  oder  inneröster- 
reichische Schule  reklamieren  dürfen.  Finden  wir  doch  Zeugen  derselben  Kunstweise  in  | 
den  welschtiroler  Grenzbezirken,  z.  B.  auf  den  Flügeln  eines  Altares  in  der  Pfarrkirche 
zu  Corvara  im  ladinischen  Ennebergtale,  ja  „Regensburger“  Anklänge  begegnen  hier 


y Ähnlich  zusammengesetzte  Ortsnamen  wie  Pörtschach,  Görtschach,  Mörtschach  — der 
Auslaut  „adi“,  ist  eine  slavisdie  Lokalendung  — kommen  in  den  östlidien  Hlpenländern,  besonders 
in  Kärnten  häufig  vor.  In  Unterkrain,  Gerichtsbezirk  Rudolfswert,  gibt  es  ein  Dörfchen  Dörtscha.  — 
Die  unserer  Illustration  zu  Grunde  liegende  Aufnahme  des  wertvollen  Gemäldes  ist  der  Liberalität 
Herrn  Dr.  Albert  Figdors  zu  verdanken. 


Stiassny.  Die  Donaumalerei  im  sechzehnten  Jahrhundert 


433 


Äbb.  8.  BEWEINUNG  CHRISTI  □ Gestiftet  von  dem  Canoniker 

Fresko  im  Kreuzgange  des  Domes  zu  Brixen  loh.  Sdiönherr  (gest.  1509) 

mitunter  in  einzelnen  gewiß  landeswüchsigen  Fresken.  Genannt  seien  nur  ein  öfters 
besprochenes  und  abgebildetes  Hausfresko  in  Bruneck  (Pusterthal)  mit  der  symbolischen 
Darstellung  des  „lebenden  Kreuzes“,  eine  leider  übel  restaurierte  Pieta  (sog.  Vesper- 
bild) im  Domkreuzgange  zu  Brixen,  vermutlich  um  1509,  dem  Todesjahr  des  Stifters 


434 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


entstanden  (Äbb.  8),  endlich  ein  Zyklus  von  Mariengeschichten  in  einer  Seitenkapelle  und 
ein  St.  Georg  über  dem  Portale  der  Kirche  zu  Croviana  bei  Male  im  tridentinischen  Sulzberge. 
Die  Vermutung  drängt  sich  daher  auf,  daß  die  letzten  Wurzeln  des  Donaustiles 
überhaupt  in  dieser  ostrhätischen  Hochgebirgszone  gelegen  sind,  daß  er 
nichts  anderes  war  als  die  in  die  Donauebene  verpflanzte  Älpenrenaissance. 
Genau  so  waren  die  Typen  des  Bauernhauses  oder  die  aus  Oberitalien  übernommene 
Sitte  der  Fassadendekoration  aus  dem  Gebirge  über  das  südbayerische  Tafelland  nach  der 
Donau  gewandert.  Damit  wäre  zugleich  die  Erklärung  gegeben  für  die  auffälligen  Über- 
einstimmungen der  Donaugruppe  mit  den  Schweizer  Malern  des  sechzehnten  Jahrhunderts, 
den  Urs  Graf,  Manuel  Deutsch,  Hans  Leu,  die  in  keiner  Weise  durch  äußere  Verhältnisse 
zu  begründen  sind.  „Die  Kunstgesdiichte“  schrieb  W.H.  Riehl  1853  in  „Land  und  Leute“, 
„zog  zu  allen  Zeiten  wie  die  Geschichte  des  Handels  und  der  Industrie  den  Flüssen  und 
Ebenen  nach,  sie  steigt  nicht  gern  in  das  Innere  der  Gebirge.“  Sehr  richtig.  Umgekehrt 
waren  jedoch  die  Anregungen  der  uralten,  rassigen  Volkskunst  der  Alpen  dem  „Land 
vor  dem  Gebirge“  stets  willkommen  und  namentlich  der  bayerische  Provinzialismus 
verdankt  diesen  Zuflüssen  mit  sein  Bestes.  Wie  der  Inn  bei  seiner  Mündung  in  die 
Donau  meist  wasserreicher  als  diese  ist,  aber  doch  ihrer  Richtung  folgt,  so  waren  die 
Donaustädte  vielfach  nur  die  Exponenten  der  malerischen  Entwicklung  des  Hochlandes, 
die  Umschlagsplätze  der  alpinen  Kunst.  Sie  haben  dieser  Ziel,  Richtung  und  die  im 
deutschen  Binnenlande  gangbare  Marke  gegeben,  sie  in  eine  gemeinverständlichere 
Mundart  übersetzt,  aus  der  aber  noch  mancher  Heimatlaut  mit  seiner  ursprünglichen 
Klangfarbe  heraustönt.  So  hat  man  sich  noch  immer  nicht  klar  gemacht,  wie  stark 
die  Einwirkung  der  tiroler  Spätgotik  auf  die  süddeutsdie  Renaissance,  speziell  die 
Hofkünstler  Kaiser  Maximilians  gewesen  ist.  Historisch  beglaubigter,  obschon  noch 
keineswegs  genügend  anerkannt,  ist  der  Anteil,  den  die  Meister  der  Ostalpenländer  an 
der  Ausbildung  der  deutschen  Barockkunst  genommen  haben. 


Von  solchen  Wahrnehmungen  ist  bei  Voss  leider  nichts  zu  lesen.  Und  doch 
hätten  sie  erst  ihn  befähigt,  die  geschichtlichen  Wandlungen  des  Stiles  darzulegen  und 
eine  Synthese  seines  Charakters  zu  versuchen.  Nicht,  daß  es  ihm  an  prinzipiellen 
Gesichtspunkten  fehlte.  Im  Gegenteil,  sein  Buch  leidet  bei  mangelhafter  Anschauung 
des  Denkmälervorrates  und  dessen  unübersichtlicher  Gruppierung  an  einer  starken 
Vorneigung  zu  abstraktem  Theoretisieren,  an  einem  Zuviel  von  Spekulation.  Es  ist 
mehr  um  die  Sache  herum  als  über  die  Sache  geschrieben  und  der  Verfasser 
„geht  so  selig  ins  Allgemeine“,  daß  er  den  Boden  stellenweise  unter  den  Füßen 
verliert.  Dies  namentlich  dort,  wo  er  Eindrücke  mit  Beobaditungen  verwechselt, 
zufällige  Analogien  mit  kausalen  Zusammenhängen,  leere  Vermutungen  mit  dem 
Tatbestände.  Auch  wer  sich  keineswegs  zum  Programm  einer  engherzigen  Spezial- 
forschung bekennt,  sondern  jede  Förderung  des  artistischen  Verständnisses  gerade 
solcher  Werke,  die  man  nicht  vom  künstlerischen  Standpunkte  einzuschätzen  pflegt, 
dankbar  hinnimmt,  wird  finden,  daß  das  Raisonnement  des  Budies  sich  allzuoft  in 


Stiassny.  Die  Donaumalerei  im  sechzehnten  Jahrhundert 


435 


eine  überwundene  Gefühlsästhetik  verliert.  Die  künstlerische  Beurteilungsweise  kann 
sich  in  den  Augen  der  Historiker  durch  nichts  schlimmer  schädigen  als  durch  schön- 
geistige Exzesse  von  der  Art  des  Vergleiches  Wolf  Hubers  mit  Albertinelli  oder  gar 
Altdorfers  mit  — Giorgione!  An  einer  wirklich  gebotenen  Parallele,  die  ihm  schon 
durch  die  glü(±lich  ermittelte  Bedeutung  des  Bildschnitzers  Huber  nahegelegt  war, 
nämlich  der  Donaumalerei  mit  den  gleichzeitigen  bayerischen  Holzbildwerken  ist  Voss 
I dagegen  achtlos  vorübergegangen.  Um  wieviel  zweckdienlicher  wäre  sie  aber  gewesen 
I als  die  müßige  Sdilußbetraditung  über  die  religiös-kommunistische  Bewegung  in  Süd- 
' deutschland  vor  der  Reformation,  die  er  — in  den  Tagen  Schmollers  und  Lamprechts  — 
mit  Zitaten  aus  Sebastian  Brant  und  Rosenplüt  erläutern  zu  können  meint. 

Daß  aus  dem  Buche  daher  kein  greifbares  Bild  des  Donaustiles  sich  heraus- 
rundet und  dessen  eigentliche  Probleme  ungelöst  bleiben,  ist  um  so  bedauerlicher,  als 
es  in  manchen  Einzelurteilen  und  Analysen  entschiedenes  Talent,  namentlich  literarisches 
verrät.  Es  ist  wenigstens  ein  Stilist,  der  sich  diesmal  über  Stilfragen  hören  läßt,  zum 
Unterschiede  von  dem  Stammeldeutsdie  so  mancher  Kunstgelehrter,  die  die  Mode 
entwicklungsgeschichtlicher  Studien  mitmadien.  Seiner  Arbeit  wurde  es  aber  vor  anderen 
verwandten  Erscheinungen  verhängnisvoll,  daß  sie  mit  der  Methode  der  neuesten  Kunst- 
psychologie auf  einem  Felde  auszukommen  glaubte,  das  erst  durch  eine  exaktere 
Forsdiung  urbar  zu  machen  ist,  ehe  es  die  schmackhaften  Früchte  tragen  kann,  die 
hier  mit  allzu  rascher  Hand  zu  pflücken  versucht  wurden. 


WOLF  HUBER;  Studienköpfe 
Federzeidinung  □ 


Erlangen,  Bibliothek 


Studien  und  Forschungen 


EINE  REMBRÄNDT- ZEICHNUNG  IM 
KUPFERSTICHKÄBINETT  ZU  OLDEN- 
BURG. 

Unter  den  unendlidi  vielen  Gesdiidiien  des 
Älten  Testamentes,  die  Rembrandt  beschäftigten 
und  von  denen  dieser  leiden sdiaftliciie  Märchen- 
leser  einen  großen  Teil  überhaupt  zürn  aller- 
ersten Male  bildlidi  darstellte,  sind  einige,  für 
die  er  eine  besondere  Vorliebe  gehabt  haben 
muß.  Immer  wieder  kehrt  er  zu  ihnen  zurück 
und  gibt  seinen  Gestaltungen  immer  neue 
Fassungen,  wenn  audi  nicht  stets  von  Grund 
auf  neue,  so  doch  weiter  entwidcelte , reidiere 
Formulierungen.  Solche  Lieblingsthemata  sind 
für  ihn  die  Begebenheiten  des  Tobias,  die  Ge- 
schichte der  Susanna  und  das  Tun  und  Leiden 
des  Simson.  Es  ist  nicht  nötig,  hier  heimliche 
Beziehungen  anzunehmen  zwischen  der  Wahl 
seiner  Stoffe  und  seinen  Lebensschicksalen.  Ihn 
hat  bei  dieser  Stoffwahl  wohl  immer  nur  das 
allgemein  menschliche  Interesse  geleitet  und  das 
künstlerische  Wollen,  je  nachdem  es  bei  ihm 
gerade  auf  das  Dramatisdie  oder  Psychologische 
oder  Lyrische  gerichtet  war.  Ein  solches  Lieb- 
lingsstück  in  seinem  Älten  Testament  sdieint 
auch  die  Geschichte  vom  jungen  Joseph  in 
Ägypten  gewesen  zu  sein.  Wenn  man  außer 
seinen  Gemälden  und  Radierungen  noch  seine 
Zeichnungen  betrachtet  — und  erst  in  ihnen 
liegt  ja  der  ganze  Umkreis  seiner  Vorstellungen 
ausgebreitet  — , stößt  man  ziemlidi  häufig  auf 
verschiedene  Entwürfe  zu  Darstellungen  aus 
dieser  Legende,  wie  Joseph  im  Gefängnis  ist, 
wie  er  Träume  deutet  und  besonders  auch  die 
Szene  mit  der  Frau  des  Potiphar.  Dieser  Be- 
gebenheit hat  er  in  der  Radierung  von  1634 
(B.  37)  die  drastischste  Fassung  gegeben  er 
hat  nach  dem  Text  den  Äugenblidt  gewählt, 
wo  es  heißt:  „und  sie  erwischte  ihn  bei  seinem 
Kleid  und  sprach:  Schlafe  bei  mir!  Äber  er  ließ 
das  Kleid  in  ihrer  Hand  und  floh  . . (L  Mose, 
Kap.  39,  Vers  12).  — Äls  Rembrandt  sidi  zwanzig 
Jahre  später  wieder  mit  diesem  Stoff  beschäftigte 
und  das  unvergleichlich  schöne  Bild  der  Berliner 
Galerie  malte  (1655),  hat  er,  der  Gewöhnung 
seiner  Spätzeit  gemäß  nicht  eine  Illustration 
einer  bestimmten  Textstelle  gegeben,  sondern 
den  wesentlichen  Inhalt  der  Erzählung  zu- 
sammengefaßt. Das  Weib  verklagt  bei  ihrem 
Gatten  den  Jüngling  — der  steht  hinter  dem 


Bett  und  wendet  Hand  und  Blick  nach  oben,  in  ! 
wortloser  Empörung  über  so  viel  Verworfen-  i 
heit.  Die  Szene  steht  nicht  so  im  Text;  da  ist  | 
vielmehr  Potiphar  allein  mit  seinem  Weibe,  j 
denn  Joseph  war  ja  fortgelaufen.  Huch  mußt 
man  annehmen,  daß  sie  ihren  Angriff  auf  die  ; 
Unscimld  nicht  sitzend  und  bekleidet  vollführt  | 
hat,  sondern  im  Bette  liegend  wie  das  ja  i 
auch  der  junge  Rembrandt,  der  Zeichner  der  | 
« Radierung  von  1634,  sich  vorgestellt  hatte.  | 
Wenn  er  also  in  dem  Gemälde  sich  dem  Text 
gegenüber  eine  poetische  Licenz  erlaubt,  so  ist 
das  bestimmte  Absicht  und  ein  Erzeugnis  seiner 
frei  dichtenden  Phantasie,  die  in  knappster 
Form  den  ganzen  Inhalt  dramatisch  erschöpfen  ' 
will.  Es  gibt  aber  auch  einen  anderen  Ent- 
wurf zu  dieser  Verklagung,  eine  genaue 
Illustration  der  bestimmten  Textstelle,  eine 
Zeichnung.  Sie  befindet  sich  im  Kupferstich- 
kabinett der  Großherzoglichen  Sammlung  in 
Oldenburg  und  wird  hier,  in  einer  verkleinerten  | 
Abbildung,  zum  ersten  Male  publiziert.^) 

Die  Eigenhändigkeit  Rembrandts  ist  wohl 
auch  nach  der  Reproduktion  nidit  zu  bezweifeln, 
ebensowenig  wie  die  Deutung  der  Darstellung. 

Im  Text  der  Bibel  heißt  es:  „Und  sie  legte  sein 
Kleid  neben  sich,  bis  sein  Herr  heimkam,  und 
sagte  zu  ihm:  Der  ebräische  Knecht,  den  du  | 
uns  hereingebracht  hast,  kam  zu  mir  herein  und 
wollte  seinen  Mutwillen  mit  mir  treiben.  Da 
ich  aber  ein  Geschrei  machte  und  rief,  da  ließ 
er  sein  Kleid  bei  mir  und  floh  hinaus“  (I.  Mose, 
Kap.  39,  Vers  17  u.  18).  Die  Frau  hat  sich  halb 
aufgeriditet  im  Bett  und  erzählt  dem  genau  zu-  i 
hörenden  Gemahl  den  Hergang;  Josephs  Kleid  ! 
ist  halb  vom  Bett  heruntergeglitten  auf  den 
Boden  und  redet  als  falsdier  Zeuge.  | 

Was  sind  das  nun  aber  für  Figuren  zu 
Häupten  des  Bettes,  die  da  an  Stelle  der  Bett- 
pfosten stehen?  Man  kann  mit  einiger  Sicher- 
heit so  viel  sagen,  daß  es  sich  auf  der  einen 
Seite  um  einen  Faun,  der  eine  Geste  macht, 
handelt,  und  auf  der  anderen  um  eine  nadete 
Frau.  Äber  sicher  ist  ihre  Bedeutung  in  dieser 
Szene  im  Dekorativen  nicht  erschöpft;  dazu  ist  die 
Rolle,  die  sie  in  diesem  Entmmrf  spielen,  doch 

Originalmaßc:  18,7 : 21,5  cm.  Technik:  Feder  und 
Tusche.  Herrn  Konscr¥ator  R.  tom  Diek,  dem  Verwalter 
der  Oldenburger  Galerie , sowie  Herrn  Hofkunsthändlcr 
Oncken,  der  das  Verlagsrecht  an  dieser  Photographie  be- 
sitzt, spreche  ich  an  dieser  Stelle  meinen  verbindlichsten 
Dank  aus  für  die  Erlaubnis  des  Reproduzierens. 


Studien  und  Forschungen 


437 


REMBRÄNDT:  Potiphars  Weib  verklagt  Joseph 
fJWit  Genehmigung  des  Hofkunsthändlers  Oncken)  □ 


nicht  nebensächlich  genug,  und  die  Hand- 
bewegung  des  Fauns  ist  zu  sprechend,  als  daß 
; man  hieran  achtlos  vorübergehen  könnte.  Wohl 
ist  Rembrandt  kein  Hogarth,  und  man  würde 
dem  menschlichen  Gehalt  seiner  Kunst  Unrecht 
tun,  wenn  man  über  die  verborgenen  Geheim- 
1 nisse  seiner  Gegenstände  Bücher  schriebe.  Äber 
I daß  er  hier  einmal  im  Beiwerk  seine  Dar- 
i Stellung  noch  glossiert  und  symbolisch  erweitert 
hat,  das  ist  nicht  ganz  von  der  Hand  zu  weisen. 
I Es  gibt  eine  Änalogie  zu  solchem  Vorgehen  — 
die  bekannte  Petersburger  „Danae“,  die,  nach 
Bode  und  Neumann,  mit  größerer  Wahrsdiein- 
lidikeit  Sara  sein  soll,  Raguels  Tochter,  wie 
sie  im  Brautgemach  Tobias  erwartet.  Hier 
findet  sich  auch  ein  plastischer  Schmuck  am 
Himmelbett,  ein  gefesselter  broncener  Putto,  der 
seine  gegenständliche  Bedeutung  haben  muß. 
Er  ist  als  jener  böse  Geist  aufzufassen,  der 
vorher  ein  Fluch  für  das  Bett  der  Sara  war  und 
nun  durch  den  guten  Engel  des  Tobias  gebannt 
wurde  (Buch  Tobias,  Kap.  8,  Vers  3).  Dieser 
weinende  Putto  ist  sicher  keine  bedeutungslos 
dekorative  Zutat,  dazu  ist  seine  Situation,  die 
Fesselung  und  das  Weinen,  allzu  prägnant. 


Vielleicht  hat  Rembrandt  dieser  Szene,  die  an 
sich  etwas  allgemein  gehalten  ist  — eine  nackte 
Frau,  die  den  Geliebten  erwartet  — , durch  die 
Zutat  einen  Titel  geben  und  ihre  Deutung 
einwandfrei  machen  wollen,  wobei  er  auf  die 
Bibelfestigkeit  seiner  Zeitgenossen  redinen 
durfte.  Wenn  es  so  ist  — und  ich  glaube,  man 
kann  dies  füglich  nicht  bestreiten  — , so  darf 
man  annehmen,  daß  auf  unserer  Zeichnung  der 
Faun  und  die  nackte  Frau  auch  zur  Erklärung 
der  Szene  mithelfen,  indem  sie  das  Vorauf- 
gegangene leicht  andeuten.  Daß  dem  Künstler 
die  Illustration  der  Bibelstelle,  diese  Verklagung 
an  sich,  nicht  eindeutig  genug  war,  hat  er  später 
selber  dokumentiert,  indem  er  aus  ihr  eine  vom 
Text  abweichende  Darstellung  geschaffen  hat  — 
eben  jenes  schöne  Berliner  Bild.^) 

Wann  die  Oldenburger  Zeichnung  entstanden 
ist,  läßt  sich  nicht  mit  Bestimmtheit  sagen.  Ich 
möchte  sie  ihrem  Stil  nach  seiner  mittleren  Zeit 
zuweisen,  also  etwa  zwischen  dem  Äusgang 
der  dreißiger  und  dem  der  vierziger  Jahre  an- 
setzen. Sie  ist  sehr  schön  und  in  der  Äuf- 


y Und  die  Petersburger  Replik. 


438 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


fassung  ruhig.  Der  würdig  stehende  und  ge- 
messen zuhöreride  Mann,  der  übrigens  audi  in 
anderen  Zeidinungen  wiederkehrt/)  bildet  eine 
Vorstufe  zum  Potiphar  des  Gemäldes.  Es  ist 
ja  audi  das  Nächstliegende,  diesen  Entwurf 
zeitlidi  zwischen  die  Potiphar -Radierung  von 
1634  und  das  Bild  von  1655  einzusdiieben ; so 
entspricht  es  am  besten  der  Äuffassung  von 
Rembrandts  Entwickelung:  anfangs  das  Dra- 
stische, dramatisch  äußerst  zugespitzteGeschehen; 
dann  eine  beruhigtere  Szene  derselben  Er- 
zählung, noch  in  enger  Änlehnung  an  den  Text, 
und  endiidi  eine  freie  Umbildung  des  Stoffes 
im  Sinne  des  „fruchtbarsten  Moments“. 

E.  Weidmann, 
s 

ALHÄMBRÄPROBLEME  11. 

Wir  besitzen  keinen  zuverlässigen  alten  Plan 
von  der  ehemaligen  Burganlage.  Die  Hnsiditen 
in  Chroniken  des  XVL  Jahrhunderts  geben  uns 
gar  keinen  Äuf Schluß,  und  selbst  die  „Plata- 
forma“  von  Granada,  die  der  Dombaumeister 
Ämbrosio  de  Vico  zeichnete,  weist  so  viele 
Ungenauigkeiten  in  den  Proportionen  und  in 
der  Angabe  der  Details  auf,  daß  sie  unmöglidi 
die  Grundlage  für  topographische  Studien  ab- 
geben kann.  Immerhin  vermag  uns  aber  die 
„Plataforma“  bei  der  Feststellung  der  großen 
Züge  der  ursprünglichen  Befestigung  einige 
Dienste  zu  leisten. 

Vor  allem  stellt  sie  außer  Zweifel,  daß  die 
Mauer,  durch  weldie  die  Kassbä  (Älcazaba)  mit 
den  von  Muhammed  II.  errichteten  „Torres  Ber- 
mejas“  verbunden  war,  als  die  Fortsetzung  der 
Stadtmauer  zu  betraditen  ist,  die  von  Bäb  at- 
Tauäbin  und  Bäb  al-Lascha  (später  „Puerta  del 
Pescado“)  heraufkam  und  in  weldier  die  be- 
rühmte „Casa  de  los  Tiros“  die  Funktion  einer 
Turmfeste  erfüllt  zu  haben  erscheint. 

Auf  der  anderen  Seite  führte  von  der  Burg 
eine  Mauer  steil  hinunter  an  den  Darro,  sodaß 
sie  sich  mit  der  um  den  Fuß  des  ganzen  SchloB- 
berges  herumlaufenden  Umwallung  kreuzte. 
Man  sieht,  die  Isolierung  der  Alhambra  von 
der  Stadt  konnte  nicht  vollständiger  gewesen 
sein. 

Der  eigentliche  Aufgang  zur  Kassbä  war  be- 
kanntlich auf  der  Nordseite  durch  die  ziemlidi 
tief  gelegene  „Puerta  de  las  Armas“,  die  man 
auf  einem  Zickzackwege  von  der  Riditerbrücke 
(Kantarät  al-Kädi)  her  erreichte.  Diese  war 
bereits  im  Jahre  447  (1055)  unter  dem  Zlriten 


')  Siehe  eine  bisher  unerklärte  Zeichnung  in  Dresden. 
(Woernianns  Publikation.  Mappe  VIII.  Tafel  14,  oben.) 


Badis  errichtet  worden,  der  so  eine  Verbindung  f 
des  Königlichen  Schlosses  auf  dem  Albaicin  mit  j 
der  gegenüberliegenden  Burg  herstellte.  Der  \\ 
strategische  Wert  dieser  Konstruktion  ist  ein-  i 
leuditend;  er  trat  später  besonders  in  den  ;j 
Kämpfen  zwisdien  Murabiten  und  Muwahiden  ■ 
deutlich  hervor.  j 

Kein  Zweifel,  daß  die  Festung,  die  im  9.  Jahr- 
hundert  von  Sauwär  so  glänzend  gegen  die  j* 
Renegaten  verteidigt  wurde,  an  derselben  Stelle 
stand,  wie  später  die  Kassbä  der  Nassriden:  i: 
unter  der  „Torre  de  laVela“  ist  man  auf  ältere  j- 
Fundamente  gestoßen,  die  sehr  wohl  jener  an- 
gehört  haben  könnten.  Die  ganze  übrige  Fläche  ! 
des  Bergrückens  dagegen  wurde  von  dem  Orte  ; 
eingenommen,  der  schon  damals  „Medinat  al-  | 

Hamrä“  hieß.  i 

Alan  hat  nun  gewiß  mit  Unrecht  vermutet,  i 

daß  die  Verhältnisse  unter  den  ersten  Alhama-  * 
ren,  etwa  bis  auf  Abü’lWalid,  ähnlidi  gelegen  | 
haben.  j 

Dem  alten  Haudegen  Sauwär,  der  nach  eige-  j 
ner  Aussage  nicht  einmal  über  einen  Standes-  j 
gemäßen  Harem  verfügte,  mochte  eine  Burg  allein  j 
als  Residenz  vollauf  genügen,  dagegen  ist  es  aus-  j 
gesdilossen,  daß  sie  außer  einigen  Tausend  Mann  j 
Besatzung  auch  nodh  den  ganzen  Hofstaat  der  | 
nassridischen  Könige  hätte  bergen  können.  Es  j 

müssen  vielmehr  schon  seit  Muhammed  I.  außer- 
halb der  Kassbä  auf  dem  Alhambraberge  Palast- 
räumlichkeiten bestanden  haben.  Von  dieserVor- 
aussetzung  ausgehend,  habe  ich  in  dem  vorletzten 
Hefte  dieser  Zcitsdirift  auf  die  Möglichkeit  hin- 
gewiesen, daß  man  die  Rauda,  d.  h.  die  Königs- 
gruft, als  einen  Rest  der  ersten  SdiloBanlage  zu 
betraditen  habe,  mödite  mich  jedoch  insofern 
berichtigen,  als  idi  nidit  die  „Torre  de  las  Da- 
mas“  selbst,  sondern  einen  älteren  Bau,  dessen 
Stelle  sie  später  einnahm,  für  den  Harem  be- 
anspruchen würde.  Daß  aber  auch  sie  fortfuhr,  . 
demselben  Zwecke  zu  dienen,  scheint  mir  nach  ' 
dem  ganzen  Charakter  ihrer  Konstruktion  un- 
zweifelhaft. 

Wir  besitzen  eine  Nachricht  des  glaubwür- 
digen Ihre  Chaldün,  wonadi  die  hervorragenden 
Bauwerke  in  und  bei  Tlemcen  (Algerien)  von 
Granadiner  Künstlern  ausgeführt  wurden.  Da 
sie  z.  T.  den  Alhainbrasälen  unmittelbar  vor- 
hergehen, so  müssen  neben  der  Mosdiee  Mu- 
hammeds  IIL  sdion  berühmte  Palasträume  ge- 
standen haben. 

Die  ebenfalls  in  ihrer  Nähe  gelegene  „Puerta 
de  Hierro“,  unter  der  „Torre  de  les  Picos“,  dürfte 
dann  keine  andere  Bestimmung  gehabt  haben, 
als  die,  eine  direkte  Verbindung  zu  dem  Lust- 
schlosse  Dsdinän-al-ärif  (Generalife)  herzusteilen, 


Studien  und  Forschungen 


439 


dessen  alter  Äufgang  tatsächlich  diese  Richtung 
nimmt. 

Nadi  der  Südseite  zu  bildete  die  „Puerta 
Siele  Suelos“  (BäbÄlgodor)  vermutlidi  das  äl- 
teste Eingangstor  zu  der  Älhambrastadt;  die 
Tradition,  daß  sie  nach  der  Kapitulation  auf 
Boabdils  Wunsch  für  alle  Zeiten  gesdilossen 
wurde,  scheint  nicht  Sage  zu  sein,  denn  in  den 
„Civitates  orbis  terrarum“  (von  Braun  undHogen- 
berg,  Köln  1582)  wird  sie  von  Hufnagel  als 
„Porta  castri  Granatensis  semper  clausa“  abge- 
bildet. 

Zwisdien  ihr  und  der  später  errichteten 
„Puerta  de  la  Justicia“  (Bäb  esch-Scharä)  könnte 
an  Stelle  der  modernen  „Puerta  del  Carril“  das 
„Bäb  Yaküb“  gelegen  haben,  falls  dieses von 
dem  wir  nur  den  Namen  kennen  •—  nicht  etwa 
bei  der  „Torre  del  Ägua“,  alsÄusgang  zu  dem 
problematischen  Palaste  der  „Älischaren“,  zu 
suchen  wäre. 

Seit  Yussuf  I.  bildete  das  Gesetzestor  den 
nächsten  Äufgang  von  der  Stadt  her.  Nachdem 
man  es  durchschritten  hatte,  gelangte  man  vor 
die  nunmehr  spurlos  verschwundene  „Puerta 
Real“,  mit  welcher  die  „Puerta  delVino“  einen 
Winkel  bildete,  dessen  Schenkel  als  Mauern  auf 
der  einen  Seite  nach  der  Kassbä,  auf  der  an- 
deren nadi  dem  Palaste  führten.  Rafael  Con- 
treras  glaubte,  die  „Puerta  del  Vino“  zu  der 
Burg  selbst  ziehen  zu  müssen  und  setzte  sie 
deshalb  entschieden  etwas  zu  früh  an;  mit  mehr 
Wahrscheinlichkeit  hat  man  vermutet,  daß  sie 
das  Westtor  der  Älhambrastadt  bildete  und 
so  die  Bevölkerung  gegen  die  Königliche  Resi- 
denz abschloß,  zu  der  man  offenbar  durch  ein 
weiteres  Tor  von  dem  Platze  von  der  Burg 
aus  eintrat.  Leider  fehlen  gerade  dort,  wo 
jetzt  der  Palast  Karls  V.  steht,  wichtige  Teile 
des  alten  Sdiloßes  — man  hat  sie  die  Winter- 
wohnung der  maurischen  Könige  genannt  —, 
und  es  wäre  im  höchsten  Grade  wünschens- 
wert, daß  endlich  die  vielen  Älhambradoku- 
mente,  die  in  spanischen  Ärchiven  zerstreut 
sind,  publiziert  würden,  um  uns  über  diese  kom- 
plizierte Baugeschichte  einigermaßen  zu  orien- 

Ernst  Kühnei. 

s 


ÜBER  DIE  BEHÄNDLUNG  DER  LOM- 
BARDISCHEN  KUNST  IN  B.  BEREN- 
SONS  „NORTH  ITÄLIÄN  PAINTERS 
□ OF  THE  RENAISSANCE“.  □ 
Von  Wilhelm  Suida. 

Mit  Studien  über  lombardische  Kunst  seit 
Jahren  beschäftigt  ging  ich  mit  Neugierde  an 


dieLektüre  des  neu  erschienenen  Buches B.Beren- 
sons  „North  Italian  painters  of  the  Renaissance“. 
In  diesem  Bande  sind  Lombarden,  Piemontesen, 
Ferraresen  und  Bolognesen  enthalten,  dazu  von 
den  Brescianern,'  Bergamasken,  Veronesen, 
Vicentinern  diejenigen,  welche  Berenson  nicht 
schon  den  Venezianern  beigezählt  hatte.  Ein 
Konglomerat  von  Essays  haben  wir  streng  ge- 
nommen vor  uns. 

Nur  von  den  Lombarden  und  den  Grundlagen 
der  lombardischen  Kunst  soll  im  folgenden  die 
Rede  sein.  Sowohl  die  Gesamtcharakteristik 
derselben  als  die  Äbgrenzung  des  Wirkens  der 
einzelnen  Persönlichkeiten  scheint  mir  bei  Beren- 
son auf  äußerst  oberflächlicher  Auffassung  und 
sehr  flüchtiger  Bekanntschaft  mit  dem  Gegen- 
stände zu  beruhen. 

Vor  Ältichiero  findet  B.  in  Oberitalien  keine 
Malereien  von  allgemeinem  Interesse.  Die  von 
mir  in  der  Rassegna  d’Ärte  publizierten  Fresken 
des  Giovanni  da  Milano,  sowie  auch  die  von 
Schlosser  publizierten  Werke  des  Tomaso  da 
Modena,  deren  beider  Stil  geradezu  Voraus- 
setzung für  den  der  späteren  Veronesen  war, 
wären  zum  mindesten  zu  erwähnen  gewesen. 
Die  Kunst  Pisanellos  dient  zum  Ausgangspunkte 
für  eine  Reihe  von  Erörterungen  über  den 
Unterschied  der  norditalischen  von  der  floren- 
tinischen  Kunst  des  Quattrocento.  Es  darf  ja 
nicht  so  sehr  wundernehmen,  wenn  die  von 
Vasari  bis  Burkhardt  vertretene  Ansicht  der 
Superiorität  der  Toskaner  auch  hier  verfochten 
wird.  Daß  B.  aber  durch  philosophische  Floskeln 
eine  tiefere  Begründung  und  eine  absolute 
Giltigkeit  seiner  Ansicht  zu  verschaffen  strebt, 
beweist,  daß  es  sich  bei  ihm  nicht  um  eine 
naive,  rein  künstlerische  und  daher  individuell 
berechtigte  Auffassung  wie  beispielsweise  bei 
Burckhardt  handelt.  Seitdem  er  dies  schrieb, 
ging  das  allgemeine  Bestreben  aber  darauf, 
die  speziellen  Gesetze  der  künstlerischen  Ent- 
wicklung in  den  übrigen  Landschaften  Italiens 
zu  erforschen.  B.  kommt  mit  seinen  engen,  nur 
aus  der  florentinischen  Kunst  abstrahierten 
Definitionen  um  ein  Menschenalter  zu  spät. 

Wie  es  mit  Bs.  Auffassung  der  Kunst  Man- 
tegnas  bestellt  sei,  das  überlasse  ich  dem  Leser 
zu  beurteilen.  B.  findet  bei  ihm  wenig  christ- 
liche Empfindung  (! !),  sagt,  der  Humanist  habe 
den  Künstler  ertötet  und  dergleichen  mehr.  Er 
bedauert  Mantegna,  so  sehr  vom  rechten  Wege 
abgeirrt  zu  sein.  Gewiß  wird  es  aber  auch  nach 
Herrn  Berensons  scharfer  Kritik  noch  Menschen 
geben,  die  sich  an  Mantegnas  Werken,  so  wie 
sie  sind,  freuen  und  die  der  Ansicht  sind, 
daß  bei  der  Geschichtsschreibung  das  Besser- 
wissen, das  müßige  Korrigieren  von  historischen 


440 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Tatsachen,  eine  ganz  unnütze  Spielerei  ist.  Bs. 
Buch  ist  durchsetzt  mit  geistreich  tuenden 
Apostrophen  an  die  Phantasie  des  Lesers:  „Stellt 
Eucli  vor,  was  es  für  die  Welt  bedeutet  hätte, 
wenn  die  Sache  nicht  so,  wie  sie  sich  ereignete, 
verlaufen  wäre,  sondern  . . Niemand  käme 
in  größere  Verlegenheit,  als  Herr  B.,  wenn  er 
nur  eine  der  so  leiditfertig  aufgeworfenen  Fragen 
klar  beantworten  sollte.  Ich  untersdiätze  aber 
nicht  den  hohen  taktischen  Wert,  den  dieses 
geheimnisvolle  Feuerwerk  für  B.  hat;  zumeist 
muß  es  den  Leser  über  den  Mangel  präziser 
und  sachlicher  positiver  Charakteristiken  der 
behandelten  Künstler  hinwegtäuschen. 

Für  die  gesamte  lombardische  Kunst  findet 
B.  ein  Schlagwort:  „prettiness“;  damit  will  er 
alles  gesagt  haben.  Kurz  und  schlecht.  Ich 
frage:  Donato  de  Bardi,  Foppa,  Zenale,  Bra- 
mantino, P.  F.  Sacchi,  u.  a.  m.  sollen  als  auf- 
fallendstes Merkmal  prettiness  besitzen?  Wenn 
B.  nur  eines  von  den  tatsächlich  der  ganzen 
Schule  eigentümlichen  Merkmalen  genannt  hätte, 
das  Vorherrschen  des  Architektonischen  und 
dessen  Bedeutung  für  den  Aufbau  der  Kom- 
positionen, den  Mangel  an  dramatischer  Kon- 
zentration in  den  Schilderungen,  den  eigentüm- 
lichen Farbengeschmack,  aber  all  das  bleibt  ver- 
schwiegen, d.  h.  von  B.  unerkannt. 

Um  seine  „prettiness“  durchzudrücken,  weiß 
sich  B.  allerdings  Rat.  Er  erwähnt  Donato 
de’ Bardi  und  Sacchi  überhaupt  nicht,  Zenale 
nur  ganz  kurz,  Foppa  verweist  er  als  Bres- 
cianer  aus  der  Lombardei  hinaus.  Soviel  ich 
weiß,  ist  es  sehr  fraglich,  ob  Foppa  nicht  ge- 
borener Pavese  war,  seiner  künstlerischen 
Schulung  nach  ist  er  es  durchaus.  Daß  ich  die 
Gestalt  des  Donato  de’  Bardi  in  meinem  Buche 
über  Genua  in  helles  Licht  gerückt  und  seinen 
Einfluß  auf  Foppa  betont  habe,  mag  B.  ent- 
gangen sein.  Jedenfalls  ist  die  direkte  Ab- 
leitung von  der  paduanischen  Kunst,  die  B.  wie 
die  meisten  früheren  annimmt,  überflüssig  und 
im  einzelnen  schwer  beweisbar,  während  sein 
Zusammenhang  mit  den  Pavesen  und  den  in 
Ligurien  tätigen  Meistern  klar  vor  Augen  liegt. 
Bezüglich  der  Lebensdaten  Foppas  hat  B.  die 
äußerst  verdienstvollen  Forschungen  der  Miß 
Constance  Jocelyn  Ffoulkes  völlig  übersehen. 
Wenn  B.  den  Bergognone  den  bedeutendsten 
Nachfolger  Foppas  nennt,  so  ist  das  unrichtig, 
da  mindestens  Zenale  viel  höher  steht. 

Was  B.  über  Bramante,  Bramantino  und 
dessen  Einwirkung  auf  Luini  und  Gaudenzio 
sagt,  entspricht  ungefähr  den  von  mir  in  früheren 
Aufsätzen  gegebenen  Darlegungen,  deren  Kenntnis 
man  wohl  bei  B.  voraussetzen  muß,  wenn  er 
meinen  Namen  auch  nicht  nennt.  Aber  die  Idee, 


daß  Bramante  auch  als  Plastiker  sich  betätigt 
habe,  ist,  soviel  mir  bekannt,  von  mir  zuerst 
ausgesprochen  worden  und  einen  Beweis,  daß 
B.  meine  Liste  der  Werke  Bramantinos  benützte, 
ohne  sie  in  allen  Fällen  an  den  Originalen  zu 
überprüfen,  gibt  ein  von  ihm  kopierter  Druck- 
fehler, der  sich  in  meinen  ersten  Bramantino- 
aufsatz eingeschlichen  hatte,  im  zweiten  natürlich 
sogleich  richtiggestellt  wurde.  Als  Gegenstand 
eines  Bildes  in  Mezzana,  das  die  Pfingstweihe 
darstellt,  gab  ich  durch  Verwechslung  in  meinen 
Notizen  in  der  ersten  Liste  „Christus  im  Tempel 
lehrend“  an,  und  dieser  Irrtum  ist  schelmischer 
Weise  in  B.s  Liste  übergegangen. 

Für  nichts  mehr  als  ein  kindliches  Spiel  der 
Gedankenlosigkeit  kann  ich  es  halten,  wenn  B. 
sein  Bedauern  darüber  ausspricht,  daß  Leonardo 
nach  Mailand  kam,  wenn  er  sichzu  derPhantasma- 
gorie  versteigt,  die  lombardische  Schule  hätte  eine 
glänzende  selbständige  Entwicklung  bis  auf  einen 
lombardischen  Paolo  Veronese  nehmen  können, 
wenn  nicht  Leonardo  sie  aus  ihrem  Geleise  ge- 
bracht hätte  usw.  usw.  Bei  der  Besprechung 
einzelner  Schüler  Leonardos  berührt  es  komisch, 
Ambrogio  Preda  und  Boltraffio  nicht  auf  Grund 
von  beglaubigten  Werken,  sondern  von  teils 
zweifelhaften,  teils  sicher  nicht  von  ihnen  her- 
rührenden Bildern  charakterisiert  zu  finden. 

Zu  den  Listen,  soweit  sie  .lombardische 
Künstler  betreffen,  will  ich  nun  im  einzelnen 
noch  einige  Anmerkungen  beifügen. 

Vincenzo  Foppa;  beizufügen  das  Fresko 
einer  Augustinerallegorie  in  Terra  verde  in  der 
alten  Libreria  von  S.  Barnaba  zu  Brescia  (um 
1490  gemalt). 

Butinone;  sicher  zu  streichen  der  Madonnen- 
kopf in  Chantilly,  der  von  dem  Meister  der 
Pala  Sforzesca  stammt.  Bei  dem  Treviglio- 
Altar  finde  ich  fast  genau  die  von  mir  1902 
(Repertorium  für  Kunstwissenschaft)  vorgeschla- 
gene Einteilung  übernommen,  desgleichen  die 
Pieta  in  Berlin  und  die  drei  kleinen  Bilder  in 
Bergamo,  Borromeo-Sammlung  und  Pavia,  die 
von  mir  dem  Künstler  zugeschrieben  worden 
sind.  Hinzufügen  kann  ich  heute  noch  ein 
kleines  Bild  der  Vorführung  eines  jugendlichen 
Heiligen  vor  den  Richter  im  Besitze  des  Fürsten 
Liechtenstein,  ferner  einen  zierlichen  Mädchen- 
kopf en  face  bei  Contie  Sola-Busca  in  Mailand 
und  ebenda  in  der  Nonnenkirche  S.  Sofia  un- 
weit der  S.  Maria  della  Passione  ein  1500  da- 
tiertes Madonnenbild.  Mit  Fragezeichan  hat  B. 
viele  nicht  hergehörige  Bilder  in  Butinones  Liste 
eingeschwärzt. 

Zenale;  m.  E.  nicht  hergehörig  die  Ver- 
kündigung bei  Borromeo,  sowie  die  Beschnei- 


Studien  und  Forschungen 


m 


düng  im  Louvre  mit  dem  Monogramm  X L 
und  Datum  1^91. 

Beizufügen  das  von  mir  schon  früher  einge- 
führte Porträt  des  Bischofs  Noveili  der  Borro- 
j meogalerie  (ist  das  derselbe,  den  B.  unter 
I Butinone  nennt?)  und  wohl  audi  ein  unter  dem 
ij  Verlegenheitsnamen  desCesare  de  Sesto  in  der 
i Wiener  Galerie  ausgestelltes  und  von  B.  ge- 
nanntes Jünglingsporträt. 

I Bramantino;  das  von  mir  kopierte,  oben 
erwähnte  Versehen  bezüglich  des  Bildes  in  Mez- 
zana  zu  korrigieren.  Das  Haupt  Johannis  der 
I Sammlung  Vittadini,  sehr  ähnlich  dem  Exemplar 
[ bei  Dr.  Frizzoni,  hat  mit  Bramantino  nichts  zu 
! tun. 

! Ämbrogio  dePredis;  in  dieser  Liste  sind 
I m.  E.  mehrere  verschiedene  Meister  vertreten. 

; Leonardo  selbst  mit  dem  Bildnis  des  Musikers 
: in  der  Ämbrosiana;  der  Miniaturmaler  Cristoforo 

!de  Predis  mit  den  Miniaturen  des  British  Mu- 
seum und  der  Sammlung  des  Fürsten  Trivulzi. 
Und  ist  das  Mädchenbildnis  der  Ämbrosiana, 
[ mit  dem  ein  anderes  in  Krakau  und  ein  Frauen- 
L bildnis  im  Louvre,  beide  von  B.  nicht  genannt, 

I enge  zusammengehören,  wirklich  von  Predis? 

’ Bernardino  de’  Conti;  der  Morellische 
i Conti  von  neuem  aufgeblasen.  Nach  Morelli 
I von  neuem  die  Madonna  Litta  und  die  (fälsch- 
lich 1494  datierte)  Pala  Sforzesca  hereingezogen. 

: Schon  bei  den  nächsten  Verwandten  derselben 
, stutzt  B.  So  kommt  die  Madonna  Cora  zu 
! einem  Fragezeichen.  Madonnen  in  Berlin,  Karls- 
i ruhe,  Würzburg,  Venedig  (Seminario)  haben 
; nichts  mit  Conti  zu  tun.  Wie  B.  die  prachtvolle 
: Madonna  in  Budapest  oder  das  Porträt  der 
Sammlung  Thiem  in  S.  Remo  noch  mit  den  be- 
, glaubigten,  an  Zahl  doch  nidit  geringen  und 
li  über  fast  drei  Jahrzehnte  sich  verteilenden 
' Werken  des  Conti  in  Einklang  zu  setzen  im- 
, Stande  ist,  vermag  ich  nicht  zu  begreifen.  Die 
j bezeichneten  Werke  ergeben  die  von  Bode 
1 schon  längst  klar  und  präzise  ausgesprochene 
I Charakteristik  des  Künstlers,  auf  welche  ich  ver- 
I weise. 

Boltraffio;  auch  hier  hatB.,  wie  ich  glaube, 
ganz  verschiedenartige  Dinge  beigemengt.  Mit 
> großem  Nachdruck  möchte  ich  das  Mädchen  mit 
r dem  Hermelin  der  Czartoryski-Galerie  in  Krakau 
! dem  Leonardo  selbst  zuschreiben;  vermutlich  ist 
es  doch  wohl  das  Porträt  der  Cecilia  Gallerani 
■ und  stammt  aus  der  Zeit  der  Vierge  aux 
> rochers  im  Louvre.  Dann  aber  finden  wir  eine 
f Gruppe  zarter,  farbensdhöner  Bilder,  wie  z.  B. 
t den  Salvator  mundi  in  Bergamo,  die  Madonna 
i bei  Mr.  Salting  (jetzt  in  der  National  Gallery 
1 ausgestellt)  und  andere;  das  sind  frühe  Werke 
{ des  Marco  d’Oggionno,  wie  ich  glaube.  Und 


endlich  finden  wir  einen  Schüler  Boltraffios,  der 
den  Kindern  immer  Mopsgesichter  malt;  von 
ihm  Madonnen  im  Museo  Poldi,  bei  Mr.  Che- 
ramy  in  Paris  und  bei  Exzellenz  Baron  Tücher 
in  Wien.  Äll  das  und  noch  manch  anderes  Bild 
ist  aus  B.s  Liste  zu  streichen,  einzufügen  das 
Porträt  der  Sammlung  Thiem.  Ein  reizendes 
Madonnenbildchen  der  Sammlung  Wittgenstein 
in  Wien,  vom  Besitzer  und  danach  auch  von  B. 
Boltraffio  genannt,  stammt  doch  nicht  von  ihm, 
sondern  von  einem  uns  dem  Namen  nach  noch 
unbekannten  Leonardoschüler.  Dieses  Zusam- 
menstopfen auf  wenige  Namen,  wo  sogar  be- 
kannte ausgelassen  werden  (wie  Francesco 
Napoletano)  oder  mit  keinem  Werke  verbindbar 
sind  (wie  Salaino),  hat  doch  gar  keinen  Sinn. 

Ändrea  Solario;  hier  nennt  B.  aus  der 
Wiener  Sammlung  einen  kreuztragenden  Chri- 
stus, der  mit  Solario  nicht  die  entfernteste 
Ähnlichkeit  besitzt.  Schon  Morelli  hat  bei  diesem 
Bilde  einen  allerdings  etwas  unbestimmt  ge- 
haltenen Hinweis  auf  Luini  gegeben.  Farben, 
sowie  die  höchst  charakteristische  Form  der 
Hand  sprechen  durchaus  für  letzteren.  Der 
Kopf,  durch  spätere  Überarbeitung  etwas  ver- 
ändert, zeigt  immerhin  noch  im  allgemeinen 
Luinis  Typus.  Dafür  aber  nennt  B.  die  tatsäch- 
lich von  Solario  stammende,  von  Morelli  irriger- 
weise für  niederländisch  gehaltene  Salome  im 
Vorrat  der  kaiserlichen  Sammlungen  nicht.  Das 
Porträt  des  Charles  d’Ämboise  im  Louvre  weicht 
völlig  von  Solarios  Ärt  ab.  Ich  weiß  nicht,  wer 
es  gemalt  hat,  gewiß  derselbe,  der  die  Catarina 
der  Münchener  Pinakothek  schuf,  die  B.  als 
„zwischen  Boltraffio  und  Melzi“  nennt,  wofür 
ich  aus  dem  Bilde  keinen  Änhalt  gewinnen  kann. 

In  den  vorstehenden  Notizen  habe  ich  natür- 
lich nur  einige  mehr  prinzipielle  Punkte  zur 
Sprache  gebracht;  es  lag  mir  völlig  fern,  all 
jene  Details  zu  erwähnen,  in  denen  mein  Urteil 
von  dem  B.s  abweicht.  Äudh  sind  in  seinen 
Listen  viele  Bilder  genannt,  die  ich  nicht  kenne. 
Und  darin  liegt  das  hauptsächlichste  und  unleug- 
bare Verdienst  seines  Buches,  auf  so  manches 
Material,  das  bisher  in  der  Literatur  unbekannt 
war,  den  Blick  gelenkt  zu  haben.  Daß  er  in 
der  Freude  am  Bildertaufen  aber  manchmal 
recht  kühne  und  willkürliche  Vermutungen  über 
die  Äutoren  der  einzelnen  Gemälde  in  seinen 
Listen  zu  Worte  kommen  läßt,  das  bewies  mir 
eine  Reihe  seiner  Benennungen,  die  ich  zu- 
fällig in  den  Wiener  Sammlungen  nachzuprüfen 
Gelegenheit  hatte.  Äuch  finden  sich  in  den 
beigefügten  Nummern  irreführende  Versehen. 
Ein  Beispiel:  In  der  Sammlung  des  Grafen 
Lanckorönski  werden  zwei  Porträts  des  Giulio 
Campi  erwähnt,  eines  Künstlers,  der  überhaupt 

29 


i 


442 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


von  B.  mit  einem  erstaunlich  reichen  Oeuvre 
begabt  wurde.  Diese  beiden  männlichen  Por- 
träts sind  nun  voneinander  grundverschieden, 
und  keines  von  beiden  zeigt  m.  E.  eine  nähere 
Verwandtschaft  mit  Giulio  Campi.  Soll  man 
solch  ein  Verfahren  Wissenschaft  nennen?  Un- 
sere Äufgabe  wäre,  zu  differenzieren,  zu  klären, 
zu  präzisieren,  um  so  die  unerläßliche  Vorarbeit 
für  allgemeinere,  historische  Erkenntnisse  zu 
leisten.  B.  hat  die  Forscher  auf  unbeachtetes 
Material  aufmerksam  gemacht,  ich  erwähne 
diesen  positiven  Punkt  noch  einmal,  dafür 
wollen  wir  ihm  danken;  sofern  er  aber  durch 
vage  Sensationen  und  dilettantische  Spielereien 
die  klare  wissenschaftliche  Erkenntnis  trübt, 
lehnen  wir  ihn  durchaus  ab.  Schließt  er  doch 
seine  Äusführungen  mit  dem  Versuche,  durch 
Philosophastereien  die  Inferiorität  der  Barock- 
kunst als  höhere  Notwendigkeit  zu  beweisen, 
wobei  er  sich  allerdings  seine  artige  Äufgabe 
wesentlich  dadurch  erleichtert,  daß  er  Michel- 
angelo und  Correggio  noch  völlig  zur  Renais- 
sance zählt,  Tintoretto  und  Cambiaso  aber 
überhaupt  nicht  erwähnt.  Die  von  verschiedenen 
Seiten  her  unternommenen  Versuche  einer  klaren 
Formulierung  des  Wesens  der  Barockkunst  wer- 
den einerseits  ein  genaues  Studium  ihrer  Einzel- 
heiten zur  Folge  haben,  anderseits  dazu  führen, 
klare  wissenschaftliche  Erkenntnis  und  zufällig 
gerade  herrschende  Geschmacksrichtung  von- 
einander säuberlich  zu  scheiden.  Glauben  wir, 
daß  derartigen  klaren  Erkenntnissen  die  Zukunft 
gehören  werde,  so  können  wir  auch  diesem 
Schlußessay  des  Berensonschen  Buches  keine 
besondere  Bedeutung  beimessen,  wie  wir  ge- 
stehen müssen,  daß  unsere  Kenntnis  der  lom- 
bardischen Kunst  durch  ihn  weder  vertieft  noch 
geklärt  worden  ist. 

s 

R.  STIÄSSNY  ZUM  THEMÄ  DES 
DONÄUSTILES 

Eine  notgedrungene  Selbstwehr.^) 
Von  Hermann  Voss. 

Trotz  der  Verkappung,  in  die  R.  Stiassng 
seine  Äusführungen  über  die  „Donaumalerei“  zu 
kleiden  für  richtig  befunden  hat,  trotz  dem 
Datum  ihrer  Entstehung  geben  sic  sich  doch 
jedem  sogleich  als  Fortführung  einer  bereits  an 
anderer  Stelle  eröffneten  Polemik  gegen  meine 
Person  zu  erkennen. 

Nicht  gegen  die  Sache,  wie  St.  vorgibt.  Was 
er  dartun  will,  ist  allem  Änschein  nach,  daß 


*)  Zu  dem  Aufsatz  von  Robert  Stiassny  in  dem  gleichen 
Hefte  dieser  Zeitschrift. 


nicht  ich,  sondern  er  allein  befähigt  war,  „die 
eigentlichen  Probleme  des  Donaustils“  zu  lösen. 

— Mit  welchem  Rechte,  wird  sich  zeigen.  — 
Sein  wirkungsvollstes  Kampfmittel  ist  das  fol- 
gende: er  stellt  cs  so  hin,  als  seien  die  neuen 
Resultate  meines  Buches,  deren  Richtigkeit  er 
nicht  leugnet,  ja  gar  nicht  mein  Eigentum,  son- 
dern übernommen  von  anderen  Forschern  — 
nein:  sagen  wir  ehrlich,  anderen  Forschern  rück- 
sichtslos vorweggenommen.  („Nach  dem  Grund- 
sätze der  Ärbeitsteilung.“) 

Es  handelt  sich  vor  allem  um  das  erstmals  i 
von  mir  zusammcngestellte  und  genau  analy-  ; 
sierte  Werk  des  Malers  Wolf  Huber.  Bereits 
im  Sommer  1905  machte  ich  in  Wien  die  Be- 
stimmung der  beiden  vielverkannten  Bilder  in  ; 
der  k.  Galerie  auf  Huber,  und  schon  damals 
teilte  ich  meine  Änsicht  mündlich  mehreren 
Wiener  Forschern  mit.  Da  ich  nicht  unbe- 
dingten Änklang  fand,  beschloß  ich  meine  Zu- 
weisung näher  zu  begründen,  was  im  ersten 
Teil  meines  Buches  geschah.  Ein  halbes  Jahr 
nach  dessen  Erscheinen  wurde  eine  Dissertation  . 
über  Huber  veröffentlicht,  die  ebenfalls  die  Be- 
stimmung auf  den  Passauer  Meister  brachte,  ■ 
aber  nach  einer  privaten  Mitteilung  Friedländers, 
der  unabhängig  von  mir  auf  die  Zuschreibung 
gekommen  war,  ohne  sie  jedoch  damals  oder 
später  öffentlich  bekannt  zu  geben  oder  näher  ; 
zu  begründen.  Riggenbach  macht  ihn  auf  diese 
beiläufige  Mitteilung  hin  — ein  halbes  Jahr  nach 
Erscheinen  meines  ausführlichen  stilkritischen  Be-  i 
weises,  dem  er  beistimmt,  2V2jahr  nach  münd-  ! 
lieber  Bekanntgebung  meiner  Änsicht  — zum 
Urheber  der  Ättribution  — und  Stiassny  schreibt 
das,  ohne  nachzudenken,  einfach  von  ihm  ab.  j 

Ich  gestehe  weder  auf  die  Zuweisung  der 
Wiener  noch  der  St.  Florianer  Bilder  ein  über-  I 
mäßiges  Gewicht  zu  legen,  aber  gegenüber  der 
ganz  nebensächlich  hingeworfenen  Bemerkung  | 
Stiassnys,  die  Ättribution  sei  von  Friedländer,  ' ; 
kann  ich  schon  deshalb  nicht  schweigen,  weil  ® 
es  nach  seinen  Worten  den  Änschein  haben 
könnte,  als  habe  ich  von  jener  Seite  her  eine  ' 
Ändeutung  empfangen,  ohne  davon  etwas  zu 
sagen.  ' 

Äuch  in  Sachen  der  St.  Florianer  Bilder  : 
sucht  mir  St.  meine  Zuweisung  abwendig  zu  ; 
machen,  und  zwar  diesmal  auf  eine  bei  weitem  : 

— originellere  Ärt.  „Zwei  wildbewegte  Pas-  > 
sionsszenen,“  sagt  er,  „auf  die  W.  Schmidt  i 
hingewiesen  hat“.  Nach  dem  Zusammenhang  . e 
muß  hier  jeder  annehmen,  daß  Schmidt  auf  sie  | 
als  Werke  Hubers  hinwies,  in  Wahrheit ! i 
hielt  er  sie  nur  für  Ärbeiten  des  Wiener  Mei-  ; / 
Sters,  den  er  mit  einem  der  Beham  identifizierte. , r 
Was  richtig  in  dieser  Beobachtung  war,  hatte  |s 


Studien  und  Forschungen 


443 


ich  in  meiner  Ärbeit  keineswegs  versdiwiegen, 
sondern  ausdrüddich  hervorgehoben.  — Möge 
es  genügen,  auf  dies  Verfahren  Stiassngs  die 
Äufmerksamkeit  gelenkt  zu  haben  — eine 
nähere  Charakteristik  erübrigt  sich  wohl. 

Daß  St.  voreingenommen  gegen  mich  ist, 
beweisen  auch  folgende  Sätze.  „Da  V.  Gestalt 
und  Entwicklung  des  Mannes,  ohne  auf  sein 
Milieu  in  Feldkirch  wie  in  Passau  zu  achten, 
einfach  in  die  Luft  gezeichnet  hatte,  mußte  ihm 
das  Wagnis  vollends  mißglücken,  andere  Künstler 
an  ihn  anzuknüpfen.  So  reiht  er  zwar 
richtig  Melchior  Feselen  unter  seine  Ge- 
folgsleute an,  wirft  ihn  aber  mit  dem  aus- 
gezeichneten Maler  der  Holzschuher- Bilder, 
wahrscheinlich  einem  in  Frankfurt  tätig  ge- 
wesenen Dürer -Schüler,  zusammen,  ein  in 
einem  Nachwort  nur  unvollständig  berich- 
tigter Irrtum“.  (Die  fettgedruckten  Worte 
von  mir  herausgehoben.)  Man  überlese  diese 
Worte:  zweimalige  Negation  eines  selbst  eben 
ausgesprochenen  Tadels,  das  letzte  Mal  mit 
einer  Einschränkung,  die  in  keiner  Weise  be- 
gründet wird  und  zu  begründen  ist.  Wozu 
dieser  Eiertanz?  Nur  darüber  hinwegzuleiten, 
daß  ich  Feselen  ganz  richtig  an  Huber  angeknüpft 
habe.  Und  was  will  das  besagen:  ich  habe 
„Gestalt  und  Entwicklung  des  Mannes,  ohne 
auf  sein  Milieu  in  Feldkirch  wie  in  Passau  zu 
achten,  in  die  Luft  gezeichnet“?  Was  weiß 
denn  St.  selber  über  dieses  angebliche  Milieu? 
Was  wußte  er  ohne  meine  Bestimmungen 
überhaupt  von  ihm?  Spricht  er  von  der  künst- 
lerischen Gefolgschaft  des  Meisters?  Dann  ver- 
wundere ich  mich  über  seine  Oberflächlichkeit, 
die  ihn  über  einen  ganzen  Abschnitt  meiner 
Arbeit,  über  die  Bilder  in  Bregenz  und  Schleiß- 
heim (die  er  freilich  kaum  kennen  wird),  über 
den  Meister  H.  W.  G.  und  andere  Dinge  einfach 
hinweglesen  läßt.  Verwundere  mich  über  die 
Selbstverständlichkeit,  mit  der  er  die  Tafeln  der 
Sebastians-  und  Florians-Legende  zu  St.  Florian 
mit  Huber  verbindet,  mit  dem  sie  auch  nicht 
das  Geringste  zp  tun  haben  und  daran  sofort 
den  Vorwurf  knüpft,  ich  erledige  die  Bilder  zu 
shnell.i) 

Trotz  solchen  kleinen,  sagen  wir  literarischen 
Hilfsmitteln  langt  St.  mit  dem  Eigenen  mir 
gegenüber  nicht  aus.  Die  Dissertation  Riggen- 
bachs, die  er  in  übertriebenster,  durchsichtigster 
Weise  gegen  mich  herausstreicht,  muß  ihm 

Friedländer  legt  diesen  Tafeln  mitsamt  der  nahe- 
stehenden Sigmaringer  „Anbetung  der  Könige“  und  einem 
letzthin  in  London  ausgestellten  „Absdiied  Christi“  in  eine 
bestimmte  Periode  Altdorfers  (um  1520).  Von  Huberscher 
Art  ist,  wie  gesagt,  gar  keine  Rede,  vielmehr  stehen  alle 
jene  Arbeiten  Altdorfer  ganz  besonders  nahe,  obgleidi 
sie  m.  E.  nidit  von  ihm  selbst  sind.  Das  von  St.  genannte 
Salzburger  Bild  weist  einen  anderen  Stil  auf. 


weiterhelfen  — obwohl  mich  R.,  der  dieWie- 
ner  Bilder  gar  nicht  gesehen  hat,  hier 
eingestandenermaßen  einfach  benutzt  und  aus- 
schreibt, mehrfach  unter  wortwörtlicher  Zitierung 
meiner  Arbeit.  (Wie  denn  auch  Stiassnys  ge- 
samte „Würdigung“  Hubers  in  allen  Punkten 
lediglich  eine  Aufwärmung  dessen  bedeutet, 
was  ich  selber  geschrieben  hatte  — sogar  dem 
Stile  nach.)  Trotzdem  St.  also  Riggenbachs 
Arbeit  ernsthafterweise  überhaupt  nicht  gegen 
mich  ausnutzen  konnte,  sagt  er  doch  (an  anderer 
Stelle)  wörtlich  das  folgende:  „Wie  viele  un- 
richtige und  heute  schon  veraltete  Dinge  z.  B. 
in  einem  einzigen  Kapitel  seiner  noch  nicht  vor 
Jahresfrist  erschienenen  Monographie  über  den 
Donaustil  stehen,  kann  er  (Voß)  in  der  treff- 
lichen Baseler  Dissertation  von  R.  über  Wolf 
Huber  nachlesen“.  Mit  Verlaub,  Herr  Stiassng, 
wo  stehen  diese  veralteten  Dinge  und  wo  be- 
richtigt mich  R.?  Er  selber  beschränkt  sich  im 
Vorwort  seiner  Arbeit  zu  sagen,  er  habe  „einige 
wenige  Einzelheiten  unserer  Arbeiten  richtig 
gestellt“.  („Unserer“  von  mir  herausgehoben.) 
Und  so  entspricht  es  der  Wahrheit.  Die  Zeich- 
nungen Hubers,  von  denen  ich  in  meiner 
Monographie  über  den  Maler  nur  beiläufig 
gehandelt  habe,  kennt  R.  spezieller  als  ich, 
deshalb  bin  ich  gern  geneigt,  mich  hier  von 
ihm  in  ein  paar  ganz  unwesentlichen  Einzel- 
heiten belehren  zu  lassen^)  — , dagegen  wider- 
spreche ich  ihm  lebhaft,  wenn  er  die  Predella 
des  Feldkircher  Altares  mit  der  Vera  Ikon 
Huber  nehmen  will,  um  sie  — ganz  unbegreif- 
licherweise — der  Nürnberger  Schule  zuzuweisen, 
nur  weil  ein  Kupferstich  (B.  18)  Dürers  benutzt 
ist.  Weder  die  Landschaft  noch  das  Kolorit 
hat  irgend  etwas  Nürnbergisches,  zudem  bildet 
die  Darstellung  einen  wesentlichen  Teil  des 
einzig  beglaubigten  Huberschen  Werkes  und 
kann  dem  Meister  schon  deshalb  nicht  ohne 
Gewalt  genommen  werden.  Auch  Riggenbachs 
Deduzierung,  das  Bild  sei,  weil  eine  „genaue 
Kopie“  nach  Dürer,  nicht  von  Huber,  ist  falsch, 
denn  tatsächlich  sind  Vorbild  und  Nachbildung 
ganz  wesentlich  voneinander  verschieden,  schon 
durch  die  von  Huber  frei  hinzugefügte,  ganz 
in  seinem  Sinne  gehaltene  Landschaft.  Eine 
absolute  Willkür  ist  es  ferner,  wenn  R.  u.  a. 
eine  von  1514  (!)  datierte  Zeichnung  mit  der 
Verkündigung  an  Joachim  bei  Liechtenstein 
(Alb.  Publ.  937)  als  Studie  für  einen  vermeint- 
lichen Flügel  zum  Feldkircher  Altar  ausspricht. 


')  Aber  nicht  in  der  Frage  der  Mündiner  Zeichnung. 
Schm.  Publ.  No.  91  und  des  damit  zusammengehörigen 
Erlanger  Blattes.  Letzteres  trägt  ein  m.  E.  völlig  ein- 
wandfreies Monogramm  und  beide  Zeichnungen  weichen 
von  Hubers  Stile  ganz  beträchtlich  ab. 


m 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


der  seinerseits  die  Jahreszahl  1521  trägt  und 
die  Beweinung  Christi  (!)  darstellt.  Äbge- 
sehen  davon,  daß  ein  soldier  imaginärer  Flügel 
doch  wenigstens  der  oberen  (geschweiften)  Um- 
rißlinie  des  Mittelbildes  zu  folgen  hätte,  wie 
steht  es  denn  mit  dem  Ikonographischen? 

Soviel,  um  zu  zeigen,  wie  mich  R.  „berich- 
tigt“. St.,  der,  wie  gesagt,  einfach  reproduziert, 
was  von  mir  über  die  verschiedenen  Gemälde 
Hubers  gesagt  war,  hat  dagegen  gemeint,  in 
etwas  seine  Originalität  bekräftigen  zu  müssen 
und  wählt  hierzu  die  künstlerische  Wertung  — 
wie  e r sie  versteht.  „Ziemlich  wüste  und 
grelle  Arbeiten,  in  der  Komposition  zerfahren, 
im  Ausdrucke  karikiert“  — , mit  phrasenhafteren, 
abgebrauchteren  Worten  konnte  man  den  beiden 
so  persönlichen  und  eigenartigen  Bildern  in 
Wien  nicht  beikommen,  noch  sie  verkehrter 
charakterisieren.  An  längst  verklungene  Zeiten 
dilettantischer  Kunstliebhaberei  gemahnt  vollends, 
wenn  St.  bemerkt,  die  linke  Randfigur  auf  der 
Wiener  „Allegorie“  sei  „möglicherweise  ein 
Selbstporträt  des  gealterten  Meisters,  dessen 
Autorschaft  an  dem  Bilde  nunmehr  mit  urkund- 
licher Sicherheit  feststeht“.  „Mit  urkundlicher 
Sicherheit“?  Wegen  eines  von  St.  ohne  jede 
Gründe  in  das  Bild  hineininterpretierten  Selbst- 
porträts? Weiß  denn  St.,  wie  Huber  aussah 
und  könnte,  wenn  die  betreffende  Figur  wirklich 
ein  Porträt  des  Malers  der  Tafel  wäre,  dieser 
nicht  ebenso  gut  Altdorfer  oder  Schöpfer  heißen? 
— Zu  den  in  London  s.  Z.  ausgestellten  Bild- 
nissen werde  ich  auch  jetzt  noch  mich  nicht 
näher  äußern  und  ziehe  vielmehr  vor,  mich 
durch  Autopsie  erst  gründlich  zu  unterrichten. 
St.,  aus  dessen  Worten  nicht  zu  erkennen  ist, 
ob  er  selber  die  Bilder  sah,  geht  wieder 
mit  ein  paar  allgemeinen  Redensarten  um  sie 
herum  — da  ich  die  Bildnisse  kurz  erledigte,  lobt 
er  sie  natürlich  — : Friedländer,  der  sie  wirklich 
gesehen  hat,  bezeichnet  sie  einfach  als  „unerfreu- 
lich“.i)  Ähnlich  urteilen  auch  Riggenbach  und 
Dülberg. 

Wie  für  den  Maler,  so  hat  St.  auch  für  den 
Bildschnitzer  Huber  meine  Aufstellungen  an- 
genommen; und  da  es  ihm  hier  nicht  möglich 
war,  meine  Autorschaft  an  der  Wiederfindung 
dieser  Persönlichkeit  zu  leugnen,  so  sucht  er 


sich  die  bittere  Tatsache  durch  gewundene 
Ausdruckweise  zu  versüßen.  Natürlich  ist  mein 
Verdienst  keineswegs  ungetrübt:  „in  Feldkirch 
selbst  hat  V.  unterlassen,  sich  nach  anderen 
Leistungen  des  Bruders  umzusehen“.  So  wenig- 
stens meint  St.  In  Wahrheit  sind  V.  sowohl 
die  Arbeiten  in  der  Pfarrkirche  (kleinere  Frag- 
mente des  zerteilten  Beweinungsaltares),  wie 
eine  von  St.  beschwiegene,  viel  interessantere 
Anna  selbdritt  in  Bregenz  bekannt,  allein  inner- 
halb eines  ohnehin  ziemlich  weitschichtigen 
Buches  über  Malerei  wären  so  eingehende  Details 
wohl  nicht  angebracht  gewesen,  zumal  die  Liste 
des  Bildschnitzers  Huber  noch  keineswegs  abge- 
schlossen ist.^). 

Weitaus  schlimmer  als  beim  ersten  erweist 
sich  die  Unzulänglichkeit  Stiassnys  gegenüber 
dem  zweiten  und  dritten  Teil  meiner  Arbeit. 
Über  den  in  gewisser  Weise  wichtigsten,  zu- 
sammenfassenden dritten  Abschnitt  bekommt 
der  Leser  überhaupt  — außer  ein  paar  allge- 
mein aburteilenden  Phrasen  am  Schluß,  die 
wohl  bei  St.  auf  Vorrat  lagerten  — nichts  zu 
hören.  Wenn  er  „von  einer  starken  Vor- 
neigung zu  abstraktem  Theoretisieren,  einem 
Zuviel  an  Spekulation“  spricht,  so  scheint  er 
dabei  eine  gänzliche  Unbekanntschaft  der  Leser 
mit  dem  in  Frage  stehenden  Abschnitt  voraus- 
zusetzen, denn  es  ist  immer  vom  Objekt  selber, 
von  der  reinen  Anschauung  ausgegangen.  Ob 
mir  ein  entsprechendes  Vermögen  künstlerischer 
Betrachtung  zu  Gebote  steht,  das  zu  entscheiden 
ist  freilich  nicht  Stiassnys  Sache,  ebensowenig 
ob  meine  Analysen  „überwundene  Gefühls- 
ästhetik“ sind  oder  nicht.  Allerdings  geht  ja 
manchen  Forschern  das  ästhetische  Fühlen  in 
einem  Maße  ab,  daß  es  gescheit  von  ihnen  ist, 
davon  als  von  einer  „überwundenen“  Sache  zu 
sprechen  — mögen  Sie  sich  ihrer  Vorgeschritten- 
heit  freuen,  aber  uns  nicht  in  unserer  unzeit- 
gemäßen Betrachtungsart  stören.  Auch  in  Sachen 
literarischen  Stiles  möge  uns  mit  kompromit- 
tierenden Lobe  verschonen,  wer  — wie  St.  — 
mit  der  deutschen  Sprache  und  Syntax  auf  fort- 
gesetztem Kriegsfuße  lebt.  (Siehe  den  Satz 
„Beurkundet“  usw.,  Worte  wie  „Malsphäre“, 
„danubische  Neigungen“  u.  a.) 

Bliebe  es  nun  in  Stiassnys  Urteilen  bei  der 


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1 

ij 

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y st.  läßt  es  sidi  natürlidi  nicht  entgehen,  daß  idi 
einem  der  Bilder  versehentlich  einen  falschen  Standort 
gegeben  habe.  Äudh  die  bei  mir  fehlende  Jahreszahl  1519 
(auf  dem  Kaufmannsdien  Bild),  die  von  Friedländer  ge- 
funden ward  (sie  ist  sehr  versteckt  angebracht)  wird 
selbstredend  gehörig  gegen  mich  ausgenutzt,  dagegen 
verschwiegen,  daß  ich  das  Bild  auch  ohne  sie  voll- 
ständig richtig  angesetzt  habe.  Die  beiden  Wappen  der 
Allegorie  bestimmte  St.  selbst  — das  einzige,  was  er 
herausgebracht  hat  — , nachdem  Lokalisierung  und  Da- 
tierung von  mir  gegeben  waren. 


y Die  Bearbeitung  der  bayerischen  Plastik  nach  1500  > 

ist  noch  im  Flusse  begriffen;  Forscher  wie  Bode,  Habich, 
Halm  u.  a.  haben  sich  ihr  zugewandt.  Es  ist  darum  un- 
berechtigt einen  Vergleich  der  Malerei  der  Donaulande 
mit  der  Plastik  zu  vermissen,  denn  schließlidi  wird  doch 
St.  nicht  erwarten,  daß  ich  alle  diese  Fragen  allein  lösen 
soll.  Gegenüber  den  zwei  von  St.  abgebildeten  Huber- 
artigen Gruppen  kann  idi  nidit  umhin  zu  bemerken,  daß  | • 
der  Richtung  des  Meisters  ungemein  viele  Arbeiten  an-  i 

gehören,  und  daß  nach  Halms  Aufsatze  und  meinem  Buche  t 

zahlreiche  Bestimmungen  auf  ihn  gemacht  worden  sind.  a 


Studien  und  Forschungen. 


445 


bloßen  Unzulänglichkeit!  Was  aber  weit  be- 
denklicher ist  als  diese,  sind  seine  Tendenzen 
fremde  Gedankengänge  zu  entstellen,  um  sie 
herabwürdigen  zu  können.  Was  will  es  denn 
beispielsweise  heißen,  wenn  St.  von  „schön- 
geistigen Exzessen  von  der  Ärt  des  Vergleiches 
Wolf  Hubers  mit  Älbertinelli  oder  gar  Ältdorfers 
mit  — Giorgione“  spricht?  Ich  verwahre  mich 
entschieden  dagegen,  Huber  irgendwo  mit  Älber- 
tinelli verglichen  zu  haben,  vielmehr  habe  ich 
von  einer  bestimmten.  St.  sicherlich  unbe- 
kannten Komposition  Hubers  gesagt,  sie  gehe 
auf  ein  in  Italien  geläufiges  Schema  zurück, 
und  als  Beispiel  Älbertinellis  Verkündigung  in 
der  Äkademie  genannt.  So  der  Tatbestand! 
Ebenso  handelt  es  sich  im  Falle  Giorgione-Ält- 
dorfer  um  stilkritische  Bemerkungen,  die  man  be- 
zweifeln mag,  die  man  aber  sachlicher  Weise 
niemals  „schöngeistige  Exzesse“  nennen  kann. 

Äuch  den  allgemeinen  „Vergleich“  zwischen 
Venedig  und  dem  Donaustil,  den  ich  allerdings 
gezogen  habe,  stellt  St.  wieder  in  falschem 
Lichte  dar:  es  handelt  sich  hier  keineswegs  um 
eine  willkürliche  „schöngeistige“  Zusammen- 
stellung, vielmehr  laufen  wirklich  schon  seit 
dem  XV.  Jahrhundert  Beziehungen  zwischen  der 
oberitalienischen  und  süddeutschen  Malerei, 
wovon  einiges  bei  mir  zu  lesen,  anderes  sonst 
gelegentlich  beobachtet,  wenig  in  endgültiger 
Form  niedergelegt  ist.  Daß  speziell  die  Donau- 
leute mit  den  gleichzeitigen  Italienern  Zusammen- 
hängen, beweisen  weniger  die  gelegentlichen 
Kopien  italienischen  Stiche  oder  Niellen  als  das 
Äuftauchen  verwandter  Vorstelluagszeichen  hier 
und  dort,  wofür  ich  St.  wieder  auf  den  dritten 
Teil  meiner  Ärbeit  verweise  — zur  besseren 
Information.  Sollte  er  uns  nochmals  die  Mär 
von  den  „schöngeistigen  Exzessen“  auftischen 
wollen,  so  würde  er  beweisen,  daß  er  mich 
nochmals  nur  flüchtig  gelesen  hat  oder  — mich 
nicht  verstehen  will. 

Sein  schwerstes  Geschütz  hat  St.  gegen  den 
zweiten  Teil  meiner  Ärbeit  gerichtet;  und  hier 
bringt  er  endlich  ein  paar  Bemerkungen  über 
die  Quellen  des  Donaustiles,  die  wenigstens 
eine  kurze  Widerlegung  verdienen.  Nach  St. 
nämlich  ist  der  Donaustil  nichts  anderes  als  eine 
in  die  Donauebene  verpflanzte  „Älpenrenais- 
sance.“  (Was  diese  letztere  sei,  bleibt  vor- 
läufig sein  Geheimnis).  H.  W.  Riehl  muß  ihm 
dazu  dienen,  seine  Änsicht  probabel  zu  machen. 
Steigt  nun  aber  wirklich  die  Kunst  von  den 
Gebirgen  den  Flüssen  nach  in  die  Ebene?  Ich 
glaube,  das  nächstliegende  Beispiel,  der  Rhein, 
lehrt  das  Gegenteil.  Denn  die  früheste  Land- 
schaft mit  künstlerischer  Kultur  waren  die 
Niederlande  resp.  überhaupt  der  Niederrhein 


(sog.  Meister  Wilhelm,  die  Eycks),  dann  re- 
flektierte die  Kunst  dieser  Gebiete  auf  die  fluß- 
aufwärts gelegenen  Lande  (Konrat  Witz;  Isen- 
mann  und  Schongauer),  und  erst  gegen  1500 
bekam  die  Schweiz  eine  von  Schongauer  stark 
beeinflußte,  ihn  bäuerlich  vergröbernde  Kunst 
(Meister  n.  d.  Nelke,  Fries).  Älso  genau  das 
Umgekehrte  von  Riehl-Stiassnys  Meinung.  Äuf 
wessen  Seite  ist  die  „Vorneigung  zu  abstraktem 
Theoretisieren  und  das  Zuviel  an  Spekulation?“ 

Prüft  man  die  einzelnen  Kunstdenkmale* 
die  St.  als  Stützen  seiner  These  vorbingt,  so 
staunt  man,  daß  alle  erst  aus  der  Zeit  nach 
1506,  dem  Jahre  von  Ältdorfers  künstlerischem 
Debüt,  und  gleicherweise  nach  1507  (als  seine 
frühesten  Bilder  entstanden)  herrühren.  So  be- 
weisen all  diese  z.  T.  ganz  bedeutungslosen 
Bilder  lediglich,  daß  man  in  Tirol,  Steier- 
mark usw.  um  1510—20  ähnlich  wie  im  an- 
grenzenden stammverwandten  Bayern  malte. 
Dazu  der  Lärm?  Wenn  St.  nun  weiter  folgert, 
ich  hätte  um  der  „kunstethnographischen  Ein- 
heit“ willen  alle  diese  Länder  hinzunehmen 
müssen,  so  überschätzt  er  einmal  die  Bedeutung 
jener  Gebirgskunst  und  verwirrt  außerdem  die 
mühsam  geklärten  Begriffe  über  das,  was 
„Donaustil“  ist. 

Gewiß  kann  der  Donaustil  in  seiner  Ent- 
stehung nicht  verstanden  werden  ohne  Heran- 
ziehen der  tiroler  Kunst  und  namentlich 
Pachers,^)  aber  mindestens  ebenso  wesent- 
lich waren  die  Änregungen,  die  von  Norden 
kamen.  Der  junge  Cranach,  einer  der  wich- 
tigsten Vorläufer  Ältdorfers,  war  doch  von 
Geburt  ein  Franke;  und  daß  es  Dürerische  Än- 
regungen sind,  die  er  der  bayerischen  Kunst 
aufgepropft  hat,  meine  ich  deutlich  gesagt  und 
dargetan  zu  haben.  Äuch  die  Rolle  des  M.  Z., 
auf  die  St.  einzugehen  für  überflüssig  hält, 
wurde  zur  Genüge  erörtet.  Dagegen  findet  sich 
die  Linie  von  Pfenning  über  Furtmeyr  und 
Frühauf  zu  Ältdorfer  so,  wie  sie  St.  zieht,  nicht 
bei  mir,  schon  deshalb  nicht,  weil  Pfenning  und 
Furtmeyr  gar  nicht  miteinander  Zusammen- 
hängen. Äuf  Furtmeyr  als  ideellen  Vorläufer 
Ältdorfers  verwiesen  schon  andere  (vor  allem 
Friedländer),  doch  halte  ich  die  Einflüsse  der 
Künstler  dieser  „Linie“  für  weitaus  weniger 
ausschlaggebend  denn  andere,  eingehend  von 
mir  erörterte  Faktoren. 


y Pachers  Einfluß  auf  Altdorfer,  den  ich  durch  Nach- 
weis direkter  Entlehnungen  festgestellt  habe,  ist  für  den 
Donaustil  von  entscheidender  Bedeutung  gewesen.  Da- 
mit rechtfertigt  sich  ohne  weiteres  die  Abbildung  des 
Altares  von  St.  Wolfgang.  Die  hierbei  von  St.  aufge- 
stellte Behauptung  über  sein  Verhältnis  zu  Illustrations- 
vorlagen des  Budies  hat  er  wohl  die  Güte  näher  zu 
kennzeidinen  und  zu  — beweisen. 


446 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


In  der  Einteilung  des  oberdeutschen  Gebietes 
bin  ich  nicht  bloß  von  St.,  sondern  auch  sonst 
mißverstanden  worden:  offenbar  war  der  radi- 
kal von  mir  durchgeführte  Gedanke  einer  Äuf- 
hebung  der  kunsthistorisch  sanktionierten  Grenz- 
sperren zu  überraschend.  Wenn  St.  aber  be- 
hauptet, ich  habe  die  ganze  südbayerisdie 
Hochfläche  mit  dem  Zentrum  Äugsburg 
zum  Donaustil  geschlagen,  so  ist  das  wieder 
einfach  unrichtig,  vielmehr  habe  icäi  gelegent- 
lich im  ersten  wie  auch  in  dem  St.  so  mangel- 
haft bekannten  dritten  Teil  einen  ausdrücklichen 
Gegensatz  zu  Äugsburg  konstatiert.  Im  XV. 
Jahrhundert  allerdings  liegen  die  Dinge  noch 
nicht  so;  gerade  der  von  Stiassng  erwähnte 
Meister  von  St.  Moritz  beweist,  daß  die  Äugs- 
burger  Malerei  damals  durchaus  im  Fahrwasser 
der  übrigen  Kunst  südlich  der  Donau  segelte. 
Was  St.  anscheinend  nicht  begreift,  ist,  daß  im 
XV.  und  XVI.  Jahrhundert  das  Verhältnis  der 
einzelnen  Landschaften  zueinander  fortwährend 
wechselte,  sodaß  eine  jede  einseitige  Einteilung 
uns  die  Erkenntnis  der  sehr  differenzierten  Sach- 
lage raubt.  Gerade  aus  diesem  Grunde  war  es 
andererseits  notwendig,  den  Begriff  des  Donau- 
stiles eng  zu  begrenzen  — nach  Ort  und  Zeit 
weiter  gefaßt,  würde  er  den  Händen,  die  ihn 
fassen  wollen,  entschlüpfen. 

Noch  ein  weiterer,  öfters  beobachteter  Zu- 
sammenhang wird  von  St.  in  falschem  Lichte 
dargestellt.  Denn  es  genügt  nicht  zu  betonen, 
daß  zwischen  dem  Donaustil  und  der  gleich- 
zeitigen Schweizer  Malerei  Ähnlichkeiten  be- 
stehen, vielmehr  handelt  es  sich  um  ein  bereits 
im  XV.  Jahrhundert  zu  beobachtendes  Phänomen 
— schon  von  Witz  an  — ; Meister  wie  der  „mit 
der  Nelke“  genannte  oder  Hans  Fries  klingen 
so  vornehmlich  an  Salzburger  Maler  wie  Frühauf 
an  als  nur  irgendwie  Leu  oder  Graf  an  die 
Donauleute.  Stiassngs  Gedanke,  auch  hier  die 
„Älpenrenaissance“  einzuführen,  ist  also  nicht 
bloß  an  sich  abenteuerlich,  sondern  würde  auch 
garnicht  einmal  das  Problem  erklären,  das  uns 
wieder  nur  die  Erkenntnis  einer  künstlerischen 
Gemeinsamkeit  ganz  Oberdeutschlands  lösen  hilft. 

Nun  genug  der  Diskussion  über  den  „Ur- 
sprung“ des  Donaustiles.  Man  kann  fragen, 
weshalb  St.  bei  so  mangelhaften  Informationen 
doch  eine  ausführliche  Kritik  meines  Buches 
schrieb.  Daß  ihn  die  Übergehung  seiner  an- 
geblichen Verdienste  um  Pfenning  gekränkt  hat, 
legt  er  uns  selber  in  den  Mund,  denn  noch  in 
jedem  seiner  gesammelten  Äufsätze  und  Inse- 
raten gegen  mich  war  ausdrücklich  zu  lesen, 
daß  er  cs  sei,  dem  man  die  „Einordnung 
Pfennings  und  seiner  Leute  in  die  österreichische 
Schule“  zu  danken  habe.  Immer  seinen  eigenen 


Worten  nach  hätte  ich  mir  dieses  Forschungs- 
ergebnis zwar  „angeeignet“,  aber  den  „Ur- 
heber“ „ignoriert“.  Darauf  entgegne  ich,  daß 
um  Pfennings  Lokalisierung  andere  Forscher  ' 
denn  doch  weit  entscheidendere  Verdienste 
haben,  als  St.  Äbgeschen  davon,  daß  die  ältere 
Forschung  mit  ihr  schon  längst  als  bekanntem 
Faktor  rechnete,  gab  ihr  R.  Vischer  bereits  | 
1886, 10  Jahre  vor  St.,  eine  solide  ikonographischc  ! 
Grundlage,  die  durch  Thode,  auf  Grund  der  von  i 
ihm  bemerkten  Beziehungen  Pfennings  zum 
Tuchermeister,  nur  vorübergehend  erschüttert 
wurde.  Äucdi  die  bis  ins  einzelne  gehende 
Ähnlichkeit  des  Wiener  Bildes  mit  derLaibschen  | 
Kreuzigung  in  Graz  ward  nicht  von  St.,  sondern  | 
von  Johann  Graus  (1891)  gefunden,  die  In- 
schriften der  Tafel,  auf  die  sich  St.  viel  zugute 
tut,  von  Eitelberger  bemerkt  und  von  Wustlcr  | 
als  Künstlcrsignaturen  gedeutet.  Stiassngs  „Ver-  || 
dienst“  beschränkt  sich  darauf,  das  wiederum  1 
von  anderer  Seite  publizierte  Inventar  der  I 
1806—07  von  Salzburg  nach  Wien  gekommenen  1 
Bilder  herzugenommen  und  eine  darin  genannte  jj 
Kreuzigung  von  1447  auf  das  von  1449  datierte  I 
Pfenningsche  Bild  bezogen  zu  haben  — eine  la 
Identifizierung,  die  trotz  der  Datendifferenz  l 
richtig  sein  mag  — vorausgesetzt,  daß  man  In 
Dank  den  Beobachtungen  Vischers  und  Graus’  jj 
die  Wiener  Kreuzigung  ohnehin  für  öster-  k 
reichisch  halten  darf.  Somit  besteht  der  ganze  :S' 
Hnteil  Stiassngs  allerhöchstens  darin,  daß  er 
einem  längst  vollendetem  Gebäude  einen  eigent-  i 
lieh  entbehrlichen  Äbschluß  nach  oben  gab.  Wie  |' 
er  demgegenüber  und  nach  seiner  eigenen  |: 
früheren  durchaus  objektiven  Darstellung  der  j 
Sachlage  darauf  verfallen  konnte,  sich  als  Äutor  j 
der  Lokalisierung  Pfennings  zu  rühmen  und  als  | 
solcher  hervorgehoben  sein  zu  wollen,  ist  mir  j: 
unverständlich.  i 

Überhaupt  ist  St.  durchaus  kein  Kenner  j 
Pfennings.  So  hielt  er  die  beiden  Salzburger  r 
Tafeln  mit  den  Heiligen  Hermes  und  Primus,  j 
deren  Zuschreibung  an  den  Meister  der  Wiener 
Kreuzigung  mir  jüngst  in  wertvoller  Weise 
bestätigt  ward,  für  Spätwerke  Pachers  (!). 
Suida  in  einem  kürzlich  erschienenen  Reper-  | 
torium-Äufsatz  bemerkt  dazu,  Stiassng  habe  i 
sich  in  dieser  Änsetzung  um  mindestens  i 
30  Jahre  geirrt,  was  noch  sehr  milde  ausge-  j 
drückt  ist,  denn  die  chronologische  Differenz  j 
beträgt  wohl  eher  ein  halbes  Jahrhundert.  : 
Möge  dieses  Beispiel  zeigen,  in  welch  grobe 
Irrtümer  St.  da  verfällt,  wo  er  anderes  tut,  als 
fremde  Meinungen  reproduzieren  — und  was 
für  konfuse  Begriffe  er  nicht  bloß  von  Pfenning, 
sondern  auch  von  Michael  Pacher  hat. 

Äuf  andere  Äusstellungen  Stiassngs  einzu- 


Studien  und  Forschungen 


gehen  lohnt  nach  dem  Gesagten  nicht  der  Än- 
strengung,  um  so  weniger,  da  sich  St.  selbst  nie- 
mals die  Mühe  gemacht  hat,  seinen  abweichen- 
den Standpunkt  wissenschaftlich  zu  begründen. 
Mag  er,  solange  es  ihm  gefällt,  in  Aufsätzen 
und  Inseraten  gegen  mich  zu  Felde  ziehen,  mag 
er  sich,  wie  bei  Meister  Pfenning,  auch  bei 
Huber  allmählich  in  den  Glauben  hineinreden, 
der  Urheber  der  entscheidenden  Httributionen 
von  St.  Florian  und  Wien  zu  sein  (den  Anfang  hat 
er  mit  der  abstrusen  Selbstporträthgpothese  ge- 
macht) — ich  stelle  demgegenüber  zusammen- 
fassend fest: 

1.  daß  die  Zuweisung  der  Wiener  und  St. 
Florianer  Bilder  an  Huber  von  mir  zuerst  aus- 
gesprochen und  wissenschaftlich  begründet 
worden  ist, 

2.  daß  St.s  Ausführungen  über  W.  Huber 
außer  einer  Wappenidentifizierung,  die  indessen 
nicht  Neues  lehrte,  keinerlei  selbständige  Resul- 
tate gebracht  haben, 

3.  daß  St.  über  den  Donaustil  und  seine 
Quellen  mangelhaft  unterrichtet  ist, 

4.  daß  er  mithin  als  Rezensent  nicht  die  er- 
forderliche Kompetenz  und 

5.  nicht  die  noch  weniger  zu  entbehrende 
ruhige  Objektivität  besitzt. 

s 

NOCHMÄLS  DIE  IMPERÄTOREN- 
BILDER  DER  MÜNCHNER  RESIDENZ. 

Speziell  in  der  Münchner  Lokalpresse  hat  in 
den  letzten  Wochen  der  Kampf  um  die  Autor- 
schaft Tizians  an  den  Imperatorenbildern  der 
Residenz  besonders  heftig  getobt.  U.  a.  hat  sich 
auch  Wilhelm  Bode  in  einer  freundlichst  an 
unsere  Münchner  Redaktion  gesandten  Zuschrift 
nach  Besichtigung  der  Gemälde  geäußert.  Er 
schreibt: 

„Die  Gemälde  in  der  Münchner  Residenz  sind 
Kopien  nach  Tizians  Imperatorenbildern 


447 


von  verschiedener  Qualität  und  zum  Teil  stark 
übermalt.  Die  Serie  gehört  vielleicht  noch  dem 
16.  Jahrhundert  an,  und  es  ist  möglich,  daß  Schüler 
Tizians  daran  beteiligt  sind.  Bei  dem  Zustand 
der  Bilder  ist  jedoch  auch  eine  spätere  Entstehung 
nicht  ganz  auszuschließen.  Erst  die  gründliche 
Restaurierung  kann  in  diese  Frage  Licht  bringen. 
Ich  bemerke  noch,  daß  ich  von  den  nach  Angabe 
des  Besitzers  auch  aus  der  Sammlung  König 
Karls  I.stammenden  Gemälden  bei  Lord  Brownlo  w, 
welche  die  Imperatoren  gleichfalls  in  überlebens- 
großen Kniestücken  zeigen,  fünf  im  Stadthause 
des  Besitzers  (Carlton  House  Terrace)  gesehen 
habe,  leider  ebenso  hoch  und  ungünstig  aufge- 
hängt wie  die  Bilder  der  Münchner  Residenz“. 

Geheimrat  Dr.Bode  hat  sich  demnach  mit  den 
Ausführungen  Dr.G.  Habichs  an  dieser  Stelle 
fast  übereinstimmend  ausgesprochen. 

Auf  diese  Notiz  Geheimrat  Bodes  hin,  die  von 
unserer  Münchner  Redaktion  an  die  „Münchner 
Neuesten  Nachrichten“  gegeben  und  dort  erstmals 
gedruckt  wurde,  fühlte  sich  Herr  Wielandt  zu  einer 
Entgegnung  veranlaßt,  die  vor  allem  betonte,  daß 
„hervorragendeMünchnerKünstler“  die  Bilder  für 
Originale  Tizians  erklärten.  Die  Namen  dieser 
„hervorragenden“  Künstler  waren  nicht  genannt. 
Die  „M.  N.  N.“  erließen  hierauf  eine  Rundfrage 
über  die  Imperatorenbilder  an  eine  Reihe  von 
Münchner  Künstlern,  Kunsthistorikern  und  Histo- 
rikern. Unter  den  Antwortenden  befinden  sich 
F.  V.  Kaulbach,  Stuck,  Prof.  Voll,  Prof.  Weese- 
Bern,  Prof.  Holmberg, Dr.  Gronau,  ferner Dr. Habich 
und  Dr.  Buchheit,  von  denen  der  letztere  an  dieser 
Stelle  noch  zu  Worte  kommen  wird.  Dr.  Traut- 
mann spricht  sich  insbesondere  dahin  aus,  daß 
Herr  Wielandt  den  urkundlichen  Beweis 
nicht  erbracht  habe.  Im  übrigen  ergab  dieRund- 
frage  das  so  gut  wie  einstimmige  Resultat,  wo- 
nach die  Tizianbilder  der  Residenz  in 
München  Kopien  von  verschiedener  Qua- 
lität, wahrscheinlich  auch  aus  verschiedener  Zeit 
sind.  Damit  ist  die  Wielandtsche  Hypothese  nicht 
nur  von  den  Fachgenossen,  sondern  auch  von  der 
Seite,  auf  die  Herr  Wielandt  das  Hauptgewicht 
legt,  endgiltig  abgelehnt.  B. 


RUNDSCHAU 


BERLIN  :r:== 

Unter  den  Neuerwerbungen  der  Königl.  Mu- 
seen erregen  das  größte  Interesse  einige  Gemälde 
des  Kaiser  Friedridi-Museums:  ein  Brust- 
bild eines  venezianischen  Edlen  von  Tintoretto ; 
eine  leichte  und  geistreiche  Skizze  Tiepolos, 
Ärmidens  Zaubergarten,  nach  dem  16.  Gesang 
des  „Befreiten  Jerusalem“  (nach  der  Vermutung^ 
Friedländers  — im  Maiheft  der  „Ämtlichen  Be- 
richte aus  den  Kgl.  Kunstsammlungen“  — woh 
eine  variierte  Studie  zu  den  Fresken  Tiepolos 
in  Villa  Valmarana,  1737);  und  ein  Porträt  des 
Dr.  Hanson  von  Johann  Zoffang,  diesem  ge- 
borenen Regensburger,  der  1758  nach  London 
kam  und  dort  als  ein  beliebter  Porträtist  fast 
ganz  zum  Engländer  wurde.  Das  Porträt  des 
alten  Herrn  ist  von  ihm,  die  Landschaft  aber 
von  Richard  Wilson  (nach  Friedländer);  vor 
1782.  — Das  Museum  für  Völkerkunde  er- 
hielt durch  die  Bäßlersche  Stiftung  vierzehn 
siamesische  Goldschmiedearbeiten  in  Niello- 
tedinik,  die  sehr  gesucht  und  selten  sind  und 
künstlerisch  auf  ziemlicher  Höhe  stehen;  chine- 
sischer Einfluß  ist  nicht  zu  verkennen.  — Die 
Nationalgalerie  hat  eine  Änzahl  von  Pla- 
stiken Gottfried  Schadows  aufgestellt,  die  erst 
1906  auf  Betreiben  der  Direktion  nach  den  Gips- 
originalen in  Bronze  gegossen  sind;  eine  früh 
zu  datierende  Büste  von  Schadows  erster 
Gemahlin  (nach  Käsbach,  im  Maiheft  der  „Ämt- 
lichen Berichte“,  vor  1795),  dekorative  Reliefs 
und  drei  Äktstudien  in  Relief,  die  unmittelbar 
nach  dem  Modell  gearbeitet  sind  und  die  ganze 
Frische  erster  künstlerischer  Konzeption  an  sich 
tragen,  jene  reizvolle  Natürlichkeit  und  Änmut, 
welche  Schadows  Skizzen  künstlerisch  so  hoch 
bewerten  lassen. 

s 

Das  Kunstgewerbe- Museum  hatte  zum  Ge- 
dächtnis Lessings  während  des  Äprils  das 
Tafelwerk  über  die  Gewebesammlung  im  Licht- 
hof ausgestellt;  an  300  Äufnahmen,  die  zum 
größten  Teil  farbig  und  von  technischer  Voll- 
endung in  der  Nachbildung  der  verschiedenen 
Stoffcharaktere  und  Farbenwirkungen  sind.  Les- 
sing hatte  sich  selber  im  Museum  die  Kopisten 
herangezogen,  die  die  mühselige  Technik,  Stoffe 
in  Äquarell  täuschend  nachzubilden,  zur  Meister- 
schaft entwickelten.  Die  Vollendung  der  großen 


Publikation  hat  der  neue  Direktor  von  Falke 
übernommen. 

s 

Unter  den  Ausstellungen  des  Äpril  erfreute 
die  dem  Gedächtnis  von  Karl  Steffeck  ge- 
weihte bei  Schulte  als  eine  liebenswürdige 
Nachlese  und  Ergänzung  zur  Jahrhundertaus- 
stellung. Steffeck  (1818 — 1890)  war  ein  Schüler 
von  Krüger  und  ein  Berliner  in  dem  guten  Sinne, 
wie  sein  Lehrer  und  wie  Fontane  es  waren. 
Er  setzte  Krügers  Werk  fort  und  hatte  Lieber- 
mann in  dessen  Jugend  zum  Schüler;  wie  so 
oft  in  der  Entwicklung  der  deutschen  Kunst  des 
19.  Jahrhundert  ist  es  ein  verborgener  Zusam- 
menhang, der  Generationen  verbindet,  von 
wenigen  gekannt,  und  der  zur  allgemeinen 
Überraschung  bei  solchen  Gelegenheiten  ans 
Licht  kommt.  Steffeck  hat  es  verdient,  das 
Bindeglied  zwischen  Krüger  und  Liebermann  zu 
sein.  „Er  war  ein  ganzer  Mensch  und  ein 
echter  Künstler,  der  sein  Handwerk  ehrte,  und 
darum  sollte  auch  ihn  das  Handwerk  ehren.“ 
Das  schrieb  Liebermann  in  diesen  Tagen  von 
ihm ; und  man  versteht,  was  den  großen  Maler 
an  Steffeck  angezogen  hat:  die  Klarheit  des 
Blicks,  seine  Präzision  in  den  Mitteln,  seine 
Phrasenlosigkeit  und  der  künstlerische  Ernst 
und  Wahrheitssinn  seiner  Beobachtung,  die  sich 
in  vorzüglicher  Zeichnung  und  einem  beschei- 
denen Maß  von  malerischem  Schick,  voller  Än- 
mut kundtaten.  Es  tut  wohl,  diese  sachlichen 
und  handwerklich  tadellosen  Porträts  von  Men- 
schen und  Pl^rden  zu  betrachten;  sie  sind 
immer  geistreich,  kaum  jemals  trocken,  und  oft 
schon  ganz  locker  in  der  Behandlung  der  Materie. 
Darüber  hinaus  bieten  sie  freilich  nicht  viel;  und 
seine  Hundebilder  streifen  manchmal  sogar  ans 
Sentimentale.  Äber  wer  Fontane  zu  lieben  ver- 
steht und  Krüger,  wird  auch  die  schlichten  Bilder 
Steffecks  lieben. 

s 

Das  Werk  eines  jüngeren  Toten  war  im 
Äpril  bei  Cassirer  ausgestellt,  des  jüngst  ver- 
storbenen Philipp  Klein.  Er  war  erst  spät  zur 
Malerei  gelangt;  aber  wer  sein  Werk  in  den 
Sezessionsausstellungen,  namentlich  Münchens, 
von  Jahr  zu  Jahr  verfolgt  hat,  wird  in  seinem 
Tod  einen  herben  Verlust  für  die  Kunst  be- 
trauern. Was  bei  Cassirer  zusammengekommen 


Rundschau 


war,  stellte  sidi  als  eine  Äuslese  seiner  reifsten 
Schöpfungen  dar;  eine  schöne  und  in  ihrer 
Tragik  ergreifende Husstellung.  Allerdings  nidits 
Himmelstürmendes  besaß  Klein,  keinen  proble- 
matischen Zug  zum  Ungenießbaren;  er  war  eine 
harmonische  Natur  mit  entschiedener  Neigung 
zu  malerischer  Form  etwa  in  der  Ärt,  die  Leo 
Putz  am  genialsten  beherrscht.  Die  Sinnlichkeit 
der  Empfindung  kennzeichnete  den  Künstler 
Klein  als  Süddeutschen;  der  weibliche  Äkt  über- 
wiegt und  das  farbige,  leuchtende  Stilleben,  die 
sonnig  heitere  Landschaft:  groß  und  mit  inniger 
Liebe  zum  Leben,  zur  heiligen  Natur  gesehen, 
zur  Natur,  der  nichts  unheilig  oder  unsittlich  ist, 
die  in  den  Augen  des  Malers  nur  Schönheit 
kennt.  Das  Malerauge  von  der  Art  Philipp 
Kleins  wird  denen,  die  von  kahler  Wirklichkeit 
sich  nicht  befriedigt  fühlen,  als  ein  Spiegel 
erscheinen,  in  dem  die  Welt  sich  am  liebsten 
und  am  reinsten  spiegelt;  kein  Zerrspiegel,  wie 
etwa  Corinth:  ein  Spiegel,  der  den  Leib  nicht 
nur,  sondern  auch  die  Seele  der  Dinge  dem 
Auge  wiedergibt.  Auf  die  Ausstellung  der  Se- 
zession kommen  wir  ausführlicher  zu  sprechen. 


FRÄNKFURT  a.  M.  - 

Die  Sammlung  Adolf  Furtwängler,  eine  Neu- 
erwerbung der  städtischen  Kunstsammlungen, 

Für  die  neue  städtische  Skulpturensammlung 
ist  auch  eine  Abteilung  antiker  Plastik  vorge- 
sehen, die  nun  ihren  Grundbestand  durch  die 
Erwerbung  der  Furtwängler’schen  Sammlung  er- 
halten hat.  Es  ist  klar,  daß  bei  der  Seltenheit 
guter  antiker  Großplastik  der  Hauptbestand  aus 
kleineren  Stücken  sich  zusammensetzt.  Es  sind 
hauptsächlich  Terrakotten  da,  aber  auch  einige 
Stücke  aus  Marmor  und  Bronze. 

Unter  den  Steinplastiken  sind  besonders  zu 
nennen:  ein  weich  gearbeiteter  Porträtkopf 
Alexanders  des  Großen  in  Alabaster,  ein  Mar- 
morkopf eines  Jünglings  mit  Stirnbinde  und 
Flügelansätzen  und  der  reizvolle  Torso  einer 
flötenden  Paniske. 

Unter  den  Bronzen  sondern  sich  zwei  Grup- 
pen, ardiaisdie  Statuetten  und  solche  der  jüngeren 
Zeit.  An  der  Spitze  der  ersten  steht  der  Be- 
deutung nach  die  Artemis  von  Lusoi  als  seltener 
Vertreter  einer  bestimmten  Lokalschule  der  ar- 
chaischen Zeit. 

Aus  der  jüngeren  Zeit  sind  vor  allen  Dingen 
ein  Herakles  und  ein  Zeus  lysippischen  Stiles 
zu  erwähnen;  ihnen  reihen  sich  eine  Juno,  Venus 
und  zwei  Merkurstatuetten  an.  Zudem  in  vor- 


449 


züglicher  naturalistischer  Arbeit  ein  liegender 
Hund  und  ein  prächtiger  Apisstier. 

Durch  ihren  reichen  Bestand  stellen  die  Terra- 
kotten in  erlesenen  Exemplaren  die  entscheiden- 
den Züge  der  Entwicklung  der  griechischen 
Skulptur  dar.  Die  archaische  und  ältere  Zeit 
zeigt  sich  in  Idolen,  affenähnlichen  Silenen,  Dick- 
bauchdämonen, männlichen  und  weiblichen  Brust- 
bildern, mit  teilweise  noch  vortrefflich  sichtbaren 
Spuren  alter  Bemalung.  Den  Übergangsstil 
vertritt  dann  die  Figur  eines  Mädchens  im  Pep- 
los, deren  Kopf-  und  Handhaltung  noch  archaisch 
sind,  während  die  sonstigen  Formen  das  V. 
Jahrhundert  ankündigen.  Es  reiht  sich  eine  ge- 
gürtete Mädchenstatuette  im  Überschlagpeplos 
an,  und  dieser  statuarische  Typ  findet  seine 
höchste  Vollendung  in  einem  Peplosmädchen 
aus  dem  V.  Jahrhundert,  das  in  stärkster  Weise 
an  die  Karyatiden  des  Erechtheions  erinnert. 
Wunderbar  gehalten  in  der  Körperlinie  ist  noch 
aus  dieser  Gruppe  des  strengen  Stiles  die  Figur 
einer  trauernden  Penelope.  Die  reichste  Anzahl 
natürlich  aber  bieten  die  Terrakotten  des  freien 
Stiles.  Sie  haben  den  ewiggewinnenden  Reiz 
des  Genres  für  sich,  daß  man  glaubt,  durch  einen 
Einblich  in  das  alltägliche  Leben  des  griechischen 
Volkes,  ihm  unmittelbar  menschlich  näher  zu 
kommen.  Da  sind  in  ungestellter  Lässigkeit 
Tanagrafiguren:  besonders  anmutig  die  Gruppe 
zweier  Mädchen,  von  denen  die  eine  auf  ciem 
Schoß  der  anderen  sitzt:  ferner  ein  Silen,  der 
einen  Kinderwagen  zieht,  auf  dem  der  kleine 
Dionysos  steht,  ein  sitzender  bocksbeiniger  Pan 
mit  Syrinx,  ein  schwebender  Eros,  Tänzerinnen, 
die  zu  den  hervorragendsten  Vertretern  ihrer 
Gattung  gehören,  Figuren  komischer  Schauspieler, 
eine  verhüllte  Frau,  die  an  einem  Pfeiler  steht 
und  ein  nacktes  Kind  hält  u.  a.  m. 

Von  größter  Bedeutung  sind  schließlich  der 
große  Kopf  eines  Zeus  und  eine  freie  Wieder- 
holung der  Parthenos.  Auch  die  seltene  Gruppe 
der  Statuettenvasen  ist  durch  zwei  schöne  Stücke 
vertreten. 

Damit  ist  im  wesentlichen  das  Figürliche  der 
Sammlung,  die  ungefähr  112  Stück  aufweist, 
erwähnt.  Es  finden  sich  außerdem  noch  30—40 
Vasen  und  100  größere  und  kleinere  Vasen- 
scherben. Auch  hier  zeigt  sich  abermals  eine 
erlesene  Auswahl  der  mannigfaltigsten  Typen 
und  der  verschiedensten  Stilarten. 

Um  nicht  mit  weiteren  Aufzählungen  zu  lang- 
weilen, muß  auf  ein  näheres  Eingehen  an  dieser 
Stelle  verzichtet  und  auf  eine  ausführliche  Be- 
sprechung der  Sammlung,  die  durch  den  Ankauf 
der  Stadt  Frankfurt  am  Main  der  deutschen 
Öffentlichkeit  erhalten  geblieben,  vertröstet  wer- 
den. E.  A.  B. 


450 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


MÜNCHEN 

Der  Münchener  Kunstverein,  der  bereits 
im  Laufe  des  März  als  Geburtstagsgabe  für  den 
Prinzregenten  eine  kleine  Äusstellung  von  Bil- 
dern der  Ältmünchener  aus  privatem  Besitz 
veranstaltet  hatte,  vermochte  sich  auch  im  Äpril 
durch  die  Werke  der  „Äditundvierziger“  die 
Äufmerksamkeit  zu  sidiern.  Es  wird  uns  ja  in 
letzter  Zeit  viel  von  erlauchten  „Toten“  dar- 
geboten, die  noch  fröhlich  sich  der  Sonne  freuen, 
und  die  Korrigenda  der  Diez -Schule  haben  ein 
mephistophelisches  Schütteln  alter  Fläuse  („Ich 
schüttele  noch  einmal  den  alten  Flaus,  noch 
eines  flattert  hier  und  dort  hinaus“)  bewirkt. 
Im  Interesse  der  Gerechtigkeit  ist  das  zu  loben, 
sobald  es  nicht  ins  Langweilige  sich  wendet. 
Schon  bei  den  „Ächtundvierzig“  — die  ihren 
scheinbar  revolutionären  Namen  übrigens  erst 
kürzlich  annahmen,  als  sie,  48  an  der  Zahl,  aus 
der  Luitpoldgruppe  ausschieden,  um  eine  eigene 
Vereinigung  zu  bilden  — wird  man  des  frühen 
Leibitones  satt,  der  in  den  siebziger  Jahren  so 
schwarzvertiefte  Finsternisse  beliebte.  Selbst 
ein  ganz  ausgezeichnetes  und  sehr  bemerkens- 
wertes Damenbildnis  von  Defregger  leidet 
daran,  während  die  vorzügliche  Modellierung 
des  Gesichtes,  die  subtile  Behandlung  von  Ne- 
bensächlichkeiten, wie  der  weißen  Halskrause 
das  Meisterwerk  stempeln,  dem  selbst  Leibis 
Jäger  an  Natürlichkeit  nicht  obsiegt.  Erdtelt, 
dessen  Vorliebe  für  romantische  Männerköpfe 
aus  der  Äusstellung  der  Diez -Schüler  noch  in 
der  Erinnerung  haftet,  zeigt  neuerdings  ein 
gutes  Porträt.  Einige  Kleinigkeiten  von  Her- 
mann Kaulbach  sind  nicht  imstande,  den  Glauben 
an  sein  Können  wachzurufen,  und  die  dekorative 
Plafondskizze  Wagners  (für  den  Geh.  Kom- 
merzienrat von  Stieber  in  Schloß  Ratibor  in 
Roth  a.  S.  bei  Nürnberg  groß  ausgeführt)  kopiert 
allzu  getreulich  die  berühmten  Vorbilder  im 
Dogenpalast. 

Die  Kunsthandlung  von  Hei  ne  mann  hat  im 
Äpril  den  gesamten  künstlerischen  Nachlaß 
von  Wilhelm  Busch  ausgestellt,  der  an  die 
Neffen  des  Meisters,  Pastor  und  Dr.  Nöldecke, 
übergegangen  ist.  Er  umfaßt  etwa  250  Stück, 
kleine  Bilder,  Bleistift-,  Tusch-,  Feder-,  Kreide- 
zeichnungen und  Äquarelle.  Daß  Wilhelm  Busch 
als  Maler  bisher  völlig  unbekannt  war,  läßt 
sich  nicht  sagen.  Was  ihn  selbst  verhindert 
hat,  sich  als  Maler  zu  bekennen,  das  entzieht 
sich  der  Kenntnis.  Äber  die  Kunde  von  dem 
beharrlichen  Fleiß,  mit  dem  Busch  an  der 
Staffelei  sitze,  der  ihn  mit  großem  Zeichenblock 
ausgerüstet  an  sonnige  Waldlichtungen  schickte, 
hat  von  jeher  Freunde  undÄnhänger  nicht  ver- 


wundert, die  daran  dachten,  daß  Busch  mit 
heiligem  Ernst  in  Düsseldorf  anfing,  wo  die 
Schadow,  Schrödter  und  Sohn  den  mit  Busch 
gleichalterigen  Knaus  belehrten,  wo  vielleicht  1 
der  lustige  Jobsmaler  Hasenclever  den  ersten  1 
ernstlichen  Einfluß  auf  den  angehenden  Maler 
Busch  ausübte.  Die  weiter  wußten,  daß  man 
Busch  auf  der  Jahrhundertausstellung  einen 
Ehrenplatz  gegeben  hatte,  wo  jenes  köstliche 
Malerbildnis  mit  der  geröteten  Nase  aus  trunk- 
feuchten Äugen  schelmisch  und  nachdenklich 
entgegenschaute,  mit  seiner  flüchtigen  Technik,  | 
die  der  fest  packenden  Hand  um  die  Palette  «in  i 
leichtes  alkoholisches  Zittern  zu  geben  schien. 
Die  Äusstellung  des  Buschschen  Nachlasses  gibt 
nun  Gelegenheit,  Busch  kunstkritisch  zu  werten. 
Äber  das  muß  ein  Versuch  bleiben,  unter  den 
das  Endurteil  ja  nicht  eher  gesetzt  werden  darf,  | 
als  bis  uns  einmal  auch  die  fertigen  Werke  des 
Meisters  gezeigt  werden.  Vielleicht  wird  dann  | 
nicht  der  Genremaler,  nicht  der  Landschafter,  j 
sondern  der  Porträtist  als  der  Höchststehende 
erkannt  werden.  Vielleicht!  Diesmal  trägt  un- 
streitig der  Schüler  Ält- Hollands,  der  Genre- 
maler den  Sieg  davon.  Busch  hat  seinen  Vor- 
bildern das  kleine  Format  weggenommen  und 
die  Technik  der  Untermalung  abgeguckt.  Dann  i 
packte  es  ihn,  er  selbst  zu  sein,  und  da  fuhr  er  j 
temperamentvoll  mit  breiten  Strichen  über  die 
Leinwand.  Ein  knalliges  Lackrot  gibt  auf  Grau  | 
oder  Gelbbraun  einen  überkräftigen  Äkzent,  | 
und  außer  dieser  Lieblingsfarbe  meldet  sich  ein  i 
lichtes  Blau,  niemals  ein  aufdringliches  Grün,  | 
wie  überhaupt  schreiende  Farben  außer  jenem  ! 
Rot  der  Palette  fernblieben.  Bei  den  Land-  i 
schäften  erhält  die  Perspektive  auf  der  ebenen  i 
Fläche  eine  hervorragende  Wichtigkeit.  Bei  den  | 
Genreszenen  läßt  sich  ein  Streben  nach  mög- 
lichster Vereinfachung  des  Äusdrucks  erkennen.  | 
Unter  den  Zeichnungen  sind  Blätter  mit  Käfern  j 
und  Fliegen,  allerhand  Hausrat,  Blümchen,  win-  | 
zige  Figürchen,  oft  nur  mit  wenigen  Strichen  i 
gemacht,  ausgeschnitten  aus  einem  Geburtstags-  | 
briefbogen.  Daneben  hängen  akademisch  sorg-  | 
fähig  gezeichnete  große  Landschaften  neben  ; 
Studien  von  Gerippen,  Schädel  und  Skelette.  [ 
einzelne  Knochen,  die  für  medizinische  Werke  | 
gemacht  scheinen.  Man  beugt  sich  vor  dem  I 
Ernst  dieses  Mannes  und  dieser  Kunst.  Und  , 
ebenso  vor  diesem  Fleiß.  | 

Für  die  Spitzweg-Äusstellung,  die  in  ; 
dankenswerter  Weise  vom  Münchener  Kunst-  I 
verein  veranstaltet  werden  wird,  ist  nunmehr 
die  Zeit  festgesetzt  worden:  vom  20.  Juni  bis 
zum  20.  Juli  1908.  Äußer  dem  gesamten  Nachlaß 
des  Künstlers,  soweit  derselbe  sich  im  Besitze  i 
der  Familie  befindet  (etwa  40  Gemälde  und 


Rundschau 


451 


Studien),  sollen  photographische  Äufnahmen  der 
in  Privatbesitz  übergegangenen  und  unzugäng^ 
liehen  Werke  des  Ältmeisters  (etwa  120  Stück) 
und  ferner  seine  sämtlichen  Ärbeiten  aus 
den  ersten  Jahrgängen  der  „Fliegenden  Blätter“ 
gezeigt  werden,  welche  letztere  der  Verlag 
von  Braun  & Schneider  bereits  zur  Ver- 
fügung stellte.  Bei  der  Äuswahl  der  weiterhin 
aufzunehmenden  Bilder  ist  der  Gedanke  maß- 
gebend, sich  möglichst  auf  solche  Werke  zu 
beschränken,  die  weder  auf  der  Jahrhundert- 
ausstellung, noch  auf  der  Münchener  Retro- 
spektiven zu  sehen  waren.  Der  Münchener 
Kunstverein  hat  daher  an  eine  große  Reihe  von 
Privatsammlungen,  die  im  Besitze  Spitzwegscher 
Bilder  sind,  die  Bitte  um  Überlassung  gestellt, 
wenn  er  sich  auch  klar  war,  daß  leider  bei  der 
Häufigkeit  solcherVeranstaltungen  sein  Ersuchen 
vielfachen  Ablehnungen  begegnen  werde.  Für 
die  Kenntnis,  wohin  die  Originale  des  Meisters 
verkauft  wurden,  konnte  die  erfreuliche,  hier 
zum  erstenmal  mitgeteilte  Tatsache  trefflich  ge- 
nutzt werden,  daß  ein  genauer  Oeuvre- 
katalog Spitzwegs  auf  Grund  der  eigenen 
Aufzeichnungen  des  Meisters  von  einem  Neffen 
ausgearbeitet  worden  ist,  der  an  500  Nummern 
umfaßt.  Dieser  Katalog  wird  die  neuerdings 
häufiger  auftretenden  Fälschungen  wirksam 
zurüdeweisen. 

Es  besteht  die  Absidit,  im  Anschluß  an  die 
Spitzweg-Ausstellung  eine  größere  Monographie 
über  den  Meister  und  sein  Werk  erscheinen  zu 
lassen.  Damit  wird  einer  Ehrenpflicht  genügt, 
die  München  bisher  seinem  liebenswürdigsten 
Meister  versagte.  Uhde-Bernay s. 

s 

STUTTGÄRT  — — 

Wichtige  Neuerwerbungen  des  Jahres 
1907.  /.  Burgkmai r,  Chri- 

stus am  Ölberg,  Geißelung  Christi.  Regens- 
burger Schule,  Martyrium  des  Apostels  Ja- 
kobus. Der  Künstler  des  aus  dem  Magazin 
wieder  eingereihten  „Zacharias  im  Tempel“  ist 
nicht,  wie  Lange  (Katalog  S.  57)  und  Suida 
(Monatshefte  für  Kunstwissenschaft  I.,  S.  61) 
annehmen,  Schüdilin,  sondern  der  Hallische 
Meister  des  in  der  Staatssammlung  befind- 
lichen Riedener  Altärcheus.  Faure,  Arena 
Goldoni,  Porta  Romana,  Blumenstück.  L.  v. 
Hofmann,  Badende  Frauen.  Breyer,  Inte- 
rieur. Feuerbach,  Weibliches  Bildnis.  Uhde, 
Bauernkinder. 

II.  Sfaafssammlung  vaterländischer  Alter- 
tümer. Sammlung  alexandrinischer  Funde,  von 


Geh.  Rat  Dr.  Sieglin  geschenkt,  die  bedeutendste 
Sammlung  dieser  Art  in  Europa.  Grabmonu- 
mente vom  römischen  Friedhof  in  Kannstatt. 
Minervarelief  vom  Weißenhof  bei  Stuttgart. 
S.  Veit,  Statuette  fränkisch.  Johannes  und 
Maria,  Holzstatuen  aus  Ingerkingen.  S.  Ottilia 
aus  Altshausen.  Chorstuhlwangen  (16.  Jhdt.) 
aus  Beutelsbach.  Bronzenes  Vortragekreuz, 
schwäbisch,  13.  Jhdt.  Altarflügel  aus  Beuren 
mit  Heiligenfiguren,  um  1450.  Guibal  (?),  Abend- 
mahl, 1781.  Scheibe  aus  dem  Hirsauer  Kreuz- 
gang, um  1500.  Vier  Schweizerscheiben,  16.  Jhdt. 
Konrad  Schott,  Orgelgehäuse  aus  der  Kirche 
in  Freudenstadt,  Anfang  17.  Jhdt.  Wertvolle 
Stücke  Ludwigsburger  Porzellans  aus  der  Samm- 
lung Kaulla. 

III.  Landesgewerbemuseum.  Italienische  Ma- 
joliken. Leihgabe  aus  dem  Besitze  des  Königs. 
Schrank  von  1678.  Italien.  Faltenstuhl,  17.  Jhdt. 
Italien.  Barockkassette,  Anf.  18.  Jhdt.  Zwei 
Edelzinnschalen  von  Francois  Briot  aus  Möm- 
pelgard.  Zinnhumpen  der  Nürnberger  Bäcker- 
zunft 1607.  Pariser  Golddose  Louis  XVI.  Re- 
naissancekokosnußbecher. Frühnymphenburger 
Schüssel. 

Landesinventarisation.  Ende  1907  erschien 
der  erste  Halbband  der  Kunstdenkmale  des 
Jagstkreises,  umfassend  die  Oberämter  Aalen, 
Crailsheim,  Ellwangen,  Gaildorf,  Gerabronn, 
Gmünd  und  Hall,  verfaßt  von  Landeskonser- 
vater  Prof.  Dr.  Gradmann.  Nach  bayerischem 
Vorgang  werden  die  Kunstdenkmäler  von  nun 
an  nach  Oberämtern  veröffentlicht.  Es  erschei- 
nen in  Kürze  Oberamt  Heidenheim  vom  Jagst- 
und Oberamt  Biberach  vom  Donaukreis. 

Denkmalpflege.  Unter  Aufsicht  des  Konser- 
vatoriums wurden  hergestellt  die  Kirche  in 
Wiesensteig,  die  Burg  Herrenzimmern,  die 
Wandmalereien  in  den  Kirchen  von  Allmen- 
dingen und  Neuffen  und  den  Kapellen  in  Crails- 
heim und  Plochingen,  die  Bildwerke  in  S.  Michael 
in  Hall  und  in  Denkendorf,  die  Altäre  in  Deizisan, 
Ellhofen,  Langenau  und  Stöcklenburg,  freigelegt 
die  Wandmalereien  in  Großbettlingen  und 
Entringen.  Gegenwärtig  gräbt  man  das  römische 
Lager  in  Cannstatt  aus.  Die  Denkmalpflege  ist  in- 
des in  Württemberg  dadurch  sehr  erschwert,  daß 
es  kein  Gesetz  gibt,  das  die  Beseitigung  bez.  den 
Abbruch  und  die  Veränderung  wichtiger  Kunst- 
denkmäler zu  verhindern  vermag.  Die  Gefahr, 
die  der  Kapelle  in  Herbrechtingen  und  dem 
Tore  in  Schechingen  drohte,  scheint  fürs  erste 
abgewendet.  Das  gleiche  gilt  für  das  Schloß 
Hürbel,  einen  prächtigen  Bau  des  17.  und 
18.  Jahrhunderts,  der  in  Gefahr  stand,  durch 
einen  großen  Giebelaufbau  verunstaltet  zu  wer- 


452 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


den.  Die  letzten  Ereignisse  haben  indes  das 
Gute  zur  Folge  gehabt,  daß  ein  Zweigverein 
des  Bundes  Heimatschutz  alsbald  gegründet 
wird. 

Neue  Kunst  Die  bedeutendste  Schöpfung 
des  vergangenen  Jahres  sind  Theodor  Fischers 
Pfullinger  Hallen,  ein  Fest-  und  ein  Turnsaal, 
in  der  einfachen  Form  des  lateinischen  Kreuzes 
angeordnet.  Der  Festsaal  wurde  unter  Leitung 
Fischers  und  Holzels  von  Brühlmann,  von 
Hugo,  Moilliet  und  Nitschke  durch  ganz 
flächenhaft  gehaltene  Fresken  geschmückt.  Ein 
zweites  Verdienst  Fischers  ist  die  Lösung  der 
Bauplatzfrage  für  das  Hoftheater,  leider  nicht 
seinem  Entwürfe  entsprechend  angenommen. 
(Über  beide  Werke  vgl.  den  Äufsatz  des  Verf. 
in  der  Münchener  Ällg.  Zeitung  vom  5.  März 
1908.) 

Der  Stuttgarter  Kunstverein  brachte  im 
ersten  Vierteljahr  1908  vorzügliche  Sonder- 
ausstellungen  von  Vogeler,  Schickhardt,  v.  Hugo, 
Schmoll  V.  Eisenwerth,  Weise  und  Trübner. 

Vorträge,  Hier  sind  besonders  die  drei  vor- 
trefflichen Vorträge  Gradmanns  über  Denkmal- 
pflege und  Weizsäckers  über  altschwäbische 
Kunst,  beide  im  Goethebund  zu  nennen. 

