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Full text of "Münchener Tierärztliche Wochenschrift 65.1914"

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Unter Mhfeb Wochenschrift 

(frliier: Wocbensehriil lir MeiUe ud fiehzocht). 


Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Di. C. -^.noreclxt- 


Fünfundsechzigster Jahrgang (Jahrgang 1914). 


ANJJL 

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Mönchen 1915. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

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XXXV 

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Alphabetische Inhalts-Übersicht. 

(Die Ziffern zeigen die Seiten an. Bei Originalen ist die Zahl 

fett gedruckt.) 

Sach-Registen 

A. 


Abdeckereien, die — 369. 

Abderhalden, Prof. — 117. 

Abfohlergebnisse des Gestüts Achselschwang 112. 

Abortin, über den Wert des — 298. 

Abortns, seuchenhafter — Behandlung des — 475. 

Abschiedsfeier 649. 

Absolventen, in — 1136. 

Absceß, methastatischer — 568. 

Acetylenvergiftung 1173. 

Acrolin, Versuche mit — 789. 

Adalin im Hochgebirge 785. 

Adrenalineinfluß auf die Kokainwirkung 780. 
Ätherbauchhöhlenausspülung bei Infektion 524. 

Afridolseife 969. 

Aktinomykotische Geschwüre 61. 

Aktinomykose 13, 926; — Ätiologie der 850; — bei einer Kalbin 
248; de9 Kehlkopfes beim Rinde — 246. 

Alkali, Verabreichung bei septischen Prozessen — 742. 

Alkohol als Antiseptikum 135. 

— Übergang von — in die Milch — 185. 
Allgemeinstörungen des Zirkulationsapparates etc. 545. 
Altersbestimmung des Kalbes 132. 

Amidoazotoluol, Untersuchungen über — 546. 

Anämie infektiöse, Ergebnisse zur Erforschung der — 762. 
Anämie, perniziöse 1042; — die Ursache der 737. 

Anästhesierung 1026. # ‘ 

Anstellung eines Tierarztes in 481. 

Antiphlogistia, über Erfahrungen mit 156. 

Antiphyroatol 472. 

Aphrodisiaka, die neuen — 784. 

Apotheke nwesen 193, 220. 

Arsalyt 500. 

Arswosolrin 1*°®' 

Arzneimittel, neuere - 473. 



IV 


Askariden, zur Chemie der — 872. 

Atmungsphänomen, ein eigentümliches — 1005. 

Atoxyl beim Katarrhalfieber 949. 

Atresia ani, ein Fall von ererbter — 62. 

Atrophie der Augäpfel — Vistibularläsion mit 1022. 

Audienz 916. 

Aufruf 856. 

Augenentzündung, periodische — 902. 

Augenzittern 132. 

Ausschoppungskolik mit Hämorrhagien 843. 

Ausfuhr sächsischer Schafe nach 456. 

Auszeichnungen 140, 166, 186, 260, 283, 531, 994, 1118. 

Azoturie der Pferde, eine neue Theorie — 426. 

Azodormin, Untersuchungen über — 546. 

B. 

Bakterien im Fleische gesunder Schlachttiere 37. 

Bang, Professor — 671. 

Bauchaorta, Thrombose der — 663. 

Bauchbruch, Operation eines — 294. 

Bauchhöhlenchirurgie, sterilisiertes öl in der — 227. 
Bauchspeicheldrüse, Neubildung in der — 991. 

Beckenbruch bei einem Ochsen 177. 

Beeinflussung des Wachstums durch die Ernährung 575. 
Beförderung zum Generalveterinär 45. 

Belegen fremder Stuten an den — 1114. 

Bekanntmachung 237. 

Beratungsstelle für im Felde stehende sächsische Tierärzte 838. 
Beri-Berifrage, über die — 425. 

Berichtigung 282. 

Besoldung der Bezirkstierärzte 69. 

Besuch, hoher — 186. 

Beutepferde, Abgabe französischer — 1052. 

Bienenkrankheiten, Ausbildung von Sachverständigen für — 482. 
Biologisches Forschungsinstitut in Dahlen 93. 

Bleivergiftung, chronische — 1169. 

Blut- und Organpräparate über — in denen die Hormonen zur 
Wirkung kommen — 845. 

Blutegel im Maul von Tieren 179. 

Blutiinjektionen bei schwerer Anämie 63. 

Blutfleckenkrankheit — Heilung — 1029. 

Blutkrankheiten bei Vögeln 327. 

Blutmehl für Futterzwecke 854; Herstellung des — 1153. 
Blutungen, innere — Stillung mit — 911, 63. 

Bolus alba — Behandlung mit — 489, 513, 518, 550. 
Botryomykosis, primäre — der Haut und Subkutis — 301. 
Brandsporen — Futter befallenes mit — 476. 

Brom- und Jodkuren, Vermeidung der Nebenwirkungen durch — 
667. 

Bruchoperation 966. 

Brustseuchebehandlung bei Pferden, moderne mit — 572. 

Butter — Einfluß der verschiedenen Kraftfuttermittel auf die - 
305. 

Bücherschau: 

Albrecht-Franck, Dr. M., Geh. Hofrat. Professor, Handbuch 
der Tierärztlichen Geburtshilfe 798. 



V 


Bayer Dr., Professor, u. Fröhner Dr., Professor, Handbuch 
der tierärztlichen Chirurgie und Geburtshilfe 1018. 

Becker Dr., Unarten und Krankheiten des Geflügels 815. 

Beythien Dr., Hartwich Dr. und Klimmer Dr., Handbuch der 
Nahrungsmitteluntersuchungen 841. 

Bonatz W. und Heine Dr. P., Kalender für Fleischbeschauer 
und Trichinenschauer 1914. 214. 

Eber Dr. A., Professor, Yeterinärinstitut Leipzig, Bericht 
über das — 485. 

Edelmanni Dr. R., Geh. Medizinalrat und Professor, Lehr¬ 
buch der Fleischhygiene 1914. 558. 

-Lehrbuch der Fleischhygiene mit besonderer Berück¬ 
sichtigung der — 919. 

Ellenberger Dr. W. und Schütz Dr. W., Jahresbericht auf 
dem Gebiete der Veterinärmedizin 118. 

Ellenberger Dr. W. und Schumacher Dr., Grundriß der ver¬ 
gleichenden Histologie der Haussäugetiere 366. 

Frick H., Tierärztliche Operationslehre 46. 

Fröhner Dr. E., Geh. Regierungsrat und Professor, Lehr¬ 
buch der Arzneimittellehre für Tierärzte 1914. 

-Lehrbuch der allgemeinen Therapie für Tierärzte 166. 

Frohweim Dr., Landwirtschaftl. Sachverständiger, Die Be¬ 
deutung der Feststellung des Lebend- und Schlacht¬ 
gewichtes des Rindes durch Messungen 652. 

Goldbeck Dr., Das edle französische Pferd und die Remon¬ 
tierung Frankreichs 284. 

Heinrich Dr. J., Prof., Diagnose und Therapie der inneren 
Krankheiten des Hundes 70. 

Hesse Dr. G., Tierzuchtinspektor, Inzucht und Vererbungs¬ 
studien bei Rindern 507. 

Heß Dr., Professor, Klauenkrankheiten 1019. 

Hoffmann L., Professor, Heilung der Krankheiten und Ver¬ 
tilgung der Maul- und Klauenseuche 857. 

Klimmer Dr. M., Medizinalrat, Veterinärhygiene 486. 

Lebbin Dr. G., staatl. gepr. Nahrungsmittelchemiker, All¬ 
gemeine Nahrungsmittelkunde 978. 

Lungwitz A., Veterinärrat, Extremitäten, Hufe, Klauen 1019. 

Martin Dr. P., Lehrbuch der Anatomie der Haustiere 143. 

Meyer Dr. M., Tierzuchtinspektor, Die Pferdezucht in der 
Provinz Sachsen 532. 

Merck E., Mercks Jahresbericht 1059. 

Moser Dr. E., Professor, Die Lehre vom Hufbeschlag 579. 

Müller Dr. G., Geh. Medizinalrat, Professor. Handbuch der 
Arzneiverordnungslehre für Tierärzte 749. 

Ostertag Dr. R., Geh. Regierungsrat, Handbuch der Fleisch¬ 
beschau für Tierärzte, Ärzte und Richter 191. 

Probst Dr., Erfolgreiche bäuerliche Schweinezucht und 
-Mast 343. 

Rastenberg Dr. M., Stabsveterinär, Veterinärkalender 1915 
1177. 

Reinhardt Dr. -R., Professor, Wandtafeln zum geburtshilf¬ 
lichen Unterricht 653. 

Kode r Dr., hessischer Obermedizinalrat, Haubners landwirt¬ 
schaftliche Tierheilkunde 840. 

Scheunert Dr. A., Professor, Der Ablauf der Magenver¬ 
dauung des normal gefütterten Pferdes 900. 



VI 


Schmaltz Dr., Geheim. Regierungsrat, Deutscher Veterinär¬ 
kalender 1914/15. 1098. 

Schmidt Dr. J., Privatdozent, Die Mitteldeutsche Rindvieh¬ 
zucht 724. 

Schmitt Dr. Th., Professor, Krankheiten des Schweifes 1019. 
Schöttler Dr., Kreistierarzt, Das Hannoversche Pferd 1039. 
Tapken A., Die Praxis des Tierarztes 390. 
Veterinärkalender 1914. 118. 

Wilsdorf Dr., Jahrbuch für wissenschaftliche und praktische 
Tierzucht 95. 


C. 

Cascarine Leprince, Wert der — 717. 

Carcinoma vulvae bei der Stute 1162. 

Chinosol als — 693. 

Chirurgie im Balkankriege, die — 155. 

Chlor-Xylenol-Sapokresol 645. 

Chloralhydratnarkose 741. 

Chlortherapie 870. 

Cholerabehandlung und Choleraprophylaxe, über — 424. 
Choleraübertragung durch Nahrungsmittel 179. 

Chorea gravidarum, Salvarsan bei — 669. 

Coagulen, über — 810. 

Convallarinvergiftung 902. 

Corpus luteum der Ovulation — Unterscheidung des — von 792. 
Cresepton. in der — 523. 

Cytorrhykteskokken — Ergebnisse — 499. 


D. 

Dammann Dr. t 578. 

Darlehenswirtschaft, Gründung einer Darlehenskasse — 1095. 
Darmpolypen im Rektum 664. 

Darmstein, eine nicht alltägliche Form eines — 17. 
Darmverschlingung 1027. 

Darmvorfall nach Kastration 372. 

Dasselbeulen beim Pferd 454. 

Dauerhefen, über medizinale — 417, 442. 

Desinfektion in der Landwirtschaft 171, 196. 

Desinfici 272. 

Dialysierverfahren — über das — zur Diagnose der — 928. 
Digimorval — Herzmittel, neues — 499. 

Dienstjubiläum, 25jähriges — 260. 

Diogenal 890. 

Doktor med. dent. 386. 

Doktor der Veterinärmedizin 117; Führung des schweizerischen 
Titels 256. 

Drahtstück im Schlunde bei 1163. 

Drehkrankheit 869. 

Dresdener — Universitätsfrage — 68. 

Drusenbildung, zwei Fälle von — 35. 

Dünndarminvagination bei einem Fohlen 81. 

Dysenterie 1050. 

Dystokie — ein Fall bei einer Stute — 572, 



VII 


E. 

Echinokokken als Todesursache 616. 

Echinokokken in der Lunge und Leber einer Kuh 82. 
Echinokokkus, übergroßer im Herzen einer Kuh — 302. 
Edelmann Dr., Ehrung — 1136. 

Ehrentod im Felde 892. 

Ehrlich, Exzellenz Dr. — 282. 

Ehrung 117, 649, 671, 769. 

Eicheln als Hühnerfutter 993. 

Eihautwassersucht 1162. 

Einheilung von 2 Knochenstümpfen bei einem Bären 428. 
Eiterungen, einfacher Verband bei — 1912. 

Ekzem — universelles, seborrhoisches — 643. 

Emittol 245. 

Emphysema buttosum, Darmveränderungen bei — 134. 
Entschließung Allerhöchste 678. 

Entzündung, jauchig-eiterige, der Nasenmuscheln bei — 393. 
Erbrechen beim Rind 323.. 

Erdnußkuchen für Pferde und Schweine 361. 

Erfindung — praktische, eines — 1053. 

Erkrankungen beim Auerhahn 151. 

Erkrankung, seuchenhafte bei Gänsen — 1046. 

Erlebnisse aus dem Felde 890. 

Ernährung tierischer Säuglinge 88. 

Ernährungsfragen, wichtige im — 1029. 

Erwiderung 373. 

Erystipticum „Roche“ 766. 

Euters — Einfluß des — auf den Bakteriengehalt der Milch — 
669. 

Extraktum hydrast. canad. fluid, und sein Ersatz durch 112. 


F. 

Facialislähmung 155. 

Fakultät, tierärztliche München — 1154. 

Faulfrüchte 1045. 

Fehldiagnose, Tuberkulose bei einer Kuh betreffend — 169. 
Feminierung der Männchen — und Maskulierung der Weibchen — 
303, 549. 

Felde, im — 855; aus dem — 1175. 

Felsenbeineiterung 295. 

Feriensonderfahrten, billige — 263. 

Ferkelfieber, zur Behandlung des — 322. 

Ferkelfütterung, Milchersatz bei — 304. 

Festalkohol 380. 

Festmahl beim Rektor der Tierärztlichen Hochschule Berlin 117. 
..Festino“ — Hengst, der — 933, 1175, 

Fettgehalt, abweichender — 877. 

Fibrolysin — Suppositorien — Anwendung von — 904. 

Fibrom am Gaumen einer Ziege 830; am Penis eines Stieres 829. 
Finnen Verfahren zur Prüfung der — 692. 

Finnirkeht der Rinder 692. 

Flcrhmehl die Bewertung des — 40; Erkrankung von — 41. 
FUr-hvterben an der böhmisclen Unterelbe 694. 

t Tätigkeit des Tierarztes auf dem Gebiete der — 619. 
Unterschenkel eines 987. 



VIII 


Fistel, Operation einer — 1006. 

Fleisch tuberkulöser Rinder als Nahrungsmittel 474. . 
Fleischbeschau, tierärztliche — 415; sächsische — 810: bakterio¬ 
logische — 651. 

Fleischkonservenfabrik in Südwestafrika 899. 

Fleischvergiftungen 351. 

Fleischverluste in 9 Jahren 262. 

Fleischversorgung, Maßnahmen der Stadt Dresden — 879. 
Fliegenplage, Bekämpfung in Ställen 837. 

Föten bei Multiparen, Lage der — 861. 

Fortpflanzungsfähigkeit, Beeinflussung der — durch Jod — 792. 
Forschungsstipendium 187. 

Fraktur des linken Metatarsus bei einem 1%jährigen Bullen 321. 
Frakturen, Beitrag zur Behandlung von — 203. 

Fremdkörper im Brustbein einer Kuh 177; bei — 1167. 
Fremdkörperpneumonie, ein Fall von — 82. 

Frequenz der Studierenden an — 1175. 

Frühgeburten, über — 981. 

Frühschlachtungen, Verbot von ~~ 898. 

Fünfzig Jahre Tierarzt 745. 

Fürsorge 838. 

Futtergersteersatz, bei — 1056. 

Futtermittel, Einfluß wässeriger auf — 993. 

Futtermittelvorräte 937. 

Futterstoffe — Ausnutzung — 1173. 

Futtervergiftung bei einem Fohlen 394; bei einer Kuh 395; — bei 
— 1036. 

Futterwert über den 205. 

Futterzucker — 1074. 


Ci. 

Gallenfarbstoff, eine einfache Methode zum Nachweis von — 971. 
Gangloff Eugen t — 578. 

Gastruslarven, Schwefelkohlenstoff gegen — 571. 

Gebärparese — 972; ein interessanter Fall von — 903: wieder¬ 
holtes Auftreten von — 295. 

Geburt eines monströsen Kalbes 572. 

Geburtshilfe beim Pferd 610; ein Fall aus der — 616; Schmerz¬ 
losigkeit in der — 991. 

Geburtsrehe, 4 Fälle von — 35. 

Geburtstag, 70. des — 531. 

Geburtswehen, über die Einleitung von - 64. 

Gehirntuberkulose bei einer Kuh- 33. 

Gelatine — Therapie bei Petechialfieber — 830. 

— Rückenmarksentzündung, Therapie der — 1168. 
Gelenkrheumatismus, zur Therapie des — 990. 

Genickstarre, über — 353. 

Geschlechtsapparat, anatomische Veränderungen desselben bei der 
Brunst — 573. 

Geschlechtsbestimmung, die willkürliche — 254. 

Geschwülste, Behandlung mit Röntgenstrahlen - 135. 

Geschwulstzellen, experimentelle Übertragung von ----- 231. 
Glyzerinspiritus, Anwendung von — Hl-, 

Glyzerin — Verwendung des — - zur Sterilisation 813. 

Gnath’s Fliegenöl 274. 



IX 


Graditz, Verlegung des Gestüts — 115, 360; Geschichte des Haupt¬ 
gestütes — 942, 961. 

Gravidität — über den Einfluß der — auf das Wachstum maligner 
Tumoren — 205. 

Grotan und Festalkohol zur — 952. 

Gynäkologischen Erkrankungen, Diathermie bei — 1093. 


H. 

Habilitationen 212, 311. 

Hämoglobinämie, Behandlung mit Trypanblau 1047; zur Behand¬ 
lung der — 265; bei Fohlen — 394. 

Hämorrhagia ventriculii durch Fremdkörper 844. 
Händedesinfektion ohne Seifenbenützung 695. 

Halslänge bei Niederungs- und Höhenvieh, die — 356. 
Handschutz, einfacher — 64. 

Harnblase, Inversion und Amputation der — 477. 

Harnröhre, Neubildung in der — 828. 

Harnwinde, schwarze — Therapie bei der — 354. 

Hauptgestüt des preuß. Staates — Betriebsresultate — 1034. 1054. 
Haut, Sterilisierung der — 742. 

Ilautemphysem bei einer Kuh 131. 

Hautreaktion in der Schwangerschaft 835. 

Hauttuberkulose beim Rind 871. 

Hebung und Vermehrung der Milchwirtschaft 184. 

Hefe, getrocknete — ein Pferdefütterungsversuch mit 113. 
Heilmittel, verschiedene — 905. 

Heizmittel, neuartiges — 1033. 

Heldentod, den — 1078, 1116, 1154, 1175. 

Hemiplagie, zentrale, bei — 109. 

Hengst, eine Million Mark für einen — 41. 

Henstkörung in Schleswig 42; Ostfriesland 42; Bayern 1176. 
Hernia ventralis. bei — 988. 

Herpes tonsurans crustaceus, Übertragung von — 989. 

Herz- und Herzbeutelentzündung, fibrinöse nach — 182. 
Herzklopfen bei einem Pferde 965. 

Herzmuskelzerreißung beit — 1029. 

Herzschwäche, Behandlung der — 907. 

Ifindenburg — 935. 

Hippin — 241. 

Histologische Untersuchungen über Brennen und Brennmethoden 
136. 

Hochschulstudierende als Erntearbeiter 838. 


Hofdienst 89. 

Hofgestüt, das Kgl. bayerische — 65. 

Hohenleitner + — 138. 

Hornsäule 1045. 

Hiihnerrasse, Erzielung einer neuen — 794. 
Hüttenrauchschäden — 251. 

Hufknorpei — Fistel — 1164; Verletzung — 1165. 
llufkrebs, Behandlung des — 321, 427. 
llufmeäsungen etc. 921. 


Hafwobl 244. 

//ahn-Sundheuner - 69o. 

Hunde- und Katzenspulwurm - 870 
Hneten und Schnupfenerreger — 715. 
Hydrogenium peroxidat. bei einer Widerristflstel 


112 . 


X 


Hydrops der Fruchthüllen etc. 294. 

Hygieneprofessor — Greifswald — 69. 

Hyperästhesie nach Gehirn-Rückenmarksentzündung 293. 
Hypophysen-Extrakt — Versuche zur — 1061, 1081, 1101, 1121, 
1142. 


1 . 

Immatrikulation ausländischer Studierender 878. 
Immunität passive — Dauer der 180. 

Indikan — über den Nachweis des 38, 

Infektion, Bekämpfung der — 1173. 
Insektenstichen — Todesfälle bei 662. 
„Isarol“-Therapiie 681, 705. 


J. 

Jahresbericht des Zuchtverbandes für gelbes Frankenvieh 356; 

— des Vereins unterfränkischer Schweinezüchter 358. 
Jauchevergiftung 1113. 

Jodalkohol — Händedesinfektion mit 1051. 

Jodostarin — ein Ersatz für Jodkalium 111. 

Jodreaktion, lokale durch Stauungshyperämie — 182. 

Jodtinktur, Anwendung der — 1133; Ersatz der - 766; als Anti¬ 
septikum 911; in der Bauchchirurgie 1052. 

Jodvergiftung 137. 

Jubilare, zwei — 796. 

Jubiläum, fünfundzwanzigstes — 413; — Stiftung Kaiser Wilhelm 
955. 

K. 

Kachexia aquosa infolge Distomatosis 719. 

Kälber, Mindestschlachtgewicht für — 1115. 

Kälberdurchfall 61. 

Kakaokuchen, Vergiftung mit — 520. 

Kärnbach t 1037, 1057. 

Kalbfleischkonsums, Rückgang des — 959. 

Kalomelvergiftung beim Pferd 571. 

Kamphers, intravenöse Anwendung des — 183, 833. 
Kanadabalsam, Ersatz des — 1113. 

Kaninchenkokzidiose, die — 1001. 

Kaninchenzucht, die — 17. 

Kartoffeln — 991; als Pferdefutter — 1014; Schweinemast mit — 
1015; Kartoffelkraut als Heu, Bewertung des — 836. 
Karzinomatose bei — 973; des Dickdarms einer Kuh 1072. 
Karzinome der Harnblase 293. 

Kastanie, morph. und phys. Bedeutung der — 353. 

Kastration, Beiträge zum Studium — 227. 

Kinderlähmung, Erreger der — 547. 

Kleie, Schädigung durch — 1057. 

Klimm er, Prof. Dr. — 995. 

Knötchenseuche der Rinder 637, 657, 729, 753; Bekämpfung 567. 
Knochenstückes — Abtrennung eines vom — 761. 

Koagulen — Kocher-Fonio — Stillung parenchymatöser Blutungen 
mit — 911. 

Körung und Prämierung, Ergebnisse der — 255. 

Kochsalzeinfluß auf die Lebenstätigkeit der Mikroorganismen 787. 
Kochsalzvergiftung bei Schweinen 136. 

Kokkenähnliche Einschlüsse in den roten Blutkörperchen 764. 



XI 


Kolik, über — 848; Kolikfall, ein — 427. 

Kolonialdienst, Kreistierärzte für den — 507. 
Konservierungsmittel, neues für Eier — 160. 

Kopfkrankheiit der Pferde, zur — 570. 

Kornblumen, blaue, als Futter — 813. 

Krankheiten, übertragen durch Zecken — 1069. 

Kraftfutterzulage beim Weidegang 1056. 

Kreis-Kaninchen- und Produktenausstellung 65. 

Kreis verein Schwaben u. Neuburg — 553; tierärztl. d. Pfalz — 720. 
Kriebelmücke, Auftreten der — 740. 

Kriegsfürsorge des — 996, 1076. 

Kronbeinfrakturen, zur Kenntnis der — 519. 
Kryptorchidenkastration 543. 

Kuh, milchergibigste die — 552. 

Kupieren der Pferde 1014. 


L. 

Lachgas-Sauerstoffanästhesie 85. 

Lähmung des Musculus quadr. fern. 453. 

Lahmheiten, Ursache und Behandlung nach Nageltritt 850. 
Laktation, falsche — 621. 

Landesausschuß, Sitzung Erlangen 489; tierärztl. 1076. 

Land- und Stammgestüte Bayerns 232. 

Landestierzucht, neue Nachrichten über — 25. 
Landesviehversicherungsanstalten 430. 

Landgestüten, Aus- und Einrangierung in den preußischen — 743. 
Landgestütshengstö, Ergebnisse der 876; — Deckergebnisse mit 
den — 876. 

Lathyrismus, über — 1008. 

Lebernekrose 827; — und Peritonitis bei — 246. 

Leberwunden, Blutstillung bei — 693. 

Lecksucht akute 352. 

Lehndorff Graf 23, 456. 

Lehnsau, Institut zur Erforschung der Kälberkrankheiten — 186. 
Leser der „Wochenschrift“, an die — 974. 

Leukozytolyse 973. 

Lichtreaktion, Versuche bei — 967. 

Lichttherapie in der Veterinärmedizin 229. 

Lipojodin Ciba, Erfahrungen mit — 717. 

Lungenentzündung, erfolgreiche Behandlung — 296. 
Lungenkaverne 178. 

Lungenwurmkrankheit 521. 

Lydtin, Geh. Oberregierungsrat 671. 

Lymphdrüsen-Milzbrand, ein Fall von — 718. 

Lymphomatöse 828. 

Lyssa — Einfluß der Schutzimpfungen gegen — auf 715. 

n. 

Magen-Dannkatarrhe, akute — 1142. 

Magenentzündung bei Ferkeln 1046. 

Magenkarzinom bei Säugetieren 765. 

Mallebrein pro us. vet. 230; — zur Behandlung von 1007. 

Vorfall, habitueller 396; bei Pferden 298. 

Mastitis parenchym., Heilsalbe bei — 247. 

1 fnstisol nur 1110. 

Mastviehaasßtellung, bayer. - 381, 409, 428. 



XII 


Maulentzündung bei Rindern 301. 

Maul- und Klauenseuche 277; 

-— Erreger der — 23, 1037; Einschleppung der — aus 

Rußland 213; Erforschung der — 261; Heu als Träger 
des Erregers der — 279. 

— — Milchveränderungen bei 178. 

-ein Mittel gegen 141. 

-Neues zur Bekämpfung der 618. 

— — zur Pathogenese der 36. 

— — Versuche der Schutz- und Heilbehandlung bei 384. 
-Versuche zur 1150, 1089. 

Mechanik, Gesellschaft für — 879. 

Melasse für trächtige Mutterschweine 1115. 

Melassefütterung 1036. 

Melken mit der Melkmaschine 279. 

Melkerknoten, sogenannte — 874. 

Menschen- u. Rindertuberkulose, Untersuchungen über die — 951. 
Milch von holländischen Kühen 815. 

Milchabhemmungsprobe als diagnostisches Mittel 787. 
Milchabsonderung, die Physiologie der — 157. 
Milchbakterientherapie 133. 

Milchfett altmelker Kühe 793. 

Milchfieber, ein Fall von — 615; Milchfrage in Edinburgh 522. 
Milchhygiene-Kurse 579. 

Milchkannen, Seuchengefährlichkeit, der — 301. 

Milchsekretion, außergewöhnliche beim Fohlen. — 520. 
Milchverkehr in Konstanz 1913 — 765. 

Milchviehhaltung in Württemberg 622. 

Milchwirtschaft in der Schweiz 622. 

Miliartuberkulose beim Pferd 570. 

Militär-Diensteinkommen des Tierarztes 1067. 

Militärveterinäre 91, 117, 696. 

Millionenprojekt 140. 

Mitteilungen 815, 837; — kurze aus der Praxis 901, 965, 987, 1005, 
1041; — therapeutische, kasuistische und statistische 665. 
Mittelfelldrüsen, Tuberkulöse Veränderungen der — 664. 
Milzbrand, über den — 15, 1047; Milzbranddiagnose beim Rind 14: 
Milzbranderreger. Nachweis von — im Fischmehl 452; — 
ein bemerkenswerter Fall von 718; Milzbrand. Feststellung 
nach Ascoli. und Schütz-Pfeiler 498; Milzbrandkeime, Nach¬ 
weis der — 564. 

Milzbrandkarbunkel, zur Salvarsanbehandlung des — 618. 
Milzbrand, Schutzimpfung gegen — 107, 300. 

Milzbrand beim Schwein — Bedeutung des für 326; — Beurtei¬ 
lung des — 497. 

Milzbrand, Serumbehandlung bei — 405. 

Milzbrandverbreitung durch — 561, 586. 

Molkereigenossenschaften —- Einfluß der auf die Rindviehzucht 87. 
Morbus nmculosus 323. 

Morgen- und Abendmilch 137. 

Morphin, über die Gefährlichkeit der Kombination von 453. 
Morphiinvergiftung beim Hunde 633. 

Muskatnußleber i072. 

Muskelkrämpfe 786. 

Muskelmagen der Vögel, Druckmessungen im 1009. 

Mythisol in der Geburtshilfe 541. 



XIII 


801, 824. 


K. 

Nabelstrangumschlingungen, einiges über — 

Nachruf 893. 

Nahrungsmittelchemiker und Tierärzte 623. 

Narkose intravenösen, zur Frage der — 375. 

Natternbiß bei einem 3jährigen Fohlen 404 
Neosalvarsan in der tierärztlichen Praxis 821. 

Nephritis, Beiträge zur klinischen Systematik 
— fibroplastica 871. 

Nervus radialis, Lähmung des — 289. 

Neubildung bösartige eine - 1044; im Rektum eines Pferde- 
Nierendiagnostik, funktionelle — 275 
Niere, Funktion der — 691. 

Nierengeschwulst bei einem Pferde 404. 

Nitapprobation für Ärzte 839. 

Nctexaiiien, tierärztliches — 796, 816, 839, 855, 898 995 
Notiz 816. 

Noviform 694. 


— 49, 73, 97, 121 


320. 


O. 

Odem, malignes — 295. 

Ohrfistel bei — 1163. 

(hnphalo-thoracopagus hexapous opposit. 61 
Operationstisch, verstellbarer — 465; Bemerkung zu 
Ophthalmoreaktion, zweifelhafte — mit Mallein — 326 
Optnnasalbe — 244. 

Organextraktion, physiologische Wirksamkeit von — 954 
Organisationen Groß-Berlins, Erklärungen des — 997. 
Ostertag Dr., Geheimrat — 1016. 


665, 714. 


P. 

Pankreassteine 668. 

Pappilom an der Fesselfläche eines — 950. 

Papillome im Maule 302. 

Pellidol, Untersuchungen über — 546. 

Peristaltik, Anregung der — nach Laparotomien 39 
Peritoneum, Studie über die — 549. 

Petechialfieber 1167, 1149. 

Petechialfieber. Behandlung mit dänischem polyvalentem Serum 

Pferd, ein historisches — 158. 

Pferdealter, hohes — 456. 

Pferdeausfuhrverbot für — 1073. 

Pferde, Beschaffung argentinischer — 1013. 

Pferde, deutsche — Verkauf als — 502. 

Pferde-Ein- und Ausfuhr, deutsche im Jahre 1913 — 207 
Pferdemarkt in Wels 166; 32. Münchener — 210. 

Pferdeserum 990. 

Pferdestand an den bayer. Gestüten 1913 — 767. 

Pferdeschule 647. 

Pferde-Turnier in Dresden 389. 

Pferdeversorgung 1114. 

Pferdezucht in Deutsch-Südwestafrika 254. 

Pferdezucht, Förderung der — 478, 500, 524, 550, 576. 
Pferdezucht in Hannover 360. 

Pferdezucht, japanische — 891. 



XIV 


Pharmazeutische Präparate, Beobachtungen und Untersuchungen 
bei einigen — in der Veterinärmedizin — 241, 268. 

Phobrol „Roche“ 352. 

Plazenta-Ablösung, eine neue Methode — 643. 

Plasmarsin 1166; — Anwendung bei 2 Jungrindern — 130. 
Plazentarextrakte, über die Giftigkeit wässeriger — 890. 
Plombieren von Zähnen bei Tieren 134. 

Praxis, aus der — 988. 

Praxis, fleischbeschaulichen — Fälle aus der — 832. 
Preissteigerung für — 1154. 

Preiszuerkennung 652. 

Privatdozenten 769. 

Privatgestüte, bayerische 1913 — 852. 

Privathengsten. Deckergebnisse mit den — 877. 

Privathengste, Ergebnisse der — 876. 

Probeschlachtungen 797. 

Promotion der Tierärzte in England 769. 

Protargol in der tierärztlichen Wundbehandlung 810. 
Protargolsalbe 694. 

Protektoratsübemahme 389. 

Providoform 969. 

Pyelonephritis im Anschluß an einen Uterusvorfall bei einer Kuli 

395. 

Pyoctaninvergiftung 1092. 

Pyricit 645. 


Qn. 

Quecksilbersalbe grüne, allgemeiner Haarausfall nach — 790. 


B. 

Rachitis, über experimentelle — 1073. 

Radialislähmung 13. 

Radium- und Mesothoriumbestrahlungen, Ovarialveränderungen 
nach — 668. 

Rattenvertilgung 160. 

Rauch- bezw. Gasvergiftung 569. 

Rauschbrand nach der Geburt 204; — Impfstoffe „Foth“ 482. 
Redaktion der „Deutschen Tierärztlichen Wochenschrift“ 69. 
Redakteur des „Schweizer Archivs“ 93. 

Rehe, toxische durch — 1007. 

Regierungstierärzte für das Kolonialamt 45. 

Reichsmittelgesetz, Erlaß eines — 69. 

Reichsverband 506, 879. 

Rennvereine in Bayern 1011. 

Remonteankauf 670. 

Remontepreis 159. 

Remontezuchtvereine in Bayern 891. 

Rinderhypophyse — über das Verhalten der — bei 788. 
Rinderpest, die — in Rußland 857; — in Bulgarien 69. 
Rindertuberkelbazillen, Bericht über Infektion von Kindern mit — 
472. 

Rindertuberkulose, Diagnostik der — 37. 

Rinopräparate 268. 

Rohfaser, vergleichende Untersuchungen über die Verdauung der 
— 137. 



XV 


Botzdiagnose, Hilfsmittel zur — 83. 

Rübenblätterfütterung und -Trocknung 814. 

Rübenfütterung und Milchwirtschaft 792. 

Rübenmelasse, Verfütterung der — 1033. 

Rübenschnitzel, Erkrankung nach Verfütterung von — 38. 
Rückenmarkskanal, Bluterguß im — 990. 

Rückenmarkswassersucht 277. 

Ruhr, weiße der Kücken — 327. 

S. 

Salmanisation der — 695. 

Salvarsan gegen Wut — 791. 

Sammelt Gold für — 935. 

Sanitätshunde 649, 956. 

Sarcocystis Miescheriana, massenhafte Invasion von — 302. 
Sarkome — des Hausgeflügels — 133. 

Scobitost — neues Wundpulver, des — 911. 

Schädelbruch 520. 

Scharlachrot — über 546. 

Scheidenkatarrh ansteckender — ein Mittel gegen — 34; — zur 
medikamentösen Therapie des — 812, 881; — und Sterilität 
des Rindes, klinische Untersuchungen über — 1129. 
Schenkelfistel, Operation einer — 760. 

Schlachtalters, Hinaufgang des — 874. 

Schlachten — gegen das — unreifer Kälber 116. 

Schlachtenverbot von Sauen — 999. 

Schlachtvieh- und Fleischbeschau — 913. 

Schnelldesinfektion der Hände 64. 

Schwangerschaftsdiagnose, Vereinfachung der — 742. 
Schwefelkohlenstoff — gegen Gastruslarven beim Pferd — 571. 
Schweinefütterungsversuche zum Vergleiohe von — 913. 
Schweinehaltung — zur Verwertung von Küchenabfällen 20. 
Schweinepestimpfungen nach Hutyra und Koeves — Mitteilungen 
über — 777, 805. 

Schweinepest und Paratyphus der Schweine 228. 

Schweinepest — Schutzimpfungen — 811. 

Schweinezählung in Preußen 768. 

Secalysatum, über — 204. 

Segon als diätetisches Futtermittel — 203. 
Sehnenscheiden-Gallen, Behandlung von — 227. 

Sehnenscheiden, Verletzung der — 11, 1165. 

Sehnenstelzfuß bei einem Pferd — 324. 

Sehnenverdickungen, Dauerverbände bei — 788. 

Sekron und Dia-Sekron, Erfolge mit — 847. 

Semesterbeginn — 939. 

Sennatin — Wirkungen — 407, 1132; bei Kolikerkrankungen — 
254. 

Sera artiflcialia — 537; — bei Hundestaupe — 889. 
Simuliumstiche, Tötliche Erkrankung durch — 739. 
Sohlenschneiden — über, am Hufe des Pferdes — 403. 
Soianinvergiftung — 63. 

Speicheldrüse bei Tollwut, Untersuchung der — 645. 
Speichelgangfistel bei — 988. 

Speichelsteines, Entfernung eines — 719. 

Sperma — der Nachweis absorbierten' — 278. 

Spiritus — Verwendung des — 39. 



Splenitis traumatica — 294; acuta hyperaemic., Behandlung der — 

903. 

Staatsdienst — Prüfung für den — 958. 

Ställe — frisch gekalkte — Vorsicht bei — 1168. 

Starrkrampf, ein Fall von — mit nachfolgender Erblindung 449: 

— Nachweis bakteriolog. — 547. 

Stauungsmilzen — 328. 

Steinfrüchte — Ausstoßung von — 708. 

Sterilität — Erfahrungen bei der Behandlung der — 907. 
Strahlenbehandlung bei Krebs 308. 

Strychotin 927. 

Studentendemonstrationen — Wien — 283. 

Stutenbedeckung — Ergebnisse der — 646. 

Sublamin — Untersuchungen über — 1048. 

Sulfoform — Verwendung des — in der Dermatologie — 204. 
Suprarenins — eigentümliche Nebenwirkungen — 1031. 
Szirkupönen, das ostpreußische Privatgestüt — 87. 

T. 

Tätigkeit, pratiotische für Tierärzte — Eröffnung einer — 795. 
Temperatur vor und nach der Geburt beim Rind, der Ziege und 
dem Hunde 841. 

Terpentinöl bei Endometritis puerperalis 669. 

— in der Prophylaxe puerperaler Infektionen 765. 
Terpentinöl-Injektionen, die subkutanen — 252. 

Tetanus, Behandlung des — 498; — Heilserumbehandlung des 
1049; — Magnesiumbehandlung des — 716. 

Tetanuskeimen — Vorkommen von — in 927. 

Tetanus, Resektion der Hufbeinbeugesehne bei schwerem - 266. 
Tetanus, zur Symptomatologie des — 1090. 

Therapogen bei — 972. 

Thermometer, selbstleuchtende — 947. 

Thrombose 277; — der linken Beckenarterie bei — 395. 

Thymus, Ovarien und Blutbild 380. 

Thyreoidea-Extrakt, Injektionen von — 380. 

Tinctura Veratri, Studien über — 931. 

Tierärzte, beamtete im Felde — 994; die Lage der prakt. — 396: 

— die Lage der nichtbeamteten — 306, 332; das Recht 
der — Arzneien abzugeben — 249; — die Erwerbsverhält¬ 
nisse der praktischen — 280; — amerikanische in Berlin — 
769; — Tierärzteverein Niederbayerns 536. 

Tierärztl. Hochschule Berlin, Vorlesungen — 975; — Dresden 976. 
Tierärztl. Hochschule Dresden, Jubiläum der — 670; — Verlegung 
der — 339, 485. 

Tierärztl. Hochschule Hannover, Vorlesungen an der — 339, 958. 
Tierärztl. Hochschulen, Frequenz der — 627. 

Tierärztl. Fakultät München — Vorlesungen 361, 1017, 1037. 
Tierärztl. Hochschule München 431, 456; — Angliederung der 140, 
504, 914, 934. 954; — Frequenz der 626. 

Tierärztl. Hochschule Prag — Gründung einer 312. 

Tierärztl. Zentralgeschäftsstelle 995. 

Tierhygienisches Institut der Universität Freiburg. 376. 
Tierkrankheiten, ätiologisch noch ungeklärte - im 1169. 
Tierschutzfrage — ein Beitrag zur 696. 

Tierzucht-Etat, Beratung des — in der bayerischen Abgeodneten- 
kamrner 337. 




XVII 


Tierzucht, Gewährung von Mitteln zur Hebung — 1075. 

Tierzucht und Landwirtschaft, Auszug aus — 529. 

Titelfiihrung 796. 

Tollwut Erreger de.r 54<; — Schutzimpfversucho gegen 87.5 
lorsio uteri 1130. 

Traberhengst ,,Dr. Sphinx“ — eingegangen 331. 
lrachtigkeit, Konstatierung der — 300. 

Trächtigkeitsdauer der Stuten, die — 328. 

Tragsackvorfalles — Behandlung des 906. 

Treberpreßsaftes, Verwendung des — 1135. 

Trichinenkrankheit, Bekämpfung der — 385. 

Trichinenschau 413, 769; die Ergebnisse der — in München 317, 


Trichinose, Opfer der — 651. 
Tryposafrol, Versuche mit — 
Tuberal, Erfahrungen mit — 
gen über — 402. 


bei der Maul- und Klauenseuche 355. 
833; tierexperimentelle Untersuchun- 


Tuberkelbazillen in nicht tuberkulösen Atmungswegen 930. 
Tuberke gehalt der Muskulatur etc. — über den 887. 
Tuberkulin-Intra-Dermo-Reaktion 831. 

Tuberkulinreaktion 972; eine irreführende 426; — bei 1009 
Tuberkulose H48; Ausbreitung der 263; ein Beitrag zur Zunahme 

■ r , ^ 4 ®’ ~ n des Euters 476; bei einem Jung- 

, n " d 471 S — und Milch 832; der Nase 869. 
ruberkulose-Schutzimpfversuche 472; mit Antiphymatol 451. 
Tumoren Biologie der 1113; Wirkung künstlicher 835. 

Turnier deutscher Pferde im‘Hannover 331. 

1 yphusbazillen. Experimentelle Beiträge zur Frage der 851- und 
Infektion eines Kaninchen mit 851. 


Überwurf 867; 2 Fälle von 298. 
Unglücksfall, ein seltener — 521. 
Universalpulverbläser, der — 217. 
l'niversität Bern, Rektor der 769; — 
der 312. 

Unterrichtskurse — kostenlose 557. 
Unterschenkelbruch beim Fohlen 868. 
Urteil wichtiges, reichsgerichtliches, 

687. 


Gießen 938; — Vorlesungen 


für eine forensische Frage 


Uteramin 1073. 

Uterus — wiederholte Verdrehung des - 295. 
Uterustorsion post partum 736. 

..Uzara“ — Anwendung von 904. 


V. 

1 eränderungen pathol.-anatom. des Darmes und der I ungo des 
Affen 1151. 

Veratron, die Behandlung der Eklampsie mit — 183. 

Verbände, die osmotischen 276. 

Verbot des — 1156. 

Verbrennungen, Heilmittel bei 86. 

Vererbungsforschung, Institut für 384. 

Verein Münchener Tierärzte, Monatsversammlungen 89. 116. 310. 

431 , 481 . 

_ zur Förderung der Pferdezucht 114. 



XVIII 


Vereinswesen 89. 

Verfiitterung von durch Lagerung verdorbenem Heu 160. 
Vergiftungserscheinungen bei Kühen 371. 

Vergiftung von Pferden mit — 62, 84. 

Vergiftung durch Oleanderblätter 319; — durch Platterbsen 85; 

— durch Weizengriesfuttermehl 85. 

Vergiftung von Rehen durch Hollunderrinde 406. 

„Vergotinine“ bei Dämpfigkeit 868. 

Verjährung, Schutz gegen — 1126. 

Verkalkung und Knochenbildung im Ovar 65. 

Verletzung, außergewöhnliche 988; — durch Eintreten einer 
Gabelzinke 10; Verletzung bei einem Leoparden 291; Ver¬ 
letzung bei einem Pferde 592. 

Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte 1914 — 187, 
362, 746, 770, 816. 

Verstopfungskolik infolge eines Darmsteines 247. 

Versuche, experimentelle über den Einfluß der Kastration auf 205. 
Vertretungen 1017. 

Verwerfen, seuchenhaftes, Studien über das 824; — seuchenhaftes 
bei Stuten 86. 

Verwundungen und Verletzungen im Felde 916. 

Verwundet und gefallen 935, 955, 974, 994, 1016, 1037, 1058, 1078, 
1175, 1154, 1135, 1116. 

Veterinärinstitut der Universität Jena 68; — in Stockholm, Er¬ 
hebung zur Hochschule 361. 

Veterinärmedizinische Fakultät der .Universität Gießen 1097. 
Veterinärpolizeiliche Anstalt in Oberschleißheim 67. 

Veterinärrat, deutscher 45, 165, 259, 721, 770, 797, 854, 1038. 

Vieh, Beförderung von — während der heißen Jahreszeit 744. 
Vieh- und Fleischbeschau 251. 

Viehschlachtungen, Verbot vorzeitiger 1917. 

Viehzählungen 1016; — in Preußen 236; — im Deutschen Reiche 
115; — in Sachsen 159, 1016. 

Vogelwickensamen, Vergiftung durch 925. 

Vorbildung 696. 

Vorstand, 25 Jahre 1116. 

W. 

Wahlverschiebung 878. 

Wanderversammlung, landwirtschaftliche, Hannover 481. 
Wanstschnitt 1025. 

Wassersucht bei einem Spitzhengst einige Zeit nach der Ka¬ 
stration 373. 

Wasserstoffoxyd in der Wundbehandlung 1070. 

Wehen, frühzeitige 82, 297. 

Weltkongreß, tierärztl. London 1914 — 432, 457, 627, 672, 697, 722. 
Wiederholungskurs für Hufschmiede 21. 

Wiederkäuen, verändertes 1028. 

Wiesen- und Kleeheu, über den Einfluß längerer Aufbewahrung 
von — 932. 

Windkolik 1043. 

Wirtschaftsgenossenschaft 1058, 1078. 

Wollerzeugung 1134. 

Wundbehandlung 1110; — mit Zucker 39. 

Wundverband, zur Technik des 1150. 

Wundstarrkrampf — mit Antitoxin und Arzneimitteln, Behandlung 
des — 16. 

Wurmaneurysma 953. 



XIX 


z. 

Zahn in der Kieferhöhle 804. 

Zahnteratom, ein — 293. 

Zaunlatte, Verletzung durch eine 1041. 

Zellen — Gedanken über den spezifischen Bau der 304 
Ziegenböcke — Unfruchtbarkeit bei 455. 

Ziegenmilch — Beiträge zur Kenntnis der Zusammensetzung 454 
Ziegenmilch — Reaktionen der 593. 

Züchten der Rennpferde 232. 

Zuchttiere, männliche, Erhaltung der 1075. 

Zuchtverbände in Bayern 208. 

Zwerchfellbruch, ein Fall von 403. 

Zwerchfellriß 869; — bei einem Pferd 131. 


Alphabetisches Autorenverzeichnis 

(Die fett gedruckten Zißem bedeuten Originalen.) 


A. 

Albert 489, 513. 

Albrecht 15, 16, 17, 38, 62, 63, 
64, 65, 112, 113, 114, 115, 136, 
137, 157, 159, 160, 181, 182, 
183, 184, 185, 204, 205, 207, 
208, 209, 252, 254, 278, 302, 
303, 304, 305, 306, 328, 331, 
337, 354, 355, 361, 380, 381, 
406, 407, 409, 427, 428, 454, 
475, 476, 477, 485, 486, 498, 
500, 522, 524, 549, 550, 552, 
558, 573, 574. 616, 622, 643, 
645, 647, 652, 668, 669, 693, 
694. 708, 724, 742, 749, 765, 
788. 790, 792, 801, 811, 813, 
815, 818, 824, 833, 835, 837, 
840, 850, 852, 861, 872, 874, 
887, 889, 891, 907, 911, 913, 
914, 919, 928, 930, 931, 932, 
950, 952, 953, 969. 971, 973, 
978. 990, 991. 994, 1007, 1009, 
1011, 1014, 1018, 1027, 1028, 
1029, 1033, 1036, 1039, 1047 
1048. 1049, 1050, 1051, 1056, 
1061, 1070, 1072, 1074, 1075, 
1081, 1090, 1094, 1098, 1101, 
1110, 1113, 1114, 1115, 1121, 
1130. 1132, 1134, 1135, 1142, 
1152, 1154, 1169, 1173, 1175, 
1177. 

Arnold 545, 615. 

Attinger Dr. 849, 401, 874. 


Bayer 161. 

Bichelmaier Dr. 323, 324. 
Bierling 1041, 1042, 1043, 1044. 

1045. ’ 

Bittner 829, 830. 

Böhm Dr. 238, 385, 413. 
Bomhard 470, 828. 

Burkart 616. 

1 >. 

Denk 465, 714. 

Dietz 518. 

Dorn 293, 294, 295. 

Dun 453, 507, 532. 

E« 

Eder 373. 

Eisen 529, 530, 531. 

Engel 107. 

E 

Falk Dr. 375, 396, 518, 687. 

€t. 

Garrecht 162. 

Geyer 177, 178. 

Grün 893. 

Günther 925. 

H. 

Haag 827, 828. 

Hamberger 568. 

Harder 592. 

Haupt Dr. 298, 451. 



XX 


Heiserer 297, 298. | 

Himmelstoß 561, 564, 586. 
Hörning Dr. 130, 131. 

Hotbauer 310, 324, 325. 

Horn 372. i 

k ; 

Keller Dr. 665. 

Kircher 543. j 

Knoll Dr.417, 441, 681, 705,881. 
König 229, 356, 358, 736, 841. 
Korber 867, 868, 869. 

Kränzle 393, 394, 395, 396. , 

Krell Dr. 49, 73, 97, 122, 691, 
715, 716, 717, 967. | 

Kreutzer Dr. 567, 901, 902, 903, 
904, 905. 

Krieger 322, 323. 

Kühn Dr. 845. j 

Kukuljevic 171, 196. 


Leicht 319, 320, 321. 

Leinberger 664. 

Lichtenstern Dr. 610, 821. 

Lindner 14, 202, 203, 228, 232, 
275, 452, 497, 498, 521, 546, 
570, 739, 740, 764, 765, 794, 
830. 

Löhe 170. 

Lutzenberger 664. 

M. 

Mahir 317, 369. 

Markert 760, 761. 

Marks 1058. 

Marteil Dr. 941, 961. 

Mennel 893. 

Meyer Dr. 737, 762. 

Mitchell 472. 

Moser Dr. 22. 

Müller Dr. 1, 29. 

Münich Dr. 965, 966, 1005, 1006, 
1025. 

Musterte Dr. 449. 

5f. 

Nopitsch Dr. 113, 232, 360, 478, 
500, 524, 550, 576, 1052, 1176. 

O. 

Oeller Dr. 91, 116, 151, 310, 402, 
424, 431, 618, 633, 665, 785, 
1022. 

Ohler Dr. 61, 83, 109, 111, 112, 
132, 133, 134, 135, 155, 178, 


179, 180, 203, 204, 227, 251, 
254, 276, 277, 279, 800, 301, 
326, 327, 353, 356, 376, 378, 
379, 403, 404, 405, 425, 426, 
453, 454, 455, 472. 473, 474, 
519, 520, 521, 547, 570, 571, 
572, 618, 619, 621, 622, 643, 
667, 668, 692, 695, 696, 717, 
718, 719, 741, 765, 786, 787, 
788, 798, 810, 831, 832, 833, 
848, 849, 850, 8Ö9, 870, 871, 
906, 907, 927, 949, 950, 981. 
988, 990,1007,1026,1047,1069, 
1089, 1093, 1129, 1148, 1168, 

Orth 193, 220, 637, 657. 

Ott Dr. 729, 753. 

P. 

Panzer 987, 988. 

Pöhhnann 33, 34, 35. 

R. 

liabus 578. 

Rehaber + 60. 

von Rey Dr, 847. 

Rothaar Dr. 843, 844. 

S. 

Sator 662. 

Schaaf Dr. 296. 

Schaidler 246, 247. 

Schaidt 926. 

Schenkl Dr. 10, 1162, 1163, 1164, 
1165, 1166. 

Schm id Dr. 322. 

Schmitt H. Dr. 25, 42, 145, 217, 
1076, 1095. 

Schmitt L. 569, 1167. 

Schubert 681, 705. 

Seipel A. 541. 

Settele Dr. 777, 805. 

Speiser 265, 289, 291. 

Steiger 471. 

Stein Dr. 927, 1067, 1126. 

Stroh Dr. 345, 373, 422. 

Sustmaim Dr. 17, 241, 268, 537, 
784, 1001, 1142. 

V. 

v. Yelasko 248. 

W. 

Weldes 306, 332. 

Wildt R. 81, 82. 

Wille 45, 570. 

Wimmer 248. 

Wolf Dr. 921. 






(firmier: Tierärztliches Wochenblatt and Wochenschrift Ihr Tierüeilknnde nnd Vieüzuctit.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter stäudiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsniinisterium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
»tetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Oberregierungsrat Pröls, tierärztlicher 
Referent im Kgl. Staatsministerium des Innern, sowie des Lamles- 
ftusschnsses der tierärztiehen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 6. Januar 1914. Nr. 1. 


Inhalt: Originalartikel. Müller: Die fleischhygienische Beurteilung tuberkulöser • 
Tiere im Lichte alter Anschauung und neuer Forschung. Schenkl: Kurze Mit 
teilungen aus der Praxis : I. Verletzung durch Eintreten einer Gabelzinke. II. 
Sehnenscheiden-Verletzung. III. Radialis-Lühmung. IV. Tetanus beim Pferd. 

V. Aktinomykose. — Referate. Heß: Milzbranddiagnose beim Rind. Huber: 
Über den Milzbrand. Marcianu : Auffallende Vorkommnisse bei Milzbrand-Schutz¬ 
impfungen. Krak : Die Behandlung des Wundstarrkrampfes mit Ar/.neimitteln und 
mit Antitoxin. Gröning : Eine nicht alltägliche Form eines Darmsteincs Tier¬ 
zucht, un d Tierh altung. Kaninchenzucht. Schweinehaltung zur Verwertung 
von Küchenab fällen. — Verschiedenes. Protokollarischer Bericht über die 
Generalversammlung des tierärztlichen Kreisvereines von Unterfranken. Wieder¬ 
holungskurs für Hufschmiede. Ernennung. Graf Lehndorff. Erreger der Maul¬ 
und Klauenseuche. Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 13. De¬ 
zember 1913. — Personalien. 


Die fleischhygienische Beurteilung tuberkulöser Tiere 
im Lichte alter Anschauung und neuer Forschung.*) 

Von Privatdozent Dr. M. Müller. 

Die Frage nach der Größe der Gefahr, die für den 
Menschen aus dem Genuß des Fleisches und der Organe 
tuberkulöser Tiere resultieren kann, hat die hygienische 
Wissenschaft von jeher auf das lebhafteste interessiert; 
ohne daß es bis heute gelungen wäre, diese Frage in einer 
für die Fleischbeschau vollbefriedigenden Weise zu lösen. 

*) Vortrag, gehalten am 23. Oktober 1913 im Verein Mün¬ 
chener Tierärzte. 










2 


Schon bei den ältesten Kulturvölkern ergreift die Priester¬ 
schaft sozialwirtschaftliche Maßnahmen in der Absicht den 
Konsum des Fleisches und der Organe kranker Tiere 
seitens des Menschen zu verhindern. Die Ansichten über 
das Wesen jener Krankheitsformen, die wir heute infolge 
der ätiologischen Klarlegung als „Tuberkulose“ kennen, 
haben im Laufe der Zeiten lebhaft gewechselt und hiermit 
auch die Ansichten über Schädlichkeit oder Unschädlichkeit 
des Fleisches derartiger Tiere. Den Geist früherer Zeiten 
vermögen wir kaum mehr zu verstehen. Wir brauchen ja 
nur zu bedenken, daß die Auffassung der Tuberkulose als 
dem Menschen und Tiere gemeinsame Infektionskrank¬ 
heit nicht einmal 50 Jahre alt ist. V i 11 e m i n erklärte 
1865 zuerst die Tuberkulose durch Impfversuche als eine 
spezifische vom Menschen auf das Tier und von Tier zu 
Tier übertragbare Infektionskrankheit. Und selbst das, 
was wir heute als Tuberkulose bezeichnen, das ging ja 
noch bis in die neueste Zeit in die verschiedensten Begriffe 
auf, weil jeder Gelehrte immer nur seine Ansicht für die 
richtige hält. So waren Perlsucht und Tuberkulose völlig 
verschiedene Begriffe. V i r c h o w hielt die Perlsucht für 
Lymphosarkome und erklärte noch 1901, Perlsucht sei keine 
Tuberkulose, obschon Gerlach bereits 1868 die Identität 
von „Perlsucht“ und „Tuberkulose“ experimentell bewiesen 
hatte. Erst als Koch zeigte, daß der Tuberkelbazil¬ 
lus der ätiologische Faktor für die Genese different er¬ 
scheinender Prozesse sei, die alle dem Begriff der Tuber¬ 
kulose zugehören, verschwand allmählich die Ansicht von 
der Verschiedenheit der Perlsucht und Tuberkulose. 

Nichts erschien selbstverständlicher durch den Nach¬ 
weis der Tuberkelbazillen in den tuberkulösen Prozessen 
von Mensch und Tieren, als daß die tuberkulösen Prozesse 
bei Mensch und Tieren für identisch erachtet wurden und 
doch wissen Sie, m. H., daß Tt. Koch selbst diese Auf¬ 
fassung 1901 auf dem Tuberkulosekongreß in London wieder 
ins Wanken gebracht hat. Heute noch besteht, ein heftiger 
Streit der Meinungen, ob die Erreger der Tuberkulose des 
Menschen und der Schlachttiere stammesgeschichtlich als 
gleich oder verschieden anzusehen sind. 

Nach den Versuchen E b e r’s dürften die morphologi¬ 
schen und kulturellen Unterschiede im Typus bovinus und 
humanus der Tuberkelbazillen als Anpassungserseheinungen 
und damit die genetische Ursache der tuberkulösen Pro¬ 
zesse bei Mensch und Tier als gleiche auf zu fassen sein. Da 
aber ohnedies die Empfänglichkeit des Menschen für die 



3 


tierische Tuberkulose, für den Typus bovinus einwandfrei 
feststeht, hat die Fleischhygiene den Menschen vor dieser 
Gefahr dadurch zu schützen, daß der Konsum infektions¬ 
fähiger Teile tuberkulöser Schlachttiere für den Menschen, 
soweit als möglich, verhindert wird. Hier gilt für uns der 
Standpunkt Koch’s, den er in seiner grundlegenden Arbeit 
vertreten hat, als er sagte: „Mag nun die Gefahr, welche 
aus dem Genuß von perlsüchtigem Fleisch und Milch resul¬ 
tiert, noch so groß oder noch so klein sein, vorhanden ist 
sie und muß deswegen vermieden werden/* 

Daß der Genuß des Fleisches kranker und damit auch 
tuberkulöser Tiere für den Menschen schädliche Folgen 
haben kann, ist eine uralte menschliche Erfahrung. Schon 
die mosaischen Gesetze (3. Buch Moses 22, 8) enthalten die 
Vorschrift, daß das Fleisch von Tieren, welche mit dem 
„Schwinden“ behaftet waren, nicht genossen werden darf. 
Auch der Talmud enthält eine Beihe von Bestimmungen, 
die den Fleischgenuß beim Vorliegen von „K a n d i“ und 
„T i m a r i“ — worunter wir eiterige tuberkulöse Prozesse 
verstehen müssen — verbieten. Die germanischen Völker¬ 
stämme mieden den Genuß des Fleisches perlsüchtiger Tiere. 
Bei den Franken war bereits im 9. Jahrhundert der Genuß 
des Fleisches von Tieren mit „K a d r e r i e“, i. e. Perlsucht, 
durch Kirchengesetz verboten. Papst Zacharias, der 
Nachfolger Papst Gregor III., der im 8. Jahrhundert den 
Genuß des Pferdefleisches untersagte, verbot den Genuß des 
Fleisches kranker Tiere, weil dasselbe ganz allgemein für 
gesundheitsschädlich gehalten wurde. Auf Grund kirch¬ 
licher Verbote wurde insbesondere von den Städten in den 
Marktordnungen der Vertrieb „pfinnigen“, d. h. perlsüch¬ 
tigen Fleisches untersagt. Die Fleischerordnung im Aug s- 
bu rger Stadtrecht von 1276 besagt bereits: „Swelch 
Fleischmanger ein varch sieht, daz phinnik ist, daz sol er 
niemen gäben wände mit wizzen.“ Das Bamberger 
Stadtbuch von 1306 untersagt den Verkauf von „pfin- 
niehten“ Fleisch und auch in München ist nach einer 
Fleischmarktordnung von 1370 das Feilhalten von „pfindi- 
gem“ Fleisch verboten. In anderen Städten, wie 1343 in 
W ü r z b u r g, 1394 in P a s s a u, 1401 in Landshut usw. 
waren ähnliche Bestimmungen erlassen worden. 

Eine uns heute eigenartig erscheinende, aber folgen¬ 
schwere Ansicht über die Natur und Entstehung der 
Serosen-Tuberkulose, der „Perlsucht“ kam 
dann im 16. Jahrhundert auf zur Erklärung für die 



4 


seit Ende des 15. Jahrhunderts seuchenartig durch Europa 
sich ausbreitende Venerie des Menschen: Morbus gallicus 
oder „Franzosen“ genannt, weil sie besonders heftig 1494 
unter dem Neapel belagernden französischen Heere auftrat. 
Von den Erklärungen für den Ursprung und die Verbrei¬ 
tungsweise der Lues faßte besonders die Ansicht Fuß, daß, 
wenn unerlaubter Beischlaf die Krankheit erzeugen konnte, 
der Mensch dieselbe auch durch ein mißbrauchtes Tier er¬ 
werben könne und der Beweis für die Richtigkeit dieser Idee 
wurde durch den eventuellen Befund der Serosentuberku- 
lose erbracht. Weil man diesen Prozeß als einen „veneri¬ 
schen“ ansprach, wurde derselbe dann auch „Fran- 
zosen-Krankheit, V enerie, Lustseuche“ ge¬ 
nannt. Daß der Genuß derartigen venerischen 
Fleisches schädlich sei; dieser Glaube war ja nur zu selbst¬ 
verständlich und er war so allgemein, daß die Regierungen 
grundsätzlich den Genuß des Fleisches „perlsüchtiger Fran¬ 
zosen“ verboten. Ob ein Tier fett oder mager war, wenn 
der Metzger Erscheinungen fand, die er für „Franzosen“ 
hielt, so warf er das Messer hin und überließ das Tier dem 
Frohnknecht zum Verbringen auf den Schindanger. 

Als man später jedoch die Beobachtung machte, daß 
derartiges Fleisch häufig heimlich ohne den gefürchteten 
Nachteil verzehrt wurde, zogen Graumann u. Kersting 
gegen die Unsinnigkeit dieser Vorstellung zu Felde und er¬ 
klärten die Perlsucht als eine Art von Hy da ti den, die ver¬ 
erbbar seien und die durch zu fette oder zu feuchte Weiden 
entstehen sollten. Ferner hatte sich in einem Bericht vom 
26. November 1782 an das Ober-Sanitäts-Kollegium in Ber¬ 
lin der Kreisphysikus Heim in Spandau gegen die syphi¬ 
litische Natur und für die Genießbarkeit des Fleisches perl¬ 
süchtiger Rinder ausgesprochen. Hiedurch wurde bewirkt, 
daß durch Verordnung des Generaldirektoriums vorn 27. Juli 
1785 in Preußen sämtliche Verbote, die gegen den Genuß 
des Fleisches perlsüchtiger Rinder erlassen worden waren, 
aufgehoben wurden. Österreich folgte am 11. Juli 
1788 und hierauf die übrigen deutschen Staaten. 

Im Jahre 1816 hat dann T s c h e u 1 i n drei Grade der 
Perlsucht in fleischbeschaulicher Hinsicht aufgestellt: 
einen ersten, leichten Grad, bei welchem nur die Perlknoten 
zu entfernen waren, einen zweiten, mittleren Grad, bei wel¬ 
chem die kranken Teile vernichtet und das Fleisch billiger 
verkauft wurde, und einen, dritten, schweren Grad, der die 
Untauglichkeit des Fleisches zur Folge hatte. Die Be- 



6 


Ziehungen der Perlsucht zur Tuberkulose blieben aber 
noch lange dunkle. V i r c h o w hielt zeitlebens an der 
Auffassung fest, daß Perlsucht keine Tuberkulose sei; 
er wollte nur diejenigen Prozesse als tuberkulöse auf- 
gefaßt haben, „welche aus kleinen submiliaren, gefä߬ 
losen, lymphfollikel - ähnlichen Knötchen hervorgingen, 
aus rundlichen, lymphkörperähnlichen Zellen zusammenge¬ 
setzt seien und nur bis zur Größe eines Hirsekornes weiter 
wüchsen, um, auf diesem Höhepunkt ihrer Entwicklung an¬ 
gelangt, zu verkäsen“. Demgegenüber hatten S p i n o 1 a 
und H a u b n e r bereits 1858 die Identität von Perl- 
sucht und Tuberkulose vertreten, ohne jedoch mit 
ihrer Auffassung durchzudringen. Der eifrigste Verfechter 
für die Identität der Perlsucht und Tuberkulose war aber 
Gerlach; er bewies dieselbe 1868 experimentell, ver¬ 
mochte jedoch mit seinen Darlegungen über die Existenz 
eines Tuberkelvirus und die Übertragbarkeit der Tier-Tuber¬ 
kulose auf den Menschen bei seinen Eachgenossen nicht 
du rch zudringen. 

Der zweite Veterinärrat vom Jahre 1875 faßte sogar 
mit 22 gegen 6 Stimmen den damals viel besprochenen und 
Aufsehen erregenden Beschluß, daß die Gerlach’schen Ver¬ 
suche nicht ausreichend seien, „die Annahme einer An¬ 
steckungsgefahr für Menschen und aus diesem Grunde den 
Erlaß eines Verbotes des Verkaufes von Fleisch und Milch 
der betreffenden Tiere zu rechtfertigen“. 

Für Gerlach war das Fleisch tuberkulöser Rinder 
und anderer Tiere als schädlich zu betrachten: 

1. wenn die Lymphdrüsen im Bereich der tu¬ 
berkulös erkrankten Organe ebenfalls tu¬ 
berkulös und so der Ausgang einer immer weiteren In¬ 
fektion geworden sind (die erste Verbreitung erfolgt in den 
Lymphbahnen; so lange also die nächsten Lymphdrüsen noch 
nicht infiziert und tuberkulös degeneriert sind, so lange hat 
auch noch keine Verbreitung stattgefunden. Bei Miterkran- 
kung verschiedener Lymphdrüsen ist das ganze Lymph¬ 
system verdächtig); 

2. wenn schon käsiger Zerfall statt gefunden 
hat, wenn namentlich schon käsige Herde in den Lungen 
liegen. Je mehr käsige Tuberkelherde, desto schädlicher 
scheint das Fleisch zu sein; 

3. wenn schon eine weitere Verbreitung der 
Tuberkeln im Körper s t a 11 g e f u n d e n hat und 

4. wenn bereits Abzehrung ,e ingetreten ist. 

Eines von diesen Merkmalen in ausgebildetem Grade 
genügt, das Fleisch von tuberkulösen Tieren für ungenie߬ 
bar zu erklären. 

Die Berechtigung der von Gerlach aufgestellten 
Forderungen wurde infolge des Widerstandes, den Ger- 



lach bei seinen Fachgenossen fand, von den Regierungen 
und Behörden nicht anerkannt. In Bayern wurde wenig¬ 
stens der Versuch gemacht, in der Erkenntnis der Be¬ 
ziehungen zwischen Tier- und Menschentuberkulose einen 
Schritt weiter zu kommen. Auf die Initiative des „Vereins 
Münchener Tierärzte“ hin hat die Kgl. Regierung von 
Schwaben und Neuburg alle Bezirks- und städtischen Tier¬ 
ärzte des Regierungsbezirkes durch Verordnungen vom 
Jahre 1877 und 1880 veranlaßt, unter Mitwirkung sämt¬ 
licher Tierärzte alle vorkommenden Fälle der Tuberkulose 
beim Rind zu sammeln und den Tierärzten gleichzeitig die 
Pflicht auferlegt, die Beobachtungen über die Schädlichkeit 
oder Unschädlichkeit des Genusses von Fleisch und Milch 
tuberkulöser Tiere zu berichten. 

Als dann die Entdeckung des Tuberkelbazillus durch 
Koch den pathogenetischen Streitfragen auf Jahre hinaus 
ein Ende bereitet hatte, war es vor allem Johne, der 1888 
daran ging, die Konsequenzen zu ziehen, die sich unver¬ 
meidlich aus der infektiösen Natur der Tuberkulose er¬ 
gaben, denn die Entdeckung Koch’s hatte die ätiologische 
Identität des tuberkulösen Prozesses für Mensch und Tier 
ergeben. Johne wollte die Gefahren bekämpfen, welche 
sich aus der Tuberkulose der Schlachttiere, speziell der 
des Rindes und des Schweines, für den Menschen er¬ 
gaben. Aus diesem Bestreben heraus suchte Johne neue 
Grundsätze für die Beurteilung tuberkulöser Tiere aufzu¬ 
stellen. Den Gerlach’schen Forderungen folgte Johne 
nicht. Er schloß sich G e r 1 a c h gegenüber dem allgemein 
geltenden Urteil an, daß die Gerlach’schen Forderungen zu 
scharf seien, weil diesen zufolge häufig die bestgenährtesten 
Rinder dem Fleischmarkt entzogen würden, obschon die von 
Johne aufgestellten Forderungen nicht weniger scharf 
waren. Johne sagte vielmehr: „Der Kernpunkt der Frage 
.Von welchem Zeitpunkte ab ist das Fleisch tuberkulöser 
Tiere als infiziert und daher als infektiös zu betrachten' liegt 
nicht, wie G e r 1 a c h will, schon in der Erkrankung der 
L.vmphdrüsen der benachbarten Organe, sondern lediglich 
in dem Nachweis der generalisierten Tuberku- 
1 o s e. Dieser erst bildet den positiven Beweis dafür, daß 
Virus in den großen Kreislauf gelangt ist und das Fleisch 
infiziert, hat. Erst von diesem Zeitpunkt ab sind wir daher 
berechtigt und verpflichtet, das betreffende Schlachtstück 
unbedingt vom Konsum auszuschließen.“ Mit dieser Forde¬ 
rung wollte J o h n e die Weigert'scheu Begriffe über gene¬ 
ralisierte Tuberkulose beim Menschen auch für die Beur- 



Teilung tuberkulöser Tiere angewandt wissen. W e i g e r t 
sagte nämlich, da er das „Seminium“ der Tuberkulose noch 
nicht kannte: „Generalisation der Tuberkulose heißt nichts 
anderes als Infektion des allgemeinen Blutstromes mit Tu¬ 
berkelgift und Ablagerung des letzteren in verschiedene 
Organe.“ Eine solche Blutinjektion g laubte Weigert an¬ 
nehmen zu können, „wenn außer den primär oder sekun¬ 
där erkrankten Organen noch solche Organe sich tuberkulös 
zeigen, welche — nach der damals herrschenden Ansicht — 
von ersteren aus-nur auf dem Wege des allgemeinen Blut¬ 
stromes zu erreichen sind.“ Weiter sagte aber W e i g e r t: 
„Von den eigentlich tuberkulösen Erkrankungen sind die¬ 
jenigen nicht als generalisierte Tuberkel aufzufassen, welche 
durch Weiterschreiten per eontiguitatem, Fortkriechen in 
den Lymphbahnen oder durch Eintritt in das Pfortaderge¬ 
biet entstehen. Gerade diese aber machen das Bild der ge¬ 
meinen tuberkulösen Phthise aus.“ 

Weigert hat dann auch die Formen der Tuberku¬ 
lose beschrieben, welche er als auf dem Wege der Blutinfek¬ 
tion entstanden glaubte, und für die anatomische Form 
drei Typen auf gestellt, welche — wie er sagte — allerdings 
durch Übergänge miteinander in Verbindung stehen, so daß 
man über die Bezeichnung eines Falles hier und da zweifel¬ 
haft sein kann. Es kann Vorkommen: 

1. Die akute allgemeine Miliartuberkulose, das 
heißt eine akute Überschüttung des Körpers 
mit einer großen Menge miliarer und sub¬ 
miliarer Knötchen, die in auffallender Regelmäßig¬ 
keit bestimmte Organe befallen, von denen nur ganz aus¬ 
nahmsweise eines oder das andere ohne Tuberkel ist: in 
erster Linie Milz, Lunge, Leber, dann Niere, Cho- 
rioidea, Schilddrüse, Knochenmark, Herz. 
Bei einer echten akuten Miliartuberkulose darf man selbst 
bei makroskopischer Betrachtung (außer der Leber, in wel¬ 
cher die Tuberkel sehr oft nur mikroskopisch zu erkennen 
sind) höchstens einmal in der Schilddrüse oder der Chorioi- 
dea die Knötchen vermissen, aber das ist nur ganz selten 
der Fall. Namentlich habe ich sie seit Jahren im Herzen nie 
vergeblich gesucht. 

Neben diesen regelmäßig befallenen können noch andere 
Organe miliare Tuberkel enthalten (Venen, seröse Häute 
u. s. w.). 

2. Eine zweite Form ist charakterisiert durch eine geringe 
“ Z a h 1 von Tuberkeln in einigen oder meh¬ 
reren Organen, welche nur durch den Blut¬ 
strom von der nebenher bestehenden loka¬ 
lisierten Tuberkulose der Lunge etc. er¬ 
reicht werden können. Die Knötchen kön- 
nP „ miliar oder verschieden groß sein. Jn 
ihren höheren Graden nähert sich diese Form der ersten 



8 


oder (häufiger) der dritten Gruppe. Ich möchte diese zwei e 
Art der generalisierten Tuberkulose übergangsfor in 
nennen. Sie findet sich oft bei Phthisen, sehr häufig aber 
namentlich bei kleinen Kindern. 

3. Es kann eine sehr reichliche Bildung von tu¬ 
berkulösen Herden in mehr chronischer 
Form erfolgen. Charakteristisch ist dann die ungleiche, 
zum Teil aber bedeutende Größe der Herde 
und die starke Verkäsung vieler derselben. Auch sie 
kommt öfter bei kleinen Kindern, namentlich aber auch bei 
Tieren vor: Chroms c he Allgemein- T u b e r - 
k u 1 o s e. 

Diese Formen können sich insofern kombinieren, als 
z. B. zur dritten Form eine akute allgemeine Miliartuberku¬ 
lose oder vereinzelte frisch zerstreute Miliarknötchen der 
Organe hinzutreten können. 

Das sind die Formen der Tuberkulose, die W e i - 
gert als „generalisierte Tuberkulose“ ansprach: er 
hat hiermit in gewissem Sinne allerdings auch das zum 
Ausdruck gebracht, was sich durch Johne in der Fleisch¬ 
beschau Bahn gebrochen hat: daß die Tuberkulose der Milz 
oder eines Fleischlymphknotens unbedingt als „generali¬ 
sierte“ Tuberkulös«' aufzufassen seien. Aber sicherlich hätte 
Weigert, wenn er Fleischbeschau ausgeübt hätte, für die 
Fleischbeurteilung eine so weitgehende Interpretation des 
Generalisationsbegrilfes, wie dies .1 o h n e tat, nicht zuge¬ 
lassen, denn der Generalisationsbegriff sollte in der Human¬ 
medizin nur bestimmte Tuberkuloseformen mit letalem 
Verlaufe erklären und er konnte deshalb für Zufalls- 
b e f u n d e Lei der Fleischbeschau gar nicht in Frage kom¬ 
men. Das geht schon daraus hervor, daß Weigert beson¬ 
ders erwähnte, bei den Schlachttieren liege die Blutinfek¬ 
tion vor, wenn starke Ve r k ii s u n g vorhanden sei. 

Die chronische Form der generalisierten Tuberkulose, 
für die W e i g e r t die Blutinfektion als alleinige Möglich¬ 
keit doch etwas zweifelhaft erschien, glaubte er durch die 
Annahme erklären zu können, daß hier die II ä u f i g k e i t 
des Gifteintrittes in die Blutbahn das ersetzt, was bei den 
akuten die Reichlichkeit der schädlichen Materie in den 
spärlichen Schüben bewirkt. Diese Annahme Weigert’s ist 
deshalb für uns nicht beweisend und auch nicht zutreffend, 
weil Weigert sich nicht dahin geäußert hat, wie groß 
und wie weit die Verbreitungsmöglichkeit der Tuberkulose 
auf dem Lymphwege ist : und dann, in. 1L, müssen wir uns 
doch eines vor Augen halten: In der Wissenschaft bleibt 
nur das als geltend bestehen, was einwandsfrei feststeht, 
das übrige unterliegt dem Wechsel der Anschauungen, bis 
die Deutung der 'Tatsachen keine andere Auflassung mehr 



zuläßt. Wenn Sie bedenken, wie gänzlich unzulänglich heute 
noch unsere Kenntnis über den feinen Aufbau des Lymph¬ 
systems in den Geweben ist, eines Systems, das den ganzen 
Körper in noch viel höherem und feinerem Maße durch¬ 
setzt als das Blutgefäßsystem — was wir kennen, ist nur 
der anatomische /Verlauf injizierbarer Lymphgefäße —, 
dann kann man es verstehen, wie We i g e r t zur Erklärung 
des Entstehens der „Übergangsformen“ und der „chroni¬ 
schen Allgemeintuberkulose“ eine andere Infektionsmög¬ 
lichkeit als die Blutinfektion außer Acht ließ. Seine An¬ 
nahme der Blutinfektion entsprang einer Vorstellung, die 
für viele Fälle zwar zutreffend war, aber doch nicht für alle 
Fälle zutreffend sein mußte. Und wenn Johne gesagt hat 
bei den Schlachttieren liegt eine Blutinfektion vor, „wenn 
solche Organe sich als tuberkulös zeigen, welche von den 
primär erkrankten nur auf dem Wege des allgemeinen Blut¬ 
kreislaufes zu erreichen sind“, so war das eben eine Auf¬ 
fassung, die den Anschauungen Johne’s entsprang. — 
•I ohne glaubte an die Richtigkeit dieser Auffassung und 
das Glauben fängt dort an, wo das Wissen aufhört! Heute 
aber glaubt man nicht mehr, sondern man weiß, daß Milz, 
Leber und Fleischlyraphknotcn nicht nur auf dem Blutweg, 
sondern auch auf dem Lymphweg infiziert werden können. 
f>ie Annahme aber, d a'ß Milz und Fleisch- 
I y m p h knoten nur auf dem Blutweg infi¬ 
ziert werden können, ist so oft wiederholt 
worden, daß sie zum Range einer Wahrheit 
erhoben worden ist, die zu beweisen bis 
heute überhaupt niemand für nötig be¬ 
funden hat. Die Befunde aber, die gegen 
diese Annahme s p r e ch e n und deren Unrich¬ 
tigkeit beweisen, die werden negiert und 
damit b 1 e i b t d i e alte An n a h m e a 1 s ,,r i c h ti g“ 
b cstehe n. 

Meine Herren ! In der Fleischbeschau kann aber nur 
das maßgebend sein, was nachweisbar ist. Daß aber eine 
tuberkulöse Infektion der Milz und der Fleischlyrnph- 
knoten immer der Ausdruck einer Blutinfektion = Gene- 
ralisation ist, läßt, sich durch die Nachprüfungen n i c li t 
beweisen, folglich muß doch etwas nicht, stimmen! Und daß 
Johne in der Interpretation des Generalisationsbegriffes 
nicht das "Richtige für die Fleischbeschau getroffen hat, geht 
-chon daraus hervor, daß die Einführung des Johne’schen 
Generalisationsbegriffes in der Fleischbeschau undurchführ¬ 
bar war. 




10 


Denn, meine Herren, man erkannte nur zu bald, daß 
man auch nach den Johne’schen Forderungen die bestge¬ 
nährten Tiere auf den Wasen hätte verweisen müssen, 
weil zufällig eine Tuberkulose der Milz oder eine Tuber¬ 
kulose eines Fleischlymphknotens neben einer Lungen¬ 
tuberkulose vorlag. 

Es ist das Verdienst v. Ostertag’s, daß er aus 
diesem Dilemma einen damals verständlich erscheinenden 
Ausweg gezeigt hat. Auch v. Ostertag hielt ebenso wie 
Johne an der Annahme fest, daß „die Erkrankung des 
Milzparenchyms stets als der Ausdruck einer Blutinfektion 
angesehen werden müsse“. 

Als Ostertag diesen Ideen folgte, wiesen Schmidt- 
Mülheim und Hartenstein darauf hin, daß die Milz 
auch infiziert werden könne, ohne daß der Tuberkelbazillus 
im Blute gekreist hatte. Mag die Erklärung S c h m i d t’s- 
Mülheim durch Lymphstauung auch unzutreffend gewesen 
sein, die Tatsache als solche hatte er und Hartenstein 
richtig erkannt. Von jeher galt die Tuberkulose in ihrem 
Anfangsstadium wie auch heute noch in der klinischen Me¬ 
dizin als eine ausgesprochene Krankheit des lymphatischen 
Systems, deren Übertritt in das Blutsystem erst später er¬ 
folgt. (Schluß folgt.) 


Knrze Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Dr. Schenkl in Geiselhöring. 

I. Ve rletzungdurch Eintreten einer 
Gabelzinke. 

Ein wertvoller Wallach verletzte sich dadurch, daß 
er in eine am Wege liegende Düngergabel trat; eine Zinke 
derselben drang in der inneren Eckstrebengegend in den 
rechten Hinterfuß ungefähr Gern tief ein. 

Bei meiner Ankunft, mehrere Stunden nach dem Un¬ 
fall!, zeigte das Tier unbedeutende Lahmheit. Da die 
Gabelzinke ungefähr die Dicke eines Bleistiftes hatte, 
konnte der Stichkanal, nachdem in dessen Öffnung das Ilorn 
trichterförmig entfernt war, mittels der Sondenkanüle nach 
Gutenäcker leicht sondiert werden. 1 >ie Dichtung des 
Kanales ging senkrecht zum Tragrand gegen den hinteren 
Rand des Ilufknorpels. Die Behandlung bestand nach In¬ 
jektion einer Schutzdosis Tetanusantitoxin in Ausspritzung 
der Verletzung mit purem Therapogen, dann mit Liquor 



11 


Cresol. sap. 50 %ig, später mit 10 %igem Jodvasogen und 
0 feiger Protargollösung. Während es die ersten 14 Be¬ 
handlungstage leicht gelang, die Wunde mit der Sonden¬ 
kanüle auszuspritzen, trat in der Folge eine Verengerung 
des Stichkanals ein, so daß man nur mehr 3 cm Vordringen 
konnte und der Patient der Behandlung erheblichen Wider¬ 
stand entgegensetzte. Die Eitersekretion war eine geringe 
und der Fuß wurde belastet. Da aus der Richtung der Ver¬ 
letzung von Anfang an schon damit gerechnet werden mußte, 
daß wahrscheinlich der Hufknorpel in Mitleidenschaft ge¬ 
zogen werde, so wurde bei jedem Verbandwechsel dem Huf- 
kuorpel der betreffenden Seite genaue Beachtung geschenkt. 
Tn der dritten Behandlungswoche trat nun eine merkliche 
Umfangsvermehrung des Hufknorpels mit gleichzeitiger 
Ausfüllung der bis dahin unveränderten Ballengrube ein. 
Eine wesentliche Verschlechterung der Belastung des Fußes 
war damit nicht verbunden. Nach 8 Tagen, während welcher 
Zeit der Ausfluß von Eiter aus der Eckstrebenöffnung fast 
ganz aufhörte, entleerte sieh aus einer erbsengroßen, am 
oberen Rande des Hufknorpels entstandenen Durchbruch- 
steile Eiter. Durch Sondierung ließ sich feststellen, daß in 
der Ballengrube ein Abszeß dadurch entstanden war, daß 
beim Eindringen der Gabelzinke Eitererreger mit in die 
Tiefe gebracht wurden. Möglicherweise gaben auch zurück¬ 
gebliebene Rostteilchen den Anlaß hiezu. In der Richtung 
gegen den geschwollenen Hufknorpel konnte man einen 
Fistelgang nicht nacliweisen. Die Öffnung in der Eck¬ 
strebengegend war mittlerweile geheilt, die Bewegungs¬ 
störung im Schritt unbedeutend. Die Abszeßhöhle wurde 
täglich mit Sublimatlösung ausgespült. Merkwürdigerweise 
zog sich bei geringer Eiterung die Ausheilung derselben 
sehr in die Länge. Nachdem in der 5. Woche ein nekro¬ 
tisches Gewebsstück von derber Beschaffenheit entfernt 
werden konnte, machte die Heilung rasche Fortschritte; es 
vergingen aber noch mehrere Wochen, bis auch bei strenger 
Dienstleistung keine Lahmheit mehr zu bemerken war. 

TT. Sehnenscheiden-Verletzu n g. 

Ein mittelschweres Zugpferd zog sich bei der Arbeit 
vor dem Pfluge eine Verletzung auf der inneren Seite des 
rechten Hinterfußes-etwas über dem Fesselgelenk zu, wo¬ 
bei die untere Sehnenscheide geöffnet wurde. Tn der etwa 
7cm langen Wunde konnte man die Huf- und Kronbein- 
heugesehne liegen sehen. Mit dem Finger ließen sich beide 
Sehnen umg reifen und auch die Gleitfläche der Gleichbeine 



12 


war teilweise sichtbar. Die Lahmheit war die ersten 8 Taue 
sehr bedeutend. Die höchste Temperatursteigerung betrug 
39,3 0 C.; nach ausgiebiger Spülung mit 2 ff iger Sublimat- 
lösung wurde ein Verband angelegt. Eine Naht wurde für 
überflüssig angesehen, da sich die Wundränder durch den 
Verband in entsprechende Lage bringen ließen und ein ge¬ 
nügend leichter Abfluß des Wundsekrets hiedurch gesichert 
erschien. Subkutan bekam der Wallach eine Schutzdosis 
Tetanus-Antitoxin. TJin einer durch die andauernde Be¬ 
lastung des linken Hinterfußes zu befürchtenden Uufbein- 
senkung vorzubeugen, mußte an die Verbringung des Tieres 
in eine Schwebevorrichtung gedacht werden. Da eine solche 
in dem gewölbten Stalle schwer anzubringen war, entschloß 
ich mich, dem Pferd eine Stütze dadurch zu geben, daß am 
Standende eine gut gepolsterte Stange in Höhe der Knie¬ 
kehle quer angebracht wurde, welche von dem Tiere sofort 
und derart gerne angenommen wurde, daß es förmlich da¬ 
rauf saß und sich nach wenigen Tagen schon Dekubitus in 
geringem Grade an den ITintersehenkeln einstellte, da, wo 
sie mit der gebotenen Sitzgelegenheit in Berührung kamen, 
ln der Folge wurde daher die Stange nur während der 
Nacht angebracht. Ans der Wunde entleerte sich beim 
Wechsel der Verbände reichlich Sehnenscheidenflüssigkeit, 
manchmal zu gelben Klumpen geronnen. Die Belastung 
war nach 14 Tagen so, daß das Pferd zum Verbandwechsel 
aus dem Stall genommen werden konnte. Nach 8 Wochen 
war die Sehnenscheidenwunde, die mit Sublimatlösung, 
Lugol’scher Lösung, Protargollösung, dodipin und »lod- 
vasogen abwechselnd behandelt wurde, bis auf eine blei¬ 
stiftstarke Öffnung, aus der sich unausgesetzt klare, gelb¬ 
liche Sehnenscheidenflüssigkeit entleerte, geheilt. Belastung 
war andauernd gut. Atzung mit dem Argent. nitric.-Stifl, 
Aufpudern von Natrium bicarbonicurn, Alum. mit Ae. boric. 
führte zu keinem Verschluß und Versiegen des Ausflusses. 
Nun spritzte ich mittels der tief in die Sehnenscheide ein¬ 
geführten Hohlnadel einer Injektionsspritze gesättigte, al¬ 
koholische Tanninlösung ein. Von da an sistierte der 
Ausfluß, und in wenigen Tagen war die Öffnung geschlos¬ 
sen. Das war 3 Monate nach Eintritt des Unfalles. Das 
Pferd lahmte im Schritt fast nicht mehr, dagegen im kurzen 
Trab. Der steile Stand des Kessels bestand noch, die (ir¬ 
gend um das Kessclgeleuk war dicker geblichen. Durch an¬ 
fänglich leichte Dienstleistung besserte sich der Kesselstand 
langsam, und die volle Arheitstauglichkeit des Pferdes 
kehrte wieder. 



13 


III. R a d i a 1 i s - L ii h ni u 11 g. 

Ein Fohlen zeigte nach langem Bahntransport vorne 
rechts die Erscheinungen der Lähmung des nerv, radialis. 

1 >er Fuß konnte unter Schleifen der Zehe auf dem Boden 
his zur Senkrechten vorgeführt werden. Ein Streckung zur 
Belastung war jedoch nur mit Unterstützung möglich. Im 
Stalle wurde das Bein in Beugestellung gehalten, so daß 
die Vorderfläche des Hufes den Boden berührte und die 
Sohlenfläche auf- und rückwärts sah. Stellte man das Bein 
auf die Hufspitze, so wurde der Fuß hei gleichzeitig auf 
die Yorderfläche des Ka r pal geilen kes ausgeübtem Druck ge¬ 
streckt und normal belastet. Durch spirituöse Einreibungen 
des Ellenbogenstreckers im Vereine mit mäßiger Bewegung 
auf ebenem Boden wurde in 6 Wochen Heilung erzielt. 

IV. Tetanus beim Pferd. 

Eine Rappstute des Ökonomen L. von H. erkrankte im 
Anschlüsse an eine Wunde an der Hufkrone eines Hinter¬ 
fußes an Tetanus. Der Krampf war am stärksten an der 
Ilalsmuskulatur, insbesondere am Armwirbelwarzen-Muskel 
und an den Muskeln der Gliedmaßen ausgeprägt. Trismus 
bestand soweit, daß man auf der Höhe der Erkrankung 
nur noch das Maul des Tieres 3—4 Finger weit öffnen 
konnte. Die Behandlung bestand in subkutaner Einver¬ 
leibung von 25%igem Jodipin, 200,0 und 200 A. E. Tetanus- 
Antitoxin. Abreibung des ganzen Körpers mit spirituösen 
Mitteln, letzteres auf besonderen Wunsch des Besitzers. Die 
Fütterung bestand fast ausschließlich in Verabreichung von 
kurzgeschnittenem Klee. Tn der zweiten Behandlungswoche 
nahm die tetanische Spannung der Muskulatur langsam 
fortschreitend ab, so daß 4 Wochen nach Beginn des Leidens 
vollkommene Heilung erfolgt war. 

V. A k t i n o m v k o s e. 

Eine Kuh des Ökonomen E. von L. hatte in der Kehl¬ 
kopfgegend einen kleinen Abszeß, der, wie der Besitzer an¬ 
gab, verheilte bis auf eine kleine Öffnung, aus welcher sich 
'tiindiis Eiter in geringer Menge entleerte. Ich fand bei der 
Kuh in der genannten Gegend ein kleinfaustgroßes Akti- 
nornvkoni. das in der Haut gelegen mit dem Unterkiefer 
in keinem Zusammenhänge stand. Da der Besitzer seine 
Einwilligung zur Operation erteilte, wurde die Kuh nieder- 
gelegt und das lockere aktinomykotische Gewebe aus der 
(Erben Narbengewebslücke mittels des scharfen Löffels und 



14 


Kchleifenmessers sorgfältig entfernt. Nach Stillung der 
ziemlich bedeutenden Blutung und Erweiterung der Öffnung 
der früheren Abszeßhöhle wurde diese mit Jodtinktur ge¬ 
füllt und tamponiert. Nach einigen Tagen wurde der Tam¬ 
pon entfernt. Die Nachbehandlung bestand in Ausspritzung 
und Pinselung der Wundhöhle mit Jodtinktur und vier 
Wochen post operationem war die Heilung schon soweit 
gediehen, daß nur mehr eine kleine Verdickung zu sehen war. 


Referate. 

Prof. Heß- Bern: Milzbranddiagnose beim Rind: 

(Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1913, Nr. 34.) 

Verf., der auf dem Gebiete der Milzbranddiagnostik 
eine große Erfahrung besitzt, beschreibt den Sektions¬ 
befund und macht hiebei auf zwei in der Literatur noch 
nicht erwähnte charakteristische Veränderungen aufmerk¬ 
sam, nämlich auf den eigenartigen Geruch der Milzbrand¬ 
kadaver und auf die Blutung in die Eierstöcke. 

Der in vielen Fällen vorhandene Geruch ist süßlich 
fad, aber verschieden vom Fäulnis- und Rauschbrandgeruch. 
Er ist am deutlichsten wahrnehmbar bei frühzeitiger Er¬ 
öffnung der Kadaver; etwa drei Stunden post mortem ver¬ 
schwindet er und macht dem Fäulnisgeruch Platz. Nach 
vollführter Exenteration bemerkt' man den Geruch sehr 
deutlich an den Bauchdecken und in der leeren Bauch¬ 
höhle. 

Die Blutung in die Ovarien fehlt bei Anthrax des 
Rindes niemals. Während sich in den Testikeln regelmäßig 
(‘ine deutliche venöse Blutfülle nebst fleckigen llämorrha- 
gien zeigt, trifft man in den mehr oder weniger vergrößerten 
Ovarien außerdem stets noch hämorrhagische Infarkte an. 
Ein mit einem Corpus luteum verum oder frischem Corpus 
luteum spurium behaftetes Ovarium weist stets stärkere 
Läsionen auf als ein mit einem Corpus albicans versehenes. 
Die Blutungen erfolgen unter der Eierstockskapsel in das 
Stroma, in die Graaffschen Follikel und in den gelben Kör¬ 
per. Bei Anthrax acutus und Impfmilzbrand kann das Ova¬ 
rium das Aussehen eines kleinen blutigen Knollens zeigen, 
dessen Schnittfläche ungemein blutreich und weich ist und 
ein Eierstoekstroma nicht mehr erkennen läßt. Auch der 
Bacillus anthracis kann in den Ovarien regelmäßig einwand¬ 
frei und in großer Zahl nachgewiesen werden. 



15 


Auf den Nachweis der Bazillen darf zur Sicherung 
der Diagnose nie verzichtet werden. Ob der entsprechende 
Ausfall der Präzipitationsprobe zur Stellung der Diagnose 
ausreicht, ist noch nicht hinreichend erwiesen. Wenn zwi¬ 
schen der Vornahme der Sektion und der bakteriologischen 
Untersuchung mehrere Tage verstreichen, ferner wenn das 
Untersuchungsmaterial unzweckmäßig ausgewählt und man¬ 
gelhaft verpackt wurde, so können die Milzbrandkeime zwei¬ 
fellos durch Fäulniserreger überwuchert werden oder sonst¬ 
wie zugrunde gehen. In neuerer Zeit wurde nun von Wulff 
als Prüfungsobjekt das Knochenmark — Metacarpus oder 
Metatarsus mit Fesselbein — empfohlen. Er hat in zahl¬ 
reichen Fällen die Milzbranderreger kulturell aus dem 
Knochenmark nachgewiesen und zwar auch bei schon lange 
Zeit vergrabenen Kadavei-n, bei denen der Nachweis aus 
anderen Teilen nicht mehr gelang. Erweisen sich diese An¬ 
gaben vollinhaltlich als richtig, so werden sie auf dem Ge¬ 
biet der Milzbranddiagnose als ein wesentlicher Fortschritt 
zu verzeichnen sein. L i n d n e r. 

Bezirkstierarzt H u b e r - Durlach : Über den Milz¬ 
brand. (Mitteil. d. Vereins bad. Tierärzte, Nr. 11, 1913.) 

Daß Milzbrand nicht immer hochfieberhaft verläuft, 
dürfte folgender Fall beweisen: Eine Kuh versagte mor¬ 
gens ihr Futter. Wegen eines im Stalle vorausgegangenen 
Milzbrandfalles, ferner wegen der starken Depression, so¬ 
wie der starken Cyanose der sichtbaren Schleimhäute be¬ 
stand sofort Verdacht auf Milzbrand. Bei dem Tiere wurde 
nun stündlich die Temperatur abgenommen; dieselbe be¬ 
wegte sich zwischen 37,5 bis 39,0° C. Am Vormittag ergab 
die Blutprobe weniger Milzbrandstäbchen, nachmittags 
waren reichlichere Stäbchen zu finden, aber noch keine 
Gliederverbände. Zwischen 6—7 Uhr nachmittags trat der 
Tod ein. 

Obertierarzt Marc. Marcianu - Storozysnetz (Bud- 
weis) : Auffallende Vorkommnisse bei Milzbrand-Schutz¬ 
impfungen. (Tierärztl. Zentralblatt, Nr. 33, 1913.) 

Mit der Soberhbeim’schen Schutzimpfung wurden auf 
den Königl. rumänischen Krongütern 100 Kinder geimpft. 
J>ie Seuche, welcher in den letzten 6 Wochen 13 Kinder 
zum Opfer fielen, hörte sofort auf. 

Von den Impflingen sind 6 Tiere Stunde nach voll¬ 
zogener Impfung erkrankt, wobei an den Augenlidern und 
arw.ler Vulva starke Ödeme auftraten. Die am schwersten 



16 


erkrankte Kuli erhielt daraufhin 80 ein :i Serum injiziert, 
während die übrigen 5 Tiere ohne Behandlung blieben. Alle 
Tiere hatten sich nach 2—3 Stunden völlig erholt. 

In einem zweiten Falle wurden 165 Kühe und 1 Stier 
geimpft. Hievon erkrankten 14 Kühe, darunter eine an 
einer sehr heftigen Kolik, Durchfall und Ödemen an den 
Augen und an der Vulva. Auch diese Tiere genasen sämtlich. 

Die Milchergiebigkeit in den nächsten Stunden nach 
der Impfung verringerte sich um etwa 10 °/o. 

Stabsveterinär Krak: Die Behandlung des Wund¬ 
starrkrampfes mit Arzneimitteln und mit Antitoxin. (Zeit¬ 
schrift für Veterinärkunde, Nr. 12, 1913.) 

Verf. unterzieht die Behandlung des Starrkrampfes 
mit Arzneimitteln einer Kritik und kommt zu dem Schlüsse, 
daß gegenwärtig mit der arzneilichen Behandlung eine Basis 
zur Behandlung des Tetanus noch nicht besteht, vielmehr 
handle es sich z. Zt. um Tappen im Dunkeln, um Versuche. 

Mehr Vertrauen hat Verf. zur Antitoxinbehandlung. 
Voraussetzung für Erfolge sei aber eine alsbaldige Anwen¬ 
dung des Antitoxins und die Verwendung entsprechender 
Dosen. Pro Kilo Pferdegewicht solle mindestens eine 
Antitoxin-Einheit zur Verwendung kommen, so daß für ein 
mittelschweres Pferd 100 ccm Serum mit 400 A.-E. erfor¬ 
derlich sind. 

Verf. beschreibt 3 schwere Fälle von Tetanus, bei 
welchen die Antitoxinbehandlung zur Heilung führte. 
Allerdings mußten bei den 3 Pferden wiederholt Ein¬ 
spritzungen gemacht werden. Bei Pferd Nr. I kamen drei 
Injektionen mit in Summa 225 ccm Serum zur Anwendung: 
bei diesen Patienten waren als Eingangspforten des Virus 
der Strahl einer Gliedmaße oder eine Verletzung in der 
Maulhöhle zu beschuldigen. Der Strahl wurde mit Jodo¬ 
formäther verbunden, die Maulhöhle mit einer Lösung von 
hypcrmangansaurem Kali ausgespritzt. Pferd Nr. II bekam 
zunächst 100 ccm Serum, am nächsten Tage wieder 100 
und nach weiteren drei Tagen 50 ccm Serum. Pferd Nr. ITI 
erhielt zuerst 100 ccm, am folgenden Tage 75 und am fünf¬ 
ten Tage noch 25 ccm Antitoxinserum. 

Bei Fall II und 111 konnte die Eintrittsstelle des In- 
fektionsstofl’cs nicht ermittelt werden. 

Im Weiteren empfiehlt Verf. Verhütung des Nieder¬ 
liegen s der Pferde (Iliingegurt). Beibringung von Nahrung 
als Getränk oder als Nährklvstiere mit Zuckerwasser, Milch, 
Mehlschlapp etc. 



17 


Stabsveterinär G r ö n i n g: Eine nicht alltägliche 
Form eines Darmsteines. (Zeitschrift f. Veterinärkunde, 
Heft 12, 1913.) 

Ein 8jähriges Dienstpferd erkrankte an Kolik und 
ging nach 48 ständiger Dauer des Leidens zugrunde. Todes¬ 
ursache war ein Darmstein, welcher sich im Anfangsteil 
des kleinen Kolons eingeklemmt hatte. 

Der Darmstein hatte ein Gewicht von 680 g und einen 
Umfang von 36—37 cm. Die Oberfläche des fast kugel¬ 
runden Steines zeigte verschiedene linsen- bis erbsen¬ 
große Vertiefungen. Wurde der Stein mit der Hand be¬ 
wegt oder geschüttelt, so konnte man ein aus dem Innern 
desselben stammendes klapperndes Geräusch wahrnehmen, 
was darauf schließen ließ, daß er. aus mehreren Stücken be¬ 
stehen mußte. Beim Durchsägen ergab sich denn auch, daß 
der Stein aus einer 1 i/o — 2 cm dicken Schale bestand, die 
auf ihrer Innenfläche kreuz und quer verlaufende rinnen¬ 
förmige Vertiefungen zeigte. Innerhalb der Schale befand 
sich eine massive Kugel. Diese füllte den Innenraum nicht 
vollständig aus, sondern es verblieb zwischen deren Ober¬ 
fläche und der Innenfläche der Schale ein Zwischenraum 
von Ui» cm. Im Zentrum der Kugel sah man ein etwa i/o cm 
langes und 2 mm breites Stückchen Blech, darum festge¬ 
ballt ein Konglomerat von Haaren. Um diesen Mittelpunkt 
hatte sich die übrige Masse der Kugel geschichtet. 

Über die Art der Entstehung des sonderbaren Baues 
des Steines äußerte sich die Militärveterinär-Akademie wie 
folgt: Während des Aufbaues des Darmsteines haben sich 
bei der Auflagerung der einzelnen Schichten aus irgend 
welchem Grunde, vielleicht Futterwechsel, Grasfütterung 
etc., mehrere Schichten von miirbqr Konsistenz gebildet, um 
welche sich dann später wieder härtere Schichten lagerten. 
Der innere Stein hat sich dann allmählich infolge seiner 
großen Schwere in den mürben Schichten von der äußeren, 
festen Schicht gelockert; die mürbe Schichte ist schließlich 
irn Laufe der Zeit zu Staub gerieben worden und es kam 
die innere Kugel frei in die Schale zu liegen. A. 


Tierzucht nnd Tierhaltung. 

Die Kaninchenzucht. 

Von Amtstierarzt Dr. Sustmann in Dresden. 

Obgleich es als selbstverständlich angesehen wird, daß 
jeder Tierarzt der Tierzucht und allen tierziicliterisehen 
Maßnahmen ein gewisses Interesse * entgegenbringt, so 



18 


scheint es aber, als ob diese Anteilnahme lediglich der 
Zucht der großen Tiere — Pferde, Kinder, Schweine etc. — 
zugute komme, während die Kleintierzucht, unter 
anderem die unserer Hauskaninchen, einer derartigen 
Würdigung entbehre. l)a aber auch die Zucht unserer Ka¬ 
ninchen Beachtung verdient, so halte ich es für angebracht, 
auf diesen Zweig der Tierzucht hinzuweisen und die Punkte 
zu skizzieren, die jedem Tierarzte geläufig sein müssen. 

Die Kaninchenzucht, die in anderen Ländern, wie 
Frankreich, England usw. schon lange eine gewisse Stellung 
eingenommen hat, lag in unserem Vaterlande vor nicht gar 
zu langer Zeit noch in der Hauptsache in den Händen der 
bäuerlichen Familien und war nur ein Spielzeug für Kinder. 
Im Laufe der letzten zwanzig Jahre befaßten sich aber auch 
andere Kreise damit und nach dem Brechen mit der bisheri¬ 
gen Zucht ohne jede Zuchtrichtung gelangte man durch Ver¬ 
folgung eines bestimmten Zuchtzieles zur Kasse- und 
Sport zucht. Namentlich war dieses eine Folge der 
Einführung von Zuchtstämmen aus oben genannten Län¬ 
dern. Mit der strikten Durchführung der Kaninchenzucht 
nach Rassen etc. wurden bald Vereine gegründet und Ka¬ 
ninchen-Ausstellungen geschaffen. Hier wurden die ausge¬ 
stellten Tiere nach einem festgelegten Standard bewertet 
und die Besitzer der besten Tiere mit Geldpreisen belohnt. 
Von dieser Zeit an erfuhr die Sportzucht eine progressive 
Steigerung, zumal für einzelne Tiere gegenüber früher 
enorme Preise ausgeworfen wurden. Heute ist es keine 
Seltenheit, wenn für ein gutes Tier 100 Mark und darüber 
bezahlt werden. 

Wer einmal eine größere Kaninchen-Ausstellung be¬ 
sucht hat, wird sich wahrscheinlich über die vielen Kassen 
und Farbenschläge gewundert haben. Dieses ist lediglich 
eine Folge der Sportzucht, eine Begleiterscheinung, die wir 
auch im Hühner-, Hunde-, Taubensport usw. finden. Lieb¬ 
haberei und Geschäft gehen hier ebenso wie an anderen 
Stellen Hand in Hand. 

Der Standard, der im Laufe der Zeit sich geändert 
hat, ist der Rasse entsprechend — es sind nahezu 30 Kassen 
vorhanden — verschieden. Im Besonderen umfaßt er die 
Bewertung folgender Punkte: Größe, Gewicht, Zeichnung, 
Färbung, Länge der Behaarung (Angora-Kaninchen), Bau 
und Haltung des Gesamtkörpers und einzelner Teile (Ohren, 
Blume etc.), Allgemeinbefinden etc. Das Richten geschieht 
nach Punkten. Addiert man die höchst erreichbaren Punkte, 
so gelangt man imitier zur Ziffer 100. 



In der Kaninchenzucht kann man nun heute zwei ver¬ 
schiedene Richtungen unterscheiden, einmal die Sport- 
zucht und dann die Nutzzucht (Verwertung von 
Fleisch und Fell). Gewöhnlich sind beide Zuchtarten mit¬ 
einander vereinigt, indem die dem jeweiligen Standard nicht 
entsprechenden Tiere — und das ist in der Regel die Mehr¬ 
zahl — in der Küche verwertet, die Felle aber dem Pelz¬ 
händler verkauft werden. 

Von verschiedenen Seiten wird behauptet, daß infolge 
der Steigerung unserer Fleisch preise eine Zunahme der 
Kaninchenzucht stattgefunden habe. Dieses kann aber nicht 
so ohne weiteres unterschrieben werden. Obgleich nach 
dieser Richtung hin von seiten der Kauinchenzuchtvereine 
eine lebhafte Agitation getrieben wird, so muß der Beweis 
für eine solche Zunahme erst erbracht werden. Das Be¬ 
streben nach Fleisch Verbilligung ist zwar von einzelnen 
Städten durch kostenlose Überlassung von Land an solche 
Vereine zwecks Errichtung von Kaninchen fa rmen 
unterstützt worden, doch muß die Rentabilität solcher Far¬ 
men erst abgewartet werden. In anderen Städten ist wieder 
das Halten von Kaninchen in Gärten usw. wegen der Ratten¬ 
gefahr verboten. Es wird nämlich dort angenommen, daß 
durch die Kaninchenhaltung Ratten angielockt würden. 

Wie ich schon oben andeutete, haben wir zwar eine 
Steigerung in der Kaninchenzucht zu verzeichnen, diese 
liegt aber in dem zunehmenden Interesse für die Sport¬ 
zucht. Denn das Fleisch der Kaninchen, mag man sagen 
was man will, wird von vielen Seiten aus, und nicht ganz 
mit Unrecht, als weichlich und weniger schmackhaft ange¬ 
sehen. Dem Fleische fehlt der Wildgeschmack, der den in 
den Pariser Markthallen täglich zu tausenden zum Verkauf 
ausliegenden Schlachtkaninchen wegen ihrer teilweisen 
W ildheit noch anhaftet. Der kleine Mann auf dein Lande 
(Bauer, Arbeiter) wird sieh daher eher ein anderes Schlacht¬ 
tier halten, als daß er mit der Fleischkaninchenzucht seine 
Zeit vergeudet. Anders liegt doch die Sache für gewisse 
Liebhaber in den Städten. Um einmal die Küchenabfälle 
zu verwerten und das andere Mal aus Interesse für die Tier¬ 
zucht werden wir hier und da einen Kaninchenzüchter mehr 
bemerken, zumal der Einzelne glaubt, hierdurch zu billigem 
Fleische zu gelangen. 

Mit der Kaninchenzucht sind nun aber ebenso wie mit 
anderen Zuchten N achteile verbunden. Diese Nachteile 
Hegen in der Hauptsache in den ungeheueren Verlusten, 
denen die Besitzer durch das Auftreten der Kan i n c h e n- 



20 


seuchen ausgesetzt, sind. Namentlich in der Sportzucht 
gehen durch Seuchen höhere Werte verloren; denn selbst 
durch das rechtzeit ige Abseh lachten der Tiere ist der Scha¬ 
den noch beträchtlich genug. Hier kann tierärztliche Hilfe 
in vielen Fällen Abhilfe schaffen, indem entweder die Ur¬ 
sachen frühzeitig erkannt oder schlimmere Folgen verhütet 
werden. 

Die Behandlung der Kaninchenkrankheiten steckt 
noch in den Kinderschuhen und der Tierarzt findet, im all¬ 
gemeinen ein noch unbeackert.es Feld sowohl für seine 
praktische als auch für seine wissenschaftliche Tätigkeit. 
Es sind wohl von verschiedenen Stellen aus Versuche mit 
Kaninchenserum gegen Kaninchenschnupfen etc. angestellt 
worden, dieselben sind aber meines Wissens negativ aus¬ 
gefallen. 

Aus diesen Erwägungen heraus glaubte ich berechtigt 
zu sein, auf die Kaninchenzucht aufmerksam zu machen 
und jedem Kollegen die Erweiterung seiner Kenntnisse 
hinsichtlich der Kaninchenkrankheiten ans Herz zu legen. 

Schweinehaltung, zur Verwertung von Küchenabfällen. 

Uber die Verwertung von Küchenabfällen in Berlin teilt 
ökonomierat Herker- Friedenau in Nr. 83, 1913, der „Illustr. 
landwirtschaftl. Zeitung“ mit, daß in Groß - Berlin etwa 20 000 
Schweine mit von Restaurationen. Krankenhäusern, Kasernen etc. 
gekauften Küchenahfällen schlachtreif gemacht werden, ln Einzel¬ 
fällen werden auch Zuchtschweine aufgestellt und deren Ferkel 
zur Mast aufgezogen : meist aber werden nur gekaufte Läufer von 
etwa 80—100 Pfund Lebendgewicht zur Mast benützt. 

Für gute Abfälle aus Speiseanstalten werden gewöhnlich 
2,5 Pfennig pro Liter bezahlt: in den Kasernen für Speiseabfälle 
von 7—800 Mann pro Monat ungefähr 00 Mark. Solche Mastbetriebe 
werden in Berlin in der Mehrzahl in den Vororten ganz ohne länd¬ 
lichen Grundbesitz geführt. Mitunter werden auch die sich auf 
den Märkten und in den Markthallen ansammelnden Abfälle gegen 
freie Abfuhr umsonst abgegeben, während für die Schlachthof- 
abfälle meist Bezahlung verlangt wird. 


Verschiedenes. 

Protokollarischer Bericht über die Generalversammlung des 
tierärztlichen Kreisvereines von Unterfranken. 

Am 29. November 1913. vormittags 10 Uhr, fand im Saale 
des Restaurants ..Alhambra."* zu Wiirzburir die diesjährige ordent¬ 
liche (ieneralversiimmltintr statt. Der Vorstand. Herr K. Bezirks- 
tierarzt S c h i 1 f f a h r t, begrüßte die Krscliienenen. insbesondere 
Herrn K. Regiert! nL r < rat Sc li n e i d e r als Vertreter der K. Re- 
ijienmjtr. Dieser versicherte, daß die K. Re.uieruiie an den Yer- 



21 


handlungen reges Interesse habe und wünschte einen gedeih¬ 
lichen Verlauf derselben. Sodann erstattete der Vorstand den 
Rechenschaftsbericht, der Kassier den Kassenbericht, der mit 
830 Mk. 81 Pfg. Einnahmen und 639 Mk. 70 Pfg. Ausgaben ab¬ 
schloß, so daß ein Aktivrest von 191 Mk. 11 Pfg. vorhanden ist. 
Dem Kassier wurde Entlastung zuteil. Der Voranschlag für 1914 
sieht eine beträchtliche Steigerung der Ausgaben, insbesondere als 
Aufwendung für den Landesausschuß vor, so daß eine Erhöhung 
des Beitrages von 3 auf 8 Mk. genehmigt wurde. 

Der 2. Punkt der Tagesordnung war ein Referat des Herrn 
Distriktstierarztes Schrüfer über die bisherigen Landesaus¬ 
schußsitzungen. Er gab ein umfassendes Bild der seitherigen Ver¬ 
handlungen und erntete für seine Ausführungen lebhafte Aner¬ 
kennung. 

Danach erledigte Herr Distriktstierarzt Orth den 3. Punkt 
der Tagesordnung: „Beobachtungen bei der Bekämpfung der 
Knötchenseuche“ Er schloß mit dem Anträge: „Der tierärztliche 
Kreisverein solle bei dem Landesausschusse beantragen, es wolle 
bei der K. Staatsregierung die Bitte gestellt werden um Einrich¬ 
tung von Fortbildungskursen über die Geschlechtskrankheiten der 
Kinder; der Besuch derselben solle auch den praktischen und 
Distriktstierärzten durch Gewährung einer Staatsbeihilfe ermög¬ 
licht werden.“ Herr Kollege Schrüfer versicherte, daß der 
Landesausschuß bereits einen derartigen Antrag gestellt habe. 
Von der Versammlung wurde nun der Antrag zum Landesausschusse 
gestellt, es möge dieser die Drucklegung des interessanten Vor¬ 
trages veranlassen, damit er allen Kollegen zugute komme. 

Die anschließende Neuwahl ergab als Vorstand: Herrn 
K. Bezirkstierarzt Brachinger, als Schriftführer: Herrn Di- 
-triktstierarzt Orth, als Kassier: Herrn Distriktstierarzt Eieh- 
i n g o r. Als Ausschußmitglieder wurden Herr K. Bezirkstierarzt 
Hock und Herr Dr. Regn gewählt, als Ersatz Herr Distrikts¬ 
tierarzt Korber und Herr prakt. Tierarzt Dr. Messenzeh 1. 
Kr. Regn wurde auch zum Ersatzmann für den Landesausschuß 
bestimmt. 

Bei Punkt 6 der Tagesordnung „Wünsche und Anträge“ be¬ 
glückwünschte Herr K. Bezirkstierarzt S t e n g e r Herrn K. Re- 
eierungsrat Schneider zu seinem 40jährigen Jubiläum als 
Tierarzt und beantragte, ihn zu bitten, die Ehrenraitgliedschaft 
des Vereines annehmen zu wollen. Der Antrag fand freudigste 
Aufnahme: der Jubilar nahm die Ehrung dankend an. 

Ferner wurde auf Antrag desselben Herrn ein Huldigungs- 
telegraium an Seine Majestät König Ludwig III. abgesandt. 

Fm 3 Uhr erst schloß die Versammlung, nachdem den ab¬ 
tretenden Vorstandschaftsmitgliedern der Dank für die seitherige 
Arbeitsführung zum Ausdruck gebracht worden war. 


Wiederholungskurs für Hufschmiede. 

Zur Förderung des sachgemäßen Hufbeschlages ist bei ge¬ 
nügender Beteiligung wie in den Vorjahren die Abhaltung eines 
'Cchstägigen Wie Jerholungskurses für ältere Hufschmiede im 
Jahre 1914 an der K. Hufbeschlagschule in München beabsichtigt. 
Als Kurazelt ist festgesetzt: 9. mit 14. Februar 1914. 

Zulassungsbedingungen: 

Zu diesen Kursen werden nur solche in Bayern eingesessene 
Hufschmiede zug'ela^sen, welche seit mindestens 0 Jahren die Be- 



22 


fähigung zur selbständigen Ausübung des Hufbeschlaggewerbes 
nach Maßgabe der K. Allerh. Verordnung vom 1. März 1884 (Ges.- 
u. Verordn.-Bl. S. 80) besitzen und innerhalb dieser Zeit keinen 
ordentlichen Lehrkurs an einer der Hufbeschlagschulen durchge¬ 
macht haben. 

Anmeldungen: 

Die Anmeldungen sind bis längstens 10. Januar 1914 bei der 
Distrikts Verwaltungsbehörde des Wohnortes schriftlich oder zu 
Protokoll einzureichen und von dieser mit einer Bestätigung über 
das Vorliegen der eingangs erwähnten Voraussetzungen für den 
Kursbesuch, ferner mit Angabe über das Alter und etwaige be¬ 
sondere Fachausbildung sowie mit den Gewerbeanmeldescheinen 
und Stipendiengesuchen der Bewerber bis spätestens 20. Januar 
1914 der K. Hufbeschlagschule München für die Regierungsbe¬ 
zirke Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz und 
Schwaben zu übermitteln. Die Höchstzahl der Teilnehmer ist 
auf 12, die Mindestzahl auf 6 begrenzt. 

Die Einberufung wird unmittelbar durch die Kursleitung 
erfolgen. 

Auswärtige Kursteilnehmer erhalten den baren Reiseauf¬ 
wand (im allgemeinen nur für die Benützung von Personenzügen 
nach dem 25 Pfennig-Tarif und etwaige Kosten für Postomnibus) 
sowie ein Taggeld von 2 Mk. 50 Pfg. für die Dauer des Kurses 
und soferne nicht die Hin- und Rückreise an einem Kurstage er¬ 
folgen kann, für einen weiteren Tag vergütet. Die Liquidation 
hat bei der Kursleitung zu erfolgen. 

Gesuche um Gewährung von Stipendien sind unter Beilage 
des Heimatscheines, eines Vermögenszeugnisses und Gewerbe¬ 
anmeldescheines mit der Anmeldung bei der Distriktsverwaltungs¬ 
behörde ini Vorlage zu bringen. 

Das Arbeitsmaterial wird den Kursteilnehmern zur Ver¬ 
fügung stehen. Dagegen haben dieselben Schurzfell und kleineres 
Handwerkszeug selbst mitzubringen. 

Uber den Besuch des Kurses erhalten die Teilnehmer auf 
Wunsch eine Bescheinigung ausgestellt. 

An die Herren Kollegen möchte ich die Bitte richten, die¬ 
jenigen Hufschmiede ihres Bezirkes, denen die Begriffe eines 
sachgemäßen Hufbeschlages mehr oder weniger verloren gegan¬ 
gen snd, nachdrücklichst auf den Wiederholungskurs aufmerksam 
zu machen. Gerade im Hinblick auf die häufigen Prozesse wegen 
Sachbeschädigung (Vernagelung etc.) bei Ausführung des Be¬ 
schlages wäre hier den Schmieden günstige Gelegenheit geboten, 
sich wieder einmal ins Gedächtnis zurückzurufen, was unter der 
im Verkehr d. h. in der Beschlagsdurchführung erforderlichen 
Sorgfalt zu verstehen ist. Die ungebahnten Bestrebungen des 
Handwerks nach künftiger gediegener Qualitätsarbeit im Huf¬ 
beschlag und die damit zusammenhängende Stellungnahme gegen 
den schlechten und billigen Beschlag, lassen die* Teilnahme be¬ 
sonders auch jener Schmiede, welche noch nie einen Lehrkurs 
besucht haben, als sehr notwendig erscheinen. 

_ Prof. Dr. E. M o s e r. 

Ernennung. 

Der Oberregierungsrat im bayerischen Staatsminis terium 
Heinrich Pröls wurde zum Mitgliode des Reichsgesundheits¬ 
amtes gewählt. 



23 


Graf Lehndorff. 

Der um die Pferdezucht hochverdiente vormalige K. Preuß. 
Oberkmdstalhneister Graf Lehndorff feierte am 4. Dezember 
1913 seinen 80. Geburtstag. 


Erreger der Maul- und Klauenseuche. 

Auf einer dieser Tage in Zürich stattgefundenen Ver¬ 
sammlung der Gesellschaft schweizerischer Landwirte bemerkte 
der eidgenössische Viehseucheninspektor Dr. B ü r g i in einem 
Vortrag über die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche, die 
Mitteilungen über die Entdeckung des Erregers der 
Maul- und Klauenseuche durch Professor Dr. Stauf- 
f a c h e r in Frauenfeld seien nach den bisherigen Untersuchungen 
zum mindesten recht skeptisch aufzunehmen. 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 13. Dezember 1913. 

Im ganzen sind verseucht in 2 Regierungsbezirken (Mittel¬ 
franken, Schwaben), 5 Distriktsverwaltungsbezirken und 9 Gemeinden 
(davon 2 neu): 15 Gehöfte (davon 3 neu). 


Die zweckmäßigste Fütterung 
der Pferde und anderer Nutztiere 
erfolgt unter Beigabe von kon¬ 
zentriertem Roborin-Kraftpulver 
(nach D. R. P. Nr. 124680 aus fri¬ 
schein Bluteiweiß hergestellt). 
Fast von allen Truppenteilen der 
deutschen Armee eingeführt, von 
den Tierärzten allseitig empfohlen 
und von den Landwirten und Tier¬ 
haltern bestens erprobt. Es übt 
auf die Ausnutzung des gesamten 
Futters den denkbar günstigsten 
Einfluß aus und vermag daher 
sonstige Futterzulagen überflüssig 
zu machen, bildet Blut, Knochen 
und Muskeln, regt den Appetit 
an, fordert die Verdauung und 
steigert die Leistungsfähigkeit der 
Tiere in hervorragendem Maße. 
Nervöse Pferde werden ruhig. 


schlechte Fresser und schlechte 
Futterverwerter gute Kostgänger. 
Heruntergekommene, überan¬ 
strengte und kranke Tiere gelan¬ 
gen rasch zu neuen Kräften. Gibt 
den Tieren gutes Aussehen und 
glattes, glänzendes Haar. Für 
blutarme und im Wachstum zu¬ 
rückgebliebene junge Tiere un¬ 
entbehrlich. Remonten gewöhnen 
sich infolge Wegfalls der Ver¬ 
dauungsstörungen etc. leichter an 
die veränderten Fütterungsver¬ 
hältnisse. Mit einem Wort: Das 
beste Kräftigungsmittel und Bei¬ 
futter für Tiere aller Art. Analyse, 
Literatur und sachverständige 
Gutachten senden auf Wunsch 
gern zu: Llngner-Werke Aktien¬ 
gesellschaft, Dresden, Abteilung 
Roborin. 



24 


Personalien. 

Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle Roding. Bewerbungs¬ 
gesuche sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen 
Regierung, Kammer des Innern, bis zum 8 Januar 1914 einzureiehen. 

Auszeichnungen: Dem Geheimen Oberregierungsrat 
Dr. Lydtin in Baden-Baden wurde das Kommandeurkreuz des 
Kgl Niederländischen Ordens von Oranien-Nassau verliehen.; dem 
Regierungsrat Wehr le, Mitglied des Kaiserlichen Gesundheitsamtes, 
wurde der Charakter als Geheimer Regierungsrat verliehen. 

Beförderungen: Die Unterveterinäre d. R. Dr. Paul Mayer 
in Freiburg, Schlögel in Baden und Zettl er in St. Märgen 
wurden zu Veterinären der Reserve befördert. 

Approbationen: In Dresden die Herren: Ernst Benno 
Walter Biermann -Zittau, Johann KarlFriedriehKolbe- 
Leipzig, Sigfried Gerhard Kre tzsch mar-Bautzen, Friedrich 
Kurt Mül Ier-Göritzheim. In Gießen die Herren: Hans Große- 
Kötzsehenbroda, Karl O 1t-Michelstadt, Karl Schneeberger- 
Breitenbrunn, Paul St üb er-Schwanebeck. In Hannover: Herr 
Franz Josef Heinrich Tohnen-Kaarst. 

Promotionen: In Hannover: Ernst A1 te n - Hannover, 
Otto Baum an n - Schwerin, Engelbert Bonn - Granenburg, 
Hermann C 1 a u ß - Hannover, Wilhelm Jakob-Witzenhausen, 
Waldemar Meyburg - Hannover, Joachim Schmold - Zehdenick 
(Brdbg.), Adolf Strohschneider-Northeim, Hei nrich W iese- 
Steminer (Westph.). In Leipzig von der durch Professoren der 
Tierärztlichen Hochschule Dresden verstärkten med. Fakultät der 
Universität: Felix Kaiser - Seehausen (Pr. Sa.), OskarNeudel- 
Zirndorf, RobertPohle - Niedermaßen, Hans Trolldenicr- 
Dresden (Sa.), Karl Zopf-München. 

Gestorben: Bezirkstierarzt Albert Ponader - Roding 
(Oberpfalz). 


Berichtigung 

Tierarzt H ed ern-Petershausen hat seinen Wohnsitz nicht 
geändert. 


Tierärztliche Bezirksvereine in Bayern, keine Sondervereine. 

Die nächste Versammlung der Ortsgruppe Ingolstadt findet 
Sonntag, den 11. Jannar 1914, nachmittags B Uhr in Ingolstadt, Restau¬ 
rant Uhlmann nächst dem Hauptbahnhofe, statt. 

Hierzu ergeht an sämtliche Herren Kollegen aus Ingolstadt 
und den angrenzenden Bezirksämtern ergebendste Einladung. 

Garrecht P a h 1 e 

Auto (Zweisitzer), Marke „Loreley 4 , Sportskarosserie, 5,12 PS. 
wie neu, tadelloser Bergsteiger, mit säintl. Zubh. weg. Todesf. um den 
billg. Preis von 1800 Mk. sofort zu verkaufen. Näheres durch Frau 
Distriktstierarzt Cceiger, Otterberg; (Pfalz). 


Druck von .). <i ottesw i n te r, Miincheu. -- Kommissionsverlag : M. Ri eg ersehe 
UniveraitiUsbuchhandlung, München, Odeonsplatz V 




(Irtber: Tierärztliclies Wochenblatt nnd Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzncht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Brust, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsininisteriums, Oberregierungsrat Pröls, tierärztlicher 
Referent im Kgl. Staatsministerium des Innern, sowie des Landes- 
anssclmsses der tierärztichen Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 13. Januar 1914. Nr. 2. 


Inhalt: Originalartikel. Schmitt: Neue Nachrichten über ein seit 65 Jahren 
begründetes und ausgeübtes Arbeitsgebiet drr bayerischen Tierärzte, hier die 
,,Landestierzucht“ betreffend. Müller . Die fleischhygienische Beurteilung tuber¬ 
kulöser Tiere im Lichte alter Anschauung und neuer Forschung (Schluß). 
PÖhlmanu: Kurze Mitteilungen aus der Praxis: I. Gehirniuberkulose bei einer 
Kuh. II Ein Mittel gegen austeckenden Scheidenkatarrh. III. Tetanus nach 
Amputation der Schweifrübe. IV. Vier Fälle von Geburtsrehe — Referate: 
Mayer: Zwei Fälle von Drusenbildung im Sehnervenkopf des Pferdes. Kofler: 
Zur Pathogenese der Maul- und Klauenseuche Ondracek: Diagnostik und Heil¬ 
verfahren bei der Riudertuberkulose. Grünt: Beitrag zur Frage des physiologi¬ 
schen Vorkommens von Bakterien im Fleische gesunder Schlachtrinder. Spang: 
Über den Nachweis des Indikans im Rinderharne unter hauptsächlicher Berück¬ 
sichtigung der Tuberkulose. Stütz: Erkrankung nach Verfütterung von Rüben- 
schnitzeln. Ebeler: Anregung der Peristaltik nach Laparotomien. Magnus: 
Wundbehandlung mit Zucker. Hammer . Die Verwendung des Spiritus bei Haut¬ 
krankheiten. — Tierzucht und Tierhaltung. Die Bewertung des Fischmehles. 
Erkrankung von Schweinen nach Fütterung von norwegischem Fischmehl. Eine 
Million Mark für einen Hengst. Hengstkörung in Schleswig. Hengst örung in 
Ostfriesland. — Verschiedenes. Bekanntmachungen des Landesausschusses 
der tierärztlichen Kreisvereine in Bayern. Beförderung zum Generalveterinär. 
Bestellung von Regierungstierärzten für das Kolonialamt. Deutscher Veterinörrat. 
Stand der Maul- und Klauenseuche iu Bayern am 27. Dezember 1913. — Bücher¬ 
schau. — Personalien. 


Nene Nachrichten über ein seit 65 Jahren begrün¬ 
detes nnd ansgeübtes Arbeitsgebiet der bayerischen 
Tierärzie, hier die „Landestierzucht“ betreffend. 

Yon Dr. Hans Schmitt in Wolfratshausen. 

Anläßlich der Generalversammlung des Verbandes 
bayerischer Landwirtschaftslehrer im Herbst 1912 in Mün¬ 
chen kam nachstehender Leitsatz zur Beschlußfassung: 

„In diesem Sinne erlaubt sich der Landesverband 
bayerischer Landwirtschaftslehrer an das Kollegium der 
landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen 
Hochschule den Antrag zu stellen, es wolle an ma߬ 
gebender Stelle baldigst dahin wirken, daß in Bayern 
gleichwie in anderen Bundesstaaten eine eigene Tier- 












26 


zuchtinspektoren-Prüfung für Landwirte sowohl 
wie Tierärzte eingeführt werde und daß dann auch 
tatsächlich Landwirte zu den Zuchtinspektorenstellen zu¬ 
gelassen werden.“ 

Die mir nunmehr bekannte Veröffentlichung dieses 
Leitsatzes erfolgte in Nr. 20 der „Akademischen Zeitschrift 
für Landwirtschaftslehrer“ am 15. Oktober 1913, nachdem 
die Ruhezeit des Winters 1912, die Bestellzeit des Früh¬ 
jahres 1913, die Zeit der Reife des Jahres 1913 vorüber war 
und die Ernte für das Jahr 1913 und deren Verwertung für 
die folgenden Jahre gesichert erschien. 

Nach den Anschauungen der obigen Beschlußvorlage 
des Landesverbandes bayerischer Landwirtsehaftslehrer ist 
nunmehr als Stütze und als Vorbedingung fiir die Berater 
der staatlichen und öffentlichen Vereinsmaßnahmen auf 
dem Gebiete der Tierzucht und Tierhaltung für das König¬ 
reich Bayern die erfolgreiche Erledigung einer Prüfung 
an der K. Technischen Hochschule München zu fordern. 
Nach meiner Anschauung kann die geforderte Prüfung nur 
dann eine praktische Verwertung für die zielbewußte, ein¬ 
heitliche und großzügige Hebung der Landestierzucht be¬ 
sitzen, wenn sie gleichzeitig durch eine Verordnung ge¬ 
schützt wird, die bei Androhung von Strafen verbietet, daß 
fürderhin ein „Nichtgeprüfter“ oder „Nichtdiplomierter“ 
die Bestrebungen der Landestierzucht fördert. 

Der gleichen Veröffentlichung entnehme ich, daß 
jeder sachlich Denkende ohne weiteres zugeben muß, daß 
der Tierarzt durch seinen ganzen Bildungsgang und durch 
seine praktische Tätigkeit gar nicht zum Züchter voraus¬ 
bestimmt oder auserwählt ist. Nicht ausgeschlossen sei, 
daß aus der Schar der Tierärzte nicht auch mancher „ge¬ 
borene Landwirt“ durch besondere Begabung befähigt sein 
kann, durch Übung in der landwirtschaftlichen Praxis sich 
jenes Verständnis anzueignen, das den akademisch gebil¬ 
deten landwirtschaftlichen Fachberatern zukommt, Männern 
mit dem sicheren Blick eines Bildhauers und tiefem Ver¬ 
ständnis für den ganzen Organismus der Tiere. 

Wenn die Überschrift meines heutigen Berichtes 
„Neue Nachrichten“ lautet, so bitte ich die Begründung 
hierfür in der öffentlichen Kundgabe des zielbewußten Ver¬ 
suches der Ausschaltung der bayerischen Tierärzte aus 
einem 65jährigen Arbeitsgebiete zu erblicken, fernerhin in 
der uns Tierärzten gebotenen Neuigkeit, daß unser ganzer 
Bildungsgang und unsere Tätigkeit nur vereinzelt gleich 
wertig, wenn „durch Geburt erreicht“ dem ist jener Bild- 



27 


liauer „mit dem tiefen Verständnis für den ganzen Orga¬ 
nismus der Tiere“, den Talenten, „die wir halt für die lei¬ 
tenden Züchterposten brauchen“, den Landwirtschafts¬ 
lehrern. 

Wir bayerischen Tierärzte verzichten im Zeitalter der 
Denkschriften auf die Ausarbeitung einer solchen, um 
neuerdings zu beweisen, daß die Tierzucht der Boden ist, 
in dem die Tierheilkunde ihre Wurzeln schlägt, und daß 
die sachliche Ausbildung und die Dienstesaufgaben des 
deutschen Tierarztes diesen zum natürlichen Berater und 
Mitarbeiter des Landwirtes auf allen Gebieten der land¬ 
wirtschaftlichen Tierzucht macht. Dahingegen wollen wir 
bayerischen Tierärzte nicht verzichten auf die öffentliche 
Kundgabe des Beschlusses des Deutschen Veterinärrates, 
derVerwaltungskörperschaft von 5500 deutschen Tierärzten, 
auf der XIII. Tagung zu Eisenach im Jahre 1912, der die 
Annahme der Leitsätze der zuständigen Berichterstatter — 
der Herren Dr. Attinger, Landestierzuchtinspektor von 
Bayern, und E c k a r d t, Departementstierarzt in Düssel¬ 
dorf — einstimmig ergab mit dem Zusatz, die Leitsätze 
den Bundesregierungen zu überreichen mit der Bitte, sie 
bei der Organisation der Tierzucht berücksichtigen zu 
wollen. 

Die Leitsätze des derzeitigen Referenten für Tier¬ 
zucht am K. Staatsministerium des Innern, Herrn Ober¬ 
regierungsrates Dr. Attinger, waren: 

1. Die fachliche Ausbildung und die Dienstesaufgaben 
des deutschen Tierarztes machen diesen zum natürlichen 
Berater und zum Mitarbeiter des Landwirts auf allen Ge¬ 
bieten der landwirtschaftlichen Tierzucht (Pferdezucht, 
Rinderzucht, Schafzucht, Ziegen-, Geflügel-, Fisch- und 
Kaninchenzucht). 

2. Bei allen Verwaltungsbehörden, zu deren Bereich 
die Förderung der landwirtschaftlichen Tierzucht gehört 
(Bezirks- u. Oberämter, Landratsämter usw., Regierungen, 
Ministerien) sollen, soweit dies nicht schon geschieht, auch 
Tierärzte als technische Berater oder Referenten tätig sein. 

3. Zu allen Körungen männlicher Zuchttiere (Hengste, 
Bullen, Eber, Ziegen- und Schafböcke) soll ein Tierarzt mit 
beschließender Stimme zugezogen werden schon aiis 
dem Grunde, weil dieser am ehesten in der Lage ist, den so 
wichtigen Gesundheitszustand der Zuchttiere zu beurteilen 
und erhebliche Erb- oder Gebrauchsfehler zu erkennen. 

4. Als Leiter oder technischer Aufsichtsbeamter von 
Gestüten, Zuchthöfen, Aufzuchtstationen, Jungviehweiden 



28 


und sonstigen züchterischen Einrichtungen sollen auch be¬ 
sonders befähigte Tierärzte herangezogen werden. 

5. An tierärztlichen und landwirtschaftlichen Hoch¬ 
schulen soll der Unterricht in der Tierzucht auch besonders 
geschulten Tierärzten, der Unterricht in der Gesundheits¬ 
pflege diesen allein übertragen werden. Auch an den mitt¬ 
leren und niederen landwirtschaftlichen Schulen sollen wo¬ 
möglich Tierärzte zum Unterricht in der landwirtschaft¬ 
lichen Tierzucht und in der Gesundheitspflege herangezogen 
werden. 

6. Bei der Errichtung von Stallbauten, der Anlage von 
Weiden, der Errichtung von Zuchthöfen, Bullenstationen 
u. s. w. soll die gutachtliche Einvernahme des zuständigen 
beamteten Tierarztes erfolgen. Überhaupt sollen zu allen 
tierzüchterischen Maßnahmen, bei deren Durchführung hy¬ 
gienische Kenntnisse erforderlich sind, Tierärzte herange¬ 
zogen werden. 

7. In allen landwirtschaftlichen Interessenvertretungen 
und Körperschaften, zu deren Aufgaben die öffentliche Tier¬ 
zuchtpflege gehört, in Züchter Vereinigungen, Herdbuchge¬ 
sellschaften sollen besonders geeignete Tierärzte Sitz und 
Stimme haben. 

8. Die Mitwirkung der Tierärzte soll auch bei allen 
Maßnahmen zur Steigerung der inländischen Tierproduk¬ 
tion und zur Verbesserung der Fleischversorgung in An¬ 
spruch genommen werden, so bei Gründung von Zucht¬ 
verbänden, Schweinezucht- u. Eberhaltungsgenossenschaften, 
Genossenschaftsmästereien, von Viehverwertungsgenossen¬ 
schaften, ferner bei Ein- und Durchführung von Leistungs¬ 
prüfungen, Mastviehausstellungen u. dergl. Auch bei der 
so wichtigen Frage der Vieh- und Fleischpreisnotierung 
sollen die Tierärzte gehört werden, die namentlich in der 
Lage wären, über die bisher noch sehr dunkle Frage der 
Stallpreise Auskunft zu geben. 

9. Endlich soll aber auch den Tierärzten Gelegenheit 
gegeben werden, bei Tierausstellungen, Tierprämiierungen, 
Zuchtviehmärkten und ähnlichen Veranstaltungen sich als 
Richter zu betätigen. — 

Zur Frage der Ablegung einer besonderen Tierzucht¬ 
leiter-Prüfung als Vorbedingung für den amtstierärztlichen 
Dienst konnte die gleiche Tagung des Deutschen Veterinär¬ 
rates Stellung nehmen, die in solchen Prüfungen nur Äußer¬ 
lichkeiten ersah und feststellen konnte, daß ohne solche 
Prüfungen die Tierärzte ihre Schuldigkeit in der Tierzucht 
bisher leisten konnten und auch fernerhin leisten können. 



Besondere Bewertung und Unterstützung erfuhren die Zu¬ 
rückweisungen des Versuches der Einführung einer Tier¬ 
zuchtleiter-Prüfung als Vorbedingung für den amtstierärzt¬ 
lichen Dienst wie die Einfügung einer besonderen Tier¬ 
zuchtleiter-Prüfung in die amtstierärztliche Prüfung über¬ 
haupt durch die uneingeschränkt ablehnende Stellungnahme 
der zuständigen Vertreter der beiden größten Bundessstaaten 
— des Herrn Geheimrates Dr. N evermann für das 
Königreich Preußen und des Herrn Ministerialrates Dr. 
Vogel für das Königreich Bayern. Gleichzeitig konnte 
der Vertreter der hessischen Regierung, Herr Geheimer 
Obermedizinalrat Dr. Lorenz, feststellen, daß auch für 
Hessen die Einführung und Forderung der Tierzuchtleiter- 
Prüfung als Vorbedingung für den staatstierärztlichen 
Dienst nur eine vorübergehende Einrichtung ist, die für 
die übrigen Bundesstaaten nicht als Vorbild gelten könne. 

In der Stellungnahme der deutschen Tierärzte und 
insbesonders der bayerischen Tierärzte und ihrer Führer 
ist seit Oktober 1912 keinerlei Änderung eingetreten und 
liegt auch keinerlei Begründung vor, die Anschauung und 
Überzeugung zu ändern. 

Der Landesausschuß der tierärztlichen Kreisvereine 
Bayerns nimmt pflichtgemäß zu den „Neuen Nachrichten“ 
Stellung und wird Sorge tragen, daß die Ausmerzung der 
bayerischen Tierärzte aus dem Arbeitsgebiete der Landes¬ 
tierzucht nicht umgehend im Sinne der landwirtschaftlichen 
Fachberater, der K. Landwirtschaftslehrer, erfolgt. 


Die flelscbliygieiilsche Beurteilung tuberkulöser Tiere 
im Lichte alter Anschauung und neuer Forschung. 

Von Privatdozent Dr. M. Müller. 

(Schluß). 

Die Auffassung von der fast ausschließlichen Bedeu¬ 
tung des Blutweges für die Verbreitung der Tuberkulose 
im Tierkörper kommt auch in den Ausführungsbestimmun¬ 
gen des Gesetzes vom 3. Juni 1900 zum Ausdruck. In den 
B. B. C. heißt es: „Man ist berechtigt., auf die erfolgte 
Ausbreitung der Tuberkulose durch den großen Blutkreis¬ 
lauf zu schließen, wenn sich in Eingeweiden, welche nur 
auf dem Wege des großen Blutkreislaufes erkranken 
können, wie Milz oder Nieren oder in den dazu gehörigen 
Lymphdrüeen, Tuberkel vorfinden. Durch Vermittlung des 



großen Blutkreislaufes werden nächst Milz und Nieren, ani 
häufigsten Euter, Knochen und Gelenke, sowie die Bug- 
und Kniefaltendrüsen angesteckt.“ 

M. H.! Da Blutinfektion fleischbeschaulich den Be¬ 
griff der Gesundheitsschädlichkeit zur Folge hat, so wäre 
eigentlich auch nach vorstehendem Wortlaut der schönste 
Ochse mit einer Tuberkulose der Milz gesundheitsschädlich 
Und müßte deshalb zum mindesten aus den gleichen Gründen, 
aus denen man ein Fleischviertel mit tuberkulösem Fleisch¬ 
lymphknoten kocht, ganz als „bedingt tauglich“ begutachtet 
werden. Weil das aber praktisch nicht geht, mußte ein Aus¬ 
weg gefunden werden und deshalb ging Ostertag in fol¬ 
gendem Gedankengang vor: Alle jene leichteren Tuberku¬ 
lose-Fälle, welche nach Johne als durch Generalisation 
entstanden und demzufolge eigentlich als gesundheits¬ 
schädlich aufzufassen sind, die kann man dadurch für 
den Konsum noch erhalten, wenn man zeigen kann, daß das 
Fleisch dieser Tiere und die nicht veränderten Teile der 
Organe keine Tuberkelbazillen enthalten. Daß die „Un¬ 
schädlichkeit“ zutraf, bewies Oster tag dadurch, daß er 
mit gesund erscheinenden Teilen von 6 Tieren, welche mit 
Tuberkulose der Mesenterialdrüeen, der Lunge, der Leber 
und Milz behaftet waren, Impfversuche bei Meerschwein¬ 
chen vornahm. Er verimpfte Muskulatur, Muskellymph- 
drüse und nicht veränderte Teile der tuberkulösen Milz und 
fand, daß alle Tiere gesund blieben. Und nun zog Oster¬ 
tag hieraus die zur Unschädlichkeit passende Folgerung 
und sagte: Weil das Fleisch und die nicht veränderten Or¬ 
gane unschädlich sind, so liegt bei diesen Tieren eine „a b - 
gelaufene Generalisation“ vor. Aber dieser 
scheinbare Beweis ist kein Beweis, weil der Beweis für die 
Annahme des ehemaligen Bestehens einer Blutinfektion 
nie geführt worden ist und auch durch die Ostertag- 
schen Versuche nicht erbracht worden ist. Und deshalb, 
m. H., hat Ostertag selbst durch diese Versuche in der 
Hauptsache schon bewiesen, daß der Genei alisationsbegriff, 
wie ihn J o h n e in die Fleischbeschau eingeführt hat, nicht 
zutreffend war. Aber Ostertag war so felsenfest von 
der Richtigkeit der Annahme, wie sie durch den sogen. 
Generalisationsbegriff zum Ausdruck gebracht wurde, über¬ 
zeugt, daß er aus seinen Versuchen einen Fehlschluß zog — 
einen Fehlschluß, der, weil er in der Wirkung das Richtige 
traf, zu einem wahren Segen für die Fleischbeschau ge¬ 
worden ist, denn er brachte berechtigte und segensvolle 
Milderungen in der Beurteilung tuberkulöser Tiere. 



M 


M. H.! Wenn Sie ans meinen Darlegungen erkennCti 
können, welchen Kampf und welche Mühen es gekostet 
hat, bis Johne und v. Ostertag sich zu den Anschau¬ 
ungen durchringen konnten, die die heutige Grundlage für 
die Beurteilung tuberkulöser Schlachttiere bilden, so wird 
das Verdienst, daß sich diese Männer hiermit für die Aus¬ 
gestaltung der gesetzlich geregelten Fleischbeschau in 
Deutschland und allen Kulturländern erworben haben, 
keineswegs geschmälert durch die Erkenntnis, daß die 
wissenschaftliche Grundlage für die praktische Beurteilung 
nach den Begriffen der Generalisation und abgelaufenen 
Generalisation nicht so zutreffend sind, wie sich dies die 
beiden großen Forscher vorgestellt haben. — 

Als W e i g e r t seine Ansichten über Generalisation 
des Seminiums der Tuberkulose aufgestellt hat, da war das 
Seminium der Tuberkulose noch nicht bekannt und während 
der Drucklegung der Weigert’schen Arbeit trat Koch mit 
der Mitteilung von der Entdeckung des Erregers des Semi¬ 
niums der Tuberkulose — des Tuberkelbazillus — hervor. 
Das war, wie die älteren Herren noch wissen, eine weltbe¬ 
wegende Entdeckung! Und während vorher die Mehrzahl 
der Tierärzte im Gegensatz zuGerlachzu der Anschauung 
neigte, daß die Tuberkulose der Tiere für den Menschen 
bedeutungslos sei und daß der Genuß derartiger Tiere dem¬ 
nach nicht zu verbieten sei, war durch die Entdeckung 
Koch’s mit einem Male die pathogenetische Identität 
zwischen der Tuberkulose von Mensch und Tier festge¬ 
stellt. Nun griff J o h n e in dem besten Glauben, das Rechte 
für eine zutreffende Tuberkulosebeurteilung zeigen zu 
können, ein, und wollte durch Anlehnung an den Gene- 
ralisationsbegriff Weigert’s die nun für den Menschen 
feststehende Gefahr bekämpfen. Daß er in diesem Be¬ 
streben der Fleischbeschau zu strenge Direktiven gab, 
lag eben in den Anschauungen der damaligen Zeit. Die zu 
große Strenge der Johne’schen Direktiven wurden ja auch 
sehr bald erkannt und v. Oster tag hat in dem Bestreben 
die Gefahrgröße des Fleisches tuberkulöser Tiere für den 
Menschen richtig einzuschätzen, durch seine Erwägungen 
in vieler Hinsicht für die Praxis das Richtige getroffen, 
obschon die wissenschaftliche Erklärung über die Betei¬ 
ligung der Blutbahn bei der Ausbreitung der Tuberkulose 
eine viel zu weitgehende war. Die Beurteilung tuberkulöser 
Tiere muß daher nun auch mit einer fortgeschrittenen 
wissenschaftlichen Erkenntnis in Einklang gebracht werden 
und eine ganz wesentliche Klärung würde 



ä2 

hach dieser Hinsicht eintreten, wenn auch 
die Fleischbeschau die Tatsache aner¬ 
kennt, daß Milz, Leber und Fleischlymph¬ 
knoten nicht nur auf demBlutweg, sondern 
auch auf dem Lymphweg infiziert werden 
können. 

M. H.! Dem Yorauseilen in einer Erkenntnis haben 
sich von jeher hemmende Widerstände entgegengestellt, die 
nur langsam von der Allgemeinheit eingeholt werden und 
selbst das, was sich von selbst versteht, bricht sich nur lang¬ 
sam Bahn, wenn Autoritäten von Namen dem entgegen¬ 
stehen. 

Die Anschauungen, welche der heutigen Tuberkulose- 
beürteilung zugrunde liegen, sind jedenfalls nicht mehr 
zeitgemäß: denn sie entspringen einer Zeit, in welcher das 
„Seminium“ der Tuberkulose noch nicht bekannt war, und 
die somit dazu zwang, sich an den Effekt des Seminiunis, 
den „Tuberkel“, zu halten. Seitdem wir aber die Natur des 
Seminiums, den Tuberkelbazillus kennen, haben wir einen 
exakt arbeitenden Maßstab zur Abschätzung der Größe der 
Gefahr, die aus dem Genuß des Fleisches und der Organe 
tuberkulöser Tiere für den Menschen entspringen kann. 

Und schon R. Koch stellte, als er den Tuberkel¬ 
bazillus entdeckt hatte, die Forderung, daß für die Ent¬ 
scheidung dessen, was tuberkulös und was nicht tuberkulös 
sei, der ätiologische Nachweis von Tuberkel¬ 
bazillen das entscheidende Kriterium sei. 

M. H.! Wenn wir aber hiernach verfahren, dann 
kommen wir mit den Anschauungen, wie dieselben auf 
Grund des sogen. Generalisationsbegriffes der Fleischbe¬ 
schau zugrunde liegen, völlig in Konflikt, und auch die 
pathologisch-anatomischen Befunde Weigert’s sind für die 
Annahme einer Blutinfektion nicht ausreichend. 

Zum Beleg hierfür möchte ich folgende Tatsachen 
aufführen auf Grund der Untersuchungen, die ich mit. 
Jshiwara, Mittel und H ä u 11 e angestellt habe: 

1. bei leichten erkennbaren Infektionen von Milz, 
Leber und Fleischlymphknoten ist k e i n e Blutinfek¬ 
tion nachweisbar; 

2. beim Vorliegen einer Blutinfekt, ion ist 
immer eine s c h w e r e t. u b erkulöse Verän¬ 
derung wenigstens eines Organes mit 
destruktiven Veränderungen vorhanden; 

3. beim Vo r 1 i e g e n einer B 1 u t i n f e k t i o n er¬ 
weisen sich auch solche Organe infiziert. 



33 


welche pathologisch-anatomisch nicht als 
tuberkulös erkrankt zu erkennen sind; dies gilt ins¬ 
besondere für die Milz, die Leber und das Euter; 

4. trotz der nachweisbarenBlutinfektion und 
der damit verknüpften Infektion der Organe erweist 
sich das Muskelgewebe in der Regel als frei 
von Tuberkelbazillen; 

5. die sogenannten Fleischlymphknoten erweisen 
sich, ohne pathologisch-anatomische Veränderungen zu 
zeigen, nicht nur infiziert beim Vorliegen einer Blut¬ 
infektion, sondern dieselben erweisen sich auch ohne 
pathologisch-anatomisch verändert zu sein, als ver¬ 
einzelt infiziert bei Abwesenheit einer 
Blutinfektion. Das zugehörige Muskel¬ 
gewebe ist, gleichgültig, ob mit dem makroskopisch 
latent infizierten Lymphknoten eine Blutinfektion vor¬ 
handen oder abwesend ist, frei von Tuberkel¬ 
bazillen. 

M. H.! Das sind die wesentlichsten Tatsachen, die 
auf Grund der Prüfungen von Muskel und Organen tuber¬ 
kulöser Schlachttiere festgestellt worden sind. Wie die¬ 
selben logisch zu deuten sind, d. h. wie wir uns den Gang 
der Infektion im Tierkörper vorstellen müssen, um diese 
Befunde erklären zu können, ist eine andere Frage, auf 
die ich hier nicht eingehe. Ich habe mich nach dieser Hin¬ 
sicht anderen Ortes bereits mehrfach geäußert. Nur das 
Eine muß ich als zweifellos feststehend wiederholen: Die 
in der Fleischbeschau geltende Auffassung von der Keim¬ 
verschleppung ist für die Erklärung dieser Tatsachen nicht 
brauchbar. Der Versuch aber, den ich unternommen habe, 
fiir diese Tatsachen eine brauchbare Erklärung, auf Grund 
der Untersuchungen, die die Genese der Infektion uni¬ 
versell klarlegten, zu geben, hat bislang nur schwache 
Wurzeln fassen können, weil in der vorliegenden Frage 
das Wort Cicero’s Geltung hat: 

Errare ma.lo cum Platon e, quam cum istis 

vera sentire. 


Kurze Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Pöhlmann in Fürstenzell. 

1. Gehirntuberkulose bei einer Kuh. 

Eine Kuh zeigte bedeutende Störungen des Allgemein¬ 
befindens; besonders fiel auf, daß sie die Stirne stets am 


34 


Barren ansetzte. Beim Führen im Freien wurde der Kopf 
zur Erde gehalten, und das Tier drohte bei jedem Schritt 
kopfüber zu stürzen. Ich dachte anfänglich an Drehkrank¬ 
heit, jedoch ließ mich die Angabe des Besitzers über schon 
länger bestehenden Husten zur Diagnose Gehirntuberku¬ 
lose kommen. Bei der sogleich vorgenommenen Schlach¬ 
tung fand ich außer einem tuberkulösen Herd in der Leber 
Endocarditis ulcerosa thrombotica mit embolischen Infark¬ 
ten des Gehirns und der Nieren. 

2. Ein Mittel gegen ansteckenden Scheiden- 

k a t a r r h. 

Außer Stalldesinfektion und Reinigung der äußeren 
Geschlechtsteile wurde von mir beim infektiösen Scheiden¬ 
katarrh folgendes Mittel angewandt: 

Cuprum sülfuricum und Alumen crudum aa 15,0, Kal. 
permangancium 5,0, aufgelöst in einem Liter Wasser. Da¬ 
mit werden Leinwandstreifen getränkt und in die Scheide 
eingelegt. Wendet man dieses Verfahren täglich einmal an, 
so vollzieht sich die Heilung sehr rasch. Außer vorzüglicher 
Heilwirkung hat das Verfahren den Vorzug der Billigkeit. 

3. Tetanus nach Amputation der Schweif- 

r ü.b e. 

Im Frühjahr wurde ich zu einer 4jährigen Stute mit 
dem Vorbericht gerufen, das Tier habe die Maulsperre. 
Beim ersten Anblick zeigten sich die deutlichen Symptome 
des Starrkrampfes, vor allem starke Schreckhaftigkeit, voll¬ 
ständiger Trismus, Nickhautvorfall, steife Halshaltung; die 
Ohren standen steif in die Höhe, der Gang war weitspurig 
und die Stellung der Hinterfüße sägebock ähnlich. Das Tier 
konnte nur mehr Flüssigkeit zu sich nehmen. Die Ursache 
war Infektion nach Coupieren des Schweifes, das der Be¬ 
sitzer vor 3 Wochen vorgenommen hatte. Ich nahm sofort 
eine nochmalige Amputation des Schweifes vor, brannte 
das blutende Ende und legte einen Therapogenverband an, 
der täglich dreimal erneuert wurde. Desgleichen ließ ich 
täglich dreimal Einläufe mit Thcrapogenlösung in den Mast¬ 
darm machen. Gleichzeitig injizierte ich 100ecm = 400 A.E. 
Tetanusantitoxin, außerdem wurden kleine Gaben von Jod¬ 
natrium im Mehltrank verabreicht. Sonst wurde der Stall 
verdunkelt und dem Patienten vollkommene Ruhe gegönnt. 
Schon nach drei Tagen trat Besserung ein und nach drei 
Wochen war das Pferd vollkommen gesund. 



35 


4. Vier Fälle von Geburtsrehe. 

Im Anschlüsse an die Geburt trat in 4 Fällen die so¬ 
genannte Geburtsrehe bei Mutterstuten auf und ich habe 
dabei die Beobachtung gemacht, daß meist Verletzungen 
der Geburtswege und im Tragsack schmutzig-braune, zäh¬ 
flüssige Massen vorhanden waren. Stets, war es meine erste 
Aufgabe, den Uterus mit lauwarmer Therapogenlösung 
gründlich zu reinigen und zu desinfizieren. So täglich ver¬ 
fahren, trat schon nach 5—6 Tagen Besserung ein und die 
Krankheit nahm einen guten Verlauf. 


Referate. 

Oberveterinär A. Mayer, an der Mediz. Klinik der 
K. Tierärztl. Hochschule Berlin, und Dr. Erich Hiero- 
n y mi, I. Assistent am Veterinär-Institut in Breslau: Zwei 
Falle von Drusenbildung im Sehnervenkopf des Pferdes. 
(Monatshefte für prakt. Tierheilkunde, XXV. Bd., 1. und 
2. Heft.) 

Der zuerst von Kärnbach beim Pferde beobach¬ 
teten und beschriebenen, in ihren Ursachen und in ihrem 
Wesen noch vollständig dunklen Erkrankung, reihen sich 
folgende kasuistische Beiträge an: 

Ein Pferd, 7jähriger Vollbluthengst, das von einer 
schweren, doppelseitigen Lungen - Brustfellentzündung vor 
einiger Zeit genesen war, verweigerte plötzlich die Futter¬ 
aufnahme und zeigte eine Lähmung des Penis. Tags darauf 
war das Tier auf beiden Augen erblindet. Äußerlich waren 
an den Augen keinerlei krankhafte Veränderungen wahr¬ 
nehmbar. Bei der Untersuchung mit dem Augenspiegel 
fand man an Stelle der Papille, die verschwunden war, 
ein schneeweißes, matt glänzendes Gebilde, wie zusammen¬ 
geballte Schneeklümpchen aussehend, von reiskornartiger 
Beschaffenheit. Die Veränderungen waren-an beiden Augen 
die gleichen. Die Sehkraft beider Augen war erloschen. 

Die Behandlung bestand in subkutaner Anwendung 
von Arecolin hydrobrom. 0,05 in zweitägiger Zwischen¬ 
pause und gleichzeitiger Einträufelung von Atropin-Kokain 
aa 0,1 : 10,0 in den Lidsack. Der Penis wurde täglich mit 
Kamphersalbe eingerieben. 

Am 7. Tage war die Lähmung des Penis verschwun¬ 
den. Die drüsigen Gebilde beider Augen verkleinerten sich, 



36 


lösten sich los und schwammen im Glaskörker umher. Das 
Sehvermögen blieb erloschen. 

Diagnose: Neuritis optica exsudativa bilateralis. 

Ein 8jähriger brauner Wallach wurde mit dem Vor¬ 
bericht in die Klinik gebracht, daß das Tier plötzlich er¬ 
blindet sei; irgend welche Erkrankung sei nicht vorausge¬ 
gangen. 

Bei der klinischen Untersuchung fanden sich weder 
innere noch äußere Krankheitssymptome vor. Auch konnte 
an den Augen äußerlich nichts Krankhaftes festgestellt 
werden. Bei der Untersuchung mit dem Augenspiegel sah 
man an Stelle der Papille leuchtende, blutrote Flecken von 
unregelmäßiger Form, zwischen welchen weiße, markig aus¬ 
sehende Körper lagen. Die Größe der Körperchen war die 
eines Reiskornes. Der Befund auf beiden Augen war über¬ 
einstimmend. Das Pferd war vollständig erblindet. 

Bei der Sektion fanden sich die reiskorngroßen und 
schwammigen Erhabenheiten, wie sie mit dem Augenspiegel 
gesehen wurden, vor. Die Körperchen waren äußerst labil, 
standen mit der Unterlage nicht in Verbindung. Mikro¬ 
skopisch erschienen sie amorph und gingen bei der Präpa¬ 
ration zugrunde. An Längs- und Querschnitten durch den 
Sehnerven fanden sich Anhäufungen von Rundzellen in den 
Nervenscheiden und Nervenbündeln: das Bild einer Neu¬ 
ritis optica. 


Tierarzt K o f 1 e r - Innsbruck: Zur Pathogenese der 
Maul- und Klauenseuche. (Tierärztl. Zentralbl., XXXVI. 
Jahrgang, Nr. 32, 1913.) 

Nach Professor von Hibler - Innsbruck ist der 
noch unbekannte Erreger der Aphtenseuche ein Anaerobier. 
Auf starren Nährböden gedeiht er nicht. Während des 
Fieberstadiums passiert er die Blutbahn und wird durch das 
Kapillargefäßsystem in jenen Körperteilen ausgeschieden, 
die später den Sitz der Aphten bilden. Durch den Unter¬ 
gang der Leukozyten, sowie durch chemische Verbindungen 
in der Gewebsflüssigkeit kommt es nach H. zur Bildung 
von Nukleinsäuren, die zur Aufquellung des Epithelgewebes 
und zur Blasenbildung führen. 

Eine Übertragung der Seuche mittels des Blasen¬ 
inhaltes auf ein anderes Tier hatte nur dann Erfolg, wenn 
der Blaseninhalt leukozytenhältig war, auch dann noch, 
wenn nur Kerne zerfallener Leukozyten darin vorhanden 
waren. _ 



37 


Stadtobertierarzt Ondracek -Göding: Diagnostik 
and Heilverfahren bei der Rindertuberkulose. (Tierärztl. 
Zentralblatt, XXXVI. Jahrg., Nr. 32, 1913.) 

Auf der K. K. Domäne Göding war die Tuberkulini- 
8ierung nach Dr. Koch nicht nur als Diagnostikum, son¬ 
dern auch als Heilverfahren in Anwendung. Ein Nachteil 
war, daß die Beunruhigung der Kühe durch die Thermometrie 
stets einen bedeutenden Milchausfa'll zur Folge hatte und 
daß oft akute Nachschübe latenter Tuberkulose Notschlach¬ 
tungen notwendig machten. 

Im Jahre 1909 wurde das Klimmer’sche Verfahren 
der Ophthalmoreaktion mittels Phymatin angewandt. 1911 
wurde die Heilimpfung mit Antiphymatol benützt und 
45 Kühe in Göding und 14 Kühe in Tschnitsch geimpft. 

Bei der Kontrolle der Heilimpfung durch die Augen¬ 
reaktion waren von den 45 Kühen 25 als geheilt anzusehen 
(= 55 %), von den anderen 14 konnten nur 3 als geheilt 
betrachtet werden (= 21 %). 

Die sämtlichen geheilten Kühe wurden wieder zur 
Nachzucht zugelassen. Nach dem Abkalben wurden die 
Kühe wiederum einer Kontrolle durch die Ophthalmo¬ 
reaktion unterworfen. Dabei zeigte es sich, daß Rezidiven 
eingetreten waren. 

Es wäre somit an dem Prinzip festzuhalten, auch die 
abgeheilten Kühe nicht mehr zur Zucht zu verwenden, son¬ 
dern abzumelken und zu schlachten. 


Dr. O. Grünt: Beitrag zur Präge des physiologi¬ 
schen Vorkommens von Bakterien im Fleische gesunder 
Schlachtrinder. (Inaugural-Dissertation. Ibidem.) 

Verfasser kommt nach eingehenden Untersuchungen 
zu nachstehenden Schlußfolgerungen: 

1. im Fleische geschlachteter, gesunder Rinder kommen 
physiologisch keine Bakterien vor; 

2. im praktischen Leben ist die Außeninfektion des Flei¬ 
sches unvermeidlich, weshalb das zum Konsum gelan¬ 
gende Fleisch in gewissem Grade keimhaltig ist; 

3. das postmortale Eindringen von Bakterien in das 
Innere des Fleisches erfolgt, so rasch, besonders nach 
mechanischen Insulten, daß die Oberflächensterilisation 
häufig zu spät kommt; 

4. die LymphdrÜ8en gesunder Rinder können im Gegen¬ 
satz zum Fleische Bakterien enthalten. 



38 


Dr. Pr. S p a n g: Uber den Nachweis des Indikans im 
Rinderharne unter hauptsächlicher Berücksichtigung der 
Tuberkulose. (Inaugural-Dissertation. Ibidem.) 

Die abweichenden Angaben mehrerer humanmedi¬ 
zinischer Autoren über den Wert des Indikan-Nachweises 
für die Diagnostizierung der Rindertuberkulose veranlaß- 
ten • den Verfasser diesbezügliche Untersuchungen mit 
Rinderharn anzustellen. Er kam zu folgendem Resultat: 

1. der Indikan ist ein normaler Bestandteil des Rinder¬ 
harnes ; 

2. die Menge beträgt durchschnittlich beim erwachsenen 
Rinde 40 — 50 mg (Minimum 20, Maximum 50 mg) im 
Liter; beim Kalbe durchschnittlich 19 mg im Liter; 

3. die Menge ist unabhängig vom Alter, Geschlecht,Träch¬ 
tigkeit usw.; 

4. diagnostisch und prognostisch ist die Indikanurie für 
die Tuberkulose und anscheinend auch für die übrigen 
inneren Krankheiten der Rinder ohne Wert. Ohler. 

Oberveterinär Stütz: Erkrankung nach Verfütte- 
rung von Rübenschnitzeln. (Zeitschrift für Veterinärkunde, 
12. Heft, 1913.) 

Ein Dienstpferd war unter den Erscheinungen einer 
schweren Pharyngitis erkrankt. Das Hauptsymptom bildete 
ein außerordentlich starker, anhaltender Ausfluß aus der 
Nase; außerdem wurden unter Brechbewegungen große 
Mengen zähen Schleimes aus der Maulhöhle entleert. Bei 
der Palpation des Kehl- und Schlundkopfes, welche ge¬ 
schwellt waren, zeigte Patient große Empfindlichkeit. Das 
aufgenommene Wasser kam durch die Nasenhöhle wieder 
zum Vorschein. Mastdarmtemperatur 38,3, Puls 60 in der 
Minute, Atmung beschleunigt, Husten, steife Kopfhaltung. 

Die Behandlung bestand in Ausspülungen der Maul¬ 
höhle mit Essigwasser und Inhalation von Wasserdämpfen. 

Am 4. Tage traten die Krankheitssymptome ziemlich 
plötzlich zurück und verschwanden am 5. Tage. An diesem 
Tage erkrankten gleichzeitig drei andere Pferde unter plötz¬ 
lichem Versagen des Futters, Speicheln, Husten, Brechreiz 
und starkem Schweißausbruch. Bei zwei Pferden sistierten 
die Krankheits - Erscheinungen schon nach einer halben 
Stunde; bei dem dritten, welches auch krankhafte Kon¬ 
traktionen des Schlundes zeigte, nach acht Stunden. Die 
Futteruntersuchung ergab, daß den Tieren mit dem Haber 
Trockenschnitzel verabreicht worden waren. Da nach der 
Einstellung der Schnitzelfütterung weitere Krankheitsfälle 
nicht eintraten und andere Ursachen der Erkrankung nicht 



39 


gefunden werden konnten, wurde die Schnitzelfütterung 
als Ursache der Erkrankungen angenommen. 

Die Untersuchung der Schnitzel förderte nichts Ab¬ 
normes zutage und es wurde als wahrscheinlich erachtet, 
daß die Schnitzel vermöge ihrer blätterartigen Beschaffen¬ 
heit und rauhen Oberfläche mechanische Reize an irgend 
einer Stelle des Rachens, wo sie sich festgesetzt hatten, aus¬ 
übten. Dafür sprach auch die Tatsache, daß zwei Tiere, 
nachdem sie Schnitzel ausgehustet hatten, keine Krank¬ 
heitssymptome mehr zeigten. 


Ebel er- Köln: Anregung der Peristaltik nach La¬ 
parotomien. (Zentralblatt für Gynäkologie, Nr. 46, 1913.) 

Seit einem halben Jahre ist von der Helfenberger 
Fabrik ein neues Mittel „Sennatin“, ein Extrakt aus 
Sennesblättern, in den Handel gebracht worden, das bei 
Darmparalyse in 300 Fällen probiert, sehr gute Erfolge 
zeitigte. Während das Mittel anfangs erst injiziert wurde, 
wenn die Zeichen der Darmlähmung begannen, wird es jetzt 
prophylaktisch nach der Laparotomie benützt, wodurch man 
sehr gute Resultate erzielte. Di© Injektion erfolgt intra¬ 
muskulär. Die Wirkung setzt 5—6 Stunden nach der In¬ 
jektion ein. 

Magnus: Wundbehandlung mit Zucker. (Münch. 
Medizin. Wochenschrift, Nr. 8, 1913.) 

Verf. hat Versuche, Wunden mit Zucker zu behandeln, 
angestellt. Man kann nach ihm käuflichen Rohrzucker in 
Substanz benützen. Er ist fast stets steril oder enthält nur 
harmlose Saprophyten. M. erzielte überraschende Hei¬ 
lungen. Er schreibt sie der desinfizierenden, fäulniswidri¬ 
gen, die Sekretion anregenden Wirkung zu, durch welch’ 
letztere gleichsam eine Serumspülung der Wunde von innen 
nach außen stattfindet. Diese Umstände schaffen günstige 
Heilungsverhältnisse, die sich in schneller Reinigung, Des¬ 
odorisierung, gesunder Granulationsbildung und rascher 
Überhäutung manifestieren. 

Hammer- Stuttgart: Die Verwendung des Spiritus 

bei Hautkrankheiten. (Fortschritte d. Medizin, Nr. 44, 1913.) 

Verf. empfiehlt die Anwendung des Spiritus denat. 
bei solchen Hautkrankheiten, bei welchen eine starke wäs¬ 
serige Durchfeuchtung der Haut die Grundlage für bak¬ 
terielle Entzündungen gibt. Er benützt ihn teils tale quäle, 
teils mit Zusätzen von Sublimat (1—3°/ 00 ig), Borsäure 
(3 °/oig), Holzessig und essigsaurer Tonerde (10 °/oig). A. 



40 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Bewertung des Fischmehles. 

Der anerkannte Wert des Fischmehles als Futtermittel ba¬ 
siert auf dessen hohem Gehalte an Eiweiß und phosphorsaurem 
Kalk. Infolge der gesteigerten Verwendung des Fischmehles 
haben sich nach einem Artikel in Nr. 45, 1913, der „Landwirt¬ 
schaftlichen Umschau“ Mißstände im Fischmehlhandel ergeben. 
Die gesteigerte Nachfrage ist nach dem Verf. Veranlassung, daß 
Fischmehle in den Handel gebracht werden, von deren Verwen¬ 
dung dringend abzuraten ist. Es werden unter der Bezeichnung 
„Fischmehl“ Erzeugnisse angeboten, die sofern sie noch nicht un¬ 
gemischt sind, aus verdorbenen Fischen und Fischabfällen herge¬ 
stellt wurden, meistens aber ein Mischfutter darstellen, das aus 
Sand, Salz, Walfischguano, Kadavermehl, Knochenmehl usw. zu¬ 
sammengemischt ist. Solche Gemische können den gleichen Ge¬ 
halt an Eiweiß und Calciumphosphat aufweisen, wie das Fisch¬ 
mehl, in ihrer Nutzwirkung bleiben sie aber gegenüber dem reinen 
Fischmehl weit zurück. 

Der Wert des Fischmehles ist vor allem von den Rohstoffen, 
aus welchen es hergestellt ist, abhängig. Das beste Material liefern 
die Weißfische (Schellfisch, Kabeljau, Dorsch etc.). Dieses Mehl 
kommt als Weißfischmehl in den Handel. Weniger gut ist das aus 
frischen, jungen Heringen hergestellte. Der Hering ist stets sehr 
fettreich und desgleichen das aus ihm gewonnene Fischmehl. Wird 
solch’ fettreiches Mehl, das 20—30 % Fett aufweist, an Schweine 
gefüttert, so kann die Qualität des Fleisches ungünstig beeinflußt 
werden. Ungeeignet ist ferner aus alten Heringen und alten See¬ 
fischen erhaltenes Fischmehl. Waren die Heringsfänge besonders 
ergiebig, so daß voller Absatz nicht stattfinden konnte, so werden 
die nicht verkauften Fische in Gräben eingesalzen. Kann dieses 
eingesalzene Material nicht bald verwertet werden, so wird aus 
demselben Fischmehl hergestellt. Solches Mehl ist dann sehr salz¬ 
reich und fettreich. Das letztere ist in der Regel schon ranzig. 
Es kommen Fischmehle in den Handel, die 10—20 % Salz ent¬ 
halten. Bei den mit solchem Mehle gefütterten Sauen und Ferkeln 
tritt Durchfall ein, an welchem die Ferkel zugrunde gehen. Fisch¬ 
mehle, die mehr als 3 % Salz enthalten, eignen sich nicht zur 
Fütterung. Vollständig ungeeignet sind Fischmehle, welche ver¬ 
dorbenen faulenden Fischen oder unverkauft gebliebenen Fisch¬ 
konserven entstammen. 

Auch die Art der Verarbeitung der Rohstoffe ist von Ein¬ 
fluß auf die Qualität des Fischmehles. Man hat 3 Herstellungs¬ 
methoden zu unterscheiden: 1. Fischmehlgewinnung durch Kochen 
des Rohstoffes, nachfolgendem Dörren und Feinmahlen; 2. die 
Trocknung des Rohstoffes an der Luft mit nachfolgendem Mahlen; 
3. die Verarbeitung nach Methode 1 und 2 mit späterem Entziehen 
des Fettes mittels Benzin, Schwefelkohlenstoff etc. Dazu kommt 
dann noch Anwendung der Methoden 1, 2 und 3 mit Zumischung 
verschiedener Abfallstoffe. 

Am natürlichsten und einfachsten ist nach dem Verf. die 
Methode 1. Werden beim Dörren hohe Temperaturen angewandt, 
so erhält man ein minderwertiges, schwerer verdauliches, dunkel 
gefärbtes, nach verbrannten Fischen riechendes Fischmehl. 



41 


Wertbestimmend ist auch der Feinheitsgrad des Fischmehles. 
Dem feinen, schuppen- und grätenfreien Fischmehl gebührt der 
Vorzug; das grobe geht zu einem großen Teile unverdaut ab. 

Wird das Fischmehl nicht alsbald nach der Herstellung ver¬ 
abreicht, so verliert es an Wert. Das Fett wird thranig und auch 
in den Eiweißstoffen können ungünstige Veränderungen auf treten, 
dies um so mehr, je höher der Wassergehalt des Fischmehles ist. 
Feuchte Mehle neigen zur Schimmelbildung; es können Eiwei߬ 
umsetzungen erfolgen, giftige Toxine entstehen. 

Die zu fordernde Garantie betreffend verlange man einen 
Proteingehalt von 55 % und einen Gehalt an phosphorsaurem Kalk 
von mindestens 18 %; ferner muß gefordert werden, daß das Mehl 
nur einen Gehalt von 5%' Fett und 3% Salz aufweise; endlich ist 
Herstellung aus markfrischen, gesunden Rohnährstoffen zu stipu- 
lieren. Angezeigt ist auch, sich kostenfreie Untersuchung zu¬ 
sichern zu lassen. Die Benützung anbelangend sollte man das 
Fischmehl nicht erst bei der Mast benützen, sondern schon den 
Ferkeln verabreichen; außerdem gebe man Fischmehl an säugende 
und tragende Mutterschweine. Die Gabe für Ferkel richtet sich 
nach der Entwicklung» sie darf 50 g pro Stück und Tag nicht über¬ 
steigen, während man großen Tieren bis zu 150 g täglich verab¬ 
reicht. Man gibt das Fischmehl am besten im Gemenge mit dem 
anderen Futter. 


Erkrankung von Schweinen nach Fütterung von nor¬ 
wegischem Fischmehl. 

Der Abteilung zur Erforschung schädlicher Futtermittel an 
der Tierärztlichen Hochschule Dresden wurde eine Probe norwegi¬ 
schen Fischmehles zur Untersuchung zugesandt, nach dessen Ver- 
fütterung an Schweine Erkrankung derselben eintrat. Die Tiere 
zeigten Lähmungserscheinungen, besonders im Kreuz, stark ge¬ 
steigerten Geschlechtstrieb und die Eber hatten stark geschwol¬ 
lene Hoden. Nach einigen Tagen traten zu diesen Erscheinungen 
Herzschwäche und Appetitmangel. Die Tiere wurden geschlachtet. 
Bei der Beschau konnte außer leichter Darm- und Nierenentzün¬ 
dung nichts Pathologisches festgestellt werden. Die an der oben 
genannten Abteilung vorgenommene Untersuchung ließ als wahr¬ 
scheinlich erachten, daß eine Verderbnis des Fischmehles durch 
Bakterien vorliege. Fütterungsversuche konnten nicht angestellt 
werden. (Bericht der Kgl. Sächs. Tierärztl. Hochschule Dresden 
für das Jahr 1912.) 


Eine Million Mark für einen Hengst. 

Die „Österreich. Wochenschrift für Tierheilkunde“ 
teilt mit, daß der Vollbluthengst „Prince Palatine“ von 
dessen Besitzer Mr. Pilkington an Mr. Joel um den Preis 
von 50 000 Pfund Sterling unter der Bedingung verkauft 
wurde, daß das Tier vor Ablauf der nächsten 5 Jahre nicht 
an das Ausland abgegeben werden dürfe. Auf der Renn¬ 
bahn hat der ausgezeichnete Hengst Außerordentliches ge¬ 
leistet. Im Jahre 1913 legte das Tier im ,Ascot Gold Cup' 
4000 Meter in 4,22 3 /s Minuten zurück. Er gewann seinem 



42 


Besitzer Pilkington im Ganzen 36 354 Pfund Sterling. Ge¬ 
züchtet wurde der Hengst 1908 — er ist also öjährig — 
von Colonel Hall Walker im Tully-Gestüt in Irland, von 
Persimmon (v. St. Limon Perdita II v. Hampton). Mr. Pil¬ 
kington erwarb das Tier als Jährling vom Züchter um 2000 
Guineas. A. 


Hengstkörung in Schleswig. 

Die große Hengstkörung des Schleswiger Pferdezucht¬ 
verbandes findet vom 20.—24. Januar in Schleswig 
statt. Mit der Körung ist ein Hengstmarkt verbunden. 


Hengstkörung In Ostfriesland. 

Die Hengstkörung am Hengstmarkt in Ostfriesland 
findet vom 2—5 Februar in Au rieh statt. Zu derselben 
werden etwa 300 Hengste vorgeführt. 


Verschiedenes. 

Bekanntmachungen des Landesausschusses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine in Bayern. 

13. Ausübung der Schlachtvieh - und Fleisch¬ 
beschau durch Tierärzte: 

Im Sinne der K. Ministerial-Entschließung vom 3. November 
1902 und den einschlägigen Ausführungsbestimmungen der K. Re¬ 
gierungen erinnert der Landesausschuß die königlichen und städti¬ 
schen Bezirkstierärzte an den Hinweis, Sorge zu tragen, daß auch 
die allgemeine Schlachtvieh- und Fleischbeschau durch Tierärzte 
ausgeübt werde. Der Landesausschuß bringt gleichzeitig die Ent¬ 
schließung den übrigen zuständigen Behörden, den K. Bezirks¬ 
ämtern und Stadtmagistraten wie den Gemeinden mit magistra¬ 
tischer Verfassung durch ein Rundschreiben zur erneuten Kenntnis¬ 
nahme mit dem Ersuchen um Berücksichtigung und Beachtung. 

Abzüge des Rundschreibens stehen durch die Geschäftsstelle 
auf Verlangen zur Verfügung. 

Anstellung und Verpflichtung der Fleisch¬ 
beschautierärzte: 

Alle Gemeinden haben das Recht der Selbstverwaltung und 
stellen ihre höheren Gemeindebediensteten selbstständig an. In 
Gemeinden mit städtischer Verfassung obliegt das Recht dem 
Magistrat, in den übrigen Gemeinden dem Gemeindeausschuß. 
Den Aufsichtsbehörden steht kein Bestätigungsrecht zu. In Ge¬ 
meinden mit städtischer Verfassung verpflichtet der Bürgermeister 
die höheren Gemeindebediensteten und weist sie an. In den Ge¬ 
meinden mit Landgemeindeverfassung obliegt die Verpflichtung 
der Aufsichtsbehörde, dem K. Bezirksamt. Die Verpflichtung kann 
versagt werden, wenn die Angestellten notorisch ohne die nötigen 
physischen und moralischen Eigenschaften sind. Mit der Ver¬ 
pflichtung erhält der Angestellte den amtlichen Glauben öffent¬ 
licher Diener. 



14. Bezug von Formblättern: 

Die sämtlichen Formblätter, entsprechend den Anordnungen 
des Reichsviehseuchengesetzes und entsprechend den einschlägigen 
landesrechtlichen bayerischen Bestimmungen, sind durch den zu¬ 
ständigen Berichterstatter des Landesausschusses (Dr. Schmitt- 
Wolfratshausen) angefertigt und zusammengestellt und können 
durch den Verlag J. Maiß-München, Herrnstr. 8, bezogen werden. 
Im gleichen Verlage sind die zusammengestellten Formblätter für 
Schlachtvieh- und Fleischbeschau, Hundevisitationen, Körungen, 
allgemeine amtstierärztliche Tätigkeit und Grenzdienst erschienen. 

Wünsche auf Abänderung und Neuanfertigung von Form¬ 
blättern mögen mit Begründung an den Berichterstatter Herrn 
Dr. S c h m i 11 -Wolfratshausen gestellt werden. 

15. Verbesserung der Lage der praktisch 
tätigen Tierärzte: 

Die K. Regierungen der Einzelregierungsbezirke bedürfen 
zur Antragsstellung auf Bewilligung oder Erhöhung von Susten- 
tationsbeiträgen an die Tierärzte gleichwie die zuständigen Land¬ 
räte zur Bewilligung der Mittel für die Beiträge als Grundlage die 
vorher erfolgte Aufstellung und Sustentation der Tierärzte durch 
die Gemeinden oder durch die Distriktsgemeinden. Bewerber um 
Sustentationsbeiträge müssen daher den Nachweis bringen, daß 
ihre zuständige Gemeinde oder Distriktsgemeinde einen solchen 
Sustentationsbeitrag gewährt. Gleichzeitig mit der Erwerbung 
eines Sustentationsbeitrages durch die Gemeinde der Nieder¬ 
lassung ist eine solche von der zuständigen Distriktsgemeinde an¬ 
zustreben. Die Distriktsgemeinden sind bei der Genehmigung der¬ 
artiger Beiträge nicht behindert, da die ünterhaltungsbeiträge ge¬ 
setzliche Distriktslasten sind und für die Distriktsgemeinden nach 
wie vor das Bedürfnis besteht, Tierärzte nach Möglichkeit zur 
Ausführung der tierärztlichen Obliegenheiten zu erhalten. 

16. Verfahren bei Erledigung von Distrikts¬ 
tierarztstellen: 

In einem Rundsöhreiben an sämtliche K. Bezirksämter er¬ 
sucht der Landesausschuß die Vorstände der Distriktsrats-Aus- 
schüsse bei Erledigung von Distriktstierarztstellen oder bei Neu¬ 
schaffung solcher Stellen ein öffentliches Ausschreiben für Be¬ 
werbungsgesuche vornehmen zu wollen. Gleichzeitig erfolgt das 
Ersuchen, eine Abschrift des Ausschreibens der Geschäftsstelle 
des Landesausschusses zur sachgemäßen Weiterbehandlung (Ver¬ 
öffentlichung in der „Münch. Tierärztl. Wochensehr.“) überweisen 
zu wollen. 

17. Bestrafungs-Verfahren der Gemeinde¬ 
he a m t e n: 

In Sachen höherer Gemeindebediensteter, insofeme solche 
nicht unwiderruflich angestellt sind, steht die Disziplinargewalt 
dem K. Bezirksamt zu. Jedes pflicht-, ordnungs- und anstands¬ 
widrige Verhalten in und außer dem Dienste kann mit Verweis, 
Geldstrafe, Suspension und Dienstentlassung bestraft werden. Jeder 
höhere Gemeindebedienstete kann sich durch Dienstvertrag Zü¬ 
richern lassen, daß die Disziplinargewalt der Vorgesetzten Kreis- 
rcgierong übertragen wird. 



Alle im amtlichen Schlachtvieh- und Fleischbeschaudienste 
tätigen Tierärzte (Ergänzungsbeschau oder allgemeine Beschau) 
und alle sonst in Dienstverträgen mit Gemeinden oder Distrikts¬ 
gemeinden sich befindenden Tierärzte mögen von diesem Vor¬ 
rechte, das sonst nur unwiderruflichen, höheren Gemeindebeamten 
zusteht, Gebrauch machen. 

18. Würdigung des Dr. med. vet.: 

Über die Verhandlungen des V. Deutschen Hochschullehrer¬ 
tages in Straßburg erfolgte eine Berichterstattung in den verschie¬ 
densten Tageszeitungen, die bei der Frage der Doktorpromotionen 
eine Würdigung des Dr. med. vet. in herabsetzendem Sinne ver¬ 
muten ließ. Nach der Erklärung des Vorsitzenden und Haupt¬ 
berichterstatters, Herrn Professor Dr. Karl von Amira- 
München, wie des Diskussionsredners, Herrn Geheimrat Professor 
Dr. H o c h e - Freiburg, war weder Anlaß noch Neigung gegeben, 
eine Kränkung irgend eines Standes vorzunehmen oder über irgend 
einen Stand in herabsetzendem Sinne sich zu äußern. Die Bericht¬ 
erstattung in den Tageszeitungen ist nach Fassung und Inhalt eine 
von den Berichterstattern herrührende Zusammenstellung von 
herausgegriffenen Schlagworten, die weder der Anschauung noch 
dem Sinne der Äußerungen der an den Verhandlungen Beteiligten 
entspricht und ist demgemäß die Berichterstattung in den Tages¬ 
zeitungen als eine irrtümliche, den Tatsachen nicht entsprechende 
zu erklären. 

19. Tätigkeit des Landesausschusses: 

Die Tätigkeit im Jahre 1913 umfaßt die Abhaltung von zwei 
ordentlichen Sitzungen des Landesausschusses und von 6 ordent¬ 
lichen Sitzungen des Vorstandes des Landesausschusses. 

20. Tagung des Landesausschusses: 

Die nächste ordentliche Tagung des Landesausschusses findet 
als zweitägige Sitzung am 23. und 24. Mai 1914 in der fränkischen 
Musenstadt Erlangen gelegentlich der Wanderversammlung baye¬ 
rischer Landwirte statt. 

21. Voranschlag für den Rechnungsbedarf 
des Landesausschusses: 

Die Erhebung eines Beitrages von 3 Mark 50 Pfennigen für 
jedes Kreisvereinsmitglied für das Jahr 1914 ist geboten. Die 
Herren Rechnungsführer der Einzelkreisvereine werden ersucht, 
den nach dem Mitgliederstande vom 1. Januar 1914 treffenden Be¬ 
trag für das Jahr 1914 an den Rechnungsführer W e 1 d e s -Woln¬ 
zach umgehend einsenden zu wollen. Die Beträge neueintretender 
Mitglieder im Jahre 1914 mögen am 1. Oktober 1914 als Nachtrags¬ 
leistung zur Einsendung kommen. 

22. Sonderabzüge von Arbeiten, die zur Ver¬ 
öffentlichung in der „Münch. Tierarzt 1. Wochen¬ 
schrift" kommen: 

Der Verlag der „Münch. Tierärztl. Wochenschr.“ stellt den 
Kreisvereinen Sonderabzüge in beliebiger Anzahl gegen Erstattung 
der Auslagen zur Verfügung. Die Herren Vorsitzenden der Kreis¬ 
vereine oder deren Beauftragte werden ersucht, solche Wünsche 
sofort nach dem Erscheinen der Arbeit in der „Münch. Tierärztl. 
Wochenschrift“ an Herrn Geheimrat Dr. Albrecht zu über¬ 
mitteln. Die Sitzungsberichte des Landesausschusses und die Ar¬ 
beiten des Landesausschusses werden den Kreisvereinen auf Kosten 



45 


des Landesausschuss&j in Sonderabzügen zur Verfügung gestellt. 
Weitere Wünsche sind umgehend an die Geschäftsstelle des Landes¬ 
ausschusses zur Einreichung erbeten. 

23. Tierzucht: 

Der Beitritt aller Tierärzte als Mitglied zu der zuständigen 
örtlichen Züchtervereinigung ist geboten. Gleichzeitig sollen alle 
Tierärzte von dem Vorrechte des Bezuges der „Süddeutschen 
Landwirtschaftlichen Tierzucht“ durch die Züchtervereinigung Ge¬ 
brauch machen. Neuerdings wird in Erinnerung gebracht, die Be¬ 
strebungen der „Süddeutschen Landwirtschaftl. Tierzucht“ durch 
eifrige Mitarbeit an den Veröffentlichungen zu fördern. 

24. Der Sonderbericht des Herrn Distriktstierarzts 
Eisen- Erkheim über „Tierzucht“ kommt in der „Münch. Tier- 
ärztl. Wochenschr.“ mit den Beschlüssen des Landesausschusses 
zur Veröffentlichung. 

25. Fortbildungskurse der Tierärzte: 

Dem K. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul¬ 
angelegenheiten kommt ein Gesuch in Vorlage bezüglich der Ab¬ 
haltung von Fortbildungskursen für Tierärzte und um Bewilligung 
von Mitteln zum Besuche der Kurse. 

26. Geschäftsstelle: 

Die Geschäftsstelle des Landesausschusses ist Lands hut: 
Schlachthofdirektor und städt. Bezirkstierarzt Saurer, Stett- 
heimerstraße Nr. 29. 

Wolfratshausen, den 31. Dezember 1918. 

Dr. Hans Schmitt. 


Beförderung zum Generalveterinär. 

Unter Beförderung zum Generalveterinär wurde der Korps¬ 
stabsveterinär Schake. Vorstand der Militär-Lehrschmiede in 
Berlin, zum Direktor der Militär-Veterinär-Akademie ernannt. 

Bestellung von Regierungstierärzten für das Kolonialamt. 

Dem Vernehmen rach sind in Deutsch-Ostafrika mehrere 
Stellen von Veterinär-Bakteriologen und von Regierungstierärzten 
vakant und mit geeigneten Bewerbern zu besetzen. Meldungen 
würden an das Reichskolonialamt, Berlin W, Wilhelmstraße 62, zu 
richten sein. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene.) 

Deutscher Veterinärrat. 

Unter Bezugnahme auf die Ankündigung vom 24. November 
1913, betreffend Esser-Medaillen, wird hiermit zur Kennt¬ 
nis gebracht, daß die Medaillen nunmehr fertig gestellt sind und 
an die Mitglieder der dem Deutschen Veterinärrat angeschlossenen 
Vereine abgegeben werden. Die sehr gut gelungenen Medaillen 
<1110 in der Tierärztlichen Zentralgeschäftsstelle, Berlin-Friedenau, 
Kaiser-Allee 68, erhältlich. Der Preis stellt sich auf 12 Mark mit 
Etui und 9 Mark ohne Etui. 

Berlin, den 2. Januar 1914. 

I. A.: Wille. 



46 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 27. Dezember 1913. 

Ira ganzen sind verseucht in 2 Regierungsbezirken (Mittel- 
franken, Schwaben), 4 Distriktsverwaltungsbezirken und 8 Ge¬ 
meinden (davon 1 neu): 10 Gehöfte (davon 3 neu). 


Bttcherschan. 

Tierärztliche Operationslehre von H. F r i c k, Professor der Chi¬ 
rurgie und Operationslehre und Leiter der chirurgischen Klinik 
an der Tierärztl. Hochschule zu Hannover. Zweite, vermehrte 
Auflage. Mit 219 Abbildungen. Berlin 1912, Verlagsbuchhand¬ 
lung von Richard Schütz, Wilhelmstr. 10. Preis 15 X. 

Der allgemeine Teil des Werkes handelt über Zwangs- und 
Bändigungsmittel, die Narkose, Trennung der Gewebe, Vereinigung 
getrennter Gewebe, über Blutsparen und Blutstillung, Blut-Ent¬ 
ziehung etc., Injektionen. Im besonderen Teile werden die Ope¬ 
rationen an den einzelnen Körperteilen geschildert. 

Der Verfasser sagt im Vorwort: „Umfangreiche Abhandlungen, 
die alles bisher auf dem Gebiet der tierärztlichen Operationslehre 
Erschienene und Gebotene bringen, kann weder der viel beschäf¬ 
tigte Praktiker noch der Studierende, dem eigene Erfahrung fehlt, 
brauchen. Beide, sowohl der praktische Tierarzt als auch der Stu¬ 
dent, müssen ein Werk zur Verfügung haben, das den modernen 
Standpunkt und das praktisch Brauchbare und Bewährte kurz und 
klar bringt.“ Diesem Passus des Vorwortes kann und muß voll 
und rückhaltlos beigestimmt werden. 

Der Operateur soll in der Lage sein, sich in Zweifelsfällen 
über das auszuführende operative Verfahren rasch Auskunft zu 
erholen; er soll nicht in die Notwendigkeit versetzt sein, sich aus 
der nicht selten großen Zahl der in umfangreichen Werken em¬ 
pfohlenen Operationsmethoden die wahrscheinlich geeig¬ 
netste zu suchen. Vielfach wird dies für ihn überhaupt nicht mög¬ 
lich sein; dieser Fall ist gegeben, wenn ihm nicht schon ein ge¬ 
wisser Fond von Erfahrungen zur Verfügung steht und sein Tun 
zur Eruierung der besten Operationsmethode ist dann nur un¬ 
sicheres Tasten. 

In dem Buche findet der Leser von dem Verfasser, der auf 
vieljährige Erfahrungen zurückblicken kann, diejenigen Operations¬ 
methoden beschrieben, welche sich ihm bei seiner beruflich chi¬ 
rurgischen Tätigkeit am meisten bewährten. Vorzügliche Abbildungen 
erläutern den klaren, bündigen Text. 

Damit ist den Bedürfnissen des praktischen Tierarztes, sich 
rasch maßgebenden Rat verschaffen zu können, Rechnung getragen. 
Für den Studierenden aber ist das Werk ein ideales Lehrbuch zum 
Studium der Operationslehre, ein Lehrbuch, welches ihm nicht nur 
all’ das bietet, was er für das Examen nötig hat, sondern auch ein 
Führer für sein späteres operatives Wirken in der Praxis sein wird. 

A. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen der Verdienstorden 
vom hl. Michael IV. Kl mit der Krone dem Veterinärrate Fried- 
r i c h Engel- Kaiserslautern; der Verdienstorden vom hl. Mi- 



47 


ehael IV. Kl. dem städtischen Bezirks-Obertierarzt Andreas 
Schneider - München Ferner erhielt den Rang eines K. Stabs¬ 
rates nach Klasäe VI1 der Rangordnung der K. Hofbeamten der 
K. Hof*Veterinärrat Karl Wi 11 e-München. Den Titel und Rang 
eines K. Veterinärrates erhielten die K. Bezirkstierärzte Ludwig 
Heu berger-Kirchheimbolanden und Felix Gabriel Hock- 
Bad Kissingen. 

Bei den Veterinäroffizieren wurden ausgezeichnet: Der Korps¬ 
stabsveterinär Hochstetter, techn. Vorstand der Militär-Lehr¬ 
schmiede und Konsulent des Kriegsministeriums mit dem Militär¬ 
verdienstorden IV. Kl. mit der Krone; ferner die Oberstabsveteri¬ 
näre Rößert, Regiments-Veterinär des 1. Ul.-Regts., und Z i x r 
Regiments-Veterinär des. 7. Feld-Art.-Regts. mit dem Militärver¬ 
dienstorden IV. Kl. 

Veränderungen bei den Veterinäroffizieren 
im aktiven Heere: 

Zn Oberstabsveterinären wurden befördert: die Stabsveteri¬ 
näre Kramer, Regts.-Veter. d. 4. Chev.-Regts., und Dr. van 
Bommel, Regts.-Veter. d. 2. Feld-Art.-Regts.; zum Stabsveteri- 


Gegen Scheidenkatarrh 
COLPITIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. G. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 


Verein Münchner Tierärzte. 

Die 4. Monatsversammlung findet Donnerstag den 22. Januar 
1914 im Lesezimmer des „Hotel Union“ Barerstraße 7, im I. Stock statt. 

Tagesordnung: 

Vortrag des Herrn K. Bezirkstierarztes Dr. Hans Schmidt, 
Wolfrats Bausen: „Tierzucht: hier Stellungnahme des Land- 
wirtschaftslehrer gegen die Tierärzte“. Gäste willkommen. 








48 


när der Oberveterinär Dr. Brunninger des 4. Chev.-Regts.; 
zum Veterinär der Unterveterinär Dr. Andreas Schmid des 
2. Ulanen-Regts. 

Im Beurlaubtenstande wurden befördert: zu Veterinären in 
der Reserve die Unterveterinäre Ludwig Krieger (Landshut) 
mit dem Range vor dem Veterinär Dr. Karl Hammer d. R. 
(Würzburg), Max Schwab (II München), mit dem Range nach 
dem Veterinär Dr. Hammer d. R. (Würzburg), Dr. Matthäus 
Ziegler u. Dr. Georg Eberl (Augsburg) und Dr. Fried¬ 
rich Engel (Mindelheim). 

Verzogen : Dr. Hermann Eichelsdörfer - Bamberg 
nach Triebes (Reuß j. L.); Dr. Oskar Neudel - Zirndorf als 
Assistent nach Neustadt a. H. 

Approbiert: In Berlin: die Herren Joseph Adolf 
Kobylinski - Hanau, Johann Kray - Kassel, Alfred 
FriedrichMartinMalze - Stralendorf, Otto Friedrich 
Moritz Malstatt - Burbach, Ernst Fritz Neumann- 
W ensowken, Kurt Georg Seifert - Reichenau und Hugo 
W a 1 d m a n n - Eubigheim. In Gießen: die Herren: Rudolf 
B e c k e s - Uelzen, Wilhelm van L o o k - Uedem, Adam 
Beck- Gau Odernheim, Alois Schumann - Wulfen und 
Albert Wolf - Rotenburg (Fulda). 

Gestorben: Der K. Regierungs- und Veterinärrat a. D. Hohen- 
1 e i t n e r - Bamberg. 


Bovotuberkulol 

Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 

Fibrolyaiii 

Indikat : Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagi- 
nitis, etc. 

Jodipin 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 

Hydrogeninm peroxydatnm 

med. pur (15°/o lg) Merck. 

Konzentriertes, zuverlässiges, billiges Wasserstoffsuperoxyd. 

Pyoktauin 

Indikat. : Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Scheidenkatarrb. 

Tannoform 

Indikat.: Diarrhöen, Kälberruhr, Ober¬ 
flächenwunden, Satteldruck,Ketten¬ 
hang. 

Yohimbin Merck 

ad. us. vet. 

Indikat.: Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 

Literatur und Proben auf Wunsch durch 

E MERCK, DARHSTADT. 


Druck vod .1. Gotteswinter, München. Kommissionsverlag: M. Eiegersehe 
Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplat* 2 













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(frUlier: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift Ihr TierheilKnnde and Viehzncht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Lamlesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. JErnst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
atetter, technischer Vorstand der Militärlehrsehiniede, Konsulent 
des Kriegsininisteriums, Oberregierungsrat Pröls, tierärztlicher 
Referent im Kgl. Staatsministerium des Innern, sowie des Liandea- 
aussclmgses der tierärxtichen Kreisvereine Bayerns. 

65. Jabrg. München, den 20. Januar 1914. Nr. 3. 


Inhalt: Originalartikel. Krell: Beiträge zur klinischen Systematik und harna¬ 
nalytischen Diagnostik der Nephritiden bei den Haustieren. Rehaber: Aus der 
Praxis: I. Tinctura Belladonnne bei Kolik. II. Aktinomykotische Geschwüre. 
III. Kälber-Durchfall. — Referate: Ackerknecht: Omphalo-thoracopagus hexa- 
pous oppositus. Seiffert: Ein Fall von ererbter Atresia ani bei einem Fohlen. 
Kutzweg : Vergiftung bei Pferden nach Fütterung verdorbener Kartoffel. Solanin - 
Vergiftungen. Schreiber: Über Stillung innerer Blutungen durch intravenöse 
Traubenzucker-Injektionen. Windesheim : Blutinjektionen bei schwerer Anaemie. 
Brüning Einfacher Handschutz bei eiterigen Operationen. Kondring: Schncll- 
desinfektion der Hände. Welz : Eine Studie über die Einleitung und Verstärkung 
von Geburtswehen. Moschcowitz: Über Verkalkung und Knochenbildung in 
Ovar, Tube und Herniensack. Heufeld: Jodostarin, ein voller Ersatz für Jod¬ 
kalium. — Tierzucht und Tierhaltung: Das Kgl. Bayerische Hofgestüt. 
Die 6. Oberbayerische Kreiskaninehen- und Produktenausstellung. — Verschie¬ 
denes* Die veterinär-polizeiliche Anstalt in Oberschleißheim. Die Dresdener 
Universitätsfrage. Veterinärinstitut an der Universität Jena. Hygieneprofessor 
an der Universität Greifswald. Besoldung der Bezirkstierärzte des GroUlierzog- 
tums Sachsen-Weimar, Redaktion der „Deutschen Tierärztlichen Wochenschrift.“ 
Vereinigung nichtbeamteter Tierärzte. Erlaß eines Reichsmilchgesotzes. Rinder¬ 
pest in Bulgarien. — Büchersehau. — Personalien. 


Beiträge znr klinischen Systematik nnd harnanaly¬ 
tischen Diagnostik der Nephritiden bei den Haustieren. 

Von Dr. med. vet. Theodor Krell z.Z. der Anfertigung dieser Arbeit 
I. Assistent an der med. Klinik der Tierärztlichen Hochschule in 

München. 

Als entzündliche Veränderungen der Nieren, zu deren 
klinischer Systematik und harnanalytischer Diagnostik hier 
ein Beitrag geliefert werden soll, sind in der tierärzt¬ 
lichen Literatur fünf verschiedene Formen aufgeführt: 
Die akute parenchymatöse, 
die akute diffuse, 

die chronische parenchymatöse, 
die chronische indurative und 
die suppurative Nephritis. 









50 


Als harnanalytische Merkmale dieser Erkranktingen 
werden von den verschiedenen Autoren die hier folgenden 
genannt. 

A. Akute parenchymatöse Nephritis. 

Man versteht darunter nach Hutyra und Marek (9*) 
eine entzündliche Erkrankung der Nieren, die sich durch 
Ernährungsstörung der Nierenepithelien und höchstens ge¬ 
ringe Beteiligung des Interstitiums kundgibt. Nach F r i e d- 
berger und F r ö h n e r (5 u. 6) ist diese Entzündungs¬ 
form im Harne gekennzeichnet durch Oligurie oder Auurie, 
hohes spezifisches Gewicht, starke Albuminurie, zuweilen 
Hämaturie, sowie durch das Vorhandensein von epithelialen, 
granulierten und hyalinen Zylindern, Nierenepithel, weißen 
und roten Blutkörperchen. Nach II u t y r a und Marek 
ist die Harnmenge normal, vermindert oder selten auch 
vermehrt ; die Albuminurie mäßig, nämlich 1—2 % 0 , or¬ 
ganisches Sediment meist nicht vorhanden oder sehr spär¬ 
lich in vereinzelten Epithelien, Zylindern, roten und weißen 
Blutkörperchen nachweisbar. Bei Georg Pflug (20) 
sind die Entzündungen der Nieren mit einer für die da¬ 
malige Zeit großen Genauigkeit beschrieben. Doch stand 
die Harnanalyse, insbesondere ihre Anwendung in der tier¬ 
ärztlichen Wissenschaft noch zu sehr in den Kinderschuhen, 
um in diesen geschichtlich sehr interessanten Angaben 
wertvolle Winke für die Gegenwart zu finden. Einen sehr 
interessanten Fall von akuter parenchymatöser Nephritis 
hat A'l b r e eh t (1) im Jahrgange 1901 der von ihm heraus¬ 
gegebenen „Wochenschrift für Tierheilkunde und Vieh¬ 
zucht“ beschrieben. Es behandelt diese Veröffentlichung 
dieselbe Krankheit gleichen Namens, die Hutyra und 
Marek als Begleiterscheinung verschiedenartiger Infek¬ 
tionskrankheiten anführen. Auch Al broclit kommt in 
seiner sehr genauen Epikrise über diesen Fall an Hand des 
klinischen und Sektionsbefundes zu dem Schlüsse, daß die 
fragliche Erkrankung des Pferdes, das während des ganzen 
Krankheitsverlaufes eine 'Mastdarmtemperatur von 40,1 bis 
40,6 zeigte, infektiösen Ursprungs war. Die Analyse des 
gelbbraunen, neutral bis leicht sauer reagierenden Harnes 
ergab ein spezifisches Gewicht von 1022, also eine Vermin¬ 
derung desselben, den geringen Eiweißgehalt von 1,2 bis 
1,5 °/ 00 , außerdem den positiven Ausfall der Hämoglobin- 

*) Die in Klammern beigesetzten Ziffern beziehen sieh auf dio 
am Schlüsse der Arbeit angefügte Literatur. 



51 


probe. Mikroskopisch, fanden sich Nierenepithelien, verein¬ 
zelte Fragmente von granulierten Harnzylindern, rote und 
weiße Blutkörperchen, viele Fettröpfchen und Detritus. 
Wie der Harnbefund, stimmt auch das pathologisch-anato¬ 
mische Bild der Nieren mit den von Hutyra u. Marek 
beschriebenen Veränderungen der akuten parenchymatösen 
Nephritis überein. In einer kurzen Skizze der mikroskopi¬ 
schen Harnuntersuchung gibt Jacob (10) an, daß man bei 
den akuten und auch den subakuten parenchymatösen Ne¬ 
phritiden epitheliale und granulierte Zylinder nachweisen 
könne. S c hm i d t (24) nennt als Harnbefund der hier in 
Frage stehenden Entzündungsform Oligurie oderAnurie, Er¬ 
höhung des spezifischen Gewichtes, starke Albuminurie, ge¬ 
legentlich Hämaturie, Ausscheidung von Nierenepithelien, 
epithelialen, granulierten und hyalineft Zylindern, roten 
und weißen Blutkörperchen. Großnickel (8) fand bei 
der im Verlauf der Brustseuche auf tretenden akuten paren¬ 
chymatösen Nephritis den gelb oder ge'lbroten, sauer re¬ 
agierenden Harn von dünnflüssiger bis dickflüssiger Kon¬ 
sistenz, bald klar, bald trüb, das spezifische Gewicht schwan¬ 
kend zwischen 1025 und 1042, reichlich bis sehr viel Eiweiß, 
sowie einmal Hämoglobin. Mikroskopisch waren vorhanden 
Nierenepithelien, die sehr oft körnig getrübt oder fettig 
degeneriert warn, Leukozyten und Schleimfäden und ein¬ 
mal Blutschatten. S p ä th (27) gibt lediglich ein spezifi¬ 
sches Gewicht von 1020 bis 1060, Vorhandensein von wenig 
bis sehr viel Eiweiß, Harnzylindern und Epithelien an. Des¬ 
gleichen Claus (3), der ein spezifisches Gewicht von 1024 
bis 1065, einen Eiweißgehalt von 2,5 bis 5 °/oo und mikro¬ 
skopisch Nieren und Nierenbeckenepithelien, granulierte 
und hyaline Zylinder, rote und weiße Blutkörperchen fand. 

B. Akute, diffuse Nephritis. 

Hutyra und M a r e k (9) definieren sie als eine ent¬ 
zündliche Erkrankung der Nieren, bei der außer einer Alte¬ 
ration des Nierenparenchyms gleichzeitig auch im Binde¬ 
gewebe recht aufällige entzündliche Veränderungen auf- 
treten, ohne jedoch dabei zur Bildung eines eitrigen Exsu¬ 
dates zu führen. 

Während Friedberger und F r ö h n e r (5 u. 6) 
nur die oben erwähnte akute parenchymatöse Nephritis be¬ 
sprechen, erwähnt Malkmus(l7) nur die dilfuse Ent¬ 
zündung und gibt als Harnbefund an: Dysurie, Strangurie, 
Anurie; Harn dickschleimig, trübe, hohes spezifisches Ge¬ 
wicht, saure Reaktion, starker Eiweißgehalt, granulierte 



52 


Harnzylinder, Nierenepithelien und rote Blutkörperchen. 
H u t y r a und Marek sagen, daß der Harn dunkler, röt¬ 
lich bis rotbraun, trüb, doch ohne Flocken sei und ein er¬ 
höhtes spezifisches Gewicht zeige. Die Eiweißmengen sind 
verschieden, ein bis mehrere Prozent, das Sediment reich¬ 
lich, bestehend aus Salzkrystallen (Harnsäure, Ammonium- 
urat, oxalsaurer und kohlensaurer Kalk), gekörnten Nieren- 
epithelien, hyalinen, gekörnten und Epithelzylindern, nicht 
selten roten und weißen Blutkörperchen und mitunter Bak¬ 
terien. 


C. Chronische parenchymatöse Nephritis. 

Nach Hutyra und Marek stellt die chronische, nicht 
indurative Nierenentzündung eine langsam ablaufende dif¬ 
fuse Nephritis dar», wobei neben einer erheblichen Degene¬ 
ration des Parenchyms im Interstititium zellige Infiltration, 
ödem und Zubildung des Bindegewebes erfolgt, eine 
Schrumpfung des neu gebildeten Gewebes jedoch nicht 
eintritt. 

Die Menge des Harnes ist bei dieser Erkrankung ver¬ 
mindert, das spezifische Gewicht erhöht. Er enthält bei ver¬ 
hältnismäßig hohem Eiweißgehalt reichlich Nierenelemente, 
wie hyaline, granulierte, eventuell auch Epithelzylinder, 
verfettete Nierenepithelien, mitunter auch spärliche rote 
Blutkörperchen. F riedberger und F r ö h n e r (5) 
geben an Oligurie mit starker Albuminurie und das Vor¬ 
handensein von Epithel- und Wachszylindern, verfettetem 
Nierenepithel und weißen Blutkörperchen. Eine Nephritis¬ 
form, die er als chronische parenchymatöse bezeichnet, hat 
Del Aqua (4) beschrieben und gibt dabei Krankheitsge¬ 
schichte und Sektionsbefund eines Pferdes, das der Klinik 
wegen bereits längere Zeit bestehender Ödeme am Präpu¬ 
tium und den Gliedmaßen zugeführt wurde. Es zeigte 
außerdem profusen stinkenden Durchfall, 39,4 Temperatur 
und schwachen Herzschlag. Die Untersuchung des trüben, 
alkalisch reagierenden Harnes ergab einen Eiweißgehalt 
von 2,7°/ 00 . Mikroskopisch zeigten sich granulierte Nieren¬ 
epithelien, hyaline und granulierte Zylinder, rote und 
weiße Blutkörperchen und Calciumcarbonat. Der Sektions¬ 
befund ergab Erweiterung des rechten Ventrikels, Hyper¬ 
trophie des linken, Lungenemphysem und Katarrh des 
Dünn- und Dickdarms. Die Konsistenz beider Nieren war 
vermehrt, die Kapsel schwer abziehbar. Bei der mikrosko¬ 
pischen Untersuchung zeigte sich die Bowmann’sche Kapsel 
vergrößert, das perikapsuläre Gewebe verdickt, die Epithel- 
zellen einiger Tubuli mit granulösem ockergelbem Pigment 



53 


infiltriert, andere degenerierte Zellen im Innern der Tubu- 
lis versammelt, sowie in einigen granulierte und hyaline Zy¬ 
linder. Die Gefäßwandungen waren verdickt, das Binde¬ 
gewebe vermehrt. In der „Zeitschrift für Tiermedizin“ be¬ 
schreibt Zimmermann (31) einen Fall von chronischer 
parenchymatöser Nephritis, liefert dabei aber für die Dia¬ 
gnose am lebenden Tiere wenig genaue Anhaltspunkte, da 
Angaben über die Beschaffenheit der organisierten Ilarn- 
sedirnente vollständig fehlen. Genaue Angaben über den 
Harnbefund gibt dagegen Eegenbogen (21) in seiner 
Beschreibung zweier Fälle von Chylurie (Lipurie) beim 
Hunde Bei dem einen Patienten, einer 5'jährigen Dogge, 
zeigte der Ilarn die Farbe von verdünnter Milch, ein spe¬ 
zifisches Gewicht von 1020, saure. Reaktion und einen Ei¬ 
weißgehalt von 5 °/ 00 . Mikroskopisch zeigten sich zahl¬ 
reiche Fettkügelchen, einzeln und in Haufen, sowie zylinder¬ 
artige Gebilde, aus Epithelien und Fettröpfchen bestehend; 
Xierenepithel aus den geraden und den gewundenen Harn¬ 
kanälchen war in großer Menge vorhanden. Die Epithelien 
enthielten viele Fetttröpfchen, waren stark gekörnt und 
ließen den Kern nicht erkennen. Die quantitative Analyse 
ergab einen Fettgehalt von % /r. Der Sektionsbefund der 
Niere war folgender: Die Kapsel läßt sich nicht leicht ab- 
ziehen. Die Konsistenz ist ziemlich derb und fest, die 
Oberfläche fleckig graurot bis dunkelbraunrot. Auch die 
Schnittfläche zeigte eine dunkel graurote Farbe. Die 
mikroskopische Untersuchung läßt die Epithelien der 
Harnkanälchen wenig abgegrenzt erkennen. Sie sind ge¬ 
trübt oder gekörnt und enthalten zahlreiche größere und 
kleinere Fettröpfchen. Die Kerne sind nicht mehr sicht¬ 
bar. Auch an den Glomerulis treten ähnliche degenerative 
Erscheinungen hervor. Beim anderen Fall, der einen üjiih- 
rigen Jagdhund betraf, zeigte der Harn ebenfalls eine mil¬ 
chige Farbe und 1015 spezifisches- Gewicht. Hei der Sedi¬ 
ment-Untersuchung fanden sich reichlich Fettröpfchen 
neben Nierenepithel, weiße Blutkörperchen und Epithel¬ 
zylinder mit fettiger Entartung des Epithels. Der Harn 
enthielt 1 %o Eiweiß und 1 °/ 0 Fett. Durch die Sektion 
wurde eine chronische Nephritis festgestellt, deren ge- 
flauere Beschreibung nicht gegeben ist. 

D. Chronische indurative Nephritis. 

Die chronische indurative Nierenentzündung ist nach 
H u r y r a und Marek (9) eine mit Schrumpfung des 
Bindegewebes verbundene sehr langsam ablaufende Nieren- 



54 


erkrankung, die entweder aus der akuten oder chronischen 
nicht indurativen Nephritis hervorgeht (sekundäre Sch rum pf- 
niere), oder sieh unabhängig von diesen schleichend ent¬ 
wickelt (primäre Sehrumpfniere), oder im Anschluß an ge¬ 
wisse Erkrankungen der Harnwege auftritt (urogene 
Schrumpfniere), und stets ein Zugrundegehen des Paren¬ 
chyms zur Folge hat. 

Das am meisten konstante Symptom dieser Erkran¬ 
kung ist die Polyurie, wobei die Tagesmenge des Harnes 
mitunter das mehrfache des normalen Quantums erreicht: 
der Urin erscheint wässerig oder fast wasserklar, zuweilen 
mit einem Stich ins Grünliche. Sein spezifisches Gewicht 
ist sehr niedrig, bis zu 1001. Die Eiweißmenge ist gering 
und kann für kurze Zeit auch gänzlich verschwinden. Sedi¬ 
ment fehlt oder ist sehr spärlich und zeigt dann vereinzelte 
Harnzylinder oder Epithelzellen ausden Harnkanälchen. Die¬ 
selben Angaben finden wir bei Friedberger u. F r ö h - 
n e r (5 u. 6), sowie bei M a I k m us (17). Auch S e h m i d t 
(24) sagt in seiner obenerwähnten Arbeit nur, daß die chro¬ 
nische interstitielle Form gekennzeichnet sei durch Poly¬ 
urie niedriges spezifisches Gewicht, wenig Zellen und Harn¬ 
zylinder. Über die Beschaffenheit der letzteren schreibt 
.1 aeob (10), daß sie hyaliner oder kolloider Natur seien. 
Im Jahrgang 1901 der „Wochenschrift für Tierheilkunde 
und Viehzucht“ beschreibt A 1 brech t (2) einen Fall von 
Schrumpfniere beim Hunde, dessen Harn ein spezifisches 
Gewicht von 1025 zeigte und 14 Eiweiß enthielt. Kor- 
puskuläre Elemente wurden in dem nur einmal untersuch¬ 
ten Harn — weitere Entleerungen wurden von dem Besitzer 
nicht zur Verfügung gestellt — nicht gefunden. Fried- 
berger (7) schildert in der „Zeitschrift für Tiermedizin“ 
den Verlauf einer Nierenerkrankung beim Pferde, das an 
chronischer, herdweiser indurierender Nephritis nebst eit¬ 
rigem Katarrh d-'r Schleimhaut des linken Nierenbeckens 
erkrankt war. Abzüglich der Symptome, die auf Bechnung 
des eitrigen Prozesses kommen, bleibt als Harnbefund für 
die indurative Nephritis eine Verminderung des spezifischen 
Gewichtes, nämlich 1010 bis 1044, ein Einweißgehalt von 
1,7 bis 2.3 sowie das Vorkommen von Nierenepithelion, 
die in Gruppen beisammen lagen. Eine noch wenig 
beobachtete Krankheit beschreibt V a m o < (30) in seiner 
Veröffentlichung ,.(’hronische Biiuh gewebsentziindung der 
Büffelnieren“ und gibt darin an. daß der Harn dieser Tiere, 
den er nach der Schlachtung untersuchen konnte, ein sehr 
niedriges spezifisches Gewicht halte und stets eiweißfrei 



55 


war. Späth (27) hat bei den von ihm untersuchten Fällen 
das spezifische Gewicht schwankend zwischen 1008 u. 1000 
gefunden, außerdem bald spärliche, bald reichliche Mengen 
Eiweiß und mikroskopisch granulierte, hyaline Zylinder und 
Xiereuepithelien in wechselnder Menge. C laus (3) er¬ 
wähnt eine Nephritis chronica parenchvmatosa et inter- 
stitialis und sagt, daß bei dieser Entzündungsform der bald 
belle, bald trübe Harn in seiner Menge vermehrt oder ver¬ 
mindert sei, kein Eiweiß bis zu 1 % enthalte und mikrosko¬ 
pisch Nieren- und Nierenbec'kenepithelien, granulierte Zy¬ 
linder, weiße und rote Blutkörperchen erkennen lasse. Bei 
der reinen Nephritis interstitialis chronica fand er ein spe¬ 
zifisches Gewicht zwischen 1010 und 1045, kein Eiweiß oder 
Spuren davon, sodann Nierenepithelien, granulierte und 
hyaline Zylinder und weiße Blutkörperchen. 

E. Suppurative Nephritis. 

Friedberger und Froh ne r erwähnen in den 
klinischen Untersuchungsmethoden für Tierärzte nur die 
Pyelonephritis und sprechen Sedimentbildung, das Vor¬ 
baudensein von viel Eiterkörperchen, Backzahn- u. Platten- 
epitbelien, Schleimzügen, Tripelphosphatkryst,allen und Bak¬ 
terienhaufen als charakteristisch für diese Krankheit an. 
In ihrem Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie 
wird auch die eitrige Nierenentzündung besprochen und 
angeführt, daß der Harn zuweilen übelriechend, von schlick- 
riger Konsistenz, mit Eiter und wurmförmigen Gerinn¬ 
seln gemischt sei, auch Blut und abgestorbenes Nierenge¬ 
webe zuweilen enthalte. Malkmus(lT) beschränkt sich 
auf die Angabe, daß der Harn eiweißhaltig sei, Eiterkörper¬ 
chen und Mikroorganismen enthalte. Bei Ilutyra und 
M a r e k (9) finden wir als- Harnbefund der eitrigen Ne¬ 
phritis angegeben: Nahezu keine Veränderungen in den 
Anfangsstadien, später die der akuten diffusen Entzündung. 
Nach dem Austreten des Eiters in die Harnkanälchen oder 
das Nierenbecken wird der Harn trübe, schlickerig, event. 
mit Flocken vermengt und enthält Eiterzellen, Nioren- 
elemente, sowie Tripelphosphatkrystalle und außerdem 
freies Ammoniak. Ausnahmsweise finden sich im Sediment 
abgestorbene Teilchen der Nierensubstanz, auch kann es 
gelegentlich zu Nierenblutungen kommen. MüniehfUM, 
-loh ne (11), S t i e g 1 e r (28), L e i s e r i n g (15) teilen 
lediglich mit, daß der Harn eine schleimige Konsistenz, 
blutige oder schmutzig-rote Färbung zeige, übel rieche, viel 
Eiweiß, außerdem Blut, Eiterkörperchen und Epithelzellen 



enthalte. In einem Falle (Leise r i n g) wurde die Aus¬ 
stoßung eines ganzen Nierenstückes beobachtet. Genauer 
beschreibt Siedamgrotzky (26) dasErgebnis der Harn¬ 
analyse bei einer akuten embolischen Nephritis des Pferdes: 
Der alkalisch reagierende Harn war gelblich fadenziehend, 
stark sedimentierend und hatte ein spezifisches Gewicht von 
1040. Er enthielt reichliche Mengen Eiweiß, phosphorsaure 
Erden und Alkalien, mikroskopisch mäßige Mengen hyaliner 
und granulierter Zylinder. 


Bezüglich der h u m an medizinische n Literatur 
sei es mir gestattet, mich auf die Anführung einiger Ka¬ 
pazitäten zu beschränken. Bevor ich zu den Angaben über 
den Harnbefund bei den einzelnen Entzündungsformen 
übergehe, möchte ich vorausschicken, daß man in unserer 
Schwesterwissenschaft die rein nach pathologisch-anatomi¬ 
schen Gesichtspunkten erfolgende Einteilung, wie sie bei 
uns gegenwärtig gebräuchlich ist, vielfach fallen gelassen 
und zu einer genaueien klinischen Systematik ätiologische 
Momente herangezogen hat. Man hat dies insbesondere bei 
der akuten Nephritis getan, die in vielen Lehrbüchern und 
Spezialwerken zuerst im allgemeinen besprochen wird; da¬ 
rauf folgen Sonderabhandlungen ihrer häufigsten Formen, 
der bakteritischen, hämorrhagischen, der postinfektiösen 
nach Scharlach, Diphtherie, Typhus abdominalis, Erysipel, 
Syphilis, der toxischen, traumatischen und Schwanger¬ 
schafts-Nephritis. Man hat diese klinische Einteilung und 
Bezeichnung deshalb genommen, weil die erwähnten For¬ 
men von einander abweichende typische Krankheitsbilder 
zeigen, die in dem allgemeinen Ausdruck „akute Nephritis“ 
nicht ihren genauen, scharf abgegrenzten klinischen Aus¬ 
druck finden. Auch bei der chronischen Nephritis wird von 
den meisten Autoren anhangsweise die Gicht-, die Bleiniere 
und die arteriosklerotische Schrumpfniere gesondert ab¬ 
gehandelt. 


A. Die akute Nephritis. 

Sie wird als Ganzes mit den oben erwähnten 
Sonderabhandlungen besprochen von M a n n a b e r g (18), 
S t r ü m p e 1 1 (29) und Leube(lö), als deren Interpret 
hier M a n n a b erg das Wort haben soll. Er schreibt: Der 
Harn ist zuAnfang der Krankheil in seiner Menge ver¬ 
ringert und kann vollständig versiegen. Tn zahlreichen 
leichteren Fällen ist die Verminderung der Harnmeng'e 



57 


wenig oder nicht ausgesprochen. Be: eintretender Genesung 
folgt der anfänglichen Oligurie eine oft sehr bedeutende 
Polyurie. Der Harn ist mehr oder minder trüb, je nach 
der Schwere des Falles gelb mit einem Stich ins rötliche, 
fleischwasserartijf, dichroitisch, ausgesprochen blutig bis 
schmutzig- oder dunkelrotbraun; die hämorrhagische Form 
überwiegt an Häufigkeit weitaus die nicht hämorrhagische, 
doch bilden Nierenblutungen bedrohlicher Art sehr seltene 
Vorkommhisse. Die Reaktion ist sauer; das spezifische Ge¬ 
wicht kann selbst bei bedeutender Oligurie nicht oder wenig 
erhöht angetroffen werden, häufiger scheint es vermehrt zu 
sein. Bei eintretender Polyurie geht es entsprechend her¬ 
unter, doch hält es oft mit dem Zunehmen der Harnmenge 
nicht Schritt. Die chemische Untersuchung ergibt, von selte¬ 
nen Ausnahmen abgesehen, stets das Vorhandensein von ge¬ 
rinnbarem Eiweiß (Serumalbumin u.Globulin). Der Prozent¬ 
gehalt des Eiweißes steht in der Regel in umgekehrtem Ver¬ 
hältnis zur Harnmenge und schwankt zwischen eben nach¬ 
weisbaren Mengen und 1 % und darüber. Das Sediment 
ist, in leichteren Fällen zumal, oft recht spärlich, andere Male 
von bedeutender Menge. Es finden sich darin: 1. rote Blut¬ 
körperchen, teils gut erhalten, teils ausgelaugt; in manchen 
Fällen enthält das Harnwasser gelösten Blutfarbstoff in 
größeren Mengen; 2. Leukozyten und zwar in der Regel 
einkernige in geringerer Menge; 3. Nierenepithelien meist 
mit gut erhaltenem Kern, namentlich in frischen Fällen, 
ohne oder mit nur geringer fettiger Infiltration; 4. Zylinder 
und zwar hyaline, granulierte, wachsartige, mit Epithel be¬ 
setzte und aus roten Blutkörperchen geformte; 5. Bakterien, 
deren Beschaffenheit abhängig ist von der Ätiologie des je¬ 
weiligen Falles. 

Casper (12), der ebenso wie Senator (25) die 
akute Nephritis trennt in die parenchymatöse und die dif- 
fusse, sagt; Bei der akuten parenchymatösen Nephritis wird 
der Harn häufiger als bei Gesunden gelassen, ist der Menge 
nach verringert, von hohem spezifischem Gewicht, hochge¬ 
stellt; die Farbe ist dunkel bis rot, fleisch wasserartig. Do¬ 
llarn enthält Eiweiß in Mengen ven 0,1 bis 1 °/ tM( . Mikro¬ 
skopisch sieht man rote Blutkörperchen, weiße ein- und 
mehrkernige Zellen, hyaline Zylinder. Epithelzellen, mehr 
oder weniger gut erhalten, Krystalle von Harnsäure und 
oxalsaurem Kalk. Bei der akuten diffusen Nephritis kann 
sich die Oligurie bis zur vollständigen Anurie steigern, das 
>I>ezifische Gewicht steigt bis zu 1030. Der Eiweißgehalt ist 
beträchtlich, er wechselt zwischen 1 °/ 0 „ und 1 °/„ (!). Blut 



58 


ist oft schon makroskopisch sichtbar. Im Sediment linde! 
man rote Blutzellen, Blutfarbstoff in Form von körnigem 
Sediment, Zylinder aller Art, mononukleäre und poly¬ 
nukleäre Leukozyten, Lyinphkörperchen, frei oder zu Zy¬ 
lindern geformt, Epithelien der Niere, gut erhalten oder 
zu Fettkörperchengruppen umgestaltet. 

B. Die subakute Nephritis. 

(l’arench v ma t öse Neph ri tis, subch r o n i s eh e 

Nephritis.) 

Der Ilarn ist nach M a n n a b e r g (18) von dunkel¬ 
gelber, schmutzig graugelber, olivgrüner, manchmal aber 
auch von lichtgelber oder andere Male von blutigroter 
Farbe. Die Menge ist besonders am Anfang vermindert, 
im späteren Verlauf normal oder selbst vermehrt. Einmal 
hat Verfasser mehrtägige Anurie ante exituni gesehen. Das 
spezifische. Gewicht ist namentlich im Beginne der Krank¬ 
heit erhöht, bleibt es in der Ilegel auch im weiteren Ver¬ 
lauf, während es in anderen Fällen auffallend rasch und 
tief sinkt. Dabei bestehen oft von einem bis zum anderen 
Tag Schwankungen, die mit dem Wechsel der Harnmenge 
nicht parallel gehen. Der Ifarn reagiert sauer, selten 
schwach alkalisch. Der Eiweißgehalt ist durchgehends ein 
bedeutender, oft ein enormer und erreicht nicht selten 2 bis 
3 r /( . Einmal wurden 7 % beobachtet. Die Eiweißmengen 
zeigen an aufeinander folgenden lagen oft starke, unauf¬ 
geklärte Differenzen. Das Sediment ist schwankend in seiner 
Quantität, doch stets sind Formelomente vorhanden. Kote 
Blutkörperchen fehlen selten gänzlich, Leukozyten werden 
gleichfalls stets angetroffen; sie sind polynukleär, häufig 
mit Fettkörnchen beladen. Nierenopithelion werden kaum 
je vermißt, sie sind sehr häufig mit Fettröpfehen gefüllt, 
so daß der Kern verdeckt ist. Auch freies Fett in form 
zusammengeballter Drusen wird beobachtet. Außerdem be 
gegnet man allen Arten von Zylindern, namentlich hyalinen, 
granulierten und wachsartigen. Auch diese tragen häufig 
Fettkörnchen oder verfettete Epithelien und Leukozyten an 
der Oberfläche. 

Ähnlich beschreiben die anderen obengenannten Au¬ 
toren den ITarnbefund der hier in Frage stehenden Nephri¬ 
tisform, nur ist in Bezug auf die Systematik nachzuholen, 
das S t r ii m p e 1 1 (2P) abweichend von den anderen die aus 
der subakuten Nephritis — S e n a t <> r (25) nennt sie chro¬ 
nische diffuse Nierenentzündung -— hervorgehendo sogen, 
sekundäre Schrumpf liiere bei dieser Form bespricht, wiih- 



59 


rend sie von den anderen bei den indurativen Formen ab¬ 
gehandelt wird. Für diese sekundäre Sch rümpfniere gibt 
Leube (16) als Harnbefund an: Die Menge des Harnes 
ist reichlich oder normal, die Farbe ziemlich hell, das spezi¬ 
fische Gewicht wenig erniedrigt, Blut nur wenig vorhanden, 
Eiweiß in mäßig reichlicher Menge. Das Sediment ist stark 
und zeigt zahlreiche Zylinder aller Art. 

C. Die chronische indurative Nephritis oder Schrumpf - 

niere. 

Den Harnbefund bei dieser Entzündungsform schil¬ 
dert Senat or (25) folgendermaßen: Der Urin ist an 
Menge im allerersten Beginne normal oder die Norm wenig 
überschreitend, erst allmählich und namentlich in den sehr 
langsam verlaufenden Fällen macht sich ein häufigeres 
Harnbedürfnis zuerst in der Nacht, später auch am Tage 
geltend und wird die Harnabsonderung auffallend stark 
(Polyurie). Entsprechend dieser Mengenzunahme ist der 
Harn blasser als normal, klar oder sehr wenig getrübt, 
schwach sauer und von niedrigem spezifischem Gewicht. 
Bei den Stauungszuständen und im Fieber wird der Urin 
sparsamer, doch nicht in dem Maße, wie anderer Harn. 
Eiweiß findet sich gewöhnlich in geringer Menge, selbst 
auf der Höhe der Krankheit selten über 0,5 °/ OÜ , häufig 
dagegen nur in Spuren. Die täglichen Schwankungen, denen 
fast jede Albuminurie unterworfen ist, kommen gerade bei 
der indurativen Nephritis im Anfang und auch geraume 
Zeit später deutlich zum Ausdruck. Hier ist es nichts un¬ 
gewöhnliches, den Nacht- oder Morgenharn ganz oder fast 
ganz eiweißfrei zu finden, ebenso am Tage nach längerer 
Ruhe, während er nach Bewegungen, starken Mahlzeiten 
und Aufregungen sich wieder eiweißhaltig zeigt. Durch 
«solche eiweißlose Stadien ist namentlich die arteriosklero¬ 
tische Induration gekennzeichnet. Ein Sediment ist ge¬ 
wöhnlich gar nicht oder äußerst spärlich vorhanden: außer 
unbestimmbarem Detritus findet man noch am häufigsten 
hyaline und leicht fettige, feinkörnige Zylinder, zuweilen 
außerordentlich breite, die wohl aus den erweiterten Kanäl¬ 
chen. der Marksubstanz stammen, außerdem ab und zu 
Xierenepithelien, Leukozyten, Urat- und Oxalat-Krystalle 
und sehr selten rote Blutzellen. Dagegen treten größere 
Ifiiifrnengon ab und zu nach Überanstrengung auf. 

D. Die suppurative Nephritis. 

Die genauesten Angaben macht hier Le u be (1(5), der 
sagt; Es handelt sich hier um einen herdweise auftretenden 



60 


Entzündungsprozeß, wobei ein Teil des Nierenparenchyms 
funktionsfähig bleibt. So ist es erklärlich, daß es in solchen 
Fällen nie zu einer vollständigen Armrie kommt und ebenso, 
daß der Harn unter Umständen frei von abnormen Be¬ 
standteilen sein kann. Dies ist jedoch nur selten der Fall. 
Gewöhnlich finden sich mehr oder weniger Eiter und sehr 
oft, massenhaft Bakterien im Harn. Eiweiß enthält der 
Urin bei allen diesen Prozessen zunächst nur wenig, nur so¬ 
viel, als der Albuminurie bei fieberhaften Krankheiten oder 
der Beimengung des Eiters im Harn entspricht. Zylinder 
fehlen im Sediment gewöhnlich ganz, in anderen Fällen sind 
sie nachzuweisen als Ausdruck der in den Entzündungs¬ 
prozeß einbezogenen Glomeruli und Harnkanälchen. Ist 
die Affektion derselben umfangreicher, so ist auch der Ei¬ 
weißgehalt ein stärkerer. Blutbeimischung wird meistens 
vermißt. Plötzliche Überschwemmungen des Harnes mit 
Eitermassen deuten auf den Durchbruch eines Nieren-Ab- 
szesses in das Nierenbecken hin. Lösen sich bei Abszedie¬ 
rung der Niere Stückchen des Nierengewebes selbst ab, so 
können dieselben mit dem Harn hinausbefördert werden, in 
welchem Falle die Möglichkeit einer absolut sicheren Dia¬ 
gnose gegeben ist. Die Beaktion des eiterhaltigen Harnes 
ist anfänglich sauer, später wird sie bei ammoniakalisclmr 
Zersetzung alkalisch, besonders in den Fällen, wo neben 
der suppurativen Nephritis eine eiterige Zystitis vor¬ 
handen ist. (Fortsetzung folgt.) 


Ans der Praxis. 

Ton Distriktstierarzt Rehaber in Tittmoning f- 
I. T inet u r a Belladonna e b ei Kolik. 

Die Benützung der Tinctura Belladonnae empfiehlt 
sich bei der Behandlung der Kolik und zwar in der Dosis 
von 15 —20 g in Verbindung mit 30—50 g Tinctura Yale- 
rianae aether. und Vf Liter schwarzem Kaffee als Schüttel¬ 
mixtur. In vielen Fällen trat nach Verabreichung dieser 
Mixtur sichtliche Besserung ein. Fs kann die Tinctura 
Belladonnae, von der auch in der Menschenmedizin bei Fn- 
teralgien weitgehender Gebrauch gemacht wird, als Ersatz 
des Morphiums und der Tinctura Opii empfohlen werden, 
da es mit der Tinktur gelingt, den Darmschmerz zu be¬ 
seitigen, ohne dabei eine stopfende Wirkung zu verur¬ 
sachen. 



61 


II. Aktinomykotisehe Geschwüre. 

Aktinomykotisehe Geschwüre behandle ich mit einer 
Salbe, bestehend aus: Pulv. canthar. 4,0, Acid. arsenic. 2,0, 
Euphorb. 1,0 und Adeps 20,0. Ich verwende dieses Mittel 
seit 4 Jahren bei der Aktinomykose der Rinder mit bestem 
Erfolge. Die Salbe wird auf einmal 10 Minuten lang ein¬ 
gerieben. Sie ersetzt fast vollständig die operativen Ein¬ 
griffe, die bei den Landwirten wegen ihrer Umständlichkeit 
und Kostspieligkeit nicht, beliebt sind. 

Ein Vorzug dieses Mittels ist noch sein billiger Preis. 
Beugen liefert obige Dosis um IG Pfg. fertig dosiert 
mit Tiegel. 


III. Kälber-Durchfall. 

Den Durchlall der Kälber konnte ich in vielen Fällen 
mit Erfolg dadurch bekämpfen, daß ich dem anzuwenden¬ 
den Styptikum ein Laxans vorausschickte und einen oder 
zwei Tage statt Milch Brennsuppe als Nahrung verordnete. 
Nach meiner Erfahrung ist diese Methode sehr empfehlens¬ 
wert. Betreffs des Styptikums braucht man bei diesem Ver¬ 
fahren nicht wählerisch zu sein. Vielfach kann man ein 
solches überhaupt entbehren oder durch Magnesia carbonic. 
ersetzen. 


Referate. 

Dr. E. Ackerknecht - Zürich : Omphalo-thoraco- 
pagus hexapous oppositus. Beiträge zur Kenntnis der Mi߬ 
bildungen bei den Säugetieren. (Tierärztl. Zentralblatt, 
Nr. 31, 1913.) 

Die beiden männlichen, ca. 40 Wochen getragenen 
Kälber zeigten in der gemeinsamen regio umbilicalis eine 
handtellergroße Öffnung mit zwei Nabelsträngen. Während 
hei dem Doppelkalb die Nabelgegend bis zum Brusteingang 
einheitlich war, waren die beiden Bauchhöhlen getrennt. 
Jede Leber hatte ihre eigene Nabelvene, jede besaß eine 
Gallenblase. Jeder der beiden Föten hatte ein gut ausge¬ 
bildetes Zwerchfell, das ventral mit dem benachbarten zu- 
sainmenstieß. Die Brustbeine fehlten beiderseits. 

Die Lunge des einen Föten war kleiner als die des 
anderen; dem entsprechend waren auch die Herzen ver¬ 
schieden groß, sie waren zusammengewachsen und zwar 
'<>. daß die Spitze des kleineren an die Kammerbasis der 
linken Herzhälfte des größeren zu liegen kam. 



62 


Bei dem einen Kalbe waren die vier Extremitäten 
gut entwickelt; bei dem zweiten war an Stelle der beiden 
Yordergliedmaßen ein 4 cm langer, konisch endender Ober¬ 
armstumpf. Ohler. 


Stabsveterinär Seiffert: Ein Fall von ererbter 
Atresia ani bei einem Fohlen. (Zeitschrift für Veterinär¬ 
kunde, 12. Heft, 1913.) 

Verf. wurde zur Behandlung eines Fohlens mit Atresia 
ani gerufen. Der Eigentümer teilte mit, daß die nun 7 Jahr 
alte Mutter des Fohlens, die von ihm selbst gezogen worden, 
auch ohne Afteröffnung geboren wurde und operiert werden 
mußte. Der behandelnde Tierarzt habe damals den wie eine 
Blase vorgestülpten After gespalten. 

Man darf mit dem Verf. annehmen, daß die Mißbildung 
bei dem Fohlen der Stute in der Anlage ererbt war. 

Verf. fand statt der Afteröffnung eine reichlich hasel¬ 
nußgroße, derbe Geschwulst, die nach Aussehen und Kon¬ 
sistenz einem Fibrolipom glich. Nachdem die Geschwulst 
kreuzweise gespalten war, konnte man mit dem Finger 
deutlich den blindsackförmig geschlossenen Mastdarm 
fühlen. Es wurde gewartet, bis das Fohlen auf Kot 
drängte, worauf man den in die Operationswunde ge 
drängten Mastdarm (lurchschnitt. Kotabsatz geschah jetzt 
ohne Hilfe. Bei öfteren Waschungen der Wunde mit Lysol¬ 
wasser und Bestreichen derselben mit Öl zur Verhütung 
von Verwachsung erfolgte Heilung. 


Kreistierarzt Dr. Kurtzweg: Vergiftung bei Pfer¬ 
den nach Fütterung verdorbener Kartoffel. (Veröffent¬ 
lichungen aus den Jab res-Veterinärberichten der beamteten 
Tierärzte l’reußens für das Jahr 1911.) 

K. beobachtete auf einem Gute eine Vergiftung von 
Pferden nach der Fütterung eingedämpfter und eingesäuer¬ 
ter Kartoffeln, die vor Zubereitung in Fäulnis übergegangen 
waren. Von 80 Pferden erkrankten 30 unter Koliksymp¬ 
tomen, zu welchen sich bei einigen Lähmungserscheinungen 
gesellten. 8 Pferde gingen zu Grunde. Die eingesäuerten 
Kartoffeln waren Ende Mai aus dem Brennereikeller ent¬ 
fernt und bei 2,5 Atmosphärendruck gedämpft worden: sie 
sollen aber bereits vorher hochgradig faul gewesen sein. 
An Schweine wurden sie jedoch ohne Nachteil verfüttert. 



63 


Solaninvergiftungen. (Veröffentlichungen aus den 
Jahres -Veteriniirberiohten der beamteten Tierärzte Preu¬ 
ßens für das Jahr 1911.) 

Im Kreise Ziegenrück wurden mehrere Solanin-Ver- 
giftungen beobachtet. Anlaß zu den Vergiftungen gab die 
auch durch landwirtschaftliche Körperschaften empfohlene 
Verfütterung von frischem Kartoffelkraut im Gemenge mit 
Strohhäcksel. Die erkrankten Tiere zeigten Steifigkeit, 
Schmerzen in den Beinen, Ilautausschläge über den Klauen 
bis an das Sprunggelenk und am Euter, vereinzelnt auch 
Speichelfluß, sowie leichte Entzündung der Maulschleim¬ 
haut. ferner Appetitmangel und auch vollständiges Ver¬ 
sagen des Rauhfutters. 

E. S c h r e i b e r - Magdeburg: Über Stillung innerer 
Blutungen durch intravenöse Traubenzucker - Injektionen. 

( Fortschritte der Medizin, Nr# 41, 1913.) 

Bei Gelegenheit von intravenöser Traubenzucker-In¬ 
fusion in einem Falle von schwerer Magenblutung, bei wel¬ 
cher stomachale u. rektale Ernährung unausführbar waren, 
fand Sehr., daß diese Lösung ebenso blutstillend wirkt, wie 
die durch v. d. Ve 1 d e n empfohlene hypertonische Koch¬ 
salzlösung. Seitdem hat er dieses Verfahren bei verschie¬ 
denen inneren Blutungen mit gleich gutem Erfolge in An¬ 
wendung gebracht. Sehr, verwendet 200 ccm einer 5- bis 
20 r /< igen Trauben- oder Rohrzuckerlösung Die Wirkung 
führt er mit v. d. Ve Iden auf die durch die Injektion ent¬ 
stehende Hydrämie und Heranziehung gerinnungsbefördern¬ 
der Stoffe aus den Geweben zurück. Das Verfahren hat 
nach dein Verf. vor der NaC’l-Injektion die Einverleibung 
eines Nährstoffes voraus und kann auch bei Blutern an 
Stelle des schwer zu beschaffenden und eventuell Anaphy¬ 
laxie erzeugenden Serums benützt werden. 

Dr. Windesheim: Blutinjektionen bei schwerer 
Anaemie. (Therapeut. Monatshefte, lieft 12, 1913.) 

Dr. Windesheim hatte in einem Falle von schwerer 
Anämie einen ausgezeichneten Erfolg mit. intraglutaealer 
Injektion von frischem Menschenblut. Einer 52jährigen 
Patientin. Jic ein halbes Jahr wegen Blutarmut völlig er¬ 
folglos behandelt worden war, injizierte Verf. viermal nach¬ 
einander in 10—14tägigen Zwischenzeiten intraglntaeal je 
1<»ccm frisch aus der Kubitalvene entnommenes körper¬ 
warmes Blut. Die Injektionen blieben ohne Reaktion, der 
AiJgemeinzustand wurde gebessert und der Appetit stellte 



64 


sich ein. Nach drei weiteren Injektionen zeigte das Blul 
fast die normale Zusammensetzung, der Appetit hielt an 
und das Körpergewicht stieg von 116 auf 130 Pfund. 

A. B r ü n i n g - Gießen : Einfacher Handschutz bei 
eiterigen Operationen. (Münch. Medizin. Wochenschrift, 
Nr. 31, 1913.) 

Verf. empfiehlt zum Schutze der Hände bei Operationen 
an eiterigen Herden das Einreiben der Hände mit Borvase¬ 
line. Die erzeugte Schichte Borvaseline hält nach B. alle 
Keime zurück und verhindert deren Eindringen in Uneben¬ 
heiten der Haut. Versuche zeigten, daß dann die Keime 
durch einfaches Waschen mit heißem Wasser und Seife ohne 
Bürste leicht und rasch entfernt werden können. 


Kondring - Posen: Schnelldesinfektion der Hände. 

(Fortschritte der Medizin, Nr. 41, 1913.) 

Verf. verwendet zur Schnelldesinfektion der Hände 
eine Mischung von Phobrol (50%ige Lösung von Chlor- 
metakresol in rizinolsaurem Kali 10,0) mit 200 Azeton 
und 790 Alkohol (70%ig). Da bei langandauernden Ope¬ 
rationen die Hände öfters von Blut gereinigt werden 
müssen, läßt er Azeton weg und benützt eine lprozentige 
Lösung in 705^ Alkohol. 

Die Desinfektion geschieht wie folgt: Zunächst wer¬ 
den die Hände 3 Minuten lang mit Wasser und Seife ohne 
Bürste gereinigt und mit einem sterilen Tuche abgetrock¬ 
net; daran schließt sich sorgsames Abreiben der Hände 
mit der Lösung unter Benützung eines Flanellappens in der 
Dauer von 5 Minuten. Eine Heizung der Haut darf nie 
Vorkommen. Zur Desinfektion des Operationsfeldes wird 
ebenso verfahren, nur wird am Schlüsse noch eine Über- 
pinselung mit Tinct. Jodi ausgeführt. Die Scheide wird 
bei gynäkologischen Operationen mit 1 Liter O.öprozentiger 
wässeriger Phobrollcsung ausgespült, dann ausgetrocknet 
und mit Phobrol-Alkohol ausgewischt. 

Walter E. Welz: Eine Studie über die Einleitung 
und Verstärkung von Geburtswehen. (Zentralblatt für 
Gynäkologie, Nr. 44, 1913.) 

W. ist der Ansicht, daß der Geburtseintritt durch 
Anaphylaxie gegen die blutfreniden fötalen Eiweißstofi’e, die 
im Laufe der Gravidität in immer größeren Mengen vom 
Fötus in das mütterliche Blut gelangen, bedingt sei. Je 



65 


nach der Menge, vielleicht auch der Art, dieser Eiweißstoffe 
kann, nach W., auch ein Abort oder eine Friihgburt ein- 
treten; außerdem kann man sich einen ungenügenden 
Übertritt fötaler Stoffe in das mütterliche Blut als Ursache 
der Verlängerung der Tragezeit denken. 

Eli Moschcowitz: Über Verkalkung und, Kno¬ 
chenbildung in Ovar, Tube und Herniensack. (Zentralblatt 
für Gynäkologie, Nr. 50, 1913.) 

Verf. fand in 5 Ovärien von Frauen zum Teil Kalk¬ 
ablagerung, zum Teil Knochen, deren Bildung vom Zentrum 
der Kalkmasse nach außen fortschritt. Über die Entwick¬ 
lung sagt Verf.: Die Verkalkung eines Corpus albicans 
bildet überall die Ursache, dann dringen von der Peripherie 
Capillaren ein und bilden Höhlen. Fibroblasten kommen 
hinzu und wandeln sich später in Osteoblasten um. So bil¬ 
den sich Blutgefäße und Knochen, wobei die ursprünglich 
entstanden Höhlen zu Haver’schen Kanälen werden. Ähn¬ 
liche Vorgänge fand Verf. in der Mitte der Wand einer chro¬ 
nisch entzündeten Tube, ln einem Herniensacke konnte er 
histologisch in dem dichten hyalinen subperitonealen Ge¬ 
webe Kalkeinlagerungen nachweisen. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Das Königlich bayerische Hofgestüt. 

Das K. B. Hofgestüt hat in letzter Zeit insoferne eine Wand¬ 
lung erfahren, als von den 3 Höfen Bergstetten, Bohrenfels und 
Neuhof letzterer an den Staat abgegeben wurde. Da beabsichtigt 
ist, mit der Zeit den ganzen Betrieb in Rohrenfels zusammenzu¬ 
fassen, werden dort umfangreiche Neubauten aufgeführt und ist 
das ganze Zuchtmaterial dorthin übergeführt worden, so daß Berg¬ 
stetten nur mehr ökontmiehof und Aufzuchtsort für zwei Stuten- 
jahrgänge ist. Das K. Hofgestüt führt von nun ab den Namen: 
K. Hofgestüt Rohrenfels. 

Der Betrieb wird in derselben Weise fortgeführt und umfaßt 
als Stamm 75 Halbblut- und 9 Vollblutstuten, welch’ letztere in 
erster Linie ebenfalls der Produktion von Marstallreitpferden 
dienen sollen. 

Die 6. oberbayerische Kreis-Kaninchen- und Produkten- 

ausstellung. 

Der Kaninchenzuchtverein „Fortuna“, München, veranstal¬ 
tete vom 4.-6. Januar 1914 die oben genannte Ausstellung. 

Schon die im März des Vorjahres vom Kaninchenzuclitverein 
München-West veranstaltete Münchener Kaninchen- und Produk- 
tcn-Schau zeigte in erfreulicher Weise, daß sich das Interesse für 
die Kaninchenzucht in der hiesigen Gegend allmählich Bahn bricht. 



66 


Im allgemeinen läßt aber die Ausbreitung dieses Zweiges der 
Tierzucht in Deutschland gegenüber Belgien, Frankreich und Eng¬ 
land noch sehr zu wünschen übrig. Uber die Kaninchenzucht in 
Belgien und Frankreich schreibt die Zeitschrift „Der Kaninchen¬ 
züchter“ : 

„Während in diesen Ländern, namentlich auf dem Lande und 
in kleinen Städten, von Arbeitern, Landwirten, kleinen Beamten 
überall Kaninchen gezüchtet werden, um für die Küche schmack¬ 
haftes, nahrhaftes Fleisch zu bekommen, hält es in Deutschland 
noch schwer, die Bevölkerung zur Kaninchenzucht heranzuziehen. 
Während man in den genannten Ländern auf den Speisekarten der 
Gastwirtschaften und Hotels als tägliche Kost regelmäßig Kanin¬ 
chen-Braten in deYt verschiedensten Zubereitungen findet, würden 
es bei uns die meisten Wirte noch unter ihrer Würde finden, den 
Gästen Kaninchenbraten zu empfehlen. Sie würden damit aber 
auch keinen Erfolg erzielen, denn das große Publikum hat einmal 
noch ein Vorurteil gegen den Genuß des Kaninchenfleisches. In 
den Markthallen von London, Paris, Brüssel. Antwerpen, Bor¬ 
deaux etc. findet man Kaninchen lebend und ausgeschlachtet zum 
Verkaufe ausgestellt. 

In Deutschland sucht man vergebens nach dem gleichen Ver¬ 
fahren. In den wiederholt genannten Ländern ist das Kaninchen¬ 
fleisch längst Volksnahrung! ln Deutschland steigen die Fleisch¬ 
preise fort und fort an und haben eine Höhe in dem Maß erreicht, 
daß armen Volksklassen die Beschaffung von Fleisch als Nahrungs¬ 
mittel schwer, zum Teil fast unmöglich wird. Dies sollte anders 
werden; es könnte nahrhaftes, billiges Kaninchenfleisch beschafft 
werden, wenn Hunderttausende in Stadt und Land Kaninchenzucht 
betreiben würden. Fast jeder ländliche Arbeiter, fast jeder Fabrik¬ 
arbeiter, der verheiratet ist, ist einigermaßen seßhaft und hat 
neben seiner Wohnung auch ein Gärtchen oder doch ein Stück 
Hof zur Verfügung. Dort könnte er in einer dem Lichte und der 
Luft zugänglichen Ecke ein paar Kisten aufstellen, diese in geeig¬ 
neter Weise mit einer oder zwei Kaninchenmüttern zur Zucht be¬ 
setzen. Die Beschaffung von Grünfutter, von Knollen- und Wurzel¬ 
gewächsen würde — wenigstens auf dem Lande keine Schwie¬ 
rigkeiten machen. Dazu käme dann eine günstige Verwendung 
der täglichen Abfälle aus der Küche. Einfach und rentabel würde 
sich die Kaninchenzucht in bäuerlichen Wirtschaften gestalten, wo 
alle Bedingungen für eine solche vorhanden sind. 

Die Kaninchenzüchtervereine sind nun in erster Linie dazu 
berufen, zur Kaninchenzucht anzuregen, durch züchterische Tätig¬ 
keit Beispiele für eine rationelle Zucht zu geben und die bisherigen 
Vourteile gegen den Konsum von Kaninchenfleisch zu verbannen. 

Der Kaninchenzuchtverein „Fortuna“ zeigt dieses gemein¬ 
nützige Streben in nachahmungswürdiger Weise. 

Die von ihm diesmal veranstaltete Ausstellung umfaßte 324 
Kaninchen (Rammler und Häsinnen) im Alter von Ü—20 Monaten. 
Das Gewicht einzelner Tiere hetnnr bis zu 17 Pfund. Die Kauf¬ 
preise pro Tier schwankten zwischen 4 und 30 Mark. 

In größter Zahl, 10S Stück, waren die. wegen ihrer Größe, Ge¬ 
fälligkeit der Form und Schnellwüchsigkeit beliebten belgischen 
Kiesen vertreten. Deutsche Riesenschecken zählte man 17 Stück, 
weiße Riesen 10 Stück, französische Widder waren 40 Stück, fran¬ 
zösische Riesensilber 0 Stück, blaue Wiener 10 Stück, .Japaner 
7 Stück, llasen- und Angorakaninchen je 4 Stück, englische 
Schecken und Braunsilberkaninclien je 4 Stück, Grausilborkanin- 



67 


chon 49 Stück, Havannakaninchen 4 Stück, Black und Blue and tan 
11 Stück, russische Kaninchen 7 Stück, Holländer 6 Stück, Hermc- 
linkaninehen 29 Stück. In nur je 1 Exemplare waren vertreten die 
Rassen Alaskakaninchen und Gelbsilberkaninchen. 

Im. Ganzen waren also 19 Kaninchenrassen ausgestellt; der 
Typ der Rassen war in Bezug auf Farbe, Form und Masse sehr 
gut ausgeprägt und es gewährte daher die Ausstellung ein vor¬ 
treffliches Hilfsmittel zum Studium der Kaninchenrassen. Die 
große Zahl der ausgestellten Rassen läßt erkennen, daß auch in 
der Zucht der Kaninchen die Sportzucht eine Rolle spielt. Wirt¬ 
schaftlich wird angezeigt sein, sich auf die Zucht von einigen Nutz- 
rassen zu beschränken. 

Beim Richten wurde punktiert. Hiebei kamen in Betracht: 
Farbe und Beschaffenheit der Haare (Länge etc.), Größe, Gewicht, 
Bau des Gesamtkörpers und der einzelnen Körperpartien etc. Die 
höchsten den Preistieren zugemessenen Punktzahlen schwankten 
zwischen 79 und 91 Punkten. Die jeweiligen Bewertungen der 
Preistiere nach Punkten waren durch Zettel an den Käfigen ange¬ 
schlagen. 

An Produkten waren von S c h e r e r - Aibling ausgestellt zu 
Schuhleder gegerbte Felle. Der Genannte und Steinbach- 
München hatten ferner ausgestellt von Kaninchen stammende rei¬ 
zende Pelzwaren als Mützen, Herrenkragen, Damenmuffen, Boas 
u. s. w. Von Harrer- München waren die verschiedensten aus 
Kaninchenfleisch bereiteten Eßwaren zur Stelle gebracht worden. 
II aller-München hatte Kaninchenkäfige, Raufen, Näpfe, A 1 - 
b e r t - München Kaninchenzuchtgeräte, Barbarino & Kilp- 
Muneben Futtermittel und Maier- Gronsdorf Kaninchenbilder 
und Karten ausgestellt. 

Der Besuch der Ausstellung war ein äußerst reger. Unter 
den Besuchern sah man eine größere Zahl Arbeiter und es scheint 
also tatsächlich, wie eingangs angeführt, das Interesse für die Ka¬ 
ninchenzucht allmählich an Umfang zu gewinnen. Der emsigen 
Tätigkeit der Kaninchenzüchtervereine, deren Zahl sich in der 
letzten Zeit bedeutend vermehrte, kommt bei dieser Wendung — 
wir wollen sagen zum Beginne einer sehr zweckmäßigen wirt¬ 
schaftlichen Maßnahme — ein gut Teil Verdienst zu. Die Förde¬ 
rung der Vereinstätigkeit seitens der Staatsregierungen durch Ge¬ 
währung von Mitteln u. a. wird sicher nach lind nach gute 
Früchte tragen. A. 


Verschiedenes. 

Die veterinär-polizeiliche Anstalt in Oberschleißheim. 

mit deren Bau man im Frühjahr 1913 begonnen hatte, ist nunmehr in 
ihrem Rohbau fertiggestellt. Bis zur Beendigung der Innenarbeiten 
und schließliehen Eröffnung der Anstalt wird es jedoch Frühjahr 1914 
werden. Mit dieser veterinär-polizeilichen Anstalt wird Bayern die 
erste Anstalt im ganzen Reiche besitzen, die als ein für sich ge¬ 
schlossener, wissenschaftlicher Betrieb sämtliche bekannten Tier¬ 
krankheiten in ihren llntersuchungsbereich aufnimmt, im Gegensatz 
zu den sonst bestehenden Veterinär-Abteilungen, die sich lediglich 
mit Spezialuntersuchungen abgeben. 

Der Neubau enthält in seinem nördlichen Teil zwei Stall¬ 
gebäude mit einer Länge von 31 bezw. 26 Metern. Das eine ist als 



68 


Pferdestallung vorgesehen, im zweiten sollen Rinder, Schafe, 
Schweine und kleine Versuchstiere getrennt untergebracht werden. 
Im Anschluß daran wurde eine Impfhalle und eine Schmiede erstellt. 
Das Hauptgebäude, südlich von den Stallungen, bekommt im Erd¬ 
geschoß die Sezierhalle, in die eine Geleisanlage zum Transport der 
Tierkadaver führt. Außerdem sind im Erdgeschoß noch Präparier¬ 
räume und ein Verbrennungsofen für Tierleichen. Im ersten Stock¬ 
werk werden sich ein Zentrifugenraum, ein Serum-Bereitungs- und 
Serum-Aufbewahrungsraum, sowie ein Wutschutzraum, Säle für 
Desinfektion und Sterilisation befinden. Das zweite Stockwerk 
nimmt u. a. einen Kursussaal ein, mit außergewöhnlich großen 
Fensterflächen mit einer vorgelagerten Terrasse. Das Dachgeschoß 
besetzen geräumige Ateliers mit Dunkelkammern. Die ganze Bau¬ 
anlage läuft von West nach Ost und wird — auch das Beamten¬ 
wohnhaus — von einer Umfassungsmauer umgeben. Die Baupläne 
stammen von Assessor Hoepfl am K. Landbauamt, der auch die 
Bauleitung führt. 


Dresdener Universitätsfrage. 

Das Berliner Tageblatt schreibt in der am 9. Januar 1914 aus¬ 
gegebenen Nummer: Wie uns ein Privat-Telegiamm aus Dresden 
meldet, erklärte Oberbürgermeister Dr. Beutler in der gestrigen 
Stadtverordnetensitzung, daß die sächsische Regierung der Errichtung 
einer Universität in Dresden nach wie vor ablehnend gegenüberstehe. 
Dr. Beutler führt aus: Dresden habe die Leipziger Universität nie 
beeinträchtigen wollen. Man dürfe andererseits erwarten, daß man 
Dresden von Leipzig aus die Erhaltung der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule, eines Jahrhunderte alten Besitzes nicht erschwere und mi߬ 
gönne, und man dürfe die Hoffnung hinzufügen, daß unter freund¬ 
licher Mitwirkung der Regierung ein Ausgleich der sich wieder¬ 
strebenden Interessen der beiden Städte gefunden werde. Die Tier¬ 
ärztliche Hochschule werde Dresden erhalten bleiben. Uber weitere 
Pläne machte der Oberbürgermeister im Anschluß daran gleich 
einige Andeutungen, in denen er betonte, daß man das Hochschul¬ 
wesen in Dresden fördern und ausbauen werde, wenn auch mit 
anderen Zielen und auf anderem Wege, als bisher vorgeschlagen 
wurde. Es kommt hier die Errichtung neuer und der Ausbau schon 
bestehender Institute, namentlich an der Technischen Hochschule, 
in Frage. 


Yelerinärinstitut an der Universität Jena. 

Prof. Dr. Hobstetter, Direktor des Veterinärinstitutes 
an der Universität Jena, ist als Referent für das Veterinärwesen 
in das Ministerium des Großherzogtums Sachsen-Weimar berufen 
worden, behält aber seine Professur an der Universität bei: nur 
gibt er die Leitung der Tierklinik des Veterinärinstitutes ab. Zum 
Leiter dieser Klinik wurde Dr. K u r t N e u in a n n. Grenztierarzt 
in Eydtkuhnen. ernannt. 



69 


Hygieneprofessor an der Universität Greifswald. 

Als Nachfolger des zum Direktor des Kaiserl. Institutes für 
Infektionskrankheiten in Berlin/ ernannten Professors Dr. L ö f f - 
1 e r an der Universität Greifswald wurde der Privatdozent Dr. 
R ö m e r in Marburg zum Professor für Hygiene berufen. 


Besoldung der Bezirkstierärzte des Großherzogtums 
Sachsen-Weimar. 

Die Besoldung der Bezirkstierärzte des Großherzogtums 
Sachsen-Weimar ist neu geregelt worden und beträgt der Jahres¬ 
gehalt dieser Beamten nunmehr 3400—7100 Mark. An diese Be¬ 
soldung ist die Bedingung „Nichtausübung von Privatpraxis“ ge¬ 
knüpft. 


Redaktion der „Deutschen Tierärztlichen Wochenschrift.“ 

Die Schriftleitung der „Deutschen Tierärztl. Wochenschrift“, 
welche bislang der derzeitige Rektor der Tierärztl. Hochschule 
Hannover, Prof. Dr. M a 1 k m u s, besorgte, hat Prof. Dr. M i e ß - 
n e r dieser Hochschule übernommen. Prof. Dr. M a 1 k m u s ist 
Herausgeber der Wochenschrift. 


Vereinigung nichtbeamteter Tierärzte. 

Am 11. Januar 1914 wurde in Regensburg ein Verein der 
nichtbeamteten Tierärzte — d. h. derjenigen Tierärzte, welche 
nicht Staatsbeamte im Sinne des bayerischen Beamtengesetzes 
sind — gegründet. 

Fast alle nichtbeamteten Kollegen des Kreises haben bis 
heute ihren Beitritt erklärt. 

Gewählt wurden als Vorsitzender: Distriktstierarzt J. Maier- 
Sünehing, als Schriftführer: Distnktstierarzt und Schlachthof¬ 
direktor L. H o f b a u e r - Schwandorf und als Kassier: Distrikts¬ 
tierarzt Paul Wittmann - Regenstauf. 


Erlaß eines Reichsmilchgesetzes. 

In der Sitzung vom 27. und 28. Juni des Vorjahres beschloß 
der ständige Ausschuß des Deutschen Landwirtschaftsrates, darauf 
zu verzichten, der nächsten Plenarversammlung des D. L.-R. eine 
\ orlage über ein Reichsiniichgesetz zu unterbreiten und wird vorläufig 
weitere Schritte zur Vorbereitung eines solchen unterlassen. Da- 
hei erkennt der ständige Ausschuß an. daß Vereinbarungen der 
benachbarten Bundesstaaten über die Ausführungsbestimniungen 
der Milchkontrolle erwünscht sind. 


Rinderpest in Bulgarien. 

In Bulgarien herrscht die Rinderpest. Als Schutzmaßregel 
i't von der serbischen Regierung das Verbot der Ein- und Durch¬ 
fuhr von Vieh- und Viehprodukten aus Bulgarien verfügt worden. 



70 


Bttcherschan. 

Diagnose und Therapie der inneren Krankheiten des Hundes ein¬ 
schließlich der Haut-, Augen- und Ohrenerkrankungen, sowie 
einiger chirurgischer Leiden. Von Dr. med. vet. Heinrich 
Jakob, Professor für Pharmakologie, Toxikologie und all¬ 
gemeine Therapie, Vorstand der Klinik für kleine Haustiere 
an der Reichs-Tierarzneischule zu Utrecht (Holland). Mit 831 
Textabbildungen. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. 
1913. 

Der Inhalt des 636 Druckseiten umfassenden Werkes glie¬ 
dert sich in einen kurzen allgemeinen und in einen speziellen 
Teil. Während der Verfasser im allgemeinen Teil den Leser mit 
der Anamnese, der Untersuchung und der Applikationsweise 
einiger Medikamentenformen beschäftigt, läßt er den speziellen 
Teil in folgende Abschnitte zerfallen: 1. Haar- und Hauterkran¬ 
kungen; 2. Krankheiten des Auges; 3. Krankheiten des Ohres; 
4. Krankheiten der Lymphknoten und der Schilddrüse; 5. Krank¬ 
heiten des Respirationsapparates; 6. Krankheiten des Herzens 
und des Herzbeutels; 7. Krankheiten des Verdauungsapparates; 
8. Krankheiten des Harn- und Geschlechtsapparates; 9. Motorische 
Punkte der Haut und Muskeln; 10. Krankheiten des Gehirnes, 
Rückenmarkes und der peripheren Nerven; 11. Krankheiten der 
Bewegungsorgane; 12. Krankheiten des Blutes und des Stoff¬ 
wechsels; 13. Infektionskrankheiten. 

Verf. hat sich mit der Bearbeitung des Buches die Aufgabe 
gestellt, neben den einfachen physikalischen) Untersuchungs¬ 
methoden insbesondere noch die für die einzelnen Krankheiten 
in Betracht kommenden therapeutischen Maßnahmen anzugeben. 
Eine Fülle durchwegs gut gelungener photographischer Abbil¬ 
dungen, wie wir sie nur in unseren, besten und neuesten Werken 
finden, ergänzt überall den Text. Dabei sah Jakob, wie er an¬ 
gibt, von Röntgenbildern gänzlich ab, weil er der Ansicht ist, 
daß die Röntgenuntersuchung für diagnostische Zwecke bei 
inneren Krankheiten noch lange nicht Gemeingut aller Tierärzte 
werden wird. Daraus geht aber auch hervor, daß er dem mit 
Hunde-Praxis beschäftigten Tierarzt ein Buch in die Hand geben 
wollte, das dieser in allen Fällen innerer Erkrankungen benützen 
kann, ohne im Besitze kostspieliger Einrichtungen, die doch ge¬ 
wöhnlich nur für Kliniken in Betracht kommen können, zu sein. 

Und keiner hätte diese Aufgabe besser ausführen können, als 
gerade Jakob. In jahrelanger Tätigkeit als I. klinischer Assi¬ 
stent der Tierärztlichen Hochschule zu München, Abteilung für 
innere Krankheiten, verschaffte er sich umfassende Erfahrungen 
auf diesem Gebiet, die er in mehr als 7jähriger Tätigkeit als prak¬ 
tischer Tierarzt in München und 2jährigem Wirken als Professor 
der Reichs-Tierarzneischule zu Utrecht weiter ausbaute. Auf 
Schritt und Tritt begegnen wir in dem Buche neuen Ideen in der 
Untersuchung und Therapie, zuweilen verblüffend einfache neue 
Methoden zur Diagnosestellung, dann w'ieder sind therapeutische 
Maßnahmen angegeben, die die feine und präzise geistige Durch¬ 
arbeitung des Stoffes, mit der der Autor an seine Schöpfung 
heranging, trefflich illustrieren. Jeder Tierarzt mit Hunde-Praxis 
wird das Erscheinen des Buches, das eine oft und schmerzlich 
gefühlte Lücke in der Fachliteratur ausfüllt, mit Freuden be¬ 
grüßen. Dr. A. 0 e 11 e r. 



71 


Personalien. 

Auszeichnung: Der Assistentin Fräulein Dr. Maria Anna 
P1 e b n am biologischen Institute der Kgl. Tierärztlichen Hoch¬ 
schule München wurde von Seiner Majestät dem Könige der Titel 
„Professor“ verliehen. 


Konzentriertes 

Roborin-Kraftpulver 

(Aus frischem Bluteiweiß hergestellt). 

Blutbildendes, Appetit anregendes, die Verdauung 
beförderndes und die Leistungsfähigkeit stei¬ 
gerndes KRAFTBEIFUTTER mit hohem Eisen¬ 
gehalt. 

Erhöht die Ausnützung des täglichen Futterquantums und macht 
weitere Zulagen überflüssig. Gibt den Tieren gutes Aussehen und 
glattes, glänzendes Haar. Ausgezeichnet als Kräftigungsmittel für 
Tiere, die durch große Anstrengungen oder schwere Krankheiten 
(Magen- oder Darmkatarrh, Brustseuche etc.) heruntergekommen sind. 

Elngefiihrt bei vielen Truppenteilen der deutschen Armee. 

Separatabdrücke einschlägiger Arbeiten und Gutachten hervor¬ 
ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf Wunsch 
gerne ab. 

Lingner-Werke Aktiengesellschaft. 
Dresden, Abteilung Ronorln-Werke. 


Die Stelle 

eines Assistenten an der ambulatorischen Klinik 

ist vom 1. Februar ab gegen eine Anfangsbesoldung von 1500 Mark 
neben freier Wohnung, Heizung und Beleuchtung zu besetzen. 

Bewerbungen sind unter Beifügung von Zeugnissen und eines 
Lebenslaufes an die Hochschulkanzlei einzusenden. 

Dresden, den 7. Januar 1914. 

Der Rektor der Königlichen Tierärztlichen Hochschule. 

Tierärztliche Praxis 

in der Nähe Münchens zu übernehmen gesucht. Offerten unter lOO 
an die Redaktion. 


Tierarzt 

1912 approbiert sucht per sofort Assistentenstelle bei einem Herrn 
Bezirkstierarzt. Offert, unter K. H. an die Exped. dieses Blattes. 






72 


Verzogen: Tierarzt Ludwig Gr über von Fürth als Markt¬ 
tierarzt nach Schussenried bei Ulm; Tierarzt Bruno Heinrich, 
wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Kaiser Wilhelm-Institut in 
Broraberg (Posen) als Schlachthoftierarzt nach Hamburg; Tierarzt 
Hermann Kibiger, Stuttgart nach Kandern (Baden); Dr. Erich 
Mögle, Gaildorf (Württemberg) nach Stuttgart. 

Promoviert: In Berlin von der Tierärztlichen Hochschule 
August Lanz, Veterinär im Dragoner-Regiment Nr. 6 in Mainz. 
In Leipzig von der durch Professoren der Tierärztlichen Hochschule 
Dresden verstärkten medizinischen Fakultät der Universität Ferdinand 
Hammerer,Gebweiler; GeorgKeyser,Loipzig-Gohlis(Sachsen); 
DetlefKo 11, Lerchenfeldt; Vaino M arjanen, Nadendal (Finnland); 
Hans Reim ers, Kiel; GeorgSteen, Segeberg; Ilans Wirsebing, 
Ochsenfurt. 



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Imlik.: Atem- und Brustbeschwerden der Pferde, ins¬ 
besondere Dämpfigkeit, Lungenemphysem, 
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chemischer und therapeut. Hinsicht vollständig 
identisch mit dem französischen Vergotinine. 

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Nr. 8711. 

Vertreter für Hamburg und Umgegend: 

Apotheke E. Niemitz, Hamburg, Georgsplatz gegenüber Haupthahnhof. 


Druck von .1. Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Ri egersche 
TJuiversitätsbuchhandlung, München, Odeonsplatz y 















(frälier: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilünnde nnd Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der Veterinärpolizei liehen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hock- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Oberregierungsrat Pröls, tierärztlicher 
Referent im Kgl. Staatsministerium des Innern, sowie des Landes* 
Ausschusses der tierärxtichen Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 27. Januar 1914. Nr. 4. 


Inhalt: Originalartikel. Krell: Beiträge zur klinischen Systematik und harna- 
nalytisehen Diagnostik der Nephritiden bei den Haustieren (Fortsetzung). — Wildt: 
Aus der Praxis: 1. Dfinndarminvaginatiou bei einem Fohlen. 2. Ein Fall von 
sehr frühzeitigen Wehen. 3. Ein Fall von Fremdkörperpneumonie infolge Ein¬ 
gusses einer Schtittelmixtur in die Lunge. 4. Echinococcen in der Lunge uud 
Leber einer Kuh. — Referate. Holterbaeh: Hilfsmittel zur Rotzdiagnose in der 
Praxis. Vergiftuug durch Insektenstiche. Eggeling: Vergiftung durch Platterbsen. 
Vergiftung von Schweinen mit Weizengriesfuttermehl. Sloan: Lachgas-Sauerstofl- 
anästhesie. über ein Heilmittel bei Verbrennungen. — Tierzucht und Tier¬ 
haltung. Seuehenhaftes Verwerfen bei Stuten. Das ostpreußische Privatgestüt 
Szirgupönen. Einfluß der Molkereigenossenschaften auf die Rindviehzucht. 
Experimentelle Beiträge zur Ernährung tierischer Säuglinge. Milchsekietion hei 
einer tragenden Kalbin. — Vers chi ede nes. Hofdienst Vereinswesen Bericht 
über die 3. Monatsversammlung des Vereines Münchener Tierärz e am 16. De¬ 
zember 1913. Militärveterinäre. Trichinenschau. Biologis hes Forschungsinstitut 
in Dahlem. Redakteur des Schweizer Archivs. Ein Tierarzt für das Ausland. 
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 10. Januar 1914. — Bücher¬ 
schau. — Personalien. 


Beiträge zur klinischen Systematik nnd harnanaly¬ 
tischen Diagnostik der Nephritiden bei den Hanstieren. 

Von Dr. med. vet. Theodor Krell z. Z. der Anfertigung dieser Arbeit 
I. Assistent an der med. Klinik der Tierärztlichen Hochschule in 

München. 

(Fortsetzung.) 

Eigene Untersuchungen. 

I. Technik. 

Nach Möglichkeit wurden für diese Arbeit, die das 
Produkt von ungefähr 2000 Harnuntersuchungen ist, nur 
solche Fälle ausgewählt, bei welchen durch den Exitus leta¬ 
lis die Sicherheit geboten war, die klinische Diagnose an 
Hand des Sektionsbefundes nachzuprüfen. Nur bei einigen 








74 


Fällen von akuter Nephritis, die klinisch ausheilten und 
damit eine irrtümliche Diagnose ausschlossen, und noch 
zwei anderen sehr prägnanten Nephritiden wurde von dieser 
Regel abgewichen. 

Die klinische Untersuchung befaßte sich mit einer 
genauen Feststellung des Status praesens sowie einer syste¬ 
matischen Harnuntersuchung, die bis zum letalen Ausgang, 
zur Tötung oder Ausheilung wenn möglich täglich vor¬ 
genommen wurde. 

Bei der Harnuntersuchung wurden folgende Kriterien 
als wichtig für die Diagnose der Nephritiden stets der Be¬ 
obachtung unterzogen: 

1. Farbe, Konsistenz, Durchsichtigkeit, spezifisches Ge¬ 
wicht, Reaktion; 

2. Quantität des Eiweißgehaltes; 

3. Menge und Aussehen des Sedimentes; 

4. Quantität und Qualität der Sedimentbestandteile, ins¬ 
besondere der organisierten, die aus der Niere stammen. 

Von einer Bestimmung der Harnmenge wurde gänz¬ 
lich abgesehen, da sie nicht nur im Klinikbetrieb, sondern 
auch in der Praxis sehr schwer festzustellen sein dürfte, 
und auch schon die übrigen Punkte eine genaue Diagnose 
typischer Fälle ermöglichen. Das spezifische Gewicht wurde 
mit dem überall gebräuchlichen Urometer festgestellt, aus¬ 
genommen einige Fälle, wo die sehr geringe Menge die Be¬ 
stimmung durch Wägung notwendig machte. Der quanti¬ 
tative Eiweißnachweis erfolgte mit dem Esbach’schen Albu¬ 
minimeter. 

Das Sediment wurde durch Ausschleudern mittels einer 
elektrischen Zentrifuge von 3500 Umdrehungen pro Minute 
gewonnen. Die Schwierigkeiten, die sich bei der mikro¬ 
skopischen Untersuchung zeigten, genau zu unterscheiden, 
ob man es mit ein- oder mehrkernigen Leukozyten, Lympho¬ 
zyten oder degenerierten Nierenepithelien zu tun hatte, so¬ 
wie welcher Art diese Degeneration war, ließen mich eine 
Reihe von Sedimentfärbungen versuchen, von denen ich die 
zwei brauchbarsten und vollständig ausreichenden in fol¬ 
gendem mitteile. Als vorteilhaft erwies sich vor allem die 
Methode, nicht auf dem Objektträger, sondern das Sediment 
als Ganzes im Zentrifugenglas zu färben. Wird in einigen 
Fällen, wo das Sediment sehr spärlich ist, durch Zugabe der 
Farbstofflösung dasselbe zu stark verdünnt, so kann durch 
nochmaliges Ausschleudern dieser Übelstand beseitigt wer¬ 
den. Die Sedimentfärbung im Glas ergibt nach kurzem Um¬ 
schütteln eine gleichmäßige Färbung des ganzen Boden- 



75 


Satzes, von dem man nun mit dem Glasstab einen Tropfen 
auf den Objektträger bringt, mit einem Deckgläschen be¬ 
deckt und dann betrachtet. So erhält man sehr schöne Bil¬ 
der von fettiger Degeneration der Zellen oder Zylinder, 
wenn man zu dem erhaltenen Sediment einige Tropfen 
Sudanlösung gibt, umschüttelt und mindestens eine Minute 
stehen läßt. Zur Färbung der Zylinder, sowie zur Kern¬ 
färbung der vorhandenen Zellen empfehle ich folgende Me¬ 
thode, die auch die Bakterien sichtbar macht, doch stets eine 
genaue Betrachtung vorher erfordert, da gewisse Krystalle, 
wie kohlensaurer Kalk, die Phosphate und Urate und die 
roten Blutkörperchen dabei gelöst bezw. unsichtbar ge¬ 
macht werden: Man gibt zum Sediment zwei Tropfen zehn- 
prozentiger Essigsäure und einen Tropfen Karholgentiana- 
violett (1 Teil Farbe, 2 Teile krystallisierte Karbolsäure, 
10 Teile absoluter Alkohol und 80—100 Teile Wasser) oder 
ein Vielfaches davon, je nach der Menge des zu färbenden 
Bodensatzes. Die Essigsäure läßt den Zellkern deutlich 
hervortreten, der durch den Farbstoff tiefblau gefärbt wird. 
Hyaline Zylinder werden homogen himmelblau, granulierte 
und Zellen im Zustande der Degeneration gleichmäßig ge¬ 
körnt tiefblau. In zweifelhaften Fällen empfiehlt es sich, 
bei beiden Färbungen die Ölimmersion zu Hilfe zu nehmen. 
Es ist mir hiedurch stets möglich geworden, die verschie¬ 
denen Zellarten genau auseinander zu halten, sowie auch 
wenig vorgeschrittene Degenerationsprozesse festzustellen. 

Wenn möglich, wurde von den erhaltenen Nieren, um 
jeder Zeit vergleichen und kontrollieren zu können, eine in 
Kaiserling’scher Flüssigkeit konserviert. Schöne Resultate 
erhielt ich nach folgender Zusammensetzung *): Kaiserling 
1: Formalin 200 ccm, Aqua 1000 ccm, Kalium nitricum 15 'g, 
Kalium aceticum 30 g. Nach 3—4-, teilweise 5 tägigem Ver¬ 
weilen kommen die Präparate in 80 %igen Alkohol, wo sie 
bleiben, bis sie ihre natürliche Farbe erhalten haben. Als 
Konservierungsflüssigkeit diente folgende Mischung: Aqua 
2000 ccm, Kalium aceticum 200 g, Glycerin 400 g. Hiebei 
erhielt man besonders farbgetreue Präparate, wenn die 
Nieren ganz eingelegt und erst nach Durchführung des 
ganzen Prozesses halbiert wurden. Auch durch Abschneiden 
der obersten Schicht der Schnittflächen wurden, wenn nur 
eine Hälfte zur Verfügung stand, gleich schöne Präparate 
gewonnen. 


*) Vircliow’s Archiv, B<1. 147, 1897, 



76 


Zur mikroskopischen Untersuchung der Nieren wur¬ 
den fast durchweg Parati'insehnitte angefertigt. Zum Härten 
der Nierenstiickchen zeigten sich Alkohol und Formalin am 
besten geeignet, während das von Vielen empfohlene Kochen 
Homogenisierung der Glomeruli ergab in Fällen, wo sie in 
den mit Alkohol gehärteten Präparaten nicht ersichtlich war. 

Sämtliche Schnitte wurden mit Hämalaun nach P. 
M a y r gefärbt, wobei als Kontrastfärbung Eosin benützt 
wurde, außerdem der Bindegewebsfärbung nach van 
G i s o n unterzogen. Bei einigen Nieren wurde außer¬ 
dem die Fettfärbung mit Sudan gemacht. 

II. Krankheitsfälle. 

A. Akute parenchymatöse Nephritis. Ausscheidungs¬ 
nephritis. 

1 . Fall: 

Apfelschimmelwallach, 8 Jahre alt. 

Patient ging zu mit der Anamnese, daß er sehr matt 
sei, kaum stehen könne und einen schwankenden Gang habe. 
Vor zwei Tagen war er an Kolik erkrankt, und mit Rizinus¬ 
öl und Morphium behandelt worden. 

Status p raesens: 

Körperbau und Konstitution kräftig. Ernährungs-Zu¬ 
stand gut. 

Haarkleid glatt und glänzend. Haut geschmeidig, keine 
rmfangsvermehrungen. 

Mastdarm temperatu r 39,1; Hauttemperatur gleich¬ 
mäßig verteilt. 

Lidbindehaut gelbrot, deutlich injiziert ; keine Schwel¬ 
lung, kein Ausfluß. 

Tuls 72 pro Minute, schwach, doch gleich- und 
regelmäßig, Herztöne rein, Herzschlag etwas pochend. 

Atembewegungen 44 pro Minute, mäßig angestrengt; 
exspiratorische Dispnoe, deutliches Afteratmen. Nasen- 
schleimhaut höher gerötet, schwacher, serös - schleimiger 
Ausfluß. Kehlgangslymphdriisen nicht geschwollen. Per¬ 
kussion ergibt überall vollen Schall, nur unten rechts etwas 
I tämpfung, die Auskultation angestrengtes Ycsikuläratmen ; 
unten rechts ist die Atmung etwas unterdrückt. 

Futteraufnahme mittelmäßig. Getränkeaufnahme nor¬ 
mal. Maulschleimhaut auf beiden Seiten am oberen zahn¬ 
losen Band verschiedentlich verletzt. In den aufliegenden 
Eiterbelägen wurde der Nekrose-Bazillus gefunden. Starke 
Zahnspitzen. 



Harn: Schmutzig-braun, dünnflüssig, trübe, 1025 
spezifisches Gewicht, stark sauer. 1 °/ 00 Eiweiß. Mikrosko¬ 
pisch zahllose granulierte Zylinder, die sich schon makro¬ 
skopisch als weißlich gelbe, 5—7 mm lange und 1 mm dicke 
Fädchen präsentieren. Einige kurze Epithelzylinder, deren 
Kerne sich undeutlich färben. Viel oxalsaurer Kalk. 

Motilität erheblich gestört, Patient geht schwankend 
im Vorder- und Hinterteil. 

Durch zwei Dosen Digitalispulver ä 7 g an zwei auf¬ 
einander folgenden Tagen war die Temperatur äm dritten 
Tage 38,5, der Puls 48 und der Harn, der ein spezifisches 
Gewicht von 1003 hatte (Harnflut), eiweißfrei und frei von 
organisierten Sedimenten. 

Der leichte Verlauf, die vorausgegangene Kolik, so¬ 
wie die bestehende leichte Lungenaffektion berechtigen, 
auch ohne Sektionsbefund, auf Grund der Harnanalyse 
lediglich eine akute Erkrankung des Nierenparenchyms an¬ 
zunehmen. 


2. Fall: 

Männlicher Pinsch, 1 Jahr alt. 

Patient hat seit Morgen des Einlieferungstages Er¬ 
brechen und blutigen Durchfall. 

Status praesens: 

Patient kann kaum mehr stehen, hält die Hinterfüße 
krampfartig gespreizt, den Schweif in die Höhe gestellt. 
Konstitution und Körperbau kräftig, Ernährungszustand 
ist gut. 

Haarkleid glatt und glänzend, Haut geschmeidig, Um¬ 
fangsvermehrungen nicht vorhanden. 

Mastdarmtemperatur 37,8, Haut fühlt sich überall 
kalt an. 

Die Konjunktiven sind blaßrosa, ohne Schwellung und 
Ausfluß. 

Puls 160 pro Minute, äußerst klein und schwach; 
Herztöne ebenfalls schwach, doch rein. 

Atmungsapparat intakt. 

Futteraufnahme verweigert, ebenso Wasser, öfteres 
PJrbreehen einer grünlichen Flüssigkeit, blutige Darm-Ent¬ 
leerungen. 

Harn: Mittels Katheter werden 20 ccm Harn er¬ 
halten. Er ist dünnflüssig, durch eorpuskuläre Elemente ge¬ 
trübt: spezifisches Gewicht 1010, Reaktion stark sauer. Ei¬ 
weiß l°/ 00 , Spuren von Gallefarbstoff. Sediment gering: 
Stückchen von schwach gelb gefärbten granulierten Zy¬ 
lindern in mäßiger Menge, einzelne Haufen von Tubulus- 



78 


epithelien in vorgeschrittenem Degenerationszustand, viel 
körniger Detritus. 

Während der Nacht starb das Tier. 

Die Sektion ergab eine blutige Magendarmentzün¬ 
dung.' 

Nieren: Ziemlich blutreich, Schnittfläche 57mm lang, 
Rinde 7—8 mm breit, ganze Schnittfläche dunkelrot. Von den 
drei Schichten ist die erste dunkelbraunrot, die beiden andern 
dunkelfleischrot, zwischen den beiden inneren ein dunklerer 
Streif. Kapsel erschwert, an zwei bis drei Stellen nur mit 
Substanzverlust abziehbar. Oberfläche dunkel graurot mit 
eingesprengten kleinsten weißen Fleckchen. Mikroskopisch 
zeigte sich geringgradige Zellablösung in den Tubulis, da¬ 
selbst Detritus und Zellfragmente. Die Epithelien sind viel¬ 
fach gequollen, ihre Grenzen verwischt und lassen den Kern 
weniger gut erkennen. An einigen Stellen ganz minimale, 
zellige Infiltration,- mäßige Erweiterung der Blutgefäße. 

Diagnose: Akute parenchymatöse, hier toxische Ne¬ 
phritis, verursacht durch die Ausscheidung der vom Darm 
kommenden Noxen, sowie des Gallefarbstoffs, mit ganz ge¬ 
ringgradiger Beteiligung des Interstitiums, Übergang zur 
diffusen Entzündung. 

B. Akute diffuse Nephritis. 

3. Fall: 

Braune Stute, 8 Jahre alt. 

Patient ist vor 4 Wochen nach starkem Schwitzen 
ins Wasser gefallen. Zeigt seit dieser Zeit Mattigkeit und 
ödem an der Vorderbrust. 

Status praesens: 

(Konnte nur unvollkommen aufgenommen werden, da 
Patient nicht mehr stehen konnte und eine Stunde nach 
Einlieferung in die Klinik erschossen wurde.) 

Patient liegt auf der linken Seite, zuweilen mit den 
Füßen schlagend. Beim Versuche aufzustehen, fällt er jedes¬ 
mal wieder zu Boden. Ernährungszustand mittelmäßig. 

Haarkleid glatt, doch glanzlos; Haut geschmeidig. An 
der Vorderbrust derbe, nicht schmerzhafte, Fingereindrücke 
hinterlassende Anschwellung: sie ist 30 cm lang, 20 cm breit 
und ungefähr 10 cm hoch. 

Lidbindehaut stark gerötet, etwas geschwollen. Kein 
Ausfluß. 

Puls 100, gleich- und regelmäßig, klein und schwach. 
Herztöne rein, stark pochend. 

Befund am Respirationstraktus negativ. 



79 


Maulschleimhaut äußerst blaß; der Digestionsapparat 
konnte wegen der starken Unruhe nicht weiter untersucht 
werden. 

Harn: Beim Versuch, das Tier zu katheterisieren, 
wird Harn spontan entleert. Er ist trüb, fadenziehend, Ge¬ 
ruch wegen Kotbeimengung unbestimmbar; spezifisches 
Gewicht 1020, Reaktion stark sauer. Eiweiß 2 °/ 00 , Spuren 
von Gallefarbstoff. . Sediment spärlich. Viele polymorph¬ 
kernige Leukozyten, viele Tubulus- und einige Glomerulus- 
epithelien, einzelne aus dem Nierenbecken; sämtliche ge¬ 
körnt, sich fast gleichmäßig färbend. 

Die Sektion ergab eine Hepatitis chronica interstitia- 
lis hypertrophica (Gewicht 33 Pfund), Splenitis hyper- 
plastica follicularis (18 Pfund), Nephritis acuta diffusa (Ge¬ 
wicht einer jeden 4 Pfund). 

Nieren: Vergrößert, stärker durchfeuchtet, die 
Kapsel leicht abziehbar. Schnittfläche graurot, die drei 
Schichten gut unterscheidbar. Oberfläche von zahllosen 
hirsekorngroßen, roten Pünktchen durchsetzt. Mikrosko¬ 
pisch zeigt sich starke Epithelablösung in den Tnbulis, ge¬ 
ringgradige in den gewundenen Harnkanälchen. Fast alle 
Kanälchen sind mit feinkörnigem Detritus und Zellfrag¬ 
menten angefüllt. Deutliche kleinzellige Infiltration im 
Interstitium und in der Umgebung einiger Glomeruli. 

Die genaue Ätiologie dieser generellen kryptogeneti¬ 
schen Infektion blieb unaufgeklärt. 

4. Fall: 

Stutfohlen, hellbraun, 1 Jahr alt. 

Patient ging zu mit der Anamnese, daß es druse- 
krank sei. 

Status praesens: 

Körperbau und Konstitution kräftig, Ernährungs¬ 
zustand mittelmäßig. 

Haarkleid auf gebürstet und glanzlos, Cutis etwas 
derb. Im Bereiche der Kaumuskeln Umfangsvermehrung, 
die durch die Schwellung der sich bretthart anfühlenden 
Masseteren entstanden ist. Die Haut in ihrer ganzen Aus¬ 
dehnung hat einen deutlichen urinösen Geruch, wie in 
schlecht gehaltenen Kleinkinderstuben, was sich sofort beim 
Betreten des Stalles bemerkbar macht. 

Mastdarmtemperatur 38,4, Hauttemperatur gleich¬ 
mäßig verteilt. Puls 72 pro Minute, mittelkräftig, gleich- 
und regelmäßig, Herztöne rein. 

Atmungsapparat intakt; lü Atemzüge. 



80 


Futteraufnahme, sowie Abschlucken des Wassers stark 
behindert. Das Maul kann kaum geöffnet werden. Bei 
Freßversuchen werden Wickel gemacht und wieder fallen 
gelassen. Die Kaumuskeln sind bretthart, vermehrt warm 
und etwas schmerzhaft, der Kopf wird gerade gehalten. 

Ham: Erst am dritten Tage (Temperatur 39,4, Puls 
100, Atmung 36) erhalten. 

Rostbraun, undurchsichtig, nicht fadenziehend; spezi¬ 
fisches Gewicht 1025, Reaktion neutral. 4 °/oo Eiweiß, deut¬ 
liche Blutfarbstoffreaktion (Terpentinöl und Guajaktink- 
tur). Sediment sehr reichlich, hyaline, granulierte und 
viele Hämoglobinzylinder, degenerierte Nierenepithelien, 
sehr viel Detritus, Zellfragmente und Blutfarbstoff in 
Schollen. 

Diagnose: Myositis der Kaumuskeln, Hämoglobin- 
ämie und Hämoglobinurie, akute diffuse Nephritis toxischer 
Natur. 

Patient kam nicht frühzeitig genug zur Sektion, doch 
konnte auch ohne diese mit Sicherheit das Vorhandensein 
einer diffusen Entzündung konstatiert werden. 

5. Fall: 

Irischer Setter, weiblich, 5 Jahre alt. 

Patient soll seit drei Tagen Erbrechen und Ver¬ 
stopfung haben. 

Status praesens: 

Patient hält den Rücken etwas gekrümmt, läßt den 
Schweif hängen und zeigt einen müden Gang; steht, sehr 
ungerne auf. Ernährungszustand gut, Körperbau kräftig, 
Temperament stark gedrückt. 

Haarkleid glatt und glänzend, Cutis geschmeidig. Um¬ 
fangsvermehrungen nicht vorhanden. 

Lidbindehaut schmutzigrot, nicht geschwollen, beider¬ 
seits seröser Ausfluß. 

Mastdarm-Temperatur 39,3, Haut gleich mäßig tem¬ 
periert. 

Puls 140 pro Minute, gleich- und regelmäßig, mittel¬ 
kräftig, Herztöne rein. 

Atmungsapparat intakt, 25 Atemzüge pro Minute. 

Futteraufnahme nahezu vollständig sistiert, Getränke¬ 
aufnahme vermehrt, Erbrechen selten. Die Palpation des 
Hinterleibs läßt geringgradige Schmerzen in der Nieren¬ 
gegend erkennen. 

Harn: Anscheinend vermindert, schmutzig olivgrün, 
vollständig undurchsichtig, dünnflüssig; spezifisches Ge- 



81 


wicht 1052, Reaktion sauer. Eiweiß 1,3 % (!). Etwas .Galle¬ 
farbstoff, kein Blutfarbstoff. Mikroskopisch sehr viele Fett- 
körnchenzylinder, fettig degenerierte Epithelien, hauptsäch¬ 
lich aus den Harnkanälchen, einzelne polymorphkernige 
Leukozyten. 

Diagnose: Akute diffuse Nephritis auf der Höhe 
der Erkrankung. 

Die Hündin war drei Wochen an der Klinik, sie wurde 
der Hauptsache nach behandelt mit Helmitol und Digitalis, 
mit dieser in Form des Infuses nach folgender Zusammen¬ 
setzung : Inf. fol. Digital. 1,5: 150,0, Liqu. Kal. a«etic. et 
Succ. Junip. inspissat. aa 15,0. Die Nahrung bestand aus 
wenig rohem ungewürztem Fleisch, sonst Milch und Milch¬ 
reis. Vom ersten Tage ab sank die Temperatur konstant bis 
zum fünften, von wo ab sie sich auf einer Höhe von 38,0 
bis 38,4 hielt. Der Puls stieg bis zum sechsten Tage auf 
180 pro Minute, was zweimal eine Einspritzung von Ol. 
camph. forte 4,0 notwendig machte. Von da ab sank er 
schon am achten Tage auf 100 und blieb es mit geringen 
Schwankungen bis zur Heilung. Der Harn zeigte am 
zweiten Beobachtungstage. eine bereits hellere Farbe und 
war etwas klarer. Das spezifische Gewicht war auf 1028, 
der Eiw’eißgehalt auf 2 °/ 00 gesunken. Mikroskopisch -waren 
noch viele Fettkörnchenzylinder, degenerierte Epithelien 
und freies Fett zu finden. Am dritten Tage war das spezi¬ 
fische Gewicht 1025, der Eiweißgehalt 1 °/oo> am vierten 
wieder 1033 und i/kVoo- Zellen und Zylinder wurden spär¬ 
licher. Unter fortwährendem Fallen des spezifischen Ge¬ 
wichtes und Eiweißgehaltes zeigte der Harn in der dritten 
Woche ein spezifisches Gewicht von 1010 und gänzliches 
Freisein von Eiweiß. Konform mit diesem Zurückgehen 
verminderten sich auch Zellen und Zylinder, so daß in der 
letzten Woche nur noch etwas freies Fett im Harn, ent¬ 
halten war. Am Ende der dritten Woche wurde die Pa¬ 
tientin als geheilt entlassen. (Fortsetzung folgt.) 


Ans der Praxis. 

Von Tierarzt R. Wildt in Schwaben. 

1. Dünndarminvagination bei einem 

Fohlen. 

Bei einem 4 Monat, alten Fohlen, das an den Erschei¬ 
nungen einer schweren Verstopfungskolik erkrankt war, 
blieb jegliche Behandlung erfolglos. Die Sektion — der 


82 


Tod des Tieres erfolgte 48 Stunden nach Auftreten der 
ersten Krankheitserscheinungen unter den Anzeichen einer 
Sepsis — ergab: Ein Dünndarmabschnitt, der blaurot, sul- 
zig verquollen war, war in einer Länge von ca. 30 cm in den 
vorhergehenden Teil eingestülpt. — Im Lumen fand sich 
wenig blutig inhibierter schleimiger Kot, in der Bauch¬ 
höhle blutig seriöses Exsudat. Vermutliche Ursache der 
Invagination: In Menge Vorgefundene Askariden. 

2. Ein Fall von frühzeitigen Wehen. 

Eine 5jährige Simmenthalerkuh zeigte bereits in der 
37. Woche der Gravidität sehr starke Wehen, verbunden 
mit Appetitlosigkeit. Die Untersuchung ergab geschlos¬ 
senen Muttermund, per rectum konnte kein pathologischer 
Zustand des Uterus festgestellt werden. Auch sonst konn¬ 
ten Ursachen der Wehentätigkeit nicht konstatiert werden. 
Nach Verabreichung von Chloralhydrat - Klystieren si- 
stierten die Wehen, und nach Ablauf von 2i/> Wochen 
kam ein gesundes, normal entwickeltes Kalb zur Welt. Im 
Uterus konnte jetzt eine ziemlich große, harte Neubildung 
(wahrscheinlich ein Myom?) nachgewiesen werden. 

3. Ein Fall von Fremdkörperpneumonie in¬ 
folge Eingusses einer Schüttelmixtur in 

die Lunge. 

Zur Behebung einer Kolik wurde von dem Pfuscher 
ein Einguß gemacht. Die Koliksymptome ließen darauf¬ 
hin nach, das Tier blieb aber vollkommen appetitlos. Die 
Untersuchung ergab Feststellung einer herdförfhigen Pneu¬ 
monie. Übler Geruch der Expirationsluft sowie Ausfluß 
von stinkendem graugrünen Sekret aus den beiden Nasen¬ 
löchern, bei Auskultation Wahrnehmung starker Rassel¬ 
geräusche, Fieber bis 41 Grad. Behandlung: erfolglos. 
Nach 8 Tagen verendete das Tier. Die Sektion ergab die 
typischen Erscheinungen der Pneumonia gangraenosa, be¬ 
dingt durch mit dem Einguß in die Lunge gekommene 
Pflanzenpulver. 

4. Echinococcen in der Lu n ge und Leber 

einer Kuh. 

Eine Kuh, die trotz großer Freßlust auffallend ab¬ 
magerte, zeigte Symptome, die den Besitzer Perlsucht ver¬ 
muten ließen. Die Untersuchung ergab: Temperatur nor¬ 
mal, Puls schwach; Perkussion stellenweise tympanitischer 



Ton, Auskultation beiderseits quietschendes, zum Teil 
pfeifendes Atmen. Dazu bestand hochgradige Atem-Be¬ 
schwerde, verbunden mit auffallend häufigem, sehr leisem 
Husten, intensive Gelbfärbung der sichtbaren Schleim¬ 
häute. Nach der Schlachtung ergab die Fleischbeschau: 
Lunge dicht besetzt mit Echinococcen, ca. 21 kg schwer. 
Ebenso war die Leber mit zahlreichen Blasen besetzt. 


Referate. 

H. Holterbach -München-Gern: Hilfsmittel zur 
Rotzdiagnose in der Praxis. (Österreich. Wochenschrift für 
Tierheilkunde, 1913, Nr. 42.) 

Das Washingtoner Gesundheitsamt befaßt sich in einem 
Zirkular eingehend mit obiger Frage. Dasselbe enthält auch 
für unsere Praktiker interessante Beobachtungen hinsicht¬ 
lich der Untersuchung von latenten Kotzfällen und bespricht 
folgende Methoden: 

1. Autoinokulation. Das verdächtige Pferd wird 
kutan mit seinem eigenen Nasen- oder Augenausfluß ge¬ 
impft. Waren die geimpften Pferde gesund oder enthielt 
der betreffende Ausfluß zufällig keine Rotzbazillen, so heilte 
die Wunde ohne Fiebererscheinung ab, andernfalls erfolgte 
zwischen dem 1.—5. Tage eine Temperaturerhöhung und 
es entwickelten sich Rotzsymptome. 

Bei positivem Ausfall der Impfung sind bestehende 
Zweifel gelöst, dagegen läßt sich bei negativem noch nicht 
mit Sicherheit behaupten, daß das Pferd rotzfrei ist. 

2. Exstirpation der Submaxillaris. Dieses 
Verfahren ist wertlos, da in zwei Fällen im Eiter der ge¬ 
schwollenen Drüsen keine Rotzbazillen festgestellt werden 
konnten, obwohl durch die Sektion einwandfrei das Vor¬ 
handensein von Rotz nachgewiesen wurde. 

3. Impfung von Meerschweinchen. Not¬ 
wendig sind 2—3 männliche Meerschweinchen. Bei intra- 
l>eritonealer Impfung findet man nach 3—4 Tagen typische 
Rotzveränderungen, falls im Impfmaterial Rotzbazillen vor¬ 
handen waren, insbesondere an den Hoden. 

4. M a 11 e i n i m p f u n g. a) Die subkutane Impfung. 
Von 6870 geimpften Pferden ergab das Mallein in 89 % 
eine genaue Reaktion, ein Erfolg, der diese Anwendung 
in praxi rechtfertigt. — b) Ophthalmoreaktion. Trotz guter 
Resultate wäre es verfrüht, diese Methode der vorigen vor¬ 
zuziehen. Mit dem nach Pasteur hergestellten Mallein 



84 


brüte waren von 32 Pferden, die eine positive Reaktion 
zeigten, 31 rotzkrank. Nur die eiterige Sekretion gilt 
als positive Reaktion. Nachteile dabei sind, daß auch bös¬ 
willige Absicht an den Augen eine Eiterung erzeugen kann, 
welche die Diagnose ungewiß machen könnte. — c) Kutan¬ 
reaktion. Dieses Hilfsmittel ist für die praktische Diagnose 
nicht empfehlenswert. 

Vergiftung durch Insektenstiche. (Veröffentlichungen 
aus dem Jahresberichte der beamteten Tierärzte Preußens 
für das Jahr 1911.) 

Im Kreise Neustadt (Hannover) kamen im Jahre 1911 
während des Weideganges zahlreiche Erkrankungen von 
Rindern infolge Stiches der Simulia ornata vor. Das ge¬ 
fährdete Gebiet lag an oder in der Nähe der Leine. 

Die erkrankten Tiere zeigten plötzliches Versagen des 
Futters, schwankenden Gang; am Kehlgange, Halse, arn 
Euter und an der Innenfläche der Schenkel traten weiche, 
schmerzhafte, vermehrt warme Anschwellungen auf; bei 
einzelnen wurde blutiger Nasenausfluß wahrgenommen. Von 
60 Fällen verliefen 33 tödlich. 

Einzelne Tiere verendeten schon nach 1—2 ständiger 
Krankheitsdauer, andere erst nach 24—36 Stunden. Die 
Sektion ergab starke Durchfeuchtung der Haut und Unter¬ 
haut an den geschwollenen Körperstellen, punktförmige 
Blutungen in der schwarzrot gefärbten Muskulatur, seröse 
Ergüsse in die Brust- und Bauchhöhle, sowie in den Herz¬ 
beutel, punktförmige Blutungen unter dem serösen Über¬ 
zug der Brust und Bauchhöhle, sowie am Endo- und Epi- 
kard, ferner Trübung der Leber und Nieren. Die Milz war 
entweder unverändert oder geschwollen. In dem schwarz- 
rot gefärbten Herzmuskel sah man punktförmige Blu¬ 
tungen. Die Herzkammern waren prall mit schwarzrotem, 
schlecht geronnenem Blute gefüllt. 

Nach der Notschlachtung verfärbte sich das Fleisch 
alsbald, wurde dunkel bis schwarz, nahm eine wässerige Be¬ 
schaffenheit an und ging leicht in Fäulnis über. 

ZurVorbeugung wurden die wenigen behaarten Körper¬ 
stellen der Tiere mit Lysol-Kreolin-Alaunwasser befeuchtet, 
ferner kamen Wienerteer und Franzosenöl — angeblich 
mit gutem Erfolge — in Anwendung. Bereits erkrankten 
Tieren wurden Herzmittel in der Form von Kaffee, Rum 
oder Kognak oder subkutane Injektionen von Coffein ver¬ 
ordnet. 



85 


Prof. Eggeling: Vergiftung durch Platterbsen. 

(V eröffentlichungen aus den Jahresberichten der beamteten 
Tierärzte Preußens für das Jahr 1911.) 

Geh. Regierungsrat Prof. Eggeling beobachtete in 
mehreren großen Pferdebeständen in Berlin und Vororten 
der Stadt nach Fütterung von Platterbsen Vergiftungen. 

Eine Firma in Berlin hatte einen großen Posten dieser 
Erbsen bezogen und teils direkt, teils durch Zwischenhänd¬ 
ler abgegeben. Die Erbsen waren an schwere Arbeitspferde 
in Gaben von 3—4 Pfund pro Tag und Stück gefüttert 
worden. Erst 3—4 Wochen nach Beginn der Fütterung 
stellten sich bei einzelnen Pferden Krankheitserscheinungen 
ein, die sich durch Kreuzschwäche, Kreuzlahme und Kehl¬ 
kopfpfeifen äußerten. In einzelnen Fällen wurden die 
Kreuzlähme und Atemnot so hochgradig, daß” die Tiere 
nicht mehr zur Arbeit benützt werden konnten. 


Vergiftung von Schweinen mit Weizengriesfutter¬ 
mehl. (Sächsischer Jahresbericht 1912.) 

Tierarzt K e n g e sandte an die Abteilung zur Er¬ 
forschung schädlicher Futtermittel an der Tierärztlichen 
Hochschule Dresden sogenanntes Weizengriesfuttermehl 
zur Untersuchung. Schweine, welche dieses Futtermittel 
erhalten hatten, zeigten Taumeln, Raserei, Schreien und 
verendeten. Der Einsender hatte bereits aus Anamnese und 
Sektionsbefund auf mykotische Darmentzündung als Todes¬ 
ursache, verursacht durch das genannte Futtermittel, ge¬ 
schlossen. Die Untersuchung ergab, daß der Tod der Tiere 
tatsächlich auf vollständige Verderbnis des Futtermittels 
durch Schimmelpilze zurückzuführen war. Dies zeigte schon 
der Geruch und die klumpige Beschaffenheit des Weizen- 
griesfuttermehles an. Die hauptsächlichsten Schimmelpilze 
in dem Futtermittel waren Eurotium und Mucor racemosus. 


S 1 o a n-Cleveland: Lachgas-Sauerstoffanästhesie. (Zen¬ 
tralblatt für Gynäkologie, Nr. 2, 1914.) 

Verfasser hatte bei Anwendung der Lachgas-Sauerstoff¬ 
anästhesie bei 20 000 Narkosen keinen Todesfall zu ver¬ 
zeichnen. Er hält auch aus theoretischen Gründen diese 
Narkose für die gefahrloseste. Seine narkotische Wirkung 
beruht ausschließlich auf Beeinflussung der Gehirnzellen 
durch Sauerstoff, während der Äther, der dem Lachgas an 
Gefahrlosig-keit am nächsten steht, durch Lösung der Ge¬ 
hirnlipoide wirkt, dabei aber noch eine ganze Zahl anderer 



86 


lebenswichtiger Stoffe (Lezithin, Fette) und Organe (Niere, 
Leber) tangiert. Weitere klinische Vorzüge des Lachgases 
sind nach S 1 o a n das Fehlen der Exzitationserscheinungen, 
nur schwache Nachwirkungen nach dein Erwachen, keine 
Pneumonien usw. 

Über ein Heilmittel bei Verbrennungen. 

Unter der Rubrik therapeutische Notizen 4 wird in 
Nr. 52, 1913, der „Münch. Medizin. Wochenschrift“ die Soda 
als Heilmittel bei Verbrennungen empfohlen, über die Art 
der Anwendung sagt die Notiz: Man nimmt sofort einen 
Kristall-Soda, taucht ihn in Wasser und bestreicht damit 
einigemale die gebrannte Stelle. Die Wirkung ist frappie¬ 
rend; der Schmerz hört nach kürzester Zeit, oft momentan 
auf. Bei Verbrennungen zweiten und dritten Grades dürfte 
es sich vielleicht empfehlen, Kompressen mit 10%iger Soda¬ 
lösung aufzulegen: auch alsZusatz zum permanentenWasser- 
bad wäre Soda zu versuchen. Rechtzeitig, d. h. sofort ange¬ 
wandt, scheint sie sogar die Blasenbildung zu verhüten; in 
einem Falle wenigstens blieb die mit Sicherheit erwartete 
Blase nach Verbrühuug der Hand mit heißem, eben vom 
Herde genommenen Fette aus. Wie die Wirkung zustande 
kommt, ist zur Zeit noch nicht bekannt. A. 


Tierzucht and Tierhaitang. 

Seuchenhaftes Verwerfen bei Stuten. 

Oberveterinärinspektor T a t r e y berichtet im „Alla- 
torvosi Lapok“ über seuchenhaftes Verwerfen in einem 
größeren Gestüte. Vor dem Abortus zeigten einzelne Stuten 
Schwellung der Schamlippen und der Scheidenschleimhaut, 
an welcher vereinzelte rötliche, bis hirsekorngroße Knötchen 
beobachtet werden konnten: außerdem bestand grau-gelb¬ 
licher Scheidenausfluß. In den anderen Fällen trat das Ver¬ 
werfen unvermittelt ohne Vorboten ein. Die hyperämisehen 
Eihäute zeigten einen bernsteingelben, durehseheinenden, 
schleierartigen Überzug, ebenso der Nabelstrang. An der 
Diinndannserosa, besonders aber am Herzbeutel, sah inan 
ein ähnliches Exsudat, ln der Bauchhöhle der Föten hatte 
sich grau-rötliches Serum angesammelt. I )ie bakteriologische 
Untersuchung ergab nichts Positives. 

Bei der Bekämpfung erwies sich das nachstehende 
Verfahren von Erfolg: Absonderung der über 2 Monate 
tragenden Stuten nach vorheriger Reinigung der Haut und 




87 


der Hufe und Desinfektion der letzteren; wöchentlich ein¬ 
malige Desinfektion des Stalles; täglich einmalige Beriese¬ 
lung der Schamgegend und des Schweifgrundes mit 1 %iger 
Lysollösung; wöchentlich einmalige subkutane Injektion 
von 10 ccm einer 2 %igen Karbolsäurelösung; lokale Be¬ 
handlung der Geschlechtsorgane nach dem Verwerfen mit 
1/4—l%iger Lysollösung bis zum Verschwinden des Scbeiden- 
ausflusses; Ausschluß der Stuten von der Zucht während 
der Dauer von zwei Monaten von ihrer vollständigen Ge¬ 
nesung an gerechnet. (Illustr. landwirtschaftliche Zeitung, 
Nr. 81, 1913.) 

Das ostpreußische Privatgestüt Szirgupönen. 

Das Gestüt Szirgupönen in Ostpreußen wird aufgelöst. 
Das Gestüt, eines der bedeutendsten Privatgestüte Ost¬ 
preußens, liegt in der Nähe von Trakehnen. Wenn ich mich 
nicht täusche, grenzt es an das Vorwerk Guddin an. Der 
Typ der Pferde des Gestütes ist derjenige des Trakehner 
Pferdes. Die Privatgestüte Szirgupönen und Weedern 
waren früher im Besitz des Herrn N e u m a n n, gingen 
nach dessen Tod in den Besitz der Witwe des Herrn von 
Neumann über. Gegenwärtig ist das Gestüt Szirgupönen 
Eigentum einer Tochter der Frau Neumann, Frau von 
Schönfels, während das Gestüt Weedern in den Besitz 
des Gemahls der anderen Tochter, des Herrn von Zitze- 
w i t z, überging. 

Die Zeitschrift „Der Pferdefreund“ erklärt, daß die 
Aufhebung von Szirgupönen als sehr bedauerlich bezeichnet 
werden müsse, da es dem preußischen Staate in dessen ost- 
preußische Landgestüte jahrzehntelang viele hervorragende 
Landbeschäler geliefert habe. 

Einfluß der Molkereigenossenschaften auf die Rindvieh¬ 
zucht. 

Das „Milchwirtschaftl. Zentralblatt“ bringt in Heft 23, 
1913, den Nachrichten desVerbandes •hannoveranischer land¬ 
wirtschaftlicher Genossenschaften entnommene Ausfüh¬ 
rungen über den Einfluß der Molkereigenossenschaften auf 
die Kindviehzucht, ln denselben wird im wesentlichen das 
Folgende betont: Durch Zentralisation der Verarbeitung 
der Milch werden Arbeitskräfte gespart, die Butterausbeute 
wird erhöht und die Butter in besserer, gleichmäßiger Be¬ 
schaffenheit auf den Markt gebracht. Diese Umstände er¬ 
höhen die Rentabilität der Rindviehzucht. Da die Milch in 



88 


den meisten Molkereien nach Fettgehalt bezahlt wird, be¬ 
steht das Bestreben der Genossen möglichst gehaltreiche 
Milch zu produzieren, was sorgfältige Fütterung, Verwen¬ 
dung von Kraftfuttermitteln, Ausführung von Probe-Mel¬ 
kungen, Fahndung nach den besten Markttieren, Beachtung 
der Abstammung der Tiere von milchreichen Muttertieren 
zur Folge hat, wodurch die Förderung der Rindviehzucht 
erzielt wird. Diese wird ferner durch gesundheitsgemäße 
Haltung und Pflege der Tiere gefördert. 

Zum Schlüsse wird das folgende Urteil des Professors 
Dr. Hansen angeführt: ,,Wer mit offenen Augen die Ent¬ 
wicklung unserer Viehzucht verfolgt, kann keinen Zweifel 
haben, daß unsere Viehzucht in Quantität und Qualität 
Fortschritte gemacht hat. Ich behaupte, daß diese Fort¬ 
schritte nicht trotz der Molkereien, sondern im wesentlichen 
gerade mit Hilfe derselben entstanden sind und wenn Mol¬ 
kereien heute noch nicht bestünden, so müßten wir sie mit 
allen Mitteln zu gründen suchen.“ 


Experimentelle Beiträge zur Ernährung tierischer 

Säuglinge. 

Verf. stellte mit Säuglingen von Rindern, Ziegen, 
Schafen, Kaninchen und Meerschweinchen Versuche über 
Fragen der Ernährung mit Arteigener und Artfremder Milch, 
dann mit roher und gekochter Milch an. 

Die Ergebnisse der Versuche faßt er in folgende 
Schlußsätze zusammen : 

1. Bei der Aufzucht tierischer Säuglinge ist Arteigene 
Milch vorteilhafter als Artfremde. 

2. Der Nutzeffekt der Muttermilch ist beim Saugen 
größer als bei künstlicher Darreichung. 

3. Die Arteigene Milch ist in rohem Zustand bekömm¬ 
licher als in gekochtem. 

4. Ist die Ernährung mit Artfremder Milch erforderlich, 
so ist ratsam, diese nur gekocht zu verabreichen. 

(Tierarzt Dr. Schnape, Inauguraldissertation aus dem zoo- 
technischen Institut der Tierärztlichen Hochschule Dresden.) 

Milchsekretion bei einer tragenden Kalbin. 

Kreistierarzt Dr. Oelkers in Wittingen beobachtete 
bei einem Jungrinde nach Ablauf der halben Tragezeit ein 
Euterödem bei Milchsekretion an sämtlichen 4 Vierteln. 
Das Tier wurde gemolken und gab fast 3 Monate lang täg¬ 
lich 5 Liter Milch. Ende des 7. Monats der Trächtigkeit 



89 


trat Verkalben ein. (Veröffentlichungen aus den Jahres¬ 
berichten der beamteten Tierärzte Preußens für das Jahr 
1911.) A. 


Verschiedenes. 

Hofdienst. 

Der Kgl. Hofstabsveterinär Wagenheuser in Rohrenfeld 
wurde mit der Leitung des Kgl. Hofgestütes Rohrenfeld betraut und 
zum Kgl. Hof-Veterinär ernannt. 


Vereinswesen. 

Am 1. November 1913 wurde in Würzburg ein Verein prakt. 
Tierärzte in Unterfranken gegründet, dem der größte Teil der in 
Unterfranken ansässigen prakt. Tierärzte beigetreten ist. 


Bericht über die 3. Monatsversammlung des Vereines 
Münchener Tierärzte am 16. Dezember 1913. 

Die Versammlung wurde um 8 1 /* Uhr durch den Vorsitzenden 
eröffnet, der nach einer kurzen Begrüßung der Mitglieder und Gäste 
— es waren 28 Tierärzte anwesend — zur Tagesordnung überging 
und den Geheimen Hofrat Professor Dr. M. Albrecht ersuchte, den 
angekündigten Vortrag: „Kurze Mitteilungen über die Ergebnisse 
einiger Versuche“ zu halten. 

Der Vortragende berichtete zuerst über Versuche mit dem 
Hypophysen-Extrakt „Pituitrin“. Er behandelte hier zunächst in 
Kürze das Kapitel: Innere Sekretion und daran schließend das Ver¬ 
halten der Hypophyse des Gehirns bei der Gravidität, besprach dann 
die hauptsächlichsten Erscheinungen der Literatur auf dem Gebiete 
der humanmedizinischen und tierärztlichen Literatur über die Ergeb¬ 
nisse der Anwendung von Hypophysenextrakten zur Erzeugung von 
Wehen usw. 

Hierauf berichtete er über von ihm bei 9 Hunden und einer 
Katze angestellte Versuchen mit Pituitrin, deren Ergebnisse im 
Allgemeinen mit den in der Humangynaekologie gemachten Beob¬ 
achtungen übereinstimmen. 

Es handelte sich bei den Versuchen um Partustiere, bei 
welchen die Geburt wegen Wehenmangel nicht zustande kam. Bei 
6 Hündinnen und der Katze traten nach subkutaner Injektion von 
Pituitrin Wehen ein. 

In zweiter Linie berichtete der Vortragende über Versuche 
mit Sennatin, einem Extrakte, aus den Sennesblättern, welches die 
wirksamen Bestandteile derselben enthält. 

Es wurde beim Menschen und bei Pferden mittelst subkutaner 
und intramuskulärer Injektion des Sennatins Steigerung der Peri¬ 
staltik hervorgerufen, sodaß sich die Anwendung des Mittels bei 
träger Tätigkeit des Verdauungsapparates von Tieren, bei welchen 
man die Verwendung von Medikamenten per os vermeiden will, 
B. bei hochtragenden Partustieren, empfehlen dürfte. 

Injektionen der vorgeschriebenen Dosen Sennatin ergaben 
bei zwei Kühen tatsächlich eine Steigerung der Peristaltik und des 



90 


Wanstgeräusches, desgleichen bei einer von zwei Versuchsziegen 
und bei einer von zwei Versuohshunden. Eine Steigerung der Darm- 
sekretion bezw. der Dannentleerung trat nicht ein. 

Nacli Anwendung von Yohimbin, welchem Cevadin, ein Bestand¬ 
teil des Veratrins, beigegeben worden war, traten Vergiftungen bei 
Hunden ein, über welche der Vortragende früher in der Münchener 
Tierärztl. Wochenschrift berichtet hatte. 

Da von mehreren Seiten die Vermutung bestand, daß auch 
das gegen Impotenz in der Hundezucht verwendete Yohimvetol giftige 
Wirkungen haben könnte, wurde der Vortragende von der chemischen 
Fabrik Güstrow ersucht, hierauf bezügliche Versuche anzustellen. 
Diese führten zu dem Resultate, daß langandauernde Verwendung 
des Yohimvetols in der vorgeschriebenen und selbst in mehr als 
der doppelten Dosis keine Spur von Vergiftung erzeugte. An diese 
Versuche schloß der Vortragende weitere an, welche den Zweck 
hatten, zu eruieren, ob Yohimbinvetol eine Steigerung der Milch¬ 
sekretion laktierender Wiederkäuer und eine Steigerung des Eier¬ 
legens bei Hühnern, welch’ beides beobachtet worden sein will, her- 
vorrufe. 

Die Ergebnisse dieser Versuche waren negativ. Sie werden 
wiederholt. 

Von einem Humanmediziner will die Beobachtung gemacht 
worden sein, daß die Verabreichung von .Jodglidine die Wirkung 
hatte, daß die Größe bezw. der Umfang der Früchte geringer wurde, 
so daß die Geburten leichter erfolgten. Der Vortragende wurde 
ersucht, auch bei tragenden Tieren Versuche nach dieser Richtung 
anzustellen. 















91 


Der Anregung Folge leistend, nahm er Versuche mit tragenden 
Ziegen vor. Da bei den Versuchen wahrgenommen wurde, daß die 
Tiere starke Gaben Jodglidine ohne den geringsten Nachteil ver¬ 
tragen, wurden ihnen relativ weit größere Dosen verabreicht, als solche 
gravide Frauen erhielten. Eine Verminderung der Größe der Früchte 
konnte aber nicht konstatiert werden. Die Versuche werden wiederholt. 

Den interessanten Ausführungen, die allseitigen Dank und leb¬ 
haften ungeteilten Beifall fanden, folgte eine kurze Diskussion, worauf 
der Vorsitzende die Versammlung gegen 10*/* Uhr schloß. 

I. A.: Dr. A. Oeller, Schriftführer. 


Militärveterinäre. 

In der Sitzung der bayerischen Abgeordnetenkammer vom 
15. Januar kam der Abgeordnete Dr;Günther, dem wir bayerischen 
Tierärzte verschiedenes verdanken, auf die Gehalts- und Rangver¬ 
hältnisse der bayerischen Militärveterinäre zu sprechen. Dr. Günther 
wies darauf hin, daß die Beförderungsverhältnisse der älteren Militär¬ 
veterinäre keine günstigen sind. Der Vorrückungsstellen seien es zu 
wenige, so daß der Militärveterinär erst im späteren Alter die Haupt¬ 
mannscharge erlange. Nur einzelne erreichen den Majorsrang. 
Unter den Militäryeterinären befinden sich solche, die erst im Alter 
von 46 Jahren einen Gehalt von 3600 Mark beziehen. Zur Zeit 
seien höhere Stellen nicht vorhanden, eine Änderung wäre aber 
möglich. Eine solche könnte eintreten, wenn die bayerische Militär¬ 
verwaltung beim Bundesrat dahin wirkte, daß in dem bayerischen 
Militäretat eine größere Zahl gehobener Stellen für Militärveterinäre 
eingestellt werden würden. 

Auf die Anregung des Abgeordneten Dr. Günther antwortet 
der Kriegsminister Freiherr von Kreß folgendes: 

Die Stellen, Dienst- und Einkommensverhältnisse der Veterinär¬ 
offiziere haben durch die Organisation vom 1. April 1910 eine 
wesentliche Aufbesserung erfahren, die um so beachtenswerter wird, 
wenn man sie z. B. mit den Verhältnissen der Sanitätsoffiziere in 
Vergleich setzt, wobei man doch wird zugeben müssen, daß die 


Dp. Evers’ 

P E R U G E N (Bals - D er R uv P. synth - ) 

Sicher wirkendes Mittel gegen Acarns- nnd Sarkoptesräude. 
Juckreizstillendes und heilendes Mittel. Vorzügliches 
Wnndheilmittel. Empfohlen von Professor Dr. Regen¬ 
bogen. Ca. 40% billiger als natürlicher Pernbalsam. 

Dr. Evers’ Perngenseife 
mit hohem Perugen-Gehalt. 

Chemische Fabrik Reisholz, o. m. b. h. 

Reisholz 36 b. Düsseldorf. 



92 


Dienstaufgaben der Sanitätsoffiziere jene der Veterinäre an Umfang 
und Inhalt wesentlich überragen. Zudem sind die Beförderungs¬ 
verhältnisse für das Veterinäroffizierkorps zur Zeit nicht ungünstig 
und wurden durch die Ueeresvermehrung noch günstiger. Der 
Dienstgrad des Stabsveterinärs wird nach 4—5-jähriger Dienstzeit 
als Oberveterinär erreicht, also im Lebensalter von etwa 32 Jahren 
und damit ein Diensteinkommen von 3400 Mark, steigend bis 
5100 Mark nebst entsprechendem Wohnungszuschuß von 630 bis 
1300 Mark, je nach dem Wohnort. Die Zahl der Vorrüekungsstellen 
und damit die Beförderungsaussicht zum Korpsstabsveterinär ist 
allerdings nicht groß. Allein es wird doch kaum gefordert werden 
können, daß lediglich um der Beförderungsverhältnisse willen Vor¬ 
rückungsstellen geschaffen werden, ohne daß für diese Stellen irgend 
eine Dienstaufgabe und ein Arbeitsfeld gegeben ist. Aus diesem 
Grunde bin ich auch zur Zeit nicht in der Lage, die schon wieder¬ 
holt verlangte Spitze des Veterinäroffizierskorps im Kriegsministerium 
zu schaffen. Eine solche Persönlichkeit würde in unserer kleinen 
Armee keine ausreichende Beschäftigung finden. Für alle im Kriegs¬ 
ministerium anfallenden fachwissenschaftlichen Fragen steht dem 
Kriegsministeriurn der Vorstand der Militärlehrschmiede zur Ver¬ 
fügung, der Rang und Gebührnisse eines patentierten Generalober¬ 
arztes erhalten kann und damit nach dem Umfang seiner dienstlichen 
Aufgabe den Sanitätsoffizieren wohl gleichgestellt werden dürfte. 


Bovotuberkulol 

Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 

Fibrolydn 

Indikat.: Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagi- 
nitis, etc. 

Jodipfn 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 

Hydrogen!iiin peroxydatum 

med. pur (15°/«ig) Merck. 

Konzentriertes, zuverlässiges, billiges Wasserstoffsuperoxyd. 

Pyoktaiiin 

Indikat. : Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Seheidenkatarrb. 

Tannoiorni 

Indikat.: Diarrhöen, Kälberruhr, Ober- 
fl ft e h en w u n den, Satt el d ruck, Kotten - 
bang. 

Yohimbin Merck 

ad. us. vet. 

Indikat.: Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 

Literatur und Proben auf Wunsch durch 

E. MERCK, DARMSTADT. 














93 


Trichinenschau. 

Das Trichinenschauanit ain Schlanhtliofe München stellte 
jüngst wiederum bei einem geschlachteten Schwein Trichinose fest. 
Aus welcher Gegend das Tier stammt, konnte bis jetzt noch nicht 
festgestellt werden. Stammt es aus Bayern, so ist dies der vierte 
Trichinosefall, der unter den geschlachteten bayerischen Schweinen 
vom Trichinenschauaint seit seiner Wirksamkeit vom 1. Juli 1913 
gefunden worden ist. Damit ist die Notwendigkeit erwiesen, auch 
in Bayern die Trichinenschau obligatorisch durch Gesetz einzuführen. 


Biologisches Forschungsinstitut in Dahlem. 

Nach einer Mitteilung der Deutschen Tierärztlichen Wochen¬ 
schrift soll Professor Dr. Abderhalden, Direktor des physiolo¬ 
gischen Instituts an der Universität Halle einen Ruf als Leiter des 
in Dahlem zu errichtenden biologischen Forschungsinstitutes erhalten 
und angenommen haben. 


Redakteur des Schweizer Archivs. 

Im 12. Heft des Schweizer ATchivs kündigt Professor Dr. 
Zschokke in Zürich seinen Rücktritt von der Tätigkeit als Mit¬ 
redakteur der Fachschrift „Schweizer Archiv* 4 mit dem Motto an : 
„Sohn da hast du meinen Speer, meinem Arm wird er zu schwer.“ 


Gegen den Scheidenkatarrh ist das beste Heilmittel die 

Propria-Salbe 

nach Distriktstierarzt Dr. Pomayen 

Abgabe nur an Tierärzte oder auf tierärztliche Verordnung. 

Hoher Rabatt, 

welcher sofort bei Bestellung ausbezahlt wird. 

Proben gratis und franko. 

Generalvertretung: 

R. Vollmuth, Regensburg, 












94 


Der Scheidende dankt hierbei den zahlreichen Mitarbeitern für die 
Unterstützung, welche sie der Zeitschrift gewidmet haben und wünscht 
dieser eine glückliche Zukunft. Professor Dr. Zschokke hat sich 
um die Fachschrift „Schwei/.er Archiv“ große Verdienste erworben 
und wird sein Name mit derselben stets in Hochachtung und Aner¬ 
kennung verknüpft bleiben. 


Eia Tierarzt für das Ausland. 

Nach der Rev. pratique des Abattoirs wird für eine landwirt¬ 
schaftliche Schule in Panama ein Professor der Tierheilkunde ge¬ 
sucht. Bewerbungen sind an den Agrikultur-Ingenieur Renö Piot 
in Paris Rue Marsonlan zu richten. 

(Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene, Heft 8, 1913/14). 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 10. Januar 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 2 Regierungsbezirken (Mittel- 
franken, Schwaben), 4Distriktsverwaltungsbezirken und 7 Gemeinden: 
8 Gehöfte (davon 2 neu). 


..... 

Atosyl 


hat sich bei bösartigem Katarr haifieber, 
sowie als Plastikum bei Tieren, welche im 
Ernährungszustand heruntergekom men 
sind, ferner bei schlechten Fressern 
bestens bewährt. 


Literatur: Dr. Skiba, „Deutsche Tierärztliche 
"Wochenschrift“, 18. Jahrgang, Nr. 30. Stabs¬ 
veterinär von Lojewski, „Zeitschrift f.Veterinär¬ 
kunde“ März 1913. Dr.E.Wyßmann, „Schweizer 
Archiv für Tierheilkunde“ Nr. 7, Juli 1913. 


Die Literatur wird auf Wunsch franko zugeschickt. 









Bttcherschan. 

Jahrbuch für wissenschaftliche und praktische Tierzucht ein¬ 
schließlich der Züchtungsbiologie. Herausgegeben von der 
Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde. Bearbeitet von 
Dr. Wilsdorf- Berlin und Professor Dr. R. Müller- 
Tetschen a. £. Siebenter Jahrgang. Mit 32 Abbildungen und 
einer Tafel. Hannover 1913. Verlagsbuchhandlung von M. & 
H. Schaper. Preis 13.50 Mk. 

Der 8. Jahrgang des Jahrbuchs für wissenschaftliche und 
praktische Tierzucht bringt an der Spitze drei Originalabhand¬ 
lungen: „Das Freiburger ächwarzweiße Höhenrind und seine bis¬ 
herige Verwendung im deutschen schwarzbunten Niederungs¬ 
züchten“ von Dr. Mülle r- Wittenberge; „Studien über Schlacht-, 
Herz- und Lungengewichte“ von Dr. Semmler -Potsdam und 
„Uber Vererbung und Mendelismus“ von Dr. Groß-Neapel. 

Der 2. Teil des Jahrbuches enthält Auszüge und Hinweise 
aus den Gebieten Anatomie, Physiologie, Psychologie, Biologie, 
Hygiene etc. Der 3. Teil Beobachtungen und Erfahrungen im 
praktischen Zuchtbetriebe. Diese betreffen die Altersbestimmung 
bei Kälbern, über die Vererbung jagdlicher Eigenschaften bei 
Jagdhunden, das Trainieren junger Zuchttiere, züchterische Be¬ 
obachtungen aus der Kaninchenzucht, die Siede- oder Brühfütte- 
rang bei Futterknappheit, Fütterungsversuche mit der gelben 
Lupine u. a. 

Das Jahrbuch hat sich zur Aufgabe gestellt, die Züchtungs¬ 
kunde durch* Belehrung und Aufklärung zu fördern; insbesondere 


Gegen Scheidenkatarrh 

miiiiniiunmiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii 

COLPITIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. G. M. Nr. 103449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 





96 


soll dasselbe mithelfen durch Sammlung biologisch bedeutsamer 
Tatsachen die Ursachen und Gesetzmäßigkeiten der Züchtungs¬ 
vorgänge kennen zu leinen. 

Wie der vorstehende auf 430 Druckseiten des 8. Jahrganges 
des Jahrbuches niedergelegte reiche Inhalt zeigt, wurde den 
Aufgaben desselben wiederum in jeder Richtung volle Rechnung 
getragen. 

Jedem, der sich auf dem Gebiete der wissenschaftlichen und 
praktischen Fortschritte der Tierzucht auf dem Laufenden erhal¬ 
ten will, ist das Jahrbuch ein unentbehrliches Hilfsmittel. A. 


Personalien. 

Ernennung: Der Distriktstierarzt Franz Xaver Brixner 
von Burghaslach wurde zum Distriktstierarzte in Tittmoning gewählt. 

Verzogen: Jos. Ament, prakt. Tierarzt von Mürsbach nach 
München. 

Approbiert: In München: Michael Hob m a i er-Freising; 
Wilhelm Nöller-Großliebringen (Kreis Rudolstadt). 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser : Bacillol-Patronen nach Dr. Jäterbock 

Neu! biJacillol-Kpln 

mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jtiterbock. 


Alleinige Fabrikanten: 


Bacillolwerke Hamburg. 





(früher: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilhnnde nnd Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. JErnst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch« 
«tetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Oberregierungsrat. Pröls, tierärztlicher 
Referent im Kgl. Staatsministerium des Innern, sowie des Landes- 
auMSchnases der tierärxticlien Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 3. Februar 1914. Nr. 5. 


Inhalt: Originalartikel. Krell: Beitrüge zur klinischen [Systematik und harn- 
ar.alythchen Diagnostik der Nephritiden hei den Haustieren (Fortsetzung). —Engel: 
Schutzimpfung gegen Milzbrand nach Professor Dr. Sobernheim — Referate. 
JoDack: Wieviel Trichinen vermögen ein Schwein trichinös zu machen? Busch: 
Zentrale Ilemiplagie hei einem Pferd. Dorken: Die Anwendung von Glyzerin- 
Spiritus zu feuchten Verbänden an Stelle der Spiritus- und Essigsäure-Tonerde- 
Therapie. Heufeld: Jodostarin, ein voller Ersatz für Jodkalium. Lehmann: 
Extraktum hvdrastis canadensis fluidum und sein Ersatz durch das synthetische 
Hydrastinin-Baver. Frucht: Hydrogenium per oxydatum hei einer Widerristfistel. — 
Tierzucht und Tierhaltung: Abfohlergebnis des Kgl. Stammgestüts Achsel¬ 
schwang. Ein Pfeidefütterungsversuch mit getrockneter Hefe. Generalversamm- 
des Vereins zur Förderung der Pferdezucht in Bayern. Verlegung des preußischen 
Vollblutgestütes Graditz. Viehzählung im deutschen Reiche. Gegen das Schlachten 
unreifer Kälber. — Verschiedenes. Bericht über die 4. Monatsversammlung 
des Vereines Münchener Tierärzte am 22. Januar 1914. Militärveterinäre. 
Führung des Titels Dr. raed. vet Festmahl beim Rektor der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Berlin. Professor Abderhalden. Ehrung. Berichtigung. — Bücher¬ 
schau. — Personalien. 


Beiträge zur klinischen Systematik nnd harnanaly¬ 
tischen Diagnostik der Nephritiden bei den Haustieren. 

Von Dr. med. vet. Theodor Krell z.Z. der Anfertigung dieser Arbeit 
I. Assistent an der med. Klinik der Tierärztlichen Hochschule in 

München. 

(Fortsetzung.) 

C. Subakute diffuse Nephritis. 

6. Fall: 

Eisenschiramelstute, zirka 25 Jahre alt. 

Das Pferd wurde am Morgen des 24. 8. 12, nachdem 
es am Tage zuvor von früh 6 Uhr bis abends 0 Uhr ge¬ 
arbeitet hatte, in sitzender Stellung im Stalle angetroffen, 
es konnte nicht mehr aufstehen. Am 26. wurde es in die 
chirurgische Klinik gebracht. 







98 


Status praesens: 

Patient ist in der Hängematte, stützt sich mit dem 
Hinterteil auf ein. eigens hiezu angefertigtes Holzgestell: 
kann hinten nicht mehr stehen. Konstitution und Körper¬ 
bau kräftig, Ernährungszustand sehr gut. 

Haarkleid glatt und glänzend, Umfangsvermehrungen 
sind nicht vorhanden. 

Mastdarmtemperatur 40,5, Haut gleichmäßig warm. 

Puls sehr schwach, teilweise kaum fühlbar, 120 pro 
Minute, nur ein Herzton hörbar. 

Atmungsapparat intakt. 

Futteraufnahme sistiert, Durst nicht vermehrt. 

Darmgeräusche unterdrückt, Kot etwas zerfallen. 

Harn: Durch Katheter 3 Liter erhalten; gelbrot, 
schleimig, fadenziehend, trüb, ohne sichtbares Sediment. 
Geruch aromatisch, spezifisches Gewicht 1018, stark sauer. 
Eiweiß 8 °/oo> Blutfarbstoffprobe positiv. Mikroskopisch 
einige Stückchen von granulierten Zylindern, sehr viele 
einzelne, stark degenerierte Epithelien, hauptsächlich aus 
den Harnkanälchen. 

Tod in der Nacht vom 26. auf den 27. 

Die Sektion ergab eine hämorrhagische Dickdarm¬ 
entzündung. 

Nieren: Makroskopisch nahezu unverändert, Kap¬ 
sel leicht abziehbar. Rinde braunrot, Grenzschicht violett, 
Markschicht schmutzig rosa. Konsistenz nicht merkbar ver¬ 
ändert.. Mikroskopisch zeigen sich die Glomeruli blutreich, 
teilweise homogenisiert, Epithelablösung in den Glomeruli« 
und Tubulis, die Epithelien gequollen, die Kerne schlecht 
gefärbt; starke Erweiterung sämtlicher Gefäße; außerdem 
deutliche, jedoch mäßige Bindegewebszubildung an den 
Glomeruluskapseln und zwischen den Tubuli. Keinerlei 
Schrumpfung. 


7. Fall: 

Männlicher Dackel, braun, 7 .Jahre alt. 

Patient magert seit einem Vierteljahre ab, erbricht 
öfters. Das Haarkleid ist seit derselben Zeit heller gewor¬ 
den und hat den Glanz verloren. Vermehrtes Durstgefühl. 

Status p r a c seng: 

Die Haltung bietet nichts Krankhaftes. Konstitution 
und Körperbau sind sehr kräftig, der Ernährungszustand 
mittelmäßig, das Temperament zuweilen etwas gedrückt. 

Haarkleid glatt, doch glanzlos, hell verfärbt. Cutis 



99 


geschmeidig und leicht abziehbar; Umfangsvermehrungen 
nicht vorhanden. 

Lidbindehaut rosarot, deutlich injiziert, feucht, nicht 
geschwollen, beiderseits serös-schleimiger Ausfluß. 

Mastdarmtemperatur 39,0, Hauttemperatur gleich¬ 
mäßig verteilt. 

Puls 120 pro Minute, schwach, ungleichmäßig, un¬ 
regelmäßig. Schwaches systolisches blasendes Geräusch. 

Atmungsapparat intakt. 

Futteraufnähme schlecht. Durst stark vermehrt. Übler 
Geruch aus dem Maule, zuweilen Erbrechen, besonders nach 
der Futteraufnahme. Darmgeräusche verzögert. 

Harn: Intensiv gelb, emulsionsartig getrübt, dünn¬ 
flüssig, spezifisches Gewicht 1048, Reaktion alkalisch. 2 °/ 0( , 
Eiweiß. Etwas Gallefarbstoffe. Sediment reichlich; auf der 
Oberfläche des ausgeschleuderten Harnes starke Fettschicht. 
Vereinzelte Nierenepithelien, sehr wenig degeneriert, poly¬ 
morphkernige Leukozyten in mäßiger Menge, viel freies 
Fett und einige Tripelphosphatkrystalle. 

Während der achttägigen Beobachtungsdauer erhielt 
Patient zur Anregung der Diurese hauptsächlich Digitalis. 
Das spezifische Gewicht schwankte während dieser Zeit 
zwischen 1040 und 1052, nur am 5. Tage war ein Abfall auf 
1010 zu verzeichnen. Der Eiweißgehalt bewegte sich 
zwischen 2 und 4°/ 00 ; ständig waren im Harn Nieren¬ 
epithelien wie oben beschrieben und viel freies Fett zu 
finden. An den letzten 6 Erkrankungstagen granulierte und 
Fettkörnchenzylinder in mäßiger Menge. Wegen fortge¬ 
setzter Verschlechterung des Allgemeinbefindens wurde 
Patient am 8. Tage auf Wunsch des Besitzers getötet. 

Die Sektion ergab einen Fremdkörper (Stein) im 
vorderen Teile des Mastdarms, der die Schleimhaut bis auf 
die Serosa durchbohrt hatte. Lokale diphtheroide Entzün¬ 
dung. Die Darmpartie vor dem Stein zeigte in Fingerlänge 
kompensatorische Verstärkung der Muskelschicht. Endo- 
carditis valvularis dextra et sinistra. 

Nieren: Sind etwas blaß und zeigen als hauptsäch¬ 
lichste Veränderung eine deutliche gelbe Streifung der 
inneren Rindenzone. Äußere Rindenzone und Grenzschicht, 
sowie Oberfläche schokoladebraun, Markschicht ist im 
äußeren Rande speckig weiß, im inneren größeren Teile 
blaß rosa. Mikroskopisch partielle sehr starke fettige De¬ 
generation und Infiltration des inneren Rindenparenchyms, 
die nur ganz wenig die Glomeruli, sehr stark die Harn¬ 
kanälchen ergriffen hat. In diesen Detritus und Zell frag- 



100 


mente. Kerne zuweilen undeutlich gefärbt. Gefäße in den 
Glomerulis erweitert. Zwischen den Harnkanälchen, nament¬ 
lich den geraden und um dieGlomeruli geringgradige Binde- 
gewebszubildung. Keine Schrumpfung. 

Dieser Fall präsentiert eine subakute diffuse Nephritis 
toxischer Ursache. Die Toxine gelangten aus der erkrank¬ 
ten Darmpartie durch die Blutbahn in die Nieren, wo sie 
entzündliche Degeneration unter gleichzeitigerVermehrung 
des interstitiellen Bindegewebes hervorriefen. 

D. Sekundäre Schrumpfniere. 

8. F a 11. 

Männlicher Schnauz, 10 «Jahre alt. 

Patient ist sehr matt, kann nicht mehr gut gehen, 
schwankt wie betrunken und fällt öfters zu Boden. Ist 
schon längere Zeit nicht mehr munter. 

Status praesens: 

Körperbau und Konstitution kräftig, Ernährungszu¬ 
stand sehr schlecht. Haarkleid struppig, rauh und glanzlos, 
Cutis gut abziehbar, keine Umfangsvermehrungen. 

Lidbindehaut rosarot, feucht, ohne Schwellung und 
Ausfluß. 

Mastdarmtemperatur 38,7, Haut gleichmäßig warm. 

Puls 100, schwach, gleichmäßig, unregelmäßig, Herz¬ 
töne rein, gut hörbar, doch ebenfalls schwach. 

Atmungsapparat intakt. 

Futteraufnahme sistiert, Durst gering, kein Erbrechen, 
Darmgeräusche fehlen. 

Harn: Wird selten abgesetzt, ist honiggelb, diffus 
getrübt, 1014 spezifisches Gewicht. 1 /.. °/ 0< , Eiweiß. Beim 
Zentrifugieren auf der Flüssigkeit 1 mm dick” Fettschicht. 
Sediment reichlich, von schwach gelber Farbe. Sehr viele 
Fettkörnchenzylinder, viele freie Fettröpfchen, Nierenepi- 
thelien degeneriert und gut erhalten. 

2. Beobaehtungstag: 

Etwa 100 ccm Harn von rötlicher Karbe. Diffus trüb. 
"Reaktion alkalisch, 1 1 /■_> Eiweiß, oben ebenfalls wieder 

Fettschicht. Sediment sehr reichlich. Läßt drei Schichten 
erkennen, die von oben nach unten grau, rot und weiß sind. 
Schicht 1: Sehr vielt» Epithelien, hauptsächlich aus den 
Harnkanälchen, zum Teil aus den Glomerulis, degeneriert 
und gut erhalten. Freies Fett. Schicht 2: Bote Blutzellen, 
Epithelien und Fett. Schicht 3: Tripelphosphat in Form 
der Farnkrautkryslalle, Epithelien und Fett. 



ioi 


3. Beobachtungstag: 

Eiweiß 1 °/ 00 , kein Blut, sonst wie gestern. 

Wegen fortschreitender Hinfälligkeit Tod durch 
Chloroform. 

Nieren: Konsistenz vermehrt, derb. Schnittfläche 
läßt 5 Farbenschichten erkennen: Der äußere Teil der 
Kinde ist braunrot, der innere grau, von weißlich gelben 
Streifen durchzogen. Grenzschicht violett, ebenfalls weiß 
gestreift. Markschicht grau, blaßviolett und weiß. Rinde 
5 mm breit. Kapsel sehr schwer unter teilweisen Substanz¬ 
verlusten abziehbar, Oberfläche uneben. Die narbig einge- 
zogenen Stellen sind grauweiß, davon inselförmig einge¬ 
schlossen rotbraunes, scheinbar gesundes Nierengewebe. An 
einigen Stellen Blutungspunkte. Mikroskopisch bindege¬ 
webig eingezogene Randverdickungen mit Anhäufungen von 
Leukozyten; hievon Bindegewebsstränge aus der Rinde in 
die Markschicht reichend. Glomeruluskapsel bindegewebig 
verdickt; solide kernarme Bindegewebsmassen in der Mark¬ 
schicht. Blutgefäße der Rindenschicht vielfach erweitert. 
Partielle starke fettige Degeneration und Infiltration der 
gewundenen Harnkanälchen, weniger der Glomeruli, die Epi- 
thelien darin gequollen im Beginne der Degeneration. Die 
Glomeruli und die Harnkanälchen mit Detritus und Zell¬ 
fragmenten angefüllt. Verdrängung des Parenchyms haupt¬ 
sächlich in Grenz- und Markschicht. 

Diagnose: Chronisch diffuse Entzündung mit se¬ 
kundärer Schrumpfung des Bindegewebes. 

9. Fall’: 

Männlicher Rehpinsch, 6 Jahre alt. 

Patient frißt schlecht, stinkt aus dem Maule und sauft 
sehr viel Wasser. 

Status praesens: 

Körperbau schwächlich, Ernährungszustand mittel¬ 
mäßig, Haarkleid glatt und glanzlos, keine Umfangsver¬ 
mehrungen. 

Konjunktiven rosarot, feucht ohne Ausfluß und 
Schwellung. 

Temperatur 38,4, Haut gleichmäßig warm. 

Puls 136 pro Minute, mittelkräftig, gleichmäßig, regel¬ 
mäßig, Herztöne rein und scharf akzentuiert. 

Atmungsapparat intakt. 

Putteraufnahme schlecht, Durst stark vermehrt, kein 
Erbrechen. Stinkender Geruch aus der Maulhöhle infolge 

Parker Zahnsteinbildung. 



Harn: Beinahe wasserhell, durch corpuskuläre Ele¬ 
mente getrübt, 1010 spezifisches Gewicht, sauer, 2 M / 00 Ei¬ 
weiß. Sediment mäßig: Viele granulierte, einige hyaline 
Zylinder, teilweise fettig degeneriert. Nierenepithelien mit 
deutlichem Kern in mäßiger Menge. 

Tod durch Chloroform. 

Nieren: Oberfläche granuliert uneben, rotbraun mit 
stecknadelkopfgroßen Fleckchen von grauweißer Farbe. 
Schnittfläche diffus rotbraun. Rinde 3 mm breit, hellrotbraun 
mit gelblichen Streifen, Grenzschicht transparent rötlich, 
Markschicht rotbraun, bald heller, bald dunkler schattiert. 
Kapsel leicht abziehbar, Konsistenz stark vermehrt. Mikro¬ 
skopischer Befund: Glomeruli kernarm, in weit vorgeschrit¬ 
tenem Maße homogenisiert und fettig degeneriert; in den 
Tubuli homogene Exsudatmassen mit Fetteinlagerungen, 
geringgradige Epithelablösung, starke fettige Degeneration 
und Infiltration vieler Harnkanälchen. Starke Erweiterung 
der Blutgefäße, namentlich in der Markschicht, subkapsu- 
läre zellige Infiltration im lnterstitium. Bindegewebige Ver¬ 
dickung der Glomeruluskapsel, solide, kernarme Bindege- 
websstränge in der Markschicht mit Untergang des Paren¬ 
chyms. Die zahlreichen grauen Fleckchen der Oberfläche, 
sowie die weißen Streifehen der Rinde präsentieren sich 
nicht als Bindegewebsnarben, sondern als F'ett. 

Es handelt sich hier ebenfalls um eine subakute oder 
chronische diffuse Nephritis mit fortwährenden akuten 
Nachschüben, worauf die zeitigen Infiltrationen und die 
stark erweiterten Blutgefäße schließen lassen, sowie um 
sekundär eingetretene, allerdings noch geringgradige 
Schrumpfung des stark vermehrten interstitiellen Binde¬ 
gewebes. 

10. Fall: 

Männlicher, rauhhaariger Fox, 6 Jahre alt. 

Patient sauft seit einigen Wochen viel Wasser, ist 
sein- matt und erbricht zuweilen. 

Status praesens: 

Körperbau und Konstitution kräftig, Ernährungs¬ 
zustand schlecht. 

Haarkleid glanzlos, Haut schwer abziehbar, keine 
TI mfangsvermehru ngen. 

Lidbindehaut sehr blaß, feucht, ohne Ausfluß und 
ohne Schwellung. 

Temperatur 38,2, Hauttemperatur gleichmäßig ver¬ 


teilt. 



ioä 


Puls 152 pro Minute, kräftig, gleichmäßig, regelmäßig, 
Herztöne rein. 

Respirationstraktus intakt, 20 Atembewegungen. 

Futteraufnahme sistiert, Durst mäßig. Aus der Maul¬ 
höhle übler Geruch; kein Erbrechen, Darmgeräusche nicht 
hörbar. Kot graugelb. 

Harn: Wird oft und viel abgesetzt, hellgelb, durch 
eorpuskuläre Elemente leicht getrübt. 1010 spezifisches Ge¬ 
wicht. Stark sauer, 1 °/oo Eiweiß. Sediment mäßig: Sehr 
wenige granulierte Zylinder, sehr wenige Nierenepithelien, 
meist mit schönem Kern. 

2. Beobachtungstag: Blutbrechen, Harn hellgelb, durch 
eorpuskuläre Elemente getrübt, 1008 spezifisches Gewicht, 
sauer. Sediment mäßig: Viel Sperma, granulierte Zylinder 
vermehrt in mäßiger Menge, 3—1 pro Gesichtsfeld bei 80- 
faeher Vergrößerung* wenige Epithelien der Niere mit 
schönem Kern. 

Tod durch Chloroform. 

Sektionsbefund: Schrumpfniere, Gastroenteritis, Dila- 
tatio cordis. 

Nieren: Konsistenz stark vermehrt. Kapsel leicht 
abziehbar, nicht verdickt. Oberfläche höckerig, von grauer, 
nur schwach ins Rötliche spielender Farbe, mit 2 oder 3 
Blutungsfleckchen. Schnittfläche blaß, Rinde orangegelb, 
Grenzschicht blaßviolett, Markschicht grauweiß. Rinde 3 mm 
breit. Mikroskopisch zeigen sich bindegewebige Einziehun¬ 
gen an der Oberfläche, von hier ausgehend Streifen von 
zelliger Infiltration, die durch die ganze Rinde ziehen; 
starke Verdickung der Adventitia der Gefäße. Markstrahlen 
teilweise in solide kernarme Bindegewebsplatten mmge- 
wandelt. Tubuli zuweilen zystös erweitert. Die Kapsel der 
Glomeruli stark verdickt. Verödung mit geringgradiger 
Homogenisierung einiger Glomeruli; die noch erhaltenen 
sind verhältnismäßig keinreich; starke Epithelablösung und 
Degeneration, namentlich in den gewundenen Harnkanäl¬ 
chen, die mit Detritus und Zellfragmenten und der Haupt¬ 
sache nach mit hyalinen, nur wenigen granulierten Zylin¬ 
dern angefüllt sind. -Viele Kanälchen ihres Epithels ent¬ 
kleidet. 


IX. Fall: 

Männlicher Fox, 5 Jahre alt. 

Patient soll seit 8 Tagen kein Futter mehr aufnehmen, 
•seit längerer Zeit schon viel Wasser saufen. 



104 


Status praesens: 

Haltung, Gang und Liegen bieten nichts Unphysio¬ 
logisches; Ernährungszustand schlecht, Temperament etwas 
träge. 

Haarkleid rauh, glanzlos, Umfangsvermehrungen nicht 
vorhanden. 

Lidbindehaut grauweiß. 

Temperatur 37,7, Haut gleichmäßig warm. 

Puls 100 pro Minute, gleichmäßig, unregelmäßig, auf¬ 
fallend kräftig. Herztöne rein, der erste verstärkt. 

Respirationsapparat ohne Befund, 12 Atembewegungen. 

Futteraufnahme erheblich beeinträchtigt, Durst ver¬ 
mehrt. Maulschleimhaut blaß, Geruch aus dem Maule aas¬ 
haft. Die Zungenspitze erscheint in 2 mm Breite weiß, ab¬ 
gestorben, an der Unterseite diphtherische Geschwüre. — 
Darmgeräusche unterdrückt. Hinterleib aufgezogen. 

Harn: Wird ziemlich häufig abgesetzt, Farbe bei¬ 
nahe wasserklar, durchsichtig, spezifisches Gewicht 1005, 
Reaktion sauer, !/•> °/oo Eiweiß. Mikroskopisch spärliche 
granulierte Zylinder, spärliche Nierenepithelien mit schönen 
Kernen. 

2. Beobachtungstag: Keinerlei Veränderung: Tempe¬ 
ratur 37,8; Puls 120; Atmung 16. 

3. Beobachtungstag: Temperatur 37,6; Puls 120; At¬ 
mung 16. Auftreten urämischer, klonisch-tonischer Krämpfe 
im Bereiche der Kaumuskeln und der Gliedmaßen. Patient 
reagiert nicht mehr auf Zuruf, liegt teilnahmslos im Stall. 

Harn durch Katheter entnommen, etwas gelber als 
vorher, spezifisches Gewicht 1008, chemischer und mikro¬ 
skopischer Befund wie oben. 

4. Beobachtungstag: Temperatur 36,8; Puls 120; Atl 
mung 16. Vollständige Agonie, Fortdauer der Krämpfe, 
11 Uhr früh Exitus letalis. 

Sektionsbefund : Typisches Bild der Sch rümpf niere, 
starke Hypertrophie des linken, Erweiterung des rechten 
Ventrikels, sämtliche Klappen intakt. Enteritis catarrhalis. 

Mieren: Linke 7Vi>g, rechte I0y 2 g schwer, grau¬ 
weiß, derb und fest. Kapsel nur mit starken Substanzver¬ 
lusten abziehbar. Oberfläche stark höckerig, Rinde teil¬ 
weise bis auf 2 mm Breite geschwunden. Farbe der Schnitt¬ 
fläche graugelb, Unterschied zwischen den drei Schichten 
verwischt. Mikroskopischer Befund wie bei Fall 19, doch 
in weiter vorgeschrittenem Stadium. Nur ganz wenig Paren¬ 
chym erhalten, doch sind die Glomeruli verhältnismäßig 
kernreich. In den vielfach ihres Epithels entkleideten Harn- 



105 


kanälchen hyaline und granulierte Zylinder in gleichen 
Mengen, einige epitheliale. Streifen von zeitiger Infiltration 
auch hier zwischen Rinde und Markschicht. 

P. Suppurative Nephritis. 

12. F a 11: 

Männlicher Pinsch, gelb, 3 Jahre alt. 

Patient ist seit einigen Tagen sehr matt und erbricht 
fortwährend. 

Status praesens: 

Patient kann kaum mehr stehen, blickt traurig; koma¬ 
töser Zustand, Ernährungszustand verhältnismäßig gut. 

Haarkleid rauh und glanzlos, Haut geschmeidig, keine 
Umfangsvermehrungen, Nase trocken. 

Lidbindehaut blaß, in beiden Lidsäcken glasiger 
Schleim. 

Temperatur 36,5, Haut allenthalben kalt. 

Puls schwach, 120 pro Minute, gleichmäßig, regel¬ 
mäßig; Herztöne rein. 

Atembewegungen angestrengt, 60 pro Minute, scharfes 
Vesikuläratmen. 

Futter- und Getränkeaufnahme gänzlich unterdrückt, 
Zungenspitze nekrotisch, öfteres Erbrechen während der 
Untersuchung. Bei Palpation des Hinterleibes Schmerz in 
der Nierengegend. 

Die Nieren erscheinen vergrößert und sind druck¬ 
empfindlich. 

Ha r n: Hell und diffus getrübt, nach längerer Zeit 
weiß-gallertiger Bodensatz. Spezifisches Gewicht 1006, Re¬ 
aktion neutral, Eiweiß 1 % >0 , schwacher ammoniakalischer 
Geruch. Sediment reichlich, von weißer Farbe. Mikrosko¬ 
pisch Epithelien der Harnkanälchen, mit meist gut erhal¬ 
tenen Kernen, einige aus den Glomeruli, rote Blutkörper¬ 
chen. Mäßig viele Blasenepithelien, sowie eine Reinkultur 
von Staphylokokken. 

Tod durch Chloroform am nächsten Tage. 

Sektionsbefund: Nephritis suppurativa, Endocarditis 
chronica der linken Vorkammer, Gastritis haemorrhagica. 

Nieren: Stark vergrößert, leicht schneidbar, Schnitt¬ 
fläche 70 mm lang; die 6 mm breite Rinde, sowie die Grenz¬ 
schicht und die obersten Teile der Markschicht, durchsetzt 
von hirsekorngroßen und kleineren gelbweißen Eiterherd¬ 
ehen. Markschicht rosarot. Kapsel leicht abziehbar. Ober¬ 
fläche glatt und glänzend, rotbraun mit blutroten Streifchen 



106 


und Pünktchen durchsetzt. An einigen Stellen schimmern 
Eiterherde durch. 

In Ausstrichen aus den Eiterherden der Niere fanden 
sich keine Bakterien, doch konnten auf Blutserum die im 
Harn Vorgefundenen Staphylokokken aus der Niere ge¬ 
züchtet werden. Mikroskopisch zeigen sich in "Rinde, Grenz- 
und den oberen Teilen der Markschicht herdweise, stark 
zellige Infiltrationen polymorphkerniger Leukozyten mit 
vollständiger eitriger Einschmelzung der Nierensubstanz. 
Die Harnkanälchen, namentlich die gewundenen, zeigen 
starke Degenerationserscheinungen, die Epithelien sind ge¬ 
quollen, ihre Grenzen verwischt, die Kerne undeutlich ge¬ 
färbt. In allen Harnkanälchen Detritus und Zellfragmente. 
Das Glomerulusepithel nur wenig alteriert, die Kapsel der¬ 
selben deutlich bindegewebig verdickt. 

13. Fall: 

Männlicher Schäferhund, 18 Monate alt. 

Patient soll vor 4 Wochen die Sucht gehabt, haben 
und seit dieser Zeit abmagern. 

Status praesens: 

Ernährungszustand sehr schlecht, greisenhaftes Aus¬ 
sehen. Temperament sehr traurig. 

Haarkleid rauh, glanzlos, aufgebürstet, struppig; Haut 
etwas derb, keine Umfangsvermehrungen. 

Lidbindehaut blaßrosa, ohne Ausfluß und Schwellung. 

Puls 72 pro Minute, kräftig, gleichmäßig, regelmäßig. 
Arterie gespannt, Herztöne rein. 

Atmungsapparat intakt, 20 Atemzüge. 

Futteraufnahme mittelmäßig, Durst beträchtlich ver¬ 
mehrt, Maulschleimhaut sehr blaß, zuweilen Erbrechen. 
Kein Durchfall. 

Harn: Beinahe wasserhell, durch eorpuskuläre Ele¬ 
mente getrübt. 1005 spezifisches Gewicht, Beaktion sauer. 
VmVoo Eiw’eiß. Sediment mäßig. Viele granulierte Zy¬ 
linder, einige Nierenepithelien mit schönem Kern, viele 
polymorphkernige Leukozyten, ein Leukozytenzylinder, 
keine Bakterien. 

Während einer 6tägigen Beobachtungszeit schwankte 
die Temperatur zwischen 37.3 und 38, 0, der Eiweißgehalt 
stieg nicht über 1 / 5 °/<>o'« sonstiger Befund der gleiche. Auf 
Wunsch d rt s Besitzers wurde Patient am 6. Tage getötet-. 

Sektionsbefund: Nephritis suppurativa, chronische 
Endocarditis der linken Vorkammer. 

Nieren: Makroskopisch und mikroskopisch wie bei 
Fall 20. 



10t 


14. F all: 

Männliche Bulldogge, 1 Jahr alt. 

Patient sauft seit einiger Zeit viel Wasser. 

Status praesens: 

Konstitution und Körperbau kräftig, Ernährungs¬ 
zustand mittelmäßig. 

Haarkleid etwas rauh, glanzlos, Cutis geschmeidig, 
leicht verschiebbar, keine Umfangsvermehrungen. 

Lidbindehaut blaßrosa, ohne Schwellung und Ausfluß. 

Temperatur 38,2, JJaut gleichmäßig warm. 

Puls 96 pro Minute, gleichmäßig, unregelmäßig, mittel- 
kräftig; Herztöne rein. 

Atmungsapparat intakt, 24 Atemzüge. 

Futteraufnahme schlecht, Durst vermehrt, öfteres Er¬ 
brechen. Kein Durchfall. 

Harn: Beinahe wasserklar mit einem Stich ins Grün¬ 
liche. Von vielen gut sichtbaren Flöckchen durchsetzt. 
Spezifisches Gewicht 1004, Reaktion alkalisch, kein Eiweiß, 
keine Nierenepithelien, keine Bakterien, einige Blasen- 
epithelien und Detritus. 

Während einer 10 tägigen Beobachtungsdauer und un¬ 
gefähr 4—5 Harnuntersuchungen wurden nur einmal Spuren 
von Eiweiß gefunden, sowie einige Nierenepithelien, nie¬ 
mals Bakterien. 

Wegen fortwährender Abmagerung Tötung mittels Chloro¬ 
form. 

Sektionsbefund wie bei Fall 20 und 21. 

In noch drei ähnlichen von 15 untersuchten Fällen 
wurden Bakterien verschiedener Art gefunden. 

_ (Schluß folgt.) 


Scbntzlmplaog gegen Milzbrand n. Prof. Dr. Sobernbeim. 

Von Veterinärrat_F. E n g e 1 in Kaiserslautern. 

Die Mitteilung der Tierärzte Dr. Schmitt und 
K o p p - Wolfratshausen über eine Massenerkrankung an 
Milzbrand in Nr. 49 (1913) der „Münch. Tierärztl.Wochen¬ 
schrift“ veranlaßt mich, auch meine Erfahrungen über die 
Sobernheim’sche Schutzimpfung gegen den Milzbrand der 
Rinder kurz mitzuteilen. 

Die Impfung führte ich in der Weise aus, daß ich jedem 
Tiere nach vorheriger Desinfektion der Impfstelle mit Spiri¬ 
tus zuerst auf der einen Halsseite 5 ccm Serum und un- 


108 


mittelbar darauf, d. h. nachdem der betreffende Viehstand 
mit Serum durchgeimpft ist, auf der anderen Halsseite 
0,5 ccm (für größere Rinder) und 0,3 ccm (für Kälber) 
Kultur subkutan injiziere. 

Serum und Kultur dürfen miteinander nicht in Be¬ 
rührung kommen. 

Zur Vornahme der Impfung sind deshalb 2 Injektions¬ 
spritzen notwendig. 


Übersicht 

über die ausgeführten Impfungen nach Prof. Dr. Sobernheim 
gegen Milzbrand der Rinder. 


Jahr 

Anzahl der 
Vieh¬ 
bestände 

geimpften 

Rinder 

Bemerkungen 

1905 

2 

38 


1907 

2 

19*) 

*) Darunter 4 bereits im Jahre 
1905nach Sobernheim ge¬ 
impfte Tiere. 

1908 

7 

83 

1911 

4 

84 


1913 

4 

50 


Zusammen: 

19 

274 



Von diesen 274 geimpften Rindern ist eines nach 
51/2 Monaten, ein anderes nach 9 Monaten und ein weiteres 
nach 10y 2 Monaten an Milzbrand gefallen. 

In einem Bestände, der am 22. November .1911 gegen 
Milzbrand geimpft wurde, wurde am 27. Dezember 1911 
eine frischmelkige Kuh eingestellt und diese ist am 9. Ja¬ 
nuar 1912 an Milzbrand verendet. 

Das Resultat der Schutzimpfung nach Sobernheim 
kann deshalb als günstig angesehen werden. Daß eine ICuh 
schon nach 5^/2 Monaten abermals an Milzbrand erkrankte 
und verendete, ist vielleicht darauf zurückzuführen, daß 
derselben möglicherweise eine zu geringe Menge Kultur¬ 
flüssigkeit injiziert worden und keine aktive Immunität 
eingetreten ist. 

Die Abmessung der kleinen Menge Kultur (0,5 ccm) 
ist nicht immer leicht und sicher und es kann deshalb schon 
Vorkommen, daß dem einen oder anderen Tiere von diesem 
Impfstoff zu wenig einverleibt wird. Impfmilzbrand ist 
nicht vorgekommen. 









109 


Referate. 

Obertierarzt Dr. L. J u n a c k - Berlin: Wieviel Tri¬ 
chinen vermögen ein Schwein trichinös zu machen? Ein 

Beitrag zur Trichinenfrage. (Zeitschrift für Fleisch- und 
Milchhygiene, XXIV. Jahrgang, 1913, Heft 4.) 

Zu den Untersuchungen wurden 5 Wochen alte Ferkel 
von 10—15 kg Gewicht verwendet. Diese Tiere erhielten 
im Februar 20, 30, 40, 50 wenig eingekapselte, glashelle 
Trichinen. 

Da Ferkel 2 und 3 anscheinend viele Trichinen aus¬ 
husteten, so erhielt ersteres noch 30, das zweite 18 weitere 
Trichinen einverleibt. 

Im April wurde Ferkel 4 getötet. In 192 Präparaten 
fanden sich 7 Trichinen. 

Die Ferkel 1—3 wurden im Mai getötet. 1 und 3 
waren trichinenfrei. Bei Ferkel 2 fanden sich 7 Trichinen ; 
jedenfalls ist bei diesem Tiere die Zahl der ausgehusteten 
Trichinen überschätzt worden. 

Es gelingt also ein Schwein durch Fütterung mit 50 
Trichinen krank zu machen. Diese Zahl dürfte auch für 
den Menschen angenommen werden. 

Eine einfache Untersuchung auf Trichinose hätte bei 
Ferkel 2, insbesondere aber bei Ferkel 4, leicht eine Fehl¬ 
untersuchung ergeben können; denn bei diesem Tiere fand 
sich in 48 Präparaten aus dem Zwerchfellpfeiler 1 Trichine 
vor. Der Mensch hätte fast das ganze Zwerchfell nebst 
den Zwerchfellpfeilern in rohem Zustande genießen müssen, 
um ca. 50 Trichinen aufzunehmen; denn die zum Genüsse 
kommende Muskulatur zeigte sich bei den sehr eingehenden 
Untersuchungen des Ferkel 2 frei von Trichinen. 

Aber selbst in diesem exzeptionellen Falle wäre der 
Mensch nicht stärker trichinös geworden als Ferkel 2 
und 3. Er hätte höchstens einige Hundert Trichinen in 
seinem Körper beherbergt, die irgend eine krankmachende 
Wirkung nicht hervorgerufen hätten. 

(Um die charakteristische Erscheinungen der Trichi¬ 
nose beim Menschen hervorzubringen ist ca. eine Million 
Trichinen nötig.) Ohler. 

Veterinär Busch: Zentrale Hemiplegie bei einem 

Pferd. (Zeitschrift für Veterinärkunde, Nr. 12, 1913.) 

Verf. wurde zur Behandlung eines Pferdes gerufen, 
welches folgende Krankheitssymptome zeigte: Die Zunge 
hing handbreit aus dem linken Maulwinkel und die linke 



110 


Unterlippe hing schlaff herab; Oberlippe und Nasenspitze 
waren nach rechts verzogen. Damit war das linke Nasen¬ 
loch verengert, verlängert und niedriger gestellt; das linke 
Ohr hing wagrecht schlaff nach abwärts und konnte nicht 
bewegt werden. Die Augenlider des linken Auges waren 
schließungsunfähig, das obere war herabgesunken. Der 
Kopf wurde schief nach rechts gedreht; infolge Verenge¬ 
rung des linken Nasenloches war die Atmung etwas er¬ 
schwert. Pulse 48 per Minute, Rektal temperatur 37,8. Kurz¬ 
futter wurde mit den Schneidezähnen aufgenommen. Ein 
großer Teil des Futters fiel aber beim Kauen, mit glasigem 
Schleim bedeckt, wieder aus der Maulhöhle; ein zwischen 
die Backenzähne der linken Seite gelangter Teil des Kurz¬ 
futters blieb zwischen diesen festliegend, zwischen die Backen¬ 
zähne geschobenes Heu wurde nicht gekaut und abgeschluckt. 
Wasser konnte das Pferd aufnehmen, wobei es den Kopf 
bis zu den Mundwinkeln in das Wasser eintauchte. 

Im Stande stützte Patient die linke Seite des Kopfes 
gegen den Krippenrand und lehnte sich mit derselben 
Körperseite gegen die Wand. Aus dem Stande konnte das 
Tier nur geführt werden, wenn es nach links gewendet und 
von mehreren Leuten gestützt und geschoben wurde. 

Der Gang war unsicher, die Gliedmaßen der linken 
Seite wurden schleppend vorgeführt und tappend nieder- 
gesetzt; in der Bewegung drängte das Pferd stark nach 
links und stieß bei den Wendungen überall an. Am linken 
Auge konstatierte man starke Trübung und Undurchsich¬ 
tigkeit der Hornhaut. Die Konjunktiva war höher gerötet 
und geschwollen. 

Die Lähmungserscheinungen nahmen im Verlauf 
einiger Tage zu, so daß sich das Pferd kaum noch aufrecht 
halten konnte. Es wurde daher in einen Hängeapparat ge¬ 
bracht. Am nächsten Tage zeigte das Tier große Unruhe¬ 
erscheinungen. drängte mit hochgehobenem Kopfe gegen 
die Krippe und hierauf nach rückwärts; hiebei kam es aus 
dem Hängeapparat, fiel zu Boden und konnte nicht mehr 
zum Aufstehen gebracht werden. Die Futteraufnahme si- 
stierte, Getränke wurde aufgenommen. Temperatur 37,3, 
Pulse 50 per Minute. 

Nach drei Tagen erhob sich Patient, schüttelte sich, 
nahm ITeu auf und konnte stehen. Aufstützen des Kopfes 
und Anlehnen an die Wand bestanden nicht mehr, des¬ 
gleichen nicht mehr der beschriebene abnorme Gang, wohl 
aber die schiefe Haltung des Kopfes und die Haltung der 
Zunge und Oberlippe, die Unterlippe hing noch schlaff 



111 


herab. In der Mitte der Hornhaut des linken Auges be¬ 
stand ein Geschwür. Das Pferd erhielt Weichfutter und 
Heu. Der Zustand besserte sich, und nach 3Monaten 
waren die Lähmungserscheinungen bis auf geringes Herab¬ 
hängen der Unterlippe verschwunden. 

Therapeutisch wurden Ohr- und Gesichtsmuskeln täg¬ 
lich massiert. 14 Tage lang erhielt Patient täglich eine 
Einspritzung von Strychnin und in der dritten und vierten 
Woche Einspritzungen von Veratrin. Im weiteren Verlauf 
kam täglich der Induktionsstrom zur Anwendung. 

Als Ursache des Leidens vermutet Verf. Gegenschlagen 
oder Stoß mit dem Kopfe gegen die Krippe oder die Wand 
des sehr engen Standes. 


Fritz Dorken: Die Anwendung von Glyzerin- 
Spiritus zu feuchten Verbänden an Stelle der Spiritus- und 
Essigsäure - Tonerde - Therapie. (Fortschritte der Medizin, 
Nr. 1, 1914.) 

Es ist bekannt, daß Glyzerin die ätzende und nekro¬ 
tische Wirkung des Karbols aufhebt, ohne seine anästhe¬ 
sierende Wirkung zu beschränken; ferner ist die vorzüg¬ 
liche Wirkung von Spiritusverbänden bei Entzündungen 
bekannt. Diese können aber wegen der reizenden Wirkung 
des Spiritus nur mit Vorsicht gebraucht werden. Es wurde 
nun mit Erfolg versucht, diese Reizung durch Glyzerin 
aufzuheben. Man benützt eine Mischung gleicher Teile 
96 %igen Spiritus und Glyzerin. 

Die Anwendung geschieht da, wo sonst feuchte Ver¬ 
bände mit Spiritus, essigsaurer Tonerde etc. üblich sind, 
z. B. bei Drüseneiterung, Mastitis, phlegmonösen Prozessen, 
Nabelentzündung. Neugeborener etc. Die Applikation er¬ 
folgt nach Art der feuchten Verbände. Einige Lagen Ver¬ 
bandmull werden mit Spiritusglyzerin getränkt, gut aus¬ 
gedrückt und auf die Haut gelegt. Darüber kommt eine 
allseitig überstehende Lage Billrot - Battist, darauf eine 
Schicht Watte mit Binde. Die Abdichtung muß wegen der 
Flüchtigkeit des Alkohols möglichst vollkommen sein. 

Dr. Heu fei d: Jodostarin, ein voller Ersatz für 

Jodkalium. (Ärztl. Standeszeitung ,,Die Heilkunde“, 1913, 
Nr. 12.) 

Nach Heu fei d ist Jodostarin (Taririnsäuredijoditl 
ein Jodpräparat, welches im Körper rasch resorbiert und 
unter sukzesivem Abspalten von freiem Jod seine Wirkung 
entfaltet. 



112 


Die Versuche, die Bachem und Biro mit Jodo- 
starin angestellt, haben ergeben, daß das Präparat, das 
47,5 % Jod enthält, den Magen unzersetzt passiert und sich 
erst im Darm spaltet. Die Toxizität ist erheblich geringer 
als die des^Jodkali und die Resorption ist eine vollständige. 

Das Jodkali wird rasch aus dem Organismus ausge¬ 
schieden, während Jodostarin seinen Jodgehalt nur langsam 
abspaltet, also längere Zeit als Jodkali im Körper aufge¬ 
speichert wird und demzufolge auch Zeit hat, sich gleich¬ 
mäßiger im Organismus zu verteilen. 

Jodostarin ist nach H. allen in den Handel gebrachten 
Ersatzpräparaten von Jodkali sicher ebenbürtig, wenn 
nicht überlegen. 

Lehmann: Extractum hydrastis canadensis fluidum 
und sein Ersatz durch das synthetische Hydrastinin-Bayer. 

(Fortschritte der Medizin, Kr. 1 , 1914.) 

Die Wirkung des Hydrastis-Fluidextrakt, besteht be¬ 
kanntlich darin, daß es die Gefäße verengert und den Blut¬ 
druck steigert. Es soll besonders die Gefäße des Uterus 
und der Bauch- und Beckenorgane verengern und findet 
deshalb bei Uterusblutungen etc. auch in der tierärztlichen 
Geburtshilfe Anwendung. 

L e h m a u n hat nun in der Humanmedizin in 00 
Fällen festgestellt, daß das Hydrastinin-Bayer nicht nur 
ein vollwertiger Ersatz des Hydrastis-Fluidextrakts ist, son* 
dem diesem überlegen zu sein scheint. Dazu kommt der 
niedrige Preis, die konstante Zusammensetzung des Hy- 
drastiuins und in der Humantherapie auch der gute Ge¬ 
schmack desselben. A. 

J. Frucht -Nadvorna (Galizien) : Hydrogenium per- 
oxydatum bei einer Widerristfistel. (Österreich. Wochen¬ 
schrift für Tierheilkunde, 1913, Nr. 42.) 

Ein 20jähriges Pferd hatte eine 15 cm tiefe Wider¬ 
ristfistel. F.s wurde durch täglich einmalige Einspritzungen 
einer Y/r igen Lösung von Hydrogenium peroxydatum Merck 
nach 15 Tagen vollständige Heilung erzielt. Ohler. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Abfohlergebnis des K. Stammgestüts Achselschwang. 

Die Abfohlung begann am 14. November 1912 und 
endete am 5. Juni 1913. 

Innerhalb dieses Zeitraumes wurden 



113 


a) lebend geboren 54 Fohlen — 98,18 %, 

b) verworfen 1 Fohlen = 1,82 °/c. 

Die Trächtigkeitsdauer bewegte sich zwischen 327 und 
347 Tagen; die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer betrug 
bei den Hengstfohlen 336, bei den Stutfohlen 335!/2 Tage, 
der Gesamtdurchschnitt 336 Tage. Das Trächtigkeitsver¬ 
hältnis stellte sich auf 91,66 %. 

Von den lebend geborenen Fohlen waren: 

30 Stück Hengste = 55,6 %, 

24 „ Stuten = 44,4 %. 

Bei schwer konzipierenden Stuten wurden Scheiden¬ 
spülungen mit Natr. bicarbonic.-Lösung angewendet und 
zwar fünfmal mit, dreimal ohne Erfolg. 

Bei 4 schwer rossenden Stuten wirkte eine Ein¬ 
spritzung von 0,1 Yohimbin subkutan sehr günstig; die 
Rossigkeit erfolgte jeweils am 2.—4. Tage nach der Ein¬ 
spritzung, so daß die Stuten die Hengste annahmen, 2 wurden 
trächtig, 2 blieben „gelt“. Dr. Nopit sch. 


Ein Pferdefütterungsversuch mit getrockneter Hefe. 

In der chemisch - landwirtschaftlichen Versuchs¬ 
station Wien wurde ein Pferdefütterungsversuch mit ge¬ 
trockneter Hefe ausgeführt. Nach einer Mitteilung in 
Fühling’s „Landwirtschaftliche Zeitung“, I. Heft, 1914, be¬ 
richtet Dr. 0. von Czadek in der Zeitschrift für das 
landwirtschaftliche Versuchswesen in Österreich über die 
Ergebnisse des Versuches Folgendes: 

Die Trockenhefe wird von den Pferden sofort oder 
nach kurzer Gewöhnung willig genommen. 

Ein anormales Verhalten der Tiere ist nicht zu be¬ 
obachten. Der Kot wird durch die Hefegabe nicht ver¬ 
ändert. 

Die Ausnützung der Nährstoffe ist mit Ausnahme des 
Fettes und bei vollständigem Haferentzuge auch der 
Rohfaser eine günstigere als bei der bloßen Haferfütterung. 

Nach dem Ergebnisse dieses Versuches i3t die Trocken¬ 
hefe geeignet bei gleichzeitigem Ersatz der fehlenden 
Kohlehydrate einen Teil oder auch die ganze Hafergabe 
bei der Pferdefütterung zu ersetzen. 

Inwieweit dieser Haferersatz sich im landwirtschaft¬ 
lichen Betriebe bewährt, häugt im wesentlichen von den 
Kosten dieses Haferersatzmittels ab und wie sich die Pferde 
der dauernden Hefefütterung gegenüber verhalten. Es ist 



114 


wohl als gewiß anzunehmen, daß mindestens ein teilweiser 
Ersatz des Hafers durch die Hefe praktisch in jeder Hin¬ 
sicht von Erfolg begleitet sein wird. 

Generalversammlung des Vereins 2ur Förderung der 
Pferdezucht in Bayern. 

Am 5. Februar 1. Jrs. hielt der genannte Verein die General¬ 
versammlung ab. Der Präsident des Vereins, Graf Max von 
Drechsel, erstattete hiebei den Jahresbericht. Nach dem In¬ 
halt desselben kann der Verein auf ein günstiges Jahr zurüek- 
blicken. Sowohl der Pferdemarkt, wie auch die Pferdelotterie und 
die beiden Fohlenaufzuchtanstalten des Vereins lieferten gute Re¬ 
sultate. Auch die Mitgliederzahl ist etwas gestiegen. Was den 
31. Münchener Pferdemarkt anlangt, so war die Geschäftslage 
ziemlich günstig. Insgesamt konnten ungefähr 1090 Pferde, hie¬ 
runter 730 bayerische Pferde, um 1 500 000 Mark verkauft werden. 
Über Bayerns Grenze gingen 250 Pferde. Die mit dem Markt ver¬ 
bundenen Pferdeprämiierungen waren bei den bayerischen Pferden 
heuer lebhafter wie sonst bestritten. Besonders zahlreich war die 
Beschickung aus dem Rott- und Vilstal und aus dem Bezirke 
Fürstenfeldbruck. Der Wert der verliehenen Prämien betrug 
15 200 Mark. Zu dem hohen Preiswerte spendete u. a. Se. Majestät 
der König 1000 Mark. Das K. Staatsministerium des Innern 
4300 Mark, das K. Kriegsministerium 1200 Mark. Die Pferde¬ 
lotterie erzielte wiederum einen vollständigen Ausverkauf der 
Lose. Die Fohlenaufzuchtanstalt Ritterswörth weist einen Bestand 
von 169 Fohlen und eine Zuchtstute auf, von denen 156 Fohlen 
dem Verein gehören. Der Gesundheitszustand der Fohlen war im 
Berichtsjahre sehr gut. Die Sommerweide Karlshof wurde am 
5. Mai mit 62 Fohlen und am 10. Mai mit 19 Rindern beschickt. Die 
Ernährung sowohl der Pferde wie der Rinder war vorzüglich. Der 
Reinonteankauf nahm für den Verein einen günstigen Verlauf. Es 
wurden 49 Vereinspferde und 9 Privatpferde vorgestellt. Von den 
Vereinspferden wurden 40, von den Privatpferden 5 für ankaufs¬ 
würdig befunden. Der Durchschnittspreis einer Remonte war 
1064 Mark, um 51 Mark mehr wie 1912. An den verschiedenen 
Prämiierungen nahmen die Ritterswörther Fohlen wieder mit 
großem Erfolge teil. Junge Absatzfohlen wurden 55 angekauft 
und zwar 24 Hengst- und 31 Stutfohlen. Der Durchschnittspreis 
eines Fohlens war 290 Mark. Der Fohlenhof wurde im Berichts¬ 
jahre mit elektrischem Licht und elektrischer Kraft neu einge¬ 
richtet. Die Anlage bewährt sich vorzüglich. Die Fohlenaufzucht¬ 
anstalt Gammerhof hat das achte Geschäftsjahr hinter sich. Das 
abgelaufene Jahr kann als günstig bezeichnet werden. Am Hofe 
befinden sich 77 Fohlen, von denen 62 dem Verein gehören. Der 
Entwicklungszustand der Fohlen ist bei allen drei Jahrgängen 
gut. Auch der Gesundheitszustand war im allgemeinen zufrieden¬ 
stellend. 8 Zuchtstuten gingen um billigen Preis an bayerische 
Züchter über. Sehr erfreulich gestaltete sich der Reinonteankauf, 
denn von 11 vorgestellten Pferden gingen 10 in den Besitz der 
Militärverwaltung über. Im Juli und August gingen 30 junge 
Fohlen zu. Die Ankaufspreise waren im Durchschnitt 405 Mark. 
An den verschiedenen Prämiierungen beteiligten sich die Gammer- 
liofer Fohlen mit gutem Erfolge. Der Weidebetrieb erstreckte sich 



m 


vom 1. Juni bis 1. September. Die Rechnung des Vereins schließt 
mit 177 279 Hark 65 Pfg. Einnahmen und 158 243 Mark 57 Pfg. 
Ausgaben. Der Etat für 1914 bilanziert mit 150 000 Mark in Ein¬ 
nahmen und Ausgaben. Das aufgelegte Programm des 32. Mün¬ 
chener Pferdemarktes wurde genehmigt. Der Pferdemarkt, der 
mit einer sehr reichen Prämiierung und Verlosung von Pferden 
verbunden ist, findet im städtischen Ausstellungsparke am 15., 16. 
und 17. April 1914 statt. An Stelle des verstorbenen Vorstand¬ 
schaftsmitgliedes wurden in die Vor3tandschaft berufen: Guts¬ 
besitzer Dr. Aug. von Schmieder; ferner wurde in die Vor¬ 
standschaft berufen Oberregierungsrat Proeis im Ministerium 
des Innern. Zum Schluß der Versammlung gab der Herr Vorsitzende 
bekannt, daß Se. Majestät König Ludwig das Protektorat 
über den Verein weiter übernommen hat. 


Verlegung des preußischen Vollblutgestiites Graditz. 

Die Verlegung des Graditzer Vollblutgestütes nach 
Altenfeld, Regierungsbezirk Kassel, kann nach Zei¬ 
tungsberichten als gesichert betrachtet werden. Bei der 
Beratung des Etats der Gestütsverwaltung in der Budget 
komniission des Abgeordnetenhauses bewilligte die Kom¬ 
mission die eingesetzten 350 000 Mark zum Ankauf von 
Grundstücken aus bäuerlichem Besitz in der Gesamtgröße 
von 140 Hektar, die dem Gute Altenfeld benachbart sind, 
da dessen 653 Hektar umfassendes Areal für die umfang¬ 
reiche Anlage des Kgl. Hauptgestiits nicht ausreicht. 


Die Viehzählung im Deutschen Reiche. 

Die vorläufigen Ergebnisse der Viehzählung vom 
1 . Dezember 1913 im Deutschen Reiche liegen nunmehr 
vor. Es wurden gezählt: 20 944 258 Stück Rindvieh, 
25 591 794 Schweine, 5 504 195 Schafe u. 3 535 697 Ziegen. 
Es bedeutet dies gegenüber der Zählung vom 2. Dezember 
1912 eine Zunahme von 762 237 Stück Rindvieh, gleich 
3,8 Prozent, von 3 668 087 Schweinen, gleich 16,7 Prozent, 
und von 125 301 Ziegen, gleich 3,7 Prozent. Die Zahl der 
Schafe hat um 299 250 Stück, gleich 5,2 Prozent, abge¬ 
nommen. Der Rindviehbestand ist absolut zwar 
der höchste, der je festgestellt wurde, ist aber gegenüber 
früheren Zählungen nicht im Verhältnis zur 
Einwohnerzahl gestiegen. Denn auf 100 Einwohner 
kommen heute 31,3 Stück Rindvieh, im Jahre 1912 kamen 
auf die gleiche Zahl Einwohner 30,4 und im Jahre 1907 
33,1 Stück. Der Schweinebestand hat ebenfalls 
seinen höchsten Stand erreicht, sowohl absolut als auch 
im Verhältnis zur Bevölkerung. Nach der neuesten Zäh- 



lung kommeü auf 100 Einwohner 38,3 Schweine, im Jahre 
1912 kamen auf 100 Einwohner nur 33 und im Jahre 1907 
35,5. Die Ziegen haben ungefähr den gleichen Stand 
wie im Jahre 1907 wieder erreicht (5,3 Stück auf 100 Ein¬ 
wohner gegen 5,7 1907). Die Schafe haben in den letz¬ 
ten 40 Jahren von Zählung zu Zählung rasch abgenommen, 
von 25 Millionen im Jahre 1873 bis auf 51/2 Millionen im 
Jahre 1913. Während im Jahre 1873 noch 61 Stück Schafe 
auf 100 Einwohner kamen, ist diese Ziffer heute auf 8,2 
gefallen. 


Gegen das Schlachten unreifer Kälber. 

In den preußischen Provinzen Schleswig-Hol - 
stein und Po m m e r n ist zur Verhütung des Schlachtens 
unreifer Kälber angeordnet worden, daß Kälber im Alter 
unter 14 Tagen in der Regel, und solche, deren Alter nur 
8 Tage beträgt, stets als minderwertig zu behandeln sind. 
Diese Anordnung soll nach und nach in allen Provinzen 
durchgeführt werden. Die Reichsregierung ist mit den an¬ 
dern Bundesregierungen in Verbindung getreten und hat 
angeregt, daß diese Regelung auch in den andern deutschen 
Staaten in Anwendung komme. (Zeitschrift f. Fleisch- und 
Milchhygiene, H. 8, 1913/14.) A. 


Verschiedenes. 

Bericht über die 4. Monatsversammlung des „Vereines 
Münchener Tierärzte“ am 22. Januar 1914. 

Das wichtige und interessante Thema, das zur Tagesordnung 
angemeldet war: „Tierzucht, hier die Stellungnahme der Landwirt- 
schattslehrer gegen die Tierzuchtinspektoren und die Tierärzte“ (Re¬ 
ferent: Kgl. Bezirkstierarzt Dr. H. Sch m itt-Wolfratshausen) war 
Veranlassung für das Erscheinen von 30 Mitgliedern und 2 Gästen. 

In fast 17* ständiger äußerst angeregter Debatte wurde ein¬ 
stimmig beschlossen, dem Kgl. Staatsministerium des Innern folgende 
Resolution zu übermitteln: 

„Der Verein Münchener Tierärzte überweist das in heutiger 
Monat8versanimlung erstattete Referat des Kgl. Bezirkstierarztes 
Dr. Hans Schmitt-W olfratshausen, mit dem er sich voll und 
ganz einverstanden erklärt, an den Landesausschuß der tier¬ 
ärztlichen Kreisvereine Bayerns mit der Bitte, dasselbe dem 
Kgl. Staatsministerium des Innern zuzulciten.“ 

Im Interesse der Weiterverfolgung der Angelegenheit wurde 
ferner beschlossen, den Inhalt des Referates vorerst nicht zu 
publizieren. I.A.: Dr. A. Dell er, Schriftführer. 



117 


Militärveterinäre. 

Bei Besprechung der Gesundheitsverhältnisse in der baye¬ 
rischen Kammer der Abgeordneten erwähnte der Kriegsminister 
Freiherr von Kreß, daß troß der durch die Heeresverstärkung 
bedingten Vermehrung der Dienstpferde der Armee und dem Um¬ 
stande. daß ein Teil dieser Pferde länger zum Dienst herangezogen 
wurde, als die festgesetzte Gebrauchsdauer für die Militärpferde 
beträgt, die Zahl der Verluste an Pferden durch Tod etc. nicht nur 
nicht gestiegen, sondern, sogar zurückgegangen sei. Der Minister 
bezeichnete diese Tatsache als ein erfreuliches Zeichen 
der' erfolgreichen Tätigkeit der Militärvete¬ 
rinäre. 


Führung des Titels Dr. med. vet. 

Nach Mitteilung der „Tierärztlichen Rundschau“ wurde in der 
ßudgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses wiederum 
die Anfrage gestellt, warum den Tierärzten die Führung des in der 
Schweiz erworbenen Titels eines Dr. med. vet. nicht genehmigt würde. 
Der preußische Lendwirtschaftsminister beantwortete die Frage da¬ 
bin, daß seitens des Landwirtschaftsministeriums beim Kultus¬ 
ministerium die Genehmigung zur Führung des Titels wiederholt, 
bis jetzt jedoch ohne Erfolg befürwortet wurde. 


Festmahl beim Rektor der Tierärztlichen Hochschule in 

Berlin. 

Am 17. Januar veranstaltete der Rector magnificus der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Berlin, Professor Dr. C r e m e r, ein 
Festmahl, an welchem der Minister für Landwirtschaft, Dr. Frhr. 
v. iv-horlemer-Lieser, der Unterstaatssekretär Dr. Küster, 
der Geheime Oberregierungsrat Dr. Hesse, der Präsident und 
der Direktor des Kaiser!. Gesundheitsamtes DDr. v. B u m in und 
von Ostertag, die Geheimräte Dr. S t r ö s e und W e h r 1 e, 
der vertragende Rat im Finanzministerium Freiherr v. Schenk, 
Korpsstabsveterinär G r a m m 1 i c h, Regierungsrat Dr. Lothes, 
Professoren der Universität und der Landwirtschaftlichen Hocli- 
‘fliule etc. teilnahmen; außerdem waren geladen die Mitglieder 
des Lehrkörpers, die Repetitoren und Deputationen der Studenten- 
xhaft. Im ganzen waren 60 Personen anwesend. (B. T.W.j 


Professor Abderhalden. 

Nach einer Mitteilung der „Berliner Tierärztlichen Wochen- 
"•hrift“ ist die Nachricht mehrerer Blätter, nach welcher Prof. 
Dr. Abderhalden -Halle einen Ruf als Leiter des neuen Bio¬ 
logischen Forschungsinstitutes in Berlin-Dahlem erhalten und an¬ 
genommen habe, nicht zutreffend. 


Ehrung. 

Dem Korpsstabsveterinär Karl Troester, Leiter des bak¬ 
teriologischen Laboratoriums der Militär-Veterinär-Akademie in Berlin 
wurde das Prädikat „Professor“ verliehen. 



118 


Berichtigung: 

In der letzte*» Nummer der Wochenschrift Seite 89, Zeile 8 
von oben muß es lauten „Hofveterinärrat“ statt „Hofveterinär“. 


Bücherschau. 

Veterinärkalender für das Jahr 1914. Unter Mitwirkung von Stabs¬ 
veterinär Dr. Al brecht, Geh. Oberregierungsrat Professor 
Dr. Dam mann, Rechnungsrat H. Da mann. Geh. Medizinalrat 
Prof. Dr. Edelmann, Oberveterinär A. Fritze, Regierungs- und 
Veterinärrat F. Holtzhauser, Veterinärrat Mieckley und 
Prof. Meissner. Herausgeg. von Stabsveterinär Dr. M. Rauten- 
berg-Berlin-Treptow. Berlin 1914. Verlag von A. Hirschwald. 
Preis 4 Mk. 

Dem Taschenbuch sind beigegeben ein Heft, enthaltend die 
Ausführungsbestimmung zum Viehseuchengesetz für das Königreich 
Preußen und ein zweites Heft, betr. die Ausführungsbestimmungen 
für die Bundesstaaten. Die II. Abteilung des Kalenders, 596 Seiten 
stark, enthält Bestimmungen und Anleitungen, sowie neben ver¬ 
schiedenem Anderen Serodiagnose, mikroskopischer Nachweis der 
wichtigsten Bakterien, Schlachtvieh- und Fleischbeschau, Militär¬ 
veterinärwesen etc. In diesem Teile ist besonders das Kapitel Sero¬ 
diagnose erweitert worden, ferner das Kapitel Militärveterinärwesen. 
Der III. Teil enthält auf 500 Druckseiten das Personalverzeichnis. 
Im I. Teil wurden die Kapitel Arzneimittellehre und Behandlung 
der wichtigsten Krankheiten dem Bedürfnis der modernen Praxis 
entsprechend neu bearbeitet. Der Veterinärkalender von Rauten¬ 
berg muß als ausgezeichnetes Nachschlagebuch, gleich wertvoll für 
tierärztliche Beamte, praktische und Militärtierärzte bezeichnet 
werden. Ganz vorzüglich ist insbesondere das Personalregister ange¬ 
legt. Wir empfehlen den auch buchhändlerisch sehr gut ausge¬ 
statteten und sehr billigen Kalender den Kollegen auf das wärmste. 


Jahresbericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Veteri¬ 
närmedizin. ITerausgegeben von Prof. Dr. med. et phil. et nied. 
vet. W. Ellenberger und Prof. Dr. med. et med. vet. W. 
8 e h ü t z. Redigiert von Wilhelm Ellenberger und 
Otto Zietschmann. Zweiunddreißigster Jahrgang (Jahr 
1912). Berlin 1913. Verlag von A u g. Hirsch wald. 

Der 424 Druckseiten umfassende 32. Jahresbericht über die 
Leistungen auf dem Gebiete der Veterinärmedizin enthält wiederum 
in Kürze alles Neue, was im Verlaufe des Jahres 1912 auf den 
verschiedenen Spezialgebieten der Tierheilkunde und deren Hilfs¬ 
wissenschaften aufgetaucht ist. 

Die Sammlung der Leistungen auf tierärztlichen und ver¬ 
wandten Gebieten aus den verschiedensten Zeitschriften des In- 
und Auslandes, die übersichtliche Zusammenstellung der Ergeb¬ 
nisse» haben eine außerordentlich umfangreiche Arbeit erfordert, 
wofür den' Herausgebern und Mitarbeitern der größte Dank der 
Tierärzte gebührt. 

Jeder Kollege, der die Berichte kennt, wird deren Wert als 
unentbehrliches Hilfsmittel, sich über den derzeitigen Stand der 



119 


Tierheilkunde in wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht zu 
unterrichten, anerkennen. 

Wie für die in der Praxis stehenden Kollegen, so haben die 
Berichte auch den größten Wert für wissenschaftlich arbeitende 
und für literarisch tätige Vertreter der Tierheilkunde. Die Be¬ 
richte erleichtern ihnen die Zusammenstellung der Literatur über 
einen Gegenstand außerordentlich und entheben sie der Beschaf¬ 
fung einer Anzahl Spezialschriften. 

Erfreulicher Weise haben die Jahresberichte bereits eine 
»cito Verbreitung erlangt, und ist zu wünschen, daß sich diese 
fort und fort steigere. Für die Verbreitung des so nützlichen 
Werkes tätig zu ‘Sein, liegt im Interesse der Standesgenossen, und 
es möge wiederum betont sein, daß dasselbe in keiner tierärzt¬ 
lichen Bücherei fehlen solle. A. 


Personalien. 

Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle Eggenfelden. 
Bewerbungsgesuche sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers 
zuständigen Regierung, Kammer des Innern bis zum 5. Feb ruar 1914 
einzureicliem 

Auszeichnungen: Anläßlich des jüngsten Krönungs- und Ordens¬ 
festes in Berlin wurden einer größeren Zahl preußischer Tierärzte 
Orden verliehen darunter: der preußische Kronenorden II. Klasse 
dem Geheimen Medizinalrat Dr. Jakob Esser, 0. Honorarprofessor 
au der Universität Göttingen (Hannover) und dem Landstallmeister 
Dr. Wilhelm Grabensee in Celle (Hannover); der preußische 
Kronenorden III. Klasse dem Geheimen Regierungsrat Dr. Joseph 
Ter eg, o. Professor an der Tierärztlichen Hochsmiule in Hannover 
und dem Geheimen Regierungsrat im Ministerium für Landwirt¬ 
schaft Dr. Neverraann. 

Ernennungen: Zum Bezirkstierarzt von Roding wurde der 
Bezirkstierarzt Alfred Heim von Herzogenaurach in etatsmäßiger 
Weise ernannt und zum 2. Assistenten am pathologischen Institute 
der Tierärztlichen Hochschule München der Tierarzt Michael 
Hobmaier - Freising. 

Ruhestandsversetzung: Vom 1. Februar 1914 ab auf 1 Jahr 
wurde der Bezirkstierarzt Joseph Hintermayr von Eggenfelden 
auf sein Ansuchen wegen nachgewiesener Dienstunfähigkeit in den 
zeitlichen Ruhestand versetzt. 

Veränderungen: Bei den Veterinäroffizieren im aktiven Heere: 
der Veterinär der Reserve Walter Heini chen-Hof, komman¬ 
diert zum 1. Feld-Art.-Regt. wurde mit Patent vom 25. Januar in 
den Friedensstand dieses Regiments versetzt; im beurlaubten Stande 
wurden befördert zu Veterinären in der Reserve die Unterveterinäre 
Maximilian Pfanzelt, Dr. Robert Thomassin, Dr. Ernst 
Heim und Dr. Georg Zeilinger-München II. 

Promotionen: In Berlin von der Tierärztlichen Hochschule: 
Peter Daners in Konzendorf (Rhpr.), Friedrich Ganser, 
Veterinär im Feld-Art.-Regt. No. 29 in Ludwigsburg. 

Approbiert: In Berlin: die Herren Hans Martin Bethke- 
Wendischhagen, Walter Oskar Sch i k ar ski-Liegnitz und 
Kiehard Erwin Schulz- Stove. In Giessen: die Herren Hans 
H oos-Wöllstein, Georg R u h 1 - Angersbach, Georg Scholl- 
ineyer-Sangerhausen und Fritz Wieser-Ingolstadt. In Hannover: 



120 


die Herren Karl Theodor Bliersbach- Brück, Hermann 
Friedrich Gempt-Lengerich, Wilhelm Friedrich Mogk- 
Hannover, Friedrich Wilhelm Mollenhauer-Neuß, Karl 
Friedrich Seelandt-Hannover und Albert Hinrich Witt- 
Theenrade. 


Assistent 

auf längere Zeit von bayerischem Bezirkstierarzt gesucht. Gehalts- 
ansprüche und Offerte unter 102 an die Redaktion. 

Mit einer Beilage der Verlagsbuchhandlung Max 
Hlieber, München, die wir unseren Lesern zur ge¬ 
fälligen Beachtung empfehlen. 



Arsenossaplast 

Imlik.: Rhachitis, Rekonvale- 
szens, Schwächezustände der 
Haustiere, vornehm] d. Hunde. 

Räudecreme 

Indik.: Räude, Krätze, insbe¬ 
sondere Sarkoptesräude. 


Bandwurmpillen 

Indik.: Erkrankung an Einge¬ 
weidewürmern, insbesondere 
an Taeniaspezies der Hunde. 

Wurmpillen 

gegen alle Arten von Ein¬ 
geweidewürmern der Hunde 
bestens empfohlen. 



Proben den Herren Tierärzten jederzeit zu Diensten, desgl. Literatur. 


Krewel & Co., G.m. b. H., Chemische Fabrik, Ciiln a. Rh. 

Haupt-Detail-Depot für Berlin und Umgegend: 

Arkona-Apotheke, Berlin N28, Arkonapl., Fernsp.-Amt Norden, Kr. 8711. 

Vertreter für Hamburg und Umgegend: 

Apotheke E. Niemitz, Hamburg, Georgsplatz gegenüber Hauptbahnhof. 


Druck von J. Gottes w i nter, München. Kommissionsverlag: M. Kiegerschc 
Universitütsbuehhandlung, München. Odeonsplatz ? 















(freier: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilknnde nnd Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch* 
stetter. technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Oberregierungsrat Pröls, tierärztlicher 
Referent im Kgl. Staatsministerium des Innern, sowie des Landes- 
ansscbnsses der tierärztichen Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 10. Februar 1914. Nr. 6. 


Inhalt: Origi na lartikcl. Krell: Beiträge zur klinischen Systematik und harn- 
analytischen Diagnostik der Nephritiden bei den Haustieren (Schluß). — Hörning: 
Aus der Praxis: 1 Anwendung von Plasmarsin bei 2 Jungrindern. 2. Haut- 
eraphysem bei einer Kuh. 3. Zwerchfellriß bei einem Pferd — Referate. 
Dehne: Augenzittern. Schwarz: Altersbestimmung des Kalbes. Klsner: Sarkome 
bei Hausgeflügel. Samarini: Milchbakterientherapie. Darmveränderungen bei 
Emphysems bullosum (Schwein). Emshoff: Plombieren von Zähnen bei Tieren. 
Frucht: Behandlung der Geschwülste mit Röntgenstrahlen. Frucht - Alkohol als 
Antiseptikum. Borchers -. Histologische Untersuchungen über Brennen und Brenn¬ 
methoden. Beutler: Kochsalzvergiftung bei Schweinen. Jod Vergiftung. — Tier¬ 
zucht und Tierhaltung: Vergleichende Untersuchungen über die Verdauung 
der Rohfaser durch herbivore und omnivore Tiere. Morgen- und Abendmilch. — 
Verschiedenes. Karl Hohenleitner t. Angliederung der Münchener Tier¬ 
ärztlichen Hochschule an die Universität. Auszeichnungen. Ein Millionenprojekt. 
Ein Mittel gegen Maul- nnd Klauenseuche. Verzeichnis der Tierärzte, welche die 
Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst im Jahre 1913 bestanden haben. Stand 
der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 24. Januar 1914. — Bücherschau. — 
Personalien. 


Beiträge zur klinischen Systematik nnd harnanaly¬ 
tischen Diagnostik der Nephritiden bei den Haustieren. 

Von Dr. med. vet. Theodor Krell z.Z. der Anfertigung dieser Arbeit 
I- Assistent an der med. Klinik der Tierärztlichen Hochschule in 

München. 

(Schluß). 

Resultat. 

Die mitgeteilten Ergebnisse der Harnuntersuchung 
^Zusammenhang mit dem klinischen und dem pathologisch¬ 
anatomischen Befund ergeben für die klinische Systematik 
und harnanalytische Diagnostik der Nephritiden bei unseren 
Haustieren folgendes: 











122 


A. Die akute parenchymatöse Nephritis. 

Diese Entzündungsform tritt klinisch zumeist als Aus¬ 
scheidungsnephritis beim Vorhandensein irgend welcher In¬ 
fektionskrankheiten, Magendarmleiden, Lungenentzündun¬ 
gen, eitrigen Prozessen, kurz bei allen möglichen Erkran¬ 
kungen, bei welchen das Nierenparenchym nur vorüber¬ 
gehend und in geringem Maße schädigende Noxen auf dem 
Wege der Blutbahn passieren, in Erscheinung. In den 
meisten Fällen und schon bei einfacher Diät pflegt sie nach 
Ablauf des Grundleidens von selbst wieder zu verschwinden. 

Die pathologisch - anatomischen Veränderungen be¬ 
stehen neben einer zuweilen zu beobachtenden ganz gering¬ 
gradigen Beteiligung des Interstitiums — mäßige Erweite-. 
rung der Blutgefäße und sehr geringe zellige Infiltration — 
in den meisten Fällen nur in einer Erkrankung des Paren¬ 
chyms und zwar am häufigsten der Harnkanälchen, seltener 
auch der Glomeruli. Man beobachtet Ablösung, Quellung 
und fettige Degeneration der Epithelien, Zellenfragmente 
und Exsudatmassen, ungeformt und in Cylindern in den 
Harnkanälchen. 

Der Harn ist bei dieser Erkrankung in seiner Menge 
anscheinend vermehrt, wenigstens wird das spezifische Ge¬ 
wicht fast in allen Fällen während des ganzen Verlaufes, 
wenn nicht hohes Fieber herrscht, geringgradig vermindert 
angetroffen. Bei eintretender Genesung sinkt es mit dem 
Zunehmen der Harnmenge oft weit unter die Norm, was 
seinen Grund in der oft nach fieberhaften Krankheiten ein¬ 
tretenden Harnflut haben kann. Die Konsistenz ist nicht 
verändert. Fast immer ist der Harn trüb und zwar entweder 
diffus, durch feinste Fettröpfehen oder Bakterien verur¬ 
sacht, oder corpuskulär durch Beimengung von Zellhaufen 
oder seltener Zylindern. Die Reaktion ist nahezu immer 
sauer; auch bei den Herbivoren erfolgt häufig ein Umschlag 
in die saure Reaktion, die durch das Grundleiden bedingt 
ist. Eiweiß enthält der Harn sehr oft keines. Tn den meisten 
Fällen schwankt der Gehalt zwischen 0,1 und 1 °/ ü0 , nur 
sehr selten, bei den Übergängen zur diffusen Entzündung, 
werden Werte bis zu 5 und 6 °/oo angetroffen. Sediment ist 
meist nur in mäßiger Menge vorhanden. Von den Zylindern 
werden noch am häufigsten, insbesondere beim Hunde, die 
granulierten angetroffen, die schon bei geringen Magen- 
und Darmleiden meist mit Gallefarbstoff imprägniert sind, 
am meisten Zellen der Harnkanälchen, der gewundenen 
und der geraden, seltener der Glomeruli. F ast im me r 



123 


zeigen die Zellen Degenerationserschei- 
nungen, sind gekörnt oder mit Fettröpf- 
chen beladen und lassen den Kern nur 
schwer erkennen. Doch bilden auch solche mit gut 
erhaltenen Kernen keine seltenen Ausnahmen. Polymorph¬ 
kernige Leukozyten konnten oft, rote Blutkörperchen nie 
nachgewiesen werden. Außerdem findet sich namentlich im 
Hundeharn sehr oft viel freies Fett und bei allen Tieren 
körniger Detritus. 

B. Die akute diffuse Entzündung. 

Sie ist zwar wesentlich seltener als die rein parenchy¬ 
matöse Erkrankung, wird aber beim Hunde häufig genug 
angetroffen, wo sie in den meisten Fällen 2—3 Wochen 
dauert, vielfach ausheilt, oft aber auch, namentlich durch 
urämische Symptome zum Tode führt. In einem Teil der 
Fälle geht sie in die sekundäre Schrumpfniere über. 

Pathologisch-anatomisch ist sie durch die unter A er¬ 
wähnten Veränderungen im Parenchym, sowie durch stär¬ 
kere Erweiterung der Blutgefäße und oft sehr bedeutende 
zellige Infiltrationen im Interstitium gekennzeichnet. 

Der Harn ist im Beginne der Krankheit in seiner 
Menge vermindert und kann in den schwersten Fällen ganz 
versiegen. Meist, doch nicht immer, konform damit tritt 
eine mehr oder weniger starke Erhöhung des spezifischen 
Gewichtes ein. Wiederholt wurde bei wenig Harn ein nied¬ 
riges spezifisches Gewicht gefunden. In den leichteren 
Fällen wird schon nach 4—6 Tagen, meist mit zunehmender 
Harnmenge, auch sehr oft gegen das tötliche Ende zu ein 
starker Abfall bis unter die Norm beobachtet. Auf der 
Höhe der Krankheit ist der Harn trüb und undurchsichtig, 
dabei sehr oft von grünlicher Farbe, um in späteren, der 
Heilung näheren Stadien langsam wieder aufzuhellen. Sel¬ 
ten und nur in den ganz schweren Fällen wird die durch 
Beimengung von Blut- oder Blutfarbstoff verursachte Rot- 
färbung angetroffen; und es muß zum Unterschied von der 
gleichen Erkrankung beim Menschen konstatiert werden, 
daß die nicht hämorrhagische Form an Häufigkeit die hä¬ 
morrhagische weit übertrifft. Die Reaktion ist gewöhnlich 
sauer, in schweren Fällen auch beim Pflanzenfresser. Der 
Eiweißgehalt ist fast immer ein bedeutender, und gehören 
1—2 Prozent auch in ausheilenden Fällen, wo er jedoch 
meist rasch zu sinken pflegt, nicht zu den Seltenheiten. Das 
Sediment ist gewöhnlich sehr reichlich und besteht beim 
Hunde zumeist aus Fettkörnchenzylindern, fettig de- 



124 


generierten Epitlielien und freiem Fett, bei den 
übrigen Tieren aus granulierten Zylindern und gekörn- 
tenEpithelien. Seltensindsolchemitschö- 
n e m Kern. Leukozyten werden oft, rote Blutkörpereben 
und Blutfarbstoff in Schollen oder Zylindern selten an¬ 
getroffen. 

C. Die subakute diffuse Nephritis. 

Als Synonyma sind gebräuchlich: Chronische nicht- 
indurative, chronische parenchymatöse, chronische diffuse, 
subchronische Nephritis. 

Obige Bezeichnung wurde gewählt, weii diese Ent¬ 
zündungsform, die stets das Parenchym und das Intersti- 
tium ergreift, also diffus ist, in Bezug auf ihre Dauer und 
die Heftigkeit ihrer Erscheinungen in der Mitte steht 
zwischen den akuten und den chronischen Formen. Ge¬ 
wöhnlich währt sie 3—4 Monate, nach welcher Zeit sie in 
die sekundäre Schrumpfniere übergeht oder zum Tode führt. 

In einem Falle (Nr. 7) konnte eine chronische dipli- 
theroide Darmentzündung, in einem zweiten eine jauchige 
Milzentzündung als Ursache dieser Entzündungsform fest¬ 
gestellt werden. 

Die pathologisch-anatomischen Kennzeichen bestehen 
in entzündlich degenerativen Veränderungen im ganzen 
Parenchym, deutlicher, jedoch mäßiger Bindegewebszubil- 
dung im Interstitium ohne Schrumpfung, sehr oft 
Erweiterung der Blutgefäße und mehr oder weniger starker 
zelliger Infiltration. Beim Hunde wird außerdem fast stets 
starke fettige Degeneration und Infiltration, hauptsächlich 
im Rindenparenchym, mehr die Tubuli als die Glomeruli 
ergreifend, angetroffen. 

Der Harn ist in den ersten Wochen anscheinend ver¬ 
ringert, das spezifische Gewicht erhöht, später bei schon 
stärkerer Bindegewebszubildung und beginnender Herz- 
hypertrophie sinkt es mit zunehmender Harnmenge. Fast 
immer ist der Harn teils diffus, wie durch Fett beim Hunde, 
teils wolkig getrübt, seine Farbe dunkler als normal, und 
manchmal, bei heftigen akuten Nachschüben, durch Blut, 
oder Blutfarbstoff rot gefärbt. Die Reaktion ist selten 
krankhaft verändert. Als Eiweißgehalt konnten in den An¬ 
fangsstadien, sowie hei den erwähnten akuten Nachschüben 
8—10 °/oo beobachtet werden. Später sinkt er und schwankt 
in gleichmäßig verlaufenden Fällen zwischen }/> und 3 oder 
•i'Voo- Sediment ist verhältnismäßig reichlich und gleicht 
hei geringerer Quantität dem der akuten diffusen Entzün¬ 
dung, wobei Fettkörnchenzylinder heim Hunde vorherrschend 



125 


sind. Auch werden die Epitbelien bei der subakuten Form 
häufiger mit gut erhaltenen Kernen angetroffen. 

D. Die sekundäre Schrumpfniere. 

Diese Bezeichnung soll lediglich eine klinische sein 
und damit ausgedrückt werden, daß bei dieser Erkrankung 
neben den mehr oder weniger heftigen Krankheitserschei¬ 
nungen der akuten oder subakuten Nephritis gleichzeitig 
die Erscheinungen der beginnenden Schrumpfniere — Herz¬ 
hypertrophie und Polyurie — beobachtet werden. Oft zeigen 
sieh starke urämische Symptome von Seite des Digestions- 
apparates und Nervensystems; sie kommt häufig beim 
Hunde vor. 

Pathologisch - anatomisch, entspricht sie der Nephritis 
mixta Kitt. Neben starker Zubildung von bereits in 
Schrumpfung befindlichem Bindegewebe in Kinde und 
namentlich in der Markschicht mit erheblicher Verdrän¬ 
gung des Parenchyms dominieren starke Erweiterung der 
Blutgefäße, starke zellige Infiltration, sowie sehr deutliche 
entzündliche Degenerationserscheinungen, fettige Infiltra¬ 
tion und Degeneration des ganzen Parenchyms. Vor allem 
in die Augen fallend ist gerade bei dieser Form die meist 
anzutreffende, ausgebreitete Homogenisierung der kernarm 
gewordenen Glomeruli, die sich auch stark verfettet zeigen. 

Der Harn zeigt fast durchweg die Veränderungen 
der akuten oder subakuten diffusen Nephritis, nur pflegt 
infolge der bereits eingetretenen Polyurie das spezifische 
Gewicht erniedrigt zu sein. Eiweiß kann sehr wenig bis 
zu 6 und 8 °/ 00 angetroffen werden. Blutungen sind, wofür 
auch die starke Erweiterung der Gefäße spricht, nichts 
seltenes. 


E. Primäre Schrumpfniere. 

Es soll hierunter jene Erkrankung verstanden werden, 
die anscheinend im Bindegewebe ihren Anfang nimmt, sich 
ganz schleichend entwickelt und Symptome der Parenchym- 
erkranlcung lange Zeit vermissen läßt. Als konstantes Sym¬ 
ptom pflegt diese bei den Hunden so häufig vorkommende 
Erkrankung selbst bis einige Wochen vor dem meist plötz¬ 
lich eintretendem Ende nur vermehrtes Durstgefühl und 
Polyurie zu zeigen. In anderen Fällen, namentlich bei chro¬ 
nisch- urämischen Symptomen von Seite des Magendarm¬ 
kanals wird auch der Ernährungszustand bald ein sehr 
schlechter. Am häufigsten erfolgt der Tod durch hämor¬ 
rhagische Magendarrtientzündung und urämische Krämpfe. 



126 


Pathologisch - anatomisch zeigt das erheblich verklei¬ 
nerte Organ eine oft enorme Zubildung des interstitiellen 
Gewebes, verbunden mit einem starken Untergang des 
Parenchyms, namentlich in der Markschicht. Zum Unter¬ 
schiede von der sekundären Schrumpfniere fällt der ver¬ 
hältnismäßig gute Zustand und Kernreichtum der noch vor¬ 
handenen Glomeruli auf. Bei anderen könnte eine Mit¬ 
erkrankung des Parenchyms, besonders der gewundenen 
Harnkanälchen und eine teilweise Verödung der Glomeruli 
eine Beziehung zur sekundären Schrumpfniere glaubhaft 
machen. Während Erweiterung der Gefäße fast immer 
fehlt, wird starke zellige Infiltration, namentlich subkapsu- 
lär, häufig angetroffen. 

Der Harn ist bei den typischen Fällen stark ver¬ 
mehrt, sein spezifisches Gewicht erniedrigt, bis zu 1001 
beim Hunde herabsinkend. Gewöhnlich ist der Harn klar, 
höchstens durch wenige corpuskuläre Elemente schwach ge¬ 
trübt; die diffuse Trübung ist seltener. Die Farbe hell 
weingelb bis nahezu wasserklar. Die Reaktion ist nicht 
verändert. Eiweiß enthält der Harn nur in Spuren bis zu 
1 und 1 y<z %o- Eiweißlose Stadien konnten bei Hunden, 
bei denen die Sektion eine Schrumpfniere zeigte, nicht ge¬ 
funden werden. Das Sediment ist ziemlich spärlich und be¬ 
steht aus Nierenepithelien mit fast durch¬ 
weg gut erhaltenen Kernen, Leukozyten, hya¬ 
linen, granulierten und seltener Epithelzylindern. Bezüg¬ 
lich der Zylinder ist zu erwähnen, daß selbst in den Fällen, 
wo die histologischen Schnitte mehr hyaline als granulierte 
Zylinder zeigten, im Harne des Hundes auch im essigsäure¬ 
freien und ungefärbten Präparat mehr granulierte und nur 
selten hyaline Zylinder gefunden wurden. Die Ursache 
dieser Erscheinung ist mir unbekannt; vielleicht tritt durch 
irgendwelche Substanzen im Harn eine nachträgliche Ge¬ 
rinnung oder Imprägnierung ein. 

F. Die suppurative Nephritis. 

Die disseminiert auftretende, embolisch eitrige Nieren¬ 
entzündung konnte an nahezu 15 Fällen beim Hunde beob¬ 
achtet werden. In der Regel pflegt sie bei jugendlichen 
Tieren 1—3 Monate nach einer Staupeerkrankung, haupt¬ 
sächlich nach katarrhalischer eitriger Pneumonie, in Er¬ 
scheinung zu treten. Sehr oft wird gleichzeitig eine chro¬ 
nisch eitrige Entzündung des Endocards der linken Vor¬ 
kammer gefunden. In einem Fall wurden als Erreger die 



127 


im Harn Vorgefundenen Staphylokokken nachgewiesen: Die 
Eiterherde der Nieren, die im Ausstrich keine Bakterien 
zeigten, ließen, auf Blutserum gebracht, eine Reinkultur 
von Staphylokokken entstehen. 

In ihrem Verlauf zeigt die Krankheit Ähnlichkeit mit 
dem der subakuten Nephritis, wofür auch die fast immer 
vorhandene geringgradige Bindegewebszubildung nament¬ 
lich an den Glomeruluskapseln spracht. Außer dieser Ver¬ 
änderung findet man Rinde, Grenz- und die obersten Teile 
der Markschicht von ungefähr hirsekorngroßen Eiterherden 
durchsetzt. Stets zeigen die Nieren beträchtliche Vergröße¬ 
rungen. Mikroskopisch findet man fast in allen Fällen ent¬ 
zündlich degenerative Veränderungen im ganzen Paren¬ 
chym, namentlich in den gewundenen Harnkanälchen. In 
den Eiterherden ist das ganze Gewebe eingeschrnolzen. Zu 
einem Herabsteigen des eitrigen Entzündungsprozesses in 
das Nierenbecken wie beim Rinde scheint es heim Hunde 
nicht zu kommen, da bei seiner geringen Widerstandsfähig¬ 
keit gegen eitrige Prozesse meist schon vorher der Tod ent¬ 
weder unter gänzlicher Abmagerung oder infolge plötzlich 
einsetzender urämischer Symptome eintritt. 

Als konstantes Symptom von Seite des Harnes wurde 
Polyurie beobachtet; desgleichen stets eine Erniedrigung 
des spezifischen Gewichtes, in einem Falle bis zu 1004. Der 
Urin ist in typischen Fällen hell und dabei diffus (Bak¬ 
terien) getrübt, oft erscheint er aber auch klar mit nur 
wenigen corpuskulären Elementen durchsetzt. Die Farbe 
ist gewöhnlich hell graugelb, zuweilen mit einem Stich 
ins Grünliche. Die Reaktion ist in vorgeschrittenen Fällen 
fast immer alkalisch, wobei sich oft stark ammoniakalischer 
Geruch bemerkbar macht. Eiweiß enthält der Harn zu¬ 
weilen keines, oft kann es nur in Spuren nachgewiesen 
werden und selten steigt es über t/4 °/oo- Pas Sediment ist 
zumeist gering und fast immer von gallertiger Be¬ 
schaffenheit. Im Mikroskope zeigen sich Epithelien der 
Nieren, gut erhalten oder degeneriert, polymorphkernige 
Leukozyten und in einem kleinen Teil der Fälle, nämlich 
bei Miterkrankung des Parenchyms, granulierte Zy¬ 
linder. Einmal wurden rote Blutkörperchen angetroffen. 
Bakterien enthält der Harn oft sehr viele, manchmal gar 
keine. In einem Falle, wo während einer 10 tägigen Be- 
obaehtungsdauer in vier Harnuntersuchungen nur einmal 
Spuren von Eiweiß, sonst keines gefunden wurde, bestand 
das Sediment aus körnigem Detritus und ganz spärlichen 
Nierenepithelien. 



128 


Schlußwort. 

Während einer im Verlaufe von 4 Jahren gesammelten 
klinischen Erfahrung und reichlicher Kontrolle am Sek¬ 
tionstisch sind mir zwei Dinge aufgefallen, die wegen ihrer 
besonderen Wichtigkeit hier gesondert von den übrigen 
Ergebnissen kurze Erwähnung linden sollen. 

Während beim Menschen eines der häufigsten und 
konstantesten Symptoihe der akuten, subakuten und auch 
chronischen Nephritiden ödem an den abhängigen Körper¬ 
teilen und Hühlenhydrops ist, wird das Vorkommen des¬ 
selben beim Hunde, wo diese Entzündungsformen am häu¬ 
figsten beobachtet werden, fast nie gesehen. In den von 
mir beobachteten zahlreichen Fällen war bei gleichzeitigem 
Vorhandensein von Nephritis und Hydrops stets entweder 
ein Leberleiden oder eine schwere Herzerkrankung vor¬ 
handen, welch letztere als Ursache der Wassersucht ange¬ 
sehen werden mußten, da bei den übrigen Fällen von 
schwerer akuter oder subakuter diffuser Nephritis, bei In¬ 
taktsein der Leber und des Herzens, kein Hydrops beob¬ 
achtet wurde, ln einem einzigen Falle der beschriebenen 
sekundären Schrumpfniere mit llydrops ascites wurde durch 
die Sektion das Vorhandensein einer chronischen Myokar¬ 
ditis, obwohl die klinischen Symptome für Herzschwäche 
sprachen, nicht mit Sicherheit nachgewiesen. 

M er die humanmedizinische Literatur und die darin 
geäußerten Theorien über die Entstehung der Wassersucht 
bei Nierenentzündung kennt, weiß, daß die Ursache der¬ 
selben noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden konnte. 
Ein aussichtsrcicherWeg, Licht in dieses Dunkel zu bringen, 
wäre eine peinliche Vergleichung der krankhaften Sym¬ 
ptome und Veränderungen von nierenkranken Menschen 
und Hunden, insbesondere der Blutbesehaftenheit derselben, 
sowie eine genaue Prüfung der meist anerkannten Theorien 
über die Ursache der Wassersucht bei Nephritis an nieren¬ 
kranken Hunden. Die für den Menschen restierenden Ver¬ 
änderungen, die beim Hunde nicht vorliegen, könnten als 
ätiologische Momente in Betracht kommen. 

Als eine zweite, oft sehr unangenehm empfundene 
Tatsache muß konstatiert werden, daß auf dein Wege der 
Harnuntersuchung eine sichere I Hagnoslik nur der typischen 
Fälle möglich ist, daß dagegen die der zahlreichen atypisch 
verlaufenden Können, deren größtes Kontingent die ver¬ 
schiedenartigsten Übergänge zwischen den typischen For¬ 
men bilden, selbst durch die peinlichste Harnuntersuchung 



129 


nicht immer genau möglich ist. Und es sind die Schwierig¬ 
keiten in dieser Beziehung in der Tierheilkunde noch größer 
als in der Humanmedizin, da nur in sehr seltenen Fällen 
die Kranken lange Zeit beobachtet und ständige Harnunter¬ 
suchungen auch in der Übergangszeit vorgenommen werden 
können. Hauptsächlich für diese Fälle, vielleicht aber auch 
für alle, wird es sich empfehlen, die Funktionsprüfung der 
Nieren (cf. Strümpell und S c h 1 a y e r) auch in die 
Tierheilkunde einzuführen. Mit S c h 1 a y e r muß denen 
recht gegeben werden, die als Idealergebnis der Unter¬ 
suchungskunst nicht die pathologisch-anatomische Diagnose 
betrachten, sondern als Hauptangriffspunkt für die The¬ 
rapie die Art der Funktionsstörung des erkrankten Organs 
festzustellen suchen. 

Zum Schlüsse der Arbeit gedenke ich in dankbarer 
Erinnerung eines Toten, des früheren Vorstandes der medi¬ 
zinischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule, Professor 
Dr. Wilhelm Schlampp, unter dessen Leitung ich bei 
der Möglichkeit selbständigen Arbeitens die notwendige 
Erfahrung für diese Arbeit sammeln und sie in ihren Haupt¬ 
punkten fertigstellen konnte. 

Zugleich spreche ich seinem Nachfolger, dem der¬ 
zeitigen Vorstand, Herrn Professor Dr. Schmitt, für das 
Interesse und Entgegenkommen, das er mir bei Fertig¬ 
stellung der Arbeit in liebenswürdigster Weise entgegen¬ 
brachte, ergebenen Dank aus. 

Seite 102, zwischen Zeile 13 und 14 von unten muß 
es heißen: E. Primäre Schrumpfniere. 

Literatur. 

(1) Al brecht: "Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht, 
Jahrgangl901, S.145. Ein Fall von akuter Nephritis beim Pferde. 
i.2) Al brecht: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht, 
Jahrgang 1901, S. 25. Ein Fall von Schrumpfniere beim Hunde. 
<3) Claus: Diss. Bern, 1910. Beiträge zur Lehre der Nierener¬ 
krankungen des Hundes. 

(4) Dell Anna: Clinica veterinaria, Jahrgang 1906, S. 625. Nefrite 

mista a prevalenza parenchymatosa nel cavallo. 

(5) F r i e d b e r g e r und F r ö h n e r: Klinische Untersuchungs¬ 

methoden für Tierärzte, 4. Auflage, 1907, S. 430. 

(6) Dieselben: Spezielle Pathologie und Therapie der Haustiere, 

7. Auflage 1908. 

(7) Fried berger: Deutsche Zeitschrift für Tiermedizin, Jahr¬ 

gang 1890, XVI, S. 188. Chronische herdweise induriercnde 
Nierenentzündung und Stauungsniere beim Pferd. 

(8) Großnickel: Diss. Hannover, 1910, Das Vorkommen von 

Nephritis bei Brustseuche. 



130 


(9) H u t y r a und Marek: Spezielle Pathologie und Therapie der 
Haustiere, 3. Auflage, 1910, S. 974 ff. 

(10) Jacob: Berliner Tierärztliche Wochenschrift, Jahrgang 1904, 

S. 398. Die Bedeutung der Uroskopie in der Tierkeilkunde. 

(11) Johne: Sächsischer Bericht, 1875, S. 30 Interstitielle Nephritis 

infolge von Pyelitis bei einer Kuh. 

(12) Kasper: Lehrbuch der Urologie, 1910, II. Auflage, S. 386 ff. 

(13) Kitt: Monatshefte für praktische Tierheilkunde, 1893IV, S. 430 ff. 

(14) Derselbe: Lehrbuch der pathologischen Anatomie der Haus¬ 

tiere 1911, Bd. 2, S. 497 ff. 

(15) Leisering: Sächsischer Bericht, 1872, S. 21. Abstoßung und 

Entfernung von Nierensubstanz infolge einer Nierenvereiterung 
bei einem Pferde. 

(16) L e u b e : Spezielle Diagnose der inneren Krankheiten. 1889, 

II. Auflage, S. 295 ff. 

(17) M a 1 k m u s: Grundriß der klinischen Diagnostik, 4. Auflage, 

1910, S. 169. 

(18) Mannaberg: Handbuch der Urologie herg. von Frisch und 

Zuckerkandl 1905, Bd. 2 S., 418 ff. Medizinische Klinik der 
Krankheiten der Niere und des Nierenbeckens. 

(19) Münich: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht, 

Jahrgang 1878, S. 17. Exstirpation der rechten Niere bei 
einer Kuh. 

(20) Pflug: Die Krankheiten des uropoetischen Systems unserer 

Haustiere, 1874. 

(21) R e g e n b o g e n : Berliner Tierärztliche Wochenschrift, Jahr¬ 

gang 1908, S. 499, zwei Fälle von Chylurie (Lipurie) beim 
Hunde. 

(22) Rieder: Mikroskopie des Harnes, 1898. 

(23) S c h 1 a y e r: Beihefte zur medizinischen Klinik, 1912, VIII. Jahr¬ 

gang, Heft 9. Neuere klinische Anschauung über Nephritis. 

(24) Schmidt: Diss. Gießen, 1909. Die Cystitis und Nephritis 

unserer Haustiere und ihre Behandlung mit Urotropin. 

(25) Senator: Die Erkrankungen der Nieren, 1902, II. Auflage, 

S. 1 ff. 

(26) Siedamgrotzky: Sächsischer Bericht, 1891, S. 18. Akute 

emboiische Nephritis. 

(27) Späth: Diss. Bern, 1910, Blutdruckmessungen beim Hunde. 

(28) S t i e g 1 e r: Sächsischer Bericht, 1904, S. 172. Eitrige Nieren¬ 

entzündung. 

(29) St r üm pell: Spezielle Pathologie und Therapie, 1912, 

XVIII. Auflage, 2. Bd., S. 1 ff. 

(30) Vamos: Berliner Tierärztliche Wochenschrift, Jahrgang 1905, 

S. 572. Chronische Bindegewebsentzündung der Büffelnieren. 

(31) Zimmer mann: Zeitschrift für Tiermedizin, 1898, S. 372. 

Chronische parenchymatöse Nierenentzündung beim Hunde. 


Ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Dr. Hörning in Prien. 

1. Anwendung von Plasmarsin bei 2 Jung¬ 
rindern. 

Ln der K. Moorkulturanstalt in B. zeigten zwei Jung¬ 
rinder bei der allwöchentlich vorgenonnnenen Wägung 



131 


einen ständigen Gewichtsverlust. Die Untersuchung der 
Tiere ergab keine bestimmte Diagnose. In Erwägung der 
Verhältnisse (feuchte Weide) wurde der Verdacht auf 
Leberegel ausgesprochen. In den nächsten 3 Wochen wurde 
nun den Bindern Liqu. Kali arsenic. verabreicht. Wie vor¬ 
her, ergaben die Wägungen eine ständige Gewichtsabnahme. 
Die Tiere waren so abgemagert, daß von einer, Schlachtung 
Abstand genommen wurde. Als letzten Versuch injizierte 
ich daher während dreier Wochen dreimal je 10 ccm des von 
der Firma Bengen in Hannover hergestellten Präparates 
„Plasma r sin“. Bei der 8 Tage nach der ersten Injektion 
vorgenommenen Wägung war wohl keine Zunahme, aber 
auch keine Abnahme am Gewicht zu registrieren. Nach 
weiteren 8 Tagen (nach zweimaliger Injektion) zeigten die 
Tiere eine Gewichtszunahme von 9 bezw. 7 Pfund. 8 Tage 
nach der dritten Injektion hatten die Kinder insgesamt 19 
bezw. 15 Pfund zugenommen. Die Gewichtszunahme hielt 
ständig an, so daß sich die beiden Tiere nach Verlauf eines 
Vierteljahres in gutem Ernährungszustand befanden. 

2. Hautepaphysem bei einer Kuh. 

Bei einer Kuh, die nach Angabe des Besitzers plötz¬ 
lich am ganzen Körper angeschwollen sei, stellte ich ein 
über den ganzen Bücken, die Seitenbrust> und Bauch Wan¬ 
dungen reichendes Hautemphysem fest. Die Futteraufnahme 
war bei dem Tiere gut, Puls, Atmung und Temperatur nor¬ 
mal. Neben spirituösen Einreibungen wurden Prießnitz- 
wickel angeordnet, worauf nach 5 Tagen das Emphysem 
vollständig verschwunden war. Die Entstehungsursache 
konnte nicht ermittelt werden. 

3. Zwerchfellriß bei einem Pferd. 

Ein Pferd war beim Durchgehen heftig gegen eine 
Mauer gerannt. Außer Quetschwunden an der Brust und 
vermehrter Atmungsfrequenz konnte nichts Anormales kon¬ 
statiert werden. Das vorgelegte Futter fraß das Tier mit 
Appetit. 14 Stunden später wurde ich vom Besitzer ge¬ 
rufen mit der Mitteilung, daß das Pferd sehr stark atme 
und heftige Kolikerscheinungen zeige. Bei meiner An¬ 
kunft war das Tier bereits geschlachtet. Die Sektion er¬ 
gab einen faustgroßen Biß im Zwerchfell, durch den Darin- 
schlingen in den Brustraum getreten waren. 



132 


Referate. 

Bezirkstierarzt D e K n e - Oelsnitz: Augenzittern. (Be¬ 
richt über das Veterinärwesen in Sachsen f. d. Jahr 1912.) 

Zwei Ochsen zeigten Lichtscheue und hielten die 
Augen halb geschlossen bei normaler Körpertemperatur, 
Puls und Atmung. Die oberen Augenlider, sowie auch der 
Augapfel waren in einer ständigen vibrierenden Bewegung 
und zwar bewegten sieh die Augäpfel in horizontaler Rich¬ 
tung, während die Lider sich senkrecht bewegten. Der Zu¬ 
stand besserte sich und ging in Heilung über. 

Assistent Schwarz: Altersbestimmung des Kalbes. 

(Bericht der K. Tierärztl. Hochschule zu Dresden für das 
Jahr 1912.) 

Schwarz berichtet: Vom Jahre 1818 bis 1850 fand 
man beim neugeborenen Kalbe in der Regel 2 Schneide¬ 
zähne vor. Vom Jahre 1850—1895 berichteten die Autoren 
über das Vorhandensein von 4 Schneidezähnen. Vom Jahre 
1875—1905 konnten bei der Geburt eines Kalbes 6 und 
mehr Schneidezähne gefunden werden. In der letzten Epoche 
von 1885 bis zur Gegenwart stimmen alle- Angaben mit ganz 
wenig Ausnahmen darüber überein, daß bei der Geburt in 
der Regel 8 Schneidezähne vorhanden sind. 

Die einzelnen Perioden schließen selbstredend nicht 
mit dem bestimmten Jahre ab, sondern greifen ineinander 
über. Aus diesen Befunden erhellt die Tatsache, daß unsere 
jetzigen modernen Kulturrassen eine größere Frühreife auf¬ 
weisen, als die Rassen früherer Jahrzehnte. Aus den nun 
folgenden 26 Angaben des Verf., die bei der Altersbestim¬ 
mung eines Kalbes von Bedeutung sind, seien folgende 
herausgegriffen: 

I. Ein Kalb, bei dem die Eckzähne noch vom Zahn¬ 
fleische bedeckt sind oder sich im Durchbruche befinden, 
ist höchstens 12 Tage alt. 

4. Ein Kalb, bei welchem sich sämtliche Schneidezahn¬ 
kronen je einer Seite decken, ist höchstens 12 Tage alt. 

6. Ein Kalb, bei welchem sich noch Schneidezähne mit 
ihren Kronen decken, ist höchstens 1 Monat, alt. 

7. Ein Kalb, dessen Zahnfleisch noch Spuren einer 
Blaufärbung erkennen läßt, ist höchstens 5 Tage alt. 

8. Ein Kalb, bei welchem die Retraktion des Zahn¬ 
fleisches an den Zangen vollendet ist, ist mindestens 10 
Tage alt. 

II. Ein Kalb, bei dem das Zahnfleisch an allen Schneide¬ 
zäh iien vollständig retrahiert ist, ist mindestens 22 Tage 



133 


alt, mit 30 Tagen ist die Retraktion des Zahnfleisches be¬ 
endet. 

17. Ein Kalb, bei welchem die erste Anlage des Horn- 
kernes nachgewiesen wird, ist nicht jünger als 4 Wochen. 

19. Ein Kalb, bei dem der Mumifikationsprozeß des 
Nabels noch nicht vollständig abgeschlossen ist, ist höch¬ 
stens 7 Tage alt. 

23. Ein Kalb, bei welchem sich auf der Nabelwunde 
noch Schorfreste befinden, ist mit ziemlicher Sicherheit 
nicht über 5 Wochen alt. 

25. Ein Kalb, bei dem der erste Klauenring nachge¬ 
wiesen werden kann, ist mindestens 3 Tage und nicht über 
14 Tage alt; ist der zweite Klauenring ausgeprägt, so ist 
das Kalb 4—5 Wochen alt. 


Kurt Elsner: Sarkome beim Hausgeflügel. (Be¬ 
richt über die K. Tierärztl. Hochschule Dresden, VII.) 

Das Sarkom tritt beim Geflügel sowohl als Einzel¬ 
tumor, als auch in Gestalt der generalisierten Sarkomatosis 
auf. In beiden Fällen kann es zur Bildung von Knötchen, 
Knoten und zu größeren Geschwülsten oder zur partiellen 
und allgemeinen zelligen Infiltration kommen. 

Der Umstand, daß zu gleicher Zeit oft mehrere Tiere 
desselben Bestandes erkranken und zugrunde gehen, läßt 
die Vermutung einer Infektion zu. In sehr vielen Fällen 
werden durch die Sarkomatose besondere Krankheitserschei¬ 
nungen nicht ausgelöst; erst durch die zunehmende Um¬ 
fangsvermehrung erlangen die Tumoren eine klinische Be¬ 
deutung. 

Hinsichtlich der fleischbeschaulichen Beurteilung sol¬ 
chen Geflügels soll diese analog mit jener der Haussäuge¬ 
tiere gehandhabt werden. 

Fr. S amarini: Milchbakterientherapie. (La clinica 
veterinaria, 1913, Heft 15, und österreichische tierärztliche 
Wochenschrift, Nr. 15.) 

In den letzten Jahren wurden in der Humanmedizin 
vielfach Versuche mit der Milchbakterientherapie ange¬ 
stellt. Da die säurebildenden Milchbakterien Antagonisten 
der putriden Bakterien sind, so vermögen sie die Fäulnis¬ 
vorgänge im Darmkanal bis zu einem gewissen Grade hint¬ 
anzuhalten. Nach den Versuchen des Verfassers kann ein 
erwachsenes Rind 20 Liter Molke, entsprechend ungefähr 
einem Kilo Milchzucker, als tägliche höchste Gälte, ohne 
Schaden zu nehmen, ertragen. Nach solcher Verfiitterung 



134 


(besser noch mit Milchsäurebakterienkultur vermischter 
Molke) sinkt die Alkalizität des Kotes durch Verminderung 
des freien Ammoniaks infolge Herabsetzung der Fäulnis¬ 
prozesse. 

Zu weiteren Versuchen wurde Mutterlauge benützt, 
wie sie bei der Fabrikation des Milchzuckers zurückbleibt 
und eingetrocknet in den Handel gebracht wird. Diese Aqua 
matri concentrata enthält 50 % Milchzucker, 1,64 % Stick¬ 
stoff und reagiert sauer. Die Versuche wurden an 12—18 
Monate alten Rindern angestellt und zwar wurde diese 
Lauge mit Milchsäurebakterien gemischt verfüttert. Die 
Wirkung war die gleiche, wie bei obigen Versuchen. 1l/> Kilo 
dieser Mutterlauge wurde aber schon nicht mehr gut er¬ 
tragen, es trat Diarrhoe auf. 

Interessant wäre die Feststellung, inwieweit diese 
Milchsäurebakterien imstande sind, Infektionen, wie Maul¬ 
und Klauenseuche, abzuhalten, die per os in den Körper ge¬ 
langen. 

Darmveränderungen bei Emphysema bullosum 
(Schwein). (La clinica veterinaria, 1913, Heft 16, und 
Österr. Wochenschrift für Tierheilkunde, 1913, Heft 16.) 

Entgegen den meisten Autoren, die behaupten, daß 
bei Emphysema bullosum der Schweine die Darmschleim¬ 
haut das normale Aussehen habe oder höchstens Erschei¬ 
nungen eines leichten Katarrhes vorhanden seien, ist Rossi 
der Anschauung, daß diese Gasbläschen durch die Heilung 
einer charakteristischen Darmentzündung entstehen. 

Bei 20 Schweinen, die als gesunde Tiere am Schlacht¬ 
hofe in Mailand geschlachtet wurden, fand der Verfasser 
diese Veränderungen. In den Lymphknoten waren die Gas¬ 
bläschen oft so zahlreich, daß diese doppelt so groß waren. 
Vielfach waren um den Dünndarm so viele Gasbläschen, 
daß das Darmlumen verengert wurde. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung fand M a j a 
viele Gasbläschen in der Submukosa und in der Muskularis 
der Darmwandung, manchmal selbst in der Mukosa. In den 
meisten Fällen war ein Darmkatarrh vorhanden. In einigen 
Fällen war die Schleimhaut nicht nur einer eiterigen Ent¬ 
zündung anheimgefallen, sondern auch Nekrosen und Ge¬ 
schwüre waren bemerkbar, von stark infiltriertem Gewebe 
umgeben. 

Dr. Emshoff: Plombieren von Zähnen bei Tieren. 

(Zeitschrift für Veterinärkunde, 1913, Nr. 10.) 

Zu dieser Operation, die der Verfasser an Pferden 
und Hunden ausführt, benützt er Instrumente, wie sie in 




135 


der Humanmedizin Verwendung finden; zum Plombieren 
der Pferdebackenzähne sind diese Instrumente entsprechend 
länger. 

Der Gang der Operation ist folgender: Am stehenden 
oder liegenden Pferde werden die Höhlen mit Schmelz¬ 
messern, Exkavatoren und Bohrern zubereitet. Die Staub¬ 
teilchen werden sodann mittels eines Gebläses entfernt und 
die Höhle mit Karbolsäure desinfiziert, sodann mit Äther 
ausgeblasen. Zur Füllung wird Kupferamalgam benützt, 
das in kleinen Stücken nach und nach eingebracht wird. 
Nach 2 Stunden ist die Masse erhärtet. 


J. Frucht -Nadvorna (Galizien): Behandlung der 
Geschwülste mit Röntgenstrahlen. (Österreich. Wochenschr. 
f. Tierheilkunde, 1913, Nr. 43.) 

Ein 7jähriger Wallach hatte am oberen und unteren 
rechten Augenlid einen malignen Tumor. Nach Entfernung 
des nach mikroskopischer Untersuchung diagnostizierten 
Spindelzellensarkoms bildete sich auf beiden Wundflächen 
neues Tumorgewebe. Die weitere Behandlung bestand so¬ 
dann darin, daß die Operationswunden jeden dritten Tag 
15—20 Minuten lang den Röntgenstrahlen ausgesetzt wur¬ 
den, wobei die Umgebung durch Bleiplatten bedeckt wurde. 
Schon nach der 5. Sitzung war Besserung, nach der 20. voll¬ 
ständige Heilung eingetreten. 

Drei Leistendrüsengeschwülste (Rundzellensarkome) 
gelangten auf dieselbe Weise nach 19—24 Sitzungen zur 
dauernden Heilung. 

Bei mehreren Sarkomen und Mammakarzinomen waren 
Mißerfolge zu verzeichnen. 


J. Frucht -Nadvorna (Galizien) : Alkohol als Anti¬ 
septikum. (Österreich. Wochenschr. f. Tierheilkunde, 1913, 
Nr. 43.) 

Nach neueren Untersuchungen ist 70 %iger Alkohol 
eines der wirksamsten lokalen antiseptisehen Mittel. Die 
bakterizide Wirkung wird abgeschwächt, je mehr man sieh 
von der angegebenen Konzentration nach oben oder unten 
entfernt. 60 %iger Spiritus wirkt dreißigmal schwächer 
und 80 c /c iger sogar vierzigmal schwächer. Die Beimischung 
von antiseptischen Mitteln trägt nicht zur verstärkten Wir¬ 
kung bei, mit Ausnahme von Jod. Ohle r. 



136 


Hermann Borchers- Hamburg: Histologische 
Untersuchungen über Brennen und Brennmethoden. (Disser¬ 
tation Hannover 1912.) 

Verf. bringt eingangs der Arbeit geschichtliche No¬ 
tizen über das Brennen zu Heilzwecken, schließt daran eine 
Übersicht über die diesen Gegenstand behandelnde Literatur 
und berichtet dann über eigene Versuche zur Aufklärung 
über die histologischen Veränderungen der mit dem Gliih- 
eisen behandelten Organe bezw. Gewebe. 

Aus den Untersuchungen zieht B. folgende Schlüsse: 

Die heilkräftige Wirkung des Brennens besteht in 
einer Summe von gesteigerten, exsudativen und prolifera¬ 
tiven Vorgängen einer längere Zeit andauernden Entzün¬ 
dung mit besonders kräftiger Hyperämie als Reaktion des 
Organismus auf die einwirkende, durch den thermischen 
Eingriff erzeugte Schädigung in Form des Brandschorfes. 

Die Dauer der Entzündung ist von der Dicke d^s 
Brandschorfes, dessen Loslösung und* Eliminierung ab¬ 
hängig. 

Je dicker der Brandschorf ist, um so längere Zeit ist 
zu seiner Eliminierung notwendig und um so länger be¬ 
stehen die entzündlichen Prozesse fort. 

Die Intensität der erzeugten Entzündung ist wesent¬ 
lich von der Tiefe, bis zu welcher sich der Brandschorf in 
die Haut hinein erstreckt, abhängig. 

Beim Stiftbrennen ist die Entzündung eine bedeutend 
heftigere, dauert aber nicht so lange an als beim Strich¬ 
brennen. 

Beim Stiftbrennen ist die Möglichkeit einer Infektion 
eine größere als beim Strichbrennen. 


Kreistierarzt Beutler - Stolzenau: Kochsalzvergif¬ 
tung bei Schweinen. (Veröffentlichungen aus den Veterinär- 
Jahresberichten der beamteten Tierärzte Preußens für das 
Jahr 1911.) 

B. beobachtete diese Vergiftung bei 6 Läuferschweinen, 
welchen zur Anregung des Appetites zu reichlich Kochsalz 
verabreicht worden war. Die 'Piere taumelten, liefen gegen 
die Wand und zeigten vereinzelt Krämpfe. Durch reich¬ 
liche Gaben von Leinsamenschleim konnten 4 der erkrank¬ 
ten Tiere gerettet werden. 1 >ie zwei verendeten zeigten 
starke Entzündung des Magens und Dünndarmes. 

Auf einem anderen Gehöfte hatte eine Anzahl fünf 
Monate alter Läuferschweine mit dem Futter Salzlake von 



137 


Pökelfleisch erhalten. Die Tiere zitterten, taumelten, liefen 
gegen die Stallwände, stürzten nieder und wurden von 
Krämpfen befallen 


Jodvergiftung. (Ibidem.) 

Im Kreise Olpe wurde von einem Pfuscher eine an 
Euterentzündung leidende Kuh mit Jodpräparaten behan¬ 
delt. Im Gefolge der Behandlung traten Nasenbluten, 
zahlreiche Blutungen in die Haut, blutrünstige Stellen an 
der Innenfläche der Hinterschenkel, ferner häufiger Husten 
ein. Der Urin enthielt viel Eiweiß. Das Tier magerte 
stark ab und verendete nach 3 Wochen. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Vergleichende Untersuchungen über die Verdauung der 

Rohfaser durch herbivore und omnivore Tiere. 

Prof. Dr. Fingerling hat an der landwirtschaft¬ 
lichen Versuchsstation Möckern über den vorstehenden 
Gegenstand eine Reihe Versuche mit Hammeln und Schwei¬ 
nen angestellt. Die Versuche ergaben, daß Schweine reine, 
von inkrustierenden Stoffen befreite Rohfaser zwar aufzu¬ 
lösen vermögen, daß diese Fähigkeit aber in dem Umfange 
abnimmt, in welchem die Rohfaser verhärtet. Während 
reine Cellulose von den Schweinen ebenso hoch verdaut 
wird, wie von Wiederkäuern, sind bei verholzter, mit in¬ 
krustierenden Stoffen durchsetzter Cellulose die Wieder¬ 
käuer den Schweinen hinsichtlich der Rohfaserverdauung 
überlegen. (Mitteilung der Königl. Landwirtschaftlichen 
Versuchsstation Möckern, III. u. IV. Heft, 1913. Referiert 
von Lösche und Arndt.) 


Morgen- und Abendmilch. 

Es ist allgemein bekannt, daß die Abendmilch reicher 
ist an Fettgehalt als die Morgenmilch; man nimmt an, daß 
diese Differenz vom längeren Zeitraum herrühre, der zwi¬ 
schen dem Melken am Morgen und demjenigen am Abend 
stattfindet. Jüngst hat nun Coli ins einen interessanten 
Versuch zur Aufklärung und näheren Bestimmung dieser 
Differenz im Fettgehalt gemacht. Es wurden dabei fol¬ 
gende Resultate erzielt: 

1. Bei der Melkung 6 Uhr morgens und 6 Uhr abends, 
also bei einem Zeitabstand von 12 Stunden, wurde festge- 



138 


stellt, daß die Morgenmilch um 0,18 c /o an Fettsubstanz 
reicher war. 

2. Bei den Melkungen morgens 6 Uhr und abends 
5 Uhr, mit einem Zeitabstand von 13 und 11 Stunden, war 
die Abendmilch nur 0,33 % fettreicher. 

3. Bei den Melkungen morgens 6 Uhr und abends 
4 Uhr, also bei einem Zeitabschnitt von 14 und 10 Stunden, 
war die Abendmilch um 0,70 c /o fettreicher als die Morgen¬ 
milch. 

4. Und bei Melkungen, die am Morgen um 6 Uhr und 
am Abend um 3 Uhr 30 Minuten ausgeführt wurden, also 
bei einem Zeitabstand von 14% und 9% Stunden, enthielt 
die Abendmilch 1,09 % mehr Fettgehalt als die Morgen¬ 
milch. (Österreich. Molkereizeitung, Nr. 19, 1913.) A. 


Verschiedenes. 

Karl Hohenleitner f. 

Am 2. Januar verschied zu Bamberg nach längerem 
Leiden, jedoch unerwartet der Kgl. Regierungs- und Veterinär¬ 
rat a. D. Karl Hohenleitner. 

Er war geboren am 8. August 1846 zu Augsburg. 
H. widmete sich nach erlangter Vorbildung dem tierärzt¬ 
lichen Studium an der damaligen Kgl. Zentraltierarznei¬ 
schule zu München und bestand dortselbst nach voraus¬ 
gegangenem Praktikum in Ebersberg 1867 die tierärztliche 
Staatsprüfung. Nach Abschluß seiner Militärdienstzeit als 
Einjährig-Freiwilliger Veterinärpraktikant im I. Kürassier¬ 
regiment „Prinz Carl von Bayern“ fand H. eine erste An¬ 
stellung als Distriktstierarzt in Reichertshofen bei Ingol¬ 
stadt. Diese Tätigkeit wurde durch seine Teilnahme an 
dem Feldzuge 1870/71 in Frankreich unterbrochen. Seine 
Wahl zum Distriktstierarzt von Scheßlitz brachte ihn 1874 
in den Kreis Oberfranken, der ihm zur zweiten Heimat 
geworden ist. Er war tätig als Distriktstierarzt in Sche߬ 
litz, sodann als Bezirkstierarzt in Teuschnitz, Ebermann- 
stadt und Krön ach, 1901 wurde er zum Kreistierarzt von 
Oberfranken ernannt, als welcher er 1909 zum Regierungs¬ 
und Veterinärrat befördert wurde. Im Juni 1913 wurde 
H. durch ein schmerzhaftes Leiden gezwungen, in den 
wohlverdienten Ruhestand zu treten. 

H. war stets ein eifriger Förderer tierärztlicher Standes¬ 
interessen und wo es galt, diese energisch zu vertreten, 
finden wir ihn stets in den vordersten Reihen. Mit ihm 



139 


ist ein kerniger Ehrenmann zu Grabe getragen worden, der 
mit seltener Energie und rücksichtslos Kollegen und tier¬ 
ärztliche Interessen überhaupt vertreten hat. 

Im tierärztlichen Kreisverein von Oberfranken, dem 
H. Jahrzehnte lang als ordentliches Mitglied, eine lange 
Reihe von Jahren als I. Vorsitzender und seit 1901 als 
Ehrenmitglied angehörte, hat er Bedeutsames und Ersprie߬ 
liches geleistet. H. war uns allen ein liebevoller Vorge¬ 
setzter, der durch Pflichtbewußtsein, Toleranz, Herzensgüte 
und stete Hilfsbereitschaft und vor allem durch vornehme 
Gesinnungsart ein leuchtendes Vorbild war. In aller Er¬ 
innerung sind die Worte, die er beim Antritt seiner Stelle 
als technischer Referent der Kreisregierung an uns richtete, 
daß er ein wohlwollender Vorgesetzter, aufrichtiger Freund 
und Berater sein wolle. 

Sein reiches Wissen und seine große Erfahrung waren 
auch der Anlaß, daß er mehrere Jahre hindurch als Mit¬ 
glied der Prüfungskommission für die amtstierärztliche Prü¬ 
fung und als Mitglied der Disziplinarkammer für nicht- 
richterliche Beamte in Bamberg berufen wurde. 

Die vielseitigen Verdienste H. haben an allerhöchster 
Stelle Anerkennung gefunden durch Verleihung des Ver¬ 
dienstordens vom Heiligen Michael IV. Klasse mit der Krone, 
der landwirtschaftlichen Jubiläumsmedaille und des Luitpold¬ 
kreuzes für 40jährige Dienstzeit. 

Bei der allgemeinen Verehrung H. war es nicht an¬ 
ders zu erwarten, als daß neben der tiefbetrübten Witwe, 
die dem Verstorbenen jederzeit eine fürsorgliche Gattin und 
Stütze gewesen ist, die gesamten Tierärzte und weitere 
Kreise Oberfrankens in tiefe Trauer versetzt wurden. Fast 
alle Kollegen Oberfrankens hatten sich zur letzten Ehrung 
am ofEenen Grabe in Bamberg eingefunden, und auch die 
Kgl. Regierung von Oberfranken, sowie der Stadtmagistrat 
Bamberg haben der hohen Wertschätzung des teuren Ver¬ 
blichenen durch offizielle Vertretungen Ausdruck gegeben. 
Das Korps Normannia hat den Verstorbenen als Gründungs¬ 
philister und treuen Angehörigen des Korps in zu Herzen 
gehenden und von Herzen kommenden Worten gefeiert 
und das grün-rot-goldene Band ins Grab mitgegeben. Tief 
ergriffen w r aren sämtliche Leidtragende, als unser Vorstand 
unter Niederlegung des wohlverdienten Lorbeers dem lieben 
Ehrenmitglied den letzten Abschiedsgruß widmete, der mit 
den Worten des Dichters schloß: „Wir haben einen guten 
Mann begraben, uns war er mehr.“ 

Tierärztlicher Kreisverein von Oberfranken. 



1 


140 


Angliederung der Münchener Tierärztlichen Hochschule 
an die Universität. 

Die Tageszeitungen bringen folgende Notiz: Im Kultus¬ 
ministerium ist nunmehr der [schon längere Zeit schwebende Plan, 
die Tierärztliche Hochschule als eigene Fakultät der Universität 
anzugliedern, neuerdings erwogen worden. Die Erwägungen haben 
sich zu festen Vorschlägen verdichtet, die demnächst bei der Beratung 
des Etats der Tierärztlichen Hochschule in der Kammer vom Mini¬ 
sterium mitgeteilt werden. Es ist anzunehmen, daß die Angliederung 
der Tierärztlichen Hochschule an die Universität in München in 
allernächster Zeit erfolgt. 


Auszeichnungen. 

Der Professor der Tierärztl. Hochschule Hannover II. Fr ick 
wurde von der durch die ordentliche Professur der Tierärztlichen 
Hochschule in Dresden verstärkten medizinischen Fakultät der 
Universität Leipzig zum Dr. med. vet. honoris causa promoviert. 

Die bayerischen Veterinärräte M a r t i n Wagenheuser 
in Rohrenfeld und Karl Wille in München wurden von Seiner 
Majestät dem König in Audienz empfangen. 


Ein Millionenprojekt. 

Die gegenwärtigen Anlagen des Vieh- und Schlachthofes in 
Nürnberg bedürfen der Erweiterung und es ist nun ein Plan aus¬ 
gearbeitet worden, wonach ein neuer Vieh- und Schlachthof zu er- 



an Stelle von 

p: v 11 ** ■■wlii *■ Innerlichen und 
I IX liqilltia äuüerl. Gebrauch 


Pulverförmiges Kondensationsprodukt aus Pix liquida 
und Formaldehyd, genau dosierbar, nur schwach riechend, 
frei von unangenehmen Reizwirkungen. 

Innerliche Anwendung! Bei Atoni(* des Magens und Darms, hei 
abnormen Gärungen, Tympanitis, Kälberruhr, Durchfällen und 
anderen infektiösen Erkrankungen des Darms. Bei Pyelitis und Oy- 
stitis als antiseptisches Diureticum. Bei verm i n Ösen Krankheiten und 
blennorrhoischen Erkrankungen der Atraungsorgane, als kausales, bezw. 
antikatarrhalisches Expektorans. — Darrelrliungsfonn Pulver, Pillen, Lat¬ 
wergen, Mischungen und Ricinusöl etc., Gelatinekapseln. Dosis für Rinder: 
10—30 g, Pferde: 10—20 g, Kälber, Fohlen, Schafe, Ziegen, Schweine 2—8 g, 
Hunde: 0,1—3 g, Geflügel: 0,1—0,2 g. . 

Proben von Pittylen und Pittylen-Präparaten zum äußerlichen Gebrauch stellen 
wir gerne kostenfrei zur Verfügung, ebenso Separat-Abdrücke der bisher erschienenen 
Arbeiten und bitten die Herren Tierärzte, solche einzufordern und Versuche in der 
Praxis anzustellen. 


Lingner-Werke Aktiengesellschaft, Dresden. 


bauen wäre, der auch von Fürth mitbenützt werden sollte. Die 
Baukosten würden sich auf 12 V» Millionen Mark stellen, wobei die 
Grunderwerbungskosten nicht raitgerechnet sind. 


Ein Mittel gegen Maul- und Klauenseuche. 

Nach einer Mitteilung der Berliner Klinischen Wochenschrift 
haben Geheiiurat Dr. Brieger und dessen Assistent Dr. Krause 
aus dem Safranin ein „Tryposafrol“ genanntes chemisches Präparat 
hergestellt, welches sich nach den bisherigen Yersuchsergebnissen 
eines Tierarztes als Heilmittel bei der Maul- und Klauenseuche 
bewährt haben soll. 


Verzeichnis 

der Tierärzte, welche die Prüfung für den tierärztlichen Staats¬ 
dienst im Jahre 1913 bestanden haben: 

1. Aschenbrenner Eugen, Dr. med. vet., Veterinär im 
8. Feld-Art.-Regt. in Nürnberg; 2. Bai er August, Dr. med. vet., 
Assistent an der medizin. Klinik der K. Tierärztl. Hochschule' in 
München; 3. Baumeister Wilhelm, Dr. med. vet., prakt. Tier¬ 
arzt in Wörishofen; 4. Burger Joseph, Dr. med. vet., prakt.Tier- 
arzt in Schwabhausen b. Dachau; 5. Danner Alfons, prakt.Tier¬ 
arzt in Herxheim (Pfalz); 6. Eichelsdörfer Bernhard, Dr. med. 
vet., prakt. Tierarzt in Bamberg; 7. Fischer Karl, Assistent der 
chirurg.Klinik der K.Tierärztl. Hochschule in München; 8. F r i c k 
Joseph, Dr. med. vet., Assistenztierarzt in Traunstein; 9. Gro߬ 
nickel Friedrich, Dr. med. vet., prakt. Tierarzt in Horn (Lippe); 
10. Haeutle Christian, prakt. Tierarzt in München; 11. H a y d n 
Joseph, prakt. Tierarzt in Wertingen; 12. H e 1 d Hans, prakt. Tier¬ 
arzt in Heräbruck; 18. H e u s 1 e r Joseph, Dr. med. vet., Assistenz¬ 
tierarzt in Stadtamhof; 14. H o f m i 11 e r Lothar, prakt. Tierarzt 
in Weßling; 15. Kaiser Otto, prakt. Tierarzt in Kirchheim in 
Schwaben; 16. K j eßewetter Hans, prakt. Tierarzt in Ober¬ 
schneiding; 17. Koni g Bruno, Assistent am Institut für Tierzucht 
und Geburtshilfe der K. Tierärztlichen Hochschule in München; 

18. Kolb Jakob, Dr. med. vet., prakt. Tierarzt in München; 

19. Krug Friedrich, prakt. Tierarzt in Friedberg; 20. Lam- 


In München oder in dessen Umgebung übernimmt Tierarzt 
0907 approbiert, 1909 amtl. Examen) schon mehrfach vertreten) des 
Nachmittags Vertretungen bezw. Assistenz bei Privat- oder 
Amtstierärzten. Offerten unter Dr* HL an die Expedition. 


Tierärztliche Praxis. 

Neugegründete Praxis in Stadt Niederbayerns wegen An¬ 
stellung das bisherigen Inhabers als Gemeindetierarzt ab 1. März 1914 
abzugeben gegen eine Barentschädigung von 350 Mk., Übernahme 
des Telefons und der Wohnung (monatlich 20 Mk. mit Frühstück). 
Anfragen unter C. K. *0 an die Expedition des Blattes. 

Die Bepetitorstelle an der Klinik für kleine Haustiere 
der Tierärztlichen Hochschule zu Hannover ist zum 1. April d. Js. 
zu besetzen. Bewerbungen sind an den Direktor der Klinik Herrn 
Professor Br. Kfinnemann alsbald zu richten. 




142 


bar dt Wilhelm, Polizeitierarzt in Hamburg; 21. Lanzl Fried¬ 
rich, Dr. med. vet.. Oberveterinär im 2. Schw. Reiter-Regt., Re- 
monte-Depot Roggenstein; 22. Le ick Hans, Assistent der Chirurg. 
Klinik der K. Tierärztl. Hochschule in München; 23. Löffler 
Albert, prakt. Tierarzt in Milbertshofen; 24. Mayr Hermann, 
prakt. Tierarzt in Feldkirchen b.Westerham; 25. Miller Joseph, 
Dr. med. vet., Assistenztierarzt in Hof i. B.; 26. M u 1 z e r August. 
Oberveterinär im 6. Feld-Art.-Regt. in Fürth; 27. Pallmann 
Karl, Dr. med. vet., Assistenztierarzt in München; 28. P ö h 1 - 
mann Friedrich, Dr. med. vet., prakt. Tierarzt in Ermershausen 
(B.-A. Hofheim); 29. Röckelein Franz, Veterinär im 4. Feld- 
Art.-Regt. „König“ in Augsburg; 30. Roesch Joseph, Schlacht¬ 
hof-Direktor in Greifshagen (Pommern); 31. Rosenkranz 
Hugo, Distriktstierarzt in Teisendorf; 32. Schliecker Fried¬ 
rich, Polizeitierarzt in Hamburg; 33. Schmidt Johannes Kurt, 
Distriktstierarzt in Herrieden; 34. Schreiner Walter, Dr. med. 
vet., prakt. Tierarzt in Plattling; 35. Schweiger Rudolf, prakt. 
Tierarzt in Amberg; 36. Schwesinger Theodor, Dr. med. vet., 
prakt. Tierarzt in Coburg; 37. Seidl Rupert, prakt. Tierarzt in 
Stadtamhof; 38. Seyfferth Hans, Dr. med. vet., Oberveterinär 
im 1. l T lanen-Regt. in Bamberg; 39. Sommerfeld Wilhelm, 
Dr. med. vet., Regierungstierarzt beim Kaiser! Gouvernement in 
Deutsch-Ostafrika, z. Zt. in Berlin; 40. Steckenbiller Franz, 
prakt. Tierarzt in Bad Reichenhall; 41. Stöckl Ignaz, Dr. med. 
vet., prakt. Tierarzt in Tittmoning; 42. Strauß Friedr., Distrikts¬ 
tierarzt in Schwarzenbach a. S.; 43. Wa g n e r Hans, Dr. med. vet.. 


Bekanntmachung. 

Die Distriktstierarztstelle in Burghaslach ist in¬ 
folge Berufung des bisherigen Inhabers zum Distriktstierarzt in Titt- 
moning in Erledigung gekommen. 

Mit der Stelle sind folgende Bezüge verbunden: a) 125 Mk. 
Unterhaltsbeitrag des Distrikts Scheinfeld, b) 100 Mk. vom Distrikt 
Scheinfeld als Aversum für die unentgeltliche Vornahme der Schlacht¬ 
vieh- und Fleischbeschau in den Fällen, in welchen nach den Aus- 
führungsbestinnnungen zum Reichsfleischbeschaugesetz im distrikts¬ 
tierärztlichen Bezirke die Vornahme der Schlachtvieh- und Fleisch¬ 
beschau durch einen approbierten Tierarzt vorgeschrieben ist und 
für die unentgeltliche Gutachtensabgabe bei Beschwerden gegen 
Entscheidungen der Fleischbeschauer oder der Ortspolizeibehörde, 
c) 100 Mk. Unterhaltsbeitrag der Marktgemeinde Burghaslach, d) 250 Mlcl 
Unterhaltsbeitrag vom Kreise Mittelfranken, e) 125 Mk. Fleischbeschau¬ 
gebühren. 

Ferner war dem bisherigen Distriktstierarzte ,die Hunde¬ 
visitation in 17 Gemeinden übertragen. 

Bewerber um die erledigte Stelle wollen ihre mit Zeugnissen 
belegten Gesuche (§ 13 der Kgl. Allerhöchsten Verordnung vom 
21. Dezember 1908, die Tierärzte betr.) bis spätestens 

20. Februar 1914 

bei dem Kgl. Bezirksamte Scheinfeld einreichen. 

Scheinfeld, den 23. Januar 1914. 

Kgl. Bezirksamt. 

Reiß. 




143 


prakt. Tierarzt in München; 44. Wimmer Max, Dr. med. vet., 
prakt. Tierarzt in Aichach; 45. Wörthmüller Joseph, Dr. med. 
vet., prakt. Tierarzt in Kaiserslautern; 46. Wolf Hans, Dr. med. 
vet., in München; 47. Zein er Hans,, Distriktstierarzt in Titt- 
ling. _ 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 24. Januar 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 1 Regierungsbezirk (Mittel¬ 
franken), 1 Distriktsverwaltungsbezirk und 1 Gemeinde: 2 Ge¬ 
höft e. 


Bticherschan. 

Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Von Dr. phil. et med. vet. 
Paul Martin. II. Band. 1. Hälfte: Anatomie des Be¬ 
weg ungsapparates des Pferdes mit Berück¬ 
sichtigung seiner Leistungen. Zweite, vollständig 
umgearbeitete Auflage. (An Stelle der 5. Auflage des Frank- 
schen Handbuches der Anatomie der Haustiere.) Mit 204 Fi¬ 
guren im Text und auf 48 Tafeln. Stuttgart 1914, Verlag von 
Schickhardt & Ebner (Konrad Wittwer). Preis geh. 15 Mk., 
geb. 17.50 Mk. 

In der Einleitung bringt Verf. Ausführungen über die Phylo¬ 
genese des Pferdes und behandelt dann im ersten Abschnitte die 
einzelnen Abteilungen des Skelettes, die Gelenke, die Bänder; 


Gegen Scheidenkatarrh 


■ ■ 


COLPITIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. G. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 





144 


der zweite Abschnitt handelt von den Muskeln der einzelnen Par¬ 
tien des Körpers; dem Inhalte ist ein ausführliches Sachregister 
beigegeben. 

Die Schilderung des Bewegungsapparates ist in dem vor¬ 
liegenden ersten Teile des zweiten Bandes „Anatomie des Be¬ 
wegungsapparates des Pferdes“ so gehalten, daß der Leser nicht 
nur Verständnis für seinen Bau, sondern auch für seine Leistungen 
erhält, ein Umstand, der für die praktische Beurteilung des Pferdes 
von der größten Wichtigkeit ist. Außer Statik und Mechanik des 
Skelettes wurde die Wirkungsweise eines jeden Muskels, sowie 
diejenige von Muskelgruppen eingehend berücksichtigt und damit 
dem praktischen Bedürfnisse sowohl des Tierarztes als des Züch¬ 
ters Rechnung getragen. Der klare, bündige, übersichtliche Inhalt 
ist durch ausgezeichnete Abbildungen illustriert. Ein großer Teil 
derselben ist vom Verf. selbst hergestellt worden. 

In Summa bildet dieser Teil des Martin’schen Werkes über 
Anatomie ein Musterstück der tierärztlichen Literatur. A. 


Personalien. 

Approbiert: In Berlin: die Herren Alfred Erich Fiedler- 
Naumburg (Saale); Erwin Walter Herbert Royeck-Kattowitz; 
Wilhelm Steinbach-Hartegasae. 

Promoviert zum Dr. med. vet. von der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule München der prakt. Tierarzt Christian Haeutle-München. 


Bovotuberkulol 

Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 

Fibrolyoiii 

Indikat : Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagi- 
nitis, etc. • 

Jodipin 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 

Hydrogen in nt peroxy datum 

med. pur (15°/oig) Merck. 

Konzentriertes, zuverlässiges, billiges Wasserstoffsuperoxyd. 

Pyoktanin 

Indikat. . Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Sehcidenkatarrb. 

Taunoform 

Indikat.: Diarrhöen, Kälberruhr, Ober¬ 
flächenwunden, Satieldruck,Ketten- 
hang. 

Yohimbin Merck 

ad. iis. vet. 

Indikat.: Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 

Literatur und Proben auf Wunsch durch 

E. MERCK, DARMSTADT. 


Druck vod J. Gotteswi nter, München. - Kommissionsverlag: M. ß leg ersehe 
UuiversiUltsbuchhandluDg, München, OdeonsplaU 
















(irüüer: Tierärztliches Wochenblatt and Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzncht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrsclimiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. üopitsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltuijg, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des Landes- 
ansschnsses der tierärztichen Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 17. Februar 1914. Nr. 7. 


Inhalt :Originalartik e 1. Schmitt: Die tierärztliche Gebühr und die tierärztliche Buch¬ 
führung. — Oeller Zwei Fälle von Erkrankung beim Auerhahn. — Referate. 
Monproflt: Die Chirurgie im Balkankriege. Pritsch : Facialislähmung. Hauer: Über 
Erfahrungen mit Antiphlogistin. Schäfer: Die Physiologie der Milchabsonderung. — 
Tierzucht und Tierhaltung. Ein historisches Pferd. Remontepreise. Vieh¬ 
zählung in Sachsen. Verbitterung von durch Lagerung verdorbenem Haber. 
Ein neues Konservierungsmittel für Eier. Rattenvertilgung. — Verschiedenes. 
Tierärztlicher Bezirksverein Ingolstadt. Festakt anläßlich des Geburtsfestes des 
Kaisers an der Tierärztlichen Hochschule Berlin. Feier des Kaisergeburtstages 
an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Errichtung einer Professur für Tier¬ 
zucht an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Deutscher Veterinärrat. Aus¬ 
zeichnung. Pferdemarkt in Wels. — Bücherschau. — Personalien. 


Die tierärztliche Gebühr and die tierärztliche Bnch- 

ftthnmg. 

Von Dr. Hans Schmitt in Wolfratshausen. 

Mit der Übernahme der Gewerbeordnung als Reichs • 
gesetz am 12. Juni 1872 erfolgte die Schaffung eines ein¬ 
heitlich vorgebildeten, in gleichen Anschauungen erzogenen 
tierärztlichen Standes und gleichzeitig die Festlegung der 
Einheitlichkeit der tierärztlichen Tätigkeit für das ganze 
Deutsche Reich. Die rund 100 Jahre vorher begonnene, 
nunmehr allgemein durchgeführte Abtrennung der tier¬ 
ärztlichen Tätigkeit von anderen Berufen führte zur Be¬ 
gründung der wirtschaftlichen Selbständigmachung der 
Tierärzte und zur Anerkennung der Bedeutung der tier¬ 
ärztlichen Einzelwirtschaft als wirtschaftliches Gebilde 
innerhalb der Volkswirtschaft. Die tierärztliche Arbeits¬ 
kraft durch staatliche Anordnung zur Erhaltung wertvoller 
wirtschaftlicher Güter der gesamten Volkswirtschaft be- 











146 


rufen erhielt als Gegenleistung die gesetzliche Anweisung 
wirtschaftlicher Güter, die in Form der tierärztlichen Ge¬ 
bühren zum Ausdruck kommen. Die tierärztliche Gebühr 
ist die unmittelbare Bezahlung einer Leistung auf Grund¬ 
lage privatrechtlicher Natur mit öffentlichem Gepräge. Sie 
gleicht nicht nur die -Leistungen aus, sondern sie enthält 
auch die Entschädigung für die gesamte Ausbildung des 
Tierarztes in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht; 
sie soll gleichzeitig das in der Vorbereitung zum Berufe 
erforderliche Vermögen angemessen verzinsen und die 
Möglichkeit geben, daß der Tierarzt für sich und seine 
Angehörigen und für die Hinterbliebenen sorge. Die Tier¬ 
ärzte sind daher nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet, 
die Bezahlung ihrer Gebühren zu fordern und in keinem 
Falle das Mindestmaß der staatlich festgesetzten Gebühren 
zu unterbieten. Die Verpflichtung einer Gebührenforderung 
und einer Gebührenbezahlung begründet sich durch den 
Dienstvertrag, den der Auftraggeber mit dem Tierarzte 
auf Grund des § 611 u. ff. des B. G.-B. schließt. Beiden 
Teilen steht es frei, sich von der Verpflichtung eines abzu- 
sehließenden Dienstvertrages zu befreien und zwar ent¬ 
weder durch Nichtbeanspruchung der tierärztlichen Arbeits¬ 
kraft oder durch deren Verweigerung. Mit dem Abschluß 
des Dienstvertrages haftet der Auftraggeber für die Be¬ 
zahlung der Gebühren der tierärztlichen Leistung und der 
Tierarzt für die zweckmäßige tierärztliche Betätigung. Die 
Gebühren können die beiden Vertragsteile durch freie Ver¬ 
einbarung nach Belieben festsetzen. Mangels einer Ver¬ 
einbarung stehen für die berufsmäßigen Leistungen in 
streitigen Fällen den Tierärzten nur die gesetzlich festge¬ 
legten Gebühren zu nach Maßgabe der Gebührenordnung. 

Der Erfolg oder Mangel an Erfolg einer tierärztlichen 
Behandlung ist für den Gebübrenanspruch ohne Einfluß. 
Der Tierarzt hat das Recht auf unmittelbare Bezahlung 
seiner Leistung, er kann die Gebühr vor oder nach der Lei¬ 
stung erheben, sofern er sich in den Grenzen des bürger¬ 
lichen Rechtes und der Gebührenordnung hält. Die Vor¬ 
erhebung der ä r z t 1 i c h e n Gebühren ist bei Attesten, 
dringenden Leistungen, Nachtbesuchen und anderen Ver¬ 
richtungen bereits Gewohnheitsrecht geworden und wird 
sich auch für die tierärztlichen Gebühren für be¬ 
stimmte Verhältnisse cinbürgcrn. 

Fm eine geordnete Bezahlung der tierärztlichen Lei¬ 
stungen und Bemühungen durchführen zu können, ist eine 
geordnete Buchführung erforderlich. Jede geordnete tier- 



147 


ärztliche Wirtschaft muß sich zu jeder Zeit nach ihren Be¬ 
dürfnissen und Kosten und Aussichten übersehen lassen. 
Für die berufliche Buchführung ist genau festzustellen, 
wer der Auftraggeber ist und wer für die Gebühren haftet. 
Gleichzeitig muß eine genaue Aufzeichnung und Aufstel¬ 
lung der Leistungen erfolgen, um eine ordnungsmäßige 
Aufstellung der Rechnung zu ermöglichen. Die Rech¬ 
nungen selbst sollen rechtzeitig und nicht saumselig ent¬ 
weder sofort nach abgeschlossener Behandlung oder doch 
mindestens nach Abschluß des Kalendervierteljahres er¬ 
folgen. Auf Wunsch der Auftraggeber sind ungesäumt die 
Rechnungen aufzustellen und abzusenden. Das verspätete 
Einlaufen der Rechnungen kann für die Auftraggeber, für 
Körperschaften und Behörden in vielen Fällen zu erheb¬ 
lichen Störungen und Unannehmlichkeiten führen, da so¬ 
wohl die Nachprüfung der Leistungen erschwert, wie der 
Abschluß der laufenden Rechnungen gestört werden kann. 
Die Verzögerung der Ausstellung der Rechnungen ist nicht 
der Ausdruck eines vielbeschäftigten, mit Arbeiten über¬ 
häuften und demgemäß wohlbegüterten Tierarztes, sondern 
die Hilflosigkeit eines saumseligen, seine Buchführung un¬ 
genügend und nicht zeitgemäß beherrschenden Tierarztes. 
Die alljährliche Rechnungsstellung ist eine veraltete Ein¬ 
richtung und entspricht weder den allgemeinen wirtschaft¬ 
lichen Gepflogenheiten, noch den Sondergepflogenheiten 
der Mehrzahl der deutschen Tierärzte und Ärzte. Recht¬ 
lich ist auf Verlangen für eine geleistete Zahlung stets eine 
Bescheinigung auszustellen und soll eine solche unaufge¬ 
fordert erfolgen zum Ausschluß von irrtümlichen Vor¬ 
kommnissen. 

Nach der Ausgabe der Rechnungen soll deren Be¬ 
zahlung umgehend erfolgen. Verzögern sich die Zahlungen 
1—2 Monate, so ist eine Mahnung mit Zahlungsaufforde¬ 
rung abzusenden. Die tierärztlichen Gebührenforderungen 
verjähren sehr kurzfristig und zwar laut § 193 Ziffer 4 des 
B. G.-B. nach 2 Jahren. Die Verjährung beginnt nach •§ 201 
des B. G.-B. mit dem Abschluß des Jahres, in welchem die 
Gebührenforderung entstanden ist. Abschlagszahlungen 
unterbrechen die Verjährung und eröffnen mit dem Tage 
der Teilzahlung neue Verjährungszeiträume von 2 Jahren. 
Den Wirkungen von Abschlagszahlungen entsprechen in 
der Unterbrechung der Verjährung die Ausfertigung eines 
Schuldscheines oder einer Schuldanerkenntnis oder die Ein¬ 
leitung eines gerichtlichen Verfahrens (Zahlungsbefehl, 
Vollstreckungsbefehl, Klageverfahren, Anmeldung im Kon- 



148 


kurs). Rechtskräftig festgestellte tierärztliche Ansprüche 
verjähren erst nach 30 Jahren (§ 218 B. G.B.). Beim Kon¬ 
kurs des Zahlungspflichtigen genießen die tierärztlichen 
Forderungen ein Vorzugsrecht. Nach der Rangordnung der 
Konkursforderungen kommen die Kur- und Pflegekosten 
der Tierärzte aus dem letzten Jahre vor Eröffnung des 
Konkursverfahrens, insoweit der Betrag der Forderungen 
den Betrag der taxmäßigen Gebühren nicht übersteigt, an 
4. Stelle zur Berichtigung und zwar vor den Forderungen 
der Kinder und Unterhaltsberechtigten wegen des Ver¬ 
mögens innerhalb 2 Jahren (5. Stelle) und vor allen übrigen 
Konkursforderungen (6. Stelle). Die tierärztlichen Ge¬ 
bühren, die früher als in dem letzten Jahre vor Eröff¬ 
nung des Konkursverfahrens entstanden sind, sind gewöhn¬ 
liche, nicht vorzugsberechtigte Forderungen an 6. Stelle. 

Verzögern sich die Zahlungen der Gebühren trotz 
Mahnungsschreiben, so ist die Verfolgung der Gebühren 
durch das gerichtliche Mahnverfahren oder durch Prozeß 
zu erlangen. Das gerichtliche Mahnverfahren wird durch 
Zahlungsbefehl und durch auf Antrag darauf folgenden 
Vollstreckungsbefehl erwirkt. Die Kosten des Mahnver¬ 
fahrens hat der Tierarzt vorzuschießen und wenn Mahn¬ 
verfahren, Prozeß und Zwangsvollstreckung fruchtlos sind, 
zu tragen. Vor Prozeßführen müssen alle Tierärzte über¬ 
haupt sich hüten und womöglich nicht klagen. Dahin¬ 
gegen ist die Sicherung der tierärztlichen Forderung durch 
den oben erwähnten rechtskräftig gestellten Anspruch, 
welcher erst in 30 Jahren verjährt und jederzeit mit Zwangs¬ 
vollstreckung geltend gemacht werden kann, anzustreben. 
Der Antrag auf Zahlungsbefehl und Vollstreckungsbefehl 
ist bei demjenigen Amtsgericht einzubringen, welches für 
den Schuldner zuständig ist. Vom Tage der Zustellung 
des Zahlungsbefehles an den Schuldner hat der Tierarzt 
für seine Forderung 4 C: /< Zinsen zu beanspruchen. Der 
Antrag zum Zahlungsbefehl kann und soll durch den Tier¬ 
arzt selbst auf der zuständigen Gerichtsschreiberei erfolgen 
oder unter Benützung eines Zahlungsbefehlformblattes. 
(Formularienverlag M a i ß - München.) 

Inn Unannehmlichkeiten für alle Beteiligte zu ver¬ 
hüten, ist die Barzahlung der Gebühren die entsprechende 
Gegenleistung für die Bemühungen. 

Jeder Tierarzt muß durch seine berufliche Tätigkeit 
versuchen wirtschaftliche Güter zu erzeugen, damit er fort¬ 
gesetzt den wissenschaftlichen und technischen Anforde¬ 
rungen seines Berufes folgen kann und gleichzeitig den 



149 


allgemeinen volkswirtschaftlichen Anforderungen Genüge 
leistet. Rechtlich sollten alle diese Güter sofort in den Be¬ 
sitz des Tierarztes übergehen durch die Barzahlung der 
Gebühren. Gewohnheitsmäßig verzögert sich der Übergang 
auf kürzere oder längere Zeit und in nicht allzu seltenen 
Fällen kommt der Ausgleich durch Nichtbezahlung über¬ 
haupt nicht zustande. Demgemäß gründet sich der weitaus 
größte Teil der tierärztlichen Geldwirtschaft nicht auf die 
Barzahlung der Gebühren und der Auslagen, sondern auf 
die Gewährung von Kredit. Jeder Kreditverkehr und jede 
Kreditwirtschaft muß ihre Einnahmen und Ausgaben, ihre 
Forderungen und Zahlungen genau festlegen und zu diesem 
Zwecke darüber Buch führen. Unter den vielen gebräuch¬ 
lichen Buchführungsarten vereinigt nur eine Buchführungs¬ 
form, die Kartothek, die Kartenbuchführung, die verschie¬ 
denen Vorzüge der einzelnen Buchführungsarten ohne 
gleichzeitig deren Nachteile zu übernehmen. Sie paßt sich 
jedem tierärztlichen Bedürfnis an, sie ist unabhängig von 
dem Umfange der tierärztlichen Tätigkeit und unabhängig 
von der Verschiedenartigkeit der Berechnung und Auf¬ 
zeichnung der privat- und amtstierärztlichen Leistungen. 
Sie erspart Arbeit, Zeit und Ärger und vermeidet den un¬ 
beabsichtigten Verlust an wirtschaftlichen Gütern. Ohne 
besondere wirtschaftliche Ausbildung kann jeder Tierarzt 
ohne Massenschreiberei zu jeder Zeit die Aufstellung seiner 
Gebührenberechnung vornehmen und jederzeit deren ganzen 
Werdegang und Stand verfolgen. Mit einem Blicke über¬ 
sieht der beschäftigteste Tierarzt, welche Arbeiten am 
nächsten Tage oder in der nächsten Zeit zu erledigen sind, 
welche Arbeiten besonderer Vorkehrungen bedürfen (z. B. 
Kleiderwechsel, Ansteckungsgefahr, Verschleppungs-Haft¬ 
pflicht), welche Arbeiten er oder seine Mitarbeiter gleich¬ 
zeitig in einer Beschäftigung erledigen können. Sofort 
und jederzeit kann er feststellen, welche Gebührenforde¬ 
rungen erledigt und unerledigt sind, welche Erfolge das 
gewöhnliche und das gerichtliche Mahnverfahren brachten, 
welche Ausgaben seine Einnahmen drücken und welche be¬ 
rufliche Leistungen ohne Gegenleistung blieben. Mit 
Sicherheit kann bei gemeinsamen Arbeiten mit Hilfskräften 
der Verlust an Eintragungen vermieden werden, da fort¬ 
gesetzt jede einzelne Arbeitshandlung bis zur vollständigen 
Erledigung an die Gegenleistung — die Gebühren-Nieder- 
sehrift oder die Barzahlung — mahnt. Durch Abwechslung 
in sieben Farben der Merkkarten sind bestimmte Arbeits¬ 
gebiete bezeichnet und innerhalb jedes Arbeitsgebietes ver- 



150 


einfacht die Leitkarte mit Führungsaufschrift die erforder¬ 
liche Arbeit. Besondere Bewertung erfährt die Karten¬ 
buchführung durch Benützung der von mir praktisch er¬ 
probten, in Druck und Aufmachung alle praktischen Be¬ 
dürfnisse berücksichtigenden Merkkarten, deren Ausferti¬ 
gung durch gleichzeitige Verwendung von bestimmten Ab¬ 
kürzungs-Kennzeichen von dem Praktiker die möglichst 
kürzeste und einfachste Beschäftigung fordert. Das An¬ 
legen mehrerer Bücher ist durch die Kartenbuchführung 
vollständig überflüssig, das Anlegen besonderer Register 
ist entbehrlich, die Kartenbuchführung registriert sich 
selbst. Die Anschaffung ist nur eine einmalige, die Aus¬ 
dehnungsfähigkeit ist eine beliebige und unbegrenzte und 
der Aufwand für die Anschaffungskosten vergütet sich um¬ 
gehend durch die Ersparnis an Zeit und Geld und durch 
die Ausmerzung der bisher üblichen unfreiwilligen Verluste. 

Eine für jede tierärztliche Berufs- und Hauswirtschaft 
geeignete Kartenbuchführung habe ich zusammengestellt 
und der Firma Glogowski& Co., München, Prielmayer¬ 
straße 10, zum Inverkehrbringen übertragen. Meine Karten¬ 
buchführung umfaßt in besonderen Abteilungen alle Arbeits¬ 
gebiete des praktisch tätigen Tierarztes, unabhängig von 
seiner beruflichen Haupttätigkeit. Sie berücksichtigt in 
erster Linie die gesamte privattierärztliche Tä¬ 
tigkeit, und zwar die allgemein allen deutschen Tier¬ 
ärzten zustehende, wie die unter bestimmten Vertragsbe¬ 
dingungen mögliche (Gesundheitszeugnisse im Sinne des 
Reichs -Viehseuchengesetzes, desgleichen Impfungen und 
Marktüberwachungen, fernerhin Nahrungsmitt.elverkehr, 
Körungen, Hundevisitationen). Durch Auswahl einer 
dritten Farbe kommen die Arbeiten auf dem Gebiete der 
Schlachtvieh- und F 1 e i s ch b e s ch a u zur Nieder¬ 
schrift und Bewertung, während eine vierte Abteilung die 
Einzelzweige der gerichtlichen Tierheilkunde 
und gleichwertiger Gebiete behandelt (Gewähr- 
schaftssnchen, staatliches und privates Vieh- und Pferde¬ 
versicherungswesen, private gutachtliche Untersuchungen). 
Die fünfte Abteilung berücksichtigt den Verkehr in i t 
Arzneimitteln und die sechste ist der stets gebrauchs¬ 
fertige und zeitlich nicht eingeschränkte Termins- 
kniender. Den Abschluß der Kartenhuchführung bildet 
das R e c h n u n g s w e s e n und zwar in der gesamten Zu¬ 
sammenstellung des Umsatzes sowohl der Berufs w i r t 
s c h a f t, wie der Hauswirtschaft. 



151 


Die VOn mir zusammengestellte Kartenbuchführung 
enthält die Grundlagen für die tierärztlichen Jahresberichte 
für die privattierärztliche wie für die amtstierärztliche 
Tätigkeit und gestattet jederzeit die Übernahme und Be¬ 
arbeitung der Einzelgebiete durch verschiedene Personen, 
sodaß nach Belieben ohne jede Störung die Aufzeichnungen 
und Feststellungen der Einzelarbeiten eingefügt und aus¬ 
geschaltet werden können. 

Die Kartenbuchführung ist mit allen Hilfsmitteln. 
Merkkarten und farbigen Kennzeichen usw. in einem be¬ 
sonders eingerichteten Holzkästchen untergebracht, sodaß 
jederzeit und an jedem Orte die Einträge und Berechnungen 
vorgenommen und Aufschlüsse und Bechnungsstellungen 
gegeben werden können. 


Zwei Fälle von Erkrankungen beim Auerhahn. 

Von Dr. A. Oe 11 er, prakt. Tierarzt. 

Zu den besonderen Seltenheiten in der Veterinär¬ 
medizin dürfte die Behandlung eines Auerhahns, einer Ge¬ 
flügelgattung, deren Gefangenhaltung nur in ganz verein¬ 
zelten Fällen gelingt, gehören. Dem böhmischen Gro߬ 
grundbesitzer P. v. S. bei Marienbad war es nach jahre¬ 
langem vergeblichen Suchen durch Vermittlung von Tier¬ 
handlungen gelungen, zwei junge männliche Exemplare im 
Alter von je einem halben Jahre zu erhalten. Die Tiere 
waren zahm, und namentlich eines derselben so zutraulich, 
daß es seinem Herrn schon nach wenigen Tagen auf Schritt 
und Tritt folgte. 

Während über die Herkunft des einen Hahnes nichts 
weiter zu erfahren war, als daß er vermutlich aus der Nähe 
des schlesisch-russischen oder galizisch-russischen Grenzge¬ 
bietes stamme, war mit Sicherheit festgestellt, daß der 
zweite in Salzburg von einem Kaufmann im Alter von 
wenigen Tagen aus dem Nest genommen und in einem 
kleinen Käfig im Zimmer gehalten worden war. Um die 
Tiere den natürlichen Verhältnissen möglichst anzupassen, 
brachte sie der neue Besitzer alsbald in eine geräumige 
Voliere, die zwar nicht heizbar, aber völlig zugfrei war 
und in der eine frischgeschnittene Fichte auf gestellt wurde. 
Der Boden war ca. 10—15 cm hoch mit Torfmull bedeckt, 
die mit etwas Sand vermischt war, und als Futter erhielten 
sie Kiefernadeln, Hafer, Weizen und Hanf, ferner in Milch 
aufgeweichte Semmeln, Kohl und Mehlwürmer. Außerdem 



152 


wurden eigens iin Keller Grasrasen, frische Preiselbeeren 
und Regenwürmen gehalten, um den Tieren den Leckerbissen 
auch jetzt im Winter bieten zu können. Fast alle auf ge¬ 
zählten Futtermittel wurden täglich abwechselnd verab¬ 
reicht. Der guten Pflege entsprechend fühlten sich die 
Hähne zunächst recht wohl. Wenn sie auch von der Fichte 
keinen Gebrauch machten und niemals aufbaumten, so 
sagte ihnen dafür die Torfstreu zum Baden und Scharren 
um so besser zu. 

Drei Wochen nach der Ankunft der Tiere, am 31. De¬ 
zember, erhielt ich die Nachricht, daß einer der Hähne ohne 
ersichtlichen Grund an Durchfall erkrankt sei und schlecht 
fresse. Die Mitteilung, die auf dreitägigem Umweg an mich 
gelangt war, traf fast gleichzeitig mit der neuen Kunde 
ein, daß die Freßlust nunmehr stark wechsle und der Hahn 
seit zwei Tagen nur mehr etwas Hanf und Milchbrot auf¬ 
genommen habe, Wasser hingegen, das er bisher fast ganz 
entbehren zu können schien, jetzt reichlich trinke. Das 
Gefieder sei glanzlos und gesträubt, das Allgemeinbefinden 
stark beeinträchtigt. 

Es war nicht möglich, sich aus dieser Anamnese irgend 
ein klares Bild über die Krankheit zu machen. Zur Be¬ 
kämpfung der zweifellos vorhandenen Enteritis riet ich 
aber, den fettreichen Hanf, sowie das Milchbrot aus der 
Fütterung auszuschalten und dafür vornehmlich Kiefer¬ 
nadeln, Weizen und Regenwürmer zu verabreichen. Aber 
schon am nächsten Tag (2. Januar) traf der tote Hahn zur 
Sektion bei mir ein und mit ihm die Aufforderung, den 
anderen, der nunmehr in gleicher Weise erkrankt sei, so¬ 
bald als möglich an Ort und Stelle zu besuchen. 

Die daraufhin sofort vorgenommene Obduktion ergab 
zunächst den Befund einer Enteritis eatarrhalis. Allerdings 
war eine Hyperämie der Darmschleimhaut nur am aufge¬ 
schnittenen Darm und auch da nur stellenweise zu er¬ 
kennen. aber Kitt bemerkt ausdrücklich (Spezielle patho¬ 
logische Anatomie, U. Bd.), daß eine solche am Kadaver 
völlig fehlen kann in Fällen, wo man mit Sicherheit an¬ 
nehmen muß, daß intravital eine Enteritis bestanden hat. 
Ich will gleich vorwegnehmen, daß, abgesehen von der 
Leber, alle weiteren Organe gesund und unverändert waren 
und nirgends, auch nicht am Herzen, eine Veränderung kon¬ 
statierbar war. Ebensowenig waren im Herzblut Bakterien 
irgendwelcher Art nachzuwcisen. Um so gewaltiger war 
die Leber verändert. Ihr Volumen war um die Hälfte ver¬ 
größert und das ganze Organ war gleichmäßig übersät und 



153 


durchspiekt von hirsekorn- bis erbsengroßen Tuberkeln, 
deren Zentrum fast überall verkäst und scharf abgegrenzt 
war. Das Kolorit des nur mehr in geringer Menge vor¬ 
handenen, aber geschwollenen Parenchyms präsentierte sich 
graurot und seine Konsistenz war eine brüchig weiche. Es 
lag somit neben Lebertuberkulose auch eine akute Entzün¬ 
dung der Leber vor, die wohl auf die Wirkung von Mi¬ 
kroben zurückgeführt werden darf, welche nach der Pas¬ 
sage der erkrankten Darmschleimhaut durch die Pfortader 
in die Leber gelangt waren. Dieser Schädigung konnte der 
durch die längst bestehende Tuberkulose geschwächte Or¬ 
ganismus nicht standhalten. 

Was nun den zweiten Hahn anbelangt, so traf ich ihn 
Tags darauf (3. Januar) in seiner Voliere am Boden kauernd 
an. Er war teilnahmslos, sträubte das Gefieder und ließ den 
Kopf trauernd hängen. Außer Preiselbeeren und Mehl¬ 
würmern, die übrigens mit ziemlichem Appetit aufgenom¬ 
men wurden, fraß er nichts und verschmähte selbst Regen¬ 
würmer. Wasser wurde gerne genommen. Die Mastdarm¬ 
temperatur betrug 41,3, die Pulsfrequenz konnte nicht zu¬ 
verlässig festgestellt werden. Die Losung, die noch bis zum 
Abend vorher von dünnbreiiger Konsistenz gewesen sein 
soll, zeigte nunmehr wieder feste Beschaffenheit und war 
gut geformt. Die Untersuchung der sichtbaren Schleim¬ 
häute ergab keine Absonderheiten, desgleichen die Aus¬ 
kultation der Lunge. Die L)armgeräusche waren unter¬ 
drückt, das Abdomen nicht vergrößert. Hingegen war es 
möglich, bei der Palpation in der Gegend der Leber beider¬ 
seits Schmerzensäußerungen auszulösen und es lag deshalb 
der Gedanke nahe, daß der Patient in gleicher Weise, wie 
der andere Hahn an Enteritis und konsekutiver Hepatitis 
parenchymatosa laboriere, die in Anbetracht der hohen Em¬ 
pfänglichkeit derartiger sonst wild lebender Gefiügelsorten 
für Tuberkulose auch diesmal mit derselben gepaart sein 
könne. 

Der Umstand, daß einer der Hähne aus dem russischen 
Grenzgebiet stammen sollte, erforderte es auch, Geflügel¬ 
cholera und Spirillose in Betracht zu ziehen. Zwar enden 
die Fälle von Geflügelcholera gewöhnlich schon bald nach 
der Infektion tödlich, aber einerseits erwähnt Sem m e r 
Fälle beim Geflügel, die erst nach 21 Tagen zum Tode 
führten (H u t y r a - M a r e k. Spezielle Pathologie und 
Therapie, I. Bd.), anderseits dürfte die Krankheit bei Auer- 
hühnen noch kaum studiert sein und wäre eine längere Re¬ 
sistenz bei dieser Gattung nicht ausgeschlossen. Ans diesen 



154 


Gründen entnahm ich aus einer Hautvene am Hals eine 
Blutprobe, deren Untersuchung das Vorhandensein von 
großen gutgefärbten Stäbchen im Blute ergab. Die Bazillen 
waren in Reinkultur und so zahlreich vorhanden, daß auf 
jedes Gesichtsfeld deren 20—30 entfielen. 

Nun glaubte ich mit Sicherheit die Diagnose auf En¬ 
teritis und abszedierende Hepatitis stellen zu dürfen und 
teilte diese Auffassung auch dem Besitzer mit, mit dem 
Zusatz, daß der letale Ausgang wenn nicht noch an diesem, 
so doch am nächsten Tag mit großer Wahrscheinlichkeit zu 
erwarten sei. Therapeutisch wurde innerlich eine l%ige 
Lösung von Creolin. anglic. appliziert und außerdem heiße 
(40—42 0 C.) Sandbäder verordnet. 

Drei Tage später gelangte der Hahn zur Sektion bei 
mir an. Das Ergebnis derselben — sie wurde im patho¬ 
logischen Institute der Tierärztl Hochschule vorgenommen 
— deckte sich nicht in allen Teilen mit der Diagnose. Neben 
einer gut ausgeprägten allgemeinen Enteritis catarrhalis 
zeigte der aufgeschnittene Darm etwa 12 cm vom After 
entfernt eine ungefähr 2 cm breite und ebensolange Stelle 
mit Geschwür- und Abszeßbildungen. An den Rändern 
hatten sich diphtherische Beläge gebildet, die Ähnlichkeit 
mit tuberkulösen Veränderungen hatten, deren nachträg¬ 
liche Untersuchung aber den Koch’schen Bazillus vermissen 
ließ. Ungefähr in der Mitte war Durchbruch nach der 
Bauchhöhle erfolgt und als notwendige Folge hievon hatte 
eine jauchige Bauchfellentzündung Platz gegriffen. Es be¬ 
fanden sich in der Bauchhöhle 2—3 Eßlöffel eiterigen, mit 
Blut und Darminhalt vermischten Exsudates von schmutzig 
schokoladefarbigem Aussehen. Da sich alle anderen Organe 
als unverändert erwiesen, lag es auf der Hand, daß die bak- 
teritische Infektion des Blutes vom Bauchfell und teilweise 
wohl auch von der Durchbruchstelle des Darmes ihren Aus¬ 
gang genommen hatte. 

Bei beiden Hähnen war somit als Ausgangspunkt für 
die jeweils verschiedenen akuten und zum Tode führenden 
Veränderungen eine Entzündung des Darmes gegeben. Die 
Frage, wie beide Tiere gleichzeitig und in gleicher Weise 
erkranken konnten, ist unschwer zu beantworten, wenn man 
insbesondere die Vorgeschichte des aus Salzburg stammen¬ 
den Patienten beachtet. Es ist bekannt, daß er, seit, seiner 
Entnahme aus dem Nest, also während des ganzen Sommers 
und Herbstes im warmen Zimmer untergebracht war. Ver¬ 
mutlich war auch der zweite Hahn allen Temperatur-Ein¬ 
flüssen entzogen worden. Als nun der V 7 int,er vor der Türe 



155 


stand, kamen die Vögel in die schneereiche Gegend Marien¬ 
bads und mußten die gewohnte warme Behausung mit der 
kalten Voliere vertauschen. Bei dem Mangel an erwärmen¬ 
der Bewegung erlagen sie deshalb den Temperaturverhält- 
nissen. 

Den Erfahrungen, die die zoologischen Gärten und 
Tierhandlungen gemacht haben, widerspricht es nun aller¬ 
dings solche Tiere im Zimmer oder gar im geheizten Raum 
im Winter unterzubripgen. Sie fühlen sich dort nicht wohl 
und fangen bald an zu kränkeln. Viel besser sagt ihnen, 
wenn sie nur an die frische Luft gewohnt sind, die Kälte zu. 
So hält sich beispielsweise der gleiche Besitzer schon seit 
ein paar Jahren zwei indische Riesenkraniche, die selbst im 
tiefsten Winter einen Raum zu ebener Erde bewohnen, 
dessen Türe tagsüber nur mit einem Drahtgeflecht ver¬ 
sperrt ist. Aber täglich dürfen sie, ebenso wie eine Schar . 
europäischer Kraniche, mit der sie Zusammenleben, für 
kurze Zeit in’s Freie und durch fröhliches Tanzen und 
Hüpfen durch den hohen Schnee tun sie ihre Freude darüber 
kund. Vermutlich hätte auch den Auerhähnen die beabsich¬ 
tigte naturgemäße Haltung gut zugesagt, wenn damit nicht 
gerade im Winter begonnen worden wäre oder wenn sie von 
Jugend auf im Freien gehalten worden wären. 


Referate. 

Monprofit: Die Chirurgie im Balkankriege. (Zeit¬ 
schrift für Veterinärkunde, Nr. 11, 1913.) 

Wunden, welche mit den Mannlicher Gewehren ver¬ 
ursacht wurden, waren gutartig. Die Geschosse durch¬ 
drangen Weichteile, indem sie die Gewebe auseinander¬ 
drückten, während die Knochen gebrochen oder zersplittert 
wurden. Es traten Heilungen per primam in den unwahr¬ 
scheinlichsten Fällen ein, z. B. bei langen Schußkanälen 
quer durch den Schenkel, bei Durchbohrung von Gelenken, 
Lei Querwunden durch den Thorax mit Durchbohrung der 
Lunge, ebenso nach Schüssen durch den Unterleib unter 
Verletzungen der Magen- und Darmwandung. 

Angebracht war die möglichst lange Enthaltung von 
chirurgischen Eingriffen. 

P r i t s c h - Schwarzenberg: Facialislähmung. (Bericht 
über das Veterinärwesen in Sachsen, 1912.) 

Ein Jagdhund erkrankte an einer einseitigen Facialis¬ 
lähmung, ohne daß eine traumatische Einwirkung voraus- 



156 


gegangen war. Es bestand Verschiebung der Ober- und 
Unterlippe und Abwärtshängen der Augenlider. 

Bei Behandlung mittels des elektrischen, konstanten 
Stromes und guter Ernährung trat nach 10 Wochen völlige 
Heilung ein. __ Ohler. 

Veterinär Dr. Hauer: Ober Erfahrungen mit Aitii- 
phlogistin. (Zeitschrift für Veterinärkunde, 1013, 3. Heft.) 

Antiphlogistin, über welches bereits früher in dieser 
Wochenschrift berichtet wurde, besteht aus einem Alumi¬ 
nium-Silikat, Glyzerin und antiseptischen Stoffen. Das 
Mittel erzeugt am Orte seiner Anwendung Hyperämie. 
Verf. benützte es in allen Fällen, bei welchen therapeutisch 
eine hyperämisierende Wirkung in Betracht kommt, z. B. 
bei Phlegmonen, Distorsionen, Tendovaginiten, Periostiten, 

, Widerristdrücken, Muskelzerrungen etc. 

Die Anwendung des eine graue homogene Paste dar¬ 
stellenden Antiphlogistins, welches in Originalbüchsen in 
den Handel kommt, besteht darin, daß man diese in heißem 
Wasser erwärmt und hierauf wird von dem weich gewor¬ 
denen Inhalte, dem Antiphlogistin, doppeltfingerstark auf 
die zu behandelnde Stelle aufgestrichen; darüber kommt 
eine dünne Lage Watte und — wenn erforderlich — ein 
Verband. Der Umschlag kann 12—24 Stunden und länger 
liegen bleiben. 

Hauer berichtet des Genaueren über die Behand¬ 
lung bezw. Nachbehandlung von Sehnenentzündung bei 
Pferden in sechs Fällen, ferner über je einen Fall von 
Phlegmone und Widerristdruck und über Fälle von Mauke. 
Seine Beobachtungen faßt er in folgende Sätze zusammen : 

1. Das Antiphlogistin bietet mit Rücksicht. auf seine 
bequeme und saubere Anwendungsweise, da mit dem Auf¬ 
streichen der Paste, mit der Bedeckung durch Watte und 
mit einer Bindentour der Verband für mindestens 24 Stun¬ 
den fertig ist, eine gute und wirksame Form der Tonerde¬ 
therapie in der Veterinärmedizin. 

Sobald die Aufnahmefähigkeit der Paste abgesättigt 
ist, löst sich der Verband von selbst und zeigt hiermit an, 
daß er wirkungslos geworden ist. 

2. Das Antiphlogistin eignet sich in hervorragender 
Weise zur Behandlung der verschiedenartigsten akuten 
und chronischen Krankheiten der Haut und Unterbaut. 