Julius  Baum, 

s 

FLORENZ  ===== 

Seit  einiger  Zeit  wird  in  Florenz  ein  groß- 
artiges und  weitausschauendes  Projekt  für  eine 
durchgreifende  Neuordnung  der  gesamten  Mu- 
seumsverhältnisse diskutiert.  Corrado  Ricci,  der 
zielbewußte  Organisator  großen  Stils,  der  jetzt 
an  der  Spitze  der  italienischen  Kunstverwaltung 
steht  und  der  Bürgermeister  von  Florenz,  Ävv. 
Francesco  Sangiorgi,  haben  jenes  Projekt  auf 
die  Tagesordnung  gestellt. 

In  absehbarer  Zeit  werden  aus  dem  Vasari- 
schen Bau  der  Uffizien  die  Biblioteca  Nazionale 
und  die  Post  zu  einem  anderen  Sitze  wandern. 
Hlsdann  würde  noch  das  Ärchivio  di  Stato,  mit 
seinem  riesenhaften  Bestände  im  Gebäude  der 
Uffizien  bleiben.  Die  Furcht  vor  den  Gefahren 
eines  Brandes,  wie  derjenige  der  Bibliothek 
von  Turin,  ließ  in  Corrado  Ricci  den  lebhaften 
Wunsch  entstehen  auch  demÄrchiv  eine  andere 
Heimstätte  zu  suchen.  Äus  dem  Gebäude  wäre 
alsdann  alles  entfernt,  was  einer  besonderen 
Feuersgefahr  ausgesetzt  ist;  um  auch  eine  von 
den  an  die  Uffizien  anstoßenden  Gebäuden 
drohende  Gefahr  aüszuschließen,  kam  man  schließ- 
lich zu  dem  Streben,  diese  Gebäude,  übrigens 
meist  bescheidene  und  oft  verwahrloste  Bau- 


lichkeiten, niederzulegen  und  an  ihrer  Stelle 
Gartenanlagen  zu  schaffen.  Nach  Ausführnng 
dieser  Pläne  würden  oie  Uffizien  sich  also  als 
ein  riesenhaftes,  freistehendes  von  Gärten  um- 
gebenes Bauwerk  darstellen,  welches  weiträumige 
Gelegenheit  mit  gutem  Lichte  zu  allem  nur  denk- 
baren Museumszwecken  enthielte,  und  zwar 
in  allen  Geschossen,  auch  im  Erdgeschoß.  Die 
Loggia  dei  Lanzi  würde  die  monumentale 
Eingangshalledieses  „Palastes  der  Künste“,  dieses 
„Museums  der  Museen“  bilden. 

Was  soll  nun  dieser  gewaltige  Baukomplex 
beherbergen?  Zunächst  alle  Behörden,  welchen 
die  Bewahrung  und  Verwaltung  des  alten  Kunst- 
bestandes obliegt,  also  die  Museums-Direktion. 
das  Äusfuhramt,  das  Bezirksamt  zur  Erhaltung 
der  Monumente  usw.  Dann  aber  soll  der  reiche 
Raum  den  Besitz  anderer  bisher  bestehender 
Museen  aufnehmen.  Es  ist  kein  Zweifel,  daß 
die  Gemälde  des  Museums  der  Akademie 
schlecht  untergebracht  sind,  und  daß  ihre  Ab- 
trennung von  der  Uffizien-Sammlung  keine 
innere  Berechtigung  hat.  Diese  sollen  also  in 
erster  Linie  dem  Museum  der  Uffizien  einver- 
leibt werden.  Die  Gobelins,  welche  jetzt  im 
Dachgeschoß  des  Museo  Archeologico  aufbewahrt 
werden,  sollen  die  Wände  der  langen  Uffizien- 
Korridore  schmücken  und  die  jetzt  dort  aufge- 
hängten Bilder  in  die  inneren  Räume  verdrängen. 

Diese  beiden  Punkte  des  Reorganisations-Pro- 
gramms sind  zweifellos  sehr  glückliche  Gedan- 
ken und  ihre  Ausführung  wird  sicherlich  von  der 
ganzen  Welt  mit  Dankbarkeit  begrüßt  werden. 
Nicht  so  ohne  weiteres  einleuchtend  sind  da- 
gegen die  übrigen  Absichten.  Der  Besitz  der 
Uffizien  an  statuarischen  Werken  soll  aus  ihnen 
entfernt  werden  und  mit  dem  des  Bargello 
vereint  ein  Plastiken-Museum  bilden;  das  Bar- 
gello soll  zu  einem  Kunstgewerbe-Museum  um- 
gewandelt werden  (ein  solches  besteht  in  Italien 
bisher  nicht);  außerdem  soll  ein  Gypsabguss- 
Museum  geschaffen  werden,  das  namentlich 
auch  Werke  lebender  Künstler  aufnehmen  soll. 
Das  Plastiken-Museum  soll  bestimmt,  das  Ggps- 
Museum  eventuell  im  Uffizien-Gebäude  unter- 
gebracht werden.  Das  Archäologiche  Museum 
soll  auch  seinen  alten  Sitz  verlassen  und  in  das 
Erdgeschoß  und  die  erste  Etage  des  linken 
Flügels  des  Uffizien  einziehen. 

Von  dieser  letzteren  Idee  her  beginnen  aber 
die  Schwierigkeiten  sich  zu  zeigen,  und  der 
hochverdiente  Direktor  des  Archäologischen 
Museums  Luigi  A.  Milani  protestiert  energisch 
gegen  eine  Verlegung  des  von  ihm  in  jahr- 
zehntelanger Arbeit  wohlgeordneten  Museums, 
namentlich  auch  aus  dem  Grunde,  weil  die  Uffi- 
zien nicht  den  Gartenraum  mit  altem  Baumbe- 


Rundschau 


453 


Stand  ihm  bieten  werden,  welcher  im  alten  Sitz 
des  Museums  eine  ästhetisch  wirksame  Äuf- 
stellung  der  etruskischen  Gräber  z.  B.  gestattete. 
Er  verlangt  vielmehr,  daß  die  antiken  Skulp- 
turen der  Uffizien,  zum  großen  Teil  aus  deko- 
rativen und  künstlerisch  nicht  sehr  hochstehenden 
Arbeiten  bestehend,  ebenfalls  ins  Archäologische 
Museum  gebracht  werden,  wo  ihre  Aufstellung 
in  freier  Luft  und  doch  an  geschützter  Stelle 
möglich  ist.  Auch  für  eine  rekonstruktive  Auf- 
stellung der  Niobiden  sei  im  Museo  Archeolo- 
gico  ein  vorzüglich  geeigneter  Raum  vorhanden. 
Zugunsten  der  Milanischen  Vorschläge  scheint 
mir  auch  zu  sprechen,  daß  eine  Zusammenlegung 
von  antiken  und  Renaissance-Skulpturen  in 
ein  Museum  kein  erwünschter  Zustand  ist.  Bei 
allem  Nachstreben  der  Renaissance  zu  antiken 
Form-Idealen  ist  der  Gegensatz  zwischen  den 
Schöpfungen  beider  Epochen  doch  ein  zu 
großer,  als  daß  eine  Vereinigung  ein  harmoni- 
sches Ganzes  schaffen  könnte. 

Ein  Kunstgewerbe-Museum  ist  allerdings  eine 
außerordentlich  dringende  Notwendigkeit  für 
Italien.  Die  alte  Mißachtung  der  vergangegen 
Generation  italienischer  Kunstfreunde,  welche  ein 
Museum  durch  Erzeugnisse  des  Gewerbes 
entwürdigt  zu  sehen  glaubte,  hat  Italien  ver- 
hindert, rechtzeitig  zu  sammeln,  was  jetzt  der 
Stolz  vieler  ausländischer  Museen  ist;  die  Er- 
zeugnisse des  italienischen  Kunstgewerbes  der 
Renaissance.  Gegenwärtig  ist  der  Kampf  um 
sie  ein  so  heißer,  daß  erstklassige  Möbel  und 
Rahmen  Preise  erzielen,  welche  sich  denen  der 
Bilder  großer  Meister  nähern  und  sie  werden 
weiter  steigen,  weil  überhaupt  nur  noch  sehr 
weniges  vorhanden  ist.  Wenn  ein  Kunstgewerbe- 
Museum  in  Florenz  ins  Leben  gerufen  werden 
soll,  so  wird  man  sich  beeilen  müssen,  für  seinen 
Inhalt  zu  sorgen;  allerdings  bildet  der  jetzige 
Bestand  des  Bargello  einen  immerhin  recht  an- 
sehnlichen Grundstock. 

Die  Florentiner  Gemeindeverwaltung,  Hüterin 
eines  großartigen,  künstlerischen  Erbes  hat  vor 
einiger  Zeit  eine  Kommission,  in  der  übrigens 
auch  das  Ausland  durch  Robert  Davidsohn  und 
Bernhard  Berenson  vertreten  ist,  als  Beirat  für 
künstlerische  Angelegenheiten  eingesetzt.  Eine 
der  ersten  Fragen,  mit  welcher  diese  Kommission 
sich  zu  beschäftigen  hat,  ist  die  einer  Öffnung 
der  Bogen  von  Or  San  Michele.  Gegenwärtig  führen 
zwei  große  Portale  von  der  Seite  des  Gebäudes  der 
Orte  della  Lana  ins  Innere  des  Oratoriums,  aber 
einst,  wenn  auch  nur  eine  kurze  Zeit  lang,  war 
das  Obergeschoß  von  allen  Seiten  offen,  bildete 
eine  Loggia,  welche  als  Kornmarkt  diente  und 
gleichzeitig  der  Verehrung  der  Jungfrau  eine 
Stätte  bot. 


Dieser  Zustand  blieb  aber  nur  seit  der  Zeit  des 
Baubeginnes  im  Jahre  1339  bis  etwa  zum  Jahre  1380 
bestehen.  Die  weiten  offenen  Bogen  hatte  man 
zum  Teil  schon  seit  1366  durch  Einbau  der  zier- 
lichen dreibogigen  von  Balustraden  getragenen 
Schmuckordnung,  von  welcher  nur  der  Mittel- 
bogen als  Zugang  bis  zur  Erde  offen  blieb, 
ihres  ursprünglichen  Charakters  entkleidet.  Nach 
ihrer  Vollendung  muß  der  Eindruck  des  Ge- 
bäudes von  einer  äußerst  liebenswürdigen  Heiter- 
keit gewesen  sein.  Kaum  aber  waren  alle  Bogen  in 
dieser  Weise  umgestaltet,  als  man  sie  auch  schon 
völlig  durch  eine  dünne  Ziegelvermauerung  schloß 
und  nur  die  Lünetten  als  Lichtquelle  offen  ließ. 
Das  was  im  Jahre  1380  geschehen  war,  hat  nun 
jahrhundertelang  keinerlei  Kritik  erlitten.  Seit 
einigen  Jahrzehnten  aber  wird  die  Frage  immer 
wieder  diskutiert,  ob  nicht  die  dünnen  Ziegel- 
mauern zwischen  den  feinen  Torfenster-Pfosten 
entfernt  werden  sollen.  Sie  machen  zweifellos 
einen  zufälligen  mit  der  baulichen  Idee  des 
ganzen  unzusammenhängenden  Eindruck. 

Öffnete  man  aber  die  Arkaden  so  würde 
man  in  die  Lage  kommen  einen  von  zwei  Seiten 
offenen  Raum  auf  einer  dritten  Seite  durch 
Türen  zu  schließen,  was  natürlich  eine  Ungeheuer- 
lichkeit wäre.  Diese  Portale  aber  zu  entfernen, 
welche  in  den  ersten  Jahren  des  Quattrocento 
Niccolö  di  Piero  schuf,  das  wird  niemand  im 
Ernst  verlangen  wollen. 

Möchte  die  Frage,  wie  sie  bisher  angeschaut 
wurde,  im  Grunde  keine  Frage  sein,  so  wird 
doch  von  einem  anderen  Gesichtspunkt  aus,  das 
Problem  eine  andere  Gestalt  erhalten.  Der 
jetzige  Zustand  schafft  im  Innern  der  Kirche 
eine  Dunkelheit,  die  namentlich  das  kostbare  Mar- 
mortabernakel Orcagnas  dem  Genießen  des  Be- 
schauers verschließt.  Licht  zu  erhalten  ist  eine 
Notwendigkeit,  das  wird  bei  der  Angelegenheit 
die  Hauptsache  bleiben  müssen.  Nach  Erwägung 
aller  bisher  besprochenen  Umstände  und  nach 
Prüfung  des  architektonischen  Bestandes  des 
Baues  möchte  der  Unterzeichnete  nun  folgenden 
Vorschlag  der  öffentlichen  Diskussion  unterbreiten ; 
es  sei  dabei  ausgesprochen,  daß  die  Erinnerung 
an  den  starken  Stimmungsreiz  von  Adolf  Hilde- 
brands Hubertustempel  in  München  dem  Unter- 
zeichneten seinen  Vorschlag  suggeriert  hat. 

Man  entferne  die  dünnen  Ziegelmauern  in  den 
dreibögigen  Arkaden  der  Seitenfassaden  (nach 
der  Via  Calzajuoli  hin  muß  der  Bau  ge- 
schlossen bleiben)  und  verschließe  sie  mit 
einem  dünnstäbigen  Gitter,  belasse  die  Portale 
Niccolos  di  Piero  und  ersetze  die  Holztüren 
ebenfalls  durch  Gittertore.  Es  wird  alsdann 
eine  Innenwirkung  von  ähnlicher  Art  entstehen, 
wie  sie  jene  Hildebrandsdie  Schöpfung  fühlen 


454 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


läßt:  eine  stille  Ähgesdilossenheit  in  freier  Luft 
und  mit  freiem  Licht.  Es  werden  sich  mannig- 
faltige Durchblicke  ergeben,  welche  mit  jedem 
Schritte  wechseln  werden,  und  von  außen  her  wird 
das  Tabernakel  Orcagnas  den  Vorübergehenden 
durch  seine  Pracht  erfreuen  und  anziehen.  Es 
wird  vermieden,  daß  die  alte  Kultstätte  die  Zu- 
flucht der  zweifelhaften  Müßiggänger  und  des 
Marktgetriebes  wird:  Ein  offener  und  doch  ab- 
geschlossener Raum,  voll  von  stiller  Stimmung 
inmitten  der  lärmenden  Straße  wird  Or  San 
Michele  werden. 

Zu  den  archäologischen  Führungen,  welche 
das  preußische  Kultusministerium  bisher  in  Rom 
und  Griechenland  preußischen  Oberlehrern  hat 
zu  Teil  werden  lassen,  ist  in  diesem  Jahre  zum 
ersten  Male  eine  Studienreise  hinzugetreten, 
welche einerÄnzahl  Gymnasialdirektoren  undPro- 
fessoren  das  Gebiet  der  italienischenRenaissance 
näher  führen  sollte.  Der  größte  Teil  des  vier- 
wöchentlichen italienischen  Äufenthaltes  der 
Herren  galt  Florenz,  außerdem  wurden  Pisa, 
Siena,  S.  Gimignano,  Bologna,  Ferrora,  Padua 
besucht.  Die  Führung  war  Herrn  Professor 
Schubring,  Berlin  übertragen  worden.  Man  wird 
nicht  irre  gehen,  wenn  man  in  dieser  Unter- 
nehmung eine  Wirkung  des  eben  ins  Leben  ge- 
tretenen „Deutschen  Vereins  für  Kunstgeschichte“ 
erblickt.  Es  ist  gewiß  zu  begrüßen,  daß  den 
Männern,  denen  die  Erziehung  der  Jugend  ob- 
liegt, die  Kenntnis  der  italienischen  Renaissance, 
die  in  ihren  den  heutigen  Verhältnissen  immer- 
hin recht  verwandten  Kuiturbedingungen  auch 
für  ein  praktisches  Änschauen  von  Kunstfragen 
ausgiebige  Änregung  bietet,  in  zweckmäßiger 
Weise  vermittelt  wird.  Es  wird  nicht  aus- 
bleiben,  daß  etwas  von  diesen  Anregungen  in 
der  jungen  Generation  Frucht  treiben  wird, 
namentlich  wenn  der  diesjährige  Versuch  eine 
gutgeregelte  Fortsetzung  erfährt.  Dodi  möchte 
man  es  durchaus  nicht  wünschbar  finden,  daß 
diese  Lehrer-Führungen  die  Vorbereitungen  zu 
einer  Einführung  des  Unterrichts  in  der 
neueren  Kunstgeschichte  für  Gymnasien 
sein  sollten.  Bei  der  Gründungs-Sitzung  des 
„Deutschen  Vereins  für  Kunstgeschichte“  kamen 
solche  Tendenzen  zur  Sprache.  Abgesehen  da- 
von, daß  der  Lehrstoff  der  Gymnasien  schon 
heute  die  äußersten  Grenzen  der  Wissensmenge 
berührt,  setzt  dasjenige,  was  die  neuere  Kunst- 
geschichte uns  bietet,  so  sehr  individuelle  Ver- 
anlagung voraus,  daß  ein  schulmäßiges  Lehr- 
fach nur  dann  daraus  werden  kann,  wenn  auf 
alles  feinere  Hineinleben  von  Lehrern  und  Schü- 
lern in  die  Kunsterscheinungen  von  vornherein 
verzichtet  wird.  Außerdem  (dürfen  wir  uns  nicht 
verhehlen,  daß  das  schulmäßige  Beschäftigen  mit 


Dingen,  die  sich  an  die  Sinne,  an  die  Phantasie,  | 
an  den  Genuß,  an  das  Empfinden  wenden,  die  ' 
jungen  Menschen  eher  vom  gewollten  Hinein- 
dringen fernhalten  als  sie  ihm  nähern  werden. 

Die  Schule  kann  sich  nur  an  den  Verstand  halten, 
und  Kunstsnobismus  haben  wir  eigentlich  genug. 

Das  französische  Institut  in  Florenz,  , 
dessen  Gründung  wir  schon  erwähnten  (Heft  1/2), 
ist  am  27.  April  unter  Teilnahme  des  franzö- 
sischen Botschafters  in  offizieller  Weise  eröffnet 
wurden.  Von  Seiten  der  offiziellen  Welt  wie 
in  der  Florentiner  Gesellschaft  wurde  dem  In- 
stitut die  große  Sympathie  durch  eine  Reihe 
von  Veranstaltungen  bewiesen,  welche  das  Italien  i 
von  heute  Frankreich  entgegenbringt.  An  der  > 
Spitze  des  neuen  Instituts  steht  Prof.  Julien  | 
Luchaire,  der  den  Lehrstuhl  für  italienische  | 
Literatur  an  der  Universität  Grenoble  inne  hat. 
Von  den  deutschen  gelehrten  Instituten  unter- 
scheidet es  sich  durch  die  enge  Fühlung,  die  es  : 
mit  der  Mutter-Universität  Grenoble  behalten  | 
wird,  und  überhaupt  durch  seinen  eher  der  j 
Lehrtätigkeit  zugewandten  Charakter.  j 

Zu  Ehren  des  französischen  Instituts  hat  der  i 
Direktor  der  Biblioteca  Laurenziana  Comm.  Biagi  ( 
eine  Ausstellung  von  französischen  Codices  ver-  i 
anstaltet.  ) 

Die  Uffizien  haben  ihren  Bestand  an  ober-  'j 
italienischen  Gemälden  durch  Erwerbung  zweier  | 
beiderseitig  bemalter  Tafeln,  welche  die  Sig-  | 
natur  des  Giovan  Francesco  Caroto  tragen  | 
und  aus  dem  Besitz  des  Marchese  Cavalli  ij 
stammen,  bemerkenswert  bereichert.  Ursprüng-  { 
lieh  verschlossen  die  beiden  Tafeln  wahrschein-  r 
lieh  als  Türen  eine  plastische  Darstellung  der 
Geburt  Christi.  Sobald  die  Bilder  der  Öffent-  |i 
lichkeit  zugänglich  sind,  werden  wir  auf  sie  noch  ;) 
einmal  zurückkommen.  ' 

In  der  Sitzung  des  Kunsthistorischen  ‘ 
Instituts  vom  30.  April  brachte  Herr  Dr.  Baum  t 
Mitteilungen  zur  Geschichte  der  Medici- Grab- 
mäler  Michelangelos.  In  erster  Linie  gab 
er  Bedenken  gegen  die  von  dem  Unterzeichneten  j > 
in  der  Sitzung  des  Institus  vom  15.  Mai  1907  ' ; 
(siehe  Kunst-Chronik  XIX,  S.  62)  dargelegten  :9 
Feststellungen  Ausdruck.  Als  Resultat  ist  zu-  ia 
sammenzufassen,  daß  nach  der  Ansicht  von  |( 
Dr.  Baum  die  Figuren  des  „Tags“  und  der  d 
„Nacht“  möglicherweise  doch  bereits  für  eine  1 1 
schräge  Aufstellung  konzipiert  gewesen  seien.  U‘ 
Der  Unterzeichnete  hielt  den  neues  Material  jJ 
nicht  beibringenden  Mitteilungen  gegenüber  daran  S 
fest,  daß  die  Untersuchung  der  Figuren  selber,  | 
die  er  wiederholt  und  auch  oft  im  Verein  mit  f 
Bildhauern  vorgenommen  habe,  aufs  Unzweifel-  15 
hafteste  ergebe,  daß  „Tag“  und  „Nacht“  für  eine  \i 
horizontale  Aufstellung  gearbeitet  sind  und  erst  ' 


Rundsdiau 


455 


später  nadi  Fertigstellung  der  für  die  jetzige 
Sarkophagform  komponierten  Gestalten  von 
„Crepuscolo“  und  „Aurora“  durch  Äuskurvung 
ihrer  Standflächen  (wobei  beim  „Tag“  sogar 
etwas  vom  Körper  fortgenommen  werden  mußte) 
für  die  jetzige  Aufstellung  adaptiert  worden 
sind.  Gegenüber  solchen  tatsächlichen  Kon- 
statierungen können  ästhetische  Bedenken  nicht 
ins  Gewicht  fallen.  — Des  weiteren  bemerkte 
Herr  Dr.  Baum,  daß  die  Stelle  bei  Doni  (Marmi  III, 
S.  21)  wonadi  Michelangelo  den  linken  Arm 
der  „Nacht“  ursprünglich  anders  gegeben,  ihn 
dann  aber  weggehauen  und  in  der  jetzigen 
Haltung  neu  ausgeführt  hätte,  durch  die  Prüfung 
der  Figur  selber  als  nicht  ernst  zu  nehmen  er- 
wiesen sei.  Als  zusammengehörig  mit  der  be- 
kannten zweifellos  echten  Zeichnung  Michel- 
angelos zur  Madonna  der  Mesdici-Kapelle  (Wien), 
legte  Herr  Dr.  Baum  ein  Blatt  (Louvre)  vor, 
welches  zwei  Madonnenskizzen  enthalte.  Dies 
Blatt  werde  von  Berenson  als  eigenhändig  an- 
gesehen, während  der  Vortragende  es  nicht 
dem  Meister  selber  geben  zu  können  glaubt. 

Fräulein  Dr. Schlottmüller  sprach  von  dem 
sog.  Pellegrini-Meister  und  anderen  anonymen 
Tonbildern  aus  der  ersten  Hälfte  des  Quattro- 
cento. Eine  Anzahl  von  Terrakotta-Madonnen 
in  London  und  Berlin  aus  der  Sammlung  Gigli- 
Campana,  welche  zumeist  in  Toscano  zusammen- 
gebracht worden  ist,  galten  einst  als  Werke 
Quercias  wegen  allgemeiner  Verwandtschaften, 
wurden  dann  dem  Meister  der  umfangreichen 
Terrakottadekorationen  der  P e 1 1 e g r i n i - 
Kapella  in  St.  Anastasia  in  Verona  zuge- 
schrieben, zusammen  mit  dem  Altar  im  Dom  von 
Modena  und  dem  Grabmal  Royzelli  in  S.  Fran- 
cesco in  Arezzo.  Diesen  sog.  Pellegrini-Meister 
hielt  man  für  einen  Toskaner,  hat  ihn  sogar  un- 
gerechtfertigter Weise  mit  Rosso  Fiorentino 
identifiziert.  Frl.  Dr.  Schlottmüller  unterscheidet 
nun  innerhalb  dieser  ganzen  Zusammenstellung 
mehrere  Meister  toskanischer  und  oberitalieni- 
scher Herkunft.  Dem  Meister  der  Pellegrini- 
Kapelle,  der  als  Oberitaliener  anzusehen  ist, 
gehört  nur  der  kleinste  Teil  der  fraglichen  Werke. 
Fortgeschrittener  erscheint  der  Meister  des 
Altars  von  Modena,  der  Oberitalienisches 
und  Toskanisches  in  seiner  Kunst  vereinigt;  ihm 
dürfte  das  Grabmal  in  Arezzo  und  zwei  Ma- 
donnen-Altäre  in  London  angehören.  Unter 
den  nach  Toskana  gehörigen  Werken  sind 
mehrere  Gruppen  zu  unterscheiden,  von  denen 
die  eine  sich  der  ornamentalen  Florentiner  Stein- 
plastik um  1400  anschließt,  während  die  andere 
durch  gelöstere  und  zierlichere  Formenbehand- 
lung einen  spezifischen  Tonbildner -Charakter 
hat.  Die  Feststellung  der  einzelnen  Künstler- 


persönlichkeiten ist  dadurch  erschwert,  daß  viele 
dieser  halbfigurigen  Madonnenreliefs  in  mehreren 
im  Detail  nicht  miteinander  übereinstimmenden 
Exemplaren  erhalten  sind. 

Herr  Dr.  Geisenheimer  legte  fünf  Zeich- 
nungen aus  Budapest  vor.  Zwei  von  ihnen 
sind  Kopien  nach  clen  Dekorationsbildern  des 
Giovanmaria  Buttari  und  des  Stefano  Pieri, 
welche  der  für  die  Exequien  Michelangelos  von 
den  Florentiner  Künstlern  gemalten  den  Meister 
als  Maler,  Bildhauer,  Architekt  und  Dichter 
feiernden  Serie  angehören.  Wir  kennen  die 
Kompositionen  aus  den  Beschreibungen  der 
Vasari,  bisher  waren  aber  keine  Reproduktionen 
der  verloren  gegangenen  Gelegenheitsarbeiten 
bekannt.  Drei  weitere  interessante  Blätter  sind 
Entwürfe  zu  den  1597  von  Bernardino 
Poccetti  an  der  Wand  des  ehemaligen  Refek- 
toriums von  S.  Spirito  gemalten  drei  heiligen 
Gastmählern.  Der  heutige  Zustand  dieser  Fresken 
ist  sehr  schlecht;  nur  das  Emausfresko  ist  leid- 
lidi  erhalten.  Gottsdiewski. 


PARIS  =^= 

Dem  französischen  Volke  ist  der  Trieb  zur 
Kunst  eingeboren.  Leidenschaftliche  Liebe  und 
feinfühliges  Verständnis  für  das  Schöne  helfen 
überreichlich  über  die  Mängel  einer  äußerlich 
nicht  gerade  glänzenden  Organisation  des  Kunst- 
unterrichts  hinweg.  Hebenden  großen  Unter- 
richtsanstalten in  Paris,  der  Ecole  des  Beaux 
Arts  in  erster  Linie,  führten  die  Kunstakademien 
in  der  Provinz  ein  nicht  gerade  glänzendes 
Dasein  und  auch  in  Paris  begibt  sich  nur  ein 
verhältnismäßig  geringer  Teil  des  künstlerischen 
jungen  Nachwuchses  in  die  Zucht  der  etwas 
pedantischen  alten  Dame  in  der  rue  Bonaparte, 
die  neben  Franzosen  von  jeher  auch  den  Aus- 
ländern gastfrei  ihr  Haus  geöffnet  hat.  Be- 
sonders groß  ist  das  Kontingent  der  Nordame- 
rikaner an  der  Ecole  des  Beaux-Arts  und  so 
überrascht  es  nicht,  daß  eine  Anzahl  nord- 
amerikanischer Architekten  sich  verpflichtet  ge- 
fühlt haben,  der  alten  Lehrerin  ihre  Dankbar- 
keit durch  eine  Stiftung  von  500000  Franken  zu 
beweisen,  deren  Ertrag  ausschließlich  jungen 
französischen  Künstlern  zugute  kommen  soll. 

Wenn  so  die  Kunstschule  der  Hauptstadt  einen 
Beweis  von  Sympathie  aus  dem  Auslande  er- 
halten hat,  so  hat  sich  zu  gleicher  Zeit  das 
Interesse  den  Kunstschulen  in  der  Provinz  zu- 
gewandt. So  hat  ein  Fräulein  de  Boisseux  aus 
Nolay  (Cöte  d’or)  der  Stadt  Grenoble  die  Summe 
von  fast  zwei  Millionen  Franken  vermacht  um 
dort  eine  Kunstakademie  zu  errichten.  Man 


456 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


fragt  sich,  ob  die  Vermehrung  soldier  Schulen 
großen  Segen  bringen  wird,  und  ob  es  nicht 
besser  wäre,  wenn  einmal  größere  Summen 
verwandt  würden  um  die  französischen  Provinz- 
museen etwas  besser  zu  verwalten.  Der  junge 
französische  Künstler  wird,  wie  die  Verhältnisse 
einmal  liegen,  immer  nach  Paris  streben,  es  ist 
das  der  große  Zug  und  zugleidi  der  Fluch  des 
französischen  Kunstlebens,  und  Bildungsanstalten 
für  Zeichenlehrer  gibt  es  ohnehin  schon  genug. 
Doch  welche  Fülle  von  künstlerisdicn  Änregun- 
gen  könnten  die  Provinzmuseen  bieten,  wenn 
sie  besser  verwaltet  würden.  Jede  neue  Ferien- 
reise enthüllt  neue  Schätze  und  neue  Sorglosig- 
keit in  ihrer  Verwaltung:  vielfach  sind  die  Bil- 
der in  alten,  ungeeigneten,  oft  den  Bildern  ge- 
fährlichen Lokalen  zusammengepfercht,  wahllos 
hängen  die  wertvollsten  Stücke  neben  schlimm- 
stem Kitsch:  was  für  ein  Museum  wäre  zum 
Beispiel  aus  den  Schätzen  des  Museums  in 
Ävignon  zu  machen,  das  herrliche  primitive 
Bilder  und  eines  der  schönsten  Werke  von  David, 
den  Tod  des  jungen  Bara,  birgt!  Äber  so  hängt 
alles  wirr  aufeinander,  an  den  bescheidensten 
wissenschaftlichen  Hilfsmitteln  fehlt  es:  mit  taras- 
konesischer  Beredsamkeit  und  Tränen  im  Äuge 
versichert  der  Concierge,  daß  der  Katalog  seit 
Jahren  vergriffen  ist.  In  dem  ausgegezeichnet 
verwalteten  und  gut  geordneten  Museum  von 
Dijon  stammt  der  ausführliche  Katalog  vom 
Jahre  1883,  niemand  ist  auf  den  Einfall  ge- 
kommen, daß  man  durch  Einheftung  einiger 
Nachtragsblätter  dem  Kunstfreund  den  größten 
Gefallen  erwiesen  hätte.  Kaum  eine  Sammlung 
kümmert  sich  darum,  systematische  streng  wissen- 
schaftliche Kataloge  ausarbeiten  oder  systema- 
tisch photographieren  zu  lassen.  Überall  fehlt 
es  an  Geld  und  an  Initiative.  So  viel  in  der 
letzten  Zeit  auf  diesem  Gebiet  auch  getan 
wurde,  ebensoviel  bleibt,  besonders  was  die 
Inventarierung  der  Kunstschätze  anbetrifft,  noch 
zu  tun,  es  wäre  wünschenswert  wenn  die  Opfer- 
willigkeit  der  Kunstfreunde  sich  diesem  Gebiete 
etwas  zuwenden  würde.  Schade  um  die  zwei 
Millionen  für  die  Kunstschule  in  Grenoble! 

Änders  ist  es,  wenn  die  Gründung  einer 
Unterrichtsanstalt  eine  schon  vorhandene,  äußerst 
rührige  Kunsttätigkeit  noch  unterstützen  soll, 
wie  dies  bei  einem  Projekt  der  Gründung  einer 
Kunstgewerbeschule  in  Nancy  der  Fall  ist.  Man 
mag  über  den  Stil  der  Majorelle,  derGallet  usw. 
denken  wie  man  will,  es  läßt  sich  nicht  leugnen, 
daß  Nancy  die  einzige  Stadt  Frankreichs  ist, 
in  der  auf  kunstgewerblichem  Gebiet  wirklich 
reges  und  intensives  Leben  herrscht;  so  ist  der 
Plan  zur  Gründung  einer  Kunstgewerbeschule 
in  Nancy,  der  kürzlich  der  französischen  Kammer 


vorgelegt  wurde  als  überaus  richtig  und  nütz- 
lich zu  bezeichnen. 

Die  Universität  Grenoble  hat  eine  neue 
Unterrichtsanstalt  geschaffen : ein  Institut  fran- 
(^ais  in  Florenz,  das  allen  Gelehrten  und 
Freunden  der  Wissenschaft  die  Mittel  zum  Stu- 
dium und  zur  Vertiefung  des  Beobachteten  ge- 
währen soll,  wie  ja  auch  u.  a.  Deutschland  ähn- 
liche Einrichtungen  in  Florenz  und  Rom  besitzt. 
Es  ist  erfreulich,  daß  es  gerade  eine  Provinzial- 
universität war,  die  diese  dankenswerte  Initia- 
tive ergriffen  hat. 

Die  französischen  Museen  haben  in  dem 
vergangenen  Monat  nur  geringe  Bereicherungen 
erfahren.  Der  bereits  erwähnte  vom  Louvre 
erworbene  Dornauszieher  ist  eine  sehr  feine 
Bronze,  ein  Werk  der  paduanischen  Schule  um 
1450.  Die  Sammlung  der  griechischen  Äntiqui- 
täten  hat  durch  die  jetzt  vollendete  Neuauf- 
stellung gewonnen,  zweifelhafte  Stücke  wurden 
entfernt  und  zwei  Schränke  mit  kleinen  Marmor- 
werken besser  als  bisher  zur  Geltung  gebracht. 
Die  ostasiatischen  Sammlungen  erhielten  als 
Geschenk  eine  Änzahl  Gräberfunde  aus  Hönan: 
eine  Änzahl  Gipsskulpturen  und  Vasen,  die  von 
dem  Professor  Chavannes  auf  einer  chinesischen 
Studienreise  erworben  wurden.  Das  Museum 
in  Dijon  hat  dieser  Tage  die  Säle,  welche  die 
Sammlung  Grangier  enthalten,  eröffnet,  die  eine 
Änzahl  wertvoller  kunstgewerblicher  Ärbeiten 
und  interessanter  Bilder,  aber  auch  manches 
zweifelhafte  Stück  enthält.  Sehr  erfreulich  ist 
die  Energie  mit  der  das  Museum  von  Mar- 
seille seine  schöne  Sammlung  von  Werken 
Pugets  zu  vermehren  sucht.  Nachdem  sdion  im 
Jahre  1899  der  Sammler  Emile  Ricard  eine  wich- 
tige Sammlung  von  Werken  des  großen  süd- 
französischen Bildhauers  geschenkt  hatte,  hat 
der  Magistrat  von  Genua  vor  kurzem  gestattet 
Gipsabgüsse  von  den  wichtigen  Werken  Pugets 
zu  machen,  die  sich  in  Genua  befinden  und  dort 
in  den  Jahren  1661 — 1667  entstanden  waren:  es 
sind  dies  der  großzügige  Sebastian  und  die 
verzückte  Gestalt  des  hl.  Ämbrosius  in  der  Ca- 
rignan-Kirche,  die  Empfängnis  Mariä  im  Älbergo 
de’poveri  und  die  Jungfrau  Maria  aus  dem  Ora- 
torium San  Philippo  de’  Neri.  Es  ist  das  Ver- 
dienst des  Konservators  Äuguier,  in  diesem 
Saal  der  Puget  eine  für  Marseille  ebenso  cha- 
rakteristische und  anziehende  Sammlung,  aus- 
zubauen, wie  wir  in  Dijon  immer  wieder  durch 
die  Prud’hons  und  Rüde,  in  St.  Quentin  durch 
die  Latours  angezogen  werden.  Durch  die  Trennung 
von  Kirche  und  Staat  sind  viele  kostbare  Kunst- 
werke in  alle  Winde  zerstreut  worden,  nur 
weniges  ist  für  den  Staat  gerettet  worden:  so 
hat  kürzlich  der  Staat  einen  mit  Tapisserien 


Rundschau 


457 


von  Beauvais  geschmückten  Salon  (zwei  Ber- 
geren,  12  Sessel  und  zwei  Stellschirme)  zurück- 
genommen, die  der  König  gegen  1723  dem 
bischöflichen  Palais  von  Beauvais  geschenkt 
hatte.  Sie  sind  gegen  1720  entstanden  und 
stellen  Fabelszenen  nach  Oudrg  dar.  Ihr  Wert 
wurde  s.  Zt.  auf  ca.  8000  Franken  geschätzt, 
heute  sind  dem  Staate  von  einem  Antiquar 
400000  Franken  geboten  worden,  doch  man 
zieht  vor  die  Salons  des  Senates  mit  diesen  kost- 
baren Möbelnd  zu  schmücken. 

Äus  Versailles  ist  allerlei  erfreuliches  zu 
melden:  Der  Konservator  de  Nolhac  hat  eine 
Serie  von  dreizehn  praditvollen  Tapisserien  aus 
der  Manufaktur  der  Gobelins  wie  der  für  Ver- 
sailles aus  den  Depots  des  Garde-meuble  zurück- 
erworben. Diese  Wandteppiche  stellen  die  Ge- 
schichte Ludwigs  des  XIV  dar  und  waren  ur- 
sprünglich für  Versailles  bestimmt  gewesen. 
Jetzt  sind  sie  wieder  in  den  Wohnräumen  der 
Königin  und  in  den  Salons  der  Minerva  und 
des  Äpollo  aufgehängt.  — Schon  seit  langer 
Zeit  war  ein  lebhaftes  Bedürfnis  nach  einer 
„Gesellschaft  der  Freunde  von  Versailles“  vor- 
handen, die  den  Konservator  des  Museums  in 
seinen  Ankäufen  unterstützen  und  zugleich  die 
Erhaltung  der  Baudenkmäler  und  Gärten  über- 
wadhen  kann.  Diese  letztere  delikate  Aufgabe 
untersteht  leider  nicht  dem  Konservator  de 
Nolhac  sondern  den  Architekten  des  Schlosses, 
die  schon  mancherlei  verrestauriert  haben.  Die 
Namen  der  führenden  Mitglieder  der  neuen 
Gesellschaft  (u.  a.  Henry  Marcel,  Raymond  Koech- 
lin.  Andre  Perate,  Pierre  de  Nolhac,  Alexis 
Rouart)  sind  eine  Gewähr  dafür,  daß  sie  ver- 
ständnisvoll ihres  Amtes  walten  wird.  Eine 
Gruppe  von  Mitgliedern  der  Vereinigung  hat 
dem  Museum  bereits  ein  sehr  interessantes 
Werk  des  künstlerisch  und  kulturhistorisch  so 
interessanten  Malers  Eugene  Lami  überwiesen, 
das  den  Empfang  der  Königin  Victoria  von 
England  durch  Louis  Philippe  in  Treport  dar- 
stellt. 

Überall  nehmen  die  Attentate  des  moder- 
nen Utilitarismus  gegen  alte  Baudenkmale 
und  künstlerische  Stadtbilder  überhand.  Noch 
unter  dem  zweiten  Kaiserreich  waren  sich  die 
führenden  Architekten  ihrer  Pflicht  bewußt,  an 
Stelle  des  der  Notwendigkeit  zum  Opfer  ge- 
fallenen Alten  etwas  künstlerisch  groß  gedachtes 
zu  setzen.  So  entstanden  die  großen,  monu- 
mental gehaltenen  Straßenzüge  um  Garniers 
Oper,  deren  einheitlicher  Charakter  durch  strenge, 
auch  heute  noch  gültige  Gesetze  gewahrt  wer- 
den sollte.  Heute  erheben  sich  in  der  rue  de 
Rivoli,  in  den  Champs  Elysees,  und  auf  dem 
Boulevard  des  Capucines  die  geschmacklosen 


den  Häuserblock  überragenden  Steinmassen 
amerikanischer  Hotels  und  Versicherungsgebäude, 
für  die  die  meist  ungesetzlichej  Bauerlaubnis 
mit  mehr  oder  weniger  unlauteren  Mitteln  er- 
langt wurde,  endlich  beginnt  man  sich  im  Pa- 
riser Gemeinderat  der  Gemeingefährlichkeit  die- 
ses nutzlosen  Vandalismus  bewußt  zu  werden 
und  man  will  versuchen,  wenigstens  die  offen- 
baren Ungesetzlichkeiten  ^u  verhüten,  wie  die 
Zerstörung  des  einheitlichen  Garnierschen  Planes 
für  die  Umgebung  der  Oper.  Die  „Kommission 
für  das  alte  Paris“  im  Pariser  Gemeinderat  hat 
ebenfalls  Einspruch  erhoben  gegen  das  allzu 
umstürzlerische  Umbauobjekt  des  alten  Hotel 
Colbert,  der  alten  Medizinschule,  in  der  rue  de 
la  Bücherie,  in  der  die  Associations  des  Etu- 
diants  untergebracht  werden  sollte.  — Wir 
haben  bereits  von  den  verschiedenen  Protesten 
gesprochen,  die  sich  gegen  die  kommerzielle 
Ausbeutung  der  Wunderinsel  des  Mont-Saint 
Michel  erhoben  haben.  Es  ist  jetzt  eine  Be- 
wegung im  Gange  die  erstrebt,  den  ganzen  Mont 
als  „monument  historique“  zu  schützen,  damit 
der  widerlichen  Bausucht  der  Hoteliers  Poulard 
und  Genossen  endlich  Einhalt  geboten  werden 
kann.  Ähnliche  Roheiten  werden  aus  dem 
alten,  berühmten  Städtchen  Baux  in  der  Pro- 
vence gemeldet,  wo  gewissenlose  Bauunter- 
nehmer sich  nicht  gescheut  haben,  die  staatlich 
geschützten  Baudenkmale  als  Steinbrüche  zu 
benutzen.  In  Avignon  ist  der  alte  Palast  der 
Päpste  nun  endlich  von  seiner  Funktion  als 
Kaserne  entbunden,  nachdem  Pitou  und  Duma- 
net jahrelang  die  alten  Steine  dieses  mächtigen 
Baus  mit  ihren  Witzen  beschmiert  und  intelli- 
gente Amateure  aus  den  Fresken  Simone  Mar- 
tinis und  Matteos  di  Giovanetto  die  schönsten 
Köpfe  dieser  edlen  Gestalten  herausgeschnitten 
haben,  die  den  von  Norden  Kommenden  zuerst 
die  hehre  Majestät  südlicher  Kunst  predigen. 
Auch  in  Villeneuve  bei  Avignon,  dessen  Hos- 
piz die  herrlichsten  Werke  der  provenzalischen 
primitiven  Kunst  birgt,  hat  der  Staat  in  dem 
phantastischen  Wirrsaal  der  Kartause  eine  Ka- 
pelle mit  italienischen  trecentistischen  Fresken 
erworben.  Es  ist  erfreulich  zu  sehen,  wie  da 
gerettet  wird  was  noch  zu  retten  ist.  In  Dijon 
restauriert  man  im  Palast  der  Stände  von  Bur- 
gund den  schönen,  zwischen  1776  und  1780 
nach  den  Plänen  von  Dumorey  und  Gauthez 
errichteten  Festsaal,  der  zu  einem  der  Prunk- 
stücke des  XVIII.  Jahrhunderts  gehört. 

An  archäologischen Entdedcungen  wird 
die  Auffindung  eines  großen  byzantinischen 
Mosaiks  im  Timgad  (Algerien)  gemeldet.  Das- 
selbe stellt  eine  Venus  Anadyomene  dar,  die 
von  einem  Tritonen  und  einer  Nereide  geleitet 

30 


458 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


wird.  Das  vortrefflich  erhaltene  Kunstwerk  mißt 
drei  zu  fünf  Meter. 

Von  Äusstellungen  ist  nicht  viel  zu  be- 
richten. Sehr  interessant  wird  eine  zum  Besten 
des  Roten  Kreuzes  bei  Georges  Petit  geplante 
Äusstellung  von  Pastellen  des  XVIII.  Jahrhun- 
derts werden,  die  eine  wertvolle  Ergänzung  zu 
der  Chardin  und  Fragonard -Äusstellung  von 
1907  werden  wird.  Die  von  der  Societe  Natio- 
nale geplante  Äusstellung  von  Porträts  der  Zeit 
um  1848,  die  in  dem  reizenden  Schlößchen  Ba- 
gatelle stattfinden  wird,  wird  einen  besonderen 
Reiz  dadurch  erhalten,  daß  die  Herzoge  von 
Orleans  und  Chartres  die  in  ihrem  Besitze  be- 
findlichen Familienporträts  zur  Verfügung  ge- 
stellt haben.  Von  Äusstellungen  moderner  Kunst 
erwähnen  wir  kurz:  Landschaften  und  Idyllen 
von  J.  Flandrin  bei  Druet,  Blumenstücke  und 
Stilleben  von  Monet,  Renoir,  Sisleg,  Cezanne 
u.  a.  m.  bei  Durand-Ruel,  Pissarro  bei  Bern- 
heim, der  Neoimpressionist  Theo  von  Ryssel- 
berghe  ebenda,  die  Degasschülerin  Mary  Cassatt 
beiVollard,  die  Gruppe  „Onze“,  darunter  einige 
„prix  de  Rome“;  bei  Chaine  und  Simonson  bei 
Georges  Petit  der  jährliche  Salon  der  pastel- 
listes  und  die  diskrete  Kunst  Duhems.  Im  Musee 
des  arts  decoratifs  endlich  eine  sehr  interessante, 
Äusstellung,  die  der  Kunst  des  Theaters  gewid- 
met ist.  Über  die  großen  Salons,  die  seit  kur- 
zem geöffnet  sind,  werden  wir  im  nächsten 
Briefe  berichten.  fl^elbert  Meyer. 

s 

BELGIEN = 

Die  neubegründete,  unter  dem  Präsidium  des 
Ministers  Beernaerts  stehende  Gesellsdiaft  der 
Freunde  der  Königlichen  Museen  hat  ein  für  die 
Geschichte  der  belgischen  Skulptur  wichtiges 
Werk  erworben  und  dem  im  Palais  du  Cin- 
quantenaire  befindlichen  Museum  für  Kunst- 
gewerbe und  Ältertümer  überwiesen:  es  handelt 
sich  um  ein  Flachrelief  das  im  Jahre  1890  auf 
der  Stelle  des  früheren  Minoritenklosters  in 
Tournai  entdeckt  wurde,  es  stellt  die  Beerdigung 
des  Minoritenmönches  Jehan  Fiesnes  dar,  der 
im  Jahre  1425  gestorben  ist. 

Aller  Orten  tauchen  jetzt  die  Pläne  auf, 
die  vorhandenen  Museen  zu  erweitern.  Ein 
großes  Projekt  den  Komplex  von  Museen, 
Bibliotheken  und  Ärchiven  auf  der  Montagne 
de  la  Cour  in  Brüssel  zu  erweitern  wird 
augenblidclich  eifrig  diskutiert,  da  eine  Partei 
einen  Teil  der  Sammlungen  und  Ärchive  lieber 
in  die  Nähe  des  Palais  du  Cinquantenaire  ver- 
legt sehen  möchte,  wo  jedenfalls  eine  größere 


Expansionsmöglichkeit  gegeben  ist,  aber  auch 
eine  größere  Entfernung  vom  Zentrum  der  Stadt 
lästig  ins  Gewicht  fällt.  Der  Neubau  eines 
Museums  in  Brügge  ist  jetzt  definitiv  gesichert, 
und  auch  in  Gent  trägt  man  sich  mit  dem  Ge- 
danken, ein  Museum  für  ältere  Kunst  zu  er- 
richten. 

Der  Reigen  der  Äusstellungen  moderner  Kunst 
wurde  durch  die  Jubiläumsausstellung  der  von 
Octave  Maus  geleiteten  Libre  Esthetique  eröffnet, 
die  in  der  Entwicklung  der  modernen  belgischen 
Malerei  eine  so  wichtige  Rolle  gespielt  hat.  In 
Brüssel  hat  der  am  2.  Mai  eröffnete  Frühjahrs- 
salon der  Societe  Royale  des  Beaux-Ärts  eine 
wichtige  Retrospektive  der  Werke  des  Tier- 
malers Joseph  Stevens  gebracht.  Der  Salon  de 
l’Ärt  Contemporain  in  Äntwerpen  bringt  Ge- 
samtausstellungen des  Werks  von  Fantin-Latour 
und  Stobbaerts.  Sehr  interessant  verspricht  eine 
von  der  Kunstgewerbeschule  in  Lüttich  organi- 
sierte Äusstellung  des  belgischen  Kunstgewerbes 
zu  werden,  die  am  9.  Mai  eröffnet  wird.  Im 
Cercle  Ärtistique  endlich  hat  eine  Äusstellung 
der  von  einer  tiefen  mystischen  Empfindung 
durchdrungenen  Werke  von  Älfred  Delaunois 
(Löwen)  und  von  Porträts  von  Detilleux  großen 
Beifall  gefunden.  * 

s 

LONDON  = 

Soeben  ist  der  Jahresbericht  der  National 
Gallery  für  1907  veröffentlicht  worden,  der  auch 
die  National  Gallery,  British  Ärt,  (besser  unter 
dem  Namen  „Tate  Gallery“  bekannt)  umfaßt. 
Gemäß  demselben  wurden  während  des  Be- 
richtsjahres aus  verschiedenen  Fonds  und 
Einnahmequellen  8 Bilder  käuflich  erworben,  dar- 
unter die  zwei  bekannten  Genueser  Van  Dyck- 
Porträts  (Marchese  Giovanni  Cattaneo  und  Mar- 
chesa  Cattaneo),  die  s.  Z.  auf  seltsame  Weise 
aus  Italien  verschwanden  und,  wie  man  hier 
schon  fürchtete,  fast  zu  diplomatischen  Schritten 
seitens  Italiens  geführt  hätten.  Die  zwei  vor- 
züglichen Werke  aus  der  Sammlung  im  Cattaneo- 
Palast  in  Genua,  die  Van  Dyck  kurz  nach  sei- 
ner Änkunft  in  Italien  im  Herbst  1621  gemalt 
hat,  wurden  für  je  ^ 13500  von  Messrs.  Colnaghi 
erstanden,  die  selber  ^2000  zu  dem  Kauf  bei- 
trugen. Der  Kaufpreis  wird  übrigens  erst  im 
laufenden  Jahre  voll  abgetragen  werden.  Beide 
Bilder  hängen  nun  in  Saal  XIII  der  National- 
Gallery  und  sind  sehr  günstig  zu  sehen.  Äußer 
diesen  auf  zwei  Jahre  verteilten  25000  ^ wurden 
nur  noch  ^ 561.17.0.  für  Bilderankäufe  für  beide 
Galerien  verausgabt,  in  denen  allerdings  die 
Änkäufe  aus  dem  „Chantrey  Bequest“  der  Tate 


Rundschau 


459 


Gallery  nicht  inbegriffen  sind.  Für  die  Natio- 
nal Gallery  wurden  mit  Hilfe  der  angeführten 
Summe  erworben;  Une  Parade  von  Gabriel 
Jacques  de  Saint  Äubin  (1724—1780)  aus  der 
Baring  Sammlung,  in  der  das  Bild  unter  dem 
Namen  Gillot  hing  und  das  treffliche  „Selbst- 
porträt“ von  Joseph  Ducreux  (1735—1802)  in 
der  Tracht  eines  Äbbe  (um  nur  ^ 50).  Für  die 
verhältnismäßig  sehr  kleine  französische  Samm- 
lung der  Gallery  ist  jeder  Zuwachs  doppelt  will- 
kommen. Und  sodann  noch  Maria  Magda- 
lena, Schule  von  Äntwerpen. — Für  die  Tate  Gallery 
wurden  angekauft:  „Gordale  Scar  von  James 
Ward  (1769—1859),  eine  Skizze  zu  seiner  großen 
Landschaft,  die  jetzt  auch  wie  sein  großes  Tier- 
stück in  der  gleichen  Galerie  hängt.  Damit  ist 
dieser  bedeutendste  verstorbene  Tiermaler  Eng- 
lands nun  endlich  einigermaßen  gebührend 
in  der  National  Britischen  Galerie  vertreten; 
33  Studienblätter  des  großen  Bildhauers  Älfred 
Stevens,  darunter  solche  zu  seinem  Wellington- 
Monument  im  St.  Paulsdom  und  zu  dem  be- 
rühmten Kamin  inDorchester  House;  endlich  ein 
Bild  des  1887  verstorbenen  Frank  H.  Potter,  ein 
Interieur  „HMusicLesson“.  Von  diesem  manchmal 
die  Feinheit  des  Belgiers  Ä.  Stevens  erreichenden 
Meister  war  vor  kurzem  ein  Bild  in  der  Fair  Women . 
Exhibition  der  International  Society  zu  sehen 
gewesen.  — Än  Bilder-Gaben  empfing  die  Na- 
tional Gallery  u.  a.  einige  moderne  Franzosen, 
ein  Blumen-  und  ein  Fruchtstück  von  Fantin 
Latour  (aus  den  Jahren  1864  und  67)  und  einen 
Corot  (aus  dem  Jahre  1871)  „The  Marsh  of  Är- 
leux  du  Nord“.  Diese  drei  Werke  hängen  in 
Saal  XVII  neben  einigen  anderen  modernen 
französischen  Bildern,  die  der  Galerie  zum  Lehen 
übergeben  sind:  4 Corots,  ein  Diaz  und  ein 
Daubigny.  Von  anderen  Gaben  an  die  National 
Gallery  seien  erwähnt.  Hendrick  v.  Steenwyck 
(1580—1648)  „Än  Interior  of  a Gothic  Church“; 
3 Pieter  Neeffs  (1577—1657),  alles  Kircheninte- 
reurs;  Niederländische  Schule,  16.  Jahrh.  „Ulri- 
cus  Sirosenius,  Herzog  von  Ostfriesland“;  ein 
ähnliches  Porträt  des  gleichen  Herzogs  in  der 
Oldenburger  Galerie  wird  von  Bode  dem  Jacob 
Cornelissen  zugeschrieben.  Eine  andere  Ver- 
sion mit  Dürers  Monogramm  und  Datum  1520 
befindet  sich  in  des  Herzogs  von  Rutland  Samm- 
lung; „The  Water  Lane“  von  Jan  Siberechts 
(1627—1703);  Jacob  Ochtervelt:  „Dame  am  Spi- 
nett“;  Giovanni  Francesco  daRimini  „Madonna 
und  Kind“  mit  Datum  MC.  C.  C.  C.  VI.,  endlich 
Thomas  Gainsborough  „The  Watering  Place“. 
Der  Tate  Gallery  wurden  als  Geschenke  über- 
wiesen u.  a.;  „Woody  Landscape  von  James 
Stark  (1794—1859),  einem  der  Kleinmeister  der 
sogen.  Norwich  School ; einige  Stücke  von  Hercules 


B.Bra  bazon  (1821— 1906);  einige  Studien  und  ein 
Porträt  von  der  Hand  des  Bildhauers  Ä.  Stevens; 
ein  Porträtkopf  von  Ä.  Legros ; einige  Landschafts- 
Stücke  von  James  Charles  (1851—1906);  des 
alten  Prärafaelitenbruders  Holman  Hunt  „The 
Ship“,  eine  Nachtszene  auf  Deck  eines  Dampfers, 
die  einige  Tennysonverse  illustrieren  soll  („Es 
war  klar,  daß  diese  Gelegenheit  Tennysons 
Verse  zn  illustrieren  nicht  länger  aufgeschoben 
werden  konnte.  Daher  machte  der  Künstler 
Zeichnungen  und  Nachtstudien,  und  als  er  in 
Syrien  landete,  malte  er  das  Bild,  während  ihm 
die  Szenerie  noch  frisch  vor  Äugen  stand“,  so 
läßt  sich  der  Künstler  selber  darüber  aus!);  „Ä 
Pic-nic“  von  Sir  David  Wilkie,  dem  wohlbe- 
kannten schottischen  Genremaler;  und  mehrere 
Studien  von  J.  F.  Lewis  (1805—1876),  der  in 
Holman  Hunts  Spuren  wandelte.  — Äußer  den 
bereits  erwähnten  Franzosen  wurden  der  Na- 
tional Gallery  zur  Äusstellung  geliehen  einige 
Jacob  Maris,  Mauve,  1.  Bosboom,  Israels;  ferner 
eine  Kneipenszene  von  Ädrian  Brouwer;  ein 
Porträt  der  Bona  von  Savoyen  von  Ämbrogio 
de  Predis  und  einiges  andere.  Zu  den  von 
Mr.  Drucker  geliehenen  modernen  Niederländern 
heißt  es  in  dem  Bericht:  „Diese  Werke,  die  als 
ständiges  Lehen  der  Gallery  versprochen  sind,  tra- 
gen wesentlich  dazu  bei,  die  sehr  kleine  Samm- 
lung moderner  Meister  des  Kontinents  zu  ver- 
mehren, die  sich  im  Besitz  der  Gallery  befinden. 
Sie  bilden  einen  wertvollen  Kern,  zu  dem,  so 
hofft  man,  sich  weitere  Werke  hinzufinden  wer- 
den, sodaß  allmählich  eine  adäquate  Repräsen- 
tation der  besten  modernen  Kunst  des  Konti- 
nents in  ihren  verschiedenen  Phasen  ermöglicht 
werden  dürfte,  die  dann  für  sich  gesondert  aufs 
beste  in  den  bald  zur  Verfügung  stehenden 
neuen  Räumen  gezeigt  werden  könnten.“  Die- 
ser Paragraph  ist  sehr  wichtig  und  zeigt,  welche 
Wege  der  neue  Direktor  Sir  Ch.  Holroyd  zu 
gehen  gedenkt.  Noch  vor  gar  nicht  langer  Zeit 
hieß  es,  daß,  selbst  wenn  ein  Mäcen  Werke 
moderner  Kunst  der  Gallery  anböte,  es  nicht 
möglich  sein  würde,  dieselben  anzunehmen, 
denn  die  National  Gallery  sei  nur  für  alte,  die 
Tate  Gallery  nur  für  Britische  Kunst  da.  Dieser 
Beschränkung  ist  nun  ein  Ende  gemacht,  da  die 
Gallery  einen  Zuwachs  an  Sälen  erhält,  der, 
wie  es  im  gleichen  Bericht  heißt,  im  Bau  rüstig 
fortschreitet.  — Ein  Bild  Sir  J.  Reynolds,  eine 
„Heilige  Familie“,  das  schon  30  Jahre  lang  aus 
den  Sälen  der  Galerie  verschwunden  war,  sei- 
nes üblen  Zustandes  wegen,  ist  nun  aufs  sorg- 
fältigste gereinigt  und  restauriert  worden  und 
hängt  jetzt  wieder  in  den  Räumen  der  Eng- 
lischen Schule  der  National  Gallery  als  fast  das 
einzige  Bild,  das  ein  sakrales  Thema  in  diesen 


460 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Sälen  behandelt.  Überhaupt  sind  eine  ganze 
Änzahl  Bilder  in  beiden  Galerien  repariert  resp. 
neu  gefirnißt  worden,  darunter  Raffaels  „Ma- 
donna mit  dem  Turm“;  eine  Salvatore  Rosa 
und  ein  verhältnismäßig  so  neues  Stück  wie 
Watts  feinsilbrige  „Psyche“  und  Millais  „Yeo- 
man  of  the  Guard“.  Von  diesen  mit  größter 
Vorsicht  ausgeführten  Reparaturen  sowie  der 
Umhängung  der  zwei  Galerien  nach  einem  be- 
stimmten, für  Kunsthistoriker  namentlich  sich 
empfehlenden  Plane  (zusammenhängende  Schu- 
len in  anstoßenden  Räumen;  innerhalb  der 
Räume  möglichst  chronologische  Folge  und  Bil- 
der derselben  Meister  so  nah  beieinander,  daß 
ein  Vergleich  ermöglicht  wird)  — wird  jedermann 
mit  Befriedigung  und  Dankbarkeit  gegen  die 
neue  Direktion  Kenntnis  nehmen.  — Im  Berichts- 
jahre wurde  der  National  Gallery  eine  bedeu- 
tende Erbschaft  überwiesen,  nicht  weniger  als 
ca.  110,000  Pfund,  die  in  2V2,  3 und  öVa^/o 
pieren  angelegt  worden  sind.  Die  Jahreszinsen 
dieses  Kapitals  sind  zum  Änkauf  von  Kunst- 
werken bestimmt.  Der  Testator  ist  der  1903 
verstorbene  Oberst  John  Temple  West.  Diese 
Gabe  ist  dem  „Chantrey  Bequest“  fast  gleich  an 
Höhe.  Äber  von  ihr  erhofft  man  sich  bessere 
Resultate  als  von  dem  letzteren,  für  dessen 
Gelder  meist  recht  zweifelhafte  dafür  aber  um  so 
umfangreichere  Gemälde  heutiger  Maler  in  die 
Tate  Gallery  wandern,  um  dort  Hängeschmerzen 
böser  Ärt  zu  verursachen.  Mit  dem  Einkommen 
aus  den  zwei  früheren  Erbschaften,  dem  „Lewis 
Bequest“  10000  ^ (1864)  und  dem  Clarke  Be- 
quest (23,104  1881)  steht  der  National  Gallery 

nun  neben  der  Regierungsbeihilfe  eine  ganz 
stattliche  Summe  zum  Bilderkaufen  zur  Ver- 
fügung ; freilich  ist  das  heutzutage  ja  auch  nötiger 
denn  je,  will  man  überhaupt  noch  etwas  er- 
reichen. — Hier  seien  noch  gleich  einige  Neu- 
erwerbungen des  laufenden  Jahres  für  die  Na- 
iional  Gallery  mit  angeführt,  nämlich:  zwei 
französische  Stücke,  ein  unvollendetes  Porträt 
der  Elisa,  Großherzogin  von  Toskana  und 
Schwester  Napoleons,  von  I.  L.  David  und  ein 
kleines  Porträt  der  Madame  Malibran,  das  man 
Ingres  zuschreibt.  — Über  zwei  vor  einiger  Zeit 
hinzugekommene  Werke  des  Mabuse,  die  im  Van 
Eyck  Saal  aufgehängt  sind,  berichtet  der  Gale- 
rie-Direktor Holroyd  selber  in  der  letzten  Num- 
mer des  Burlington  Magazine  ausführlidi.  Das 
eine,  ein  Porträt  einer  vornehmen  jungen  Dame 
war  als  „Jaqueline  de  Bourgogne“  in  der  Gol- 
denen Fließausstellung  in  Brügge  im  vergan- 
genen Jahre  zu  sehen  gewesen.  Holroyd  meint, 
daß  dieses  Bild  nach  Mabuses  Rückkehr  aus 
Italien  gemalt  worden  sei,  zur  Zeit,  da  er  für 
Philipp  von  Burgund  arbeitete,  also  um  das  Jahr 


1515.  Das  zweite  Werk  ist  die  „Maria  Mag- 
dalena“, die  unter  der  Bezeichnung  „Äntwer- 
pener  Schule“  als  Neuerwerb  während  des 
Jahres  1907  oben  angeführt  ist.  Holroyd  meint 
in  dem  angegebenen  Äufsatz,  daß  die  Fleisch- 
partien des  Werkes  zwar  durchsichtiger  seien 
als  das  sonst  in  früheren  Bildern  dieses  Meisters 
der  Fall  sei,  daß  aber  die  Details  und  das 
Kleid  des  als  Magdalene  dargestellten  jungen 
Mädchens  ganz  dem  großen  Bilde  Mabuses 
in  Naworth,  der  „Änbetung  der  heiligen  drei 
Könige“,  entsprächen.  — Die  vielen  Sommer- 
ausstellungen all  der  alten  Kunstkörperschaf- 
ten haben  für  die  große  „Season“  nun  ihre 
Tore  geöffnet.  Über  die  Royal  Äcademy-Äus- 
stellung  werden  im  nächsten  Heft  noch  einige 
Bemerkungen  zu  machen  sein,  die  übrigen,  die 
der  British  Ärtists,  der  Painters  in  Water 
Colours,  der  New  Gallery  in  Regent  Street  etc. 
bedürfen  hier  keines  Kommentars,  da  sie  nichts 
von  besonderem  Interesse  oder  Eigenart  ent- 
halten, obwohl  in  einigen  tüchtige  Arbeiten 
hängen.  So  viel  man  hört,  wird  die  nächste 
Winterausstellung  der  Royal  Academy  die  hier- 
zulande wohlbekannte  Sammlung  moderner 
Bilder  des  verstorbenen  George  Mc.  Culloch 
als  Ausstellungsobjekt  umfassen.  — Die  Kunst- 
salons bieten  alle  möglichen  Attraktionen,  mo- 
derne und  alte  Meister  englischer  und  kontinen- 
taler Schulen.  Neben  den  schon  das  vorige 
Mal  erwähnten  Salons  sei  diesmal  nur  die  Aus- 
stellung von  Mc.  Lean  in  Hagmarket  angeführt, 
in  der  unter  anderen  Bildern  der  altenglischen 
Schule  ein  sehr  bekannter  Romneg  „The  Boson- 
quet  Family“  sich  befindet.  Die  Carfax  Gallery, 
in  der  dekorativ  gesehene  Landschaften  eines 
talentvollen  Australiers  (F.  Mc.  Comas)  ausge- 
stellt waren,  ladet  zu  einer  Besichtigung  neuer 
Karikaturen  des  nicht  bloß  hier  hochgeschätzten 
Karikaturisten  Max  Beerbohm  ein.  Karikatur- 
ausstellungen sind  jetzt  hier  überhaupt  sehr  be- 
liebt. ■—  Zu  der  Kunstausstellung  innerhalb  der 
großen  schon  früher  erwähnten  Franko-Briti- 
schen  Ausstellung,  die  in  diesem  Monat  eröffnet 
wird,  steuern  der  König,  andere  Mitglieder  des 
Königshauses  sowie  zahlreiche  Privatsammler 
und  öffentliche  Galerien  wertvolle  Stücke  bei. 
Aus  Manchester  z.  B.  wird  das  seltsame  Bild 
des  Präraffaelitenschulmeisters,  „die  Arbeit“  von 
Madox  Brown,  zu  sehen  sein,  der  dieses  Thema 
sozusagen  in  detaillierter  Paraphrase  statt  in 
gewaltigem  Symbol  zu  bewältigen  strebt;  auch 
ein  früher  Millais  „Herbstblätter“  ist  aus  Man- 
chester versprochen.  — Für  den  hier  im  August 
stattfindenden  internationlen  Zeichnenkongreß 
werden  schon  eifrig  Vorkehrungen  getroffen, 
wenn  auch  die  notwendigen  Summen  nur  lang- 


Rundschau 


^61 


sam  eingehen  (1700  von  5000  Pfund  bis  Mitte 
Hpril).  Das  freiwillige  Sammeln  in  solchen 
Fällen  hat  doch  auch  seine  Schattenseiten;  aber 
die  Regierung  hat  für  derlei  Dinge  hier  eben 
nichts  übrig.  Seltsam  kontrastiert  dazu  die 
Nachricht,  daß  einige  auswärtige  Staaten  ihre 
öffentlichen  Mittel  zur  Beschickung  des  Kon- 
gresses und  der  damit  verbundenen  Äusstellung 
zur  Verfügung  stellen,  so  z.  B.  Österreich-Un- 
garn, das  alle  Kosten  seines  Teiles  tragen  will. 
Die  Darstellung  selber  wird  am  27.  Juli  in  South 
Kensington  eröffnet  werden  und  soll  einen  Monat 
dauern.  Deutschland,  Österreich-Ungarn, Schweiz, 
Holland,  Belgien,  die  Vereinigten  Staaten  usw. 
werden  repräsentativ  vertreten  sein,  ebenso 
natürlich  die  britischen  Inseln.  Äuch  eine  Retro- 
spektive Äusstellung,  die  die  besten  Arbeiten 
der  letzten  10  Jahre  umfassen  soll,  wird  vor- 
bereitet, um  so  eine  Vergleichsgelegenheit  zu 
bieten.  — Aus  der  Provinz  möge  Erwähnung 
finden,  daß  in  der  Brighton  Gallery,  deren  dies- 
malige Jahresausstellung  eine  Reihe  trefflicher 
moderner  Werke  umfaßt,  darunter  Stücke  von 
Whistler,  Harpignies,  Peppercorn  usw.,  jetzt  10 
Porträts  von  Raeburn  auf  längere  Zeit  ausge- 
stellt sind,  die  Mrs.  Mackenzie  der  Galerie  ge- 
liehen hat.  Einige  darunter  gehören  zu  des 
Künstlers  reifsten  und  dabei  auch  sozusagen 
momentansten  Werken,  namentlich  das  monu- 
mentale Bild  „Colonel  Alexander  Mackenzie“, 
der  neben  einem  herrlichen  Pferde  steht,  und 
„The  Son  of  Colin  Mackenzie“  mit  dem  sicher 
und  kühn  hingesetzten  Gesicht  des  Knaben.  — 
Manche  der  alten  Kathedralen  Englands  be- 
dürfen sehr  der  Restaurierung,  und  oft  genug 
wird  die  Werbetrommel  um  freiwillige  Beiträge 
zu  solchen  Zwecken  gerührt.  Nicht  immer  kommt 
das  nötige  Geld  schnell  genug  ein,  und  mit  Be- 
trübnis muß  man  dann  die  Berichte  der  Archi- 
tekten und  Domvorstände  lesen,  die  von  Zer- 
störungen an  den  herrlichen  Bauwerken  melden. 
Die  ehrv/ürdige  Canterburg  Cathedrale  bedarf 
in  verschiedenen  Teilen  der  Ausbesserung.  Zwar 
der  „Bell  Harry  Tower“  ist  nun  vollständig 
restauriert  worden,  und  das  Gerüst,  das  ihn 
drei  Jahre  umschloß,  ist  endlich  verschwunden. 
Aber  nun  hat  es  sich  herausgestellt,  daß  die 
„Western  Towers“  vor  allem  sofortiger  Repa- 
ratur bedürfen,  denn  schon  sind  sie  für  Passan- 
ten gefährlich  geworden.  25000  Pfund  sind 
alles  in  allem  noch  aufzubringen;  aber  keine 
öffentlichen  Fonds  sind  im  Lande  vorhanden, 
um  hier  helfend  beizuspringen!  Und  für  was 
wird  die  Privathilfe  hier  nicht  alles  in  Anspruch 
genommen.  Ganz  abgesehen  von  Werken  der 
Charitas,  fordern  alle  möglichen  Unternehmungen 
innerhalb  und  außerhalb  des  Landes  eitrigst 


zur  Unterstützung  auf  wie  z.  B.  die  British  Ar- 
chäological  School  in  Egypt.  usw.  Und  so  müssen 
der  Stolz  und  der  Ruhm  des  eignen  Landes 
leiden.  Dabei  ist  man  hier  schnell  genug  mit 
dem  Tadel  dabei,  wenn  mal  in  Italien  etwas 
ähnliches  passiert,  obwohl  dies  doch  so  viel 
ärmere  Land  eine  bedeutende  Summe  zur 
Erhaltung  seiner  Kunstwerke  ausgibt.  Auch 
die  alte  Winchester  Cathedrale,  eines  der  be- 
deutsamsten Normannenbauwerke  Englands  be- 
darf schleuniger  Restauration,  die  87000  Pfund 
kosten  wird.  Davon  sind  erst  ca.  27000  Pfund 
gesammelt,  und  die  Autoritäten  des  Domes  be- 
finden sich  in  der  keineswegs  beneidenswerten 
Lage  noch  um  50000  Pfund  betteln  zu  müssen. 
Man  geht  von  Pontius  zu  Pilatus,  alle  Geistlichen 
der  anglikanischen  Kirche  versucht  man  zu  in- 
teressieren; die  ganze  Diöcese  soll  in  Gruppen 
eingeteilt  werden,  um  die  Gelder  schneller 
herbeizuschaffen.  So  kommen  denn  auch  100 
Pfund  hier  und  100  Pfund  da  zusammen; 
aber  Monate  gehen  darüber  hin,  und  der  Archi- 
tekt hält  sofortige  Reparatur  für  unbedingt  not- 
wendig, da  die  Fundamente  unsicher  seien  und 
tiefe  Mauerrisse  sich  schon  zeigten.  Man  wun- 
dert sich,  daß  die  englischen  Kathedralen  über- 
haupt noch  stehen,  liest  man  diese  Stoßseufzer 
in  den  Zeitungen.  — Mr.  James  L.  Caw  ist  zum 
Direktor  der  National  Gallery  und  National  Por- 
trät Gallery  von  Schottland,  Mr.  Alfred  A.Long- 
den  zum  Kurator  der  Aberdeen  Art  Gallery 
ernannt  worden.  — Im  Daily  Telegraph  läßt  sich 
Claude  Phillips  in  einer  seiner  stets  interessan- 
ten vierzehntägigen  „Art  Notes“  über  den  Fall 
Tschudi  in  Berlin  aus  und  zollt  diesem  darin 
einen  hohen  Tribut  der  Ächtung.  Er  spricht 
dabei  die  Hoffnung  aus,  daß  eine  solche  glän- 
zende Laufbahn  nicht  derart  plötzlich  ihr  Ende 
finden  werde,  sondern  daß  ein  Posten  von 
gleicher  Bedeutung,  sei  er  nun  offiziell  oder 
nicht,  für  einen  der  tüchtigsten  Männer  Deutsch- 
lands gefunden  werden  möge. 

Bei  der  Jahreszusammenkunft  des  National 
Art  Collections  Fund  (der  Gesellschaft,  die  dem 
Kaiser-Friedrich-Museums-Verein  in  Deutschland 
entspricht  und  durch  ihren  seinerzeitigen  sen- 
sationellen Ankauf  der  Valesquezschen  Venus 
mit  dem  Spiegel  für  die  National  Gallery  weit- 
hin bekannt  geworden  ist)  am  6.  Mai  ver- 
kündete Minister  Harcourt,  dem  u.  a.  die  Pflege 
der  öffentlichen  Bauten,  somit  auch  der  Galerien 
untersteht,  daß  das  Haupt  der  bekannten  Kunst- 
handlung Messrs.  Duveen  Brothers  der  Nation 
einen  neuen  Flügel  zur  Tate  Gallery  auf  seine 
Kosten  erbauen  wolle  und  daß  er,  der  Minister 
dieses  erfreuliche  Angebot  im  Namen  der  Re- 
gierung und  des  Landes  bereits  angenommen 


462 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


habe.  In  den  5 Sälen  dieses  Flügels  sollen 
Turners  Werke  als  permanentes  Lehen  von  der 
National  Gallery  aufgestellt  werden,  in  welch 
letzterer  nur  einige  Bilder  des  Künstlers  Zurück- 
bleiben, um  ihn  auch  dort  gebührend  zu  ver- 
treten. Damit  würde  dann  Turners  eigener 
Wunsch,  alle  seine  Werke  auf  einem  Fleck 
vereinigt  zu  wissen,  endlich  in  der  Hauptsache 
in  Erfüllung  gehen.  Der  Grund  und  Boden 
hinter  der  Tate  Gallery  gehört  der  Regierung, 
die  einen  Teil  davon  nun  zu  dieser  Galerieer- 
weiterung hergibt.  Es  sollten  zwar  ursprüng- 
lich andere  Gebäude  für  die  Regierung  dort 
aufgeführt  werden,  Minister  Harcourt  aber, 
selber  ein  großer  Kunstliebhaber,  hat  das  er- 
freulicherweise zu  verhindern  gewußt,  so  daß 
nun  dem  allseitigen  Wachstum  der  Tate  Gallery 
keinerlei  Hindernisse  mehr  entgegenstehen.  Äuf 
einige  andere  Punkte  der  bedeutsamen  mini- 
sterialen  Rede  und  der  interessanten  Sitzung 
überhaupt  hier  einzugehen,  ist  es  für  diesmal 
zu  spät.  F. 

s 


KLEINE  NACHRICHTEN 

Barmen.  Wie  auch  in  Städten,  die  dem  modernen 
Kunstleben  ferner  stehen,  die  Einsicht  in  die  Notwendig- 
keit rationeller  Kunstpflege  sich  regt,  zeigt  der  Kunstverein 
in  Barmen,  der  seit  dem  Herbst  1907  einen  Kunsthistoriker 
als  „Konservator“  angestellt  hat,  um  künstlerische  Be- 
strebungen und  Vermittelungen  jeder  Ärt  zu  leiten. 
Dr,  R.  Reiche,  dem  dieses  Amt  übertragen  wurde,  ist  als 
Forscher  auf  dem  Gebiet  der  westfälischen  Plastik  be- 
kannt; er  war  Assistent  bei  Clemen  in  Bona,  und  hat  an 
den  verschiedensten  großen  Ausstellungen  mitgearbeitet. 
Für  die  Tüchtigkeit  der  neuen  Bestrebungen  in  Barmen 
bürgt  u.  a.  auch  der  jüngst  erfolgte  Ankauf  eines  vorzüg- 
lichen Bildes  von  Fritz  Erler,  „Mädchen  in  Weiß“. 

Bern.  In  No.  144  des  Berner  „Bund“  erhebt  A.  Weese 
energischen  Protest  dagegen,  daß  das  — leider  schon 
verstümmelte  — Alte  Museum  niedergerissen  wird,  wie 
es  anscheinend  beabsichtigt  ist.  Es  ist  der  früheste  Mu- 
seumsbau (1773—75  von  der  Stadt 'als  solcher  erbaut)  und 
ein  köstliches  Werk  des  Berner  Architekten  Sprüngli. 
Möchte  die  Aufmerksamkeit  der  weitesten  Kreise  auf 
diese  Gefahr  gelenkt  werden  und  einen  Vandalismus  in 
dem  schönen  alten  Stadtbilde  von  Bern  noch  zeitig  ver- 
hüten! 

Bremen.  Das  Modell  für  das  Bismarckdenkmal,  mit 
dem  Adolf  Hildebrand  beauftragt  ist,  wurde  vor 
einigen  Tagen  der  Kommission  vorgestellt,  deren  ein- 
mütigen Beifall  es  gefunden  hat.  Bekanntlich  soll  das 
Denkmal  an  der  Nordwestecke  des  Domes  unmittelbar 
neben  dem  Turm  seinen  Platz  erhalten,  wodurch  die 
außergewöhnliche  Höhe  des  Postaments  bedingt  wird, 
indessen  ist  die  Masse  des  Postaments  aufs  glücklichste 
dadurch  erleichtert,  daß  man  ihm  einen  elliptischen  Grund- 
riß gegeben  hat.  Von  der  Reiterfigur  läßt  sich  in  dem 
verkleinerten  Maßstabe  nur  der  Umriß  beurteilen,  der, 
wie  nicht  anders  zu  erwarten  war,  hervorragend  gut  ge- 
löst ist.  Auf  dem  mächtigen  Roß  sitzt  der  Kanzler  in 
Kürassieruniform  mit  hohen  Stiefeln,  deren  weiche  Mo- 
dellierung indessen  die  Form  der  Beine  deutlich  zum 
Ausdruck  gelangen  läßt.  In  der  Rechten  hält  er  eine 
Schriftrolle. 

Auf  der  vor  vierzehn  Tagen  geschlossenen  Großen 
Frühjahrsausstellung  wurden  für  die  Sammlungen  der 


Kunsthalle  wichtige  Erwerbungen  gemacht:  Von  T r ü b n e r 
das  „Mädchen  mit  dem  japanischen  Fächer“,  das  früher 
sich  eine  Zeitlang  in  der  Sammlung  des  Dr.  Linde  be- 
fand, und  „die  Wendeltreppe  im  Heidelberger  Schloß“ 
(beide  im  Jahre  1873  gemalt),  von  Albert  Lang,  dem 
damals  mit  Trübner  befreundeten  Münchner  Meister,  ein 
hervorragend  feines  „Stilleben“  mit  Pfeife  und  Tabaks- 
beutel auf  einem  weißen  Taschentuch  (1872  gemalt),  von 
Thoma  eine  frühe  schöne  Schwarzwaldlandschaft  aus 
dem  Jahre  1867,  von  Schuch  ein  Stilleben  mit  Äpfeln, 
von  Graf  Leo  Kalchreuth  das  große  Bild  des  Sommers 
(eine  schwangere  Frau,  die  neben  einem  Kornfeld  einher- 
geht) und  von  Paula  Mo  der  sohn,  der  höchst  begabten, 
früh  verstorbenen  Gattin  des  Worpsweder  Malers  ein 
kleines  in  Paris  gemaltes  Stilleben.  Dazu  kamen  als  Ge- 
schenke: Von  Frau  Kommerzienrat  Biermann  die  Kuh- 
hirtin von  Max  Liebermann,  das  bekannte  Bild  von 
1872,  von  Herrn  Leopold  Biermann  ein  dekoratives  Ge- 
mälde von  Carl  Hofer,  sowie  von  der  Vereinigung  von 
Freunden  der  Kunsthalle  zwei  Bronzen  von  Georg 
Kolbe  und  schließlich  als  Gabe  des  Herrn  A.  W.  von 
Heymel  die  Bronzemaske  eines  Mädchens  von  Gauguin. 

Frankfurt  a.  Main.  Aus  der  Sammlung  des  ver- 
storbenen Rudolf  Kann,  Paris,  gelangte  als  Geschenk 
seiner  in  Frankfurt  lebenden  Schwester,  das  Porträt  eines 
greisen  Diplomaten  von  Rubens  in  den  Besitz  des  Städel- 
schen  Instituts.  Der  mit  einem  schwarzen  zylinderähnlichen 
Hute  bedeckte  Kopf  zeigt  eine  besonders  prachtvolle  Er- 
haltung des  rosig-leuchtenden  Incarnats,  das  in  blühender 
Frische  kontrastiert  zu  dem  Schwarz  der  Gewandung. 
Diese  ist  mehr  eintönig  gehalten,  der  Pelz  des  Rockes 
sogar  nur  untermalt;  diese  schweren  Töne  werden  durch 
eine  goldene  Ehrenkette,  die  über  die  Brust  hängt,  be- 
lebt. Das  Porträt  ist,  was  im  XVII.  Jahrhundert  eigen- 
artig berührt,  ohne  jedes  Beiwerk  äußerer  Art;  sogar  die 
Hände  sind  nicht  zu  sehen.  Es  scheint  sidi  nadi  der  ver- 
tieften Charakteristik  des  Gesichtes  zu  urteilen,  um  die 
Darstellung  eines  Menschen  aus  Rubens  engstem  Kreise 
zu  handeln.  Es  ist  erfreulich  zu  begrüßen,  daß  aus  der 
weltberühmten  Sammlung,  deren  Verkauf  unter  Kennern 
und  Kunstfreunden  soviel  von  sich  hat  reden  machen,  ein 
so  intimes  Werk  des  großen  Vlamen  der  Vaterstadt 
Kanns  erhalten  bleibt. 

Eine  zweite  Erwerbung  ist  Vincent  van  Goghs  Bauern- 
haus. Nicht  nur  im  Motiv  völlig  der  Art  Courbets  ver- 
wandt, zeigt  das  Bild  trotzdem  in  der  Energie  der  Linien- 
führung (besonders  an  dem  Dach  des  Bauernhauses  zu 
beobachten)  in  der  kühnen  Kraft  der  Farbigkeit  den 
kommenden  Neuerer;  es  bildet  eine  wertvolle  Ergänzung 
des  sogenannten  französischen  Cabinettes  des  Städelschen 
Instituts. 

Ebenfalls  das  Werk  eines  Franzosen  ist  die  ange- 
kaufte Bronze-Statuette  eines  nackten  Mädchens  von 
Aristide  Maillol.  Die  Figur  zeigt  eine  völlig  geschlossene 
Körpermasse  und  einfache  Bewegung,  und  diese  bewußte 
Primitivität  weist  dem  Künstler  einen  ganz  besonderen 
Platz  in  der  Nachfolge  Rodins  an.  E.  A.  B. 

Kiel.  Anstelle  der  längst  unzulänglichen  und  mit  den 
prächtigen  Sammlungen  norddeutschen  Kunstgewerbes 
überfüllten  alten  Galerie  wird  ein  neues  stattliches  Museum 
in  der  Düsternbrooker  Allee  entstehen.  Der  Bauriß  (von 
Lohr  und  v.  Pöllnitz)  ist  schon  genehmigt;  er  verspricht 
ein  anständiges,  wenn  auch  nicht  übermodernes  Gebäude 
in  Längsfront  mit  (vorläufig)  einem  architektonisch  be- 
tonten Seitenflügel;  eine  Erweiterung  ist  geschickt  vor- 
gesehen. Außer  dem  Museum  sollen  in  dem  Gebäude  das 
archäologische  und  kunsthistorische  Institut  der  Universität 
(was  sehr  begrüßenswert),  das  Kupferstichkabinett  und 
die  Räume  des  Kunstvereins  Platz  finden. 

Worms.  Das  Stadtbild  des  alten  Worms  hat  in 
jüngster  Zeit  durch  verschiedene  bauliche  Arbeiten,  die 
die  städtische  Bauverwaltung  mit  glücklicher  Hand  und  in 
diskreter  Ausführung  vorgenommen  hat,  bedeutend  ge- 
wonnen. Im  Süden  und  Norden  der  Stadt  ist  die  alte 
Stadtmauer  geöffnet  worden;  auf  diese  Weise  sind  zwei 
Tore  von  gewaltiger  Höhe  und  Breite  entstanden,  das 
Raschitor  an  der  Nordpromenade  und  das  Andreastor  im 
Süden;  beide  gewähren  schöne  Durchblicke  in  die  benach- 
barten Stadtviertel. 


UTERATUK 


Heinrich  Hammer,  Josef  Schöpf  1745 
bis  1822.  Innsbruck,  Verlag  der  Wagnerschen 
Univ.-Buchhandlung,  1908. 

Unter  den  verschiedenen  Schulen  der  süd- 
deutschen Barockmalerei  sind  bisher  der  Tiroler 
verhältnismäßig  am  meisten  monographische 
Behandlungen  gewidmet  worden.  Äber  die 
vorliegende  über  Schöpf  ist  die  erste,  die  den 
beiden  solche  Untersuchungen  einzelner  Lokal- 
schulen bedrohenden  Gefahren  zu  entrinnen 
vermochte.  Scylla  und  Chargbdis  sind  in  einem 
solchen  Falle  einerseits  die  Möglichkeit,  der 
beschränkten  Entwicklung  einer  solchen  Schule 
Äntwort  auf  alle  allgemeine  Fragen  abzwingen 
zu  wollen,  anderseits  die  allzuenge  Beschränkung 
auf  das  betrachtete  Gebiet  ohne  irgendwelche 
Ausblicke,  wodurch  das  verengerte  Interessen- 
feld einer  Kirchturmkunstgeschichte  entsteht. 
Zwischen  diesem  Zuviel  und  Zuwenig,  die  z.  B. 
die  Monographien  über  Knoller  und  die  Unter- 
berger beeinträchtigen,  hat  Verf.  die  richtige 
Mitte  gefunden  und  in  einer  sauberen  Arbeit 
sowohl  eine  knappe  Darstellung  des  Lebens 
und  des  Werkes  seines  Helden  gegeben,,  als 
auch  seine  Teilnahme  an  der  allgemeinen  Kunst- 
entwicklung mit  ausreichender  Genauigkeit  ge- 
schildert. Das  Wirken  Schöpfs  ist  ein  aller- 
dings nur  kleines  Scharmützel  in  dem  großen 
Feldzug,  der  damals  für  ein  neues  Kunstideal 
geführt  wurde,  aber  es  ist  doch  symptomatisch 
und  ein  gutes  Beispiel  dafür,  wie  sich  die  klas- 
sizierende  Richtung  allmählich  aus  der  Barocke 
loslöst  und  wie  sie  auch  auf  unbedeutende 
Maler  Einfluß  zu  üben  beginnt.  Leider  hat 
dieser  ganze,  für  unsere  gesamte  künstlerische 
Kultur  eminent  wichtige  Prozeß  nodi  keinen 
Schilderer  gefunden  und  während  in  der  Ge- 
schidite  der  Literatur  längst  Volbehr  und  an- 
dere gezeigt  haben,  wie  tief  die  Wurzeln  des 
Klassizismus  zurückreichen  und  wie  er  sich 
als  notwendige  Phase  organisch  der  Entwick- 
lung einfügt,  schreiben  Kunst„historiker“  noch 
immer  in  weinerlidiem  Ton  über  diese  Epoche 
und  richten  ernstgemeinte  Angriffe  gegen 
Winckelmann  — „um  nicht  einen  noch  Größeren 
zu  nennen“,  wie  es  in  dem  Buche  „Füger,  der 
Portraitminiaturist“  heißt;  Goethe  von  F.  Laban 
wohlwollend  mit  Sdiweigen  übergangen!! 

Für  alle  Kunsthistoriker,  die  sich  nicht  für 
berechtigt  halten,  die  definitiven  Lorbeerkränze 
zu  verteilen,  sind  Barocke  und  Klassizismus 


Glieder  einer  folgeriditigen  Entwicklungskette; 
die  Künstler  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVIII. 
Jahrhunderts  aber  meinten  ein  ganz  neues 
Evangelium  zu  bringen  und  eine  total  neue 
Kunstepodie  zu  inaugurieren.  Gegen  die  deko- 
rative Kunst  der  Barocke  spielten  sie  die  Be- 
deutung der  Einzelfigur  aus  und  der  Faust- 
fertigkeit jener  glänzenden  Dekorateure  setzten 
sie  die  Korrektheit  der  Zeichnung  entgegen. 
Dieser  Vorgang  ist  nicht  vereinzelt,  und  die 
tausenden  von  Einzelstudien  der  Carracci  und 
namentlidi  Dominichinos  — die  Reaktion  gegen 
die  Manieristen  in  der  Art  des  Cavaliere 
d’Arpino  — entsprechen  dem  Sdiatz  von  Zeich- 
nungen, die  als  Nachlaß  Schöpfs  in  das  Kloster 
Stams  gelangt  sind.  Haben  diese  so  ihre  prin- 
zipielle Bedeutung,  so  haben  sie  natürlich  auch 
ihren  besonderen  Wert  für  die  Spezialbetrach- 
tung des  Künsters,  denn  sie  ermöglichten  dem 
Verf.,  die  Entstehung  der  Fresken  und  Tafel- 
bilder in  allen  Stadien  zu  zeigen  und  geben 
seinen  Analysen  der  einzelnen  Werke  Schöpfs 
eine  feste  Grundlage. 

Wien.  Hans  Tietze. 

s 

Lehrs,  Max.  Karl  Stauffer-Bern,  1857  bis 
1891.  Ein  Verzeichnis  seiner  Radierungen  und 
Stiche.  Mit  dem  Manuskript  zu  einem  „Traktat 
der  Radierung“  aus  dem  Nachlaß  des  Künstlers 
als  Anhang.  Herausgegeben  von  Max  Lehrs, 
Dresden.  Ernst  Arnold.  Kl.  4®.  1907.  M.  40. — . 

Kurz  nach  Stauffers  Tod  hatte  schon  einmal 
Richard  Graul  einen  Oeuvre-Katalog  von  dessen 
Radierungen  in  Angriff  genommen  und  sogar 
Bürstenabzüge  seiner  ersten  Korrektur  an  ver- 
schiedene Sammlungen  gesandt  mit  der  Bitte 
um  Berichtigungen  und  Ergänzungen.  Der  Viel- 
beschäftigte kam  nicht  zur  Durchführung  des 
Werkes  und  mußte  namentlich  nach  seiner  Be- 
rufung an  das  Grassi-Museum  den  Gedanken 
daran  ganz  aufgeben.  Lehrs  selbst  aber  steht 
der  Arbeit  annähernd  ebensolange  gegenüber. 
Er  war  einer  der  ersten,  der  Stauffersche  Ar- 
beiten sammelte  und  im  Dresdener  Kupferstich- 
kabinet  die  größte  Anzahl  von  an  einem  Ort 
befindlichen  alten  Drucken  zusammenbrachte. 
Es  entspann  sich  eine  intime  Bekanntschaft 
zwischen  ihm  und  den  Staufferschen  Blutsver- 
wandten, die  ihm  nicht  nur  alle  schriftlichen 
Dokumente  zur  Verfügung  stellten,  sondern  auch. 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


m 


namentlich  Stauffers  Mutter,  mit  persönlidien 
Erinnerungen  behilflich  zur  Seite  stehen  konnten. 
Endlich  befreundete  er  sich  noch  aufs  Engste 
mit  Peter  Halm,  dem  Lehrer  und  Förderer 
Stauffers  auf  dem  Felde  der  Radierung,  der  ihm 
während  der  vier  Jahre,  die  er  mit  Ärbeiten 
auf  dem  Kupfer  verbrachte,  ein  stetiger  geistiger 
Begleiter  war.  Durch  diese  Umstände  war  der 
Verfasser  seinem  Stoff  gegenüber  in  eine  be- 
neidenswerte, wohl  ganz  einzige  Lage,  versetzt. 
Eine  persönliche  Bekanntschaft  mit  dem  Künstler 
selbst  wäre  ihm  nicht  in  gleichem  Maße  dien- 
lich gewesen,  denn  eine  gewisse  Scheu  hält 
wenigstens  echte  und  große  Künstler  davon  zu- 
rück, ihrem  Biographen  so  viel  von  sich  selbst 
zu  erzählen,  wie  es,  ganz  berechtigter  Weise, 
Verwandte  und  Freunde  gern  tun. 

Zu  alledem  kommt  noch  hinzu,  daß  Stauffers 
„Werk“  nur  37  Platten  umfaßt,  daß  demnach 
der  äußerliche  Umfang  der  Äufgabe  es  nicht 
an  sich  verbietet,  daß  man  alles,  was  einem  zu 
Gebot  steht,  auch  verwertet.  Man  braucht 
Kennern  nur  den  Hinweis  auf  die  Möglichkeiten, 
die  Geheimrat  Lehrs  sich  darboten,  zu  geben, 
und  sie  werden  schon  wissen,  daß  er  sie  auf 
das  Beste  ausgenützt  und  ein  ungewöhnliches 
Werk  geschaffen  haben  wird.  Es  ist  in  der  Tat 
eins  der  seltenen  Bücher  geworden,  das  die 
gestellte  Äufgabe  endgültig  löst,  die  nach  ihm 
nie  wieder  in  Ängriff  genommen  werden  wird. 

Der  Verfasser  ordnet  die  Platten  chrono- 
logisch und  stellt  für  alle  die  „Zustände“  (in 
einem  Falle  bis  zu  dreizehn)  fest.  Er  notiert 
eigentlich  jeden  einzelnen  der  alten  Äbdrücke 
mit  Ängabe  seines  jetzigen  Standortes  und  dem 
Wortlaut  der  eigenhändigen  Äufschriften  Stauf- 
fers, mit  Nachrichten  über  die  zugehörigen  Zeich- 
nungen oder  Studien  und  Originalplatten,  sowie 
über  die  photomechanischen  Wiedergaben  der 
Radierungen,  mit  Erläuterungen  über  Druckqua- 
litäten, Papiere  und  Wasserzeichen,  sogar  über 
die  Provenienz.  Eingeflochten  werden  noch  an 
ihrer  Stelle  briefliche  Mitteilungen  Stauffers  über 
die  einzelnen  Ärbeiten,  so  daß  dadurch  der 
Oeuvrekatalog  zu  einer  Ärt  Biographie  des 
künstlerischen  Schaffens  von  Stauffer,  insoweit 
es  sich  um  seine  Stichradierungen  handelt,  aus- 
wächst. Durch  alles  das  wird  freilich  das  Ver- 
zeichnis der  37  Blatt,  trotz  des  meist  verwen- 
deten kleinen  Druckes,  zu  81  großen  Seiten  ange- 
schwellt. Eine  derartig  erschöpfende  Gründlichkeit 
ist  wohl  nur  bei  einem  Künstler  wie  Stauffer,  der 
eben  nur  wenig  Platten  schuf,  durchführbar. 

Von  dem  kurzen  „Traktat  der  Radierung“, 
das  dem  Verzeichnis  angefügt  ist,  sagt  der 
Herausgeber  selbst,  es  sei  nur  „ein  Torso,  dem 
zur  Vollendung  nicht  nur  die  vom  Verfasser 


geplanten  erläuternden  Äbbildungen  fehlen.“ 
Die  Literatur  über  graphische  Techniken  ist  ja 
auch  in  Deutschland  ungemein  reich,  obwohl 
nicht  zu  verkennen  ist,  daß  gerade  um  das  Jahr 
1886,  als  Stauffer  schrieb,  die  älteren  Bücher 
nicht  immer  leicht  zu  besbiaffen  gewesen  sein 
müssen.  Besonders  aber  seit  1886  wimmelt  es 
von  Handbüchern  für  Radierer,  darunter  auch 
Deutsche  (Hamerton,  Martial,  Bouton,  Wessely, 
Edwards,  Bishofs,  Robertson,  Chattock,  Koehler, 
Delatre,  Short,  Shrubsole,  Rhead,  Robert,  Her- 
komer,  Dake,  Paton,  Kampmann,  Profit,  Martg). 
Mit  diesen  will  und  kann  ja  die  endliche  Ver- 
öffentlichung der  Staufferschen  Schrift,  schon  des 
Preises  wegen,  nicht  wetteifern.  Sie  ist  als  Kund- 
gebung Stauffers  von  großem  Interesse  und  hilft 
zum  Äbrunden  des  Bildes  seiner  Persönlichkeit. 

Der  wunderschön  gedruckte  und  ausgestat- 
tete Band,  der  nur  in  beschränkter  Äuflage  er- 
schienen ist,  enthält  noch  zwölf  ausgezeichnete 
Lichtdrucke  nach  Seltenheiten  aus  dem  „Werk“ 

Stauffers.  „ xir  e- 

Hans  W.  Singer 

s 


Wilhelm  Waetzoldt:  „Die  Kunst  des  Por- 
träts“, mit  80  Bildern,  451  S.  Leipzig,  Verlag 
von  Ferdinand  Hirt  & Sohn,  1908.  Preis  geh.  j 
12  M.,  geb.  14  M. 

Älexandrine  Kende  - Ehrenstein:  „Das 
Miniaturenporträt“,  95  Seiten  mit  16  Tafeln  in 
Lichtdruck.  Wien  und  Leipzig  1908,  Verlag  von  j 
Halm  & Goldmann.  3 M. 

Waetzoldts  Kunst  des  Porträts  ist  nicht  etwa 
als  eine  Geschichte,  sondern  als  eine  prinzipielle,  * 
sich  auf  dem  Grenzgebiet  zwischen  Psychologie  j 
und  Kunstgeschichte  bewegende  Untersuchung,  I 
als  Beitrag  zur  Ästhetik  der  Malerei  gedacht. 
Damit  beansprucht  sie,  wie  alle  theoretischen  j 
Betrachtungen,  dauernde  Bedeutung,  und  sie  | 
hat  ein  Recht  dazu.  Nicht,  daß  wir  mit  allen  | 
Einzelheiten  einverstanden  wären,  im  Gegenteil  i 
werden  wir  gerade  gegen  eine  der  wichtigsten,  j 
nämlich  gegen  die  Äuffasung  vom  Problem  der  i 
Ähnlichkeit,  Stellung  nehmen  müssen,  wohl  aber 
ist  im  großen  ganzen  meines  Wissens  niemals  i 
die  Porträtfrage  in  gleich  eingehender,  logischer 
und  kenntnisreicher  Weise  in  Ängriff  genommen  ! 
worden  wie  hier. 

Nach  einer  historischen,  „Künstlerurteile  und  I 
Vorfragen“  überschriebenen  Einleitung,  die  in  ii 
klarer  und  knapper  Form  die  divergierenden  | 
Änschauungen  der  ersten  Meister  über  ihre  ; 
Kunst  zusammenträgt,  damit  zugleich  einen  Vor-  ■ 
geschmack  von  der  Schwierigkeit  des  Problems 
gewährend,  wird  die  Ästhetik  des  Gesichtes, 
das  Enface-  und  Profilporträt  erörtert.  Der 


Literatur 


465 


dritte,  der  Ähnlichkeit  gewidmete  Äbschnitt 
kommt  zum  Resultate,  daß  Ähnlichkeit  ein  außer- 
ästhetischer Wert  sei  und  es  gerade  so  richtig 
wie  falsch  genannt  werden  müsse,  in  ihr  das 
Wesen  des  Porträts  zu  erblicken. 

Da  Verfasser  sich  hier  besonders  mit  meinen 
Änschauungen  auseinander  setzt,  sei  versucht, 
etwas  zur  Klärung  beizutragen. 

Allerdings  ist  die  Ähnlichkeit  ein  außer- 
ästhetischer Wert;  für  den  neutralen,  d.  h.  den 
Dargestellten  nicht  kennenden  Beschauer  oder 
für  den  ihn  ebenfalls  nicht  kennenden  Nachge- 
borenen ist  es  völlig  gleichgültig,  ob  ein  ledig- 
lich als  Kunstwerk  beurteiltes  Bild  das  Modell 
nach  seiner  wirklichen  historischen  Erschei- 
nung festhält  oder  nicht,  wofern  es  nur  gut 
gemalt  ist.  Ja,  es  sind  die  Fälle  nicht  allzu 
selten,  wo  wir  geradezu  entrüstet  sind  über  das 
unschöne,  vielleicht  sogar  geistlose  Äußere  eines 
bewunderten  Geisteshelden,  in  denen  das  ähn- 
liche Porträt  unser  ästhetisches  Gefühl  beleidigt 
und  uns  der  frei  geschaffene  Charakterkopf  weit 
mehr  zusagt.  Man  denke  an  die  Enttäuschung, 
die  wir  beim  Anblick  des  einzigen  authentischen 
Porträts  Platos  empfinden,  ans  Mißbehagen,  das 
uns  Lorenzos  oder  Michelangelos  Züge  einflößen. 

Daraus  aber,  daß  die  Ähnlichkeit  kein  ästhe- 
tischer Wert  ist,  zu  folgern,  daß  Porträts  un- 
ähnlich sein  dürfen,  scheint  mir  ein  schwerer 
Irrtum.  Wer  sich  malen  läßt,  hat  die  Absicht, 
seine  Züge  über  die  räumliche  und  zeitliche  Be- 
grenztheit seines  Daseins  hinaus  zu  projizieren, 
er  will  sich  sozusagen  vervielfältigen.  Gegen 
diesen  Wunsch,  von  sich  Duplikate  zu  besitzen, 
tritt  alles  andere  als  Mittel  zurück.  Der  größere 
Künstler  wird  zweifellos  auch  besser  malen  als 
der  schlechtere,  wenn  er  aber  gleichzeitig  der 
Ähnlichkeit  Abbruch  tut  — durch  Idealisieren, 
impressionistisches  Auflösen  der  Form  in  Licht- 
eindrücke usw.  — so  ist  doch,  das  gewissen- 
haftere Bild  als  Porträt,  nicht  freilich  als 
Kunstwerk  vorzuziehen.  Gerade  weil  die  Ähn- 
lichkeit ein  außer  ästhetischer  Wert  ist,  gerade 
deshalb  darf  die  Schönheit  eines  Bildes  nicht  im 
Vordergründe  bei  der  Beurteilung  als  Porträt 
stehen.  Die  Frage  lautet:  wie  sieht,  bzw.  wie 
sah  X.  aus?  Ist  sie  mit  historischer  Treue  ge- 
löst, dann  ist  das  Porträt  gut,  denn  es  ist  eine 
ikonographische  Urkunde.  Ist  das  Bild  unähn- 
lich, dann  ist  es  bei  noch  so  großer  Qualität 
als  Kunstwerk  kein  Porträt,  sondern  nur  ein 
schönes  Gemälde,  ein  Bildnis.  Daß  sich  ästhe- 
tische und  Ähnlichkeitsforderungen  in  Einklang 
bringen  lassen,  beweisen  Tizian,  Velasquez  u.  a., 
besonders  aber  die  alten  deutschen  und  nieder- 
ländischen Meister.  Hat,  wie  es  nicht  selten 
der  Fall,  der  Künstler  die  Wahl  zwischen 


Kunstwert  und  Porträtwert,  so  muß  sich  der 
Porträteur  für  letzteren  entscheiden,  während 
der  Historien-  und  Genremaler  lediglich  ästhe- 
tischen Eingebungen  folgen  darf.  Somit  kommen 
wir  zu  dem  Schluß:  weil  der  Zweck  des 
Porträts  der  einer  ikonographischen  Urkunde 
ist,  das  Künstlerische  aber  hinter  dieser  For- 
derung nur  als  Mittel  zurüchzutreten  hat,  sind 
als  Porträt  die  beiden  Maßstäbe  der  Ähnlich- 
keit und  der  Ästhetik  zu  legen.  Ersterer  ist 
ausschlaggebend,  denn  das  Ziel  des  Porträts 
ist  die  größtmögliche  Ähnlichkeit  von  Abbild  und 
Original;  auf  ihr  beruht  sein  Wesen. 

Im  übrigen  enthüllt  der  dritte  Abschnitt  eine 
Fülle  höchst  geistreicher  Beobachtungen,  und 
zeugt,  wie  das  ganze  Buch,  von  einer  ausge- 
breiteten Materialkenntnis,  die  um  so  bemerkens- 
werter ist,  als  bekanntlich  eine  Geschichte  des 
Porträts  noch  nicht  existiert. 

Im  vierten,  den  Darstellungsmitteln  und  Aus- 
druckfaktoren gewidmeten  Abschnitt  finden 
Griffel-  und  Pinselporträt,  Farbenempfindung 
und  Farbengebung,  Seelenwerte  der  Farbe,  Ge- 
bärdung, Kopf-  und  Gestaltporträt,  Bildgröße, 
Tracht,  Beiwerk  und  Hintergrund,  kurz  alle  in 
Frage  kommenden  Faktoren  ihre  eingehende 
Beleuchtung.  Besonders  treffend  müssen  die 
Ausführungen  über  den  Impressionismus  genannt 
werden.  Ganz  im  Sinne  meiner  Theorie  ver- 
wirft W.  diese  Technik  für  das  Porträt.  Endlich 
wird  das  Problem  der  Gruppe,  sowie  das 
Selbstporträt  eingehend  behandelt.  Hier  finden 
interessante  Ausführungen  über  Soziologie  und 
Psychologie  des  Künstlers  ihren  Platz.  Ein 
eingehendes  Literaturverzeichnis,  Sach-  und 
Namenregister,  sowie  Abbildungsverzeichnis  sind 
dem  Buche  beigegeben. 

Wenn  hier  auch  nur  ganz  kurz  der  Inhalt 
des  Werkes  skizziert  werden  konnte,  dessen 
Stil  nicht  minder  zu  loben  ist,  wie  die  vortreff- 
liche Auswahl  der  Abbildungen  und  die  schöne 
Ausstattung  bei  erstaunlich  mäßigem  Preise,  so 
wird  es  doch  hoffentlich  genügen,  um  Kunst- 
historikern und  ausübenden  Künstlern,  ebenso 
wie  Ästhetikern  seine  grundlegende  Bedeutung 
dargetan  zu  haben. 

Es  wäre  ungerecht,  das  zweitgenannte  Werk- 
chen  am  Maßstabe  des  ersteren  zu  messen.  Es 
ist  ein  anspruchsloser,  gut  illustrierter  Überblick 
über  das  Miniaturenporträt  in  den  letzten  Jahr- 
hunderten und  als  erstes  Bändchen  einer 
„Sammler-Kompendien“  benannten  Serie  von 
Monographien  gedacht.  Dieser  seiner  Bestim- 
mung dürfte  es  entsprechen. 

Dr.  Max  Kemmerich. 

s 


466 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Jean  le  Foville.  Genes.  (Les  villes  d’Ärt 
celebres.)  Paris,  Laurens,  1907. 

Äuf  mein  Buch  über  Genua,  das  vor  etwa 
IV2  Jahren  in  der  Serie  der  „Berühmten  Kunst" 
Stätten“  bei  E.  Ä.  Seemann  in  Leipzig  ersdiien, 
hatte  ich  jahrelange  Arbeit  verwendet.  Handelte 
es  sich  doch  darum,  ein  Gebiet,  an  dem  die 
neuere  Forschung  fast  völlig  vorübergegangen 
war,  zu  bearbeiten.  Die  wertvollen  Dokumenten- 
funde  von  Älizeri  mußten  erst  mit  der  Stilkritik 
verbunden  und  dadurch  fruchtbar  gemacht  wer- 
den; für  die  Blütezeit  der  genuesischen  Kunst 
hatte  man  auf  Soprani  und  Ratti,  dann  Lanzi 
zurückzugreifen.  Die  freundliche  vielseitige  An- 
erkennung meiner  Arbeit  entsprang  der  Über- 
zeugung, daß  durch  sie  die  Eroberung  eines 
neuen  und  sehr  wichtigen  Gebietes  für  die  kunst- 
wissenschaftliche Forschung  gefördert  worden 
sei.  Daß  Forscher  wie  Neuwirth  und  Gronau, 
welche  die  Schwierigkeiten  des  Themas  kannten, 
mein  Buch  lobten,^)  veranlaßte  mich,  dem  Ver- 
leger den  Vorschlag  zu  machen,  dasselbe  auch 
in  andere  Sprachen  übersetzen  zu  lassen.  Das 
war  Anfang  Januar  1908.  Herr  Seemann  ant- 
wortete mir  am  10.  Januar  1908,  daß  er  „in  Paris 
angefragt  habe,  ob  Herr  Laurens  Neigung  habe, 
meine  Arbeit  in  französischer  Übersetzung  her- 
auszugeben“. Damals  war  das  Buch  von 
Foville  aber  schon  erschienen.  Wußte  Herr 
Seemann  das  nicht?  Wußte  er  nicht,  daß 
120  Klichees  meines  Buches  in  der  französischen 
Variante  zum  Abdruck  gekommen  waren? 

Wenn  ich  Fovilles  „Genes“  eine  Variante 
meines  Buches  nenne,  in  der  allerdings  mein  Name 
bis  auf  das  trockene  Zitat  zwischen  30  anderen 
Büchertiteln  am  Schlüsse  nicht  vorkommt,  so 
tue  ich  ihm  damit  gewiß  nicht  Unrecht.  Schon 
der  Grundplan  ist  gleich:  historische  Übersicht, 
der  ein  Kapitel  über  die  geographische  Beschaffen- 
heit vorausgeschickt  wird,  sodann  Kunstgeschichte 
der  ältesten  Zeit  bis  ans  Ende  des  XIV.  Jahr- 
hunderts (mein  erster  Hauptabschnitt).  Als 
Kapitel  4 das  XV.  Jahrhundert  (mein  zweiter 
Hauptabschnitt)  und  endlich  mein  dritter  Haupt- 
abschnitt über  die  Blütezeit  in  fünf  kleinere 
Kapitel  mit  wenig  Geschick  zerlegt. 

Wesentliche  eigene  Forschungen  habe  ich  in 
Fovilles  Buch  nicht  finden  können.  Daß  er  viele 
von  mir  zuerst  geäußerte  Meinungen  (bisweilen 
nur  Vermutungen)  als  feststehende  Tatsachen 
wiedergibt  — natürlich  ohne  mich  jemals  zu 
zitieren,  was  eine  in  wissenschaftlichen  Kreisen 
etwas  ungewöhnliche  Art  ist  — braucht  mich 
also  nicht  zu  freuen,  da  es  sich  nicht  um  die 


*)  Allgemeines  Literaturblatt  XVII.  und  Kunstchronik 
1906.  (Rezensionen). 


Zustimmung  eines  selbständigen  Forschers  han-  ! 
delt.  Die  für  Foville  ehrenvollste  Erklärung  für 
diese  Tatsache  ist  die,  daß  er  mit  der  Literatur 
so  wenig  vertraut  war,  daß  er  die  von  anderen 
geäußerten  abweichenden  Ansichten  gar  nicht 
kannte,  also  nicht  wußte,  wo  ich  mich,  auf  die 
Stilkritik  gestützt,  von  Alizeri,  Cervetto  und 
anderen  entferne.  Das  gilt  beispielsweise  für 
die  historische  Sonderung  der  mittelalterlichen 
Skulpturen  der  Domfassade  (pag.  32)  oder 
für  die  Scheidung  des  Giovanni  Gaggini  von 
Lionardo  di  Riccomanno  (pag.  50),  für  die  Zu- 
schreibung der  Reiterstatue  des  Francesco  Spinola 
und  der  fünf  Statuen  an  dem  alten  Palazzo 
Spinola  auf  Piazza  Fontane  Marose  an  Michele 
d’Aria,  für  die  Zuschreibung  des  Madonnen- 
frescos  in  S.  Maria  di  Castello  an  Lorenzo  ' 
de’  Fazoli  u.  a,  m.  Ja  sogar  einen  Irrtum  hat 
Foville  getreulich  von  mir  abgeschrieben:  das  | 
schöne  Triptychon  der  Madonna  mit  dem  hl. 
Franz  und  Cosmas  und  Damian  im  Palazzo  i 
Durazzo-Pallavicini  halteich  gar  nicht  mehr  für  ' 
deutsch,  es  ist  doch  niederländisch.  Die  mannig- 
fachen Versehen  in  Fovilles  Buch  sind  nicht  er-  1 
staunlich.  Alessis  Todesdatum  ist  nicht  1570 
sondern  der  31.  Dezember  1572,  (pag.  79)  der  ix 
Gartendurchblick  im  Palazzo  Balbi  ist  erst  von  i| 
Corradi  hergestellt  worden,  nicht  schon  im  |p 
Plane  des  Bartolommeo  Bianco  enthalten  (pag.  92),  | 
die  Tugendenstatuen  des  Gianbologna  sind  aus  1 
Gips  und  bronziert,  nicht  aus  Bronze  (pag.  97).  ■ 
Die  ganzen  genuesischen  Maler  von  Cambiaso  ii 
bis  ins  XVIII.  Jahrhundert  werden  im  7.  Kapitel  t 
besprochen,  erst  im  8.  Kapitel  ist  von  Rubens  r 
und  van  Dyck  die  Rede.  Das  ist  historisch  wider-  h 
sinnig.  Es  hätte  wenig  Wert,  wollte  ich  all  die  j r 
Versehen  Fovilles  einerseits,  all  die  Entlehnungen  f 
aus  meinem  Buche  andererseits  nennen.  Krasse  1 
Beispiele  für  beides  gibt  es  in  Fülle;  auch  Ge-  :$ 
dankenlosigkeiten:  so  beschreibt  Foville  die  jil 
Allegorie  des  Rubens  im  Palazzo  Bianco  mit  :! 
dem  Putto;  als  Abbildung  gibt  er  sie  aber  in  i 
der  von  mir  beschnittenen  Form  ohne  die  spä-  I 
teren  Zutaten,  die  F.  vor  dem  Original  also  [i 
offenbar  als  solche  nicht  erkannte.  ^ 

An  drei  Stellen  setzt  sich  Foville  mit  viel  i]| 
Energie  in  Gegensatz  zu  meinen  Urteilen  — 1 
nicht  in  Einzeltatsachen,  sondern  in  der  | 
Abschätzung  der  Qualität:  Donato  de’  Bardi,  j 
dessen  Bedeutung  in  der  Lombardei,  dessen  ! 
Einfluß  auf  Foppa  ich  erwähne,  wird  höchst  i 
geringschätzig  behandelt  (pag.  52) ; Filippo  Parodi  | 
wird  bedauert,  daß  er  „unglücklicherweise  in 
dem  künstlerisch  so  verkommenen  Barockzeit- 
alter lebte“,  er,  dessen  Genialität  sich  eben  nur  i 
in  dem  großen  Schwung  der  Barockformen,  in  den 
prächtigen  Gesammtanlagen  ausprägte!  Luca  ; 


Literatur 


467 


Cambiaso,  auf  den  idi  mit  vollster  Äbsidit  einen 
Äkzent  gelegt  hatte,  ist  für  Foville  „kein  großes 
Genie“.  Sein  Bestes  soll  er  dem  Einflüsse  des 
Bergamasco  verdanken.  In  der  Vorliebe  für 
diesen  anmutigen  Künstler,  in  der  Bedeutung 
seiner  geschmackvollen  Dekorationen  hat  mich 
Foville  getreulich  kopiert.  Sein  Verhältnis  zu 
Cambiaso  aber  ist,  wie  ich  schon  angedeutet 
hatte,  gerade  umgekehrt.  Von  des  Bergamasco 
Einfluß  ist  in  Cambiasos  Werken  wenig  zu 
finden:  wohl  aber  ist  des  letzteren  gewaltsam 
grandiose  Ärt  gelegentlich  (z.  B.  in  den  Fresken 
des  Pal.  della  Pref ettura  in  Bergamo)  von  ersterem 
nachgeahmt  worden,  wobei  der  zarte  Bergamasco 
in  einen  wenig  erfreulichen  Manierismus  geriet. 
Wie  groß  kann  Fovilles  Kennerschaft  auf  dem 
Gebiete  der  italienischen  Malerei  überhaupt  sein, 
wenn  er  der  Äbbildung  auf  Seite  102  die  Unter- 
schrift: Palma  Vecchio  oder  Luca  Cambiaso 
gibt.  Eines  muß  doch  das  andere  ausschließen. 
Cambiasos  Autorschaft  an  dem  Bilde  habe  ich 
behauptet.  Im  Palazzo  Bianco  heißt  dasselbe: 
Palma  Giovine.  Palma  Vecchio  steht  aber  nur 
infolge  Verwechslung  mit  einem  anderen  Bilde 
der  gleichen  Sammlung  auf  der  Photographie 
von  Brogi.  Und  das  war  für  den  hilflosen 
Herrn  Foville  autoritativ! 

Von  Fovilles  Buch  wäre  nicht  so  lange  die 
Rede  gewesen,  wenn  es  nicht  symptomatische 
Bedeutung  hätte.  Mögen  die  Beteiligten  er- 
wägen, ob  die  Anfertigung  einer  solchen  Variante 
einer  deutschen  wissenschaftlichen  Arbeit  mit 
Verwendung  der  gleichen  Klischees  und  mit 
Umgehung  des  ursprünglichen  Autors  der  Würde 
des  deutschen  Verlegertums  entspricht. 

Wilhelm  Suida. 

s 

Otto  Grautoff.  AugusteRodin.  (Künstler- 
Monographien,  Bd.  93.)  Bielefeld  und  Leipzig, 
Velhagen  & Klasing.  1908. 

Monographien  von  dem  Umfang  der  Velhagen 
und  Klasingschen  gehen  schon  über  das  Maß 
eines  Essays  hinaus ; sie  wollen  angenehm 
unterrichten  und  dabei  mit  vielem  positiven 
Material  aufwarten.  Der  Künstler  wird  nicht 
nur  in  subjektiver  Weise  gewürdigt,  sondern 
sein  Leben,  sein  gesamtes  Schaffen  zieht  in 
historischer  Folge  vor  uns  vorüber;  kurz  der 
Künstler  soll,  von  allen  Seiten  beleuchtet,  als 
sicher  fundierte  plastische  Erscheinung  von  dem 
Leser  begriffen  und  sowohl  in  seinem  Verhältnis 
zur  gleichzeitigen  Kunst,  als  auch  in  seinem 
originalen  Wert  als  Persönlichkeit  gewürdigt 
werden.  Sicher  ist  das  die  angenehmste  Art 
der  Kunstbetrachtung;  und  wie  sehr  sie  einem 


Bedürfnis  der  Zeit  entgegenkommt,  zeigt  die 
stattliche  Anzahl  der  monographischen  Samm- 
lungen, zeigt  vor  allem  die  hohe  Ziffer,  welche 
das  alte  und  solide  Unternehmen  von  Velhagen 
und  Klasing  mit  dem  93.  Band  erreicht  hat, 
welcher  Rodin  gewidmet  und  von  Grautoff  in 
Paris  geschrieben  ist. 

Grautoffs  stärkste  Seite  ist  das  feine  Plauder- 
talent; er  zeigt  es  hiervon  sehr  liebenswürdiger 
Seite,  wenn  er  das  menschliche  Bild  des  großen 
Franzosen,  seinen  Entwicklungsgang,  das  er- 
greifende Schicksal  seiner  Hauptwerke  darstellt. 
Das  ist  Kunst  eines  echten  und  guten  Essays, 
der  ein  Miterleben  freudiger  Art  mit  seinem 
großen  Gegenstand  bedingt,  der  uns  mitreißt 
und  erhebt;  es  liegt  sogar  etwas  von  no- 
vellistischer Spannung  darin,  nicht  wunderbar, 
da  Grautoff  geistreiche  und  gut  pointierte 
Skizzen  geschrieben  hat  (sie  sind  jüngst  ge- 
sammelt erschienen).  Vielleicht  ist  sogar  zu 
sagen,  daß  man  modernen  Künstlern  von  so 
problemhafter  Natur  wie  Rodin  überhaupt  auf 
diese  Weise  am  gerechtesten  werden  kann; 
Meier -Graefes  Behandlung  z.  B.  von  Munch 
oder  Beardsley  ist  im  Prinzip  eine  ähnliche  und 
infolgedessen  sehr  suggestiv.  Tatsache  ist,  daß 
wir  durch  den  knappen,  aber  präzisen  Abriß 
der  Entwicklung,  den  Grautoff  von  der  franzö- 
sischen Plastik  gibt  (wozu  man  freilich  die 
Parterresäle  des  Louvre  gut  kennen  muß),  aufs 
beste  zu  der  künstlerischen  Entwicklung  Rodins 
geführt  werden;  und  daß  dann  dessen  Sonder- 
art in  verschiedentlichen  gut  gewählten  Zitaten 
und  sehr  schönen  Worten  des  Meisters  selber 
gespiegelt,  als  Erlebnis  psychologischer  Art  rund 
und  glaubhaft  hervortritt.  Sehr  glücklich  er- 
scheint mir  auch  die  Parallele  mit  Nietzsche  be- 
züglich ihres  verwandten  Verhältnisses  zur  Antike 
durchgeführt.  Kurz,  der  Meister,  der  schlichte, 
vornehme,  große  Mensch,  wird  uns  um  ein 
gutes  Stück  menschlich  näher  gerückt  und  sym- 
pathisch gemacht;  eine  feine  und  wohlgelungene 
Arbeit,  die  Autor  und  Leser  gleich  viel  Freude 
bereitet. 

An  die  Schilderung  seiner  Kunst  selber,  ge- 
nauer genommen  seiner  Einzel  werke,  die  den  zwei- 
ten Teil  bilden,  ist  Grautoff  anscheinend  nicht 
mehr  mit  derselben  Elastizität  herangegangen. 
Es  ist  auch  eine  sehr  schwierige,  ja  eine  heute 
wohl  noch  gar  nicht  lösbare  Aufgabe,  Rodins 
Stil  zu  analysieren  und  seine  Resultate  zu 
ziehen.  Wir  stehen  noch  nicht  über  diesen 
Schöpfungen;  wir  erleben  sie  noch  viel  zu  hef- 
tig, mit  viel  zu  persönlicher  Anteilnahme,  um 
entscheiden  zu  können,  wie  weit  Rodin  für 
unsere  Zeit  die  Aufgabe  des  Michelangelo  er- 
füllt. Es  ist  eine  gefährliche  Sache,  solche 


468 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Parallelen  zu  ziehen;  sie  dienen  nicht  unbedingt 
dazu,  die  Größe  des  an  dem  Älten  gemessenen 
Neuen  zu  beweisen.  Michelangelo  war  vor 
allem  ein  ungeheures,  architektonisches  Genie  und 
Rodin  ist  das  Gegenteil  vom  Architekten,  er  löst  die 
plastische  Form  in  Licht  auf,  „er  durchlöchert 
sie“,  und  seine  Monumente  ermangeln  jeder 
tektonischen  Schlüssigkeit.  Diese  Erwägung 
allein  sollte  schon  davon  abhalten,  die  beiden 
Unvergleichlichen  zu  vergleichen. 

Mit  Staunen  und  Freude  hört  man  zuletzt 
von  den  zeichnerischen  und  malerischen  Ent- 
schlüssen Rodins;  und  sehr  gut  schließt  das 
Buch  mit  dem  Hinweis  auf  die  Reaktion  eines 
strengem  Stils,  der  sich  nicht  nur  in  Maillol  u.  a., 
sondern  auch  in  Rodin  selber,  dem  unerschöpf- 
lichen und  vielgestaltigen  Schöpfer,  ankündigt. 

Paul  Ferd.  Schmidt. 

s 

Collection  des  artistes  Beiges  con- 
temporains.  G.  van  Oest&Cie.,  1907.  vol.  I. 
Fernand  Khnopff  par  L. Dumont- Wilden 
78  S.,  33  Tafeln  (10  Fs.)  II.  Eugene  Laef- 
mans  par  Gustave  Vanzype.  67  S.  28Tafeln. 
(7,50 Fs.).  III.  Quatre  artistes  Liegeois  par 
Maurice  des  Ombiaux  (Rassenfosse,  Mare- 
chal,  Donnau,  Berchmans)  107  S.  48  Tafeln 
(7,50  Fs.). 

Über  die  moderne  belgische  Kunst  besaßen 
wir  bisher  nur  das  Werk  von  Camille  Lemonnier 
und  die  im  Aufträge  des  belgischen  Ministeriums 
auch  ins  französische  übersetze  „Belgische  Male- 
rei“ von  Richard  Muther.  Die  vorliegende  von 
dem  Brüsseler  Verleger  van  Oest  herausgegebene 
Monographienserie  bildet  eine  erwünschte  Er- 
gängung  zu  den  beiden  genannten  Werken. 
Die  Arbeiten  von  Dumont-Wilden  undVanzgpe 
haben  dokumentarischen  Wert,  da  sie  den  raf- 
finierten Ästheten  Khnopff  und  den  schlichten 
Laermans  im  Atelier,  bei  der  Arbeit,  und  im 
täglichen  Leben  belauscht  haben,  die  Mono- 
graphie über  die  Lütticher  Künstler  bringt  inte- 
ressante Künstler,  wie  den  von  Rops  inspirier- 
ten Rassefossen,  und  den  kraftvollen  Radierer 
Marechal  näher.  Neben  dem  biographisch-histo- 
rischen Teil  hätte  der  Stilkritik  ein  etwas  weiterer 
Raum  gewährt  werden  sollen;  die  Autoren  haften 
zu  sehr  am  feuilletonistisch  - biographischen. 
In  allen  drei  Bänden  fallen  gründlich  gearbeitete 
Kataloge  des  Werks  der  behandelten  Künstler, 
sowie  umfassende  Literaturangaben  angenehm 
auf.  Die  Ausstattung  dieser  zur  Einführung  in 
die  moderne  belgische  Kunst  sehr  nützlichen 


Bände  ist  gut,  nur  hätte  man  die  schlichten  Netz- 
drucke nicht  als  Heliogravüren  montiert  ge- 
wünscht. Sehr  wünschenswert  wäre,  wenn  wir 
in  dieser  Serie  auch  einen  Band  über  das  bel- 
gische Kunstgewerbe  bekommen  würden,  das 
nach  Deutschland  wie  nach  Frankreich  so  viele 
Anregungen  gegeben  hat.  Ebenso  würde  eine 
Schilderung  der  sich  um  die  Libre  Esthetique 
gliedernden  Kunstbewegung  wohl  auf  vielseitiges 
Interesse  stoßen.  R.  A.  M. 

s 

Fritz  Knapp.  Andrea  del  Sarto.  Biele- 
feld und  Leipzig  1907.  (Nr.  XC  der  „Künstler- 
Monographien“. 

Es  hat  bisher  Andrea  del  Sartos  Biographen 
besonders  gereizt,  dieses  Künstlers  interessante 
Persönlichkeit,  von  der  Vasari  eine  so  leiden- 
schaftlich anschauliche  Schilderung  entworfen,  in 
seinen  Werken  aufzusuchen.  Knapp  geht  einem 
solchen  Beginnen  fast  völlig  aus  dem  Wege; 
Leben  und  Werk  werden  getrennt  behandelt 
und  fallen,  anstatt  zu  einer  unlösbaren  Einheit 
zu  verwachsen,  ganz  auseinander.  Augenschein- 
lich haben  die  vielfach  gegen  die  Angaben 
Vasaris  erhobenen  Bedenken,  wie  sie  etwa 
Gronau  in  seiner  deutschen  Ausgabe  zusammen- 
faßt, den  Verfasser  skeptisch  gestimmt;  wie  er 
sich  mit  Recht  gegen  die  allzuoft  in  seinem 
Werk  herausgefundenen  Selbstbildnisse  und 
Porträts  der  Lucrezia  wendet,  so  mag  er  über- 
haupt aus  diesen  Bildern  kein  subjektives  see- 
lisches Bekenntnis  einer  nervösen  sensiblen 
Künstlernatur  herauslesen,  sondern  des  Meisters 
Arbeiten  sind  ihm  vor  allem  Schöpfungen  eines 
virtuosen  Talentes,  dem  das  „l’art  pour  l’art“ 
der  modernen  Franzosen  höchstes  Gesetz  war. 
Knapps  Fragestellung,  mit  der  er  in  dem  Haupt- 
teil, dem  wertvollsten  seines  Buches,  der  Reihe 
nach  an  die  einzelnen  Bilder  herantritt,  ist  nicht 
psychologisch,  auch  nicht  rein  ästhetisch,  da  sie 
sich  mit  konventionellen  Urteilen,  wie  leer,  un- 
interessant, großartig  usw.  begnügt,  sondern 
geht  von  äußerlich  formalen  Gesichtspunkten 
aus,  will  bei  jeder  Arbeit  entscheiden:  Was 
bringt  das  Bild  künstlerisch  Neues?  Dabei  führt 
der  Verfasser  im  Wesentlichen  nur  die  leitenden 
Gedanken  weiter  aus,  die  Wölfflin  in  seiner 
„klassischen  Kunst“  in  dem  schönen  Abschnitt 
über  Andrea  niedergelegt  hat.  Er  ist  über- 
haupt ein  fanatischer  Anhänger  der  neuen  Me- 
thode, die  Wölfflin  in  die  Kunstgeschichte  ein- 
führt und  die  unter  den  Händen  seiner  Schüler 
so  viel  an  Feinsinn,  Prägnanz  und  geistreicher 
Überzeugungskraft  verliert.  Die  Analyse  der 
Form  wird  allzuweit  getrieben,  aufs  Kleinliche, 


Literatur 


m 


Verwirrende  ausgedehnt;  da  sich  die  Behand- 
lung der  gleichen  Probleme  bei  der  Durchnahme 
der  einzelnen  Bilder  beständig  wiederholt,  ent- 
steht eine  ermüdende  Breite  der  Darstellung; 
unzählige  Einzelheiten  ziehen  in  Vergleichen 
mit  andern  Meistern,  in  der  Feststellung  von 
Beeinflussungen,  in  der  steten  Gegenüberstellung 
der  Stile  (Quattrocento  — Cinquecento)  an  uns 
vorüber,  und  sie  wollen  sich  nicht  zum  Ganzen 
einen,  weil  das  geistige  Band  der  schaffenden 
I Persönlichkeit  fehlt,  das  alles  in  der  Einheit 
I eines  künstlerischen  Willens  zusammenhielte. 

I Wölfflin  ist  dieser  Gefahr  der  Zersplitterung  in 
seinem  Dürer  nicht  immer  entgangen;  Knapp 
ist  ihr  erlegen.  Die  zusammenfassenden  Be- 
merkungen der  Einleitung  sind  nicht  genügend, 
die  Gruppierung  der  einzelnen  Perioden  ist 
nicht  überzeugend.  Über  einen  der  geschmack- 
vollsten und  graziösesten  Meister  ist  hier  ein 
wenig  homogenes,  schwerfälliges  und  in  der 
äußeren  Form  unzulängliches  Buch  geschrieben 
worden. 

Knapp  stellt  die  hohe  koloristische  Begabung 
Ändreas  in  den  Mittelpunkt  seiner  Darstellung, 
und  seine  ausführlichen,  mit  großer  Sorgfalt 
angefertigten  Farbenanalysen  sind  das  Beste 
seiner  Ärbeit  und  gehen  weit  über  alles  bisher 
Gegebene  hinaus.  Starkem  Widerspruch  wird 
seine  ziemlich  gesuchte  Ännahme  begegnen,  daß 
Ändrea  während  seines  Äufenthaltes  in  Paris 
von  „nordischer  Koloristik“  beeinflußt  worden 
sei,  wobei  etwa  an  Fouquet  und  den  Maitre 
des  moulins  zu  denken  ist.  Ebensowenig  geht 
es  m.  E.  an,  ihn  „einen  Stammesverwandten 

Ides  großen  Michelangelo“  zu  nennen.  So  oft 
er  ihn  nachgeahmt,  so  viel  er  von  ihm  gelernt, 
der  Stoff,  aus  dem  der  geschmeidige  Ändrea 
gebildet,  ist  ein  ganz  andrer.  Eher  mag  er  mit 
Correggio,  der  in  dem  ganzen  Buche  nur  zwei- 
mal, mit  Giorgione,  der  gar  nicht  erwähnt  wird, 
verwandt  sein;  man  mag  ihn  an  Lonardo  an- 

I knüpfen;  von  Michelangelo  trennt  ihn  eine  un- 
überbrückbare Kluft.  Darum  wird  man  auch 
gegen  den  monumentalen  Stil,  den  Kn.  als  letzte 
Periode  des  Meisters  unter  dem  dominierenden 
Einfluß  Michelangelos  annehmen  will,  miß- 
trauisch sein.  Ändreas’  „Monumentalität“  hat 
stets  etwas  Spielerisches,  Verwischtes,  und  die 
Parforcestücke  in  der  Ärt  des  Fra  Bartolommeo 
oder  Michelangelo  nimmt  der  Verf.  nach  meiner 
Meinung  viel  zu  ernst.  Mit  der  beständigen 
Feststellung  von  Einflüssen  wird  in  dem  ganzen 
Buche  überhaupt  ein  gewisser  Sport  getrieben. 
Dicht  nebeneinander  auf  derselben  Seite  (23) 
„scheint  er  durch  Filippino  und  dessen  Strozzi- 
fresken  beeinflußt“,  wird  gefragt:  „Sollte  übri- 
gens der  springende  Hund  nicht  eine  Reminiszenz 


aus  Schongauers  Kreuztragung  sein?“  So  ist 
wohl  auch  der  unleugbar  große  Einfluß  Dürers 
überschätzt,  der  Zusammenhang  mit  Correggio, 
aus  einer  innerlichen  Verwandtschaft  beider 
resultierend,  zu  gering  angeschlagen. 

Kn.’s  Änalgse  einzelner  Werke  ist  sehr  ein- 
gehend aus  einer  genauen  Kenntnis  und  Ver- 
trautheit mit  dem  Stoff  erwachsen.  Seine 
Ärbeiten  über  Ändreas’  Lehrer,  Piero  di  Cosimo 
und  Fra  Bartolommeo,  haben  ihn  ja  in  der 
florentinischen  Kunstgeschichte  besonders  hei- 
misch werden  lassen.  Vortrefflich  ist  z.  B.  die 
allmähliche  Entwicklung  der  Kunst  des  Meisters 
in  den  Scalzofresken  anschaulich  gemacht,  wenn- 
gleich die  einzelnen  Bilder  des  Zyklus  durch 
die  chronologische  Änordnung  auseinander  ge- 
rissen werden.  Im  Urteil  ist  der  Verf.  jedoch 
allzu  unbekümmert  und  schnell  fertig,  wie  er 
denn  auch  die  Äusmalung  von  Bildern,  die  er 
nicht  kennt,  nach  seiner  Phantasie  unternimmt, 
wobei  ihm  manche  Mängel  seiner  vorlauten 
Divination  nachgewiesen  werden  könnten.  So 
wird  auch  der  Zeichner  Ändrea,  dieser  Meister 
„senza  errori“,  in  einem  kurzen  aphoristischen 
Änhang  abgetan,  während  ein  tiefstes  Ein- 
dringen in  seine  Kunst  durch  einen  beständigen 
Hinweis  auf  die  Zeichnungen  bei  Änalyse  der 
Bilder  allein  möglich  wäre.  Die  nichtachtende 
Erwähnung  Berensons  bei  dieser  Gelegenheit 
wird  manchen  unangenehm  berühren,  zumal 
Kn.  sich  durchaus  an  seinen  Katalog  der  Hand- 
zeichnungen hält.  Ich  bekenne  jedenfalls,  aus 
Berensons  geistvollem  Äbschnitt  über  Ändrea 
in  seinen  „drawings  of  florentine  painters“ 
mehr  gelernt  zu  haben , als  aus  Kn.’s  ganzem 
Buche.  Äuch  den  Vorwurf:  „voller  großer 
Phrasen  und  ohne  Klarheit  der  Definition“,  der 
Berensons  Charkteristik  gemacht  wird,  könnte 
man  leicht  auf  Kn.  zurückwenden.  Das  falsche 
Pathos  und  die  abstruse  Ärt  der  Darstellung, 
die  in  seiner  Einleitung  zu  dem  Michelangelo 
der  „Klassiker  der  Kunst“  manchmal  direkt 
unabsichtlich  komisch  wirken,  fehlen  so  ziemlich, 
aber  an  stilistischen  Entgleisungen,  an  un- 
anschaulichen Satz-  und  Worthäufungen,  an 
saloppen  Redewendungen  ist  kein  Mangel,  und 
sie  stören  eigentlich  am  meisten  in  diesem 
Buche,  dem  bei  allen  Fehlern  kenntnisreiche 
Sammlung  und  sorgfältiger  Eifer  nicht  abzu- 
sprechen  sind.  Lgndau. 

s 

V.  V.  Loga.  Goyas  Zeichnungen.  Sep.- 
Äbdr.  aus:  Die  graphischen  Künste.  Wien,  Ge- 
sellschaft für  vervielf.  Kunst.  Fol. 

V.  V.  Loga,  der  unermüdliche  Goyaforscher 
hat,  seit  er  vor  vier  Jahren  sein  grundlegendes 


m 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Hauptwerk  über  den  spanisdien  Künstler  ver- 
öffentlicht hat,  seinen  Studien  über  denselben 
engere  Grenzen  gezogen.  Er  publizierte  im 
Vorjahre  mit  Hilfe  der  Reichsdruckerei  die  sel- 
tensten graphischen  Ärbeiten  des  Meisters  und 
er  gibt  uns  neuerdings  eine  Huswahl  von  Zeich- 
nungen desselben,  welche  die  Wiener  Gesell- 
schaft für  vervielfältigende  Kunst  mustergiltig 
reproduziert  hat.  Es  handelt  sich  um  21  Zeich- 
nungen, die  den  Kabinetten  zu  Berlin,  Hamburg 
und  Madrid  entnommen,  außerordentlich  charak- 
teristisch für  die  Ärt  sind,  in  der  Goya  bei  der 
Fixierung  seiner  Ideen  Pinsel,  Feder,  Stift,  Sepia, 
Röthel,  Kreide  oder  Tusche  handhabte.  Dem 
Stoffe  nach  sind  es  Entwürfe  zu  den  Caprichos, 
darunter  mehrere  nicht  im  Stich  ausgeführte, 
zur  Tauromaquia,  den  Desastres  de  la  guerra 
und  den  Proverbios,  also  ausnahmslos  Skizzen 
zu  graphischen  Ärbeiten,  solche  zu  Gemälden 
Goyas  sind,  wie  Loga  ausführt,  ja  nicht  bekannt. 
Zu  dem  kurzen  Text,  in  dem  der  Verfasser  den 
Schicksalen  von  Goyas  Handzeichnungen  nach- 
geht, sie  klassifiziert  und  ihre  Technik  beschreibt, 
wäre  nur  zu  erwähnen,  daß  Goya  nicht  nur  im 
Älter  in  Bordeaux,  sondern  schon  1785  in  Spanien 
Luftschiffer  sehen  konnte,  die  Inquisition  hatte 
diesen,  nachdem  sie  einen  Revers  ausgestellt 
hatten,  daß  dabei  alles  mit  natürlichen  Dingen 
zugehe,  das  Äufsteigen  erlaubt. 

M.  V.  Boehn. 
s 

E.  Serrano Fatigati,  Portadas  artisticas 
de  monumentos  espanoles,  desde  el  siglo 
XII  hasta  nuestros  dias.  Madrid,  o.  J.  20  pes. 

Man  wird  eine  -Ärbeit  über  ein  so  un- 
erforschtes Gebiet,  wie  es  die  spanische  Portal- 
plastik darstellt,  ohne  weiteres  freudig  begrüßen, 
selbst  wenn,  wie  in  der  vorliegenden,  die  Resul- 
tate den  Erwartungen  nicht  entsprechen  sollten. 
Immerhin  kann  sie  eine  Grundlage  für  ein- 
gehendere Studien  bilden. 

Die  völlige  Äbhängigkeit  des  spanischen 
Kirchenschmucks  von  der  romanischen  und 
gotischen  Skulptur  Frankreichs  ist  schon  lange 
bekannt.  Es  hätte  sich  nun,  da  wir  über  die 
französischen  Schulen  genügende  Klarheit  er- 
langt haben,  gelohnt,  ihren  Änteil  in  Spanien 
genauer  zu  lokalisieren.  Bei  einigen  Portal- 
arbeiten, z.  B.  den  sehr  interessanten  an 
gotischen  Kirchen  Navarras  (Estella,  Tudela, 
Pamplona)  und  Kataloniens,  wäre  es  sicher  ver- 
hältnismäßig leicht  gewesen,  die  direkten  Vor- 
bilder in  Languedoc  oder  Gascogne  nachzu- 
weisen, da  auch  das  ikonographische  Programm 
fast  völlig  identisch  ist.  Der  Verfasser  be- 


schränkt sich  da  aber  leider  meist  auf  Zitate 
aus  Ändre  Michels  neuer  Kunstgeschichte. 

Ebenso  führt  er  die  nicht  unerheblichen  Ein- 
flüsse des  romanischen  Italien  auf  Katalonien 
nicht  näher  aus.  Dagegen  bemüht  er  sich, 
stellenweise  autochthone  Elemente  (besonders 
in  Ästurien)  festzustellen,  kommt  aber  selbst 
bezüglich  des  prächtigen  Ruhmesportikus  von 
Santiago  zu  keinem  positiven  Ergebnis. 

Dankenswert  sind  die  Hinweise  auf  orienta- 
lische Einschläge,  die  bisher  nie  genügend  ge- 
würdigt wurden.  Än  zahlreichen  romanischen 
Kapitälen  (in  Sepülveda,  Silos  usw.)  finden  sich 
Darstellungen  von  Raubvögeln,  Tierkämpfen, 
Jagden,  exotischen  Tiermenschen  u.  a.  m.,  die 
der  Verfasser  der  Berührung  mit  der  arabischen 
Kunst  zuschreibt,  wenn  sie  auch  oft  mit  dieser 
nur  die  Quelle  gemeinsam  haben  werden.  Die 
islamische  Provenienz  ist  übrigens  zum  Teil 
notorisch,  da  an  manchen  Orten  maurische  Ge- 
fangene erwiesenermaßen  gezwungen  wurden, 
für  die  Kirchendekoration  zu  arbeiten,  und  da 
Beziehungen  zu  den  bekannten  Äblutionswannen 
von  Medinat-az-Zahira,  Granada  und  Jätiba 
sowie  zu  Schnitzarbeiten  aus  der  Zeit  des 
Kalifats  unverkennbar  sind.  In  dieselbe  Richtung 
scheint  die  häufige  Portalform  des  Zacken- 
bogens, das  Sägezahnmotiv  und  der  eigenartig 
orientalische  Charakter  der  ganzen  sogenannten 
Ärte  Älfonsi  (unter  Älfons  X.)  zu  gehören. 

Eine  Einwirkung  der  mohammedanischen  auf 
die  christliche  Kunst  steht  ja  durch  die  geschicht- 
lichen Ereignisse  oft,  z.  B.  für  Toledo  und 
Valencia,  außer  Frage. 

Beziehungen  zu  England,  die  der  Verfasser 
bisweilen  konstatiert,  scheinen  nur  vorüber- 
gehend, wenn  nicht  zufällig,  bestanden  zu 
haben. 

Über  den  stilistischen  Ursprung  der  Glanz- 
portale an  den  großen  kastilischen  Kathedralen 
(Toledo,  Burgos,  Leon)  erfahren  wir  nichts 
Neues. 

Die  an  sich  schon  recht  unübersichtliche  Dar- 
stellung hätte  durch  ein  Ortsregister  oder 
wenigstens  Hervorhebung  aller  Ortsnamen  in 
Kursiv-  oder  Sperrdruck  gewiß  gewonnen.  In 
seiner  gegenwärtigen  Gestalt  können  wir  das 
Buch  nur  wegen  der  zahlreichen,  großenteils 
bislang  unpublizierten  Äbbildungen  empfehlen. 

Der  letzte  Äbschnitt  nötigt  uns  einen  ernsten 
Tadel  ab,  den  wir  gern  umgangen  hätten,  da 
man  angesichts  der  Änfänge,  in  denen  die 
spanische  Kunstforschung  steckt,  mit  ihren  zahl- 
reichen Mängeln  nicht  allzuscharf  ins  Gericht 
gehen  darf.  Es  sollen  zum  Schluß  die  Portale 
„von  1500  bis  auf  unsere  Zeit“  durchgejagt 
werden.  Natürlich  werden  die  bedeutenden 


Literatur 


471 


Werke  der  Spätgotik  (z.  B.  das  prächtige  Portal 
der  Capilla  Real  in  Granada)  und  die  hervor- 
ragenden Schöpfungen  plateresken  Stiles,  die 
einzigen  charakteristisch  spanischen,  mit  keiner 
Silbe  angedeutet,  während  zahlreiche  geschmack- 
lose Leistungen  des  kläglichen  Madrider  Klassi- 
zismus breite  und  wohlwollende  Berücksichtigung 
finden.  Vielleidit  hat  der  Verfasser,  der  der 
Äkademie  von  S.  Fernando  angehört,  geglaubt, 
einige  Worte  pro  domo  beifügen  zu  müssen, 
er  hätte  aber  zweifellos  seinem  Buche  besser 
gedient,  wenn  er  sich  auf  das  Mittelalter  be- 
schränkt und  auf  diesem  Gebiete  seine  Studien 
vertieft  und  erweitert  hätte. 

Noch  immer  beliebt  man  in  zahlreichen 
spanischen  Publikationen  möglichst  „von  den 
Anfängen  bis  auf  die  Gegenwart“  handeln  zu 
wollen,  aber  abgesehen  davon,  daß  der  Vorsatz 
regelmäßig  Utopie  bleibt,  wird  durch  derartige 
Quijoterien  der  wissenschaftliche  Wert  des 
Ganzen  natürlich  sehr  in  Frage  gestellt. 

Ernst  Kühnei. 

\ s 

I KurtMünzer,  Die  Kunst  des  Künstlers. 

\ Prolegomena  zu  einer  praktischen  Ästhetik, 
i Mit  10  Abbildungen.  Dresden,  Gerhard  Küht- 
mann,  1905.  gr.  8*^.  112  S.  Preis  broch.  5,— M. 

I geb.  6,50  M.  ' 

' Der  pretiöse  Titel  erweckt  große  Erwar- 
I tungen.  Aber  schon  der  erste  Satz  des  Buches 
f zwingt,  sie  zurückzudämmen.  Da  heißt  es:  „Nur 
! der  Geweihte  sollte  von  dem  Heiligen,  nur  der 
[ Künstler  von  der  Kunst  sprechen.“  Unwillkür- 
lich geht  einem  das  Wort  „Bilde,  Künstler,  rede 
nicht!“  durch  den  Sinn. Dann  aber  fragt  man 
bescheidentlich:  Und  warum  soll  nur  der  Künstler 
von  der  Kunst  reden?  Die  Antwort  lautet  ein 
wenig  mystisch:  „Denn  noch  immer  ist  die  Kunst 
das,  was  nicht  für  alle  ist,  und  was  nicht  alle 
können.  Eine  zweite  Weltschöpfung  bemächtigt 
sie  sich  wie  die  erste  des  Lebens  der  Menschen 
und  zwingt  Geist  und  Gemüt,  sie  zu  durch- 
dringen.“ Also  weil  die  Kunst  eine  zweite 
Weltschöpfung  ist,  sollen  nur  ihre  Schöpfer  von 
ihr  sprechen?  Ist  das  denn  auch  bezüglich  der 
ersten  Weltschöpfung  so?  Was  wohl  die  Natur- 
forscher sagen  würden,  wenn  irgend  ein  Jemand 
käme  und  ihnen  sagte,  sie  hätten  das  Recht 
nicht,  sich  in  die  tausend  Probleme  der  Natur 
zu  vertiefen,  da  sie  die  Natur  nicht  geschaffen 
hätten?  Ich  fürchte,  sie  würden  mit  einem 
homerischen  Gelächter  antworten.  Kurt  Münzer 


y Fr.  Hebbel  sdirieb:  „Künstler,  nie  mit  Worten,  mit 
Taten  begegne  dem  Feinde!  Sdileudert  er  Steine  nach 
Dir,  mache  Du  Statuen  draus!“ 


aber  sagt  allen  Ernstes,  es  dürfe  niemand  von 
der  Kunst  sprechen,  als  der,  der  sie  schaffe. 
Und  doch  behauptet  er  nicht  etwa,  daß  die 
Kunst  ein  tiefes  Geheimnis  für  den  Nichtkünstler 
sei;  im  Gegenteil.  Er  sagt:  „In  Wahrheit  gibt 
es  nicht  leicht  eine  zweite  menschliche  Betätigung, 
die  schneller  und  einfacher  zu  begreifen  ist  als 
die  Kunst.“  Aber  er  fügt  hinzu:  „Unbegreiflich 
ist  nur  das  Ingenium,  das  Medium  zwischen 
Natur  und  Kunst,  die  Künstlerseele.“  Man  höre 
wohl:  „unbegreiflich“!  Also  doch  wohl  für  jeden 
unbegreiflich,  für  den  Nichtkünstler  und  für  den 
Künstler?  O nein,  keineswegs!  Denn  Münzer 
sagt:  „Und  selbst  dieses  Unbegreiflichste  des 
Unbegriffenen  ließe  sich  erforschen  — auf  einem 
praktischen  Wege.“  Und  diesen  praktischen 
Weg  will  er  der  Menschheit  zeigen. 

Mehr  hat  noch  nie  ein  Kühner  versprochen! 
Und  voller  Spannung  fragen  wir,  wie  er  es 
machen  will,  „das  Unbegreiflichste  des  Unbe- 
griffenen“ uns  armen  Laien  begreiflich  zu 
machen. 

Die  Sache  ist  erstaunlich  einfach.  Da  bisher 
„immer  nur  Philosophen  und  Kunstgelehrte 
ästhetisiert  haben,  anstatt  der  vor  allem  dazu 
Berufenen:  der  Künstler“  und  da  andererseits 
es  „gerade  die  Aufgabe  unserer  Zeit,  der  wie 
kaum  einer  zweiter  die  Kunst  fast  Lebens- 
bedingung geworden  ist,  sein  muß,  eine  wirk- 
liche Kunstlehre  zu  schaffen",  so  müssen  die 
Künstler  dieKunstlehre  schreiben.  Diese  „Ästhetik 
der  Künster“  ist  aber  leider  noch  ungeschrieben, 
doch  kann  man  sie  dadurch  ersetzen,  daß  man 
die  Aussprüche  aller  Künstler  sammelt  und  aus 
ihnen  diese  Kunstlehre  destilliert,  denn  „an  der 
praktischen  Ästhetik  sollen  alle  unsere  Künstler 
schreiben“.  Und  diese  Arbeit  will  Curt  Münzer 
auf  sich  nehmen. 

Nun  ist  es  eine  schöne  Sache,  wenn  man 
einen  Haufen  bunter  Edelsteine  zur  Verfügung 
hat,  um  daraus  ein  köstliches  Schmuckstück  zu 
machen,  aber  man  braucht  dazu  außer  den  Edel- 
steinen noch  einen  geschickten  Juwelier.  Un- 
zweifelhaft hat  Münzer  eine  Fülle  von  pracht- 
vollen Aussprüchen  toter  und  lebender  Künstler 
zusammengebracht,  aber  sie  sind  so  wunderlich 
aneinander  gereiht,  daß  cs  einem  um  die  liebe- 
volle Arbeit  der  Fassung  leid  tut. 

Ich  will  gar  nicht  davon  sprechen,  daß  der 
Verfasser,  der  mit  dem  Satze:  „nur  der  Künstler 
sollte  von  der  Kunst  sprechen“  majestätisch  an- 
hub,  im  Verlaufe  seiner  Arbeit  auch  mit  den 
Aussprüchen  solcher  Männer  vorlieb  nimmt,  die 
keine  Künstler,  sondern  nichts  weiter  als  Philo- 
sophen, Kunstgelehrte  usw.  waren,  will  auch 
nicht  einmal  tadeln,  daß  sehr  wichtige  Künstler- 


472 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


schritten  völlig  unberücksichtigt  geblieben  sind, 
ich  möchte  nur  auf  das  Unzulässige  hinweisen 
je  nach  Gutdünken  Stimmungsurteile  und  Lebens- 
maximen, die  Ansichten  Kurzsichtiger  und  Weit- 
schauender, die  Behauptungen  stürmischer  Jugend 
und  geruhigen  Alters,  die  Künstlergedanken 
revolutionärer  und  konservativer  Zeiten  als 
gleichwertig  zu  behandeln.  Auf  solche  Weise 
kann  man  in  der  Tat  mit  leichter  Mühe  alles 
beweisen,  was  man  beweisen  möchte,  und  be- 
weist damit  doch  gar  nichts.  Und  auf  solchen 
Wegen  mng  man  zu  so  seltsam  sicheren  Ur- 
teilen kommen,  wie  der  Verfasser.  So  wenn 
er  Michelangelo  korrigiert  oder  wenn  er  be- 
hauptet, daß  „die  Höhe  einer  Kunst  immer 
nur  mehr  oder  minder  idealisierte  ruhige  reine 
Charakterköpfe  kennt  “ oder  wenn  er  der 
italienischen  Kunst  eine  bessere  Zensur  erteilt 
als  der  deutschen,  weil  „deutsche  Kunst  be- 
friedigt, italienische  die  Sehnsucht  weckt  und 
nährt.  Aber  der  große  Mensch  strebt  nicht  nach 
Ruhe,  sondern  nach  ewiger  Bewegung.“ 

Kein  Mensch  wird  es  Kurt  Münzer  übel 
nehmen,  wenn  sein  Kunstgeschmack  besonderer 
Art  ist  und  wenn  ihm  für  ein  — ich  möchte 
sagen  naturwissenschaftliches  — Verstehen  ge- 
wisser Kunstrichtungen  das  Organ  fehlt;  aber 
das  berechtigt  ihn  doch  nicht,  es  als  „die  prak- 
tische Ästhetik  der  Künstler“  zu  verkündigen, 
daß  „der  Impressionismus  darin  schwelgt,  den 
Finger  auf  alle  Unklarheiten  der  Natur  zu  legen“ 
und  daß  „die  Kunst  alles,  was  das  Leben,  das 
Gemeinwirkliche  leisten  kann,  von  ihren  Auf- 
gaben auszuschließen  hat.“  Zum  Beweis  aber 
dafür,  daß  in  der  heutigen  Kunst  der  „Krudi- 
täten  und  Horribilitäten“  viele  geschaffen  würden 
und  „alle  Luftlichter  und  Reflexe  der  Natur  dort 
nachkopiert  würden,  wo  sie  durch  einen  Zufall 
hingeraten  sind  und  ,gesetzlich‘  gar  nicht  hin- 
gehören“, zitiert  der  Verfasser  Otto  Knille!  Wie 
nun,  wenn  er  an  dieser  Stelle  Liebermann  oder 
Louis  Corinth  oder  van  Gogh  zitiert  hätte? 

Vielleicht  daß  er  dann  eingesehen  hätte,  daß 
die  Künstler  doch  bisweilen  außerordentlich  ver- 
schieden in  ihren  Kunstanschauungen  sind,  — 
sein  müssen.  Und  vielleicht  hätte  ihn  das  ver- 
anlaßt, seine  Feder  niederzulegen  und  einstweilen 
dem  Problem  nachzusinnen,  wie  es  kommt,  daß 
die  Künstler,  wenn  sie  über  die  Kunst  schreiben, 
die  köstlichsten  Wahrheiten  zum  Verständnis  ihrer 
persönlichen  Kunst  schreiben,  daß  sie  aber  sehr 
selten  ein  Verständnis  für  eine  völlig  anders 
geartete  Kunst  zeigen.  Vielleicht  hätte  ihn  solche 
Reflektion  dann  dazu  angeregt,  die  ganze  Frage 
anders  anzupacken  und  zu  untersuchen,  welchen 
Einflüssen  Kunstanschauung  und  Kunst  unter- 
liegen, und  was  als  Kern  bleibt,  wenn  man  von 


den  Einzelerscheinungen  zum  „Urphänomen“  ij 
— um  mit  Goethe  zu  reden  — vorzudringen  n 

Theodor  Volbehr. 

S 

Wolf  gang  v.  Oettingen.  Berlin.  (Stätten  | 
der  Kultur.  Herausgegeben  von  Georg  Bier-  j 
mann.  Band  1.)  Verlag  von  Klinkhardt  & 
Biermann,  Leipzig. 

Ein  Gesamtbild  der  Kulturgeschichte  Berlins 
in  seiner  fast  neunhundertjährigen  Entwicklung  i 
vom  Fischerdorf  bis  zu  der  heutigen  viel-  , 
bewunderten  Dreimillionen  - Stadt.  Und  dies  'i 
alles  in  einem  kaum  fingerstarken  Bande,  der  f 
noch  dazu  mit  vielen  Dutzenden  von  trefflichen 
Abbildungen  aus  dem  neuen  und  alten  Berlin  i 
geschmückt  ist.  Welche  umfangreiche  Literatur  j 
muß  man  sonst  durcharbeiten,  um  ein  einigermaßen  i 
sicheres  Urteil  über  ein  einzelnes  Gebiet  der 
historischen  Entwicklung  Berlins  zu  gewinnen.  ; 
Hier  dagegen  ist  in  der  Tat  der  Versuch  ge- 
glückt,  aus  allen  Hauptgebieten  der  Berliner  ^ 
Kulturgeschichte  aus  dem  politischen,  kommu-  ^ 
nalen,  religiösen,  wissenschaftlichen,  literarischen,  j 
künstlerischen,  volkswirtschaftlichen  und  gesell-  i 
schaftlichen  Leben  der  Hauptstadt  die  gesicherten  i 
Resultate  der  Spezialforschung  zusammenzufassen  i 
und  in  fesselnder  Weise  für  die  große  Menge  i 
der  Gebildeten  zu  schildern. 

Der  Verfasser  des  Buches,  Wolfgang  v.  Ot- 
ting en,  hat  die  schwierige  Aufgabe  mit  der  ^ 
wissenschaftlichen  Sorgfalt  und  dem  Takt  ge-  ; 
löst,  welche  schon  so  manche  seiner  früheren 
Arbeiten  auszeichnete.  Über  sein  eigentliches  i 
Fach,  die  Kunstgeschichte  und  Kunstkritik  ist  er  j 
diesmal  weit  hinausgegangen.  Die  übrigen  Ge-  | 
biete  in  dem  vielseitigen  Bilde  der  Berliner 
Kultur,  namentlich  die  Geschichte  des  geistigen  i 
Lebens  der  Bevölkerung,  nehmen  einen  wesent-  \ 
lieh  größeren  Raum  in  seinen  Schilderungen  ein.  | 
Sehr  fesselnd  sind  besonders  die  Abschnitte  über  | 
das  Aufblühen  der  Wissenschaften  in  Berlin»  j 
über  das  religiöse  Leben,  über  die  Stellung  der  | 
einzelnen  Konfessionen  zueinander,  die  Pro-  | 
testanten,  Katholiken  und  Juden  im  Laufe  der  j 
letzten  drei  Jahrhunderte.  Musik,  Literatur,  i 
Bühne,  bildende  Kunst  und  die  Art  wie  die  Ber-  | 
liner  Bevölkerung  sich  im  Laufe  der  letzten  j' 
Jahrhunderte  zu  allen  diesen  Dingen  verhalten 
hat,  wird  von  dem  Verfasser  treffend  ge-  h 
schildert.  — Die  zahlreichen  Abbildungstafeln 
stellen  größtenteils  Gebäude  und  Straßenbilder  | 
aus  dem  alten,  heute  längst  versdiwundenen  j 
Berlin  dar.  Aber  auch  aus  dem  Berlin  der  Gegen-  i 
wart  sind  manche  interessante  Darstellungen 
ausgewählt.  Auf  diese  Weise  bietet  das  kleine 


Literatur 


473 


Buch  einen  trefflichen  Einblick  in  die  merk- 
würdige Entwicklung  Berlins.  Mit  schnell  und 
sicher  gezeichneten  Strichen  führt  uns  der  Ver- 
fasser auf  jedem  einzelnen  Gebiete  durch  die 
Jahrhunderte  hindurch  und  wir  lernen  den  merk- 
würdigen Werdegang  der  jüngsten  unter  den 
modernen  Weltstädten  mit  weit  weniger  Auf- 
wand an  Zeit  und  Mühe  verstehen,  als  dies  bis- 
her durch  einzelne  Handbücher  über  besondere 
Spezialgebiete  aus  der  Geschichte  und  der  Kultur 
Berlins  möglich  war.  Der  Buchschmuck  von 
Meinhard  Jacobg  geht  glücklich  auf  die  Schil- 
derung Berlins  und  mancher  charakteristischer 
Typen  des  Berliner  Lebens  ein,  so  daß  auch  die 
künstlerische  Ausstattung  das  ihrige  dazu  bei- 
trägt, das  Gesamtbild,  das  uns  Öttingens  Arbeit 
darbietet,  in  gefälliger  Weise  abzurunden. 

Georg  Voß. 

9 

Jos.  Äug.  Beringer:  „Kurpfälzische 
Kunst  und  Kultur  im  18.  Jahrhundert.“  In 
der  Sammlung:  „Baden.  Seine  Kunst  und  Kul- 
tur.“ Im  Aufträge  der  Vereinigung:  Heimatliche 
Kunstpflege,  Karlsruhe,  herausg.  von  Albert 
Geiger.  J.  Bielefelds  Verlag  Freiburg  (Baden)  1907. 

Nachdem  der  Verfasser  uns  schon  vor  einigen 
Jahren  mit  seinem  Buch  über  den  belgischen, 
in  Mannheim  als  Akademiedirektor  wirkenden 
und  gestorbenen  Bildhauer  Verschaffelt  einen 
widitigen  Beitrag  zur  Kunstgeschichte  des 
18.  Jahrhunderts  geschenkt  hat,  faßt  er  in 
der  vorliegenden  Darstellung  seine  genauen 
Kenntnisse  vornehmlich  der  pfälzischen  Ver- 
hältnisse zur  Zeit  der  Fürstenkultur  zu  einem 
ungemein  anschaulichen,  ja  geistvoll  entwor- 
fenen Bilde  zusammen.  Erscheint  uns  die  Kur- 
pfalz für  diese  Kultur  als  ein  besonders  typisches 
Beispiel,  so  vermögen  wir  mit  Beringer  doch 
eine  ganze  Reihe  von  Eigentümlichkeiten  des 
geistigen,  kulturellen  und  künstlerischen  Lebens 
zu  erblicken,  die  er  zum  ersten  Male  im  Zu- 
sammenhänge darstellt,  so  daß  der  kurzen  Schil- 
derung und  lebendig  populären  Darstellung  auch 
für  den  Kunsthistoriker  einige  wertvolle  Angaben 
zu  entnehmen  sind.  Abgesehen  von  den 
großen  Schloß-  und  anderen  Monumental- 
bauten in  Mannheim  und  Schwetzingen,  die 
Beringer  natürlich  behandelt,  vermag  er  einen 
eigenen  Typus  des  Mannheimer  Wohnhauses 
nachzuweisen,  der  in  die  Geschichte  der 
bürgerlichen  Architektur  aufzunehmen  ist.  Er 
macht  darauf  aufmerksam,  wie  niederländische, 
hugenottische  und  dann  französische  Einflüsse, 
infolge  von  Einwanderungen  oder  sonstigen 
politisch  - kulturellen  Beziehungen,  sich  hier 


einfinden  und  betätigen.  Zusammen  mit  der  Bau- 
kunst wurden  Bildhauerei,  Eisenarbeit  und 
Schreinerei  in  eigenartiger  Weise  vorzüglich 
gepflegt.  Noch  heute  zeugen  manche  Arbeiten 
dieser  Art  in  Mannheim  und  anderen  Orten  der 
Pfalz  von  dieser  Tätigkeit.  In  diesem  Zusam- 
menhang möchte  der  Schreiber  dieses  Referates 
auch  auf  die  vielen  Madonnenstatuen  aufm.erk- 
sam  machen,  die  ähnlich  den,  von  Beringer 
kurz  gestreiften  Heiligenstatuen  in  Mannheim, 
in  Heidelberg  an  vielen  ersten  Etagen  alter 
Häuser,  namentlich  an  den  Straßenecken,  meist 
in  Muschelnischen  angebracht  zu  sehen  sind, 
darunter  ganz  anmutige  Leistungen.  Es  hat  fast 
den  Anschein,  als  ob,  trotz  aller  kriegerischen 
Zwischenfälle,  von  denen  gerade  dieses  arme 
Land  heimgesucht  gewesen,  noch  immer  eine 
gute  alte  Bildhauer-  und  Steinmetzen-Tradition, 
jedenfalls  recht  viel  Sinn  für  dergleichen  Arbeiten 
und  Schmuck,  von  den  Zeiten  des  Ottoheinrich- 
und  des  Friedrichbaues  her,  sich  hier  erhalten 
hat.  Denn  auf  die  Tätigkeit  und  Einwirkung 
der  z.  T.  bedeutenden  ausländischen,  französi- 
schen, italienischen  und  belgischen,  vornehmlich 
in  Schwetzingen  beschäftigten  Meister  allein 
sind  diese,  auffallend  häufigen  und  hübschen, 
wenn  auch  nicht  großen  Werke  nicht  zurückzu- 
führen. Ähnliches  gilt  von  den  schmiedeeisernen 
Arbeiten.  Die  prächtigen  Tore  an  der  Mann- 
heimer Jesuitenkirche,  von  dem  einheimischen 
Schlossermeister  Phil.  Reinh.  Sieber  ausgeführt, 
gehören  zum  Schönsten,  was  die  Rokokokunst 
in  dieser  Art  hervorgebracht  hat  und  halten  als 
kunstgewerbliche  Leistungen  sehr  wohl  den 
Vergleich  mit  den  berühmten  Gittertüren  der 
Würzburger  Residenz  aus.  Welche  Rolle  das 
Frankentaler  Porzellan  gespielt  hat,  ist  bekannt. 
Für  die  Geschichte  des  Kupferstiches  liefert 
Beringer  in  dem  knappen  Abschnitt  über  die 
graphische  Kunst  einen  kleinen  Beitrag.  Ist  doch 
der  „Mannheimer  Kupferstich“  eine  inhaltsvolle 
Mappe  für  sich.  Es  sind  bloß  allgemeine  An- 
deutungen, die  Beringer  in  dem  Rahmen  dieser 
Arbeit  naturgemäß  hat  geben  können  nach  diesen 
und  anderen  Richtungen.  Indessen  sie  bedeuten 
auch  für  den  Kunsthistoriker  wertvolle  Finger- 

Alfred  Peltzer. 

9 

Deutsche  Kunst  in  Lichtbildern.  Ein 

Katalog,  zugleich  ein  Kompendium  für  den  Unter- 
richt in  der  Kunstgeschichte,  bearbeitet  von  Dr. 
F.  Stödtner.  Berlin  1908. 

In  einem  14000  Lichtbilder  umfassenden  Kata- 
log führt  uns  Dr.  Stödtner  hier  die  deutsche 

31 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


m 


Kunst  in  einer  Reichhaltigkeit  und  Vollständig- 
keit vor,  für  die  es  keinen  Vergleich  gibt.  Er 
hat  seit  Jahren  unverdrossen  Deutschland  mit 
demÄutomobil  abgefahren,  von  keinem  Eisen- 
bahnstrang oder  Bädeckerstern  gefesselt.  Be- 
kanntes und  Unbekanntes  eingesammelt  und  zu 
einem  Thesaures  nie  geahnter  Größe  aufgetürmt 
Man  darf  sagen,  daß  Deutschland,  sieht  man  von 
einigen  großen  Museen  ab,  jetzt  von  Stödtner  in 
demselben  Sinne  durchphotographiert  ist,  wie  Ita- 
lien von  Älinari,  Änderson,  Brogi  und  Gargioli. 
Es  sind  niht  in  erster  Linie  die  Museumsbestände, 
sondern  die  Kunstwerke  der  kleinen  Stadt  und  der 
Kirchen,  die  diese  Fülle  ergeben  haben.  Am  ver- 
blüff encisten  ist  die  Masse  der  Holzplastik,  die  über 
alle  Erwartung  reich  und  edel  sich  bietet.  Süd- 
deutschland, der  Rhein  und  Mitteldeutschland 
geben  das  Beste.  Ich  stehe  nicht  an,  diesen  Ka- 
talog als  Nachschlagebuch  neben  Dehios  Reisebuch 
zu  stellen;  diese  beiden  Handbücher  werden  dem 
neuen  Studium  der  deutschen  Kunstgeschichte  vor 
allem  zu  gute  kommen.  Besonders  wichtig  ist,  daß 
die  Aufnahmen  auch  als  einfadie  Photographien  in 
verschiedener  Größe  abgegeben  werden.  Das  Ali- 
nariformat  kostet  hier  1, — M.,  also  soviel  wie 
Bruckmanns  Pigmentdrucke.  Jetzt  ist  also  die 
Möglichkeit  gegeben,  die  Spätgotik  Deutschlands 
ebenso  durchzuarbeiten  wie  das  italienische 
Quattrocento.  Damit  ist  für  viele  Menschen,  die 
nicht  weit  reisen  können,  aber  Gaben  und  Zeit  für 
die  Kunstforschung  haben,  neues  Material  zu- 
gänglich gemacht.  Freilich  wird  es  beim  Studium 
der  deutschen  Kunst  immer  einer  gewissen  Reife 
bedürfen,  bis  man  das  richtige  Verhältnis  zu  ihr 
findet.  Der  Neuling  findet  sich  in  Florenz  leichter 
zurecht  als  in  Rothenburg.  Denn  die  italienische 
Kunst  ist  organisch  und  methodisch  klar  entwickelt 
worden,  während  die  deutsche  isoliert  bald  da 
bald  dort  blüht  und  wieder  vergeht.  Stödtners 
Lichtbilder  sind  da,  wo  sie  auf  eigenen  Auf- 
nahmen beruhen,  die  besten,  die  wir  haben; 
und  die  Mehrzahl  dieser  14000  Nummern  sind 
Originalaufnahmen.  Wenn  wir  es  schmerzlich 
vermissen,  daß  die  deutsche  Plastik  des  Berliner 


Kaiser-Friedrich-Museums  nicht  aufgenommen 
ist,  so  trägt  St.  nicht  die  Schuld.  Für  Unter- 
richtszwecke der  Schule  wird  es  ratsam  sein, 
aus  der  großen  Fülle  eine  Anzahl  von  etwa 
500  Lichtbildern  auszusondern,  in  derselben 
Weise,  wie  es  Fritz  Knapp  in  seinem  eben  er- 
schienenen Buche  „Die  Kunst  in  Italien“  für  die 
italienische  Kunst  getan  hat. 

Paul  Schubring. 


s 


KLEINE  ANZEIGEN 

Leipzig,  über  den  bekannten,  aus  dem  Zeitalter  der 
Renaissance  stammenden  Brief  über  die  Erhaltung 
der  römischen  Ältertümer,  den  man  fast  allgemein  j 
Raffael  ^zugesdirieben  hat,  wird  nodi  im  Verlaufe  dieses  i 
Jahres  im  Verlag  von  Kllnkhardt  & Biermann  eine  aus- 
führliche Monographie  von  Julius  Vogel  erscheinen,  in  i 
der  über  den  Autor  des  Briefes  sowie  über  seine  historische  ; 
Bedeutung  ausführliche  Mitteilungen  gebracht  werden. 

Mündien.  Das  Münchener  Jahrbuch  der  bil-  ! 
denden  Kunst  (Verlag  von  Callwey)  wird  nach  einer  ! 
Verfügung  des  bayerischen  Kultusministeriums  den  offi-  ; 
ziehen  Titel  führen:  „Münchner  Jahrbuch  der  bildenden  i 
Kunst,  herausgegeben  unter  Mitwirkung  der  Vorstände 
der  kgl.  Staatssammlungen  von  Ludwig  von  Buerkel“, 
Der  nächste,  voraussichtlich  Anfang  Juni  zur  Ausgabe  ge-  | 
langende  3.  Band  des  verdienstvollen,  für  das  wissen-  i 
schaftliche  Münchner  Kunstleben  unentbehrlichen  Unter- 
nehmens, wird  wiederum  eine  Reihe  größerer  Studien  von  I 
Münchner  Kunsthistorikern,  besonders  über  die  Neuer-  i 
Werbungen  der  kgl.  bayer.  Staatssammlungen  enthalten. 
Von  auswärtigen  Forschern  stellt  Dr.  Gronau-Fiesole  das  i 
urkundliche  Material  über  die  dann  hoffentlich  erledigten 
Tiziankopien  der  Münchner  Residenz  zusammen  und  führt  i 
den  Nachweis,  daß  Tizians  Originale,  1649  in  London  ver- 
steigert, 1652  tatsächlich  nach  Spanien  gelangt  sind.  j 

Unter  dem  Titel  The  Mask  erscheint  vom  März  d,  J, 
an  eine  internationale  Zeitschrift  für  Theaterkunst  in  Lon- 
don, Berlin,  Amsterdam  und  Florenz.  Uns  interessiert  im  ^ 
wesentlichen  nur  das  Äußerliche  der  neuen  Zeitschrift,  ll 
dieses  aber  in  hohem  Grade:  denn  es  gibt  überhaupt  jf 
kaum  ein  periodisches  Blatt,  das  sich  mit  einem  so  voll-  q 
endeten  buchkünstlerischen  Geschmack  dem  Leser  emp-  |l 
fiehlt.  Man  hat  das  Gefühl,  einen  alten  Venezianer  | 
Druck  in  die  Hand  zu  bekommen:  so  großartig  ist  das 
Verhältnis  von  Druck  zu  Papier,  von  Spiegel  zu  Seite,  i 
so  sparsam  und  vornehm  sind  die  eingestreuten  Zeich- 
nungen. Es  versteht  sich,  daß  The  Mask  rein  englisch  j 
erscheint;  vielleicht  sind  gegenwärtig,  wie  vorJahrzehnten,  ! 
immer  noch  die  Engländer  die  einzigen,  die  eine  so  i 
durchaus  harmonische  Druckschrift  hervorbringen  können;  ' 
bei  uns  wagt  man  höchstens  an  die  „Neue  Rundschau“  zu  i 
denken.  Das  ist  nicht  angenehm  zu  hören,  aber  es  ist  so.  | 


BIBLIOGRAPHIE 


I.  Älte  Kunst 

(1.  Art  ancien.  Old  art.) 

/.  Alte  Baukunst 

(Architecture  ancienne.  — Old  architectare.) 

Canon  Bartleet.  The  Priorg  of  St.  Guthlac. 
Hereford.  (Transact  of  the  Bristol  Ärchaeol. 
Soc.,  1.) 

Cloquet,  L.  Les  maisons  anciennes  en  Bel- 
gique.  (Rev.  de  l’art  ehret.,  2.) 

Da  dl  1er,  Ä.  Nordische  Bauernhäuser.  (Ztschr. 
f.  Österreich,  Volksk.  1 — 2.) 

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English  Mediaeval  Ärchitecture  fromÄn- 
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Hehl,  Chr.  Die  englischen  Kathedralen.  (Deut- 
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H.  H.  La  tour  de  1’  Oud  Hof  ä Bruges.  (Rev. 
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Köbke,  P.,  De  danske  Kirkebggninger.  Kort- 
fattet  Oversigt  2.  forögede  Oplag.  Med 
136  Billeder.  (Folkeläsning  Nr.  131.)  160  S., 
8®.  Köbenhavn,  Gad.  geb.  Kr.  1.50. 

Krass  o WS  kg,  M.,  Materialien  zur  Geschichte 
d.  russ.  Baukunst.:  Eine  Kirciie  imDorfChra- 
pow,  Gouvernement  Rjasan,  aus  d.  J.  1686 
(Sodtschij  Nr.  4,  5 u.  6.) 

Norm  and,  Ch.  Paris  disparu  les  vieilles  halles 
au  sud  de  Saint-Eustache.  (Ämi  d.  monum. 
et  d.  arts,  121.) 

Norsk  Stavkirke  i tgskFjeldbggd  [zuBrüchen- 
berg  im  Riesengebirge]  (Morgenbladet,  Kri- 
stiania, Nr.  193.) 

Roehrich,  N.  Les  Änciennes  eglises  de  Fin- 
lande.  (Storgje  Godg,  11.) 

Rott,  H.  Bauspäne  v.  e.  anatolischen  Reise. 
(Ztschr.  f.  Gesch.  d.  Ärchit.,  6.) 

Rouen  demoli:  La  maison  disparue  du  peintre 
Jouvenel.  (Ämi  d.  monum.  et  d.  arts,  121.) 

Siren,  Osv.:  Intrgdk  af  Stockholms  slotts  norra 
fasad  (Svenska  Dagbl.  Nr.  76.) 

Tzigara-Samurca^,  Ä.  Jurnal  §i  biserica 
Col(;ea.  (Convorbiri  Literare,  3.)  ^ 

Wrangel,  Baron  N.  Der  Ärchitekt  Vincent 
Brenna.  (Stargje  Godg,  III.) 

la.  Deutschland. 

(Ällemagne.  — Germang.) 

Ädler  F.,  Die  Stiftskirche  St  Peter  in  Wimpfen 
im  Tale.  (Denkmalpflege,  5.) 


Bi  er  mann,  Georg.  Das  alte  Leipziger  Rathaus 
und  seine  künstlerische  Äuferstehunq  (Daheim 
1908.) 

Do e ring.  Berühmte  Tiroler  Kunststätten.  1. 
Der  Kreuzgang  z.  Brixen.  (Deutsche  Älpen- 
ztg.,  24.) 

Eberth,  R.  Das  althessische  Dorf,  sein  Wohn- 
hausbau und  seine  Inneneinrichtung.  (Hessen- 
land, 8). 

Ebinghaus,  Ä.  Das  „Haus“  in  Westfalen. 
(Rheinlande,  4.) 

Phleps,  H.  Zwei  Schöpfungen  des  Simon  Louis 
du  Rg  aus  den  Schlössern  Wilhelmstal  und 
Wilhelmshöhe  bei  Kassel.  (Ztschr.  f.  Bau- 
wesen, 4—6). 

Schroth,  J.  Die  Stadtpfarrkirche  z.  Haslach  i. 
Kinzigtal  (Baden).  (Ztschr.  f.  christl.  Kunst  L) 

Schuster,  E.  Burgen  und  Schlösser  Badens. 
6.  u.  7.  Lfg.  Karlsr.,  Gutsch.  Je  1.— 

2.  Alte  Malerei, 

(Peinture  ancienne.  Old  painting.) 

Lichats cheff , N.  P.  „Manjera  pisma  Ändreja 
Rubliawa“  (D.  Ärt  d.  Ä.  Rublioff,  XV.  Jahrh.). 
Petersburg  1907.  Gr.  104  S.  Text  m.  Äbb. 
u.  Tat  R.  5.— 

Phillips,  C.  Two  recent  additions  to  the 
National  Gallerg.  (Burl.  Mag.,  61.) 

R OOS  es,  Museumsdir.  Max.  Die  Meister  der 
Malerei  und  ihre  Werke.  Fünf  Jahrhunderte 
Malkunst  in  Deutschland,  Italien,  Spanien, 
Frankreich,  England  u.  den  Niederlanden 
1400—1800.  Mit  etwa  450  Äbbildgn.  und  13 
Farbendr.-Tat  (In  12  Lfgn.)  1.  Lfg.  (XII  u. 
S.  1 — 32  m.  1 färb.  Tat)  Lex.  8t  Leipzig, 
W.  Weicher  (08).  1.—. 

Tourneux,  M.  Une  exposition  retrospective 
d’art  feminin.  (Gaz.  d.  beaux-arts,  610.) 

2 a.  Deutschland. 

Ällemagne.  Germang. 

Biermann,  G.  Älbrecht  Dürer.  (Daheim,  29.) 

Dürers,  Älbr.,  schriftlicher  Nachlaß.  Hrsg. 
V.  E.  Heidrich.  Berlin,  J.  Bard.  Kart  ca.  6.—. 

Frimmel,  Th.  v.  Nochmals  die  Madonna  Reichel 
von  Dürer.  (Bl.  f.  Gemäldek.,  3). 

Geiger,  Älb.  Goethe  der  Maler.  (Xenien,  3.) 

Glaser.  Monographien,  kunstgeschichtliche. 
Lex.  8t  Leipzig,  K.  W. Hiersemann.  XI.  Gla- 
ser, Gurt:  Hans  Holbein  der  Ältere.  Mit 
69  Äbbildgn.  auf  48  Lichtdr.-Tat  (219  S.) 
08.  Geb.  in  Leinw.  20.—. 


Älte 

Malerei 


476 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Alte 

Malerei 


Alte 

Malerei 


Holbein  the  Younger:  Masterpieces.  18mo. 

swd.  6d.  net  . . . Gowans  & G. 

Kolb  erg.  Ein  mittelalterlicher  Flügelaltar  der 
Pfarrkirche  zu  Braunsberg.  (Ztschr.  f.  christl. 
Kunst,  1.) 

Muther,  R.  Le  Centenaire  d’Ängelique  Kauf- 
mann. (Staryje  Godg  II.) 

Ochenkowski,  H.  Einige  Bemerkungen  über 
Ä.  Dürer  auf  Grund  d.  Münchener  Samm- 
lungen. (Przewodnik  nankswg  i literacki  I.) 
Re  au,  L.  — L’art  allemand  dans  les  Musees 
fran^ais.  (Monatsh.  f.  Kunstwiss.,  4.) 

Roth,  V.  Der  spätgotische  Flügelaltar  in  Me- 
diasch.  Broschüre.  1908.  50  S.  m.  9 Tafeln. 
S i g e r u s , E.  Rosenauers  Kreuzigungsbild.  (Die 
Karpathen,  1.) 

Weich  er  s Kunstbücher.  16^.  Lpz.,  W.  Weicher. 
Jede  Nr.  — .80;  Liebhaberausg.  bar  2.—.  13. 
Holbein  der  Jüngere:  Meisterbilder.  Eine 
Äuswahl  von  60  Reproduktionen  nach  Hanf- 
stänglschen  Orig.-Äufnahmen.  (64  S.)  07. 
Wölfflin,  Heinr.  Die  Kunst  Älbrecht  Dürers. 
2.  verm.  Äufl.  (VIII,  379  S.  m.  144Äbbildgn.) 
Lex.  8^  München,  F.  Bruckmann  08.  10. — ; 
geb.  in  Leinw.  12.—. 

2b.  Frankreich. 

France. 

Borkowski.  Führer  zur  Kunst.  Hrsg.  v.  Dr. 
Herrn.  Popp.  8®.  Esslingen,  P.  Neff.  Jedes 
Bdchn.  1.—  . 13.  Borkowsky,  Prof.  Dr.  Ernst. 
Antoine  Watteau.  Mit  3 Taf.  in  Tonätzg.  u. 
9 Hbbildgn.  im  Text.  (46  S.)  08. 
Cantalomessa,  G.  Due  quadretti  di  Pierre- 
Antoine  Patel  [Schüler  Claude  Lorrains]  (Bol- 
lett.  d’arte  1.) 

Durrien,  P.  Le  peintre  Jean Bourdichon  et  le 
comte  Charles  d’Angouleme,  pere  de  Francois  I. 
(Chron.  d.  arts,  7.) 

Mourey,  G.  Quelques  aquarelles  de  L.-J. 
Desprez.  (Les  arts,  74.) 

2b.  Italien. 

Italie. 

Cantolamessa,  G.  Ancora  del  quadretto  di 
S.  Maria  in  Trastevere  [Copia  di  G.  Bellini]. 
(Bollett.  d'Arte,  3.) 

Chiappelli,  A.  A Luca  Signorelli.  (Nuova  An- 
tologia,  872.) 

Cruttwell,  Maud.  Andrea  Mantegna.  Gr.  8vo. 
pp.  144,  3 s.  6d.  net  (Great  Masters  in  Pain- 
ting  and  Sculpture)  . . . Bell,  Mar.  08. 
Eulenberg,  Herb.  Leonardo  da  Vinci.  (Pro- 
pyläen, 8.  IV.) 

Faguet,  E.  Les  pensees  de  Leonard  de  Vinci. 
(Revue,  3.) 

Grigioni,  C.  Per  la  storia  della  pittura  in 
Ascoli  Piceno  nella  seconda  meta  del  secolo 
XV.  (Rass.  bibliogr.  d.  arte  ital.  1—2). 


Habich,  G.  Die  Imperatorenbilder  in  d.  Mün- 
chener Residenz.  (Monatsh.  f.  Kunstwiss.,  3.) 

Mentzel,  £.  Das  Abendmahl  in  Ponte  Capri- 
asca,  e.  alte  Kopie  d.  Meisterwerkes  v.  Leo- 
nardo da  Vinci  in  Mailand.  (Voss.  Ztg.  ,12.  IV.) 

M i g e o n , G.  La  collection  de  M.  Gust.  Dreyfus. 
[II.  La  peinture.  III.  petits  bronzes.]  (Les  arts, 
73.) 

Peladan.  Un  Idealisme  experimental:  La  Philo- 
sophie de  Leonard  de  Vinci  d’apres  ses  manu- 
scrits.  (Mercure  de  France,  254,  255.) 

Perate,  A.  Les  mosaiques  du  baptistere  de 
Florence.  (Les  arts,  74.) 

Poggi,  G.  Di  una  Madonna  del  Bacchiacca 
attribuita  a Raffaello.  (Monatsh.  f.  Kunst- 
wiss., 4). 

Priuli-Bon,  Contessa.  Sodoma.  Re  - issue. 
Cr.  8vo.  pp.  156,  3s.  6d.  net  (Great  Masters  / 
in  Painting  and  Sculpture)  . . . Bell,  Mar.  08. 

Reymond,  M.  Les  origines  de  la  peinture  i 
Venitienne  [Besprech.  v.LionelloVenturi].  (Gaz.  t 
d.  beaux-arts,  607.)  j 

Rose,  (B.  G.)  Renaissance  Masters.  3rd  Edn.  k 
Cr.  8vo.  5s  net  u.  Putnam.  f 

Rushforth,  M’Neil.  Carlo  Crivelli.  Re-issue. 
Cr.  8vo.  pp.  134,  3s.  6d.  net  (Great  Masters  ^ 
in  Painting  and  Sculpture)  Bell.  ^ 

Siren,  O.  Anmerkungen  zu  Dr.  Oskar  Wulffs  I 
„Madonnenmeister“.  Ztschr.  f.  christl.  Kunst,  1.) 

Somi,  Edm.  Leonardo  da  Vinci.  Berlin,  E.  ' 
Hofmann  & Co.  ca.  3.60  ' 

Voß,  H.  Charakterköpfe  d.  Secento.  I.  Mas-  / 
simo  Stanzioni.  (Monatsh.  f.  Kunstwiss.,  4.) 

Woermann,  K.  Pietro  d’Achiardis  Sebastiano. 
del  Piombo.  (Dtsche.  Literat.  Ztg.,  13.) 

2c.  Niederlande. 

(Pays-Bas.  Netherlands.)  ^ 

Durand-Greville,  E.  Notes  sur  les  primitifs 
Neerlandais  de  la  National  Gallery.  (Gaz.  d. 
beaux-arts,  607.) 

Freise,  K.  Rembrandt  and  Elsheimer.  (Burl. 
Mag.,  61.) 

— Neuerwerb,  holländ.  Gemäldegalerien.  (Mo- 
natsh. f.  Kunstwiss.,  4.) 

Friedlaender,  M.  Un  tableau  de  Hugo  van 
der  Goes  ä l’Ermitage.  (Storyje  Godg  III.) 

Frimmel,  Th.  V.  Bemerkungen  über  den  „Mei- 
ster von  Utrecht“.  (Blätt.  f.  Gemäldek.,  3.) 

— Ein  Bild  von  Jan  Lys.  (Blätt.  f.  Gemäldek.,  3.) 

Maeterlinck,  L.  Les  peintres  rhetoriciens fla- 

mands  et  le  „maitre  des  femmes  mi-corps“. 
(Gaz.  d.  beaux-arts,  609.) 

Salten,  F.  Ein  wiedergefundener  Van  Dyck. 
(Die  Zeit,  17.  IV.) 

Schmidt-Degener,  F.  Adriaen  Brouwer  en 
de  ontwikkelinq  zijner  kunst  [Schluß].  (Onze 
kunst,  4.) 


Bibliographie 


477 


Swarzenski,  G.  Ein  Rubensporträt  im  Städel- 
schen  Kunstinstitut.  (Frkf.  Ztg.,  28.  IV.) 
Valentiner,  W.  R.  Geertgen  tot  Sint  Jans. 
(Museum,  6.) 

2d.  Spanien. 

Espagne.  Spain. 

A.  fr.  Goya.  (Wiener  Ztg.,  17.  III.) 
BenoiSjÄlex.  Goya,  Francesco.  (Petersburg 
1908.  160.  65  S.  Text  u.  37  Taf.  R.  2.) 
Bertaux,  E.  Los  primitivos  espanoles  [Forts.]. 
(Espana  moderna,  231). 

— Les  peintres  Ferrando  et  Andres  de  Llanos 
ä Murcie.  (Gaz.  d.  beaux-arts,  610.) 

Calvert,  Albert  F.  Goya.  An  Account  of  bis 
Life  and  Work.  (III.  The  Spanish  Series. 
Cr.  8vo.  pp.  226  andplates,  3s.  6d.  net  Lane.) 
Hevesi,  L.  Goya.  (Wiener  Fremdenbl.,  13.  u. 
19.  III.) 

— Eine  Goya- Ausstellung  in  Wien.  (Kunst- 
chronik, 20.) 

Justi,  C.  Diego  Velazquez  y su  siglo  [Forts.]. 

(Espana  moderna,  231,  232.) 

Lafond,  P.  La  maison  du  Greco  ä Tolede. 
(Monatsh.  f.  Kunstwiss.,  3.) 

— Etudes  et  documents  sur  le  Greco.  (Gaz.  d. 
beaux-arts,  609.) 

— La  Collection  de  M.  Ign.  Zuloaga.  (Les 
arts,  74.) 

3,  Alte  Plastik, 

Plastique  ancienne.  Old  plastic. 

Bernard,  G.  Hubert,  Le  Sueur  ä la  Cour  de 
Charles  I.  (Chron.  d.  arts,  2.) 

B ullock,  A.  E.  Some  sculptural  works  by 
Nicholas  Stone.  1.  (Architect.  Review,  137.) 
Bertaux,  E.  „La  statuaire  polychrome  en 
Espagne.“  [Besprech.  v.  M.  Dieulafoy.j  (Gaz. 
d.  beaux-arts,  607.) 

Du  Me  ly.  Les  Primitifs  fran^ais  et  leurs  signa- 
tures : les  sculpteurs  [Forts.].  (Ami  d.  monum. 
et  d.  arts,  121.) 

Halm,  Ph.  Stephan  Rottaler,  ein  Bildhauer  der 
Frührenaissance  in  Altbayern.  (Altbayer.  Mo- 
natssdir.,  5—6.) 

— Joerg  Gärtner.  (Ztschr.  d.  München.  Altert.- 
Vereins,  16.) 

Josephi.  Hillgers,  Herrn.,  illustrierte  Volks- 
bücher. (kl.  80.  Berlin,  H.  Hillger.  Jeder  Bd. 
M.  — ,30;  geb.  bar  M.  — ,50.)  95.  Josephi,  Dr. 
W.:  Geschichte  der  Bildhauerkunst.  (Mit  25 
Illustr.  92  S.  1908.) 

Marcou,  F.  Le  chef-reliquaire  de  l’egl.  de 
Ste.-Fortunade  (Correze).  (Gaz.  d.  beaux- 
arts,  610.) 

Nicolas,  I.  Les  bas-reliefs  de  l’eglise  de 
Brieulles-sur-Meuse.  (Bull.  d.  1.  Soc.  Archeol. 
Lorraine,  2.) 


Normand,  Ch.  La  sculpture  polychrome  au 
Musee  de  Cannes.  (Ami  d.  monum.  et  des  arts, 
121.) 

Planchenault,  A.  Sebastien  Leysner.  (Gaz. 
d.  beaux-arts,  609.) 

Riehl,  B.  Sanct  Christoph.  (Ztschr.  d.  München. 
Altert. -Vereins,  16.  [Deutsches  Holzrelief, 
15.  Jahrh.] 

— Statuette  der  Maria. 

Sdinütgen.  Spätgotischer  Holzkruzifixus  mit 
Maria-  und  Johannes  - Gruppe.  (Ztschr.  f. 
Christi.  Kunst,  1.) 

Vitry,  P.  Le  Christ  de  Jacques  de  la  Baerze. 
(Rev.  de  l’art  ehret.,  2.) 

Zierow,  W.  Denkmalskosten  in  vergangener 
Zeit.  (Niedersachsen,  15.  III.) 

3a.  Italien. 

Italie. 

Biermann,  Georg.  Der  Campo-Santo  der 
Herren  della  Scala  zu  Verona.  (Velhagen  & 
Klasings  Monatshefte,  5.) 

B o m b e , W.  Francesco  Laurana.  (Arte  e Storia, 
5-6.) 

Corwegh,  R.  Ein  Grabmal  von  Donatello  in 
S.  Maria  del  Popolo.  (Ztschr.  f.  bild.  Kunst,  7.) 

De-Nicola,  G.  Sil vestro  deH’Aquila.  (L’ arte,  1.) 

Filippini,L.  Elia Gaggini  da  Bissone.  (L’arte,  1.) 

Frizzoni,  G.  Illustrazione  comparativa  di  un 
insigne  dipinto  e di  una  scultura  del  quattro- 
cento.  (Rassegna  d’arte,  1.) 

Gower,  Ronald  S.  Michael  Angelo  Buonar- 
rotti.  (Cr.  8vo,  pp.  144,  3s.  6d.  net.  Great 
Masters  in  Painting  and  Sculpture.  Bell, 
Mar.  08.) 

S.,  Dr.  Toskanische  Plastik  im  Kaiser  Friedrich- 
Museum  [zu  Posen].  (Pos.  Neueste  Nachr.  17. 
IV.) 

Venturi,  A.  La  scultura  Dalmatica  nel  XV.  se- 
colo.  (L’arte,  1.) 

4,  Altes  Kunstgewerbe, 

Art  indüstriel  ancien.  Old  art  industry. 

Berg,  Wilh.  Ur  det  konstnärliga  lergodsets 
historia.  (Varia,  Göteborg,  März  u.  April.) 

Chmiel,  A.  Garncarze  krakanscy.  [D.  Töpfer 
Krakau’s.]  (Krakau  1907.  8»,  29S.  —,50  h.) 

Dancey,  H.  The  Silver  Plate  and  Insigna  of 
the  City  of  Gloucester.  (Transact.  of  the 
Bristol  Archaeol.  Soc.,  1.) 

Grisar,  Prof.  Hartm.,  S.  J.  Die  römisdie  Ka- 
pelle Sancta  Sanctorum  u.  ihr  Sdiatz.  Meine 
Entdeckungen  u.  Studien  in  der  Palastkapelle 
der  mittelalterlichen  Päpste.  [Mit  einer  Ab- 
handlung von  M.  Dreger  über  die  figurierten 
Seidenstoffe  des  Schatzes.]  (VIII,  156  S.  m. 
77  Abbilgn.  u.  7 z.  TI.  färb.  Taf.  Lex.  8«. 
Freiburg  i.  B.,  Herder  1908.  10  M.) 


Alte 

Plastik 


478 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Guiffrey,  J.  La  manufacture  des  gobelins. 
(Gaz.  d.  beaux-arts,  610.) 

Halliday,  G.  The  Flemish  Bell  of  St. Nidiolas 
at  Nidiolaston  Churdi,  Gower.  (Ärdiaeol. 
Cambrensis,  2.) 

Jones,  E.  Ä.  The  old  silver  sacramental  vessels 
of  some  English  churdies  in  Holland.  (Burl. 
Mag.,  61.) 

Jourdain,  M.  English  pillow  lace.  I.  (Con- 
noisseur,  80.) 

Leidinger,  G.  Eine  Grubensdimelzplatte  als 
Budided^elsdimuck.  (Ztsdir.  d.  Mündh.  Ältert.- 
Vereins,  16.) 

Modigliani,  E.  Än  exhibition  of  women’s 
antique  Ornaments  in  Rome.  (Connoisseur,  80.) 

Orechnikoff,Ä.  La  vaiselle  d’apothiesire  sous 
Pierre  le  Grand.  (Staryje  Godg,  II.) 

Rathgen,  F.  Mitteilungen  a.  d.  Laboratorium 
d.  kgl.  Museen  z.  Berlin.  III.  Entfernung  trüber 
Glasurschichten.  (Museumskunde,  2.) 

Schwarz,  W.  Ältwiener  Porzellane.  (Ztsdir. 
d.  Nordböhm.  Gewerbemus.  3—4.) 

Schwedeler-Mey  er,  E.  DieWienerPorzellan- 
manufaktur.  (Ztsdir.  d.  Nordböhm.  Gewerbe- 
mus., 3—4.) 

Steinmann,  E.  Sancta  Sanctorum.  (Monatsh. 
f.  Kunstwiss.,  4.) 

Tavanti,  U.  II  Camino  del  „Mosca“  inÄrezzo. 
(Ärte  e Storia,  5—6.) 

Vincenzo,  P.  Pietro  Vannini  e la  scuola  d. 
oreficeria  in  Äscoli  nel  quattrocento.  (Rassi 
bibliogr.  d.  arte  ital.,  1—2.) 

Walker,  H.  Äncient  pharmaeg  jars  [Älbarelli]. 
(Connoisseur,  80.) 

6,  Alte  Graphik  und  Buchmalerei. 

Graphique  ancienne  et  peinture  des  livres. 

Old  graphic  and  painting  of  books. 

Boffito,  G.  Di  un  codice  miniato  deMacrobio 
appartenente  al  sei.  XV.  (Bibliofilia,  XII.  07). 

Chambingo,  S.  K.  „Skasanje  Mamajemom 
Pobsischtsdie“.  (D.  Heldensage  v.  d.  Tar- 
tarenschladit  1380),  nach  einer  Miniatur  d. 
XVlI.Jahrh.  Mit  Vorwort  von Peters- 

burg 1907.  Gr.  80.  R.  8.—. 

Descoux,  Ph.  Un  exemplaire  de  la  „Des- 
cription  de  Paris“,  orne  de  croquis  parGabr. 
de  Saint-Äubin.  (Gaz.  d.  beaux-arts,  610.) 

Flobert,P.  Cartes  de  visites  Italicnnes.  (L’art 
decoratif,  115.) 

Gerster,  L.  Attribute  u. Embleme  klösterlicher 
u.  bischöfl.  Blätter.  (Ex  libris,  1.) 

Kristeller,  P.  Eine  Zeichnung  v.  Joh. Stephan 
V.  Calcar  z.  Titelblatte  d.  Anatomie  d.  An- 
dreas Vesalius.  (Graph.  Künste,  2.) 

Lichatscheff,  N.  P.  „Litzewoje  shitjo  swjatgch 
kniasej  russich  Borisa  i Gieba“.  (D.  Leben  d. 


heilig,  russischen  Fürsten  Boris  u.  Gleb,  nach 
einer  Miniatur  d.  XV.  Jahrh.)  Petersburg 
1907.  Gr.  80.  41  S.  Text  m.  Taf.  in  Photo- 
graphie. R.  15.—. 

Menzies,  W.  G.  John  Jones  and  his  work. 
(Connoisseur,  80.) 

Singer,  Hans  Wolfg.  Die  Kleinmeister.  Mit 
114  Abbildgn.  (96  S.)  08.  In  Leinw.  kart. 

з. —  ; Geschenkausg.,  geb.  in  Leinw.  m.  Gold- 
schnitt 4.—  ; Luxusausg.,  geb.  in  Ldr.  20.—. 
[Künstler-Monograph.  Im  Verlag  m.  A.  hrsg. 
V.  H.  KnackfuB.  Gr.  8o.  Bielefeld,  Velhagen 
a.  Klasing.] 

Swarzenski,  Geo.  Denkmäler  der  süddeut- 
schen Malerei  des  frühen  Mittelalters.  II.  TI. 
Die  Salzburger  Malerei  von  den  ersten  An- 
fängen bis  zur  Blütezeit  des  roman.  Stils. 
Studien  zur  Geschichte  der  deutschen  Malerei 

и.  Handschriftenkunde  d.  Mittelalters.  Tafelbd. 
m.  457  Abbildgn.  auf  135  Lichtdrucktaf.  (VIII 
S.  Text.)  Leipzig,  K.  W.  Hiersemann  08.  In 
Leinw.-Mappe  96.—. 

Usspenski,  F.  D.  Konstantinopoler  Serail- 
Codex.  Sofia,  1907.  4®.  250  S.  Atlas  m. 
47  Fo.-Tafeln.  [Isvestja  Russkaho  Archeol. 
Instituta  (Russ.  Archeolog.  Institut  in  Konstan- 
tinopel ....  Berichte  des  Band,  12)]. 
Vitzthum,  G.,  Graf.  Die  Pariser  Miniatur- 
malerei von  der  Zeit  des  heiligen  Ludwig  bis 
zu  Philipp  von  Valois.  [Buch  von  J.  J.  Marquet 
de  Vasselot].  (Mögen  Age,  12.) 

W.,  A.  Karl  Giehlows  Ausgabe  d.  Gebetbuches 
Kaiser  Maximilians  I.  (Graph.  Künste,  2.) 
Wrangel,  Baron  N.  D.  Miniaturen  d.  kaiserl. 
Eremitage,  mit  24  Abb.  (LaToison  d’Or,  II.) 


S 


II.  Neuere  Kunst. 

L’art  moderne.  Modern  art. 

1.  Städtebau  und  Gartenkunst. 

Uarchitectare  des  villes  et  Vhorüculture. 

Building  of  towns  and  horticulture. 

Behrens,  P.  Gartenstadtbewegung.  (Berl. 
Tgbl.,  25.  III.) 

Berlepsch -Valendas,  H.  E.  v.  Ein  Haus- 
u.  Gartenbuch  v.  Baillie  Scott.  (Dekorat. 
Kunst,  7.) 

Dernburg,  Fr.  Der  Stadtbaumeister  v.  Groß- 
Berlin.  (Berl.  Tgbl.,  22.  III.) 

D i e s t e I.  Baukunst  u.  Baugesetzgebung.  (Hohe 
Warte,  6 u.  7.) 

Encke,  F.  Architektonische  oder  landschaftliche 
Gartengestaltung.  (Dekorat.  Kunst,  8 u.  9.) 

Engelhardt,  Frh.  v.  Gedanken  über  d. Dort- 
munder Nordmarkt-Wettbewerb.  (Die  Garten- 
kunst, 4.) 


Bibliographie 


479 


Garten  - Holz  -Ärchitektur.  Preisarbeiten. 
(100  Taf.  m.  4 S.  Text.)  34x25  cm.  Berlin, 
St.  Schmitz  (08).  In  Mappe  bar  nn  7.50. 

Hackemann,  Ä.  Städtephysiognomien.  (Der 
Baumeister,  7.) 

Lazarus,  J.  Zur  Geschichte  der  Straße  „Unter 
den  Linden“.  (Mitt.  f.  d.  Gesch.  Berlins,  4.) 

Lehnert,  G.  Sdilingsträucher  am  Hause.  (Werk- 
kunst,  14.) 

Lilienthal,  G.  Warum  entstehen  bei  uns  keine 
Gartenstädte?  (D.  deutsche  Landhaus,  6.  7.) 

Mackowskg.  Die  geschichtliche  Entwicklung 
des  Stadtplanes  [Forts.].  (Städtebau,  4.) 

Nilsson,  Ä.  Bebauungsplan  f.  d.  Umgebung 
d.  Schlosses  Mahlmöhus.  (Städtebau,  4.) 

Schindler,  H.  Ein  interessantes  baukünst- 
lerisches Projekt.  [Bebaung  eines  großen 
Komplexes  bei  Reichenberg.]  Ztschr.  d.  Nord- 
böhm. Gewerbemus.,  3—4.) 

Stahl,  F.  Die  Döberitzer  Heerstraße.  (Berl. 
Tagebl.,  30.  III.) 

Voss,  G.  'Die  Straße  Unter  den  Linden  um 
das  Jahr  1822.  (Mitt.  f.  d.  Gesch.  Berlins,  4.) 

Wehl,  J.  Die  Gartenbauerzeugung  in  Theorie 
u.  Praxis.  (Städtebau,  4.) 


2.  Neuere  Baukunst, 

Archifecfare  moderne. 

Eliasberg,  Ä.  Klassizistische  Baukunst  ,in 
Moskau.  (Kunst  u.  Künstler,  7.) 

Frohne,  H.  W.  The  Brooklyn  Plaza  and  the 
projected  Brooklyn  Central  Library.  (Hrchi- 
tectural  record,  2.)  [Ämerika.] 

Gilliams,  E.  Leslie.  Ä pioneer  Ämerican 
ardiitect  [Will.  Strickland].  JÄrchitect.  Re- 
cord, 2.) 

Herbert,  W.  Än  american  ardiitecture.  (Ärchi- 
tectural  Record,  2.) 

Jeshegsdnik  Obschtschestwa  Ärckitek- 
torow-Chudoshnikow.  (Jahrbuch  d.  Ges. 
d.  Künstlerarchitekten  1907.  Teil  2.)  Peters- 
burg 1907.  Kl.  40.  160  S.  Äbb.  architekt. 
Entwürfe  ohne  Text.  Bd.  4. 

Landhäuser,  neuere  englische.  (Zentralbl. 
d.  Bauverwaltg.,  31,  32.) 

Östberg,  Ragnar.  Finlands  nya  Landtdags- 
hus  [Ergebnisse  des  Wettbewerbs.  Mit  Grund- 
riß u.  Plänen].  (Ärkitektur  och  dekor.  Konst. 
H.  4.) 

Renaissance  and  modern  churches  of  Paris. 
[III.  St.  Genevieve,  now  the  Pantheon]  Builder, 
3396. 

Villa,  die.  Eine  Sammlg.  moderner  Landhäuser 
u.  Villen  zumeist  kleineren  Umfangs.  4—6 
Lfg.  (36  Taf.  m.  VI  S.  Text.)  40,5  x 32  cm. 
Leipzig,  Baumgärtner  (08).  Je  9.—.  (Voll- 
ständig in  Mappe;  48.—.) 


Westmann,  C.  Kungl.  Dramatiska  teaterns 
uya  byggnad  (Ärkitektur  och  dekor.  Konst, 

H.  4.) 

2a.  Deutsdiland. 

(Ällemagne.  Germany.) 

Bernoully,  L.  Die  künstlerische  Äusgestaltung 
privater  Bauten.  (Frkf.  Ztg.,  2.  V.) 

Buchwald,  C.  Das  Heim  d.  schles.  Gesellsch. 
f.  vaterländ.  Kultur  in  Breslau.  (Berl.  Ärchi- 
tekturwelt,  1). 

Glaser,  Curt.  Die  Zukunft  d.  Brandenburger 
Tores.  (Hamb.  Korresp.,  8.  IV.) 

Neumeister,  Prof.Ä.  Deutsche  Konkurrenzen. 
XXII.  Bd.  (MitÄbbildgn.)  32,5x24  cm.  Leip- 
zig, Seemann  & Co.  Jedes  Heft:  Einzelpreis 

I. 80.  Subskr.-Pr.  m.  Beiblatt:  Konkurrenz- 

Nachrichten  1.25.  8.  u.  9.  Heft  Nr.  260/61. 

Wohn-  u.  Logierhäuser  f.  die  Bäder  Landeck 
u.  Reinerz.  (6  u.  61  S.  u.  Konkurrenz-Nach- 
richten S.  1075—1080  u.  II  S.)  (08.) 

Lasser,  M.  O.  Baron.  Die  „Dresdener  Bank“ 
in  Mündien.  (Kst.  u.  Hdwrk.,  6.) 

Lutherkirche,  Die,  in  Karlsruhe.  (Moderne 
Bauformen,  4.) 

Lux,  J.  Ä.  Die  moderne  Ärchitektur  in  Deutsdi- 
land.  (Nord  u.  Süd,  4.) 

Museum,  Das  neue,  u.  d.  neue  Ämtsgebäude 
d.  Sparkasse  in  Bozen.  (Der  Ärchitekt,  4.) 

Prinzhorn,  H.  Gottfried  Semper  und  die 
moderne  Kunst.  (Süddeutsdie  Monatsh.,  5.) 

Romstorfer,  K.  Ä.  Die  bodenständige  Ärdii- 
tektur.  (Der  Ärchitekt,  4.) 

Scheurembrandt,  Ärchit.  Herrn.  Ärdiitektur- 

. Konkurrenzen.  III.  Bd.  (Mit  Äbbildgn.)  30,5 
X22,5  cm.  Berlin,  E.  Wasmuth.  Jedes  Heft, 
Einzelpreis  1.80.  Subskr.-Pr.  bar  1.25.  45. 
Entwürfe  zu  Reihenlandhäusern  f.  1 u.  2 Fa- 
milien in  Erfurt.  (58  S.)  08. 

Schmidt,  P.  F.  Karl  Scheffler  über  denÄrdii- 
tekten.  (Tag,  3.  IV.) 

Schroth,  J.  Die  neue  Pfarrkirche  in  Kappel- 
rodeck (Baden).  (Die  Kirche,  4/5.) 

Stefan,  P.  Ärchitekt  Wilhelm  Schmidt.  (Innen- 
dekoration, Äpril.) 

Will  ich,  H.  Grabdenkmäler  von  Fritz  Schu- 
madier.  (Dekorat.  Kunst,  7.) 

3.  Neuere  Malerei. 

Peinture  moderne.  Modern  Painting. 

„Ämbrosius“.  Vära  konstnärer  hemma:  Hos 
E.  Rosenberg.  [Mit  Portr.]  VärtLand,  Stock- 
holm, 5/IV.) 

Cohen.  Äus  Berliner  Kunstsälen.  (Kunstdiro- 
nik,  21.) 

Ettinger,  P.  St.  Wyspianski  als  Maler.  (Lite- 
ratura  i Sztuka  Nr.  11.) 

F oraarsudstillingen  paa Charlottenborg  1908. 
I.  [Mit  3 Äbb.]  lllustreret  Tidende  Nr.  28.) 


Neuere 

Baukunst 


m 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Neuere 

Malerei 


Gold,  Ä.  Die  Äusstellung  d.  Berliner  Sezession. 
(Frkf.  Ztg.,  28.  IV.) 

Hamann,  R.  Die  Ästhetik  des  Neo-Impres- 
sionismus.  (Magdeb.  Ztg.,  29.  III.) 

Hentze,Gudm.  Eduard Saltoft.  (Politiken 20. III. 
u.  mit  Titel  „Slid“  No.  90.) 

Lack,  St.  Erinnerungen  an  St.  Wgspianski. 
(Krgtyka,  II.) 

Leistikow,  W.  Über  das  Erlernen  d.  Malerei, 
[von  L.-Corinth.]  (Kunst  f.  Älle,  15.) 

L.  K.  Frants  Henningsen  f (Verdensspejlet 
Nr.  26.) 

Marius,  G.  H.  Matthijs  Maris.  (Onzekunst,  4.) 

Phythian.  J.  E.  Fifty  Years  of  Modern Pain- 
ting:  Corot  to  Sargent.  Illus.  8vo.  pp.  398, 
los.  6d.  net.  Richards,  Feb.  08. 

Signac,  Paul.  Von  Eugen  Delacroix  zum  Neo- 
impressionismus. Einzige  deutsche  autoris. 
Übersetzg.  (108  S.)  8^.  Berlin,  K.  Schna- 
bel (08). 

Siwertz,  Sigfr.  Äxel  Törneman.  [Mit  5Äbb. 
u.  Portr.]  (Varia.  Göteborg,  März.) 

„Urs US“.  De  kvinnliga  konstnärernas  utställ- 
ning  i Helsingfors.  (Svenska  Dagbl.  Nr.  85.) 

„Volö“.  Det  sidste  Dadsfold:  Prof.  Frants 
Henningsenf  (Politiken,  Kopenhagen  21.  III.) 

Wählin,  Karl.  Konstnärsförbundets utställning. 
II.  (Stockholms  Dagblad  15.  IV.) 


3a.  Deutschland. 

Ällemagne.  Germany. 

Abeking,  H.  Heinrich  Zille,  ein  Berliner  Maler. 
(Gegenwart,  17.) 

Burger,  F.  Feuerbach  u.  Hölderlin  nach  e.  Ge- 
mälde d.  Schack-Galerie.  (Frühling,  13.) 
Fraunberger,  Geo.  Edmund  Harburger.  [Aus: 
„Die  Kunst  uns.  Zeit“.]  (M.  Abbiidgn.  u.  6 Taf. 
München,  F.  Hanfstaengl.  1908.) 

Frimmel,  Th.  v.  Aus  Friedrich  Gauermanns 
Skizzenbuch.  (Blätt.  L Gemäldek.,  3.) 

Haack,  Frdr.  M.  v.Schwind.  Mit  171  einfarb. 
Abbiidgn.  u.  5 Buntdr.  nach  Gemälden,  Aqua- 
rellen,Zeichngn.,Radiergn.  u.Holzschn.  3.verm. 
u.  verb.  Aufl.  [Künstler  - Monographien.  In 
Verbindg.  m.  anderen  hrsg.  v.  H.  KnackfuB. 
Lex.  8®.  Bielefeld,  Velhagen  & Klasing.] 

Hänlein,  Th.  Ed.  v.  Gebhardts  Wandgemälde 
in  d.  Düsseldorfer  Friedenskirche.  (Chronik  d. 
Christi.  Welt,  12.  III.) 

Lang,  C.  Drei  Briefe  d.  Malers  Ans.  Feuerbach. 
(Beil.  z.  Allg.  Ztg.,  42.) 

Liebermann,  M.  Erinnerungen  an  Karl  Steffeck. 
(Volksztg.,  4.  IV.) 

— Erinnerungen  an  Karl  Steffeck.  (Kunst  u.  Künst- 
ler, 7.) 

Oett Ingen,  W.  von.  Die  Boehle- Ausstellung 
in  Frankf.  a.  M.  (Tag,  15.  III.) 


Ostini,  F.  V.  Die  Frühjahrsausstellung  d.  Mün-  S 
ebener  Sezession.  (Kunst  f.  Alle,  15.) 

Pauli,  G.  Franz  Krüger.  (Kunst  u.  Künstler,  7.) 
Plehn,  A.  L.  Vincent  van  Gogh.  (Bresl.  Ztg., 

18.  III.) 

Popp,  J.  Fritz  von  Uhde.  Ein  Begründer  der 
modernen  Malerei  Deutschlands.  (Hochland,  7.) 
Schnorr  v.  Carolsfeld,  L.  Ferdinand  von 
Rayski.  (Museum,  7.) 

Simon,  K.  Eine  Leibi-Biographie.  (Hilfe,  11.)  E 
Singer.  Führer  zur  Kunst.  Hrsg.  v.  Dr.  Herrn. 

Popp.  8®.  Esslingen,  P.  Neff.  Jedes  Bdchn. 

1 M.  Singer,  Prof.  Dr.  Hans  W.:  Käthe  Koll-  G 
Witz.  Mit  1 Einschlagblatt,  1 Taf.  in  Ton- 
ätzung u.  20  Abbiidgn.  im  Text  (49  S.).  ’08.  L 

Wasielewski,  W.  v.  Artur  Volkmann.  (Mün- 
chen, K.  Pieper  & Co.  4.—.) 

V 

3b.  Frankreich.  Neue« 

, Malere  C 

(France.) 

Fechter,  P.  Noa  Noa  [Gauguin].  (Frkf.  Ztg.,  n 
9,  IV.) 

Flandreysy,  J.  de.  Les  peintres  fran^ais  ä 
I’etranger.  (Figaro,  4.  IV.) 

Läzär,  Bela.  Gauguin.  Paris,  Office  centrale 
de  librairie.  1908.  38  S.  jß 

Mo rnay,  Mathilde.  Delacroix.  (Sozialist.  Mo- 
natsh.,  April.) 

Ricketts,  Ch.  Puvis  de  Chavannes:  a chapter  C 
from  „Modern  painters“.  (Burl.  Mag.,  61.) 
„Spada“:  Konstutställningen  i Paris.  (Svenska 
Dagbl.,  29.  III.) 

3c.  Englische  Malerei. 

Peinture  anglaise.  — English  painting. 

B a k e r , C.  Thomas  Creswick  and  Mid-Victorian 
landscape  painters.  (Art  journal,  april.)  , 

Bankart,  M.Y.  John  Constable,  Painter.  Bio- 
graphy  Books.  12mo.  6d  net.  Sisley.  , 

Brunius,  Aug.  Den  engelska  konstutställningen 
i Köpenhamn.  Landskapisterna.  (Svenska 
Dagbl.  Nr.  77.)  ' 

Dresdner,  A.  Die  klassische  englische  Bildnis- 
malerei. (Preuß.  Jahrb.,  1.) 
emo.  „Die  großen  Engländer.“  Ein  neues  Buch 
von  Meier-Graefe.  (Frkf.  Ztg.,  2.  V.) 

Grisebach,  Aug.  Die  Ausstell,  engl.  Kunst  in  ' 
Berlin.  (Kunst  f.  alle,  14.) 

Künstlerbriefe,  englische.  (Leipz.  Tageblatt,  ' 

7.  IV.) 

Meier-Graefe,  J.  Englische  Malermeister. 
(Zukunft,  27.) 

Picture  Exhibition.  (Builder,  3396.) 

Romdahl,  Axel  L.  Frän  den  engelska  konst- 
utställnigen  i Köpenhamn.  (Varia,  Göteborg, 

April.) 


Bibliographie 


481 


Slevogt,  M.  Äus  einem  Brief  über  die  Äus- 
Stellung  älterer  englischer  Kunst  in  Berlin. 
(Süddeutsch.  Monatsh.,  5.) 

4,  Neuere  Plastik, 

Plastique  moderne. 

„Ämbrosius“:  Vära konstnärer  hemma:  Hos 
Carl  Eldh  [Mit  Portr.  u.  2.  Äbb.]  (Värt  Land, 
Stockholm,  12/4.) 

Eldh,  C.  Äpropä  Swedenborgs  graf.  (Dagens 
Nyheter,  1./3.)  Mit  Äbb.  von  Grabmälern  aus 
Genua  u.  aus  Stockholm. 

Gawinski,  Ä.  Der  Bildhauer  Roman  Lewan- 
dowski  (Tggodnik  Illustrowang  Nr.  15.) 
Lundberg,  Theodor.  Den,  ngutnämnde  aka- 
demiprofessorn,  och  nägra  af  hansverk  (Hvar 
8.  Dag.  Mit  5 Äbb.  Stockholm  IX,  Nr.  14.) 
Pleinair.  Ein  dalmatinisdher  Künstler:  Das 
Werk  d.  Bildh.  J.  Mestrovic.  (Erdgeist,  2.) 
Shaw,  M.  The  Romanceof  an „Immortal“.  [Dengs 
Puech.]  (Strand  Magaz.,  207.) 

(Treu.)  Constantin  Meunier.  (Chemnitzer  Ällg. 
Ztg.,  4.  IV.) 

4a.  Deutschland. 

Ällemagne  — Germang. 

Back,  F.  Christus  am  Kreuz.  Reliefgruppe  an 
der  neuen  Pauluskirche  in  Darmstadt.  (Christi. 
Kunstbl.  4.) 

Cohen.  Die  Kunst  in  Spindlersfeld.  [Brunnen 
V.  Wenck].  (Kunstchronik,  14.) 

Heilmeger,  Ä.  Gedächtnisbrunnen  in  Essen. 
(Kst.  u.  Handwerk  4.) 

Ludwig,  V.  Grabplastik  v.  Ärthur  Volkmann. 

(Dtsche.  Kst.  u.  Dekor.,  6.) 

— Mathias  Molitor.  (Dtsche. Kst. u. Dekor. 6.) 
Schmidt,  P.  F.  Ignatius  Taschner.  (Dekorat. 
Kunst,  8.) 

Schneider,  B.  Bildhauer  Johann  Jonda.  (Ober- 
schles.  Heimat,  1.) 

Volkmann,  L.  Mathieu  Molitor.  (Ztschr.  f. 
bild.  Kunst,  6). 

Zöllner,  E.  Der  Bildhauer  Hans  Sautter. 
(Hessenland,  7.) 

4b.  Frankreich. 

France. 

Danilowicz,  C.  de.  Naoum  Äronson,  sculpteur. 
(L’art  decoratif,  2.) 

Grautoff.  Künstler  - Monographien.  In  Ver- 
bindg.  m.  Änderen  hrsg.  v.  H.  Knackfuß.  Lex. 
8<>.  Bielefeld,  Velhagen  & Klasing.  XCIII. 
Grautoff,  Otto:  Äuguste  Rodin.  Mit  107  Äb- 
bildgn.  (104  S.)  08.  In  Leinw.  kart.  3.—  ; 
Geschenkausg.,  geb.  4. — ; Luxusausg.,  geb.  in 
Ldr.  20.—. 

Testard,  M.  Henry  Cros.  (L’art  decoratif. 


4.  Neueres  Kunstgewerbe. 

Art  industriel  moderne.  — Modern  art  industry. 

Benedite,  L.  Madame  Marie  Gautier.  (Ärt 
et  decor.,  4.) 

Bredt,  E.  W.  Die  kais.  russ.  Porzellanmanu- 
faktur in  St.  Petersburg  v.  1744—1904.  (De- 
korat. Kunst,  7.) 

Eldens  ekonomiska  användning  [Öfen  u.  Be- 
leuchtungskörper in  „Nordiska  museet“.]  (Hvar 
8.  Dag,  Stockholm,  Nr.  28  Ä.) 

Fiedler,  E.  Frk.  Dagmer  Olrik  og  Väverstuen 
paa  Raadhuset.  [Mit  Äbb.  d.  ausgef.  Gobe- 
lins.] (Illustr.  Tidende  Nr.  28.) 

Folcker,  E.  G.  Ny  svensk  textilkonst  (Svenska 
Dagbl.  Nr.  84.) 

Grasset,  E.  L’ecole  nationale  des  arts  deco- 
ratifs  de  Bucarest.  (Ärt  et  decor.,  4). 

Graul,  R.  Einige  Bemerk,  über  d.  neueste 
figürl.  Porzellanplastik.  (Kunstgewerbebl.,  7.) 

Hood,  Fred.  Der  Schutz  kunstgewerbl.  Zeich- 
nungen geg.  Nachbild  u.  Nachdruck.  (Kst.  u. 
Hdwk.,  6.) 

Klint,  P.  V.  J.,  Äabningsudstilling  ah  „Skön- 
virke“  og  nogle  Betragtninger  desangaaende. 

Miliar,  Ä.  The  making  of  carpets.  11.  Me- 
thods  of  weaving.  (Ärt  Journal,  april). 

Moeschlin,  F.  Schwedische  Bauernkunst.  (Werk- 
kunst, 14.) 

Nocq,  H.  L’ambassade  Japonaise  ä Paris.  (L’art 
decoratif,  115.) 

Ungethüm,  H.  Wohn -Zimmer  und  Äusstel- 
lungs-Zimmer.  (Prinzipien  für  die  Einrich- 
tung.) (Innen-Dekoration,  Äpril.) 

Verneuil,  M.  P.  Les  vitraux  de  Grasset.  (Ärt 
et  decor.,  4.) 

W.  Den  kunstindustrielle  Foraarsudstilling  [der 
Forening  for  Kunsthaandvärk].  (Dagbladet, 
Kopenhagen,  Nr.  103.) 

Zimmermann,  E.  Porzellankunst.  (Dtsche.  Kst. 
u.  Dek.  7.) 

5a.  Deutschland. 

Ällemagne.  — Germang. 

Breuer,  R.  Gute  Ledermöbel.  (Innen-Deko- 
ration, Äpril.) 

Howe,  G.  Neue  Ärbeiten  v.  Max  Benirschke. 
(Dekorat.  Kunst,  8.) 

[Kerschensteiner,G.]  Handwerker-Erziehung. 
(Werkkunst,  14.) 

Kubina,  J.  Ida  Madeleine  Demuth.  (Ztschr. 
d.  Nordböhm.  Gewerbemus.,  3—4.) 

[Muthesius,  H.]  Wirtschaftsformen  im  Kunst- 
gewerbe. (Werkkunst,  15.) 

Schmidkunz,  H.  Fußböden  in  Kirchen.  (Die 
Kirche,  6.) 

Schulze,  Paul.  Neue  Seidenstoffe  f.  Innen- 
dekoration. (Dekorat.Kunst,  7.) 


Neuere 

Graphik 


482 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Neuere 

Graphik 


Wallsee,  H.  E.  Die  Kunstgewerbe-Sdiule  zu 
Hamburg  u.  ihre  neuen  Lehrer.  (Dtsche.  Kst. 
u.  Dek.,  7.) 

6.  Neuere  Graphik, 

Graphique  moderne.  — Modern  graphic. 

Hind,  Ä. M.  Camille  Pissarros  graphische  Är- 
beiten.  (Graph.  Künste,  2.) 

Mädl,K.  B.  Bohumir  Jeronek.  (Graph. Künste, 2.) 

Marx,  R.  Älbert  Belleroche.  (Gaz.  d.  beaux- 
arts,  607.) 

Meyer,  H.  Der  moderne  Holzschnitt.  (Monatsh. 
f.  graph.  Kunstgewerbe,  6.) 

Meyer,  Hans.  Theophile  Hlexandre  Steinlen. 
(Ex  libris,  1.) 

Moore,  Ä.  Early  English  lithographs  and  the 
Stage.  II.  (Connoisseur,  80.) 

P.  — L’art  moderne  ecclesiastique.  [Ex  libris.] 
(Magyar  Iparmüveszet,  März.) 

Roos,  S.  de.  — Le  caractere  moderne  d’Impri- 
merie  [Schluß].  (Ärt  Flam.  et  Holland,  3). 

Schief  1er,  Gust.  Verzeichnis  des  graph. Werkes 
Edvard  Munchs  bis  1906.  8®.  (148  S.  mit  6 
Taf.  Berlin,  Bruno  Cassirer,  1907.  400  nu- 
merierte Exemplare.  20  M.) 

— Das  Graphische  Werk  von  Max  Liebermann. 
8®.  (75  S.  mit  Äbb.  u.  6 Taf.  Ebenda  1907. 
300  numerierte  Exemplare.  Geb.  20  M.) 

Veth,  Jan.  Charles  Keene.  Kunst  u.  Künstler,  7.) 

6a.  Deutschland. 

Allemagne.  — Germany. 

Bie,  O.  Neue  Radierungen  von  Liebermann. 
(Westermanns  Monatsh.,  Äpril.) 

Braungart,  R.  Hanns Bastarnier.  (Ex  libris,  1 .) 

Dobsky,  Ä.  Moritz  Retzsch,  d.  Klassiker-Illu- 
strator. (Bühne  u.  Welt,  12.) 

emo.  Das  moderne  Ex-libris.  (Frkf.Ztg.,14.IV.) 

Hofmiller,  J.  Wilhelm  Busch.  (Südd.  Mo- 
natsh., 4.) 

Kuzmany,  Karl  M.  Jüngere  österreichische 
Graphiker.  I.  Kupferstich  u.  Radierg.  [Äus: 
„Graph.  Künste“.]  (III,  62  S.  m.  40  Äbbilgn. 
u.  11  Taf.  Wien,  Gesellschaft  f.  vervielfält. 
Kunst  ’08.  M.20,-.) 

Oettingen,  W.  v.  Erzählungen  e.  kl.  Schere. 
[Silhouetten  v.  Heinr.  Wolff.j  (Tag,  19.  III.) 

Schäfer,  W.  Heinrich  Otto.  (Rheinlande,  4.) 

Schmidt,  P.  F.  Künstlerische  Reklamedruck- 
sachen. (Ardi.  f.  Budigewerbe,  3.) 

Schur,  E.  Lucian  Bernhard.  (Dekorat.Kunst, 8.) 

Slevogt.M.  Rangstufen  d.  Kunst.  [Über  Erich 
Wilke.]  (März,  6.) 

Wustmann,  E.  G.  Hermann  Bek — gran.  (Ärch. 
f.  Buchgewerbe,  3.) 

Zur  Westen,  W.von.  Allerlei  Ex  libris.  (Ex 
libris,  1.) 


III.  Ällgemeiner  Teil. 

Partie  generale.  — General  part. 

1.  Heraldik, 

Heraldique.  — Heraldic. 

Arnswaldt,  C.  v.,  Aufschriften  und  Wappen 
der  Särge  in  der  Krypta  der  Stiftskirche  zu 
Fischbeck.  (Deutsch.  Herold,  4.) 

Boniecki,  Adam.  „Herbarz Polski“  (Polnisches 
Wappenbuch).  Warschau  1907.  4».  Heft  10 
u.  11  d.  X.  Bd.  ä R.  —.75. 

Dodgson,  Campbell.  Die  Wappen  Peter  Appl- 
aus V.  Michael  Ostendorfer.  (Monatsh.  f. 
Kstwiss.,  1—2). 

Eve,  G.  W.  Decorative  Heraldry.  A Practica. 
Handbook  of  its  Artistic  Treatment.  2nd  editl 
Cr.  8vo.  pp.  264,  6s,  net  . . Bell,  Feb.  08. 
Kekule  von  Stradonitz,  St.  Die  Heraldik 
auf  der  Ausstellung  vom  Goldenen  Vließ  zu 
Brügge  1907.  (Deutscher  Herold,  4.) 

— Eine  unbekannt.  Originalzeichn.  Goethes  m.  d. 
Wappen  Zelters.  (Deutscher  Herold,  2). 

Leszczyc,  Z.  „Herby  szlachty  polskiej“  (Wap- 
pen des  polnischen  Adels)  Heft  1.  Posen  1908. 
40.  12  S.  u.  4 Taf.  3.-. 

P.,  J.  T.  Heraldry  as  Art.  (Antiquary,  2.) 
Piekosinski,  Fr.  „Herold Polski“  (Wissensch. 
Zeitschrift  f.  polnische  Heraldik.)  Jahrg.  1906. 
Krakau  1907.  Kr.  20.—. 

Wyttig,  W.  Pieczecie  miast  dawnej  Polski. 
(Die  Städtesiegel  des  einstigen  Polen.  Krakau 
1907.  40.  Heft  II.  39  S. 

— „Znaki  pieczQtne  mieszczan  w Polsce  w XVI 
i zaraniu  XVII  w.“  Siegelzeichen  d.  Stadt- 
bürger in  Polen  im  16.  u.  Beginn  d.  17.  Jahrh.) 
Krakau.  8«.  VIII  u.  175  S.  Kr.  5. 


Buß,  G.  Das  Abendmahl  in  d.  christl.  Kunst. 
(Deutsche  Warte,  17.  IV.) 

Grunewald,  M.  Das  Abendmahl  in  der  Ma- 
lerei. (Konservat.  Monatsschr.  7.) 

Heiligenbilder,  Cistercienser.  (Cisterciens.  , 
Chron.,  230.) 

Dr.  P.  L.  Das  Abendmahl  in  d.  bildenden 
Kunst.  (Bresl.  Ztg.,  16.  IV.) 

M.,  H.  Die  „Kreuzigung“  in  d.  bild.  Kunst. 
(Magdeb.  Ztg.,  17.  IV.) 

Mayeur,  P.  Le  tympan  de  l’eglise  abbatiale  ; 
de  Vezelaye.  Nouvelle  explication  de  ses  ■ 
sculptures.  (Rev.  de  l’art  ehret.,  2 u.  3.) 

Pillion,  L.  La  legende  de  St.  Jeröme  d’apres  , 
quelques  peint.  ital.  du  XV.  s.  au  m.  du  Louvre,  j 
(Gaz.  d.  beaux-arts,  610.)  ] 

Sanoner,  G.  La  vie  de  Jesus-Christ  racontee  ( 
par  les  imagiers  du  mögen  äge  surles  portes  ! 
d’eglises  JForts.].  Rev.  de  l’art.  ehret.,  2 u.  3). 


2,  Iconographie, 

Iconographic. 


Bibliographie 


483 


Sdiönermark,  G.  Der  Kruzifixus  in  d. Gotik. 
(Ztsdir.  f.  Christi.  Kunst,  1.) 

Tabor,  Margaret  E.  The  Saints  in  Ärt.  With 
their  Attributes  and  Sgmbols  alphabeticallg 
arranged.  12mo.  pp.  240,  3s.  6d.  net  Methuen, 
Mar.  08. 

3.  Kunstgeschichten y Miscellanea, 

Histoires  de  Vart.  — Books  about  history  of  art 

Burckhardt,  Jacob.  The  Cicerone.  Än  Ärt 
Guide  to  Painting  in  Italy.  For  the  Use  of 
Travellers  and  Students.  New  Edn.  Cr.  8vo. 
pp.  318.  6s  net  T.  W.  Laurie. 

Cruttwell,  Maud.  A Guide  to  the  Paintings 
in  the  Churches  and  Minor  Museums  of  Flo- 
rence.  A Critical  Catalogue  with  Quotations 
from  Vasari.  12mo.  pp.  298,  3s.  6d.  net  (Art 
Collections  of  Europe)  ....  Dent,  Mar.  08. 

Daun,  B.  Die  Kunst  d.  19.  Jahrh.  13.  Lfg.  Berl., 
Wattenbach.  1.20. 

Kraus,  Frz.  Xav.  Geschichte  der  christlichen 
Kunst.  II.  Bd.  Die  Kunst  des  Mittelalters  u. 
der  Italien.  Renaissance.  2.  (Schluß-)Abt.  Ita- 
lienische Renaissance.  2.  Hälfte.  Fortgesetzt 
u.  hrsg.  v.  Jos.  Sauer.  Mit  Titelbild  in  Farbendr., 
vielen  Abbildgn.  im  Text  u.  e.  Register  zum 
ganzen  Werke.  (XXII  u.  S.  283—856.)  Lex. 
8».  Freiburg  i.B.,  Herder  08.  19.—.  (II.  Bd. 
2 Äbtlg.,  geb.  in  Halbsaff.  32.—.) 

Loga,  Val.  v.  Karl  Justi:  Miscellaneen  a.  drei 
Jahrh.  span.  Kunstlebens.  (Tag,  7,  IV.) 

Roehrberg,  F.  Kratkij  Kurs  istorji  iskustwa. 
[Kurzer  Kursus  d.  Kunstgeschichte].  Moskau 
1908.  80.  350  S.  m.  22  Taf.  R.  2.—. 

Wellberger,  H.  V.  Führer  durch  die  Kunst- 
gesdi.  bis  z.  Beginn  d.  19.  Jhrh.  Geb.  in  Lw.  1.—. 

Wickenhagen,  Dir.  Dr.  Ernst:  Leitfaden  f.  den 
Unterricht  in  der  Kunstgeschichte,  der  Bau- 
kunst, Bildnerei,  Malerei  u.  Musik.  12.  verm. 
u.  verb.  Aufl.  Mit  325  Abbildgn.  (VIII,  336  S.) 
Lex.  80.  Eßlingen,  P.  Neff.  08.  Geb.  in  Leinw. 
nn  3.75. 

4.  Künstlerworte, 

Declarations  d'arfisfes.  — Words  of  artisfs. 

Beardsley,Äubreg,  Briefe  an  Leonard  Smithers. 
Hrsg.  v.F.  Blei.  München.  H.  v.  Weber.  14. — . 

Briontschaninoff,  N.  „Wpetdiatlenia  bgtia“ 
(Lebenseindrücke).  Paris,  1907.  Kl.  4o.  342  S. 

Crema,  G.  Vita  artistica  contemporanea. 
(Arte  e Storia,  5—6). 

Gogh,  Vincent  van:  Briefe.  (Deutsche  Äusg. 
besorgt  v.  M.  Mauthner.)  2.  erweit.  Aufl. 
(160  S.  m.  12  Abbildgn.)  8o.  Berlin,  B.  Cassirer 
(08).  Geb.  3.60. 

Hoppner,  J.  Essays  on  Art.  Edit.  and  with 
an  Intro.  by  Frank  Rutter.  12mo.  pp.  108, 
2s.  6d.  net  . . . F.  Griffiths. 

Nogle  Erindringer  fra  mit  forste  Ophold  i 
Civita  d’Äntino  1883  (Maler  Kristian  Zahrt- 

* mann:  Tilskueren.  Kopenhagen,  Februar).  2’s. 


Reynolds,  J.  Sir.,  Discourses.  12mo.,  pp. 284, 
Is.  net:  Ithr.  Is.  6d.  (net  World’s  Classics) 
Frowde. 

Thoma,  Hans.  Kunstbetrachtungen.  (Südd. 
Monatshefte,  3.) 

To  Breve  frafFrants  Henningsen  (mitZeichn. 
V.  ihm  aus  Spanien,  davon  2 nach  Velasquez] 
til  Nicolai  Bögh  1878.  (lllustr.  Tidende  Nr. 
27  u.  28.) 

Voll,  K.  Heinrich  Ludwig,  Über  Erzieh,  z. 
Kunstüb.  u.  z.  Kunstgenuß.  (Südd.Mntshefte.  3.) 

5.  Kunstlehre. 

Theorie  de  Vart.  — Aesthetics. 

Brod,  M.  Literarische  u.  unliterarische  Malerei. 
(Gegenwart,  14.) 

Bürgers,  W.,  Kunstkritik.  Deutsche  Bearbeitg. 
von  A.  Schmarsow  u.  B.  Klemm.  I.  Neue  Be- 
strebgn.  d.  Kunst.  Landsdiaftsmalerei.  (VIII. 
248  S.)  80.  Leipzig,  Klinkhardt  & Biermann 
08.  3.—  ; geb.  4.—. 

Fechter,  P.  Psychopathologie  u.  Kunst.  (Bresl. 
Ztg.,  19.  III.) 

Hamann,  R.  Dekorative  Plastik.  (Zeitschr.  f. 

Ästhet,  u.  allg.  Kunstwissensch.,  2.) 

Hoff  mann,  Georg.  Formenelemente.  (Dekorat. 
Kunst,  7.) 

Legowski,  L.  Beiträge  zur  experimentellen 
Ästhetik.  (Arch.  f.  d.  ges.  Psychologie.) 
Odebrecht,  R.  Über  d.  Bezieh,  zw.  Kunst  u. 

Philosophie.  (Die  Post,  22.  III.) 

Utitz,  E.  Zweckmäßigkeit  und  Schönheit. 

(Dtsche.  Kunst  u.  Dek.,  7.) 

Simmel,  G.  Das  Problem  d.  Stiles.  (Dekorat. 
Kunst,  7.) 

lila.  Kunstpflege. 

Culture  de  l’art.  — Ädministration  of  art. 

1.  Sammlungen, 

Sciences  des  collections.  Museums. 

Bather,  F.  A.  The  Northern  Museum,  Stock- 
holm. (Museumskunde,  2.) 

Batiffol,  L.  Les  origines  du  Palais  Mazarin. 

(Gaz.  d.  beaux-arts,  610.) 

„Bohemia“,  Die.  Über  das  nordböhmisdie  Ge- 
werbemuseum. (Ztschr.  d.  nordböhm.  Ge- 
werbemus., 3—4.) 

Chmiel,  A.  Rekopisy  biblioteki  hr.  Tarnows- 
kich  w Dzikowie.  (D.  Handschriften  in  der 
Bibliothek  d.  Grafen  Tarnowski  zu  Dzikow.) 
Krakau  1908. 

Creation  de  vingt  salles  au  Musee  Carnavalet. 
Nouvelles  acquisitions  du  Musee  Carnavalet. 
(Ami  de  monum.  et  de  arts,  121.) 

Doni  e acquisti  del  Gabinetto  di  disegni  e 
delle  Stampe  in  Firenze.  (Bollett.  d’Arte,  3.) 
Ehrenberg,  H.  Das  neue  westfälische  Landes- 
museum. (Leipz.  111.  Ztg.,  3378.) 


48^ 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Forrer,  R.  Elsässer Museumsfragen.  (Straßb. 
Post,  19,  III.) 

F r i m m G 1 , Th.  v.  Äus  Lemberg.  Die  werdende 
Galerie.  (Blatt,  f.  Gemäldek.,  4.) 
Gemälde-Galerie  Baron  Bruckenthal  (richtig: 
Brukenthal)  in  Hermannstadt.  40  Kunstblätter. 
Mit  Text  V.  Kust.  M.  Csaki.  (Neue  [Titel-] 
Äusg.)  (12  S.  m.  1 Äbbildg.)  Wien,  Halm  & 
Goldmann  [03]  (08).  In  Leinw.-Mappe  18. — . 
Die  1.  Äusg.  erschien  u.  d.  T.;  Äuslese,  e.,  v. 
40  Gemälden  der  Baron  Brukenthalisdien  Ge- 
mäldegalerie. 

Gottschewski,  Ä.  Zur  deutschen  Museums- 
politik.  (Museumskunde,  2.) 

Gräf,  B.  Die  Aufgaben  n.  Samml.  v.  Äbgüssen 
nach  antiken  Skulpturen.  (Museumskunde,  2.) 
Hermanin,  F.  Galleria  Nazionale  d’arte  antica 
in  Roma.  (Bollett.  d’Ärte  3.) 

K,  H.  Ein  Vorschlag  z.  Lösung  d.  Basler  Mu- 
seumsfrage. (Baseler  Nachr.,  26.  III.) 
Katalog  d.  Sammlung  F.  Kalisterf,  Triest. 
Ölgemälde  sowie  einige  Aquarelle  moderner 
Meister.  Auktion  in  Mündien  in  der  Galerie 
Helbing,  den  7.  IV.  1908,  vormittags  10  Uhr. 
— Ölgemälde  moderner  Meister.  Auktion  in 
München  in  der  Galerie  Helbing,  den  7.  IV.  1908, 
nachmittags  3Uhr.  (V,  42  S.  m.  32  Taf.  u.  15  S. 
m.  12  Taf.)  Mündien,  H.  Helbing  (08).  1.50; 
Luxusausg.  3.—. 

Katalog  sobranja  Drewnostej  Grafa  A. 
S.  Uwarowa.  (Graf  Alexis  S.  Uwaroff,  Ka- 
talog seiner  Sammlung  von  Altertümern.  Teil 
VIII— XI.  Geschnitzte  Heiligenbilder,  Metall- 
Heiligenb.,  Kreuze,  Kupferkreuze.  Moskau 
1908.  Gr.  Fol. 

Konodg,  P.  G.  The  New  Dublin  Gallerg  of 
Modern  Art.  (Conoisseur,  80.) 

K[rus]G,  J.  Gäfvor  odi  inköp  tili  statens 
konstsamlingar.  (Svenska  Dagbl.  18.  4.) 
Lemoisne,  P.  Ä.  Collection  de  M.  Alexis 
Ronart  [meist  franz.  Bilder],  (Les  arts,  75.) 
Märtel  1,  P.  Die  Bibliothek  d.  British  Mu- 
seums. (Ärdi.  f.  Buchgew.,  3.) 

Muratoff,  P.  Die  neuen  Erwerbungen  d. 

Tretiakoff- Galerie.  Moskau.  (LaToison  d’Orll.) 
Muther,  R.  Zum  Fall  Tsdiudi.  (Morgen,  14.) 
0[sborn],  M.  Zu  Wilhelm  Bodes  Museums- 
plänen.  (Nationalztg.  5.  IV.) 

Pastor,  W.  Ein  Provinzmuseum  [Magdeburg]. 

(Tägl.  Rundschau,  8.  IV.) 

Posse,  H.  Die  Neuerwerbungen  d.  Kaiser- 
Friedridi-Museums  zu  Berlin.  Gemälde  a.  d. 
Slg.  Rud.Kann.(Monatsh.  f.Kunstwissensch.,3.) 
Sasse,  A.  Vaterländisches  Museum  in  Celle. 
(Deutsche  Bauztg.,  33.) 

Schwedeler-Meyer,  E.  Ein  pap.  Museum. 

(Ztschr.  d.  nordböhm.  Gewerbemus.,  3—4.) 
Semper,  H.  Die  Kunstaltertümer  im  erzbisdi. 
Klerikalseminar  z.  Freising.  (Beil.  z.  Allg. 
Ztg.,  25.  III.) 


Servaes,  Franz.  Versunkene  Kunstsdiätze 
[Museum  Jovianum].  (Leipz.  Taqebl.  vom 
11.  IV.) 

Tsdietsdiulin , N.  D.  Katalog  kollektzji 
grawjur“  (Katalog  seiner  Gravüren-Samm- 
lung.)  Petersburg  1908.  Mit  35  Abb. 

Valladar,  F.  de  P.  El  museo  arqueolögico. 
II.  (Alhambra,  238.) 

W.,  A.  — Ein  Werk  über  die  Galerie  Tritsdi  in 
Wien.  (Graph.  Künste,  2.) 

W.,  C.  Die  Vorgesdiichte  d.  modernen  Museums. 
(Nordd.  Allg.  Ztg.,  15. 3.  Hannov.  Courier,  25. 3.) 

Weese,  A.  Das  alte  historische  Museum  [in 
Bern].  (Der  Bund,  25./26.  III.) 

Wistrand,  P.  G.  Nordiska  museet.  Svenska 
allmogeafdelningen.  (Svenska  Dagbl.  Nr.  73, 
74,  80  u.  93.) 

Zukunft,  Die,  der  Dresdener  Museen.  (Leip, 
Tagebl.,  9.  IV.) 

2,  Kunstwissenschaft, 

Hisfoire  de  Vart.  — History  of  arf. 

Baddeley,  Clair,  W.  The  Modern  Status  of 
Archaeology  and  the  Hopes  of  Ardiaeology 
in  Relation  to  Certain  dark  Periods  in  Britain. 
(Transact.  of  the  Bristol  Archaeol.  Soc.  1.) 

Bericht,  offizieller,  über  die  Verhandlungen 
des  VIII.  internationalen  kunsthistorischen 
Kongresses  in  Darmstadt,  23.-26.  IX.  1907. 
(117S.)Lex.  8®.  LGipz.(E.Ä. Seemann). (08.)  3.—. 

Bode,  W.  Die  Konstituierung  d.  deutschen 
Vereins  f.  Kunstwissenschaft.  (Woche,  13.) 

Bulle,  H.  Adolf  Furtwängler  1853—1907. 
(Ztschr.  d.  München.  Altert.  Vereins,  16.) 

Dehio,  G.  Deutsche  Kunstgeschichte  und 
deutsche  Geschichte.  (Histor.  Ztschr.,  3.) 

Fuchs,  G.  Hugo  v.  Tschudi.  (Kunst  f.  Alle,  14.) 

Hartland,  Sidney,  E.  The  Archaeology  of 
Tradition.  (Transact.  of  the  Bristol  Ardiaeol. 
Soc.  1.) 

Hauser,  F.  Adolf  Furtwängler.  (Süddeutsche 
Monatsh.,  4.) 

Michel,  W.  Goethe  u.  d.  bildende  Kunst. 
(Dtsche.  Kst.  u.  Dek.,  7.) 

Schumacher,  H.  Carl  Aldenhoven.  (Ztschr. 
d.  nordböhm.  Gewerbemus.,  3—4.) 

Simoni,  P.  Beketoff  P.  P.  1761 — 1836,  seine 
Biographie,  seine  literarisdie  Sammel-  und 
archeolog.  Tätigkeit.  (Staryje  Gody,  II  u.  III.) 

Timofejew,  G.  Stassoff,  Wlad.,  sein  Leben 
u.  seine  Tätigkeit.  (Wjestnik  Jewropy  III.) 

3,  Kunststätten, 

Topographie  d'arf.  — Art  topography. 

De  Bruyn.  Tydskebryggen  in  Bergen.  (Ztschr. 
f.  Bauwesen,  4—6.) 

Burlington  Art  Miniatures  (The).  No.  10, 
Birmingham  and  Leeds.  Ryl.  16mo.  in  box. 
Is.  6d.  net.  Fine  Arts  Pub.  Co.,  Mar.  08  N. ' 


Bibliographie 


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Ball.  Eustace  R.  — Rome.  Ä.  Practical  Guide. 
2nd  edit.  12mo,  pp.,  264.  2s.  6d.  net.  Black, 
Mar.  08. 

Biermann,  Georg.  Die  Stadt  der  Päpste. 

[Ävignon].  (Leipz.  Tagebl,,  1.  IV.) 

Ludorff , Ä.  Die  Bau-  u.  Kunstdenkm.  v.  Westfal. 
Hrsg,  vom  Prov.-Verbande  der  Prov.  West- 
falen. Münster.  (Paderborn,  F.  Schöningh.) 
(XXV.)  Kreis  Bodmm-Land.  Mit  gesdiichtl. 
Einleitungn.  v.  Ggm.-Dir.  Prof.  Dr.  Darpe. 
3 Karten,  76  Äbbildgn.  auf  14  Taf.  u.  im  Text. 
(VIII,  56  S.)  07.  nn  1.20;  geb.  nn  2.50. 
Bau-  und  Kunstdenkmäler  im  Reg.-Bez* 
Kassel.  Bd.  III.  Kreis  Grafschaft  Sdiaum- 
burg.  Im  Äuftr.  d.  Bez.-Verb.  d.  Reg.-Bez. 
Kassel  bearbeitet  von  H.  Siebern  u.  H.  Brunner. 
Mit  16  Tfn.  nach  photogr.  Äufn.  u.  Zeichn. 
(in  Lichtdr.  u.  Strichätzung)  4<^  112  S.  Mar- 
burg, Elwertsche  Verlagsbchhd.  1907.  Gb.  20.—. 
Wingenroth,  Max.  Die  Kunstdenkmäler  der 
Amtsbezirke  Kehl,  Lahr,  Oberkirch,  Offenburg 
u.  Wolfadi.  Tübingen.  J.  C.  B.  Mohr.  Kart, 
ca.  16.—. 

Bertaux,  E.  Monuments  et  Souvenirs  des 
Borgia  dans  le  rogaume  de  Valence.  [Schluß.] 
(Gaz.  d.  beaux-arts,  609.) 

Werestschaguine,  W.  Les  derniers  jours 
d’une  vieille  demeure;  Subrilowka  im  Gouv. 
Saratow.  (Stargje  Godg,  III.) 

Dunin  A.  Putiwl,  d.  Stadt  u.  d.  Moltschenskg 
Kloster.  (Russkaja  Starina  I u.  II.) 

Sachs,  H.  R.  Die  schönen  Künste  zu  Königs- 
berg i.  Pr.  III.  (Kbg.  Hartungsche  Ztg.,  22.  III.). 
Neu  wir  th,  J.  Die  Kunstdenkmäler  d.  Kgr, 
Bagern  [Besprechung].  (Beil.  z.  Allg.Ztg..  17.  III.) 


4,  Reproduktionen, 

Reproducfions, 

Burlington  Art  Miniatures.  No. 4.  16mo.,  in 
case,  Is.  6d.  net.  (Fine  Arts  Publ.Co.,  Dec.07.) 

No.  5:  The  Luxembourg,  Paris.  In  case 

Is.  6d.  net.  (Fine  Arts  PubL  Co.,  Jan.  08.) 

No.  6:  Amsterdam  and  The  Hague.  In 

case  Is.,  6d.  net.  (Fine  Arts  Publ.  Co.) 

No.  7:  Tate  Gallerg.  In  case  Is.  6d.  net. 

(Fine  Arts  Publ.  Co.) 

No.  9:  Italian  Galleries,  Series  1.  16mo.  i. 

box  1 s.  6d.  net.  (Fine  Arts  Publ.  Co.,  Mar.  08( 

Galerien,  d.,  Europas.  2. Bd.  25. Heft.  Lpzg., 
E.A.  Seemann.  3. — . 

— dasselbe.  Neue  Folge.  2.  Heft.  Ebd.  2.—. 

Gemälde  alter  Meister  in  färb.  Wieder- 
gabe. Neue  Folge.  (In20Lfg.n)  1.  Lfg.  (5  Bl. 
m.  je  1 Bl.  Erklärgn.)  37x28  cm.  Leipzig, 
E.A.  Seemann  08.Subskr.-Pr.2.— ; Einzelpr.3.-. 

Gemälde-Galerie,  die,  der  königl. Museen  zu 
Berlin.  Mit  erläut.  Text  v.  Jul.  Meger,  Wilh. 
Bode,  Hugo  v.  Tschudi  u.  a.  Hrsg.  v.  der 


General -Verwaltg.  24.  Lfg.  (18  S.  Text  m. 
Äbbildgn.  u.  6 Taf.).  51  X 40  cm.  Berlin,  G. 
Grote  1908.  30. — ; Vorzugs-DrucLe  auf  chines. 
Pap.  60.— ; Künstlerdrucke  a.  Japan.  Pap.  100.—. 
Grottger,  Artur.  „Lituania“  (1863).  Lemberg 
1907.  80.  6 Taf.  u.  1 S.  K.  3.— . 

— „Wojna“  [D.  Krieg].  Lemberg  1907.  8®.  12 
Taf.  u.  1 S.  K.5.-. 

Handzeichnungen  alter  Meister  a.  d. Albertina. 

12.  Bd.  5.  u.  6.  Lfg.  Wien,  F.  Schenk.  Je  3.—. 
Hausschatz  deutscher  Kunst  der  Vergangen- 
heit. Hrsg,  vom  Jugendschriften-Ausschuß  d. 
allgemeinen  Lehrervereins  Düsseldorf.  Berlin, 
Fischer  & Franke. 