3. Gegenüber anderen hautreizenden Mitteln, wie dod- 
tinktur, Senf, Krotonöl, Kanlhnriden usw., die nur durch 
Erregung einer Entzündung unter entsprechender Sehiidi- 




157 


gung der Haut wirken, kann das Antiphlogistin geradezu 
als Kosmetikum gelten, indem es die Haut nicht nur nicht 
schädigt, sondern sogar geschmeidig und widerstandsfähig 
macht. 

4. Der Antiphlogistinverband wirkt schmerzstillend, so 
daß die Tiere den Verband ruhig liegen lassen. 

5. Die mit Antiphlogistin behandelten Pferde sind nicht 
schonungsbedürftig, sondern können bei gutsitzendem Ver¬ 
band zu jedem Dienst herangezogen werden. 

E. A. Schäfer: Die Physiologie der Milchabsonde¬ 
rung. (Münch. Med. Wochenschrift, Nr. 27, 1913.) 

E. A. Schäfer weist darauf hin, daß bei der Sekre¬ 
tion der Milchdrüsen die wesentlichsten organischenBestand- 
teile der Milch in den Zellen der Drüse gebildet werden, 
während die Salze derselben im Blute vorgefunden werden. 
Xerveneinflüsse spielen bei dieser Sekretion keine Rolle, 
was schon daraus hervorgeht, daß man Drüsenstücke auf 
andere Körperteile einpflanzen kann und dabei ein Aus¬ 
wachsen während der Gravidität und später sekretorische 
Tätigkeit beobachten kann. Das Sekret entsteht nicht durch 
Zerfall der sezernierenden Zellen, obwohl die distalen Endi¬ 
gungen der Drüse sich auflösen, um der entstehenden Milch 
freien Abzug zu gestatten. In vielen Beziehungen ist die 
Tätigkeit der Mamma derjenigen der Niere analog, welche 
auch sehr abhängig ist von dem Gehalte des Blutes an nor¬ 
malen Bestandteilen, wie Wasser, Harnstofl und Natrium¬ 
chlorid. Von großer Bedeutung für die Anregung der 
Nierentätigkeit und auch für die Milchabsonderung ist ein 
irn hinteren Lappen der Zirbeldrüse anzutreffendes Hor¬ 
mon. Schäfer hat Beobachtungen über die Wirkung des 
Pinealextraktes,-sowie von anderen Auszügen bei stillenden 
Katzen ausgeführt, wobei er feine Kanülen in die durch 
eine Inzision eröffneten Brustwarzen einführte und die 
Milch auf einem elektrischen Registrierapparat auffing. 
Als Folge der Extraktinjektion floß die Milch alsbald in 
einem kontinuierlichen Strom aus der Drüse ab, wurde 
dann allmählich weniger imd hörte nach 10— 15Minuten ganz 
zu fließen auf. Um die Absonderung zum zweitenmal anregen 
zu können, mußte man erst eine Zeit lang, etwa 30 Minuten, 
warten. Die weiteren Injektionen riefen dann zwar noch¬ 
malige Absonderung, aber in weniger reichlicher Menge 
hervor. Das wirksame Hormon fand sich in der Zirbel¬ 
drüse nicht nur bei Säugetieren, sondern auch bei Vögeln, 
Fischen, Reptilien und Amphibien. Ferner ergab auch ein 



158 


Extrakt vom Corpus luteum eine deutliche galaktogoge Wir¬ 
kung ohne die beim Pinealextrakt zu beobachtende Steige¬ 
rung des Blutdrucks. Desgleichen wirkte ein Extrakt vom 
Uterus post partum sekretionsfördernd, während Extrakte der 
Plazenta und vom Fötus hemmend wirkten. Die unter sol¬ 
chen Einflüssen gewonnene Milch ließ keinerlei Unterschiede 
gegenüber anderen Sekreten erkennen. Versuche, welche 
bei Kühen ausgeführt wurden, ließen auch eine Beschleu¬ 
nigung der Milchausscheidung konstatieren; doch war das 
schließliehe Gesamtergebnis nicht ein reichlicheres als 
sonst. Desgleichen wirkten die Hormone bei stillenden 
Frauen nur zur schnelleren Entleerung der Brüste; es ver¬ 
ging nachher eine längere Zeit als sonst, bis sich wieder 
Milch ansammelte. A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Ein historisches Pferd. 

Unter dieser Bezeichnung berichtet die Zeitschrift 
,,Der Pferdefreund“ in Nr. 22, 1913, über ein Pferd des 
Dragoner - Regimentes ,Prinz Xlbrecht. von Preußen* das 
Folgende: 

Der brave Fuchs „Matodor“ wurde im Jahre 1798 ge¬ 
boren und von dem Oberamtmann v o n S a n d e n in Ragnit 
aufgezogen. 1802 kam das Tier als Remonte zu dem preußi¬ 
schen Dragoner-Regiment ,von Schenk* und hat im Jahre 
1805 den Marsch nach Schlesien und hierauf die Feld¬ 
züge 1806, 1807, 1813, 1814 und 1815 mitgemacht. Es ist 
im Felde verwundet worden, war aber sonst niemals 
krank oder dienstunfähig und zeichnete sich stets durch 
feuriges Temperament und große Leistungsfähigkeit aus. 
Vom Jahre 1802—1808 war das Tier beim Regimente, hie¬ 
rauf wurde es Offizierschargenpferd. Als solches hatte es 
mehrere Reiter, darunter den Kommandeur des 8. Küras¬ 
sier-Regimentes. Im Jahre 1816 wurde der Fuchs dem 
Regimente zurückgegeben, wo er bis zum Jahre 1828 jeden 
Dienst verrichtete, von da ab aber nur noch in der Bahn 
als Rekrutenpferd und zu leichten Ordonanzritten benützt 
Nach 27 jähriger Dienstzeit erhielt, „Matador“ vom 
Jahre 1829 ab das Gnadenbrot, wurde zum Dienst nicht 
mehr benützt und nur bei Besichtigungen durch hohe Vor¬ 
gesetzte von dem ältesten Dragoner in Paradeausrüstung 
vorgeführt. Am 9. Oktober 1833 verendete „Matador“, 
35 Jahre alt, schmerzlos. 



159 


Remontepreise. 

In der bayerischen Kammer der Abgeordneten er¬ 
klärte der Abgeordnete Löweneck die von der Militär¬ 
verwaltung für Remonten bezahlten Preise seien zur Dek- 
kung der Produktionskosten nicht hinreichend und bittet, 
den Remontepreis um 100 Mark pro Stück zu erhöhen. 
Der Abgeordnete D e i n d 1 ersuchte die Militärverwaltung 
um Unterstützung der Pferdezucht in Bayern durch mög¬ 
lichste Berücksichtigung inländischer Züchter beim An¬ 
kauf von Remonten. 

Viehzählung in Sachsen. 

Die vorläufigen Ergebnisse der Viehzählung in Sachsen 
am 1. Dezember 1913 sind, wie die „Sächsische Landwirt¬ 
schaftliche Zeitschrift“ mitteilt, recht erfreulich. Die Zahl 
der Rinder, welche schon im Jahre 1912 um 32940 Stück 
zugenommen hatte, wies im letzten Jahre eine Zunahme von 
11 891 Stück oder 1,7 Proz. auf. Da bereits im Jahre 1912 
die im Jahre 1911 gelichteten Bestände ergänzt worden 
waren, so ist die, wenn auch nicht erhebliche Zunahme im 
letzten Jahre erfreulich. Schweine wurden bei der letzten 
Zählung 760 144 Stück gezählt, 1912 aber nur 657 026. Mit¬ 
hin beträgt die Zunahme 103 118 Stück oder 15,7 Prozent. 
Eine derartige gewaltige Zunahme innerhalb eines einzigen 
Jahres konnte in Sachsen noch nicht festgestellt werden 
und ist wohl der beste Beweis, daß die Landwirtschaft nach 
Kräften bemüht war, den Anforderungen, welche die Ver¬ 
sorgung unserer heimischen Bevölkerung mit inländischem 
Fleische an sie stellt, zu genügen. Die Schafe, welche von 
1907 bis 1911 ständig an Zahl abnahinen, wiesen 1912 eine 
Zunahme von 4,1 Prozent auf, im letzten Jahre ist die Zu¬ 
nahme sogar noch etwas größer; sie beträgt 3133 Stück 
oder 5,7 Prozent, Die Ziegen haben um 3362 Stück oder 
25 Prozent zugenoramen. Wenn endlich die Pferde nur eine 
Zunahme um 707 Stück oder 0,4 Prozent zu verzeichnen 
haben, so liegt das darin begründet, daß das Automobil sich 
ein immer größeres Gebiet erobert. Welch enorme Bedeu¬ 
tung die Zunahme des Schweinebestandes hat, geht daraus 
hervor, daß nach den Feststellungen bei der Schlachtvieh- 
und Fleischbeschau im Deutschen Reiche von dem bei der 
Viehzählung nachgewiesenen Bestände im Laufe des fol¬ 
genden Jahres von den Schweinen über 100 Prozent, von 
den Rindern aber nur 43 Prozent geschlachtet werden. Des¬ 
halb liefern die Schweine nahezu das lV>fache an Fleisch, 
als wie die gleiche Zahl Rinder. 



160 


Verfütterung von durch Lagerung verdorbenem Haber. 

Nach einer Mitteilung von F 1 e m in i n g - Plossing 
kann durch Lagerung braun bezw. schwarz gewordener, so¬ 
genannter verbrannter Haber, wenn er nicht schimmlig ge¬ 
worden ist, keinen dumpfigen, multrigen Geruch aufweist, 
und wenn der Kern noch weiß bis glasig grau ist, ohne ge¬ 
sundheitlichen Nachteil für Tiere verfüttert werden. Zu 
beachten ist bei der Verwendung das Folgende: Durch die 
starke Erhitzung und die damit verbundene Wasserver¬ 
dunstung ist solcher Ifaber härter und schwerer verdaulich 
geworden. Zur Erleichterung des Kauen» und intensiverer 
Einspeichelung behufs besserer Ausnützung ist der Haber 
zu quetschen. Wegen des säuerlichen Geruches solchen Ha¬ 
bers empfiehlt sich 1 / 5 oder 1 / 4 des gefütterten Habers 
durch Biertrebern oder Weizen schalen-Melasse zu ersetzen. 
Endlich sollte nur die Hälfte der Haberration aus durch 
Lagerung schwarz gewordenem Ilaber bestehen. 

Ein neues Konservierungsmittel für Eier. 

Dieses Konservierungsmittel von Duboux und 
Bapin besteht aus Vaselin, welchem 10% Talkum, 1 % 
Aluminiumtannat und 1 %■ pulverisierter Taranth-Gummi 
zugesetzt worden. 

Die Masse schmilzt bei 37 0 0. Mit derselben wird die 
Schale der Eier eingerieben, worauf man diese in einer 
Holzkiste in einem kühlen, trockenen Baume aufbewahrt. 

Rattenvertilgung. 

Nr. 1. 1014, der „Landwirtschaft!. Umschau 41 empfiehlt 
das folgende Vcrfahien zur Vertilgung der Batten: 

Man stelle in die Bäume, in welchen Batten ver¬ 
kehren, ein Gefäß mit gemahlenem Zucker und neben dieses 
ein zweites Gefäß mit Wasser. Bald nehmen die Balten 
Zucker und auch Wasser auf. Nach einigen Tagen vermischt 
man den Zucker zu einem Dritteil mit gepulvertem Ätzkalk. 
Die Batten fressen auch von diesem Gemische und trinken 
Wasser. Nun wird der Atzkalk im Magen der Tiere zum 
Löschen gebracht und diese gehen zugrunde. A. 

Verschiedenes. 

Tierärztlicher Bezirksverein Ingolstadt. 

Am Sonntag den 11. Januar hatte sieh, einer freundlichen 
Einladung der Herren Bezirkstierärzte Oarrecht und Fahl o 
Folge leistend, eine größere Anzahl von Kollegen der näheren um! 



161 


weiteren Umgebung Ingolstadts in der schönen Donaufeste ein 
Stelldichein gegeben. Es waren zugegen die Herren Bezirkstier¬ 
ärzte Garrecht - und P a h 1 e - Ingolstadt, Mayer- Eichstätt, 
Bestie- Neuburg a. D., S c h m i d - Schrobenhausen, Rücker- 
Aiehach und die Herren Distrikts- bezw. praktischen Tierärzte 
W e 1 d e s - Wolnzach, Hellmuth- Pappenheim, Wucher- 
Rain, Panzer- Kipfenberg, Bayer- Abensberg, Busch- 
Gaimersheim, Loy- Kösching, Bachhuber - Pförring, Krug- 
Friedberg, D a u s e r - Neuburg a. D. und Z e y e r - Ingolstadt. 

Nach einleitenden Begrüßungsworten wies Bezirkstierarzt 
G a r r e c h t in längerer Rede auf die Zweckmäßigkeit und Not¬ 
wendigkeit eines engeren Zusammenschlusses der Kollegen hin 
und bezeichnete die Veranstaltung von regelmäßigen Zusammen¬ 
künften der Nachbarkollegen als hiefür besonders förderlich und 
ersprießlich. Die in der gleichen wirtschaftlichen Interessensphäre 
lebenden amtlichen und nichtamtlichen Tierärzte sollen in solchen 
Versammlungen einander nähertreten und durch Austausch von 
Beobachtungen und Erfahrungen, sowie offene Aussprache und 
Beratung über sie in ihrem näheren Wirkungskreis besonders be¬ 
rührende Berufsangelegenheiten zur Hebung guter nachbarlicher 
Beziehungen beitragen. Dadurch soll eine größere Einigkeit und 
Erstarkung der Kollegialität überhaupt erzielt werden, die auch 
nach außen nicht unbemerkt bleiben und auf die Förderung des 
gesamten Standes und des Standesbewußtseins nicht ohne günsti¬ 
gen Einfluß sein wird. Wenn auch wissenschaftliche und beruf liehe 
Tagesfragen in den größeren Tagungen wohl erörtert werden, so 
bietet sich in einem kleineren Kreise, in dem die Wünsche und 
Erfahrungen der Einzelnen mehr zur Geltung kommen können, 
doch ungleich mehr Gelegenheit zu anregender Betrachtung und 
Aussprache. Und neben diesen ernsten Aufgaben soll auch die 
Pflege freundschaftlicher Geselligkeit nicht vergessen werden. 

Die beifälligst aufgenommenen Ausführungen drängten schlie߬ 
lich zu der Entscheidung der Frage, ob man sich zu einem Verein 
zusaminenschließen oder künftighin die Versammlungen in zwang¬ 
loser Folge und Weise abhalten wolle. Nach einer regen Dis¬ 
kussion wurde einstimmig beschlossen, auf allereinfachster Grund¬ 
lage eine Tierärztliche Bezirks Vereinigung In¬ 
golstadt zu gründen, mit deren Leitung der K. Bezirkstierarzt 
(I a r r e c li t als Vorstand, der städtische Bezirkstierarzt P a h 1 o 
als dessen Stellvertreter und Distriktstierarzt B a y e r - Abensberg 
als Schriftführer und Kassier betraut wurde. 

Zürn Beitritt sollen an alle in den Bezirken Ingolstadt, Pfaffen¬ 
hofen, Mainburg, Kelheim, Riedenburg, Schrobenhausen, Neuburg 
a. d. Donau, Aichach, Eichstätt und Beilngries lebenden Kollegen 
Einladungen ergehen und die Zugehörigkeit zur Vereinigung als 
Ehrensache gelten. 

Aus dem Munde aller Redner konnte man entnehmen, daß sie 
in dein Zusammengehen vor allem der Nachbarkollegen das beste 
Mittel erblicken, den kollegialen Sinn und Korpsgeist zu erhalten 
und zu fördern und der in letzter Zeit leider immer mehr drohen¬ 
den Zersplitterung in unseren Kreisen entgegen zu wirken. Amt¬ 
liche und nichtamtliche Kollegen sollen sich hier zusairunenfindcn, 
«ich gegenseitig aussprecken und verstehen lernen und in gerech¬ 
tem Ausgleich das Wort vom „leben und leben lassen“ praktisch 
zur Geltung zu bringen bestrebt sein. Nicht in Verfolgung von 
meist kleinlichen Sonderbestrebungon und Sonderinte ressen, die 



162 


letzten Endes nur dem ganzen Stande zum Schaden gereichen, 
wollen wir uns verlieren, sondern in friedlichem, echt kollegialem 
Wettkampfe uns vereinen, uns selbst zu Nutz und Ehr und unseren 
vielen Feinden zum Trutz. Das war die Losung, unter der die 
Tierärztliche Bezirksvereinigung Ingolstadt erstand, in der Hoff¬ 
nung, daß auch anderorts zum Sammeln geblasen werde und durch’s 
ganze Land weitere neue Bezirksvereinigungen die Kollegen in 
engere Fühlung miteinander bringe, auf daß wir Tierärzte uns 
alle in dem Bewußtsein der Zusammengehörigkeit in dem ein¬ 
mütigen Gedanken finden, daß wirklich Großes, dem Stande 
wie dem Einzelnen Nützliches, nur erreicht werden kann durch 
Einigkeit, ln diesem Sinne: „Vivant sequentes!“ 

Bayer. 

Im Anschlüsse an vorstehenden Bericht über den Werdegang 
des ersten tierärztlichen Bezirksvereins seien folgende Ausfüh¬ 
rungen gestattet: 

1. Die zur Zeit an verschiedenenen Orten in Bayern sich auf¬ 
tuenden Sondervereine der praktischen Tierärzte zwingen zur 
Frage, ob dieselben in der Form eine Berechtigung haben und für 
ihre Mitglieder und besonders für den ganzen Stand etwas er¬ 
reichen können. 

Das Recht der Selbsthilfe kann keinem Kollegen bestritten 
werden, nicht verstanden aber wird, daß dies gerade auf dem Wege 
der Absonderung von den amtlichen Tierärzten erfolgen soll. In 
dem ganzen Vorgehen kann doch zuletzt nur ein Kampf gegen die 
Amtstierärzte erblickt werden. Wo haben wir solche Vorbilder? 
Finden wir diese vielleicht bei den Ärzten oder in anderen Berufs¬ 
zweigen? 

Wir fragen: Sind denn die Amtstierärzte überhaupt heute 
noch gegenüber den nicht amtlichen Tierärzten in einem unge¬ 
rechten Vorteile? Sehen wir die Verhältnisse doch genauer an 
und wir werden zu einem anderen Resultate kommen als so man¬ 
cher jüngere Kollege, der noch gar keinen Einblick in die Tätig¬ 
keit und besonders die Einkommensverhältnisse der Gesamtheit 
der Amtstierärzte hat. 

Bei Betrachtung der ganzen Sachlage müßte doch zum Durch¬ 
bruch kommen, daß nur durch ein geschlossenes und einigendes 
Vorgehen der praktischen Tierärzte mit den Amtstierärzten das 
erreicht werden kann, was zu erreichen überhaupt möglich ist. 

Wir haben das Gefühl, daß die Absonderung deshalb erfolgt 
ist, weil in den Kreisvereinen der Einzelne nicht zu seiner Befrie¬ 
digung zum Worte gelangt. In dieser Hinsicht ist dieselbe viel¬ 
leicht erklärlich und berechtigt. Teilweise aus diesem Grunde ist 
deshalb auch hier der Gedanke gereift, die Rechte des Einzelnen 
durch eine Organisation zu erstarken, welche bewährte Vorbilder 
besonders in dem Ärztestande hat. Die tierärztlichen Bezirks- 
vereine bezwecken gerade die Heranziehung der jüngeren Kräfte 
zur Mitarbeit und damit zugleich die Vertretung der Interessen 
derselben. 

Bei der Zusammensetzung solcher Vereine werden die niclit 
amtlichen Tierärzte in der Regel in der Mehrheit sein; dieselben 
sind sohin in der Lage, ihre Ansichten und Wünsche in jeder Hin¬ 
sicht zur Geltung zu bringen. Wenn hier zugleich ältere und be¬ 
sonders erfahrene Amtstierärzte mitberaten, so wird gewiß manche 
Frage glücklicher gelöst werden. Große Forderungen extremer 



163 


Natur zu stellen ist nicht schwer, schwer aber deren Erfüllung, 
und nicht selten wird hiebei das leicht Erreichbare verzögert. 

2. Der Bekämpfung des an sich sehr wichtigen Institutes der 
Amtspraktikanten durch die praktischen Tierärzte kann bei näherer 
Betrachtung eine gewisse Berechtigung nicht abgesprochen wer¬ 
den. Die heute häufig beobachtete Art der Verwendung der Amts¬ 
praktikanten zur Mithilfe in der Privatpraxis oder zur Erweiterung 
derselben war von dem Gesetzgeber sicher nicht beabsichtigt, 
dieselbe hat sich zu der heutigen Form erst allmählich herausge¬ 
bildet. Daraus dürfte aber hervorgehen, daß dieser Einrichtung 
eine Lücke anhaftet und das ist — das Endziel der Bestrebungen 
der praktischen Tierärzte, nämlich die Vollbesoldung der Amts¬ 
tierärzte und das Verbot der Praxis für dieselben. — Bei Er¬ 
reichung dieses Zieles wären allerdings zwei Fliegen auf einen 
Schlag geschlagen, aber begeben wir uns bei solchen Forde¬ 
rungen, vorläufig wenigstens, nicht in das Reich der Utopien? 

In Bayern steht man vorläufig noch auf dem gewiß nicht un¬ 
begründeten Standpunkte, daß der Amtstierarzt ohne Praxis-Aus¬ 
übung nicht die notwendige Fühlung und das erforderliche Ver¬ 
trauen erwirbt, um amtlich erfolgreich wirken zu können, sodann 
daß das amtliche Einkommen bei weitem nicht ausreicht, mit einer 
Familie anderen Ständen ebenbürtig leben zu können. Die Er¬ 
übrigungen aus den Diäten gehören schon längst in das Reich der 
Fabeln oder werden durch die notwendige Beteiligung an den 
zahlreichen landwirtschaftlichen und sonstigen Versammlungen 
mehr als aufgebraucht. 

Diskutabel erscheint der Vorschlag, etwa 20 Aratstierärzte, 
welche nachweislich vollbeschäftigt sind, auch voll zu besolden, 
denselben die Praxis zu verbieten und diese Stellen den Amts¬ 
praktikanten zuzuweisen. 

Wir sehen, solche und andere wichtige Fragen, woran die 
Amtstierärzte bisher nicht zu rütteln wagten, tauchen auf; die¬ 
selben müssen aber besprochen und sehr reiflich erwogen sein, 
ehe sie zu Forderungen verdichtet werden. Hieran müssen alle 
Tierärzte mitwirken und dies unter einer Leitung der Landesver¬ 
tretung, welche die Interessen aller Tierärzte im Auge hat. Die 
Bezirksvereine sollen nur die Stützen unserer jetzigen Organi¬ 
sation werden, darum möchten alle Sondervereine zurücktreten 
und möchte durch die Gründung von Bezirksvereinen, welche alle 
Berufsklassen in sich vereinigen, die Grundlage einer alle Kreise 
umfassenden Standesvertretung geschaffen werden. 

Es wäre sehr erwünscht und im Interesse des ganzen Standes 
gelegen, wenn der im hiesigen Vereine angeregten Frage allseits 
Beachtung geschenkt und dieselbe als vordringlich behandelt 
würde. Diesbezügliche Zuschriften nimmt gerne entgegen 

Garrecht, K. Bezirkstierarzt, Ingolstadt. 

Festakt anläßlich des Geburtsfestes des Kaisers an der 
Tierärztlichen Hochschule Berlin. 

Zu Ehren des Geburtstages des Kaisers fand an der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule Berlin ein Festakt statt. Mit demselben wurde 
die Feier der Eröffnung des neu erbauten physiologischen und 
chemischen Institutes verbunden. 

Der Feier wohnten der Landwirtschaftsminister Dr. Freiherr 
von S c n o r 1 e m e r, der Unterstaatssekretär Dr. Küster, der 



164 


Ministerialdirektor Dr. Schröter, die Geheimen Regierungsräte 
Dr. Ü s t o r t a g, Dr. Ströse und W ehrl e, der Generalveteri¬ 
när Schlake, ferner der Lehrkörper und Vertreter der Stu¬ 
dentenschaft der Hochschule an. 

Die Festrede wurde von Prof. Dr. Schröter gehalten. Sie 
behandelte die Bedeutung der Geburtstagsfeiern für den Kaiser 
an den deutschen Hochschulen. Daran Schloßen sich an der Hand 
von Lichtbildern eingehende Erörterungen über die Entwicklung, 
Einrichtung etc. des Neubaues des physiologischen und chemischen 
Institutes. 

Feier des Kaisergeburtstages an der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule Hannover. 

/ 

Der Geburtstag des Kaisers wurde in der festlich geschmückten 
Aula der Tierärztlichen Hochschule im Beisein von Vertretern der 
Regierung und Militärbehörden, sowie einer großen Zahl von Ve¬ 
terinäroffizieren feierlich begangen. 

Die Festrede hielt Prof. Dr. F r i c k über das Thema „Nar¬ 
kose bei unseren Haustieren“. 


Errichtung einer Professor für Tierzucht an der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule Hannover. 

Die „Deutsche Tierärztl. Wochenschrift“ teilt mit, daß der 
Bau des Tierzucht-Institutes an der Tierärztlichen Hochschule 
Hannover, über welchen wir früher eine Notiz brachten, noch in 
diesem Jahre in Angriff genommen werde und daß auch Verband- 


Konzentriertes 

Roborin-Kraftpulver 

(Aus irischem Bluteiweiß hergestellt). 

Blutbildendes, Appetit anregendes, die Verdauung 
beförderndes und die Leistungsfähigkeit stei¬ 
gerndes KRAFTBEIFUTTER mit hohem Eisen¬ 
gehalt. 

Erhöht die Ausnützung des täglichen Futterquantums und macht 
weitere Zulagen überflüssig. Gibt den Tieren gutes Aussehen und 
glattes, glänzendes Haar. Ausgezeichnet als Kräftigungsmittel für 
Tiere, die durch große Anstrengungen oder schwere Krankheiten 
(Magen- oder Darmkatarrh, Brustseuche etc.) heruntergekommen sind. 

Eingeführt bei vielen Truppenteilen der deutschen Armee. 

Separatabdrücke einschlägiger Arbeiten und Gutachten hervor¬ 
ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf Wunsch 
gerne ab. 

Lingner-Werke Aktiengesellschaft. 
Dresden, Abteilung Ronorin-Werke. 





165 


lungen im Gange seien, nach welchen die Errichtung einer Pro¬ 
fessur für Tierzucht an der genannten Hochschule schon für das 
nächste Jahr in Aussicht stehe. 

Deutscher Veterinärrat. 

Folgende, den Ständigen Ausschuß der Tierärztlichen Welt¬ 
kongresse betreffende Zuschrift ist dem Deutschen Veterinärrat 
vom Vorsitzenden dieses Ausschusses mit der Bitte um Verbrei¬ 
tung durch die tierärztliche Fachpresse zugegangen: 

,,Nach den Beschlüssen der Versammlung des Ständigen Aus¬ 
schusses der Tierärztlichen Weltkongresse vom 25. Oktober 1913 
in Lyon ist am 1. Januar 1914 das „Ständige Sekretariat 
des Ausschusses“ im Haag unter dem Protektorat des 
niederländischen Ministeriums für Landwirtschaft, Gewerbe und 
Handel errichtet worden. Die Adresse des Sekretariats lautet: 

Sekretariat des Ständigen Ausschusses der Internationalen 
Tierärztlichen Kongresse im Haag, Stationsweg 74, Int. Tele¬ 
phon 848. 

Der erste Sekretär des Ständigen Ausschusses ist Professor 
Dr. D. A. D e J o n g in Leiden (Holland).“ 

Baden-Baden, den 31. Januar 1914. 

Der Vorsitzende des Ständigen Ausschusses: 

Dr. L y d t i n. 

Vorstehendes Schreiben wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis 
gebracht. 

Köln, den 7. Februar 1914. 

Lothes. 



Umrindern der KUhe 

und Verkalben ist meist die Folge des ansteckenden 
Scheidenkatarrhs. 

v . . mit Bissulin . . bei Fällen, in welchen mich 
alles andere in Stiche ließ, sehr schöne Erfolge gesehen . . tt 

Deutsche Tierärztliche Wochenschrift 1910, Nr. 42. 

*. . ich konnte mit der Bissulin-Behandlung immer 
den gewünschten Erfolg erzielen.“ 

Münchener Tierärztliche Wochenschrift 1911, Nr. 15. 

. Seit 3 / 4 Jahren angewandt . . . kann ich 
Bissulin nur wärmstees empfehlen.“ 

Tierärztliche Rundschau 1909, Nr. 28. 

Bissulin wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch 
H. Trommsdorff, chem. Fabrik, Aachen 54. 





166 


Auszeichnung. 

Dem Vorstände des bakteriologischen Institutes der Land- 
wirtschaftskammer der Provinz Sachsen, Dr. R a e b i g e r in Halle, 
wurde der Professortitel verliehen. 

Pferdemarkt in Wels. 

Der diesjährige erste Pferdemarkt der Stadt Wels in Ober¬ 
österreich wird am Donnerstag, den 26. Februar in den Vormittags¬ 
stunden ain Kaiser Josefsplatze abgehalten werden. Der Auftrieb ist 
stets ein ganz bedeutender, da regelmäßig über 1000 Pferde bester 
Gattung und vorwiegend schwereren Schlages, als Pinzgauer, Kärntner, 
aber auch böhmischer und ungarischer Rasse zu Markte gelangen, 
ebenso ist die Beteiligung seitens der Käufer stets als eine sehr 
rege zu verzeichnen. 


Bttcherschan. 

Lehrbuch der allgemeinen Therapie für Tierärzte. Von Eugen 
F r ö h n e r, Dr. med. vet. h. c.. Geh. Regierungsrat und Pro¬ 
fessor an der Tierärztl. Hochschule zu Berlin. Vierte, neu be¬ 
arbeitete Auflage. Stuttgart, Verlag von Ferdinand Enke, 1913. 
Preis 7 Mk. 

Der Inhalt des Werkes wird eingeleitet durch einen Abschnitt, 
welcher die Geschichte der Therapie behandelt; daran schließen 
sich folgende weitere Abschnitte: Allgemeine Therapie der Krank¬ 
heiten des Verdauungsapparates, des Zirkulationsapparates, des 


Atoxyl 

hat sich bei bösartigem Katarrhalfieber, 
sowie als Plastikum bei Tieren, welche im 
Ernährungszustand heruntergekommen 
sind, ferner bei schlechten Fressern 
bestens bewährt. 

Literatur: Dr. Skiba, „Deutsche Tierärztliche 
Wochenschrift“, 18. Jahrgang, Nr. 30. Stabs¬ 
veterinär von Lojewski, „Zeitschrift f.Veterinär¬ 
kunde“ März 1913. Dr.E.Wyßmann, „Schweizer 
Archiv für Tierheilkunde“ Nr. 7, Juli 1913. 

Die Literatur wird auf Wunsch franko zugeschickt. 










167 


Fiebers, der Krankheiten des Nervensystems, der Respirations- 
organe, der Harnorgane, der Geschlechtsorgane, allgemeine Drüsen¬ 
therapie, allgemeine Therapie der Stoffwechselkrankheiten, der 
Augenkrankheiten, der Krankheiten der Haut und der Schleim¬ 
häute, dann folgen Abschnitte über Antiparasitika, Antiseptika, 
Antidote, ein Abschnitt über Impfung und Abschnitte über Hydro¬ 
therapie, Massage, Elektrotherapie, über den Aderlaß, ein weiterer 
Abschnitt behandelt die Therapie der Bewegungsorgane; den 
Schluß bilden Abschnitte über indifferente Mittel und über die 
Luft als Heilmittel. 

Verf. hat in der neuen Auflage besonders die Kapitel über 
Chemotherapie, Schutzimpfung und Desinfektion neu bearbeitet. 
Die Schutzimpfung anbelangend, hat er die erheblichen Wande¬ 
lungen, welche sich im Verlaufe der letzten Zeit ergeben haben, 
besonders auch unter Bezug auf die vorliegende umfangreiche 
Impfstatistik, einer eingehenden Würdigung unterzogen und deren 
Wert oder Unwert einer kritischen Beleuchtung unterstellt. 

Ebenso hat Verf. die Änderungen, welche sich betreffs des 
Desinfektionsverfahrens, namentlich in Bezug auf die vorläufige 
Desinfektion und ihr Verhältnis zur Reinigung ergeben haben, 
voll berücksichtigt. 

Die neue Auflage des auf dem Gebiete der Therapie so er¬ 
fahrenen Klinikers zeigt dem tierärztlichen Therapeuten die Rich¬ 
tung, in welcher er sich nach erfolgter Diagnosestellung zu be¬ 
wegen hat. Kennt er diese, so wird es ihm nicht schwer, mit Hilfe 
der in dem Buche ebenfalls im allgemeinen niedergelegten physi¬ 
kalischen, der chemischen Therapeutika, der Serotherapie etc. das 
Heilbestreben der Natur zu unterstützen. 


CoHargol 

Oft lebensrettendes Mittel für viele Formen von 

Allgemeininfektion. 

Auch in intravenösen Injektionen unschädlich, wenn 
richtig angewendet. 

Wirksames Wunddesinfiziens zur Behandlung 
schlecht heilender infizierter Wunden. 
Hervorragend wirksam bei innerlicher Darreichung 
gegen Kälberruhr. 

Wichtigste Indikationen: Morbus maculosus, Druse, Puerperal¬ 
infektion, seuchenhaftes Verkalben der Kühe, Kälberruhr, 
sowie Ruhr anderer junger Tiere. 


Proben und Literatur kostenfrei. 

Chemische Fabrik von Heyden, Radebeol-Dresden. 






168 


Das Buch, welches auch in die englische Sprache übersetzt 
worden ist, wird wiederum Kollegen und Studierenden zum Stu¬ 
dium und alä Nachschlagewerk höchst willkommen sein. Beiden 
sei es wännstens empfohlen! A. 

Personalien. 

Auszeichnung: Dr. Ilans Raebiger, Vorstand des bakteriolo¬ 
gischen Institutes der Landwirtschaftskammer in Halle a. S. erhielt 
das Prädikat „Professor.“ 

Ernennung: Dr. Bruno Heinrich-Ingolstadt (Oberb.) 
wurde zum Polizeitierarzt in Hamburg ernannt. 

Verzogen: Friedrich Bau er-München als bezirkstierärzt¬ 
licher Assistent nach Ochsenfurt, Adolf Beeil i n ger-U herI i ngen 
(Baden) nach Hannover, Robert Hermkes-Viersen als bezirks¬ 
tierärztlicher Assistent nach Lahr (Baden), Paul Klapper-Otten¬ 
heim (Baden) nach Breslau, Dr. Karl Krim m e 1- Ebingen (Württem¬ 
berg) nach Dresden, Wilhelm Rubin-Ottenheim hat sich daselbst 
niedergelassen. 

Approbationen: In Dresden die Herren: Erhard, Friedrich 
Hermann Holtzhauer-Berlin, Johannes, Albin, Karl Mein¬ 
berg-Dresden und Christian, Oswald, Theodor Mayer-Harburg 
a. d. Elbe. In Gießen die Herren: Bernhard Klein-Staßfurt, 
Paul Kowarsch-Meseritz, Nikolaus Maier-Zepfenhan und 
Albert Makowski-Graudenz. In München: Herr Joseph Weigl- 
München. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser : Bacillol-Patronen nach Dr. Jttterbock 


Neu 


ver¬ 
besserte 

mit desinfizierender 

nach Dr. Jüterbocl 


Hülle 


Alleinige Fabrikanten: 

Bacillolwerke Hamburg. 


Druck vod J. Gottes\vinter, München. - Kommissionsverlag: M. Riegersche 
Uuiversitätsbuchhandlung, München, Odeousplatz 7 







(frlier: Tierärztliclies wocüenblatt und Wocüensclirift für TieiMKnnde und vielznclt.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsininisterium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. IKopitsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des Eandes- 
ansschusses der tierärzticlien Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 24. Februar 1914. Nr. 8. 


Inhalt: Originalartikel. Löhe: Fehldiagnose, Tuberkulose bei einer Kuh be¬ 
treffend. — Kukuljevic: Desinfektion in der Landwirtschaft. — Geyer : Ein Fremd¬ 
körper im Brustbein einer Kuh. Beckenbruch bei einem Ochsen. Lungenkaverne. 
Referate. Honigmund: Milchveriinderungen bei Maul- und Klauenseuche. 
Kriesche: Blutegel im Maul von Tieren. Kobler: Zur Frage der Choleraüber¬ 
tragung durch Nahrungsmittel. Die Dauer der passiven Immunität gegen 
Tetanustoxin. Hammermann : Die Wirkung und Anwendung des Ozonais 
bei Pferden. Hose: Fribrinöse Herz- und Herzbeutelentzündung nach 
Druse. Salomon: über lokale Jodreaktion durch Stauungshyperämie. Schüle: 
Zur intravenösen Anwendung des Kamphers. Ilaultain: Die Behandlung der 
Eklampsie mit Veratron. — Tierzucht und Tierhaltung. Hebung und Ver¬ 
mehrung der Viehhaltung. Übergang von Alkohol in die Milch. — Verschie¬ 
denes. Auszeichnungen. Hoher Besuch. Trichinenfund. Kgl. Institut Lensahn 
zur Erforschung von K&lberkrankheiten. Ein Forschungsstipendium. Zur Kompe¬ 
tenz in Tierzuchtangelegenheiten. 86. Versammlung Deutscher Naturforscher und 
Ärzte in Hannover vom 20.—26. September 1014. Rundreise amerikanischer Tier¬ 
ärzte durch Europa. Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 7. Fe¬ 
bruar 1014. — Bücherschau. — Personalien. 


Fehldiagnose, Tnberknlose bei einer Kuh betreffend. 

Von Bezirkstierarzt Löhe in Naila. 

Es handelt sich um eine Kuh des Landsehlages (wei߬ 
rot gedeckt, zirka 6 Jahre alt), die 3 Wochen vor der Unter¬ 
jochung frisch zugekauft und nach Aussage des Besitzers 
mit Garantie für Fehlerfreiheit übernommen worden war. 

Angeblich w T urde Husten sofort am Tage der Über¬ 
nahme und seitdem fortschreitende Abmagerung trotz guter 
Futteraufnahme beobachtet. 

Die erste Untersuchung wurde am 29. Juni vorge¬ 
nommen : der Ernährungszustand war schlecht, die Haut 
derb, lederbündig, fest aufliegend, der Augapfel lag ziem¬ 
lich zurückgetreten, linkerseits bestand eine Conjunctivitis 
'-Ztarrhalis mit reichlicher Sekretion schleimigen, rein 
• gelben Eiters. 



170 


Die Temperatur war 38,6 0 ; Herzschläge waren 90 
und Atemzüge 20 in der Minute zu konstatieren. 

Die Atmung war schon in der Ruhe angestrengt, 
pumpend, unter ausgesprochener Erweiterung der Nasen¬ 
öffnungen bei der Inspiration. Rechterseits waren im un¬ 
teren Drittel großblasige, brummende Geräusche, im oberen 
Drittel mehr pfeifendes Rasseln zu hören; linkerseits wur¬ 
den im oberen und mittleren Drittel nur von Zeit zu Zeit 
Rasselgeräusche vernommen. 

Husten erfolgte freiwillig, einzeln und in Anfällen; 
der Husten war matt und tonlos. 

Nach vorübergehendem Zuhalten der Nase stellte sich 
große Atemnot, Muskelzittern, Stöhnen und Keuchen ein, 
so daß jetzt Auskultation der Lunge unmöglich war. Nach 
eingetretener Beruhigung war der Untersuchungsbefund 
gleich dem schon erwähnten. 

Mit dem Lungenschleimfänger wurde eine Schleim¬ 
probe entnommen, die rein gelben, dicken, eiterigen Aus¬ 
wurf enthielt. 

Auf eine Tuberkulinimpfung reagierte das Tier mit 
einer Temperatur von 40,8 °. 

Am 9. Juli erfolgte die Schlachtung. 

Der Fleischbeschaubefund ergab eine abgeheilte um¬ 
schriebene interstitielle Pneumonie im rechten vorderen 
Lappen, Abszeßbildung im narbigen Gewebe mit Fistel in 
einen Bronchus. Dazu bestand ein riesiges Emphysem der 
ganzen übrigen Lunge. Von Tuberkulose fand sich keine 
Spur. — 

Der nach der Schlachtung eingetroffeneUntersuchungs- 
befund der Tuberkuloseuntersuchungsstelle in München war 
denn auch negativ. 

Die Feststellung von Tuberkulose war nach Vorbe¬ 
richt und Untersuchungsbefund berechtigt. Das Impf¬ 
resultat bestätigte dazu die Diagnose. Wenn trotzdem eine 
Fehldiagnose durch die Schlachtung offensichtlich wurde, 
so war sie doppelt peinlich, weil einmal die angeordneten 
seuehenpolizeilichen Maßnahmen nicht gerechtfertigt waren 
und weil ferner dem Verkäufer der Kuh der Beweis des 
Vorhandenseins des an gezeigten Hauptmangels „Tuberku¬ 
lose“ durch die Schlachtung nicht erbracht werden konnte : 
eine Mahnung, daß man mit der Ausstellung von Attesten 
nicht vorsichtig genug sein kann, und ein Beweis, daß 
Lungentuberkulose fast nur dann als unzweifelhaft vor¬ 
liegend angenommen werden kann, wenn Ausscheidung von 
Tuberkelbazillen mikroskopisch nachgewiesen ist. 



171 


Desinfektion in der Landwirtschaft. 

Von Dr. Josef von Kukuljevie, kgl. ung. Tierarzt. 

Ein großer Teil des Nationalvermögens liegt in den 
landwirtschaftlichen Haustieren. Ohne Haustiere läßt sich 
eine Wirtschaft schwer vorstellen. Der Landwirt widmet 
daher der Tierzucht große Aufmerksamkeit. Mit größter 
Sorgfalt wird die Hasse zu Zuchtzwecken ausgewählt, die 
unter den gegebenen Verhältnissen am besten entspricht, 
den größtmöglichsten Nutzen bringt; sorgfältig ausgewähl¬ 
tes-und gezüchtetes Vieh bildet ein wahres Vermögen und 
wird als solches seit uralten Zeiten hochgeschätzt. Unsere 
Ahnen hielten viel auf ihr Vieh und stellten es ihren gol¬ 
denen und silbernen Schätzen gleich. 

Schätze muß man bewachen; und die Haustiere wur¬ 
den auch seit jeher sorgsam gehütet; aber während man sie 
im Altertum zumeist vor Raubtieren zu schützen hatte, sind 
heutzutage die gewaltigen Raubtiere — wenigstens in un¬ 
serer Heimat und noch viel mehr in den westeuropäischen 
Staaten — derart ausgerottet, daß sie unsere Haustiere 
überhaupt nicht mehr gefährden. Heute hat man gegen viel 
schlimmere Feinde zu kämpfen als gegen Bären oder Wölfe. 
Diese Feinde sind unsichtbar, aber um so gefährlicher; 
ihre Bekämpfung kann nur mit den Waffen der Wissen¬ 
schaft geschehen. 

Bakterien sind dieser winzige, mit freiem Auge 
unsichtbare Feind, welcher trotz seiner Kleinheit von der 
größten Bedeutung ist, denn die Erzeugung ansteckender 
Krankheiten sind sein Werk. Die Bücher der Geschichte 
durch blätternd sieht man, welch’ schreckliche Verheerungen 
durch menschliche und tierische Seuchen und Epidemien 
verursacht wurden. Ich will nur einige Beispiele vorführen, 
um darzutun, welch’ enormer Schaden durch die verschie¬ 
denen tierischen Seuchen verursacht wurde, als diese 
schrankenlos durch die Länder zogen. 

Der Milzbrand vernichtete im Jahre 1842 im 
französischen Departement Beauce Tiere im Werte von 
7 Millionen Francs, im Regierungsbezirk Nowgorod (in 
Rußland) in den Jahren 1867 bis 1870 nicht weniger als 
56 000 Tiere (Pferde, Rindvieh und Schafe). In Ungarn 
starben von 1886 bis 1902 jährlich durchschnittlich 448 
Pferde, 3230 Rinder und 2379 Schafe an Milzbrand. Heute 
ist die Durchschnittszahl eine bedeutend geringere. 

Einen weit größeren Schaden verursachte die Rinder¬ 
pest welche laut den Daten Paulet’s in den Jahren 1711 



bis 1714, also binnen 3 Jahren, in Europa anderthalb Mil¬ 
lionen Rinder vernichtete. In den Niederlanden blieben da¬ 
mals ka\im einige Rinder am Leben. Im 18. Jahrhundert 
herrschte sie in Deutschland. In Italien verendeten im 
18. Jahrhundert ebenfalls binnen 3 Jahren drei Millionen 
an der Rinderpest, in England binnen lff/g Jahren eine 
halbe Million Rinder. In Ungarn tötete die Rinderpest in 
den Jahren 1848 bis 1861 350 000 Stück, von 1861 bis 1873 
165 000 Stück Rindvieh. 

Durch Schweineseuche wurden im Jahre 1888 
in Nordamerika 45 000 000 Schweine getötet. Die Seuche 
wurde im Jahre 1895 nach Ungarn verschleppt und ergriff 
im selben Jahre 413 562 Stück, ein Jahr später 868 777 
Stück Schweine. Seitdem verlor die Setiche etwas von ihrer 
Heftigkeit, stellenweise verursacht sie aber heute noch 
recht namhafte Verluste. 

Dem Schweinerotlauf fallen weniger — jähr¬ 
lich durchschnittlich 30 000 Stück — zum Opfer. 

In manchen Gegenden fielen früher und sterben auch 
heute noch zahlreiche Tiere an Schaf pocken. 

Seit langer Zeit verursacht die Tuberkulose 
namhafte Verluste. 

Außerdem gibt es noch eine Reihe ansteckender 
Krankheiten, die zwar großen wirtschaftlichen Scha¬ 
den verursachen, die aber trotzdem mehr stationäre Epi¬ 
demien bilden, oder falls sie sich doch über das ganze Land 
verbreiten (die Maul- u. Klauenseuche, oder der ansteckende 
Scheidenkatarrh, oder das seuchenhafte Verkalben), doch 
nicht zahlreiche Todesfälle hervorrufen, wohl aber durch 
Verringerung der Milchleistung, der Arbeitsfähigkeit, in 
Form einer vorübergehenden oder gänzlichen Arbeitsun¬ 
fähigkeit, oder durch häufiges Umrindern, oder Sterilität 
sehr nachteilig werden. 

Ich schilderte nur in kurzen Zügen die großen Schä¬ 
digungen, die Seuchen hervorrufen können und auch her¬ 
vorriefen. Natürlich konnten dieVölker diesen Verheerungen 
gegenüber nicht untätig sein und sie versuchten schon 
im Altertum den Seuchen eine Schranke zu ziehen. Damals 
gelang dies aber nicht und konnte auch nicht gelingen, denn 
die Krankheitserreger waren noch unbekannt, und man 
tastete im Dunkeln, bis zuerst durch den unsterblichen 
Forscher Pasteur die Krankheitserreger erkannt wurden. 

Heute ist allbekannt, daß die Spaltpilze in der freien 
Natur, im Boden, im Wasser, im Staub, mit einem Wort 
überall, für das unbewaffnete Auge unsichtbar bleibend, 
Vorkommen. Ohne dieselben gibt es kein Leben, denn die 



173 


organischen Stoffe werden durch Bakterien derart ver¬ 
ändert, daß sie zum Ernähren der Pflanzen tauglich werden, 
die Pflanzen hingegen derart, daß sie der Tierwelt als Nah¬ 
rung dienen können. Das Nitrogen der Luft wird durch 
Bakterien gebunden und den Pflanzen als Nahrung zuge¬ 
führt. 

Es gibt aber — wenn auch in einer verhältnismäßig 
geringen Anzahl — Bakterien, welche, in einen lebenden 
Organismus gelangt, diesen unter gewissen Umständen 
krank machen, ja sogar töten: die sogenannten patho¬ 
genen Bakterien, die Hervor ruf er der ansteckenden 
Krankheiten. 

Im Blute, den Ausscheidungen und Körpersäf ten an einer 
ansteckenden Krankheit leidender oder an einer solchen ver- 
endeterTiere findet man immer die für die betreffende Krank¬ 
heit charakteristischen Bakterien. Die mit dem Blute und 
den Ausscheidungen der Kranken oder den Kadaverteilen 
frei werdenden Kleinwesen gelangen dann in den Boden, 
in’s Wasser, oder schweben eventuell eine Zeit lang in der 
Luft. Es gibt Bakterien, die i'm Freien oder im Boden bald 
zugrunde gehen, andere aber bilden sehr widerstandsfähige 
Dauerformen (Sporen), die der Kälte, der Hitze, der Nässe 
und dem Eintrocknen gleichmäßig trotzen und wenn sie 
dann — vielleicht erst nach Jahren — in günstige Verhält¬ 
nisse kommen, d. h. in einen lebenden Organismus gelangen, 
dort zu keimen anfangen, sich entwickeln, vermehren und 
dadurch den betreffenden Organismus krank machen. Bak¬ 
terien und Sporen können auf verschiedenen Wegen in den 
Organismus gelangen: durch Vermittlung des Futters oder 
Wassers (Milzbrand, Schweinerotlauf, Geflügelcholera, 
Hühnerpest etc.), von der Luft aus in die Atmungsorgane 
(Tuberkulose, Schafpoeken), eventuell durch eine kleine 
Wunde oder einen winzigen Hautriß (malignes ödem, Bar- 
bonekrankheit der Büffel, Pyämie der Säuglinge, Hühner¬ 
pocken, Starrkrampf, Strahlenpilzkrankheit etc.); weiter 
gibt es ansteckende Krankheiten, die durch Ausscheidungen 
der Kranken oder durch solche beschmutzten Gegenstände 
vermittelt werden (orientalische Rinderpest, ansteckende 
Maul- und Klauenseuche, Hühnerdiphtherie, Rotzkrankheit, 
Druse etc.). Wieder eine andere Gruppe der ansteckenden 
Krankheiten wird durch den Deckakt vermittelt (Beschäl¬ 
seuche, seuchenhaftes Verwerfen, Bläschenausschlag). 

Es ist evident und klar, daß dem Weitergreifen einer 
ans! eckenden Krankheit nur dann Schranken gezogen wer¬ 
den können, wenn die krankheitserregenden Bakterien ge- 



174 


tötet werden. Mit dem Verscharren der Kadaver ist aber 
noch bei weitem nicht genug getan, denn die Ausschei¬ 
dungen der Kranken müssen ebenfalls unschädlich gemacht 
werden, ebenso wie die freigewordenen Keime (Bakterien 
und Sporen). Dies ist aber keine einfache Aufgabe, denn 
die Sporen besitzen — w.ie bereits erwähnt — eine enorme 
Widerstandsfähigkeit. Versuche beweisen, daß die Milz¬ 
brandsporen eingetrocknet über 18 Jahre virulent bleiben 
können; auch die Starrkrampfsporen bleiben über ein Jahr¬ 
zehnt am Leben. Sollen sowohl die Bakterien selbst, wie 
deren Sporen vernichtet werden, so ist ganz energische 
Desinfektion erforderlich. 

Desinfektion. 

Die Kadaver sind recht tief zu vergraben, damit die¬ 
selben von keinem Tier wieder emporgescharrt werden 
können. Der Wasenplatz soll da angelegt werden, wo kein 
gesundes Vieh verkehrt. Das Verbrennen der Kadaver wäre 
natürlich das zweckmäßigste. Dünger und Streu sollen ver¬ 
brannt werden. Wände und Decke des Stalles sind mittels mit 
Desinfektionsflüssigkeit vermengter Kalkmilch zu tünchen, 
Holzbestandteile und Holzfußböden mit heißer Desinfek¬ 
tionsflüssigkeit zu scheuern. Tennenfußböden (aus festge¬ 
tretener Erde oder aus eingestampftem Lehm) sollen wenig¬ 
stens einen Spaten tief ausgehoben werden. Die ausgehobene 
(ausgegrabene) Erde soll tief vergraben werden, dann 
schütte man den Fußboden mit frischer reiner Erde neu an 
und begieße ihn mit Desinfektionsflüssigkeit. Das Geschirr, 
das Putzzeug und die Kleider des Personals müssen eben¬ 
falls desinfiziert werden. Die Wäsche muß frisch gewaschen 
werden; Oberkleider und Schuhwerk sind mit einem in 
Desinfektionsflüssigkeit getauchten Lappen gut abzureiben. 

Beim Herrschen einer ansteckenden Krankheit dürfen 
die Ausscheidungen der kranken Tiere nur desinfiziert, das 
heißt mit einer Desinfektionsflüssigkeit übergossen, der 
Jauchegrube zugeführt werden. 

Die Widerstandsfähigkeit der Bakterien ist verschie¬ 
den, sie verhalten sich auch den chemischen Mitteln gegen¬ 
über nicht gleich; man stellte daher in den Laboratorien 
vielfältige Versuche an, um ein Desinfektionsmittel zu 
finden, das sämtliche Bakterien ohne Ausnahme tötet. Solche 
Mittel waren das Sublimat, das Karbol, das Lysol und das 
Formal in, welche in der Menschenheilkunde schon seit 
langem Verwendung finden, deren Verwendung aber auch 



175 


dort große Vorsicht erheischt; denn sie sind sämtliche giftig 
und verursachten schon wiederholt Unglücksfälle. 

In der Tierheilkunde sind diese Mittel noch viel 
weniger brauchbar, denn die Landwirte benützen ungern 
Mittel, die dem umherstreichenden Kleinvieh Schaden 
bringen könnten, oder einen penetranten Geruch verbreiten. 
Das Sublimat — ein Quecksilberpräparat — ist zwar ge¬ 
ruchlos, aber bei der Behandlung des Rindviehs oder zur 
Desinfektion dps Rinderstalles untauglich, weil das Rind 
bezw. die Wiederkäuer gegen Quecksilber sehr empfindlich 
sind. Karbol und Lysol haben einen unangenehm durch¬ 
dringenden Geruch, sind deshalb in den Ställen des Milch¬ 
viehes unbrauchbar, denn die Milch nimmt jeden fremden 
Geruch an, außerdem desodorieren sie nicht, sondern ver¬ 
decken mit ihrem intensiven Geruch nur den Geruch der 
Krankheit resp. der Ausscheidungen. Das Formalin reizt 
die Schleimhäute und verursacht Entzündungen. 

Bei der Behandlung der Tiere ist ein geruchloses 
oder doch wenigstens nicht unangnehm riechendes, ungif¬ 
tiges Desinfektionsmittel nötig, das alle Bakterien sicher 
tötet und die stinkenden Ausscheidungen desodorisiert. 
Konzentriertere Lösungen einzelner der oben erwähnten 
Desinfektionsmittel ätzen, sind daher zur Sterilisierung von 
tierärztlichen Instrumenten nicht geeignet und ebensowenig 
zur Desinfektion der Hände, denn die Instrumente verlieren 
dadurch ihre Schärfe,, und die Hände werden unempfind¬ 
lich, nach länger fortgesetztem Gebrauch sogar wund. 

Nach langem Studium gelang dem Berliner Gelehrten 
Dr. Alfred Stephan im Jahre 1899 die Herstellung 
des Lysoforms, eines ungiftigen, angenehm duftenden, 
ausgezeichneten, geruchtilgendcn Desinfektionsmittels, wel¬ 
ches — was das wichtigste ist — eine große bakterien¬ 
tötende Wirkung besitzt. 

Das Lysoform 

ist eine lichtgelbe, ölartige Flüssigkeit, die unter hohem 
Druck und mit Zuhilfenahme der Dampfkraft nach 
patentiertem Verfahren aus Formaldehyd und fettsaurem 
alkoholischem Kali hergestellt wird; es ist also im Grunde 
genommen eine milde Formaldehydseife, welcher durch 
einen Zusatz aromatischer Stoffe ein angenehmer Geruch 
verliehen wird. Das Lysoform enthält 8 % Formaldehyd, 
das einem Formalingehalt von 20 % entspricht. Trotz 
seines hohen Formalingehaltes übt es auf die Schleimhäute 
keine Reizwirkung aus, denn es wird ihm mittels eines 



176 


patentierten Verfahrens sowohl die Reizwirkung, wie der 
unangenehme Geruch genommen. 

Das Lysoform ist in Wasser in jedem Verhältnis gut 
und rasch löslich. In destilliertem Wasser gelöst bildet es 
eine reine, durchsichtige, beim Schütteln schäumende Flüs¬ 
sigkeit; mit kalkhaltigem Brunnenwasser bekommt man 
eine milchartige Lösung, die aber ebenso wirkungsvoll ist 
als die mit destilliertem Wasser zubereitete. Es löst sich 
auch in Äther und Chloroform gut, und läßt sich mit öl 
oder Glyzerin gut mengen, mit Lanolin, Paraffin oder Va- 
sogen ist es zu Salben verreibbar. 

Das Lysoform ist das ungiftigste Des¬ 
infektionsmittel, das wir besitzen; seine Unschäd¬ 
lichkeit wird durch zahlreiche Tierexperimente bewiesen. 

Innerlich gegeben beträgt die letale Dosis beim Schaf 
4.0—4.5, bei der Ziege 5.0, beim Kaninchen 6.5 (laut Nagel¬ 
schmidt 7.0), beim Meerschweinchen 8.4, bei Hühnern 10.0 
Gramm pro Körpergewicht. Beim Kaninchen wirken pro 
Körpergewicht (Lebendgewicht) 0.015 g Sublimat, 0.268 g 
Karbolsäure, 2.45 g Lysol, 2.37 g Bacillol, 1.10 g Creolin, 
3.26 g Septoform tödlich. 

Die bakterizide Wirkung des Lysoforms wurde 
durch zahlreiche Versuche festgestellt. In dem Budapester 
Laboratorium des Prof. Pe r t i k setzte Assistent Dr. Hol¬ 
lös Staphylokokken, Streptokokkus pyogenes, Diphtherie-, 
Typhus- und Milzbrandbazillen einer 2—3—4 %igen Lyso- 
formlösung aus. Nach Verlauf von einigen Minuten waren 
sämtliche Agarkulturen steril, d. h. die Bakterien gingen 
samt und sonders zugrunde. Bouillonkulturen wurden durch 
eine 2 %ige Lösung binnen 1/2 Stunde, durch eine 4 %ige 
Lösung innerhalb 14 Stunde vernichtet. Laut seiner 
Erfahrungen vernichtet dasLvsoform nicht 
nur die pathogenen Bakterien selbst, son¬ 
dern auch deren viel widerstandsfähigere 
Form, die Sporen und zwar binnen eines 
sehr kurzen Zeitraumes. 

Prof. L ö f f 1 e r’s Assistent Seydewitz unterzog 
Staphylokokkus pyogenes aureus, Typhus-, Coli- und Diph¬ 
theriebazillen, Choleravibrionen u. Streptokokkus pyogenes 
aureus-Kulturen einer Untersuchung. Die Mikroorganismen 
verloren in einer 3 %igen Lysofonnlösung binnen 2—3 Mi¬ 
nuten ihre Lebensfähigkeit. Eine 4 f /r ige Lösung machte 
binnen 1 Minute alles steril. Er hält Lysoform und For¬ 
malin für beiläufig gleichwertig. 



177 


Dr. Bruno Promnitz, Tierarzt in Schönhausen, 
studierte die Wirkung des Lysoforms auf Tierkrankheiten 
erregende Bakterien und auf den Bacillus cyanogenus (Her¬ 
vorrufer der blauen Milch). Laut seinen Erfahrungen tötet 
eine 2 %ige Lysoformlösung die Bakterien der Schweine¬ 
seuche, der Geflügelcholera, des malignen Ödems binnen 
10 Minuten. Die Bakterien der blauen Milch (Bacillus 
cyanogenus) hinnen 2 Minuten. Eine 5 %ige Lösung ver¬ 
nichtet die Bakterien der Schweineseuche Und des malignen 
Ödems binnen 3 Minuten, die Erreger der Geflügelcholera 
und des Rauschbrandes binnen 5 Minuten. 

(Schluß folgt.) 


Ein Fremdkörper im Brustbein einer Kuh. 

Von Distriktstierarzt Geyer in Mitterfels. 

Eine Kuh wurde angeblich auf der Weide von einem 
Bullen des Nachbarn angegriffen und zu Fall gebracht. 
Nachdem sie sich erhoben hatte, will man bei ihr mäßiges 
Lahmgehen beobachtet haben. Später zeigte sich an der 
TJnterbrust eine starke Schwellung, die von selbst wieder 
zurückging; trotzdem hatte die Kuh auch weiterhin im 
Liegen starke Schmerzen, so daß sie sich zuletzt nicht mehr 
auf die TJnterbrust, sondern nur zur Seite legte. Da dem 
Besitzer nunmehr die Sache nicht gefiel, wollte er Haft¬ 
pflicht-Ansprüche geltend machen und ließ mich deshalb 
rufen. 

Ich fand die Kuh, wie beschrieben, vor. Schwellung 
an der Unterhrust kaum merklich, dagegen war auf Druck 
große Schmerzhaftigkeit vorhanden. Freßlust bestand. Nach 
den anamnestischen Erhebungen vermutete ich eine Fissur 
an irgend einer Stelle des Brustbeins, bemerkte aber, es sei 
ausgeschlossen, daß ein Fremdkörper vorhanden sei. Etwa 
14 Tage später wurde ich zur Fleischbeschau gerufen. — 
Beim Spalten des Brustbeines zeigte sich in diesem ein 
sehwarzgrüner Kanal von der Stärke eines Bleistiftes. Als 
ich hierauf das Brustbein ausschneiden und zerteilen ließ, 
fand sich ein großer Zimmermannsnagel darin vor. 


Beckenbruch bei einem Ochsen. 

Von demselben. 

Ein schwererOchse wurdewegen angeblich rheumatischer 
Erkrankung in meine Behandlung gegeben. Er konnte sich 
mit den Hinterfüßen nicht vom Platze bewegen und auch 



178 


nur schwer vom Boden erheben. Die Kruppen muskulatur 
war beiderseits stark geschwollen. Bei der Untersuchung 
durch den Mastdarm konnte ich weder eine Fraktur noch 
sonstigeVeränderungen ermitteln. Da das Leiden ganz plötz¬ 
lich entstanden war, erklärte ich dem Besitzer, daß ich trotz 
des negativen Befundes das Vorhandensein einer Fissur oder 
eines Beckenbruchs für höchst wahrscheinlich halte, und riet, 
da es sich um einen nahezu ausgemästeten Ochsen handelte, 
zur sofortigen Schlachtung. Daraufhin gab der Besitzer 
das Tier in Behandlung eines Pfuschers. Als zusehends 
Verschlechterung eintrat, wurde der Ochse geschlachtet. 
Soviel ich erfahren konnte, war ein doppelseitiger Becken¬ 
bruch vorhanden; über die Bruchstelle selbst erfuhr ich 
nichts Verlässiges. 


Lungenkaverne. 

Von demselben. 

Eine Kuh zeigte seit längerer Zeit Husten, auch ging 
sie trotz guter Ftitteraufnahme im Nährzustande zurück. 
Da sich plötzlich an der Vorderbrust ein mächtiger Sack 
bildete, ließ mich der Besitzer rufen. Die Geschwulst an 
der Vorderbrust erwies sich als nicht schmerzhaft und be¬ 
hielt Fingereindrücke bei. Die Auskultation des Herzens 
und der linken Lunge ergab nichts Abnormes, dagegen 
hörte ich an der rechten Brustseite deutlich amphorische 
Atmungsgeräusche. Ich stellte die Diagnose auf Lungen¬ 
kaverne, wahrscheinlich entstanden durch Perforation eines 
Fremdkörpers, und riet zur Schlachtung. Diese bestätigte 
meine Annahme insoferne, als sich eine etwa mannskopf¬ 
große Kaverne in der rechten Lunge vorfand, die teilweise 
mit dünnflüssigem, äußerst übelriechendem Eiter gefüllt 
war, auch am Pansen befand sich ein größerer Abszeß, der 
aber bereits vor meinem Eintreffen geöffnet wurde. Pansen 
und Zwerchfell waren an dieser Stelle verwachsen; ein 
Fremdkörper wurde nicht gefunden. (Jahresberichte baye¬ 
rischer Tierärzte.) 


Referate. 

Dr. Honigmund: Milchveränderungen bei Maul¬ 
und Klauenseuche. (Inaugural-Dissertation. Berlin 1912.) 

Typische Veränderungen der Milch maul- und klauen¬ 
seuchekranker Tiere gibt es nach dem Verf. nicht. Im all- 



179 


gemeinen nimmt die Milchergiebigkeit bis zu 50 % ab, um 
nach 14 Tagen wieder die vorherige Höhe zu erlangen. 

Das spezifische Gewicht bleibt das gleiche, der Fett¬ 
gehalt nimmt dagegen zu, ebenso dejr Aschegehalt, während 
der Zuckergehalt sich verringert. Stickstoffgehalt und 
Trockensubstanz unterliegen keinen größeren Schwan¬ 
kungen. Bei lokaler Eutererkrankung sind auch physi¬ 
kalische Veränderungen wahrzunehmen. 


Hubert Kriesche, Chefarzt der 16. Traindivision 
in Mostar: Blutegel im Maul von Tieren, (österreichische 
Wochenschrift, 1913, Nr. 50.) 

Ein Pferd wurde auf einmal kopfscheu und fraß 
schlecht; es machte den Eindruck, als könne es nicht fressen 
und zeigte Unruheerscheinungen. 

Bei Untersuchung der inneren Backenwandung saßen 
zu beiden Seiten je 3 Blutegel, nach deren Entfernung die 
Kopfscheue aufhörte und die Freßlust zurückkehrte. 

Durch gleiche Ursache magerte ein Hund sehr stark 
ab und trauerte. Hier schienen die Blutegel schon lange 
gesessen zu haben, dieselben waren vollgesogen, während 
die Schleimhaut des Maules sehr bleich war. Auch hier 
trat nach Entfernung der Egel Heilung ein, ohne daß wei¬ 
tere Krankheitserscheinungen zu bemerken gewesen wären. 


Hofrat Dr. K o b 1 e r, Sanitätsreferent im K. K. Fi- 
nanzministrium: Zur Frage der Choleraübertragung durch 
Nahrungsmittel. (Wiener Mediz. Wochenschrift, Nr. 39, 
1913, und Österreich. Wochenschrift f. Tierheilkunde.) 

Eine Verbreitung von Cholerakeimen durch Nahrungs¬ 
mittel im internationalen Verkehre, wo es sich um einen 
Zeitraum von mehreren Tagen handelt, ist nicht anzu¬ 
nehmen. Dagegen ist die Möglichkeit einer Übertragung 
von Cholera durch Nahrungsmittel im Nahverkehr nicht 
von der Hand zu weisen. 

Auf Äpfeln halten sich die Keime bis zu 16 Tagen, 
auf Kopfsalat sogar bis zu 29 Tagen. Die Methoden der 
Frischhaltung der Gemüse durch Feuchtigkeit und das Ab¬ 
halten von antagonistisch wirkenden Hefe- und Schimmel¬ 
pilzen begünstigen die Lebensbedingungen des Cholera¬ 
erregers. 



180 


Die Dauer der passiven Immunität gegen Tetanus¬ 
toxin. (The Philippine Journal of Science Sec. B, Nr. 2, 
1913, und Österreich. Wochenschr. f. Tierheilkunde, 1913, 
Nr. 46.) i 

Pferde, die mit 1500 Antitoxin - Einheiten geimpft 
wurden, ertrugen die tödliche Dosis des Toxins nach sechs 
Wochen noch gut, nach acht Wochen verschwand die Im¬ 
munität. Meerschweinchen, die mit Antitoxin mehrmals 
geimpft waren, konnten die tödliche Dosis 30 Tage nach 
der letzten Impfung ertragen. Am 35. Tage reichte die 
Immunität nicht mehr aus, um das Tier vor dem Tode zu 
bewahren. Ohler. 


Dietrich Hammermann: Die Wirkung und 
Anwendung des Ozonais bei Pferden. (Dissertation. Han¬ 
nover 1913.) 

Seit längerer Zeit wird ein in Frankreich hergestelltes 
Präparat „Tallianin“ — ozonisiertes Terpin — bei Brust¬ 
seuche, Influenza, Starrkrampf, Hämoglobinämie, Blut¬ 
fleckenkrankheit etc. intravenös angewandt. Die Berichte 
über die Wirkung seitens französischer und deutscher Tier¬ 
ärzte lauten günstig. 

Vor kurzem ist dem Tallianin ein der deutschen phar¬ 
mazeutischen Industrie entstammendes Medikament „Ozo- 
nal“ — ebenfalls ozonisiertes Terpin — an die Seite ge¬ 
stellt worden. Beide Präparate sollen in der Blutbahn des 
lebenden Körpers Sauerstoff abspalten und dadurch günstig 
wirken. 

Das Ozonal stellt eine wasserklare Flüssigkeit von 
1069 spez. Gewicht und saurer Reaktion dar. Der Geruch 
ist schwach chlorig, der Geschmack süßlich. Es wird in zu¬ 
sammengeschmolzenen Ampullen, die je 10 ccm Ozonal ent¬ 
halten, in den Handel gebracht. 

Hammermann hat mit dem Ozonal 15 Versuche 
an Pferden angestellt. Er injizierte 10, 20, 30, 60 ccm je 
nach der Art und dem Grade des Leidens mehrere Tage 
nacheinander — die größeren Dosen täglich einmal, kleine 
täglich mehrmals — in die Jugularis. Nachteilige Wir¬ 
kungen traten in keinem Falle ein, selbst nicht nach In¬ 
fusion einer Dosis von 100 ccm. Verf. empfiehlt je 20 ccm 
täglich mehrmals zu injizieren. Er sah hei der Anwendung 
größerer Dosen keine stärkere und auch keine länger an¬ 
dauernde Wirkung eintreten. 

Über die Ergebnisse der Versuche berichtet II. das 
Folgende: 



181 


In allen Fällen war die Wirkung des Mittels auf die 
Beschaffenheit des Blutes, auf den Puls und auf die Atmung 
dieselbe. Gleich nach der Einspritzung bemerkte ich, daß 
die Konjunktiven eine lebhaftere Rötung annahmen, daß 
die Atmung ruhiger wurde und daß Herzschlag und Puls 
kräftiger und regelmäßiger wurden. Dadurch trat im All¬ 
gemeinbefinden der Tiere jedesmal eine Besserung ein, hei 
dem einen Tiere für kürzere, bei dem anderen für längere 
Zeit. Es äußerte sich dies dadurch, daß die Tiere ruhiger 
wurden und ihrer Umgebung mehr Aufmerksamkeit 
schenkten. Am Boden liegende Pferde versuchten sich 
aufzurichten oder doch zum wenigsten den Kopf zu heben. 

Auf den Digestionsapparat schien es hei einigen 
Tieren eine geringe Wirkung auszuüben, da die Peristaltik 
reger und auch die Futter auf nähme eine bessere wurde. 

Bei Autointoxikationskrankheiten scheint es auf die 
Beschaffenheit des Blutes einen günstigen Einfluß auszu- 
iiben. Bemerken konnte ich dieses vor allen Dingen bei 
dem Tiere, das an Lumbago erkrankt war. In diesem Falle 
trat eine rasche Heilung des Pferdes ein. Oh das Ozonal 
aber für diese Krankheit spezifisch ist, muß erst durch 
ausgedehntere Versuche festgestellt werden. 

Bei Infektionskrankheiten (Tetanus und infektiöse 
Rückenmarkslähmung) hatte man mit Ozonal keine starke 
Wirkung zu verzeichnen. Daß es aber eine Wirkung auf 
das Blut ausühte, ersah man daraus, daß die Schleimhäute 
jedesmal nach der Injektion bedeutend heller wurden. Auf 
das Grundleiden hatte das Ozonal jedoch keinen Einfluß. 

In den leichteren Fällen der Brustseuche resp. wenn 
die Tiere gleich mit Ozonal behandelt wurden, so lange die 
Krankheit noch im Entstehen begriffen war, war ohne 
Zweifel eine günstige Beeinflussung des Leidens zu kon¬ 
statieren. Die Krisis trat dann bereits nach 3 bis 4 Tagen 
ein. Bestand die Krankheit aber schon mehrere Tage und 
waren schon schwerere Veränderungen im Tierkörper vor 
sich gegangen, so vermochte auch das Ozonal keine Hilfe 
zu bringen. Bemerkt sei jedoch, daß auch in diesen Fällen 
das Ozonal eine Wirkung insofern ausübte, als durch Ver¬ 
abreichung des Mittels der Tod des Tieres um Stunden 
hinausgeschoben wurde. 

Auf chronische Leiden hatte das Ozonal keinen Ein¬ 
fluß (chronischer Magen- und Darmkatarrh, chronische 
interstitielle ^Pneumonie). 



182 


Oberveterinär Hose: Fibrinöse Herz- und Herzbeutel¬ 
entzündung nach Druse. (Zeitschrift für Veterinärkunde, 
I. Heft, 1914.) 

Eine Remonte war schwer an Druse erkrankt, schien 
aber nach 9 tägiger Behandlung auf dem Wege der Ge¬ 
nesung zu sein, als sich plötzlich Verschlimmerung ein¬ 
stellte. 

Die Untersuchung ergab als Haupterscheinungen: 
Traurigkeit, Steigerung der Atmung, Appetitverminderung 
und Schwäche der Herzaktion. Die Herztöne v^aren nur 
schwach zu hören. Dabei zeigte das Tier große Allgemein¬ 
schwäche. Der Nährzustand nahm ab. 

Therapie: Kampheröl-Injektionen; außerdem kam 
innerlich Jodkalium in Anwendung. 

Am 25. Tage der Erkrankung hörte man bei der Aus¬ 
kultation des Herzens synchron den Herzaktionen Reibungs¬ 
geräusch. Die Herzschwäche steigerte sich, nach 3 Tagen 
vermochte Patient nicht mehr aufzustehen und verendete 
am nächsten Tage ohne Todeskampf. 

Bei der Sektion präsentierte sich das Herz mit 
dem Herzbeutel als ein etwa 45 cm hoher und 38—40 cm 
breiter, an der Basis blaugrau schimmernder Kegel. Der 
Herzbeutel enthielt 10 Liter einer bernsteinfarbigen, etwas 
trüben Flüssigkeit, in welcher große Fibrinmassen schwam¬ 
men. Peri- und Epikard waren mit einer 5 cm dicken, 
schwer abziehbaren Fibrinschichte bedeckt. Die Oberfläche 
beider war rauh und dunkel gerötet. An der rechten Seite 
der Herzspitze fand sich auch eine dicke Fibrinauflagerung. 
Das Herz war komprimiert und klein; seine Muskulatur 
zeigte eine feste Beschaffenheit. Die Farbe derselben war 
rötlich - grau. Der Klappenapparat wies keine Verände¬ 
rungen auf. 

An den anderen Organen des Körpers fehlten wesent¬ 
liche pathologische Veränderungen, abgesehen von Atelek¬ 
tase der dem vergrößerten Herzbeutel anliegenden Lungen¬ 
teile. 

Pathologisch- anatomische Diagnose: 
Eiterig-fibrinöse ITerz- und Herzbeutelentzündung. 

Todesursache: Herzlähmung. 


Salomon - Berlin : Über lokale Jodreaktion durch 
Stauungshyperämie. (Med. Klinik, Nr. 3, 1914.) 

Bei 12 Versuchen beobachtete der Verf., daß das dem 
Körper zugeführte Jodkali bei Anwendung einer Stauungs- 



183 


binde während der Dauer von 22 Stunden nicht so voll¬ 
ständig durch den Urin ausgeschieden wird, wie bei dem¬ 
selben Patienten ohne Stauung an Bein und Arm. Gestaute 
Kaninchenglieder enthielten in den Muskeln und Knochen 
viel mehr Jod als nicht gestaute in den den gestauten ent¬ 
sprechenden Gliedern. Das retinierte Jod speicherte sich 
nach S. für längere Zeit im Körper auf. S. weist auf die 
Wichtigkeit dieser Beobachtung auch für andere Medika¬ 
mente, z. B. Salizylsäure bei der Therapie des Gelenkrheu¬ 
matismus hin, weil man nach diesem Verfahren weit stär¬ 
kere Lokalwirkungen erzielen könne. 


S c h ü 1 e - Freiburg i. B.: Zur intravenösen Anwen¬ 
dung des Katnphers. (Med. Klinik, Nr. 3, 1914.) 

Zur intravenösen Anwendung des Kamphers wird 
dieser in Äther gelöst. Die Vene verträgt den Kampher 
vollkommen reaktionslos; es bilden sich keine Thromben. 
Man injiziert beim Menschen 0,2 Camphora trita in ccm 
Ateher sulfuric. gelöst in die Vena mediana cubiti. Zuge¬ 
schmolzene Ampullen, welche diese Dosis enthalten, sind 
zu haben. Die Methode hat aber nach dem Verf. den Nach¬ 
teil, daß der Kampher zu rasch in die Blutbahn gelangt, 
ein Umstand, der unerwünschte Reizwirkungen (Husten¬ 
reiz) bedingen kann. 


Haultain: Die Behandlung der Eklampsie mit 
Veratron. (Münch. Mediz. Wochenschrift, Nr. 2, 1914.) 

Verf. geht davon aus, daß bei jedem Falle von Eklam- 
I>sie der Blutdruck gesteigert ist und daß damit die gün¬ 
stige Wirkung, welche bei Eklampsie nicht selten durch 
den Aderlaß, die Anwendung von Nitritverbindungen und 
des Schilddrüsenextraktes erzielt werde, Zusammenhänge. 
Mit Bezug auf diese Tatsachen versuchte Verf. bei Eklampsie 
der Frauen intramuskuläre Injektionen von Veratron *) in 
Dosen von 1 ccm. In dieser Dosierung kommt das Präparat 
in Ampullen in den Handel. Das Verfahren brachte in 
7 Fällen Heilung. Auffallend war besonders die alsbald 
nach den Injektionen einsetzende Herabminderung der Puls¬ 
frequenz, womit — wie Verf. annimmt — eine Verminde¬ 
rung des Blutdruckes Hand in Hand ging. A. 

*) Veratron ist ein mit Chloreton hergestellter 25pro/.entiger 
Extrakt aus Rhizom, veratr. vir. 



184 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Hebung und Vermehrung der Viehhaltung. 

Nach einem Artikel in Nr. 1 des „Milchwirtschaftl. 
Zentralblattes“ sind die rheinischen Landwirte einhellig 
auf die Hebung und Vermehrung der Viehhaltung bedacht. 
Dr. Neubauer legt sich insbesondere für die Verstär¬ 
kung der rheinischen Schweinezucht ein. Er äußert in 
dieser Richtung, daß die Grundlage für Ausdehnung der 
Schweinezucht die Sicherung eines dauernd lohnenden 
Ferkelpreises sei; dies sei indes nur möglich durch Siche¬ 
rung dauernd preiswerten Futters für den Schweinebestand 
der Kleinmäster. Nun wandern in allen Städten die Küchen¬ 
abfälle zu 98 Prozent in den Müll-Eimer und seien zur Vieh¬ 
fütterung verloren. Angezeigt sei, die Abfälle gesondert zu 
sammeln. Dies lasse sich von besonderen Unternehmern 
unschwer erreichen, wenn hiefür eine Kleinigkeit vergütet 
werde. Berechne man die Küchenabfälle pro Tag und Kopf 
der Bevölkerung nur auf J /2 Pfennig, so ergebe sich für die 
Stadt Köln mit 600 000 Einwohnern pro Jahr ein Futter- 
wert von 1 Million, für die Rheinprovinz ein solcher von 
3Millionen Mark. Fast die Hälfte der Arbeiter der 
rheinischen Schwerindustrie wohne unter nichtstädtischen 
Verhältnissen. Mit Leichtigkeit könnten von ihnen mit den 
Abfällen 200 000 Schweine gemästet werden. 

Weiter sagt Neubauer, es werde in futterreichen 
Jahren Futter verschleudert. Daher sei angezeigt, in sol¬ 
chen Jahren Heu in Preßform aufzustapeln. Weiter sei das 
Trockenverfahren (Rübenschnitzel, Rübenblätter, Schlempe, 
Kartoffeln) auszudehnen. Von vielen Gründüngungspflanzen 
ließe sich Futter zur sofortigen Verwertung gewinnen (so 
daß nur die Wurzelrückstände zur Düngung zurückblieben) 
und dafür wertvolleres Futter auf stapeln. 

Ferner empfiehlt N. die Gründung von Genossen¬ 
schaften oder Gesellschaften zur Einfuhr von Futtermitteln 
aus dem Auslande, zu Zeiten, zu welchen solche um billige 
Preise zu erhalten seien und Unterbringung derselben in 
zu errichtenden Futterstapelhäusern. 

In der Rindviehzucht wäre vor allem dem Abschlachten 
der Kälber entgegenzuwirken, die von den in Abmelkwirt¬ 
schaften gehaltenen tragenden Kühen fallen. 

Die rheinische Versuchstation sollte zur Zentral¬ 
futterberatungsstelle ausgebildet werden, welche die ein¬ 
zelnen Wirtschaftsgebiete mit einem Netz von Futterbera- 



185 


tungssteilen umspannen müßte; diesen wären überall Ver¬ 
suche mit Schweinen und Rindern unter Leitung von Fütte¬ 
rungs-Assistenten anzugliedern. In der Rheinprovinz seien 
600 000 Milchkühe und 600 000 Schweine, über ^ Jahr alt, 
vorhanden. Gelinge es, deren Ernährung durch rationelle 
Fütterung auf wissenschaftlicher Grundlage pro Kopf und 
Tag nur um 1 Pfennig billiger zu gestalten, so werden da¬ 
durch jährlich über 4 Millionen erspart, die in der Tier¬ 
haltung wieder nutzbringend angelegt werden könnten. Ge¬ 
lingt es pro Kuh ^ Liter Milch mehr und das Kilogramm - 
Fleisch um 1 Pfennig billiger zu erzeugen, so sei dies ein 
wirksames Mittel gegen die Preissteigerung. 

Nun wäre aber zur Durchführung der von N. vorge- 
schlagenen Maßnahmen zur Hebung und Vermehrung der 
Viehhaltung ein Kapital von 1 200 000 Mark erforderlich. 
N. hält dessen Aufbringung durch freiwillige Beiträge von 
Landwirtschaft, Industrie und Städten im Laufe von drei 
Jahren für möglich. 

Übergang von Alkohol in die Milch. 

DDr. V ö 11 z und Pächtner stellten mit 2 Kühen 
und einer Frau Versuche über den Übergang von Alkohol 
in die Milch an. Den Kühen wurden größere Mengen 
Alkohols zugleich mit Schlempe verabreicht, die Frau nahm 
mit 60 ccm Kognak 24,4 ccm absoluten Alkohol auf. 

Aus den Untersuchungen abstrahierten die Verfasser 
folgende Schlüsse: 

Milchtiere können nach Alkoholaufnahme alkohol¬ 
haltige Milch liefern. 

Die Größe des Alkoholgehaltes ist durchwegs unbe¬ 
deutend; sie nimmt ab mit zunehmender Gewöhnung und 
nähert sich binnen wenigen Tagen dem Null werte. 

Ceteris paribus ist sie abhängig von der täglichen Zu¬ 
fuhr und dem Zeitraum zwischen Zufuhr und Melken. 

Eine praktische Bedeutung ist ihr nach den vorliegen¬ 
den Untersuchungen für die Kuhmilch nicht beizumessen; 
denn der auf eine als Säuglingsnahrung in Betracht kom¬ 
mende Milchmenge entfallende Alkoholanteil ist selbst 
unter ungünstigen Bedingungen verschwindend gering. 

Die mehrfach ausgesprochene Befürchtung einer Al¬ 
kohol-Gefahr für Säuglinge, die die alkoholverdächtige Kuh¬ 
milch (speziell Schlempemilch) genießen, ist nach diesen 
Untersuchungen unbegründet. (Pächtner: Referat in 
der Zeitschrift f. Fleisch- u. Milchhygiene, Sept. 1913.) 

-— A. 



186 


Verschiedenes. 

Auszeichnungen. 

Anläßlich der Feier des 160 jährigen Bestehens der Kgl. Kunst¬ 
akademie zu Dresden wurde dem Geheimen Rat, Professor Dr. Ellen- 
berger an der Tierärztlichen Hochschule Dresden, Dozenten für 
Veterinäranatomie an der genannten Akademie, die kleine goldene 
Medaille Bene merentibus, am Bande des Verdienstordens an der 
Brust zu tragen, verliehen. _ 


Der Direktor der tierärztlichen Forschungsinstitute der süd¬ 
afrikanischen Union zu Pretoria, Tierarzt Dr. A. T h e i 1 e r, wurde 
vom König von Großbritannien zum Ritter des Ordens Sankt Michael 
und Georg ernannt. Mit dieser Auszeichnung ist der Adel verbunden. 


Dem Geheimen Rat Professor Robert Diez an der Kgl. Aka¬ 
demie der bildenden Künste in Dresden wurde von der durch die 
ordentlichen Professoren der Dresdener Tierärztlichen Hochschule 
verstärkten medizinischen Fakultät der Universität Leipzig in Aner¬ 
kennung seiner vorzüglichen Leistungen auf dem Gebiete der bil¬ 
denden Kunst die Würde eines Doktors der Veterinärmedizin ehren¬ 
halber verliehen. 


Hoher Besuch. 

Prinz Heinrich der Niederlande, welcher auch in diesem Jahre 
wieder auf längere Zeit in dem ihm lieb gewordenen Taunus weilt, 
beehrte vor einigen Tagen das durch seine Impfstoffe gegen Tier¬ 
seuchen bestens bekannte Pharmazeutische Institut Ludwig Wilhelm 
Gans in Oberursel a. T. mit einem mehrstündigen Besuche. 

Unter Führung des Inhabers der Firma, Herrn Ludwig von 
Gans, fand eine eingehende Besichtigung der Gesamtanlagen statt, 
wobei seine Königliche Hoheit dem vielseitigen Betriebe ein sehr 
lebhaftes Interesse entgegenbrachte, was nicht nur wiederholt während 
des Rundganges, sondern auch in den anerkennenden Abschieds¬ 
worten über das Gesehene seinen Ausdruck fand. 


Trichinenfund. 

Wie uns vom städtischen Trichinenschauamt in München mit¬ 
geteilt wird, wurde daselbst am 16. Februar ds. Js. abermals ein 
stark trichinöses Schwein bayerischer Herkunft ermittelt. Dasselbe 
mußte nach § 34 der Ausf.-Best. A zum R.-F1.-B.-G. als untauglich 
zum Genüsse für den Menschen behandelt werden. 


Kgl. Institut Lensahn zur Erforschung von Kälber¬ 
krankheiten. 

Die Berliner Tierärztliche Wochenschrift teilt mit, daß am 
14. Februar zu Lensahn (Holstein) ein Institut zur Erforschung und 
Bekämpfung der Kälberkrankheiten eröffnet wurde. Die ständigen 
zahlreichen Verluste durch infektiöse Kälberkrankheiten waren Veran¬ 
lassung zur Gründung des Institutes, wozu Veterinärrat Meifort 
in Lensahn die Anregung gab. Mit den wissenschaftlichen Arbeiten 
im Institute wurde Dr. Karsten, bisher Repetitor am pathologischen 
Institute der Tierärztlichen Hochschule Berlin betraut. 



187 


Ein Forschungsstipendium. 

In der letzten Generalversammlung der WirtschaftsgenoBsen- 
Schaft deutscher Tierärzte wurde beschlossen, aus Mitteln der Genossen¬ 
schaft ein Stipendium im Betrage von 1000 Mk. zu Forschungszwecken 
aaszusetzen. 


Zur Kompetenz in Tierzuditangelegenheiten. 

Laut Mitteilung der österreichischen Tierärztlichen Wochen¬ 
schrift fand jüngst im großen Hörsaale der Hochshule für Boden¬ 
kultur zu Wien eine Versammlung landwirtschaftlicher Hörer, absol- 
vierter Landwirte und landwirtschaftlicher Beamter statt, welcher 
auch eine Anzahl Professoren der genannten Hochschule anwohnten. 
Die Versammlung erhob eine Resolution zum Beschlüsse, inhaltlich 
welcher eine klare Trennung zwischen den Kompetenzen des Tier¬ 
arztes und des Tierzüchters und damit zwischen den öffentlichen 
Funktionen der Absolventen der tierärztlichen und landwirtschaft¬ 
lichen Hochschulen in Hinsicht auf Tierzucht und Tierschutz ver¬ 
langt wird; ferner wurde von der Versammlung im Interesse der 
Förderung der heimischen Viehzucht eine besondere Fachprüfung 
über Tierzucht vorzuschreiben als dringend notwendig bezeichnet, 
zu der nur Kandidaten zuzulassen seien, die in wissenschaftlicher und 
praktischer Beziehung den zu stellenden Anforderungen vollauf ent¬ 
sprechen. 


86. Versammlung Deutscher Naturforscher und Arzte in 
Hannover vom 20.- 26. September 1914. 

Die diesjährige in Hannover stattfindende Naturforscherver¬ 
sammlung steht unter dem Vorsitz von Professor Dr. Fr aas- 
Stuttgart. 

Die Geschäftsführung setzt sich zusammen aus dem 1. Ge¬ 
schäftsführer: Prof. Dr. Rh ein hold, Stellvertreter: Prof. Dr. 
Mießner (medizinische Hauptgruppe); dem 2. Geschäftsführer: 
Prof. Dr. Ost, Stellvertreter: Prof. Dr. B r i e c k e (naturwissen¬ 
schaftliche Hauptgruppe). 

Es ist für die Tagung folgendes Programm vorgesehen: 
Sonntag den 20. Sept.: Begrüßungsabend im neuen Rathhaus; 
Montag den 21. Sept.: vormittags: 1. allgemeine Sitzung in der 
Stadthalle, nachmittags: Abteilungssitzungen, abends: Fest¬ 
vorstellung; 

Dienstag den 22. Sept.: vormittags: Abteilungssitzungen, nach¬ 
mittags: Gesamtsitzung der medizinischen Hauptgruppe; Ab¬ 
teilungssitzungen der naturwissenschaftlichen Hauptgruppe; 
Mittwoch den 23. Sept.: vormittags: Gesamtsitzung der natur¬ 
wissenschaftlichen Hauptgruppe; Abteilungssitzungen der 
medizinischen Hauptgruppe; nachmittags: Gesamtsitzung der 
naturwissenschaftlichen Hauptgruppe; Abteilungssitzungen 
der medizinischen Hauptgruppe; 

Donnerstag den 24. Sept.: vormittags: geschäftliche Sitzung, 
gemeinsame Sitzung beider Hauptgruppen, nachmittags: 
zweite allgemeine Sitzung und Schlußansprachen; 
Freitag den 25. Sept. und Sonnabend den 26. Sept.: Be¬ 
sichtigungen und Exkursionen; als solche sind vorgesehen: 
Ausflüge nach Pyrmont, Bad Eilsen b. Bückeburg, Nenn¬ 
dorf, Naturschutzpark am Wilseder Berg (einschließl. Lüne- 



188 


bürg), Hildesheim, Goslar, Helgoland, sowie eine Weser¬ 
fahrt; besichtigt sollen werden: das Landgestüt Celle, 
Glasfabrik, Kaliwerke, Continental Caoutchouc- und Gutta¬ 
percha-Compagnie. 

Vorträge: 

Für allgemeine Vorträge für alle Teilnehmer sind 
in Aussicht genommen: 

H e 11 p a c h-Karlsruhe: „Die kosmische Abhängigkeit des Seelen¬ 
lebens“ ; 

G a u p p - Tübingen: „Das Problem der Degeneration“ oder 
Hoche: „Die soziale Bedeutung der Geisteskrankheiten“ oder 
L u m m e r - Breslau: „Die Verflüssigung des Kohlenstoffes“: 
Birkeland - Kristiania: „Die Saturnrimge“; 
Ziegler-Stuttgart: „Neue Tierpsychologie“ (event. Edinger- 
Frankfurt); 

S t i 11 e - Göttingen: „Der geologische Bau von Norddeutschland 
und die Kalilager“; 

Kubierschky - Eisenach: „Die technische Verwertung der 
Edelsalze“. 

Für die naturwissenschaftliche Ilauptgruppe 
ist das Thema „Torfmoore und Heide“ vorgesehen mit den Refe¬ 
renten : Flügel- Berlin, Weber- Bremen, Tacke- Bremen; 
ferner ein Vortrag von A. W e g n e r - Marburg über „Grönlands 
Inlands-Eis“. 


Bovotuberkulol 

Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 

Pibroiysin 

Indikat.: Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagi- 
nitis, etc. 

Jodipin 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 

Hydrogen)um peroxydatum 
med. pur (15°/o lg) Merck. 

Konzentriertes, zuverlässiges, billiges Wasserstoffsuperoxyd. 

Pyoktauin 

Indikat. : Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Scbeidenkatarrb. 

Taunoform 

Indikat.: Diarrhöen, Kälberrubr, Ober- 
fiächenwunden, Satteldruck,Ketten¬ 
hang. 

Yohimbin Merck 

ad. us. vet. 

Indikat.: Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 

Literatur und Proben auf Wunsch durch 

G. MERCK, DARMSTADT. 

















189 


Für die medizinische Ilaupt gruppe sind vorge¬ 
sehen: „Erfolge der Tropenmedizin 1 ' mit Prof. N o c li t als Redner, 
ein Referat über „Hypophyse“ und über „Serodiagnose“. AU Red¬ 
ner für das letztere Thema ist Herr Geheimer Regierungsrat Pro¬ 
fessor Dr. Schütz von der Tierärztlichen Hochschule in Berlin 
in Aussicht genommen. 

Mit Rücksicht darauf, daß die diesjährige Naturforscherver- 
sainmlung an dem Sitz einer tierärztlichen Hochschule stattfindet, 
wird die Abteilung für angewandte Veterinärmedizin bestrebt sein, 
ein möglichst auserlesenes Programm zu bringen. 

Als Einführende der Abteilung sind gewählt: Geheimer Medi¬ 
zinalrat Professor Dr. E s s e r - Göttingen. und Magnifizenz Prof. 
Dr. M a 1 k m u s - Hannover. 

Auch in allen übrigen Ausschüssen haben Vertreter der Vete¬ 
rinärmedizin Sitz, so daß die Wünsche der Kollegen möglichst Be¬ 
rücksichtigung finden werden. Es sind ferner für die einzelnen 
Sektionen, soweit möglich, Tierärzte als Einführende vorgesehen. 
So in der Abteilung für pathologische Anatomie Professor Dr. 
R i e v e 1 und in der Abteilung für Hygiene Prof. Dr. M i e ß n e r. 
Leider haben die Ordinarien für Anatomie und Physiologie den 
Vorsitz in den diesbezüglichen Sektionen abgelehnt. 

Ein vorläufiges Programm wird im März bekannt gegeben 
und allen Interessenten zugesandt. 


Die Bezirkatlerarztstelle Wegscheid ist erledigt. Be¬ 
werbungsgesuche sind bei der für den Wohnort des Bewerbers zu¬ 
ständigen Regierung, Kammer des Innern bis zum 3. März Jf. Jahres 
einzureichen. 


Tierarzt, 1913 approbiert, bereits in Schlachthof und Praxis 
gewesen, suc*ht ab 1. März oder später 

Praktikantenstelle 

bei Herrn Bezirkstierarzt oder auch Vertretung. Offerten unter 
A. J. lOO an die Expedition. 2 [2] 


Phymahn ^ 

^Q^KrV 

Anhphymatol 

zur ErkderTuberkulose 


zur SchuEz-u.Heilimpfung 

Augenprobe 


gegen 

5 ccm 2 Mk. 


Rindertube^kulose. 

HumannuJeisler 


Humann uleisler 

Dohna 5a. 


Dohna Sa. 


Tierärztliche Praxis 

*m München oder in der Umgebung von München wird zu über¬ 
nehmen gesucht. Offert, unter 103 an die Redaktion d. Wochenschrift. 


U 



Es wäre erwünscht, wenn an dieser Versammlung sich recht 
viele Tierärzte Deutschlands und Österreichs beteiligen. Besonders 
seien unsere Nachbarkollegen in Österreich noch¬ 
mals gebeten, hier zu erscheinen, damit wir Gelegenheit haben, 
die uns in Wien erwiesene Gastfreundschaft erwidern zu können. 
Es ist geplant seitens des Tierärztlichen Generalvereins der Pro¬ 
vinz Hannover am Dienstag, den 2 2. September, ein ge¬ 
meinsames Fest zu veranstalten, zu dem später noch Einladungen 
ergehen werden. 

Gleichzeitig werden diejenigen Herren Kollegen gebeten, 
welche einen Vortrag zu halten beabsichtigen, dies möglichst bald 
den Einführenden oder dem Unterzeichneten mitzuteilen. 

Professor Dr. H. Mießner -Hannover. 


Rundreise amerikanischer Tierärzte durch Europa. 

Nach einer Mitteilung der Zeitschrift für Fleisch- und Milch¬ 
hygiene haben DDr. Eichhorn und Möhler vom U. S. Bureau of 
animal Industry in Washington eine Anzahl amerikanischer Tier¬ 
ärzte veranlaßt, eine Rundreise durch Europa zu machen. Die Reise 
soll im Juli beginnen und über Brüssel, Paris, Berlin, Mailand, Buda¬ 
pest, Wien, Dresden, Utrecht führen und in London bei dem inter¬ 
nationalen tierärztlichen Kongresse ihren Abschluß finden. 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 7. Februar 1914. 

Bayern ist frei von Maul- und Klauenseuche. 


Gegen Scheidenkatarrh 
COLPITIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. G. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 






191 


Bücherschan. 

Handbuch der Fleischbeschau für Tierärzte, Ärzte und Richter. 

Von Robert Ostertag, Dr. med. et med. vet. h. c. Sechste, 
neubearbeitete Auflage. Zwei Bände. II. Band. Mit 258 teils 
farbigen Textabbildungen und 3 farbigen Tafeln. Stuttgart, 
Verlag von Ferd. Enke, 1913. Preis 24 Mk. 

Der II. Band des Ostertag’schen 890 Druckseiten umfassen¬ 
den Handbuches über Fleischbeschau gliedert sich in folgende Ab¬ 
schnitte: 1. Blutanomalien, 2. Vergiftungen (Intoxikationen), Wir¬ 
kung riechender Medikamente und die sogenannten Autointoxi¬ 
kationen, 3. tierische Parasiten (Invasionskrankheiten), 4. Pflanz¬ 
liche Parasiten (Infektionskrankheiten), 5. Notschlachtungen wegen 
schwerer infektiöser Erkrankungen, Fleischvergiftungen und bak¬ 
teriologische Fleischbeschau*Ungliicksfälle. NatürlicherTod, 6. Post¬ 
mortale Veränderungen des Fleisches, 7. Mehlzusatz zu Würsten, 
Färben und Aufblasen des Fleisches, 8. Konservieren des Fleisches, 
9. Dampfsterilisation und unschädliche Beseitigung des Fleisches. 

Die sämtlichen Kapitel der einzelnen Abschnitte wurden vom 
Verf. durchgesehen, neu bearbeitet und ergänzt. Neu bearbeitet 
wurden im Abschnitte „Tierische Parasiten“ die Trichinenschau, 
im Abschnitte „Pflanzliche Parasiten“ fanden Neubearbeitung die 
Kapitel über Pyärnie, Septikäraie, Milzbrand, Tuberkulose, im Ab¬ 
schnitte „Notschlachtungen“ die Fleischvergiftungen etc., im Ab¬ 
schnitte „Konservierung des Fleisches“ die Kapitel über die ver¬ 
schiedenen Methoden der Konservierung des Fleisches. 

Neu aufgenommen wurde in das Buch eine Besprechung des 
Maltafiebers, dies mit Bezug auf den Umstand, daß diese bislang 
nur am Mittelmeere bekannte Krankheit durch Einbruch in das 
•nördliche Frankreich Deutschland näher gerückt ist. 



= 

Eine erfindliche Stalldesinfektion 

1 

wird erreicht mit dem bekannten 


Pacocreolin 

25 

Kannen von 4 Liter (Postkolli) 

= 

Kannen von 25 und 50 Liter 

RnlhilliflpraknRFni IN 

E=3 

c= 

JU louilliyuv aloUriLULNi 

durch den Zwischenhandel oder direkt von 

5Sa 

ü 

5=5 

William Pearsou, Hamburg 11. 

= 

öiiinofi* 






192 


Die Anzahl der äußerst instruktiven Abbildungen des zweiten 
Bandes ist in einem Maße vermehrt worden, daß die Zahl der¬ 
selben der Gesamtzahl der Abbildungen in der fünften Auflage 
fast gleichkommt. 

Das klassische Handbuch über Fleischbeschau von Oster¬ 
tag, des Begründers der modernen Fleischhygiene, ist nicht nur 
in Deutschland, sondern man darf sagen in allen Ländern so be¬ 
kannt, sein Wert, seine maßgebende Bedeutung in allen auf Fleisch¬ 
hygiene bezüglichen Fragen sind so allgemein rühmend anerkannt, 
daß jegliche Empfehlung des Werkes überflüssig ist. A. 


Personalien. 

Versetzt: Der Bezirkstierarzt Jakob Doldi von Wegscheid 
wurde auf Ansuchen als Bezirkstierarzt nacli Eggenfelden versetzt. 

Niederlassung: Der praktische Tierarzt Dr. Hans Butz- 
Schwetzingen (Baden) hat sicli in Bremen niedergelassen. 

Promoviert: In Gießen von der vereinigten medizinischen 
Fakultät der Universität die Herren: Hermann Köstlbacher¬ 
liege nsburg, Georg Münn ich-Wernigerode (Pr.-S.), Alois 
Netschert-Gießen, Franz Röckelei n, Veterinär im 4. Feld- 
Artillerie-Regiment Augsburg (Schwaben), Gottfried Schott-Pa¬ 
sing (Oberbayern). 



Druck von ) Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
Uuiversitfttsbuchlmndlung, München. Odeonsplatz V 







(frMer: TierärzUlcües woc&enblatt Md Wocbensclirilt (Ir TierbeilMnde Md ViehzocM.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
au der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Moch- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Mopitsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des Landes- 
aosschnsses der tierftrztiehen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 3. März 1914. Nr. 9. 


Inhalt: Originalartikel. Orth: Die Königliche Verordnung über das Apotheken¬ 
wesen vom 27. Juni 1913 und die Bekanntmachung hiezu. — Kukuljevic: Desin¬ 
fektion in der Landwirtschaft (Schluß). — Referate: Ileymans: Die Tnberkulin- 
Augenprobe. Bauwerker: Segon als diätetisches Futtermittel. Salvisburg : Beitrag 
zur Behandlung von Frakturen der Extrcmitätenknoehen großer Haustiere. Fracaro 
Kuggeiv: Über den Rauschbrand und das maligne Odem nach der Geburt. Josef 
und Kaufmann: Verwendung des Sulfoforms in der Dermatologie. Bromei: Über 
Secalysatum (Burger). Vatsusbiro: Experimentelle Versuche über den Einfluß 
der Kastration auf die tuberkulöse Infektion und den Verlauf der Tuberkulose. 
Graff: Über den Einfluß der Gravidität auf das Wachstum maligner Tumoren. — 
Tierzucht und Tierhaltung. Üher den Futterwert der eingesauerlcn Zucker - 
rübenbliUter für Melktiere. Die Deutsche Pferde-Ein- und Ausfuhr im Jahre 1913. 
Zucht verbände in Bayern. 32. Münchener Pferdemarkt. — V er sch i ed enes. Die 
Tierärztliche Hochschule Dresden wird nach Leipzig verlegt. Habilitation. 
Einschleppung der Maul- und Klauenseuche aus Rußland. — Bücherschau. — 
Personalien. 


Die Königliche Verordnung über das Apothekenwesen 
vom 27. Jnnl 1913 und die Bekanntmachung hiezu. 

Eine Zusammenstellung der für die Tierärzte einschlägigen Bestimmungen 

zum Iniormattonsgebrauch. 

Von Distriktstierarzt Orth in Arnstein. 

I. Allgemeines. 

Berechtigung zur Führung einer t i e r ä r z t - 
liehen Hausapotheke, A r. z e i g e p f 1 i e h t, Ver¬ 
tretung. . 

§ 23*1. I. Die Tierärzte dürfen eine Hausapotheke zur 
Bereitung und Abgabe der für die Tierheilkunde notwen- 

*) Die §§ sind der Kgl. Verordnung, die Ziffern der Bekannt¬ 
machung entnommen. 










194 


digen Arzneien führen. Die Arzneien dürfen nur bei Aus¬ 
übung des Berufes abgegeben werden; die Abgabe im Hand¬ 
verkauf ist unzulässig. 

II. Tierärzten, die sich in Bezug auf die Bereitung 
und Abgabe von Arzneien als unzuverlässig erweisen, kann 
die Führung der Hausapotheke von der Regierung, K. d. 1., 
untersagt werden. 

'§ 52. 

1. Die Führung, sowie die Auflassung einer tierärzt¬ 
lichen Hausapotheke ist binnen 3 Tagen der Di¬ 
striktsverwaltungsbehörde anzuzeigen. 

Ziff. 56. 

Die Distriktsverwaltungsbehöi’de hat von der 
Anzeige über die Führung oder Auflassung einer 
tierärztlichen Hausapotheke den Bezirkstierarzt 
und, soweit dieser selbst die Hausapotheke führt, 
die Regierung, K. d. L, zu verständigen: auch hat 
die Distriktsverwaltungsbehörde dem Bezirkstier¬ 
arzte von der Anzeige einer Vertretung Kenntnis 
zu geben. 

§ 52 Abs. 2. Der Tierarzt gilt als Apotheken Vorstand. 
Er kann sich in der Führung der Hausapotheke durch einen 
anderen Tierarzt vertreten lassen: die Vertretung ist der 
1 ffstriktsverwaltungsbehörde unverzüglich anzuzeigen. 

§ 52 Abs. 4. Eleven dürfen nicht gehalten werden. 

II. Allgemeine Bestimmungen über die Hausapotheke. 

§ 40 Ziff. 1. Die Hausapotheke ist in einem geeigneten 
und entsprechend eingerichteten Raume unterzubringen. 

Ziff . 53 Abs. la. 

Der Raum, in dem die ärztliche Hausapotheke 
untergebracht wird, muß hell, trocken, gehörig 
lüttbar und verschließbar sein: er darf nur für den 
Apothekenbetrieb und als ärztliches Sprechzimmer 
verwendet werden. 

S 26 Abs. TU. Die Einrichtung bat die für den Ge¬ 
schäftsbetrieb notwendigen Einrichtungsstücke und Geräte 
zu enthalten: Einrichtungsstücke und Geräte müssen von 
einwandfreier Beschaffenheit und genügender Zahl vor¬ 
handen sein. 

Abs. TV. Die Betriebsräume und die Einrichtung 
sind stets in gutem Stande zu erhalten: es muß jederzeit 
größte Ordnung und Reinlichkeit herrschen. 



195 


III. Literarische Einrichtung. 

§ 27 Abs. II. In jeder Apotheke müssen vorhanden 
sein: die Deutsche Arzneitaxe, die sonstigen das Apotheken¬ 
wesen betreffenden oder berührenden Vorschriften. 

§ 49 Ziff. 2. In der Hausapotheke müssen das Deutsche 
Arzneibuch, die Deutsche Arzneitaxe in der jeweils gelten¬ 
den Fassung und die einschlägigen das Apothekenwesen 
berührenden Vorschriften vorhanden sein. 

Ziff. 7 In jeder Hausapotheke ist ein Einkaufs- 
b u c h, sowie ein Ve rzeichnis der Arzneimittel 
nach § 37 Abs. II u. III und ein Tagebuch zu führen. 
In das Tagebuch sind für jede abgegebene Arznei der Tag 
der Bereitung, der Empfänger, die ärztliche Verordnung 
und der Preis, sowie ein etwaiger Preisabschlag einzu¬ 
tragen. Bei Arzneien, die aus öffentlichen Kassen bezahlt 
werden, ist der Preis auf die Mittel, die Arbeiten und die 
Gefäße auszuscheiden. 

§ 37 Abs. II. Die im eigenen Betriebe h e r ge¬ 
stellten Mittel sind in ein Arbeite- Tagebuch 
nach der zeitlichen Reihenfolge der Herstellung einzu¬ 
tragen: die im Handelswege bezogenen Mittel sind mit Aus¬ 
nahme der fabrikmäßig hergestellten, in fertiger Packung 
bezogenen Mittel in ein Einkaufsbuch fort¬ 
laufend in übersichtlicher Ordnung einzutragen. In das 
Arbeitstagebuch sind Zeit und Menge der Herstellung, der 
Name des Fertigers, dann etwa veranlaßte Bemerkungen 
über die Art der Bereitung und Prüfung, in das Einkaufs¬ 
buch Zeit, Menge und Preis der Lieferung, dann die Bezugs¬ 
quelle aufzunehmen. Das Einkaufsbuch kann auch in Form 
einer Zettelsammlung (Kartothek) geführt werden. 

Abs. III. Sämtliche in der Apotheke vorhandenen 
Mittel sollen unter Angabe des Aufbewahrungsorts in 
einem eigenen Verzeichnisse (General-Katalog) vor¬ 
getragen werden. Das Verzeichnis ist auf dem Laufenden 
zu halten und kann auch in Form einer Zcttelsammlung 
' Kartothek) geführt werden. 

Ziff. 34. 

Zu den das Apothekenwesen berührenden Vor¬ 
schriften gehören außer der Verordnung über das 
Apotheken wesen und dieser Bekanntmachung ins¬ 
besondere die Vorschriften über den Verkehr mit 
starkwirkenden Arzneien und die Beschaffenheit 
und die Bezeichnung der Arzneigläser und Stand¬ 
gefäße in den Apotheken, die Vorschriften über 



196 


den Verkehr mit Giften, mit Geheinnnitteln, mit 
Wein und mit Süßstoff, die Maß- und Gewichts¬ 
ordnung, dann die Eichordnung für das König¬ 
reich Bayern. 

(Fortsetzung folgt). 


Desinfektion ln der Landwirtschaft. 

Von Dr. Josef von Kukuljevic, kgl. ung. Tierarzt. 

(Schluß). 

Im praktischen Leben ist es aber von 
viel größerer Wichtigkeit, daß das Lyso- 
torm schon binnen einiger Sekunden die 
Entwicklung und Vermehrung der Bak¬ 
terien hemmt und dadurch den Ausbruch 
der Krankheit verhindert. Es ist allbekannt, 
daß sich die in den lebenden Organismus gelangenden Keime 
zuerst entwickeln und vermehren müssen, um eine Krank¬ 
heit hervorrufen zu können. Die zwischen Ansteckung und 
Ausbruch der Krankheit verlaufende Zeit wird Inkubations¬ 
zeit genannt und ist bei jeder einzelnen Krankheit von ver¬ 
schiedener Dauer. 

Von manchen Bakterien werden während ihrer Ver¬ 
mehrung Gifte (sogenannte Toxine) erzeugt, welche den 
Organismus, in dem sie vegetieren, schädigen und krank 
machen, während die vom Toxin befreiten Bakterien keine 
Erkrankung hervorrufen. Solch einen gifterzeugenden Ba¬ 
zillus haben wir in dem Erzeuger des Starrkrampfes (Te¬ 
tanus). 

Es wäre gefehlt, wollte man im praktischen Leben 
ausschließlich auf Grund der in den Laboratorien gesam¬ 
melten Erfahrungen urteilen, denn dort wird die Wir¬ 
kung der einzelnen chemischen Mittel meistens nur auf 
künstlichem Nährboden (Agar-agar, Gelatine, Bouillon, 
Serum) kultivierten Bakterien erprobt. Im alltäglichen 
Leben sind aber die Bakterien fast nie so rein auffindbar, 
sondern kommen meistens in Blut oder eiweißhaltige Aus¬ 
scheidungen gebettet vor. Das Desinfektionsmittel soll aber 
auch die in eiweißhaltige Stoffe gehüllten Bakterien unbe¬ 
dingt töten, darf daher das Eiweiß nicht spalten resp. zer¬ 
setzen bezw. zur Gerinnung bringen, denn im geronnenen 
Eiweiß finden die Bakterien eine wahre Schutzhülle, in 
deren Mitte die Erreger lustig und ungeschiidigt gedeihen 
und sich vermehren können. 



197 


Das Lysoform hat den nicht zu unterschätzenden Vor¬ 
teil, daß es das Eiweiß nicht zum Gerinnen bringt, und 
die Bakterien auch dann unbedingt vernichtet, wenn die¬ 
selben in eine eiweißreiche Schichte (z. B. Auswurf) ge¬ 
hüllt sind. Das Lysoform soll nie rein gebraucht werden, 
sondern stets in Lösungen. 


Die Zubereitung der Ly sof ormlösungen. 


Die LysoformlöSung soll immer frisch zubereitet 
werden. Zur Gewinnung der Lösungen ist jedes belie¬ 
bige reine Wasser verwendbar. Die warmen 
Lösungen besitzen eine bedeutend größere bakterientötende 
Wirkung, darum bediene man sich zur Bereitung der Lö¬ 
sungen warmen Wassers, das aber nicht wärmer sein soll 
als 35—40° C., denn größere Wärmegrade schwächen die 
Wirkung des Lysoforms. 


Man nehme zur Bereitung einer 
1 4%igen Lösung ^ Liter Lysoform und 100 Liter Wasser, 


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77 

77 

77 


U. 8. W. 


In demselben Verhältnis wird die Mischung bereitet, 
wenn man ein viel geringeres Quantum bedarf. Zum Bei¬ 
spiel zu 10 Liter Wasser nimmt man 1, 2, 3, 4 Deziliter 
Lysoform, je nachdem man 1-, 2-, 3-, 4 %ige Lösungen 
braucht. Zu 1 Liter bedarf man blos 1, 2, 3, 4 Centiliter 
Lysoform. 


Das Lysoform in der Tierheilkunde. 

Das Lysoform als Desinfektionsmittel ist in erster 
Linie zu Umschlägen und zur Reinigung und Desinfizie¬ 
rung aller möglichen Wunden, Schnitt-, Riß-, 
Stich-, Quetsch- und Bißwunden geeignet. Von den Wund¬ 
rändern werden zuerst mit einer guten, scharfen, in eine 
5 %ige Lysoformlösung getauchten Schere das Haar und 
die Hautfetzen entfernt, dann wird die Wundfläche mit 
einem in 2—3 %ige Lysoformlösung getauchten, reinen, 
sterilen Wattebauch (oder in Ermangelung dessen mit einem 
reinen Leinenstückchen) gut gewaschen; auf Quetschwunden 
legt man dann einen in 2—3 %ige Lysoformlösung ge¬ 
tauchten Umschlag. 



1Ö8 


Auf Insektenstiche oder Schlangenbisse 
legt man 2 %ige kalte Lvsoformumschläge und erneuert 
diese häufig. 

Zur Erweichung jedweder Geschwüre be¬ 
dient man sich 2 %iger warmer Lvsoformumschläge 
und erneuert diese, sobald sie erkalten. 

Zur Desinfektion der verschiedenen In¬ 
strumente, z. B. Messer, Scheren, Trokars, Schlund¬ 
sonden, Irrigatoren, Wundspritzen, Reißer etc., benützt man 
am besten eine 5 %ige Lösung. Weder Gummi- noch Metall¬ 
instrumente werden dadurch angegriffen. 

Bei ansteckendem Scheiden - Katarrh, 
seuchenhaftem Ve r w e r f e n und anderen Gebär¬ 
mutter-Krankheiten, sowie nach Geburten 
pflege ich eine Irrigation mit 1—2 %iger Lysoformlösung 
vornehmen zu lassen. 

Beim Zurückbleiben der Fruchthüllen 
leistet das Lysoform unbezahlbare Dienste, denn es des¬ 
odorisiert stark und tilgt vollständig penetranten Geruch, 
der sich im ganzen Stall auszubreiten pflegt und das Ver¬ 
weilen in diesem recht unangenehm macht. 

Bei Geburten und beim Ablösen der zurück¬ 
gebliebenen Eihäute ist das Lysoform ausgezeich¬ 
net, denn es macht die Geburtswege schlüpfrig, ist ungiftig 
und verursacht niemals Unglücksfälle, auch dann nicht, 
wenn es resorbiert werden sollte. 

Zur Nabelbehandlung Neugeborener ist es 
auch sehr zu empfehlen; Entzündungen oder Eiterungen 
kommen bei einem mit Lysoform behandelten Nabel nie¬ 
mals vor. 

Lysoformumschläge bewähren sich sehr gut bei Ent - 
z ü n düngen jeder Art. 

Bei Druse lege man w arme 5 %ige Lysoform¬ 
umschläge auf die Anschwellungen, resp. Abszesse, und 
wenn diese aufbrechen oder geöffnet worden sind, soll die 
Wunde mit einer Gummispritze und 2—3 %iger Lysoform¬ 
lösung ausgespritzt werden. 

Bei Ohrentzündung ist das kranke Ohr täg¬ 
lich 2—3 mal mit lauwarmer 2 %iger Lysoformlösung aus¬ 
zuspritzen. 

Bei L ii n g e n e n t z ü n d u n g und D ruse ist das, 
Einatmen von Lysoformdämpfen sehr empfehlenswert, denn 
die Schleimhäute werden dadurch zur vermehrten Sekretion 
angeregt. 



199 


Bei Geflügelcholera oder bei Verdacht auf 
eine Infektion gieße man in das Trinkwasser des noch ge¬ 
sunden Geflügels eine Lysoformlösung zur Desinfektion des 
Darmkanals. 

Bei Geflügeldiphtherie ist das Lysoform zur 
Bepinselung der Rachenhöhle sehr geeignet. 

Bei beiden Geflügelseuchen sind die Leichen und die 
Ausscheidungen der Kranken sorgfältig zu sammeln und 
zu verbrennen, denn das Geflügel pickt mit Vorliebe Ab¬ 
fälle auf, verzehrt sogar die Kadaver der Genossen, womit 
es sich dann die Krankheitskeime einverleibt. 

Zur Verhütung der Maul- und Klauen¬ 
seuche pinsele resp. wasche man täglich öfters das Maul 
und die Klauenspalten des Klauenviehs mit 2 %iger Lyso¬ 
formlösung, auch die bereits ausgebrochene Krankheit heilt 
viel rascher, wenn die Wunden der Tiere fleißig mit Lyso¬ 
formlösung gewaschen werden. 

[Johann Basa, Verwalter des Gutes Szemcse des 
Markgrafen Georg Pallavicini, ließ die Schweine täglich 
vor dem Weidegang durch eine mit 2%iger Lysoformlösung 
gefüllte flache Kiste treiben, um sie vor der in den Nachbar¬ 
gemeinden herrschenden Maul- und Klauenseuche zu 
schützen. Beim Durchwaten tranken die Tiere von der 
Flüssigkeit, die ihnen nicht schadete, im Gegenteil die Tiere 
blieben vor der Seuche verschont. Seitdem läßt der Ver¬ 
walter in den Trank (Schlempe) der Schweine eine l%ige 
Lysoformlösung mengen und seit dieser Zeit blieb das Gut 
von der Schweineseuche verschont. Das Beispiel wurde von 
vielen Bekannten des Verwalters befolgt und in etlichen 
Wirtschaften wurden diesbezüglich sehr erfolgreiche Ver¬ 
suche gemacht.] 

Bei parasitären Hautkrankheiten be¬ 
währte sich das Lysoform ebenfalls vorzüglich. Die Räude 
der Hunde und die sogenannten Kalkfüße der Hühner 
heilen rasch, wenn die kranken Teile resp. die Füße mit 
Lysoform bestrichen und den folgendenTag in einer 3%igcn 
warmen Lysoformlösung gebadet werden. Ebenso wird auch 
der Erb- oder Wabengrind (Favus) behandelt. Geißen- 
d ö r f e r heilte ein schon seit langem an Glatzflechte (Her¬ 
pes tonsurans) leidendes Rind mit einer mit 30 %igem Al¬ 
kohol vermengten Lysoformlösung; bei dem Rinde waren 
früher schon alle möglichen Heilmittel vergebens versucht 
worden. 

Bei Schafräude verfährt man folgendermaßen: 
Die Schafe werden geschoren, die kranken Hautpartien mit 



200 


mit 50%igem Alkohol vermischter Lysoformlösung gut ein¬ 
gerieben, am folgenden Tag bekommen die Schafe ein 3- bis 
5 %iges warmes Lysoformbad, worin sie tüchtig abgebürstet 
werden. Das Bad soll V4 Stunde lang dauern. Schon das 
erste Bad lindert den lästigen Juckreiz, welcher alsbald 
ganz verschwindet. Das Bad soll nach 8—10 Tagen wieder¬ 
holt werden, damit auch die neuerdings ausschlüpfenden 
Milben vernichtet werden. Das Bad schadet niemals, die 
gebadeten Tiere fressen hernach mit dem besten Appetit. 
Das Vlies leidet nicht, das weiße wird schneeig weiß, 
aber auch das schwarze verliert nichts von seiner intensiven 
Farbe, beide werden recht weich und rein. Die Lysoform- 
bäder werden auch vom empfindlichsten Mutterschaf gut 
und ohne den geringsten Nachteil ertragen. Aber das Baden 
muß im Freien vorgenommen werden, denn im geschlos¬ 
senen Raum werden die durch das warme Wasser hervor¬ 
gerufenen Formalindünste lästig und reizen die Augen der 
mit dem Baden beschäftigten Schäfer. Auch Flöhe und 
Läuse gehen im Lysoformbad zugrunde. 

Lysoform in der Milchwirtschaft. 

Von bedeutender Wichtigkeit ist das Lysoform in 
der Milchwirtschaft. Jedermann weiß, welch ein, unan¬ 
genehmer Geruch zur Sommerszeit den Milchkammern 
entströmt und welch einen penetranten Gestank oft die be¬ 
reits mit reinem Wasser gespülten Milchkannen verbreiten. 
Das Lysoform ist ungiftig, greift die Metallgegenstände 
nicht an, deshalb ist es vorzüglich zur Desinfektion der 
Milchkannen geeignet. Die Erreger der blauen, roten, 
gelben, schleimigen, fadenziehenden oder mit seifen¬ 
ähnlichem Geschmack behafteten Milch gehen binnen 
kurzer Zeit im Lysoform zugrunde, darum ist eine häufige 
Desinfektion der Milchkammern und der Kuhställe sehr 
empfehlenswert, ebenso wie das Ausspülen der Milch¬ 
kannen, das Reinigen der Hände des Melkpersonals und der 
Euter der Milchkühe vor jedem Melken mit einer 
Lysoformlösung. Zum Abwaschen des Euters nehme man 
eine 2 c /< ige Lösung, zur Reinigung der Hände und zum 
Ausspülen der Milchkannen eine 3 ‘Je ige Lösung. Bei diesen 
Maßnahmen verliert die Milch den Fehler — wenn sie be¬ 
reits fehlerhaft war — und wird nicht so leicht sauer. Die 
Milch bleibt, auch zur heißesten Sommerzeit frisch und un¬ 
geronnen und soll sie noch so weit expediert werden, nur 
müssen, wie angegeben, die Kannen mit Lysoform gespült 



201 


und die Hände der Melker und die Euter der Kühe mit 
einer Lysoformlösung gereinigt werden. 

Der Lysoformgeruch ist an der Milch nicht wahr¬ 
nehmbar, und sollte sie eine ganze Nacht lang in offenen 
Kannen in einem kurz vorher mit Lysoform gescheuerten 
Lokal stehen. 

Den Käsehrettern und Seihtüchern entströmt be¬ 
kannter Weise ein penetranter Geruch; diese Messer, 
Spatel, Bretter etc. verlieren den unangenehmen Duft, 
wenn sie mit Lysoform gereinigt werden. Holzgegenstände 
sind einfach mit einer Lysoformlösung scheuern zu lassen 
und dann ohne vorhergehender Abspülung an die Sonne 
zur Trocknung zu legen. Nach Verlauf einiger Stunden 
sind sämtliche Gegenstände neuerdings brauchbar. Die mit 
Lysoform gescheuerten Holzgegenstände werden nicht 
schimmelig, sollten sie auch in nassen schimmeligen Keller¬ 
lokalitäten aufbewahrt werden. 

Die Seihtücher sind für die Dauer einiger Stunden 
in eine 5 %ige Lysoformlösung zu legen und dann mit 
reinem Wasser zu schwemmen. 

Da sich Lysoform leicht mit Kalk vermengen läßt, kann 
man es sehr gut zur Reinigung resp. zum Weißen der Ställe 
verwenden. Nimmt man zur Bereitung der Kalkmilch statt 
reinem Wasser eine 5 %ige Lysoformlösung und tüncht 
damit die Stallwände, so hält man gleichzeitig auch die 
Fliegen und Bremsen vom Stalle und Flöhe, Läuse und 
andere tierquälende Parasiten vom Schweinestalle fern. 
In den mit Lysoform getünchten Kellerräumen geht die 
Schimmelbildung zurück oder verschwindet ganz, wenn die 
mit dicker Schimmelschichte bedeckten Wände abgekratzt 
und neu angeworfen werden und wenn zur Mörtelbereitung 
kein Wasser, sondern eine 5 %ige Lysoformlösung benützt 
wird. Dieses Vorgehen ist auch zur Reinigung schimme¬ 
liger Käsereien sehr empfehlenswert. 

Das Rohlysoform. 

Zur Stalltünchung und Desinfizierung größerer Räume 
wäre das reine Lysoform etwas zu teuer, daher wird für 
diesen Zweck das sogenannte Rohlysoform in Verkehr ge¬ 
bracht, das auch zum Baden größerer Tiere geeignet ist. 

Die bakterientötende Wirkung des Rohlysoforms ist 
ebenso intensiv wie die des reinen Lysoforms, nur fehlt das 
ätherische öl, welches dem reinen Lysoform den ange¬ 
nehmen Geruch verleiht; deshalb ist an dem Rohlysoform 



202 


der Formaldehydgeruch besser wahrnehmbar als an dem 
reinen Lysoform, aber nicht in dem Maße, daß es die Han¬ 
tierung erschweren würde; weder Augen noch Schleim¬ 
häute der damit Arbeitenden werden gereizt. 

Zur Desinfektion im Großen ist das Rohlysoform ge¬ 
eignet; zur Wundbehandlung, Irrigation, Reinigung der 
Instrumente, der Hände und der Euter von Milchkühen 
hingegen das reine Lysoform. Zum Baden größerer Tiere 
kann auch das Rohlysoform benutzt werden. 


Referate. 

Heymans: Die Tuberkulin-Augenprobe. (Deutsche 
Tierärztliche Wochenschrift, 1913, Nr. 49.) 

Aus zahlreichen, im Aufträge des Kaiserl. Gesundheits¬ 
amtes ausgeführten Versuchen zieht Titze den Schluß, 
daß die Tuberkulin-Augenprobe der Subkutanprobe weit 
unterlegen sei. Zwar zeige der positive Ausfall der Augen¬ 
probe mit großer Wahrscheinlichkeit das Bestehen einer 
tuberkulösen Infektion an, das Ausbleiben der Reaktion 
gestatte jedoch keinerlei Schlüsse. Diesem Urteil schließt 
sich Prof. Heymans vollständig an unter der Voraus¬ 
setzung, daß man, wie das bisher allgemein üblich war, nur 
eine einmalige Einträufelung anwendet. Mit einer mehr¬ 
maligen Einträufelung dagegen erzielte er ungleich bessere 
Ergebnisse. Er hat jahrelang morgens 2—3 Tropfen 50 %- 
iges Tuberkulin instilliert, das Auge leicht massiert und 
die Einträufelung gleich ein zweites und drittes Mal wieder¬ 
holt. Zeigte sich bis zum Abend kein Eiter, so wurde noch¬ 
mals in gleicher Weise vorgegangen und nötigenfalls auch 
noch am nächsten Morgen. Bei 600 Tieren wurde sowohl 
die Subkutan-, wie die Augenprobe ausgeführt; in 95 c /a 
ergab sich Übereinstimmung. Neuerdings verwandte er un¬ 
verdünntes Tuberkulin und anscheinend mit noch besserem 
Ergebnis. Er tröpfelte dreimal hintereinander je 2 bis 3 
Tropfen rohes Tuberkulin in’s Auge und wiederholte, wenn 
eine genügend deutliche Eiterung nicht auftrat, die Ein¬ 
träufelung nach etwa 5 Stunden. Bei tuberkulösen Tieren 
stellte sich hochgradige Eiterung mit einer Sicherheit ein, 
die die der Thermoreaktion noch zu übertreffen schien. 
Bisher liegen Versuche an 300 Rindern vor. H. benutzte 
selbst hergestelltes Tuberkulin; ob auch die im Handel Be¬ 
findlichen Tuberkulinsorten die gleiche Wirkung zeigen, 
ist noch nicht geprüft. 



203 


Bauwerker: Segon als diätetisches Futtermittel. 

(Zeitschrift für Oestütkunde und Pferdezucht, 1913, XII.) 

Segon wird aus dein Blut gesund befundener Schlacht¬ 
tiere hergestellt. Hiebei wird eine Überhitzung des Blutes 
über 35 0 vermieden, um die Enzyme und Fermente des 
Blutes, sowie die Sekrete der Blutdrüsen voll wirkend zu 
erhalten. Es kommt in Form eines grobkörnigen Pulvers 
in den Handel. Man gibt. Pferden 1 Eßlöffel bis 1 Hand voll 
auf jedes Futter. Verf. machte mit der Segon-Beigabe an 
kümmernde Fohlen so gute Erfahrungen, daß er zu weiteren 
Versuchen rät. L-i n d n e r. 


Dr. Salvisberg -Savannes: Beitrag zur Behand¬ 
lung von Frakturen der Extremitätenknochen großer Haus¬ 
tiere. (Schweizer Archiv, 1. Heft, 1914.) 

Verf. hält mit Recht die Prognose bei Frakturen nicht 
für so ungünstig, wie vielfach tierärztlicherseits angenom¬ 
men wird. Einmal ist die Frage, ob ein Fixationsverband 
angelegt werden kann oder nicht, von Bedeutung. Günstiger 
gestaltet sich ferner die Vorhersage, wenn das Tier jung, 
wenn die Fraktur an einer vorderen Extremität und wenn 
das Körpergewicht nicht sehr groß ist. 

Zur Behandlung von Brüchen mittels Fixationsver¬ 
bandes gebraucht Verf. gewöhnliche Gipsbinden. Zuerst 
kommt eine dünne Schicht Watte, dann 2—3 solcher Binden. 
Über die Bruchstelle kommt sodann ein engmaschiges, 
weiches Drahtnetz zu liegen, das die frakturierte Stelle 
nach unten und oben handbreit überragt, über das Draht¬ 
netz kommen nochmals 2—3 Gipsbinden. Ein solcher Ver¬ 
band besitzt außerordentliche Festigkeit. 

Ist die Anbringung eines Verbandes unmöglich, so 
muß nach S. eine künstliche Schwellung den Druck des 
Verbandes ersetzen, wobei das damit verbundene Schmerz¬ 
gefühl das Tier zur Ruhe mahnt. 

Das Feu frangais *) hat sich als blasenziehendes Mittel 
dabei am besten bewährt. 

Von großer Wichtigkeit ist die innerliche Phosphor- 
behandlung, da diese einen spezifischen formativon Reiz 
auf das Knochengewebe ausübt und dadurch der Oallus- 

*) Feu frangais besteht aus Euphorb puiv. und Cantharid. 
pulv. aa., das mit der sechsfachen Menge Ol. Oliv, und der vierfachen 
Menge Ol. Terebinth. 14 Tage lang stehen gelassen, dann abgegossen 
wird. 



204 


bildung förderlich ist. Zu empfehlen ist 01. phosphorat. 
und 01. Olivar. aa. Täglich 1 Kaffeelöffel voll. 

Auf diese Weise gelangten Frakturen der Scapula, 
des Humerus bis zu den Tarsalknochen zur Heilung. 

Fracaro Ruggero: Über den Rauschbrand und 
das maligne ödem nach der Geburt. (La clinica veterinaria, 
1913, Heft 7, und Österreich. Wochenschrift für Tierheil¬ 
kunde, 1913, Nr. 44.) 

Während einer Geburt erlitt die Zervix einer Kuh 
schwere Verletzungen. Schon am gleichen Tage trat ab¬ 
solute Appetitlosigkeit, Zittern und Fieber ein. Tags darauf 
wurde die Vulva und deren iTmgebung ödematös; außerdem 
erschien eine Geschwulst am Schenkel und an der Lenden¬ 
gegend, welche beim Betasten knisterte. Am dritten Tage 
ging das Tier ein. 

Nach den Veränderungen, wie sie bei der Sektion zu¬ 
tage traten, lag Kauschbrand vor, während die mikrosko¬ 
pische Untersuchung das Vorhandensein eines malignen 
Ödems bestätigte. Das maligne ödem kann eben auch die 
charakteristischen Eigenschaften des Rauschbrandes, wie 
Emphysem, Geruch, Farbe, Infiltration, blutige Infarkte 
und Metastasen zeigen. Sowohl der Kauschbrand als auch 
das maligne ödem können ferner besonders nach einer Ge¬ 
burt oder nach operativen Eingriffen in atypischen Formen 
auftreten, deshalb ist nur die mikroskopische und bakterielle 
Untersuchung für die richtige Diagnose maßgebend. 

Ohler. 

Josef und Kaufmann -Berlin: Verwendung des 
Sulfoforms in der Dermatologie. (Münch. Mediz. Wochen¬ 
schrift, Nr. 5, 1914.) 

Sulfoform, eine metall organische Schwefelantimon - 
Verbindung, ist ein lösliches, geruchloses Schwefelpräparat, 
welches nach den Verf. bei Hautleiden eine große Wirk¬ 
samkeit entfaltet. Diese beruht auf der Eigenschaft des 
Mittels, den Schwefel in statu nascendi abzuspalten. Man 
verwendet das Sulfoform in der Humandermatologie sowohl 
in Pasten- und Salbenform als auch in Form von öligen 
und alkoholischen Lösungen. Die Anwendung des Mittels 
empfiehlt sich überall da, wo Schwefeltherapie indiziert ist. 

Dr. Br ömel: Über Secalysatum (Burger). (Phar¬ 
mazeutische Zentralhalle, Nr. 4, 1914.) 

Br. berichtet über das Secalysatum (Burger) Günstiges. 
Das Präparat enthält die wirksamen Bestandteile des Mutter- 



205 


kornes in vierfacher Konzentration, außerdem eine be¬ 
stimmte Menge von Cotarninum hydrochloricum. Sämt¬ 
liche giftige Bestandteile des Mutterkornes, wie die Spha- 
eelinsäure, sind in dem Secalysat nicht mehr vorhanden, 
ßr. beobachtete insbesondere günstige Wirkung des Secäly- 
sates bei Uterusblutungen infolge mangelhafter Kontrak¬ 
tion des Tragsackes, bei welchen das Secale allein keine 
Wirkung zeigte. Einen weiteren Vorzug besitzt das Secaly- 
sat auch in dem Umstande, daß seine Wirksamkeit gleich¬ 
bleibend ist. 


T. Yatsushlro -Tokio: Experimentelle Versuche 
ober den Einfluß der Kastration auf die tuberkulöse Infek¬ 
tion und den Verlauf der Tuberkulose. (Münch. Medizin. 
W ochenschrift, Nr. 5, 1914.) 

Y. konstatierte, daß die operative Entfernung der 
Keimdrüsen bei Kaninchen und Meerschweinchen keinen 
besonderen Einfluß auf die tuberkulöse Infektion und auf 
die Verbreitung der Tuberkulose in den verschiedenen Or¬ 
ganen ausübe. Y. fand, daß die individuelle Verschieden¬ 
heit des Gesamtorganismus bezüglich der Widerstandsfähig¬ 
keit gegen Tuberkulose größere Schwankungen zeigt, als 
dch solche unter dem Einflüsse der Kastration ergeben. 

E. v. G r a f f: Über den Einfluß der Gravidität auf 
das Wachstum maligner Tumoren. (Wiener Klin. Wochen¬ 
schrift, Nr. 1 , 1914.) 

Bei der Überimpfung von Karzinom auf Ratten be¬ 
obachtete der Verf., daß die Tumoren in der Mehrzahl der 
Fälle bei tragenden Tieren ein geringeres Wachstum auf¬ 
wiesen als bei nichtträchtigen mit dem gleichen Materiale 
geimpften Kontrollieren. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Uber den Futterwert der eingesäuerten Zuckerrübenblätter 

für Melktiere. 

Sowohl den frischen als den eingesäuerten Zucker¬ 
rübenblättern wird von mehreren Seiten eine günstige Wir¬ 
kung auf die Milchsekretion zugeschrieben. 

Morgan, Berger und We sthauser haben nun 
^ersuche über die Wirkung eingesäuerter Rübenblätter 
auf die Milchproduktion angestellt und deren Ergebnis in 



206 


der „Zeitschrift der landwirtschaftlichen Versuchsstation", 
1913, Bd. 80, veröffentlicht. 

Als Versuchstiere dienten 2 Ziegen und 10 Schafe. 
Die Versuche wurden in drei Abteilungen ausgeführt. 

In der ersten sollten die nichteiweißartigen N -Ver¬ 
bindungen der Rübenblätter als Ersatz für einen Teil des 
Reineiweißes im Grundfutter dienen, um ihre Wirkung auf 
die Milchsekretion kennen zu lernen; in der zweiten Ver¬ 
suchsreihe wurde das Reineiweiß des zum Versuche dienen¬ 
den Grundfutters durch Reineiweiß der Rübenblätter er¬ 
setzt, die Nichteiweißstoffe bildeten also eine Zulage. 
Da in diesem Falle infolge des höheren Eiweißgehaltes der 
Ration eine Wirkung der Nichteiweißstoffe nicht zu er¬ 
warten w r ar, konnte diese Versuchsreihe über eine etwa vor¬ 
handene Wirkung anderer in den Blättern von vornherein 
befindlicher oder durch Gährung während der Aufbewah¬ 
rung gebildeter Stoffe — Reizstoffe, vielleicht auch orga¬ 
nische Säuren — Aufschluß geben. Bei der dritten Ver¬ 
suchsreihe wurden nur so wenig Rübenblätter verabreicht, 
daß durch sie eine Nährwirkung nicht in Betracht kommen 
konnte, dagegen wohl eine Reizwirkung, wie sie etwa der 
Fenchel zeigt. 

Aus den Ve r s u c h sorge bniss e n ziehen die 
Verfasser folgende S <• h 1 ü s s e: 

1. Bei dem teilweisen Ersatz von Eiweiß durch die 
nicht eiw r eißartigen StickstoffVerbindungen der eingesäuer- 
ten Rübenblätter wurde der Ertrag an Milch und Milch¬ 
bestandteilen nicht unbedeutend herabgedrückt. Die Nicht- 
eiweißstoffe der Rübenblätter sind also im Vergleich zum 
Eiweiß ebenso als minderwertig anzusehen, wie dies bei allen 
bisher geprüften Stoffen dieser Gruppe festgestellt wurde. 

2. Auch nach Ausschaltung der Nichteiweißstoffe lie¬ 
ferten die Rübenblätter noch geringere Erträge als das 
Grundfutter; sie müssen also noch andere minderwertige 
oder vielleicht geradezu schädigende Stoffe enthalten und 
es ist sehr wahrscheinlich, daß dies die organischen Säuren 
sind. 

3. Eine die Milchbildung giinslig beeinflussende Reiz- 
stoffwirknng konnte in den Rübcnbliittern nicht testgestellt 
werden. 

4. Die vielfach verbreitete Annahme, daß die BüRen- 
blätter ein die Milchbildung beförderndes Futtermittel sind, 
konnten wir bei unseren, an Schafen und Ziegen mit «un¬ 
gesäuerten Blättern ausgeführten Versuchen nicht be¬ 
stätigen. 



207 


5. Die Verfütterung von Milchsäure in Mengen, wie 
sie den durch die Rübenblätter den Tieren zugeführten 
Mengen an Gesamtsäure entsprechen, wirkt nicht günstig 
auf die Milchbildung ein. 

(Österreich. Molkereizeitung, Nr. 23, 1913.) 


Die deutsche Pferde-Eiit- und Ausfuhr im Jahre 1913. 


Im abgelaufenen Jahre 1913 (Januar mit Dezember) 
hat sich im Deutschen Reiche die Ein- und Ausfuhr von 
Pferden folgendermaßen gestaltet. Es wurden e i n ge¬ 
führt: 


Januar 

1913 

Arbeitspferde, leichte, Stuten .... 17 252 

Arbeitspferde, leichte, Hengste, Walache 42 029 
Arbeitspferde, schwere, Stuten .... 22 828 

Arbeitspferde, schwere, Hengste, Walache 31164 


Zuchthengste, leichte. 23 

Zuchthengste, schwere. 217 

Kutsch-, Reit- und Rennpferde .... 8 178 

Schlachtpferde. — 

Pferde im Werte bis 300 Mk. unter 1,40 m 

Stockraaß. 16 387 

Absatzfohlen. 5 000 

Saugfohlen . 508 

Maulesel, Maultiere. 263 

Esel, Eselfohlen . 502 


Dezember 

1912 

14 510 
37 210 
22 227 
30 780 
38 
156 
5 573 


16 578 
4 571 
364 
587 
471 


Summe: 144 351 133 065. 


Nach der vorstehenden Statistik wurden im Jahre 1913 
11 286 Pferde mehr nach Deutschland eingeführt als im 
Jahre 1912. Der Wert der im Jahre 1913 eingeführten 
Pferde wird auf 109 979 000 Mark berechnet. Vier Fünftel 
fler eingeführten Pferde waren nach der vorstehend aufge- 
fiihrten Übersicht Arbeitspferde. Die Zahl der eingeführten 
Kutsch-, Reit- und Rennpferde betrug im Jahre 1913 um 
2605 Stück mehr als im Jahre 1912. Von den im Vorjahre 
nach Deutschland eingeführten Pferden stammen 23 769 
aus Belgien, 27 400 aus Dänemark, 6848 aus Frankreich, 
3137 aus England, 174 aus Italien, 15 676 aus den Nieder¬ 
landen, 6049 aus Österreich-Ungarn, 57 524 aus Rußland, 
517 aus Schweden und 20 aus Argentinien. Aus Argen¬ 
tinien und Italien wurden lediglich Esel, Maulesel und 
Maultiere eingeführt. 

Im Jahre 1913 wurden aus Deutschland a u s ge¬ 
führt: 











208 


Jan. Dez. 

11113 1912 

Arbeitspferde, leichte, Stuten. 269 256 

Arbeitspferde, leichte, Hengste, Walache . . 204 321 

Arbeitspferde, schwere, Stuten. 130 208 

Arbeitspferde, schwere, Hengste, Walache . 222 218 

Zuchthengste, leichte. 29 57 

Zuchthengste, schwere . 65 55 

Kutsch-, Reit- und Rennpferde. 870 963 

Schlachtpferde. 3 962 5 686 

Pferde im Werte bis zu 300 Mk. unter 1,40 m 

Stockmaß. 17 18 

Absatzfohlen . 197 244 

Saugfohlen. — 18 

Maulesel, Maultiere. 5 12 

Esel, Eselfohlen. 28 40 


Summe: 5 998 8 096. 

Wie aus der vorstehenden Zusammenstellung zu er¬ 
sehen ist, hat sich im Jahre 1913 die Ausfuhr von Pferden 
aus Deutschland um 2098 Stüek verringert. Die meisten 
Pferde (3716 Stück) kamen in die Schweiz; nach den Nie¬ 
derlanden wurden 714 Schlachtpferde exportiert, Österreich- 
Ungarn bezog aus Deutschland außer 238 Arbeitspferden 
40 schwere Zuchthengste, 258 Kutsch-, Reit- und Rennpferde 
und 123 Fohlen; nach Belgien gingen 135 Arbeitspferde 
und 2 schwere Zuchthengste gingen nach Britisch-Südafrika. 
Der Wert der ausgeführten Pferde betrug ungefähr 2387000 
Mark, 413 000 Mark weniger als der Wert der im Jahre 
1912 ausgeführten Pferde. (Zeitschrift für Pferdezucht 
und -Sport, Nr. 3, 1914.) 

Zuchtverbände in Bayern. 

In der Sitzung des Finanzausschusses der bayerischen 
Kammer der Abgeordneten vom 11. Februar gab Oberregie¬ 
rungsrat Dr. Att i n g e r über die Zuchtverbände in Bayern 
bekannt, daß während der ersten Zeit des Bestehens der¬ 
selben die Zahl der Mitglieder derVerbände ungefähr 16000 
und die Zahl der eingetragenen Herdebuchtiere 15 800 be¬ 
trug; heute sei die Zahl der Mitglieder auf 64156, die der 
Herdbuchtiere auf 61434 gestiegen. Acht Verbände ver¬ 
fügen über eigene Jungviehweiden. Zur Zeit bestehen 16250 
Tagwerk Weiden, auf denen jährlich 4000Tiere derVerbände 
gesommert werden; sieben Verbände haben Zuchthöfe und 
Bullenaufzuchtstationen, vier Verbände Schweine- und 
Ziegenzuchtstationen. Erheblichen Fortschritt habe man in 
der Zucht nach Milchergiehigkeit gemacht. Ende 1011 
waren in 404 Betrieben 4547 Kühe unter Kontrolle, heute 














209 


456 Betriebe mit 5434 Kühen. Vor zehn Jahren mußte 
Zuchtvieh in großem Umfange eingeführt werden, nament¬ 
lich aus der Schweiz. Heute habe die Einfuhr sehr nachge¬ 
lassen. Bayerisches Zuchtvieh gehe heute in alle Nachbar¬ 
staaten. Auf 100 Einwohner trafen in Bayern 1907: 55 
Rinder, im Reich 33, im Jahre 1913: 54 Rinder, im Reich 39. 
Die Haupttätigkeit der Verbände richte sich auf Gesund¬ 
erhaltung der Bestände und zwar mit Erfolg. 1911 haben 
von 1000 beschauten Rindern Tuberkulose gezeigt: in 
Preußen 238, Württemberg 172, Sachsen 410, Hessen 238, 
Reich 230; in Bayern 153. — Über die Verwendung der zur 
Hebung der Tierzucht ausgesetzten Mittel berichtet Dr. 
Attinger: Es treffen auf die besonderen Betriebszuschüsse 
der Rinderzuchtverbände 268 500 Mark, auf Gehälter und 
Reisekosten der Tierzuchtinspektoren 129 000 Mark, auf 
Gehälter und Reisekosten des Melkinstruktors und Assi¬ 
stenten 5500 Mark, auf Ankauf von Zuchtebern 4500 Mark, 
auf Milchleistungsprüfungen 12 000 Mark, auf Schweinezucht¬ 
verbände 16 000 Mark, auf Eberhaltungsgenossenschaften 4000 
Mark, auf Schweinemästereien 14000 Mark, auf Ziegenzucht 
4600 Mark, auf Schafzucht 400 Mark, auf Kaninchenzucht 
1000 Mark, auf Ablösung von Reallasten 4000 Mark, auf 
genossenschaftliche Vieh Verwertung 4200 Mark, auf Tier¬ 
schauen 19 000 Mark, sonstige Ausgaben 1460 Mark. Er¬ 
wähnt möge hier sein, daß gelegentlich dieser Sitzung des 


Eine gründliche Stalldesinfektion 

wird erreicht mit dem bekannten 

Pacocreolin 

Kannen von 4 Liter (Postkolli) 

Kannen von 25 und 50 Liter 

50°L billiger als CREOLIN 

durch den Zwischenhandel oder direkt von 

William Pearson, Hamburg 11. 

TO.lllllllllllllllllllllllll. 


liimiminni 


ill 








Finanzausschusses der Abgeordnete Neuner der Tätig¬ 
keit der bayerischen Zuchtinspektoren volle Anerkennung 
zollte. 


32. Münchener Pferdemarkt. 


Der 32. Münchener Pferdemarkt für Zucht-, Luxus- 
und Arbeitspferde findet M i t t, w o eh den 15., Donners¬ 
tag den IG. und Freitag den 17. A p r i 1 statt. Mit dem 
Markte sind verbunden eine Prämiierung und eine Ver¬ 
losung von Pferden. Zur Prämiierung kommen 14 840 Mk. 
in Verwendung. Zur Verlosung gelangen 5 Gesj>anne, 
unter diesen ein Viererzug, 4G Pferde und 4000 Geldge¬ 
winne. Der Gesamtbetrag der zur Verlosung bestimmten 
Summe stellt sich auf 100 000 Mark. A. 



pro usu veterinario. 

Das neue, vom Großherzoglich 
Badischen Ministerium des In¬ 
nern mit Erlaß vom 14. Januar 
1914 empfohlene Mittel gegen 

Maul- u. Klauenseuche 

Gebrauchsanweisungen folgen an 
gleicher Stelle in den nächsten 
:: Nummern. :: 

Weitere Indikationen: Brustseuche, Gehirn- und Rückenniarks- 
entzündung der Pferde, Scheidenkatarrho der Haustiere etc. 

In Originalpackungen zu 1, 3, 5, 10 Kilo. 

Zu haben in den Apotheken eventuell zu be¬ 
ziehen durch Vermittlung der Darstellerin. 

Krewel & Co, G.m.b.H., chem. 

Vertreter für Berlin : Arkona-Apotheke, Berlin N. 28, Arkonaplatz 5, Fern¬ 
sprechamt Norden Nr. 8711. 

Vertreter für Hamburg : Apotheke E. Niemitz, Georgsplatz, gegenüber Haupt¬ 
bahnhof in Hamburg. 

tfcsrsssrsrzsaessarsrsr zzzzsszzzz. 




















Verschiedenes. 

Die Tierärztliche Hochschule Dresden wird nach Leipzig 

verlegt. 

Das Schicksal der Tierärztlichen Hochschule in Dresden hat 
sich am Donnerstag den 19. Februar erfüllt. In Anwesenheit des 
Ministers des Innern und sechs Regierungskommissaren beschloß 
die Finanzdeputation der zweiten Kammer, daß der für die Tier¬ 
ärztliche Hochschule geforderte Neubau nicht in Dresden, sondern 
der Regierungsvorlage entsprechend in Leipzig aufgeführt 
werden soll. Der Minister erklärte, die Regierung müsse mit aller 
Entschiedenheit an der Errichtung des Neubaues in Leipzig fest- 
halten, weil sowohl die ideellen, wie auch die finanziellen Gründe 
unbedingt für die Verlegung der Tierärztlichen Hochschule nach 
Leipzig sprächen. Der Rektor der Tierärztlichen Hochschule, Ge¬ 
heimrat Dr. Ellenberger, begründete in überzeugender Weise 
die Notwendigkeit der Verlegung der Hochschule. Er verwies auf 
die übrigen Tierärztlichen Hochschulen, die, abgesehen von der in 
Hannover und der in Dresden, sämtlich in Universitätsstädten seien 
und mit den medizinischen Fakultäten zusammenarberteten. Über¬ 
haupt sei gerade die Gemeinsamkeit und Planmäßigkeit der Arbeit 
dasjenige, was in dieser Frage den Ausschlag gebe. Wo nur die 
Möglichkeit eines Zusamraenarbeitens zwischen der Human- und 



bei 

Schweineseuche 

Schweinepest 

Ferkeltyphus 

Schweinerotlauf 

Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 

Bei der z. Zt. starken Ver¬ 
seuchung der Bestände len¬ 
ken wir. die Aufmerksam¬ 
keit besonders auf: 

Schweinepestserum neu 

nach Uhlenhuth 
gewonnen von Schweinen 
durch Verimpfung von 
filtrirb. Virus und 

Ferkeltyphns-Vaeein 

bei 

Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
Gefiügelcholera 
Streptokok. Erkr. 

lifcterf en* Präparate 

unschadl für Menschen, 
Haas- u. fand« Natitiere. 
Sur Vertilgung aller Arten 

Ratten und Mäusen 

Diagnost. Präparate 

zum Nachweis von 

Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
Seuchenhaitem Abortus 

nach Pfeiler. 

|i Pharmaceutisches Institut Ludw. WUh. Gans, Oberursela. T. 










212 


der Veterinärmedizin bestehe, da müsse man auch dafür sorgen, 
daß der Zusammenhang bleibe, denn hinsichtlich der Krankheiten 
sei zwischen Menschen und Tieren kein Unterschied. Deswegen 
seien auch die wichtigsten Unterrichtsfächer, wie die Physiologie 
und die Therapie, bei beiden Hochschulen die gleichen. Die Ge¬ 
meinschaftlichkeit in der Ausbildung sei schon jetzt so groß, daß 
zum Beispiel die Lehrbücher der Physiologie vom Menschen auch 
für die Veterinärheilkunde benützt würden. Die Notwendigkeit 
der Verlegung der Tierärztlichen Hochschule nach Leipzig sei als 
unbedingt nachgewiesen anzusehen. Schließlich wies der Rektor 
auch noch auf die Notwendigkeit hin, die Tierärztliche Hoch¬ 
schule mit der Landwirtschaftlichen Hochschule in Leipzig in 
Verbindung zu bringen, weil die tierärztliche Wissenschaft im 
Zusammenhänge mit der Landwirtschaft bleiben müsse und die 
Landwirtschaftliche Hochschule ebenfalls ein Interesse daran habe, 
mit der Veterinärmedizin in engster Verbindung zu bleiben. 


Habilitation. 

Au der Tierärztlichen Hochschule Dresden habilitierte sich 
am 5. Februar 1. Jrs. Dr. phil. Walter Grimmer als Privat¬ 
dozent für physiologische Chemie und Milchwirtschaft. Das Thema 
der Antrittsvorlesung lautete: „Moderne Probleme über Beziehungen 
zwischen innerer Sekretion und Ernährung.“ 


Tannismut 

Äußerst wirksames und vollkommen ungiftiges» 
auch in größten Dosen 
die Freßlust nicht beeinträchtigendes 

Darmadstringens 

von schnell eintretender und nachhaltiger Wirkung 
auf Durchfalle verschiedenster Ursache. 

Bei kleinen und großen Tieren erprobt. 


Proben und Literatur kostenfrei. 

Chemische Fabrik yod Heyden, Radebenl-Dresden. 




213 


Einschleppung der Maul- und Klauenseuche aus Rußland. 

Zu diesem Gegenstände bringen die Tageszeitungen folgende 
Notiz: Während, wie die Bayerische Staatszeitung berichtet, ,,die 
Maul- und Klauenseuche in Rußland in großer Ausdehnung 
herrscht“, erklärt ein offizieller Bericht der russischen Veterinär¬ 
verwaltung, daß sämtliche Deutschland benachbarten russischen 
Gouvernements schon über Jahr und Tag frei von Maul- und 
Klauenseuche waren, bis dieselbe wieder Anfangs September des 
vorigen Jahres auftrat; hiegegen habe die Epizootie in den Pro¬ 
vinzen Schlesien und Posen niemals gänzlich aufgehört und sei 
dortselbst direkt endemisch. Eine engere Wechselwirkung könnte 
hauptsächlich zwischen den Kreisen Beuthen und Kattowitz einer¬ 
seits und dem russischen Kreise Bendin bestehen; in der Tat trat 
in diesen Gegenden Anfang September vorigen Jahres die Maul¬ 
und Klauenseuche beinahe gleichzeitig auf, womit ein sicherer 



und alle Dermatosen. Hufkrebs der Pferde bequem j 
und sauber ohne lästige Salben heilbar durch j 
Höhensonnenbestrahlung nach Dr. Liebert 
tierärztliche Klinik, Hannover. Prosp. durch 


Quarzlampen-Gesellschaft 



Stellenbesetzung an der K. Bayer. Veterinär- 
polizeilichen Anstalt Schleißheim. 

1. Vom 1. Juni lf. Js. ab Besetzung der Stelle eines Neben- 
beamten (Kl. 12 der Gehaltsordnung). 

Bewerber haben ihr an das K. Staatsministerium des Innern 
gerichtetes Gesuch zu belegen mit Zeugnissen über die tierärztliche 
Fach- und Staatsprüfung, mit Nachweis über Sonderausbildung in 
Bakteriologie, Seuchenkunde und Serologie sowie über bisherige 
Tätigkeit in der Praxis. Beizulegen sind ferner eine kurze Be¬ 
schreibung des Lebenslaufs und ein amtsärztliches Zeugnis über den 
Gesundheitszustand. 

Die Gesuche sind spätestens bis 1. April 1914 an das 
K. Staatsministerium des Innern einzureichen; 

2. Vom 1. Juli lf. Js. ab Besetzung der Stelle eines tierärzt¬ 
lichen Assistenten. 

Dieselbe ist nicht etatsmäßig. Der Anfangsgebalt beträgt 
1SOÜ Mk. Die Gesuche sind mit dem Zeugnis über die tierärztliche 
Faehprüfung, einem Lebenslauf, einem amtsärztlichen Zeugnis und 
einem Leumundsschein spätestens bis 1. Mai 1914 an das K. 
Staat 9 ininisteriuni des Innern einzureiehen. Bewerber, die die tier- 
irzlliche Staatsprüfung mit Erfolg abgelegt haben und eine Sonder¬ 
ausbildung in bakteriologischen und biologischen Arbeitsmethoden 
nachweisen, werden bevorzugt. 






Beweis dafür, daß eine Einschleppung von der einen oder der an¬ 
deren Seite schon stattgefunden habe, nicht erbracht sei. Rus- 
sischerseits wird ferner darauf hingewiesen, daß die veterinär- 
polizeilichen Bestimmungen, die seit dem Jahre 1897 bestehen, 
wonach das russische Exportvieh von deutschen Veterinären noch 
auf russischem Gebiete untersucht werden muß und wobei das 
Schlachtvieh (Schweine) unmittelbar an deutsche Schlachthäuser 
eingeliefert wird, ohne in Berührung mit dem einheimischen Vieh 
zu treten, eine vollständige Garantie für die deutsche Landwirt¬ 
schaft bieten. Interessant ist, daß auch die Deutsche Fleischer¬ 
zeitung in Nr. 257 (1. November 1913) keine Einschleppung aus 
Rußland, sondern eher eine solche aus dem Kreise Liegnitz als 
wahrscheinlich betrachtet. 


Bttcherschan. 

Kalender für Fleischbeschauer und Trichinenschauer für das Jahr 

1914. 

Im Verlage von M. und H. Schaper in Hannover ist der zweite 
Jahrgang des Kalenders für Fleischbeschauer, herausgegeben von 
Tierarzt Waldemar Bonatz und Schlachthofdirektor Dr. P. Heine, 
erschienen. 

Der Kalender ist allen Tierärzten zur Einführung in die Kreise 
der ihnen unterstellten Fleischbeschauer zu empfehlen, denn er 


Ventrase 

gegen Kälberruhr 
und andere 
Darmkrankheifen. 

Humann uJeisler 

Dohna Sa. 


Perugen 


Dr. Evers’ 
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syntli.) I>. R. P. 

Sicher wirkendes Mittel gegen Acarus- und Sarkoptesräude. 
Juckreizstillendes und heilendes Mittel. Vorzügliches 
Wundheilniittel. Empfohlen von Professor Dr. Regen¬ 
bogen. Ca. JO °/o billiger als natürlicher Pernbalsani. 

Dr. Evers’ Perngeiiseife 

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Chemische Fabrik Reisholz, o. m. b. h. 

lteisholz 36 b. Düsseldorf. 




215 


enthält in gedrängter Form alle praktischen Ratschläge, deren die 
Beschauer bei Ausübung ihres Berufes bedürfen. Besonders her¬ 
vorzuheben ist die übersichtliche Zusammenstellung der Rechte 
und Pflichten des Fleischbeschauers, sowie der als „praktischer 
Ratgeber des Fleischbeschauers“ bezeichnet^ Abschnitt. In diesem 
Abschnitte finden sich die Krankheiten der Sehlachttiere in alpha¬ 
betischer Reihenfolge angeführt unter Angabe der Zuständigkeit 
und Beurteilung durch den Beschauer in den verschiedenen Fällen. 
Der Kalender kann auch als Repetitorium für den Unterricht in 
der Fleischbeschau verwendet werden. 

Es ist nicht zu bezweifeln, daß der Kalender, der gebunden 
nur 1.50 Mk. kostet, sich bei den Fleischbeschauern immer mehr 
ein Bürgern wird. R ü h m. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dem Korpsstabsveterinär a. D. Wilhelm 
Plaett ner-Karlsruhe wurde der preußische Kronenorden 
III. Klasse verliehen. 

Ernennungen: Dr. Paul Hezel Distriktstierarzt in Schram- 
berg (Württ.) wurde zum Oberamtstierarzt in Weinsberg ernannt, 
T)r. K. Pfeiffer-München zum wissenschaftl. Hilfsarbeiter beim 
Kaiserl. Gesundheitsamt in Berlin-Lichtenfelde. 

Verzogen: Karl Kirschner, prakt. Tierarzt Kelheim nach 
Montevideo (Uruguay), Dr. Hermann Köst I hach er- Re ge 11 s - 
bürg (Oberpf.) als Vertreter nach Oberbach (Baden), Franz Seitz- 
Moosach bei München nach Simbach a. I., Fritz Wunder-Bam¬ 
berg nach Oldenburg (Großh.). 

Veränderungen bei den Veterinäroffizieren: Im aktiven Heere 
wurden befördert zu Veterinären mit Patent vom 26. Januar d. .1. 
die Unterveterinäre Dr. Rudolf Krieger des 7. Feld-Art.-Rgt., 



Wo Kühe 

amrindern oder verkalben 

ist der ansteckende Scheidenkatarrh vorhanden. 

„ . . Über 300 Kübe mit Bissulin behandelt . . . 
sämtlich mit gleichem Krfolg.“ „ . . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach Bissulin aufgetreten.“ . Ver- 
kalben ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben 
normal gekalbt.“ Berl. Tierarzt!. Wochenschrift UKW, Nr. 16. 

Bissulin wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch 

H. Trommsdorff, ehern. Fabrik, Aachen 54. 



216 


Dr. Rudolf L i n d n e r des 3. Feld-Art.-Rgt., Gg. D ü r s c li i n g e r 
des 7. Chev.-Rgt., Karl Meder le des 1. Ulau.-Rgt, Georg Gack¬ 
statter des 5. Feld-Art.-Rgt., Dr. Karl Knorzer des 12. Feld- 
Art.-Rgt. und Hans Stäuber des 2. Schweren Reiter-Regiments; iui 
Beurlaubtenstande: zu Veterinären in der Reserve: die Unter- 
veterinäre I)r. Gustav S i n n - (II München) und Dr. Einil Jungin ger- 
Kempten; der Abschied wurde bewilligt: dem Stabsveterinär 
Dr. Johann Attinger der Landwehr I. Aufgebots (II München) 
mit der Erlaubnis zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den 
für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen. 

Approbiert: In Berlin die Herren: Wilhelm, Markus Fölster- 
W i 11 e n s c h a ren, Sally From m -Düren, Peter 11 a n s e n - E i c h - 
thal, Max, Karl, Paul Rohde-Salpkeim, Hermann, Paul, Ilel- 
muth Wüstenberg-L ebb in. In Gießen die Herren: Karl 
R a d emaeher-Frank f urt a. M., Matthias Schnei ders-F au kel, 
Jakob Step han -Offenbacli a. M. 

Promoviert in Berlin von der Tierärztl. Hochschule: Friedrich 
Bau tz-P leschen (Posen), Wilhelm Mewes-Berlin-Stralau, 
Otto Schels-Berlin. 


Berichtigung: 

Die Fußnote auf Seite 183 voriger Nummer d. W. soll lauten: 
„2f>°/o wässeriger Auszug usw., der mit Chloraethon konserviert 
ist,“ statt *25% mit Chloraethon hergestellter Auszug.“ 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser : Bacillol-Patronen nach Dr. Jüterbock 

Neu! bemr. e kil-Kplo 

mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jüterbock. 


Alleinige Fabrikanten: 


Bacillolwerke Hamburg 


Druck von .1. Gotteswinter, München. - Kommissionsverlag: M. Hie^ersche 
Universitütsbuchbandlung, München. Odeonsplatz y 




(frftber: Tierärztlicbes Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch« 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des Landes- 
ausschnsses der tierärzticlien Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 10. März 1914. Nr. 10. 


Inhalt! Originalartikel. Schmitt: Der ,,Universal-Pulverbläscr“. — Orth: Die 
Königliche Verordnung über das Apotheken wesen vom 27. Juni 1913 und die Be* 
kanntmachung hiezu (Schluß statt Fortsetzung). — Referate: Floriot: Behand¬ 
lung von Sehnenscheidengallen durch Injektionen von Jodtinktur mit nach¬ 
folgendem Punktbrennen. Agnoletti und Lanzillptti. Experimentelle Beiträge zum 
Studium der Kastration. Röder: Sterilisiertes Öl in der Bauehhöhlenchirurgie. 
Mleßner. Schweinepest und Paratyphus der Schweine. Liebert Die Lichttherapie 
in der Veterinärmedizin. Rips: Mallebrei'u pro us. vet. Strauch: Experimentelle 
Übertragung von Geschwulstzellen. — Tierzucht und Tierhaltung. Das 
Zuchten der Rennpferde nach dem Zahlensystem. Stand der Hengste in den 
Land- und Stammgestüten Bayerns. Bestand der deutschen Vollblutzucht. Vieh¬ 
zählung in Preußen. — Verschiedenes. Bekanntmachung. Trichinenschau. 
Ein neue tierärztliche Fachschrift. Entsendung eines deutschen Tierarztes nach 
der Türkei. Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 21. Februar 1914. 
Personalien. 


Der „Universal-Pulverbläser“. 

Von Dr. Uans Schmitt in Woltratshausen. 

Seit 3 Jahren bediene ich mich des Universal-Pulver- 
bläsers zum Zerstäuben pulverförmiger Arzneimittel. Der 
Cniversal-Pulverbläser besteht aus einem Luftpumpenge¬ 
bläse und einer Pulverkammer, die durch ein Ventil mit 
Gummirohrdichtung verbunden sind. Das Gebläse treibt 
Duft in den Pulverbehälter und bringt das Pulver in fein¬ 
ster Verteilung durch den Entleerungsstutzen zur Verstau¬ 
bung. Durch Aufsetzen entsprechender Gummistücke kann 
das Pulver auf 10 Meter Entfernung und nach allen Rich¬ 
tungen zum Zerstäuben gebracht werden. Die Entleerung 
des Pulvers erfolgt unter mäßiger Druckspannung der ein¬ 
gepumpten Luft, die sich bei Widerstand in geschlossenen 
Räumen steigert und zu einer erheblichen Ausdehnung der 


m 

behandelten Räume führt. Das Verbindungsmetallrohr 
zwischen Luftgebläse und Pulverkammer besitzt eine kleine 
Durchgangsöffnung für die einzupressende Luft, deren Zu¬ 
rückweichen gleichwie jeder Übertritt sonstiger flüssiger 
oder pulverförmiger Stoffe in das Luftpumpengebläse durch 
ein über das Metallrohr übergestülptes Gummisehläuchohen 
ständig und sicher zu verhüten ist. Bei längerem Gebrauche 
des Pulverbläsers — ungefähr nach 4 bis 5 Monaten — ist 
die Erneuerung des Gummischläuchchens geboten und muß 
das Schläuchchen so gut dichten, daß die eingepurnpte Luft 
des Gebläses hörbar durchgepreßt wird. 

Der Universal-Pulverbläser ist ständig gebrauchs¬ 
fertig und gibt bei Massenbehandlungen keinerlei Versagen, 
wenn die Grundbedingung einer ständigen guten Ölung der 
Kolbenrohre der Luftpumpe nicht mißachtet wird. Em¬ 
pfehlenswert ist daher das Mitführen eines kleinen Fahrrad¬ 
ölkännchens mit bestem Maschinenschmieröl. Die Pulver¬ 
kammer enthält 60 ccm Rauminhalt und erfolgt die Füllung 
durch wegnehmbare Aufsatzstücke, die durch Bajonettver¬ 
schluß luftdicht zu befestigen sind. Zur Erleichterung der 
Herstellung eines dichten Abschlusses dienen zwei kräftige 
Kugelansätze, die durch Schiebebewegungen nach Belieben 
zu ändern sind. Die Nachprüfung der unbedingt erforder¬ 
lichen Dichtigkeit des Pulverbläsers erfolgt durch Ver¬ 
schluß der Entleerungsstutzenöffnung mit dem Finger und 
gleichzeitigem Eintreiben von Luft durch 4—6 Kolben¬ 
stoße; bei Entfernung des Verschlußfingers muß eine deut¬ 
lich hörbare Zerteilung der angesammelten Druckluftmenge 
erfolgen. Allen Anforderungen entspricht nach Größe, Form 
und Aufmachung das durch Handarbeit besonders wider¬ 
standsfähig bearbeitete Modell 1913 der Firma H.Hauptne r- 
Berlin-München. Die Verwendbarkeit des Universal-Pulver- 
bläsers ist eine uneingeschränkte. Durch Aufsetzen ver¬ 
schiedener bald mehr, bald minder starrer Ansatzstücke ist 
die Bearbeitung aller erreichbarer Körperräume ermöglicht. 

Besondere Bewertung besitzt der Universal-Pulverbläser 
in der klassischen Behandlung des ansteckenden Scheiden- 
katarrhes *) und der Behandlung mit pulverförmigen Arz¬ 
neimitteln der Milchdrüse, des äußeren Gehörganges, des 
Pansens u. s. w. Bei der Behandlung des ansteckenden 
Scheidenkatarrhes mit pulverförmigen Arzneimitteln ist die 
Verwendung „starrer !)ruckschläuche u unentbehrlich und 
ist die Benützung halbstarrer oder weicher Schläuche wenig 

*) B. T. W. 1913, M. T. W. 1911, M. M. IV. 1908 usw. 



oder überhaupt nicht angezeigt. Das Anbringen besonderer 
Ansatzstücke aus Elfenbein oder Hartgummi in jeglicher 
Form ist zu verwerfen, da alle Ansatzstücke bei längerem 
Gebrauche Veranlassung zum Anlagern von Pulvermassen 
und zum Verstopfen der Auspufföffnung geben. Bei rund 
2000 Behandlungen hat sich meinen Mitarbeitern und mir 
die Verwendung von 35 cm langen, starren Druckschläuchen 
bestens bewährt, die nach jedem Gebrauche bei einem be¬ 
handelten Tiere mit Brennspiritus von anhaftenden Auf¬ 
lagerungen von Pulver u. s. w. gereinigt werden. Die Rei¬ 
nigung mit Wasser oder Sodalösungen ist ausgeschlossen 
und kann nur bei Gelegenheit eines genügend langen Zeit¬ 



raumes für Nachtrocknung erfolgen. Der Druckschlauch 
wird in den Scheidenraum eingeführt und bedarf keinerlei 
Befestigungs- oder Haltevorrichtung, da er durch den 
Scheidenschluß gut abgedichtet, selbsttätig gehalten ist. 

Bei Massenbehandlung ist das Mitführen von je einem 
Schlauchstück für 4 Tiere erforderlich und bei Behandlung 
in verschiedenen Gehöften muß jedes Gehöft mindestens 
einen Schlauch zum eigenen Gebrauche besitzen, um jede 
Übertragungsmöglichkeit auszuschließen. 

Das Aufsetzen knieförmiger Gummimuffen auf den 
Entleerungsstutzen gestattet durch Drehen eine Verlegung 
der Ausstäubeöffnung nach allen Richtungen in völlig 
freiem Belieben, die bei den Behandlungsverfahren de? 
Bepuderung großer Wundflächen, des Milchdrüsengewebes 
u. s. w. in durch keine andere Vorrichtung zu erreichender 
Einfachheit zu vollziehen ist. 



220 


Die Eintreibung von Luft \mter Druck mit oder ohne 
gleichzeitige Verwendung von Arzneimitteln ermöglicht 
die Zugänglichkeit von zu behandelnden Räumen und Stel¬ 
len, die bisher nur schwer oder überhaupt nicht zugänglich 
waren. 

Beachtenswert bleibt bei der Handhabung des Uni- 
versal-Pulverbläsers stets die gute Dichtung und die gute 
Führung des Luftpumpengebläses, die durch reichliche 
Ölung zu erhalten ist. 


Die Königliche Verordnung über das Apothekenwesen 
vom 27. Jnni 1913 nnd die Bekanntmachung hiezu. 

Eine Zusammenstellung der fttr die Tierärzte einschlägigen Bestimmungen 
zum Inlormatlonsgebranch. 

Von Distriktstierarzt Orth in Arnstein. 

(Schluß statt Fortsetzung). 

IV. Aufbewahrung der Arzneien. 

§ 38 Abs. I. Die Arzneimittel sind nach den Vor¬ 
schriften des Deutschen Arzneibuches in geeigneten Behält^ 
nissen aufzubewahren und gattungsweise möglichst alpha¬ 
betisch so zu ordnen, daß sie rasch und sicher aufzufinden 
sind. In einem Behältnisse darf jeweils nur das seiner 
äußeren Bezeichnung entsprechende Arzneimittel aufbe¬ 
wahrt werden. Das gleiche Arzneimittel darf in einem Be¬ 
hälter auch in verschiedener Form ganz oder zerkleinert 
aufbewahrt werden. Sogenannte Arzneispezialitäten ver¬ 
schiedener Art dürfen gemeinsam verwahrt werden, wenn 
sie sich in abgeschlossenen Packungen befinden, einzeln be¬ 
zeichnet und übersichtlich geordnet sind. 

II. Die „sehr vorsichtig“ aufzubewabrenden Mittel 
außer dem Phosphor sind im Verkaufsraum oder in einem 
geeigneten Nebenraum in einem besonderen, außen mit 
„Gift“ oder „Venena“ oder „Tabelle B“ bezeichneten, ver¬ 
schließbaren Giftschrank und bei größerem, in dem Schranke 
nicht unterzubringendem Vorrat in einer Giftkammer auf¬ 
zubewahren. Der Phosphor und seine Zubereitungen sind 
mit Ausnahme der Phosphorpillen, die im Giftschrank oder 
in der Giftkammer in geschlossenen Gefäßen zu verwahren 
sind, im Arzneikeller in einer eigenen, mit eiserner Türe 
zu verschließenden, feuersicheren Mauernische oder auf 
eine andere gleich feuersichere Weise unter Wasser in 



22i 


einem Glas- oder Blechgefäß aufzubewahren, das in Sand 
oder Asbest in einem zweiten gut schließenden Gefäße steht. 

III. Die „vorsichtig“ aufzubewahrenden Mittel sind 
in besonderen, nur für diese Mittel bestimmten Abteilungen 
der Warengestelle unterzubringen. Morphin und seine 
Zubereitungen sind in einem entsprechend bezeichneten 
Schränkchen oder auf eine andere eine Verwechslung aus¬ 
schließende Weise aufzubewahren. 

Ziff. 47. 

I. Bei der Aufbewahrung der Arzneimittel sind 
insbesondere die Vorschriften über den Verkehr 
mit Giften, dann über die Beschaffenheit und die 
Bezeichnung der Standgefäße in Apotheken zu be¬ 
achten — s. Ziff. 44 (s.VII.) —. Bezüglich der Be¬ 
schaffenheit und der Bezeichnung der Arzneibehält¬ 
nisse wird auf Ziff. 28 Abs. III (s.V.) hingewiesen. 

II. Zu den „sehr vorsichtig“ aufzubewahrenden 
Mitteln gehören außer den Mitteln der Tabelle B 
auch die Gifte der Abteilung 1 der Verordnung 
über den Verkehr mit Giften sowie alle Mittel 
von ähnlicher Wirkung. Ebenso gehören zu den 
„vorsichtig“ aufzubewahrenden Mitteln alle Mittel 
von ähnlicher Wirkung. 

V. Bestimmungen über die Arzneibehältnisse. 

Ziff. 28. 

Abs. III. Es müssen vorhanden sein: geeignete 
Behältnisse zur Aufbewahrung von Arzneien. Auf 
allen Arzneibehältnissen ist der Inhalt in lateini¬ 
scher Sprache mit der im Arzneibuche gebrauchten 
Bezeichnung durch eine Aufschrift an entsprechen¬ 
der, besonders in die Augen fallender Stelle anzu¬ 
geben; bei den Behältnissen mit hölzernen Deckeln 
ist die Aufschrift auch an der Innenseite des 
Deckels anzubringen. Soweit im Deutschen Arznei¬ 
buche bei einem Arzneimittel die größte Gabe 
(Einzel- oder Tagesgabe) angegeben ist, ist auch 
diese durch eine Aufschrift auf dem Arzneibehält¬ 
nisse anzugeben. Im übrigen bestimmt sich die 
Aufschrift nach den Vorschriften über den Ver¬ 
kehr mit Giften und über die Bezeichnung der 
Standgefäße in den Apotheken. 

Geeignete Behältnisse zur Abgabe von Arz¬ 
neien und zwar gewöhnliche Gläser (runde und 



sechseckige) und Tropfgläser von weißer und brau¬ 
ner Farbe, dann Salbentöpfe (Kruken), Papp¬ 
schachteln, Pulverkapseln, Ampullen. 

Zettel von weißer und roter Grundfarbe für 
die Arzneiaufschriften. 

Via. Arbeitsgeräte im allgemeinen. 

Abs. lb. 

Ziff. 53. 

Die Einrichtung muß außer einem Arbeits¬ 
tische, den erforderlichen Warengestellen und 
einem verschließbaren Schranke mit Abteilungen, 
welche die vorschriftsmäßige Absonderung der 
„vorsichtig“ und der „sehr vorsichtig“ aufzube¬ 
wahrenden Mittel ermöglichen, das erforderliche 
Arbeitsgeräte enthalten und zwar mindestens: 
eine Tarierwage bis zu 1000 g Tragkraft, 

2 genaue und empfindliche Schalenwagen, 
Gewichtstücke von 0,0b—500 g. 

Gewichte und Wagen müssen Präzisionsgeräte 
sein und vorschriftsmäßig geeicht (geprüft und ge-. 
stempelt) sein. 

Reibschalen von verschiedener Größe aus 
Porzellan mit und ohne Ausguß; 

Löffel aus Bein oder Horn oder Hartgummi 
oder Holz oder Silber oder Schildplatt; 

Spateln aus Eisen und Horn oder Hart¬ 
gummi ; 

Meßgefäße von verschiedener Größe aus 
Zinn oder Porzellan oder Glas; 

Pulverschiffchen aus Hartgummi oder 
Horn oder Celluloid oder reinlich gehaltene Blätter 
aus glatter weißer Pappe oder aus ebensolchem 
Pergamentpapier. 

VI b. Arbeitsgeräte für Gifte. 

§ 30 Abs. n. Zur Verarbeitung von Giften und Arznei¬ 
mitteln der Tabelle B des Deutschen Arzneibuches, dann des 
Morphins, seiner Verbindungen und Zubereitungen, ferner 
von stark riechenden Stoffen (Jodoform) sind durchweg Be¬ 
sondere Geräte zu verwenden. 

Ziff. 48. 

III. Als Geräte zur Verarbeitung von Giften 
und Arzneimitteln der Tabelle B des Deutselxen 
Arzneibuches müssen neben den Geräten der Zif- 



m 

fern 28, 29, 80 und 32 (die für uns einschlägigen 
Geräte sind in Ziff. 53 [siehe oben] verzeichnet) 
mindestens noch vorhanden sein: 

eine Handwage, ein Löffel, ein Porzellanmörser, 
ein Trichter aus Glas, besondere Pulverschiff¬ 
chen aus Hartgummi oder Horn oder Celluloid 
oder reinlich gehaltene Blätter aus glatter, 
weißer Pappe oder aus ebensolchem Perga¬ 
ment-Papier. 

Bezüglich der Bezeichnung dieser Geräte wird 
auf Ziff. 28 Abs. H verwiesen. (Gift, Venena oder 
Tabelle B weiß auf schwarzem Grund, im Gift¬ 
schrank aufbewahren; Morphin und Jodoform rot 
auf weißemGrund; Beibschalen für Salben: Salbe.) 

IV. Zu Verarbeitungen von Morphin, seiner 
Verbindungen und Zubereitungen, dann von Jodo¬ 
form müssen noch vorhanden sein: 

je eine Handwage, je ein Löffel, je ein Porzellan¬ 
mörser, je gesonderte Pulverschiffchen etc. etc. 
(siebe oben). 

Zur Verarbeitung von Morphin, seiner Verbin¬ 
dungen und Zubereitungen außerdem noch ein 
Trichter aus Glas. 

Für die übrigen Mittel der Tabelle C müssen 
die vorgeschriebenen Siehe, für Salben eigene 
Eeihschalen vorhanden sein. Die Geräte zur Ver¬ 
arbeitung von Mitteln der Tabelle C sind gesondert 
aufzubewahren; bezüglich ihrer Bezeichnung wird 
auf Ziff. 28 Abs. m (s. V.) verwiesen. 

VII. Verkehr mit Arzneien. 

Verkehr mit Arzneien im besonderen. 

§ 36 Abs. I. Der Apothekenvorstand ist für die Güte 
und Reinheit der abgegebenen Arzneien verantwortlich, 
gleichviel ob er sie bezogen oder selbst hergestellt hat.. 

§ 43 Abs. 1. Die Arzneien hat der Apothekenvorstand, 
ein approbierter Apotheker oder ein Apothekenassistent an¬ 
zufertigen; Eleven dürfen dazu nur unter Aufsicht und 
Verantwortung dieser Personen verwendet werden. 

§ 42 Abs. I. Jede Arznei ist von dem Fertiger bei der 
Abgabe (auf dem Abgabebehältnisse) mit einer deutlich ge¬ 
schriebenen Bezeichnung zu versehen. 

Die Bezeichnung hat in deutscher Sprache zu ent¬ 
halten : die verabfolgende Apotheke, den Tag der Fcrti- 



gung; ferner nach den Angaben der Verordnung: den 
Namen des Kranken und die Gebrauchsanweisung; diese 
darf auch in fremder Sprache geschrieben sein. 

Abs. II. Bei Wiederholung von flüssigen Arzneien oder 
von Salben sind die Abgabeverhältnisse mit neuen Bezeich¬ 
nungen zu versehen. 

§ 52 Abs. 5. Zur Prüfung der Arzneimittel und zur Füh¬ 
rung eines Warenprüfungsbuches sind die Tierärzte nicht 
verpflichtet; doch sollen die Mittel, die zur Verwendung als 
Arznei oder zur Herstellung solcher bestimmt sind, in ihrer 
Beschaffenheit den Vorschriften des Deutschen Arzneibuches 
entsprechen. Die lediglich zu technischen Zwecken dienen¬ 
den Mittel müssen als solche unzweideutig bezeichnet sein. 
Mittel, die der Zersetzung oder sonst dem Verderben unter¬ 
liegen, sind rechtzeitig zu erneuern. 

Ziff. 44. 

Außer den Vorschriften des Abschnittes IV A 4 
(Ordnung, guter Stand, Reinlichkeit) sind beim 
Verkehr mit Arzneimitteln auch die Vorschriften 
über den Verkehr mit Giften, über die Abgabe 
stark wirkender Arzneien, sowie die Beschaffen¬ 
heit und Bezeichnung der Arzneigläser und Stand¬ 
gefäße in den Apotheken, die Vorschriften über 
den Verkehr mit, Geheimmitteln, mit Wein und 
Süßstoff zu beachten. 

Ziff. 46. 

I. Von Stoffen, die leicht zersetzlich sind und 
chemische Veränderungen erleiden, dürfen abge¬ 
teilte Pulver, Tabletten oder Pillen nicht vorrätig 
gehalten werden. 

II. Lösungen dürfen nur vorrätig gehalten wer¬ 
den, wenn die gelösten Stoffe nicht zersetzlich und 
die Lösungen haltbar sind. Das Lösungsverhältnis 
ist in diesem Falle auf dem Standgefäß ebenso wie 
der Inhalt zu vermerken. Für die Aufbewahrung 
und Aufstellung der Lösungen gelten die gleichen 
Vorschriften wie für die gelösten Stoffe. 

VIII. Aufsicht. 

§ 58 1. L Satz. Der Betrieb der Apotheken untersteht 
der Aufsicht der Distriktsverwaltungsbehörden und der Re¬ 
gierungen, K. d. I. 

§ 58 I. 3.Satz. Der Betrieb der von den Bezirkstierärzten 
geführten Handapotheken wird von den tierärztlichen Re- 
gierungsreferentcn, der Betrieb der übrigen tierärztlichen 



225 


Hausapotheken von den Bezirkstierärzten und den tierärzt¬ 
lichen Regierungsreferenten überwacht. 

II. Zur Überwachung dienen Besichtigungen und 
Musterungen. Die Besichtigungen werden von den Bezirks¬ 
ärzten, den Bezirkstierärzten und den ärztlichen und tier¬ 
ärztlichen Regierungsreferenten vorgenommen; die Muste¬ 
rungen in der Regel von approbierten Apothekern ge¬ 
meinschaftlich mit den genannten Amtsärzten oder Regie¬ 
rungsreferenten. Die approbierten Apotheker werden von 
den Regierungen, K. d. I., aus dem Kreise der Apotheker 
des Regierungsbezirkes bestellt; sie führen auf die Dauer 
der Bestellung den Titel „Regierungsapotheker“ und er¬ 
halten eine Vergütung nach Bestimmung der Staatsmini¬ 
sterien des Innern und der Finanzen. 

'§ 54. Die Apothekeninhaber, Apothekenvorstände und 
das pharmazeutische Hilfspersonal haben den aufsichtlichen 
Weisungen Folge zu leisten und bei der Besichtigung und 
Musterung der Apotheken das Betreten sämtliche* Betriebs¬ 
räume zu gestatten, sowie jede erforderliche Auskunft und 
Unterstützung zu gewähren, insbesondere Warenproben zur 
Prüfung und die zur Prüfung notwendigen Stoffe und Ge¬ 
räte unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Dagegen sind 
sie nicht verpflichtet, die Einsichtnahme in die nach dem 
Handelsgesetzbuche zu führenden Bücher (oder in das Um¬ 
satz-Tagebuch) zu gestatten. 

§ 52 Abs. 3. Die Bescheide über das Ergebnis der amt¬ 
lichen Musterungen in den letzten 5 Jahren und in dieser 
Zeit etwa sonst ergangenen amtlichen Verfügungen sind in 
einem Hefte zeitlich gesondert aufzubewahren. 

§ 53 III. Die Kosten einer besonderen Musterung, die 
durch das unbefriedigende Ergebnis einer früheren Muste¬ 
rung veranlaßt worden ist, können dem Apothekenvorstand 
auferlegt werden. 

§ 55 Satz 2. Über Beanstandungen, die von den Bezirks¬ 
ärzten, Bezirkstierärzten, den ärztlichen und tierärztlichen 
Referenten der Regierungen, K. d. I., und den Regierungs¬ 
apothekern bei Besichtigungen und Musterungen erhoben 
werden, sowie über die hierbei erteilten Weisungen ent¬ 
scheiden bei Widerspruch des Apothekeninhabers die Re¬ 
gierungen, K. d. I. 

Ziff. 57. 

Die Besichtigung und die Musterung der Apo¬ 
theken (Vollapotheken, homöopathischen Apothe¬ 
ken, Zweigapotheken und Hausapotheken) wird 
besonders geregelt werden. 



226 


Die obigen Vorschriften treten am 1. Januar 1914 in 
Kraft gemäß '§ 62 der Kgl. Verordnung bezw. Ziffer 60 der 
Bekan ntmachung. 

Nötig ist also an Gesetzen bezw. Verordnungen: 

1. Deutsche Arzneitaxe, 

2. Deutsches Arzneibuch, 

3. Kgl. Verordnung über das Apothekenwesen v. 27. Juni 
1913, 

4. Bekanntmachung hiezu v. 28. Juni 1913, 

5. Vorschriften über den Verkehr mit starkwirkenden 
Arzneien und die Beschaffenheit und Bezeichnung der 
Arzneigläser und Standgefäße in den Apotheken, 

6. Vorschriften über den Verkehr mit Giften, 

7. Vorschriften über den Verkehr mit Geheimmitteln, 

8. Vorschriften über den Verkehr mit Wein, 

9. Vorschriften über den Verkehr mit Süßstoff, 

10. die Maß- und Gewichtsordnung, 

11. die Eichordnung; 

ferner 

12. ein Einkaufsbuch (Kartothek), 

13. ein Arbeitstagebuch, sofern im eigenen Betriebe Mittel 
hergestellt werden, 

14. ein General-Katalog (Kartothek), 

15. ein Tagebuch über die abgegebenen Arzneien; 

ferner an Arbeitsgeräten: 

1. Tarierwage bis 1000 g, 2. 2 Schalenwagen, 3. Ge¬ 
wichtssatz von 0,01—500 g, 4. 3 Beibschalen, 5. 3 Löffel, 
6. 4 Spatel, 7. 2 Meßgefäße, 8. Pappeblätter; 

für Gifte: 

1.1 Handwage, 1 Löffel, 1 Porzellanmörser, 1 Trichter 
aus Glas, Pappeblätter; 

für Morphin und J o d oform: 

2. je 1 Handwage, 1 Löffel, 1 Porzellanmörser, Pappe¬ 
blätter. 

Wird Morphin oder Jodoform nicht geführt, so ent¬ 
fällt das diesbezügliche. 

Es ist nicht zu leugnen, daß die neuen Bestimmungen 
einen Erfolg der Apotheker bedeuten, jedoch sind sie inso¬ 
fern zu begrüßen, als sie eine gleichmäßig gute Beschaffen¬ 
heit der tierärztlichen Hausapotheken zur Folge haben und 
hiemit die Hauptangriffswaffe der Apotheker auf unser Dis¬ 
pensierrecht entfällt. Nachdem erst noch Bestimmungen 
über die Besichtigung und Musterung der Apotheken er- 



227 


lassen werden, so ist die Vornahme der Musterung durch 
die Regierungsapotheker noch keine feststehende Tatsache; 
wir Tierärzte dürfen vielleicht hoffen, daß wir von „der 
Regel“, daß die Regierungsapotheker an den Musterungen 
teilnehmen, nicht betroffen werden. 


Referate. 

F I o r i o t: Behandlung von Sehnenscheidengallen 
durch Injektionen von Jodtinktur mit nachfolgendem 
Punktbrennen. (Recueil de Med.-Vet., 15. Oktober 1913, 
und Schweizer Archiv, Nr. 1, 1914.) 

Von der Galle werden mit einer Spritze einige Kubik¬ 
zentimeter Synovia entnommen, dann 2—5 cm 3 Tinct. Jodi 
eingespritzt. Die nachfolgende Entzündung dauert zirka 
14 Tage. Nachdem diese verschwunden ist, wird die Galle 
mit Punktfeuer behandelt. Die Todtinktur bringt nach 
einigen Tagen die Synovia zum koagulieren und das Bren¬ 
nen beschleunigt die Resorption. In 3 oder 4 Monaten ist 
jede Vergrößerung verschwunden. 


G. Agnoletti und N. Lanzillotti: Experi¬ 
mentelle Beiträge zum Studium der Kastration. (La clinica 
veterinaria, 1913, H. 13, und Österreich. Wochenschrift für 
Tierheilkunde, 1913, Nr. 44.) 

Blutuntersuchungen von kastrierten und nicht kastrier¬ 
ten Tieren, welche die Veränderungen in dem Stoffwechsel 
— besonders im Fettstoff Wechsel — verständlich machen 
könnten, haben ergeben, daß keine Unterschiede in dem 
Spaltungsvermögen des Blutes der kastrierten und der 
nicht kastrierten Tiere vorhanden sind. 


Prof. Röder: Sterilisiertes öl in der Bauchhöhlen¬ 
chirurgie. (Bericht über die K. Tierärztliche Hochschule 
Dresden. VI.) 

Bei Operationen in der Bauchhöhle des Pferdes wur¬ 
den 50,0—100,0 sterilisiertes Paraffinöl blutwarm durch die 
Operationsw'unde eingegossen, um die Entwicklung patho¬ 
gener Mikroorganismen zu verhindern. Einmal erfolgte 
auch ein 1 %iger Kampherzusatz. Es traten keine Stö¬ 
rungen im Allgemeinbefinden ein. Ohler. 



228 


Frof. Mießner: Schweinepest und Paratyphus der 
Schweine. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1914, Nr. B.) 

Zu Beginn des Jahres erging durch die Firma L. W. 
Gans ein Bundschreiben an die Tierärzte, in dem die von 
der Firma hergestellten Impfstoffe gegen Schweinepest em¬ 
pfohlen und zugleich die angeblichen Unterscheidungsmerk¬ 
male zwischen Schweinepest und Ferkeltyphus angegeben 
werden. Abgesehen davon, daß es als nicht angezeigt er¬ 
achtet werden muß, wenn ein pharmazeutisches Institut 
derartige Belehrungen an Tierärzte ausgibt, enthält die 
Darstellung auch verschiedene Unrichtigkeiten und unbe¬ 
wiesene Behauptungen. Durch die Veröffentlichung wird 
eine große Unklarheit in das Gebiet der Schweineseuchen 
gebracht. Mit Mühe und Not ist durch eine Anzahl hervor¬ 
ragender Forscher aller Länder die Tatsache festgestellt 
worden, daß für die Schweinepest ein filtrierbares Virus 
als Erreger angesehen werden muß. Auch das neue Reichs¬ 
viehseuchengesetz erkennt nur die durch das filtrierbare 
Virus hervorgerufene Seuche als Schweinepest in gesetz¬ 
lichem Sinne an. Außerdem wurde von mehreren Forschern 
festgestellt, namentlich durch Glässer, Dammann, 
Stedefeder, daß neben der Schweinepest noch eine 
durch Bazillen aus der Paratyphusgruppe erzeugte Er¬ 
krankung der Schweine vorkommt und auch gelegentlich 
seuchenhaft auftreten kann. Diese unterscheidet sich vor 
allen Dingen von der Schweinepest dadurch, daß sie nur 
bei jüngeren Tieren auftritt und vornehmlich mit käsigen 
Prozessen verbunden ist. Pfeiler und andere Autoren 
fanden bei dieser Form der Erkrankung einen Bazillus, der 
sich in mancher Beziehung vom Paratyphusbazillus etwas 
unterschied, im allgemeinen ihm jedoch ziemlich nahestand. 
Er dürfte am zweckmäßigsten als Paratyphus B - Bazillus 
bezeichnet werden. 

Es wäre praktisch ganz unhaltbar, wenn man alle 
Darmerkrankungen der Schweine, die durch verschiedene 
Varietäten des Paratyphusbazillus erzeugt werden, mit be¬ 
sonderen Namen belegen wollte, wie z. B. die durch den 
Paratyphus B hervorgerufene mit „Ferkeltyphus“. Audi 
in pathologisch-anatomischer Beziehung besteht keine Be¬ 
rechtigung zur Bezeichnung „Typhus“. Denn beim Typhus 
des Menschen handelt es sich um eine ulzeröse Erkrankung 
des Dünndarmes, beim Paratyphus der Schweine, wie die 
Erkrankung richtig bezeichnet wird, um diphtherische, 
später verkäsende Veränderungen vornehmlich im Diele - 
darm. L i n d n e r. 



229 


Dr. W. Liebert- Hannover: Die Lichttherapie in 
der Veterinärmedizin. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 
Nr. 7, 1914.) 

Verfasser behandelt in diesem Artikel die Quecksilber¬ 
quarzlampentheorie. Nach einem kurzen Überblick über 
verschiedene Lampenkonstruktionen, so der von F i n s e n, 
Schuchtner etc., wendet er sich der nach Bach und 
Nagelschmidt von der Quarzlampen-Gesellschaft in 
Hanau hergestellten Quarzlampe „Künstliche Höhensonne“ 
zu und bespricht des längeren deren Konstruktion. Das 
Hauptprinzip beruht auf der Eigenschaft des Quarzes die 
ultravioletten Strahlen, erzeugt durch Quecksilberdämpfe 
im luftleeren Raum, durchzulassen im Gegensatz zu anderen 
durchsichtigen Medien. Die Belichtung des Objektes kann 
sowohl von oben als von der Seite vorgenommen werden, 
ein Vorteil, der anderen Lampenkonstruktionen nicht inne¬ 
wohnt. Die Wirkung selbst ist eine dreifache: bakterizid, 
chemisch und spezifisch lichtwirkend, wovon für den Medi¬ 
ziner hauptsächlich das letztere in Betracht kommt. Die 
eigentliche Lichtwirkung, die als eine Lichtentzündung auf 
der Haut auf gef aßt werden muß, kann sowohl durch Fern¬ 
ais durch Kompressionsbestrahlung zustande gebracht wer¬ 
den, wobei je nach der Dauer der Bestrahlung und dem Ab¬ 
stande zwischen dem Objekt und der Lichtquelle Entzün¬ 
dungen der Haut auftreten, die die verschiedenen Grade 
der Verbrennung durchmachen. Für die Veterinärmedizin 
kommt der Einfachheit halber nur die Fernbestrahlung in 
Betracht. 

Verfasser geht nun des Näheren auf seine thermo- 
metrischen Beobachtungen über die durch die Lampe zu er¬ 
zeugenden Wärmegrade ein, bespricht die verschiedene Wir¬ 
kung hinsichtlich der Bestrahlungsdauer und der Objekt¬ 
entfernung. Von Bedeutung ist hiebei, daß die rasierte 
Haut viel rascher auf die Lichtwirkung reagiert, daß sie 
jedoch bei wiederholter Belichtung unempfindlicher gegen 
die ultravioletten Strahlen wird. Schwere Verbrennungs¬ 
prozesse mit nachfolgender Nekrose treten nur dann auf, 
wenn alle die ultravioletten Strahlen absorbierenden Medien 
ausgesehaltet werden, wenn die Haut z. B. mittels Äther 
entfettet wurde. Am unempfindlichsten der Lichtbestrah¬ 
lung gegenüber ist die Rückenhaut, dann folgt die Haut 
an den Außenseiten des Rumpfes, der Extremitäten und die 
Kopfhaut, am empfindlichsten dagegen ist die Haut an der 
Lnterfläche des Körpers, an der Innenfläche der Schenkel 
und in der Schamgegend. 



230 


Von den für die Therapie mittels künstlicher Höhen¬ 
sonne in Betracht kommenden Hauterkrankungen sind die 
nichtparasitären, mehr lokalisierten die geeignetsten und 
von diesen wiederum das Rückenekzem des Hundes in seiner 
mannigfachen Form. — Verf. beschreibt mehrere derartige 
von ihm behandelte Fälle, wie Ekzema madidans, wobei nach 
zweimaliger Bestrahlung in Zwischenräumen von 4 Tagen 
nach 9 Tagen Heilung eintrat, ferner Ekzema nodosum 
chronicum dorsi — Heilung nach 14 Tagen nach dreimaliger 
Bestrahlung —, Ekzema rubrum et crustosum, Seborrboea 
sicca, Seborrhoea oleosa etc.; der Erfolg war hiebei regel¬ 
mäßig positiv. — Was die Radiotherapie mittels der „Höhen¬ 
sonne“ anbelangt, so lassen sich hiefür allgemeine Regeln 
nicht aufstellen, es ist vielmehr von Fall zu Fall zu indi¬ 
vidualisieren und die nach der Bestrahlung auftretende Re¬ 
aktion zu beobachten. Als Vorteil der Behandlung seien 
hauptsächlich die Sauberkeit, die Ausschaltung der Über- 
emplindlichkeit verschiedener Tiere gegen Arzneimittel, vor 
allem aber die einfache und bequeme Behandlung der Quarz¬ 
lampe, verbunden mit relativ kleinen Anschaffungs- und 
Betriebskosten, erwähnt. König. 


Stabsveterinär Rips: Mallebrein pro us. vet. (Zeit¬ 
schrift für Veterinärkunde, 2. Heft, 1914.) 

Verf. bespricht in dieser Arbeit zunächst die Literatur 
und die Art der Wirkung des nach dem Geh. Regierungs¬ 
rate Dr. Mallebrein- Karlsruhe benannten Prophylak- 
tikurns „Mallebrein“, einer 25 %igen wässerigen Lösung 
von chlorsaurem Aluminium, die von der Firma Krewel 
Ar Co. in Köln am Rhein hergestellt wird, und berichtet 
dann über von ihm ausgeführte Versuche bei dem sogen. 
Iloppegarter Husten, überhaupt bei Erkrankungen der 
oberen Luftwege der Pferde. 

Er ließ sich von der Fabrik eine 10 %ige Lösung her¬ 
steilen und erzeugte durch entsprechende Verdünnung der¬ 
selben mit warmem Wasser die von ihm bei den Versuchen 
benutzten 1- und 2 %igen Lösungen. Bei einfachen Ka¬ 
tarrhen der oberen Luftwege und bei eben eitrig werdenden 
Katarrhen kam eine l%ige und bei vorgeschrittener Druse 
eine 2 %ige Lösung in Anwendung. 

Die Anwendung geschah unter Benützung eines Sprav- 
apparates. Mittels desselben werden Lippen und Nase mit 
Mallebrei'iilösung besprüht. Die Pferde nehmen von der 
Flüssigkeit geringe Mengen auf und schlucken sie ab, damit 



231 


wird von ihnen eine Rachen ausspülung besorgt. Das Be¬ 
sprühen in der Dauer von 7—10 Minuten geschieht abwech¬ 
selnd, indem Nasenöffnung und Lippe der einen, hierauf 
die der anderen Seite behandelt werden. Die Prozedur 
erfolgt 1—3 mal täglich. Pferde, die Hustenreiz zeigen, 
läßt man ah und zu abhusten. Zur Erzielung einer inten¬ 
siveren Wirkung läßt Rips einen freßbeutelartigen Sack 
aus Drillich oder wasserdichtem Stoff herstellen, den man 
über die Nüstern zieht, so daß die Augen frei bleiben; 
nnten ist der Sack offen und hängt 30—50 cm über die 
Nüstern nach abwärts. Das Sprühen geschieht, wie ange¬ 
geben, täglich 1—3 mal 7—10 Minuten durch die Öffnung 
des Sackes. 

Bei Eintritt der Besserung darf mit der Behandlung 
nicht sofort abgebrochen werden, sondern diese ist noch 
3—5 Tage fortzusetzen. 

Verf. hat nach der beschriebenen Methode eine An¬ 
zahl Pferde mit Katarrhen der oberen Luftwege, mit An¬ 
gina, Druse, soweit sie sich im Nasen-Rachenraum lokalisiert 
hatte, mit Erfolg behandelt; allerdings dürfen bei der Druse 
die Kehlgangs-, Hinterkiefer- und retropharyngealenLymph- 
drüsen nicht so weit verändert sein, daß schon eiterige Ein¬ 
schmelzung eingesetzt hat. Es genügten meist 6 Sitzungen, 
um starken eiterigen Ausfluß zu beseitigen, dessen vollstän¬ 
dige Abheilung nach weiterer dreitägiger Behandlung er¬ 
folgte. 


Fried r. Wilh. Strauch: Experimentelle Über¬ 
tragung von Geschwulstzellen. (Berl. Klin. Wochenschrift, 
Nr. 31, 1913, und Zentralblatt f. Gynäkologie, Nr. 6, 1914.) 

Verf. gelang es, in 50% von Versuchen Mäusekarzinom¬ 
zellen auf Kaninchen zu transplantieren. Die Transplan¬ 
tationen wurden stets mit unverdünntem, warmem Tumor¬ 
zellenbrei ausgeführt. Es bildeten sich erbsen- bis kirsch¬ 
kerngroße Geschwülste, welche bei den Trägern Kachexie 
und Gewichtsabnahme verursachten. Metastasen traten nur 
in einem Falle auf. Übertragung der Kaninchentumoren 
auf Kaninchen gelang in 100 % der Versuche, wobei sich 
größere Bösartigkeit der sekundären im Vergleich zu den 
primären Tumoren ergab. Nach jeder weiteren Passage von 
Kaninchen auf Kaninchen nahm die Virulenz zu. Die tJher- 
iiupfung von Kaninchen auf weiße Mäuse gelang nicht. In 
einem Falle vermochte Verf. ein menschliches Brustdrüsen¬ 
karzinom auf einen Rhesusaffen zu übertragen. A. 



232 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Das Züchten der Rennpferde nach dem Zahlensystem. 

Die Bruce Lowe’schen Zahlen sind bekanntlich aus 
einer statistischen Aufstellung der Gewinner der 3 großen 
englischen Rennen: Derby, Oaks, Leger gewonnen. Die 
Familie mit der größten Zahl von Siegern erhielt Nr. 1, die 
nächste Nr.'2 usw. bis Nr. 43. Aus dem Vorhandensein oder 
Fehlen gewisser Familienzahlen im Pedigree schloß nun 
Bruce Lowe auf die Renn- und Zuchttüchtigkeit der 
einzelnen Tiere, nachdem sich die Tatsache ergeben hatte, 
daß in den Pedigrees der berühmtesten Vollblutpferde stets 
Mitglieder gewisser Familien wiederkehrten. Es sind dies 
die Familien 1, 2, 3, 4, 5, 8, 11, 12, 14. Die Familien 1, 2, 3, 
4, 5 zeichneten sich besonders auf der Rennbahn aus (Run- 
nig-Familien), während 3, 8, 11, 12, 14 hervorragende Vater¬ 
tiere brachten (Shire-Familien). Durch Häufung des Blutes 
dieser Familien sollen sich nach der einen oder anderen 
Richtung hin besonders entsprechende Tiere erzielen lassen. 
BruceLowe gebührt damit der Ruhm, als Erster nähere 
Anweisungen für die Anwendung der Verwandtschaftszucht 
als Zuehtmethode gegeben zu haben; er erkannte den Wert 
der guten Verbindungen im Pedigree, der Blutanknüpfung 
durch verwandte Ströme. 

Das Zahlensystem ist jedoch heute hinfällig geworden. 
Abgesehen davon, daß man in neuerer Zeit Unrichtigkeiten 
im Stutbueh fand, die natürlich auch in das System hinein¬ 
getragen wurden, beging Bruce Lowe den Fehler, ledig¬ 
lich die w r eibliche Linie zu berücksichtigen, trotzdem Vater 
und Mutter doch in gleicher Weise an der Vererbung be¬ 
teiligt sind. Vollkommen unhaltbar wurde das Lowe’schc 
System aber durch den Beweis, daß die Vererbung der Far¬ 
ben in der Vollblutzucht der Mendel’schen Prävalenzregel 
folgt. Daraus folgt, daß die Mitglieder einer Lowe’schen 
Familie dieser zu Unrecht angehören, wenn sie nicht die 
Farbe der Stammutter tragen, auf die sie „inbreed“ sind. 
(O h 1 y in Zcitschr. f. Gestütkunde u. Pferdezucht, XII., 
1913.) Lindner. 

Stand der Hengste in den Land- u. Stammgestüten Bayerns. 

Derselbe ist folgender: Von den insgesamt vorhan¬ 
denen 511 Hengsten gehören 13 dem Schlage I, 52 dem 
Schlage II, 289 dem Schlage ITI und 157 dem Schlage LV an. 

Die Verteilung auf die einzelnen Land- und Stamm¬ 
gestüte ist folgende: 



233 


Landgestüt Ansbach: 

14 Stammgestütshengste (1 Schlag I, 8 Schlag II, 5 
Schlag m), 14 Inländerhengste (1 Schlag I, 6 Schlag ILL, 
7 Schlag IV), 35 Norddeutsche Hengste (35 Schlag III), 
1 Normännerhengst (1 Schlag III), 3 Pinzgauer Hengste 
(3 Schlag IV), 22 Belgische Hengste (22 Schlag IV), 1 Un¬ 
garischer Hengst (1 Schlag I) und 1 Dänischer Hengst (1 
Schlag IV), somit 3 Hengste vom Schlag I, 8 Hengste vom 
Schlag II, 47 Hengste vom Schlag IH und 33 Hengste vom 
Schlag IV; Summe 91. 

Landgestüt Augsburg: 

10 Stammgestütshengste (2 Schlag I, 1 Schlag II, 7 
Schlag m), 9 Inländische Hengste (1 Schlag I, 3 Schlag III, 
5 Schlag IV), 1 Englischer Vollbluthengst (1 Schlag I), 
41 Norddeutsche Hengste (1 Schlag I, 3 Schlag II, 37 
Schlag IH), 1 Ungarischer Hengst (1 Schlag I), 6 Pinz¬ 
gauer Hengste (1 Schlag IV) und 26 Belgische Hengste 
(26 Schlag IV), somit 6 Hengste vom Schlag I, 4 Hengste 
vom Schlag H, 47 Hengste vom Schlag III und 37 Hengste 
vom Schlag IV; Summe 94. 


Konzentriertes 

Roborin-Kraftpulver 

(Aus frischem Bluteiweiß hergestellt). 

Blutbildendes, Appetit anregende», die Verdauung 
befördernde» und die Leiatunggffihigkeit stei¬ 
gernde» KBAFTBEIFUTTER mit hohem Eisen¬ 
gehalt. 

Erhöht die Ausnützung des täglichen Futterquantums und macht 
weitere Zulagen überflüssig. Gibt den Tieren gutes Aussehen und 
glattes, glänzendes Haar. Ausgezeichnet als Kräftigungsmittel für 
Tiere, die durch große Anstrengungen oder schwere Krankheiten 
(Magen- oder Darmkatarrh, Brustseuche etc.) heruntergekommen sind. 

Blngefflhrt bei vielen Truppenteilen der deutschen Armee. 

Separatabdrücke einschlägiger Arbeiten und Gutachten hervor¬ 
ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf Wunsch 
gerne ab. 

Llngner-Werke Aktiengesellschaft, 
Dresden, Abteilung Roborln-Werke. 





234 


Landgestüt Erding: 

1 Ilofgestütshengst (1 Schlag II), 9 Stammgestüts- 
hengste (1 Schlag I, 0 Schlag II, 2 Schlag III), 03 Inländer¬ 
hengste (1 Schlag II, 10 Schlag III, 40 Schlag IV), 1 Eng- 
lischerVollbluthengst (1 Schlag I), 45 Norddeutsche Hengste 
(45 Schlag III), 3 Ungarische Hengste (1 Schlag I, 2 Schlag 
II), 11 Pinzgauer Hengste (11 Schlag IV) und 1 Französi¬ 
scher Traberhengst (1 Schlag II), somit 3 Hengste vom 
Schlag I, 11 Hengste vom Schlag II, 03 Hengste vom Schlag 
III und 57 Hengste vom Schlag IV; Summe 134. 

Landgestüt Landshut: 

1 Hofgestütshengst (1 Schlag II), 9 Stammgestüts¬ 
hengste (1 Schlag II, 8 Schlag III), 70 Norddeutsche Hengste 
(70 Schlag III), 2 Normänner Hengste (2 Schlag III), 11 In¬ 
länderhengste (9 Schlag III, 2 Schlag IV), 0 Pinzgauer 
Hengste (0 Schlag IV), 20 Belgische Hengste (20 Schlag IV), 
3 Amerikaner Traberhengste (3 Schlag II) und 3 Deutsch- 
Österreich. Traberhengste (3 Schlag II), somit 8 Hengste 
vom Schlag II, 95 Hengste vom Schlag III und 28 Hengste 
vom Schlag IV; Summe 131. 


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r Anhphymatol ] 

zur ErkderTuberkulose 


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Dasselstraße Nr. 09. 



J 




235 


Land - und Stamm gestüt Zweibrücken: 

a) Landgestüt: 

16 Stammgestütshengste (12 Schlag II, 4 Schlag III), 
3 Inländerhengste (1 Schlag II, 2 Schlag III), 1 Englischer 
Vollbluthengst (1 Schlag I), 28 Norddeutsche Hengste (2 
Schlag II, 26 Schlag III), 1 Ungarischer Hengst (1 Schlag 
II), 3 Normänner Hengste (1 Schlag II, 2 Schlag III); 

b) Stammgestüt: 

3 Normänner Hengste vom Schlag II als Hauptbe¬ 
schäler, somit 1 Hengst vom Schlag I, 20 Hengste vom 
Schlag II und 34 Hengste vom Schlag III; Summe 55. 

Stammgestüt Achselschwang: 

1 Stammgestütshengst vom Schlag II und 2 Olden¬ 
burger Hengste vom Schlag III als Hauptbeschäler, Land¬ 
gestütshengste f. Privatstuten: 2 Inländerhengste (1 Schlag 
111, 1 Schlag IV), 2 Pinzgauer Hengste (2 Schlag IV). 

Dr. N o p i t s c h. 


für 

sa 

taffe &at 

sm 

bei 

Sehweineseuche 

Schweinepest 

Ferkeltyphus 

Schweinerotlauf 

Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 

Bakterien - Präparate 

enschädl. für Menschen» 

Bei der z. Zt. starken Ver¬ 
seuchung der Bestände len¬ 
ken wir. die Aufmerksam¬ 
keit besonders auf: 

Sdiweinepestseram neu 

nach Uhlenhuth 
gewonnen von Schweinen 
durch Verimpfung von 
filtrirb. Virus und 

Ferkeltyphus-Vieeto 

bei 

Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
Geflügelcholera 
Streptokok. Erkr. 

Diagnost. Präparate 

Hau«' u. Und«. Nutztiere. 
*or Vertilgung aller Arten 

Ratten und Mäusen 

nach Pftttar. 

zum Nachweis von 

Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
Seuchenhaftem Abortus 

|Pharmaceutisches Institut Ludiv. WUh. Gans, Oberursela. T. J 









Bestand der deutschen Yollblutzucht. 

Den Bestand der deutschen Vollblutzucht bilden nach dem 
Bericht der Gestütbuchabteilung des Union-Club für 1913 918 Voll¬ 
blut-Mutterstuten. Von diesen wurden 567 lebende Fohlen gezogen. 
7 Stuten brachten Zwillinge. Der Bericht ergibt einen erfreulichen 
Aufschwung der deutschen Vollblutzucht in den letzten 5 Jahren, 
denn es waren 1909 nur 428, 1910: 485, 1911: 523 und 1912 nur 548 
lebende Fohlen zu verzeichnen. Die Vollblut-Mutterstutenherde in 
Deutschland, soweit sie für Zuchtzwecke in Betracht kam, belief 
sich 1909 auf 754, 1910 auf 794, 1911 auf 855 und 1912 auf 877 Stuten. 
Auch hier ist fortlaufend eine Besserung zu verzeichnen. 


Viehzählung in Preußen. 

Die Viehzählung am 1. Dezember 1913 hat in Preußen einen 
Bestand an Rindern von 12 257 403 Stück gegen die Zählung 
am gleichen Tage des Vorjahres, bei der 11866 079 Stück festge¬ 
stellt wurden, ein Mehr von 391 324 Stück (= 3,3 %) ergeben. An 
Schweinen wurden gezählt 18 014 338 Stück, im Dezember 1912 
15 475 739 Stück, also jetzt gegen das Vorjahr 2 538 599 Stück 
(— 16,40%) mehr. Bei Schafen hat der bisher beobachtete 
starke Rückgang weiter angehalten. Es wurden gezählt 3 819 885 
Stück gegen 4 111 929 Stück im Jahr 1912, also ist eine Minderung 
des Bestandes um weitere 7,10 % gegen das Vorjahr zu ver¬ 
zeichnen. 




Bovotuberkulol 

Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 


Fibrolysin 

Indikat.: Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagi- 
nitis, etc. 


Jodipin 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 


Hydrogenlum peroxy datum 

med. pur (15°/oig) Merck. 

Konzentriertes, zuverlässiges, billiges Wasserstoffsuperoxyd. 


Pyoktanin 

Indikat.: Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Scheidenkatarrb. 


Tannoform 

Indikat.: Diarrhöen, Kälberruhr, Ober¬ 
flächenwunden, Satteldruck,Ketten¬ 
hang. 


Yohimbin Merck 

ad. us. vet. 

Indikat.: Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 

I 

Literatur und Proben auf Wunsch durch 1 

E. MERCK, DARMSTADT. 1 

1 



















sät 


Verschiedenes. 

Bekanntmachung. 

Die „Akademische Zeitschrift für Landwirtschafts- 
lehrer“ veröffentlicht in Nr. 5 vom 1. März 1914 folgendes: 

K. Preußisches Landes-Ökonomie-Kol- 
legium. — Kammerherr v. Batocki (Bledau) streifte in 
seinem Bericht über die Viehzucht u. a. auch die Tier¬ 
zuchtinspektorenfrage. „An der Hand der aus¬ 
führlichen Vorlage wies er sodann auf die Notwendigkeit 
einer Vermehrung der Tierzuchtinstruktoren unter Bereit¬ 
stellung entsprechender Staatsmittel hin. Nicht ohne 
Bedenken sei das Bestreben der Tierärzte, 
ihrerseits neben den auf landwirtschaft¬ 
lichen Hochschulen v o r g e b i 1 d e t e n Be¬ 
amten in den Beruf der Tierzuchtinspek¬ 
toren einzutreten. Das sei ebenso bedenk¬ 
lich, als wenn Ärzte an Stelle der Pädagogen 
die direkte Leitung der Kindererziehung 
übernehmen wollten.“ 

Dr. Hans Schmitt. 


Gegen Scheidenkatarrh 

■uiiiiiinuSInniiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii 

COLPITIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. C. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 




Trichinenschau. 

ZurZeit besteht die o b 1 i g a t o r i s ch e Tr i eh i n e n- 
schau in folgenden 110 bayerischen Orten: 

Oberbayern: Landsberg, München; 

Niederbayern: Passau; 

Oberpfalz: Grafenwöhr, Regensburg, Weiden; 

Oberfranken: Bamberg, Berneck, Hof, Helmbrechts, Her¬ 
zogenaurach, Lichtenberg, Münchberg, Rehau, Schwarzenbach a. S., 
Selb, Bad Steben, Weismain, Wunsiedel, Markt Redwitz, Kulm¬ 
bach (für Geschäftsbetriebe mit mehr als 4 Gehilfen), Schney, 
Mechlenreuth; 

Mittelfranken: Abenberg, Ansbach,'Altdorf, Ammern¬ 
dorf, Almoshof, Burgfarrnbach, Bruck bei Erlangen, Baiersdorf, 
Behringersdorf, Burghaslach, Buch, Buchschwabach, Cadolzburg, 
Deutenbach, Dinkelsbühl, Dietenhofen, Diepoltsdorf, Erlangen, Ei¬ 
bach, Ellingen, Eichstätt, Markt Erlbach, Emskirchen, Fürth, Feucht, 
Feuchtwangen, Fischbach, Frauenaurach, Gunzenhausen, Georgens- 
gmünd, Großhabersdorf, Geiselwind, Heroldsberg, Heilsbronn, Hüt¬ 
tenbach, Horbach, Iphofen, Kipfenberg, Kraftshof, Lauf, Langen- 
zenn, Laufamholz, Lichtenau, Lohe, Nürnberg, Neustadt a. d. Aiscb, 
Neuendettelsau, Neuhof, Oberndorf, Pappenheim, Rothenburg o. T., 
Roth a. S., Rückersdorf, Rothenbacli b. L., Roßendorf, Schwabach, 
Stein, Schnaittach, Schillingsfürst, Schwaig b. Nürnberg, Sugen- 
heim, Steinbach b. Ansbach, Spardorf, Schnepfenreuth, Scheinfeld, 
Treuchtlingen, Tuchenbach, Uffenheim, Unterfarrnbach, Uttenreuth, 
Ullstadt, Vach, Wassermungenau, Wassertrüdingen, Weißenburg, 
Windsheim, Wendelstein, Windsbach, Wilhermsdorf, Weihersbuch, 
Wetzendorf b. L., Weitemdorf, Zirndorf, Zerzabelshof, Ziegelstein; 

Unterfranken: Bad Kissingen, Schweinfurt; 

Schwaben: Augsburg. Dr. Böhm. 



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Eine erfindliche Stalldesinfektion 

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wird erreicht mit dem bekannten 

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durch den Zwischenhandel oder direkt von 


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230 


Eine neue tierärztliche Fachschrift. 

In Österreich erscheint eine neue Fachzeitung: „Wiener Tier¬ 
ärztliche Monatsschrift“. Herausgeber sind die Professoren DDr. 
Günther, Hartl, Keller, Reisinger, Schmidt, Schnü¬ 
rer und Zwick der Wiener Tierärztlichen Hochschule. Die Re¬ 
daktion der Zeitschrift haben die Professoren DDr. Rcisinge r 
und Schnürer übernommen. Das erste, 64 Druckseiten um¬ 
fassende Heft pro Monat Januar 1914 ist erschienen. Dasselbe ent¬ 
hält interessante Originalartikel von DDr. Hartl, Keller und 
Reis i n g e r. 

Außer Originalarbeiten bringt die Fachschrift Ubersichts¬ 
referate aus dem größeren Gebiete der Veterinärmedizin und 
Auszugsberichte aus der veterinär - medizinischen Weltliteratur,' 
Aachrichten über tierärztliche Hochschulen und tierärztliche 
Standesangelegenheiten, Mitteilungen über die Veterinärsanitäts¬ 
pflege betreffende Erlasse der österreichischen und außeröster¬ 
reichischen Zentralstellen etc. Der Abonnementspreis pro Jahr¬ 
gang (12 Hefte) beträgt 15 Mark. 

Entsendung eines deutschen Tierarztes nach der Türkei. 

Nach einer Notiz der „Zeitschrift für Fleisch- und Milch¬ 
hygiene“ wird demnächst ein Oberveterinär des Gardekorps nach 
Beurlaubung aus dem heimischen Dienste als Mitglied der deut¬ 
schen Militärmission in türkische Militärdienste treten. 


Gegen den Scheidenkatarrh ist das beste Heilmittel die 

Propria-Salbe 

nach Distriktstierarzt Dr. Pomayen 

Abgabe nur an Tierärzte oder auf tierärztliche Verordnung. 

Hoher Rabatt, 

welcher sofort bei Bestellung ausbezahlt wird. 

Proben gratis und franko. 

Generalvertretung: 

R. Vollmuth, Regensburg, 





§40 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 21. Februar 1914.1 

Im ganzen sind verseucht in 2 Regierungsbezirken (Ober¬ 
bayern, Mittelfranken) (neu), 2 DLstriktsverwaltungsbezirken (neu) 
und 2 Gemeinden (neu): 2 Gehöfte (neu). 


Personalien. 

Auszeichnungen: Der preußische Adlerorden 4. Kl. wurde dem 
Oberstabsveterinär im Dragon.-Regt. Nr. 25 Joseph Basel-Ludwigs - 
burg (Württ.) verliehen. 

Ernennung: Der Grenztierarzt Dr. Julius Buchmiller in 
Mittenwald wurde zum Distriktstierzt daselbst ernannt. 

Approbationen: In Berlin Herr Bruno Eduard Kahne rt- 
Königsberg (Ostpr.). In Dresden die Herren: Max Friedrich 
Wilhelm- Gramsdorf, Fritz Georg Hof mann- Chemnitz, 
Kurt Johannes Konstantin Rö her-Wurzen und Paul Johann Vo- 
chetzer-Jonasdorf. In Gießen die Herren: Alfred Jul itz-Sanger- 
hausen, Karl Pruys-Riswick, Georg Schmidt-Frei bürg, 
Lothar Schram m-Nittenau und Erich Wegener-Berlin. 



Pruek von .1. Gottes Winter, München. — Kommissionsverlag: M. Ri eg ersehe 
UniversitätsbuchhandhiDg, München, Odeonsplatz ? 






(frUlter: Tierärztliclies Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde nnd Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. JErnst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeiliehen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
»tetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Mopitsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d. I., sowie des liaiules- 
ansschnsses der tierärzticlien Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 17. März 1914. Nr. 11. 


Inhalt: Originalartikel. Sustmann: Beobachtungen und Untersuchungen bei 
einigen pharmazeutischen Präparaten in der Veterinärmedizin. — Schaldler: Leber¬ 
nekrose und Peritonitis bei einem Rinde. Aktinomykose des Kehlkopfes beim 
Rinde. Heilsalbe bei Mastitis parenchymatosa. Verstopfungskolik infolge eines 
Dannsteines. — Wimmer: Ein Fall von Aktinomykose bei einer 2jähr. Kalbin. — 
Velasko: Heilversuche gegen Tuberkulose. Das Recht der Tierärzte, Arzneien 
abzugeben. — Referate. Voigt : Vieh- und Fleischbeschau. Haubold: Hütteu- 
rauchschäden. Steibig: Die subkutanen Terpentinöl-Injektionen und ihre An¬ 
wendung in der tierärztlichen Chirurgie. Jacks . Sennatin hei Kolikerkrankungeu. 
Wymer: Die willkürliche Geschlechtshestimmung. — Tierzucht und Tier¬ 
haltung. Die Pferdezucht in Deutsch-Süd west-Afrika. Ergebnisse der Körung 
und Prämiierung der Privatbeschälhengste im Königreich Bayern im Jahre 1913. — 
Verschiedenes. Führung des an schweizerischen Universitäten erworbenen 
Titels eines Doktors der Veterinärmedizin. Deutscher Veterinärrat. 25jähriges 
Dienstjubiläum. Auszeichnungen. Trichinenfunde. Erforschung der Maul- und 
Klauenseuche durch das Reichsgesundheitsamt. Eine Drittel Milliarde Fleisch¬ 
verluste in 9 Jahren. Ausbreitung der Tuberkulose. Billige Feriensonderfahrten. 
Bücherschau. — Personalien. 


Beobachtungen nnd Untersuchungen bei einigen 
pharmazeutischen Präparaten in der Veterinärmedizin. 

Von Amtstierarzt Dr. Sustmann in Dresden. 

I. Hippin. 

Unter dem Namen „Hippin“ wird von der Marien¬ 
apotheke in Dresden (Engros - Lager) ein von der Firma 
Rothenberg& Co. in Friedenau bei Berlin produziertes 
Mittel in den Handel gebracht, das bei allen Beinleiden 
unter Garantie des Erfolges, sonst Geld zurück, Verwen¬ 
dung bilden soll, ln dem Prospekt heißt es: 

„In einer 25jährigen Praxis ist es unserem Herrn 
Rothenberg gelungen, die Beinleiden der Pferde zu er- 






242 


gründen, er hat ein sicheres Mittel gefunden, welches nach¬ 
stehende Leiden vollständig ausheilt u. s. w.“ 

Es werden nun hieran anschließend alle Sehnen- 
und Gelenkerkrankungen, Knochenauftrei¬ 
bung e n u. a. aufgezählt und dabei die Behandlung mit 
den üblichen Mitteln (scharfe Einreibungen u. s. w.) als 
grundfalsch hingestellt. 

Nach der Angabe des Produzenten ist „Hippin“ ein 
öliges, aus Pflanzenstoffen und animalischen Fetten be¬ 
stehendes Präparat, das weder die Haut noch die Haare an¬ 
greifen und keinerlei kahle Stellen oder graue Haare ver¬ 
ursachen soll, noch irgend welche Stoffe oder Gifte enthält, 
die der Gesundheit des Pferdes schaden könnten. 

Nach der Gebrauchsanweisung wird das Mittel nach 
vorheriger kräftiger Umschiittelung so heiß wie möglich 
aufgetragen und dann tüchtig an der erkrankten Partie 
eingerieben. Diese Manipulation soll alle 6—7 Tage wieder¬ 
holt werden. Die Ausheilung selbst älterer Leiden, die für 
aussichtslos erklärt worden sind, soll innerhalb 4—6 Wochen 
zustande kommen. 

1 Literflasche „Hippin“ kostet ohne Verpackung 
9 Mark. 

Von verschiedenen Fuhrwerksbesitzern aufmerksam 
gemacht, habe ich mir von der genannten Firma eine Liter¬ 
flasche von diesem Gehcimmittel zu Untersuchungszwecken 
schicken lassen und dann den Erfolg bei zw r ei Pferden selbst 
ausprobiert. 

Gleichzeitig habe ich mit einigen Pferdebesitzern, die 
das Mittel in ihren Stallungen anwendeten oder angewendet 
hatten, in Verbindung gesetzt. Ehe ich jedoch auf die Wir¬ 
kung des „Ilippins“ näher eingehe, will ich zunächst erst 
über die Beschaffenheit und die Zusammensetzung des Mit- 
ttels, soweit mir dieser Nachweis möglich war, berichten. 

Das „Hippin“ ist eine dunkelgelbe, ölige, nach Fisch¬ 
tran riechende Flüssigkeit. Schüttet man einen Teil aus 
der zuvor umgeschüttelten Flasche in ein Reagensglas, so 
kann man nach ein paar Stunden in der dunkelgelben Flüs¬ 
sigkeit einen weißen Bodensatz (etwa zu 3—5 °/c ) und da¬ 
rüber ziemlich gleichmäßig verteilt eine hellgelbe, halh- 
durclisichtige, gallertähnliche, flockige Masse unterscheiden. 

IHe chemische Untersuchung hat ergeben, daß 
wir es hier mit rohe m F i s c h t r a n zu tun haben, dem 
da Spiritus und Ammoniak nachgewiesen werden kann, 
jedenfalls flüssiger O p o d e 1 <1 o k (flockige Masse) und ein 
Geruehskorrigens, wahrscheinlich Mirbanöl, zugesetxt 



243 


sind. Der Bodensatz ist ein Ausfallsprodukt des Tranes 
und besteht außer Spuren von «Tod, Phosphor, Brom, Schwe¬ 
fel, verschiedenen Säuren u. s. w. aus Beimengungen pflanz¬ 
licher u. s. w. Natur (Schmutz). 

Die Heilwirkung des „Hippin“ kann sich daher ledig¬ 
lich nur auf diejenige des Fischtranes und des vermutlichen 
Opodeldok beschränken. Beide Wirkungsweisen sind ge¬ 
nügend bekannt, über die Einwirkung des Tranes an sich 
auf die äußere Haut habe ich an einer anderen 
Stelle 1 ) eingehend berichtet. 

Danach stellt der Fischtran in erster Linie ein gutes 
Resorbens und Eimilgens dar, das allein oder in Verbin¬ 
dung mit anderen Arzneimitteln neben seinem günstigen 
Einfluß auf den Gesamtorganismus nicht nur ein Vorbeu¬ 
gungsmittel gegen Krankheiten abgibt, sondern auch bei 
Hautkrankheiten, Sehnen- und Gelenkleiden, sowie bei 
phlegmonösen Prozessen und krankhaften Zuständen am 
Hufe Verwendung finden kann. 

Das „Hippin“ habe ich nun der Vorschrift entsprechend 
bei zwei sehnenlahmen Droschkenpferden, und zwar dort, 
wo ein Erfolg garantiert wird, angewendet. Das eine Pferd 
stand schon infolge der langsam zunehmenden Seltnen- 
e nt zündung mit. krummen Beinen im Stalle, 
verrichtete aber seinen Dienst trotz steifen und stolperigen 
♦Tanges ohne Störung. Bei dem anderen Tiere handelte es 
sich um eine einseitige chronische Entzündung 
der Krön- und Hufbeinbeugesehne. 

Beide Pferde wurden nun, so lange der Vorrat reichte 
(etwa 7 Wochen lang) jeden sechsten Tag energisch mit der 
vorher heißen (der Wärmegrad konnte von der eigenen 
Hand ertragen werden) und gut umgeschüttelten Masse 
kräftig 5 Minuten lang eingerieben. Vorher wurden die 
Heine natürlich ordentlich mit lauwarmem Seifenwasser 
von dem anhaftenden Schmutz befreit. Verbraucht wurden 
jedesmal für ein Pferd 50,0—80,0 der Flüssigkeit. 

Da die Tiere nicht lahmten, wurden sie zum Dienste 
herangezogen. 

Die Endresultate waren gleich Null. 
Die Pferde standen und gingen noch genau so wie vorher. 
Da die Besitzer von einer anderen Behandlung absahen, 
so habe ich genügend Gelegenheit gehabt, die „Hippin“- 
Wirkung zu verfolgen. Die vorgenommenen Messungen er- 


*’) Sustmann: „Fischtrane und ihre Anwendung in der äußeren 
Therapie“. Deutsche Tierärztliche Wochenschrift, 1912, Nr. 31. 



244 


f 


gaben zwar eine geringgradige Abnahme der Sehnenver¬ 
dickungen, jedoch ist wohl dieser Effekt lediglich auf die 
Massage zurückzuführen. 

Dieselben Erfolge waren auch bei den anderen 
von den Besitzern selbst behandelten Pferden zu ver¬ 
zeichnen. Hier handelte es sich außer um Sehnenleiden um 
Erkrankungen der Gelenke und um Gallen. 

Das „H i p p i n“ kann daher nicht als Spe¬ 
zifikum gegen Entzündungen der Sehnen 
und Gelenke angesehen werden. Auch ent¬ 
spricht der Preis dieses G e h e i rn nx i 11 e 1 s, 
bei weitem nicht dem normalen Satze seiner 
Bestandteile. 


II. Hufwohl. 

Das von derselben Firma hergestellte Präparat „Huf¬ 
wohl“ 2 ) bietet nichts Besonderes. Dieses Mittel ist eine 
dickflüssige Salbe und besteht ebenfalls in der Hauptsache 
aus rohem Fischtran; als Beimischung läßt sich hier Holz¬ 
kohlenteer nachweisen. 

Da viele Fuhrwerksbesitzer schon seither Mischungen 
von Fischtran und anderen Fetten als billige Huf- 
schmiere mit Erfolg benutzen, so ist hier nur der Preis¬ 
unterschied von Wichtigkeit. 

1 Kilo „Hufwohl“ kostet 3.00 Mark. 

III. Optima-Hufsalbe. 

Ein Präparat von ähnlicher Konsistenz und Farbe als 
wie das vorerwähnte „Hufwohl“ bildet die Optima- 
11 u f s a 1 b e. Diese dickflüssige, schwärzlich aussehende 
Salbe riecht stark nach Sapokarbol und besteht nach An¬ 
gaben des Fabrikanten (Frisia-Laboratorium, Berlin-Frie- 
denau) aus S a p o k a 1 i n u s, Therebinthina c o m - 
m u n i s, Oleum 1 a u r i express u m, S a p o c a r - 
bol I und Oerevinu in f 1 a v u in. Die Anwendung soll 
bei gesunden und kranken H u f e n (bröckelige und 
spröde Hufe, fauler Strahl etc.) eine günstige Wirkung 
entfalten, weiterhin aber noch die Hufe vor dem lästigen 
E i n b a 11 e n des Sehne e s und den schädlichen 
E i n f 1 ü s s e n des Schnee wassers schützen. Meine 
bereits anderweitig niedergelegten Versuchsergeb- 
n i s s e 3 ) zeigen, d a ß d i e O p t i m a - H u f s a 1 b e ent - 

! ) Sustmann: „Hufwohl und Optimahufsalbe“. Der Huf¬ 
schmied, 1914, Nr. 2. 

8 ) Sustmann: „Optimahufsalbe“. Deutsche Tierärztliche 
Wochenschrift, 1913, Nr. 50. 



245 


sprechend ihrer chemischen und physika¬ 
lischen Zusammensetzung sehr gut als 
Hufschmiere Verwendung finden und zur 
weiteren Ausprobierung empfohlen wer¬ 
den kann. 

Der Preis der einzelnen Dose, die etwa 1 Pfund 
enthält, beträgt 2.40 Mark. 

IV. Emittol. 

Freyberg’s (Chemische Fabrik, Delitzsch) Spezial - 
Spatmittel „Emittol“ wird von dem Hersteller unter 
großer Reklame, wie schon der Name sagt, in erster Linie 
als Uni versalheil mittel gegenSpat empfohlen. 
Außerdem sollen natürlich auch alle anderen äußeren Fehler 
und Gebrechen der Pferde damit beseitigt werden können. 

Nach Angaben der Firma soll der Vorzug des „Emit¬ 
tol«“ in einer besonderen Verarbeitung gewisser Jod- 
präparate bestehen. 

Eine ausführliche Gebrauchsanweisung ist jedem Topf 
heigegeben. Der Preis eines kleinen Topfes (etwa 30,0 
his 40,0) beträgt 2.50 Mark, der eines großen (etwa 100,0) 
4.00 Mark. 

Das „Emittol“ selbst ist eine rostfarbene, nahezu feste, 
aber etwas grieselige Salbe. Taucht man ein Holzstäbcheu 
in die Salbenmasse hinein, so nimmt der Holzschaft an der 
Berührungsstelle mit der Salbe eine eigentümlich rote Farbe 
(Furfurol) an. Die Salbe riecht schon ohne Erhitzen nach 
Euphorbium und Lauge. Mikroskopisch kann man außer 
braunen amorphen Gebilden kleine nadelförmige Kristalle 
naehweisen, die beim geringen Anwärmen des Objektträgers 
schmelzen (Fettkristalle). Durch Stärkekleister läßt sich 
keine Blaufärbung hervorrufen. 

Um den Wert des „Emittols“ kennen zu lernen, habe 
ich das Mittel bei mehreren Pferden, die mit ausgesproche¬ 
nem Spat behaftet waren, ausprobiert. 

Zu diesem Zwecke wurden der Vorschrift entsprechend 
ini Bereiche der erkrankten Partien die Haare abgeschoren 
und die Haut gereinigt. Hierauf wurde das „Emittol“ wie 
vorbeschrieben mehrere Tage lang hintereinander einge¬ 
rieben. 

Nach Verlauf von 4 Tagen gingen an der Applikations- 
sielle zunächst die Haare aus, es bildete sich eine Wunde, 
die bald mit einem Schorf überdeckt wurde. Der Schorf 
fiel dann nach etwa 14 Tagen ab und nach 4 Wochen waren 



246 


auch die Haare wieder nachgewachsen. Die Pferde verrich¬ 
teten nach wie vor ihren Dienst. Eine Heilung oder 
Besserung des Spatleidens konnte ich allerdings nicht 
nach weisen, trotzdem diese Prozedur wiederholt wurde. 

Das „Emittol“ kann daher als Spezial- 
Spat mittel gegen ausgesprochenen Spat 
nicht ang e sehe n w e r d e n. (Schluß folgt.) 


Lebernekrose und Peritonitis bei einem Rinde. 

Von prakt. Tierarzt Schaidler in Ismaning. 

Eine 4jäfirige, gut genährte und im fünften Monat 
trächtige Kuh zeigte bei der ersten Untersuchung die Sym¬ 
ptome einer mittelschweren Indigestion. Es wurde Tart. 
stibiat. mit Aloe und Natr. sulfur. verabreicht. Bei der 
zweiten Untersuchung nach 36 Stunden hatte sich der Zu¬ 
stand der Patientin wesentlich verschlechtert. Das Tier 
lag ziemlich teilnahmslos im Stalle, stöhnte von Zeit zu Zeit 
und verweigerte die Aufnahme jeglichen Futters, nur 
frisches Wasser wurde in großen Quantitäten aufge¬ 
nommen. Beim Versuche das Tier in die Höhe zu bringen, 
zeigte es Unvermögen, aufzustehen. Die Temperatur be¬ 
trug 40,5° 0., die Pulszahl 80, die Zahl der Atemzüge 30 in der 
Minute; die Atmung war sehr angestrengt, der Hinter¬ 
leib war beiderseits stark aufgetrieben. Bei ganz schwachem 
Druck auf denselben und auf die Lebergegend konnte starke 
Empfindlichkeit ausgelöst werden. Kotabsatz wurde in den 
letzten 24 Stunden nicht mehr beobachtet. 

Ich stellte die Diagnose auf Peritonitis und Hepatitis, 
verursacht durch einen Fremdkörper, und riet zur sofortigen 
Schlachtung. 

Die Fleischbeschau ergab folgendes: Die Leber war 
stark vergrößert, durchspickt mit gelblich-grauen, erbsen- 
his taubeneigroßen, rundlichen Knoten von gleichmäßig; 
derber Schnittfläche ohne Erweichungsherde. Daneben be¬ 
standen die pathologisch - anatomischen Symptome einer 
Perihepatitis und einer Peritonitis fibrinosa circumscripta. 

Aktinomykose des Kehlkopfes beim Rinde. 

Von demselben. 

Fine 7jährige Kuh, Gelbscheck, zeigte seit mehreren 
Monaten schlechte Freßlust, Ateiubcschwerden (verbunden 
mit Husten) und eine Schwellung der Schlundkopfgegend. 



247 


Die Untersuchung ergab: Starke Abmagerung der Patentin, 
angestrengte Atmung, deutlich hörbare Stenosengeräusche. 
Die Kehlkopfpartie war stark geschwollen, der Kehlkopf 
selbst auf Druck ganz unelastisch. — Da in der Lunge 
krankhafte Veränderungen nicht nachzuweisen waren und 
bei dem schlechten Nährzustand des Tieres der Erlös nur 
gering zu veranschlagen war, riet ich dem Besitzer die 
Vornahme der Tracheotomie an. Dieselbe wurde mit 
dem Erfolge ausgeführt, daß die Futteraufnahme sich so¬ 
fort besserte, die Milchleistung in kurzer Zeit bis auf 
8 Liter stieg und das Tier nach 4 Monaten in mittelmäßigem 
Nahrzustand zum Schlachten verkauft werden konnte. — 
Hei der Schlachtung konstatierte man hochgradige Kehl¬ 
kopfs-Aktinomykose. 


Heilsalbe bei Mastitis parenchymatosa. 

Von demselben. 

Bei Mastitis parenchymatosa brachte ich eine Salbe 
in Anwendung, bestehend aus Jodsolvin 25,0, Camphora 
40,0, Lanolin 05,0; daneben machte ich eine Infusion mit 
einer leigen Sapoformallösung mit gleichzeitiger Massage 
des Euters mit obiger Salbe. Der Erfolg war in jedem Falle 
ein guter. 


Verstopiongskolik infolge eines Darmsteines. 

Von demselben. 

Ein ßjähriger Wallach zeigte laut Anamnese seit drei 
Stunden Kolikerscheinungen ohne bedeutende Schmerzen. 
Der Patient lag oft längere Zeit ganz ruhig da; die Peri¬ 
staltik war beiderseits unterdrückt, gleichwohl wurden von Zeit 
zu Zeit einzelne Kotballen abgesetzt. Bei der rektalen Ex¬ 
ploration des Mastdarms fand man die der Hand zugäng¬ 
lichen Gedärme stark mit Kotmassen angefüllt. Es wurde 
deshalb das Vorhandensein einer Anschoppungskolik ange¬ 
nommen und Eserin-Arecolin injiciert; außerdem wurde 
Oleum Ricini verabreicht und wiederholte Wasserinfusionen 
angeordnet. 

Nach 12 Stunden zum zweitenmale gerufen, konnte 
weder eine Verschlechterung noch eine Besserung des 
Krankheitszustandes des Patienten festgestellt werden. Die 
Exploration ergab das gleiche Resultat wie früher. Da die 
klinischen Erscheinungen nicht, für eine Darmverlagerung 
sprachen, wurde als Ursache der Erkrankung Behinderung 



248 


der Darmpassage durch größere harte Kothallen ange¬ 
nommen und eine weitere Injektion von Eserin-Arecolin 
0,05 gemacht; außerdem wurde nochmals Oleum Ricini ge¬ 
geben und der Patient versuchsweise alle 2 Stunden im 
Liegen gefesselt, auf den Rücken gelegt und 10 Minuten 
lang leicht seitlich gewiegt. Die Wasserinfusion in den 
Darm setzte man fort. Nach weiteren 10 Stunden ging ge¬ 
legentlich einer Wasserinfusion ein kindskopfgroßes Kon¬ 
krement von harten Kothallen ab, als dessen Kern sieb ein 
kindsfaustgroßer Darmstein entpuppte. Patient war früher 
im Besitz eines Müllers, schon mehrere Monate in den 
Händen seines jetzigen Besitzers und bei diesem nie an 
Kolik erkrankt. (Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 


Ein Fall von Aktinomykose bei einer 2]ähr. Kalbin. 

Von prakt. Tierarzt Dr. Wimmer in Aichach. 

Ich wurde zur Behandlung einer 2jährigen Kalbin 
mit der Anamnese zugezogen, die Kalbin sei immer sehr 
voll und steif und habe trotz Grünfütterung stets harten 
Durchgang. Die Untersuchung ergab nichts Bestimmtes 
und so verordnete ich Mittelsalze in kleineren Dosen längere 
Zeit hindurch. Nach 3 Wochen wurde ich wieder gerufen. 
Das Tier war inzwischen abgemagert, zeigte vollständige 
Futterversagung, große Schmerzen und konnte nur mit 
Unterstützung aufstehen. Ich riet zur Schlachtung. Die 
Fleischbeschau ergab äußerlich nicht wahrnehmbare, schon 
sehr weit vorgeschrittene Aktinomykose der medialen Seite 
der beiden Unterkieferäste und außerdem ein zirka wallmi߬ 
großes, leicht ausschälbares Aktinomykom im letzten Rücken¬ 
wirbel, welches direkt auf das Rückenmark drückte und e.s 
an dieser Stelle beinahe zum Schwinden gebracht hatte. 
(Ibidem). 


Heilversucbe gegen Tuberkulose. 

Von Distriktstierarzt von Velasko in Altomünster. 

Mit Bürows Tuberculosan machte ich einen Heilver¬ 
such bei einem schon stark herabgekommenen, auf Phymatin 
deutlich reagierenden und mit typischen Zeichen der 
Lungentuberkulose behaftete» Ojährigen Ochsen, der sicli 
nach zwei Kinspritzungen des Mittels wieder soweit erholte». 



249 


daß er ein halbes Jahr später noch zu einem angemessenen 
Preis an einen Metzger verkauft werden konnte. 

Auch mit Klimmer’s Antiphymatol impfte ich eine 
junge Kuh, bei der die Ophthalmoinstillation sowohl, wie 
die klinische Untersuchung für die Diagnose „Tuberku¬ 
lose“ sprachen. Nach zweimal wiederholten Antiphymatol- 
injektionen hörte der Husten auf, der ganze Habitus bes¬ 
serte sich zusehends und nach 5 Monaten zeigte die Pa¬ 
tientin das Bild einer vollkommen gesunden Kuh. Beide 
Versuche ermuntern zur Fortsetzung. 


Das Recht der Tierärzte, Arzneien abzngeben. 

Ein Arzt im Gothaischen hatte an mehrere Dorfbe¬ 
wohner zur Heilung ihrer erkrankten Kühe ein Zincum 
sulfuricum enthaltendes Gemenge abgegeben. Daraufhin 
wurde wegen Verstoßes gegen § 307, 3 des Strafgesetzbuches 
in Verbindung mit §1 Abs. 1 der Kaiserlichen Verordnung, 
betreffend den Verkehr mit Arzneimitteln, ein Strafver¬ 
fahren gegen ihn eröffnet, das zu seiner Verurteilung führte. 

Die Revision des Arztes hatte Erfolg. 
Zweifellos fällt das Mittel, so entschied das Oberlandesge- 
richt Jena, unter § 1 Abs. 1 und Verzeichnis A Ziff. 4 der 
Kaiserlichen Verordnung, und jeder Arzt, der ein solches 
Mittel ohne polizeiliche Erlaubnis verkauft oder an andere 
überläßt, macht sich strafbar. Indessen hat die Bestimmung 
Her Gewerbeordnung, auf der die Kaiserliche Verordnung 
beruht, die landesrechtlichen Vorschriften nicht außer Kraft 
gesetzt, welche Ärzten und Tierärzten die Abgabe von Arz¬ 
neien gestattet. Dem Arzte, welcher innerhalb der eigenen 
Praxis Heilmittel mitabgibt., ist diese Abgabe nicht Selbst¬ 
zweck. Seine Tätigkeit ist darauf gerichtet, den Leidenden 
Hilfe zu bringen. Diesem Zweck dient er auch durch Ab¬ 
gabe von Arzneien; sie ist an sich ein Ausfluß seiner Tätig¬ 
keit als Arzt. Freilich führten die Privilegien, die den Apo¬ 
thekern den Verkehr mit Arzneimitteln vorbehielten, dazu, 
Haß inan auch den Ärzten ihre Abgabe nur nach besonderen 
Bestimmungen gestattete. Solche sind in den meisten deut¬ 
schen Staaten erlassen worden. Man hat da unter diesen 
oder jenen Voraussetzungen den Tierärzten allgemeiner die 
Führung von „Haus- oder Reiseapotheken“ oder auch im 
übrigen das Selbstdispensieren gestattet. Insbesondere dem 
örtlichen Bedürfnis kam die Landesgesetzgebung entgegen. 



250 


welche namentlich bei schlechten Verkehrs Verhältnissen die 
Abgabe der Arznei durch die Ärzte gestattet. Eine gene¬ 
relle Regelung für das Reich ist hier nicht am Platze, und 
die Gewerbeordnung will auch nicht in diese Verhältnisse 
eingreifen. Ihre Motive heben ausdrücklich hervor, die 
Landesgesetze über die Ausübung der Heilkunde müßten 
Vorbehalten bleiben, und es könne nicht in der Absicht des 
Gesetzes liegen, in die Medizinalgesetzgebung der einzelnen 
Bundesstaaten weiter einzugreifen als es notwendig ist, 
um für das ärztliche und das Apothekergewerbe die Frei¬ 
zügigkeit herzustellen. 

Die Gewerbeordnung und die Kaiserliche Verordnung 
wollen eben nur den Handel mit Apothekerwaren zwischen 
Apothekern einerseits und zwischen Drogisten und sonstigen 
Gewerbetreibenden andererseits regeln. Ärzte aber sind 
nach dem inneren und eigentlichen Wesen ihrer Tätigkeit 
überhaupt keine Gewerbetreibende im Sinne der Gewerbe¬ 
ordnung und werden es auch nicht, wenn sie an ihre Pa¬ 
tienten Arzneien abgeben. Und das muß in gleicher Weise 
auch von Tierärzten gelten. Bei der Abgabe von Arznei¬ 
mitteln durch Arzte und Tierärzte besteht ja auch nicht 
die Gefahr für Menschen oder Tiere, wie sie die Abgabe 
durch Händler mit sich bringen würde, die keine Gewähr 
für hinreichende Sachkunde bieten. 

Nun bestehen allerdings in dem hier in Betracht kom¬ 
menden Staate keine gesetzlichen Bestimmungen, die das 
Selbstdispensierrecht der Ärzte eingeführt haben; es kann 
sich also nur darum handeln, ob sich ein solches Recht nicht 
in der Tat, wie der Angeklagte behauptet, infolge der Über¬ 
zeugung der beteiligten Kreise durch Gewohnheit 
gebildet hat. Nach allgemeinen Grundsätzen würde ein 
solches Gewohnheitsrecht dem Gesetzesrecht gleichstehen. 
Es würde also durch Beiziehung behördlicher Auskünfte 
und Vernehmung geeigneter Personen zu prüfen sein, ob 
tatsächlich die Tierärzte im Gothaischen seit langem un¬ 
angefochten innerhalb ihrer Praxis Arzneien abgegeben 
haben, auch ohne ausdrückliche Genehmigung des Mini¬ 
steriums. — Aber abgesehen von diesen Feststellungen, die 
der Vorderrichter nicht getroffen hat, hat sich der Ange¬ 
klagte nur strafbar gemacht, wenn ihn ein Verschulden 
trifft. Nahm er irrtümlich ohne Fahrlässigkeit an, er habe 
ein Recht zum Selbstdispensieren, so irrte er über eine ver- 
waltungsrechtliehc Bestimmung, was seine Freisprechung 
begründen mußte. 



251 


Aus allen diesen -Gründen war das verurteilende Er¬ 
kenntnis aufzuheben und die Sache zur nochmaligen Ver¬ 
handlung in die Vorinstanz zurückzuweisen. (Oberlandes¬ 
gericht Jena, IV. S. 122/12.) rd. 


Referate. 

Alfred Voigt: Vieh- und, Fleischbeschau. (Be¬ 
richt über das Veterinärwesen in Sachsen. 1912.) 

Das Fleisch puerperal erkrankter Tiere kann beim 
Menschen infolge Genusses Gesundheitsschädigungen her- 
vorrufen. Spezielle Fleischvergiftungsbakterien sind: Ba¬ 
cillus paratvphus B und der Bacillus enteritidis Gärtner. 

Die Möglichkeit, daß die sogen. Fleischvergifter beim 
lebenden Rinde in das Fleisch und Blut eindringen und 
eine Septikämie bedingen können, muß zugestanden werden. 
(Intravitale Infektion mit pathogener Wirkung.) 

Die Fleischvergifter können als Saprophyten im tieri¬ 
schen Darme vorhanden sein, ohne den Organismus zu 
schädigen. (Intravitale Infektion ohne pathogene Wirkung). 

Eine nachträgliche Infektion des Fleisches notge¬ 
schlachteter Tiere kann sehr leicht erfolgen. (Postmortale 
Infektion.) 

Neben der bakteriellen Infektion des Fleisches kann 
auch die Intoxikation des Fleisches gesundheitsschädlich 
für den Menschen sein. 

Zur Erkennung der bakteriellen Infektion des Fleisches 
bedürfen wir der bakteriologischen Fleischbeschau; über 
die Intoxikation des Fleisches kann uns nur der Fütterungs¬ 
versuch Aufschluß geben, wobei stets das klinische Krank¬ 
heitsbild und die pathologisch-anatomischen Veränderungen 
gebührend zu berücksichtigen sind. 


Vet.-Rat H a u b o 1 d - Meißen: Hüttenrauchschäden. 

(Bericht über das Veterinärwesen in Sachsen, 1912.) 

In einer großen Anzahl angrenzender Gehöfte wurde 
die Beobachtung gemacht, daß Hüttenrauch von ungleich 
schädigender Einwirkung war. In jenen Gehöften, in wel¬ 
chen reichliche Kraftfutterinengen mit viel Gehalt an 
Kohlehydraten verfüttert wurden, waren Schädigungen 
kaum zu bemerken, gegenüber anderen Gehöften, in denen 
solche Kraftfuttermittel nur in geringen Mengen verab¬ 
reicht wurden. Es läßt sich dies nach II. darauf zurück¬ 
führen, daß hier die Kohlehydrate als Protectiva amylacea 



252 


wirkten, das Rauhfutter einhüllten und so dessen Ätz¬ 
wirkung auf die Schleimhäute des Labmagens verhinderten 
bezw. die angeätzten Stellen deckten und so die Heilung 
begünstigten. Ohler. 


F ritz Steibig: Die subkutanen Terpentinöl-Injek¬ 
tionen und ihre Anwendung in der tierärztlichen Chirurgie. 

(Dissertation. Hannover 1912.) 

Verf. bespricht zuerst den Wert der Derivation in der 
Chirurgie, die Erklärung von deren Heilwirkung und hie¬ 
rauf Geschichtliches über subkutane Injektion von Terpen¬ 
tin-Öl bei chirurgischen Leiden des Pferdes. Daran schließt 
er Mitteilungen über von ihm selbst bei Pferden ausge¬ 
führte Versuche. 

Die Technik anbelangeud, schreibt der Verf.: An der 
Stelle, wo die Injektion von Terpentin-Öl gemacht werden 
soll, werden die Haare abgeschoren. Nun wird die Stelle 
mit Äther gut gereinigt und mit Jodtinktur bepinselt; jetzt 
macht man die Injektionen. An der zur Behandlung kom¬ 
menden Partie werden Dosen von je 1 ccm mittels der Pra- 
vaz’schen Spritze subkutan injiziert, worauf man das be¬ 
treffende Tier hochbindet. Um das Schultergelenk werden 
bei Schulterlahmheit gewöhnlich 4—5 Injektionen in Ab¬ 
ständen von 10 cm gemacht. Irgend welche Behandlung der 
entstehenden aseptischen Abszesse wird nicht ausgeführt. 

Die Versuche des Verf. erstreckten sich auf fünf 
schulterlahme und ein hüftlahmes Pferd. 

Nach erfolgter Injektion werden die Pferde unruhig, 
scharren mit den Beinen etc. In der Umgebung der Injek¬ 
tionsstelle tritt starke Füllung der Gefäße ein. Alsbald 
sieht man eircumscripte ödematöse Schwellungen, die an¬ 
fangs sehr schmerzhaft sind und die Tendenz zeigen, sich 
zu senken und zu konfl liieren. Schon am dritten Tag ent¬ 
steht an der Injektionsstelle Fluktuation, es kommt zur 
Bildung von Abszessen. Sehr oft treten die Abszesse be¬ 
nachbarter Stellen in Verbindung. Der Inhalt der Abszesse 
ist eine dünne, rotgelbe Flüssigkeit und weist bei der mikro¬ 
skopischen Untersuchung zahlreiche rote und weiße Blut¬ 
körperchen und nekrotische Gewebstrümmer auf. Bak¬ 
terien enthält sie nicht. Diese aseptischen Abszesse zeigen 
keine Neigung zum Aufhreohen und werden innerhalb drei 
Wochen vollständig ohne Schädigung der Haut und der 
Behaarung resorbiert. Wenn je die Eröffnung eines Ab¬ 
szesses eintritt (mechanische Einwirkung), so ist auffallend. 



253 


daß die Heilung äußerst rasch vor sich geht ; sie vollzieht 
sich in 3—4 Tagen ohne jedes Zutun. 

Die Schlußfolgerungen, welche St. aus seinen 
Untersuchungen zieht, lauten: 

Aus meinen Untersuchungen ergibt sich, daß die sub¬ 
kutane Anwendung des Terpentinöls wohl imstande ist, 
scharfe Einreibungen, Haarseile und Fontanelle etc. beim 
Pferde zu ersetzen; 

Ihre Wirkung ist eine sehr energische 
und kräftige, besonders ihre Tiefenwirkung auf die 
Gelenke. 

Die Wirkung läßt sich bei einiger Sorg¬ 
falt ziemlich genau dosieren. 

Die Anwendung der subkutanen Injektion birgt keiner¬ 
lei Gefahren^für die Tiere in sich. 

Die entstehenden Abszesse sind vollständig aseptisch 
und werden in sehr kurzer Zeit resorbiert. 

Auch bei spontanem Durchbruch oder künstlicher 
Öffnung der Abszesse geht die Heilung außerordentlich 
rasch vor sich. 

So energisch die Wirkung der Injektionen in der 
Unterhaut ist, die Haut leidet in keiner Weise, so daß keine 
Schandflecke entstehen. 

Ablecken des Medikamentes ist unmöglich. 

Die Injektionen lassen sich bei allen Pferden, gleich¬ 
gültig, ob sie feinere oder derbere Haut haben, ob Warm¬ 
oder Kaltblut, in gleicher Weise an wenden. 

Ihre Anwendung ist allerdings eine beschränkte, da 
die Extremitäten-Enden wegen der Straffheit des Unter¬ 
baut Zellgewebes nicht in Betracht kommen, doch leisten die 
Injektionen bei Erkrankungen der Schulter, des Ellen¬ 
bogengelenks, des Knie- und Hüftgelenks außerordentlich 
gute Dienste und verdienen weitgehendste Beachtung und 
Anwendung. 

Die Wirkung der Terpentinöl-Injektionen besteht in 
einer örtlichen Nekrose der von dem Terpentinöl berührten 
Gewebe, welche eine massenhafte Ansammlung von Leuko¬ 
zyten, Demarkation des Nekrotischen und hiermit Hand in 
Hand gehend eine kräftige und umfangreiche Hyperämie 
hervorruft. 

Unter dieser Hyperämie werden entzündliche mit 
Schmerzen verbundene Prozesse (Lahmheiten) infolge der 
Ws seren Ernährung zum Abschlüsse gebracht und so Hei¬ 
lung erzielt. 



254 


Stabsveterinär Jacks: Sennatin bei Kolikerkran¬ 
kungen. (Zeitschr. f. Veterinärkunde, II. Heft, 1914.) 

Verf. behandelte 2 Pferde, die infolge starker Diek- 
darmverstopfung und mittelstarker Tympanitis schwer er¬ 
krankt waren, mit Sennatin, einem von der Fabrik Helfen¬ 
berg hergestellten Auszuge aus Sennesblättern, über wel¬ 
chen in dieser Wochenschrift bereits früher berichtet 
worden. 

Zur Beruhigung erhielten die Tiere zunächst 30 g 
Chloralhydrat in Leinsamenschleim per os; hierauf be¬ 
kamen die Patienten eine einmalige subkutane Injektion 
von 20 g Sennatin. Nach 2—3 Stunden traten bei dem 
Pferde beiderseits lebhafte Darmgeräusche mit zuerst 
mäßigem, später starkem Abgang von Darmgasen auf. 
Nach 4 Stunden erfolgte Kotabsatz, zuerst in geringer, 
dann in größerer Menge. Die Tiere zeigten wieder Appetit 
und waren geheilt. 


TriuwigisWymer: Die willkürliche Geschlechts¬ 
bestimmung. (Zentralblatt für Gynäkologie, Nr. 6, 1914.) 

Verf. hat die Theorie des Ilippokrates, nach der die 
Keimdrüsen (Hoden und Ovarien) der rechten Körperseite 
ausschließlich zur Zeugung männlicher, die der linken Seite 
zur Zeugung weiblicher Nachkommen dienen sollen, und 
welche Theorie Experimente von Ilanke und Selig¬ 
sohn zu bestätigen scheinen, an Tieren experimentell ge¬ 
prüft und falsch befunden, ebenso die Behauptung, daß der 
Same aus dem rechten Hoden nur fähig sei, Eier des rechten 
Eierstockes zu befruchten und Sperma aus dem linken 
Hoden nur Eier des linken Eierstockes; dagegen scheint 
nach dem Verf. die einseitige Kastration das Geschlecht 
der Nachkommen zu beeinflussen und zwar in der Weise, 
daß die linksseitige Kastration eine Überzahl von männ¬ 
lichen und die rechtsseitige eine Überzahl von weiblichen 
Nachkommen zur Folge hat. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Pferdezucht in Deutsch-Südwestafrika. 

Um die Pferdezucht in Deutsch-Südwestafrika in ge¬ 
regelte Bahnen zu leiten, wurde das Kaiserl. Gestüt Nau¬ 
ch as errichtet. Der gegenwärtige Gestütsdirektor ist Frei¬ 
herr von K ö n i g, Oberleutnant im 29. württembergisehen. 
Feld-Artillerie-Regiment. Hauptaufgabe des Gestütes ist. 



255 


die Pferdezucht dort auf eine den heimatlichen Anschau¬ 
ungen entsprechende Basis zu stellen, Remonten für die 
Schutztruppe zu züchten und die Landespolizei mit Pferde- 
material zu versorgen. 

Im Jahre 1910 wurden aus der englischen Kapkolonie 
die Stuten bezogen, während die Hengste au3 Deutschland 
eingeführt wurden, so aus dem Gestüte Graditz die Hengste 
„Markgraf“ und „Schachzug“. 

Auch einige Halbbluthengste erhielt Nauchas. Aus 
dem K. Hauptgestüt Beberbeck wurden „Impuls“, „Äqua¬ 
tor“ und „Apotheker“ eingeführt. 

Gegenwärtig stehen in Nauchas 4 Hauptbeschäler: 
„Markgraf“, „Schachzug“, „Impuls“ und „Revlar“. Der 
frühere wilde Gestütsbetrieb wurde aufgegeben. Es wird 
jetzt jeder Stute der entsprechende Hengst zugewiesen. 
Vielversprechende Fohlen werden als künftige Landbe¬ 
schäler abgesondert. Etwa 38 selbstgezogene Beschäler sind 
bereits in verschiedenen Bezirken verteilt. In Windhoek 
findet alljährlich ein Landeszuchtrennen statt. Die Beschäl¬ 
stationen weisen in Südwestafrika bedeutende Entfernungen 
auf. Die südlichste und die nördlichste Station liegen un¬ 
gefähr wie Triest und Kopenhagen von einander entfernt. 

Neben der staatlichen Pferdezucht gibt es auch viele 
private Züchter und es dürfte dem deutschen Fleiße bald 
gelingen, der Kolonie einen neuen Kulturweg zu eröffnen, 
(österr. Tierärztl. Wochenschr., 1913, Nr. 51.) Ohler. 

Ergebnisse der Körung und Prämiierung der Privatbeschäl¬ 
hengste im Königreich Bayern im Jahre 1913. 

Angekört wurden 289 Privatbeschälhengste, von denen 5 
Hengste auf den Schlag 1, 5 Hengste auf den Schlag II, 23 Hengste 
auf den Schlag III und 256 Hengste auf den Schlag IV treffen. 

Von den zur Verteilung gelangten 45 000 Mark Prämien 
treffen 500 Mark auf den Schlag I, 4400 Mark auf den Schlag III 
und 40 100 Mark auf den Schlag IV. 

Von den 256 angekörten Hengsten des Schlages IV waren 
50 Inländer, 82 Oberländer, 59 Pinzgauer, 1 Kärntner, 41 Belgier, 
18 Rheinisch-Belgier, 3 Belgier-Kreuzung, 1 Däne und 1 Holländer. 

Nach den einzelnen Regierungsbezirken ausgeschieden ergibt 
sich für 

Oberbayern: 

Angekört wurden 119 Hengste, hievon treffen 1 Hengst auf 
Schlag I, 7 Hengste auf Schlag III und 111 Hengste auf Schlag IV. 
Von den 21450 Mark Prämien (15 650 Mark aus Kreis- und 5 800 
Mark aus Landgestütsmitteln) treffen 1400 Mark auf Schlag III 
und 20 050 Mark auf Schlag IV. Von den Hengsten des Schlages IV 
waren: 2 Inländer, 78 Oberländer und 31 Pinzgauer. 



256 


Niederbayern: 

Angekört wurden 79 Hengste, von denen 3 Hengste auf Schlag 
II, 7 Hengste auf Schlag III und 69 Hengste auf Schlag IV treffen. 
Von den 10 000 Mark Prämien (6 000 Mark aus Kreis- und 4 000 
Mark aus Landgestütsmitteln) treffen 900 Mark auf Schlag III und 
9 100 Mark auf Schlag IV. Von den Hengsten des Schlages IV 
waren: 21 Inländer, 18 Pinzgauer, 13 Belgier, 12 Rheinisch-Belgier, 

3 Belgier-Kreuzung, 1 Däne und 1 Holländer. 

Pfalz: 

Angekört wurden 16 Hengste, hfevon treffen 2 Hengste auf 
Schlag I und 14 Hengste auf Schlag IV. Die 2 200 Mark Prämien 
aus Landgestütsmitteln treffen auf Schlag IV. Von den Hengsten 
des Schlages IV waren: 6 Inländer und 8 Belgier. 

Oberpfalz: 

Angekört wurden 7 Hengste, hievon treffen 3 Hengste auf 
Schlag III und 4 Hengste auf Schlag IV. Von den 2 050 Mark 
Prämien (500 Mark aus Kreis- und 1 550 Mark aus Landgestüts¬ 
mitteln) treffen 800 Mark auf Schlag III und 1250 Mark auf 
Schlag IV. Von den Hengsten des Schlages IV waren: 1 Inländer, 

1 Pinzgauer, 1 Kärtner und 1 Rheinisch-Belgier. 

Mittelfranken: 

Angekört wurden 8 Hengste, hievon treffen 8 Hengste auf 
den Schlag IV, welche 1900 Mark Prämien aus Landgestütsmitteln 
erhielten. Es waren: 3 Inländer, 2 Pinzgauer und 3 Rheinisch- 
Belgier. 

Oberfranken 
(fanden keine Körungen statt). 

Unterfranken: 

Angekört wurden 6 Hengste, hievon treffen 2 Hengste auf 
Schlag I, 2 Hengste auf Schlag III und 2 Hengste auf Schlag IV. 
Von den 1 100 Mark Prämien aus Landgestütsmitteln treffen 
500 Mark auf Schlag I und 600 Mark auf Schlag III. Von den 
Hengsten des Schlages IV waren: 1 Pinzgauer und 1 Rheinisch- 
Belgier. 

Schwaben: 

Angekört wurden 54 Hengste, hievon treffen 2 Hengste auf 
Schlag II, 4 Hengste auf Schlag III und 48 Hengste auf Schlag IV. 
Von den 0 300 Mark Prämien (3 OCX) Mark aus Kreis- und 3 300 
Mark aus Landgestütsmitteln) treffen 700 Mark auf Schlag III und 
5 000 Mark auf Schlag IV. Von den Hengsten des Schlages IV 
waren: 17 Inländer, 0 Pinzgauer, 20 Belgier, 1 Rheinisch-Belgier 
und 4 Oberländer. 

Dr. N o p i t s c h. 


Verschiedenes. 

Führung des an schweizerischen Universitäten erworbenen 
Titels eines Doktors der Veterinärmedizin. 

Vor Kurzem konnten wir berichten, daß der Abgeordnete 
Dr. (i ü n t h e r gelegentlich der Beratung des Militär-Etats in der 
bayerischen Kammer der Abgeordneten energisch für die Interessen 
der bayerischen Militärvetcrinäre eingetreten ist. 



257 


In der am 5. Februar stattgehabten Sitzung der bayerischen 
Abgeordnetenkammer nahm sich Dr. Günther wieder wärm- 
stens derjenigen bayerischen Kollegen an, welchen die Führung 
des in der Schweiz erworbenen Doktortitels der Veterinärmedizin 
nicht gestattet ist, und sprach sich unter überzeugender Begrün¬ 
dung für die Genehmigung zur Führung des Titels aus. 

Der Abgeordnete Dr. Günther hat stets jede Gelegenheit 
wahrgenommen der Förderung der tierärztlichen Standesange¬ 
legenheiten das Wort zu reden. Zurückgreifend sei insbesondere 
auch auf sein Eintreten zur Erlangung der Maturität als Forde¬ 
rung zum tierärztlichen Studium gedacht. Die Tierärzte, besonders 
die bayerischen, sind dem Abgeordneten Dr. Günther zum 
größten Danke verpflichte*. 

Was nun die Ausführungen des Abgeordneten in der ge¬ 
nannten Satzung bezüglich der Genehmigung der Führung des 
veterinärmedizinischen Doktortitels für die in der Schweiz pro¬ 
movierten Tierärzte betrifft, so lauten dieselben nach Zeitungsberichten 
wie folgt: 

Ein Teil der bayerischen Tierärzte ist durch die Verhältnisse 
in eine unerfreuliche Lage versetzt worden. Ich habe schon früher 
den beiden einschlägigen Ministerien Mitteilung gemacht und 
möchte heute auf eine Frage zurückkommen, die nicht materiell 
ist, sondern sich auf die W ertschätzung der betreffenden 
Herren bezieht, die darunter leiden, daß man ihnen ein Recht vor¬ 
enthalten will, auf welches sie nach ihrer eigenen Meinung und 
nach der Meinung vieler anderer Leute berechtigten Anspruch 
haben. Das sind jene bayerischen Tierärzte — ihre Zahl ist nicht 
groß —, welche an einer schweizerischen Hochschule 
den Doktortitel erworben haben, welchen im eigenen 
Vaterland die Führung dieses Titels bestritten wird, was für die 
betreffenden Herren doch im hohen Grade unangenehm ist. Man 
hat überhaupt den Stand der Tierärzte früher viel zu wenig ge¬ 
würdigt und es hängt das damit zusammen, daß man ihre Aus¬ 
bildung einer Spezialanstalt überwies. Ich gebe zu, daß diese 
Spezialanstalt bedeutende Fortschritte gemacht hat, man hat ihr 
jetzt zu einem wesentlichen Teile Rektoratsverfassung*) verliehen, 
das Proiuotionsrecht, und es steht wohl auch zu erwarten, daß die 
Anstalt in nicht allzuferner Zeit den Anschluß an eine größere 
finden wird. Jedenfalls aber sollte man den Herren, die aus innerem 
Bildungsdrang heraus an einer auswärtigen Hochschule sich den 
Doktortitel erworben haben, den Titel nicht absprechen. Die Kan¬ 
didaten der Tierarzneischule konnten außer in Gießen, das in dieser 
Hinsicht von jeher eine Ausnahmestellung einnahm, den Doktor 
der Veterinärmedizin nicht erwerben. Andererseits aber war ihnen 
diese Möglichkeit schon dadurch genommen, daß sie von vorne- 
berein kein Abiturienten-Exainen gemacht hatten, und wir wissen 
ja. daß die Maturitätsprüfung bei uns in Deutschland den Schlüssel 
zu allein und jedem darstellt. Gewiß schätze auch ich die Maturi¬ 
tätsprüfung nicht gering ein, aber daß sie eine solche Bedeutung 
haben könnte, wie man annimmt, muß ich in Abrede stellen. Nun 

*) Der Rektoratsverfassung erfreut sich die Münchener Tier¬ 
ärztliche Hochschule nicht. Sie befindet sich bezüglich dieses 
Punktes bedauerlicherweise gegenüber den anderen deutschen, 
*owie den österreichisch-ungarischen Tierärztlichen Hochschulen 
im Rückstände. A. 



258 


haben die betreffenden Herren eben in Bern oder in Zürich den 
Doktortitel erworben, wo die Anforderungen durchaus nicht ge¬ 
ringer sind. Allerdings wurde nicht das Abiturienten-Examen ge¬ 
fordert, aber die Prüfung an sich war weitaus schwieriger als an 
den meisten deutschen Hochschulen, und ich sehe nicht ein, warum 
gerade beim künftigen Tierarzt eine gewisse Vertrautheit mit dem 
Lateinischen wichtiger sein soll, als eine ganz besonders gründ¬ 
liche Kenntnis seines eigenen Faches. Es wäre also doch am Platze, 
diesen rein formalen Einwand fallen zu lassen und den Herren die 
Führung des Doktortitels zu gestatten. Die deut¬ 
schen Staaten haben sich nach dieser Richtung verschieden ver¬ 
halten. Am entgegenkommendsten war von Anfang an Sachsen, 
während Preußen und Bayern sich durchaus zurückhielten. Allein 
anscheinend bahnt sich auch in Preußen eine Änderung an; im 
preußischen Abgeordnetenhaus sind Abgeordnete aller Parteien für 
die Forderung dieser Herren eingetreten und die Petition der In¬ 
haber des Titels wurde der Regierung zur Berücksichtigung hin¬ 
übergegeben. Bayern sollte also nicht Zurückbleiben. Konsequen¬ 
zen wären nicht zu befürchten, nachdem die betreffenden Herren 
bereits im höheren Lebensalter stehen und neue auswärtige Doktor¬ 
titel nicht mehr hinzukommen, da die Herren ja jetzt den Doktor¬ 
titel im eigenen Vaterlande erwerben können. Ich hoffe also, daß 
die Regierung sich unter den veränderten Verhältnissen mit der 
Führung des Titels einverstanden erklärt. 

Erfreulicherweise sprach sich auch der Referent für tierärzt¬ 
liche Angelegenheiten im Staatsministerium des Innern, Ober¬ 
regierungsrat Proeis, auf die Anregung des Abgeordneten 
Dr. Günther im Sinne derselben in folgenden Darlegungen aus: 

Bezüglich der Anerkennung des in der Schweiz 
erworbenen tierärztlichen Doktortitels möge be¬ 
merkt werden, daß die Staatsregierung auf demselben Standpunkt 
steht, den der Herr Abgeordnete Dr. Günther hier vertreten hat. 
Bei Würdigung dieser Angelegenheit darf man nicht übersehen, 
daß jene bayerischen Tierärzte, welche nach dem Jahre 1903, ohne 
im Besitze des Universitätsreifezeugnisses zu sein, in der Schweiz 
promovierten, darüber nicht im Zweifel sein konnten, daß ihnen 
die Führung dieses Doktortitels in Bayern versagt werden wird. 
Wenn trotzdem im Sinne des Wunsches der Beteiligten gesprochen 
wird, so geschieht es in der Erwägung, daß eine Reihe von Tier¬ 
ärzten in Bayern mit gleicher Vorbildung und ähnlichen Leistungen 
den gleichen Titel führen darf, ferner, daß es sich nur um eine 
kleine Zahl, 23 Tierärzte handelt, die sich nicht mehr vergrößern 
kann, also weder eine Neuerung noch ein Präzedenzfall geschaffen 
würde; denn an den Schweizer Universitäten wird jetzt ebenfalls 
die Universitätsreife zur Erwerbung des tierärztlichen Doktortitels 
verlangt. Außerdem kommt der Umstand in Betracht, daß man 
sich gewissermaßen in einer Übergangszeit befindet, die 
eine mildere Auffassung rechtfertigt. In ähnlicher Weise hat sieh 
auch der preußische Minister für Landwirtschaft in der preußischen 
Abgeordnetenkammer ausgesprochen. Die erwähnten Gesichts¬ 
punkte scheinen auch deutsche Bundesstaaten, wie das Königreich 
Sachsen und das Großherzogtum Oldenburg in jüngster Zeit be¬ 
stimmt zu haben, die Erlaubnis zur Führung des in der Schweiz 
erworbenen Doktortitels zu erteilen. 



259 




Deutscher Veterinärrat. 

Am 20. Februar dieses Jahres fand im Konferenzsaale der 
K. Tierärztlichen Hochschule zu Berlin eine Sitzung des 
Ständigen Ausschusses des Deutschen Veteri¬ 
när r a t e s statt. 

In seinem Tätigkeitsbericht machte der Vorsitzende Mit¬ 
teilung von den Eingaben in Sachen der Reform des bremischen 
Veterinärwesens, des weiteren Ausbaues des Veterinär-Offiziers¬ 
korps, der Beförderung der Veterinär-Offiziere des Beurlaubten¬ 
standes ohne Stabsveterinärprüfung und amtstierärztliches Fähig¬ 
keitszeugnis sowie der Anerkennung des in der Schweiz erwor¬ 
benen veterinär - medizinischen Doktortitels. Nach einem Be¬ 
schlüsse des Ausschusses werden die Eingaben für die Folge nicht 
mehr in der Fachpresse veröffentlicht, sondern als Anlagen dem 
Bericht über die nächste Vollversammlung des Deutschen Vete¬ 
rinärrates beigefügt. Außerdem berichtete der Vorsitzende über 
den Stand der Vorarbeiten für den X. Tierärztlichen Weltkongreß. 

Der Ausschuß beschloß, die tierärztliche Abteilung der 1915 
in Düsseldorf stattfindenden Ausstellung „Aus 100 Jahren Kultur 
und Kunst“ zu unterstützen, und erklärte sich mit dem Eintritt 
seines Präsidenten in das Organisationskomitee dieser Ausstel¬ 
lung einverstanden. Er nahm Stellung zu einem Schreiben des 
Vorsitzenden des Reichsverbandes der deutschen Gemeinde- und 
Schlachthof - Tierärzte über die ungünstigen Aussichten im tier¬ 
ärztlichen Stande und erledigte mehrere, die Tierärztliche Zentral- 
geschäftsstelle sowie persönliche Angelegenheiten betreffende 
Fragen. Lothes. 





v&atts 



Schweineseuche 

Schweinepest 

Ferkeltyphus 

Schweinerotlauf 

Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 


Bei der z. Zt. starken Ver¬ 
seuchung der Bestände len¬ 
ken wir die Aufmerksam¬ 
keit besonders auf: 

Schweinepestserum neu 

nach Uhlenhuth 
gewonnen von Schweinen 
durch Verimpfung von 
filtrirb. Virus und 


Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
Geflügelcholera 
Streptokok.Erkr. 


Bakterien-PräparateI Ferkeltyphns - Vaeein Oiagnost. Präparate 


unschädl für Menschen, 
Haus- u. landw Nutztiere, 
xar Vertilgung aller Arten 

Ratten und Mäusen 


nach Pfeiler. 


zum Nachweis von 

Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
Seuchenhaftem Abortus 


Pharm aceutisches Institut Ludw. WUh. Gans, Oberursela. T. 








260 


25 jähriges Dienstjubiläum. 

Am 15, März feierte Herr Heinrich Weis köpf, Regierungs¬ 
und Veterinärrat bei der Kgl. Regierung von Schwaben und Neuburg, 
Mitglied des Kgl. Kreismedizinalausschusses, Vorstand der Huf¬ 
beschlagschule Augsburg, sein 25jähriges Dienstjubiläum. 

Wir sprechen dem verehrten, verdienstvollen Kollegen, dem 
die Wochenschrift eine Anzahl von Beiträgen verdankt, zu seinem 
Jubiläum die herzlichsten Glückwünsche aus. Die Red. 


Auszeichnungen. 

Dem Referenten für das Veterinärwesen im württembergischen 
Staatsministerium des Innern, Oberregierungsrat l)r. von Beiß- 
w ä n g e r, wurde anläßlich des Geburtstages Seiner Majestät des 
Königs von Württemberg Titel und Rang eines Regierungs¬ 
direktors verliehen. Bei demselben Anlaß erhielten der Ober¬ 
amtstierarzt Veterinärrat Ostertag in Gmünd das Ritterkreuz 
I. Klasse des Friedrichsordens, Oberamtstierarzt Roth f ritz in 
Eßlingen die silberne landwirtschaftliche Verdienstmedaille und 
der Oberamtstierarzt Deschner in Neckarsulm den Titel 
Veterinärrat. 


Trichinenfunde. 

Im städtischen Schlacht- und Viehhof München wurden in 
der ersten Woche des Monats März fünf neue Fälle von Trichinose 
konstatiert, und zwar bei allen infizierten Tieren in bedenklichem 
Umfang. Seit der am 29. Juli v. Js. eingeführten obligatorischen 
Trichinenschau ist dies der 15., seit Beginn dieses Jahres der 
9. Fall. 


Ventrase 
gegen Kälberruhr 
und andere 
Darmkrankheifen. 

Humann uleisler 

Dohna Sa. 



und alle Dermatosen. Hufkrebs der Pferde bequem 
und sauber ohne lästige Salben heilbar durch. \ 
Höhensonnenbestrahluny nach Dr. Liebert 

tierärztliche Klinik, Hannover. Prosp durch 

Quarzlampen-Gesellschaft 

m. b. H. Hanau 







261 


w, 


Erforschung der Maul- und Klauenseuche durch das 
Reichsgesundheitsamt. 

Das Reichsgesundheitsamt beabsichtigt, sich in Zukunft in 
verstärktem Maße mit der Erforschung der Maul- und Klauenseuche 
zu beschäftigen. Es soll zu diesem Zwecke ei*n eigenes Institut 
auf einer Insel der Ostsee angelegt werden, dessen Lage voll¬ 
kommen Gewähr dafür bietet, daß eine Ausbreitung der Seuche 
von dort völlig ausgeschlossen ist. 

Im Aufträge der preußischen Regierung und mit deren finan¬ 
zieller Unterstützung hat bekanntlich bereits vor Jahren Professor 
Löffler ein ähnliches Institut auf der Ostsee-Insel Riems ein¬ 
gerichtet. 

Der Reichstag hat auch in diesem Jahre den dringenden 
Wunsch ausgesprochen, daß auch von Reichs wegen zur Er¬ 
forschung der Seuche alle erforderlichen Einrichtungen getroffen 
werden. Von den Jn der letzten Zeit entdeckten Verfahren zur 
Immunisierung gesunder und zur Heilung erkrankter Tiere ist be- 



Liquor Strychnini — Veratrini cum Ergotino. 


Iudik.: At eni- und Brustbeschwerden der Pferde, ins¬ 
besondere Dämpfigkeit, Lungenp in p li y s e m , 
Atem I o sigke i t. 

Strychotin ist ein deutsches Fabrikat und in 
chemischer nnd therapent. Hinsicht vollständig 
identisch mit dem französischen Vergotinine. 

Literatur und Proben den Herren Tierärzten gratis und franko. 

Stryehotin darf nur auf tierärztliche Verordnung abgegeben werden. 

Krewel & Co., G.m. b. H., chemische Fabrik, Cöln a. Rh. 3 

Haupt- Detail-Depot für Berlin und Umgegend: 

Arkona-Apotheke, Berlin N 28, Arkonapl . 5, Fcrnspr.-Amt Norden, 

Xr. 8711. 

Vertreter für Hamburg und Umgegend: 

Apotheke E. Niemitz, Hamburg, Qeorgsplatz, gegenüber Hauptbahnhof. 







262 


roits ein Teil als zur praktischen Verwendung nicht geeignet fest¬ 
gestellt worden. Mit zwei Verfahren dauern die Prüfungen durch 
das Reichsgesundheitsamt gegenwärtig noch an. Als das einzige 
Verfahren, das bisher sich für die Immunisierung tatsächlich be¬ 
währt hat, ist das des Professors Löffler anzugeben, leider aber 
verhindert der sehr hohe Preis des Präparats eine weitgehende 
Anwendung. 


Eine Drittel Milliarde Fleischverluste in 9 Jahren. 

Nach den jüngst vom Kaiserlichen Gesundheitsamt veröffent¬ 
lichten vorläufigen Mitteilungen über die Ergebnisse der Schlacht¬ 
vieh- und Fleischbeschau im Jahre 1912 sind infolge der geringen 
Schlachtungen auch die Beanstandungen etwas zurückgegangen, 
doch erreicht der Verlust immerhin 37 807 000 Mark. Seit dem 
Jahre 1904, von wo an eine Fleischbeschau-Statistik bestellt, sind 
nunmehr 333 Millionen Mark Wertverluste durch die Fleischbeschau 
konstatiert; eine gewaltige Summe, woran bei Beurteilung der An¬ 
gemessenheit der Fleischpreise selten gedacht werden dürfte. Im 
Jahre 1912 war der Gesundheitszustand der geschlachteten Rinder. 
Schweine und Schafe etwas besser als im Jahre 1911, wohingegen 
die Miniderwertigkeitserklärimgen Zunahmen. Der Gesamtverlust 
war bei Riudern 382 000 Mark, bei Schweinen 73 000 Mark, bei 
Schafen 54 000 Mark geringer als im Jahre 1911, bei Kälbern hin¬ 
gegen 47 000 Mark höher. 




Atosyl 

hat sich bei bösartigem Katarrhaifieber, 
sowie als Plastikum bei Tieren, welche im 
Ernäh rungszustand heruntergekom men 
sind, ferner bei schlechten Fressern 
bestens bewährt. 

Literatur: Dr. Skiba, „Deutsche Tierärztliche 
Wochenschrift“, 18. Jahrgang, Nr. 30. Stabs¬ 
veterinär von Lojewski, „Zeitschrift f.Veterinär- 
kunde“ März 1913. Dr.E.Wyßmann, „Schweizer 
Archiv für Tierheilkunde“ Nr. 7, Juli 1913. 

Die Literatur wird auf Wunsch franko zugeschickt. 

Vereinigle Chemische Werke 1k ieDgesellscbafl, CbarlotleDbeirg, 

Salza er 16 . 


simTTnnmiTn^^ 







263 


Ausbreitung der Tuberkulose. 

Nach der Statistik für das Königreich Sachsen war auch 
im Jahre 1912 eine weitere Zunahme der Rindertuber- 
k u 1 o s e zu verzeichnen. Die Zahlen für Sachsen sind geradezu 
beunruhigend. Es wurden bei der Fleischbeschau in Sachsen tuber¬ 
kulös befunden: 



1908 

1909 

1910 

1911 

1912 

Ochsen. 

34,0 

38,4 

39,5 

34,3 

43,4 Prozent 

Bullen 

30,8 

27,7 

37,1 

35,6 

38,1 

Kühe 

43,8 

45,6 

46,7 

46,8 

47,9 

Jungrinder 

15,4 

15,9 

17,0 

15,0 

17,6 

Durchschnitt 

37,6 

40,0 

41,4 

41,0 

43,1 


*11,0 M-cJ,!. ,, 

(Oberlausitzer Zeitung.) 


Billige Feriensonderfahrten. 

Die Deutsche Touristen-Vereingung, die lediglich den humani¬ 
tären Zweck verfolgt. Minderbemittelten den Genuß billiger und 
dabei gediegener Erholungs- und Studienreisen zu verschaffen, 
gibt ihren Fahrtenplan für 1914 bekannt. Unter den über hundert 
Gesellschafts-, Familien- und Einzelreisen heben sich folgende 
Sonderfahrten als besonders preiswert hervor: Osterferien Rom 
9 Tage 195 Mk., Sommerferien Juli—August Nordland 13 Tage 
250 Mk., Nordkap 2p Tage 500 Mk., Polarfahrt 27 Tage 600 Mk., 
Große ürientreise Ägypten—Palästina 26 Tage 530 Mk., Studien- 
fahrt nach den klassischen Stätten der Kunst und Geschichte 
Griechenlands 19 Tage 400 Mk., Mittelmeerfahrt 11 Tage 305 Mk., 
Paris 5 Tage 90 Mk., London 6 Tage 140 Mk. 

Auskunft erteilt gegen Rückporto der Schriftführer Lehrer 
Fr. Langner, Waldenburg (Schl.). 







264 


Personalien. 

Ernennung: Zum Assistenten am tierhygienischen Institut des 
Kaiser-Wilhelm-Institutes in ßromberg wurde der prakt. Tierarzt 
Dr. Scliöm mer-München ernannt. 

Approbationen: In Berlin Herr Waldemar Reinhold Alois 
Erbs-Kostenblut. Tn Hannover die Herren: Anton Jakobus 
Bette-Papenburg, August Borger-Kirchderne, Heinrich 
Joseph Hubert Dolfen-Siersdorf, Toivo Peter Harald-Jo- 
roinen (Finnland), Joseph Karl Hermann HenkelHilkerode, 
Martin Ernst Gustav Kersten-Prenzlau, Camillo Erwin Löhnert- 
Chemnitz, Karl Heinrich Specht-Markoldendorf, Ludwig 
Gerhard Steffens-Marienhöhe; Hermann Gerhard Wehmeyer- 
G e h rd e. 

Promotionen: Von der tierärztlichen Hochschule Berlin: Paul 
Hannemann-Berlin, Paul Pockrandt-Rastenburg. In 
Hannover von der Tierärztlichen Hochschule: Klemens Horpe rs- 
Hervest-Do rsten (Westfalen), Joh. Lückmann-Appelhülsen 
(Westfalen), Ernst Meder-Hannover, Richard Middelsdorf- 
Oldenburg, August Moll man n-Löningen, Wilhelm Schlote-Calbe 
(Saale), August Uphnes-Osterwick (Westfalen), Garald Wall- 
Zierenberg, Lyorm Willms-Timmel (Hannover). 

Gestorben: Wilhelm Plaettner, Korpsstabsveterinär a. D. 
Karlsruhe (Baden). 


Die heutige Nummer enthält eine Beilage über Anti¬ 
formin, die wir zu beachten bitten. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser : Bacillol-Patronen nach Dr. Jttterbock 

ver- 

Neu! besserte 

mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jttterbock. 



Alleinige Fabrikanten: 


Bacillolwerke Hamburg. 


L)nick vod J. Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. KiegerscUits 
UuiversitätsbuchhandluDg, München, Odeonsplatz 2 




(frtber: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde and Viehzncht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
nn der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Jiopttsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des Eandes- 
aassclinsses der tierärxtichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 24. März 1914. Nr. 12. 


Inhalt: Originalartikel. Speiser: Aus der Praxis. — Sustmann: Beobachtungen 
und Untersuchungen bei einigen pharmazeutischen Präparaten in der Veterinär¬ 
medizin (Schluß) Referate. Lorscheid :FunktionelleNiercndiagnostikbei Pferden. 
Bouchet: Die osmotischen Verbände. Otto: Rückenmarkswassersucht. Maul-und 
Klauenseuche. Thrombose. Waldstejn und Ekler -. Der Nachweis absorbierten 
Spermas im weiblichen Organismus. — Tierzucht und Tierhaltung. Melken 
mit der Melkmaschine und mit der Iiand. Heu als Träger des Erregers derMaul- 
und Klauenseuche. — Verschiedenes. Die Erwerbsverhältnisse der praktischen 
Tierärzte. Berichtigung bezw. Ergänzung. Exzellenz Dr. Ehrlich. Auszeichnung, 
btudentendemonstratiou an der Wiener Tierärztlichen Hochschule. — Bücher- 
sehau. — Personalien. 


Aas der Praxis. 

Von Tierarzt Speiser in Nürnberg. 

1. Zur Behandlung der Hämoglobin- 

ä m i e. 

Zur Kasuistik der Behandlung der schwarzen Harn¬ 
winde mit intravenösen physiologischen Kochsalzinfusionen 
möchte ich nachstehenden Fall mitteilen: 

Das Pferd des Lohnkutschers B. dahier erkrankt am 
20. Oktober 1913, mittags 1 Uhr, unter Schweißausbruch, 
Zittern und Taumeln. Es wird mittels des Tiertransport¬ 
wagens der hiesigen Feuerwehr in den Stall gefahren und 
<lort durch zwei Männer mittels unter den Leib gehaltener 
Säcke bis zu meiner Ankunft um 3 Uhr mit großer Mühe 
im Stehen erhalten. 

Untersuchungsbefund: 80 Pulse, 39,2 0 C. 
Temperatur, hohe, aufgeregte Atmung, Lidbindehaut ist 



266 


schmutzig-rot, totaler Schweißausbruch über den ganzen 
Körper, ängstlicher, stierer Blick; das Pferd knickt in den 
Hinterbeinen fortwährend zusammen und droht jeden 
Augenblick zusammenzubrechen. 

Behandlung: Blutentzug von 5 kg, hierauf sofort 
intravenöse Infusion von 2 kg steriler 0,7 %iger Kochsalz¬ 
lösung, Hängematte, Prießnitz-Umschläge auf das Kreuz. 

Status am folgenden Tag: Temperatur 38,2° C., 
Puls 45, Atmung normal; Pferd ist vollständig munter, 
der Schwebeapparat wird in keiner Weise benützt, keinerlei 
Anzeichen von Schmerzen, Urin noch etwas dunkler und 
trüber wie normal. Behandlung: Prießnitz-Umschläge, 
Grünfutter. 

Am 22. Oktober Entfernung der Hängematte, Allge¬ 
meinbefinden normal; Gang im Schritt normal, im Trab 
noch etwas schwankend. 

Am 24. Oktober Bewegung im Schritt und Trab ohne 
jede Beeinträchtigung. Pferd wird geheilt entlassen. 

Eine derartig schnelle, für den Laien, der dieses 
Krankheitsbild kennt, direkt verblüffende Heilung eines 
so schweren Krankheitsprozesses muß selbst dann, wenn 
man den Umstand, daß das Pferd bei Beginn der Behand¬ 
lung noch im Stehen zu erhalten war, als ein die Wirkung 
des Mittels begünstigendes Moment betrachtet, dtirchaus 
auf das Konto der Behandlung gesetzt werden. 

2. Resektion der Hufbein beugeseh ne bei 
schwerem Tetanus. Heilung. 

Das Pferd des Metzgermeisters S. dahier trat sich am 
31. Oktober 1913 einen rostigen Nagel in die Mitte der 
äußeren Strahlfurche am linken Hinterhuf ein. Wegen hoch¬ 
gradiger Lahmheit kam es nach 4(!) Tagen zur Behand¬ 
lung. 

Untersuchungsbefund: Starke Eiterung aus 
einem 4 cm tiefen, in der Richtung gegen die Mitte dos 
Hufbeins verlaufenden Stichkanal; höchstgradige Lahmheit. 

Behandlung: Außer der allgemein üblichen, von 
mir selbst täglich sorgfältig vorgenommenen antiseptischen 
örtlichen Behandlung erhielt das Pferd noch am Tage des 
Zugangs als Schutzimpfung eine Dosis von 20 A.-E. (gleich 
5 ccm) Tetanusantitoxin aus dem Behring-Werk Marburg 
(am 3. November 1913). 

Am 6. November zeigen sich die ersten Symptome des 
beginnenden Starrkrampfes in Form einer leicht gest rech¬ 
ten Haltung des Schweifes. 



267 


Noch am 8. November waren außer einem nunmehr 
hochgradigen Krampf der Streckmuskeln des Schweifes — 
dieser wird unter fortwährendem leichten Zittern direkt 
horizontal gehalten — weitere Tetanussymptome nicht er¬ 
kennbar. 

Erst am 9. November trat eine leichte Aufregung, 
kenntlich in dem etwas starren und ängstlichen Blick, zu 
Tage; gleichzeitig griff der Krampf, an den hinteren Ex¬ 
tremitäten beginnend, langsam auf die vorderen über. Der 
erkrankte linke Hinterfuß ließ sich nur schwer zur Behand¬ 
lung aufhalten. Die Kaumuskeln waren noch intakt, die 
Nahrungsaufnahme ungestört. 

Am 10. November Zunahme der Krankheitserschei¬ 
nungen ; Maulhöhle läßt sich noch bequem öffnen. An 
diesem Tage erhält das Pferd eine Heildosis von 200 A.-E. 
Tetanusantitoxin subkutan. Gleichzeitig wird, da die lokalen 
Erscheinungen (starke Eiterung, höchstgradige Lahmheit) 
keine Besserung zeigten, die Diagnose auf Verletzung bezw. 
Nekrose der Hufbeinbeugesehne gestellt und zugleich zur 
totalen Entfernung des Tetanusherdes die Resektion der 
Hufbeinbeugesehne beschlossen. 

Am Tage der Operation (11. November) bestand eine 
hochgradige tetanische Kontraktion der gesamten querge¬ 
streiften Körpermuskulatur; dieselbe war bretthart, deut¬ 
lich hervortretend; Sägebockstellung; Vorfall der Nick¬ 
haut; Maulspalte aber noch für 2 Finger zugänglich, außer¬ 
dem hochgradige Aufregung, stark vermehrte, oberfläch¬ 
liche Atmung, stark aufgezogener Hinterleib. Die Ope¬ 
ration war nur dadurch möglich, daß der Patient mittels 
des in der von mir gemeinsam mit Kollegen Dr. Köllisch 
betriebenen Pferdeklinik benützten umlegbaren Operations¬ 
tisches eigener Konstruktion langsam umgelegt und nach 
der Operation mit dem emporgewundenen Operationstisch 
langsam wieder auf die Beine gestellt werden konnte. Die 
Resektion der Sehne geschah in* tiefer Chloroformnarkose. 
Hiebei mußte auch noch das arrodierte Hufbein abgekratzt 
werden. Nach der Operation kam das Tier in die Hänge¬ 
matte; die Operationswunde heilte unter entsprechender 
Nachbehandlung, wobei der erste Verband 6 Tage liegen 
blieb, reaktionslos aus. Unmittelbar nach der Operation 
war das Pferd total erschöpft und mußte aus dem Opera¬ 
tionsraum förmlich getragen werden, und noch während 
( ler 3 folgenden Tage konnte von irgend einer Besserung 
des Zustandes nicht die Rede sein. Nahrungs- und Getränke¬ 
aufnahme war sehr mangelhaft und die Prognose recht 
zweifelhaft. 



268 


Es wurden daher am 14. November noch einmal 
200 A.-E. Antitoxin eingespritzt. Schon vom folgenden 
Tag an besserte sich sowohl das Allgemeinbefinden wie auch 
der Muskelkrampf, jedoch erfolgte die Restitutio ad integr. 
ganz langsam. Noch fünf Wochen nach der Operation 
und 47 Tage nach dem Unfall zeigte das Tier einen ge¬ 
spannten und steifen Gang der Nachhand, sowie eine ge¬ 
streckte Haltung des Schweifes. 

Trotzdem ließ ich es vom 17. Dezember ab zu leichter 
Arbeit im Schritt ohne jeglichen Nachteil verwenden, nach¬ 
dem zu diesem Zeitpunkt auch die Operationswunde bis auf 
ein pfenniggroßes Stück überhornt war. 

Die Ursache dieses günstigen Ausganges einer sonst 
bei diesem Grad der Erkrankung fast ohne Ausnahme zum 
Tode führenden Wundinfektion kann nicht nur in der radi¬ 
kalen Entfernung des Infektionsherdes erblickt werden, 
sondern muß zu einem guten Teil auch auf die Wirkung 
des Antitoxins gesetzt werden. Die Schutzimpfung erfolgte 
offenbar zu spät (4 mal 24 Stunden nach der Verletzung) 
und versagte daher. Vielleicht war aber die relativ nur lang¬ 
same Entwicklung der Krankheitserscheinungen ihre Folge. 
Auch die am 10. November applizierten 200 A.-E. zeitigten 
anscheinend keine besondere Wirkung. Diese Dosis muß 
auch im allgemeinen als zu niedrig bezeichnet werden; 
leider standen mir damals die unbedingt nötigen 400 A.-E. 
nicht zur Verfügung. Dagegen trat auf die zweite Injektion 
von 200 A.-E. am 14. November innerhalb 24 Stunden eine 
typische Besserung, hauptsächlich im Allgemeinbefinden 
(lebhafteres Benehmen, keine Aufregungserscheinungen, 
bedeutend bessere Nahrungsaufnahme) und von da ab eine 
stetige Rückbildung der Krampferscheinungen ein. Hier 
trat die Wirkung der Serumbehandlung wohl deswegen, auf¬ 
fällig zu Tage, weil mit der Ausschaltung des Krankheits¬ 
herdes der Nachschub von Tetanustoxin ausgeschlossen war. 


Beobachtungen nnd Untersuchungen bei einigen 
pharmazeutischen Präparaten in der Veterinärmedizin. 

Von Amtstierarzt Dr. Su st mann in Dresden. 

(Schluß.) 

V. Rinopräparate. 

Unter dem Namen ,,Rinopräparate“ befinden sieh 
technische Produkte im Handel, die bis jetzt in der Haupt- 



Sache nur in der Menschenheilkunde verwendet worden sind. 

Diese Präparate umfassen die Rinosalbe, die Rino- 
seife, Rinodepilatorium, Rinotee, Rinopillen, Rinozäpfchen, 
Rinocreme und die Rinomundwassertabletten. 

Der Name „Rino“ ist eine Kombination der früheren 
Ripp’schen und Nori’sehen Salbe. Die Fabrikationsstätte 
ist die Firma Schubert & Co., Weinböhla bei Dresden. 

Für die Veterinärmedizin hat meines Erachtens nur 
die Rinosalbe und in geringerem Umfange vielleicht noch 
die Rinoseife ein Interesse. 

Wie ich schon an anderer Stelle 4 ) berichtet habe, 
wird die Rinosalbe (Unguentum vulnerarium Rino) 
von seiten der Firma als eine Heilsalbe bezeichnet, die 
in der Hauttherapie erfolgreich verwendet worden 
sein soll. 

Die Bestandteile der Salbe sind neben Cera 
flava, Oleum Oliv, und Therebint. venet. als Grundlage, 
Pix fog. liqu., Acid. boric., Acid. salicyl. sowie Bismut. 
subgall. in feinster Verreibung vermittelst Vitell. ovi nach 
besonderem Verfahren. 

Die Salbe ist von gelblicher Farbe, riecht nach Ter¬ 
pentin und schwach nach Teer und besitzt eine ziemlich 
feste Konsistenz. 

Der Preis der Salbe entspricht der Zusammen¬ 
setzung. Kleinere Packungen von etwa 30,0—40,0 kosten 
1.00 Mark und 1.15 Mark, die größere Büchse, etwa 110,0 
bis 120,0, wird mit 2.25 Mark verkauft. Die besondere 
Packung für veterinäre Zwecke beträgt der Preis der 
Pfund-Dose 4 Mark. 

Meine Untersuchungen hinsichtlich dieser Salbe 
haben sich nach verschiedenen Richtungen hin erstreckt. 
Einmal habe ich den Einfluß der Salbe auf den gesunden, 
das andere Mal denjenigen auf den kranken Tier¬ 
körper untersucht. Es war dieses um so wichtiger, w*eil 
von einzelnen Seiten beobachtet worden war, daß nach der 
Applikation der Rinosalbe Nebenerscheinungen zu Tage 
traten, die sich durch eine mehr oder weniger starke Haut¬ 
entzündung an der Applikationsstelle charakterisierten. 

Wie ich gleich vorausschicken will, ist es mir b e i 
Tieren nicht gelungen, derartige Reizerscheinungen 
nachzuweisen, trotzdem ich mir von der Firma die ältere 
Zusammensetzung der Rinosalbe (Wachs, Naphtalan, Wal¬ 
rat, Benzoefett, venet. Terpentin, Kampherpflaster, Peru- 


4 ) Österreich. Wochenschrift für Tierheilkunde, 1912, Nr.26—28. 



270 


balsam, Eigelb, Chrysarobin) zu Kontrollzwecken abfassen 
ließ. Wahrscheinlich handelte es sich in den von anderer 
Seite beobachteten Fällen um besondere individuelle Eigen¬ 
schaften (Idiosynkrasien) oder um Zustände, die gefunden 
werden, falls wir gleichzeitig zum Beispiel Jod innerlich 
verabreichen und Quecksilber äußerlich applizieren oder 
umgekehrt. Es entstehen dadurch gewisse Verbindungen, 
die sich auch nach außen hin, durch Ausschläge, Hautver¬ 
färbungen, Juckreiz u. s. w. bemerkbar machen. Über der¬ 
artige Phänomene ist vor drei Jahren im ,Lancet‘ eingehend 
referiert worden. 

Auf den gesunden Tierkörper übt die Rinosalbe 
eine leicht reizende Wirkung aus; fördert daher vielleicht 
das Haarwachstum und sicher das Wachstum des Hufhornes 
in geringem Maße. Die Hauptwirkung entfaltet je¬ 
doch diese Salbe bei pathologischen Zuständen 
der Haut und TTnterhaut. 

Bis jetzt habe ich mit diesem Mittel 134 Pferde, 18 
Rinder, 28 Hunde, 11 Kaninchen, 1 Katze und 3 Hühner 
behandelt. Von diesen 195 Tieren wurden geheilt.: 125 
Pferde, 18 Rinder, 22 Hunde, 8 Kaninchen, 1 Katze und 
3 Hühner. 

Behaftet waren diese Tiere mit akutem und 
chronischem Ekzem, haarlosen Stellen am 
Schweif, Alopecie, Sommerräude, Furun¬ 
kulose, Akne und verwandte Prozesse, Ver¬ 
letz ungen der Haut und Unterhaut, Druck¬ 
schäden, Dekubitalgangräne, veralteten 
Wu n d e n, Pa naritium, wunden Läufen (Kanin¬ 
chen), S t r e i chwu n d e n und Vo rderknieschäden, 
A k a r u s - und Sarkoptesräude, Kalkbeine der 
Hühner, krankhaften Zuständen des Huf¬ 
hornes, zwangartigen Zuständen der Hufe 
u. s. w. 

Die erkrankten Partien wurden zunächst mit Seifen - 
wasser gereinigt oder mit Seife (Sapo kalin.) aufgeweicRt, 
nach Entfernung der Seife abgetrocknet und dann mit. 
einer dünnen Schicht Rinosalbe bedeckt. Unter Umständen 
wurde noch ein Watteverband angelegt. Diese Prozedur 
wurde täglich bis zur Heilung wiederholt. 

Die Wirkung der Rinosalbe in der geschilderten 
Weise ist immer eine gute. 

Bei alten und g e s c h w ii r i g e n Wunden Kann 
man schon am zweiten Tage den günstigen Einfluß der 
Salbe bemerken. Von den Rändern aus verliert die Wunde 



2tl 


bald ihren geschwürigen Charakter und gesundes Gewebe 
wird sichtbar. Manchmal ist hier in nahezu kurzer Zeit 
(8 Tage) die Heilung beendet. Dasselbe gilt natürlich auch 
bei frischen Wunden und Verletzungen. 

Baldige Heilung ist auch bei akuten und chro- 
nischea Ekzemen zu erwarten, längstens aber inner¬ 
halb 4 Wochen vorhanden. 

Die Sommerräude (papulöses Ekzem in der 
Rückenpartie der Pferde), die Mauke und mauke¬ 
artigen Prozesse werden gleichsam in mehr oder 
weniger langer Zeit in Heilung übergeführt. 

Dagegen scheinen die Räudemilben mit Aus¬ 
nahme von Dermatoryctes mutans (Kalkbeine) durch die 
Rinosalbe nicht abgetötet zu werden. 

Ohne wesentlichen Einfluß ist dieses Mittel 
auch bei Furunkulose und Akne; denn eine voll¬ 
ständige Instit. ad integr. ist bei diesen Leiden niemals 
eingetreten. 

Die Anwendung der Rinosalbe bei.D ruckachäden, 
Dekubitalgangränen, wunden Läufen der 
Kaninchen, Streichwunden u. s. w. hatte jedesmal 
den gewünschten Erfolg. Gleich gute Erfolge würden auch 
bei Hufverletzunge n, sprödenHufen 6 ), Stein¬ 
gallen u. s. w. beobachtet. Zwangartige Zustände 
der Hufe wurden dagegen durch die Applikation der 
Salbe nicht gebessert. 

Fasse ich nun alles noch einmal kurz zusammen, so 
wurden durch die Applikation der Rinosalbe 
die besten Erfolge bei Wu nden und entzünd¬ 
lichen Veränderungen der Haut, Druck¬ 
schäden, Gangränen, krankhaften Zustän¬ 
den' am Hufe und bei den Kalkbeinen der 
Hühner erzielt. 

Die Rinosalbe kann daher bei diesen 
Leiden, zumal auch der Preis der Salbe 
ihrer Zusammensetzung entspricht, nur 
empfohlen werden. 

Von den anderen Rinopräparaten würde in der Tier- 
heilknnde noch die Rinoseife verwendet werden können. 

Wie in der Humanmedizin wird sich die Rinoseife bei 
Tieren als Toiletteseife und zur desinfizierenden Reinigung 
von Wunden, Flechten, Hautausschlägen erfolgreich ge- 


‘) Sustmann: „Rinosalbe“, Der Hufschmied. 1912, Nr. 7. 



brauchen lassen. Die Bestandteile sind ähnlich denen der 
Rinosalbe. 

Die Rinopillen werden beim Menschen gegen 
schlechte Verdauung, Blähungen, Ausschlag, Migräne, Kar¬ 
funkel verordnet, der R i n o t e e als Blutreinigungstee und 
das Rinodepilatorium als giftfreies Enthaarungs¬ 
mittel gebraucht. Die Rinozäpfchen kommen bei 
Hämorrhoidalleiden zur Anwendung und die Rinocreme 
stellt lediglich ein Kosmetikum dar. 

Die Rinomundwassertabletten werden zur 
Mund- und Zahnpflege (1—2 Tabletten in einem Glas Wasser 
gelöst) benützt. 

Letztgenannte haben die verschiedenste Zusammen¬ 
setzung, auf die ich aber nicht näher eingehen will. 

VI. Desinflid. 

Ebenfalls von der Firma Schubert & Co., Wein¬ 
böhla bei Dresden, wird das „Desinflid“ fabriziert. 

Das Desinflid oder Desinfektyl (früherer 
Name) soll, wie der Name sagt, in erster Linie als Des¬ 
infektionsmittel und zwar bei Kleintieren Anwendung 
finden. Empfohlen wird das „Desinflid“ von Seiten der 
Firma weiterhin als Heilmittel gegen den Kaninchen- 
schnupfen. 

Zu diesem Zwecke sollen ein paar Tropfen „Desinflid“ 
mit etwa 0,2 Liter Wasser vermischt teilweise in die Nasen¬ 
höhlen der kranken Kaninchen gespritzt, teilweise auch 
der Stall damit besprengt werden. 

Das „Desinflid“ ist eine wasserklare Flüssigkeit, die 
stark nach Eukalyptusöl und schwach nach Formalin und 
Menthol riecht. Werden einige Tropfen dieser Flüssigkeit 
in ein Glas heißes Wasser gegossen, so entwickelt sich so¬ 
fort ein starker Formalingeruch. Dieser Geruch hält län¬ 
gere Zeit an und verschwindet erst nach ein paar Stunden. 

Die Versuche, die ich mit diesem Mittel angestellt 
habe, bezogen sich zunächst auf die Desinfektion 
von Kleintierhaltungen, dumpfigen Räu¬ 
men u. s. w. 

Zu diesem Zwecke nahm ich der Größe des Stalles 
(Kaninchen-, Hühner- oder Hundestall) entsprechend heißes 
Wasser, dem ich auf je 0,2 Liter 8—10 Tropfen „Desinflid 4 ' 
zusetzte. Diese Lösung wurde umgerührt und dann mittels 
einer Spritze oder eines Zerstäubers (zur Desinfektion von 
Vogelbauern), in die Stallräume, an die Wandungen u. s. w. 



273 


gespritzt. Für einen Kubikmeter Stallraum genügten 0,1 
bis 0,2 Liter dieser Flüssigkeit. Vorher wurden natürlich 
die in Frage kommenden Bäume sauber gereinigt und mit 
Sodalauge ausgewaschen. 

Der Erfolg war ein guter. Der diesen Stallungen 
oft anhaftende dumpfige Geruch verschwand in kurzer Zeit 
und die Luft nahm den bekannten Formaminthgeruch an, 
der durch das Eukalyptusöl angenehmer gemacht wurde. 
Ektoparasiten, wie Läuse, Laufmilben u. s. w. wurden voll¬ 
ständig vernichtet. Scheinbar sind auch andere niedere 
Lebewesen bazillärer Natur durch den „Desinflid“- Spray 
abgetötet worden, denn die Tiere fühlten sich nach der Des¬ 
infektion wohler als zuvor. 

Den Hühnern, die mit Läusen behaftet waren, wurde 
gleichzeitig der „Desinflid“- Spray zwischen die Federn 
appliziert. 

Die desodorisierende Wirkung des „Des- 
inflids“ kommt auch bei der Reinigung der Hände nach 
Sektionen zur Geltung. Der oft üble Kadavergeruch läßt 
sich mit wenigen Tropfen dieses Mittels in Wasser gelöst 
schnell beseitigen. 

Was nun die angebliche Heilung des Kaninchen- 
Schnupfens durch „Desinflid“ anbetrifft, so ist eine 
'olehe von vorneherein schon zu verneinen. Der Natur 
dieser Seuche entsprechend wird man wohl vielleicht die 
äußerlichen Symptome (Nasenausfluß, Lidbindehautentzün¬ 
dungen u. s. w.) beseitigen können, aber den eigentlichen 
Krankheitsherd nicht im mindesten beeinflussen; denn die¬ 
jenige Art des Kaninchenschnupfens, die hier in Frage 
kommt, beruht auf der Einwanderung von Coccidien in 
Lärm und Leber. 

Wie weit eine Einwirkung des „Desinflids“ auf die 
Kauinchenseptikämie möglich ist, entzieht sich 
zur Zeit meiner Beobachtung. Einfache katarrha¬ 
lische Zustände des Atmungs-Apparates 
werden jedoch sicher durch dieses Mittel beeinflußt; aber 
dieses ist nicht allzuhoch anzuschlagen, da erfahrungsgemäß 
diese Zustände in ein paar Tagen bei Kaninchen von selbst 
heilen. 

Wichtiger als die Heilung ist meines Erachtens der 
Tmstand, daß wir in dem „Desinflid“- Spray ein V o r - 
beugungsmittel gegen Krankheiten infektiöser Na¬ 
tur besitzen. 

Da ferner auch der Preis ein nicht zu hoher ist, so 
wird dieses Mittel auch zum Ersatz von ähnlichen Arznei- 



274 


stoffen herangezogen werden können. 100,0 „Desinflid“ 
kosten 3.00 Mark. 

Aua diesem ergibt sich, daß das „Desinflid“ 1. kein 
Spezifikum gegen Kaninehenschnupfen 
(Coccidiose) ist, daß es aber als Vorbeugungs¬ 
mittel gegen gewisse Infektionskrank¬ 
heiten verwendet we rden kann; 2. ein gutes 
Desinfiziens und Desodorans für Klein- 
tierstallungen darstellt und auch zur Des¬ 
infektion und Entfernung üblen Geruches 
der Hände zu gebrauchen ist; 3. ein schnell- 
wirkendesAntiparasitikum gegenüber H a u t- 
schmarotzern (Läusen, Laufmilben) a b g i b t. 

VII. Gnath’s Fliegenöl (Gnath’s - Oil). 

Die Fliegenöle haben bekanntlich den Zweck, die 
Tiere, vornehmlich Pferde, gegenüber der lästigen Fliegen- 
plage im Sommer zu schützen. Zu diesem Zwecke sind die 
mannigfachsten Zusammenstellungen getroffen worden, die 
alle in der Hauptsache darin gipfeln, die Fliegen durch 
starke Riechstoffe zu vertreiben. Eine solche Komposition 
haben wir auch in G n a t h’s Fliegenöl. 

Dieses Fliegenvertreibungsmittel ist eine gelbe, ölige 
Flüssigkeit, die schwach nach Stinkasant und. ähnlichen 
Stoffen riecht. Mit dem öle sollen die empfindlichsten 
Stellen des Pferdekörpers (Bauch, Schamgegend, Augen¬ 
bogen u. 8. w.) eingerieben werden. Nach den Angaben der 
Firma (Rehse & Co., Chemische Fabrik, Leipzig, Fahr¬ 
straße 36) und den beigefügten Beurteilungen sollen die 
mit dem Mittel behandelten Tiere von den Fliegen ver¬ 
schont bleiben. 

Nach den von mir an mehreren Pferden angestellten 
Versuchen schützt die Anwendung von Gnath- 
Oil nur für einen Zeitraum von 1—2 Stunden 
gegen Fliegen. Während dieser Zeit setzen 
sich zwar noch einige Fliegen an die ein¬ 
zelnen Körper partieen an, scheinen aber 
dem befallenen Tiere keinerlei Schmerz 
zu verursachen. Bei der Verwendung i m 
Freien ist jedoch die Wirkung schon nach 
einer halben Stunde verschwunden. 

Der Preis einer Flasche, etwa 150,0, beträgt 
2.50 Mark. 



275 


Referate. 

Lorscheid: Punktionelle Nierendiagnostik bei 
Pferden. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1913, Nrn. 49 
und 50.) 

Die Salzsekretion der Niere wird am besten dadurch 
geprüft, daß man dem Organismus ein unschädliches Salz 
einverleibt und seine Ausscheidung beobachtet. Am meisten 
eignet sich hiezu das Indigokarmin. Es wird durch die 
Nieren allein ausgeschieden und zwar durch den Glomeru- 
lus-Apparat; Schweiß, Speichel, Galle, Kot bleiben unge¬ 
färbt. Injiziert man gesunden Pferden etwa 0,8 Indigo¬ 
karmin in wässeriger Lösung subkutan, dann tritt nach 
20—25 Minuten der Farbstoff auf die Dauer von etwa 14 
Stunden im Harn auf. Auf dem Höhepunkt der Ausschei¬ 
dung (nach 3—7 Stunden) besteht dunkle, im übrigen helle 
Grünfärbung. 

Weniger gut eignet sich das Methylenblau, da es im 
Körper eine teilweise Umwandlung erfährt. Es kann per os 
oder subkutan gegeben werden. Gesunde Pferde scheiden 
auf subkutane Injektion von 0,5 Methylenblau in wässeriger 
Lösung nach 1 Stunde blauen Farbstoff auf die Dauer von 
2—6 Tagen aus. Die Färbung ist am 1. Tag am stärksten, 
nimmt dann etwas ab und bleibt auf dieser Höhe 2—3 Tage, 
um dann am letzten Tag allmählich zu verschwinden. Hält 
sie nur 2—3 Tage an, dann ist sie am 1. Tag bedeutend 
stärker als bei der Ausscheidung, die sich auf 4—6 Tage 
erstreckt. 

Eine weitere Methode zur Prüfung der Nierentätig¬ 
keit wurde von Mehring in neuerer Zeit eingeführt. 
Er fand, daß nach Verabreichung des Glykosides Phloridzin 
eine starke Glykosurie auf trat. Die Zuckerproduktion 
durch Phloridzin ist eine aktive und ausschließliche Tätig¬ 
keit des Nierenparenchyms, wahrscheinlich des Tubular- 
epifhels. Das Mittel ist in Wasser unlöslich. Es wird in 
10 %iger alkoholischer Lösung subkutan injiziert. Erhalten 
gesunde Pferde 0,1 Phloridzin, so tritt nach 20—30 Mi¬ 
auten auf die Dauer von 2—3 Stunden Traubenzucker im 
Harn auf; der Zuckergehalt beträgt 1—3 %. 

Bei der Differentialdiagnose zwischen Nephritis paren- 
ohymatosa chronica und Nephritis interstitialis chronica ist 
die Prüfung der Nierensekretion von ausschlaggebender 
Bedeutung. Man findet bei der interstitiellen Nieren-Ent- 
zündung ein späteres Ausscheiden von Farbstoff u. Trauben¬ 
zucker, die Menge ist geringer als normal, die Ausschei- 



276 


düng dauert länger als bei gesunden Nieren. Bei der chro¬ 
nischen parenchymatösen Nierenentzündung tritt die Aus¬ 
scheidung auch später als normal auf, ebenso ist die Menge 
geringer, aber die Dauer der Ausscheidung bedeutend 
kürzer. 

Besteht Albuminurie mit Niereninsuffizienz, so liegt 
eine Erkrankung des Nierenparenchyms vor. Ist die Nieren¬ 
tätigkeit erhalten, so handelt es sich nur um eine soge¬ 
nannte harmlose Albuminurie. 

Bei brustseuchekranken Pferden konnte Verfasser 
Störungen der Nierenfunktion feststellen. Das Indigo¬ 
karmin trat bedeutend später als bei gesunden Pferden auf: 
der Unterschied betrug 15—60 Minuten, in einem Falle so¬ 
gar 1 y<z Stunden. Die Farbstoffausscheidung pro die war 
geringer, die Gesamtdauer der Ausscheidung jedoch länger 
als normal. Traubenzucker konnte immer erst später als 
bei Versuchen an gesunden Tieren nachgewiesen werden. 
Unterschied 30 Minuten bis 5 Stunden. In einem Fall 
wurde Traubenzucker überhaupt nicht ausgeschieden. Die 
Ausscheidung des Methylenblau gestaltete sich unregel¬ 
mäßig. 

Bei Druse, Pharyngitis, Diabetes insipidus, Lumbago 
konnte eine Störung der Nierenfunktion nicht festgestellt 
werden. Eine solche bestand zunächst auch nicht in einem 
Fall von katarrhalischer Pneumonie, trat aber auf, als 
Herzschwäche und Lungengangrän hinzukamen. 

L i n d n e r. 


Dr. Bouchet: Die osmotischen Verbände. (Recueil 
de Med.-Vet. d’Alfort, Nr. 16, 1913, und Österreich.Wochen¬ 
schrift f. Tierheilkunde, Nr. 46, 1913.) 

Mit der von Prof. Dr. Carnot in der humanen Me¬ 
dizin angewandten Methode, Ödeme der Gliedmaßen mit 
einer Lösung wasserbegieriger Substanzen zu umgeben, vrm 
die angesammelte Flüssigkeit durch die Haut hindurch auf¬ 
zusaugen, wurden vom Verf. bei Pferden entsprechende 
Versuche gemacht. 

Zuerst wurde eine kalte, gesättigte, wässerige Koch¬ 
salzlösung dazu verwandt. Diese war beim Pferde un¬ 
brauchbar, weil sie sich als zu stark hautreizend erwies. 
Dann wurde reines, wasserfreies Glyzerin und zuletzt eine 
Mischung von solchem Glyzerin und einer gesättigten 
Kochsalzlösung (letztere zu 1 / ; . %) in Anwendung ge¬ 
bracht. Diese Mischung war sehr wirksam 



277 


Behandelt wurden insbesondere jene chronischen Fälle, 
deren Ursache nicht nachweisbar war und die den üblichen 
Behandlungsmethoden trotzten. 

Nachdem der Fuß mit Seifenwasser abgewaschen und 
desinfiziert war, wurde die Mischung jeden Morgen mit 
der Hand gegen die Haare eingerieben. Bei empfindlichen 
Pferden wurde nur wasserfreies Glyzerin verwandt. Hie¬ 
rauf wurde eine Leinwandbinde angelegt und die Behand¬ 
lung zirka 8 Tage fortgesetzt, bis Heilung erzielt war. 


Dr. O 11 o - Dresden: Rückenmarkswassersucht. ( Be¬ 
richt über das Veterinärwesen in Sachsen, 1912.) 

Während der Arbeit erkrankte ein Pferd an Schwindel¬ 
anfällen. Das Tier war halbseitig gelähmt und vermochte 
sich nicht mehr im Gleichgewicht zu erhalten. 

Nach der Schlachtung zeigte sich hochgradige Rücken¬ 
markswassersucht (Hydrorhachis). Es entleerte sich un¬ 
gefähr 1 Liter Wasser aus dem Rückenmarkskanale. Unter 
diesem Druck der Flüssigkeit war das Rückenmark auf¬ 
fällig geschwunden. Ohler. 


Maul- und Klauenseuche. 

Dr. Kirstein - Berlin will nach einer von ihm in 
Nr. 13, 1914, der „Deutsch, landwirtschaftlichen Presse“ ge¬ 
machten Mitteilung mit einem von ihm hergestellten Mittel 
bei einer großen Anzahl Fälle der Maul- und Klauenseuche 
glänzende Resultate erzielt haben, so daß für ihn, wie er 
sich ausdrückt, die Heilbarkeit der Maul- und Klauen¬ 
seuche sichergestellt ist. Das Mittel wird den erkrankten 
Tieren in geringen Dosen im Trinkwasser oder auch mit 
der Flasche beigebracht. Über die Zusammensetzung des 
Präparates, Ernanin genannt, gibt der Artikel keine Aus¬ 
kunft. 

Thrombose. (Statist. Veterinär - Sanitätsbericlit über 
die K. Bayer. Armee; Rapportjahr 1912.) 

Eine 8jährige Stute des 1. Schweren Reiter-Regiments 
zeigte im Dezember 1911 an beiden Vorderbeinen nieder- 
gradige Bewegungsstörungen. Diese steigerten sich all¬ 
mählich, so daß sich das Tier nur mehr schwer zu erheben 
vermochte. Am 1. Januar stürzte es zusammen, zeigte starke 
Schmerzen, heftigen Schweißausbruch und große Schwäche. 
Am nächsten Tage früh war der Zustand der gleiche; nach¬ 
mittags war vollständige Lähmung des Vorderkörpers ein- 



278 


getreten. Das Tier stand mit der Hinterhand auf und 
schob’den Körper nach vorwärts, wobei die Hufe derVorder- 
beine zwischen die Hinterbeine zu liegen kamen. Als Ur¬ 
sache wurde eine Erkrankung des Zentralnervensystems 
oder eine Thrombose der die Vordergliedmaßen mit Blut 
versorgenden Blutgefäße angenommen. Die Stute wurde 
getötet. Die Obduktion ergab Thrombose der vorderen 
Aorta und ihrer Verzweigungen. 


Waldstein und Ekler -Wien: Der Nachweis ab¬ 
sorbierten Spermas im weiblichen Organismus. (Wiener 
Klin. Wochenschrift, 1913, Nr. 42, und Zeitschrift f. Gynä¬ 
kologie, Nr. 6, 1914.) 

Die bisherigen mikroskopisch - histologischen Unter¬ 
suchungen über den Verbleib der bei der Begattung in die 
weiblichen Geschlechtsorgane gelangten Spermatosomen 
führten zu widersprechenden Ansichten. Die Einen nahmen 
an, es werden die Spermatozoen auf mechanische Weise 
aus dem Genitalschlauche entfernt, während Andere ein 
aktives Eindringen derselben in die Zellen der Gebärmutter 
oder deren Aufnahme in Leukozyten als wahrscheinlich er¬ 
achteten. 

K önigstein war es gelungen Spermareste in 
weißen Blutkörperchen nachzuweisen. 

Die Verfasser wandten nun die Abderhalden’sche 
Dyalisiermethode an, um auf biologischem Wege das Schick¬ 
sal der in den weiblichen Geschlechtsapparat gelangten 
Spermatosomen festzustellen. 

Zunächst prüften sie die Frage, ob bei nicht besprun- 
genen Kaninchen normaliter im Serum des Blutes hoden¬ 
abbauende Substanzen enthalten seien. Bei 21 Versuchs¬ 
tieren (16 Weibchen und 5 Männchen) fielen die Versuche 
in 80 % negativ aus. Nun wurden die gleichen Tiere nach 
erfolgter Ivohabitation untersucht. Sämtliche Tiere wiesen 
jetzt ausnahmslos positive Reaktion auf. Das Blutserum 
der gedeckten Tiere reagierte spezifisch auf Hoden Substanz, 
andere Eiweißarten wurden nicht abgebaut. 

Aus diesem Ergebnis war zu schließen, daß im An¬ 
schluß imd als Folge der Kohabitation im weiblichen Or¬ 
ganismus ein spezifisch auf Hodensubstanz eingestelltes 
Ferment gebildet wurde. Fs mußte also Sperma in nicht 
vollkommen abgebautem Zustande in den Organismus der 
belegten Kaninchen aufgenommen worden sein. Auch bei 
tragenden Tieren erhielten die Verfasser positive Reaktion, 



279 


jedoch nicht so ausgeprägt, wie kurze Zeit nach der Ko- 
habitation. 

Mit diesen Versuchsergehnissen ist nach den Ver¬ 
fassern der Beweis erbracht, daß durch den Begattungsakt 
eine materielle Beeinflussung des weiblichen Individuums 
stattfindet, daß Substanzen, welche dem weiblichen Orga¬ 
nismus vor der Begattung fehlen, von diesem nach der Ko- 
habitation resorbiert werden. A. 


Tierzucht nnd Tierhaltung. 

Melken mit der Melkmaschine und mit der Hand. 

Vergleichende Versuche, welche in der landwirtschaft¬ 
lichen Versuchsstation des Staates New-York 4 Jahre hin¬ 
durch mit dem Hand- und dem Maschinenmelken ausge-, 
führt wurden, haben ergeben, daß die neuzeitlichen Melk¬ 
maschinen praktisch sehr gut verwertet werden können. 
Das Melken mittels Maschine war weder für die Kühe noch 
in Bezug auf Milchergiebigkeit von Nachteil. 

Beim Melken mit der Maschine (einschließlich Her¬ 
richten und Reinigen derselben) benötigte man 4,034 Mi¬ 
nuten Zeit für eine Kuh, auf eine Herde von 12 Kühen be¬ 
rechnet. Nach gleicher Berechnung erforderte das Melken 
mit der Hand 7 Minuten Zeit, (österr. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift, Nr. 50, 1913.) Ohler. 


Heu als Träger des Erregers der Maul, und Klauenseuche. 

Auf einem Gehöfte in Backemoor, Kreis Leer im Re¬ 
gierungsbezirke Aurich, trat am 27. Dezember 1913 unter 
dem Rindviehstande die Maul- und Klauenseuche auf. Da 
der Regierungsbezirk und die angrenzenden Bezirke seit 
längerer Zeit frei von Maul- und Klauenseuche waren, und 
weil irgend ein Verkehr der Bewohner des Gehöftes mit 
Personen aus verseuchten Gegenden nicht stattfand, konnte 
der Ursprung der Seuche zunächst nicht festgestellt werden. 
Nach Mitteilung des Präsidenten der K. Regierung von 
Aurich vom 3. Januar 1914 haben nun die gepflogenen 
Untersuchungen zu demErgebnis geführt, daß das Auf treten 
der Seuche auf Verfiitterung von Heu zurückzuführen ist. 
das im Herbste 1911 auf einer Weide gewonnen wurde, die 
im genannten Jahre mit verseuchtem Vieh belegt worden 
war. Das Heu wurde in einem Haufen hinter dem Gehöfte 
aufbewahrt und zum erstenmale am 23. Dezember 1913 
verfüttert. (Landwirtschaft!. Umschau, Nr. 9, 1914.) A. 



280 


Verschiedenes. 

Die Erwerbsverhältnisse der praktischen Tierärzte. 

In der Sitzung der bayerischen Abgeordnetenkammer am 
4. März d. J. schilderte der Abgeordnete Dr. Schlittenbauer 
die ungünstigen Verhältnisse, die Notlage der praktischen Tier¬ 
ärzte unter eingehender Besprechung der dieselben bedingenden 
Ursachen. Als solche führte er an: die Überfüllung im tierärzt¬ 
lichen Berufe, die Konkurrenz durch Pfuscher, Wasenmeister und 
Winterschüler, welch’ letztere die an den landwirtschaftlichen 
Schulen erworbenen Kenntnisse in der Tierheilkunde gewerbs¬ 
mäßig verwerten. Mit besonderer Betonung besprach der Abge- 
geordnete die Konkurrenz, die den Tierärzten durch den Arznei¬ 
warenhandel der Fabriken, Drogerien und Apotheken erwachsen. 
Im Weiteren verwies er auch auf die Konkurrenz, welche die nicht 
beamteten Tierärzte durch die Bezirkstierärzte erfahren. 

Zur Besserung der ungünstigen Verhältnisse der Privattier¬ 
ärzte regte der Abgeordnete an: Beseitigung des Kurpfuschertums, 
teilweise Beseitigung der Konkurrenz durch die Bezirkstierärzte*). 
Als Mittel zur Einschränkung der Konkurrenz der Bezirkstierärzte 
bezeichnete Dr. Schlittenbauer die Übertragung weniger 
wichtiger amtlicher Funktionen, besonders in abgelegenen Gegen¬ 
den,'an nichtbeamtete Tierärzte. 

Die Beförderungsverhältnisse betreffend, besprach der Ab¬ 
geordnete die Übertragung der Distriktstierarztstellen und hält 
mit . Recht für angezeigt, daß hiebei ein Modus Platz greifen 
sollte, durch welchen bei der Vergebung solcher Stellen Alter und 
Tüchtigkeit entsprechende Würdigung finden. 

Endlich brachte der Abgeordneue die Veranstaltung von Fort¬ 
bildungskursen auch für nichtbeamtete Tierärzte in Anregung. 

Der Ministerialkommissär, Oberregierungsrat P r o e 1 s, er¬ 
kannte an, daß sich die Erwerbsverhältnisse, insbesondere der prak¬ 
tischen Tierärzte, infolge der zunehmenden Zahl derselben in der 
letzten Zeit ungünstig gestaltet haben. 

In Bezug auf die vom Abgeordneten Dr. Schlittenbauer zur 
Sprache gebrachte Übertragung amtlicher Geschäfte an nichtbeam¬ 
tete Tierärzte wies Oberregierungsrat P r o e 1 s darauf hin, daß 
entsprechend qualifizierte Distrikts- und im Bedarfsfälle praktische 
Tierärzte, welche die amtstierärztliche Prüfung bestanden haben, 
schon jetzt mit der Wahrnehmung solcher Geschäfte betraut wer¬ 
den können. In Betracht, kommen Grenzkontrolle, Beaufsichtigung 
der Viehmärkte, Mitwirkung bei der Körung, die gesundheits¬ 
polizeiliche Untersuchung der Hunde, Untersuchung zur Ausfuhr 
aus Sperr- und Beobachtungsgebieten bestimmter Haustiere etc. 
Die Zuziehung dieser Tierärzte neben oder an Stelle der Bezirks¬ 
tierärzte werde, soweit es die Bedürfnisse erheischen, auch in 
der Folge geschehen. 

Die Ausübung der tierärztlichen Praxis durch Bezirkstierärzte 
betreffend, bemerkte der Regierungsvertreter, daß die Bezirkstier¬ 
ärzte in erster Linie den amtstierärztlichen Dienst zu besorgen 
haben; soweit ihnen weiter Zeit bleibt, sollen sie aber befugt sein. 


*) Hier streifte der Abgeordnete auch die Frage der allen- 
failsigen Vollbesoldung der Bezirkstierärzte, wobei Verzichtleistung 
auf Ausübung der Praxis Bedingung wäre. 



&81 


Praxis auszuüben; in Fällen, in welchen der Bezirkstierarzt der 
einzige Tierarzt eines Bezirkes sei, bestehe das Bedürfnis zur 
Praxisausübung durch denselben ohnehin; die Ausübung der Praxis 
verschaffe dem BeziTkstierarzte auch die Möglichkeit, sich das Ver¬ 
trauen der Bevölkerung zu gewinnen, wodurch die Bekämpfung 
der Tierseuchen und die Tätigkeit des Amtstierarztes erleichtert 
bezw. unterstützt werde; außerdem diene die Ausübung der Praxis 
zur fachlichen Fortbildung. Zu beanstanden aber wäre die Hal¬ 
tung von Assistenten seitens der Bezirkstierärzte, um damit prak¬ 
tische Tierärzte nicht aufkomrnen zu lassen. Zu erwähnen sei, 
daß viele Bezirkstierärzte praktische Tierärzte zur Gründung einer 
Existenz unterstützen und bei Amt die Übertragung amtlicher Ge¬ 
schäfte an solche freiwillig beantragt haben. 

Die von dem Abgeordneten Dr. Schlittenbauer ange¬ 
regte Abhaltung von Kursen für praktische Tierärzte anbelangend, 
erklärt Oberregierungsrat P r o e 1 s, daß bis jetzt die nötigen Mittel 
hiezu nicht zur Verfügung standen. Bei der Art der Fortbildung 
für die praktischen Tierärzte handle es sich übrigens in erster 
Linie um eine solche in den klinischen Fächern und sei diese An¬ 
gelegenheit beim Kultus-Etat einschlägig. 


liyü 

bei 

Schweineseuche 

Schweinepest 

Ferkeltyphus 

Schweinerotiauf 

Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 

Bei der z. Zt. starken Ver¬ 
seuchung der Bestände len¬ 
ken wir. die Aufmerksam¬ 
keit besonders auf: 

SchweinepestserHn neu 

nach Uhlenbutb 
gewonnen von Schweinen 
durch Verimpfung von 
filtrirb. Virus und 

Ferkeltyphns - Vieein 

bei 

Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
Geflügelcholera 
Streptokok. Erkr. 

laktenen- Präparate 

nn sch 1dl für Menschen, 
Haas o. Imndw. Nutztiere, 
tur Vertilgung aller Arten 

Ratten und Mäusen 

Diagnost Präparate 

zum Nachweis von 
Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
Souchenhaftem Abortos 

nach Malier. 

| Pharmaceutisches Institut Ludw. Wilh. Gans, Oberursela. T. 


Approbierter Tierarzt als tierärztlicher 

Assistent 

nach Niederbayern für Monat April gesucht. Offerten und Beigabe 
der Gehaltsansprüche unter 105 erbeten an die Red. d. Wochenschr. 













Berichtigung, bezw. Ergänzung. 

In den der Tagespresse entnommenen Mitteilungen in der 
vorigen Nummer der Wochenschrift über die Ausführungen des 
Oberregierungsrates P r o e 1 s in der bayerischen Abgeordneten¬ 
kammer vom 4. März d. Jrs., betreffend die Führung des in der 
Schweiz erworbenen veterinär - medizinischen Doktortitels, fehlt 
nach dem Inhalte des amtlichen Stenogrammes der von dem Ober¬ 
regierungsrate an die Spitze seiner Erörterungen gestellte Hin¬ 
weis, daß die Angelegenheit bezüglich der An¬ 
erkennung des in der Schweiz erworbenen tier¬ 
ärztlichen Doktortitels zunächst in das Ressort 
des Kultusministeriums gehöre. 

An diesen Pa-ssus schließen sich dann die, wie in der Wochen¬ 
schrift erwähnt worden, für bayerische Kollegen erfreulichen Mit¬ 
teilungen: das K. Bayer. Staatsministerium des Innern stehe be¬ 
treffs Anerkennung des in der Schweiz erworbenen veterinär¬ 
medizinischen Doktortitels auf demselben Standpunkte, den der 
Abgeordnete Dr. Günther vertreten habe etc. 


Exzellenz Dr. Ehrlich. 

Am 14. ds. Mts. feierte der Direktor des Institutes für ex¬ 
perimentelle Therapie in Frankfurt a. M., der Wirkliche Geheime 
Rat Professor Dr. Ehrlich, Exzellenz, den 60. Geburtstag. 


Gegen den Scheidenkatarrh ist das beste Heilmittel die 

Propria-Salbe 

nach Distriktstierarzt Dr. Pomayen 

Abgabe nur an Tierärzte oder auf tierärztliche Verordnung. 

Hoher Rabatt, 

welcher sofort bei Bestellung ausbezahlt wird. 

Proben gratis und franko. 

Generalvertretung: 

R. Vollmuth, Regensburg. 






Auszeichnung. 

Dem Professor Dr. Abderhalden an der Universität Halle 
ist von der Kaiserl. Leopoldinisch-Carolischen Akademie der Natur¬ 
forscher die goldene Cothenius-Medaille verliehen worden. 

Studentendemonstrationen an der Wiener Tierärztlichen 

Hochschule. 

An der Tierärztlichen Hochschule Wien ereigneten sich in 
letzter Zeit wiederholt Demonstrationen der Studierenden. Ver¬ 
anlassung war neben verschiedenem Anderen die Veranstaltung 
von Beschlagmeisterkursen mit der Bezeichnung „Militär-Beschlag- 
meisterkurse“, die von Mitgliedern des Lehrkörpers abgehalten 
werden. Über die letzte, vor Kurzem stattgehabte studentische 
Demonstration berichten Tageszeitungen das fügende: „In der 
Umgegend der Hochschule kam es zu Zusammenstößen zwischen 
Studenten und der Polizei. Als die Studenten gegen die Hoch¬ 
schule zogen und ein Steinbombardement gegen diese er- 
öffneten, schritt die Polizei ein. Darauf wandten sich die 
Studenten mit dem Bombardement gegen diese, 
so daß die Polizei jetzt von dem Säbel Gebrauch 
machen mußte, worauf die Umgebung der Hochschule geräumt 
wurde. Wegen dieser Vorkommnisse ist die Tierärztliche Hoch¬ 
schule geschlossen worden/ 4 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser : Bacillol-Patronen nach Dr. Jtiterbock 

ver- 

Neu! beerte 

mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jtiterbock. 

Alleinige Fabrikanten: 

Bacillolwerke Hamburg. 






284 


Bücherschan. 

Das edle französische Pferd und die Remontierung Frankreichs. 

Von Stabsveterinär Dr. Goldbeek. Mit G5 Abbildungen und 
1 Karte. Hannover 1913. Verlag von M. und H. Sehaper. Preis 
brosch. 7.50 Mk., eleg. geb. 8.50 Mk. 

Der Inhalt des 279 Druckseiten umfassenden Buches zerfällt 
in zwei Teile. Der I. Teil gliedert sich in folgende Abschnitte: 
A. Das staatliche Gestütswesen Frankreichs, B. Allgemeine Unter¬ 
stützungen für die Zucht, C. Krisis der Halbblutzucht, D. Privat¬ 
tätigkeit zur Förderung der Zucht des Edel- und Militärpferdes, 
E. Pferdebestand und Pferdeproduktion in Frankreich, F. Pferde¬ 
rassen, G. Remonten, 11. Brustseuche und Veterinärwesen, J. Ta¬ 
bellen. Der II. Teil enthält den Reisebericht des Verfassers. Außer¬ 
dem ist dem Werke noch eine hippologische Karte, welche die 
Pferdeproduktion in Frankreich übersichtlich darstellt, beigegeben. 

Verf., der bekannte emsige, erfolgreiche hippologische Schrift¬ 
steller, hatte bei der Weltausstellung in Vincennes Gelegenheit, 
die damals veranstaltete Pferdeausstellung zu besichtigen und hie¬ 
bei die verschiedenen Pferderassen und Zuchten Frankreichs ein¬ 
gehend kennen zu lernen. Weitere Reisen des Verf. in Frank¬ 
reich waren zum Teil ausschließlich dem Studium der Pferdezucht 
in diesem Lande gewidmet. Auf diese Welse wurde es ihm mög- 


AnHcfnnnni/lln^ (gesetzlich geschützt, dauernd haltbar). Aner~ 
tfllijjfllll kann! bestes und bequemstes Wurmmittel für 
Pferde gegen Askariden und Strongyliden. Herstellung und Versand durch 

Tierarzt Graulich in Neckarbischofsheim (Baden). 


Phymalin 


Anliphymatol ] 

zur Erk.derTuberkulose 


zurScMz-u.Heilimpfung 

i Augenprobe 


gegen 

5ccm2Mk. 


Rinderlube^kulose. 

Humann uleisler 


Humann uleisler 

; Dohna 5a. 


Dohna Sa. 1 


Assistenten- oder Praktikantenstelle 

auf 5 Monate ev. länger eröffnet sich ab 1. Juni bei dem Unterzeich¬ 
neten. Gehaltsansprüche bei freier Wohnung und Frühstück erbeten 
von K. Bezirks- und Grenztierarzt Manier in Fassen. 


Fl*lodl£?t’ * ^ ez ' r kstierarztstelle Illertissenu. Pfaffen- 
lil IvUlg l. hofen. Bewerbungsgesuche sind bis 30. März 
ds. Js. bei der für den Wohnsitz dos Bewerbers zuständigen Re¬ 
gierung Kammer des Innern einzureichen. 


Mit einer Beilage der Firma Kalle & Co., Aktien¬ 
gesellschaft, Biebrich über „Pellidol“, die wir unsern 
Lesern zur gefi. Beachtung empfehlen. 






285 


lieh, sich umfassende Kenntnisse sowohl des Pferdematerials als 
der züchterischen Tätigkeit in Frankreich zu verschaffen. Diese 
Beobachtungen und Erfahrungen nach beiden Richtungen hat 
Goldbeck in dem vorliegenden Buche niedergelegt. Seine Aus¬ 
führungen sind nicht lediglich erzählende und beschreibende, son¬ 
dern er hat sich angelegen sein lassen, die Wahrnehmungen auf 
fachwissenschaftlicher Grundlage kritisch zu erörtern. Zahlreiche, 
durchaus wohlgelungene photographische Aufnahmen beleuchten 
den Inhalt des Buches. 

Jedem Züchter, jedem Interessenten für Pferdezucht, speziell 
für die französischen Pferderassen und die Pferdezucht in Frank¬ 
reich, wird das Studium der Goldbeck’schen Arbeit ein wahrer 
Genuß sein! A. 


Personalien. 

Auszeichnungen : Es wurde verliehen: Der Titel und Rang als 
Regierungsdirektor Herrn Dr. von B e i b swän ger, Oberregierungs¬ 
rat in Stuttgart (Württ.); das Ritterkreuz I. Kl. des Württem- 
bergischen Friedrichsordens Herrn Jakob Ostertag, Yeterinärrat, 
Oberamtstierarzt in Gmünd (Schwab. Württ.); die silb. landw. 
Verdienstmedaille Ed, Rothfritz, Oberamtstierarzt in Esslingen 
(Neckar). 

Ernennungen: Dr. Eugen Beck aus Bösingeii wurde zum 
stellvertr. Distriktstierarzt in Schramberg (Württ.) ernannt; der 
Distriktstierarzt Nikolaus Dütsch von Hengersberg wurde zum 
Bezirks- und Kontrolltierarzt in Wegscheid, Dr. Gustav Sinn- 


Gegen Scheidenkatarrh 


GOLPITIS STÄBCHEN 


und 


GOLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. C. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 





286 


Heilbronn (Neckar) zum Schlachthoftierarzt in Stettin (Pom.),Dr. 
J. Stökler- Ingolstadt zum Distriktstierarzt in Burghaslach ernannt. 

Ruhestandversetzung : Der Bezirkstierarzt Veterinär Anton 
Huber-Pfaffenhofen wurde auf Ansuchen wegen nachgewiesener 
Dienstunfähigkeit unter Anerkennung seiner Dienstleistung in den 
dauernden Ruhestand versetzt; der Bezirkstierarzt MaxDurocher- 
Illertissen auf Ansuchen wegen nachgewiesener Dienstunfähigkeit 
auf die Dauer eines Jahres in den Ruhestand versetzt. 

Yerzogen : Dr. Leonhard Hartmann-Dillingen a. D. nach 
München, Dr. Karl Kiesel, Oberamtstierarzt in Hall (Württ.) nach 
Berlin-Lichterfelde (Brdbg.), Dr. Karl Knorpp-Murr (Württ). als 
Assistent des Oberamtstierarztes nach Schwenningen (Württ.) Dr. 
Fritz Bossweg-Zell (Baden) nach Wehr (Baden), Diethelm Weit¬ 
brecht-Stuttgart nach Plochingen, Dr. Wilhelm Wolf-Stein¬ 
heim nach Friesenheim (Baden), Dr. Georg Zeilinger-Heddes- 
heim als bezirkstierärztlicher Assistent nach Radolfzell (Baden). 

Approbationen: In Berlin die Herren: Gottfried Johann Kahl- 
Seligenfeld und Karl Franz Paul Schmidt-Schweidnitz. In 
Gießen die Herren: Karl Altherr-Forst, Karl Groll-Neu¬ 
markt, Karl IIofmann-Nürnberg, Heinrich Mathesius- 
Hirzenheim. In Hannover die Herren: Waldemar Karl Ahava- 
Helsingfors (Finnland), Otto Georg Armbrecht-Isenbüttel, 
Hans Wilhelm Hamdorf-Fahrenkrug, -Karl Joseph Mann¬ 
heim s-Tuntersdorf und Johannes Peter Thomsen-Tpern- 
stadt. In München die Herren: Johannes Riehl-Erfurtshausen 
und Alfred Wulff-Bayreuth. 

Promotion: In München Wilhelm Nöller-Großliebringen. 


Bovotuberkulol 

Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 

Fibrolysin 

Indikat.: Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagi- 
nltls, etc. 

Jodipin 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 

Hydrogeninm peroxydatum 
med. pur ( 15 > lg) Merck. 

Konzentriertes, zuverlässiges, billiges Wasserstoffsuperoxyd. 

Pyoktanin 

Indikat.: Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Scheidenkatarrh. 

Tannoform 

Indikat.: Diarrhöen, Kälberruhr, Ober¬ 
flächenwunden, Satteldruck, Ketten¬ 
hang. 

Yohimbin Merck • 

ad. us. vet. 

Indikat. *. Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 

Literatur und Proben auf Wunsch durch 

E. MERCK, DARMSTADT. 



















an Stelle von 

I>> v IS« ■■ S.l ja zum innerlich, und 
1 IX liqillUH äußerl. Gebrauch. 

Bulverförmiges Kondensationsprodukt aus 
Pix liquida und Formaldehyd, genau dosier¬ 
bar, nur schwach riechend, frei von unange¬ 
nehmen Reizwirkungen. Innerliche Anwendung: 
Bei Atonie des Magens und Darms, hei abnormen 
Gärungen, Tympanitis, Kälberruhr, Durchfällen und an¬ 
deren infektiösen Erkrankungen des Darms. Bei Pyelitis und 
Cystitis als antiseptisches Diureticum. Bei ver in inösen Krank¬ 
heiten und blenorrhoischen Erkrankungen der Atmungsorgane, 
als kausales, bezw. antikatarrhalisches Expektorans. 

Darreichungsform: Pulver, Pillen, Latwergen, Mischungen mit 
Ricinusöl etc., Gelatinekapseln. Dosis für Rinder: 10—30 g, Pferde: 
10—20 g, Kälber, Fohlen, Schafe, Ziegen, Schweine: 2—8 g, Hunde: 0,1—3 g, 
Geflügel: 0,1—0,2 g. 


BEISPIELE FÜR REZEPTPORMELN: 


Rp.| Pittylen.50,0 

Ammon, cblorat. . . . 50,0 

Fruct. Juniperi .... 100,0 

Rad. Alth. plv. et Aqu. font. qu. s. f 
pilul Nr. IV. 

Ds. Täglich eine Pille. 

Für Pferde bei chronischer Bronchitis. 


Rp. Pittylen.1,0—3,0 

D. t. dos. Nr. X. 

in capsul. gelatinös. 

S. 3 mal täglich eine Kapsel. 

Für Hunde mit Bronchlalkatarrh. 

Rp. Pittylen.50,0 

Flor. Sulfuris . . . . 50,0 

Farin, secal. et Aqu. font. qu. s. f. boli 

Nr. X. 

Ds. Täglich zwei bis vier Stück. 

Für Pferde mit Lungengangrän. 


Rp. Pittylen.5,0 

Ol Ricini.75,0 

Ds. Auf einmal zu geben. 

Für einen Hund bei Tympanitis. 

Rp. Pittylen.50,0 

Sal. carol. .... 200,0 

Ammon, chlor.100,0 

Fruct Juniperi ... 150,0 


Ds. Esslöffelweise mit Haferschrot. 

Für Schafe als kausales, tonlslerendes und 
lösendes Expektorans. 


Proben von Pittylen und Pittylen-Präparaten zum äußerliehen Ge¬ 
brauch stellen wir gerne kostenfrei zur Verfügung, ebenso auch Separat¬ 
abdrücke der bisher erschienenen Arbeiten und bitten die Herren Tier¬ 
ärzte, solche einzufordern und Versuche in der Praxis anzustellen. 


Lingner-Werke Aktiengesellschaft, Dresden. 



Soeben ist erschienen: 


Die Sterilität des Rindes 

ihre Ursachen und ihre Behandlung unter besonderer 
Berücksichtigung des ansteckenden Scheidenkatarrhs. 

Von Dr. Ad. Scheidegger, Kreistierarzt. 

Preis 3 Mk. 

Zu beziehen durch die 

Hochsdiulbuchhandl. Max Hueber, München 

Amalienstraße 43. 


Nr. 359 g 4. K. StaatsmmiBterium des Innern. 

Bekanntmachung 

über die Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst. 

Die Prüfung nach Ziff. X der K. Verordnung vom 21. De¬ 
zember 1908 (G.-V.-Bl. S. 1141) für das Jahr 1914 beginnt Montag, 
den 28. September. 

Gesuche um Zulassung sind mit dem tierärztlichen Approbations¬ 
schein in Urschrift oder in amtlich beglaubigter Abschrift bis zum 
1. Juni beim K. Staatsministerium des Innern einzureichen. 

München, 11. März 1914. 

I. A.: Ministerialrat von Braun. 



Druck vod .1. Gotte sw Inter, München. - Kommissionsverlag: M. Riegersche 
Uuiversitiitsbuchhandlung, München, Odeonsplat* 2 

















Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. IKopitsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d. I., sowie des Landes- 
ansschnsses der tierärzlichen Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 30. März 1914. Nr. 13. 


Inhalt: Originalartikel. Speiser: Aus der Praxis. — Dorn: Kurze Mitteilungen 
aus der Praxis. — Schaaf: Erfolgreiche Behandlung proiahierter Lungenentzün¬ 
dungen der Pferde mit Jodinin. — Heiserer: Frühzeitige Wehen. Mastdarmvorfälle 
bei Pferden. 2 Fälle von Überwurf. — Meyer und Hardenbergh: Über den Wert 
des Abortins als Diagnostikum des infektiösen Abortus der Rinder. Schwarz: 
Konstatierung der Trächtigkeit. Lange: Milzbrandschutzimpfungen. Kuhn: 
Milzbrand beim Schwein. Denhardt: Seuchengefährlichkeit der Milchkannen. 

Otto: Maulentzündung bei Rindern. Schlegel: Primäre Botryomykosis der Haut 
und Subkutis am After und Metastasen bei einem Pferd. Massenhafte Invasion 
von Sarkocystis Miescheriana im Herzen und in den Kaumuskeln eines 2 jährigen 
Rindes. Übergroßer Echinococcus uniocularis im Herzen einer Kuh. Green • 
Papillome im Maule. Strahlenbehandlung bei Krebs. Steinach: Feminierung von 
Männchen und Maskulierung von Weibchen. Abderhalden: Gedanken über den 
spezifischen Bau der Zellen der einzelnen Organe und ein neues biologisches 
Gesetz. — Tierzucht und Tierhaltung. Milchersatz bei der Ferkelfütterung. 

Einfluß der verschiedenen Kraftfuttermittel auf die Beschaffenheit der Butter, 
welche die damit gefütterten Kühe liefern. — Verschiedenes Die Lage der 
,,nichtbeamteten“ Tierärzte Bayerns. Bericht über die 5. Monatsversammlung 
des Vereines Münchener Tierärzte Landesausschuß der tierärztlichen Kreis¬ 
vereine Bayerns. Habilitation. Gründung einer Tierärztlichen Hochschule in 
Prag. Vorlesungen für Veterinär-Mediziner an der Universität Gießeu im Sommer-^-.^« 
semester 1914. Notiz. — Bücherschau. — Personalien. 


'N 




: cf 


Ans der Praxis. 

Von Tierarzt Speiser in Nürnberg. 


0 

\\f 

Vs 


I. Lähmung des Nervus radialis (Plexus 

brachialis?). 


-X 


'4. 


Eine diagnostisch nicht einwandfrei festgestellte Lahm¬ 
heit bei einem 6jährigen Halbblutpferd beobachtete ich um 
die Mitte des vergangenen Jahres. Am 10. Juli scheute das 
Pferd beim Passieren einer Eisenbahnunterführung und 
sclilug bei dem Versuche durchzugehen mit großer Wucht mit 



290 


dem linken Fuß seitwärts aus, wobei dieser Fuß eine ganz 
extreme Seitwärtsstellung erreichte. Sofort nach diesem 
Unfall war das Pferd unfähig, noch einen Schritt zu gehen ; 
es mußte daher in die nächstgelegene Stallung mehr ge¬ 
tragen als geführt werden. 

Bei meiner ersten Untersuchung einige Stunden 
später konstatierte ich folgendes: Völlige Unfähigkeit, den 
linken Vorderfuß zu belasten. Derselbe wird soweit als 
möglich nach vorn gestellt und das Fesselgelenk so auf¬ 
fallend geschont, daß es nach rückwärts subluxiert er¬ 
scheint. Beim Aufheben des Beines schlottert das Fessel¬ 
gelenk, so daß man an eine ausgedehnte Zerreißung des 
Bandapparates denken konnte. Absolute Schmerzlosigkeit 
der Gelenke und Phalangen beim Drehen, Beugen und 
Strecken bei den wiederholten Untersuchungen, das Fehlen 
von Schwellung und Hitze am ganzen Bein machte die 
Diagnose sehr schwierig. Das Pferd wird mittels Trans¬ 
portwagens in unsere Klinik gefahren, in einen Hänge¬ 
apparat gebracht und nach einigen Tagen, während denen 
der Zustand gänzlich unverändert blieb, auf dem Operations¬ 
tisch zur völligen Ausschaltung der Diagnose: Fissur des 
Fessels, Krön- oder Hufbeins, mittels Röntgenstrahlen 
zweimal in verschiedenen Richtungen photographiert. Das 
Resultat war negativ. An diesem Tag (15. Juli) war die 
Lahmheit noch so hochgradig, daß das Pferd den kurzen 
Weg von der Stallung in den Operationsraum und zurück 
direkt getragen werden mußte. 

Auf dem Weg der Ausschließung gelangte man nun 
zu der Diagnose: Zerreißung oder traumatische Lähmung 
des Nervus radialis öder des Plexus brachialis. Die eigen¬ 
tümlich gestreckte, nach vorwärts geschobene Haltung des 
Beines, das Einknicken in sämtlichen Gelenken bei jedem 
Schritt spricht zwar gegen eine komplette Paralyse des 
Nervus radialis wie auch des Achselgeflechts, weil hiehei 
die sämtlichen Gelenke in Beugestellung gehalten werden. 
Doch fand ich in den mir zur Verfügung stehenden Werken 
keinen Zustand beschrieben, der auf den vorliegenden eher 
Anwendung finden konnte als schließlich eine inkomplette 
Paralyse — Parese —. Die schnell zum Ziel führende Be¬ 
handlungsmethode schien die Richtigkeit dieser Diagnose 
zu bestätigen. Dieselbe bestand vom 16. Juli ab in täglich 
zweimaliger 15 Minuten langer Vibrationsmassage der A.n- 
koneen-Gruppe, sowie entlang dem Verlauf des Nervus ra¬ 
dialis und der Gegend des Plexus brachialis mittels cles 




291 


elektrisch angetriebenen Apparates (Ansatzstück: eine 
flache, fünfmarkstückgroße Hartgnmmiplatte). Das Be¬ 
finden besserte sich nunmehr so schnell, daß Patient schon 
nach 12 Tagen aus der Hängematte entlassen werden 
konnte. Nach weiteren 8 Tagen (25 Tage nach dem Un¬ 
fall) konnte man nur mehr im Trab eine leichte Lahmheit 
und einen etwas unsicheren, stolpernden Gang konstatieren. 
Eine Woche später (am 12. August) konnte das Pferd als 
völlig geheilt zur Dienstleistung entlassen werden. 

EL Verletzung bei einem Leoparden. 

Ein Leopard des hiesigen Tiergartens kam zufällig 
beim Spielen mit der rechten Pfote in den Bereich des be¬ 
nachbarten Löwenkäfigs und erhielt von einer Löwin so¬ 
gleich einen furchtbaren Prankenschlag. Die Wirkung 
dieses einzigen Hiebes war, daß die Haut an der Dorsal¬ 
fläche der Pfote bis zum Karpalgelenk total zerfetzt, zum 
Teil von der Unterhaut abgelöst wurde, wobei mehrere 
Strecksehnen und die Mittelhandknochen n und HI frei 
zu Tage lagen, die 2. Zehe im ersten Gelenke total 
exartikuliert und eine zur zweiten Zehe führende, mehr 
als klein fingerdicke Beugesehne abgerissen wurde und 
zirka 10 cm lang frei aus der Wunde hing. 

Das Einfangen des durch die Verletzung aufgeregten 
Tieres war mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. 
Nach mehr als einer Stunde gelang es, den Leoparden, ein 
ausgewachsenes männliches Tier, in eine kleinere Trans¬ 
port-Kiste zu locken. Durch Hochheben des hinteren Teiles 
derselben schuf ich eine schiefe Ebene, auf der das Tier 
bis zu dem durch Eisenstäbe gebildeten vorderen Abschluß 
rutschte, ohne sich, da eB die verletzte Pfote nicht ge¬ 
brauchen konnte, auf den schlüpfrigen Brettern des Bodens 
nach hinten verkriechen zu können. Es wurden sodann die 
beiden Vorderfüße mittels Lassos oberhalb der Ellenbogen 
(der intakte linke außerdem noch oberhalb der Pfote) an¬ 
geseilt und dieselben zwischen die Stangen des Gitters 
durch mehrere Männer herausgezogen, so daß das Tier, 
eng an das Gitter gepreßt, die sachgemäße Behandlung der 
schweren Verletzung ertragen mußte. Natürlich war durch 
das Einfangen usw. die Wunde derart verunreinigt, daß 
an eine Asepsis nicht gedacht werden konnte. Trotzdem 
nähte ich nach sorgfältigster Wundtoilette und Einlegen 
einiger Drainagen mit zirka 30 Seidennähten. Jeden zweiten 



292 


Tag erfolgte der Verbandwechsel mit sorgfältigster Des¬ 
infektion, wobei die gleiche Prozedur der Fesselung, wie 
beschrieben, angewendet wurde. Nach einigen Verbänden 
nun zeigte es sich, daß nicht nur die Wunden an der Pfote 
stark eiterten, sondern daß durch das wiederholte Fesseln 
oberhalb des rechten Ellenbogengelenks eine ausgedehnte 
Phlegmone entstanden war. An zwei Stellen hatte sich der 
Eiter Durchbruch nach außen verschafft, so daß ich bei 
einem fortgesetzten Einfangen bezw. Fesseln riskieren 
mußte, daß sich die Haut rings um das Ellenbogengelenk 
in Fetzen ablöse. Da eine andere Fixierung des Beines 
unmöglich war, mußte ich vom 10. Tag nach dem Unfall 
schweren Herzens die Behandlung einstellen. Zuvor aber 
reinigte und desinfizierte ich noch einmal gründlichst die 
Wundflächen, entfernte eine nekrotische Strecksehne der 
zweiten Zehe, sägte den Mittelhandknochen n, der durch 
die Eiterung aus dem ersten Zehengelenk großenteils los¬ 
gelöst erschien, fingerbreit unterhalb des Handgelenks ab 
und vereinigte noch einmal durch 8 Seidennähte so gut es 
ging, einen Teil der Wunde. 

Das Allgemeinbefinden des Tieres war schlecht, der 
Appetit ganz mangelhaft, besonders aber fürchtete ich das 
Entstehen einer Knochenfistel, so daß ich die Direktion auf 
die wahrscheinliche Notwendigkeit der Tötung des Leoparden 
aufmerksam machte. 

Der Leopard bewies mir aber, daß meine Kunst gegen 
die Heilkunst seiner Natur ein elendes Flick werk sei. Er 
entfernte alsbald kunstgerecht die eingelegten Nähte mit 
seinen Zähnen und beleckte liebevoll und sorgsam mit 
seiner rauhen Zunge hin und wieder — nicht, wie es die 
Hunde machen, ununterbrochen — die Wunde. Unter dieser 
oder vielleicht trotz dieser „Behandlung“ sistierte bald nach 
dem letzten Verband allmählich die Eiterung; die Wunde 
schloß sich durch normale Granulation und endlich ergänzte 
sich auch der durch Nekrose ziemlich ausgedehnte Haut- 
defekt. 8 Wochen nach dem Unfall war fast die ganze 
Wundfläche geheilt, wenn auch der Fuß noch nicht gut be¬ 
lastet wurde. Wiederum 4 Wochen später lahmte das Tier 
nur noch unbedeutend beim Springen und jetzt, etwas über 
Y 2 Jahr nach der Verletzung, bildet der Leopard eine Zierde 
unseres Gartens und kommt, so oft ich ihn rufe, schmei¬ 
chelnd zum Gitter seines Käfigs. 



293 


Kurze Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Bezirkstierarzt Dorn in Ebermannstadt. 

1. Ein Zahnteratom. 

Ein 1‘/ajähriges Pferd kam in meine Behandlung: es 
zeigte am rechten Ohr eine Öffnung, aus der sich seröse 
Flüssigkeit entleerte. Die eingeführte Sonde stieß in etwa 
4 cm Tiefe auf einen harten Körper, der auch von außen 
in der Größe einer Haselnuß auf den Schläfenbögen zu 
fühlen war. Die Fistel wurde in Chloroform-Narkose ge¬ 
spalten und der Körper — ein Zahngebilde —, das an 
obigem Knochen angewachsen war, entfernt. Zugleich 
wurde eine taubeneigroße Neubildung, die ihren Sitz am 
rechten Schulterblatt subkutan hatte, exstirpiert. Dieselbe 
zeigte sich als eine mit Haaren gefüllte Dermoidcyste. 

2. Hyperästhesie nach Gehirn-Rücken¬ 
marksentzündung. 

Hyperästhesie kam bei einem Pferde als Folge einer 
überstandenen Gehirn-Rückenmarksentzündung zur Beob¬ 
achtung. Das Tier war unter Depressions- und Lähmungs¬ 
erscheinungen der Nachhand erkrankt. Durch Sublimat¬ 
injektionen konnte Heilung herbeigeführt werden. Nach 
einiger Zeit entwickelte sich bei dem Tiere eine überaus 
große Kitzlichkeit, so daß es bei leiser Berührung mit der 
Hand an der Brust, dem Bauche oder dem Schenkel mit 
heftigen Bewegungen reagierte. Es handelte sich um ein 
schweres Kaltblutpferd — Wallach. 

3. Karzinom der Harnblase. 

Vor 3 Jahren wurde ich zu einem Pferd — Schimmel¬ 
stute — gerufen. Das Tier zeigte Beschwerden beim Urin¬ 
absetzen. Bei der Untersuchung fand sich in der Harn¬ 
blase eine etwa eigroße Neubildung. Eine Behandlung 
wurde, da aussichtslos, nicht eingeleitet. In diesem Sommer 
wurde ich neuerdings zu dem Pferde gerufen. Längs der 
Innenfläche der beiden Hinterschenkel war die Haut mit 
einer übelriechenden Kruste bedeckt. Nach Aussagen des 
Besitzers konnte Patient den Urin nicht mehr im Strahle 
entleeren, sondern derselbe floß an der Haut der Schenkel 
herab. Diese waren mit übelriechendem Sekret bedeckt 
und wund. Die Harnblase war mit eiterigen Maasen an- 
gefüllt, von denen sich mit dem eingeführten Finger Stücke 



294 


entfernen ließen. Da eine hochgradige Abmagerung des 
Tieres bestand und weil es zur Arbeit nicht mehr verwendet 
werden konnte, wurde die Tötung angeordnet. Die Sektion 
ergab Karzinom der Blase. 

4. Operation eines Baue hbru dies beim 

Pferde. 

Ein 2jähriges Pferd hatte einen kopfgroßen Bauch¬ 
bruch. Derselbe wurde in fast zweistündiger Chloroform¬ 
narkose operiert. Die Bruchpforte in der Bauchmuskulatur 
wurde mit Ivatgut vernäht. Die äußere Haut, die stark 
verdickt war, wurde mit 3 Lagen Seidennaht vereinigt. Ob¬ 
wohl während der Operation der Dünndarm einigemale in 
größeren Partieen heraustrat, erfolgte die Heilung doch 
reaktionslos. Patient wurde in der ersten Woche nur mit 
Brot und Haberschrot gefüttert, die Wasserration auf ein 
Minimum beschränkt, um stärkere Füllung der Eingeweide 
zu verhüten. 


5. S p 1 e n i t i s traumatica. 

Eine Kuh fraß seit einigen Tagen schlecht und ließ 
sich nur schwer von der Stelle bewegen. An den Organen 
der Brusthöhle ließ sich nichts Krankhaftes feststellen. Die 
Pansenbewegung war träge, die Schaufelknorpelgegend 
druckempfindlich. Nach einigen Tagen hatte sich die 
Schmerzhaftigkeit an der Brust bis über den Rippenbogen 
erstreckt. .Jede Bewegung schien dem Tier Schmerzen zu 
verursachen. Da ein Fremdkörper angenommen werden 
mußte, wurde Notschlachtung angeordnet. — Bei der Sek¬ 
tion fand man einen etwa 20 cm langen Drahtstift, welcher 
durch die Haube in die Milz eingedrungen war. Die letz¬ 
tere war mächtig vergrößert, die Kapsel stark verdickt. 
Ein Teil des Organs war in einen Abszeß umgewandelt, 
welcher übelriechenden Eiter enthielt. 

6. H y d r o p s <1 e r F r u c h t h ü 11 e n und d u r c h 
einen Fremdkörper v e r a n1a ß t e Verwach¬ 
sungen mit Abszeßbildung in der Bauch¬ 
höhle eines Rindes. 

Eine Kuh, die in der 30. Woche der Trächtigkeit stand, 
versagte die Futteraufnahme. Außer einer überaus starken A n- 
fiillmig des Uterus mit Flüssigkeit konnte nichts Krank¬ 
haftes festgestellt werden. Da sehr bedrohliche Erschei¬ 
nungen bestanden, wurde künstliche Frühgeburt eingeleitet. 



Mit der Hand wurde unter großer Mühe der Muttermund 
erweitert. Beim Einreißen der Eihäute ergoß sich eine rie¬ 
sige Menge Fruchtwasser. Das Kalb war sehr klein. Da 
sich der Zustand des Tieres in den nächsten Tagen nicht 
besserte, wurde Schlachtung angeordnet. Bei der Beschau 
fanden sich starke Verwachsungen der Haube mit dem 
Zwerchfell und der Leber. Inmitten derselben war ein Abs¬ 
zeß, der ein Drahtstück enthielt. 

7. Wiederholtes Auftreten von Gebär¬ 
parese. 

Eine Kuh war bereits im Vorjahre an Gebärparese 
erkrankt und geheilt worden. Bei einer weiteren Geburt 
im Juli dieses Jahres trat die Krankheit wiederum auf. 
Durch Luftinfusion wurde das Tier wieder hergestellt. 

' 8. Wiederholte Verdrehung des Uterus. 

Eine Kuh konnte vor 2 y 2 Jahren infolge Uterusver¬ 
drehung nicht kalben und wurde mit Erfolg behandelt. 
Nachdem in der Zwischenzeit 2 Normalgeburten erfolgt 
waren, stellte sich heuer dieses Geburtshindernis wieder 
ein. Durch Wälzen wurde der Zustand behoben. 

9. Malignes ödem. 

Eine Kuh zeigte in der linken Parotisgegend eine 
faustgroße Neubildung. Dieselbe wurde als aktinomykoti- 
scher Tumor angesprochen. Da der Besitzer einer Opera¬ 
tion nicht zustimmte, ließ ich die erkrankte Partie mit Jod- 
vasogen einreiben. Nach etwa einer Woche wurde ich aber¬ 
mals gerufen. Die Geschwulst erstreckte sich nunmehr 
über die ganze Parotisgegend und einen Teil des Kehl¬ 
gangs. Dabei bestand hohes Fieber, die Freßlust war auf¬ 
gehoben. Da mir die Natur der Geschwulst zunächst un¬ 
klar war, so verordnete ich feuchtwarme Umschläge. Am 
anderen Tage war fast der ganze Kopf und der obere Teil 
des Halses ergriffen. Ich ließ daher das Tier schlachten. 
Dabei zeigte sich die Subkutis der ergriffenen Partieen mit 
übelriechender Flüssigkeit durchsetzt. An der linken Pa¬ 
rotis saß ein aktinomykotischer Abszeß, von dem vielleicht 
das maligne ödem seinen Ausgang genommen hatte. 

10. Felsenbeineiterung. 

Ein Ochse zeigte hohes Fieber, aufgehobene Fre߬ 
lust. Dabei wurde der Kopf schief gehalten, die rechte Seitg 



296 


nach oben. Bei der Berührung und dem Betasten der 
Partie am linken Ohrgrunde äußerte das Kind starke 
Schmerzen. Da nach einigen Tagen keine Besserung ein¬ 
trat, wurde das Tier geschlachtet. Im linken Felsenbein 
fand sich ein haselnußgroßer Abszeß, der mit dickem Fiter 
gefüllt war. 


Erfolgreiche Behandlung protabierter Lungenentzün¬ 
dungen der Pferde mit Jodipin. 

Von Tierarzt Dr. Johannes Scliaaf in Berlin. 

Angeregt durch mehrere Veröffentlichungen über sub¬ 
kutane Injektionen mit Jodipin, in denen besonders dessen 
günstiger Einfluß auf fieberhafte toxische Infektionen her¬ 
vorgehoben wird, weil es eine Hyperleukozytose hervor- 
rufen, prompten Temperaturabfall und Besserung des All¬ 
gemeinbefindens bewirken soll, habe ich das Präparat, wel¬ 
ches für Veterinärzwecke zu einem billigen Preis geliefert 
wird, Jodipin 25 % ig ad us. veter., bei Pneumonie ver¬ 
sucht. Der erste Fall verlief allerdings tödlich, aber ich 
hatte daraus gelernt und der Verlauf der Behandlung be¬ 
festigte trotzdem mein Vertrauen zu den Injektionen. Ich 
hatte das betreffende Pferd schon 8 Tage ohne Erfolg auf 
andere Weise behandelt, aber das Tier wurde immer mehr 
hinfällig, es hatte während der genannten Zeit gar keine 
Nahrung zu sich genommen. Nun injizierte ich 50 g Jodipin. 
am Halse. Am nächsten Tage zeigte das Pferd Freßlust, 
es nahm Heu und Mohrrüben geschäftig zu sich. Ich in¬ 
jizierte nochmals 50,0, worauf sich wieder auf 2 Tage leb¬ 
hafter Appetit entwickelte. Jetzt aber verschlimmerte sieli 
der Zustand mit einem Male. Das Tier ging ein. Die Sek¬ 
tion ergab, daß eine jauchig-brandige Lungenentzündung: 
vorlag, ein Ergebnis, wo natürlich Jodipin auch nichts 
mehr nützen konnte. Ich hatte jedoch die Überzeugung: 
gewonnen, daß bei frühzeitiger Airwendung des Jodipms 
ein jauchiger Prozeß des Lungengewebes nicht eingetreten 
wäre. — 

Beim nächsten Fall wartete ich zunächst den Tag der 
Krisis ab. Als am 0. Tage keine Besserung eintrat, begann 
ich am nächsten Tag mit der Injektion von 50,0 Jodipin. 
Noch am selben Tagt* begann das Tier wieder zu fressen 
und die Temperatur ging zurück. Am nächsten Tage folgte» 
wieder eine Injektion von 50,0 Jodipin. Die Freßlust büoh 
bestehen, am dritten Tage erneut 50,0 Jodipin und am 




Ipfw- 


297 

fünften Tage nochmals 50,0. Der Zustand wurde täglich 
besser, das Pferd kam wieder zu Kräften, die Atmung wurde 
ruhiger und nach und nach war das Tier wieder gesund. 

In dieser Dosierung habe ich seitdem mehrere Pferde 
mit Erfolg behandelt, bei welchen ich auf Grund der klini¬ 
schen Symptome zu der Überzeugung gelangte, daß eine 
atypische Form der Lungenentzündung vorliegen mußte. 
Die Tatsache, daß die Tiere nach den Jodipin-Injektionen 
wieder zu fressen anfangen, macht auch auf die Besitzer 
der Pferde einen äußerst ermutigenden Eindruck, so daß 
der relativ teuere Preis der Arznei gar keine Holle spielt. 
Man hat also frühzeitig mit den Jodipin-Injektionen zu 
beginnen, sobald eine typische Krisis nicht eintritt. 

Selbstverständlich ist es unumgänglich notwendig, da¬ 
neben für eine Kräftigung des Herzens Sorge zu tragen. 
Ich injiziere täglich 0,1 Camph. f. 50—100,0 und Digalen 
abwechselnd. Das letztere Präparat ist für uns auch sehr 
handlich, w r eil es die subkutane Einverleibung ermöglicht. 
Nach 10 ccm Digalen ist sehr bald eine Besserung der Herz¬ 
tätigkeit, Erhöhung des Blutdrucks und die Herabsetzung 
der Pulszahl zu beobachten. Dem Jodipin aber schreibe ich 
die Hauptwirkung zu, da ich seit seiner Verwendung keine 
Verluste mehr habe. 

Ich injiziere im Verlaufe der Krankheit meist bis 
200,0 Jodipin und zwar jedesmal 50,0, wärme das Präparat 
vorher gut an und gebrauche zum Injizieren eine recht 
weite Kanüle. 

Abszesse habe ich nie beobachtet, es entsteht manch¬ 
mal eine schmerzhafte Anschwellung, die sich jedoch bald 
wieder zurückbildet. Nach meinen bisherigen guten Er¬ 
fahrungen kann ich die Behandlung mit Jodipin bei Lungen¬ 
entzündung mit protrahiertem Verlauf sehr empfehlen. 


Frühzeitige Wehen. 

Von prakt. Tierarzt Heiserer in Greifenberg. 

In 2 Fällen beobachtete ich bei hochtragenden Kühen 
frühzeitiges Auftreten von Geburtswehen. Das eine Mal 
begannen sie- 5 Tage, das zweite Mal 10 Tage vor der Ge¬ 
hurt und dauerten jedesmal 24 Stunden. Bei der Unter¬ 
suchung konnte nichts Abnormes festgestellt werden. Eine 
Behandlung fand nicht statt. In beiden Fällen ging dann 
die Geburt leicht von statten. 



298 


Mastdarmvorfälle bei Pferden. 

Von demselben. 

In der letzten Zeit bekam ich zweimal Mastdarm¬ 
vorfälle bei Pferden in Behandlung. In beiden Fällen 
wurde der Mastdarm ungefähr faustgroß herausgedrückt, 
die Schleimhaut war stark ödematös geschwollen. Der vor¬ 
gefallene Darm wurde mit. Alaunwasser gereinigt, betuscht 
und reponiert. Hierauf legte ich ein Stück mit Alaunwasser 
getränktes Tuch in den After und brachte eine Vorfall¬ 
binde an, die alle 2 Stunden entfernt wurde, um den Kot¬ 
absatz zu ermöglichen. Nach 12 ständiger Behandlung 
konnte die Binde weggenommen werden, ohne daß der Vor¬ 
fall wieder eintrat. 


2 Ffllle von Überwert 

Von demselben. 

Betroffen wurden von dem Leiden 2 nicht ganz 1 Jahr 
alte Ochsen. Ich konnte jedesmal den Strang nur mit den 
Fingerspitzen fassen, aber nicht abreißen. Nachdem ich 
ihn etwas gelockert hatte, ließ ich die Tiere schnell bergauf 
und -abführen. In beiden Fällen trat darauf Heilung ein. 
(Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 


Referate. 

K. F. Meyer und J. B. Hardenbergh: Über 
den Wert des Abortins als Diagnostikum des infektiösen 
Abortus der Rinder. [Aus dem Laboratory of the Pennsyl¬ 
vania State Livestock Sanitary Board Philadelphia, Penn¬ 
sylvania.] (The Journ. of infections Diseases, Vol. 13, 
Nr. 3, p. 351—374.) 

Meyer und Hardenbergh berichten über dia¬ 
gnostische Untersuchungen mit 3 selbst hergestellten 
Abortinen. Bei allen 3 Abortinen gehen sie von alten 
(6—16 Wochen) (ilyzerinbouillonkulturen von hochvirulen¬ 
ten Abortusbazillen aus. Derartige alte Bouillonkulturen 
werden zunächst bei 100 0 im Dampftopf sterilisiert. Das 
Berkefeld-Filtrat stellt das genuine Abortin dar („Abor¬ 
tin“); durch vorsichtiges (bei 00—70°) Eindampfen der 
Kultur auf 1 / 10 erhalten sie konzentriertes „Rohaho r- 
t. i n“, dessen Alkoholfällung nach Trocknen im Exsikkator 
als „g c f ä 1 1 t e s 1' r o c k e n a b o r t i n“ bezeichnet wi rd. 



299 


10 ccm Abortin entspricht 1 ccm Rohabortin oder 0,1 g 
Trockenabortin. 

Die antigenen Eigenschaften dieser drei Präparate 
wurden sowohl im Immunisierungs- als auch im Komple¬ 
mentbindungsversuch ausgewertet. In diesem Ver¬ 
suche erwiesen sich Roh- und Trockenabortine als gleich¬ 
wertig, in jenem bei Durchführung an Kaninchen unter Be¬ 
nützung äquivalenter Mengen das Trockenabortin als das 
beste (dieses stammte gleichzeitig von der ältesten Kultur). 

Die Abortinproben am Rind wurden jeweils durch 
serologische Untersuchung der benützten Tiere kontrolliert, 
wobei sie sich der von Wall und H o 11 h für Aggluti¬ 
nation und Komplementbindung empfohlenen Methodik 
bedienten. Als positive Reaktion beurteilen sie 
entsprechend den für Tuberkulinreaktion gültigen Grund¬ 
sätzen jede Temperatursteigerung über 40°, soferne zur 
Zeit der Injektion die Temperatur 39,5 0 nicht übersteigt. 

Die Injektionen wurden teils intravenös, teils 
subkutan vorgenommen. Reaktionen an der Impfstelle 
beobachteten sie nur selten und nur bei großen Dosen (5 
oder 10 ccm). Sie bestanden in örtlicher Schwellung, die 
ziemlich hart war und mitunter lange bestehen blieb. All¬ 
gemeinreaktionen, bestehend in Zittern, beschleunigter At¬ 
mung, Appetitlosigkeit und Milchverlust, kamen nur sehr 
selten zur Beobachtung. 

Bei subkutaner Applikation von 5—10 ccm des 
,,A b o r t i n s“ und des mit 9 Teilen Glyzerinkarbolwasser 
verdünnten Rohabortins kamen beträchtliche Fehl- 
resultate zur Beobachtung. Von 43 abortusinfizierten 
(serologisch positiv reagierenden) Kühen reagierten 29 = 
67,4 % nicht, während von 50 abortusfreien Tieren 10 
= 20,0 % reagierten. 

Auf intravenöse Injektion von 2,5 ccm des 
wie oben verdünnten Rohabortins reagierten von 29 
abortusinfizierten Kühen 11 = 38,3 °/c nicht, während von 
55 abortusfreien 7 = 12,7 % Fiebersteigerung erkennen 
ließen. 

Etwas günstiger gestalteten sich die Resultate mit 
dem Trockenabortin. Auf intravenöse Injektion von 2,5 ccm 
Trockenabortin (0,1 g in 1 ccm gelöst) reagierten von 16 
abortusinfizierten 4 = 25,0 % nicht, während von 21 
abortusfreien nur 2 = 9,5 % positive Reaktion erkennen 
ließen. 

In einem Bestände von 70 Tieren (davon 27 infiziert) 
reagierte auf Einträufelung von 2—4 Tropfen einer 5 %igen 



300 


Lösung von Trockenabortin in den Lidsack kein einziges 
Tier nach der 10. Stunde. 

Mit einem im Handel befindlichen Abortin konnte 
in einem Bestände von 61 Tieren (hierunter 19 abortus- 
infizierte) bei vorschriftsmäßiger subkutaner Impfung nur 
bei 2 abortusfreien Tieren Fieber hervorgerufen werden. 

T)r. H a u p t. 

Schwarz: Konstatierung der Trächtigkeit. (Be¬ 
richt der K. Tierärztl. Hochschule Dresden pro 1912.) 

Bei 28 vaginal und rektal untersuchten Rindern, 
namentlich auch auf Grund der Erscheinungen des Uterin¬ 
geräusches, wurde 21mal — 75 % rechtsseitige und 7mal 
= 25 % linksseitige Trächtigkeit festgestellt. 


Dr. Lange- Dippoldiswalde: Milzbrandschutzimpf¬ 
ungen. (Bericht über das Veterinärwesen im Königreich 
Sachsen, 1912; Österreich. Wochenschr. f. Tierheilkunde, 
1913, Nr. 48.) 

Da die Kreolinbehandlung bei einem milzbrandkranken 
Rinde nicht von Erfolg war, wurde dasselbe noch zweimal 
mit dem Sobernheinrschen Milzbrandserum geeimpft, wo¬ 
rauf am 8. Tage Heilung eintrat. 

Ferner wurden 20 Rinder nach Sobernheim mit Er¬ 
folg schutzgeimpft. Bei einem weiteren an Milzbrand er¬ 
krankten Rinde ging die Heilung sehr langsam vor sieh, 
trotzdem das Serum sofort angewandt wurde. Erst die 
Verdoppelung der Impfdosis führte zur Heilung. 

Vet.-Rat Kuhn-Flöha: Milzbrand beim Schwein. 

(Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen, 
1912; österr. Wochensehr. f. Tierheilkunde, 1913, Nr. 48.) 

Bei der Fleischbeschau eines Schweines, das im Leben 
keinerlei Krankheitserscheinungen erkennen ließ, fand man 
Schwellungen und hämorrhagische Infiltrationen der am 
Halse liegenden Lymphknoten und blutig-seröse Durcdi- 
tränkung des Bindegewebes in deren Umgebung. Sowohl 
durch das Mikroskop, als auch durch Kulturen konnten 
Milzbrandbazillen nachgewiesen werden. 

Der Fall zeigt, daß der Milzbrand beim Schwein mit¬ 
unter so geringgradige pathologisch-anatomische Verände¬ 
rungen hervorruft, daß er bei nicht ganz gewissenhafter 
Untersuchung recht leicht übersehen werden kann. 



301 


Bezirkstierarzt l)r. Denhardt: Seuchengefährlich¬ 
keit der Milchkannen. (Bericht über das Veterinärwesen 
im Königreich Sachsen, 1912; österr. Wochenschr. f. Tier¬ 
heilkunde, 1913, Nr. 48.) 

Eine Anzahl von Neuausbrüchen des Rauschbrandes 
in bisher seuchenfreien Gegenden konnte nur auf Ein¬ 
schleppung durch ungereinigte Milchkannen zurückgeführt 
werden. Autor hatte öfter Gelegenheit auf dem Bahnhofe 
Leipzig oder Chemnitz zurückkommende Milchkannen auf 
ihren Reinlichkeitszustand zu prüfen. Kannen mit alten 
Milchresten waren keine Seltenheit. 

Bis zur amtlichen Eeststellung einer Seuche wird die 
Milch in rohem Zustande abgeliefert und dadurch kann die 
Seuche in entfernte Gegenden verschleppt werden. Das ist 
insbesondere dort der Fall, wo die Milch verschiedener 
Stallungen durch die Milchhändler zusammengemischt wird 
oder wenn die Milchkannen verschiedener Besitzer ver¬ 
wechselt werden, wie dies dort sehr häutig vorkommt, w r o 
die Milchkannen nicht Eigentum des Produzenten, sondern 
des Milchhändlers sind. 


Dr. O 41 o - Dresden: Maulentzündung bei Rindern. 

(Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen, 
1912; österr. Wochenschr. f. Tierheilkunde, 1913, Nr. 48.) 

Bei einer Anzahl von Rindern wurde eine der Maul¬ 
und Klauenseuche ähnliche Krankheit beobachtet, deren 
Ursache auf Verfiitterung von altem, grünem Roggen zu¬ 
rückgeführt werden konnte. 

Bei einzelnen Tieren traten auch Klauenaffektionen 
auf, ohne daß jedoch der Ivronrand geschwollen oder daß 
der charakteristische gespannte Gang der Tiere zu beob¬ 
achten gewesen wäre. 

Die fieberhafte Erkrankung war mit gastrischen Stö¬ 
rungen verbunden, die 1—2 Tage anhielten. Bei jenen 
Tieren, welche an Durchfall litten, trat frühere Heilung 
ein. als bei jenen, die Verstopfung zeigten. 


Prof. Dr. Schlegel: Primäre Botryomykosis der 
Haut und Subkutis am After und Metastasen bei einem 
Pferd. (Zeitschrift f. Tiermedizin, XVII. Bd., 8. lieft.) 

Bei einem Pferd, welches seit 3 Monaten erkrankt 
war, fanden sich amMastdarm große und kleineGeschwülste, 
die von Zeit zu Zeit braun-roten Eiter entleerten. Auf der 



302 


rechten Brustseite zeigte das Pferd bei Druck Schmerzen 
und ließ sich nicht nach dieser Seite drehen. 

Bei der Sektion fand sich eine 10 Pfund schwere 
botryomykotische Neubildung, die hinter dem Herzen und 
unter der Lunge im Zwerchfell lag und mit Brustbein, 
Rippenwand, Leber und Milz verwachsen war. Die Leber 
enthielt apfel- bis doppeltmannsfaustgroße Neubildungen, 
in denen eine Anzahl erbsen- bis taubeneigroße, orangerote, 
erweichte Herde lagen, die sandkorngroße, rötliche Körner 
enthielten. 

Die Haut am After war mannsarmdick und von gelben, 
erweichten Herden durchsetzt, in denen zahlreiche Botrvo- 
myces-Pilze nachgewiesen werden konnten. 


Prof. Dr. Schlegel: Massenhafte Invasion von 
Sarkocystis Miescheriana im Herzen und in den Kaumuskeln 
eines 2jährigen Rindes. (Zeitschrift f. Tiermedizin, XVII. 
Band, 8. Heft.) 

Das Herz und die Kaumuskulatur erschien an der 
Oberfläche und auf den Schnittflächen grau-weiß gefleckt, 
getrübt und zeigte zahlreiche stecknadelkopf- bis linsen¬ 
große Knötchen und Fleckchen, die vielfach konfluierten. 
In der dazwischen gelegenen, noch normalen Muskulatur 
waren punkt- und strichförmige weiße Körperchen in großer 
Anzahl zu sehen. Diese Flecken und Striche enthielten 
zahlreiche Miescher’sche Schläuche. 


Prof. Dr. Schlegel: Übergroßer Echinococcus uni- 
ocularis im Herzen einer Kuh. (Zeitschrift f. Tiermedizin, 
XVII. Bd., 8. Heft.) 

Die Kuh verendete plötzlich während der Futter¬ 
aufnahme unter Aufbrüllen. Als Todesursache fand sich 
in der linken Herzwandung ein faustgroßer, 10 cm im 
Durchmesser haltender frischer Echinococcus polymorphus, 
an dessen Oberfläche einige Tochterknoten lagen. Das Herz 
zeigte an dieser Stelle eine gleichgroße Höhlung. 


Green: Papillome im Maule. (Tlie veterinary Jour¬ 
nal, 1913, und Österreich. Wochensehr. f. Tierheilkunde. 
1913, Nr. 50.) 

Bei einer jungen Bulldogge war die ganze Maul¬ 
höhlenschleimhaut mit einer so großen Zahl von Warzen 
bedeckt, daß die Exzision unmöglich war. 



303 


Der Patient erhielt 3 Wochen lang täglich dreimal 
Natriumsalicylat, hierauf 10 Tage lang große Dosen von 
Liquor arsenicosi. Es trat vollständige Heilung ein. 

Strahlenbehandlung bei Krebs. (Österreich. Zeitschr. 
f. Tierheilkunde, Nr. 50, 1913.) 

Am 4. Dezember v. Jrs. sprach Geheim rat B u m m 
in der Berliner Medizinischen Gesellschaft über die Strahlen¬ 
behandlung bei Krebs, wobei er die Lokalwirkung des Ra¬ 
diums auf den Krebs sehr günstig bezeichnete. 

Da die Gewebswandung, welche das Karzinom um¬ 
gibt, häufig durch die Bestrahlung geschädigt wurde, so 
empfahl B u m m zwischen den Bestrahlungszeiten größere 
Pausen verstreichen zu lassen, damit sich das Gewebe re¬ 
generieren kann. 

Die Röntgenstrahlen sind nach B. der Radiumstrah¬ 
lung ebenbürtig, bei tiefer gelegenen Geschwülsten letz¬ 
teren sogar überlegen. 

S t e i n a c h-Wien: Feminierung von Männchen und 
Maskulierung von Weibchen. (Zentralblatt für Physiologie, 
Bd. XXVn, und Zentralblatt für Gynäkologie, Nr. 6, 1914.) 

Nach dem Verf. wird sowohl die somatische wie die 
psychische Pubertät von den innersekretorischen Elementen 
der Keimdrüsen beherrscht. Diesen innersekretorischen 
Teil der Keimdrüse bezeichnet St. zum Unterschied von 
der eigentlichen Keimdrüse als Pubertätsdrüse. Bei Im¬ 
plantationsversuchen von Keimdrüsen jugendlicher Tiere 
entwickelten sich nur die Bestandteile der eigentlichen 
Pubertätsdrüse. Dabei wurde beobachtet, daß die Puber¬ 
täts-Drüsen nicht nur streng spezifisch, sondern auch im¬ 
stande sind, ihre Wirkungen im andersgeschlechtlichen 
Individuum durchzusetzen und damit die ursprüngliche 
Gesehlechtsrichtung vollkommen zu transformieren. Be¬ 
sonders gut gelang die Feminierung, d. h. die Umwandlung 
von Männchen in Individuen mit vollständig weiblichem 
Geschlechtscharakter und weiblicher Psyche. Wenn die im¬ 
plantierten Ovarien im männlichen Organismus genügend 
festen Fuß fassen, so entwickelt sich die weibliche Puber¬ 
täts-Drüse so bedeutend, daß gewissermaßen eine Konzen¬ 
tration der weiblichen Geschlechtscharaktere zustande 
kommt und das männliche Körperwachstum so stark ge¬ 
hemmt wird, daß die feminierten Männchen noch kleiner 
werden als ihre normalen Schwestern. 



304 


I)ie Zitzen und munentlieh die Milchdrüsen dagegen 
erzielen bei solchen Tieren nicht nur die Reifung der jung¬ 
fräulichen Entwicklung, sondern wachsen fort, wie bei gra¬ 
viden Weibchen. I )ie hyperplastischen Milchdrüsen sezer- 
nieren auch Milch, die Tiere nehmen dünge an, säugen sit* 
und benehmen sich ihnen gegenüber wie normale säugende 
Weibchen. 

Hie Maskulierung war schwieriger. Die Implantation 
von llodengewebe gelingt schwor. ln einzelnen Fällen war 
es aber möglich bei Einpflanzung von llodengewebe auf 
weibliche Tiere bei diesen das Aussehen von männlichen, 
sowie die Erotisier»ng des Zentralnervensystems hervor¬ 
zurufen. 

E. Abderhalden: Gedanken über den spezifischen 
Bau der Zellen der einzelnen Organe und ein neues bio¬ 
logisches Gesetz. (Münch. Medizin. Wochenschrift, Nr. 43. 
1913, und Zentralblatt f. Gynäkologie, Nr. 1, 1914.) 

Nach A. gilt für die ganze Organismenwelt das Ge¬ 
setz, daß jede Zellenart einen besonderen Bau besitzt. Man 
kann dies nicht erstaunlich finden, wenn man daran denkt, 
welch’ ungeheure Zahl von Verbindungen allein dadurch 
entstehen, daß die 20 bekannten Aminosäuren in allen ma¬ 
thematisch möglichen Variationen gruppiert werden: ferner 
berechtigen die .Beobachtungen, welche sich hei der Serum¬ 
reaktion ergehen haben, zu dem Schlüsse, daß innerhalb 
des ganzen Tierreichs die gleichartigen mit gleichen Auf¬ 
gaben ausgestatteten Organe auch einzelne EiweißstofTe 
besitzen, die sich ähnlich sind. Arfspezifisch und tierspezi¬ 
fisch sind daher nach A. keine Begriffe, welche einen Wider¬ 
spruch enthalten. Eine Zelle kann streng artspezifisch sein, 
zu gleicher Zeit aber gewisse Eunkfionseigentiimliehkeiten 
aufweisen, welche ihr zwar nicht das Gepräge gehen, sie 
jedoch als zu einer Zellgruppc gehörig charakterisieren, 
welche durch das ganze Tierreich hindurch gleiche Funk¬ 
tionen ausübt. A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Milchersatz bei der Ferkelfütterung. 

Nach dem Entwöhnen der Ferkel bildet die Verab¬ 
reichung von Magermilch neben anderen Euftermit teln 
während der Dauer einiger Woeben die Grundlage vier 
Ferkelaufzucht. Nun stellt aber für Absatzferkel nicht in 



305 


allen Wirtschaften Magermilch zur Verfügung. Als Ersata 
derselben empfiehlt das „Milchwirtschaftliche Zentralblatt“, 
Xr. 15, 1914, an Stelle der Magermilch für die abgesetzten 
5—7 Wochen alten Ferkel Suppen aus Gersten-, Haber- 
und Roggenmehl. In der ersten Zeit nach dem Abspänen 
soll zur Herstellung der Suppe vorzugsweise Gersten- und 
Habermehl benutzt werden und nur wenig Roggenmehl. 
Allmählich kann die Verwendung von Roggenmehl bis zu 
einem Drittel ansteigen; auch eine kleine Menge Maismehl 
kann jetzt Verwendung finden. Die Art der Fütterung be¬ 
treffend ist so zu verfahren, daß man den Ferkeln schon 
mehrere Tage vor dem Absetzen kleine Quantitäten der 
Suppe verabreicht, außerdem wird empfohlen, denselben 
schon von der dritten Lebenswoche an täglich eine kleine 
Menge ganzer Gerstenkörner vorzulegen. Mit Suppen- und 
Körnerfütterung soll mehrere Wochen fortgefahren werden. 
Sind die Tiere 8 Wochen alt geworden, so beginnt man, 
die Suppenfütterung ganz allmählich einzuschränken und 
gutes Getreideschrot mitzufüttern. 


Einfluß der verschiedenen Kraftfuttermittel auf die Be¬ 
schaffenheit der Butter, welche die damit gefütterten Kühe 

liefern. 

Über das vorstehende Thema bringt die „Sächsische 
Landwirtschaft. Presse“ folgende Beobachtungen und der 
Praxis entstammende Ausführungen: 

Auf die Beschaffenheit der Butter wirken günstig: 
Gerstenschrot-, Gerstenfuttermehl, Trebern, Malzkeime; 
Haferschrot verleiht der Butter einen angenehmen aromati¬ 
schen Geschmack; bei Fütterung größerer Mengen Haber¬ 
schrot wird sie aber zu weich. Eine weiche Beschaffenheit 
der Butter beobachtet man auch bei Verabreichung größerer 
Mengen Weizenkleie; auf den Geschmack der Butter wirkt 
sie günstig. Kleienmitfütterung ist besonders dann am 
Platze, wenn die Ration Futtermittel enthält, die der Butter 
eine harte Beschaffenheit geben, z. B. Baumwollsaatmelil, 
Rüben Schnitzel, Roggenschrot, Roggenkleie etc. 

Bei Fütterung von Bohnen und Erbsen wird die Butter 
fest und von weißer Farbe; auch Wicken machen die Butter 
hart und sollen überdies bittern Geschmack derselben ver¬ 
ursachen; nicht entbitterte Lupinen geben der Mutter eben¬ 
falls einen bitteren Geschmack und eine harte Konsistenz. 
Bei Fütterung großer Quantitäten Baumwollsaatmelil oder — 



306 


Kuchen beobachtet man einen talgigen Geschmack der 
Butter, außerdem wird sie hart und weiß von Farbe. Erd¬ 
nußkuchen verleihen der Butter einen ähnlichen aromati¬ 
schen, nußartigen Geschmack, wie Haferschrot; in größerer 
Menge gefüttert, wird aber die Butter weich und käseartig. 
Kokoskuchen geben der Butter einen vorzüglichen Ge¬ 
schmack. In großen Quantitäten verabreicht, bedingen sie 
eine harte Beschaffenheit derselben. Leindotterkuchen be¬ 
einflussen den Geschmack der Butter sehr ungünstig, da¬ 
gegen wirken Leinkuchen auf den Geschmack der Butter 
günstig bewirken sie — in größerer Menge gefüttert — 
eine harte Beschaffenheit derselben. Palmkernkuchen und 
-mehle geben der Butter einen sehr guten Geschmack, aber 
auch sie dürfen nur in mäßigen Mengen verabreicht werden, 
weil die Butter sonst eine talgartige Beschaffenheit an¬ 
nimmt. Repskuchen in größeren Quantitäten gefüttert, 
geben der Butter einen strengen, unangenehmen Geruch 
und machen sie weich. Auch Sesamkuchen machen, in grö¬ 
ßeren Mengen gegeben, die Butter weich, beeinträchtigen 
aber im allgemeinen den Geschmack derselben nicht; ähn¬ 
lich verhalten sich die Sonnenblumenkuchen. Das Fleisch¬ 
futtermehl übt, wenn es nicht in größeren Gaben verfüttert 
wird, keinen ungünstigen Einfluß auf die Butter aus, wohl 
aber das Fischfuttermehl. Dieses veranlaßt einen tranigen 
Geschmack der Butter; Butter bei Schlempefütterung ist 
weich und von heller Farbe. Getrocknete Rübenschnitzel in 
mäßiger Menge gefüttert, beeinflussen die Qualität der 
Butter nicht ungünstig, wohl aber in größeren Quantitäten 
verabreichte gesäuerte Schnitzel. A. 


Verschiedenes. 

Aus den Arbeiten des Landesausschusses der tierärztlichen Kreis¬ 
vereine Bayerns. 

Die Lage der „nichtbeamteten“ Tierärzte Bayerns. 

Bericht des Landesausschußmitgliedes Weldes-Woln- 
zach für den oberbayerischen Kreisverein. 

In den letzten Jahren, besonders in allerjüngster Zeit, herrscht 
in privattierärztlichen Kreisen große Erregung, die sich nach allen 
Seiten hin kund gibt. Jedes Fachorgan, groß oder klein, jede tier¬ 
ärztliche Versammlung, sei sie lokaler Natur oder sei es der deutsche 
Veterinärrat, seien es Einzelgruppen oder eine Gesamtheit, alle be¬ 
schäftigt die Lage der nichtbeamteten Tierärzte; ja sogar angesehene 
politische Tagosblätter haben dieses Thema, in ihre Spalten auf¬ 
genommen. 



Auf vielfaches Drängen habe ich nun die in mancherlei Hin¬ 
sicht undankbare Aufgabe übernommen, in unserm Verein die Ver¬ 
hältnisse, wie sie bei uns in Bayern z. Z. gelagert sind, bezw. wie 
ich sie ansehe, zur Sprache zu bringen. Ich bin nicht der erste, 
der dies tut, aber so oft dieses Thema schon in Kreisvereinen oder 
Gauversammlungen oder am öftesten und kräftigsten, wenn auch 
nicht am gründlichsten, im Kreise gleich Unzufriedener auf der 
Bierbank, behandelt wurde, und nicht nur in der letzten Zeit, son¬ 
dern seit einer Reihe von Jahren eine Änderung — und wäre es 
nur die kleinste Verbesserung der bestehenden Verhältnisse — ist 
meines Wissens nicht eingetreten. — Erst voriges Jahr hat Herr 
Bezirkstierarzt Kränzle an dieser Stelle über ein ähnliches Thema 
ein Referat erstattet; er hat am Schlüsse desselben 5 Richtpunkte 
angegeben, die eine Verbesserung bringen könnten. Ob diese Mittel 
geeignet sind eine Besserung zu bewirken, darüber ließe sich wohl 
streiten, aber darum handelt es sich momentan gar nicht, sondern 
ich möchte mir erlauben, an den Verein die Frage zu stellen, ob 
diese Mittel geprüft wurden, ob die Nutzanwendung aus den Vor¬ 
schlägen des Referenten gezogen wurden? Der Referent hat ferner, 
wie es in der M. T. W. so schön in Sperrdruck heißt „die begrüßens¬ 
werte Anregung gegeben, aus den Kreisen erfahrener Bezirkstier¬ 
ärzte und Assistenten eine Kommission zu bilden, die die gegen¬ 
seitigen Ansprüche in befriedigender Weise ordnen würde.“ M. H. 
Soviel mir bekannt ist, ist auch bezüglich dieses Punktes nichts 
geschehen und es darf Sie nicht wundern, wenn dem Vereine 
von den praktischen Tierärzten der Vorwurf gemacht wird, 
daß er in einer wichtigen Sache, an der die Gesamtheit der nicht 
beamteten Tierärzte stark interessiert ist, völlig versagte. Ist es da 
so sonderbar wenn die nichtbeamteten Tierärzte draußen sagen, wir 
brauchen einen eigenen Verein, der Kreisverein vertritt unsere be¬ 
rechtigten Wünsche nicht, wir dürfen nur Beiträge zahlen? . . . 

Nach dieser kleinen Abschwenkung zum eigentlichen Thema 
übergehend, haben wir uns 3 Fragen vorzulegen: Besteht bei den 
nichtbeamteten Tierärzten wirklich eine Notlage, und wenn das der 
Fall, wodurch ist sie entstanden und wie kann derselben entgegen¬ 
getreten werden? 

Daß eine materielle Notlage unter den nichtbeamteten, be¬ 
sonders den jüngeren Tierärzten besteht, bedarf keines weiteren 
Beweises, dies ist allseitig bekannt und anerkannt. Der Beweis da¬ 
für liegt zugleich im Nachweis der Ursachen. 

Es ist noch gar nicht lange her, seitdem es in Bayern eine sog. 
prakt. Tierarztfrage gibt. Die Tierärzte, meist Distriktstierärzte, 
machten mehr oder weniger pünktlich ihr Staatsexamen, um 6—10 
Jahre später mit ziemlicher Sicherheit eine Bezirkstierarztstelle zu 
bekommen. Diejenigen, die in diesem Zeitraum aus irgend einem 
Grunde nicht befördert wurden, waren wohl an den Fingern einer 
Hand zu zählen und die Sorge um eine einigermaßen sichere Lebens¬ 
stellung mit Anssicht auf einen, wenn auch damals kleinen Ruhe- 

? »halt und etwas Pension für Witwe und Waisen, drückte den 
ierarzt dieser Zeit noch nicht. Nun wird mit einemmal die Sache 
anders. Die Veterinärmedizin steht in Blüte, die Stellung der Vete- 
rinärbeamten nimmt unter Führung ihres erprobten früheren Chefs 
einen Aufschwung, wie er einige Jahre vorher von Niemanden ge¬ 
ahnt wurde. Die Folge dieser Änderung war, daß der Zugang zum 
tierärztl. Studium ein enormer wurde, wozu noch die Uberfüllung 
aller anderen akademischen Berufe mithalf. Die Zahl der in München 



308 


im Dezenium 1890—1900 approbierten Herren betrug 211, der von 
1900—1910 approbierten betrug 377; d. s. 166 mehr, also durch¬ 
schnittlich 16 pro Jahr; die Zahl der nötigen Bezirkstierärzte ist in 
den letzten 10 Jahren, wenn ich nicht irre, um 5 gestiegen. Z. Z. 
sind an der Beförderung die Herren aus (lern Konkurs 1901. An¬ 
wärter auf den Staatsdienst sind einige Hundert. Rechnen wir die¬ 
jenigen, die vom Militär, Schlachthof und wissenschaftlicher Karriere 
absorbirt werden, ab, so bleibt eine außerordentliche Zahl übrig, 
die vollständig allein auf den Erwerb aus der Praxis angewiesen 
ist. Wenn es sich sonst im Leben allgemein so verhält, daß die 
Einnahmen mit den Jahren bis zu einer gewissen Höchstleistungs¬ 
fähigkeit steigen, so ist dies beim Tierarzt umgekehrt, indem die 
Erwerbsmöglichkeit eine immer geringere wird, dadurch, daß einer¬ 
seits in den letzten Jahren die Zahl der landwirtschaftlichen Haus¬ 
tiere eher ab- als zunimmt, anderseits die Zahl der ausschließlich 
der Praxis sich widmenden Kollegen unheimlich wächst. Durch das 
große Angebot an Tierärzten wird aber nicht nur die Arbeitsmög¬ 
lichkeit des einzelnen geschmälert, sondern auch die Entlohnung für 
die Leistung wird eine geringere, dazu kommt, daß die Zahl der 
Pfuscher eher zu- als abnimmt, und seitdem die Winterschüler nicht 
nur mit mehr oder weniger guten Kurierkenntnissen, sondern auch 
mit einer Menge von Lehrbüchern über das kranke Rind usw. aus¬ 
gestattet, alljährlich entlassen werden und last not least, seit in der 
Praxis stehende, einflußreiche Tierärzte Arzneischränke und Instru¬ 
mente erfolgreich ins große Publikum bringen, gestaltet sich das 
Leben und Arbeiten der pr. Tierärzte immer schwieriger. Wir 
stehen tatsächlich vor einer Notlage, der wir, je eher, je besser, 
entgegen treten müssen. Die Aussicht auf eine Staatsstellung ist 
eine derartig geringe, daß jeder einigermaßen gewissenhafte verhei¬ 
ratete Tierarzt trachten muß, für seine Angehörigen und für sich 
selbst alljährlich eine gewisse Summe zu sparen, oder für Versiche¬ 
rungen zu verwenden, um wenigstens für Notfälle oder hohes Alter 
einigermaßen gewappnet zu sein. Wer aber von praktischen Tier¬ 
ärzten kann dies? lind wenn er es heute noch kann, wer kann es 
in einigen Jahren noch? Wenn es so weiter gellt, wie bisher, wohl 
keiner mehr. 

M. 11. Mit der Tatsache der Uberfüllung unseres Standes, d. 
h. des Standes der niehtbeamtoteii Tierärzte müssen wir uns ab- 
finden, das ist vorläufig nicht zu ändern. Seit Jahren schon wurde 
von allen Tierärzten, beamtet und niclitbeamtef, auch von Korpora¬ 
tionen, festgestellt, daß eine genügende Menge? von Tierärzten vor¬ 
handen ist und daß eine Uberfüllung direkt bevorsteht. Es ist hier¬ 
gegen nichts geschehen. Die praktischen Tierärzte, die wirtschaft¬ 
lich schwachen, sind nicht organisiert und die beamteten Tierärzte, 
die sieh sämtlich in angesehener Stellung befinden, leiden unter der 
Überfüllung nicht, sie sind konkurrenzlos. Auch hier kann unserer 
Interessenvertretung, den Kreisvereinen, ein Vorwurf nicht erspart 
werden. 

Von den vielen Konkurrenten, mit welchen der praktische 
Tierarzt zu rechnen hat, ist, ich sage es ungern, aber nach reich¬ 
licher Beobachtung und gewissenhafter Überlegung, muß ich es 
sagen, der Bezirkstie:arzt, der sich der Praxis mit Eifer widmet, 
der ärgste; jagt er aber, wie es bisweilen vorkommt, der Praxis mit 
allen Mitteln nach, und leistet er in derselben etwas, so ist für einen 
pr. Tierarzt weit und breit kein Feld für Betätigung. Es ist nur 
erfreulich, daß cs eine Anzahl Bezirkstierärzte gibt, die Praxis in 
einwandfreier Weist» ausüben. 



3Ö9 


Ich achte jede Konkurrenz, eine solche muß in allen freien 
Berufen bestehen, aber die Arbeitsbedingungen sollen möglichst die 
gleichen sein. Wenn der eine, wie es bei uns der Fall ist, der Be¬ 
zirkstierarzt, durch seine Stellung als Beamter im Bezirk, schon von 
vornherein ein bedeutendes Übergewicht hat und dann dies noch ge¬ 
hörig ausnützt, so kann der prakt. Kollege, wenn nicht besondere 
Verhältnisse, wie hervorragende Tüchtigkeit und Fleiß vorhanden 
sind, nicht dagegen auf kommen. Der Bezirkstierarzt kommt vom 
Beginne seiner Tätigkeit an in stete Berührung mit allen einflu߬ 
reichen Landwirten des Bezirks, durch den landwirtschaftlichen 
Verein, in dem er meist im Vorstand ist; er bekommt durch Körun¬ 
gen und Hundevisitationen, durch Kontrolle der Handelsstallungen 
und Metzgereibetriebe, durch seuchenpolizeiliche (Geschäfte häufig 
Gelegenheit, die Leute kennen zu lernen; aber auch umgekehrt, die 
Bevölkerung lernt ihren Bezirkstierarzt kennen und nimmt die Ge¬ 
legenheit wahr, außer ihren amtlichen Schmerzen auch die privaten 
ihm zu offenbaren und seinen Rat und Hilfe zu erbitten. Bei allen 
Prämierungen und Ausstellungen, bei Vergebung von Zuschüssen 
usw., stets ist der Bezirkstierarzt mit an erster Stelle. Glauben Sie 
nicht oder, ich möchte sagen, wissen Sie nicht, daß dieser Dienst 
es in vielen Fällen einzig und allein ist, der die Landwirte veran¬ 
laßt, den Bezirkstierarzt zu konsultieren, anstatt den niehtbeamteten? 

Die Versicherungsvereine, so günstig dieselben für die Tier¬ 
ärzte im allgemeinen sind, geben doch auch oft Veranlassung, zu 
Handlungen, welche zu beanstanden sind, indem häufig genug, aller¬ 
dings nicht nur amtliche, sondern leider auch praktische Tierärzte, 
sich durch Annahme eines Pauschales oder auch ohne dasselbe, zum 
sogenannten Vereinstierarzt machen lassen. Dadurch wird in den 
Vereinen jede Tätigkeit eines anderen Tierarztes lahmgelegt und 
auf d iese Weise gereichen manchem Tierarzt die Tierversicherungen 
zum grüßten Schaden. Wohl die Mehrzahl der praktischen Tier¬ 
ärzte, wie auch die leitenden Stellen der Versicherungskammer unter 
Führung des Herrn Präsidenten sind für eine freie Tierarztwahl. 
Hoffentlich wird dieselbe bald ganz allgemein eingeführt; es würde 
dadurch viel Grund zu nachbarlichen Zwistigkeiten beseitigt und 
damit sicherlich zur Besserung der allgemeinen Lago ein Schritt 
vorwärts getan. 

Ich will mich bei diesem unerquicklichen Gegenstand nicht 
allzulange auflialten, aber Sie können es mir glauben, es ließen sich 
über Konkurrenzgeschichten, in denen der Bezirkstierarzt seine 
amtliche Eigenschaft zu ungunsten der nichtbeamteten Kollegen mi߬ 
braucht, viel sagen und schreiben. Die praktischen Tierärzte hielten 
sieh von solchen Anklagen bisher aus verschiedenen Gründen zurück; 
ob dies aber in der Zukunft, wo vielleicht solche Gründe wegfallen 
dürften, noch so bleibt, ist fraglich; und cs wäre sehr zu bedauern, 
wenn solche Differenzen häufiger in der breiten Öffentlichkeit ge¬ 
schlichtet werden müßten. 

Kine große Rolle im Leben der praktischen Tierärzte spielen 
die Pfuscher, die wissenschaftlichen und unwissenschaftlichen und 
zwar in erster Linie die staatlich genehmigten, die ihre Gewerbe¬ 
steuer bezahlen, die ihre Tätigkeit oft über einige Bezirksämter aus¬ 
dehnen. Das Publikum hängt aus alter Gewohnheit mit zäher Aus¬ 
dauer an diesen Pfuschern, so daß es oft selbst einem tüchtigen, 
fleißigen Tierarzt schwer fällt, gegen einen solchen Mann mit einigem 
Erfolg sein Brot zu finden. In den meisten Gegenden sind die haupt¬ 
sächlichsten Pluscher die Wasenmeister, die sieh mit ihrem eigent- 



Bio 


liehen Beruf gar nicht mehr abgeben, sondern diesen ihrem Knecht 
überlassen und sieh voll und ganz der Praxis widmen, teils mit, teils 
ohne Fuhrwerk, ja sogar schon mit Automobil. Dabei nützen sie 
ihr Geschäft sehr geschickt ans. Sie haben Gelegenheit, jedes ver¬ 
endete Tier auf der Wasenstätte zu besichtigen und dem Besitzer 
einen Befund zu erzählen, der mit der Diagnose des eventuell vor¬ 
her behandelnden Tierarztes in genauem Gegensatz steht. Haben 
sie aber selbst behandelt, so hat die Diagnose genau gestimmt. Die 
Absicht des Pfuschers, den Tierarzt in Mißkredit zu bringen, ist 
natürlich erreicht. Aus diesem Grunde schon sollte eine öftere Kon¬ 
trolle der Wasenstätten und ihres Meisters vorgenommen werden 
und zwar nicht nur durch den dazu allein berechtigten Bezirks¬ 
tierarzt. Diese Befugnis sollte jedem Tierarzt, der eben gerade dabei 
interessiert ist, gegeben werden. Es würde hiebei so mancher 
Schwindel und grobe Unfug zu Nutz und Frommen der Tierbesitzer 
wie der Tierärzte aufgedeckt werden. (Schluß folgt.) 


Bericht über die 5. Monatsversammlung des Vereines 
Münchener Tierärzte. 

Die von 26 Mitgliedern besuchte Versammlung nahm um 7*9 Uhr 
ihren Anfang. Nach Erledigung einiger Vereinsangelegenheiten erteilte 
der Vorsitzende, Herr K. Veterinärrat Himmelstoß dem städt. Amts- 
tierarzt, Herrn Mich. Schm id das Wort zu einem Vortrag „Über die 
Ursachen der Muskelblutungen beim Schwein“. Der Referent erörterte 
zuerst die in der Literatur notierten vermutlichen Ursachen dieser 
Erscheinungen, unterzog sie einer eingehenden, gut begründeten Kritik 
und stellte zum Schluß einige eigene Hypothesen auf. Mit seinen dies¬ 
bezüglichen Untersuchungen ist er indes noch zu keinem abschließenden 
Resultat gekommen, gedenkt aber in absehbarer Zeit mit einem solchen 
hervortreten zu können. Reicher Beifall und eine mehr, als 7* stündige 
Diskussion taten das Interesse der Versammlung kund. Hieran schloß 
sich ein Bericht des K. Bezirkstierarztes, Herrn Dr. Schmitt-Wolfrats¬ 
hausen über den Fortgang der Bemühungen des Landesausschusses 
in der Tierzuchtfrage. Sieben Diskussionsredner äußerten sich zu dem 
Referat, bis endlich gegen 11 Uhr der Vorsitzende die Versammlung 
schloß- Er dankte dem Vortragenden im Namen des Vereines und 
widmete insbesondere dem zweiten Referenten für seine aufopfernden 
und selbstlosen Bemühungen im Interesse des tierärztlichen Standes 
warme Worte. I. A. Dr. A. Oeller, Schriftführer. 


Landesausschuß der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. 

Weitere Zuwendungen zur Bibliothek des 
Landes-Ausschusses der tierärztlichen Kreis¬ 
vereine Bayerns. 

Von Herrn Tierarzt Burkart, Legau: 

Etymologisches Wörterbuch der Veterinärmedizin. 

Von Herrn Bezirkstierarzt Sehr ick er, Waldmünchen: 

1. 48 Exemplare von Jahresberichten der K. B. Veterinär - 
sohule; 2. Von der Erkenntnis und Heilung des aufgeblähten 
Viehes; 3. Beiträge zur praktischen Veterinärwissenschaft; 4. 



311 


trüge zur theoretischen und praktischen Veterinärwissenschaft; 
5. Beiträge zu einer Veterinär-Topographie; 6. Grundriß einer 
Epizootie; 7. Ideal einer Tierarzneischule ; 8. Grundriß der Vete¬ 
rinärdiätetik; 9. Verzeichnis der anatomischen Präparate der Vete¬ 
rinärschule; 10. Von den östraziden; 11. Über Zweck und Einrich¬ 
tung der Veterinärschulen; 12. Uber Nutzen und Anwendung des 
Viehsalzes; 13. Anleitung zur Erkenntnis und Behandlung der 
Seuchen; 14. Einige Fälle von Anthrax-Vergiftung; 15. Darwin¬ 
sche Lehre von 'Prof. Probstmeier; 16. Tierärztliche Mitteilungen 
von Prof. Hahn; 17. Zeitschriften des Landwirtschaftlichen Ver¬ 
eines; 18. Der bayerische Veterinärbericht, hier statistischer Be¬ 
richt. 

Außerdem wurden in hochherziger Weise von dem damals 
noch lebenden Herrn Regierungs- und Veterinärrate Hohen- 
1 e i t n e r - Bayreuth der Bibliothek fast 300 die Tierheilkunde 
und das Veterinärwesen behandelnde Bücher und Schriften älteren 
Datums zugewendet. _ Hofbauer. 


Habilitation. 

An der Tierärztlichen Hochschule Dresden hat sich der Tier¬ 
arzt Dr. Herbert Haupt, Assistent am hygienischen Institute da¬ 
selbst für das Fach „Hygiene mit besonderer Berücksichtigung der 
Immunitätswissenschaften, sowie der Milchhygiene“ habilitiert. Das 
Thema der Habilitationsschrift lautet: „Beitrag zur Schutz- und 
Heilimpfung gegen die Tuberkulose der Meerschweinchen und 
Kaninchen.“ 


Konzentriertes 

Roborin-Kraftpulver 

(Aus frischem Bluteiweiß hergestellt). 

Blutbildendes, Appetit anregendes, die Verdauung 
befördernde*} und die Leistungsfähigkeit stei¬ 
gerndes KBAFTBEIF1JTTEB mit hohem Eisen¬ 
gehalt. 

Erhöht die Ausnützung des täglichen Futterquantums und macht 
weitere Zulagen überflüssig. Gibt den Tieren gutes Aussehen und 
glattes, glänzendes Haar. Ausgezeichnet als Kräftigungsmittel für 
Tiere, die durch große Anstrengungen oder schwere Krankheiten 
(Magen- oder Darmkatarrh, Brustseuche etc.) heruntergekommen sind. 

Elngeflihrt bei vielen Truppenteilen der deutschen Armee. 

Separatabdrücke einschlägiger Arbeiten und Gutachten hervor¬ 
ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf Wunsch 
gerne ab. 

Ungner-Werke Aktiengesellschaft, 
Dresden, Abteilung Ronorln-Werke. 



312 


Gründung einer tierärztlichen Hochschule in Prag. 

Die Fachpresse und die politische Presse brachten schon wieder¬ 
holt Mitteilung über das Projekt in Prag eine tschechische Hoch¬ 
schule zu gründen. Jüngst hielten nun tschechische Studenten in 
Wien eine Versammlung ab. in welcher eine Resolution gefaßt wurde 
inhaltlich der die Errichtung einer tschechischen tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Prag mit Entschiedenheit gefordert wird. 


Vorlesungen für Veterinär-Mediziner an der Uuiversität 
Gießen im Sommersemester 1914. 

Privatdozent Dr. Becher: Einheimische Wirbeltiere, 
I. Teil. Geh. Hofrat Professor Dr. Elbs: Chemische Übungen; 
Anorganische Experimentalchemie. Professor Dr. Barten: 
Physiologie, I. Teil; Physiologisches Praktikum (in Gemeinschaft 



und alle Dermatosen. Hufkrebs der Pferde bequem 
und sauber ohne lästige Salben heilbar durch 
Höhensonnenbestrahlung nach Dr. Liebert 
tierärztliche Klinik, Hannover. Prosp. durch 

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313 


mit Dr. Sülze). Geh. Medizinalrat Professor Dr. Geppert: 
Arzneimittellehre; Rezeptierkunde für Veterinärmediziner. Prof. 
Dr. G i s e v i u s: Spezielle Tierproduktionslehre nebst Wollkunde; 
Molkereiwesen; Kleines landwirtschaftliches Praktikum. Professor 
Dr. Gm ein er: Medizinische Klinik; Gesundheitspflege (-Diä¬ 
tetik); Allgemeine Therapie; Praktikum und Anleitung zu wissen¬ 
schaftlichen Arbeiten. Geh. Hofrat Professor Dr. Hansen; 
Morphologie und Physiologie der Pflanzen. Kreisveterinärarzt Dr. 
Kn eil: Poliklinik (ambulatorische Klinik); Veterinärpolizei; Be¬ 
sprechung poliklinischer Fälle; Abdeckereiwesen. Professor Dr. 
König: Experimentalphysik, I. Teil (Mechanik, Akustik, Wärme); 
Physikalisches Praktikum. Professor Dr. Martin: Histologie 
und mikroskopische Anatomie der Haustiere; Übersicht über die 
vergleichende Anatomie der Haustiere; Kursus der Gewebelehre 
und mikroskopischen Anatomie der Haustiere. Prof. Dr. N e u - 
mann’s Nachfolger: Bakteriologischer Kurs mit Einschluß 
der medizinisch wichtigen Protozoen; Hygienische Untersuchungs¬ 
methoden. Professor Dr. Olt: Kurs der pathologischen Histo¬ 
logie ; Bakteriologischer Kurs; Obduktionsübungen und patho¬ 
logisch-anatomische Demonstrationen; Seuchenlehre. Professor 
Dr. Pfeiffer: Allgemeine Chirurgie; Gerichtliche Veterinär¬ 
medizin; Akiurgie; Krankheiten der Hufe und Klauen; Übungen 


\uUM 

foß&at 

Mil 

bei 

Schweineseuche 

Schweinepest 

Ferkeltyphus 

Schweinerottauf 

Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 

Mteim Präparate 

uoschädl. für Menschen» 
Haos- u landw Nolztiere. 
zur VertUgimg aller Arten 

Retten und Mäusen 

Bei der z. Zt. starken Ver¬ 
seuchung der Bestände len¬ 
ken wir die Aufmerksam¬ 
keit besonders auf: 

Schweinepestserum neu 

nach Uhlenhuth 
gewonnen von Schweinen 
durch Verimpfung von 
filtrirb. Virus und 

Ferkeltyphus-Vaeeio 

bei 

Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
Geflügelcholera 
Streptokok. Erkr. 

Oiagnost. Präparate 

nach Pfeiler. 

zum Nachweis von 

Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
Seuchenhaftem Abortus 

p Pharmaceulisches Institut Ludw. WUh. Gans, Oberursela. T. | 









314 


mit dem Augenspiegel; Chirurgische Klinik und Poliklinik. Assi¬ 
stent Dr. Schauder: Einführung in die Mikroskopie; Beurtei¬ 
lungslehre des Pferdes und der übrigen Arbeitstiere. Assistent 
Dr. Schram m: Übungen im Bestimmen der Pflanzen. Geh. 
Hofrat Professor Dr. Spengel: Zoologie und vergleichende 
Anatomie, I. Teil; Die Parasiten des Menschen und der Haustiere, 
mit Ausschluß der Protozoen; Zoologische Übungen. Privatdozent 
Dr. Sülze: Physiologie des Gehörs, der Stimme und Sprache. 
Privatdozent Dr. Walther: Die wissenschaftlichen Grundlagen 
der Tierzucht (ausschließlich Vererbungslehre). 





315 


Notiz. 

Durch ganz bedeutende Preisermäßigung, welche das Phar¬ 
mazeutische Institut Ludwig Wilhelm Gans zu Ober- 
ursel a. T. auf die Notierungen seiner p o ly valenten Sera 
gegen Kälberruhr und Paratyphus - Bazillen vorgenommen hat, 
stellen sich die Impfungen gegen beide in Betracht kommenden 
Krankheiten nunmehr ganz erheblich billiger wie seither. 

Das gleiche gilt auch für die diagnostischen Präparate 
Tuberkulin und M a 11 e I n. 


Bttcherschau. 

Unarten und Krankheiten des Geflügels. Von Tierarzt Dr. Becker- 
Revensen. Mit zahlreichen Abbildungen. 2. Auflage. Verlag 
von Fritz Pfenningsdorf, Berlin. Preis 1.60 Mk. 

Verf. behandelt in erster Linie die Unarten des Geflügels, 
als das Eierfressen, Federfressen, Verlegen der Eier, Beißen der 
Hähne etc. Im weiteren bespricht derVerf. die inneren und äußeren 



Wo Kühe 

umrindern oder verkalben 

ist der ansteckende Scheidenkatarrh vorhanden. 

„. .. über 300 Kühe mit ßissulin behandelt. . sämt¬ 
lich mit gleichem Erfolg.“ „. . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach Bissulin aufgetreten.“ „. . . Ver¬ 
kalben ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben 
normal gekalbt.“ Bert. Tierarzt). Wochenschrift, 1908, Nr. 16. 

Bissulin wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch 

H. Tr ommsdorff, chem. Fabrik, Aachen 54. 


Vollständig neue Apolhekeneinrichtung 

chend) preiswert zu verkaufen. Angebote unter 
Expedition der Wochenschrift. 


(den Vorschriften 
der Medizinal¬ 
behörde entspre- 

F. Jt. 35 an die 

2 [ 2 ] 




Krankheiten und am Schlüsse die Feinde des Geflügels. Die Dar¬ 
stellung ist eine leicht verständliche und gibt dem Züchter die 
Möglichkeit, die wichtigsten Erscheinungen der Geflügelkrank¬ 
heiten kennen zu lernen, besonders auch jene der Getlügelseuche. 
und sich rechtzeitig sachverständige Hilfe zu beschaffen. 

Die Broschüre kann Züchtern als zuverlässiger Führer sehr 
empfohlen werden. _ A. 


Personalien. 

Auszeichnung: Dem Direktor am kaiserl. Gesundheitsamt in 
Berlin, Geheimen Regierungsrat Dr. 0 st er tag, wurde das Offiziers- 
kreuz des Großherzogi. Oldenburgischen Haus- und Verdienstordens 
verliehen. 

Ernennung: Tierarzt Karl Ritter-Uffenheim (Mittelfr.) 
wurde zum Assistenten an der Abteilung für Tierhygiene des Kaiser 
Wilhelm-Instituts in Bromberg (Pos.) ernannt. 

Approbationen: In Berlin die Herren Herbert Otto Haß- 
Czersk; Otto Franz Kiehn-Hohenhorn; Joseph Hermann 
Kuller-Osterath; Kurt Hermann Joachim Pagels-Oranien- 
stein; Walter Poly-Göttingen. 

Promotionen: Von der Tierärztlichen Hochschule Berlin: 
Georg Blume, Veterinär im Feld-Artillerie-Regiment Nr. 25 in 
Darmstadt. 


Collargol 

Oft lebensrettendes Mittel für viele Formen von 

Allgemeininfektion. 

Auch in intravenösen Injektionen unschädlich, wenn 
richtig angewendet. 

Wirksames Wunddesinfiziens zur Behandlung 
schlecht heilender infizierter Wunden. 
Hervorragend wirksam bei innerlicher Darreichung 
gegen Kälberruhr. 

Wichtigste Indikationen : Morbus maculosus, Druse, Puerperal¬ 
infektion, seuchenhaftes Verkalben der Kühe, Kälberruhr, 
sowie Ruhr anderer junger Tiere. 

Proben und Literatur kostenfrei. 

Chemische Fabrik ton Heyden, Radebenl-Dresden. 

Druck von .1. Gott eswi nter, München. — Kommissionsverlag: M RlegerscVhe 
Universitätsbuchhandlung, München, Odeonspl&u V 








Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch* 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Mopitsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat. Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des Landes- 
ausschnsses der tierärztichen Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 7. April 1914. Nr. 14. 


Inhalt: Originalartikel. Mahir : Die Ergebnisse der Trichinenschau in München, 
laicht: Ein paar Fülle au9 der Praxis. — Schmid: Wasserstoffsuperoxyd zur 
Wundbehandlung. Krieger: Zur Behandlung des Ferkelflebers. Erbrechen beim 
Rind. — Bichlmaier : Morbus maculosus. Sehnenstelzfuß bei einem Pferde. — 
Referaie. Meyer und Boerner: Studien über das seuchenhafte Verwerfen der 
Stuten. Neseni: Zweifelhafte Ophthalmoreaktion mit Mallem bei Stomatitis pustu¬ 
losa. Schlegel: Die Bedeutung des Milzbrandes der Schweine für die Veterinär¬ 
polizei und Fleischbeschau. Kaupp: Blulkrankheiten bei Vögeln Die weiße 
Ruhr der Küken. Deimler: Stauungsmilzen (sogenannte Schlagmilzen). — Tier¬ 
zucht und Tierhaltung. Die Trächtigkeitsdauer der Stuten. Der Traberhengst 
,,Dr. Sphinx“ eingegaugen. Turnier deutscher Pferde in Hannover. — Verschie¬ 
denes. Die Lage der ,,nichtbeamteten“ Tierärzte Bayerns (Schluß). Beratung des 
Tierzuchtetats in der bayerischen Abgeordnetenkammer, hier Anerkennung der 
Tätigkeit der Tierzuchtinspektoren. Vorlesungen und praktische Übungen an 
der Kgl. Tierärztlichen Hochschule in Hannover im Sommersemester 1914. 
Verlegung der Dresdener Tierärztlichen Hochschule an die Universität Leipzig. — 
Bücherschau. — Personalien. 


Die Ergebnisse der Trichinenschau in München. 

Von Oskar Mahir, Vorstand des städtischen Trichinenschauamtes. 

Die letzten Trichinenfunde am hiesigen städtischen 
Trichinenschauamte, die zur Ermittlung einer Anzahl von 
Infektionsherden in Bayern führten und für die zur Zeit 
in Bayern bestehenden Verhältnisse von größtem Interesse 
sind, veranlassen mich, jetzt schon die bisherigen Ergeb¬ 
nisse der obligatorischen Trichinenschau in München in 
Kürze zu veröffentlichen. 

Es wurden seit Beginn der Trichinenschau (8. Juli 
1913) bis 10. März 1914 179 845 Schweine auf Trichinen 
untersucht; hiervon stammten rund 61 c /o aus Norddeutsch¬ 
land, 38 % aus Bayern, der Rest aus anderen süddeutschen 
Bundesstaaten und vom Zollausland. 









318 


Wegen Trichinose wurden 14 = 0,008 % aller unter¬ 
suchten Schweine beanstandet. 

Von diesen trichinigen Schweinen wurde eines, ein 
sogen, „bosnisches Waldschwein“ aus Serajevo in Bosnien 
eingeführt; 3 Schweine waren norddeutscher Herkunft — 
0,003 % aller norddeutschen Schweine. 

Die übrigen 10 Schweine waren von bayerischen Züch¬ 
tern gehalten worden; es waren demnach von den bayeri¬ 
schen Schweinen 0,015 % trichinig, ein Prozentsatz, wie 
wir ihn in ganz Deutschland nur in den als am stärksten 
verseucht geltenden preußischen Regierungsbezirken Ost- 
und Westpreußen kennen. Es wurden dreimal mehr baye¬ 
rische trichinige Schweine gefunden als norddeutsche; da¬ 
bei wurden um 40 000 bayerische Schweine weniger ge¬ 
schlachtet. 

Ähnliche Ergebnisse veröffentlichte früher Böhm ■ 
Nürnberg; nach seinen Angaben waren von den in den 
Jahren 1903—1907 in Bayern ermittelten trichinigen 
Schweinen 57 %, im Jahre 1911 70 c /c aus Bayern. 

Als Hauptproduktionsgebiet der auf den Münchener 
Markt kommenden bayerischen Schweine ist das Algäu, in 
zweiter Linie Nieder- und Oberbayern zu bezeichnen. Jm Ver¬ 
gleiche dazu fällt die Tatsache auf, daß von den 10 in Mün¬ 
chen ermittelten bayerischen Schweinen 2 aus Oberbayern 
und die übrigen 8 aus Niederbayern stammen. 

Gezüchtet wurden alle trichinigen Schweine in rem 
landwirtschaftlichen Betrieben; als Halter von 4 nieder¬ 
bayerischen Schweinen konnten drei Wasenmeister eruiert 
werden. Über letzteren Punkt wird demnächst eine geson¬ 
derte Abhandlung folgen. 

über die Schlachttiere wurde je nach der Anzahl der 
Vorgefundenen Trichinen folgendermaßen verfügt: die 3 
norddeutschen und 2 bayerische Schweine wurden nach 
dem § 37 der Ausführungsbestimmungen A zum Reiehs- 
Fleischbeschaugesetz vom 3. Juni 1900 als bedingt, taug¬ 
lich, die übrigen 8 bayerischen Schweine nach § 34 als un¬ 
tauglich behandelt ; unter den untauglichen waren auch die 
4 Schweine aus den Abdeckereien, die sich als hochgradig 
mit Trichinen durchsetzt erwiesen. 

Es besteht der dringende Verdacht — und auf diese 
Gefahr sei hier im Interesse des konsumierenden Publi¬ 
kums hingew’iesen — daß die ermittelten Züchter von 
trichinigen Schweinen sich in der Folge veranlaßt sehen 
werden, ihre Schweine auf Märkte zu schicken oder naeli 
Orten zu verkaufen, an denen keine Trichinenschau vor- 



319 


genommen wird; sie werden sich dadurch vor Schaden zu 
bewahren suchen, da Trichinose Gewährsfehler ist. Um 
solchen Manövern, die sogar im hiesigen Viehhofe schon 
versucht wurden, aber noch rechtzeitig verhindert werden 
konnten, wirksam entgegenzutreten, seien die oberpolizei¬ 
lichen Bestimmungen der K. Kreisregierung von Mittel¬ 
franken empfohlen, die in jedem Falle der Ermittlung von 
Infektionsherden in Mittelfranken für diesen Regierungs¬ 
bezirk in Kraft treten. Der Stadtmagistrat München nimmt, 
soferne bei Trichinenfunden die Halter der trichinigen 
Schweine ermittelt w r erden, jedesmal Veranlassung, das 
zuständige Bezirksamt zu verständigen. 

Von den 64 auf Trichinen untersuchten Hunden er¬ 
wies sich einer als trichinig; auch er war in einer nieder¬ 
bayerischen Stadt gehalten worden. 

Zum Schlüsse ist noch zu berichten, daß sich 83 
Schweine (= 0,046 % der geschlachteten) bei der mikro¬ 
skopischen Untersuchung als hochgradig mit Miescher’schen 
Schläuchen durchsetzt zeigten, so daß 74 Stück nach § 40 
der Ausführungsbestimmungen A als minderwertig und 
9 nach § 34 als untauglich erklärt werden mußten. Diese 
minderwertigen Schweine wären.bei der makroskopischen 
Fleischbeschau alle und sogar von den untauglichen einige 
als tauglich ohne Einschränkung zum Genuese für den 
Menschen freigegeben worden. 

Schon in der kurzen Zeit ihres Bestehens hat sich die 
Trichinenschau in München als überaus notwendig und 
segensreich für die gesundheitlichen Interessen der städti¬ 
schen Einwohnerschaft erwiesen; die größeren Städte 
Bayerns und viele kleinere Stadt- und Landgemeinden 
haben die Trichinenschau durch ortspolizeiliche Vorschrif¬ 
ten bereits eingeführt; es ist zu hoffen, daß bald auch die 
ganze bayerische Bevölkerung dieses Genusses teilhaftig 
wird: für die landesgesetzliche Durchführung der Trichinen¬ 
schau sprechen überdies außer den sanitätspolizeilichen 
Gründen nunmehr auch große wirtschaftliche Interessen. 


Ein paar Fälle ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Leicht in Isen. 

1. Vergiftung durch Oleanderblätter. 
Betroffen wurde ein 8jähriges schweres Zugpferd, das 
während des Anhaltens vor einem Wirtshause die Blätter 
eines in der Nähe stehenden Oleanderstockes gefressen 



320 


hatte. Das Tier zeigte am darauffolgenden Tage Appetit¬ 
losigkeit, Gehirndepression und heftigen Durchfall. Die 
Atemzüge waren frequent und tief. Die Zahl der unregel¬ 
mäßigen und ungleichmäßigen Pulsschläge betrug 60 in der 
Minute, die Rektaltemperatur 39,0° C. Am dritten Tage 
verschlechterte sich der Zustand weiter; der Puls wurde 
fast unfühlbar, das Tier zitterte heftig an den Vorderextremi- 
täten; daneben bestand häufiges Drängen auf Kot und 
Urin. Die Rektaltemperatur war auf 40,3° gestiegen, die 
Atmung sehr frequent, der Hinterleib mittelgradig aufge¬ 
trieben, die Peristaltik sehr lebhaft; die Kopf Schleimhäute 
waren hochrot. 48 Stunden nach Aufnahme der Oleander¬ 
blätter trat Exitus letalis ein. 

2. Eine Neubildung im Rektum eines 

Pferdes. 

Ein 2jähriger Hengst erkrankte eines Abends an 
Kolik. Schweißausbruch, starkes Drängen auf den Kot 
und mäßige Unruheerscheinungen waren zunächst die auf¬ 
fallendsten Krankheitserscheinungen. Die am gleichen 
Abend vorgenommene Untersuchung per rectum ergab ein 
überraschendes Resultat. Ungefähr 24 cm vor dem Anus 
war eine von der rechten Seite hervordrängende Geschwulst 
von der Größe einer Mannsfaust zu fühlen, so daß das 
Darmlumen eingeengt wurde. Die Fäzes stauten sich da¬ 
durch vor der Neubildung an und zwar in dem Maße, daß 
die Kotballen stark aneinander gepreßt waren und nur mit 
Mühe in kleinen Portionen allmählich entfernt werden 
konnten. Die Neubildung war an der Oberfläche glatt, von 
der Mukosa überzogen, schmerzlos, ließ sich etwas ver¬ 
schieben und fühlte sich elastisch an; der Form nach war 
sie eiförmig, etwas biplan zusammengedrückt. Die Be¬ 
handlung bestand zunächst in manueller Beseitigung der 
im Rektum angestauten Kotmassen, Verabreichung eines 
leichten Abführmittels und weichen Futters, worauf die 
Kolikerscheinungen alsbald verschwanden. Am nächsten 
Tage wurde zwecks Beseitigung der Geschwulst folgendes 
ausgeführt: An die Hohlnadel einer Injektionsspritze wurde 
ein Duritschlauch gesteckt und das andere Ende desselben 
über die Mündung der Spritze gestülpt. Alsdann wurde 
Schlauch und Spritze mit Jodvasoliment (6 %ig) gefüllt, 
mit der Hand die Hohlnadel und teilweise der Schlaucb in 
das Rektum eingeführt, die Nadel zuerst in das Zentrum 
der Neubildung, dann von hier aus nach 4 Richtungen ein¬ 
gestochen und der Inhalt der Spritze durch einen Gehilfeu 



321 


allmählich injiziert, so daß zirka 6 ccm des 6 %igen Jod- 
vasoliments in das Gewebe der Neubildung kamen. Die 
Wirkung war günstig. Nach 8 Tagen war die Geschwulst, 
um die Hälfte verkleinert und nach 3 Wochen kaum mehr 
zu fühlen. Rezidive trat nicht ein. — Während der ersten 
8 Tage erhielt das Tier nur weiches Futter in geringer 
Menge. Nach dieser Zeit wurde die frühere Fütterung 
wieder aufgenommen und das Pferd zum leichten Zug ein¬ 
gespannt. 

Über die Natur der Neubildung konnte ich mir kein 
sicheres Urteil fällen. Ob dieselbe ein Lympbadenom oder 
ein Lipom oder etwas anderes darstellte, muß ich unent¬ 
schieden lassen. 

3. Fr a k t u r des linken Metatarsus bei einem 
D/4jährigen Bullen. 

Der Unfall entstand dadurch, daß ein älterer Bulle 
beim Zurückführen vom Sprungstand in den Stall auf den 
jüngeren hinaufsprang, wobei dieser auf dem glatten Beton- 
pflaster des Stalles ausglitt und sich dadurch eine Fraktur 
des Metatarsus zuzog. Dem Besitzer wurde von der beab¬ 
sichtigten Schlachtung des Bullen abgeraten, worauf man 
die Bruchenden nach erfolgter Einrichtung durch mehrere 
Gipsbinden und über diesen durch einen Schindel verband 
sorgfältig fixierte. Nach Verlauf von zirka 3 Wochen wurde 
der locker gewordene Schindelverband erneuert, nachdem 
zuvor der alte Gipsverband durch 2 weitere Gipsbinden 
verstärkt worden war. Nach weiteren 3 Wochen konnte 
der ganze Verband abgenommen werden. Abgesehen von 
einer Stelle am hinteren Rande des Schienbeins, etwa zwei 
fingerbreit über den Afterklauen, wo das untere Ende der 
hinteren Schindel Drucknekrose verursacht hatte, wurde 
der Verband gut ertragen. Die betreffende Extremität 
wurde schon während der Verband noch lag, allmählich 
wieder belastet, die entstandene Muskelatrophie der linken 
Seite der Hinterhand verschwand und 4 Monate nach dem 
Unfälle konnte der Bulle zum Decken verwendet werden. 
Während der Fütterungszeit hat sich das Tier stets auf 
kurze Zeit erhoben. 

4. Behandlung des Hufkrebses. 

In 2 Fällen wurde mit Erfolg die operative Entfer¬ 
nung der stark erkrankten Huflederhaut mit darauffolgen¬ 
der Ätzung mittels Plujnb. nitric. pulv. und Druckverband 



322 


vorgenommen. Die weitere Nachbehandlung bestand in ab¬ 
wechselnder Anwendung von Pyoktanin. coerul. pur. und 
5 °/oiger spirituöser Lösung von Solutiv Jodi 50°/oig, Jodip- 
sol. pur. und mit Bolus alba ää neben Druckverband bezw. 
Deckeleisen. Zur Beschleunigung des Hornwachstums an 
den Stellen, welche die Hornbildung allzulange vermissen 
ließen, hat sich das Brennen mit dem rotglühenden Eisen 
sehr bewährt. 


Wasserstoffsuperoxyd zur Wundbehandlung. 

Von Bezirkstierarzt Dr. Schmid in Viechtach. 

Als ein sehr gut,es Desinfektionsmittel, das vielleicht 
berufen ist, eine Holle in der chirurgischen Praxis zu 
spielen, hat sich mir das Wasserstoffsuperoxyd in Form 
der wässerigen Lösung des Hydrogenium peroxydatum me- 
dicinale purum Merck in mehreren Fällen erwiesen, von 
denen ich nachstehend zwei anführen möchte: 

Ein Pferd hatte sich durch Ausschlagen an einer 
Pflugschar die oberflächliche Beugesehne des rechten Hin¬ 
terfußes zu 2 / 3 unmittelbar unter dem Fesselgelenk durch¬ 
schnitten. Trotzdem nun die Sehnenscheide eröffnet war, 
Taschenbildung vorlag und die Wunde durch die Blut¬ 
stillungsversuche stark mißhandelt war, wurde durch Des¬ 
infektion mit Wasserstoffsuperoxyd Heilung per primain 
ohne jede Eiterung erreicht, so daß die Wunde nach vier 
Wochen vollständig geschlossen war. 

In einem anderen Falle war bei einer Kuh nach einem 
Nageltritt eine Klauenfistel mit Nekrose am Klauen- und 
Kronbein und Ablösung der Klauenbeugesehne eingetreten. 
Eine zweimalige Operation mit entsprechender Nachbe¬ 
handlung hatte zunächst keinen Erfolg, da es nicht gelang, 
die Eiterung zu sistieren. Eine Amputation war nicht leicht 
durchzuführen, da der Ballen nicht hätte erhalten werden 
können. Die Einträufelung von Wasserstoffsuperoxyd führte 
in 10 Tagen zum Verschluß der Fistel und zur Heilung. 
(Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 


Zur Behandlung des Ferkelfiebers. 

Von Tierarzt Krieger in Reisbach. 

Während der großen Sommerhitze konnte ich inner¬ 
halb 14 Tagen 5 Fälle von Ferkelfieber beobachten. I >ie 
Behandlung bestand in Ausspülung des Uterus mittels Ali- 



323 


ti8ollösting und Verabreichung von Calomel, Acid. salicylic. 
aa 4,0, sowie Einreibungen des Gesäuges mittels Unguent. 
camphorat. Sämtliche Fälle nahmen einen guten Verlauf; 
leider hat in einem Falle, als das Euter schon wieder Milch 
produzierte, die Mutter sämtliche 10 Ferkel erdrückt. Dieses 
Mutterschwein erkrankte Mitte Dezember ein zweitesmal 
am Ferkelfieber. Bei der gleichen Behandlung war auch 
diesmal der Heilverlauf ein guter, und die 12 Ferkel ge¬ 
diehen vortrefflich. 


Erbrechen beim Rind. 

Von demselben. 

Ein gut genährter Ochse versagte eines Tages das 
Futter. Am andern Morgen stand er mit gestrecktem Kopfe 
im Stande, erbrach Wasser und sehr übelriechenden Magen¬ 
inhalt, so daß sowohl der ganze Barren als auch die Wand 
ca. I 1 /* m hoch verunreinigt waren. Patient zeigte sich sonst 
munter und war fieberfrei, versagte jedoch die Futteraufnahme 
und zeigte großen Durst. Die Behandlung bestand in Verab¬ 
reichung von Acid. hydrochloric. täglich drei Male je zwei¬ 
stündlich 1 Eßlöffel voll in Kamillentee. Das Erbrechen 
ließ nach, stellte sich aber sogleich wieder ein, als die Ver¬ 
abreichung des Medikamentes länger als einen Tag ausge¬ 
setzt wurde. Heilung trat erst nach 4 Wochen ein. Die 
Ursache konnte nicht ermittelt werden, vielleicht war ein 
Fremdkörper im Spiele. (Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 


Morbus macolosns. 

Von Tierarzt Dr. Biehlmaier in Mainburg. 

Gastwirt M. aus E. teilte mir telephonisch mit, daß 
sein ca. ßjähriger Wallach am Kopf ausgedehnte Schwel¬ 
lungen zeige, die ihm bei der Futteraufnahme hinderlich 
seien; Appetit bestehe. Es mußte an Morbus maculosus ge¬ 
dacht werden. Diese Annahme fand sieh bei der Unter¬ 
suchung des Tieres bestätigt. Zur leichteren Ernährung 
ließ ich dem Tiere flüssige, leicht verdauliche Nahrung ver¬ 
abreichen und verschaffte mir auf dem schnellsten Wege 
das von Professor Dr. S c h 1 a m p p empfohlene Adrenalin. 
Nach dreimaliger Injektion verschwanden alsbald die 
ausgedehnten Schwellungen am Kopfe; auch die das Brust¬ 
bein entflang sich hinziehenden gingen auffallend rasch 



324 


zurück. 8 Tage hielt diese Besserung an. Plötzlich traten 
aber neue Schwellungen, bedeutend stärker wie das erste¬ 
mal, auf und das Tier ging trotz abermaliger wiederholter 
Adrenalin-Injektion zu Grunde. 


Sehnenstelzfuß bei einem Pferde. 

Von demselben. 

Der Gutsbesitzer H. in N. übergab mir ein Pferd 
zur Behandlung, das schon seit 2 Jahren an einer Sehnen¬ 
entzündung laborierte und dessen vorderer linker Fuß sich 
bereits zum Stelzfuß ausgebildet hatte. Zur Zeit meiner 
Konsultation konnte das Tier im Zuge nicht mehr ver¬ 
wendet werden. Eine Paläativkur war in diesem Falle aus¬ 
sichtslos, und ich versuchte es mit dem Sehnenschnitt um 
eine Heilung zu erzielen. Am niedergelegten Tiere wurde 
der stark verdickte Kronbeinbeuger mittels eines Tenotoms 
subkutan durchtrennt und ein Verband angelegt, der alle 
vier Tage gewechselt wurde. Die Hautwunde heilte per 
primam. Nach 6 Wochen konnte das Tier wieder zu leichter 
Arbeit verwendet werden und nach weiteren 4 Wochen zum 
schweren Zug. Im Laufe eines halben Jahres war auch die 
abnorme Stellung des Fessels und des Kniegelenkes voll¬ 
ständig verschwunden. (Jahresberichte baver. Tierärzte.) 


Referate. 

K. F. Meyer und Fred Boerner: Studien über 
das seuchenhafte Verwerfen der Stuten. [Aus dem Labora- 
tory of the Pennsylvania State Live Stock Sanitary Board.] 
(The Journ. of Med. Res., 1913, Vol. XXIX, Nr. 2, p. 325.) 

Meyer und Boerner berichten über ihre Unter¬ 
suchungen von seuchenhaftem V e r f o h 1 e n in 
einem Bestände. Durch bakteriologische und s e r o- 
1 ogi sehe Untersuchungen stellten sie als Ursache einen 
zur Gruppe der P a r a t y p hus-Enteritidis-B a - 
zillen gehörigen Bazillus fest, der weitgehend mit dem von 
K i 1 l> orne und S in i t h, Lignit' r e, G o o d, Neels- 
bergen, de J o n g, sowie auch wahrscheinlich mit dem 
von D a s s o n v i 11 e und R i v i e r e als Erreger des Ver- 
fohlens bczeichneten Bazillus übereinstimmte. Abweichend 
vom gewöhnlichen Paratyphus B war das Wachstum 
des „Bazillus a b o r t u s equ i“ insofern, als er auf 
Schrägagar hautartig, trocken und bröckelig wuchs und 



325 


Dulzit unter beträchtlicher Gasbildung vergor. Er ist pa¬ 
thogen für Meerschweinchen, Kaninchen, Mäuse, Ratten 
und Tauben, bei denen er dieselben pathologischen Ver¬ 
änderungen hervorruft wie eine Paratyphus B - Infektion. 
Paratyphus B- und Gärtner-Serum agglutinierte den Bazil¬ 
lus abortus equi bis 1: 100 bezw. 1: 80 (das homologe Serum 
bis 1:10 000), Abortus equi-Serum Paratyphus B- und 
Gärtner-Bazillen bis 1:100, Bazillus suipestifer bis 1: 600 
schwach. Die Ergebnisse der Infektionsversuche 
an tragenden Tieren sind aus der Zusammenstellung er¬ 
sichtlich *1: 


Art der 
Infektion 


Anzahl der Versuchstiere [davon Abortus] (davon Frühgeburt) 


Kuh Ziege 


Sau 


Meerschweinchen I Kaninchen 


intraperitoneal 
intravenös . . 
subkutan . . 
per os . . . 
intravaginal . 


2j_U 

1 


1 in 


2 ( 1 ) 

Kl) 


2 [11 


1 [1 
1 11 
1II 


Die Sera aller 3 infizierten Kühe, der Ziege, sowie 
der 3 Sauen reagierten im Agglutinations- und zumeist 
auch im Komplementbindungsversuch positiv. Aus den 
abortierten Föten wurde stets der Bazillus abortus equi in 
Reinkultur wiedergewonnen. Zur Diagnostik halten 
sie die Agglutination und Komplementbin¬ 
dung für brauchbar, als positive Titer bezeichnen sie 
1:1000 bezw. 0,1. 

Den natürlichen Infektionsmodus halten 
sie für noch nicht geklärt. Die Inkubationszeit beträgt 
etwa 14 Tage. 

Der Arbeit geht eine gute Literatur - Zusammen¬ 
stellung voraus, aus der hervorgeht, daß das ansteckende 
Yerfohlen stets auf Paratyphen zurückgeführt worden ist, 
außer bei einem von Oster tag berichteten Seuchengange, 
wo Streptokokken die Ursache darstellten. 

(Im K o 11 e -W asserman n’schen „Handbuch der 
pathogenen Mikroorganismen“ ist in der Arbeit über an¬ 
steckendes Verwerfen der Haustiere von Zwick und 
O s t e r t a g leider bezüglich des Verfohlens nur der Einzel¬ 
befund Ostertag’s berücksichtigt. D. Ref.) 

Dr. Haupt. 


*) Versuche an tragenden Stuten fehlen. 








326 


Dr. R. N e s e n i, Cheftierarzt in Brasso: Zweifelhafte 
Ophthalmoreaktion mit Mallein bei Stomatitis pustulosa. 

(Österreichische Wochenschrift, Nr. 49, 1913.) 

Von den Remonten, die der vorgeschriebenen Oph¬ 
thalmoreaktion mit Maliern unterzogen wurden,, reagierte 
ein Tier mit einem serös-schleimigen Nasenausflusse, ohne 
daß eine Temperatursteigerung gegeben war. 

Klinisch konnte festgestellt werden, daß die rechte 
Kehlgangs - Lymphdrüse ein wenig vergrößert, aber nicht 
mit der Unterlage verwachsen war. Uie Schleimhaut der 
Ober- und Unterlippe war mit Blasen, Pusteln und seichten 
Geschwüren besetzt. Die Nasenschleimhaut zeigte nichts 
Abnormes. Es war eine Stomatitis pustulosa vorhanden. 
Die nächsten Tages an dem anderen Auge vorgenommene 
Malleinprobe hatte negatives Resultat. Der Ausfluß des 
ersten malleinisierten Auges war nunmehr eitrig geworden. 
Die Agglutinationsprobe hatte ebenfalls negatives Resultat 
ergeben. 

Nach der Ansicht des Verfassers waren jedenfalls 
an dem einen Auge auch kleinste, unsichtbare Geschwüre 
oder Pusteln vorhanden, die durch das Glyzerin des Mal [eins 
gereizt wurden und so den Anstoß zur Konjunktivitis ge¬ 
geben hatten. 

Prof. Dr. S c h 1 e g e I - Freiburg i. B.: Die Bedeutung 
des Milzbrandes der Schweine für die Veterinärpolizei und 
Fleischbeschau. (Mitteilgn. d. Vereins badisch. Tierärzte*., 
Nr. 12, 1913.) 

Milzbrand kommt bei Schweinen häufiger vor als seit¬ 
her angenommen wurde. Es erhellt dies schon aus den 
Zahlen der Berichte des Reichsgesundheitsamtes. Im Jahre 
1900 wurden 51 Fälle von Milzbrand zur Anzeige gebracht, 
im Jahre 1911 dagegen 336. 

Der Milzbrand beim Schweine verläuft nach dem Ver¬ 
fasser vielfach unter dem Bilde geringgradiger Störungen 
des Allgemeinbefindens, die oft erst kurz vor der notwendig 
gewordenen Schlachtung iu Erscheinung treten. Nicht sel¬ 
ten geht die Infektion in dauernde Heilung über. Das Un¬ 
vermögen der Futteraufnahme, die Atemnot, ausgebreitete 
ödematöse Anschwellungen und Hautrötungen geben für 
die Diagnose Anhaltspunkte. Mancher plötzlich cingetre- 
tene Todesfall ist auf Milzbrand zurückzuführen. Die na¬ 
türliche Resistenz des Schweines ist keineswegs eine abso¬ 
lute, sondern eine individuell verschiedene. 



327 


Hinsichtlich der pathologisch-anatomischen Verände¬ 
rungen ist die Milz bei Anthrax des Schweines stets zwei- 
bis fünffach vergrößert, tief schwarzrot bis blauschwarz 
verfärbt und erweicht. Bei lokalem Milzbrand kann die 
Milz unverändert bleiben. Die übrigen Veränderungen 
weichen von den bekannten Milzbrandbefunden im wesent¬ 
lichen nicht ab. 

Die Vermehrüng der Milzbrandfälle ist. auf die Ein¬ 
fuhr von amerikanischer Kleie und russischer Gerste zurück¬ 
zuführen, worin wiederholt Milzbrandsporen nachgewiesen 
werden konnten. Ferner ist das Auftreten von Milzbrand 
beim Schweine nach Verfütterung von Knochen-, Fleisch-, 
Kadaver- und Fischmehl beobachtet worden. 

Kau pp: Blutkrankheiten bei Vögeln. (The veteri- 
nary Journal, 1913, S. 566, und Österreich. Wochenschr. f. 
Tierheilkunde, Nr. 2, 1914.) 

1. Apoplektiforme Septikämie bei Kü¬ 
ken und Tauben. Die Ursache ist der Streptococcus 
gallinarum. Pathogen für Küken, Tauben, Mäuse, Kanin¬ 
chen und Schweine. Die Tiere gehen oft äußerst schnell 
zu Grunde. MilzschweMung, lokale Nekrosen, trübe Schwel¬ 
lung der Nieren und Leber sind die Sektionsbefunde. 

2. Ganses eptikämie. Der Erreger ähnelt jenem 
iler Geflügelcholera. Die Tiere gehen rasch, oft ohne Krank¬ 
heitserscheinung zu Grunde. Bei der Sektion finden sieb 
auf der Darmschleimhaut punktförmige Blutungen, im 
Schnabel und Kehlkopf starke Schleimansammlung. 

3. D i e infektiöseLeukämie. Verursacht durch 
das Bacterium sanguinarium. Die Symptome bestehen in 
Anämie der Kopfsch'leimhäute. Letaler Ausgang nach un¬ 
gefähr 4 Tagen. Bei der Sektion finden sich Schwelhingen 
der Leber, Nieren, Darmschleimhaut — nicht der Milz. 
Die roten Blutkörperchen haben an Zahl abgenommen, die 
•'• eißen haben zugenommen. 

4. Spirochaetosis. Befallen werden Küken, 
(üinse und Enteu. Die Tiere magern rasch ab, stehen mit 
gesenktem Kopf und Schwanz, sowie geschlossenen Augen, 
bis sie zusammensinken und verenden. 


Kau pp: Die weiße Ruhr der Küken. (The veteri- 
narv Journal, 1913, S. 562, und Österreich. Wochenschr. f. 
Tierheilkunde, Nr. 3, 1914:) 

Autor unterscheidet zwei Formen der weißen Ruhr. 
Eine bazilläre und eine durch Coccidien bedingte Form. 
Erstere wird durch das Bacterium pullorum verursacht. 




328 


Die Tiere lassen die Flügel hängen und haben ein mattes 
Aussehen. Die Fäzes sind weißlich und schaumig. Bei der 
Sektion finden sich trübe Schwellung der Leber. Die Nieren 
sind hyperämisch. Die Behandlung besteht inV erabreichung 
von Zinksulfat, Karbolsäure und Sublimat im Trinkwasser. 

Die Symptome der Coccidienruhr ähneln der vorigen. 
Bei der Sektion finden sich auf der geschwollenen Darm¬ 
schleimhaut besonders auf der des Blinddarmes, Geschwüre. 

- Ohler. 

Dr. Deimler: Stauungsmilzen (sogenannte Schlag- 
milzen). (Zeitschrift f. Fleisch- und Milchhygiene, XXIV. 

Über Milztumoren brachte die „Zeitschrift f. Fleisch- 
und Milehhygiene“ Artikel mehrerer Autoren, darunter 
auch des Veivfassers, unter der Bezeichnung: „Eine neue 
noch nicht näher erforschte Blutkrankheit“. D. vertrat die 
Ansicht, daß es sich bei diesen Tumoren lediglich um 
Stauungserscheinungen handle. 

Vor Kurzem beobachtete Verf. nun einen Fall bei 
einem Schweine, der seine Ansicht bestätigte. Ein ge¬ 
schlachtetes Schwein zeigte das Schlagmilzbild; die Ver¬ 
größerung der Milz betrug das fünffache Volumen der nor¬ 
malen Milz. Die Milzvene war von ihrer Austrittsstelle 
aus der Milz an in einer Länge von zirka 10 cm fingerdick 
aufgetrieben, angefüllt mit einem frischen Blutthrombus 
von der Größe und Gestalt eines Zeigfingers. Das um¬ 
gebende Fettgewebe wies zahlreiche kleine Blutungen auf. 
Die kleinen Venen im Netze waren zum größten Teil ge¬ 
platzt und hatten ihr Blut, in die Umgebung ergossen. Au 
den Arterien konnte Verf. makroskopisch keine Verände¬ 
rung konstatieren, abgesehen von zahlreichen kleinen Blut¬ 
austritten in deren Gefäßwand. 

Der beschriebene anatomisch - pathologische Befund 
führt den Verfasser zu dem Schlüsse, daß es sich bei den 
sogen. Schlagmilzen um reine Stauungs-Erscheinungen 
handle: er glaubt annehmen zu dürfen, daß eine durch das 
Betäuben vom Gehirn ausgelöste Chokwirkung in Betracht 
komme, bei der eine plötzliche Läsion des Gefäßapparates 
der Milz entstehe. Bei gesehächteten Tieren konnte D. noch 
niemals Sehlagmilzen beobachten. A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Trächtigkeitsdauer der Stuten. 

über die Trächtigkeitsdauer der Stuten an den ver¬ 
schiedenen deutschen Gestüten berichtet Vet.-Rat M i e e k- 




329 


ley in Nr. 3 der „Zeitschrift für Gestütskunde und Pferde¬ 
zucht“. Eingangs der Arbeit bemerkt M. Einflüsse auf die 
längere oder kürzere Zeit der Trächtigkeit habe er bis jetzt 
nicht feststellen können; jedenfalls seien es aber nicht 
etwa ererbte Familieneigentümlichkeiten, dagegen scheine 
es, daß Futter Veränderungen oder Bodenbeschaffenheit einen 
gewissen Einfluß ausüben. Auch die verbreitete Annahme 
Hengstfohlen werden länger getragen als Stutfohlen, komme 
bei längerer Beobachtung ins Schwanken. Verfolge man 
bei ein und derselben Stute die Tragezeiten mit dem Ge¬ 
schlecht der geborenen Fohlen, so konstatiere man einen 
ganz regellosen Zusammenhang. Zur Trächtigkeitsdauer 
der Stuten an den Gestüten übergehend teilt Verf. das Fol¬ 
gende mit: 

ln Beberbeck wurden im Jahre 1913 71 Fohlen 
geboren, 35 Hengst- und 36 Stutfohlen. Die Durchschnitts¬ 
trächtigkeitsdauer der Stuten betrug 330,72 Tage, im Vor¬ 
jahre 332,43 Tage. M. weist darauf hin, daß die Weidever¬ 
hältnisse im Jahre 1912 günstiger waren, als im trockenen 
Sommer 1911, und daß vielleicht diesem Umstande die in der 
verflossenen Abfohlperiode konstatierte kürzere Trächtigkeits¬ 
zeit beigemessen werden könnte. Die Stutfohlen wurden nach 
331,17 Tagen, die Hengstfohlen nach 330,26 Tagen geboren; 
Erstlingsstuten trugen nicht länger als alte Mutterstuten. 
Die kürzeste Dauer der Trächtigkeit stellte sich auf 314 
Tage. Die Frucht war ein Stutfohlen. Die längste Trage¬ 
zeit betrug 349 Tage; das Junge war ein Hengstfohlen. 
Bei den Erstlingen belief sich die kürzeste Tragezeit auf 
321 Tage, die längste auf 335 Tage. 

In T r a k e h n e n betrug die Durchschnittsträchtig¬ 
keit 330,5 Tage. Bei 126 Hengstfohlen war die Tragezeit 
332, bei den 161 Stutfohlen 329 Tage. Die kürzeste Trage¬ 
zeit stellte sich auf 304, die längste auf 367 Tage. Die 
von den beiden Stuten geborenen Fohlen waren Hengst¬ 
fohlen ; das am kürzesten getragene Stutfohlen wurde nach 
309, das am längsten getragene nach 352 Tagen Tragezeit 
geboren. 

Im Fr. W.-Gestüt bei Neustadt a. d. Dosse ist die 
Durchschnittsträchtigkeit für Hengstfohlen auf 327, für 
Stutfohlen auf 325 Tage angegeben. 

Am Hauptgestüt G r a d i t z betrug die Trächtigkeits¬ 
dauer am Vollblutgestüt 337,24, am Halbblutgestüt 337,01 
Tage. Die Vollblut-Hengstfohlen wurden 336,88, die 
Stutfohlen 337,63 Tage, also länger als die Hengstfohlen 
getragen. Die Halbblut-Hengstfohlen benötigten zu ihrer 



330 


Entwicklung 337,42, die Stutfohlen 336,20 Tage. Am Voll¬ 
blutgestüte wurde das am längsten getragene Hengstfohlen 
nach 357, das am kürzesten getragene nach 323 Tagen 
Trächtigkeitszeit geboren. Das am längsten getragene Stut¬ 
fohlen wurde nach 347, das die kürzeste Zeit getragene 
nach 328 Tagen Trächtigkeit geworfen. In der Halbblut¬ 
herde wurde das am längsten getragene Hengstfohlen nach 
353, das am kürzesten getragene nach 324 Tagen geboren; 
bei den Stutfohlen fiel das am längsten getragene nach 351, 
das am kürzesten getragene nach 321 Tagen Trächtigkeit. 
Bei zwei Zwillingsgeburten in der Halbblutherde gebar die 
eine Stute nach 325, die zweite nach 334 Tagen Tragezeit; 
die Fohlen der ersten Stute waren ungleich-, die der zweiten 
gleichgeschlechtig. 

Im bayerischen Gestüt Achsel schwang wurden 
von 58 Stuten 30 Hengst- und 24 Stutfohlen geboren und 
betrug die Durchschnittsträchtigkeit 336 Tage. Die kürzeste 
Zeit — 327 Tage — wurde ein Stutfohlen, die längste — 
347 Tage — je ein Hengstfohlen und ein Stutfohlen ge¬ 
tragen. 

Am bayerischen Stammgestüte Zweibrücken 
wurden 1913 20 Hengst- und 14 Stutfohlen geboren. Durch¬ 
schnittstragezeit 336 Tage; die längste Trächtigkeitsdauer 
betrug 357 (Hengstfohlen), die kürzeste (Stutfohlen) 319 
Tage. 

Am bayerischen Hofgestüte Bergstetten wurden 
im Jahre 1913 36 Stut- und 26 Hengstfohlen geboren. Die 
durchschnittliche Tragezeit stellte sich bei den Hengst¬ 
fohlen auf 337, bei den Stutfohlen auf 335 Tage; sie 
schwankte zwischen 318 und 341 Tagen. 

Am württembergischen Stammgestüte Marbach 
stellte sich die Tragezeit bei den Frühjahrsgeburten im 
Durchschnitt auf nur 326,83 Tage. Die Hengstfohlen wur¬ 
den durchschnittlich 329,39, die Stutfohlen 324,8 Tage 
getragen. 

Am württembergischen Hofgestüte Weil wurden 
die Hengstfohlen 337,33, die Stutfohlen 332,85 Tage ge¬ 
tragen. Geboren wurden am Gestüte von den englischen 
Vollblutstuten 6 Hengst- und 6 Stutfohlen, von den arabi¬ 
schen Vollblutstuten 4 Hengst- und 4 Stutfohlen, von den 
englisch-arabischen Stuten 1 Hengst- und 4 Stutfohlen, von 
den Halbblutstuten 7 Hengst- und 11 Stutfohlen. 

Im Fiirstl. (S e n n e r) Gestüt L o p s h o rn wurden 
die Stutfohlen 329, die Hengstfohlen 333 Tage getragen. 




331 


Die Durchschnitts-Tragezeit betrug 331 Tage. Geboren 
wurden von 17 Mutterstuten des Gestüts 15 Fohlen. 

Am Großherzoglich Sachsen-Weimar’schen Gestüte 
Allstedt wurden 1913 10 Fohlen geboren. Die Durch¬ 
schnitts-Tragezeit stellte sich auf 336 Tage bei Hengst- und 
333 Tage bei Stutfohlen. Die längste Tragezeit betrug 359 
Tage (Hengstfohlen), die kürzeste 326 Tage (Stutfohlen). 

Der Traberhengst „Dr. Sphinx“ eingegangen. 

Nach Mitteilung der Zeitschrift für Pferdezucht und Pferdesport ist 
der amerikanische Hengst „Dr. Sphinx“ v. „Sphinx“ v. „Electioneer- 
Hambletonian“ a. d., „Mis Dikey“ v. „Pilot Medium“ a. e. Stute v. 
„Materlode“, welcher sich fiir die bayer. Traberzucht sehr erfolgreich 
erwies, am 8. März verendet. Das Tier war am 7. März nach einem 
Sprunge unter den Symptomen eines Herzleidens schwer erkrankt. 
„Dr. Sphinx“, geh. 1893 wurde i. J. 1899 durch die bayer. Land¬ 
gestütsverwaltung in Österreich angekauft und in Pfarrkirchen auf¬ 
gestellt. Sowohl in Österreich als in Bayern war er für die Traber¬ 
zucht von großer Bedeutung. _ 


Turnier deutscher Pferde in Hannover. 

Das hannoversche Turnier deutscher Pferde, das ähn¬ 
lich wie in den letzten Ausstellungsjahren auch an den fünf 
Haupttagen der Landwirtschaftlichen Wanderausstellung 
in Hannover eine Reihe von Reit-, Spring- u. Fahrprüfungen 
zum Austrag bringen wird, gehört zu den hervor¬ 
ragendsten Veranstaltungen der Ausstel¬ 
lung. Der Reichsverband für deutsches Halbblut, der 
diese Prüfungen vorbereitet, hat den Nennungsschluß auf 
den 28. Mai und einen Nachnennungsschluß mit doppeltem 
Einsatz auf den 8. Juni festgesetzt. Umfassende Ehren- 
und Geldpreise stehen zur Verfügung. 

Der erste Tag (18. Juni) beginnt mit dem deutschen 
Nationalpreise, der für eigene deutsche Reitpferde, sowie 
Chargen- und Dienstpferde ausgeschrieben und für Damen 
und Herren offen ist. Daran schließt sich der Preis von 
Hannover für ein Ermunterungs-Jagdspringen. Der zweite 
Tag (19. Juni) bringt den Reitpferd-Preis der Deutschen 
Landwirtschafts-Gesellschaft, für deutsche Reitpferde im 
Besitze von Züchtern und züchterischen Vereinigungen und 
den ITerrenfahrer-Preis für Wagenpferde im Besitze von 
Privaten, Züchtern oder züchterischen Vereinigungen, end¬ 
lich den Preis von St. Georg für ein Damen-Springen. Am 
dritten Tag (20. Juni) : Hannoversche Dauerfahi’t zur Ge¬ 
brauchsprüfung für deutsche Wagenpferde; Haupt-Jagd¬ 
springen um den Pokal des Reichsverbandes für deutsches 



332 


Halbblut; Preis des Militär-Reit-Instituts für Dressur¬ 
prüfung. Am vierten Tag (21. Juni): Verfassungsprüfung 
der hannoverschen Dauerfahrt. Am fünften Tag (22. Juni): 
Wagenpferd-Preis der Deutschen Landwirtschafts-Gesell¬ 
schaft für deutsche Wagenpferde. — Nähere Mitteilungen 
durch die Hauptgeschäftsstelle des Reichsverbandes für 
deutsches Halbblut, Berlin W. 50, Rankestr. 36. A. 


Verschiedenes. 

Aus den Arbeiten des Landesausschusses der tierärztlichen Kreis¬ 
vereine Bayerns. 

Die Lage der „nichtbeamteten“ Tierärzte Bayerns. 

Bericht desLandesausschußmitgliedesWeldes-Woln- 

zach für den oberbayerischen Kreisverein. 

(Schluß.) 

Viel Unheil stiften weiter die Arznei warenhändler und Apotheker 
in der Regel beides in einer Person. Diese Finnen sind ja allgemein 
bekannt; ich nenne nur den einen — Apotheker Großmann aus 
München — der das ganze Jahr hindurch Reisende von Dorf zu Dorf, 
von Hof zu Hof schickt und mächtige Bestellungen von Freßpulvern, 
Koliktränken, Blähsuchtpulvern usw. entgegennimmt, Bestellungen, 
die oft bei einem Bauern Summen ausmachen, welche derselbe seinem 
Tierarzte in Jahren nicht zahlt. Hier möchte ich auch nochmal an 
die Arzneischränke mit genauen Anweisungen erinnern. Ich glaube 
und hoffe, daß sich dieselben nicht einbürgem und möchte jeden 
Tierarzt auffordern, sein Möglichstes dagegen zu tun. Bei der großen 
Zahl Tierärzte ist es heute jedem Landwirt möglich, in aller Kürze 
einen solchen zu erreichen. Wer einmal, wenn auch mit noch so 
unschuldigen Mitteln, zu kurieren angefangen hat und, wo nichts 
gefehlt hat, einen vermeintlichen Erfolg hatte, spricht davon, er gerät 
bald in den Ruf eines weisen Mannes und entwickelt sich nach und 
nach zum Pfuscher. 

Gegen das Pfuschen, so lange es das Gesetz nicht verbietet, 
gibt es meiner Ansicht nach nur zwei Mittel. Diese sind nicht der 
Ruf nach Polizei, auch nicht das Schimpfen auf und mit den Pfuschern, 
besonders nicht im Wirtshaus zur Belustigung der Bauern, sondern 
1. die eigene Tüchtigkeit und Fleiß, Aufklärung und Belehrung im 
Stall und vollste Unparteilichkeit in Gewährschaftsangelegenheiten. 
Dadurch erwirbt sich der Tierarzt Vertrauen; und wenn er dies besitzt 
kommt die Praxis immer mehr nach. 2. Kollegialität und engerer 
Zusammenschluß der Nachbarkollegen, wie ich ihn schon längere Zeit 
in Form der Bezirksvereine anstrebe. 

Um im Kampf mit den Pfuschern und teilweise anderen Berufs¬ 
gruppen aber immer mehr bestehen zu können und unser Arbeits¬ 
feld zu vergrößern, ist es nötig, daß wir in unserm Können nicht nur 
nicht stehen bleiben, sondern stets vorwärts schreiten. Dazu gehört 
ständige Fortbildung; diese ist aber dem in der Praxis stehenden 
Tierarzt nur möglich, wenn ihm Gelegenheit geboten ist, in Fort¬ 
bildungskursen sich die neueren wissenschaftlichen Errungenschaften 
und Erfahrungen zu eigen zu machen. Der Staat hat doch, meine 
ich, nicht nur Interesse daran, tüchtige beamtete Tierärzte zu haben. 



333 


sondern ihm muß ebenso daran liegen, daß überall auch brauchbare 
prakt. Tierärzte war Verfügung stehen. Die Verantwortung derselben 
ist dach b ei de » Millionenwert unserer Tierbestände, die zur Ernährung 
» er es Taterlandes teilweise schon nicht mehr ausreichen und bei 
der Frage der Gesunderhaltung der Menschheit durch die Nahrungs¬ 
mittelpolizei und Hygiene eine außerordentlich große. Der allgemeine 
dringende Wunsch der nichtbeamteten Tierärzte geht deshalb dahin, 
daß baldigst Fortbildungskurse in allen Disziplinen abgehalten werden, 
wozu möglicherweise auch staatliche Mittel zur Verfügung gestellt 
werden, um diesen Tierärzten die Beteiligung daran zu erleichtern. 

Eine schwere Enttäuschung haben die Tierärzte nach Einführung 
des Reichsfleischbeschaugesetzes erlitten. Das Einkommen aus der 
Fleischbeschau ist weit hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben. 
Welche Ungleichheit und Unsicherheit in der Aufstellung und 
Bezahlung von Tierärzten besteht, ist kaum zu glauben. Kein Tierarzt 
ist sicher, daß ihm nicht morgen die ordentliche Fleischbeschau 
gekündigt wird und daß an seine Stelle der Polizeidiener ; der sechs 
Wochen an einen Schlachthof geschickt wurde, gesetzt wird. Wenn 
ein Tierarzt zeitgemäße Gebühren fordert, muß er befürchten, daß 
er, besonders wenn er sonst mit dem Bürgermeister oder Magistrat 
nicht besonders gut steht, v. k. H. entlassen wird. Goldene Berge 
bat man sich von dem neuen Fleischbeschaugesetz erwartet — und 
was hat es gebracht? Die Laienbeschauer und ihre musterhafte 
Organisation, die darnach strebt, den Tierarzt auf dem Lande und 
in Schlachthöfen aus seinem ureigensten Gebiete zu verdrängen. Gibt 
es ja doch sogar Männer in unseren eigenen Reihen, die sich nicht 
scheuen in großen Versammlungen zu erklären, daß es gut und 
erstrebenswert wäre, in Schlachthöfen keine Tierärzte, sondern nicht¬ 
tierärztliche Beschauer aufzustellen. Hier müßte doch für die 
nichtbeamteten Tierärzte noch etwas zu retten sein und unsere 
maßgebenden Persönlichkeiten und Behörden wären dringend zu 
ersuchen, helfend einzugreifen. — Was für die ordentliche Fleisch¬ 
beschau gilt, das gilt in erhöhtem Maße für die Ergänzungsbeschau, 
die den meisten Tierärzten wegen der hohen Verantwortlichkeit 
manche schlaflose Nacht bereitet hat. 

Große Mißstimmung in den Kreisen der prakt. Tierärzte ruft 
die Art und Weise der Vergebung der Distriktstierarztstellen hervor. 
Wie die Vergebung geschieht, was für Faktoren in den meisten Fällen 
maßgebend sind, was da ein Hauskauf oder irgend eine Verwandt¬ 
schaft, oder auch eine recht unstandesgemäße Demütigung des Petenten 
bewirkt, brauche ich nicht zu sagen; das kennen alle Kollegen. Am 
seltensten spielen wohl Würdigkeit und Alter dabei eine Rolle. Ich 
weiß wohl, daß einer Änderung dieses Unwesens gesetzliche Maßnahmen 
im Wege stehen, aber da in der gegenwärtigen Tagung der Kammer 
der Abgeordneten, soviel ich weiß, eine Änderung des Distriktsrats¬ 
gesetzes in Vorlage gebracht ist, so wäre die Gelegenheit vielleicht 
günstig, im Landtag diesmal etwas zu erreichen. Daß diese Sache 
schon lange dringend empfunden wird, beweist wohl die Tatsache, 
daß Bezirkstierarzt Wucherer schon vor 5 Jahren im Aufträge des 
mittelfränkischen Kreisvereins eine Denkschrift ausgearbeitet hat, 
die sich mit der Anstellungsfrage der Distriktstierärzte befaßt. Die 
wirklichen Distriktstierarztstellen, das sind solche, mit denen Körungen 
und Hundevisitationen verbunden sind, sollten und könnten auch 
gewiß noch vermehrt werden. Es gibt so manches große Bezirks¬ 
amt, dessen Körungs- und Hundevisitationsbezirk recht wohl eine 
geringe Beschneidung ertragen könnte, ohne daß darunter weder die 



334 


Körung noch der betreffende Amtstierarzt zu leiden hätten; anderseits 
wäre dadurch manchem älteren prakt. Tierarzte viel geholfen und 
ihm ein wertvoller Ansporn zu weiterer Arbeit gegeben. Ob es nicht 
auch wünschenswert wäre, nachdem die Aussichten für die Beförderung 
zum Bezirkstierarzt so ungünstige sind, dahin zu streben, daß man auf 
wichtigeren Distriktstierarztstellen mit der Zeit auch ein Definitivuni 
mit Hinterbliebenenversorgung erreichen könne, wäre wohl der Über¬ 
legung wert; denn die schwerste Sorge für den nichtbeamteten Tierarzt 
ist heutzutage die für die Zukunft, für sich und seine Angehörigen. 
Jedenfalls darf diese Frage bei der Beratung der ganzen Angelegenheit, 
vielleicht in Verbindung mit dem Gemeindebeamtengesetz, nicht ganz 
außer acht gelassen werden. 

Der größte Schaden aber für nichtbeamtete Tierärzte, ich nenne 
es zugleich ihre größte Schande, ist ihre eigene Uneinigkeit, die daran 
Schuld ist, daß der Konkurrenzkampf heute solch unerquickliche 
Formen angenommen hat, die unter Akademikern absolut ausge¬ 
schlossen sein sollten. Ich gehe hier nicht auf Einzelheiten ein, es 
werden die meisten von Ihnen schon einmal auf kurze oder längere 
Zeit vielleicht einen oder mehrere solcher Kollegen zu Nachbarn 
gehabt haben und am eigenen Leib gefühlt haben, wie ein solcher 
Mann dem Ansehen des Standes auf lange Zeit schaden kann. Aber 
nicht nur das Standesansehen leidet, sondern durch die dabei zur 
Anwendung kommenden unglaublichen Preisdrückereien erfahren 
die Einnahmen starke Einbußen. Anstatt durch Einigkeit und festes 
Zusammenhalten und Zusammenarbeiten sich Ansehen zu verschaffen 
und die Taxen entsprechend den jetzigen Anforderungen den äußeren 
Lebensverhältnissen anzupassen und strenge durchzuführen, wird, . 
nur um dem Nachbar zu schaden und ihm das Leben sauer zu machen, 
um einen Hungerlohn gearbeitet, nicht achtend, daß derjenige, der 
so verfährt, seine Einnahmen dadurch selbst verringert und sich die 
wirtschaftliche Achtung verscherzt. Ich nehme an, daß jeder, der 
unter berechtigten Forderungen arbeitet, nichts leistet und seine 
Arbeit selbst nicht höher einschätzt. Gerade hier könnten auch die 
Bezirksvereinigungen Ersprießliches wirken. 

Wie ein roter Faden zieht sich durch das ganze Thema das 
Gespenst der Überfüllung im Beruf, bezw. der Mangel an einträglicher 
resp. auskömmlicher Arbeit. Bei den einzelnen Klagen habe ich im 
Laufe meiner Äußerungen schon auf die dritte Frage, der Abhilfe, 
zum Teil und im Allgemeinen hingewiesen. Die unterfränkischen 
Kollegen haben auf einer Versammlung am 10. August 1913 in 
Würzburg nicht weniger als 34 Punkte zur Besserung unserer Lage 
angeführt, wovon natürlich eine große Anzahl gar nicht in Betracht 
kommt, teils weil bestehende Gesetze ein Hindernis zur Ausführung 
bilden, teils weil sie zu geringfügiger Art sind, um nützen zu können. 

Mit einem Schlag, glaube ich, wäre den niehtbeamteten Tier¬ 
ärzten geholfen, wenn die Konkurrenz mit den Bezirkstierärzten 
aufhörte; d. h. wenn die Bezirkstierärzte die Vollbesoldung erhielten 
und auf die Praxis Verzicht leisten müßten. Dadurch würden wohl 
auf einmal bei uns über 100 Stellen frei, welche dem Uberschuß an 
prakt. Tierärzten zu gute kämen. Die Bezirkstierärzte würden viel¬ 
fach finanziell wohl geschmälert; aber einerseits der höhere Gehalt, 
andererseits die Ausübung amtlicher Funktionen, die bisher ja zum 
kleinen Teil schon in den Händen der Distrikts- und praktischen 
Tierärzte lag. wie Körungen und llundevisitationen, Marktkontrollen, 
Behandlung und Kontrolle der Beschälhengste u. a. m., die natürlich 
alle den Bezirkstierärzten zufallen müßten, würden in vielen Fällen 



335 


wohl ein Äquivalent bieten. Auch das Ansehen der Bezirkstierärzte 
würde gehoben, denn bis jetzt steht er als ausübender Praktiker 
sowohl in Konkurrenz mit jedem andern Tierarzt und in einer gewissen 
Abhängigkeit von den Tierbesitzern, die ihm alljährlich den zu seinem 
Lebensunterhalt notwendigen Erwerb verdienen lassen, was bei Aus¬ 
übung der Veterinärpolizei und anderer Dienstgeschäfte manchmal 
zu inuern Konflikten führen kann. Es ist ja bei den wenigsten Staats¬ 
beamten üblich, daß sie eine einträgliche Nebenbeschäftigung zum 
Nachteil Privater ausüben dürfen. Ich kenne Bezirkstierärzte die 
mit dieser Änderung sofort einverstanden wären. Den Einwand, 
die Bezierkstierärzte kämen zu sehr außer Fühlung mit der Praxis 
und mit ihrem Bezirk und dies würde sich im amtlichen Dienst 
fühlbar machen, halte ich nicht für stichhaltig, da sie ja in ihrem 
Spezialberuf fortwährend in Übung sind. 

Ob aber die Regierung, und wenn die Regierung, ob die Kam¬ 
mern diese Vollbesoldung auch für notwendig finden, ist eine andere 
Frage. So lange sich die große Mehrzahl der Bezirkstierärzte selbst 
dagegen stellt und so lange sich die Finanzverhältnisse des Staates 
nicht bedeutend bessern, ist kaum daran zu denken. Das ist aber 
nicht das einzige Bedenken, das ich habe. Wie alles in der Welt, 
so hat auch diese Forderung ihre 2 Seiten. Voran möchte ich stellen, 
daß es mir fast als eine Ungerechtigkeit erschiene, wenn man den 
Bezirkstierärzten gegen ihren Willen, die Praxis, die manchem Herrn, 
der sich umfassende Kenntnisse und große Verdienste darin erworben 
hat, als Erholung gegenüber dem oft recht unangenehmen Seuchen¬ 
polizei dienst erscheinen mag, entziehen würde, ohne ihm wirklich 
gleichwertiges entgegen zu setzen. Überhaupt halte ich es im höchsten 
Grade für unfair, wenn sich eine Gruppe auf Kosten einer andern 
Vorteile zu erwerben sucht. Es wäre dies die Unkollegialität im 
Großen, wie ich sie vorher im Kleinen verdammt habe. Bei gründ¬ 
licher Überlegung dieser Frage finden wir aber noch einige Punkte, 
die uns selbst schrecken müssen. Der Zugang zum Studium, vor 
dem wir ja warnen, würde mit dem Tage, an dem unsere Forderung 
bekannt würde, ein derartig großer, weil nun wieder aussichtsreicher, 
daß wir recht bald wieder vor einer noch gefährlicheren Überfüllung 
stünden, der wir keine Maßregeln entgegensetzen könnten. Auch 
die Entziehung der wenigen amtlichen Gesfehäfte, die die nichtbeam¬ 
teten Tierärzte ausführen, wäre sehr zu beklagen und würde wie¬ 
derum das Ansehen derselben gewiß nicht heben. Ich würde daher 
viel mehr begrüßen, w$nn die nichtbeamteten Tierärzte eine größere 
Beteiligung an den weniger wichtigen amtlichen Geschäften anstreb¬ 
ten, wie da sind: Untersuchung von Wanderschafherden, von Han¬ 
delsvieh, von Schlachttieren im Beobachtungsgebiet usw. usw. und 
zugleich die Bezirkstierärzte ihre finanzielle Besserstellung zu er¬ 
reichen suchten, damit sie aus wirtschaftlichen Gründen nicht wie 
bisher, so notig hätten, sich intensiv mit Praxis zu beschäftigen. 

Eine Frage, die die nichtbeamteten Tierärzte z. Z. in höherem 
Grade beschäftigt, will ich von meinem Standpunkt aus, noch kurz 
beleuchten. Es besteht die Absicht bei den nichtbeamteten Tier¬ 
ärzten in allen Kreisen eigene Vereine zu gründen um ihre Inte¬ 
ressen selbst zu vertreten. Soviel mir bekannt ist, bestehen solche 
Vereine außer in der Pfalz, seit kurzer Zeit noch in Uuterfranken 
und in der Oberpfalz. Ich persönlich halte diese Vereine vorerst 
für unnötig und gerade jetzt, wo der Landesverband erst ins Leben 
gerufen wurde, für direkt nachteilig. Schon seit 14 Jahren verfolge 
ich die Absichten und Bestrebungen der nichtbeamteten Tierärzte, 



336 


besonders auch die Idee der Bildung eigener Vereine. Aber es hat 
stets an allem gefehlt, an Initiative, an Energie, an Einigkeit und 
besonders auch an Geld, aber auch an Unterstätzung durch die be¬ 
amteten Tierärzte. Wie es vor Jahren war, so ist es heute auch 
noch. Gewiß ist es traurig und beschämend, sagen zu müssen, daß 
wir uns — das ist lediglich meine Ansicht — aus uns selbst heraus 
nicht helfen können. Ein Helfer, ein großer, wie wir ihn bräuchten, 
ist uns noch nicht erstanden. Wir haben zwar in unsem Reihen 
viele, meist sehr junge oder schon sehr alte Kollegen, die bei jeder 
unpassenden Gelegenheit bestehende Verhältnisse geißeln und ver¬ 
dammen, aber wenn es darauf ankommt, an Stelle des falten etwas 
wirklich brauchbares, besseres zu schaffen, vollständig versagen. 

Um eine Besserung unserer Lage zu erreichen, deren Notwen¬ 
digkeit überall anerkannt wird, brauchen wir den gesamten Stand 
hinter uns, besonders auch die beamteten Tierärzte, die Kgl. Regie¬ 
rung und das Kgl. Staatsministerium; deren Hilfe und Wohlwollen 
ist uns unerläßlich. 

Haß die Kreisvereine speziell für die nichtbeamteten Tierärzte 
nichts besonderes geleistet haben, erkennen diese selbst an. Es ist 
dies vielleicht daraus erklärlich, daß dieselben noch nicht allzulange 
mit der Arbeit für die Besserstellung der Lage der beamteten Tier¬ 
ärzte fertig sind. Dann jedenfalls auch deswegen, weil die nichtbeamteten 
Tierärzte zum großen Teil nicht in den Kreisvereinen vereinigt sind 
und weil sie nicht mit brauchbaren Vorschlägen an die Kreisvereine 
herangetreten sind. Mangelndes Interesse mag wohl auch mit ein 
Grund sein. 

Nun der Landesverband gegründet ist und schon gezeigt hat, 
daß er im Stande ist, etwas zu leisten, glaube ich unbedingt, unsere 
Sache vertrauensvoll in die Hände des Landesverbandes legen zu 
können. Derselbe hat als erste und notwendigste Arbeit auf sein 
Programm geschrieben: „Die Verbesserung der Lage der nichtbe¬ 
amteten Tierärzte“. Daß er dieses aus- und durchführt, verbürgt 
mir sein Vorsitzender. Daß diese Arbeit nicht von heute auf morgen 
erledigt ist, wie es manch Unzufriedene wünschen, sondern Jahre 
hinaus uns alle beschäftigen wird und daß daneben sich stets erge¬ 
bende dringende Geschäfte der Gesamtvertretung zu besorgen sind, 
ist wohl einleuchtend. 

Ich würde raten, daß sich sämtliche nichtbeamtete Tierärzte 
in den Kreisvereinen sammeln; dadurch sind sie ja auch im Landes¬ 
verband vertreten. Sollte es für notwendig befunden werden, als 
Mehrzahl der Mitglieder, eine eigene Vertretung im Kreisverein zu 
haben, so möchte ich vorschlagen, wie es in Mittelfranken bereits 
der Fall ist, daß die nichtbeamteten Tierärzte im Kreisverein aus 
ihrer Mitte einen Obmann benennen, durch den sie ihre Wünsche 
kundgeben und zur Beratung bringen. Aber jetzt keine Spezial¬ 
vereine, dadurch wird das Verhältnis zwischen Beamten und Nicht¬ 
beamteten ein noch unschöneres, und die Kräfte, die wir zu unserer 
inneren Ausgestaltung wie gegen äußere Feinde als geschlossener 
Stand so nötig brauchen, werden zersplittert. Sollte der Landes¬ 
verband die Erwartungen der nichtbeamteten Tierärzte nicht erfüllen 
und dieselben im Stiche lassen, dann ist die Zeit gekommen eine 
Organisation der nichtbeamteten Tierärzte über ganz Bayern zu 
bilden. Jetzt aber nicht. — 

M. II. Diese fünf Punkte: Die Überfüllung im Beruf, die un¬ 
gleichen Bedingungen, unter denen beamtete und nichtbeamtete 
Tierärzte Praxis ausüben, die schlechte Besoldung und geringe und 



337 


unsichere Anstellung in der Fleischbeschau, der Anstellungawodus 
der Distriktstierärzte und die geringe Aussicht auf eine gesicherte 
Lebensstellung sind es hauptsächlich, die die nichtbeamteten Tier¬ 
ärzte bedrücken. Vielleicht geben meine heutigen Ausführungen 
einen ernsten Anstoß zu allgemeiner Arbeit für unsero geliebten Beruf. 


Beratung des Tierzuchtetats in der bayerischen Abgeord¬ 
netenkammer, hier Anerkennung der Tätigkeit der Tier¬ 
zuchtinspektoren. 

Im Verlaufe der Beratung des Etats für Landwirtschaft in der 
bayerischen Kammer der Abgeordneten wurde bei der Besprechung 
der Position „Tierzucht“ durch den Abgeordneten Steininger die 
Erhöhung der bis jetzt zur Hebung der Tierzucht in Ausgabe ge¬ 
stellten Summe von 560000 Mk. auf 600000 Mk. beantragt; der 
Antrag fand einstimmig Genehmigung. 

Gelegentlich der genannten Kammerverbandlungen kamen 
mehrere Abgeordnete auf die Tätigkeit der bayerischen Zuchtinspek¬ 
toren, die z. Z. ausnahmslos Tierärzte sind, zu sprechen. Diese 
Herren äußerten sich sehr anerkennend über die Leistungen der 
Inspektoren und regten Besserung ihrer Stellung durch Verstaat¬ 
lichung derselben an. Nachstehend mögen einige diesbezügliche 
Ausführungen von Abgeordneten angeführt sein: 

Der Abgeordnete Dr. Matzinger sprach zunächst seine be¬ 
sondere Befriedigung über die Einführung eines eigenen Referates 
für die Tierzucht im Ministerium des Innern aus und bezeichnete 
im "Weiteren die Tätigkeit der Tierzuchtinspektoren als eine sehr 
segensreiche und anerkennenswerte. 

Der Abgeordnete Dr. Teufel sagte im Verlaufe seiner Er¬ 
örterungen zum Tierzuchtetat: „Bei dieser Gelegenheit möchte ich 
das Augenmerk auf die Anstellungs- und VersorgungsVerhältnisse 
der Tierzuchtinspektoren richten. Wer die ersprießliche und schwie¬ 
rige Tätigkeit dieser Beamten kennt, kann ihnen ihren Wunsch, 
staatliche Anstellung wenigstens zur Versorgung ihrer Familien zu 
erlangen, nicht verdenken. Gewiß werden die ältern in die Klasse 
und den Gehalt der Bezirktierärzte eingereiht, aber die Wartezeit 
ist zu lange und für die Zuchtverbände besteht die Gefahr, daß sich 
diese Beamten wieder der tierärztlichen Praxis zuwenden. Ich 
möchte die Regierung ersuchen, dieser Sache näher zu treten, zumal 
als für Tierzuchtinspektoren die Wohltaten des künftigen Gemeinde¬ 
beamtengesetzes schwerlich in Betracht kommen können.“ In dem¬ 
selben Sinne äußerte sich der Abgeordnete Schramm indem er 
sagte: „Den Ausführungen des Kollegen Teufel bezüglich der 
Tierzuchtinspektoren kann ich mich vollinhaltlich anschließen. Es 
werden an sie große Anforderungen gestellt; ein Tierzuchtinspektor 
hat mindestens 250 Tage außerhalb des Wohnortes in seinem Bezirke 
zu reisen und tätig zu sein. Die Gefahren für ihn sind nicht klein. 
Leider wird die Belastung des gegenwärtigen Budgets eine Besserung 
der Lage der jungen Tierzuchtinspektoren wohl nicht gestatten, es 
möge aber die Staatsregierung, die in dieser Richtung vorgebrachten 
Anregungen und Wünsche möglichst bald berücksichtigen.“ 

Der Abgeordnete Winsauer erklärte bei der Besprechung 
der Bedeutung und Erfolge der Zuchtverbände: „Die Einrichtung 
der Tierzuchtinspektoren hat sich, dank der ausgezeichneten Vor¬ 
bildung dieser Herren, so bewährt, wie man es allen Einrichtungen 



338 


im Staate wünschen möchte. Die Arbeitsleistung der Inspektoren 
ist so umfangreich und so anstrengend, daß die Erfüllung derselben 
nur bei einer sehr guten körperlichen Anlage möglich ist. Daher 
ist der Wunsch der Zuchtinspektoren, in den Beamtenstatus auf¬ 
genommen zu werden, berechtigt. Ich bitte die Regierung, den 
vollberechtigten Wünschen der Zuchtinspektoren nach Verstaat¬ 
lichung in nächster Zeit Rechnung zu tragen.“ Der Abgeordnete 
Matzeder erwähnt, daß sich in seinem Kreise Niederbayern die 
dort angestellten Tierzuchtinspektoren um die Hebung der Tierzucht 
große Verdienste erworben haben. 

Der Abgeordnete Ankenbrand bittet die Regierung, der 
Verstaatlichung unserer Tierzuchtinspektoren näher zu treten. 

Endlich sei noch der den Zuchtinspektoren wohlwollenden 
Ausführungen des Referenten für Landwirtschaft im Kgl. Staats¬ 
ministerium des Innern gedacht: Der Referent, Ministerialrat Edler 
von Braun drückte sich wie folgt aus: „Es wurde, wie ich mit 
Freuden feststellen kann, der Tätigkeit der Zuchtinspektoren all¬ 
gemeine Anerkennung gezollt und es wurde von verschiedenen 
Seiten der Wunsch geäußert, es möchten die Stellen der Zucht¬ 
inspektoren verstaatlicht werden. Die Staatsregierung wird diese 
Wünsche wohlwollend in Erwägung ziehen. Es ist aber selbst¬ 
verständlich, daß über die Anregungen zunächst die Zuchtverbände 
gehört werden müssen, die ja bei der Regelung in erster Linie be¬ 
teiligt sind und daß auch der bayerische Landwirtschaftsrat gehört 
werden muß.“ 

Der Regierungskommissär, Oberregierungsrat Dr. Attinger 
erklärte, daß ihn als Chef der Zuchtinspektoren die Anerkennung der 
Tätigkeit der Inspektoren durch Abgeordnete und den Vorstand 
der landwirtschaftlichen Abteilung des Ministeriums des Innern sehr 
erfreue und spricht für das bekundete Wohlwollen den verbindlich¬ 
sten Dank aus. 


Die Anerkennnng, welche den bayerischen Zuchtinspektoren 
sowohl von Seite Abgeordneter als auch vom Regierungskommissär 
für ihr ersprießliches verdienstvolles Wirken gezollt wurde, wird bei 
jedem bayerischen Tierarzte freudiges Mitgefühl erwecken und ebenso 
der Umstand, daß, wie die Ausführungen Abgeordneter und des 
Regierungskommissärs von Braun erhoffen lassen, die Hebung der 
Stellung der Zuchtinspektoren in nicht ferner Zeit zu erwarten steht. 
Möge dieses bei der nächsten Budgetberatung zur Tatsache werden! 

A. 


Hier anschließend sei noch erwähnt, daß von der Abgeord¬ 
netenkammer auch der Etat für das Gestütswesen im Betrage von 
4,378,840 Mk. einstimmig genehmigt wurde. 

Bemerkenswert ist eine im Verlaufe der Debatte zum Pferde¬ 
zuchtetat von dem Abgeordneten Munzinger gegebene Anregung, 
welche lautet: Unser Landstalliueister Bau werk er in Zweibrücken, 
welcher sich um unsere pfälzische Pferdezucht sehr verdient machte, 
hat bereits das 70. Lebensjahr überschritten und wird wohl nicht 
mehr lange im Dienste bleiben. Die pfälzischen Zuchten wünschen 
nun, daß wieder ein Mann wie der Landstallmeister Bauwerker, 
der aus den Kreisen der Tierärzte hervorgegangen ist als Nachfolger 
bestimmt werde. Ich bitte deshalb die Regierung, diesem Wunsch© 
zn entsprechen und als Nachfolger keinen Offizier, sondern einen 
Mann aus dem Kreise der Tierärzte bestimmen zu wollen. 



339 


Verlegung der Dresdener tierärztlichen Hochschule an 
die Universität Leipzig. 

Die zweite Kammer in Dresden sprach sich für den Neubau 
der tierärztlichen Hochschule in Leipzig und damit endgültig für 
Verlegung der tierärztlichen Hochschule von Dresden nach Leipzig 
aus. Die Gesarotkosten des Neubaues werden auf 4 Millionen Mk. 
veranschlagt. _ 


Vorlesungen und praktische Uebungen an der Kgl. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule in Hannover im Sommersemester 1914. 

Geh. Reg.-Rat Professor Dr. Ter eg: Physiologie, östündig; 
Physiologische Chemie, lstündig; Geschichte der Tierheilkunde, 
lstündig; Physiologisches Praktikum, 4stündig. Geh. Reg.-Rat 
Professor Dr. Arnold: Organische Chemie, östündig; Chemische 
Übungen in Gemeinschaft mit Dr. W o 1 f f, 12stündig. Gell. Reg.- 
Rat Professor Boethger: Histologie, 3stündig; Embryologie, 
2stündig; Osteologie und Syndesmologie, 2stündig; Histologische 
Übungen in Gemeinschaft mit Prosektor Dr. H e r b i g, 18stündig. 
Professor Dr. M a 1 k m u s: Medizinisch - propädeutische Klinik, 
2stündig; Gerichtliche Tierheilkunde, 3stündig; Übungen im An¬ 
fertigen von schriftlichen Gutachten und Berichten, lstündig; 
Klinik für größere Haustiere, Abteilung für innere Krankheiten 
und Gewährmängel, täglich. Professor Dr. Frick: Allgemeine 
Chirurgie, 3stündig; Ophthalmoskopische Übungen, lstündig; 
Chirurgisch - propädeutische Klinik, lstündig; Klinik für größere 


Konzentriertes 

Roborin-Kraftpulver 

(Aus frischem Bluteiweiß hergestellt). 

Blutbildendes, Appetit anregende«, die Verdauung 
befördernde« und die Lei«tunggfEiligkeit gtei- 
gerndes KBAFTBEIFUTTER mit hohem Eigen¬ 
gehalt. 

Erhöht die Ausnützung des täglichen Futterquantums und macht 
weitere Zulagen überflüssig. Gibt den Tieren gutes Aussehen und 
glattes, glänzendes Haar. Ausgezeichnet als Kräftigungsmittel für 
Tiere, die durch große Anstrengungen oder schwere Krankheiten 
(Magen- oder Darmkatarrh, Brustseuche etc.) heruntergekommen sind. 

Elngeführt bei vielen Truppenteilen der deutschen Armee. 

Separatabdrücke einschlägiger Arbeiten und Gutachten hervor¬ 
ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf Wunsch 
gerne ab. 

Llngner-Werke Aktiengesellschaft« 
Dresden, Abteilung Ronorin-Werke. 




340 


Haustiere, Abteilung für äußere Krankheiten, täglich; Operations¬ 
lehre, 3stündig. Professor Dr. Rievel: Allgemeine Pathologie 
und allgemeine pathologische Anatomie, östündig; Pathalogisch- 
anatomische und pathologisch-histologische Übungen, 12stündig; 
Obduktionen und pathologisch - anatomische Demonstrationen, je 
nach vorhandenem Material. Professor Dr. Künnemann: All¬ 
gemeine Therapie, 2stündig; Rezeptierkunde, lstündig; Toxiko¬ 
logie, 2stündig; Klinik für kleinere Haustiere, täglich. Professor 
Dr. Mießner: Seuchenlehre und Veterinärpolizei, 4stiindig; 
Bakteriologie, lstündig; Bakteriologische Übungen, 12stündig. 
Professor Dr. Oppermann: Geburtshilfe mit Übungen am 
Phantom, ästündig; Fütterungslehre, lstündig; Exterieur mit 
Übungen, lstündig; Allgemeine Tierzucht, lstündig; Ambulatori¬ 
sche Klinik. Professor Haeseler: Physik, 2stündig. Professor 
Dr. Ude: Zoologie, 3stiindig. Obertierarzt Koch, Direktor der 
städt. Fleischbeschau: Fleischbeschau - Kurse auf dem Schlacht¬ 
hofe zu Hannover, jeder Kurs mit 3wöchiger Dauer. Dr. G e r k e: 
Botanik, östündig; Pharmazeutische Übungen; Botanische Ex¬ 
kursionen, jeden Sonnabend Nachmittag. Prosektor Dr. H erb i g: 
Histologische Übungen in Gemeinschaft mit Geh. Reg.-Rat Prof. 
B o e t h e r. Repetitor G 1 ä ß e r: Pathologisch-anatomische Dia¬ 
gnostik, lstündig. Repetitor Dr. W o 1 f f: Repetitorium der Chemie, 
2stündig; Qualitative chemische Analyse, lstündig; Chemische 
Übungen in Gemeinschaft mit Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Arnold. 
Repetitor Di - . Lorscheid: Übungen in der Perkussion, lstündig. 
Repetitor Dr. Geh ne: Beurteilung des Beschlages, lstündig. 