8.  Dürer,  Albr  : Das  Leiden  Christi.  12 
Holzschnitte.  (Genannt  die  Große  Passion.) 
Mit  Einzelbeschreibgn.  v.  E.  Hakon.  (12  Bl. 
m.  6 S.  Text.)  38x29  cm.  (08.)  Subskr.-Pr. 
M. — .80;  Einzelpr.  1.20. 

Holbein.  Masterpieces.  18mo.  Is.  net,  swd. 

6d.  net.  (Gowans  & G.,  Mar.  08.) 

Klimsch,  Fritz.  Meisterskulpturen.  (9  Blatt.) 
24,5x19,5  cm.  Berlin -Steglitz,  Neue  photo- 
graph.  Gesellschaft  (08).  In  Umschlag  9.—. 
Kunstwerken,  Moderne.  Red.:  H.  P.  Brem- 
mer. 5e  jaargang.  Afl.  11  en  12.  Amster- 
dam, W.  Verslugs.  Fol.  (Pit.  81—196.) 
Malerei,  deutsche,  d.  19.  Jahrh.  2.  Heft.  Lpzg., 
E.  A.  Semann.  2. — . 

Masterpieces  in  Colour.  A new  artSeries. 
Each  volume  contains  8 pictures  in  colour, 
with  a monograph.  8®.  Paper  Boards.  [F.j  Jack. 
Fr.  2.—. 

Meesterstukken,  De,  in  het  rijksmuseum.  40 
reproducties.  Afl.  8.  Leiden,  A.  W.  Sijthoff’s 
uitgevers-maatschappij.  Fol.  (Pit.  30—40,  m. 
beschrijv.  tekst.) 

Meister  der  Farbe.  Europäische  Kunst  der 
Gegenwart  1908.  Heft  2—3  (je  6 Dreifarben- 
drucke a.  grau.  Karton.  Blattgr.  36,5X28  cm. 
m.  18  S,  Text).  Leipzig,  E.A. Seemann  1908. 
Subskr.-Pr.  je  2. — ; Einzelpr.  je  3.—. 

4.  Jhrg.  12.  Hft.  Leipz.,  E.  A.  Seemann.  2.—. 

5.  Jahrg.  1-3.  Heft.  Ebd.  Je  2.—. 

Meisterwerke  der  Galerie  Nostitz,  Prag.  3.  u. 
u.  4.  (Schluß-)Lfg.  (Je  10  Bl.)  Prag,  C.  Bell- 
mann 1907.  Je  8.—. 

Raeburn,  Henrg,  Sir.  Masterpieces.  18mo.  Is. 

net,  swed.  6d.  net.  Gowans  & G.,  Mar.  08. 

Uh  de,  Fritz  v.  Farbige  Reproduktionen,  nach 
Werken  des  Meisters.  Leipzig,  E.A.  Seemann. 
In  Mappe  ca.  2. — . 

Vereinigung  bildender  Künstler  Österreichs 
(Wiener  Sezession).  Jahresmappe  1906  u.  1907. 
Je  5 Blatt  in  Passepartout  von  50x40  cm. 
(Nur  durch  Subskription  d.  d.  Sekretariat  d. 
Vereinigung  zu  beziehen.  Je  85.—. 
Zeichnungen  alter  Meister  im  Kupferstich- 
kabinett d.  königl.  Museen  zu  Berlin.  21.  u. 
22.  Lfg.  Berlin,  Grote.  Je  15.—. 


486 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


5.  Ausstellungen, 

Exposifions. 

Äusstellung,  d.  Leidener,  von  1906.  2-4.Lfg 
Leipzig,  Maas  & van  Suditelen.  Je  45.—. 
Luxusausg.  je  70.—. 

Chervet,  H.  Peintures  et  Sculptures.  (Nouv. 
Rev.,  7.) 

Cohen.  Äus  Berliner  Kunstsälen.  (Kunst- 
Chronik,  21.) 

Grabar,  J.  Zwei  Äusstellungen  in  Moskau,  d. 

„Sojuz“  u.  „Stefanos“.  (Wjessg  I.) 
Grisebach,  Ä.  Die  Äusstellung  englischer  Kunst 
in  Berlin.  (Kunst  f.  Älle,  14.) 

Jaroszynski,  T.  Die  Äusstellung  d.  „Polska 
Sztuka  Stosowana“.  (Biblioteka  Warszawska, 

III. ) 

Jensen,  Soya.  Den  Me  Udstilling.  Malerier. 

(Dannebrog,  Kopenhagen,  Nr.  5679.) 

Kühn,  L.  Die  englische  Äusstellung  in  Berlin 
(Rheinlande,  4.) 

M i ch  a e 1 i s , Sophus.  Foraarsudstillingen.  O ver- 
blik.  (Köbenhavn,  Nr.  91.) 

— Foraarskunst.  (Köbenhavn,  26.  III.) 
Muratoff,  P.  Ältes  u.  Neues  auf  d.  laufenden 
Äusstellungen  Moskaus,  m.  48  Äbb.  (LaToison 
d’Or,  I.) 

Niem ey er,  W.  Die  englisdie  Äusstellung  in 
Elberfeld.  (Rheinlande,  4.) 

N[ordensvan],  G[eorg].  Konstnärsförbundets 
utställning.  (Dagens  Nyheter,  Stockholm,  12. 

IV. ) 

Pauli,  G.  Die  deutsche  Äusstellung  in  d.  Kunst- 
halle  zu  Bremen.  (Kunst  f.  Älle,  15.) 

S.,  Ä.  F.  Künstlerhaus.  (Neue  Freie  Presse. 2.  IV.) 
Saint-Hilaire,  J.  de.  Cercle  de  l’Union  ar- 
tistique.  (Journ.  des  arts,  23.) 

Schleinitz,  0.  v.  Die  Winterausstellung  in  d. 
Londoner  Äkademie.  (Kunstdironik,  22.) 

Schmid,  H.  Ä.  Die  Frühjahrsausstellungen  der 
deutschen  bildenden  Künstler  in  Prag.  (Deut- 
sche Ärbeit,  6.) 

Schmidt,  K.E.  Pariser  Brief.  (Kunstchronik, 23.) 

Übersicht,  tabellarische,  üb.  d.  im  Jahre  1908 
stattfindenden  Kunst  - Äusstellungen.  (Um- 
schlag: Kunst  - Äusstellungs  - Kalender  1908. 
Hrsg.  V.  Herrn.  Weiß.)  21  S.  Lex.  8®.  Berlin 
(-Steglitz,  Humboldtstr.  30),  H.  Weiß,  bar— .50. 

Waldmann,  E.  Die  klassische  Münchener  Ma- 
lerei auf  der  Großen  deutschen  Kunstausstellung 
in  Bremen.  (Süddeutsch.  Monatsh.,  5.) 


6.  Technik, 

Technique. 

Donop,  L.  V.  Ä.  0.  Troitzsch  als  Förderer  des 
Farbenlichtdrucks  u.  d.  Lithographie.  (Natio- 
nal-Ztg.  16.  1.) 

Gjutningsmetoderna  vid  framställning  af 
bronsstatyer  (Prof.  Sellergren,  Svenska  slöjd- 
föreningenstidskrift,  Stockholm,  1907,  H.  4.) 
Jansen,  G.  M.  Ä.  Perspectief.  Leerboek  voor 
de  verschillende  examens  lager  onderwijs,  met 
100  figuren  in  den  tekst.  Met  een  afzonder- 
• lijk  aanhangsel  mit  vragen  en  vraagstukken. 
Groningen,  P.  Noordhoff.  Gr.  8®.  (IV,  150  ! 

blz.).  fl.  1.30.  Äanhangsel  (III,76blz.)  fl.— .70.  . 

Kiesling.  Hiersemanns Handbücher. 8^^.  Leipzig, 

K.  W.  Hiersemann.  2.  Bd.  Kiesling,  Ernst:  : 
Wesen  u.  Technik  der  Malerei.  Ein  Handbuch  i, 
f.  Künstler  u.  Kunstfreunde.  Mit  10  Text- 
abbildgn.  u.  17  Vollbildern.  (165  S.)  08.  3.60; 
geb.  in  Leinw.  4.80. 

Körben  Über  Meßbildverfahren.  (Zentralbl. 

d.  Bauverwaltg.,  10.)  i 

Kraus,  P.  Äufforderung  zum  Kampf  gegen  i 
die  unechten  Farben.  — Nachtrag.  (Werk-  | 
kunst,  9.) 

Leiber,  F.  Vom  Äutochromverfahren.  (Ärch. 
f.  Buchgew.,  3.) 

7.  Kultur,  \ 

Culture. 

Baugesinnung,  Die  neue.  (Grenzboten,  9.  IV.)  | 
Butz,  W.  Denkmal  u.  Persönlichkeit.  (Blau-  j 
buch,  11).  I 

Heuß,  Th.  Geschmack  im  Älltag.  (Hilfe,  13).  i 
Lefler,H.  Die  Kunst  im  Festzug.  (DieZeit,19.IV.)  i 
Lux,J.  Ä.  Böcklin  als  Kulturspender.  (Dtsche.  j’ 
Kultur,  März). 

Reidi,  E.  Bestrebungen  f.  Volksanteil  an  d. 

Kunst.  (Dokumente  d.  Fortschritts,  5.) 
Rembrandt  als  Erzieher.  Von  einem  Deut-  '■ 
sehen.  48.  Äufl.  (V.  356  S.  gr.S®.  Leipzig, 

C.  L.  Hirschfeld  08.  2.—. 

Schulze-Elberfeld,  0.  Künstlerische  Be-  ■ 
gabung  u.  künstl.  Erziehung.  (Dtsche.  Kst.  u.  ; 
Dek.,  7.)  ; 

Sdiwarz,  O.  Die  staatl.  Äusgaben  f.  Kunst-  ' 
zwecke  in  Frankreich  u.  Deutschland.  (Inter- 
nat. Wochenschr.  f.  Wissensch.,  Kst.  u.  Techn., 

28.  III.) 

Stiehler,  Ä.  Wie  überwindet  man  dieMuse- 
ums-Müdigkeit?  (Zur  guten  Stunde,  7.) 


DERKUNSTSAAMLER 


ORGÄN  FÜR  DEN  INTERNÄTIONÄLEN  KUNSTMÄRKT 
UND  DIE  INTERESSEN  DER  SÄMMLER. 


DIE  VENTE  CHERÄMY. 

II. 

Die  Resultate. 

Die  Sammlung  Cheramy,  über  die  wir  in  der 
vorigen  Nummer  einen  kurzen  Überblick  ge- 
geben haben,  ist  am  5. — 7.  Mai  bei  Georges 
Petit  in  Paris  versteigert  worden.  Das  war 
eine  Überraschung,  da  noch  vor  wenigen  Wochen 
niemand  daran  dachte,  daß  es  dieser  Sammlung 
beschieden  sein  würde,  den  Höhepunkt  der  dies- 
jährigen Saison  des  Hotel  Drouot  zu  bilden. 
Die  Preise  haben  die  Taxwerte  häufig  über- 
schritten, doch  machte  sich  am  dritten  Tage  eine 
gewisse  Ermüdung  geltend.  Der  Gesamtertrag 
der  413  Nummern  umfassenden  Sammlung  be- 
trug 1242287  fs.  Unter  den  Käufern  befanden 
sich  nur  wenige  Ausländer,  da  die  Nachricht  von 
der  bevorstehenden  Versteigerung  im  Äuslande 
nicht  genügend  verbreitet  worden  war.  So 
haben  wir  bis  jetzt  nicht  in  Erfahrung  bringen 
können,  daß  nennenswerte  Stücke  den  Weg 
nach  Deutschland  genommen  hätten. 

Verschiedene  Werke  wurden  für  öffentliche 
Sammlungen  erworben.  Das  L o u v r e ist  außer- 
ordentlich zurückhaltend  gewesen.  Es  ist  einen 
Augenblick  die  Rede  davon  gewesen,  die  Lola 
Ximenez  von  Goya  zu  erwerben,  doch  wurde 
davon  Abstand  genommen.  Leider  hat  man 
sich  nicht  entschließen  können,  einige  der  Skiz- 
zen von  Delacroix,  wie  den  „Tobias“  zu  kaufen, 
die  Delacroix  von  einer  für  die  Bestände  des 
Louvre  ziemlich  neuen  Seite  gezeigt  hätten.  Man 
begnügte  sich  lediglich  durch  Herrn  Leprieur 
erwerben  zu  lassen:  Nr.  287.  Corot,  nacktes 
Mädchen,  Zeichnung  (21 : 18)  für  360  fs.  — 322. 
Delacroix,  zwei  Skizzenblätter  (Frau  und 
Araber)  für  1200  fs.  zu  steigern,  endlich  erwarb 
Herr  Leprieur  Nr.  306.  Delacroix,  MuseHesiod 
inspirierend  (Zeichnung,  22  : 28)  für  1000  fs. 

Die  Provinzmuseen  haben  einen  regeren 
Anteil  an  den  Verkäufen  genommen.  Das  Mu- 
seum vonRouen,  der  Vaterstadt  Gericaults,  hat 
in  glücklicher  Weise  seine  bisher  sehr  geringe 
Sammlung  von  Werken  dieses  Künstlers  er- 
gänzt durch  Nr.  56.  Gericault,  Offizier  der 
Kaiserlichen  Garde,  angreifend,  Ölskizze  (42  : 35): 
19000  fs.  (verlangt  12000,  auf  der  vente  Cou- 


tant  Hauguet  1889  mit  8000  fs.  bezahlt).  Sehr 
rührig  war  das  Museum  von  Lyon.  Es  hatte 
das  große  Glück  Nr.  53.  Gericault,  die  Närrin 
(70 : 56)  für  7500  fs.  zu  erwerben  (verlangt 
5000  fs.)  ferner:  — 94.  Prudhon,  Triumph 
Bonapartes  (90:117)  (früher  Sammlung  Viot  und 
Durand  Ruel):  22000  fs.  (verlangt  10000  fr.)  — 
376.  Ingres,  Skizze  für  das  „goldene  Zeit- 
alter“, von  Ingres,  Charles  Blanc  gewidmet. 
(45  : 60)  2300  fs.  (verlangt  600  fs.).  Dies  Werk 
wurde  gegen  das  Louvre  erstritten.  Den  „Grafen 
Palatiano“,  Nr.  159  (41:33)  von  Delacroix 
mußte  Lyon  im  Kampfe  gegen  Herrn  Schoeller 
aufgeben.  Ferner  erwarb  das  Museum  von 
Lyon:  — 186.  Delacroix,  Mystische  Hochzeit 
d.  hl.  Katharina  (Ölskizze,  27 : 28)  1000  fs.  — 
217.  Manet  nach  Delacroix,  die  Dantebarke 
(36:43)  2300  fs.  (Taxe  1500).  — 232.  Ricard 
nach  Rembrandt,  Die  Stalmeesters  (^8:63) 
2600  fs.  — 237.  Tassaert,  Ruhende  Nymphe 
(32:24)  1600fs.  Das  Museum  von  Versailles 
erwarb  für  seine  historische  Porträtgalerie  Nr.  69. 
Girodet  - Trioson,  Porträt  Chateaubriands 
(125 : 90)  2200  fs.  — Die  Freunde  des  Museums 
in  Gent,  endlich  haben  einen  unglaublich  guten 
Griff  getan  mit  Nr.  57.  Gericault,  Der  Mörder, 
(aus  der  Serie  der  Narren)  (60 : 48)  1050  fs.  (ver- 
langt 3000  fs.).  (Dieses  Bild,  wie  die  nach  Lyon 
verkaufte  Närrin,  gehörten  der  Sammlung  Charles 
Jacque  an). 

Wir  geben  in  folgendem  zunächst  einen 
Überblick  über  die  „pieces  de  resistance“ 
der  Sammlung  Cheramy,  die  einen  charakteri- 
stischen Überblick  über  die  Preisbewegung  geben. 
Es  war  auch  diesmal  wieder  zu  beobachten, 
daß,  trotz  der  augenblicklichen  gedrückten  wirt- 
schaftlichen Lage,  alle  Preise  gegen  frühere 
Venten  außerordentlich  gestiegen  sind.  Nur  bei 
Ingres  ist  ein  Zurückgehen  zu  beobachten,  das 
jedoch  kaum  eine  symptomatische  Bedeutung 
haben  dürfte. 

Die  Preise  für  die  alten  Italiener  waren 
überraschend  hoch:  105.  Werkstatt  Leonardos, 
Die  Jungfrau  in  der  Felsgrotte  (154:125)  (früher 
Sammlung  des  Marquis  de  Pastoret,  der  es  auf 
den  Rat  Ingres  erworben  hatte,  dann  Samm- 
lung Plessis-Belliere,  wo  es  1897  für  6300  fs. 


488 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


verkauft  worden  war):  78000  fs.  (Schoeller  für 
Herrn  Hoffmann ; 60000  fs.  verlangt).  — 4.  B ol- 
traff io,  Madonna  della  Casa  Litta  (Replik  einer 
Leonardo  zugeschriebenen  Madonna  in  der  Ere- 
mitage) (64:51)  7500  fs.  (Haro).  — 68.  Gerino 
daPistoia  (von  Berenson  zugeschrieben),  Chri- 
stus am  Kreuz  (56  : 37)  7100  fs.  (Kelekian,  7000  fs. 
verlangt).— 104.  Werkstatt  Leonardos,  Johannes 
der  Täufer  (Replik  des  Louvrebildes;  früher 
Sammlung  Haro  pere)  (58 : 46)  12500  fs.  (Hat- 
vang,  verlangt  8000  fs.). 

Unter  den  Spaniern  war  Nr.  71,  Goya, 
Porträt  der  Lola  Ximenez  (95 : 69)  das  Haupt- 
stück. Dieses  mehr  durch  minutiöse  Durdifüh- 
rung  dis  durch  malerische  Verve  hervorragende 
Werk  erzielte  73000  fs.  (Simon  Oppenheimer, 
verlangt  50000  fs.).  Äudi  Nr.  76,  Greco,  St. 
Dominikus  (117:80,  frühere  Sammlung  don  Se- 
bastian de  Bourbon  et  Braganza,  dann  Samm- 
lung Duc  de  Dural)  brachte  28000  fs.  (S.  Oppen- 
heimer, verlangte  25000  fs.  (ferner  Nr.  77, 
Greco,  Teilung  der  hl.  Tumika,  (Skizze 
Grecos  nach  dem  Ältarbild  in  d.  Kathedrale  zu 
Toledo  (57 : 34)  früher  Sammlung  Schwiter) 
20200  fs.  (Ducreg,  Taxe:  8000  fs.).  — 78.  Greco, 
Pieta  (26:21)  3500  fs.  (Fischoff,  Taxe:  2000 fs.). 

Für  die  Engländer  schwankten  die  Preise 
stark,  da  neben  erstklassigen  Werken,  sich  eine 
Änzahl  weniger  bedeutender  Stücke  befanden. 
Für  das  unglaublich  schöne  Bildchen  Nr.  50, 
Gainsborough,  Reiter  in  e.  Landschaft  (29  : 35) 
dessen  blonde  Lichtfülle  man  den  schönsten 
Claude  Lorrains  an  die  Seite  stellen  kann,  kamen 
nur  3100  fs.  heraus  (Walter  Gag,  Taxe:  3000  fs.). 

— 98.  Reynolds,  Garrick  als  „mari  jaloux“ 
(70:64,5)  12800  fs.  (G.  Petit,  Taxe:  10000  fs.). 

— 99.  Romney,  Lady  Hamilton  (45:37,  oval) 
12100  fs.  (Marais,  Taxe:  12000  fs.)  unter  den 
Constables  folgende  Preise:  — 6.  Park  des 
erzbischöfl.  Palastes  in  Salisbury  (73 : 62)  6500  fs. 
Simon  Oppenheimer,  Taxe:  8000  fs.).  —7.  Con- 
stable, Frecton  Tower  (51:75)  10000  fs.  (S. 
Oppenheimer,  Taxe:  12000  fs.).  — 8.  Malvern 
Hall  (54 : 78)  25000  fs.  (S.  Oppenheimer,  Taxe: 
15000  fs.).  —12.  Constable,  Hampstead-Heath 
(32  : 50,  frühere  Sammlung  Miß  Isabel  Constable) 
21000  fs.  (S.  Oppenheimer,  Taxe:  12000  fs.)  — 
13.  Constable  der  Heuwagen  (92 : 120,  Pendant 
des  Hay-Wain  in  d.Nat.Gallerg  London)  22000 fs. 
(S.  Oppenheimer,  Taxe:  25000  fs.).  Bei  den 
Constables  ist  das  Äbweichen  von  Taxwert  und 
erzielten  Preis  bemerkenswert. 

Von  französischen  Bildern  sind  ganz 
überraschend  die  Schicksale  des  entzückend  licht- 
vollen Nr.  5.  Chardin , Porträt  Sedaines  (47  : 37, 
Sammlungen  Didier,  Ä.  Dumasfils)  56000  fs.  (Ge- 
rard  de  Ganay,  Taxe:  50000  fs.  1868:  vente 


Didier  400  fs.  vente  Dumas  fils,  1892:  2700  fs.) 

— Starke  Preise  für  einige  Gericault  (s.  o.). 

— 55.  „Der  rote  Lancier“  (46 : 38,  Sammlungen 
Eugene  Delacroix,  Prince  Napoleon,  Laurent 
Richard  1 1 700  fs.,  vente  Secretan,  1889 : 14100  fs.) 
23100  fs.  (Schoeller,  Taxe:  18000  fs.).  — Für 
David  kamen  ein  paar  sehr  hohe  Preise  heraus, 
die  beweisen,  daß  die  klassische  Kunst  in  der 
Schätzung  der  großen  Ämateure  nicht  zurück- 
geht. — 44.  David,  Porträt  der  Marquise  von 
Pastoret,  ein  sehr  duftiges  Bild,  der  schönen 
Madame  Chalgrin  des  Louvre  an  die  Seite  zu 
stellen  (131  :98,  vente  David  1829;  vente  Ples- 
sis-Belliere  1897,  17900  fs.):  41000  fs.  (G.  Petit, 
Taxe:  40000  fs.).  — 45.  David,  Porträt  des 
Marschalls  Macdonald  (Studie  für  die  „Vertei- 
lung der  Ädler“  im  Museum  zu  Versailles,  48 : 40) 
15600  fs.  (Jules  Gallet,  Taxe:  4000  fs.,  vente 
Rothan  1890:  2700  fs.).  — 46.  David,  Porträt 
der  Madame  Morel  de  Tangrg  (Mittelfigur  des 
bekannten  Familienporträts  im  Louvre,  (64:54) 
früher  Sammlung  H.  Dumas  fils):  16100 fs.  (Ke- 
lekian, Taxe:  8000 fs.).  Während  so  die  Preise 
für  David  stark  angezogen  haben,  hat  Nr.  208 
Ingres  Ödipus  und  die  Sphinx  seinen  alten 
Preis  nicht  mehr  erreicht.  (Replik  des  Louvre- 
bildes, 105:80);  vente  Pereire  1872:  25000  fs.; 
vente  Secretan  1889:  17000  fs.):  15100  fs.  (Ke- 
lekian). Erstaunlich  ist,  daß  Nr.  79  Baron  Gros, 
Porträt  der  Mlle.  Mezeray,  ein  großes,  kraft- 
volles Porträt  (98:80)  nur  850fs.  erzielte  (Brunner, 
Taxe:  1500  fs.). 

Unter  den  romantischen  Meistern  sind  die 
für  Delacroix  erzielten  Preise  am  interessan- 
testen. Nach  den  erwähnten,  von  Museen  er- 
worbenen Stüdcen  sind  besonders  hervorhebens- 
wert und  diarakteristisch : — 151.  Delacroix, 
Herkules  und  Älceste  (31:425)  32500  fs.  (Schoeller, 
Taxe:  25000  fs.  Vente  Cronier  1905:  17400 fs.). 

— 154.  Delacroix,  Hamlet  u.  Polonius’ Leiche 
(58:48),  Sammlungen  Edwards  1870,  Carlin, 
Febvre,  Fanien):  20000  fs.  (Schoeller,  Taxe: 
25000  fs.,  vente  Edwards  1870:  16700  fs.).  — 
160.  Delacroix,  Büßende  Magdalena  (31:23), 
vente  Dumas  fils  1892:  2800  fs.:  15700  fs.  (Taxe: 
6000  fs.).  — 162.  Delacroix,  Christus  im  Oli- 
vengarten (27  : 35)  11 000  fs.  (Petit,  Taxe:  lOOOOfs. 
vente  Vacquerie  1899:  8900  fs.;  vente  Fegdau 
1903:  7700 fs.).  — 169.  Delacroix,  Tobias  und 
der  Engel,  eine  außerordentlich  duftige  und  har- 
monische Skizze  (40 : 32)  18100  fs.  (Sarlin,  Taxe: 
12000  fs.;  vente  Dutilleux  1874:  3900  fs.).  — 
171.  Delacroix,  Kopf  e.  alten  Frau  (40:32) 
17000  fs.  (Haro,  Taxe:  10000  fs.;  vente  Dela- 
croix 1864:  830  fs.). 

Um  die  Corots  entspann  sich  kein  allzu 
lebhafter  Kampf.  — 132.  Corot,  Venedig  (28:39) 


Der  Kunstsammler 


489 


DÄVID:  Marquise  de  Pastoret 
□ (Katalog  No.  44)  □ 

(Hatvang,  Taxe:  2000  fs.).  — 20.  Constable, 
Hampstead  Heath  (21:29)  3100  fs.  (Mme.  S. 
Meyer,  Taxe:  2000  fs.).  — 22.  Constable,  Ju- 
biläum in  East  Bergholt,  nadi  Waterloo  (23 : 33) 
5225  fs.  (Mme.  Rosenmark,  Taxe:  3000  fs.).  — 
27.  Constable,  Eingang  v.  East  Bergholt  (22 : 28) 
4900  fs.  (Petit).  — 31.  Constable,  London 
bridge  (17:24)  3600  fs.  (Älph.  Kann,  Taxe: 
2000  fs.).  - 43.  Crivelli,  Madonna  (35:18) 
3000  fs.  (Kleinberger,  Taxe:  4000  fs.).  — 46. 
David,  Äntinous  & Stratonice,  Skizze  für  Rom- 
preis (43  : 53)  8400  fs.  (Petit,  Taxe:  8000 fs.).  — 
47.  bis.  David,  Rabaud  de  St.  Etienne,  3000  fs. 
(Ducreg).  — 48. DürersSchule,  Dornenkrönung 
(29:21)  155  fs.  (Dolch).  — 49.  Foppa,  Christus 
in  Banden  (56:35)  4000  fs.  — 51.  Gainsbo- 
rough,  Zigeuner  im  Walde  (43  : 58)  800  fs. 
(Haro).  -—52.  Gericault,  Jamar.  Porträt  (74  : 58) 
1200 fs.  (Hatvang).  — 54.  Gericault,  Der  ver- 
liebte Türke  (60  : 50)  160  fs.  (Renard).  — 58. 
Gericault,  Pestkranke  in  Missolunghi  (38  : 44) 
300  fs.  (Renard,  Taxe:  1000  fs.).  — 60.  Geri- 
cault, Köpfe  d.  Hingerichteten.  Studie  (48  : 60) 
280 fs.  (Äckermann).  — 61.  Gericault,  Terrier 
(21:26)  155  fs.  (Dolch).  — 67.  Gericault,  Dr. 
Correard-Porträt  (41:32)  90 fs.  (Äckermann).— 
74.  vanGoyen,  Fischer  am  Kanal  (26  : 40)  4905  fs. 

32 


llOCO  fs.  (Bernheim  jeune,  Taxe:  10000  fs.).  — 
137.  Corot,  hl.  Sebastian,  ein  sehr  bekanntes 
Bild  (52  : 32)  4600  fs.  (Matheg,  Taxe:  4000  fs.). 

Unter  den  modernen  Bildern  erzielte  ledig- 
lich Nr.  292.  Degas,  Porträt  von  Mlle.  Dau- 
bigny  (Pastell,  54  : 39)  den  hohen  Preis  von 
18000  fs.  (Oppenheimer,  Taxe:  12000  fs.). 

Nachdem  wir  in  obenstehendem  die  von 
Museen  erworbenen  Werke,  sowie  die  beson- 
ders hohen  Preise  hervorgehoben  haben,  geben 
wir  in  folgendem  eine  Gesamtübersicht,  über  die 
noch  hervorhebenswerten  Resultate. 

I.  Älte  Meister  (alphabetisch).  Nr.  1.  Ben- 
venuto  di  Giovanni,  Christus  mit  Engeln 
(32:43)  3250  fs.  (Matheg).  — 2.  Boilly  (zuge- 
schrieben) General  Kleber  (53  : 39)  460  fs.  (Meyer). 

— 9.  Constable,  Glebe  Farm  (40  : 56)  6350  fs. 

(Chaine  et  Simonsön,  Taxe:  8000  fs.).  — 10. 
Constable,  Stoke  Church  (36:44)  1900  fs. 

(Coteau,  Taxe:  3000  fs.).  — 11.  Constable, 
Hof  s.  Hauses  in  Hampstead  Heath  (24 : 31) 
1510  fs.  (Blanche).  — 14.  Constable,  Der  Früh- 
ling (31:44)  4600  fs.  (Poidatz,  Taxe:  4000  fs.). 

— 15.  Constable,  Windermere  See  (32:57) 
1500 fs.  (Schoeller,  Taxe:  3000 fs.).  — 16.  Con- 
stable, Hampstead  (24:30)  1700  fs.  (Kann, 
Taxe:  1000  fs.).  — 17.  Constable,  Haus  am 
Ufer  des  Stour  (24:32)  3750  fs.  (Petit,  4000  fs.). 

— 19.  Constable,  Boot,  Schiffer  (25 : 30)  2300 fs. 


INGRES:  CEdipus  und  die  Sphinx 
□ (Katalog  No.  208)  □ 


490 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


(Decourcelle,  Taxe : 3000  fs.).  — 75.  vanGoyen, 
Die  Fähre  (26  : 40)  2200  fs.  (Petit,  Taxe:  3000  fs.). 

— Greco,  Pieta  (26:21)  3500  fs.  (Fisdioff, 
Taxe:  2000  fs.).  — 80.  Guar  di,  Kanal.  Venedig 
(18:27)  3100  fs.  (marquise  de  Ganag).  — 81. 
Guar  di,  San  Midiele  (16:23)  1550  fs.  (m.  de 
Ganag,  Taxe: 2500 fs.).  — 82.  Hoppner,  Junge 
Frau  im  Samtbarett  (45 : 40)  6000  fs.  (Bouet, 
Taxe:  4000  fs.).  ~ 84.  Th.  Lawrence,  Ladg  X. 
(75:62)  3900  fs.  (Böhler,  Taxe:  4000  fs.).  — 87. 
Masolino  da  Panicale,  Madonna  u.  Jesus 
mit  d.  Granatapfel  (61  : 35)  1500  fs.  (Fisdioff, 
Taxe:  1200  fs.).  — 90.  Morl  and,  Zigeuner  im 
Walde  (29:36)  3600 fs.  (Baron  de  Croze,  Taxe: 
600  fs.).  — 96.  Prudhon,  Napoleon  I.  u.  sein 
Generalstab  (37:28)  1280  fs.  (Meger).  — 97. 
Raeburn,  Weibl.  Porträt  (73:59)  2300 fs.  (Böhler, 
Taxe:  2000  fs.).  — 100.  Rubens,  Nero  (33:26) 
3500  fs.  (Taxe:  4000  fs.).  — 103.  Turner,  D. 
Künstlers  Haus  in  Twickenham  (19:21)  2000  fs. 

— 106.  Spanische  Schule,  Copic  der  Gio- 
conda,  (69 : 54)  4500  fs.  (Wedel). 

II.  Moderne  Bilder  (alphabetisch).  Nr.  113. 
Bonington,  Seine  oberhalb  N.  Dame  (24:33) 
3600 fs.  (Kann,  Taxe:  3000 fs.).  — 114. Boning- 
ton, San  Marco  (25:34)  1550  fs.  (Linol).  — 
115.  Bonington,  San  Marco  Campanile  (25: 35) 
1250  fs.  (Viau).  — Bonvin,  Stickende  Nonne 
(46:38)  2550  fs.  (Javal,  Taxe:  3000  fs.).  — 121. 
Chasseriau,  Tänzerin  Petra  Camara  (32:24) 
950  fs.  (Boussod).  — 123.  Corot,  Ruinen  des 
Tempels  d.  Jupiter  Stator  (21 : 16)  800  fs.  (Blot). 
124.  Corot,  Der  Ritter  (100: 65)  7000  fs.  (Brame, 
Taxe:  8000 fs.).  — 125.  Corot,  Älbano-See  bei 
Castel  Gandolfo  (23 : 46)  2050  fs.).  — 127.  Corot, 
Terrasse  d.  Palazzo  Doria  in  Genua  (25:36) 
5300 fs.  (Matheg,  Taxe:  5000  fs.).  — 131.  Corot, 
Genzano  am  Nemi-See  (25:55)  4200  fs.  (Gut- 
mann, Taxe:  4000  fs.).  — 134.  Corot,  Junge 
italienische  Frau  (30:  17)  2000  fs.  (Leprieur).  — 
136.  Corot,  „La  petite  pie“  (39:27)  4300  fs. 
(Tempelaere,  Taxe: 4000 fs.).  — Courb et,  meist 
wenig  interessant.  — 141.  Courbet,  „Die  alte 
Hexe“,  glänzende  Copie  nach  F.  Hals  (90:70) 
3100  fs.  (Vollard,  Taxe  3000fs.).  — 142.  Courbet, 
Die  Felsen  (64 : 80)  3700  fs.  (Gradt  & Madoule, 
Taxe:  5000  fs.).  — 143.  Courbet,  Das  Stau- 
werk (67  :81)  2900  fs.  (Kelekian,  Taxe:  6000 fs.). 

— 144.  Courbet,  Die  Badenden  (40 : 30)  1200 fs. 
(Bernheim  jeune).  — 145.  Couture,  Frauenkopf 
(44 : 38)  1000 fs.  (Petit).  — 147.  Couture,  Skizze 
zum  Kopf  der  Prinzessin  Mathilde  (91  : 71)  160  fs. 
(Uhde)  — 149.  Degas,  Männl.  Studienkopf 
(26:21)  1705  fs.  (Brame).  — 153.  Delacroix, 
Studie,  Pantoffeln  (15  : 19)  4500fs.  (Wedel,  Taxe: 
2000  fs.;  1887  vente  Sensier,  785  fs.).  — 155. 


Delacroix,  Bacchus  u.  Äriadne  (56:47)  2650  fs. 

— 156.  Delacroix,  Ovid  bei  den  Skythen 

(57  : 55)  5500  fs.  (Hatvany ; 1899  vente  Choquet,  , 
(1850  fs.).  — 157.  Delacroix,  Christus  und  ! 
Thomas  (42  : 31)  8100  fs.  (Taxe:  1500fs.)  — 158. 
Delacroix,  Paganini  (41:28)  8200  fs.  (Kele- 
kian, Taxe:  8000  fs.,  vente  Herrmann  1879; 
1650  fs.;  vente  Champfleurg  1890;  2305  fs.).  — 
161.  Delacroix,  Hassans  Tod  (22:28)  4500  fs.  . 
(Petit).  — 163.  Delacroix,  Der  Sänger  Baroilhet  ' 
als  Türke  (46:37)  3600  fs.  (Baron  Vita,  Taxe: 
6000  fs.).  — 164.  Delacroix,  Löwe  ein  i 

Pferd  verschlingend  (150 : 205)  1200  fs.  (Hatvany). 

— 165.  Delacroix,  Selbstporträt  als  Hamlet 
(40:31)  7500  fs.  (Vedel).  — 170.  Delacroix,  ' 
Numa  und  Egeria  (24:28)  7100  fs.  (Baillehache,  i 
Taxe:  6000  fs.).  — 172.  Delacroix,  Odaliske 
(37:44)  6800  fs.  (Montagnac).  — 174.  Dela-  ! 
croix,  König  Rodigro,  dekoratives  Panneau  i 
(192  : 95)  1850  fs.  (vente  Dumas  fils  1892:  3000  fs.). 

— 179.  Delacroix,  Der  Park  von  Nohant 

(44  : 54)  2100 fs.  (Kelekian).  - 190.  Delacroix, 
Porträt  von  George  Sand  (72:56):  1350  fs.  i 
(Dr.  Viau).  ' 

Nr.  196.F antin-Latour,  Ätelierwinkel  (24:41)  I 
1900  fs.  (Mme.  deBasili,  Taxe:  600  fs.).  — 196.  11 
Fantin-Latour,  Drei  Pfirsiche  (19:24)  1050  fs.  \ 
(Tempelaere).  — 198.  Fantin-Latour,  Ver-  ■ 
suchung  (69:25)  3800  fs.  (Sursock).  — 201.  Il 
Fantin  nach  Delacroix,  Die  Kreuzfahrer  (42:50)  [ 
1200 fs.  (Gonse).  — 206.  Henner,  Nymphe  am.  \ 
Quell  (25:17)  4400  fs.  (Sursock,  Taxe:  1800  fs.)  I 

— 209.  Ingres,  Fußstudie  für  die  „Ilias“  (17:21)  | 

3500  fs.  — 210.  Ingres,  Die  griechischen  Tra-  |; 
giker  (38:45)  2300  fs.  (Petit).  — Ingres,  Por-  [ 
trät  des  Bildhauers  Lemogne  (43:34)  520  fs.  (!!)  l 
(Haro).  I 

Nr.  214.  Landseer,  Junge  Mutter  (51:45)  j 
1220  fs.  — 215.  Manet,  Porträt  Moores  (64 : 80)  i 
825  fs.  (Vollard).  — 219.  Manet,  Souvenir  de  I 
Velasquez  (44:35)  1700  fs.  (Tripier).  — 222.  j 
George  Michel,  Steinbruch  (49:64):  150  fs.  [ 
(Uhde).  — 224.  Gustave  Moreau,  Kreuzab-  1 
nähme  (53:45)  2000  fs.  (Hatvany).  — 227.  Pu  vis  i 
de  Chavannes,  Magdalena  (161:108)  6200  fs. 
(Durand  Ruel,  Taxe:  12000).  — 231.  Ribot, 
Die  Köchin  (33:26)  2000  fs.  (Kelekian).  - 
Tassaert,  Frauen  in  Interieur  (35:27)  1600  fs.  I 
(Hatvany). 

III.  Älte  Pastelle,  Äquarelle,  Zeich-  ) 
nungen.  264.  Prud’hon,  Frauenakt  (61 : 34)  / 
2100  fs.  (de  Grammont).  — 266.  Prud’hon,  la 
Sich  frisierende  Frau  (45 : 27)  1550  fs.  (Gerard  de 
Ganag).  — 267.  Prud’hon,  Die  Musik  (69:31)  ! 

5100  fs.  (Sorel). 


Der  Kunstsammler 


491 


IV.  Moderne  Pastelle,  Äquar eile, Zeich- 
nungen. Nr. 272.  Barge,  Der sdiwarze Panther 
(Äq.,  14:23)  3200  fs.  (Petit).  — 273.  Barge, 
Tiger  in  der  Wüste  (Äq.  22  : 28)  1949  fs.  (Beur- 
deleg).  288.  Corot,  Röhridit  am  FluBufer 
(Z.,  24:  31)  1000  fs.  (Blot).  — 291.  Daumier, 
Der  Künstler  und  sein  Werk  (38:39)  3050  fs. 
(de  Grammont).  — 293.  Delacroix,  Jüdischer 
Dragoman,  Tanger  (Äq.,  34 : 20)  5500  fs.  (Oppen- 
heimer, Taxe:  3000  fs.).  — 297.  Delacroix, 
Lgkurg  und  die  Pgthia  (Pastell,  24:30)  1850  fs. 
(Morel).  — 299.  Delacroix,  Babglonische  Ge- 
fangensdiaft  (21 : 28,  Äq.)  4600  fs.  (Schoeller, 
Taxe:  1000 fs.).  — 304.  Delacroix,  Marokkaner 
zum  Kampf  ausziehend  (Äq.,  22:43)  5500  fs. 
(Oppenheimer).  — 309.  Delacroix,  Marokkaner 
im  Kampf  (25:22,  Äq.)  2800  fs.  petit).  — 317. 
Delacroix,  4 Blätter  mit  orientalisdien  Figuren. 
4200  fs.  (Sdioeller).  ^ 340.  Delacroix,  Löwe 
und  Löwin,  Federzeidinung  (23:32)  9500  fs. 
(Haro,  Taxe:  8000]  fs.  — 380.  Jongkind, 
Stille  See  (Äq.,  15:28)  6000  fs.  (Koedilin).  - 

382.  Manet,  Erdbeere,  270  fs.  (Decourt).  — 

383.  Manet,  Frauenstudie.  Äq.,  1450  fs.  (Petit). 

384.  Meissonier,  Sdiildwache  (Äq.)  710  fs. 

(Haro,  Taxe:  1260).  — 386.  Menzel,  Hände- 
studien, 475  fs.  (Brame).  — 387.  Menzel, 
Männliches  Porträt,  590  fs.  (Beurdeleg).  — 387 
bis  Menzel,  Junge  Italienerin,  430  fs.  (Tempe- 
laere).  — 388.  Menzel,  Frauenkopf,  260  fs. 
(Stroehlin).  — 390.  Mi  11  et,  Der  Holzfäller 
(39:28)  1250  fs.  (Matheg,  Taxe:  2000  fs.) 


CONSTÄBLE:  Malvern  Hall 
□ (Katalog  No.  8)  □ 


GRECO:  St.  Dominikus 
□ (Katalog  No.  76)  □ 


— 391.  Millet,  Krug- 
tragende Frau  (37 : 28) 
3800  fs.  (Sdioeller).  — 
393.  Millet,  Mütterliche 
Hilfe  (29:22)  6000  fs. 

(Rosenmark).— 394.  Millet, 
Badende  (35 : 41)  2400  fs. 
(Haro).  — 397.  Gustave 
Moreau,  Sappho  (Äq., 
27:15)  1900  fs.  (Decourt). 
398.  G.  Moreau,  Muse 
am  Seeufer  (40:22)  1800  fs. 
(Boussod).  — Pissarro, 
Wäscherinnen  900  fs. 
(Strauß).  — 406.  Th. 

Rousseau,  Die  kleine 
Brücke  (16,:  22,  Äq.)  1300  fs. 
(Petit).  — 407.  Rousseau, 
Landsdiaft  a.  d.  Äuvergne 
(Äq.,  20 : 30)  900  fs.  (Bra- 
me). — 413.  Delacroix, 
Pferd  vom  Tiger  ange- 
griffen, Litho,  erster  Äb- 
diuck,  1120  fs.  (Petit). 

R.  Ä.  Meger. 


492 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


DER  KUNSTMÄRKT 
BERLIN  = 

Gemälde  alter  Meister,  namentlich  Holländer, 
kamen  am  13.  Äpril  bei  Rud.  Lepke  zur  Ver- 
steigerung. Es  wurden  teilweise  sehr  schöne 
Preise  erzielt;  selbst  Kopien  (Rubens,  Christus 
und  Johannes  als  Kinder,  420  M.  etc.)  gingen 
gut.  Rubens,  Petrus  empfängt  von  Christus 
das  Sdilüsselamt  2500  M.  Drooch-Sloot,  Land- 
schaft mit  vielen  Personen  400  M.  Isaak  van 
Ostade,  Interieur  mit  Zwergentanz  1410  M.  P. 
Breughel  d.  A.,  Waldweg  mit  viel  Staffage  335  M. 
vanDgck  zugeschrieben:  Männerporträt  810  M. 
J.  van  Son,  Stilleben  1300  M.  Joh.  Kupetzky, 
Brustbild  eines  Mannes  620  M.  Vlämisch:  alle- 
gorische Halbfigur  640  M.  Sal.  Ruysdael, 
Kanallandschaft  310  M.  J.  Gerritz  Cugp,  Halb- 
figur eines  j.  Mädchens  600  M.  D.  de  Heem, 
Stilleben  2020  M.  P.  Moreelse,  Junge  Frau  mit 
Tauben  465  M.  L.  v.  Uden,  Hügelige  Land- 
schaft 850  M.  Ferd.  Bol,  Gelehrter  1000  M. 
Everdingen,  Norwegische  Landschaft  345  M. 

— Von  Altniederländern  war  beachtenswert; 
H.  V.  d.  Goes,  Halbfigur  der  Madonna  2350  M.; 
D.  Bouts  d.  J.,  Madonnen-Triptgchon  2550  M. 
Von  Deutschen:  zwei  Heiligenbilder  Schäuffeleins, 
zusammen  300  M.;  Madonna  in  Landschaft, 
Art  Dürers,  450  M.  — Ein  Prinzessin  - Porträt 
vor  Coello  erzielte  2500  M.;  ein  Porträt  von 
Graff  500  M.;  ein  französisches  Genrebild  des 
18.  Jahrh.  1460  M.;  endlich  eine  hl.  Familie  von 
Vasari  305  M. 

Moderne  Bilder  aus  dem  Nachlaß  von  Prof. 
G.  Bleibtreu  wurden  am  7.  April  bei  Lepke  ver- 
steigert. Auktionen  solcher  Art  erregen  mit  fast 
unfehlbarer  Sicherheit  unbehaglich  gemischte 
Gefühle;  das  Echte  wird  selten  seinem  Werte 
nach  geschätzt,  die  Routine  aber  in  der  Regel 
sehr  überzahlt.  Allerdings  brachte  eine  sehr 
schöne  Dekoration,  Frühlingsstimmung  von  L.  v. 
Hof  mann  2700  M.;  eine  Regenbogenlandschaft 
von  Leop.  v.  Kalchreuth  llOOM.;  Stilleben  von 
Breyer  510  M.,  ein  Kinderbild  von  E.  Pottner 
310  M.,  Meerbild  von  Ulrich  Hübner  600  M., 
und  „Bergsteiger“  von  Sperl  — aus  der  frucht- 
baren Zeit  seines  Zusammenarbeitens  mit  Leibi. 

— 450  M.  Aber  das  will  nicht  zu  viel  bedeu- 
ten, wenn  ein  junges  Mädchen  von  Nonnenbruch 
1310  M.,  Genrebilder  von  P.  Sahnas  1000  M., 
2060  M.,  Kardinäle  von  Gallegos  2400  M.  ein- 
bringen. 

Eine  Porzellansammlung  aus  dem  Nach- 
lasse von  F.  F.  Jost  (Leipzig)  gelangte  am 
14.  April  bei  Lepke  zur  Versteigerung.  Der  Ge- 
samtumsatz war  18805  M.  Wir  verzeichnen 


nur  einige  der  bedeutendsten  Stücke,  die  an- 
geblich alle  aus  Meißen  stammten.  Zwei  frühe 
Deckelbecher  mit  dem  Goldspitzendekor  der 
Heroldschen  Epoche  (um  1730)  erreichten  1490  M., 
in  erheblichem  Abstand  folgten  die  andern: 
Schäfergruppen  won  Azier  170  und  265  M. 
Tscherkesse,  wohl  eine  frühere  Arbeit  Händlers, 
485  M.;  ein  Flußgott,  vermutlich  von  derselben 
Herkunft  135  M.,  3 Pierrots  von  Händler  (c.  1735) 
390  M.,  der  große  Bologneser  Hund  (für  die 
Gräfin  Moscinska  1766  von  ihm  gearbeitet) 
360  M.  Eine  Meißner  Gruppe  „Ringelreihen“ 
505  M.  „Familienglück“,  Gruppe  aus  der  Mar- 
colinizeit,  310  M.,  Gärtnergruppe  desgl.,  335  M. 
Ein  Paar  Prunkvasen  im  Stil  von  Delafosse, 
440  M.  Japanisierende  Prunkvase  (Frühzeit,  für 
den  Gebrauch  des  Königs  gearbeitet)  205  M. 

Handzeichnungen  und  Aquarelle  von 
höchster  Qualität  aus  verschiedenen  Sammlun- 
gen gelangen  am  25.-27.  Mai  bei  Amsler 
und  Ruthardt  in  Berlin  zur  Versteigerung. 
Diese  Auktion  verspricht  für  alle  Sammler  ein 
Ereignis  zu  werden;  die  Illustrationen  des 
Kataloges  geben  eine  Vorstellung  von  der 
außerordentlichen  Zahl  geistvoller  und  kost- 
barer Blätter.  An  der  Spitze  steht  eine  Pieta, 
Tempera  auf  Leinwand,  mit  Wahrscheinlichkeit 
H.  V.  d.  Goes  zugeschrieben.  Sonst  überwiegen 
weitaus  Niederländer  des  XVII.  Jahrhunderts. 
Von  Rembrandt  allein  sind  11  Zei^nungen  da; 
5 von  van  Dyck,  ebensoviele  von  Jordaens, 
9 von  den  beiden  Ostade,  7 von  den  beiden 
Ruysdal,  10  von  Goyen,  12  von  Everdingen, 
u.  s.  f.  Eine  geistreiche  „Bürgerfamilie“  von 
Elsheimer  übetrascht;  ein  weiträumiger  Schlacht- 
entwurf von  Feselen  gehört  wohl  auch  zu  den 
Seltenheiten.  Von  Italienern  sind  zu  nennen  Pisa- 
nello  (2),  Lor.  diCredi  (eine  Kopfstudie),  Tinto- 
retto  (5),  Giov.  da  Udine  (8).  Ein  schwungvoller 
Kompositionsentwurf  von  Ribera  mag  den  Be- 
schluß bilden:  kaum  das  Allerwichtigete  ist  aber 
im  Auszug  genannt.  S. 

s 

FRÄNKFURT  a.  M.  = 

In  der  Gemälde -Verzteigerung  von  Rudolf 
Bangel  am  6.  Mai  brachte  das  einzig  bedeutendere 
Bild  des  Tages:  Ferd.  Georg  Waldmüller,  Still- 
leben, einen  Preis  von  7730  M. 

s 

LEIPZIG  — = 

Bei  C.  G.  Börner,  Leipzig,  hat  in  der  Zeit 
vom  5.  bis  7.  Mai  unter  regem  Zuspruch  eine 
bemerkenswerte  Versteigerung  stattgefunden, 
deren  Resultate  weitere  Kreise  interessieren 


Der  Kunstsammler 


493 


dürften.  Über  die  bekannte  Handzeidinungen- 
sammlung  von  Eduard  Cidiorius,  in  deren 
Mittelpunkt  die  Blätter  von  Ludwig  Richter  und 
seinen  Zeitgenossen  standen,  ist  an  dieser  Stelle 
sdion  berichtet  worden.  Zudem  ist  gerade  die 
Äbteilung  mit  den  Originalarbeiten  Richters  so- 
wohl in  Leipzig  wie  Berlin  vor  der  Versteige- 
rung ausgestellt  gewesen.  Es  genügt  deshalb, 
an  dieser  Stelle  einige  der  bemerkenswertesten 
Resultate  anzuführen,  die  besonders  interessant 
sind,  weil  sie  für  die  Wertschätzung  Ludwig 
Richters  erneut  Zeugnis  ablegen. 

Unter  den  bedeutenderen  Blätern  — und  nur 
von  diesen  soll  die  Rede  sein  — erreichte  Nr.  2 
die  „Kindersgmphonie“  M.  1570,—.  Nr.  12  „Kar- 
toffelernte“ M.  1240,—.  Nr.  13  eine  Zeichnung 
in  Sepia  mit  italienischer  Landschaft  M.  630,—. 
Nr.  36.  Weihnachtsabend  vom  Turm  geblasen, 
eines  der  bekanntesten  Äquarelle  des  Künstlers, 
die  stattliche  Höhe  von  M.  1850,—.  Äußerdem 
seien  genannt  Nr.  37  mit  M.  1060, — , Nr.  40  mit 
M.  770,—,  Nr.  55  unter  dem  Titel  „Kunst  bringt 
Gunst“,  das  Original  zu  dem  berühmten  Holz- 
schnitt, mit  M.  1810,—,  Nr.  56  mit  M.  720,—,  Nr.  77, 
das  Äquarell  einer  böhmischen  Landschaft  mit 
Bauernfamilie  mit  M.  1650,—,  Nr.  91  „Äm  Dorf- 
brunnen“ mit  M.  1530,—  und  das  schöne  stim- 
mungsvolle Äquarell  „Der  Wanderer“  unter 
Nr.  130  mit  M.  1700,—,  Nr.  198  M.  1610,—,  Nr.  224 
M.  460,-,  Nr.  225  M.  560,—,  Nr.  227  „Obstfrau“ 
M.  1630, — . Die  neun  Blätter  des  „Vater  Unser“ 
in  den  Originalzeichnungen  des  Meisters  brachten 
die  stattliche  Höhe  von  M.  4520,—. 

Notiert  seien  ferner  Nr.  235  mit  M.  950,—, 

Nr.  237  mit  M.  450,—,  Nr.  248  mit  M.  880,—, 

Nr.  251  mit  M.  901,—,  Nr.  252  mit  M.  510,—, 

Nr.  254  mit  M.  840, — , und  endlich  die  große, 

Landschaft  „Än  der  Teufelsmauer“  Nr.  255, 
welche  M.  1050,—  erreichte. 

Äußer  diesen  Originalzeichnungen  Richters 
kam  noch  eine  Sammlung  von  Handzeich- 
nungen, zumeist  aus  der  ersten  Hälfte  des  19. 
Jahrhunderts,  unter  den  Hammer.  Erwähnt 
seien  Nr.  258  ChocJ^owiechi  mit  M.  450,—,  der- 
selbe Nr.  267  mit  M.  560,—,  derselbe  Nr.  270 
mit  M.  260,—.  Unter  den  Ärbeiten  von  Genelli 
erreichte  Nr.  293  mit  M.  510,—  den  Höhepunkt, 
während  die  übrigen  Ärbeiten  sich  meist  auf  der 
Linie  von  M.  100,—  zu  M.  300,—  bewegten. 

Notiert  sei  ferner  Hieronymus  Heß,  dessen 
Landschaft  Nr.  513  M.  350,—  erzielte.  Josef 
Änton  Kochs  Änsicht  von  Taormina  Nr.  339  ging 
für  M.  420,  — weg , sein  Skizzenbuch  (Nr.  350)  mit 
37  Änsichten  aus  der  Umgebung  Roms  für 
M.  220,—. 

Overbecks  „Christus  beim  Äbendmahl“  Nr. 
378  erzielte  M.  340, — . Des  älteren  Preller 


(Nr.  381)  „Eichen  auf  Rügen“  M.  440,—,  der- 
selbe Nr.  382  M.  520,— . Bemerkenswert  ist  auch 
vor  allem  Nr.  400,  eine  Sepiazeichnung  Älfred 
Rethels  „Der  Tod  Barbarossas“,  die  einen  Preis 
von  Mk.  1710,—  erzielte. 

Bedeutende  Summen  wurden  endlich  für 
Moritz  von  Schwind  bezahlt.  Wir  notieren 
452  mit  M.675,— , Nr.  453  mit  M.810,—  Nr.  457 
mit  M.  630,—. 

Äm  7.  Mai  versteigerte  dieselbe  Firma 
Kupferstiche  älterer  Meister,  in  erster  Linie  Är- 
beiten Älbrecht  Dürers,  für  die  ebenfalls  beträcht- 
liche Preise  erzielt  wurden.  So  kam  Nr.  36 
„Die  Geburt  Christi“  für  M.  2800,— , Nr.  37  „Die 
Kupferstich-P  assion  für  M.  5000, —,  Nr.  39  „ Christus 
am  Kreuz“  für  M.  680,—,  Nr.  51  „Der  heilige 
Hieronymus“  für  M.  2560,—  unter  den  Hammer. 
Äußerdem  seien  erwähnt  Nr.  53  mit  M.  1400,—, 
Nr.  57  „Die  Melancholie“  mit  M.  2600,—,  Nr.  59 
„Der  Traum“  mit  M.  1300,—,  Nr.  60  mit 
M.  480,—,  Nr.  62  mit  M.  530,—,  Nr.  67  mit 
M.  560,—,  Nr.  70  B.  Pirkheimer  mit  M.  1300,—, 
„Der  große  Triumphwagen“  (113)  mit  M.  2350,— . 

Äm  8.  und  9.  Mai  kamen  endlich  am  gleichen 
Orte  Äutographen  unter  den  Hammer,  eben- 
falls von  erlesener  Qualität  und  teilweise  von 
großer  Seltenheit.  Wir  beschränken  uns,  die 
wichtigsten  aufzuführen.  Es  erzielten  Nr.  1 
Musikmanuskript  von  Johann  Sebastian  Bach 
M.  5550,—,  Nr.  8 Beethoven-Brief  M.  660,—, 
Nr.  10  M.  3750,—,  Nr.  11  Mk.  5100,—,  Nr.  12 
M.  4250,—,  N.  44  Brahms,  M.  1110,—,  Nr.  47 
M.  3100,—  , Nr.  49  M.  1510,-,  Nr.  80  Haydn 
M.  5680,—,  Nr.  109  Mendelssohn  M.  2110,—. 
Nr.  130  das  Porträt  Mozarts  von  Ingres  M.  560,—, 
Ferner  Nr.  149  Schubert  M.  2000,—,  Nr.  150 
M.  810,—  , Nr.  158  Schumann  M.  1200,—, 
Nr.  159  M.  1200,—,  Nr.  183  Wagner  M.  965,—. 

Unter  den  Äutographen  von  Goethe  seien 
notiert  Nr.  258  mit  M.  330,—,  Nr.  259  mit 
M.  400,—.  Eine  Bleistiftzeichnung  Nr.  268  mit 
410,—.  Heines  Gedichtmanuskript  Nr.  321  er- 
zielte M.  1210.  Friedrich  von  Schillers  noch  unge- 
druckte Korrespondenz  über  die  Scheidung  seiner 
Schwägerin  Nr.  404  ging  für  M.  1340,—  fort. 
Ein  Brief  an  Körner  Nr.  408  erzielte  Mk.  650,— . 

Äuch  sonst  wurden  durchweg  ansehnliche 
Preise  erreicht. 

s 

MÜNCHEN  = 

Innerhalb  des  großen  Äusstellungsunter- 
nehmens  von  1908  wird  von  den  großen  und 
kleinen  Firmen  des  Münchener  Äntiqui- 
tätenhandels  die  Einrichtung  einer  be- 
sonderen kunsthistorischen  Äbteilung 


494 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


geplant,  die  der  Bedeutung  des  Münchener 
Marktes  entsprechen  wird.  Die  Äuswahl  der 
auszustellenden  Objekte  unterlag  einer  aus 
Kunsthistorikern  und  Kunstsammlern  zusammen- 
gesetzten Jurg,  das  äußere  Ärrangement  liegt 
in  den  bewährten  Händen  von  Professor  Benno 
Becker.  Von  hervorragenden  Firmen  sind  ver- 
treten: Hofantiquar  Böhler  mit  Gobelins,  Öl- 
gemälden, deutschen  Holzplastiken  usf.;  W. 
Böhler  mit  einzelnen  erlesenen  gotischen  Fi- 
guren; Ä.  S.  Dreg  mit  guten  Bronzen  aus  dem 
14.  und  15.  Jahrhundert,  Silber  und  Majoliken; 
Hofantiquar  Kommerzienrat  Steinharter  mit 
kunstgewerblichen  Gegenständen,  namentlich 
wertvollem  Silbergerät  und  Elfenbein;  J.  Dreg 
ebenfalls  mit  schönem  Silbergerät,  Plastiken, 
Fagencen  und  Webereien;  H.  Helbing  mit  Ob- 
jekten aus  allen  Gebieten  des  Kunsthandels; 
Lämmle  mit  besonders  interessanten  Klein- 
plastiken der  gotischen  Epoche  und  Kleinodien; 
L.  Stern  mit  einer  Reihe  von  Holzskulpturen, 
Bronzen  usw. ; ebenso  H.  Einstein  und 
Weißenbeck.  Natürlich  wird  auch  die  Welt- 
firma von  Bernheimer  mit  ausgezeichneten 
Gobelins,  Möbeln  und  italienischen  Plastiken 
trefflich  vertreten  sein.  Die  Münzhandlungen 
von  Dr.  Hirsch  und  Merzbacher  repräsen- 
tieren das  Gebiet  des  antiken  Numismatik  und 
der  Renaissancemedaille.  Äuch  die  Buchanti- 
quariate von  Halle,  L.Rosenthal,  J.  Rosen- 
thal, Emil  Hirsch  und  Heß  werden  zahlreidie 
kostbare  Handschriften  und  Einbände  auf  die 
Äusstellung  bringen,  die  für  den  Kunstgelehrten 
und  den  Kunstsammler  hochinteressant  zu  wer- 
den verspricht,  da  sie  den  wertvollsten  Besitz 
des  gesamten  Münchener  Kunsthandels  an  einer 
Stelle  vereinigt.  Die  Herausgabe  eines  wissen- 
schaftlichen Kataloges  ist  ebenfalls  besdilossen, 
mit  dessen  Abfassung  die  Kunsthistoriker  Dr. 
Bassermann-Jordan,  Dr.  G.  Habich  und 
Dr.  Lei  ding  er  betraut  wurden. 

Über  die  bemerkenswerten  Versteigerungen 
im  Äpril  wurde  bereits  im  letzten  Heft  ausführ- 
lich berichtet.  Nach  den  Osterferien  fand  bei 
Helbing  am  7.  Mai  eine  kleine  Auktion  von 
Bildern  statt,  unter  welchen  die  alte  Münchener 
Schule  vorherrschte  (Anton  Seitz,  Schleich  sen., 
Morgenstern,  Voltz,  Willroider,  Zimmermann). 
Darunter  auch  zwei  Werke  von  Füger 
(Morgen  und  Dido  am  Scheiterhaufen),  Haber- 
mann , und  drei  prächtige  Landschaften  von 
Stäbli. 

Im  Laufe  des  Mai  finden  bei  Helbing  zwei 
große  Versteigerungen  statt.  Am  19.  Mai  wird 
die  Sammlung  des  Professors  Julius  Naue, 
am  26.  Mai  die  Sammlung  Leinhaas  ver- 
steigert, über  welche  der  Besitzer  in  der  Zeit- 


schrift für  christliche  Kunst  berichtet  hat.  Wäh- 
rend die  erstere  Auktion  die  Archäologen  und 
Prähistoriker  nach  München  ziehen  wird,  fordert 
die  letztere  die  Freunde  und  Sammler  der 
mittelalterlichen  deutschen  Kunst,  vornehmlich 
der  Holzplastik,  für  sich  auf. 

Professor  Dr.  Julius  Naue  war  eine  bei 
Künstlern  und  Gelehrten  wohlbekannte  Persön- 
lichkeit und  als  Schüler  und  Freund  Schwinds, 
als  Besitzer  einer  umfangreichenSchwind-Samm- 
lung,  als  unermüdlicher  Forscher  auf  dem  Ge- 
biete der  Vorgeschichte  Bayerns  und  rüstiger 
Mitarbeiter  an  der  Errichtung  des  Bayerischen 
Prähistorischen  Museums  geschätzt.  Die  Samm- 
lung zeigt  ihn  als  Freund  auch  des  klassi- 
schen Altertums  und  als  Forscher  der  Vorge- 
schichte der  Länder  des  Mittelmeerbeckens. 
Naue,  der  mit  Schliemann  innig  befreundet  war, 
hat  auch  auf  diesem  Gebiete  in  einer  ganz  be- 
stimmten Richtung  gesammelt:  der  Typologie 
namentlich  der  Gefäße  war  seine  Aufmerksam- 
keit gewidmet:  von  dem  protoägyptischen  Ge- 
fäßen, (3.  Jahrtausend  v.  Chr.)  bis  zu  denen  der 
hellenistischen  Zeit  hat  die  Sammlung  eine  statt- 
liche Reihe  merkwürdiger  Stücke  aufzuweisen. 
Neben  den  Gefäßen  sind  die  figürlichen  Ter- 
rakotten zu  erwähnen.  Den  Höhepunkt  des 
Ganzen  bezeichnen  indessen  einige  hervorragend 
schöne  Marmorarbeiten  von  einer  gemein- 
samen Fundstätte  in  Karien  stammend.  Reich 
ist  die  Sammlung  in  kleinen  Objekten  z.  B.  ein 
bei  Kerak  (dem  alten  Kirmoal)  in  Palästina  ge- 
fundener Terrakottalöwe,  ein  Kuriosum  durch 
seine  Bilinguität  (er  enthält  eine  Keilschrift  neben 
einer  punischen),  dann  vor  allem  der  Goldschmuck 
der  Mykenaezeit:  eine  Goldmaske,  die  als  vierte 
zu  den  von  Schliemann  gefundenen  hinzutritt; 
ein  Goldblech  mit  der  Darstellung  dreier  Krieger 
und  eine  kleine  goldene  Brillenspirale.  Typo- 
logisch  interessant  ist  ferner  die  Abteilung  der 
Bronzearbeiten.  — u — 

s 

PÄRIS  

Der  Monat  April  war  in  seiner  ersten  Hälfte 
recht  belebt.  Es  fand  zunächst  am  6.  April  eine 
wichtige  Versteigerung  von  alten  Möbeln  und 
Tapisserien  statt,  bei  der  hohe  Preise  erzielt 
wurden,  besonders  unter  den  Tapisserien  gingen 
Stücke  mit  35000,  33500  und  46000  fs.  weg.  Die 
Sammlung  Per ier  brachte  am  7.  April  als  piece 
de  resistance  einen  Diaz  (Nymphen)  für  den  der 
hohe  Preis  von  13000  fs.  erzielt  wurde;  ein 
Corot  und  mehrere  Harpignies  machten  große 
Preise.  Eine  größere  Anzahl  von  Tierbronzen 


Der  Kunstsammler 


495 


von  Barye  gingen  zum  größten  Teile  in  die 
Hände  des  Herrn  Bing  über.  Der  8.  Äpril  brachte 
eine  Reihe  kapitaler  Stücke  des  XVIII.  Jhdts. 
Boucher,  Fragonard,  Greuze,  Perroneau  und  Hu- 
bert Robert  behaupteten  Preise  von  7600,  8750, 
11 600 und  14200,  25500  und  7000  Franken.  Um  die 
Osterzeit  flaute  das  Geschäft  vollkommen  ab, 
da  wie  die  Gazette  de  l’Hötel  des  Ventes  be- 
merkt, Ostern  und  Passah  dieses  Jahr  zusam- 
menfallen. Das  große  Ereignis  Änfang  Mai 
wird  die  vente  Cheramg  sein,  über  die  in  die- 
sem Hefte  noch  separat  berichtet  werden  wird. 

31.  März,  1.  2.  Äpril.  Älte  Kupferstiche 
(Baudouin,  Danlos).  J.  Boillg,  Serie  von  118 
Lithos:  880  fs.  — Daumier,  Serie  der  Robert 
Macaire,  153  Bl.:  865  fs.  — Daumier,  phg- 
siognomische  Studien,  56  Bl.:  300 fs.  — Debu- 
court.  Die  Hochzeit  im  Schlosse,  farbig:  1620  fs. 

— Debucourt,  Die  Promenade  im  Palais  Royal, 
farbig,  2.  Etat,  5100  fs. 

6.  Äpril.  Keramik,  Möbel,  Bronzen  (Lair- 
Dubreuii,Paulme,Lasquin)  Gesamtertrag  314895  fs. 

— Ältes  Porzellan.  Kleines  Service,  Sevres, 
Weidiporzellan,  2 Stücke  ergänzt:  1000  fs.  — 
China,  2 eiförmige  Gefäße,  farbige  Emailmedail- 
lons, Periode  Kang-hi,  27  cm  hoch:  2450  fs. 
(Langweil).  — 2 eiförmige,  reichverzierte  Vasen, 
Kang-hi,  in  Bronzemontur  Regence-stil,  39  cm 
hoch:  12000  fs.  (Heliot).  — Terrakotta  v. 
Clodion,  Bacchantin  mit  2 Kindern  (8:13) 
1080  fs.  (Paulme).  — 2 Statuetten,  Bacchus  unci 
Venus,  47  cm  hoch:  6100  fs.;  (1904  auf  d.  vente 
Sivrg:  8100  fs.  — Nach  Pig alle,  Kind  mit  Käfig, 
Bronze  (43  cm):  9000  fs.  (Paulme).  — 2 Marmor- 
medaillons XVIIIe,  Porträts:  5300 fs.  (Gradt). — 
2 Kandelaber,  Bronze  auf  Marmor  montiert, 
80  cm  hoch : 2900  fs.  — Große  W anduhr,  Louis  XVI. : 
3800  fs.  — P e n d ul  e , Lesende  Frau  und  2 Kande- 
laber Louis  XIV.:  4000  fs.  — Pendule,  Louis 
XVI.,  Marmor-  und  Biskuitfiguren,  Venus  und 
Ämor:  lOOOOfs.  — Wanddekorationen,  aus  einem 
im  XVIII.  Jhdt.  von  der  Schauspielerin  Guimard 
bewohnten  Hötel,  Ärabesken,  Ällegorien  etc.: 
2250  fs.  — 2 Kommoden  XVIIIe,  Pendants, 
3500  fs.  (Rosenberg).  — Möbel:  Salon  (Canape, 
4 Fautenils,  6 Stühle,  Äubusson,  Ende  XVIIIe, 
10500  fs.  (Damblanc).  — 55.  Canape,  8 Fau- 
teuils, Äubusson  XVIIIe:  36100  fs.  (Ducreg).  — 
6 Fauteuils  Louis  XV.,  Handstickerei:  3600  fs. 

— Canape,  6 Fauteuils  Louis  XVI.,  Äubusson: 
15050fs.  (Riestelhuber).  — ÄlteWandteppiche: 
60.  Gobelins  Bacchus  & Äriadne  nach  Cogpel  (?) 
(295 : 500)  35000  fs.  (Melhame  Pascha)  1907  vente 
Darlaud:  41500  fs.)  — 61—65.  5 Stücke  Beau- 
vais  XVIIIe,  Meerlandschaften:  33500  fs.  (Le- 
maire).  — 66—70.  5 Stücke,  XVIIIe,  D.  Wagen 
d.  Komödie  von  Harlekin  geführt  (335 : 340),  Die 


italienische  Komödie,  (305:205),  Orient  undOc- 
cident  (340:345),  Orientalisches  Fest  (300:404), 
Äusladen  e.  Handelsschiffes  im  Orient  (315  : 190)  : 
46000  fs.  (Lemaire).  — 71 — 73.  Tapisserie  von 
Paris,  1.  Hälfte  XVIIIe,  Diana  u.  d.  Nymphen 
(280:510),  Narzisse  u.  Echo  (290:320),  Neptun, 
Venus,  Ämor  (280:265)  20000  fs.  (Gradt).  — 
74.  Tapisserie  Louis  XIV.  nach  Berain,  Ärabes- 
ken a.  braunem  Grund  (310  : 310)  11 800  fs.  (Drey). 
76—81.  Sechs  kl.  vlämische  Tapisserien,  Louis 
XIV.  mythologische  Gestalten  (300 : 130)  6830  fs. 
(Bernheimer).  — Tapisserie  von  Paris.  XVIIIe. 
Vögel  im  Laube  (350:470):  8300  fs.  (Paulme). 

4.  Äpril.  Älte  Bilder.  (Bondu,  Bertier), 
Gesamtertrag  19513  fs.,  30  Nummern.  17.  Ra- 
fael, Schule,  Perino  del  Vaga  zugeschrieben, 
Suzanna  im  Bade  (127:167):  11700  fs. 

3.  4.  Äpril.  Fayencen,  etc.  Tapisserien  (C.  Pr. 
Baudouin,  E.  Mannheim).  226  Nos.  Gesamtertrag 
105858  fs.  199.  Vlämischer  Wandteppich.  XVI. 
Jhdt.  Figuren  in  Interieur  (270:320):  3700  fs. 
(Steinharter).  — 200.  Vlämischer  Wandteppich. 

XVI.  Jhdt,  antiker  Stil  (300 : 310):  4160  fs.  (Bern- 
heimer). — 203.  Vläm.  Wandteppich.  Figuren, 

XVII.  Jhdt.  (370:300):  5000  fs.  (Bernheimer).  — 
204.TapisserieXVIIIe,Figuren.  Gobelins.  (300:165): 
4100  fs.  (Mannheim).  — 225.  Tapisserie  vläm. 
Änfang  XVI.  Jhdt.,  Tiere  in  Ästwerk  (330 : 580) : 
11100  fs.  (Bernheimer). 

7.  Äpril.  Sammlung  Paul  Perier  (C.  Pr. 
Lair  Dubreuil,  E.  Bonjean).  Gesamtertrag  88693 fs. 
Moderne  Bilder:  2.  Corot,  Ville  d’Ävrag 
(22:32):  5200  fs.  (Bonjean).  — 3.  Daubigny, 
Blühende  Äpfelbäume,  Äuvers  (24:39):  1600  fs. 
(Bonjean).  — 4.  Delacroix,  Christus  im  Öl- 
berg (24:34):  2400  fs.  (Bonjean).  — 6.  Diaz, 
Nymphen  d.  Diana  (31:54):  13000  fs.  (Bonjean). 

— 8.  Harpignies,  Turm  bei  St.  Prive  (61:50): 
6800  fs.  (Michel  Pelletier).  — 10.  I sab  eg,  Ma- 
rine (30:50):  2150  fs.  (Marais).  — Äquarelle: 
25.  Harpignies,  Loire,  St  Prive  (38:54): 
2600  fs.  (Ärnold  & Tripp).  — 26.  Harpignies, 
Brunnen  in  St  Cloud  (33:25):  500  fs.  (Äzaria). 

— 27.  Harpignies,  St  Prive  (43:60):  3400  fs. 
(Henry  Bloch).  — Tier-Bronzen  von  Barge 
(alles  alte  Äbgüsse)  alle  kleinere  Formate.  25 
Nummern.  Folgende  Preise  wurden  erzielt: 
1200,  320  fs.  — 37.  Hirsch  (15:25):  1300  fs. 
(Bing).  (1902.  vente  Lutz.  720  fs.)  — 910.  270. 
1370.  1100.  750.  165.  200.  2095.  520.  650  fs.  Die 
meisten  werden  von  Herrn  Bing  erworben.  — 
49.  Großer  Panther  der  einen  Gangeshirsch  ge- 
fangen hat  (36:54):  11700  fs.  (Kelekian). 

8.  Äpril.  Älte  Bilder:  (C.  Pr. Lair  Dubreuil, 
E.  Sortais),  30  Nummern,  Gesamtertrag  163290fs. 

— 1.  Boucher,  Pastorale  (48  : 58):  7600  fs.  (The- 
venin).  — 2.  Boucher,  Die  Sonnenuhr  (33:41): 


496 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


8750  fs.  (Sortais).  — 3.  Boudier,  Merkur,  als 
Erzieher  zur  Liebe  (38 : 47) : 2400  fs.  (Sortais). 

— 6.  Colson,  Die  unvorsichtige  Schläferin 
(41 : 32):  3600 fs.  (de  Polignac).  — 9.  Fragonard, 
Der  Fels,  Landschaft  mit  Figuren  (53 : 62) : 11 600fs. 
(Gaston  de  Lauverjat).  — 10.  Grenze,  Die  Un- 
schuld (40  : 33):  14200  fs.  (Sortais).  — 11.  Hein - 
sius,  Frauenporträt  (68:59):  6100  fs.  (Sortais). 

12.  Largilliere,  Frauenbildnis  als  Pomona 
(64:53):  600  fs.  (Sortais).  — 13.  Largilliere, 
Mme.  Barthelemg  de  St.  Hilaire  (81 : 65):  14100  fs. 
(Sortais).  — 14.  Largilliere,  Männliches  Bild- 
nis (64:53):  8100 fs.  (Tremblag).  — 15.  Lebrun, 
Joseph  Hyacinthe  deVaudreuil  (72:59):  6050  fs. 
(Sortais).  — 16.  Lemoyne,  Parisurteil  (66 : 82): 
1800  fs.  (Blondeau).  — 17.  Martin,  Königlidie 
Jagd  bei  Fontainebleau  (48:65):  3250  fs.  (Sor- 
tais). — 18.  Raphael  Mengs,  Dona  Isabel 
Pareno  d’Ärce,  marquise  de  Llano  (74:59): 
lllOOfs.  (Sortais).  — 23.  Perroneau,  Frauen- 
porträt (75:60):  25500 fs.  (Sortais).  — 24.  Hu- 
bert-Robert, Das  Gebet  (82:65):  700 fs.  (Ve- 
ran).  — 27.  Tiepolo,  Plafondskizze  (46  : 34): 
1750  fs.  — 28.  29.  Joseph  Vernet,  Morgen 
und  Äbend  (103:128):  9800  fs.  (Boussod  &Va- 
ladon). — 30. Vien, Brauttoilette, antik.  (100  : 135): 
4000  fs.  (Sortais). 

7.  Äpril.  Älte  Gravüren  etc.  45  Nos. 
Ertrag  20941  fs.  (C.  Pr.  Lemoine,  E.  Paulme  et 
Lasquin).  — 2.  Debucourt,  Die  Hochzeit  im 
Schlosse,  farbig,  breiter  Rand:  1890  fs.  (Mme. 
Weill).  — Miniaturen:  I sab  eg,  Madame  G.  . . 
(14:10):  2695  fs.  — Isabeg,  Damenporträt  auf 
Schildpattdose:  1880  fs.  Ältes  Porzellan: 
King  Charles-Hündchen,  Ält- Meißen:  1220  fs. 
(Vermeroch).  — Äpollo  auf  d.  Wagen,  Meißen: 
1140fs.  (Stettiner).  — Tapisserie  Brüssel,  große 
Figuren,  Eine  Königin  auf  dem  Trone  mit  Be- 
gleitung, Hnfang  XVII.  Jhdt.  (400  : 510) : 3700  fs. 
(Arnoux). 

13.  April.  Sammlung  L.  L.  ..  (C.  Pr.  Lair 
Dubreuil,  E.  Paulme  et  Lasquin),  Gesamtertrag 
74950 fs.  AlteBilder:  2.  Drolling,  Mäddien- 
bildnis  (39:32):  550  fs.  (Hackag).  — 7.  Marg. 
Gerard,  Die  Spitzenklöpplerin  (30:31):  2110fs. 
(Grawitz).  — Alte  Stiche:  13.  Debucourt, 
Der  öffentlidie  Spaziergang,  farbig,  1760  fs. 
(Bihn).  — 14.  Debucourt  zugesdirieben,  Pro- 
menade im  Palais  Royal,  „des  pavillons“  ge- 
nannt, farbig:  1100  fs.  (Bihn).  — 15.  Debucourt, 
Der  morgendliche  Absdiied;  Der  zerbrochene 
Krug  4350  fs.  (Bihn).  — 19.  Ja ni net,  Mlle.  Duthe 
nach  Lemoyne,  farbig:  1400  fs.  (Mme.  Leroy). 

— 21.  Nadi  Lawreince,  Die  Indiskretion  von 
Janinet,  farbig:  1980  fs.  (G.  Meyer).  — Nach 
Thomson,  Der  Bachübergang  von  Sag,  Aqua- 
tinta, farbig:  2160  fs.  (Bihn). 


7.  8.  April.  Vente  des  verstorbenen  Malers 
Dameron,  Landschaften.  194  Nos.  Gesamt- 
ertrag 362000  fs.  (C.  Pr.  de  Cagng,  E.  Arnold, 
Tripp,  Simons). 

10.  April.  Alte  Bilder:  (C.  Pr.  Lair  Du- 
breuil, E.  Sortais).  9.  Cogpel  (Schule)  Die  vier 
Weltteile  (70:145):  3105  fs. 

13.  14.  April.  Alte  Möbel:  (C.  Pr.  Baudoin, 
E.  MM.  Mannheim).  — Canape  und  3 Fauteuils 
Louis  XVI.,  Aubusson,  Tiere  und  Figuren  lOOlOfs. 
(Velghe).  R.  A.  M. 

s 

ÄMSTERDÄM  =^=======1= 

Hier  löst  jetzt  eine  große  Auktion  die  andere 
ab ; der  holländische  Kunstmarkt  bietet  im  Augen- 
blick jedem  Sammler  eine  reiche  Auswahl  guter 
Kunstwerke,  seien  es  alte  oder  neue  Gemälde, 
Handzeichnungen  und  Stiche,  kunstgewerbliche 
Sachen,  Schmuchgegenstände  usw.  Von  den 
Auktionen  des  April  war  zunächst  beachtens- 
wert die  von  der  Firma  C.  F.  Roos  & Co.  am 
13.— 15.  veranstaltete,  die  die  Sammlungen  Wwe. 
G.  Birkmans,  Debuy,  J.  Meiers,  Frl.  G.  H. 
Matthijsen  und  C.  Dutry  van  Haeften  unter 
den  Hammer  brachte.  Der  Schwerpunkt  dieser 
Versteigerung  lag  in  den  Erzeugnissen  des  alten 
Kunstgewerbes.  Hierunter  erzielten  der  im  Ka- 
talog auf  Tafel  IX  abgebildete  große  Schrank 
aus  Palisander-  und  Ebenholz,  Nr.  970,  850  fl., 
Nr.  1019,  eine  große  Ganguhr  in  Nußbaum  mit 
Spielwerk,  800  fl.  Das  auf  Tafel  IV  abgebildete 
Service  aus  blauem  chinesischen  Porzellan,  be- 
stehend aus  311  Stücken  (Nr.  507)  wurde  mit 
3010  fl.  zugeschlagen,  ein  schönes  Perlenkollier 
(Nr.  195)  mit  1350  fl.  Die  Gemäldesammlung 
war  weniger  bedeutend.  Der  Katalog  zählte 
wohl  eine  stattliche  Anzahl  erster  Namen  auf, 
aber  man  weiß  ja,  daß  die  Auktionsleiter  die 
von  den  Besitzern  gewählten  Zuschreibungen 
beizubehalten  pflegen.  Am  teuersten,  mit  900  fl., 
wurde  Nr.  56,  ein  lebensgroßes  Damenbildnis 
von  H.  A.  van  Kessel  bezahlt.  Es  ist  voll 
bezeichnet,  1617  datiert  und  zu  dekorativen 
Zwedcen  wohl  verwendbar.  Eine  ganz  hübsche 
Winterlandschaft,  die  den  Namen  Avercamp 
freilich  nicht  ganz  mit  Recht  trug,  brachte  340  fl. 
Ein  gutes  Frauenporträt  von  F.  Bol  400  fl.; 
Nr.  28.  ein  großes,  dem  H.  M.  Doncker  zuge- 
schriebenes Familienbild,  340  fl.;  Nr.  40,  zwei 
große  Porträts  von  Adr.  Hanneman,  400  fl.; 
Nr.  64,  Stilleben  von  Lelienbergh,  500  fl.; 
Nr.  69,  ein  männliches  Porträt  von  N.  Maes 
aus  seiner  späten  Zeit,  540  fl.  und  ein  1593  da- 
tiertes männliches  Bildnis  von  Fr.  Pourbus  II. 
500  fl. 


Der  Kunstsammler 


497 


Sehr  reichhaltig  (drei  Kataloge  mit  insgesamt 
1535  Nummern)  war  die  Kollektion  von  Stichen 
und  Handzeichnungen  aus  den  Sammlungen  H. 
L.  Rompel  (Haarlem),  Ä.  L.  Nijland  (Utrecht) 
u.  Ä.,  die  bei  R.  W.  P.  de  Vries  an  den  gleichen 
Tagen  (13.— 15.)  wie  die  eben  besprochene  Auk- 
tion unter  den  Hammer  kam.  Die  Hauptattrak- 
tionen bildeten  zwei  Zeichnungen  von  Rem- 
brandt.  Erstens  Nr.272,  ein  Studienblatt  eines  nach 
links  gewandten  alten  Orientalen  in  Feder  mit 
Lasuren.  Die  Zeichnung  macht  zunächst  einen 
sehr  guten  Eindruck.  Die  Figur  ist  hübsch  be- 
leuchtet und  das  Ganze  von  gewisser  bildmäßiger 
Wirkung.  Gerade  hieran  nimmt  aber  vielleicht 
ein  etwas  skeptischer  Betrachter  Anstoß,  und 
über  die  unsicher  gezeichneten  Hände  wird 
er  gewiß  nicht  ohne  weiteres  hinwegsehen. 
Ich  selber  halte  mich  hier  zu  den  Zweiflern. 
Indessen  möge  jeder  sich  sein  eigenes  Urteil  an 
; der  Hand  der  guten  Abbildung  im  Kataloge 
bilden.  Die  zweite,  kühn  und  flott  mit  kräf- 
tigen Federstrichen  hingeworfene  Zeichnung,  die 
die  Entdeckung  des  Fehltrittes  der  Kallisto  dar- 
stellt, blendet  auf  den  ersten  Blick  ganz  außer- 
ordentlich. Sicherlich  wird  das  Blatt  von  vielen 
als  trefflicher  Rembrandt  angesprochen  werden. 
(Es  kam  erst  nachträglich  hinzu  und  ist  im  Ka- 
talog nicht  verzeichnet).  Außer  den  zahlreichen 
Handzeichnungen  von  holländischen  Meistern, 
wie  Asselijn,  Backhugsen,  N.  Berchem, 
Bramer,  J. Bugs,  A.  Cuyp,  C.Dusart,  J.Es- 
selens,  van  Gogen,  Ph.  Köninck,  Paulus 
Potter  (?),  A.Pgnacker,  P.Quast,  R.Rogh- 
man,  J.  Ruisdael,  R.Saverg,  A.  Waterloo, 
Ph.  Wouwermans  u.  v.  a.  waren  auch  zwei 
Skizzenblätter  von  A.  v.  Dgck  da.  Und  ferner 
1 unter  all  den  Arbeiten  nordländischer  Künstler 
I zwei  Zeichnungen,  die  unter  dem  ihnen  ge- 
i gebenen  Namen  Raffael,  keine  besonders  gute 
; Figur  machten. 

Das  Hauptereignis  des  Monats  April  bil- 
! dete,  wie  vorauszusehen  war,  die  große  Auk- 
i:  tion  bei  Fred.  Müller  & Co.  (Sammlung 
I Hoogendijk,  II.  Teil  u.  A.)  am  28.  und  29. 
{ Die  schönen  Ausstellungsräume  dieser  Firma, 
j die  besonders  in  den  oberen  Sälen  durchaus 
nicht  das  Aussehen  einer  eilig  und  nur  für  ganz 
kurze  Zeit  zusammengehängten  Kunstsammlung 
j hatten,  waren  während  der  vier  Besichtigungs- 
i tage  ein  Sammelpunkt  für  nicht  nur  Amster- 
1 damer  Liebhaber  und  Händler.  Ich  habe  im 
vorigen  Bericht  schon  die  wichtigsten  Werke 
; nach  dem  vom  Katalog  gebotenen  Material  kurz 
; besprochen  und  kann  mich  heute  auf  die  An- 
gäbe  der  interessantesten  Preise  beschränken. 
Nur  ein  Wort  sei  mir  vorher  noch  gestattet. 
Die  meisten  der  reproduzierten  Gemälde  über- 


trafen die  danach  gehegten  Erwartungen,  was 
nicht  immer  der  Fall  zu  sein  pflegt.  So  ge- 
winnt auch  das  ziemlich  große  und  schon  durch 
die  flotte  Zeichnung  sehr  reizvolle  Bild  von 
Judith  Legster  noch  ungemein  durch  sein 
Kolorit.  Der  rechte,  so  graziös  dastehende 
junge  Zecher  trägt  ein  Kostüm  von  warm  leuch- 
tender zinnoberroter  Farbe,  während  der  andere, 
sitzende,  in  ziemlich  hellblaue  Hosen  und  einen 
mehr  neutralen,  violettbraunen  Rock  gekleidet 
ist.  Auf  dem  Krug,  den  die  rechte  Figur  hält, 
befinden  sich  übrigens  noch  Spuren  einer  Sig- 
natur, worauf  der  Katalog  nicht  hinweist.  Das 
Gemälde  brachte  6000  fl.  (Es  gibt  dazu  in  hol- 
ländischem Privatbesitz  noch  ein  Pendant,  das 
die  gleichen  Modelle  in  anderer  Stellung,  aber 
auch  in  Rot  und  Blau  gekleidet,  darstellt.  Beide 
Bilder  waren  1903  in  der  Guildhall  in  London 
ausgestellt).  Der  große,  prächtige  van  Gogen, 
unruhiges  Wetter  auf  der  Zuiderzee  (Nr.  41) 
ging  für  21100  fl.  ins  Ausland.  Dann  sind  zu 
erwähnen:  Nr.  3,  Venus  und  Amor  und  Nr.  4, 
Minerva  von  J.  Az.  Bäcker,  zusammen  500 fl.; 
Nr.  11,  N.  Berchem,  die  Furt,  1375  fl.;  Nr.  13, 
A.  V.  Begeren,  die  Auslage  des  Fischhändlers, 
3000  fl.,  Nr.  18,  F.  Bol,  Venus  und  Adonis, 
1900  fl.,  Nr.  500,  J.  v.  Craesbeek,  die  Klari- 
nettespielerin, 500  fl.,  Nr.  32,  J.  Gz.  Cugp, 
Porträts  eines  Herrn  und  einer  Dame,  zusammen 
1050  fl.;  Nr.  38,  C.  Dusart,  Dorffest,  4500  fl.; 
J.  van  Gogen,  Nr.  43,  die  Fregatte,  2350  fl.; 
Nr.  45  und  46  zusammen  1800  fl.;  Nr.  51.  J.  v. 
d.  Hagen,  Landschaft,  910  fl.;  Dirck  Hals, 
Nr.  53,  430 fl.  und  Nr.  54,  400  fl.;  Nr.  56,  Ger- 
ret  Heda,  der  Schinken,  700  fl.;  Nr.  68,  Th. 
de  Kegser,  Porträt,  3025  fl.;  Nr.  75,  Deut- 
scher Meister  gegen  1500,  der  Tod  der  Maria, 
1100  fl.;  Nr.  83,  Holländischer  Meister  der 
zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jhrhdts,  der  Friedens- 
kongreß in  Ngmwegen  (1676—79),  6000  fl.; 
Nr.  96,  A.  V.  d.  Neer,  Kanal  bei  Sonnenunter- 
gang, 1100  fl.;  Nr.  98,  von  demselben,  Mond- 
scheinlandschaft, 2550  fl.;  Nr.  111,  Th.  Rom- 
bouts,  lustige  Gesellschaft,  700  fl.;  Nr.  113  ein 
sehr  importantes  Gemälde  von  S.  van  Rugs- 
dael,  Landschaft  mit  Schloß,  11500  fl.;  Nr.  117, 
Jan  van  Scorel,  das  heilige  Abendmahl,  1600fl.: 
Nr.  132,  D.  van  Toi,  Interieur,  2100  fl.;  Nr.  134, 
E.  van  de  Velde,  Winterlandschaft,  800  fl.; 
Nr.  139,  Simon  de  Vlieger,  das  alte  Tauben- 
haus, 1150fl.;  Nr.  144,  JacobusVrel,  Straßen- 
ansicht, 2700  fl.  (!).  Am  zweiten  Auktionstage 
kam  zunächst  der  Rest  der  Gemälde  unter  den 
Hammer,  wo  noch  zu  notieren  sind:  Nr.  171, 
Q.  Brekelenkam,  Tischgebet,  310  fl.;  Nr.  172, 
von  demselben,  Interieur,  370  fl.;  van  Gogen, 
Nr.  197,  Flußlandschaft,  1575  fl.;  Nr.  198,  die 


498 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Hütte,  1650  fl.  und  Nr.  199,  schlechtes  Wetter 
auf  dem  Haarlemer  Meer,  1650  fl.;  Nr.  267, 
P.  Müller,  Marine,  625  fl.;  Nr.  301,  S.  van 
Ruysdael,  Flußlandschaft,  1200  fl.;  Nr.  307, 
Jan  Steen,  der  Satyr  bei  dem  Bauern,  1400 fl. 
und  Nr.  308,  Ä.  Storck,  Ansicht  von  Hamburg, 
400  fl.  Daran  schloß  sich  dann  die  Versteigerung 
der  Antiquitäten,  Möbel  usw.  und  der  großen 
Kollektion  Delfter  und  anderer  Fayencen  (Samm- 
lungen Heshuysen,  Haarlem,  Jacobi,  Haag 
und  Hondius,  Zaandam).  Die  Kauflust  ließ 
nichts  zu  wünschen  übrig,  so  daß  oft  geradezu 
Rekordpreise  erzielt  wurden.  Der  skulptierte 
und  1622  datierte  Büffetschrank  in  Nußbaum 
(Nr.  616)  brachte  1950  fl.;  Nr.  628,  eine  von 
van  Mieris  Grau  in  Grau  bemalte  Louis  XIV- 
Staffelei  1375  fl.  Für  die  sehr  schöne  Standuhr 
mit  Spielwerk,  Nr.  722,  wurden  2200  fl.  bezahlt, 
für  eine  etwas  kleinere,  Nr. 723,  800 fl.;  Nr.  145, 
ein  großer  sogenannter  Roemer  mit  der  Inschrift 
„Beati  Sunt  Pacific!“  nebst  der  Signatur  „Anna 
Roemers“  am  Fuße  wurde  nadi  hartem  Kampf 
mit  7100  fl.  an  Herrn  Krep  für  einen  Rotter- 
damer  Liebhaber  zugeschlagen.  Delfter  Por- 
zellan. Nr.  1 , ein  Paar  Pynacker-V äsen  mit  Deckel, 
3500  fl.  Nr.  2,  ein  Paar  polychromierte  70  cm  hohe 
Tulpenvasen  in  Form  von  Obelisken  auf  qua- 
dratisdiem  Fußstück,  1750  fl.;  Nr.  3,  ein  großer 
Blumentopf,  700fl.;  Nr.  4,  ein  Paar  polychromierte 
Salatsdiüsseln,  1650  fl.;  Nr.  7,  Wasserkanne  mit 
Schüssel,  680  fl.;  Nr.  9,  Essig-  und  Ölflaschen 
nebst  Pfeffer-  und  Salzgestell  mit  blauem  Dekor, 
890  fl.;  Nr.  37,  zwei  Essig-  und  Ölkannen  (Pij- 
nacker),  1875fl.;  Nr.54,zweipolgchromierteHähne, 
1575  fl.;  Nr.  63,  ein  Paar  Sdbüsseln  mit  poly- 
chromem Dekor,  1250  fl.;  Nr.  209,  ein  weißer, 
stehender  Elefant,  350  fl.  Der  chinesisdie  Fürst 
auf  einem  Thron  (Nr.  559)  in  Hödister  Porzellan 
stieg  bis  auf  10000  fl.;  Nr.  560,  die  Gruppe  einer 
chinesischen  Dame  mit  Diener,  der  den  Sonnen- 
schirm trägt,  auch  aus  der  Höchster  Manufaktur, 
brachte  3050  fl.  und  Nr.  558,  der  eingesdilafene 
Hirte,  ebenfalls  Höchst,  1425  fl. 

Die  erste  Versteigerung  im  Mai,  deren  Er- 
gebnis noch  mitgeteilt  werden  kann,  veranstaltete 
die  Firma  C.  L.  C.  Voskuil  & Co.  am  5.  im 
Versteigerungslokal  „de  Brakke  Grond“.  Es 
handelte  sich  um  die  Sammlungen  moderner 
Gemälde,  Aquarelle  und  Handzeichnungen 
aus  dem  Nachlaß  R.  S.  van  Son  und  Frau  W. 
J.  G.,  sowie  um  eine  Kollektion  von  54  Aqua- 
rellen und  Handzeidinungen  von  Th.  de  Bock 
aus  der  Sammlung  W. 

Von  den  im  allgemeinen  recht  guten  Preisen 
seien  genannt:  Nr.  9,  L.  Apol,  Waldallee,  lOOOfl.; 
Nr.  22,  C.  Bis  sch  Op,  im  Lichte  der  Bibel  (Aqua- 
rell), 1200 fl.,  Nr.  23;  B.  J.  Blommers,  die  Melk- 


frau, 3000  fl. ; Nr.  25,  T h.  d e B 0 ck , Abend,  2000  fl. ; 
Nr.  99,  Fred.  Du  Chattel,  anderVecht,  1000 fl.; 
Nr.  107,  C.  G a b r i e 1 , Mühlen  bei Moerdijk,  2300  fl. ; 
Nr.  1 12,  A.  M.  G 0 r t e r , Herbsttag,  1800  fl. ; Nr.  131 , 
Jozef  Israels,  die  alte  Näherin,  3200  fl.;  der- 
selbe, Nr.  132,  Bauerndiele,  1310  fl.;  Nr.  159,  J. 
Maris,  Mädchenporträt,  1000  fl.;  Nr.  161,  Wil- 
lem Maris,  Eseltreiber,  4000fl.;  derselbe,  Nr.  162, 
Melkzeit,  lOOOfl.;  Nr.  179,  Alb.Neuhuys,  nach 
dem  Schwesterchen  sehen,  3300 fl.;  Nr.  187,  Ge o. 
Poggenbeek,  Vieh  auf  der  Weide,  ICOO  fl. 

K.  F. 

s 

hääg=- 

Die  Kunsthandlung  J.  J.  Biesing  versteigerte 
am  6.  und  7.  Mai  gute  moderne  holländische 
Gemälde,  Aquarelle  und  Zeichnungen,  umfassend 
die  Sammlungen  von  Frau  A.  J.  Goedvriend, 
Berlin,  der  Herren  C.  E.  Lans,  Haag,  F.  J.  G. 
Bosman,  Scheveningen,  und  das  Atelier  des 
Malers  Bernhard  Höppe,  Haag,  insgesamt 
430  Nummern. 

Die  holländischen  Sammler  und  Liebhaber 
wenden  ihr  Hauptinteresse  vorzugsweise,  ja 
fast  ausschließlich  ihrer  heimischen  Kunst  zu. 
Das  tritt  im  Ausstellungswesen  hierzulande  deut- 
lich zutage.  Nur  ganz  vereinzelt  findet  man 
unter  den  vielen  Holländern  einmal  Werke  von 
ausländischen  Künstlern.  Natürlich  wird  hier- 
durch auch  die  Zusammensetzung  der  Privat- 
sammlungen bestimmt,  die  unter  den  Hammer 
kommen.  Der  Holländer  steht  den  Erscheinungen 
der  Kunst  eben  doch  anders  gegenüber  als  wir 
Deutschen.  Er  liebt  mehr  und  zwar  seine  i 
Künstler,  während  wir  gleichzeitig  auch  immer 
zu  verstehen  und  Neues  hinzuzulernen  suchen. 
Die  durch  Biesing  versteigerten  Sammlungen  < 
zeigten  so  das  gewohnte  Gesamtbild,  zusammen-  • 
gesetzt  aus  Werken  fast  aller  bekannten  und  j 
geschätzten  modernen  holländischen  Meister.  ) 
Die  erzielten  Preise  standen  gegen  die  der  i 
Amsterdamer  Auktion  vom  5.  Mai  um  eine  i 
geringe  Spur  zurück.  Es  wurden  bezahlt  für: 
Nr.  31,  C.  Gabriel,  Polderlandschaft,  760  fl., 
Nr.  69,  A.  Mauve,  Waschtag,  2150  fl., 
Nr.  147,  L.  Apol,  Winter,  1010  fl.;  Nr.  148,  Fl. 
Arntzenius,  Droschken  im  Schnee,  500  fl.;  I 
Nr.  170,  B.  J.  Blommers,  Kartoffelschälerin,  ; 
600  fl.;  derselbe,  Nr.  172,  der  erste  Gehversuch,  : 
1500  fl.;  Nr.  173,  Th.  de  Bode,  Pinken  am  i 
Strand,  975 fl.;  derselbe,  Nr.  175,  Buchen,  lOOOfl.;  • 
Nr.  193,  Fred.  Du  Chattel,  an  der  Vecht,  f 
590  ,fl.;  Nr.  259,  Jozef  Israels,  der  Brief, 
1200  fl.;  Nr.  298,  W.  Maris,  Kuhstall,  610  fl.; 
Nr.  160,  A.  Mauve,  Kuh  auf  der  Weide,  1600  fl.; 
Nr.  342,  P.  Rink,  Sommer,  550  fl.;  Nr.  397,  W.  i 


Der  KunstsammlGr 


499 


B.  Th  ölen,  auf  der  Zuiderzee,  1510  fl.;  Nr.  412, 
J.  H.  Weißenbruch,  Sonneneffekt,  860  fl,  — 
Vom  Museum  in  Dordrecht  wurden  angekauft 
je  ein  Bild  von  J.  Äkkeringa,  M.  Bilders 
van  Bosse  und  Th.  de  Bock.  Das  Museum 
Boymans  in  Rotterdam  ersteigerte  ein  Gemälde 
von  C.  Bauer,  und  vom  Haager  Museum  für 
moderne  Kunst  wurde  Nr.  98,  das  Porträt  Jozef 
Israels  von  Jan  Veth  (eine  Äquarellstudie  für 
die  bekannte  Steinzeichnung)  erworben.  K.  F. 


VERMISCHTES 

Die  van  Dycks  aus  der  Sammlung  Cattaneo  in 
Genua,  die  vor  Jahresfrist  ohne  Autorisation  ins  Aus- 
land wanderten,  sollen  jetzt  auf  dem  Reditswege  wieder 
zur  Rückkehr  veranlaßt  werden.  Es  verlautet,  daß  die 
Direzione  delle  Belle  Arti  gegen  die  gegenwärtigen  Be- 
sitzer der  Bilder  vorgehen  will,  auf  Grund  folgender 
juristischer  Momente;  der  Verkauf  wie  der  Kauf  sei  nichtig, 
weil  die  Verkäufer  minderjährig  waren,  also  ohne  gericht- 
liche Autorisation  nicht  ihren  Besitz  veräußern  konnten. 
Ferner  habe  der  Staat  eine  „Servitut“  auf  jenen  Bildern. 
— Es  wird  übrigens  bekannt,  daß  bei  dem  Verkaufe  der 
Bilder  nicht  weniger  als  516000  Lire  Vermittlerprovision 
gezahlt  worden  sind. 


KUNSTBÖRSE 

Gesuchtes 

Angebotenes 

Holzsdinitte  u.  Stöcke  des 
15.  u.  Änf.  d.  16.  Jahrh.,  eben- 
so Bücher  m,  Illustrationen  aus 
dieser  Zeit  (wenn  auch  in  de- 
fektem Zustand)  werden  ge- 
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sukes  etc.,  ferner  erste  Farb- 
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für  Kunstwissensch.,  Leipzig. 

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dier.,  9 Japan  signiert.  Luxus- 
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Gerätsdiaften  vorwiegend  der  Gotik  und  Frührenaissance, 

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in  Holz  und  Stein,  darunter  Werke  von  TILMÄN  HIEMENSCHNEIDEH, 
Arbeiten  in  Eisen  und  anderen  Metallen,  Geweihe,  Waffen  usw.  (ca.  2000  Nummern), 

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Bilderschmuck,  besonders  Manuskripte  mit  Miniaturen, 
Druckwerke  des  XV.  Jahrhunderts  (Inkunabeln),  Holz- 
schnitt- und  Kupferwerke  des  XV.  und  vom  Anfang  des 
XVI.  Jahrhunderts.  Einzelne  Holzschnitte  und  Kupfer- 
stiche des  XV.  und  des  beginnenden  XVI.  Jahrhunderts. 
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Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


AUKTIONSKÄLENDER 


Frühjahr 


Mai -Juni 
29.-5. 


1. 

2.-5. 


3. 


3. 


15.— 18. 


16.  u.  17. 


Juni 


Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Antiquitäten,  diines.,  japan.  u.  sächs. 
Porzellan,  Fayence,  Möbel,  Diaman- 
ten, Perlen,  Gold,  Silber,  Spitzen, 
Skulpturen,  mod.  Gemälde,  Aqua- 
relle, Handzeichn.,  Kupferstiche,  Por- 
träts, alte  holl.  Gemälde. 


Juni 


Juni 


Köln.  K.  A.  Stauff  & Cie.  Kupferst., 
Radier.,  Chodowiecki,  Handzeichn., 
Miniatur.,  alte  Heiligenbild.,  japan. 
Farbenholzschnitte,  diines.  Bronzen, 
Congowaffen. 

Köln.  M.  Lempertz  (P.  Hanstein). 
Gemälde  ält.  u.  neuerer  Meister  aus 
verschiedenem  Besitz. 


Juni 


Juni 


Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Französ.  u.  engl.  Stiche  aus  d.  Slg. 
Ihr.  Alfr.  Boreel-Haag  u.  a.  Ferner 
versch.  Smlg.  v.  Kupferstich,  niederl. 
Meister,  darunter  e.  ans.  Slg.:  Rene 
della  Faille-Antwerpen. 

Aadien.  Ant.  Creutzer,  vorm. 
M.  Lempertz.  Gemälde  alter  und 
neuzeitiger  Meister,  japan.  Bunt- 
drucke, Münzen,  Skulpturen,  Möbel 
und  sonst.  Antiquitäten  aus  Privat, 
teils  adeligem  Besitz. 

Mündien.  H.  Helbing.  Ölgemälde 
alt.  Meister  aus  Trient.  Privatbes. 

Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Handzeichnungen  alter  Meister  aus 
den  Sammlungen  H.C.Dubois,  Haag, 
C.  G.  V.  Schöffer,  Amsterdam,  Jacobi, 
Haag,  ein.  bek.  Paris.  Sammlg.u.  a. 

Amsterdam.  Fred.  Müller  & Co. 
Sächs.  Porzellan -Slg.  Ihr.  Alfred 
Boreel-Haag. 

Mündien.  Hugo  Helbing.  Samm- 
lung Juwelier  Franz  Greb  f.  Her- 
vorrag. Arbeiten  derSilberschmiede- 
kunst,  wertvolle  Keramiken,  Skulp- 


25.,  26.  u. 
29. 


Ende 


turen  in  Holz  und  Stein,  darunter 
Werke  von  T.  Riemenschneider, 
Arbeiten  in  Eisen  u.  and.  Metallen, 
Geweihsammlung,  Gewehre  usw. 

Mündien.  HugoHelbing.  Original- 
arbeiten der  künstlerischen  Mitarbei- 
ter an  der  Münchener  Jugend. 

Mündien.  Hugo  Helbing.  Ölge- 
mälde mod.  Meister  aus  verschied. 
Besitz. 

Mündien.  Hugo  Helbing.  Kupfer- 
stiche, Radierungen,  Holzschnite, 
Lithographien  des  15.— 18.  Jahrhun- 
derts, Original-Radierungen,  -Litho- 
graphien, -Holzschnitte  moderner 
Meister. 

London.  Messrs.Christie,Manson 
& Woods.  Sammlung  Stephen 
Holland  f.  Englische  Meister: 
Turner:  „Mortlake“ (Sommerabend, 
FluBlandschaft);  „TheStorm“;  „The 
Morning  after  the  Storm“  (gemalt 
18^0)  und  7 Aquarelle.  Constable: 
„Salisbury  Cathedral“ ; Gainsbo- 
rough:  „Hervest  Waggon“;  W. 
Oschardson:  „Napoleon  auf  dem 
Bellerophon“;  zwei  J.  Linnel  sen. 
4 Aquarelle  von  F.  Walker,  6 von 
Bonnington,  5 von  de  Wint,  einige 
von  David  Cox  u.  a.  m.  — Am  29. 
die  Abteil.  Kontinentaler  Bilder: 
Corot:  „L’Etang“  und.„A  River 
Scene“;  zwei Daubignys;  dreiDiaz, 
darunter  „DieBadenden“;  Harpignies 
„Matinee  d’Automme“ ; zwei  Charles 
Jacque;  L’Hermitte:  „TheFerry“  u. 
Troyan:  „In  the  Woods  at  Meudon 
aboveSevres“.  Alles  in  allem  432  St. 

Leer.  Eßlinger.  Ostfries.  Schmuck, 
Möbel,  Uhren,  Delfter  und  chines. 
Porzellan. 


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Heft  5,  1908 


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Littauer,  Odeonsplatz  2.  London:  Mansell,  Oxford  Street  Paris: 
Giraudon,  Rue  des  Beaux  Ärts.  New  York:  Busse,  12  West  28^*- 
Madrid:  Ferdinando  Fe,  Puerta  del  Sol 


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von  ganz  Italien,  Spanien 

(Cordova,  Escurial,  Granada, 
Madrid,  Sevilla,  Toledo),  England  (National  Gallery,  British 
Museum,  [Handzeichnungen]  Sammlung  Herbert  Cook, 
Wallace  Collection). 

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den  nachstehend  aufgeführten  Sammlungen: 

Deutschland  u.  Österreidi: 

Königl.  Gemälde-Galerie,  Berlin 

Königl.  Gemälde-Galerie,  Dresden 

Königl.  Gemälde-Galerie,  Kassel 

Königl.  Altere  Pinakothek,  München 

Gräflich  Raczynskische  Kunstsamm- 
lung, Posen 

Schönheiten -Galerie,  Wilhelmsthal 
bei  Kassel 

Kaiserl.  Gemälde-Galerie,  Wien 

Fürstlich  Liechtensteinsche  Gemälde- 
Galerie,  Wien 

Gemälde-Galerie  des  Grafen  Jaromir 
Czernin  von  Chudenitz,  Wien 

Ungarn: 

Museum  der  Schönen  Künste, 
Budapest 

England: 

The  National  Gallery,  London: 

1.  Foreign  Schools 

2.  British  and  modern  School 

3.  The  Tate  Gallery 

The  Earl  of  Northbroock’s  Collection, 
London 

The  Buckingham  Palace  Gallery 

The  Windsor  Castle  Gallery 

The  Wallace  Collection  in  Hertford 
House,  London 

The  Duke  of  Devonshire’s  Collections, 
Chatsworth,  Hardwick  and  London 
The  Gallery  of  Alleyn’s  College  of 
God’s  Gift,  Dulwich 

The  Corporation  Art  Galleries  Glas- 
gow and  Edinburgh 

The  Earl  of  Spencer’s  Collection, 
Northampton 

Belgien  und  Holland: 

Johannes -Hospital  und  Städtisches 
Museum  Brügge 

Mus6e  Royal,  Brüssel 

Rijksmuseum,  Amsterdam 

Königl.  Gemälde-Galerie  im  Haag 
Städtisches  Museum,  Haarlem 

Frankreidi : 

Musee  National  du  Louvre,  Paris 
Musee  National  du  Luxembourg,  Paris 

Italien: 

Galleria  del  Palazzo  Pitti,  Florenz 
Galleria  degli  Uffizi,  Florenz 

R.  Pinacoteca,  Mailand 

Museo  Nazionale,  Neapel 

Galleria  Borghese,  Rom 

Palazzo  Corsini,  Rom 

Palazzo  Vaticano,  Rom 

Accademia,  Venedig 

Rußland: 

Kaiserliche  Gemälde-Galerie  in  der 
Ermitage,  St.  Petersburg 

Spanien: 

Museum  des  Prado,  Madrid 

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FRANZ  HANFSTAENGL  • KUNSTVERLAG  • MÜNCHEN 

Monatshefte  für  Kunstwissenschaft.  Heft  5,  1908 


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DIE  ITALIENISCHEN 
BRONZESTATUETTEN  DER  RENAISSANCE 

VON 

WILHELM  BODE 

Generaldirektor  der  Königl.  Museen  in  Berlin 

3 Bände.  Band  I und  II  in  je  5 Lieferungen  mit  je  18  Tafeln  in  Lichtdruck. 
Subskriptionspreis  jeder  Lieferung  M.  25. — Band  I/III  gebunden  je  M.  145.— 

INHALT: 

Bronzestatuetten  der  Florentiner  Künstler:  Donatello,  Pollaiuolo,  Bertoldo  u.  a.  — 
Bronzestatuetten  der  ältesten  Paduaner  Künstler:  Bellano  u.  a.  — 

Bronzestatuetten  und  Geräte  von  Riccio.  — 

Bronzestatuetten  von  Sperantio,Äntico, Francesco  da  Sant’Ägata — Nach  der  Äntike.  — 
Kleine  Tierbronzen  und  Bronzegeräte.  — Florentiner  Kleinbronzen  der  Hochre- 
naissance von  Michelangelo,  Cellini  u.  a.  — 

Venezianer  Kleinbronzen  der  Hochrenaissance  von  Jac.  Sansovino  u.  a.  — 

Äusfühlichen  Prospekt  sendet  der  Verlag,  eine 

Lieferung  legt  jede  Buchhandlung  zur  Ansicht  vor. 

Tn  der  vorliegenden  Publikation  hat  sich  der  Herausgeber  zum  Ziel  gesetzt,  den  Bestand 

1 an  künstlerisch  wertvollen  Bronzestatuetten  und  Geräten  der  italienischen  Renaissance 
möglichst  vollständig  zur  Anschauung  zu  bringen  und  diese  wenig  bekannten  köstlichen 
kleinen  Bildwerke,  die  weit  zerstreut  sind  über  Museen  und  Privatsammlungen,  dem  all- 
gemeinen Genuß  und  dem  Studium  dadurch  näher  zu  bringen.  Nachdem  Vorarbeiten  über 
unser  Thema  mit  Ausnahme  von  kurzen  Aufsätzen  von  Wilhelm  Bode  über  einzelne  Künstler 
' noch  fast  ganz  fehlen  und  Urkunden  oder  alte  Überlieferungen  zur  Bestimmung  der  Künstler, 
der  sich  auch  sonst  große  Schwierigkeiten  entgegenstellen,  nur  spärlich  vorhanden  sind,  lag 
es  nahe,  das  reidie  Material  nach  dem  Orte  der  Aufbewahrung  dieser  Kleinbronzen  oder 
nach  ihren  Darstellungen  zusammenzustellen.  Damit  wäre  aber  die  Arbeit  einer  Ordnung 
nach  Sdiulen  und  Meistern,  die  doch  einmal  gemacht  werden  muß,  wieder  der  Willkür  jedes 
einzelnen  überlassen  geblieben.  Der  Herausgeber  hat  sich  daher  zu  dem  sdiwierigen  Versuch 
der  Gruppierung  nach  Künstlern  entschlossen.  Wenn  dabei  auch  manche  Stücke  unbestimmt 
bleiben  mußten  und  zahlreiche  Bestimmungen  nur  hypothetisch  ausgesprochen  werden  konnten, 
so  dürfte  doch  das  Werk  mancher,  namentlich  der  hervorragendsten  Künstler:  eines  Dana- 
tello,  Bertoldo,  Pollaiuolo,  Bellano,  Riccio,  Francesco  da  Sant’Agata  und  anderer  mehr,  nach 
den  erhaltenen  Stücken,  die  uns  jetzt  wohl  zum  größten  Teil  bekannt  sind,  annähernd 
richtig  zusammengestellt  und  charakterisiert  sein.  Die  Aufnahme  sämtlicher  in  Betracht 
kommender  Stücke  war  nur  möglich  durch  das  Entgegenkommen  der  Vorstände  der  öffent- 
lichen Sammlungen  und  der  zahlreichen  Besitzer  der  Bronzen.  Die  Lichtdrucke  wurden  fast 
ausschließlich  nach  eigenen  Originalaufnahmen  hergestellt,  deren  Beschaffung  zum  Teil  mit 
großen  Schwierigkeiten  verknüpft  war. 

I 


Heft  5,  1908 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


Verlag  von  Gerhard  Kühtmann,  Dresden-Ä.,  Albreditstraße  12. 

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Dritter  Jahrgang  1908.  Ein  Nadischlagebuch  für  deutsche  bildende 
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ausstellungen ist,  ferner  dem  Kunstmaler,  ja  sogar  dem  Kritiker  und  nicht  zuletzt  dem 
Künstler  selbst  eine  Quelle  des  spezifischen  Kunst-  und  Künstlerverständnisses  geboten 

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Gesdiidite  des  japanischen  Farbenholzschnittes. 

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Geschmackes  täglich  größer  wird,  ist  das  Werk  jedem,  der  Interesse  an  einer  gesunden 
realistischen  Entwickelung  in  Kunst  und  Kunstgewerbe  hat,  durchaus  unentbehrlich 

Ludwig  Volkmann,  Grenzen  der  Künste. 

Auch  eine  Stillehrc.  256  S.  Text  mit  147  Abbild.  Format  26X20  cm 
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Ludwig  Volkmann,  Naturprodukt  und  Kunstwerk. 

Vergleich.  Bilder  zum  Verständnis  des  künstlerischen  Schaffens.  Zweite, 
neu  bearbeitete  und  vermehrte  Auflage.  128  Seiten  Text  mit  5 Text- 
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Originalleinenband  nach  Entwurf  von  M.  Molitor  M.  8. — 

Zwei  ausgezeichnete  Werke.  Wer  sie  aufmerksam  gelesen  hat,  hat  jenes  Ge- 
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Felix  Zimmermann,  Beethoven  und  Klinger. 

Eine  vergleichend-ästhetische  Studie.  51  S.  Format  27X20  cm  M.  2. — 
Der  Verfasser  stellt  sich  in  dieser,  mit  großer  Liebe  durchgeführten  Arbeit  die  Auf- 
gabe, im  Schaffen  Max  Kilngers  nachzuforschen,  welche  geistigen  Beziehungen  ihn,  den 
Schöpfer  der  vielumstrittenen  Beeithoven-Statue,  mit  dem  größten  Musiker  verbinden. 


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centpmalt^eiiäng^  ane  V^erfaSers  leitet  der  Unterzeichnete 

Verlag  ein  heues  ffn  ein,  das  den  Zweck  verfolgt,  auch 

::  gröbere  Ärijeii^  die  ^geii  u|^dn  Monatsheften  für  Kunst- 

- wissenfsdh^^  4ethe  JVulnahnie  Honneh,  in  selbständiger  Form,  aber 

' im  eiigen  ^ns^me^ang  mit  unserer"  Zeitschrift  zu  publizieren*  Wir  hoffen 
^ ^mif  d^e^  kunstwissenschaftlichen  Forschürig  eine  neue  Publikatiönsmöglichkeit 
;^zu  sxhaffen,  53hl#  ciab  dadur^i  die  Selbständ^^  berührt  wurde. 

BeI^^Äsbau;  (l€^  Serie  Irii^M  skh  ganz  nach  den  Bedürfnissen  und  ist  in 
mäßige^  --  Das  Werk  yonr  Oswald  Sirert  hat  das  inter- 
essante Giottiiio  - Problem  mitten  aus  der  Trecento- 

malerei^  führt  manches  bis  dahin  noch  unpublizicrte 

Bestehungen  nehmen  Schon  jetzt  sämtlidic  Buchhandlungen  entgegen. 

^UhWiardt  jf  Biermann, ^ 


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':6eauHful  yirgitt  of  Bcgensburg.  Bg  ^mpbe«  Dodgson  /|;f  *P"^” 
Qenräldi^#Mt>scujb;^r  sdiÖnenKunste-zu  oli' 

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: MICHEL.  HistoiredePHrt.  i»-S-':®®Bf[i4wiMGKRTEN  TOLHMi, 

for  MsÄieEnglaödw  , päul  /Ss ' Um  1800.  (Hermann 

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^Ife  Freöii^e " di^  Ötte^  ;4hfe . 
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der  Abonnenten  ^di  auch  %' ~d^äomi^nde^^  rMSna® 
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beffen  bereits^  eine  b^ondere-El+ijdn^Ä 
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RcdaktipiierC  4et  Mpndfek^e:  & J£w 

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Für  PartSi;CÄkj^i^£^ey^^ 


Böiianart|t;  I^s. 


Bezugspreis -der 

JähriRU  t2  He%e;tÄ^do9?Ä'^'jftÄP>^ 
Ebi2€ihdte'Jilu  .. 

Bedungen  ^ Probikl^e^  un^^d^äo^giiL^ 

" und  Aus4aadesi«^eg^" 
den  yerla®  von  Kl^K|pl^Dir3t^Ö^ 


MONATSHEFTE 

^KUNSTWISSENSCHAFT- 

ffi 

iXUr 

Herausgeber:  DR-  GEORG  BIERMANN 
Redaktion:  LEIPZIG,  Liebigstr.  2 

□ Begründet  als  „Monatshefte  der  Kunstwissenschaftlichen  Literatur“  von  Dr.  Ernst  Jaffe  und  Dr.  Curt  Sachs  □ 


I.  Jahrg.  Heft  6 1908 


Die  Fresken  in  der  Cappella  di  S.  Äntonio  in 

Le  Campora 

Von  Osvald  Siren  (Stod^holm). 

Im  Jahre  1334  gründete  der  Äugustinermönch  Prete  Bartolommeo  Bononi  ein 
Kloster  an  einer  Stelle  südlich  von  Florenz  (ganz  nahe  der  Stadt),  genannt  Bello- 
sguardo.  Das  Kloster  erhielt  den  Namen  S.  Sepolcro.  Die  Lage  war  indessen  so 
ungesund,  daß  man  sich  veranlaßt  sah,  nach  nur  zwei  Jahrzehnten  das  Kloster  weiter 
nach  Süden  auf  die  Anhöhen  bei  Colombaja  zu  verlegen.  Hier  wurde  das  Augustiner- 
kloster zum  zweiten  Male  i.  J.  1355  gegründet  und  erhielt  nun  den  Namen  Sta.  Maria 
di  S.  Sepolcro  a Colombaja^).  Der  gewöhnlidie  Name  für  diese  Stiftung  wurde 
indessen  bald  Le  Campora,  der  noch  heute  fortlebt,  obwohl  die  Kirche  zerstört  und 
das  Kloster  nunmehr  zu  einer  Villa,  „La  Corona“  ungewandelt  worden  ist.  Aus  der 
früheren  Geschichte  des  Klosters  verdient  ferner  erwähnt  zu  werden,  daß  es  i.  J.  1435 
aus  dem  Besitz  des  Augustinerordens  in  den  der  Vallombrosianermöndie  bei  der  Badia 
in  Florenz  überging. 

Im  übrigen  können  wir  eine  Reihe  interessanter  Angaben  über  die  Klosterkirche 
und  ihre  Kapelle  den  „Memorie  della  Chiesa  di  S.  Maria  del  Sepolcro,  Villa  dell’Ab- 
badia  di  Firenze“  entnehmen,  die  Don  Placido  Puccinelli  in  seiner  „Storia  di  Ugo  il 
Grande“  (ed.  Milano  1664,  pari  3)  mitgeteilt  hat.  Mr.  Herbert  P.  Home  hat  die 
Freundlichkeit  gehabt,  uns  folgende  Auszüge  aus  Puccinellis  Arbeit  zur  Verfügung 
zu  stellen. 

In  dem  Fußboden  der  Kirche  befand  sich  ein  Grabstein  mit  der  Insdirift:  „Hic 
iacet  Corpus  Venerabilis  Patris,  ac  Religiosi  Viri  Fratris  Benedicti  Magistri  Ta^di  huius 
monasterij  S.  Maria  Camporeorum  Fundatoris.  An  Domini  MCCCXXXVII  die  XXVII 
Septembris“ "). 

Für  das  Äbbildungsmaterial  zu  diesem  Aufsatz  will  ich  hier  meinen  ergebensten  Dank 
dem  Direktor  des  Kunsthistorisdien  Instituts  in  Florenz  Herrn  Prof.  Dr.  H.  Brockhaus  aussprechen. 

1)  Vgl.  Carocci,  Dintorni  di  Firenze.  Ed.  1881,  S.  206. 

Dieser  Grabstein  war  offenbar  aus  der  früheren  Klosterkirche  hierher  überführt. 

33 


502 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Auf  dem  Hochalter  stand  ein  Bild  mit  dem  Wappen  der  Familie  Albizzi  und 
dem  Datum:  „adi  XX  di  gennaio  MCCCCXX“. 

Die  Kapelle  neben  dem  Chor  war  dem  S.  Antonios  Abbas  geweiht,  und  über 
ihrem  Eingang  befand  sich  ein  Wappenschild:  nach  Puccinelli  das  der  Familie  Benini- 
Formichi,  mit  der  Jahreszahl  MCCCLXXII  versehen. 

Auf  dem  Altar 


in  der  Sakristei  stand 
ein  Bild  mit  Guicciar" 
dinis  Wappen. 

In  der  Cappella 
dell’Annunziata  be- 
fand sich  ein  Bild 
mit  dem  Vcttori- 
Wappen  und  der  Jah- 
reszahl MCCCCLIV. 

In  dem  Refek- 
torium, das  früher 
Kapitelsaal  gewesen, 
sah  man  das  Cap- 
poni-Wappen. 

Puccinellis  An- 
gaben besitzen  je- 
doch nunmehr  fast 
ausschließlich  histori- 
sches Interesse,  denn 
die  Mehrzahl  der  Ka- 
pellen und  Bilder, 
von  denen  er  spricht, 
sind  zerstört.  Von 
der  ursprünglich  sehr 
groß  angelegten  Kir- 
che sind  nur  der  Chor 
und  eine  Kapelle  zur 
Seite  desselben  er- 
halten, das  ganze 
Langschiff  und  das 


Äbb.  1.  Antonius  begegnet  dem  Teufel  als 
Satyr  □ 


Querschiff  sind  zer- 
stört. Die  erhaltenen 
Teile  der  Kirche  wer- 
den noch  immer  zu 
Kultzwecken  ver- 
wendet, als  eine 
Hauskapelle  für  die 
Villa,  zu  der  man 
das  Kloster  umge- 
baut. Dagegen  sind 
die  frühere  Sakristei 
und  das  Refektorium, 
die  hinter  dem  Chor 
und  seiner  Seiten- 
kapelle liegen,  zu 
reinen  Wirtschafts- 
gebäuden degradiert 
worden,  die  erstere 
wird  jetzt  als  Lager- 
haus für  Gartenpro- 
dukte und  Geräte 
angewendet.  Der  alte 
Kreuzgang  ist  nur 
teilweise  erhalten; 
das  Einzige,  was 
gewachsen  und  sich 
ausgedehnt  hat,  ist 
der  Garten,  der  nun- 
mehr einen  großen 
Teil  des  Boden  be- 
deckt, auf  dem  früher 


die  Kirche  gestanden  hat,  und  der  sicherlidi  reicher  und  prachtvoller  ist  als  in  den 
Tagen  der  Blüte  des  Klosters. 

Nachdem  das  Langschiff  niedergerissen,  ist  natürlich  der  Haupteingang  des  Chors 
mit  einer  neuen  Wand  verbaut  worden.  Wir  treten  durch  eine  kleine  Tür  vom 
Kreuzgang  her  ein.  Dicht  neben  der  Tür,  bevor  wir  in  die  Kapelle  eintreten,  fällt 
unser  Blick  auf  ein  Gemälde,  das  sich  über  der  Querarkade  befindet,  welche  den 
Klostergang  abschließt.  Es  stellt  einen  thronenden  Papst  in  einer  hohen  Renaissance- 


Siren.  Die  Fresken  in  der  Capelia  di  S.  Äntonio  in  Le  Campora 


503 


nisdie  dar  und  zu  beiden  Seiten  von  ihm  Kardinale.  Hinter  der  Rücklehne  der  Bank 
ragen  Orangenbäume  empor.  Obgleich  das  Fresko  stark  zerstört  ist,  ist  es  doch  leicht 
zu  sehen,  daß  wir  hier  ein  nach  den  Kompositionsprinzipien  der  Brüder  Pollajuolo  und 
Baldovinettis  ausgeführtes  Gemälde  haben.  Das  Bild  ist  wahrscheinlich  in  den  1470-er 


Jahren  entstanden, 
sein  Meister  ist  eines 
von  den  vielen  klei- 
nen Talenten  ge- 
wesen, die  den  Fuß- 
spuren der  genann- 
ten großen  Maler 
folgten. 