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341 


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Handbuch der Nahrungsmitteluntersuchungen. In 3 Bänden. 
1. Chemisch physikalischer Teil 2. Botanisch mikroskopischer 
Teil. 3. Bakteriologisch und biologischer Teil. Herausgegeben 
von Professor Dr. Beythieu. Direktor des chemischen Unter¬ 
suchungsamtes der Stadt Dresden, Professor Dr. C. Hart wich 
an der Eidgenößisch Technischen Hochschule in Zürich und 
Professor Dr. KIi m m er, Kgl. Sächsischer Medizinalrat, Direktor 
des hygienischen Institutes der Tierärztlichen Hochschule Dres¬ 
den. Mit mehreren Tafeln und zahlreichen Abbildungen im 
Text. Vollständig in zirka 30 Lieferungen zum Preise von ä 
2,60 Mark. (1. Lieferung.) Leipzig Chr. Herrn. Tauchnitz. Unter 
Mitwirkung von Geheimen Regierungsrat Professor Dr. Pros¬ 
kau er (Berlin), Dr. Ditthorn (Berlin), Professor Kossowitz 
(Wien), Dr. Ernst (München), Dr. Schmidt (Chemnitz), Dr. 
Fröhlich (Chemnitz), Dr. Wolf-Eisner (Berlin). 

Die erste Lieferung behandelt auf 96 Seiten (Groß-Oktav-For- 
mat) „Das Fleisch“, In der Einleitung wird die Zuständigkeit des 
Tierarztes und des Chemikers bei der Unteisuchung des Fleisches 
objektiv und sachgemäß besprochen; daran schließt sich die Mit¬ 
teilung der Bestimmungen über Probeentnahme zur ehern. Unter¬ 
suchung des Fleisches. Nun folgt als erstes Kapitel: Feststellung 
der quantitativen Zusammensetzung des Fleisches. Das zweite Kapitel 
handelt von der Feststellung der Abstammung des Fleisches und das 
dritte von der Prüfung auf fremde Zusätze zum Nachweise einer 



bei 

Schweineseuche 

Schweinepest 

Ferkeltyphus 

Schweinerotlauf 

Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 

Bei der z. Zt. starken Ver¬ 
seuchung der Bestände len¬ 
ken wir. die Aufmerksam¬ 
keit besonders auf: 

Bchweinepastserum neu 

nach Uhlenhuth 
gewonnen von Schweinen 
durch Verimpfung von 
filtrirb. Virus und 

Ferkeltyphas - Yaeein 

bei 

Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
GeflOgelcholera 
Streptokok. Erkr. 

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I Haus u. Und«. Nutitiere, 

I sor Vertilgung aller Arten 

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Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
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harmaceutisches Institut Ludw. Wilh. Gans.überursela. T. 








342 


etwaigen Verfälschung oder Gesundheitsschädlichkeit. Zur Erleich¬ 
terung des Verständnisses des Inhaltes ist dieses durch 12 sehr gute 
Abbildungen illustriert. Das Werk ist in erster Linie für diejenigen 
bestimmt, welche sich mit der Ausübung der Nahrungsmittelkontrolle 
zu befassen haben, da in demselben aber nicht nur der Nachweis 
von Verfälschungen der Erörterung unterstellt ist, sondern auch die 
Feststellung des Nährwertes der Verdaulichkeit und der Bekömm¬ 
lichkeit der Nahrungsmittel, wird es außer den Nahrungsmittcl- 
chemikern auch den Hygienikern, den Physiologen, Ärzten, Tierärzten 
und Apothekern ein wertvoller Ratgeber sein. Es wird sämtlichen 
die Orientierung auf dem Gebiete der Nahrungsmittelkunde erleich- 


Antictnnnnvlin^ (gesetzlich geschützt, dauernd haltbar). Aner 
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Pferde gegen Askariden und Strongyliden. Herstellung und Versand durch 

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welcher sofort bei Bestellung ausbezahlt wird. 

Proben gratis und franko. 

Generalvertretung: 

R. Vollmuth, Regensburg. 










343 

tern und damit von der Anschaffung einer Anzahl von Spezial werken 
entheben. Wir empfehlen das Werk, an dessen Bearbeitung sich 
auch Tierärzte beteiligten, den Kollegen angelegentlichst. A. 

Erfolgreiche bäuerliche Schweinezucht und -mast sowie die Anlage 
zweckmäßiger Schweineställe. Von Dr. Probst, Kgl. Zucht¬ 
inspektor in Weiden. Herausgegeben vom Verband ober- 
pfälzischer Schweinezüchter in Weiden (Bayern) 1914. 

Die Dienstaufgaben des Tierarztes machen diesen zum natürlichen 
Berater und zum Mitarbeiter des Landwirtes auf allen Gebieten der 
Tierzucht. 

Wie der Verfasser im Vorwort erwähnt, werden z. Zt. ungefähr 
60 Prozent des Fleischverbrauches durch Schweinefleisch gedeckt. 
Angesichts dieser Tatsache ist es unerläßlich, daß die Landwirte 
der Schweinezucht und -mast gesteigerte Aufmerksamkeit zuwenden. 
Vor allem sollen die Landwirte mit den wichtigsten Grundsätzen 
einer zeitgemäßen Schweinezucht und -mast vertraut gemacht 
werden, um sie vor Mißerfolgen zu schützen. 

Diese Aufgabe hat Kollege Dr. Probst in der oben genannten 
Broschüre glänzend gelöst. Die einzelnen Abschnitte zeigen von 
ganz besonderer Sachkenntnis und Erfahrung des Verfassers. Der 
Landwirt findet in der Arbeit alles, was er zu einer rationellen 
Schweinezucht und -mast wissen muß, um die Zucht mit Erfolg 
zu betreiben. Verschiedene Skizzen von zweckmäßig angelegten 
Schweinestcallungen vervollständigen das anregend geschriebene 
Werkchen. 

Jeder Tierarzt kann dasselbe Interessenten nur bestens 
empfehlen. Oh 1 er. 



Phänomobil Vi I? 2 yli P n s er 

wertvoll für Ihre Kranken für Sie und Ihre Familie 
Verlangen Sie ausführlichen Prospekt T 3. 

Phänomen-Werke Zittau i. S. 






344 

Personalien. 

Ernennung: Der praktische Tierarzt Ludwig Wirz von 
Schwarzach wurde zum Distriktstierarzt in Hengersberg ernannt. 

Niederlassung: Joseph Bergsteiner-Manchjng hat sich 
in Zorneding als praktischer Tierarzt niedergelassen. 

Approbationen: In Dresden: Herr Rudolf Morgenstern- 
Frankenberg. 

Promotionen: In Leipzig von der durch Professoren der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule Dresden verstärkten medizinischen Fakultät 
der Universität die Herren: Kurt Balke, Veterinär im Hus.-Regt. 
Nr. 15, Wiesbaden, Alfred Barthol-W er da (S.-W.), Johann Endres- 
Dresden, Harri Euken-Wildeshausen, Gerh. Goller-Berlin, 
Job. Grahl-Dresden, Werner Heinonen-Bamlaharleby 
(Finnland), Hans Krieger-Chemnitz, Walter Lenz-Prenzlau, 
Arth. Lesser-Schöneck, Christian Meyer, Assistent am Tier¬ 
seuchen-Amt der Landwirtschaftskammer in Breslau, Dr. Kurt 
Müller-Göritzhain, Martin Petersen-Dresden. 


Berichtigung: 

In Nummer 13 der Münchener Tierärztlichen Wochenschrift, 
Seite 296, Zeile 7 von oben muß es heißen: „protrahierter“ statt 
„protahierter“. 


Bovotuberkulol 

Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 

Fibrolydn 

Indikat.: Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagt- 
nitis, etc. 

Jodipfn 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 

Hydrogen in in peroxy datum 

med. pur (15°/oig) Merck. 

Konzentriertes, zuverlässiges, billiges Wasserstoffsuperoxyd. 

Py oktau in 

Indikat.: Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Scheidenkatarrb. 

Tannoform 

Indikat.: Diarrhöen, Kälberruhr, Ober¬ 
flächenwunden, Satteldruck,Ketten¬ 
hang. 

Yohimbin Merck 

ad. us. vet. 

Indikat.: Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 

Literatur und Proben auf Wunsch durch 1 

E. MERCK, DARMSTADT. | 


Druck von .1. Gott o«winter, München. - Kommissionsverlag: M. Riegerache 
Universitätsbuchhandlung, München. Odeonsplats 2 

















(fiüer: Tierärztliclies Wochenblatt nnd Wochenschrift Ihr TierbeilKande nnd Vie&zuclit.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium dos Innern, I)r. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsininisteriums, Dr. üopitsch^ Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Prtfls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsininisterium d. I., sowie des Landes- 
ausschusses der tierHrxtichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 14. April 1914. Nr. 15. 


Inhalt: Originalartikel. Stroh: Ein Beitrag zur Zunahme der Tuberkulose in 
bayerischen Rindviehbestanden. — Referate. Ilgnes: Die Fleischvergiftung Im 
Mai 1912 in den Landkreisen Marienburg und Elbing, van derVliet: Akute Leck¬ 
sucht? Reichenbach : Phobrol ,, Roche '. Yoschida : Morphologische und physio¬ 
logische Bedeutung der sogen. „Kastanie“ an den Gliedmaßen des Equiden. 
Deich, Pröger und Andere: Über Genickstarre. Dusehanek: Therapie bei der 
schwarzen Harnwinde des Pferdes. Seiler in Lübhen: Versuche mit Tryposafrol 
bei der Maul- und Klauenseuche. — Tierzucht und Tierhaltung. Die Hals¬ 
länge bei Niederungs- und Höhenvieh. Jahresbericht des Zuchtverbande« für 
gelbes Frankenvieh, Abteilung Unterfranken. Jahrgang 1913. — Jahresbericht des 
Verbandes unterfränkischer Schweinezüchter Würzburg. Jahrgang 1913. Bayer¬ 
ischer Gesiüts-Etais. Pferdezucht in Hannover. Verlegung des Gestütes Graditz. 
Erdnußkuchen für Pferde und Schweine. — Verse hiedenes. Erhebung des 
Veterinärinstitutes in Stockholm zur Hochschule. Königliche Tierärztliche Hoch¬ 
schule München. 8G. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Han¬ 
nover vom 20. bis 26. September 1914 Stand der Maul- und Klauenseuche in 
Bayern am 21. Mürz 1914. — Büchersehau. — Personalien. 


Ein Beitrag znr Zunahme der Tuberkulose in 
bayerischen Rindviehbeständen. 

Von Amtstierarzt Dr. Stroh in Augsburg. 

Die alljährliche Zusammenstellung der Ergebnisse der 
Fleischbeschau weist namentlich für Bayern steigende 
Tuberkuloseziffern auf. Wohl mangels näherer Kommen¬ 
tierung scheinen in weiteren Kreisen und sogar bei be¬ 
rufenen Organen irrige und — ich darf wohl sagen — 
optimistische Auffassungen sowohl über die Häufigkeit, 
wie über die Zunahme der Tuberkulose unter den bayeri¬ 
schen Rindern zu bestehen. Nach den Presseberichten 
(M.-A. Abdztg.) hat der Herr Landesinspektor für Tierzucht 
in der Kammer der Abgeordneten einen zu 8,5 % tuberku¬ 
lösen bayerischen Landschlag als am stärksten belastet be- 








• 346 


zeichnet und in den letztjährigen Verhandlungen des ober¬ 
bayerischen Landrates erklärten die Herren Regierungs¬ 
referenten, daß im allgemeinen eine Zunahme der Rinder¬ 
tuberkulose bisher statistisch nicht nachgewiesen sei, bezw. 
daß die Zunahme in der Hauptsache durch die seit 1903 vor¬ 
geschriebene Behandlung der Lymphdrüsentuberkulosefälle 
und dergleichen sich erkläre. Die nachfolgenden, den tier¬ 
ärztlichen Jahres- bezw. den Verwaltungsberichten über 
die Ergebnisse der Fleischbeschau am Schlachthofe 
Augsburg entnommenen Zusammenstellungen mögen 
die Angelegenheit näher beleuchten und vor allem dartun, 
daß die Steigerung der Tuberkuloseziffer durch eine tat¬ 
sächliche Zunahme der Krankheit und zwar 
in den leichten, wie schwereren Formen bedingt ist. 

Nachdem die Gewinnung des Zahlenmaterials haupt¬ 
sächlich von den zwei Faktoren: Exaktheit in der Unter¬ 
suchung und in der Notierung der festgestellten Befunde, 
abhängt, sei vorausbemerkt, daß die Zusammenstellung sich 
auf die Ergebnisse in den letzten 10 Jahren beschränkt und 
mit 1904, dem ersten vollen Betriebsjahre nach Inkraft¬ 
treten des Reichsfleischbeschaugesetzes und seiner Aus¬ 
führungsbestimmungen beginnt, ferner daß in dieser Zeit 
das Personal der hiesigen Fleischbeschau in allen Graden 
nahezu das gleiche geblieben ist und endlich, daß auch die 
Bezugsgebiete des Augsburger Schlachthofes — soweit 
Rinder und Kälber in Betracht kommen (das mittlere und 
nördliche, zum Teil auch das südliche Schwaben und das 
angrenzende westliche Oberbayern) — keine irgend nen¬ 
nenswerte Änderung erfahren haben. Auch die jeweilige 
Zufuhr von ausländischen Rindern war nicht nur an sich 
eine mäßige, sondern nach Qualität und Gesundheits-Zu¬ 
stand so gut, daß dadurch höchstens die Tuberkuloseziffer 
herabgedrückt werden konnte. 

Es waren tuberkulös (in Prozenten) : 


Jahr 

Ochsen 

Bullen 

Kühe Jungrinder Kälber 

1904 

14,3 

14,8 

15,7 

31,9 

14,0 

0,55 

1905 

17,7 

34,3 

12,4 

0,66 

1906 

20,7 

18,2 

30,5 

13,0 

0,61 

1907 

20,3 

19,5 

37,4 

13,7 

0,67 

1908 

20,9 

30,7 

17,2 

35,3 

19,1 

0,80 

1909 

20,1 

40,0 

21,1 

0,73 

1910 

29,7 

30,3 

47.8 

24,2 

0,82 

1911 

34,0 

30,0 

48,8 

22,7 

0'82 

1912 

35.0 

33,4 

55,4 

24,8 

0,85 

1913 

37^8 

29,0 

49,0 

26,5 

0,91. 




347 


Der Tuberkulose-Prozentsatz beim Großvieh (Kinder) 
insgesamt stellte sich in diesen Jahren wie folgt: 1904: 
22,0, 1905: 23,7, 1906: 26,5, 1907: 26,8, 1908: 26,5, 1909: 
35,6, 1910 : 37,6, 1911: 39,7, 1912 : 43,9, 1913 : 40,9. 

Ich scheue mich aus den Ergebnissen des Anfangs¬ 
und Endjahres der vorstehenden Zusammenstellungen die 
Differenz zu ziehen und will trotz der obenbenannten, die 
Gleichheitlichkeit der Durchführung der Fleischbeschau 
wohl verbürgenden Momente immer noch annehmen, daß 
ein Teil der Zunahme doch auf Verbesserungen im TTnter- 
suchungsgange und bei der Notierung zurückzuführen sein 
wird. Auch auf verschiedene Schwankungen weise ich hin. 
Es bleibt aber mehr als genügend übrig, einmal, um einen 
bedenklich hohen Prozentsatz der Tuberkulose unter den 
zur Schlachtung gelangten Kindern, namentlich auch unter 
den Kühen, darzutun, und ferner, um ein nicht minder 
bedenkliches Ansteigen der Tuberkuloseziffer zu beweisen. 

Letzteres kann auch auf einem weiteren, besonders 
einwandfreien Wege geschehen. Seit Jahren wurden die 
Fälle der jeweiligen Ausbreitung der Tuberku¬ 
lose auf mehrere Organe besonders zusammen und 
den auf ein Organ beschränkten Erkrankungsfällen gegen¬ 
übergestellt. Bei der Verwertung dieser Tuberkulosefälle 
ist aus technischen Gründen eine Fehlerquelle so gut wie 
ausgeschlossen. 

Von den tuberkulösen Schlachttieren waren mit Tu¬ 
berkulose mehrerer Organe behaftet (Stückzahl): 


Jahr 

Ochsen Bullen 

Kühe Jungrind. 

Kälber 

1904 

63 

29 

402 

19 

104 

1905 

61 

45 

435 

18 

122 

1906 

76 

54 

470 

22 

111 

1907 

59 

48 

468 

27 

127 

1908 

66 

33 

487 

43 

174 

1909 

113 

84 

787 

51 

158 

1910 

108 

73 

859 

45 

189 

1911 

181 

84 

1120 

56 

194 

1912 

113 

68 

1177 

41 

199 

1913 

141 

59 

975 

39 

213. 


Bei 11 991 Großvieh - Schlachtungen im Jahre 1904 
waren 513 — 4,3 % (19,4 % der tuberkulösen) mit Tuber¬ 
kulose mehrerer Organe behaftet, bei 15 043 Großvieh- 
Schlachtungen im Jahre 1913: 1214 = 8,1 % (19,7 % der 
tuberkulösen). Dabei war letzteres Jahr in Bezug auf Tu¬ 
berkulosehäufigkeit und namentlich hinsichtlich der Tuber- 




348 


kulose mehrerer Organe, also der zumeist vorgeschrittenen 
Tuberkulosefälle, ein besonders günstiges. (Laut Jahres¬ 
bericht erklärte sich das „durch einen regen Abtransport 
offensichtlich kranker Rinder nach anderen, außerbaye¬ 
rischen Plätzen“.) Ein Vergleich des Jahres 1904 mit deu 
Jahren 1911 und 1912 würde ein noch stärkeres Ansteigen 
der fraglichen Tuberkuloseziffer ergeben, z. B. 1912 mit 
13 797 Großvieh-Schlachtungen und 1399 Konstatierungen 
der Tuberkulose mehrerer Organe = 10,1 % (23,1 % der 
Tuberkulösen). 

Die jeweils in Klammern beigesetzten Prozentsätze 
beweisen weiter, daß dabei das Verhältnis der vorgeschritten 
tuberkulösen Tiere zu den tuberkulösen überhaupt zum 
mindesten nicht geringer geworden ist. 

Neben der Tuberkulosehäufigkeit bei Kühen, die schon 
im Jahre 1904 mit 31,9 % respektabel hoch war und im 
Durchschnitt der letzten 5 Jahre rund 50 % betragen hat, 
beansprucht besonderes Interesse die Tuberkuloseziffer und 
deren offensichtliche Zunahme bei Kälbern. Bei unseren 
in der Regel 3—4 Wochen alten Saugkälbern ist nämlich 
die Tuberkulose fast durchwegs eine angeborene. Ab¬ 
gesehen von durchschnittlich 10 Ausnahmefällen p. a., in 
welchen die Tuberkulose auf die Lunge bezw. die Lungen- 
lymphdrüsen beschränkt war, zeigten sich bei den Kälbern 
in allen Fällen die Portallymphdrüsen, und zwar 
diese vorzugsweise erkrankt. Dazu waren die tuberkulösen 
Herde — hier wieder die auf die Lunge lokalisierten Fälle 
eingeschlossen — nicht nur ausgesprochen verkäst, sondern 
wiesen geradezu regelmäßig typische Kalkein¬ 
lagerungen auf. Fälle, in welchen die Verkalkung 
fehlt, sind so selten, daß ich vor einigen Jahren den Ver¬ 
such einer zahlenmäßigen Zusammenstellung von solchen 
aufgab, nachdem 50 nacheinander daraufhin geprüfte tu¬ 
berkulöse Kälber stets die kalkigen Einlagerungen zeigten. 
Nach Nocard, Mac Fadyean und Titze ist aber 
der früheste bekannte Zeitpunkt der Kalkeinlagerung in 
tuberkulöse Herde 50 Tage. Mit verschwindenden Aus¬ 
nahmen darf daher bei unseren tuberkulösen Saugkälbern 
die Erkrankung mit Recht, als angeboren angesehen wer¬ 
den. Die konstante Zunahme dieser seit 1904 absolut ver¬ 
lässig festgestellten Tuberkulosefälle zeigt aber auf das 
sicherste die Zunahme der Tuberkulose auch bei den 
Muttertieren, den Kühen, an und damit ist der abschließende 
Beweis dafür geliefert, daß die Tuberkulosezunahme bei 
den Rindern und speziell bei den Kühen eine tatsächliche 



349 


und nicht durch Verbesserung der Untersuchung etc. ent¬ 
standene ist. 

Wurde in der „Münchener Tierärztl. Wochenschrift“, 
1914, Nr. 11, bei Besprechung einer ähnlichen Zusammen¬ 
stellung für das Königreich Sachsen bemerkt, daß die be¬ 
treffenden Zahlen „geradezu beunruhigende“ seien, so 
dürfte das in gleichem Maße auf die Verhältnisse in Bayern 
zutreffen. Es können zwar die bei den gewerbsmäßigen 
Rinderschlachtungen ermittelten Tuberkuloseziffern nicht 
direkt auf die Viehbestände im Lande übertragen werden, 
nachdem es sich bei ersteren vielfach um ausgemerzte Ware 
bandelt. Anderseits beweist aber eine Zunahme der 
hierbei gewonnenen Tuberkulose-Prozentsätze, namentlich 
eine so beträchtliche Mehrung, die Zunahme der Tuberku¬ 
lose überhaupt, und überdies ist das der einzige für die Er¬ 
mittelung gangbare Weg. Die bezüglichen Erkrankungs¬ 
ziffern bei den Schlacht kälbern endlich stellen rund¬ 
weg die Häufigkeit der angeborenen Infektion beim Rinder- 
nachwuchs überhaupt dar. 

Daß bei solchen Tuberkuloseziffern bedeutende Fleisch¬ 
mengen dem Konsum entgehen und große Werte .vernich¬ 
tet, werden müssen, ist klar. Das darf aber nicht 
der Fleischbeschau zur Last gelegt werden 
fs. auch „M. T. W.“, 1914, Nr. 11, S. 262)! Es handelt sich 
vielmehr um die Konsequenz aus der vorliegenden Krank¬ 
heit, wobei, ganz abgesehen von der Frage des Schutzes 
der menschlichen Gesundheit, in der überwiegenden Mehr¬ 
zahl der Fälle Werte vernichtet werden müssen, die schon 
ihrer hochgradig ekelerregenden Beschaffen¬ 
heit wegen nie und nimmer Nahrungsmittel für den 
Menschen abgeben können. Allein durch Sanierung der 
Viehbestände können solche Verluste durchgreifend ver¬ 
mindert werden. 

Sehr zu begrüßen wäre noch die Bekanntgabe von 
auf ähnlicher Grundlage gefertigten Zusammenstellungen 
der einschlägigen Fleischbeschau-Ergebnisse an den übrigen 
bayerischen Schlachthöfen. 


Zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Dr. Stroh 
möchte ich folgendes bemerken: 

Herr Dr. Stroh irrt sich, wenn er glaubt, daß bei den 
berufenen Organen irrige und optimistische Auf¬ 
fassungen sowohl über die Häufigkeit wie über die Zu¬ 
nahme der Tuberkulose unter den bayerischen Rindern 



350 


herrschen. Den berufenen Organen ist nur zu gut bekannt, 
daß die Tuberkulose unter dem Kindvieh häufig vorkommt 
und erheblich in Zunahme begriffen ist. Darüber reden die 
alljährlich vom Kaiserlichen Gesundheitsamte herausge¬ 
gebenen „Ergebnisse der Schlachtvieh- und Fleischbeschau 
im Deutschen Reiche“ eine nur zu beredte Sprache. 

Während im Jahre 1905 auf 1000 geschlachtete Kinder 
in Bayern nur 93 tuberkulöse Tiere trafen, waren es im 
Jahre 1911: 153. Die Zunahme betrug also 64,2%. Im 
Interesse der bayerischen Tierzucht darf aber nicht ver¬ 
schwiegen werden, daß Bayern hinsichtlich des Vorkommens 
der Tuberkulose unter seinen Kinderbeständen gegenüber 
den anderen Bundesstaaten immer noch sehr günstig ab¬ 
schneidet. So trafen im Jahre 1911 auf 1000 geschlachtete 
Kinder in Preußen 238 tuberkulöse, in Württemberg 172, 
in Sachsen 410, in Hessen 238. Nur Baden rangiert unter 
den größeren Bundesstaaten mit 151 tuberkulösen Tieren 
vor Bayern. Im Reichsdurchschnitt trafen auf 1000 ge¬ 
schlachtete Rinder 191 tuberkulöse. Hinsichtlich der Zu¬ 
nahme der Tuberkulose darf aber nicht verschwiegen wer¬ 
den, daß die Beurteilung der Schlachttiere in den letzten 
Jahren eine viel kritischere ist als früher. 

Herr Dr. Stroh hat meine in der Kammer der Ab¬ 
geordneten abgegebene Erklärung falsch aufgefaßt. Ich 
habe sämtliche mit der Vornahme der Fleischbeschau an 
Schlachthöfen betrauten Kollegen vor einigen Jahren ge¬ 
beten, festzustellen, in welchem Prozentsatz die Tuberku¬ 
lose bei den einzelnen Kinderschlägen, hier wieder ausge¬ 
schieden zwischen Ochsen, Bullen, Kühen, Jungrindern und 
Kälbern, vorkommt. Die Leiter von 47 Schlachthäusern 
haben sich in dankenswerter Weise bereit erklärt, die Er¬ 
hebungen durchzuführen. Sie erstreckten sich auf 251 617 
Tiere, davon waren 34 121 = 5,6 % tuberkulös. Der von 
mir im Abgeordnetenhause angedeutete Schlag stand mit 
8,5 '/( tuberkulöser Tiere an der Spitze der bayerischen 
Vieh sehläge. Daß. sich im Allgemeinen ein so niedriger 
Prozentsatz ergeben hat, hat seinen Grund darin, daß in 
die I) u reh sch n i t tsberech nun g auch die Kälber ein- 
bezogen wurden. Pies geschah deshalb, weil ich eine t'bor- 
sielit über das Vorkommen der Tuberkulose im G e s ai in t - 
K i n d e r b e s t a n d e gelten wollte. Würde Herr I >r. 
Stroh z. B. für 1913 die Kälber gleichfalls einbeziehen, 
so würde sich für Augsburg ebenfalls ein viel niedrigerer 
Prozentsatz ergeben. Daß in Schwaben die Tuberkulose 
häutiger vorkommt als in anderen bayerischen Regierung:»- 




351 


bezirken, ist bekannt, wie die Gründe hiefür gleichfalls 
bekannt sind. So trafen 1911 in Schwaben auf 1000 ge¬ 
schlachtete Rinder 219 tuberkulöse Tiere, in Oberbayern 
175, Niederbayern 109, in der Pfalz 102, in der Oberpfalz 
103, in Oberfranken 107, in Mittelfranken 191, in Unter¬ 
franken 89. 

Daß unter dem Großvieh die Tuberkulöse häu¬ 
figer vorkommt als bei Kälbern, weiß jeder Fachmann. Auch 
die von den Herren Kollegen an 251 617 Tieren gepflogenen 
Erhebungen ergaben bei Ochsen Schwankungen bei den 
einzelnen Schlägen zwischen 10 und 23 %, bei den Bullen 
zwischen 8 und 19°/o, bei den Kühen zwischen 13 und 
30%, bei den Jungrindern zwischen 4 und 14%, bei den 
Kälbern zwischen 0,06 und 1,1 %. 

Die Tatsache, daß die Tuberkulose in Zunahme be¬ 
griffen ist, ist wie schon bemerkt, den berufenen Organen 
im Veterinärwesen und in der Tierzucht nicht entgangen 
und eine Reihe von Maßnahmen — Ausmerzung tuberku¬ 
löser oder verdächtiger Tiere aus den Zuchtstallungen, 
Aufstellung gesunder Vatertiere, Errichtung von Jungvieh¬ 
weiden usw. — sind seit Jahren gegen die Tuberkulose ge¬ 
richtet. Tierärzte und Tierzuchtinspektoren bemühen sich 
auch seit langem, die Tuberkulose in Wort und Schrift, so¬ 
wie in der Tat zu bekämpfen. 

Schließlich mag die Aufnahme der Tuberkulose in das 
Reichsviehseuchengesetz ein Beweis dafür sein, daß man 
ihre Existenz nicht optimistisch betrachtet. 

Bayerische Zuchtverbände tragen sich auf meine An¬ 
regung hin auch bereits mit dem Gedanken, die Tuber¬ 
kulosetilgung systematisch durchzuführen. 

Dr. A 11 i n g e r. 


Referate. 

W. 11 g n e s - Elbing: Die Fleischvergiftungen im 
Mai 1912 in den Landkreisen Marienburg und Elbing. (Zeit¬ 
schrift für Fleisch- und Milchhygiene, XXILT. -lahrg., und 
Deutsche tierärztl. Wochenschrift, Nr. 6, 1914.) 

Nach dem Genüsse von Hackfleisch, das zur Hälfte 
aus Rind- und Schweinefleisch bestanden hat, erkrankten 
35 Personen. Am schwersten erkrankten Frauen, die das 
Fleisch hei der Zubereitung roh gekostet hatten. 

Das Rindfleisch stammte von einer wegen Kalbefieber 
gesell 1 achteten Kuh, das vom Tierarzt als tauglich befunden 



352 


war. Das Schweinefleisch war vom Laienfleischbeschauer 
untersucht und für tauglich erklärt worden. 

Als Erreger der Vergiftung wurde im „K. Institut 
für Infektionskrankheiten Robert Koch“ Bakterien er¬ 
mittelt, die mit dem von D a m m a n n als Bacillus suipe- 
stifer Voldagsen bezeichneten, sowie mit dem Bacillus typhi 
suis von Gläser identisch waren. In der dortigen Gegend 
grassierte zu jener Zeit die Schweinepest in der schlimm¬ 
sten Weise. 

M. van der Vliet: Akute Lecksucht? (Holland. 
Zeitschrift f. Tierheilkunde, Januar 1913, und Österreich. 
Wochenschrift f. Tierheilkunde, Nr. 3, 1914.) 

Hauptsächlich nach Verfütterung des Abfalles von 
Rüben sah Verf. diese eigentümliche Krankheit. Die Tiere 
zeigten Speichellfluß und Lecksucht. Temperatur erhöht, 
Puls frequent, Konjunktiven gerötet. Schließlich lagen 
die Kühe mit dem Halse auf die Seite gebogen erschöpft 
am Boden. Der weitere Verlauf ist dem Autor unbekannt, 
da durch Verabreichung von großen Kochsalzgaben die 
Krankheit innerhalb sehr kurzer Zeit stets beseitigt wurde. 


Tierarzt Reichenbach - Basel: Phobrol „Roche“. 

(Schweizer Archiv, 1913, 12. H.) 

Die Firma Hoffmann-La Roche & Co. bringt 
zur Zeit ein äußerst wirksames Desinfiziens in den Handel, 
das sich nach dem Verf. sowohl zur Desinfektion der Hände 
und Instrumente, als auch bei Operationen vorzüglich be¬ 
währt: das Phobrol. 

Als Ursache einer Darmbeinfistel beim Pferd wurde ein 
hühnereigroßer Knochensequester vorgefunden und entfernt. 
Die zirka 10 cm lange Wunde wurde offen mit 0,5°/oiger Pho- 
brollösung behandelt. Vom 7. Tage ab konnte das Pferd 
eingespannt werden, nach 10 Tagen waren Wunde und 
Fistel geheilt. 

Bei einem Hunde waren die Sehnen des mittleren 
Zehenbeugers durchschnitten. Die Selmen-Enden wurden 
mittels Katgut vereinigt und nach gründlicher Desinfektion 
mit 0,5 %iger Pbobrollösung legte man Hautnaht und Ver¬ 
band an. Nach dem dritten Verbandwechsel war Heilung 
per primam eingetreten. 

Ein Vorteil des Präparates ist ferner die erforderliche 
kleine Dosis (5,0 auf 1 Liter Wasser), die bequem in <l or 
Fasche mitgeführt werden kann. 



353 


Sehin Y oschida - Sapporo: Morphologische und 
physiologische Bedeutung der sogen. „Kastanie“ an den 
Gliedmaßen des Equiden. (Archiv für wissenschaftl. und 
prakt. Tierheilkunde, 39. Bd., und Deutsche tierärztliche 
Wochenschrift, Nr. 6, 1914.) 

Verf. sondert nach der Größe der „Kastanie“ Warm¬ 
blut, Kaltblut, Esel und Zebra. Nach der Lage Schwer¬ 
pferd, Leichtpferd, Wildpferd, Maultier und Maulesel einer¬ 
seits, Zebra und Esel andererseits. 

Die „Kastanien“ der vorderen Extremitäten sind stets 
größer als die der hinteren, wobei die der Kaltblutrassen 
stets größer und breiter sind, als die der Warmblutrassen. 
Die Größe und der Entwicklungsgrad der „Kastanie“ steht 
in Beziehung zur Körpergröße, Körpergewicht, sowie zur 
Größe der Hufe. 

Die „Kastanien“ können nach Y. nichts anderes als 
rudimentäre Zehen sein. 


Vet.-Rat Deich, Pröger u. A.: Über Genick¬ 
starre. (Bericht über das Veterinärwesen im Königreich 
Sachsen, 1912.) 

Die Gehirn-Rückenmarksentzündung ist im Jahre 1912 
auf 570 gegenüber 357 Fällen im Vorjahre gestiegen. 

Nach den Berichterstattern begann die Erkrankung 
gewöhnlich mit leichten Depressionserscheinungen. Zwischen 
dem ersten bis dritten Tage (in einem Falle schon nach 12 
Stunden) setzten hochgradige Reizerscheinungen in Form 
von schweren Tobsuchtsanfällen ein. Diese hielten bis zum 
Tode an. Ein Pferd hatte sich dabei buchstäblich den Schä¬ 
del eingestoßen. Ein anderes stieg an der Wand empor und 
schlug mit den Vorderfüßen ein großes Loch in die Back¬ 
steinmauer. Am nächsten Tage wurde es mit der Vorhand 
in dieser Öffnung hängend tot angetroffen. 

In einigen Fällen setzte die Krankheit mit Blindheit 
oder Taubheit ein. Manche Tiere wurden gegen den Men¬ 
schen sehr bösartig, andere stürzten zu Boden und konnten 
sich nicht mehr erheben. Betroffen wurden vorwiegend 
Pferde der Landwirtschaft, während Pferde, welche in der 
Industrie Verwendung fanden, nur selten erkrankten. 

Die in Anwendung gebrachten Heilmittel hatten keinen 
Erfolg. 


Ohler. 



354 


Otto Duschanek- Prag: Therapie bei der 
schwarzen Harnwinde des Pferdes. (Tierärztl. Zentralbl., 
Nr. 2, 1914.) 

Verfasser bespricht in seiner Arbeit zunächst die Ur¬ 
sachen der Hämoglobinämie, den Prozentsatz des Vorkom¬ 
mens und den Grad des Leidens bei warm- und bei kalt¬ 
blütigen Pferden, den Wert resp. Unwert der Verwendung 
der Hängematte bei schwer erkrankten Pferden, die Be- 
schaffenheit des Fleisches von wegen Hämoglobinämie ge¬ 
schlachteten Pferden und ergeht sieh dann über eine jüngst 
von den Tierärzten F ü r t h m a y e r und Dr. N a g e 1 em¬ 
pfohlene Behandlungsweise der Krankheit. 

Diese besteht darin, daß den Pferden zuerst eine 
Morphium-Injektion 0,5:15,0 appliziert wird, welcher man 
Vi> Stunde später eiue Injektion von 0,15 Digalen in 10,0 
Aqu. destill. folgen läßt. Die Injektionen werden an beiden 
Halsseiten gemacht. Bei trächtigen Pferden ist nach 
Fürthmayer in erster Linie ein kräftiger Aderlaß an¬ 
gezeigt. 

Nach Fürth ma v e r erweist sich diese Therapie so 
glänzend, daß die kranken Pferde in 2 bis längstens 4 Stun¬ 
den nach Anwendung derselben aufspringen und ruhig 
stehen bleiben. F. hat von 18 erkrankten Pferden, unter 
welchen sich schwer erkrankte befanden, 17 gerettet. 

Dr. Nagel behandelte mittelst Morphium- und Di- 
galen-lnjektionen von 27 Hiimoglobinämiepferden 25 mit 
Erfolg. Den Injektionen fügt N. noch eine symptomatische 
Behandlung an. Diese besteht iu Massage der Kruppe mit 
starkem Spiritus sinapis bezw. mit einer Mischung von OL 
terebinth. 200 und 10 Tropfen Spirit, sinapis, Katheteri- 
sieren der Pferde. Verabreichung von Natrium bicarbonie. 
und Zucker im Trank. Demnach kombiniert N. seine Mor- 
phium-Digalenbehaudlung mit 2 anderen, die schon früher 
in Gebrauch waren und zum Teil noch in Gebrauch sind, 
mit einer Behandlung nach Di eckerhoff und einer 
solchen von II i n k und II u m a n n. 

Duschanek hat die Behandlungsmethode nach 
Fürtlimayer und Nagel bei 7 Fällen im Dezember 
des Vorjahres in Anwendung gebracht: die Tiere — da¬ 
runter 5 schwere Arbeitspferde — hatten ein Alter von 
4—10 Jahren und kamen \-U —4 Stunden nach dem Eintritt 
der Erkrankung zur Behandlung. 

Bei den 5 schweren Pferden war die Lähmung beider¬ 
seitig und komplett. Die Therapie wurde bei (i Pferden 
genau nach der Vorschrift ausgeführt. 




355 


über das Ergebnis derselben äußert sieb der Verf. 
wie folgt: 

Durch die Behandlung wurde keiner der Fälle auch 
nur im geringsten beeinflußt. Von Aufstehen der Pferde 
war gar keine Rede; dieselben konnten auch mit Unter¬ 
stützung nicht hochgebracht und stehend erhalten werden. 
3 Patienten gingen nach 8—lßstiindiger Krankheitsdauer 
ein, 3 wui*den in hoffnungslosem Zustande an den Schlächter 
verkauft. Von diesen verendete noch eines während des 
Transportes zum Schlachthause. 


Kreistierarzt Dr. Seiler in Lübben: Versuche mit 
Tryposafrol bei der Maul- und Klauenseuche. (Berl. Tier¬ 
ärztliche Wochenschrift 1914, Nr. 13.) 

Verf. machte mit Tryposafrol in der Gemeinde Neu¬ 
zauche Versuche gegen Maul- und Klauenseuche. In jedem 
Gehöfte wurde ] / 3 bis die Hälfte der Tiere als Kontroll- 
tiere nicht behandelt. Die Versuche erstreckten sich auf 
insgesamt 73 Tiere, von welchen 29 das Mittel erhielten, 
während 44 zur Kontrolle dienten. Die Anwendung des 
Tryposafrols erfolgte genau nach Vorschrift. Die Rinder 
bekamen 1,0 g Pulver dreimal täglich in Trinkwasser gelöst. 
Eine hochtragende Färse erhielt nur 2 Pulver pro die, weil 
sie starke Diarrhoe bekam und weil deswegen die Befürchtung 
bestand, sie könnte abortieren. Von den meisten Versuchs¬ 
tieren wurde das Mittel gerne, von einigen erst nach Zusatz 
von Zucker genommen. Bei allen Versuchstieren war eine 
stark abführende Wirkung des Mittels bemerkbar. Der 
dünnbreiige bis flüssige Kot war in allen Fällen rötlich 
gefärbt; bei einzelnen Tieren zeigten die Lidbindehäute 
auffallende Rotfärbung. Verf. prüfte die Schutz- und die 
Heilwirkung des Präparates und berichtet eingehend über die 
Resultate der Versuche nach beiden Richtungen in Tabellen¬ 
form. Aus den Resultaten muß er die Schlüsse ziehen: 

1. daß der Tryposafrol eine schützende Wirkung gegen 
die Maul- und Klauenseuche nicht besitzt, 

2. daß dem Mittel eine heilende Wirkung bei dieser 
Seuche nicht zukommt, 

3. daß . sich die abführende Wirkung störend bemerk¬ 
bar macht und einen günstigen Einfluß auf den Gesund¬ 
heitszustand der Tiere nicht ausübt und 

4. daß durch das Tryposafrol ein wirtschaftlicher 
Nutzen durch Steigerung des Milchertrages nicht zu 
erzielen ist. 



356 


Zusammenfassend sagt Verfasser: 

„Dem Tryposafrol kommt bei der Maul- und Klauen¬ 
seuche weder ein Heil wert noch ein Schutz wert zu. Das 
Tryposafrol ist demnach kein Mittel, mit dem die Land¬ 
wirtschaft den Kampf gegen die Maul- und Klauenseuche 
aufnehmen kann“. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Halslänge bei Niederungs- und Höhenvieh. 

Die allgemein verbreitete Ansicht, daß das Niederung."- 
vieh einen längeren Hals habe, als das Höhenvieh, hat sieh 
durch die Messungen, die der Zuchtinspektor Dr. Lauser 
in Düren ausführte, als unrichtig erwiesen. Seine Tabellen 
zeigten, daß das Niederungsrind im allgemeinen weder ab¬ 
solut noch relativ, d. h. bezogen auf die Widerristhöhe be¬ 
ziehungsweise Kumpflänge, einen längeren Hals hat, als 
das Höhenvieh der Alpen und des Hügellandes. 

Die Pinzgauer haben längere Hälse als die Niederungs¬ 
rinder, die Kelheimer kürzere, obwohl sie auf fast ebenen 
Weiden gehalten werden. Die Halslänge der Simmentaler 
kommt jener der Niederungsrinder nahezu gleich. 

Die Meinung, daß die Hälse der Niederungsrinder be¬ 
sonders lang seien, beruht nach L. auf einer optischen 
Täuschung, verursacht durch die dünne, schlanke Form der 
Hälse. (Deutsche Tierarzt!. Woehensehr., Nr. 8, 1914.) 


Jahresbericht des Zuchtverbandes für gelbes Frankenvieh, 
Abteilung Unterfranken. Jahrgang 1913. 

(Auszug). 

Aus dem vom K. Tierzuchtinspektor Guthrod ver¬ 
faßten Jahresbericht geht hervor, daß der vorbezeichnete 
Verband im Jahre 1913 44 Zuchtgenossenschaften mit 1645 
züchtenden Mitgliedern, 90 Hullenhaltungsgenossenschaften 
und Gemeinden mit geregelter Hullenhaltung mit 025 1 
Züchtern, 9 Einzelzüchter und 35 außerordentliche Mit¬ 
glieder, im ganzen 7940 Mitglieder zählt. 

In das Herdbuch wurden neu aufgenommen: 142 
Hullen und 530 Kühe, im ganzen 072 Tiere, so daß im 
Jahre 1913: 284 .llerdbuehbullen und 2433 Herdbuchküho^ 
insgesamt 2717 Tiere, eingetragen waren. Angekört wur- 



357 


den in der Verbandshauptkörung 261 Bullen, in der Nach- 
körung 88. 

69 Bullen wurden gelegentlich der Hauptkörung mit 
Erhaltungsprämien im Betrag von 6875 Mk. bedacht, Auf¬ 
zuchtsprämien wurden 47 zuerkannt. Für Bullen, deren 
Mutter im letzten Jahr nachweisbar mehr als 2500 kg Milch 
gab, wurde die Prämie von 50 auf 75 Mark erhöht. Zu¬ 
schüsse im Gesamtbetrag von 4850 Mark erhielten 29 Ge¬ 
meinden und Genossenschaften. Außerdem wurde auf An¬ 
regung der K. Versicherungskammer hin beschlossen, dem 
Verband einen Zuchtbullen-Versicherungsverein anzuglie¬ 
dern, ein Beschluß, der am 1. April 1914 in Kraft treten 
soll. Der Gesamtaufwand des Verbandes zur Verbesserung 
der Bullenhaltung belief sich 1913 auf 18 142 Mark. 

Die Jungviehweide Pilsterhof war vom 30. April bis 
7. Oktober mit 75 Zuchtrindern, 2 Stieren, 11 Fohlen und 
einem älteren Pferde beschickt. Die 12 Pferde nahmen in 
1509 Weidetagen durchschnittlich um 37 kg, die Rinder in 
11 201 Weidetagen um 60,6 kg zu. Besonders zu bemerken 
ist, daß in diesem Jahre der Anfang zur Nutzbarmachung 
der weiten Hochrhönflächen für die unterfränkische Rinder¬ 
zucht gemacht wurde, indem die Stadtgemeinde Bischofs¬ 
heim auf dem Himmeldunkberge eine Jungviehweide mit 
Hüttenwirtschaft einzurichten beschloß. Der Verband ge¬ 
nehmigte hierzu 1000 Mark, vom K. Staatsministerium 
wurden der Stadt. 2559 Mark, vom landwirtschaftlichen 
Kreisausschuß 1000 Mark bewilligt. 

Der Zuchtviehabsatz war im Berichtsjahr zu befrie¬ 
digenden Preisen. Besonders zu erwähnen ist, daß im Auf¬ 
trag der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 3 Bullen 
und 22 Rinder um 14 426 Mk. nach Deutsch-Südwestafrika 
vermittelt wurden. Auch die übrigen Viehgattungen fan¬ 
den im Berichtsjahr guten Absatz. Verbandsbullenmärkte 
fanden 5 statt: 2 in Wiirzburg und Scliweinfurt, 1 in Neu¬ 
stadt a. S., von denen die zweitgenannten wegen geringem 
Auftrieb und nicht befriedigendem Absatz ab 1914 auf¬ 
gelassen werden. 

Mit sehr gutem Erfolg beteiligte sich der Verband 
an verschiedenen Ausstellungen. Iin Vordergrund stellt 
die VI. unterfränkische Kreistierschau in Aschaffenburg, 
die mit 157 Herdbuchtieren beschickt wurde, von denen 
nicht weniger als 129 prämiiert wurden. Nicht minder 
ehrenvoll schnitt der Verband bei der Rinderschau beim 
Zentral landwirtschaftsfeste in München ab, wobei sich der 
Verband mit seinen 30 Herdbuchtieren in allen Klassen 



358 


den ersten Preis holte. Auch der Staats-Siegerpreis in der 
Klasse der Kühe wurde .ihm zugesprochen. Endlich hatten 
die Verbaudsmitglieder Gelegenheit, auf 6 Preis-Zuchtvieh¬ 
märkten landwirtschaftlicher Bezirksvereine ihre Tiere zu 
zeigen. Im ganzen waren es 9 Staatsmedaillen, 20 Ehren¬ 
preise und 8989 Mark, die der Verband im Berichtsjahr 
errang. 

Wie im Vorjahre, so fanden auch in diesem wiederum 
Leistungsprüfungen statt. Aus den Probemelkungen, welche 
in 41 Stallungen bei 241 Kisten vorgenommen wurden, ist 
zu ersehen, daß die durchschnittliche Milchleistung in 365 
'lagen 2241 kg Milch mit 3,71° Fettgehalt beträgt. Der 
Aufwand für die Prüfungen betrug 1934 Mark. 

Wägungen und Messungen wurden an 498 neu gekörten 
Kühen ausgeführt; das durchschnittliche Gewicht erstreckte 
sich hiebei auf 1133 Pfund, die Widerristhöhe betrug 
durchschnittlich 134 cm, der Brustumfang durchschnittlich 
185,5 cm. 

Jahresbericht des Verbandes unterfränkischer Schweine¬ 
züchter Würzburg. Jahrgang 1913. 

(Auszug). 

Aus dem 4. Jahresbericht des Verbandes unterfränki¬ 
scher Schweinezüchter, erstattet von dem K. Zuchtinspektor 
G utbrod - W iirzburg, ist zu ersehen, daß der Verband 
auch in diesem Jahre mit Befriedigung auf seine Wirksam¬ 
keit zurückschauen kann, daß sich die unterfränkischen 
Landwirte erfreulicherweise wieder stärker der Schweine¬ 
haltung zuwandten. * 

Der Verband umfaßte am Schluß des Jahres 1 Schweine¬ 
zuchtstation, 2 Schweinezuchtgenossenschaften, 29 Einzel- 
ziiehter, 13 Eberhaltungsgenossenschaften, 3 Eberstationen, 
40 gemeindliche Eberhaltungen, 14 Eberhalter- 1 Sehweine- 
miister und 1 Mastgenossenschaft, im ganzen 110 ordent¬ 
liche Mitglieder und 2865 Züchtern, dann 2 Freunde der 
Schweinezucht und 34 Körperschaften als außerordentliche 
Mitglieder. 

Ins Herdbuch wurden neu aufgenommen: 114 Eber 
und 158 Sauen. Von den Ebern stammen 80 - 75 */£, von 
den Sauen 100 — 03 % von 11erdbuchtieron. Ende 191;-} 
waren vorhanden: 147 Eber und 305 Sauen —- 452 llercl- 
buchliero. Der Aufwand des Verbandes für die llerdlmeli- 
fiihrung betrug 122 Mark. 

Im -luli ließ der Verband in Neukirchen und Bissel- 
hövede für seine Mitglieder 5 Eber und 8 Eberläufer um 




359 


2200 Mark ankaufen. 23 Einzelzüchter und Eberlialter er¬ 
hielten vom Verbände zum Ankauf von Ebern 1423 Mark 
50 Pfg. Zuschüsse, desgleichen gewährte das Iv. Staats- 
Ministerium des Innern an 14 Gemeinden und Eberhaltungs¬ 
genossenschaften zum gleichen Zwecke 901 Mark. 

Zur Verbands-IIauptkörung wurden vorgeführt: 141 
Eber, davon angekört 133, zur Nachkörung 56, die bis auf 
einen angekört wurden. Bei der mit der Hauptkörung ver¬ 
bundenen Vergebung von Eberhaltungsprämien wurden im 
ganzen 39 Prämien im Betrage von 2050 Mark verteilt. 
Der Aufwand des Verbandes für Verbesserung der Eber- 
haltung betrug 3965 Mark. 

Der Eberverkauf ging dank vermehrter Nachfrage 
infolge des neuen Körgesetzes das ganze Jahr flott zu be¬ 
friedigenden Preisen. Absatz erfolgte hauptsächlich nach 
-.Mittelfranken, Oberfranken, Oberpfalz, Schwaben, Pfalz, 
Württemberg, Baden, Thüringen und Hessen. 

Auch hinsichtlich der Schlachtschweine war der Ab¬ 
satz ein befriedigender zu nennen. Besonders erfreulich 
war, daß die Fleischversorgung der Stadt Wiirzburg wieder 
mehr als früher durch die unterfränkische Landwirtschaft 
erfolgen konnte. 

Wie im Vorjahre beteiligte sich der Verband wiederum 
an verschiedenen Tierschauen, wobei ihm jedesmal ein voll¬ 
ständiger Erfolg zu teil wurde. Die Kreis - Tierschau in 
Aschaffenburg wurde mit 21 Edelschweinen und 62 ver¬ 
edelten Landschweinen, im ganzen mit 83 Tieren, die, bis 
auf 17, in Ilnterfranken selbst gezüchtet waren, beschickt. 
Die Schweineausstellung beim Zentrallandwirtschaftsfeste 
beschickte der Verband mit 37 veredelten Landseh weinen 
und holte sich neben verschiedenen ersten, zweiten und 
dritten Preisen die beiden einzigen, vom K. Staatsinini- 
sferium des Innern gestifteten Staatssiegerpreise. Endlich 
war den Verbandsmitgliedern auf mehreren Preis-Zueht- 
viehmärkten landwirtschaftlicher Bezirksvereine Gelegen¬ 
heit geboten, Ehren und Preise einzuheimsen. Im ganzen 
gab der Verband für Tierschauen die Summe von 767 Mk. 
aus. — Da die Stallverhältnisse durchaus zu wünschen 
übriglassen, hat der Verband die von Dr. P rohst - Weiden 
verfaßte Schrift „Erfolgreiche bäuerliche Schweinezucht“ 
in der auch eine Anleitung zum Bau billiger und gesunder 
Schweineställe enthalten ist, in weitgehendster Weise ver¬ 
breitet und auch Veranlassung genommen, die Herren Be- 
zirksbaumeister um sachgemäße Mitarbeit zu bitten. Möge 
es dein Verbände gelingen, wie bisher auf der Bahn des Er¬ 
folges weiterzuschreiten! König. 



360 


Bayerischer Gestüts-Etat. 


Einnahmen: 

Deckgelder. 145 500 Mk. 

Erlös für verkaufte Pferde und Wirtschaftsvieh . . 168 000 „ 

Erlös für Pferdedünger. 4600 „ 

Ertrag der Ökonomie und Waldungen. 61 600 „ 

Sonstige Einnahmen. . . 4000 „ 

724 790 Mk. 

Ausgaben: 

Besoldung der Beamten. 402 830 Mk. 

Für Stellvertretung, Geschäftsaushilfe, besondere 

Leistungen. 84 880 „ 

Tagegelder und Reisekosten. 68 420 „ 

Für Geschäftsbedürfnisse. 11540 „ 

Kasernier-ungsbedürfnisse des Dienstpersonals ... 21200 „ 

Förderung der Pferdezucht. 340 000 „ 

Futtermittel und sonstiger Unterhalt der Tiere . . 430000 w 

Ankauf und Beförderung von Pferden. 203 000 „ 

Wirtschaftskosten. 161500 „ 

Zinsen für eine bei der Landeskulturrentenanstalt 

aufgenommenes Darlehen von 462000 Mk. . . 19125 „ 

Umlagen . . 7 200 „ 

Sonstige Ausgaben. . , 18 495 » 

5 103 680 Mk. 

Abgleichung: 

Ausgaben. 5 103 630 Mk. 

Einnahmen. . ■ 724 790 „ 

4 378 840 Mk. 


Dr. Nopitsch. 


Pferdezucht in Hannover. 

Im V. Bande des Hannover’schen Stutbuches für han¬ 
noverisches Halbblut sind 4817 Stuten verzeichnet. Im 
Jahre 1893 betrug die Zahl der in das Stutbuch einge¬ 
tragenen Stuten nur 415. Dies bedeutet eine enorme Zxi- 
nahme der hannoverschen Pferdezucht. Den Hauptanteil 
an dieser Steigerung hat der Regierungsbezirk Stade mit 
3-127 Stuten. (Zeitschrift für Gestütskunde, 3. Heft, 1914.) 


Verlegung des Gestütes Graditz. 

Die „Zeitschrift für Gestütskunde“ teilt in Heft B, 
1914, mit: 

„Nachdem die finanziellen und Platzschwierigkeiten 
behoben sind, ist die Verlegung des staatlichen Vollblut- 
gestiites Graditz nach A 11 e f e 1 d bei Eschwege in der 
Provinz Hessen-Nassau beschlossen“. 

















361 


Die junge preußische Provinz wird den Vorzug haben, 
3 Gestüte — 2 Haupt- und 1 Landgestüt — zu beherbergen, 
nämlich das staatliche Vollblutgestüt, das alte Halbblut¬ 
gestüt Beberbeck und das Landgestüt Dillenburg. 

Erdnußkuchen für Pferde und Schweine. 

Über die Verwendung von Erdnußkuchen für Pferde 
und Schweine schreibt Prof. H o 1 d e f 1 e i ß in Nr. 19,1914, 
der „Hlustrierten landwirtschaftlichen Zeitung“: 

Die Rückstände von Ölfrüchten eignen sich in erster 
Linie für Wiederkäuer. Schweine nutzen sie weniger gut 
aus; dazu kommt, daß die Schweine gegen auch eine etwa 
beginnende Umsetzungen in den Kuchen äußerst empfind¬ 
lich sind; außerdem wird bei Schweinen durch ölkuchen- 
fütteruug die Beschaffenheit besonders der Schmelzpunkt 
der Körperfette ungünstig beeinflußt, was bei der Herstel¬ 
lung von Dauerschlachtwaren nachteilig ins Gewicht fällt. 
Pferde stehen in Bezug auf Fütterung von Ölkuchen an 
dieselben in der Mitte zwischen Schweinen und Wieder¬ 
käuern. Auch Pferden dürfen nur vollkommen einwand¬ 
freie Erdnußkuchen gefüttert werden. Zur Fütterung an 
Pferde werden die Kuchen am besten zu erbsengroßen Stücken 
gebrochen und trocken, mit dem Körnerfutter gemischt, ver¬ 
abreicht. Eine Beigabe von 2 Pfund auf 1000 Pfund Le¬ 
bendgewicht ist im Allgemeinen angemessen. A. 


Verschiedenes. 

Erhebung des Veterinärinstitutes in Stockholm zur 

Hochschule. 

Der schwedische Reichstag hat in seiner Sitzung am 27. Februar 
die Gesetzvorlage des Veterinärinstituts in Stockholm zur Hoch¬ 
schule zu erheben genehmigt. Mit dieser Änderung ist eine Steigerung 
des Etats der nunmehrigen Hochschule, welche bisher für das 
Veterinärinstitnt 83 000 Kronen betrug auf 196 050 erforderlich 
geworden. (Deutsche Tierärztliche Wochenschrift.) 


Königliche Tierärztliche Hochschule München. 
Sommer-Semester 1914. 

Inskription: 15. April bis 8. Mai; Beginn der Vorlesungen: 27. April. 

Giesenhagen: Systematische Botanik, 4 Std. und botanische 
Exkursionen; Pharmakognosie, 1 Std. — Hofer: Allgemeine Zoo¬ 
logie und Naturgeschichte der Wirbeltiere, 4 Std.; Fischkrankheiten, 
1 Std.; Fischerei-Exkursionen. — Gr ätz: Physik II, 5 Std. — Li pp: 
Organische Chemie, 5 Std. — Stoß: Anatomie und Histologie II, 



362 


4 Std.; Embryologie, 1 Std.; Histiologische Übungen, je 4 Std.; Histo¬ 
logische Demonstrationen, 1 Std.; Histiologisch-embryologische Ar¬ 
beiten für Geübtere, nach Übereinkunft. — E. Yoit: Physiologie II, 
4 Std.: Physiologische Übungen, 2 Std. Physiologische Chemie 1 Std.; 
Diätetik. 3 Std.; Physiologisches Laboratorium für Geübtere, nach 
Übereinkunft. — Brand!: Arzneimittellehre und Toxikologie I, 
3 Std.; Chemische Übungen I, gruppenweise je 2 Std.; Pharmazeu¬ 
tische Übungen I, gruppenweise; Pharmakologisches Laboratorium 
für Geübtere, nach Übereinkunft. — Kitt: Allgemeine Pathologie 
mit allgemeiner pathologischer Anatomie, 4 Std.; Seuchenlehre, 3 Std.; 
Pathologisch-anatomische Demonstrationen und Sektionen, je 2 Std.; 
Bakteriologisches Laboratorium für Geübtere, nach Übereinkunft. — 
A1 b r e c h t: Spezielle Tierzuchtlehre, einschließlich Geflügelzucht, 
7 Std.; Geburtshilfe, 4 Std.; Embryotomische Übungen, 2 Std. — 
Fr. Schmitt: Spezielle Pathologie und Therapie II, 3 Std.; Allge¬ 
meine Therapie 2 Std.; Klinische Propädeutik, 2 Std.; Medizinische 
Klinik, 6 Std.; Poliklinik und klinische Behandlung; Arbeiten in den 
Laboratorien der medizinischen Klinik für Geübtere, nach Überein¬ 
kunft. — Mayr: Allgemeine Chirurgie und Operationslehre, 6 Std.; 
Operations-Übungen, 6 Std.; Chirurgische Klinik-6 Std.; Poliklinik 
und klinische Behandlung; Geschichte der Tierheilkunde, 1 Std.; 
Ophthalmologie II., 1 Std.; Arbeiten für Geübtere nach Überein¬ 
kunft. — von Yaerst: Gerichtliche Tierarzneikunde, 3 Std.; Ambu¬ 
latorische Klinik, Untersuchung von Tieren in Sachen der Mängel¬ 
gewähr. — Moser: Beschirrungslehre, 1 Std.; Übungen am Hufe, 
je 4 Std.; Übuugen für Geübtere im Institute für Huf künde, nacli 
Übereinkunft. — Müller: Kurs der Fleischbeschau und der wich¬ 
tigsten Fleischhygienischen Untersuchungen, 2 Std. 

Satzungen, Vorlesungsverzeichnis und Prüfungsvorschriften 
werden gegen Bezahlung von 70 Pfg., ebenso der Jahresbericht gegen 
50 Pfg. — bei Zusendung durch die Post gegen Einsendung von 
80 Pfg. bezw. 1 Mk. 30 Pfg. — durch das Hochschul-Sekretariat 
abgegeben. 


86. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in 
Hannover vom 20. bis 26. September 1914. 

Vorläufiges Programm. 

Sonntag, d e n 20. S e p t e m b e r: Begrüßungsabend im neuen 
Ratbause. 

Montag, den 21. September, vormittags: Erste allge¬ 
meine Versammlung in der Stadthalle, Begrüßungsansprachen. — 
Vorträge: AV. Hell bach aus Karlsruhe: Die kosmische Abhängig¬ 
keit des Seelenlebens. -O.Lummer aus Breslau: Die Verflüssigung 
des Kohlenstoffes. — Nachmittags: Abteilungssitzung (Technische 
Hochschule). 

Dienstag, den 22. September, vormittags: Abteilungs¬ 
sitzungen. — Nachmittags: Gesamtsitzung der medizinischen 
Hauptgruppe. — V o r t r ä g e : E. A b d e r h a 1 d e n aus Halle a. S. : 
über die Abwehrmaßnahmen des Organismus gegen blutfreinde StofTe, 
W. Schlitz aus Berlin: Die Serodiagnose in der Veterinärmedizin. 
N<> cht aus Hamburg: Tropenmedizinische Fragen in allgemeiner 
Bedeutung. — Naturwissenschaftliche Hauptgruppe: Abteilungs¬ 
sitzungen : 

Mittwoch, den 23. September, vormittags: Natur¬ 
wissenschaftliche llauptgruppc: Abteilungssitzungen. Medizinisch 



363 


Rauptgruppe: Abteilungssitzungeil oder Gesamtsitzung. — Nach¬ 
mittags: Gesamtsitzung der naturwissenschaftlichen Hauptgruppe. 
Vorträge: Tacke aus Bremen: Die Entstehung und Kultivierung 
der Moore. (Mit Lichtbildern). Meneger aus Marburg i. fl.: Die 
Durchquerung Grönlands unter Hauptmann Koch 1912/16 (mit Licht¬ 
bildern). — Medizinische Hauptgruppe: Abteilungssitzungen. 

Donnerstag, den 24. September vormittags: Geschäfts¬ 
sitzung der Gesellschaft. — Gemeinsame Sitzung beider FJaupt- 
gruppen. — Vorträge: H. Stille aus Göttingen: Das Zechsteinsalz 
im tektonischen Bilde des deutschen Bodens. — Probleme der Tier¬ 
psychologie: Referent H. Ziegler, aus Stuttgart. Korreferent: 
R. Drexler aus Prag. — Nachmittags: Zweite Allgemeine Sitzung. 
Vorträge: E. Gau pp aus Tübingen: Probleme der Degeneration. 
Kubierschky aus Eisenach: Die technische Verwertung der Kali¬ 
salze. — Sehlußansprachen. 

Freitag, den 25. September: Ausflüge und Besich¬ 
tigungen. Vorgesehen sind: Besichtigung größerer industrieller 
Werke in Hannover. Ausflüge nach: Lüneburg, Hildesheim, Bad 
Nenndorf, Eilsen, Minden i. W. (Besichtigung der Kanalbauten). 

Sonnabend, den 26. September: Ausflüge nach Bad 
Rehburg, Pyrmont, Goslar und eventuell Harzburg, Besichtigung 
eines Kaliwerkes. 

Für Sonnabend,den 26. und Sonntag, den 27. September 
ist bei genügender Teilnehmerzahl ein Ausflug nach Helgoland 
vorgesehen. — Programm: Sonnabend, den 26. September: Fahrt 
mit Sonderzug nach Bremen, Besichtigung der Stadt, der Häfen und 
einiger Fabrikanlagen, insbesondere der Kaffee-Ilandels-Gesellschaft. 


Konzentriertes 

Roborin-Kraftpulver 

(Aus irischem Bluteiweiß hergestellt). 

Blutbildendes, Appetit anregendes, die Verdauung 
beförderndes nnd die Leistungsfähigkeit stei¬ 
gerndes KBAFTBE1FÜTTEB mit hohem Eisen¬ 
gehalt. 

Erhöht die Ausnützung des täglichen Futterquantums und macht 
weitere Zulagen überflüssig. Gibt den Tieren gutes Aussehen und 
glattes, glänzendes Haar. Ausgezeichnet als Kräftigungsmittel für 
Tiere, die durch große Anstrengungen oder schwere Krankheiten 
(Magen- oder Darmkatarrh, Brustseuche etc.) heruntergekommen sind. 

Eingeführt bei vielen Truppenteilen der deutschen Armee. 

Separatabdrücke einschlägiger Arbeiten und Gutachten hervor¬ 
ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf Wunsch 
gerne ab. 

Lingner-Werke Aktiengesellschaft, 
Dresden, Abteilung Ronorin-Werke. 





364 


Übernachten. Sonntag, den 27. September: Fahrt mit Sonderzug 
nach Bremerhaven (Lloydhalle), dann mit Dampfer nach Helgoland 
und zurück nach Bremerhaven. — Preis für die ganze Fahrt 
Hannover-Helgoland-Hannover mit Eisenbahnfahrkarte III. Klasse 
etwa 10 Mk., II. Klasse entsprechend teurer. Rechtzeitige An¬ 
meldung dringend erwünscht. 

Für Montag, den 21. September abends ist eine Fest¬ 
vorstellung im Königl. Hoftheater geplant. 

Mittwoch, den 23. September: Empfang in der Stadt¬ 
halle. Gegeben von der Stadt Hannover. 

Aus dem reichhaltigen Programme möchten wir besonders 
hervorheben, daß es dieses Mal gelungen ist, zwei Veterinärmediziner 
(Geheimrat Sch ütz und Prof. Dexler) als Redner für die größeren 
allgemeinen Sitzungen zu gewinnen. Wir werden also die Freude 



und alle Dermatosen. Hufkrebs der Pferde bequem 
und sauber ohne lästige Salben heilbar durch 
Höhensonnenbestrahlung nach Dr. Liebert 

tierärztliche Klinik, Hannover. Prosp. durch 

Quarz lampen-Gesellschaft 

m. b. H. Hanau 


miMser: Bacillol-Patronen nach Dr. Jüterbock 


, bessert. «IMP 
mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jüterbock. 


Alleinige Fabrikanten 








365 


haben, den Altmeister der Veterinärmedizin in Hannovers 
Mauern begrüßen zu können. Auch verspricht der Vortrag des 
Herrn Professor Dexler sehr interessant zu werden, um so mehr, 
als ihm die Aufgabe Zufällen wird, dem auf seiten des sogenannten 
Krallismus stehenden Referenten (Prof. Ziegler) entgegenzutreten. 

Für die Abteilung „Angewandte Veterinärmedizin“ sind bereits 
Vorträge von den Herren Professoren Abderhalden, Eber und 
Schern, sowie der Herren Dr. Bugge und Schmey angemeldet. 

Wir bitten diejenigen Herren, welche geneigt sind, Referate 
in der Abteilung zu übernehmen, dies recht bald mitzuteilen, damit 
das endgültige Programm aufgestellt werden kann. Ebenso zweck¬ 
mäßig wäre es, daß alle Kollegen, welche allein bezw. mit ihren 
Damen an der Versammlung teilzunehmen beabsichtigen, dies früh¬ 
zeitig den Einführenden ' der Sektion oder dem Unterzeichneten 
bekannt gäben. Prof. Dr. M i e ß n e r. 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 21. März 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 2 Regierungsbezirken (Pfalz, 
Schwaben), 2 Distriktsverwaltungsbezirken und 3 Gemeinden (davon 
1 neu): 3 Gehöfte (davon 1 neu). 



bet 

Schweineseuche 
^Schweinepest 
I Ferkeltyphus 
jSchweinerotlauf 
Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 


kterien-Präparate 

ttnschädl. för Menschen, 
Haus- u. Und w. Nutztiere. 
zur Vertilgung aller Arten 

Ratten und Mäusen 


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Kiltarruhr-Serum 

und 

Parityphus-Serum 


Flaschen k 10 60 lOOccm 


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. 115 4 85 9.50 


Marke B. I. 


Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
Geflügelcholera - 
Streptokok. Erkr. 


Biagnost. Präparate 

zum Nachweis von 

Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
Seuchenhaftem Abortus 


Pharmaceutisches Institut Ludw. WUh. Gans, Oberursela. T. 









366 


Bttcherschan. 

Grundriß der vergleichenden Histioiogie der Haussäugetiere. Von 

Dr. med. vet. phil. et raed. vet. W. Ellenberger und Dr. med. 
S. von Schuhmacher, Professor an der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule und Universität Wien. Vierte umgearbeitete Auflage. 
Mit 468 Textabbildungen. Berlin. Verlag von Paul Parey 1914. 
Preis 13 Mk. 

Der Inhalt des Werkes ist in folgende Haupt- und Unterab¬ 
schnitte eingeteilt: Theorie und Einrichtung des Mikroskopes, mikros¬ 
kopische Technik. Lehre von der Zelle, Lehre von den Geweben: 
Epithelgewebe, Grundsubstanzgewebe, Muskelgewebe und Nerven¬ 
gewebe; mikroskopische Organologie: Zirkulationsapparat, blutbil¬ 
dende Organe, Verdauungsapparat, Respirationsapparat, Harnapparat, 
männliche und weibliche Geschlechtsorgane, Zentralorgane des Ner¬ 
vensystems, Sinnesorgane und äußere Haut. 

Verschiedene Kapitel der neuen Auflage sind vollständig um- 
gearbeitet, andere vielfach geändert und wesentlich ergänzt worden. 

Das Kapitel Bewegungsorgane ist in Wegfall gekommen und 
sind die dahin abzuhandelnden Organe an anderer Stelle geschildert; 
die Besprechung der Drüsen wurde vom Abschnitt Organologie abge¬ 
trennt und dem Abschnitte der Lehre von den Geweben angefügt; 
die blutbildenden Organe sind in einem eigenen Kapitel besprochen. 
Aus vergleichenden Rücksichten hat der Histiologe des Menschen 
eine umfassendere Berücksichtigung als in der vorigen Auflage 
erfahren. Nicht mehr geeignete Abbildungen der früheren Auflagen 
wurden durch 167 neue, bessere ersetzt. 



Der ansteckende Scheidenkatarrh verursacht der 
Milchwirtschaft und Viehzucht großen Schaden. Er 

radil ko pzm MMal 

wenn nicht schnell der Tierarzt zugezogen wird. 

„. . . Bissulin ließ mich bei weiteren mehr als 
1000 Tieren nicht im Stich.“ 

Deutsche Tierärztliche Wochenschrift 1911, Nr. 11. 
„Nachteile, die manchen anderen Präparaten an¬ 
haften, sind bei Bissulin . . nicht vorhanden.“ 

Tierärztl. Rundschau 1912, Nr. 44. 

Literatur kostenfrei durch 
II. Troimnsdorff, chem. Fabrik, Aachen 54. 




367 


Dos vorliegende auf der Höhe der vergleichenden histiologiachen 
Forschung stehende Werk muß als gleich vorzüglich zum Selbst¬ 
studieren bezeichnet werden. Abgesehen von der klaren Darstellung 
des Inhaltes verleihen dem Werk als Lehrbuch zwei Eigenschaften 
eine besondere Wertschätzung: Die dem Verständfiis und dem 
Können der Studierenden so recht angepaßte Anleitung zur Her¬ 
stellung von mikroskopischen Präparaten, die mikroskopische Technik 
und die Erleichterung des Studiums durch die große Zahl dem 
Texte beigegebenen, zum Teil farbigen vorzüglichen Abbildungen. 
Das Buch ist als Lehrbuch für Studierende, als Werk zum Studium 
für Tierärzte soweit verbreitet und so allgemein bekannt und beliebt, 
daß jegliche Empfehlung desselben überflüssig erscheint. A. 


Personalien. 

Ernennung: Peter Mensch-Falkenstein (Oberpfalz) zum 
Distriktstierarzt in Herzogenaurach (Oberfranken), Adolf Weiler, 
Bezirkstierarzt in Waldshut (Baden) • wurde als solcher nach Bühl 
(Baden) versetzt. 

Verzogen: Fried. Bauer-Feßbach nach Schrozberg (Württ.). 
Approbationen: In Gießen: Herr Simon Schillinger aus 
Beharting. 

Gestorben: Dr. Hans Eber, prakt. Tierarzt aus Ingolstadt, 
Assistent an der Veterinärklink in Gießen am 8. April 1914. 


Tannismut 

Äußerst wirksames und vollkommen ungiftiges, 
auch in größten Dosen 
die Preßlust nicht beeinträchtigendes 

Darmadstringens 

von schnell eintretender und nachhaltiger Wirkung 
auf Durchfälle verschiedenster Ursache. 

Bei kleinen und großen Tieren erprobt. 


Proben und Literatur kostenfrei. 

Chemische Fabrik ton Heyden, Radebenl-Dresden. 






r * 


368 

Die nächste Versammlung der 

Tierärztlichen Bezirksvereiuiguug Ingolstadt 

findet Sonntag, den 26. April nachmittags 2 Uhr im Restaurant Uhl¬ 
mann — nächst dem Hauptbahnhof — statt. Hiezu werden die 
Herren Kollegen der in der Interessensphäre gelegenen Bezirksämter 
höflichst eingeladen. Garrech t-Pali le-Bayer. 

Die Stelle des Protektors und Assistenten des Ana¬ 
tomischen Institutes ist vom 1. Mai ab anderweit zu besetzen. Mit 
derselben ist eine Remuneration von 1500—2500 Mk. sowie freie 
Wohnung oder 360 Mk. Wohnungsgeldentschädigung verbunden. 
Bewerbungen sind unter Beifügung von Zeugnissen und eines Lebens¬ 
laufes baldigst bei dem Unterzeichneten einzureichen. 

Dresden, am 2. April 1914. 

Der Rektor der Kgl. Tierärztlichen Hochschule. 



pro usu veterinario. 

Das neue, vom Großherzoglich 
Badischen Ministerium des In¬ 
nern mit Erlaß vom 14. Januar 
1914 empfohlene Mittel gegen 

Maul- u. Klauenseuche 


Weitere Indikationen: Brustseuche, Gehirn- und ltückenmarks- 
entzündung der Pferde, Scheidenkatarrhe der Haustiere etc. 

In Originalpackungen zu 1, 3, 5, 10 Kilo. 

Zu haben in den Apotheken eventuell zu be¬ 
ziehen durch Vermittlung der Darstellerin. 


Krewel & Co, G.m.b.H, chem. Fabrik Köln a. Rh. 

Vertreter für Berlin : Arkona-Apotlieke, Berlin N. 28, Arkonaplatz 5, Fern¬ 
sprechamt Norden Nr. 8711. 


Vertreter für Hamburg : Apotheke E. Niemitz, Georgsplatz, gegenüber Haupt¬ 
bahn hot* in Hamburg. 


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:2car arsr sr sr ar ararsr. 


Druck von I. Gott es w i n ter München. - Kommissionsverlag: M. Riegersche 
üniversittUsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2 























(früher: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. JKrnst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der Veterinärpolizei liehen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
atetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Nopitscli, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d. I., sowie des fjandes- 
ansschnsses der tierarztichen Kreiavereine Bayern». 


65. Jahrg. München, den 21. April 1914. Nr. 16. 


Inhalt: Ori gi nalarti kel. Mahir: Die Abdeckereien in ihren Beziehungen zur 
Trichinose. Martin : Vergiftungserscheinungen bei KiiheD nach Fütterung von Ge* 
treideabfallen. Horn : Darmvorfall nach der Kastration. Eder: Allgemeine Wasser- 
sncht bei einem Spitzhengst einige Zeit nach der Kastration. Stroh: Erwiderung 
auf die Anmerkungen dos Herrn I)r. Attinger zu meinem Artikel ..Ein Beitrag zur 
Zunahme der Tuberkulose in bayerischen Kindviehbeständen“ in Nr. 15 d. M. T. W. 
— Referate. Koppler: Zur Frage der intravenösen Narkose. Schlegel: Aus¬ 
zug aus dem Berichte über die Tätigkeit des tierhygienischen Instituts der Uni¬ 
versität Freiburg i. Br. im Jahre 1912. Eichhorn: Geflügelcholera. Weißflog: 
Entenseuche. Neuenschwander: Beitrag zur Ätiologie und Symptomatologie der 
Urticaria symptomatico des Rindes. Bormann: Festalkohole. Tlelmaun : Thy¬ 
mus, Ovarien und Blutbild. Cords: Injektionen von Thyreoidea-Extrakt bei gra¬ 
viden Kaninchen. — Tierzucht und Tierhaltung. III. Bayer. Mastviehaus- 
stellung. — Verschiedenes. Institut für Vererbungsforschung. Versuche der 
Schutz- und Heilbehandlung bei Maul- und Klauenseuche mit chemischen 
Mitteln. Bckümy>fung der Trichinenkrankheit. Trichinenschau. Dr. med. dent. 
Königl. Sächs. Tierärztliche Hochschule in Dresden. Das Pferde-Turnier zu 
Dresden. Protektorats-Übernahme. — Personalien. — Bücherschau. — 
Berichtigung. 


Die Abdeckereien in ihren Beziehungen znr Trichinose. 

Von Oskar Mahir, Vostand des Trichinenschauamtes in München. 

Die in Abdeckereien massenhaft vorhandenen Ratten 
und Mäuse haben verschiedentlich Gelegenheit, sich durch 
Abfälle von trichinösem Fleische zu infizieren; dadurch, 
daß sie die Leichen ihrer Artgenossen annagen oder ganz 
auffressen, erhalten sie unter sich die Trichinose von Ge¬ 
neration zu Generation. Durch trichinenhaltige Fleisch¬ 
abfälle, namentlich aber durch das Auffressen von Ratten 
und Mäusen infizieren sich wieder die auf Abdeckereien 
gehaltenen Schweine. Aus diesem Grunde wurde im § Ti 
Absatz 1 der Ausführungsvorschriften des Bundesrats zum 
Reichs-Viehseuchengesetz vom 2G. Juni 1909 das Malten 
von Schweinen auf Abdeckereigrundstücken verboten. 




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Tatsächlich wurden die Ratten, die auf Abdeckereien 
gefangen wurden, durchschnittlich zu 20 %, aber auch bis 
zu 50 c /c und sogar 100 %, trichinig befunden; erfahrungs¬ 
gemäß sind auch die von dort stammenden Schweine nicht 
selten fast alle trichinig (siehe Ostertag, Handbuch der 
Fleischbeschau, 6. Auf!.). Zur Illustration sei angeführt, 
daß von den 15 bis jetzt seit Einführung der obligatorischen 
Trichinenschau in München eruierten trichinigen Schweinen 
vier aus drei verschiedenen Wasenmeistereien Niederbayerns 
stammten; noch dazu waren sie so stark mit Trichinen 
durchsetzt, daß sie als untauglich zum Genüsse für den 
Menschen behandelt werden mußten. Die Gefahr, die dem¬ 
nach dem Menschen von Seite der Abdeckerei - Schweine 
droht, ist als sehr groß zu bezeichnen. Die vor 2 Jahren 
in München beobachtete Trichinenkrankheit, welche den 
Tod eines Mannes und langwierige Krankheit zweier Fa¬ 
milienangehörigen desselben zur Folge hatte, soll gerücht¬ 
weise ebenfalls durch ein Schwein aus dem Stalle desjenigen 
Wasenmeisters verursacht worden sein, der auch dieses 
Jahr wieder München mit 2 trichinigen Schweinen ge¬ 
fährdete. 

Noch ein Umstand ist hier in Betracht zu ziehen, daß 
vielfach auch Verwandte von Wasenmeistern von diesen 
Fleischabfälle zur Verfütterung an ihre Schweine erhalten. 

Es erweckt den Eindruck, daß w’ir in Bayern auch in 
der Zukunft damit zu rechnen haben, daß trotz des im Vieh¬ 
seuchengesetz ausgesprochenen Verbotes von den Wasen¬ 
meistern nach wie vor Schweine gehalten werden. Die Ab- 
deekereibesitzer haben nämlich seinerzeit erklärt, ihren 
Betrieb als unrentabel einstellen zu müssen, wenn diese 
Verbot strikte durchgeführt werden sollte, d. h. daß es au 
das ganze Abdeckereianwesen bezogen würde. In diesem 
Falle wären die Gemeinden, auch kleinere Landgemeinden, 
gezwungen, ihrerseits Abdeckereien zu errichten, was aber 
in Rücksicht auf die Bestimmungen, die für neu zu errich¬ 
tende Abdeckereien im Viehseuchengesetze vorgesehen siml, 
mit sehr großen Kosten verbunden wäre. 

Trotzdem kann auch bei fernerer Umgehung des im 
Viehseuchengesetz ausgesprochenen Verbotes der von den 
Abdeckereischweinen drohenden Gefahr durch landesgesetz¬ 
liche Einführung der obligatorischen Trichinenschau be¬ 
gegnet werden», in die aus natürlichen Gründen auch die.» 
llausschlaehtungen mit einzubeziehen wären. Ilis zu dieser 
allgemeinen Einführung aber möge durch oberpolizeilich«» 
Vorschriften wenigstens die Bestimmung getrollcn werden. 


r/: IH 



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daß die zur Schlachtung kommenden Schweine aus Ab¬ 
deckereien oder aus solchen landwirtschaftlichen Betrieben, 
in denen mit aus Wasenmeistereien stammendem Fleisch 
gefüttert wird, auf Trichinen zu untersuchen sind; noch 
zweckentsprechender wäre die Bestimmung, daß Schweine 
aus solchen Betrieben und aus Abdeckereien überhaupt nur 
nach Orten, an denen obligatorische Trichinenschau be¬ 
steht, verkauft werden dürfen und daselbst auch abzu¬ 
schlachten sind. Zugleich dürfte es sich als eine wirksame 
Maßregel zur Bekämpfung der Trichinenkrankheit er¬ 
weisen, den Abdeckereibesitzern die periodische Vernich¬ 
tung der Ratten und Mäuse in ihren Betrieben zur Auflage 
zu machen. 

Diese Bestimmungen würden vorläufig genügen, um 
die Gefahr von Seite der Abdeckereien zu beseitigen oder 
doch erheblich zu verringern; zu'gleich wären sie nicht so 
einschneidend, daß bei ihrer Durchführung die Abdeckerei¬ 
besitzer zur Schließung ihres Betriebes gezwungen sein 
würden. 


Vergiitnngserscheiimngen bei Kühen nach Fütterung 
von Getreideabfällen. 

Von Veterinärrat Martin in Passau. 

In der Stallung eines Müllers standen 15 Kühe auf 
der einen und 10 Jungrinder auf der anderen Seite; in 
einem zweiten Stalle nebenan 2 Stiere und 4 Ochsen. In 
dieses Gehöft wurde ich eines Tages mit dem Bemerken 
gerufen, daß die Kühe schäumen, sich auf den Boden 
werfen, Zuckungen aufweisen, glotzende Augen zeigen und 
das Futter verweigern. Der Besitzer war der Ansicht, es 
sei in seinem Stalle die Maul- und Klauenseuche ausge¬ 
brochen. Die Untersuchung ergab sofort, daß von Maul¬ 
und Klauenseuche keine Rede sein konnte, daß dagegen 
zweifelsohne eine Vergiftung vorliege. 

Auf mein Befragen über die Fütterungsweise in 
letzter Zeit teilte der Besitzer mit, daß er seit drei Tagen 
die aus dem Getreide abgefallenen Samen mit warmem 
Wasser aufgequellt seinen Kühen füttere. Die nähere 
Untersuchung dieser Samen ergab, daß unter ihnen eine 
große Menge Kornrade, der Taumellolch und Mutter¬ 
korn, letzteres am meisten, vertreten war und die Er¬ 
krankungen verursacht hatte. Ich machte den Besitzer 
nun darauf aufmerksam, daß infolge der Vergiftung bei 



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dem einen oder anderen der erkrankten kochträehtig- n 
Tier Abortus zu befürchten. sei. Meine Vermutung be¬ 
stätigte sich schon am nächsten Tage; 5 Kühe verwarfen. 
Sämtliche Tiere konnten erhalten werden. Jungvieh, Ochsen 
und Stiere hatten kein derartiges Futter bekommen und 
waren gesund, ein Beweis dafür, daß die Erkrankung der 
besprochenen Fütterung zugeschrieben werden mußte. 
(Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 


Darmvorfall nach der Kastration. 

Von Veterinärrat Horn in Pfarrkirchen. 

Im Frühjahre nahm ich bei einem Traberhengste, der 
wegen seiner Bösartigkeit als gemeingefährlich galt, die 
Kastration vor. Dieselbe verlief ohne jedweden Zwischen¬ 
fall günstig. 

In den Stall zurückgebracht, zeigte das Tier ungefähr 
10 Minuten nach der Kastration Vorfall von Dünndarm¬ 
schlingen in der Ausdehnung von ungefähr einem Maus¬ 
kopf. Der Hengst wurde sofort nochmals abgeworfen, auf 
den Rücken gelegt und die vorgefallenen Darmschlingen 
nach und nach durch den Leistenkanal wieder in die Bauch¬ 
höhle zurückgebracht; hernach wurde der Samenstrang mit 
samt der Kluppe sechsmal um seine Achse gedreht und die 
Kluppe an der Ilaut der Innenfläche des Schenkels ange¬ 
näht. Nach dieser Prozedur verblieb der Hengst noch zwei 
Stunden in der Rückenlage und wurde dann in den Stall 
zurückgebracht. 

Es stellte sich in der Folge bei dem Kastraten 
ein nur geringgradiges Fieber ein. Die Futteraufnahme 
war einige Tage gemindert, jedoch nicht ganz aufgehoben. 
Schwellung bestand weniger als gewünscht. Im Laufe der 
nachfolgenden Wochen zeigte der Patient zeitweise Kolik¬ 
erscheinungen, doch verschwanden diese auf wiederholte 
(laben von Karlsbadersalz. 

Ein kleiner Sterz, der sich später am Samenstrang 
der gesunden Seite einstellte, wurde durch Anstreichen mit 
Liqu. Plumb. subacetici vollständig beseitigt. 

Das Pferd gesundete ohne jedweden bleibenden Nach¬ 
teil und geht jetzt wieder aut der Rennbahn. (Ibidem.) 





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Allgemeine Wassersucht bei einem Spitzhengst einige 
Zeit nach der Kastration. 

Von Distriktstierarzt Eder in Ergoldsbach. 

Ein zweijähriger Spitzhengst wurde kastriert. Die 
Operation — Retentio iliaca — verlief gut. Der retinierte 
Hoden wurde entfernt, und nach einigen Wochen trat an¬ 
scheinend Heilung ein. Nach ungefähr 6 Wochen zeigte 
sich eine Störung der Futteraufnahme; es traten Schwel¬ 
lungen auf, die eigentümlicherweise am Halse begannen 
und sich dann über den ganzen Körper ausbreiteten. Die 
ganze Oberfläche des Körpers fühlte sich kalt an, Fieber 
war nicht vorhanden. Der Appetit schwand völlig, die 
Schwellungen nahmen rapid zu und am vierten Tag trat 
der Tod ein. 

Sektionsbefund: Ausgebreitete Hautwassersucht, Herz¬ 
beutel-, Brust- und Bauchwassersucht. Blut war selbst in 
den großen Blutgefäßen nur in unscheinbarer Menge und 
meist in Form von gelben Thromben vorhanden. Leber und 
Nieren zeigten außer brüchiger Konsistenz keine weiteren 
pathologischen Veränderungen. Die Brüchigkeit von Leber 
und Nieren dürfte wohl eher als Folge des wassersüchtigen 
Zustandes wie als Ursache desselben anzusehen sein ? (Ibid.) 


Erwiderung an! die Anmerkungen des Herrn Dr. At- 
tfnger zu meinem Artikel „Ein Beitrag zur Zunahme 
der Tuberkulose in bayerischen Rindviehbeständen“ 
in Hr. 15 der Münch. Tierärztlichen Wochenschrift. 

Der Herr Landesinspektor für Tierzucht in Bayern 
verkennt die Tendenz des Hauptteiles meiner Ausführungen. 
Für mich sind nämlich Steigerung der Tuberku¬ 
loseziffer in der Statistik und wirkliche Zu¬ 
nahme der Tuberkulose nicht identische Begriffe 
und deshalb bemühte ich mich an der Hand eines selbst 
gesammelten, umfangreichen Materials auf dreifachem 
Wege darzutun, daß die Tuberkulose in bayerischen Vieh¬ 
beständen tatsächlich und bedenklich auf dem Vor¬ 
marsche ist! Letzteres nachgewiesen zu haben beanspruche 
ich sogar als bescheidenes Verdienst. 

Herr Dr. A. irrt auch, wenn er meint, daß ,,in den 
letzten Jahren die Beurteilung der Schlachttiere eine kri¬ 
tischere geworden“ sei. Mit gutem Bedacht habe ich meine 
Zusammenstellungen und Folgerungen auf die Zeit 



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nach 1903 beschränkt. Seit diesem Zeitpunkte sind 
aber nicht nur der für unsere Angelegenheit allein ma߬ 
gebende Untersuchungsgang und die Tagebuchführung 
nicht verschärft worden, es sind seitdem bei letzterer und 
hauptsächlich auch in der Beurteilung der Tuberkulose 
nur Erleichterungen eingetreten! 

Inwieweit die angezogenen Äußerungen offizieller 
bayerischer Stellen mit meinen Ergebnissen in Wider¬ 
spruch bleiben, geht aus der Abhandlung selbst zur Genüge 
hervor. Wenn speziell Herr Dr. A. die Gewinnung der 
8,5 °/c Tuberkulose bei dem am stärksten belasteten Schlage 
durch Zurechnung der Kälber erklärt, so hat 
er damit einen an sich einwandfreien, aber völlig neuen, 
meines Wissens in keiner amtlichen Statistik ähnlicher Art 
beschrittenen Weg eingeschlagen, der unbedingt der De¬ 
klaration bedarf. Ohne diese werden die bezüglichen Ver¬ 
hältnisse in Bayern in einer außergewöhnlich guten und 
überdies zu verlgeichenden Zwecken nicht völlig geeigneten 
Weise dargestellt, nachdem durch die jeweilige Häufigkeit 
der Kälberschlachtungen die betreffende Tuberkuloseziffer 
ganz enorm und auch ganz verschieden gedrückt wird. 

Der Augsburger Schlachthof mußte seinerzeit auf die 
Mitarbeit bei diesen Rassenzusammenstellungen des Herrn 
Dr. A. leider verzichten, weil die verlässige Erfassung 
nicht nur der tuberkulösen Tiere, sondern der überhaupt 
geschlachteten, bei unserem Gemenge von einfarbigen Ge- 
birgs- und Fleckviehrassen nebenher nicht zu machen war 
und eine eigene Kraft erfordert hätte. Immerhin möchte 
ich hierzu konstatieren, daß dem von Herrn Dr. A. bei Ein¬ 
beziehung der Kälber gewonnenen Durchschnitte von 5,6 % 
tuberkulöse ein pro 1911 auf gleichem Wege für das König¬ 
reich berechneter Diirchschnitt von 6,4 % und für den 
Schlachthof Augsburg von 15,5 % gegenüberstehen. 

Hinsichtlich der Beurteilung der bisherigen Tuber¬ 
kulosetilgungsmaßnahmen habe ich, schon in Ansehung der 
zur Verfügung stehenden staatlichen Mittel eine Privat¬ 
ansicht, die vielleicht, wenn auch etwas drastisch, mit einem 
Hinweis auf das bekannte Wort vom „Tropfen auf den. 
heißen Stein“ zu kennzeichnen ist. 

Wer nun in täglicher Berufsarbeit diesen Massen¬ 
anfall von tuberkulösem Material vor sich hat und duroti 
Jahre dessen Mehrung verfolgen konnte, dem mag woVil 
das Bedürfnis zugeständen werden, bei gegebenem Anlasso 
diese Verhältnisse offen, der Beobachtung getreu, darzn- 
legen. Das fordert der Endzweck solcher Ausführungen, 



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daß nämlich nicht nur schöneres und milchergiebigeres Vieh 
zu produzieren ist, auch nicht nur mehr Vieh, sondern 
vor allen Dingen gesünderes, weniger t u - 
b e r k u 1 o s e v e r s e u c h t e s Vieh! 

Dr. Stroh- Augsburg. 


Referate. 

K e p p 1 e r und Breslauer: Zur Frage der intra- 
venösen Narkose. (Nach einem Referate in der Münch. 
Mediz. Wochenschrift.) 

In Nrn. 6—9 der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“, 
1913, veröffentlichte Dr. W err-Bamberg seine Versuche, 
die er über die Verwendbarkeit des Pantopon zur allge¬ 
meinen Narkose des Hundes angestellt hatte. Er hat eine 
kombinierte Pantopon-Ohloroform-Narkose als die brauch¬ 
barste Form ausprobiert. Demgegenüber möchte ich auf 
eine Arbeit von W. K e p p 1 e r und F. Breslauer (aus 
der Kgl. chirurgischen Universitätsklinik Berlin) über: 
„Zur Frage der intravenösen Narkose“ hin weisen. Ich be¬ 
richte nach einem Referate der „Münch. Medizin. Wochen¬ 
schrift“. 

K e p p 1 e r und Breslauer versuchten auf dem 
Wege des Tierexperimentes (Hund) festzustellen, ob es 
gelingt, mittels intravenöser Injektion von wenigen Kubik¬ 
zentimetern eine Narkose herzustellen, die Blutdruck, Ge¬ 
fäßsystem und Herz in keiner Weise irritiert, unschädlich 
für alle lebenswichtigen Organe ist, und deren betäubende 
Wirkung bald nach der Operation auf hört. Zu ihren Ver¬ 
suchen verwandten sie Kokain, Chloralhydrat, Paraldehyd, 
Amylenhydrat, Urethan, Hedonal, Medinal, Thional und 
Isopral; keines dieser Mittel erfüllte die oben angeführten 
Bedingungen. 

Aus der Gruppe der narkotischen Alkaloide wurde 
Morphin, Opiumtinktur und Pantopon ausprobiert; es ge¬ 
lang ihnen in über 50 Fällen mit intravenöser Pantopon- 
injektion beim Hunde eine ideale Narkose zu erzielen; auf 
1 kg Körpergewicht wurden %—1 cg Pantopon eingespritzt; 
die Pupillen sind in tiefer Narkose eng, Puls und Atmung 
verlangsamt, eine Schädigung von Herz und Nieren wurde 
nie, Erbrechen nur einmal beobachtet, das Erwachen folgte 
schnell und vollkommen; bei der Pantoponnarkose handelt 
es sich um eine Betäubung des Großhirns ohne Erlöschen 
der Reflexe, ohne vollkommene Erschlaffung der Musku¬ 
latur, die praktisch vollständig ausreicht. 



376 


Ich selbst hatte noch keine Gelegenheit, die Methode 
der intravenösen Narkose anzuwenden, glaube aber, man¬ 
chem Kollegen mit dieser Veröffentlichung zu dienen und 
verweise Interessenten auf die Originalarbeit, die in der 
„Deutschen Zeitschrift für Chirurgie“, 120. Band, 3. und 
4. Heft, erschienen ist. Dr. Falk- Oberostendorf. 


Auszug aus dem Berichte über die Tätigkeit des tier¬ 
hygienischen Instituts der Universität Preiburg i. Br. im 
Jahre 1912 von Prof. Dr. M. Schlegel. (Entnommen 
der Zeitschrift für Tiermedizin, XVII. Bd., 8. Heft.) 

Tuberkulose. 

In der Zeit vom 1. Mai bis 31. Dezember 1912 wurden 
im tierhygienischen Institut insgesamt 922 Proben von 
tuberkuloseverdächtigen Rindern zur bakteriologischen 
Nachprüfung von den großherzoglichen Bezirkstierärzten 
eingeschickt. 

Davon konnten 443 = 48,05 % durch mikroskopische 
Untersuchung, 28 = 3,04 % durch das Tierexperiment ent¬ 
schieden werden. Bei 451 Proben (= 48,91 %) war das 
Resultat der Untersuchung ein negatives. 

Von den angeführten Einzelfällen seien hier folgende 
angeführt: 

Tuberculosis laryngis in Form eines 
hühnereigroßen, nach außen durchgebro¬ 
chenen tuberkulösen Fibroms und offene 
Lungentuberkulose bei einer 3jähr. Kuh. 

In der Lungenschleimprobe dieser Kuh konnten keine 
Tuberkelbazillen nachgewiesen werden. Das Tier wurde 
wegen hochgradiger Atemnot geschlachtet. Im unteren 
Kehlkopfviertel befand sich ein birnengroßes, tuberkulöses 
Fibrom, das zwischen Ring- und Schildknorpel in die Sub- 
kutis vorgedrungen w T ar. 

Tuberculosis laryngis et Trachei'tis 
tuberculosa ulcerosa bei einer Kuh. 

Die Kuh wurde wegen Peritonitis und Pericarditis 
traumatica notgeschlachtet. Bei der früher stattgehabten 
Untersuchung des Lungeuschleimes konnten vereinzelte 
Tuberkelbazillen nach gewiesen w r erden. 

Bei der Seklion erwies sich die Lunge mit zahlreichen, 
tuberkulösen Herden durchsetzt. Hinter den Stimmbändern 
lag ein markstückgroßes, knopfförmig erhabenes tuberku¬ 
löses Geschwür. Ferner fanden sich auf der Luftröhren¬ 
schleimhaut erbsen- bis markstückgroße, zerfressene Gre- 



377 


schwüre, in welchen zahlreiche Tuberkelbazillen nachge¬ 
wiesen werden konnten. 

Tuberkulose des Uterus bezw. der Gärt- 
n e r’schen Gänge wurde viermal festgestellt. 

In einem Falle war der rechtsseitige Gärtner’sche 
Gang auf 6 cm Länge federkieldick und enthielt ein schlei¬ 
mig-eiteriges Sekret, in dem zahlreiche Tuberkelbazilien 
nachgewiesen werden konnten. 

Auf der Serosa des Uterus und der Ligamenta lata, 
auf den Ovarien und den Fimbrientrichtern lagen fibrös¬ 
granulöse tuberkulöse Wucherungen. Der orale Teil des 
Eileiters, die Eierstockstaschen und Eierstock waren zu 
einer apfelgroßen Neubildung verwachsen und auf der 
Schnittfläche total verkäst. Die Eileiter waren beiderseits 
mannsfingerdick. Die Schleimhaut der Hörner war mit un¬ 
zähligen Miliartuberkeln besetzt. 

Ausgebreite t e plakogene Tuberkulose 
der Placenta fetalis, durch den Fetalkreis¬ 
laufentstandene hereditäre, di ff us e, fle ck- 
förmige Tuberkulose der Leber nebst tu¬ 
berkulöser Hyperplasie der periportalen 
und bronchio-mediastinalen Lymphknoten 
eines 6 Monate alten Fötus von einer 6 j ä h - 
rigen Kuh. 

Die Schleimhaut des rechten trächtigen Uterushornes 
enthielt massenhaft Miliartuberkel, welche hauptsächlich 
zwischen den Kotyledonen lagen. Letztere erschienen an 
ihrer Oberfläche mehrere Millimeter diffus gelbkäsig de¬ 
generiert. 

Die Tube des rechten Hornes war stark erweitert, 
ihre Schleimhaut in eine nekrotische käsige Masse umge¬ 
wandelt, in der massenhaft Tuberkelbazillen nachgewiesen 
werden konnten. 

Die korrespondierenden Partien der Placenta foetalis 
waren auf handtellergroße, i />—Lern dicke Stellen dunkel¬ 
braunrot bis gelbkäsig und erweicht. 

Die Leber des Fötus erschien in toto vergrößert und 
von graugelben, nekrotischen Herden durchsetzt. Die Por¬ 
tal-Drüsen waren taubeneigroß und mit kleinen, gelben 
Einlagerungen durchsetzt. Die mediastinalen und bron¬ 
chialen Lymphknoten waren im Zustande der tuberkulösen 
Hyperplasie mit gelbkäsigen Tuberkeln durchsetzt. Überall 
konnten massenhaft Tuberkelbazillen nachgewiesen werden. 

Tuberkulose der Ziege wurde je einmal 
als offene Lungentuberkulose und als hochgradige generali¬ 
sierte Tuberkulose konstatiert. 



378 


Milzbrand bei einem Pferd in Form von 
Milzbrandödem am Kopf, Hals, sowie all¬ 
gemeinem Milzbrand. 

Bei einem Pferd waren Kopf und Hals stark ange¬ 
schwollen. Das Tier konnte kaum atmen. Die ödematösen 
Schwellungen gingen bis zur Vorderbrust herab. Nach 
24 Stunden trat der Tod ein. Durch das Tierexperiment 
konnte Milzbrand festgestellt werden. 

Anthrax acutissimus bei einer Ziege. 

Eine vormittags 10 Uhr noch munter gewesene Ziege 
verendete um 12 Uhr. Der Kadaver war aufgetrieben und 
nur wenig erstarrt. Aus Nase und Ohren entleerte sich 
ein rötlicher Schaum und blutiges Serum. Die mikroskopi¬ 
sche Untersuchung ergab Milzbrand. 

Maul- und Klauenseuche, überstandene, 
mit Bildung von Reheklauen und Klauen- 
geschwüren bei einer notgeschlachteten 
Kuh. 

Die Kuh hatte vor einem Jahre die Aphthenseuche 
überstanden und mußte wegen eines Klauenleidens notge¬ 
schlachtet werden. 

Die innere Klaue des linken Hinterfußes zeigte die 
Veränderungen eines Rehehufes. Die Zehenwand war ein¬ 
geknickt, das Klauenbein hatte sich nach unten gesenkt. 
An der Klauenspitze bestand eine kastaniengroße, offene 
Hornkluft, in deren Tiefe sich ein Klauengeschwür vor¬ 
fand, in welchem Nekrosebazillen, der Streptococcus pyo¬ 
genes und Kolibazillen nachgewiesen werden konnten. 


Vet.-Rat Eichhorn: Geflügelcholera. (Bericht über 
das Veterinärwesen im Königreich Sachsen, 1912.) 

Wiederholt wurde beobachtet, daß die ersten Erkran¬ 
kungen unter zugekauften Gänsen erst nach mehreren 
Wochen auftraten. Dies ist vielleicht durch die von Dr. 
Lange vertretene Ansicht zu erklären, nach welcher die 
Gänse vielfach Gürtelbazillen beherbergen, die erst infolge 
der veränderten Lebensbedingungen ihrer Wirte pathogene 
Wirkung entfalten. 

Bekannt sind Fälle, wo Gänse zweifellos Bazillen¬ 
träger der Seuche gewesen sind, ohne selbst zu erkranken. 

Dr. W e i ß f 1 o g - Glauchau: Entenseuche. (Bericht 
über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen, 1912.) 

In einem Gehöft gingen nur Enten ein, während da« 
übrige Geflügel gesund blieb. Die Sektion ergab ein der 



379 


Geflügelcholera ähnliches Bild. Da sowohl eine mit dem 
Herzblut eines eben verendeten Tieres geimpfte Taube ge¬ 
sund blieb, andererseits kein anderes Geflügel erkrankte, 
konnte es sich um keine Geflügelcholera handeln, son¬ 
dern um eine nur auf Enten übertragbare seuchenhafte 
Erkrankung. 


Tierarzt J. Neuenschwander - Grünenmatt: Bei¬ 
trag zur Ätiologie und Symptomatologie der Urticaria 
symptomatica des Rindes. (Schweizer Archiv, 1913, 12. H.) 

Die Urticaria des Rindes manifestiert sich gewöhn¬ 
lich durch Auftreten von ödematösen Anschwellungen an 
der Wamme, am After, sowie durch Quaddeln auf Schulter 
und Rücken. Verf. beobachtete einen Fall, bei welchem 
das Tier die Zunge zum Maule herausstreckte und große 
Atemnot zeigte, so daß der Verdacht auf Milzbrand erst 
bei näherer Untersuchung aufgegeben werden konnte. Die 
Temperatur betrug 38,9 0 C., die Zahl der Pulse 66. Die 
Maul- und Raehenschleimhaut war geschwollen. Die Kon¬ 
junktiven, ferner die Mastdarm- und Scheidenschleimhaut 
waren miterkrankt. Kurze Zeit darauf traten erst die Quad¬ 
deln auf. Die Ursache des Ausschlages erblickt Verf. darin, 
daß das Tier von diesem Tage ab „gelt“ gelassen wurde. 
Die Urticaria heilte, am nächsten Tage ohne besonderes Zu¬ 
tun ab. 

(Dieser Beschreibung möchte ich einen Fall aus meiner 
Praxis anführen: Von R. in L. wurde ich nachts zu einem 
Jungrind gerufen, von dem der Besitzer mir berichtete, 
daß die Haut des Tieres plötzlich steinhart geworden sei. 
Bei meiner Ankunft fand ich tatsächlich die Angaben be¬ 
stätigt. Die Wamme war bretthart und kaum beweglich. 
Auf dem ganzen Rücken konnte keine Hautfalte mehr er¬ 
zeugt werden. Die seitlichen Halsflächen glichen zwei Bret¬ 
tern. An dem Unterbauche und an den Extremitäten wer 
dieHaut unverändert; auch waren keine ödematösen Schwel¬ 
lungen zu beobachten. Das Rind machte einen ganz eigen¬ 
artigen Eindruck. Die Temperatur war einige Zehntel über 
38,0 0 C., Puls und Atmung in physiologischen Grenzen. — 
Anamnestisch erfuhr ich, daß das Tier am gleichen Tage 
brünstig gewesen ist, aber seiner Jugend wegen nicht ge¬ 
führt wurde. — Ich ließ das Rind decken und verordnete 
500,0 Magn. sulf. in Leinsamenschleim. Als ich am näch¬ 
sten Nachmittag das Tier nochmals besuchte, war jede Spur 
der Veränderungen verschwenden.) Ohler. 




1 


380 

Bor mann: Festalkohol. (Medizin. Klinik, Nr. 14, 
1914.) 

Festalkohol besteht aus 80 % Alkohol und 20 % Kern¬ 
seife. In dieser Form eignet sich der Alkohol selbstver¬ 
ständlich sehr zum Mitführen in der Praxis. B. hat nun 
die Wirkung des Festalkohols im Vergleiche zu anderen be¬ 
kannten Desinfektionsmitteln untersucht und ist zu gün¬ 
stigen Resultaten gekommen. In praktischer Beziehung 
übertrilft die Festalkohol-Desinfektion nach B. alle anderen 
gebräuchlichen Desinfektionsverfahren. 


F. Heimann -Breslau: Thymus, Ovarien und Blut¬ 
bild (Münch. Mediz..Wochenschr., 1913, Nr. 51, u. Zentral¬ 
blatt für Gynäkologie, Nr. 13, 1914.) 

Verf. hat bei Kaninchen die Thymus bezw. die Ovarien 
entfernt und an den Versuchstieren studiert, welchen Ein¬ 
fluß die Operation auf das Blutbild hatte. Nach einiger Zeit 
wurden diejenigen Stoffe, welche beim Vorhandensein des 
betreffenden Organs dem Blute zugeführt werden, in Form 
von Preßsäften intraperitoneal injiziert. 

Die Tierversuche bestätigten die früheren Erfah¬ 
rungen des Verf., welche er an klinischem Material, näm¬ 
lich an Kranken mit Störungen der Ovarialfunktion ge¬ 
sammelt hatte. Wie hier eine Erkrankung, die auf herab¬ 
gesetzte Ovarialfunktion schließen ließ, das Blutbild derart 
beeinflußte, daß eine Lymphocytose eintrat, so zeigte sich 
auch bei Tieren, denen die Ovarien herausgenommen wur¬ 
den, beträchtliches Steigen der Lymphocytenzahl. Umge¬ 
kehrt fallen die Werte, wenn man Ovarialpreßsaft injiziert, 
wie auch bei Kranken mit gesteigerter Ovarialtätigkeit die 
Zahl der Lymphocyten herabgesetzt gefunden wurde. Der 
Ausfall der Thymussekrete rief ein Fallen der Lympho- 
cytenwerte hervor, während Einverleibung von Thymus¬ 
stoffen die Lymphocytenzahl vermehrte. 

Thymus und Ovarien wirken also in ihren inner¬ 
sekretorischen Funktionen antagonistisch auf das Blut ein. 


Clara Cords: Injektionen von Thyreoidea-Extrakt 
bei graviden Kaninchen. (Zentralbl. f. Gynäkologie, Nr. 13, 
1914.) 

Verf. injizierte tragenden Kaninchen Thyreoidea-Ex¬ 
trakt unter die Haut und beobachtete folgende Wirkungen : 
1. deutliche Verlängerung der Tragezeit, 32—35 Tage 
(normal 27—30 Tage); 2 . sichtliche Dezimierung der 

Fötenzahl (bei jedem Wurfe 1—4 Junge, statt 6—8). 



381 


Anmerkung des Referenten: 

Es möge hier das Verhalten der Schilddrüse während 
der Pubertät und Gravidität aus einer Zusammenstellung 
der Literatur von Prof. Dr. S e i t z - Erlangen im Auszuge 
angefügt werden: 

Es ist festgestellt, daß zur Zeit der Pubertät eine 
Schwellung des Halses bezw. der Schilddrüse eintritt. 

Während der Gravidität erfährt die Schilddrüse bei 
65—95 °/o der Graviden eine Vergrößerung. Dies wird auch 
bei Tieren beobachtet; sie bildet sich nach der Geburt in 
der Mehrzahl der Fälle wieder zurück. Demnach kann 
die Schwangerschaftsvergrößerung der Schilddrüse als phy¬ 
siologische Erscheinung angesprochen werden. 

Die Vergrößerung der Schilddrüse in der Schwanger¬ 
schaft beruht auf einer Hypertrophie und Hyperplasie des 
Gewebes. Die Veränderungen am Follikelepithel und die 
Ansammlung von frischem Kolloid beweisen eine erhöhte 
sekretorische Tätigkeit des Organs. 

Die Schilddrüse wird in hohem Grade von der Tätig¬ 
keit der Sexualorgane beeinflußt. In der Pubertät ist es 
das Sekret des Ovars, in der Gravidität sind es wahrschein¬ 
lich Plazentarstofle, die eine Hypertrophie zur Folge haben. 

- A. 

Tierzucht and Tierhaltung. 

III. Bayerische Mastviehausstellung. 

Die Zahl der bei der diesmaligen Ausstellung aufge¬ 
stellten Tiere betrug nach dem Ausstellungskatalog 702 
Stück gegenüber 620 Stück bei der Mas'tviehausstellung 
im Jahre 1909. 

Im einzelnen wurden ausgestellt: 

123 Ochsen gegenüber 154 Ochsen im Jahre 1909, 

107 Kühe „ 89 Kühen „ „ „ 

82 Bullen „ 84 Bullen „ „ 

34 Rinder „ 38 Rindern „ „ „ 

134 Kälber „ 74 Kälbern „ „ „ 

156 Schweine „ 95 Schweinen „ „ ,, 

66 Schafe „ 86 Schafen „ „ „ 

Die Zahl des zur Ausstellung gebrachten Großviehs 
betrug 346 Stück, die Zahl des Kleinviehs 356 Stück, ins¬ 
gesamt 702 Stück. 

Im einzelnen wurden ausgestellt: 

123 Ochsen, 107 Kühe, 82 Bullen, 34 Rinder, 134 
Kälber, 156 Schweine, 66 Schafe. 

Auf Oberbayern trafen: 58 Ochsen (17 Pinz¬ 
gauer, 36 Fleckvieh, 4 einfarb. Gebirgsvieh, 1 Landschlag), 




382 


65 Kühe (48 Fleckvieh, 10 Pinzgauer, 3 einfarb. Gebirgs- 
vieh, 2 Original-Simmentaler, 2 Wilstermarscher), 42 Bullen 
(35 Fleckvieh, 4 Pinzgauer, 3 einfarbiges Gebirgsvieh), 21 
Rinder (14 Fleckvieh, 3 Pinzgauer, 4 einfarb. Gebirgsvieh); 

auf Niederbayern: 6 Ochsen (3 Fleckvieh, 3 
Pinzgauer), 4 Kühe (3 Fleckvieh, 1 Graubündener), 8 Bullen 
(7 Fleckvieh, 1 Graubündener), 1 Rind (Fleckvieh); 

auf die Oberpfalz: 20 Ochsen (6 Fleckvieh, 8 Pinz¬ 
gauer, 4 Simmentaler, 2 Holländer Kreuzung), 19 Kühe 
(3 Fleckvih, 1 Pinzgauer, 1 Graubündener, 2 Landschlag, 

5 Holländer, 7 Ostfriesen), 2 Bullen (1 Fleckvieh, 1 Ost¬ 
friese) ; 

auf Oberfranken: 4 Ochsen (2 bayer. Rotvieh, 

2 gelbes Frankenvieh), 2 Kühe (gelbes Frankenvieh), 6 
Bullen (3 Fleckvieh, 3 gelbes Frankenvieh), 2 Rinder 
(Fleckvieh); 

auf Mittelfranken: 11 Ochsen (6 Fleckvieh, 5 
gelbes Franken vieh), 8 Kühe (4 Fleckvieh, 4 gelbes Fran¬ 
kenvieh), 11 Bullen (4 Fleckvieh, 7 gelbes Frankenvieh), 

6 Rinder (3 Fleckvieh, 3 gelbes Frankenvieh); 

auf IJnterfranken: 19 Ochsen (5 Fleckvieh, 14 
gelbes Frankenvieh), 3 Kühe (gelbes Frankenvieh), 1 Bulle 
(gelbes Franken vieh); 

auf Schwaben: 5 Ochsen (3 Simmentaler, 2 All¬ 
gäuer), 6 Kühe (Allgäuer), 12 Bullen (4 Fleckvieh, 8 All¬ 
gäuer), 4 Rinder (graubraunes Gebirgsvieh). 

Somit waren im ganzen ausgestellt: aus Oberbayrn 
186, Niederbayern 19, Oberpfalz 41, Oberfranken 14, Mittel¬ 
franken 36, TTnterfranken 23, Schwaben 27 Stück. 

Nach Schlägen ausgeschieden befanden sich in der 
Gruppe Rinder: Fleckvieh 188, Pinzgauer 46, Frankenvieh 
44, Simmentaler 9, Allgäuer bezw. einfarbiges Gebirgsvieh 
34, bayerisches Rotvieh 2, Landschlag 3, Graubündener 3, 
Holländer 7, Ostfriesen 8, Wilstermarsch 2 Stück. 

Die Kälber verteilen sich auf 118 Allgäuer, 7 Fleck¬ 
vieh, 6 Pinzgauer, 1 Landschlag, 1 gelbes Frankenvieh, 

1 einfarbiges Gebirgsvieh. 

Unter den Schweinen war das deutsche Edelschwein 
mit 55, das veredelte Landschwein mit 73, das halbrote 
Landschwein mit 3, das Landschwein mit 2, das bayerische 
Rotschwein mit 1, das Hannoveraner - Schwein mit 4, das 
Cornwall-Schwein mit 3 Stücke vertreten. 

Von Kreuzungsprodukten waren ausgestellt: Han¬ 
noveraner-Schwein X Edelsehwein 8 Stück, Hannoveraner- 



383 


Schwein X Tamworts 4 Stück, Edelschwein X Berkshire 
3 Stück. 

In der Abteilung Schafe befanden sich 35 Franken¬ 
schafe, 12 Rhönschafe, 8 Oxfordshiredowns, 6 Lincolns, 5 
Bastardschafe. 

Die Einteilung der ausgestellten Tiergruppen lautete: 

I. Ochsen: 

A. Ochsen aus landwirtschaftlichen Betrieben ohne 
Xebengewerbe; B. Ochsen aus landwirtschaftlichen Be¬ 
trieben mit Nebengewerben. Jede der beiden Abteilungen 
gliederte sich in 2 Klassen: Klasse 1: Ochsen mit 2—4 Er¬ 
satzzähnen und Klasse 2: Ochsen mit 4—6 Ersatzzähnen. 

II. Kühe: 

Klasse 1: Kühe unter 5 Jahre alt und Klasse 2: Kühe 
5 Jahre alte und ältere. 

III. Bullen: 

Klasse 1: Bullen mit mehr als 4 Ersatzzähnen und 
Klasse 2: Bullen mindestens l 1 /*» Jahre alt und mit höch¬ 
stens 4 Ersatzzähnen. 

IV. Rinder: 

Klasse 1: Rinder im Alter bis zu 1(4 Jahren, Klasse 2: 
Rinder über 1 */> Jahre alt. 

V. Kälber: 

-Klasse 1: Kälber bis zum Alter von 5 Wochen, Klasse 2: 
Kälber im Alter von 5—13 Wochen. 

VI. Schweine: 

Klasse 1: Schweine mit über 150 kg Lebendgewicht, 
Klasse 2: Schweine im Gewicht von 100—150 kg Lebend¬ 
gewicht, Klasse 3: von 80—100 kg Lebendgewicht, Klasse 4: 
unter 80 kg Lebendgewicht. 

VII. Schafe: 

Klasse 1: Masthammel 1—2 Jahre alt, Klasse 2: Mast¬ 
bammel und Mastschafe 1—2 Jahre alt, Klasse 3: ältere 
»Schafe. 

Bei der Beurteilung wurde punktiert. Für die Be¬ 
urteilung der lebenden Tiere lautete das Punktierschema: 
1. Gewicht im Verhältnis zum Schlag und Alter des Tieres 
10 Punkte; 2. Körperformen 5 Punkte; 3. Qualität (Griffe) 
20 Punkte; 4. Gesamterscheinung 10 Punkte. 



384 


Die Beurteilung der geschlachteten Tiere nach Punk¬ 
ten geschah wie folgt: 

1. Feinheit des Fleisches 10 Punkte; 2. Farbe, Be¬ 
schaffenheit und Verteilung des Fettes im Fleische 10 
Punkte; 3. Schlachtprozente 10 Punkte; 4. Entwicklung 
der wertvolleren Fleischpartien 10 Punkte; 5. Gesamt- 
qualität 10 Punkte. 

Die Aussteller hatten bei der Anmeldung Alter und 
Körpergewicht der Tiere anzugeben. Eine genaue Fest¬ 
stellung der Angaben fand dann noch vor dem Einbringen 
der Tiere bei der Vorprüfung statt. 

Außerdem hatten die Aussteller bei der Anmeldung 
mitzuteilen, welche Futtermittel und welche Mengen der 
Futtermittel auf den Kopf verabreicht wurden. 

Die Mitteilungen über die von jedem Futtermittel 
verabreichten Futtermengen waren sehr mangelhaft, be¬ 
sonders für die Gruppe Bullen und Rinder. 

_ (Schluß folgt.) 


Verschiedenes. 

Institut für Vererbungsforschung. 

An der landwirtschaftlichen Hochschule Berlin wird ein In¬ 
stitut für Vererbungslehre errichtet, welches eine botanische und 
eine zoologische Abteilung umfassen soll. Vorstand des Instituts 
wird der durch seine Forschungen auf dem Gebiete der Ver¬ 
erbungslehre bekannte Botaniker Prof. Dr. E. Baur werden. 


Versuche der Schutz- und Heilbehandlung bei Maul- und 
Klauenseuche mit chemischen Mitteln. 

Das Kaiserliche Gesundheitsamt hat die von L. B r i e g e r 
und M. Krause zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche 
empfohlenen Präparate „Try posalrol“ und „Novotrypo- 
safrol“ Ende Februar und Anfang März ds. Jrs. in einem von 
Maul- und Klauenseuche betroffenen Bestand in Ostpreußen ge¬ 
prüft. Gleichzeitig wurde in einem zweiten Bestand daselbst das 
seinem Grundstoff nach angeblich mit dem „Tryposafrol“ überein¬ 
stimmende, von Dr. K i r s t e i n in Berlin unter dem Namen 
„Ern an in“ in den Verkehr gebrachte Schutz- und Heilmittel 
gegen die Maul- und Klauenseuche erprobt. 

Über die einschlägigen Versuche ist in der soeben erschie¬ 
nenen Nr. 15 der „Berliner Tierärztlichen Wochenschrift“ eine 
kurze Mitteilung veröffentlicht; eine eingehende Abhandlung wird 
später in den „Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte*" 
folgen. Das Ergebnis der Versuche ist, daß weder das 
„T r y p o s a f r o 1“ u n d „N o v o t r y p o s a f r o 1“ noch d a s 
„E r n a n i n“ s i c li a 1 s e i n S c h u t z - o d o r s p e z i f i s c h e s 
Heilmittel gegenüber der Maul- und Klauen — 
s e u che e r wiesen habe n. 



Bekämpfung der Trichinenkrankheit 

Die Regierung von Oberbayern hat an die Distriktspolizei¬ 
behörden und Amtstierärzte eine Entschließung über die Be¬ 
kämpfung der Trichinenkrankheit hinaus gegeben, die u. a. auch 
für die Allgemeinheit beachtenswerte Sätze enthält: 

In der verhältnismäßig kurzen Zeit, vom 11. Juli 1913 bis 
beute, wurden in München nicht weniger als 14 Schweine und 
1 Hund trichinös befunden, und zwar vom 28. Februar bis 6. März 
allein 5 Schweine. Von den in München trichinös befundenen Tieren 
stammten der Hund und 10 Schweine aus Bayern, in der Mehr¬ 
zahl aus Niederbayern, 2 Schweine wurden in unmittelbarster Nähe 
von München gezüchtet. Diese Zahlen beweisen unwiderleglich, 
daß die frühere Annahme, der südliche Teil von Bayern sei 
so viel wie frei von trichinenkranken Schweinen, heutzutage nicht 
mehr zutrifft, sondern daß die Gefahr für das fleischverzehrende 
Publikum, an Trichinose zu erkranken, mangels einer allgemeinen 
Verbreitung der Trichinenschau sehr groß und sichtlich 
in Zunahme begriffen Ist. Hierbei ist zu berücksichti¬ 
gen, daß die festgestellten Fälle von Trichinose bei Schweinen 
zufolge der nur in beschränktem Umfange eingeführten obliga¬ 
torischen Trichinenschau nur einen geringen Teil der tatsäch¬ 
lich vorkommenden Erkrankungen darstellen und daß bei der 
Schwierigkeit der Diagnose der menschlichen Infektion mit einer 
beträchtlich größeren Ausdehnung dieser Krankheit zu rechnen ist. 

Unter diesen Umständen erscheint eine nachdrück¬ 
lichere Bekämpfung der zweifellos bestehenden und in 
Zunahme begriffenen Gefahr einer allgemeinen Gesundheitsschä¬ 
digung dringend erforderlich. Die vielfach vom Publikum geübte 
Selbsthilfe, durch entsprechendes Erhitzen des Fleisches beim 
Kochen die Krankheitserreger zu töten, reicht in keiner Weise 
aus. Nicht Jeder ist in der Lage für eine wirksame Durchführung 
dieser Maßregel Sorge tragen zu können. Vor allem sind aber Er¬ 
krankungen von Menschen in den meisten Fällen auf den Genuß 
von W urstwaren zurückzuführen, die (wie Bratwürste, Mett¬ 
würste, sogen. Dauerwürste, Schwartenmagen) herkömmlicherweise 
eine hinreichende Erhitzung nicht erfahren. 

Es wird daher die möglichst allgemeine Einführung 
der obligatorischen Trichinenschau durch orts¬ 
polizeiliche Vorschriften der Gemeinden anzustreben sein. Ins¬ 
besondere ist dies erforderlich in den Gemeinden, 
die Sitz von Behörden, Erziehungsanstalten, Krankenhäusern, 
Strafanstalten, größeren industriellen Anlagen und dergleichen 
sind und namentlich in den Gemeinden, die einen größeren 
Fremdenverkehr aufweisen. Wo letztere Voraussetzungen 
zutreffen, werden daher die Distriktspolizeibehörden nach Be¬ 
nehmen mit den Amtstierärzten auf die Einführung der obligatori¬ 
schen Trichinenschau hinzuwirken haben. 


Trichinenschau. 

Das in Nr. 10 dieser Wochenschrift mitgeteilte Verzeichnis 
der bayerischen Orte, in welchen die obligatorische Trichinenschau 
eingeführt ist, ist nachfolgend zu ergänzen bezw. richtig zu stellen: 

Oberfranken: Bamberg, Berneck, Bischberg, Drosen¬ 
dorf, Gaustadt, Hallstadt, Helmbrechts, Herzogenaurach, Hof, 




386 

Kirchenlamitz, Lichtenberg, Meminelsdorf, Münchberg, Naila, Plöß- 
berg, Marktredwitz, Rehau, Schwarzenbach a. S., Selb, Bad Stoben 
und Wunsiedel. 

Unterfranken: Bad Kissingen, Münnerstadt, Scliwein- 
furt und Untermerzbaeh. 

Die Angaben bezüglich der Kreide Oberbayern, Niederbayern, 
Mittelfranken und Schwaben bleiben unverändert. 

Die Gesamtzahl der Orte betrug am 15. April d. Jrs. 117; die 
Namen anderer Orte, in welchen die obligatorische Trichinenschau 
durchgeführt ist oder demnächst eingeführt wird, bitte ich mir initzu- 
teilen. Dr. Böhm- Nürnberg. 



Dr. med. dent. 

Der Kampf um den D r. med. dent. Der Anfang 
Mär2 tagende Vertretertag der Studierenden der Zahnheilkunde 
aus dem ganzen Reich betonte nachdrücklich die Forderung nach 
dem Dr. med. dent., nach der Promotion im eigenen Fach. Da 
die Universität Zürich diese Forderung bereits bewilligt hat, so 
dürfte eine Abwanderung nach der Schweiz bevorstehen, falls 
sich Deutschland ablehnend verhält; inzwischen hört man jedoch, 
daß zum Beispiel Württemberg der Frage durchaus nicht negativ 
gegenübersteht, obwohl es im Besitz einer einzigen Universität, 
auf die Reichsregierung wohl keinen entscheidenden Einfluß aus- 
iiben kann. — Die deutsche Klinikerschaft schlägt, um Verwechs¬ 
lungen beim Publikum zu vermeiden, für die Zahnärzte statt 
,,Dr. med. dent.“ den Titel „Dr. dent.“ oder „Dr. odont.“ oder 


Ihr bester Freund 


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„Üoktor der Zahnheilkunde“ vor und hält es für wünschenswert, 
daß der Zahnarzt sich erst nach vollständiger medizinischer Aus¬ 
bildung spezialisiert. (Hochschulnachrichten.) 

Königlich Sächsische Tierärztliche Hochschule in Dresden. 

Sommer-Semester 1914. 

Immatrikulation bis 23. Mai. Beginn des Semesters: 21. April. 

Ellenberger: Physiologie, Histologie, histologisches Kol¬ 
loquium, histolog. Übungen, Einleitung i. d. Studium d. Tierheil¬ 
kunde. — Müller: Pharmakologie und Arzneiverordnungslehre, 
allgemeine Therapie, Klinik f. kleine Haustiere, Pharmak. Kollo¬ 
quium. — Baum: Systemat. Anatomie, Zoologie (Wirbeltiere), 
Topograph. Anatomie, anatomische (osteologische) Übungen. — 
Röder: Allgemein, u. spez. Chirurgie, Akiurgie u. physikalische 


Nr. 359 g 4. K. Staatsmmisterium des Innern. 

Bekanntmachung 

über die Prüfung für den tierärztlichen Staats¬ 
dienst. 

Die Prüfung nach Ziff. X der K. Verordnung vom 21. Dezember 
1908 (GVB1. S. 1141) für das Jahr 1914 beginnt Montag den 
28. September. 

Gesuche um Zulassung sind mit dem tierärztlichen Appro¬ 
bationsschein in Urschrift oder in amtlich beglaubigter Abschrift 
bis zum 1. Juni beim K. Staatsministerium des Innern einzu¬ 
reichen. 

München, 11. März 1914. 

I. A.: Ministerialrat von Braun. 


Eine gründliche Htalldeainfektion 

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Diagnostik u. Prop. Chirurg. Krankheiten, Augenheilkunde, Augen- 
spiegelkursus. Chirurgische Klinik f. große Haustiere. — Kunz- 
Krause: Anorgan. Experimental-Chemie, angewandte Chemie, 
anorgan. - ehern. Praktische Pliarrnak. - koiog. Demonstrationen. — 
Schmidt: Spez. Pathologie u. Therapie, physik. Diagnostik u. 
Prop. innerer Krankheiten, Bienenkunde, Medizinische Klinik für 
große Haustiere. — Lungwitz: Hufkunde und Hufbeschlags¬ 
kunde, prakt. Übungen im Hufbeschlag, Beurteilung d. Beschlages 
an lebenden Pferden. — Kl immer: Allgemeine Seuchenlehre, 
Bakteriologie, bakteriolog. Übungen. — J o e s t: Allgem. Patho¬ 
logie u. allgem. patliolog. Anatomie, spez. patholog. Anatomie, 
Sektionen und patholog.-anatom. Demonstrationen, Pathologisch¬ 
mikroskop. Übungen. — Richter: Allgem. Tierzucht, Geburts¬ 
hilfliche Übungen, Geburtshilfl. Klinik. — Edelmann: Fleisch¬ 
hygiene, Fleischbeschaukurse. — Biedermann: Physik. — 
Naumann: Systemat. Botanik, Exkursionen. — Scheunert: 
Physiologie, physiol. Chemie, klin.-chem. Übungen. — Brandes: 
Zoologie (wirbellose Tiere-Parasit.). — Weber: Geschichte der 
Tiermedizin, Ambulatorische Klinik u. Kursus in der .prakt. Vete¬ 
rinärpolizei, Übungen i. Anfertigen v. Berichten u. Gutachten. — 
Seeliger: Pharmazeut. Übungen. — Dittrich: Veterinär- 
techn. Zeichnen. — Bruck: Geschichte der deutschen Malerei. — 
Walzel: Literaturgeschichte. — Baum: Verfassungs- u. Ver¬ 
waltungsrecht. — Ste glich: Landwirtschaft^ Demonstrationen 
und Exkursionen. — K e 11 i n g: Erste Hilfe bei Unglücksfällen. — 
Wandolleck: Fischkunde. — Demonstrationen im Versuchs¬ 
stall. — Strubel 1: Immunitätsforschung. — von Pflug k: 


Gegen Scheidenkatarrh 

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389 

Augenspiegelkursus. — Burow: Klinik der Rindertuberkulose 
mit Demonstrationen. — Grimmer: Milch wirtschaftliche Ex¬ 
kursionen. 


Das Pferde=Turnier zu Dresden. 

Das Pferde-Turnier zu Dresden am 24., 25. und 26. April um¬ 
faßt drei Tage, incl. des Geländeritts. Letzterer war voriges 
Jahr sehr abwechslungsreich angelegt, und wurde von dem leider 
verstorbenen Oberleutnant von Steuben (13. Ul.-Reg.) auf dem 
bekannten Mecklenburger Fuchs Aegir gewonnen, welch letzterer 
durch einen unglücklichen Zufall seinem früheren Besitzer ins Jenseits 
gefolgt ist. Das Nennungsresultat war sehr befriedigend, sodaß auch 
dieses Mal wieder guter Sport zu erwarten ist. 


Protektorats-Uebernahme. 

Seine Durchlaucht Fürst Adolf zu Schaumburg- 
Lippe hat das Protektorat über das Hannoversche Turnier Deutscher 
Pferde übernommen. Der für den Turniersport äußerst passionierte 
Fürst führt auch das Protektorat über die gleichzeitige Deutsche 
Landwirtschafts-Gesellschaft-Ausstellung. Dem Reichsverband gegen¬ 
über hat er durch Preisstiftungen schon des öfteren ein lebhaftes 
Interesse bewiesen und gehört auch dessen Ehren-Präsidium an. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser : Bacillol-Patronen nach Dr. Jüterbock 

Heu , besserte MM'kßk 
mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jüterbock. 


Alleinige Fabrikanten: 


Bacillolwerke Hamburg. 


390 


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Die Praxis des Tierarztes. Ein Leitfaden nach den Er¬ 
fahrungen aus 35jähriger Praxis. Von Veterinär¬ 
rat A. T a p k e n, Amtstierarzt in Varel i. O. Mit 16 Abbildgn. 
Preis brochiert 10 Mk., gebunden 11.50 Mk. 

Verf. gliedert den Inhalt des Buches in einen allgemeinen und 
speziellen Teil. Im ersteren bespricht er die tierärztliche Praxis, die 
landwirtschaftlichen Verhältnisse und die Fleischbeschau. Der spe¬ 
zielle Teil behandelt die Krankheiten des Rindes, Pferdes, der 
Schafe, Ziegen und Schweine. Daran schließt sich ein Abschnitt: 
Erfahrungen über Geburtshilfe und zwar über Geburtshilfe beim 
Rinde, Pferde, bei der Ziege, beim Schafe und beim Schweine. 

Sehr interessant sind die Ausführungen des Verfassers über 
die tierärztliche Praxis in Vergangenheit und Gegenwart und die 
Mitteilungen über die landwirtschaftlichen Verhältnisse im Bezirk 
Varel, wo der Verfasser tätig ist. T. kommt hiebei nacli verschie¬ 
denen Seiten auf für den Tierarzt sehr beachtenswerte Umstände 
auf landwirtschaftlichem Gebiete, die für die tierärztliche Praxis, 
für die Gesundheitspflege von Bedeutung sind, zu sprechen. Ein¬ 
gehend behandelt er den Einfluß der modernen Stallungen auf die 


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syntli.) D. It.P. 


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Wundheil mittel. Empfohlen von Professor Dr. Regen¬ 
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Tierarzt Graulich in Neckarbischofsheim (8aden). 


391 


Gesundheit der Tiere. Er ist der Ansicht, daß die modernen Stal¬ 
lungen in hygienischer Beziehung nicht günstig sind, daß sie das 
Auftreten von Seuchen begünstigen, und bringt Belege dafür aus 
seiner Praxis, bei deren Würdigung man ihm zustimmen muß. Ira 
weiteren befaßt sich der Autor mit der Besprechung des in sani¬ 
tärer und wirtschaftlicher Beziehung so wichtigen Weideganges, mit 
der Milchwirtschaft und dem Molkereiwesen. Seine diesbezüglichen 
Beobachtungen und darauf basierten Schlüsse bieten viel Beach¬ 
tenswertes. Daran schließt T. Betrachtungen über die Fleischbe¬ 
schau. Hiebei übt er bezüglich einzelner Verhältnisse, die ver¬ 
besserungsbedürftig wären, sachliche, objektive Kritik, der man 
nur beipflichten kann. 

Von besonderem Interesse für den praktischen Tierarzt ist 
der Inhalt des zweiten Teiles des Buches über die Krankheiten 
unserer Haustiere. Jedes Kapitel dokumentiert die reichen Er¬ 
fahrungen des Verfassers. Er beschreibt die einzelnen Krankheiten 
in scharfem Bilde, vermeidet zwecklose Ausdehnung und behandelt 
ebenfalls kurz und prägnant die therapeutischen Maßnahmen. 

Ein Hauptgebiet des praktischen Wirkens des Autors ist die 
tierärztliche Geburtshilfe. Die tierärztliche Literatur besitzt von 
Tapken bereits wertvolle Arbeiten. In dem vorliegenden Buche 
sind seine Beobachtungen — sie lußen auf 1604 Geburtshilfe¬ 
leistungen — systematisch nach Tierart, nach der Art der Geburts¬ 
hindernisse und der Art der Hilfeleistung bei jeder Haustierart 
niedergelegt. Die Praktiker werden T. für die Mitteilung seiner 
geburtshilflichen Erfahrungen Dank wissen. Selbst der sehr er- 



. '■■■ ..1 

i Bovotuberkulol 

Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 


Fibrolydu 

Indikat.: Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagi- 
nitis, etc. 


«fodipfn 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 


i Hydrogen! um per oxy datum 

9 med. pur (15°/oig) Merck. 

I Konzentriertes, zuverlässiges, billiges Wasserstoffsuperoxyd. 


Pyoktanin 

Indikat.: Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Scheidenkatarrb. 


Tannoform 

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flächenwunden, Satteldruck,Ketten¬ 
hang. 


Yohimbin Merck 

ad. us. vet. 

Indikat.: Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 


|i Literatur und Proben auf Wunsch durch 

E. MERCK, DARMSTADT. 



-J 

















392 


falirene Praktiker wird in den geburtshilflichen Erörterungen des 
Werkes Verschiedenes finden, was ihm bei seinem bisherigen ge¬ 
burtshilflichen Wirken nicht begegnet ist, und aus den diesbezüg¬ 
lichen Darlegungen Nutzen ziehen können. 

Wir empfehlen den Kollegen das vorzügliche Werk ange¬ 
legentlichst. Ä. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dem Gestütsdirektor Friedr. Reut h e r am 
Kgl. Stammgestüte Achselschwang wurde der Verdienstorden vom 
Heiligen Michael mit der Krone verliehen; der Schlachthofobertierarzt 
Wilhelm Müller, Stabsveterinär d. L. I erhielt die Landwehrdienst¬ 
auszeichnung I. Klasse; dem Regierungs- und Veterinärrat Dr. Lothes 
in Köln wurde der Titel Geheimer Veterinärrat verliehen. 

Verzogen: Dr. Karl Hitz-Tübi ngen, als Bozirkstierärzt- 
lioher Assistent nach Emmendingen (Baden); Dr. Wilhelm Rein¬ 
hol dt-E m m en d i n ge n, nach Altenheim (Baden). 

Approbationen: In Berlin: die Herren Heinrich. Karl, 
Johannes, Christoph Mossdorf-Lüne bürg und Kurt Wilhelm 
S a almann-Neulia u s. 


Berichtigung: 

Auf S. 307 Z. 3 v. o. soll es lauten: „Das Werk muß als gleich 
vorzüglich zum Selbststudium wie als Lehrbuch für die Studieren¬ 
den bezeichnet werden“, statt: ..Das Werk muß als gleich vorzüg¬ 
lich zum Selbststudieren bezeichnet werden“. 


Am Mittwoch, den 8. April 1914 verschied nach längerem 
Unwohlsein, jedoch plötzlich und unerwartet 

Herr Dr. Hans Eber 

aus Ingolstadt 

1. Assistent der med. Veterinärklinik der Universität Gießen 

im 27. Lebensjahre. 

Ich verliere in dem allzufrüh Verstorbenen einen treuen, 
pflichteifrigen Mitarbeiter, dem ich stets das ehrenvollste Ge¬ 
denken bewahren werde. 

Die Beerdigung erfolgte in Ingolstadt. 

Gießen am 12. April 1914. 

Professor Dr. Fritz Gmeiner. 


Suche 1131 

vom 31. Mai mit 24. Juni Vertreter mit Staatsexamen. Rad¬ 
fahren erwünscht. Offerten an Bezirkstierarzt Knch, Cham. 


Druck von I. (roll es \v i n te r. München. — Kommissionsverlag: M 
Uuiversitfttsbuehhamllung, München, Odeonsplatz V 






(frnber: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
fttetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des Landes- 
angschasses der tierarztichen Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 28. April 1914. Nr. 17. 


Inhalt: Originalartikel. Kränzlo: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. Falk: 
Kritische Bemerkungen zur Stellungnahme der Hauptversammlung des Vereines 
der beamteten Tierärzte Preußens zu dem in Nummer 40 der ,,B. T. W.“ erschie¬ 
nenen Artikel ,,Die Lage der praktischen Tierärzte“. Attinger . Die Zunahme der 
Tuberkulose in bayerischen Riudviehbeständen. — Referate. Fuchs: Tierexperi¬ 
mentelle Untersuchungen über Tuberal. Langwitz: Über Sohlenschwielen am 
Hufe des Pferdes. Möller . Ein Fall von Zwerchfellbruch. West: Nierengeschwulst 
bei einem Pferde. Wondracek: Natterbiß bei einem dreijährigen Fohlen. Görger: 
Senimbehandlung beim Milzbrand. Stroh : Vergiftung von Rehen durch Hollunder¬ 
rinde. Rüegger: Untersuchungen über die Wirkungen des Sennatins bei Haus¬ 
tieren. — Tierzucht und Tierhaltung. III. Bayer. Mastviehausstellung. — 
Verschiedenes. Fünfundzwanzigstes Jubiläum. Trichinenschau. Tierärzte 
liehe Fleischbeschauer. Nachtrag. Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 
am 4. April 1014. Schweineseuche und Schweinepest (Stand am 15. April). — 
Personalien. 


Karze Mitteilangen aas der Praxis. 

Von Bezirkstierarzt Dr. Kränzle in Griesbach. 

I. Jauchig-eiterige Entzündung der Nasen- 
muscheln bei einem Pferde. 

Zu einem Pferd in H. gerufen, fand ich dasselbe mit 
einem hochgradigen einseitigen Ödem des Kopfes behaftet 
vor und zwar erstreckte sich dasselbe von der Umgebung 
des Maules und beider Nasenflügel über die linke Gesichts¬ 
hälfte bis zum linken Ohr. Die untere Partie erinnerte ganz 
an den sogenannten Nilpferdkopf, wie er beim Petechial¬ 
fieber aufzutreten pflegt. Nach Angabe des Besitzers war 
einige Tage zuvor nach einem heftigen Schlag durch die 
Wagendeichsel auf die linke Angesichtshälfte eine geringe 










Schwellung entstanden, die aber dann ganz rasch gefahr¬ 
drohende Dimensionen annahm. Es bestand anfangs nur 
spärlicher geruchloser Nasenausfluß, auch hatte das Tier 
bei mäßiger Atemnot Appetit. Nach einigen Tagen traten 
übelriechender Nasenausfluß und stärkere Atembeschwerden 
auf, die Freßlust nahm zusehends ab und das Tier erlag 
einem plötzlichen Erstickungsanfall, den es während der 
Nacht erlitt. 

Die Sektion ergab jauchig - eiterige Entzündung der 
Nasenmuscheln; die Nasengänge waren durch umfangreiche, 
übelriechende Fibringerinnsel verstopft. 

II. Futtervergiftung bei einem Fohlen 
durch verdorbenes Schweinefutter. 

Ein angekauftes Fohlen erkrankte am Tage nach der 
Übernahme sehr schwer an Kolik- und Starrkrampf - Sym¬ 
ptomen : es bestand unter heftigen Unruheerscheinungen 
eine erhebliche Verstopfung, daneben eigentümliche steife 
Haltung des Körpers bei ausgesprochenem Trismus der 
Kaumuskulatur. Später traten Kollererscheinungen hinzu, 
das Tier stieß wiederholt ohne Gefühlsäußerung gegen die 
Stallmauer und gebärdete sich zuweilen wie toll. Die The¬ 
rapie (Morphiuminjektion, Chloralhydratklystiere, Lösung 
der Verstopfung durch Wasserinfusionen in den Mastdarm 
und vorsichtige Verabreichung von Kizinusöl) bewirkte als¬ 
bald Besserung. — Der abgesetzte Kot, der ein eigentüm¬ 
lich grau-gelbes Aussehen zeigte und einen penetranten 
Schweinemistgestank aufwies, bestand der Hauptsache naeh 
aus unverdautem, verdorbenem Schweinefutter, welches das 
Fohlen, wie sich herausstellte, in großen Mengen auf ge¬ 
nommen hatte. — Nach 2 Tagen vollkommene Genesung. 

III. II ä m o g 1 o b i n ä m i e bei Fohle n. 

Wie in den letzten Jahren, so konnte ich auch in 
diesem mehrmals eine eigentümliche Erkrankung beob¬ 
achten, die meist jüngere Pferde, vor allem jährige Fohlen 
befiel und mit einer starken entzündlichen, einseitigen oder 
beiderseitigen Schwellung der Kaumuskeln begann. Die 
Masseteren fühlten sich bretthart an, die Tiere vermochten 
das Maul nur schwer zu öffnen und konnten daher soviel 
wie gar kein Futter zu sich nehmen. In den meisten Fällen 
verschwand die Schwellung der Muskeln in den nächsten 
'lagen wieder, jedoch blich eine Muskellähmung zurück, so 
daß die Tiere, die meist Appetit zeigten, infolge Ünvei-- 
mögens Futter aufzunehmen, geradezu verhungern mußten. 



395 


Sehr häufig, aber nicht immer, trat später auch Hämo¬ 
globinurie auf; manchmal bestand dieses Symptom schon 
von Anfang an, so daß also „Hämoglobinurie“ konstatiert 
werden konnte, nur mit dem Unterschied, daß nicht die 
Kruppenmuskulatur, sondern die Kaumuskeln affiziert 
waren. — Leider ist es mir bisher, trotz aller möglichen 
Versuche, nicht gelungen, auch nur ein einziges mit diesen 
Krankheitserscheinungen behaftetes Tier zu retten. 

IV. Thrombose der linken Beckenarterie 

bei einer Kuh. 

Eine Kuh, bei der ich die manuelle Ablösung der 
Nachgeburt vorgenommen hatte und bei der keine beson¬ 
deren Störungen des Allgemeinbefindens aufgetreten waren, 
zeigte nach 14 Tagen bei fast völlig aufgehobener Freß- 
lust und Rumination Lähmungserscheinungen der Nach¬ 
hand und außerdem Ohnmachtsanfälle. Bei Untersuchung 
per rectum konnte ich in der linken Beckengegend eine 
längliche, sich derb anfühlende, ziemlich große Geschwulst 
feststellen, die sich bei Schlachtung des Tieres als eine 
umfangreiche Thrombose der linken Beckenarterie erwies. 

V. Pyelonephritis im Anschluß an einen 
Uterusvorfall bei einer Kuh. 

Bei einer Kuh war nach der Geburt ein Uterusvorfall 
aufgetreten, den der Besitzer selbst reponierte. Die Kuh 
hlieb zwar am Leben, jedoch war deren Appetit seitdem ein 
sehr wechselnder, weshalb das Tier immer mehr abmagerte. 
Trotzdem wurde ich aus Sparsamkeitsrücksichten erst mehr 
als 3 Monate später, als beim Urinieren mit dem Urine blu¬ 
tig-schleimige Massen abgingen, konsultiert, weil der Be¬ 
sitzer glaubte, „es könnte von der Nachgeburt noch etwas 
zurückgeblieben sein“. — Bei der Untersuchung der fast 
zum Skelett abgemagerten Kuh konnte ich per rectum eine 
starke Vergrößerung beider Nieren feststellen, ferner waren 
die Harnleiter enorm erweitert und prall gefüllt. Ich riet 
zur sofortigen Schlachtung und fand bei der Fleischbeschau 
hochgradige Pyelonephritis vor. 

VI. Futtervergiftung bei einer Kuh. 

Die Vergiftung erfolgte durch Aufnahme verdorbenen, 
hauptsächlich mit Schimmelpilzen befallenen Futters. Das 
betreffende Tier zeigte neben Fiebererscheinungen einen 
heftigen, stinkenden Durchfall, allgemeine Mattigkeit. 



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396 

große Herzschwäche und sehr beschleunigten, fadenförmi¬ 
gen Puls, dabei waren deutliche Herzgeräusche zu hören. 
Nach Verabreichung von Digitalis und Tannin besserte sich 
der Zustand des Tieres wider Erwarten sehr rasch, so daß 
nach 2 Tagen jegliche Gefahr beseitigt war. 

VII. Habitueller Mastdarmvorfall bei 
einem Schwein. 

Ein Mutterschwein des Gastwirts K. in H. war mit 
intermittierendem Mastdarmvorfall behaftet, der nach An¬ 
legen einer sogenannten Tabaksbeutelnaht behoben werden 
konnte, aber einige Zeit nach Entfernung der Naht regel¬ 
mäßig alsbald wieder auftrat. Das Tier wurde von der Zucht 
ausgeschlossen und gemästet. 


Kritische Bemerkungen znr Stellungnahme der Haupt¬ 
versammlung des Vereines der beamteten Tierärzte 
Preußens zu dem in Nummer 40 der „B. T. W.“ er¬ 
schienen Artikel „Die Lage der praktischen Tierärzte". 

Von Dr. Falk in Oberostendorf. 

In Nr. 40 und 41 der „Berliner Tierärztl. Wochen - 
schrift“ war eine Artikelserie über die Lage der praktischen 
Tierärzte erschienen. Welche Gefühlswirkungen diese Ver- 
öffentlichungn in den Reihen der bayerischen beamteten 
Tierärzte auslösten, weiß ich nicht; die Tagung des Ver¬ 
eins der beamteten Tierärzte Preußens hatte die Be¬ 
sprechung derselben auf die Tagesordnung gesetzt. Es ist 
nun zweifellos, daß die sehr ungünstige Beurteilung des 
Referenten J a c o b i - Pieschen die Stimungslage der Ta¬ 
genden viel besser getroffen hat als die paar Diskussions¬ 
redner, welche zum Frieden mahnten und bestrebt waren, 
einen Kern der Bestrebungen der Privattierärzte anzu¬ 
erkennen. Man kann diesen gegenseitigen Meinungsaus¬ 
tausch bedauern, doch das Gute hat er bewirkt, daß er deut¬ 
licher wie alles andere gezeigt hat, daß in beiden Lagern 
eine gewisse nervöse Reizbarkeit existiert, die gelegentlich 
zu unversöhnlichen Gegensätzen abreagiert. Allenthalben 
hörte man aus den Reihen der beamteten Tierärzte Preu¬ 
ßens Rufe nach materieller Besserstellung; wenn aber die 
praktischen Tierärzte immer wieder von ihrer Not erzählen, 
dann spricht man von fortgesetzten Angriffen deswegen, 
weil nach Sachlage eine Hebung der wirtschaftlichen Lage 



397 


nur unter Verzicht der beamteten Tierärzte auf gewisse 
bisher unbestrittene Rechte erfolgen kann. Daß J a c o b i - 
Pieschen nie an einer Brücke des Verständnisses zwischen 
den beiden Berufsgruppen bauen helfen wird, erscheint mir 
verständlich, doch schätze ich an ihm seine unbeirrte Offen¬ 
heit, die es verschmäht, die ISTur-Berechtigung eigener oder 
Gruppeninteressen mit einem Mäntelchen „wohlwollender 
Förderung“ notdürftig zu bekleiden. 

Ich werde im Nachfolgenden die hauptsächlichsten 
Stellen, auf die es mir ankommt, nach dem Berichte der 
„Berl. Tierärztl. Wochenschr.“ wörtlich zitieren. J a c o b i- 
Pleschen sagte: 

„Herr Wille meint, der Beamtencharakter der Kreis¬ 
tierärzte suggeriere den Konsulenten gewisse Vorteile be¬ 
sonderer Art. Aber, so fügt er wohlwollend hinzu, hierbei 
trifft natürlich die Kreistierärzte keine Schuld. Liegt hie¬ 
rin nicht der verblümte Vorwurf, daß die Kreistierärzte den 
Konsulenten solche Anschauungen suggerieren?“ 

Dieser Logik kann ich nicht folgen. Nun spricht J a - 
c o b i - Plesphen später (allerdings geht es da gegen die 
Privattierärzte): Ich scheue mich nicht, auszusprechen, 
daß unsere überall als mustergültig anerkannte Veterinär¬ 
polizei in ihren Fundamenten erschüttert würde, wenn den 
Privattierärzten in größerem Umfange als bisher amtliche 
Funktionen übertragen würden.“ Dagegen ist bloß das 
Eine zu sagen: Der Gesetzgeber hat die Mitwirkung der 
Privattierärzte im Gesetze vorgesehen, und trotzdem der 
Referent in seinen Ausführungen einmal jede Belehrung 
der beamteten Tierärzte durch die Privattierärzte abgelehnt 
hat, nimmt er von einem Privattierarzte vielleicht doch die 
Belehrung an, daß es nie preußische Beamtentradition ge¬ 
wesen ist die Intentionen des Gesetzgebers einer öffent¬ 
lichen, absprechenden Kritik zu unterstellen. 

J a c o b i fährt dann weiter: „Mit allem Nachdruck 
betone ich, daß es mir nicht in den Sinn kommt, der Ge¬ 
samtheit der Privattierärzte die Gelegenheit (soll wohl 
heißen: Fähigkeit. D. Verf.) für Amtshandlungen abzu¬ 
sprechen, aber in dem Wesen menschlichen 
Wollens ist es begründet, daß alle in wirt¬ 
schaftlicher Abhängigkeit sich Befinden¬ 
den ganz unbewußt durch dieWünsche derer 
beeinflußt werden, von welchen sie abhängen 
(durch mich, gesperrt. D. Verf.) und aus Gründen der 
Zweckmäßigkeit muß sich der Staat an seine Organe, seine 
Beamten halten, die wirtschaftlich unabhängig sind und 



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deshalb die größte Objektivität verbürgen“. Man setze nun 
die Stelle, die ich durch Sperrdruck hervorgehoben habe, 
in Parallele mit dem, was Wille tatsächlich gesagt hat, 
Wenn der Satz richtig ist, ist auch seine Anwendung auf 
die beamteten Tierärzte, die in ausgedehntem Maße Praxis 
ausüben, berechtigt und die letzte Konsequenz dieses Ge¬ 
dankens müßte dazu führen, den beamteten Tierärzten prin¬ 
zipiell die Ausübung der Privatpraxis allgemein zu unter¬ 
sagen. 

Ich habe niemals diesen Standpunkt vertreten, ich 
habe nur gesagt, die Vollbesoldung der beamteten Tierärzte 
würde unzweifelhaft dazu führen, daß die: Ausübung der 
Praxis auf ein Minimum beschränkt bliebe, ich gehe sogar 
soweit, zu sagen, daß wir Privattierärzte schon gewännen, 
wenn die beamteten Tierärzte, vom Staate anständig dotiert, 
soweit Praxis ausüben, als die Liebe zur Praxis und das 
Vertrauen des Publikums sie dazu drängt. Ich werde später 
noch darauf zurückkommen. 

J a c o b i - Pieschen fährt dann schweres Geschütz auf 
gegen die Privattierärzte, wenn er sagt: „Ich halte es für 
ausgeschlossen, daß ein Kreistierarzt das negative Ergebnis 
der Phymatinbehandlung einer angeblich mit Lungentuber¬ 
kulose behafteten Kuh dem Prozeßgericht durch die Ver¬ 
mutung zu erklären sucht, daß der Beklagte die paar 
Tropfen ausgewaschen haben konnte! Auch für einen Be¬ 
fundschein folgender Art wird vergeblich ein Kreistierarzt 
als Verfasser zu suchen sein.“ Folgt nun der Befundschein. 
Ich will die Polemik nicht auf das gleiche Niveau herab¬ 
drücken, aber ich biete Herrn Jacobi den Beweis an, daß 
auch in seinem Lager ähnliche Dinge, für die er vergebens 
einen beamteten Tierarzt in Anspruch nehmen will, Vor¬ 
kommen. Eine Verallgemeinerung einzelner Vorkommnisse 
auf den ganzen Stand müssen wir ablehnen. 

J a c o b i - Pieschen ist ferner der Ansicht, daß überall, 
wo es angeht, die Kreistierärzte die Ergänzungs - Fleisch¬ 
beschau ausführen, weil damit ein vorzügliches Mittel für 
die Kontrolle der Fleischbeschauer gegeben sei. 

Also wo der beamtete Tierarzt aus Gründen der Zeit, 
Entfernung etc. nicht kann und mag, darf nach Jacobi 
der Privattierarzt einspringen, oder vielleicht muß er. Ich 
bin nun seit 2 Jahren bestrebt, für die Ausübung der Er¬ 
gänzungs - Fleischbeschau besser herangezogen zu werden. 
Ohm» Erfolg, dafür hat man mich zum Stellvertre- 
t e r des Ergänzungs-Fleischbeschauers in 9 Gemeinden ge¬ 
macht, ohne mich überhaupt zu fragen uud mir von dem 



399 


Beschlüsse Mitteilung zu machen. Nun kommt der reale 
Fall. Eines Tages werde ich antelephoniert, ich solle in 
den ca. 11 Kilometer entfernten Ort N. kommen, um eine 
Ergänzungsfleischbeschau vorzunehmen. Als ich erklärte, 
ich wäre nicht kompetent hiezu, sagte man mir, die Leute 
hätten sioh in dem betreffenden Falle der Behinderung des 
offiziell aufgestellten Ergänzungsfleischbeschauers infolge 
Krankheit an den beamteten Tierarzt gewandt und dieser 
hätte gesagt, ich müßte die Fleischbeschau vornehmen. Ich 
habe nun natürlich abgelehnt. Es hat uns allgemein ge¬ 
freut, daß Regierungsrat Dr. Arndt auf der Versamm¬ 
lung der beamteten Tierärzte erklärt hat, die Fleischbeschau 
gehöre in erster Linie den Privattierärzten. Der Bericht 
verzeichnet hier anhaltenden Widerspruch und Oho - Rufe. 
Gewiß ist die Ausübung der Ergänzungsfleischbeschau nicht 
gerade verlockend, und mir wäre es viel lieber, wenn die¬ 
selbe eine Funktion der nur amtliche Funktionen ausüben¬ 
den beamteten Tierärzte wäre, aber nachdem die Verhält¬ 
nisse so liegen, daß ohne Ergänzungsfleischbeschau ein Em¬ 
porkommen in der Praxis gegenüber der Konkurrenz nicht 
möglich ist, müssen wir darauf dringen, daß ein berechtig¬ 
ter Anteil an uns abgetreten wird, insoferne, als derjenige 
Tierarzt, der ein Tier behandelt hat, auch die Beschau vor¬ 
nehmen darf. Die Besitzer haben gar kein Interesse daran, 
sich dieser Regelung entgegenzusetzen, die Widerstände 
kommen von anderer Seite. 

J a c o b i gibt ferner zu, daß ein Gegensatz zwischen 
den beiden Gruppen besteht. Dieser ist nach seiner Auf¬ 
fassung durch die Kreistierärzte „weder geschaffen, noch 
wird er durch sie genährt. Nach seiner Kenntnis der Ver¬ 
hältnisse -entstünden solche Gegensätze viel weniger aus 
der Konkurrenz als durch die Lässigkeit einzelner Tier¬ 
ärzte. Vielfach unterließen sie Anzeigen vom Verdacht 
oder dem Ausbruch einer Seuche, ganz besonders in Rot¬ 
lauffällen“. 

Ich will hier von groben Verstößen ganz absehen, aber 
gelegentliche Sünder gegen eine strenge Auslegung des 
Seuchengesetzes sind wir alle schon gewesen. Ich nehme 
einmal den Fall an, in einem kleinen Söldneranwesen er¬ 
krankt das einzig vorhandene Schw r ein an den Backstein¬ 
blattern. Ich notimpfe das Tier und dasselbe gesundet. Ich 
nehme nun weiter den gedachten — möchte das besonders 
betonen —- Fall ah, daß ich unterlassen habe, den ganzen 
seuchenpolizeilichen Apparat in Bewegung zu setzen. 



400 


Der beamtete Tierarzt erfährt nun davon. Es hängt 
nun die Weiterbehandlung dieses faux pas nicht zum ge¬ 
ringsten Teile von den Beziehungen ab, in denen ich zu 
dem beamteten Tierarzt stehe. Liebevolle Ignorierung, be¬ 
zirksamtliches Monitorium, Eintrag in die Qualifikations¬ 
liste etc. sind die verschiedenen Varianten. Es ist mir eine 
Anzahl von Privattierärzten bekannt, die alle schlecht quali¬ 
fiziert sind, dabei sind Kollegen darunter, die wirklich 
etwas können. Es ist nun doch kein bedeutungsloser Zu¬ 
fall, daß die Kollegen mit ihrem beamteten Tierarzt in 
mehr oder weniger unangenehmen Beziehungen leben, und 
nota bene sind diese keineswegs veranlaßt durch Verstöße 
gegen Vorschriften, auf die sich ein Aufsichtsrecht, nicht 
Vorgesetztenrecht, des beamteten Tierarztes gegenüber dem 
Privattierarzte erstreckt. Ein Tierarzt wird von seinem 
Bezirkstierarzte und Chef nach Abgang aus der Stellung 
sehr gut qualifiziert. Derselbe macht sich selbständig. Der 
Vorstand des Bezirksamtes sagt zu ihm später in einer¬ 
mündlichen Unterredung, daß er nach Überzeugung des 
Amtes ein sehr gebildeter und talentierter Tierarzt sei. In 
der amtlich festgelegten Qualifikation jedoch ist derselbe 
Tierarzt mit Note III (Fähigkeiten, die das Mittelmaß nicht 
mehr erreichen) beurteilt. Daß da etwas nicht stimmt, ist 
evident. Gewiß stimme ich mit J a c o b i überein, daß die 
Kampfmittel unter den Privattierärzten selbst ihre wirt¬ 
schaftliche Lage schädigen. Bloß ziehe ich es vor, für Pri¬ 
vattierärzte das Wort „praktizierende Tierärzte“ einzusetzen 
und ich habe nun genug gesehen seit meiner Approbation, 
um an dieser Selbstverschuldung auch die Praxis ausüben¬ 
den beamteten Tierärzte partizipieren zu lassen. Die be¬ 
amteten Tierärzte sind nun einmal in ihrer größten Anzahl 
unsere Konkurrenten, und intensive wirtschaftliche Kon¬ 
kurrenz verdirbt oder verbösert wenigstens wie die Politik, 
mit der sie in ihrem Betriebe viel Ähnlichkeit hat, die 
Sitten. Ich klage niemand an, aber peccatur intra muros 
et extra. Ohne Reibungen wird es niemals abgehen, aber 
was uns von nöten ist, ist ein Ausbau der Standes Ver¬ 
tretungen. Was bei den Ärzten möglich ist, muß es auck 
bei uns sein, um einem schrankenlosen Individualismus 
gegenüber die Wahrung der Berufsethik zu erzwingen. Da¬ 
von allein verspreche ich mir eine Sanierung der gewiß be¬ 
dauerlichen Auswüchse unseres wirtschaftlichen Konkur¬ 
renzkampfes. 

Regierungsrat Traeger -Königsberg hat in seinen 
Ausführungen einen Punkt erwähnt, der bemerkenswert 



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erscheint. Ich möchte wörtlich zitieren: „Ich kann nicht 
umhin, einen Umstand etwas schärfer zu unterstreichen: 
das ist die Assistentenwirtschaft. Die wenigen Kreistier¬ 
ärzte — es sind heute nicht mehr viel —, die noch mit 
Assistenten wirtschaften, schädigen die Gesamtheit der 
Kreistierärzte auf das Schwerste. (Allgemeiner Beifall.) 
Es muß verlangt und erwartet werden, daß jeder Kreistier¬ 
arzt mit disem Unfug — anders kann ich es nicht nennen — 
Schluß mache. Da, wo ein Assistent lohnende Unterkunft 
findet, findet auch ein Privattierarzt sein Brot.“ 

Ich will nun die Frage, ob sich in Bayern die Ein¬ 
führung des praktischen Jahres bewährt hat, nicht be¬ 
rühren, ich weiß nur von einer Reihe ehemaliger Prakti¬ 
kanten, daß sie als Arbeitskraft in ihrem Dienstverhältnisse 
gewertet worden sind, und darum gilt für bayerische Ver¬ 
hältnisse das gleiche, was Traeger in seiner Kritik der 
preußischen angeführt hat. 

Diese Stellungnahme zu der Tagung des Vereins be¬ 
amteter Tierärzte war notwendig. Es ist ja nicht gerade 
angenehm, dies zu tun, zumal man mir anläßlich meiner da¬ 
maligen Stellungnahme in der bekannten Artikelserie ge¬ 
sagt hatte, meine Ausführungen seien unliebsam aufge¬ 
fallen etc. etc. Aber ich möchte zu meiner Rechtfertigung 
die nachfolgenden Äußerungen des Regierungsrates Dr. 
Arndt- Breslau anführen: 

„Bei der Betrachtung und Besprechung dieser Ange¬ 
legenheit müssen wir eine Tatsache voranstellen, nämlich 
die, daß es den Privattierärzten zur Zeit übel ergeht, das 
wird niemand bestreiten. Wir müssen ferner anerkennen, 
daß die Privattierärzte in der unglücklichsten Lage sind, 
wenn es darauf ankommt, Änderungen zu schaffen und sich 
zu helfen. Selbst vermögen sie das nicht. Die beamteten 
Tierärzte haben ihre Behörden, die kommunalen Tierärzte 
haben ihre Kommunen, die für sie eintreten, die sie mobili¬ 
sieren können. Dem Privattierarzt hilft niemand als er 
sich selbst. Unsere Pflicht bleibt es daher unter allen Um¬ 
ständen, den Privattierärzten zu helfen, so gut und so weit 
wir können.“ 


Die Zunahme der Tuberkulose in bayerischen 
Rindviehbeständen. 

Den Ausführungen des Herrn Dr. Stroh in Nummer 16 
der Wochenschrift möchte ich nur ein paar Worte anfügen. 
Herr Dr. Stroh meint, ich hätte die Tendenz seines Artikels 



402 


in Nummer 15 dieser Wochenschrift verkannt. Ganz und 
gar nicht. Für mich lag aber gar kein Anlaß vor, auf diese 
Tendenz einzugehen. Mir war es nur darum zu tun, gegen 
die Auffassung des Herrn Dr. Stroh, als ob unter den 
berufenen Organen irrige und optimistische Anschau¬ 
ungen über die Häufigkeit wie über die Zunahme der 
Tuberkulose unter den bayerischen Rindern herrschen, 
Stellung zu nehmen. Ich glaube nacbgewiesen zu haben, 
daß diese Auffassung des Herrn Dr. Stroh nicht zutrifft. 
Auch daß die Steigerung der Tuberkuloseziffer in der Sta¬ 
tistik Und die wirkliche Zunahme der Tuberkulose nicht 
identische Begriffe sind, weiß jeder Kollege. Das wurde 
mir in jüngster Zeit von vielen Kollegen bestätigt. Jede 
Statistik hat bekanntlich ihre Mängel. Das ist auch bei der 
von anderen menschlichen und tierisphen Infektionskrank¬ 
heiten der Fall: Ebenso wurde mir von Kollegen, die seit 
Jahrzehnten in der Fleischbeschau stehen, bestätigt, daß die 
Beurteilung der Schlachttiere, und nur davon habe ich ge¬ 
sprochen, eine kritischere geworden ist. Die Fleischbeschau 
arbeitet doch heute viel gründlicher als vor Jahren. 

Wenn ich bei Berechnung des Tuberkuloseprozent¬ 
satzes auch die Kälber hereingezogen habe, so ist das mein 
gutes Recht. Ich halte es auch gar nicht für angezeigt, 
die bayerische Viehzucht in der breiten Öffentlichkeit 
schlechter darzustellen, als es unbedingt notwendig ist. 
Setzen vielleicht außerbayerische Kollegen die Viehzucht 
ihres Landes herab? Herr Dr. Stroh kann beruhigt sein; 
die bayerischen Amtstierärzte, Tierzuchtinspektoren und 
alle berufenen Organe haben das Bestreben nie außer Acht 
gelassen, daß vor allen Dingen gesünderes, weniger tuber¬ 
kulöse verseuchtes Vieh gezüchtet wird. 

Dr. Attinger. 


Referate. 

Dr. Adolf Fuchs: Tierexperimentelle Untersuch¬ 
ungen über Tuberal. (Münch. Med. Wochenschrift, 61. Jahr¬ 
gang, 1914, Heft 4.) 

F. prüfte an Meerschweinchen die Frage der immuni¬ 
sierenden und heilenden Wirkung des Tuberais, eines neuen 
Präparates, das eine Anzahl von Albumosen und Albuminen 
darstellt, welche a\is solchen Tuberkelbazillen und deren 
Ausscheidungsprodükten gewonnen sind, die von ihren gif¬ 
tigen und stark fiebererregenden Toxinen befreit sind. Ver- 
lasser bemerkte zwar nach der Injektion niemals Rei^_ 




403 


erscheinungen oder Temperatursteigerung, aber die Ver¬ 
suche mißlangen sonst nach jeder Richtung hin. Weder 
konnte eine Immunisierung erzielt werden, noch konnte 
eine mit der Behandlung Hand in Hand gehende Infektion 
verhindert werden, noch war es endlich möglich, einen be¬ 
reits bestehenden Prozeß zur Abheilung zu bringen. 

Dr. A. 0 e TI e r. 

Prof. Dr. M. Lungwitz- Dresden: Über Sohlen¬ 
schwielen am Hufe des Pferdes. (Deutsche Tierärztliche 
Wochenschrift, 1914, Nr. 8.) 

Unter Sohlenschwielen gegenüber den Hornsäulen ver¬ 
steht der Verfasser die weniger scharf abgegrenzten Ver¬ 
dickungen an der Hornwand des Hufes. 

Er unterscheidet drei Gruppen: 1. beulenartige Ver¬ 
dickungen, 2. kammartige Erhebungen und 3. ringförmige 
Schwielen. 

Erstere kommen hauptsächlich in der vorderen Sohlen¬ 
gegend vor und sind für gewöhnlich nur ein Gelegenheits¬ 
befund bei Sektionen. Als Ursachen sind Quetschungen 
durch äußere Einwirkungen anzusprechen. Insbesondere 
neigen weite Hufe (Voll- oder Flachhufe) zu solchen Soh- 
len-Quetschungen. 

Die kämm- oder leisten artigen Erhebungen haben in 
der hinteren Hrjfgegend ihren Sitz. Ihre Ursache ist im 
Gegensatz zu den vorigen eine innere und entstehen diese 
Veränderungen durch den Druck des eigenen Körperge¬ 
wichtes auf das Sohlengewölbe. Es kann sich hier um auf 
mechanische Weise zusammengepreßte Hornmassen handeln. 
Durch den entstehenden Reiz auf die Huflederhaut kann 
jedoch damit auch eine Mehrbildung von Hornzellen be¬ 
stehen. 

Bei der dritten Form handelt es sich um ringartige, 
zuw'eilen kreisförmige Verdickungen, die als eine Folge 
chronischer, eiteriger Steingallen angesehen werden können. 
Auch bei alten Eckstrebenbrüchen war diese Form zu be¬ 
obachten. 


Reservetierarzt A. Möller: Ein Fall von Zwerch- 

fellbruch. (Deutsche Tieräiztl. Wochenschrift, 1914, Nr. 8.) 

Ein 14jähriges Pferd bekam einen Kolikanfall, von . 
dem es sich bald erholte. Nach 3 Tagen stellte sich ein 
neuer Anfall ein, der an Heftigkeit den ei’sten übertraf. 
Ferner konnte im unteren Drittel der Brusthöhle Dämpfung 
nachgewiesen werden, die oft in ihrer Ausdehnung wech- 



404 


selte. Links waren öfter Darmgeräusche wahrzunehmen. 
Die Kolikanfälle wiederholten sich im Verlaufe von 14 
Tagen noch zweimal. Das Tier erlag dem Leiden. 

Bei der Sektion fand sich an der linken Seite des 
Zwerchfelles eine runde öfinung von der Größe einer Unter¬ 
tasse mit abgeheilten Rändern. Durch die Öffnung waren 
Magen, Milz und zirka 10 Meter Dünndarmschlingen in die 
Brusthöhle vorgefallen. Die linke Lunge war atelektatisch; 
sonst fanden sich keine pathologischen Veränderungen. 


Reservetierarzt W e s t h - Hansen: Nierengeschwulst 
bei einem Pferde. (Deutsche Tierärztl. Wochenschr., Nr. 8, 
1914.) 

Bei rektaler Untersuchung eines 11jährigen Wallachen 
stieß man in der linken Hälfte der Bauchhöhle auf einen 
festen Körper von der doppelten Größe eines Mannskopfes. 
Das Tier magerte sehr stark ab. Nach einer Tuberkulin¬ 
injektion trat wohl eine Erhöhung der Temperatur, aber 
keine typische Reaktion ein. Nach Ablauf von 2 Monaten 
füllte die Geschwulst fast den ganzen Hinterleib aus. 

Bei der Obduktion kam eine mächtige Geschwulst zum 
Vorscheine, die oben an der Wirbelsäule festsaß und zirka 
1 Meter im Durchmesser hatte. Der Tumor bildete einen 
Sack, dessen Wandung von 1 cm dickem fibrösem Bindege¬ 
webe gebildet wurde. Der Inhalt bestand aus organisiertem 
Blutgerinnsel. Die Geschwulst ging von der linken atro¬ 
phisch gewordenen Niere aus und konnte als kolossal er¬ 
weitertes Nierenbecken betrachtet werden. Der Harnleiter, 
der an der Grenze des normalen Nierengewebes und dem 
Sack entsprang, war erheblich erweitert und enthielt blu¬ 
tigen Schleim. Die übrigen Organe der Brust und Bauch¬ 
höhle zeigten keine Veränderungen mit Ausnahme des 
Bauchfelles, auf dem sich Knoten von breiter Basis fanden, 
vermutlich Sarkome. 


Tierarzt Karl Wondracek -Brejl: Natternbiß bei 
einem 3jährigen Fohlen. (Tierärztl. Zentralblatt, Nr. 1, 
1914.) 

Die Untersuchung eines von einer Natter gebissenen 
Fohlens lieferte folgenden Befund: Stierer Blick, große Un¬ 
ruhe und Stöhnen. Ferner eine große, höher temperierte 
Geschwulst, die sich von der Schulter zum Unterbauche bis 
zum Schlauche ausdehnte. An der linken Achselgrube 



405 


zeigte sich eine handgroße lichter gefärbte Stelle, an wel¬ 
cher fünf fliegenstichähnliche Verletzungen wahrnehmbar 
waren. Der Puls war schwach, fadenförmig. Die Zahl der 
Schläge war nicht zu ermitteln. Die Mastdarmtemperatur 
betrug 38,3° C. Wenn das Fohlen sich erhob, so hielt es 
den Vorderfuß weit ab und im Bogen nach vorn. Das Tier 
wurde durch Kugelschuß getötet. 

An der erwähnten Hautstelle waren die Haare staffel¬ 
förmig abgebissen, wodurch auch die lichtere Färbung ent¬ 
stand. Es zeigten sich dort zirka 50 kleine, flohstichähnliohe 
Fleckchen. Das Herz enthielt geronnenes Blut. Unter dem 
Perikard zeigten sich einzelne bis linsengroße Blutaustritte; 
dieselben fanden sich auch unter dem Endokard. 

Das Fohlen war vor 12—24 Stunden von einer Kreuz¬ 
otter gebissen worden, auf die es sich wahrscheinlich mit 
dem Unterbauche gelegt hatte. 


Bezirkstierarzt G ö r g e r - Eberbach: Serumbehand¬ 
lung beim Milzbrand. (Mitteilgn. d. Vereins bad. Tierärzte, 
Nr. IH, 1914.) 

In einer Stallung, in welcher vorher eine Kuh an Milz¬ 
brand gefallen war, bemerkte Verf. gelegentlich Beaufsich¬ 
tigung der Desinfektionsarbeiten, daß ein 2jähriges Rind 
ein ängstliches, unruhiges Verhalten zeigte. Das morgens 
noch gesunde Tier hatte 41,8 0 Temperatur. Um 3 Uhr nach¬ 
mittags erhielt es 40 cm 3 Milzbrandserum. Abends 8 Uhr 
betrug die Temperatur 40,7 °. Es wurde eine weitere In¬ 
jektion von 10 cm 3 Serum vorgenommen, worauf nach drei 
Tagen Heilung erfolgte. 

Ein anderer Besitzer, in dessen Stallung ebenfalls 
Milzbrand vorgekommen war, erhielt den Auftrag dreimal 
täglich die Temperatur seiner Kühe abzunehmen und jede 
Temperatur über 39,0 0 sofort zu melden. Nachmittags 1 Uhr 
zeigte eine Kuh 39,1 °, um 2 Uhr konnten schon 41,0 0 und 
um 3 Uhr 41,7 0 Temperatur festgestellt werden, ohne daß 
eine Störung des Allgemeinbefindens nachzuweisen gewesen 
wäre. 

Um 4 Uhr wurden 50 cm 3 Serum eingespritzt. Nach¬ 
mittags 2 Uhr betrug sodann die Temperatur 38,7 °. Tags 
darauf stieg dieselbe nochmals auf 41,5 °, weshalb eine wei¬ 
tere Impfung mit 30 cm 3 nötig war, die dann nach einigen 
Tagen zur Heilung führte. 

Noch weitere 6 Fälle sind durch Serum erfolgreich 
behandelt worden, dabei konnte die Beobachtung gemacht 



406 


werden, daß der Milzbrand oft eine längere Dauer hat und 
mit wenig charakteristischen Symptomen emsetzt. Immer 
waren jedoch Temperaturen von 41,5 0 bis 41,8 0 feststell¬ 
bar mit Ausnahme eines Falles, bei dem 40,5 0 C. ermittelt 
wurden. 

Stets fiel im Anschluß an die Serumbehandlung die 
Temperatur. Es wurde stets subkutan geimpft. 

Ohler. 


Dr. Stroh- Augsburg: Vergiftung von Rehen durch 
Hollunderrinde. (Deutscher Jäger, Nr. 51, 1913.) 

Dem Verf. wurde am 30. November des Vorjahres von 
dem Schloßgutsbesitzer S. in W. eine tote Behgeiß mit fol¬ 
gendem Berichte zur Vornahme der Sektion zugesandt: 

Ich habe in einem genügend großen Zwinger, der mit 
Fichten, Föhren, Birken, Buchen, Weiden und Hollunder¬ 
bäumen bepflanzt ist, seit einem Jahre einen 2jährigen Bock 
und eine 1jährige Geiß. Der Bock wurde vom Oktober an zu¬ 
sehends magerer, hatte öfter starken Durchfall, erholte sich 
in letzter Zeit wieder etwas, ging aber vorgestern ein. Bis 
dahin war die Eehgeiß völlig gesund, die Losung bis zum 
Abend dieses Tages in Pillenform. Gestern früh hatte sie 
noch Brot und Milch zu sich genommen, seit Mittag blieb 
sie aber in der Hütte, nahm keine Nahrung mehr an und 
verendete gegen Abend unter großen Schmerzen. Die Läufe 
lang von sich gestreckt., legte sie den Kopf ganz zurück 
über den Bücken. Dabei warf es sie von innen heraus be¬ 
ständig über, so daß ich an Stryclminvedgiftung glaubte . . . 
Bemerken muß ich noch, daß ich kürzlich die Sträucher und 
Bäume zuschneiden ließ und daß die beiden Eehe insbeson¬ 
dere die Hollunderrinde gerne und viel abnagten. (Auf Be¬ 
fragen wurde bestätigt, daß es sieb dabei um den gemeinen 
Hollunder [Sambucus nigra] handelte, dessen Blüten und 
reife Beerentrauben die bekannt nützlichen Hausmittel 
liefern.) 

Die Befundaufnahme ergab in der Hauptsache fol¬ 
gendes: Die Geiß war sehr gut bei Wildbret und hatte viel 
Weiß. ITerz, Lunge, Leber, Milz und Nieren ohne krank¬ 
hafte Veränderungen. Der Wanst mit schwappendem In¬ 
halt etwa zur Hälfte gefüllt. Dieser erwies sich nach dem 
Eröffnen ganz a u s s c h 1 i e ß 1 i c h aus fein zerbissenen 
Holz- und Bindentoilchen bestehend, etwa vom Aussehen 
eines mit Wasser angerührten Siigespülmebreies. Gesamt¬ 
menge ungefähr 2 Liter. Der Dünndarm enthielt neben 



407 


viel Luft nur etwas. Flüssigkeit. Die Losung war dünn¬ 
breiig. 

Auf Grund des Sektionsergebnisses im Zusammenhalt 
mit dem Bericht erklärt der Verfasser: 

Der Befund mitsamt dem Vorberichte ließ die Dia¬ 
gnose einer Vergiftung zu. Als verdächtig konnte 
einzig die Aufnahme der Hollunderrinde bezw. -zweige in 
Betracht kommen. In der „Realenzyklopädie der gesamten 
Pharmazie“ (Bd. XI S. C8) ist unter Sambucus nigra ver¬ 
zeichnet: „Rinde und Blätter schmecken scharf und bitter 
und gelten für giftig. In den frischen Blättern und 
unreifen Früchten fanden Bourquelot und D a n j o u 
(1905) das in langen weißen Nadeln krystallisierende Gly¬ 
kosid Sambunigrin. Bei der Hydrolyse gibt es 8,05 % Blau¬ 
säure. (Es dürfte sich um ein dem bekanntlich sehr giftigen 
Amygdalin, welches in den bitteren Mandeln enthalten ist, 
nahestehendes Glykosid handeln.)“ 

Ähnlich, und besonders die Giftigkeit der Hollunder- 
Innenrinde betonend, lautet eine andere Literaturangabe. 

Verf. nimmt mit Recht an, daß die beträchtliche Menge 
der aufgenommenen Ast- und Zweigrinde des Hollun¬ 
ders den letzten Endes als Blausäurevergiftung anzu¬ 
sprechenden Tod der Geiß hervorgerufen hat. Mit dieser 
Annahme stehen der sonst negative Sektionsbefund, haiipt- 
sächlich aber die im Leben beobachteten und für Blausäure¬ 
vergiftung geradezu charakteristischen Krampferscheinun¬ 
gen (Opisthotonus) u. a. m. in bestem Einklang. Dem be¬ 
reits an Magendarmkatarrh kranken Bock wird die gleiche 
Ursache vollends den Rest gegeben haben. 


B. Rüegger - Zürich: Untersuchungen über die 
Wirkungen des Sennatins bei Haustieren. (Dissertation, 
Zürich.) 

R. führte mit Sennatin Versuche an Kaninchen, Katze, 
Hund, Ziege, Rind und Pferd aus. Zu den Versuchen dienten 
5 Kaninchen, 2 Katzen, 3 Hunde, 1 Ziege, 1 Rind und 
2 Pferde. 

Nach Angabe der Zusammensetzung des Sennatins, 
über welche in der Wochenschr. wiederholt referiert wurde, 
bespricht Verf. die Art der Ausführung der Versuche, bei 
welchen das Sennatin subkutan, sowie intraperitoneal zur 
Anwendung kam, und faßt dann die Gesamtresultate 
der Versuche wie folgt zusammen: 



408 


Beim Kaninchen hatte das Sennatin sowohl subkutan 
als auch intraperitoneal injiziert eine gute und, besonders 
bei der letzteren Applikationsart, sehr rasche Wirkung. 

Die Dosis beträgt für subkutane Injektion 0,3—0,8 
und für intraperitoneale 0,2—0,7 ccm pro Kilo Körper¬ 
gewicht. 

Bei der Katze bewirkte die subkutane Injektion von 
0,5 ccm pro Kilo Körpergewicht eine ziemlich rasch ein¬ 
setzende und lange andauernde Abführwirkung, die von 
keinerlei nachteiligen Nebenerscheinungen begleitet war. 

Beim Hund folgte auf subkutane Injektionen von 
0,15—0,3 ccm pro Kilo Körpergewicht nach 6 und auf intra- 
peritoneale von 0,1—0,25 nach 4 Stunden die erwünschte, 
je nach der Dosis länger oder kürzer anhaltende Wirkung. 

Da das Sennatin die Nieren in keiner 
Weise reizt, wird es besonders in den beim 
Hunde ziemlich häufigen Fällen, wo Darm¬ 
und Nieren-Erkrankungen zugleich vor¬ 
handen sind, empfehlenswert sein. 

Die vortreffliche Darmwirkung war aber oft von 
Nebenerscheinungen begleitet, die bei wertvolleren Tieren 
nicht ohne Bedeutung gewesen wären. 

Wir beobachteten nämlich häufig leichte Trübung des 
Allgemeinbefindens, sowie an den Applikationsstellen bei 
subkutaner Anwendung mehr oder weniger starke Ödeme, 
bei Injektionen von 6,0 ccm an sogar solche, die Residuen 
hinterließen. 

Schon aus diesem Grunde verdient die intraperitoneale 
Injektion vor der subkutanen den Vorzug. 

Bei der Ziege konnte durch solche Dosen, die nicht 
von bedeutenden Nebenerscheinungen begleitet waren, keine 
Änderung der Darmfunktion hervorgerufen werden. 

Bei Rind und Pferd wurde die Peristaltik durch sub¬ 
kutane Injektionen nicht beeinflußt. 

An den Applikationsstellen traten stärkere oder 
schwächere Ödeme auf und zwar meistens solche, die blei¬ 
bende Hautverdickungen zurückließen. — 

(Die Ergebnisse der Versuche Rüegger’s mit Pferd 
und Rind decken sich nicht mit jenen von Zniniewiez 
und S i e g e r t, über welche wir früher berichteten; erstere 
können aber nicht, maßgebend sein, da R ii e g g e r nur mit 
einem bezw. zwei Versuchstieren dieser beiden Tierarten, 
arbeitete, während sich die Versuche der beiden letztge¬ 
nannten Autoren auf eine größere Anzahl Versuchsobjekte 
bezogen. I). Ref.) A. 





409 

Tierzucht und Tierhaltung. 

UI. Bayerische Mastviehausstellung. 

Die zur Mast der ausgestellten Haustierarten benutzten Futtermittel. 

(Fortsetzung statt Schluß). 

Yon Körnern kamen bei der Mast der Großtiere Schrote Ton 
Gerste, Hafer, Roggen, Korn, Mais, von Bohnen, Sojabohnen in 
Verwendung; von Ölfrüchten wurde Leinmehl benützt, von Knollen- 
und Wurzelgewächsen Kartoffel, Rüben und Rüberzuckerblätter. 
Von gewerblichen Abfällen und Produkten wurden gefüttert: 
Kleien, Reisfuttermehl, Trebern (auch Trockentrebern), Malzkeime, 
Bierhefe, Erdnußkuchen, Sesamkuchen und -mehl, Leinkuchen¬ 
mehl, Palmkuchenmehl, Schlempe, Rübenschnitzel, Melasse, Me¬ 
lasse-Schnitzel, Trebermelasse. Ein Züchter verabreichte als Kraft¬ 
futter Schwarzbrot. An Räuhfuttermitteln wurden gefüttert: Klee¬ 
heu, Wiesenheu und Stroh. 

Bemerkt sei hier, daß in den Rationen für eine Anzahl aus¬ 
gewachsener Großtiere die in der Futterration verabreichte Eiwei߬ 
menge sehr reichlich war und das von Kellner empfohlene Eiwei߬ 
verhältnis 1:10—12 überstieg. 

Die Mast der K ä 1 b e r bis zum Alter von 5 Wochen erfolgte ' 
mit Milch. Nur ein Züchter verabreichte außer Milch noch täglich 
5 Eier. Auch die 5—13 Wochen alten Kälber wurden fast aus¬ 
schließlich mit Milch — sollte wohl heißen „Vollmilch“ — gemästet; 
nur zwei Kälber erhielten Magermilch und zum Ersätze des Milch¬ 
fettes Haferschrot bezw. Leinmehl bezw. Cerealis. Die Kälbermast 
mit Magermilch und Ersatz des Milchfettes durch Stärke, ver- 


Konzentriertes 

Roborin-Kraftpulver 

(Aus frischem Bluteiweiß hergestellt). 

Blutbildendes, Appetit anregendes, die Verdauung 
beförderndes und die Leistungsfähigkeit stei¬ 
gerndes KRAFTBEIFUTTER mit hohem Eisen- - 

gehalt. 

Erhöht die Ausnützung des täglichen Futterquantums und macht 
weitere Zulagen überflüssig. Gibt den Tieren gutes Aussehen und 
glattes, glänzendes Haar. Ausgezeichnet als Kräftigungsmittel für 
Tiere, die durch große Anstrengungen oder schwere Krankheiten 
(Magen- oder Darmkatarrh, Brustseuche etc.) heruntergekommen sind. 

Eingeführt bei vielen Truppenteilen der deutschen Armee. 

Separatabdrücke einschlägiger Arbeiten und Gutachten hervor¬ 
ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf Wunsch 
gerne ab. 

Lingner-Werke Aktiengesellschaft, 
Dresden, Abteilung Ronorln-Werke. 





410 


zuckerte Stärke, Reismehl, Maismehl, Buchweizenmehl, gequetschte 
Leinsamen etc. scheint in Bayern noch keinen Eingang gefunden 
zu haben. 

Bei der Mast der Schafe wurden außer Wiesenheu, Klee¬ 
heu und Grummet, Getreideschrot, Gersten-, Mais- und Bohnen¬ 
schrot verwendet. Rüben wurden der Ration nur von einem Master 
beigegeben. Zwei Züciiter gaben dem Futter Trebernmelasse bei. 
Sonstige Abfälle technischer Gewerbe (Kleien, Ölkuchen etc.) wur¬ 
den zur Mast der Schafe nicht benützt. 

Bei der Mast der Schweine kamen hauptsächlich Kartoffel 
in Verwendung; von den 63 Ausstellern mästeten nur 14 ohne Kar¬ 
toffel. Ein Mäster gab Kartoffelflocken, ein anderer Rüben und 
Möhren. Als Kraftbeifutter wurde zu den Kartoffeln von den 
meisten Züchtern Gerstenschrot neben Maisschrot und -mehl, Ge¬ 
treideschrot verabreicht. Als weitere Kraftfuttermittel kamen in 
Verwendung von einem Mäster Bohnen, je zwei Züchter benützten 
Fleisehmehl, ein Mäster Leinmehi. Magermilch neben den Kar¬ 
toffeln fütterten nur 12 Mäster. 4 Mäster verwendeten neben Schrot 
Molke. Von Getreideabfällen kamen Kleien und Futtermehle, Mais- 
ölkuchenmehl zur Verwendung; Melasse wurde nicht benützt. 



und alle Dermatosen. Hufkrebs der Pferde bequem 
und sauber ohne lästige Salben heilbar durch 
Höhensonnenbestrahlung nach Dr. Liebert 

tierärztliche Klinik, Hannover. Prosp. durch 


Quarz lampen-Gesellschaft 



Eine erfindliche Stalldewinfektion 

wird erreicht mit dem bekannten 

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Kannen von 4 Liter (Postkolli) 

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411 


Zu erwähnen bleibt, daß 3 Master der Ration Trockenhefe 
beigaben und von 4 Mastern Regensburger bezw. Marzlinger Mast¬ 
futter verabreicht wurde. 

Gerstenschrot mit Fischmehl wurde nur vereinzelt gefüttert. 

Futterautomaten zur Verabreichung des Futters scheinen bei 
bayerischen Schweinezüchtern Verbreitung noch nicht gefunden zu 
haben. Nur von einem Master wurde ein Automat benützt. 

Von den 63 Ausstellern hatten nur 24 das Gewicht der bei der 
Mast der Schweine zur Fütterung gekommenen Futtermittel ange¬ 
geben. 

Was nun die Mastzustände der ausgestellten Gro߬ 
tiere anbelangt, so traten die Bullen so ziemlich in den 
Vordergrund. Bei dem größten Teile der ausgestellten 
Bullen vermochte man mittels der Griffe nicht nur ent¬ 
sprechenden Fettansatz, sondern auch eine kernige Be¬ 
schaffenheit der befühlten Körperteile festzustellen. Fine 
bedeutende Quote der Bullen wies auch sehr guten bis vor¬ 
züglichen Bau neben gut ausgeprägten Schlagzeichen auf, 
so daß man als bedauerlich erachten mußte, daß sie aus 
irgend welchem Grunde als Zuchtobjekte ausgemerzt und 
zur Mast gestellt werden mußten. 


r> 




m 



Schweineseuche 

Schweinepest 

Ferkeltyphus 

Schweinerotlauf 

Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 


kterien-Präparate 

Vnschädl. für Menschen, 
Haus* u. Und w. Nutzliere. 
sar Vertilgung aller Arten 

Ratten und Mäusen 


Bei der z. Zt. starken Ver¬ 
seuchung der Bestände len¬ 
ken wir. die Aufmerksam¬ 
keit besonders auf: 


»cnweinepestseruin neu 

nach Uhlenhutb 
gewonnen von Schweinen 
durch Verimpfung von 
filtrirb. Virus und 


Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
Geflügelcholera 
Streptokok. Erkr. 


Ferkeltyphns * Vaeein ®' a ö nos t- Präparate 

- v • I rum Vai'bwoio von 


nach Pfeiler. 


zum Nachweis von 

Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
$euchenhaftem Abortus 


Pharmaceutisches Institut Ludw. WUh. Gans, Oberursela. T. 











412 


Die Abteilung Kühe rangierte nach der Bullenabtei¬ 
lung. Der größte Teil der hier aufgestellten Masttiere war 
von Mästern mit Nebengewerbe ausgestellt; aber auch die 
meisten aus Kleinbetrieben zur Stelle gebrachten Kühe 
wiesen einen sehr guten, zum Teil vorzüglichen Mastzustand 
auf. 

In der Abteilung Ochsen war wiederum die größte 
Zahl der zur Prämiierung gebrachten Tiere von Großbe¬ 
trieben aufgestellt worden. Die Zahl der aus Kleinbetrieben 
stammenden Ochsen betrug weniger als i / i der Kleinbe¬ 
trieben entstammenden. Die Tiere der Ochsengruppe waren 
mit beschränkten Ausnahmen ebenfalls sehr gut durchge¬ 
mästet und wurde von mehreren Beurteilern diese Gruppe 
als diejenige bezeichnet, deren Zugehörige den Bullen und 
Kühen gegenüber den besten Mastzustand aufwiesen, ein 
Urteil, das nicht als zutreffend erachtet werden kann. Im 
Durchschnitt dürften vielmehr die Masterfolge bei den 
Tieren der beiden erstgenannten Gruppen die der Ochsen¬ 
gruppe etwas übertroffen haben. (Schluß folgt.) 


Suche anfangs Mai auf zirka 14 Tage bis 3 Wochen appro¬ 
bierten Tierarzt als Vertreter. Offerten unter 31. C. zur Expe¬ 
dition erbeten. 




413 


Verschiedenes. 

Fünfundzwanzigstes Jubiläum. 

Mit Beginn dieses Monats stand der Kollege Theodor P a h 1 e 
25 Jahre als städtischer Bezirkstierarzt und Schlachthofdirektor 
im Dienste der Stadt Ingolstadt. Aus diesem Anlasse überbrachte 
ihm eine Deputation beider städtischer Kollegien die Glückwünsche 
der Stadt. _ 

Trichinenschau. 

Veranlaßt durch die Entschließung der Kgl. Regierung von 
Oberbayern vom 20. März ds. Jrs., die Bekämpfung der Trichinen¬ 
krankheit betreffend, wird wiederholt an mich das Ersuchen ge¬ 
stellt, Material für eine wirksame Agitation bei den in Betracht 
kommenden Persönlichkeiten zu überschicken. Da die mir zur Ver¬ 
fügung gestandenen Separatabzüge größtenteils vergriffen sind, 
gebe ich nachfolgend die Titel derjenigen meiner Veröffentlichungen 
bekannt, aus welchen entsprechende Auszüge für solche Zwecke 
gemacht werden können: 

1. „Trichinose in Bayern“, in Rundschau auf dem Gebiete der 
Fleischbeschau vom 5.1.05; 

2. „Zweck der Trichinenschau“, in der gleichen Zeitschrift vom 
20.11.05; 

3. „Trichinenschau in Süddeutschland“, in Deutsche Schlacht- u. 
Viehhofzeitung vom 17. VI. 06; 

4. „Der Wert der Trichinenschau“, im Fränkischen Kurier Nr. 335 
vom 4. VII. 06; 

5. „Ein Vergleich“, in Deutsche Schlacht- u. Viehhofzeitung vom 
26. VIII. 06; 

6. „Zur Trichinenschaufrage in Süddeutschland“, in Wochenschr. 
f. Tierheilkunde u. Viehzucht, 51. Jahrg., Nr. 12; 

7. „Zur Trichinenschaufrage in Süddeutschland“, in Deutsche 
Schlacht- u. Viehhofzeitung vom 9. VI. 07; 


Klett-Braun’sche Impfstoffe 

gegen Kälber- 

Schweine- 
Geflügel- 
u. Hundeseuchen 

Rheinische Serum -Gelellschaft, m. b. H„ Cöln. 

Telegr.-Adr.: Rheinserum. Fernsprecher B 9056. 

Auch zu beziehen durch die Wirtschaftsgenossenschaft 
Deutscher Tierärzte, Hannover. 






414 


8. „Einführung der obligatorischen Trichinenschau in Bayern“, 
in der gleichen Zeitschrift vom 7. VII. 07 (Eingabe an das baye¬ 
rische Ministerium); 

9. „Eine Trichinenepidemie in Rothenburg o. T.“, im Fränkischen 
Kurier Nr. 339 vom 4. VII. 08; 

10. „Trichinenepidemie in Bayern“ in Wochenschrift f. Tierheil¬ 
kunde u. Viehzucht, 52. Jahrg., Nr. 28; 

11. „Zur Trichinenschau“, in der gleichen Zeitschrift, 52. Jahrg., 
Nr. 44; 

12. „Gutachten in .Grundzüge der Trichinenschau 4 von Dr. Böhm“, 
Verlag Enke, Stuttgart 1909; 

13. „Die Trichinenschau“, im Generalanzeiger d. Münch. Neueste 
Nachrichten Nr. 221 vom 12. X. 09; 

14. „Eine neue Trichinenendemie in Bayern“, in Zeitschrift fiir 
Fleisch- und Milchhygiene S. 306 vom 19. VI. 09; 

15. „Ist die obligatorische Trichinenschau in Bayern eine Not¬ 
wendigkeit?“, in Deutsche Schlacht^ und Viehhofzeitung vom 
10. X. 09, Augsburg. Abendzeitung (2. Blatt) Nr. 274 vom 2. X. 09 
und Fränkischer Kurier Nr. 205 vom 1. X. 09; 

16. „Trichinenerkrankungen in Bayern“, in Regensburger Morgen¬ 
blatt Nr. 228 S. 5 vom 8. X. 09; 

17. „Eine neue Trichinenepidemie in Bayern“, in Zeitschrift für 
Fleisch- und Milchhygiene, 20. Jahrg., Heft 2—3; 

18. „Debatte über Trichinenschau im bayerischen Landtag“, in der 
Schlacht- und Viehhofzeitung vom 29. V. 10; 

19. „Wert der Trichinenschau“, in Münch. Tierärztl.Wochenschrift, 
54. Jahrg., Nr. 19; 


Noviform 

Geruchloses, desodorisierendes und austrocknendes 

W undst reupulver. 

Erspart durch seine sekretionsbeschränkende und 
überhäutende Wirkung häufigen Verbandwechsel. 
Eignet sich zur Behandlung aller Wunden und Ge¬ 
schwüre, insbesondere aller mit starker Sekretion ein¬ 
hergehenden Affektionen. 

Im Handel Streufläschchen mit durchbohrtem Metalldeckel mit 

5 g Inhalt. 


Proben und Literatur kostenfrei. 

Chemische Fabrik Yon Heyden, Radebenl-Dresden. 







415 


20. „Die Trichinenschau an Schlachthöfen“, in Deutsche Schlacht- 
und Viehhofzeitung vom 25. VI. u. 2. VII. 11; 

21. „Zur Trichinenschaufrage in Bayern“, in Münch. Tierärztliche 
Wochenschrift, 55. Jahrg., Nr. 40; 

22. „Trichinoseerkrankung in Bayern“, in Augsburg. Abendzeitung 
(2. Blatt) Nr. 82 vom 22. III. 12 und Deutsche Schlacht- und 
Viehhofzeitung vom 31. III. 12; 

23. „Das Trichinoskop“, in Deutsche Schlacht- und Viehhofzeitung 
■vom 16. "XI. 13; 

24. „Bekämpfung der Trichinenkrankheit“, in Münchener Neueste 
Nachrichten Nr. 141 vom 16. IV. 14. 

Dr. J. B ö h ra. 

Tierärztliche Fleischbeschauer. 

Der Stadtraagistrat Füssen a. L. will laut Bekanntmachung 
vom 3. Februar 1914 in den „Münchener Neuesten Nachrichten“ die 
Stelle eines tierärztlichen Fleischbeschauers neu besetzen. Die 
Stelle soll insbesondere für pensionierte, noch rüstige Bezirks¬ 
tierärzte geeignet sein. Als Vergütung sind 000 Mark jährlich aus¬ 
geworfen. 

Es mag dahingestellt sein, ob die örtlichen Verhältnisse in 
Füssen die vorstehende Ausschreibung vom Standpunkt der Ge¬ 
meindeverwaltung aus rechtfertigen können. Der tierärztliche Stand 
hat aber alle Veranlassung, sich gegen die Bekanntgabe solcher 
Stellenangebote zu verwahren. Es ist bedauerlich, daß in diesem 
Fall noch dazu die Ankündigung in einem Blatt von der Verbrei¬ 
tung der „Münchener Neuesten Nachrichten“ erfolgt ist und damit 
in weiten Kreisen falsche Ansichten über die Stellung der Tierärzte 
hervorgerufen sind. 

Im Auftrag des Presseausschusses des Reichsverbandes der 
Deutschen Gemeinde- und Schlachthoftierärzte: 

Heine. 


FnnFM 



Wenn Kühe umrindern 

oder verkalben, so ist die Ursache meist der an¬ 
steckende Scheiden katarrh. 

„. . Bissulin-Behandlung bewährt, wenn andere 
Behandlungsmethoden im Stiebe ließen. 

Tierärztliche Rundschau 1009, Nr. 29. 

„. . weit mehr als 1000 Tiere jeglichen Alters 

mit Bissulin . . behandelt.“ 

Münchener Tierärztliche Wochenschrift 1911, Nr. 15. 

Bissulin wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch 
H. Trommsdorff, chem. Fabrik, Aachen 54. 



416 


Nachtrag. 

Das von Tapken bearbeitete Buch „Die Praxis des Tier¬ 
arztes“, welches in der letzten Wochenschrift besprochen wurde, 
ist im Verlag der Buchhandlung von R. Schötz in Berlin er¬ 
schienen. 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 4. April 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 1 Regierungsbezirk (Pfalz), 
1 Distriktsverwaltungsbezirk und 2 Gemeinden: 2 Gehöfte. 


Schweineseuche und Schweinepest. 

Stand am 15. April 1914: 

In Oberbayern 28 Gemeinden (28 Gehöfte), in Niederbayern 
11 (11), Pfalz 1 (8), ObeTpfalz 1 (1), Mittelfranken 3 (3), Unter¬ 
franken 2 (2), Schwaben 7 (7). 


Personalien. 

Verzogen: Dr. Konrad Strößenreuther - Mering 
(Oberbayern) nach Schmiedeberg (Bezirk Halle, Prov. Sachsen). 

Gestorben: Der Bezirkstierarzt a. D. Johann Schauber- 
Regensburg. 


Verein Münchener Tierärzte (gegr. 1873) E. V. 

Einladung zur 7. Monatsversammlung 

am Donnerstag, den 30. April 1914, abends 8'/< Uhr im Lesezimmer 
des Hotel Union, Barerstraße 7, im I. Stock über dem Theatersaal. 

Tagesordnung: 

1. Vereinsangelegenheiten. 

2. Herr K. Veterinärrat L. Himmelstoß: „Der Entwurf 
eines Gesetzes über die Änderung des Polizeistraf¬ 
gesetzbuches in sein. Beziehungen zur Veterinärpolizei.“ 

München, den 24. April 1914. 

Der Ausschuß. 


Gnte Existenz 

bietet sich einem oder zwei Kollegen durch Kauf 
meines modernen Grnndstücks mit Klinik in Großstadt 
(Mitteldeutschlands), Anzahlung von ca. 120—130 Mille 
erforderlich. Nur Herren, die über obiges Kapital ver¬ 
fügen, wollen sich melden unter M. C. 2855 bei Ru¬ 
dolf Rosse, Berlin SW, 


Druck von .1. (io tt es w i n te r, München. - Kommissionsverlag: M. R legersehe 
UniversUfttsbuchhandlung, München. Odeonsplat* V 









tirilier: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Nopitgch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d. I., sowie des Landes- 
aasschnsses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 5. Mai 1914. Nr. 18. 


Inhalt: Originalartikel. Knoll und Schubert: über medizinale Dauerhefen, in¬ 
sonderheit ,,Antigurmin-Zyma“ in der Veterinärmedizin. — Ein Beitrag zur Zu¬ 
nahme der Tuberkulose in bayerischen Rindviehbeständen. — Referate. Stumpf: 
Ober Cholerabehandlung und Choleraprophylaxe auf Grund meiner Erfahrungen in 
Nisch und Belgrad. Scholz: Über die Beri-Berifrage. Gautier: Eine irreführende 
Tuberkulinreaktion. Melaughlin: Eine neue Theorie hinsichtlich der Azoturie der 
Pferde. Engelmann und Dürrer : Ein Kolikfall; Hufkrebsbehandlung ; Einheilung 
von Zehengliedern bei einem Bären. — Tierzucht und Tierhaltung. 
III. Bayer. Mastviehausstellung. (Schluß). Bayerische Landes-Viehversicherungs- 
und Pferdeversicherungsanstalten. — Verschiedenes. Tierärztliche Hochschule 
Manchen. Bericht über die 6. Monatsversammlung des Vereines Münchener Tier¬ 
ärzte am 26. März 1914. X. Tierärztlicher Weltkongreß, London 1914. — Berich¬ 
tigung. — Personalien. 


Über medizinale Danerhefen, insonderheit „AnUgnrmin- 
Zyma“ in der Veterinärmedizin. 

Von Tierarzt Dr. Knoll in Plauen (Vogtland) 
und Tierarzt Schubert in Ölsnitz (Vogtland.) 

4 

Die Hefe ist in der Geschichte der gesamten Medizin 
kein Fremdling mehr, reicht doch die Kenntnis über diesen 
eigenartigen Körper bis weit ins Altertum zurück. Schon 
Hyppokrates und Dioskories verwandten sie zu thera¬ 
peutischen Zwecken, (ßoßman n, Zentralblatt für Gy¬ 
näkologie, 1901.) Wenn die gewöhnliche Wein- oder Bier¬ 
hefe in der Technik und Industrie wohl fortgesetzt ein¬ 
gehendste Verwendung findet und gefunden hat, so ist doch 
ihre Verwendung in der Gesarntrnedizin nicht immer die 
gleich große und gleich geschätzte gewesen. Die Bier- oder 
Bäckerhefe fand meist Verwendung gegen Erkrankungen 
der weiblichen Geschlechtsorgane, zur Heilung von Ge- 








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schwüren, in Form von Kataplasmen oder in Verbindung 
mit Ilonig, Leinsamen- und Weizenmehl etc. Auch heute 
wird noch im In- und Auslande der sogenannte Sauerteig 
gegen Erkrankungen des Kespirations- und Digestions¬ 
apparates und der Haut bei Menschen und Tieren ver 
wendet. 

Die Bedeutung der Hefe kann nun vom rein medizini¬ 
schen Standpunkt aus betrachtet eine verschiedene sein. 

1. Kann die Hefe Bedeutung als Krankheits¬ 
erreger haben ? 

Man konnte zum Beispiel als Ursache einer bei Pferden 
in Japan vorkommenden endemischen Krankheit Blastomy- 
zeten nach weisen; ebenso konnte San Fe 1 i c e aus Frucht¬ 
säften für Tiere pathogene Hefen züchten. (Kol 1 e - 
W a s s e rmann: Handbuch der pathologischen Mikro¬ 
organismen.) Ebenso wollte der letztgenannte Forscher 
in verschiedenen malignen Tumoren Blastomyzeten nach¬ 
gewiesen haben, doch ist wohl die allgemeine Ansicht die, 
daß die Hefepilze hierbei lediglich eine nur nebensächliche 
Bolle spielen. 

2. Kommt der Hefe Bedeutung als einfaches Agens 
zum Nachweis von Zucker im Harn zu. 

3. Hat die Hefe wohl ihre Hauptbedeutung für thera¬ 
peutische Zwecke. 

Den gewöhnlichen Hefesorten haften nun, wie das 
wohl keiner Begründung bedarf, stets mehr oder minder 
große Nachteile an; wir erinnern nur daran, daß den meisten 
Hefen eine Selbstgärung innewohnt, so daß die Verwendung 
zum Zuckernachweis imHarn dadurch hinfällig wird. Thera¬ 
peutisch standen sieh deswegen andrerseits auch nur zu oft 
Erfolg und Ergebnislosigkeit schroff gegenüber, was sich zum 
größten Teil aus den biologischen und physiologischen 
Eigentümlichkeiten einer jeden llefeart ableiten läßt. Die 
Erfahrung lehrte, daß nur eine ganz frische Hefe mit lebens¬ 
fähigen Zellen den wirklichen heilkräftigen Faktor liefert. 
Der chemischen Industrie war somit die dankbare Aufgabe 
gestellt, eine therapeutisch derartige Hefe zu liefern, welche 
die gleichen Eigenschaften wie frische Hefe besitzt und den 
besonderen Vorteil der Sterilität und dauernden Haltbar¬ 
keit haben sollte. Es entstanden die sogenannten Dauer¬ 
hefepräparate, von denen im Laufe der Jahre eine ganze 
Anzahl unter den verschiedensten Namen in der Therapie 
Eingang und Verwendung gefunden haben. 

Wie immer in der Heilkunde, wenn eine neue thera¬ 
peutische Methode Anwendung findet, so war es auch mit 



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der Hefetherapie derart gestellt, daß man mit ihr schlie߬ 
lich die unmöglichsten Sachen heilen wollte. Der Rück¬ 
schlag folgt nur zu bald und zwar dergestalt, daß die Ge¬ 
samtmethode, die bei einer großen Anzahl pathologischer 
Zustände wirklich gute Dienste leistet, in Mißkredit gerät. 
Immerhin muß man auch bei Heranziehung sämtlicher lite¬ 
rarisch verzeichneter mit Hefe in der einen oder anderen 
Form behandelten Fälle das Gesamtergebnis als kein un¬ 
günstiges bezeichnen. 

Zunächst erscheinen uns einige Worte über die wirk¬ 
samen Faktoren in den medizinalen Dauerhefen angebracht, 
da die Meinungen noch immer geteilter Natur sind. 

Im allgemeinen nimmt man an, daß die appli¬ 
zierten Hefezellen eine intensive keimende Tätigkeit be¬ 
ginnen und durch den einsetzenden Gärungsprozeß vor¬ 
handene pathogene Keime unschädlich machen. Es kann 
somit die Hefe doppelt wirken: einmal indem sie vorhan¬ 
dene pathogene .Keime abtötet und zum andern indem sie 
diesen den nötigen Nährboden entzieht. R o o s u. II i r s c h- 
b e r g (über Cerolin; Ref. in Berl. Tierärztl.Wochenschrift, 
1913, Nr. 52) isolierten den angeblich wirksamen Bestand¬ 
teil, das Cerolin, das eine fettähnliche Substanz darstellte 
und therapeutisch angewandt die gleichen Resultate zeitigte 
wie die reine Hefe. 

Hederichs (Merck’s Jahresbericht 1904/33) hin¬ 
gegen schrieb der in der Hefe enthaltenen Nukleinsäure 
die Fähigkeit zu, die chemischen, toxinhaltigen Produkte 
vorhandener Bakterien zu neutralisieren, was außerdem 
durch Reagenzglasversuche als auch durch Tierexperimente 
durch Prester, Tarnella (Arch. gen. de Med. 1903), 
Brieger, Rossel und W assermann bewiesen 
wurde. 

Büchner und Halm (München und Berlin' 1903) 
fanden im Hefepreßsaft eine Substanz, die als ein beson¬ 
deres Unrwandlungsprodukt der Eiweißkörper des Hefe¬ 
protoplasmas zu betrachten ist. Sie nannten diesen Körper 
Z y m a s e und rechneten ihn zu den Enzymen, ohne daß er 
jedoch alle Eigenschaften dieser Körper auf wies. Dieses 
Hefen-Enzym vermag Zucker in Alkohol und Kohlensäure 
zu spalten. Tsuru (Wiener Klin. Rundschau, 1909/337) 
fand, daß die bakterizide Wirkung der Hefe auf den Gä¬ 
rungsprodukten beruht und nicht auf der Zymase. In ge¬ 
wöhnlichem Nährbouillon und bei schwacher Zuckerkonzen¬ 
tration wirkten die Hefezellen gegen verschiedene Arten 
von Bakterien weder hemmend noch bakterizid, weil es zu 



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keiner Auslösung von Gärungserscheinungen kam. Es muß 
die bakterizide Wirkung vom Gärungsvorgang abhängig 
gemacht werden, denn eine typisch bakterizideWirkung trat 
bei einem Zusatz von 20 c /c Traubenzucker ein. 

Abraham (Monatsschrift f. Geburtshilfe u. Gynä¬ 
kologie 1910/1) schließt sich diesen Feststellungen nicht 
ganz an, indem er sagt, daß zur Erreichung einer bakteri¬ 
ziden Wirkung nicht unbedingt Zuckerzusatz nötig ist. 
Nur wenn in der verwendeten Hefe die Hefezellen 
nicht mehr fortpflanzungsfähig, also abgestorben sind, wird 
ein Zusatz von Zucker nötig. Dieser Standpunkt wird 
wohl jetzt allgemein als richtig anerkannt werden können. 
Die im Laufe der Zeit vielfach vorgenommenen Unter¬ 
suchungen von medizinalen Dauerhefen fanden bei Prü¬ 
fungen der Gärkraft in Traubenzuckerlösungen, daß die¬ 
jenigen Dauerhefen die geringste Gärkraft aufweisen, die 
wenige oder keine lebenden und fortpflanzungsfähigen 
Hefezellen, sowie eine intensive Mischung mit Stärke¬ 
körnchen erkennen ließen. (Dr. Krause: Therapie der 
Gegenwart, 1904/III.) 

Man kann deshalb geneigt sein, bei der Prüfung einer 
medizinisch sterilen Dauerhefe einen besonderen Wert auf 
vorhandene gärungsfähige, d. h. lebende Hefezellen zu 
legen, wenn auch andererseits zugegeben werden muß, daß 
man noch nicht sagen kann, welchem eigentlichen Bestand¬ 
teil die medikamentösen Kräfte der Hefe zugeschrieben 
werden müssen. Es läßt sich aber das Problem nur sehr 
schwer lösen wegen der verwickelten Zusammensetzung der 
Hefezollen und des labilen Molekulargebäudes dieser Ei¬ 
weißkörper. 

Wir beschäftigen uns im Nachfolgenden mit dem von 
der Chemischen Fabrik „Zyma“ (A.-G.), St. Ludwig (Elsaß) 
hergestellten Dauerhefepräparat Antigur min-Zy in a. 

Die Herstellung geschieht dermaßen, daß die Hefe 
durch entsprechende Waschung von Unreinigkeiten, insbe¬ 
sondere von Bitterstoffen des Hopfens befreit wird. Es er¬ 
folgt sodann die Austrocknung durch hydraulische Pressen, 
teils durch Knetung mit verschiedenen Amylazeen, worauf 
das Endprodukt einem trockenen sterilen Luftzug von 35 0 
Celsius ausgesetzt wird. Auf diese Weise werden dem Anti- 
gurmin-Zyma sowohl sein fermentatives Vermögen, als auch 
seine diastatischen Substanzen erhalten. 

Das Herstellungsverfahren stammt von Hansen 
und wurde von d e P u r y modifiziert. 



421 


Das Präparat selbst hält sich jahrelang unverändert, 
wie dies Kontrollversuche ergeben haben. 

Das genannte Präparat war früher unter dem Namen 
Furunkulin pro us. vet. im Handel und ist von Dr. Lamche 
(Inaug.-Dissert., Zürich 1909) eingehend auf seine Wirkung 
gegenüber Hundestaupe geprüft worden. D i f f i n e (Sport¬ 
blatt f. Züchter und Liebhaber von Rassehunden, 1903) und 
auch Salvini (Zwinger u. Feld, 1913/38) rühmten ihm 
nach, daß es imstande wäre, die Krankheit im Keim zu er¬ 
sticken, ebenso wie sie ihm eine prophylaktische Eigenschaft 
nachsagten. Insbesondere auch wirke es auf den Appetit 
und hebe das Allgemeinbefinden. 

Die eingehenden Nachprüfungen Lamche’s konnten 
aber Diffine’s Behauptungen nicht bestätigen. 

Die Prüfung des Präparates selbst ergab außer einen 
starken Zusatz von Stärke nur wenige lebensfähige Hefe¬ 
zellen. Rechnerisch wies Lamche nach, daß das Präparat 
50 % Stärke enthielt. Leider sind vom genannten Autor 
keine Prüfungen des Präparates gegen äußere und andere 
Leiden als Staupeerkrankungen vorgenommen worden. 

Die von uns vorgenommene neue Prüfung kam zu ab¬ 
weichenden Resultaten, wie dies auch aus der vorhandenen 
neueren, namentlich medizinischen Literatur ziemlich zu 
erwarten war. 

Zunächst schmeckt Antigurmin-Zyma nicht mehr wie 
früher nach Mehl oder Sauerteig, sondern hat mehr den 
typischen reineren Hefegeschmack. Antigurmin enthält 
8—10 % Wasser, eine Quantität, die erforderlich ist, um 
die Lebensfähigkeit der Hefezellen zu erhalten. 

Wir versuchten sodann zu prüfen, ob Stärke dem Prä¬ 
parat noch zugesetzt ist oder nicht; eine Färbung mit Lu- 
gol’scher Lösung ließ die Hefezellen als schwach gekörnte 
protoplasmatische Gebilde, umgeben von mehr oder weniger 
ausgeprägten Hüllen, deutlich erkennen, während durch 
Blaufärbung sich kenntlich machende Stärkekörner in nicht 
zu großer Zahl nachgewiesen werden konnten. Wurde fer¬ 
ner Jodtinktur zu einer wässerigen Hefe-Emulsion zuge¬ 
setzt, so konnte ebenfalls der Nachweis von Stärkeanwesen¬ 
heit durch eintretende Blaufärbung in geringem Grade er¬ 
bracht werden. Aus diesem Grunde konnte auch von der 
quantitativen Stärkebestimmung abgesehen werden. Wir 
untersuchten ferner, ob die in Antigurmin-Zyma vorhan¬ 
denen Hefezellen lebensfähig waren oder nicht und färbten 
aus diesem Grunde, wie Lamche es getan, nach den An¬ 
gaben von Büchner und Hahn (Büchner: Biochem. 



422 


Zeitschr., Nr. 4) mittels Methylenblau. Fand nun Lamchc 
in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle die Hefezellen 
gefärbt, also abgestorben, so konnten wir feststellen, daß 
kein zu hoher Prozentsatz den Farbstoff auf genommen 
hatte. Auch wurde weiter dem Beispiel Lamche’s gefolgt 
und Lindner’sche Tröpfchen oder Adhäsionskulturen ange¬ 
legt. Die nach einigen Stunden vorgenommene mikro¬ 
skopische Untersuchung ließ erkennen, daß eine Keimung 
von Hefezellen durch Bildung von Knospen eingetreten 
war. Zwar nicht in übermäßigem Maße, jedoch so, daß man 
die Hefezellen des Antigurmin-Zyma als lebensfähig an¬ 
sprechen kann. 

_ (Schluß folgt). 


Ein Beitrag znr Zunahme der Tuberkulose 
in bayerischen Rindviehbeständen. 

Mein Schlußwort an die Adresse des Herrn Landesinspektors für 
Tierzucht in Bayern, Kgl. Oberregierungsrat Dr. Attinger. 

Die intensive und zum Schlüsse nicht unpersönlich 
gewordene Bekämpfung meiner Arbeit gibt Veranlassung 
zu einer letzten Entgegnung, obwohl Herr Dr. A. auch in 
Nummer 17 sachlich nichts widerlegt hat. Ich sehe nun¬ 
mehr allerdings ein, daß meine Konstatierungen für den 
Herrn Landesinspektor für Tierzucht unbequemer gewesen 
sind, als ich voraussehen konnte und auch als mir persönlich 
lieb ist. 

Angeregt wurde ich zur Niederschrift meiner Abhand¬ 
lung durch die bereits zitierte Notiz in Nummer 11 der 
M. T. W. über die Zunahme der Tuberkulose in Sachsen. 
Zur gleichen Zeit erschien in den Tageszeitungen die für 
den Fachmann befremdende Äußerung des Herrn Dr. A. 
im bayerischen Landtage, daß ein zu 8,5 °/o tuberkulöser 
Landschlag der am stärksten belastete in Bayern sei und 
auch deswegen verdiene, von der Bildfläche zu verschwinden. 
Die einschlägigen Äußerungen der Herren Regierungsrefe¬ 
renten im oberbayerischen Landrate (M. A. A. v. 24. November 
1913) hatte ich mir schon seiner Zeit notiert. Durch meine 
ihren Grenzen nach genau bezeielmeteri Zusammenstellungen 
glaubte ich der wissenschaftlichen Wahrheit dienen und 
etwas speziell die bayerischen Kollegen interessierendes 
bieten zu können. In diesem Sinne freute mich sogar die 
Arbeit, was mir der Herr Herausgeber, der ebenfalls mit 
der Bekundung seines wissenschaftlichen Interesses nicht 
zurückhielt, bestätigen könnte. 



423 


Mit dieser Bekanntgabe meiner Motive und mit dem 
Hinweise, daß es sich um eine objektive, wissenschaftliche 
Arbeit handelte, möchte ich zunächst dem Vorwurfe des 
Herrn Dr. A. begegnen, daß ich die bayerische Viehzucht 
herabgesetzt hätte. Diesen Vorwurf weise ich 
hiermit nachdrücklich zurück. Ich hätte mir ähn¬ 
liches nicht einmal gegenüber Herrn Dr. A. erlaubt, als er 
jahrelang bei jeder sich bietenden Gelegenheit und mit einer 
in ihren Grundlagen bewiesenermaßen angreifbaren Statistik 
Augsburg als die Stadt der teuersten Fleischpreise öffent¬ 
lich hingestellt und ihr dadurch alles eher als genützt hat. 

Herr Dr. A. selbst hat an der Spitze seiner ersten 
Ausführungen (Nr. 15) die Zunahme der Rindertuberkulose 
in Bayern als eine so bekannte Tatsache aufgeführt und 
mit so sprechenden Zahlen belegt, daß ich mich beim 
damaligen Lesen seines Manuskriptes allen Ernstes fragte, 
ob nunmehr nicht meine ganze Arbeit als überflüssig zu 
kassieren sei. Da darf ich ihn daher als willkommenen 
Helfer in Anspruch nehmen, wenn die gewiß irrige und 
zugleich optimistische Anschauung zweier berufener Organe 
der Oberbayerischen Kreisregierung, welche im Landrate 
die wirkliche Zunahme der Rindertuberkulose in Bayern 
bestritten haben, korrigiert werden konnte. Hinsichtlich 
des mit 8,5 °/o angeblich stärkst tuberkulösen bayerischen 
Landschlages gebe ich nach der erhaltenen Aufklärung über 
die Gewinnung dieser abnorm niedrig gewordenen Ziffer zu, 
daß da weder eine irrige, noch eine optimistische 
Auffassung eines berufenen Organs vorliegt. 

Was über die neuerdings angezogene, angeblich in den 
letzten Jahren kritischer gewordene Beurteilung der Schlacht¬ 
tiere zu sagen ist (sinngemäß kann es sich doch nur um 
die Tuberkulose seit 1904 handeln) habe ich bereits in 
Nr. 16 mehr als genügend zum Ausdruck gebracht. Kein 
Kollege, und wenn er noch so viele Jahrzehnte in der 
Fleischbeschau tätig ist — NB zähle ich auch 15 Dienst¬ 
jahre — kann in diesem Punkte anders sagen, als ich es 
getan habe. 

Der nunmehrigen Übereinstimmung über die Wertung 
jeder Statistik freue ich mich. Womöglich noch mehr bin 
ich mit Herrn Dr. A. auch darin einig, und es hätte einer 
besonderen Apostrophierung wirklich nicht bedurft, daß die 
bayerischen Kollegen aller Sparten auch hinsichtlich der 
Tuberkulosebekämpfung das menschenmögliche leisten und 
geleistet haben. Ich weiß am besten, daß es nicht ihre 



424 


Schuld ist, wenn der Kampf gegen eine solche Massen¬ 
krankheit nicht ausgiebiger geführt werden kann. 

Die Frage endlich, ob vielleicht außerbayerische Kol¬ 
legen die Viehzucht ihres Landes herabsetzen würden, 
möchte ich verneinen. Hingegen glaube ich aus lang¬ 
jähriger literarischer Tätigkeit heraus versichern zu können, 
daß wenn in einem anderen Bundesstaate berufene Organe, 
Regierungsstellen ähnlich irrige, optimistische und sonstige 
Äußerungen in die eigentliche breite Öffentlichkeit bringen, 
daß sich dann überall sachkundige Kollegen finden würden, 
welche den Mut haben, mindestens hinsichtlich ihres 
Wirkungskreises, der wissenschaftlichen Wahrheit die Ehre 
zu geben und diese auch zu verteidigen. Mut gehört 
angesichts meiner Erfahrungen allerdings dazu. Im übrigen 
hat einzig und allein die Art des Eingreifens des Herrn 
Landesinspektors für Tierzucht meiner anspruchslosen Ab¬ 
handlung eine Bedeutung verliehen, die ihr ohne dieses 
Eingreifen niemals, am wenigsten vom Verfasser selbst, 
zugesprochen worden wäre. 

Ich schließe mit einem treffenden Satze aus einer 
soeben erhaltenen, meine Arbeit freundlich anerkennenden 
Zuschrift eines außerbayerischen Hochschullehrers: „Wir 
müssen uns vor einer Vogel-Strauß-Politik hüten 1“ 

Augsburg, den 28. April 1914. 

Dr. Stroh. 


Referate. 

Professor Dr. Julius Stumpf - Würzburg: Über 
Cholerabehandlung und Choleraprophylaxe auf Grund 
meiner Erfahrungen in Nisch und Belgrad. (Münch. Med. 
Wochenschrift, 61. Jahrg., 1914, Heft 14.) 

Auf Grund von Versuchen, die bereits 10 Jahre zurück¬ 
liegen, vermochte St. nach Überwindung vieler erheblicher 
Schwierigkeiten die Erlaubnis zu erwirken, im Herbst vori¬ 
gen Jahres in der serbischen Festung Nisch und in Bel¬ 
grad eine größere Anzahl Cholerapatienten behandeln zu 
dürfen. Er ordinierte Bolus als Aufschwemmung im Ver¬ 
hältnis von 1: 2, also 50 ( /cig, und veranlaßte die Kranken, 
trotz andauernden Erbrechens immer wieder von dem dün¬ 
nen Brei zu trinken. Auch Fälle der sogen. Cholera sicca, 
die nur unter heftigstem Erbrechen ohne Durchfall einher¬ 
gingen, kamen in gleicher Weise zur Behandlung. Der "Er¬ 
folg war so überraschend gut, daß die Kranken alsbald 



425 


selbst nach der Aufschwemmung verlangten und zahlreiche 
sonst aussichtslose Fälle mit Heilung endeten. 

Verf. betont aber ausdrücklich, daß die Anwendung 
des ganzen Verarbeitungsverfahrens sehr energisch vor sich 
gehen muß, da nur dann an eine Wirkung zu denken ist, 
wenn möglichst rasch der ganze Darmkanal mit Bolus über¬ 
schwemmt ist und er stellt sich die Boluswirkung so vor, 
daß durch dieselbe der Strom der Bakterientoxine in’s 
Blut und zum Zentralorgan eingedämmt wird, womit der 
Kranke, bei dem es mit Rücksicht auf die kurze Dauer der 
Vorgänge zu gröberen Organveränderungen nicht kommen 
konnte, eigentlich wieder voll genesen ist. 

Es wäre vielleicht angezeigt, die Bolus alba auch in 
der Veterinärmedizin bei der Ruhr der Kälber oder beim 
Hundetyphus zu versuchen. Dr. A. O e 11 e r. 


Scholz: Über die Befi-Berifrage. (Deutsche Tier¬ 
ärztliche Wochenschrift, 1914, Kr. 14.) 

Die Beri-Beri ist bekanntlich eine Krankheit, die in 
der Hauptsache bei den Reis essenden Völkern vorkommt. 
Aber auch bei Geflügel, das ausschließlich mit geschältem 
Reis gefüttert wird, kommt sie zur Beobachtung. Die Tiere 
gehen dann unter lähmungs- und krampfartigen Erschei¬ 
nungen, sowie unter dem Bilde der Drehkrankheit zu¬ 
grunde; anatomisch findet man eine Polyneuritis. 

Die Frage, welcher Stoff die Beri-Beri hervor ruft, ist 
noch nicht gelöst. Verf. gibt einen Überblick über die bis¬ 
herigen Erklärungsversuche. 1. Inanitionstheorie: 
Durch den Fortfall der nährkräftigen Reiskleie wird das 
Nährstoffverhältnis im geschälten Reis viel zu weit. — 

2. Phosphor- und Kaliummangeltheorie: Im 
ungeschälten Reis ist zweimal so viel Phosphor und zwei- 
einhalbmal so viel Kali enthalten als im geschälten. — 

3. A vitamintheorie: Neuerdings sind stickstoffhal¬ 
tige, sehr kompliziert gebaute Körper entdeckt worden, 
die Avitamine. Fehlen sie in der Nahrung, so sollen Krank¬ 
heiten entstehen, die Avitaminosen genannt werden; zu 
ihnen gehört auch die Beri-Beri. Im Getreidekorn und im 
Reis befinden sich die Avitamine an der Oberfläche des 
Kornes unter der Haut der Aleuronschicht, die beim Po¬ 
lieren weggeschliffen wird. — 4. Toxintheorie: Ein 
Toxin unbekannter Art soll gleichzeitig mit dem geschälten 
Reis eingeführt werden oder sich erst im Magen bilden. 

L i n d n e r. 



426 


Korpstierarzt G. Gautier: Eine irreführende Tuber¬ 
kulinreaktion. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, Nr. 8, 
1914.) 

Eine 17jährige Stute war in ihrem Ernährungszustände 
stark zurückgegangen. Da sie einen trockenen, kraftlosen 
Husten hatte, so lag die Vermutung, daß das Pferd an Tu¬ 
berkulose leide, sehr nahe, um so mehr, als man vom Mast¬ 
darm aus zwei runde Geschwülste von der Größe zweier ge¬ 
ballter Fäuste fühlen konnte. 

Auf eine Tuberkulin-Injektion reagierte das Pferd 
typisch. Bei der Sektion konnten weder Tuberkulose noch 
sonstige pathologischeVeränderungen nachgewiesen werden. 
Die Geschwulst entpuppte sich als der stark zystisch ver¬ 
änderte rechte Eierstock, der auf dem Durchschnitt mit zer¬ 
fallenem Blute angefüllt war. 


J. A. Melaughlin -Newyork: Eine neue Theorie 
hinsichtlich der Azoturie der Pferde. (American veterinär. 
Review, 1913, Bd. 42, Nr. 5; Ref. in der Deutsch. Tierärztl. 
Wochenschrift, Nr. 8, 1914.) 

Verf. glaubt, daß sich viele Krankheiten, deren Ätio¬ 
logie sich zur Zeit noch in ein mysteriöses Dunkel hüllt-, 
in ähnlicher Weise wie das Milchfieber zur Heilung bringen 
lassen; zum Beispiel die Basedow’sche, die Addison’sche, 
die Bright’sche Krankheit, der Diabetes, die Gicht, der Rheu¬ 
matismus usw. Die Epilepsie wird als eine Störung im He¬ 
reiche des Nervensystems angesehen und mit vielleicht noch 
größerer Berechtigung wird auch das Kalbefieber unter 
diese Rubrik gezählt. In Anbetracht dessen glaubt der 
Autor eine neue Entstehungstheorie betreffs der Azoturia 
der Pferde aufstellen zu können. Er will eine Reihe von 
Analogien mit dem Kalbefieber herausgefunden haben. So 
ist der Anfall ein plötzlicher, der Verlauf erfolgt unter 
höchster Aktivität gewisser Organe, der Ausgang ist meist 
tödlich, die Heilung oft schnell und vollkommen. Wie das 
Kalbefieber mit der höchsten Tätigkeit der Milchdrüse zu¬ 
sammenbängt, so hängt die Azoturie mit dem Zeitpunkt der 
größten Darmtätigkeit zusammen. Wie beim Milchfieber 
die Milchgänge verstopft seien, so handele es sich bei der 
Azoturie um eine Verstopfung der Gallengänge. 

Verf. schlägt zur Behandlung der Azoturie, die er 
als Bilämic bezeichnet (im Gegensatz zu Laktämie = Kalbe¬ 
fieber), Reizmittel für die Nieren, den Darmkanal und die 



427 


Haut vor. Als günstige Mittel sollen in der Praxis des 
Autors die Aloe, die Salpetersäure und Akonit sich bewährt 
haben. Ohler. 


DDr. Engelmann und Dörrer: Ein Kolikfall; 
Hufkrebsbehandlung; Einheilung von Zehengliedern bei 
einem Bären. (Aus dem Berichte über das Veterinärinstitut 
mit Poliklinik bei der Universität Leipzig. 1911 u. 1912.) 

Ein Kolikfall. 

In der Poliklinik des Veterinärinstitutes kam ein 5 
Jahre altes Pferd wegen Kolik zur Behandlung. Das Tier 
war schon 2 Tage krank. Der behandelnde Tierarzt hatte 
dem Eigentümer die Verwertung desselben durch Schlach¬ 
tung geraten. 

Bei der Untersuchung wurde das Folgende festgestellt: 
der Hinterleib war etwas aufgetrieben, Peristaltik nicht 
hörbar; der Puls war schwach und aussetzend, die Konjunk- 
tiva schmutzig-rot. Die Mastdarmtemperatur betrug 39,4° 
Celsius. Bei der rektalen Untersuchung fand man die 
Grimmdarmlagen mit Gasen angefüllt. Der nach der Er- 
ploration zurückgezogene Arm war mit weiß-gelblichen, 
dickschleimigen, zähen Massen belegt. 

Da die Behandlung aussichtslos erschien, wurde die 
Schlachtung des Pferdes empfohlen. Bei der Sektion fand 
man im Anfänge des Leerdarmes einen faustgroßen Knäuel 
Putzwolle. 

Hufkrebsbehandlung. 

An der Veterinärklinik kamen im Laufe der Jahre 
1911 und 1912 82 Fälle von Hufkrebs zur Behandlung. Bei 
derselben konnten E. und D. vielfach die Beobachtung 
machen, daß keines der gebräuchlichen Mittel, weder Sali¬ 
zylsäure noch Formalin, noch Schlegel’sches Pulver, noch 
die in letzter Zeit wieder mehr zu Ansehen gekommene 
Jodtinktur als Spezifikum gegen dieses Leiden gelten kann. 

Verf. machten die Erfahrung, daß in hartnäckigen 
Fällen angezeigt ist, mit den Mitteln öfters zu wechseln 
und mit Messer und Glüheisen nicht lange zu zögern, ferner 
daß die Heilung um so rascher vorwärts schreitet, je zeitiger 
man die Pferde unter einem entsprechenden Druckverband 
— Deckeleisen — wieder arbeiten läßt. Verf. nehmen an, 
daß hiebei wahrscheinlich die bessere Blutversorgung der 
Huflederhaut mit Blut die gesteigerte Heilungstendenz 
bedinge. 



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Einheilung vonzwei Knochenstümpfen des 
ersten Gliedes der dritten und vierten Zehe 
bei einem Bären. 

Einem Bären war von einem Löwen das erste Glied 
der dritten und vierten Zehe durchgebissen worden, jedoch 
standen die so entstandenen proximalen u. distalen Stümpfe 
noch durch Hautbrücken an der Beugefläche und an den 
Seiten in loser Verbindung. Sollte das Tier für den Be¬ 
sitzer noch einen Wert haben, so mußte die Beweglichkeit 
der Pfote erhalten werden. 

Verf. machten daher den Versuch, die Stümpfe zum 
Einheilen zu bringen. Die proximalen und distalen Enden 
wurden geglättet, die Knochensplitter entfernt und hierauf 
die Haut der proximalen Stümpfe mit der der distalen und 
mit den noch vorhandenen Hautbrücken vernäht; darauf 
wurde ein Streckverband mittels Holzspähnen angelegt und 
der so hergestellte Verband eingeteert. Anfangs wurde 
dann der Verband jeden zweiten und später jeden dritten 
Tag gewechselt. Nach 3 Wochen war Heilung erfolgt und 
zwar so, daß vollkommene Beweglichkeit der einzelnen 
Zehenglieder bestand. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

III. Bayerische Mastviehausstellung. 

(Schluß.) 

Weniger gute Mastresultate waren innerhalb der 
Gruppe der Rinder zu verzeichnen. Mehrere Tiere dieser 
Abteilung entsprachen der Forderung, welche man an 
Masttiere zu stellen hat, auch bei geringen Ansprüchen 
nicht, andere zeigten nur recht mäßigen Mastzustand. 

In der Gruppe Kälber, die größtenteils aus dem All¬ 
gäu stammten, sah man eine große Zahl recht gut gemäs¬ 
teter vollfleischiger, tief und breit gebauter Tiere; dies galt 
besonders von 5—13 Wochen alten Kälbern. Man urteilt 
nicht zu günstig, wenn erklärt wird, daß diese Abteilung 
Kälber sehr gut bestellt war. Bezüglich der jüngeren Mast¬ 
kälber hörte man abfällige Urteile. Immerhin darf aber 
behauptet werden, daß sich auch unter diesen eine nicht un¬ 
bedeutende Zahl Tiere befand, die einen guten Mastzustand 
aufwiesen. 

In der Gruppe Schweine waren die Edelschweine so¬ 
wohl in Bezug auf Kondition als auch auf Ebenmaß der 
Formen, Entwicklung der in erster Linie zu bewertenden 



429 


Fleischpartien von vorzüglichem Eindruck, auch der größte 
Teil der veredelten Lancjschweine war gut gemästet. 

Sehr gut hatten die Schafmäster ausgestellt. Mit nur 
wenigen Ausnahmen waren die Schafe vorzüglich gemästet, 
zeichneten sich durch gute Formen, gute Entwicklung der 
Fleischpartien und bedeutendes Körpergewicht aus. 

Die Ergebnisse des Schlachtbewerbes an den 43 ge¬ 
schlachteten Großtieren anlangend, wird angegeben, daß 
sich auch dieser sehr günstig gestaltete sowohl in Bezug 
auf die Schlachtgewichte als in Betreff der Fleischqualität. 
Bas Schlachtgewicht bei den Großtieren betreffend erfährt 
man, daß sich dieses zwischen 52 und 62 des Lebendge¬ 
wichtes bewegte. Bei der vormaligen zweiten bayerischen 
Mastviehausstellung stellte sich das höchste .Schlachtge¬ 
wicht bei Ochsen auf 59,66 %, bei Kühen auf 55 %, bei 
Bullen auf 60 % und bei Jungrindern auf 56—57 %. Das 
niederste Schlachtgewicht bei den Großtieren war demnach 
bei dem Schlachtwettbewerb im Jahre 1909 etwas höher 
als beim diesmaligen Schlachtbewerb. 

Die Schlachtergebnisse bei den Kleintieren bei der 
dritten Mastviehausstellung wurden auch sowohl in Bezug 
auf das Schlachtgewicht als auch bezüglich der Fleisch¬ 
qualität als sehr befriedigend bezeichnet. 

Der Handel ging nach Berichten der Tageszeitungen 
sehr gut. Von einer Firma in Chemnitz wurden die besten 
der prämiierten Rinder erworben. Eine Firma in Hof hat 
30 Stück Bullen angekauft. 

Im Ganzen hat die Ausstellung den Zweck anregend, 
belehrend und aufklärend in den mit der Erzeugung und 
Verwertung von Fleisch und dem Handel mit Schlacht¬ 
tieren beteiligten Kreisen zu wirken, erfüllt. 

In erster Linie handelt es sich bei Mastviehausstel¬ 
lungen um die Darlegung, welche Eigenschaften tadellos 
gemästete Tiere für das Auge und die manuelle Unter¬ 
suchung aufweisen sollen. 

Diesen Punkt betreffend, muß anerkannt werden, 
daß die Anzahl der ausgestellten Masttiere, welche weit¬ 
gehenden Anforderungen an den Mastzustand nicht ent¬ 
sprachen, sei es, daß sie ungenügend gemästet waren, sei es, 
daß sie übermäßig fett waren, eine weit geringere war, als 
bei früheren Ausstellungen. Bei der vormaligen Ausstellung 
sah man eine Anzahl Tiere, die lediglich gut angefüttert 
waren, aber auch nur ganz bescheidenen Anforderungen an 
die Mastqualität nicht entsprachen; ferner sah man eine 
Anzahl Ausstellungsobjekte, die zu fett waren. Nach beiden 



430 


Seiten hin sind bei der diesmaligen Ausstellung nur wenige 
Fehler zutage getreten, besonders nach der ersten, ein Be¬ 
leg, daß das Verständnis für rationellen Mastbetrieb an 
Boden gewonnen hat. 

Nicht unerwähnt ist zu lassen, daß bei der dritten 
Mastviehausstellung in der Abteilung Großtiere weit mehr 
Tiere, die ein hohes Körpergewicht zeigten, zur Konkur¬ 
renz gebracht wurden, als bei der zweiten Ausstellung. 
Man darf diesen Umstand auf das züchterische Bestreben 
zurückführen, Körpergewichte der Tiere innerhalb der ein¬ 
zelnen Schläge zu steigern, was nicht nur im Interesse der 
Fleischversorgung, sondern auch wirtschaftlich (Futterver¬ 
wertung großer und kleiner Tiere innerhalb eines Schlages) 
von Bedeutung ist. 

Die zweite Aufgabe der Mastviehausstellungen, die 
Bedeutung der einzelnen Schläge als Mast- und Fleisch¬ 
viehschläge, nach Menge und Güte des Fleisches und Fettes 
darzutun, läßt sich wohl bei Mastviehausstellungen, wenn 
überhaupt, so doch schwer erfüllen. 

Hiezu fehlen und fehlten die unerläßlichen Grund¬ 
lagen: Kenntnis der benützten Futtermittel und Futter¬ 
mengen, die auf ein bestimmtes Lebendgewicht der Tiere 
in Anwendung kamen, gleichheitliche Fütterung in Bezug 
auf die Art und Menge der Futtermittel, Dauer der Mast 
u. s. w. 

Die Mastleistung der einzelnen Schläge vergleichend 
zu bestimmen wird nach wie vor Aufgabe der tierphysio¬ 
logischen Institute, der landwirtschaftlichen Versuchs¬ 
anstalten und der landwirtschaftlichen Akademien sein. 

Wie bei der Ausstellung im Jahre 1909, so brachte 
der städtische Schlachthof München auch bei der dritten 
bayerischen Mastviehkonkurrenz eine Anzahl äußerst in¬ 
teressanter wissenschaftlicher Präparate zur Ausstellung. 

Weitere Nebenausstellungen (Futtermittel, Maschinen 
etc.) fanden bei der dritten Mastviehausstellung nicht statt. 

A. 


Bayerische Landes-Viehversicherungs- und Pferde¬ 
versicherungsanstalten. 

Am 2. d. Mts. hielten in der K. Versicherungskammer die 
Landesausschüsse fiir die Bayerische Viehversicherungs- u. Pferde¬ 
versicherungsanstalt eine gemeinschaftliche Sitzung ab, um den 
Rechenschaftsbericht der Anstaltsverwaltung entgegenzunehmen. 

Die La n des -Vieh Versicherungsanstalt zählt e 
am Schlüsse des Versicherungsjahres 1912/13 in 1661 Vereinen (1627 
Ortsviehversicherungsveremen, 21 Vereinen für Ziegenversiche- 



431 


rung, 11 für Weideversicherung, 1 für Bullenversicherung, 1 für 
Brand- und Blitzschadenversicherung) 81077 Mitglieder mit 301296 
versicherten Tieren und einer Versicherungssumme von 97 877 470 
Mark. Im gleichen Jahre fielen 11 0404 Schäden mit einer vergü¬ 
tungsfähigen Summe von 2 600176 Mark an, wovon durch die Ver¬ 
wertung der Tiere 1 000 815 Mark gedeckt wurden; 1 517 688 Mark 
waren durch Beiträge aufzubringen. Seit ihrer Gründung (1896) 
hat die Landes-Viehversicherungsanstalt 171 017 Schadensfälle mit 
einer versicherungsfähigen Summe von 29 901 629 Mark entschä¬ 
digt; die Versicherten haben um 1650 242 Mark mehr an Ent¬ 
schädigung erhalten, als ihr Beitrag und die Erlöse ausmachten. 
Der Reservefonds beträgt jetzt 546 891 Mark. 

Die Landes - Pferdeversicherungs - Anstalt 
zählte am Schlüsse des Versicherungsjahres 1912/13 in 504 Ver¬ 
einen (503 Pferdeversicherungsvereinen, 1 Vereinigung für Brand- 
und Blitzschadenversicherung) 41331 Mitglieder mit 94 651 ver¬ 
sicherten Pferden — darunter 74 mit den Fohlen versicherten 
Stuten — und einer Versicherungssumme von 74 168 950 Mark. Im 
gleichen Jahre wurden 5414 Schäden mit 2 461 953 Mark entschä¬ 
digt; denVereinen verbleiben Erlöse im Gesamtbeträge von 247870 
Mark; durch Beiträge waren 2171150 Mark aufzubringen. Seit 
ihrer Gründung (1900) hat die Anstalt für 46 835 Schadensfälle 
18 966 652 Mark ausbezahlt und an Beiträgen 18 167 480 Mark er¬ 
hoben, die Versicherten haben also 799 172 Mark mehr erhalten; 
den Vereinen sind aus der Verwertung getöteter Pferde 1506 705 
Mark verblieben. Der Reservefonds stellt sich jetzt auf 527 512 
Mark. 

Die beträchtlichen Mehrleistungen der beiden Anstalten sind 
hauptsächlich auf die erheblichen Unterstützungen des Staates zur 
Förderung der Vieh- und Pferdeversicherung zurückzuführen. 


Verschiedenes. 

Tierärztliche Hochschule München. 

Gelegentlich der Beratung des Etats der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule München im Finanzausschüsse der baye¬ 
rischen Abgeordnetenkammer am 24. April erklärte der 
Kultusminister von Knillin g, daß die Tierärzt¬ 
liche Hochschule München vom nächsten 
Wintersemester an der Universität Mün¬ 
chen als veterinär-medizinische Fakultät 
angegliedert werde. 


Bericht über die 6. Monatsversammlung des Vereins 
Münchener Tierärzte 

am 2 6. März 1914. 

Nach Eröffnung der Versammlung um %9 Uhr abends er¬ 
teilte Herr K. Veterinärrat Himmelstoß das Wort an Herrn 
Assistenztierarzt Karl Hilz zu seinem angekündigten Vortrag 
über „Tierarzt und Dispensierrecht“. 



432 


Ausgehend von der K. Allerh. Verordnung vom 27. Juni 1913 
über das Apothekenwesen und den Ausführungsbestimmungen vom 
28. Juni 1913 beschrieb H. zunächst in eingehender Weise die Ein¬ 
richtung einer ordnungsgemäß geführten Apotheke. Er erinnerte 
dabei an die Beschaffenheit des dazu bestimmten Raumes und des 
erforderlichen Mobiliares und besprach die Gebrauchsgegenstände 
und die literarische Einrichtung. Als Einkaufsbuch empfahl er da¬ 
bei den Kartothek, den in einer der letzten Monats Versammlungen 
auch Herr K. Bezirkstierarzt Dr. Schmitt- Wolfratshausen 
günstig beurteilt und demonstriert hatte. Unter den diversen Vor¬ 
teilen, die sich durch die Selbstdispensation der Tierärzte ergeben, 
hob er mit besonderem Nachdruck die Verbilligung der Behand¬ 
lung für den Ökonomen hervor. 

Sodann kritisierte er den mit großer Zähigkeit geführten 
Kampf der Apotheker gegen das Dispensierrecht der Tierärzte und 
gedachte dabei der großen Literatur, die diesem Kampf entsprang 
und tadelte die zum Teil recht gehässigen Anschuldigungen, die 
zumeist auf Unrichtigkeiten und Entstellungen von Tatsachen 
fußen. Als Gegenmaßregeln empfahl er insbesondere eine mög¬ 
lichst allgemeine Anwendung des Rechtes und die Vermeidung 
aller Dinge, die geeignet sind, dieses Recht, zu schädigen. Dabei 
warnte er u. a. vor dem Bgzug fertiger Arzneien, dem Gebrauch 
von Geheiinmitteln, vor dem Einkauf sogenannter „billiger Mittel 
für Veterinärzwecke“, sowie vor der Ausstellung leichtfertiger Gut¬ 
achten über solche Präparate. — 

Nach etwa einhalbstündiger Pause wurde zum zweiten Teil 
der Tagesordnung übergegangen und Herr K. Veterinärrat L. 
Himmelstoß besprach unter dem Titel „Bemerkungen zum 
Etat des K. Staatsministeriums des Innern für die Jahre 1914 und 
1915, Ziffer IV, Etat für Gesundheit“ in gut begründeter und wohl- 
geordneter Weise die Verbreitung des Milzbrandes durch Gerbe¬ 
reien. Da er auf die Bitte des Vereines hin beabsichtigt, den Vor¬ 
trag der „Münchener Tierärztlichen Wochenschrift“ zur Publi¬ 
kation zur Verfügung zu stellen, sei hier nur mehr bemerkt, daß 
die beiden Referate mit großem Beifall aufgenommen wurden und 
eine rege Diskussion zur Folge hatten. 

Der Vorsitzende dankte auch liiefür, sowie für ihr Erscheinen 
den anwesenden 28 Mitgliedern und erklärte gegen 11 Uhr den 
offiziellen Teil des Abends für beendet. Aber erst gegen 12 Uhr 
leerte sich der Saal, in dem die Gäste noch bis dahin in gemüt¬ 
lichem, kollegialem Beisammensein die Zeit verbracht hatten. 

I. A.: 

Dr. O e 11 e r, Schriftführer. 


X. Tierärztlicher Weltkongreß, London 1914. 

Vom Generalsekretär des Kongresses, Sir S. Stockman. 
erhielt ich mit der Bitte um Übersetzung und Bekanntgabe durch 
die deutsche tierärztliche Fachpresse nachfolgende Zuschrift: 

..Der X. Tierärztliche Weltkongreß wird vom 3. bis 8. August 
1914 in London abgehalten. Es ist dies ein Jubiläumskongreß, der 
auf den ausdrücklichen Wunsch der Tierärzte aller Staaten in 
London abgehalten wird zu Ehren eines ausgezeichneten eng¬ 
lischen Tierarztes, John G a m g e e, auf dessen Anregung hin die 
internationalen tierärztlichen Kongresse zuerst veranstaltet wurden. 



433 


Obwohl es bei der englischen Regierung nicht üblich ist, 
internationale Kongresse irgend welcher Art finanziell zu unter¬ 
stützen, nimmt sie doch großen Anteil an dem kommenden Kon¬ 
greß und hat durch ihr auswärtiges Amt Einladungen in nach¬ 
stehender Form an die verschiedenen Länder mit der Bitte um 
Entsendung von offiziellen Vertretern erlassen: 

Auswärtiges Amt, September 1013. 

An Seiner Majestät auswärtige Vertreter. 

Sir! 

In der Anlage übersende ich Ihnen Abschriften des Pro¬ 
gramms von dem X. Tierärztlichen Weltkongreß, der vom 3. 
bis 8. August nächsten Jahres in London abgehalten wird, mit 
dem Ersuchen, sie der Regierung, bei der Sie beglaubigt sind, 
mitzuteilen und diese gleichzeitig um Entsendung von Dele¬ 
gierten zu bitten.“ 

Die Geschichte dieser Kongresse ist folgende: 

Vor 49 Jahren wurde der I. internationale Tierärztliche Kon¬ 
greß auf Anregung eines hervorragenden englischen Tierarztes, 
John Gamgee, abgehalten. G a m g e e’s Anregung war ver¬ 
anlaßt durch die Rinderpest, die sich von Rußland aus über alle 
europäischen Staaten verbreitet und deren Viehherden vernichtet 
hatte. Er folgerte hieraus, daß die Tierseuchenkontrolle nicht von 
jedem einzelnen Lande selbständig geregelt werden könnte, son¬ 
dern die gemeinsame Sorge aller Staaten sein müßte. Die Richtig- 


Jmpßtcflb Sam 


bei , 

Schweineseuche 
^Schweinepest 
t Ferkeltyphus 
Schweinerotlauf 
Druse 

ßrustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 

Bakterien-Präparate 

UBJchädl für Menschen» 
Haoi- u. landw Nutztiere, 
zur Vertilgung aller Arten 

Ratten und Mäusen 



Ppeisepm ässigong 

für 

Kilberruhr-Ssrum 

und 

Paratyphos-Ssrum 

Flaschen k 10 60 lOOccm 


Mk. 1.45 635 12.60 
IvkeM. ,, 115 4.85 9.50 


bei 

Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
Geflügelcholera 
Streptokok. Erkr. 


zum Nachweis von 
Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
Souchenhaftem Abortus 


Pharmaceutisches Institut Ludw. WUh. Gans, Oberursela. T. 









434 


keit von Oamgee’s Ansicht wurde sofort durch alle europäischen 
Staaten anerkannt. Diese internationalen Kongresse erörtern alle 
auf die Tierseuchen bezüglichen Fragen von zwischenstaatlicher 
Bedeutung. 

Unglücklicherweise konnte keine Anordnung dahin getroffen 
werden, daß der erste oder einer der folgenden internationalen 
tierärztlichen Kongresse in England abgehalten wurde, sie haben 
vielmehr alle fünf Jahre in den verschiedenen Hauptstädten Eu¬ 
ropas stattgefunden. Die Regierungen der verschiedenen Länder 
haben immer dafür gesorgt, daß Einladungen an die anderen Re¬ 
gierungen zur Entsendung von Delegierten erlassen worden sind. 

Der IX. Kongreß fand im Jahre 1909 in Haag statt und auf 
ihm waren vertreten die Regierungen von Argentinien, Österreich, 
Bayern, Belgien, Bulgarien, Columbien, Cuba, Dänemark, Deutsch¬ 
land, Frankreich, Griechenland, Guatemala, Ungarn, Italien, Japan, 
Luxemburg, Mexiko, Norwegen, Holland, Rumänien, Rußland, 
Sachsen, Serbien, Schweden, der Schweiz, den Vereingten Staaten 
von Nordamerika, Uruguay und Württemberg sowie von Gro߬ 
britannien und verschiedenen der überseeischen britischen Ge¬ 
biete. 

Obgleich der X. Kongreß nicht durch Seiner Majestät Regie¬ 
rung veranlaßt ist, nimmt diese doch großen Anteil an den Ver¬ 
handlungsgegenständen, wegen deren er zusammenberufen wird, 
und würde mit Vergnügen erfahren, daß die Einladung angenom¬ 
men worden ist. Sie würde auch mit großer Genugtuung die be¬ 
sonderen Vertreter von solchen wissenschaftlichen und anderen 
Körperschaften und Hochschulen bei dem Kongreß empfangen, 
die an der Förderung der Tiermedizin und verwandter Wissen¬ 
schaften interessiert sind. 


Phymatin 


Anhphymatol ] 

zur Erk.derTuberkulose 


zur Schutz-u.Heilimpfung 

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Rinderhiber’kulose. 

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Humann uTeisler 

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J. Mchiirliolz, clieniincli. Laboratorium. Köln a. Ith., 

Dasselstraße Nr. 69. 





435 


Das englische Organisationskomitee übermittelt eine herz¬ 
liche Einladung an alle ausländischen Kollegen, indem es die aus¬ 
ländischen Kongreßbesucher gleichzeitig dahin zu unterrichten 
bittet, daß es angenehmer ist, wenn sie bereits am Sonnabend den 
1. August in London eintreffön. Das englische Komitee beabsich¬ 
tigt, am Sonntag den 2. August abends einen vorläufigen Empfang 
zu veranstalten, um es den Mitgliedern zu ermöglichen, sich 
gegenseitig zu treffen und die Anordnung für die offiziejle Eröff¬ 
nung des Kongresses zu besprechen, sowie um sich weiter über 
die Wünsche der Teilnehmer bezüglich der übrigen Veranstal¬ 
tungen zu unterrichten. 

Die offizielle Eröffnung des Kongresses wird am Montag den 
3. August 1914 stattfinden. Das Komitee hofft für das Protektorat 
des Kongresses eine bedeutende Persönlichkeit zu gewinnen, die 
den Kongreß eröffnet. Die Verhandlungen sind indes noch nicht 
abgeschlossen. 

V ersammlungsort. 

Die Versammlungen des Kongresses werden in Central 
Buildings (Westminster London) abgehalten, die besondere 
Annehmlichkeiten für diesen Zweck bieten. Der Versammlungsort 
liegt nahe beim Parlamentsgebäude und außerordentlich günstig 
zu den Hotels, Restaurants und Vergnügungslokalen. 

Veranstaltungen. 

Das Auswärtige Amt wird zu Ehren des Kongresses eine 
Festlichkeit geben. Die Vorbereitungen für die anderen Festlich¬ 
keiten und Empfänge, die zu Ehren des Kongresses veranstaltet 
werden, sind noch nicht beendigt, aber die Einzelprogramme hie- 


Gegen Scheidenkatarrh 


COLPITIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. G. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 





436 


rüber werden den nationalen Ausschüssen zum Zwecke der Ver¬ 
öffentlichung übersandt werden, sobald die genauen Daten für die 
einzelnen Veranstaltungen feststehen. 

■ Das englische Komitee wird auch die nachstehenden Aus¬ 
flüge vorbereiten: 

1. Besuche bekannter Heerden und Zuchtstätten, die leicht 
von London zu erreichen sind. Das Komitee hat sich bereits ver¬ 
sichert, daß die Königlichen Besitzungen in Windsor besichtigt 
werden können. 

2. Besichtigung der Quarantäne- und Untersuchungsstationen 
des Landwirtschaftsamtes. 

3. Im Anschlüsse an den Kongreß Ausflüge nach historischen 
Plätzen und durch landschaftliche Schönheiten bekannten Orten. 

Bei Bestimmung der Reisepläne soll auf die Wünsche der¬ 
jenigen Rücksicht genommen werden, die beim Besuch der Di¬ 
strikte, in denen sich bekannte Gestüte und Hochzuchten befinden, 
das Vergnügen mit der Unterweisung verbinden wollen. 

Reise. 

Das Organisationskomitee wird versuchen, mit verschiedenen 
Eisenbahnen und Dampfschiffahrts-Gesellscliaften in Großbritannien 
und außerhalb Abschlüsse zu machen, um Sondervorteile für die 
Kongreßbesucher zu erlangen, und hat es für ratsam gehalten, die 
Dienste der Firma Cook and Son in Anspruch zu nehmen, die 


Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Staffel¬ 
stein. Bewerbungsgesuche sind bei der für den Wohnsitz des Be¬ 
werbers zuständigen Regierung, Kammer des Innern, bis zum 
7. Ma i lf. Js. einzureichen. 

Tierärztlicher Kreisverein von Schwaben und Neuburg. 

Die diesjährige, nun 69. Generalversammlung FestrenaauBlimg 
findet Sonntag, den 17. Mai vormittags 9 Uhr im Saale des Hotels 
zum -Weißen Lamm“ in Augsburg statt, wozu hiemit freundliche 
Einladung an die Herren Ehren- und Vereinsmitglieder und sonstigen 
Kollegen ergeht. 

Tagesordnung. 

1. Ehrung des Herrn Regierungs-Referenten. 

2. Bekanntgabe verschiedener Einläufe. 

3. Vortrag des Herrn Dr. Xaver Ott, Distriktstierarzt in 
Unterthingau, über „Knötchenseuche des Rindes“. 

4. Vortrag des Herrn Dr. Ludwig Ehrensberger, 
städt. Amtstierarzt in Augsburg, über „Milch von 
euterkranken Kühen“. 

5. Wünsche und Anträge. 

Tags vorher ankommende Herren treffen sich im Hotel „Weißes 
Lamm“. Das Erscheinen im Gehrockanzug zur Versammlung ist vom 
Ausschüsse beschlossen worden. 

Kempten und Augsburg im April 1914. 

E. Junginger, 1. Vorstand. O. Schwenk, 1. Schriftführer. 

Suche 3 ^ 31 

vom 31. Mai mit 24. Juni Vertreter mit Staatsexamen. Rad¬ 
fahren erwünscht. Offerten an Bezirkstierarzt Kuch, Cham. 






437 



jede Unterstützung zugesagt und die Entsendung von Dolmetschern 
nach den verschiedenen Eisenbahnstationen für Sonnabend den 
1. August vorgesehen hat zur Bequemlichkeit derjenigen von aus¬ 
wärts ankommenden Mitglieder, die mit den Londoner Verhält¬ 
nissen nicht ausreichend bekannt sind. 

Diese Vorbereitungen sollen den Gegenstand einer weiteren 
Veröffentlichung bilden, sobald die Verhandlungen zum Abschluß 
gekommen sind. 

Empfehlenswerte Hotels. 

In unmittelbarer Nähe des Versammlungsortes befindet sich 
eine außerordentlich große Zahl von guten Hotels und Restau¬ 
rants. Die Hotels und Restaurants sind im allgemeinen in London 
ausgezeichnet und ihre Preise mäßig. Der Preis für ein einfaches 
Zimmer mit Bad und Frühstück bewegt sich in guten Hotels von 
5 Mark aufwärts. Besucher, die keine Pension zu nehmen wün¬ 
schen, werden keine Schwierigkeiten haben, in einem erstklassigen 
Hotel ein Zimmer zum Preise von 5 Mark zu bekommen. 

Im Rahmen dieser Veröffentlichung ist es nicht möglich, eine 
vollständige Liste der in der Nähe des Versammlungsortes ge¬ 
legenen guten Hotels zu geben. Eine solche Liste wird indessen 
mit den Angaben der Preise und der ungefähren Entfernung vom 
Versammlungslokal versehen, Gegenstand einer späteren Ver- 


Antictnnnfllllin^ (gesetzlich geschützt, dauernd haltbar). Aner- 

kannt bestes und bequemstes W'urmmittel für 
Pferde gegen Askariden und Strongyliden. Herstellung und Versand durch 

Tierarzt Graulich in Neckarbischofsheim (Baden). 









r-i 


Gegen den Scheidenkatarrh ist das beste Heilmittel die 


Propria-Salbe 

nach Distriktstierarzt Dr. Pomayer s 

Abgabe nur an Tierärzte oder auf tierärztliche Verordnung. 

Hoher Rabatt, 

welcher sofort bei Bestellung ausbezahlt wird. 

• Proben gratis und franko. 

Generalvertretung: 

R. Vollmuth, Regensburg. 







438 



öffentlichung bilden, sobald feste Abmachungen mit den verschie¬ 
denen Besitzern getroffen sind. 

Erlangung der Mitgliedschaft. 

Das englische Komitee hat die Höhe des Beitrages für die 
ordentlichen Mitglieder auf 20 Mark festgesetzt. Für die Damen 
der Mitglieder ist ein Beitrag von 5 Mark vorgesehen. Die Bei¬ 
träge sind an den Ehren - Schatzmeister Mr. F. W. G a r n e 11, 
J. P., M. R. C. V. H., 10 Red Lion Square, London W. C., 
einzusenden. Von mehreren nationalen Ausschüssen ist vorgc- 
schlagen worden, daß die verschiedenen Sekretäre derselben die 
Mitglieder - Eintragungen in den betreffenden Ländern sammeln 
und die Beiträge alsdann gemeinsam einsenden sollen. Obgleich 
der Schatzmeister die Ansicht vertritt, daß es der Abrechnung 
wegen einfacher ist, wenn jedes einzelne Mitglied seinen Beitrag 
selbst einsendet, hat er doch nichts dagegen, daß die Beiträge zu¬ 
sammen eingesandt werden, vorausgesetzt, daß eine genaue De¬ 
taillierung in Verbindung mit jedem Beitrag von dem Sekretär 
des betreffenden nationalen Komitees geliefert wird. Lothes. 

_ (Schluß folgt.) 

Berichtigung: 

Auf Seite 413 Z. 2 von oben soll es heißen: „Fünfundzwanzig¬ 
jähriges Jubiläum“, statt „Fünfundzwanzigstes Jubiläum“. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dem Korpsstabsveterinär Wirsing bisher 
bei der Militär-Reitschule wurde der Militärverdienstorden IV. Kl. 







439 


mit der Krone verliehen; dem Geh. Regierungsrat, Professor Dr. von 
Ostertag, Direktor im Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin 
wurde der preußische Rote Adlerorden 8. Kl. mit der Schleife und 
Krone verliehen. 

Ernennungen: Zum Bezirkstierarzte in Illertissen wurde der 
K. Tierzuchtinspektor Dr. Peser von Landshut ernannt, zum Bezirks¬ 
tierarzte in Pfaffenhofen der Bezirkstierarzt Leim er aus Staffelstein, 
der Stadttierar/.t Dr. Bernhard Theurer-Markgröningen (Würt¬ 
temberg) wurde zum wissenschaftlichen Hilfsarbeiter im Medizinal¬ 
kollegium in Stuttgart ernannt. 

VerSnderungen bei den Veterinäroffizieren im aktiven Heere: 
Der Abschied wurde bewilligt dem Korpsstabsveterinär Wirsing 
der Militär-Reitschule mit der Erlaubnis zum Forttragen der bis- 


Tierzachtinspektorstelle. 

Beim Zuchtverband für Fleckvieh in Niederbayern ist die Stelle 
eines Tierzuchtinspektors wieder zu besetzen. Bewerber haben den 
Nachweis über gehörige praktische Kenntnisse in Tierzuchtangelegen¬ 
heiten und entsprechende theoretische Bildung und zwar der letzteren 
entweder durch Vorlage des Zeugnisses über die tierärztliche Staats¬ 
prüfung oder des Absolutorialzeugnisses einer höheren landw. Lehr¬ 
anstalt zu erbringen. Der Jahresgehalt beträgt 8500 Mk., die Reise- 
kostenenschädigung 1500 Mk. Der Dienstsitz ist voraussichtlich in 
Passau zu nehmen. 

Gesuche mit den verlangten Nachweisen, sowie mit dem Leu¬ 
munds- und dem amtlichen Gesundheitszeugnis und einer kurzen Be¬ 
schreibung des Lebenslaufes sind an den Zuchtverband für Fleck¬ 
vieh in Niederbayern zu richten und bis längstens 16. Mai bei 
Herrn Tierzuchtinspektor Förg in Passau einzureichen. 
Landshut. den 27. April 1914. 

Der I. Vorsitzende: 
v. Pracher, K. Regierungspräsident. 


Eine gründliche Stalldesinfektion 

wird erreicht mit dem bekannten 

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i ‘imraimnuni 

IMIMMiMliy 

fil 


















440 


herigen Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Ab¬ 
zeichen. Ernannt wurden: zum Regimentsveterinär des 2. Chev.-Reg. 
der Stabsveterinär Z ei ler der 2.Train-Abteilung und zum Abteilungs¬ 
veterinär der 2. Train-Abteilung der Stabsveterinär Rau des 1. Feld- 
Art.-Reg. Versetzt der Stabsveterinär Göbel, Regimentsveteriuär 
des 2. Chev.-Reg. zur Militär-Reitschule, unter Beförderung zum 
Oberstabsveterinär; die Oberveterinäre Magerl vom Remonte-Depot 
Fürstenfeldbruck, bisher ohne Gehalt beurlaubt, zum 1. Feld-Art. - 
Reg. unter Beförderung zum Stabsveterinär, Zeh et er vom Remonte- 
Depot Benediktbeuern zum 1. Fuß.-Art.-Reg. mit dem Standort Neu- 
Ulm und Buckl vom 1. Fuß-Art.-Reg. zum Remonte-Depot Benedikt¬ 
beuern. Im Beurlaubtenstande wurde der Abschied bewilligt: dem 
Oberveterinär Johannes Trott der Landwehr 1. Aufgebots (Hof); 
befördert wurden zu Veterinären in der Reserve die Unterveterinäre 
Dr. Georg Rauch und Konrad Kurz (II München) diese mit Patent 
vom 21. Februar 1914, Georg Reichert-Facilides (II München) 
und Friedrich Bauer-Kitzingen. 

Approbationen : In Berlin die Herren: Hans, Fritz, Bruno 
Beesten-Striegau, Richard Johannes Reimers-Wessel- 
burenerkoog, Heinrich Ferdinand Rogge-Bismark, Heinrich 
Rudolff gen. Kühnlein-Röhrenfurth und Oskar, Karl Hugo 
Ullrich-Münser (Westfalen). In Hannover die Herren: Paul 
Heinrich Karl Burde-Höringhausen, Hermann, Heinrich Konrad 
Düerkop-Steinlah, Joseph Menneken-Delbrück, Wilhelm 
Rulffe r-Woquard und Wilhelm Otto Werner-Stendal. 


Bovotuber ku lol 

Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 

Fibrolysin 

Indikat.: Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagi- 
nitis, etc. 

«Todipin 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 

Hydrogenfum peroxydatnm 

med. pur (15°/o ig) Merck. 

Konzentriertes, zuverlässiges, billiges Wasserstoffsuperoxyd. 

Pyoktanin 

Indikat.: Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Scheidenkatarrb. 

Tannoform 

Indikat.: Diarrhöen, Kälberruhr, Ober¬ 
flächenwunden, Satteldruck,Ketten¬ 
hang. 

Yohimbin Merck 

ad. us. vet. 

Indikat.: Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 

Literatur und Proben auf Wunsch durch 

E. MERCK, DARMSTADT. 


Druak vod J. Golteswinter, München. - Kommissionsverlag: M. Riegerache 
Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplata 2 

















((rüber: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde nni Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. JErnst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hocli- 
«ftetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Mopitscli, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröl», tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d. I., sowie des Lande**- 
anttsclmsses der tierärztliehen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 12. Mai 1914. Nr. 19. 

Inhalt: Originalartikel. Knoll und Schubert: Über medizinale Dauerhefen, in¬ 
sonderheit „Antigurmin-Zyma“ in der Veterinärmedizin (Schluß). — Musterle: 
Ein Fall von Starrkrampf mit nachfolgender Erblindung. — Referate. Kraut- 
strunk: Tuberkulose-Schutzimpfungsversuche mit Antiphymatol. Mießner und 
Berge: Nachweis von Milzbranderregern im Fischmehl. Straub: Über die Gefähr¬ 
lichkeit der Kombination von Morphin mit allgemeiner Narkose und mit Schlaf¬ 
mitteln. Marcus : Lähmung des Muscul. quadriceps fermoris. Scheferling : Dassel¬ 
heulen beim Pferde — Tierzucht und Tierhaltung. Beiträge zur Kenntnis 
der Zusammensetzung der Ziegenmilch. Die Unfruchtbarkeit bei Ziegenböcken. 
Hohes Pferdealter. Ausfuhr sächsischer Schafe nach Südwestafrika. — Ver¬ 
schiedenes. Tierärztliche Hochschule München. Graf Lehndorff f. X. Tier¬ 
ärztlicher Weltkongreß, London 1914 (Schluß). X. Tierärztlicher Weltkongreß. 
Stand dtr Maul- und Klauenseuche in Bayern am 18. April 1914, — Personalien. 


Über medizinale Danerhefen, insonderheit „Antignrmin- 
Zyma“ in der Veterinärmedizin. 

Von Tierarzt Dr. Knoll in Plauen (Vogtland) 
und Tierarzt Schubert in Ölsnitz (Vogtland). 

(Schluß.) 

Das Antigurmin-Zyma kommt nun in verschiedenen 
Modifikationen in den Handel und zwar in Form von Pul¬ 
ver, Pasta und Seife. Wir prüften es deshalb auch bei einer 
größeren Anzahl von pathologischen Zuständen auf seine 
therapeutische Verwendbarkeit und haben das Hauptge¬ 
wicht bei unseren Untersuchungen auf die externe Ver¬ 
wendung: gelegt. 

1. In einer sehr großen Anzahl von Fällen wurden 
die verschiedenen im Handel befindlichen medizinischen 
Hefen zur Behandlung von Wunden verschiedener Art ver¬ 
wendet. Es kann hierbei die Anwendungsart eine verschie- 









442 


clene, nach den im Handel befindlichen Modifikationen sein. 
So war uns zunächst Gelegenheit geboten Antigurmin- 
Pulver „Zyma“ ohne irgend welche andere Beimischung bei 
größeren Hautläsionen anzuwenden, wo sich infolge von 
mangelhafter Vorbehandlung eine Staphylokokken-Infek- 
tion ausgebildet hatte. Eine jede Wunde wird von uns mit 
einem in 60 %igen Alkohol getauchten Watte¬ 
bausch gründlich gereinigt und sodann Antigurmin- 
Pulver „Zyma“ tagsüber zweimal in ergiebiger Menge auf¬ 
gestreut. Auf diese Weise konnten wir einen angenehmen 
Heilerfolg beobachten. Läßt es sich ermöglichen, so kann 
zweckmäßigerweise ein Watteverband angebracht werden, 
der an schlecht zu befestigender Stelle mittels Mastisol be¬ 
festigt werden kann. Wir legen Wert darauf, daß zu jeder 
Wundbehandlung lediglich 60 %iger Alkohol und kein 
reines oder abgekochtes Wasser oder sonstige Desinfek¬ 
tionslösungen verwendet werden. Durch die Zufuhr von 
zu viel Wasser werden ein gewanderten pathogenen Keimen 
ihre nötigen Lebensbedingungen, nämlich die Feuchtigkeit, 
zugeführt — also gerade das Gegenteil des Bezweckten er¬ 
reicht. Daß mittels Wasser eingetragene Keime völlig ent¬ 
fernt werden können, glaubt wohl niemand, wohl aber 
können sie an andere Stellen verschleppt werden. Das öf¬ 
tere Auswaschen der Wunden läßt aber die für den Hei¬ 
lungsprozeß so wichtige Phagozytose ganz erheblich beein¬ 
trächtigen. 

Auch die Verwendung von desinfizierenden Lösungen 
wird wohl in recht vielen Fällen illusorisch. Die Medizin 
kommt auch immer mehr von einer Verwendung von Deß- 
infizientien ab. Das besagt die Überlegung der einfachen 
Tatsache. Antiseptische Lösungen sind oft erst imstande, 
nach geraumer Einwirkung Bakterien abzutöten; wenn man 
ferner bedenkt, daß eine ganze Anzahl von Mikroben Sporen 
bilden, die einer Beeinflussung durch Desinfizientien trotzen, 
so erhellt hieraus schon, daß die vermutliche Wirksamkeit 
der betreffenden Desinfizientien eine sehr geringe sein wird. 
Des weiteren befinden sich die pathogenen Keime auch in 
den tiefen Stellen der Wunde, betten sich bald in Blutge¬ 
rinnsel oder Fett ein und sind somit einer Einwirkung von 
für sie schädlichen Flüssigkeiten nicht ausgesetzt. Ferner 
bilden eine sehr große Anzahl von Antiseptieis eine Eiwei߬ 
koagulierung, wodurch natürlich ebenfalls den in den Ge¬ 
rinnseln eingeschlossenen Bakterien Schutz gewährt wird. 
Bedenkt man weiterhin, daß die meisten desinfizierenden 
Flüssigkeiten — auch ILO., nicht ausgenommen — dicFnnlc- 



443 

tionen der Zelle stören und sämtliche pathogenen Keime 
niemals hinausbefördert werden können, so erleuchtet hie¬ 
raus die geringe Zweckmäßigkeit solcher Lösungen. 

Die Erfahrung lehrte, daß 60—-65 %iger Alkohol eine 
sicher desinfizierende Kraft ausübt. 

Wenn die Heilung so weit fortgeschritten ist, daß nur 
noch eine Neubildung der äußeren Haut in Frage kommt, 
so strichen wir Antigurmin-Pasta „Zyma“ auf, befestigten 
nach Möglichkeit einen Verband und ließen die Salbe zirka 
2 Tage liegen. Auf diese Weise gelang es eiternde, ver¬ 
nachlässigte Wunden in kurzer Zeit zur Heilung zu bringen. 
Ebenso konnten wir Satteldruck und beginnende Widerrist¬ 
fisteln therapeutisch günstig beeinflussen. 

Daß eine Hefetherapie bei Wunden Erfolge zeitigen 
muß, geht aus der Tatsache hervor, daß die Hefe 
schnell Feuchtigkeit, Flüssigkeit oder vorhandene Se¬ 
krete beseitigt und somit durch Entziehung der für Mi¬ 
kroben nötigen Lebensbedingungen diese wirksam be¬ 
kämpft. Wenn aber hierdurch die Bakterien beseitigt wer¬ 
den, die Phagozytose ihre normale Tätigkeit ausüben kann, 
so wird auch baldigst eine Gewebsregenerierung stattfinden 
können. Es läßt sich somit die unbedingte Zweckmäßigkeit 
der Hefetherapie bei Wunden im allgemeinen und des Anti- 
gurmin-Zyma im besonderen folgerichtig beweisen. Daß 
diese theoretischen Erwägungen und Schlüsse berechtigt 
sind, beweisen die praktischen Erfolge. 

Otitis externa der Hunde langohriger Rassen wurden 
ebenfalls mit Antigurmin-Pulver „Zyma“ behandelt. Hiev 
möchten wir jedoch auf Eines aufmerksam machen. Die 
nicht zu gering und auch nicht allzureichlich bemessene 
Einpuderung nach erfolgter erstmaliger spirituöser * Rei¬ 
nigung des erkrankten Gehörganges darf nicht zu lange 
Hegen bleiben. Die ja bekanntlich zirka vier bis fünf 
Stunden lang anhaltende gärende Tätigkeit der Hefe läßt 
bei längerem Verweilen auf erkrankten Gegenden einen 
unangenehmen Geruch auftreten. Bekanntlich gibt dann 
solche veränderte Hefe einen guten Nährboden für patho¬ 
gene Keime ab. Beachtet man aber diese Tatsache, dann 
ist auch mit positivem Erfolge zu rechnen. 

Das Kapitel der Hautkrankheiten nimmt na¬ 
mentlich in der „kleinen Praxis“ gewöhnlich einen größeren 
Umfang an und gehört nicht immer zu den dankbarsten. 
Es lassen sich gewöhnliche Dermatitiden am besten mit 
Antigurrain-Pasta „Zyma“ unter fixiertem Verband thera 
politisch beeinflussen. 



444 


Nässende Hautausschläge trotzten schon einer Behand¬ 
lung mit Antigurmin-Pulver „Zyma“ mehr, hierbei hat sich 
aber Antigurmin-Seife „Zyma“ bewährt. 

Genau wie in der Medizin, so ist auch in der Veteri¬ 
närmedizin die Natur der unter dem Namen „Ekzem“ zu¬ 
sammengefaßten Dermatosen noch nicht völlig geklärt. Ob 
mehr Mikroben oder einzelne Mikroorganismen ätiologisch 
die Hauptrolle spielen, dürfte wohl noch eine offene Frage 
sein. — 

Die langwierigen chronischen Ekzeme bei Hunden 
empfehlen wir folgendermaßen zu behandeln: 

Die Haare werden an den erkrankten Stellen mög¬ 
lichst gekürzt und Patient mit Antigurmin-Zyma-Seife ge¬ 
badet, indem sowohl zum Einseifen, als auch zum Abbaden 
lauwarmes Wasser verwendet wird. Während man abends 
das Bad vornimmt, läßt man den Seifenschaum gut eintrock¬ 
nen, indem man einen wasserdichten und zwar am besten 
Guttapercha-Verband darüberlegt, soweit sich dies ermög¬ 
lichen läßt. Erst beim nochmaligen Baden am anderen Mor¬ 
gen wird der eingetrocknete Schaum mittels warmen Was¬ 
sers entfernt und die Behandlung in entsprechender Weise 
von neuem begonnen. Man kann in Bälde beobachten, daß 
die Haut sich zu glätten beginnt und an Derbheit verliert. 
Wie in der JLumanmedizin, so kann man auch hier die Be¬ 
obachtung machen, daß die Antigurmin-Zyma-Seife entzün¬ 
dungshemmend und resorptionsbefördernd wirkt; ebenso 
verhindert sie eine weitere Ausbreitung des Prozesses in 
die Umgebung. Bei der Bekämpfung langwieriger ekzema¬ 
töser Leiden ist unseres Erachtens nach auch der Diät das 
Wort zu reden. Wir schließen uns in dieser Hinsicht dem 
medizinischen Standpunkt an und sehen die meisten ekzema¬ 
tösen Erkrankungen der Hunde nicht als eine reine äußer¬ 
liche Erkrankung an, sondern nehmen — allerdings in sehr 
weitem Sinn des Wortes — einen Konnex mit einer inneren 
Anomalie an. Man macht ja bekanntlich recht oft die Be¬ 
obachtung, daß chronische ekzematöse Erkrankungen gleich¬ 
zeitig mit einem vom Besitzer meist nicht gewürdigten 
chronischen Magendarmkatarrh einhergehen. 

Wie unterstützten somit die externeHefetherapie durch 
eine Regelung des Futters derart, daß wir allzu fettreiche 
Nahrung ausschalteten und innerlich täglich dreimal einen 
Eßlöffel Antigurmin-Pulver „Zyma“ in Milch oder etwas 
Kakao verabreichten. 

Regelung der Nahrungszufuhr, externe Applikation 
von lief (‘seife nach der angegebenen Art in Verbindung: 



445 


mit innerlichen Gaben von Antigurmin-Pulver „Zyma“, 
lassen somit auch recht günstige Erfolge zeitigen. 

In ein paar Fällen war uns auch Gelegenheit geboten 
Formen von frischer sowie auch von chronischer Mauke mit 
Hefe zu behandeln. Frische Maukeerkrankungen wurden 
nach Entfernung der Haare und entsprechender Reinigung 
durch Aufträgen von Antigurmin-Pulver „Zyma“ behan¬ 
delt, während wir bei chronischen Fällen nach Abtragen 
der Haare jeweils eine gründliche Reinigung mittels Alko¬ 
hol Vornahmen. Alsdann wurde in dicker Schicht Anti- 
gurmin-Pasta „Zyma“ aufgetragen und ein einfacher Watte¬ 
verband angelegt. In zwei derartigen Fällen war der Er¬ 
folg ein guter, während diese Behandlung in einem dritten 
allzuweit vorgeschrittenen Falle versagte. 

Die typischen Symptome von Fluor albus gelang es 
uns durch ergiebiges Aufträgen von Antigurmin-Pulver 
„Zyma“ gut zu beseitigen. Wird, was wir schon vorher be¬ 
tonten, Antigurmin-Pulver „Zyma“ nicht zu lange Zeit 
liegen gelassen, so kommt auch neben der bakterientötenden 
recht gut eine desodorisierende Wirkung zustande. Um die 
Wirkung zu erklären, möchten wir uns der Erklärung 
Stietenroth’s (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1911/829) 
anschließen. Durch das einverleibte Antigurmin - Pulver 
„Zyma“ findet eine Entziehung von Wasser und sonstigen 
für Mikroorganismen nötigen Nährstoffen und durch die 
gleichzeitig fermentative Wirkung eine Abtötung der Er¬ 
reger statt. 

Ebenso kommt die desodorisierende Wirkung zur Gel¬ 
tung bei Bekämpfung von katarrhalischen Gebärmutter¬ 
entzündungen. Hier gingen wir derart vor, daß wir 100 g 
Antigurmin in zirka einen knappen Pferdeeimer voll war¬ 
men Wassers brachten und hiermit Ausspülungen Vor¬ 
nahmen. Die derartige Behandlung muß immerhin eine 
Zeit lang fortgesetzt werden, wenn ein positiver Erfolg ein- 
treten soll, außerdem darf es sich nicht um allzu hartnäckige 
Fälle handeln. Ein Erfolg tritt auch ein, jedoch haben wir 
Bedenken, daß eine derartige Behandlung bei dem immer¬ 
hin ziemlich hohen Preis sämtlicher medizinischer Dauer¬ 
hefen zu teuer kommt. Außerdem können wir uns hierbei 
den therapeutischen Vorgang nicht recht erklären. Eine 
Lösung von Antigurmin-Pulver „Zyma“ in warmem Wasser 
ist ja nicht zu erzielen, sondern es kommt lediglich in Form 
einer undurchsichtigen Emulsion eine momentane Vertei¬ 
lung zustande. Selbst wenn den in dieser Form einverleib¬ 
ten Hefezellen nach erfolgter Irrigation im Uterus Gelegen- 



446 


» 


1 

l 


heit gegeben wäre, ihre typische Wirkung entfalten zu 
können, so ist unseres Erachtens nach doch die geringe Zeit, 
während welcher die eingeführte Antigurmin-Wasseremul- 
sion innen behalten werden kann, nicht ausreichend, hart¬ 
näckige Fälle erfolgreich beeinflussen zu können. Daraus 
erklärt sich aijch die öfters nötige Wiederholung der Be¬ 
handlung. 

Wir hatten, wie das aus unseren Mitteilungen hervor¬ 
geht, das Hauptarbeitsgebiet der medizinischen Dauerhefe 
und insonderheit des Antigurmin-„Zyma“ in die Wundbe¬ 
handlung und Dermatosentherapie gelegt, wozu noch die 
durch Fluor albus erzeugten Anomalien nebst Scheidenent¬ 
zündungen kamen. 

Wir wollen Vorliegendes nicht schließen, ohne noch 
der inneren Hefetherapie zu gedenken. Soweit uns die vor¬ 
handene medizinische Literatur bekannt ist, sind über eine 
reine innere Hefetherapie nicht viele Erfahrungen vor¬ 
handen. Im Gegensatz hiezu hat man auf veterinärmedizini¬ 
schem Gebiete eine ganze Anzahl Kenntnisse gesammelt. 

Man hat Antigurmin „Zyma“ bei schweren Strepto- 
bezw. Staphylokokken-Infekt.ionen, wo ein Einbruch in die 
Blutbahn erfolgt war, verwendet, jedoch bilden die bei ver- 
schiedenenTieren auf tretenden gastroenteritischen Störungen 
das Hauptgebiet. Auch müssen wir neben einer Anzahl an¬ 
derer Autoren gestehen, daß durch die Verabreichung von 
Antigurmin „Zyma“ unbedingt eine offensichtliche Beein¬ 
flussung des Verdauungstraktus stattfindet. Vorhandener 
Appetitmangel wird behoben, was zweifelsohne einen ent¬ 
scheidenden Einfluß auf sonst noch bestehende Krankheits¬ 
erscheinungen ausübt. Mit der Wiederkehr der Freßlust 
tritt eine Hebung des gesamten Kriiftezustandes ein. Daß 
Antigurmin „Zyma“ derartige günstige Resultate zu ver¬ 
zeichnen gestattet, geht unseres Erachtens aus dem 
Assimilierwert der darin enthaltenen Eiweißstoffe hervor. 
Larache (Inaug.-Dissert., Zürich 1909) prüfte diese in 
vitro, indem er eine kleine Menge Antigurmin „Zyma“ etwa 
eine halbe Stunde mit warmem Wasser digerierte und bis 
zum Blankwerden filtrierte. Es schied sich beim Aufkochen 
des Filtrates reichlich koagulierbares Eiweiß in Flocken ab. 
Hieraus läßt sich mit Recht schließen, daß das Präparat in 
einer der Verdauung gut zugänglichen Form vorliegt. 

Bei indizierten Fällen gaben wir Rindern 100—200 g 
Antigurmin „Zyma“ in einer Weinflasche voll Milch, wäh¬ 
rend Pferde ß—4 Eßlöffel voll unter das Futter gerührt be¬ 
kamen. Der Erfolg war ein unbedingt zufriedenstellender. 



447 


Aach bei Pferden konnten wir einen günstigen Erfolg wahr¬ 
nehmen. Es kann Vorkommen, daß Pferde das mit Futter 
vermischte Antigurmin wegblasen, dann geben wir es in 
Latwergenform, indem wir 2—3 mal täglich 100 g Anti¬ 
gurmin „Zyma“ mit der genügenden Menge Wasser, Mehl 
und etwas Zucker vermengten. 

Ob eine medizinische Hefe und in diesem Falle Anti¬ 
gurmin „Zyma“ als ein Spezifikum gegen Staupe gelten 
kann (cf. Diffine: Tierärztl. Rundschau, 1903/31), da¬ 
rüber möchten wir uns eines abschließenden IJrteils ent¬ 
halten. Es stehen sich hier die Ansichten zu schroff gegen¬ 
über. Vom rein theoretischen Standpunkt aus betrachtet, 
müßte eigentlich ob der eigenartigen Wirksamkeit der Hefe¬ 
zellen auch dem Antigurmin „Zyma“ eine spezifische Wir¬ 
kung zukommen. Hahn (Münch. Mediz. Wochenschrift, 
1903/50) ist jedoch der Ansicht, daß die in der Hefe vor¬ 
handene Zymase sehr rasch bei der Gärung in der Körper¬ 
temperatur durch die Anwesenheit des endotryptischen Fer¬ 
mentes zugrunde gehe, daher im allgemeinen auch keinen 
antigenen Stoff bilden könne. Es ist ferner aus dem Grunde 
überaus schwer, ein Urteil zu fällen, weil dem Praktiker 
Staupepatienten in mindestens 80 von 100 Fällen in einem 
vorgeschrittenen Stadium zur Behandlung gebracht werden. 
Wir sind deshalb der Meinung, daß nur der in weitgehend¬ 
stem Maß vorgenommene experimentelle Versuch Klarheit 
schaffen kann. Immerhin möchten wir auf Grund einer An¬ 
zahl Fälle einen günstigen Einfluß von Antigurmin-Gaben 
auf frische und leichtere Staupefälle bei genügender 
Darreichung nicht verkennen. 

Besonders war bei mäßiger gastrischer Form Staupe- 
Antigurmin „Zyma“ von belebendem und kurativem Erfolg, 
wenn man zweimal täglich je 2 Teelöffel voll in mit Zucker 
verrührter Milch gab. 

Auch hierbei betonen wir die unbedingte Verträg¬ 
lichkeit des verabreichten Antigurmin „Zyma“. Mit der 
Steigerung des Appetites, Regelung der Kotabfuhr geht 
Hand in Hand eine Hebung des Allgemeinbefindens und 
des Hämoglobingehaltes des Blutes. 

Da wir über den Erreger der Staupe noch nicht ein¬ 
wandfrei orientiert sind, so liegt es auch in der Natur der 
Sache, daß es noch kein Mittel geben kann, von dem man 
behaupten könnte, es wirke spezifisch. Auch die viel 
genannte Serumbehandlung gegen Staupe hat keine ein¬ 
wandfreien Resultate zeitigen können. 



448 


Die ergiebigen Versuche mit dem Deutschm ann- 
Serum haben wohl einwandfrei erkennen lassen, daß es bei 
allen Erkrankungen des Digestions-Apparates versagt und 
zwar auch dann, wenn solche in leichter Form als Kompli¬ 
kation mit Lungenerkrankung einhergehen. Eine halbwegs 
günstige Beeinflussung fand lediglich bei Staupe-Pneumonie, 
die ohne jedwede Komplikation einherging, statt; hingegen 
werden Staupe-Pusteln in Ausbildung und Abheilung nicht 
eingeschränkt. Wenn man beim Deutschmann -Serum 
überhaupt von einer typischen Wirkung sprechen wollte, so 
könnte sie vielleicht in einer Temperaturherabsetzung um 
ca. 1° C bei ■ komplikationslosen pneumonischen Formen er¬ 
blickt werden. Es kann jedoch aus den angeführten Grün¬ 
den dem Deutschmann - Serum keine s p e z i f i s c h e 
Wirkung zuerkannt werden. 

Mit dem neuerdings von der Rheinischen Serum-Ge¬ 
sellschaft hergestellten Staupe-Serum, das bakterizid-anti¬ 
toxische Wirkung entfalten soll, gibt Radberg („Berl. 
Tierärztl. Wochenschr.“ 1913/661 ff.) seine Erfahrungen 
bekannt. Es ist auch hieraus zu entnehmen, daß man von 
einer spezifischen Wirkung nicht sprechen kann, da es bei 
nervösen Formen versagte und ebenso nicht im Stande war, 
Staupeformen zu hemmen, wo nach scheinbar geringer Bes¬ 
serung wieder Verschlimmerung eintrat. 

Auch der an größerem klinischen Material vorgenom- 
mene Versuch, Hundestaupe mittels normalen Pferdeserurns 
zu behandeln („Archiv für Naturwissenschaften“, 1913, 
S. 8/809) führte zu völlig negativen Resultaten. 

Ebenso konnten die Staupe-Sera des Pharmazeutischen 
Institutes Gans nach Piorkowski und der Deutschen 
Schutz- und Heilserum - Gesellschaft nicht als spezifische 
Mittel angesehen werden. 

Ein Teil der Mißerfolge mit Staupe-Antigurmin wird 
wohl auch mit darauf zu schieben sein, daß andere patho¬ 
logische Zustände , wie Staupe Symptome ähnlicher bis 
fast gleicher Natur auslösen. Wir erinnern hierbei an 
die bei Welpen so häufig vorkommende Wurmplage, die 
typische Erscheinungen nervöser Staupe auftreten läßt, bei 
denen natürlich Antigurmin völlig wirkungslos sein wird. 

Die im Verlauf der Staupe oft auftretende Staupe- 
eonjunetivitis konnten wir ebenfalls mit Antigurmin- 
„Zyma“-Bepuderung gut beseitigen, da diese sehr gut ver¬ 
tragen wurde und keinerlei fremdkörperartigen Reiz aus- 
übt. Man kann die Beobachtung machen, daß eine be¬ 
deutende Sekretionsminderung eintritt. und bei Vorhandoi\. 



449 


sein von pathogenen Erregern tritt eine augenscheinliche 
Virulenz - Abflauung ein. Da es sich, bei einer Staupe 
Conjunctivitis um keinen lokalen Prozeß, sondern um eine 
Allgemeininfektion handelt, so muß eine gleichzeitige inner¬ 
liche Abgabe von Antigurmin „Zyma“ gerechtfertigt er¬ 
scheinen. 

Wir können vorstehende Mitteilungen schließen mit 
der Meinung, daß 

1. Antigurmin „Zyma“ in Form von Pulver, Pasta oder 
Seife in der Wundbehandlung und Dermato - Therapie 
unbedingt beachtenswerte Erfolge her¬ 
vorbringt ; 

2. Antigurmin „Zyma“ auf gynäkologischem Gebiet ute¬ 
rine katarrhalische Affektionen, sowie Fluor albus 
günstig beeinflußt; 

3. Antigurmin „Zyma“ ausreichend dosiert bei gastro- 
enteritischen Störungen durch Wiederkehr des Appe¬ 
tites belebend wirkt und den normalen Kräftezustand 
zurückschafft. 

Literatur-Verzeichnis. 

Kollo-Wassermann: Handbuch der patliog. Mikroorganismen. 
Roos und Hirschberg: Über Cerolin. Ref. in Berl. Tierärztl. 

Wochenschr., 1913, S. 32. 

Hedrich: Merck’s Jahrbücher, 1904, S. 33. 

Bochnerund Hahn: Die Zymasegährnng. München u. Berlin 1903. 
Tsuru: Wiener Klin. Rundschau, 1909, S. 337. 

Abraham: Monatschr. f. Geb. und Gynäkol. 1910, S. 1. 

Dr. Krause: Therapie d. Gegenwart 1904, III. 

Dr. Lame he: Vorbeugung und Behandlung der Hundestaupe. In.- 
Dissert., Zürich 1909. 

Diffi nö: Sportblatt für Züchter u. Liebhaber von Rassehunden. 1903. 
Dr. Salvini: Zwinger und Feld 1913, S. 38. 

Steffen: Hefetherapie. Berl. Tierärztl. Wochenschr. 1911, S. 2. 
Diffind: Tierärztliche Rundschau, 1903, S 31. 

Hahn: Münch. Med. Wochenschr. 1903. S. 50. 

Radberg: Berl. Tierärztl. Wochenschr. 1913, S. 661. 

Arch. f. Natur. Wissenschaften 1913, Heft 8. 


Bin Fall von Starrkrampf mit nachfolgender Erblindung. 

Von Distriktstierarzt Dr. Musterle in Göllheim. 

Im Vorjahre hatte ich Gelegenheit ein Pferd mit 
Starrkrampf zu behandeln, der mir um deswillen interes¬ 
sant erscheint, weil das Tier nach der Gesundung eine ge¬ 
raume Zeit erblindet war. Betreffendes Pferd wurde wegen 
eines Kronentrittes schon einige Zeit von dem Besitzer 
selbst behandelt und, da die Wunde verhältnismäßig gering 



450 


erschien, ließ derselbe das Tier nach Anlage eines Notver¬ 
bandes weiter zur Arbeit verwenden. 

Nach 8 Tagen wurde ich zur Behandlung beigezogen, 
da das Pferd die Futteraufnahme verweigerte. Das Bild, 
das ich nun an traf, war dasjenige des ausgeprägten Starr¬ 
krampfes: dasTier steht steif mit gespreizten Hinterbeinen, 
der Schwanz wird wagrecht und seitwärts gehalten. Bei der 
Berührung erschrickt der Patient; an den aufgezogenen 
Flanken besteht Schweißausbruch und dem Auseinander¬ 
drängen der Kiefer setzen diese einen krampfhaften Wider¬ 
stand entgegen. Freßlust ist noch etwas vorhanden, die 
Futteraufnahme erfolgt jedoch äußerst langsam und müh¬ 
sam. Da ich annehmen mußte, daß die Infektion von dem 
Kronentritte ausgehe, schenkte ich dieser Wunde meine 
volle Aufmerksamkeit. Ich legte die Verletzung frei, in- 
zidierte sie, badete den Fuß mit Lysolwasser und legte so¬ 
dann einen Sublimatspiritusverband an, der im Tage vier¬ 
mal gewechselt wurde. Außerdem spritzte ich 2 Tage nach¬ 
einander je 25,0 Jodipin 25 %ig subkutan ein.. Nach dem 
zweiten Tage trat eine auffallende Besserung ein, so daß 
ich die Injektionen nicht wiederholte. 

Die Freßlust nahm zu und das Befinden des Patienten 
besserte sich täglich. Als ich mir das Pferd nach 6 Tagen 
im Hofe vorführen ließ, bemerkte ich, daß das Tier fast 
nicht sehen konnte und bei näherer Besichtigung der Augen 
konnte ich an beiden starke Hornhauttrübungen als Ur¬ 
sache feststellen. 

Ursprünglich wollte ich diese Augentrübungen mit 
Tetanusserum behandeln, da ich mich erinnerte über diese 
Art Behandlung in der Literatur etwas gelesen zu haben. 
Der Besitzer ging aber auf meinen diesbezüglichen Vor¬ 
schlag-nicht ein und so bestand die Behandlung in Einträu¬ 
felung einer 1 %igen Zinc. sulf. carbolicum - Lösung. In 
einem Zeitraum von 4 Wochen war die Sehkraft wieder 
vollkommen vorhanden. 

Nun bin ich nicht der Ansicht, daß dieses Augen¬ 
wasser dem Tiere die Sehkraft wiedergab, sondern es 
wird eben Naturheilung eingetreten sein. Die Trübung 
der Hornhaut war aber offenbar in Verbindung mit dem 
Tetanus aufgetreten und ich halte sie nicht für eine selb¬ 
ständige Erkrankung; jedenfalls liegt ein Fall vor, der be¬ 
weist, daß das Augenleiden nicht eine Folge der Serum¬ 
behandlung war. Bekanntermaßen hat man Fälle registriert, 
bei welchen Trübungen der Hornhaut nach Behandlung mit 
Tetanusserum auftraten; es war also in diesem Falle offen¬ 
bar das Serum an der Erblindung nicht schuld. 



451 


Referate. 

Krautstrunk: Tuberkulose - Schutzimpfungsver¬ 
suche mit Antiphymatol. (Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. 
Haustiere, Bd. 14, S. 366.) 

Krautstrunk berichtet über die Resultate seiner 
mit Antiphymatol in der Praxis an Rindern durchgeführten 
Schutz- und Heilimpfungen. Einleitend nimmt er zunächst 
darauf Bezug, daß er bei früheren Versuchen mit nach¬ 
folgender künstlicher Infektion „gegenüber den Konfron¬ 
tieren eine Erhöhung der Widerstandskraft“ feststellen 
konnte. Durch Meerschweinchenimpfungen konnte die voll¬ 
kommene Avirulenz des Antiphymatols festgestellt werden. 
Weiterhin zitiert K. die von T i t z e und Ostertag auf- 
gestellte Behauptung, daß das Antiphymatol aus Kaltblüter¬ 
tuberkelbazillen hergestellt sei, ohne für diese Meinung 
einen Beweis ins Feld zu führen oder die von K1 i m m e r 
und seinen Mitarbeitern gebotenen Beweise für die Iden¬ 
tität bezw. sehr nahe Verwandtschaft der Antiphymatol- 
bazillen mit dem Tuberkelbazillus irgendwie zu entkräften. 
Die vergleichenden biologischen Untersuchungen A fi¬ 
rn a n n s mit ' aus Tuberkelbazillen, Antiphymatolbazillen 
und säurefesten Saprophyten hergestellten Tuberkulinen 
ergaben, daß tuberkulöse Tiere gegen die Phymatine aus 
Menschen-, Rinder-, Vogel- und avirulenten Tuberkel¬ 
bazillen fast in gleicher Weise allergisch waren, während 
jede Überempfindlichkeit gegen die Phymatine aus Kalt¬ 
blütertuberkelbazillen und säurefesten Saprophyten fehlte. 

Die bisherigen Ergebnisse Krautstrunks sind 
ungünstig gewesen, sofern es aus dem geringen Materiale 
(14 durch Tuberkulin als anfangs tuberkulosefrei befundene 
schutzgeimpfte und 8 heilgeimpfte) überhaupt angängig er¬ 
scheint, Schlußfolgerungen zu ziehen, zumal auch bei diesen 
starke Abweichungen von den Klimmer’schen Vorschriften 
unterlaufen sind. Unter anderem hat Kr. von den 14 schutz¬ 
geimpften tuberkulosefreien Rindern 7 erst nach 1 Jahr 
4 Monaten, 2 nach 1 Jahr 5 Monaten nachgeimpft, während 
K 1 i m m e r mit seiner Vorschrift der jährlichen Nach¬ 
impfung schon die äußerste Grenze des durch aktive Im¬ 
munisierung erreichbaren Impfschutzes berücksichtigt. 
Auch bei den Heilimpfungen sind Überschreitungen der 
Impfzeiten bei den vierteljährlichen Impfungen um 1 Mo¬ 
nat, bei den Jahresnachimpfungen um über 3 Monate vor¬ 
gekommen. Derartige Nachprüfungen müssen natürlich die 
Ergebnisse ungünstig beeinflussen. 



452 


Bezüglich der hygienischen Bedingungen, unter denen 
die Kälber in 2 Beständen aufwachsen, sei nur erwähnt, 
daß sie zum Teil unerhitzte Magermilch aus einer Sammel¬ 
molkerei erhalten. Durch diese — trotz des in den Mol¬ 
kereibeständen durch geführten freiwilligen Tuberkulose¬ 
bekämpfungsverfahrens — wohl allgemein als denkbar un¬ 
hygienisch anerkannte Einrichtung dürfte entgegen der 
Annahme Krautstrunks bei der Färse 45 des Be¬ 
standes I die Mesenterialdrüsentuberkulose verursacht sein. 

Wenn Krautstrunk also zu der Schlußfolgerung 
kommt, daß „das Antiphymatol weder zur Schutzimpfung 
noch zur Heilimpfung gegen Tuberkulose empfohlen wer¬ 
den kann“, so ist dem insofern beizupflichten, als sich die 
von ihm recht willkürlich gewählten, von den Vorschriften 
Klimm ers erheblich abweichenden Impfzeiten und hy¬ 
gienischen Maßnahmen allerdings nicht bewährt haben. 
Sind hingegen die Tiere von Krautstrunk vorschrifts¬ 
gemäß geimpft worden, so hat sich die Impfung auch be¬ 
währt. Haup t. 


Prof. Miefin er und Berge: Nachweis von Milz¬ 
branderregern im Fischmehl. (Deutsche Tierärztl. Wochen¬ 
schrift, 1914, Nr. 15.) 

Der Nachweis von Milzbranderregern im Fischmehl 
stößt bekanntlich häufig auf große Schwierigkeiten. Selbst 
bei Erhitzung der Proben auf 60—80 0 wachsen nach Aus¬ 
saat auf Platten noch so viel andere Keime, darunter 
Pseudomilzbrandkolonien, daß die Herauszüchtung von 
Milzbrand unmöglich wird. Auch serologische Untersuch¬ 
ungen und der Impf versuch lassen nicht selten im Stich, 
zumal bei der bisher angewandten Subkutanimpfung die 
Mäuse vielfach an malignem ödem eingehen. Letzteres ist 
bei abdominaler Impfung nicht der Fall; zudem sterben 
hier die Mäuse auch schneller an Milzbrand als bei sub¬ 
kutaner Einspritzung. Die Verfasser empfehlen folgendes 
Verfahren: 20 g Fischmehl werden aus verschiedenen 
Stellen der eingesandten Probe entnommen und in einem 
sterilen Mörser fein zerrieben, dann fügt man 50—75 ccm 
sterile Kochsalzlösung zu und schüttelt das Ganze kräftig 
durch. Die Aufschwemmung wird darauf durch Flie߬ 
papier filtriert, das Filtrat 20 Minuten lang in ein Wassor- 
bad von 80° verbracht und hierauf in Mengen von je V\ ccm 
auf 10 Mäuse intraabdominal verimpft. 


L i n d n e r. 



453 


Walter Straub: Über die Gefährlichkeit der 
Kombination von Morphin mit allgemeiner Narkose und 
mit Schlafmitteln. (Münch. Mediz. Wochenschrift, Nr. 33, 
1913.) 

Die Prüfung der kombinierten Wirkung des Mor¬ 
phiums mit allgemeinen narkotischen und mit Schlafmitteln 
ergab folgendes Resultat: 

Eine sonst unbemerkt bleibende lähmende Neben¬ 
wirkung des Morphins auf das Atemzentrum durch die 
gleichzeitige Anwendung von Chloroform, Veronal, Äther 
oder Urethan wird lebensgefährlich vertieft. Die gefähr¬ 
liche Gesamtwirkung von Chloroform und Veronal mit 
Morphium auf das Atemzentrum ist erklärlich, dagegen ist 
bei Äther und Urethan jedenfalls darin die Erklärung zu 
suchen, daß das Atemzentrum für diese Substanzen sehr 
schwer zugängig ist und daß nur Minima von Äther etc. in 
die Zellen des Atmungszentrum gelangen. Das bereits mor- 
phinisierte Atmungszantrum dagegen nimmt sie in erheb¬ 
lichen Quanten auf. _ Ohler. 

Dr. H. Marcus - Wiesbaden: Lähmung des Muscul. 

quadriceps femoris. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., Nr. 47, 
1913.) 

Eine Oldenburger Stute war unter Symptomen des 
sogen. Nierenschlages erkrankt. Es bestanden Lähmungs¬ 
erscheinungen in der Nachhand, vornehmlich rechts, unter 
starkem Schweißausbruch, leicht alterierter Pulsation und 
Atmung, 37,9° C. bei freiem Sensorium. Völliges Unver¬ 
mögen den rechten Hinterschenkel, dessen Kruppenmusku¬ 
latur nicht verändert war, zu belasten. Der Quadriceps fe¬ 
moris war kontrahiert, hart und sehr empfindlich, Harn 
ohne Abweichungen von der Norm. Obwohl nach Verlauf 
einer Woche keine Besserung durch Frottieren, Einreibung, 
Anwendung von Coffein-Injektionen und Elektrizität ein¬ 
trat, ja sich beginnende Muskelatrophie zeigte, bestand der 
Besitzer doch auf Fortbehandlung des wertvollen Tieres. 
Es wurde nun eine systematische Bewegung des Pferdes 
vorgenommen. Zuerst wurde die erkrankte Extremität 
nachgeschleift, wobei zuweilen unter sofortigem Einknicken 
leichte Belastung erfolgte. Nach 6 Wochen wurde die Be¬ 
lastung im Stande der Ruhe eine gute, die Atrophie begann 
zu weichen. Im Verlaufe weiterer 6 Wochen konnte das 
Pferd unter leichter Lahmheit im Trab bewegt werden, 
auch diese verlor sich bald völlig, so daß das Tier nach vier 
Monaten wieder hergestellt war. D u n. 



454 


Stabsveterinär Scheferling: Dasselbeulen beim 
Pferde. (Zeitschrift f. Veterinärkunde, 1914, H. III.) 

Verf. wurde zur Behandlung eines 5 jährigen Han¬ 
noveraner Offiziers - Pferdes gerufen, welches auf dem 
Rücken, in der Sattellage, drei etwa waillnußgroße Ge¬ 
schwülste hatte, die schmerzhaft waren; beim Reiten 
drückte das Tier den Rücken ungewöhnlich tief nach unten 
durch. Zwei der Geschwülste fühlten sich teigig an, wäh¬ 
rend die dritte eine feste Konsistenz aufwies. Die ersteren 
wurden geöffnet, wobei sich neben gelblich-weißem Eiter 
je eine Larve der Hypoderma equi entleerte. Die Larven 
hatten eine grau-weiße Farbe und waren ungefähr 19 mm 
lang. Der Durchmesser betrug 7 mm. Aus dem dritten 
Knoten konnte durch Druck mit dem Finger ebenfalls eine 
Larve entleert werden. 

Nach Abscheren der Haare und Reinigung des Rückens 
konnten noch an verschiedenen Stellen der Haut kreis¬ 
runde, scharfrandige Löcher und durch Drücken Larven, 
die sich in der Subkutis befanden, entfernt werden. Die 
weitere Behandlung bestand nur in gründlicher Reinigung 
der Haut in der Sattellage. Nach 3 Wochen konnte das 
Pferd wieder geritten werden. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Beiträge zur Kenntnis der Zusammensetzung der Ziegen¬ 
milch. 

Zur Klärung der Frage über die Zusammensetzung 
der Ziegenmilch hat Kreistierarzt Dr. Storch im Kreise 
Schmalkalden an über 100 Ziegen Untersuchungen ausge¬ 
führt. Er kam dabei zu folgendem Resultat: 

1. Die Milch der Ziegen hat ein durchschnittliches spe¬ 
zifisches Gewicht von 1,0291. Der Fettgehalt beträgt im 
Mittel 2,87 %, die Trockensubstanz 10,992 %, die fettfreie 
Trockensubstanz 8,109 %. 

2. Der Gehalt an Fett und fettfreier Trockensubstanz 
schwankt sowohl bei verschiedenen Ziegen als auch beim 
gleichen Individuum in weiten Grenzen. 

3. Die Ziegenmilch ist durchschnittlich fettärmer als 
die Kuhmilch. 

4. Alter und Milchmenge, Grünfütterung tmd Weide- 
gang haben keinen nennenswerten Einfluß auf die Zu¬ 
sammensetzung der Milch. 



455 


5. Bei zweimaliger täglicher Melkung der Ziegen ist 
die Abendmilch meist reicher an Fett und fettfreier Trocken¬ 
substanz als die Morgenmilch. 

6. Der Fettgehalt wird durch das Fortschreiten der 
Laktation nicht in bestimmter Weise beeinflußt, sondern 
schwankt unregelmäßig. Der Gehalt an fettfreier Trocken¬ 
substanz nimmt gegen das Ende der Laktationsperiode zu. 

7. In den ersten Tagen nach der Geburt ist der Gehalt 
an Fett und fettfreier Trockensubstanz in der Mehrzahl 
der Fälle vermehrt. 

8. Die Milch der Saaneziege, der hiesigen Landziege 
und deren Kreuzungen ist in ihrer Zusammensetzung gleich¬ 
wertig. 

9. In der Milch altmelkiger Ziegen können Kolostrum¬ 
körperchen enthalten sein. Post partum verschwinden diese 
sehr rasch. Nach 12 Stunden hatte die Milch schon nor¬ 
males Aussehen und gerann beim Erhitzen nicht mehr. 

10. Die während des Melkaktes aus dem Euter zuletzt 
entleerte Milch ist auch bei Ziegen fettreicher. (Dr. A. 
Storch, Kreistierarzt in Schmalkalden, in Zeitschrift f. 
Fleisch- u. Milchhygiene, Heft 13, 1914.) 


Die Unfruchtbarkeit bei Ziegenböcken. 

In den meisten deutschen Ziegenzuchten wird die Horn¬ 
losigkeit der Ziegen bevorzugt. Nun wurde die Behauptung 
auf gestellt, daß die Hornlosigkeit eine Schwächung der Kon¬ 
stitution im Gefolge habe, welche sich bei den Böcken unter 
anderem in zunehmender Unfruchtbarkeit äußere. Nach 
Ansicht des Verfassers und den Erhebungen, die im Jahre 
1912 in der hessischen Provinz Starkenburg über das Ver¬ 
sagen von Böcken des hornlosen, kurzhaarigen, weißen 
Saaneschlages gemacht wurden, ist diese Behauptung un¬ 
begründet. 

Von 761 Zuchtböcken mußten nämlich 38 wegen Nicht- 
deckens bezw. Unfruchtbarkeit abgeschafft werden. Unter 
den 38 fanden sich 14 mit sichtbaren Hodenfehlern. Lasse 
man diese außer Betracht, dann seien nur 3 % der Böcke 
unfruchtbar gewesen, was keinen Beweis für obige Behaup¬ 
tung abgeben könnte. (Hink in Deutsche Tierärztliche 
Wochenschrift, Nr. 8, 1914.) Ohler. 



456 


Hohes Pferdealter. 

„Kit“, eine amerikanische Ponystute, wurde im Mai 
des Jahres 1865 geboren, ist nie krank gewesen und be¬ 
findet sich Ende 1913 in guter Kondition. (American vete¬ 
rinär. Review, Bd. 43, Nr. 2.) 

Ausfuhr sächsischer Schafe nach Sfidwestafrika. 

Die bekannte Steige r’sc.he Vollblut-Merinos-Stamm- 
Schafzucht in Leutewitz bei Meißen führte neuerdings 
Merinos nach Deutsch-Südwestafrika aus. Vor einiger Zeit 
gingen 100 Merinos —*30 Rammen und 70 Mütter — unter 
Leitung des Herrn Adolf Thomas- Leutewitz mit dem 
Dampfer „Usambara“ nach Swakopmund. Der Transport 
kam wohlbehalten am Bestimmungsorte an. Während der 
langen Seereise sind weder Verluste noch Krankheiten 
unter den Tieren zu verzeichnen gewesen, vielmehr hat 
sich die kleine Herde auf dem Transport um 11 Lämmer 
vermehrt. Die Merinos sind für die Farm „Haribes li des 
deutschen Farmers Stauch (Bezirk Gibeon) bestimmt. 


Verschiedenes. 

Tierärztliche Hochschule München. 

Gelegentlich der Beratung des Etats der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule München im Plenum der bayerischen Abgeordnetenkammer 
am 7. Mai sprach der Abgeordnete Dr. Günther mit Eindringlich¬ 
keit und Sachkenntnis für die Angliederung der Münchener Tier¬ 
ärztlichen Hochschule an die Universität München und außerdem 
für die Genehmigung der Führung des von Tierärzten in der Schweiz 
erworbenen veterinärmedizinischen Doktortitels. Die Angliede- 
rung der Tierärztlichen Hochschule an die Universität 
wurde von der Kammer gutgeheißen. Der Anregung des 
Abgeordneten Günther, betreffend die Führung des Doktortitels, 
stellte sich der Kultusminister freundlich gegenüber. 

(Münchener Neueste Nachrichten). 


Graf Lehndorff *f\ 

Am 30. April verschied in Berlin der Oberlandstallmeister a. D. 
Graf Georg Lehndorff iin Alter von 81 Jahren. 

Der Verstorbene hat sich um die Pferdezucht Preußens und 
indirekt Deutschlands die größten Verdienste erworben, besonders 
auf dem Gebiete der Vollblutzucht. Lehndorff leistete aber 
nicht nur als Dirigent des Vollblutgestütes Graditz beziehungsweise 
Leiter der Pferdezucht Preußens in der Pferdezucht Hervor¬ 
ragendes, sondern er entwickelte auch eine fruchtbringende lite¬ 
rarische Tätigkeit. Es sei in dieser Beziehung nur seines Werkes 
„Handbuch für Pferdezüchter“, welches in 5 Auflagen erschienen 
ist, gedacht. Pferdezuchten! und Interessenten für Pferdezucht 
wird der isame Lehndorff unvergeßlich bleiben. 



457 


X. Tierärztlicher Weltkongreß, London 1914. 

(Schluß.) 

Verkandliuigsgegenstäncle und Berichterstatter. 

Die folgende Liste enthält die Gegenstände, über die ver¬ 
handelt werden soll, sowie die Namen der Gelehrten, die die Be¬ 
richterstattung übernommen haben. 

Allgemeine Sitzungen. 

1. Offizielle Eröffnung des Kongresses. 

2. Die Maul- und Klauenseuche. Berichterstatter: 
Geheimer Begierungsrat Dr. Nevermann, Vortragender Bat im 
Landwirtschaftsministerium, Berlin; M. E. Leclainche, Gene¬ 
ral-Inspekteur, Chef des Sanitätsdienstes im Landwirtschaftsmini¬ 
sterium, Paris; Dr. Möhler, Mitglied des Landwirtschaftsdepar¬ 
tements der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Washington; 
Dr. Bemmelt s, Chef des Veterinärdienstes im Haag; Dr. Heß, 
Professor an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität 
Bern; Professor A. E. Met tan, Direktor des Boyal Veterinary 
College in Dublin; Dr. J. Budovsky, Landesveterinärreferent 
in Brünn. 

3. Die Tuberkulose. Berichterstatter: Prof. Dr. Eber, 
Direntor des Vetciiuarinstituts in Leipzig; Professor Vallee 
Direktor der Tierärztlichen Hochschule in Alfort; Professor Sir 
J. Mc. Fadyean, Direktor des Boyal Veterinary College in Lon¬ 
don; G. Regner, Mitglied des Veterinärdepartements im Land- 
wirtschaftsmi'nisterium, Stockholm; Dr. de J o n g, Professor an 
der Universität Leyden. 

4. Der seuchen hafte Abortus. Berichterstatter: 
Dr. Zwick, Professor an der Tierärztlichen Hochschule in Wien; 
M. M o u s s u, Professor an der Tierärztlichen Hochschule in Al¬ 
fort; Sven Wall, Sanitätstierarzt am Schlachthof in Stock¬ 
holm ; Sir Stewart Stockman, Chef der Veterinärabteilung 
im Landwirtschaftsministerium, London. 

5. Die öffentliche Kontrolle der Gewinnung, 
Verteilung und des Verkaufs der Milch im In¬ 
teresse der Gesundheitspflege. Berichterstatter: 
Dr. M e 1 v i n, Leiter des Nahrungsmittel-Untersuchungsamts in 
Washington; Geheimer Begierungsrat Professor Dr. von Oster¬ 
tag, Direktor der VeterLnärabteilung des Kaiser! Gesundheits¬ 
amts in Berlin; S. P. N y s t e d t, I. Stadttierarzt in Stockholm; 
J. W. Br ittelbank, D. V. S. M„ M. B, C. V. S., Mitglied des 
Gesundheitsamts in Manchester. 

Sektionssitzungeu. 

I. Sektion. Die Veterinärwissenschaft in Be¬ 
ziehung zur öffentlichen Gesundheitspflege. 

1. Die Fleischvergiftungen, ihre Pathogenese 
und die zur Vorbeuge notwendigen Maßregeln. 
Berichterstatter: J. Bongert, Professor an der Tierärztlichen 
Hochschule in Berlin; Dr. H. Meßner, Schlachthofdirektor in 
Karlsbad; Dr. Guilleaume, Schlachthofdirektor in Nizza. 

2. Die allgemeinen Grundsätze, die bei der 
Beschau der Organe und des Fleisches tuber¬ 
kulöser Tiere hinsichtlich der K ourt e i I u n g 



ihrer Tauglichkeit als menschliches Nahrungs¬ 
mittelzu beobachten sind. Berichterstatter: Dr. Stubbe, 
Generalinspekteur des Veterinärwesens im Ministerium des Innern, 
Brüssel; M. C e s a r i, Sanitätstierarzt in Paris; Dr. Nieberle, 
Obertierarzt in Hamburg; H. Hausson, Sanitätstierarzt in 
Stockholm. 

3. Die Desinfektion der Eisenbahnviehwagen. 
Berichterstatter: Dr. Bidart, Professor an der veterinär-medi¬ 
zinischen Fakultät der Universität Buenos Aires; Dr. T i t z e, 
Regierungsrat im Kaiserl. Gesundheitsamt zu Berlin; M. R a b i - 
c a u x, Generalinspekteur des Sanitätsdienstes im Landwirtschafts¬ 
ministerium, Paris; M e 1 o n i, Professor in Neapel. 

II. Sektion. Pathologie und Bakteriologie. 

1. Die spezifische paratuberkulöse Darm¬ 
entzündung (Johne’sche Krankheit) des Rindes. Bericht¬ 
erstatter: Dr. Olaf Bang, Tierarzt in Kopenhagen; Professor 
Dr. M i e ß n e r, Direktor des hygienischen Instituts der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule in Hannover; L. S h e a t e r, Bt Sc. M. R. C. V. S., 
Mitglied des Royal Veterinary College, London. 

2; Die europäischen Rinderpiroplasmosen.. 
Berichterstatter: Professor Dr. Knuth, Abteilungsvorsteher im 
hygienischen Instiut der Tierärztl. Hochschule, Berlin; Dr. St. v o n 
Ratz, Professor an der Tierärztl. Hochschule, Budapest; W. C. 
W r a g g, M. R. C. V. 8., Leiter des Laboratoriums im Landwirt¬ 
schaftsministerium, London. 

3. Die ultraviolettenVirusarten. Berichterstatter: 
Dr. M. F. M e y e r, Professor an der Universität von Kalifornien; 
M. P a n i s s e t, Professor an der Tierärztl Hochschule in Lyon. 

Von den durch den deutschen Ausschuß für diese Frage vor¬ 
geschlagenen Referenten ist bisher trotz der Bemühungen des eng¬ 
lischen Organisationskomitees und meiner Anfrage durch Tele¬ 
gramm mit bezahlter Rückantwort eine Äußerung nicht zu er¬ 
langen gewesen. D. U. 

4. Die Ätiologie der Hundestaupe und deren 
Behandlung durch Impfung. Berichterstatter: Dr. S. 
Markowski, Professor an der Tierärztl. Hochschule in Lem¬ 
berg; M. Carrö, Leiter des Versuchslaboratoriums im Land¬ 
wirtschaftsministerium und Professor an der Tierärztl. Hochschule 
in Alfort. 


III. Sektion. Epizootiologie. 

1. Milzbrand. Berichterstatter: Dr. Dalrym ple, Pro¬ 
fessor an der Universität des Staates Louisiana (Nordamerika) ; 
I)r. Aladar Lukacs, Leiter des Laboratoriums für Schutz¬ 
impfstoffe in Budapest; Professor Dr. Szpilman, Rektor der 
Tierärztl. Hochschule in Lemberg; Major Holmes, Leiter des 
bakteriologischen Staatslaboratoriums in Nuktesar (Indien). 

2 . Schweinepest. Berichterstatter: Dr. Marion Do r- 
s e t, Referent im Landwirtschaftsdepartement zu Washington ; 
llofrat Professor Dr. H utyra, Rektor der Tierärztl. Hochschule 
in Budapest; Dr. II. F r a u e n b e r g e r. Bezirkstierarzt in Frie- 



stadt (Österreich); Dr. Glässer, Repetitor an der Tierärztl. 
Hochschule in Hannover. 

3. Rotz. Berichterstatter: M. d e R o o, Veterinäroberinspek- 
tor im Landwirtschaftsministerium in Brüssel; M. D r o u i n, tier¬ 
ärztlicher Direktor der Gesellschaft für öffentliches Fuhrwesen in 
Paris; Dr. J. Schnürer, Professor an der Tierärztl. Hoch¬ 
schule in Wien; J. R. Jackson, M. R. C. V. S., Landwirtschafts- 
rainisterium, London; Professor Dr. Peter, Landestierarzt in 
Hamburg. 

4. Sarkoptesräude des Pferdes. Berichterstatter: 
A. Darrier, Obertierarzt in Paris; Oberst Butler, Referent 
im Kriegsministerium, London; Th. H a 1 s k i, Landesveterinär¬ 
referent in Czernowitz (Österreich). 

IV. Sektion. Veterinärmedizin und Chirurgie. 

1. Die Anästhesie. Berichterstatter: M. Hendrichs, 
Professor an der Tierärztl. Hochschule in Brüssel; Dr. M e r i 1 - 
lat, Tierarzt in Chicago; Vennerhol m, Professor an der 
TierärztL Hochschule in Stockholm; G. H. W o 11 d r i d g e, Pro¬ 
fessor am Royal Veterinary College, London. 

2. Die Hufrehe. Berichterstatter: M. L i e n a u x, Pro¬ 
fessor an der Tierärztl. Hochschule in Brüssel; M. J o 1 y, Korps- 
veterinär des 9. Armeekorps in Tours; James M a c q u e e n, 
Professor am Royal Veterinary College, London. 

3. Die chirurgische Behandlung des Kelil- 
kopfpfeifens. Berichterstatter: Dr. E b e r 1 e i n, Professor 
an der Tierärztl. Hochschule in Berlin; Dr. W illiams, Professor 
an der Cornell Universität (Nordamerika); Dr. Fontaine, Pro¬ 
fessor an der Kavallerieschule in Saumur; G. Hobday, F. R. 

S. R., F. R. C. V. S., London. 

4. Die Anwendung von Heilmitteln bei der Be¬ 
handlung der durch Rundwürmer veranlaßten 
Krankheiten. Berichterstatter: Van den Bolchout, Pro¬ 
fessor am der Tierärztl. Hochschule in Brüssel; M. R a i 11 i e t, 
Professor an der Tierärztl. Hochschule in Alfort; F. G r a i g, M. A., 
L. R. C. V. S., Professor am Royal Veterinary College of Ireland 
in Dublin; Dr. Perroncito, Professor und Direktor des para- 
sitologischen Instituts an der Universität Turin. 

V. Sektion. Tropische Krankheiten. 

1. Die durch Zecken übertragenen Krank¬ 
heiten, ihre Klassifikation, Behandlung und 
Vorbeuge. Berichterstatter: Dr. E. S a 1 m o n, Washington; 
J. Ligni&res, Professor an der veterinär-medizinischen Fakul¬ 
tät und Direktor des bakteriologischen Staatsinstituts in Buenos 
Aires; Sir A. T h e i 1 e r, K. C. M. G., Direktor des Tierärztlichen 
Forschungsinstituts in Transvaal; E. Gray, M. R. C. V. S., Ober¬ 
tierarzt in Transvaal; Dr. Parrairas Horta, Leiter des Ve¬ 
terinärwesens in Rio de Janeiro. 

2. Die durch geflügelte Insekten übertrage¬ 
nen Krankheiten, ihre Klassifikation. Behand¬ 
lung und Vorbeuge. Berichterstatter: M. C a z a 1 b o u. 
Veterinäroffizier im 70. Artillerie - Regiment in Rennes: R. N. 
Montgomery, M. R. C. V. S., Veterinärbakteriologe beim Land- 



460 


Wirtschaftsdepartement in Nairobi (Britisch - Ostafrika); Dr. W. 
H o w a r d, entomologisches Bureau im Landwirtschaftsdeparte¬ 
ment, Washington; Dr. Pinto Guedes, Rio de Janeiro; 
Dr. Christino Cruz Filho, Rio de Janeiro; Professor 
Lanfranchi, Direktor des veterinär - pathologischen Instituts 
in Parma. 

Auf den X. Tierärztlichen Weltkongreß bezügliche Anträge 
und Anfragen deutscher Tierärzte sind bis auf weiteres an den 
Unterzeichneten zu richten. 

Köln, den 26. Januar 1914. 

Der deutsche Ausschuß für den X. Tierärztlichen Weltkongreß. 

I. A.: Lothes. 


X. Tierärztlicher Weltkongreß. 

Nach einer Mitteilung des englischen Organisationskomitees 
sind jetzt alle offiziellen Einladungen zu dem Kongreß ergangen. 

In Erledigung eines Beschlusses des IX. Weltkongresses wird 
außer den mit dem Programm veröffentlichten Gegenständen noch 
folgende Frage behandelt: „Welchen Einfluß hat die 
Erblichkeit auf die frühzeitige Entwickelung 
jener Fehler, die die wirtschaftliche Verwen¬ 
dung der Pferde beschränken? Durch welche 
Erscheinungen äußert sich die bei Zuchttieren 


Konzentriertes 

Roborin-Kraftpulver 

(Aus frischem Bluteiweiß hergestellt). 

Blutbildendes, Appetit anregendes, die Verdauung 
befördernden und die Leistungsfähigkeit stei¬ 
gerndes KRAFTBEIFUTTER mit hohem Eisen¬ 
gehalt. 

Erhöht die Ausnützung des täglichen Futterquantums und macht 
weitere Zulagen überflüssig. Gibt den Tieren gutes Aussehen und 
glattes, glänzendes Haar. Ausgezeichnet als Kräftigungsmittel für 
Tiere, die durch große Anstrengungen oder schwere Krankheiten 
(Magen- oder Darmkatarrh, Brustseuche etc.) heruntergekommen sind. 

ElngefBhrt bei vielen Truppenteilen der deutschen Armee. 


Soparatabdrücke einschlägiger Arbeiten und Gutachten hervor¬ 
ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf Wunsch 
gerne ab. 


Llngner-Werke Aktiengesellschaft:, 
Dresden, Abteilung Ronorln-Werko, 


j 







461 


möglichst zu vermeidende Erblichkei t?“. Auch 
werden am letzten Kongreßtage durch die deutschen Kollegen, 
die bei den Ausflügen in die llochzuclitgebiete die Führung über¬ 
nehmen, einleitende Vorträge gehalten. Das Organisationskomitee 
hat sich bereits vergewissert, daß den Teilnehmern in der Nähe 
von London, sowie in andern Teilen Englands eine große Zahl 
bester Zuchten gezeigt w'erden kann. Professor M. Call vom 
Veterinary College in Glasgow wird die Teilnehmer durch mehrere 
Clydesdale-Gestüte in der Nachbarschaft seines Wohnortes führen 
und dabei praktische Demonstrationen über die Merkmale dieser 



und alle Dermatosen bequem 

und sauber ohne lästige Salben heilbar durch 
Höhensonnenbestrahlung nach Dr. Liebert 
tierärztliche Klinik, Hannover. Prosp. durch 

Quarz lampen-Gesellschaft 

m. b. H. Hanau 



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Verhältnissehalber ein schönes Anwesen für 18000 Mk. bei 10000 Mk, 
Anzahlung verkauft. Beste Praxis und Kundenkreis vorhanden. 
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Eine gründliche Stalldesinfektion 

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462 


Pferderasse abhalten. Das vollständige Programm über die fest¬ 
lichen Veranstaltungen und die Ausflüge, die zweifellos sehr viel 
Interessantes bieten werden, erscheint später. 

Bezüglich der zu erstattenden Berichte sei erwähnt, daß das 
Organisationskomitee bereit ist, Projektionsapparate für die Refe¬ 
renten zu stellen, die Gebrauch davon machen wollen. Der Gene¬ 
ral-Sekretär des Kongresses, Sir S. S t o c k m a n, M. R. C. V. S. 
10 Red Lion Square, London, W. C. hat, um allen Wünschen ge¬ 
recht werden zu können, ein Interesse daran im Voraus zu er¬ 
fahren, wieviele Apparate notwendig sind. In seinem Namen bittet 
daher der Unterzeichnete die Herren Berichterstatter, die Bilder 
projizieren wollen, sich umgehend mit Sir Stockman wegen 
der Einzelheiten direkt in’s Benehmen zu setzen. Die Zuschriften 
sind aus naheliegenden Gründen möglichst mit der Schreib¬ 
maschine zu fertigen oder, wo eine solche nicht zur Verfügung 
steht, unter Anwendung lateinischer Buchstaben abzufassen. 

Die Mitgliederbeiträge sind nicht, wie dies mehrfach ver- 
vsehentlich geschehen ist, an den Unterzeichneten, sondern un¬ 
mittelbar an den Schatzmeister des Kongresses, F. W. Gar nett 
J. P., M. R. C. V. S., Dalegarth, Windermere oder 10 Red. Lion 
Square, London W. C., zu schicken. Die hierhin gelangten Bei¬ 
träge sind, soweit ihre Annahme nicht verweigert wurde, der vor¬ 
stehenden Adresse übermittelt worden. 

Das Organisationskomitee hat bereits wegen Fahrpreis-Er¬ 
mäßigungen mit den verschiedenen Eisenbahnverwaltungen und 
Dampfschiffahrtsgesellschaften Verhandlungen angeknüpft, die bis- 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser: Bacillol-Patronen nach Dr. Jüterbock 

ver- 

Neu! besserte 

mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jüterbock. 

Alleinige Fabrikanten: 

Bacillolwerke Hamburg. 





463 


her nur in Frankreich zu einem Ergebnis geführt haben. Die 
dortigen Staatsbahnen haben die Gültigkeitsdauer der Touren¬ 
karten Paris—London von 15 Tagen auf 1 Monat verlängert. Die 
Karten werden vom BO. Juli bis 2. August ausgegeben und kosten 

1. Klasse 74.10, II. Kl. 49.85 und III. Kl. 37.50 Francs. Die auch 
für die deutschen Kongreßbesucher eventuell in Betracht kommen¬ 
den Dampferlinien Ostende — Dover, Flushing — Folkestone oder 
Flushing — Queenborough haben eine Fahrpreisermäßigung ab¬ 
gelehnt. 

Über die Frage der Unterbringung der Kongreßteilnehmer 
in guten Londoner Hotels schweben noch Verhandlungen mit dem 
Organisationskomitee und der Firma Cook. Wesentliche Ermäßi¬ 
gungen und eventuell die Festsetzung eines Einheitspreises können 
nur erreicht werden, wenn eine größere Zahl (20—30) von Kongre߬ 
besuchern in ein und demselben erstklassigen Hotel Wohnung 
nimmt. Als Einheitspreis sind 5 Schilling pro Bett und Tag ge¬ 
dacht. Um eine Unterlage für die weiteren Verhandlungen zu er¬ 
langen, richtet der Unterzeichnete an diejenigen Kongreßbesucher, 
die eine derartige Wohnung wünschen, die ergebene Bitte, ihm 
baldigst hiervon Mitteilung zu machen. 

Schließlich wird noch bekannt gegeben, daß das englische 
Organisationskomitee die Kongreßmitglieder für Sonntag den 

2. August zu einem Begrüßungsa.bend im Hotel „Ceeil“ 
in London bittet und hofft, daß die Mitglieder so früh in London 
eintreffen, daß sie dieser Einladung Folge leisten können. 

Köln, den 16. April 1914. 

Der deutsche Ausschuß für den X. Tierärztlichen Weltkongreß. 

I. A.: Lothes. 



Umrindern der Kühe 

und Verkalben ist meist die Folge des ansteckenden 
Scheiden katarrhs. 

„. . mit ßissulin . . bei Fällen, in welchen mich 

alles andere im Stiche ließ, sehr schöne Erfolge gesehen . 

Deutsche Tierärztliche Wochenschrift 1910, Nr. 42. 

„. . ich konnte mit der Bissulin-Behandlung immer 

den gewünschten Erfolg erzielen.“ 

Münchener Tierärztliche Wochenschrift 1911, Nr. 15. 

. Seit 3 / 4 Jahren angewandt . . . kann ich 
Bissulin nur wärmstens empfehlen.“ 

Tierärztliche Rundschau 1909, Nr. 28. 

Bissulin wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch 
H. Tr ommsdorff, chem. Fabrik, Aachen 54. 







464 

Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 18. April 1914. 

Bayern ist frei von Maul- und Klauenseuche. 


Personalien. 

Verzogen: Tierarzt Christian Kram er-München nach Lörrach 
(Baden). 

Approbationen: In Berlin: Herr Robert Ziminer-Clauberg. 
In München: Herr Dimitri Kiranoff-Osenez (Bulgarien). 

Promotionen: Von der Tierärztlichen Hochschule Berlin die 
Herren: Anton Coli ing-Berlin, Sally From m-Berl in, Fried¬ 
rich Fromme-Berlin, Wilhelm Hermann, Assistent an der 
Tierärztlichen Hochschule Berlin, Ernst Neu mann, Unterveterinär 
bei der Militär-Veterinär-Akademie in Berlin, Wilhelm Schulz, 
Assistent an der Tierärztlichen Hochschule Berlin, Werner Spier¬ 
ling-Berlin. 


Collargol 

Oft lebensrettendes Mittel für viele Formen von 

Allgemeininfektion. 

Auch in intravenösen Injektionen unschädlich, wenn 
richtig angewendet. 

Wirksames Wunddesinfiziens zur Behandlung 
schlecht heilender infizierter Wunden. 
Hervorragend wirksam bei innerlicher Darreichung 
gegen Kälberruhr. 

Wichtigste Indikationen : Morbus maculosus, Druse, Puerperal¬ 
infektion, seuchenhaftes Verkalben der Kühe, Kälberruhr, 
sowie Ruhr anderer junger Tiere. 

Proben und Literatur kostenfrei. 

Chemische Fabrik von Heyden, Radebenl-Dresden. 


Zur gef). Beachtung! = = 

Druck von J. Gott eswi n ter, München. — Kommissionsverlag: M. Rlegerscti© 
Uuiversitfttsbuchhandlung, München, Odeonsplati 2 







(filier: Tierärztliches wocheihlatt und Wochenschrift ihr Tierheilkunde nid Tiehzncht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht ira 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch« 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltuug, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des JLandes- 
ausschnsses der tierärztlichen Kreis vereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 19. Mai 1914. Nr. 20. 


Inhalt: Originalartikel. Verstellbarer Operationstisch für kleinere Haustiero 
konstruiert von Ed. Denk, Spezialtierarzt für Chirurgie in München. — Bom- 
hard: Eutertuberkulose. Steiger: Tuberkulose bei einem Jungrinde. — Referate. 
Mitchell: Bericht über die Infektion von Kindern mit Rindcrtuberkelbazillen. 
Klimmer: Bemerkungen zu der Arbeit Krautstrunk: Tuberkulose-Schutzimpf¬ 
versuche mit Antiphymatol“. Zedek: Über neuere Arzneimittel. Fitze: Beitrag 
zur Beurteilung des Fleisches tuberkulöser Rinder als Nahrungsmittel. Winter und 
Buke: Die Behandlung des seuchenhaften Abortus mit „Bissulin“. W'iedmann : 
Ein Fall von Vergiftung beim Pferde durch mit Brandsporen befallenes Futter. 
Nippert: Inversion der Harnblase beim Pferde und Amputation derselben. — 
Tierzucht und Tierhaltung. Maßnahmen (Körordnungen) zur Förderung 
der Pferdezucht in den einzelnen deutschen Staaten. Landwirtschaftliche 
Wanderausstellungen in Hannover. — Verschiedenes. Bericht über dic7.Monats- 
versammlung des Vereines Münchener Tierärzte am 30. April 1914. Anstellung 
eines Tierarztes in Alexandrien. Ausbildung von Sachverständigen für Bienen¬ 
krankheiten. tRauschbrandimpfstoffe „Foth“. Verlegung der Dresdener Tier¬ 
ärztlichen Hochschule. — Bücherschau. — Personalien. 


Verstellbarer Operationstisch fttr kleinere Haustiere 
konstruiert von Ed. Denk Spezialtierarzt fttr Chirnrgie 

ln München. 

Schon seit langem habe ich mich mit dem Gedanken 
getragen, einen Operationstisch zu konstruieren, welcher 
den Anforderungen des Klinikers sowie des Praktikers 
möglichst entspricht. 

Der Grund, warum bisher solche Tische nicht her¬ 
gestellt worden sind, dürfte darin Zu su suchen sein, daß 
sogar gewiegte Operateure sich über diese, ich darf ruhig 
behaupten, nicht allzuleichte Arbeit hinwegzusetzen pflegen 
mit der Begründung, daß ein tüchtiger Tierarzt mit den 
einfachsten Hilfsmitteln auskommen könne und müsse. 

Diese Ansicht trifft wohl für die Praxis außer dem 
H ause zu. In seinem Heim jedoch soll sich der Tierarzt 
schon aus Rücksicht auf das Ansehen seines Berufes und 













Hild 1. 



Bild 2. 



















467 


die Hochschätzung seiner Wissenschaft und seines Könnens 
keiner primitiven, sondern technisch vollendeter Hilfsmittel 
bedienen, um sich das Vertrauen auch des anspruchsvolleren 
Publikums zu erwerben. 

, Es sind wohl, abgesehen von dem sehr brauchbaren 
Opetationsbrett von Claude-Bernhard, das jedoch den 
chirurgischen Anforderungen nicht mehr entsprechen dürfte, 
einige Typen von Tischen konstruiert worden. Diese sind 
aber für den praktischen Tierarzt nur in beschränktem 
Maße brauchbar, da sie ersichtlich nur für die Zwecke von 
Forschungsinstituten, (meist physiologischen) konstruiert 
worden sind. Der nach meinen Angaben konstruierte 
Operationstisch, dessen Ausführung in liebenswürdiger und 
entgegenkommendster Weise die Firma Hauptner-Berlin 
übernommen hat, wird, wie ich hoffe, manche der bei den 
verschiedenen Operationstischtypen bestehenden Mängel 
beseitigen. 

Der neue Tisch ist für Tiere, vor allem für Hunde, 
bis zur Größe einer größten Dogge (Bild 1) oder eines 
größten Bernhardiners brauchbar. Er ist trotz seines 
massiven Aussehens äußerst beweglich, ohne hiebei an - 
Stabilität etwas einzubüßen. Die Tafel des Tisches kann 
beliebig herab- oder aufgeklappt werden, sodaß sie je nach 
den Erfordernissen der vorzunehmenden Operation und der 
Größe des Patienten in Sattel- oder Muldenform, sowie 
halb oder ganzseitig usw. verwendet werden kann. Der 
Tisch läßt so z. B. die Rückenlage des kleinsten (Bild 2) 
wie des größten Hundes (Bild 3) zu; ja es ist sogar bei 
mittelgroßen Patienten möglich, zwei Hunde zu gleicher 
Zeit (siehe Bild 2) festzuschnallen. Der Patient kann jeder¬ 
zeit durch Verschiebung der Platte längs einer Zahnleiste 
in unmittelbare Nähe des Operateurs gerückt werden, so- 
daß dieser sich nicht zu sehr über den Tisch beugen muß. 
Hierbei ist es immer möglich, die Operationsstelle so ein¬ 
zustellen, daß ablaufende Flüssigkeiten von der Aluminium¬ 
wanne. aufgefangen werden. Durch einseitiges Hoch- 
sehrsnben der Tischplatte an der vorderen Schmalseite ist 
es immer möglich, eine Schieflage des Patienten herbei- 
zuführen. Ebenso gestattet die in der Längsrichtung 
drehbare Mittelachse eine halbe Rückenlage des Patienten. 
(Bild 4). 

Der in Ruhestellung gebrachte Tisch ermöglicht 
schließlich noch die Fesselung des Patienten im Reitsitz. 

(B&ä ß). 



468 



Der Operationstisch ist sehr leicht, auch wenn der 
Patient schon auf ihm liegt, mittels einer bequem ansetz- 
baren Kurbel in jede beliebige Lage zu bringen. Die 



BiM 0. 


Kurbclriider sind an einer Seite montiert, wodurch die 
Verstellung des Tisches sehr vereinfacht wird. 

Zum Aufschnallen des Patienten habe ich besondere 
Fesseln konstruiert. An einem doppelseitigen Federzug, 
der mühelos an einer Teilplatte des Tisches eingehakt 
werden kann, ist eine Brücke mit drehbarer Scheibe auf¬ 
montiert. Die Scheibe trägt einen Lederriemen, der mittels 
der genannten Drehscheibe stets so an die Extremität ge¬ 
legt werden kann, daß eine Strangulation ausgeschlossen 
ist. Die Fesselung gestattet auch die Festlegung «les 
Kopfos des Patienten. 








Bild 5 





















470 


Besonders widerspenstige Patienten werden . durch 
einen breiten Brustgurt an den Tisch gehalten. 

Der Operationstisch setzt den Operateur in den Stand, 
allein an jede Operation mit und ohne Narkose zu gehen, 
sodaß also eine besondere Bedienung nicht notwendig ist. 


Eutertnberknlose. 

Von Distriktstierarzt H. Bomhard in Weidenberg. 

Folgender Fall von Eutertuberkulose dürfte erwähnens¬ 
wert sein. Eines Tages wurde ich zu einer Kuh nach D. ge¬ 
rufen, die nach Angabe des Besitzers vor 3 Wochen ge¬ 
kalbt und seit dieser Zeit ein geschwollenes Euter hatte; 
Appetit, Allgemeinbefinden waren gut. Die Besichtigung 
ergab eine harte derbe Vergrößerung des Euters ohne 
Knotenbildung, die vorderen Striche gaben nur wenig Milch, 
die hinteren überhaupt keine. Der Besitzer wurde darauf 
aufmerksam gemacht, daß eine vollständige Heilung wohl 
ausgeschlossen sei, es könne höchstens eine teilweise Ab¬ 
schwellung erzielt werden. Ordination: Einreibungen mit 
10°/o Jodsalbe, Massage, Überschläge mit warmen Kartoffeln 
und häufiges Ausmelken. Nach 4 Tagen teilte mir der 
Besitzer mit, die Kuh fresse seit 2 Tagen fast nicht mehr, 
keuche stark, das Euter sei noch mehr angeschwollen als 
vorher, auch zeige die Kuh noch mehr Schmerzen als vor¬ 
her. Ich dachte zuerst an eine Jodvergiftung, doch ergab 
die klinische Untersuchung dafür keinerlei Belege. Da die 
Kuh in den nächsten 14 Tagen stark abmagerte und fast 
keinen Appetit hatte, wurde sie notgeschlachtet. Bei der 
Schlachtung fand sich Tuberkulose des Euters und Miliar¬ 
tuberkulose fast sämtlicher innerer Organe vor. Ich ver¬ 
mute, daß durch die Massage und die Einreibung des Euters 
usw. die Tuberkulose bezw. ihre Erreger in die Blutbahn 
gedrängt wurden und eine Infektion der inneren Organe 
herbeigeführt hatten. Eine Untersuchung der Milch hätte 
vielleicht zur Feststellung der Tuberkulose geführt, während 
die Art der Anschwellung ohne Knotenbildung, ihre kurze 
Dauer, die Entstehung der Anschwellung bei der Geburt 
<‘her auf eine Infektion durch andere Erreger • hihwies. 
.Jedenfalls dürfte der Fall eine Warnung sein, . Euterent¬ 
zündungen, die tuberkulöser Natur sein können, mit Massage 
zu behandeln. 



471 


Tuberkulose bei einem Jungrinde. 

Von Distriktstierarzt Steiger in Lauterecken. 

Den folgenden bemerkenswerten Fall von Tuberkulose 
beobachtete ich bei einem Jungrinde. Die Anamnese lau¬ 
tete : das zirka einjährige Rind sei vor zirka 4 Monaten 
von einem nebenstehenden Fasel gesprungen und zusammen¬ 
gedrückt worden. Seit dieser Zeit könne das Tier nur 
mehr mit Unterstützung aufstehen und zeige schwankenden 
Gang; das Leiden verschlechtere sich in letzter Zeit zu¬ 
sehends. Ich ließ das betreffende Rind mit Hilfe einiger 
Personen herausführen. Dasselbe zeigte schwankenden Gang 
und stürzte zirka 5 m außerhalb der Stalltüre zusammen. 
Nach dem Aufheben wankte es noch mehr am Hinter¬ 
körper, so daß es festgehalten werden mußte. Eine Unter¬ 
suchung der Wirbelsäule, insbesondere in der Lenden- und 
Kreuzgegend ergab keinerlei pathologische Veränderungen, 
dagegen machte das Tier einen blöden Eindruck. Bei der 
Auskultation und Perkussion der Brust- und Bauchwand 
waren keine krankhaften Erscheinungen feststellbar. Die 
Temperatur war normal. Da das Tier gehirnkrank schien, 
riet ich zur Schlachtung, womit sich der Besitzer einver¬ 
standen erklärte. Bei der Fleischbeschau fand sich fol¬ 
gendes : Baucheingeweide normal mit Ausnahme einer 
tuberkulösen Drüse am Darmgekröse An der Lunge waren 
die Lungendrüsen und die beiden Mittelfelldrüsen in ge¬ 
ringem Grade tuberkulös verändert, in der Lunge selbst 
fanden sich in beiden Lungenflügeln je ein tuberkulöser 
Knoten von Erbsen- bis Bohnengröße. An den gespaltenen 
Rückenwirbeln und am Rückenmark konnten keinerlei Ver¬ 
änderungen nachgewiesen werden. Bei Eröffnung der 
Schädelhöhle und Herausnahme des Gehirns aber zeigte 
sich, daß an der harten Hirnhaut und an der Oberfläche 
des Gehirns einige hanf- bis erbsengroße, am verlängerten 
Mark jedoch unzählige erbsengroße tuberkulöse Herde 
vorhanden waren, so wie man sie an dem Rippenfell tuber¬ 
kulöser Kühe zu sehen gewohnt ist. Da die tuberkulösen 
Knoten am verlängerten Mark älterer Natur schienen — 
manche zeigten schon Verkalkung — als die in den übrigen 
Organen, so muß angenommen werden, daß liier primäre 
Tuberkulose des verlängerten Markes vorlag. 



472 


Referate. 

A. Philip Mitchell: Bericht über die Infektion 
von Kindern mit Rindertuberkelbazillen. (The Brit. Med. 
Journ., 1914, January 17 th .) 

Mitchell hat 72 Fälle von Halsdrüsentuberkulose 
bei Kindern in Edinburgh und in dessen Umgebung unter¬ 
sucht, ohne eine besondere Auswahl zu treffen. Durch 
Meerschweinchenpassage erlangte Reinkulturen prüfte er 
auf ihre Infektiosität für Kaninchen. Während der Typus 
humanus auf Eiernährböden mit Glyzerinzusatz recht üppig 
wuchs, gedieh der Rindertuberkelbazillus in erster Kultur 
stets spärlich, hauptsächlich bei Glyzerinzusatz. Rinder¬ 
tuberkelbazillen töteten in der Dosis 0,01 oder 0,1 mg intra¬ 
venös oder 5—10 mg subkutan Kaninchen an allgemeiner 
Tuberkulose, während bei gleicher Infektion mit Menschen¬ 
tuberkelbazillen sich die geringgradigen tuberkulösen Ver¬ 
änderungen auf Lunge und Nieren beschränkten. Auf 
Grund dieser Trennung mit Hilfe der Kultur und des Tier¬ 
versuches hat Mitchell von seinen 72 untersuchten 
Fällen bei 65 (90 c /o) den Rindertypus, bei 7 (10 %) den 
menschlichen Typus festgestellt. Das Alter der Kinder be¬ 
trug 5 Monate bis 12 Jahre. 

Da für diese 90 % Infektionen der Kinder mit Rinder¬ 
tuberkelbazillen das tuberkulöse, insbesondere das euter¬ 
tuberkulöse Rind als Infektionsquelle in Frage kommt, 
fordert Mitchell unter Betonung der großen Bedetitung 
der Rindertuberkulose für die Tuberkulose der Kinder 
energische Maßnahmen gegen diese Tierseuche, die ihm 
durch die „Tuberkulosis Order“ in Verbindung mit der 
„Milk and Dairies Bill“ gewährleistet erscheinen. Bis diese 
Gesetze in Kraft getreten sind, empfiehlt er die Sterili¬ 
sierung der Kindermilch. 

M. Klimmer: Bemerkungen zu der Arbeit Kraut¬ 
strunks: „Tuberkulose - Schutzimpf versuche mit Anti- 
phymatol“. (Zeitschrift f. Infektionskrankh. etc. d. Haus¬ 
tiere, Bd. 15, S. 170.) 

Polemik gegen den vorstehend kritisch referierten 
Artikel Krautstrunks. Klimmer gibt außerdem 
einen kleinen kritischen Überblick über die Ergebnisse des 
Ostertag’schen Tuberkulose - Bekämpfungsverfahrens nach 
den Mitteilungen der Landwirtschaftskammer in Preußen. 
Die sehr hohen Prozentsätze der jährlich wegen offener 
Tuberkulose ausgemerzten Rinder, sowie die trotz der oft 



473 


7 Jahre andauernden Bekämpfung bleibende Konstanz dieser 
Zahlen ist aus der unten wiedergegebenen Tabelle K 1 i m - 
m e r’s ersichtlich: 


Provinz 

Von untersuch¬ 
ten Rindern 
hatten offene 
Tuberkulose 

Von wiederholt 
untersuchten 
Rindern hatten 
offene Tuber¬ 
kulose 

Ange¬ 

schlossene 

Tiere 

Nach Oster- 
tags Angaben 
(Bekämpfung 
d. Rindertuber¬ 
kulose, Seite 62) 

Sachsen 

1904 1,6 °/o 

1911/12 2,1 °/o 

1,6 7* 

1,92 7« 

1372 
13 922 

1903 3,6 7® 

1907/08 2,18 7« 

Pommern 

1906/07 0,60 °/o 
1912 1,3 7» 

nicht mitgeteilt 

7» 1J 

22356 
23 568 

1902/03 2,93 7« 
1907/08 0,397« 

Schleswig 

Holstein 

1905 1,9 7o 
1912 2,3 7o 

nicht mitgeteilt 

7» 7» 

11000 

12459 

1903 2,8 7» 
1907 1,47 7« 

Schlesien 

1906 2,4 7« 
1911 2,4 7« 

nicht mitgeteilt 

1* 71 

12019 
19 591 

vac. 

n 

Rheinprov. 

1907 0,45 7<> 
1911 0,4 7° 

nicht mitgeteilt 

6183 
15 831 

vac. 

77 


Zum Vergleiche hat Kl. die Ergebnisse der Anti- 
phymatolimpfungen, die Edelmann bisher mitgeteilt 
hat, in einer zweiten Tabelle zusammengestellt: 


Jahr 

Zahl der geschlach- 

davon tuberkulös 

Durchschnittliches 

toten Impflinge 

Zahl 

7« 

Alter 

1909 

20 

11 

55 

unter 1 Jahr 

1910 

31 

11 

35,5 

etwa 2 Jahre 

1911 

17 

8 

47 

etwa 3 Jahre 

1912 

8 

0 

0 

etwa 2—3 Jahre. 





Haupt. 


Bezirkstierarzt G. Zedek-Fels a.W.: Uber neuere 
Arzneimittel. (Tierärztl. Zentralblatt, 1914, Nr. 1.) 

Ein 9jährig. Wagenpferd litt seit einem halben Jahre 
derart heftig an Atembeschwerden und kurzem Husten 
Lungenemphysem), daß es zu keiner Dienstleistung mehr 
verwendet werden konnte. Das Tier erhielt 2 Monate hin¬ 
durch täglich morgens einen Kaffeelöffel voll Vergotinine 
unter den Hafer vermengt. Die Wirkung war die, daß das 
Pferd wieder zu jeder Dienstleistung verwendet werden 
konnte. 



474 


Ähnlich wirkte Vergotinine bei einem schweren Ar¬ 
beitspferd, bei dem kardiales Asthma vorhanden war. Nach 
Verbrauch von 2 Flaschen Vergotinine konnte das Pferd 
als gesund entlassen werden. 

Vioform ist ein graues, jodhaltiges, geruch- und 
geschmackloses Pulver von hervorragend bakterizider Wir¬ 
kung, das sehr langsam resorbiert wird. Auf offene oder 
geschwürige Wundflächen gebracht, bildet es von Grund 
aus feste Granulationen. Auch kann eine blutstillende 
Eigenschaft des Mittels beobachtet werden. In der Rinder¬ 
praxis hat das Mittel wegen seiner Geruchlosigkeit einen 
unbedingten - Vorzug. 


Dr. C. Fitze- Berlin: Beitrag zur Beurteilung des 
Fleisches tuberkulöser Rinder als Nahrungsmittel. (Zeit¬ 
schrift f. Fleisch- u. Milchhygiene, Heft 8, 1914.) 

An 12 wenig gut genährten, tuberkulösen Kühen wur¬ 
den Untersuchungen über das Vorkommen von Tubcrkel- 
bazillen im Blute angestellt. 

Ferner wurden 18 Fälle der sogen, „strahligen Ver¬ 
käsung“ (Bonge r t) auf ihren Gehalt an Tuberkelbazillen 
im nicht zu beanstandenden Fleische untersucht. Der drit te 
Teil der Untersuchungen sollte feststellen, ob in den un¬ 
veränderten Fleischlymphdrüsen und im Muskel fleische von 
Rindern, die mit chronischer, allgemeiner Tuberkulose be¬ 
haftet sind, Tuberkelbazillen enthalten sind. 

Das Ergebnis der Versuche führte zu fol¬ 
genden Schlußsätzen: 

Die Angaben, daß sich bei lokaler Tuberkulose des 
Rindes häufig Tuberkelbazillen im Blute finden, treffen 
nicht zu. 

Der Verdacht auf das Vorhandensein von Tnberkel- 
bazillen im Fleische von Schlachttieren kann für die Zwecke 
der Fleischbeschau nur begründet werden durch den patho¬ 
logisch-anatomischen Nachweis einer frischen tuberkulösen 
Blutinfekt iou oder durch hochgradige Abmagerung infolge 
von Tuberkulose. 

Nicht völlig abgekapselte tuberkulöse Erweichung^- 
herde und frische „strahlige Verkäsung“ müssen als \ U - 
zeichen gelten, um besonders sorgfältig nach den Erschei¬ 
nungen einer frischen tuberkulösen Blutinfektion y.ii 

fahnden. Abgekapselte, tuberkulöse Erwoichungsln-. 
haben keine besondere sanitätspolizeiliche Bedeutung. 



475 


Das Vorhandensein von nur älteren tuberkulösen 
Herden in den Fleischlymphdrüsen ohne frische tuberku¬ 
löse Eruption vermag den Verdacht, daß das zu ihrem 
Wurzelgebiete gehörige Fleisch tuberkelbazillenhaltig sei, 
nicht zu begründen. _ Ohler. 

Winter und Baker: Die Behandlung des seuchens 
haften Abortus mit „Bissulin“. (Aus „The Veterinary 
Record, London Nr. 1342 vom 28. 3. 1914.“) 

Tierarzt Winter in Limerick (Irland) hat in Gemein¬ 
schaft mit Tierarzt Baker in Bansha über sehr bemerkens¬ 
werte Erfolge bei der Behandlung des seuchenhaften 
Abortus mit Bissulin berichtet. Von seinem Unter¬ 
suchungsmaterial beschreibt er insbesondere 3 Falle: 

Von 22 Kühen hatten 11 verkalbt, die zwölfte ver- 
kalbte innerhalb 24 Stunden nach Beginn der Behandlung. 
Danach gelangte aber durch die Bissulin-Behandlung die 
Krankheit vollständig zum Stillstände. 

In einem anderen Falle hatten von 18 Kühen 6 ver- 
kalbt; eine Kuh wurde als Kontrollier separiert und nicht 
behandelt. Während nun alle mit Bissulin behandelten 
Kühe normal kalbten, verkalbte die nicht behandelte Kuh 
nach einem Monate. 

Im 3. Falle hatten von 30 Kühen 10 verkalbt. Eine 
oder zwei wurden zwar regelmäßig brünstig, sie koncipierten 
jedoch nicht. Hier ebenso wie bei verschiedenen Stuten, 
die an Vaginitis litten, und die nicht konzipierten, fand 
\V T i n t e r das Bissulin von sehr guter Wirkung. 

Nach Winters Ansicht erfolgt die Infektion in den 
meisten Fällen durch die Geschlechtswege, Würde es sich 
anders verhalten, so würde eine lokale Behandlung nutzlos 
sein. 

Baker hatte mit der Anwendung von Bissulin 
bei Vollblutstuten sowohl, wie bei ansteckendem 
Abortus der Kühe „ganz ausgezeichnete Erfolge“ („einen 
unerreichten Erfolg“). Er hat zirka 300 Kühe damit be¬ 
handelt, und in jedem Falle war der Erfolg höchst 
zufriedenstellend. Gleich günstig war der Erfolg bei 25 
Vollblutstuten, einerlei ob es in den schwierigen Fällen 
verwendet wurde, bei welchen ein reichlicher weißer Aus¬ 
fluß vorhanden war, oder in den ebenso lästigen Fällen, 
in denen eine saure Reaktion des Vaginalschleims mit¬ 
sprach. 

Die von Winter oben angeführten 3 Fälle sind nach 
seinen eigenen Worten nur einige von vielen, aber in 



476 


jedem Falle handelte es sich um solche, in welchem die 
Erkrankung vor der Behandlung längere Zeit vorhanden 
war und in welchen sie stets völlig bei der Bissulin-Behand¬ 
lung verschwand. 


Stabsveterinär Wiedmann: Ein Fall von Vergif¬ 

tung beim Pferde durch mit Brandsporen befallenes Futter. 

(Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1914, 3. H.) 

Auf einem Gute waren 4 Pferde an Kolik erkrankt; 
eines derselben war bei der Ankunft des zur Behandlung 
gerufenen Verf. verendet. 

Die Tiere hatten nach dem Vorbericht leichte Kolik¬ 
erscheinungen gezeigt. W. fand sie bei der Untersuchung 
ruhig, fast apathisch, sehr matt. Beim Befühlen der Hinter¬ 
beine äußerten die Tiere Schmerzen, bei Druck stöhnten 
sie. Der Hinterleib war leicht auf getrieben, die Peristaltik 
vermindert. . Dabei zeigten die Patienten Tenesmus, Spei¬ 
cheln und Zähneknirschen; außerdem wurde Steigerung der 
Atemfrequenz und tracheales Rasseln konstatiert. Fieber 
war nicht vorhanden. 

Die auffallendsten Erscheinungen waren intensive 
quittengelbe Färbung aller sichtbaren Schleimhäute und 
Entleerung blutigen Harnes. 

Die Sektion des gefallenen Pferdes ergab das Bild 
des Icterus gravis: Intensive Gelbfärbung aller Gewebe; 
\on den inneren Organen waren besonders die Nieren und 
die Leber betroffen. Man fand außer Gelbfärbung trübe 
Schwellung und fettige Degeneration der Leber, hämor¬ 
rhagische Nierenentzündung und in mäßigem Grade war 
auch Entzündung der Schleimhaut des Magens und Darmes 
vorhanden. 

Nach dem Berichte des Besitzers hatten die Pferde 
mit Brandsporen befallenes Gerstenstroh, das aus Versehen 
als Streu benützt worden, gefressen. Die Ähren des Strohes 
waren dick mit kohlschwarzem, geruchlosem Pulver be¬ 
deckt. Die Untersuchung ergab, daß es sich um Rußbrand 
(ITstilago carbo) handelte. 

Da die Erkrankungen plötzlich nach Aufnahme des 
befallenen Strohes eintraten und weil eine andere Ursache 
der Erkrankung nicht auffindbar war, mußte Verf. an- 
nehnien, daß das Leiden durch Aufnahme des befallenen 
Strohes verursacht war. 

Die Behandlung bestand in Entleerung des Darm- 
kanales durch Injektion kleiner Dosen Areeol. hydrobrom., 
ferner wurden öfters Warmwasserinfusionen in den Mast- 



477 


dann gemacht und per os Karlsbadersalz verabreicht. Eines 
der Pferde verendete noch am 3. Tage der Behandlung, die 
beiden anderen gesundeten nach 8- bis 10 tägiger Krank¬ 
heitsdauer. 


Stabsveterinär Nippert: Inversion der Harnblase 
beim Pferde und Amputation derselben. (Zeitschrift für 
Veterinärkunde, 1914, III.) 

Eine Stute hatte gefohlt und litt seitdem, wie der Be¬ 
sitzer meinte, an Scheidenvorfall. Zu dem Tiere gerufen 
fand Verf. zwischen den Schamlippen eine kindskopfgroße, 
bocksbeutelähnliche Geschwulst, die sich elastisch anfühlte. 
Die den Charakter der Schleimhaut aufweisende Oberfläche 
zeigte stellenweise schwarz-rote Streifen. Am oberen Teil 
der Geschwulst konnte man zwei kleine Falten konstatieren, 
aus welchen sich beim Drucke eine urinöse, Eiterflocken 
enthaltende Flüssigkeit entleerte. 

Es handelte sich bei dem Pferde also nicht um Scheiden¬ 
vorfall, sondern um Inversio vesicae. Nach Massage der 
Geschwulst mit schwachem, warmem Alaunwasser gelang 
die Reposition und durch Anwendung Sauberg’scher Heft- 
r-adeln deren Zurückhaltung. 

Während der darauffolgenden Nacht hatte die Stute 
die Blase aber zum zweiten Male umgestülpt. Da sich an 
der vorgestülpten Blase nekrotische Stellen bemerkbar 
machten und die Körpertemperatur angestiegen war, ent¬ 
schloß sich Verf. zur Amputation. Er nähte die Blase etwa 
1,5 cm hinter der Einmündung der Harnleiter mittels der 
Schusternaht unter Anwendung von abgekochten Bindfäden 
ab. Drei Tage später konnte er den hinter der Naht ge¬ 
legenen Teil der Blase entfernen. Der Stumpf wurde mit 
Alaunwasser behandelt und zog sich alsbald zurück. 

Nach 6 Wochen konnte die Stute wieder in den Dienst 
genommen werden und wird seit nunmehr 2 Jahren als 
Arbeitspferd verwendet. Einer Mazeration der Haut durch 
den ständig abfließenden Harn wurde durch täglich ein¬ 
malige Reinigung und Bestreichen derselben mit öl vor¬ 
gebeugt. 

Bei der im vorigen Sommer zuletzt vorgenommenen 
Besichtigung des Tieres konnte Verf. Nachlaß des bestän¬ 
digen Abflusses des Harnes feststellen. Er glaubt, daß 
dieser Umstand auf blasenähnliche Erweiterungen und auf 
diese Weise gebildete Urinbehälter zurückzuführen sei. 

A. 



478 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Maßnahmen (Körordnungen) zur Förderung der Pferde¬ 
zucht in den einzelnen deutschen Staaten. 

Mitgeteilt von Dr. Nopit sch. 

Provinz Ostpreußen. Durch Polizeiverordnung vom 
5. November 1887 wurde unter Zustimmung des Provinzialrates 
fiir den Umfang der Provinz Ostpreußen, mit Ausnahme der Stadt 
Königsberg, angeordnet, daß derjenige, welcher einen Privat¬ 
hengst zum Bedecken fremder Stuten gegen Bezahlung oder son¬ 
stige Entschädigung verwenden will, hierzu eines für das be¬ 
treffende Kalenderjahr gültigen Erlaubnisscheines der Körungs¬ 
kommission desjenigen Kreises, in welchem die Bedeckung statt¬ 
findet, bedarf. Da das Inkrafttreten dieser Polizeiverordnung je¬ 
doch an die Bedingung geknüpft ist, daß die entstehenden Kosten 
von den einzelnen Kreistagen zu übernehmen sind, so ist die Kör¬ 
ordnung im Regierungsbezirk Gumbinnen überhaupt nie in Kraft 
getreten und besteht im Regierungsbezirk Königsberg gegenwärtig 
nur in den Kreisen All'ensteifn, Braunsberg, Fischha.usen, Fried¬ 
land, Preußisch - Holland, Königsberg, Mohrungen. Neidenburg. 
Orteisburg und Rössel. In diesen Kreisen müssen sämtliche Pri¬ 
vathengste, soferne sie fremde Stuten decken sollen, angekört sein. 
Ausnahmen sind nicht vorgesehen. Für jeden Kreis ist eine Kom¬ 
mission aus drei! ständigen, von dem Kreistage auf drei Jahre ge¬ 
wählten Mitgliedern gebildet, welcher ein approbierter Tierarzt 
mit beratender Stimme beigegeben ist. Die Vorsteher der König]. 
Haupt- und Landgestüte haben die Befugnis, den Verhandlungen 
mit beratender Stimme beilzuwohnen. Die Körtermine finden in 
der Regel im Herbst jeden Jahres statt; Anmeldungen zur Körung 
sind bis 1. September dem Landrat anzuzeigen. 

Provinz WestpreuBen. Durch Polizeiverordnung 
vom 21. Mai 1890 ist eine neue Körordnung unter Zustimmung des 
Provinzialrates erlassen und am 1. August 1890 in Kraft getreten. 

Körkommission: Vorsitzender ist der Landgestüts - Dirigent 
oder dessen von der landwirtschaftlichen Verwaltung zu ernennen¬ 
der Stellvertreter und zwei weitere Mitglieder. 

Zu jedem Körungstermin muß ein beamteter Tierarzt oder 
bei dessen Behinderung ein approbierter Tierarzt, welcher be¬ 
ratende Stimme hat, zugezogen werden. 

Die Vorsitzenden und deren Stellvertreter werden von dem 
Vorstände der Landwirtschattskammer auf 6 Jahre, die sonstigen 
Mitglieder und deren Stellvertreter von den Kreisausschüssen auf 
J Jahre gewählt. 

Die Termine zu den Körungen, welche in den letzten drei 
Monaten des Jahres abgehaltoii werden, werden vom Vorsitzenden 
nach Vereinbarung mit dem Landgestütsdirigenten und den Land raten 
festgesetzt und von letzteren öffentlich bekannt gemacht. 

Die Entscheidung der Körungskommission ist endgültig. 

Nachkörungeii können auf Kosten des Besitzers vorgonom- 
iiien werden. 

Die Anhörung gilt nur fiir ein Jahr. Hengste können nur 
angekört werden», wenn sie das dritte Jahr vollendet haben. 

Di»' Köruiigsgebiiliren betragen fiir das erste Jahr 10 Mark, 
fiir j<‘<le wiederholt»' Anhörung 5 Mark für den Hengst. Fiir ab¬ 
gehörte Hengste wird keine Gebühr erhoben. 



479 


Provinz Brandenburg. Die Hengstkörung ist durch 
Polizeiverordnung vom 14. April 1891 angeordnet und mit dem 
1. Oktober 1891 ib Kraft getreten. 

Für jeden Kreis wird ein Körbezirk gebildet und für jeden 
Körbezirk ein Schauamt, welches aus dem Landrat oder einem auf 
ß Jahre vom Kreistage zu wählenden Stellvertreter als Vorsitzen¬ 
den, dem Vorsteher des beteiligten Landgestüts, einem vom Haupt¬ 
direktorium des Landes-Provinzialvereines für di'e Mark Branden¬ 
burg und die Niederlausitz zu wählendem Mitgliede, welches auch 
mehreren Schauämtern angehören kann, einem vom Kreistage auf 
6 Jahre zu wählenden Mitgliede und einem von dem zuständigen 
Regierungspräsidenten tunlichst aus der Zahl der Kreistierärzte 
zu ernennenden Tierarzte besteht, welch letzterer nur beratende 
Stimme hat. 

Das Schauamt tritt in den Monaten Oktober — November — 
Dezember jeden Jahres in Tätigkeit. Die Entscheidungen« des¬ 
selben sind endgültig. Nur Hengste, welche das dritte Jahr voll¬ 
endet haben, dürfen angekört werden. 

Gebühr: für jeden angekörten Hengst das erstemal 10 Mark, 
jedes weitere Mal 5 Mark, für jeden abgekörten Hengst 3 Mark. 

Provinz Pommern. Mit Geltung vom 1. Juli 1898 
wurde unter Zustimmung des Provinzialrates beschlossen, daß 
Privathengste nur zum Decken fremder Stuten benutzt werden 
dürfen, wenn für dieselben) ein Erlaubnisschein seitens der zu¬ 
ständigen Körkommission ausgestellt ist. 

Für jeden Kreis wird in der Regel eine Körkommission ge¬ 
bildet. Diese besteht aus einem bezw. je einem Mitgliede, welches 
vom Vorstande der Pommersehen Landwirtschaftskammer ent¬ 
weder für die ganze Provinz oder für bestimmte Bezirke gewählt 
ist. und aus zwei für jeden Kreis vom Kreisausschuß gewählten 
Mitgliedern. Der Vorsteher des Landgestüts Labes hat die Be¬ 
fugnis, den Verhandlungen der Körkommission mit beratender 
Stimme beizuwohnen, außerdem muß ein beamteter oder appro¬ 
bierter Tierarzt zu jedem Körtermin mit beratender Stimme zu¬ 
gezogen werden. 

Angekörte Kaltbluthengste müssen mindestens drei Jahre, 
Warmblüter vier Jahre alt sein. 

Die Körtermine sind im Herbst und Winter jeden Jahres, 
spätestens bis Schluß des Dezembers, abzuhalten. 

Provinz Posen. Für jeden Regierungsbezirk sind be¬ 
sondere Polizeiverordnungen betreffend die Körung der Hengste 
erlassen, die jedoch nur in einigen Punkten von einander ab- 
weielien. 

Die betreffende Polizeiverordnung für den Regierungsbezirk 
Posen ist am 10. Juli' 1892 mit Giltigkeit vom 1. .Juli 1893, die¬ 
jenige für den Regierungsbezirk B r o in b e r g am 20. Juni 1893 
mit Giltigkeit vom 1. August 1893 erlassen. 

Für jeden Kreis wird eine Körkommission gebildet, es 
können jedoch auch mehrere Kreise zusammengelegt werden. Die 
Körkoniinissibn besteht aus einem vom Regierungspräsidenten auf 
Vorschlag des Landwirtschaftlichen Provinzialvereins für die Pro¬ 
vinz Posen auf 6 Jahre zu ernennenden Mitgliede und aus zwei 
fiir joden Kreils durch die Kreisstände auf 3 Jahre zu wählenden 
Mitgliedern. Für den Regierungsbezirk Posen tritt als viertes Mit- 



480 


glied der Kommission noch der Dirigent des Landgestüts Zirke 
bezw. Gneseni hinzu, während bei Bromberg der Dirigent des 
Lamdgestüts das Recht hat, mit beratender Stimme teilzunehmen. 
Ein beamteter oder approbierter Tierarzt ist zu jedem Körtennin 
mit beratender Stimme zuzuziehen. 

Die Körtermine werden in der Zeit vom 1. Oktober bis 
31. Dezember jeden Jahres abgehalten. Für jeden angekörten 
Hengst sind das erstemal 10 Mark, jedes spätere Jahr 5 Mark, für 
jeden abgekörten Hengst 3 Mark Gebühren zu entrichten. Nach¬ 
körungen können auf Kosten des Hengstbesitzers stattfinden. 

Provinz Schlesien. Durch Allerhöchste Kabinetts- 
Ordre vom 31. Dezember 1855 wurde die Körordnung für die Pro¬ 
vinz Schlesien vom 14. Juli 1830 aufgehoben und an deren Stelle 
für jeden Regierungsbezirk eine besondere Polizeiverordnung er¬ 
lassen und zwar für den Regierungsbezirk Breslau am 8. Dezember 
1856, für den Regierungsbezirk Liegnitz am 12. Dezember 1856 
und für den Regierungsbezirk Oppeln am 15. Dezember 1856. Die 
beiden Polizeiverordnungen für Liegnitz und Oppeln sind durch 
Nachtrag vom 8. März 1890 bezw. 7. Juli 1881 weiter ergänzt 
worden. 

Die Polizeiverordnungen schreiben vor, daß alle Hengste, 
welche zum Bedecken von Stuten gegen Entrichtung eines Deck¬ 
geldes von weniger als 5 Thalern oder entsprechende Vergütung 
durch Naturalien überlassen werden, dem in jedem Kreilse zu¬ 
sammentretenden Schauamt vorgeführt werden müssen. 

Das Schauamt besteht: 1. aus dem Landrat, 2. einem Ritter¬ 
gutsbesitzer oder K. Domänenbeamten oder Pächter eines größeren 
Gutes, 3. einem bäuerlichen Grundbesitzer, 4. dem Kreiistierarzt, 
in Ermangelung aus einem approbierten Tierarzt und wenn auch 
dieser nicht zur Stelle ist, aus einem wohlerfahrenen Kurschmied. 
Die Mitglieder zu 2 . und 3. müssen die nötigen Kenntnisse und 
Erfahrungen besitzen und werden wie die Stellvertreter von den 
Kreisständen erwählt. 

Dik} Körungskosten werden, soweit sie nicht vom Kreise 
übernommen werden, vom Eigentümer der Hengste nach Fest¬ 
setzung der Regierung getragen. 

Provinz Sachsen. In der Provinz Sachsen ist die 
Körordnung in den einzelnen Regierungsbezirken durch Polizei¬ 
verordnungen geregelt. Zuerst wurde dieselbe im Regierungs¬ 
bezirk Erfurt am 16. Juni 1892 eingeführt. Darauf folgte dite Kör¬ 
ordnung für den Regierungsbezirk Magdeburg vom 25. September 
1896. Für den Regierungsbezirk Merseburg erfolgte der Erlaß der 
Körordnung am 17. August 1898. 

lin allgemeinen weichen die Körordnungen nicht wesentlicdi 
von einander ab. Der Besit zer eines Hengstes darf denselben zu in 
Bedecken fremder Stuten nur verwenden, wenn von dem zustän¬ 
digen Schauamt ein Erlaubnisschein ausgestellt ist. Für jeden 
Kreis wird in der Regel eine Körkommission (Schauamt) gebildet. 
Dieselbe bestellt aus dem Landrat als Vorsitzenden, dem Vorsteher 
des K. Landgestüts, einem von der Landwirtschaftskammer zu er¬ 
nennenden Mitgliede und zwei' vom Kreisausschuß auf 3 Jahre zu 
wählenden Mitgliedern. Für diese Mitglieder werden Stellvertrotv»r 
ernannt bezw. gewählt. Zu jedem Körtermin ist außerdem ein be¬ 
amteter bezw. approbierter Tierarzt zuzuziehen, falls nicht (Er- 



481 


furt) unter den gewählten Mitgliedern bereits ein solcher sich 
befindet. 

Die Körtennine werden im Regierungsbezirk Erfurt in den 
Monaten November und Dezember, in den Regierungsbezirken 
Magdeburg und Merseburg in der Zeit vom 1. Dezember bis 1. Fe¬ 
bruar abgehalten. 

Die Entscheidungen des Schauamts sind endgiltig. Erfurt 
und Merseburg erheben bei der Anmeldung für jeden Hengst eine 
Körgebühr, während Magdeburg für jeden angekörten Hengst das 
erstemal 6 Mark, jedes folgende Mal 3 Mark berechnet und für 
abgekörte Hengste überhaupt keine Gebühr erhebt. 

_ (Fortsetzung folgt). 


Landwirtschaftliche Wanderausstellung in Hannover. 

Die Allgemeine landwirtschaftliche Wanderausstellung in 
Hannover vom 18. bis 23. Juni wird in der Abteilung „Tiere“ mit 
1384 Rindern, 786 Schafen, 739 Schweinen, 556 Pferden, 452 Ziegen 
und außerdem mit Schäferhunden, Kaninchen, Geflügel und Fischen 
beschickt werden. 


Verschiedenes. 

Bericht über die 7. Monatsversammlung des Vereines 
Münchener Tierärzte am 30. April 1914. 

Die Versammlung war von 16 Mitgliedern besucht. Zu 
Punkt 1 der Tagesordnung „Vereinsangelegenheiten“ wurde zu¬ 
nächst bestimmt, daß) das bisherige Lokal im Hotel „Union“ auch 
ferner als Vereinslokal beibehalten werden soll, worauf der Vor¬ 
sitzende über Neuaufnahmen und Austritte im verflossenen Ver¬ 
einsjahr berichtete. Aus der Aufstellung ging hervor, daß einem 
Austritt wegen Wegzugs zwei Neuaufnahmen von Mitgliedern 
gegenüberstehen. Außerhalb des Rahmens der Tagesordnung gedachte 
der Vorsitzende hierauf noch der für Oktober dieses Jahres zu er¬ 
wartenden Angliederung der Tierärztlichen Hochschule an die 
Universität und nahm nach eitner kurzen Pause den zweiten Teil 
des Programms in Angriff. Herr K. Veterinärrat L. Himmel¬ 
stoß hatte dabei selbst das Referat „Der Entwurf eines Gesetzes 
über die Änderung des Polizei - Strafgesetzbuches in seinen Be¬ 
ziehungen zur Veterinärpolizei“ übernommen. Seine Ausführungen, 
die er der „Münchener TLerärztl. Wochenschrift“ zum Abdruck zur 
Verfügung stellen will, und die sich insbesondere mit den Krank¬ 
heiten der Fische befaßten, verrieten seine ausgedehnten Kennt¬ 
nisse auf diesem Gebiete. Ein reicher Beifall lohnte den Redner, 
der hierauf mit herzlichen Worten den Abend und mit ihm das 
Vereinsjahr schloß. 

I. A.: Dr. A. O e 11 e r, Schriftführer. 


Anstellung eines Tierarztes in Alexandrien. 

Nach Mitteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes in Berlin hat 
der Generaldirektor der Munizipalität in Alexandrien die Stelle eines 
bakteriologisch gebildeten Tierarztes zur Besetzung ausgeschrieben. 



482 


Dem Bewerbungsgesuche sind beizulegen: 

1. das Diplom als Tierarzt, 

2. Nachweis der Tätigkeit an einem öffentlichen Schlachthofe in 
der Dauer von mindestens einem Jahre, 

3. der Nachweis der Tätigkeit an einem bakteriologischen In¬ 
stitute, welche sich besonders auf die Beschäftigung mit exoti¬ 
schen Krankheiten bezog, 

4. der Bewerber darf nicht über 40 Jahre alt sein und muß sich 

5. verpflichten, 15 Tage nach Empfang seiner Ernennung nach 
Alexandrien abzureisen, 

ß. der Gehalt beträgt ungefähr 560 Mark pro Monat. Die Reise¬ 
kosten werden im Betrage von einem Monatsgehalte ersetzt. 

Es empfiehlt sich, das Gesuch in französischer oder eng¬ 
lischer Sprache- abzufassen und die einzusendenden Zeugnisse 
ebenfalls in eine dieser Sprachen übersetzt vorzulegen. 


Ausbildung von Sachverständigen für Bierienkrankheiten. 

In der Kaiserlichen Biologischen Anstalt werden von dem 
Vorsteher des bakteriologischen Laboratoriums, Regierungsrat Dr. 
Maaßen, in diesem Jahre wiederum zur Ausbildung von Sach¬ 
verständigen für Bienenkrankheiten zweiwöchige, gebührenfreie 
bakteriologische Lehrgänge über die Infektionskrankheiten der 
Bienen von 9—3 Uhr täglich abgehalten, an denen Naturwissen¬ 
schaftler (Mediziner, Tierärzte, Nahrungsmittelchemiker, Lehrer 
u. s. w.) teilnehmen können, die in der Bienenwirtschaft erfahren 
sind. 

Der erste Lehrgang findet vom 13. bis 25. Juli statt. Wenn 
nötig, wird noch ein zweiter vom 3. bis 15. August und ein dritter 
vorn 28. September bis 8. Oktober abgehalten. 

Jeder Teilnehmer hat sich sein Mikroskop selbst zu stellen. 
Die Firmen E. L e i t z und C. Zeiß in Berlin haben sich bereit 
erklärt, für die Lehrgänge geeignete Mikroskope gegen eine Leih¬ 
gebühr von 5 Mark abzugeben. Alle anderen Apparate, Instru¬ 
mente, Glasgefäße, Nährböden und Chemikalien werden von der 
Biologischen Anstalt unentgeltlich geliefert. 

Die Anmeldungen sind möglichst frühzeitig an den Direktor 
der Kaiserlichen Biologischen Anstalt in Berlin-Dahlem, Königin 
Luisestraße 19, zu richten. 

B e r 1 i n - D a h 1 e in, im April 1914. 

Der Direktor 

der Kaiser!. Biologischen Anstalt für Land- und Forswirtschaft. 

Behrens. 

Rauschbrandimpfstoffe „Foth“. 

Infolge vielfacher Anfragen betreffend Rauschbrand-Iinpl- 
stoffe „Foth“ erscheint mir folgende Mitteilung für die Herren 
Kollegen nicht ohne Interesse. 

Die Impfstoffe, die im lv. Veterinärbaktenologisehen Institut 
zu Münster liergestellt werden, werden in zwei Formen in den 
Ihimlel gebracht: 

1. in Form von Fadenbündoln, an die abgeschwächte Rausch- 
brandsporen in erheblicher Menge angetrocknet sind, 



483 


2. in Form eines in Wasser klar löslichen Pulvers, welches das 
Rauschbrandgift und daneben noch Sporen, jedoch in sehr ge¬ 
ringer Menge, enthält. 

Die Virulenz und immunisatorische Kraft der Impfstoffe wird 
im Institut mindestens vierteljährlich an Versuchstieren geprüft. 
Nach dem Ausfall der Prüfung wird die Dosis der Impfstoffe für 
die Praxis bemessen. 

Die Impfung wird in der Weise vorgenommen, daß das 
Fadenbündel am Schweif mit der ein wenig modifizierten Nadel 
nach de Mo i j unter die Haut gebracht und daß im Anschluß da¬ 
ran die Lösung des pulverförraigen Impfstoffes, der in der Regel 
für die Praxis für 10 Tiere abgegeben wird, mit einer kleinen 


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Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
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Schweinepest 

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Brustseuche 

Starrkrampf 

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484 


Spritze mit feiner Kanüle am Ohr unter die Haut gespritzt wird. 

Das Nähere über die Herstellung der Impfstoffe und ihre 
Anwendung in der Praxis findet sich nach einem dem Herrn Mi¬ 
nister im Jahre 1911 erstatteten Bericht in der „Zeitschrift für 
Infektionskrankheiten“, Band 10, Heft 1 (1911), vom Regierungs¬ 
und Veterinärrat Dr. Foth veröffentlichten Aufsatze: „Neue 
Rauschbrand - Impfstoffe“ und in einem gleichnamigen Aufsatze, 
der in der im Druck befindlichen neuen Auflage des „Handbuches 
der Technik und Methodik“ von Kraus und Levadi'ti dem¬ 
nächst erscheint. 

Die Impfstoffe nebst Impfnadel, Injektionsbesteck und Ge¬ 
brauchsanweisung sind von der Firma B e n g e n & Co., G. in. b. H. 
in Hannover, zu beziehen 1 . 

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Verlegung der Dresdener Tierärztlichen Hochschule. 

Die erste Sächsische Ständekaminer hat am 14. Mai die Ver¬ 
legung der Tierärztlichen Hochschule Dresden nach Leipzig 
beschlossen. 


Bücherschau. 

Bericht über das Veterinärinstitut mit Klinik und Poliklinik bei der 
Universität Leipzig für die Jahre 1911 und 1912. Erstattet von 
Prof. Dr. phil. August Eber, Institutsdirektor. Berlin 1913, 
Verlagsbuchhandlung von Wilhelm Schötz. Preis 2 Mk. 

Das von Prof. Dr. Eber geleitete Veterinärinstitut an der 
Universität Leipzig entfaltete während der Jahre 1910 und 1911 
wieder eine sehr umfangreiche Tätigkeit. Von größerem Interesse 
und von hygienischer Bedeutung sind besonders die am Institute 
ausgeführten Forschungen über die Bekämpfung der Rindertuber¬ 
kulose durch das Schutzimpfungsverfahren, ferner über die Be¬ 
ziehung zwischen Menschen- und Rindertuberkulose etc. Sehr in¬ 
teressant sind außerdem die in dem Berichte nicdergelegten Mit¬ 
teilungen über das Eindringen von Bakterien in die Organe schwer 
erkrankter Tiere während der Agonie und nach dem Tode. Der 
Bericht enthält weiter die Ergebnisse einer Anzahl wichtiger bakte¬ 
riologischer und pathologisch-anatomischer Untersuchungen. 

Das Studium der Arbeit wird Kollegen über manche Punkte 
auf tierärztlichem Gebiete wissenschaftliche Klärung und Nutzen 
für die Praxis bieten. 


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486 


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K 1 i ni m e r, Medizinalrat, ord. Professor der Hygiene, Direktor 
des hygienisclen Institutes und der Seuchenversuchsanstalt der 
K>. Tierärztl. Hochschule in Dresden. Zweite, neubearbeitete 
und vermehrte Auflage. Mit 207 Textabbildungen. Berlin, Ver¬ 
lagsbuchhandlung von Paul Parey. Preis 15 Mk. 

Die Einteilung des Stoffes zerfällt in 10 Abschnitte, einen Ab¬ 
schnitt mehr als in der vorigen Auflage. Der dem Werke neu bei¬ 
gegebene Abschnitt handelt von den Infektions- und Invasions¬ 
krankheiten. 

Die Reihenfolge der ersten 9 Abschnitte ist die gleiche ge¬ 
blieben wie in der ersten Auflage. Der Abschnitt „Futtermittel¬ 
kunde“ wurde um ein Kapitel „Untersuchung der Futtermittel“ 
vermehrt. 

Es ist aber nicht nur der Inhalt in der nunmehrigen Auflage 
vermehrt worden, sondern Verf. hat alle Abschnitte mehr oder 
weniger neu bearbeitet. Hiebei wurden von ihm die Bedürfnisse 
der Militärveterinäre eingehender als in der ersten Auflage be¬ 
rücksichtigt. Auch auf die sonstigen praktischen Bedürfnisse wurde 
vom Verfasser mit Bezug auf die große Bedeutung der Hygiene 
für die Gesunderhaltung der Haustiere und für die Therapie bei 
Krankheiten, deren Bedingungen der Tierarzt beherrschen muß, 
tunlichst Rücksicht genommen. 


Bovotuberkulol 

Fibrolysin 

Jodipin 

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Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 

Iudikat : Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagri- 
nitis, etc. 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 

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Indikat. : Kiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Scheidenkatarrh. 

Indikat.: Diarrhöen. Kälberruhr, Ol>«*r- 
flächenwunden, Satteldruck, Ketten¬ 
hang. 

Indikat.: Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 

Literatur und Proben auf Wunsch durch 

E MERCK, DARMSTADT. 











487 


Trotz Vermehrung des Inhaltes des Buches beträgt die Um- 
fangsvennehrung der zweiten Auflage nur 70 Druckseiten. 

Die Zahl der vorzüglichen Abbildungen ist von 81 der ersten 
Auflage auf 207 in der zweiten gestiegen. Erwähnt sei noch, daß 
die erste Auflage vor einem Jahre in das Russische übersetzt 
wurde. 

Mußte schon die erste Auflage des Klimmer’schen Buches als 
vorzügliches Werk, welches in keiner tierärztlichen Bibliothek 
fehlen soll, bezeichnet werden, so gilt dieses Urteil noch mehr für 
die vorliegende zweite, vermehrte und in allen Abschnitten ver¬ 
besserte Auflage. 

Die Ausstattung des Buches ist, wie diejenige aller dem 
Parey’schen Verlage entstammenden Werke, vorzüglich. A. 


Personalien. 

Ernennung: Zum Stadttierarzt in Stuttgart wurde Dr. Heydt 
aus Winterlingen ernannt. 

Verzogen: Tierarzt Hans Prößl von München nach Creglingen 
(Württbg.) als tierärztlicher Vertreter. 


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(früher: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift Ihr Tierheilkunde und Viehzucht.) 

Herausgebers 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilieben Anstalt, Korpsstabsveterinär Hocli- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschiniede, Konsulent 
des Kriegsministeriunis, Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat PrOIs, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des Laudes- 
ansschnsses der tierUrztliclien Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. Münclien, den 26. Mai 1914. Nr. 21. 


Inhalt: Originalartikel. Albert: Über ein zuverlässiges Heilverfahren bei allen 
schweren infektiösen Erkrankungen des Magen-Darmkanals der Haustiere, insbe¬ 
sondere bei der Kälberruhr, und die Bedeutung des Bolus alba bei der Behand¬ 
lung von Bakterienkrankheiten. — Referate. Fröhlich: Casuistischer Beitrag zur 
Beurteilung des Milzbrandes beim Schwein. Ilaebiger und Seibold: Die Fest¬ 
stellung des Milzbrandes nach dem Verfahren von Ascoli und Schütz-Pfeifer. Bier¬ 
baum : Die Behandlung mit Arsinosolvin Bengen. Wehrle und Zwick : Verlauf 
und Ergebnis der Übertragungsversuche, die im Kaiserlichen Gesundheitsamt« 
mit den von dem prakt. Arzte Dr. Siegel als Erreger der Maul- und Klauenseuche 
angesprochenen Cytorrhykteskokken sowie mit den von dem prakt. Arzte Dr. von 
Niessen als die Ursache derselben Seuche angesehenen Bakterien angestellt worden 
sind. Lissau: Über das neue Herzmittel Digimorval. Arsalyt. — Tierzucht 
und Tierhaltung. Maßnahmen (Körordnungen) zur Förderung der Pferdezucht 
in den einzelnen deutschen Staaten (Fortsetzung). Verkauf deutscher Pferde als 
Ausländer. — Verschiedenes. Angliederung der Münchener Tierärztlichen 
Hochschule an die Universität München. Reichsverband. Kreistierärzte für deu 
Kolonialdienst. — Bücherschau. — Personalien. 


Über ein zuverlässiges Heilverfahren bei allen schweren 
infektiösen Erkrankungen des Magen-Darmkanals der 
Haustiere, insbesondere bei der Kälberruhr, nnd die 
Bedeutung des Bolus alba bei der Behandlung von 
Bakterienkrankheiten. 

Von Veterinäirat St. Albert in Bamberg. 

Seit einer Reihe von Jahren schon, besonders aber in 
der Neuzeit, wird in der tierärztlichen Literatur eine Hoch¬ 
flut von Heilmitteln gegen innere und äußere Krankheits¬ 
formen unserer Haustiere angepriesen. In reger Erfin- 
dungsarbeit wetteifern die Fabriken chemisch-pharmazeu¬ 
tischer Präparate und Seruminstitute in dem Bestreben 








490 


ihre Produkte den Fachkreisen zugänglich zu machen. Es 
finden sich auch viele Fachgienossen, welche die Mittel prü¬ 
fen und ihnen die vielversprechendsten Wirkungen nach¬ 
rühmen, so daß man mit Fug und liecht meinen müßte, wir 
könnten fast gegen alle Krankheitsformen unserer Tier¬ 
welt mit dem besten Rüstzeuge aufmarschieren und den 
Kampf gegen dieselben mit bestem Erfolge durchführen. 

Es dauert indes zumeist nicht lange, und ein um das 
andere der mit mehr oder weniger Emphase angepriesenen 
Mittel verfällt wieder der Vergessenheit, um anderen Platz 
zu machen, denen das gleiche Schicksal zuteil wird. Wenn 
man eingehend und sorgfältigst nachprüft und mit diesen 
Medikamenten, mögen sie in das Gebiet der Sera oder in 
das der Chemie eingereiht sein, Versuche in größerem Um¬ 
fange anstellt, so erlebt man vielfach bittere Enttäusch¬ 
ungen. 

Ich habe jahrelang mit manchem Serum und vielen 
Stollen chemisch-pharmazeutischer Produktion eingehende 
Versuche vorgenommen und für diese Proben viel Geld 
aufgewendet. In der Regel hatten meine Kurversuche ein 
negatives Ergebnis. Die Mittel ließen mich zumeist im 
Stiche. Ich konnte oft nicht die Spur eines Erfolges wahr- 
nehmien trotz des Rufes, der den neu angekündigten Heil¬ 
stoffen voranging. 

Ich bin deshalb Skeptiker geworden in diesen Fragen 
und bin mit einem solchen Mißtramm erfüllt gegen Neue¬ 
rungen auf diesem Gebiet, daß ich Ankündigungen der 
neueren Therapie in der Fach]»resse in der Regel unbe¬ 
achtet lasse. Ich bleibe in der Hauptsache bei meinem alten 
und erprobten Arznei sch atze, wenn ich in meiner Praxis 
medizinieren muß. 

Worauf beruhen nun wohl die Trugschlüsse, auf welche 
viele Fachgenossen, nicht nur jüngere Kollegen, sondern 
auch Namen von Ruf, verfallen? Sie mögen darauf be¬ 
ruhen, daß in der Begeisterung für etwas Neues, Epoche¬ 
machendes die Beurteilungen zu rasch erfolgten, die Ver¬ 
suche zu früh abgebrochen wurden und die scheinbar gün¬ 
stigen Ergebnisse, welche auf Konto der vis medicatrix 
naturac zu buchen gewesen wären und nur Scheinerfolge 
waren, der Wirkung neuer Heilstoffe zugute geschrieben 
wurden. 

"Man übersieht hiebei, daß Naturheilkraft Lebenskraft 
ist, di<> nach allgemeinen Naturgesetzen tätig ist und ihre 
Leistungen mit Notwendigkeit vollbringt bei geeigneten 



491 


Bedingungen, eine Kraft, die sich auf dein Wege der Er¬ 
nährung regeneriert. 

Wenn ich — der Skeptiker in dieser Frage — nun 
selbst auf den Plan trete und ein neues Heilmittel empfehle, 
so geschieht es mit einer gewissen Scheu; denn ich muß 
fürchten, daß dieselben Gefühle, die bei der Ankündigung 
neuer Heilmittel in der Fachpresse mich bewegen, auch 
meiner Veröffentlichung von vielen Lesern der „Wochen¬ 
schrift “ entgegengebracht werden. Ich darf indes hoffen, 
diese Befürchtungen zu zerstreuen, wenn ich vorausschicke, 
daß das von mir empfohlene Medikament seit nahezu zwei 
Jahren in seiner Wirkung eingehend geprüft wurde und 
die Probe an mehr als 100 Versuchstieren, die an Magen- 
Darmerkrankungen infektiöser Natur litten, in über¬ 
raschend günstiger Weise bestanden hat. Ich würde es 
nicht gewagt haben, mit demselben vor die Öffentlichkeit 
zu treten, wenn mein Urteil über den therapeutischen Wert 
bei den erwähnten Krankheitsbildern nicht ein gefestigtes 
wäre. Ein außerordentlich reiches Patientenmaterial in den 
verschiedensten Krankheitsstadien stand mir zur Ver¬ 
fügung. Über 100 Tierheilversuche haben zu den glänzend¬ 
sten Kesultaten geführt. Nicht ein Mißerfolg ist bei der 
Anwendung von Bolus alba gegen Infektionskrankheiten 
des Magen-Darmkanals zu verzeichnen. Es sei vorweg an¬ 
gefügt, daß ich mir die Priorität, dieses Mittel in der Vete¬ 
rinärmedizin einzuführen, nicht anmaße; denn eigentlich 
war dieses Mittel schon lange bekannt. Ich habe eingangs 
von Bolus alba als von einem neuen Heilmittel gesprochen. 
Streng genommen ist diese Bezeichnung nicht richtig; denn 
die Tonerde — Bolus alba ist gereinigter Ton — ist schon 
lange als Heilmittel bekannt. Vor Jahrhunderten schon 
wurden Lehmumschläge von Empirikern und später von 
Tierärzten in Anwendung gebracht gegen verschiedenartige 
äußere Entzündungsformen; bei phlegmonösen Prozessen 
der Haut bezw. des subkutanen Zellgewebes werden dem 
Lehmumschlage noch heutigen Tages gute Wirkungen nach¬ 
gerühmt. 

Über die Bedeutung der Tonerde im Arzneischatze 
der Alten bei innerer und äußerer Applikationsweise ent¬ 
hält die Literatur manche nicht zu unterschätzende Winke. 
Über den Nutzen der Tonerde spricht schon G a 1 e n u s in 
ausführlicher Weise. Es erwähnt Alexander von 
Humboldt Erde essende wilde Völkerschaften. Von 
Letten verzehrenden Indianerstämmen lesen wir an anderer 
Stelle. 



492 


Eine besondere zersetzungswidrige Eigenschaft, eine 
desinfizierende Kraft, muß der Tonerde in hohem Maße zu¬ 
gesprochen werden. Bei jauchigen Wunden, größeren Ge¬ 
schwürsbildungen, rotlaufartigen Schwellungen der Extre¬ 
mitäten, nässenden Mauken, nach Hufkrebsoperationen etc. 
verwende ich das weiße Bolus-Pulver schon seit längerer 
Zeit mit guten Erfolgen. Es wirkt örtlich wasserentziehend 
und daher hemmend auf das Bakterienwachstum. Wegen 
seines billigen Preises ist die Anwendung in ausgiebigster 
Weise gestattet. Ich hülle z. B. bei Mauke mit starken 
Schwellungen der Extremitäten diese förmlich ein in eine 
dicke Schicht des Tonpulvers und habe hiebei die besten 
Resultate. 

Es haben zwar die Fortschritte in der Chemie, die Ein¬ 
führung moderner Mittel, dann besonders die Serumtherapie 
über alte Heilmittel den Stab gebrochen, es wäre indes ein 
Unrecht, wollte man diese, die früher gute Dienste leisteten, 
ganz über den Haufen werfen. Zur innerlichen Anwendung 
des Bolus wurde ich angeregt durch die epochemachenden 
Resultate, welche ein mir befreundeter Arzt, Medizinalrat 
Dr. Julius Stumpf, Universitätsprofessor in W ürz- 
burg, mit Bolus erzielt hat. Dr. Stumpf verwendet schon 
seit einer Reihe von Jahren das feine Tonpulver — Bol. 
alb. pulv. officinal. — mit den besten Erfolgen gegen Brech¬ 
durchfall der Kinder und Erwachsenen gegen infektiöse 
Erkrankungen des Darrntraktus überhaupt und besonders 
gegen Cholera asiatica, außerdem bei verschiedenen äußeren 
Erkrankungen infektiöser Art. 

Dr. S t u m p f hatte die Liebenswürdigkeit, mir seine 
Abhandlung über die Bedeutung des Bolus bei der Behand¬ 
lung gewisser Bakterienkrankheiten, bei der asiatischen 
Cholera, sowie bei schweren infektiösen Brechdurchfällen 
zur Verfügung zu stellen. Aus dem hochinteressanten 
Werke dieses Forschers entnehme ich zur Illustration der 
Wirkungsweise des Bolus alba nur einige Vorgänge, welche 
zur Beurteilung der Frage auch für die Veterinärmedizin 
äußerst bemerkenswert erscheinen dürften. Ich gebe nur 
Auszüge in ganz beschränktem Umfange wieder, um mit 
meiner Veröffentlichung nicht zu weitschweifig zu werden 
und um sie nicht, des Charakters eines kurzen Zeitschrift¬ 
artikels zu entkleiden. Dr. S t u m p f ist nach langjährigen 
eingehenden Prüfungen dieses Heilmittels und nach mannig¬ 
fachen Versuchen zu der Überzeugung gekommen, daß dein 
Ton an und für sich, ganz gleichgültig, ob feucht oder 
trocken angewendet, bei stark eiternden Wunden und jau- 



493 


chigen Abszessen und Geschwürsbildungen eine Hemm¬ 
wirkung auf das Bakterienwachstum und die Bakterien¬ 
tätigkeit in ganz ausgezeichneter und nie versagender Weise 
zukomme; und mit dieser so eminent wichtigen Tatsache 
war logischerweise die weitere Folge gegeben, daß das Bo¬ 
lus-Pulver, dem Verdauungskanale einverleibt, die gleiche 
antibakterielle Wirkung ausüben müsse, wie bei äußerer 
Applikation in Fällen, bei welchen Bakterientätigkeit in 
Betracht kam und wo der Nachweis erbracht wurde, daß 
die Bakterienvermehrung verschwinden mußte, wenn die 
Bakterien vom Tonpulver erreicht werden konnten. Und 
so wurde bei Dr. Stumpf die Idee geboren, Bolus bei 
Brechdurchfällen, bei typhösen und sonstigen Darminfek¬ 
tionen in Anwendung zu bringen. Die wunderbaren Heil¬ 
erfolge veranlaßten den für 6eine Idee begeisterten Forscher 
Choleragebiete aufzusuchen und gegen Cholera asiatica zu 
kämpfen. Ich bringe einige Zitate aus dem reichhaltigen, 
der Abhandlung Dr. S t u m p f’s entnommenen Versuchs¬ 
materiale. Es sind das einzelne von den vielen Fällen, in 
denen Bolus seine Wirkung bewies: 

1. Ein heruntergekommener 50jähriger Mann zeigte bei der 
übernähme der Behandlung in früher Morgenstunde schwere All- 
gemein-Symptome: äußerst heftiges Erbrechen mit. Durchfällen und 
später ausgesprochenen Reiswasserstiihlen unter heftigen Muskel¬ 
krämpfen. Die sonst bei Brechdurchfällen üblichen Mittel (Diät, 
Opium etc.) waren erfolglos. Nachmittags 5 Uhr war der Patient 
geradezu moribund. Er war mit klebrigem Schweiß bedeckt, jam¬ 
merte und stöhnte ununterbrochen. Die Stimme war heiser und 
flüsternd, die Diarrhöen außerordentlich heftig. Der Patient er¬ 
hielt Bol. alb. in Oblatenform. Dr. Stumpf verließ den stöhnen¬ 
den und jammernden Kranken, der fast pulslos war. mit eingesun¬ 
kenen Augen dalag, mit einem Worte einen Zustand zeigte, wie 
er früher als absolut hoffnungslos hätte erachtet werden müssen. 

Um 6 Uhr lag der Mann in Schweiß gebadet ruhig da, die 
vorher kalten Extremitäten hatten sich erwärmt, der um 5 Uhr 
kaum fühlbare Puls hatte sich gehoben. Auf die Frage, wie es ihm 
gehe, flüsterte der Kranke die Worte: „Wer hat mir meine 
Schmerzen genommen?“ Patient erhielt wiederholt Bolus-Gaben 
nnd am anderen Abend konnte er als genesen gelten. Es war dies 
ein Fall, von Cholera nostras. — 

2. Eine 53jährige Frau eines Schiffsknechtes im Städtchen 
Nackel im deutschen Nordosten litt an bakteriologisch festgestellter 
Chosera asiatica. Die Patientin sah stark cyanotisch aus, ziemlich 
benommen; anhaltendes Erbrechen grünlicher Flüssigkeit. Beim 
Erkundigen über ihr Befinden fuhr die Frau plötzlich in die Höhe 
und erbrach über % Liter hellgrüner Flüssigkeit. Hierauf erhielt 
sie zwei Teelöffel voll Boluspulver in einem Weinglase mit fri¬ 
schem Wasser. — 9 Uhr vormittags. — Auch dieser Versuch löste 
sofort einen Anfall von Erbrechen aus. Auf energischen Zuspruch 
in die geschwächte Patientin nahm die Frau nochmals einige Schluck 
Boluslösung und verharrte einige Augenblicke ruhig und flüsterte 



494 


dann ganz verwundert: „Ich muß nicht erbrechen“. Es folgten 
darauf noch etliche Teelöffel voll Pulver in frischem Wasser. Die 
Patientin, griff mit einer förmlichen Gier nach dem Glase. Bald 
darauf vollzog sich eine besonders für die Krankenschwester un¬ 
erwartete Veränderung. Was diese besonders überraschte, war, 
daß sich die Erkrankte, die bisher fast regungslos auf dem Rücken 
lag, wenn sie eben nicht durch Brechakte aufgerüttelt wurde, nun¬ 
mehr auf die Seite legte und die Augen zu schließen begann. Auf 
die Frage, ob sie sich auch schon vorher auf die Seite habe legen 
können, bemerkte sie leise: „Ach nein, ich mußte ja bei der ge¬ 
ringsten Bewegung immer erbrechen.“ Nach wenigen Minuten war 
die Frau in Schlummer verfallen. Trotzdem wurde nicht versäumt, 
ihr etwa alle 15 Minuten, wobei sie oft nur mühsam erweckt werden 
konnte, einen kräftigen Schluck der Bolusaufschwemmung zu ver¬ 
abreichen;. Inzwischen wich die anfänglich angetroffene blaurote 
Färbung des Gesichtes und machte einem mehr normalen Kolorit 
Platz. Um 12 Uhr verließ der Arzt die Patientin im tiefsten 
Schlummer. Gegen 6 Uhr abends war sie in bester Verfassung 
und der Erfolg gesichert. — 

Auch in anderen Choleragebieten hatte Dr. S t u in j* f 
ungeahnte Erfolge. Neuerdings besuchte er während des 
serbisch-bulgarischen Krieges die Choleragebiete, um sein 
Heilmittel den armen Kranken zugänglich zu machen. Über 
seine Erfolge habe ich keine direkte Nachricht. Die mir 
seiner Zeit übersandte Abhandlung ist vor dem Balkan¬ 
kriege geschrieben. Wenn uns die Tageszeitungen richtig 
berichtet haben, so waren auch hier die Resultate über¬ 
raschende und nachgerade als glänzende zu bezeichnen. 
Nach einem Zeitungsberichte wurden in einem serbischen 
Choleralazarette von 17 schwer an Cholera Erkrankten 10 
durch Bolusbehandlung geheilt ; nur 1 Patient, der in den 
letzten Zügen angetroffen wurde, erlag der Seuche. — 

Die günstige Wirkung des Bolus-Pulvers erkläre ich 
mir in der Weise, daß die fein verteilte, unveränderliche 
anorganische Substanz des Bolus auf die Bakterien eine 
hemmende Einwirkung ausübt. Die Bakterien können unter 
dem Einflüsse dieser fein verteilten, in alle, auch die fein¬ 
sten Grübchen der Darmschleimbaut eindringenden Mate 
rien ihre Tätigkeit nicht weiter entfalten. Diese einschrän¬ 
kende Wirkung auf die Bakterien genügt., um deren dc- 
struierende Tätigkeit hintanzuhalten. 

Zur Orientierung über die Wirkungsweise des Holus 
bei Infektionskrankheiten des Magen-Darmkanals der Ilaus 
tiere lasse ich einige Krankheitsberichte folgen, welche ans 
meinem reichen Beobachtungsmateriale entnommen sind : 

Fall 1: Der Besitzer I). in B. führte mir an einem 
"Morgen zwei schwel e belgische Pferde vor mit dein Be¬ 
richte, daß beide Tiere am Vorabend noch vollständig; ge- 



495 


sund gewesen wären uud ihr Abendfutter aufgezehrt hätten; 
am darauffolgenden Morgen zeigten sie sich schwer krank, 
seien matt und hätten unausgesetzt Durchfall. Die Unter¬ 
suchung ergab hohes Fieber bei beiden Pferden, Kälte der 
extremitalen Teile, auffallende Schwäche und Hinfällig¬ 
keit; bei einem Tier, dem schwereren Falle, schwankender 
Gang, schwere Beweglichkeit, x>rofuse Diarrhoe mit Ent¬ 
leerung dünnflüssigen Kotes von übelriechender, teils schlei¬ 
miger Beschaffenheit, mistjaucheähnlich. Der Kot floß an 
den Hinterschenkeln herab. Krankheitsursache: Fütterung 
mit verdorbenem Heu und Hafer. Diagnose: Mykotische 
Darmentzündung. Therapie: Beide Tiere erhielten in 
Wasser 3 Kilo Bolus alba als Plinguß. Es war die Appli¬ 
kation des Medikamentes sehr schwer und zeitraubend. Die 
Tiere verweigerten die Getränkeaufnahme. Um Schluck¬ 
pneumonie zu verhüten, mußte ich die Eingüsse selbst vor¬ 
nehmen. Es war dies früh 9 Uhr. Nachmittags 3 Uhr zeig¬ 
ten die Patienten wesentliche Besserung; der Kräftezustand 
hatte sich gehoben, Fieber nur mehr gering, Kotabsatz mehr 
breiig. Nach einer nochmaligen Gabe von 1 Kilo Bolus war 
dann das eine Pferd am darauffolgenden Morgen genesen, 
das andere zwar fieberlos, doch noch etwas schwach, Kot 
breiig. Dritte Gabe Bolus Y> Kilo. Am dritten Tage voll¬ 
ständige Genesung. 

Fall 2: Das Pferd des Baumeisters M. in B. er¬ 
krankte an profuser Diarrhoe unter mäßigen Fiebererschei¬ 
nungen. Diagnose: Darmentzündung infolge Fütterung ver¬ 
schimmelten Heues. Therapie: 2 Kilo Bolus in 6 Liter 
Wasser, morgens 8 Uhr. Bei einem zweiten Besuche abends 
Uhr zeigte sich die Krankheit als behoben. Fieber ver¬ 
schwunden, Darmentleerungen normal. Nach zwei 'Tagen 
trat Rezidive ein, da mein Rat, das schlechte Heu zu meiden 
und angieordnete Diät überhaupt nicht befolgt wurden. Auch 
dieser wiederholte Anfall wurde durch Bolusgabe rasch be¬ 
hoben. 

Fall 3: Bei einem an beiderseitiger Pneumonie er¬ 
krankten Pferde des Besitzers F. in B. stellte sich profuse 
Diarrhoe ein, die mehrere Tage andauerte und einen Kräfte¬ 
verfall zur Folge hatte. Dem Patienten wurden im Laufe 
eines Tages 2 Kilo Bolus in einem Tränkeimer Wasser ge¬ 
reicht. Bei dem großen Durstgefühl des Patienten wurde 
der größere Teil der Bolusmischung auf einmal getrunken. 
Der restige Teil — Bodensatz — wurde mit dem gleichen 
Wasserquantum angerührt und partieweise freiwillig auf¬ 
genommen. Die Diarrhoe hörte auf; es trat normaler Kot- 



496 


absatz ein. Tags darauf ging das Tier an den Folgen der 
Pleuropneumonie ein. Bei der Obduktion konnte als inter¬ 
essantes Ergebnis das Eindringen der Bolusmischung in 
alle Darmschleimhautmaschen nach gewiesen werden. 

Fall 4: Demselben Besitzer erkrankte ein halbes 
Jahr später ein Pferd an profuser Diarrhoe, die zwei Tage 
unbeachtet blieb, da das Allgemeinbefinden nicht auffällig 
gestört erschien. Therapie: IV 2 Kilo Bolus in 10 Liter 
frischem Wasser. Das ganze Quantum wurde auf einmal 
getrunken — nachmittags —; am andern Morgen normaler 
Kotabsatz und Genesung. 

Fall 5: Ein Ochse des Bürgermeisters G. in K. er¬ 
krankte an blutig-stinkendem Durchfall. Nach dem Be¬ 
richte stellte sich die Erkrankung ohne Vorboten ein. Er¬ 
scheinungen: Unterdrückte Freßlust, Sträuben des Haares, 
Kot angeblich dünn, wie Mistjauche, übelriechend, mit Blut 
durchsetzt, allgemeiner Schwächezustand. Eine Unter¬ 
suchung des Tieres wurde nicht gewünscht. Besitzer erhielt 
2 Kilo Bolus mit der Weisung, dieses Quantum auf zweimal 
in je 5 Liter Wasser zu geben. Bei etwa nicht eintretender 
Besserung wurde Antwort verlangt. Diese traf nicht ein. 
Später erwähnte der Besitzer gelegentlich, das Pulver habe 
sehr gut gewirkt. Bald nach der ersten Gabe sei Besserung 
und nach 24 Stunden vollständige Genesung erfolgt. 

Fall 6: Eine Kuh des Sch. in W. erkrankte plötzlich 
an hämorrhagischer Darmentzündung. Schwere Allgtunein- 
trsoheinungen, hohes Fieber, blutig - dünnflüssige, übelrie¬ 
chende Entleerungen. Therapie: 2'4 Kilo Bolus in 10 Liter 
Wasser innerhalb 10 Stunden. Beim zweiten Besuche nach 
etwa 30 Stunden konnte das Tier als genesen angesproehen 
werden. 

F a 117: Eine Kuh des B. in B. zeigte seit mehreren 
Tagen übelriechenden Durchfall. Allgemeinbefinden nicht 
erheblich gestört, fieberfrei; Haar jedoch gesträubt, Appetit 
etwas gemindert. Therapie: 2 Kilo Bolus in 10 Liter Wasser. 
Nach 10 Stunden mäßige Besserung der Ausleerungen: am 
zweiten Tage wieder 2 Kilo Bolus in 10 Liter Wasser. Bei 
dem nach 12 Stunden vorgenommenen Besuche wurde nor¬ 
maler Kotabsatz konstatiert. 

F a 1 1 8: Der Besitzer E. in M. meldete seinen Ochsen 
als krank an. Derselbe leide an Abweichen, sei matt und 
traurig und fresse fast nichts. Er forderte von dem Mittel 
gegen Laxieren der Kälber, das in der Gemeinde bereits be¬ 
kannt war, und erhielt 2 Kilo Bolus mit der bekannten Ge- 



497 


brauchsan Weisung. Am zweiten Tage wurde vollständige 
Heilung gemeldet. 

Fall 9: Ein 1% Jahre altes Jungrind des H. in Z. 
erkrankte an Darmentzündung. Erscheinungen: Allgemeine 
Mattigkeit und Hinfälligkeit, Kälte über den ganzen Kör¬ 
per, starkes Fieber, Freßlust und Wiederkauen aufgehoben, 
blutig-schleimige, übelriechende Entleerungen. Behandlung: 
iy >2 Kilo Bolus. Tags darauf telephonische Mitteilung, daß 
erhebliche Besserung eingetreten sei. Das Tier sei munter, 
habe normale Körperwärme und breiigen Kotabsatz, fauler 
Geruch nahezu verschwunden. Es wurde noch eine Bolus¬ 
gabe verlangt und abgegeben. Andern Tags wurde vollstän¬ 
dige Genesung telephonisch gemeldet. 

(Schluß folgt.) 


Referate. 

Fröhlich: Kasuistischer Beitrag zur Beurteilung 
des Milzbrandes beim Schwein. (Deutsche Tierärztliche 
Wochenschrift, 1914, Nr. 13.) 

Neben rein lokalen Anthraxherden, die anatomisch 
deutlich durch Abkapselung und Sequestrierung abgegrenzt 
sind und bei denen der spezifische Erreger nur in dem ver¬ 
änderten Gewebe nachgewiesen werden kann, sowie der all¬ 
gemeinen Milzbrandseptikämie kommen bei Schlacht¬ 
sehweinen auch Milzbrandinfektionen vor, bei denen die 
Veränderungen auf die Infektionspforte und ohne scharfe 
Abgrenzung mehr oder weniger weit auf ihre Umgebung 
beschränkt sind, während die übrigen Organe makroskopisch 
vollkommen gesund erscheinen und die Tiere in lebendem 
Zustand keine auffälligen Krankheitserscheinungen zeigten. 
(Intermediärer Milzbrand.) 

Verf. schildert ausführlich den pathologisch-anatomi¬ 
schen, sowie den bakteriologischen Befund in 3 derartigen 
Fällen. Es fanden sich virulente Milzbrandbazillen im 
Herzblut und in verschiedenen Organen. Der Nachweis der 
Bazillen gelang meist erst durch Platfcenkult.uren, während 
bakterioskopische und serologische Untersuchung, auch die 
Askoli-Reaktion, infolge der geringen Bazillenmenge mehr 
oder weniger versagten. Die intermediären Milzbrand¬ 
formen sind also veterinärpolizeilich wie septische Fälle zu 
behandeln. 



4$8 


Prof. R a e b i g e r und S e i b o 1 d: Die Feststellung 
des Milzbrandes nach den Verfahren von A s c o 1 i und 
Schütz-Pfeiler. (Deutsche Tierarzt]. Wochenschrift, 
1914, Nr. 10.) 

Nach Ansicht der meisten Autoren tritt die Askoli- 
präzipitatioh auch dann stets ein, wenn die Milzbrandkeime 
schon zugrunde gegangen waren und durch die üblichen 
bakteriologischen Untersuchungsmethoden somit nicht mehr 
nachgewiesen werden konnten. Fischoeder konnte je¬ 
doch weiterhin feststellen, daß der Trübungsring bei Ver¬ 
wendung von Askoli’schem präzipitierendem Milzbrandsermn 
häufig auch in solchen Fällen auftritt, in denen das Vor¬ 
handensein von Milzbrand ganz ausgeschlossen ist. Nach 
Schütz und Pfeiler dagegen sollen durch das Asketi¬ 
sche Kochverfahren die etwa vorhandenen Bazillenbestaud- 
teile nicht genügend stark extrahiert werden, so daß zu¬ 
weilen auch im Falle des Vorlicgens von Milzbrand eine 
Reaktion ausbleibt. Sie gewinnen den Extrakt durch lang¬ 
sames Ausziehenlassen. 

Die Verfasser prüften nun in 17 Milzbrandfällen von 
Rindern, Schafen, Pferden und Schweinen beide Methoden 
durch. Beide gaben in allen Fällen, in denen Milzbrand 
vorlag, ein positives Ergebnis. Das Gleiche war aber auch 
in 2 Fällen, in denen es sich nicht um Anthrax handelte 
(Metritis septica, Pericarditis traumatica) der Fall. Immer¬ 
hin sind beide Verfahren als wichtige Hilfsmittel zur Fest¬ 
stellung des Milzbrandes anzusehen; das Schütz-Pfeiler'sehe 
erwies sich dem Askoli’schen gegenüber nicht überlegen. 

Lindner. 


Dr. K. Bierbaum: Die Behandlung des Tetanus 
mit Arsinosolvin Bengen. (Zcitschr. f. Tiermedizin, 18. Bd., 
ß. lieft.) 

Die Differenzen in der Angabe der Mortalität s/.nld 
zwischen L o r s c h e i d und anderen Autoren, wie. F r ö h - 
n e r, II u t y r a und M a r e k gaben Veranlassung die W iv- 
kung des Arsinosolvin-Bengen beim Tetanus erperimentcll 
nachzuprüfen. Zu Versuchszwecken diente eine Anzahl 
weißer Mäuse und Meerschweinchen. Die Behandlung: er¬ 
folgte, um einen eventuellen Einfluß des Präparates auf die 
Infektion möglichst zu begünstigen, unmittelbar nac*li der 
künstlichen Ansteckung. 

Die zahlreich angestellten Versuche haben erg(*hen, 
daß das Arsinosolvin bei der Behandlung des exporimeu- 



499 


teilen Tetanus bei kleinen Versuchstieren völlig wirkungs¬ 
los ist. Es wird deshalb dem Präparat auch keine spezifische 
Wirkung auf den Tetanus des Pferdes zukommen. 


Regierungsrat W e h r 1 e und Prof. I)r. Zwick: Ver¬ 
lauf und Ergebnis der Übertragungsversuche, die im Kaiser¬ 
lichen Gesundheitsamte mit den von dem prakt. Arzte 
Dr. Siegel als Erreger der Maul- und Klauenseuche an¬ 
gesprochenen Cytorrhykteskokken, sowie mit den von dem 
prakt. Arzte Dr. vonNiessenals die Ursache derselben 
Seuche angesehenen Bakterien angestellt worden sind. (Zeit¬ 
schrift f. Tiermedizin, 18. Bd., 2. Heft.) 

Sämtliche in Gegenwart von Dr. Siegel vorgenom¬ 
menen Übertragungsversuche verneinten übereinstimmend 
und sicher, daß durch die Cytorrhykteskokken die Maul¬ 
und Klauenseuche erzeugt werden kann; diese Kokken 
können also die Erreger der Seuche nicht sein. 

Die Prüfung der Tiere auf Immunität gegen Maul¬ 
und Klauenseuche bei ein- bis zweimal vorbehandelten 
Tieren mit einer 3 Wochen später erfolgten Infektion hatte 
das Ergebnis, daß die vorbehandelten Tiere teilweise sogar 
etwas früher an Maul- und Klauenseuche erkrankten als 
die Kontrolliere. 

Die Versuche mit den Dr. v. Niessen’schen Bakterien¬ 
kulturen führten zu demselben negativen Ergebnisse. Es 
konnte durch die Einspritzung der Kulturen die Maul- und 
Klauenseuche nicht, hervorgerufen werden. Bei genauer 
Prüfung des typischen Bakteriums im Gesundheitsamte 
stellte sich heraus, daß es sich um ein Gemisch von verschie¬ 
denen Bakterienarten handelte. 

Dr. L i s s a u: Über das neue Herzmittel Digimorval. 

(Therapeut. Monatsberichte, 4. Heft, 1914.) 

Das von der Münchener pharmazeutischen Fabrik 
Jean Verfürth hergestellte Präparat Digimorval wird 
in Tabletten ausgegeben. Jede Tablette enthält 0,05 Pulv. 
fol. digitalis citrat., 0,005 Morphium und 3 gtt. Menthol- 
Valerinat. 

Die Zusammensetzung besagt, daß es sich um ein Prä¬ 
parat handelt, welches Tonicum und Sedativum ist. 

Verf. berichtet über Versuche, welche er bei herz¬ 
kranken Personen anstellte und resümiert aus deren Er¬ 
gebnissen: Digimorval erfüllt bei seiner praktischen Ver¬ 
wendung tatsächlich die mit Bezug auf seine Zusammen- 



50Ö 


setzung theoretisch auf gestellte Forderung: ein Tonico- 
Sedativum des Herzens und allgemein ein Narkotikum mit 
tonisierendem Einfluß auf das Herz zu sein. (Wäre bei 
Kleintieren zu versuchen! I). Ref.) 


Arsalyt. (Münch. Med. Wochenschrift, 1914, S. 385. 
und Pharmazeut. Zentralhalle, Nr. 9, 1913.) 

Arsalyt ist ein von G i e m s a in die Heilkunde ein¬ 
geführtes Ersatzpräparat für Salvarsan, das sich durch 
größere Einfachheit der Anwendung, geringe Giftigkeit, 
Fehlen örtlicher Erscheinungen und billigeren Preis dem 
Salvarsan gegenüber auszeichnen soll. Das Präparat wird 
demnächst in sterilen Ampullen dem Verkehr übergeben. 

A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Maßnahmen (Körordnungen) zur Förderung der Pferde¬ 
zucht in den einzelnen deutschen Staaten. 

Mitgeteilt von Dr. Nopit sch. 

(Fortsetzung.) 

Provinz Schleswig -Holstein. Durch Polizeiver¬ 
ordnung vom 21. Mai 1898 wurde mit Zustimmung des Provinzial¬ 
rats angeordnet, daß nur solche Hengste zum Bedecken von Stuten 
verwendet werden dürfen, welche angekört sind und deren Besitzer 
einen Körschein erhalten hat. 

Es sind 3 Körbezirke, welche die drei bestehenden Zuchtbe¬ 
zirke umfassen, gebildet, nämlich 1. das ehemalige Herzogtrum 
Schleswig, 2. der Bezirk des Verbandes der Pferdezüchter in den 
Holsteinischen Marschen, 3. das übrige Holstein mit Lauenburg. 
In den Kreisen Flensburg-Land, Schleswig und Eckernförde sind 
die beiden Zihchtrichtungen der Bezirke 1 und 3 als bestehend an¬ 
erkannt. 

Die Körkommission besteht 1. aus einem von der Landwirt - 
schaftskammer für einen ganzen Körbezirk zu ernennenden Kom¬ 
missar als Vorsitzenden und 2. aus einem von dieser für einen 
ganzen Körbezirk zu wählenden Mitgliede, welch’ letzteres in dem 
betreffenden Bezirk angesessen sein muß; 3. aus 2 für jeden Kurs 
bezw. je 2 für jede Zuchtrichtiing vom Kreistage zu wählenden Mit¬ 
gliedern. An den Körungen nimmt ein beamteter Tierarzt mit be¬ 
ratender Stimme teil. Der Vorsteher des Landgestüts ist befugt, 
gleichfalls mit beratender Stimmt' an den Verhandlungen teil/.u- 
nehmen. über die Anhörung entscheidet Stimmenmehrheit, bei 
Stimmengleichheit gilt die Körung als abgelehnt. Die Entscheidung 
ist endgültig. Fiir jeden angekörten Hengst wird gegen Zahlung 
von 15 Mark ein Körschein ausgestellt. Die Körung findet jährlich 
zweimal und zwar im Juli die Sommerkörung für Hengste, welche 
das dritte Jahr vollendet haben, im Februar die Winterkörung für 



501 


Hengste, welche bis 1. Juli desselben Jahres 3 Jahre alt werden, 
statt. Außer diesen Körterminen können besondere Körungen auf 
Kosten des Antragstellers vorgenommen werden. 

Provinz Hannover. Für die einzelnen Regierungs- 
(Landdrostei-) Bezirke sind besondere Körordnungen erlassen wor¬ 
den, so für den Reg.-Bez. Hannover am 18. Juni 1883, für Hildes- 
heim am 23. August 1882, für Lüneburg am 21. Februar 1883, für 
Stade am 22. August 1882, für Osnabrück am 30. Mai 1883 und für 
Aurich am 20. Januar 1899. 

a) Körordnung für die Provinz Hannover, ausschließlich Ost¬ 
frieslands. Die für Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade und 
Osnabrück erlassenen Polizeiverordnungen stimmen im Wesent¬ 
lichen überein. Sie schreiben vor, daß ein Hengst zum Bedecken 
fremder Stuten nur dann benützt werden darf, wenn eine besondere 
Erlaubnis nach vorhergegangener Untersuchung dazu erteilt ist. 
Zu diesen Hengstuntersuchungen werden je nach Bedürfnis eine 
oder mehrere Körkommissionen eingesetzt. Dieselben bestehen 
aus zwei von der Landdro&tei zu bestimmenden Mitgliedern, von 
denen eins den Vorsitz führt, und aus einem von dem landwirt¬ 
schaftlichen Hauptverein des betreffenden Bezirkes zu wählenden 
Mitgliede. Von dem landwirtschaftlichen Hauptverein wird gleich¬ 
zeitig ein Stellvertreter gewählt, welcher für eins der drei ge¬ 
nannten Mitglieder im Behinderungsfalle eintritt, ohne jedoch den 
Vorsitz zu übernehmen. Zur Abgabe von Gutachten ist ein Tier¬ 
arzt beigeordnet. Der Vorsteher des Landgestüts Celle hat das 
Recht, an den Verhandlungen mit beratender Stimme teilzunehmen. 
Die Körgebühr beträgt für angekörte Hengste 6 Mark, für abge¬ 
körte 3 Mark. 

b) Die Körordnung für den Regierungsbezirk Aurich (Ost¬ 
friesland). Die Körung wird von einer Bezirks-Körkommission vor¬ 
genommen, welche aus 6 auf 6 Jahre gewählten bezw. ernannten 
Mitgliedern besteht, und zwar werden je 2 Mitglieder von der ost¬ 
friesischen Landschaft und vom landwirtschaftlichen Hauptverein 
für Ostfriesland gewählt, während 2 vom Regierungspräsidenten 
in Aurich, darunter der Vorsitzende, ernannt werden. Für jedes 
Mitglied wird ein Stellvertreter ernannt bezw. gewählt. Ein oder 
mehrere Tierärzte werden der Kommission beigeordnet. Die Kom¬ 
mission entscheidet in der Besetzung von 5 Mitgliedern, das sechste 
tritt an Stelle eines wegen Befangenheit ausscheidenden Mitgliedes 
ein. Die Mitglieder und Tierärzte werden vom Regierungspräsi¬ 
denten durch Handschlag vereidet. Die Hengstkörung findet all¬ 
jährlich Ende Januar oder Anfang Februar in Aurich statt. An Ge¬ 
bühren sind zu entrichten: 1. für jeden bereits früher angekörten 
Hengst 2 Mark, 2. für zum erstenmal vorgeführte oder zurückge¬ 
setzt gewesene 3 Mark, 3. für nicht vorher angemeldete 4jährige 
und ältere 20 Mark, für 3jährige Hengste 10 Mark. Die erstmalig 
angekörten Hengste werden im Termine mit dem Stutbuchbrand 
auf der linken Halsseite versehen. 

Provinz Westfalen. Durch Polizeiverordnung vom 
27. April 1889 wurde unter Zustimmung des Provinzialrates ange- 
ordnet, daß alle nicht dem Kgl. Landgestüt angehörigen Hengste, 
welche zum Bedecken fremder Stuten benützt werden sollen, an¬ 
gekört sein müssen. Jeder Regierungsbezirk w ird in mehrere Kör¬ 
bezirke geteilt. Für jeden Körbezirk wird eine Kommission ge¬ 
bildet, bestehend aus: 1. dem Vorsteher des Landgestüts oder 
dessen vom Oberpräsidenten zu ernennenden Stellvertreter als Vor- 



502 


sitzenden; 2. jo ei!nem von den betreffenden landwirtschaftlichen 
llauptvereinen für deren Vereinsbezirke auf 6 Jahre gewählten 
Mitgliede bezw. Stellvertreter, damit dieselben in allen Korbezirken 
des Vereinsbezirks in der Lage sind, mitwirken zu können; 3. einem 
Mitgli'ede oder dessen Stellvertreter, von der Kreisvertretung auf 
() Jahre gewählt; 4. einem Tierarzt mit beratender Stimme. Die 
Landräte der beteiligten Kreise können den Beratungen beiwohnen. 
Die Körtermine finden in der Zeit vom 1. September bis 31. Dezem¬ 
ber statt. Für jeden vorgeführten und jeden angekörten Hengst ist 
eine vom Provinziialausschuß festzusetzende Gebühr zu erheben. 

Provinz Hessen-Nassau. Eine Körordnung ist nicht 
erlassen, dagegen ist der Landgestütsdirektion laut Ministerialbo- 
st hluß vom 26. Januar 1832 und 18. Januar 1834 die Ermächtigung 
erteilt worden, auf dem Wege der Dispensation von § 4 der Ge¬ 
stütsordnung vom 14. November 1827 die Stutenbedeckung durch 
tüchtige Privathengste zu gestatten. 

Provinz Rheinland. Durch Polizeiverordnung vom 
vom 6. August 1880 ist für den Regierungsbezirk Köln, desgleichen 
unterm 27. August 1880 für Koblenz, unterm 26. September 1880 
für Düsseldorf, unterm 8. Juli 1880 für Trier und unterm 19. August 
1880 für Aachen angeordnet worden, daß alle Hengste, welche zum 
Bedecken fremder Stuten verwendet werden sollen, angekört sein 
müssen. Die Ankörung muß in den Bezirken erfolgen, in welchen 
die Hengste zum Decken aufgestellt werden sollen. Für jeden Kör¬ 
bezirk wird eine Körkommission gebildet, bestehend aus dem Vor¬ 
steher des Landgestüts, dem vom landwirtschaftlichen Zentralverein 
gewählten Gauvorsteher für Pferdezucht oder dessen Stellvertreter. 
2 von den Kreisständen auf 6 Jahre gewählten Delegierten oder 
deren Stellvertretern und einem Tierarzt mit beratender Stimme. 
Die Körungen werden in der Zeit vom Oktober bis einschließlich 
.Januar alljährlich abgehalten. Die Höhe der Gebühren, welche für 
jeden vorgeführten und für jeden angekörten Hengst zu zahlen 
sind, werden vom Provinzialverwaltungsrat für je 3 Jahre fest¬ 
gesetzt. 

II ohen zoller n. Durch Verordnung vom 20. Februar 1843 
und vom 5. Januar 1844 werden die Bestimmungen, betreffend die 
Erteilung von Patenten für Zuchthengste, bekannt gegeben. Be¬ 
schälpatente werden nur erteilt, wenn der Nachsuchende in guten 
Vermögensverhältnissen steht und die Behandlung der Pferde selbst 
kennt oder befähigte Knechte dazu hält. Die Brauchbarkeit des 
Hengstes wird durch eine von der Zentralstelle des Vereines /.ui 
Beförderung der Landwirtschaft und der Gewerbe in den Hohen- 
zollern‘sch «Mi Landen zu bestimmende Kommission untersucht. 
Fnter den Mitgliedern der Kommission muß sich ein gesetzlich 
befähigter Tierarzt befinden. 

_ (Fortsetzung folgt.) 


Verkauf deutscher Pferde als Ausländer. 

Ein große, Aufsehen erregende Mitteilung über den Ver¬ 
kauf deutscher Pferde als Ausländer ist im „Sankt Georg“, 
dem offiziellen Organ des Reichsverbandes für deutsches Halb¬ 
blut, soeben erschienen. Der bekannte bippologischo Autor 
1 lerr Oskar Fritz, der selbst einen tieferen Einblick h\ 
die Verlüiltnisse des internalnmalen Pferdehandels zu tun Gelegen- 



heit gehabt hat, beschreibt darin, wie er zunächst diesen in 
England studierte und in Einern großen dortigen Handelsstall 
tätig war. Der Stall habe stets neben echten Iren und Engländern 
einen großen Teil Hannoveraner enthalten, die er selbst als Jüng¬ 
ling auf den englischen Jagden einspringen durfte, was ihm natür¬ 
lich die größte Freude war. Diese Hannoveraner wurden dann als 
echt englische oder irische Jagdpferde ausschließlich an deutsche 
Händler verkauft, gingen zum Teil auch nach Italien. 

Oskar Fritz schreibt hierüber: 

„Kurz und gut, für die deutschen Käufer kamen nur die 
Importen aus ihrer eigenen deutschen Heimat in Betracht, 
sie waren tadel- und makellos an den Beinen und hatten 
keine Überbeine oder Gallen. Auch wegen des Preises konnte 
man eher handelseinig werden, als beim wirklichen fertigen 
Hunter, der drüben stets Liebhaber für teures Geld findet. 
Aber oft konnte ich das Lachen kaum verhalten, wenn diese 
Herren das Springvermögen unserer Importen lobten. „Wenn 
nur unsere deutschen Pferde so springen könnten“, hörte ich 
oft ausrufen, „aber springen können eben nur die Eng¬ 
länder!“ Gerne hätte ich gesagt: Die Pferde, die Ihr so sehr 
wegen ihres Springens lobt, sind ja deutsche; lehrt Eure 
Pferde in der Heimat nach englischer Methode springen und 
sie werden es ebenso gut können, wie die englischen — aber 
aus Rücksicht für meinen Prinzipal behielt ich meine Weis¬ 
heit für mich. 

In« späteren Jahren betrieb ich selbst Pferdehandel und 
bezog meine Pferde aus derselben Gegend wie Mr. L, es 
vielfach getan hatte — aus Hannover. Aber auch bei mir 
(ich gebe dies ganz offen zu) mußte leider dieses brave ein¬ 
heimische Pferd unter englischer oder irischer Flagge segeln. 
Nicht etwa, weil ich es so wollte, nein, aber meine Kund¬ 
schaft war eben fest davon überzeugt, daß es nur ein Pferd 
gäbe — das irische —, alles übrige sei Surrogat. So gab ich 
es mit der Zeit auf, gegen den Strom zu schwimmen, und anstatt 
den Käufern die blauen und roten Deckscheine von Celle zu 
zeigen, erhielten sie die Versicherung „bred in Ireland“. Des 
Menschen Wille ist sein Himmelreich! Aber dabei konnte 
sich das wirklich gute hannoversche Pferd nicht einbürgern, 
seine besten Vertreter passierten als englische Pferde und 
holten sich als solche Lorbeeren.“ 

,Es ist äußerst verdienstvoll, daß ein internationaler Handels- 
faclmiann hier einmal klaren Wein einschenkt. Der Artikel be¬ 
weist auf das deutlichste, wie richtig die vom Reichs verband 
für deutsches Halbblut oft genug in gleichem Sinne dar¬ 
gelegten Behauptungen sind. Hoffentlich wird manchem Ausland- 
sehwTirtner, der durch die in letzter Zeit erfreulicherweise sich 
immer mehr mehrenden erstklassigen Springerfolge deutscher 
Pferde immer noch nicht ganz hat überzeugt werden können, der 
Artikel endlich die Augen ganz geöffnet haben. 

Reichsverband für deutsches Halbblut. 

gez.: 0. v. Funcke. 



504 


Verschiedenes. 

Angliederung der Münchener Tierärztlichen Hochschule an 
die Universität München. 

Nach dem stenographischen Berichte äußerte sich der Kultus¬ 
minister Dr. von K n i 11 i n g bei der Besprechung über die An¬ 
gliederung der Tierärztlichen Hochschule an die Universität Mün¬ 
chen in der Sitzung der Kammer der Abgeordneten vom 7. Mai 
dieses Jahres wie folgt: 

Die Angliederung der Tierärztlichen Hochschule an die Uni¬ 
versität München ist eine Angelegenheit, die schon seit langem 
zur Erörterung gestanden ist und die Gegenstand eines im Kreise 
der Tierärztlichen Hochschule längst gehegten Wunsches schon 
seit Jahren gewesen ist. Früher scheiterte die von der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule angestrebte Maßnahme an der ablehnenden Hal¬ 
tung der Universität. In dieser Beziehung haben sich die Verhält¬ 
nisse nunmehr geändert. Insbesondere hat sich die medizinische 
Fakultät der Universität München für die Angliederung der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule ausgesprochen. 

Zunächst handelt es sich bei dieser Angliederung um einen 
Organisationsakt, anderseits ist das Budgetrecht des Landtags in¬ 
soweit berührt, als die Mittel, die bisher im Budget für den Unter¬ 
richt an der Tierärztlichen Hochschule vorgesehen waren, in Zu¬ 
kunft für den tierärztlichen Unterricht an der Universität München 
verwendet werden sollen. 

Die Gründe, die für diese Angliederung sprechen, habe ich 
im Finanzausschüsse bereits angegeben. Für mich steht bei der 
ganzen Maßnahme im Vordergründe die Rücksicht darauf, daß es 
beim Übergange des tierärztlichen Unterrichts zweifellos viel 
leichter fällt, erstklassige Lehrkräfte für den veterinär-medizini¬ 
schen Unterricht zu gewinnen. 

Dann wird aber auch voraussichtlich der Zuzug von nicht¬ 
bayerischen Studierenden der Tierheilkunde nach München steigen, 
wenn diese in Zukunft in den Universitätsvei'band eintreten könn¬ 
ten. Darin dürften die ins Auge springenden Vorteile in erster 
Reihe zu erblicken sein. 

Im übrigen ist aber auch anzuerkennen, daß bei der engen 
Verbindung zwischen der humanen und der veterinären Medizin 
für die Einreihung des tierärztlichen Unterrichts in den Organis¬ 
mus der Universität alle Voraussetzungen gegeben sind. 

Mehrkosten werden durch diese Angliederung nicht verur¬ 
sacht. Die Tierärztliche Hochschule wird künftig als eine eigene 
veterinär-medizinische Fakultät im Verbände der Universität er¬ 
scheinen, so ähnlich, wie wir bereits die Einrichtung an der Uni¬ 
versität in Gießen haben. 

Ich habe vorhin gesagt, ein Mehrbedarf ist mit der Organi¬ 
sation nicht verbunden: denn es werden zunächst die Vorlesungen 
und Übungen in den gleichen Räumen wie bisher fortzuführen 
sein. Die Frage, ob etwa mit Rücksicht auf die bisherigen räum¬ 
lichen Verhältnisse der Tierärztlichen Hochschule an eine Ver¬ 
legung zu denken sei. wird ganz für sich und ganz gesondert von 
der Frage zu behandeln sein, ob die Tierärztliche Hochschule an 
die Universität München angegliedert wird oder nicht. Auch wenn 
die Angliederung nicht erfolgen würde, würde sich wohl über 
kurz oder lang eine Verlegung der Tierärztlichen Hochschule aus 



505 


den auch vom Herrn Abgeordneten Günther anerkannten 
Gründen nahelegen. Mit der Frage des Überganges des tierärzt¬ 
lichen Unterrichts an der Universität hat aber diese Frage der 
Verlegung an sich nichts zu tun. Im Gegenteile habe ich schon 
im Finanzausschüsse darauf hingewiesen, daß durch die Einglie¬ 
derung des tierärztlichen Unterrichts in den Verband der Univer¬ 
sität sich in Zukunft vielleicht sogar eine Einsparung ergeben 
kann, indem es möglich sein wird, im Falle eines späteren Per¬ 
sonalwechsels den Unterricht in Botanik oder Zoologie nicht durch 
eigene Professuren, sondern vielleicht in der Form von Lehr-Auf- 
trägen wahrnehmen zu lassen. Zunächst soll aber das gesamte 
Personal der Tierärztlichen Hochschule an die Universität über¬ 
treten, es sollen also insbesondere sämtliche Professoren, je nach¬ 
dem sie bisher ordentliche oder außerordentliche waren, als ordent¬ 
liche oder außerordentliche Universitätsprofessoren übernommen 
werden. Eine höhere Anforderung in Bezug auf Besoldung tritt 
hiedurch nicht ein, da schon bisher die Besoldung der Professoren 
der Tierärztlichen Hochschule derjenigen der Professoren an der 
Universität entsprochen hat. 

Wenn ich die Gründe, die für die Angliederung der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule an die Universität sprechen, zusammenfasse, 
glaube ich sagen zu können, daß es sich hier um eine Maßnahme 
handelt, die zweifellos im Interesse des tierärztlichen Unterrichts 
gelegen ist, die aber auch der Universität zum Vorteile gereichen 
wird und die vom Standpunkte des ganzen tierärztlichen Standes 
aus wohl nur zu begrüßen sein dürfte. — 

In dieser Sitzung sprach der Abgeordnete Dr. Günther, 
dem — es sei wiederholt betont — die bayerischen Tierärzte 
größten Dank schulden, wieder warm für die Anerkennung des 
von den bayerischen Tierärzten an der Universität Bern erwor¬ 
benen Doktortitels der Veterinärmedizin. 

Der Minister Dr. von K n i 11 i n g erklärte unter anderem: 
„In Bayern steht bekanntlich das Ministerium des Innern dieser 
Frage wohlwollend gegenüber, während für mich vor allem zu¬ 
nächst noch die Rücksicht auf die mit den anderen Bundesstaaten 
mit Ausnahme von Preußen früher gepflogenen Verhandlungen be¬ 
stimmend sein müssen. Übrigens sind die Erörterungen über diese 
Frage im Schoße des Ministeriums noch nicht vollständig abge¬ 
schlossen und es wird die Sache der endgültigen Erledigung noch 
zuzuführen sein. Hier möchte ich wiederholen, daß da zweifellos 
eine Angelegenheit in Frage steht, bei der das Mitwirkungsrecht 
des Landtags nicht in Frage kommen kann, obwohl gerade diese 
Angelegenheit trotz ihrer verhältnismäßig untergeordneten Bedeu¬ 
tung im Landtage stets warme Fürsprache gefunden hat.“ 

Mit Bezug auf diese Erklärung nahm der Abgeordnete Dr. 
Günther nochmals das Wort und äußerte nach dem stenographi¬ 
schen Berichte Nachstehendes: 

Der Herr Minister hat den ablehnenden Standpunkt, welchen 
er früher hervortreten ließ, nicht aufgegeben, allein ich hatte doch 
unwillkürlich das Gefühl, als ob die Klangfarbe seiner Ab¬ 
lehnung eine etwas andere, und zwar mildere, gewesen wäre als 
vorher. Der Herr Minister hat ausdrücklich hervorgehoben, daß 
von einem Verlangen der betreffenden Herren nicht die Rede sein 
dürfe. Dasselbe hatte ich auch schon gesagt: Verlangen 
können sie das nicht, rechtlich stehen sie vollständig ohne Hand¬ 
habe da; aber die Billigkeit ist vom strengen Rechte doch 



506 


verschieden und vor allem, wenn ich wiederum ein Wort des Herrn 
Ministers zitieren darf — und das habe ja ich auch schon er¬ 
wähnt —, ohne weiteres würde die Anerkennung als Doktor 
in Deutschland nicht erfolgen. Das Wort „ohne weiteres“ 
ist hier sehr berechtigt; denn selbst für den günstigsten Fall, daß 
doch noch eine Anerkennung erfolgen könnte, würde man sauren 
müssen, daß das doch nicht „ohne weiteres“ gegangen ist, son¬ 
dern erst nach Überwindung vieler Hindernisse. Auch in dieser 
Beziehung glaube ich also, den Herrn Minister durchaus verstehen 
zu können. 

Indem ich aber an dem Standpunkte, den ich vorhin berührte, 
festhalten muß, freue ich mich, aus den Worten, die wir vernommen 
haben, schließen zu dürfen, daß die Verhandlungen zwischen den 
Beteiligten und den Ministerien noch nicht zum Abschlüsse gelangt 
sind, daß also immerhin noch die Möglichkeit besteht, die mildere 
Auffassung des Ministeriums des Innern werde sich einigermaßen 
zur Anerkennung auch beim Schwesterministerium durchringen, 
so daß, wenn die Frage von den deutschen Bundesstaaten zur Be¬ 
sprechung gelangt, sich doch vielleicht auch Bayern auf den Stand¬ 
punkt stellen könnte, von dem ich glaube, daß er sachlich zu¬ 
treffender wäre. Denn das Zeugnis der neunklassigen Mittelschule 
ist zwar eine wichtige, aber in solchen Dingen niemals allein ent¬ 
scheidende Sache, wenn man, wie es hier wiederholt geschehen 
ist, den Nachweis führen kann, daß die Erwerbung des Berner 
.J)r. med. vet.“ durchaus nicht leichter, sondern in vielen 
Dingen schwieriger ist, als die Erwerbung des „Dr. med.“ 
an einzelnen deutschen Universitäten bis zum heutigen Tag« 1 ge¬ 
wesen sein mag. Ich gebe mich demzufolge immerhin der Hoff¬ 
nung bin, daß vielleicht eine günstigere Entscheidung mit der Zeit 
wird erwartet werden dürfen. 


Reichsverband. 

Die d i e s j ä li r i g e T a. g u n g findet am 25. und 20. S e p - 
t e m b o r in D a r m s t a d t statt und zwar am 25. die Delesricrteu- 
versammlung und am 20. die Hauptversammlung (Mitgliederver¬ 
sammlung). 

Die offizielle Einladung und die Bekanntgabe der Tagos- 
ordnung erfolgt später. 

Anträge für die Delegierten- und für die-Hauptversamm¬ 
lung erbitte ich'bis spätestens den 15. August (§ 15 Ziffer 12 der 
Satzung). Für die Hauptversammlung erbitte ich die Anmel* 
(1 u n g von V o r t r ä g o n und D e m o n s t r a t! o n e n. 

Zur Zeit unserer Tagung finden in Darmstadt mehrere Aus¬ 
stellungen statt. Die Herren Kollegen, welche an der Tagung teil- 
nelnnen, ersuche ich deshalb höfliehst, mir dies baldtunlichst mit¬ 
zuteilen, damit für Unterkunft gesorgt werden kann. Da die hes¬ 
sische Residenz an sieh viel Schönes und Interessantes bietet, eine 
herrliche, waldreiche Umgebung hat und von hier aus mit wenig 
Aufwand an Zeit und Kosten sehr lohnende Ausflüge (Odenwald. 
Taunus. Spessart, Rhein, Neckar) und kleine Reisen (Heidelberg. 
Mannheim, Mainz, Wiesbaden, Frankfurt, Bad Nauheim. Bad Hom¬ 
burg, Köln) unternommen werden können, empfiehlt es sich drin¬ 
gend, unsere Damen zur Tagung mitzubringen. Für die Damen 
wird während der Dauer der Verhandlungen in unterhaltendster 
Weise gesorgt werden. 


Dr. Gart h. 



507 


Kreistierärzte für den Kolonialdienst. 

Nach einer Mitteilung der „Deutschen Tierarzt!. Wochen¬ 
schrift“ hat sich der preußische Minister fiir Landwirtschaft. Do¬ 
mänen und Forsten bereit erklärt, preußischen Kreistierärzten, 
die wegen Übertritt in den Kolonialdienst aus der Veterinärver¬ 
waltung ausscheiden. bis nach Ablauf einer Dienstperiode (2 bis 
3^2 Jahre) die Möglichkeit des Rücktrittes unter Wahrung des 
Dienstalters freizuhalten. Voraussetzung hierfür würde sein, daß 
die Dienstfähigkeit de3 Beamten während des Aufenthaltes in den 
Kolonien keine wesentliche Beeinträchtigung erfahren hat und 
sein dienstliches und außerdienstliches Verhalten der Kolonial¬ 
verwaltung zu ernsteren Beanstandungen keine Veranlassung ge¬ 
geben hat. Auch Kreistierarztanwärter, die auf einige Jahre in 
den Kolonialdienst treten, erleiden dadurch keinen Nachteil in 
Bezug auf ihre spätere Anstellung als Kreistierarzt und können 
in gleichem Maße bei der Besetzung von Kreistierarztstellen be¬ 
rücksichtigt werden, wie die im Inlande verbliebenen Tierärzte. 


Bttchersctaan. 

Inzucht« und Vererbungsstudien bei Rindern der Westpreuitischen 
Herdbuchgesellschaft. Von Dr. Gottfried Hesse, Tier¬ 
zuchtinspektor der Landwirtschaftskammer der Provinz \VOst¬ 
preußen. Verlag: M. u. H. Sehaper. Hannover 1903. broeli. 
5 Mark. (Arbeit 18 der deutschen Gesellschaft fiir Züchtungs¬ 
kunde.) 

Auf der Grundlage der Direktiven der deutschen Gesellschaft 
fiir Züchtungskunde, der wir schon viel Pionierarbeit auf dem Ge¬ 
biete der Tierzuchtforschung verdanken, unternimmt es Hesse, 
in einer sehr fleißigen Arbeit 4 Herden der westpreußischen Herd- 
buchgesellschaft auf die Folgen der Inzucht zu untersuchen. Er 
verfolgt den Zweck, Konsolidationen auf Blutlinien festzustellen 
und zu ermitteln, ob 1. die Behauptungen berechtigt sind, die man 
gegen die Inzucht hegt: schwache Konstitution, geringe Frucht¬ 
barkeit und zurückgehende Leistung, 2. ob durch Inzucht der züch¬ 
terische Zweck hinsichtlich der erstrebten Formen und Leistungen 
erreicht wurde*. Diese Arbeit ist um so wertvoller, als der größte» 
Teil der Studien bei den Herden auf Krebsfelde erledigt und um¬ 
fangreiches Material aus den zugehörigen Stammbüchern gezogen 
wurde. Anfänglich wurde hier unbewußt das Blut wertvoller Tiere 
durch Inzucht und gelegentliche Inzestzucht in der Herde konso¬ 
lidiert. Aus diesen Kreuzungen ist das heutige westpreußische 
Rind hervorgegangen. 

An der Hand von 148 Ahnentafeln nebst instruktiven Erläute¬ 
rungen, Konsolidationstabellen und Angabe zahlreicher Messungen, 
Milchleistungen etc. kommt der Leser mit dem Autor zu dem 
Schluß, daß von den 130 Fällen genau verfolgter Inzucht keiner 
mit schlechtem Resultat zu verzeichnen war, was um so erstaun¬ 
licher ist, da 21,5% enger Inzuchten d.—TI. u. II.—I. A. P.) vor¬ 
liegen. Bei seinen Untersuchungen zieht Hesse auch Schlüsse 
auf die Vererbung der Milchleistung, kann aber auf Grund der nicht 
genügenden Aufzeichnungen zu keinem absoluten Urteil kommen: 
jedoch macht er wieder die Beobachtung, daß das Alter beim 



508 


ersten Sprung: und die Erreichung der höchsten Milchergebigkeit 
irn umgekehrten Verhältnis stehen. Dieser Tatsache wird in Züch¬ 
ter-Kreisen noch zu wenig Beachtung geschenkt. 

Zu erwähnen ist noch die Bemerkung des Autors, nach der 
Herbstkälber, da sie erst mit zirka 6 Monaten auf die Weide 
kommen, also zu einer Zeit, in der ihr Verdauungsapparat der 
ausschließlichen Grünfütterung gewachsen ist, gut proportionierte 
Figur behalten, während Frühjahrskälber im 3. Monat dieser Er¬ 
nährung ihre stark aufgetriebenen Bäuche verdanken. Ihr großes 
Bedürfnis nach leichten assimilierbaren Stoffen sollte durch ge¬ 
nügendes Beifutter gedeckt werden, um diesen Ubelstand zu be¬ 
seitigen. 

Alles in allem haben wir hier eine Arbeit vor uns, die dem 
aufmerksamen Leser eine Fülle von Anregung bringt. Es muß na¬ 
türlich auf die Lektüre des Buches selbst verwiesen werden, an 
der kein wirklicher Züchter Vorbeigehen sollte. D u n. 



und alle Dermatosen bequem 

und sauber ohne lästige Salben heilbar durch 
Höhensonnenbestrahlung nach Dr. Liebert 
tierärztliche Klinik, Hannover. Prosp. durch 

Quarzlampen-Gesellschaft 

m. b. H. Hanau 


Eine gründliche Stalldewinfektlon 

wird erreicht mit dem bekannten 


Pacocreolin 


Kannen von 4 Liter (Postkolli) 
Kannen von 25 und 50 Liter 


durch den Zwischenhandel oder direkt von 


William Pearson, Hamburg 11 















509 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dem K. Landstallmeister Karl B a u wer¬ 
ke r - Z w e i b r ii c k e n wurde der Verdienstorden vom heiligen 
Michael III. Klasse verliehen. 

Seine Majestät der König von Sachsen verlieh anläßlich seines 
Gesuches im Kgl. Hofgestüt Kohrenfeld, über den er sich höchst 
befriedigt äußerte, dem Kgl. Hofveterinärrat Wagen heuser 
das Ritterkreuz I. Klasse mit der Krone des Königl. Sächsischen 
Albrechtsordens. 

Ruhestand Versetzung: Der K. Landstallmeister Karl B a u - 
werker-Zweibrücken wird auf sein Ansuchen ab 1. Juli 
dieses Jahres unter Anerkennung seiner Dienstleistung in den 
(lauernden Ruhestand versetzt. 

Versetzungen, Berufungen: Vom 1. Juli ab wird der Ober¬ 
regierungsrat im K. Staatsministerium d. I. Heinrich Pröls auf 
Ansuchen auf die Stelle des K. Landstallmeisters in Z w e i - 
brücken unter Anerkennung seiner ausgezeichneten Dienst- 


Jtttpßtojfe Sans 


bei 

Schwein$seuche 

Schweinepest 

Ferkeltyphus 

Schweinerotlauf 

Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 

Bakterien-Präparate 

UDschäü). für Menschen, 
Haus u Urndw Nutztiere, 
zur Vertilgung aller Arten 

Ratten und Mäusen 



Bei der z. Zt. starken Ver¬ 
seuchung der Bestände len¬ 
ken wir. die Aufmerksam¬ 
keit besonders auf: 

Schweinepestserum neu 

nach Uhlenhuth 
gewonnen von Schweinen 
durch Verimpfung von 
filtrirb. Virus und 

Ferkeltyphns - Vaeein 

nach Pfeiler. 


bei 

Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
Geflügelcholera 
Streptokok. Erkr. 

Oiagnost. Präparate 

zum Nachweis von 

Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
Seuchenhaftem Abortus 


Pharmaceutisches Institut Ludw. WUh. Gans, Oberursela. T. 


« 











510 


leistung als Referent im K. Staatsministerium d. I. versetzt und 
bestimmt, daß ihm der Titel und Rang eines K. Oberregierungs¬ 
rates belassen werde, ferner der Bezirkstierarzt an der K. Ver¬ 
sicherungskammer Dr. Karl Gasteiger in gleicher Eigenschaft 
in das K. Staatsministerium d. I. berufen. 

Ernennungen: Dr. Julius Krug, Bezirksassistenztierarzt in 
N e u k i r c h wurde zum 'Bezirkstierarzt in Bonndorf (Baden) 
ernannt; Georg Lämmler-Mannheim-Freudenheim 
(Baden) wurde zum Inspektionsbeamten beim bad. Viehversiche¬ 
rungsverband in Karlsruhe mit der Amtsbezeichnung Bezirks¬ 
assistenztierarzt ernannt. 

Verzogen: Bezirkstierarzt Dr. Karl Winterer in Bonn- 
d o r f nach Wa 1 d s h u t (Baden), Distriktstierarzt G. Ertl-Schon- 
gau nach Schwarzach (Niederbayern). 

Approbiert: in Berlin: die Herren Otto Eduard Bernhardt- 
Strehlen, Otto Karl Friedrich Mühler-Cüstrin; in 
Gießen: die Herren: Hermann Dethlefs-Odderade, Her¬ 
mann Härtdäg-Straßdorf, Ludwig Notz-Freising; 
in Hannover: die Herren: Franz Hayungs-Kötteritzer- 
g r o d e n, Hermann Haack-Flensburg und August R o h - 
leder-Barmen. 

Promoviert: in Gießen von der veterinär-medizinischen Fa¬ 
kultät : Karl Goldschmidt-Frankfurt, Wilhelm O s t - 
hof-Schnappach, Adam R a c k - G a u-0 d e r n h e im, Karl 


Klett-Braun sehe Sera 

gegen Schweineseuche 

baz. Schweinepest 
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511 


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512 


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unter It. W. 16 an die Expedition der Wochenschrift 


Nr. 408 a 27 . K. Staatsministerium des Innern. 

Bekanntmachung 

über die Einfuhr vou Nutz- und Zuchtvieh aus Österreich in das 
bayerische Grenzgebiet. 

In teilweiser Abänderung der Bekanntmachung vom 5. Januar 
1914 (K. B. Staatsanzeiger Nr. 4) wird die Einfuhr von Rindvieh zu 
Nutz- und Zuchtzwecken aus den österreichischen politischen Be¬ 
zirken Steyr-Bezirkshauptmannsehaft und Linz-Stadt in das bayerische 
Grenzgebiet nach Maßgabe der Bestimmungen unter Nr. 2 der be- 
zeiclineten Bekanntmachung wieder zugelassen. 

München, den 19. Mai 1914. 

1. A. von Braun. 


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Beachtung empfehlen. 

Druck von I. Gott es wi uter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
Uuiversitiitsbuchhandlung, Mtincheu, Odeonsplatz 2 



(früher: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilhnnde nnd Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. .Ernst, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch- 
gtetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr.Kopitsch, Regieruugs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des Landes- 
auggclinggeg der tierärztlichen Kreigvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 2. Juni 1914. Nr. 22. 


Inhalt: Originnlftrtikel. Albert: Über ein zuverlässiges Heilverfahren bei allen 
schweren infektiösen Erkrankungen des Magen-Darmkanals der Haustiere, insbe¬ 
sondere bei der Kälberruhr, und die Bedeutung der Bolus alba bei der Behand¬ 
lung von Bakterienkrankbeiten (Schluß). Dietz. Mitteilung über die Anwendung 
von Bolus alba bei Kälberruhr und kruppöser Darmentzündung des Kindes. 
Falk: Die Bolus alba-Therapie bei Kälberdurchfällen. — Referate Illmer: Zur 
Kenntnis der Kronbeinfrakturen beim Pferde. Ligeron : Außergewöhnliche Milch¬ 
sekretion bei einem Fohlen. Nielsen: Bruch des Schädels. Schmidt: Vergiftung 
von Pferden mit Kakaokuchen. Lindgren: Ein seltener Unglücksfall. Jerke: Die 
Lungenwurmkrankheit der Haustiere und des Wildes. Mitchell: Die Milchfrage 
in Edinburgh. Hoffmann: Das Cresepton in der Wundbehandlung. Tarnowsky: 
Ätherbaiichhöhlenausspülung bei Infektiou. — Tierzucht und Tierhaltung. 
Maßnahmen (Körordnungen) zur Förderung der Pferdezucht in den einzelnen 
deutschen Staaten (Fortsetzung). — Verschiedenes. Auszug aus dem Bericht 
über Tierzucht und Landwirtschaft, erstattet im Aufträge des Landesausschusses 
der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns von Eisen-Erkheim. Grat Max Drechsel. 
Auszeichnung. Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 16. Mai 1914. — 
Bücherschau. — Personalien. 


Über ein zuverlässiges Heilverfahren bei allen schweren 
infektiösen Erkrankungen des Magen-Darmkanals der 
Haustiere, insbesondere bei der Kälberruhr, nnd die 
Bedeutung der Bolns alba bei der Behandlung von 
Bakterienkrankheiten. 

Von Veterinärrat St. Albert in Bamberg. 

(Schluß.) 

Fall 10: Der Landwirt L. I). in II. meldete mir ein 
Kalb als krank an mit dem Beifügen, ich möge es ansehen, 
weil ich gerade vorüberfahre; helfen könne man kaum 
mehr, das Tier sei nahezu am Sterben. Bei meiner Besich¬ 
tigung fand ich das erst wenige Tage alte Kalb in einer 







1 


514 

Stallecke liegend vor unter folgenden Erscheinungen: Die 
allgemeine Decke fühlte sich kalt an, desgleichen die Nase; 
das Tier war nicht zum Aufstehen zu bringen; allgemeine 
Mattigkeit, zeitweise Krämpfe, Augen in die Höhlen zu¬ 
rückgezogen; Speichelfluß; Blick matt; Atmung sehr ver¬ 
mehrt und stöhnend; Sauglust sistiert, Kot dünnflüssig, 
stinkend, unwillkürlich abfließend, mit Blutspuren durch¬ 
setzt. 

Diagnose: Ruhr. 

Der Besitzer, der eine Behandlung ablehnen wollte 
mit dem Bemerken, das Kalb sei doch nicht mehr die Me¬ 
dizin wert, fuhr doch auf mein Zureden sofort mit mir 
zurück und erhielt 200 g Bolus alba mit der Weisung, diese 
Dosis auf einmal in % Liter frischen Wassers einzugeben. 
Es geschah dies vormittags 10 Uhr. Ich besuchte den Pa¬ 
tienten, den ich selbst für verloren hielt, aus wissenschaft¬ 
lichem Interesse nachmittags 5 Uhr und mußte staunen 
über den Erfolg. Das Tierchen war zwar noch schwach, 
Kot etwas dicker, einem dünnen Brei ähnlich, nicht mehr 
übelriechend, wie vormittags; das Tier stand auf und zeigte 
Lust zu saugen. Ich ordnete strengste Diät an und gab 
nochmals 200 g Bolus alba. Am andern Tag wurde mir das 
Tier als genesen bezeichnet. 

Fall 11: Ein etwa acht Tage altes Kalb des O. in 
M. erkrankte an heftigem Durchfall. Besitzer erhielt neben 
der Anweisung zur strengsten Diät 300 g Bolus alba auf 
zweimal in je %. Liter frischen Wassers. Die geforderte 
Nachricht über den Erfolg blieb aus, worüber ich später 
dem Besitzer Vorhalt machte. Er erklärte mir, daß er eine 
Benachrichtigung an mich nicht für nötig gehalten habe, 
da der Durchfall des Kalbes schon nach der ersten Arznei¬ 
gabe aufgehört habe. Die zweite Medizin wurde nicht ver¬ 
wendet. 

Fall 12: Der Kleingütler A. P. in H. zog mich zu 
Pate wegen eines an Durchfall erkrankten Kalbes mit dem 
Vorberichte, daß das Tierchen 1 Tag alt sei und sich etwa 
15 Stunden nach der Geburt krank gezeigt habe. Ich be¬ 
suchte sofort den Patienten und fand ungefähr die gleichen 
Erscheinungen, wie bei Fall 10. 

Patient war kalt über den ganzen Körper, kaum zum 
Stehen zu bringen, Sauglust verschwunden, stöhnendes At¬ 
men. zeitweise Muskelkriimpfe, Speichelfluß, Kot dünn¬ 
flüssig, stinkend, mit Blut durchsetzt, Kotabgang unwill¬ 
kürlich. 



515 


Ich gab 200 g Bolus alba in % Liter frischen Wassers 
und ließ noch ein geringes Quantum für spätere Gabe zu¬ 
rück. Tags darauf meldete der Besitzer vollständige Ge¬ 
nesung. Ich nahm nochmals Augenschein und fand zu 
meiner Freude das Tier schwänzelnd und gesund am Euter 
der Mutter. Kot breiig, von Bolus-Farbe. 

Nach einem weiteren Tage kam derselbe Besitzer 
wieder zu mir und meldete ein ihm gehöriges zweites neu¬ 
geborenes Kalb und zugleich ein solches seines Nachbarn 
als ruhrkrank an. Auch in diesen beiden Fällen — F a 11 13 
und Fall 14 — hat Bolus alba seine genesungbringende 
Wirkung in gleich prompter Weise, wie im vorigen Falle, 
nicht versagt. 

Fall 15: Auf Ansuchen des A. D. in H. untersuchte 
ich ein neugeborenes 1 Tag altes Kalb, das schwer an Ruhr 
darniederlag, und fand es unter den Erscheinungen, wie in 
den vorigen Fällen, vor. Das Tierchen lag stöhnend in einer 
dumpfen finsteren Stallecke, hatte Muskelkrämpfe, war 
kalt über den ganzen Körper, Kot dünnflüssig und stinkend, 
unwillkürlich abfließend. Ich ließ das Kalb ins Freie auf 
eine trockene Streu und in die Sonne bringen, gab ihm 
selbst 250 g Bolus alba in Wasser — das Abschluckeri war 
erschwert und mußte mit Vorsicht geschehen, um Schluck¬ 
pneumonie zu verhüten. Nach etwa 8 Stunden besuchte ich 
den Patienten wieder und fand ihn munter und normal 
atmend. Kot noch etwas dünn, aber nicht mehr so übel¬ 
riechend, wie vorher. Ich gab nochmals 200 g Bolus in 
1 Liter frischen Wassers. Diese Mischung wurde unter 
Reichen des Fingers vom Kalbe gierig getrunken. Nach 
weiteren 10 Stunden wurde der Patient als gesund ge¬ 
meldet. 

Fall 16: Ein 6 Wochen altes Kalb des S. in St. er¬ 
krankte an Durchfall infolge unrationellen Abgewöhnens. 
Nach mehrtägiger Krankheitsdauer zog mich der Besitzer 
zu Rate. Ich verordnete 400 g Bolus alba innerhalb 2 Tagen, 
und zwar täglich einmal die Hälfte in 1 Liter Wasser. In 
der Zwischenzeit erhielt Patient 1 Liter Bier mit 3 Eiern 
unter der Weisung, daß bei Eintritt normalen Kotabsatzes 
an Stelle des Rauhfutters Milch, Eierbier, Hafer und Schrot 
zu geben sei. Später wurde mir vollständige Genesung ge¬ 
meldet. 

Fall 17: Der Bäcker H. in H. zog mich zu Rate mit 
der Angabe, daß seine sämtlichen Schweine — 14 an der 
Zahl und verschiedenen Alters — an Durchfall erkrankt 
seien. Ich besichtigte die Tiere und konstatierte neben un- 



merklicher Störung des Allgemeinbefindens übelriechende 
Durchfälle. Auf die Abgabe von 3 Kilo Bolus trat nur 
mäßige Besserung ein. Die vorgescbriebene Diät schien mir 
nicht genügend beachtet worden zu sein. Ich verordnete 
nochmals 5 Kilo Bolus und strengste Diät. Die Bolus- 
Mischung wurde von sämtlichen Tieren aus dem Troge auf¬ 
genommen und es trat rasch Beseitigung des Durchfalls ein. 

Fall 18: Der Hund des Frhrn. v. N. in B. wurde 
mir wegen Brechdurchfall zugeführt. Kfankheitsdauer: 

2 Tage. Ich gab dem jungen Foxterrier 100 g Bolus in etwa 
200 g Wasser. Nach 8 Stunden meldete mir der Diener, 
daß das Tier nach der Arznei - Einnahme nicht mehr er¬ 
brochen habe und völlig gesund sei. 

Fall 19: Frau Theaterdirektor P. in B. übergab 
mir ihren kleinen Affenpinscher wegen mehrtägiger Er¬ 
krankung zur Behandlung. Ich stellte große Mattigkeit 
und Hinfälligkeit, Appetitmangel und Diarrhoe fest. Dia¬ 
gnose : Akuter Magen-Darmkatarrh. 100 g Bolus alba in 
Wasser wirkte prompt. 

Fall 20: Der Windhund des Oberleutnants S. in B. 
war unter heftigen Brecherscheinungen erkrankt und wurde 
mir zugeführt. Eine einmalige Dosis von 200 g Bolus, von 
mir selbst eingegeben, hatte Genesung zur Folge. 

F a 11 21: Der Oberleutnant F. in B. zog mich zu Rate 
wegen seines seit einigen Tagen erkrankten Hühnerhundes. 
Ich konstatierte bei dem großen und kräftigen, etwa sechs 
Jahre alten Tiere große Mattigkeit und Hinfälligkeit. Das 
sonst so bewegliche Tier lag teilnahmslos auf seinem Lager 
und konnte nur durch wiederholtes Zureden zum Aufstehen 
gebracht werden. Als weiteren Krankheitsbefund stellte 
ich profuse Diarrhoe fest; der ganz wässerige Kot floß un¬ 
willkürlich ab. Diagnose: Darmentzündung; Prognose: un¬ 
günstig. Es war dieser Fall einer der ersten in meiner Ver¬ 
suchsreihe. Ich gab dem Hunde 100 g Bolus in Wasser. Es 
trat zwar rasch mäßige Besserung ein; doch war ich mit 
den Fortschritten der Besserung nicht zufrieden. Die Dosis 
war nicht genügend; eine weitere Dosis von 200g partie- 
weise ein gegeben führte rasch zur Genesung. 

Fall 22: Ein Zwergpinscher des Rentiers M. in B. 
litt an Staupe mit profuser Diarrhoe unter großer Schwäche 
und Appetitlosigkeit. 50 g Bolus hatten sofortige Besse¬ 
rung, eine wiederholte Dosis tags darauf Genesung: zur 
Folge. — 

Diese Beispiele, welche einen kleinen Bruchteil aus 
der Reihe der Versuchsobjekte bilden, mögen dartun, in 



517 


welch’ prompter Weise dieses Mittel in allen Fällen wirkt, 
wo Bakterienerkrankung des Magen-Darmkanals in Frage 
kommt. 

Zur zuverlässigen Sicherung eines nachhaltigen Er¬ 
folges ist vor allem erforderlich, daß die Dosen nicht zu 
nieder gegriffen werden. Es muß erreicht werden, daß die 
Bolus-Mischung den Magen - Darmkanal in seiner ganzen 
Ausdehnung durchspült; die Bakterien müssen in allen 
Schleimhautfalten mit den feinsten Tonkörperchen in Be¬ 
rührung gelangen können. 

Das Heilmittel ist wegen seiner anorganischen Eigen¬ 
schaft im Magen-Darmkanal keiner Zersetzung unterworfen 
und durchwandert unverbraucht sämtliche Darmpartien. Es 
dringt in die feinsten Schleimhautfalten ein, bis es als Bo¬ 
lus-Stuhl den Mastdarm verläßt. 

Unerläßlich ist es ferner, daß die Patienten nach Ein¬ 
verleibung des Mittels strengster Diät unterworfen werden. 
Bis die Wirkung in erwünschter Weise eintritt, ist jegliche 
Nahrungs- und Getränkeaufnahme, außer Wasser, zu ver¬ 
meiden. 8 dj 

Unter diesen Kautelen angewendet wird Bolus nie¬ 
mals seineWirkung versagen. Wir haben mit ihm ein Mittel 
an der Hand, das einen ersten Platz in der modernen The¬ 
rapie verdient. Wenn wir die Mortalitätsziffern bei den 
fraglichen Krankheitsformen des Verdauungstraktus uns 
näher ansehen, so finden wir, daß bei Magen- und Darm¬ 
entzündungen der Pferde und Rinder, besonders bei Futter¬ 
vergiftungen (Mykosen) und den hämorrhagischen Formen 
die Prognose meist ungünstig gestellt werden muß. Diese 
Prozesse trotzten der bisher gebräuchlichen Behandlung 
mit Opiaten, Salizyl- und Gerbsäurepräparaten u. dgl. Auch 
die Verdauungsstörungen der Kälber, die sich beim Abge¬ 
wöhnen, das sich in vielen landwirtschaftlichen Betrieben 
in der unrationellsten Weise vollzieht, so häufig als gastri¬ 
sche Störungen und Darmentzündungen einstellen, fordern 
fortwährend große Opfer. Ganz besonders hoch ist bisher 
die Mortalitätsziffer bei der Ruhr der Kälber unmittelbar 
nach der Geburt. Bi§ zu 80 °/o der Ergriffenen und darüber 
erliegen dieser gefürchteten Säuglingskrankheit. All’ diesen 
verheerenden Krankheitsformen gegenüber sind wir nun 
durch das besprochene Heilmittel gewappnet. Es bedarf 
wohl keiner besonderen Erwähnung, daß der Landwirt¬ 
schaft enorme Verluste erspart werden, wenn Bolus alba 
bei den angegebenen Erkrankungen in der Veterinärmedizin 
allgemeine Anwendung findet. 



518 


Mitteilung über die Anwendung von Bolns alba bei 
Kälberruhr und kruppöser Darmentzündung des Rindes. 

Voh Tierarzt Dr. G. Dietz in Schwabach. 

Angeregt durch das Referat in Nr. 18 der „Münch. 
Tierärztl. Wochenschrift“ über Cholerabehandlung mit 
Bolus alba möchte ich mitteilen, daß ich Bolus alba bereits 
in zirka 20 Fällen von Kälberruhr und 3 Fällen von krup¬ 
pöser Darmentzündung des Rindes versucht habe. Ich ließ 
Bolus alba mit kaltemWasser anrühren, bis es einen dünnen 
Brei gab, und Kälbern alle 3 Stunden zirka y± Liter davon 
einschütten. Abgesehen von 3 Todesfällen war der Kot 
nach der dritten Applikation des Mittels gewöhnlich be¬ 
reits fester und nach der fünften Applikation wieder nor¬ 
mal. In 2 Fällen trat nach einem Tage ein Rückfall ein. 
der jedoch bei Wiederaufnahme der Behandlung bald wie¬ 
der behoben war. 3 Tiere gingen nach 1—3 tägiger Be¬ 
handlung zugrunde. Bei diesen hatte der Durchfall schon 
längere Zeit bestanden und der Kräfteverlust war, als ich 
zugezogen wurde, bereits so stark, daß die Prognose un¬ 
günstig lauten mußte. 

Die Applikation des Mittels war in den Fällen von 
kruppöser Darmentzündung die gleiche, die Dosis die vier- 
bis fünffache. Jedesmal war der Erfolg positiv. Der Durch¬ 
fall war am 2.—3. Tage vollständig behoben. 

Auf Grund der bisher von mir gemachten Beobach¬ 
tungen wären weitere Versuche sehr zu empfehlen; denn 
sollte sich Bolns alba wirklich als zuverlässiges, gutes Mit¬ 
tel heraussteilen, so wäre ein weiteres billiges Arznei¬ 
mittel für die Veterinärmedizin gewonnen. 


Die Bolns alba-Therapie bei Kälberdurchfällen. 

Von Dr. Falk in Oberosteudorf. 

Ein Referat von Dr. O e 1 1 e r in der „Münch. 'Tier¬ 
ärztlichen Wochenschrift“ (Nr. 18) über „Cholerabehaud- 
lung und Cholera Prophylaxe auf Grund meiner Erfah¬ 
rungen in Nisch und Belgrad“ von Prof. Dr. fr> t n m p f - 
Würzburg veranlaßt mich, bereits jetzt über meine Erfolge 
zu berichten. Ich wandte Bolus alba bei Kälberdurchfällen 
schon zirka 1 .Jahr an, doch nur in kleinen Quantitäten; 
erst die Originalarbcit von Dr. Stumpf in der ,,Mütiel\. 
Mcdiz. Wochenschrift“ gab mir die Anregung, die Dolus 




519 


alba in konzentrierter Menge zu geben. Ich gab den Öko¬ 
nomen meist ()—700 Bolus alba mit 10 Salizyltannarabin 
vermischt, ordnete an, daß stündlich 4—5 Eßlöffel in einem 
Schoppen Kamillentee einzugeben seien. Die Erfolge waren 
nur gute und ich würde mich nicht, scheuen, in den 
schwersten, vernachlässigten Fällen mit den Bolusmengen 
noch höher zu steigen und sogar halbstündlich eingeben zu 
lassen. 

Meine Versuche sind allerdings noch nicht allzu zahl¬ 
reich, um ein abschließendes Urteil abzugeben, doch möchte 
ich nicht versäumen, andere Kollegen zu ähnlichen Ver¬ 
suchen anzuspornen, um ein auf weitester Basis aufge¬ 
bautes Urteil zu gewinnen. Die Anwendung der Bolus alba 
ist ja absolut unschädlich, da ja ihre Wirkung nur als rein 
mechanisch die Resorption hindernde gedacht werden kann. 

Auch bei Durchfällen von Kühen habe ich die besten 
Erfolge gehabt. 

Sollten meine Erfolge auch von anderer Seite bestä¬ 
tigt werden können, so würde es sich empfehlen, daß die 
.Medizinalhandlungen die Bolus alba in sterilisiertem Zu¬ 
stande und in Einzeldosen verpackt abgeben würden. 


Referate. 

Dr. J 11 m e r - Berlin: Zur Kenntnis der Kronbein- 
frakturen beim Pferde. (Monatshefte f. prakt. Tierheil¬ 
kunde, XXV. Bd., 3./4. Heft.) 

Kronbeinbriiche sind beim Pferde verhältnismäßig 
seifen. Meistens sind es Medial-, Sagittal- und Segmental- 
frakturen. 

Das stets vorhandene und sofort nach der Entstehung 
einer Kronbeinfraktur auffällige Symptom ist hochgradige 
Stützbeinlahmheit. Im Stande der Ruhe setzen die Pferde 
den Fuß nur mit der Zehe auf. Die Bewegung geschieht 
meist auf 3 Beinen. Am Tage nach dem Eintritt der Fraktur 
macht sich eine starke entzündliche Schwellung bemerkbar, 
die im Bereiche der Hufkrone auftritt und sich allmählich 
über den ganzen Fessel erstreckt. Ein sicheres Kennzeichen 
ist die Krepitation, die bei Kronbeinbrüchen fast nie fehlt. 
Allgemeine Nebenerscheinungen sind Schweißausbruch, 
Muskelzittern, erhöhte Puls- und Atmungszahl, Fieber etc. 

Die Prognose ist nicht günstig, weil in der Regel 
Splitterbrüche vorliegen und weil die FVakturlinien fast aus¬ 
nahmslos in die Gelenkflächen hineinreichen und chronische 
Lahmheit zur Folge haben. 



520 


Therapeutisch kommt vor allem Kühe in Betracht. 
Hängegurt. Zuerst kühlende Umschläge. Nach Rückgang 
der entzündlichen Schwellung Schienen- oder Gipsverband. 
Die Kallusbildung kann durch kleine Phosphorgaben ange¬ 
regt werden. Eine nachfolgende Arthritis deformans ist 
durch Massage, scharfe Einreibungen, Brennen und zuletzt 
durch Neurektomie zu bekämpfen. 


Ligeron et Lesage: Außergewöhnliche Milch¬ 
sekretion bei einem Fohlen. (Revue veterinaire, 1913, 
pag. 479.) 

Unmittelbar nach der Geburt wurde bei einem Fohlen 
der Austritt einer milchähnlichen Flüssigkeit aus dem Euter 
beobachtet. Vier Tage nach der Geburt lieferten die hühner¬ 
eigroßen Drüsen 150 cm 3 Milch pro Stunde. Die Beschaffen¬ 
heit der Milch ähnelte anfangs der Kolostralmilch, später 
war sie von normaler Beschaffenheit. Nach 3 Wochen ver¬ 
siegte die Sekretion. 


Reservetierarzt A. W. Nielsen - Peitz: Bruch des 
Schädels. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, Nr.'8, 1914.) 

Eine 6jährige Stute vermochte sich nach einem Sturz 
nicht mehr zu erheben. Die Augen wurden halb geschlossen 
gehalten, Puls und Temperatur waren normal, die Atmung 
erfolgte auffallend tief und schnarchend. Aus dem linken 
Ohre kam Blut zum Vorschein. Durch passive Bewegung 
des Kopfes konnten kurzdauernde Krämpfe im Vorderteil 
des Tieres ausgelöst werden. 

Bei der Sektion fand sich ein vollständiger Bruch der 
Schädelbasis durch den Körper des Keilbeines. Tn der linken 
Gehirnhöhle fand sich eine bedeutende Blutung, die das 
Trommelfell gesprengt hatte und durch das Ohr Abfluß 
fand. 

Dr. J. Schmidt - Kolding: Vergiftung von Pferden 
mit Kakaokuchen. (Deutsche Tierärztl. Wochenschr., Nr. 6, 
1914.) 

Die Kakaokuchen werden zur Fütterung von Milch¬ 
kühen und Schweinen, selten für Pferde verwendet. Sie 
enthalten nach Hansen 1 */*> % Theobromin. 

Zwei Pferde, die stets zum Futter ein wenig Kakao- 
kneben bekamen, erhielten eines Tages zu jeder Mahlzeit 
etwa 1 Kilo dieses Futtermittels. Das eine Tier schwankte 
beim Gehen, zeigte starke Mattigkeit und Schweißausbruch, 
erhelle sich aber nach kurzer Zeit. Das zweite Pferd 



521 


schwankte derart, daß es öfter umfiel. Es stellten sich 
heftige krampfhafte Zuckungen über den ganzen Körper 
ein, wobei das Maul sehr 'weit offen gehalten würde. Nach 
kurzer Zeit trat Exitus letalis infolge einer Herzlähmung 
ein. — 


Lauri Lindgren: Ein seltener Unglücksfall. 

(Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, Nr. 6, 1914.) 

Als der Besitzer morgens die Stalltüre öffnete, fand 
er seine 10 jährige Stute mit gebogenem Halse am Boden 
liegen, den linken Hinterfuß im Maule. Huf und Eisen 
hatten sich derart gegen die Zähne festgeklemmt, daß sie 
nur mit großer Mühe befreit werden konnten» Der Fall ist 
um so auffallender, da das Pfejd in einer Boxe- unterge¬ 
bracht war und weder Halfter noch Halsriemen trug. 

Ohler. 


Kreistierarzt Jerke: Die Lungenwurmkranklieit der 
Haustiere und des Wildes. (Deutsche Tierärztl. Wochen¬ 
schrift, 1914, Nrn. 12 u. 13.) 

In den letzten Jahren wird der Lungenwurmkrank- 
heit von Seite der Landwirte und der Jägerwelt eine Be¬ 
deutung zugeschrieben, die man ihr vom fachmännischen 
Standpunkt aus nicht zugestehen kann. Lungenwürmer in 
großer Anzahl werden auch häufig bei Tieren gefunden, 
die keinerlei Krankheitserscheinungen aufweisen. Es muß 
deshalb als grober diagnostischer Irrtum angesehen werden, 
wenn in jedem Fall, in dem bei gefallenen Tieren Lungen¬ 
parasiten vorhanden sind, die letzteren als Todesursache 
angesprochen werden. 

Verf. schildert ausführlich die bei den einzelnen Tier 
arten vorkommenden Lungenwürmer und — soweit be¬ 
kannt — ihren Entwicklungsgang, ferner die durch sie her¬ 
vorgerufenen klinischen und pathologisch - anatomischen 
Krankheitserscheinungen und die Bekämpfungsmaßregeln. 
Dabei wendet er sich insbesondere gegen die Untersuch¬ 
ungen der Gräfin von Linden, der er mangelnde Sach¬ 
kenntnis und eine Reihe grober Irrtümer vorhält. 

Von besonderem Interesse ist, daß Yerf. den sekun¬ 
dären Bakterieninfektionen eine große Rolle an einem 
üblen Ausgang der Krankheit beimißt; es kommt dadurch 
zu schweren eiterigen und jauchigen Prozessen in den 
Lungen, die die Tiere massenhaft dahinraffen, so daß der 



522 


Ausdruck „Seuche“ in solchen Fällen Berechtigung be¬ 
sitzt. Besonders häufig soll dies bei Hasen der Fall sein. 

Die Behandlung mit Arzneimitteln hat wenig Wert; durch 
die Behandlung mit dem unter großer Reklame vertriebenen 
Kupferchlorid können Vergiftungen hervorgerufen werden. 
Hauptsache ist kräftige Ernährung. So lange uns die Ent¬ 
wicklung der Parasiten auf den Weiden noch nicht genau 
bekannt ist, können wir eine entsprechende Desinfektion 
der infizierten Plätze kaum durchführen. Immerhin em¬ 
pfiehlt sich das Trockenlegen sumpfiger Stellen, Düngung 
mit desinfizierenden Mitteln wie Thomasmehl, Kainit, Atz- 
kalk, Zerkleinerung der Kotballen durch Eggen, damit die 
im Innern sitzenden Larven von den Desinfektionsmitteln 
angegriffen werden, allenfalls auch das Umackern und ein¬ 
jährige Brache. Bei aufgestallten Tieren sind Kot und 
Streu zu verbrennen. Krankes Wild ist frühzeitig abzu¬ 
schießen. In Hasenrevieren sind möglichst sämtliche Tiere 
abzuschießen und die Füchse zu schonen; erst nach Jahres¬ 
frist sind wieder Hasen aus unverseuchten Revieren ein¬ 
zusetzen. Um die Krankheit aus Fasanerien fernzuhalten, 
in denen sie als sogenannter Rotwurm seuchenartig auf- 
tritt, empfiehlt sich möglichster Abschuß der Krähen, ins¬ 
besondere der Saatkrähen, die nach des Verfassers Unter¬ 
suchungen außerordentlich häufig mit den Parasiten be¬ 
haftet sind und als die hauptsächlichsten Verbreiter der 
Krankheit unter dem Wildgeflügel angesehen werden 
müssen. L i n d n e r. 

A. Philip Mitchell: Die Milchfrage in Edin¬ 
burgh. (Edinburgh Medical Journal, April 1914.) 

Mitchell berichtet über die Milchversorgung der 
Stadt Edinburgh, die hauptsächlich durch ländliche Molke¬ 
reien geschieht. Von 201 Marktmilchproben konnte M. in 
41 (20 ( /() Tuberkelbazillen durch den Meerschweinchcn- 
versuch naeliweisen. Bei der großen Gefahr, die dem Men¬ 
schen aus dem Genuß tuberkelbazillenhaltiger Milch er¬ 
wächst, fordert er Anstellung einer genügenden Anzahl 
von Tierärzten zur Untersuchung der Kühe auf Entert ulu-r- 
kulose und regelmäßige Untersuchung der Gesaintgemelko 
der einzelnen Bestände auf Tuberkelbazillen. Diese Ma߬ 
nahmen sollen durch die Gesetzgebung für das gesamte 
Königreich geregelt werden. So lange dies noch nicht der 
hall ist, sollte alle Verbrauchsmilch sterilisiert in den 
Handel kommen. ir a u j> i. 



523 


Stabsveterinär Dr. Hoffman n: Das Cresepton in 

der Wundbehandlung. (Zeitschrift für Veterinärkunde, 
3. Heft, 1914.) 

Das von der Firma Pearson-Hamburg hergestellte 
Cresepton ist ein seife- und kresolhaltiges Teerölpräparat, 
welches 10,2 % Wasser, 49,4 c /c Kohlenwasserstoff, 18 ( /r 
Kresole, 10,8 % Säuren und 2,9 % Asche enthält. Das Prä¬ 
parat stellt eine dicke, braune, zähe Flüssigkeit dar, die 
.nach Schütteln mit Wasser in jedem Verhältnis eine mil¬ 
chige Emulsion wird. Cresepton ist um etwa 20 % billiger 
als Creolin. 

Nach dem Verf. empfiehlt sich das Präparat in der 
Wundbehandlung, bei der es sich in der größten Mehrzahl 
der Fälle um Bekämpfung der Eitererreger (Staphylokokken 
und Streptokokken) handelt, denen gegenüber Cresepton 
eine bedeutendere Wirkung entfaltet als Creolin und Liquor 
(’resoli saponatus. 

TT. beschreibt 4 Fälle, bei welchen er Cresepton zur 
Mehandlung von Wunden bei Pferden in Anwendung 
brachte. 

In drei Fällen handelte es sich um stark eiternde 
Wunden, die zunächst mit andern Mitteln (Bazillol 3 c /( ig) 
bezw. Sublimat 1 % ig) behandelt worden waren. Da ein 
Rückgang der Eiterung nicht erzielt werden konnte, wurden 
in die Wunden Einspritzungen mit 2 %igen und 3 (/eigen 
Creseptonlösungen täglich zweimal gemacht, wodurch die 
Eiterung bekämpft und alsbaldige Heilung bezweckt werden 
konnte. In einem vierten Falle wurde Cresepton pur ange¬ 
wandt. Ein Pferd hatte eine dreimarkstückgroße Wunde im 
linken Lippenwinkel, die durch einen Biß des Nebenpferdes 
hervorgerufen worden war. Die Wunde eiterte so stark, daß 
Krippe und Futter stark mit Eiter beschmutzt wurden. Ver¬ 
fasser bestrich nun nach vorhergegangener Reinigung die 
eiternde Stelle mit Cresepton pur. zweimal an einem Tage. 
Am nächsten Morgen hatte sich über die ganze Wundfläche 
ein zäher, fester Schorf gebildet, die Eiterung war beseitigt 
und nach acht Tagen die‘Wunde unter dem Schorf zur Hei¬ 
lung gelangt. 

Cresepton leistet nach den Beobachtungen des Verf. 
auch als Desodorans gute Dienste. Es entwickelt einen 
starken Geruch nach Holzessig, welcher zur Beseitigung des 
unangenehmen Zersetzungsgeruelies beiträgt. 



524 


George de Tarnowsky - Chicago : Ätherbauch 
böhlenausspülung bei Infektion. (Zentralbl. f. Gynäkologie, 
Nr. 19, 1914.) 

Verf. versuchte die von S o 1 i g a u x und M o r e s t i n 
in Paris durchgeführte Äthertherapie bei Peritonitis in 
30 Fällen. 

Nach Entfernung des pathologischen Gewebes und 
des Eiters wurde die Bauchhöhle ausgetupft und 1 Liter 
Äther, der in möglichst ausgedehnte Berührung mit den 
Därmen kommen soll, eingegossen. Nach 2—5 Minuten 
wird der Äther mit Schwämmen aufgesaugt und hierauf 
die Bauchhöhle bis auf eine kleine Drainageöffnung ge¬ 
schlossen. Die Resorption geschieht langsam. Die Patienten 
liegen 6—12 Stunden schmerzlos in leichter bis tiefer Be¬ 
nommenheit bei tiefer Atmung und kräftigem, langsamem 
Pulse, ohne zu erbrechen. Bei dieser Behandlung trat in 
den 30 Fällen von lokalisierter und allgemeiner Peritonitis 
(nur bei der letzteren wurde drainiert) kein Todesfall ein. 

A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Maßnahmen (Körordnungen) zur Förderung der Pferde¬ 
zucht in den einzelnen deutschen Staaten. 

Mitgeteilt von Dr. Nopit sch. 

(Fortsetzung.) 

Königreich Sachsen. Im Jahre 1792 wurde die Er¬ 
richtung einer allgemeinen Landbeschälung beschlossen und im 
Jahre 1828 erfolgte eine durchgreifende Neugestaltung der Land- 
beschälanstalt, welche eine stetige Mehrung der Zahl der Hengste 
mit sich brachte. 

1830 wurden die Landbeschäler, welche bis dahin im Mar¬ 
stalle zu Dresden aufgestellt waren, nach Moritzburg überführt. 
Entsprechend den Beschälstationen ist das Königreich Sachsen 
zur Zeit in 29 Zuchtbezirke zum Zwecke der Stutenmusterung und 
Fohlenschau eingeteilt. 

Königreich Württemberg. Durch die K. Verord¬ 
nung vom 25. Dezember 1875, betreffend die Beschälordnung, wird 
bestimmt, daß Privathengste zum Bedecken fremder Stuten nur 
verwendet werden dürfen, wenn für dieselben ein Besehälpatent 
erteilt ist. Durch dieses erlangt der Privatbeschälhalter die Be¬ 
rechtigung, vom 1. März bis Ende Juni an bestimmten, zum voraus 
bezeichneten Orten die patentierten Hengste als Beschäler aufzu¬ 
stellen und durch dieselben innerhalb des Beschällokales fremde 
Stuten decken zu lassen. 

Die Boschiilpatente werden alljährlich durch eine Kommission, 
bestehend aus dem Landstallmeister und zwei von der Landge- 
Miitskommission bestellten Mitgliedern, deren eines ein Tierarzt 



525 


sein muß, erteilt und die für brauchbar befundenen Hengste mit 
einem Hirschhornzeichen bei der erstmaligen Patentierung ge¬ 
brannt. 

Großherzogtum Baden. Durch Gesetz vom 9. April 
1880 wird angeordnet, daß Hengste zum Bedecken fremder Stuten 
nur dann verwandt werden dürfen, wenn ihre Zuchttauglichkeit 
durch eine Körkommission festgestellt und ihre Verwendung durch 
Erteilung eines Körscheines genehmigt ist. 

Diejenigen Hengste, welche der Körkommission zur Körung 
vorgestellt werden sollen, sind bis l.Juni bei dem Handelsmini¬ 
sterium anzumelden. Die Körkommission besteht aus dem Tech¬ 
nischen Beamten des Handelsministeriums für Pferdezucht; einem 
Tierarzt und 2 für jeden Amtsbezirk ernannten Sachverständigen. 

Großherzogtum Hessen. Eine Körung im eigent¬ 
lichen Sinne besteht im Großherzogtum Hessen nicht, dagegen ist 
durch Verfügung des Ministeriums des Innern vom 8. März 1864 
eine Kommission eingesetzt, welche diejenigen Privathengste, 
welche zum Decken fremder Stuten aufgestellt werden sollen, 
auf ihre Zuchttauglichkeit zu untersuchen hat. 

Die Kommission besteht aus dem Landstallmeister als Vor¬ 
sitzenden, einem Medizinalrat, einem Medizinalassessor und zwei 
Sachverständigen des Landwirtschaftlichen Vereines derjenigen 
Provinz, in welcher der zu untersuchende Hengst sich befindet. 

Uber die Untersuchung jedes einzelnen Hengstes ist ein Pro¬ 
tokoll anzufertigen und dem Ministerium zur Entscheidung einzu¬ 
reichen. 

Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. Durch 
Verordnung vom 16. Januar 1895 und 4. April 1899 wird bestimmt, 
daß im Privatbesitz befindliche Hengste nur dann zum Bedecken 
fremder Stuten Verwendet werden dürfen, wenn dieselben von der 
Kommission für die Landespferdezucht als tauglich erklärt (ange¬ 
kört) wurden 

Die ordentliche Körung findet alljährlich im Oktober statt. 

Großherzogtum Sachsen-Weimar. Durch Ge¬ 
setz vom 16. Dezember 1886 wird bestimmt, daß nur angekörte 
Hengste zum Bedecken fremder Stuten verwendet werden dürfen. 

Zum Zweck der Körung wird ein Prüfungsausschuß, bestehend 
aus drei Personen, einem Vorsitzenden und zwei Beisitzern, ge¬ 
bildet, und zwar wird der Vorsitzende und dessen Stellvertreter 
von dem Staatsministerium ernannt, die beiden Beisitzer von der 
landwirtschaftlichen Zentralstelle gewählt. Die A'mtsdauer beträgt 
vier Jahre. Dem Prüfungsausschuß ist ein Tierarzt beigegeben. 

Großherzogtum Mecklenburg-Strel'itz. Eine 
Körordnung besteht nicht; aus dem Landgestüt zu Neustrelitz 
werden auf 7 Stationen 26 Hengste verteilt. 

Großherzogtum Oldenburg. Auf Grund des Ge¬ 
setzes vom 9. April 1897 dürfen nur solche Hengste zum Decken 
Iremder Stuten benutzt werden, welche nach vorausgegangener 
Körung als! tüchtig befunden sind. 

Die Körungskommission besteht aus 3 ständigen und je 3 nur 
für das nördliche und nur für das südliche Zuchtgebiet hinzu¬ 
tretenden nichtständigen Mitgliedern (Achtsmännern). Für jeden 
Achtsmann ist ein Ersatzmann zu ernennen. 

Die ständigen Mitglieder, von denen eines den Vorsitz führen 
soll, werden vom Staatsministerium ernannt. Für jedes der beiden 



526 


Zuchtgebiete sind von dem Ausschüsse des Züchterverbandes dieses 
Gebietes dem Staatsministerium, Departement des Innern, je neun 
geeignete Pferdekenner zum Zwecke der Ernennung der Achts¬ 
und Ersatzmänner in Vorschlag zu bringen. Die Vorzuschlagen¬ 
den dürfen nicht Pferdehandel als Haupterwerbszweig treiben. 
Das Staatsministerium, Departement des Innern, ernennt für jedes 
Zuchtgebiet aus den zu Achts- und Ersatzmännern Vorgeschlage¬ 
nen drei Achtsmänner und für jeden Achtsmann einen Ersatzmann. 

Die ständigen Mitglieder der Körungskommission sowie die 
mit der Untersuchung der Pferde beauftragten Tierärzte werden, 
wenn sie nicht Staatsdiener sind, vom Staatsministerium, Departe¬ 
ment des Innern, die Achtsmänner und Ersatzmänner von) Amte 
(Stadtmagistrate) ihres Wohnsitzes auf gewissenhafte Dienstfüli- 
rung mittelst Versicherung an Eides Statt verpflichtet. 

Vor der Körung sind die vorgeführten Hengste durch einen 
vom Stäatsministerium, Departement des Innern, damit beauf¬ 
tragten Tierarzt auf ihren Gesundheitszustand zu untersuchen. 

Die Untersuchung erfolgt auf Grund einer von der Körkom¬ 
mission vorzuschlagenden und vom Staatsministerium, Departe¬ 
ment des Innern, zu erlassenden Instruktion!. 

Die Mitglieder der Körungskomraission und die Tierärzte er¬ 
halten Tagegelder und Reisekosten, welche vom Staatsministerium, 
Departement des Innern, festgesetzt werden. 

Zur Ankörung gelangen nur solche Hengste, welche den vom 
Staatsministerium, Departement des Innern, bekannt zu gebenden 
Anforderungen entsprechen. Die Körkommission ist berechtigt, 
sich die Nachzucht eines Hengstes vorführen zu lassen. 

Die ordentliche Körung findet alljährlich in den ersten drei 
Monaten des Jahres an einem oder mehreren Orten nach Bestim¬ 
mung der Körkommission statt. 

Jeder Besitzer eines abgekörten Hengstes hat das Recht, 
eine Revisionskörung zu verlangen. 

Der Antrag auf Revisionskörung kann sofort nach Verlesung des 
Protokolls über die Körung gestellt werden und muß innerhalb 
8 Tagen nach der Abkörung bei dem Vorsitzenden der Körungs- 
kommission eingebracht und es müssen 50 Mark zu dep Kosten hinter¬ 
legt werden, widrigenfalls der Anspruch auf Revisionskörung ver¬ 
loren geht. 

Die Revisionskörung erfolgt möglichst im Anschlüsse an die 
regelmäßige Nachkörung durch die auf Berufung des Vorsitzenden 
zusammentretende Revisionskommission. 

Dieselbe wird gebildet aus den ständigen Mitgliedern der 
Köningskoinmission und den drei Aclitsmännern sowie den drei 
Ersatzmännern desjenigen Zuchtgebiets, dem der abgekörte Hengst 
angehört. 

Die Revisionskommission ist nur beschlußfähig, wenn min¬ 
destens sieben Mitglieder anwesend sind. 

Der Entscheidung der Revisionskommission hat eine erneute 
Untersuchung des Hengstes durch zwei vom Staatsministerium, 
Departement: des Innern, damit beauftragte, vom Vorsitzenden der 
Köningskoinmission zu berufende Tierärzte, die zu dem bei dev 
ersten Körung zu gezogenen Tierarzt hinzu treten, voranzugehoii. 

Wenn nach dem Erachten der Tierärzte der Gesundheitszu¬ 
stand de* Hengstes zur Zeit nicht mit Sicherheit festzustellen ist, 
so kann die Revisionskommission beschließen, den Hengst einer 
besonderen Revisioiisnaehküriing zu unterziehen, welche innerhalb 
dreier Monate zu erfolgen hat. 



527 




Zur Ankörung eines zur Revisionskörung vorgeführten Heng¬ 
stes ist eine Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen der Re¬ 
visionskommission erforderlich. 

Gegen den Ausspruch der Revisionskommission findet eine 
weitere Berufung nicht statt. 

Wird ein zur Revision angemeldeter Hengst bei der Revi¬ 
sionskörung nicht vorgeführt oder abgekört, so fließen die hinter¬ 
legten 50 Mark in die Landeskasse; wird derselbe aber angekört, 
so werden die eingezahlten 50 Mark zurückgegeben. 

Die in dem Zuchtgebiete vorhandenen Zuchtstuten dürfen nur 
von solchen Hengsten gedeckt werden, welche für das Zuchtgebiet 
angekört sind. Einem in einem Zuchtgebiete angekörten Hengste 
können auf Antrag des Hengstbesitzers auch Stuten aus dem an¬ 
deren Bezirke zugeführt werden, wenn die drei ständigen Mit¬ 
glieder der Körungskommission ihn für geeignet erachten. Die 
Körungskommfssion ist befugt, zum Zwecke der Blutauffrischung 
die Benutzung geeigneter, dem Zuchtziele entsprechender Hengste 
fremdstaatlicher Land- und Hauptgestüte zu gestatten. 

Die Benutzung fremder Hengste kann von ihr ferner ge¬ 
stattet werden für Stuten fremden Blutes mit nachweislich drei 
Generationen und für solche, welche dem Oldenburger Typus nicht 
entsprechen. 

Die Nachzucht derjenigen Stuten, die gemäß der Bestimmung 
fremden Hengsten zugeführt sind, ist von der Eintragung in die 
Stutbücher ausgeschlossen. 

Für jedes der beiden Zuchtgebiete soll ein Stutbuch geführt 
werden. 

Das Stutbuch für das nördliche Zuchtgebiet ist bestimmt zur 
Eintragung von Zuchtpferden, welche d.em eleganten, schweren 
Schlage des Oldenburgischen Kutschpferdes angehören; das Stut¬ 
buch für das südliche Zuchtgebiet zur Eintragung von Zucht¬ 
pferden, welche dem Schlage des mittelsehw r eren, eleganten 
Wagenpferdes angehören. 

Das Stutbuch für das nördliche Zuchtgebiet erhält die Be¬ 
zeichnung: „Oldenburger Stutbuch 4 ' (elegantes schweres Kutsch¬ 
pferd), das Stutbuch für das südliche Zuchtgebiet die Bezeich¬ 
nung : „Südoldenburger Stutbuch“ (mittelschweres elegantes 
Wagenpferd). 

Herzogtum Braumschweig. Auf Grund des Ge¬ 
setzes vom 13. März 1899 bedarf es vom 1. Juli 1899 an zum Be¬ 
triebe der Hengsthalterei der Erlaubnis der Landespolizeibehörde. 
Vor Erteilung der Erlaubnis sind die Hengste durch einen Kör- 
aussehuß auf ihre Zuchttauglichkeit zu untersuchen. Die zuge¬ 
lassenen Hengste sind von Zeit zu Zeit von den Kreistierärzten zu 
besichtigen und etwaige Veränderungen der Landespolizeibehörde 
anzuzeigen. 