Treten  wir  dann 
in  den  einstigen  Chor 
ein,  so  finden  wir 
einen  großen,  leeren, 
fast  quadratischen 
Raum  mit  weißge- 
tünchten Wänden. 
Der  Ältar  steht  rechts 
(nach  Süden)  vor 
dem  Eingänge  zu  der 
angrenzenden  Ka- 
pelle, die  nun  sozu- 
sagen einen  Chor  zu 
dem  früheren  Chore 
bildet,  der  seinerseits 
als  kleine  Kirche  die- 
nen muß.  Prüfen  wir 
näher  die  schmutzig 
grauen  Wände,  so 
bemerken  wir,  daß 
unter  der  Kalksdiicht 
sich  Fresken  befin- 
den; die  etwas  er- 
habenen goldenen 
Glorienscheine 


Äbb.  2.  Äntonius  vor  Paulus’  Höhle  knieend 


schimmern  hier  und 
da  hervor.  Durch  vor- 
sichtiges Äbdecken 
würden  sie  wahr- 
scheinlich zutage  ge- 
fördert werden  kön- 
nen. Vorläufig  müs- 
sen wir  uns  mit  dem 
Studium  der  Gemäl- 
de, welche  die  an- 
grenzende Kapelle 
schmücken,  begnü- 
gen. Es  ist  ohne 
Zweifel  dieselbe,  die 
nach  Puccinelli  dem 
hl.  Antonius  Abbas 
geweiht  war,  von  der 
Familie  Benini-For- 
midii  gegründet, 
deren  Wappen  nebst 
der  Jahreszahl  1372 
über  dem  Eingänge 
angebracht  war.  Die 
Fresken  in  dieser 
Kapelle  behandeln 
nämlich  das  Leben 
des  hl.  Antonius,  und 
auch  aus  stilkriti- 
schen Gründen  kön- 
nen wir  es  in  die 
Zeit  kurz  nach  1372 
verlegen , welches 
Jahr  als  Gründungs- 


jahr der  Kapelle  anzunehmen  sein  dürfte.  Bedauerlicherweise  sind  indessen  auch  diese 
Fresken  übertüncht  gewesen,  und  alssie  wahrscheinlich  vor  einigen  Jahrzehnten,  wenigstens 
von  der  Kalkschicht  befreit  wurden,  ist  man  nicht  mit  der  gebührenden  Sorgfalt  vor- 
gegangen, hat  vielmehr  die  Malereien  stark  restauriert.  Von  den  geringen  Resten  aus, 
die  in  einigermaßen  erträglichem  Zustande  erhalten  geblieben  sind,  wollen  wir  hier  zu 
einer  genaueren  Bestimmung  des  Ursprungs  der  Malerein  vorzudringen  versuchen.  Übrigens 


504 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


ist  es  hohe  Zeit,  diesen  Fresken  einige  Äufmerksamkeit  zu  widmen,  denn  wenn  nicht 
ein  behutsamer  Restaurator  bald  eingreift,  werden  sie  in  nicht  ferner  Zeit  vollständig  von  | 
den  Wänden  abgeblättert  sein.  Ein  guter  Anfang  liegt  schon  jetzt  in  dieser  Hinsicht  vor. 

Die  Motive  sind,  wie  gesagt,  der  Legende  des  hl.  Antonius  entnommen.  Die 
Erzählungen  sind  auf  vier  größere  Bildfelder  auf  jeder  der  Längswände  und  vier  ! 

kleinere  Felder  zu  beiden  Seiten  des  Fensters  verteilt.  Die  Decke  schmücken  Brust-  { 

bilder  der  vier  Evangelisten  in  Medaillons,  von  denen  jedoch  nur  eines  vollständig  : 

erhalten  ist.  Über  dem  Eingänge  findet  sich  ein  Brustbild  des  toten  Christus  und  in  | 

der  Laibung  des  Eingangsbogens  eine  Reihe  Prophetenmedaillons.  Zu  beiden  Seiten  i: 

des  Eingangs  ausserdem  ein  stehender  Heiliger  nebst  einem  knieenden  Mönch : 

S.  Antonius,  seine  Ordensregeln  einem  Bruder  übergebend,  und  ein  Bischof,  einem 
anderen  Mönche  ein  Buch  überreichend. 

Das  erste  Fresko,  die  Lünette  an  der  linken  Wand  einnehmend,  stellt  Antonius 
als  Jüngling  dar,  wie  er  seine  Reichtümer  an  Krüppel  und  Arme  verteilt,  und  Antonius, 
wie  er  den  Eremiten  in  der  Wüste  besucht.  Das  Fresko  gehört  zu  denen,  die  am 
meisten  gelitten  haben.  Die  Hauptfigur,  die  in  einer  Loggia  oder  Vorhalle  steht,  ist  zum 
größeren  Teile  zerstört.  Antonius  zählt  aus  seinem  Beutel  den  Armen  Geld  auf.  Die 
beiden  in  Lumpen  gehüllten  Bettler,  die  von  rechts  kommen,  der  eine  einen  kleinen 
Knaben  an  der  Hand  führend,  sind  durch  die  Restaurierung  entstellt  worden.  Das  ? 
Gleiche  gilt  von  den  beiden  Krüppeln,  die  nach  der  anderen  Seite  ihres  Weges  ziehen.  ^ 
Die  Figuren  sind  groß  und  kräftig  mit  steifen  Bewegungen,  die  Typen  fast  grotesk  | 
mit  ihren  langen  Nasen  und  großen  Ohren.  Eine  eigentliche  Vorstellung  von  dem  Stil  P 
des  Künstlers  gewährt  uns  dieses  Fresko  kaum.  1 

Es  folgen  dann  in  der  mittleren  Lünette,  dem  Eingang  gegenüber,  die  durch  das  ] 
Fenster  geteilt  wird,  zwei  Szenen  aus  dem  Wüstenleben  des  h.  Antonius,  beide  nur  die  j 
Figur  des  Heiligen  bietend.  Die  erste  ist  kaum  mehr  sicher  zu  deuten,  da  die  Gestalt  des 
Teufels  nicht  mehr  sichtbar  ist,  wir  sehen  nur  Antonius,  wie  er  erschrocken  zur  Seite  weicht. 

Das  andere  Bild  zeigt  Antonius,  in  der  Zelle  stehend,  die  der  Teufel  zum  Einsturz  ge- 
bracht hat.  Summarisch  angedeutete  Felsen  mit  ein  paar  plumpen  Bäumen  geben  die  | 
Hintergründe  ab.  Die  Figur  ist  in  beiden  Fällen  grob  und  steif,  die  Gesichter  retuschiert, 
so  daß  wir  von  der  ursprünglichen  Typenbildung  keinen  Eindruck  mehr  erhalten  können. 

Die  dritte  Lünette  an  der  rechten  Wand  wird  von  zwei  teuflischen  Marterszenen 
eingenommen.  Als  der  Heilige  sich  von  den  Verletzungen,  die  er  beim  Einsturz  der 
Zelle  erhalten,  etwas  erholt  hatte  und  sich  bereit  erklärte,  den  Kampf  mit  dem  Teufel 
wieder  aufzunehmen,  ließ  dieser  seine  Helfershelfer  mit  Keulen  und  Knütteln  über  ihn 
herfallen,  und  als  es  ihnen  hierdurch  nicht  gelang,  seine  Widerstandskraft  zu  brechen, 
nahmen  sie  die  Gestalt  von  wilden  Tieren,  Wölfen,  Schweinen,  Ziegenböcken,  Stieren 
usw.  an,  die  den  frommen  Mann  übel  zurichteten.  Christus,  der  ohne  einzugreifen, 
dem  Auftritt  zugesehen  hatte,  tröstete  den  Zerdroschenen  damit,  daß  sein  Name  einst 
berühmt  im  ganzen  Universum  werden  sollte  Der  Künstler  hat  die  beiden  Szenen 
nicht  zu  einer  organischen  Komposition  verschmolzen.  Der  Heilige  wird  ganz  einfach 
zweimal  ausgestreckt  auf  dem  Boden  liegend  dargestellt,  so  daß  sein  Kopf  in  der  einen 
Bildhälfte  an  seine  Füße  in  der  anderen  Bildhälfte  stößt.  Die  Teufel,  die  ihn  quälen. 


Siren.  Die  Fresken  in  der  Cappella  di  S.  Äntonio  in  Le  Campora 


505 


Äbb.  3.  Äntonius  und  Paulus  das  Brot  teilend.  Äntonius’  Tod 


sind  herkömmlicherweise  dargestellt  als  zottige  Menschen  mit  Schnäbeln,  Klauen  und 
Fledermausflügeln.  Die  in  einer  Reihe  hervorstürzenden  Tiere  sind  recht  gut  charak- 
terisiert und  scheinen  wirklich,  dank  dem  Parallelismus  der  Bewegungen,  mit  furditbarer 
Geschwindigkeit  dahinzustürmen.  Der  gemeinsame  Felsenhintergrund  ist  zum  größeren 
Teil  zerblättert,  aber  auch  in  seinem  ursprünglichen  Zustand  hat  das  Fresko  offenbar 
sich  nicht  durch  besonders  dekorative  Eigenschaften,  einheitlidie  Linienführung  oder 
monumentale  Geschlossenheit  ausgezeichnet. 

Die  Legende  findet  ihre  Fortsetzung  auf  der  gegenüberliegenden  Wand  unter 
der  zuerst  beschriebenen  Lünette  mit  dem  großen  Bilde  in  breitem  Format,  welches 
S.  Äntonius  zu  seinen  Schülern  im  Kloster  bei  Phaium  redend  und  den  Heiligen  vor  seiner 
Zelle  darstellt,  wo  ein  Engel  ihm  eine  himmlische  Botschaft  bringt  (möglicherweise 
den  Befehl,  das  Kloster  zu  verlassen  und  den  verfolgten  Christen  Trost  zu  bringen?). 
Das  Fresko  ist  glücklicherweise  nicht  in  so  hohem  Grade  durch  Retuschen  entstellt  wie 
die  vorigen,  obwohl  solche  auch  hier  Vorkommen.  Die  fünf  Mönche,  die  mit  ihrem 
Lehrer  in  einem  Kreise  vor  der  Klostermauer  sitzen,  zeigen  ausgesprochene  Typen, 
die  als  Anhaltspunkte  zur  Bestimmung  des  Meisters  dienen  können.  Antonius’ 
kindliches  Greisengesicht  mit  der  niedlichen  kleinen  Nase  und  dem  langen  weißen 
Bart  können  wir  hier  zum  ersten  Male  deutlich  wahrnehmen;  es  kehrt  in  den 


506 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


folgenden  Fresken  wieder.  Seine  Handbewegung,  die  rechte  Hand  mit  der  Innenseite 
nadi  außen  erhoben,  kennen  wir  von  Giottinos  Arbeiten  her.  Die  Gesichter  der 
Mönche  mit  breiter  Stirn,  gerader  kräftiger  Nase,  kleinem  Mund  und  großen  Ohren, 
entbehren  auch  nicht  der  Berührungspunkte  mit  den  gewöhnlichsten  Typen  in  Giottinos 
Fresken  in  S.  Croce,  obwohl  die  Ahnlidikeit  sich  auf  eine  sehr  allgemeine,  wenig  in- 
dividualisierte Verwandtschaft  beschränkt.  — Die  eigentliche  Formbehandlung  erscheint 
äußerst  summarisch,  die  weiten  und  glatten  Kutten,  in  weldie  die  Figuren  gehüllt 
sind,  verdecken  allen  organischen  Körperbau.  Die  Modellierung  ist  ein  Rundgang  ohne 
plastische  Qualitäten,  die  Faltenbehandlung  äußerst  unbedeutend  und  charakterlos. 

Die  schmalen  Bildfelder,  die  dann  an  der  Mittelwand  zu  beiden  Seiten  des 
Fensters  folgen,  stellen  Antonius  dar,  wie  er  den  Eremiten  Paulus  aufsucht.  Während 
Antonius  glaubte,  daß  er  der  erste  von  allen  Mönchen  sei,  der  sich  in  der  Wüste  an- 
gesiedelt, wurde  ihm  in  einem  Traum  die  Offenbarung,  daß  es  einen  anderen  gab,  der 
noch  länger  in  der  Wüste  gewohnt  habe.  Er  begab  sich  darauf  auf  den  Weg,  um 
diesen  älteren  Eremiten  aufzusuchen.  Im  Walde  begegnete  er  einem  Kentaur,  der  ihm 
sagte,  daß  er  den  Weg  nadi  rechts  einschlagen  sollte.  Gleich  hierauf  begegnete  er  einem 
Tier  mit  Palmenfrüchten  in  der  Hand,  das  oben  einem  Menschen,  unten  einem  Ziegen- 
bocke ähnlidi  sah.  Antonius  bat  dieses  Geschöpf,  um  Gottes  willen  ihm  zu  sagen,  was 
für  ein  Wesen  es  eigentlich  sei.  Das  Tier  antwortete,  es  sei  ein  Satyr,  der  Gott  der 
Bäume,  nach  dem  falschen  Glauben  der  Heiden.  Schließlich  begegnete  er  einem  Wolf, 
der  ihn  zu  Paulus’  Zelle  führte.  Dieser  aber,  welcher  ahnte,  daß  es  Antonius  war,  der 
da  kam,  verschloß  seine  Tür.  Da  bat  ihn  Antonius,  zu  öffnen  unter  der  Versicherung, 
daß  er  lieber  auf  dem  Platze  sterben  wolle  als  weggehn.  Paulus  öffnete  schließlich, 
und  sogleich  fielen  die  beiden  Greise  einander  in  die  Arme,  von  Rührung  ergriffen. 

Die  Darstellung  von  Antonius  und  dem  Satyr  erhält  ein  gewisses  Kuriositäts- 
interesse durch  das  Motiv;  ihr  künstlerischer  Gehalt  ist  aber  ebenso  unbedeutend  wie 
der  der  übrigen  Fresken,  wozu  noch  hinzukommt,  daß  das  Bild  übel  mitgenommen  ist.  In 
dem  anderen  Fresko,  Antonius  vor  Paulus’  Höhle  knieend,  sind  es  wieder  in  erster 
Linie  die  beiden  Greisentypen,  die  uns  interessieren;  sie  gewähren  einen  ursprünglichen 
Eindruck  von  dem  Charakterisierungsvermögen  des  Künstlers.  Die.  Gebirgslandschaft 
ist  etwas  einheitlicher  und  dekorativer  ausgefallen  als  in  den  übrigen  Fresken.  Die 
Typenbildung,  wie  auch  den  ganzen  Stilcharakter  im  übrigen,  finden  wir  jedoch  noch 
klarer  ausgesprochen  in  der  folgenden  breiten  Komposition,  die  den  zweiten  Akt  im 
Beisammensein  der  beiden  Mönche  zeigt. 

„Als  es  Mittagszeit  wurde,  brachte  ein  Rabe  eine  doppelte  Brotportion.  Antonius 
versank  da  in  Bewunderung,  Paulus  aber  erzählte,  daß  Gott  alle  Tage  auf  diese  Weise 
ihm  den  Tisch  decken  ließ,  und  heute  hatte  er  seine  Gabe  um  des  Gastes  willen  verdoppelt. 
Es  erhob  sich  da  ein  frommer  Meinungsaustausch  zwischen  den  Greisen  über  die  Frage, 
wer  von  ihnen  würdiger  sei,  das  Brot  zu  brechen;  Paulus  wollte  die  Ehre  seinem 
Gast  abtreten  und  Antonius  sie  Paulus  lassen,  der  der  ältere  war.  Schließlich  faßten  die 
beiden  je  mit  einer  Hand  das  Brot  an  und  teilten  es  in  zwei  gleichgroße  Hälften.“^) 


g Vgl.  Voragine,  Legenda  aurea.  S.  Paulus  Eremita. 


Siren.  Die  Fresken  in  der  Cappella  di  S.  Äntonio  in  Le  Campora 


507 


Äbb.  4.  Äntonius  zu  seinen  Sdiülern  im  Kloster  sprechend 

Die  Komposition  ist  streng  symmetrisch.  Die  Greise  sitzen  auf  einer  Steinbank 
vor  dem  Eingang  zur  Felsenhöhle,  deren  Rand  einen  Bogen  über  ihren  Köpfen  bildet. 
Die  Gruppe  gewinnt  noch  mehr  an  steif  feierlicher  Wirkung  durch  die  große  Palme, 
die  mitten  in  der  Grotte  wächst,  ihre  grüne  Regenschirmkrone  über  den  silberhaarigen 
Greisen  ausbreitend,  die  im  übrigen  fast  wie  ein  älterer  und  jüngerer  Bruder  ähneln, 
wenn  auch  der  ältere  einen  etwas  strengeren  Ausdruck  erhalten  hat.  Dieselbe  runde 
Kopfform,  die  hohe  Stirn,  dieselbe  kurze,  gerade  Nase,  der  verhältnismäßig  kleine 
Mund  und  die  großen  Ohren  zeichnen  sie  beide  aus.  Die  kleinen,  wohlgebildeten 
Hände  sind  auch  ähnlich.  Will  man  eine  Vorstellung  von  der  Verwandtschaft  dieser 
Typen  mit  den  bei  Giottino  gewöhnlichsten  erhalten,  so  stelle  man  S.  Antonius  neben 
den  Diakon,  der  in  der  Auferweckungsszene  in  der  Capella  Bardi  in  Sta.  Croce  hinter 
S.  Sylvester  steht.  Man  wird  dann  finden,  daß  die  Zeichnung  von  Stirn,  Nase,  Augen, 
Mund  und  Ohren  in  der  Hauptsache  dieselbe  ist,  daß  aber  der  Mann  in  dem  Sylvester- 
fresko mit  viel  größerer  künstlerischer  Energie  gegeben,  besser  modelliert,  kräftiger 
gezeichnet  und  charakterisiert  ist  als  S.  Antonius  im  Campora-Fresko.  Es  herrscht, 
kurz  gesagt,  ein  großer  qualitativer  Unterschied  zwischen  diesen  Figuren,  der  geeignet 
ist,  auf  den  ersten  Blick  hin  den  Eindruck  der  typologischen  Ähnlichkeiten  zu  ver- 


508 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


1 


decken.  Vergleicht  man  die  beiden  jungen  Mönche,  Macarius  und  Ämathas,  die  den 
toten  Äntonius  auf  ein  Laken  heben,  mit  dem  Kaiser  und  seinen  beiden  Begleitern 
links  in  der  eben  erwähnten  Äuferweckungsszene,  so  kann  man  gleichfalls  wesentliche 
Übereinstimmungen  in  der  Zeichnung  der  Gesichter  feststellen:  die  Profillinie  über  der 
hohen  Stirn,  die  gerade  Nase  und  das  runde  Kinn  sind  die  gleichen  bei  dem  Kaiser 
und  bei  dem  Mönch,  der  die  Füße  des  Äntonius  emporhebt. 

Diese  Übereinstimmungen  sind  besonders  für  diejenigen  von  Interesse,  die 

einen  Überblick  über  die  florentinische  Trecentokunst  während  der  zweiten  Hälfte  des 
14.  Jahrhunderts  gewonnen  haben,  denn  man  wird  dann  zugeben  müssen,  daß  die 
Campora-Fresken  (soweit  sie  nicht  übermalt  sind)  in  Hinsicht  auf  die  Typen  sich 
enger  an  Giottinos  spätere  Arbeiten  anschließen  als  an  irgendwelche  anderen  be-  F 

kannten  Fresken.  Man  muß  einen  Schulzusammenhang  zugeben,  wenn  auch  der 

wesentliche  qualitative  Unterschied  hervorzuheben  ist.  Eine  Bestätigung  hierfür  ; 
gewährt  die  ganze  Formbehandlung.  In  den  wenigen  Fällen,  wo  wir  einer  voll- 
ständig erhaltenen  Figur  in  den  Campora-Fresken  begegnen  (besonders  die  beiden 
Eremiten  vor  der  Grotte),  beobachten  wir  eine  fließende,  sienesische  Modellierungs- 
methode, eine  ziemlich  oberflächliche  Behandlung  der  runden,  vollen  Körper.  Es 
wurde  bereits  darauf  hingewiesen,  daß  der  Künstler  sich  auf  eine  nähere  Erörterung  j 
der  Falten  der  Mönchskutten  oder  der  organischen  Struktur  der  Figuren  gar  nicht 
einläßt.  Er  fertigt  alles  Derartige  mit  der  Flüchtigkeit  eines  untergeordneten  Talents 
ab,  zum  großen  Unterschied  von  der  sorgfältigen,  geschmeidigen  Faltenbehandlung  j 
und  des  relativ  klaren  Figurenorganismus , wie  sie  uns  in  Giottinos  Fresken  ent- 

gegentritt. 

Die  allgemeine  Gestaltung  der  Kompositionen  ist  dürftig  und  einförmig.  Es  mag  i 
sein,  daß  die  Motive  keinen  Anlaß  zur  Einführung  von  mehr  als  einer,  zwei  oder  drei 
Figuren  in  der  Mehrzahl  der  Bilder  gegeben  haben.  Diese  Figuren  treten  indessen  nicht 
auf  eine  charakteristische  oder  individuelle  Weise  auf,  sondern  schablonenmäßig,  mit 
denselben  vagen  Stellungen  und  Gebärden,  wie  in  der  Mehrzahl  der  Kompositionen 
untergeordneter  Trecentomaler  aus  jener  Zeit.  Der  Hintergrund  besteht  in  allen  Fres- 
ken (außer  der  Almosenverteilung)  aus  den  bereits  erwähnten  kristallinischen  Felsen,  | 
die  meistens  die  Aussicht  versperren  und  überhaupt  keine  Illusion  der  dritten  Dimension 
gewähren.  Nur  auf  einer  schmalen  Vordergrundszene  haben  die  Figuren  Platz  sich  zu 
bewegen;  die  Hintergründe  drängen  sich  vor,  noch  sdilimmer  als  in  Taddeo  Gaddis  Fresken.  j 
Das  dekorative  Gefühl  des  Malers  ist  überhaupt  sehr  wenig  entwickelt  gewesen;  j 
er  hat  sich  die  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Raumgestaltung,  wie  sie  Giottinos 
spätere  Arbeiten  aufweisen,  nicht  zunutze  machen  können.  Doch  hat  er  aller  Wahr-  ; 

scheinlichkeit  nach  die  florentinischen  Fresken  des  Meisters  studiert  — die  erwähnten 
stilistischen  Ähnlichkeiten  legen  deutlich  Zeugnis  hierfür  ab  — aber  seine  künstlerische  | 
Begabung  hat  ihm  niemals  gestattet,  das  Wertvollste  in  ihnen  völlig  zu  verstehen  und 
nachzubilden.  Er  ist  bei  den  allgemeinen  typologischen  Zügen  stehen  geblieben.  Ein 
Mangel  an  individueller  Vertiefung  macht  sich  überhaupt  in  den  Campora-Fresken 
sehr  bemerkbar,  der  Maler  versteht  es  nicht,  uns  durch  einen  persönlichen  Erzählerton 
zu  fesseln. 


Siren.  Die  Fresken  in  der  Cappella  di  S.  Äntonio  in  Le  Campora 


509 


Er  versteht  überhaupt  kaum  zu  erzählen.  Äm  besten  gelingen  ihm  einzelne 
Figuren  mit  ausschließlich  dekorativer  Aufgabe.  Die  beiden  Heiligen,  der  Bischof  und 
der  Mönch,  die  in  gotischen  Nisdien  zu  beiden  Seiten  des  Eingangs  stehen,  sind  ur- 
sprünglich fein  empfundene, 
schöne  Figuren  gewesen , in 
Stellungen  und  Handbewe- 
gungen von  einer  gewissen  ge- 
dämpften Innigkeit  beherrscht, 
die  uns  an  die  Weise  erinnert, 
wie  die  Menschen  in  Giottinos 
Fresken  sich  geben.  Leider 
haben  sie  beträditlich  durch 
moderne  Retuschen  gelitten. 

Vorteilhafter  ist  der  Ein- 
druck von  dem,  was  von  den 
Malereien  an  der  Decke  der 
Kapelle  und  in  der  Bogenlaibung 
erhalten  ist.  Diese  Partien  waren, 
wie  schon  erwähnt,  mit  Brust- 
bildern von  Propheten  und  Evan- 
gelisten geschmüdet,  die  in 
Medaillons  mit  gotischen  Vier- 
pässen eingefaßt  waren.  Ver- 
weilen wir  nur  einen  Augen- 
blick bei  dem  einzigen  der 
Evangelisten,  der  vollständig 
erhalten  und  von  späteren  Ver- 
besserungen gänzlich  unberührt 
geblieben  ist.  Es  ist  Lukas,  der 
dasitzt  und  sein  Evangelium 
auf  eine  lange  Pergamentrolle 
schreibt,  den  Kopf  etwas  schräg 
geneigt  und  den  Blick  abwärts 
gerichtet.  Der  individuelle  Ty- 
pus mit  breiter  Stirn,  etwas 
eingebogener  Nase  und  einem 
kleinen,  ausdrucksvollen  Mund  Äbb.  5.  S.  Antonius  und  ein  anderer  Heiliger  seines  Ordens 
ruft  uns  unwillkürlich  die 

Christusfiguren  aus  Giottinos  Arbeiten  ins  Gedächtnis.  Erinnert  man  sich  z.  B.  des 
Gekreuzigten  in  der  Cappella  Strozzi  oder  des  Christus  in  der  Uffizi-Pietä,  so  muß 
einen  die  typologische  Ähnlichkeit  mit  ihnen  überraschen;  eine  Ähnlichkeit,  die  nicht 
nur  durch  die  wesentlichen  Züge,  sondern  auch  in  dem  individuellen  Gepräge  des  ganzen 
Gesichtes  hervortritt.  Es  ist  das  um  so  bemerkenswerter,  als  wir  nichts  derartigem  bei 


510 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


n 

/ -'ih  ' 

den  Figuren  anderer  zeitgenössischer  Maler  begegnen.  Möglicherweise  könnte  man  an 
einige  Typen  ähnlicher  Anlage  in  Antonio  Venezianos  Fresken  denken;  jedenfalls  aber  ' 

ist  die  Verwandtschaft  mit  ihnen  nicht  so  stark  wie  mit  den  Christusfiguren  Giottinos.  j ^ 

Wir  haben  hier  eines  der  schlagendsten  Zeugnisse  dafür,  daß  der  Maler  im  j 

Schülerverhältnis  zu  Giottino  gestanden  hat.  Er  hat  sich  mit  Erfolg  dessen  Typen-  j 

Charaktere  angeeignet,  er  hat  in  derselben  Richtung  auf  dem  Gebiete  der  Figurenzeich-  j 

nung  und  Modellierung  gearbeitet,  er  hat  die  gedämpften  und  ruhigen  psychologischen  j 

Stimmungsausdrücke  angestrebt,  aber  seine  individuelle  Begabung  hat  der  dekorativen  i 

Wirkung  seiner  größeren  Kompositionen  ziemlich  enge  Grenzen  gesteckt.  Er  verweilt 
vorzugsweise  auf  der  „Gemeinweide“  der  Trecentomalerei  und  ist  am  erfolgreichsten,  i 

Annahme,  daß  der  Maler  i 
der  Antonius-Kapelle  wäh- 
rend des  Anfangs  und 
der  Mitte  der  1370er  Jahre  ] 
tätig  gewesen  ist.  Es  wurde 
oben,  im  Anschluß  an  eine 
Angabe  bei  Puccinelli  be-  j i 
merkt,  daß  die  Kapelle 
wahrscheinlich  1372  ge-  jj 

stiftet  worden  ist.  Die  Zeit 
um  1372 — 1375  kann  so  | 
aus  doppelten  Gründen  als 
wahrscheinlidister  Termin  j 

für  die  Ausführung  der  Fres-  J 

ken  angegeben  werden.  P 

Einen  bestimmten  Namen  für  den  Künstler  können  wir  nicht  angeben,  auch 
kennen  wir  keine  anderen  Gemälde,  die  mit  Sicherheit  derselben  Persönlidikeit  zuge-  j; 
wiesen  werden  könnten.  Giottinos  nächste  Nadifolger  sind  nodi  zu  wenig  studiert  worden, 
als  daß  wir  eine  Sonderung  derselben  wagen  könnten.  Vasari  vermengt  in  dieser 
Gruppe  Namen  aus  versdiiedenen  Zeiten,  wie  Michelino,  Giovanni  Tossicani,  Lippo 
und  Giovanni  del  Ponte.  Die  drei  letztgenannten  Künstler  gehören  hauptsächlich  dem 
XV.  Jahrhundert  an  und  dürften  zu  Lorenzo  Monacos  Nachfolgern  zu  rechnen  sein. 

Ob  das  gleiche  bei  Michelino  der  Fall  war,  ist  dagegen  bis  auf  weiteres  unmöglich  zu 
entscheiden,  es  ist  ein  Name,  der  vorläufig  nicht  mit  bekannten  Malereien  in  Zu- 
sammenhang gebracht  werden  kann  und  auch  in  keiner  Urkunde  angetroffen  worden 
ist.  Sollte  sich  finden,  daß  Vasari  mit  Recht  Michelino  zu  Giottinos  nädistem  Nach- 
folger rechnet,  so  könnte  man  ihn  möglidierweise  für  den  Meister  der  Camporafresken 
halten,  solange  aber  dieses  nicht  geschehen,  kann  man  mit  dem  Namen  keinen  Begriff 
verbinden.  Bis  auf  weiteres  müssen  wir  uns  daran  genügen  lassen  zu  betonen,  daß  ' 
Giottinos  Figurenstil  in  abgeschwächter  und  verkümmerter  Gestalt  in  den  Campora-  t' 
fresken  auftritt,  von  denen  sich  somit  sagen  läßt,  daß  sie  von  des  „kleinen  Giotto“  ^ 
kleinem  Schüler  ausgeführt  worden  sind.  j 


wenn  er  sich  ganz  enge 
an  ein  Vorbild  wie  Giottino 
anschließt. 

Fragt  man  nach 
einer  Datierung  dieser 
Fresken  in  der  S.  Antonius- 
Kapelle  der  alten  Campora- 
kirche,  so  läßt  sich,  auf 
Grund  der  obigen  Unter- 
suchung, am  ehesten  ant- 
worten: die  Zeit  gleich 
nach  Giottinos  Wirken. 
Dieser  Maler  läßt  sich  bis 
gegen  1370  verfolgen;  wir 
haben  somit  Grund  zu  der 


Äbb.  6.  Der  Evangelist  Lukas 


Ostendorfer  and  the  Beautiful  Virgin  of  Regensburg 

Bg  Campbell  Dodgson 

Bg  far  the  most  interesting  pari  of  Michael  Ostendorfer’s  work  is  the  earliest, 
I produced  at  Regensburg  during  the  years  1519 — 22,  'while  the  cult  of  the  Beautiful 

! Virgin  was  at  its  height.  The  woodcuts  of  this  period  show  the  influence  of  Altdorfer 

and  rank  among  the  characteristic  and  important  productions  of  the  Danube  school, 
^ whereas  much  of  Ostendorfer’s  later  work,  subsequent  to  the  introduction  of  the 
Reformation,  is  greatlg  inferior  in  artistic  merit.  The  woodcuts  issued  at  Ingolstadt 
about  1528 — 30,  such  as  the  Pedigree  of  the  Sultans  and  Apian’s  Map  of  the  World 
on  a heart-shaped  projection,  are  still  full  of  individuality,  but  Ostendorfer’s  later 
Regensburg  book-illustrations , and  most  of  the  portraits  signed  with  his  monogram, 
are  mere  hackwork,  similar  to  the  commercial  woodcuts  turned  out  in  large  numbers 
bg  Hans  Guldenmund  at  Nürnberg. 

Almost  all  of  Ostendorfer’s  earlg  woodcuts  are  related  more  or  less  directig 
to  the  cult  of  the  Beautiful  Virgin,  the  onlg  exception,  so  far  as  I am  aware,  being 
a subject  overlooked  bg  Passavant  and  Nagler,  and  recorded  onlg  in  Weigel’s  Kunst- 
katalog, No.  24  551,  a Repose  of  the  Holg  Familg,  signed  and  dated  1523.  This 
work,  unknown  to  me,  is  likelg  to  be  one  of  considerable  interest,  and  its  publication 
is  much  to  be  desired,  if  its  present  whereabouts  can  be  made  known. 

It  is  needless  here  to  teil  again  the  storg  of  the  expulsion  of  the  Jews  from 
Regensburg  in  1519,  the  destruction  of  their  sgnagogue  and  the  adjacent  ghetto,  and 
the  erection  upon  the  same  site  of  a temporarg  chapel,  replaced  ere  long  bg  a 
permanent  church  in  stone,  in  honour  of  the  ancient  statue  called  „die  schöne  Maria“. 
The  artistic  records  of  these  events  and  of  the  fanatical  devotion  to  the  Virgin  Marg, 
bg  which  theg  were  prompted  and  which  in  turn  theg  fostered,  have  been  almost 
exhaustivelg  described  bg  writers  on  Altdorfer.^)  Ostendorfer’s  share  in  the  illustration 
of  these  themes,  nevertheless , has  been  less  attentivelg  studied,  and  there  has  been 
some  hesitation  up  to  quite  recent  times  about  assigning  certain  woodcuts  of  the 
group  to  this  artist  instead  of  Altdorfer. 

Bg  far  the  finest  and  most  important  of  these  is  the  large  woodeut  representing 
the  front  of  the  temporarg  diapel  of  the  Beautiful  Virgin  (Pass.  III.  312.  13;  Nagl. 
Mon.  I.  42.  20  and  IV.  641.  20;  Proctor  12002.  Reproduction,  Hirth’s  Kulturgesch. 
Bilderbuch,  I.  45).  It  shows  the  end  of  the  building,  constructed  of  wood,  with  a 
tower  of  brick  containing  one  bell.  The  spire  is  surmounted  bg  a cross,  and  on  little 
pinnacles  above  the  belfrg  are  weathercocks  bearing  the  crossed  kegs  of  Regensburg. 
Suspended  from  the  side  of  the  tower,  just  beneath  the  belfrg,  is  the  banner  painted 


0 Jahrbuch  der  königl.  preuB.  Kunstsammlungen,  1886,  VII.  154.  Friedländer,  Altdorfer, 
1891,  p.  50  ff. 


512 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


by  Ältdorfer,  representing  the  “schöne  Maria”.^)  The  approach  to  the  chapel  is 
protected  by  a tiled  porch  or  penthouse  supported  by  wooden  posts,  to  which  numerous 
votive  offerings  are  attached.  In  an  open  space  before  the  chapel,  Haidenreich’s  statue, 
which  does  not  represent  the  “schöne  Maria”  herseif  in  the  costume  that  she  wears 
in  several  engravings  and  woodcuts  by  Ältdorfer,  Stands  upon  a column,  on  the  shaft 
of  which  votive  candles  are  fastened  upon  spikes  or  nails. 

Before  this  column,  on  one  side  only,  that  furthest  removed  from  the  chapel, 
is  erected  a wroughWron  rail  with  a ledge  of  stone  or  wood  for  the  use  of  kneeling 
worshippers.  Through  the  open  door  a picture  of  the  Beautiful  Virgin  may  be 
discerned  at  the  far  end  of  the  chapel.  The  actual  “Schöne  Maria”,  the  statue  in  whose 
honour  the  building  was  dedicated,  is  hidden  in  the  interior.  Round  the  chapel  may 
be  seen  in  the  background  ruins  of  the  recently  demolished  Jewish  quarter. 

Even  more  interesting,  however,  than  the  topographical  features  of  the  woodcut 
is  the  vivacious  picture  that  it  presents  of  a crowd  actuated  by  fanatical  enthusiasm. 
Round  the  statue  is  a group  of  devotees,  clasping  the  column  in  their  arms,  raising 
their  hands  towards  it,  or  throwing  themselves  prostrate  on  the  ground.  Four  men, 
overcome  either  by  illness  or  by  a paroxysm  of  religious  mania,  lie  on  the  ground 
nearer  than  this  group,  and  a woman  kneels  beside  them,  praying.  On  the  left  we 
see  the  rear  of  a procession  of  men,  armed  with  spears  and  pikes,  who  pass  out  of 
sight  round  the  outside  of  the  chapel. 

On  the  right  the  front  of  the  procession  comes  into  view,  headed  by  a banner- 
bearer  and  a youth  carrying  an  enormous  candle  with  the  Bavarian  arms  on  a 
(printed?)  sheet  attached  to  it.  Young  girls  follow,  wearing  wreaths  and  crowns,  two 
of  them  carrying  tapers;  then  another  banner-bearer  precedes  ,the  clergy,  who  carry 
reliquaries.  Near  the  group  of  maidens  two  women  support  a girl  who  is,  apparently, 
becoming  rigid  in  an  access  of  frenzy.  At  the  door  of  the  chapel  two  streams  of 
pilgrims  converge  and  pass  into  the  interior.  They  consist  chiefly  of  peasant  women, 
carrying  pitchforks,  rakes,  pails,  sickles  and  the  like,  in  accordance  with  the  text  of 
the  1610  edition,  which  describes  how  the  country  people  left  their  work  without 
pausing  to  lay  down  their  tools,  and  hastened,  heedless  of  food  or  sleep,  to  the 
shrine.  On  the  left  we  see  a knight  in  armour,  and  two  men  wearing  hair  shirts. 
On  the  side  wall  of  an  out-house  on  the  left,  which  has  a small  chimney,  may  be 
seen,  in  the  finest  impressions,  Ostendorfer’s  monogram  in  its  earliest  form,  in  which 
the  O is  attached  to  the  outside  of  one  of  the  upright  lines  of  the  M.“^)  Dürer’s 
note  written  upon  an  early  Impression  of  this  woodcut,  now  preserved  at  Coburg,  is 
too  well  known  to  need  repetition. 

Far  inferior  to  the  large  sheet  as  a work  of  art,  but  yet  of  a certain  in- 


q Friedländer,  p.  52. 

2)  Passavant,  Nagler  and  Friedländer  sag  that  the  woodcut  is  unsigiied;  they  cannot  have 
seen  a Sharp  Impression.  In  the  two  later  impressions  in  the  British  Museum  the  monogram 
is  unrecognisable,  and  even  in  the  earliest  it  is  not  distinct. 

3)  See  G.  Kinkel  in  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst,  1881,  XVI.  334,  Lange  u.  Fuhse,  p.  381. 


Dodgson.  Ostendorfcr  and  the  Beautiful  Virgin  of  Regensburg 


513 


dependent  interest,  is  the  small  woodcut  (Heller,  Zusätze,  p.  102;  Pass.  III.  313.  14; 
Nagl.  Mon.  IV.  641.  19;  Friedländer,  p.  51)  here  reproduced  (Äbb.  1).  Though  often 
described,  it  is  of  great  raritg,  and  has  never,  to  mg  knowledge,  been  reproduced,  so 
that  the  present  illustration,  taken  from  the  uncoloured  impression  (size  of  woodcut, 
122:96)  in  the  Berlin  Kupferstichkabinett,  of  which  I owe  a photograph  to  the 
kindness  of  Dr.  Bodi,  mag  prove  of  interest  to  mang  readers.^)  The  woodcut  exemplifies 
how  much  less  care  was  often  bestowed  upon  book-illustrations  than  upon  designs 


intended  for  publi- 
cation  as  separate 
sheets.  The  church  is 
rudelg  cut  and  ridi- 
culouslg  small  in  Pro- 
portion to  the  size  of 
the  figures  near  it,  but 
the  main  ardiitectural 
features,  as  we  know 
them  from  the  larger 
woodcut,  are  clearlg 
discernible  again  in 
this  side  view.  The 
iron  rail  is  represented 
exactlg  as  before,  but 
the  Statue,  which  cor- 
responds  generallg  to 
the  more  detailed  re- 
presentation  on  the 
large  sheet,  is  placed 
upon  an  entirelg  diffe- 
rent column  and  base 
of  wrought  stone  in 
late  Gothic  stgle.  Since 
it  is  not  likelg  that  this 
elaboratelg  finished 


^itoerberlicbe 

flen  3<lt8Sef(^c^cit  (n  Kcgetifpurß  ^wber 
HÄ  ber  muctcr  ßWtce 


j-I 


C60ratüitpi(ui1e6io. 

Äbb.  1.  Passavant  III.  313.  14  (verkleinert) 


pedestal  would  be 
abandoned,  almost  as 
soon  as  finished,  for 
the  much  simpler 
column  with  a round 
shaft,  we  must  con- 
clude  that  the  latter 
was  itself  the  pro- 
visional  support  of  the 
Statue,  to  be  replaced 
bg  this  carefullg  chisel- 
led  shaft  so  soon  as 
it  was  readg.  Since 
the  small  woodcut 
bears  the  date  1522, 
an  earlier  date  must 
be  assigned  to  the 
large  one;  this  agrees 
with  the  internal  evi- 
dence  of  the  subject, 
displaging  as  it  does, 
the  outburst  of  fanati- 
cal  devotion  at  its 
climax.  The  little  il- 
lustration represents 
the  approach  of  a 


cripple  to  the  shrine,  supported  bg  a friend,  while  a beggar  sits  bg  the  wag-side 
craving  alms,  and  a pilgrim  is  praging  with  outstretched  arms  before  the  statue.  On 
the  ground  near  the  base  is  a monogram  whidi  must  be  read  as  PÄ,  and  evidentlg 
denotes  the  initials  of  the  woodcutter.  Ostendorfer’s  own  monogram  is  on  the  base 
of  the  statue.  Nagler  (Mon.  IV,  No.  1728)  reads  the  monogram  as  MD  and  interprets 
it  as  that  of  a Regensburg  artist  and  religious,  Mathias  Diernhofer,  but  the  figures 
are  entirelg  in  Ostendorfer’s  manner  — theg  are  to  be  compared  with  those  on  the 


g The  Germanic  Museum  possesses  a copg  of  the  book  (Inc.  3905),  in  which  the  wood- 
cut is  coloured  and  defective. 


514 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Abb.  2.  Passavant  III.  304.  65  (Äussdinitt) 


genuine  monogram,  is  preserved  under  that 
artist’s  name  in  the  same  collection.  Even 
in  quite  old  impressions  there  is  a vertical 
crack  passing  down  through  the  rays  of 
the  Virgin’s  glory,  on  the  left  side,  and 
extending  across  the  tower  as  far  as  the 
foot  of  the  uppermost  block  (Abb.  2). 

The  presence  of  this  cradk,  apparently, 
gave  rise  to  the  mistaken  statement  of 
Passavant  that  a new  piece  of  wood  has 
been  inserted,  in  whidi  the  figure  of  the 
Virgn  is  drawn  by  Ostendorfer  and  bears 
his  mark.  There  is  no  evidence  of  any 
such  inscrtion  having  been  made;  the 
drawing  and  monogram  from  the  first  were 
those  of  Ostendorfer,  not  Altdorfer.  The 
monogram  is  approximately  the  same  as 
in  Pass.  13  and  14,  with  the  O attached 
to  the  right-hand  upright  stroke  of  the  M. 

0 Mitteilungen  der  Gesellschaft  für  ver- 
vielfältigende Kunst,  1903,  p.  47. 


two  woodeuts  now  to  be  mentioned  rather 
than  with  the  large  figures  in  Pass.  13  — 
and  there  is  no  reason  to  doubt  that  the 
woodeut  was  designed  by  him. 

The  large  woodeut  representing  the 
exterior  of  the  Renaissance  diurch  of  stone 
whidi  soon  replaced  the  temporary  diapel, 
was  formerly  ascribed  to  Altdorfer  (Pass.  III. 
304.  65),  though  Heller  (Zusätze,  p.  101) 
first  described  it,  quite  rightly,  under  Osten- 
dorfer’s  name.  So  recently  as  1903  Passa- 
vant’s  error  has  been  revived,^)  with 
reference  to  an  impression  in  the  Albertina 
whidi,  it  is  alleged,  bears  Altdorfer’s 
monogram;  that  Signatare,  however,  is  a 
forgery,  produced  with  Indian  ink,  and  a 
second  impression,  with  Ostendorfer’s 


Abb.  3.  Passavant  III.  304.  65  (Äussdinitt) 


Dodgson.  Ostendorfer  and  thc  Beautiful  Virgin  of  Rcgcnsburg 


515 


; The  diurdi  here  exhibited  corresponds  to  the  wooden  model  of  thc  architect  Hans 
Hicbcr,  or  Huber,  of  Äugsburg,  whidi  is  still  prcservcd  in  the  Rathaus  at  Regensburg, 
: and  not  to  the  building  actuallg  crcctcd  from  a modificd  design,  whidi  was  converted, 
i on  thc  introduction  of  thc  Reformation  in  1542,  into  the  new  Protestant  Pfarrkirche. 
) To  give  vcrisimilitude,  howcver,  to  thc  picturc,  the  churdi  is  drawn  as  if 
I alrcadg  erected  on  its  sitc;  thc  ruins  of  the  demolishcd  Jcwish  buildings  are 
i shown  again  around  it  and  the  scene  is  cnlivened  bg  sevcral  good  Catholics  of 
i Regensburg,  strolling  about,  admiring  the  fine  new  church,  or  passing  quicklg  on  their 
! business.  (Äbb.  3.)  Ostendorfer  received  twclve  gülden  for  drawing  the  design  of 
^ this  diurch  upon  the  block.  The  pagment  was  made  in  1519  according  to  Sdiuegraf,^) 
'S  but  Nagler  gives  the  date  as  1520;  the  pagment  appears  to  be  entered  in  thc  church 
b accounts  for  1520.'^)  The  block  is  prcservcd  in  thc  Bavarian  National  Museum 

■ at  Munich.^) 

IMax  Friedländcr  has  suggested  with  great  probabilitg  that  Ältdorfcr’s  woodeut 
representing  an  altar  in  Renaissance  stgle  (B.  50)  preserves  a design  for  an 
; altar  intendcd  for  thc  new  church  of  the  Beautiful  Virgin.^)  The  same  destination 
\ mag  bc  suggested  for  an  ornamental  design  bg  Ostendorfer,  dated  1521,  repre- 
senting a tabernacle  for  thc  reception  of  the  consecrated  Host.  This  rare  woodeut 

^ was  first  described  bg  Wcsselg;  a fine  impression  was  purchased  for  thc  British  Museum 
at  the  Brentano  sale  in  1870;  Prince  Liechtenstein  posseses  another,  and  a third,  much 
later  impression,  from  the  worm-eaten  block,  is  in  the  Älbertina.  The  structure, 
^ designed  throughout  in  Renaissance  stgle,  consist  of  five  members.  (1)  Ä slender 

. shaft,  resting  on  two  plinths,  the  uppermost  of  which  bears  the  date  1521,  supports 
I (2)  the  actual  tabernacle.  This  is  an  arched  recess,  destined  to  contain  thc  monstrancc 
in  which  the  reserved  Host  would  be  placed;  it  is  closed  in  front  bg  a grating,  and 
, flankcd  bg  Corinthian  pilasters.  A torch-bearing  angcl  Stands  on  either  side  upon  a 
' small  dctachcd  column.  Above  thc  tabernacle  the  structure  expands  and  takes  thc 
I form  of  (3)  a vaultcd  recess  containing  a plastic  group  of  thc  Last  Supper,  seen  through 
‘ the  intcrvals  between  four  pillars,  which  support  an  entablature  resting  on  round 
arches;  the  fricze  is  adorned  with  dolphins.  Ostendorfer’s  monogram,  in  its  earlg 
form,  the  O attached  to  thc  Icft  side  of  the  M,  and  indistinctlg  cut,  is  to  bc  scen 
to  Icft  on  thc  shadcd  side,  beneath  a seated  apostle.  Above  this  member  thc  structure 
contracts  again,  and  we  sec  (4)  a flat  ardi-shaped  tablet  on  which  is  a representation 
of  the  Israclites  gathering  manna,  set  in  an  architectural  framc.  On  either  side  of  the 
frame  Stands  an  angcl,  with  wings  uplifted  and  cross  erect  over  thc  brow,  supporting 
a shicld  of  florid  pattem.  At  thc  top  of  thc  framc  rises  an  open  arch  with  Orna- 
ments on  the  outer  edge  which  culminatc  in  a chcrub’s  head  between  two  dolphins. 


g Verhandl.  d.  hist.  Vereins  v.  Oberpfalz  und  Regensburg,  1850,  XIV  (N.  F.  VI),  p.  7. 
2)  Ibid.,  p.  23. 

Friedländer,  Ältdorfer,  p.  169,  note  76. 

4)  Ibid.,  p.  56. 

®)  Repertorium  für  Kunstwissenschaft,  IV.  150.  2. 


516 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


The  whole  is  crowned  by  (5)  a crucifix,  the  mound  in  which  the  cross  is  planted 
being  visible  through  the  open  lunette  formed  by  the  arch  at  the  summit  of  the 
preceding  mernber.  Figures  of  St.  John  and  the  Blessed  Virgin  stand  upon  the 
ledge  formed  by  the  entablature  of  the  frame  beneath  them;  they  balance  the  two 


pairs  of  angels  be- 
low,  but  are  on  a 
much  larger  scale 
than  the  figure  of 
Christ,  and  are  placed 
in  no  very  dose 
relationship  to  him. 
The  whole  is  cut 
on  two  blocks  and 
printed  on  two 
sheets;  the  extreme 
measurements  of  the 
woodcut  itself  are 
934 : 200  mm. 

It  may  be  dis- 
puted  whether  the 
tabernacle  was  a de- 
sign  to  be  executed 
in  metal,  or  on  a 
larger  scale  in  stone. 
The  latter  hypothesis 
is  perhaps,  the  more 
probable,  and  the 
tradition  of  the  South 
German  Sakraments- 
häuschen of  the 
Gothic  period  would 


iUicOicncw  Cflpcllju  ar  fcboiicit 

tHarta  in  Hegcnfpwrg  auff  kommen  iß/ 


i^ut  totam  tete:puUbmm  v^neratui*  amtcam 
Ec  Temper  puramuc  Tine  labe  colU 
adTie  lO^arta  noccat  ncpcflidiapelfa. 
üut  ifbbitae  moueemcc  aconrta;p:ccoi» 

Äbb.  4.  Änonymer  Titelholzschnitt 


then  be  carried  on 
in  a modified  form. 

One  other  wood- 
cut connected  with 
the  “Schöne  Maria” 
has  been  conjectu- 
rally  attributed  to 
Ostendorfer.  It  is  on 
the  title-page,  repro- 
duced  here  (Äbb.  4), 
of  a book  (s.  1.  e.  a.) 
printed,  according  to 
Proctor,  No.  11020, 
by  Hölzel  at  Nürn- 
berg (Weigel,  Kunst- 
katalog, No.  18351, 
Weller  1303,  Muther 
1777).  Asecond  Im- 
pression of  thewood- 
cut  occupies  the  back 
of  the  leaf.  According 
to  Muther,  it  is  doubt- 
ful  whether  the 
woodcut  is  by  Alt- 
dorfer or  Ostendorfer 
The  former  name 
may  be  at  once 


dismissed;  the  second  has  not  a much  better  Claim  to  consideration,  especially  if  it  be  true  that 
the  book  was  printed  at  Nürnberg.  The  cutting  certainly  resembles  that  of  the  rougher 
sort  of  Nürnberg  illustrations  more  than  that  of  genuine  Regensburg  woodeuts,  and 
I see  in  the  design,  as  distinct  from  the  subject,  nothing  specially  characteristic  of 
Regensburg.  Interest  in  the  remarkable  events  of  1519  must  have  been  sufficiently 
diffused  for  an  illustration  of  this  subject  to  find  a ready  sale  elsewhere  than  on 
the  Danube. 


Äbb.  1.  PEDRO  SÄNCHEZ:  Grablegung  Christi 

Die  spanischen  Gemälde  im  Museum  der  schönen 

Künste  zu  Budapest 

Von  Äugust  L.  Mager  (Sevilla) 

Die  umfangreichste  Sammlung  spanischer  Gemälde  außerhalb  Spaniens  besitzt 
zweifelsohne  das  Museum  der  schönen  Künste  in  Budapest.  Nach  den  jüngsten  Neu- 
erwerbungen sind  nun  so  ziemlich  jede  Schule  und  jedes  Jahrhundert  vertreten.  Eine 
I empfindliche  Lücke  besteht  freilich  noch:  Velasquez  fehlt.  Äus  dem  Quattro- 
cento stammt  die  „Beweinung  Christi“,  das  einzige  erhaltene  signierte  Tafelgemälde 
des  Pedro  Sanchez.  (Neuerw.  früher  bei  D.  Lopez  Cepero  Sevilla.)  Dem  Äusgang 
dieses  Jahrhunderts  gehören  zwei  Bruchstüdie  eines  großen  Retablo  an,  wohl  castilianisch, 
mit  Darstellungen  aus  dem  Marienleben.  Eine  im  Depot  befindliche  „Kreuzabnahme“, 
früher  Weyden  genannt,  ist  vielleicht  eine  spanische  Nachahmung.  (Eine  Replik  dieses 
Bildes  findet  sich  im  Colegio  del  Patriarca  in  Valencia,  eine  weitere  im  spanischen 
Kunsthandel.)  Eine  — gleichfalls  im  Depot  befindliche  — Dornenkrönung“,  der  deutschen 
Schule  zugewiesen,  dürfte  eher  eine  valencianische  Ärbeit  um  1500  sein. 

Die  Reproduktion  der  Bilder  geschieht  mit  freundl.  Erlaubnis  der  Firma  Franz  Hanfstaengl,  München  nach 
Originalaufnahmen  derselben.  Der  Herausgeber. 

34 


518 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


I 


Äbb.  3.  ÄLONSO  CÄNO  (?) : Begegnung  an  der  goldnen 
Pforte  □ 


Mayer.  Die  spanischen  Gemälde  im  Museum  zu  Budapest 


519 


I 


I 

I 

i 

! 


! 


i 


Äbb.  4.  MURILLO:  Männliches  Porträt  Äb.  5.  VILLÄCIS:  Hl.  Rosalie 

Dem  16.  Jahrhundert  gehört  eine  allegorische  Darstellung  an,  wohl  auf  ein 
italienisches  Niello  zurückgehend.  Von  Juan  de  Juanes,  dem  Hauptmeister  der  Valen- 
cianer  Renaissance,  ist  ein  Christus  mit  dem  Calix  von  Valencia  (nicht  Sevilla,  wie 
der  Katalog  angibt),  zu  sehen.  Ihm  wird  ferner  ein  mittelmäßiges,  im  Depot  befind- 
liches „Porträt  eines  Mannes  mit  einer  Katze“,  bez.  1569,  zugewiesen.  Dem  Valencianer 
Leonardoschüler  Ferrando  Yanez  de  l’Älmedina  dürfte  Nr.  299  „Madonna  mit  Christus- 
knaben und  dem  kleinen  Johannes“  angehören.  Die  Valencianer  Schule  des  Seicento 
ist  mit  einem  Hauptwerk  Riberas,  der  „Andreasmarter“  von  1628  glänzend  vertreten. 
Die  Francisco  Ribalta  zugeschriebene  „Katharinendisputation“  ist  ein  Schulwerk. 

Den  Einfluß  Riberas  verrät  ein  frühes  Bild  des  Ärragonesen  Martinez:  „Der 
hl.  Thomas“;  den  fortgeschrittenen  Künstler  zeigt  uns  ein  sehr  pastös  gemalter,  von 
Rubens  inspirierter  „Greisenkopf“;  das  ihm  zugewiesene  Gemälde  „Hiob  und  seine 
Frau“  mutet  mehr  italienisch  an. 

Auf  den  Namen  des  Sevillaners  Pacheco  gehen  zwei  Gemälde.  Das  eine 
„Moses  Wasser  aus  dem  Felsen  schlagend“  ist  in  der  Ausführung  auffallend  ungleich. 
Die  linke  Hälfte  mit  den  Aktfiguren  und  der  knieenden  Frau  ist  bedeutend  besser 
als  die  rechte  mit  dem  stocksteif  dastehenden  Moses  nebst  Begleitern.  Ist  hier 
Pachecos  Autorschaft  sehr  zweifelhaft,  so  dürfte  sie  bei  der  „Begegnung  Joachims 
und  Annas“  ganz  abzustreiten  sein.  Ein  sehr  tüchtiges  Werk,  voller  Reminiszensen 
an  Ribera  und  an  Albertinellis  „Heimsuchung“.  Der  lachende  Knabe  stammt  aus 
Riberas  Bartholomäusmarterradierung,  Joachims  Kopf  ist  ganz  riberesk,  namentlich  aber 
ist  die  ganze  Anlage  mit  dem  Helldunkel  der  Vordergrundszene  und  der  hellen  Ver- 


520 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Äbb.  6.  ZURBÄRÄN:  Heilige  Familie 

kündigung  an  Joachim  im  Hintergrund 
Riberas  „Hirtenanbetung“  von  1650  ent- 
lehnt. Diese  Benutzung  und  Verquickung 
von  verschiedenen  Vorbildern  wie  auch  das 
Kolorit  lassen  Cano  als  wahrscheinlichen 
Äutor  vermuten.  Von  diesem  Künstler 
besitzt  die  Sammlung  einen  „Christus  in 
Gethsemane“,  einen  Johannes  auf  Patmos 
(nach  Riberas  Hieronymusradierung),  ein 
„Noli  me  tangere“  (nach  Tizians  Gemälde) 
und  einen  Marienkopf.  Juan  de  Sevilla 
Romero  hat  auf  seiner  „Rast  der  hl.  Familie“ 
Riberas  Bild  gleichen  Inhalts  benutzt. 

Murillo  ist  mit  einer  ganzen  An- 
zahl Gemälde  vertreten,  am  besten  mit  dem 
an  Pilger  Brot  verteilenden  Christkind,  1678 
für  das  Hospital  der  Venerabies  gemalt. 
Die  „Flucht  nach  Egypten“  gehört  der  Über- 
gangszeit zum  zweiten  Stil  an.  Murillos 
Autorschaft  bei  der  1675  signierten  „Ma- 
donna mit  Christkind“  darf  man,' wohl  be- 
zweifeln; es  ist  ein  in  den  Farben  merk- 
würdig stumpfes  Bild.  Ein  sehr  gutes  Schul- 


bild ist  die  „Madonna  mit  zwei  Dominikaner- 
heiligen“; ikonographisch  interessant,  da 
auf  dem  Gemälde  eine  Verlobung  des 
Christusknaben  mit  der  hl.  Eulalia  dar- 
gestellt ist.  Das  Männerporträt  Nr.  311 
gehört  zu  Murillos  besten  Bildnissen  und 
man  kann  es  verstehen,  daß  schon  mehr- 
fach der  Versuch  gemadit  worden  ist,  es 
Velasquez  zuzuweisen,  mit  dessen  Werken 
es  aber  schon  in  der  Technik  gar  nicht 
zusammengeht.  Das  Moya  zugeschriebene 
„Porträt  eines  Malers“  ist  nach  Berruete 
ein  Porträt  dieses  Künstlers  von  Murillo, 
was  wohl  möglich  sein  kann.  Nunez  de 
Villavicencio,  der  mit  Murillo  in  der  Dar- 
stellung von  Genreszenen  wetteiferte,  ist 
mit  einem  schwadien  Bild  „Gassenjunge 


Äbb.  7.  CÄBEZÄLERO  (?):  Hl.  Sebastian 


Mayer.  Die  spanischen  Gemälde  im  Museum  zu  Budapest 


521 


Hbb.  8.  GOYÄ:  Porträt  des  Marques  de  Caballero 

mit  Hund  und  Äpfeln“  vertreten;  Escalante  mit  einer  lichten  „Concepcion“.  Eine 
andere  „Concepcion“,  früher  Tavarone  zugeschrieben,  wird  jetzt  dem  Murilloschüler 
Tobar  gegeben,  dem  sie  jedoch  kaum  angehört.  Das  Valdes  Leal  zugewiesene  Frauen- 
porträt hat  nichts  mit  dem  Meister  zu  schaffen.  Unter  dem  Namen  Peredas  gehen 
fälschlich  zwei  große  Gemälde:  „Eine  Trinität“  und  „Das  Christkind  erscheint  dem 
hl.  Äntonius“.  Es  sind  Werke  der  Sevillaner  Schule  aus  der  zweiten  Hälfte  des 


622 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


XVII.  Jahrhunderts.  Sehr  bravourös  gemalt  ist  die  „Hl.  Rosalie“  des  Murcianers  Villacis, 
der  in  den  Typen  und  der  „vaporosen“  Malerei  mehrfach  an  Murillo  erinnert,  jedoch 
ist  er  in  den  Farben  stumpfer,  sdiwerer. 

Zurbarans  letzten  Stil  kann  man  außer  in  Guadalupe  nirgends  so  gut  kennen 
lernen  wie  hier.  Die  „Hl.  Familie“  von  1659,  von  Murillo  etwas  beeinflußt,  ist 
sehr  weich  gemalt.  Noch  interessanter  die  ein  Jahr  vor  seinem  Tod,  1661  gemalte 
Concepcion,  die  in  ihrer  lichten  Gesamthaltung,  der  zarten  Äbtönung  der  Farben  und 
der  außerordentlichen  Weichheit  der  Faltengebung  zu  der  äußerlich  ganz  ähnlichen 
Concepcion  von  1616,  seinem  ersten  bekannten  Bild,  den  denkbar  schärfsten  Kontrast 
bildet.  Im  Kopf  freilich  hier  wie  da  der  Ausdruck  idealer  Verblasenheit. 

Die  Madrider  Schule  ist  durch  ein  Spätwerk  Claudio  Coellos,  eine  „Hl.  Familie“ 
vertreten,  sowie  durch  einen  „Hl.  Sebastian“  fälschlich  dem  Valencianer  Espinosa 
zugewiesen.  Vielleicht  rührt  er  von  Cabezalero  her.  Der  „Hl.  Dominikus“,  der  von 
Carreno  stammen  soll,  ist  eine  tüchtige  Arbeit;  die  Signatur,  die  den  Namen  Carrene 
schreibt  und  den  Maler  das  Bild  1691,  ein  Jahr  nach  seinem  Tod,  ausführen  läßt, 
ist  gefälscht. 

Von  Greco  besitzt  die  Galerie  seit  einiger  Zeit  eine  „Verkündigung“,  ein 
charakteristisches  Bild  seiner  Spätzeit.  Ferner  ist  vor  einigen  Monaten  ein  männliches 
Porträt  in  die  Sammlung  gelangt,  eine  mittelmäßige  Schülerarbeit  um  1630.  Von  Grecos 
Freund  Orrente  ist  eine  ganz  venezianisch  gestimmte  Emmausszene  zu  sehen.  Cerezo 
ist  mit  einem  bezeichneten  „Ecce  homo“  würdig  vertreten.  Die  akademische  Malerei 
des  XVIII.  Jahrhunderts  repräsentiert  Villadomont  mit  seinem  „Tod  des  hl.  Antonius“, 
der  starken  französischen  Einfluß  verrät. 

Den  glanzvollen  Abschluß  der  Sammlung  bilden  drei  Gemälde  Goyas:  das 
im  Fleischton  etwas  unangenehme  ~ Porträt  des  Marques  de  Caballero  von  1807 
(Gegenstück  zu  dem  von  Loga,  Kat.  Nr.  183,  erwähnten  Bild  seiner  Gattin)  sowie  die 
beiden  vorzüglichen  kleinen  Studien  aus  seiner  letzten  Zeit,  die  „Wasserträgerin“  und 
der  „Schleifer“.^) 


0 Zu  diesen  drei  Werken  hat  Gabriel  von  Tereg,  der  unermüdliche  Leiter  des  Museums,  in 
den  allerjüngsten  Tagen  noch  ein  viertes  hinzuerworben:  das  Porträt  der  Senora  Cean  Bermudez 
(früher  bei  Marquez  de  Casa  Torres  in  Madrid),  eines  der  besten  Frauenbildnisse  Goyas. 


Ältsteirisdie  Bilder  im  Landesmuseum  „Johanneum“ 

zu  Graz 

Von  Wilhelm  Suida 

Die  Werke  der  Malerei  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts,  welche  die  inneröster- 
reichisdien  Länder  hervorgebracht  haben,  sind  im  allgemeinen  noch  sehr  wenig  bekannt 
und  erforsdit.  Kennen  wir  aus  Böhmen,  Tirol,  Salzburg  die  Hauptwerke  und  Künstler- 
individualitäten, so  sind  trotz  der  Publikationen  der  Tafelgemälde  des  Stiftes  Kloster- 
neuburg durch  Dredisler  und  List,  trotz  der  Arbeiten  von  Graus  und  Wastler^)  für  Steier- 
mark, doch  die  Zusammenhänge  der  Kunstentwicklung  in  diesen  Ländern  noch  sehr 
wenig  aufgedeckt.  Konnten  doch  Hauptwerke  deutscher  Malerei,  wie  der  Altar  von 
1447  in  der  Stefanskirdie  zu  Wien,  oder  wie  die  Serie  von  1469  im  Schottenstift  bisher 
nahezu  ganz  übergangen  werden! 

In  Niederösterreidi  sind  bei  dem  Fehlen  eines  geeigneten  Landesmuseums  nament- 
lidi  die  Sammlungen  der  Klöster  und  Stifte  für  den  Forscher  von  Wichtigkeit,  in  Steier- 
mark ist  das  Landesmuseum  Johanneum  allmählich  und  nicht  zum  wenigsten  auch  durch 
die  glückliche  Sammeltätigkeit  des  verstorbenen  Direktors  Lacher  in  den  Besitz  von 
Gemälden  gelangt,  aus  denen,  wie  ich  glaube,  die  künstlerischen  Strömungen  in  der 
Steiermark  vom  beginnenden  XV.  bis  ins  XVI.  Jahrhundert  deutlich  erkannt  werden 
können.  Eine  große  Zahl  von  recht  interessanten  Künstlerindividualitäten,  die  uns  zum  Teil 
in  Klöstern  oder  Kirchen  des  Landes  wieder  begegnen,  lernen  wir  da  kennen,  wenn  wir  nur 
im  Museum  selbst,  das  in  der  Aufstellung  vielfach  zersplitterte  Material  zusammengesucht 
haben.  Die  steirisdie  Abteilung  der  Landesgemäldegalerie  enthält  ein  einziges  Bild  dieser 
Epoche,  dafür  sind  aber  steirische  Gemälde  unter  „kölnische“,  selbst  „italienische  Schule“ 
und  in  der  kunstgewerblichen  Sammlung  verstreut  aufgestellt.  Vielleicht  tragen  die 
folgenden  Zeilen  dazu  bei,  eine  historisch  richtigere  und  der  künstlerischen  Vergangenheit 
des  Landes  entsprechende  Gruppierung  anzuregen.  Die  photographischen  Aufnahmen, 
welche  mich  in  den  Stand  setzen,  einige  der  besprochenen  Werke  hier  in  Abbildung 
vorzuführen,  verdanke  ich  der  Güte  des  Herrn  Hofrat  Dr.  Strzygowski,  dem  ich  auch 
an  dieser  Stelle  meinen  Dank  aussprechen  möchte. 

Die  ältesten  steirischen  Gemälde  im  Museum,  vom  Katalog  ganz  richtig  auf  die 
Zeit  um  1400  angesetzt,  sind  die  aus  dem  Klarissinnenkloster  in  Judenburg  stammenden 
vier  Tafeln:  die  Ölbergszene,  die  Kreuzigung,  die  Auferstehung  und  die  Herabkunft 
des  hl.  Geistes.  Der  Erhaltungszustand  dieser  Tafeln  dürfte  keineswegs  ein  so  schlechter 
sein,  wie  es  auf  den  ersten  Blidc  scheinen  könnte,  nur  müßte  eine  vorsichtige  Reinigung 
und  Sicherung  des  noch  Vorhandenen  eintreten.  Lange  schmale  Figuren  von  schöner 
Bewegung,  ein  hohes  Kompositionstalent  und  Sinn  für  dekorative  Wirkung  sind  dem 

y Die  Forschungen  des  Monsignore  Dr.  J.  Graus  findet  man  in  zahlreichen  Jahrgängen 
der  von  ihm  redigierten  Zeitschrift:  „Der  Kirchenschmuck“,  von  Prof.  J.  Wastler  kommt  namentlich 
hier  in  Betracht:  „Das  Kunstleben  am  Hof  zu  'Graz“,  Graz  1897,  Seite  3ff  und  „Steirisches 
Künstlerlexikon“. 


524 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Künstler  zu  eigen.  Wandmalereien  inMurau,  die  Gestalten  der  vierzehn  Nothelfer  weisen 
formale  Analogien  auf,  die  darauf  schließen  lassen,  daß  wir  es  mit  Erzeugnissen  einer 
autochthonen  Kunstübung  zu  tun  haben,  deren  Denkmäler  allerdings  heute  sehr  spär- 
lich sind. 

Ein  datiertes  Hauptstück  altsteirischer  Malerei  gewinnt  dadurch  noch  an  Be- 
deutung: das  Epitaph  des  Ulridi  Reicheneker  von  1410.  Die  Inschrift  lautet:  „Anno 
domini  milesimo  CCCC  decimo  obiit  ulrich  reicheneker  feria  tertia  post  festum  margarete 
hic  sepultus.“ 

Bei  Vergleich  mit  den  Judenburger  Tafeln  erscheinen  die  Gestalten  kräftiger  und 
massiver.  Die  Typen  haben  im  Bereich  der  kölnischen  und  fränkischen  Kunst  jener 
Zeit  wenig  Analogien.  Wohl  aber  werden  wir  an  noch  ältere  Werke  auf  öster- 
reichischem Boden  erinnert:  an  die  böhmischen  Bilder  auf  Karlstein.  Die  Kreuzigung 
und  die  Halbfiguren  der  Heiligen  in  der  Kapelle  weisen  schon  ähnliche,  etwas  grobe 
Typen  mit  großen  Gesichtsteilen  auf.  In  Bezug  auf  Detaillierung  der  Körper,  Bewegungs- 
fähigkeit der  Gliedmaßen,  ist  der  Maler  des  Epitaphs  aber  schon  weit  über  die  Stil- 
stufe der  böhmischen  Künstler  Karls  IV.  hinaus.  Man  darf  wohl  sagen,  daß  in  diesem 
steirischen  Bilde  ganz  besonders  eine  Fortentwickelung  der  Errungenschaften  der  böhmi- 
schen Schule  des  XIV.  Jahrhunderts  uud  eine  Verschmelzung  mit  neuen  Stilelementen 
zu  erkennen  sei. 

Woher  hat  aber  der  Maler  des  Reicheneker  Epitaphs  die  Komposition?  Diese 
stammt  aus  Oberitalien.  Auf  Sarkophagreliefs  der  Campionesen,  auf  den  Votivbildern 
des  Giovanni  da  Milano  in  Mocchirolo  (bei  Lentate  sul  seveso  in  der  Lombardei)  finden 
wir  sie  (um  T360),  in  Bergamo,  in  der  Brera  kehrt  sie  im  XIV.  Jahrhundert  wieder, 
die  Veronesen  Altichiero  und  Avanzo  übernehmen  sie  (Votivbild  der  Ritter  Cavalli 
in  S.  Anastasia'").  Und  in  einer  Variante  wird  sie  von  Altichiero  geradeswegs  nach 
Wien  gebracht.  Ein  Fresko,  das  aus  der  Stefanskirche  ins  städtische  Museum  im  Rat- 
haus kam,  meiner  Ansicht  nach  von  Altichiero  selbst  stammend,  will  ich  hier  erwähnen, 
wenn  dieses  eine  erhaltene  Beispiel  auch  nur  dazu  dienen  sollte,  auf  die  regen  künst- 
lerischen Beziehungen,  die  zwischen  Oberitalien  und  Österreich  bestanden,  und  die  sich 
schon  im  Trecento  nicht  auf  den  Import  der  Bilder  des  Tomaso  da  Modena  nach  Karl- 
stein beschränkten,  hinzuweisen. 

Schon  die  Sammlung  des  Johanneums  gibt  uns  Belege  dafür,  daß  dieses  Reichen- 
ekerepitaph  seinem  Stil  nach  keineswegs  vereinzelt  in  Steiermark  steht.  Zwei  Täfel- 
chen mit  der  Halbfigur  der  schmerzhaften  Maria  und  dem  Schweißtuch  der  Veronika 
von  Engeln  gehalten  (Nr.  895)  gehören  der  gleichen  Richtung  an,  wenn  sie  auch  etwas 
später  anzusetzen  sein  dürften. 

In  den  Beginn  des  zweiten  Drittels  des  XV.  Jahrhunderts,  d.  h.  um  1440,  wäre 
ich  geneigt,  den  Martinsaltar  aus  S.  Catarina  in  der  Laming  zu  versetzen  (den  der  Katalog 


y Eine  Abbildung  des  Bildes  gibt  Frimmel  „Blätter  für  Gemäldekunde  1907,  Seite  1. 
Frimmels  Aufsatz  beschäftigt  sich  mit  der  Form  der  Inschrift,  der  technischen  Beschaffenheit  des 
Bildes,  kaum  aber  mit  dessen  Stil. 

y Vgl.  Abbildung  in  G.  Biermann,  Verona,  pag.  62. 


Suida.  Ältstcirisdie  Bilder  im  Landesmuseum  „Johanneum“  zu  Graz 


525 


als  um  1500  entstanden  jedenfalls  wesentlich  zu  spät  datiert).  (Abbildung  1.)  Das  Mittel- 
bild enthält  vor  lilafarbiger,  perspektivisch  recht  unbeholfener  Holzarchitektur  die  in  Profil 
gestellte  Figur  des  Heiligen  zu  Pferd,  den  beiderseits  kleine  Bettler  flankieren.  Fünf 
Engelchen  sind  mehr  raumfüllend  verwendet,  als  daß  sie  an  dem  Vorgang  teilnähmen. 
Die  Flügelbilder  enthalten  je  zwei  Szenen  der  Legende  des  hl.  Martin  auf  den  Innen- 
seiten. Unschwer 
läßt  sich  dieser 
Altar  einerGruppe 
von  Bildern  ein- 
ordnen,  die  alle 
ein  ähnliches  Stil- 
gepräge und  ähn- 
liche Abhängig- 
keit von  oberita- 
lienischen Wer- 
ken der  Pisanello- 
richtung  aufwei- 
sen. Das  liebliche 
Madonnenfresko 
an  der  Außenseite 
der  Kirdie  von 
Spital  am  Sem- 
mering habe  ich 
sdion  früher  ein- 
mal publiziert.^) 

Das  massive  Al- 
tarwerk mit  den 
nahezu  lebens- 
großen Figuren 
des  thronenden 
Papstes  Sylvester 
mit  Magdalena 
undJohannes,dem 
Evangelisten,  Abb.  1. 

Mauritius  undFlo- 
rian  auf  den  Innen- 
erweisen sich  als 


Steierischer  Maler  um  IMO.  Mitteltafel  des 
Martinsaltars  aus  S.  Caterina  in  der  Laming 
□ Landesmuseum  „Johanneum“,  Graz 


flügeln  in  der 
Stiftsgalerie  von 
St.  Florian,  darf 
vielleicht  als 
Hauptrepräsen- 
tant dieser  ganzen 
Richtung  gelten. 
Lassen  sich  die 
genannten  Male- 
reien auch  keines- 
wegs auf  eine 
Künstlerindividu- 
alität zurückfüh- 
ren, so  springen 
doch  die  gemein- 
samen formalen 
Eigentümlich- 
keiten in  die  Au- 
gen. Die  Haupt- 
figur wird  her- 
ausgelöst und  vor 
eine  lila,  rosa  oder 
lichtgrün  gefärbte 
Holzarchitektur  in 
Nischen- oder  Bal- 
dachinform ge- 
stellt. Die  Formen 
dieser  Architektur 
sind  nicht  der 
Wirklichkeit  ent- 


nommen, sondern 

späte  Variationen  des  trecentesken  Formenschatzes.  Auch  die  ohne 
jede  perspektivische  Verjüngung  parallel  zur  Bildfläche  gegebene  Musterung  des  Fuß- 
bodens ist  den  Altären  in  St.  Florian  und  Graz  gemeinsam.  Zierliche  Figuren  mit 
lebhaftem  aber  wenig  individuellen  Ausdruck,  in  den  Proportionen  gelegentlich  arge 
Entgleisungen,  in  der  Komposition  mehr  das  Bestreben,  die  vorhandene  Fläche  dekorativ 


h Mitteilungen  der  Zentralkommission  1903. 


526 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


zu  füllen  als  eine  bestimmte  Begebenheit  anschaulich  zu  schildern,  in  der  Farbengebung 
eine  Vorliebe  für  zarte  und  gebrodiene  Töne,  — all  das  sind  Momente,  die  insbe- 
sondere den  Martinsaltar  mit  dem  des  heiligen  Sylvester  verbinden,  wogegen  das 
Madonnenfresko  schon  als  eine  etwas  vorgeschrittenere  Arbeit  aufzufassen  sein  dürfte. 
Der  Martinsaltar  ist  ein  sehr  frühes  Beispiel  dieses  Stiles,  an  welchen  sehr  deutliche 

Änklänge  noch  das  große  Wandbild  mit  der  Darstellung 
der  Landplagen  von  1480  an  der  Außenseite  des  Grazer 
Doms  aufweist.  Ähnlich  ist  dort  noch  das  Architektonische, 
die  dekorative  Verwendung  der  Schriftbänder,  der  Aufbau 
der  Komposition,  vorgeschritten  der  Sinn  für  das  Land- 
sdiaftliche,  sowie  die  treffliche  Naturbeobachtung  in  den 
drastisch  erzählten  historischen  Szenen. 

Der  Frühzeit  des  XV.  Jahrhunderts  gehört  auch 
noch  ein  Altarflügel  an,  der  in  zweidrittel  Lebensgröße 
die  Gestalt  des  heiligen  Oswald,  Königs  von  England, 
zeigE  (Abbildung  2)  in  Eisenrüstung,  die  Krone  auf  dem 
Haupte,  hält  er  in  der  Rechten  eine  Fahne,  auf  der  wir 
drei  Löwen  sehen,  die  Linke  hält  den  Reichsapfel,  auf  dem 
der  treue  Rabe  mit  dem  Ringlein  im  Schnabel  Platz  ge- 
nommen hat.  Diese  derbknochige,  etwas  ungeschlachte 
Erscheinung  ist  von  dem  Menschenschlag  des  Martins- 
altars außerordentlidi  verschieden.  Und  doch  kann  die 
Entstehungszeit  beider  Werke  nicht  so  weit  auseinander 
liegen.  Wir  stehen  noch  auf  einer  primitiveren  Stil- 
stufe, als  sie  das  Dombild  von  1457,^)  die  große 
Kreuzigung  des  Konrad  Laib,  kennzeichnet.  Zum  Ver- 
gleiche mag  man  Einzelfiguren  des  Laib,  allerdings  Spät- 
werke dieses  Künstlers,  die  Heiligen  Primus  und  Hermes 
aus  dem  Salzburger  Museum,  neben  unseren  heiligen 
Oswald  halten.  (Abbildung  3.)  Sehr  tüchtig  schon  hier 
der  in  rötlichen  und  bräunlichen  Tönen  durchmodellierte 
Kopf,  schwächer  und  schwammiger  die  Hand  des  Königs; 
Abb.  2.  österreichischer  Maler  um  Wogegen  an  dem  heiligen  Hermes  jene  erstaunliche 
io?  Kenntnis  des  Knochengerüstes  auffällt,  wodurch  die 

□ Landesmuseum,  Graz  Drastik  Und  Präzision  der  Bewegung  der  Gestalt  er- 
möglicht war.  Neben  dem  hühnen  Kontrapost  der 
Glieder  des  Hermes,  der  ruhig  aufgebauten  Gestalt  des  Primus,  erscheint  unser 
geharnischter  König  noch  etwas  lahm  und  primitiv. 

Von  den  Stileinflüssen,  die  mit  dem  Dombilde  in  die  Hauptstadt  Steiermarks 

y Dem  Meister  der  Wiener  Kreuzigung  wird  im  Museum  von  Basel  eine  schmale  hohe 
Tafel  der  Kreuzigung  zugeschrieben.  Mag  dieselbe  auch  österreichisch  sein,  so  gehört  sie  doch 
nicht  der  Laib-Pfenning-Gruppe  an,  eher  könnte  man  an  anderer  Stelle,  wie  zum  Beispiel  in 
einer  Beweinung  Christi  in  St.  Leonhard  in  Kärnten,  Stilanalogien  zum  Baseler  Bilde  finden. 


Suida.  Ältsteirisdie  Bilder  im  Landesmuseum  „Johanneum“  zu  Graz  527 


Äbb.  3.  KONRÄD  LÄIB.  Die  hl.  Primus  und  Hermes 

Museum,  Salzburg 


Einzug  halten,  hatte  ich  an  anderer  Stelle  schon  zu  sprechen^)  und  möchte  nur  darauf 
hinweisen,  daß  ein  neuerworbenes  kleines  Kreuzigungsbild  im  Johanneum,  das  stilistisdi 
nodi  ganz  der  Übergangsriditung  angehört,  vielleicht  besonders  drastisch  die  Neuerungen 
des  Dombildes  vortreten  läßt,  da  beide  Werke'  ungefähr  aus  gleicher  Zeit  stammen  mögen. 

Das  nächste  datierte  Bild  im  Grazer  Museum  ist  der  Flügelaltar  aus  Kathrein  vom 
Jahre  1475.  (Abbildung  4.)  Die  Mitteltafel  zeigt  die  von  zwei  Engeln  flankierte  Mutter 
Gottes,  die  unter  ihrem  Mantel  schützend  eine  zahlreiche  Gemeinde,  Geistliche  und  Weltlidie 
mit  Kaiser  und  Papst  an  der  Spitze,  deckt.  Die  Flügel  enthalten  auf  den  Innenseiten  vier 
weiblidie  Heilige,  Caterina,  Dorothea,  Barbara  und  Margaretha.  An  den  Außenseiten 
der  Flügel  sieht  man  vier  männliche  Heilige,  an  dem  feststehenden  Flügelpaar  Dar- 
stellungen der  Verkündigung  und  des  Gethsemane,  die  Heiligenpaare  Petrus  und  Paulus 

Repertorium  für  Kunstwissenschaft  1908,  vergl.  auch  R.  Stiassng,  Ält-Salzburger  Tafel- 
bilder, Jahrb.  der  Kunsthistor.  Sammlungen,  Wien  1903,  und  J.  Graus,  Kirchensdimuck  1905.  Meine 
Änsicht,  es  handle  sich  in  den  beiden  Salzburger  Bildern  um  Werke  Laibs,  entgegen  der  Änsicht 
Stiassngs,  es  seien  Spätwerke  Pachers,  habe  ich  ebenda  begründet. 


528 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


und  die  beiden  Johannes.  Die  Farben  sind  außerordentlich  tief  und  leuchtend.  Wie 
kommt  man  nur  darauf,  diesen  Altar  als  „altkölnisdie  Schule“  auszustellen?  Ich  kenne 
in  Steiermarck  ein  Pendant  dazu:  Das  Flügelaltärchen  des  Jörg  Gradner  (f  1476)  in 
Köflach,  einst  im  dortigen  Franziskanerkloster.  Die  Mitte  nimmt  die  Gestalt  des 
heiligen  Bernhardin  von  Siena  ein,  der  predigend,  mit  erhobenem  Arm,  Buch  und 
Kreuz  haltend,  dargestellt  ist.  Der  Goldgrund  ist  hier  wie  am  Kathreiner  Altar  gemustert, 
die  Flügel,  in  horizontaler  Richtung  geteilt,  zeigen  die  Figuren  des  Täufers  und  der 
Madonna  im  Ahrenkleid,  darunter  das  Stifterpaar. 

Woher  dieser  „Meister  des  Kathreiner  Altars“,  wie  wir  ihn  kurz  nennen 
wollen,  seinen  Stil  ableitet,  läßt  sich  unschwer  angeben.  Nordische  sowie  südliche  Ein- 
flüsse sind  für  ihn  maßgebend.  Für  seinen  Lehrer  könnte  man  den  niederösterrei- 
chischen „Meister  der  neun  Engelchöre“,  wie  ich  ihn  nenne,  halten.^)  Sehr  ähnliche 


n Kurze  Erwähnung  ohne  nähere  Ängaben  mit  Äbbildung  gibt  J.  Graus,  Kirdienschmudc, 
Jahrg.  35,  1904,  Seite  9. 

2)  Nach  der  Bilderserie,  die  aus  der  Kirche  am  Hof  in  Wien  stammend,  sich  in  Kloster- 
neuburg befindet.  Nachklänge  des  Stiles  dieses  wichtigen  Künstlers  findet  man  in  anderen  Bildern 
in  Klosterneuburg,  sowie  in  Herzogenburg. 


Äbb.  4.  Steirischer  Maler  von  1475 
Ältarwerk  aus  Kathrein  □ 


Museum  „Johanneum“,  Graz 


Suida.  Ältsteirisdie  Bilder  im  Landesmuseum  „Johanncum“  zu  Graz 


529 


derbe  Typen  mit  großen  Gesichtsteilen,  flacher  Stirn,  ähnliche  Engelfiguren.  Ander- 
seits kann  man  wohl  auch  die  Beziehung  unseres  steirischen  Malers  zu  Oberitalien, 
speziell  zur  paduanisch-muranesischen  Kunst,  nidit  ganz  in  Abrede  stellen.  Denke  man 
doch  zum  Vergleich  an  das  Schutzmantelbild  des  Bartolommeo  Vivarini  in  S.  Maria 
Formosa  zu  Venedig. 

Das  satte,  leuchtende  Kolorit  und  ein  Gefühl  für  klare,  ruhige  Gestaltengebung, 
Vermeiden  des  knittrigen,  die  große  Richtung  brechenden  Gefältels  in  den  Gewändern, 
hat  sich  der  Meister  aus  italienischen  Vorbildern  erlernt.  Im  allgemeinen  möchte  idi 
der  Richtung  unseres  Künstlers  aus  dem  Grazer  Museum  noch  die  beiden  von  ihrem 


Altar  getrenn- 
ten, ohne  Rah- 
men hochge- 
hängten Flügel- 
bilder zuweisen, 
auf  denen  wir 
die  Figuren  ei- 
nes Bischofs  und 
des  heiligen 
Michael,  des  den 
Crucifixus  um- 
armenden heili- 
gen Bernhardin 
und  eines  ju- 
gendlichen Hei- 
ligen sehen. 

Auf  den 
engen  Zusam- 
menhang mit 
Niederösterreich 
weisen  auch  wie- 
der die  Flügel 


Abb.  5.  Österreichischer  Maler  um  1500.  Martyrium 
eines  Heiligen  (Judas  Thaddäus?)  □ 

□ Landesmuseum  „Johanneum“,  Graz 


des  ehemaligen 
Franziskaner- 
altars aus  Fiat- 
schach im  Mur- 
tal (Nr.  890).  Auf 
denVorderseiten 
sehen  wir  auf 
gemustertem 
Goldgründe  den 
heiligen  Bona- 
ventura  und  Vi- 
gilius, auf  den 
Rückseiten  Grup- 
pen von  drei, 
respektive  zwei 
Franziskaner- 
märtyrern. 
Schmale  Gestal- 
ten mit  runden 
Köpfen,  vollen 
Gesichtern  und 
unendlich  sanft- 


mütig blickenden  Taubenaugen.  Schöne  Farben,  die  allerdings  bei  diesen  arg  verwahrlosten 
Tafeln  kaum  zur  Geltung  kommen.  Der  Maler  ist  mir  aus  Niederösterreich  wohl  bekannt, 
wenn  ich  auch  seinen  Namen  noch  nicht  kenne.  In  der  reizenden  Sammlung  des  Stiftes 
Herzogenburg  kann  man  zahlreiche  Werke  seiner  Hand  finden;  einzelne  Heiligen- 
gestalten, die  Jugendgeschichte  Christi  und  anderes.  Die  Zeit  der  Tätigkeit  dieses 
„Meisters  mit  den  Taubenaugen“,  wie  ich  ihn  in  meinen  Notizen  einstweilen  der 
Kürze  halber  getauft  habe,  umfaßt  etwa  die  letzten  Jahrzehnte  des  XV.  Jahrhunderts 
bis  in  den  Anfang  des  folgenden. 

Noch  im  Raume  der  kirchlichen  Kunstaltertümer  werden  wir  auf  eine  Richtung 
der  steirischen  Malerei  aufmerksam,  die  durch  zwei  Individualitäten,  einen  älteren  und 
einen  noch  viel  begabteren  jüngerenKünstler  getragen  wurde,  und  die  bei  leichter  Karikierung 
der  Typen  deutliche  und  sehr  merkwürdige  Ansätze  zu  ausgesprochener  Lichttmalerei  nimmt. 


530 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Der  Flügelaltar  (No.  892),  welcher  im  Mittelfelde  Christus  mit  den  zwölf  Aposteln, 
auf  den  Flügeln  Helena  und  Florian,  außen  die  Verkündigung  zeigt,  bildet  gewisser- 
maßen die  Vorstufe  zu  den  im  Museum  verstreuten  Werken  eines  jüngeren  Künstlers, 
dessen  Tätigkeit  schon  ganz  ins  XVI.  Jahrhundert  fallen  mag. 

Unter  den  Neuerwerbungen  der  kirchlichen  Kunstwerke  findet  sidi  (No.  58)  eine 
ungefähr  quadratische  Tafel,  welche  das  Martyrium  eines  jugendlichen  Heiligen  (Judas 


Thaddäus?)  darstellt. 
(Abbildung  5.)  Der- 
selbe ist  knieend  in 
rotem  Gewände  zu 
sehen,  von  links  tritt 
ein  Richter  mit  einem 
Begleiter  heran,  der 
zwei  mit  Knütteln  be- 
wehrte Schergen  zum 
Dreinschlagen  auf  den 
Knieenden  auffordert. 
Eigentümlich  ist  die 
Ausstattung  des  Rau- 
mes, in  dem  der  Vor- 
gang sich  vollzieht: 
Das  gleiche  Schach- 
brettmuster,' welches 
den  Fußboden 
schmückt,  zieht  sich 
auch  an  der  Rück- 
wand hinauf;  ein 
Fenster  gewährt  Aus- 
blick auf  eine  hügelige 
Landschaft.  DieTypen- 
gebung  ist  sehr  auf- 


kleinem Munde,  da- 
neben Schergen  von 
der  Art  der  im  Profil 
dargestellten.  Der  Far- 
bencharakter wird 
durch  eine  äußerst  de- 
likate Lichtgebung  be- 
stimmt; ein  sanftes 
weiches  Licht,  das  die 
meist  hellen  Lokal- 
farben nicht  aufhebt, 
aber  harmonisch  ab- 
tönt. Bevor  wir  allge- 
meine Mutmaßungen 
über  diesen  Künstler 
aussprechen , wollen 
wir  die  drei  weiteren 
Tafeln,  die  das  Mu- 
seum beherbergt,  be- 
trachten. Da  finden 
sich  im  23.  Saal  der 
kunstgewerblichen 
Mustersammlung  bei 
den  Holzarbeiten  über 
der  Türe  zwei  höchst 


fallend:  Runde  Köpfe  Abb.  6.  Steirischer  Maler  von  1505.  Madonna  interessante  Tafelbil- 
mit  kleinen  Gesichts-  weiblidien  Heiligen  □ die  Anbetung 

teilen,  runden  Augen,  des  Kindes  und  Jo- 

hannes auf  Patmos  darstellend.  Letzteres  Gemälde,  das  den  jugendlich  gebildeten, 
wie  aus  dem  Traum  erwachenden  Apostel  auf  seiner  Insel  liegend,  vor  abendlichem 
Himmel  darstellt,  hat  mich  in  der  Farbenstimmung  an  ein  italienisches  Bild  des 
gleichen  Gegenstandes,  das  prachtvolle  Werk  Bramantinos  auf  Isola  Bella  erinnert. 
Die  Ahnlichheit  beruht  hauptsächlich  auf  der  hohen  geheimnisvollen  Bedeutung, 
welche  das  Licht  für  den  Gesamtcharakter  des  Bildes  hat.  Nun,  da  wir  den  Künstler 
schon  einigermaßen  kennen,  finden  wir  ihn  auch  leicht  unter  der  Maske  einer  argen 
Übermalung  in  dem  Bilde  No.  15  der  Landes-Gemäldegalerie,  das  die  Anbetung  der 
heiligen  drei  Könige  zum  Gegenstände  hat. 


I 


Suida.  ÄltstGirisdiG  BildGr  im  LandGsmusGum  „JohannGum“  zu  Graz  531 


ITrotzdGm  wir  in  dGm  oben  genannten  Altar  (No.  892)  schon  eine  Art  Vorstufe 
für  diesen  Künstler  in  Steiermark  selbst  nadiweisen  können,  regt  sich  doch  immer  wieder 
der  Zweifel,  ob  wir  es  hier  nicht  mit  den  Arbeiten  eines  von  auswärts  stammenden 
Künstlers  zu  tun  haben.  Seine  Typen  haben  die  nächsten 
Analogien  bei  dem  in  Köln  tätigen  Meister  des  heiligen 
Bartholomäus,  seine  Sdiergentypen  und  auch  die  Licht- 
malerei unseres  Anonymus  gemahnen  geradezu  an  Bosch. 

Wollte  man  im  Bereiche  der  kölnischen  Kunst  bleiben, 
f so  muß  man  doch  wohl  audi  an  den  Meister  von  St. 

Ij,  Severin  erinnern.  Daß  irgendwelche  Einflüsse  vom 
fi  Niederrhein  hier  mit  hineinspielen,  ist  mir  sehr  wahr- 
t sdieinlich,  wenn  ich  auch  über  die  Art  der  Vermittlung 
5 derselben  einstweilen  nichts  Sicheres  sagen  kann.  Übrigens 
'i!  muß  hier  betont  werden,  daß  in  Österreich  selbst  An- 
i’l  Sätze  zur  Lichtmalerei  auch  in  anderen  Schulen  nicht 
{•  fehlen.  Man  darf  einerseits  an  die  Tiroler  erinnern, 

R anderseits  an  die  Salzburger,  aus  deren  Mitte  zu  Beginn 
? des  XVI.  Jahrhunderts  jener  Meister  Rueland  hervorragt, 

' welcher  die  von  1501  datierte  Bilderfolge  im  Stift 
! Klosterneuburg  malte.  Bisher  ist  er  nur  aus  diesem 
I einen  Werke  bekannt.  Kurz  möchte  ich  heute  nur  darauf 
j hinweisen,  daß  ich  noch  eine  frühere  und  dann  eine 
( spätere  Arbeit  seiner  Hand  kenne.  Erstere  ist  eine 
) Folge  von  acht  Einzelbildern  stehender  Heiliger,  vier  in 
3 Landschaft,  vier  vor  Goldgrund,  die  als  Legat  in  die 
Altertümersammlung  nach  Stuttgart  gelangte  (dort  namen- 
- los  über  der  Türe  des  linken  Nebenraumes),  dem  Stil 
I nach  bei  aller  Verwandtsdhaft  mit  den  Klosterneuburger 
Gemälden  deutlich  als  noch  primitiver,  befangener  zu  er- 
/ kennen.  Das  reifste  und  wohl  reizvollste  Werk  Ruelands 
aber  besitzt  die  kleine  Sammlung  des  Neuklosters  in 
. I Wiener-Neustadt.  Es  ist  eine  Madonna  mit  Heiligen  in 
I einer  geräumigen  gotischen  Halle,  einem  schmuddosen, 
i|  fast  kahlen  Raume,  der  aber  auf  reizvollste  Weise  von 
; kühlem  Lichte,  das  auch  die  Gestalten  umspielt,  durch- 
1 i flutet  wird.  Also  auch  hier  weist  die  steirische  Malerei  j^bb.  7.  steirischer  Maier  um  isoo.  Die 
' I wieder  zur  salzburqisch  - niederösterreichischen  Ana-  Barbara  □ 

I . . . Ältarflügel  auf  Burg  Kreutzen- 

‘ lOgien  auf.  ) □ stein  m Niederösterreich 


9 Der  salzburgischen  Schule  gehört  auch  ein  Künstler  an,  der  in  Graz  durch  zwei  sehr 

: feine  Bilder,  im  Besitze  des  Herrn  Hofrats  Ritter  von  Karajan,  vertreten  ist.  Diese  stellen  die 

I Erbauung  des  Stiftes  Klosterneuburg  und  das  Martyrium  des  hl.  Bischofs  Thiemo  von  Salzburg 
I dar.  Derselben  Folge  gehört  das  in  künstlerischem  Charakter  und  Maßen  gleiche  Bild,  das 

I Martyrium  eines  heiligen  Bischofs  in  der  Liechtensteingalerie  zu  Wien  an,  das  als  „elsässisch“ 


532 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Diese  Gruppe  der  Lichtmaler  würde  uns  nun  passend  hinüberleiten  zu  den  in 
Steiermark  befindlichen  Erzeugnissen  des  sogennannten  Donaustils.  Vorher  haben  wir 
uns  aber  mit  einer  Gruppe  von  Werken  zu  befassen,  die  künstlerisch  höher  steht,  als 
die  Erzeugnisse  des  Donaustils  in  Steiermark  und  die  auf  ganz  andere  Wirkungen  aus- 
geht: nidit  die  Pflege  des  Landschaftlichen,  dem  sich  die  Figuren  ein-  und  unter- 
ordnen, sondern  die  klare,  ja  monumentale  Anordnung  großer  Figuren  ist  das  Ziel 
dieser  Maler.  Daß  wir  es  hier  mit  steirischen  Künstlern  des  beginnenden  XVI.  Jahr- 
hunderts zu  tun  haben,  wird  dadurch  wahrscheinlich,  daß  Steiermark  die  bedeutendsten 

lung  verdiente.  gel  mit  der  Kro- 

(Abbild.  6.)  Die  Steirisdier  Maler  vom  Anfänge  des  XVI  Jahr-  „g.  während  vier 

_ „ , . hunderts.  Madonna  mit  den  vierzehn  Nothelfern  , 

Tafel  stammt.  „ Landesgemäidegaieric,  Graz  heilige  Jung- 

wie  viele  andere  frauen,Caterina, 

Barbara,  Dorothea  und  Magdalena,  ihr  Gesellsdiaft  leisten.  Bei  verhältnismäßig 
hodigenommenem  Augenpunkte  sehen  wir  sie  im  Bilde  übereinander  (im  Raume 
hintereinander  gedacht)  auf  fliesejibelegtem  und  blumenbestreutem  Boden  sitzend.  Schöne 
satte  Farben,  die  zu  vollen  Akkorden  zusammenklingen,  ebenmäßige  angenehme 
Gesichter,  bisweilen,  wie  bei  Dorothea,  zu  hoher  Anmut  gesteigert. 


ausgestellt  ist.  Die  Typen  dieses  Künstlers  zeigen  noch  deutliche  Beziehung  zum  Meister  R.  F. 
(Wien,  Großgmain,  Regensburg,  Venedig,  St.  Florian,  Budapest).  Unbeachtete  Bilder  des  R.  F. 
sind,  nebenbei  bemerkt,  zwei  thronende  Heilige  auf  Schloß  Kreutzenstein  (Sebastian  und  Florian, 
wenn  ich  mich  recht  erinnere). 


Suida.  Ältsteirisdie  Bilder  im  Landesmuseum  „Johanneum“  zu  Graz 


533 


nodi  befangener,  in  den  Farben  sdiliditer, 
ist  die  Lieditenstein-Madonna  wohl  eine 
frühere  Arbeit  des  gleichen  Künstlers,  also 
etwa  gegen  1500  gemalt. 

Dieser  Meister  des  Talberg -Altars, 
von  dem  hoffentlich  mit  der  Zeit  noch 
andere  Werke  nachzuweisen  sein  werden, 
hat  seine  Schulung  zweifellos  außerhalb 
seiner  Heimat  (wenn  anders  er  überhaupt 
Steirer  war)  erhalten,  und  zwar  in  Nürn- 
berg. Dort  ist  es  der  Kreis:  Hans  Pleyden- 
wurff,  Meister  des  Peringsdörffer  Altars, 


Äbb.  10.  Österreichischer  Maler  um  1500.  Die 
Anbetung  der  hl.  drei  Könige  □ 

□ Landesgemäldegalerie,  Graz 


0 Erwähnt  von  Dr.  S.  Graf  Pückler- 
Limpurg  in  seiner  Schaffner -Monographie,  wo 
die  Beziehung  auf  diesen  Meister  als  irrig  ab- 
gelehnt, aber  keine  positive  Meinung  geäußert 
wird. 


Für  eine  etwas  frühere  Arbeit  des  gleichen 
Meisters,  wir  wollen  ihn  kurz  den  Meister 
des  Talberg-Altars  nennen,  halte  ich  ein 
Madonnenbild  der  Lieditensteingalerie  in  Wien 
(No.  700),  das  unter  dem  Namen  des  Martin 
Schaffner  ausgestellt  ist.^)  Die  Madonna  in 
blauem  Kleide  und  ebensoldiem  Mantel  hält 
das  mit  weißem  Tüchelchen  dürftig  bekleidete 
Kindchen,  welches,  eine  Nelke  in  der  Hand, 
mit  seinem  kleinen  Mopsgesichtchen  ähnlich 
nach  aufwärts  schaut,  wie  auf  dem  Talberg- 
Altar.  Maria  sitzt  auf  einem  mit  karmin- 
farbigem Brokat  überspannten  Steinthron  mit 
sanft  nach  abwärts  geschwungener  Lehne,  die 
in  zwei  gotischen  Postamenten  endigt  (von 
genau  gleicher  Form  wie  der  mittlere  Teil  des 
Turmes  der  heiligen  Barbara),  auf  denen  zwei 
kleine  weißgewandete  musizierende  Engel  mit 
Harfe  und  anderem  Saiteninstrument  stehen. 
Sie  haben  ganz  ähnliche  Typen,  gleichgeformte 
stahlblaue  Flügel  wie  auf  dem  Grazer  Bilde. 
Ornamentierten  Goldgrund  in  flachem  Relief 
finden  wir  hier  wie  dort.  In  der  Anordnung 


Äbb,  9.  Steirischer  Maler  vom  Anfänge 
des  XVI.  Jahrhunderts.  Frauen- 
bildnis (sog.  hl.  Hemma)  □ 
□ Landesgemäldegaleric,  Graz 


35 


534 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Meister  der  Veitslegende  (R.  F.),  von  dem  er  sich  insbesondere  beeinflußt  zeigt. 
Einige  andere  Beispiele  dieser  monumentalisierenden  Bestrebungen  in  der  stei- 
rischen Malerei  des  beginnenden  XVI.  Jahrhunderts  möchte  ich  wenigstens  kurz  nennen: 
Es  gehören  hierher  das  leider  teilweise  zerstörte  Fresko  der  Verspottung  Christi  an  der 
Außenseite  des  Grazer  Doms,  ferner  die  vier  Flügelbilder  auf  Burg  Kreutzenstein, 
welche  Exzellenz  Graf  Wilczek  im  Mürztal  erwarb  und  mit  tirolischen  Skulpturen  zu 
dem  Hochaltar  der  Burgkapelle  verband.  Äuf  den  Flügeln  sehen  wir  den  heiligen 
Andreas,  miteinander  St.  Simon  Zelotes  und  Judas  Thaddäus  (oder  Jacobus  d.  J.), 
Sebastian  und  Barbara,  letztere  vor  brokatenem  Vorhang  mit  schöner  Landschaft  darüber. ; 
(Abbildung  7.)  Im  Grazer  Museum  aber  befindet  sich  der  aus  dem  Jahre  1513 ! 
stammende,  mit  Statuetten  gezierte  Altar  aus  St.  Johann  zu  Dietmannsdorf,  dessen 
drei  Hauptfelder  die  heiligen  Johannes  den  Täufer,  Nikolaus  und  Dionysius  zeigen,  den  1 
wir  im  allgemeinen  noch  dieser  Richtung  beizählen  möchten.  j 

Von  dem  Meister  des  Talbergaltares  zeigt  sich  dann  auch  jener  Künstler  beein-  i 
flußt,  der  das  Altarbild  der  Madonna  mit  den  vierzehn  Nothelfern  (Landesgemäldegalerie  | 
No.  10)^)  schuf.  (Abbildung  8.)  Die  allgemeine  Anordnung  entspricht  dem  Vorbilde,  nur  i 
durch  die  höhere  Figurenzahl  modifiziert.  Gefällt  uns  seine  naive  Munterkeit,  so  können  i 
wir  doch  die  Plumpheit  dieses  provinziell  beschränkten  Malers  nicht  übersehen.  Wir  I 
haben  hier  einen  Künstler  vor  uns,  der  sich  gleichzeitigen  niederösterreichischen  Kunst- 
produkten, wie  etwa  der  Altartafel  eines  Herrn  von  Pottendorf  auf  der  Burg  Liechten- 
stein bei  Mödling  nähert.  Von  dem  Maler  des  Nothelferaltars  dürfte  das  Porträt  einer  | 
Frau  mit  großer  weißer  Haube  und  einer  Nelke  in  der  Hand  stammen,  das  sich  ehe-  ' 
mals  im  Stifte  Admont  befand,  und  laut  frommer  Tradition  für  das  Bildnis  der  hl.  | 
Hemma,  der  Stifterin  der  Abteien  Admont  und  Gurk  (f  1045)  gilt.  (Abbildung  9.) 
Dieses  jedenfalls  nach  dem  Leben  gefertigte  Frauenbildnis  zeigt  den  Künstler  von  : 
einer  besseren  Seite  als  seine  Heiligenidealtypen. i' 

Eine  andere  Künstlerpersönlichkeit  wohl  aus  der  gleichen  Zeit  vom  Beginne  des  j 
XVI.  Jahrhunderts  lernen  wir  in  vier  Tafeln  der  Landesgemäldegalerie  kennen  (No.  4,  | 
5,  9 und  14);  die  Heimsuchung  Mariä,  die  Anbetung  der  Könige  (Abbildung  10),  j 
Verkündigung  und  Geburt  Christi.  Anklänge  an  die  tirolisdie  Kunst  fallen  in  ihnen  auf.  ' 

Die  nächsten  datierten  Bilder  im  Johanneum  führen  uns  in  das  Jahr  1518.  Es 
sind  zwei  untereinander  gänzlich  verschiedene  Werke.  Eine  große  noch  spitzbogig 
abgeschlossene  Tafel  zeigt  die  Gestalt  des  hl.  Martin  zu  Pferde,  der  mit  dem  Bettler  seinen  ! 
Mantel  teilt.  Ob  die  darauf  angebrachten  Initialen  J.  A.  diejenigen  des  Künstlers  oder  des  | 
Donators  sind,  will  ich  mit  Sicherheit  nicht  entscheiden.  Gewiß  aber  scheint  mir  das  | 
Bild  der  Augsburger  Schule  anzugehören.  Mag  man  an  des  Jörg  Breu  d.  A.  Altar- 

9 Im  Katalog  steht:  „Kölner  Schule“;  aber  dann  kam  den  Verfasser  desselben  doch  ein 
Grausen  vor  dieser  Bestimmung  an  und  er  fügte  keineswegs  verbessernd  „alte  Kopie“  hinzu. 

2)  J.  Graus  (Kirchenschmuck  1901)  nimmt  an,  das  Bild  der  Gräfin  Hemma  aus  dem 
Geschlechte  der  Grafen  von  Friesach-Zeltschach  sei  gemalt  worden,  als  der  Impuls  zur  Heilig- 
sprechung der  seligen  Frau  gegeben  wurde.  Hätte  man  sie  da  ohne  religiöse  Attribute  mit 
einem  Blümchen  in  der  Hand,  ohne  Hinweis  auf  ihre  frommen  Stiftungen,  und  ohne  etwa'  durch 
eine  Strahlenglorie  ihren  seligen  Stand  anzudeuten,  dargestellt? 


Suida.  Ältsteirisdie  Bilder  im  Landesmuseum  „Johanneum“  zu  Graz 


535 


Hbb.  11.  Stßirischer  iWalcr  des  XVI.  Jahrhundßrts  Landßsgemäldegalerie,  Graz 

Der  bethlehemitisdie  Kindermord  □ 


tafeln  im  Herzogcnburg  (Niederösterreich)  denken,  die  allerdings  wesentlich  älter  sind 
(1501)  oder  an  spätere  Werke  dieses  Künstlers,  immer  scheint  er  der  nächste  Name 
für  das  Bild;  aber  vielleicht  gibt  es  in  Augsburg  einen  Künstler  J.  Ä.,  den  wir  noch 
nicht  kennen. 

Das  zweite  Werk  von  1518  ist  ein  schöner  Altar  mit  der  plastischen 
Kreuzigungsgruppe  in  Mittelschrein  und  gemalten  vielfach  an  Dürers  Holzschnitte 
sich  anlehnenden  Flügelbildern,  welche  nebst  Datum  auch  die  Initialen  AA  tragen,^) 
was  früher  fälschlidi  auf  Albrecht  Altdorfer  bezogen  wurde.  Immerhin  haben  wir  hier 
ein  Werk  des  sogenannten  Donaustils  vor  uns,  dem  auch  ein  Altar  mit  Heiligen- 
martgrien u.  a.  zugehört.  Eine  neuerworbene  kleine  Tafel  mit  der  hl.  Ursula  im  Schiffe 
mit  ihren  Jungfrauen  scheint  dem  Meister,  der  das  große  Madonnenbild  von  1524  in 
St.  Lambrecht  für  den  Abt  Valentinus  malte,  ^)  anzugehören,  zu  dem  auch  die  gemalten 
Flügel  und  die  Predella  mit  der  Stifterfamilie  eines  aus  Dietmannsdorf  stammenden 
Altars,  in  dessen  Schrein  die  plastischen  Figuren  des  hl.  Rochus  und  Sebastian  stehen, 
nahe  Beziehung  aufweisen  (im  Johanneum). 

Zum  Schlüsse  verlohnt  es  sich  wohl  noch  auf  ein  paar  kleine  Täfelchen  hinzu- 
weisen, in  denen  die  beiden  künstlerischen  Einflußsphären  vom  Norden  und  vom 
Süden  her,  die  sidi  in  Steiermark  trafen  und  für  den  Charakter  der  dortigen  Malerei 
entscheidend  wurden,  fast  ganz  unverhüllt  zutage  treten.  Es  sind  im  Grazer  Museum 
zwei  Darstellungen  des  bethlehemitisdien  Kindermordes,  eine  neu  erworben  im  Saale 
der  kirchlichen  Altertümer,  die  andere  als  „italienische  Sdiule“  (?)  in  der  Gemälde- 
galerie No.  166.  (Abbildung  11.)  Der  Donaustil  zeigt  sich  hier  mit  oberitalienisdiem, 
speziell  paduanischem  Einschlag. 

Die  Absicht  der  vorliegenden  Abhandlung  war  zunächst  nur  die  Zugehörigkeit 
zum  Lande  für  eine  Anzahl  von  Gemälden  im  Johanneum  nachzuweisen,  die  unter 
„kölnisch“,  sogar  „italienisch“  ausgestellt  sind.  Dabei  ist  vielleicht  noch  manches  Datum 
korrigiert,  manches  auswärts  befindliche  Bild  in  seinen  wahren  Zusammenhang  gerückt 
worden.  Was  ich  aber  gar  nicht  beabsichtigte,  war,  von  steirischer  Malerei  überhaupt 
zu  sprechen.  Solange  uns  die  beiden  nächsten  Nachbarn,  die  Niederösterrcicher  und 

g J.  Graus,  Kirchenschmuck  1902  (XXXIII)  gibt  Besprechung  und  Abbildung,  Seite  47. 

2)  Abbildung  und  Besprechung  von  J.  Graus,  Kirchenschmuck  24  (1893),  Seite  111. 


536 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


die  Kärntner  so  wenig  bekannt  sind,  können  wir  eine  klare  Antwort  auf  die  Frage, 
welcher  der  ganz  spezielle  Charakter  der  steirischen  Malerei  zum  Unterschiede  von 
den  Nachbarn  sei,  nicht  versuchen. 

Eines  aber  läßt  sich  wohl  jetzt  sdhon  sagen:  die  steirische  Malerei  ist  eine 
zartere  Schwester  der  tirolischen.  Nordische  und  italienische  Einflüsse  bringen  sie 
wie  die  tirolische  zur  Entfaltung.  Und  treten  uns  auch  keine  Persönlichkeiten  vom 
Range  eines  Michael  Pacher  entgegen,  so  verdienten  doch  manche  der  anonymen 
steirischen  Künstler  dem  Dunkel  entrissen  zu  werden.  Es  ist  zu  hoffen,  daß  glückliche 
Archivfunde  uns  auch  hier  sichere  Namen  kennen  lehren. 


Studien  und  Forschungen 


ZU  GRÜNEWÄLDS  TÄTIGKEIT  IN 
DER  ÄSCHÄFFENBURGER  GEGEND 
Von  H.  Ä.  Sdimid 

Um  mir  die  Priorität  zu  wahren,  gebe  ich 
von  zwei  wichtigen  Urkundenfunden  Bericht, 
die  auf  die  frühere  Tätigkeit  Grünewalds  in  der 
Äschaffenburger  Gegend  ein  Licht  werfen.  Bei 
meinem  Äufenthalte  in  Würzburg  im  Sommer 
1907  machte  idi  die  Entdeckung,  daß  in  dem 
dortigen  gut  geordneten  Kreisarchive,  das  ich 
I bereits  vollständig  auf  Grünewald  durchforscht 
glaubte,  noch  zahlreiche  Testamente  Äschaffen- 
burger Kanoniker  liegen.  Das  eine  Testament 
war  von  Wichtigkeit,  und  ich  gebe  die  wichtigen 
Stellen  nach  den  Äbschriften,  die  Herr  Reichs- 
archivrat Göbl  mir  durch  den  dortigen  Ärchiv- 
funktionär  H.  Sdiöner  zu  besorgen  die  Güte 
hatte,  behalte  mir  aber  vor,  sie  später  im  Zu- 
; sammenhang  abzudrucken,  soweit  derselbe  über- 
haupt für  einen  späteren  Forscher  von  Interesse 
sein  kann.  Der  Kanonikus  Heinrich  Reitzmann 
in  Äschaffenburg,  derselbe,  der  auch  als  Stifter 
HENRICHVS  RETZMÄN  auf  dem  Äschaffen- 
burger Rahmen  erscheint,  bestimmt  in  seinem 
Testament  von  1517: 

) Item  lego  XXV  florenus  ad  faciendum  pin- 
I gere  festum  Nivis  per  magistrum  Matheum 

I pinctorem  in  tabulam  jam  confectam  quelocari 

I debet  in  nova  capella  dominorum  Casparis  et 
» Georgii  Schantzen  fratrum  materialia,  ut  pote 
J colores,  reperinutur  in  mensa  serata  in  Äula . . . 
j Da  die  Forschungen  von  Heinz  Braune  in 
I München  ergeben  haben,  daß  das  Freiburger 
I Bild  aus  Äsdiaffenburg  stammt  und  meine  Re- 
' konstruktion  auch  so  schon  beweist,  daß  es  in 
den  Ältar  des  Reitzmann  gehört,  so  haben  wir 
hier  zum  ersten  Male  eine  urkundlich  beglaubigte 
I Ärbeit  des  Meisters. 

• ' Grünewald  hat  aber  auch  einen  Ältar  für 
( Uissigheim  im  Bezirk  Tauberbischofsheim  von 
-j  Reitzmann  in  Äuftrag  erhalten.  In  einem 
) früheren  Testament  von  1514  bestimmt  derselbe: 
i lego  ad  fabricam  ibidem  in  Uskem  XXX  flore- 
i nos,  ut  ibidem  fiat  nova  tabula  cum  quatuor 
gmaginibus  in  summo  altare  videlicet  gloriosis- 
sime  marie  virginis  in  medio,  Sanctorum  Vincen- 
tii  patroni  in  dextro,  Hieronymi  in  sinistro  et 
sancti  Georgii  patroni  in  pede  tabule  equitando 
et  prout  magistro  Matheo  in  Selgenstadt  op- 
time  constat,  qui  locum  mepresente  vidit  usw. 


Dieser  Ältar  war  schon  in  der  ersten  Hälfte  des 
XIX.  Jahrhunderts  durch  einen  anderen  ersetzt. 

Daß  mit  diesem  Magister  Matheus  derselbe 
gemeint  ist  wie  im  späteren  Testament,  ist  kaum 
zu  bezweifeln,  weil  doch  sonst  wohl  das  zweite 
durch  irgend  eine  genauere  Ängabe  von  dem 
früher  beschäftigten  Matheus  unterschieden 
worden  wäre.  Grünewald  befand  sich  also 
schon  1514  nicht  mehr  in  Isenheim,  sondern  in 
der  Nähe  von  Äschaffenburg  und  erhielt  von 
dort  Äufträge.  Die  beiden  Urkunden  ließen 
darauf  schließen,  daß  erMathäus,  nicht  Matthias 
hieß,  während  die  eigene  Unterschrift  auf  dem 
Oxforder  Blatt  deutlich  Mathis,  nicht  Mathes 
heißt  und  also  sehr  für  Matthias,  den  bisher  an- 
genommenen Vornamen  spricht.  Da  selbst  die 
Legenden  der  beiden  Äpostel  verwechselt  werden, 
und  man  in  Süddeutschland  die  Träger  beider 
Vornamen  nicht  unterschied,  sondern  beide 
Mathes  nannte,  so  ist  es  nicht  ausgeschlossen, 
daß  auch  der  Äschaffenburger  Kanonikus  sich 
geirrt  hat.  Wir  wissen  also  von  Grünewald 
genau  nicht  einmal  den  Vornamen. 

Nach  Ängabe  des  besten  Kenners  in  der 
einschlägigen  Frage,  Prof.  Edward  Schröder  in 
Göttingen,  ist  in  der  Mainzer  Diözese  der  Name 
Matthias  seit  der  zweiten  Hälfte  des  XIV.  Jahr- 
hunderts besonders  häufig  gewesen,  während 
der  Name  Matthäus  zum  mindesten  sehr  selten 
war.  Ällein  mit  Sicherheit  ist  ja  auch  die  Her- 
kunft des  Künstlers  aus  der  Äschaffenburger 
Gegend  bisher  nicht  festzustellen  gewesen,  und 
auffallend  ist  dann  immer  nodi,  daß  der  Kano- 
niker den  ungewöhnlicheren  Namen  statt  des 
üblicheren  wählte. 

S 

ZUR  PLASTIK  AUGSBURGS 

Von  Philipp  Maria  Halm 

Hans  Holbein  der  Ältere  und  Gregor  Erhardt. 
Gurt  Glaser  publiziert  in  der  soeben  erschie- 
nenen Monographie  über  Hans  Holbein  den 
Alteren^)  auf  Tafel  XLVIII  eine  Federzeichnung 
(Äbb.  1),  welche  sich  in  der  öffentlichen  Kunst- 
sammlung zu  Basel  befindet  und  die  er  unter 
Nr.  64  seines  Verzeichnisses  der  Handzeich- 
nungen dieses  Meisters  folgendermaßen  be- 
schreibt: „Madonna  auf  einem  Throne,  dem  7 


Curt  Glaser,  Hans  Holbcin  der  Altere.  Leipzig  1908. 


538 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Heilige  nahen,  darunter  vornan  der  hl.  Bartho- 
lomäus und  Ulrich,  die  den  knieenden  Stifter, 
einen  Geistlichen,  empfehlen.  Oben  mit  Maß- 
werk abgeschlossen.  Änsdieinend  Entwurf  für 
einen  geschnitzten  Ältarschrein.  Die  Heiligen 
Ulrich  undÄfra  weisen  aufÄugsburg  hin.  Breit 
getuschte  Federzeidinung.“ 

Die  hier  nicht  näher  erwähnten  Heiligen 
sind  rechts  neben  dem  hl.  Ulrich  St.  Hierony- 
mus im  Kardinalsgewand  und  St.  Simpertus, 
welche  von  den  hinter  ihnen  stehenden  Heiligen 
Äfra,  Benediktus  und  Scholastika  überragt 
werden. 


Äbb.  1.  Zeichnung,  Hans  Holbein  d.  A.  zu- 
geschrieben in  der  öffentlichen  Kunst- 
sammlung in  Basel  □ 

Glasers  Vermutung,  daß  die  Arbeit  durch  die 
Heiligen  Ulrich  und  Äfra  — er  hätte  auch  noch 
den  heiligen  Simpertus  hinzusetzen  dürfen  — 
auf  Augsburg  hinweise,  findet  ihre  Bestätigung 
durch  ein  noch  vollständig  erhaltenes  Werk, 
welches  sich  wortwörtlich  mit  der  Zeichnung 
deckt.  Es  ist  das  schöne  Sandstein-Epitaph  des 
Abtes  Konrad  Mörlin  im  Maximilians-Museum 
in  Augsburg  (Abb.  2). 

Konrad  Mörlin  (1496 — 1510),  der  kunstbe- 
geistertste Abt,  der  je  dem  Konvent  von  St. 
Ulrich  und  Afra  Vorstand,  hatte  bereits  ein 
Jahr  nach  seiner  Erwählung  (1497)  den  Ge- 
danken gefaßt,  sich  ein  Denkmal  zu  setzen.^) 
Es  mag  um  1500  vollendet  worden  sein.  Bis 

‘)  Felix  Mader,  Studien  über  den  Meister  des  Mörlin- 
Denkmals  (Greqor  Erhardt?)  in  „die  christliche  Kunst  IH“ 
(1906)  S.  18  ff.  Abbild.  S.  23. 


1850  blieb  es  im  Kapitelsaal  des  Klosters  an 
seinem  ursprünglichen  Standort,  dann  wurde  es 
in  das  Maximiliansmuseum  verbracht. 

Würde  nicht  schon  die  völlig  gleiche  Gruppie- 
rung der  sieben  männlichen  Heiligenfiguren») 
einen  engeren  Zusammenhang  der  Baseler  Zeich- 
nung und  des  Augsburger  Epitaphs  bezeugen, 
so  müßte  doch  schließlich  jeder  Zweifel  weichen 
in  Anbetracht  des  Stifterwappens  auf  der  Baseler 
Skizze,  das  eben  jenes  des  Abtes  Mörlin  ist. 

Nun  aber  fragt  es  sich,  in  welchem  Verhält- 
nisse stehen  Zeichnung  und  Skulptur  zueinander. 
Stellt  jene,  wie  Glaser  vermutet,  einen  Entwurf 
dar?  Ich  glaube  nicht.  Vielmehr  erweckt  die 
Skizze  in  ihrer  ganzen,  gleichmäßig  strengen 
und  kräftigen  Schattenbehandlung  den  Eindruck 
einer  Nachzeichnung  nach  dem  schon  vorhan- 
denen plastischen  Werk.  Dafür  spricht  auch  die 
Gleichheit  einzelner  Faltenpartien  wie  z.  B.  die 
Schoßfalte  der  Maria,  dann  der  über  die  Stufe 
des  Thrones  herabfallende  Gewandsaum,  der 
Rauchmantel  des  heiligen  Ulrich  und  anderes 
mehr.  Es  läßt  sich  nicht  wohl  annehmen,  daß 
ein  Meister  von  der  Bedeutung,  der  feinen 
Empfindung  und  der  Selbstständigkeit  wie  der 
Schöpfer  des  Mörlin-Epitaphes  sich  in  so  ängst- 
lich-sklavischer Weise  an  eine  Vorzeichnung  ge- 
halten hätte,  ganz  abgesehen  davon,  daß  es 
dem  bildhauerischen  Schaffen  überhaupt  wider- 
strebt, derartige  Einzelheiten  so  peinlich  genau 
aus  einer  graphischen  Skizze  ins  Plastische  zu 
übertragen;  sie  müßte  denn  höchstens  schon 
vollständig  im  bildhauerischen  Sinne  konzipiert 
und  vorbereitet  sein. 

Eine  Reihe  von  Unterschieden,  wie  die  Hal- 
tung einzelner  Figuren,  namentlich  in  den 
Köpfen,  oder  die  malerische  Überschneidung  des 
unteren  Bildrandes  durch  eine  Falte  des  Ge- 
wandes wird  man  auf  die  Flüchtigkeit  der 
Skizze  zu  setzen  haben. 

Gegen  die  Annahme,  daß  die  Skizze  die 
Vorlage  für  das  Epitaph  bildete,  und  daß  sie 
Hans  Holbein  der  Altere  zu  diesem  Zwecke  ent- 
worfen hätte,  scheint  mir  auch  die  ganze  Kompo- 
sition nachdrücklich  zu  sprechen.  Es  läßt  sich 
zwar  nicht  leugnen,  daß  ein  gewisser  malerischer 
Zug  durch  die  ganze  Gruppierung  geht;  aber 
das  eignet  schließlich  allen  Werken  des  Mörlin- 
meisters.  Wie  beschränkt  aber  ist  dieses  Male- 
rische gegenüber  der  Freiheit  in  Holbeins  Kompo- 
sitionen! Freilich  könnte  man  entgegnen,  daß 
der  Maler  in  diesem  Falle  eben  mit  Rücksicht 
auf  den  Zweck  der  Zeichnung  seinem  bildlichen 

Maders  Annahme,  der  vordere  Heilige  sei  Petrus, 
wird  durch  die  Zeichnung,  weldie  den  hl.  Bartholomäus 
durch  das  im  Relief  abgebrochene  Messer  kennzeichnet, 
richtig  gestellt. 


Studien  und  Forschungen 


539 


Äbb.  2.  Epitaph  des  Abtes  Konrad  Mörlin  im  Maximiliansmuseum  in  Augsburg 
Von  Gregor  Erhardt  □ 


Aufbau  gewisse  Fesseln  angelegt  habe.  Idi 
vermisse  jedoch  in  der  Komposition  nicht 
nur  den  Stil  Holbeins,  sondern  überhaupt  den 
eines  Malers. 

Zeichnung  und  Relief  stellen  vielmehr  die 
reifste  Entwicklung  eines  Epitaphtypus  dar,  der 
speziell  der  Augsburger  Bildnerei  eigen  ist  und 
den  man  bis  in  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts 
zurückverfolgen  kann.^)  Das  Epitaph  des 
Kanonikus  Heinrich  Bursner,  gest.  1348,  im  Dom- 
kreuzgang  zu  Augsburg  ist  vielleicht  das 
älteste  Beispiel  dieses  Typus,  der  die  thronende 
Maria  zeigt,  vor  welcher,  von  einem  Heiligen 
empfohlen,  der  Verstorbene  kniet.  Besonders 


y Vgl.  Walter  Josephi,  die  gotisdie  Steinplastik  Augs- 
burgs. Mündiener  Dissertation  1902.  S.  34  ff. 

y Abbildung  bei  Berthold  Riehl,  Augsburg,  Bd.  22  der 
Berühmten  Kunststätten.  S.  18. 


schön  bildete  das  Motiv  das  15.  Jahrhundert 
durdi  und  vor  allem  der  Meister  des  Mörlin- 
Denkmals  in  den  Epitaphien  des  Christoph  von 
Knöringen,  gest.  1501,  im  Domkreuzgang,  und 
des  Vikars  Johann  Hartei,  gest.  1508,  ehedem 
in  St.  Moritz,  jetzt  im  Maximiliansmuseum  in 
Augsburg.^)  Beschränkten  sich  die  Künstler 
aber  sonst  gewöhnlich  auf  die  Assistenz  zweier 
oder  dreier  Heiligen  bei  einer  soldien  sacra 
conversazione,  so  weitet  der  Mörlinmeister 
die  Komposition  zu  einem  Bilde  von  neun  Fi- 
guren. 

Der  Meister  des  Mörlindenkmals,  in  dem  Fe- 
lix Mader  den  vielgerühmten  „ingeniosus  magister 
Gregorius  Erhardt“  — wohl  nicht  mit  Unrecht  — 


y Abbildungen  in  der  Zeitschrift  „Die  christliche 
Kunst  III“  (1906)  S.  44  u.  S.  55. 


5^0 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


erblidit,  bedurfte  aber  kaum  fremder  Hilfe  für 
seine  Skulpturen.  Sie  sind  durchaus  selbstän- 
dige, reife,  und  eng  unter  sich  verwandte  Werke, 
emporgewachsen  aus  der  vorhergegangenen 
Epoche  durch  eine  gesunde  natürliche  Entwick- 
lung. So  wird  man  also  die  Baseler  Zeichnung 
als  Originalentwurf  für  das  Mörlin-Epitaph  ab- 
lehnen müssen.  Älles  weist  darauf  hin,  daß  es 
sich  um  eine  Zeichnung  nadi  Gregor  Erhardts 


Abb.  3.  Altar  im  Kreuzgang  der  St. 

Gumbertikirche  in  Ansbadi.  □ 

Skulptur  handelt.  Mit  festen,  breiten,  wie  es 
scheint,  Pinselstrichen,  ist  sie  in  ihren  Licht- 
und  Schattenkontrasten  als  Hochrelief  präzisiert. 

Nun  bleibt  noch  die  Frage  offen,  ob  die 
Nachzeichnung  von  der  Hand  Hans  Holbeins 
herrührt.  Man  weiß,  und  Glaser^)  hat  in  seinem 
trefflichen  Werke  erst  neuerdings  wieder  da- 
rauf hingewiesen,  daß  Holbein  d.  A.  zu  seinen 
Werken  da  und  dort  bei  fremden  Künstlern 

M Curt  Glaser,  Hans  Holbein  der  Altere.  Leipzig  1908 
S.  167. 


skrupellos  Anleihen  machte.  Auch  für  zwei 
seiner  Handzeichnungen  erbringt  Glaser  den 
Beweis.  Die  Zeichnung  nach  dem  Mörlinepi- 
taph  wäre  dann  das  dritte  Beispiel.  Daß  Hol- 
bein das  Epitaph  kannte,  steht  sicher,  denn  ab- 
gesehen davon,  daß  es  für  seine  Zeit  überhaupt 
ein  vielbewundertes  Werk  gewesen  sein  muß, 
mußte  es  gerade  Holbein  oft  zu  Gesicht  ge- 
kommen sein;  bei  dem  Konvent  von  St.  Ulrich 
und  Afra  ging  er  ja  fleißig  aus  und  ein.  Die 
Züge  des  Abtes  Konrad  Mörlin  hat  er  uns  in  der 
bekannten  Berliner  Zeichnung  festgehalten,  eben- 
so siebenmal  dessen  Nachfolger  Johannes  Schrott 
und  noch  manch  anderen  „hern  zu  Sant  Ulrich“^). 
Aber  schließlich  fragt  es  sich,  ob  die  Zeichnung 
des  Epitaphs,  nachdem  nun  einmal  das  Vorbild 
nachgewiesen  ist,  und  das  Kompositionelle  deshalb 
ganz  auszuscheiden  hat,  noch  so  viel  graphisch- 
technische Anhaltspunkte  gewährt,  daß  man  aus 
ihnen  die  Urheberschaft  des  älteren  Holbein  zu 
belegen  vermag.  Auf  Grund  der  Nachbildung, 
die  mir  zur  Verfügung  steht,  wage  ich  dies 
nicht  zu  entscheiden  2).  Hauptzweck  war  mir, 
die  Beziehungen  zwisdien  Zeichnung  und  Relief, 
die  für  Gregor  Erhardt  nicht  weniger  von  Be- 
deutung sind  wie  für  Hans  Holbein  den  Alteren, 
klar  zu  stellen  und  damit  auf  eine  Spur  zu 
weisen,  die  für  die  Augsburger  Kunst  am  Aus- 
gang des  Mittelalters  noch  manchen  Erfolg  er- 
hoffen läßt. 

s 

Peter  Flöiner  und  Loy  Hering.  Die  drei  be- 
kannten Bände  von  „Goldschmiederissen“  im 
Museum  zu  Basel  haben  durch  die  Unter- 
suchungen Albrecht  Haupts  über  „Peter  Flettners 
Herkommen  und  Jugendarbeit“^)  besonderes 
Interesse  dadurcii  gewonnen,  daß  es  gelang,  die 
Beziehungen  einiger  dieser  Handzeichnungen  zu 
Stichen  der  Hopfer  nachzuweisen.  Absolut  über- 
zeugend erscheint  die  Abhängigkeit  der  Ra- 
dierung Daniel  Hopfers  „Die  Verlobung  der 
hl.  Katharina“  (B.  M)  in  ihrer  Architektur  von 
einer  dieser  Zeichnungen,^)  die  Haupt  dem 
Peter  Flötner  zuschreibt.  Dagegen  bin  ich  eben- 
sowenig wie  Brinckmann  von  der  Anschauung 
Haupts  überzeugt  worden,  daß  die  große  Daniel 
Hopfersche  Radierung  des  Chorgestühls  (B.  19) 
ihre  Vorzeichnung  in  einem  Blatte  der  „Baseler 
Goldschmiedrisse“  hätte.^)  Gewisse  Berührungs- 
punkte sind  ja  gegeben,  aber  andererseits  doch 

M Curt  Glaser  a.  a.  O.  S.  195ff. 

2)  Für  die  gütige  Überlassung  der  Photographie  zum 
Zwecke  der  Herstellung  einer  Netzätzung  verfehle  idi 
nidit  Herrn  Dr.  Curt  Glaser  verbindlidist  zu  danken. 

Jahrbuch  der  K.  Preußischen  Kunstsammlung.  XXVI 
(1905)  S.  116. 

2)  Ebenda  Abb.  24  und  25. 

Ebenda  Abb.  17  u,  23. 


Studien  und  Forsdiungen 


541 


Äbb.  4.  Radierung  von  HIERONYMUS  HOPFER  (B.  22) 


542 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


auch  genügend  Abweichungen,  um  das  von 
Haupt  angenommene  Verhältnis  zum  wenigsten 
zu  erschüttern.  Noch  weniger  glaubhaft  aber 
eradite  ich  es,  daß  der  Stidi  ein  wenn  auch 
modifiziertes  Abbild  des  zugrunde  gegangenen 
Chorgestühls  von  St.  Anna  in  Augsburg  sei 
und  mehr  als  gewagt  erscheint  die  Anschauung 
Haupts,  daß  die  „stehenden  weiblichen  Heiligen, 
wenn  wir  sie  zu  Büsten  in  der  Höhe  der  Lehnen 


Abb.  5.  Entwurf  zu  einem  Altar  im  Museum 
in  Basel  □ 


abschneiden,  fast  alle  direkt  als  Reminiszensen 
an  die  bekannten  Berliner  Büsten  zu  bezeichnen“ 
seien,  ich  wenigstens  kann  nicht  die  geringste 
Beziehung  finden. 

Es  will  nun  hier  keineswegs  der  Frage  näher 
getreten  werden,  ob  wir  es  bei  den  Baseler 
Zeichnungen  in  der  Tat  mit  Flötnerschen  Ent- 
würfen zu  tun  haben,  und  ob  Flötner  der  frei- 
willige oder  unfreiwillige  „Lieferant“  der  Hopfer 
war.  Vielmehr  sollen  nur  einige  der  von  Haupt 
in  die  Flötnerfrage  gezogenen  ausgeführten 


Werke,  Stiche  und  Zeichnungen  in  ihr  richtiges 
Verhältnis  zueinander  gesetzt  werden. 

Haupt  reiht  unter  die  Arbeiten  Peter  Flötners 
einen  Frührenaissance-Altar  im  Kreuzgang  der 
Gumbertikirche  zu  Ansbach  (Abb.  3)  ein,  nach 
welchem  Hieronymus  Hopfer  einen  Stich  (Abb.  4) 
gefertigt  haben  soll.^)  Der  Stich  (B.  22)  schien 
mir  nach  anderer  Richtung  von  Interesse  und 
gab  mir  Veranlassung  zu  einer  Nachprüfung 
dieser  Behauptung. 

Der  Altar  ist  von  mäßiger  Größe  und  sehr 
gefälligem  Aufbau  und  verdient  zweifellos  als 
Werk  der  Frührenaissance  besondere  Beachtung. 

Meines  Erachtens  bestehen  nun  zwischen  dem 
Altärchen  und  dem  Hopferschen  Blatte  nicht 
mehr  Berührungspunkte,  als  wie  sich  solche  bei 
unzähligen  Altären  und  Epitaphien  jener  Zeit 
herausgrübeln  lassen.  Ganz  abgesehen  von  den 
völlig  veränderten  Verhältnissen  ergeben  sich 
wesentliche  Unterschiede  schon  dadurch,  daß 
die  flügelartigen  Seitenteile  des  Ansbacher  Altars 
Heiligengestalten  in  ganzer  Figur  und  zwar  ge- 
malt tragen  — nicht  bloß  Nischen  für  Statuetten, 
wie  Haupt  sagt  — während  auf  dem  Hopferschen 
Stich  diese  Heiligen  als  kräftig  modellierte  Büsten 
in  tiefen  Nischen  gedacht  sind.  Auch  der  Mittel- 
schrein des  Altars  umschloß  ursprünglich  ein 
kleines,  jetzt  verloren  gegangenes  Bildchen,  das 
nach  seinem  Format  und  den  beiden  Bibelstellen 
über  und  unter  demselben  wohl  eine  Kreuzigung 
Christi  darstellte.  Die  Architektur  ist  eine  völlig 
andere  als  jene  des  Stiches  und  gibt  sich  in  der 
Ausführung,  die  nicht  gerade  sehr  fein  und 
etwas  bäuerlich  bunt  ist,  als  eine  von  allem 
Anfang  an  auf  Bemalung  berechnete  „Kistler- 
arbeit“; nichts  deutet  auf  ein  plastisches  Werk 
von  Holz  oder  Stein  im  Sinne  der  Radierung 
des  Hieronymus  Hopfer.  Vor  der  flachen  leeren 
Bildnische  des  Schreines  des  Altärchens  steht 
seit  Jahren  eine  in  Holz  geschnittene  Salvator- 
statue, die  Haupt  verführt  haben  mag,  Altar 
und  Stich  zu  identifizieren.  Die  Figur  gehört 
jedoch  sicherlich  nicht  zum  Altar,  denn  sie  ist  eine 
nodi  durchaus  gotisdie  Arbeit,  die  um  wenigstens 
zwanzig  Jahre  älter  ist  als  jener.  Kurzum  von 
einer  „fast  wörtlichen“  Abbildung  des  Altares 
kann  bei  dem  Stiche  des  Hieronymus  Hopfer 
nicht  die  Rede  sein.  Dagegen  halte  ich  es  nicht 
für  ausgeschlossen,  was  Haupt  vollständig  ent- 
gangen ist,  daß  ein  Altarentwurf  unter  den 
Baseler  Goldschmiedrissen  dem  Meister  des 
Ansbacher  Altärchens  bekannt  war  (Abb.  5). 

y Jahrbuch  der  K.  Preußischen  Kunstsammlung  XXVI 
(1905)  S.  149  u.  Abb.  26.  Davon  daß  „der  Altar  halb  zer- 
trümmert im  Kreuzgang  liege“  und  daß  „das  schöne  Werk 
dort  langsam  zugrunde  gehe“,  kann  keine  Rede  sein. 
Ich  kenne  den  Altar  seit  Jahren  und  fand  ihn  stets  in  dem 
gleich  guten  Zustande,  in  dem  ihn  unsere  Aufnahme  zeigt. 
Er  wechselte  nur  einmal  seinen  Standort. 


Studien  und  Forschungen 


543 


Bis  auf  dessen  oberen  nicht  gerade  glücklichen 
Äbschluß  deckte  sidi  dieses  mit  der  Zeichnung 
im  allgemeinen  Äufbau  und  selbst  in  einigen 
diarakteristischen  Einzelheiten  wie  z.  B.  in  den 
schlanken  flankierenden  Säulchen  mit  den  ausKel- 
dien  wachsenden  Sdiäften  und  den  gebrodienen 
Giebeln  über  den  Seitenteilen,  von  denen  zum 
Hauptgiebel  wahrsdieinlich  ebenfalls  wie  auf 
der  Zeichnung  Delphine  überleiteten.  Zweifels^ 
ohne  liegt  zwischen  der  Zeichnung  und  dem 
Änsbacher  Ältärchen  eine  unvergleidilidi  engere 
Verwandtschaft  vor  als  zwischen  dem  Ältar 
und  der  Hopf  ersehen  Radierung  oder  garzwischen 
der  Zeichnung  und  dem  Ännaberger  Ältar  des 
Adolph  Daucher,  in  welchem  Haupt  unverkenn- 
bare Ähnlichkeit  mit  den  beiden  von  ihm  dem 
Peter  Flötner  zugeschriebenen  Baseler  Altar- 
Entwürfen  erblickt. 

Habe  ich  einerseits  die  Radierung  Hieronymus 
Hopfers,  welche  Haupt  mit  dem  Altar  bei  St. 
Gumbert  in  Ansbach  identifiziert,  als  Entwurf 
oder  Nachzeichnung  desselben  ablehnen  müssen, 
so  bin  ich  andererseits  auch  in  der  Lage  das 
wirkliche  Vorbild  für  das  Blatt  Hopfers  nach- 
zuweisen. Es  hat  sidi,  wenn  auch  nicht  in  seinem 
ganzen  Umfang,  so  doch  in  seinem  wichtigsten 
Teil,  der  Mittelnische  mit  dem  beinahe  über- 
lebensgroßen Christus  als  Salvator  in  der  ehe- 
maligen Taufkapelle  zu  St.  Georg  in  Augsburg 
erhalten  (Abb.  6).  Alle  Zweifel  über  die  Zu- 
sammengehörigkeit von  Radierung  und  der  treff- 
lich inSolnhofer  Stein  gearbeiteten  Statue  werden 
zerstreut,  wenn  man  die  Haltung  der  Figur  be- 
trachtet und  den  wichtigsten  Faltenmotiven  z.  B. 
den  über  die  linke  Schulter  gelegten  Mantel, 
oder  dem  die  rechte  Hülfte  entblößenden  Um- 
schlag oder  den  am  Boden  aufstoßenden  Par- 
tien nachgeht.  Auch  das  zarte  Gesims  der 
Nische  wie  es  das  plastische  Werk  zeigt,  ist  in 
dem  graphischen  Abbild  noch  deutlich  erkennbar; 
nur  die  nüchterne  Muldenwölbung  hat  Hopfer 
durch  einen  Muschelbogen  ersetzt.  Daß  wir  in 
der  Statue  ein  Werk  des  bischöflich  eichstättischen 
Hofbildhauers  Log  Hering  vor  uns  haben,  spricht 
aus  jedem  Meißelhieb,  und  man  wird  wohl  auch 
annehmen  dürfen,  daß  die  Seitenteile  mit  den 
vier  Büsten  in  Nischen  an  dem  Altar  wenn  auch 
nicht  ganz  in  dieser  Art,  so  doch  ähnlich  an- 
gebracht waren.i)  Ob  der  ganze  Altaraufbau 
von  Hopfer  festgehalten  wurde,  läßt  sich  nicht 
beweisen.  Manches  spricht  dafür.  So  lassen 
sich  gewisse  Einzelheiten  wie  z.  B.  die  Putten 
auf  den  freistehenden  Säulen  durch  verwandte 


’)  Felix  Mader,  Loy  Hering  1903,  S.4,43.  Als  Parallelen 
für  die  Büsten  im  Altar  können  die  Porträtreliefs  Kaiser 
Karls  V.  und  Herzog  Wilhelms  IV.  von  Bagern  — Mader 
S.  90  und  91  - herangezogen  werden. 


Lösungen  bei  Log  Hering  — Altar  des  Dom- 
probstes  Johannes  von  Wolfstein  in  Eichstätt 
von  1519^)  und  das  ungefähr  gleichzeitige  Denk- 
mal Bischof  Konrads  von  Thüngen  in  Würz- 


Abb.  6.  Salvatorstatue  in  der  St. 

Georgskirche  in  Augsburg 

bürg  2)  — belegen.  Die  leichte  zierliche  Orna- 
mentik der  Bekrönung  aber  ist  in  Stein  nicht 
denkbar  und  auf  Redinung  der  spielenden  Radier- 
nadel Hopfers  zu  setzen. 

Die  beiden  Putten,  links  und  rechts  der 


g Abb.  bei  Mader  a.  a.  O.  S.  54. 
g Abb.  bei  Mader  a.  a.  O.  S.  22. 


544 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Christusnische  des  Stidies,  tragen  Helm  und 
Wappensdiild  der  Äugsburger  Familie  Hörwarth. 
Hierdurch  wird  die  bisher  unkontrollierbare  Tra- 
dition, daß  der  Salvator  ursprünglidi  auf  dem 
Ältar  der  Hörwarthsdien  Begräbniskapelle  bei 
St.  Georg  in  Hugsburg  gestanden  haben  soll, 
zur  Gewißheit  erhoben.  Über  die  Provenienz 
der  Statue  und  die  Ärt  ihrer  ursprünglichen 
Hufstellung  fehlten  bisher  nähere  und  sichere 
Ängaben.  Der  Stidi  von  Hieronymus  Hopfer 
löst  nun  die  verschiedenen  Fragen  in  befriedigen- 
der Weise.  1506  war  der  Bau  der  Hörwarth- 
kapelle beendigt;  seit  1513  hatte  Log  Hering 
Hugsburg  verlassen  und  sich  in  Eichstätt  nieder- 
gelassen. Zwisdien  diese  Grenzen  müssen  wir 
auch  den  Hltar  ansetzen,  und  zwar  dem  Sti 
des  Salvators  entsprediend,  wahrscheinlich  in 
das  Ende  der  Hugsburger  Zeit  des  Künstlers, 
etwa  in  das  Jahr  1512.  Hus  dem  Flötnerschen 
Opus  hat  der  Hltar  in  St.  Georg,  wie  ihn 
Hieronymus  Hopfer  uns  überliefert  hat,  auszu- 
sdieiden.  Er  fügt  sich  in  seinem  Steincharakter 
ohne  Zwang  in  die  Weise  des  Log  Hering  ein 
und  bereichert  nicht  unwesentlich  unsere  Kenntnis 
über  diesen  aus  der  Hugsburger  Spätgotik  her- 
ausgewachsenen Meister,  der  in  die  Früh- 
renaissance unmittelbar  überleitet  und  zu  ihren 
eigenartigsten  und  fruchtbarsten  Vertretern  in 
Süddeutschland  zählt. 

Mit  den  bisher  veröffentlichten  Baseler  Gold- 
schmiederissen haben  Herings  Werke  nichts  ge- 
mein; trotzdem  erscheint  es  angezeigt,  auch  nach 
ihm  in  dieser  Fundgrube  einmal  zu  schürfen, 
ebenso  wie  auch  das  umfangreiche  Werk  des 
„räuberischsten  Diebgesindels“  der  Hopfer  noch 
manche  Entdeckung  erwarten  läßt.  Gerade  bei 
dem  großen  Widerstreit  der  Meinungen  über  die 
Urheberschaft  der  vier  Fuggerreliefs  in  St.  Hnng 
in  Hugsburg,  der  „Geburtsstätte  der  deutschen 
Renaissance“,  in  dem  die  Namen  Daucher,  Flötner, 
Hering,  Gregor  Erhardt  usw.  abwechselnd  er- 
tönen, ist  Klarheit  und  Sicherheit  in  allen  Einzel- 
heiten für  einen  nicht  wankenden  Hufbau  Grund- 
bedingung.Haupt  schoß  m.E.  in  seinem  Enthusias- 
mus für  Flötner  oft  weit  über  das  Ziel  hinaus. 
Bröckelt  aber  da  und  dort  von  seinem  stolzen 
Bau  auch  manches  Stück  ab,  wie  es  Brinckmanns 
Forschungen  und  auch  unsere  Untersuchungen 
bewiesen  haben,  so  wird  man  ihm  dennoch 
Dank  wissen  müssen  für  die  neuen  Spuren,  die 
er  uns  auf  diesem  dunkeln  Gebiet  gewiesen 
hat. 

8 


WEITERES  ÄUS  MILET 

Im  3.  Heft  dieser  Zeitschrift,  oben  S.  195 ff., 
wurde  auf  Grund  einer  eben  erschienenen  Son- 
derpublikation über  einen  wichtigen  architekto- 
nischen Einzelfund  der  milesischenHusgrabungen, 
das  Rathaus,  ausführlich  gehandelt.  Hls  Ergänzung 
dazu  kann  im  folgenden  von  dem  Fortgange 
und  den  Resultaten  der  Husgrabungsarbeiten 
während  der  Jahre  1906  und  1907  berichtet  wer- 
den, über  welche  deren  Leiter  Theodor  Wiegand 
im  Hnhang  zu  den  Hbhandlungen  der  K.  Preußi- 
schen Hkademie  der  Wissenschaften  1908  soeben 
Rechenschaft  ablegt. 

Während  sich  die  bisherigen  Untersuchungen  j 
im  Umkreise  und  auf  dem  Boden  des  hellenistisch- 
römischen Milet  bewegten,  ist  man  jetzt  auf 
einen  Teil  der  alten,  vorhellenistischen  Stadt  ge-  | 
stoßen,  die  im  Jahre  494  v.  Chr.  dem  Hnsturm  \ 
der  Perser  zum  Opfer  fiel.  Die  Entdeckung  ist  |; 
in  erster  Linie  für  die  Stadtgeschichte  und  Topo-  ij 
graphie  von  Wichtigkeit,  indem  sie  lehrt,  daß  | 
das  alte  Milet,  dessen  Macht  eben  durch  den  |l 

Persersturm  gebrochen  wurde,  um  ein  volles  ' 

Drittel  über  alle  späteren  Stadtgrenzen  hinaus- 
ragte. Die  Kunstgeschichte  erhält  Bereicherung  i 
und  Hufklärung  hauptsächlich  auf  dem  Gebiete  j 
der  Vasenforschung.  Es  sind  bei  den  Grabungen  !, 
zahlreiche  Vasenscherben  aller  archaischen  Gat-  | 
tungen  bis  zu  den  spätmykenischen  rückwärts  I 
in  lückenloser  Folge  gefunden  worden,  und  in  | 
dieser  Folge  rangiert  auch  in  Milet  zwischen  1 
dem  spätmykenischen  und  dem  orientalisieren- 
den  ein  geometrischer  Stil,  dessen  Huftreten 
und  Wirkung  innerhalb  der  milesischen  Keramik 
Böhiau,  Hus  ionischen  und  italischen  Nekropolen,  < 
S.  77,  noch  nicht  nachweisen  konnte.  Die  von 
Böhiau  vorgenommene  Scheidung  zwischen  sa-  ; 
mischen  und  milesischen  Vasen  erfährt  durch  i 
die  neuen  Funde  zunächst  wenigstens  keine  Be- 
stätigung, denn  es  stehen  unter  ihnen  die  „sa- 
mischen“  Scherben  den  milesischen  an  Zahl  un- 
gefähr gleich,  so  daß  Wiegand  mit  der  Mög- 
lichkeit rechnet,  der  „samische“  Stil  könne  eine 
jüngere  Hbwandlung  des  milesischen  sein.  Bei 
dem  klaren,  fest  umrissenen  Charakterbild  dieses 
Stiles,  wie  es  Böhiau  gezeichnet  hat,  will  mir 
diese  Hnnahme  nicht  sehr  wahrscheinlich  Vor- 
kommen, aber  auch  diezweite,  dann  allein  fast 
noch  übrigbleibende  Erklärung,  daß  von  Samos 
aus  ein  ausgedehnter  Import  von  Tongefäßen 
nach  Milet  erfolgt  sei,  stößt  auf  Schwierigkeiten 
angesichts  der  Tatsache,  daß  Milet  selbst  über 
eine  blühende  keramische  Industrie  verfügte.  Es 
muß  abgewartet  werden,  ob  weitere  Funde  und 
Forschungen  auf  dem  Boden  Hltmilets  Licht  über 
diese  Frage  verbreiten. 


f 


Studien  und  Forschungen 


545 


Der  Bericht  wendet  sich  dann  zu  den  neuen 
Funden  auf  dem  Boden  der  hellenistisch-römi- 
schen Stadt  und  behandelt  zunächst  einen  zu- 
sammenhängenden Gebäudekomplex  in  der 
Löwenbucht:  ein  Gymnasium  der  hellenistischen 
I Zeit,  eine  römische  Thermenanlage  und  einen 
i beiden  vorgelagerten,  langgestreckten  Hallenbau. 
j Das  Gymnasium  wird  durch  die  mit  aufge- 
I fundene  Stiftungsurkunde  um  die  Mitte  des 
2.  Jahrhunderts  v.  Chr.  datiert,  etwa  dieselbe 
Zeit  also,  der  auch  das  Rathaus  seine  Ent- 
stehung verdankt.  Mit  diesem  berührt  sich  der 
neue  Bau  in  der  Gestaltung  des  Propylons,  das 
sich  nach  außen  mit  einer  Viersäulenstellung 
korinthischer  Odnung  öffnet.  Über  dieForm 
! dieser  Säulen  und  ihrer  Kapitelle,  die  in  Zeich- 
I nung  und  plastischer  Durdibildung  beim  Rathaus 
eine  so  charakteristische  Sonderart  aufwiesen, 

, wird  leider  nichts  mitgeteilt,  auch  Äbbildungen 
I fehlen,  so  daß  wir  über  diesen  wichtigen  Punkt 
spätere  Äufklärung  abwarten  müssen;  aber  die 
Tatsache  an  sich  ist  vorerst  schon  bedeutsam 
und  interessant  genug,  daß  wir  hier  zum  zweiten 
Male  iii  Milet  an  einem  hellenistischen  Bau  auf 
die  Verwendung  der  korinthisdien  Säule  stoßen, 
deren  Auftreten  in  der  hellenistischen  Architektur 
wenigstens  des  Ostens,  bisher  so  selten  beob-, 
achtet  werden  konnte.  — Der  Innenraum  des 
Gymnasiums  ist  sehr  einfach  in  der  Anlage:  ein 
rechteckiger  Hof,  auf  allen  vier  Seiten  von 
I Säulenhallen  umgeben,  an  der  dem  Tor  gegen- 
überliegenden Schmalseite  mit  einer  Reihe  von 
Zimmern  ausgestattet,  deren  mittelstes,  größtes 
sich  nach  dem  Hofe  hin  in  ganzer  Breite,  mit 
zwei  im  Zuge  der  Schwelle  aufgestellten  Säulen 
i öffnet.  Die  Hallen  des  Hofes  sind  auf  den  bei- 
j den  Langseiten  und  der  Schmalseite  am  Eingang 
I dorischer  Ordnung,  in  gleicher  Höhe  und  rhyth- 
! mischer  Reihung  herumgeführt.  Dieser  Rhyth- 
I mus  wird  an  der  zweiten,  dem  Eingang  gegen- 
i überliegenden  Schmalseite  in  merkwürdiger 
i Weise  unterbrochen:  die  dort  vor  der  Zimmer- 
fludit  entlang  laufende  Säulenreihe  ist  ionischer 
Ordnung,  an  den  Edcen  von  zwei  Pfeilern  ein- 
i gefaßt,  gegen  die  sich  rechtwinklig  angesetzt 
■ auch  die  beiden  dorischen  Säulenreihen  der 
Langseiten  totlaufen,  und  die  ionische  Halle  er- 
! hebt  sich  gegen  die  drei  dorischen,  eine  Einheit 
bildenden  zu  größerer  Höhe  empor.  Dieses 
: Festlegen  einer  Richtung,  die  Betonung  des 
Abschlusses  durch  Schaffung  eines  point  de  vue 
ist  eine  charakteristische  Neuerscheinung  im 
griechischen  peripteralen  Halienbau,  für  die  mir 
unter  den  monumentalen,  öffentlichen  Anlagen 
I ein  weiteres  Beispiel  nicht  zur  Hand  ist.  Der 
I milesische  Bau  kann  vereinzelte  Erscheinung 
! sein,  spontan  entstanden  aus  besonderen  lokalen 


oder  bautechnischen  Bedingungen  heraus.  Aber 
die  Sache  gewinnt  doch  ein  anderes  Aussehen, 
wenn  man  das  hier  Angeschlagene  an  anderer 
Stelle  und  in  modifizierter  Form  weiter  wirken 
sieht:  es  ist  das  sogenannte  „rhodische“  Peri- 
styl  des  griechisch-römischen  Wohnhauses,  das 
sich  zum  unmittelbaren  Vergleich  darbietet,  durch 
neuere  Ausgrabungen  in  Pompeji  an  zwei  Stellen 
nachgewiesen,  in  der  Casa  delle  Nozze  d’argento 
und  der  Casa  degli  Amorini  dorati,  von  denen 
erstere  noch  in  die  Tuffperiode,  also  in  die 
hellenistische  Zeit  Pompejis  zurückgeht  (vgl.  die 
Abbildung).  Danach  gewinnt  die  milesische  Halle 
doch  eine  andere,  eine  typische,  statt  der  isolierten 
Bedeutung  und  stellt  sich  in  eine  Entwichlungs- 
linie,  gegen  den  Anfang  hin  ein,  deren  Verlauf 
für  die  Zukunft  genau  im  Auge  zu  behalten  ist. 


Rhodisdies  Peristyl  in  der  casa  delle  Nozze  d’argento 
zu  Pompeji.  □ 


Wand  an  Wand  mit  dem  Gymnasium  liegend 
ist  eine  römische  Thermenanlage  aufgedeckt  wor- 
den, die  nur  kurz  erwähnt  zu  werden  braucht, 
da  wir  aus  dem  Bau  neue  künstlerische  Auf- 
schlüsse nicht  gewinnen,  und  gleiches  gilt  von 
der  langgestreckten  ionischen  Halle,  die  den 
beiden  aneinanderstoßenden  Bauten  als  eine  Art 
„Blendfassade“  nach  Westen  hin  vorgelagert 
war.  Auch  die  Fortsetzung  der  Grabungen  in 
den  früher  schon  entdeckten  Faustinathermen 
können  aus  gleichem  Grunde  übergangen  wer- 
den, nur  daß  wir  hier  einmal  etwas  von  auf- 
gefundenen Skulpturen  hören.  Da  Abbildungen 
fehlen,  so  ist  von  ihrem  Kunstwert  keine  Vor- 
stellung zu  gewinnen,  doch  scheint  dieser  bei 
dem  Schweigen  des  Berichtes  darüber  nicht  groß 
zu  sein.  Es  sind  römische  Arbeiten,  und  sie 
stellen  dar  Asklepios  mit  dem  kleinen  Tele- 
sphoros  zur  Seite,  Hygieia  und  einen  nackten 
Heros  oder  Sieger  von  polykletischen  Propor- 
tionen. Da  auf  ein  bekanntes  polykletisches 


5^6 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Motiv  nidit  vergleichend  hingewiesen  wird,  so 
könnte  man  annehmen,  daß  ein  neuer  polg- 
kletischer  Typus  gefunden  sei,  und  dieser  Sdiluß 
ex  silentio  macht  den  Wunsch  nach  genauerer 
Bekanntschaft  mit  dieser  Statue  rege. 

Der  Bericht  über  die  Grabungen  auf  dem 
Stadtboden  Milets  schließt  mit  den  Arbeiten  auf 
dem  Gebiet  eines  Asklepios -Heiligtums,  das 
früher  schon  angeschlagen,  jetzt  weiter  auf- 
gedeckt und  durchforscht  worden  ist.  Von  der 
altheidnischen  Anlage  ist  nur  noch  ein  Torbau 
übrig,  der  jetzt  in  den  Baukomplex  einer  alt- 
christlichen Basilika  einbezogen  erscheint.  Seine 
Fassade  bilden  vier  korinthische  Säulen,  deren 
Gebälk  über  dem  mittleren  Interkolumnium  im 
Halbkreisbogen  ansteigt,  so  daß  die  Schenkel 
des  das  Ganze  bekrönenden  Giebels  daran  Tan- 
genten bilden.  Das  Motiv  ist  aus  der  spät- 
römischen Architektur  bekannt,  u.  a.  vom  Palast 
des  Diocletian  in  Spalato,  und  diese  Parallel- 
erscheinung paßt  zu  dem  Ansatz  des  milesischen 
Baues,  den  Knackfuß  nach  Beobachtungen  am 
Ort  und  Vergleich  mit  den  Baugliedern  des 
letzten  milesischen  Theatergebäudes  gleichfalls 
„etwa  in  diokletianische  Epoche“  datieren  zu 
müssen  glaubt. 

Die  altchristliche  Basilika  ist  von  reich  ent- 
wickeltem Typus.  Dem  eigentlichen  Kirchen- 
gebäude sind  Atrium  und  Vorhof  vorgelagert 
(zwischen  diesen  beiden  steht  der  eben  be- 
schriebene spätantike  Torbau),  unter  den  Zusatz- 
bauten ist  ein  Martyrion  und  ein  Bapisterium 
zu  erkennen.  In  den  meisten  Räumen:  Kirche, 
Atrium  und  Baptisterium  sind  umfängliche  Reste 
des  Mosaikenschmuckes  bildlich -symbolischer 
oder  ornamentaler  Art  erhalten.  In  der  Kirche 
wird  die  Trennung  des  Mittelschiffes  von  den 
Seitenschiffen  durch  „Doppelsäulen“,  wie  der 
Bericht  sich  ausdrückt,  bewirkt.  Genaueres  über 
die  Form  dieser  Bauglieder  wird  leider  nicht 
mitgeteilt,  gemeint  sind  wohl,  wie  man  nadi 
der  gewählten  Bezeichnung  und  den  Eintragungen 
im  Grundriß  annehmen  möchte,  pfeilerartige 
Stützen  von  rechteckigem  Querschnitt  mit  an 
den  Schmalseiten  angearbeiteten  Halbsäulen. 
Diesen  Stützentypus  verzeichnet  Strzy  gowski, 
Kleinasien  ein  Neuland  der  Kunstgeschichte, 
S.  179  unter  den  „orientalischen“  Elementen  der 
frühchristlichen  Kunst,  weist  ihm  eine  herrschende 


Stellung  im  zentralen  Kleinasien  zu  und  behauptet,  ' 
er  habe  in  der  antiken  Architektur  keine  typische  ; 
Parallele.  Die  letztere  Behauptung  bedarf  einer 
Einschränkung.  Ein  antikes  Beispiel  im  Theater  19 
von  Kremna  in  Pisidien  erwähnt  Strzy  gowski  || 
selbst,  allein  das  ist  spät  und  wie  es  scheint  nicht  i 
sehr  bezeichnend.  Viel  wichtiger  ist  die  von  Strzy-  , 
gowski  übersehene  Tatsache,  daß  Stützen  dieser  j 
Form  in  sehr  feiner  Durchbildung  bei  der  inneren  i 
Ringhalle  des  großen  Altars  von  Pergamon  Ver-  | 
Wendung  gefunden  haben,  und  nach  einer  Be-  / 
merkung  von  Schrammen  im  Textband  III,  1,  ij 
S.  50  der  Altertümer  von  Pergamon  „findet  |i 
man  derartige  Bildungen  mehrfach  auf  dem  ii 
Stadtberge  von  Pergamon.“  Dieses  mehrfache  1) 
Vorkommen  erhebt  die  Erscheinung  aus  der  Ver- 
einzelung  heraus  zum  Range  eines  Typus,  der  ji 
in  der  Blütezeit  der  hellenistischen  Kunst  an  ! 
einem  der  Mittelpunkte  ihres  Betriebes  in  Gel-  i 
tung  gestanden  hat,  und  diese  Tatsache  stellt  i 
uns  zum  zweiten  Male  der  Frage  gegenüber,  I 
die  oben  schon  angesichts  der  am  Rathause  von 
Milet  und  der  Zeichnung  und  technischen  Aus-  i 
führung  seiner  Schmuckformen  an  Säulen  und  | 
Friesen  angestellten  Beobachtungen  sich  auf- 
drängte: ist  das,  was  wir  bei  frühchristlichen  i 
und  byzantinischen  Bauten  an  bestimmten  typi-  ' 
sehen  Erscheinungen  wahrnehmen,  altes  Erbgut  | 
der  hellenistischen  Kunst  oder  frische  Zufuhr  ’ 
des  aus  dem  Innern  Asiens  neu  andrängenden  i 
Orients?  Für  diesen  entscheidet  sich  Strzygowski,  i 
aber  die  Richtungslinie,  die  von  der  altchrist- 
lichen Basilika  in  Milet  aus  nach  Pergamon  und  ! 
in  die  Blütezeit  des  Hellenismns  oben  festgelegt  I 
werden  konnte,  drängt  wieder  wie  früher  beim  | 
Rathause  zu  neuer  Erwägung  der  aufgewiesenen  i 
Tatsachen  in  dem  angedeuteten  großen  Zu-  j 
sammenhange.  Zu  dessen  Aufhellung  von  seiten 
des  Hellenismus  her  ist  ja  das  Beobachtungs- 
material leider  noch  immer  so  beklagenswert  un- 
vollständig und  trümmerhaft,  aber  jeder  Tag  kann  , 
neue  Aufschlüsse  bringen,  und  deshalb  läßt  das,  ■ 
was  den  alten  Kulturzentren  an  der  kleinasia-  j 
tischen  Küste  in  der  letzten  Zeit  an  Ergebnissen 
abgerungen  worden  ist,  den  Fortschritten  der 
Spatenarbeit  an  diesen  Punkten  als  in  weitestem 
Umkreise  fördernd  mit  besonderem  Interesse  und 
gespannter  Aufmerksamkeit  entgegensehen. 

P.  Herrmann. 


RUNDSCHAU 


BERLIN  

Neuerwerbungen  der  Kgl.  Museen.  Über 
italienische  Bronzen  im  Kaiser  Friedrich-Museum 
gibt  Bode  im  neuesten  Heft  der  „Ämtlichen  Be- 
ridite  a.  d.  kgl.  Kunstsammlungen“  ein  Referat. 
Zwei  Statuetten:  ein  verwundeter  Jüngling,  ent- 
fliehend, von  Francesco  da  Sant’  Hgata  um  1520, 
und  eine  nackte  Flötenspielerin  von  runden 
Formen,  auch  aus  dem  XVL  Jahrhundert,  vor- 
läufig nicht  näher  zu  bestimmen.  Ferner  eine 
hervorragend  schöne  Glocke  mit  Reliefschmuck 
in  Riccios  Ärt,  aber  etwas  später;  ein  Tinten- 
faß mit  drei  Plaketten,  bei  dem  die  schöne 
schwarze  (Lade-)  Patina  besonders  gut  erhalten 
ist.  Dies  gibt  Bode  Gelegenheit,  seine  reichen 
Erfahrungen  über  schwarze  und  grüne  Patina 
italienischer  Bronzen  und  über  ihre  Fälschung 
mitzuteilen. 

Das  gleiche  Heft  bringt  eine  Studie  Fried- 
länders,  die  auf  das  Problem  „Herrg  met  de 
Bles“  vorbereitet  und  seine  Klärung  verspricht; 
vorläufig  löst  F.  aus  der  Wirrnis,  welche  jenen 
Namen  umgibt,  einen  Maler  heraus,  den  er 
„Äntwerpener  Meister  von  1518“  nennt,  nach 
den  Flügelbildern  des  Marienaltars  in  der  Lü- 
becker Katharinenkirche;  weil  dieser  datiert  und 
seine  Herkunft  von  Antwerpen  gesichert  ist. 
Um  dieses  dergestalt  fixierte  Werk  ordnen  sich: 
ein  neu  erworbenes  Bild  des  Kaiser  Friedrich- 
Museums,  den  Abschied  Christi  von  den  Frauen 
darstellend,  der  Magdalenenaltar  der  Brüsseler 
Galerie,  die  Sippe  Christi  in  der  Münchener 
Pinakothek  (Nr.  129)  u.  a.  Bilder,  welche  F.  alle 
derselben  Hand  zuweist. 

Das  Kunstgewerbe-Museum  erwarb  eine 
kostbare  Porzellandose  mit  Emailmalereien  von 
Chodowiecki  (signiert).  Schnorr  v.  Carolsfeld 
berichtet  (an  der  nämlichen  Stelle),  daß  Chodo- 
wiecki schon  sehr  früh  mit  der  Miniaturmalerei 
vertraut  war;  die  vorliegenden  7 Darstellungen 
am  Äußern  und  Innern  der  Dose,  Szenen  aus 
dem  Leben  einer  vornehmen  Orientalin,  gehören 
nach  Stil  und  Gegenstand  seiner  reiferen  Zeit 
an,  um  1780. 

Auch  die  Vorderasiatische  Abteilung 
hat  eine  interessante  Erwerbung  gemacht  in 
einem  babglonischen  Siegelzglinder  aus  der 
ersten  Hälfte  des  dritten  Jahrtausends,  dar- 
stellend den  Heros  Etana,  wie  er  auf  einem 
Adler  zum  Himmel  emporfliegt;  das  Treiben 
auf  der  Erde  wird  dabei  durch  Hirten  mit  Schafen, 
Ziegen  und  Hunden,  einen  Töpfer  und  einen 


Bäcker  charakterisiert.  Solche  Zylinder  besaß 
jeder  Babylonier,  um  die  zahlreichen  Urkunden, 
Gefäße  usw.  mittelst  Tonplomben  zu  versiegeln. 
Die  Darstellungen  waren  stets  in  die  Walze 
von  Halbedelstein  (meist  Lapislazuli  und  Häma- 
tit) eingraviert,  der  Abdruck  im  weichen  Ton 
ergab  Relief.  (Nach  Messerschmidt.) 

In  das  Münzkabinett  kam  eine  Bronze- 
medaille, unter  Septimius  Severus  (193—211) 
geprägt,  auf  deren  Revers  sich  die  einzige  aus 
dem  Altertum  erhaltene  Darstellung  des  Altars 
von  Pergamon  befindet.  Es  gibt  hiervon  nur 
noch  drei  weitere  Exemplare,  in  London,  Paris 
und  Wien. 

Die  Nationalgalerie  erwarb  eine  Büste 
Goethes  von  M.  G.  Klauer,  aus  der  Reihe  von 
Tonbüsten,  welche  K.  um  1790  unter  dem  über- 
ragenden Eindruck  der  Trippelschen  Goethebüste 
schuf:  treuer  und  realistischer  im  einzelnen,  aber 
weniger  schwungvoll  als  Trippei. 

In  der  Sitzung  der  kunstgeschichtlichen 
Gesellschaft  vom  31.  März  trug  Professor 
Wölffflin  einige  Erfahrungen  und  Vorschläge 
zur  Abfassung  von  Galeriekatalogen  vor. 
Die  schon  in  „Kunst  und  Künstler“  (Heft  2)  von 
ihm  geäußerte  Ansicht,  eine  in  das  formale 
Wesen  der  Kunstwerke  einführende  Beschreibung 
müsse  an  die  Stelle  des  bisherigen  Schematis- 
mus treten,  ergänzte  er  dahin,  daß  man  wohl 
neben  dem  offiziellen  Katalog  einen  analytischen 
für  die  Besucher  der  Sammlungen  herstellen 
könnte.  Aber  auch  bei  dem  offiziellen  Katalog 
fehlten  bisher  sehr  wesentliche  Elemente;  na- 
mentlich literarische  Angaben,  Vergleiche  mit 
verwandten  Kompositionen  und  Handzeich- 
nungen, eingehendere  Farbenbeschreibung;  bei 
nicht-figürlichen  Bildern  wurde  erst  gar  nicht 
der  Versuch  einer  formal  richtigen  Beschrei- 
bung gemacht. 

Über  neue  Forschungen  zu  Leonardos 
Abendmahl  spradi  sodann  Prof.  Schubring. 
Er  lehnte  Strzygowskis  Deutung  ab,  wonach  das 
Wort  Christi  die  Situation  regiere:  Der  mit  der 
Hand  mit  mir  in  die  Schüssel  tauchte,  der  wird 
midi  verraten  — und  bekämpfte  Otto  Hoerths 
Ansicht,  daß  die  Straßburger  Köpfe  eigenhändige 
Zeichnungen  L.s  nach  dem  vollendeten  Fresko 
seien.  Auch  Dr.  Wulff  sprach  zu  diesem  Thema 
uud  erklärte  eine  Rekonstruktion  des  Abend- 
mahls mit  den  heute  verfügbaren  Hilfsmitteln, 
im  Gegensätze  zu  Prof.  Schubring,  für  gut  aus- 


548 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


i' 


führbar.  (Eine  derartige  Rekonstruktion  ist  be- 
reits im  vorigen  Jahre  ausgeführt  worden,  aller- 
dings mit  unzulänglidien  malerischen  Kräften 
und  wenig  gelungen;  sie  spräche  darum  noch 
nicht  unbedingt  gegen  einen  solchen  Versuch. 
Indes  wird  sich  ein  talentvoller  Maler,  der  die 
unendlichen  Mühen  einer  wissenschaftlich  ein- 
wandsfreien Rekonstruktion  übernimmt,  kaum 
ein  zweites  Mal  finden.  Die  erwähnte  Kopie 
wurde  mit  möglichster  Exaktheit  von  dem  be- 
kannten Kupferstecher  Stang  — jetzt  in  Boppard 
— gemalt.) 

Ausstellungen.  Einundzwanzig  Bilder  und  an 
vierzig  Handzeichnungen  von  Goya  waren  im 
Mai  bei  Cassirer  ausgestellt;  die  nämliche  von 
Moll  und  Klossowski  (für  die  Galerie  Miethke) 
zusammengebrachte  Sammlung,  die  in  Wien 
soviel  von  sich  reden  machte.  Man  kann  von 
ihr  fast  dasselbe  sagen  wie  von  der  Leiblaus- 
stellung der  Sezession;  Sachen  ersten  Ranges 
sind  nicht  darunter  (außer  bei  den  kolossalen 
Zeichnungen),  und  die  Anwesenheit  von  minder- 
wertigen Porträts  läßt  das  Bild  des  großen 
Spaniers  nicht  ungetrübt  wirken.  Immerhin  sind 
einige  Skizzen  und  die  Porträts  des  Matadors 
Romera,  der  Donna  Bermudez  (mit  einem 
wundervollen  Flimmern  von  Blau  unci  Grün),  das 
pastös  wirkende  Offiziersbildnis  („Fluctibus  rei 
publicae  expulsus“  1815),  das  impressionistische 
Nachtstück  eines  von  Häschern  überraschten 
Mädchens  geeignet,  die  malerische  Welt,  das 
tiefe  Schwarz  und  leuchtende  Kolorit  des  großen 
Meisters  kennen  zu  lernen. 

Bei  Schulte  waren  (im  Mai)  Bilder  und 
Plastiken  von  Charles  Ricke tts,  Lithographien 
und  Bilder  seines  Schülers,  des  Amerikaners 
Shannon  ausgestellt.  Der  (vorläufig)  letzte 
Ausläufer  des  Präraffaelitentums,  das,  scheint 
es,  fortzeugend  stets  das  Böse  muß  gebären; 
bei  Shannon  schon  vollkommen  zu  ledigen  De- 
korationen verflacht,  bei  Ricketts  voll  bizarrer 
Originalität  durch  die  Verbindung  des  dekora- 
tiven Schwungs  mit  heftig  empfundener  Leiden- 
schaftlichkeit der  Darstellung.  Weit  günstiger 
ist  die  Wirkung  seiner  intensiven  Ausdrucks- 
kunst bei  den  kleinen  Bronzen,  deren  skizzen- 
hafte Behandlung  der  dargestellten  Leidenschaft 
Vorschub  leistet;  gleichwie  bei  Shannon  die 
einfarbigen  Steinzeichnungen  (durch  den  Einfluß 
Fantin-Latours)  gegenüber  den  Ölbildern  sehr 

^ Schmidt. 

8 


DÄRMSTÄDT  --  - :r 

Man  hatte  mit  Spannung,  leider  aber  ver-  j 
geblich  erwartet,  daß  eine  Reihe  von  älteren  t 
Malern,  unter  denen  Löfftz  in  München  an  ! 
erster  Stelle  zu  nennen  wäre,  auf  der  hessi-  I 
sehen  Land  esaus  Stellung  mit  frühen  Arbeiten 
vertreten  sei,  nachdem  das  eifrige  Bemühen,  |i 
eine  hessische  „Retrospektive“  im  kleinen  zu  i- 
veranstalten,  allgemein  bekannt  geworden  war.  1 
Neben  unbedeutenden  Chiemseebildern  von  j 
Raupp,  einigen  Studien  von  Noack  und  einem  1 
bescheidenen  Reste  der  von  der  Gedächtnis-  | 
ausstellung  im  vorjährigen  Münchener  Glaspalast  j 
her  vertrauten  humoristischen  Szenen  Edmund  ! 
Harburgers,  erhebt  sich  nun  allein  das  Werk  | 
des  jung  verstorbenen  Heinz  Heim  zu  einer 
Höhe  gediegener  künstlerischer  Kraft,  die  zu 
nutzen  ihm  leider  nicht  vergönnt  war.  Man 
möchte  ihn  den  Leibi  des  Odenwaldes  nennen, 
so  sicher  verbindet  er  die  Fähigkeit,  den  eigen-  i 
artigen,  von  der  heimatlichen  Scholle  nicht  zu  j 
trennenden,  in  Wesen  und  Gesichtszügen  gleich-  i 
zeitig  sich  offenbarenden  Typus  des  Volks-  | 
Stammes,  hier  das  Versonnen -Rührselige  des 
Odenwaldes  und  seiner  Bauern,  wiederzugeben, 
mit  der  ruhigen  Technik  einer  glatten  Malerei. 

Ein  Bursche  mit  der  Harmonika  auf  der  Bank 
neben  dem  schweigsamen,  am  Duft  des  ge- 
schenkten Blümleins  sich  freuenden  Mädchen, 
zwei  alte  Austräger  in  der  ärmlichen  Stube 
sind  Meisterstücke  eines  echt  deutschen  Emp- 
findens. Daneben  deutet  ein  weiches  Mädchen- 
bildnis aus  früher  Zeit  den  Lehrer,  dem  Heim 
folgte,  den  Franzosen  Dagnan  Bouveret,  der 
dem  stillen  Darmstädter,  der  die  Apfelbuben 
seiner  Vaterstadt  so  echt  malen  konnte,  kaum  | 
mehr  gewesen  ist,  als  ein  äußerlicher  Wegweiser.  1 
Aus  Heims  Röthelzeichnungen,  sprechenden  Por- 
träten und  sorgsamen  Aktstudien  offenbart  sich  I 
eine  besondere  Art  seiner  Begabung. 

Uhde-Bernays. 

8 

FLORENZ  ^ 

In  der  Kirche  S.  Gaetano  (Via  Tornabuoni) 
zu  Florenz  ist  in  einem  Nebenraume,  in  welchem 
die  Societä  di  S.  Vincenzo  De’  Paoli  ihre  Ver- 
sammlungen abhält,  ein  unbekanntes  Werk 
des  Fra  Filippo  Lippi  entdeckt  worden.  Die 
Gesellschaft  hatte  sich  wegen  Restaurierung 
eines  in  ihrem  Besitze  befindlichen  Bildes  an 
die  Behörden  gewendet,  und  der  mit  der  Prüfung 
der  Angelegenheit  betraute  feine  Kenner  Conte 
Carlo  Gamba  hat  in  dem  als  Ghirlandajo-Schule 
angesehenen  Werke  die  Hand  des  Fra  Filippo 


Rundschau 


549 


Lippi  erkannt.  Es  handelt  sich  um  eine  Kreu- 
zigung. Zu  Füßen  des  Gekreuzigten,  dessen 
Züge  in  auffälliger  Weise  den  Typus  antiker 
Zeus-Köpfe  aufweisen,  ist  Maria  Magdalena 
niedergesunken;  links  und  rechts  knieen  S.  Giro- 
lamo  und  S.  Francesco.  Die  ganze  Gruppe  ist 
aus  der  Tafel  herausgesägt,  offenbar  in  späterer 
Zeit,  ein  Fall,  der  immerhin  mehrfach  vorkommt. 
Trotz  teilweisen  scharfen  Putzens  und  einigen 
Übermalungen  kann  man  den  Erhaltungszustand 
des  interessanten  Werkes  nidit  als  schlecht  an- 
sehen. 

Die  Statue  des  hl.  Ludwig  von  Donatello, 
welche  ursprünglich  vielleicht  den  Platz  der 
Thomas -Gruppe  an  der  Fassade  von  Or  S. 
Midiele  eingenommen  hat,  zur  Zeit  Vasaris  aber 
außen  über  dem  Portal  von  S.  Croce  stand 
1 und  bei  dem  Äusbau  der  Fassade  ins  Innere 
gebracht  wurde,  wo  sie  hoch  oben  über  der 
Eingangstür  auf  gestellt  wurde,  konnte  eben 
wegen  ihres  schlechten  Standpunktes  nie  recht 
sorgfältig  studiert  werden.  In  diesen  Tagen  ist 
sie  nun  von  ihrem  Höhenpostament  entfernt 
worden  und  ruht  gegenwärtig,  bis  zu  einer 
neuen  Äufstellung,  liegend  zu  ebener  Erde  im 
Refektorium  von  S.  Croce.  Diese  Situation  ge- 
stattet nun  eine  gründliche  Prüfung  des  Werkes. 
Die  Statue  ist  vollständig  vergoldet  gewesen. 
Äls  Guß  ist  sie  von  großer  Primitivität:  sie  ist 
nämlich  in  zahlreichen  Stücken  gegossen  und 
diese  sind  meist  gar  nicht  zusammengelötet  son- 
dern lose  und  ohne  Verbindung  anein- 
ander gefügt.  Die  schweren  wulstigen  Falten, 
welche  viele  verdeckte  Tiefen  bilden,  erleichterten 
I diese  Ärt  der  Husführung.  Än  zahlreichen  Stellen 
R ist  der  Guß  mangelhaft  gekommen  und  hat  aus- 
i geflickt  werden  müssen.  Sehr  reizvoll  sind  drei 
»J  kleine  Putten  am  Bischofsstab  in  ihren  echt 
Ä donatellesken  humorvollen  Bewegungen.  Die 
{ Bischofsmütze  ist  als  ein  Prachtstück  der  Gold- 
t Schmiedekunst  gearbeitet:  Äuf  blauem  Email- 
Grunde  treten  in  flacher  Silberarbeit  die  fran- 
zösischen Lilien  heraus  — und  ein  silbertau- 
' ! schiertes  Bandmuster  belebt  sonst  noch  die 
! Fläche.  Über  die  künftige  Äufstellung  ist  noch 
! nicht  entschieden.  Es  mag  hier  die  dringende 
i:  Zuversicht  ausgesprochen  werden,  daß  die  Statue 
<1  nicht  im  Exil  des  ein  tristes  Magazin  eher  als 
i;  ein  Museum  bildenden  Refektoriums  verbleibt, 
K vielmehr  wieder  in  die  Kirche  S.  Croce  zurück- 
i kehrt,  die  ja  so  viel  günstige  Plätze  dafür 
bietet. 

Eine  Äufstellung  im  Mittelschiff  der  Kirche 
unter  Änlehnung  an  einen  Pfeiler,  so  etwa  wie 
die  S.  Petersstatue  in  S.  Pietro  aufgestellt  ist, 
würde  in  besonders  vorteilhafter  Weise  die 
Statue  zur  Geltung  bringen. 


Mit  Freude  können  wir  feststellen,  daß  unser 
Wunsch  (siehe  Heft  3.  S.  203)  die  Kreuzigung 
Signorellis  in  der  Äkademie  besser  gehängt  zu 
sehen,  durch  Fürsorge  des  Ispettore  Dott.  Bacci 
Erfüllung  gefunden  hat.  Sie  hängt  jetzt,  gut 
seitlich  beleuchtet,  tief  unten  und  der  Beschauer 
kann  dies  Meisterwerk  an  Farbe  und  Zeichnung 
voll  aufnehmen. 

Die  Predella  des  Pesellino  (Äkademie)  ist 
durch  Kopien  der  zwei  im  Louvre  befindlichen 
Teile  ergänzt  worden  und  unter  das  Madonnen- 
bild Filippo  Lippis  gehängt,  sodaß  der  einst  in 
S.  Croce  befindlich  gewesene  Ältar  nun  wieder 
als  Ganzes  zusammenwirkt. 

Ädolf  Gottschewski. 

s 

ROM  

Bernitiis  berühmte  Gruppe  Pluto  und  Pro- 
serpina  gab  jüngst  im  Parlament  Veranlassung 
zu  erregter  Debatte.  Da  diese  Skulptur  gleich- 
zeitig mit  der  Buoncompagni-Äntiken-Samm- 
lung  vom  Staat  erworben  wurde,  mußte  es  aller- 
dings Befremden  erregen,  daß  die  Gruppe  bis 
heute  noch  im  Palazzo  Piombino  bewahrt  wird. 
Wenn  auch  die  Eigentümerin  des  Palastes,  die 
Königin  Margherita,  die  Besichtigung  auf  Wunsch 
gestattet,  so  fehlen  doch  den  Meisten  Mittel 
und  Wege,  die  Bewilligung  zu  erlangen.  Der 
Wunsch  einiger  Deputierter  die  Gruppe  Berninis 
möchte  in  die  Galleria  Borghese  oder  in  eine 
andere  der  vielen  Sammlungen  Roms  überführt 
werden,  ist  der  Erfüllung  wert.  Und  nachdem 
die  Königin-Witwe  selbst  für  die  Überführung 
der  Gruppe  in  eine  öffentliche  Sammlung  ein- 
getreten ist,  darf  man  hoffen,  Berninis  Meister- 
werk im  nächsten  Winter  im  Palazzo  Borghese 
wiederzufinden. 

Galleria  Borghese.  Die  Restaurationsarbeiten 
in  der  Galleria  Borghese  sind  vollendet,  und  das 
obere  Stockwerk  der  Villa  ist  den  vielen  Frem- 
den, wieder  zugänglich  gemacht  worden.  Tizians 
Meisterwerk  hängt  wieder  an  dem  alten  Platz 
zwischen  anderen  Bildern,  und  man  kann  es  nicht 
mehr  im  Erdgeschoß  bewundern,  wo  „die 
himmlische  und  irdische  Liebe“  mit  wenigen 
Perlen  der  Malerei  unter  lauter  Skulpturen  auf- 
gestellt, so  unbeschreiblich  wirkte.  Äuch  sonst 
kann  man  ein  Gefühl  der  Enttäuschung  nicht 
unterdrücken,  alles  und  alles  an  den  alten 
Plätzen  wiederzufinden.  So  vieles  ließe  sich  in 
Roms  herrlichster  Gemäldegalerie  besser  zur 
Schau  stellen  als  es  heute  geschehen  ist,  und 
die  beste  Gelegenheit  dazu  ist  wahrscheinlich 
auf  viele  Jahre  hinaus  versäumt  worden. 

36 


550 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Palast  der  Cancelleria.  Seit  einem  Jahr  läßt 
Cardinal  Ägliardi  den  wundervollen  Saal  „de’ 
cento  giorni“  einer  vollständigen  Restauration 
unterziehen.  Der  Saal  ist  berühmt  durch  Va- 
saris  Freskenzyklus,  sein  Meisterstück  als  De- 
korationsmaler trotz  des  abspredienden  Urteils 
Michelangelos,  trotz  der  Beihilfe  zahlreicher 
Schüler  und  Gehilfen.  Das  früher  weiß  ge- 
tünchte Soffitto,  ein  Glanzstück  aus  den  Tagen 
des  Raffaello  Riario,  hat  seine  Naturfarbe  wieder 
erhalten,  die  Fresken  sind  unter  Leitung  des 
Professors  Seitz  von  Schmutz  und  Feuchtigkeit 
befreit,  der  völlig  verwahrloste  Fußboden  wird 
eben  erneuert.  Eine  Publikation  über  den  histo- 
risch wie  künstlerisch  höchst  merkwürdigen 
Freskenzgklus  wird  von  sachverständiger  Hand 
seit  langem  vorbereitet. 

In  der  Galleiia  Corsini  ist  nunmehr  das 
neuerworbene  Madonnenbildchen  des  Correggio 
zur  endgültigen  Aufstellung  gelangt.  Wäre  das 
Gemälde  weniger  übermalt,  würde  man  es  der 
lieblichen  Madonna  des  Correggio  im  Prado  zu 
Madrid  an  die  Seite  stellen  können.  Jedenfalls 
aber  bleibt  eine  Reproduktion  im  Februarheft 
des  Bollettino  d’Hrte  weit  hinter  der  Wirklich- 
keit zurück.  Gleichzeitig  ist  in  derselben  Gal- 
lerie  gleichsam  als  Ergänzung  zu  den  neu  aus- 
gestellten Werken  eines  G.  B.  Gaulli,  eines 
Crespi,  eines  Ippolito  Scarsellino,  eines  Luca 
Giordano,  eines  Ribera,  eines  Salvator  Rosa, 
eine  äußerst  merkwürdige  Ausstellung  von 
Zeichnungen  der  Seicentisten  veranstaltet  wor- 
den. Federico  Hermanin  gehört  zu  den  immer 
zahlreicher  werdenden  Vorkämpfern  für  dieKunst 
des  Römischen  Barocco  und  der  Bologneseu 
und  Neapolitaner  des  siebenzehnten  Jahrhunderts. 
Was  diese  Meister  in  der  Zeichnung  geleistet 
haben,  wird  wieder  in  dieser  neuen  Ausstellung 
offenbar,  die  uns  ganz  ungeahnte  Schätze  der 
gerade  an  Zeichnungen  und  Stichen  überreichen 
Sammlung  erschließt.  Namen  wie  Gian  Lorenzo 
Bernini,  Salvator  Rosa,  Cerquozzi,  Pietro  da 
Cortona,  Grimaldi,  Guercino  sind  glänzend  ver- 
treten, und  auch  die  einst  so  sehr  verachtete 
Kunst  Carlo  Marattas  erscheint  in  diesen  Zeich- 
nungen sicherster  Technik  und  feinster  Qualität 
in  einem  völlig  neuen  Licht.  Möchten  Veran- 
staltungen wie  diese  dazu  beitragen,  die  Auf- 
merksamkeit jüngerer  Forscher  auf  Gebiete  der 
Kunst  zu  lenken,  auf  welchen  ernster  Arbeit 
reiche  Früchte  winken!  E.  St. 

Fund  eines  antiken  Sarkophages  in  Rom. 
Anfang  Mai  wurde  unfern  der  porta  Maggiore 
bei  Eisenbahnarbeiten  ein  ganz  intakter  großer 
Marmorsarkophag  gefunden.  Auf  der  Stirnseite 


befinden  sich  zwei  Schlachtszenen,  in  denen  die 
Römer  siegreich  gegen  ein  orientalisches  Volk 
(Parther  oder  Perser?)  sind.  Auf  der  einen 
Nebenseite  ist  ein  Pegasus  dargestellt,  auf  der 
anderen  wird  ein  gefallener  Barbar  vön  einem 
Römer  getötet.  Man  setzt  den  Sarkophag  in 
das  Ende  des  zweiten  oder  den  Anfang  des 
dritten  Jahrhunderts  n.  Chr. 

In  Rom  fand  man  im  April  bei  Ausgrabungen 
im  Bereiche  der  Villa  Patrizi  gleich  vor  der 
porta  Pia  eine  Terracottaamphora,  die  voll  von 
Münzen,  der  Mehrzahl  nach  aus  Silber,  war. 
Der  Schatz  datiert  aus  dem  dritten  Jahrhundert 
nach  Chr.  In  derselben  Gegend  fand  man  vor 
ungefähr  vier  Jahren  zwei  ausgezeichnete  Torsi 
sitzender  Philosophen  oder  Dichter  (einer  mit 
der  Signatur  eines  bisher  unbekannten  Bild- 
hauers Zeuxis)  und  eine  kopflose  Replik  der 
Münchner  Eirene. 

Der  Hermes  Lecca  Dugini.  Die  vor  einem 
Jahre  in  der  via  Eugenio  di  Savoia  gefundene 
außergewöhnlich  schöne  Hermesstatue  im  Be- 
sitze der  Familie  Lecca  Dugini  erfährt  soeben 
im  jüngsten  Hefte  der  ,Ausonia‘  durch  Lucio 
Mariani,  Professor  der  klassischen  Archäologie 
in  Pisa,  eine  treffliche  Exegese.  Sie  gehört  nach 
seinen  Ausführungen  in  die  Nähe  des  Hermes 
von  Atalante  und  ist  die  treffliche  Kopie  eines 
Werkes  aus  der  Spätzeit  des  Skopas  mit  ent- 
schieden Igsippischen  Anklängen. 

Die  antiken  Schiffe  auf  dem  Grunde  des 
Nemisees.  Unter  dem  Vorsitze  des  früheren 
Generaldirektors  Abgeordneten  F.  Barnabei 
versammelte  sich  letzthin  eine  Kommission,  in 
der  die  Hebung  der  wie  bekannt  im  Nemisee 
liegenden  zwei  Frachtschiffe  oder  besser  ge- 
sagt Prachtflöße  beraten  wurde.  Nach  den 
1895  gemachten  nunmehr  im  Thermenmuseum 
aufbewahrten  Funden  zu  schließen,  darf  man 
sich  auf  eine  reidie  Ausbeute  künstlerischer  und 
kultureller  Ergebnisse  gefaßt  machen.  Die 
Schwierigkeit  besteht  nicht  so  sehr  in  der  rela- 
tiv leicht  durchzuführenden  Entwässerung  des 
Sees  als  in  der  Frage  der  Konservierung  der 
Holzstruktur  der  Palastflösse  und  der  Rechts- 
frage des  Besitzes.  Der  See  gehört  dem  Für- 
sten Ruspoli.  Man  müßte  sich  also  zuerst  mit 
diesem  ins  Einvernehmen  setzen.  Die  tech- 
nischen Kosten  sind  auf  ungefähr  300—450 000 Lire 
veranschlagt.  Das  erste  Floß  liegt  zwanzig 
Meter  vom  Ufer  ab,  ist  76  Meter  lang  und  liegt 
zwölf  Meter  unter  dem  Wasserspiegel,  das 
zweite  ist  vom  Ufer  viel  weiter  entfernt,  64 
Meter  lang  und  liegt  ungefähr  zwanzig  Meter 
tief.  Die  Breite  der  Flöße  beträgt  je  achtzehn 
Meter.  Man  darf  den  weiteren  Beschlüssen  der 


Rundschau 


551 


zuständigen  Stellen  mit  großem  Interesse  ent- 
gegensehen. 

Prähistorische  Necropole  bei  Marino.  Ein 
Kilometer  von  Marino  neben  dem  Kirchhofe 
San  Rocco  wurde  ganz  kürzlich  ein  intaktes 
sogenanntes  „a  pozzo“  Grab  gefunden,  das  zu 
derselben  hodiarchaischen  Gattung  von  Gräbern 
gehört,  wie  sie  schon  vor  ungefähr  neunzig 
Jahren  im  benachbarten  Castelgandolfo  konsta- 
tiert wurden.  In  der  Nähe  von  Marino  wurde 
jüngst  auch  eine  römische  Villa  gefunden,  die 
nun  mit  Hilfe  der  Regierung  fachmäßig  ausge- 
graben werden  soll. 

Die  Ausgrabung  von  Herculaneum.  Nach 
dem  Scheitern  des  großen  Waldsteinschen  Pla- 
nes an  sein  Äkzeptieren  von  Seite  des  ita- 
lienischen Staates  konnten  nur  mit  den  hiesigen 
Verhältnissen  total  unbekannte  Optimisten  glau- 
ben — hat  die  von  der  ital.  Regierung  ange- 
kündigte selbständige  Äktion  nidit  einen  Schritt 
nach  vorn  getan.  Letzthin  hat  eine  amerika- 
nische Gesellschaft  der  Regierung  denVorschlag  ge- 
macht, die  Äusgrabung  mit  Hilfe  vieler  Schachte, 
welche  durch  Tunnels  zu  verbinden  wären, 
durchzuführen.  Lifts  würden  die  Besucher  hin- 
unter- und  hinaufführen,  die  Tunnels  selbst 
mit  elektrischem  Lichte  beleuchtet  und  so  vor 
allem  die  kolossalen  Kosten  der  Expropriation 
der  darüber  liegenden  Baulichkeiten  auf  diese 
Weise  vermieden  werden.  Mit  Recht  ist  das 
Ministerium  auf  diesen  Vorschlag  nicht  ein- 
gegangen. Was  in  Amerika  geht,  geht  nicht 
in  Europa.  Man  kann  auf  antike  Ruinen  nicht 
ein  System  übertragen,  das  für  Bergwerke  paßt. 
Der  ästhetische  Eindruck  darf  nicht  zerstört 
werden. 

Kaiserlich  deutsches  archäologisches  Institut. 
In  der  Sitzung  vom  3.  Äpril  sprach  Pro- 
fessor Giovannoni  vom  römischen  technischen 
Institute  über  die  Kurvatur  des  Tempels  des 
Hercules  in  Cori  und  über  Kurvaturen  an 
Tempeln  überhaupt.  Die  konkave  Kurvatur  am 
Frontgesimse  des  Tempels  ist  früher  nicht  be- 
obachtet worden,  sie  ist  aber  nach  genauen 
Messungen  des  Vortragenden  ganz  evident  und 
ziemlich  stark.  Giovannoni  verbreitete  sich  über 
dieses  Phänomen  und  die  verschiedenen  Theo- 
rien der  Kurvatur,  wie  sie  von  Kugler,  le  Choisg, 
dann  von  den  Physiologen  Helmholtz,  Hering 
und  Wundt,  aufgestellt  wurden.  Der  Vortra- 
gende glaubte,  die  Kurvatur  sei  nur  ein  Mittel 
um  etwas  länger  erscheinen  zu  lassen.  Der 
Tempel  in  Cori  habe  seine  Entwidclung  nach 
oben  und  nicht  in  der  Horizontalen  und  deshalb 
wirke  die  Kurvatur  für  das  Äuge  korrigierend. 
Hierauf  sprach  Professor  Emanuel  Loewy  über 


den  im  ersten  Hefte  dieser  ,Monatshefte‘  publi- 
zierten Aufsatz  von  G.  Pauli,  Raffael  und  Manet. 
Pauli  war  es  entgangen,  daß  Loewy  schon  vor 
zwölf  Jahren  (im  Archivio  storico  dell’  arte  1896 
p.  241  ss)  auf  das  in  zwei  antiken  Sarkophag- 
reliefs (der  Villa  Doria  Pamphili  und  Villa 
Medici)  befindliche  Vorbild  der  Raffaelischen 
Komposition  hingewiesen  hatte.  Die  Motive 
der  Raffaelischen  Zeichnung,  welche  dann  Marc 
Antonio  Raimondi  stach,  gehen  evident  auf  diese 
zwei  Sarkophage  zurück,  deren  Quelle  wahr- 
scheinlich ein  berühmtes  Gemälde,  das  in  an- 
tiker Zeit  viel  kopiert  und  exzerpiert  wurde, 
war.  Somit  geht  Manets  dejeuner  sur  l’herbe 
in  letzter  Linie  auf  ein  berühmtes  antikes  Vor- 
bild zurück. 

In  der  Festsitzung  vom  24.  April  berich- 
tete Dr.  Walter  Amelung  über  einen  in  seinem  Be- 
sitze befindlichen  aus  Formiae  stammenden 
jugendlich  männlichen  reifarchaischen  Torso.  Die 
nächsten  Analogien  zu  dieser  aus  pentelischem 
Marmor  gearbeiteten  Skulptur  bieten  ein  auf 
den  Akropolis  gefundener  kurz  vor  480  v.  Chr. 
zu  datierender  Torso  und  ein  ausgezeichneter 
Torso  originaler  Arbeit  in  englischem  Privatbe- 
sitze. In  seinem  Exemplare  erblickte  der  Vor- 
tragende eine  griechische  Kopie  ungefähr  des 
ersten  Jahrhunderts  vor  Christi  und  zwar  nach 
einem  Marmororiginale. 

Hierauf  ergriff  der  zweite  Sekretär  des  In- 
stituts Prof.  Chr.  Hülsen  das  Wort  zu  einem 
Vortrage  über  die  im  Garten  des  palazzo  Co- 
lonna  liegenden  Ruinen  Er  ging  von  dem  un- 
geheueren auf  35  Kubikmeter  geschätzten  Tym- 
panonblocke aus,  der  noch  heute  das  Staunen 
aller  Besucher  des  herrlichen  Gartens  erweckt. 
Er  erwähnte  die  verschiedenen  Benennungen, 
welche  die  Antiquare  und  Architekten  der  Re- 
naissance diesen  Ruinen  gegeben  haben.  Palla- 
dio  erblickte  in  ihnen  dasTemplum  SolisAure- 
liani,  eine  Hypothese,  die  in  der  Neuzeit  u.  a. 
auch  von  Lanciani  aufgenommen  wurde.  Nach 
Hülsens  Meinung  müsse  man  aber  die  Ruinen 
als  einen  Tempel  des  Serapis  erklären,  wofür 
außer  dort  gemachten  Funden  ägyptischer  Gott- 
heiten und  Tieren  noch  eine  nun  verschollene 
Inschrift  und  vor  allem  der  Plan  der  Ruinen, 
der  sich  ganz  an  ägyptische  Tempel  z.  B.  den 
des  Ammon  Re  in  Karnak  anschließt,  sprechen. 
Die  zwei  Pylonen  oder  Tore  mögen  von  den 
Dioskuren  vom  Monte  Cavallo  flankiert  ge- 
wesen sein.  Der  ägyptische  Einfluß  erstrechte 
sich  nur  auf  den  Grundriß  des  Tempels,  nicht 
aber  auf  die  Innendekoration,  die  in  antik 
klassischem  Sinne  durchgeführt  war.  Von  ägyp- 
tischen Säulen,  Kapitellen  oder  Hieroglyphen- 
schmudc  ist  nichts  konstatiert  worden. 


552 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Vor  etwa  einem  Jahre  bewilligte  das  italie- 
nische Parlament  die  Errichtung  einer  „monu- 
mentalen Zone“  Roms,  d.h.  vom  Forum  Romanum 
und  Palatin  bis  zur  Porta  S.  Sebastiano  einerseits 
und  Porta  S.  Paolo  und  Circus  Maximus  anderer- 
seits sollte  eine  große  Gartenanlage  alle  antiken 
Bauten  umsdiließen,  und  was  etwa  von  ganz 
modernen  Gebäuden  und  Fabriken  usw.  darin 
läge,  expropriiert  und  niedergerissen  werden. 
Dieser  großartige  Plan,  um  dessen  günstige 
parlamentarische  Erledigung  vor  allen  Guido 
Baccelli,  der  früher  mehrmals  Unterriditsminister 
gewesen  ist,  sich  große  Verdienste  erworben  hat, 
ist  allseitig  mit  Freude  begrüßt  worden.  Nun 
geht  man  ernstlidi  daran,  bis  1911  zum  Jubiläum 
der  Proklamation  des  italienischen  Königreiches 
alles  durdizuführen.  Die  hierzu  eingesetzte 
Kommission  hat  dieser  Tage  beschlossen,  vor- 
erst eine  gewaltige  Ällee  (man  spricht  von 
hundert  Meter  Breite)  anzulegen,  die  von  der 
Kirche  S.  Nereo  ed  Ächille  ausgehend  bis  zum 
Palatin,  dann  weiter  beim  Colosseum  vorbei 
bis  zur  Straße  in  Miranda  führen  soll.  Außer- 
dem sollen  drei  kleinere  Alleen  (jede  fünfzig 
Meter  breit)  angelegt  werden,  die  von  den 
großen  Alleen  abzweigend,  zu  den  Toren  Latina, 
Metronia  und  San  Sebastiano  führen  sollen. 
Abgesehen  von  der  gewaltigen  Verschönerung, 
welche  der  Plan  diesem  sehr  wichtigen,  bis  jetzt 
noch  wenig  durchforschtem  Teile  des  alten  Roms 
bringen  wird,  darf  man  sich  auch  auf  wichtige 
Funde  gefaßt  machen.  Ludwig  Pollak. 

s 

PARIS  ■. 

Am  11.  Mai  wurde  die  Societe  des  amis  du 
Louvre  von  der  Verwaltung  eingeladen,  eine 
Reihe  Neueinrichtungen  und  Neuerwerbungen 
des  Museums  zu  besichtigen.  So  ist  zunächst 
die  Sammlung  von  Gouachen,  Aquarellen,  Mi- 
niaturen, von  Kästchen  und  Tabaksdosen  der 
Brüder  van  Blarenberghe  zur  Aufstellung  ge- 
kommen, die  von  einem  Nachkommen  der  beiden 
Miniaturisten,  von  Frau  Thiebaut-Brunet,  dem 
Museum  vermacht  worden  war.  Ferner  hat 
das  Louvre  die  in  seinem  Besitz  befindlichen 
Handzeichnungen  Rembrandts  dem  Publikum 
zugänglich  gemacht.  Provisorisch  aufgestellt 
wurden  in  dem  Porträtsaal  der  Künstler  die 
auf  den  Versteigerungen  Robaut  und  Cheramg 
gemachten  Erwerbungen  sowie  ein  männliches 
Porträt  des  XVI.  Jahrhunderts,  das  von  der 
Gesellschaft  dem  Museum  geschenkt  worden 
war.  Dies  letztere  Werk  hat  ein  besonderes 
Interesse,  da  es  das  erste  bekannte  Werk 
Francois  Clouets  ist,  das  eine  Signatur  trägt. 


Der  glückliche  Entdecker  desselben,  Herr  Etienne 
Moreau-Nelaton,  wird  in  den  Spalten  unserer 
Zeitschrift  demnächst  über  diesen  wertvollen 
Fund  berichten.  An  weiteren  Werken,  die  jetzt 
im  Louvre  neu  aufgehängt  sind,  wären  zu 
nennen:  eine  Landschaft  mit  Hunden  von  Diaz; 
der  Stadtturm  von  Douai,  der  auf  der  vente 
Robaut  erworben  wurde,  „badende  Frauen“, 
„ruhende  Pferde“  und  „lesencle  Magdalena“  von 
Corot;  von  Millet  ein  Bildchen:  „lesende  Frau“; 
einige  von  A.  Marmontel  vermachte  Porträts: 
Chopin  von  Delacroix,  Stephen  Heller  von  dem 
Südfranzosen  Ricard,  Gluck  von  Grenze  und 
Marmontel  von  Roslin. 

Auch  in  die  moderne  Sammlung  des  Luxem- 
bourg sind  eine  Reihe  neuer  Werke  eingereiht 
worden.  Besonders  erfreulich  ist,  daß  Frederic 
Bazille  nun  endlich  mit  einem  Werk,  einer 
Landschaft  aus  der  Umgegend  von  Montpellier, 
vertreten  ist.  Er  gehört  mit  Manet,  Monet 
und  Pissarro  in  eine  Reihe.  Sein  Tod  auf  dem 
Schlachtfelde  im  Jahre  1870  bedeutete  einen 
großen  Verlust  für  den  Impressionismus.  Von 
Claude  Monet  ein  Werk  aus  der  Serie  der  An- 
sichten der  Kathedrale  von  Rouen,  die  um  1895 
entstanden  sind.  Die  Sammlung  von  Werken 
Rodins  wurde  durch  eine  umfassende  Gruppe 
von  Skulpturen  verstärkt:  Thomme  au  nez 
casse  und  die  Büsten  von  Gustave  Geffrog, 
Rochefort,  Victor  Hugo,  Dalou,  E.  Guillaume, 
G.  Wgndham,  Berthelot,  sowie  ein  Haupt  Jo- 
hannes des  Täufers. 

Die  Zahl  der  Pariser  Museen  hat  sich  in- 
zwischen um  eins  vermehrt,  das  Musee  d’En- 
nerg.  d’Ennerg  hatte  sich  mit  seinen  Sensa- 
tions-.  Rühr-  und  Spektakelstücken  Unsummen 
verdient  und  hat  diesen  Überfluß  zum  Zusammen- 
bringen einer  Japansammlung  verwandt,  die 
nunmehr  mit  dem  entzückenden,  kleinen  Hotel 
der  Avenue  du  Bois,  in  dem  sie  aufgestellt 
ist,  in  den  Besitz  der  Stadt  Paris  übergegangen 
und  am  27.  Mai  eröffnet  worden  ist.  Die  Ord- 
nung der  Sammlung  hat  sehr  lange  Zeit  in 
Anspruch  genommen,  da  sie  zahlreiche  zweifel- 
hafte und  uninteressante  Stücke  enthielt,  die 
eliminiert  werden  mußten.  An  demselben  Orte 
fand  eine  Sammlung  von  ungefähr  2000  Kogos 
Aufnahme,  die  von  dem  Ministerpräsidenten 
Clemenceau  geschenkt  worden  sind. 

Bei  der  Trennung  von  Kirche  und  Staat  ist 
die  Kunst  schlecht  weggekommen.  Die  in  den 
französischen  Kirchen  aufgespeicherten  Kunst- 
schätze machen  eine  schlimme  Krisis  durch. 
Zunächst  versuchen  viele  Geistliche  unter  der 
Hand  wertvolle  Stücke  des  Kircheninventars  zu 
veräußern,  da  sie  befürchten,  daß  der  Staat 
über  kurz  oder  lang  Hand  darauf  legen  wird. 


Rundschau 


553 


Die  Inventaraufnahmen,  die  die  Regierung  im 
vorigen  Jahre  unternahm,  schienen  besonders 
bei  dem  niederen  Klerus  der  erste  Sdiritt  zur 
Besitzergreifung.  Ändrerseits  bot  der  Erlös  für 
die  verkauften  Werke  eine  willkommene  Ver- 
stärkung der  vielfach  recht . unsicheren  Finanz- 
lage. Nachdem  so  die  natürlichen  Hüter  der 
Kirchenschätze  selber  ihres  Ämtes  nicht  mehr 
wie  früher  walten,  ist  eine  Periode  der  Unruhe 
und  Unsicherheit  eingetreten,  die  allerhand 
lichtsdieue  Elemente  sich  zunutze  gemacht 
haben.  Die  organisierten  Kirchenplünderungen 
der  Räuberbande  Thomas  u.  Cie.  von  Limoges 
sind  noch  in  frischer  Erinnerung.  Äm  25.  Mai 
hat  schon  wieder  in  Limoges  ein  Einbruch  in 
die  Kathedrale  stattgefunden,  bei  dem  Gold- 
und  Emailarbeiten  im  Wert  von  ein-  bis  zwei- 
hunderttausend Franken  den  Dieben  zum  Opfer 
gefallen  sind.  Es  handelt  sich  hauptsächlich  um 
eine  Anzahl  kostbarer  Emailplatten  aus  dem 
XV.  und  XVII.  Jahrhundert:  fünf  Platten  mit 
Darstellungen  aus  der  biblischen  Geschichte  auf 
blauem  und  sdiwarzem  Grund,  vier  ovale  Platten 
mit  Darstellungen  der  Apostel,  zwei  sogenannte 
„Friedensküsse“  aus  dem  XV.  Jahrhundert  mit 
Szenen  der  Leidensgeschichte,  vier  Ciborien  und 
fünf  Kelche,  silbervergoldet,  mit  Edelsteinen 
besetzt,  und  noch  einige  Kleinigkeiten.  Von 
den  Tätern  fehlt  jede  Spur.  Einige  Tage  vor- 
her wurde  in  die  Kathedrale  von  Chartres  ein- 
gebrochen, wo  die  Banditen  nur  geringe  Beute 
vorfanden,  doch  haben  sie,  um  in  das  Innere 
der  Kathedrale  zu  dringen,  ein  Glasfenster  aus 
dem  XIII.  Jahrhundert  zertrümmert.  Von  den 
Tätern  keine  Spur.  Ein  kleiner  Einbruch  in 
das  Museum  von  Troges,  bei  dem  ein  mit 
Brillanten  besetztes  Ordenskreuz  gestohlen 
wurde,  ist  daneben  kaum  erwähnenswert. 

Diese  eifrige  Tätigkeit  der  „Kunstsammler“ 
scheint  eine  Antwort  auf  das  am  11.  April  er- 
lassene und  im  Journal  Officiel  veröffentlichte 
Dekret  der  Regierung  zu  sein,  das  eine  Reihe 
Vorschriften  zur  Erhaltung  und  Sicherung  der 
Kunstschätze  gibt,  in  besonderer  Berücksich- 
tigung des  Trennungsgesetzes.  Wir  können 
uns  eine  Mitteilung  der  Einzelheiten  um  so 
mehr  ersparen,  als  sie,  wie  man  sieht,  bisher 
ohne  große  praktische  Wirkung  gewesen  sind. 

In  der  vorigen  Korrespondenz  wurde  von 
der  erfreulichen  Tätigkeit  der  Regierung  im 
Interesse  der  Altertümer  in  Avignon  ge- 
sprochen. Herr  Nodet,  dem  die  Überwachung 
des  Papstschlosses  anvertraut  ist,  hat  auf  Grund 
umfassender  Forschungen  in  den  Archiven  der 
Militärverwaltung  in  der  zwei  Meter  dicken 
Mauer  der  Kapelle  Clemens  VI.,  über  der  so- 
genannten salle  du  Consistoire,  Sondierungen 


anstellen  lassen  und  ein  sehr  reich  mit  treff- 
lichen Skulpturen  geschmücktes  gotisches  Por- 
tal aufgedeckt,  das  ungefähr  acht  Meter  breit, 
zwölf  Meter  hoch  ist  und  den  Eingang  in  die 
Kapelle  bildete.  Auch  sonst  sind  interessante 
Entdeckungen  zu  verzeichnen: 

In  der  alten  Römerstadt  Frejus,  die  im 
Jahre  49  v.  Chr.  durch  Cäsar  als  Forum  Julii 
gegründet  worden  war,  ist  an  einem  Orte,  wo 
schon  im  Jahre  1887  wichtige  Funde  gemacht 
worden  waren,  ein  prächtiges  gallo-römisches 
Mosaik  entde^t  worden.  Dasselbe  zeigt  im 
Mittelfelde  zwei  kämpfende  Hähne.  Oberhalb 
dieser  Gruppe  befindet  sich  eine  Palme,  die  ebenso 
wie  gewisse  Teile  im  Gefieder  des  Hahnes  aus 
sonst  sehr  selten  vorkommenden  grünen  Steinen 
gebildet  ist.  Unterhalb  der  Hähne  ist  eine  Urne 
angebracht.  In  den  vier  Eckfeldern  sind  ein 
Löwe,  eine  Hündin,  ein  Panther  und  ein  Stier 
dargestellt.  Alles  ist  vortrefflich  ausgeführt, 
die  dekorative  Umrahmung  ist  aus  weißen, 
braunen  und  schwarzen  Steinen  zusammen- 
gesetzt. 

Seit  einigen  Jahren  zieht  sich  die  Pariser 
Saison  immer  weiter  in  den  Sommer  hinein,  so 
sind  denn  auch  die  Monate  Mai  und  Juni  mit 
Ausstellungen  aller  Art  voll  besetzt.  Zunächst 
die  beiden  großen  Salons.  Die  Artistes  fran^ais 
haben  in  diesem  Jahre,  dem  Beispiele  des  Salon 
d’automne  folgend,  zwei  retrospektive  Ausstel- 
lungen gebracht:  Barrias  und  Cabanel.  Während 
dieser  Salon  in  der  Mittelmäßigkeit  ertrinkt,  ist 
auf  dem  der  Societe  Nationale  viel  gutes  zu 
sehen,  obwohl  auch  hier  die  Mittelmäßigkeit 
einen  arg  breiten  Raum  einnimmt.  Die  Societe 
Nationale  ist  der  Ausdruck  einer  Kunstrich- 
tung, die  mit  viel  Geschmack  und  großem  tech- 
nischen Können,  in  dekorativen  Kompositionen 
oder  in  scharf  beobachteten  Impressionen  zu 
Wirkungen  gelangt,  die  eben  doch  nicht  die 
tiefsten  sind,  da  dieser  so  sichern  und  fertigen 
Kunst  diese  Kraft  fehlt,  die  sich  nur  im  Kampf  um 
die  höchsten  Probleme  zu  entwickeln  vermag.  Auf 
Einzelheiten  einzugehen  ist  unmöglich.  Es  seien 
nur  kurz  erwähnt  L’hermittes  Schnitterfamilie 
im  Korn,  Cottets  deuil  marin,  eine  von  Courbet 
ausgehende  sonore  und  schlichte  Komposition, 
eine  Serie  von  Wanddekorationen  Maurice 
Denis’,  die  allzusehr  die  Motive  früherer  Ar- 
beiten wieder  aufnimmt  und  im  Salon  wenig- 
stens etwas  kreidig  wirkt,  die  Porträts  von 
Madame  Boznanska  mit  ihrer  diskreten  Melan- 
cholie und  Zuloagas  kühne  dekorative  Bilder, 
spanisch  in  Technik,  Aufbau  und  Motiven. 

Wie  früher,  so  hat  auch  heuer  die  Societe 
Nationale  in  dem  Schlößchen  Bagatelle  eine  Aus- 


554 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Stellung  von  Porträts  veranstaltet,  die  diesmal 
die  Periode  von  1830  bis  heute  umfaßt.  Die  Äus- 
Stellung  ist  nidit  so  gelungen  wie  die  früheren; 
sie  ermangelt  der  Einheit.  Historisch  war  es 
nicht  richtig,  einen  so  breiten  Zeitraum  umspannen 
zu  wollen,  so  fehlen  wichtige  Persönlichkeiten 
und  andere  hätten  wir  unschwer  entbehrt. 
Künstlerisch  fehlt  erst  recht  die  Einheit.  Be- 
sonders die  moderne  Gruppe  ist  arg  zu- 
sammengewürfelt und  enthält  zahlreiche  un- 
interessante und  unsympathische  Stücke.  Es 
wäre  wünschenswert,  daß  künftige  Retrospek- 
tiven auf  eine  engere  Zeit  beschränkt  und  sorg- 
fältiger gewählt  werden.  Die  diesjährige  Äus- 
stellung  interessiert  zunächst  durch  die  Werke 
Ingres  und  seiner  Schule,  über  die  wir  an 
anderer  Stelle  sprechen  werden.  Die  elegante 
Porträtmalerei  der  fünfziger  und  sechziger  Jahre 
zeigt  sich  in  ihrem  Virtuosentum  mit  all  seinen 
Schwächen  und  Niedlichkeiten  in  den  Werken 
Winterhalters,  Dubufes,  Jalaberts  u.  a.  m.  Eine 
Offenbarung  ist  das  entzückende  Damenporträt 
von  L.  G.  Isabeg  aus  dem  Besitze  des  Herrn 
de  Massarg.  Das  ist  mit  einer  herzerfreuenden 
Frische  der  Äuffassung,  leicht,  graziös  und  har- 
monisch heruntergemalt.  Von  großem  Interesse 
ist  die  schöne  Serie  der  Porträtbüsten  von 
Carpeaux.  Unter  den  modernen  Werken  ragt 
ein  vorzüglicher,  diskreter  und  psychologisch 
feinfühliger  Verlaine  von  Äman  Jean  hervor, 
ein  ausgezeichnetes  Porträt,  auch  ein  frühes 
Porträt  von  Blanche  gefällt.  Roll  dagegen  wirkt 
banal,  Boldini  unausstehlich. 

Än  Husstellungen  moderner  Kunst  fehlt  es 
nicht.  Großen  Zulauf  hat  wiederum  der  von 
dem  Witzblatt  „Le  Rire“  veranstaltete  Salon 
des  Humouristes  gehabt.  Inwieweit  die  künst- 
lerische Qualität  der  ausgestellten  Werke  zu 
diesem  Erfolge  mitgeholfen  hat,  wird  schwer  zu 
entscheiden  sein.  Immerhin  haben  die  Organi- 
satoren das  Verdienst  gehabt,  eine  interessante 
retrospektive  Sektion  der  englischen  Karikatur 
und  eine  Äusstellung  von  Werken  Gustave 
Dores  zusammengebracht  zu  haben.  Unter  den 
Modernen  waren  alle  bekannten  französischen 
Karikaturisten  und  neben  ihnen  allzuviele  Un- 
bekannte reichlich  vertreten.  Bei  Durand-Ruel 
sind  Landschaften  von  Monet  und  Renoir  aus- 
gestellt. Von  ganz  besonderem  Reiz  waren  die 
letzteren.  Renoirs  Landschaften  gelten  vielfach 
für  eine  Liebhaberei  des  Porträtisten,  aber  ge- 
rade in  ihnen  finden  wir,  in  dieser  seltsamen 
irisierenden  Technik  all  die  weibliche  sensitive 
liebevolle  Feinheit  des  großen  Bildnismalers 
wieder.  Druet  hat  Werke  von  Herrmann  Paul 
und  dem  talentvollen  belgischen  Koloristen 
Georges  Lemmen  ausgestellt.  Bei  den  Bern- 


heims sind  kraftvolle  norwegische  Landschaften 
von  Edward  Diriks  zu  sehen.  Hebrard  ver- 
einigte bei  sich  eine  Kollektion  Bronzen  von 
Troubetzkoü 

Für  den  Kunsthistoriker  von  großem  Inter- 
esse war  die  von  der  Societe  St.  Jean  veran- 
staltete Äusstellung  von  Schülern  Ingres. 
Es  ist  sehr  bemerkenswert,  daß  gleich  zwei 
Husstellungen  zur  selben  Zeit  auf  diese  Künst- 
lergruppe hinweisen,  die  in  den  vierziger  und 
fünfziger  Jahren  zahlreiche  Kirchen  in  Paris  und 
in  der  Provinz,  besonders  in  Lyon,  ausmalte. 
Der  Maler  Maurice  Denis  hat  in  einer  Serie 
vonÄufsätzen  im  „Occident“  darauf  hingewiesen, 
inwieweit  diese  heute  fast  vergessene  Schule 
Vorläufer  Puvis  de  Chavannes  und  mancher  mo- 
derner dekorativer  Bestrebungen  war.  Wir 
werden  demnächst  in  einer  kurzen  Skizze  auf 
diese  historisch  so  bemerkenswerte  Bewegung 
zurüchkommen,  die  in  Mottez,  Flandrin,  Janmot 
Henry  Lehmann  und  Ämaury  Duval  ihre  wich- 
tigsten Vertreter  hatte. 

Eine  große  Überraschung  bildete  die  vom 
Musee  des  Arts  Decoratifs  organisierte  Äus- 
stellung der  Kunst  des  Theaters.  Die  äußerst 
rührige  Direktion  dieses  Museums,  dessen  Kon- 
servator Herr  Louis  Metmann  ist,  hat  in  frühe- 
ren Jahren  eine  Reihe  sehr  bemerkenswerter 
Spezialausstellungen  veranstaltet.  Die  jetzige 
bringt  in  ungefähr  2000  Nummern  alles  zu- 
sammen, was  in  Pariser  Privatsammlungen 
über  Kunst  und  Theater  aufzutreiben  war;  die 
kostbare  Sammlung  Sambon,  die  alles  zu  ver- 
einigen sucht,  was  auf  das  antike  Theater  Be- 
zug hat;  antike  Skulpturen,  Vasenmalereien, 
Terrakotten,  Bronzestatuetten  mit  einschlägigen 
Darstellungen,  Theatermasken,  Theater-  und 
Zirkusmarken  usw.  Dann  folgt  eine  mehrere 
hundert  Nummern  umfassende  Sammlung  von 
Ölbildern,  Zeichnungen  und  Gouachen,  die  auf 
das  Theater  Bezug  haben,  meist  Schauspieler- 
porträts, unter  denen  die  ersten  Meister  des 
XVIII.  und  XIX.  Jahrhunderts  vertreten  sind. 
Hervorzuheben  ist  der  wundervolle  Berlioz  von 
Courbet,  ein  wertvolles  Gegenstück  zu  dem 
Meisterwerk  Daumiers.  Unter  den  Skulpturen 
entzücken  besonders  die  Bronzestatuetten  von 
Schauspielerinnen  und  Tänzerinnen  aus  der  Zeit 
von  1830—1860.  Eine  reiche  Sammlung  von 
Theaterdekorationsmodellen,  von  Marionetten, 
Puppen  und  meist  die  Gestalten  der  Commedia 
deir  arte  darstellenden  Porzellanfiguren  und  Hun- 
derte von  Kupferstichen  runden  diese  Äusstel- 
lung zu  der  vollständigsten  Vorführung  ab,  die 
wohl  je  über  die  Geschichte  des  Theaters  ge- 
boten wurde. 

Bei  Georges  Petit  wurde  unter  dem  Vorsitze 


Rundschau 


555 


der  Marquise  de  Ganag  eine  künstlerisch  sehr 
wichtige  Sammlung  von  hundert  Pastellen  des 
XVIII.  Jahrhunderts  aus  Pariser  Privatbesitz 
den  Kunstfreunden  zugänglich  gemacht,  über 
die  Herr  Jean  Guiffrey  in  den  Spalten  unserer 
Zeitschrift  eine  umfassende  Studie  veröffent- 
lichen wird.  Besonders  überraschend  wirkten 
die  Pastelle  von  Perroneau,  die  diesen  bisher 
wenig  gekannten  Meister  An  ein  neues  Licht 
stellen  und  fast  über  den  gepriesenen  La  Tour 
erheben.  Wie  wir  erfahren,  bereitet  Herr  Ra- 
touis  de  Limag  eine  große  Veröffentlichung  über 
Perroneau  vor,  die  endlich  diesem  bisher  so 
vernachlässigten  Künstler  die  verdiente  histo- 
rische und  künstlerische  Würdigung  angedeihen 
lassen  wird. 

Die  Bibliotheque  Nationale  endlich  hat  in 
ihren  Äusstellungsräumen  eine  wenn  auch  nicht 
so  originelle  und  so  neue  wissenschaftliche  Re- 
sultate zutage  fördernde,  so  doch  nicht  minder 
dankenswerte  Äusstellung  zusammengebracht: 
alle  im  Besitze  der  Bibliothek  befindlichen  oder 
von  Ämateuren  erreichbaren  Handzeichnungen 
Rembrandts,  verbunden  mit  einer  möglichst  um- 
fassenden Vorführung  seines  graphischen  Wer- 
kes. Diese  Äusstellung  bringt  natürlich  kaum 
Neues,  sie  wird  aber  Laien  und  Ämateuren 
zahlreiche  Änregungen  geben,  auch  ist  ihr  gründ- 
lich gearbeiteter  Katalog  wertvoll  als  Codifizie- 
rung  dessen,  was  von  den  Ärbeiten  des  großen 
Holländers  in  den  Kartons  der  Pariser  Ämateure 
verborgen  ist. 

Zum  Schlüsse  ein  Hinweis  auf  die  Societe 
de  l’Histoire  de  l’Ärt  Fran^ais,  die  die  bedeutend- 
sten französischen  Kunsthistoriker  umfaßt  und 
deren  Veröffentlichungen  die  wertvollsten  Bei- 
träge zur  Geschichte  der  französischen  Kunst 
geben.  Wir  werden  über  die  Sitzungen  dieser 
Gesellschaft  in  Zukunft  regelmäßig  berichten. 
In  der  Sitzung  am  15.  Juni  werden  u.  a.  fol- 
gende Vorträge  gehalten  werden:  C.  Dregfus, 
Die  Skulpturen  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert  am 
Invalidendom,  F.  Benoit,  Eine  Darstellung  der 
Kreuzigung  aus  der  Schule  Bourdichons  im 
Museum  zu  Lille. 

Rudolf  Meger-Riefstahl. 

s 

LONDON  ■= 

Die  Kunstabteilung  der  großen  Franko-Briti- 
schen  Äusstellung  war  bei  Äbfassung  dieser 
Zeilen  noch  nicht  eröffnet,  jedoch  erfuhr  man 
schon  wenigstens  einige  der  Hauptstücke,  die  sie 
enthält.  Es  sind  zum  Teil  Werke,  die  seiner- 
zeit in  Berlin  zu  sehen  gewesen  sind:  u.  a.  Gains- 
boroughs  berühmter  „Blue  Bog“.  Ferner  ent- 


hält die  Äbteilung  Reynolds  „Lady  Crosbie“; 
verschiedene  Porträts  von  der  Hand  Hogarths, 
Romnegs  und  Hoppners;  Constables  „Dedham 
Vale“;  Raeburns  „Lady  Stuart“;  Wilkies  „Penny 
Wedding“  (Eigentum  des  Königs);  einen  alten 
Crome;  Werke  von  Bonington,  David  Cox, 
Holland,  Roberts,  Pgne  usw.  Äuch  die  Prä- 
rafaeliten  sind  zahlreich  vertreten.  Von  Millais 
sind  „ÄutumnLeaves“,  „The  Black  Brunswicker“ 
und  „The  Huguenot“  ausgestellt.  Von  Burne 
Jones  das  kürzlich  der  Tate  Gallery  vermachte 
„Golden  Stairs“;  Madox  Browns  „Work“;  ver- 
schiedene Rossettis;  ein  Bild  von  der  Hand 
William  Morris’,  Watts,  „Lord  Tenngson“  u.  a. 
m.  Die  französische  Äbteilung  beschränkt  sich 
auf  die  zweite  Hälfte  des  neunzehnten  Jahr- 
hunderts und  die  Gegenwart.  Es  finden  sich 
Werke  von  Corot,  Daubigng.  Jules  Dupre,  Dela- 
croix, Millet,  Meissonier,  Bastien  Lepage,  Rosa 
Bonheur,  Jules  Breton  u.  a.  m.  — Daß  eine  Äus- 
stellung, die  sich  mit  ihrer  Kunstabteilung  offen- 
bar Mühe  gemacht  und  diese  einem  ausgezeich- 
neten Kenner  unterstellt  hat,  daß  sie  in  unserer 
Zeit  ein  Plakat  von  geradezu  kindischer  Äb- 
geschmacktheit  als  förmliche  Blamage  an  allen 
Ecken  der  Stadt  anbringen  kann,  ist  unbegreif- 
lich. Dazu  noch  hierzulande,  wo  vor  schon 
langen  Jahren  Männer  wie  Herkomer  und  Crane 
sich  gerade  um  die  Plakatkunst  eifrig  bemüht 
haben!  Solche  Barbareien  sollten  doch  eigent- 
lich unmöglich  geworden  sein.  Die  Kunst  ist 
aber  eben  noch  nicht  ins  Leben  eingedrungen, 
sie  bleibt  auf  ihre  „Äbteilung“  beschränkt,  als 
gesonderte  Einzelerscheinung.  — Der  Kurator 
der  Kunstabteilung  der  Schottischen  National- 
ausstellung in  Edinburg  hat  mir  deren  Katalog 
zugesandt,  in  dem  sich  eine  kurze  interessante 
Einführung  in  die  schottische  Kunst  findet.  Im 
Herbst  soll  von  dem  Verfasser  dieser  Einleitung, 
Mr.  James  L.  Caw,  dem  Direktor  der  Schottischen 
National-Galerie,  ein  größeres  Werk  über  die 
alte  und  neue  schottische  Malerei  bei  T.  C.  & 
E.  C.  Jack  erscheinen,  das  die  gegenwärtige  Aus- 
stellung zum  Äusgangspunkt  nehmen  wird.  In 
der  Äusstellung  nun  hat  man  dem  florentiner 
Beispiel  folgend  die  bedeutendsten  Werke  in 
einem  Saale  vereinigt,  sonst  ist  erfreulicherweise 
in  der  Hauptsache  die  chronologische  Ordnung 
innegehalten  worden.  In  diesem  Ehrensaale 
hängen  u.  a.  Jamesones,  des  „schottischen 
Vandycks“  und  Rubensschülers,  Erskineporträt, 
eines  seiner  besten  Stücke;  sodann  Raeburns 
„Sohn  des  Künstlers  auf  einem  grauen  Pony“ 
(Eigentum  Lord  Roseberys);  Porträts  von  Ällan 
Ramsay,  dem  alten  Hofmaler,  und  Sir  David 
Wilkie,  den  man  meist  nur  als  Genremaler  kennt; 
historische  Bilder  von  Thomas  Duncan  usw.; 


556 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


von  neueren  Meistern  Bilder  von  Orchardson, 
Guthrie,  Lavery,  D.  Y.  Cameron  usw.  In  den 
nach  der  Zeit  des  Entstehens  geordneten  Sälen 
finden  sich  u.  a.  zwei  Porträts  William  Äikmans 
(XVII.  und  XVIII.  Jahrh.);  Werke  ÄllanRamsags 
und  dessen  Schüler  David  Martin,  der  wiederum 
Raeburn  einigen  Unterricht  zuteil  werden  ließ; 
John  Scougals  und  Alexander  Runcimans,  alles 
Künstler  des  XVIII.  Jahrhunderts;  sodann  eine 
Reihe  ausgezeichneter  Raeburns,  darunter  ein 
bisher  noch  nie  ausgestelltes  weibliches  Porträt 
„Miss  Emily  de  Vismes“ ; Wilkies,  Sir  John  Wat- 
son  Gordons,  James  Drummonds  usw.  Robert 
Scott  Lauder,  der  Vater  und  Lehrer  der  mo- 
dernen schottischen  Künstler,  ist  durch  „The 
Trial  of  Effice  Deans“  vertreten;  Wm.  Dyce, 
„der  schottische  Prärafaelit“,  durch  „Titian  ma- 
king  his  first  essay  in  colour“.  Von  älteren 
Landschaftern  finden  sich  Beispiele  von  John 
Thompson,  P.  Nasmyth  u.  a.  m.  — Mit  Recht 
darf  das  Vorwort  des  Katalogs  wohl  behaupten, 
daß  diese  Ausstellung  „die  umfassendste  und 
feinste  sei,  die  je  von  schottischer  Kunst  statt- 
gefunden habe.  Wenn  man  bedenkt,  welche 
Anregungen  vor  mehreren  Jahren  die  modernen 
Schotten  in  Deutschland  den  Landschaftern  ge- 
geben und  welches  Interesse  sie  damals  gefun- 
den haben  und  zum  Teil  noch  finden,  so  darf 
man  wohl  annehmen,  daß  die  Ausstellung,  die 
die  historische  Entwicklung  dieser  nordischen 
Kunst  vorführt,  auch  in  Deutschland  hohem 
Interesse  begegnen  wird.  — Noch  ein  drittes 
britisches  Kunstzentrum  hat  eine  retrospektive 
Ausstellung  eröffnet:  Liverpool.  Die  englische 
Kultur  freilich,  die  namentlich  früher  sich  ganz 
in  London  konzentrierte,  ließ  große  und  bedeut- 
same Nebenzentren  nicht  recht  aufkommen,  ab- 
gesehen nur  von  Schottland,  das  ja  besonders 
in  früherer  Zeit  immer  eine  gewisse  nationale 
und  kulturelle  und  damit  künstlerische  Eigenart 
bewahrt  hat.  Jedoch  Liverpool  besaß  seine 
eigene  „Academy“,  und  dieser  gebührt  das  Ver- 
dienst, als  einzige  offizielle  Körperschaft  schon 
frühzeitig  die  Prärafaeliten- Bewegung  nach 
Kräften  unterstützt  zu  haben,  zu  einer  Zeit,  als  sie 
noch  als  Sauerteig  in  den  sonst  völlig  charakterlos 
gewordenen  Teig  der  englischen  Kunst  Gährung 
und  Bewegung  brachte.  Und  die  Liverpool 
Society  of  Artists,  die  Vorläuferin  dieser  Aca- 
demy, hatte  seinerzeit,  1774,  die  erste  Kunst- 
ausstellung in  der  englischen  Provinz  überhaupt 
zustande  gebracht.  So  kann  die  jetzige  Aus- 
stellung der  Liverpooler  Schule  keine  Künstler 
ersten  Ranges  aufweisen,  hat  aber  ihr  ent- 
schiedenes Interesse  darin,  daß  sie  es  ermöglicht, 
eine  wenigstens  teilweise bodenständigeProvinz- 
kunst  durch  200  Jahre  hindurch  zu  verfolgen. 


Namen  wie  George  Stubbs,  William  Huggins, 
A.  W.  Hunt  und  namentlich  W.  L.  Windus,  ein 
Blutsverwandter  der  Prärafaeliten,  den  Ruskin 
aufs  Schild  erhob,  haben  in  der  englischen 
Malerei  einen  gewissen  Klang.  — Kunst  ist 
jetzt  der  fashionable  Gesprächsstoff  in  London, 
denn  die  Royal  Academy  mit  ihren  1200  Bildern 
steht  offen,  und  jeder  muß  sie  gesehen  haben. 
Es  hätte  hier  keinen  Sinn,  auf  diesen  Bilder- 
markt, der  meist  Gesellschaftszwecken  dient, 
näher  einzugehen.  Nur  eines  soll  man  wohl 
sagen.  Es  findet  sich  unter  diesen  zahlreichen 
unterschiedlichen  Bildern  eines,  das  „auf  Befehl 
des  Königs“  ausgestellt  ist  und  die  Verleihung 
des  Hosenbandordens  an  den  König  von  Nor- 
wegen durch  den  König  in  Windsor  darstellt. 
Vielleicht  hätte  man  ohne  diesen  höchsten  Be- 
fehl das  Bild  abgelehnt,  vielleicht,  aber  wenn 
derartige 'Machwerke,  die  mit  Kunst  überhaupt 
nichts  zu  tun  haben,  von  der  Gesellschaft  und 
ihren  Spitzen  bevorzugt  werden,  dann  begreift 
man,  welchen  unsäglich  schweren  Kampf  die 
heutige  Kunst  hier  durchzumachen  hat.  Ein 
Hofzeremoniell  ist  ja  freilich  nicht  leicht  zu  einem 
Kunstwerk  zu  erheben,  deswegen  braucht  man 
aber  nicht  einen  Mann  zu  engagieren,  dem  die 
einfachsten  Prinzpien  seiner  Kunst  ermangeln. 
Menzel  hat  ja  doch  gezeigt,  wie  man  auch  aus 
solchen  Aufgaben  wenn  nicht  Gold,  so  doch 
Silber  schlagen  kann.  Aber  in  jeder  Academy- 
ausstellung  sieht  man,  daß  gesellschaftliche  Ge- 
sichtspunkte den  Pinsel  dirigieren  und  schon 
von  vornherein  aussuchen  und  dadurch  Reynolds 
stolze  Schöpfung  eigentlich  zur  Magd  erniedri- 
gen. Seltsames  Los!  Damals  wurden  die 
Künstler  noch  zum  guten  Teil  über  die  Schulter 
angesehen,  ihre  Bilder  aber  waren  stolz,  selbst- 
herrlich, besaßen  etwas  von  der  Würde  wirk- 
lichen Adels.  Heute  sind  die  Herren  Maler, 
die  ein  R.  A.  hinter  ihren  Namen  setzen  können, 
gesuchte  Gesellschafter,  selber  stolze,  vornehme 
Herren,  ihre  Bilder  aberschmeicheln  und  dienen. 
Reynolds  würde  seine  Academy  nicht  wieder 
erkennen.  Wahrlich,  nicht  bloß  aus  Einseitig- 
keit und  Verschlossenheit  einer  neuen,  nach 
Problemen  und  Leben  ringenden  Kunst  gegen- 
über, repräsentiert  diese  sogen.  Royal  Academy 
die  englische  Kunst  nicht  mehr.  — Und  die 
zweite  große  Sommerausstellung  in  der  New 
Gallery,  die  einst  neu,  jetzt  aber  greisenhaft  alt  ist, 
die  war  einst  der  Zufluchtsort  solcher,  die  in  der 
Academy  nicht  zu  Worte  kommen  konnten.  Jetzt 
ist  sie  das  vielleicht  auch  noch  zum  Teil,  aber  aus 
anderen  Gründen.  Aus  der  ganzen  Ausstellung 
braucht  man  nur  einen  Frank  Brangwyn  und 
eine  schöne,  schlichte  Tierlandschaft  des  leider 
aber  begreiflicherweise  selten  hier  ausstellenden 


Rundschau 


557 


C.  W.  Bartlett  zu  erwähnen  — bezeichnender- 
weise fast  das  einzige  Tierstück  in  all  der 
furditbaren,  ufer-  und  grundlosen  Unnatur  — 
und  etwa  nodi  das  stark  manierierte  Gewebe 
der  ehemals  Morrisschen  Weberei  nach  Burne 
Jones,  letzter  Zeichnung  „Vorüberfahrt  der  Venus“ 
dann  ist  alles  gesagt.  — Interessanteres  findet 
man  in  der  Sommerausstellung  des  Burlington 
Ärt  Clubs,  der  seinen  Mitgliedern  immer  etwas 
Exquisites  und  Äpartes  vorzusetzen  hat.  Dies- 
mal sind  es  englische,  französisdie,  vlämische 
und  italienische  illuminierte  Handschriften  des 

XII. ,  XIII.,  XIV.,  XV.,  und  XVI.  Jahrhunderts, 
darunter  Stücke  von  außerordentlicher  Schönheit 
und  jener  Sicherheit  des  Stilempfindens,  die 
nur  aus  dem  unbewußten  Umfriedigtsein  von 
einer  bestimmten,  aber  noch  nicht  leer  und  in- 
haltslos gewordenen  Konvention  resultieren 
kann.  Das  hervorragendste  Stück  ist  wohl 
Mr.  Yates  Thompsons  „Lancelot  Du  Lac“  aus 
Nordostfrankreich,  ca  1300.  Englische  Stücke 
von  hohem  Werte  sind:  Mr.  Dyson  Perrins 
„Äpocalgpse“,  eine  englische  Handschrift  des 

XIII.  Jahrhunders;  „Burg  St.  Edmunds  Neues 
Testament“,  frühes  XII.  Jahrhundert  (Eigentümer 
Pembroke  College,  Cambridge);  ein  Nonnen- 
psalter, XIII.  Jahrhnndert  (Trinitg  College,  Cam- 
bridge) eine  Apokalypse,  XIII.  Jahrhundert  (Erz- 
bischof vonCanterbury);  Windmill  Psalter,  spätes 
XIII.  Jahrhundert,  einst  im  Besitze  William 
Morris’  und  die  Vulgata,  spätes  XII.  Jahrhundert 
(Winchester  Cathedrale).  Pierpont  Morgan  hat 
u.  a.  einen  französischen  Psalter  hergeliehen.  Unter 
den  Stücken  der  Brügger  Schule  befindet  sich 
dasBreviarium  der  Königin  Eleanor  von  Portugal. 
Die  italienischen  Werke  stammen  meist  aus 
späterer  Zeit.  Hier  tritt  die  Tiefendimension 

!auf,  die  den  dekorativen  Charakter  der  Zeich- 
nungen als  Buchschmuck  zerstört  und  die  „Illu- 
minierungen“ zu  eigentlichen  „Illustrationen“ 
4 macht.  Der  Buchdruck  brachte,  wie  Mr.  L. 
I March  Philipps  in  einer  interessanten  Besprechung 
ll  der  Äusstellung  sehr  richtig  bemerkt,  das  haupt- 
S sächlich  mit  sich,  denn  er  ließ  neue  Handschriften 
J nur  noch  als  Luxus  neben  sich  bestehen.  Die 
4 eigentliche  Funktion  dieser  Kleinkunst  war  zu 
li;  Ende.  Die  erreichte  und  aufgespeichertc  Tedi- 
J|  nik  begann  daher  zu  spielen  und  nach  anderen 
i|  Betätigungen  sich  zu  sehnen , die  mit  dem 
eigentlichen  Zweck  der  Illuminierung  einer  Hand- 
schrift nicht  im  Einklang  standen.  So  kam  es, 
daß  im  Zeitalter  der  großen  Kunst  schlechte, 
d.  h.  funktionslose  Kunst  produziert  wurde. 
„Jedesmal“,  schließt  Mr.  Philipps,  „wenn  eine 
Kunst  ihren  Zweck  erfüllt  hat  und  darüber 
hinauswuchert,  wenn  sie  aufhört,  mit  einem 
bestimmten  Zweck  verbunden  zu  sein,  besteht 


für  sie  die  Gefahr  der  Dekadenz“.  — Eine 
Reihe  alter  Bilder  kann  man  jetzt  in  der  Sack- 
ville  Gallery  (Sackville  Street  28,  Picadilly)  sehen, 
darunter  einige  recht  interessante  spanische 
Stücke  des  XV.  Jahrhunderts,  die  teilweise  vlä- 
mische, teilweise  italienische  Einflüsse  aufweisen 
und  doch  schon  eine  nationale  Eigenart  ver- 
raten; sodann  ein  vlämisches  Stück,  Christus 
auf  dem  Ölberg,  das  von  demselben  Meister 
zu  stammen  scheint,  dessen  Werk  unter  551a 
in  der  Berliner  Nationalgalerie  als  vielleicht  ein 
früher  Mabuse  (?)  bezeichnet  ist.  Französisch 
ist  wohl  eine  Tafel  mit  den  Heiligen  St.  Mar- 
geret  und  St.  Catherine  auf  sternbesätem  blauen 
Grunde.  Ein  großes,  gruppenreiches  Bild  „ Christus, 
die  Wechsler  aus  dem  Tempel  treibend“  ist 
dem  Hieronymus  Bosch  zugeschrieben  und  geht 
auch  sicherlich  auf  diesen  im  Entwurf  wenig- 
stens zurück.  Das  kleinere  Original  befindet 
sich  in  einer  Londoner  Privatgalerie.  — Von 
den  zahlreichen  Gaben,  mit  denen  uns  all  die 
vielen  Kunstsalons  jetzt  überschütten,  seien  hier 
angeführt:  die  44.  Sommerausstellung  moderner 
Niederländer  in  der  ehemaligen  Madeanschen 
Galerie,  7 Haymarket,  die  jetzt  ein  Mr.  Eugene 
Cremetti  übernommen  hat  (einige  frühe  Stücke 
und  anderes  von  Maris,  Israels  Ter  Meulen, 
Mauve,  Bosboom  usw.,  welche  Meister  ja  hier 
schon  lange  en  vogue  sind).  Ebenfalls  moderne 
Niederländer  und  dazu  Werke  der  Barbizonschule 
sind  in  der  French  Gallery  zu  sehen,  darunter 
ein  klassisches  Bild  Millets  vor  seiner  Barbizon- 
zeit, ein  „Ödipus“ ; und  in  der  Gallery  der  Messrs. 
Obach,  168  New  Bond  Street.  Bei  Gutekunst, 
King  Street,  sind  einige  Blätter  des  Ädolphe 
Hppian  angestellt,  eines  Schülers  Corots  und 
Daubignys.  In  der  Leicester  Gallery  waren 
Äquarelle  den  verstorbenen  Buxton  Knight  zu 
sehen  gewesen,  dessen  kräftiger,  eigenwilliger 
Stil  ihn  über  die  sanften,  mechanischen  Land- 
schafter weit  hinweghebt.  Jetzt  wird  in  dieser 
Galerie  eine  Äquarellausstellung  alter  und  neuer 
Meister  angekündigt,  darunter  Werke  von  Gains- 
borough,  Turner,  Cotman,  Cox,  de  Wint,  F.  Wal- 
ker usw.  — Die  Sensation  des  Tages  bietet 
„der  größte  lebende  Maler  der  Welt“,  unter 
welchem  Titel  sich  Senor  Sorolla  in  der  Grafton 
Gallery  hat  einführen  lassen.  Dazu  stehen  ihm 
der  König  von  Spanien  und  seine  englische  Ge- 
mahlin als  Paten  zur  Seite.  Da  kann  es  ja  gar 
nicht  fehlen.  In  Wahrheit  erweist  diese  er- 
müdend umfangreiche  Äusstellung  Sorolla  als 
ein  Phänomen  im  Erschauen,  Erfassen  und 
Wiedergeben  momentaner  Eindrücke.  Er  ist 
ganz  Äuge,  aber  nur  äußeres,  und  nur  das 
Sinnenorgan  gibt  seiner  schnellen  und  ge- 
schickten Hand  Impulse.  In  der  Beziehung  er- 


558 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


scheint  Sargent  ein  gemütlicher  Spießer  diesem 
Schnellmaler  gegenüber.  Man  bedauert,  daß 
nichts  ausreift,  alles  nur  im  ersten  Änhieb  stecken 
bleibt,  freilich  der  beschränkten  Ärt  des  Künstlers 
wegen  eben  darin  stecken  bleiben  muß.  — 
Mr.  Charles  Booth  hat  das  vielgesehene,  viel- 
gewanderte,  vielbewunderte  und  vielverurteiltc 
„Licht  der  Welt“  von  Holman  Hunt,  diese  eng- 
lische Puritanerdarstellung  Christi,  dem  St.  Pauls- 
dome als  Geschenk  überwiesen,  und  es  wird 
nahe  bei  Watts  anders  geartetem  „Zeit,  Tod 
und  Gericht“  aufgehängt  werden.  — Die  Britische 
Ärdiäologische  Schule  in  Rom  arbeitet  schon 
lange  an  einem  ausführlichen  wissenschaftlichen 
Katalog  des  Kapitolinischen  Museums  unter  der 
Redaktion  des  Mr.  H.  Stuart  Jones,  früheren 
Direktors  der  Schule.  Dr.  Äshleg,  der  jetzige 
Direktor,  kündet  nun  dessen  Erscheinen  für  den 
Beginn  des  nächsten  Jahres  an.  — Im  ver- 
gangenen Monat  war  hier  die  Rede  von  dem 
ewigen  Rühren  der  Werbetrommel  zur  Erhaltung 
der  alten  Bauwerke.  Diesmal  fordert  man 
mehrere  tausend  Pfund,  um  die  Ruinen  der 
Glastonburg  Äbtei  der  Nation  endgiltig  zu  er- 
halten. Diese  Abtei  hat  freilich  ein  besonderes 
Anrecht  auf  die  Freigebigkeit  und  Verehrung 
aller  Briten,  sächsischer  oder  keltischer  Abstam- 
mung, denn  sie  steht  im  Dichterlande  Avalon, 
in  dem  einst  König  Arthus  und  die  Seinen  ge- 
weilt, und-  wo  der  heilige  Graal  aufbewahrt 
wurde.  Wahrscheinlich  ist  sie  die  früheste 
christliche  Ansiedlung  in  England.  Im  vorigem 
Jahre  nun  kam  die  Ruine  auf  die  öffentliche 
Auktion!  Sie  brachte  30000  £,  für  welche 
Summe  ein  Mr.  Jardine  sie  erstand,  um  sie  dann 
dem  Bischof  von  Bath  auszuliefern,  der  sie  der 
englischen  Staatskirche  für  die  Nation  übergab. 
Nun  heißt  es  noch  einiges  von  jener  Summe 
abzuzahlen.  Also  wird  wieder  eine  öffentliche 
Versammlung  ausgeschrieben  und  der  Hut  herum- 
gereicht! Und  dabei  stellt  sich  Minister  Harcourt 
hin  und  hält  jene  zum  Teil  das  letzte  Mal  schon 
angeführte  Rede,  um  darzutun,  was  die  Regie- 
rung alles  für  die  Kunst  und  die  Erhaltung  alter 
Kunstwerke  tue!  Um  letzteres  zu  beweisen, 
erzählte  er  seinen  Zuhörern,  daß  er  die  Rubens- 
decke in  der  Banketthalle  in  Whitehall  sofort 
habe  instand  setzen  lassen,  als  er  von  ihrem 
ruinösen  Zustande  gehört  hätte.  Das  ist  per- 
sönlich sehr  anerkennenswert,  gewiß,  aber  was 
die  Regierung  in  England  für  die  Kunst  tut,  ist 
doch  herzlich  wenig.  Hierzulande  soll  eben  alles 
aus  privater  Initiative  hervorgehen.  Dadurch 
gerät  man  aber  auf  dem  Gebiete  der  Künste  oft 
ins  Hintertreffen.  F. 

8 


DIE  GEISTERKäRAWäNE  IN  i 
FLORENZ 

Bisher  tauchte  sie  bekanntlich  nur  in  Rom 
und  Athen  auf;  in  diesem  Jahre  hatte  sich  das  i 
preußische  Ministerium  zum  erstenmal  ent-  ' 
schlossen,  25  Gymnasialdirektoren  u.  Professoren  j 
nachToscana  auszusenden,  weil  die  Renaissance-  1 
kultur  diesmal  das  eigentliche  Thema  sein  sollte,  i 
Freilich  gingen  die  Fragen  der  erstaunten  Rei-  ! 
senden  oft  ins  frühe  Mittelalter  zurück,  und  ich 
entschloß  mich  auf  der  Rückreise  zu  einem  Ab- 
stecher nach  Ravenna,  weil  hier  der  Zusammen- 
hang der  christlichen  Kultur  mit  der  antiken  | 
Welt,  sieht  man  von  Rom  ab,  am  besten  erlebt  i 
werden  kann.  Das  Zentrum  blieb  aber  Florenz,  i 
zumal  hier  das  kunsthistorische  Institut  uns  die 
weitgehendste  Gastlichkeit  gewährte;  um  die 
Florentiner  Eigenart  schärfer  zu  erfassen,  wurde 
der  Ausflug  nach  Siena,  S.  Gimignano  und  Pisa 
in  die  Florentiner  Wochen  eingeschoben,  nicht 
an  das  Ende  der  Zeit  gelegt.  Auf  der  Rückfahrt  j 
wurde  Pistoia,  Bologna,  Ravenna,  Ferrara  und  | 
Padua  besucht.  Vicenza  und  Verona  waren  auch 
vorgesehen,  wurden  aber  dann  zu  gunsten  Ra- 
vennas aufgegeben.  | 

Es  war  keine  Bärenführerei,  wie  vielleicht 
manche  teueren  Kollegen  vermuten,  sondern 
ein  allmähliches  Sicheinarbeiten,  freilich  unter  i 
Anspannung  aller  Kräfte.  Es  ließ  sich  nicht 
vermeiden,  daß  die  Tagesrationen  zu  groß 
wurden;  aber  die  Ernte  sollte  ja  auch  erst  da- 
heim eingebracht  werden,  unten  luden  wir  nur 
die  Wagen  auf.  Vor  allem  handelte  es  sich  ja 
nicht  um  Kunsthistoriker  oder  gar  Blasierte,  ^ 
sondern  um  Historiker  und  Philologen,  die  in 
harter  Arbeit  stehen  und  freudig  die  Gelegen-  i 
heit  ergriffen,  einmal  das  Lehren  mit  dem  Lernen 
zu  vertauschen.  Es  war  eine  Herzensfreude,  zu 
sehen,  wie  froh  sie  Zugriffen,  wie  wohl  es  ihnen 
tat,  neue  Maßstäbe  zu  gewinnen  und  eine  Er-  j 
frischung  des  ganzen  Wesens  zu  erleben.  Es  j 
sollten  durchaus  nicht  Lehrer  für  den  kunst-  j 
historischen  Unterricht  herangebildet  werden. 
Gewiß  wird  dies  Gebiet  sich  auch  auf  den  Ggm-  | 
nasien  mehr  und  mehr  durchsetzen,  um  nicht  ! 
als  Sondergebiet,  sondern  von  den  zwei  hier- 
für Berufenen,  vom  Historiker  und  vom  Zeichen- 
lehrer, gepflegt  zu  werden.  Es  ist  lächerlich, 
wenn  auf  der  Schule  von  Titus  Sempronius  und 
Grachus  ausführlich  die  Rede  ist,  clagegen  nie 
von  Donatello  oder  Grünewald.  Aber  wir  haben 
vorläufig  noch  nicht  die  Männer,  die  diesen 
Unterricht  im  Zusammenhang  vortragen  könnten 
und  auch  nicht  die  Lehrpläne,  die  dafür  Raum 
lassen  (man  hat  deshalb  hier  und  da  fakul- 
tative Kurse  der  Kunstgeschichte  in  den  obersten 


Rundschau 


559 


drei  Gymnasialklassen  eingerichtet).  Der  Zweck 
dieses  florentiner  Giro  ging  dahin,  die  Herren 
mit  der  starken  Renaissancekultur  in  nahe 
Verbindung  zu  bringen,  ihnen  die  Gesund- 
heit, Ursprünglichkeit  und  Natürlichkeit  dieses 
künstlerischen  Schaffens  lieb  zu  machen  und  zu 
zeigen,  wie  ein  künstlerisch  veranlagtes  Volk 
sein  ganzes  Leben  äußerlich  und  innerlich  meistert 
und  prägt.  Schon  die  Erfahrung,  wie  anders 
romanische  Völker  sich  die  Hauptsachen  des 
Lebens  zurechtlegen  als  die  germanischen,  ist 
ein  Gewinn;  und  der  durchschnittliche  Reisende 
kommt  bekanntlich  bei  seinem  ersten  Vorstoß 
über  die  Älpen  selten  über  das  Gefühl  des 
Ändersartigen,  Unbehaglichen  und  Rätselhaften 
hinaus.  Dies  war  das  Hauptergebnis,  daß  alle 
Herren  begriffen,  daß  am  Ärno  zwar  die  Zivili- 
sation der  Gegenwart  nicht  Schritt  hält  mit  der 
Lebenshaltung  in  Deutschland,  daß  aber  die 
Kultur  dort  viel  tiefer  und  fester  ist  als  die  an 
der  Spree  und  Oder.  Man  bekam  Respekt  vor 
der  Feinheit  der  Renaissancekultur  und  ging 
dann  mit  der  natürlichen  Neugierde  an  das 
Einzelne. 