Der Bezirk einer jeden Landespolizeibehörde, sowie der Amts¬ 
bezirk Thedinghausen, bilden je einen Körungsbezirk. Für jeden 
solchen Bezirk wird eih Körausschuß, bestehend aus drei Mit¬ 
gliedern, gebildet. Für sämtliche Körungsbezirke wird ein Vor¬ 
sitzender nebst Stellvertreter vom Ministerium ernannt, ebenso 
wird vom Ministerium für jeden Körungsbezirk je ein zweites 
Mitglied nebst Stellvertreter berufen, während das dritte Mitglied 
nebst Stellvertreter für jeden Bezirk von der Deputierten-Vor- 
sanmilung des landwirtschaftlichen Zentralvereines gewühlt wird. 
Jedem Körausschuß wird ein beamteter Tierarzt beigegeben. Der 



528 


Landstallmeister oder an dessen Stelle ein' vom Ministerium be¬ 
auftragter Sachverständiger hat das Recht mit beratender Stimme 
an den Verhandlungen des Körungsausächusses teilzunehmen. 

Herzogtum Sachsen-Meiningen. In dem Mar¬ 
stalle in Meiningen stehen zwei warmblütige Hengste, welche den 
Stutenbesitzern zur Verfügung stehen. 

Außerdem sind Hengste in den Privatgestüten Bockstadt und 
Marisfeld und zwar 4 Vollbluthengste und 1 Belgier vorhanden, 
welche gleichfalls fremde Stuten decken. 

Herzogtum Sachsen-Alt enburg. Eine Körord¬ 
nung besteht nicht, dagegen ist eine Kommission eingesetzt, be¬ 
stehend aus dem zuständigen Landrat, einem Bezirkstierarzt und 
einem im Ostkreise von dem Pferdezuchtverein des Ostkreises, 
im Westkreise von den landwirtschaftlichen Vereinen gewählten 
dritten Mitgliede. Die Deckhengste müssen frei von vererblichen 
Fehlern und, unter Berücksichtigung des vorhandenen Stuten¬ 
materials, zur Gewinnung guter Gebrauchspferde tauglich be¬ 
funden sein. 

Im Ostkreise gelten als staatlich anerkannte Deckhengste 
auch solche, welche von den Mitgliedern des Pferdezuchtvereines 
nach dessen Satzungen und unter dessen Billigung aufgestellt 
werden. 

Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha. In Gotha 
besteht ein Landbeschälerdepot, welches mit 7 Hengsten besetzt 
ist; die Hengste werden auf 5 Stationen verteilt. 

Herzogtum Anhalt. Durch Polizeiverordnung vom 
25. September 1894 ist bestimmt, daß vom 1. Oktober 1894 an 
nur Hengste zum Bedecken fremder Stuten verwendet werden 
dürfen, welche nach vorgenommener Prüfung angekört sind. 

Die Prüfung erfolgt durch eine Landeskommissibn, bestehend 
aus dem Direktor des Landgestüts als Vorsitzendem, dem Landes¬ 
tierarzt und zwei vom Staatsministerium ernannten Mitgliedern 
der ständigen Kommission für die Verteilung der Prämien zur 
Hebung der inländischen Pferdezucht. 

Die Beschlüsse der Kommission werden nach Stimmenmehr¬ 
heit gefaßt und sind endgültig. 

Die Hauptkörungen haben vor Schluß jeden Kalenderjahres 
stattzufinden. 

Fürstentum Waldeck un*d Pyrmont. Durch das 
preußische Gesetz vom 17. Januar 1874 wird auf Grund des mit 
Waldeck und Pyrmont am 18. Juli 1867 abgeschlossenen Vertrages 
mit Zustimmung der Fürsten zu Waldeck und Pyrmont, sowie de«* 
Landtages der Fürstentümer verordnet, daß die Benützung von 
Privatliengsten zum Decken fremder Stuten nur dann zu gestatten 
ist, wenn der betreffende Hengst von einer Schaukommission als 
frei von erblichen Fehlern und vollkommen gesund anerkannt 
worden ist. 

Für jeden Kreis wird eine Schaukommission gebildet, welche 
aus dem Kreistierarzt und 2 von dem Landesdiroktor ernannten 
Sachverständigen* besteht. Die Körung erfolgt am Kreisorte im 
Monat Februar joden Jahres. 

Die L i p p i sehen Fürstontü m e r. Durch die Ver¬ 
ordnung, die* Förderung der Pferdezucht betreffend, vom 3. De¬ 
zember 18t»2 wird angeordnet, daß, außer den Hengsten des 
Sennergextiits nur Beschäler fremdherrlicher Landgestüte, sowie 
Privatbeschäler, welche von der hiezu eingesetzten Körungrs- 



529 


kommission als zweckentsprechend angekört sind, Stuten Lippi- 
scher Untertanen decken dürfen. 

Die Körungskommission besteht aus dem Departementsrat 
der Regierung als Vorsitzendem und 6 Mitgliedern, darunter 2 
Tierärzten. 

(Fortsetzung folgt.) 


Verschiedenes. 

Auszug aus dem Bericht über Tierzucht und Landwirts 
schaff, erstattet im Aufträge des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns von E i s e n - Erkheim. 

Die Notwendigkeit einer Erweiterung unseres Wissens und Ver¬ 
tiefung unserer Kenntnisse geht Hand in Hand mit der Notwendig¬ 
keit einer fortgesetzt gesteigerten Ausgestaltung unserer Landeszucht, 
welche bedingt ist durch die erhöhten Anforderungen unserer gegen¬ 
wärtigen wirtschaftlichen und sozialen Lage und ermöglicht ist durch 
den Fortschritt in der praktischen und wissenschaftlichen Tierzucht. 

Die große Verschiebung deä Verhältnisses zwischen Boden¬ 
fläche und Einwohnerzahl zu ungunsten der letzteren hatte gestei¬ 
gerte Ansprüche an die bestehenden Viehschläge zur Folge, denon 
diese mit den ursprünglichen Leistungen nicht gewachsen waren. 
Züchtungs- und Kreuzungsversuche mit ans dem Auslande einge- 
lührten Tieren zur Erzielung größerer Leistungsfähigkeit schlugen 
fehl, weil die fremden, ungewohnten Klima- und Bodenverhältnisse 
nicht die erwartete Nutzung wie im Ursprungslande zuließen, Zu¬ 
dem brachten sie den großen Nachteil, daß eine heillose Verwirrung 
und Verwischung unsererer bodenständigen Schläge Platz griff’. 

Was der züchtende Landwirt nicht aus sich selbst erreichen 
konnte, die notwendig gewordene Herauszüchtung unserer altbe¬ 
währten, bodenständigen Schläge zur Verbesserung der irregeleiteten 
Zucht, mußte notgedrungen der Staat einzuleiten versuchen durch 
zweckmäßige gesetzliche Anordnungen, die Körgesetze. Deren Wand¬ 
lungen lassen erkennen, daß die Landwirtschaft bei der sachgemäßen 
Durchführung derselben häufig den Hemmschuh bildete und Mil¬ 
derungen verlangte und durchsetzte, die nennenswerte und rasche 
Erfolgo zur Zeit illusorisch machten. 

Da fanden sich schließlich einsichtige Züchter, die freiwillig 
die zu lösende Aufgabe zur ihrigen machten und zu diesem 
Zwecke Zuchtverbände gründeten. Diese haben dann, nachdrückliehst 
unterstützt vom Staate durch nahmhafte Zuschüsse, Beigabe von 
technischen Beratern etc. das Eine erreicht, daß die Rassenver¬ 
wirrung im großen und ganzen behoben wurde, daß ca. 80 Schläge 
und Sonderarten auf ca. 7 verdichtet worden sind, die jetzt als Normen 
für die einzelnen Zuchtgebiete gelten. 

Doch die Anforderungen an die Viehhaltung wuchsen immerzu 
mit der Bevölkerungsziffer. 

Im Streben nach Erzüchtung von Höchstleistungen durch vor¬ 
sichtige Auswahl der Eltcrntierc und beim Suchen nach Gesetz¬ 
mäßigkeiten in der Vererbung zwecks praktischer Verwertung er¬ 
gab sich durch Vergleichen der positiven und negativen Resultate, 
daß Tiere bestimmter Stämme hervorragend befähigt sind, gewisse 
Eigenschaften mit einer seltenen Konstanz zu vererben und diese un- 



endlich wertvolle Erfahrungstatsache zeigte wenigstens einen gang¬ 
baren Weg zum ersehnten Ziele. Oberster züchterischer Leitsatz 
wurde nun. Linien mit hervorragender Yererbungs- oder Durch¬ 
schlagskraft in den gewünschten Eigenschaften aufzusuchen und her¬ 
auszuzüchten und Kreuzungsversuche ohne Not im allgemeinen 
nicht mehr anzustellen, um so ohne viel Zeit- und Materialvergeudung 
leistungsfähigste Tiere mit einer ziemlichen Regelmäßigkeit zu er- 
züchten. 

Der nackte Formalismus wurde verlassen, er mußte verbunden 
werden mit der Beurteilung nach biologischen Grundsätzen; an Stelle 
der bisher geübten Individualzüchtung trat das Prinzip der Genera¬ 
tionszüchtung. 

Die Wissenschaft brachte gar bald eine teilweise Bestätigung 
dieses experimentell geschaffenen Züchtungsprinzips, indem sie die 
Vorgänge bei der Vererbung erforschte und damit eine Erklärungs¬ 
möglichkeit lieferte für die oft widersprechenden Resultate der 
Paarung. Es sei nur erinnert an die Wcißmann’sche Keitnplasma- 
theorie, das MendeFsche Spaltungsgesctz, die Mutations- und Variati¬ 
onstheorie etc. 

Dieses Arbeitsprinzip nach Isolierung durchschlagskräftiger 
Linien setzt aber genaueste Aufzeichnungen und Beobachtungen an 
umfangreichem Material voraus und dadurch gewinnen für unsere 
meist kleinbäuerlichen Besitze die Zuchtverbände mehr noch wie 
bisher an Wert, da sie die einzig rationelle Züchtungsmethode am 
ehesten können durchführen und ausbauen helfen. 

Von Interesse ist es, die Wandlungen in den Wechselbe¬ 
ziehungen zwischen Ackerbau und Viehhaltung kurz zu streifen. 

Im allgemeinen mußte fast zu allen Zeiten die Viehhaltung 
zugunsten des Ackerbaues zurücktreten. Die beste Zeit für das Vieh 
war zweifellos die reine Hirtenwirtschaft. Mit der zunehmenden 
Ansiedelung nahm auch der Ackerbau zu und entzog der Viehhaltung 
gerade den ertragreicheren Boden zur Kultivierung. Die lang an¬ 
dauernde Dreifelderwirtschaft verschlimmerte die Verhältnisse noch 
mehr, doch stand wenigstens noch etwas Brache und Weide zur 
Verfügung. Am schlechtesten aber wurden die Haltungsbedingungen 
für das Vieh anfangs des 19. Jahrhunderts mit der Einführung der 
Fruchtwechselwirtschaft, die auch noch die Brache wegnahm und 
die Viehhaltung bei ausschließlicher Stallhaltung zur reinen Dünger¬ 
lieferantin degradierte. Ja, es ging sogar eine Zeit lang das Streben 
ganz radikal nach viehloser Wirtschaft, die man mit der Liebig’schen 
Mineraldüngung durchführen zu können glaubte. Von Zucht im 
eigentlichen Sinne konnte da natürlich nicht mehr gesprochen werden. 
Der raffinierte Aushau der Fruchtwechselwirtschaft aber, der aus¬ 
gedehnte llaekfruchtbau mit seiner umfangreichen Produktion von 
Rüben, Abfällen etc. lenkte das Augenmerk wieder auf die beinahe 
bedeutungslos gewordene Viehhaltung zwecks Verwertung seiner 
schlecht transportablen und wenig haltbaren Produkte und so wurde 
die Viehhaltung wieder zu einem recht wesentlichen Wirtschaftsfaktor, 

Wo die Fruchtwechselwirtschaft nicht durchführbar oder Feld¬ 
bau nicht groß in Chung war, sorgten die wie Pilze aus dem Boden 
wachsenden Molkereien für Vernachlässigung der Zucht. 

Beide Fmtriebsarten, ausgedehnter Hackfruchtbau und reine 
Milchwirtschaft mit ihrer einseitigen, intensiven Fütterung hatten 
einen starken Verbrauch an Kuhmaterial zur Folge. Dieser Umstand 
in Verbindung mit der Bevölkerungszunahme, der Aufschwung der 
Industrie und der damit einsetzende Wohlstand mit einer verbesserten 




531 


Lebensweise stellte immer größere Anforderungen an die wenigen 
Züchter. Die starke Nachfrage bei geringem Angebot trieb die 
Viehpreise in die Höhe, so daß die Bauern sich mehr und mehr 
veranlaßt fühlten, wieder billiger selbst zu züchten. Zur Zeit geht 
das Streben im großen und ganzen dahin, Ackerbau und Viehhaltung 
als einander ergänzende Wirtschaftszweige in annähernd gleichem Um¬ 
fange durchzuführen und sie beide in rationellster Weise auszubauen. 

Vordringlich ist auch die Schweinehaltungsfrage, welche in der 
letzten Zeit bei weitem nicht die entsprechende Beachtung gefunden 
hat. Neben einer Ausdehnung der Schweinehaltung überhaupt ist 
vor allem für eine durch ausgedehntesten Weidegang verbilligte und 
abhärtende Haltung der Zuchtsauen und für billige und rationelle 
Schnellmast nach den bekannten Lehmann’schen Futterregeln zu 
sorgen. Die staatlichen Unterstützungen jeder Art wollen diese 
wichtige Frage recht wirksam fördern helfen. 

Berichterstatter behandelt dann in einem besonderen Ab¬ 
schnitte die wichtigsten Punkte des Körgesetzes, so den Einschluß 
der Privatsprungtiere und der Kleintierzucht überhaupt, unsere Be¬ 
fugnis zur Vornahme der Nachkörungen ohne die 2 anderen Kör¬ 
ausschußmitglieder usw., vor allem aber ist der § 16 III. 4. XXL der 
Vollzugsbekanntmachungen von Wichtigkeit, der als Hinweis aufge¬ 
faßt werden muß auf eine den gegenwärtigen Verhältnissen ent¬ 
sprechende stärkere Betonung der Leistungszucht auf biologischer 
Grundlage. Zuchtgrundsatz muß sein: Leistungsfähige, gesunde, 
zweckmäßig gebaute und durehschlagskräftige Tiere bodenständiger 
Rasse zu erzeugen durch überlegte Zuchtwahl, durch kräftige Jugend¬ 
ernährung und abhärtende Haltung bei ausgedehntem Weidegang. Da¬ 
mit ist es ermöglicht, den erhöhten Anforderungen in der Ernährung 
des Volkes besser genügen und mehr Leistungszucht pilegen zu 
können, ohne Rassezucht vernachlässigen zu müssen. (Schluß folgt.) 


Graf Max Drechsel. 

Am 23. Mai feierte der um die bayerische Pferdezucht hoch¬ 
verdiente Präsident des Vereins zur Förderung der Pferdezucht in 
Bayern, Kgl. Kämmerer Graf Max Drechsel den 70. Geburtstag. 

Mögen dem hochverehrten Präsidenten noch eine Reihe von 
Jahren in Gesundheit und Wohlergehen beschiedon sein. D. R. 


Auszeichnung. 

Der Inhaber der Iustrunientenfabrik H. Ilauptnor - Berlin, 
Herr Rudolf Haupt ne r, ist vom König zum Kommerzienrat 
ernannt worden. 

Wir gratulieren herzliehst zu dieser Allerhöchsten Auszeich¬ 
nung ! D. R. 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 16. Mai 1914. 

"Verseucht sind in den Bezirken München-Stadt: 1 Gehöft in 
München (neu); München-Bezirksamt: 2 Gehöfte in 2 Gemeinden 
(Ismaning 1 neu, Pasing 1 neu); Donauwörth-Bezirksamt: 1 Gehöft 
in Mertingen (neu); Memmingen-Bezirksamt: 1 Gehöft in Niederdorf 
(neu); ifeuburg a. D.-Stadt: 2 Gehöfte in Neuburg a. D. (neu). 

Im ganzen sind verseucht in 2 Regierungsbezirken (Ober- 
bayern, Schwaben, neu), 5 Distriktsverwaltungsbezirken (neu) und 
6 Gemeinden (neu), 7 Gehöfte (neu). 



Bticherschan. 

Die Pferdezucht in der Provinz Schlesien, ihre Entwicklung, ihr 
gegenwärtiger Stand und ihre Gestaltung zu einer Landes« 
Pferdezucht. Von Dr. Max Meyer, Tierzuchtinspektor. Han¬ 
nover 1913. Verlag: M. u. H. Schaper. 

Nach einer sehr eingehenden Schilderung der historischen 
Verhältnisse Schlesiens in Bezug auf den jeweiligen Stand der 
Pferdezucht gibt der Verfasser ein genaues Bild über die der¬ 
zeitigen Zuchtrichtungen. Wie auch andern Orts hat inan in 
Schlesien in der Pferdezucht herumprobiert, häufig die Richtung 
gewechselt, ohne sich wirklich über ein rechtes Ziel im Klaren zu 
sein. Dieses irrationelle Verfahren hatte denn auch trotz großer 
finanzieller Opfer keine Erfolge zu verzeichnen. So finden wir 
neben den verschiedensten Kreuzungsprodukten auch Preußen, 
Oldenburger und Belgier. 

Meyer hat auf einer Reihe dein Texte beigefügter Ta¬ 
bellen seine Messungen des untersuchten Materials niedergelegt 
und führt dadurch den Nachweis, daß der Belgier vom Stammtyp 
am wenigsten abweicht, während die Warmblutzucht, insbesonders 
der Oldenburger, in wesentlichen Punkten zurückgeht. Der Ver¬ 
fasser stellt noch weitere umfangreiche Untersuchungen an über 
alle Fragen, die für eine rentierliche Pferdezucht in Betracht 
kommen. Indem er die schlesischen Verhältnisse — Klima, Boden, 
Niederschläge etc. — mit den heimatlichen Bedingungen der 
Preußen, Oldenburger und Belgier vergleicht, gelangt er zu dem 
Schluß, daß der Belgier das geeignetste Pferd für die Provinz ist, 



ji 






Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser: Bacillol-Patronen nach Dr. Jüterbock 


ver- 


Neu! besserte wuuurMpasB 

mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jüterbock. 


Alleinige Fabrikanten: 


Bacillolwerke Hamburg. 





533 


da er in nahezu gleiche Verhältnisse kommend auch gleiche Ar¬ 
beitsbedingungen vorfindet. Schlesien steht hinsichtlich des Hack¬ 
fruchtbaues an! dritter Stelle der preußischen Regierungsbezirke, 
die damit verbundene Tiefkultur und das durch die Nebenbetriebe, 
Brennereien und Zuckerfabriken notwendige Lastfuhrwerk ver¬ 
langen ein kräftiges, ausdauerndes Arbeitspferd, wie es eben der 
Belgier repräsentiert. Dabei ist zu berücksichtigen, daß Schlesien 
nur über ein sehr geringes Weideareal verfügt. Während der 
Oldenburger, an die fette Marschweide gewöhnt, diese nicht ent¬ 
behren kann, läßt sieh der Belgier als Schrittpferd auch auf klei¬ 
neren Tummelplätzen aufziehen. Zieht man noch die Rentabilität 
heran, so kommt man zu dem Schlüsse, daß für den Belgier auch 
die Aufzuchtskosten im Gegensatz zum Warmblüter wesentlich 
geringere sind, dabei ist aber die Nachfrage nach Kaltblütern eine 
ziemlich große, während Oldenburg wie Ostpreußen eine gewisse 
Überproduktion an Remonten und Laufpferden aufweisen, so daß 
diese Zuchtrichtung für Schlesien nicht in Betracht kommt. Es 
müßte eben eine den Boden- und sonstigen Verhältnissen ange¬ 
paßte Auswahl der Schläge stattfinden; für das Tiefland käme der 
Brabanter, für das Bergland der anspruchslosere Condrosianer 
in Frage und für die ärmeren Gegenden ein mittleres Warmblut. 

Meyer vertritt mit Recht den Standpunkt, daß sich eine 
Landespferdezucht nicht auf Liebhaberei, sondern einzig und allein 
auf tatsächlich gegebenen Verhältnissen aufzubauen hat und von 
diesem Gesichtspunkte aus empfiehlt er den Belgier als einzige 


n 

nF//i 




v&ans 


Schweineseuche 

Schweinepest 

Ferkeltyphus 

Schweinerotlauf 

Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 


kterienPräparate 

fnuehädl. fflr Menschen» 
Haas u. landw Nutztiere, 
tor Vertilgung aller Arten 

Ratten und Mäusen 





KäRierriihr-Sm 

und 

Paratyphus-Semm 

Flaschen h 10 60 IOOccid 

Mk. 1.45 6.35 12.50 
■arte 1.1. ,, 115 4 85 6.50 


Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
GeflUgelcholera 
Streptokok. Erkr. 


Diagnost. Präparate 

zum Nachweis von 

Milzbrand, Rotlauf, 
Tuberkulose, Rotz, 
Seuchenhaftem Abortus 


Pharmaceutisches Institut Ludw. WUh. Gans, Oberursela. T. 












534 


Zuchtrichtung für die ganze Provinz. Mit dieser Forderung setzt 
er sich in einen gewissen Gegensatz zu der seitherigen und noch 
geübten Gepflogenheit. Der aufmerksame Leser wird sich aber 
der logischen Beweisführung des Verfassers nicht verschließen 
können. 

Den Schluß des interessanten Buches bildet ein reicher T&- 
bellen-Anhang. sowie eine Entwicklung der schlesischen Körord¬ 
nung im Laufe der letzten 100 Jahre. Dun. 


Personalien. 

Verzogen: Gustav Bachl inTriftern (Niederbayern), nach 
Birnbach (Niederbayern), Wilhelm Ertle München, als Ver¬ 
treter am Schlachthof nach Dortmund (Westfalen). 

Approbationen: In München die Herren Philipp Bus-Ram-' 
melsbach (Pfalz), Rudolf Lindner-Vollenstrauß, Wilhelm 
Pospiech-Ansbach, Heinrich Rosenkranz-Hilpoltstein, 
Benno Ruhdorfer-Holzhauson, Anton W ehner-Werneck, 
Alois Wi d in a n n - Saulburg, Hans W i I d sf e u e r-Obert- 
saubenbach. 

Gestorben: Der Kgl. Bezirkstierarzt a. D. Michael Schmidt- 
Triesdorf, der städtische Amtstierarzt Heinrich Hugendubel- 
Münclien, der praktische Tierarzt Eugen Gangloff-Pirmasens. 


m 




Bovotuberkulol 

Fibrolysin 

Jodipin 

Indikat.: Ophthalmoreaktion auf Tuber¬ 
kulose. 

Indikat.: Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendiuitis, Tcndovagi- 
nitis, etc. 

Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 

Hydrogenium peroxydatnm 1 

med. pur (15°/olg) Merck. 1 

Konzentriertes, zuverlässiges, billiges Wasserstoffsuperoxyd. 1 

Pyoktanin 

Tannoform 

Yohimbin Merck 

ad. us. vet. 

Indikat.: Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Scheidenkatarrb. 

Indikat. : Diarrhöen, Kälberruhr, Ober- 
fl äc hen w un d en, Sat tel d ruck, Ketten - 
hang. 

Indikat.: Impotenz männlicher und 
weiblicher Zuchttiere. 

Literatur und Proben auf Wunsch durch 1 

E. MERCK, DARMSTADT. | 

i. 



















sin Stelle von 

»?_ Iww.imIq zum innerlich, und 
-* IX I M| II I f a «I äußerK Gebrauch. 

Pulverförmiges Kondensationsprodukt aus 
Pix liquida und Formaldehyd, genau dosier¬ 
bar, nur schwach riechend, frei von unange¬ 
nehmen Reizwirkungen. Innerliche Anwendung: 
Bei Atonie des Magens und Darms, bei abnormen 
Gärungen, Tympanitis. Kälberruhr, Durchfallen und an¬ 
deren infektiösen Erkrankungen des Darms. Bei Pyelitis und 
Cystitis als antiseptisches Diureticum. Bei v er m i n Ösen Krank¬ 
heiten und blenorrhoischen Erkrankungen der Atmungsorgane, 
als kausales, bezw. antikatarrhalisches Expektorans. 

Darreichungsform: Pulver, Pillen, Latwergen, Mischungen mit 
Ricinusöl etc., Gelatinekapseln. Dosis für Rinder: 10—30 g, Pferde: 
10—20 g, Kälber, Fohlen, Schafe, Ziegen, Schweine: 2—8 g, Hunde: 
0,1—3 g, Geflügel: 0,1—0,2 g. 


BEISPIELE FÜR REZEPTFORMELN: 


Rp. Pittylen.50,0 

Ammon, chlorat. . . . 50,0 

Fruct. Juniperi • 100,0 

Rad. Alth. plv. et Arju. font. qu. s. f. 
pilul Nr. IV. 

Ps. Tätlich eine Pille. 

Für Pferde bei chronischer Bronchitis. 


Rp. Pittvien.1,0-3,0 

I>. t. dos. Nr. X 

in capsul. gelatinös. 

S. 3mal täglich eine Kapsel. 

Für Hunde mit Bronchialkatarrh. 

Rp. Pittylen.50,0 

Flor. Sulfuris . . . . 50,0 

Farin, secal. et Aqu. font. qu. r . f. boli 
Nr. X. 

Ps. Täglich zwei bis vier Stück. 

Pür Pferde mit Lungengangrän. 


Rp. Pittylen.5,0 

Ol. Ricini . . 75,0 

Ds. Auf einmal zu geben. 

Für einen Hund bei Tympanitis. 

Rp. Pittylen.50,0 

Sal. carol. 200,0 

Ammon, chlor.100,0 

Fruct Juniperi .... 150,0 

Ps. Esslöffelweise mit Haferschrot. 

Für Schafe als kausales, tonisierendes und 
lösendes Expektorans. 


Proben von Pittylen und Pittylen-Präparaten zum äußerlichen Ge¬ 
brauch stellen wir gerne kostenfrei zur Verfügung, ebenso auch Separat¬ 
abdrücke der bisher erschienenen Arbeiten und bitten die Herren Tier¬ 
ärzte, solche einzufordern und Versuche in der Praxis anzustellen. 


Lingner-Werke Aktiengesellschaft, Dresden. 









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Generalvertretung: 

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Mit einer Beilage von H. Hauptner, Instrumenten.- 
fabrik für Tiermedizin und Tierzucht, Berlin, welche wir 
besonderer Beachtung empfehlen. 

Druck von .1. Gott eswinter, München. - Kommissionsverlag: M. Kiegersche» 
UniversiUltebuchhandlung, München, Odeonsplatz 2 











(fritier: Tierärztliches Wochenblatt nnä Wochenschritt für TierheilKnnde und Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Brust, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoch* 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Nopitscli, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d. I., sowie des Landes- 
aassclinsses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 9. Juni 1914. Nr. 23. 


Inhalt: Originalartikel. Sustmann: Ein Beitrag zur Anwendung der Sera artifi- 
cialia. Seipel: Mitisol in der Geburtshilfe. Kircher: Zur Kryptorchidenkastration. 
Arnold: Plötzlich eingetretene hochgradige Allgemeinstörungen, besonders im 
Gebiete des Zirkulation*- und Respirationsapparates bei 2 Pferden. — Referajte. 
Herberg: Untersuchungen über die Wirkungsweise von Scharlachrot, Amidoazo- 
toluol, Pellidol und Azodonnin. Fröhner: Der bakteriologische Nachweis des 
Starrkrampfes zu forensischen Zwecken. Michaelis: Zur Entdeckung des Erregers 
der Tollwut und der Kinderlähmung. Howell: Eine kritische Studie über die 
Hauptfunktion des Peritoneums. Feminierung von Männchen und Maskulierung 
von Weibchen. Hauer: Bolus alba und seine Anwendung in der Tierheilkunde. 
Tierzucht undTierhaltung. Maßnahmen (Körordnungen) zur Förderung der 
Pferdezucht in den einzelnen deutschen Staaten (Fortsetzung). Die milchergiebigste 
Kuh der Welt. — Verschiedenes. Auszug aus dem Bericht über Tierzucht 
und Landwirtschaft, erstattet im Aufträge des Landesausschusses der tierärztlichen 
Kreis vereine Bayerns von Eisen-Erkheim (Schluß). Der tierärztliche Kreis verein 
von Schwaben und Neuburg. Verein praktischer Tierärzte für den Kreis Nieder¬ 
bayern. Kostenfreie Unterrichtskurse. — Bücherschau. — Personalien. 


Ein Beitrag zur Anwendung der Sera artificialia. 

Von Amtstierarzt Dr. Sustmann in Dresden. 

Seit mehreren Jahren ist sowohl in der französischen 
als auch in der deutschen Fachliteratur des öfteren über 
die Anwendung der künstlichen Sera berichtet 
worden. Bei dieser Gelegenheit wurden immer die guten 
Erfolge dieser Sera bei der Behandlung von Infektions¬ 
und Intoxikationskrankheiten gerühmt und infolge der ver¬ 
lockenden Resultate die Einverleibung der Sera als be¬ 
währte Heilmethode empfohlen. 

Der Chemischen Fabrik Aubing hei München 
haben wir es in der Hauptsache zu verdanken, daß die 
künstlichen Sera mehr und mehr bekannt gcwoi'den sind. 










\ 


538 

r 

Nicht nur, daß diese Firma diese Sera selbst herstellt 
dern sie geht auch in ihren Monatsberichten hin und v 
darauf ein und veröffentlicht vor allem die Erfolge 
die einzelnen Praktiker mit den genannten Sera er 
haben. Wenn nun auch der Eine oder der A 
dieser oder jener Serum-Art den Vorzug gibt, so scli 
doch alle sechs Serum-Variationen - (Sera 
ficialia Nr. 1—IV) besondere Einwirkungen im tieri 
Organismus zur Auslösung bringen zu können. Die 
Zahlung und die Wiedergabe der Anwendungsmöglich] 
und die Ergebnisse der einzelnen Praktiker würde 
dings zu weit führen. Daher muß ich in dieser Ilii 
auf die Monatsberichte der C h e in i s c 
Fabrik Aubing (Nrn. 1—14) verweisen, die do 
verschiedenen Stellen ausführlicher darüber berichten 
wähnen will ich nur noch, daß die Resultate in der . 
zahl der Fälle sich auf die Sera artificialia Nrn. I u 
beziehen. 

Was nun die Zusammensetzung der Sers 
ficialia anbetrifft, so stellen dieselben besondere 
mischungen dar, deren Hauptbestandteile der Serui 
entsprechend variieren. Danach werden folgende Sers 
ficialia unterschieden: 

I. Serum physiologicum: 

Natr. chlorat. 9,35, 

Aqu. destill. 1000,0; 

II. Serum nach II a y e m : 

Natr. chlorat. 5,0, 

Natr. sulfuric. 10,0, 

Aq. destill. 1000,0; 




T11. Serum artificialia Aubing: 


Natr. chlorat. 2,5, 

Natr. nueleinic. 2,0, 

Natr. sulfuric. 5,0, 

Aq. destill. 500,0; 

IV. Serum nach H e d o n und Feig: 
Natr. chlorat. 0,5, 

Kal. chlorat. 0,3, 

Calc. chlorat. 0,2, 

Magnes. sulfuric. 0,3, 




539 

Natr. bicarbonic. 1,0, 

Natr. glycerino- 

phosphorie. 1,0, 

Glukose (fakultativ) 1,0, 

Aq. destill. 1000,0; 

V. Serum nach Hedon und Feig 
nucleinisiert: 

Außer den Bestandteilen von Nr. IV noch 
Natr. nuclexnic. 2,0; 

VI. Sparteinserum: 


Natr. chlorat. 9,0, 

Spartein. sulfuric. 0,025, 

Strychnin, sulfuric. 0,01, 

Aqu. sterilisat. 1000,0. 


Diesen sechs Seren ist später 

Vn. die L a b o r r a q u e’sche Flüssigkeit 

zur Behandlung des Ikterus der Hunde angesehlosscn 
worden. 

Alle diese 7 Sera werden von der Fabrik Aubing in 
Pulverform in gut schließenden Glastuben abgegeben und 
müssen dann vor der Anwendung lediglich mit der ent¬ 
sprechenden Menge abgekochten beziehungsweise sterilisier¬ 
ten Wassers gelöst werden. Die Applikation erfolgt in der 
Hegel subkutan, kann aber auch intravenös zur Ausfüh¬ 
rung gelangen. Da, wie aus der Aufstellung ersichtlich, 
nur größere Flüssigkeitsmengen injiziert werden, so ist zu 
diesem Zwecke sowohl der von der Firma Hauptner- 
Berlin unter Katalog-Nummer 1670 skizzierte Injektions¬ 
apparat als auch der von der Firma Aubing empfohlene 
zu gebrauchen. 

Meine eigenen Untersuchungen mit den 
künstlichen Seren erstrecken sich lediglich auf die Sera II 
und FH. Physiologische Kochsalzlösungen, wie Serum I, 
habe ich zwar gleichfalls in der Praxis angewendet, doch 
sollte dadurch in der Regel nur der therapeutische Effekt 
des NaCl bei gewissen Lahmheiten zum Ausdruck gebracht 
werden. 

Des weiteren ist die Anstellung der Versuche mit den 
Sera artificialia namentlich darauf zurückzuführen, daß ich 
in den letzten Monaten reichlich Gelegenheit hatte, Pferde, 
die an der typischen und atypischen Form der Druse 
schwer erkrankt waren, zu behandeln. Ermutigt durch die 
guten Erfolge bei diesem Leiden, wendete ich dann die 
künstlichen Seren auch bei der s c h w a r z c n II a r n - 



1 


winde an, konnte aber bei letztgenannter Krank 
in schweren Fällen nicht die geringsten Erfolge erzk 

Soweit die Drusekrankheit in Frage kon 
habe ich dort die künstlichen Seren in 12 Fällen 
jiziert. Zunächst 500,0—1000,0 Serum artificiale Aul 
und Tags darauf Serum nach H a y e m in der glei< 
Menge. In diesen Fällen ging das Fieber meist schon 
ersten Tage nach der Serum-Injektion zurück. Die 1 
ständige Heilung war innerhalb 8—21 Tagen erreicht; 
in einem Falle dauerte der Krankheitsprozeß über 
Wochen. Die günstigen Ergebnisse schreibe ich, obgl 
noch die üblichen Behandlungsmaßnahmen angeordnet i 
den sind, dem Nuklein zu. Dieser Eiweißkörper sein 
wie uns in gleicher Weise die auswärtige Literatur mel 
einen Hauptfaktor zur Unterstützung der Selbsthilfe 
tierischen Organismus abzugeben. In ähnlicher Weise : 
wohl auch die Heilerfolge nach der Injektion von phj 
logischen Kochsalzlösungen erklärbar. 

Die Mißerfolge bei 3 Pferden mit schwär: 
Harn winde kann ich mir nur dadurch erklären, 
entweder die Krankheit schon zu weit vorgeschritten 
oder die Applikation der künstlichen Seren bei die 
Leiden kontraindiziert ist. Der zweite Punkt würde £ 
durch die günstigen Heilerfolge anderer Praktiker n 
gestützt werden können. 

Bei dieser Krankheit habe ich zunächst das 
katheterisiert, dann mittelst Aderlaß 1—2 Liter Blut 
der Jugularis abfließen lassen und hieran anschlief 
1000,0 Serum artificiale II und andern Tags auch Sei 
artificiale III in gleicher Menge subkutan injiziert, 
einem Falle habe ich auch 500,0 Serum artificiale 11 
blutwarmer Lösung intravenös einverleibt. In jedem F 
kam es aber regelmäßig zu einer Verschlimmerung 
Krankheitsprozesses. 

Fasse ich nun die Erfahrungen, die ich mit der 1 
Verleihung der künstlichen Seren gemacht habe, noch 
mal kurz zusammen, so komme ich zu folgenden Erj 
nissen: 

Die Einverleibung der künstlich 
Seren in den tierischen Organismus 
teilweise geeignet, die Selbsthilfe c 
Tierkörpers zu unterstützen und d a d u r 
namentlich bei der Drusekrankheit, c 
Dauer dieses Leidens abzukürzen, we 
nicht sogar einem letalen Ausgange vc 


541 


zubeugen. Es ist daher die weitere Anwen¬ 
dung dieser Seren nur zu empfehlen. Fer¬ 
ner ist vor allem Aufklärung darüber zu 
erhalten, wa rum dieApplikation bei schwar¬ 
zer Harnwinde in den genannten Fällen 
erfolglos bleiben mußte. 


liüsol (Wolfram & Co., Augsburg) ln der Geburtshilfe. 

Yon prakt. Tierarzt A. Seipel in Hergatz. 

Schon seit mehreren Jahren benütze ich Mitisol als 
vorzügliches Deisnfektionsmittel in der Wundbehandlung. 

Die Versuche des Herrn K. Bezirks-Tierarztes Dr: 
Schmitt in Wolf ratshausen mit Mitisol bei anstecken¬ 
dem Scheidenkatarrh und Bekämpfung der Maul- und 
Klauenseuche (siehe 55. Jahrg., 1911, Nr. 24, u. 56. Jahrg., 
1912, Nr. 1 der „Münchener Tierärztl. Wochenschrift“) 
gaben mir die Anregung, Mitisol auch in der Geburtshilfe 
zu verwenden; denn die meisten uns zu Gebote stehenden 
Desinfektionsmittel genügen wegen der verschiedenen 
Nachteile, wie Reizwirkung und des damit verbundenen 
starken Drängens und Unruhe der Tiere, Giftigkeit, Unan¬ 
nehmlichkeiten in der Anwendung und des hohen Kosten¬ 
punktes, nur zum Tei'l den Anforderungen, die wir an ein 
Desinfektionsmittel in der Geburtshilfe stellen. Ich habe 
nun Mitisol sehr bald als ganz vorzügliches Mittel kennen 
gelernt. Es zeigt bei hoher Desinfektionskraft vollständige 
Ungiftigkeit, Reizlosigkeit in der Anwendung, starke des¬ 
odorisierende Eigenschaften und ist billiger als die anderen 
Desinfektionsmittel. 

Mitisol ist eine gelbliche, durchsichtige Flüssigkeit, 
ein aus Camphenen, Terpenen und Pinenen zusammenge¬ 
setztes, wasserlösliches Präparat. Es ist, wie nach Beh- 
ring’scher Methode nachgewiesen wurde, schon in ^‘Äiger 
Lösung bei kurz dauernder Einwirkung bakterientötend; 
es genügt also eine 2 %ige Lösung zur Behandlung der er¬ 
krankten Geburtswege. 

Die Reizlosigkeit des Mittels bei Ausspülung der Va¬ 
gina und des Uterus ist damit zu erklären, daß es vollstän¬ 
dig frei ist von Cresolen und Formaldehyd. Ich habe ver¬ 
suchsweise Ausspülungen bis zu 30 % gemacht, ohne Ätz¬ 
wirkungen oder Reizerscheinungen zu beobachten. 

Die desodorisierende Kraft des Mitisols ist sehr be¬ 
deutend; ich habe sie am meisten schätzen gelernt bei durch 



542 

zurückgebliebene Nachgeburten entstehendem dui 
gendem, üblem Geruch, der schon nach 3—-5 malig« 
Spülungen stark gedämpft oder beseitigt wurde. 

Mitisol ist ferner vollständig ungiftig, so daß 
Bedenken jedem Laien in die Hand gegeben werde: 

Außerdem macht der frische, harzige Geruch c 
t.els den Gebrauch sehr angenehm. 

Ich wandte Mitisol an bei allen TTntersuchungei 
die Scheide, bei Geburten und allen an die Geburt i 
schließenden Erkrankungen der Geburtswege. 

Bei Untersuchungen durch die Scheide bestrei 
nach Reinigung der Hände und Arme dieselben zur < 
und Desinfektion des Untersuchungsfeldes mit unv< 
• tem Mitisol. Ich erreiche damit eine schlüpfrige Hi 
bequemen Untersuchung. Ich habe mir seit dem Gel 
nie eine Infektion zugezogen. 

Verletzungen der Scheide im Anschlüsse an ‘ 
gebürten bepinsle ich täglich zweimal, resp. lasse 
pinseln mit reinem Mitisol; dazu benutze ich Ha? 
mit 20 cm langem dünnem Holzstiel (zu haben bei 
r u m - Augsburg). Jeden zweiten Tag bringe ich m 
2 %igen Mitisolausspülung die abgestoßenen, nekre 
Gewebstcile zum Abfließen. Ich habe bei dieser I 
lung beobachtet, daß Mitisol die abgestorbenen Tei 
bald zum Abstößen bringt, sehr gut granulierend 
und eine zu große, für spätere Geburten nachteilige 1 
bildung zurückhält. 

Bei Zurückbleiben der Nachgeburt gehe ich m 
streichen der Hände und Arme mit unverdünntem 
in den Tragsack ein und orientiere mich über die N 
keit einer manuellen Entfernung derselben. In 0 
nehmbare leicht lösliche Nachgeburten entferne ic 
nachfolgende Ausspülung. Bei festsitzender Nacl 
lasse ich 5 Liter einer 2 %igen Mitisollösung ein 
Die oft mit großer Mühe freizulegenden und da 
quetschten Cotyledoncn unterliegen während der Op 
ständiger Desinfektion, zugleich erreiche ich durch < 
geführte Flüssigkeit leichter die bekanntlich in den ! 
der Uterushörner am festesten sitzende Nach 
Nach Ablösen der Nachgeburt bringe ich die I 
keit zum Abfließen und spüle noch einmal mit 
5 °/o igen Mitisollösung nach. Ist bei Tieren mit zui 
blieben er Nachgeburt bereits eine Trübung des Allj 
befindens zu beobachten, so nehme ich dieselbe nie 
ich mache dann eine Ausspülung mit 5 %igem Mitiso 




die Lösung eine Viertelstunde wirken und bringe sie dann 
zum Abfließen; das wiederhole ich täglich zweimal und habe 
in den meisten Fällen sehr bald ein vollständiges Abstößen 
der Nachgeburt erreicht. 

Bei Tragsackentzündungen mache ich Ausspülungen 
mit reinem, warmem Wasser, bis dasselbe rein abläuft, 
hierauf nehme ich eine Ausspülung mit 2 %iger Mitisol- 
lösung vor, die ich zirka 10 Minuten lang wirken lasse und 
dann abhebere, und das täglich zwei- bis viermal. Ich habe 
damit bei Tragsackentzündungen mit nicht zu bösem Cha¬ 
rakter sehr gute Erfolge erziellt. 

Nach nun 3jährigem Gebrauche und den sehr guten 
Erfahrungen verwende ich Mitisol ausschließlich als Hilfs¬ 
mittel bei Untersuchung und Erkrankungen der Geburts¬ 
wege. 


Zar Kryptorchidenkastration. 

Von Distriktstierarzt Kircher in Egling. 

Ein 4jähriger Rotschimmelspitzhengst sollte kastriert 
werden. Nach Angabe des Besitzers war bei dem Tiere ein 
halbes Jahr vorher schon eine Kastration versucht worden, 
jedoch mit negativem Erfolg. Bei näherer Besichtigung 
und Untersuchung war auch außer einer von der erwähnten 
versuchten Kastration herrührenden Narbe nichts festzu¬ 
stellen. Die Untersuchung per rectum ergab linkerseits 
einen etwa Hühnerei großen Hoden in der Bauchhöhle; an 
Stelle des linken inneren Bauchringes war eine kleinfinger¬ 
dicke Narbe festzustellen. Bechterseits war der innere 
Bauchring für einen kleinen Finger passierbar, auch glaubte 
ich in dieser Öffnung den ausgetretenen Samenstrang zu 
fühlen. Außerdem war vor dem rechten Beckenrand ein 
weiches, matsches Gebilde, das ich auch für einen Hoden 
hielt, festzustellen. Die Bösartigkeit des Tieres erschwerte 
die Untersuchung außerordentlich und damit auch eine 
sichere Feststellung der Verhältnisse. 

Es wurde nun das Pferd niedergelegt, narkotisiert, 
in Rückenlage gebracht und zur Operation vorbereitet, wo¬ 
bei das Hauptaugenmerk auf eine peinliche Desinfektion 
des Operationsfeldes gelegt wurde. Alsdann wurde zuerst 
der linke Hoden aus der Bauchhöhle mit der rechten Hand 
entfernt, was verhältnismäßig rasch gelang. Sodann wurde 
zur Entfernung bezw. Aufsuchung des rechten Hodens — 
in Rückenlage des Tieres links gelegen — geschritten. Hier 



544 



'• { 




War eine Kastration versucht worden. In der Ii 
zum äußeren Bauchring zog ein narbiger Strang, c 
für den Samenstrangstumpf hätte halten können. 
Richtung dieser narbigen Verdickung suchte ich i 
der linken Hand in die Höhe zu dringen, was he 
schwerer ging als rechterseits. Plötzlich endete der 
Strang, und es gelang nun, durch den äußeren Ba 
in den Leistenkanal einzudringen, wo ich auf ein 
stieß, das so groß war wie der Hoden eines 4 Woch< 
Ferkels und an einem ziemlich langen Gekröse hi: 
glaubte es mit einer Retentio inguinalis zu tun zi 
und hielt dieses kleine Gebilde für einen kleinen 
welchen ich auch mit dem Emaskulator entfernte, 
jedoch keinen Nebenhoden dabei hatte, stiegen i 
denken auf. Meine vor der Operation vorgen« 
Untersuchung kam mir nun zugute. Ich ging noch 
den Leistenkanal ein und suchte in die Bauchhöh' 
halb des inneren Bauchringes einzudringen, was a 
lang. Hier nun fand ich das schon bei der rektalen 
suchung Vorgefundene weiche, matsche Gebilde, 
auch der Hoden war. Zugleich fühlte ich auch d 
mutlichen Samenstrang, der durch den inneren Ba 
ausgetreten war, in Wirklichkeit aber nur das Geki 
Nebenhodens war. Dieses zog ich nun in die Bau 
zurück und zog es wieder mit dem Hoden durch 
der linken Hand gemachte Öffnung aus der Bau 
soweit hervor, daß ich den richtigen Hoden mit c 
ran hängenden Gekröse des schon entfernten Nebei 
mit dem Emaskulator wegnehmen konnte. Darauf 
die Wunde zugenäht. Der Hcilungsprozeß ging oh 
Nachbehandlung glatt von statten. Wenigstens tei 
der Besitzer — ich selbst habe das Tier seit der Iva: 
nicht mehr gesehen — schriftlich mit, „daß das Ti< 
jede Schwellung in 14 Tagen geheilt gewesen sei“. 

Während ich bei beiderseitiger Retentio abdo 
stets die beiden Hoden auf einmal entferne, ohne 
seid im me Folgen beobachtet zu haben, mache ich di« 
auf zweimal, wenn ein normaler Testikel und ein ; 
neller vorhanden ist. In der Regel ist der normale 
in solchen Fallen ziemlich groß, hat einen starken 
sträng. Eine Kluppe .anzulegen dürfte sich abei 
empfehlen, es 1/leibt also nichts anderes übrig als zu 
binden oder den Emaskulator und die San d\sche 
zu verwenden. Teil habe alles schon gemacht. Abe: 
dem ich immer sehr gewissenhaft vorging, habe ic 





545 


— es handelte sich allerdings um ältere, kaltblütige 
Hengste — starke Nachblutungen bekommen, in einem 
Falle, welcher allerdings nicht recht aufgeklärt ist, sogar 
während der Nacht eine tötliche Nachblutung. Seit dieser 
Zeit mache ich in solchen Fällen die Operation auf zwei¬ 
mal und habe nie wieder nachteilige Folgen beobachten 
müssen. 


Plötzlich eingetretene hochgradige illgemelnstönmgen 
besonders im Gebiete desZirkulations- nnd Respirations¬ 
apparates bei 2 Pferden. 

Von Distriktstierarzt Dr. Arnold in Alsenz. 

Im Juni des Vorjahres wurde ich gegen 8^4 Uhr abends 
dringend zu einem Pferde nach F. gerufen. Bei meiner An¬ 
kunft fand ich ein etwa 4jähriges Pferd schweißbedeckt, 
mit schlagenden Flanken, weit auf gerissenen Nüstern und 
angsterfüllten Blicken in seinem Stande. Von Futter- und 
Getränkaufnahme war keine Rede. Puls weit über 100, 
hüpfend und unregelmäßig, Atmung oberflächlich, unregeF 
mäßig zirka 75—80 mal in der Minute. In denkbar kurzer 
Zeit war die Quecksilbersäule des Thermometers auf 42 0 C. 
gestiegen. Bei der Untersuchung von Lunge und Herz trat 
plötzlich ein derart starkes Schwanken des Tieres ein, daß 
ein Verenden durch Schlaganfull befürchtet werden mußte. 
I>a Herz-, Fieber- und auch sonstige Beruhigungsmittel 
nicht zur Hand waren, wurde rasch eine Kaltwasserkur ein¬ 
geleitet. In etwa Fg Stunde wurden zirka 60 Eimer kalten 
Brunnenwassers über das Tier gegossen mit dem Erfolg, 
«laß das Pferd schon nach 1 Stunde am Barren stand und 
etwas Grünfutter nahm. Puls 72, Atmung 42, Temperatur 
39,8 0 C. An den folgenden Tagen war noch etwas ver¬ 
mehrte Pulsation und Atmung zu konstatieren, jedoch 
konnte das Pferd schon am fünften Tage als frei von jeg¬ 
lichen Krankheitserscheinungen bezeichnet werden und 
wieder arbeiten. Bemerken muß ich noch, daß an dem Er¬ 
krankungstage keine übermäßige Hitze herrschte, die event. 
in Kausalkonnex zu den geschilderten Erscheinungen ge¬ 
bracht werden könnte. Die Ursache des plötzlichen An¬ 
falles konnte ebensowenig wie in dem folgenden Falle fest¬ 
gestellt werden. 

Ein zweiter ähnlicher und in gleicher Weise behan¬ 
delter Fall kam etwa 8 Tage später zur Beobachtung. Ein 











S 7 








546 

öjähriges, gut genährtes Tier war seit einigen Tagen 
handlung. Es zeigte geringgradige Herzschwäche und] 
erscheinungen, die in unserer sehr gebirgigen Gegenc 
gerade selten auftreten. Abwechselnde Gaben von T)i 
und Antifebrin waren bereits mit sichtbarem Erfolj 
Anwendung gekommen, als ich plötzlich dringend z 
Patienten gerufen wurde. Bei meiner Ankunft lg 
Pferd schweißtriefend am Boden, die Augen waren w< 
den Höhlen getreten, mit den Zähnen biß das Ti< 
wahnsinnig in das Stallpflaster. Atmung und Puls 
derart stürmisch, daß eine genaue Abnahme nicht er 
konnte. Temperatur 42° C. Wiederum wurde eine 
gische Kaltwasserkur vorgenommen, ein mäßiger A 
gemacht und ein Eisbeutel auf den Schädel gelegt, 
einer Stunde war bereits bedeutende Besserung zu 1 
tieren und nach zwei Stunden erhob sich das Tier 
Unterstützung. Die nächsten zwei Tage hatte der I 
bloß Verlangen nach Grünfutter und Wasser. Acht 
später wurde das Tier als geheilt aus der Behandlun 
lassen. Von mir befürchtete Dummkollererscheinung 
Residuen des Leidens blieben aus. 


Referate. 

Herberg: Untersuchungen über die Wirkung 
von Scharlachrot, Amidoazotoluol, Pellidol und Azod< 

(Deutsche Tierärztl. Wochenschr., Nrn. 14 u. 15, 191< 

Es sind zur Zeit 4 Präparate im Handel, deren c 
lisierende Kraft therapeutisch ausgenutzt werden 
1. Scharlachrot, gewonnen durch Kuppelung von £ 
azotoluol mit „Beta“-Naphtol; 2. Amidoazotoluol, eine 
ponente des Scharlachrots und nach H a y w a r d ■ 
wirksamer Bestandteil: 3. Pellidol (Zusammensetzu 
der Abhandlung nicht angegeben); 4. Azodormin = £ 
amidoazotoluol. 

Verf. prüfte die Wirkung der genanten Azofarl 
an Wunden verschiedener Art, sowie auch durch Eil 
zung in die unverletzte Haut bei verschiedenen Tier 
Er fand im wesentlichen: Die Mittel sind befähigt, 
sehe Epithel Wucherungen hervorzu rufen, die durch 
Neigung zu Verhornung ausgezeichnet sind; aus de 
perimentell erzeugten Wucherungen entstanden jedoe 
mals Karzinome. Störungen des Wohlbefindens trat 
allgemeinen nicht auf. Nur bei weißen Mäusen z 



547 


Pellidol und Amidoazotoluol tödliche Nebenwirkung, be¬ 
dingt durch schnelle Resorption der Amidogruppe NH*. 
Die Fähigkeit der 4 Azofarbstoffe, auf das Epithel wachs¬ 
tumerregend einwirken zu können, ist therapeutisch ver¬ 
wendbar. Bestreicht man Wunden mit Farbsalben, so zeigt 
sieh eine Beschleunigung der Epithelisation. Diese Wir¬ 
kung tritt besonders stark auf, wenn die Wunden mit ge¬ 
sunder Granulation bedeckt sind. Die epithelisierende 
Fähigkeit aller 4 Salben ist annähernd gleich. Zuweilen 
tritt plötzlicher Stillstand der Epithelbildung ein; dann 
sind die Ränder etwas aufzufrischen, um sie dem Einfluß 
der Farbstoffe wieder zugänglich zu machen. 

L i n d n e r. 

Prof. Dr. Fröhner: Der bakteriologische Nach¬ 
weis des Starrkrampfes zu forensischen Zwecken. (Monats¬ 
hefte für prakt. Tierheilkunde, 25. Bd., 3./4. Heft.) 

Erkrankt ein vernageltes oder kupiertes Pferd an 
Starrkrampf, so müssen 3 Fragen unterschieden werden: 

1. Die Möglichkeit einer Infektion. Diese ist 
ohne weiteres zu bejahen. Diese Bejahung ist für die Ent¬ 
scheidung des Richters aber belanglos. 

2. Die Wahrscheinlichkeit. Diese kann nicht 
ohne weiteres angenommen werden, weil die pathogene In¬ 
fektion von Wunden mit Starrkrampferregern nur aus¬ 
nahmsweise erfolgt. In der preußischen Armee erkrankten 
1910 von 11 000 verwundeten und 1600 an Nageltritt er¬ 
krankten Pferden nur 60 an Starrkrampf; 1911 von 12 000 
verwundeten und 2300 vernagelten Pferden 68 an Starr¬ 
krampf; 1912 von 9500 verwundeten und 1700 vernagelten 
Pferden 70 an Starrkrampf. Auf 500 Verletzungen kommt 
nur 1 Fall von Starrkrampf. Es kann also von einer Wahr¬ 
scheinlichkeit keine Rede sein. 

3. Mit Sicherheit ist der Kausalzusammenhang 
zwischen Wunde und Starrkrampf nur dargetan, wenn im 
Wundsekret zahlreiche, notenförmige Tetanusbazillen mit 
endständigen Sporen nachgewiesen wurden und die Über¬ 
impfung von Eiter oder infizierten Gewebsteilen auf Mäuse 
Impfstarrkrampf zur Folge hatte. 

Prof. Dr. Michaelis -Berlin: Zur Entdeckung des 
Erregers der Tollwut und der Kinderlähmung. (Österreich. 
Wochenschrift f. Tierheilkunde, Nr. 7, 1914.) 

Es gibt eine Reihe wohlcharakterisierter, altbekannter 
Infektionskrankheiten, bei denen es bisher noch nicht ge- 



lungen ist, den Erreger festzustellen oder gar in Kein' 
zu züchten, z. B. Scharlach, Masern, zweier Krankl 
bei denen wohl kein Zweifel besteht, daß sie 
lebende Mikroorganismen erzeugt werden. Die Züc 
ist aber unbedingt notwendig, um den Beweis zu erbr 
daß der gesehene Mikroorganismus auch wirklich dt 
reger der Seuche ist. Die Auffindung von Spezialnährl 
auf welchen die jeweiligen Mikroorganismen nur ged 
bietet oft außerordentliche Schwierigkeiten. So wur< 
Erreger der Syphilis vor acht Jahren von Schau 
erkannt und erst in den letzten Jahren gelang es Sei 
s c h e w s k i die Spirochäte in flüssigem Pferdeserur 
zu züchten. 

N o g u c h i hat aber in der letzten Zeit ausgie 
Erfolge gehabt. Er wendete Nährböden an, die im w 
liehen aus Blutserum bestehen, denen aber ein Stüc 
eines sterilen Organes beigegeben ist, z. B. eine Niere 
solchem Nährboden ist es in glänzender Weise gel 
den definitiven Beweis für die pathogene Natur der 
chaeta pallida zu erbringen. 

Die Züchtung zweier anderer Krankheitserreg 
N o g u ch i ebenfalls geglückt, nämlich die der Tollwi 
die der epidemischen Kinderlähmung. Bei beiden I 
beiten ist das betroffene Organ das Zentralnervens; 
Vor mehr denn 10 Jahren hat Negr i eigenartige G 
beschrieben, die er in bestimmten Teilen des Gehii 
Tollwut erkrankter Hunde gefunden hat. Die Negri 
Körperchen sind für die Tollwut charakteristisch und 
zur Diagnose verwendbar. Ihre Form ist indessen so 
charakteristisch und mit anderen Mikroorganismei 
gleichbar, daß man sie ebenso gut für Produkte der d 
rativen Veränderung halten könnte, die die Kraul 
erreger in den Zellen Unterließen. Der weitere Um 
daß das Gift der Tollwut auch als Tonfilterfiltrat sei 
fektiosität behält, beweist, daß die Erreger der T< 
kleiner sein müssen als Bakterien. Die Negri’schen 
perchen sind aber größer. Noguchi ist es gelungen. 
Körperchen in Reinkultur zu erhalten und damit Ti< 
infizieren, so daß der Beweis für die Pathogenität der ' 
sehen Körperchen höchstwahrscheinlich als geschloss 
betrachten ist. Die Filtrierbarkeit des Virus ist so 
klä ren, daß der Erreger einen komplizierten Lebe 
haben dürfte und auf seinem Entwicklungswege eil 
dium zu durchlaufen scheint, wo er in zahlreiche, 



549 


ordentlich kleine Sporen zerfällt, welche einzeln gut filtrier¬ 
bar sein können. 

Bei der Kinderlähmung hat N o g u c h i auf gewisse 
körnige Gebilde hingewiesen, die er in den erkrankten Ge¬ 
weben fand. Diese sind in ihrer Form noch weniger charak¬ 
teristisch wie die Gebilde der Tollwut. Trotzdem zeigte sich, 
daß diese körnigen Gebilde in künstlichen Kulturen, die 
nach denselben Prinzipien wie bei der Tollwut angelegt 
waren, wieder zu finden waren und daß diese Kulturen bei 
der Impfung auf Affen die spinale Kinderlähmung er¬ 
zeugten. Ohler. 


J. Howell - London: Eine kritische Studie über die 
Hauptfunktion des Peritoneums. (Bef. im Zentralblatt für 
Gynäkologie, Nr. 19, 1914.) 

L. schließt aus seinen Studien, daß die Hauptaufgabe 
des Bauchfelles darin bestehe, die regelmäßig durch die 
Darm wand austretenden Keime zu vernichten. Unter nor¬ 
malen Verhältnissen werden diese toten Keime nach L. 
von den Phagocyten des Netzes verdaut oder in das Innere 
des Darmes zurückbefördert oder sie gelangen durch die 
Lymphgefäße in die Mesenterialdrüsen oder mittelst der 
Darm- und Netzblutgefäße in die Leber. Unter krankhaften 
Verhältnissen, bei welchen der Zustrom der Bakterien zum 
Bauchfell ein sehr großer ist (Sepsis), kommen diesem an¬ 
dere Ausscheidungswege zu Hilfe. Der Magen wird mit den 
durch vermehrte Ausscheidung der Leberzellen erzeugten 
Produkten durch den Zwölffingerdarm gefüllt und entleert 
diese durch Erbrechen. Der Darm scheidet ebenfalls durch 
vermehrte Durchfälle die Bakterien und deren Gifte aus. 


Feminierang von Männchen und Maskulierung von 
Weibchen. 

Nr. 13 der Wochenschrift brachte ein Keferat aus dem 
,,Zentralblatt f. Physiologie“ über diesen Gegenstand, nach 
welchem Steinach die Feminierung von Männchen und 
Maskulierung von Weibchen gelungen ist. 

Laut einer neuerlichen Mitteilung der sächsischen 
Tagespresse erzielte der Direktor des Zoologischen Gartens 
in Dresden, Prof. Dr. Brandes, durch Übertragung von 
Geschlechtsdrüsen die Vermännlichung einer Tücke und die 
Verweiblichung eines Damhirsches. Sechs Wochen nach der 
in der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden erfolgten 
Operation zeigen jetzt die im Dresdener Zoologischen Gar- 



ten befindlichen Tiere die deutlichen Zeichen des audi 
Geschlechts, so daß z. B. die Rieke Ansätze zu einem 
weih hat. 

Oskar Hauer: Bolus alba und seine Anwendun 
der Tierheilkunde. (Dissertation aus der Klinik für kl 
Haustiere an der Tierärztl. Hochschule Berlin; Vorst; 
Prof. Dr. Regenbogen.) 

II. stellte mit Bolus alba klinische Versuche bei äu 
liehen Erkrankungen der Hunde (Entzündung der II 
Otorrhoe, Wunden, Konjunktivitis, Präputialkatarrhen < 
an, desgleichen bei verschiedenen inneren Erkrankui 
bei Hunden, hier zur Bekämpfung der bei den jewei ! l 
Leiden aufgetretenen Durchfälle. Außerdem benützte 
lasser Bolus alba gegen Durchfall bei 3 Rindern ur 
Pferden, 3 Schweinen und 8 Ferkeln. 

Die Erfolge der Behandlung waren sehr günstig 

Als Tagesdosis zur innerlichen Verabreichung ben 
Verf. bis 100 g für Hunde, bis 200 g für Schweine, bis 5 
für Pferde, bis 1000 g für Rinder. 

Begünstigt wird die Wirkung der absolut unsc 
liehen Bolus alba, wenn die Verabreichung bei niögli 
leerem Magen- und Darmkanal geschieht. 

Die Schlußfolgerung e n aus den Versii< 
lauten: 

1. Bolus alba besitzt eine stark aufsaugende, austr 
nende und fäulnishemmende Wirkung. 

2. Wegen dieser Eigenschaften kann Bolus alba 
Vorteil zur Behandlung von äußerlichen und innerlu 
Krankheiten der Tiere verwendet werden; ein weiterer’ 
zwg der Bolusbehandlung besteht darin, daß es sich um 
ungiftiges, indifferentes und reizloses Arzneimittel hau« 

3. Der geringe Preis des Bolus ermöglicht es, di 

Mittel in größerem Umfange in der Praxis in Anwend 
zu bringen. j 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Maßnahmen (Körordnungen) zur Förderung der Pfe 
zudit in den einzelnen deutschen Staaten. 

Mitgeteilt von Dr. Nopitsch. 

(Fortsetzung.) 

Freie und Hansestadt Lübeck. Das am 23. 
zeinber 1N76 erlassene Gesetz, die Körung der im Besitz 
Privatpersonen befindlichen Zuchthengste betreffend, trat 
1. Januar 1877 iu Kraft. 









551 


Es bestimmt, daß die Befugnis, einen Hengst zum Bedecken 
fremder Stuten zu halten, von einer besonderen Erlaubnis ab¬ 
hängig ist, welche erteilt wird, wenn der betreffende Hengst durch 
eine Kommission nach vorgenommener Prüfung als zuchttauglich 
erklärt ist. Die Kommission wird vom Senat eingesetzt und be¬ 
steht aus einem Vorsitzenden, welcher mit der Landwirtschaft und 
Pferdezucht vertraut sein muß und zwei mit der Pferdezucht be¬ 
kannten Landwirten und dem Polizeitierarzt mit beratender 
Stimme. 

Die Entscheidungen erfolgen durch Stimmenmehrheit, bei 
Stimmengleichheit entscheidet der beigeordnete Tierarzt. Die Ent¬ 
scheidungen sind endgültig. 

F re ie und Hansestadt Bremen. Durch Gesetz vom 
28. Juni 1878 verordnet der Senat im Einverständnis mit der Kam¬ 
mer für Landwirtschaft, daß Hengste, welche zum Bedecken be¬ 
nutzt werden sollen, alljährlich einer Körung unterworfen werden 
und auf Grund derselben zur Zucht tauglich anerkannt sein müssen. 

Es wird eine Körungskommission gebildet, welche aus 4 or¬ 
dentlichen Mitgliedern und 2 Ersatzmännern zu bestehen hat. Je 
2 ordentliche Mitglieder und 1 Ersatzmann müssen den im Gebiet 
am rechten Weserufer bezw. den am linken Weserufer ansässigen 
Landwirten angehören. Die Mitglieder werden auf drei Jahre ge¬ 
wählt und vereidet. An den Versammlungen der Kommission hat 
ein von dieser gewählter Tierarzt teilzunehmen. 

Die Körkommission entscheidet durch Stimmenmehrheit, bei 
Stimmengleichheit gibt der Tierarzt den Ausschlag. 

Freie und Hansestadt Hamburg. Das unterm 
13. November 1878 vom Senat in Übereinstimmung mit der Bürger¬ 
schaft erlassene Gesetz, betreffend die Körung von Zuchthengsten, 
schreibt vor, daß vom 1. Januar 1879 an Privathengste zum Decken 
fremder Stuten nicht benützt werden dürfen, wenn dieselben nicht 
vorher untersucht und zur Zucht tauglich erklärt sind. 

Es werden infolgedessen eine odej mehrere Körkommissionen 
gebildet, bestehend aus drei auf 4 Jahre vom Senat ernannten 
Mitgliedern, welche mit der Pferdezucht vertraut sein müssen; 
dieselben werden vereidigt. Der Kommission ist ein Tierarzt bei¬ 
zugeben. 

Die Körungskonimission entscheidet nach Stimmenmehrheit, 
die Entscheidung ist endgültig. 

Elsaß-Lothringen. Das Gesetz, betreffend die Ver¬ 
wendung von Zuchthengsten vom 5. April 1880, schreibt vor, daß 
vom 1. Oktober 1880 an Hengste zum Bedecken solcher Stuten, 
welche dem Hengstbesitzer nicht gehören, nur dann zugelassen 
werden, wenn dieselben durch ein Schauamt untersucht und zucht¬ 
tauglich befunden sind. Für jeden Bezirk wird ein Schauamt aus 
5 Sachverständigen gebildet, bestehend aus dem Gestiitsdirektor 
als Kommissar der Regierung bezw. dessen für jeden Bezirk sei¬ 
tens des Ministeriums ernannten Stellvertreter, dem Landestier¬ 
arzt von Elsaß-Lothringen, welcher durch einen vom Ministerium 
für das betreffende Schauamt zu bestimmenden Tierarzt vertreten 
werden kann und aus je einem Mitglied und Stellvertreter vom 
Bezirkstage, vom Pferdezuchtverein für Elsaß-Lothringen und 
vom landwirtschaftlichen Bezirksverein auf 3 Jahre gewählt. Das 
Schauamt tritt jährlich an den vom Regierungskommissar näher 
bestimmten und bekannt gemachten Tagen und Orten zusammen. 
Wenn ein angekörter Hengst untauglich geworden ist oder ein 



552 


noch nicht gekörter Hengst erst nach der Körzeit in den 13« 
seines Eigentümers gelangt, so entscheidet über die Verwend 
keit eines solchen Hengstes bis zur nächsten Körzeit der Ges 
direkter und der Landestierarzt bezw. deren Stellvertreter. 
Schauamt entscheidet nach Stimmenmehrheit. 


Von sämtlichen Staaten Deutschlands war es Wiirttemt 
woselbst zuerst durch Körung der Privathengste ein Einfluß 
die Pferdezucht ausgeübt wurde. Bereits 1687 wurde den würt 
bergischen Untertanen gestattet, eigene Hengste zum Belegen 
Bauernstuten zu halten. Da jedoch viele untüchtige und mar 
hafte Hengste benützt wurden, so durften nur solche Hengste 
wendet werden, welche zuvor vom Oberstallmeister für tüchtig 
kannt, also angekört waren. 

Nur den Bauern der Alb war es nicht gestattet, eigene Hen 
zu halten, auch hatten diese allein die Vergünstigung, ihre St 
den herzoglichen Beschtälern in Marbach zuführen zu dürfen. 

Die Privatbeschälung geschah damals im Wege der Her 
reiterei, indem die Hengsthalter innerhalb des ihnen angewies« 
Bezirkes während der Deckzeit täglich von einem Orte des 
zirkes zuin anderen die Hengste verbringen mußten. 

Nach Württemberg war es Preußen, welches durch das 
preußische Landgestüt-Reglement vom 30. Juli 1787 bezw. d 
das für die Kurmark vom 19. Juni 1789 Vorschriften für das Ha 
von Privatbeschälern erließ. 

In § 3 dieses Reglements heißt es: 

„Da es einer guten Pferdezucht durchaus hinderlich 
wenn schlechte Bauerhengste oder sogenannte Unterhäufer 
den Stuten zusammen auf die Weide getrieben werden usw 
sollen in Dörfern, wo sich Stuten befinden, die zum Landg< 
gebrannt sind, sofort alle Unterläufer abgeschafft und 
inanden erlaubt werden, einen Hengst, der über 2 Jahre alt 
auf die gemeinsame Hütung zu weiden“, 
und in § 4: 

„Außerdem müssen sämtliche bei den Privatpersonen 
Untertanen vorhandenen Beschäler dem Landstallmeister 
dem von ihm deputierten sachkundigen Gestütbedienten, j 
lieh auf Verlangen vorgezeigt, keiner ohne dessen Genehmig 
und einen dafür von ihm erhaltenen Schein zum Bedecken 
braucht, im Falle aber sie Erbfehler halber von ihm verwo 
werden, ohne Weigerung gewallacht werden.“ 

(Schluß folgt 


Die milchergiebigste Kuh der Welt. 

Die ,,Österreich. Molkerei-Zeitung“ berichtet in N 
(1914) über die Milchleistung einer Kuh das Folgende: 

Die Kuh Nr. 472 „Akke“ auf dem Gute Tjolöholm 
südlichen Schweden kann zur Zeit wahrscheinlich als 
milchergiebigste Kuh der Welt bezeichnet werden. N 
Ausweis der Kontrollvereinsregister war ihr Milchert 
im Kontrolljahre 1910/11 9008,7 Kilo mit 258,6 Kilo But 
im Jahre 1911/12 stellte sich der Milchertrag auf 1111 




- 




553 


Kilo mit 334,6 Kilo Butter und im Jahre 1912/13 lieferte 
die Kuh 10152,6 Kilo Milch mit 302,55 Kilo Butter. Der 
Produktionspreis für das Kilo Milch betrug in den Jahren 
1910—1913 bezw. 3,9, 3,6 und 5 Öre (5,2, 4,8 und 6,6 Mk.). 
Der durchschnittliche Milchertrag während der 3 Jahre war 
nach dem Vorstehenden 10 117,3 Kilo. Bei den Probe¬ 
melkungen im Jahre 1913 wurden folgende Milcherträge 
festgestellt: am 26. November 51,7 Kilo, am 4. Dezember 
Bl,2 Kilo und am 22. Dezember 57,8 Kilo. A. 


Verschiedenes. 

Der tierärztliche Kreisverein von Schwaben und Neuburg 

hielt am 17. Mai im reichgeschmückten Saal des Hotels „Weißes 
Lamm“ in! Augsburg seine 69. Generalversammlung ab, die sich 
zu einer Festversammlung gestaltete; galt es doch, einem lang¬ 
jährigen Mitglied und nunmehrigen Ehrenmitglied, Herrn Regie¬ 
rungs- und Veterinärrat W e i s k o p f, zu dessen Amtsjubiläum 
als tierärztlicher Referent der K. Regierung von Schwaben und 
Neuburg, Kammer des Innern, eine Ehrung durch die schwäbischen 
Tierärzte darzubringen. Am 15. Mai 1889 war der Jubilar in die 
K. Kreisregierung als Kreistierarzt einberufen worden und am 
Freitag den 15. Mai 1914 waren es daher 25 Jahre, daß er in dieser 
verantwortungsreichen und wichtigen Stellung, seit Erlaß des Be¬ 
amtengesetzes als Regierungs- und Veterinärrat, sich befindet. 

Zur Versammlung hatten sich 57 Mitglieder eingefunden, da¬ 
runter das Ehrenmitglied Bezirkstierarzt a.D.«Ludwig Unglert 
in Füssen, der die Generalversammlung nun zum 56. Male be¬ 
suchte. Als Gast war der Sohn des Jubilars, Rechtspraktikant 
Dr. Heinrich Weiskopf, anwesend. Der Verein zählt nun 76 (im 
Vorjahr 73) ordentliche und 7 Ehrenmitglieder. Das Andenken 
des verstorbenen Mitgliedes Distriktstierarzt Hub- Buchloe, dem 
der Vorsitzende w r armempfundene Worte nachrief, ehrte die Ver¬ 
sammlung durch Erheben von den Sitzen. Der Vorsitzende, Be¬ 
zirkstierarzt Veterinärrat J u n g i n g e r - Kempten, eröffnete die 
Versammlung mit herzlichen Begrüßungsworten und mit einer An¬ 
sprache an den als Kommissär der K. Kreisregierung anwesenden 
Jubilar, dessen berufliche Verdienste er in glänzender Betonung 
würdigte und den er bat, ihm im Namen der Versammlung ein von 
den schwäbischen Tierärzten gestiftetes Erinnerungszeichen an 
diesem seinem Ehrentag überreichen zu dürfen. Der Jubilar dankte 
in tiefempfundenen Worten für diese Ehrung und ließ seine Rede 
in eine Aufmunterung zur Pflichterfüllung ausklingen. Nach der 
Besprechung innerer Vereinsangelegenheiten behandelte der städt. 
Amtstierarzt Dr. Ehrenberger - Augsburg in einem mit De¬ 
monstrationsmaterial unter dem Mikroskop verbundenen lichtvollen 
Vortrag das Thema „Milch von euterkranken Kühen“ und fand 
hiefür verdienten Dank und Anerkennung. Die vom Vereinskassier, 
Tierzuchtinspektor und Bezirkstierarzt Dr. G r e i t h e r - Donau¬ 
wörth, erstellte Rechnungsablage blieb ohne Erinnerung und 
führte zur Entlastung des Kassiers. In einem eingehenden Vor¬ 
trag verbreitete sich dann Distriktstierarzt Dr. Ott- Unterthingau 



554 




über „Knötchenseuche und Sterilität des Rindes“, an welche 
beifällig aufgenommenen Vortrag sieh bei der Wichtigke 
Themas eine 9ehr interessante Besprechung reihte. Die gan: 
handlung des Gegenstandes eröffnete völlig neue Gesichts] 
über die Schädlichkeit bezw. Unschädlichkeit der Knötchens 
In den Obermedizinalausschuß wurden wieder die bisherige! 
trefcer: Regierungsrat Weiskopf als Mitglied und Yeter 
Junginger als Stellvertreter gewählt, in den Deutschen 
rinärrat: die Bezirkstierärzte Engel- Kaufbeuren und F 
b e r g e r - Zusmarshausen, als deren Stellvertreter die Dis 
tierärzte Dr. O t t - Unterthingau und E i s e n - Erkheim. Z 
heuer in London stattfindenden internationalen tierärztlichen 
kongreß wird der Vorsitzende "Veterinärrat Junginger 
ordnet. Schließlich erfolgte noch die Anregung zum zahlr 
Beitritt zur Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde. - 
gemütliches Mahl hielt die Teilnehmer noch bis zum späten 
beisammen. _ 

Auszug aus dem Bericht über Tierzucht und Land 
schaft, erstattet im Aufträge des Landesausschusse 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns von Eisen-Erk 

(Schluß.) 

Durch obige, zum Teil entwicklungsgeschichtliche A 
rungen sollte der Nachweis erbracht werden, daß zur wirk 
Mitarbeit in züchterischen Fragen gründliches Wissen gehö 
noch mehr reiche Erfahrungen, und das in erhöhtem Maß 
tierärztlichen Stande zu beschaffen, werden folgende Vors 
gemacht: 

An der Hochschule soll erst in den klinischen Semeste: 
Tierzucht begonnen werden, weil die Studierenden die i 
legenden Fächer vorher noch nicht beherrschen. 

Erwünscht ist ein züchterisches Praktikum (Erbauung 
Rassestalles 1) im letzten Semester, in dem auch die Bodenkunde, I 
baulehre und Fütterungslehre eine starke Betonung zu erfahren 1 
ferner wäre angezeigt, eigene Vorlesungen über auf Fort 
der Landestierzucht abzielende staatliche Maßnahmen unc 
richtungen, so insbesondere die Organisation der Zuchtvei 
einzuführen. 

Unsere Doktoranden sollten mehr und mehr Themata a 
Tierzucht wählen, um so auch ihr Teil zu dem Ausbau der 
zucht beizutragen. Es wäre eine gewiß recht dankbare Ai 
für Tierärzte z. B. die Stammbaumforschung in den ein: 
großen Zuchtverbänden in Angriff zu nehmen, welche ja doi 
Rücksicht auf die moderne Zuchtmethode durchgeführt w 
muß. 

Zur Weiterbildung der praktisch tätigen Tierärzte sollen 
dige Fortbildungskurse eingeführt werden für alle, nicht n 
beamtete Tierärzte, wobei dem wissenschaftlichen Teil der 
tische an gegliedert werden möge in Form von Übungen ii 
urteilen und Vergleichen von Zuchttieren, insbesondere untc 
Wendung des Punktiersystems. 

Später wären noch Reisen in hervorragende Zuchtg 
in Aussicht zu nehmen, wie in’s Rheinland. Die ersten deia 
Veranstaltungen sind von den dortigen Tierärzten bereits in 



655 


gesetzt worden und deren Methode ist sehr nachahmenswert. Es 
werden abteilungsweise Ausstellungen und Gestüte etc. besucht 
unter Leitung der mit den Verhältnissen vertrauten Kollegen, um 
die hervorragendsten Tiere zu besichtigen und sich über deren 
Wert auszusprechen und zu Beginn und am Schluß dieser Ver¬ 
anstaltung wird je 1 Vortrag gehalten als Einleitung in die Ma¬ 
terie resp. als Rückblick über das Gebotene. — 

Die praktisch tätigen Tierärzte sind gleich den Landwirt¬ 
schaftslehrern zu den Fortbildungskursen der Deutschen Land¬ 
wirtschafts-Gesellschaft zur Hebung und Förderung der Tierzucht 
durch die K. Staatsregierung oder durch den Landwirtschaftsrat 
abzuordnen. 

Zur Vorbereitung und Organisation unserer züchterischen 
Betätigung sei empfohlen: Die oben beleuchteten Punkte werden 
in den nächsten Versammlungen aller Kreisvereine besprochen und 
begründet, um allen Kollegen das Ziel unserer Bestrebungen und 
den einzuschlagenden Weg hiebei vor Augen zu führen und sie 
zur regen Mitarbeit anzuspornen. Bei der mehr und mehr steigen¬ 
den Wichtigkeit der Tierzucht wäre es vorteilhaft, diese als stän¬ 
digen Punkt in die Tagesordnung für die Kreisversammlungen 
aufzunehmen und nach Erfordernis ein Arbeitsprogramm nach den 
durch die jeweilige Lage im Lande resp. in den Kreisen oder 
Zuchtgebieten bedingten Bedürfnissen auszugeben. Die allge¬ 
meinen Richtpunkte wären eventuell von Herrn Oberregierungs¬ 
rat Dr. A 11 i n g e r an den Landesausschuß zwecks Hinausgabe 
an die Kreisvereine zu erbitten. Es wird jedenfalls nicht schwer 
fallen, in jedem Kreisverein einen Herrn zu finden, der das Ka¬ 
pitel „Tierzucht“ vertreten soll. 

Um der tierärztlichen Tätigkeit deutlicher Ausdruck zu ver¬ 
leihen und die Einschätzung des Anteils des tierärztlichen Standes 
an der Förderung unserer einheimischen Zucht eher zu ermög¬ 
lichen, wäre alljährlich über Erfolge, über Zahl der gehaltenen 
Vorträge, Mitwirkung bei Verbandsgründungen etc. kurz zahlen¬ 
mäßig von den einzelnen Tierärzten an den betreffenden Kreis¬ 
verein zwecks Zusammenstellung durch den Landesausschuß zu 
berichten. Aus dem gleichen Grunde möge die Leitung der Landes¬ 
tierzucht ersucht werden, die Zuchtinspektoren zu veranlassen, 
daß sie in ihren Berichten über Versammlungen etc. auch stets 
die Teilnahme oder Mitwirkung der betreffenden Tierärzte er¬ 
wähnen. 

Für die praktische Ausbildung wäre es von Vorteil, wenn 
wir bei dem Preisrichten gelegentlich der Ausstellungen, Schauen 
u. s. w. anwesend sein könnten und deshalb möge in den betreffen¬ 
den Fällen als kurze Notiz in der „Münchener Tierärztl. Wochen¬ 
schrift“ Tag und Stunde des Beginnes des Richtens jedesmal be¬ 
kannt gegeben werden. 

Um stets auf dem Laufenden zu sein in Fragen der Tierzucht 
ist die Mitgliedschaft bei der „Deutschen Gesellschaft für Züch¬ 
tungskunde“ unerläßlich; zudem bekommt jeder nach und nach 
eine ganz schöne Sammlung züchterischer Schriften aus bester 
Feder. In den Kreisvereinen möge daher der Antrag gestellt 
werden auf womöglich vollzähligen Beitritt. Der Jahresbeitrag be¬ 
trag* ja nur 5 Mark. 

Der nächste Punkt betrifft die Empfehlung der notwendigsten 
Literatur zur Einführung in die Materie: Als kleiner Katechismus 
für die züchterische Praxis und Wissenschaft eignet sich ganz 



vorzüglich W i 1 s d o r f s „Tierzüchtung“, bei Teubner - I 
erschienen zum Preise von 1 Mark, und um die speziell 1 
sehen Verhältnisse kennen zu lernen, ist die Anschaffur 
leider etwas veralteten „Führer durch die bayerische Tier 
von A ttinger-V ogel zu empfehlen, eventuell noch 
nacher’s „Entwicklung der bayerischen Rindviehzuchf 
größere Werke kämen in Betracht die betreffenden von 
nacher und Wilsdorf und endlich die laufenden Ai 
der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde. Daß derei 
bandsorgan, die „Süddeutsche landwirtschaftliche Tierzuct 
den unentbehrlichen Zeitschriften jedes bayerischen Tierarzl 
hört, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. 

Wenn so mit allen Mitteln darnach gestrebt wird, der 
ärztlichen Stande eine gründliche, zeitgemäße Ausbildung 
Fragen der Tierzucht zuteil werden zu lassen, wir selbst abe 
stets auf unsere Weiterbildung bedacht sind und mit Lu 
Liebe uns dieser wirklich vaterländischen Sache hingeben 
der praktischen Verwertung unseres Wissens und unser« 
fahrungen zum Ausbau der einheimischen Zucht der Erfolg 
versagt bleiben und wird der Wert tierärztlicher Mitarbei 
entsprechend gewürdigt werden müssen. 


Verein praktischer Tierärzte für den Kreis Niederbf 

Wie in der Pfalz, in Unterfranken und in der Oberpfalz 
auch für Niederbayern ein Verein der nichtbeamteten Ti* 
gegründet, welcher die Vertretung der Interessen derselben 


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ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf \ 
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557 


anderen Ständen in die Hand nehmen soll. Als Vorstand wurde 
gewählt Herr prakt. Tierarzt L e e b in Landshut, als Schriftführer 
Herr prakt. Tierarzt Dr. MUnich in Straubing und als Kassier 
Herr prakt. Tierarzt Stuffler in Pfeffenhausen. 


Kostenfreie Unterrichtskurse. 

für Vorwärtsstrebende zur Erlernung der englischen und französi¬ 
schen Sprache, einfachen und doppelten Buchführung, Wechsel¬ 
lehre, Handelskorrespondenz, Rechnen und Stenographie finden 
in diesem Semester an der Berliner Handelsschule Reil statt. 
Auswärtige erhalten den Unterricht nach genauer Anleitung schrift¬ 
lich. Freie Wahl der einzelnen Fächer. Kostenfreie Überwachung 
aller Arbeiten durch tüchtige Fachlehrer. Am Schluß eines jeden 
Faches ist eine Prüfung, worauf die Schüler ein Zeugnis erhalten. 
Die zum Unterricht nötigen Lehrmittel hat sich jeder Teilnehmer 
selbst zu beschaffen. Weitere Kosten als Porto entstehen nicht. 
Anfragen, unter Beifügung des Portos, sind an das Sekretariat 
der Handelsschule Reil (Inhaber G. Jahn), Berlin W., Bülow- 
straße 29, zu richten. 



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„ . . Über 300 Kühe mit Bissulin behandelt . . . 
sämtlich mit gleichem Erfolg.“ „ . . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach Bissulin aufgetreten.“ „. . Ver¬ 
kalben ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben 
normal gekalbt.“ Her], Tieritrztl. Wochenschrift 1908, Nr. 16. 

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geliefert. Literatur kostenfrei durch 

H. Tr ommsdorff, chem. Fabrik, Aachen 54. 


Mit einer Beilage von H. Hauptner, Instrumenten¬ 
fabrik für Tiermedizin und Tierzucht, Berlin, welche w r ir 
besonderer Beachtung empfehlen. 




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Lehrbuch der Fleischhygiene mit besonderer BerücksSchtigu 
Schlachtvieh» und Fleischbeschau. Von Geh. Medizin! 
Dr. Richard Edelmann, Professor an der Tierärz 
Hochschule Dresden. Dritte, unbearbeitete Auflage in 
Farbentafeln und 221 Textabbildungen. Jena 1914. Verl 
Gustav Fischer. Preis brosch. 13 Mk., geh. 14 Mk. 

Der Inhalt des vorstehenden Werkes zerfällt in folge 
Kapitel: 1. Herkunft und Gewinnung der Fleischnahrung, 2 
phologie und Chemie der Gewebe und Organe der Schlad 
3. Verarbeitung und Konservierung des Fleisches, 4. Gese 
Grundlage, 5. Organisation und Ausführung der Schlachtvie 
Fleischbeschau, 6. die Entscheidungen der Fleischbeschau« 
die Behandlung des beschlagnahmten Fleisches, 7. Die abr 
Zustände und Krankheiten der Schlachttiere, 8. Die postim 
Veränderungen, 9. Untersuchung und Beurteilung von zi 


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559 


tetem und konserviertem Fleische, sowie von Geflügel, Wildbret, 
Fischen, Amphibien, Krusten- und Weichtieren, 10. Fleischvergif¬ 
tungen, 11. Geschichte der Fleischhygiene und 12. Schlacht- und 
Viehhöfe. 

Fast alle Kapitel wurden vom Verf. umgearbeitet und zum 
Teil neubearbeitet. Vollständige Neubearbeitung erfuhren die wich¬ 
tigen Kapitel über die Untersuchung und Beurteilung von zube¬ 
reitetem und konserviertem Fleisch und des nicht von Fleisch¬ 
tieren stammenden Fleisches (Wildbret, Geflügel etc.). Alle neuen 
Erscheinungen auf dem Gebiete der einschlägigen Literatur wur¬ 
den voll berücksichtigt. Die Textabbildungen, deren die neue Auf¬ 
lage 20 mehr als die letzte zählt, sind vorzüglich, desgleichen die 
3 neu eingefügten Farbentafeln. Die neue Auflage des vortreff¬ 
lichen, auch buchhändlerisch sehr gut ausgestatteten Werkes be¬ 
deutet wiederum eine wesentliche Förderung der Fleischhygiene 
und verdient nicht nur für Praktiker, sondern auch für Studierende 
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Personalien. 

Auszeichnungen: Dem Gebeimen Rat Professor Dr. 
berger, Rektor der Tierärztlichen Hochschule Dresden 
das Komturkreuz II. Klasse des Sächsischen Verdienstord« 
liehen; Paul Mayer, Oberamtstierarzt a. D. in Kirchhe 
Teck (Württemberg) erhielt das Ritterkreuz II. Klasse dei 
terobergischen Friedrichsordens; der K. Regierungs- und Yete 
Dr. Nopitsch-München wurde zum Ehrenmitglied des 
verbandes für Glan-Donnersberger-Vieh in der Pfalz ernanr 

Niedergelassen: Tierarzt Joseph II ayd n-Pass au in Tr 
(Niederbayern). 

Approbiert: in Gießen: Herr Richard Limberger-Scl 
in München: die Herren Richard Abelein-München, 
Christl-München, August Lang-Ze 11 (Baden), Adolf Le 
St. Stephan (Schweiz). 

Promoviert: in Berlin von der Tierärztlichen Hocl 
Friedrich Pa ul-Berlin, Bruno Kahnert-Berlin, 
Offermann-Königsbrück (Sachsen), Richard Puff-I 
ErnstRühl-Berlin, Kurt Schoeps -Berlin, Hugo Wald 
Berlin. 

Gestorben: Geheimer Oberregierungsrat Dr. Dam! 
Professor a. D., Hannover. 


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(früher: Tierärztliches Wochenblatt nnl Wochenschrift für Tierheilltnnäe und Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Brust, Kgl. Bezirkstierarzt 
an der veterinärpolizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hocli- 
stetter, technischer Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent 
des Kriegsministeriums, Dr. Nopitscli, Regierungs- und Veterinärrat 
bei der Kgl. Landgestütsverwaltung, Oberregierungsrat Prills, tier¬ 
ärztlicher Referent im Kgl. Staatsministerium d.I., sowie des Landes- 
ansschnsses der tierärztliehen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 16. Juni 1914. Nr. 24. 


Inhalt: Originalartikel. Ilimmelstoß: Verbreitung des Milzbrandes durch Ger¬ 
bereien: Kreutzer: Knötcheuseuche-Bekämpfung. Hamberger: Metastatischer 

Tumor in der Bauchhöhle eines Pferdes. Schmitt: Rauch- bezw. Gasvergiftung. 
Will: Miliartuberkulose beim Pferd. — Referate Heydt: Zur Diagnose der Kopf¬ 
krankheit der Pferde in Württemberg. Fröhuer: Schwefelkohlenstoff gegen 
Gastruslarven beim Pferd. Hapala: Beitrag zur modernen Brustseuehebehandlung 
bei Pferden mittels Neosalvarsan. Fröhuer: Kalomelvergiftung beim Pferd. 
Meader: Ein Fall von Dystokie bei einer Stute. Vroemen: Geburt eines mon¬ 
strösen Kalbes (Thoraco-gastro-schisis, inflexio dorsi et lumbalis, monobrachia). 
Drahn: Die anatomischen Veränderungen des Geschlechtsapparates unserer Haus¬ 
tiere bei der Brunst mit besonderer Berücksichtigung der Hündin. Lange und 
Rimpau : Versuche über die Dampf-Desinfektion von milzbrandhaltigem Material 
bei Einbettung der Sporen in Schmutz u. dergl. — Tier zuchtundTier haitu ng. 
Untersuchungen über die Beeinfliißung des \Vachstums durch die Ernährung. Ma߬ 
nahmen (Körordnungen) zur Förderung der Pferdezucht in den einzelnen deutschen 
Staaten (Schluß). — Verschiedenes. Geh. Oberregierungsrat Professor Dr. 
Pammann t. Tierarzt Eugen Gangloff-Pirmasens f. Kurse für Milchhygiene in 
Düsseldorf. — Bücherschau. — Personalien. 


Verbreitung des Milzbrandes dnreh Gerbereien.*) 

Von Veterinärrat L. Himmelstoß in München. 

Nach dem Abledern bilden sieb durch Zutritt von 
Luft an den Schichten der Fleischteile der Felle Milz¬ 
brandsporen. 

Im Inlande werden die Häute und Felle von Tieren, 
welche an Milzbrand gelitten, unschädlich beseitigt. 

Der deutsche Lederfabrikationsbe¬ 
trieb ist ein ganz* hervorragender Zweig 
der deutschen Industrie und vermag das 
Inland den Bedarf an Fellen nicht zu decken, 


*) Vortrag, gehalten im „Verein Münchener Tierärzte“ am 
26. März 1914. 










562 

weshalb jährlich viele Millionen Felle aus dem Ausl 
— zumeist aus China, Indien, Marokko, Südamerika, 
etc. 1 > — eingeführt werden. Diese ausländischen Felle 
leider nicht selten mit Milzbrandsporen behaftet. 

R e m b o 1 d konnte in dem Staube von ausländis 
Häuten (Wildhäute, Gypse) Milzbrandsporen nachwc 
Pfeiler gelang es die Sporen an der Haut und im St 
nachzuweisen. (Ostertag: Zeitschr. f. Infektionskj 
heiten, 5. Bd., S. 144.) 

Diese und Beobachtungen von v. G r u b e r, H < 
Berka, Althanas, Laubenheimer etc. zeigen 
die Häute aus Ländern, die sich einer weniger guten 
rinärpolizei erfreuen, wie wir, in einem hohen Prozen 
der Fälle Milzbrandsporen enthalten. 

Das Hantieren mit diesen sporenhaltigen F 
schließt eine Gefahr für die Arbeiter in sich. Von d< 
den Jahren 1898 mit 1911 im preußischen Staate an 
brand erkrankten Menschen waren 345 Gerber. 

Mit dem Weichwasser gelangen die Sporen in 
Flußlauf und infizieren gelegentlich der übersch' 
mungen die Weiden und Wiesen, wodurch Haustier 
Milzbrand erkranken. (Vergl. Hilgermann u. M 
mann: Archiv f. Hygiene, 79. Bd., Heft 2 u. 3, S. 17 

Daß Abwässer der Lederfabriken als Überträge] 
Milzbrandes eine Rolle spielen können, haben G o i 
(Italien), Ravenal (Amerika), Houston (Engl 
und Gärtner und D a m m a n n (Deutschland) na< 
wiesen. 

Die Gerber haben vielfach die irrige Ansicht, da 
Milzbrandkeime durch den Äscherprozeß vernichtet wei 
von 10 Angestellten einer Lederfabrik a. d. N., welch 
Milzbrand erkrankten, waren G Arbeiter, welche nui 
geäscherten Fellen zu tun hatten. 

Griglie (Ref. in Berk Tierärztl. Wochenscl 
1896, S. 4G5) konstatierte, daß eine 40 tägige Behänd 
mit Gerbstoffen alle in den Fellen vorhandenen Milzbi 
keime nicht zu vernichten vermochte. 

Im Jahre 1909 sind 4 Arbeiter in Fefllhandlungen 
1 Lederarbeiter außerhalb der Gerberei an Milzbran« 
krankt. Im gleichen Jahre sind erkrankt: 138 Persc 
beschäftigt in landwirtschaftlichen Betrieben, 1 Fleis< 
schauer, 2 Tierärzte, 13 Wasenmeister, 79 Gerber, 2 
soncn in Borsten- und Tierhaarhandlungen, 16 in Roßl 
Spinnereien, 1 Bürstenmacher, 7 Personen bei Güterb 
derung, 1 Müller und 1 Bakteriologe. 



563 


Die Verunreinigung der Flußläufe durch Milzbrand¬ 
sporen ruft zahlreiche Milzbranderkrankungen bei Haus¬ 
tieren hervor. 

Nevermann (Berl. Tierärztil. Wochenschr., 1910, 
S. 454) berichtet, daß sich in K. a. d. N. 4 große Leder¬ 
fabrikationsbetriebe befinden, welche jährlich etwa 20 Mil¬ 
lionen ausländische Schaf- und Ziegenfelle verarbeiten. Er¬ 
krankungen oberhalb dieses Ortes sind nicht bekannt ge¬ 
worden. Innerhalb der letzten 10 Jahre sind 250 Erkran¬ 
kungen bei Rindern vorgekommen. Im Jahre 1909 sind 
beim Arbeiterpersonal 9 Milzbranderkrankungen vorge¬ 
kommen 

In einer Fellprobe wurden Milzbrandkeime nachge¬ 
wiesen. 

Gärtner und Daamann 3 ) berichten: 

In 6 Dörfern des SchmeitaÜes fielen bei einem jähr¬ 
lichen Durchschnitte von 1000 Stück Rindern innerhalb 
12 Jahren 103 Stück an Milzbrand. Im übrigen Teil des 
Regierungsbezirkes bei einem Bestände von 45 876 Rin¬ 
dern nur 138. Im oberen Lauf des Schmeibaches liegt der 
Ort E., woselbst von 18 Gerbereien jährlich 85 000 Stück 
überseeischer Wildbäute verarbeitet werden. Als Ursache 
wird das Tränken des Viehes im Schmeibache und das Füt¬ 
tern von Heu, welches von den durch diesen Bach über¬ 
schwemmten Wiesen stammt, bezeichnet. 

Auch hinsichtlich verschiedener anderer Flüsse be¬ 
steht die Beschuldigung, daß dieselben durch Gerbereien, 
welche ausländische Gipse verarbeiten, mit Milzbrandsporen 
beschickt wurden. 

Nach dem stenographischen Berichte über die Ver¬ 
handlungen der bayerischen Kammer der Abgeordneten 
(Nrn. 239 u. 240) wurde auch gegen eine bayerische Leder¬ 
fabrik die gleiche — von der Fabrik bestrittene — Beschul¬ 
digung erhoben. 

Die Fabrik verarbeitet täglich 2400—3000 meist 
ausländische Ziegenfelle zu Chrom-Glanz-Chevreaux, wozu 
etwas über 100 Arbeiter erforderlich sind. 


*) Über die geographische Verbreitung des Milzbrandes in 
Egypten, Ostindien, Westindien, Nordamerika, Brasilien, Mexiko 
vergL Heusinger: Die Milzbranderkrankungen der Tiere und 
des Menschen. Erlangen, Enk’sche Buchhandlung, 1850. 

2 ) Im Jahre 1910 sind 9 Arbeiter, 1911 4 Arbeiter und 1912 
6 Arbeiter erkrankt. Hilgermann und Marmann: Archiv 
für Hygiene, 79. Bd., Heft 2 u. 3, S. 168. 

*) Arbeiten aus dem Reiehsgesundheitsamte, 25. Bd., S. 416. 



664 


Durch die Abwässer sollen 3 Flußläufe, nämli« 
K. die R. und E., infiziert werden und 65 Rinder von 
brand befallen worden sein. 

Nachweis der Milzbrandkeime durch Agarplatten- 

Tierversuche. 

Es ist nun die Forderung gestellt worden, daß 
mikroskopische Untersuchung der Felle festzustelle 
daß die Ursache der Infektionen die ausländischen 
seien, desgleichen wurde gefordert, daß die rnikrosko 
Untersuchung bei der Einfuhr oder doch wenigstens l 
Einbringung in die Fabriken stattzufinden hätte. 

C i n c a und Stoicesco 4 5 ) gaben folgendes 
fahren an: Ein trockenes Hautstückchen wird abgel 
das Pulver in sterilem Mörser unter Zusatz von Was 
Emulsion verrieben, je 5 Tropfen der Emulsion komn 
mehrere Bouillonröhrehen, die i/o Stunde bei 60—7< 
Wasserbadc zu erwärmen sind; nun werden 10 Ti 
Bouillon in flüssigen Agar übertragen und bei 37 0 
brütet. Die Methode ergab vorzügliche Resultate. 

Dr. S e v c i k 5) macht darauf aufmerksam, da 
Fell nicht gleichmäßig infiziert sein muß, stellenweise 
sich oft nur spärliche, oft gar keine Sporen. S e 
konnte die Methode des Abkratzens nicht zur Anwe: 
bringen, da die Felle durchfeuchtet waren. Er be: 
zwei linsengroße, senkrecht auf die Hautoberfläche r 
einer Schere herausgeschnittene Scheiben aus verschie 
Stellen der Haut. Bei 18 Häuten gelang ihm der kult 
Milzbrandnachweis, bei 10 Häuten gelang der Nac 
nicht, obwohl er in den frischen Häuten Milzbrände] 
mikroskopisch und zum Teil kulturell nachgewiesen. 

Hinsichtlich der Tierversuche, wozu weiße ! 
zur Verwendung kamen, macht er darauf aufmerksan 
Stückchen der milzbrandsporenhaltigen Haut durch 
legen in physiologische Kochsalzlösung zum Schi 
weich gemacht werden müssen und daß die Aufscl 

4 ) Ci neu und Rtoicesco: Bakteriologische Diagnoi 
Milzbrandes mittels Hautkultur. Ref. im Jahresbericht üb 
Leistungen auf dem Gebiete der Veterinärmedizin, Jahrga 
Berlin 1910. S. 38. (Archiva veterinaria, Jahrg. VI. S. 71.) 

5 ) Dr. S e v 6 i k: Experimentelle Beiträge zur Frage de 
Infektion milzbrandsporenhaltiger Häute und Felle. Oste: 
Zeitschr. f. Infoktionskrankh., parasitäre Krankh. u. Hygiei 
Haustiere, 13. Bd., Heft 6 u. 7. 


565 


mungen durch entsprechendes Erwärmen von den vegeta¬ 
tiven pathogenen Keimen (Paratyphus) und von den etwa 
vorhandenen Toxinen (Tetanustoxin) zu befreien sind. 

Die interessanten Versuche führten zu dem Resultate, 
daß durch die Kombination des Kulturverfahrens und der 
Tierimpfung der Nachweis von Milzbrand bei diesen 37 
Versuchen sogar in 95 % der Fälle in den Kontrollproben 
erbracht werden konnte. 

Wenn man nun in Erwägung zieht, daß ein Bakterio¬ 
loge täglich etwa 40 Fälle mittels Kultur und Tierversuch 
untersuchen kann, 'so wären bei einem täglichen Verbrauche 
von 3000 Fellen 75 Bakteriologen notwendig. 

Die gestellte Forderung, die auslän¬ 
dischen Felle bei der Einfuhr oder bei der 
Einbringung in die Fabrik mikroskopisch 
auf Milzbrand-Erreger zu untersuchen, 
dürfte der enormen Kosten wegen nicht 
leicht zu erfüllen sein. 

Weniger Schwierigkeiten als die mikroskopische Unter¬ 
suchung der ausländischen Häute und Felle dürfte die Des¬ 
infektion derselben bereiten. 

Wie der Kgl. Regierungskommissär 6 ) mitgeteilt, ist 
es in jüngster Zeit gelungen, ein Desinfektionsmittel aus¬ 
findig zu machen, welches die Milzbrandkeime auf den 
Häuten vernichtet, ohne die Gerbfähigkeit der Häute zu 
schädigen. Dieses Verdienst gebührt Schattenfroh 7 ). 

Die Zusammensetzung der sogenannten Pickelbeize be¬ 
steht nach der Entschließung des K. B. Staatsministeriums 
des Innern vom 16. September 1912 (Vo g e 1: Vorschriften, 
VII. Bd., S. 39) aus 9 Litern Salzsäure vom spezifischen 
Gewüchte 1,126 (25 %ig des Handels) und 12 Kilo Koch¬ 
salz (reines oder mit Petroleum vergälltes Stein- oder 
Siedesalz) und 100 Litern Wasser. Temperatur 20° C. 

Gegenbauer und Reichel 8 ) sprechen sich 
günstig für das von Schattenfroh zur näutedesinfek- 
tion angegebene Pickelungsverfahren für die Praxis aus, 
obwohl bei der Desinfektion milzbrandinfizierter Häute im 
Großen sich nicht vollkommen vermeiden lasse, daß einige 
wenige lebende Milzbranderreger Zurückbleiben. 


°) Stenograph. Bericht S. 802. 

7 ) S.chattenfroh: Ein unschädliches Desinfektionsver- 
faliren für milzbrandbofallene Häute und Felle. Wiener Klinische 
Wochenschrift, 1911, S. 737. 

8 ) Vergl. Archiv f. Hygiene. 78. Bd., 1., 2. u. 3. Heft. 



566 


Die Kosten für Material belaufen sieb für ein Kilo¬ 
gramm Fell auf 66 Pfennig (0,4.34 kg Salzsäure, 1,050 kg 
Sudsalz und 0,320 kg Kristallsoda). 

Die praktische Erfahrung muß lehren, ob die Picke- 
lung die Qualität der Felle nicht ungünstig beeinflußt und 
ob das fertige Produkt (z. B. Schuhe) an Haltbarkeit nicht 
verloren hat. 

Gius 9) teilte z. B. mit, daß wenn man versucht, 
Ziegenfelle und Borsten mit Formaldehyd-Wasserdampf¬ 
gemisch bei 60 0 C. zu desinfizieren, dieselben unbrauchbar 
werden. 

Regierungsrat W. E i t n e r, emer. Direktor der Leder- 
Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, teilte Dr. Se veik 
mit, daß man bei Manipulationen mit Häuten und Fellen 
die Temperatur von 45 0 C. nicht überschreiten darf, soll 
die weitere Verwendung des Materials nicht in Frage ge¬ 
stellt werden. (Vergl. S e v c i k am angegeb. Orte S. 324, 
Anmerk. z. 1.) 

Zur Desinfektion der Abwässer speziell 
zur Vernichtung der Milzbrandsporen wären bei einem 
Mindestgehalt von 5 °/o für einen Kubikmeter Abwasser 50 
Kilo Chlorkalk nötig. 1 Kilo Chlorkalk kostet 25 Pfennig. 
Da manche Fabriken eine tägliche Abwassermenge von 
mehreren hundert Kubikmetern haben, so würde die Des¬ 
infektion derselben täglich über 1000 Mark betragen. 

Würden jährlich 100 Rinder der Seuche erliegen, so 
würde nach Hilgermann und Marmann 10) der \V ert 
dieser Tiere in keiner Weise den hohen Kosten einer wirk¬ 
samen Abwasserdesinfektion entsprechen. Das wäre ein 
ersetzbarer Schaden, unersetzlich aber ist der Verlust an 
Menschenleben infolge von Milzbrandinfektion, der tief zu 
beklagen ist. 

Es ist auf Entseuchung der Felle in der 
Pi ekel beize das Schwergewicht zu legen. 

Zum Zwecke des Schutzes der Arbeiter haben 
dieselben eigene Kleider und Respiratoren zu tragen. Ar¬ 
beiter, welche Wunden an den Händen haben, sind zum 
Hantieren mit ausländischen Häuten und Fellen nicht zu¬ 
zulassen. Lagerplätze sollen entfernt von Ortschaften sein, 
und dürfen diese Räumlichkeiten nicht zur Aufbewahrung 
von Futter dienen. Die Ballen und Häute sind zur Ver- 

") 0 ins: Uber die Desinfektion von Ziegrenfellen und Borken 
mit Ruinier - Apparat. Ref. im Zentralbl. f. Bakt.. Orig.. Bd. 34, 
Seite J70. 

"0 Archiv f. Hygiene, 70. Bd.. lieft 2 u. 3, S. 255. 



567 


meidung von Staubentwicklung beim Öffnen, Sortieren, 
Einpacken, Verladen, Verarbeiten zu befeuchten. Abfälle 
der Packungen (Strohteile, Stricke, Kehricht etc.) sind zu 
verbrennen. 

Hilgermann und larmann (1. c. Seite 233) 
sprechen den festen Abfällen, welche der Leimbereitung 
dienen, eine besondere Gefahr nicht zu. Dagegen können 
die festen Abfälle, soweit sie bei der Leimfabrikation keine 
Verwendung finden und gleichzeitig mit dem Schlamm der 
Weichkästen und Kalkäscher auf den Dung gelangen und 
später als Dünger verkauft werden, bei ihrer Verwendung 
als solcher eine Verschleppung der Milzbrandsporen und 
damit eine Infektion des Viehes herbeiführen. 

Die Versuche der beiden Autoren hinsichtlich der 
Desinfektion des Düngers ergaben, daß die Sporen sich in 
5 %iger Ätzkalklösung drei Monate, in einer 10 %igen 
zwei Monate und in der 20 bis 30 %igen weniger als einen 
Monat lebensfähig erhielten, und machen die Vorschrift, 
daß die Komposthaufen einen Mindestge¬ 
halt von zirka 20% Ätzkalk haben müssen, 
wovon man sich ja durch Stichproben jederzeit überzeugen 
kann, und daß dieselben vor dem Vertrieb als Dünger 
mindeste ns drei Monate lagern müssen. 

Selbstverständlich dürfen Haare oder sonstige Ab¬ 
fälle von Wildhäuten ohne vorausgegangene Desinfektion 
zum Zwecke der Düngung nicht auf Wiesen gestreut wer¬ 
den, da dieselben wertlos werden; zudem kann die Be¬ 
nützung verseuchter Weideflächen gemäß § 115 der bayer. 
Vollzugsbekanntmachung vom 27. April 1912 bezw. § 103 
der Ausführungsbestimmungen des Bundesrats verboten 
w'erden. (Schluß folgt.) 


KnÖtchensenchebekämpfnng. 

Von Distriktstierarzt Dr. Kreutzer in Murnau. 

Gegen die Knötchenseuche habe ich so ziemlich alle 
Mittel versucht, die es zur Zeit für dieses Leiden gibt. Diese 
vielseitige Anwendung erschwert naturgemäß die Bildung 
eines definitiven Urteils über die einzelnen Mittel. Im 
Großen und Ganzen halte ich dafür, daß alle jene Medika¬ 
mente zu vermeiden sind, die zwar infolge der desinfizieren¬ 
den "Wirkung einen heilenden Einfluß ausüben, aber ander¬ 
seits auch durch Gerbung der Scheidensehleimhäute die Kon¬ 
zeption mehr oder weniger verhindern. Seit einigen Jahren 



568 


liabe ich mich privatim bemüht, hier Abhilfe zu schaffen. In 
der „Münch. Med. Wochenschrift“, 1909, pag. 753, empfiehlt 
N assauer bei Scheidenausfluß, besonders wenn er auf 
infektiöser Basis beruht, die Anwendung von Bolus alba. 
Diese Arbeit veranlaßte mich, auch meinerseits diesbezüg¬ 
liche Versuche anzustellen. Nachdem ich mehrere hundert 
Rinder mit befriedigendem Erfolge behandelt habe, glaube 
ich berechtigt zu sein, dem Präparat, das nebenbei durch 
seine große Billigkeit sich auszeichnet, einen ersten Platz 
in der Therapie der Knötchenseuche anweisen zu dürfen. 
Im Laufe der Jahre habe ich noch kleine, nicht unbedingt 
nötige Zusätze gemacht: So mische ich Natr. bicarbonic. 
im Verhältnis 5:100 (Bolus alba) bei; ich kalkuliere, daß 
dadurch die Konzeptionsfähigkeit der behandelten Tiere 
sich erhöht. Auch gab ich bei besonders hartnäckigen Fällen 
etwas Pyoctanin (oder Methylviolett) 2:100 zu; dabei ist 
zu beachten, daß die Mischung eine sehr innige und gründ¬ 
liche sein muß. 

Die Anwendungsweise ist überaus bequem und ein¬ 
fach : Alle 2—3 Tage wird ein Kaffee- bis Eßlöffel voll 
Pulver in die Scheide des kranken Tieres eingeblasen. An 
der Spitze des Einbläsers ist eine Schutzvorrichtung, z. I?. 
ein gut ausgehöhlter großer Kork, anzubringen, da sonst 
das ungeheuer austrocknende Pulver bei Berührung mit 
dem Scheidensekret zusammenballt, wodurch das Zerstäuben 
verhindert, wird. Bei einiger Übung ist dieser kleine Übel¬ 
stand bald überwunden. Die Konstruktion eines passenden 
Einbläsers ist unschwer; eine Frage ist die, ob sich die¬ 
selbe von» pekuniären Standpunkt empfiehlt, um so mehr, 
als in den meisten Fällen ein jeder Zacherlinpulverbläser 
genügt. 

Ich wiederhole, daß nach meiner Erfahrung und Über¬ 
zeugung Bolus alba ein vorzügliches, billiges und einfaches. 
Mittel gegen den ansteckenden Scheidenkatarrh ist. 


Metastatischer Abzeß in der Bauchhöhle eines Pferdes. 

Von Distriktstierarzt Jlamberger in Penzberg. 

Ein Tjiihriges Pferd kam zur Behandlung mit <lor 
Anamnese, daß es während der Mahlzeit plötzlich leichto 
ITnruheerscheinungen zeige, sich dann lege, im Liegen 
einige Zeit ruhig verhalte, dann wieder aufstehe und weit<*r 
fresse; diese Erscheinungen wiederholen sich mehrmals 
während des Fressens; im übrigen sei am Tiere nic*lits 



569 


Krankhaftes zu bemerken. Die Untersuchung ergab nor¬ 
male Temperatur, Puls und Atmung, nur die peristaltischen 
Bewegungen des Darmes waren abnorm gering. Auf ein 
Laxans (Aloepille) trat Besserung ein,- die dann 10 Tage 
anhielt; nun kamen die Unruheerscheinungen, Freßunlusf 
etc. in verstärktem Maße. Durch eine manuelle Unter¬ 
suchung per anum war linkerseits ein Tumor in der Größe 
eines Tränkeimers zu fühlen. Ein Druck auf denselben 
löste so großen Schmerz aus, daß sich das Tier mit dem 
Hinterleib auf den Boden niederließ, um sich der Unter¬ 
suchung zu entziehen. Von diesem Tage an wiederholten 
sich die oben angegebenen Krankheitserscheinungen täg¬ 
lich mehrmals. Der Ernährungszustand, bisher sehr gut, 
wurde schlechter, eine Behandlung mit evakuierenden Mit¬ 
teln brachte keine Linderung. Am 15. Tage nach der ersten 
Untersuchung wurde das Tier auf Anraten geschlachtet. 

Bei der Sektion erwiesen sich alle Organe gesund, 
nur ein Teil des Dünndarms war in einer Länge von 41 cm 
von einer harten, eiförmigen Geschwulstmasse umschlossen. 
Beim Durchschneiden der derben, fibrösen, ca. 5 cm starken 
Kapsel entleerte sich weißgelber, rahmiger, übelriechender 
Eiter in einer Menge von ungefähr 5 Litern. Der die Ge¬ 
schwulst durchziehende Dünndarm war der Länge nach 
fast vollständig in die Abszeßwand eingewachsen, die Darm¬ 
wand stark verdickt, das Lumen des Darmes nur mehr blci- 
stiftstark. Der ganze Tumor dürfte eine auf metastatischem 
W ege (Druse) pathologisch veränderte Gekröslymphdrüse 
gewesen sein. 


Ranch- bezw. Gasvergiftung. 

Von Distriktstierarzt L. Schmitt in Auerbach. 

Bei einem Bauern waren in der Nacht vom 21. auf 
22. Mai von den in einem Stalle untergebrachten 9 Stück 
Kindvieh (6 weibliche und 3 männliche) und 21 Hühnern, 
3 Kühen — davon eine hochträchtig —, 1 Jungrind, sowie 
17 Hennen verendet. Der Bauer hatte im Stalle einen 
Ofen, den er zur Erwärmung des Stalles, sowie zur Zube¬ 
reitung von Futter verwendete. In der Nacht fielen unbe¬ 
merkt glühende Kohlen aus dem Ofen und brachten die 
herumliegenden Holz- und Streuteile in Glut, so daß sie 
einen starken Rauch entwickelten. 

Die übrigen Tiere zeigten folgende Erscheinungen: 
Temperaturen von 37,5—39,0; Atemzüge 30—40; Herz- 



570 


Schläge 68—80, stark pochend; Zittern über dem ganzen 
Körper; Körperoberfläche warm; kurzer, feuchter Husten; 
gespreizte Stellung, nur schwer zu bewegen; Kaubeweg¬ 
ungen und Peristaltik sistiert; In- und Exspiration deutlich 
scharf von pfeifenden Nebengeräuschen begleitet; Freß- 
iust unterdrückt. Die Tiere wurden in die frische Luft ge¬ 
bracht, erhielten Coffein-Injektionen und genasen wieder. 
(Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 


HUllartuberknlose beim Pferd. 

Von Distriktstierarzt Will in Waldkirchen. 

Ein kräftiges 8jähriges Arbeitspferd magerte seit 
Wochen ohne nachweisbare Ursache bei gutem Appetit zu¬ 
sehends ab. Plötzlich zeigten sich die Erscheinungen des 
Dampfes. Die Untersuchung ergab damals einen fieber¬ 
freien Zustand; eine Erkrankung des Herzens war nicht 
nachweisbar, Nasenausfluß bestand nicht. Ein Lungen¬ 
emphysem konnte ebenfalls nicht festgestellt werden. Da¬ 
bei war die Eutteraufnähme sowohl als auch die Ver¬ 
dauung eine normale. Nach zirka 8—10 Tagen stellte sieb 
eine hochgradige Bronchitis mit Fieber (40,0—41,0) ein. 
Die Temperatur ging zwar nach einigen Tagen auf 38,9 
zurück, stieg aber nach 24 Stunden wieder auf über 40 0 C. 
Die Temperatur wechselte nun auf diese Weise mehrere 
Male. Vom Beginne des Fiebers an war die Futteraufnahme 
ganz sistiert, auch in den temperaturniedrigeren Zeiten. Da 
ich einen unheilbaren inneren, organischen Fehler ver¬ 
mutete, ließ ich das Pferd töten. 

Die Sektion ergab akute Miliartuberkulose der Lunge, 
ferner fanden sich in der Milz ca. 10 hirsekorn- bis erbsen¬ 
große tuberkulöse Abszesse. (Jahresber. bayer. Tierärzte.) 


Referate. 

Heydt: Zur Diagnose der Kopfkrankheit der Pferde 
in Württemberg. (Deutsche Tierärztl. Wochenschr., Nr. 16, 
1914.) 

Schon seit 100 Jahren spielt in Württemberg die so¬ 
genannte Kopfkrankheit der Pferde eine nicht unbedeu¬ 
tende Bolle, insbesondere auf der schwäbischen Alb. Von 
den meisten Autoren wird sie für identisch gehalten mit 
der Borna’schen Krankheit. Hiebei stützte man sich auf 



571 


den gleichartigen klinischen, anatomischen und bakterio¬ 
logischen Befund. Letzterem kommt aber keine ausschlag¬ 
gebende Bedeutung zu, da die Differenzierung der Borna- 
Kokken noch nicht einwandfrei gelungen ist und sich der¬ 
artige Kokken nach Christiane auch bei anderen Ge¬ 
ll irnkrankheiten finden. J o e s t und Degen konnten 
histologisch ganz bestimmte, für die Borna’sche Krankheit 
charakteristische Veränderungen nachweisen; eigenartige 
Infiltrationen in einzelnen Hirnteilen, sowie färberisch dif¬ 
ferenzierbare Körperchen in Ganglienzellkernen (Chlamy- 
dozoen). Den gleichen histologischen Befund erhielt Ver¬ 
fasser bei Untersuchung der Gehirne von 2 an Kopfkrank¬ 
heit verendeten Pferden. Damit dürfte die Übereinstim¬ 
mung der „Kopfkrankheit“ mit der Borna’schen Krankheit 
erwiesen sein. L i n d n e r. 


Prof. Dr. F r ö h n e r: Schwefelkohlenstoff gegen 
Gastruslarven beim Pferd. (Monatshefte f. prakt. Tierheil¬ 
kunde, 25. Bd., 3./4. Heft.) 

3 Pferde erhielten als Mittel gegen Gastruslarven 
Schwefelkohlenstoff in Kapseln. Tags vorher bekamen sie 
20,0 Aloeextrakt. Es wurden 4 Kapseln ä 10 g Schwefel¬ 
kohlenstoff jedem Pferde in einstündigen Pausen hinter¬ 
einander eingegeben. 

Der Erfolg war befriedigend. Unangenehme Neben¬ 
wirkungen (Kolik, Schwanken, Koma, Polyurie, Speicheln 
etc.) w’aren nicht zu bemerken. Die Tiere blieben reaktions- 
lo.s und konnten nach 3 Tagen als geheilt entlassen werden. 


Prof. Dr. Pröhner: Kalomelvergiftung beim Pferd. 

(Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde, 25. Bd., 3./4. Heft.) 

Ein lOjähriges Wagenpferd bekam 16,0 Kalomel inner¬ 
halb 3 Tagen gegen Kolik. Am 5. Tage war der Harn 
blutig, herrührend von einer hämorrhagischen Nephritis. 
Nach 3 Tagen Besserung, hierauf Eintritt einer mehrere 
Tage andauernden Polyurie. Nach 14 Tagen trat Heilung 
ein. — 

Die Maximaldosis des Kalomels (8,0) darf selbst bei 
großen Pferden nicht rasch hintereinander wiederholt 
werden. 



572 


Obertierarzt J o h. H a p a I a, 6. Dragoner-Regt. in 
Przemysl: Beitrag zur modernen Brustseuchebehandlung 
bei Pferden mittels Neosalvarsan. (Tierärztl. Zentralblatt, 
1914, Nr. 6.) 

Ein 12jähriger Wallach erkrankte an Brustseuche. 
Am 5. Tage zeigte das Pferd stoßweises Atmen, 75 Pulse, 
39,7 0 C. Temperatur, über zwei Drittel der Höhe des 
Brustkorbes erstreckte sich eine horizontale Dämpfung. 
Linkerseits erfolgte der Bruststich. Es wurden im Verlauf 
von % Stunden 43 Liter Exsudat entfernt. Das Pferd 
atmete zwar leichter, war aber so matt, daß die Neo- 
salvarsan-Impfung auf den nächsten Tag verschoben werden 
mußte. 

An diesem Tag wurden 4,5 Gramm Neosalvarsan in 
physiologischer Kochsalzlösung intravenös injiziert. Tags 
darauf wurde rechts der Bruststich ausgeführt, da die 
Dämpfung wieder gestiegen war. Entleert wurden auf 
dieser Seite 15 Liter Exsudat. Von dieser Zeit ab besserte 
sich der Zustand des Pferdes zusehends. Die Freßlust 
kehrte zurück, die Ödeme verschwanden und schon nach 
9 Tagen konnte das Pferd wieder spazieren geführt wurden. 

Bei zwei weiteren Fällen konnte Verfasser die gleich 
günstige Wirkung des Mittels wahrnehmen. 


D. J. Meader-Selma (Ala.): Ein Fall von Dys¬ 
tokie bei einer Stute. (American veterinär. Review, 1913. 
Bd. 42, Nr. 4, und Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, Nr. 8, 
1914.) 

Der Fötus hatte eine dorsosakrale Lage. Die beiden 
Vorderfüße befanden sich in der Vagina. Die Ursache 
dieser Schwergeburt bestand in einer rechtsseitigen Dreh¬ 
ung des Kopfes und Halses. Nach Berichtigung der Lage 
kam ein lebendes, schwaches Fohlen zur Welt. Die Nach¬ 
geburt ging erst am nächsten Morgen nach einer sub¬ 
kutanen Strychnin-Injektion ab. Die Stute und das Fohlen 
blieben gesund. 


K. J. Vroemen: Geburt eines monströsen Kalbes 
(Thoraco - gastro - schisis, inflexio dorsi et lumbalis, mono- 
brachia). (Tijdschrift voor Veeartsenijkunde, 40. Deel, Afl 
voring 21, 1913, und Deutsche Tierärztl. Wochenschr., Nr. 
1914.) 

Das Kalb stammte von einer alten, mageren KuR. 
Brust und Bauch waren offen, linkes Vorderbein und das 


o cc 



573 


Brustbein fehlten. An der Lendengegend war das Rück¬ 
grat tief eingebogen, über diese Einbiegung verlief ein 
stark gespannter Hautstrang von der Dicke einer Hand 
und von cm Breite. Das rechte Vorder- und Hinterbein 
waren stark seitwärts abgebogen. Die ganze Mißgeburt 
war nur teilweise von Haut bedeckt. 

Ohler. 


Dr. Drahn: Die anatomischen Veränderungen des 
Geschlechtsapparates unserer Haustiere bei der Brunst mit 
besonderer Berücksichtigung der Hündin. (Dissertation aus 
dem anatomischen Institut der Tierärztl. Hochschule Han¬ 
nover. 1913.) 

Verf. bringt in seiner wertvollen Arbeit zunächst eine 
Zusammenstellung der Literatur über Ovulation u. Brunst 
bezw. Menstruation in ihren wechselseitigen Beziehungen, 
über den Bau der ruhenden ITterusschleimhaut beim Men¬ 
schen und bei Tieren, dann über die Veränderungen der 
ITterusschleimhaut bei der Brunst der Tiere resp. der Men¬ 
struation des Menschen. Der Hauptinhalt der Dissertation 
behandelt eigene Untersuchungen, welche I). bei der 
Hündin anstellte. 

Die Ergebnisse der eingehenden, sorgsam ausgeführten 
Untersuchungen faßt Verf. in folgende Thesen zusammen: 

I. 

1. Die Ruptur reifer Follikel erfolgt bei der Hündin 
nicht, zu gleicher Zeit, sondern kurz nacheinander. — 
2. Auch bei der II ü n d i n b r a u c h t w ä li r e n d 
d e r Brunst keine O v u 1 a t i o n s t a t t z u f i n <1 e n. 

II. 

A. 3. Der Bau der Uropria mucosae am Uterus der 
ITündin ist individuell verschieden: manchmal ist er vor¬ 
wiegend retikulär, manchmal vorwiegend fibrillär. Auch 
an ein und demselben Uterus braucht die Struktur der 
Propria mucosae nicht überall die gleiche zu sein: es 
können größere Schleimhautbezirke einen rein fibrillären 
Charakter, andere desselben Uterus einen mehr retikulären 
Charakter tragen. — 4. Das Alter der Hündin ist für die 
mehr oder minder starke filfrilläre Ausbildung des Stromas, 
nicht maßgebend. — 5. Elastische Fasern kommen nicht 
immer im Stroma der Uterussehleimhaut der Hündin vor. 
Sind sie anwesend, so verlaufen sie nur in dem fibrillären, 




574 

nie in dem retikulären Bezirke. Sie bilden öfter um die 
Drüsen feine Geflechte. 

B. 6. Während der Brunst findet sich oft bei der 
Hündin am Cervixepithel eine ausgedehnte Schleimpro¬ 
duktion. 7. Das Oberfläehenepithel der Uterusschleimhaut 
der Hündin ist zur Zeit der Brunst zylindrisch und viel 
höher als in der Ruheperiode; es ist aber meist niedriger 
als das Drüsenepithel während der Brunst. — 8. Während 
der Brunst der Hündin produziert das Oberflächenepithel 
der Schleimhaut des Corpus und der Hörner Schleim in 
der Weise, daß eine Reihe Epithelzellen schleimig degene¬ 
riert. Diese Zellen werden auch in größeren Mengen ab¬ 
gestoßen. — 9. Das Auftreten und die Ausbildung der sog. 
Krypten in der Uterusschleimhaut brünstiger Hündinnen 
ist individuell sehr verschieden. — 10. Während der Brunst 
der Hündin vergrößern sich die Uterindrüsen, hierbei gehen 
sie stärkere Windungen und Schlängelungen ein. — 11. Die 
mehr oder weniger starke Ausbildung der Uterindrüsen 
während der Brunst der Hündin ist individuell verschie¬ 
den. — 12. Die Drüsenepithelien hypertrophieren während 
der Brunst sehr stark. — 13. Viele Bindegewebszellen der 
Propria inucosae uteri werden während der Brunst der 
Hündin, besonders im oberen Drittel der Schleimhaut, 
protoplasmareicher. — 14. Während der Brunst der Hündin 
wird die Propria mucosae uteri stärker durchfeuchtet und 
schwillt dementsprechend an; dieses geschieht um so stär¬ 
ker, je lockerer die Propria gebaut ist. — 15. Das Produkt 
der Uterindrüsen brünstiger Hündinnen ist einesteils 
wirklicher Schleim; andernteils ist es ein 
„eosinophiles“ Sekret, das aus dem G e webs¬ 
safte der Propria besteht, der in die Drüsen 
eindringt. — 16. Die Blutgefäße erscheinen in der 
Uterusschleimhaut brünstiger Hündinnen meist vermehrt 
und dann auch hyperämisch. — 17. Häufig findet während 
der Brunst der Hündin eine kapilläre Blutung in das Oa- 
vum uteri hinein statt, die durch geringere oder stärkere 
Abstoßung von Oberflächenepithel bedingt wird. — 18. Blu¬ 
tungen in das Stroma hinein, die aber nicht immer Vor¬ 
kommen, erfolgen meist im oberen Drittel der Schleim¬ 
haut. — 19. Bei der Brunst der Hündin kommen im Uterus 
häufig umfangreichere Zerstörungen der Schleimhautober- 
lläclie vor. — 20. Die einzelnen Brunstphasen am Uterus 
der Hündin gehen ganz allmählich ineinander über. 



575 


Lange und Rimpau: Versuche über die Dampf- 
Desinfektion von milzbrandhaltigem Material bei Ein¬ 
bettung der Sporen in Schmutz u. dergl. (Fortschritte der 
Medizin, Nr. 21, 1914.) 

L. und R. konstatierten, daß die Milzbrandsporen bei 
einer genau nach den für Roßhaarspinnereien erlassenen 
Vorschriften ausgeführten Dampfdesinfektion vernichtet 
wurden, obwohl sie die Bedingungen für die Abtötung ab¬ 
sichtlich außerordentlich schwierig gestalteten. 

Durch Einbettung in dicke Schmutzschichten wird 
der Dampfzutritt zwar etwas erschwert — die Wärme 
kann sich nur auf dem langsameren Wege der Wärme¬ 
leitung fortpflanzen —, aber diese Verzögerung, die übri¬ 
gens höchstens nur eine Zeitdauer von wenigen Minuten 
betragen kann, reicht bei der vorgeschriebenen ^ständigen 
Dauer der Desinfektion nicht aus, um die Abtötung der 
Sporen in Frage zu stellen und damit den Erfolg des Ver¬ 
fahrens zu verhindern. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Untersuchungen über die Beeinflussung des Wachstums 
durch die Ernährung. 

Dr. Aron beobachtete, nach einem in Nr. 21, 1914, 
der „Mediz. Klinik“ veröffentlichten Artikel, bei jungen 
Hunden und Ratten, die mit einem zweckmäßigen Niilir- 
gemisch so knapp ernährt wurden, daß sie ihr Gewicht 
verringerten oder doch nur wenig Zunahmen, folgendes: 

Der Wachstumsprozeß stockt nicht ganz, das Skelett 
in erster Linie vermehrt seine Masse, während Fett und 
Eiweiß eingeschmolzen werden; von inneren Organen 
nehmen nur Gehirn und männliche Geschlechtsorgane zu. 
Bei unterernährten Säuglingen bleibt in ganz ähnlicher 
Weise das Längenwachstum nicht so zurück wie das Ge¬ 
wicht. (Dissoziation des Gewichts- und Längenwachstums.) 
Vorübergehende, beziehungsweise kurzdauerndeHemmungen 
des Gewichtswachstums bedeuten keine wesentliche Alte¬ 
ration; dauern aber die Perioden länger, so bleiben die 
Tiere auch in der Größe hinter ihren normal ernährten 
Geschwistern zurück. 

Zur Feststellung, wie weit derartige Tiere das in 
der Jugend infolge Unterernährung Versäumte später naeh- 
holen können und wie weit derartige Tiere in ihrer Ent¬ 
wicklung beeinflußt werden, wurde ein Teil solange durch 



576 


Unterernährung gehemmt, bis die normal ernährten Ge¬ 
schwister viel weiter, ja voll entwickelt waren oder gar 
Junge geworfen hatten. In allen Fällen, auch bei der am 
längsten durchgeführten Wachstumshemmung, wuchsen die 
Tiere wieder, als sie wieder auf gefüttert wurden — also 
kein Erlöschen des Wachstumstriebes, auch wenn die voll 
entwickelten Geschwister diese physiologische Fähigkeit 
schon verloren hatten, kein spezifischer Zusammenhang 
zwischen Wachstumsfähigkeit und Jugend. Erstreckt sich 
die Wachstumshemmung nicht über die ganze Jugendzeit 
(bei Ratten bis zu 150 Tagen), so sind Gewicht und Größe 
noch in normaler Weise erreicht, dauert sie zu lange, so 
kann das Versäumte nicht restlos nachgeholt werden. 

Versuche über den Einfluß des Fehlens gewisser 
qualitativer Bestandteile der Nahrung, speziell des Ei¬ 
weißes, ergaben ganz ähnliche Resultate, auch hier keine 
völlige Unterdrückung der Wachstumsfähigkeit, wenn auch 
die in der Jugendzeit eiweißarm ernährten Tiere Gewicht 
und Größe der andern normal ernährten Tiere nicht zu 
erreichen vermögen; es scheint die eiweißarme Kost einen 
dcletäreren Einfluß auszuüben als die quantitativ knappe. 

A. 


Maßnahmen (Körordnungen) zur Förderung der Pferde¬ 
zucht in den einzelnen deutschen Staaten. 

Mitgeteilt von Dr. Nopit sch. 

(Schluß.) 

In Bayern war die Verwendung von Beschälhengsten zur 
Zucht während der Zeit von 1818—1874 von vorgängiger kormnis- 
sioneller Untersuchung der Hengste und Ausstellung eines Er¬ 
laubnisscheines abhängig. Übertretungen der Vorschriften über 
die Approbation waren durch die Polizeistrafgesetzbücher vom 
Jahre 18(11 und 1871 mit Strafe bedroht. Nachdem jedoch die fer¬ 
nere Gültigkeit des Art. 148 des Polizeistrafgesetzbuches vom 
2(1. Dezember 1871 durch die 1 und 6 der deutschen Gewerbe¬ 
ordnung in Frage gestellt war, beschränkte sich die revidierte 
Landgestütsordnung vom 1(1. September 1878 darauf, in ihrem § 13 
die Einführung von sogenannten Körordnungen für den Fall des 
Bedarfes vorzubehalten. 

Mit Beginn des Jahres 1874 hörte demnach die Hengst-Appro¬ 
bation in den diesrheinischen 7 Regierungsbezirken auf. Tn der 
Pfalz dagegen blieb dieselbe auf Grund der Verordnung vom 
1(5. September 18(14. den Betrieb des Privatbeschälgeschäftes im 
Regierungsbezirke der Pfalz betreffend, auch ferner in Wirk¬ 
samkeit. 

In den diesrheinischen Regierungsbezirken trat fast unmittel¬ 
bar nach dem Aufhören der Approbation das Bedürfnis der Wieder¬ 
einführung derselben auf gesetzlichem Wege hervor. Es war un- 



5 11 


zweifelhaft, daß seit der Freigabe des Beschälgeschäfts das Zucht¬ 
material an Zuchtwert bedeutend abgenommen hatte. Von den 
1879 in gewerbsmäßiger Verwendung befindlichen 829 Privat¬ 
hengsten konnten beispielsweise nur 830 als den normalen An¬ 
forderungen an die Zucht entsprechend betrachtet werden. 

Es wurde demzufolge am 26. März 1887 das gegenwärtig be¬ 
stehende Gesetz erlassen und die Körordnung wieder für den 
ganzen Umfang des Königreichs Bayern eingeführt. 

Was die einzelnen Körordnungen in den verschiedenen 
Staaten selbst anbelangt, so unterscheidet sich diejenige für Ost¬ 
preußen wesentlich von allen anderen. Während überall der Kör¬ 
zwang im Wege der Polizeiverordnung oder des Gesetzes einge¬ 
führt ist, hängt in Ostpreußen die Einführung derselben davon ab, 
ob die einzelnen Kreise die Kosten übernehmen. Tatsächlich haben 
sich von 35 Kreisen gegenwärtig nur 10 hiezu bereit erklärt. Durch 
die Tätigkeit der Ostpreußischen Stutbuch-Gesellschaft mag eine 
Körordnung namentlich für den Regierungsbezirk Gumbinnen als 
überflüssig erscheinen, ob eine solche aber für die Zukunft bei 
dem immer zahlreicheren Eindringen kaltblütiger Hengste in das 
Zuchtgebiet des Warmblutes wird entbehrt werden können, muß 
die Zukunft lehren. 

Schleswig-Holstein, Bayern und Württemberg schreiben vor, 
daß das Beschällokal so angelegt sein muß, daß es dem Publikum 
den Anblick des Beschälbetriebes nicht gestattet. 

Während bei dem weitaus größten Teil der Körordnungen 
das Bedecken im Umherziehen (llengstreiterei, Gauritt) ausdrück¬ 
lich verboten ist und das Aufstellen der Hengste auf anderen Sta¬ 
tionen als bei der Ankörung festgesetzt, teilweise mit recht großen 
Schwierigkeiten verbunden ist, wird der sogenannte Gauritt in 
Bayern und Baden, wenn auch nur bedingungsweise, gestattet. 

Was die Befugnisse der zu den Körkommissionen beigezogenen 
Tierärzte betrifft, so nehmen solche nur mit beratender Stimme 
teil in den preußischen Provinzen: Ostpreußen. Westpreußen. 
Brandenburg, Pommern, Posen, Sachsen (hier kann ein beamteter 
oder approbierter Tierarzt auch Mitglied der Körkommission sein, 
wie dies in Erfurt der Fall ist), Schleswig - Holstein, Hannover, 
Westfalen und Rheinland, sodann in den Großherzogtümern 
Sachsen-Weimar und Oldenburg, Herzogtum Braunschweig, bei 
den Freien und Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck. In 
letzteren beiden entscheidet der beigeordnete Tierarzt bei Stimmen¬ 
gleichheit. 

Mit beschließender Stimme nehmen an den Kör-Kom- 
inissionen Tierärzte teil in der Provinz Sachsen, woselbst ein Kreis¬ 
tierarzt Mitglied des Schauamtes ist — in Ermangelung des¬ 
selben tritt an seine Stelle ein aprobierter Tierarzt und wenn 
auch dieser nicht zur Stelle ist, ein wohlerfahrener Kurschmied (1) 
—, sodann in Bayern, Württemberg, Baden, Hohenzollern, 
Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Lippische Fürstentümer (hier 3ind 
2 Tierärzte Mitglieder der Kommission), Herzogtum Sachsen-Alten¬ 
burg, Anhalt und Elsaß-Lothringen. 

In. Hessen ist ein Medizinalrat und ein Medizinalassessor Mit¬ 
glied der Körkommission. 

Literatur: „Die Verbreitung der Pferdeschläge in Deutschland“ 
von Oskar Knipsei, „Das Oldenburger elegante schwere Kutsch¬ 
pferd“ von J. S c h ü ß 1 e r, „Die Bestimmungen über die baye¬ 
rische Pferdezucht“; neu bearbeitet von F. Brett reich.) 



578 


Verschiedenes. 

Geh. Oberregierungsrat Professor Dr. Dainmann f. 

Am 2. Juni verschied in Baden-Baden plötzlich und 
unerwartet an einem Herzschlag der langjährige Direktor 
der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Geheim. Ober¬ 
reg i e r u n g s r a t und Medizinalrat Dr. Karl 
D a m m a n n. 

Uber den Lebenslauf des Verstorbenen brachten wir 
im Jahrgange 1906 dieser Wochenschrift einen ausführ¬ 
lichen Bericht und haben demselben nur noch ergänzend 
anzufügen, daß D a m m a n n am 31. März 1912 nach 31- 
jähriger Tätigkeit als Direktor der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule Hannover in den Buhestand trat. 

D a m m a n n war ein hochintelligenter, tatkräftiger 
Mann, der mit energischem, nimmer ermüdendem Fleiße 
große wissenschaftliche Leistlingen entwickelte und damit 
die tierärztliche Wissenschaft in hohem Maße förderte. 

Nicht weniger war der Verstorbene bestrebt die In¬ 
teressen des tierärztlichen Standes zu heben, wo immer sich 
ihm Gelegenheit hiezu bot. Die Tierärzte sind ihm nach 
beiden Bichtungen zum größten Danke verpflichtet. Das 
Andenken an den illustren Verstorbenen wird denn auch 
in den Kreisen der Tierärzte für alle Zeiten ein dankbar 
ehrendes sein. 


Tierarzt Eugen Gangloff-Pirmasens f. 

Am 20. Mai 1914 verschied nach längerem Leiden, je¬ 
doch plötzlich und unerwartet in Bad Nauheim, wo er 
Heilung von einem schweren Herzleiden suchte, der prak¬ 
tische Tierarzt Eugen Gangloff in Pirmasens. 

Der Verstorbene war in Saarlouis am 22. Mai 1881 
geboren, besuchte dort das humanistische Gymnasium, 
bezog dann die tierärztliche Hochschule in München, an 
welcher er am 14. Mai 1907 die Approbation erhielt. Vom 
1. Oktober 1907 bis 30. September 1908 diente er als Ein¬ 
jährig-Freiwilliger im 4. Chevauleger-Regiment in Augsburg, 
im Oktober 1911 bestand er in München das tierärztliche 
Staatsexamen mit sehr gutem Erfolge. Vom 15. Oktober 
1908 bis 1. Mai 1912 war Gangloff als praktischer Tier¬ 
arzt in Waging (Bezirksamt Laufen, Oberbayern) und seit. 
15. Mai 1912 in Pirmasens tätig. 



579 


Gangloff war ein sehr tüchtiger, fleißiger, gewissen¬ 
hafter und gefälliger Tierarzt von hervorragendemWissen, 
der allgemeines Vertrauen und Ansehen genossen hat. 

Die Beerdigung des Verblichenen, an dessen Bahre 
der hochbetagte Vater, eine trostlose Witwe und zwei un-' 
versorgte Kinder um einen hoffnungsvollen Sohn und liebe¬ 
vollen, treubesorgten Gatten und Vater trauern, fand am 
24. Mai 1914 in Saarlouis statt. Namens des Vereines 
Pfälzischer Tierärzte wurde durch den dortigen Kreistierarzt 
eine Kranzspende niedergelegt. 

Mit Gangloff schied ein allseits geschätzter, dienst¬ 
gefälliger und beliebter Kollege, ein Mann von großer 
Herzensgüte und noblem Charakter nur allzufrüh aus diesem 
Leben, welchem alle, die ihn kannten und mit ihm näher 
verkehrten, ein ehrendes Gedenken stets bewahren werden. 
Möge er in Frieden ruhen! Rabus. 


Kurse für Milchhygiene in Düsseldorf. 

Eine gewiß für zahlreiche Tierärzte willkommene Einrich¬ 
tung hat der Verein für Säuglingsfürsorge im Regierungsbezirk 
Düsseldorf getroffen, indem derselbe in seinem Versuchsstall und 
in den Laboratorien der Akademie für praktische Medizin unter 
Leitung von Prof. Dr. Schloßmann einen Kursus in der Milch¬ 
hygiene in derZeit vom 6. bis 11. Juli 1914 veranstaltet. 
Dieser Kursus ist speziell für Tierärzte bestimmt. Er umfaßt das 
ganze Gebiet in zahlreichen Einzelvorträgen, Übungen und Be¬ 
sichtigungen. Die Spezialvorlesungen über Milchtiere, Transport 
und Verkauf der Milch usw. liegen in den Händen von Professor 
Dr. R i e v e 1 von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover; 
ferner werden speziell polizei-tierärztliche Vorträge mit Demon¬ 
strationen von Polizeitierarzt Dr. Möller in Düsseldorf gehalten 
werden. 

Außer einer Einschreibgebühr von 20 Mark wird ein Honorar 
nicht erhoben'. Genaues Programm ist durch die Geschäftsstelle 
des Vereins für Säuglingsfürsorge im Regierungsbezirk Düssel¬ 
dorf, Düsseldorf, Werstenerstr. 160, kostenlos zu beziehen. 


Bücherschan. 

Die Lehre vom Hufbeschlag. Von Friedrich Guten äckcr, 
Eine Anleitung für die Praxis und die Prüfung, neubearbeitet 
von Prof. Dr. Erwin Moser, Vorstand des Instituts für Huf¬ 
kunde der K. Tierärztl. Hochschule und Leiter der K. Hufbe¬ 
schlagschule in München. Elfte, neu bearbeitete und vermehrte 
Auflage. Mit 310 Abbildungen. Stuttgart, Verlag von Schick¬ 
hardt & Ebner (Konrad Wittwer), 1914. 

Die mustergültige Lehre vom Hufbeschlag jenes trefflichen 
Forschers und Lehrers, des viel zu früh heimgegangenen Miin- 



580 


chener Professors Friedrich Gutenäcker, ist im Jahre 
1910 von dessen Amtsnachfolger Prof. Dr. Moser einer Neube¬ 
arbeitung unterzogen worden und bietet sich heute in der elften 
vermehrten Auflage dar. 

Sowohl die Einteilung wie die Abfassung des Lehrstoffes ist 
•der Schule Moser eigen. Beschlagsarten, die abseits des Weges 
vom Guten und Praktischen liegen, sind unerörtert geblieben. Es 
ist zweifellos ein Genuß, sich in das Werk zu vertiefen. Im Leit¬ 
worte an die, welche Hufschmiede sind, und an die, welche es 
werden wollen, setzt Moser nicht mit Unrecht geistige und kör¬ 
perliche Kraft in vollstem Maße beim Hufschmiede voraus; dem¬ 
entsprechend stellt er in seinem Buche schon Anforderungen an 
das Fassungsvermögen und an die geistigen Fähigkeiten des 
Schmiedes; die Materie des Hufbeschlages ist so eingehend be¬ 
handelt, daß der Studierende der Veterinärmedizin in dem Werke 
ein vorzügliches Lehrbuch neben den Vorlesungen her und zur 
Vorbereitung aufs Examen, der fertige Tierarzt ein gutes Nach¬ 
schlagewerk besitzt. Beim krummen Iluf (Seite 108) vermißt der 
Sachverständige allerdings die neuesten Forschungsergebnisse der 
Dresdener Schule unter Leitung von Prof. Dr. M. Lungwitz, 
auf deren allgemeinem Standpunkt sich vor vielen Jahren bereits 


Zu verkaufen ist 

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Gutenäcker befand, wenngleich er in seinem Lehrbuche über 
Hufbeschlag noch nicht darauf eingegangen ist (persönliche Aus¬ 
sprache). Nebenbei darf ich erwähnen, daß die für das Auge des 
Pferdemannes und Reiters unschönen Bilder Nrn. 80 und 81 zum 
Vorteile des Buches durch solche mit korrekter Haltung von Reiter 
und Pferd zu ersetzen wären. 

Es sei mir gestattet, noch auf die Nomenklatur einzugehen. 
Bekanntlich schweben hierüber seit letzter Zeit unter den Vete¬ 
rinär-Anatomen erneute Verhandlungen. Auch Moser räumt mit 
zwei Ausdrücken auf, die gewiß keinem Sachverständigen je ge¬ 
fallen haben, die aber aus dem Gewohnheitsrechte ihr Dasein ab¬ 
leiteten und an denen vorerst niemand rütteln wollte. So ersetzt 
Moser die ganz falsche Bezeichnung „Fleisch“ für die Hufleder¬ 
haut durch den ganz richtigen Ausdruck „Lederhaut“ und spricht 
von Saum-, Krön-, Wand-, Sohlen-, Strahl - L e d e r h a u t statt 
den bisherigen Ausdrücken: F 1 e i s c h - Saum, Fl.-Krone, Fl.- 
Wand, Fl.-Sohle, Fl.-Strahl. Und statt des Ausdruckes „Stein¬ 
galle“ gebraucht er, wie schon in der vorigen Auflage, das Wort 
„Hornflecken“. Wie glücklich und richtig er das Wort „Leder¬ 
haut“ statt „Fleisch“ gewählt hat, so wenig vermag das Wort 
„Hornflecken“ meines Erachtens den früheren Begriff „Steingalle“ 
zu ersetzen. (Das Wort „Hornflecken“ umfaßt nur einen Teil der 
Steingallen, die sogenannte trockene Steingalle, d. i. die gelben, 
roten, gelb-roten oder blau-roten Flecken im Sohlenwinkel, die 
bereits Gutenäcker vor mehr als einem Vierteljahrhundert in 
semen lichtvollenVorlesungen immer als solche benannt hat. Unter 
„eiternden Hornflecken“ kann man sich keine gute Vorstellung 


..AniistnonnvISn“ (gesetzlich geschützt, dauernd haltbar). Aner- 
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582 


1 


mehr machen und mit dem Ausdrucke „veraltete Hornflecken“ 
wird auf keinen Fall das gesagt, was man unter einer „chronischen 
Steingalle“ früher verstanden hat und womit ein besonderer Nach¬ 
druck auf die ständige Wiederkehr (Rezidive), auf die Verbiegung, 
Schrumpfung und Verwachsung der Fleischblättchen der Fersen¬ 
wand, auf die Bildung von Narbenhorn und auf die das Leiden so 
sehr begünstigende und unterhaltende Lockerung im Aufhänge¬ 
apparate der Ferse gelegt wurde. Mit der Bezeichnung „Horn¬ 
flecken“ wird lediglich der äußerlich sichtbare Folgezustand teil¬ 
weise getroffen, nicht aber Ursache und Art des Gesaratleidens. 
wofür die Einsicht des Hufschmiedes und des Pferdebesitzers ja 
gewonnen werden will. 

Es liegt mir gänzlich ferne, ein abfälliges Urteil hiemit aus¬ 
sprechen oder mit Besserem aufwarten zu wollen; das Interesse 
an der Sache allein ist es, welches mir diesen Punkt wichtig genug 
erscheinen läßt, daß ich die Frage aufzuwerfen wage, ob lediglich 
die Kürze eines Ausdrucks entscheidend sein soll bei der Ände¬ 
rung des gewiß zu verbessernden Namens „Steingalle“. Ich meine 
unmaßgeblichst, diesem Kapitel ließe sich die Überschrift geben: 
„Lederhautentzündung in der Gegend der Fer¬ 
senwand, des Sohlenwinkels und der Eckstrebe“ 
(oder in der hinteren Huf hälfte mit Ausnahme 
des Strahles). 

Für die Ubergangsjahre könnte ja noch in Klammer beige¬ 
fügt werden (früher „Steingalle“ genannt). 

Die Lederhautentzündung in dieser Gegend, durch welche 
letzten Endes eine chronische Veränderung der Hufbeinäste (siehe 




Figur 295) und des Hufknorpels (Verknöcherung und Fistel) her¬ 
vorgerufen wird, ist wohl einer besonderen Erwähnung wert wegen 
der Art ihrer Entstehung, ihres Wesens und ihrer Folgen und 
schließlich auch zum Unterschiede von der „Lederhautent- 
Zündung an der Zehe“ (Rehe). 

Ich bin eben durch den Umstand auf diesen Gedanken gebracht 
worden, daß der geehrte Herr Verfasser für die falsche Bezeich¬ 
nung „Fleisch“ die richtige Bezeichnung „Lederhaut“ eingeführt 
hat. Was lag näher als daran das Wort „Entzündung“ (itis) an¬ 
zuhängen und die Gegend einwandfrei zu benennen? Übrigens 
hat schon Gutenäcker in seinem klassischen Werke über 
Hufkrankheiten 1901 (Seite 188 und 189) den Begriff „Steingalle“ 
in diesem Sinne definiert und auch darauf hingewiesen, daß Pro¬ 
fessor Möller- Berlin früher ebenfalls eine ähnliche Bezeich¬ 
nung vorgeschlagen hat. 

Gutenäcker-Moser’s „Die Lehre vom Hufbeschlag“ 
(11. Auflage), die durch 310 sehr gute Abbildungen erläutert wird und 
auch sonst buchhändlerisch vorzüglich ausgestattet ist, wird hier 
auf das Wärmste empfohlen. G ö b e 1. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dem Oberstabsveterinär Dr. Si gl-München 
wurde das Ritterkreuz 1. Kl. des Ordens Heinrich des Löwen verliehen. 

Ernannt: Der mit der A^ersehung der Stelle des Direktors der 
veterinärpolizeilichen Anstalt betraute Bezirkstierarzt Dr. med. vet. 
AYilhelm Ernst wurde zum Direktor der genannten Anstalt in 




Gegen Scheidenkatarrh: 

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584 


Schleißheim mit seinem bisherigen Range ernannt, der Tierzucht¬ 
inspektor und Bezirkstierarzt außer dem Stande Rob. Nik. Döttl 
zum Bezirkstierarzt in Staffelstein, der Assistent am Patholog. Insti¬ 
tut und der Seuchenversuchsstation der Tierärztlichen Hochschule 
in München Dr. med. vet. Herrn. Hofer zum 1. Assistenten der 
veterinärpolizeilichen Anstalt in Schleißheim; zum bezirkstierärzt¬ 
lichen Assistenten in Meßkirch Dr. Adolf Bitterich-Meßkirch. 

Approbiert: in Dresden: die Herren Arthur Karl Hesse-Pirna, 
Alfred Karl Kari sch-Sporbitz, Georg Rudolf M i ri s ch - Elstra; 
in Hannover: die Herren Friedrich Bösch-Sprenge, Franz Adolf 
Wilhelm Cordes-Warendorf, Friedrich Julius Adolf Kramer- 
Celle; in München: Franz Haupt-Schwörsheim, Joseph 
Leberich-Gundelfingen, Rudolf Stetter-Burgau. 

Promoviert: in Berlin von der Tierärztlichen Hochschule Max 
Gaul-Gerswalde, Willy Krause-Berlin, Joseph Kuller- 
Berlin, Ernst Scheffrahn-Marienburg; von der Tierärztlichen 
Hochschule Hannover: Franz Herwald-Lichtenau, Alfred 
Hoffmann-Ziegenhalt, Wilhelm Mogk-Hannover, Franz 
Nußbaum-Holweide, Paul Prüßinann-Stettin, Rudolf 
Uebbert-Bork. 


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Indikat.: Narben, Verdickungen, Ver¬ 
härtungen, Tendinitis, Tendovagd- 
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Indikat.: Aktinomykose, Dämpfigkeit, 
Pneumonie, sept. Prozesse, Tetanus. 

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Indikat.: Eiternde Wunden, Maul- und 
Klauenseuche, Scheidenkatarrb. 

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Indikat.: Diarrhöen, Kälberruhr, Ober¬ 
flächen wun den, Satteldruck, Ketten¬ 
hang. 

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weiblicher Zuchttiere. 


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besonderer Beachtung empfehlen. 

Druck vod .!. Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegerscbe 
Uoiversitütsbuchhandluug, München, Odeonsplaiz 2, 



















(früher: Tierärstliches WocMDlatt and WoclenscMt für Tierheilkunde and Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeiliehen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlebrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Hopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Präls, tierärztlicher Referent 
im Kgl. Staatsministerium d. I., sowie des Landegausschnsses 
der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 23. Juni 1914. Nr. 25. 


Inhalt: Abonnements-Einladung. Originalartikel. Himmelstoß: Verbreitung des 
Milzbrandes durch Gerbereien. Harder: Schwere Verletzung bei einem Pferde. 
Referate: Wedernann: Über die Schardiuger’sche Formaldehyd-Methylenblau- 
Reaktion, sowie einige andero Ferment-Reaktionen der Ziegenmilch. Schlegel: 
Tätigkeit des tierhygienischen Instituts in Freiburg i. Br. im Jahre 1913. Gmach: 
Ein Fall von Leukämie beim Schweine. — Tierzucht und Tierhaltung. 
Das englische Derby. Milchleistung der Pinzgauer in Obersteiermark. — Ver¬ 
schiedenes: Neue Trichiuose-BTkrankungen. Landesausschuß der tierärztlichen 
Kreisvereine Bayerns. Trauerfeicr zu Ehren des Geheimrates Dammann. Der 
Schweizer Dr. med. vet. ira preußischen Abgeordnetenhaus©. Veterinärinstitut in 
Dorpat* Tierärztlicher Kongreß in London. X. Tierärztlicher;Weltkongreß, London 
2. bis 8. August 1914. Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 30. Mai 
1914. — Personalien. < 


-A-Toonaaeasaents-IEZ in.la-d.uun.g'. 

Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochenschrift 
durch die Post beziehen, geht mit der nächsten Nummer 
das Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unter 
brechungen in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonne¬ 
ment für das II. Semester 1914 bei der nächsten Postanstalt 
baldigst zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amt¬ 
lichen Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern 
unter Nr. 863, in der Preisliste des Reichsgebietes unter 
Nr. 8252, für Österreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 
Abonnementspreis bei Bezug durch die Post halbjährig 
5 »W. Im Buchhandel zu beziehen durch die M. Rieger’- 
sche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 












586 




Verbreitung des Milzbrandes durch Gerbereien. 

Von Veterinärrat L. Himmel stoß in München. 

(Schluß.) 

Die Schutz- und Heilimpfung kann als 
Kampfmittel in endemischen Milzbrandgebieten nicht ent 
behrt werden 11 ). 

Sind die Wiesen und Weiden der Flußtäler verseucht, 
so muß man die Tiere geg«n die Milzbrand¬ 
erreger unempfindlich machen. Diese Im¬ 
pfungen werden kostenlos vom Bezirkstierarzt vorgenom¬ 
men (§ 116 der B. V.-Bek. v. 27. April 1912). 

In dem in Frage stehenden Milzbrandgebiete wurden 
in den Jahren 1912, 1913 und 1914 1403 Rinder schutz¬ 
geimpft. 

Erkrankt sind 7 Tiere, davon wurden durch Heil¬ 
impfung 2 Stück geheilt. Gesamtverlust 5 Stück. Irnpf- 
milzbrand wurde nicht beobachtet. Bei 2 Kühen trat Ver¬ 
werfen ein. Entschädigung je 40 Mark. 

Der K. Regierungskommissär bezeichnete die Wir¬ 
kung als günstig. (St. B. S, 802.) 

Es unterliegt keinem Zweifel, daß durch die Impfung 
große nationalökonomische Werte erhalten werden können. 

Die Tatkraft der zuständigen Behörden und des Be¬ 
zirkstierarztes ist in dieser Hinsicht anzuerkennen. 

Hinsichtlich der Ungefährlichkeit der Impfung nach 
Sobernheim sei noch bemerkt, daß in Argentinien und 
Uruguay vom Frühjahr 1904 bis September 1905 140 000 
Rinder und 2000 Pferde ohne Verlust durch Impfmilzbrand 
geimpft wurden. 

In den Milzbranddistrikten beherbergen manchmal 
gesunde Rinder im Darmkanale Milzbrandsporen, welche 
mit dem Futter oder Trinkwasser aufgenommen wurden, 
ohne den Wirt zu schädigen. Tiere, welche sich in diesem 
Zustande der 'latenten Infektion befinden und welche man 
als Sporenträger bezeichnet, können den Ansteckungsstotf 
über die Peripherie der Milzbrandlokalität hinaus ver¬ 
schleppen, wodurch sich das Auftreten mancher scheinbar 
rätselhafter Seuchenfälle erklären läßt. Die zum Zugdienste 
verwendeten Ochsen kommen z. B. oft weit über die Pe¬ 
ripherie der Milzbrandlokalität hinaus. Latent infixierte 
Tiere können nach Einflüssen schwächender Natur, wie 

J1 ) W. Rick in a n n und K. Josef: Beitrag zur Bekämpf uns; 
dos Milzbrandes unter besonderer Berücksichtigung der Prüfwn«; 
von Impfstoffen. Ost er tag: Zeitschr. f. InfektionskrankheiterT 
13. Bd., Heft 7, S. 402. 



587 


z. B. Erkältung, körperliche Anstrengungen, weite Märsche, 
lang dauernde Eisenbahntransporte, Hungern, offensicht¬ 
lich (akut) an Milzbrand erkranken. 

Nach Oppermann i2 > werden gesunde Schafe durch 
Verfütterung von rund 200 000 Sporen, solche die vorher 
gehungert, schon durch 51000 getötet. 

Einen ähnlich schwächenden Einfluß übt nach L e - 
clainche und Vallee manchmal die Schutzimpfung 
aus, und manche Impfverluste dürften sich auf diese Weise 
erklären lassen, indem sich die zu impfenden Tiere bereits 
im Zustande der latenten Infektion befanden und durch 
den schwächenden Einfluß der Impfung der Milzbrand in 
akute Form übergeführt wurde. 

Das Verbot der Einfuhr von ausländi¬ 
schen Wildhäuten wurde angeregt, da nach § 6 des 
Viehseuchengesetzes vom 26. Juni 1909 die Einfuhr von 
Gegenständen jeder Art verboten ist, von denen nach den 
Umständen des Falles anzunehmen ist, daß sie Träger des 
Ansteckungsstoffes sind. 

Es kann bestritten werden, daß § 6 für ein 'allge¬ 
meines, gegen einen bestimmten Staat gerichtetes Ein¬ 
fuhrverbot anwendbar ist, denn der Staatssekretär des 
Innern erklärte in der Sitzung des Reichstages vom 14. Mai 
1909: „Es müssen in jedem einzelnen Fall Umstände 
vorliegen, welche geeignet sind, die Annahme zu begrün¬ 
den, daß Gegenstände, um die es sich handelt, tatsäch • 
lieh mit Ansteckungsstoffen behaftet sind“ 1?) . Maßgebend 
ist die Absicht des Gesetzgebers, welche durch diese Er¬ 
klärung festgelegt ist. 

Jedoch auf Grund des § 7 des Viehseuchengesetzes 
„k a n n“ von Seite des Reiches ein Einfuhrverbot gegen¬ 
über ausländischen Häuten und Fellen erlassen werden, 
wenn die Veterinärpolizei im betreffenden Staate unzu¬ 
länglich ist, Seuchen verheimlicht und Felle milzbrand- 
kranker Tiere skrupellos exportiert werden. 

Die in § 7 vorbehaltenen Schutzmaßregeln sind all¬ 
gemeiner Art; die Feststellung einer Seuchengefahr im 
Einzelfall bei der Grenzkontrolle (wie bei § 6) ist hier 
nicht veranlaßt 14 \ 


• **) Vergl. Hutyra und Marek: Spezielle Pathologie und 
Therapie der Haustiere. III.* Auflage (1913). 1. Bd., S. 9. 

1S ) Vergl. Stengel: Viehseuchengesetz vom 26. Juni 1909. 
Bemerkung Ziffer 11 zu § 6, S. 20. 

M ) Vergl.' Stengel: 1. c. S. 22. 



588 


Wie bereits erwähnt, haben die 4 Gerbereien a. d. N. 
allein jährlich 20 Millionen ausländischer Felle zur Deckung 
ihres Bedarfes an Rohmaterial nötig und es ist zu be¬ 
fürchten, daß die blühende deutsche Gerberindustrie durch 
Unterbindung der Einfuhr in ihren Betrieben lahm ge¬ 
legt wird. 

Vorerst wäre abzuwarten, in wie weit die Infektions¬ 
gefahr für Menschen und Tiere durch Pöckelung auslän¬ 
discher Felle nach der Methode Schattenfro h’s sich 
abwendet, und wären Neuanlagen, welche gemäß §16 der 
Gewerbeordnung genehmigungspflichtig sind, nicht zuzu¬ 
lassen, insoferne sie ausländische Felle verarbeiten wollen. 

Um die viel erörterte Frage, ob man die Milzbrand¬ 
kadaver verbrennen oder vergraben soll, zu entscheiden, 
ist es wohl unerläßlich, die Lebensverhältnisse der Milz¬ 
brandbazillen als allein ausschlaggebend in die 
Wagschale zu werfen. 

Die Lebenszähigkeit der Milzbrandsporen als der 
Dauerform der Milzbrandbazillen ist eine ungemein große. 
B I s zu 18% Jahren ist die Lebensfähigkeit der Sporen 
nachgewiesen. Wie die Pflanzen aus dem Samen, so können 
die Bazillen wieder aus den Sporen heranwachsen. (K i t, t.) 

Siedendes Wasser und strömender Dampf bei 100 0 C. 
vernichten die Sporen erst in 2—12 Minuten. Sie ver¬ 
tragen 5 %ige Karbollösung eventuell 2 Tage, in manchen 
Fällen 40 Tage, ohne abzusterben. (Esmarch.) 1 %ige 
wässerige Sublimatlösung wird von sehr widerstandsfähigen 
Sporen bis zu 3 Tagen ausgehalten. Durch heiße Wasch¬ 
lauge (85 0 C.) ist die Vernichtung in 4—10 Minuten mög¬ 
lich. (Kit t.) 

Schon Bolus-Medesius (70 v. Chr.), P u b 1 i n s 
Virgil ius Maro (71 bis 19 v. Chr.) und L. J u n. 
Moderatus Columella (Mitte des 1. Jahrhunderts 
nach Chr.) empfahlen seuchenpolizeiliche Maßregeln, so 
besonders Vernichtung der Haut mit den Kadavern. XUc 
Viehhalter in China 15 >, Ostindien etc. bringen dagegen die 
Felle milzbrandkranker Tiere auf den Weltmarkt. 

Dr. Kasparek und Dr. Korn aut (Berl. Tier- 
ärztl. Wochenschrift, 1896, S. 465) füllten sterile Blumen¬ 
töpfe zur Hälfte mit steriler Erde, schütteten 10 ccm Bouil¬ 
lon, welche Milzbrandbazillen und Sporen enthielt, darüber, 

% 

iri ) In Asien, Afrika und Amerika ist der Milzbrand heimisch 
und wohlbekannt. Nach Australien wurde er erst im Jahre 1S47 
eingoschleppt. 



589 


sodann Samen von Gerste, Weizen und Hafer und füllten 
mit steriler Erde auf. Nach 2 bis 3 Monaten wurden die 
Pflanzenstücke mit Sublimatlösung gereinigt und ohne Er¬ 
folg verimpft. In den obersten Schichten fanden sich voll¬ 
virulente Milzbrandsporen, woraus der Schluß zu ziehen ist, 
daß die Kadaver auf thermo - chemischem Wege zu ver¬ 
nichten sind. 

Schon im Jahre 1783 verbrannte man die 
Milzbrand-Kadaver auf der westindischen Insel 
Grenada auf der Stelle. Der Erfolg war sehr gut, 
denn im Jahre 1786 war die Seuche vollständig erloschen. 

Sowohl der tierärztliche Weltkongreß in Bern im 
Jahre 1899 als auch jener im Haag im Jahre 1909 sprachen 
sich dahin aus, daß die unschädliche Beseitigung der Ka¬ 
daver durch Verbrennen oder durch gespannten Dampf in 
geeigneten Apparaten zu geschehen habe. 

Ger lach teilt einen Fall mit, wo von einer Schaf¬ 
herde von 1500 Stück in wenigen Tagen 223 Stück an Milz¬ 
brand starben. Die Herde lag im Stalle auf Erde, die von 
einer Stelle weggefahren war, an welcher vor 3 Jahren 
18 Stück an Milzbrand gefallene Schafe vergraben worden 
waren. 

Auch durch Bodenkultur, Pflügen können Sporen auf 
die Erdoberfläche kommen. Regenwürmer durchbohren den 
Boden bis zu einer Tiefe von 5—6 Fuß (B r e h m’s Tier¬ 
leben, X. Bd., S. 112), Maulwürfe haben ihre Wohnungen 
30—60cm unter der Erde (Brehm, H. Bd., S. 374). Es 
wird bestritten, daß Regenwürmer und Maulwürfe Sporen 
an die Oberfläche bringen, insbesondere spricht sich Kitt 
gegen die Verschleppung durch Regenwürmer aus. 

K1 i m m e r 16 > macht darauf aufmerksam, daß bei 
tiefem Stande des Grundwassers, z. B. im Herbst auf sonst 
sumpfigem Boden, die oberen Erdschichten frei werden; die 
etwa vorhandenen Milzbrandsporen können dann bei Sauer¬ 
stoff-Zutritt auskeimen und eventuell neue Sporen bilden. 

K1 i m m e r ist der Ansicht, daß die Bekämpfung des 
Milzbrandes wohl bessere Erfolge zeitigen würde, wenn 
das unzureichende V e r s c h a r r u n g s sy s t e m 
verlassen wurde und die Kadaver und in¬ 
fizierten Gegenstände — so weit als irgend 
angängig — durch Feuer zerstört bezw. die 
Kadaver in rationell betriebenenAbdecke- 
reien thermisch verarbeitet würden! 


“) Klimm er: Veterinärhygione. II. Auflage (1914). S. 53. 



590 


Möchten doch alle Landwirte, welche sich des Ver¬ 
trauens ihrer Berufsgenossen erfreuen, in dieser Hinsicht 
in landwirtschaftlichen Versammlungen aufklärend wirken! 

Der K. Regierungskommissär hat darauf hingewiesen, 
daß nach den Bestimmungen des neuen Viehseuchengesetzes 
Milzbrandkadaver in der Regel zu verbrennen sind. (St. B. 
S. 802.) 

Gemäß § 3 der Anlage C zu den Ausführungsbestim¬ 
mungen des Bundesrates vom 7. Dezember 1911 zum Vieh¬ 
seuchengesetze vom 26. Juni 1909 darf das Vergraben von 
Milzbrandkadavern nur dann zugelassen werden, wenn das 
Verbrennen bis zur Asche oder ein gleichwertiges Ver¬ 
fahren unausführbar ist. 

Der Kadaver ist in der Zwischenzeit nach amtstier¬ 
ärztlicher Anweisung dicht zu bedecken und tunlichst unter 
sicherem Verschlüsse aufzubewahren. Die Bewachung der 
Kadaver kann von der Polizeibehörde angeordnet werden 
(§ 3 Abs. IV). 

Gemäß Entschließung der Regierung der Pfalz vom 
16. April 1913, Milzbrand betreffend 17) , ist bei Kadavern, 
die auf freiem Felde liegen, in allen Fällen, in welchen für 
eine absolut sichere dichte Bedeckung, die den Fliegen den 
Zutritt verhindert, nicht Gewähr geleistet ist, unter Be¬ 
wachung ein Feuer mit starker Rauchentwicklung zu unter¬ 
halten. Der Rauch muß über den Kadaver hinwegziehen. 
Das Schätzungsverfahren ist sofort einzuleiten. Im Falle 
der Verhinderung des Bezirkstierarztes ist unter Benützung 
des Telephons oder Telegraphen ein anderer approbierter 
Tierarzt an Ort und Stelle abzuordnen. (§ 2 II des Reichs¬ 
viehseuchengesetzes v. 26. Juni 1909 und § 2 Abs. 2 der Be¬ 
kanntmachung v. 27. April 1912 — GVB1. S. 401 —.) 

Zweckmäßigerweise wird auch der übrige Viehstand 
(Pferde und Rinder) des Seuchengehöftes abgeschätzt. Es 
kann sodann bei einem folgenden Seuchenfalle vom 
Bezirk stier arzte etwas Blut dem Kadaver entnommen, 
der Milzbrand mikroskopisch festgestellt und der Ka¬ 
daver sofort unschädlich beseitigt werden. Ist der 
Milzbrand konstatiert, so übergießt man den Kadaver und 
die sonstigen Abfälle mit roher Karbolsäure oder Lysol oder 
iin Notfälle mit dicker Kalkmilch, wodurch die Fliegen ab¬ 
gehalten werden. 

Gemäß § 113 der b. Vollzugsbekanntmachung vom 
27. April 1912 und § 101 der Ausführungsbestimmungen 

l7 ) Vogel: Vorschriften fiir das Veterinärwesen in Bavern. 
VIT. Bd.. S. 197. 



m 


des Bundesrates vom 7. Dezember 1911 sind möglichst nur 
solche Wägen zu verwenden, die für Blut und tierische 
Abgänge undurchlässig sind. Beim Transporte müssen die 
natürlichen Körperöffnungen der Kadaver durch Einschie¬ 
ben von Werg etc. gegen das Abfließen von Blut möglichst 
dicht abgeschlossen werden; auch müssen die Kadaver so 
dicht zugedeckt sein, daß sie für Fliegen unzugänglich sind. 
(Vergl. auch § 77 der bayer. Vollzugsbekanntmachung vom 
27. April 1912.) 

Vom Standpunkte der Veterinärhygiene ist es sehr 
zu begrüßen, daß in der in Frage stehenden Milzbrand¬ 
lokalität die Kadaver durch Feuer vernichtet werden. Die 
Kosten betragen pro Stück Großvieh 50—60 Mark bei einer 
Verbrennungsdauer von 5—7—8 Stunden. 

Vorbildlich ist es, wenn, wie geplant, der betreffende 
Distrikt einen feststehenden Verbrennungsofen und einen 
vorschriftsmäßigen Transportwagen beschafft. 

Auf diese Weise werden die Milzbranderreger voll¬ 
ständig vernichtet; das Kadaverrnehl kann verwertet wer¬ 
den, worauf der K. Regierungskommissär bereits hinge¬ 
wiesen hat. (St. B. S. 803.) 

Von einer an Milzbrand verendeten Kuh wurden 
35 Kilo Tierkörpermehl hergestellt und ohne Nachteil ver¬ 
füttert; desgleichen jenes, welches, aus faulem Fleische her¬ 
gestellt wurde; demnach werden Ptomaine und Toxine ver¬ 
nichtet. (Glage: Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde, 
Band 13 und 14.) 

Die ausgesprochene Befürchtung, daß durch eine Ver¬ 
zögerung der Ankunft des Amtatierarztes der Milzbrand 
nicht mehr festgestellt werden könnte und die Entschädi¬ 
gung verloren gehen würde, ist hinfällig, da nach dem Ver¬ 
fahren von A s c o 1 i und Schütz -Pfeiler Milzbrand 
festgestellt werden kann, wenn auch die Milzbrand¬ 
keime schon zugrunde gegangen sind und als solche nicht 
mehr nachgewiesen werden können. (Fischöder und 
Ostertag: Zeitschrift f. Infektionskunde, XIII. Band, 
Heft 6, S. 322.) 

Hinsichtlich einer sofortigen Berufung der Mitglieder 
der Schätzungskommission ist die kurze Dienstesbereit¬ 
schaft auf den ländlichen Telephon-Agenturen sehr störend. 
Die dienstfreie Zeit beträgt an manchen Agenturen die Zeit 
von ll 1 /^ Uhr mittags bis 3 Uhr nachmittags. Ich weiß recht 
wohl, daß sich die Bezahlung nach der Anzahl der Dienst¬ 
stunden richtet, und daß deshalb aus Ersparungsrücksichten 
die Zahl derselben tunlichst beschränkt wird. 



1 


592 

Den vorgebrachten Klagen über Verzögerung hin¬ 
sichtlich der Abschätzung der an Milzbrand gefallenen Tiere 
und Vernichtung der Kadaver würde in erheblichem Maße 
abgeholfen werden, wenn das Kgl. Staatsministerium des 
Innern beim Kgl. Staatsministerium der Verkehrsanstalteu 
anregen würde, daß die gedachten seuchenpolizeilichen 
Nachrichten jenen der dringenden Gespräche für Unfälle 
gleichgeachtet werden. 

Hinsichtlich einer schnellen Beschaffung des zur 
Schutz- und Heilimpfung nötigen Serums wären an ver¬ 
schiedenen Orten der einzelnen Regierungsbezirke Bezugs¬ 
quellen einzurichten. 

Hinsichtlich der Dosis bei Heilimpfung dürfte auf die 
Arbeit von W. Eichmann und K. Josef (Ostertag: 
Zeitschrift f. Infektionskunde, XIII. Bd., Heft 7, S. 419) 
hinzuweisen sein. Zur Heilung einer milzbrandkranken Kuh, 
welche von Kreistierarzt Müller behandelt wurde, waren 
150 ccm Serum nötig und zwar wurden 50 ccm intravenös 
und 100 ccm subkutan angewendet. 


Schwere Verletzung bei einem Pferde. 

Yon Tierarzt Harder in Offenbach a, d. Qu. 

Eine 2 jährige Belgier - Rappstute war dem Lenker 
beim Anspannen durchgegangen und rannte mit der linken 
Brustseite in die Deichsel eines im Wege stehenden Kuh¬ 
wagens. Das Tier schob den Wagen vor sich her und rannte 
immer tiefer hinein; man konnte es erst befreien, als der 
Wagen in einem Graben festgefahren war. Bei meiner An¬ 
kunft stand das Tier im Stall, zeigte hochgradig angestreng¬ 
tes Atmen, erhöhten Herzschlag und Zittern über den ganzen 
Körper. Da die Wagendeichsel inzwischen schon vom Blut 
gereinigt war, ließ sich nicht feststellen, wie tief dieselbe 
eingedrungen war, da die Aussagen der Augenzeugen durch¬ 
aus nicht übereinstimmten. Die Verletzung befand sich an 
der linken Brustseite in der Höhe des Humerus und war 
für vier Finger bequem passierbar. Beim Sondieren er¬ 
wiesen sich alle Sonden als viel zu kurz. 

Ich stellte die Prognose sehr vorsichtig und behielt 
mir eine weitere Untersuchung am Nachmittag vor. Die 
Wunde wurde, so gut es ging, gereinigt und tamponiert. 

Bei der zweiten Untersuchung zeigte sich in der Hürft- 
gegend eine gut faustgroße Geschwulst, die fluktuierte urul 
die ich als Hämatom ansprach. Ich sagte mir, daß der 



593 


Wundkanal bis dabin reichen müsse und es ließ sich in der 
Tat ein Kanal unter der Haut bis vor zur Schulter ver¬ 
folgen (Emphysem längs des Kanals). Nach näherer Be¬ 
sichtigung (das Tier hatte beim Atmen starke Schmerzen) 
vermutete ich Rippenbrueh und riet zur Schlachtung. 

Bei Vornahme der Fleischbeschau stellte sich heraus, 
daß die Deichsel an der linken Brustseite eingedrungen war 
und sich unter Schulterblatt und Haut bis zur Hüfte vor¬ 
geschoben hatte. Der Wundkanal war 1,28 m lang. Die 
5. Rippe war gebrochen, die 4. und 6. geknickt; die Mus¬ 
kulatur längs der Wunde total zerfetzt und zerquetscht. 
Die inneren Organe waren intakt. 


Referate. 

W. Wedemann: Über die Schardinger’sche Form- 
aldehyd-Methylenblau-Reaktion, sowie einige andere Fer¬ 
ment-Reaktionen der Ziegenmilch. (Biochemische Zeit¬ 
schrift, Bd. 60, Heft 4.) 

Verfasser untersuchte Ziegenmilch auf ihr Verhalten 
gegenüber der Schardinger-Reaktion, indem er auch ältere 
Literaturangaben hierüber einer Nachprüfung unterzog. 
Die Schardinger - Reaktion beruht bekanntlich auf der 
Fähigkeit eines in unveränderter Milch enthaltenen Fer¬ 
mentes (das selbst nicht reduzierend wirkt, also nicht zu 
den sogenannten „kompletten Reduktasen“ gehört), die 
reduzierenden Fähigkeiten der Aldehyde, hier des Form¬ 
aldehyds, zu beschleunigen. 

Frühere Autoren hatten festgestellt, daß Ziegenmilch 
dieses Ferment nicht enthalte, also die Schardinger-Reak¬ 
tion nicht gebe, andere aber hatten es einerseits im Rahm 
der Ziegenmilch, andererseits in Spuren in der Milch selbst 
gefunden. 

Da in neuester Zeit Ziegenmilch infolge ihrer Zu¬ 
sammensetzung vielfach als Ersatz der Muttermilch bei 
Säuglingen empfohlen wurde, steigerte sich das Interesse 
an den biologischen Eigenschaften derselben. In Deutsch¬ 
land werden jetzt schon jährlich 60 Millionen Liter Ziegen¬ 
milch mit einem Werte von 3 Millionen Mark ermolken. 
Dieser Verbrauch wird sich in Zukunft vermutlich noch 
steigern. Deshalb führte der Verfasser die Untersuchungen 
Über das Verhalten der Ziegenmilch gegenüber der Schar¬ 
dinger - Reaktion, sowie gegenüber anderen biologischen 
Eigenschaften, die zur hygienischen Prüfung herangezogen 
werden können, aus. 



594 


Als Resultat dieser Versuche ergab sich: 

1. Das Schardinger-Reagens (Formaldehyd-Methylen- 
blau-Lösung) wird von roher, frischer bis einige Tage alter 
Ziegenmilch nicht entfärbt. Sie enthält also das die Re¬ 
aktion auslösende Ferment nicht. 

2. Eine 1 %ige Wasserstoffsuperoxydlösung wird nur 
in geringem Grade von frischer, roher Ziegenmilch zer¬ 
setzt; sie enthält also nur geringe Menge von Katalase. 

3. Das Rothenfußer’sche Reagens, das Storch’sche Re¬ 
agens und das Benzidin-Reagens werden von roher, frischer 
Ziegenmilch ebenso entfärbt wie von Kuhmilch. 

4. Ein Unferschied in Bezug auf den Gehalt an dem 
die Schardinger-Reaktion auslösenden Ferment zwischen 
Anfangs-, Misch- und Endmilch, Milch von säugenden und 
nicht säugenden Ziegen und Milch von an seuchenhaftem 
Abortus erkrankten Ziegen besteht nicht. 

5. Ziegenmilch-Rahm entfärbt das Schardinger-Reagens 
ebenfalls nicht. — 

Bemerkenswert erscheint dem Verfasser insbesondere 
die Tatsache, daß zwei so nahestehende Tierarten, wie Kuh 
und Ziege, eine Verschiedenheit, in Bezug auf den Ferment¬ 
gehalt der Milch oder der Milchdrüse zeigen. 

Besonders interessant wird die Arbeit durch die bei- 
gegebenen überaus sorgfältigen und übersichtlichen Ta¬ 
bellen; bezüglich ihres Studiums muß auf das Original ver¬ 
wiesen werden. H i 1 z. 


Prof. Dr. M. Schlegel: Tätigkeit des tierhygieni¬ 
schen Instituts in Freiburg i. Br. im Jahre 1913. (Auszug 
aus dem Jahresbericht des Institutsvorstandes in „Mitteilgn. 
d. Vereins bad. Tierärzte, 1914, Nr. 4.) 

Von 103 der subkutanen Mallein probe unterzogenen 
Pferden haben 99 nicht reagiert und wurden auch nach der 
polizeilichen Beobachtung später als rotzfrei erkannt. 

Bei den anderen 4 Pferden wurde die Richtigkeit der 
typischen Reaktion durch die Autopsie bestätigt. Bei der 
Sektion fand sich Rotz der Luftröhre und Lungen, der bron¬ 
chialen und submaxillaren Lymphdrüsen mit käsigen Her¬ 
den und bei 3 Pferden Rotzknoten in Leber und Milz. 

Vom 1. Januar bis 31. Dezember 1913 wurden im 
tierhygienischen Institut 2120 eingesandte Proben von Aus¬ 
scheidungen tuberkuloseverdächtiger Rinder der bakterio¬ 
logischen Prüfung unterzogen. 

Die Untersuchung ergab: 



595 


860 Fälle von positiver Lungentuberkulose (40,57 %), 
814 „ mit negativem Untersuchungsbefund (38,4 %), 

79 „ von positiver Eutertuberkulose (3,73 %), 

227 „ mit negativem Untersuchungsbefund (10,71%), 

17 „ von positiver Gebärmuttertuberkulose (0,8 %), 

95 „ von negativem Untersuchungsbefund (4,48%), 

28 „ von Darmtuberkuloseverdacht mit negativem 

Untersuchungsbefund (1,3 %). 

Von den 2120 Proben konnten 906 durch das Mikro¬ 
skop, 50 durch das Tierexperiment entschieden werden. 

Bei 1164 Proben war negativer Befund. 


Dr. Albert Gmach, Amtstierarzt in Wien: Ein 

Fall von Leukämie beim Schweine. (Tierärztl. Zentralblatt, 
1914, Nr. 7.) 

Bei einem notgeschlachteten Schweine waren sämt¬ 
liche Lymphknoten des Körpers 20—30 fach vergrößert. 
Die Mesenterialdrüsen wogen allein nahezu 2 Kilogramm. 
Bei mikroskopischer Untersuchung des Blutes war eine 
starke Vermehrung der weißen Blutkörperchen nachzu¬ 
weisen. In Schnittpräparaten der Lymphdrüsen fanden sieb 
kolossale Anhäufungen großkerniger Zellen, durch welche 
die Struktur der Drüse fast vollkommen verloren ging. Es 
handelte sich um einen Fall von lymphatischer Leukämie. 

Ohler. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Das englische Derby. 

Das englische Derby, 130 000 Mark, 2400 Meter, ist 
am 27. Mai 1. Js. von einem Felde von 30 Pferden be¬ 
stritten worden und hat, wie man erwartet hatte, den Sieg 
eines Außenseiters gebracht. Das Bennen gewann der über 
den Kanal geschickte Franzose „Durbar II“ v. „Babelais“ 
a. d. „Armenia“, der im Besitze des in Paris lebenden 
Amerikaners H. B. D u r y e a ist. Der Hengst gewann 
mit drei Längen gegen Sir E. C a s s e l’s „Hapsburg“, dem 
als Dritter Mr. H. J. K i n g’s „Peter the Hermit“ folgte. 
Vierter war Lord Derby’s „Dan Bussei“ vor des Königs 
„Brakespear“. Der Favorit „Kenny more“ war unplaziert. 

Seit dem Jahre 1865, in dem des Grafen L a g r a n g c 
„Gladiateur“ das begehrte „Blaue Band“ gewonnen hat, 
hatten die Franzosen zahlreiche vergebliche Versuche ge- 



596 


macht, das Rennen zu gewinnen. Von anderen Ausländern 
haben bisher nur der Ungar „Kisber“ und der Amerikaner 
„Iroquois“ das englische Derby gewonnen, das seit dem 
Jahre 1780 gelaufen wird. 

„Durbar“ ist in dem altberühmten Gestüt G a z o n in 
der Normandie gezogen, das Mr. D u r y e a gemietet hat, 
seit er in Frankreich züchtet. „Rabelais“, der Vater „Dur- 
bar’s“, ist in England gezogen, seine Mutter „Armenia“ 
kam aus Amerika. Dr. N opitsch. 


Milchleistung der Pinzgauer in Obersteiermark. 

Nach einem Berichte des Verbandes der Pinzgauer 
Viehzuchtgenossenschaft in Obersteiermark, welcher seit 
zwei Jahren Milchleistungs - Zählungen durchführt, waren 
die Ergebnisse von 343 Abschlüssen in 44 Betrieben im 
Jahre 1913 folgende: 

Die Jahres-Milchleistung pro Kuh betrug 2225 Kg. 
bei einem Fettgehalt von 3,88 % und bei einem durch¬ 
schnittlichen Kuhgewicht von 476 Kg. Im Jahre 1912 
waren die entsprechenden Zahlen 2142 Kg. Jahres-Milch¬ 
leistung, 3,75% Fettgehalt bei 467 Kilogramm Kuhgewicht, 
(österr. Molkerei-Zeitung, Nr. 8, 1914.) 


Verschiedenes. 

Neue Trichinose-Erkrankungen. 

Im Schlosse Prüfening bei Regensburg sind die Wirts¬ 
eheleute und eine Kellnerin sehr schwer an Trichinose er¬ 
krankt, die Frau ist bereits gestorben. Als Ursache 
ist mit Sicherheit anzusehen der Genuß von ungekochtem 
geräuchertem Fleisch (sogen. „Bauerngeselchten“), welches 
Verwandte in Niederbayern geschickt hatten. 

Außerdem liegen noch einige Personen, darunter ein 
Oberstationsmeister der Eisenbahn, krank darnieder. Die¬ 
jenigen, welche das Fleisch gekocht verzehrten, blieben ge¬ 
sund. Die Diagnose konnte gestellt werden auf Grund von 
Blutuntersuchungen (Eosinophilie) der Patienten und des 
Nachweises von vielen Trichinen in der Muskulatur der 
Leiche. 

Neuerdings muß wieder betont werden, daß die Tri¬ 
chinose-Erkrankungen in Bayern nicht eher aufhören wer¬ 
den, bis durch allgemeine Durchführung der obliga¬ 
torischen Trichinenschau nicht nur das trichinenhaltige 



597 


Fleisch vom Verkehr ausgeschlossen wird, sondern 
auch alle A n s t eckungsherde aufgefunden 
sind. 

Vor vielen Jahren habe ich schon erklärt, daß insbe¬ 
sondere Niederbayern viele Infektionsquellen besitzen muß; 
die Ereignisse der letzten Zeit, so auch die Ergebnisse der 
Trichinenschau in München, haben diese meine Anschauung 
vollauf bestätigt. 

In Staaten, in welchen die Trichinenschau seit langer 
Zeit besteht, werden immer weniger trichinöse Schweine 
festgestellt, z. B. in Sachsen und Preußen; in Bayern hin¬ 
gegen werden an Orten, welche die Beschau in den letzten 
Jahren einführten, fast stets bald nach Beginn der Unter¬ 
suchungen Trichinen bei geschlachteten, aus Bayern stam¬ 
menden Schweinen gefunden, sicher ein Beweis für die 
Notwendigkeit der Einrichtung. Dr. Böhm. 


Landesausschuß der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. 

Die 3. ordentliche Sitzung des Landesausschusses fand 
am 23. und 24. Mai in Erlangen im Hörsaale des zoologi¬ 
schen Institutes der K. Universität statt. Zu derselben er¬ 
schienen die sämtlichen Vertreter der 8 Kreisvereine mit 
Ausnahme der durch Unabkömmlichkeit bezw. Krankheit 
verhinderten Herren Dr. Luginger - Seßlach und We 1 - 
des - Wolnzach. 

Als Gäste wohnten den Verhandlungen bei: die Herren 
ord. Universitätsprofessor Dr. Albert Fleischmann, 
Stabsveterinär Kugler und Veterinär Fürst- Erlangen 
und K. Bezirkstierarzt Sallinger -Neumarkt. 

Vor Eröffnung der Sitzung dankte der Vorsitzende 
Dr. S ch m i 11 - Wolfratshausen Herrn Prof. Dr. Fleisch- 
m a n n für die bereitwillige Überlassung des Versamm¬ 
lungsraumes in seinem Institute. Mit dieser Dankeserstat¬ 
tung konnte der Vorsitzende gleichzeitig vor den Vertretern 
der Gesamtheit der bayerischen Tierärzte öffentlich dank¬ 
bar bekunden, mit welch’ vorbildlich uneigennütziger und 
großzügiger Mitarbeit der Leiter des Institutes fortgesetzt 
die tierärztliche Wissenschaft und den tierärztlichen Beruf 
fördert. 

Herr Prof. Dr. Fleischmann begrüßte sodann 
in liebenswürdiger und zuvorkommender Weise die Ver¬ 
sammlung mit dem Beifügen, daß er die Bäume seines In¬ 
stitutes außerordentlich gerne zur Verfügung gestellt, habe, 
nicht nur aus allgemeiner Hochachtung für den tierärzt- 



598 


liehen Stand, dessen Bestrebungen er stets eine aufrichtige 
und herzliche Teilnahme entgegengebracht habe, sondern 
auch aus persönlichen Gründen, da er ja in seiner Stellung 
eine große Zahl von Tierärzten, die in seinem Institute ge¬ 
arbeitet und gewirkt, kennen und schätzen gelernt habe. 

Herr Dr. D i m p f 1 - Nürnberg brachte erneut den 
Dank für die anerkennenden Worte Namens der Versamm¬ 
lung zum Ausdruck. 

Der Frau Gemahlin des Herrn Professors konnte die 
Versammlung eine hübsche Blumenhuldigung mit Nelken 
und Rosen darbringen lassen. — 

Durch den Herrn Vorsitzenden wurde sodann die Ver¬ 
sammlung mit einer begeistert aufgenommenen Huldigung 
für Seine Majestät König Ludwig III. von Bayern, den 
Schirmherrn und Förderer unseres Berufes, eröffnet. 

Die reichhaltige Tagesordnung (24 Beratungspunkte) 
stellte in üblicher Weise an die Arbeitskraft der Teil¬ 
nehmer außergewöhnliche Anforderungen. 

Für die Sitzung am Samstag den 23. Mai wurden 
10 Stunden, für die am Sonntag den 24. Mai 6 Stunden 
beansprucht. 

Das Bewußtsein, wieder ein gut Teil für die Förde¬ 
rung und Hebung unseres Standes mitgewirkt zu haben, 
mag den Teilnehmern für ihren Eifer und ihre Ausdauer 
zur befriedigenden Entlohnung gereichen. 

Die Beschlüsse der Versammlung werden späterhin 
veröffentlicht werden. 

Landshut, den 31. Mai 1914. 

Die Geschäftsstelle des Landesausschusses: 

Saurer. 


Trauerfeier zu Ehren des Geheimrates Dammann. 

Am 5. Juni fand in der Aula der Tierärztlichen Hochschule 
Hannover eine erhebende Trauerfeier zu Ehren des verstorbenen 
Geheimrates Dammann statt. 

Der Dahingeschiedene lag, mit einer großen Zahl von Kränzen 
umgeben, aufgebahrt in dem in eine Trauerdekoration gekleideten 
Saale. 

Außer dem Lehrkörper und der Studentenschaft der Hoch¬ 
schule hatten sich noch eine große Zahl Trauernder eingefunden, 
unter welchen sich u. a. der Oberpräsident Dr. von Wentsel, 
Regierungspräsident Graf von Berg, Landgerichtspräsident 
L)r. Friedberg etc. befanden. 

Nach einem einleitenden llarinoniumspiel hielt Schloßprediger 
W e i h e die Trauerandacht und eine Trauerrede. An diese schloß 
sich ein warm empfundener Nachruf des Rektors Dr. Malkmus an, 



599 


welcher den Lebenslauf und die großen Verdienste des Verstor¬ 
benen um die Hochschule, die Wissenschaft und den tierärztlichen 
Stand schilderte. 

Nach dem Gebete des Geistlichen und nochmaligem Orgel¬ 
spiel wurde der Sarg in den vierspännigen Leichenwagen getragen 
und unter Vortritt der Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 74 
und der studentischen Korporationen, begleitet von einem großen 
Trauergefolge, nach der Rampe an der Heidestraße gebracht, von 
wo die Überführung der Leiche zur Einäscherung nach Bremen 
erfolgte. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift.) 

Der Schweizer Dr. med. vet. im preußischen Abgeordneten¬ 
hause. 

Am 23. Mai kam im preußischen Abgeordnetenhause gelegent¬ 
lich der Beratung des Kultus-Etats die Frage der Anerkennung 
des von Tierärzten in der Schweiz erworbenen Dr. med. vet. zur 
Sprache. 

Dr. A r m i n g und Genossen hatten zu diesem Gegenstände 
den Antrag gestellt, es sei die Königliche Staatsregierung zu er¬ 
suchen, den nicht im Besitze der Maturität befindlichen promo¬ 
vierten Tierärzten die Genehmigung des von ihnen in der Schweiz 
erworbenen Titels Dr. med. vet. auf Antrag zu gestatten, wenn 
dieser vor Einführung des Promotionsrechtes an den preußischen 
Tierärztlichen Hochschulen erworben wurde, und vorausgesetzt, 
daß die von diesen Tierärzten vorgelegten Dissertationen den 
wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen, die von preußi¬ 
schen Tierärztlichen Hochschulen zur Promotion gestellt werden. 

Bei der Debatte sprachen die Abgeordneten von Kessel, 
Dr. von Campe, Eickhoff, Marx und Viereck unter 
eingehender sachlicher Begründung wärmstens für die Bewil¬ 
ligung des Antrages. 

Bei der Abstimmung erfolgte die Annahme desselben. — Der 
bei der Besprechung anwesende Kultusminister äußerte sich zu 
dem Anträge nicht. 


Veterinärinstitut in Dorpat. 

Zum Direktor des Veterinärinstitutes in Dorpat wurde an 
Stelle des Professors Ludwig Kundsien, der sein Amt 
niedergelegt hat, der Professor für Seuchenlehre und Bakteriologe 
des Instituts, Professor Karl Happich, gewählt. 


Tierärztlicher Kongreß in London. 

1. Gelegentlich des Tierärztlichen Kongresses in London wird 
nach mir gewordener Mitteilung den Teilnehmern Gelegenheit ge¬ 
boten sein, eingehende Studien über die Fleischversorgung Lon¬ 
dons und die damit in Zusammenhang stehenden Einrichtungen 
(Zufuhr, Fleischmärkte, Gefrieranlagen und vieles andere mehr) 
zu machen. 

Es liegt im dienstlichen Interesse der Herren Kollegen, wenn 
sie ihre Vorgesetzte Behörde darauf aufmerksam machen und diese 
um Entsendung der in Betracht kommenden Tierärzte nach London 

bitten. 



600 


2. Der Kassenwart des Reichsverbandes deutscher Gemeinde- 
und Schlachtnoftierärzte, Herr Dr. Brandt, Hannover, Theodor- 
straße 3 B, hat Postscheck-Konto, Hannover Nr. 6116. 

Dr. G a r t h. 


X. Tierärztlicher Weltkongreß, London 2. bis 8. August 1914. 

W ohnungsf rage. 

Um den Kongreßteilnehmern entgegen zu kommen, hat die 
Firma Cook & S o n es unternommen, eine Aufstellung aller in 
Betracht kommenden empfehlenswerten Londoner Hotels der ver¬ 
schiedenen Rangklassen unter Beifügung der Preise anzufertigen. 
Mitglieder, die in einem dieser Hotels Zimmer reserviert haben 
wollen, müssen bei der Firma Cook (Ludgate jCircus, London) 
oder einer ihrer Filialen 20 Mark deponieren. Uber diesen Be¬ 
trag wird eine Quittung ausgehändigt, die bei Begleichung der 
Hotelrechnung in Zahlung genommen wird. 

Die in nachstehender Aufstellung angegebenen Zimmerpreise 
sind Minimalpreise. Da nun die angegebenen Hotels in der ersten 
Hälfte des Monats August stark überfüllt zu sein pflegen, ist es 
wünschenswert, daß die betreffenden Kongreßteilnehmer der ge¬ 
nannten Firma bezüglich der Zimmerpreise einen gewissen Spiel¬ 
raum lassen, damit unnötige Korrespondenzen und spätere Ent¬ 
täuschungen vermieden werden. Die Durchschnittszeit, die man 
zur Erreichung des Sitzungslokals von den einzelnen Hotels aus 
braucht, ist in jedem Falle in Klammern beigefügt. 

*Norfolk-House, Surrey St., Strand, W. C. (10 
Minuten vom Sitzungslokal.) Einzelzimmer einschließlich Licht, 
Bedienung und Frühstück von 6.50 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten 
und Frühstück von 13 Mk. an; Privatwohnzimmer von 7 Mk. an; 
zweites Frühstück 2 Mk., Mittagessen 3.50 Mk. 

Horre x’s Hotel, Strand, W. C. (12 Minuten.) Einzel¬ 
zimmer einschl. Licht und Bedienung von 6.50 Mk. an; Zimmer 
mit 2 Betten von 13 Mk. an; Privatwohnzimmer von 7 Mk. an; 
2. Frühstück 2 Mk.; Mittagessen 3.50 Mk. Die Preise für die Zim¬ 
mer schließen 1. Frühstück ein. 

Art illery Mansions Hotel, Victoria St., West- 
in i n s t e r, S. W. (8 Minuten.) In diesem Hotel gibt es nur Zim¬ 
mer einschl. Pension. Die Preise betragen 12.50 Mk. p. d. für 
Einzelzimmer und 21 Mk. für Zimmer mit 2 Betten und verstehen 
sich für Schlafzimmer, Licht, Bedienung, 1. Frühstück, 2. Früh¬ 
stück und Mittagessen. Wohnzimmer von 7.50 Mk. an. 

Sloane Gate Hotel, Basil Street, Knights- 
b r i d g e, S. W. (15 Minuten.) Einzelzimmer, Licht und Bedie¬ 
nung von 4.50 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten von 8 Mk. an; Privat¬ 
wohnzimmer von 6.50 Mk. an; 1. Frühstück 1.50 u. 2 Mk.; 2. Früh¬ 
stück 2.50 Mk.; Mittagessen 3.50 Mk. 

The Knightsbridge Hotel, Knightsbridge. S.W. 
(16 Minuten.) Einzelzimmer, Licht und Bedienung von 5 Mk. an; 
Zimmer mit 2 Betten von 8 Mk. an; Privatwohnzimmer von 10.50 
Mark an; 1. Frühstück 2 Mk. und 2.50 Mk.; 2. Frühstück 3 Mk. ; 
Mittagessen 3.50 Mk. und 5 Mk. 

Hotel V a n d y e k e, Cromwell R o a d, Queen's 
Gate, S.W. (10 Minuten.) Einzelzimmer, Licht und Bedienung 
von 5.50 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten von 10.60 Mk., Privatwolm- 



601 


zimmer von 12.50 Mk. an; 1. Frühstück 2 Mk. und 3 Mk.; 2. Früh¬ 
stück 3 Mk.; Mittagessen 5 Mk. 

Hotel Rembrandt, Thurloe Place, South Ken- 
s i n g t o n. (10 Minuten.) Einzelzimmer, Licht und Bedienung 
von 6.50 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten von 12 Mk. an; Privat¬ 
wohnzimmer von 15 Mk. an; 1. Frühstück 2 und 3 Mk.; 2. Früh¬ 
stück 3 Mk.; Mittagessen 5 Mk. 

* Bedford Hotel, Southampton Row. W. C. (20 
Minuten.) Einzelzimmer, Licht und Bedienung von 3 Mk. an; 
Zimmer mit 2 Betten von 5.50 Mk. an; Privatwohnzimmer von 

6.50 Mk. an; 1. Frühstück 1.50 und 2 Mk.; 2. Frühstück 1.50 und 
2 Mk.; Mittagessen 3 Mk. 

* Imperial Hotel, Rüssel Square. (20 Minuten.) 
Einzelzimmer, Licht und Bedienung von 3 Mk. an; Zimmer mit 

2 Betten von 6 Mk. an; Privatwohnzimmer von 7.50 Mk. an; 
1. Frühstück 1.50 und 2 Mk.; 2. Frühstück 2 Mk.; Mittagessen 

3 Mk. 

Bolton Mansions Hotel, South Kensington, 
S.W. (10 Minuten.) Einzelzimmer, Licht und Bedienung von 

3.50 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten von 6 Mk. an; Privatwohn¬ 
zimmer von 6 Mk. an; 1. Frühstück 1.50 und 2 Mk.; 2. Frühstück 

2.50 Mk.; Mittagessen 3.50 Mk. 

Regina Hotel, Southampton Row, W. C. (20 Min.) 
Einzelzimmer, Licht, Bedienung und 1. Frühstück von 6 Mk. an; 
Zimmer mit 2 Betten und 1. Frühstück von 6 Mk. an; Zimmer mit 
2 Betten und 1. Frühstück von 12 Mk. an; Privatwohnzimmer von 

5.50 Mk. an; 2. Frühstück 2 Mk.; Mittagessen 3 Mk. 

* York Hotel, Berne r’s Street, W. (20 Minuten.) 
Einzelzimmer, Licht, Bedienung und 1. Frühstück von 6 Mk. an; 
Zimmer mit 2 Betten und 1. Frühstück von 11 Mk. an; Privat¬ 
wohnzimmer von 10 Mk. an; 2. Frühstück 1.50 Mk.; Mittagessen 

2.50 Mk. 

Wilton Hotel, Victoria, S.W. (5 Minuten.) Einzel¬ 
zimmer, Licht und Bedienung von 3.50 Mk. an; Zimmer mit 2 
Betten von 6 Mk. an; Privatwohnzimmer von 5.50 Mk. an; 1. Früh¬ 
stück 1.25 und 2 Mk.; 2. Frühstück 2 Mk.; Mittagessen 3 Mk. 

Golden Cross Hotel, Strand, W. C. (10 Minuten.) 
Einzelzimmer, Licht und Bedienung von 4.50 Mk. an; Zimmer mit 
2 Betten von 9 Mk. an; Privatwohnzimmer von 7.50 Mk. an; 
1. Frühstück von 1.50 und 2.50 Mk.; 2. Frühstück 2.50 Mk.; Mit¬ 
tagessen 3 und 4 Mk. 

‘Bernex’s Hotel, Berner’s S t r e e t, W. (20 Minuten.) 
Einzelzimmer, Licht und Bedienung von 6 Mk. an; Zimmer mit 
2 Betten von 11 Mk. an; Privatwohnzimmer von 10 Mk. an; 2. Früh¬ 
stück 2 Mk.; Mittagessen 3.50 Mk. Die Preise für beide Arten 
Zimmer schließen 1. Frühstück mit ein. 

Marble Arch Hotel, Hyde Park, W. (15 Minuten.) 
Einzelzimmer, Licht und Bedienung von 4 Mk. an; Zimmer mit 
2 Betten von 8 Mk. an; Privatwohnzimmer von 6 Mk. an; 1. Früh¬ 
stück 1.50 und 2.50 Mk.; 2. Frühstück 2.50 Mk. Mittagessen 4 Mk. 



602 


Grafton House, Tottenham Court Road, W. (20 
Minuten.) Einzelzimmer, Licht und Bedienung: von 4 Mk. an; 
Zimmer mit 2 Betten von 8 Mk. an; Privatwohnzimmer von 7.50 Mk. 
ani; 1. Frühstück 1.50 und 2 Mk.; 2. Frühstück 2 Mk.; Mittag¬ 
essen 3 Mk. 

Hotel Richelieu, Oxford St., W. (20 Minuten.) Ein¬ 
zelzimmer, Licht und Bedienung von 5 Mk. an; Zimmer mk 2 
Betten von 8.50 an; Privatwohnzimmer von 7.50 Mk. an; 1. Früh¬ 
stück 1.50 und 2.50 Mk.; 2. Frühstück 2 Mk.; Mittagessen 3.50 Mk. 

Hotel Euro pe, Leicester Square, W. C. (15 Min.) 
Einzelzimmer, Licht und Bedienung von 5 Mk. an; Zimmer mit 
2 Betten von 10 Mk. an; Privatwohnzimmer von 10.50 Mk. an; 
1. Frühstück 1.50 und 2.50 Mk.; 2. Frühstück 2.50 Mk.; Mittag¬ 
essen 4 Mk. 

Bailey’s Hotel, Gloucester Road, S.W. (10 Min.) 
Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 5.50 Mk. an; Zimmer 
mit 2 Betten von 10 Mk. an; Privatwohnzimmer von 9 Mk. an; 
1. Frühstück 2 und 3Mk.; 2. B'rühstück 3.50 Mk.; Mittagessen 5 Mk. 

South Kensington Hotel, Queen’s Gate Ter¬ 
ra c e, S.W. (10 Minuten.) Einzelzimmer, Licht und Bedienung 
von 5.50 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten von 10 Mk. an; Privat- 
wohnzimmer von 10.50 Mk. an; 1. B’rühstück 2 und 3 Mk.; 2. Früh¬ 
stück 3 Mk.; Mittagessen 5 Mk. 

Hotel Windsor, Westminster, S.W. (5 Minuten.) 
Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 4 Mk. an; Zimmer 
mit 2 Betten von 7 Mk. an; Privatwohnzimmer von 8 Mk. an; 
1. Frühstück 2 und 3 Mk.; 2. Frühstück 3 Mk.; Mittagessen 5 Mk. 

De Vere Hotel, Kensington, W. (20 Minuten.) Ein- 
zelzimmer mit Licht und Bedienung von 5.50 Mk. an; Zimmer mit 
2 Betten von 8.50 Mk. an; Privatwohnzimmer von 10.50 Mk. an; 
1. Frühstück 2 und 2.50 Mk.; 2. B’rühstück 3.50 Mk.; Mittagessen 
6 Mark. 

*Westminster Palace Hotel, London, S.W. <3 
Minuten.) Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 4 Mk. an: 
Zimmer mit 2 Betten von 8Mk. an; Privatwohnzimmer von 7.50 Mk. 
an; 1. Frühstück 1.50 und 2.60 Mk.; 2. Frühstück 2.50 Mk.; Mit¬ 
tagessen 4 Mk. 

‘Langham Hotel, Portland Pl.ace, W. (20 Min.» 
Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 5 Mk. an; Zimmer 
mit 2 Betten von 8.50 Mk. an; Privatwohnzimmer von 12.50 Mk. 
an; 1. B’rühstück 2 und 3 Mk.; 2. Frühstück 2.50 und 4 Mk.; Mit¬ 
tagessen 5 Mk. 

Buckingham Palace Hotel, Buckingham Gat e» 
S.W. (10 Minuten.) Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 

6.50 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten von 10.50 Mk. an; Privatwohn- 
zimmer von 12.50 Mk. an: 1. Frühstück 2 und 3 Mk.; 2. Frühstück 

3.50 Mk.; .Mittagessen 6 Mk. 

R o v a 1 P a 1 a c e IT o t e 1. K e n s i n g t o n, W. (20 Minuten.) 
Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 5 Mk. an; Zimmer mit 
•> Rotten von 8.60 Mk. an; Privatwohnzimmer von 8.50, 10.50 Mk. 
;, li; i. Frühstück 2 und 3 Mk.; 2. Frühstück 3 Mk.; Mittagessen 

4.50 Mk. 



603 


# De Keyser’s Hotel, Victoria Embankment, 
E. C. (10 Minuten). Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 
6 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten von 9 Mk. an; Privatwohnzimmer 
von 10 Mk. an; 1. Frühstück 1.50 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück 2.50 
und 3.50 Mk.; Mittagessen 5 Mk. 

Hotel Curzon, Mayfair, W. (15 Minuten.) Einzel¬ 
zimmer mit Licht und Bedienung von 4 Mk. an; Zimmer mit 2 
Betten von 9 Mk. an; Privatwohnzimmer von 9 Mk. an; 1. Früh¬ 
stück 2 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück 3.50 Mk.; Mittagessen 5.50 Mk. 

Stafford Hotel, St. James’ Place, S. W. (15 Min.) 
Einzelraum mit Licht und Bedienung von 5 Mk. an; Zimmer mit 
2 Betten von 9 Mk. an; Privatwohnzimmer von 7.50 Mk. an; 
1. Frühstück 2 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück 3.50 Mk.; Mittagessen 

4.50 Mk. 

Alexandra Hotel, Hyde Park Corner, S.W. (10 
Minuten.) Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 7 Mk. an; 
Zimmer mit 2 Betten von 10.50 Mk. an; Privatwohnzimmer von 

10.50 Mk. an; 1. Frühstück 2 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück 3.50 Mk; 
Mittagessen 6.50 Mk. 

St. Ermin’s Hotel, St. J a m e’s Park, S.W. (3 Min.) 
Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 5 Mk. an; Zimmer 
mit 2 Betten von 10 Mk. an: Privatwohnziinmer von 10.50 Mk. an; 
1. Frühstück 1.50 und 3Mk.; 2. Frühstück 3 Mk.; Mittagessen 5Mk. 

* Hyde Park Hotel, Knightsbridge, S.W. (15 
Minuten.) Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 9 Mk. an; 
Zimmer mit 2 Betten von 15 Mk. an; Privatwohnzimmer von 
21 Mk. an; 1. Frühstück 1.50 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück 4 Mk.; 
Mittagessen 7.50 Mk. 

Piccadilly Hotel, London, W. (15 Minuten.) Ein¬ 
zelzimmer mit Licht und Bedienung von 12.50 Mk. an; Zimmer 
mit 2 Betten von 18 Mk. an; Privatwohnzimmer von 21 Mk. au; 
1. Frühstück 2 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück im Restaurant 5 Mk., 
im Grill-Room 3.50 Mk.; Mittagessen im Restaurant 7.50 Mk., im 
Grill-Room 5.50 Mk. 

* Victoria Hotel, Northumberland Avenue, 
W. C. (8 Minuten.) Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 

6.50 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten von 11.50 Mk. an; Privatwnhn- 
zimroer von 15 Mk. an; 1. Frühstück 2 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück 

3.50 Mk.; Mittagessen 6 Mk. 

‘ Grosveuor Hotel, Victoria, S.W. (5 Minuten.) 
Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 8.50 Mk. an; Zimmer 
mit 2 Betten von 13.50 Mk. an; Privatwohnzimmer von 20 Mk. an; 
1. Frühstück 2 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück 4 Mk.; Mittagessen 
6 Mark. 

Metropole. Hotel, Northumberland Avenue. 
W. C. (8 Minuten.) Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 
9 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten von 15 Mk. an; Privatwohnziinmer 
von 22.50 Mk. an; 1. Frühstück 2.50 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück 
4 Mk.; Mittagessen 6 Mk. 

* G r a n d Hotel, Northumberland Avenue, W. C. 
(S Minuten.) Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 7.50 Mk. 



604 


än; Zimmer mit 2 Betten von 12 Mk. an; Privatwohnzimmer von 
15 Mk. an; 1. Frühstück 2 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück 4 Mk.; Mit¬ 
tagessen 6 Mk. 

* Hotel C e c i 1, Strand, W. C. (10 Minuten.) Einzel¬ 
zimmer mit Licht und Bedienung von 7.50 Mk. an; Zimmer mit 
2 Betten von 12 Mk. an; Privatwohnzimmer von 15 Mk. an; 
1. Frühstück 2 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück 4 Mk.; Mittagessen 6 Mk. 

Savoy Hotel, Strand, W. C. (10 Minuten.) Einzel¬ 
zimmer mit Licht und Bedienung von 12.50 Mk. an; Zimmer mit 
2 Betten von 18.50 Mk. an; Privatwohnzimmer von 21 Mk. an; 
1. Frühstück 2 und 3.50 Mk.; 2. Frühstück und Mittagessen 
ä la carte. 

_ (Schluß folgt.) 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 30. Mai 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 4 Regierungsbezirken (Ober¬ 
bayern, Niederbayern, Oberfranken, Schwaben), (davon 2 neu), 
15 Distriktsverwaltungsbezirken (davon 11 neu) und 24 Gemeinden 
(davon 19 neu): 48 Gehöfte (davon 42 neu). 


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Tiere, die durch große Anstrengungen oder schwere Krankheiten 
(Magen- oder Darmkatarrh, Brustseuche etc.) heruntergekommen sind. 

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ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf Wunsch 
gerne ab. 

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Dresden, Abteilung Ronorln-Werke. 

Mit einer Beilage von H. Hauptner, Instrumente n- 
fabrik für Tiermedizin und Tierzucht, Berlin, welche wir 
besonderer Beachtung empfehlen. 






605 


Personalien. 

Ernennung: Georg Zissle r-K itzi ngen wurde zum städti¬ 
schen Bezirkstierarzt daselbst ernannt. 

Niedergelassen: Dr. Frick-Graz hat sich in Pirmasens 
(Rheinpfalz) niedergelassen. 

Approbiert: in München: die Herren Albert Früh-Sasbach 
(Baden), Franz Xaver Gentner-Donau wörth, Albert Haug- 
Hiltenfingen, Georg Hofmann-Hammelburg, Johann Maier- 
Pas sau, Wilhelm Meier-Straubing, Franz Simon-Trostberg. 

Verzogen: Gabriel Baier, Distriktstierarzt in Selb (Ober¬ 
franken) nach Regensburg (Oberpfalz); Adolf Bechinger- 
Dresden nach Freiburg (Breisgau); Wilhelm Geiger-Neckar- 
gemünd nach Offen bürg (Baden); Dr. Gerhard Goller-Ulm 
nach Bretten (Baden); Dr. Erich Mögle-Stuttgart nach 
Cal au (Brandenburg); Georg Weigl-Oberviechtach nach 
Gr i e ß en (Baden); Dr. Erwin Würmlin-Bretten nach Fr ei bürg 
(Breisgau). * 

Gestorben: Dr. Gustav Übele, Professor a. D. Stuttgart. 



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606 


Verein der nichtbeamteten Tierärzte von Niederbayern. 

Die Generalversammlung des Vereines der nichtbeamteten 
Tierärzte von Niederbayern findet am Sonntag, den 28. Jnni 1914 
nachmittags 2 Uhr im Hotel Vaitl in Plattling statt. 

Tagesordnung: 

1. Festsetzung der Statuten. 

2. Besprechung der zahlreich eingelaufenen Wünsche 
und Anträge. 

3. Entgegennahme neuer Wünsche und Anträge. 

4. Bestätigung bezw. Neuwahl der Vorstandschaft. 

Dr. Münicli-Straubing Leeb-Landshut 

Schriftführer. Vorstand. 

Stufrier-Pfeffenhausen 

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608 


Bekanntmachung 

Landesaasschaß der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. 

Tierärztlicher Weltkongreß in London vom 2.—8. August 1914. 

Durch Beschluß der Mitgliederversammlung vom 24. Mai 1914 
wurde der Schriftführer, Herr Schlachthofdirektor Saurer in Lands¬ 
hut, als Vertreter des Landesausschusses für die Verhandlungen in 
London abgeordnet. 

Die Geschäftsstelle des Landesausschusses, Saurer-Landshut, 
Schlachthofdirektion, übernimmt für alle bayerischen Kollegen die 
Besorgung aller Wünsche und Anfragen in Sachen Weltkongreß. 
Die Teilnehmer, die gleichzeitig sich der Geschäftsstelle bedienen 
wollen, müssen daher bis längstens 30. Juni 1914 ihre Namen, An¬ 
träge usw. der Geschäftsstelle übermitteln. 

Um den bayerischen Teilnehmern Gelegenheit zu geben, allen 
Veranstaltungen beiwohnen zu dürfen, ist anzuraten, die Teilnehmer 
als Abgeordnete von Körperschaften zu benennen und anzumelden 
und mit Abordnungsnachweis zu versehen. 

Lan dshut-Wo 1 fratshausen, den 14. Juni 1914. 

Geschäftsstelle. 


Bei dem Unterzeichneten Verband ist die Stelle des 

Tierzuchtinspektor-Assistenten 

bis 1. Juli ds. Js. neu zu besetzen. 1800 Mk. Gehalt, 1000 Mk. Reise- 
aversum. Bewerbungen wollen unter Vorlage der Zeugnisse und 
eines selbstgeschriebenen Lebenslaufes an das Verbandsbüro Mies¬ 
bach gerichtet werden. 

Znchtverband für oberbayerisches Alpenfleckvieh, Miesbach. 


Nr. 408a47. K. Staatsministeriam des Innern. 

Bekanntmachung 

über die Einfuhr Yon Nutz- und Zuchtvieh aus Österreich in das 
bayerische Grenzgebiet. 

Da die Maul- und Klauenseuche in dem österreichischen poli¬ 
tischen Bezirke Schwaz ausgebrochen ist, wird in teilweiser Ab¬ 
änderung der Bekanntmachung, vom 30. März 1914 (K. B. Staats¬ 
anzeiger Nr. 76) die Erlaubnis zur Einfuhr von Rindvieh zu Nutz- 
und Zuchtzwecken aus diesem Bezirke zeitweilig zurückgezogen. 

München, 8. Juni 1914. 

I. A.: Graf von Spreti. 


Tierarzt 

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Münchener Tierärztlichen "Wochenschrift erbeten. 


Druck von .1 («ott cswlnter, München. — Kommissionsverlag: M. RiegersoU** 
UaiversitiUsbuchhandliing, München, Odeonsplat* 






(frfilier: Tierärztliches Wochenblatt uni Wochenschrift iür Tierheilkunde und Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht iin 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. JKrnst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Kopltsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, tierärztlicher Referent 
im Kgl. Staatsministerium d. I., sowie des Ijandesansschnsses 
der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 30. Juni 1914. Nr. 26. 


Inhalt: Abonnements-Einladung. Originalartikel. I.ichtenstern: über Geburt»- 
hilfe beim Pferd. Arnold: Ein Fall von Milchfieber. Burkart: Ein Fall aus der 
Geburtshilfe. — Referate. Müller: Echinokokkus im Herzen als Todesursache 
beim Pferde. Buberl: Zur Salvarsanbehandlung des Milzbrandkarbunkels. Iloff- 
mann: Neues zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche. — Tierzucht und 
Tierhaltung. Tätigkeit des Tierarztes auf dem Gebiete der Fischzucht. Falsche 
Laktation (Pseudolaktatio). Die Mich Wirtschaft in der Schweiz. Milchviehhaltung 
in Württemberg. — Verschiedenes. Nahrungsmittelcheraiker und Tierarzt. 
Frequenz an der Tierärztlichen Hochschule in München. Frequenz an den Tier¬ 
ärztlichen Hochschulen. X. Tierärztlicher Weltkongreß, London 2. bis 8. August 
1914. (Schluß). Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 13. Juni 1914. — 
Personalien. 


^.bonnements-E inladu.ng'. 

Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochen¬ 
schrift durch die Post beziehen, geht mit dieser Nummer 
das Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unter¬ 
brechungen in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonne¬ 
ment für das II. Semester 1914 bei der nächsten Postanstalt 
baldigst zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amt¬ 
lichen Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern 
unter Nr. 863, in der Preisliste des Reichsgebietes unter 
Nr. 8252, für Österreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 
Abonnementspreis bei Bezug durch die Post halbjährig 
5 M. Im Buchhandel zu beziehen durch die M. Ri eg er¬ 
sehe Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 










610 

Über Geburtshilfe beim Pferd. 

Von Distriktstierarzt Dr. Gg. Lichtenstern in Rotthalmünster. 

Die ausgedehnte Pferdezucht in meinem Distrikte 
bringt mir alljährlich in den ersten Monaten deß Jahres 
eine Reihe von Pferdegeburten. Es war heuer ein Zufall, 
daß mir von 13 bezw. 14 Scbwergeburten, von denen einp 
mein damaliger Assistent Herr Dr. Gießen mit Geschick 
entschied, 2 außerordentlich seltene Fälle uriterkamen, ein¬ 
mal eine Torsio uteri und dann eine Reflexio gravidi uteri 
ad sinistrum. Ich hinge im Folgenden sämtliche von mir 
ausgeführten Pferdegeburten in chronologischer Reihen¬ 
folge und werde jedesmal auf die Nachbehandlung der 
Muttertiere zurückkommen, da ich gerade diese für ebenso 
wichtig halte als den ersten Akt die Geburt selbst. 

Stirnendlage, Kopfbeugehaltung, beider¬ 
seitige Metakarpalbeugehaltung. 

Fall I: Eine 5jährige dunkelbraune Stute des R. in 
E. kann am 5. Januar d. J. nicht abfohlen. Die Geburts¬ 
hilfe besteht in Streckung des Kopfes und der beiden 
Vordergliedmaßen, eine Maßnahme, die ich mir durch eine 
Morphiumeinspritzung am Muttertiere etwas erleichtern 
konnte. Nach der Extraktion des Fötus nahm ich die Ab¬ 
nahme der Eihäute vor. Das Junge war, da zu früh ge¬ 
boren, tot. Die weitere Behandlung des Muttertieres be¬ 
stand in Sublimatspülungen der Metra und in täglicher 
Bewegung. Die Stute blieb gesund. 

Baue h q u erläge mit zuriickgcschlagene m 

K o p f. 

Fall II: Die Untersuchung einer 5jährigen Stute 
(1. Para) des K. in K. ergibt Bauchquerlage der Frucht. 
Die vier Gliedmaßen sind in das mütterliche Becken ein- 
getreten, der Kopf ist zurückgeschlagen. Die Mutterstute 
ist sehr erschöpft und steht nicht mehr auf. Die Extraktion 
nach Obi e h ist bei einer Erstgebärenden nicht ratsam, 
ebenso ist die vielfach empfohlene Methode, die Vorder¬ 
beine zurüekzuschieben und den Fötus in Steißendlage zu 
entwickeln, sehr unvorsichtig, da erfahrungsgemäß die vor¬ 
geschobenen Vorderbeine in 10 Fällen 9 mal die TTterus- 
wand durchbohren. Ich schritt folgerichtig zur subkutanen 
Entfernung der Vordergliedmaßen, die der Pflanz’schc F.x- 
traklor zu einer kurzen und mühelosen Arbeit macht. Her 
Entwickelung des Eölus in Steißendlage stand nun nichts 



611 


hinderlich im Wege. Nach der Geburt wurden die Eihäute 
sofort abgenommen. Die Nachbehandlung der Metra nahm 
ich anfänglich mit Therapogen vor; als das Uterussekret 
nach einigen Tagen aber jauchig wurde und die Körper¬ 
temperatur stieg, da kehrte ich zu Sublimatspülungen zu¬ 
rück, um die Kur mit Spülungen von essigsaurer Tonerde 
zu beenden. Die Stute ist gesund. 

Steißendlage, seitlich e Stellung, beider¬ 
seitige vorgetretene Sprunggelenks¬ 
beugehaltung. 

Fall HI: Es gelang bei dieser am 1. März 1914 zur 
Behandlung überwiesenen 12jährig. Stute (4. oder 5. Para) 
des W: in A. durch Anlegen einer starken Zugschnur an 
den beiden Sprunggelenken und durch langsames Ziehen 
unter gleichzeitigem Vorschieben des Fötus die Sprungge¬ 
lenke in das mütterliche Becken zu kriegen. Die Ge¬ 
räumigkeit des mütterlichen Beckens ermöglicht, wenn auch 
langsam, die Entwicklung des Fötus. Der Fötus war tot. 
Die Nachbehandlung bestand in Spülungen der Metra mit 
Lösungen von Hydrarg. oxyc. und später essigsaurer Ton¬ 
erde. Wie in allen anderen Fällen ließ ich das Muttertier 
täglich bewegen. Die Stute blieb gesund. 

Stirnendlage, eingetretene Kopfbeugc- 
haltung, vorgetretene beiderseitige Meta- 
karpalbeugehaltung. 

Fall IV: Die Untersuchung der am 2. März d. J. 
zur Behandlung übergebenen Stute des Sch. in R. ergibt 
die vorbezeichneten Lageverhältnisse, die ich am stehenden 
Tiere in folgender Weise zu lösen suchte. Der Kopf des 
bereits toten Fötus wurde in Kopfbeugehaltung entwickelt, 
am 1. Halswirbel amputiert und der Stumpf zurückge¬ 
schoben. Das entstandene Cavum im Uterus ermöglichte 
die Streckung der Vorderfüße. Die Nachbehandlung be¬ 
stand in Spülungen der Metra mit Lösungen von Sublimat 
und später von essigsauren Tonerdetabletten. Die Stute 
blieb gesund. 

Stirnendlage, vorgetretene Kopfbeuge- 

baltung und beiderseitige Metakarpal- 
beugehaltung. 

Fall V: Bei einer wertvollen 6jährigen Zuchtstute 
des Br. in L. zeigt sich das gleiche Verhältnis wie in Fall 4 



612 


mit dem Unterschied, daß die Kopfbeugehaltung noch nicht 
in das Becken eingetreten war und das Fohlen noch Leben 
zeigte. Es mußte also eine Zerstückelung vermieden werden. 
Die Berichtigung der Kopfbeugehaltung und der Metakar- 
palbeugehaltung war zwar möglich, über außerordentlich 
schwierig, da das kräftige Muttertier lag und außerordent¬ 
lich kräftige Wehen entfaltete. Trotz der Bemühungen war 
das Fohlen tot. Die Nachbehandlung der Mutterstute er¬ 
folgte wie in Fall 4. Die Stute blieb gesund. 

Reflexio gravi di uteri ad sinistrum. 

Fall VI: Dieser am 27. März d. J. bei einer 11 jäh¬ 
rigen (4. Para) wertvollen Zuchtstute des H. in St. mir 
begegnete Fall ist meines Wissens in unserer Literatur 
nicht besprochen. 

Der linke Vorderfuß des Fohlens war in das Becken 
eingetreten und er konnte bis zum Brustbein abgetastet 
werden; seitlich der linken Scheidenwand war .durch, die 
Scheidenwand hindurch der Kopf zu fühlen und zwar ver¬ 
ursachte er durch seine Lage einmal eine Verdrängung der 
Scheide nach rechts und dann eine halbkugelige Geschwulst 
links der Scheide. Diesem Untersuchungsbefund entspricht 
meine Diagnose: Reflexio gravidi uteri ad. sinistrum. 

Zur geburtshilflichen Lösung legte ich das Muttertier 
nieder und ließ es hinten etwa 1 Meter emporwinden; auf 
diese Weise gelang es, wenn auch langsam, den Kopf des 
Fohlens bauchwärts zu massieren. Die durch die Knickung 
entstandene Uterusspange konnte ich zudem etwas becken¬ 
wärts ziehen, so daß ich den Kopf des Fohlens fassen und 
den richtigen Geburtsweg weisen konnte. Der rechte Vor¬ 
derfuß, der sich in Metakarpalbeugehaltung in dem Blind¬ 
sack befand, konnte dann leicht geholt werden. Die Ent¬ 
bindung eines heute noch gesunden Hengstfohlens ermög¬ 
lichte sich dann, allerdings trat während der Extraktion 
ein leicht zu reponierender Harnblasenvorfall ein. Wäh¬ 
rend der Geburt habe ich dem Muttertier 0,4 g Morphium 
gegeben, dem ich nach der Geburt noch 0,1 g nachsandte. 
1m Anschluß an die Geburt nahm ich die Nachgeburt ab 
und ließ in den folgenden Tagen die Metra mit Sublimat¬ 
spülungen behandeln. 

Im ^Anschluß an diese Geburt wurde ich am gleichen 
Tage zu einer Mutterstute des Sehw. in R. gerufen, bei der 
ich (Fa 11 VTT) Iv o p f b e u g e h a 1 t u n g und beide r- 
s e i t i g e Met a k a i»p a 1 b e u g e h a 11 u n g feststellte. 
Da das Muttertier zwar stark drängte, aber stehen hlieb. 



613 


konnte die Lageberichtigung des Kopfes und der Vorder 
füße in einigen Minuten vorgenommen werden. Trotz der 
sofortigen Hilfe war aber das Fohlen tot (Fruchtwasser¬ 
aufnahme). Die Mutter blieb gesund, nachdem sie einige 
Tage lang mit Sublimat nachbehandelt wurde. 

Fall VIII: Bei einer am 29. März 1914 des Br. 
in P. gebärenden Stute lagen die Verhältnisse wie im Fall 7. 
Die Berichtigung aber war schwieriger, da das Muttertier 
nicht mehr aufstand. Der Kopf wurde in Kopfbeugehaltung 
entwickelt und amputiert. Nach Zurück schieben des Hals¬ 
stumpfes wurden die beiden Vorderfüße gestreckt und das 
Fohlen entwickelt. Wie im Fall 7 wurden die Eihäute 
nicht abgenommen, die in einigen Stunden post partum 
von selbst abgehen. Tägliehe Sublimatspülungen und Be¬ 
wegung des Muttertieres bedingen die baldige Genesung 
der Stute. 


Torsio uteri. 

Fall IX: Am 4. April d. J. wurde ich zu einer hoch¬ 
trächtigen Stute des Pf. in A. gerufen mit der Anamnese, 
das Tier zeige seit 20 Stunden Kolikerscheinungen. Die 
Untersuchung per vaginam durch mich und meinen Assi¬ 
stenten ergibt eine Drehung der Gebärmutter nach links; 
die Verhältnisse in der Scheide entsprachen den Erschei¬ 
nungen, wie man sie in dem Falle beim Rinde zu finden 
gewohnt ist; die Drehung war so stark, daß der Durch¬ 
gang zum Gebärmutterraum nur schwer auffindbar war. 
Im Gebärmutterraum fühlte ich die gefüllte Fruchtblase, 
nach deren öffnen ich normale Steißendlage feststel'len 
kann. Durch langsames Hereinziehen der Hinterfüße in 
den Beckenraum verringert sich zusehends die Drehung, um 
nach Niederlegen der Mutterstute auf die linke Seite ganz 
zu verschwinden. Es gelingt ein noch lebendes Fohlen zu 
entwickeln, das aber nach einigen Minuten eingeht. Die 
Nachbehandlung der Metra besteht wiederum in Spülungei} 
mit Sublimat. Das Muttertier bleibt gesund. 

Steißendlage. 

F all X: Eine Stute des H. in W. kann am 11. April 
dieses Jahres nicht fohlen. Ich stellte mit meinem Assi¬ 
stenten Steißendlage fest. Die Extraktion erfolgt normal, 
doch folgt dem Fohlen ein unvollständiger Gebärmutter¬ 
vorfall, der sich reparieren läßt. Nach der Reposition be¬ 
kommt die Stute eine starke Morphiumdosis, die das Nach- 



drängen bald beseitigt. Nach der Geburt erzählt der Be¬ 
sitzer, daß die Stute seit einigen Wochen an Scheidenvorfall 
litt. Fohlen wie Mutter sind gesund. 

Vollständige Steißlage. 

Fall XI: Am 13. April d. J. stellte ich bei einer 
Stute des A. in K. Steißendlage mit untergeschobenen 
Hinterfüßen fest. Der rechte Hinterfuß ließ sich unter 
gleichzeitigem Vorschieben der Frucht strecken, während 
der linke Hinterfuß in Sprunggelenksbeugehaltung ent¬ 
wickelt werden mußte. Das Fohlen war tot. Die Mutter 
blieb gesund. Behandlung wie in Fall 9. 

Atonie des graviden Uterus. 

Fall XII: Am 16. April d. J. wurde ich zu einer 
hochträchtigen Mutterstute des Schm, in A. mit der An¬ 
amnese gerufen, die Stute, deren Trächtigkeitsdauer am 
29. April beendet sei, zeige seit etwa 3 Stunden Kolik¬ 
erscheinungen. Die Untersuchung der Gebärmutter ergibt 
im Gebärmutterraum eine prall gefüllte große Blase, die 
sich bei genauer Abtastung als Fruchtblase erweist. (Diffe¬ 
rential-Diagnose: Retroflexio grav. ut.) Nach Eröffnung 
der Fruchtblase fand ich vor: Kopfbeugehaltung, Meta- 
karpalbeugehaltung beiderseitig. Hie Lageberichtigung ist 
leicht, da das Muttertier erstens wenig Wehen zeigt und 
stehen bleibt, und zweitens das geräumige Becken das Ar¬ 
beiten mit zwei Armen ermöglicht. Das Fohlen war tot. 
Die Eihäute gingen nach wenigen Stunden von selbst ab. 
Die Nachbehandlung bestand zunächst , in täglichen Sub¬ 
limatspülungen. Am 18. April zeigten sieh schon Erschei¬ 
nungen einer leichten Geburtsrebe; nunmehr brachten aber 
mehrmalige tägliche Bewegung mit Trinkwasserentzug und 
geschmälerten Rationen baldige Genesung. 

Verdrehung des Kopfes. 

Fall XIII: Am.4. Mai cL -T. begegnete ich bei einer 
Zuchtstute des M. in A. einer normalen Kopfendlage: 
nur war der Kopf seitlich verdreht. Durch Zurüekschieben 
der ganzen Frucht ließ sich der Kopf in richtiger Stellung 
in das Becken bringen und nun konnte durch erneutes Vor¬ 
ziehen der Vorderfüße ein lebendes Fohlen .entwickelt 
werden, hohlen wie Mutter sind gesund. — 

Resümee: In 6 Fällen bestand die Kopfbougre- 
haltung und dennoch war die Lösung in allen 6 Fällen 
nicht vollständig gleich. Hat man Rücksicht, zu nehmen 



615 


auf das Fohlen, so ändern sich die Verhältnisse von selbst, 
wie schließlich auch das Verhalten der Muttertiere, der 
unterstützenden Personen, der Tageszeit auf die Art und 
Weise der Geburtshilfe unterstützend oder hindernd ein¬ 
wirkt. Das Entstehen der vorbezeichneten fehlerhaften 
Lage führe ich auf zu frühes Loslösen der Placenta foetalis 
zurück. Die an Asphyxie eingehenden Fohlen behalten die 
physiologisch normale Lage bei. 

Der günstige Ausgang all’ dieser Fälle mag zumeist 
der Nachbehandlung zugute geschrieben werden. Die Nach¬ 
erkrankungen der Metra und im Zusammenhang mit ihr die 
Geburtsrehe besitzen eine große Bedeutung. Bei aller Wert¬ 
schätzung der neuen Desinfektionsmittel: in diesem Falle 
kehre man zum alterprobten Sublimat oder dessen Ersatz¬ 
präparaten zurück; man kann mit richtig angewandten 
Sublimatspülungen Staunenswertes ausrichten. Mir ist aus 
früherer Zeit ein von mir und einem Kollegen einwandfrei 
festgestellter mächtiger dorsaler Gebärmutterriß in Er¬ 
innerung; nach der Geburt wurde eine einmalige gründ¬ 
liche Auswaschung mit gut warmer Sublimatlösung vorge¬ 
nommen. Der Riß heilte anstandslos und das Pferd hat in 
dem nächsten Jahre ein gesundes Fohlen geboren. 

Eine sehr günstige Wirkung besitzt die tägliche Be¬ 
wegung der Mutterstuten. Es steht fest, daß durch früh¬ 
zeitige Bewegung der Mutterstüten, mit der ein bestimmtes 
diätetisches Verfahren einhergehen soll, die (leburtsrehe 
sicher vermieden, in Anfangsfällen geheilt werden kann. 

Ich will mich heute über den Zusammenhang der Ge¬ 
burtsrehe mit Mangel an Bewegung und bestimmten phy¬ 
siologischen Verhältnissen in der Lymphpr.oduktion und 
im Lymphsystem nach Schwergeburten und Frühgeburten 
nicht verlieren, hoffe aber endlich darauf nächstdem in 
einer kurzen Abhandlung zurückkommen zu können. 


Ein Fall Ton Milchlieber. 

Von Distriktstierarzt Dr. Arnold in Alsenz. 

Folgender Fall dürfte erwähnenswert sein: Im Mai 
des Vorjahres kam eine Kuh in S. wegen einer Mastitis, 
verbunden mit schlechter Freßlust, zur Behandlung. Die 
Untersuchung bestätigte das Vorhandensein der Euter-Ent¬ 
zündung und es war Fieber festzustellen, welches ich in 
Verbindung mit den Entzündungsschmerzen als Ursache 
der darniederliegenden Freßlust betrachtete. Der Besitzer 



616 


War bei dieser ersten Untersuchung nicht zugegen. Abends 
gegen 10 Uhr wurde ich plötzlich wiederum zu derselben 
Kuh mit dem Bemerken gerufen, ich möchte mich zur Be¬ 
handlung eines Milchfieberfalles vorsehen. Bemerken muß 
ich noch, daß die fragliche Kuh bereits 8 Wochen vorher 
gekalbt hatte. In Anbetracht dieses Umstandes hatte ich 
wohl meine Bedenken gegen diese Diagnose, sah mich je¬ 
doch gleichwohl entsprechend vor. An Ort und Stelle an¬ 
gelangt fand ich nun bei dem Tiere wirklich die typischen 
Symptome des Milchfiebers vor, welche durch die sofort 
eingeleitete Behandlung in kurzer Zeit behoben wurden. 
Der Besitzer erzählte mir nun, daß er bei der Familie, der 
die fragliche Kuh entstammte, schon früher mehrmals auf¬ 
fallend lange Zeit nach dem letzten Abkalben Milchfieber¬ 
fälle beobachten konnte. (Jahresbericht bayer. Tierärzte.) 


Ein Fall ans der Geburtshilfe. 

Von Distrikstierarzt Burkart in Meitingen. 

Folgender Fall dürfte von Interesse sein: Bei einer 
Kuh, die nach Angabe des Besitzers 45 Wochen trächtig 
ging, traten, ohne daß Wehen bemerkbar waren, Teile der 
Eihäute aus der Scham hervor. Das Tier blieb vollständig 
ruhig; erst nach mehreren Stunden traten heftige Wehen 
auf. Daraufhin schritt ich zur Geburtshilfe. Das Kalb 
konnte ohne besondere Mühe extrahiert werden, es war 
schon in Fäulnis übergegangen. Die sehr übelriechende 
Nachgeburt wurde abgelöst und nach ausgiebiger Irrigation 
zeigte die Kuh nichts Krankhaftes. Das Kalb war eine 
Mißgeburt; bei demselben fühlte sich der Hodensack fluk¬ 
tuierend an und bei Öffnung desselben entleerte sich eine 
gelbe, klare, nach Harn riechende Flüssigkeit. Hoden und 
Penis, sowie Präputium waren nicht, vorhanden. Auch in 
der Bauchhöhle fanden sieh keine Hoden. Die Harnröhre 
erlief in Form eines dünnen Rohres, ohne Ausgang an der 
Haut endigend. (Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 


Referate. 

Stabsveterinär W. Müller: Echinokokkus im Herzen 
als Todesursache beim Pferde. (Zeitschrift für Veterinär¬ 
kunde, 6. Heft, 1914.) 

Ein 10 Jahre altes Krümperpferd fiel auf der StraBe 
plötzlich um und verendete nach einigen Minuten. 



617 


Verf. berichtet, daß das Tier früher an Brustseuche 
krank, in der letzten Zeit stets in mäßigem Nährzustande 
war und im Dezember des Vorjahres nach einer kurzen 
Fahrt Nasenbluten (Lungenb'luten) gezeigt hatte. 

Bei Zerlegung des Kadavers fanden sich die sicht¬ 
baren Schleimhäute dunkelrot gefärbt und die Gefäße der 
Haut und Unterhaut mit Blut gefüllt. Die Organe der 
Bauch- und Beckenhöhle zeigten außer leichten Stauungs¬ 
erscheinungen nichts Abnormes. Die Brustfellsäcke ent¬ 
hielten ein Wasserglas voll klarer, gelblicher Flüssigkeit. 
Die linke Lunge war mit dem Brustfelle im Umfange eines 
Tellers verwachsen. Die Lungen waren groß, schwer, 
dunkelrot, sehr blutreich und knisterten beim Durch¬ 
schneiden; die Bronchien enthielten viel schaumige, röt¬ 
liche Flüssigkeit. Der Herzbeutel enthielt einen Teelöffel 
voll klarer, gelblicher Flüssigkeit; in der Kranzfurche 
waren 2 markstückgroße, dunkelrote, blutig durchtränkte 
Stellen sichtbar. Der Umfang des sehr großen Herzens 
betrug 65 cm. Die Höhe der linken Kammer 21 cm, die der 
rechten 17 cm; die Wanddicke der linken Kammer betrug 
4,5 cm, diejenige der rechten Kammer 2 cm. Die rechte 
Kammer enthielt wenig zum Teil geronnenes Blut. In das 
Lumen der linken Kammer hing eine vom Ostium aorticum 
ausgehende gänseeigroße, milchweiße, schwappende Ge¬ 
schwulst. Der spitze Pol befand sich unterhalb der mitt¬ 
leren, halbmondförmigen Klappe, von der nur noch ein 
2 mm breiter Streifen vorhanden war. Die übrige Ge¬ 
schwulst stellt eine Aussackung des Endokardiums dar. 
Hie beiden anderen Semilunarklappen waren verkürzt, 
wiesen kleine Löcher und am Rande stecknadelkopfgroße 
harte Knötchen auf. Bei der näheren Untersuchung der 
Geschwulst entpuppte sich dieselbe als ein unter dem Endo- 
kardium liegender Echinococcus sterilis cysticus. 

Patholog.-anatom. Diagnose: Adhäsion der 
linken Lunge mit dem Brustfelle, Hyperämie der Lungen, 
Hypertrophia und Dilatatio cordis, Endocarditis chronica 
und Echinokokkus in der linken Herzkammer, Insuffizienz 
des Ostium aorticum, Endocarditis semilunaris retrahens. 

Verf. schließt aus dem pathologisch-anatomischen Be¬ 
funde, daß der wahrscheinlich seit Jahren im Körper vor¬ 
handene Echinokokkus zur Verengerung des Ostium aorti¬ 
cum, sowie zur Hypertrophie und Erweiterung des Herzens 
führte. Eine geringe Vermehrung der Herzarbeit konnte 
infolge dessen leicht zur Rückstauung des Blutes nach der 
linken Vorkammer und zur Lunge führen. Infolge Vor- 



618 


wachsung der linken Lunge, wahrscheinlich Besiduen der 
Brustseuche, an der das Pferd früher gelitten, waren die 
Atmungsfläche und die Beweglichkeit der Lunge verringert, 
so daß die Kückstauung des Blutes in die Lunge zu Blut¬ 
überfüllung und Erstickung führte. A. 


Dr. L. B u b e r 1 -W ien: Zur Salvarsanbehandlung des 
Milzbrandkarbunkels. (Münch. Medizin. Wochenschrift, 
Nr. 24, 1914.) 

Nachdem, angeregt durch eine mittels Salvarsan er¬ 
folgte Milzbranderkrankung beim Menschen, auch diesbe¬ 
zügliche Versuche an Kaninchen angestellt wurden, war 
bekannt, daß diese Impftiere vor einer sonst sicher töd¬ 
lichen Allgemeininfektion bewahrt blieben, wenn gleich¬ 
zeitig mit der subkutanen Milzbrandimpfung eine intra¬ 
venöse Salvarsaninfusion vorgenommen wurde. In der Folge 
wurde auch die Heilwirkung des Salvarsans bei Anthrax 
am Meerschweinchen erwiesen und nunmehr liegen zwei 
neue glücklich verlaufene Fälle beim Menschen vor, deren 
zweiten B. selbst in Behandlung hatte. 

Ein 22 Jahre altes Fräulein hatte sich, vermutlich 
beim Anprobieren neuer Hüte in einem mit einem Pelz¬ 
warenhaus verbundenen Modistengeschäft — der Infek¬ 
tions-Modus konnte nicht zuverlässig erwiesen werden — 
eine kleine Verletzung an der Stirne zugezogen, die in eine 
Beule ausartete. Am dritten Tag nach der ersten Konsul¬ 
tation war ein guldengroßer Karbunkel vorhanden, der 
außer einem Schorf an der Spitze einen Kranz von serum- 
haltigen Bläschen zeigte, welch letztere Milzbrandbazillen 
in Reinkultur beherbergten. Das halbe Gesicht war bis 
zum Hals herab stark ödematös geschwollen, die Unter- 
kieferdrüsen derselben Seite bildeten ein mehr als taubenei¬ 
großes Paket. Die inneren Organe, namentlich die Milz 
ohne Befund. 

Nach fünf Tagen war unter Salvarsanbehandlung, die 
von feuchtantiseptischen Verbänden und reichlicher Ver¬ 
abreichung von Alkohol unterstützt wurde, Heilung ein- 
getreten. Oeller. 

Prof. L. Hoffmann - Stuttgart: Neues zur Be¬ 
kämpfung der Maul- und Klauenseuche, (österr. Wochen¬ 
schrift für Tierheilkunde, 1914, Nr. 5.) 

Auf der Hochalpe Falles bei Mühlen (GraubündoiO 
war die Maul- und Klauenseuche bei 350 bis 400 Tieren 



619 


ausgebrochen. Die Heilerfolge waren die gleichen vortreff¬ 
lichen, wie sie der Verfasser mit seiner Behandlung bisher 
erzielte. Die Tierbesitzer hatten keinen Schaden, weder an 
Tier-, Fleisch- noch Milchverlusten. 

Der Charakter des Ansteckungsstoffes der Maul- und 
Klauenseuche zeigt sich nach H. wie der von Trypano¬ 
somen, die im Tierkörper als Symbiont.en auftreten, d. h. 
ohne den Wirt, in dem sie leben, auffällig zu schädigen, 
bis sie dann aus äußerer Ursache plötzlich gefährliche 
Eigenschaften annehmen und das Tier sogar töten können. 

Prof. Dr. Stauffacher, so fährt Verf. fort, will 
an einer ganzen Reihe von Maul- und Klauenseuchefällen 
im Kanton Thurgau stets den gleichen Erreger in unge¬ 
heurer Anzahl gefunden haben. Er gehört nach St. in die 
Abteilung der Protozoen, wahrscheinlich Sporozoen. Ob 
die Entdeckung in Wirklichkeit gelungen ist, wird erst die 
weitere Prüfung seiner Untersuchungen beurteilen können. 

Zu dem vom Verf. als Heilmittel gegen Maul- und 
Klauenseuche angewandten „Euguform“ äußert er sich wie 
folgt: Tinct. Guajaci gibt nach dem einstimmigen Urteil 
tierärztlicher Sachverständiger für die Milchuntersuchung 
unfehlbare Resultate. Schnellste und sicherste Feststellung, 
ob die Milch gekocht, oder ungekocht ist. Wenn ein Mittel 
solche Resultate zu liefern vermag, daß es zur Erkennung 
der Krankheitsursache als absolut sicheres Reagens ver¬ 
wendbar ist, dann ist auch ein Schluß auf die Wirksamkeit 
des Mittels als Heilstoff zulässig. 

Ohler. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Tätigkeit des Tierarztes auf dem Gebiete der Fischzucht. 

Die Fischzucht ist ein bedeutender, volkswirtschaft¬ 
licher Faktor geworden, dem die Tierärzte ihre Aufmerk¬ 
samkeit zuwenden müssen. 

Die Fischerei liefert auf gleich großen Flächen höhere 
Erträge als der Ackerbau. In Bayern gibt es allein 26 000 
Karpfen- und Salmonidenteiche mit 15 000 Hektar Wasser¬ 
oberfläche und 13 000 Hektar Seen, ohne den Bodensee. 

Nach Hofer beträgt der jährliche Ertrag an Sü߬ 
wasserfischen in Bayern 4—5 Millionen Mark. In Deutsch¬ 
land beziffert sich der Brutto-Ertrag aus der Binnenfischerei 
auf 125 Millionen Mark. 

Durch die Abwässer der Industrie und der großen 
Städte, durch die Schiffahrt, Korrektion der Flüsse usw. 



620 


werden immer mehr Fischkrankheiten und -seuchen ver¬ 
ursacht, welche den Fischbestand vernichten. Bei verschie¬ 
denen Seuchen (z. B. die Furunkulose, die Kiemenfäule der 
Karpfen) wäre wünschenswert, sie unter die anzeigepflich¬ 
tigen Seuchen aufzunehmen. Viele Fischzüchter würden 
gerne einen Sachverständigen konsultieren, wenn diese nicht 
so schwer zu erreichen wären. Deshalb wäre es nur zu be¬ 
grüßen, daß Tierärzten auch eine Ausbildung in der Beur¬ 
teilung und Behandlung von Fischseuchen zuteil würde, 
wie dies schon von Dr. Marianne Plehn mit Hecht 
ausgesprochen wurde. Die Zahl der Forscher für Fisch¬ 
krankheiten beträgt im In- u. Auslande kaum ein Dutzend. 
An zwei Tierärztlichen Hochschulen lesen Zoologen Fisch¬ 
krankheiten, an den übrigen hört man gar nichts davon. 
In manchen Staaten wurden zum Studium der fischereiwirt¬ 
schaftlichen Fragen Institute gegründet, z. B. die Biolog. 
Versuchsstation für Fischerei in München. In München 
wirken außer dem hochverdienten Professor Dr. Hofer 
ein K. Chemiker, vier chemisch und biologisch geschulte 
Assistenten, ein wissenschaftliches Mitglied (wahrschein¬ 
lich ein Zoologe oder Botaniker) und drei Hilfsbeamte. 

Einen Tierarzt findet man weder im Münchener noch 
im Friedrichshagener Institut Überall haben Biologen das 
Studium der Fischkrankheiten in die Hand genommen. Ihre 
Leistungen mürsen anerkannt werden; ein Vorteil dabei 
war, daß sie ein völlig unbeackertes Feld vor sich hatten. 
Der Tierarzt, der neben seiner bakteriologischen Ausbildung 
noch im Stande ist, die pathologische Veränderung auf ana¬ 
tomischem und physiologischem Gebiete zu erkennen, hat 
um so größeres Interesse, ob nicht Mikroorganismen bei 
Fischen auch bei höheren Tieren Krankheiten hervorzu- 
rufen vermögen. Prof. Dr. M i e ß n e r gelang es ja mit 
Fischmehl bei Mäusen und einer Ziege tödlichen Milzbrand 
zu erzeugen. Durch seine Versuche wurde festgestellt, daß 
Milzbrandbazillen im Darm der Fische 4—7 Tage lebens¬ 
fähig bleiben können. Tuberkulosebazillen können sogar 
wochenlang im Darm der Fische lebensfähig bleiben. 

Tierärztlichen Bakteriologen kann nur empfohlen 
werden, sich an biologischen Stationen für Fischerei aus¬ 
zubilden, um bei der Untersuchung und Beurteilung der 
Fische als Nahrungsmittel, sowie bei der Behandlung von 
Fischkrankheiten etc. bei der Mitwirkung an der sicher 
kommenden polizeilichen Bekämpfung von Fischseuchen 
Anwartschaft zu bekommen. (E. A. E e h m e t, städt. Tier¬ 
arzt in Köln, in : Zeitschr. f. Fleisch- u, Milchhygiene, 1914. 
Heft 9.) 



621 


Falsche Laktation (Pseudolactatio). 

Wenn auch in der Literatur nicht besonders viele An¬ 
gaben über die Pseudolaktation zu finden sind, so ist dieser 
Zustand doch nicht gerade selten. Hauptmann beob¬ 
achtete die Pseudolaktation nicht nur bei Hündinnen, son¬ 
dern auch bei 2 nicht trächtigen Stuten, die beide im Jahre 
vorher gefohlt hatten. Beide Fälle sind sehr ähnlich, wes¬ 
halb nur eine Beschreibung folgt: 

Eine 5jährige Stute war belegt worden und wurde 
auch nicht mehr rossig. Es stellten sich Trägheit und Zu¬ 
nahme der Körperfülle ein und gegen das Ende der Trage¬ 
zeit vergrößerte sich die Milchdrüse und es bildete sich vor 
und hinter der Milchdrüse ein ödem, das bei der Bewegung 
des Tieres wieder verschwand. Nachdem auch die Milch¬ 
sekretion eintrat, wurde die Stute außer Dienst gestellt. 