Diese  einzelnen  Kunstwerke  usw.  wurden 
zunächst  inhaltlich  und  ikonographisch  angeeig- 
net; wo  eine  Inschrift  zu  entziffern  war,  da 
strahlten  die  Äugen.  Äber  schon  nach  8 Tagen 
vergaß  man,  nach  dem  Namen  der  Heiligen  zu 
fragen,  weil  das  Äuge  an  dem  ausdrucksvollem 
Kopfe,  der  Klarheit  der  Geberde  sich  freute. 
Beim  Ältarbild  fingen  wir  mit  dem  Rahmen 
meist  an,  die  Beziehungen  der  Haupttafel  zu 
Predella  und  Nebentafeln  wurden  erörtert,  das 
Verhältnis  zum  Raum,  die  Beleuchtung  u.  a.  be- 
sprochen. Wie  wesentlich  es  ist,  die  Bilder  aus 
den  Galerien  wieder  in  die  ursprüngliche  Heimat 
zurück  zu  versetzen,  wurde  besonders  beim  Be- 
such der  Impruneta  klar,  wo  die  beiden  Taber- 
nakel Luca  della  Robbias  ihre  lebendige  Kraft 
vor  allem  den  reichen  Beziehungen  zu  dem 
heimatlichen  Pinienwald  und  den  Empfindungen 
dieser  Dörfler,  sowie  dem  Kultus  des  alten 
Regenbildes  verdanken.  Für  die  Kraft,  mit  der 
eine  Robbiaglasur  den  Raum  beherrschen  kann, 
gab  die  Cappella  Bertello  in  San  Gaetano  ein 
vorzügliches  Beispiel.  Überhaupt  haben  wir 
Kirchen  und  Paläste  mit  mehr  Erfolg  besucht 
als  die  Galerien.  Hier  betäubte  die  Fülle  und 
außerdem  störten  uns  die  Neugierigen,  da 
Führungen  vor  oder  nach  den  offiziellen  Stunden 
nicht  gestattet  wurden.  Der  palazzo  Riccardi 
wurde  uns  in  allen  Einzelheiten,  ebenso  der 
palazzo  vecchio  gezeigt;  dazu  kam  noch  der 
Besuch  des  palazzo  Davanzati,  dem  Elia  Volpi 
bekanntlich  wieder  hersteilen  läßt.  Hier  wird 
die  Wohnung  des  Trecento  deutlich,  auch  die 


alten  dekorativen  Fresken  sind  wieder  zum  Vor- 
schein gekommen.  Leider  blieb  nicht  Zeit  zum 
Besuch  von  Poggio  a Caiano;  dafür  sahen  wir 
die  Villa  Belcaro  bei  Siena,  die  als  Änlage  und 
landschaftlich  besonders  eindrucksvoll  ist.  Für 
den  Kunsthistoriker,  der  Nichtkunsthistoriker  zu 
begleiten  hatte,  war  es  ein  Vorteil,  alle  Einzel- 
fragen einmal  zurückstellen  zu  müssen.  Man 
sieht  dann  unwillkürlich  mehr  die  Totalität. 
Und  schließlich  will  jeder  von  uns  nach  all  den 
notwendigen  Umwegen  gern  wieder  dahin  zu- 
rück. Nie  ist  mir  der  dekorative  Charakter  der 
Frührenaissanceplastik  so  zum  Bewußtsein  ge- 
kommen wie  diesmal;  die  Äbhängigkeit  vieler 
Kunstwerke  von  den  elementaren  Mächten 
(Wasser,  Hitze,  Bergwind,  Regen,  Sonnenglanz) 
wurde  viel  stärker  erlebt.  Das  natürliche  Äuf- 
blühen  all  der  köstlichen  Dinge  aus  den  Be- 
dingungen des  heimatlichen  Bodens  muß  nach- 
empfunden werden,  um  den  heimlichen  Geist 
der  Steine,  Bronzen  und  Tafeln  zu  verstehen. 

Länger  dauerte  es,  bis  die  Malerei  des  Tre- 
cento begriffen  wurde.  Sie  erschien  kindlich 
und  unbeholfen.  Leider  fehlt  ja  nun  in  Florenz 
der  farbig  verklärte  Raum,  der  uns  noch  die 
ursprüngliche  Schönheit  einer  Trecentokapelle 
lebendig  machen  könnte.  So  gingen  wir  zum 
Bigallo,  wo  das  kleine  Klappaltärchen  von  1334 
steht;  ich  schloß  es,  ließ  die  Herren  dann  erst 
eintreten,  redete  ein  bischen  länger  als  nötig 
über  die  Bestimmung  solcher  Hausaltärchen,  um 
die  Spannung  zu  steigern,  und  öffnete  dann 
endlich  den  güldenen  Schrein.  Von  dem  Äugen- 
blidce  hatte  ich  für  das  Trecento  gewonnenes 
Spiel.  Die  Pazzikapelle  und  die  alte  Sakristei 
in  San  Lorenzo  wirkten  stärker  als  der  Chiostro 
dello  Scalzo  und  der  Ännunziata -Vorhof;  wie 
denn  überhaupt  die  Hochrenaissance  und  der 
Barodc  etwas  zu  kurz  kamen.  Bologna  machte 
das  wieder  gut.  Ganz  überraschend  war  in 
Padua  die  Teilnahme  für  Ältichieros  Kapellen, 
deren  farbiger  Duft  sofort  bestach.  Interessant 
war  auch,  daß  GiottosÄrena  stärkere  Eindrücke 
hinterließ  als  Mantegna. 

Äus  den  Debatten  über  plastische  Meister- 
stücke blieb  mir  die  über  den  Gattamelata  in  be- 
sonderer Erinnerung.  Idi  versuchte  zu  begründen, 
warum  das  Gattamelata  höher  stände  als  der 
Colleoni;  aber  ich  habe  nicht  überzeugt.  Beim 
David  Michelangelos  widerstand  ich  der  Ver- 
suchung, auf  das  Unerfreuliche  hinzuweisen ; aber 
oben  auf  dem  Piazzale  regte  sich  von  selbst  der 
Protest.  — Das  kunsthistorische  Institut  hatte 
die  Freundlichkeit,  2 Sitzungen  mit  allgemeineren 
Thematen  abzuhalten,  wo  Direktor  Brockhaus, 
Dr.  Bombe,  Frl.  Dr.  Schottmüller,  Dr.  Willich, 
Dr.  Corwegh  und  Dr.  Hopfen  sprachen.  Äußer- 


560 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


dem  saßen  wir  noch  bisweilen  des  Äbends  zu- 
sammen, um  uns  über  Literatur,  Äbbildungsma- 
terial,  Lichtbilder  usw.  zu  besprechen.  Wünschens- 
wert wäre  es  gewesen,  wenn  öfter  ein  Tag 
hätte  ganz  frei  gelassen  werden  können;  aber 
meist  drängte  die  Zeit. 

Das  Ministerium  plant,  in  Zukunft  Stipen- 
diaten auf  ein  halbes  Jahr  in  den  Süden  zu 
beurlauben,  mit  den  drei  Zentren  Äthen,  Rom 
und  Florenz.  Gewiß  werden  die  drei  Institute 
sich  der  Gäste  nach  Kräften  annehmen.  Die 
Altphilologen  werden  natürlich  zur  antiken  Welt 
hindrängen.  Hoffentlich  kommt  aber  audi  die  Re- 
naissance zu  ihrem  Recht.  Ich  habe  einen  starken 
Eindruck  davon  empfangen,  wie  unmittelbar  und 
nachhaltig  sie  auch  auf  Unvorbereitete  wirkt. 
Es  war  ein  Vergnügen,  wie  die  Äugen  blitzten, 
und  idi  grüße  die  Teilnehmer  unserer  Osterfahrt 
mit  dem  herzlichen  Dank,  daß  alle  so  willig  die 
Strapazen  auf  sich  genommen  und  sich  so  ernst- 
haft in  die  Sache  hineingekniet  haben. 

Paul  Sdiubring. 


KLEINE  NÄCHRICHTEN 

Berlin,  Das  Märkische  Museum  ist  nach  zehn- 
jähriger Bauzeit  fertig  gestellt  und  am  11.  Juni  offiziell 
eröffnet  worden.  Ein  wenig  abseits  des  großen  Verkehrs, 
am  Nordrande  des  Köllnischen  Parkes  gelegen,  beherrscht 
der  schöne  Bau  von  Hoffmann  mit  festem  Turm  und  viel 
gegliederten  Baugerippen  die  Stadtgegend  an  der  Ober- 
spree; kein  palastartiger  Kasten,  wie  andere  Museen, 
sondern  nach  süddeutschem  Beispiel  eine  freie  Addition 
harmonischer  Gebäudeteile  in  den  heimischen  Formen. 
Das  Märkische  Museum  ist  eine  junge  Schöpfung;  Anfang 
der  siebziger  Jahre  legte  Ernst  Friedei  den  Grundstock  zu 
ihm,  und  dodi  hat  es  sich  in  den  30  Jahren  seines  Be- 
stehens, bei  kargen  Mitteln,  zu  einer  stattlichen  und  inte- 
ressanten Sammlung  ausgewachsen,  die  ein  Bild  der  ge- 
samten Kultur  Berlins  und  seiner  Mark  gibt.  Von  den  prä- 
historischen Funden  angefangen,  gewährt  es  Einblick  in  die 
Denkmale  aller  Kultur  und  Künste,  bis  zu  Fontane  hinauf, 
die  eigen  wüchsig  waren  auf  märkischem  Boden;  eine  natur- 
wissenschaftliche Sammlung  gehört  dabei  ebenso  zu  seinem 
Bestand  wie  die  Bibliothek  und  die  graphische  Sammlung.  S. 

Eine  neue  Forsdiungsrcise  von  Prof.  Sarre  im 
Euphrat-  und  Tigrisgebiet.  Der  Kunsthistoriker  Prof. 
Dr.  Friedrich  Sarre  ist,  wie  wir  vernehmen,  von  einer 
siebenmonatlichen  Forschungsreise  zurückgekehrt,  die  er 
zum  Studium  orientalischer  Kunst,  spez.  älterer  islamischer 
Baudenkmäler  in  Begleitung  von  Dr.  Ernst  Herzfeld  im 
Euphrat-  und  Tigrisgebiet  unternommen  hatte.  Nach 
kurzem  Aufenthalt  in  Kleinasien,  wo  einige  früher  noch 
nicht  berührte  seldschukische  Bauwerke  untersucht  wurden, 
traten  die  Reisenden  Anfang  November  v.  Js.  von  Aleppo 
aus  die  Karawanenreise  an,  gingen  im  Euphrattal  südlich 
bis  zur  Einmündung  des  Chabur,  dann  diesen  nördlichen 
Nebenfluß  aufwärts  und  über  das  Sindjargebirge  nach 
Mossul.  Hier  hielten  sie  sich  längere  Zeit  auf  und  fuhren 
dann  auf  einem  Floß  den  Tigris  hinab  nach  Bagdad,  um 
von  dort  aus  verschiedene  Ruinenstätten  in  Babylonien 
zu  besuchen.  Die  wissenschaftlichen  Ergebnisse  der  Reise 
sind  sehr  reichhaltig  und  ergänzen  die  Resultate  der 
früheren  Reisen  von  Prof.  Sarre  in  Vorderasien  und 
Persien.  Eine  große  Anzahl  von  wenig  oder  gar  nicht  be- 
kannten Denkmälern  der  sassanidischen , byzantinischen 
und  islamischen  Epoche  wurden  eingehend  untersucht  und 
aufgenommen,  so  im  Euphratgebiet  Rusafa  und  Raqqa,  am 
Tigris  Samarra  und  Ktesiphon.  In  Mossul  erregten,  abge- 
sehen von  den  islamischen  Bauten,  die  christlichen  Kirchen 
mittelalterlicher  Zeit  das  besondere  Interesse  des  Forschers. 

Magdeburg.  Im  Domgymnasium,  der  ehemaligen 
Klosterbibliothek,  wurde  von  Prof.  Thormählen  der  er- 


staunliche Fund  von  über  2000  alten  Druckwerken  und 
Handschriften  gemacht,  die  zum  großen  Teil  einen  äußerst 
seltenen  und  kostbaren  Besitz  darstellen;  darunter  vor- 
zügliche Miniaturen  aus  dem  14.  Jahrhundert. 

Mühlheim  a.  Donau.  In  der  St.  Galluskirche  sind 
Wandmalereien  aus  dem  14.  Jahrhundert  aufgedeckt  worden, 
die  in  Stil  an  die  Fresken  des  Dominikanerklosters  zu 
Konstanz  erinnern.  Im  Chor  ist  das  Leben  Christi  in 
einem  Cyklus  dargestellt,  im  Chorbogen  die  klugen  und 
törichten  Jungfrauen  (im  Zeitkostüm),  auf  dem  Triumph- 
bogen St.  Georg  mit  dem  Drachen  kämpfend  und  St.  Martin. 
Hinter  dem  Seitenaltar  der  Evangelienseite  wurde  noch 
St.  Gallus  mit  seinen  Bären,  der  Apostel  des  schwäbischen 
Meeres,  dargestellt  gefunden. 

Mailand.  Die  kleine,  jedoch  äußerst  gewählte  Samm- 
lung des  so  apart  eingerichteten  Museum  Poldi  Pezzoli  hat 
sich  durch  Ankauf  eines  Bildchen  (für  6000  Lire)  von  Cima 
da  Conegliano  bereichert.  Die  Tafel  stellt  den  Triumph  von 
Bacchus  und  Arianne  dar,  also  ein  sehr  rares  Stück,  denn 
von  Profanmalereien  kennen  wir  von  Cima  nur  noch  eine 
in  der  Berliner  Galerie:  ein  entzückendes  Bildchen  aus 
der  dritten  Periode,  uns  zwei  Fechtende  mit  Flötenbläsern 
vorführend.  Nebenbei  gesagt,  besitzt  das  Berliner  Kupfer- 
stichkabinet  zwei  Federzeichnungen  des  Meisters:  Meer- 
weib mitzweiKindern;  Meerweib  mitzweiMeercentauren, 
bei  welchen  Morellis  Aussage:  „Cima  war  unter  allen 
seinen  Zeitgenossen  der  beste  und  sorgfältigste  Zeichner 
der  Bellinischen  Malerschule“  zutrifft.  Der  junge  Bacchus, 
in  dem  neuerworbenen  Bild,  ist  als  Krieger  gekleidet,  das 
Haupt  mit  Weinlaub  bekränzt.  Er  ist  sitzend  auf  einem 
Karren  dargestellt,  vor  welchen  zwei  Tiger  gespannt  sind. 
Bacchus  ist  im  Begriffe,  seine  geliebte  Arianne,  die  knieend 
sich  vor  ihm  aufhält,  zu  bekränzen.  Ihnen  folgt  eine  Frau 
mit  einer  Bütte  voll  Trauben,  während  vorn  zwei  Satyrn 
abgebildet  sind.  Hintergrund,  Landschaft  jnit  Ausblick  auf 
Meer  und  Berge.  — Audi  die  Brera-Galerie  hat  eine  Tafel 
des  Lionardesken  Cesare  da  Sesto  (0,66  x 0,55)  erworben. 
Eine  ziemlich  hohe  Summe  von  12000  Lire  wurde  dafür 
verwendet.  Kniestück , in  dreiviertel  Ansicht  ein  hl. 
Hieronymus,  der  halb  nackt  ein  Kruzifix  anbetet  und  beide 
Hände  an  die  Brust  hält.  Das  Bildnis  ist  noch  gut 
erhalten.  B. 

Charkow.  Im  Alter  von  45  Jahren  starb  Jegor  Rje- 
din,  ein  Schüler  Kondakoff’s,  der  seit  mehreren  Jahren 
die  Professur  für  Kunstgeschichte  an  der  Universität  Char- 
kow inne  hatte.  Seine  kunstwissenschaftlichen  Arbeiten 
befaßten  sich  in  erster  Reihe  mit  den  Fresken  und  Mosa- 
iken in  der  Sophienkirche  zu  Kiew,  den  byzantinischen 
Miniaturen  in  italienischen  Bibliotheken,  syrischen  Hand- 
sdiriften  in  Bristish  Museum  und  der  Pariser  Bibliotheque 
Nationale,  altrussischer  Kirchenkunst  usw.  P.  E. 

St.  Petersburg.  Die  Kaiserl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften hat  beschlossen,  alles  nötige  bei  den  betreffenden 
Behörden  zu  veranlassen,  um  die  zum  Verkauf  gelangen- 
den, reichen  ägy ptologischen  Sammlungen  von 
W.  S.  Golinischtschew  Rußland  zu  erhalten.  Der  Be- 
sitzer schätzt  dieselben  auf  circa  400000  Rubel,  und  für 
Rußland  bietet  sich  hiermit  eine  nicht  so  bald  wieder- 
kehrende Gelegenheit,  in  den  Besitz  einer  systematisch 
angelegten  ägyptischen  Sammlung  zu  gelangen.  Am  reich- 
haltigsten ist  in  der  Golinischtschew’schen  Sammlung  das 
Ägypten  der  Pharaonen  vertreten.  Aus  der  griechisch-rö- 
mischen Epoche  lenken  hauptsächlich  circa  20  wohlerhaltene 
Porträts  in  Wachsfarben  aus  Fayum,  sowie  ebensolche  in 
Aquarell  auf  Leinwand  die  Aufmerksamkeit  auf  sich.  Sehr 
zahlreich  ist  die  Kollektion  an  kunstgewerblichen  Gegen- 
ständen aus  allen  Epochen  und  ganz  unvergleichlich  die 
Sammlung  von  Papyri,  ebenfalls  aus  allen  Epochen,  und 
von  koptischen  Handschriften.  P.  E. 

St.  Petersburg.  Die  Redaktion  der  Petersburger 
Kunstzeitschrift  „Staryje  Gody“  bereitet  für  November  und 
Dezember  laufenden  Jahres  in  den  Sälen  der  „Gesellschaft 
zur  Förderung  der  Kunst“  eine  Ausstellung  alter 
Malerei  vor,  welche  den  Zeitraum  vom  Quattrocento 
bis  zu  den  letzten  Ausläufen  der  Davidschule  umfassen 
soll.  Zur  Ausstellung  sollen  in  erster  Reihe  die  Schätze 
der  privaten,  recht  zahlreichen  Petersburger  Samnilungen 
sowie  der  schwer  zugänglichen  Gemäldegalerien  in  ver- 
schiedenen Palästen  der  Mitglieder  des  kaiserlichen  Hauses 
gelangen.  Von  speziell  russischer  Malerei  wird  nur  die 
Periode  von  Peter  dem  Großen  bis  zu  Nikolaus  1.  in  Be- 
tracht gezogen,  wobei  jedoch  Bilder,  welche  auf  der  letzten 
großen  Portraitausstellung  in  Petersburg  figurierten,  aus- 
geschlossen sind.  Hauptleiter  der  Ausstellung  ist  der 
Kunsthistoriker  Baron  Nicolai  Wrangel.  P.  E. 


LJTERATUR 


Heinridi Böttinger :HansWechtlin.  Jahr- 
buch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  aller- 
höchsten Kaiserhauses.  Bd.  XXVII,  H.  1 . Wien  1907. 

Von  Leben  und  Werken  des  Straßburger 
Malers  Hans  Wechtlin  ist  uns  nur  wenig  sicher 
bezeugt.  Ein  Leben  Jesu  in  Holzschnitten,  das 
1508  bei  Knoblouch  erschien,  und  die  mit  Jo.  V. 
bezeichneten  Helldunkelschnitte  bilden  das  ein- 
zige brauchbare  Material,  das  als  Grundlage 
für  die  Erkenntnis  des  Stiles  des  Künstlers  zu 
gelten  hat.  Hierauf  bauend  hat  Röttinger  den 
Versuch  unternommen,  auf  Grund  stilkritischer 
Zuschreibungen  ein  Bild  von  der  künstlerischen 
Entwicklung  Wechtlins  zu  entwerfen.  Er  läßt 
den  um  1460  in  Straßburg  geborenen  Künstler 
in  den  achtziger  Jahren  auf  der  Wanderschaft 
in  Ulm  die  bedeutenden  Holzschnitte  für  die  bei 
Dinckmuth  erschienenen  Bücher,  den  Seelen- 
wurzgarten (83),  die  schwäbische  Chronik  und 
den  Eunuchus  des  Terenz  (86)  entwerfen,  1487 
in  Nürnberg  eintreffen,  um  hier  ebenfalls  eine 
ausgedehnte  Tätigkeit  als  Illustrator  zu  ent- 
falten, deren  hervorragendstes  Denkmal  die 
Schnitte  zu  Kobergers  Passionale  von  1488 
wären.  Um  1490,  vielleicht  zusammen  mit  Dürer, 
sei  er  nach  Basel  gegangen,  Weisbachs  Meister 
der  Bergmannschen  Offizin  sei  kein  anderer  als 
eben  Wechtlin.  1498  findet  Röttinger  Wechtlin 
wieder  in  Nürnberg,  als  Gesellen  Dürers,  „des 
Meisters  rechte  Hand  und  wie  ein  Schatten 
hinter  ihm  stehend“.  Nachdem  Dürer  seine 
Werkstatt  aufgelöst  hat,  um  zum  zweiten  Male 
nach  Venedig  zu  ziehen,  geht  Wechtlin  nach 
Straßburg,  dort  entsteht  die  Passion  für  Knob- 
louch. Schon  1506  mit  Dürers  Rückkehr  aus 
Venedig  findet  auch  Wechtlin  sich  wieder  in 
Nürnberg  ein,  wo  er  nun  bis  zum  Äbleben 
seines  Vaters  im  Jahre  1514  verbleibt.  Der  aus 
einer  Priesterehe  Entsprossene  erwirbt  jetzt  erst 
das  Bürgerrecht  und  darum  so  spät  erst  die 
Meisterschaft  und  das  Meisterzeichen,  mit  dem 
er  die  in  seinen  letzten  Jahren  entstandenen 
Helldunkelschnitte  signierte. 

Das  ist  in  kurzen  Zügen  das  Lebensbild 
Wechtlins,  das  Röttinger  gibt.  Es  war  ein 
schwieriges  Unterfangen,  auf  der  schmalen  Basis 
gesicherter  Werke  das  stattliche  Gebäude  eines 
so  umfangreichen  Lebenswerkes  aufzurichten. 
So  bildet  den  eigentlichen  Kern  der  Ärbeit  die 
Zuweisung  von  Holzschnitten  und  Zeichnungen, 
Gemälden  und  Kupferstichen,  die  auf  Grunci 
einzelner  Übereinstimmungen  mit  den  gesicherten 
und  den  im  Verlaufe  der  Untersuchung  selbst 


diesen  angereihten  Werken  als  Wechtlins  Eigen- 
tum zu  erweisen  versucht  wird.  Es  muß  von 
vornherein  gesagt  werden,  daß  Röttingers  Be- 
weisführung durchaus  nicht  in  allen  Punkten 
überzeugend  ist.  Äber  bei  der  besonderen 
Schwierigkeit  der  Hufgabe  mag  dies  nicht  ver- 
wunderlich sein,  und  eine  Kritik,  die  dem  Gange 
der  Untersuchung  folgend  an  zahlreichen  Stellen 
die  gewonnenen  Resultate  wieder  in  Frage  zu 
stellen  gezwungen  ist,  will  damit  weder  den 
Wert  der  Ärbeit,  die  Röttinger  selbst  als  einen 
ersten  Versuch,  in  die  schwierige  Materie  ein- 
zudringen, bezeichnet,  beurteilen,  noch  eigene 
Resultate  an  die  Stelle  setzen,  sondern  nur  eine 
Reihe  Bedenken  gegen  ein  allzu  rasches  Vor- 
gehen in  Zuschreibungen  auf  Grund  einzelner 
Übereinstimmungen  zur  Sprache  bringen. 

Röttinger  beginnt  mit  der  Zuweisung  einiger 
Zeichnungen.  Huf  Grund  von  Übereinstimmungen 
mit  den  Passionsschnitten  wird  ein  Bogenschütze 
bei  Lanna,  der  Budapester  Lanzenreiter  mit  dem 
Dürermonogramm  und  das  Helldunkelblatt  mit 
den  drei  Reitern  und  den  drei  Toden  in  der 
Älbertina  tür  Wechtlin  in  Hnspruch  genommen. 
Sipon  hierher  gehört  ein  Fragezeichen.  Denn 
Röttingers  Argumente  bleiben  zu  sehr  am  ein- 
zelnen haften,  um  unbedingt  überzeugend  zu 
sein.  Für  das  großartige  Bewegungsmotiv  des 
Lannaschen  Bogenschützen  bieten  die  oft  noch 
sehr  befangenen  Figuren  der  Straßburger  Holz- 
schnitte keine  Analogie.  Wird  man  trotzdem 
unter  der  Voraussetzung  eines  genügenden  zeit- 
lichen Abstandes  (keinesfalls  aber  kann  der  Bogen- 
schütze vier  Jahre  vor  der  Passion  entstanden 
sein,  wie  Röttinger  will)  die  Möglichkeit  der 
gemeinsamen  Urheberschaft  zugeben  können,  so 
muß  dagegen  die  nächste  Zuweisung  starke 
Bedenken  herausfordern.  Denn  die  Gründe,  die 
dafür  sprechen,  daß  Wechtlin  der  Urheber  des 
in  verschiedenen  Sammlungen  verstreuten  Zyklus 
von  Zeichnungen  aus  dem  Leben  des  hl.  Bene- 
dikt gewesen,  sind  keine  starken.  In  der  Zu- 
weisung dieser  Zeichnungen  ist  aber  der  eigent- 
liche Angelpunkt  der  Röttingerschen  Untersuchung 
zu  erblicken.  Denn  ihnen  werden  nun  die  von 
Weisbach,  Dörnhöffer  u.  a.  für  den  Meister  des 
Zyklus  in  Anspruch  genommenen  Werke  an- 
gereiht. Es  sind  das  die  Illustrationen  zu  den 
Revelationes  Brigittae  von  1500,  der  Titelholz- 
schnift  zum  hl.  Lukas  von  Narni  (1501),  eine 
Reihe  von  vier  Holzschnitten  zur  Passion  (Wien, 
Berlin),  die  Karthäusermadonna  (P.  180),  die 
Dresdener  Bilder  der  sieben  Schmerzen  Mariä, 


562 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


die  Predella  des  Sebastiansaltars  in  Schwäbisch 
Gmünd  und  die  Holzschuher  - Beweinung  in 
Nürnberg.  Es  fällt  schwer,  hier  zu  folgen.  Trotz 
der  schon  von  Rieffel  bemerkten  kompositionellen 
Übereinstimmungen  des  Beschneidungsbildes  in 
Dresden  mit  dem  entsprechenden  Holzschnitt 
Wechtlins  lassen  sich  gegen  die  Zuschreibung 
der  Dresdener  Bilderfolge  an  diesen  mancherlei 
Bedenken  geltend  machen,  und  noch  weniger 
sind  in  der  Ältarstaffel  aus  Schwäbisch  Gmünd 
irgend  sichere  Beziehungen  zu  Wechtlin  zu  ent- 
decken. Äber  wie  die  Zugehörigkeit  zum  Werke 
Wechtlins,  so  erscheint  auch  die  Zusammen- 
gehörigkeit der  ganzen  Gruppe,  in  der  zum 
mindestens  die  Karthäusermadonna  fremd  ist, 
noch  keineswegs  sichergestellt.  Ändererseits 
läßt  sich  gerade  das  Hauptwerk  der  Gruppe, 
das  Brigittenbuch,  das  mit  der  Benediktlegende 
am  engsten  zusammenzugehören  scheint,  am 
schwersten  mit  dem  Stile  Wechtlins  vereinigen. 
— Röttinger  fährt  fort  mit  der  Zuschreibung 
weiterer  Zeichnungen,  im  wesentlichen  Reiter- 
und Todesdarstellungen,  die  bisher  als  Dürer 
und  Baidung  gehen,  es  folgt  das  Äbendmahl 
bei  Rodrigues,  das  sicher  kein  Dürer  ist,  die 
bekannte  Zeichnung  in  Rennes  (Dürer-Soc.IX,17), 
die  ohne  Frage  zur  Gruppe  der  Brigittenschnitte 
gehört,  und  einige  weitere. 

Ein  neues  Gebiet  wird  mit  der  großen  Holz- 
schnittkreuzigung des  Berliner  Kabinets  betreten, 
die  gewiß  nicht  von  Dürer  selbst  herrührt,  deren 
Ängliederung  an  die  gesicherten  Werke  Wecht- 
lins aber  ebensowenig  als  gelungen  angesehen 
werden  kann.  Eher  kann  die  Zugehörigkeit 
des  großen  Sebastianschnittes  (P.  182),  der  als 
Nachschnitt  nach  einem  verlorenen  Düreroriginal 
nicht  hinreichend  erklärt  ist,  zu  einer  Reihe  der 
von  Röttinger  für  Wechtlin  in  Anspruch  ge- 
nommenen Arbeiten  anerkannt  werden. 

Die  roh  geschnittenen  Illustrationen  zur  Ros- 
witha (1501)  sind  stilistisch  schwer  zu  beurteilen. 
Dagegen  ist  wieder  die  Zuschreibung  der  zwei 
Titelschnitte  des  Buches,  die  namentlich  seit  der 
Giehlowschen  Entdeckung  des  Entwurfes  für 
den  einen  auf  der  Rückseite  einer  Dürerzeich- 
nung allgemein  für  Dürer  genommen  zu  werden 
pflegen,  nicht  überzeugend.  Sicher  scheint  die 
Zusammengehörigkeit  dieser  mit  den  Holz- 
schnitten der  Quatuor  libri  amorum  des  Celtis 
(1502).  Die  sogenannte  Philosophie  trägt  das 
Dürermonogramm.  Wie  weit  dieses  auf  einem 
Holzschnitt  verbindlich  ist  für  die  Urheberschaft 
des  Meisters,  wie  weit  auch  Werkstattarbeiten, 
an  denen  Dürer  nur  im  Entwurf  beteiligt  ge- 
wesen sein  mochte,  mit  seinem  Zeichen  hinaus- 
gingen, ist  eine  Frage  für  sich.  Aber  eine 
bündige  Entscheidung  in  unserem  Sinne  wird 


in  allen  derartigen  Fällen  doppelt  schwer.  Das 
Moment  der  Persönlichkeit,  das  wir  gewiß  viel 
zu  sehr  in  die  Beurteilung  der  Erzeugnisse 
vergangener  Zeiten  hineinzutragen  gewöhnt 
sind,  spielt  hier  nicht  eine  so  entscheidende 
Rolle.  Endgültige  Gewißheit  auf  Grund  stil- 
kritischer Erwägungen,  die  immer  die  Persön- 
lichkeit eines  Künstlers  als  ganze  mit  ihrem 
bewußten  und  unbewußten  Wollen  zur  Voraus- 
setzung haben,  wird  darum  kaum  zu  erzielen 
sein.  Nur  mit  dieser  Einschränkung  möchte  ich 
hier  die  Bemerkung  einfügen,  daß  sowohl 
zwischen  den  zwei  Titelschnitten  der  Roswitha 
wie  zwischen  ihnen  und  den  nachfolgenden 
Illustrationen  so  weitgehende  Stildifferenzen 
bestehen,  daß  eine  völlig  gleichartige  Ent- 
stehungsweise ausgeschlossen  erscheint. 

Nach  einigen  weiteren  Buchillustrationen  und 
der  Reihe  der  Probedrucke  zu  einem  Hortulus 
animae  im  Berliner  Kabinet,  deren  Beziehung  zur 
Gruppe  des  Brigittenbuches  einleuchtend  ist, 
dem  Schnitt  des  Ursulaschiffes  (Albertina),  dem 
Scheurl- Tücher -Exlibris  (P.  214),  dem  ganz 
fremden  Kruzifixus  (P.  228)  und  dem  großen 
Gekreuzigten  mit  drei  Engeln  (B.  58),  dem 
Flugblatt  mit  der  Eule  (P.  199)  und  dem  großen 
Christoph  (B.  105)  werden  noch  drei  Kupfer- 
stiche aus  dem  Dürerwerk  eingereiht,  die  Be- 
kehrung Pauli  in  Dresden  (P.  110),  der  große 
Postreiter  (B.  81)  und  der  gewalttätige  Alte 
(B.  92),  den  Röttinger  als  „Tod  und  Frau“  neu 
benennt.  Daß  alle  drei  aus  dem  Dürerwerk  zu 
streichen  sind,  ist  ohne  weiteres  zuzugeben, 
aber  die  Autorschaft  Wechtlins  ist  noch  nicht 
überzeugend  genug  erwiesen.  Zu  wenig  sicher 
begründet  ist  sodann  die  Zuweisung  einer  Reihe 
weiterer  Gemälde,  namentlich  der  vier  Tafeln 
in  Köln  (W.-R.  Mus.  391—394).  Daß  derselbe 
Künstler,  der  den  klassisch  großartigen  Christoph 
des  Holzschnitts  gezeichnet  hat,  ein  paar  Jahre 
darauf  zu  der  spätgotischen  Zierlichkeit  des 
Christoph  in  dem  Kölner  Gemälde  zurückgekehrt 
sein  solle,  will  ganz  und  gar  nicht  einleuchten. 

Läßt  sich  so  aus  den  z.  T.  noch  heterogenen 
Elementen  eine  Bestimmung  des  Stiles  Wechtlins 
schwer  ableiten,  so  wird  das  Bild  des  Künstlers 
nochmals  kompliziert,  indem  Röttinger  zurück- 
greifend nun  auch  die  ganze  Gruppe  der  Basler 
Buchillustration,  die  mit  den  Terenzzeichnungen 
zusammengehört,  Narrenschiff  und  Ritter  vom 
Thurn  mitsamt  den  Dürerzeichnungen  L.  3 und 
209  seinem  Wechtlin  zuweist,  und  ebenso  noch 
weiter  zurück  die  Gruppe  der  von  Weisbach  in 
seinem  „jungen  Dürer“  zusammengestellten  Nürn- 
berger Buchillustrationen  zwischen  1488  und  1491 
und  die  zeitlich  vorangehenden  Illustrationen  in 
Ulmer  Büchern  der  80  er  Jahre.  Erschien  in  den 


Literatur 


563 


früheren  Partien  manche  Zuweisung  nicht  hin- 
reichend stark  begründet,  so  geht  in  dieser 
Konstruktion  seines  jungen  Wechtlin  Röttinger 
ganz  entschieden  zu  weit.  Die  Beziehungen  der 
drei  Illustrationsgruppen  zueinander  sind  wohl- 
bekannt  und  nicht  in  Äbrede  zu  stellen.  Äber 
es  ist  nicht  möglich,  einen  Urheber  für  alle 
drei  anzunehmen.  Trotz  mancher  stilistischer 
Übereinstimmungen  läßt  es  sich  nicht  hin- 
reichend wahrscheinlich  machen,  daß  der  Meister 
des  Ulmer  Terenz  die  Schnitte  des  Koberger- 
schen  Passionale  entworfen  habe,  wie  auch 
Kristeller  annimmt,  und  ebensowenig  ist  der 
bedeutende  Meister  der  Nürnberger  Illustrationen 
mit  dem  liebenswürdigen  Künstler  zu  verwech- 
seln, der  die  in  leichtem  Plauderton  erzählenden 
Bildchen  zum  Basler  Terenz  gezeichnet  hat. 
Dürer  heißt  dieser  nicht.  Ebensowenig  wie  ein 
Änteil  Dürers  an  der  Nürnberger  Illustrationen- 
gruppe zu  erweisen  ist,  wie  Weisbach  dies 
wollte.  Äber  auch  Wechtlin  kann  es  nicht  sein* 
nach  allem,  was  wir  von  diesem  sicher  wissen. 

IDie  Übereinstimmungen,  die  Röttinger  zwischen 
der  Reihe  seiner  ersten  Zuschreibungen  und  den 
Basler  Blättern  namhaft  macht,  überzeugen  nicht, 
und  die  nochmalige  Konfrontierung  dieser  mit 
I dem  gesamten  übrigen  Material  zeigt  uns,  daß 
auch  hier  noch  nicht  alle  Gruppen  sicher  zu 
€inem  Ganzen  verwoben  sind. 

I So  wird  die  Konstruktion  des  Röttingerschen 
r Wechtlin  in  dieser  ersten  Form,  die  der  Verf. 

! selbst  als  eine  vorläufige  gibt,  gewiß  nicht  von 
I Bestand  sein.  Äber  es  ist  zu  begrüßen,  daß 
eine  Reihe  schwebender  Fragen  durch  die  Schrift 
neu  in  Fluß  gebracht  ist.  Daß  auf  die  Zu- 
schreibungen an  Dürer,  die  noch  immer  nicht 
ihr  Ende  erreicht  haben,  energische  Äbstreichungen 
zu  folgen  haben,  ist  ein  gewiß  richtiger  Gedanke, 
der  Röttinger  geleitet  hat,  denn  nicht  jedes 
Blatt,  das  Dürers  Monogramm  trägt  oder  nur 
oberflächliche  Beziehungen  zu  dessen  gesicherten 
Werken  aufweist,  muß  auch  dem  Meister  selbst, 
dessen  Ruhm  und  Einfluß  so  weit  reichten,  an- 
[j  gehören.  Bei  allen  Zuweisungen  auf  Grund 
i stilkritischer  Erwägungen  ist  aber  auch  daran 
;i  zu  denken,  daß  in  jeder  Kunstepoche  mehr 
I Künstler  tätig  waren  als  die  wenigen,  deren 
Namen  uns  geläufig  geblieben  sind.  In  der 
Zahl  seiner  Zuweisungen  an  Wechtlin  hat  Röt- 
! tinger  diesen  Grundsatz  oft  außer  Äugen  ge- 
lassen. So  ist  das  positive  Ergebnis  seiner 
Untersuchungen  in  vielen  Punkten  anfechtbar, 
und  sein  Wechtlin  wird  es  sich  wohl  gefallen 
lassen  müssen,  wieder  in  eine  Reihe  von 
Künstlerpersönlichkeiten  aufgelöst  zu  werden. 
Änders  das  negative  Ergebnis;  die  Reinigung 
des  Dürerwerkes,  die  durch  die  vorläufige  Äuf- 


stellung  eines  Werkstattgenossen  gelang,  wird 
sicher  in  sehr  vielen  Punkten  zu  Recht  bestehen 
bleiben.  Gurt  Glaser, 

s 

Sdimid,  H.  Ä.,  Die  Gemälde  und  Zeich- 
nungen von  Matthias  Grünewald.  Straß- 
burg 1907.  Verlag  von  W.  Heinrich.  Preis  M.  60. — . 

Es  ist  oft  darüber  geklagt  worden,  daß  die 
Werke  der  altdeutschen  Malerei  nicht  in  dem 
Maße  bekannt  und  wertgeschätzt  sind,  als  sie 
es  wohl  verdienen.  Der  Grund  dafür  liegt  nicht 
nur  darin,  daß  sehr  viele  der  bedeutendsten 
Werke  sich  in  schwer  erreichbaren  Dorfkirchen 
oder  kleineren  Sammlungen  befinden  sondern 
auch  besonders  in  dem  damit  eng  verbundenen 
Mangel  an  genügendem  Reproduktionsmaterial. 
Der  Kunstfreund  kann  sich  oft  von  den  Werken 
der  bedeutendsten  alten  Künstler  keine  Äb- 
bildungen  verschaffen  und  es  existieren  noch 
heute  nicht  wenige  Meisterwerke,  die  nur  einem 
ganz  kleinen  Teil  von  Spezialforschern  bekannt, 
der  Ällgemeinheit  aber  nahezu  vollkommen  ver- 
borgen geblieben  sind.  So  stand  es  bis  jetzt 
auch  noch  mit  den  meisten  Werken  Matthias 
Grünewalds,  dessen  künstlerisches  Erbe,  Jahr- 
hunderte hindurch  der  Zerstörung  preisgegeben, 
auch  in  unserer  Zeit  noch  das  Schicksal  erlitten  hat, 
der  verwirrenden  Urteilslosigkeit  Unberufener 
ausgeliefert  zu  sein.  Vor  kurzem  hat  nun  ein  Be- 
rufener, der  bekannte  Grünewaldforscher  Pro- 
fessor H.  Ä.  Schmid  eine  große,  geschmackvoll 
ausgestattete  Mappe  herausgegeben,  die  die 
Werke  des  großen  Künstlers,  in  außerordentlich 
gut  gelungenen  Reproduktionen  gesammelt  ent- 
hält. Sie  besteht  aus  62  Lichtdrucktafeln  in  Groß- 
folioformat, von  denen  eine  große  Änzahl  auf 
Detail-Reproduktionen  fällt,  und  gestattet  dem 
Beschauer  einen  guten  Einblick  in  die  Kunst  des 
Meisters. 

Die  Mappe  bringt  zuerst  in  chronologischer 
Änordnung  sämtliche  unzweifelhaft  echten  Werke 
Grünewalds  mit  einziger  Äusnahme  des  erst  nadi 
ihrem  Erscheinen  entdeckten  Bildes  in  Stuppach 
(vgl.  Heft  5),  das  aber  dem  in  Kürze  nachfolgenden 
Textband,  beigegeben  werden  soll.  Die  chrono- 
logische Änordnung,  die  Professor  Schmid  gibt, 
ist  durchaus  überzeugend.  Än  den  Änfang  der 
Tätigkeit  Grünewalds  stellt  er,  ohne  sich  durdi 
die  haltlosen  Hypothesen  Bocks  über  die  Jugend 
Grünewalds  beirren  zu  lassen,  als  erstes  sicheres 
Werk  die  kleine  Kreuzigung  in  Basel,  die  man 
mit  Unrecht  bisweilen  für  das  Werk  eines  Nach- 
ahmers ausgeben  hört,  obwohl  doch  allein  schon 
die  Form  der  Rüstung  des  Kriegers  auf  eine 
Zeit  weist,  in  der  von  Nachahmern  oder  Schülern 


564 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Grünewalds  noch  kaum  die  Rede  sein  kann,  in 
die  Zeit  nämlich  um  oder  vielleicht  noch  vor 
1500.  Es  folgen  die  beiden  einzigartig  reich  und 
warm  wirkenden  Grisaillen  in  Frankfurt  a.  M.  mit 
des  Meisters  Monogramm,  und  darauf  als  Glanz- 
punkt der  Publikation  der  große  nun  auseinander 
genommene  und  zum  Teil  verstümmelte  Isen- 
heimer  Ältar  im  Museum  zu  Colmar.  Man  be- 
grüßt es  dankbar,  daß  der  Herausgeber  außer 
den  trefflichen  Reproduktionen  der  einzelnen 
Teile  auch  noch  interessante  Rekonstruktionen 
des  ganzen  Ältares  gibt,  die  die  ungeheure  Wir- 
kung, die  das  Ganze  geübt  haben  muß,  wenigstens 
ahnen  läßt.  Das  nächste  Blatt  zeigt  das  Bild  im 
Freiburger  Museum,  das  Bayersdorfer  vor 
noch  nicht  allzu  langer  Zeit  in  Privatbesitz  ent- 
deckt hat  und  von  dem  man  seines  Gegenstandes 
wegen  von  Anfang  an  vermutete,  daß  es  ur- 
sprünglich ein  Bestandteil  des  für  Grünewald  ge- 
sicherten Altars  der  Maria  Schnee-Kapelle  in 
der  Stiftskirche  zu  Aschaffenburg  gebildet  habe. 
Diese  Vermutung  ist  inzwischen  durch 
Aktenfunde  vollkommen  bestätigt  wor- 
den, und  ich  bin  in  der  Lage,  auch  in  das  Dunkel 
der  weiteren  Schicksale  des  Bildes  etwas  Licht, 
freilich  ein  für  München  schmerzliches,  zu  bringen. 
Aus  den  Ankaufsakten  der  alten  Pinakothek  geht 
hervor,  daß  das  Bild  im  Jahre  1829  mit  mehreren 
anderen  noch  heute  im  Staatsbesitz  befindlichen 
Gemälden  aus  der  Stiftskirche  in  Aschaffenburg 
erworben  wurde,  und  somit  heute  eine  Zierde 
unserer  Pinakothek  bilden  könnte.  Als  aber 
i.  J.  1852  für  die  Vervollständigung  der  Schleiß- 
heimer  Ahnengalerie  durch,  historisch  wie  künst- 
lerisch gleich  wertlose  Phantasiebildnisse  Zimmer- 
manns Mittel  benötigt  wurden,  kam  man  auf 
den  unglücklichen  Gedanken  eine  Reihe  von 
circa  2000  angeblich  minderwertigen  Gemälden 
aus  dem  großen  Bestand  der  Sammlungen  aus- 
zumustern und  öffentlich  um  Bagatellpreise  zu 
versteigern.  Unter  diesen  befand  sich  das  Frei- 
burger Bild  und  es  erzielte  damals  nicht  mehr 
als  15  Gulden  36  Kreuzer,  einen  Preis,  der  heute 
mehr  als  vertausendfacht  werden  würde.  Der 
Käufer  war  ein  Herr  Seitz,  von  dem  es  dann  wohl 
in  denBesitz  derFamilieThiry  überging;  einFräu- 
lein  Thiry  vermachte  es  bekanntlich  dem  Freiburger 
Museum.  — Wenn  noch  eine  kurze  Abschweifung 
gestattet  ist,  so  möchte  ich  hier  noch  auf  ein  Bild 
hinweisen,  das  sich  heute  im  Schleißheimer 
Depot  befindet  und  wirklich,  künstlerisch  be- 
trachtet, auch  wertlos  genug  ist,  um  es  einer 
öffentlichen  Sammlung  zu  entziehen.  Interessant 
aber  wird  cs  durch  den  Umstand,  daß  es  einst, 
wie  die  Akten  ergaben,  das  Gegenstück  zu 
dem  Freiburger  Flügelbild  des  Aschaffen- 
burger Altars  gebildet  hat.  Es  ist  auf  Lein- 


wand gemalt  und  wird  wohl  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert stammen.  Das  Bild,  dessen  Maße  mit  denen 
des  Freiburger  Bildes  übercinstimmen,  muß  also  | 
als  Ersatz  für  den  zweiten  Flügel  des  angeblich  bei 
einem  Brande  beschädigten  Altars  von  Grünewald  1 
gemalt  worden  sein  und  vielleicht  darf  man  ver- 
muten, daß  seiner  Komposition  jene  der  Vorder- 
seite des  Grüncwald’schen  Originals  zugrunde  ge- 
legen hat,  mindestens  aber,  daß  beide  dieselbe 
Darstellung  zeigten.  Diese  ist  folgende:  In  einer 
Landschaft  thront  Maria  mit  dem  in  einen 
Schleier  gehüllten  Kind  auf  dem  Schoß;  hinter 
ihr  steht  mit  einer  großgeschwungenen  Fahne  ! 
der  hl.  Georg,  links  und  rechts  vorn  knien  an- 
betend  die  Heiligen  Bernhard  und  Lambertus.  | 
Vorn  rechts  ein  Hund  mit  einer  Fackel  im  Maul. 
Georg  reichtMaria  eine  ArtTäfelchen  an  Schnüren 
von  hinten  herüber,  dessen  Bedeutung  nicht  klar 
ist.  Oben,  in  Wolken,  der  Erzengel  Michael,  links 
und  rechts  im  Himmel  zwei  Lichtöffnungen  mit 
himmlischen  Erscheinungen.  In  der  weiten  ber- 
gigen Landschaft  tröstet  links  ein  Engel  die  Seelen 
im  Fegefeuer.  Die  Komposition  ist  ziemlich  streng 
in  die  Form  einer  Pyramide  gebracht.  DicMalwcise 
im  einzelnen  ist  durchaus  die  der  späten  Zeit,  j 
ebenso  die  Typen  und  Gesten,  so  daß  an  eine  i 
direkte  Kopie  nicht  gedacht  werden  kann.  Es  | 
scheint  mir  aber,  daß  in  manchen  Sachen  Reminis- 
zenzen, wenn  auch  nur  schwächster  Art,  an  Grüne- 
wald gefunden  werden  können;  für  die  Rekon- 
struktion des  Altares  jedenfalls  darf  das  Bild  nicht 
mehr  übersehen  werden. 

Auf  das  besonders  koloristisch  überaus  hoch  ij 
stehende  Freiburger  Bild  folgen  in  der  Publi- 
kation die  bekannten  Gemälde  in  Karlsruhe,  ! 
Aschaffenburg  und  München  und  auf  diese  eine 
Reihe  von  Gemälden  verschiedener  Qualität  und 
Gattung,  die  von  manchen  Forschern  mit  Grüne- 
wald in  Zusammenhang  gebracht  worden  sind, 
deren  Echtheit  jedoch  Schmid  mit  Recht  leugnet.  j 
Den  Schluß  bilden  die  wenigen  Zeichnungen 
Grünewalds.  Das  schöne  Werk  wäre  vielleicht 
qualitativ  gleichmäßiger  und  schöner  geworden, 
wenn  der  Herausgeber  dem  Freunde  Grünewalds  • 
nach  dem  Genuß  der  guten  Bilder  die  Ab- 
schwächung erspart  hätte,  die  die  übrigens  auch  ! 
in  der  Reproduktion  weniger  gelungenen  Unechten 
für  den  Gesamteindruck  bedeuten.  Indessen  wäre 
es  unrecht,  den  Wert  des  Werkes  deshalb  zu 
schmälern.  Das  große  Verdienst  des  Heraus- 
gebers wie  des  Verlegers  bleibt  in  der  überaus 
erfreulichen  Tatsache  bestehen,  daß  die  Werke 
eines  unserer  größten  Künstler  nun  endlidi  ein-  I 
mal  dem  kunstliebenden  Publikum  für  einen 
außerordentlich  mäßigen  Preis  in  hervorragend 
guten  Abbildungen  dargeboten  werden  und  dies 
bedeutet  nicht  nur  an  sich  eine  schöne  Tat, 


Literatur 


565 


sondern  vor  allem  auch  einen  schönen  Änfang, 
dem  ein  zu  Weiterem  ermutigender  Erfolg  zu 
wünschen  ist.  Heinz  Braune 

S 

Theobald  Hofmann.  Raffael  in  seiner 
Bedeutung  als  Ärchitekt.  I.  Villa  Madama 
zu  Rom.  2.  Äufl.  Leipzig.  Gilbcrs’sche  Verlags- 
buchhandlung. — 1908. 

Vor  einigen  Jahren  habe  ich  in  diesen  Blättern 
ein  Werk  desselben  Verfassers  besprochen,  das 
unter  dem  Titel  „Bauten  des  Herzogs  Federigo 
di  Montefeltro  als  Erstwerke  der  Hochrenais- 
sance“ 1904  erschien.  Dieses  sollte  als  Ein- 
führung für  Hofmanns  Raffaelwerk  dienen  und 
die  Quellen  der  Ärchitektur- Auffassung  der 
großen  Italiener  klar  erkennen  lassen.  — 

Merkwürdigerweise  war  die  erste  Auflage 
des  heute  neu  vorliegenden  Buches  schon  vor- 
her erschienen,  das  seinerseits  der  Beginn  einer 
Reihe  von  ähnlichen  Arbeiten  sein  soll,  die 
Raffaels  gesamtes  baukünstlerisches  Werk  ein- 
gehend behandeln  wollen.  — Offenbar  hatte  der 
Verfasser  die  Notwendigkeit  gefühlt,  seinem 
großartigen  Plane,  von  dem  zu  hoffen  ist,  daß 
er  auch  ganz  zur  Ausführung  gelangt,  in  jenem 
anderen  Werke  das  unentbehrliche  Fundament 
zu  geben.  Gewiß  mit  Recht.  Denn  an  sich  ent- 
springt die  Kunst  auch  des  Größten  nie  ohne 
Vorläufer,  wie  Minerva  aus  Zeus  Haupte;  an- 
derseits ist  jene  eigentümliche  Architekturauf- 
fassung, die  Raffael  zu  ihrer  Höhe  erhob,  die 
durch  Giuliano  Romano  im  Palazzo  del  Te  ihren 
ri|hmvollen  Abschluß  fand,  in  der  Kunst  Luciano 
da  Lauranas  völlig  vorgebildet.  Meiner  Ansicht 
nach  gehört  nur  noch  Peruzzi  zu  dieser  eigen- 
tümlichen und  bedeutungsvollen  Gruppe,  Bra- 
mante,  so  nahe  er  in  örtlicher  und  persönlicher 
Beziehung  Laurana  gekommen  sein  mag,  in 
nur  wenigen  Werken,  der  Hauptsache  und  seinem 
künstlerischen  Wesen  nach  dagegen  nicht. 
Th.  Hofmann,  der  diese  Arbeit  als  Staats-Semper- 
preisstudie unternahm , hat  sich  dann  in  der 
Villa  Madama  gleich  das  eigentlich  wichtigste 
oder  wenigstens  reizvollste  und  schönste  Objekt 
der  Reihe  herausgesucht  und  es  in  der  von  mir 
früher  geschilderten  eigentümlichen  Manier  be- 
arbeitet und  dargestellt. 

Ein  ganz  lakonischer  Text,  in  dem  in  kurzen 
Kapiteln  die  Geschichte  der  Villa,  ihre  Bau- 
geschichte,  eine  präzise  Behandlung  des  Bau- 
werks außen  und  innen,  seiner  Dekorationen 
und  seiner  Baumaterialien,  die  noch  erhaltenen 
Bauzeichnungen  und  die  unter  Raffael  am  Bau 
beschäftigten  Künstler  ihre  Erledigung  finden, 
(an  der  noch  Dr.  L.  Bloch  und  Prof.  Dr.  Breitfeld 
mitgearbeitet  haben),  — gibt  die  eben  not- 


wendigen Unterlagen  zum  Verständnis  des  eigent- 
lichen Materials. 

Dieses  selber  aber  besteht  in  einer  photo- 
graphischen und  zeichnerischen  Darstellung  und 
der  Nachbildung  der  erhaltenen  Originalzeich- 
nungen des  Bauwerks  auf  50  Tafeln;  einer  bild- 
lichen Darstellung  so  eingehend  und  in  jeden 
Winkel  hineinleuchtend,  daß  es  dem  Beschauer 
möglich  ist,  si(;h  von  jenem  den  allergenauesten 
Begriff  bis  ins  Einzelnste  zu  machen  und  sich 
sozusagen  durch  Autopsie  selber  zu  bilden. 
— Gewiss  ein  vortreffliches  und  nachahmens- 
wertes Verfahren,  das  das  Objekt  geradezu  er- 
schöpft. Es  sind  etwa  150  verschiedene  Ab- 
bildungen, die  sich  auf  jene  50  Tafeln  verteilen; 
für  das  eine  Gebäude  sicherlich  ausreichend, 
und  also  mehr  Anschauung  bietend,  als  etwa 
selbst  mehrtägiger  Aufenthalt  am  Orte  zu  geben 
vermöchte,  für  den  aber,  der  die  Villa  kennt, 
eine  Auffrischung  des  Eindrucks  nicht  nur,  son- 
dern eine  Darbietung,  wie  wenn  er  selber 
darin  wandelte  und  studierte. 

Und  dazu  außer  genauesten  und  meister- 
haften architektonischen  Zeichnungen  von  Plan, 
Aufriß  und  Detail  auch  noch  so  ziemlich  alle  be- 
kannten sonst  vorhandenenbildlichenMaterialien, 
die  sich  auf  die  Villa  Madama  beziehen. 

Wäre  auch  nichts  weiter  gegeben,  als  dies, 
so  wäre  es  schon  ein  gewaltiges  Verdienst 
das  vielleicht  dem  Untergange  verfallene  un- 
vergleichliche Werk  in  so  genauer  Darstellung 
der  Nachwelt  gerettet  zu  haben.  Unterliegt 
es  ja  doch  keinem  Zweifel,  daß  es,  wenn  ihm 
unter  des  frühverstorbenen  Meisters  Leitung 
die  Vollendung  beschieden  gewesen  wäre,  ja 
wenn  nicht  der  furchtbare  sacco  di  Roma  1527 
auch  dem  eben  kaum  halbfertigen  Werke  teil- 
weise den  Untergang  gebracht  hätte,  uns  den 
Höhepunkt  der  italienischen  Hochrenaissance  im 
Villenbau  dargestellt  haben  würde. 

Selbt  in  seinen  Trümmern  ist  das  noch  fast 
so;  für  mich  ist  die  wunderbare  Halle  mit  ihren 
Nischen  in  ihrer  ganz  unvergleichlichen  Aus- 
stattung in  Architektur,  Stukkatur  und  Malerei 
heute  noch  eine  der  höchsten  Schätze  meiner 
künstlerischen  Erinnerung,  wie  ja  das  Ganze  bis 
in  die  Gartenanlagen  hinein  im  Untergange 
noch  ein  Werk  herrlichster  Kunst  aber  auch 
wunderbarster  Poesie  bleibt.  — 

Den  eigentlichen  inneren  Zusammenhang  in 
Gedanken  und  Formen  mit  den  früheren  Werken 
Raffaels  wie  jenen  Lauranas  und  anderer  Vor- 
gänger bleibt  uns  freilich  der  Verfasser  für  jetzt 
schuldig  — oder  auch  er  überläßt  es  dem,  der 
sein  Werk  gründlich  studiert,  diesen  Zusammen- 
hang selber  zu  finden,  was  in  der  Tat  nicht 
allzu  schwer  ist.  Voraussichtlich  müßten  denn 

37 


566 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


auch  die  mit  Freude  noch  zu  erwartenden  an- 
deren Bände  hier  die  Lücke  ausfüllen,  schon 
deshalb,  weil  die  Villa  Madama  eigentlich  der 
letzte  große  Bau  Raffaels  überhaupt  ist.  So 
hätten  wir  mit  jenem  anderen  Werke  zusammen 
jetzt  erst  Änfang  und  Ende  vor  uns. 

Immerhin  gibt  uns  Hofmann  wenigstens 
darin  einen  Fingerzeig  auf  das  Ziel  seiner  Auf- 
fassung, als  er  meint,  Raffaels  architektonische 
Entwicklung  habe  offenbar  mehr  und  mehr  auf 
^ine  Annäherung  an  die  römische  Antike  hin- 
gedrängt und  würde  ihn  bei  längerem  Leben 
wohl  zu  einer  Auffassung  haben  gelangen  lassen, 
die  sich  der  späteren  Sanmichelis  undPalladios 
genähert  haben  würde.  Jedenfalls  habe  er  sich 
von  der  Richtung  Michelangelos  und  der  fol- 
genden barocken  immer  weiter  entfernt,  obwohl 
auch  er  mehr  und  mehr  ins  Große  gegangen  sei. 

Das  letztere  können  wir  ja  ohne  weiteres 
zugeben.  Und  was  die  raffaelische  Innen- 
dekoration anlangt,  so  fußt  diese  so  aus- 
schließlich und  stark  auf  den  Stukkaturen  und 
Urotesken  der  Antike,  daß  wir  auch  hier  kaum 
widersprechen  wollen.  Vielmehr  ist  Raffael 
mit  seiner  Schule  der  eigentliche  Träger  dieser 
Richtung,  die  nachher  ganz  bedeutungslos  wird, 
wenn  sie  auch  noch  fast  zwei  Menschenalter 
weiter  lebt. 

Seine  Architektur  aber  ist  doch,  wie  gerade 
die  Villa  Madama  deutlich  zeigt,  eine  so  ge- 
waltig persönliche,  so  sehr  der  Ausdruck  inneren 
Wollens  und  innen  geschauter  und  erlebter 
eigenster  künstlerischer  Bilder,  daß  das  Vor- 
handensein einer  geistigen  Verwandtschaft  mit 
der  immer  regelrichtiger  und  kühler  werdenden 
Richtung  jener  beiden,  die  nur  in  ihrer  Jugend- 
zeit sich  zu  ganz  frei  gefühlten  Werken  auf- 
schwangen, mehr  und  mehr  aber  ihrem  Wirken 
selbstgeschmiedete  wissenschaftliche  Fesseln  an- 
legten, doch  bestritten  werden  muß. 

Raffael  war,  wie  schon  der  gleichgestimmte 
Peruzzi,  nicht  bloßer  Architekt  wie  jene,  son- 
dern Universalkünstler,  vor  allem  Maler,  und 
ich  finde,  daß  gerade  die  Richtung,  die  mitLau- 
rana  beginnt,  in  ihrer  Art  eine  so  frei  künst- 
lerische und  vor  allem  gefühlte  ist,  daß  sie  mit 
jener  wissenschaftlichen  Systematisierung  der 
Baukunst  nichts  gemein  haben  kann,  deren  letzte 
Blüte  der  ja  oft  sehr  schöne  aber  eiskalte  palla- 
dianisch-klassische Zopf  ist.  Albrecht  Haupt. 

8 

Th.  Kirchberger,  Anfänge  der  Kunst 
und  der  Schrift.  (Führer  zur  Kunst,  hrsg.  von 
Dr.  Herrn.  Popp,  Bd.  X.)  Eßlingen,  Paul  Neff,  1907. 

Man  muß  dem  Gelehrten  dankbar  sein,  der 
nicht  ohne  Glück  versucht,  das  gewaltige  Thema 


auf  dem  engen  Raume  von  49  Seiten  und  un- 
terstützt durch  eine  Tafel  und  19  Textbilder  in 
einer  für  jeden  interessierten  und  gebildeten 
Leser  genießbaren  Form  darzubieten.  Vieles 
kann  nur  gestreift,  manches  überhaupt  nicht 
erwähnt  werden.  Aber  die  Kritik  sollte  ange- 
sichts des  guten  Zweckes,  den  das  Büchlein 
tatsächlich  erfüllt,  und  angesichts  dessen,  was 
um  billigsten  Preis  geboten  wird,  möglichst 
schweigen. 

Der  Leser  erfährt  vom  ersten  Körperschmucke 
des  Menschen,  der  Bemalung,  die  dem  beweg- 
lichen Schmucke  und  der  Kleidung  vorausging, 
von  den  Familienabzeichen  — Totem  — , die 
von  der  Haut  allmählich  auf  Gegenstände  über- 
gehen, von  der  Entwicklung  der  Schrift  aus 
dem  Bilde,  dem  Weg  vom  Piktogramm  über 
das  Ideogramm  zum  Phonogramm.  Über  die 
Entstehung  des  Alphabetes  wird  das  Wissens- 
werteste gesagt  und  der  Beweis  erbracht,  daß 
alle  Buchstaben  Bildrudimente  sind.  Die  An- 
fänge der  bildenden  Kunst  werden  an  den  süd- 
französischen Höhlenfunden,  der  ägyptischen  und 
mykenischen  Kunst  in  knappster  Form  bespro- 
chen, und  so  der  Weg  beleuchtet,  den  die  Kunst- 
entwicklung von  der  Fetischkunst  bis  zur  indi- 
viduell belebten  Kunst  der  Hellenen  genommen 
hat.  — Ein  paar  Worte  wenigstens  über  die 
altbabylonische  Bilderschrift  und  Keilschrift  sowie 
über  die  früheste  Kunst  Mesopotamiens  möch- 
ten wir  bei  der  Wichtigkeit  dieser  Faktoren 
für  Schrift  und  Kunst  des  Westens  noch  nach- 
getragen  wissen. 

8 

Histoire  de  l’Ärt  depuis  les  premiers 
temps  Chretiens  jusqu’ä  nosjours.  ouvrage 
publie  SOUS  la  direction  de  M. AndreMichel, 
conservateur  aux  musees  nationaux,  professeur 
ä l’Ecole  du  Louvre.  Librairie  Armand  Colin, 
Paris:  Tome  II.  Formation,  expansion  et  evolution 
de  I’art  gothique.  seconde  partie,  gr.  8®,  491  S. 
Zahlreiche  111. 

Seit  einigen  Jahren  erscheint  unter  der  Lei- 
von  Andre  Michel  diese  großartig  angelegte 
Kunstgeschichte  von  der  frühchristlichen  Zeit  bis 
auf  unsere  Tage,  an  der  die  bekanntesten  fran- 
zösischen Kunsthistoriker  mitarbeiten.  Es  genügt 
Henri  Bouchot,  Paul  Durrieu,  Camille  Enlart, 
Raymond  Koechlin,  Emile  Male,  Andre  Perate, 
J.  J.  Guiffrey  und  Emile  Berteaux  zu  nennen. 
Auch  Arthur  Haseloff  vom  Deutschen  Institut  in 
Rom  finden  wir  unter  den  Mitarbeitern.  Das 
groß  angelegte  Werk  ist  auf  im  ganzen  vier- 
zehn Halbbände  berechnet,  von  denen  uns  der 


Literatur 


567 


vierte,  soeben  erschienene  vorliegt.  Die  Ver- 
teilung der  einzelnen  Kapitel  an  die  competen- 
testen  Fachleute  bedeutet  einen  außerordent- 
lichen Fortschritt  gegen  die  bisherigen  Versudie 
einer  Gesamtdarstellung  der  Kunstgeschichte. 
Der  vorliegende  vierte  Halbband  bringt  zu- 
nächst eine  Darstellung  der  gotischen  Ärchitektur 
des  XIV.  Jahrhunderts  von  Camille  Enlart, 
die  Skulptur  des  XIV.  Jahrhunderts  in  Italien 
und  Spanien  wurde  von  Emile  Berteaux 
verfaßt,  der  sich  durch  seine  große  These 
über  die  süditalienische  Ärchitektur  einen  Namen 
gemacht  hat.  Äus  der  Feder  von  Ändre  Michel 
ist  das  Kapitel  über  Deutsche  Sculptur  des  Mit- 
telalters und  über  die  Frankreichs  und  der  Nie- 
derlande im  XIV.  Jahrh.,  die  englische  Sculptur 
wurde  von  Camille  En  lart  behandelt.  Ändre 
Perate  gibt  eine  gründliche  Schilderung  der  ita- 
lienischen Malerei  des  XIV.  Jahrhunderts,  be- 
schlossen wird  der  Band  durch  ein  Kapitel  J.  J. 
Marquet  de  Vasselots  über  Goldschmiede- 
und  Emaillierkunst  des  XIII.  und  XIV.  Jahr- 
hunderts. Der  Text  ist  durchweg  klar  und  gut 
geschrieben  und  vereinigt  wissenschaftliche 
Gründlichkeit  mit  der  für  eine  solche  für  Gesamt- 
darstellung notwendigen  Gedrängtheit.  Äus- 
stattung  und  Äbbildungen  sind  gut.  So  wird 
sich  dieses  Werk  schnell  als  Standard-work 
überall  einführen.  R.  Ä.  M. 

s 

Margaret  H.  Bulleg.  St.  George  for 
Merrie  England  (London:  George  Ällen&Sons; 
8».  40  SS.  und  56  Tafeln:  5s.) 

Das  ebenso  anspruchslose  wie  ausgezeich- 
nete kleine  Buch,  erläutert  in  fließender,  für  den 
Laien  berechnete  Darstellung  die  Georgslegende 
wie  sie  sich  in  der  „Goldenen  Legende“,  und 
in  den  griechischen  und  koptischen  „Äkta“  vor- 
findet. Darauf  wird  das  wenige  erzählt  was 
wir  über  den  historischen  Hl.  Georg  wissen, 
und  er  wird  von  dem  ,falschen‘  Hl.  Georg,  dem 
Ärianer  und  Erzbischof,  der  etwa  um  60  Jahre 
jüngeren  Datums  ist,  unterschieden.  Sodann 
nimmt  die  Verfasserin  die  hauptsächlichen  Schrift- 
steller die  seit  Calvin  über  unseren  Heiligen 
schrieben  durch,  und  zeigt  wie  sich  sein  Bild 
verändert.  Die  größere  Hälfte  der  kenntnisreichen 
und  guten  Einleitung  ist  der  Entwicklung  des 
Georgskultus  in  England  gewidmet.  Richard  I. 
hat  die  Vorliebe  für  diesen  Heiligen  im 
12.  Jahrhundert  aus  Palästina  mitgebracht;  es 
dauerte  aber  noch  bis  etwa  zur  Belagerung 
von  Calais  (1347)  ehe  der  Hl.  Georg  den  bis- 
herigen Nationalheiligen  Englands,  den  St.  Ed- 
ward, endgültig  verdrängte.  In  der  Literatur 


spielt  er  schon  seit  den  „Mysterien“  eine  große 
Rolle. 

Die  56  guten  Äbbildungen  bieten  natürlich 
nur  einen  verschwindend  kleinen  Teil  des  er- 
reichbaren Materials.  Sie  sind  aber  alle  inter- 
essant, erstrecken  sich  vom  12.  bis  zum  19.  Jahr- 
hundert, und  erscheinen  nur  mit  der  Äbsicht 
gewählt  worden  zu  sein.  Entlegeneres,  was  sich 
sonst  nicht  überall  in  Kunstbüchern  vorfindet, 
zusammenzutragen,  auch  wenn  hierüber  einige 
der  berühmtesten  Hl.  Georgsdarstellungen  ver- 
nachlässigt werden  mußten. 

Hans  W.  Singer 

s 

Die  Hellenische  Kultur.  Dargestellt  von 
Fritz  Baumgarten,  Franz  Poland,  Richard 
Wagner.  Zweite  starkvermehrte  Äuflage.  Mit 
über  400  Äbbildungen.  Verlag  von  B.  G.  Teub- 
ner,  Leipzig  und  Berlin,  1908.  XII  u.  530  S.; 
geh.  10,—,  geb.  12,—. 

Eine  Geschichte  der  griechischen  Kultur  in 
ihrer  Gesamtheit  zu  schreiben,  ist  das  Ideal 
schon  so  manches  Philologen  gewesen.  Ge- 
lungen ist  es  bis  jetzt  noch  keinem.  Nur  ge- 
waltige Bruchstücke  dazu  besitzen  wir,  wie 
Boeckhs  „Staatshaushalt  der  Äthener“,  oder 
Roh  des  „Psyche“,  im  gewissen  Sinne  auch 
H.  Useners  religionsgeschichtliche  Schriften. 
Und  es  scheint  auch  die  Kraft  eines  Mannes  zu 
überragen,  all  das  Viele,  was  zur  „Kultur“  die- 
ses wunderbaren  Volkes  gehört,  zu  umfassen 
und  zu  plastischer  Darstellung  zu  bringen.  Hier 
hilft  wirklich  der  Äusweg,  den  unsere  zur  Är- 
beitsteilung  nur  zu  geneigte  Zeit  allzuoft  an- 
wendet: Nur  Mehrere  können  hoffen,  hier  ein 
Ganzes  zu  leisten. 

Diesen  Erwägungen  verdankt  unser  Buch, 
das  bereits  in  zweiter,  stark  vermehrter  Äuf- 
lage vorliegt,  seine  Entstehung.  Die  drei  Ver- 
fasser haben  sich  in  die  Äufgabe  in  der  Weise 
geteilt,  daß  Pol  and  „Staat,  Leben,  Götterver- 
ehrung“, Baumgarten  „die  bildende  Kunst“, 
Wagner  „geistige  Entwicklung  und  Schrifttum“ 
behandelt.  Bei  dieser  gesonderten  Darstellung 
lassen  sich  Wiederholungen  naturgemäß  nicht 
vermeiden,  doch  treten  sie  nirgends  störend 
auf.  Viel  wichtiger  erscheint  dagegen  die  Er- 
wägung, ob  man  bei  der  Betrachtung  der  Kultur 
eines  Volkes  eine  so  scharfe  Trennung  eintreten 
lassen  darf.  Denn  unter  Kultur  verstehen  wir 
eben  die  Gesamtheit  all  dessen,  was  ein  Volk 
denkt,  dichtet  und  leistet;  bei  einer  Teilung,  wie 
wir  sie  hier  haben,  liegt  die  Gefahr  nahe,  daß 
wir  mehr  eine  liebevolle  Schilderung  des  ein- 


568 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


zelnen,  oder  eine  enzyklopädische  Zusammen- 
fassung großer  Zeiträume,  als  den  Eindruck 
einer  sich  stetig  entwickelnden  und  harmonisch 
sich  ausbreitenden  Kultur  erhalten.  Und  ganz 
sind  die  Verfasser  um  diese  Schwierigkeit  nicht 
herumgekommen. 

Gerade  bei  den  Äbschnitten,  die  geistige 
Entwicklung  und  Schrifttum  behandeln,  glauben 
wir  recht  oft,  eher  eine  Literatur-  als  eine 
Kulturgeschichte  zu  lesen.  Die  zehn  attischen 
Redner  werden  uns  fein  säuberlich  aufgezählt, 
ebenso  die  sämtlichen  Schriften  des  Xenophon; 
aber  über  den  Seelenglauben  eines  Äschglus 
odr-  egar  eines  Pindar  (seine  ^qyipol  werden  nur 
kurz  erwähnt)  erfahren  wir  doch  recht  wenig. 
Äuch  dürfte  meines  Erachtens  die  Person  und 
die  Kunst  des  Aristophanes  gerade  in  ihrer  Be- 
deutung für  die  Kultur  mehr  gewürdigt  werden; 
mit  einer  bloßen  Inhaltsangabe  seiner  Werke 
und  einigen  Bemerkungen  über  seine  „Un- 
sauberkeit“ ist  es  nicht  getan.  In  der  schwie- 
rigen Frage  über  die  Entstehung  der  Tragödie 
schließt  sich  derVerf.  im  allgemeinen  den  herr- 
schenden Ansichten  an,  vielleicht  hätte  auch  hier 
das  ursprüngliche,  religiöse  Moment,  das  Be- 
streben, mit  dem  Gotte  völlig  eins  zu  werden 
(durch  Tracht  und  Maske)  mehr  hervorgehoben 
werden  können.  Diese  verhältnismäßig  geringe 
Beachtung  der  rein  religiösen  Grundlagen  — 
und  wie  wichtig  sie  gerade  für  die  Erkenntnis 
der  Kultur  sind,  wird  uns  ja  von  Tag  zu  Tag 
klarer  — zeigt  sich  auch  in  den  Abschnitten, 
die  dem  staatlichen,  häuslichen  und  religiösen 
Leben  der  Griechen  gewidmet  sind.  Das  rein 
politische  ist  trefflich  erfaßt;  schon  in  der  ein- 
gehenden Schilderung  der  athenischen  und  spar- 
tanischen Verfassung  tritt  uns  der  gewaltige 
Gegensatz  dieser  beiden  Mächte  greifbar  ent- 
gegen; aber  gerade  in  einer  Kulturgeschichte 
wäre  es  wohl  am  Platze  gewesen,  auf  die  in- 
nersten Regungen  der  Volksseele,  die  sich  da- 
mals fast  nur  aus  religiösen  Motiven  erklären 
lassen,  noch  näher  einzugehen.  So  hätte  der 
doch  wohl  aus  Thrakien  eingedrungeneDiongsos- 
kult  eine  tiefer  gehende  Würdigung  verdient. 
Bei  den  Bemerkungen  über  die  Mysterien  zu 
Eleusis,  über  Seelenglauben  und  Seelenkult  im 
homerischen  Zeitalter,  endlich  über  Blutrache 
und  Mordsühne  hätte  der  Verf.  sich  ungescheut 
noch  mehr  an  die  bis  heute  geltenden  Dar- 
legungen und  Ansichten  Rohdes  in  der  „Psyche“ 
halten  dürfen. 

Auch  die  berühmte  Geißelung  der  spartani- 
schen Knaben  am  Altäre  der  Artemis  Orthia 
ist  ursprünglich  wohl  nicht  reines  Erziehungs- 
mittel, sondern  Ersatz  eines  alten  Menschen- 
opfers gewesen.  Da  das  Buch  auch  den  Zwecken 


der  Schule  dienen  will,  ist  ein  Faktor  der  grie- 
chischen Kultur,  über  den  wir  gerade  in  letzter 
Zeit  höchst  merkwürdige  schriftliche  Urkunden 
erhalten  haben,  die  Knabenliebe,  wohl  mit  Ab- 
sicht fast  ganz  übergangen.  Dagegen  hätte,  da 
recht  oft  und  nicht  immer  ganz  glücklich  mo- 
derne Verhältnisse  zum  Vergleich  herangezogen 
werden,  noch  deutlicher  auf  den  gewaltigen 
Unterschied  hingewiesen  werden  sollen,  der 
zwischen  unseren  Millionenstaaten  und  den 
griechischen  noUig  mit  ihrer  geringen  Ausdeh- 
nung und  Bevölkerungszahl  besteht.  Bei  einer 
Darstellung  der  griechischen  Kultur  muß  die 
Behandlung  der  bildenden  Kunst  naturgemäß 
einen  bedeutenden  Platz  beanspruchen,  dies  ist 
auch  in  unserem  Werke  geschehen  und  mir 
scheinen  diese  Abschnitte  die  vorzüglichsten  des 
Buches.  Eine  erhebliche  Erweiterung  gegenüber 
der  ersten  Auflage  besteht  darin,  daß  die  kre- 
tischen Funde,  entsprechend  ihrer  gewaltigen 
Bedeutung  für  das  griechische  Altertum  und 
Mittelalter,  aus  eigener  Anschauung  klar  und 
liebevoll  geschildert  sind;  erst  aus  ihnen  lernen 
wir  Tiryus  und  Mykene,  lernen  wir  die  Kultur 
der  Ilias  völlig  verstehen.  Aber  auch  sonst  gibt 
uns  der  Verfasser,  unterstützt  durch  reichliches, 
vielleicht  allzu  reichliches  Bildermaterial,  ein  an- 
schauliches Bild  griechischer  Kunstentwicklung 
von  den  einfachen  Ornamenten,  mit  denen  die 
primitive  Kunst  eines  jeden  „Altertums“  be- 
ginnt, bis  zu  den  ewigen  Werken  des  Phidias 
und  Praxiteles. 

Der  vorliegende  Band  schließt  zeitlich  mit 
der  Schlacht  bei  Chäronea  (338)  ab,  einem  zwei- 
ten sind  die  Kultur  des  Helleuismus  und  der 
Römerzeit  Vorbehalten.  Seinen  Beifall  kann 
man  dem  Werk  nicht  versagen.  Die  rasche 
Notwendigkeit  einer  zweiten  Auflage  allein  zeigt 
schon , wie  sehr  es  dem  Bedürfnis  weiterer 
Kreise  entgegenkam,  sich  über 'das  Volk  ge- 
nauere Kunde  zu  verschaffen,  dem  wir  selbst 
so  ungeheuer  viel  und  mehr  noch  als  wir  ahnen, 
verdanken.  Und  auch  wer  mancherlei  an  dem 
Buch  auszusetzen  findet,  vielleicht  im  tiefsten 
Inneren  seine  Berechtigung  bestreitet,  wird  durch 
seine  Lektüre  dazu  angeregt,  sich  aufs  neue 
und  immer  eingehender  mit  den  grundlegenden 
Werken,  die  den  Gegenstand  behandeln,  zu  be- 
schäftigen, oder  noch  besser  an  die  Quellen 
selbst  heranzugehen,  sich  aus  den  Werken  der 
ewig  jungen  „Alten“  Belehrung  und  Freude  zu 
holen. 

Lörrach  i./W.  Ulrich  Bernays. 

S 


Literatur 


569 


Paul  Mebes,  Um  1800,  Ärchitektur  und 
Handwerk  im  letzten  Jahrhundert  ihrer  traditio^ 
nellen Entwicklung.  F.  Bruckmann Ä.-G.,  München 
1908.  Bd.  I:  Straßenbilder,  öffentliche  Gebäude 
und  Wohnhäuser,  Kirchen  und  Kapellen,  Frei- 
treppen, Haustüren,  eiserne  Gitter,  Denkmäler. 

Eine  solche  Publikation  bedarf  nicht  vieler 
empfehlender  Worte;  sie  wird  sicherli±  von 
selbst  unter  den  Ärchitekten,  Handwerkern  und 
Freunden  der  Baukunst  außerordentliche  Ver- 
breitung finden.  Ein  solches  Werk  wurde  von 
der  künstlerischen  Zeitstimmung  — im  guten 
Sinne  — wie  kaum  ein  Zweites  gefordert. 
Unsere  Zeit  steht  im  Begriff,  eine  neue  Baukunst 
zu  erschaffen,  eine  wirkliche  Baukunst  zum 
«rstenmal  seit  100  Jahren.  Die  Gewißheit  hier- 
von verbreitete  sich  in  den  allerletzten  Jahren, 
als  die  Künstler,  nach  anfänglichem  Umher- 
sdiwanken  im  Traditionslosen,  anfingen,  auf 
das  letzte  Stadium  der  bodenständigen  deutschen 
Baukunst,  das  bis  etwa  1810  oder  20  dauerte, 
zurückzugreifen. 

Und  da  wird  uns  denn  ganz  wunderbar  zu 
Mute,  wenn  wir  die  vorliegende  Veröffent- 
lichung durchblättern:  es  ist,  als  wären  die  ver- 
flossenen 100  Jahre  der  historischen  Bauweise, 
wie  sie  Schinkel  und  Klenze  einleiteten,  nur  ein 
Traum  gewesen,  ein  Schlaf:  so  modern,  so 
lebendig  erscheint  uns  das  vor  100  Jahren  von 
den  Urgroßvätern  Geschaffene;  keine  historische 
Empfindung,  keine  Modelaune  hat  uns  ergriffen, 
sondern  das  in  jener  Zeit  wirksame  Natur- 
gefühl, das  wir  wieder  zu  gewinnen  im  Begriffe 
sind! 

Die  über  200  prachtvollen  Abbildungen  in 
Autotypie  bringen  Beispiele  vorwiegend  bürger- 
licher Baukunst  aus  allen  deutschen  Landschaften, 
aus  Holland,  der  Schweiz  und  Dänemark.  Als 
wichtigste  Gruppen  seien  herausgegriffen:  der 
Schieferbau  des  bergischen  Landes,  der  durch 
die  Publikation  von  Fülle,  Barmen  1907,  allge- 
mein bekannt  geworden  ist;  der  Backsteinbau 
Hollands,  Kopenhagens  und  des  Münsterlandes; 
der  rheinische  Putzbau  (Aachen,  Crefeld,  Düssel- 
dorf); Rokoko  und  Zopf  der  geistlichen  Fürsten- 
sitze Trier,  Bonn,  Würzburg;  die  großartige 
Blüte  der  städtischen  Baukunst  Sachsens  im 
18.  Jahrhundert:  Leipzig  und  Dresden;  die  Re- 
sidenzen Mannheim  und  Karlsruhe;  Hamburg; 
Frankfurt  und  Weimar  zur  Zeit  Goethes.  End- 
lich die  Berliner  Architektur  unter  Friedrich 
Wilhelm  II.  (1786—97)  und  in  den  ersten  Jahren 
Friedrich  Wilhelms  III.  Hier  wirkten  bedeutende 
Künstler:  Langhans  d.  A.,  Becherer,  Genz  und 
der  geniale  Gillg.  Damals  fing  Berlin  an,  gleich- 
zeitig mit  der  Verschmelzung  der  vielen  neuen 


Provinzen  zu  einer  preußischen  Monarchie  auf 
die  Baukunst  Norddeutschlands  den  weitesten 
Einfluß  zu  gewinnen.  Diese  Berliner  Architektur 
um  1800  mit  strengen,  klaren  Verhältnissen  und 
größter  Schmucklosigkeit,  voll  monumentaler 
Kraft,  ergreift  unser  modernes  Gefühl  am 
stärksten.  Um  so  bemerkenswerter  ist  es,  daß 
jetzt  wiederum  Berlin  mit  Messel,  Br.  Paul, 
Behrens  und  Geßner  die  Führung  in  der  Archi- 
tektur übernimmt;  jene  vier  Meister  schließen 
sich  bewußt  und  gefühlmäßig  an  die  ältere 
Kunst  an.  Wenn  wir  neben  diese  herrliche 
Publikation  noch  das  Bruckmannsche  Opus  über 
die  Jahrhundertausstellung  halten:  müssen  wir 
dann  nicht  das  höchste  Selbstvertrauen  zurück- 
gewinnen und  sprechen:  vor  hundert,  ja  vor 
70  Jahren  gab  es  eine  Kunst  aus  deutschem  Boden 
und  aus  deutscher  Seele  ? Warum  soll  sie  nicht 
wiederkehren? 

In  der  Ausstattung  bedeutet  dies  Werk  noch 
einen  Fortschritt  über  das  Jahrhundertsaus- 
stellungswerk hinaus. 

Hermann  Schmitz  (Berlin). 

s 

Wilhelm  Trübner  und  sein  Werk.  124  Re- 
produktionen mit  Text  von  Georg  Fuchs. 
München  und  Leipzig  bei  Georg  Müller  1908. 
4®,  123  Seiten.  Preis  18  M.,  geb.  23  M. 

Ein  Buch,  an  dem  man  sich  freuen  darf,  weil 
den  besprochenen  Meister  und  seinen  Herold 
manche  Ähnlichkeitszüge  verbinden.  Differen- 
ziertes Naturburschentum  wäre  vielleicht  die 
Formel  für  beide.  Den  in  breiten  quadratischen 
Flecken  hinsetzenden  Vortrag  Trübners  hat  ja 
auch  Fuchs  als  Kunstschreiber.  Diesmal  wird 
man  ihm  fast  ohne  Umwenden  folgen  können: 
der  allzu  temperamentvolle  Propagandist  der 
„Deutschen  Form“  hat  sich  hier  zu  einer  schö- 
nen, kraftvollen  Ruhe  hindurchgefunden,  die  nur 
selten  einmal  durch  den  schrillen  Klang  einer 
überkühnen  Behauptung  unterbrochen  wird. 
Bunt  und  klar  ist  gleich  das  erste  Kapitel  über 
das  Heidelberg  der  Biedermeierzeit,  lesenswert 
die  Hinweise  auf  Thoma’s  Beziehungen  zu  Cour- 
bet, gerecht  abgewogen  die  Vergleiche  mit  Leibi 
und  Manet.  Nicht  ganz  kann  ich  mich  mit  der 
sehr  hohen  Einschätzung  des  allerletzten  Trüb- 
ner einverstanden  erklären,  der  bei  aller  grund- 
soliden und  heute  so  seltenen  Formkraft  mir 
doch  gegenüber  dem  prachtvollen  Blühen  der 
siebziger  Jahre  etwas  vornehm  erstarrendes 
hat.  Die  an  den  Schluß  gestellten  „Glossen  zu 
den  Hauptwerken“  geben  die  Farbeneindrücke 
oft  überraschend  glücklich  wieder  und  legen 


570 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


geschickt  den  räumlichen  Äufbau  der  Werke 
dar.  Äusgiebig  kommt  übrigens  auch  Trübner 
selbst  mit  seiner  Selbstbiographie  zu  Werke, 
und  auch  die  Stimmen  anderer  Kunstbeurteiler 
läßt  Fuchs  über  seinen  Helden  erschallen.  Unter 
den  Äbbildungen  sind  die  Reiterbilder,  die 
sitzende  Dogge  und  das  Porträt  Martin  Greifs 
am  besten  herausgekommen,  manche  der  Land- 
schaften leiden  unter  der  Kleinheit  der  Wieder- 
gaben. Franz  Dülberg. 

s 

Johannes  Gaulke:  Religion  und  Kunst, 
„Führer  zur  Kunst“,  Bd.  9.  Eßlingen  1907. 

Die  Äufgabe  eines  „Führers  zur  Kunst“  sollte 
es  sein,  den  Laien  und  Kunstfreund  zur  Kunst 
hinzuführen,  ihn  zu  befreien  von  kunstfremden 
Änsdiauungs-  und  Beurteilungsweisen  und  ver- 
traut zu  machen  mit  den  eigentlich  künstlerisdien 
Gesichtspunkten.  Das  vorliegende  Heftchen 
scheint  mir  eher  von  der  Kunst  weg,  als  zu  ihr 
hinzuleiten.  Das  ist  freilich  weniger  Schuld  des 
Verfassers  als  des  Herausgebers,  der  eine  solche 
Fragestellung  zuließ.  Gewiß,  über  das  wechsel- 
seitige Verhältnis  von  Kunst  und  Religion  läßt 
sich  sehr  viel  Wissenswertes  mitteilen,  und 
Jacob  Burckhardt  hat  in  seinen  „Weltgeschicht- 
lichen Betrachtungen“  gezeigt,  wie  von  der 
hohen  Warte  einer  souveränen  Stoffbeherrschung 
und  philosophischer  Zusammenschau  der  Dinge 
das  gegenseitige  Bedingtsein  dieser  beiden  ge- 
waltigen „Potenzen“  dargestellt  werden  kann. 
Gaulkes  Betrachtungsweise  ist  eine  im  wesent- 
lichen einseitige  und  polemische.  Er  sieht  wohl 
die  Hemmungen  der  künstlerischen  Entwicklung 
durch  die  Änsprüche  der  Religion  an  die  Kunst, 
will  aber  von  der  ungeheuren  stilbildenden  Kraft 
religiöser  Momente  nichts  wissen.  Die  Reinheit 
und  Raschheit  der  rein  künstlerischen  Entwick- 
lung in  Italien  verdanken  wir  doch  zum  großen 
Teile  der  Darbietung  eines  allgemeinen  Motiv- 
und  Gefühlskreises  durch  die  Religion,  in  dessen 
steter  Abwandelung  freilich  nicht  das  Denken, 
wohl  aber  das  Sehen  des  Künstlers  sich  erzog. 
Neben  dieser  fördernden  Kraft  der  Religion 
steht  freilich  ihr  hemmender,  die  künstlerische 
Betätigung  in  bestimmte  Ausdrucks-  und  Dar- 
stellungsgrenzen bannender  Einfluß.  Und  hier 
ist  nun  scharf  zu  scheiden  zwischen  dem  Walten 
des  kirchlichen  (dogmatisch-hieratischen)  Ele- 
mentes und  der  Kraft  des  religiösen  (meta- 
physischen) Elementes.  Beide  Begriffe  gehen 
bei  Gaulke  leicht  durcheinander.  Im  einzelnen 
ist  gegen  manche  schiefe  und  unrichtige  Be- 
hauptung zu  opponieren.  Daß  die  Kunst  „ur- 
sprünglich“ nur  eine  priesterliche  Aufgabe  hatte, 
daß  „ihre  Daseinsbedingungen  an  den  religiösen 


Kultus  gebunden“  waren,  ist  keineswegs  sicher. 
Wir  wissen  weder,  ob  die  Kunst  aus  dem 
Kultus  hervorgegangen,  noch  ob  sie,  und  auf 
welche  Weise  sie  mit  ihm  verbunden  war.  Es 
scheint  eine  Kunst  vor  aller  Religion  gegeben 
zu  haben  (in  der  paläolithischen  Periode),  wie 
es  Religionen  gibt,  die  der  Künste  entbehren 
(Islam)  oder  sie  als  feindliche  Prinzipien  be- 
kämpfen (Puritanertum).  Es  ist  mindestens  ein 
sehr  einseitiger  Gesichtspunkt,  wenn  die  Eigen- 
art der  griechischen  Plastik,  namentlich  ihr  fe- 
mininer Charakter  in  der  zweiten  Blütezeit, 
erklärt  wird  nicht  aus  künstlerischen,  stilistischen 
Wandlungen,  sondern  aus  den  Grundzügen  der 
griechischen  Mythologie,  die  „von  den  ausge- 
sprochenen Geschlechtscharakteren  abstrahiert 
und  den  normal-schönen  Typus  Mensch“  her- 
stellt. Falsch  ist  die  Behauptung,  daß  die 
Periode  sinnlosen  Luxusses  in  der  hellenistischen 
Zeit  Roms  keine  „Kunstära“  gezeitigt  habe. 
Sätze  wie  die  folgenden:  „nicht  einmal  Albrecht 
Dürer  gelangte  in  seinen  Tafelbildern  über  den 
engen  Formalismus  der  alten  deutschen  Maler 
hinaus“  und  „der  Mailänder  Dom  ist  das  einzige 
beachtenswerte  Bauwerk  gotischen  Stils  auf 
italienischem  Boden“  sollten  in  einem  „Führer 
zur  Kunst“  nicht  gedruckt  werden  dürfen.  Wenn 
Gaulke  voll  Stolz  nachweist,  daß  der  Glaube 
an  einen  persönlichen  Gott  durch  die  Beweis- 
mittel der  wissenschaftlichen  Forschung  „wider- 
legt“ worden  ist,  so  läßt  sich  über  die  Harm- 
losigkeit seines  philosophischen  Denkens  nicht 
mehr  diskutieren.  Nur  aus  dieser  wird  auch  der 
Schluß  des  Büchleins  verständlich,  wo  auf  die 
„Möglichkeit  einer  systematischen  Erforschung 
des  Weltganzen  durch  die  experimentelle  Me- 
thode“ des  Haeckelschen  Monismus  hoffnungs- 
voll hingewiesen  und  in  den  Motiven  der  „Kunst- 
formen der  Natur“  (z.  B.  der  Radiolerien  und 
Thelamophoren,  der  Medusen  und  Mollusken) 
die  Ausbreitung  eines  neuen  Schönheitsideales 
gesehen  wird,  dessen  der  wissenschaftlichen 
Weltanschauung.  „Je  mehr  sich  die  monistische 
Weltanschauung  vertieft,  um  so  klarer  wird 
sich  auch  das  neue  Kunst-  und  Schönheitsideal 
von  der  Fülle  der  Erscheinungen  abheben.  Der 
Entwicklungsgedanke  wird  schließlich  in  der 
Kunst  wie  im  Leben  das  eigentliche  Leitmotiv 
werden.  . . . Das  im  Kosmos  wirkende  Form- 
prinzip und  der  Kunsttrieb  des  Menschen  sind 
Wirkungen  derselben  kosmischen  Grundidee, 
welche  sich  auf  die  einfache  Formel:  „Entwicke- 
lung“ bringen  läßt.“  Eine  Reihe  von  Druck- 
fehlern macht  es  noch  schwerer,  der  Führer- 
schaft Gaulkes  zu  folgen,  als  dies  ohnehin  schon 
bei  der  Unklarheit  seines  Denkens  ist. 

Wilhelm  Waetzoldt. 


Literatur 


571 


KLEINE  ANZEIGEN 

Das  neueste  Heft  der  Münchner  „süddeut" 
sdien  Monatshefte“  zeigt  in  erfreulichster 
Weise,  durch  Veröffentlichung  eines  Briefes  über 
„Die  Verbindung  für  historische  Kunst“ 
von  Ä.  W.  Hegmel,  daß  diese  Zeitschrift  ge- 
sonnen ist,  nunmehr  in  kunstpolitischen  Fragen 
ebenfalls  ein  gewichtiges  und  bestimmtes  Wort 
mitzusprechen.  Unsere  kunstwissensdiaft- 
lichen  Monatshefte  haben  nun  nicht  die  Ab- 
sicht, so  aktuell  wie  möglich  ihr  Inhalt  auch  sein 
soll,  nadi  dieser  oder  jener  Seite  hin  prinzipiellen 
Standpunkt  einzunehmen.  Wenn  es  schon  un- 
ausbleiblich ist,  daß  in  rein  wissenschaftlichen 
Fragen  Gegensätze  betont  werden  und  die  Geister 
in  friedlicher,  nur  streng  sachlicher  Polemik  auf- 
einander platzen  — hoffentlidi  sogar  recht  häufig, 
denn  aus  gegenseitiger  Aussprache  und  An- 
regung erwächst  allein  Wissen  und  Fortschritt—, 
in  Fragen  der  Kunstpolitik  streben  wir  danach, 
tunlichste  Zurückhaltung  zu  wahren  und  so  ob- 
jektive Urteile  wie  nur  möglich  abzugeben. 
Selbstverständlich  ist  es  aber  bei  der  Zusammen- 
schließung und  Fällung  von  Urteilen,  daß  uns 
persönliche  Interessen,  Rüdcsichtnahme  auf  die 
Wünsche  bestimmter  Cliquen,  partikularistischc 
Motive  nie  und  nimmer  zu  leiten  haben.  Allein 
die  Wahrung  künstlerischer  Absichten  im  Sinne 
der  kulturellen  Förderung  ist  Aufgabe  unserer 
Monatshefte.  Und  gerade  aus  diesem  für  uns 
ausschließlich  maßgebenden  Grunde  fühlen  wir 
die  Verpflichtung,  zu  den  trotz  aller  Sachlichkeit 
stark  subjektiven  Äußerungen  Hegmels  Stellung 
zu  nehmen,  da  seine  Worte  weiterhin  durch 
ihren  Abdruck  in  der  führenden  süddeutschen 
Monatsschrift  erst  ihre  besondere  Bedeutung 
erhalten.  Wie  die  Mitglieder  der  Verbindung 
für  historische  Kunst  in  Bremen  gestimmt  haben, 
daß  sie  hohe  Summen  zwecklos  hinauswarfen 
für  unbedeutende  Bilder,  die  mitgeteilte  Ignoranz 
des  Leiters  einer  bekannten  Münchener  „Bilder- 
sammlung“, das  alles  ließe  sich  mit  dergleichen 
schmerzlichen  Resignation  hinnehmen,  die  wir 
leider  weit  übleren  und  gefährlichen  Anfein- 
dungen echten  künstlerischen  Wesens  gegenüber 
in  Deutschland  zur  Schau  tragen  müssen.  Seit 
Jahrzehnten  und  wohl  länger  noch  ist  „historisch“ 
gesündigt  worden.  Das  kleine  Häuflein  der  Auf- 
rechten, das  zu  widerstehen  etwa  wagen  wollte, 
sah  sich  vergebens  nach  einem  Ort  der  Aus- 
sprache um,  bis  es  sein  eigenes  subjektives 
Organ  erhielt.  Und  nun  erlebten  wir,  daß  der 


vorzügliche  Leiter  einer  öffentlichen  Sammlung, 
dem  seine  Vaterstadt  den  Ankauf  eines  herr- 
lichen Monet  verdankt,  sich  zum  Sprecher  des 
fortschrittlich  gesinnten  Kreises  begeisterungs- 
freudiger jüngerer  Kunstfreunde  macht  und  sich 
mannhaft  der  von  Staatswegen  reaktionären 
Doctrin  widersetzt.  Wir  erleben  weiter,  daß 
ein  Mitglied  des  genannten  Kreises  jenen  Wor- 
ten den  nötigen  Nachhalt  jetzt  gibt,  indem  er 
sie  drucken  läßt  in  einer  den  akademischen 
Kreisen  nahestehenden  Zeitschrift,  die  noch  dazu 
in  München  erscheint.  Diese  Tatsache,  daß 
„kühn  Kräfte  sich  regen“,  veranlaßt  uns,  Heg- 
mels Aufsatz  in  den  süddeutschen  Monatsheften 
hier  zu  nennen,  wenn  wir  auch  im  einzelnen 
hier  und  da  an  einigen  mehr  aus  impulsiver  Er- 
regung über  die  Wichtigkeit  des  Gegenstands 
als  aus  persönlicher  Reizbarkeit  diktierten  schar- 
fen Wendungen  Anstoß  nehmen  müssen. 

Uhde-Bernags. 

Der  Verlag  von  F.  Bruckmann,  Ä.-G.  in 
München  hat  soeben  in  farbiger  Wiedergabe 
den  Isenheimer  Altar  von  Mathias  Grüne- 
wald veröffentlicht,  herausgegeben  von  Max 
J.  Friedländer  (in  Leinenmappe  120  Mark). 
Der  Eindruck  dieser  Bilder  ist  erstaunlich.  Wie 
der  Verlag  sehr  richtig  betont,  war  diese  Voll- 
kommenheit nur  mit  Hilfe  der  neuesten 
Fortschritte  der  photographischen  Technik  zu 
erreichen.  Sie  beruht  auf  direkter  Aufnahme 
der  Originale  durch  Farbfilter  und  so  ist  auch 
in  der  Reproduktion  nichts  von  den  Farben- 
gluten und  der  bezwingenden  Gewalt  der  neun 
Stücke  des  Originals  verloren  gegangen.  Es 
braucht  nicht  gesagt  zu  werden,  daß  wir  mit 
besonderer  Genugtuung  gerade  diese  Publi- 
kation begrüßen.  ’B. 

Unter  dem  Titel  „Die  Meister  der  Malerei  und 
ihre  Werke“  ersdieint  im  Verlag  von  Wilhelm Wcidier 
Max  Rooses  Gesdiidite  der  Malerei  in  einer  wohl- 
gelungenen Ausstattung.  Uns  liegen  bisher  die  ersten 
drei  Lieferungen  vor,  die  ein  endgiltiges  Urteil  noch  nicht 
gestatten,  weshalb  wir  uns  für  heute  auf  diesen  kurzen 
Hinweis  beschränken. 

Bei  F.  Brudcmann,  Ä.-G.  in  München  hat  Wölfflins 
ausgezeichneter  Albrecht  Dürer  kürzlich  die  zweite 
vermehrte  Auflage  erlebt,  von  der  noch  zu  sprechen  ist. 

Der  dritte  Band  von  Springers  Kunstgeschichte 
ist  kürzlich  in  achter  Auflage  erschienen.  Er  behandelt 
die  Renaissance  in  Italien,  bearbeitet  von  Adolf  Philipp!. 

Der  Verlag  E.  A.  Seemann  hat  durch  neuerliche  Ver- 
wendung von  Kunstdruckpapier  die  Ausstattung  bedeutend 
verbessert,  wenn  auch  zunächst  der  Eindruck  des  farbigen 
Titelbildes  mitLeonardos  Felsgrottenmadonna  unser  ästhe- 
tisches Empfinden  nicht  wenig  verletzt.  Denn  dieser  Druck 
ist  besten  Falles  eine  Karikatur  des  Originals. 


BIBLIOGRAPHIE 


I.  Alte  Kunst. 

Art  ancicnt.  ÄnciGnt  art. 

/.  Antike, 

(Antiqüite.  Antiquity.) 

B G h n , F.  Die  Schiffe  des  Telephosfrieses.  (Jahrb. 
d.  Ärchaeol.  Instit.,  4.) 

Bieber,  Margarete.  Die  Samml.  Vogel.  [An- 
tike Kunsttöpferei].  (Ztschr.  f.  bild.  Kunst,  7.) 

Denkmäler  ägyptischer  Skulptur.  Hrsg.  u.  m. 
Erläut.  vers.  v.  W.  Freih.  v.  Bissing.  Lief. 
VII— VIII  (je  12  Photogravüren.  49x37  m. 
60  S.  4»)  München,  F.  Bruckmann  Ä.-G.,  1908. 
In  Mappe  je  20.—. 

Dinsmoor,  W.  The  Mausoleum  at  Halicar- 
nassus.  (American  Journ.  of  Ardiäol.,  1.) 

Frothingham,  A.  L.  Greek  ardiitects.  (Ar- 
chitect.  Record,  2.)  [Amerikan.] 

Hahr,  August.  Nägra  nga  synpunkter  pä  den 
äldre  grekiska  skulpturens  människoframställ- 
ning.  8®.  44  S.  Upsala,  Akad.  bokh.in  Komm. 
Kr.  1.-. 

Jarde,  A.  Une  Pompei hellenique:  Debos.  (Gaz. 
d.  beaux-arts,  607.) 

Kawerau,  G.  Eine  ionische  Säule  von  der 
Akropolis  zu  Athen.  (Jahrb.  d.  Ärchaeol.  In- 
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Kelsey,  Fr.  Codrus’s  Chiron  an  a Painting 
from  Heculaneum.  (American  Journ.  f.  Ar- 
chaeol.,  1.) 

Köster,  Ä.  Archäologische  Ausgrabungen  in 
Palästina.  (Berl.  Tagebl.,  4,  V.) 

Leroux,  G.  Les  Lions  de  delos.  (Rev.  de 
l’art  anc.  et  mod.,  132.) 

Lisca  e Gerola.  Scoperte  archeologiche  nella 
provincia  di  Verona  durante  l’anno  1907. 
(Madonna  Verona,  1.) 

Mahler,  R.  Die  Kuh  von  Der  — el—  Bahri. 
(Ztschr.  f.  bild.  Kst.,  8.) 

Mariani,  L.  La  vecchia  del  mercato.  (Bull,  d 
Comm.  Archeol.  Rom,  4.) 

Marucchi,  0.  II  tempio  della  Fortuna  Prenes- 
tina,  secondo  il  risultato  di  nuove  indagini  e 
di  recentissime  scoperte.  (Bull.  d.  Comm.  Ar- 
cheol. Rom,  4.) 

Mayer,  M.  Askoi.  (Jahrb.  d.  Ärchaeol.  In- 
stit., 4.) 

Pernice,  E.  Die  neuen  Ausgrabungen  von 
Milet.  (Leipz.  111.  Ztg.,  3379.) 

Pfahl,  E.  Darstellung  von  Buchrollen  auf  Grab- 
reliefs. (Jahrb.  d.  Dtsch.  Arch.  Inst.,  3.) 


Robinson,  O.  Fragment  of  a Panathenaic  Am- 
phora with  the  Name  of  the  Archon  Neaech- 
mos.  (American  Journ.  of  Ärchaeol.,  1.) 

Sangiorgi,  G.  Smalti  Alessandrini.  (L’arte,  2.) 

Schebelew,  S.  A.  und  Malmberg,  W.  „Tri 
archaitscheskich  Bronsy.“  (3  archaische  Bronzen 
aus  d.  Gouvernement  Cherson.)  Petersburg, 
1907,  40,  57  S.  m.  4 Taf.  ä 30.-.  Public,  d. 
Kaiserl.  Archeolog.  Ges. 

Str.,  A.  Die  Wiederherstellung  der  Akropolis. 
(Post,  10,  V.) 

Studniczka,  J.  Der  Rennwagen  im  syrisch- 
phönkischen  Gebiet.  (Jahrb.  d.  Deutsch.  Arch. 
Instit.,  3.) 

Thulin,  Carl.  Det  homeriska  Troja.  [Mit 
19  Abb.j  (Varia,  Göteborg,  April.) 

Waldmann,  E.  Tanagra.  (Mitteil.  d.  Gew.- 
Mus.  z.  Bremen,  11  u.  12.) 

Wolter,  F.  Fragmente  griechischer  Vasen. 
(Ztschr.  d.  München.  Altert.  Vereins,  16.) 

2.  Alte  Baukunst. 

(Archifecture  ancienne.  — Ancient  architecfare.) 

Annoni,  A.  Dell’  edificio  „Bramantesco“  di  S. 
Maria  alla  Fontana  in  Milano.  (Rassegna 
d’arte,  1.) 

L’Arco  trionfale  d’Alfonso  di  Aragona  in  Na- 
poli. (Nuova  Antolog.,  872.) 

Brown,  G.  B.  Florence  and  her  builders.  (Burl. 
Mag.,  61.) 

Burger,  F.  Über  zwei  Architekturzeichnungen 
Michelangelos  in  der  Casa  Buonnarroti  in  Flo- 
renz. (Repert.  f.  Kunstw.,  2.) 

Cloquet,  L.  Maisons  anciennes  en  Belgique 
(Rev.  de  l’art  ehret.,  2.) 

Cur  man,  Sigurd:  „Evert  Wrangel,  Medeltids- 
Kyrkorna  i Smäland,  Jönköpings  och  Krono- 
bergs  lan.“  recens.  (Arkitektur  och  dekorativ 
Konst,  Nr.  5.) 

Durm,  J.  Nochmals  d.  Grabmal  d.  Theoderich 
zu  Ravenna.  (Ztschr.  f.  bild.  Kst,  8.) 

English  Mediaeval  Architecture  from  An- 
cient Seals.  Part  II.  (Builder,  3902.) 

Frova,  A.  Chiese  gotiche  cadorine.  (Rassegna 
d’arte,  3.) 

Giordani,P.  Baccio  Pontelli  a Roma.  (L’arte,  2.) 

Godfreg,W. H.  An  Elizabethan  theatre.  (Ar- 
chit.  review,  137.) 

Hildebrandt,  H.  Der  Backsteinbau  in  Tou- 
louse. (Frkf.  Ztg.,  2,  VI.) 


Bibliographie 


573 


Hildebrandt,  H.  Ärdiitektur-  u.  Landschafts- 
skizzen a.  d.  Provence.  (Beil.  z.  Allg.  Ztg., 
11.  18.  27.  III.) 

Innenräume,  alte,  in  Holland.  Herausgeg.  von 
K.  Slugtermann,  Delft.  Liefg.  1—4  (je  10  Licht- 
drucke, Bildgr.  ca.  29x22,  Blattgr.  42x32) 
Leipzig,  Karl  W.  Hiersemann  1907—08  je  10.—. 

Kirkeinteriörer  [mit  3 Äbb.  aus  Frogner  nge 
Kirke,  Kristiania].  (Teknisk  Ugeblad,  Ärki- 
: tektafd.  8/V.  1908.) 

Renaissance  and  modern  churdies  of  Paris. 
IV.  La  Trinite.  (Builder,  3400.) 

Reümond,M.  L’architecture  des  tombeaux  des 
iWedicis.  (Gaz.  di  beaux-arts,  607.) 

Saintenoy,  P.  Les  architectes  flamands  dans 
le  Nord  de  l’Ällemagne  au  XVD  siede.  (Bull. 
Äcad.  R.  Ärcheol.  Belgique,  5.) 

Schloß,  Dornröschens.  [Haag.]  Rhein.  Westf. 
Ztg.,  23,  III.) 

I Serbat,  L.  L’architecture  gotique  en  Ängle- 
terre,  d’apres  l’ouvrage  de  M.  Bond,  com- 

garaison  avec  l’architecture  gotique  normande. 
ull.  Monument.,  5—6.) 

Smits,  Dr.  C.  F.  Xavier:  De  kathedraal  van 
’s-Hertogenbosch.  Amsterdam,  E.  van  der 
Vedit.  8®.  (X,  237  blz.,  m.  fig.  in  tekst  en 
22  pltn.)  f 5.—. 

Speltz,  Archit.  Alex.:  Stgles  of  Ornament,  ex- 
hibited  in  designs  and  arranged  in  historical 
Order  with  descriptive  text.  Translated  fiom 
the  2.  German  ed.  bg  David  O’Conor.  400  full- 
pages.  Part  2 — 8.  (VIII  und  S.  97 — 656.) 
gr.  80.  Berlin,  B.  Hessling  (’07,08).  Je  2.—. 

1 (Vollständig,  geb.  in  Leinw.:  20.—.) 

i Teglas,  E.  Les  ornements  des  eglises  en  bois 
' de  Transylvanie.  (Müveszet,  2.) 

Weese,  A.  Burgunder  Kirchen.  [Cluny,  Autun, 
Pontigng.]  (Monatsh.  f.  Kunstwiss.,  3.) 
Wölfflin,  H.  Renaissance  u.  Barock.  Eine 
Untersudig.  üb.  Wesen  u.  Entstehg.  des  Ba- 
rockstils in  Italien.  3.  Aufl.  (XII,  123  S.  m. 
; 19  Abbildgn.  u.  16  Taf.)  Lex.  8«.  München, 

F.  Bruckmann  ’08.  4.80;  geb.  in  Leinw.  6.—. 
I Zubrzgcki,  J.  S.  Skarb  achitektury  ir  Polsce. 
(Architekturschatz  in  Polen,  Heft  6,  7 u.  8.) 
Krakau  1908  F«  ä 4 Taf,  R.  1,50. 


2 a.  Deutschland. 

nst  Allemagne.  Germany. 

Baum,  J.  Das  Siegelhaus  in  Augsburg.  (Denk- 
malpflege, 6.) 

Lehnert,  G.  Aus  d.  märkischen  Moränengürtel. 
(Werkkunst,  16.) 

Meyer,  K.  Zur  Baugeschichte  des  Doms  in 
Brandenburg  a.  H.  (Ztschr.  f.  Gesch.  d.  Archi- 
tektur, 7.) 

Pfarrkirche,  die,  zu  Wildenburg.  (Ztschr.  f. 
Christi.  Kunst,  2.) 


Piper,  Otto.  Österreichische  Burgen.  Im  Auf- 
träge Sr.  Durchl.  des  regier.  Fürsten  Johann 
v.  u.  zu  Liechtenstein  u.  Sr.  Exz.  des  Grafen 
Hans  Wilczek  bearb.  6 TI.  (V,  228  S.  m. 
246  Abbildungen.)  Lex.  8®.  Wien,  A.  Holder 
08.  7.20. 

Schmerber,  H.  J.  Dernjac.  Die  Wiener  Kirchen 
des  XVII.  u.  XVIII.  Jahrhunderts.  (Repert.  f. 
Kunstw.,  2.) 

Storck,  K.  Altschweizerische  Baukunst.  (Tür- 
mer, 8.) 

Wunder.  Geschichte  der  kirchlichen  Kunst  im 
oberen  Filstal.  I.  (Archiv  f.  christl.  Kunst,  4.) 
Zetzsche,  Archit.  Carl.  Zopf  u.  Empire  v.  der 
Wasserkante.  (40  Taf.  m.  12  S.  illustrierten 
Text.)  Stuttgart,  J.  Engelhorn  (08).  In  Mappe 
24.—. 

3,  Alte  Malerei, 

Peinfare  ancienne.  Ancient  pictorial  arf. 

A.  M.  Un  nouveau  don  des  Amis  du  Louvre. 

[Franc^ois  Clouet.]  (Bull,  de  l’art,  383.) 
Bertaux,  E.  Les  Primitifs  Espagnols  (V.)  — 
Le  Maitre  de  Saint  Georges.  (Rev.  de  l’art 
anc.  et  mod.,  133.) 

Bredius,  A.  Un  Jordaens  inconnu.  (Art  Flam. 
et  Holland.,  4.) 

Dürers,  Albr.,  schriftlicher  Nachlaß.  Familien- 
chronik, Gedenkbuch  der  niederl.  Reise,  Briefe, 
Reime,  Auswahl  aus  den  theoret.  Schriften. 
Mit  9 Zeichngn.  u.  3 Holzschn.  Dürers.  Hrsg. 
V.  Ernst  Heidrich.  Geleitwort  v.  Heinr.  Wölfflin. 
(Hortus  deliciarum.  IX.)  (364  S.)  kl.  8®.  Berlin, 
J.  Bard  08.  Kart.  6.—  ; geb.  in  Ldr.  bar  7.50; 
Luxusausg.  15.—. 

Frimmel,  Th.  v.  Die  Inschrift  auf  dem  Ere- 
mitenbilde von  1445  in  der  Galerie  zu  Donau- 
eschingen.  (Blätt.  f.  Gemäldek.,  3.) 
Grünewald,  Matthias.  Gemälde  u.  Zeichnungen. 
Hrsq.  V.  Prof.  Heinr.  Alfr.  Schmid.  1.  TI.  62 
Lichtdr.-Taf.  in  Mappe.  (IV  S.  Text.)  51,5X41,5 
cm.  Straßburg,  W.  Heinrich  (08).  In  Leinw.- 
Mappe  60.—. 

Israels,  Josef,  Rembrandt.  Illustr.  med  8 
färgreproduktioner.  Öfvers.  af  A.  N.  8».  70 
S.,  8 Taf.  Lund,  Lindstedts  bokh.  Kart.  Kr.  1.75. 
Lafond,  P.  Les  portraits  d’ Antonio  Moro  au 
musee  du  Prado.  (Les  arts,  76.) 
Maeterlinck,  L.  Les  imitateurs  de  Hieronymus 
Bosch,  ä propos  d’une  oeuvre  inconnue  d’Henri 
Met  de  Bles.  (Rev.  de  l’art  anc.  et  mod.,  131.) 
Muther,  R.  Goya.  (Morgen,  20.) 

Nolhac,  P.  de.  Un  portrait  de  Rosalie  Fra- 
gonard.  (Bull.  d.  Mus.  d.  France,  2.) 
Ouspensky,  A.  Jean  Bezmine,  peintre  ä la 
cour  des  csars  au  XVIII.  siede.  (Staryje 
Gody,  4.) 

R e s 1 0 r f f , N.  Rembrandtiana.  (Repert.f.Kunstw.2.) 


574 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


Älte 

Malerei 


Roujon,  H.  Lebrun  et  la  fondation  de  l’Äca- 
demie  de  Beaux-Ärts.  (Bull.  d.  Ämis  d.  l’Uni- 
vers.  Lyon,  4.) 

Saunier,  Ch.  Exposition  retrospective  femi- 
nine. (Les  arts,  76.) 

Sdimarsow,  Ä.  Über  d.  karoling.  Wandmale- 
reien z.  Münster  in  Graubünden.  (Monatsh. 
f.  Kunstwiss.,  5.) 

Schmid,  Ä.  H.  Die  Stuppadier  Madonna  des 
Mathias  Grünewald.  (Monathefte  für  Kunst- 
wiss., 5.) 

Stiassny,  R.  Die  Donaumalerei  im  XVI. Jahr- 
hundert. (Monatsh.  f.  Kunstwiss.,  5.) 

VoB,  H.  R.  Stiassny  zum  Thema  d.  Donaustils. 
Eine  notgedrung.  Selbstwehr.  (Monatsh.  f. 
Kunstwiss.,  5.) 

Wassiljew,  F.T.  Sapadnoje  wlijanie  w russkoj 
Ikonopisi  XVII  w.  (D.  westliche  Einfluß  auf 
die  russ.  Heiligenbildmalerei  d.  XVII.  Jahrh.) 
Kasan  1908. 

3a.  Italien. 

(Italie.  Italy.) 

Äncona,  P.  d’.  Un  ignoto  collaboratore  del 
beato  Ängelico.  [Zanobi  Strozzi.]  (L’arte,  2.) 

Bernardini,  G.  Un  quadro  attribuito  a Me- 
lozzo  da  Forli.  (Rassegna  d’arte,  4.) 

Cook,  H.  Due  Figure  del  Foppa?  (Rassegna 
d’arte,  4.) 

Erichsen,  N.  Un  nuovo  affresco  di  Benozzo 
Gozzoli.  (Rassegna  d’arte,  4.) 

Fabriczy,  C.  v.  Der  Burgflecken Coldimancio. 
(Repert.  f.  Kunstw.,  2.) 

Fogolari,  G.  Le  Portelle  dell’ Organo  di  S. 
Maria  dei  Miracoli  in  Venezia.  (Bollett. 
d’Ärte,  4.) 

Frimmel,  Th.  v.  Zwei  Madonnenbilder  aus 
der  Sammlung  Lotmar  in  Bern.  [Barnaba  da 
Modena  und  Bernardino  dei  Conti.]  (Blätter 
f.  Gemäldek.,  5.) 

Fry,  Roger  E.  Mr.  Horne’s  book  on  Botticelli. 
(Burl.  Magaz.,  62.) 

— Ä genre  Painter  and  his  Cortics.  [V.  Car- 
paccio.] (Quarterly  Rev.,  Äpr.) 

Giolli,  R.  Nell’Äbbadia  di  S.  Nazaro  alla 
Costa.  [Unbekannte  Fresken.]  (Rassegna 
d’arte,  4.) 

Gnoli,  U.  Un  quadro  sconosciuto  di  Giacomo 
Francia.  (Rassegna  d’arte,  2.) 

Gottschewski,  Ä.  Un  dipinto  di  Äntoniazzo 
Romano.  (Boll.  d’Ärte,  4.) 

Gronau,  G.  Di  altri Giovanni  da Rimini  pittori. 
(Rass.  Bibliogr.  d.  arte  ital.,  3—4.) 

H ad  ein,  D.  von.  Zu  Tizian  in  Padua.  (Repert.  f. 
Kunstw.,  2.) 

Kremei,  A.  Chemische  Untersuchung  einer 
Predelle  von  Nicola  Ragusano.  (Blatt,  f.  Ge- 
mäldek.,  5.) 


Malaguzza  Valeri,  F.  Cesare  da  Sesto  e un 
nuovo  acquisto  della  Pinacoteca  di  Brera. 
(Rassegna  d’arte,  2.) 

Pantini,  R.  Masaccio.  Part  I.  (Connoisseur,. 
81.) 

Poggi,  G.  Di  una  madonna  di  Fra  Filippo 
Lippi.  (Rassegna  d’arte,  3.) 

Rossi,  Ä.  Un  discepolo  di  Äntoniazzo  Romano. 
(Bollett.  d’Ärte,  4.) 

S ch  m i d t , W.  Zur  Kenntnis  Giorgiones.  (Repert. 
f.  Kunstw.,  2.) 

Suida,  W.  Über  d.  Behandl.  d.  lombard.  Kunst 
in  L.  Berensons  „North  Italian  Painters  of  the 
Renaissance“.  (Monatsh.  f.  Kunstwiss.,  5.) 
Testi,  L.  Nuovi  quadri  nella  R.  Galleria  di 
Parma.  [Sebastiano  e Giovanni  Conca.  Guer- 
cino.  Sebastiano  Ricci.]  (Bollett.  d’Ärte,  3.) 
Venturi,  Ä.  Ritratto  del  Lorenzano  di  mano 
di  Sandro  Botticelli.  (L’arte,  2.) 

— Trittico  di  Maso  di  Banco  nella  quadreria 
Sterbini  in  Roma,  (eod.) 

Wanscher,  Vilh.  Rafael  og  Michelangelo. 
Deres  Ärbejder  i Vatikanet  og  det  sixtinske 
Kapel.  264  S.  u.  59  Bilder,  8».  (25^2X17  V2-> 
Köbenhavn,  Gyldendal.  Kr.  7.50. 

4.  Alte  Plastik. 

Scülpture  ancienne.  Ancient  Plasfic  Arts, 

Ärsenius,  Sam.  Statyhästen.  [Mit  19  Äbb. 
von  Pferdestatuen.]  (Varia,  Stockholm,  Mai- 
Heft.) 

Balletti,  Ä.  Madonne  scolpite  nel  Reggiano. 
(Rassegna  d’arte,  2.) 

Borinski,  Karl.  Die  Rätsel  Michelangelos. 
Michelangelo  und  Dante.  Mit  44  Illustr.  auf 
29Taf.  (XXII,  343  S.)  8».  München,  G.  Müller 
08.  8.—  ; geb.  10.—. 

Bullock,  Ä.E.  Some  sculptural  works  by  Ni- 
diolas  Stone.  I.  (Ärchit.  review,  137.) 
Cesari,  C.  Genova  ed  alcuni  portali  del  1400. 
(Rassegna  d’arte,  4.) 

Fabriczy,  C.  v.  Neue  Urkunden  zu  Donatellos 
Arbeiten  im  Santo  zu  Padua.  (Repert.  f. 
Kunstw.,  2.) 

Friedländer.  0.  Roth.  Geschichte  der  deut- 
schen Plastik  in  Siebenbürgen.  (Repert.  f. 
Kunstw.,  2.) 

H a s a k.  Zwei  frühgotische  Grabsteine  in  Frauen- 
roth  bei  Kissingen.  (Denkmalspflege,  6.) 
Mackowsky,  Hans.  Michelagniolo.  Mit  61 
Heliogravüren,  Vollbildern  in  Tonätzung  u. 
Faksms.  (VIII,  407  S.)  Lex.  8».  Berlin, 
Marquard  & Co.  08.  18.—  ; geb.  in  Perg. 

22.—. 

Roche,  D.  Un  „Saintsepulcre“  demembre.  (Gaz. 
d.  beaux-arts,  611.) 

Schnütgen.  Vier  kölnische  Reliquienbüsten  d. 
Hochgotik.  (Ztschr.  f.  christl.  Kunst,  2.) 


Bibliographie 


575 


Santombrogio,  D.  La  vasca  battesimale  di 
Filippo  d’  Äzzanello  del  1410.  (Rassegna 
d’arte,  2.) 

Sant’ Ämbrogio,  D.  Un  nuovo  bassorilievo 
del  Bambaja.  (Rassegna  d’arte,  4.) 

Venturi,  Ä.  La  scultura  Dalmata  nel  XV.  se- 
colo.  [Forts.]  (L’arte,  2.) 

Vitry,  P.  Les  Äccroissements  du  departement 
de  la  sculpture  du  mögen  äge,  de  la  Renais- 
sance et  des  temps  modernes,  au  Musee  du 
Louvre.  (Rev.  de  l’art  anc.  et  mod.,  131.) 

Wadternagel,  M.  La  Bottega  dell’ Ärdiidia- 
conus  Äcceptus,  scultore  pugliese  dell’  XI.  se- 
colo.  [Boll.  d’Ärte,  4.) 

Zappa,  G.  Donatello  et  le  porte  della  catte- 
drale  di  Lione.  (L’arte,  2.) 

5.  Alte  Graphik. 

Gravüre  ancienne.  — Ancient  Graphic  arts. 

Beckerath,  Ä.  v.  Nochmals  über  einige  Zeich- 
nungen alter  Meister  in  Oxford.  (Repert.  f. 
Kunstw.,  2.) 

Breviarium,  das,  Grimani,  in  der  Bibliothek 

V.  San  Marco  in  Venedig.  Vollständige  pho- 
tograph.  Reproduktion,  hrsg.  durdi  Bibl.-Dirr. 
Scato  de  Vries  u.  S.  Morpurgo.  10.  Bd.  (131 
z.  TI.  färb.  Taf.)  49,5X35,5  cm.  Leiden,  Ä. 

W.  Sijthoff.  — Leipzig,  K.  W.  Hiersemann 
(08).  In  Leinw.-Mappe  nn  200.—. 

Friedländer.  Sidneg  Colvin.  Selected  dra- 
wings  from  old  masters.  (Repert.  f.  Kunstw.,  2.) 

Hennig,  P.  Älte  Fibeln.  (Ztschr.  f.  Bücherfr.  1.) 

Horstkamp-Sgdow,  E.  von.  Seltenheiten  u. 
Kuriositäten  d.  kais.  off.  Biblioth.  z.  St.  Peters- 
burg. (Ztschr.  f.  Bücherfreunde,  2.) 

Kristeller,  P.  Über  eine  Mantegna  zuge- 
schriebene Zeichnung  d.  Museums  z.  Verona. 
(Madonna  Verona,  1.) 

Lehrs,  Max:  Geschichte  u.  kritischer  Katalog 
des  deutschen,  niederländischen  u.  französi- 
schen Kupferstichs  im  XV.  Jahrh.  (In  6 Text- 
u.  6 Tafelbdn.)  1.  Text-  u.  1.  Tafelbd.  Wien, 
Gesellschaft  f.  vervielfältg.  Kunst  08.  Sub- 
skr.-Pr.  bar  85. — ; Einzelpr.  nn  125. — . 1.  Text- 
bd.  (XI,  380  S.  m.  Fig.)  Lex.  8».  1.  Tafelbd. 

(43  Lichtdr.-Taf.  m.  VIII  S.  Text.)  In  Mappe. 

Menzies,  W.  G.  Thomas  Watson  and  his 
Work.  (Connoisseur,  89.) 

Munoz,  Ä.  Un  „teatrum  sanitatis“  con  mini- 
ature Veronesi  del  sec.  XIV.,  nella  biblioteca 
Casanatense.  (Madonna  Verona,  1.) 

Öttingen,  W.  v.  Engelmann -Hirsch.  Nach- 
träge und  Berichtigungen  zu  „Daniel  Chodo- 
wieckis  sämtliche  Kupferstiche“.  (Repert.  f. 
Kunstw.,  2.) 

Schreiber,  W.  L.  M.  Bauch ets  Änsichten  über 
d.  Erstlinge  d.  Holzschneidekunst.  (Ztschr.  f. 
Christi.  Kunst,  2 u.  3.) 


Villmer,  H.  Die  Illustratoren  des  „Beschlossen 
gart  des  rosenkranz  maria“.  (Forts.)  (Repert. 
f.  Kunstw.,  2.) 

Waldmann.  E.  Eine  Rembrandt-Zeichnung im 
Kupferstichkab.  z.  Oldenburg.  (Monatsh.  f. 
Kunstwiss.,  5.) 

Willrich,  E.  Kaiser  Maximilians  I.  Gebetbuch. 
(Ärch.  f.  Budigew.,  4.) 

6.  Altes  Kunstgewerbe. 

Art  industriel  ancien.  — Ancient  industrial  Art. 

Bosschere,  J.  de.  Les  vitraux  de  Lierre  et 
d’Änvers.  [XVe,  XVP  et  XVID  siede.]  (Ärt 
Flam.  et  Holland,  4.) 

Jerningham,  Ch.  E.  The  Oxburgh  glasses. 
(Connoisseur,  81.) 

Jones,  E.  Ä.  The  silver  plate  of  Jesus  College, 
Oxford.  (Connoisseur,  81.) 

Macfall,  H.  Concerning  certain  specimens  of 
oak  furnitures  in  Mrs.  Behrens’s  coUection. 
(Connoisseur,  81.) 

Nebbia,  U.  Tra  i vetri  istoriali  del  duomo  di 
Milano.  (Rassegna  d’arte,  1.) 

Paoletti,  Vincenzo.  Pietro  Vannini  e lascu- 
ola  di  oreficeria  in  Äscoli  nel  quattrocento. 
(Rass.  Bibliogr.  d’arte  ital.,  3—4.) 

Put,  van  de.  — The  arts  and  crafts  of  older 
Spain.  (Burl.  Magaz.,  62.) 

Raspe,  Th.  — Die  Anfänge  d.  Fayencefabrik 
z.  Künersberg.  (Kunst  u.  Kunsthdwk.,  3.) 

Ricci,  C.  Catalogo  di  Stoffe  antiche  e moderne 
di  Isabella  Errera.  (Rassegna  d’arte,  1.) 

Rohr,  J.  Kirchliche  Kunstschlosserarbeiten.  (Ar- 
chiv f.  Christi.  Kunst,  5.) 

Selch,  E.  Geschichte  u.  Technik  d.  Metall- 
emails. (Mitteil.  d.  Erzh.  Rainer-Museums  in 
Brünn,  2 u.  3.) 

Toesca,  P.  L’ostensorio  gotico  di  Voghera. 
(Rassegna  d’arte  4.) 

S 

II.  Neuere  Kunst. 

L’art  moderne.  Modern  art. 

1.  Neuere  Baukunst. 

Architecture  moderne. 

Berger,  H.  Die  Entwicklung  d.  Zinshauses  in 
London.  (D.  Architekt,  5.) 

Brandes,  G.  Die  Pflege  d.  ländlichen  Bau- 
wesens in  Niedersachsen.  (D.  deutsche  Land- 
haus, 9.) 

Czeutz,  M.  Das  Hebbeltheater.  (Berl.  Archit. 
weit,  2.) 

Czakö.  Jeunes  architects.  (Jparmüveszet,  3.) 

Fred,  W.  Die  schönste  Kirche.  [Am  Steinhof 
b.  Wien,  v.  0.  Wagner.]  (Zukunft,  31.) 


576 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


Hasak.  Zurück  zum  Ziegelbau.  (Berl.  Ärchit. 
weit,  2.) 

Jaumann,  Ä.  — Das  Hebbel-Theater  in  Berlin. 

(ütsche.  Kst.  u.  Dek.,  8.) 

Lenggel,  G.  Bätiments  publiques.  (Jparmüves- 
zet,  3.) 

Lippidi  de  Korongh,  Ä.  Les  arts  et  le  Stil. 
(Jparmüveszet,  3.) 

Lux,  J.  Ä.  Der  Baubureaukratismus  u.  s.  kunst- 
feindl.  Tendenz.  (Grenzboten,  30,  IV.) 
Messerer,  E.  Ein  Künstlerheim  im  Isartal. 

(Innen-Dekoration,  Mai.) 

Mietshäuser,  eingebaute.  Eckhausbauten.  (D. 
Baumeister,  8.) 

Mülbe,  von  der.  Unser  Bauen.  (D.  deutsche 
Landhaus,  9.) 

Neubauten,  Kopenhagen  er.  (Ärchitekt.  Rund- 
schau, 8.) 

Oh  mann,  Friedrich.  [Wiener  Ärchitekt.]  (D. 
Baumeister,  8.) 

Poellnitz,  H.  V.  Schönheit  u.  Äusdrude.  [Ärch. 

Frh.  V.  Tettau.]  (Dekorat.  Kunst,  7.) 
Schmidt,  P.  F.  — Hugo  Eberhardt.  (Kunst 
unsrer  Heimat,  2.) 


2.  Neuere  Malerei. 

Peinture  moderne.  Modern  Painting. 

Älfassa,  P.  Un  Peintre-poete  visionnairc: 
William  Blake  1757—1827  (I).  (Rev.  de  l’art 
anc.  et  mod.  132). 

Beaunier,  Ä.  Les  salons  de  1908.  (Gaz.  d. 
beaux-arts,  611). 

Folnesicz,  J.  Zur  Entwicklungsfrage  der  mo- 
dernen Kunst.  (Frkf.  Ztg.  13,  V). 

Malarstwo  polskie  w barwngch  adbit- 
kach.  (Polnische  Malerei  in  farbigen  Repro- 
duktionen). Heft  1.  — Brandt,  Wggrzgwalski, 
Szermentowski,  Kozakiewicz.  Warschau  1908. 
Fol.  4 Taf.  u.  Text.  R.  1.50. 

Michel,  W.  Münchener  Bilderfrühling.  (Kunst- 
chronik 25). 

Olszewski,  M.  Jan  Stanislawski.  Lemberg 
1908.  8»,  16  S.  K.  1. 

Phillipps,  0.  Än  unknown  portrait  bg  Louis 
David.  (Burl.  Magaz.  62). 

Rouart,  L.  Berthe  Morisot.  (Ärt.  et  decor.  5). 

Schmalzigang,  ].  L’art  contemporain.  (Ärt 
Flam.  et  Holland.  4). 

Sharkewitsch,  Ä.  W.  W.  Wereschtschagin, 
nach  persönlichen  Erinnerungen.  (Wjestnik 
Jewropg,  4 u.  5). 

Sidneg,  Harr.  Personal  Recollections  of 
Whistler.  (Ätlantic  Monthlg.  Äpr.) 

Spenton,  Ä.  T.  William  Hamilton.  (Con- 
noisseur  81). 


S t o r ck , K.  Über  historische  Malerei.  (Türmer  8.) 
T o p a s s , J.  Fantin-Latour,  ein  Malerlithograph. 

(Bibliotheca  Warszawska  4). 

Tourneux,  M.  Un  Pastelliste  anqlais  du 
XVIIIe  siede;  John  Russell.  (Rev.  de  l’art.  anc. 
et  mod.  131). 

Weisbach,  W.  Die  Äusstellung  alt.  englischer 
Kunst  in  Berlin.  (Dtsche.  Rdschau  8). 

W.  H.  En  svensk  Maler  [Äxel  Törneman] 
(Äftenposten,  Kristiania,  Nr.  250). 

2a.  Deutschland. 

(Ällemagne.  Germang.) 

Äubert,  Ä.  Äugust  Heinrich.  (Kunst  und 
Künstler  8). 

Bier  bäum,  Otto  Jul.  HansThoma.  Mit  13  Voll- 
bildern in  Tonätzg.  2.  Äufl.  (63  S.)  (1908.) 
Kart.  1.50;  geb.  in  Leder  3.—.  [Die  Kunst. 
Samml.  ill.  Monographien.  Hersg.  v.  R.  Muther. 
kl.  8®.  Berlin,  Marquardt  u.  Co.  27.  Bd.] 
Cohen,  E.  Zur  Psgchologie  der  Kunst  Änselm. 

Feuerbachs.  (Preuß.  Jahrb.  11). 

Elias,  J.  Fritz  v.  Uhde.  (Kunst  und  Künst- 
ler 8). 

Gurlitt,  L.  Fritz  Erler.  (Zukunft  31). 
Heilmeger,  Ä.  Gottfr.  Gottlob  Klemm.  (Kunst 
u.  Handwerk  7). 

Kegssner,  G.  Fritz  Bo ehlc.  (Kunst  f.Älle  16). 
Pauli,  G.  Leibi  und  Trübner.  (Tag  16.  V). 

Post,  H.  Wilhelm  Busch  als  Maler.  (Kunst  u. 
Künstler  8). 

Uhde,  Fritz  v.  (Klassiker  der  Kunst  in  Ge- 
samtausgaben. Lex.  8®.  Stuttgart,  Deutsche 
Verlagsanstalt.  12.  Bd.)  Des  Meisters  Ge- 
mälde in  285  Äbbild.  Hrsg,  von  Hans  Rosen- 
hagen. (LII,  290  S.)  1908.  Geb.  in  Leinw. 
10. — ; Luxusausg.  in  Leder  bar  32. — . 
Schäfer,  W.  Älbcrt  Haueisen.  (Rheinlande  5). 
Scheffler,K.  Paul  Baum.  (Kunst  u.  Künstler 8). 

Schub  ring,  P.  Uhde  zu  seinem  60.  Geburts- 
tage. (Monatschr.  f.  Gottesdienst  u.  kirchl. 
Kunst  5). 

Servaes,  Frz.  Max  Klinger.  Mit  2 Photo- 
grav.  u.  10  Vollbildern  in  Tonätzg.  5.  Äufl. 
(15.-18.  Taus.)  (63  S.)  (1908).  Kart.  1.50; 

geb.  in  Leder  3.—.  [Die  Kunst,  Sammlung 
illustr.  Monographien.  Hrsg.  v.  Rieh.  Muther. 
(Neue  Äufl.)  kl.  8 Berlin,  Marquardt  & Co. 
4.  Bd.] 

Zuckerkandl,  B.  Gustav  Klimts  Decken- 
gemälde. (Dsche.  Kunst  u.  Dekoration  8). 

3.  Neueres  Kunstgewerbe. 

Art  industriel  moderne.  Modern  industrial  art. 

Bankart,  G.  P.  Modern  British  plasterwork.  I. 
(Ärchit.  review,  137.) 


Bibliographie 


577 


Birkedal,  Uffe.  William  Morris  og  hans 
Betgdning.  En  Levnetsskildring.  36  S., 
Köbenhavn,  Simon  Bernsteen.  Kr.  2.75. 
Leisdiing,  J.  Pariser  Kunstgewerbe  im  Erz^ 
herzog  Rainer-Museum.  (Kunst  u.  Kunsthand- 
werk, 3.) 

Sdiaefer,  K.  E.  v.  Baczko.  (Mitteil.  d.  Gew.- 
Mus.  z.  Bremen,  11  u.  12.) 

Schulze,  O.  Das  Schmiedeeisen  in  d.  ange- 
wandten Kunst.  (Innen-Dekoration,  Mai.) 
Service,  J.  Ä.  British  potterg.  [Forts.]  (Ärt 
journal,  Mai.) 

Sombart,  W.  Die  Kultur.  Sammlung  illustr. 
Einzeldarstellgn.  Hrsg.  v.  Cornel.  Gurlitt.  kl.  8®. 
Berlin,  Marquardt  & Co.  26.  u.  27.  Bd.  Kunst- 
gewerbe u.  Kultur.  (VII,  131  S.)  (08.)  Kart. 

з. —  ; geb.  in  Ldr.  5.-—. 

Sztuka  Stosswana.  (Hngewandte  Kunst.) 
X.  Publication  d.  Ges.  „Polska  Sztuka  Stoss- 
wana“, arrangiert  von  J.Bukowski,J.Czajkowski 

и.  G.  Warchalowski.  Krakau  1907.  13Taf. 
Verneuil,  M.  P.  Passementerie.  (Ärt  et  de- 

cor.,  5.) 

4,  Neuere  Graphik. 

Gravüre  moderne.  Modern  graphic  arfs. 
Baum,  J.  Hermann  Zerweck.  (März,  9.) 
Benedite,  L.  Les  preparations  au  bistre  de 
J.  C.  Cazin.  (Ärt  et  decor.,  5.) 

Duret,  Th.  Courbet,  graveur  et  illustrateur. 

(Gaz.  d.  beaux-arts,  611.) 

Ha  dl,  J.  Die  moderne  Kunst  des  Buchdrucks. 
(Ärdi.  f.  Budigew.,  4.) 

Hallman,  Mila.  Frän  den  svenska  tidnings- 
karikatyrens  barndom.  (Varia,  Stockholm, 
Mai-Heft.) 

Jahresmappe  der  Gesellschaft  f.  vervielfäl- 
tigende Kunst  in  Wien  1907.  (4  [1  färb.]  Bl.) 
58,5x46,5  cm.  Wien,  Gesellschaft  f.  verviel- 
fältig. Kunst  (08).  Bar  20.—  ; auf  Japanpap. 
50.—  ; f.  Äbnehmer  der  „Graphischen  Künste“ 
unentgeltlich. 

Laurin,  Carl  G.  Wilhelm  Busch.  En  tgsk 
skämttecknare  och  humorist.  (Ord  och  bild, 
Heft  4.) 

Liebermann,  Max.  Ein  ÄBC  in  Bildern.  Mit 
begleit.  Worten  v.  Rieh.  Graul.  (39  Bl.  m. 
VII  S.  Text.)  8®.  Berlin,  K.  W.  Mecklenburg 
(08).  Geb.  in  Perg.  bar  30.—. 

Loubier,  J.  Silhouettenkunst.  (Werkkunst  17.) 
Marx,  R.  Peintre-graveurs  contemporains.  L. 

Ä.  Lepere.  (Gaz.  d.  beaux-arts,  611.) 
Menzel,  Ädf.  v.  Handzeichnungen.  (12  Bl.  m. 
4 S.  Text.)  30,5x24,5  cm.  Berlin -Steglitz, 
Neue  Photograph.  Gesellsch.  (08).  In  Mappe  10.—. 
Meyer,  R.  H.  Deutsche  u.  engl.  Zeitschriften- 
Illustrationskunst.  (Werkkunst,  17.) 

K.,  Dr.  O.  Die  Buchkunst  von  Stanislaw  Wys- 
pianski.  (Polski  Poradnik  Graficzny,  3.) 


Quispiam,  F.  Steinkunst.  2 Tie.  Leipzig,  R. 
Voigtländer  (08).  In  Karton  1.40. 

Romdahl,  Äxel  L.  Carl  Larsson  som  grafisk 
konstnär.  (Göteborgs  Handelstidning  Nr.  100.) 

Rosenhagen,  H.  Eine  deutsche  Kunstsamm- 
lung (Ed.  Cichorius).  (Daheim,  2.  V.) 

Sauerlandt,  M.  John  Flaxman.  (Ztschr.  f. 
bild.  Kst.,  8.) 

Schmidt,  P.  F.  Künstlerische  Kultur  d.  Druck- 
schrift u.  d.  Klingsporsche  Schriftgießerei  in 
Offenbach  a.  M.  (Kunst  unserer  Heimat,  2.) 

Seliger,  M.  Die  techn.  Kurse  in  d.  Kgl.  Äka- 
demie  f.  graph.  Künste  u.  Buchgew.  in  Leip- 
zig. (Ärch.  f.  Buchg.,  4.) 

Seile,  F.  Hugo  Steiner-Prag.  (Ärch.  f.  Buch- 
gew., 4.) 

Zücken,  Ph.  Quelques  dessins  ä la  plume  de 
Martin  Rico.  (Rev.  de  l’art  anc.  et  mod.,  133.) 


0 


III.  Ällgemeiner  Teil. 

Partie  generale.  — General  pari 

I.  Porträt. 

Bruck,  G.  F.  Some  remarks  on  the  armourg 
of  the  Wallace  collection.  (Connoisseur,  80, 
81.) 

Calzini,  E.  La  „Donna  Velata“  die  Raffaello 
e la  „Madonna  della  Seggiola“.  (Rass.  bi- 
bliogr.  d.  arte  ital.,  1—2.) 

Foville,  J.  de.  L’Ärt  du  theätre  au  XVIII e 
siede.  (Musee,  3—4.) 

Jantzen,  H.  Ein  Bildnis  Robert  II.  de  la  Marek. 
(Repert.  f.  Kunstw.,  2.) 

Kemmerich,  M.  Entwicklungsstufen  d.  deut- 
schen Porträtmalerei.  (Frühling,  11  u.  12.) 

— Malerische  Porträts  aus  dem  deutschen  Mit- 
telalter vom  8.  bis  zum  Ende  des  13.  Jahr- 
hunderts. Nachtrag  und  Berichtigungen.  (Re- 
pert. f.  Kunstw.,  2.) 

— Die  Portraits  deutscher  Kaiser  und  Könige. 
(Neues  Ärch.  d.  Gesellsch.  f.  ä.  d.  Gesch.,  2.) 

Lothar,  R.  Das  Kind  als  Modell.  [Porträt.] 
(Hamb.  Correspondent,  6,  IV.) 

Minde-Ponet,  G.  Das  Originalbild  und  der 
letzte  Brief  Heinrich  von  Kleists.  (Ztschr.  f. 
Bücherfreunde,  2.) 

Quincke,  Wolfg.  Handbuch  der  Kostümkunde. 
3.,  verb.  u.  verm.  Äufl.  m.  459  Kostümfig.  in 
152  Äbbildgn.  (X,  255  S.)  Lex.  8«.  Leipzig, 
J.J.  Weber  08.  Geb.  in  Leinw.  7.50. 

Rosenberg,  Ä.  Gesch.  d.  Kostüms.  I.  Bd. 
6 Lfg.  Berl.,  Wasmuth.  6.—  ; gr.  Äusg.  10.— . 

Wurz,  J.  Ein  angebliches  Schillerbild.  (Rhein- 
lande, 4.) 


578 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


2.  Sammlungen. 

Sciences  des  collections.  Museums, 

Ädditionsto public galleries,  1907.  (Ärt journal, 
Mai.) 

Benois,  Äl.  La  collection  de  Mr.  Utheman  ä 
St.  Petersbourg.  Gemälde  u.  Kunstgewerbe. 
(Stargje  Gody,  4.) 

Benoit,  F.  Deux  Tableaux  du  muees  de  Lille. 
[Jordaens  und  Pseudo-Grünewald.]  (Rev.  de 
l’art  anc.  et  mod.,  131.) 

Benedite,  L.  Les  Collections  d’art  en  Rme- 
rique.  (Rev.  de  l’art  anc.  et  mod.,  132.) 

Doering,  O.  Eine  berühmte  Berliner  Kunst- 
sammlung. [B.  Oppenheim.]  Magdeb.  Ztg., 
4.,V.) 

Falke,  0.  v.  F.  Sarre  und  E.  Mittwoch,  Samm- 
lung F.  Sarre.  (Repert.  f.  Kunstw.,  2.) 

Grant,  J.  Kirby.  Mr.  John  G.  Johnson’s  col- 
lection of  pictures  in  Philadelphia.  Part  1. 
(Connoisseur,  81.) 

Malaguzzi  Valeri,  F.  Le  Collezioni  private 
lombarde.  La  collezione  Dubini  di  disegni 
antichi.  (Rassegna  d’arte,  1 e 3.) 

Meddelanden  frän  Nationalmuseum.  8^. 
Stockholm,  Nationalmuseum.  Nr.  32:  Statens 
konstsamlingars  tillväxt  odi  förvaltning  1907. 
Berättelse  afg.  af  Nationalmusei  intendent. 
80  S.  Kr.  1.25. 

Meier-Gräfe,  J.,  et  E. Klossowski.  La  col- 
lection Cheramy.  Catalogue  raisonne,  pre- 
cede  d’etudes  sur  les  maitres  principaux  de  la 
collection.  Illustre  de  127  heliotyp.  et  de  2 
heliograv.  hors  texte.  (118  S.)  München, 
R.  Piper  & Co.  08.  Äuf  Kpfrdr.-Pap.  60.—  ; 
auf  van  Geldern  120.—  ; auf  Japan  240.—. 

Migeon,  G.  Les  accroissements  des  musees. 
(Les  arts,  76.) 

Nicolle,  M.  La  Collection  Rodolphe  Kann. 
(Rev.  de  l’art  anc.  et  mod.,  132.) 

Pinin  ski,  L.  Eine  Wanderung  durch  die 
Madrider  Museen.  (Przegle^d  Polski,  2 u.  3.) 

Re  au,  L.  L’Ärt  allemand  dans  les  Musees 
fran^ais.  (Bull.  d.  Mus.  de  France,  2.). 

Schiött,  Fr.  Kong  Frederik  III’s  Bibliothek- 
og  Kunstkammerbygning.  (Architekten  X,  H. 
23.) 

Village  Museums  and  Clubs.  (Museums 
Journ.  10.) 

Woermann,  Wissenschftl.  Verzchn.  d.  ält.  Gern, 
der  Galerie  Weber  in  Hamburg.  2.  stark 
verm.,  verb.  Äufl.  (XIV,  288  S.  m.  Äbbildgn.) 
8*^.  Dresden  07.  (Hamburg,  C.  Boysen.) 
Kart,  nn  4. — . 

3,  Kunstgeschichten, 

Hisfoires  de  Vart.  Books  about  history  of  art. 

Brouwer,  P.  van  Limburg.  Romantische 
werken.  Leiden,  Ä.  W.  Sijthoff.  8®.  Kplt.  in 


6 dln.  f.  2.10;  geb.  f.  3.—.  Äfz.  dln.  f.  —.40; 
geb.  f.  — .65.  VI.  Het  leven  van  Benvenuto 
Cellini  (III,  252  blz.) 

Burtzeff,  Ä.  E.  Polnoje  sobranje  materjalow 
po  bibliografji,  paleografji  i chudoshestwu. 
(Slg.  V.  Material,  z.  Bibliogr.,  Paleographie  und 
Kunstwissenschaft.)  Petersburg  1§08.  Bd.  I., 
H.  1 u.  2. 

Buslajew,  F.  J.  Sotschinenja.  (Seine  Werke. 
Bd.  I:  Aufsätze  über  Kunstgeschichte  und  Ar- 
chäologie.) Petersburg  1908.  Kais.  Akademie 
d.  Wissenschaften.  4®.  552  S.  m.  40  Abb. 
M.  6.-. 

Lafond,  P.  L’Art  portugais.  (I.)  (Rev.  de  l’art 
anc.  et  mod.,  133.) 

Me  ly,  F.  de.  Les  Artistes  frangais  et  flamands 
du  Moyen  Age  dans  Vasari.  (Chron. 
d’arts,  8.) 

Mutermilch,  M.  Zarys  dziejöw  sztuki.  (Ab- 
riß d.  Kunstgeschichte.  1.  Altertum  u.  Mittel- 
alter.)  Warschau  1908.  16o.  185  S.  m.  Abb. 

Pola.  (Builder,  3401.) 

Wereschtsdiagin,  W.  A.  Materjalg  dia  bi- 
bliografji russkidi  illustrirow.  izdanij.  (Mate- 
rialien zur  Bibliographie  d.  russ.  illustrierten 
Ausgaben,  Heft  I.)  Petersburg  1908.  R.  2.—. 

Wurzbach,  A.  v.  Niederländ.  Künstler-Lexi- 
kon. 14.  Lfg.  Wien,  Hahn  u.  G.  4.—. 


4,  Denkmalspflege, 

Conservafions  des  monuments. 

Culfure  of  monuments. 

Denkmalpflege,  die,  in  der  Prov. WestpreuBen 
im  J.  1907.  Bericht  an  die  Prov.-Kommission 
zur  Verwaltg.  der  westpreuß.  Prov.-Museen 
zu  Danzig,  erstattet  vom  Prov.-Konservator 
(Kreisbauinsp.  Bernh.  Schmid).  (20  S.  m.  Ab- 
bildgn.  u.  3 Taf.)  Danzig,  (A.  W.  Kafemann) 
08.  Bar  1.-. 

F e i s e , W.  Zum  Heimatsdiu  tz  in  Einbeck.  (Denk- 
malpflege, 5.) 

Flugschrift,  30.,  31.,  33.  u.  35.-38.,  des  Dürer- 
Bundes  zur  ästhetischen  Kultur,  gr.  8®.  Mün- 
chen, G.  D.  W.  Callweg.  (Partiepreise.) 

Glasmalereien,  Zur  Erhaltung  von.  (Die 
Kirche,  4/5.) 

Malagola,  C.  I restauri  dei  monumenti  nelle 
provincie  vende.  (Rossegna  d’arte,  4.) 

Mitteilungen  des  rheinisdien  Vereins  f. Denk- 
malpflege u.  Heimatschutz.  Hrsg,  vom  Vor- 
stand. Red:  Amtsricht.  Dr.  F.  W.  Bredt.  2. 
Jahrg.  1.  Heft.  (44  S.  m.  Äbbildgn.  u.  4 Taf.) 
Lex.  8®.  Düsseldorf  (L.  Schwann).  2. — . 

Piper,  O.  Der  Neubau  der  Hohkönigsburg. 
(Ztschr.  f.  Gesch.  d.  Architektur,  7.) 

Protection  of  Ancient  Monuments.  (Builder, 
3397.) 


Bibliographie 


579 


Rehorst,  Landesbaur.  Prov.-Konservat.  a.  D. 
Beigeordn.  Carl:  Älte  Städtebilder  u.  moder- 
ner Verkehr.  Müssen  alte  Städtebilder  mo- 
dernen Verkehrsrücksichten  geopfert  werden? 
Vortrag.  (42  S.  m.  Äbbildgn.  u.  7 Taf.  08.  — .80. 
Thiel,  Ingen.  Wilh.  Die  Erhaltung  der  Ott- 
heinrichsbau-Fassade.  Eine  notwend.  Kritik 
zur  Heidelberger  Schloßfrage  u.  positive  Vor- 
schläge. Mit  2 Zeidinungen.  (52  S.)  gr.  8®. 
Heidelberg,  C.  Winter,  Verl.  08.  1.—. 

5.  Ausstellungen. 

Expositions. 

Äusstellung,  die  deutsche,  in  der  Bremer 
Kunsthalle.  (Kunst  f.  Älle,  15). 

B.  F.  Fra  Foraars-Udstillingerne.  III.  Historie- 
maleri.  (Nationaltidende , Kopenhagen, 
Nr.  11525). 

Bouger,  R.  Expositions  et  Concours.  (Bull, 
de  l’art.  382,  383). 

E.  T.  Den  Frie  Udstilling  I.  (Berlingske  Ti- 
dende,  Kopenhagen,  Nr.  103). 

Hevesi,  L.  Äus  dem  Wiener  Kunstleben. 

(Kunst  u.  Kunsthdwrk.,  3).] 

Katalog  der  großen  Berliner  Kunstausstellung 
1908.  (XII,  212  S.  m.  1 eingedr.  Plan.)  8». 
Berlin,  Union,  Zweigniederlassg.  bar  nn  1.—  ; 
m.  Äbbild.  (XII,  215  u.  160  S.  m.  1 eingedr. 
Plan)  nn  2. — ; geb.  nn  3.—. 

Kuzmany,  K.  W.  Die  Frühjahrsausstellung  d. 

Wiener  Sezession.  (Kunst  f.  Älle,  17). 
Maurer,  H.  Äus  d.  Geschichte  d.  Kunstaus- 
stellungen. (Luxemburger  Ztg.  14,  V). 
Michel,  W.  Münchener  Bilderfrühling.  (Kunst- 
chronik, 25). 

Niewiadomski,  E.  D.  Äusstellung  der  „Polska 
Sztuka  Stosowana“  und  ihr  Erfolg  in  Warschau. 
(Witez,  7.) 

Ritter,  W.  Correspondance  de  Vienne.  (Gaz. 
d.  beaux-arts,  611). 

Schmidt,  K.  E.  Pariser  Brief.  (Kunstchronik, 
23,  24). 

6.  Kunstnachrichten. 

Echo  des  arfs.  — Art  news. 

Ärt  and  artists.  (Morning  Post,  10.  IV). 
Bombe,  W.  Römischer  Brief.  (Nordd.  Ällg. 
Ztg.  29.  III). 

— Römischer  Brief.  (Magdeb.  Ztg.,  28.  III.) 


Grabar,  J.  Der  I.  Jahrgang  der  „Stargje  Godg“. 
(Wjessy  II). 

Grigioni,  C.  Documenti  Mo  Francesco  di 
Mo  Giovanni,  intagliatore;  Orasi  ascolani 
della  seconda  metä  del  sec.  XV;  Costruzione 
della  torre  meridionale  della  Chiesa  di  s.  Fran- 
cesco, del  Ponte  dei  ss.  Filippo  e Giacomo, 
della  Chiesa  di  S.  Maria  Maggiore,  della 
Chiesa  di  S.  Ägostino  in  Äscoli. 

Gümbel,  Ä.  Eine  neue  ardiivalische  Dürer- 
notiz. Zur  Veit -Stoßforschung.  (Repert.  f. 
Kunstw.,  2.) 

Roujon,  H.  Les  envois  de  Rome  en  1907. 
(Journ.  des  arts,  25.) 

Scatassa,  E.  Documenti.  PerFederico  Bran- 
dani.  (Rass.  Bibliogr.  d.  arte  ital.,  3—4.) 

— Un  inventario  della  Metropolitana  diUrbino, 
del  1564.  (Rass.  Bibliogr.  d.  arte  ital.,  3—4.) 

Sitte,  Ä.  Der  Nachlaß  des  Fürstbischofs  von 
Würzburg  Joh.  Philipp  Franz  v.  Schönborn, 
gest.  1724.  (Ärch.  d.  Hist.  Ver.  v.  Unter- 
franken 49). 

7.  Kunstunterricht. 

Enseignement  des  arts.  — Instruction  of  art. 

Bramsen,  Älfr.:  „Kunstens  ÄBC“.  (Köben- 
havn  Nr.  91.) 

Cambridge  and  Ärchitectural  Education. 
(Builder,  3391.) 

Corinth,  Lovis:  Das  Erlernen  der  Malerei.  Ein 
Handbuch.  (172  S.  m.  Äbbildgn.  u.  1 Taf.) 
gr.  8*.  Berlin,  P.  Cassirer  (08).  7.50;  geb.  in 
Halbfrz.  bar  10.—. 

Czapek,  Rud.:  Grundprobleme  der  Malerei. 
Ein  Buch  f.  Künstler  u.  Lernende.  (VIII,  183  S.) 
8^.  Leipzig,  Klinkhardt  & Biermann  08.  3.—. 
kart.  3.75. 

Kunstakademi  i Kristiania.  (Maler  Halfd. 
Ström’s  Plan:  Morgenbladet  Nr.  107.) 

Lehrlingswesen  im  Kunstgewerbe.  (Hohe 
Warte,  5.) 

Pabst,  Ä.  — Technische  Ärbeit  als  Erziehungs- 
mittel. (Dtsche.  Kst.  u.  Dek.,  8.) 

Romdahl,  Ä.  L.:  Skolbesöken  i Musei  konstaf- 
delning.  (Göteborgs  Handelstidning  Nr.  56.) 

Zahn,  Dr.  Ä.  v.:  Änatomisches  Taschenbüchlein 
zur  Nachhilfe  beim  Studium  nach  Natur  u. 
Äntike.  Mit  29  nach  der  Natur  gezeichneten 
Holzschn.  7.  Äufl.  (40  S.)  gr.  8®.  Leipzig,  G. 
Haberland  (08). 


DERKUNSrSAmLER 


ORGÄN  FÜR  DEN  INTERNÄTIONÄLEN  KUNSTMÄRKT 
UND  DIE  INTERESSEN  DER  SÄMMLER. 


DAS  RELIQUIAR  VON  1320,  AUS  DEM 
BESITZE  DES  GRAFEN  JOS.V.ARCO- 
ZINNEBERG  IN  MÜNCHEN. 

Im  Jahre  1901  war  auf  der  Ausstellung  von 
Meisterwerken  der  Renaissance  aus  Privatbesitz, 
veranstaltet  vom  Verein  bildender  Künstler 
Münchens  — Sezession  — aus  der  Sammlung 
des  Juveliers  Franz  Greb  in  München  ein  go- 
tisches Reliquienkästchen  mit  Silberschmelz  aus- 
gestellt. Doch  nur  wenige  Tage,  dann  wurde 
es  wieder  zurückgezogen:  Es  hatte  zu  großes 
Aufsehen  erregt.  Schon  damals  erfuhr  man  von 
der  Vorgeschichte  des  Kästchens  soviel,  daß  es 
vor  etwa  10  Jahren  von  einem  Münchner  Anti- 
quar für  1000  Mark  den  Zisterzienserinnen  des 
Klosters  Liditental  bei  Baden-Baden  abgekauft 
worden  war. 

Nicht  lange  danach  erwarb  Reichsrat  Graf 
Joseph  von  Arco-Zinneberg  in  München,  der 
Schatzmeister  des  Bager.  Vereins  der  Kunst- 
freunde, einen  Teil  der  Sammlung  Greb  und  mit 
ihm  das  Reliquienkästchen  um  eine  sehr  ansehn- 
liche Summe. 

Allgemeiner  bekannt  wurde  der  Schrein  erst 
durch  die  Ausstellung  des  Bager.  Vereins  der 
Kunstfreunde  im  Frühjahre  1906  und  ging  bei 
dieser  Gelegenheit  auch  zum  ersten  Male  durcii 
Veröffentlichungen  im  Formenschatz  und  im 
Münchner  Jahrbuch  der  bildenden  Kunst  in  die 
Literatur  über:  Die  Inschrift  auf  dem  Deckel  des 
Kästchens  nennt  als  Stifterin  eine  Kloster- 
schwester Margarethe  Pfrumbom  aus  Speger. 
Spegerer  Urkunden  erweisen,  daß  es  die  Tochter 
des  Spegerer  Patriziers  Albert  Pfrumbom  war, 
der  von  1291—1305  bezeugt  ist,  während  Mar- 
garethe selbst  in  einer  Urkunde  des  Rates  der 
Stadt  Speger  vom  23.  Juni  1203  als  Nonne  des 
Zisterzienserinnenklosters  Lichtental  genannt 
wird.  So  war  es  sicher,  daß  der  kostbare 
Schrein  an  600  Jahre  unversehrt  an  seinem  Be- 
stimmungsort, im  Kloster  Lichtental,  gestanden, 
das  1689  von  den  Franzosen  verschont  blieb. 
Die  Form  des  Kästchens  und  der  Stil  der  in 
Silberschmelz  dargestellten  Figuren  wiesen  deut- 
lich auf  den  Oberrhein,  die  Bedeutung  der 
Spegerer  Goldschmiedekunst  im  Mittelalter  und 


die  Herkunft  der  Stifterin  ließen  das  Stück  mit 
größter  Wahrscheinlichkeit  als  Spegerer  Arbeit 
erscheinen.  Otto  v.  Falke,  der  den  Schrein 
alsdann  in  Lehnerts  Geschichte  des  Kunstge- 
werbes aufnahm,  weist  auf  den  sienesischen 
Einfluß  im  Stil  einzelner  Köpfe  hin  und  be- 
zeichnet das  Reliquiar  als  ein  wichtiges  Beweis- 
stück für  den  Einfluß  Italiens  auf  die  ober- 
rheinischen Silberschmelzarbeiten  im  ersten 
Viertel  des  14.  Jahrhunderts.  Hierher  gehört 
noch  ein  aus  Konstanz  stammender  Kelch  im 
Museum  zu  Sigmaringen  und  eine  Kreuzigungs- 
gruppe sowie  zwei  Monstranzen  des  ehemaligen 
Baseler  Domschatzes,  woran  sich  die  Kreuzi- 
gungsgruppe im  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin, 
befindet. 

Jedermann  glaubte  nun  im  gräflich  Arcoschen 
Besitze  die  kostbare  rheinpfälzer  Antiquität  in 
sicherer  Hand.  Um  so  überraschender  war  am 
8.  Mai  die  Zeitungsmeldung,  daß  das  Reliquiar 
durch  die  Berliner  Kunsthandlung  Keller  und 
Reiner  um  den  Betrag  von  250000  Mark  nach 
Amerika  verkauft  worden  sei.  An  wen,  ist 
nicht  bekannt.  Innerhalb  von  drei  oder  vier 
Wochen  war  der  Verkauf  durch  Mittelspersonen 
abgeschlossen  worden,  nachdem  der  ursprüng- 
lich höhere  Preis  auf  ^4  Million  ermäßigt  worden 
war.  Das  Berliner  Kunstgewerbemuseum  hatte 
sich  lebhaft  um  die  Erwerbung  bemüht;  jedoch 
vergeblich,  wohl  weniger,  weil  die  Summe  nicht 
zu  beschaffen  gewesen  wäre,  sondern  weil 
durch  den  Besitz  der  verwandten  Arbeit  aus 
dem  Baseler  Schatze  ein  zwingendes  Bedürf- 
nis zum  Ankauf  für  dieses  Museum  nicht  be- 
stand. 

Anders  lag  der  Fall  für  die  Bayerischen  Mu- 
seen. Aus  Spegerer  Museumskreisen  war  schon 
vor  einem  Jahre  die  Ausstellung  unter  Eigen- 
tumsvorbehalt angeregt  worden,  doch  konnte 
der  Vorschlag  einstweilen  nicht  befürwortet 
werden,  da  das  jetzige  Museum  in  Speyer  nicht 
feuersicher  und  überfüllt,  der  große  Neubau  aber 
selbst  heute  noch  kaum  unter  Dach  ist.  Das 
Bayerische  Nationalmuseum  aber,  das  hier  an 
allererster  Stelle  in  Betracht  kommt,  und  das 
von  gotischem  Silberschmelz  so  gut  wie  gar 
nichts  besitzt,  hatte  sich  beim  Grafen  Arco  nie- 


Der  Kunstsammler 


581 


mals  um  das  Stück  bemüht.  Nur  so  konnte  es 
geschehen,  daß  Graf  Ärco  — wohl  im  Glauben, 
der  Verkauf  würde 
nidit  oder  erst  spät 
bekannt  — das  Reh- 
quiar  in  Berlin  ver- 
kaufen konnte,  ohne 
daß  in  München  selbst 
die  Händler  davon  er- 
fuhren. Dies  ist  um 
so  bedauerlicher,  da 
nach  den  Erfahrungen 
der  letzten  Zeit  die 
große  Summe  für  ein 
derartiges  hochbe- 
deutendes Kunstwerk 
unzweifelhaft  inBagern 
aufzubringen  gewesen 
wäre. 

So  ist  das  vater- 
ländische Stück,  das 
an  Kunst-  und  Äiter- 
tumswert,  an  Sicher- 
heit der  Herkunft  und 
an  Erhaltung  in  deut- 
schem Privatbesitz  voll- 


kommen einzigartig  war,  aus  Bagern  ins 
Äusland  gegangen  und  wird  möglicherweise  für 
immer  verschollen  sein. 
Alle  Zeitungen  und 
Zeitschriften  brachten 
„Nachrufe“  und  die 
illustrierten  Blätter 
vom  Weltspiegel  bis 
zum  Loisach  - Boten 
reproduzierten  die  ein- 
zige vorhandene  Pho- 
tographie, die  auch  wir 
hier  wiedergeben. 

Inzwischen  bestä- 
tigt sich  auch  das 
Gerücht , daß  Graf 
Ärco  a u ch  seine 
übrigen  Antiqui- 
täten aus  der  Samm- 
lung Greb,  darunter 
noch  mehrere  für 
Bagern  äußerst  wich- 
tige Werke,  vor  we- 
nigen Tagen  i n s 
Ausland  verkauft 
hat. 


Reliquiar,  oberrheinische  Arbeit  aus  vergoldetem  Silber  u.  Silberemail, 
gestiftet  gegen  1320  von  der  Zisterzienserin  Greta  Pfrumborn  an  das 
□ Kloster  Lichtental  bei  Baden-Baden  □ 

Vom  Grafen  Jos.  v.  Ärco-Zinneberg  in  München  für  250000  M.  nach  Ämerika  verkauft 


38 


582 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft 


DER  KUNSTMÄRKT 

FRANKFURT  a.  M.  

Die  Versteigerung  der  Erbsteinsdien  Me- 
daillensammlung nahm  in  Anwesenheit  zahl- 
reicher deutscher  und  ausländischer  Interessenten 
einen  sehr  angeregten  Verlauf;  u.  a.  waren  die 
Direktoren  der  Münzkabinette  in  Dresden, 
Mündien,  Gotha,  sowie  des  Germanischen 
National-Museums  in  Nürnberg  persönlich  er- 
schienen. Unter  den  italienischen  Medaillen 
erzielte  das  schöne  Schaustück  der  Margarethe 
von  Foix  mit  610  M.  den  höchsten  Preis.  Unter 
den  deutsdien  Arbeiten  brachte  die  herrliche 
Bronze-Medaille  Friedrichs  des  Alten  von  Bran- 
denburg-Ansbach 3100  M.,  der  Abt  Konrad 
Reuter  von  Kaisersheim,  ebenfalls  Bronze,  lOOOM., 
Georg  von  der  Pfalz  als  Bischof  von  Speier, 
das  Exemplar  der  Sammlung  Sdiulthess-Rech- 
berg  1925  M.,  ein  herrliches  Porträtstück  Johann 
Friedrichs  des  Großmütigen  1^25  M.,  ein  solches 
Georgs  des  Bärtigen  1125M.,  eine  bisher  un- 
bekannte Bronze -Medaille  Georgs  ab  Austria 
als  Bischof  von  Brixen  1875  M.,  ein  doppelter 
Schautaler  Wilhelms VII  von  Henneberg  900  M., 
ein  Schaustück  auf  den  schmalkaldischen  Bund 
mit  den  Brustbildern  Philipps  von  Hessen  und 
Johann  Friedrichs  von  Sachsen  825  M.  usw.  Von 
den  Wolffschen  Modellen  in  Kehlheimer  Stein 
brachte  Joachim  Ernst  von  Anhalt  555  M., 
Ferdinand  I.  von  Wartenberg  605  M,  Georg  Ernst 
von  Henneberg  M.  760  usw.  Das  große  Porträt 
des  Pfalzgrafen  Otto  Heinrich  von  dem  be- 
rühmten Augsburger  Meister  Hans  Daudier  in 
Stein  geschnitten,  ging  für  13000  M.  in  den  Be- 
sitz eines  Pariser  Antiquitätenhändlers  über, 
das  zweiseitige  Steinmodell  zu  der  Medaille 
Alberts  V.  von  Bayern  von  Lorenz  Rosenbaum 
erzielte  1000  M.,  das  reizende  Porträt  eines 
Unbekannten  von  dem  Monogrammisten  M 
2400M.,  ein  unbezeichnetes  Brustbild  des  Herzogs 
Albrecht  von  Preußen  2750  M. 

S 

PARIS  =z::. 

Der  Monat  Mai  hat  eine  Reihe  sehr  bedeu- 
tender Versteigerungen  gebracht,  die  besonders 
für  die  kunstgewerblichen  Arbeiten  des  Orients 
und  des  Mittelalters  von  Interesse  waren. 

Moderne  Bilder  kamen  wenig  zur  Verstei- 
gerung. Die  Resultate  der  Versteigerung  vom 
16.  Mai,  bei  der  eine  Reihe  Werke  von  Bon- 
nard,  Cezanne,  van  Gogh,  Gauguin,  Denis  und 
den  Neoimpressionisten  verkauft  wurden,  blieben 
ini  allgemeinen  hinter  den  Erwartungen  zurück. 


Sammlung  Gerbeau.  Drei  Venten.  (C. 
Pr.:  Bizouard  et  Henri  Baudoin.  Exp.  Mann- 
heim.) Gesamtertrag  der  drei  Venten:  779295  fs. 
Vente  1.  30.  April  bis  6.  Mai.  Chinesisches 
Porzellan.  Epoche  Ming:  6.  Statuette  des 
Kuan-Ti,  Kriegsgott,  sitzend,  türkisblau  und 
violett  emailliert.  (34  cm):  955  fs.  (Antoine).  — 
Epodie  Tsching-Hoa:  10.  Vase,  darauf 
Empfang  eines  Mandarinen  dargestellt,  blau  auf 
gelbem  Grund.  (42  cm):  2510  fs.  (Roseneau).  — 
14.  Gebrauchte  Vase  mit  4 Feldern:  Landschaften 
und  Baumgruppen.  (40  cm):  9500  fs.  (Heliot).  — 
Epoche  Kang-Hi.  55.  Hornförmige  Vase, 
Kämpfende  Krieger.  (46  cm) : 2930  fs.  (Heliot).— 
56.  Große  vierseitige  Vase,  Familienszenen. 
(Repariert,  67  cm):  6100  fs.  (Mme  Langweill). 
— 62.  Rollenförmige  Vase,  Landschaften  und 
Vögel.  (43  cm):  3000  fs.  (Mme  Langweill).  — 
64.  Rollenförmige  Vase,  Landschaften,  Figuren, 
Geräte,  Grund  grün  kariert.  (44  cm):  2900  fs. 
(Heliot).  — 65.  Rollenförmige  Vase,  Blumen- 
zweige, Drachen  grüner  Grund.  (Sprung,  45  cm): 
3100  fs.  (George).  — 70.  Vierseitige  Vase  mit 
geschweiftem  Halse,  Figuren  in  Landschaft, 
Blumenbordüren,  auf  dem  Halse  ausgesparte 
Felder,  Früdite.  (47  cm,  kl.  Reparat.):  11000  fs. 
(Heliot).  — 75.  Vierseitige  Vase,  Felder  mit 
Bäumen,  Tieren,  Geräten.  (48  cm):  5000  fs. 
(Wittorski).  — 77.  Rollenförmige  zweiseitige 
Vase,  Pagoden,  Sdiuppenverzierungen.  (43  cm): 
6000  fs.  (Heliot).  — 88.  Spindelförmige  Vase, 
Bäume,  Vögel,  Inschriften.  (49  cm).  8525  fs. 
(Wittorski).  — Jaspis.  187.  Kästchen  auf  4 Füßen 
mit  Deckel,  Fledermäuse  als  Henkel,  smaragd- 
farbener  Jaspis:  4100  fs.  (Ducreux).  — Berg- 
kristall,  China:  268.  Statuette  einer  bärtigen 
Gottheit,  Früdite  in  beiden  Händen.  (26  cm): 
4500  fs.  (Tata).  — 276.  Bauchige  Vase,  Ele- 
phantenköpfe  als  Henkel.  Vögel,  Fong-Hoang 
als  Dekoration,  rosa,  Bergkristall.  (23  cm): 
3000  fs.  (Heliot).  — 313.  Räudiergefäß  in  Lapis 
Lazuli:  1450  fs. 

Chinesisches  Porzellan.  Epoche  Kien- 
Lun  g:  109.  Zwei  hornförmige  Vasen,  Dekor: 
Spielende  Kinder.  (45  cm):  3060  fs.  (Vander- 
mesch).  — 110.  Zwei  Töpfe  mit  zackiger 

Verzierung.  (43  cm):  '3400  fs.  (Paulme).  — 
123.  Zwei  verzierte  Töpfe,  Familienszenen. 
(Rissig,  43  cm):  4000  fs.  (Beisch).  — 132.  Zwei 
große  Vasen,  Dekor:  Kinder,  Flachrelief.  (80  cm): 
3700  fs.  (Langweill). 

Tapisserien.  667.  Tapisserie  Aubusson 
Louis  XV.  Jäger  und  Bauern  mit  Schafen. 
(265:500):  8000  fs.  (Bauml).  — 668.  Zwei  Ta- 
pisserien Aubusson  Louis  XV.  Das  Tourniquet- 
spiel,  Bauer  uud  Hirtin.  (255:260):  8200  fs. 
(George).  Gesamtertrag  356370  fs.  670  Nrn. 


Der  Kunstsammlcr 


583 


Zweite  Vente  12.— 15.  Mai.  Graphik. 
Rembrandt.  79.  Bettler  an  einer  Türe.  l.Etat. 
1750  fs.  — 80.  Die  Mühle  Rembrandts:  600  fs. 
86.  Die  große  jüdisdie  Braut:  400  fs.  — 151. 
152.  153.  Moreau  le  jeune,  Das  Entkleiden 
der  Braut  (le  coudier  de  la  mariee).  l.Etat,  nur 
Radierung  Moreaus  ohne  die  Zutaten  Simonnets; 
2.  dieselbe,  avant  la  lettre,  vor  der  Anbringung 
des  Wappens  und  zahlreicher  kleiner  Retoudien, 
breiter  Rand;  3.  dieselbe,  avant  la  lettre,  ganz 
durchgearbeitet:  12100  fs.  (Rousseau-Gerard.) 
161.  Massard,  Das  Erwachen,  avant  la  lettre: 
1920  fs.  — 179.  Cazenave  nach  Boilly,  Die 
Optik,  farbig:  1660  fs.  (Danlos).  — 336.  Debu- 
court.  Die  beiden  Küsse  (farbig):  4950  fs. 
(Danlos).  — 337.  Debucourt,  Das  Menuett 
der  Braut,  Die  Hochzeit  im  Schlosse.  2 Stück, 
farbig,  avant  la  lettre.  8900  fs.  (Danlos).  — 
338.  Debucourt,  Der  wiederbelebte  Vogel 
(farbig):  8100  fs.  (Clessienne).  — 339.  Debu- 
court,  Spaziergang  im  Palais  Royal  (farbig): 
2500  fs.  (Champtier  de  Rives).  — 341.  Debu- 
court.  Glück  und  Unglück.  Das  Einsteigen. 
2 Stück  (farbig):  5000  fs.  (Danlos).  — Debu- 
court.  Das  Kompliment.  Die  Blumensträuße. 
2 Stück  (farbig):  2000  fs.  (Lenoir).  — 343.  De- 
bu  court.  Die  Rose.  Die  Hand.  2 Stück  (farbig,  er- 
gänzter Rand):  4200  fs.  (Danlos).  — 403.  Wil- 
helmine von  Preußen,  Erbprinzessin  von  Oranien 
und  Nassau,  Hentzi  & Toselli,  farbig:  760  fs. 
(Gosselin).  — 435.  Delaunay  nach  Freude- 
berg, Das  Morgengrauen:  1950  fs.  (Danlos).  — 
441.  Mixelle  nach  Garneray,  Der  Roman, 
Der  Morgen  (farbig):  1220  fs.  (Naggelmaker). 

— 446.  Goya,  Die  Caprichos,  80  Tafeln:  460 fs- 
(Gosselin).  — 447.  Goya,  Tauromaquia,  33  Ta- 
feln: 600  fs.  (Gosselin).  — 452.  Levasseur, 
Das  Mildmädchen,  avant  la  lettre:  1320  fs. 
(Mme  Girard).  — 458.  Reynolds  nach  Hopp- 
ner,  Countess  of  Oxford:  930  fs.  (Weih).  — 518. 
Dequauviller  nach  Lawreince,  Die  Ver- 
sammlung im  Konzert  — im  Salon.  2 Stück:  2060 fs. 

— Janinet  nach  Lawreince,  Das  schwierige 
Geständnis  (farbig,  av.  1.  l.):3500fs.  523  + 542. 
Delaunay.  Das  Billet  doux.  Was  wircl  der 
Äbbe  sagen?  2 Stück  (mit  Wappen,  Titel  und 
Künstlerbezeichnung):  4700  fs.  — 524.  Chapuy, 
Die  drei  Schwestern  im  Park  von  St.  Cloud. 
Die  drei  Grazien  im  Bois  de  Vincennes  (farbig, 
2 Stück):  5730  fs.  (Weill).  - 525.  Dieselben 
(farbig,  ohne  Rand):  2200  fs.  — 534.  Janinet, 
Die  Indiskretion  (av.  1.  1.,  farbig,  Preßrand): 
4440  fs.  (Danlos).  — 563.  Longueil,  Unvor- 
sichtige Geschenke.  Die  Rückkehr  zur  Tugend 
(2  Stück,  farbig,  av.  1.  1.) : 6600  fs.  (Danlos).  — 
589.  Nach  Morland  von  Soiron,  St.  James 
Park.  A Tea  Garden  (2  Stück,  farbig):  3700 fs. 


— 620.  V.  Green  nach  Reynolds.  Miss  Sarah 
Campbell  (av.  1.  1.):  5000  fs.  (Strolin).  — 629. 
Bartolozzi  nach  Reynolds,  Jane  Countess 
of  Harrington  and  her  children  (farbig):  9200  fs. 
(Danlos).  — 641.  Bartolozzi  nach  Reynolds, 
Lady  Smith  and  her  children  (farbig):  5600  fs. 
(Thomas).  — 643.  Dickinson  nach  Reynolds, 
Elisabeth  Taylor:  4000  fs.  (Mme  Rousseau). 

Gesamtertrag  320413  fs. 

Dritte  Vente.  Alte  und  moderne  Bil- 
der, Handzeichnungen.  18.  Mai.  129  Num- 
mern. Ertrag  102512  fs. 

Moderne  Bilder.  3.  Albert  Besnard, 
Das  rothaarige  Mädchen  (62:48):  5100  fs.  (Fe- 
ral).  — 4.  Boudin,  Antwerpen  (41 :65):  2500  fs. 
(Bernheim).  — 8.  Corot,  Der  Teich  (25:33): 
9200  fs.  (Allard).  — 12.  Diaz  de  la  Peha,  Das 
kleine  Mädchen  mit  dem  Hunde  (31 : 21) : 1220  fs. 
JTempelaere).  — 15.  Gauguin.  Bretonische 
Bäuerinnen  (70:88):  1900  fs.  (Vollard).  — 16. 
Guillaumin,  Der  Garten  (72:90):  1500  fs. 
(Feral).  — 18.  Henner,  Magdalena  (27:22): 
5050  fs.  — 22.  Jongkind,  Kanal  in  Holland 
(32  : 41):  3200  fs.  (Bonjean).  — 24.  A.  Lebourg, 
Croisset  bei  Rouen  (54:73):  920  fs.  (Amodru). 
23.  A.  Lebourg,  Winter  in  der  Auvergne 
(61 :109):  1750  fs.  (G.  Bernheim).  — 26.  A.  Le- 
bourg, Umgegend  von  Rouen  (59:78):  3100  fs. 
(Feral).  — 30.  A.  Lebourg,  Seineufer  (35:36): 
2050.  (Feral).  — 40.  Lebourg,  Weg  in  der 
Umgegend  von  Rouen  (50:72):  1360  fs.  (G. 
Bernheim).  — 43.  Lebourg,  Die  Allier  bei  Pont 
du  Chateau  (44  : 83):  1100  fs.  (Freret).  — 48. 
Legros,DieGeographiestunde  (150:105):  1055 fs. 
(Vollard).  — 49.  Legros,  Porträt  L.’s  und  Ro- 
dins  (58:72):  220  fs.  (Vollard).  — 56.  Claude 
Monet,  Der  Winter  (60:80):  6100  fs.  (Feral). 

- 58.  Pissaro,  Die  Gärtnerin  (46:37):  950  fs. 
(Feral).  — 60.  Ribot,  Drei  Frauengestalten  (53:59): 
1300 fs.  (F.  Gerard).  — 61.  Th.  Rousseau,  Tei^ 
im  Walde  (29:44):  1550  fs.  (Moll).  — 62.  Sisley, 
Die  Brücke  von  Moret  (54  : 72) : 3350  fs.  (Bern- 
heim jeune).  — 63.  Vuillard,  Die  Suppe:  780 fs- 
(Bernheim  jeune).  — 64.  Vuillard,  Stilleben: 
820  fs.  (Bernheim  jeune).  — 67.  Ziem,  Um- 
gegend von  Venedig  (33  : 45):  3050  fs.  (Feral). 

Aquarelle,  Zeichnungen  usw.  70.  Bo- 
nin g ton,  Die  Familie  mit  dem  Papagei:  560  fs. 
(Homberg). 

Alte  Bilder  und  Zeichnungen.  103. 
Boucher,  Das  Bad  der  Hirtin,  Zeichnung  (26 : 23): 
820  fs.  (Feral).  — 106.  Goya,  Bild  des  Meisters 
(16:12):  2225  fs.  (Decourcelle.  Vente  Mühl- 
bacher, 1907:  3000  fs.).  — 114.  Prudhon,  Ent- 
wurf eines  Lehnsessels  für  die  Kaiserin  Marie 
Louise  (21:36):  660  fs.  (Ferte;  vente  Goncourt: 
2000  fs.). 


584 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


Gemälde  von  Cazin.  2.  Mai.  (C.  Pr. 
Lair-Dubreuil,  Exp.  G.  Petit).  31  Nummern, 
Gesamtertrag  78810  fs. 

1.  Älter  Quai  in  Bercg,  abends  (87:87): 
1300  fs.  (Mme  Hirsch).  — 4.  Heimkehr  von  der 
Schenke.  Mondstimmung  (65:90):  7500  fs. 
(Ernest  Mag).  — 5.  Holländische  Mühle  (46:55): 
2250  fs.  (Marquise  de  Gapag).  — 8.  Pont 
d’Äusterlitz  (46 : 55) : 2500  fs.  (Mme  Ädam).  —• 
12.  Regenbogen  bei  Mondschein  (51 : 63) : 2500  fs. 
(Hoskier).  — 17.  Älter  Hafen  bei  Zaandam 
(53:64):  3100  fs.  (Ernest  Mag).  ~ 19.  Weg  nach 
Versailles  (65:82):  2800  fs.  (G.  Petit).  — 20. 
Holländischer  Kanal,  Mondaufgang  (65:80): 
4000  fs.  (Schoeller).  — 21.  Küstenfelsen  bei  Equi- 
hen  (80:100):  3900  fs.  (Schoeller).  — 24.  Dord- 
recht  (65:80):  9000  fs.  (Willg  Blumenthal).  — 
28.  Älte  Häuser  in  Recloscs  (38 : 46) : 2100  fs. 
(Lecreux). 

Sammlung  Zclikine.  7.-9.  Mai.  (C.  Pr. 
Lair  Dubreuil  und  Baudouin,  Exp.  Blodie). 

Grubenschmelzarbeiten.  1.  Figuren- 
gruppe,  gehämmertes  Kupfer.  Die  Jungfrau 
mit  dem  Christuskind  auf  schmelzverziertem 
Thronsessel.  Ärbeit  von  Limoges  XIII.  Jhdt. 
(22  cm):  17000  fs.  (van  Dam;  Taxe  25000  fs.; 
vente  d’Yanville:  51000  fs.).  — 2.  Bischofs- 
stab. St.  Michael  mit  dem  Drachen  (20  cm): 
9100  fs.  (Paulme;  Taxe  12000  fs.;  vente  Que- 
rog:  12110  fs.).  — 3.  Schließe  eines  Chor- 
mantels, Christus  am  Kreuz,  Madonna,  St.  Jo- 
hannes XIV.  Jhdt.  (17  cm):  4000  fs.  (Sekeian; 
Taxe  8000  fs.;  vente  Germeau,  1868  : 50  fs.; 
vente  Querog  1907:  8000  fs.).  — Reliquien- 
schrein, 6 Figuren  Relief.  XIV.  Jhdt.  (13  cm): 
3600  fs.  (Remion;  Taxe  6000  fs.;  vente  Ducatel 
1890:  860  fs.;  vente  d’Yanville:  7000  fs.).  — 
6.  Platte,  Christus  am  Kreuz,  Maria,  Johannes, 
2 Engelchen.  Xlll.  Jhdt.  (20:12):  2500  fs.  (Ham- 
burger; Taxe  4000  fs.;  vente  Querog,  1907: 
2900  fs.).  — 7.  Platte,  Christus  am  Kreuz, 
Maria,  Johannes  XIV.  Jhdt.  (19:15):  1555  fs. 
Äntoine;  Taxe  3000  fs.;' vente  Querog,  1907: 
3600  fs.).  — 10.  Platte,  Christus  am  Kreuz, 
Maria,  Johannes,  Petrus,  Äpostel.  XIII.  Jhdt. 
(12  : 21):  5500  fs.  (Rosenberg;  Taxe  4000  fs. 
Vente  Querog  1907:  4200  fs.).  — Gemalte 
Emails  von  Limoges:  17.  Änbetung  der  drei 
Könige  von  Mo nvaerni,  farbig.  [Ende  XV.  Jhdt. 
(24:23):  37000  fs.  (Canessa;  Taxe  30000  fs.; 
vente  Querog  1907  41000  fs.).  — 18.  Werk- 
statt des  Monvaerni,  Die  Jungfrau  und 
Joseph,  Christus  anbetend  (20  cm  h.):  6600  fs. 
(Rosenberg;  vente  Querog:  4500  fs.). 

Terrakotten.  33.  Genius  der  Skulptur 
(68  cm):  9000  fs.  (Mme  Doucet;  Taxe  15000  fs. 
— 34.  Marin  zugeschrieben.  Sitzende  Bacchan- 


tin, stehender  Satgr  (37:33):  2550  fs.  (Hebrard; 
Taxe  6000  fs.)  — 37.  Marin,  Paris  vor  einem 
Monument  sitzend  (32:28):  2450  fs.  (Älain; 
Taxe  4000fs.)~41.  Houdon,  Statuette  Frank- 
lins: 2700  fs.  (Fritz  Henrg). 

Porzellan  von  Menneeg.  114.  Büste 
Louis  XV.  auf  Sockel.  Weichporzellan  (45  cm): 
23000  fs.  (Seligmann;  Taxe  30000;  vente  Tur- 
got  1887:  700 fs.;  vente  Yanville  1907:  47000fs.). 

118.  Kind  einen  Korb  haltend,  auf  einem 
Hund  sitzend  (16  : 15,  restauriert):  4800  fs.  (Mme 
Älain;  Taxe  4000  fs;  vente  du  Sartel  1894: 
490  fs.;  vente  d’Yanville  1907:  8000  fs.  — 120. 
Viellespieler  (20  cm):  4300  fs.  (Mme  Älain, 
Taxe  3000  fs.;  Vente  d’Yanville  1907:  8100  fs.). 

Porzellan  von  Chantillg.  132.  Zwei 
Blumentöpfe  polgchrom  und  goldig  dekoriert 
(17:19,  restauriert):  5710fs.  (Ducreg;  Taxe 5000 fs.; 
vente  d’Yanville:  6450  fs.).  — von  Rouen. 
146.  Zwei  hornförmige  Vasen,  chinesischer  Stil 
(21  cm,  restaur.):  2125  fs.  (Pisani,  Taxe  2000  fs. ; 
vente  d’Yanville:  4000  fs.)  — von  Ludwigs- 
burg. 175.  Äsiatischer  Fürst  (30  cm):  3250  fs. 
(Dreg;  Taxe  4000  fs.). 

Chinesisches  Porzellan.  187.  2 Vasen: 
„Familie  des  Indes“,  sechseckig,  reich  dekoriert, 
Bronzemontierung  Louis  XVI.  (53  cm  restaur.): 
9000  fs.  (Mme  Doucet;  Taxe  12000  fs.). 

Kunstbronzen.  XVII.  u.  XVIII.  Jhdt.  63. 
64.  2 Gruppen:  Venus  Ämor  die  Brust  reichend; 
Saturn  d.  Liebe  strafend,  Pajou  zugeschrieben 
(40  cm):  4800  fs.  (Samarg,  Taxe  8000  fs.).  — 
76.  Pendule,  Marmor  und  Bronze,  2 Putti 
(35:  132):  11100  fs.  (Baron  d’Orosdg,  Taxe 
16000  fs.).  77.  Clodion  zugeschrieben  (aus- 

geführt V.  Gouthiere  (?);  Pendule,  Trauben- 
pressende Bacchantin  (50:42):  7520  fs.  (Mlle 
Brach,  Taxe  8000  fs.).  ~ 104.  Pendule,  Lgra- 
form,  Ämorette  (50 : 40) : 4500  fs.  (Baron  d’Orosdg, 
Taxe  7000  fs.). 

Marmor.  107.  Große  flaschenförmige  Vase. 
Louis  XVI.-Montierung  (100  cm,  restaur.) : 10000  fs. 
(Brodart,  Taxe  20000  fs.,  vente  Kotschoubeg 
1907:  16500  fs.). 

Gemälde:  274.  Casanova,  Äusruhende 
Hirten  (95:127):  3500  fs.  (Doucet,  Taxe  5000  fs., 
Vente  Lelong  3700  fs.).  — 277.  Cour  bet.  Schloß 
von  Omans  (63  : 77):  2600  fs.  (M.  Carnaud, 
Taxe  5000  fs.).  — 279.  David,  Coriolan  (100 : 125) : 
2000  fs.  (Mme  Doucet,  Taxe  3000  fs.)  — - 281. 
Eisen,  Frühling  und  Herbst  (42:36):  2100  fs. 
(Robert,  Taxe  3000 fs.).  — 286.  Bg zantin i sehe 
Schule.  Legende  der  hl.  Ursula  (98  : 117): 
1630  fs.  (Picard,  Taxe  5000  fs.,  Vente  Querog 
9000  fs.) 

Gesamtertrag  415029  fs.,  295  Nummern. 


Der  Kunstsammler 


585 


S ammlung  P.  M. . . . 8.  Mai.  (C.  Pr.  Bau- 
doin,  Exp.  Feral.)  Gemälde.  Engländer. 
1.  Beediey,  Frau  mit  Hund  (74:62):  2600  fs. 

— 2.  Bonington,  Prozession, Venedig  (114:162): 
3000  fs.  — 4.  Constable,  Landschaftsstudie 
(54:94):  2300 fs.  — 5.  Constable,  GlebeFarm 
(45:63):  6000  fs.  (Schnell).  — 6.  Lawrence, 
M.  Richardson  u.  s.  Kinder  (125:100):  8000  fs. 

— 7.  Lawrence,  Ladg  Greg  und  ihre  Töchter 
(49:37):  6000  fs.  (Feral). 

Älte  Bilder.  16.  Boursse,  Die Benedicite. 
(58:46)  9000  fs.  (Jonas).  — 17.  Brouwer,  Der 
Raucher  (32:25):  4000  fs.  — Brekelenkam, 
Der  Holzsdiuhmacher  (46:64):  4500  fs.  — Ge- 
rard  David.  Christus  im  Leichentuch  (88:55): 
7200  fs.  (Heilbronner).  — 24.  Cranach,  Männl. 
Bildnis  (18:14):  4260  fs.  (Ducreg).  — 31.  Hugo 
V.  d.  G o e s , Madonna  (40 : 25) : 14500  fs.  (Meger). 

— 32.  Gossaert  Mabuse,  Mars  und  Venus 
(45:45):  20000  fs.  (Grosse,  vente  Sedelmeger: 
2000  fs.).  — 35.  van  Gogen,  Holländischer 
Fluß  (66:98):  10500fs.  (Ducreg,  Taxe  15000 fs.). 

— 36.  van  Gogen,  Das  befestigte  Dorf  (58:70): 
8300  fs.  — 8.  39.  Schule  Franz  Hals,  Der 
Rommelpott  (108:90):  7000  fs.  (Taxe  12000  fs.). 

— 47.  Maes,  Porträt  e.  jungen  Frau  (116:88): 
14500  fs.  — 48.  Maes,  Mädchen  mit  Reh  (58 : 49): 
3200  fs.  (Montagnac).  — 59.  Meister  der 
Halbfiguren,  Junge  schreibende  Frau  (45:29): 
2800  fs.  (Feral).  — 51.  Dem  Meister  v.  Tode 
Mariä  zugeschr.,  Hierongmus  in  der  Wüste 
(45:74):  4800  fs.  (Ducreg).  --  39.  Ravestegn, 
Porträt  einer  jungen  Frau  (121:90):  17600  fs. 
(Ägnew).  — 60.  Rubens,  Decius  Mus  erzählt 
seinen  Traum  (82  : 71):  6700  fs.  (Neumans, 
vente  Sedelmeger:  6700  fs.).  — 62.  Salomon 
Rugsdael,  Holl.  Landschaft  (50:68):  3500  fs. 
(Neumans).  — 66.  Jan  Steen,  Lustige  Gesell- 
schaft (78  : 99):  5000  fs.  (vente  Sedelmeger: 
8100  fs.).  — 68.  Teniers,  Die  Fischer  (115:195): 
4200  fs.  — 74.  Verspronck,  Damenbildnis 
(107:67):  3300  fs.  (Ducreg).  - 75.  De  Vos, 
Frauenporträt  (76:58):  5200  fs.  (Ducreg). 

Franzosen.  80.  Boucher.  Die  kleine 
Gärtnerin  (54 : 46) : 3000 fs.  (Grosse).  — 95.  Lar- 
gilliere.  Junge  Frau  (80:63):  20500  fs.  (Ägnew. 
Taxe  15000  fs.)  — 96.  Largilliere,  Frauen- 
porträt (82  : 65):  4100  fs.  (Meger).  — 101.  Schule 
Nattiers,  Herzogin  v.  Chateauroux  (?)  (90:72): 
3100  fs.  (Feral).  — 102.  Pater,  Die  Wahr- 
sagerin (34:43):  7000  fs.  (Ducreg,  vente  Sedel- 
meger 1907:  12000  fs.).  — 105.  Hubert  Ro- 
bert, Landschaft  mit  Ruinen  (62:88):  5400  fs. 
(Neumans). — 106.  Hubert  Robert  (?),  Bildnis 
der  Tochter  Fragonards  (?)  (50:40):  3100  fs. 
(Feral).  — 107.  Schall,  Tänzerin  (41 : 34):  5200  fs. 
(Stettiner).  — 108.  Taraval,  Ruhe  Dianens 


(88:115):  5000  fs.  (Stettiner).  — 109.  Tocque, 
Bildnis  eines  Edelmanns  (80:64):  7800  fs.  — 
111.  Vanloo,  Junge  Frau  (58:48):  16700  fs. 
(Ägnew,  Taxe  12000  fs.).  — VanLoo,  Junge 
Frau  (60  : 48):  5300  fs.  (Momen). 

Spanier.  Italiener.  118.  Goga,  Karne- 
valszene (83  : 102):  12500  fs.  (Feral).  — 123. 
Pollajuolo  zugeschr.  Tobias  und  der  Engel 
(163:140):  10000  (Feral). 

125  Nummern,  Gesamtertrag  415029  fs. 

Sammlung  Homberg.  11. — 16.Mai  (C.Pr. 
Lair  Dubreuil,  Exp.:  Mannheim,  Sambon). 

Ärabische  Gläser  (Äusgrabungen).  — 
Aggptische  Ältertümer.  — Persische  Fag- 
encen.  127.  Platte  mit  Figurendarstellungen, 
metallische  Reflexe  (49  cm  h.,  restaur.):  3200  fs. 
(Morgan).  — 157.  Sechseckiger  Sockel  (25:20): 
3150 fs.  (Kouchakji,  Taxe 800 fs.).  — Fagencen 
V.  Kutaia.  Phönikische  Gläser.  Älexan- 
drinische,  römische,  sgrische  Gläser. 
Fagencen  von  Damaskus.  224.  Vertiefte 
Schale,  Nelken  und  Tulpen,  farbig  auf  weißem 
Grund  (Durchm.  35  cm,  restaur.),  4005  fs.  (Än- 
toine,  Taxe  2500  fs.).  — 225.  dto..  Dekorierte^ 
Blütenzweige  (Durchm.  32  cm) : 4500  fs.  (Kaleb-  * 
jian,  Taxe  4000  fs.). 

Fagencen  von  Solimanieh.  240.  Tgm- 
panum,  Blumenverzierung  auf  Weiß,  blau  um- 
randet: 9100  fs.  (Morgan,  Taxe  6000  fs.).  — 
Fagencen  von  Buchara,  von  Rhodus: 
266.  Krug,  Zweige  auf  Schuppenornament: 
3000  fs.  (Kalebjian).  — 267.  Tiefe  Schale,  Tul- 
pen: 3000  fs.  (Kalebjian).  — 273.  Fragment  einer 
Schale,  rotgrundig:  3000  fs.  (Margossian).  — 
Topf  mit  Henkeln,  Palmetten,  grauer  Grund: 
39(30  fs.  (Jenriette).  — Italienisch.  316.  Än- 
drea  della  Robbia,  Medaillon.  Büste  d.  Lu- 
cretia  (weiß  auf  blau,  Durchm.  42  cm):  6620  fs. 
(Fould).  — Hispanomoresk.  320.  2 Schalen, 
blaue  Bemalung:  3800  fs.  (Brondel). 

Kupfer,  Bronzen  usw.  334.  Wasser- 
kanne, silberdamaszierte  Bronze.  Jagdszene. 
Mossul.  XIII.  Jhdt.  (43  cm):  12150  fs.  (Mar- 
gossian). — 335.  Leuchter,  Kupfer,  gold-  und 
silbertauschiert.  Mossul.  XIII.  Jhdt.  (30  cm): 
3500  fs.  (Maignan).  — 343.  Reichverzierte,  tau- 
schierte  Kupferschale.  Jagdszenen  (Durchm. 
55  cm):  3005  fs.  (Äntoine).  — 346.  Bronze- 
gefäß,  Krieger,Tiere,  Ärabesken  (46:65):  3100 fs. 

Handschriften.  Roustan  von  Saadi  von 
Schiras.  5.  Miniaturen:  110(X)  fs.  (Kouchakji, 
Taxe  4000  fs.).  Glasmalereien. 

Elfenbeinarbeiten.  461.  Madonna. 
XII.  Jhdt.  (13  cm,  ergänzt):  72(X)  fs.  (Trotti. 
Taxe  8000  fs.).  — 464.  Bischofsstab,  phan- 
tastischer Vogel.  XIII.  Jhdt.:  6500  fs.  (Fernan- 
dez).  XIV.  Jhdt:  465.  Ermordung  der  unschul- 


586 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


digen  Kindlßin,  Ärkaden  (9  : 15) : 7000  fs.  (Bing). 

— 467.  Szenen  der  Chatelaine  v.  Vergi  (11:24, 
Seitenteil  e.  Schreines):  7100  fs.  (Trotti). — 468. 
Geißelung  Christi,  Chr.  am  Kreuz,  Diptydion. 
Englisdie  Ärbeit  (?)  (22:11):  7850  fs.  (Selig- 
mann). — 471.  Christus  mit  dem  Lendentuch 
(27:30):  9030  fs.  (Taxe  3000  fs.). 

Grubensdimelz.  509.  Platte,  Christus  am 
Kreuz.  Rheinische  Schule.  XII.  Jhdt.  (8  cm): 
5750  fs.  (Bing).  — 510.  Stehender  Christus.  Ita- 
lienisch. XII.  Jhdt.  (8:6):  5500  fs.  (Bing).  — 
515.  Platte  eines  Reliquienschreines,  2 Heilige, 
blauer  Grund  (24:18):  11900  fs.  (Mannheim, 
Taxe  12000  fs.,  vente  Bog  1905:  9500  fs.).  — 
517.  Reliquienschrein  (5  Figuren,  19  : 22) : 12000  fs. 
(Mannheim):  — 527.  Platte  eines  Evangeliars: 
Christus  am  Kreuz,  Maria,  Johannes,  Engel, 
Ädam  (33:22).  15200  fs.  (Seligmann,  Taxe 

10000  fs.).  — 528.  Bischofsstab:  Verkündigung 
(33  cm):  16050  fs.  (Leman,  Taxe  15000  fs.). 

Goldschmiedearbeiten.  554. Chormantel- 
schließe. Verkündigung.  XV.  Jhdt.:  4205  fs. 
(Ispanian). 

, Schmelzmalereien.  585.  Limoges.  Nar- 
don  Penicaut,  „Friedenskuß“,  Salome  dar- 
stellend (12:9):  8100  (Heugel). 

Holzskulpturen.  631.  Fragment  eines 
Ältarblatts,  bemalt,  vergoldet,  Jesus  im  Hause 
des  Pharisäers.  XV.  Jhdt.  (58:62):  14520  fs. 
(Picard,  Taxe  15000  fs.).  — 646.  Statuette. 
XVI.  Jhdt.  St.  Crepin  (80  cm):  13000  fs.  (Mor- 
gan, Taxe  10000  fs.). 

Marmor,  Steinskulpturen.  677. Statuette 
Ludwig  II.  Herzog  v.  Burgund.  Kniend  (28  cm 
hoch):  6400  fs.  (Fauchier - Delavigne).  — 694. 
Medaillon  in  Vierpaß,  weißer  Marmor,  Engel 
als  Schildhalter  (52  cm):  5005  fs.  (Stettiner).  — 
708.  Ändrea  della  Robbia,  Zwei  Sta- 
tuetten, Terrakotta,  kniende  Engel  (44  cm); 
3350  fs.  (Seligmann.  Vente  Gavet  1897:  1120  fs.). 

— XVIII.  Jhdt.  724.  Falconet  zugeschrieben. 
Mädchenstatuette,  Der  tote  Vogel  (30  cm): 
12200  fs.  (Seligmann,  Taxe  10000  fs.).  — 730. 
Clodion,  Terrakotta,  Nackte  Bacchantin  mit 
Kind  (35  cm):  30000 fs.  (Tousselin,Taxe 35000 fs.). 

Teppiche.  732.  Fragment  eines  arabesken- 
verzierten Teppichs,  grüner  Grund,  polnische 
Ärbeit  (265  : 80):  13020  fs.  (Ispanian,  Taxe 
8000  fs.). 

Insgesamt  748  Nummern.  Ertrag  820512  fs. 
Moderne,  französische  Bilder.  16.Mai. 
(E.  Pr.:  Couturier.  Exp.  Druet.)  2.  Bernard, 
Badende:  120  fs.  — 3.  Pierre  Bonnard,  Toi- 
lette: 500  fs.  — 4.  Bonnard,  Der  Rundtanz: 
620  fs.  — 5.  Bonnard,  Das  Rennen:  1800  fs. 

- 6.  Bonnard,  Die  Toilette:  420  fs.  — 7. 
Bonnard,  Die  Fruchternte:  550  fs.  — 8.  Ce- 


zanne.  Badende  (46:38):  3020  fs.  — 10.  Cour- 
bet, Die  Schlucht  (77:107):  3600  fs.  — 11.  Croß, 
Rio  de  Noale:  620  fs.  — Croß,  Fichten  am 
Meer:  220  fs.  — 14.  M.  Denis:  Mutterbild 
(70:51):  1700  fs.  — 15.  Denis,  Der  Imbiß: 
1700  fs.  — 16.  Denis,  Rom:  Piazza  San  Gallo: 
320  fs.  — 17.  Denis,  Junge  Mädchen  in  Weiß: 
920  fs.  — 18.  Denis,  Die  Laube  800  fs.  — 19. 
Denis,  Änsicht  von  Rom:  2300  fs.  — 20.  De- 
nis, Mutterbild:  400  fs.  — 21.  Denis,  Kopf 
eines  jungen  Mädchens:  440  fs.  — 22.  Gau- 
guin, Die  Wäscherinnen  (73:92):  2900  fs.  — 
23.  Gauguin:  Die  Hirtin:  1300  fs.  — 24.  van 
Gogh,  Landschaft  in  Äuvers:  950  fs.  — 25. 
van  Gogh,  Die  Zypresse  (93:75):  8100  fs.  — 
26.  van  Gogh,  Hütten  in  Äuvers:  5100  fs.  — 

28.  Henri-Matisse,  Belle  Isle:  300  fs.  — 

29.  Henri  Matisse,  Pont  Saint  Michel:  260 fs. 

— 30.  Henri  Matisse,  Place  des  Lices:  550  fs. 

— 31.  H.  Matisse,  Stilleben,  Rote  Serviette: 
590  fs.  — 32.  H.  Matisse,  Stilieben,  Kaffee- 
topf: 580  fs.  — 33.  Matisse,  Stilleben:  500 fs. 

— 34.  Monticelli,  Die  Begegnung  (38  : 46): 
1650  fs.  — 35.  Monticelli,  Blumenstrauß: 
620  fs.  — 36.  Pissarro,  Kartoffellese:  670  fs. 

— Redon,  Salome;  250  fs.  — 40.  Seurat, 
Seine  bei  Crotoy,  Marine:  1750  fs.  — 41.  Sig- 
na c,  Hafen  von  Marseille:  650  fs.  — 42.  Sig- 
nac.  Das  gelbe  Segel:  500  fs.  — 43.  Signac, 
Traghetto:  600  fs.  — 44.  Signac,  Das  Dogma 
in  Venedig:  880  fs.  — 46.  Toulouse-Lau- 
trec, Jane  Ävril  1500  fs.  — 47.  Vuillard, 
Stilleben,  Blumen:  555  fs.  — 48.  Vuillard, 
Interieur:  850 fs.  — 73.  Renoir,  Mädchenkopf: 
1000  fs.  — Maillol,  Äktstudie,  Bronze:  330  fs. 

88  Nummern,  Gesamtertrag  70135  fs. 
Sammlung  Dubail.  21.  22.  Mai.  (C.  Pr. 
Lair  Dubreuil,  Exp.:  Mannheim,  Sortais). 

Älte  Bilder.  — Moderne  Bilder:  28. 
Daubigny,  Umgegend  von  Villerville  (39:67): 
11000  fs.  (Bonjean).  — 29.  Diaz,  Frauen  auf 
dem  Felde  (15:30):  2100  fs.  (Mme  Laine).  — 
35.  Jongkind,  rue  St.  Jacques,  Paris  (55:41): 
3250  fs.  (G.  Bernheim).  Fayencen.  — Ta- 
pisserien. — Möbel.  240  Nummern,  Gesamt- 
ertrag 118120  fs.  R.  M.  R. 

s 

LONDON  -= 

Äuf  dem  Bildermarkte  war  es  im  Äpril/Mai 
sehr  still,  wohl  der  Feiertage  wegen,  die 
die  Äuktionen  eine  Zeitlang  unterbrachen,  denn 
man  genießt  jetzt  hier  lieber  die  erwachende 
Natur,  als  oft  recht  zweifelhafte  Bilder.  Das 
geht  so  weit,  daß  nun  die  Hauptauktionen  bei 
Christies  auf  die  Freitage  statt  Sonnabende 


Der  KunstsammlGr 


587 


verlegt  worden  sind,  um  den  Äuktionsbesudiern 
das  sogenannte  „weekend“  für  Landpartien 
freizulassen.  Das  kann  auf  die  Dauer  doch  gar 
nicht  ohne  und  zwar  günstige  Folgen  bleiben; 
eine  „Rückkehr  zur  Natur“,  d.  h.  zur  Liebe  für 
eine  natürlichere  und  kräftigere  Kunst  sollte 
sich  zeigen  — ob  das  der  Fall  sein  wird?  — . 
Eigentlich  nur  zwei  Ölbilder  von  einiger  Bedeutung 
und  einige  interessante  Äquarelle,  alle  englischer 
Äbkunft,  bilden  das  Gesamtergebnis:  ein  Bild 
des  robusten,  jetzt  70jährigen  Schotten  John 
Pettie:  „The  Chieftain’s  Candlesticks“  (261  72  ^) 
und  G.  Masons,  F.  Walkers  Seelenbruders, 
„Wind  on  the  Wold“  (24172  ^)-  Äm  gleichen 
Tage  (13.  Äpril)  brachte  ein  Aquarell  „Ver- 
kündigung“ von  Burne  Jones  (^  141.15.0),  eine 
kleine  Federzeichnung  desselben  Meisters,  „Going 
totheBattle“  (^  110.5.0),  recht  gute  Preise.  Von 
David  Cox,  dem  Vielmaler  der  wie  Wordsworth, 
der  Dichter,  nur  zeitweise  inspiriert  war,  wurden 
wiederum  viele  unterschiedlidie  Werke  angebo- 
ten.  Einige  ergaben  ziemlich  hohe  Preise  am 
l.Mai,  darunter  „Crossing  the  Sands“  {£  183.15.0), 
„Blackberrg  Gathering“  (^115.10.0)  usw.  Messrs. 
Agnew,  die  „Aquarellfirma“,  kauften  wieder 
eine  größere  Zahl  seiner  Werke,  und  auch 
solche  anderer  Meister;  so  „Snowdon  from 
Capel  Curig“  von  Copleg  Fielding  für  315^ 
und  andere  Stücke  desselben  Künstlers;  ferner 
„Stadiing  Hag“  von  P.  deWint  für  210  £.  Am 
gleichen  Tage  ging  ein  kleines  Bildchen  Turners, 
„Luzern,“  dem  auch  die  Zeit  schon  etwas  an- 
gehabt hat,  um  300^  in  den  Besitz  Mr.  Vicars 
über.  Ein  kleiner  Millais,  der  aussah  wie  ein 
Original  zu  seinen  öfteren  Buchillustrationen, 
„A  Girl  at  a Window“,  ein  sgmpathisches  Stück, 
brachte  es  nur  auf  16  gs.  Eine  ganze  Reihe 
von  Auktionen  bei  Christies  enthielten  nicht  ein 
einziges  der  Erwähnung  wertes  Stück.  Am 
25.  April  standen  unter  einer  Fülle  nebensäch- 
licher Bilder  einige  vorzügliche  Tierstudien 
A.  Mauves  zum  Verkauf.  Wie  gern  aber  dessen 
vollendete  Bilder  hier  auch  gewöhnlich  genom- 
men werden,  diese  ehrlichen,  dabei  so  frischen 
und  sicheren  Studien  sagten  nicht  zu,  sie  waren 
wohl  „zu  natürlich“.  Mit  Posaunen  und  Pauken 
war  der  Verkauf  einer  Privatgalerie  des  Mr. 
Gooch  im  Westend  Londons  für  5.  und  6.  Mai 
angezeigt  worden.  In  allen  Kunstzeitschriften, 
sowie  in  anderen  Journalen  und  Zeitungen  stan- 
den verlockende  Anzeigen.  Vielleicht  hatte  man 
auch  ausländische  Käufer  heranzulocken  gesucht. 
Es  war  schon  auffallend,  daß  die  Auktion  nicht 
bei  Christies  stattfand,  sondern  von  Auktionären, 
deren  Spezialität  sonst  nicht  die  Kunst  ist,  in 
den  Galerieräumen  selber  vorgenommen  wurde. 
Als  man  aber  dann  „die  Kollektion  seltener 


alter  Meister,  über  250  große  Meisterwerke  und 
wahre  Juwelen  von  Kabinettstücken“  umfassend 
(so  der  pro  Stück  um  1.50  verkaufte  Katalog), 
ansah,  da  begriff  man,  daß  der  Besitzer  dieser 
Galerie  einen  Privatverkauf  vorgezogen  hatte. 
„Die  Kollektion  ist  reich  an  brillianten  Werken 
Rembrandts“  stand  u.  a.  in  den  Anzeigen.  Von 
den  Rembrandt  zugeschriebenen  Werken  hat 
dieser  keines  jemals  gesehen,  und  das  gleiche 
ist  der  Fall  mit  den  sog.  Velasquez,  Titian, 
Hals,  de  Hooch  usw.  Entweder  liegt  hier  eine 
fast  unglaubliche  Naivität  und  Selbsttäuschung, 
oder  wahrscheinlicher  ein  schlauer  Versuch  vor, 
unwissenden  Käufern  minderwertige  Bilder  unter 
lockenden  Aushängeschildern  anzuhängen.  Es 
war  dafür  bezeichnend,  daß  sich  eine  Fülle  ganz 
offenkundiger  Grünhörner  eingefunden  hatte, 
die  wohl  hofften,  billig  zu  einem  Meisterwerk 
so  bei  Gelegenheit  zu  kommen.  Vor  solchen 
Verkäufen  kann  nicht  oft  genug  gewarnt  wer- 
den, immer  wieder  werden  sie  in  London  (und 
wohl  auch  anderswo)  versucht.  Kenner  werden 
ja  nicht  getäuscht,  vielleicht  aber  zu  unnützen 
Bemühungen  veranlaßt,  was  schon  peinlich  ge- 
nug ist.  — Größere  Ergebnisse  sind  auf  dem 
Schwarzweiß-Gebiete  zu  verzeichnen.  Da  gab 
es  vor  allem  am  1.  Mai  einen  großen  Rembrandt- 
tag  bei  Sotheby.  Nicht  weniger  als  44  Ra- 
dierungen des  Meisters,  meist  gut  erhalten, 
kamen  unter  den  Hammer,  und  doch  bilden  sie 
nur  den  Abfall  sozusagen  einer  der  großartigsten 
Rembrandtsammlungen  hierzulande,  wie  Ein- 
geweihte versichern.  Unter  diesen  44  Stücken 
befand  sich  eine  Landschaft  mit  den  drei  Bäumen, 
die  zwar  nicht  dem  vorjährigen  frühen  Abdruck 
imLawsonverkauf  (620 ^)  sich  vergleichen  konnte, 
doch  aber  ein  ganz  vorzügliches  Exemplar  war 
und  billig  genug  um  345  £ von  Messrs.  Obach  er- 
standen wurde.  Ein  Exemplar  des  „Hundert- 
guldenblattes“, das  einst  dem  Bürgermeister 
Six  gehört  hatte,  brachte  140  £ (Colnaghi); 
Rembrandts  Mutter  60  ^ (Gutekunst) ; Dr.Faustus 
65^  (Keppel);  Bürgermeister  Six  140  (Obach); 
Landschaft  mit  Hütte  und  Heuschober  111  ^ 
(Mathey);  Rembrandt,  sich  an  eine  Steinschwelle 
lehnend,  300^  (Daulos);  John  Cornelius  Sylvius 
300^(Obach); Rembrandt  zeichnend  2255^(Obach); 
Porträt  des  „großen  Coppenol“  225  £ (Colnaghi) 
usw.  Diese  Blätter  zusammen  mit  einigen  we- 
nigen von  Martin  Schongauer  (darunter  „Engel 
der  Verkündigung“,  120 Gutekunst);  Lucas 
van  Leyden;  dem  seltenen  Meister  mit  dem 
caduceus  („Heilige  Catherina,  Schwert  und  Palme 
haltend“,  95  ^ und  „Judith  mit  dem  Kopf  des 
Holofernes“,  100^,  beide  Daulos);  einer  Reihe 
Hogarths  usw.,  und  einer  größeren  Anzahl  Ita- 
liener (Antonio  Pollajuolo:  „Kampf  der  Gladia- 


588 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


toren  im  Walde“,  115^,  Keppel,  und  „Herkules 
mit  den  Giganten  kämpfend“,  205^,  Daulos; 
Ändrea  Mantegna:  „Grablegung“,  von  Bartsdi 
dem  G.Ä.  da  Brescia  zugeschrieben,  70  „Kampf 
zwischen  Meergöttern  undTritonen,  71  £ ; „Geiße- 
lung Christi“,  66^,  alle  drei  Mr.  Ändrey;  sowie 
Marc  Äntonio,  der  wieder  mehr  in  die  Mode 
zu  kommen  scheint:  „Les  Grimpeurs,  79^,  Dixon) : 
all  diese  Blätter  zusammen,  159  Stück,  brachten 
die  stattliche  Summe  von  etwas  mehr  als  5000 — 
Im  Änfang  Äpril  war  die  umfangreiciie,  aber 
nicht  erstklassige  Sammlung  des  verstorbenen 
Kunsthändlers  Sidney  Grose  ebenfalls  beiSotheby 
versteigert  worden,  darunter  einige  feine  Stücke, 
die  Grose  wie  ein  Löwe  vor  den  Äugen  aller 
gehütet  hatte.  Meistens  waren  es  englische 
Stiche  nach  Werken  der  englischen  Meister, 
Reynolds,  Gainsborough,  Morland  u.  a.,  doch 
auch  nach  Grenze  z.  B.,  dessen  „Le  Baiser 
Envoye“  in  C.  Turners  Reproduktion  145  ^ 
brachte.  Für  die  821  Stücke  umfassende  Samm- 
lung hatte  Grose  nur  gegen  1000  £ ausgegeben, 
jetzt  brachten  sie  ca.  9500  € ein.  Der  höchste 
Preis,  der  bezahlt  wurde,  war  245^  für  einen 
farbigen  Stich  nach  Ängelika  Kauffmanns  „Lady 
Rushout  and  Daughter“  von  dem  1749  in  Dublin 
geborenen  Thomas  Burke.  Für  einen  Probe- 
abdruck von  Bartolozzis  „Miss  Farren“  nach 
Lawrence,  dem  Bilde,  das  kürzlich  in  Berlin 
solche  Furore  gemacht  hat,  gaben  Messrs.  Col- 
naghi  86  Die  Auktion  bewies  das  große 
Interesse,  das  der  Markt  nun  auch  für  die  Werke 
der  weniger  bekannten  und  bisher  geringer 
geschätzten  englischen  Schwarzweiß-Künstler 
der  alten  Zeit  hegt.  So  brachte  auch  eine  An- 
zahl alter  Sportsdrucke  recht  schöne  Preise  bis 
zu  71^.  Je  ausgedehnter  die  Sammellust  wird, 
je  höher  steigen  natürlich  die  Preise.  Auch  die 
Werke  des  bisher  wenig  beachteten  Reverend 
W.  Peters  (f  1814)  finden  mehr  und  mehr  Lieb- 
haber, und  zwei  farbige  Reproduktionen  J.  R. 
Smiths  nach  ihm  brachten  116  eine  andere, 
„The  Hon.  Mrs.  O’Neill“  gar  190^.  Die  Kollek- 
tion des  hier  als  Autorität  in  Radierungen  usw. 
sehr  bekannt  gewesenen  Mr.  J.  Grego,  der  auch 
eine  Reihe  Werke  über  Kunst  verfaßt  hat,  war, 
als  sie  bei  Christie  Ende  April  zur  Versteigerung 
kam,  eine  Enttäuschung.  Am  meisten  gefielen 
noch  zwei  farbige  Stiche  J.  R.  Smiths  nach  Mor- 
land, „Delia  in  Town“  und  „Delia  in  the  Country“, 
die  Mr.  Sabin  für  147  £ erstand,  und  zwei  fran- 
zösische Werke,  ebenfalls  farbige  Stiche,  Debu- 
courts  „Les  Deux  Baisers“  und  „La  Promenade 
Publique“,  116  gs  (Halle).  — Allmählich  wird 
jetzt  mit  den  teilweise  bedeutenden  Schätzen 
der  verstorbenen  Marchioness  Conyngham  auf- 
geräumt. Ihre  Schwarzweißblätter  wurden  schon 


im  April  zusammen  mit  den  außerordentlich  wert- 
vollen des  Mr.  Ismay  beiChristies  versteigert.  Aus 
des  letzteren  Sammlung  brachte  es  . ein  Mezzo- 
tinto Thomas  Watsons  nach  Reynolds  „Lady 
Bampfyldte“  auf  924  (Colnaghi);  1905  hatte 
ein  solches  1200  gs  im  Huthverkauf  eingetragen, 
ein  Preis,  wie  er  noch  nie  vorher  für  ein 
Mezzotinto  gezahlt  worden  war.  Das  dies- 
malige Exemplar  war  an  drei  Rändern  be- 
schnitten, und  das  wohl  hauptsächlich  kostete 
den  Erben  Ismays  276  £\  Reynolds  Bezahlung 
für  das  Original  war  150  gs,  und  die  Reproduk- 
tion selber  wurde  für  15  Schillinge  1779  ver- 
öffentlicht. Colnaghi  zahlte  am  gleichen  Tage 
504  £ für  eine  andere  Reynoldsreproduktion. 
Agnews  gaben  325  72^^  für  einen  Stich  J.  R. 
Smiths  nach  Romney  „Mrs.  Stables  and  children“. 
Für  ein  ausgezeichnetes  Exemplar  des  Turner- 
schen  „Liber  Studiorum“  wurden  von  Mr.  W. 
Ward  577  V2  ^ bezahlt.  Das  sind  nur  einige 
der  hohen  Preise,  die  in  dieser  bedeutenden 
Auktion  erzielt  wurden.  Das  Ergebnis  des  Tages 
erreichte  fast  6000^.  Der  Hauptkunstbesitz  der 
Marchioness  Conyngham  bestand  aber  in  einer 
großartigen  Sammlung  alter  kunstgewerblicher 
Gegenstände  sowohl  englischer  wie  französischer 
und  auch  deutscher  Herkunft  des  16.— 18.  Jahrh. 
darunter  ein  Rosenwasserkrug  und  Schale  aus 
der  Zeit  Jakobs  I.,  verfertigt  von  F.  Terry  im 
Jahre  1618,  Ein  ähnliches  Stück  befindet  sich 
im  Schloß  Windsor.  Von  hohem  Interesse  war 
auch  eine  irische  Silberschüssel,  frühes  sech- 
zehntes Jahrhundert,  in  dem  Kunstkonvention 
und  noch  ungeschickte  Naturnachahmung  seltsam 
um  die  Herrschaft  ringen.  Das  deutsche  Kunst- 
gewerbe war  u.  a.  durch  eine  Bergkristallschale 
mit  Deckel  (17.  Jahrhundert)  und  einen  Krug, 
ebenfalls  aus  Bergkristall,  vertreten.  Erwähnt 
muß  noch  werden  ein  Alabasterrelief  mit  dem 
Doppelporträt  Karls  V.  und  seiner  Gemahlin 
Isabella,  der  Tochter  Emanuels  von  Portugal. 
Das  Stück  ist  offenbar,  eine  vlämische  Arbeit 
des  frühen  sechzehnten  Jahrhunderts.  Diese 
fünf  Stücke  brachten  während  der.Auktion  vom 
4.-7.  Mai  in  der  Reihenfolge,  in  der  sie  an- 
geführt sind,  4200  ; 210;  .210;  252;  462.  F. 

S 

ÄMSTERDÄM  ■= 

Außer  der  im  vorigen  Bericht  bereits  be- 
sprochenen Versteigerung  moderner  Gemälde 
am  5.  Mai  (Direktion  C.  L.  C.  Voskuil  & Co.) 
fand  in  diesem  Monat  noch  eine  andere  Auktion 
von  Werken  neuerer  Meister  bei  Fred.Müller 
&Co.  statt.  Den  einen  Teil  dieser  am  12.  zum 


Der  Kunstsammler 


589 


Verkauf  gekommenen  Kunstwerke  bildeten  die 
Sammlungen  J.  F.  Ä.  Lindsen  (Utrecht)  und 
J.  K.  (Ämsterdam),  umfassend  rund  dreieinhalb 
Hundert  Gemälde  und  Äquarelle  moderner  hol- 
ländischer Meister  von  meist  bester  Qualität. 
Das  geht  auch  deutlich  aus  den  zum  Teil  sehr 
ansehnlichen  Preisen,  die  bezahlt  wurden,  her- 
vor: David  Bles,  Nr.  118,  Die  unterbrochene 
Lektion,  500  fl.;  Th.  de  Bock,  Nr.  120,  Spät- 
herbst, 1600  fl.;  F.  J.  Du  Chattel,  Nr.  129, 
FluBlandschaft,  525  fl.;  G.  W.  Dijsselhof, 
Nr.  133,  Hquarium,  1500  fl.;  0.  Eerclman, 
Nr.  134,  Englische  Doggen,  500  fl.;  M.  J.  de 
Haan,  Nr.  150,  Talmudische  Kontroverse,  1000  fl.; 
Jozef  Israels,  Nr.  162,  Mütterliche  Fürsorge, 
3575  fl.;  J.  C.  K.  Klinkenberg,  Nr.  170,  Son- 
niger Kanal  in  einer  holländischen  Stadt,  925  fl. ; 
Nr.  171,  Ansicht  von  Haarlem,  960  fl.;  Jacob 
Maris,  Nr.  179,  Sein  Bruder  Matthijs  Maris  im 
Freien  malend,  600 fl.;  Willem  Maris,  Nr.  182, 
Kühe  auf  der  Weide,  3100  fl.,  Nr.  183,  Feuchtes 
Wetter,  705  fl.;  Ä.  Mauve,  Nr.  185,  Vieh  am 
Flußufer,  1500  fl.,  Nr.  186,  Hirtin  mit  Kuh  in  den 
Dünen,  1575  fl.,  Nr.  187,  Karre  mit  Pferd  und 
Bauer,  1500  fl.,  Nr.  188,  Winterlandschaft  (Früh- 
bild), 790  fl.;  Ä.  Neuhuys,  Nr.  197,  Vater  und 
Mutter,  5250  fl.;  J.  H.  Weißenbruch,  Nr.  248, 
Kanal  bei  Dämmerung  (Aquarell),  2450  fl.  — 
Der  andere  Teil  der  Versteigerung  bestand  aus 
einer  Kollektion  von  100  Originalen  für  eine 
illustrierte  Bibelausgabe,  in  ziemlich  großem  For- 
mat und  meist  in  Schwarzweißausführung.  So 
interessant  und  schön  sehr  viele  der  einzelnen 
Arbeiten  an  sich  und  im  Vergleich  zueinander 
sind:  als  Ganzes  kann  man  dieser  bildlichen 
Interpretation  der  Heiligen  Schrift  große  Einheit- 
lichkeit nicht  nachrühmen.  Man  stelle  sich  vor, 
daß  26  verschiedene  Künstler  aus  aller  Herren 
Länder  an  dieser  Bibelillustrierung  beteiligt 
waren,  darunter:  E.  A.  Abbey,  AlmaTadema, 
V.  de  Brozik,  Puvis  de  Chavannes,  J.  J. 
Ben jaminConstant,  Walter  Grane,  Albert 
Edelfelt,  J.  L.  Gerome,  Jozef  Israels, 
Arthur  Kampf,  M.  Liebermann,  Domenico 
Morelli,  Ilja  Repin,  G.  Rochegrosse, 
Sascha  Schneider,  Giovanni  Segantini, 
John  M.  Swan,  James  Tissot,  F.  v.  Uhde, 
Jose  Villegas  u.  a.  Eine  internationale  Zu- 
sammenstellung, wie  man  sie  auf  holländischen 
Ausstellungen  in  dieser  Buntheit  zu  sehen  nicht 
gewohnt  ist.  Besonders  gefiel  dem  Publikum 
schon  an  den  Besichtigungstagen  Giovanni 
Segantini,  dessen  ergreifende  Darstellung 
(Kreidezeichnung)  der  vom  Lager  ausgeschlosse- 
nen aussätzigen  Mirjam  (4.  Mose  12,  15)  denn 
auch  mit  1350  fl.  bezahlt  wurde.  Auch  die  bei- 
den anderen  Blätter  von  Segantini  erzielten 


hohe  Preise:  Nr.  73  790  fl.  und  Nr.  75  740  fl. 
Diese  beiden  letzten  Preise  wurden  noch  von 
Nr.  32  übertroffen,  einer  Grisaillemalerei  von 
dem  Schweden  A.  Edelfelt,  Jesus  seinen  Jün- 
gern die  Füße  waschend,  die  840  fl.  brachte. 
Den  höchsten  Preis  erreichte  aber  doch  Jozef 
Israels’  Aquarell  David  vor  Saul  Harfe  spielend ; 
das  Bild  ist  noch  dadurch  interessant,  daß  es 
wohl  eine  Vorstudie  zu  seinem  großen  Gemälde 
im  Städtischen  Museum  in  Amsterdam  ist. 
Arthur  Kampfs  virtuos  gezeichneten  Grisaille- 
malereien  kamen  den  Holländern  etwas  zu 
akademisch  glatt  vor.  Beide  Nummern,  41, 
Josuah  den  Stein  unter  der  Eiche  beim  Heilig- 
tum des  Herrn  aufrichtend,  und  42,  Christi  Ein- 
zug in  Jerusalem,  wurden  mit  je  400  fl.  bezahlt. 
Auch  die  Preise  der  Arbeiten  von  Fritz  v.  Uhde 
bewegten  sich  in  dieser  Höhe:  Nr.  85,  Gott  er- 
scheint Abraham,  400  fl.,  Nr.  86,  Vertreibung  der 
Hagar,  430  fl.,  Nr.  87,  Opfer  Abrahams,  500  fl. 
und  Nr.  88,  Jakob  und  Rahel,  360  fl.  Alma 
Tadema,  Nr.  8,  Tod  der  Erstgeburten,  500  fl.; 
Puvis  de  Chavannes,  Nr.  15,  Geißelung 
Christi,  600  fl.;  Benjamin  Constant,  Nr.  17, 
Jesus  unter  den  Schriftgelehrten,  600  fl.;  A.  Edel- 
felt, Nr.  30,  Verkündigung  an  die  Hirten,  350  fl., 
Nr.  31,  Anbetung  der  Könige,  600  fl.;  Dome- 
nico Morelli,  Nr.  59,  Herodias  empfängt  von 
Salome  das  Haupt  des  Johannes,  560  fl.;  John 
M.  Swan,  Nr.  78,  Daniel  in  der  Löwengrube, 
500  fl. 

Die  ursprünglich  auf  den  11.— 14.  Mai  ange- 
setzte Versteigerung  der  Kunstbibliothek  P.  van 
Eeghen  (f)  bei  R.  W.  P.  deVries  in  Amster- 
dam fand  erst  am  1.— 3.  Juni  statt. 

Auch  die  große  Handzeichnungenauktion  bei 
Fred.  Müller  & Co.  erfolgte  später  als  ur- 
sprünglich in  Aussicht  genommen  war,  am  15. 
bis  18.  Juni.  Die  hier  unter  den  Hammer  ge- 
kommenen Handzeichnungen  stammten  in  der 
Hauptsache  aus  den  Sammlungen  Jhr.  Alfred 
Boreel,  Jacobi  und  H.  C.  Du  Bois  im  Haag, 
C.  G.  V.  Schöffer,  Amsterdam,  S.  S.,  Paris 
und  A.C oster,  Brüssel.  Von  den  nicht  weniger 
als  704  Katalognummern  alles  Wichtige  und 
Schöne  besonders  hervorzuheben,  ist  unmöglich. 
Im  Mittelpunkt  des  Interesses  dürfte  aber  ohne 
Frage  Rembrandt  stehen,  der  mit  14  Blättern 
vertreten  ist,  während  9 andere  seiner  Schule 
zugeschrieben  werden.  Es  ist  hier  nicht  der 
geeignete  Ort,  so  viele  Zeichnungen  kritisch 
exakt  durchzugehen.  Für  eine  große  Anzahl 
dürfte  die  Echtheit  aber  schon  dadurch  garantiert 
sein,  daß  sie  von  Hofstede  de  Groot  in  seinem 
Katalog  der  Rembrandthandzeichnungen  be- 
schrieben wurden.  So  Nr.  480  des  Versteige- 
rungsverzeichnisses, Esau  verkauft  sein  Erst- 


590 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft 


geburtsredit  (H.  d.  G.  Nr.  1312),  aus  der  Samm- 
lung Hoogendijk  im  Haag.  Nr.  485,  Liegender 
Löwe  (H.  d.  G.  Nr.  3)  und  Nr.  486,  Äktstudie 
eines  stehenden  jungen  Mannes  (H.  d.  G.  Nr.  2), 
beide  früher  in  der  Sammlung  Duval  in  Lüttich. 
Die  letztere  Zeidinung  ist  im  Versteigerungs- 
katalog erstmalig  reproduziert.  Ferner  Nr.  489, 
Brunnen  vor  einer  Bauernhütte  (H.  d.  G.  Nr.  1313) 
aus  der  Sammlung  Hoogendijk  und  Nr.  491, 
Studienblatt  mit  vier  Köpfen  eines  bärtigen 
Mannes  aus  der  Zeit  um  1630—35  (H.  d.  G. 
Nr.  1363).  Äuf  vieviel  Tausende  werden  es  diese 
Blätter  bringen?  Müller  soll  für  eine  Zeidi- 
nung  allein  10000  fs.  bezahlt  haben!  Die  gegen- 
wärtig von  der  Bibliotheque  Nationale  in  Paris 
veranstaltete  große  Äusstellung  Rembrandt’sdier 
Radierungen  und  Handzeichnungen  wird  den 
ohnehin  schon  hohen  Kurs,  in  dem  Rembrandt 
gegenwärtig  steht,  nichts  weniger  als  drücken. 
Und  welche  Summen  für  Radierungen  Rembrandts 
ausgegeben  werden,  sah  man  neulich  wieder  bei 
Gutekunst  in  Stuttgart.  — J.  van  Gogen,  der 
auf  der  Gemäldeversteigerung  Hoogendijk  am 
28.  und  29.  Äpril  so  großartig  vertreten  war, 
steht  hier  mit  Handzeichnungen  nicht  nach.  Im 
Katalog  werden  zwei  sehr  schöne  größere  und 
zwei  kleinere  Blätter  abgebildet;  im  ganzen 
werden  29  Stück  verzeichnet,  die  fast  alle 
monogrammiert  und  datiert  sind.  Da  ich 
beim  Bericht  über  das  Ergebnis  doch  noch 
einmal  auf  diese  Äuktion  zurückkommen  muß, 
kann  ich  mich  jetzt  auf  die  Nennung  noch 
einiger  weniger  bedeutender  Namen  beschrän- 
ken: Ä.  Äldegrever,  H.  Ävercamp,  P. 
Brueghel  d.  Ä.,  J.  Cornelisz  v.  Oostsanen, 


Ä.  Dürer,  C.  Dusart,  Ä.  v.  Dyck,  C.  Engel- 
breditsen,  S.  v. Hoogstraten,  J.  Jordaens, 
Lucas  V.  Legden,  Ä.  v.  Ostade,  R.  Rogh- 
man,  J.  v.  Ruisdael,  H.  Schäufelein  und 
W.  V.  d.  Velde.  — Ebenso  wird  das  nächste 
Mal  auch  noch  ein  Wort  zu  sagen  sein  über  die 
beiden  andern  bei  Müller  & Co.  noch  veran- 
stalteten Versteigerungen:  am  16.  und  17.,  Por- 
zellansammlung Jhr. Boreel,  Haag,  undaml8.^ 
alte  französische  und  englische  Stiche  des 
XVIII.  Jahrhunderts  aus  den  Sammlungen  Boreel, 
Jacobi  im  Haag  u.  a.  K.  F. 

g 

DORDRECHT  — 

Von  der  Firma  Ä.  M a k wurden  hier  am  3. 
und  4.  Juni  alte  Möbel,  Uhren,  Delfter  Porzellan, 
Juwelen,  Silber  usw.  aus  ungenanntem  Privat- 
besitz zur  Versteigerung  gebracht. 

g 

□ VERMISCHTES  □ 

Kuno  Fisdiers  Bibliothek.  — Der  Katalog  dieser 
Sammlung  seltener  und  wertvoller  Werke  aus  dem  Ge- 
biete der  deutschen  Literatur  und  Philosophie,  welche 
Mittwoch  den  15.  und  Donnerstag  den  16.  Juli  ds.  Js. 
durch  Ernst  Carlebach,  Buchhandlung  und  Antiquariat 
in  Heidelberg  versteigert  werden,  ist  soeben  er- 
schienen und  enthält  außerdem:  Äkademieschriften  und 
Zeitschriften,  Kuno  Fisdier-B riefe  und  Schriften,  Werke 
betreffend  Kuno  Fischer’s  Leben,  Dedikationsexemplare 
aus  Kuno  Fischers  Freundeskreise,  Älmanache  und  Taschen- 
bücher, Dramaturgie,  auf  Eckhof  „den  Vater  der  Schau- 
spielkunst“ bezughabende  Manuskripte , Erstausgaben, 
Faust,  Goethe,  Romantiker,  Lessing,  Sdiiller,  Shakespeare, 
Wieland,  darunter  viele  Bücher  mit  handschriftlichen  Wid- 
mungen der  Verfasser. 


Wir  bitten  unsere  Abonnenten  davon  Kenntnis  zu  nehmen,  daß  Heft  TjS  in  Anbetracht  der 
ereignislosen  Sommermonate  wieder  als  Doppelheft  in  starkem  Umfang  Anfang  August 

erscheinen» 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


Heft  6,  1908 


I BedeutendeKunstauktioninMünchen  i 

j — = in  der  Galerie  Helbing  ^=-  = 

^ Dienstag,  den  30.  Juni  1908  und  folgende  Tage: 

I Sammlung  Franz  Greb  f,  Mündien 

I Hervorragende  Ärbeiten  der  Gold-  und  Silbersdimiedekunst,  wertvolle  Keramiken 
? und  Gläser,  Skulpturen  in  Holz  und  Stein,  dabei  zwei  Ärbeiten  von  Tilman  Riemen- 
I Schneider,  sdiöne  Ärbeiten  in  Eisen,  Zinn  und  anderen  Metallen,  interessante  Waffen 
i und  Jagdutensilien,  prachtvolle  Geweihe,  Textilien,  Ölgemälde  usw.  (1861  Nummern) 

t Der  ausführlidi  besdireibende  Katalog  erschien  in  3 Ausgaben: 

i Ausgabe  Ä:  Mit  einem  Porträt  und  33  Tafeln  in  Lichtdruck,  ca.  40  Abbildungen  (Äuto-  ® 

^ typien)  im  Text.  Folio.  Elegant  broschiert.  Preis  M.  6.—  ^ 

j Ausgabe  B:  Mit  6 Tafeln  in  Lichtdruck,  ca.  40  Äbbildungen  (Äutotgpien)  im  Text.  Folio.  ^ 

J Preis  M.  2.—  ^ 

i Ausgabe  C:  Ohne  Tafeln,  mit  ca.  40  Äbbildungen  im  Text.  Folio.  Preis  M.  1. — w 

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Die  Bibliothek  des  Bücherfreundes  1908,  Nr.  1 

Kunstgeschichte. 

Anatomie  für  Künstler,  Architektur,  Ausstellungswerke, 
Kataloge,  Galeriewerke,  Sammelmappen,  Handzeich- 
nungen, Biographische  Werke,  Künstlermonographien, 
Künstlermappen,  Radierte  Werke,  Exlibris  - Publi- 
kationen, Kunstlexika  und  Jahrbücher,  Kunstgeschichte, 
Geschichte  der  Malerei,  Kupferstich,  Holzschnitt,  Land- 
haus und  Garten,  Wohnungskunst,  Miniaturmalerei, 
Moden  u.  Kostümwerke,  Skulptur,  Technik  d,  Malerei, 
Zeichenkunst,  Kunstzeitschriften,  Kunstgewerbe,  Japan, 
Illustr.  Werke,  Bibliophilenbücher,  Luxusausgaben. 
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Heft  6,  1908 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


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Braun,  J.,  S.].,  Die  liturgisdie  Gewandung  im  Occidentund 

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Meine  Entdeckungen  und  Studien  in  der  Palastkapelle  der  mittelalterlichen  Päpste.  Mit  einer 
Abhandlung  von  M.  DREGER  über  die  figurierten  Seidenstoffe  des  Schatzes.  Mit  77  Text- 
abbildungen und  7 zum  Teil  farbigen  Tafeln.  Lexikon -Oktav.  (Vlll  und  156.)  M.  10.—. 


Anselm  Feuerbachs  Handzeichnnngen 


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Diese  für  Kunsthistoriker  und  Kunstliebhaber,  wie  für  Studien- 
zwecke  jeglicher  Ärt  überaus  wertvollen  Blätter  sind  seit  kurzem 

auch  einzeln  zu  haben  zum  Preise  von  M.  2.—  bezw.  M,  4.— 


1.  Bekränzter  Knabe,  den  Vorhang  hebend 

2.  Kniender  Knabe 

3.  Knabe,  einen  Dorn  aus  dem  Fuße  ziehend 

4.  Aufwärts  steigender  Knabe.  Rückenfigur 

5.  Knabe  mit  dem  Apfel  in  der  Hand 

6.  Kleine  Lautenspielerin 

7.  Brunnenszene.  Skizze 

8.  Maria.  Rückenfigur.  Studie  zur  Pieta 

9.  Maria  mit  der  Leidie  Jesu 

10.  Stehende  Iphigenie 

11.  Stehende  Iphigenie 

12.  Iphigenie.  Gewandstudie 

13.  Alkibiades.  Studienkopf 

14.  Gewandstudie  zum  Gastmahl 

15.  Jugendl.  Philosoph,  aufmerksam  horchend 

16.  Weiblicher  Studienkopf 

17.  Studienkopf  mit  Efeulaub 


18.  Medea.  Entwurf 

19.  Melancholie.  Studienkopf  (später  in 

„Medeas  Traum“  verwertet) 

20.  Verhüllte  Gestalt  der  Amme 

21.  Meerstudie.  Porto  d’Anzio 

22.  Rückwärts  stürzende  Amazone 

23.  Sterbende  Amazone  [wehr) 

24.  2 Amazonenstudien  (verwundet  u.  in  Ab- 

25.  Amazonenstudie,  stehende  Figur 

26.  Rückenfigur  zu  Pferde 

27.  Drei  Amazonen  im  Angriff 

28.  Kniende  Rückenfigur 

29.  Gefesselter  Prometheus 

30.  Nereus  und  Okeanide 

31.  Okeanide.  Rückenfigur 

32.  Venus  im  Muschelwagen 

33.  Geflügelter  Genius 


Verzeichnis  mit  Angabe  der  Bildgrößen  und  der  Preise  der  einzelnen 
Blätter  auf  Wunsch  kostenlos  und  portofrei  an  Interessenten. 

Die  33  Blatt  sind  auch  in  Mappe,  gesammelt,  mit 'Vorwort  ausgegeben. 

Format  65 : 48  cm.  — Preis  100  Mark 
Zu  beziehen  durch  jede  Buch-  und  Kunsthandlung  oder  unmittelbar  von 

Franz  Hanfstaengl,  Kunstverlag,  München 


0 


VERLAGSBUCHHÄNDLUNG  GEORG  D.  W.  CALLWEY  IN  MÜNCHEN 


Eben  erscheint:  , 

Erster  Halbband  1908  des  Münchner  Jahrbuchs  der  bildenden  Kunst 

unter  Mitwirkung  der  Vorstände  der  staatlichen  Kunstsammlungen 
herausgegeben  von  Dr.  LUDWIG  VON  BUERKEL 
Abonnementspreis  für  2 Halbbände  geh.  M.  15.—,  Einzelpreis  für  den  angezeigten  Halbband  M.7.50. 

Außer  5 Gravüren  und  vielen  Abbildungen  enthält  der  neue  Halbband  folgende  Arbeiten:  Sicveking,  Aphrodite- 
kopf der  Münchner  Glyptothek  — Dreger,  Beiträge  zur  Kenntnis  alter  Stoffe  und  Stickereien  — Wickhoff,  Sammlung 
Tudier  — Gronau,  Zur  Geschichte  der  Cäsarenbilder  von  Tizian  — Münzel,  Wenzingers  ölberg  aus  Staufen  — 
von  Reber,  die  Adolf  von  Menzel-Stiftung  in  München  — von  Buerkel,  Die  Holzskulpturen  von  Penz. 


Monatshefte  für  Kunstwissensdiaft. 


Heft  6,  1908 


Neuerscheinungen  aus  dem  Verlage  von  Klinkhardt&  Biermann 


Soeben  erschienen  in  unserer  Sammlung 


Stätten  der  Kultur 


Von  Ernst  Kroker,  Mit  Originallithographien  und 


Bd,  5,  LädpZl^.  Buchschmuck  von  Bruno  Heroux. 

r»  , ^ r^nti'yirr  Von  August  Grisebach.  Mit  Buchschmuck  von 
Bd.  6.  UanZlg.  Paul  Renner. 

v I 11  yprn  der  Vierwaldstätter  See  u.S,  Gotthard.  Von  Hermann 
DU.  /.  L^U/CC1 1 Ly  Kesser.  Mit  Buchschmuck  von  Ernst  Stiefel 

o W/ion  Franz  Servaes.  Mit  Buchschmuck  von  Hermine 
öd.  ö.  VV  Lt:iL.  Heller -Ostersetzer. 

Bd.  9.  Lübeck.  Von  Otto  Grautoff.  Mit  Buchschmuck  von  Fidus. 

in  A Hhn  llnnrl  ^onjos.  Aug.  Lux  und  einem  Kapitel  über  „Die 
LJU.  lU.  ä\.LL1  LLJ  LLLLI  LLt»  Kunst  von  Altholland**  ^nn  nonrrr  fiiortnnnn 


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in  Leder  gebd.  M.  5.—. 


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Das  neue  Kunstgewerbe  in  Deutschland 

Von  Josef  A.  Lux. 

Mit  Umschlag  und  Titelzeichnung  von  Peter  Behrens  und  90  Tafeln. 
Preis  geh.  M.  7.—,  geb.  M.  9.—. 

Das  Buch  gibt  zum  ersten  Male  zusammenhängend  einen  Rückblick  auf 
die  gewaltige  Bewegung  der  letzten  zehn  Jahre.  Es  ist  die  erste  Geschichte 

des  neuen  Kunstgewerbes. 


Wilhelm  Tischbein. 

Ein  Künstlerleben  des  18.  Jahrhunderts. 

Von  Franz  Landsberger. 

(Bücher  der  Kunst  Bd.  3.)  Preis  geh.  M.  5.—,  geb.  M.  6. — . 

Die  erste  wirkliche  Monographie  über  diesen  deutschen  Maler,  der  ein 
Freund  und  Zeitgenosse  Goethes  war. 


Heft  6,  1908 


Monatshefte  für  Kunstwissenschaft. 


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Madrid,  Sevilla,  Toledo),  England  (National  Gallery,  British 
Museum,  [Handzeidinungen]  Sammlung  Herbert  Cook, 
Wallace  Collection). 

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1 ^ 

J- 


BBRÄtRlE  :f?AtrONALt  D'ART  £T- 

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SiTBxSL'LES  r- 


D’HJSTOIRR 

BRUXELLES 


Vient  d^paraiire: 


a l’jBxposWön  dß  lai  Toison  d’Or 


Ä.BfiüGES  EJJ  J907 


(^ragc:  de  grand  d6=fQriffiifejffihr4"^6  t/2X  3^centimctrcs|,  sur  |mpier  de 

H^lände^  IR  mSfe,  |I%aiie„3r6&n1ä^^“7coiitenaiit~l<)3  tex^  cn  häiogra- 

vure  et  en  h^Hotgpie^d’äptÄ^rerdiefs^d'ceti^  ejg^es^jä  BruggS4-^  ä 70  plandies^  d’apres 
Ies-pörtraitör_Ät^>leaux£;ft(}  plaiidic^cnytEöff  d*apfcs^es  m}niateeSrtapissßries  ctSrqderies^ 
sculpfeirc5,  colßers,  gr^s  et  e^amiqt^,  atinureSj  bksönsf  ploiiiiales  et^nedailles,  secaux,  ete. 


PUB]U&SÖUS  LJSS  AaSPlCES  pU  GOÄöTE  i>E  L’EXPOSITION 

, ^ ^ ^ aVEt  EÄ  COLirÄBOSÄTtCltN'DEr^  --  - - 

M^te,baron'H.  .l^RV^  ^E  LETtEN  pr^itknt  de  l’Expositto  Wda-Tdfeoa  d'Or,l 
POE^E  MpN^.cgtLsefvad€^f'-du  MHs^<es-Bcatix-Jlrts  d’Hpvers.  - 

R.P;J^VäK  ben  QheYn,  S;j^i>ccäi^i^4|eiir  des  ra^ö^crits^iä  laBTbHothequß  royale  de Bd^ue.J 
^ÄÜ  Ma  ELOCT  V-BRt^üfßjepnsen^ienr de  fÄrmeria  Reat  ä Madrid?  " . _ ^ 

M.:p,  Vän  pviRLOÖPy  chidie/^es  ®tt^es-rogaux  des  Är^s 

_ Indu^iel^r^ruxet^  \ ^ 1;  _ - 

. M.  1?» jMKE'tERLitÄ  (^ni^yateur  ^ Mus§  dcff  B^auxrÄrts^^  Gand.  . 

ÄkC^ju^N  CäRDÖ^^  de  laGmnnösBlon  dircGtrtceid^  MasdcsfotjapxdcBruxelle^ 

^ GLmJcÄt  ^tadö^aa^'aUi^e  ^'^^es  e^  ffirmdf^  ^ Brux^  . 

Äfe  VflN:2ö1i^EN  coasetwteur  des  arjcbivesdeJ’ßtätrd  Bfug^.^ 

■ M.  ^ltoJ^i:La^adie  atrtabi^Ldef  ^ ' 

„-M.  ^ des^rc^ea-g[dnerales,du  Rogaäme«  ”,  ^ “ 


räpSoh^^j^ires^jnüttwrotes^^  1 ä 500 


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""  RICHARD  MUTl7lEF(  KüNTE:r  MitWiRKJJJNG 
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Heft  50  Pf. " ^>Pro1:>erü>mfn6tp  gratis,  QuartalJ^M..  6.W 


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Otto  Ernst 
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Elise  Foerster- 
Nietzsche 
Anatole  France 
Gust.  Geijerstam 
M.  Goldberger 


.r 


Guriilt'^-l 
M^jHajbed 

^ CarJ  .4^|luptrhanfil^f  d 
tafeadi  o 

H ügo  V.  Hmrrla  rms- " 

KarL  Jehtsch 
' J os^d^  6 h1  ^"^r " ‘ ' 

Mich.  Gedrg  Kori^r 
P.  Laband  (radr 
C.  Lamprecht  '^d'" 
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