Nach Ablauf der normalen Trächtigkeitsdauer erfolgte 
eine innere Untersuchung, die ergebnislos verlief. Darauf¬ 
hin wurde das Pferd wieder zu täglicher Dienstleistung 
verwendet. Bald darauf kehrte hinsichtlich des Leibes und 
des Euters der normale Zustand zurück. — 

Der Unterzeichnete Referent hatte Gelegenheit bei 
3 Stuten die Pseudolaktation zu beobachten, wobei insbe¬ 
sondere folgender Fall hier bemerkenswert erscheint: 

Die betreffende Stute wurde öfter zum Hengst ge¬ 
bracht, bis sie zuletzt diesen abstieß. Nach ungefähr 9 Mo¬ 
naten bildete sich ein mehr oder weniger ausgesprochener 
Hängebauch, wobei die Muskulatur des Rückens schwand 
und die Dornfortsätze nebst Rippen sichtbar wurden. Das 
Euter und die Scham vergrößerten sich derartig, daß der 
Besitzer den Eintritt einer Frühgeburt befürchtete und das 
Tier untersuchen ließ. Das sonst gutartige Pferd war je¬ 
doch derart bösartig geworden, daß es keine Berührung 
duldete. Da ich selbst an das Bestehen einer Trächtigkeit 
glaubte, wollte ich keine Gewaltmittel zur Untersuchung 
der anscheinend hochträchtigen Stute in Anwendung 
bringen. Zeitweise konnte man bei der Bewegung des 
Tieres Milch abfließen sehen. Das Pferd wurde daraufhin 
in einen Laufstand gebracht und zu keiner Arbeitsleistung 
mehr benützt. Nach Ablauf der normalen Trächtigkeits¬ 
dauer kam mir anläßlich eines anderen Besuches die Stute 
wieder zu Gesicht. Der Besitzer hatte die Stute seit zehn 
Tagen jede Nacht bewachen lassen. Mir fiel sofort auf, 
daß das Pferd viel zutraulicher geworden und daß das Euter 
sehr zurückgegangen war. Auch der Austritt von Milch 
war nicht mehr zu beobachten. Die Untersuchung konnte 



622 


auch leicht bewerkstelligt werden und hatte das Resultat, 
daß der Uterus ohne jeden Inhalt war. (Tierarzt Dr. Emil 
Hauptmann - Warnsdorf in: Tierärztliches Zentralblatt, 
1914, Nr. 7.) _ Ohler. 

Die Milchwirtschaft in der Schweiz. 

Der Rindviehbestand in der Schweiz hatte im Jahre 
1911 gegenüber 1906 eine Minderung um 54 773 Tiere er¬ 
fahren. Trotz dieser Verminderung nahm die Zahl der 
Kühe um 11000 Stück zu. Die Zahl der Kühe in der 
Schweiz beträgt mehr als die Hälfte des gesamten Rind¬ 
viehbestandes. Die durchschnittliche Jahresleistung der 
Milchproduktion einer Kuh beträgt 2700 kg. Von dieser 
Milchmenge werden zur Mast und Aufzucht 14,5 °/o gebraucht. 
Viele, insbesondere hochwertige Stierkälber, erhalten in 
manchen Betrieben 9 Monate und noch länger Milch. 

Der überwiegende Teil der produzierten Milch wird 
zu Käse und Kondensmilch verarbeitet, so daß der Bedarf 
an Butter zum großen Teil vom Ausland gedeckt werden 
muß. Die Erzeugung von Hartkäse, insbesondere von 
Emmentaler, spielt in der Schweiz eine große Rolle. 

Von den Abnehmern stehen die Vereinigten Stauten 
an erster Stelle, Frankreich an zweiter und Deutschland 
an dritter Stelle. Deutschland bezieht von Jahr zu Jahr 
weniger, was sich durch die Konkurrenz in Westpreußen 
und Allgäu erklären läßt. (Tierärztl. Zentralblatt, 1914, 
Nr. 4.) Ohler. 


Milchviehhaltung in Württemberg. 

Nach einem Berichte des Württemhergischeu Sta¬ 
tistischen Landesamtes weist Württemberg unter den Län¬ 
dern des Deutschen Reiches den größten Kuhbestand auf. 
Die württembergische Landwirtschaft ist in den letzten 
drei Jahrzehnten mehr und mehr von der Ochsenhaltung 
und Ochsenmast zurückgegangen und hat sich der Milch¬ 
wirtschaft zugewendet. Der Bestand an Jungvieh hat Be¬ 
trächtlich zugenommen. Während von 1873 bis 1907 der 
Bestand an Ochsen und Stieren um nahezu 60 000 = 50 
d. h. um die Hälfte abgenommen hat, steigerte sich der 
Kuhbestand um mehr als 100 000 Stück = 23,3%. Her 
Stückzahl nach ist auch der Bestand an Jungvieh um 
80 000 — 22,2 % gestiegen. Die Ziegenhaltung hat sich 
in Württemberg in den letzten 80 Jahren um das Fünf¬ 
fache vermehrt. (Milchwirtseh. Zentralbl., 10. H., 1914.) A. 



623 


Verschiedenes. 

Nahrungsmittelchemiker und Tierarzt. 

Die Erwiderung des Ausschusses des Verbandes geprüfter 
Nahrungsmittelchemiker auf die Efklärung und Denkschrift des 
Reichsverbandes der Deutschen Gemeinde- u. Schlachthoftierärzte 
entspricht ganz seinem bisherigen Verhalten. Es wäre daher ver¬ 
gebene Mühe, die Sache selbst nochmals eingehender zu behan¬ 
deln. Wenn der genannte Ausschuß glaubt, die Ausführungen des 
Verbandes geprüfter Nahrungsmittelchemiker seien durch die Er¬ 
klärung der Tierärzte in keiner Hinsicht widerlegt, so mag er bei 
dieser Auffassung bleiben. Dieser Mangel an Objektivität hindert 
nicht, daß die Tierärzte gegenteiliger Anschauung sind und jeden¬ 
falls ist zu hoffen, daß der ablehnende und einseitige Standpunkt 
der Nahrungsmittelchemiker von unparteiischen und maßgehenden 
Stellen entsprechend gewürdigt werden wird. 

Die Erklärung des Reichsverbandes sowohl als auch anderer 
tierärztlicher Organisationen legen das Hauptgewicht darauf, daß 
der Nahrungsmittelchemiker nicht berechtigt ist, sich, soweit die 
animalische Nahrungsmittelkontrolle in Betracht kommt, als den 
in erster Linie zuständigen bezw. ausschließlich berechtigten und 
allein befähigten Sachverständigen unter Herabwürdigung der 
Leistungsfähigkeit des tierärztlichen Standes auf diesem Gebiete 
zu bezeichnen. 

Der Versuch, diesen Grundgedanken durch Nichtbeachtung 
des Ganzen und Hervorhebung einiger angeblich sachlicher Un¬ 
richtigkeiten zu verwischen, dürfte doch zu durchsichtig sein, um 
der Sache der Tierärzte schaden zu können. Die Tierärzte, welche 
überhaupt nur auf dem Gebiete der animalischen Nahrungsmittel¬ 
kontrolle und nur in dem ihrer Ausbildung und bisherigen prak¬ 
tischen Tätigkeit entsprechenden Umfange tätig sein wollen, haben 
die bestehenden Prüfungsordnungen nur deshalb einander gegen¬ 
über gestellt, weil die Nahrungsmittelchemiker die Ausbildung der 
Tierärzte für unzureichend erklärten. Dabei wurde dargetan, daß 
dem Nahrungsmittelchemiker die Ausbildung in außerordentlich 
wichtigen Lehrgegenständen, die gerade bei der Untersuchung 
animalischer Nahrungsmittel von Bedeutung sind, und die dem 
Tierarzte durch die Art seiner Ausbildung in sehr gründlicher 
Weise vermittelt werden, fehlt. Es muß daher als Überhebung 
bezeichnet werden, wenn der Nahrungsmittelchemiker sich als den 
für alle Verhältnisse ausschließlich befähigten und zu¬ 
ständigen Sachverständigen auf dem weiten Gebiete der Kontrolle 
von Nahrungsmitteln bezeichnet. 

Die Nahrungsmittelchemriker sagen, es sei nicht angängig, 
ihre Prüfungsordnung vom 22. Februar 1894 mit jener der Tier¬ 
ärzte vom 24. Dezember 1912 in Vergleich zu ziehen, da. manche 
heute vom Nahrungsmittelchemiker täglich angewandte Wissens¬ 
zweige in ihrer Bedeutung für die Tätigkeit der NahrungsmSttel- 
cbemiker damals noch nicht erkannt waren. Die Richtigkeit dieser 
Anschauung zugegeben, müßten sich die Nahrungsmittelchemiker 
aber doch erinnern, daß sie selbst es waren, die auf ihre Prü¬ 
fungsordnung im Gegensatz zur ungenügenden Ausbildung der 
Tierärzte hinwiesen und so die letzteren zwangen, sich dieselbe 
einmal genauer anzusehen. Möchten sich die Nahrungsmittel¬ 
chemiker daraus die Mahnung zuteil werden lassen, daß man 



624 


einen Stand überhaupt nicht nur nach seünen Prüfungsaufgaben, 
sondern auch nach seiner praktischen Tätigkeit einschätzen soll. 
Hätten die Nahrungsmittelchemiker die Tierärzte von diesem Ge¬ 
sichtspunkte aus beurteilt, dann hätten sie gefunden. daß von 
Tierärzten sowohl im Ausbau, der Untersuchung der Marktmilch 
als auch der Untersuchung animalischer Nahrungsmittel überhaupt 
schon seit Jahrzehnten Vieles und Grundlegendes geleistet wor¬ 
den ist. Dann stünden wir uns heute vielleicht auch nicht als 
Gegner, sondern als Freunde gegenüber. 

Wer die Geschichte der Veterinärmedizin kennt, weiß, daß 
sich die Tierärzte schon zu einer Zeit auf dem Gebiete der Unter¬ 
suchung und Beurteilung von Nahrungs- und Genußmitteln tieri¬ 
scher Herkunft praktisch betätigt haben, als die animalische Nah¬ 
rungsmittelkunde und die Lebensmittelpolizei noch nicht zu den 
Prüfungsgegenständen an den tierärztlichen Bildungsstätten ge¬ 
hörten. Das gilt insbesondere für Bayern. Also nicht nur für sich 
Gerechtigkeit verlangen, sondern sie auch anderen nicht vor¬ 
enthalten ! 

Die Nachprüfung der Tierärzte erstreckt sich nach Ansicht 
des obengenannten Ausschusses nicht auch auf Nahrungsmittel¬ 
gesetzgebung; denn nach § 60 der Prüfungsordnung für Tierärzte 
habe der Prüfling lediglich in einer „mündlichen Prüfung Kennt¬ 
nisse von den Vorschriften über die Fleiischbeschau nachzuweisen". 
Demgegenüber ist zu bemerken, daß in der Erklärung des Reiehs- 
verbandes keinesfalls Bezug auf die gesamte Nahrungsmittelkon¬ 
trolle, sondern nur auf die Kontrolle animalischer Nahrungsmittel 
genommen werden wollte, ferner daß § 50 Ziff. 1 der Prüfungs¬ 
ordnung folgendermaßen lautet: 

„Der Prüfling hat in einer mündlichen Prüfung Kenntnisse 
von den Vorschriften über die Fleischbeschau, sowie in der 
sonstigen Kunde der vom Tiere stammenden Nahrungsmittel, 
insbesondere in der Milchkunde, der Milchhygiene und der 
marktmäßigen Untersuchung der Milch nachzuweisen.“ 

Die in der Erwiderung der Nahrungsmittelchemiker vorge¬ 
nommene Kürzung dieser Bestimmung und die daran geknüpfte 
Schlußfolgerung dürfte doch das Maß des Zulässigen überschreiten 
und eine sehr bedenkliche Art der Abwehr darstellen. 

Hierzu ist weiter zu bemerken, daß z. B. für die Studierenden 
der Tierärztlichen Hochschule in München schon vor Jahrzehnten 
über animalische Viktualienbeschau und über Milchkunde gelesen 
wurde, und in der Kgl. Allerhöchsten Verordnung, die Tierärzte 
in Bayern betreffend, vom 21. Dezember 1908 wird unter den 
Dienstaufgaben der Bezirkstierärzte in § 5 Ziff. 9 u. 10 besonders 
aufgeführt: 

9. Die Beaufsichtigung der Schlachthäuser und Schlachtstätten, 
der Metzgereien und ähnlicher Geschäftsbetriebe. 

10. Die Mitwirkung bei der Handhabung der Gesundheits- und 
Nahrungsmittelpolizei, insbesondere bei der Überwachung des 
Verkehrs mit Fleisch und Milch. (Vergl. hierzu § 4 d. Reichs- 
Fleischbeschaugesetzes.) 

Uber die Berechtigung der Teilnahme des Tierarztes an der 
Milchuntersuchung könnte ein Streit eigentlich gar nicht entstehen, 
wenn die Nahrungsmittelchemiker die tierärztliche Literatur und 
die Vorgeschichte der Milchuntersuchung studieren wollten. 




625 


Wenn die Nahrungsmittelchemiker sich über die Tierärzte 
beklagen, „daß sie vereinzelte irrige Deutungen, wie sie infolge 
mangelnder Erkenntnis in der Entwicklung jeder Wissenschaft sich 
zeigen, hervorsuchen, um eine auf diesem Gebiete mit anerkanntem 
Erfolge von seiten der Nahrungsmittelchemiker durchgeführte Be¬ 
tätigung in ein schiefes Licht zu stellen“, so möchten sich die 
Nahrungsmittelchemiker doch zunächst ihres gegen die Tierärzte 
gerichteten Angriffes erinnern, wonach behauptet wird, die Be¬ 
tätigung der Tierärzte auf dem Gebiete der Nahrungsmittelkon¬ 
trolle habe bereits zu Unzuträglichkeiten und irrigen Gutachten 
geführt. 

Die Nahrungsmittelchemiker finden es weiter unverständlich, 
weshalb auf eine tierärztliche Kontrolle der fertigen Fleischwaren 
so viel Gewicht gelegt wird, daß man eine ständige Markt- und 
Ladenkontrolle für empfehlenswert hält, da sämtliches für den Ver¬ 
kehr bestimmte Fleisch doch bereits durch die Hand des Tier¬ 
arztes bezw. des Laien - Fleischbeschauers gegangen ist. Auch 
diese Frage bedeutet ein Verschieben des Standpunktes. Es han¬ 
delt sich nicht nur um die Untersuchung fertiger Fleischwaren, 
die gewiß auch notwendig ist, sondern um die Beteiligung an der 
Kontrolle bereits im Verkehr befindlicher Nahrungsmittel tierischer 
Herkunft mit der von den Tierärzten vorgeschlagenen Einschrän¬ 
kung überhaupt. Gerade das Aufwerfen dieser Frage zeugt von 
so wenig Verständnis für die Aufgaben, die bei der Nahrungs¬ 
mitteluntersuchung dem Tierarzte zukommen, daß die Nichterfül¬ 
lung dieser Aufgabe bei Ausschluß der Tierärzte von vornherein 
gewiß ist. Erinnert sei z. B. nur an die Kontrolle der Hack¬ 
fleischerei- und der Wurstereibetriebe. Obwohl hier die Kontrolle 
der fertigen Waren ebenfalls nicht zu übergehen ist, so wird sie 
doch mit Rücksicht auf die sonstigen Aufgaben der tierärztlichen 
Kontrolle dieser Betriebe eigentlich zur Nebensache. Die Tier¬ 
ärzte dürfen wohl mit Bestimmtheit annehmen, daß weder die 
maßgebenden Behörden noch die einschlägigen Geschäftsleute über 
die vielseitigen Aufgaben einer tierärztlichen Untersuchung, die 
einen Schutz aller reellen Geschäfte darstellt, im Unklaren sein 
werden. Dies bleibt den Nahrungsmittelchemikern Vorbehalten, 
die die ganze Kontrolle für sich allein in Anspruch nehmen. 

Endlich sei bemerkt, wenn der Verband geprüfter Nahrungs- 
mittelcheraiker der Meinung war, einer Eingabe des Vorstandes 
des Vereins Preußischer Schlachthoftierärzte entgegentreten zu 
müssen, so war er doch zum mindesten nicht veranlaßt, dies in 
einer Form zu tun, die sich gegen die Gesamtheit der deut¬ 
schen Tierärzte richtete. Der Vorwurf, Vorgänge in einem Bundes¬ 
staate zur Aufrollung einer allgemeinen Streitfrage mit 
Hereinziehung der zuständigen Behörden benützt zu haben, läßt 
sich daher von den Nahrungsmittelchemikern nicht abwälzen. 

Reichsverband der Deutschen Gemeinde- und Schlachthoftierärzte. 

Im Namen des Vorstandes: 

Veterinärrat Dr. Garth. 



626 


Frequenz an der Tierärztlichen Hochschule München. 

Die Gesamtzahl der an unserer Hochschule für das Sommer- 
semester 1914 eingeschriebenen ordentlichen Studierenden und 
Hörer beträgt 450. Hierunter sind 326 ordentliche Studierende. 
45 Prüfungskandidaten und 79 Hörer, darunter 66 Studierende der 
Universität und der Technischen Hochschule, sowie 13 selbstän¬ 
dige Personen. 

Unter den 326 Studierenden befinden sich 69 Reichsangehörige, 
welche neu immatrikuliert worden sind. Von diesen besitzen 46 
das Reifezeugnis eines humanistischen Gymnasiums, 9 eines Real¬ 
gymnasiums und 14 einer Überrealschule. 

Von der Gesamtzahl der Studierenden und Prüfungskandidaten 
haben 255 das Reifezeugnis des humanistischen Gymnasiums, 32 
des Realgymnasiums, 76 der Oberrealschule und 8 ausländischer 
zum Besuche von Hochschulen berechtigter Studienanstalten. 

Nach Nationalitäten ausgeschieden treffen auf: Bayern 
198 Studierende und 50 Hörer, Preußen 77 (6*), Württemberg 
24 (3), Sachsen 1 (3), Baden 39 (3), Hessen 1 (2), Oldenburg 2 l—), 
Braunschweig 1 (—), Sachsen-Weimar 1 (—), Sachsen - Alten¬ 
burg 2 (—), Sachsen - Koburg - Gotha 1 (—), Anhalt 1 (—), Freie 
Reichsstädte — (3), Elsaß - Lothringen 13 (—), Ostereich - Ungarn 
- (3), Schweiz 2 (—), Rußland 1 (—), Griechenland 1 (—), Ru¬ 
mänien — (1), Serbien 2 (1), Bulgarien 3 (—), Südamerika — (1). 


*) Die erste Ziffer bedeutet immer die Zahl der Studierenden, 
die zweite in Klammern befindliche diejenige der Hörer. 


Gegen Scheidenkatarrh 
COLPITIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. G. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 





627 


Frequenz an Tierärztlichen Hochschulen. 

An der Tierärztl. Hochschule Berlin wurden für das lau¬ 
fende Sommersemester 574 Studierende inkl. Examenskandidaten, 
darunter 140 der Militär-Veterinär-Akademie Berlin, immatriku¬ 
liert. Davon sind 85 Studierende in das 1. Semester eingetreten. 

Die Tierärztliche Hochschule D r e s d e n zählt im Sommer- 
semester 1914 mit den Examenskandidaten 234 Studierende, da¬ 
runter 13 Militär-Veterinär-Akademiker. ln das I. Semester neu 
eingetreten sind 3G Studierende. 

An der Universität Gießen wurden für das laufende Sommer¬ 
semester 251 Studierende, die Examenskandidaten mitgerechnet, 
immatrikuliert. Davon sind 37 Studierende neu eingetreten (1. Se¬ 
inester). 

Im laufenden Somniersemester wurden an der Tieriirztl. Hoch¬ 
schule Hannover 437 Studierende inkl. der Examenskandidaten 
immatrikuliert. 71 Studierende traten neu ein (I. Semester). 

X. Tierärztlicher Weltkongreß, London 2. bis 8. August 1914. 

(Schluß.) 

Temperenzler-Hotels. 

KingsleyHo t e 1, Hart St. B 1 o o m s b u r y S u u a r e, 
W.C. (20 Minuten.) Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 
3.50 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten von 7 Mk. an; Privatwohnzimmer 


PYOKTHNIN 


Vollständig ungiftiges und geruchloses 

Äntiseptikum, 

zur Prophylaxe und Therapie der 

Maul- u. Klauenseuche 

besonders empfohlen. 


Pyoktnnin wurde während des letzten Seuchenganges 
in großem Umfange verwendet und hat sich an 
zahlreichen Stellen vortrefflich bewährt. 


Literatur znr Verfügung. 

—iE. Merck, Darmstadt. 









628 


von 10.50 Mk. an; 1. Frühstück 1.25 Mk. und 2 Mk.; 2. Frühstück 
2 Mk.; Mittagessen 2.50 Mk. 

*Thackeray Hotel, Great Russell Street, W. C. 
(20 Minuten.) Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 3.50 Mk. 
an; Zimmer mit 2 Betten von 7 Mk. an; Privatwohnzimmer von 
10.50 Mk. an; 1. Frühstück 1.25 und 2 Mk.; 2. Frühstück 2 Mk.; 
Mittagessen 3 Mk. 

C r a n s t o n’s Ivanhoe Hotel, Bloomsbury Str., 
W. C. (20 Minuten.) Einzelzimmer mit Licht, Bedienung u. Früh¬ 
stück von 5 Mk. an; , Zimmer mit 2 Betten und Frühstück von 
10 Mk. an; Privatwohnzdmmer von 6 Mk. an; 2. Frühstück 2 Mk.; 
Mittagessen 2.50 Mk. 

Cranston's Kenilworth Hotel, Bloomsbury 
Street, W. C. (20 Minuten.) Einzelzimmer mit Licht, Bedienung 
und Frühstück von 5 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten mit Frühstück 
von 10 Mk. an; Privatwohnzimmer von 6 Mk. an; 2. Frühstück 
2 Mk.; Mittagessen 2.50 Mk. 

Cranston’sWaverly Hotel, Southampton Row. 
W. C. (20 Minuten.) Einzelzimmer mdt Licht, Bedienung u. Früh¬ 
stück von 5 Mk. an; Zimmer mit 2 Betten mit Frühstück von 
10 Mk. an; Privatwohnzimmer von 6 Mk. an; 2. Frühstück 2 Mk.; 
Mittagessen 2.50 Mk. 

Esmond Hotel, Russell Square, W. C. (20 Mi¬ 
nuten.) Einzelzimmer mit Licht und Bedienung von 3 Mk. an; 
Zimmer mit 2 Betten von 5.50 Mk. an; 1. Frühstück 1.25 u. 2 Mk.; 
2. Frühstück 2 Mk.; Mittagessen 2.50 Mk. — 


Collargol 

Oft lebensrettendes Mittel für viele Formen von 

Allgemeininfektion. 

Auch in intravenösen Injektionen unschädlich, wenn 
richtig angewendet. 

Wirksames Wunddesinfiziens zur Behandlung 
schlecht heilender infizierter Wunden. 
Hervorragend wirksam bei innerlicher Darreichung 
gegen Kälberruhr. 

Wichtigste Indikationen : Morbus maculosus, Druse, Puerperal¬ 
infektion, seuchenhaftes Verkalben der Kühe, Kllberrubr, 
sowie Ruhr anderer junger Tiere. 

Proben und Literatur kostenfrei. 

Chemische Fabrik von Heyden, Radebenl-Dresden. 





629 


In nächster Nähe des Sitzungssaales gibt es eine ganze Reihe 
von Restaurants und Erfrischungslokalen. Einzelheiten hierüber 
werden in London bekannt gemacht. 

Die Besucher des Kongresses tun gut, sich Bacou’s map 
of London (Preis 1 Mk.) oder The Geographie map o f 
London (Preis 1 Mk.) zu beschaffen, da dort alle Hauptstraßen 
angegeben sind, die in Westminster (Kongreß-Viertel) münden. 

# * * * 

Nach Empfang der vorstehenden Liste hat der Unterzeich¬ 
nete Ausschuß Erkundigungen über jdiie Hotels eingezogen. Die 
ihm hierbei besonders empfohlenen Wohngelegenheiten sind einem 
Brauche der Reisehandbücher folgend in der Liste mit einem * 
(Stern) versehen worden. 

Wie uns Sir Stockmann soeben schreibt, wird sich infolge 
der Verhandlungen über das Protektorat die Veröffentlichung des 
vollständigen Kongreßprogramms noch etwas verzögern. Um nun 
aber den Tierärzten, die an dem Kongreß teilzunebmen beabsich¬ 
tigen, zu zeigen, was auf demselben geboten wird, will da,s Orga¬ 
nisations-Komitee ein genaues Verzeichnis der gesellschaftlichen 
Veranstaltungen und der Ausflüge, sowie die für letztere getrof¬ 
fenen Vereinbarung in Bälde bekannt geben. 

Köln, den 16. Mai 1914. 

Der deutsche Ausschuß für den X. Tierärzt¬ 
lichen Weltkongreß: 

I. A.: Lothes. 


Eine gründliche Stalldesinfektion 

wird erreicht mit dem bekannten 

Pacocreolin 

Kannen von 4 Liter (Postkolli) 

Kannen von 26 und 50 Liter 

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durch den Zwischenhandel oder direkt von 

William Pearson, Hamburg 11. 



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Mit einer Beilage von H. Hauptner, Instrumenten¬ 
fabrik für Tiermedizin und Tierzucht, Berlin, welche wir 
besonderer Beachtung empfehlen. 







630 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 13. Juni 1914. 

. Im ganzen sind verseucht in 6 Regierungsbezirken (Ober¬ 
bayern, Niederbayern, Oberfranken, Mittelfranken, Unterfrankeu 
und Schwaben — davon 2 neu), 25 Distriktsverwaltungsbezirke 
(davon 10 neu) und 40 Gemeinden (davon 17 neu): 89 Gehöfte 
(davon 46 neu). 


Personalien. 

Ernennung : Zum Schlachthoftierarzt am Schlachthofe München 
wurde der Distriktstierarzt Friedrich Strauß-Schwarzenbach 
ernannt. 

Verlogen: Hans Wildsfeuer-Obertraubenbach als 
bezirkstierärztlicher Assistent nach Ingolstadt. 

Approbationen: In Berlin die Herren: Erich Hermann Gott¬ 
lieb Emil Gerlach-Johannisburg, Ewald Heinrich Krück- 
Gersfeld. 

Promotionen : In Leipzig von der durch Professoren der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule Dresden verstärkten medizinischen Fakultät: 
Adolf Bechinger-Konstanz, Rudolf Rechenberger-Zwickau. 
Hans Scholz, Assistent an der Tierärztlichen Hochschule Dresden. 


InnmhiflDioD Unnlnofnn zuverlässig, ab 20. Juli auf zirka 8 Tage ge- 
APPrODIBrHJr ißPlPßlßr, sucht. Radfahrer erwünscht. C. Brechtei. 
Distriktstierarzt, Cadolzburg bei Nürnberg. 


Gegen Scheidenkatarrh : 

ausser : Bacillol-Patronen nach Dr. Jttterbock 

Neu! b,Serie HOl-Kplü 
mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jttterbock. 


Alleinige Fabrikanten: 


Bacillolwerke Hamburg. 






631 



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an Stelle von 

Pix 1 Hf IIf«la Ve t e rinär d -Medlzln 

Pulver förmiges Kondensationsprodukt aus 
Pix liquida und Formaldehyd, genau dosier¬ 
bar, nur schwach riechend, frei von unangenehmen 
Reizwirkungen irgendwelcher Art. Innerliche Anwen¬ 
dung: Bei Atonio des Magens und Darms, bei abnormen 
Gärungen, Tympanitis, Kälber rühr, Durchfallen und an¬ 
deren infektiösen Erkrankungen des Darms. Bei Pyelitis und 
Cystitis als antiseptisches Diureticum. Bei verm in Ösen Krank¬ 
heiten und blenorrhoischen Erkrankungen der Atmungsorgane, 
als kausales, bezw. antikatarrhalisches Expektorans. 

Darreichangsform ; Pulver, Pillen, Latwergen, Mischungen mit 
Ricinusöl etc., Gelatinekapseln. Dosis für Rinder: 10—30 g, Pferde 
10—20 g, Kälber, Fohlen, Schafe, Ziegen, Schweine: 2—8 g, Hunde: 0,1—3 g 
Geflügel: 0,1-0,2 g. 

Äußerliche Anwendung: Als keratoplatisches, juckstillendes, aus¬ 
trocknendes, resorbierendes und desinfizierendes Mittel zur Be¬ 
handlung von chronischen Hautkrankheiten, namentlich trockenen, squa- 
mösen Ekzemformen, Ausschlag, Schuppenflechte, Jucktiechte, Psoriasis, 
Prurigo, Rückenekzem der Hunde, Mauke der Pferde, sowie bei parasi¬ 
tären Dermatosen, wie Räude, Favus, Herpes etc. Ferner als antisep¬ 
tisches, austrocknendes, granulationsbeförderndes Mittel bei chronischen, 
torpiden Hautaffektionen, schlaffen Wunden und Geschwüren, Otitis, Deku¬ 
bitus, bei Euterknoten, Aktinomykose, zu Dauerverbänden, bei Huf- 
und Klauenleiden, Steingallen, Hornspalten, Panaritien, Klauen 1 ,- 
seuclie etc. 


Anwendungsformen: Rein oder mit Bolus, Lykopodium, Zinc. oxyd.. 
Amylum vermischt als Streupulver, in Aceton, Spiritus oder Collodium 
gelöst zur Pinselung, mit Fett. Vaseline oder Schmierseife, ev. unter Zu¬ 
satz von Schwefel, Perubalsam etc. als Salbe oder Paste, in Perubalsamöl 
gelöst zu Einreibungen, endlich in Form flüssiger und fester Seifen ev. 
mit weiteren Zusätzen zu Waschungen und Bädern. 

Proben von Pittylen und Pittylen-Präparaten zum äußerlichen Ge¬ 
brauche, insbesondere auch von Pittylen-Seifen, stellen wir gern zur Ver¬ 
fügung, ebenso auch Rezeptur-Vorschriften, sowie Separatabdrücke der 
bisher erschienenen Arbeiten. Wir bitten die Herren Tierärzte, solche 
einzufordern und Versuche in der Praxis anzustellen. 


Lingners Werke 

Aktiengesellschaft 


Dresden. 



632 


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Pferde gegen Askariden und Strongyliden. Herstellung und Versand durch 

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von Ende Juli bis Mitte August. Genauer Termin und lionorar nach 
Übereinkunft. Offerten unter T erbeten an die Expedition. 2[2] 

Approbierter Vertreter 

vom 16. August ab auf 3 Wochen gesucht. Radfahrer erwünscht. 
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Verpflegung und Wohnung an die Expedition des Blattes unter 

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welcher sofort bei Bestellung ausbezahlt wird. 

Proben gratis und franko. 

Generalvertretung: 

R. Vollmuth, Regensburg. 


Druck vod J. Gott es w I n ter, München. — Kommissionsverlag: M. Rfeger«che 
UaiversitAtsbuchhandlung, München, Odeonsplau 9 


J 




(früher: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Xopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Prtfls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des ijandesanssclinsses <ler tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 7. Juli 1914. Nr. 27. 


Inhalt: Originalartikel. Oeller: Eine Morphinvergiftung beim Hunde. — Orth: 
Die Knötchenseuche der Rinder. — Referate. Fröhner: Universelles sebor¬ 
rhoisches Ekzem beim Pferd mit tödlichem Verlauf. Gabaston. Eine neue Me¬ 
thode künstlicher Plazentaablösung. Manguöliae: Histologische Untersuchungen 
der Speicheldrüsen hei Tollwut. Jahn: Pyricit, ein neues Desinfektionsmittel für 
die Schlachthofpraxis. Schottelius: Chlor-Xylenol-Sapokresol (Sngrotan), ein neues 
Desinfektionsmittel. Rillet: Desinfektion der Hände ohne vorhergehende Seifen¬ 
benützung. — Tierzucht und Tierhaltung. Auszug aus dem Berichte der 
Kgl. Bayer. Landgestütsverwaltung über den Stand der Pferdezucht in Bayern im 
Jahre 1913, hier betreffend den Abschnitt: Ergebnis der Stutendeckung und 
des Deckgeschäftes Im Jahre 1913. Pferdeschuhe. — Verschiedenes. Abschieds¬ 
feier. Ehrung. Sänitätshunde. Bakteriologische Fleischbeschau in Preußen. 
Weitere Opfer der Trichinose. Preiszuerkennung. — Bücherschau. — Personalien. 


Eine Morphinvergiftnng beim Hnnde. 

Von prakt. Tierarzt Dr. A. Oeller in München. 

Zur Vornahme von kleinen Operationen an Hunden 
ist uns das Morphium immer noch ein fast unentbehrliches 
Narkotikum, trotzdem die Zahl der brauchbaren Medika¬ 
mente, die in ähnlicher Weise wirken, von Jahr zu Jahr 
wachst. Wenn es auch keine vollständige Empfindungs¬ 
losigkeit herbeiführt, so stumpfen mittlere Dosen die Sen¬ 
sibilität doch erheblich ab und der Umstand, daß die Nar¬ 
kose ziemlich lange, bisweilen 24 Stunden und darüber 
anhält, ist besonders hoch einzuschätzen, wenn es sich um 
unruhige Individuen handelt, hei denen Scharren oder 
Nagen an den angelegten Verbänden zu befürchten steht. 
Für ausgewachsene Hunde, die ja durchschnittlich einer 
zehnmal stärkeren Dosis als der Mensch bedürfen, werden 







634 


in den einschlägigen Lehrbüchern Dosen von 0,02—0,15 g 
je nach Größe und Alter empfohlen, nur ganz junge Hunde 
sind auch gegen minimale Mengen in hohem Grade em¬ 
pfänglich. 

Nach der Injektion solcher nichttoxischer Dosen be¬ 
obachtet man bei Hunden ein Exzitationsstadium von ge¬ 
wöhnlich 5—10 Minuten langer Dauer, das von Speicheln, 
Würgen und zumeist auch Erbrechen begleitet ist, bis es 
einem allgemeinen Stupidwerden Platz macht. Im späteren 
Verlaufe treten bisweilen anhaltende Verstopfungen und 
bei wiederholter Anwendung auch Harnverhaltung auf. 

Wer sich aber beim Hund in den vorgeschriebenen 
Mengen bewegt und sich namentlich, wie ich, nicht den 
Maximaldosen nähert, wird nicht leicht Zwischenfälle 
ernster Natur erleben müssen. Um so absonderlicher ist 
deshalb ein Fall von Morphiumvergiftung, der mir Mitte 
Mai passierte und dessen ganzer Verlauf große Ähnlichkeit 
mit der Wirkung des Morphins bei Katzen verriet. Dort 
bleibt bekanntlich eine Narkose ganz aus und nur Erregung 
und Krämpfe treten ein. Dabei scheint die bisherige Be¬ 
handlung und Pflege der Katze eine nicht unwesentliche 
Bolle zu spielen, indem Tiere, die die meiste Zeit im Damen¬ 
schoß verbringen, ungleich empfindlicher reagieren, als ab¬ 
gehärtetere. So schreibt K o b e r t in seinem ,Handbuch 
der Intoxikationen*: „Die verhätschelte Stubenkatze wird 
nach wenigen Milligramm zum wilden Tier, welches sich 
zähnefletschend gegen die geliebte Herrin wendet, Hallu¬ 
zinationen erregter Art hat und deren Pupillen (im Gegen¬ 
satz zu allen anderen Tieren) ad maximum erweitert sind. 
Dutzende von epileptischen Krämpfen treten auf und 
führen schließlich den Tod durch Erschöpfung herbei.“ 

ln dem von mir angedeuteten Fall handelte es sich 
um einen 14 Jahre alten, stark verwöhnten, aber gesunden 
Dachshundrüden, bei dem ein nässendes, kaum markstück¬ 
großes Papillom den Haut, das in der Gegend des rechten 
Oberarms seinen Sitz hatte und mit der Haut leicht ver¬ 
schiebbar war, exstirpiert werden sollte. Da eine Lokal¬ 
anästhesie von Seiten des Besitzers nicht gewünscht wurde, 
applizierte ich subkutan nur 0,015 g Morphin, hydrochloric. 
unter Anwendung einer in eine Ampulle eingeschmolzon 
gewesenen sterilen Lösung. Der Patient, der sonst mittags 
regelmäßig gefüttert wird, war bis zur Vornahme der Ope¬ 
ration (um i/oO Uhr abends) nüchtern gehalten worden, 
um Erbrechen nach der Injektion hintanzuhalten. Alsbald 
nach der Abgabe des Morphiums, während ich die Desiufek- 



tion des Operationsfeldes vornahm, stellten sich Speichel¬ 
fluß und Kaubewegungen ein. Die Erregung des an und 
für sich infolge früherer Behandlungen an den Zähnen in 
meiner Gegenwart mißtrauischen und nervösen Tieres wuchs 
mehr und mehr und äußerte sich schließlich im Ausstößen 
eines lauten, klagenden Geheules. Eine Verengerung der 
Pupillen war bereits eingetreten, der Herzschlag war kräf¬ 
tig und ergab 120 Pulsschläge in der Minute. Schließlich 
mußte zum Messer gegriffen werden, ohne daß die Sensi¬ 
bilität verringert war. Der Zustand der Exzitation dauerte 
ungeschwächt die ganze Nacht hindurch und ohne die ge¬ 
ringste Unterbrechung bis zum nächsten Morgen um 9 Uhr 
an. Während dieser 15 Stunden war es nicht möglich, den 
Patienten allein zu lassen und trotz aller Bemühungen 
seiner Herrin und nicht minder seines Herrn klagte der 
in einem Zimmer des ersten Stockwerkes untergebrachte 
Hund so laut, daß die Inwohner im dritten Stock des glei¬ 
chen Hauses in ihrer Nachtruhe gestört waren. Der Be¬ 
fund um 9 Uhr am nächsten Morgen war folgender: Die 
Pupille ist noch immer verengt, die Conjunctiva stärker 
gerötet, als tags zuvor. Die Herztöne sind entschieden 
schwächer geworden, die Zahl der Pulsschläge beträgt 140 
pro Minute. Die Atmung ist hastig und infolge des Klagens, 
das aber nach Möglichkeit verhindert wird, sehr unregel¬ 
mäßig. Der ganze Hinterleib ist stark aufgetrieben. In 
der Magengegend ergibt die Perkussion tympanitischen 
Schall, nur im rechten Hypochondrium ist das Dämpfungs¬ 
gebiet der Milz scharf abgegrenzt. Der Magen ist stark 
erweitert. Die Untersuchung der Blase durch Palpation 
und Perkussion läßt auch dieses Organ erheblich vergrößert 
und etwas nach rechts verlagert erscheinen. Der Dämpf ungs- 
bezirk reicht fast bis zum Nabel. Besondere Druckempfind¬ 
lichkeit besteht nicht. 

Während ich nicht daran zweifelte, daß eine vorüber¬ 
gehende Lähmung der Harnblase vorlag, wollte ich die 
enorme Blähung des Magens nicht ohne weiteres in gleicher 
Weise wie bei der Blase als eine Wirkung des Morphiums 
deuten und rechnete in Anbetracht der ununterbrochenen 
"Lageveränderungen während der schlimmen Nacht ernst¬ 
lich mit einer Torsion desselben. Von einer Untersuchung 
mittels der Magensonde zur Sicherung der Diagnose konnte 
bei dem hohen Erregungszustand vorerst keine Rede sein. 
Ich nahm deshalb zunächst eine Punktion des Magens vor, 
der nach dem Entweichen der angestauten Gase kollabierte 
und zum erstenmal seit der Operation hörte mit cinemmal 



Ö3Ö 


der Hund auf zu heulen. Wenn diese Ruhe auch nur etwa 
5 Minuten lang anhielt, so war doch auch späterhin eine 
sichtliche Besserung zu verzeichnen. Als ich den Patienten 
einige Stunden später wieder aufsuchte, um unter anderem 
die dringend nötige Entleerung der Harnblase mittels des 
Katheters zu bewerkstelligen, hatte er inzwischen selb¬ 
ständig Harn gelassen und auch etwas Nahrung zu sich 
genommen. Trotzdem, wenn auch erheblich geschwächt, 
dauerte die Erregung noch bis zum späten Nachmittag an. 
um gegen Abend einer allgemeinen Erschöpfung Platz zu 
machen. Dementsprechend war die Nachtruhe, der noch¬ 
mals etwas Futteraufnahme vorausgegangen war, gut und 
es traten keine Symptome mehr auf. Die Pupille, die am 
Abend noch verkleinert war, zeigte sich am nächsten Mor¬ 
gen w r ieder normal und reagierte bei Lichtzufuhr gut. Eine 
Blähung des Magens war seit der Punktion nicht mehr 
konstatierbar und von dem Augenblick der Futteraufnahme 
an mußte natürlich der Verdacht auf eine Torsion fallen ge¬ 
lassen werden. Auch die Blase, die an jenem Nachmittag 
der Besserung nochmals freiwillig entleert wurde, füllte 
sich nicht mehr in dem Maße nach und die Lähmung dieser 
beiden Organe war somit wieder behoben. 

Es ist auffallend, daß die für den Hund recht niedere 
Dosis von 0,015 g so schwere Vergiftungserscheinungen 
zeitigen konnte, und deshalb lag die Vermutung nahe, daß 
die Morphiumlösung Beimengungen von toxischen Substan¬ 
zen, möglicherweise Apomorphin enthielt, oder der Prozent¬ 
satz des Morphins ein viel höherer wäre, als angegeben war. 
Die am pharmakologischen Institut der K. Tierärztl. Hoch¬ 
schule (Prof. Dr. B r a n d 1) freundlichst durchgeführte 
Analyse des Inhaltes der noch vorhandenen und der gleichen 
Packung entstammenden Ampullen tat aber die Reinheit 
der Lösung und die Einwandfreiheit der Dosierung kund. 

Nun besteht kein Zweifel mehr, daß bei dem Patienten 
eine Idiosynkrasie gegen Morphium vorliegt, die vielleicht 
individuell ist und an der teilweise das hohe Alter die 
Schuld trägt, die aber auch, und das ist wahrscheinlicher, 
mit der starken Verhätschelung in Zusammenhang gebracht 
werden kann. Der Hund, der seit Jahren nachts im Bett 
seines Herrn schlafen darf und tagsüber nur zeitweise 
seinen Stammplatz auf dem Kanapee, wo er überdies noch 
sorgfältig in Decken gewickelt ist, verläßt und der bei 
Regenwetter gar nicht oder nur im Gummimantel mit Ka¬ 
puze für einige Minuten in’s Freie kommt und dann gleich 
wieder sorgfältig an den Beinen frottiert und abgetrocknet 



wird, iehnt sich in seiner Empfindlichkeit gegen Morphiuni, 
wenn auch in gemilderter Form, an die von Robert zi¬ 
tierte verhätschelte Stubenkatze an. Eine Narkose bleibt 
ganz aus und hier wie dort steigt die Erregung in’s Ma߬ 
lose, wenn auch das Ende sich anders gestaltete. 


Die Knötchenseuche der Rinder. 

Von Distriktstierarzt Orth in Arnstein. 

Vorgetragen in der ordentlichen Generalversammlung pro 1913 des 
tierärztlichen Kreisvereines von Unterfranken. 

Heutzutage über Knötchenseuche zu sprechen, ist 
immer eine heikle Sache. Der eine ist der Ansicht, das 
ist ja alles längst bekannt, der andere sagt, die Knötchen¬ 
seuche ist überhaupt in ihrer Wirkung zu sehr auf gebauscht 
worden, der dritte aber meint, die Knötchenseuche kann 
gar nicht ernst genug genommen werden. Diese Verschie¬ 
denheit beweist aber, daß über die Knötchenseuche und ihre 
Wirkung auf die Tierzucht bezw. Fleischversorgung allent¬ 
halben noch Unklarheit herrscht. 

Aus diesem Grunde habe ich mir erlaubt, einer An¬ 
regung des Herrn Vorstandes folgend, das heutige Thema 
zu erwählen. 

Eigene Werke über die Knötchenseuche gibt es 
eigentlich nicht; die Literatur beschränkt sich auf einzelne 
Artikel in Fachzeitungen, auf Referate in Versammlungen, 
insbesondere aber auf Jahresberichte. 

Über den klinischen Befund bei dieser Krank¬ 
heit in unserem Kreise zu sprechen, halte ich für ver¬ 
lorene Zeit. 

Über den pathologisch-anatomischen Be¬ 
fund hat uns die Arbeit Dr. Pomaye r’s guten Auf¬ 
schluß gegeben. An der Hand von Schnitten durch die 
infizierte Schleimhaut bewies er, daß die Knötchen durch 
entzündete Lymphfollikel gebildet werden, über denen das 
Plattenepithel zu Verlust gegangen ist. (Die Original¬ 
photographien Dr. P o m a y e r’s zirkulieren.) 

Die Untersuchungen T h o m s’ haben ergeben, daß die 
Knötchen durch eingelagerte Follikel kolbenförmig ver¬ 
dickte Papillen darstellen; je stärker der Papillarkörper, 
desto größer die Knötchen. An Stellen mit nur schwach 
entwickeltem Papillarkörper entstehen die Knötchen da- 



638 

durch, daß ein oder mehrere große Follikel die Schleim¬ 
hautoberfläche wölben. 

Durch viele Versuche ist nun festgestellt worden, 
daß die Knötchen gar nicht das Spezifikum der Knötchen¬ 
seuche sind. Es gelang Jüterboek, in ganz gesunden 
Beständen durch methodisch fortgesetzte mechanische Rei¬ 
zung der Scheidenschleimhaut Knötchenbildung hervorzu¬ 
rufen. D e n z 1 e r hat durch Injektion des Streptococcus 
pyogenes und durch die von Bacterium coli in die normale 
Scheide des Rindes Knötchenbildung erzeugt. Greve- 
Oldenburg hat durch genaue periodisch wiederholte Unter¬ 
suchungen an ein und denselben Tieren — Weidevieh — 
festgestellt, daß in der Beschaffenheit der Scheidensehlein» 
haut bei Rindern je nach der Jahreszeit große Schwan¬ 
kungen auftreten. Im Hochsommer waren bei den meisten 
Tieren die geröteten Lymphfollikel deutlich sichtbar, im 
Winter nahmen sie ab und waren oft überhaupt nicht er¬ 
kennbar, um im nächsten Sommer wieder deutlich hervor¬ 
zutreten. Diese Angaben wurden durch die Untersuelning 
J ü t e r b o c k’s bestätigt; denn bei Tieren, die bei der an 
einem kühlen Tage stattfindenden ersten Untersuchung auf 
Grund der glatten Scheide als gesund bezeichnet worden 
waren, zeigte sich gelegentlich der zweiten, bei schwülem 
Wetter angestellten Untersuchung deutliche Follikelbil¬ 
dung. In den engen, niedrigen Ställen, in welchen die 
Rinder nicht auf Streu, sondern auf übersaftigem Dung 
liegen müssen, fand er oft Veränderungen der Scheiden¬ 
schleimhaut: seichte, streifige Rötung, vermehrte Sekretion, 
dokumentiert durch stark spiegelnden Glanz der Schleim¬ 
haut, Schwellung meist einzelner Lymphfollikel, bei älteren 
Tieren öfters deutliche Schleimabsonderung. Wiederholte 
mikroskopische Untersuchung des Scheidenschleimes solcher 
Tiere ergaben das Vorhandensein von Bacterium coli und 
auch des Staphylococcus pyogenes aureus; Diplokokken 
fand er nicht. Diese Befunde hatte er auch in einem Stalle 
von zirka 20 Köpfen, in dem nie der infektiöse Scheiden¬ 
katarrh, kein Umrindern, Verwerfen u. s. w. geherrscht. 

Sie sehen also, daß die Diagnose „Knötchenseuche'' 
sich noch auf andere Erscheinungen gründen muß als bloß 
auf katarrhalische Zustände der Scheidenschleimhaut mit 
Knötchenbildung. Die Diagnose kann nur auf Grund der 
Befunde bei mehreren Tieren unter Berücksichtigung des 
Vorberichtes über etwaiges Umrindern, Abortus, gestellt 
werden. Naturgemäß kann man sie nun auch nicht Bei 
einem einzelnen Tiere feststellen. 



639 


Selbstverständlich genügt natürlich auch , der bak¬ 
teriologische Nachweis, selbst bei Einzeltieren. Der spe¬ 
zifische Erreger ist ein Diplokokkus, den Ostertag und 
Hecker gefunden haben und der sich dadurch auszeich¬ 
net, daß er Gram-negativ ist. In akuten Fällen findet man 
ihn leicht neben Staphylokokken und Streptokokken. In 
chronischen Fällen muß die Schleimprobe dem Scheiden- 
innern entnommen und der Diplokokkus durch ein Aus¬ 
strichpräparat gewonnen werden. Neben gelblichen Be¬ 
lägen des Bacterium coli und den scharf abgegrenzten Ko¬ 
lonien des Staphylokokkus pyogenes findet man ihn nach 
24 Stunden in kleinen, rundlichen, hyalindurchscheinenden 
Kolonien von bläulich-weißer Farbe. 

In letzter Zeit sind von Zwick und Gmeinder 
im Reichsgesundheitsamte Versuche gemacht worden, um 
zu erforschen, ob nicht der Bläschenauschlag mit der 
Knötchenseuche in Verbindung stehe. Dabei gelang es in 
allen Fällen mit frischem Bläschenausschlagmaterial Knöt¬ 
chen zu erzeugen. Vielleicht ist aber dadurch nichts 
weiter bewiesen, als daß, wie schon vorher bemerkt, Knöt¬ 
chen aus mannigfacher Ursche entstehen können. Für 
diese Annahme spricht auch der Umstand, daß es nicht ge¬ 
lang, mit Infektionsmaterial des Scheidenkatarrhs künst¬ 
lich Bläschenauschlag zu erzeugen. 

Die Untersuchungen über das Entstehen der Knöt¬ 
chen aus verschiedenen Ursachen ohne den spezifischen Er¬ 
reger lassen uns wohl auch klar werden, warum die Knöt¬ 
chenseuche da und dort keine bedenkliche Folgen zeitigte. 
Hier hätte dann eben der bakteriologische Nachweis des 
spezifischen Erregers erbracht werden müssen, sonst war es 
eben keine Seuche, sondern ein Katarrh nicht übertrag¬ 
barer Natur. 

Nachdem es anderseits dem Praktiker selten möglich 
ist, bezw. an Zeit und Einrichtung fehlt, den mikroskopi¬ 
schen und bakteriologischen Nachweis der Diagnose zu er¬ 
bringen, so könnte er, dem Begriff einer „Seuche“ ge¬ 
mäß, die Diagnose „Knötehenseuche“ nur dann stellen, 
wenn sich mit dem klinischen Befunde Schädigungen im 
Geschlechtsleben der Rinder eingestellt haben. 

Wenn wir uns über die Wirkung der Knötchenseuche 
auf die Viehzucht orientieren, so finden wir hierin die An¬ 
sichten sehr verschieden. Heckeimann nimmt auf Grund 
seiner Beobachtungen an, daß 21 % der Kühe wahrschein¬ 
lich nicht mehr trächtig und 21 c /o gar nicht mehr trächtig 
werden. Heß berichtet, daß 91 von 102 schweizerischen 



64Ö 


Tierärzten erklärten, die Knötchenseuche sei im Allge¬ 
meinen ein die Befruchtung ungünstig beeinflussender 
Faktor, und zwar sei diese in akuten, schweren Fällen be¬ 
einträchtigt oder verhindert, während in akuten, leichteren, 
in chronischen, sowie in abgeheilten Fällen dieselbe wenig 
oder gar nicht beeinflußt werde. 

Wilson hat Herden mit 10—12 % Unfruchtbarkeit 
gefunden, in denen 80 % der weiblichen Tiere erkrankt 
waren, jedoch auch wieder solche mit 60 % an Knötchen¬ 
seuche leidenden Tieren, in denen der Ausfall an Kälbern 
zwischen 1 und 6 % schwankte. Albrechtsen aber 
mißt der Knötchenseuche gar keine wesentliche Bedeutung 
bei, er ist der Meinung, daß der chronische Scheiden¬ 
katarrh, wie er die Knötchenseuche benennt, ein gutartiges 
Leiden darstellt, das in der Regel herzlich wenig Unan¬ 
nehmlichkeiten verursacht. 

Ich hatte mir seinerzeit die Zahlen der vom 1. De¬ 
zember 1899 bis 30. November 1900 Und vom 1. Dezember 
1906 bis 30. November 1907 lebend geborenen Kälber, so¬ 
weit sie sich auf den Distrikt Arnstein beziehen, vom Sta¬ 
tistischen Landesamt erbeten und auch erhalten. Im Be¬ 
gleitschreiben war empfohlen worden, die Zahlen mit be¬ 
sonderer Vorsicht zu gebrauchen, insbesondere sei das Re¬ 
sultat von 1900 sehr zweifelhaft. Wären diese Zahlen 
richtig, so wäre die Zahl der lebend geborenen Kälber in 
7 Jahren von 2194 auf 3764, also um 58 % gestiegen, wäh¬ 
rend die Zahl der faselbaren Rinder nur um ca. 10 % ge¬ 
stiegen war. 

Die Zahlen können schon aus dem Grunde nicht rich¬ 
tig sein, weil erst durch den im Jahre 1907 aufgetretenen 
Mangel an Schlachtkälbern die allgemeine Aufmerksam¬ 
keit auf die Knötchenseuche gelenkt wurde, während 
die Statistik für ganz Bayern von 1900—1907 eine Ver¬ 
mehrung derselben um 24 % aufweist. 

In die Gemeinde K. war die Knötchenseuche im Jahre 
1904 aus einer Nachbargemeinde eingeschleppt worden. 
Wir mir glaubwürdige Leute dort versicherten, fielen in 
den nächsten Jahren von zirka 80 Kühen nur 20 bis 25 
Kälber jährlich. 

So unzuverlässig die Zahlen der Statistik in diesem 
Falle sind, so wies die Statistik doch nach, daß in allen 
den Gemeinden, in denen die Knötchenseuche verbreitet 
war und die später durchbehandelt wurden, die Geburts- 
zifl’er der Kälber von 1900 bis 1910 zu rück gegangen war 
oder sieb auf der gleichen Höbe erhalten hatte, während 



641 


andere Gemeinden die oben angegebene Mehrung auf¬ 
wiesen. 

Ich habe von 1907 bis 1913 8 Gemeiden, darunter 
eine zweimal durchbehandelt und Stück für Stück unter¬ 
sucht und dabei im Durchschnitt 72 % sämtlicher weib¬ 
lichen Tiere mit Knötchenseuche behaftet befunden. Die 
Schädigung der Krankheit berechne ich nun folgender¬ 
maßen : 

Von 72 Stück kranken Tieren nehme ich auf Grund 
meiner Beobachtungen an, daß die Hälfte 2 Monate später 
aufnimmt, eine Ziffer, die sehr niedrig gegriffen ist; es 
gehen somit 36 X 2 Monate = 72 Monate Trächtigkeit 
verloren, die Zeit, in der 8 Kälber ausgetragen werden. 
Nimmt man ferner nur an, daß 2 Tiere außerdem dauernd 
steril bleiben, so haben wir einen Ausfall von 10 %. Viel¬ 
leicht darf ich als Beweis für die Richtigkeit dieser Rech¬ 
nung anführen, daß bei der Zählung im Jahre 1910 tat¬ 
sächlich gegen das Jahr 1907 ein Rückgang der bis zu 
2 Jahre alten Rinder um 10 % zu verzeichnen war, während 
die Zahl der Kühe und der Bullen und Ochsen gestiegen 
war. — 

Die Schädigungen, welche die Knötchenseuche . 
dem Geschlechtsleben der Rinder zufügt, bestehen: 1. in 
Nichtkonzeption, 2. in Sterilität und 3. in Abortus. 

Die Nichtkonzeption entsteht bei Tieren mit akuter 
Knötchenseuche dadurch, daß die Nervenendigungen, welche 
zwischen den entzündeten und geschwollenen Follikeln und 
Papillen liegen, stark irritiert sind. Beim Deckakt wird 
dann ein starker Reiz ausgelöst, der einen krampfartigen 
Verschluß der Cervix bewirkt. Statt daß sich also das Ori- 
ficium externum öffnet, um den Penis und den Samen¬ 
erguß einzulassen, wird es krampfhaft geschlossen und die 
Konzeption verhindert. Andererseits bewirkt die saure 
oder neutrale Reaktion des bei Knötchenseuche abgeson¬ 
derten Schleimes eine Lähmung der Spermatozoen mit dem¬ 
selben Effekt. Mit dem Nachlassen des akuten Prozesses, 
dem Rückgang der Knötchen, die sowohl medikamentös 
erreicht wird, als auch in vielen Fällen spontan eintritt, 
fällt der Reizzustand weg und die Tiere konzipieren wieder. 
Sobald aber eine neue Infektion eintritt, und die habe ich 
schon 6 Wochen nach der vollständigen Ausheilung ein- 
treten sehen, so ist wieder die Ursache der Nichtkonzep¬ 
tion gegeben. 

Nun werden Sie wohl alle schon beobachtet haben, 
daß ein gewisser Prozentsatz der Kühe, insbesondere der 



642 


jüngeren Kühe und Kalbinnen, nicht mehr aufnimmt, trotz¬ 
dem sie längst abgeheilt sind. Da handelt es sich nun um 
einen Folgezustand der akuten Knötchenseuche, um die 
Sterilität. Sie tritt auf sowohl in der Form, daß die Tiere 
noch brünstig werden, als auch so, daß sie nicht mehr 
rindern. 

Heß hat gefunden, daß von 173 wegen Sterilität 
untersuchten, mit Knötchenseuche behafteten Tieren, 42 
= 24 % regelmäßig brünstig wurden; 79 wurden unregel¬ 
mäßig brünstig und 52 wurden nicht brünstig. 

Als Ursachen der Sterilität fand Heß in 91 Fällen 
Ovarialeysten oder hypertrophierte gelbe Körper, Corpora 
lutea spuria hypertrophica. Die übrigen 82 Kühe hatten 
folgende Leiden: 46 Endometritis, davon 24 nach einem 
Abortus, 21 Pyometra, 6 Stillochsigkeit, 19 akute Knöt¬ 
chen-Seuche. 

Die Entstehung der Cysten dürfte wohl durch direkte 
Infektion, durch den Genitaltraktus durchwandernde Knöt¬ 
chen-Seucheerreger, hervorgerufen sein, nachdem in sol¬ 
chen Cysten wiederholt schon die Erreger vorgefunden 
wurden. Auch die persistenten gelben Körper dürften auf 
eine ähnliche bakterielle Attacke zurückzuführen sein. 

24 von den an Endometritis leidenden Kühen hatten 
verworfen. Es ist wohl unsere allgemeine Beobachtung, 
daß viele von den mit Knötchenseuche infizierten Tieren 
verwerfen und zwar in der Kegel 3 Monate nach dem 
Führen. Die Ursache ist hier ein eitriger Katarrh des 
Uterus, der sich an die Knötchenseuche der Vagina an¬ 
schließt. Die Sekrete sind natürlich wohl imstande, die 
Verbindung zwischen Uterus und Eihäuten zu lösen. 

Durch die Häufigkeit des Vorkommens des Ver- 
werfens kann die wirtschaftliche Schädigung dieselbe sein, 
wie beim seuchenhaften Verwerfen. Um zu finden, ob das 
Verwerfen dem Knötchenseucbeerreger oder dem Bang- 
sc.hen Bazillus zuzuschreiben ist, welche Entscheidung für 
die Art der Behandlung ausschlaggebend sein muß, wäre 
es nötig, den spezifischen Erreger mikroskopisch bezw. 
bakteriologisch nachzuweisen. Für den Praktiker ist be¬ 
sonders die Frage wichtig, in welchem Trächtigkeitsmonate 
das Verwerfen erfolgt; denn das seuchenhafte Verwerfen 
tritt, vom 5. Monate an auf, während das Verwerfen als 
Begleiterscheinung der Knötchenseuche in den ersten fünf 
Monaten, meist aber in der 12. Woche auftritt. Beim 
Bang’schcn Abortus tritt ferner ein eigenartiges Exsudat 
von braunroter Farbe, eine sulzige Beschaffenheit der Ei- 



643 


häute und eine ganz spezifische gelbliche Verfärbung der 
Fötalkotyledonen auf. In letzter Zeit wird als diagnosti¬ 
sches Hilfsmittel die Impfung mit Amblosin - Höchst ver¬ 
wendet. 

Natürlich können auch beide Arten des Verwerfens 
nebeneinander oder nacheinander Vorkommen. So habe ich 
auf einem Gute gefunden, daß die Kühe nicht trächtig 
wurden oder nach 12 Wochen umrinderten. Von den sechs 
Kalbinnen war keine trächtig geworden. Die vorhandene 
Knötchenseuche wurde getilgt. Alle 10 Kühe und 6 Kal¬ 
binnen wurden trächtig. Nun wurde durch eine frisch zu¬ 
gekaufte Kuh der Nekrosebazillus eingeschleppt. Sie ver- 
kalbte im 7. Monate der Trächtigkeit unter Umständen, 
die auf eine Infektion mit Abortusbazillen schließen ließen. 
Auch die nächststehende wurde ergriffen und verkalbte. 
Nunmehr wurde die spezifische Behandlung eingeleitet, die 
aber noch nicht abgeschlossen ist. 

_ (Schluß folgt.) 


Referate. 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. E. Fröhner - Berlin: 
Universelles seborrhoisches Ekzem beim Pferd mit tödlichem 
Verlauf. (Mitteilungen aus der Berliner mediz. Klinik. — 
Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde, XXV. Bd., 3./4. Heft.) 

Bei einer edlen 5 jährigen Fuchsstute, welche nach 
dem Vorbericht seit 3—4 Wochen einen Hautausschlag 
zeigte, ergab die Untersuchung folgenden Befund: Sehr 
schlechter Nährzustand. Über dem ganzen Körper fehlen 
die Haare fleckenweise in der Größe eines Zehnpfennig¬ 
stückes bis zur Handgröße. Die haarlosen Stellen sind mit 
grauen, perlmutterfarbigen, borkigen Schollen bedeckt. An 
der Ober- und Unterlippe, am After und der Scheide zeigen 
sich zahlreiche flohstichähnliche Stippchen. Nach Entfer¬ 
nung der scholligen Borken sah man nässende, ziegelrote 
Hautstellen. Geringer Juckreiz. Mikroskopischer Befund 
negativ. Das Pferd magerte bei verhältnismäßig gutem 
Appetit stark ab und ging nach 4 Wochen an Entkräftung 
ein. Bei der Sektion fanden sich lediglich Erscheinungen 
der Kachexie. Ohler. 


Gabaston: Ein neue Methode künstlicher Plazenta¬ 
ablösung. (Münch. Mediz. Wochenschrift, Nr. 12, 1914.) 

Bei einer Erstgebärenden war infolge vollkommener 
Atonie des Uterus die Nachgeburt nicht abgegangen. Die 



644 


manuelle Untersuchung ergab Adhärierung der Plazenta. 

G. injizierte nun unter Druck mittels eines Gummigebläses 
2 Liter warme, sterile, physiologische Kochsalzlösung in 
die Nabelvene. Nach Verlauf von 7 Minuten trat die erste 
kräftige Kontraktion des Uterus ein, welcher sich weitere 
Kontraktionen anschlossen. Nach 12 Minuten erfolgte Aus¬ 
stoßung der Nachgeburt, der ein Blutkoagulum von mitt¬ 
lerer Größe folgte. 

Die Art der Wirkung des Verfahrens wird mit Bezug 
auf die Ergebnisse von Versuchen, welche mittels Injek¬ 
tionen in die außerhalb des Körpers befindliche Plazenta 
angestellt wurden, wie folgt erklärt: Zunächst füllen sich 
die großen Gefäße, bis sie prall gespannt sind, hierauf 
nimmt die Plazenta allmählich an Volumen zu; alsdann 
füllen sich die kleinen Gefäße der Chorionzotten und es 
fließt die Injektionsflüssigkeit von der Oberfläche der Pla¬ 
zenta ab. 

Die Wirkung dieses Vorganges auf die adhärierende 
Plazenta ist nun die folgende: Nach dem Austritt der 
Frucht vermindert sich infolge Petraktion der Uterns- 
muskulatur das Volumen des Uterus, was eine Beengung 
der Insertionsfläche der Plazenta bedingt. Infolge der durch 
die eingespritzte Flüssigkeit erzeugten Volumensvermeh- 
rung bezw. Ausdehnung der Plazenta wird die Verbindung 
derselben mit dem Uterus gelöst. Die Lösung wird dann 
noch vervollkommnet durch die sich auf der uterinen 
Fläche der Plazenta ansammelnde injizierte Flüssigkeit. 
Dazu kommt Reiziing des Uterus, erzeugt durch die Ver¬ 
größerung der Plazenta und den Austritt von Flüssigkeit 
auf der uterinen Fläche derselben. Dieser Reiz veranlaßt 
dann Uteruskontraktionen. 

Anmerkung des Referenten: Das Verfahren 
von Gabaston ist nicht neu. P o m a y e r berichtet in 
einer von ihm verfaßten Monographie über das Zurück¬ 
halten der Nachgeburt beim Rinde, daß M o j o n, Professor 
der Medizin in Genua, schon im .Tahre 1826 zur Beseitigung 
der Atonie des Uterus und Ablösung der Plazenta die Ein¬ 
spritzung von mit Essig versetztem kaltem Wasser in die 
Nabelvene empfohlen hat. Die Wirkung sollte bei dieser 
Methode eine zweifache sein, einmal durch die Kälte eine 
reizende, wodurch Kontraktionen des Uterus veranlaßt 
werden, in zweiter Linie sollte durch das Gewicht des in 
die Plazenta gelangten Wassers ein Zug von Seite derselben 
ausgeübt und damit die Ablösung derselben begünstigt 



645 


werden. H e g a r teilt mit, daß viele Autoren mittelst 
dieses Verfahrens Erfolge erzielt haben, andere aber bei 
einigermaßen fester Adhärenz der Plazenta nicht. 


Mangu£lian: Histologische Untersuchungen der 
Speicheldrüsen bei Tollwut. 

Untersuchungen der Speicheldrüsen durch M. bei wut¬ 
kranken Hunden (Referat in Nr. 22 der Münchener Med. 
Wochenschr.) ergaben das Vorhandensein großer Mengen 
N e g r i’scher Körperchen in denselben. Sie befinden sich 
im Zytoplasma der Nervenzellen der intraglandulären 
Ganglien, niemals aber in den Epithelzellen der Acini 
oder jenen der sezernierenden Kanäle. Die Zellen der 
Acini sind hochgradig verändert; ihre Überreste werden 
von den sich festsetzenden Makrophagen vernichtet (ge¬ 
fressen), so daß die Zellen schließlich nur Haufen von 
Makrophagen bilden. Der Speichel selbst besteht aus 
Zellen der Acini, solchen der sezernierenden Kanäle, et¬ 
lichen Makrophagen und amorphen Massen, die sich mit 
Unna’schem Polychromblau stark blau und nach der Me¬ 
thode Mann violett färben. 

E. Jahn- Berlin: Pyricit, ein neues Desinfektions¬ 
mittel für die Schlachthofpraxis. (Münch. Med. Wochen¬ 
schrift Nr. 22, 1914.) 

Pyricit besteht aus Natriumsulfat und Borfluornatriuni. 
Es wird von der Firma Rosen z.w e i g & Baumann 
in Kassel hergestellt. Seine desinfizierende Kraft ist un¬ 
gefähr der der Kresol Schwefelsäure gleich. Das Präparat 
ist fast geruchlos. Seine Giftigkeit ist gering. Es empfiehlt 
sich dessen Anwendung für Schlachthallen, Kühlräume etc. 
Mit einer _3%igen Lösung wird nach J. eine ausreichende 
Desinfektion erzielt. Für Milzbrandsporen sind 5%ige 
Lösungen erforderlich. Der Preis des Pyric-its stellt sich 
so, daß ein Liter Desinfektionsflüssigkeit auf 5 Pfennig 
zu stehen kommt. 

Schottelius-F reiburg i. B.: Chlor-Xylenol-Sapo- 
kresol (Sagrotan), ein neues Desinfektionsmittel. (Münch. 
Medizin. Wochenschrift, Nr. 21, 1914.) 

Die Firma S c h ii 1 k e & M a y r hat bekanntlich vor 
einiger Zeit die von Schottelius als vorzügliches T)es- 
infiziens begutachteten Ohlor-Kresol-Tabletten ,,Grotan“ in 
den Handel gebracht. Nunmehr stellte die genannte Firma 




646 


weitere Versuche zur Erlangung eines hochwertigen, mög¬ 
lichst ungiftigen Desinfektionsmittels an und fand ein sol¬ 
ches in dem „Sagrotan“, einem Gemisch von Chlorxylenol 
und Grotan. 

Die Untersuchungen von Schottelius ergaben, 
daß dieses als Seifenlösung in den Verkehr kommende Prä¬ 
parat ein ausgezeichnetes Mittel ist, welches Lysol um da? 
Doppelte, Kresolseife nahezu um das Dreifache an Wirksam¬ 
keit übertrifft. Widerstandsfähige Milzbrandsporen werden 
in 24 Stunden mittels einer 2%igen Sagrotanlösung abge¬ 
tötet, während von den gleichen Keimen mit 5 %iger Karbol¬ 
säurelösung versetzte noch nach 28Tagen lebensfähig waren. 
Tuberkelbazillen im Sputum werden mit 2 %iger Sagrotau- 
lösung in 2 Stunden abgetötet. Die Giftigkeit des Präpa¬ 
rates ist außerordentlich gering zu nennen. Bei Versuchen 
an Hunden stellte Schottelius fest, daß eine Menge 
von 10 g pro Kilo Körpergewicht ohne Schädigung des All¬ 
gemeinbefindens vertragen wird, während von Kresolseife 
3 g pro Kilo Körpergewicht tödlich wirken. Auf der Haut 
erzeugen 50 %ige Lösungen keinerlei Beizerscheinungen. 


B i 11 e t: Desinfektion der Hände ohne vorhergehende 
Seifenbenützung. 

Nach Versuchen von B. (Beferat in Nr. 22 der Münch. 
Medizin. Wochenschrift) ist alkoholische Jodlösung 1: 2000 
ein Antiseptikum ersten Banges. Das Beinigen der nände 
und Vorarme mit dieser Lösung ermöglicht, in wenigen 
Minuten völlige Asepsis zu erzielen und es hat die Met- 
tliode den weiteren Vorteil, daß sie beliebig oft wiederholt 
werden kann, ohne daß die Haut geschädigt wird. Dazu 
kommt, daß bei der Anwendung der Lösung vorherige Ab- 
seifung der Hände nicht erforderlich ist. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Auszug aus dem Berichte der Kgl. Bayer. Landgestütsver¬ 
waltung über den Stand der Pferdezucht in Bayern im 
Jahre 1913, hier betreffend den Abschnitt: Ergebnis der 
Stutenbedeckung und des Deckgeschäftes im Jahre 1913. 

I. Ergebnis der Stutenbedeckung im Jahre 

1913. 

Im Jahre 1912 haben gedeckt: 502 Landgestütshengste 
2f! 201 Stuten, 277 angekörte Privatzuchthengste 17 003 
Stuten; zusammen 789 Hengste 43 324 Stuten. 



647 


Von den 26 261 durch Landgestütshengste gedeckten 
Stuten sind 13150 „galt“ geblieben, 13097 wurden trächtig 
und bei 14 Stuten konnte das Deckergebnis nicht ermittelt 
werden. 

Von den 17 063 durch die angekörten Privatzucht¬ 
hengste gedeckten Stuten sind 10 217 trächtig geworden, 
6 206 „gält“ geblieben und bei 640 Stuten sind die bezüg¬ 
lichen Nachforschungen erfolglos geblieben. 

Die im Jahre 1912 gedeckten Stuten brachten im Jahre 
1913 von Landgestütshengsten 5883, von angekörten Privat¬ 
zuchthengsten 4 472, zusammen 10 355 Hengstfohlen, von 
Landgestütshengsten 6 847, von angekörten Privatzucht¬ 
hengsten 4 551, zusammen 11 398 Stutfohlen. 

U. Deckgeschäft im Jahre 1913. 

A. Mit den Landgestütshengsten. 

Im Jahre 1913 deckten auf 131 Beschälstationen 
504 Landgestütshengste, darunter 5 vom K. Stammgestüte 
Achselschwang in Achselschwang und Stillerhof aufgestellte 
Hengste = 2 Stück mehr als im Vorjahre. 

Diese Hengste haben 26 938 (= pro Hengst 53,3) 
Stuten gedeckt, d. i. gegen das Vorjahr (26 261) eine Zu¬ 
nahme von 677 Stuten. 

Von den Hengsten stammen 2 aus dem Hofgestüte, 
26 aus den bayerischen Stammgestüten, 95 aus der baye¬ 
rischen Zucht, 2 aus Hannover, 1 aus Ostpreußen, 211 aus 
Oldenburg, 18 aus Ostfriesland, 71 aus Belgien und dem 
Rheinland, 8 aus Ungarn, 28 aus Österreich, 3 aus Amerika, 
1 aus Dänemark, 6 aus Frankreich, 3 sind englische Voll¬ 
blutpferde. 

Das Deckgeld betrug für die Mehrzahl der Hengste 
4 Mark, für Hengste von vorzüglicher Beschaffenheit 6, 8, 
10 und 12 Mark. 

In Niederbayern wurde mit der Bestellung der Be¬ 
schälstationen am 20. Februar begonnen. In den übrigen 
Landgestütsbezirken begann das Deckgeschäft auf den im 
Flachland gelegenen Stationen im allgemeinen am 1. März 
und endete am 1. Juli; auf den Gebirgsstationen dauerte es 
vom 15. März bis 15. Juli. Wegen Erkrankung mehrerer 
Hengste an "Druse konnten einige Stationen im Regierungs¬ 
bezirke Schwaben nicht gleich voll bestellt werden. 

B. Mit Privathengsten. 

Das Deckgeschäft mit den Privathengsten begann am 
1. Februar. Von den 280 zum Deckgesehäft verwendeten 



648 


Privatkengsten wurden 17 958 Stuten (= pro Hengst 64,1 
Stuten) gedeckt, das sind gegenüber dem Vorjahre (17153) 
805 mehr. 

Im Jahre 1913 haben 3 Hengste mehr gedeckt (277: 
280). 5 Hengste des Schlages I deckten 86 Stuten, 5 Hengste 
des Schlages II deckten 144 Stuten, 23 Hengste des Schlages 
III deckten 2907 Stuten, 247 Hengste des Schlages IV 
deckten 14821 Stuten; zusammen 280 Hengste der Schläge 
I mit IV deckten 17958 Stuten. 

Von den Privathengsten stammen 155 aus der baye¬ 
rischen Zucht, 1 aus Ostpreußen, 9 aus Oldenburg, 53 aus 
Österreich, 66 aus Belgien und dem.Rheinland, 2 aus Ame¬ 
rika und 5 sind englische Vollblutpferde. 

Das Deckgeschäft vollzog sich größtenteils im An¬ 
wesen der Hengstbesitzer; nur in Oberbayern und Schwaben 
besteht noch der Gauritt in Rücksicht auf das weit verbrei¬ 
tete Einödsystem. Das Privatbeschälwesen wurde auch im 
Berichtsjahre durch Abgabe von 14 Hengsten der Schläge 
III und IV um sehr mäßigen Preis, durch Zuwendungen 
zum Ankauf und zum Unterhalte der Hengste, ferner durch 
Abhaltung von Prämiierungen gelegentlich der Körung ge¬ 
fördert. 

Da die Gesamtzahl der im Jahre 1912 gedeckten Stuten 
43 324 betrug, ergibt sich im Vergleiche zu dem Ergebnisse 
der Stuten im Jahre 1913 mit 44 895 Stuten eine Zu¬ 
nahme von 1571 Stuten. 


Pferdeschuhe. 

Wir alle haben schon mit tiefem Bedauern besonders 
auf naß oder glatt gewordenen Asphaltstraßen stürzende 
Pferde gesehen, die dann oft soweit sie nicht sonst Schaden 
gelitten haben, mit viel Schwierigkeiten und auch Tier¬ 
quälereien mühsam wieder hochgerichtet werden müssen. 
Viel wertvolles Pferdematerial geht hierdurch in wenigen 
Minuten verloren. Damit nun gestürzte Pferde leichter 
aufzustehen vermögen, hat Oberinspektor Clären Pferde- 
schuhe hergestellt. Diese bestehen aus afrikanischem Bast- 
geflccht. Der Bast hat durch Riefung eine rauhe Flächt', 
die dem Fuß einen sicheren Halt gibt. Die Verwenduntr 
dieser Schuhe ist eine ebenso einfache wie sichere. Naeli 
dem lallen wird der Schuh einfach über den Huf ge¬ 
schoben und durch einen Riemen, der um die Fessel gelegt 
wird, befestigt. Dieser Vorgang nimmt für alle vier Hufe 





höchstens 4—6 Minuten in Anspruch, während die Ablösung 
nach dem Aufrichten durch einfache Lösung der Riemen 
schon in 2 Minuten bewerkstelligt werden kann. Diese 
Bastschuhe sind infolge ihres leichten Gewichtes bequem 
an jedem Wagen und eventuell in einer besonderen Tasche 
mitzuführen. Es ist uns durch den Schuh ein wirklich prak¬ 
tisches und zugleich billiges Mittel an die Hand gegeben, 
um gestürzte Pferde innerhalb weniger Minuten -wieder 
aufzurichten. Die Erfindung hat für jeden Pferdebesitzer, 
sowie Feuerwehren, Omnibusgesellschaften und auch für 
Sportliebhaber und Herrenreiter allergrößtes Interesse. 
(Zeitschrift f. Pferdezucht u. -Sport, Nr. 11, 1914.) A. 


Verschiedenes. 

Abschiedsfeier. 

Der tierärztliche Kreisverein der Pfalz hielt am 27. Juni 
unter dem Vorsitz des K. Veterinärrates Heuberger von 
Kirchheimbolanden seine 72. ordentliche Jahresversammlung ab: 
hieran anschließend fand im Hotel „Carlsberg“ im festlich ge¬ 
schmückten Saal ein Festessen mit Abschiedsfeier für den 
K. Landstallmeister Bauwerker von Zweibrücken statt, der 
am 1. Juli in den Ruhestand tritt. Der Vorstand des Vereins feierte 
den Jubilar in einer herzlichen Ansprache als sein allgemein ge¬ 
schätztes Ehrenmitglied, der längere Jahre mit großem Erfolge in 
seiner Eigenschaft als Vorstand und Schriftführer die Geschicke 
des Vereins leitete und für die Hebung des tierärztlichen Standes 
stets großes Interesse zeigte. Seine vielseitigen Verdienste fanden 
aber auch die gebührende Anerkennung nicht nur bei seinen Kol¬ 
legen, sondern auch bei verschiedenen Körperschaften, in denen 
er wirkte, so besonders seitens des bayerischen Landwirtschafts¬ 
rates, des Münchener Tierschutzvereins, verschiedener Tierzucht- 
vereine und des Pferdezuchtvereins der Pfalz, den er über 25 Jahre 
geleitet hat, und auch an Allerhöchster Stelle durch Verleihung 
von hohen Auszeichnungen und durch Allerhöchste Anerkennung 
seiner ersprießlichen Tätigkeit bei seiner Ruhestandsversetzung. 
Die Pfälzer Tierärzte sehen ebenso wie die Pfälzer Pferdezüchter 
Herrn Bauwerker mit aufrichtigem Bedauern aus seinem von 
so großen Erfolgen begleiteten Arbeits- und Wirkungskreise 
scheiden, und alle, die ihn kennen und schätzen gelernt haben, 
werden seiner stets dankbar gedenken. Seine Kollegen aber 
wünschen, daß ihm ein glücklicher Lebensabend beschert sein möge. 


Ehrung. 

Dem auf dem Gebiete der Tierzucht hochverdienten Vor¬ 
sitzenden der Deutschen Gesellschaft für Ziiclitungskunde. Mit¬ 
herausgeber der Zeitschrift ..Deutsche Landwirtschaftliche Tier- 



Ö5Ö 


Bucht“, Rittergutsbesitzer, ökonomierat Felix floesch-Neu- 
kirchen (Altmark) wurde von der Universität Halle a. S. das phi¬ 
losophische Ehrendoktorat verliehen. 


Sanitätshunde. 

Der Deutsche Verein für Sanitätshunde (E. V.) — Sitz Olden¬ 
burg i. Gr. —, dessen hoher Protektor Seine Königliche Hoheit der 
Großherzog von Oldenburg ist, veranstaltete am 16. Juni im Park 
des Großherzoglichen Schlosses zu Rastede bei Oldenburg eine 
Vorführung von 14 Polizei- und 4 Sanitätshunden, um ihre Eignung 
zum Absuchen des Schlachtfeldes nach Ver¬ 
wundeten zu erproben. Vorweg sei bemerkt, daß alle Hunde 
ihre Aufgabe glänzend lösten. — Der Verein, der unter seinem 
verdienstvollen früheren geschäftsführenden Vorsitzenden Herrn 
Dr. Heinhaus seinen Sitz in Crefeld hatte, hat lange Zeit eine 
bescheidene und wenig bekannte Rolle gespielt. Trotz aller Be¬ 
mühungen gelang es ihm nicht, in die Breite zu wirken und wei¬ 
tere Kreise für seine wahrhaft nationalen Aufgaben zu gewinnen. 
Erst mit der Übernahme des Protektorates durch den Großherzog 
von Oldenburg und der gleichzeitigen Verlegung des Sitzes des 
Vereins nach Oldenburg gelang es, dem Verein breitere Grund¬ 
lagen zu geben und Möglichkeiten für ein reicheres Wirken zu 
schaffen. Ein flammender Aufruf forderte zu gemeinsamer Arbeit 
auf und zeigte, welche idealen Aufgaben der Humanität hier zu 
lösen seien. Alle Kriege der Vergangenheit haben erwiesen, daß 
eine erschreckend große Anzahl von Verwundeten elend zugrunde 
gehen muß, weil es unmöglich ist, sie am Abend der Schlacht sämt¬ 
lich in ihren Verstecken aufzufinden. Man findet sie nie oder doch 
zu spät, um Hilfe noch bringen zu können. Wie auf anderen Ge¬ 
bieten, so besann man sich auch auf diesem erst in der jüngsten 
Zeit auf die nutzbringende Verwendung der scharfen Sinne unseres 
ältesten Freundes, des Hundes, und es zeigte sich, daß hier die 
Lösung dieser humanen Aufgabe zu suchen ist. 

Der Verein gründete eigene Zucht- und Dressurstationen, 
doch erwiesen sich diese als zu geringfügig, um für eine Mobil¬ 
machung auch nur annähernd auszureichen. Bei einem Bedarf der 
Heeresverwaltung von etwa 2000 Hunden für den Ernstfall schien 
es unmöglich, eine so große Anzahl von ausgebildeten Sanitäts¬ 
hunden schon im Frieden zu unterhalten und auszubilden. Der 
Verein beschloß daher, die großen kynologischen Verbände, die 
ja über ein hinreichend ausgebildetes Hundematerial verfügen, 
zu gemeinsamem Zusammenwirken aufzurufen. Diesem Rufe folgten 
alle in seltener Einmütigkeit und es konnte bei einer, unter dem 
Vorsitz seines hohen Protektors im Schloß zu Oldenburg stattge- 
habten Vorbesprechung festgestellt werden, daß bei einem Vor¬ 
handensein von etwa 3000 in Deutschland im Polizeidienst stehen¬ 
den Diensthunden, denen eine ungefähr gleich große Anzahl gut 
ausgobildeter Hunde in Privathand zur Seite steht, es leicht sein 
müsse, die erforderliche Anzahl von Hunden der Heeresverwaltung 
zur Verfügung zu stellen. So handelte es sich nur noch uni die 
Frage, ob die für den Polizeidienst ausgebildeten Hunde für 
diese neue Aufgabe sich nicht als zu scharf erweisen und etwa 
einen Verwundeten verletzen könnten. Dieser Probe diente die 
genannte Veranstaltung. Die 14 Polizeihunde aus O 1 d e n b u r ir. 
B r e in o n, 11 a m b u r g, K ö 1 n, Dortmund, So e > t und 



Wilhelmshaven waren nur wenige Wochen für ihre Auf¬ 
gabe vorbereitet worden, aber sie arbeiteten nach dem überein¬ 
stimmenden Urteil aller Anwesenden ganz hervorragend. Das 
Kriegsministerium, sowie das Preußische Ministerium des Innern 
hatten Vertreter entsendet. Die Polizeihunde arbeiteten in keiner 
Weise schlechter als die später vorgeführten Sanitätshunde und 
damit ist die Eignung des großen vorhandenen Hundematerials 
erwiesen. — 

Der Vorführung folgte eine Vorstandssitzung im Schlosse zu 
Rastede unter dem Vorsitz und der Leitung des Großherzogs, bei 
der einmütig die Frage des Hundematerials als gelöst bezeichnet 
wurde. Es wird nun darauf ankommen, die Bereitstellung der aus¬ 
gebildeten Hunde für den Mobilmachungsfall zu organisieren und 
schon jetzt für den Kriegsfall Krankenträger usw. als Führer der 
Hunde auszubilden. Mit Unterstützung des Kriegsministeriums, 
dessen volles Interesse der zu der Versammlung entsandte Ver¬ 
treter versicherte, wird es gelingen, auch diese Aufgabe baldigst 
zu lösen. Als ein erfreuliches Ergebnis sei noch bemerkt, daß alle 
in Frage kommenden kynologischen Verbände, bei allen oft gegen¬ 
sätzlichen Anschauungen und Bestrebungen, in vollster Eintracht 
in dieser Frage dem Deutschen Verein für Sanitätshunde die Füh¬ 
rung anvertraut und ihre Unterstützung zugesagt haben. — 

Zum geschäftsführenden Vorsitzenden wurde bei Verlegung 
des Sitzes des Vereins nach Oldenburg vom Großherzog der Kom¬ 
merzienrat S t a 11 i n g - Oldenburg berufen. Anfragen sind zu 
richten an die Adresse des Vereins nach Oldenburg. Aufrufe zum 
Beitritt, der bei dieser so wichtigen nationalen Frage nur wärm- 
stens empfohlen werden kann, sowie die demnächst in Druck kom¬ 
menden neuen Satzungen und nähere Bedingungen werden gern von 
dort versandt. (R. Verein für Sanitätshunde, Oldenburg i. Gr.) 


Bakteriologische Fleischbeschau in Preußen. 

Die preußischen Ministerien des Innern und für Landwirt¬ 
schaft, Domänen und Forsten haben auf Grund von Beratungen 
im Reichsgesundheitsamt und in der Ständigen Kommission für 
Fleischbeschau-Angelegenheiten eine Anweisung für die 
Handhabung der bakteriologischen Fleischbe¬ 
schau aufgestellt. Die Anweisung hat künftig als Richtschnur 
für die bakteriologischen Untersuchungen bei der Fleischbeschau 
zu dienen. Die bakteriologische Untersuchung soll dem mit der 
Fleischbeschau betrauten Tierarzte die Entscheidung in den Fällen 
erleichtern, bei welchen der Verdacht auf Blutvergiftung besteht; 
im übrigen bleibt die Verantwortung für die abschließende Beur¬ 
teilung des Fleisches nach den fleischbeschaugesetzlichen Bestim¬ 
mungen nach wie vor dem Tierarzt. (Münch. Med. Wochenschrift, 
Nr. 23, 1914.) 


Weitere Opfer der Trichinose. 

Nunmehr ist auch der Oberstationsmeister Wagncr 
in Prüfening, welcher ebenfalls ungekochtes „Bauernge- 
selchtes“ gegessen hatte, gestorben. Ob der weitere 
Patient, der Gastwirit G u r k a, mit dem Leben davon- 
kommt, ist noch zweifelhaft. 



652 


„In Bayern kommen Trichinen bei Schweinen nicht 
vor, denn Metzger, welche schon seit mehr als 20 Jahren 
Schweine schlachten, haben bei diesen noch niemals Tri¬ 
chinen gesehen; Trichinosefälle bei Menschen infolge Ge¬ 
nusses von Fleisch in Bayern gezüchteter Schweine sind 
noch nicht beobachtet worden; sollte wirklich einmal ein 
Mensch erkranken, so kann dies nur in leichtem Grade ge¬ 
schehen; die Untersuchung eines Schweines erfordert zwei 
Stunden und ist auch nicht zuverlässig. Aus all’ diesen 
Gründen ist die Einführung der Trichinenschau in Bayern 
durchaus nicht notwendig.“ 

In dieser Weise wurde noch vor 10 Jahren ge¬ 
sprochen ! Dr. Böhm. 


Preiszuerkennung. 

Den Erzeugnissen des Pharmazeutischen Instituts Ludwig 
Wilhelm Gans, Oberursel a. T., „Impfstoffe gegen Tier¬ 
seuchen und Bakterien-Prä'parate zur Vertil¬ 
gung von Ratten und Mäusen“ ist auf der im Mai a. c„ 
in Windhuk stattgefundenen „Deutsch-Südwestafrikanischen Lan- 
des-Ausstellung 1914“ der I. Preis zuerkannt worden. Ein Beweis 
dafür, daß die Präparate dieses Instituts, das der deutschen Land¬ 
wirtschaft schon großen Nutzen gestiftet hat, auch in unseren 
Kolonien die wohlverdiente Anerkennung finden. 


Bücherschan. 

Die Bedeutung der Feststellung des Lebend« u. Schlachtgewichtes 
des Rindes durch Messungen, insonderheit durch die Rinder¬ 
wage in der Westentasche für Niederungs- bezw. Gebirgs- 
rassen. Von Dr. phil. F r o h w e i n, landwirtschaftl. Sachver¬ 
ständiger in Berlin-Friedenau. 5. Auflage. Preis 50 Pfg. Ber¬ 
lin 1914. Fritz Grabow, Landwirtschaftl. Schulbuchhandlung, 
W. 30. 

Der Inhalt der 40 Druckseiten umfassenden Broschüre gibt 
Anweisung mittels Körpermessungen das Lebend- und Schlacht¬ 
gewicht des Rindes festzustellen. Die Ausführung der Messungen 
nach der Anleitung des Verfassers ist einfach und es gibt die Froh- 
wein’sche Methode tatsächlich die Möglichkeit mangels einer Wage 
das Lebend- und Schlachtgewicht des Rindes zu eruieren. 

Dieser Behelf ist für den Landwirt einerseits zur Herstellung 
der Futterrationen behufs Fütterung nicht nach Haupt, sondern 
mu h Lebendgewicht von Bedeutung, anderseits zur _ Bewertung 
der Tiere beim Verkaufe an die Schlachtbank von Wichtigkeit. 

Die Broschüre wird Landwirten, Viehhändlern und Metzgern 
von Nutzen sein. Auch Tierärzten, denen nicht selten die Aufgabt* 
zukommt. das Lebend- und Schlachtgewicht des Rindes zu be¬ 
stimmen. wird die Anleitung von Froh wein ein nicht zu unter- 
schützendes Mittel zum genannten Zweck sein. A. 



Wandtafeln zum geburtshilflichen Unterricht beim Rind. Von 

Prof. Dr. med. vet. R. Reinhardt in Rostock. Verlag von 
Schaper, Hannover. Preis in Papprolle 25 Mk. 

Verf. stellt in 4 Wandtafeln zu je 106 cm Breite und 88 cm 
Höhe das zur Geburt reife Kalb, das Eröffnungsstadium, das Aus¬ 
treibungsstadium der Geburt und den Vorgang der Ausstoßung 
der Frucht dar. 

Die Bilder sind sehr schön ausgeführt und erfüllen voll¬ 
kommen den Zweck, den Vorgang bei der Geburt darzustellen. 
Die Verwendung der Abbildungen empfiehlt sich bei Vorträgen 
über Geburtshilfe und kann daher deren Anschaffung Unterrichts¬ 
anstalten und auch Tierärzten, welche Vorträge über den Geburts¬ 
vorgang zu halten haben, sehr empfohlen werden. A. 


Personalien. 

Veränderungen im Personalstande bei den Veterinär¬ 
offizieren der bayerischen Armee im aktiven Heere: 
Der Abschied mit der gesetzlichen Pension wurde bewilligt dem 
Korpsstabsveterinär Schwarz, Korpsveterinär des 3. Armee¬ 
korps mit der Erlaubnis zum Forttragen der bisherigen Uniform 
mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen, unter Ver¬ 
leihung des Ranges als charakterisierter Oberstleutnant. 



Wenn Kühe nmrindern 

oder verkalben, so ist die Ursache meist der an¬ 
steckende Scheidenkatarrh. 

„. . Bissulin-Behandlung bewährt, wenu andere 
Behandlungsmethoden im Stiche ließen.“ 

Tierärztliche Rundschau 1909, Nr. 29. 

„. . weit mehr als 1000 Tiere jeglichen Alters mit 
Bissulin . . behandelt.“ 

Münchener Tierärztliche Wochenschrift 1911, Nr. 15. 

Bissulin wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch 

H. Trommsdorff, ehern. Fabrik, Aachen 54. 

Mit einer Beilage von H. Hauptner, Instrumenten- 
fabrik für Tiermedizin und Tierzucht, Berlin, welche wir 
besonderer Beachtung empfehlen. 




654 


Ernannt: Zum Korpsveterinär des 3. Armeekorps der Ober¬ 
stabsveterinär Zix, Regiments-Veterinär des 7. Feld-Art.-Reg., unter 
Beförderung zum Korpsstabsveterinär; zum Regimentsveterinär des 
7. Feld-Art.-Reg. der Stabsveterinär Jäger, Abteilungsveterinär 
der 1. Train-Abteilung; zum Abteilungs-Veterinär der 1. Train- 
Abteilung der Stabsveterinär Dr. Stark der Militär-Reitschule. 

Versetzt: Die Stabsveterinäre Magerl vom 1. Feld-Art.-Reg. 
zur Militär-Reitschule und Lindner von der 1. Train-Abteilung 
zum 1. Feld-Art.-Reg. unter. Belassung im Kommando zum Kaiser¬ 
lichen Gesundheitsamt bis 31. August 1914. Wieder eingereiht wurde 
der Stabsveterinär Dr. Kuhn des 1. Schweren Reiter-Reg., bisher 
ohne Gehalt beurlaubt, in dieses Regiment zum 1. Juli. 

Im Beurlaubtenstande wurde der Abschied bewilligt dem 
Oberveterinär Heinrich Lüne mann der Landwehr 1. Aufgebot 
(Kaiserslautern). Befördert: Zum Veterinär der Reserve mit 
Patent vom 17. Dezember 1913 der Unterveterinär Adolf W e h - 
Mindelheim mit dem Range nach dem Veterinär Dr. Matthäus 
Ziegler der Reserve. 

Verzogen: Anton Spiegel-München als 1. Assistent am 
bakteriologischen Institut der Landwirtschafts-Kammer nach Halle a. S. 



und alle Dermatosen bequem 

und sauber ohne lästige Salben heilbar durch 
Höhensonnenbestrahlung nach Dr. Liebert 

tierärztliche Klinik, Hannover. Prosp. durch 


Quarz lampen-Gesellschaft 
m. b. H. Hanau 



Tierarzt, Dr. med. vet. 3 Jalirc in Praxis und Fleischbeschau 
tätig, sucht Assistenten- bezw, bezahlte Praktikantenstelle bei baye¬ 
rischem Bezirkstierarzte. Offerten unter 1887 an die Expedition. 


Assistenz 

oder Vertretung wünscht junger Tierarzt, bereits längere Zeit ver¬ 
treten, hei Bezirkstierarzt ab Ende Juli zu übernehmen. Offerten 
sub. B, F. an die Expedition. 


Gute Anfängerpraxis 

ist nachzuwoisen. Übernahme der Handapotheko erforderlich. Of¬ 
ferten erbeten unter U, an die Expedition. 


65& 


Approbation in Berlin die Herren: Christian Allachwerd- 
schieff-Sewliewo (.Bulgarien), Hans Georg Friedrich Haedecke- 
Gr. Gollnisch und Kurt Paul Ernst Sielaff-Praust. In 
Dresden die Herren: Paul Karl Anger-Annaberg, Erhard 
Melchior Gordius L u b 1 insky-Königshütte, Alexander Müller- 
Görlitz, Franz Joseph Riedel-Schirgiswalde, Philipp Joseph 
Rolli-Bruchsal, Alfred Franz-Pausa. In Giessen die Herren: 
Kurt Kramer-Melpitz; Franz Schleier-Neu dessau, Anton 
Schuck-Bürgstadt. In München die Herren: Wilhelm Hack- 
mann-Wiborg (Finnland), Hans Hasgenkopf-Ochsenhausen, 
Friedrich Hetzal-'Volkmannsgrün, Siegfried Jung-Münclien, 
Christoph Schmidt-Bamberg, Kurt Steinert-Erzen (Hannover), 
Joseph Weiß-Dürrwangen. 

Promotion in Freiburg (Breisgau): Karl Schröder, Schlacht¬ 
hofdirektor in Salzwedel; in Giessen von der vereinigten medizinischen 
Fakultät der Universität: Hans Grone-Hammelburg, Friedrich 
Har t-G i essen, Anton Kögel-M ün ch e n , Karl Mederle- 
Bamberg, Heinrich Wolters-Geldern; in München: Christian 
Kräm er- Rossa'ch (Württemberg). 


Tannismut 

Äußerst wirksames und vollkommen ungiftiges, 
auch in größten Dosen 
die Freßlust nicht beeinträchtigendes 

Darmadstringens 

von schnell eintretender und nachhaltiger Wirkung 
auf Durchfälle verschiedenster Ursache. 

i 

Bei kleinen und großen Tieren erprobt. 


Proben und Literatur kostenfrei. 


Chemische Fabrik von Heyden, Radebenl-Dresden. 


Zur gef). Beachtung! 


Donnerstag Mittag: 

Rectaktionssehliiß! =; 






656 


Eine gründliche Stalldewinfektion 

wird erreicht mit dem bekannten 

Pacocreolfn 

Kannen von 4 Liter (Postkolli) 

Kannen von 25 und 50 Liter 

501o billiger als CREOLIN 

durch den Zwischenhandel oder direkt von 

William Pearson, Hamburg 11. 


IlllllllllliilllllllllllllllllllllllilllllW 


VpPtPPipP ^ ev- aucb Kandidat) für kleine Landpraxis Anfang Juli auf 
luillului 4 Wochen gesucht. Offerten unter W. an die Expedition. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser : Bacillol-Patronen nach Dr. Jüterbock 

ver- 

Neu! besserle 

mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jüterbock. 

Alleinige Fabrikanten: 

Bacillolwerke Hamburg. 



Druck von .). (toU^hw inter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegerscü* 
Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplata 2 







(früher: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für TierheilKonde nnd Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. firnst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Moclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
I)r. Kopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des iiandesaas8clin*ses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jabrg. München, den 14. Juli 1914. Nr. 28. 


Inhalt: Originalartikel. Orth: Die Knötchenseuche der Rinder (Schluß). — Sator|: 
Todesfälle und Erkrankungen bei Rindern infolge von Insektenstichen. — Er- 
hardt: Thrombose der Bauchaorta. — Leinberger : Tuberkulöse Veränderungen 
der Mittel feil drüsen. — Lutzenberger: Darmpolypen im Rektum von 2 Kühen. — 
Keller: Bemerkungen zu dem Artikel: ,.Verstellbarer Operationstisch für kleinere 
Haustiere konstruiert von Ed. Denk, Spezialtierarzt für Chirurgie in München.“ — 
Referate. Jakob: Therapolitische, kasuistische und statistische Mitteilungen 
aus der Klinik für kleine Haustiere an der Reichs-Tierarzneischule in Utrecht 
(Holland). Frey: Die Vermeidung der Nebenwirkungen bei Brom- und Jodkuren 
durch gleichzeitige Kalkgaben. Levens: Pankreassteine. Schiffmann. Über 
Ovarialverändorungen nach Radium- und Mesothoriumbcstrahlungen. Jlyin: Die 
Luftembolie in der Geburtshilfe. Delmas: Tamponade mit reinem Terpentinöl bei 
Eudoraetritis puerpenilis. Härtel: Salvarsan bei Chorea gravidarum. — Tier¬ 
zucht und Tierhaltung. Einfluß des Euters auf den Bakteriengehalt der 
Milch. Rexnonteankauf. —Verschiedenes. 25jähriges Jubiläum der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule Dresden. Geheimer Oberregierungsrat Lydtin. Ehrung. 
Professor Bang. Professor Dr. Gustav Übele +• X. Tierärztlicher Weltkongreß 
London, '3.—». August 1914. Allerhöchste Entschließung. — Personalien. 


Die Knötchensenche der Rinder. 

Von Distriktstierarzt Orth in Arnstein. 

Vorgetragen in der ordentlichen Generalversammlung pro 1918 des 
tierärztlichen Kreisvereines von Unterfranken. 

(Schluß.) 

Was nun die Behandlung der Knötchenseuche anbe¬ 
trifft, so beschränkt sie sieh wohl allgemein auf die in der 
Scheide, in der Klitorisgegend, vorhandenen Knötchen. 
Andere aber erachten die Behandlung der ganzen Scheiden¬ 
höhle als unumgänglich notwendig. 

Die Zahl der benützten Medikamente ist so groß, daß 
ihre Anführung und Besprechuhg den Rahmen dieses Vor¬ 
trages weit überschreiten würde. Alle möglichen Desinfi- 
zientien und kaustischen Mittel in Lösung, Salben- oder 









658 


Pulverform werden verwendet. Auch ein Serum findet 
Anwendung. 

Ich möchte nur die von mir selbst angewandten Mittel 
besprechen und kritisieren. 

Von 1907 bis 1911 verwendete ich ausschließlich Bis- 
sulin. Die Behandlung führte ich so in 7 Gemeinden durch 
und zwar derart, daß ich selbst den ganzen Viehbestand, 
jedes Stück einzeln, untersuchte; die kranken Tiere wurden 
durch einen Haarschnitt auf der rechten Hüfte gekenn¬ 
zeichnet. Die Gesamtzahl der in den 7 Gemeinden vor¬ 
handenen, über 6 Wochen alten, weiblichen Rinder betrug 
1114, davon waren krank 802. Die Besitzer wurden in einer 
Gemeindeversammlung über die Art und Weise der An¬ 
wendung des Bissulins und der gleichzeitig vorzunehmen¬ 
den Stalldesinfektion belehrt. Nach 3 Wochen wurde von 
mir jedes gekennzeichnete Tier untersucht und dabei noch 
375 kranke Tiere gefunden. Diese bekamen dann einen 
Haarschnitt auf der linken Hüfte. Nach Ablauf von sechs 
Wochen fand die zweite Kontrolle statt. Nun waren noch 
115 kranke Tiere vorhanden. Bei diesen wurde der Haar¬ 
schnitt auf der linken Hüfte durch einen weiteren zu einem 
Kreuze ergänzt. Auf diese Weise konnte der Bullenhalter 
jederzeit feststellen, ob er ein noch krankes Tier vor sich 
hatte, außerdem bekam er ein Verzeichnis der noch nicht 
geheilten Tiere. Sollte so ein Tier zum Bullen geführt 
werden, so mußte erst eine von der Gemeinde gewählte 
Kommission, die von mir belehrt worden war, die Abheilung 
der Knötchenseuche feststellen. 

Wie Sie sehen, war alles schön geordnet und hätte 
alles geklappt, wenn nicht in jeder Gemeinde Einzelne Ob¬ 
struktion getrieben hätten. Nur diesem Umstande ist es 
meiner Ansicht nach zuzuschreiben, daß nach G Wochen 
noch so viele Tiere krank waren. 

Von solchen Leuten wurde mir sogar in höhnischer 
Weise Bissulin zum Kaufe angeboten, weil sie es nicht ge¬ 
braucht hätten. 

Dadurch gewitzigt ließ ich später gleich vor Beginn 
der Behandlung einen Gemeindebeschluß fassen, wonach 
der ganze Viehstand eines Besitzers, bei dem nach G Wochen 
noch kranke Tiere vorhanden waren, von der Benutzung 
der Gemeindebullen so lange auszuschließen sei, bis durch 
die Vorlage eines tierärztlichen Attcstcs das natürlich der 
Eigentümer zxi zahlen halt«!, das Freisein des ganzen Be¬ 
standes von Knölcbenseuche bezeugt wurde. Auf diese 
Weise gelang es mir, den härtesten Widerstand zu brechen. 



659 


Verwendet wurde 8 Tage lang ein Bissulinzäpfehen, 
dann jeden zweiten Tag ein solches. Die Wirkung war in 
all’ den Fällen eine ganz vorzügliche, in welchen dein Ver¬ 
reiben des Mittels auf der Schleimhaut Achtsamkeit ge¬ 
schenkt wurde. Wurde dagegen das Zäpfchen einfach in 
die Scheide geschoben, so wurde es in kurzer Zeit wieder 
abgedrängt und blieb ohne Wirkung. 

Ich kam daher auf den Gedanken, jedesmal nur ein 
halbes Zäpfchen zu verwenden, dafür aber fest in die 
Schleimhaut verreiben zu lassen. Das Resultat war 
außerordentlich günstig. Es gelang mir innerhalb 6 Wochen 
selbst erbsengroße Knötchen zu beseitigen. Dabei war die 
Behandlung nur halb so teuer. 

Allein die Beobachtung, daß manche Tiere bei der 
Bissnlinbehandlung „unleidlich“ wurden, dann die Unzu¬ 
verlässigkeit der Bauern in Bezug auf die regelmäßige und 
richtige Anwendung des Bissulins bewogen mich, einem 
Mittel mich zuzuwenden, dessen einmalige Applikation die 
Mitwirkung der Bauern unnötig machen sollte. 

Ich wandte nun das Pulver-Verfahren an und zwar 
verwendete ich Pyoktanin mit Alu men crudum und Talcum 
venetum. Die Mengeverhältnisse teile ich jedem Kollegen 
gerne mit. 

So wurden in 3 Gemeinden 515 Stück behandelt mit 
dem ausgezeichneten Erfolge, daß nach 6 Wochen nur noch 
10 Stück krank waren. Hoch trächtige Tiere wurden mit 
einer Pyoktanin-Alaun-Salbe behandelt, deren Konstituens 
Sapo kalinus war und die mit einer Spritze in die Scheide 
appliziert wurde. Brachte man zu viel Pulver in die Scheide, 
besonders von brünstigen Tieren, so traten starke Schwel¬ 
lungen auf. Die abgeätzte Schleimhaut wurde meist nach 
3 Wochen ausgestoßen; besondere Schmerzhaftigkeit wurde 
mit Ölpinselung bekämpft. In 2 Fällen konnte eine Er¬ 
schwerung des Harnabsatzes infolge von Verklebungen der 
unteren Scheidewand beobachtet werden. Einmal trat 
sogar eine Verätzung der Harnröhre ein mit nachfolgender 
Blasen- und Nierenentzündung. 

Demgemäß ist bei der Anwendung dieses Mittels große 
Sorgfalt zu beobachten und nur die Tatsache des vorzüg¬ 
lichen Heilerfolges kann seine Anwendung rechtfertigen. 

In den letzten 3 Gemeinden wurde im Sinne der Mini- 
sterial-Entschließung ein Mann aufgestellt, der die Auf¬ 
gabe hatte, die vom Bullenhalter zurückgewiesenen Tiere 
mit Salbe und Spritze zu behandeln. Die l’ulverbehund- 



660 


Jung erachte ich wegen der Dosierung für gefährlich hei 
Anwendung durch Laien. 

Es ist selbstverständlich, daß die Bullen ebenfalls 
während 3 Wochen behandelt und vom Sprunge fernge¬ 
halten wurden. Die Behandlung geschah mit Bissulin-Stäb- 
chen, später mit Bacillol-Kapseln. 

Der Erfolg war ein guter. Die meisten Tiere wurden 
wieder trächtig. Vielfach war nötig, die Bullen abzu¬ 
schaffen, weil sie durch das häufige Rindern der Kühe zu 
stark abgenutzt wurden. Überhaupt erachte ich es neben 
der regelmäßigen Kontrolle der Rinder durch ihre Besitzer 
und der regelmäßigen Stalldesinfektion für die wichtigste 
Maßnahme zur Bekämpfung der Knötchenseuche, wenn 
tunlichst viel Bullen aufgestellt und natürlich auch kräftig 
ernährt werden. Es wird so die starke Abnützung der 
Bullen verhindert und manches Tier nach der spontanen Ab¬ 
heilung der Knötchenseuche wieder trächtig, das von einem . 
abgenützten Bullen nicht aufgenommen hätte. 

Ich habe schon betont, und Sie werden es wohl be¬ 
stätigen können, daß ein mehr oder weniger großer Pro¬ 
zentsatz der Rinder überhaupt nicht mehr brünstig, und 
wenn schon, dann nicht mehr trächtig wird, trotzdem durch 
die Behandlung die Knötchenseuche erloschen ist; solche 
Tiere pflegen dann gewöhnlich weggeschafft zu werden 
Ich habe mich bei meinen Untersuchungen stets befleißigt, 
solche Schädlinge einer rationellen Viehzucht zu ermitteln 
und zu untersuchen. In den meisten Fällen habe ich Ovarial- 
leiden — Zysten und persistente gelbe Körper — gefunden. 

Durch entsprechende Behandlung, wie sie Heß und 
Albrechtsen angeben, ist es mir selbst in Fällen, in 
denen seit dem letzten Kalben bis zu 2 Jahre vergangen 
waren, gelungen, prompt und ohne daß große Kosten für 
den Besitzer erwachsen waren, eine neue Trächtigkeit her¬ 
beizuführen. 

Ich möchte mir erlauben, die Aufmerksamkeit der 
Herren Kollegen gerade auf diesen Punkt zu richten. So 
nötig es ist, die Knötchenseuche als solche zu bekämpfen, 
so nötig ist es aber auch, ihren schlimmen Folgen, der 
Sterilität in der oben geschilderten Art zu Leibe zu rücken. 
Ich erachte es nicht als wünschenswertes Ziel möglichst 
große Mengen irgend eines Arzneimittels an den Mann zu 
bringen, sondern es dürfte (‘her unsere Aufgabe sein, der 
Unfruchtbarkeit, unserer Rinder, mag dazu die Knötchen¬ 
seuche oder eine andere Krankheit die Ursache sein, die 
vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden. Gerade die Indi- 



661 


vidualbehandlung, die uns kein Pfuscher nachmachen kann 
und welche die Fernbehandlung ausschließt, wird bei dem 
großen Erfolge, der sich mit ihr erzielen läßt, uns die 
volle Anerkennung der Landwirtschaft und der an der 
Fleischversorgung des Landes interessierten Stellen ein¬ 
tragen. 

Ich möchte nicht schließen, ohne zuvor Herrn Ge¬ 
heimrat Dr. Albrecht für gütige Vermittlung der 
Literatur und Herrn , Dr. P o m a y e r für die freundliche 
Überlassung seiner Photographien wärmstens zu danken. 

Literatur -V erzeichnis. 

Albrechtsen: Die Sterilität der Kühe, ihre Ursachen und ihre 
Behandlung. Berlin 1910. Verlag Schoetz. 

Attinger: Der Einfluß des ansteckenden Scheidenkatarrhs auf die 
Rinderzucht. Süddeutsche Landwirtschaftliche Tierzucht, Jahr¬ 
gang IV S. 412. 

Heß: Die Sterilität des Rindes. Schweizer Archiv für Tierheilkunde, 
Heft 6, Jahrg. 1906. — Die Sterilität des Rindes und ihre Be¬ 
ziehungen zu den ansteckenden Krankheiten der Geschlechts¬ 
organe. Veröffentlichung des IX. internationalen tierärztlichen 
Kongresses in Haag 1909. 

Jüterbock: Zur Diagnose und Therapie der Vaginitis infectiosa 
bovis. Arbeit aus dem Hygienischen Institut von Hannover. 
Kukuljevic: Die Behandlung des ansteckenden Scheidonkatarrhs 
der Rinder. Münchener Tierärztliche Wochenschrift 52. Jahrgang 
Nummer 44. 

Pomayer: Der sogenannte ansteckende Scheidenkatarrh der Rinder. 
Berliner Tierärztliche Wochenschrift 1909 Nummer 8. — Das 
Zurückhalten der Nachgeburt beim Rind. 

Schaaf: Zur Behandlung des ansteckenden Scheidenkatarrhs mit 
Bissulin. Berliner Tierärztliche Wochenschrift 1908 Nummer 16. 
Schmitt und B reindl: Ein erfolgreiches Bekämpfungsverfahren 
gegen den ansteckenden Scheidenkatarrh der Rinder. Münchener 
Tierärztliche Wochenschrift, Jahrgang 55, S. 397. — Weitere 
Erfahrungen mit der Bekämpfung des ansteckenden Scheiden¬ 
katarrhs. — Ein Beitrag zur forensischen Beurteilung der klini¬ 
schen Untersuchung auf das Vorhandensein des ansteckenden 
Scheidenkatarrhs. Münchener Tierärztliche Wochenschrift, Jahr¬ 
gang 55, S. 601. 

Stewart Stockmann: Contagious Granulär Vaginitis in Cows 
and Sterility. The vet. journ. Vol. 66. 

Wilson: Contagious Granulär Vaginitis in Cattlc, and its relation 
to sterility and abortion. The vet. journ. Vol. 66. 

Zwick und Gmein der: Bestehen zwischen dom ansteckenden 
Scheidenkatarrh und dem Bläschenausschlag der Rinder ursäch¬ 
liche Beziehungen? Berliner Tierärztliche Wochenschrift 1913 
Nummer 23. 



Todesfälle und Erkrankungen bei Rindern infolge von 

Insektenstichen. 

Von Bezirkstierapzt Sator in Hof. 

Am 18. Mai d. J., an einem sehr schwülen Nachmittag, 
wurde das Weidevieh des Freiherrn v. K. auf Haideck zürn 
ersten Mal zur Weide gebracht. Kaum dorthin gekommen, 
wurden die Tiere von Schwärmen kleiner Fliegen über¬ 
fallen und von diesen derart belästigt, daß sie wie wild auf 
auf der Weide herumgesprungen sind. Schon nach wenigen 
Stunden war ein 1 ^jähriger Bulle verendet und am folgen¬ 
den Morgen traf man eine junge Kuh tot im Stalle an. 

Als die Tiere am Abend zu Stall gebracht wurden, 
zeigten sämtliche Tiere ödematöse Anschwellungen teils am 
Kopfe, teils am Halse, am Unterhauch, am Schlauch, am 
Euter bis herauf zur Scheide in größerer oder kleinerer 
Ausdehnung. Die Tiere, die schon auf der Weide, wohl in¬ 
folge der Belästigung durch die Fliegen, kein Futter auf¬ 
genommen hatten, verweigerten auch im Stalle die Futter¬ 
aufnahme und auch am nächsten Morgen war noch wenig 
Freßlust vorhanden. 

Als ich am Nachmittag des 19. Mai zur Untersuchung 
auf das Gut kam, waren die Anschwellungen zum größten 
Teil zurückgegangen und auch die Freßlust war bei den 
meisten Tieren wieder zurückgekehrt. Sämtliche Tiere 
waren fieberfrei. 

Nach 3 Tagen waren keine Kränkheitserscheinungen 
mehr zu sehen. 

Die Untersuchung der verendeten Tiere ergab fol¬ 
gendes : Der Bauch und die Innenfläche der Hinterschenkel, 
besonders beim Bullen, waren übersät mit flohstichähnlichen 
roten Flecken und im Bereiche dieser Flecken war die Sub- 
kutis blutig infiltriert. Unter dem Epikard des Bullen¬ 
herzens zeigten sich vereinzelte Blutungen. Dagegen waren 
die Blutungen auf der Herzoberfläche der Kuh flächenartig 
ausgebreitet und auch unter dem Endokard waren punkt¬ 
förmige Rötungen zu sehen. Das Blut des Bullen war fast 
geronnen, das der Kuh flüssig, schwarz-rot, teerfarbig. Die 
Milz des Bullen zeigte keine Veränderung, die Milz der 
Kuh war geschwollen, die Milzpulpa mäßig erweicht. Die 
mikroskopische Untersuchung der Milzpulpa und des Blutes 
war negativ verlaufen, wie auch eingehendeUntersuchungen 
des an die Seuclienvcrsuchsstation in München übersandten 
"Materials. TIerr Professor Dr. K i t t fügte seiner Mittei- 



lung noch bei, daß man nach meiner Beschreibung an die 
Kolumbaczer Mücke denken könne, daß aber das Vorkommen 
derselben in hiesiger Gegend unwahrscheinlich sei. Diese 
Mitteilung, wie auch eine Abhandlung in Nr. 18 der „Deut¬ 
schen Tierärztl.Wochenschrift“ über tödliche Erkrankungen 
beim Binde durch Simulienmückenstiche *) von Professor 
Dr. Mießner in Hannover, auf die ich aufmerksam ge¬ 
macht wurde, veranlaßten mich, eine größere Anzahl solcher 
Fliegen zu fangen und Herrn Professor Dr. Mießner 
zur Untersuchung zu übersenden. Von dieser Seite erhielt 
ich nun auch die Mitteilung,' daß die übersandten Fliegen 
mit denjenigen übereinstimmten, welche in den Leine-Niede¬ 
rungen beobachtet worden sind 

Es besteht nun kein Zweifel, daß die Todesfälle und 
Erkrankungen unter den Bindern auf dem Gute Haideck 
auf Simulienmückenstiche zurückzu führen waren. Bisher be¬ 
obachtete man das Auftreten der Simulien in größeren 
Schwärmen nur in milderen Gegenden; es scheint, daß die 
Simulien sich auch an das rauhe Hofer Klima gewöhnen 
wollen. 


Thrombose der Baachaorta. 

Von Distriktstierarzt Dr. Erhardt in Hersbruck. 

Ein älteres (20 Jahre altes) Pferd wurde am Morgen 
im Stalle liegend gefunden, ohne daß es mit der Nachhand 
mehr hochkam. Nach der Schlachtung fand sich die 
Aorta am Ursprung der beiden Darmbein - Arterien und 
diese selbst beiderseits vollständig thrombosiert; der 
Thrombus in der Aorta war derb und organisiert, die peri¬ 
pher gelegenen Arterienäste wiesen noch teilweise frische 
Blutgerinnsel-Ablagerungen auf. Auffallenderweise hatte 
das Pferd trotz dieser peripherwärts fortschreitenden Throm¬ 
bose bis zur Schlachtung im Milchfuhrwerke Dienst getan, 
und erst etwa 8 Tage vorher soll sich eine leichte Anschwel¬ 
lung eines Hinterbeines und gespannter Gang eingestellt 
haben. (Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 


*) Zur Familie der Simulidae (Kriebelmücken) gehören Simu- 
lia columbacensis, S. reptans, S. cinerea, 8 . ornata. Die letztere 
überträgt nach D a in mann und Oppermann < Deutsche Tier¬ 
arzt 1 . Wochenschrift, 1905) die Wild- und Rinderseuche. A. 



664 


Tuberkulöse Veränderungen der Mlttelfelldrflsen. 

Yon Distriktstierarzt Leinberger in Immenstadt. 

Ein Rind zeigte schon seit einigen Wochen wenig Freß- 
lust; auch das Wiederkauen war seltener geworden. Bei 
der Untersuchung fand man die linke Bauchgegend ziem¬ 
lich voll, die Pansenbewegungen waren unterdrückt. Der 
Ernährungszustand war noch gut, abnorme Lungengeräusche 
nicht hörbar. In der Bauchgegend fühlte man einen harten 
Körper heim Druck gegen den Pansen. Auch vom Rektum 
aus konstatierte man diesen.Befund, so daß man eine ge¬ 
schwulstartige Neubildung vermutete. Da keine Besserung 
eintrat, wurde das Tier geschlachtet. Die vermeintliche Ge- 
sehwulst war nichts anderes als ein großer, steinharter 
Futterballen. Dagegen fand man die Mittelfelldrüsen aus¬ 
nehmend stark tuberkulös verändert vor. Die Dimensionen 
dürften sicher 40 cm Länge und 10 cm Dicke betragen haben. 
In der Lunge waren beim Schlachtbefund nur kleine tuber¬ 
kulöse Herde zu konstatieren. Da größere periodische Bläh¬ 
ungen nicht beobachtet wurden, hatte man die Ursache der 
Erkrankung, besonders wegen des auffallenden Befundes, 
lediglich im Magen bezw. Pansen selbst gesucht. (Ibidem). 


Darmpolypen im Rektnm von 2 Kühen. 

Von Distriktstierarzt Lutzenberger in Pöttmeß. 

Bei der einen Kuh kam jedesmal beim Kotabsetzen, 
wobei das Tier Beschwerden hatte, eine apfelgroße -Ge¬ 
schwulst zum Vorschein, welche, aus weichem gallertigem 
Gewebe bestehend, schwarz-rot, blutig verquollen, zirka 
25 cm vom Anus entfernt, der Darmschleimhaut daumen¬ 
dick gestielt auf saß. Die Neubildung wurde mittels starken 
Bindfadens abgebunden, worauf nach ein paar Tagen deren 
Beförderung mit dem Kot nach außen erfolgte. — 

Bei der zweiten Kuh saß die Neubildung faustgroß, 
etwa Handbreite vom Anus entfernt, mit etwas dickerem 
Stiele auf, so daß sich die Geschwulst ähnlich einem Mast- 
darinvorfall ansali. Die Behandlung bestand in Abbinden 
mit elastischer Ligatur, worauf rasch dauernde Heilung ein¬ 
trat. (Ibidem.) 



665 


Bemerkung zu dem Artikel „Verstellbarer Operations¬ 
tisch für kleinere Haustiere konstruiert von Ed. Denk, 
Spezialtierarzt für Chirurgie in München“*). 

Von Dr. Karl Keller, Professor für Geburtshilfe an der K. und K. 

Tierärztlichen Hochschule in Wien. 

Der in dem oben genannten Artikel enthaltene Passus — 
„Es sind wohl, abgesehen von dem sehr brauchbaren Opera¬ 
tionsbrett von Claude-Bernard, das jedoch den chirurgischen 
Anforderungen nicht entsprechen dürfte, einige Typen von 
Tischen konstruirt worden. Diese sind aber für den prak¬ 
tischen Tierarzt nur in beschränktem Maße brauchbar, da 
sie ersichtlich nur für die Zwecke von Forschungsinstituten 
(meist physiologischen) konstruiert worden sind“ — veran¬ 
laßt mich, dahin aufzuklären, daß ein von mir konstruierter 
Operationstisch, welcher im „Monatshefte für praktische 
Tierheilkunde XIX. Band 7./8. Heft (Laparotomietisch für 
kleine Tiere)“ abgebildet und genau beschrieben ist, nunmehr 
seit einem Dezennium an meiner Klinik zur vollsten Zufrieden¬ 
heit in Verwendung steht. Dieser Tisch hat bereits einige-' 
male Neuanschaffungen für Kliniken zum Vorbild gedient 
und speziell Prof. Dr. Schmidt (Wien) hat ihn in modernster 
Weise ausgestattet und verbessert. Die Bemerkung, daß 
die vorhandenen Typen von Tischen für den praktischen 
Tierarzt nur beschränkt brauchbar sind, ist also nicht be¬ 
rechtigt. 


Referate. 

Prof. Dr. H. J a k o b - Utrecht: Therapeutische, ka¬ 
suistische und statistische Mitteilungen aus der Klinik für 
kleine Haustiere an der Reichs-Tierarzneischule in Utrecht 
(Holland). (Jahrgang 1912/13.) 

J a k o b beginnt seine Schilderungen mit den Krank¬ 
heiten bei Hunden und geht zunächst auf Infektions¬ 
krankheiten und parasitäre Erkrankungen näher ein. Da¬ 
bei haben sich gegen Staupe, besonders wenn es sich um die 
nervöse Form handelte, der J. die Bezeichnung „Akinesis 
et Hyperkinesis rhythmica partialis“ beilegt, Guajacolum, 
Creosotum carbonicum, die Fowler’sche Lösung, sowie Cal¬ 
cium lacticum als brauchbar erwiesen. Ein Versuch mit 
intralumbalen Injektionen von verschieden konzentrierten 


*) Münchner Tierärztliche Wochenschrift vom 19. Mai 1914, Nr. 20, 



666 


Alypinlösungen teils mit, teils ohne Zusatz von salzsau rem 
Adrenalin, von dein der Verf. einen Abdruck des Proto¬ 
kolls bringt, konnte nur einen vorübergehenden Erfolg 
zeitigen. 

Mit Helminthiasis behaftet waren 126 Hunde, mit 
Akariasis resp. Demodikosis deren 103. Die Behandlungs¬ 
methoden, namentlich bei Akariasis, sind Jako bk eigene 
Produkte und ans seinen früheren Publikationen, nament¬ 
lich seiner „Diagnose und Therapie der inneren Krank¬ 
heiten des Hundes“ her schon bekannt. Lehrreich ist die 
geschilderte Erfahrung, daß selbst langjährige Otitis ex¬ 
terna mit Eiterung und fötidem Gestank noch kein Beweis 
dafür ist, daß der Prozeß bereits auf das Mittelohr iiber- 
gesprungen ist. Hieran reihen sich eine Anzahl von ge¬ 
nauer beschriebenen Fällen, die den Respirations- und Di¬ 
gestionsapparat, sowie das TTrogenitalsystem betreffen. 

Besonderes Interesse erheischen dabei zwei Fälle von 
Torsio ventriculi, die allerdings beide tödlich endeten. 

Nachdem noch der Eklampsie und Epilepsie und der 
häufigen Parese des Hundes gedacht ist, folgt noch eine 
Reihe von Ratschlägen zur schmerzlosen Tötung von kran¬ 
ken, unheilbaren Hunden. Wenn an der Klinik nicht intra¬ 
pulmonale oder intrakardiale Injektionen von Strychnin¬ 
nitrat gemacht wurden, wurde vor der Chloroformnarkose 
ein Chloralhyd ratschlaf erzeugt. 

Verf. geht sodann auf die Krankheiten bei Katzen 
über, die er durch eine Reihe vorzüglicher photographischer 
Aufnahmen illustriert. Besonders gut ist bei einem jungen 
schwarzen Kätzchen ein Fall von Favus demonstriert und 
bei einer anderen Katze eine chronische exsudative Peri¬ 
tonitis. Nach einigen Angaben über die Formen und die 
Therapie der Hautkrankheiten kommt er auf die Krapk- 
heiten der Augen und dann auf die inneren Erkrankungen 
zu sprechen. Bezüglich der Corpora aliena fand er außer 
den bekannten Nähnadeln mit und ohne Faden fünfmal 
Angelhaken, von denen interessanterweise vier am Ende 
dos Mastdarmes saßen und die Perinealhaut perforiert 
hatten. 

Unter 78 vorgeführten Kaninchen wurde 10 mal 
Ohrräude konstatiert und die betreffende Milbe (Dermato- 
coptes cuniculi) jedesmal in allen Phasen der Entwicklung, 
ja selbst in Kopulation gefunden. Meist war nach zwei¬ 
maliger desinfizierender Salbenbehandlung Heilung eingo- 
I roten. Auch 2 Fälle von puerperaler Eklampsie kamen in 
das Spital zur Einlieferung. 



667 


Was die Behandlung von Hühnern, sowie a n - 
derer Vögel anbelangt, wurde an Infektionskrank¬ 
heiten, wie Diphtherie, Coryza und Geflügelcholera, auch 
die Klein’sche Geflügelkrankheit bekämpft. Während bei 
letzterer Immunserum und Kulturimpfung zur Anwendung 
kamen, haben sich bei Coryza und teilweise auch bei der 
Geflügeldiphtherie Natriumbicarbonat zusammen mit Na¬ 
triumchlorid und Semen Foenugraeci mit gleichen Teilen 
Fruct. Anisi in pulverisiertem Zustand gut bewährt. Außer 
diversen anderen Krankheiten beschreibt J. einen Fall von 
kompletter spastischer Paralyse der Füße und partieller 
Parese der Flügel bei einer Henne, sowie einen solchen, wo 
ein Huhn mit stark gefülltem Abdomen, das den Eindruck 
eines an Hydrops ascites leidenden Tieres machte, nicht 
weniger als acht Eier, lauter sogen. Vließ-Eier, bei vor¬ 
sichtigem Druck auf den Hinterleib durch die Kloake ab¬ 
gab. Die viel zu großen Eier wogen von 75 bis zu 88 Gramm. 
Auch hier beim Geflügel sind nicht weniger als 6 lehrreiche 
Abbildungen auf geführt. ' 

Am Ende seiner Ausführungen hat der Verf. noch 
eine Statistik der im Berichtsjahre angefallenen Krankheits¬ 
fälle beigegeben, die nach den Tiergattungen, die einerseits in 
der Poliklinik anderseits in der stationären Klinik behan¬ 
delt wurden, zusammenstellte und aus der, wie übrigens auch 
aus der Einleitung erkenntlich ist, hervorgeht, daß nicht 
weniger als 2742 Hunde, 359 Katzen, 78 Kaninchen, 244 
Hühner und 91 andere Vogelarten, mithin insgesamt 3514 
kranke Tiere zur Behandlung kamen. Wie außerordentlich 
reichlich das Material war, besagt die Berechnung, daß 
durchschnittlich im Tag 56 Patienten untersucht oder be¬ 
handelt werden mußten. Dr. A. O e 11 e r. 

Prof. Ernst Frey: Die Vermeidung der Neben¬ 
wirkungen bei Brom- und Jodkuren durch gleichzeitige 
Kalkgaben. (Therapeutische Monatsberichte, XI. Jahrgang, 
Heft 5; Mai 1914.) 

Die unerwünschten Nebenwirkungen bei Zufuhr von 
Brom- und Jodsalzen können hervorgerufen werden durch 
Reizungswirkungen dieser Salze auf die Muskeln. Kalk 
verhindert diese Reizwirkung, wie aus Tierversuchen be¬ 
kannt wurde. Es ist daher angezeigt, an die Stelle der 
Brom- oder Jodalkalien Brom- oder Jodcalcium zu verord¬ 
nen. Ihrer Zerfließlichkeit halber sind diese Salze in Lösung 
zu verordnen. Auch die lokale Anwendung von Kalksalzen 
bei Bromausschlägen (Kalkwasser und Erdnußöl aa) kann 



668 


versucht werden. Wegen eventueller Verwechslung des 
Calciumchlorids (Calcium chloratum) mit Chlorkalk (Cal- 
caria chlorata) ist deutliche Schrift zu empfehlen. 


Tierarzt Dr. H. Levens -Goch (Rheinl.): Pankreas¬ 
steine. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, H. 9, 1914.) 

Die Gänge einer Bauchspeicheldrüse vom Rind waren 
vollgepfropft von steinigen Ablagerungen, die eine ver¬ 
schiedene Größe aufwiesen und ein Gewicht bis ca. 2 g 
hatten. Auf dem Querschnitt waren die Steinchen weiß 
und geschichtet. Sie hatten folgende chemische Zusammen¬ 
setzung: Endothelien 1,59 %, S0 3 —, P 2 O ö 0,18 %, A1 2 0 3 
+ Fe0 3 1,39 %, CaO 59,36 %, MgO 0,14.%, C0 2 . Als 
Differenz der Summe aller übrigen Bestandteile von 100 = 
37,34%. Ohler. 


Schiffmann: Über OvarialVeränderungen nach 
Radium- und Mesothoriumbestrahlungen. (Medizinische 
Klinik, Kr. 25, 1914.) 

Sch. konstatierte an den Ovarien als Wirkung der 
Radium- und Mestothoriumbestrahlung folgendes: Granu- 
losazellen und Eizellen gehen zugrunde; die reifen Follikel 
degenerieren cystisch. Die Theca interna-Zellen gehen 
teils zugrunde, teils wandeln sie sich in längliche Zellen mit 
spindeligen Kernen uni, die dann zusammen mit dem Theca 
externa - Zellen die Wand der cystischen Follikel bilden. 
Die Membrana pellucida wandelt sich in eine hyaline Mem¬ 
bran um. Das Keimepithel bleibt intakt. Die Zwischen¬ 
zellen zeigen geringe Alteration. 


Th. Jlyin: Die Luftembolie in der Geburtshilfe. 

(Münch. Med. Wochenschrift, Kr. 25, 1914.) 

i , Ve ^ mac bte an 32 Hunden Versuche über Luft¬ 
embolie Wurde hiebei Luft mit einem Drucke unter 10 mm 
m die Vene emgeblasen, so blieben die Hunde trotz der 
großon Menge emgeblnsener Luft (930-1924 ccm) am Leben 
Erhöhung des Druckes über 10 mm führte sehr rasch zum 
ode. Bei atmosphärischem Außendruck und geringerem 
negativem Druck in den Venen selbst kann nach J. die Luft 
mi( einer das Tier tötenden Wirkung nicht eindringen. 
j\ lieh beim Menschen kann nach dem Verf. Lufteintritt 
ganz gut vertragen werden und es scheint nach ihm die bis- 



669 


lierige Anschauung über Luftembolie vom Uterus aus.stark 
übertrieben zu sein. 


Faul Delmas: Tamponade mit reinem Terpentin¬ 
öl bei Endometritis puerperalis. (Zentralbl. f. Gynäkologie, 
Nr. 23, 1914.) 

Yerf. hat in einer Reihe von Fällen bei Endometritis 
puerperalis, besonders bei Streptokokken-Endometritis, die 
Tamponade des Uterus mit einem in reines Terpentinöl ge¬ 
tauchten Gazestreifen, der 24 Stunden liegen blieb, mit 
gutem Erfolge ausgeführt. Die Erfolge basierten nach ihm 
auf der antiseptischen Wirkung und der entstehenden Leu¬ 
kozytose und der aktiven Absorption durch die Mukosa des 
Uterus. 


E. Härtel: Salvarsan bei Chorea gravidarum. 

Kollege Di*. O e 11 e r referierte in Nr. 26 dieser 
Wochenschrift über einen in der „Münch. Mediz. Wochen¬ 
schrift“ mitgeteilten Fall von Milzbrandkarbunkel bei einem 
Fräulein, bei welchem Salvarsaninjektionen zur Heilung 
führten. 

Auf Seite 184 (1913) der „Münch. Medizin. Wochen¬ 
schrift“ berichtet Dr. Härtel über einen schweren Fall 
von Chorea gravidarum bei einer Frau, welcher durch Sal- 
varsan-Injektion geheilt wurde, nachdem alle anderen Be¬ 
handlungsmethoden gegen das Leiden erfolglos waren. Diese 
Tatsache läßt den Gedanken aufkommen, Salvarsan, bezw. 
Neosalvarsan auch bei der nervösen Staupe der Hunde — 
überhaupt bei der Staupe der Hunde — zu versuchen. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Einfluß des Euters auf den Bakteriengehalt der Milch. 

Leufven untersucht den Einfluß, welchen die Euter¬ 
behandlung resp. die mehr oder weniger reinliche Behand¬ 
lung des Euters beim Melken auf den Bakterien geh alt der 
Milch auszuüben imstande war. Sowohl zw Beginn als auch 
am Schlüsse des Melkens wurden zu diesem Zwecke flache, 
mit sterilem Nährmateriale beschickte Glasgefäße während 
je einer Sekunde im geöffneten Zustande gerade über den 
Rand des Milch-Eimers gehalten. Mit drei Kühen wurde 
dieser Versuch ausgeführt, und zwar so, daß bei der Kuh 



670 


Nr. 1 das Euter und die Umgebung gehörig gewaschen und 
sodann abgetrocknet wurde. Der Kuh Nr. 2 wurde, wie es 
in der besseren Praxis gewöhnlich üblich ist, das Euter mit 
einem trockenen Tuche abgerieben und die Kuh Nr. 3 wurde 
ohne jegliche vorherige Reinigung des Euters gemolken. 
Auf 1 Zentimeter Oberfläche des in den Glasdosen befind¬ 
lichen Nährmaterials entwickelten sich Pilzkolonien wie 
folgt: 

Knh Nr. 1 Kuh Nr. 2 Kuh Nr. 3 

bei Beginn der Melkung 47 107 1210 

am Schlüsse der Melkung 107 87 101 

Wenn man berücksichtigt, daß jede Pilzkolonie her¬ 
vorging aus einem Pilzkeime, welcher durch die Melkbe¬ 
wegung vom Euter auf das während einer einzigen Sekunde 
nur offen aufgestellte Nährmaterial herabfiel, so kann man 
sich leicht eine Vorstellung machen von der ungeheuren 
Masse von Bakterien, Sproß- und Schimmelpilzen, mit denen 
unter gewöhnlichen Verhältnissen die Euter der Kühe be¬ 
deckt sind, und welche im sogen. Hautschmutze ihren Sitz 
haben. Über 1200 verschiedene Pilzkeime fielen in einer 
einzigen Sekunde vom ungereinigten Euter, dem durch die 
Melkbewegung sich von der Haut loslösenden, angetrock¬ 
neten Schmutze und den Epidermis-(Oberhaut-)Schuppen 
auf eine Fläche von 1 Dezimeter. Diese Verhältnisse liefern 
auch die Erklärung, woher der verhältnismäßig große Reich¬ 
tum an niederen Pilzen in frischgemolkener Milch stammt. 
(Milchwirtschaft!. Zentralblatt, 1914, 11. Heft.) 


Remonteankauf. 

Die bayerische Remonteankaufskommission erwarb 
für die bayerische Armee in Ostpreußen 450 Remonten. 


Verschiedenes. 

25 jähriges Jubiläum an der Tierärztlichen Hochschule 

Dresden. 

Am 3. Juni vor 25 Jahren wurde die Tierarzneischule Dresden 
zur Hochschule erhoben. Von einer öffentlichen größeren Feier 
dieses für das tierärztliche Studium und die tierärztlichen Ktandes- 
vcrliiiItnisse so bedeutsamen Vorkommnisses nahm mail mit Bezug 
auf die jüngst beschlossene Verschmelzung: der Hochschule mit 
der Leipziger Universität Umgang. Immerhin fand aber eine Feier 



671 


im engeren Kreise der Professoren und Dozenten der Hochschule 
durch Veranstaltung eines Festmahles statt. Hiebei hielt der Rek¬ 
tor der Hochschule, Geheimrat Dr. Ellenberger, die Fest¬ 
rede, in welcher er in erster Linie der Staatsregierung den 
Dank für die der Hochschule stets gewidmete wohlwollende Für¬ 
sorge aussprach und den Dank in einem begeistert aufgenommenen 
Hoch auf Seine Majestät den König zum Ausdruck brachte. Daran 
schloß der Festredner eingehende historische Rückblicke auf alle 
wichtigen Ereignisse in der Hochschulentwicklung während der 
verflossenen 25 Jahre und gedachte pietätvoll der dahingeschie¬ 
denen früheren Professoren der Hochschule. 

Die Professoren und Dozenten der Hochschule benützten die 
Gelegenheit zu einer Ehrung des Geheimrates Ellenberger 
für die hervorragenden Verdienste, welche er sich als Leiter der 
Hochschule um deren fortschreitende Entwicklung und nunmehr 
um die Vereinigung derselben mit der Universität in Leipzig er¬ 
worben hat. Die sinnige Ehrung des Professoren- und Dozenten- 
Kollegiums bestand in Überreichung eines künstlerisch ausgestat¬ 
teten Albums mit Ansichten der jetzigen Hochschule und ihrer 
verschiedenen Institute. Bei der Überreichung feierte Obermedi¬ 
zinalrat Dr. Baum in einer Rede den Geheimrat als Urheber und 
Lenker aller großen Fortschritte, welche die Hochschule in den 
vergangenen 25 Jahren gemacht hatte. — Mit inniger Dankes¬ 
erstattung des Gefeierten für die ihm zuteil gewordene Ehrung 
schloß die erhebende Feier. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift.) 


Geheimer Oberregierungsrat Lydtin. 

Der wegen seiner außerordentlichen Verdienste um die Tier¬ 
heilkunde und Tierzucht in den Kreisen der Tierärzte und Tier¬ 
züchter des In- und Auslandes hochgeschätzte Tierarzt Geh. Ober¬ 
regierungsrat Dr. med. AugustLydtinin Baden-Baden feierte 
am 11. ds. Mts. den 80. Geburtstag. 


Ehrung. 

Dem Kgl. Zuchtinspektor Dr. G r e i t h e r in Donauwörth 
wurde gelegentlich der Hauptausschuß - Sitzung der Deutschen 
Landwirtschafts-Gesellschaft in Hannover in Anerkennung seiner 
langjährigen ersprießlichen Tätigkeit als Richter bei Tier-Ausstel¬ 
lungen eine von der genannten Gesellschaft gegründete Medaille 
verliehen. 


Professor Bang. 

Prof. Dr. Bang an der Tierärztlichen Hochschuh 4 Kopen¬ 
hagen wurde zum Vortragenden Rate im dänischen Staatsministe¬ 
rium ernannt. 


Professor Dr. Gustav Uebele -f. 

Am 16. Juni verschied in Stuttgart der Professor, Stadt¬ 
direktionstierarzt Dr. Gustav Ubele. Der Verstorbene, ge¬ 
boren im Jahre 1869, studierte nach Absolvierung des Gymnasiums 



672 


an den tierärztlichen Hochschulen Stuttgart und Berlin Tierheil¬ 
kunde, war dann Assistent an der Stuttgarter Hochschule und 
wurde nach 2jähriger Tätigkeit am Medizinalkollegium zu Stutt¬ 
gart Oberamtstierarzt in Oehringen. Von da wurde Üb eie als 
Professor an die Tierärztliche Hochschule Stuttgart berufen und 
wirkte daselbst bis zur Auflösung der Hochschule als Dozent für 
Arzneimittellehre, Huf- und Beschlagkunde; außerdem war er 
Leiter der Klinik für kleine Haustiere. 

Ü b e 1 e war ein vorzüglicher Lehrer und als solcher von 
seinen Schülern hochgeschätzt. Er bekundete auch stets eine 
emsige Forschertätigkeit. Literarisch machte er sich besonders 
durch sein im Jahre 1910 ausgegebenes „Handlexikon der tier¬ 
ärztlichen Praxis“, eine mühevolle, in tierärztlichen Kreisen weit 
verbreitete Arbeit, bekannt, in welcher er eine große Zahl eigener 
für die Praxis wichtiger Beobachtungen und Erfahrungen als Tier¬ 
arzt niederlegte. Als solcher genoß Übele allgemeines Vertrauen 
und einen großen Ruf. den er sich besonders durch seine umfang¬ 
reiche und erfolgreiche Tätigkeit an der von ihm nach der Auf¬ 
hebung- der Stuttgarter Tierärztlichen Hochschule begründeten 
Privatklinik verschaffte. 

Übele erfreute sich aber nicht nur wegen seiner beruf¬ 
lichen Fähigkeiten und vorzüglichen Leistungen allgemeiner Hoch¬ 
achtung und Wertschätzung, sondern auch wegen seines biederen 
Charakters und seiner kollegialen Gesinnungen. 

Dies bekundete sich in ausgeprägter Weise bei der am 19. Juni 
stattgehabten Einäscherung des Verstorbenen, welcher eine über¬ 
aus große Zahl Trauernder aus verschiedenen Ständen, besonders 
auch aus Kollegen- und Studentenkreisen, anwohnte. Durch eine 
Reihe, das verdienstvolle Wirken des Verblichenen schildernder 
Nachrufe wurde dessen Andenken unter Niederlegung von Kränzen 
in Anerkennung und Dankbarkeit geehrt. A. 


X. Tierärztlicher Weltkongreß, London, 3.-8. August 1914. 

Allgemeine Versammlungen: 

1. Offizielle Eröffnungssitzung: Montag den 

3. August, 11 Uhr vormittags. — 2. Maul- und Klauen- 
s e uclie: Dienstag den 4. August, 10 Uhr vormittags. — 3. T u - 
bcrkulose: Mittwoch den 5. August* 10 Uhr vormittags. — 

4. Seuchenhafter Abortus: Donnerstag den 6. August, 

10 Uhr vormittags. — 5. Die öffentliche Kontrolle der 
G e w i n n u n g, Verteilung und des Verkaufs v o n 
M i 1 c h im Inte r e s so der Gesundheitspflege: F rci- 
tag den 7. August, 10 Uhr vormittags. — 6. Desinfektion 
v o n V i e h - T raus p o r t w a g e n *): Freitag den 7. August, 
12 Thr mittags. -- 7. Offizielle Schlußsitzung: Sams¬ 
tag den S. August, 12 Uhr mittags. 

Sonder -V ersammlungen: 

Abteilung T. Tierärztliche Wissenschaft in B e - 
z i e h u n g zur öffentlichen Gesund hei t s p f 1 e g e. 

*) Gemäß Beschluß des neunten Kongresses (1. Abteilung 

11 f. Seite 9). 



a) Fleischvergiftung, ihre Entstehung und die zur Vorbeuge 
notwendigen Maßregeln: Dienstag den 4. August, 2 Uhr nach¬ 
mittags. — b) Allgemeine, bei der Beschau des Fleisches und der 
Organe tuberkulöser Tiere zu beobachtende Grundsätze zur Be¬ 
stimmung ihrer Tauglichkeit als menschliches Nahrungsmittel: 
Mittwoch den 5. August, 2 Uhr nachmittags. — c) Bau und Aus¬ 
rüstung von Ställen mit Bezug auf die Vorbeugung von Tierkrank¬ 
heiten, besonders Tuberkulose, hier auch auf die Milchhygiene**): 
Donnerstag den 6. August, 2 Uhr nachmittags. 

Abteilung II. Patholgie und Bakterienkunde 

a) Die Johne’sche Krankheit: Dienstag den 4. August, 2 Uhr 
nachmittags. — b) Rinder-Piroplasmosis (europäische): Mittwoch 
den 5. August, 2 Uhr nachmittags. — c) Die ultravisiblen Virus¬ 
arten: Donnerstag den 6. August, 2 Uhr nachmittags. — d) Die 
Hundestaupe (Ätiologie und Impfung): Freitag den 7. August, 
2 Uhr nachmittags. 

Abteilung III. Tierseuchenlehre. 

a) Milzbrand: Dienstag den 4. August, 2 Uhr nachmittags. — 
b) Schweinepest: Mittwoch den 5. August, 2 Uhr nachmittags. — 


**) Vertagte Erörterung des neunten Kongresses (Beschluß 
der 12. Generalversammlung). 


Siiblamin 

Geruchloses, leicht und klar lösliches Desinfektionsmittel 
ln Pastillen form von höchster Wirksamkeit. 

Wirkt reizlos und ruft keine Erscheinungen von 
Merkurialismus hervor. 

Erprobt als Desinflziens bei Wunden, Operationen, 
Abszessen, Metritis, Panaritien, Scheidenriß wunden, 
prolablertem Uterus und zurückgebliebener Nachgeburt. 

Erhältlich in Röhrchen ä 10 und 20 Pastillen ä 1 gr 
und auch in größeren losen Packungen in Apotheken 
und Großdrogenhandlungen. 

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Chemische Fabrik auf Aktien (vorm. E. Schering) 

BERLIN N. 39, NIttlleratraße 170/171. 





6?4 

c) Rotz: Donnerstag den 6. August. 2 Uhr nachmittags. — d) Sar- 
koptesräude der Pferde: Freitag den 7. August, 2 Uhr nach¬ 
mittags. 

Abteilung IV. Tiermedizin und Chirurgie. 

a) Anästhesie: Dienstag den 5. August, 2 Uhr nachmittags. — 
b) Ilufrehe: Mittwoch den 5. August, 2 Uhr nachmittags. — c) Die 
chirurgische Behandlung des Kehlkopfpfeifens der Pferde: Donners¬ 
tag den 6. August, 2 Uhr nachmittags. — d) Der Gebrauch von 
Heilmitteln bei der Behandlung von durch Rindwürmer veranlaßten 
Krankheiten: Freitag den 7. August, 2 Uhr nachmittags. 

Abteilung V. Tropenkrankheiten. 

a) Die durch Zeckern übertragenen Krankheiten, deren Ein¬ 
teilung, Behandlung und Vorbeuge: Dienstag den 4. August, 2 Uhr 
nachmittags. — b) Die durch geflügelte Insekten übertragenen 
Krankheiten, deren Einteilung, Behandlung und Verhütung: Mitt¬ 
woch den 5. August, 2 Uhr nachmittags. 

Abteilung VI. Zootechnik. 

Welche Einflüsse hat die Erblichkeit auf die frühe Entwick¬ 
lung von Krankheiten, die die wirtschaftliche Tauglichkeit der 


Approbierter Vertreter 

zuverlässig, ab 20. Juli auf zirka 8 Tage gesucht. Rad¬ 
fahrer erwünscht. €5. Brechtei, Distriktstierarzt, CadoIx¬ 
barg bei Nürnberg. 








Wichtig: Packungen nur echt mll Fa hrlkmai 


Pferde beeinträchtigen? Tn welcher Weise äußern sich diese Ein¬ 
flüsse und wie können sie bei der Auswahl der Zuchttiere ver¬ 
mieden werden?*): Donnerstag den 6. August, 3 Uhr nach¬ 
mittags. 


Gesellschafts - Programm: 

Sonntag den 2. August: Empfang durch das Organi- 
sationskornitee und durch die Mitglieder der Königlichen Tierärzt¬ 
lichen Hochschule im „Cecil-Hotel“ in London W. C., Strand, von 
8% bis 10% Uhr abends. 

Dienstag den 4. August: Gesellschafts abend, 
gegeben vom Organisationskomitee und den Mitgliedern der König¬ 
lichen Tierärztlichen Hochschule im Naturhistorischen Museum, 
South Kensington, von 9 bis 11% Uhr abends. 


*) Gemäß Beschluß des neunten Kongresses (4. Abteilung 
IV. Seite 3). 


Suche ab 1. August einen 

Assistenten. 

Distriktstierarzt Leinberger, Immenstadt. 


Phymatin 


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zur Erk.derTuherkulose 


zur Schuiz-u.Heilimpfung 

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5 ccm 2 Mk. • 

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Rinderhuberkulose. 

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Dohna Sa. 


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Übertrifft an Wirksamkeit die bisher ge¬ 
bräuchlichen Scharfsalben! 
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Aufträge von Mk. 20.— franko inkl. Proben: 
100 g per Nachnahme. 

Größere Bestellungen auf Wunsch in Rechnung. 

J. Scliürholz, chemisch. Laboratorium, Köln a. Kli., 

Dasselstraße Nr. G9. 




Mittwoch den 5. August: Offizielles Kongreß- 
Fes t e 9 s e n im „Hotel Cecil“, Strand, W. C., um 7% Uhr abends. 
Preis derGedecke für Herren 21 Mk. und für Damen 16 Mk. 
einschließlich Wein und Zigarren. 

Das Organisationskomitee gibt der Hoffnung Ausdruck, daß 
die Kongreßmitglieder in großer Zahl dem offiziellen Festessen 
beiwohnen. Diejenigen, welche an diesem Essen teilzunelunen 
wünschen, haben dieses dem Ehren-Sekretär (Sir Stockma n) 
jedoch vor Dienstag den 28. Juli 1914 mitzuteilen. 

Donnerstag den 6. August: Festessen der Re¬ 
gierungsvertreter, gegeben von S. M. Ministern. 

Freitag den 7. August: Empfang der Kongre߬ 
mitglieder durch die städtischen Behörden. (Für die Unter¬ 
haltung der Damen der Kongreßmitglieder während der Verhand¬ 
lungen wird gesorgt.) 

Anzug: Für Vor- und Nachmittagsversammlungen: Herren: 
Cutawy oder Gehrock; Damen: Straßenkleid. — Für alle Abend¬ 
versammlungen, Empfänge, Festessen etc.: Herren: Gesellschafts¬ 
anzug; Damen: Gesellschaftskleid. 

Für den Empfang staatlicher und städtischer Behörden em¬ 
pfiehlt sich das Tragen von Ämtskleidern oder Uniform. Diesbe¬ 
zügliche Anweisungen werden auf den Einladungskarten gegeben 
werden. — Damit hinsichtlich der Einladungen kein Irrtum ent¬ 
steht, werden die Mitglieder gebeten, ihre Namen wie auch die 
ihrer Damen frühzeitig aufzugeben. Für gewisse Empfänge sind 


Gegen Scheidenkatarrh 
G OL PI TIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. G. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik ehernisch-pharmazoutischer Präparate. 




677 


Einladungskarten erforderlich und Mitglieder, die solche nicht er¬ 
halten haben, werden gebeten, sich wegen derselben bald nach 
ihrer Ankunft in London an das Sekretariatsbureau zu wenden. - 
Das Sekretariatsbureau wird sich während des Kongresses am 
Orte der Versammlung, der C e n t r a 1 Hall, W e s t m i n s t e r, 
befinden, und Samstag den 1. August, sowie vom Montag den 3. 
bis Samstag den 8. August den ganzen Tag über geöffnet sein. 

Kleinere Ausflüge und Besichtigungen. 

Zoologische Gärten, Hegents Park, London N. W. 

Die Zoologische Gesellschaft hat in großmütigster Weise 1000 
Karten zum freien Eintritt in die Zoologischen Gärten für die aus¬ 
ländischen Kongreßmitglieder mit Gültigkeit für Sonntag den 2. 
oder Sonntag den 9. August zur Verfügung gestellt. Der Zutritt 
zu den Gärten ist, außer gegen besondere Einlaßkarten, nur Sonn¬ 
tags gestattet. 

Zum Besuch der »s t ii d t i s o h e n Mark t; h a 11 e n, des 
D e p t f o r d Viehhafens und der größten Fleisch- 
kühlhauser durch die Mitglieder sind während der Kongre߬ 
woche Anordnungen getroffen worden. Eine der Fleisch-Einfuhr- 
Gesellschaften gibt im Anschluß an die Besichtigung ein Früh¬ 
stück, dessen Speisefolge ausschließlich aus Gefrierfleisch verschie¬ 
dener Herkunft bestehen wird. 


PYOKTHNIN 

Vollständig ungiftiges und geruchloses 

Äntiseptikum, 

zur 1* r o p Ii y 1 a x e und Therapie der 

Maul- u. Klauenseuche 

besonders empfohlen. 

Pyoktaniii wurde während des letzten Seuchenganges 
in großem Umfange verwendet und hat sich an 
zahlreichen Stellen vortrefflich bewährt 

Literatur zur Verfügung. 

E. Merck, Darmstadt. | 













678 


Allerhöchste Entschließung. 

Durch Allerhöchste Entschließung vorn 7. Juni 1914, Ver¬ 
ordnungsblatt Nr. 19 vom 4. Juni 1914 erhalten die Korpsstabsveteri¬ 
när c bei den Generalkommandos Anspruch auf je ein Geschäfts¬ 
zimmer und auf ein jährliches ßureaugeld von 120 Mk ; diese 
Korpsstabsveterinäre führen fortan Dienstsiegel und Dienststempel. 


Personalien. 

Versetzung: Distriktstierarzt Thomas U1 m er - W e h i n gen 
wurde nach Munderkingen (Württemberg) versetzt. 

Niedergelassen: Dr. Fritz S c h ö 111 e - M ö ss i n g e n als prak¬ 
tischer Tierarzt in Augsburg (Schwaben). 

Approbiert: In Gießen die Herren: Joseph Certa-Len- 
gainen; Alfons Lnx-Sch n ersheim, Lorenz Seffrin-Nieder- 
simten. In Hannover die Herren: Alfred Franz Jung-Witt- 
girren, Erich Theodor Ernst Louis Mertelsmann-IIannover, Ro¬ 
bert, Theodor Friedrich Sa h ILn g- H arburg. In München: Karl 
Star k-Aschaffen bürg, Hans Weber-München. 

Promoviert: Von der Tierärztlichen Hochschule Berlin: Hans 
Bet licke -Berlin, Alfred ßorchert - Berlin - Friedenau. 
Ernst Mül ler-Metz- Devant-Ies-Ponts (Elsaß-Lothringen). 


Antictnnnnvliii« (gesetzlich geschützt, dauernd haltbar). Aner 
a" ,,U511 VW" kannt bestes und bequemstes Wurmmittel fiir 
Pferde gegen Askarmen und Strongylidon. Herstellung und Versand durch 

Tierarzt Graulich in Neckarbischofsheim (Baden). 







an Stelle von 

Pix liquid» Veterln ’ä r-Medlrin 

Pulverförmiges Kondensationsprodukt aus 
Pix liquida und Formaldehyd, genau dosier¬ 
bar, nur schwach riechend, frei von unangenehmen 
Reizwirkungen irgendwelcher Art. Innerliche Anwen¬ 
dung: Bei Atonie des Magens und Darms, bei abnormen 
Gärungen, Tympanitis, Kälberruhr, Durchfallen und an¬ 
deren infektiösen Erkrankungen des Darms. Bei Pyelitis und 
Cystitis als antiseptisches Diureticum. Bei verminösen Krank¬ 
heiten und blenorrhoischen Erkrankungen der Atmungsorgane, 
als kausales, bezw. antikatarrhalisches Expcktorans. 

Darreichungsform; Pulver, Pillen, Latwergen, Mischungen mit 
Ricinusöl etc., Gelatinekapseln. Dosis für Rinder: 10—30 g, Pferde 
10—20 g, Kälber, Fohlen, Schafe, Ziegen, Schweine: 2—8 g, Hunde: 0,1—3 g 
Geflügel: 0,1—0,2 g. 

Äußerliche Anwendung: Als keratoplatisches, juckstillendes, aus¬ 
trocknendes, re so r b i e re n d es und d esinfizieren des Mittel zur Be¬ 
handlung von chronischen Hautkrankheiten, namentlich trockenen, squa- 
mösen Ekzemformen, Ausschlag, Schuppenflechte, Juckflechte, Psoriasis, 
Prurigo, Rückenekzem der Hunde, Mauke der Pferde, sowie bei parasi¬ 
tären Dermatosen, wie Räude, Favus, Herpes etc. Ferner als antisep¬ 
tisches, austrocknendes, granulationsbeförderndes Mittel bei chronischen, 
torpiden Hautaffektionen, schlaffen Wunden und Geschwüren, Otitis, Deku¬ 
bitus, bei Euterknoten, Aktinomykose, zu Dauerverbänden, bei Huf- 
und Klauenleiden, Stein gallen, Hornspalten, Panaritien, K I auen|- 
seuche etc. 

Anwendungsformen: Rein oder mit Bolus, Lykopodium, Zinc. oxyd.. 
Amylurn vermischt als Streupulver, in Aceton, Spiritus oder Collodium 
gelöst zur Pinselung, mit Fett. Vaseline oder Schmierseife, ev. unter Zu¬ 
satz von Schw r efel, Perubalsam etc. als Salbe oder Paste, in Perubalsamöl 
gelöst zu Einreibungen, endlich in Form flüssiger und fester Seifen ev. 
mit weiteren Zusätzen'zu Waschungen und Bädern. 

Proben von Pittylcn und Pittylen-Präparaten zum äußerlichen Ge¬ 
brauche, insbesondere auch von Pittylen-Seifen, stellen wir gern zur Ver¬ 
fügung, ebenso auch Rezeptur-Vorschriften, sowie Separatabdrücke der 
bisher erschienenem Arbeiten. Wir bitten die Herren Tierärzte, solche 
einzufordern und Versuche in der Praxis anzustellen. 


LingnersWerke 

Aktiengesellschaft 

Dresden. 



680 


Suche vom 16. August bis Ende September, einen 

tüchtigen Vertreter 

als Assistenten zu K. Bezirkstierarzt. Offerten mit Gebaltsansprüchen 
bei freier Wohnung und Morgenfrühstück an die Expedition des 
Blattes unter F. E. Schwaben. 


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Tierärztliche Bezirksvereinigung Ingolstadt. 


Die nächste Versammlung findet Sonntag, den 19. Juli, nach¬ 
mittags 2 Uhr in Ingolstadt, Cafe Ludwig, statt. 

Tagesordnung: 

1 . Festsetzung einheitlicher Gebühren. 

2. Die Beurteilung und Bekämpfung der Knötchenseuche. 

3. Maßregeln gegen Maul- und Klauenseuche. 

4. Neuwahl. 

5. Wünsche und Anträge. 

Zahlreiches Erscheinen sehr erwünscht. 

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welcher sofort bei Bestellung ausbezahlt wird. 

Proben gratis und franko. 

Generalvertretung: 

R. Vollmuth, Regensburg. 

Druck von I Gott’es w i n te r, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
UniversiUltsiiuchhandlung, München. Odeonsi)]«.!/. V 







(früher: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheil&nnde und Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Hopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierangsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesansschnsses der tieriirzt- 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 21. Juli 1914. Nr. 29. 


Inhalt: Originalartikel. Xnoll und Schubert: Beitrüge zur ,,Isarol“-Therapie. — 
Falk: Ein wichtiges reichsgerichtliches Urteil und dessen Bedeutung für eine 
andere forensische Frage, — Referate. Lerchle: Untersuchungen über die 
Funktion der Niere. Hocke und Schneiderheinze: über die Finnigkeit der Rinder. 
Franke: Ein Verfahren zur Prüfung der Finnen auf Lebensfähigkeit. Neudel: 
Cbinosol als Händedesinfektionsmittel. Jaquin: Über Blutstillung bei Leber- 
wunden durch gestielte und freie Netzlappen. Rauch : Noviform. Protargolsalbe. 
Tierzucht und Tierhaltung. Fischsterben an der böhmischen Unterelbe 
bei Tetschen-Bodenbach. Salmonisation der Forellen. Das Sundheimer Huhn. 
Ein Beitrag zur Tierschutzfrage. — Verschiedenes, Militarveterinäre. Vor¬ 
bildung. X. Tierärztlicher Weltkongreß London, 3.-8. August 1914 (Schluß). 
Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte. — Bücherschau. — Personalien. 


Beiträge zur „Isaror-Therapie. 

Von Tierarzt Dr. Knoll in Plauen i. V. und Tierarzt Schubert 

in Oelsnitz i. V. 

„Isarol“ dürfte wohl auch unserer Medizin kein un¬ 
bekanntes Mittel sein und sich besonders ob seiner vorzüg¬ 
lichen therapeutischen Eigenschaften und seines billigen 
Preises wegen einen guten Stand gesichert haben. Wenn 
wir uns im Folgenden mit der „Isarol“-Therapie befassen, 
so gehen wir von der Erwägung aus, daß es im Interesse 
der praktizierenden Kollegen angebracht erscheinen darf, 
auf verbesserte Behandlungsmethoden von Zeit zu Zeit hin¬ 
zuweisen. 

Vorerst möchten wir jedoch nicht verfehlen, auf einige 
chemische Daten über „Isarol“ hinzuweisen: 


682 


Unter „Isarol“ versteht man das Ammoniumsalz der 
sulfurierten Destillationsprodukte bituminöser Schiefer. 

Herstellende Firma ist die Gesellschaft für 
chemische Industrie in Basel, die es durch De¬ 
stillation bituminöser Schiefer und weitere Sulfurierung 
des Destillationsproduktes erhält. Die resultierende Sulfo- 
säure wird schließlich noch in das wasserlösliche Ammo¬ 
nium-Salz übergeführt. 

„Isarol“ stellt sich im Endprodukt als ein braunroter, 
dickflüssiger Körper von eigentümlichem, etwas schwef¬ 
ligem Geruch dar, der vollkommen klar in Wasser löslich 
ist, sich hingegen in Äther und Benzol nur teilweise 
löst. „Isarol“ als Handelsprodukt enthält 8,5—9,5 % 
Schwefel, im getrockneten Zustand 17—19 %. 

In seinen chemischen Eigenschaften entspricht „Isa¬ 
rol“ somit dem Ammon, sulfoichthyol. der Pharmakopoe 
helv. und erinnert mit seinem Geruch lebhaft an das früher 
viel verwendete Ol. Lini sulfurat. 

Nächst den chemischen Eigenschaften interessiert vor 
allen Dingen die therapeutische Seite. Da ist es angenehm 
zu erfahren, daß dem „Isarol“ eine vielseitige Wirkung zu¬ 
kommt. 

Mayr (In.-Dissert., Bern) stellte durch eingehende 
Untersuchungen fest, daß „Isarol“ adstringierend, redu¬ 
zierend und antiparasitär wirkt, daß es ferner absolut reiz¬ 
los und ungiftig ist und sich im Gebrauch recht sparsam 
verwenden läßt. 

Als besondere Vorteile werden weiterhin die küh¬ 
lende, schmerz- und juckreizstillende, sowie endlich auch 
die gährungs- und fäulnishemmende Eigenschaft erwähnt. 

Aus all’ dem läßt sich erkennen, daß die therapeutische 
Verwendung eine weit verzweigte sein kann und muß. Es 
ist besonders angenehm, daß von einer toxischen Wirkung 
des Präparates insbesondere bei den therapeutisch in Frage 
kommenden Dosen nicht die Rede sein kann, da selbst täg¬ 
lich dreimalige Gaben von insgesamt 27 g „Isarol“ bei Ka¬ 
ninchen keinerlei pathologische Erscheinungen auszulösen 
imstande waren. 

Daraus geht aber hervor, daß die Konzentration des 
„Tsarol“ bei innerlicher Verabreichung im allgemeinen ohne 
Bedeutung sein kann. 

Ehe wir in medias res geben, möchten wir bemerken, 
daß uns die horstellondo Firma eine Anzahl von uns aufge¬ 
stellter ,,lsarol“-Kombinationen zur Verfügung stellte, mit 
denen wir außer „Isarol. pur.“ in zahlreichen Fällen die 



683 


praktische Verwendbarkeit zu prüfen Gelegenheit hatten. 

Es kamen folgende Modifikationen in Betracht: „Isa- 
rol“-Vaseline, „Isarol“- Spiritus, „Isarol “-Redermol, „Isa- 
rol“-Suppositorien, „Isarol“-Glyzerin, „Isarol “-Borkampher- 
salbe und „Isarol“-Bougies. 

Wir nahmen zunächst Behandlungen von Wunden 
und Quetschungen mittels „Isarol“ vor, wozu es ob 
seiner völligen Reizlosigkeit und schmerzstillenden Eigen¬ 
schaften besonders angezeigt sein mußte. 

Was zunächst die Behandlungen von Wunden anbe¬ 
trifft, so gingen wir je nach der Art verschieden vor. 

Operationswunden wurden nach erfolgter Naht mit 
einer 20 %igen „Isarol“-Vaseline dicht bedeckt und mit 
einem Wattemastisolverband fixiert. Der Verband wurde 
alle zwei Tage gewechselt. Wenn die Verheilung der Wund¬ 
ränder soweit erfolgt war, daß die Fäden entfernt werden 
konnten, so nahmen wir eine Bepinselung mit 10 %igem 
„Isarol“-Glyzerin vor und konnten so einen einwandfreien 
und schnellen Wundheilungsverlauf feststellen. Besonders 
beachtenswert ist die verhältnismäßig schnelle Vernarbung 
unter dem Einfluß des „Isarols“. 

Einfache Rißwunden wurden lediglich durch öfteres 
Aufträgen von 10 %iger „Isarol“-Vaseline behandelt. 

Wir möchten hierbei betonen, daß wir bei jedweder 
Wundbehandlung die Verwendung von Desinfizientien nach 
Möglichkeit vermeiden, da diese doch nicht imstande sind, 
sämtliche event. pathogene Keime zu entfernen, sondern 
diese erst nach geraumer Einwirkungszeit abtöten können, 
weiterhin durch die ihnen meist innewohnende Eiwei߬ 
koagulierung den dadurch in Gerinnseln eingeschlossenen 
Bakterien Schutz gewähren und fernerhin die normale 
Funktion der Zelle stören. Wir folgen dem Beispiel 
der Humanmedizin und verwenden lediglich einen 60- bis 
65 %igen Alkohol, mittels welchem wir eine Reinigung der 
Wunde vornehmen. 

Dekubitale Wunden behandelten wir ebenfalls mittels 
20 %igem „Isarol“-Glyzerin und konnten ebenfalls recht 
günstige Resultate sehen. 

Größere Abszesse wurden bei vorhandener Reife ge¬ 
spalten, mittels eines Alkoholwattebausches ausgewischt 
und darauf ein in „Isarol. pur.“ getauchtes Stück Watte in 
die Höhle eingeführt. Die Abszeßränder wurden mit 20 '/fe¬ 
iger „Isarol“-Vaseline bestrichen. Der Ileilungsverlauf war 
der denkbar günstigste. 



684 


In mehreren Fällen nahmen wir im Verlauf der Druse 
entstandene Abszesse in der Kehlgangsdrüsengegend derart 
therapeutisch vor, daß wir 2 mal täglich mehrmals „Isarol“- 
Kampherborsalbe applizierten und innerhalb 8 Tagen eine 
tadellose Resorption beobachten konnten. In einem dritten 
Falle griffen wir, um deren Wirkung festzustellen, zu einer 
„Isarol“-Benzoesäuresalbe, konnten aber hierbei keinen 
Effekt erzielen. Der Abszeß ging in Reife über, wurde 
lege artis gespalten, sodann die Abszeßhöhle mittels „Isa- 
rol pur.“ ausgewischt und die Wundränder, wie vorher 
schon erwähnt, mit 20%igem „Isarol“-Glyzerin bestrichen. 

Heilungserfolg prompt und schnellstens. 

Wir konnten hieraus die Überzeugung gewinnen, daß 
eine „Isarol“-Kampherborsalbe eine ausgezeichnete resor¬ 
bierende Wirkung ausübte und sich gut in jenen Fällen 
verwenden läßt, wo die Abszesse rechtzeitig beeinflußt 
werden können. 

Wir hatten weiterhin in mehreren Fällen Gelegenheit 
im Anschluß an die Geburt auftretende nekrotisierende 
Wunden in Behandlung zu nehmen. Nach Entfernung der 
nekrotisierten Gewebsteile mittels der Schere wurden „Isa- 
i ol“-Bougies. eingeführt, die einen äußerst günstigen Hei- 
lungsprozeß veranlaßten. 

Einen tiefen perforierenden Kronen tritt mit Ver¬ 
letzung der Sehne des gemeinschaftlichen Zehenstreckers, 
wobei sich gleichzeitig noch eine subkoronäre Phlegmone aus¬ 
gebildet hatte, behandelten wir erst mittels eines Kampher- 
spiritusverbandes und gingen sodann zur einfachen Be¬ 
handlung mittels 5 %iger „Isarol“-Vaseline über. Der Er¬ 
folg war als ein sehr guter zu bezeichnen, indem die Hei¬ 
lung nach zirka dreiwöchentlicher Behandlung völlig be¬ 
endet war. 

Einen weiteren Fall yon Nageltritt an der Strahl¬ 
spitze, der uns allerdings erst nach einigen Tagen, nach¬ 
dem das Leiden entstanden war, zur Behandlung zugeführt 
wurde, behandelten wir derart, daß wir nach vorausgegan- 
genem desinfizierendem Bad und Erweiterung des Stich¬ 
kanals 5 %igen „Isarol“-Spiritus verwendeten. 

Trotz einwandfreier sachgemäßer Behandlung konnten 
wir hierbei aber zu keinem positiven Ziele kommen und 
mußten zu einer radikaleren Behandlung übergehen. Es 
läßt sieh leicht erklären, daß „Isarol“ in diesem Fall keinen 
positiven Heilerfolg zeitigen konnte. Wenn man bedenkt, 
daß die Vernachlässigung eines zugezogenen Nageltrittes 
schwerste, ja tödliche Erkrankung nach sich ziehen kann und 



685 


daß ferner dem „Isarol“ keine intensiv desinfizierende Eigen¬ 
schaft zukommt, so läßt sich der negative Erfolg, der nicht 
auf das Konto „Isarol“ geschrieben werden kann, erklären. 

Die vorher genannte „Isarol“-Kampherborsalbe zogen 
wir auch zur Applikation bei mehreren Fällen von Mastitis 
eatarrhalis der Rinder heran, indem ihre Applikation täg¬ 
lich 2—3 mal vorgenommen wurde. Der Erfolg war stets 
ein guter. Die treffliche entzündungswidrige und schmerz¬ 
lindernde Eigenschaft des „Isarols“ kam hier besonders 
zur Geltung, wobei sie noch in zweckmäßiger Weise durch 
die gleichzeitig desinfizierende Eigenschaft des Kamphers 
und Bors unterstützt wurde. 

Eine ergiebige Anwendung fand fernerhin „Isarol“ 
in seinen verschiedenen Kombinationen gegen eine Anzahl 
verschiedener Entzündungszustände der Haut. 
Hierbei mußten vor allen Dingen die an verschiedenen 
Gegenden vorkommenden Phlegmonen zunächst in Frage 
kommen. 

Die einfache gewöhnliche Phlegmone, die meist ihren 
Sitz am Metaearpus bezw. Metatarsus hat, behandelten wir 
durch Einreibung mit 20 %iger „Tsarol“-Salbe und legten 
einen Watteverband darüber. Der Erfolg war als ein bester 
zu bezeichnen. 

Wenn auch der Erfolg mittels einfacher „Tsarol“- 
Salbe ein offensichtlicher war, so gingen wir bei den ver¬ 
schiedenen sich uns bietenden Fällen zu den anderen „Isa- 
rol“-Kombinationen über, um deren therapeutischen Wert 
kennen zu lernen. 

So hatten wir Gelegenheit zwei Pferde eines Stalles, 
die gleichzeitig an einer schweren Sprunggelenksphlegmone 
erkrankt waren, mittels „Isarol“-Benzoerederinolsalbe zu 
behandeln. 

Hierbei möchten wir zunächst vorausschicken, daß das 
sogenannte Redermol eine Salbengrundlage in Form einer 
überfetteten Seife darstellt, sehr wasseraufnahmefähig ist, 
die beigemischten medikamentösen Zusätze in gut verteilter 
Form enthält und äußerst leicht von der Hautoberfläehe 
resorbiert wird. 

Die Salbe wurde ebenso wie vorher appliziert und ein 
warmer Watteverband darüber gelegt. Der Erfolg bei bei¬ 
den Stallkameraden war als ein prompter und guter zu be¬ 
zeichnen. Trotz der Schwere beider Fälle war in kurzer 
Zeit (ca. 8 Tagen) der ITeilungsprozeß beendet. 

Eine post partum entstandene Phlegmone an beiden 
Sprunggelenken einer Kuh wurde mittels 50 %igem „Tsa- 



686 


rol“-Spiritus derart behandelt, daß nach ergiebiger Ein¬ 
reibung ein trockener Watteverband angelegt wurde. Schon 
nach mehrmaligen Einreibungen waren die erst stark ent¬ 
zündlichen Symptome geschwunden. 

Weniger Glück hatten wir mit der Behandlung von 
zwei allerdings recht erheblichen Gewebsindurationen, von 
denen sieb die eine an der unteren Bauchwand eines aus¬ 
gewachsenen Ochsen und die andere oberhalb des Sprung¬ 
gelenks einer Kuh befand und von einer ehemaligen Kon¬ 
tusion herrührte. 

Die im ersten Falle mehrmals vorgenommene Ein¬ 
reibung mittels 10 %iger „Isarol“-Redermolsalbe führte 
baldigst zu einer lebhaften Abszedierung. Im andern Falle 
behandelten wir mit „Isarol“-Jod-Redermolsalbe und be¬ 
kamen merkwürdigerweise ebenfalls eine Abszeßbildung, zu 
deren Öffnung wir schließlich schreiten mußten. Das Warum 
ist uns nicht recht klar. Wir haben in einer in der „Tier¬ 
ärztlichen Rundschau“ (Kr. 4, 1914) veröffentlichten Ar¬ 
beit, darauf hingewiesen, daß die Haut der Rinder weit 
weniger für applizierte Medikamente durchlässig ist., als 
jene der Pferde. Es trat der therapeutische Effekt 
stets erheblich später ein, als beim Pferd. Wir griffen 
aus diesem Grunde schon zu der besonders geeigneten 
Salben - Grundlage, um die Resorption so ergiebig wie 
möglich zu gestalten. Daß nun fernerhin „Isarol“ die 
Anregung zu der folgenden Abszedierung gegeben haben 
kann, halten wir bei der einwandfrei festgelegten entgegen¬ 
gesetzten Wirksamkeit des Isarols für ausgeschlossen. Wir 
können somit nur glauben, daß die „Isarol“-Rodermolsalbe 
überhaupt durch die Haut nicht genügend resorbiert wurde, 
um eine Wirkung ausüben zu können. Es w T äre somit die 
entstandene Abszedierung als ein Zufälligkeitsbefund an¬ 
zusehen, der somit auch ohne Verwendung irgend eines 
Medikaments eingetreten wäre. 

Dieselbe „Tsarol“-Redermolsalbe wandten wir sodann 
hei einer Periarthritis chronica phalang. prim, an und legten 
nach der jeweiligen Einreihung einen trockenen Wattever¬ 
band herum. Wir konnten gerade in diesem Falle im Gegen¬ 
satz zu dem vorigen die ausgezeichnete Wirkung nach er¬ 
folgter Resorption ersehen. Trotz der Chronizität des Falles 
konnten wir das Fndresultat als ein recht zufriedenstellen¬ 
des ansehen. 


(Schluß folgt.) 



687 


Ein wichtiges reichsgerichtliches Urteil nnd dessen 
Bedeutung für eine andere forensische Frage. 

Von Tierarzt Dr. Falk in Günzburg. 

In Nr. 20 der „Berl. Tierärztl. Wochenschrift“ ver¬ 
öffentlicht Rechtsanwalt Dr. S t ö 1 z 1 e in Kempten ein all¬ 
gemeines Interesse beanspruchendes Urteil des Reichsge¬ 
richtes vom 24. Februar 1914. Die Klägerin (eine Genossen¬ 
schaft) kaufte um den Kaufpreis von 16 000 Mark am 
19. März 1911 einen Zuchthengst, dessen Übergabe alsbald 
stattfand. Der Kauf erfolgte unter der bestimmten Zusiche¬ 
rung, daß derselbe mit Erfolg decken und vererben müsse. 
Von Ende März 1911 an wurde der Hengst zur Zucht ge¬ 
braucht. Der Hengst hat nun nach Aussage der Klägerin 
keine der ihm zugeführten Stuten mit Erfolg gedeckt, keine 
der Stuten wurde trächtig. Sie verlangte Wandelung wegen 
Fehlens einer zugesicherten Eigenschaft. 

Mit der im März 1912 erhobenen Klage verlangte die 
Klägerin Rückgabe der 16 000 Mark (Kaufpreis) gegen 
Rückgabe des Hengstes, eventuell Schadenersatz wegen 
Fehlens der zugesicherten Eigenschaft. Das Landgericht 
wies die Klage ab mit der Begründung, daß die 6 wöchige 
Verjährung nach § 492, 490 B. G.-B. abgelaufen sei. Die 
Berufung an das Landgericht wurde durch Urteil vom 
2. Juli .1913 zurückgewiesen. Die Revision an das Reichs¬ 
gericht hatte Erfolg und ich möchte die Entscheidungs¬ 
gründe der letzten Instanz wörtlich anführen: 

Entscheidungsgründe. 

„Die Klägerin hat den in .der Berufungsinstanz an 
erster Stelle erhobenen Anspruch auf Schadenersatz in der 
Weise begründet, daß sie geltend machte, durch die nach 
ihrer Behauptung bei den Kaufverhandlungen abgegebenen 
Erklärungen sei ein Garantievertrag zustande gekommen, 
nach dessen Inhalt der Beklagte nicht nur für das Vor¬ 
handensein einer bestimmten Eigenschaft des Hengstes, 
sondern auch für die Fortdauer der Eigenschaft nach der 
Übergabe einzusteheu habe. Das Berufungsgericht hat es 
ohne Rechtsirrtum abgelehnt, dieser Auffassung zu folgen. 
Insbesondere ist es nicht zu beanstanden, wenn darin, daß 
das angeblich Abgesprochene keinerlei Bestimmung über 
die Dauer der Haftung enthält, ein mit der Annahme eines 
solchen Garantievertrags unvereinbarer Umstand gefunden 
wurde. 



688 



Dagegen kann den Ausführungen des angefochtenen 
Urteils insoweit nicht beigetreten werden, als sie sich auf 
die Zurückweisung der aus dem Fehlen einer zugesicliertön 
Eigenschaft (§ 459 Abs. 2 13. G.-B.) hergeleiteten Gewähr¬ 
leistungsansprüche beziehen. Die Klägerin hatte für den 
Fall, daß kein Garantieversprechen, sondern eine nur für 
die Zeit des Vertragsabschlusses wirksame Zusicherung er- 
teiltsein sollte, geltend gemacht, es sei stillschweigend die 
Hinausschiebung des Beginns der 6 wöchigen Verjährung 
der §§ 492, 490 B. G.-B. vereinbart bis zu dem Zeitpunkt, 
in dem die längste mögliche Tragzeit der von dem Hengst 
in der damaligen Deckperiode zuletzt gedeckten Stute ab¬ 
gelaufen sei oder doch wenigstens bis zu dem Zeitpunkt, in 
welchem sicher erkennbar sei, daß keine, auch nicht die 
zuletzt gedeckte Stute trächtig geworden sei. Das Beru¬ 
fungsgericht ist demgegenüber der Ansicht, daß eine solche 
Bestimmung des Beginns der Verjährung mit der vom Ge¬ 
setze gewollten raschen Erledigung der Währschaftsprozesse 
in Widerspruch stünde und eine mit den Bedürfnissen des 
Verkehrs nicht vereinbare Unsicherheit zur Folge hätte, 
daß aber auch im gegebenen Falle den Erklärungen der 
Parteien kein Anhalt für einen auf die Hinausschiebung 
der Verjährungszeit gerichteten Willen zu entnehmen sei. 
Mit Recht wendet sich die Revision gegen diese Ausfüh¬ 
rungen. Das Berufungsgericht berücksichtigt nicht den er¬ 
heblichen, anscheinend unbestrittenen Umstand, daß der 
verkaufte Hengst ein junges, eben erst angekörtes Tier ge¬ 
wesen ist, dessen Tauglichkeit zur Zucht noch nicht erprobt 
war. Die Zusicherung, daß der Hengst decke und erbe, 
mußte deshalb notwendigerweise auch Bezug haben auf die 
Verwendung, die das Tier künftig bei der klagenden Ge¬ 
nossenschaft finden sollte. 1 >enn erst bei dieser künftigen 
Verwendung konnte sich die Eigenschaft als vorhanden er¬ 
weisen. War nun, wie die Klägerin geltend macht, von vorn¬ 
herein die Möglichkeit ausgeschlossen, daß innerhalb sechs 
Wochen von der Ablieferung an eine Feststellung über die 
Zuchttauglichkeit des Tieres getroffen wurde, dann konnte 
die behauptete Zusicherung, wenn sie überhaupt einen Sinn 
hatte, nur so von den Parteien gemeint sein, daß gleich¬ 
zeitig der Klägerin das Recht zu einer entsprechend späteren 
Geltendmachung dos Mangels eingeräumt wurde. Diese Ver¬ 
einbarung bedurfte, da sie sieh aus der Natur der Sache 
ergab, nicht eines besonderen Ausdrucks in den Partei-Ab¬ 
reden. bis steht ihr auch nicht entgegen, daß mangels einer 
ausdrücklichen Regelung die zeitliche Grenze der Gewähr- 



689 


leistungspflicht nicht ohne weiteres erkennbar ist. In einem 
solchen Falle hat der Richter die in dem ausdrücklich Ab¬ 
gesprochenen vorhandene Lücke so auszufüllen, wie es unter 
den besonderen Umständen Treu und Glauben und die Rück¬ 
sicht auf die Verkehrssitte erfordern. Schließlich hat das 
Berufungsgericht noch geprüft, ob nicht ein unter einer 
auflösenden Bedingung geschlossener Vertrag vorliege. 
Wenn es diese Auffassung zurückgewiesen hat, so ist da¬ 
gegen deshalb nichts einzuwenden, v»eil die Klägerin einen 
so weit gehenden Vertragsinhalt in den Vorinstanzen selbst 
nicht behauptet hat. 

Die angefochtene Entscheidung konnte danach nicht 
aufrecht erhalten worden. In der Sache selbst zu erkennen 
ist das Revisionsgericht nicht in der Lage, weil es noch nach 
mehrfacher Richtung tatsächlicher Erörterungen bedarf. 
Die Sache war deshalb zur anderweiten Verhandlung und 
Entscheidung an das Berufungsgericht zurückzuverweisen.“ 

Man wird es dankbar begrüßen, daß das Reichsgericht 
eine für den Laien unverständliche Rechtsauffassung zweier 
Berufungsinstanzen korrigiert hat Die formierte Über¬ 
wertung des an sich gesunden Gedankens, die rasche Er¬ 
ledigung der Währschaftsprozesse durch möglichste An¬ 
näherung des Beginnes der Verjährungsfrist an den Über¬ 
gabe-Termin zu fördern, darf jedoch nicht zu solch’, unhalt¬ 
baren Konsequenzen führen, denn was soll die Zusicherung, 
daß das Tier mit Erfolg decke, für einen praktischen Wert 
haben, wenn es unmöglich ist, sie auf ihren Wert zu prüfen. 

Man darf hoffen, daß diese neue Auffassung des Reichs¬ 
gerichts in einer anderen, scharf umstrittenen Frage des 
Währschaftsrechtes zielgebend sein wird. Ich meine die 
Frage der Trächtigkeitszusage. Man unterscheidet bekannt¬ 
lich zwei Arten dieser Zusage: 

a) Der Verkäufer sichert zu, daß das Tier innerhalb 
eines bestimmten Zeitraumes, z. B. innerhalb 2 Monaten, 
oder bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, z. B. bis zum 
25. März, kalben werde. Die Autoren sind sich in diesem 
Falle darüber einig, daß die Verjährung nach Ablauf (um 
im Bilde der angeführten Beispiele zu bleiben) der zwei 
Monate oder nach dem 25. März beginne. Unentschieden 
ist jedoch, ob die Ansicht Stölzl e’s zutrifft, daß in dieser 
scharf umgrenzten Frist von 2 Monaten oder des 25. März 
eine Gewährsfrist zu erblicken ist, daß also nach Ablauf 
derselben eine der im § 485 B. G.-B. bezeichneton Hand¬ 
lungen (Mängel-Anzeige) vorzunehmen ist. 



690 


b) Der Verkäufer sichert zu, daß das Tier z. B. sechs 
Monate lang, oder seit einem bestimmten Zeitpunkte träch¬ 
tig sei. S tö 1 zle ist in diesem Falle der Ansicht, daß die 
Verjährungsfrist mit dem auf den Tag der Ablieferung 
erfolgenden Tag erfolge. Die andere Auffassung, die den 
praktischen Bedürfnissen allein gerecht wird, vertritt neben 
anderen Autoren hauptsächlich Oskar Hanke in seinem 
„Sonderrecht des Viehkaufes“ in sehr präziser Form. Ich 
zitiere wörtlich (S. 148, 7. Auflage) : 

„Um die richtige Auffassung zu gewinnen, braucht 
man nur den Vertragswillen, der in der Trächtigkeitszusage 
zürn Ausdrucke kommt, unbefangen festzustellen. 

Dieser Vertragswille liegt bei der Zusicherung, daß 
das Tier innerhalb eines bestimmten Zeitraum e s, 
oder daß es bis zu einem bestimmten Zeit¬ 
punkt werfen werde, klar zutage. Wenn die Parteien 
für das Werfen des Tieres einen bestimmten Endtermin 
festsetzen, so sind sie sich auch darüber einig, daß der 
Käufer sich auf die Zusage verlassen und ruhig den 
Endtermin ab warten könne, ohne befürchten zu 
müssen, daß inzwischen seine Rechte aus der Zusage ver¬ 
jähren. Mit anderen Worten: in der Trächtigkeitszusage, 
die sich erst nach einer gewissen Zeit erfüllen soll, ist die 
Ve reinbar ung enthalten, daß der Käufer n i c h t. 
nötig habe, vor dem Ablaufe des für das Ende der Träch¬ 
tigkeit festgesetzten Termines an die Geltendmachung 
seiner Rechte zu denken. Demgemäß wird der Beginn der 
(> wöchentlichen Verjährungsfrist vertragsgemäß bis zu dem 
Zeitpunkte hinausgeschoben, in dem das Tier spätestens 
werfen soll. 

Die vorstehend entwickelten Gesichtspunkte sind auf 
die Trächtigkeitszusage, die schlechthin ohne An¬ 
gabe einer Zeitbestimmung erfolgt-, u n <1 
a u f die Zusage, daß d a s Ti e r eine b e s t, i in m t e 
Zeit lang trächtig sei, entsprechend anzu¬ 
wenden. Mit. jeder Trächtigkeitszusage verbinden 
eben die Parteien, mögen sie auch für die Trächtigkeit 
einen zeit] i c h g c n a u bestimmten Endtermin n i c li t 
fentsetzen, den G e d a n k e n an das Werfen des Tieres, 
durch das die Trächtigkeit- ihren natürlichen Abschluß 
findet. Wird z. B. zugesichert, daß die verkaufte Kuh seit 
4 Monaten 1 nichtig sei, so wird damit gerechnet, daß sic 
in r> Monaten mit dem Kalbe kommen wird. Es muß mithin 
nach den Grundsätzen von freu und Glauben vorliegend 
als s t i 1 1 s ch w e i g e n d g e w o 111 angenommen werden. 



691 


daß die Verjährungsfrist nach Ablauf von 5 Monaten b <• - 
ginnen soll.“ 

Man darf hoffen, daß das zu Eingang meiner Aus¬ 
führungen gesetzte Reichsgerichtsurteil dieser Auffassung 
Hanke’s allgemeine Geltung verschaffen wird und kann; 
denn dem Sinne nach gehen die beiden Anschauungen und 
Auffassungen streng parallel. 


Referate. 

Dr. Erich Leschke: Untersuchungen über die 
Punktion der Niere. (Münch. Mediz. Wochenschrift, 1914, 
Nr. 27.) 

Nach einem kurzen Überblick über die einschlägige 
Literatur teilt L. einen neuen Weg mit, den er zur Lösung 
des Problems der Nierenfunktion gegangen ist. Mit Hilfe 
eigener histo-chemischer Untersuchungen hat er versucht, 
die normalen Harnbestandteile, wie das Kochsalz, den Harn- 
stofF, die Phosphate, die Harnsäure und die Purinkörper 
in der Niere nachzuweisen. Mit Hilfe dieser Methoden, 
deren genaue Beschreibung im Originale nachzulesen ist, 
hat Verfasser auf allen Schnitten das gleiche Verhalten 
gefunden: die Glomeruli enthalten entweder gar nichts von 
diesen Salzen oder so minimale Spuren, wie sie höchstens 
der Konzentration einer physiologischen Salzlösung ent¬ 
sprechen. Die Epithelzellen der Harnkanälchen dagegen 
und die Kanälchen selbst sind geradezu vollgepfropft mit 
den histo-chemisch sichtbar gemachten Harnbestandteilen. 
Die Hauptausscheidung geschieht in den gewundenen Ka¬ 
nälchen, aber auch die Übergangsteile zu den geraden zeigen 
noch eine deutliche Sekretion. Dieselben Resultate zeigten 
Schnitte von der Ausscheidung körperfremder Substanzen, 
wie des Jodnatriums und Ferrocyans. 

Verfasser kommt zu dem Schlüsse, daß die Ausschei¬ 
dung selbst enorm großer Salzmengen in der Niere allein 
durch die Harnkanälchen erfolgt, während die Glomeruli 
nur das Wasser (dies in Form einer physiologischen Salz¬ 
lösung) ausscheiden. Bei kranken Nieren, wo die Harn¬ 
kanälchen schwer geschädigt waren, fanden sich die Salze 
in der die Kanälchen umgebenden Lymphe. 

Dr. Krell. 



692 


Dr. Hocke und Dr. Schneiderheinze - Dres¬ 
den (Schlachthof) : Über die Finnigkeit der Rinder. (Zeit¬ 
schrift f. Fleisch- u. Milchhygiene, 1914, lieft. 17.) 

Seit dem Jahre 1910 nimmt die Häufigkeit der Rinder¬ 
finnen in Deutschland ab. Der Prozentsatz der Finnen¬ 
funde ist bei österreichischen Rindern bedeutend höher als 
hei deutschen. Von 361 finnigen Rindern, die im Jahre 
1913 bei der Fleischbeschau am Schlachthofe in Dresden 
gefunden wurden, kam in 359 Fällen die Kaumuskulatur 
als Sitz in Betracht. Zweimal fanden sich Finnen im Herzen, 
einmal an der Zunge. Prozentual sind bei den deutschen 
Rindern die Bullen, hei österreichischen die Ochsen am 
häufigsten mit Finnen befallen. 


Dr. Ew. Franke- Breslau: Ein Verfahren zur Prü¬ 
fung der Finnen auf Lebensfähigkeit. (Zeitschr. f. Fleiseh- 
u. Milchhygiene, 1914, Heft 15.) 

Der Züchtungsversuch ist unstreitbar das beste Mittel, 
um festzustellen, ob eine Finne tot oder lebend ist. Ent¬ 
gegen der seitherigen Annahme, daß nur der Mensch als 
Versuchsobjekt brauchbar sei, gelingt vielmehr der erste 
Schritt der Züchtung in vitro. Zu diesem Zwecke wird die 
Rinder- oder Schweinefinne in eine auf Körpertemperatur 
erwärmte Kochsalzlösung gebracht, der man einige Tropfen 
Galle zusetzt. Schon innerhalb zirka 10 Minuten erfolgt 
die selbständige Ausstülpung des Parasiten, was mit dem 
bloßen Auge oder besser mittels einer 5—10 fach ver¬ 
größernden Lupe deutlich gesehen werden kann. Der aus¬ 
gestülpte Kopf macht lebhafte tastende Bewegungen mit 
den Saugnäpfen, die wie die Fühler bei einer Schnecke vor¬ 
gestreckt und wieder eingezogen werden können. Auch der 
Hals befindet sich in fortwährenden Kontraktionen. Bei 
der Schweinefinne sind die Bewegungen noch stärker als 
bei der Rinderfinne. In Schweinegalle erfolgt die Aus¬ 
stülpung am schnellsten. 10 Tage alte Finnen besaßen noch 
volle Lebenskraft. Vom 16.—26. Tage konnte die Ausstül¬ 
pung noch zur Hälfte beobachtet werden. Die Finnen 
können noch Kontraktionen mit dem Halse ausführen, wenn 
der Kopf bereits abgestorben ist. Ohler. 



693 


N e u d e 1: Chinosol als Händedesinfektionsmittel. 

(Dissertation aus der chirurg. Klinik der Tierärztl. Hoch¬ 
schule Dresden; Direktor: Obermedizinalrat Dr. Röder.) 

Verf. stellte in der chirurgischen Klinik der Dres¬ 
dener Tierärztlichen Hochschule eingehende Versuche mit 
Chinosol als Desinfektionsmittel an und verglich dessen 
desinfizierende Wirkung mit derjenigen von Hydrarg. oxy- 
cyanatum, mit dem er ebenfalls Versuche anstellte. 

Das Ergebnis der Untersuchungen faßt 
Neudel in folgende Sätze zusammen: 

1. An den Alltagshänden befindet sich immer eine sehl- 
große Anzahl von Keimen. 

2 . Die Beschaffenheit der Haut ist für den Bakterienge¬ 
halt der Hand von großem Einfluß. 

3. Eine noch so eingehende mechanische Reinigung ge¬ 
nügt nicht, die Hand von den Bakteriengemischen zu 
befreien. 

4. Absolute Keimfreiheit der Hände läßt sich selbst bei 
sorgfältigster Desinfektion nicht immer sicher erzielen. 

5. Chinosol kann man in der Konzentration 1: 1000 bis 
5000 als ein gutes Händedesinfektionsmittel empfehlen. 

6. Vergleichs versuche mit Hydrargyrum oxycianatum er¬ 
gaben, daß dieses Mittel, in der entsprechenden Kon¬ 
zentration genommen, Chinosol nicht übertrifFt. 

7. Chinosollösung 1: 1000 ohne vorhergehende mecha¬ 
nische Reinigung desinfiziert nicht sicher, wenn über¬ 
haupt ausreichend; Desinfektion mit Chinosol 1:1000 
ohne mechanische Reinigung kann also nicht empfohlen 
werden. 

8. Hydrargyrum oxycyanatum 1: 1000—2000 ohne vor¬ 
hergehende mechanische Reinigung desinfiziert sicher. 
Im Gegensatz zu den entsprechenden Versuchen mit 
Chinosol wurden hier bessere Erfolge erzielt. 


P. Jaquin: Über Blutstillung bei Leberwunden 
durch gestielte und freie Netzlappen. (Zentralbl. f. Gynä¬ 
kologie, Nr. 24, 1914. 

Verf. machte Tierversuche, um die Frage der Blut¬ 
stillung durch Netzlappen zu studieren und konnte fest¬ 
stellen, daß das Aufnähen von Netz Blutung der Leber 
vollkommen stillte, während die Kontrolliere, welchen 
INetz nicht aufgenäht wurde, starke Blutungen zeigten. Die 
freien Netzlappen hafteten schon nach 2 Tagen fest an 
der Leber. Das Verfahren hat sich in wenigen Fällen auch 



694 


beim Menschen bewährt. Beim Tiere gelang die Blut¬ 
stillung auch an der Milz; ferner ließ sie sich mit Fascie 
oder Muskel durchführen; indessen erwies sich die Netz¬ 
implantation sicherer. Sie gestattet auch, auf die Tampo¬ 
nade vollkommen zu verzichten und die Bauchhöhle zu 
schließen. 


I)r. Rauch: Noviform. 

Nach einem Referate in Nr. 23 (1914) der „Pharma¬ 
zeutischen Zentralhalle“ empfiehlt Dr. Rauch Noviform 
bei den verschiedensten Augenerkrankungen, wie Binde¬ 
haut- und Hornhautentzündung, Lidrandentzündung, Ilorn- 
hautgeschwüren, ferner zur Desinfektion nach Entfernung 
von Fremdkörpern. R. benützt das Mittel in Salbenform 
1—2: 100. Er rühmt die austrocknende, desinfizierende 
Wirkung, die Geruchlosigkeit, die Reizlosigkeit gegen den 
Augapfel, die Beförderung der Überhäutung, endlich die 
unauffällige Farbe und den billigen Preis. 

Protargolsalbe. 

Nach einem Referate in Nr. 19 (1914) der „Pharma¬ 
zeutischen Zentralhalle“ bewährte sich die Protargolsalbe 
10:100 in der Chirurgie nach Benario vorzüglich bei 
Panaritien, Riß- und Quetschwunden, nach Strauß und 
M arkovicz bei Ulcus cruris und nach F 1 o r e t bei 
Verbrennungen und chronischem Ekzem. Reißmann hat 
mit Protargol ebenfalls Versuche auf dem chirurgischen 
Gebiete angestellt und bestätigt die von den oben genannten 
Autoren beobachteten günstigen Wirkungen des Mittels. 

A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Fischsterben an der böhmischen Unterelbe. bei Tetschen— 

Bodenbach. 

Am 7. Juni zwischen 2 und 7 Uhr nachmittags trat 
daselbst ein großes Fischsterben auf. Betroffen wurden 
sämtliche Kischarten; auch Fischbrut wurde zu tausenden 
vernichtet. Die sterbenden Aale kamen bis an's Land. Bös¬ 
willige Hände hatten in der Umlauft’schen Daehpappen- 
und Teerfabrik in Rosaritz ein Passin mit Teeröl geöffnet, 
so daß sieb eine Menge Teer in die Elbe ergoß. Her Ge- 
ftank war ein so intensiver, daß sich niemand an den Ufern 
aufhalten konnte. (Allgem. Fischereizeitung, Nr. 13, 1914.) 



695 


Salmonisation der Forellen. 

Forellen mit rötlichem, lachsfarbenem Fleisch werden 
besonders hochgeschätzt. Mit dieser Farbe soll auch ein 
feinerer Geschmack verbunden sein, als ihn die weiß- 
tleischigen Forellen besitzen. Die wissenschaftliche Unter¬ 
suchung ergibt, daß die Fleischfarbe durch die Nahrung 
bedingt ist. Salmoniden, die sich zum Teil von Krustaceen 
nähren, haben lachsfarbiges Fleisch. Dieses fehlt den¬ 
jenigen, welche Krustaceen in der Nahrung missen. Der 
rote Farbstoff ist in den Panzern der Krebse enthalten und 
bei vielen unmittelbar sichtbar; bei anderen tritt er erst 
nach dem Kochen auf, weil hiebei der dunklere, verdeckende 
Farbstoff in Lösung geht. 

Schon länger weiß man, daß reichlicher Zusatz von 
konservierten Meereskrebsen zum Futter die gewünschte 
Fleischfarbe erzeugt. Ein französischer Forscher, Cepede, 
empfiehlt hierzu die einheimischen Krebstiere als Zugabe 
zur Nahrung zu verwenden; sie enthalten ebenfalls roten 
Farbstoff, der auf die Forellen übergeht. Der Farbstoff 
kommt aber auch bei Pflanzen vor. Das Carotin der gelben 
Rüben ist nach dem genannten Forscher dem Lachsrot nicht 
verwandt. C. schlägt nun vor, die kleinen Kruster unserer 
Bäche und Teiche reichlich mit Karotten-zu füttern. Sie 
werden dann nach ihm so reich an rotem Farbstoff, daß 
dieser auf die sie verzehrenden Forellen übertragen wird. 
C. empfiehlt ferner, dem künstlichen Fischfutter, z. B. der 
geschabten Milz, geriebene Karotten beizugeben. Fischchen, 
deren Muskulatur in den ersten Monaten rot gefärbt ist, 
sollen diese Farbe beibehalten, auch wenn die Ernährung 
später wechselt. (Allgemeine Fischereizoitung Nr. 13, 14.) A. 


Das Sundheimer Huhn. 

Das Sundheimer Huhn im Bezirke Kehl ist durch die 
Bemühungen erfahrener Züchter zu einem Rassehuhn ge¬ 
worden, entstanden durch zweckentsprechende Kreuzung 
von Dorking und Brahma. Das Huhn legt 125—150 Eier, 
wobei der größte Teil (80—100 Stück) im Winter selbst 
bei großer Kälte produziert wird. Auch als Masthuhn wird 
es sehr geschätzt und erreicht ein Gewicht von 3—4 Kilo. 
Es wird sehr früh brütend und ist unübertrefflich als Brii- 
terin und Führerin. Die Kücken gedeihen vorzüglich auch 
in rauher Jahreszeit. Im Alter von 7—8 Wochen werden 
sie vom Händler schon gesucht und sind als fette „Sund¬ 
heimer Kücken“ bekannt. Die Farbe des Huhnes ist v-eiß 



696 


mit schwarzen Schwanzfedern und hellrotem Gesicht. (Be¬ 
zirkstierarzt, Ringwald in Mitteilungen d. Vereins bad. 
Tierärzte, Juni 1914, Nr. 6.) 

Ein Beitrag zur Tierschutzfrage. 

Was ein Pferd durch Peitschenhiebe leidet, wurde 
vom Pariser Tierschutzverein durch folgende Versuche klar¬ 
gelegt : 

Es wurden auf eine nicht erhärtete, kuchenförmige 
Tonmasse Peitschenhiebe ausgeführt. Pie Tiefe des Ein¬ 
druckes entsprach der jeweiligen Wucht des Hiebes. Der¬ 
selbe* Riemen wurde auf der gleichen Tonmasse vorsichtig 
mit Gewichten belastet, bis der gleich tiefe Eindruck wie 
beim Hiebe in den Ton entstand. So konnte festgestellt 
werden, daß der runde Riemen einen Druck von 35 Kilo¬ 
gramm, der quadratische einen solchen von 54 Kilogramm, 
der drei- oder rechteckige einen solchen von 73 Kilogramm 
ausgeübt hatte. Bei den spitz zulaufenden Riemen fand 
man einen Gesamtdruck von 142 Kilogramm. Die Hiebe 
wurden mit mittelmäßiger Kraft ausgeführt. (Zeitsehr. f. 
Fleisch- u. Milchhygiene, 1914, Heft 14.) O h 1 e r. 


Verschiedenes. 

Militärveterinäre. 

Gelegentlich der Beratung des Militäretats in der bayerischen 
Kammer der Abgeordneten stellte der Abgeordnete Dirr an den 
Kriegsminister die Frage, wie sich die Lage des Sanitäts- und 
Veterinäroffizierskorps gestaltet habe und betonte hiebei: Der Stand 
der Veterinäroftiziere sei nach seiner ganzen Vorbildung derart, 
daß ihm die größtmögliche Gleichstellung mit dem Sauitätsoffiziers- 
korps und dem Offizierskorps überhaupt gewährt werden müßte, 
auch in bezug auf seine Befördorungsverhältnisse. 

Der Kriegsminister erklärte, daß er hinsichtlich der Vor- 
rückungsverhiiltnisse der Veterinäroffiziere allen in dieser Richtung 
von der Reichshceresverwaltung zu unternehmenden Schritten in 
gleichem Umfänge auch für das bayerische Veterinäroflizierskorps 
folgen werde. 


Vorbildung. 

Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 14. Mai 1914 — § 447 
der Protokolle — beschlossen: 

A) daß die von Ostern 1914 ab erworbenen Reifezeugnisse der 
Sfudienaustalt (Oberrealschule für Mädchen) in Bremerhaven als aus¬ 
reichender .Nachweis der wissenschaftlichen Vorbildung im Sinne des 
$ 6 Absatz 1 der Prüfungsordnung für Arzte, des § 6 Absatz 1 der 
Prüfungsordnung für Zahnärzte, des § 7 Absatz 1 der Prüflings- 



697 


Ordnung für Tierärzte und des § 5 Nr. 1 der Vorschriften betreffend 
die Prüfung der Nahrungsinittelcherniker anerkannt wird; 

B) daß der Nachweis der im § 6 Absatz 8 der Prüfungsord¬ 
nung für Ärzte und Zahnärzte vorgeschriebenen Kenntnisse der la¬ 
teinischen Sprache durch das Zeugnis des Leiters der Studienanstalt 
über die erfolgreiche Teilnahme am wahlfreien Lateinunterricht dieser 
Anstalt erbracht werden kann; 

C) daß die von Ostern 1913 ab erworbenen Zeugnisse der 
Reife für die zwei obersten Klassen der Studienanstalt als ausreichen¬ 
der Nachweis der wissenschaftlichen Vorbildung im Sinne des § 6 
Nr. 1, Abs. 1 der Prüfungsordnung für Apotheker anerkannt wird. 


X. Tierärztlicher Weltkongreß, London, 3.—8. August 1914. 

(Schluß.) 

Anordnungen für den Besuch von Sehenswürdigkeiten durch 

Damen. 

Es wird ein Damenausschuß gebildet, der Spazierfahrten und 
Ausflüge zu arrangieren hat. 

Ausflug nach Windsor: Samstag den 8. August: 
Abfahrt von London (Paddington Station) ungefähr 1 Uhr mittags. 
Besuch des Schlosses, der Staatsgemächer (sofern für das Publi¬ 
kum zugänglich) und des Parks. Ein vorher bestimmter Teil (der 
Gesellschaft) kann die berühmten Viehherden Seiner Majestät des 
Königs Georg V. auf Grund besonderer Erlaubnis besichtigen. 
Rückfahrt nach London mit der Eisenbahn, die abends von Wind¬ 
sor abfährt. 

Preis der Fahrt nach Windsor 2/6 (2.50 Mk.), 
worin 1. die Fahrkarte von London nach Windsor und zurück, 
2 . die Trinkgelder für Bedienstete auf der Eisenbahn, 3. das Ho¬ 
norar einer tüchtigen Persönlichkeit, die als Dolmetscher und Leiter 
des Ausflugs fungieren wird, eingeschlossen ist. 

Die Landgüter liegen ungefähr 5 Kilometer von der Station 
entfernt, und denjenigen Mitgliedern, die sich nach denselben per 
Automobil zu begeben wünschen, wird hierfür ein besonderes Fahr¬ 
geld berechnet. — 

AusflügenachPirbright, Hampton Court etc.: 
Montag den 10. August: Abfahrt von London ungefähr um 
11 Uhr vormittags per Automobil über Barnes, Kingsston, Churd 
Cobham, Byfflet nach Pirbright zur Besichtigung des Vieh-Unter¬ 
suchungsamts des Landwirtschaftsministeriums, und Rückfallrt über 
Cobham, Chertsey, Hampton Court, Twickenham, Isleworth und 
Kcw Bridge etc. nach London. Ankunft daselbst ungefähr 7 Uhr 
abends. 

Fahrgeld 6 Mk. ausschließlich Erfrischungen. In diesem 
Preis ist 1. die Fahrt im Automobil, 2. die Trinkgelder für den 
Chauffeur, 3. das Honorar einer zuverlässigen Persönlichkeit, die 
als Dolmetscher und Leiter zu fungieren hat, eingeschlossen. 

Anmeldungen zu diesem Ausflug sind frühzeitig zu machen, 
da Anordnungen betreffs Bewirtung im voraus getroffen werden 
m iissen. 

Dienstag den 11. August: B e s u c h d e r Z u c h t - A n - 
s t a 11 e n. Es werden Anordnungen zum Besuch mehrerer bedeu¬ 
tender Zuchtanstalten und Vollblutgestüte einschließlich desjenigen 



m 


von J. B. Joel Esq. in St. Albans (Standort der berühmten „Pretty 

Polly“) getroffen.— , . 

Einzelheiten über diese Ausflüge werden spater bekannt ge¬ 
geben. 


Größere Ausflüge. 

Reise nach Oxford und der Heimat Shake- 

s p e a r e’s. 

Montag den 10. August: Abfahrt von London (Paddington 
Station) um 9 Uhr 50 Minuten vormittags nach Oxford. Rundfahrt 
in Oxford und Besuch der Universität etc. Fortsetzung der Reise 
per Eisenbahn nach Leamington, wo übernachtet wird. 

Dienstag den 11. August: Automobilfahrt nach Marwick 
Castle, Kenilworth Castle, Shottery, Stratford-on-Avon usw. Ab¬ 
fahrt von Stratford-on-Avon um 5 Uhr 25 Minuten nachmittags. 
Ankunft in London 7 Uhr 50 Minuten abends. 

E i n s c h 1 i e ß 1 i c h Fahrgeld, L. 3.15 s. 


In diesem Preis ist folgendes eingeschlossen: 1- die I*ahr¬ 
karte dritter Klasse, 2. vorzügliche Hotelbeköstigung, bestehend 
in Frühstück mit Fleisch, Table d’hote - Frühstück, Table d hoto- 
Diner, Zimmer, Beleuchtung und Bedienung, anfnngend am 10. 
August mit dem Table d'hote - Frühstück und endigend am 
11 August mit dem Table d'hote - Diner, 3. die Wagenfahrt in 
Oxford und die Automobil-Rundfahrt von Leammgton aus durch 
die Heimat Shakespeare’s, 4. die Omnibus-Uberfahrt zwischen 
Station und Hotel bei Ankunft und Abfahrt in Leamington. o. Trink¬ 
gelder an die Bediensteten des Hotels und der Eisenbahn, sowie 
an die Führer der benutzten Fahrzeuge, außerdem die Eintritts¬ 
gelder zu den interessantesten Plätzen während der bahrt, sowie 
die Kosten für die Automobilfahrt, G. schließlich das Honorar einer 
zuverlässigen Persönlichkeit, die als Dolmetscher und Loitei der 

ganzen Tour fungieren wird. , . , 0 

Reise nach Schottland und den englischen Seen. 

Montag den 10. August: Abfahrt von London mit dem 
Morgen-Schnellzug nach Edinburgh, Ankunft 6» Uhr 15 Minuten 
nachmittags. — Dienstag den 11. August: Besuch von Edin- 
burg. Wagenfahrt zum Besuch der interessantesten tunkte. - 
Mittwoch den 12. August: Fortsetzung der Reise über T ro>- 
saclis nach Glasgow. — Donnerstag den 13. August: Morgen¬ 
fahrt durch Glasgow u. Umgebung, Abfahrt mit dem Nachmittags¬ 
zug nach Kesswick. — Freitag den 14 August: Abfahrt von 
Kosswick per Wagen über Thirlmere und Grasmere nach Amble- 
side. -- Samstag den 15. August: Rückreise von Ambles.de 

" a<tl (^onliuingen zum Besuch der Clydosdaler Gestüte werden 
von Glasgow aus getroffen: diese Tour ka.nn kleine Abänderungen 
für diejenigen erfahren, die Vorteile davon zu haben meinen. 

E j „ s e h 1 i e ß l i e h F a h r g e 1 d : L. 11.11 s. 


Dieser Preis schließt folgendes ein: 1. die Fahrkarte dritter 
Klasse mit der Eisenbahn und auf den Dampfern von London au> 

mil ,lrai Table .rii..(<- - Frülistu. k am Montiis (ii-n '0. An-n-t I 
. ,,„,i mb dein Table d hote - Frühstück am Samstag d« n 

15.' August endigt: 3. die Fahrt in Edingburgh und Glasgow, so- 



699 


wie diejenige von Kessw r ick nach Ambleside; 4. die Omnibus-Über¬ 
fahrt zu und von den Hotels, wo solche nötig; 5. freie Beförderung 
von 100 Pfund Gepäck während der ganzen Reise; 6. Trinkgelder 
an die Hotel- und Eisenbahnbediensteten, Aufwärter, Wagen¬ 
führer, sowie Ausgaben für die Besichtigung von Sehenswürdig¬ 
keiten ira Beisein einer von uns hierfür gestellten Persönlichkeit 
bei den oben erwähnten Fahrten; 7. das Honorar des Reiseführers. 

Reise nach Irland. 

Montag den 10. August: Abfahrt von London (Paddington 
Station) 8 Uhr 45 Minuten über Fishguard und Rosslare, Ankunft 
in Killarnay um 10 Uhr 2 Minuten abends. — Dienstag den 
11 . August: Besuch der berühmten „Cap of Dunloe“, sowie große 
Fahrt nach den Seen. — Mittwoch den 12. August: Abfahrt 
mit dem Morgenzug nach den Ruinen der Muckross-Abtei. Nach 
dem Table d’hote - Frühstück Fortsetzung der Reise per Eisen¬ 
bahn nach Dublin. Ankunft daselbst zum Table d’hote - Diner. — 
Donnerstag den 13. August: Aufenthalt in Dublin. Morgens 
Rundfahrt zum Besuch der interessantesten Punkte der Stadt. — 
Freitag den 14. August: Der Morgen wird noch in Dublin ver¬ 
bracht. Abfahrt um 1 Uhr 10 Minuten nachmittags über Kingstown 
und Holyhead nach Chester. Ankunft für das Table d’hote - Diner. 
— Samstag den 15. August: Der Morgen wird in Chester ver¬ 
bracht. Wagenfahrt zum Besuch der interessantesten Punkte. 
Abfahrt von Chester 1 Uhr 45 Minuten nachmittags. Ankunft in 
London 5 Uhr 40 Minuten nachmittags, so daß es den Mitgliedern 
ermöglicht wird, mit den Nachtdampfern heimzufahren. 

(Für die Mitglieder, die am Freitag den 14. August nacli 
London zurückzugehen wünschen, gilt die untenstellende beson¬ 
dere Bemerkung.) 

Einschließlich Fahrgeld: L. 11.7 s G d. 

In diesem Preise ist folgendes eingeschlossen: 1. die Fahr¬ 
karte dritter Klasse auf Eisenbahn und Dampfern von London aus 
und nach London zurück; 2. vorzügliche Hotelbeköstigung, be¬ 
stehend aus Frühstück, Table d’hote - Frühstück, Table d’hote- 
Diner, Zimmer, Beleuchtung und Bedienung, beginnend mit dem 
Table d’hote - Frühstück am Montag den 10. August und endigend 
mit dem Table d’hote - Frühstück am Samstag den 15. August: 

3. Ausflug nach den Seen von Killarney: Fahrt von Killarney nach 
der Muckross-Abtei und zurück; Rundfahrt in Chester und Dublin; 

4. Omnibusfahrt von und zu den Hotels,, wo solche nötig; 5. freie 
Beförderung von 100 Pfund Gepäck während der ganzen Reise; 
6 . Trinkgelder an die Hotel- und Eisenbahnbediensteten, Auf- 
wärter, Wagenführer, sowie Ausgaben beim Besuch der Sehens¬ 
würdigkeiten im Beisein der für die obenerwähnten Fahrten und 
Ausflüge gestellten Persönlichkeit ; 7. das Honorar für den Reise¬ 
führer. 

Besondere Bemerkung: Mitglieder, die am Freitag 
den 14. August in London einzutreffen wünschen, können direkt 
nach London reisen, statt die Reise in Chester zu unterbrechen. 
Die Ankunft in London würde 11 Uhr abends erfolgen. Der Preis 
für die Reise mit den Teilnehmern der Tour über Chester und 
Fortsetzung nach London (Ankunft daselbst Freitag abend) be¬ 
trägt L. 10.5 s. Der Zug, der von Chester nach London fährt, 



700 


hat Speisewagen; jedoch sind die Kosten des Diners nicht in den 
obigen Preis eingeschlossen. 

Reise nach der Insel Wight und New- Forest. 

Mittwoch den 12. August: Abfahrt von London (Waterloo 
Station) um 9 Uhr 10 Minuten vormittags über Portsmouth und 
Ryde nach Ventnor. Ankunft daselbst 12 Uhr 58 Minuten nach¬ 
mittags. Nachmittags - Ausflug nach Schanklin und zurück. — 
Donnerstag den 18. August; Aufenthalt am Vormittag in 
Ventnos; Nachmittagsfahrt nach Freshwater Bay, wo übernachtet 
werden soll. — Freitag den 14. August: Fortsetzung der Reise 
von Freshwater Bay nach Yarrnouth und Lymington nach Brocken¬ 
hurst. Fahrt durch den New-Forest, Table d’hote - Frühstück in 
Lyndhurst und Fortsetzung der Fahrt von New - Forest nach 
Minstead, Stony Gross und Castle Malwood Lodge zurück nach 
Brockenhurst. Rückfahrt mit der Eisenbahn nach London. An¬ 
kunft daselbst 7 Uhr 30 Minuten nachmittags. 

Einschließlich Fahrgeld: L. 4.15 s. 

In diesem Preise ist folgendes eingeschlossen: 1. Fahrkarte 
dritter Klasse von London aus und nach London zurück; 2. vor¬ 
zügliche Hotelbeköstigung, bestehend im ersten Frühstück, Table 
d’hote - Frühstück, Table d’hote - Diner, Zimmer, Beleuchtung und 
Bedienung, beginnend mit dem Table d’hote - Frühstück am Mitt¬ 
woch den 12. August und endigend mit dem Table d'hote - Früh¬ 
stück am Freitag den 14. August; 3. die Fahrt von Ventnor nach 
Shanklin und zurück; die Fahrt von Ventnor nach Freshwater Bay. 
sowie die Fahrt durch New-Forest, von Brockenhurst aus und zu¬ 
rück nach Brockenhurst; 4. die Überfahrt zwischen Bahnhof und 
den Hotels, wo nötig; 5. freie Beförderung von Handgepäck: 
(1. Trinkgelder an Hotel- und Eisenbahnbedienstete, sowie an die 
Führer der benutzten Fahrzeuge; 7. das Honorar des Reiseführers. 


Das vorstehende vorläufige Programm für den X. Tierärzt¬ 
lichen Weltkongreß wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis ge¬ 
bracht. Das endgültige Programm soll in den ersten Tagen dos 
Monats Juli erscheinen. 

In Beantwortung der an den Unterzeichneten noch in den 
letzten Tagen ergangenen Anfragen wird hierdurch nochmals 
darauf aufmerksam gemacht, daß der Mitgliedsbeitrag von 20 Mk. 
an den Schatzmeister des Kongresses, Mr. Carnett — 10 Red 
Lion Square, London W. C. — zu senden ist. 

Köln, den 30. Juni 1914. 

Der deutsche Ausschuß für den X. Tierärztlichen Weltkongreß: 

I. A.: Lothe s. 


Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte. 

Beiträge zur Differentialdiagnose der Milzbrand- und Pseudo- 
Milzbrandbazillen von Pokschischewsky, Magistor der Veterinär¬ 
medizin (Rußland). — Untersuchungen über Maul- und Klauenseuche: 
1. Mitteilung: Uber die Bedeutung der Beteghschen Körperchen in 
der Aphthenlymphe. Von Dr. Kollert. Untersuchungen über Maul- 



toi 


und Klauenseuche: H. Mitteilung: Beitrage zur Histogenese und Histo¬ 
logie der Maul- und Klauenseuche, insbesondere auch der Frage des 
Vorkommens der Einschlußkörperchen in den spezifisch veränderten 
Teilen bei Maul- und Klauenseuche. Von Dr. Kallert. — Zur 
Frage der Umwandlung der Säugetier- in Hühnertuberkelbazillen. 
Von Professor Dr. Zwick. (Veröffentlichungen des Kaiserlichen 
Gesundheitsamtes Nr. 26, 1914). 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 27. Juni 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 7 Regierungsbezirken (Ober¬ 
bayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken, Unter¬ 
franken, Schwaben) (davon l neu), 29 Distriktsverwaltungsbezirken 
(davon 6 neu) und 52 Gemeinden (davon 17 neu): 161 Gehöfte (da¬ 
von 96 neu). 


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Donnerstag Mittag: 

Redaktionsschluß! 












702 


Personalien. 

Niederlassungen: Dr. Hans Falk, prakt. Tierarzt in Ober¬ 
ostendorf, hat sich als prakt. Tierarzt in Günzburga.D. nieder¬ 
gelassen; Konrad Enrtz aas Ingolstadt ließ sich in Oberosten¬ 
dorf nieder. 

Verzogen: Robert Hermkes-Lahr (Baden) nach Krefeld 
(Rhpr.); Friedrich Köppel-Rotthalm finster nach Donau- 
eschingen (Baden); Dr. Karl Krainm-Hohensachsen nach Mos¬ 
bach (Baden); Dr. Karl Schneeberger-Breiteabrunn nach 
Mannheim-Feudenheim (Baden); Alois Schurmann - Donau- 
eschingen (Baden) nach Wulfen (Westf.); Dr. Wilhelm Wolf- 
Friesenheim (Baden) nach Ulm a. D. (Württbg.). 

Approbiert: In Berlin die Herren: Willy, August Karl 
Behmer-Schlawe; Paul Stephan Beyer-Hohndorf; Dietrich 
Bongardt-Kepelen; Wilhelm Friedrich Henninger-Karls- 
ruhe; Oskar, Friedrich Robert Kamrael-Schrimm; Heinrich 
Justus Ludwig-Fulda und Georg Ludwig Michatsch-Mye- 
1 owitz. In Hannover die Herren: Wilhelm Heinrich Behne-Syke; 
Konrad Bartholomäus Brüggemann-Paderborn; Johann Evang. 
Kempel-Denkingen; Franz Joseph Mayer-Rottenburg; 
Bernhard Muller-Bühlerthal und Joseph Ludwig, Eugen Franz 
Schachinger-Buchweiler. In München die Herren: Adolf 
Christ - Dannstadt; Georg Schärfl - Schongau; Georg 
Schmitt-Viereth und Wilhelm Wittmer-Mosbach (Baden). 


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([rüber: Tierärztliches vocbeiblatt ei Tocbeascbrilt lür Tierbeilbede ei Yiebzicbt.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär- 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Yorstand^der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Mopitsch, Regierungs- und Yeterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pr Öls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesausschusses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 28. Juli 1914. Nr. 29. 


Inhalt: Originalartikel. Knoll und Schubert: Beitr&ge zur „Isarol“-Theragie. — 
(Schluß). — Albrecht: Ausstoßung von Steinfrüchten bei Kühen nach Abdrücken 
des gelben Körpers. — Zur Bemerkung zu dem Artikel: „Verstellbarer Operations¬ 
tisch für kleinere Haustiere, konstruiert von Ed. Denk, Spezialtierarzt für Chirurgie 
in München.“ — Referate. Kruse: Die Erreger von Husten und Schnupfen. 
Nikitin: Über den Einfluß der Schutzimpfungen gegen Lyssa auf den Verlauf der 
Anfälle bei Epilepsie. Stromeyer: Zur Magnesiumbehandlung des Tetanus. 
Schmid: Erfahrungen mit Lipojodin-Ciba. Der therapeutische Wert der Cascarine 
Leprince. Huffner: Ein Fall von Lymphdrüsen-Milzbrand beim Rinde. Vaerst: 
Ein bemerkenswerter Fall von Milzbrand. Vaeth : Operative Entfernung eines 
Speichelsteines. Moussu: Kachexia aquosa infolge von Distomatosis. — Ver¬ 
schiedenes. Tierärztlicher Kreisverein der Pfalz. Deutscher Veterinärrat. X. Tier¬ 
ärztlicher Weltkongreß London, 3.-8. August 1914. Stand der Maul- und Klauen¬ 
seuche in Bayern am 18. Juni 1914. — Bücherschau. — Personalien. 


Beiträge zur „Isaror-Tberapie. 

Von Tierarzt Dr. Knoll in Plauen i. V. und Tierarzt Schubert 

in Oelsnitz i. V. 

(Schluß.) 

Eine interessante Verwendung der nach unseren An¬ 
gaben angefertigten „Isarol“-Bougies konnten wir in einem 
Falle vornehmen. Patient, eine wertvolle Bulldog-Zucht- 
hündin, hatte sich nach einer Hundeausstellung eine leb¬ 
hafte katarrhalische Endometritis zugezogen. Die Sym¬ 
ptome zeigten sich in Form eines übelriechenden schleimig- 
eitrigen Scheidenausflusses, sichtbar schmerzhaften Harn¬ 
absatzes, entzündlicher Schwellung von Scheide und Scham. 
Patient zeigte ferner verminderte Futteraufnahme und 
trug ein gedrücktes Wesen zur Schau. Nach einmaliger 















706 


tüchtiger Ausspülung mittels einer Lysoformlösung schritten 
wir zur täglichen Einführung je eines „Isarol“-Bougies und 
hatten die Genugtuung das wertvolle Objekt seinem Be¬ 
sitzer als geheilt vorzustellen. Die bei vaginalen bezw. 
uterinen Erkrankungen beliebten Scheidenausspülungen er¬ 
reichen lediglich eine mechanische Entfernung des über¬ 
produzierten und in die Vagina entleerten Sekretes; und 
cs kann eine derartige Therapie nur für leichte Fülle 
in Frage kommen. Es muß die örtliche Behandlung 
mit entzündungswidrigen und resorbierenden Mitteln, wie 
ein solches das „Tsarol“ darstellt, unbedingt zweckmäßiger 
erscheinen. 

„Isarol“ zeichnet sich bei der Behandlung der ge¬ 
schilderten Zustände neben seiner entzündungswidrigen 
Eigenschaft besonders dadurch aus, daß es eine sichtlich 
schmerzstillende Eigenschaft ausübt. Die Behandlungsart 
ist äußerst einfach, ebenso wie sich Patient das Einführen 
der Bougies willig gefallen ließ. 

Dieser besonders prägnante Heilungsfall ermutigte 
uns sofort zu weiterer Betätigung auf gyniikölogi - 
schein Gebiete. Bei dem im Vogtland besonders häu¬ 
fig vorkommenden ansteckenden Scheidenkatarrh der Rin¬ 
der nahmen wir wiederholt auf Gütern Gelegenheit, diesen 
mittels „Isarol“ zu bekämpfen. Die Gesellschaft für che¬ 
mische Industrie in Basel stellte uns „Isarol“-Seheidenstifte 
her. Der Gang der Behandlung war derart, daß wir unter 
selbstverständlicher Beachtung der üblichen allgemeinen 
Maßnahmen dem betreffenden Patienten eine ergiebige 
Irrigation mittels 2 %iger und 28° C.-Sodalösung gaben, 
um die Schleimhautoberfläche von dem anhaftenden Schei- 
den-Schleim zu befreien. Wir haben in einer anderen Pub¬ 
likation bereits betont, daß wir eine ordentliche Irrigation 
mittels Sodawasser für unbedingt notwendig erachten, da 
ein in Salben-, Kapsel- oder Stiftform in die Scheide ein¬ 
geführtes Medikament nur dann eine richtige Wirksamkeit 
entfalten kann, wenn der Scheidenschleim vorerst entfernt 
wurde. Wenn wir unter dieser Voraussetzung dann täglicli 
zirka 10—12 l äge lang einen „Isarol“-Stift einführten, so 
konnten wir von den Besitzern der Güter, wo die Behand¬ 
lungen durehgefiihrt wurden, bezüglich des Erfolges das 
Prädikat „sehr zufrieden“ erhalten. Bei der großen An¬ 
zahl der angepriesenen Mittel gegen den ansteckenden 
Seheidenkalnrrh. denen doch meistens der oder jener Nach¬ 
teil anhattet, dürfte es jedenfalls angezeigt sein, weitere 



707 


Behandlungen mit „Isarol“-Stiften vorzunehmen, da ihnen 
als Hauptvorteil eine völlige Reizlosigkeit zukommt. 

Zum Schluß nahmen wir noch Gelegenheit, uns die 
Wirkung des „Isarais“ in der Dermatotherapie anzusehen. 

Hier wollen wir dann zunächst einen recht prägnanten 
Fall voran nehmen: Eine Katzenliebhaberin ist unter ihrem 
Bestände trotz Behandlung die Räude niemals richtig los 
geworden. Es traten vielmehr trotz sorgfältiger Haltung 
und Behandlungsvornahme stets Rezidive auf. Wir appli¬ 
zierten 10 %ige „Isarol“-Vaseline und konnten die Beob¬ 
achtung machen, daß in kürzester Zeit jedwede Räude¬ 
erscheinungen verschwunden waren und auch nach ge¬ 
messener Zeit keine Rückfälle wieder eingetreten waren. 
Irgendwelche üble Nebenwirkung der über den größten 
Teil der Körperoberfläche erfolgten Einreibungen war nicht 
zu sehen. 

Akne furunculosis eines Hundes behandelten wir 
ebenfalls mittels 10 %iger „Isarol“-Vaseline nach « vor¬ 
herigem Aufdrücken der betreffenden Pusteln und konnten 
einen guten Erfolg verzeichnen. 

Entflieh hatten wir auch Gelegenheit, in 3 Fällen 
„Isarol“ teils als 10%ige „Isarol“-Vaseline, teils als 10%ige 
„l8arol“-Redermol8albe bei chronischen squamösen 
Rückenekzemen der Hunde in Anwendung zu bringen. 
In allen Fällen hatten wir das ziemlich.übereinstimmende 
klinische Bild: verdickte und vermehrt warme Haut, die 
mit zahlreichen grauen Schuppen bedeckt ist. Teilweise 
war es schon zur Bildung von Rissen und einer dunklen 
Verfärbung der Haut gekommen. Soweit wie nötig, lassen 
wir die Haare entfernen, tragen Vaseline auf und reiben 
mit trockener Watte gut ab. Sodann tragen wir, indem wir 
gut einreiben, die betreffende „Isarol“-Kombiriation wäh¬ 
rend 3—4 Tagen täglich einmal auf. Sodann wird Patient 
mit einer reizlosen Seife abgebadet und am überfolgenden 
Tag nochmals eingerieben, bis der therapeutische Effekt 
ein genügender ist. Am Schluß der Behandlung reiben wir 
zur völligen Geschmeidigmachung der Haut ergiebig mit 
Vasel. alb. ein. Auf diese Weise kann man bald ein Nach¬ 
lassen der Hautverdickung beobachten und ebenso ein 
Weitergreifen der Krankheit verhüten. Das vorerst zutage 
tretende lästige Jucken läßt sich durch die angenehme, 
juckreizstillende Wirkung des „Isarols“ baldigst weg¬ 
bringen. So gelingt es auch, hartnäckige Ekzeme in kür¬ 
zerer Zeit ohne Rezidive zu beseitigen. Wir legen ferner 
Gewicht darauf, daß die Patienten während einer syste- 



708 


matisch durchgeführten Ekzembehandlung auch diät ge¬ 
halten werden und genügend Bewegung haben. Eine mög¬ 
lichst reizlose Kost mit mäßigem Fleischgenuß vervollstän¬ 
digt die erfolgreiche Therapie. 

Ein akutes Ekzpm im Stadium madidaus 
kann ebenfalls günstig beeinflußt werden, wie uns der Er¬ 
folg zeigte. Da „Isarol“ eine hornbildende, austrocknende, 
entzündungswidrige und abschwellende Eigenschaft hat, so 
kann es hierbei besonders die so sehr geschätzten Wirkungen 
entfalten. Zur Behandlung diesbezüglicher Ekzeme nehmen 
wir ein „Isarol“-Liniinent auf der Basis von Kalkwasser 
und Olivenöl. Vorerst behandeln wir, wie beim chronischen 
trockenen Ekzem angegeben wurde. Entfernen der Haare 
in weitem Umkreis der erkrankten Stellen, Aufträgen von 
Vaseline und Abreiben mit trockener Watte und darauf¬ 
folgende ergiebige Bepinselung mit dem „Isarol“-Liniment 
läßt einen wirklich guten Erfolg entstehen. 

, Wenn die hier niedergelegten Daten auch keinen An¬ 
spruch auf Vollständigkeit haben sollen, so glauben wir 
doch an Hand einer Anzahl praktischer Fälle gezeigt zu 
haben, daß dem „Isarol“ eine vielseitige und dankenswerte 
Verwendung zukommen kann. Zieht man noch die Billig¬ 
keit des Präparates in Betracht, so kann zu einer ergiebigen 
Anwendung des „lsarols“ in der Veterinärmedizin nur an¬ 
gelegentlichst geraten werden. 


Ausstoßung von Steinfrüchten bei Kühen nach Ab¬ 
drücken des gelben Körpers. 

Von Professor M. Al br e ch t-München. 

Vor Kurzem machte mir ein Kollege die Mitteilung, 
daß es ihm gelungen sei, bei zwei Kühen, die Steinfrüchte 
trugen, deren Ausstoßung durch Enukleation des gelben 
Körpers zu erzielen. 

Ehe ich die Beobachtungen des Kollegen zur Kenntnis 
bringe, mögen kurze Notizen über die Funktionen ange¬ 
führt sein, welche man dem Corpus luteum zuschreibt. 

Eine Anzahl Tierexperimente und Beobachtungen be¬ 
kunden, daß der gelbe Körper am Ovar im Geschlechtsleben 
eine große Bedeutung hat. 

Born hat die Behauptung aufgestellt, das Corpus 
luteum sei keine einfache Narbe, sondern ein drüsiges Or¬ 
gan mit innerer Sekretion. Diese Anschauung wurde dann 



709 


von F r ä n k e 1 und Cohn auf Grund der Ergebnisse um¬ 
fassender histologischer Untersuchungen und der Resultate 
von Tierexperimenten als zutreffend bezeichnet und be¬ 
gründet. 

Man schreibt der physiologischen Funktion des gelben 
Körpers eine Reihe von Wirkungen zu: 

Frankel folgert aus Versuchen, über welche in 
dieser Wochenschrift früher referiert wurde, daß sich das 
befruchtete Ei im Uterus nicht einzunisten vermöge, wenn 
der gelbe Körper entfernt werde. 

Wenn nun auch Schauta 1 ) gegen diesen Schluß 
Fränkel’s Einwände macht, so ist nach Seitz 2) durch die 
Fränkel’sehen Versuche wenigstens so viel festgestellt, daß 
das Corpus luteum zur richtigen Ansiedelung und festen 
Einnistung des Eies sehr wichtig ist. 

Nach Frankel wird die Menstruation beim Weibe 
nicht durch den reifenden Follikel, sondern durch das Cor¬ 
pus luteum herbeigeführt und zwar zu der Zeit, zu welcher 
der gelbe Körper, seine höchste Entwicklung erlangt hat. 
Seitz 3) erklärt bezüglich dieses Punktes, es seien noch 
weitere histologische Untersuchungen und biologische Prü¬ 
fungen über den Zusammenhang von Corpus luteum - Bil¬ 
dung und Menstruation erwünscht, aber schon heute lasse 
sich mit Wahrscheinlichkeit sagen, daß es das Corpus luteum 
sei, das auf der Höhe seiner Entwicklung im Sinne der 
Born-Fränkel’schen Theorie die Menstruation auslöse. 

L o e b 4) kam auf Grund von Experimenten an Tieren 
zu dem Schlüsse, daß das Corpus luteum durch ein von ihm 
gebildetes Sekret (Hormon) die Ovulation während der 
Schwangerschaft verhindere. 

Der Schluß Loeb’s, der gelbe Körper verhindere wäh¬ 
rend der Schwangerschaft die Ovulation, ist übrigens nicht 
neu; schon ehe man von der inneren Sekretion des gelben 
Körpers Kenntnis hatte, wurde angenommen, dem Corpus 
luteum komme die Aufgabe zu, während der Schwanger¬ 
schaft die Ovulation und Menstruation zu verhindern. 

Beim Rinde ist längst konstatiert, daß das Cor]ms 
luteum den Eintritt der Brunst verhindert 5 !. Rinder, deren 


*) Zentralbl. f. Gynäkologie, 1904, S. 021. 

s ) Innere Sekretion und Schwangerschaft, 1913, S. 200. 

*) 1. c. S. 196. - 

% ) Deutsche Modiz. Wochenschrift, 1911. S. 17. 

5 ) Heß: Die Sterilität des Rindes. Schweizer Archiv. 0. II., 
1906, S. 492. 



710 


gelber Körper sich während der Trächtigkeit nicht zurück- 
gebildet hat, werden nach der Geburt nicht brünstig, so 
lange das Corpus luteum fortbesteht; die Brunst tritt aber 
ein, wenn der gelbe Körper operativ entfernt worden ist. 

Es möge hier auch angeführt sein, daß von M i 11 e r 
angenommen wird, der während der Zeugungsjabre erhöhte 
Ernährungszustand und der damit verbundene Umfang und 
Turgor des Uterus werde durch die Funktion des Corpus 
luteum bewirkt. 

S e i t z teilt in seinem Buche über innere Sekretion 
und Schwangerschaft auf Seite 207 mit, französische For¬ 
scher haben die Ansicht ausgesprochen, das Corpus luteum 
besitze eine entgiftende Wirkung und sei imstande, die von 
den Zotten ausgehende Giftwirkung zu paralysieren. Sie 
nahmen an, daß es bei ungenügender Funktion des Corpus 
luteum speziell zu einer Intoxikation in der Form von 
Hyperemesis komme. P a 11 e t suchte durch anatomische 
Befunde an den Ovarien von 4 an Hyperemesis Gestorbenen 
diese Annahme zu stützen. C h i r i e fand den gelben 
Körper bei einer Frau mit unstillbarem Erbrechen patho¬ 
logisch verändert und schloß aus diesem Befunde ebenfalls, 
die Hyperemesis könne durch pathologische Veränderungen 
des gelben Körpers bedingt sein, indem bei mangelnder 
Funktion desselben die von ihm unter normalen Verhält¬ 
nissen gebildeten Schutzstoffe gegen die während der Gra¬ 
vidität von den Zotten gebildeten Giftstoffe fehlen. Nach 
S e i t, z ist aber die Bedeutung des Corpus luteum in Bezug 
auf die Entstehung der Hyperemesis noch nicht genügend 
geklärt. 

In der Tierheilkunde wurde die Beobachtung ge¬ 
macht, daß bei Pyometra durch Entfernung des gelben Kör¬ 
pers Entleerung des pathologischen Uterusinhaltes und Hei¬ 
lung erzielt werden kann; außerdem ist festgestellt, daß 
durch Enukleation des Corpus luteum beim Rinde wenig¬ 
stens während der ersten Monate der Trächtigkeit Abortus 
hervorgerufen werden kann. 

H e ß s * beobachtete, daß die Ausstoßung der Frucht 
samt Eihäuten 24—72 Stunden nach der Operation erfolgte. 
Auf derselben Seite der zitierten hochbedeutsamen Ab¬ 
handlung sagt nun Heß, daß er die Ausstoßung von Stein¬ 
früchten durch Abdrücken des Corpus luteum nicht be- 


“) Zentralhl. f. (Gynäkologie, 1913. Nr. 39. 
7 ) Zentral!)!, f. Gynäkologie. 1913, Nr. 2. 

") I. c. 8. 432. 



711 


zwecken konnte; er ist der Ansicht, daß dieser Umstand 
auf die Beschaffenheit der Uteruswand zurückzuführen sei. 
Über die Art der Veränderung der Tragsackwand ist nichts 
angegeben. Es ist Tatsache, daß beim Vorhandensein von 
Steinfrüchten der Zustand der Uteruswand ein pathologi¬ 
scher sein kann. 

Franck“) sagt, daß Steinfrüchte eine chronische Ent¬ 
zündung des Uterus erzeugen können. Ich beobachtete in 
2 Fällen bei geschlachteten Kühen, die Steinfrüchte trugen, 
Verdickung der Uteruswand und auffallend dichtes An¬ 
liegen derselben an die Oberfläche der Lithopädione. Die 
gefundene Hyperplasie der Tragsackwand war wohl als 
Residuum einer vorausgegangenen schleichenden Entzün¬ 
dung der Tragsackwand aufzufassen. Bei einer solchen Be¬ 
schaffenheit des Uterus kann nun zweifellos die durch Ab¬ 
drücken des gelben Körpers veranlaßte Innervation des 
Uterus zu Kontraktionen und zur Ausstoßung der Frucht er¬ 
folglos bleiben, weil die Muskularis des Tragsackes zu Zu¬ 
sammenziehungen unfähig oder nicht genügend fähig ist. 
Die Erfolglosigkeit des Abdrückens des gelben Körpers 
zur Erzeugung des Abortus bei mit Steinfrüchten trächtigen 
Kühen dürfte vielleicht in den von Heß beobachteten 
Fällen durch einen ähnlichen Zustand der Tragsack wand 
verursacht gewesen sein. 

Wie eingangs erwähnt, sind mir nun in der letzten 
Zeit zwei Fälle bekannt geworden, die beweisen, daß durch 
Enukleation des gelben Körpers bei Kühen Steinfrüchte 
zur Ausstoßung gebracht werden können. Diese Tatsache 
mag Anregung zu weiteren Versuchen über diesen Gegen¬ 
stand geben. 

Kollege Dr. 011. in Unterthingau sandte mir ein 
Lithopädion eines .Tungrindes mit dem Ersuchen, zu be¬ 
stimmen, welches Alter die Frucht zur Zeit des Absterbens 
gehabt haben dürfte. Die Untersuchung ergab, daß der Tod 
des Fötus nach etwa fünfmonatlicher Trächtigkeit einge¬ 
treten war. 

Um näheren Bericht über den Fall ersucht, teilte der 
Kollege mit, daß es ihm zweimal gelungen sei, mittels Enu¬ 
kleation des Corpus luteum bei mit Steinfrüchten tragend 
gehenden Rindern die Ausstoßung der Lithopädione zu be¬ 
wirken. 


') Fr an ck - A 1h rec h t: Tierärztl. Geburtshilfe, 1914, S. 285. 



712 


Im Speziellen lautet der Bericht: 

Fall I. Das Jungrind, von dem die übersandte Stein¬ 
frucht stammte, war am 18. März des Vorjahres gedeckt 
und beim Alpauftriebe in die Sederer - Vessel-Alpe im 
Stuibengebiet gebracht worden. Hier kam es an einem Tage 
Ende August in einem Zustande zur Hütte, der schließen 
ließ, daß das Tier einen Absturz erlitten habe. Man beob¬ 
achtete hierauf einige Tage einen unblutigen Ausfluß aus 
dem Genitalschlauche, worauf wieder normales Befinden 
eintrat. Beim Alpabtrieb Mitte September konnte an dem 
Tiere nichts Krankhaftes wahrgenommen werden und wurde 
dasselbe vom Besitzer für tragend gehalten. Als nach Ab¬ 
lauf der Tragezeit Geburtssymptome nicht eintraten, wurde 
Dr. Ott gerufen und er konstatierte das Vorhandensein 
einer Steinfrucht im Tragsacke. Da ihm die Enukleation 
des gelben Körpers bei an.Pyometra leidenden Kühen schon 
in vielen Fällen prompten therapeutischen Erfolg gebracht 
hatte, hielt er für angezeigt, den gelben Körper zu ent¬ 
fernen, um mittelst dieses Versuches zu eruieren, ob damit 
nicht Uteruskont.raktionen und Ausstoßung der Frucht 
erzielt werden können. Beim Fehlschlagen war nichts ver¬ 
dorben, da der Besitzer das Jungrind zum Verkaufe für 
die Schlachtbank bestimmt hatte. Er drückte also das am 
rechten Ovarium befindliche, leicht fühlbare und ebenso 
leicht abtrennbare Corpus luteum ab. Der Versuch führte 
zu dem erhofften positiven Resultate. Nach 3 Tagen wurde 
die Steinfrucht ausgestoßen und nach weiteren 8 Tagen 
trat normale Brunst ein. Bei der darauf folgenden zweiten 
Brunst wurde das sehr gut gebaute Rind, nachdem dessen 
Ovarium und Tragsack normal befunden worden waren, 
gedeckt, cs konzipierte und kalbte nach abgelaufener 
Trächtigkeitsdauer normal ab. 

Die oben angegebene Altersbestimmung der Stein¬ 
frucht wies darauf hin, daß deren Absterben ungefähr nach 
5 monatlicher Trächtigkeit, demnach wahrscheinlich infolge 
des vermuteten vorhergegangenen Sturzes eingetreten war. 

F a 1 1 II. Eine 9 Jahre alte Kuh hatte stets normal 
konzipiert und geboren und wurde wieder für tragend ge¬ 
halten. Nachdem aber 11 Monate nach dem Belegen, 
während welcher Zeit an dem Tiere niemals etwas Krank¬ 
haftes beobachtet wurde, eine Frucht nicht zu fühlen war 
und sich auch andere Symptome der Trächtigkeit nicht 
zeigten, wurde Kollege Dr. Ott um Untersuchung der 
fraglichen Kuh angegangen. Ott stellte das Vorhanden¬ 
sein einer Steinfrucht im Uterus fest. Aus demselben 



713 


Grunde wie im Falle I drückte er den wiederum leicht fühl¬ 
baren prominierenden gelben Körper ab. Dieser zweite 
Versuch hatte ebenfalls Erfolg. 7 Tage nach geschehener 
Enukleation traten Brunstsymptome auf und am nächsten 
Tage erfolgte der Abgang des Lithopädions. 

In diesem Falle trat also die Ausstoßung der Stein¬ 
frucht nach dem Eintritt der Brunst ein, im ersten Falle 
folgte die Brunst dem Ausstößen des Lithopädions erst 
8 Tage nach. — 

Es möge hier noch ein Fall angeführt werden, bei wel¬ 
chem die Beseitigung mazerierter Föten nach Enukleation 
des gelben Körpers bei einer Kuh ermöglicht wurde. 

Bezirkstierarzt Bayer- Münchberg teilte in seinem 
Jahresberichte vom Jahre 1909 über dieses Vorkommnis 
das Folgende mit: 

Eine Kuh, welche alle Zeichen der Trächtigkeit auf- 
wies, hätte Ende Oktober 1909 kalben sollen. Es kam je¬ 
doch nicht zur Geburt. Die Trächtigkeitsmerkmale an 
Scham und Euter bildeten sich zurück und es blieb nur 
die Vermehrung des Leibesumfanges bestehen. Da keine 
Störung der Gesundheit eintrat und auch kein Ausfluß aus 
der Scheide bemerkbar war, nahm der Besitzer an, er habe 
sich bei seiner Aufschreibung über die Zeit des Belegens 
der Kuh geirrt. 

Am 26.^Januar wurde ich zur Untersuchung der Kuh 
gerufen und fand bei der rektalen Untersuchung derselben 
einen großen, prall mit Flüssigkeit gefüllten Uterus, in 
welchem Knochenteile zu fühlen waren. Offenbar befand 
sich im Tragsack ein abgestorbener Fötus. Der Mutter¬ 
mund war vollkommen geschlossen. 

Ich entfernte nun einen am rechten Ovarium befind¬ 
lichen kirschgroßen gelben Körper. Bei der Untersuchung 
am nächsten Tage konstatierte ich zu meiner Überraschung, 
daß in der Zwischenzeit fast der ganze flüssige Inhalt des 
Uterus entleert worden und der Zervikalkanal so weit ge¬ 
öffnet war, daß ich ihn leicht mit zwei Fingern passieren 
konnte. Unschwer gelang jetzt die Erweiterung desselben 
in dem Maße, daß ich mit der Hand in die Uteruskavität 
einzudringen vermochte. Daselbst fand sich in jedem Hörne 
je ein vollkommen mazerierter Fötus. Nach Entfernung 
der größeren Knochen konnte gefühlt werden, daß die 
Schleimhaut beider Hörner mit kleinen Knochen belegt 
war. Nach vorhergegangener Spülung wurden auch diese 
durch vorsichtiges Abtrennen mit den Fingern beseitigt. 



714 


An dieses Verfahren schloß sich eine Ausspülung des Trag¬ 
sackes mit Lugol’scher Lösung. — Am 23. März trat die 
Brunst ein. Die Kuh wurde belegt, konzipierte und kalbte 
nach Ablauf der Trächtigkeitsdauer normal ab. 


Zar Bemerkung za dem Artikel: „Verstellbarer 
Operationstisch ftir kleinere Haustiere, konstruiert 
von Eduard Denk, Spezialtierarzt für Chirurgie in 

München“ *). 

Bei Abfassung meines Artikels war mir die Abhand¬ 
lung über den Laparotomietisch für kleine Tiere des 
damaligen Herrn Assistenten, jetzigen Professors Dr. K. 
Kellejr-Wien wohl bekannt; ich konnte aber uicht fest¬ 
stellen, daß dieser Tisch späterhin als Operationstisch für 
kleine Tiere beschrieben wurde. Ich betrachtete somit den 
Kellerscheu Tisch als Spezialtisch für Laparotomie und habe 
die Bestätigung für die Richtigkeit meiner Ansicht in der 
seinerzeitigen Anmerkung des Professors für Chirurgie, Herrn 
Dr. Schmidt-Wien, gefunden, der unter anderem folgenden 
Satz niederschrieb: „Für die Zwecke des Veterinärchirurgen 
dürfte eine Ergänzung zu dem Kellerschen Operationstisch 
empfehlenswert sein“. 

Die Bemerkung des Herrn Professor Dr. Keller in 
seinem Artikel*), Herr Professor Dr. Schmidt-Wien habe 
den Tisch in modernster Form umgestaltet, gab mir nun 
Veranlassung, Herrn Dr. Schmidt um Aufschluß zu bitten, 
wo der Kellersche Tisch beschrieben ist. Herr Professor 
Dr. Schmidt gab die Mitteilung, daß er wohl vor Jahren 
eine kleine Notiz über die Verbesserung des Kellerschen 
Tisches gegeben, aber eine genaue Beschreibung des modi¬ 
fizierten Kellerschen Tisches nicht veröffentlicht habe. 

Auf Grund dieses Sachverhaltes ist es mir leider nicht 
möglich, die zu meinem Artikel abgegebene Bemerkung des 
Herrn Professors Dr. Keller-Wien anzuerkennen, da der 
Kellersche Tisch als Laparotomietisch und nicht als 
Operationstisch für alle chirurgischen Anforderungen in der 
Literatur beschrieben ist. Denk-München. 


*) Münchener Tierärztliche Wochenschrift 14. Juli 1914, lieft 28. 



715 


Referate. 

W. Kruse: Die Erreger von Husten und Schnupfen. 

(Münch. Mediz. Wochenschrift, Nr. 28, 1914.) 

Kr. verdünnte das aus der Nase ausgeblasene Sekret 
seines an akutem Schnupfen erkrankten Assistenten mit 
der 15 fachen Menge physiologischer Kochsalzlösung, fil¬ 
trierte durch ein Berkefeld-Filter und tröpfelte 12 Mit¬ 
gliedern seines Instituts je einige Tropfen des Filtrates in 
die Nasenlöcher. Die Wirksamkeit der Filtration wurde 
durch Kulturen festgestellt. Nach einer Inkubation von 
1—3 Tagen erkrankten 4 Personen, d. h. 33 %, an Schnu¬ 
pfen. Bei einem zweiten Versuche wurde 20 mal verdünnt 
und 3G Teilnehmer des Ktirses geimpft. Es erkrankten 15, 
d. h. 42 %, unter den Erscheinungen des Schnupfens, dem 
sich in einzelnen Fällen auch Husten zugesellte. Von 36 
Nichtgeimpften des Kurses und Instituts erkrankte nur 
ein einziger mit einer Inkubation von 1 Tag. K r u s e 
schließt aus diesen Versuchen, daß die Erreger mindestens 
einer Form des Hustens und Schnupfens zu der Gruppe 
der unsichtbaren oder filtrierbaren Keime gehören. 

M. N i k i t i n: Über den Einfluß der Schutzimpfungen 
gegen Lyssa auf den Verlauf der Anfälle bei Epilepsie. 

(Münch. Mediz. Wochenschrift, Nr. 28, 1914.) 

Verf. teilt zunächst die Krankengeschichte eines 43 
Jahre alten Fräuleins mit, das vom 10.—21. Iahre an Epi¬ 
lepsie erkrankt war und bei Brombehandlung wöchentlich 
ungefähr einen Anfall hatte. In ihrem 21. Lebensjahre 
wurde sie von einem an Tollwut erkrankten Hunde ge¬ 
bissen und unterzog sich deshalb der Behandlung mit 
Schutzimpfungen gegen Lyssa. Ungefähr 4 Wochen nach 
dem Bisse hatte sie noch einen Anfall, blieb dann aber bis 
heute, das sind 22 Jahre, anfallsfrei. Bei der Lösung der 
Frage, warum die bei der Kranken 11 Jahre währenden 
epileptischen Anfälle plötzlich aufhörten, schließt Verf. 
eine zufällige zeitliche Koinzidenz mit dem Hundebiß und 
der nachfolgenden Schutzimpfung aus. Als Heilwirkungen 
zieht er in Betracht: 1. den Eintritt des Lyssa-Virus in den 
Organismus durch die Schutzimpfung oder den Hundcbiß; 
2. die Einführung der Kaninchenrückenmarksemulsion bei 
der Impfbehandlung. Zur Klärung dieses Problems wurden 
einmal 8 Epileptiker mit 16 Tage währenden täglichen Ein¬ 
spritzungen einer frischen 1 %igcn Kaninchenrückcnmark- 
emulsion behandelt. Der Erfolg war ein vollständig nega¬ 
tiver. Sodann erhielten eine weitere Anzahl von Kranken, 



716 


von denen jedoch mir 8 vollständig beobachtet werden 
konnten, während 2—3 Wochen tägliche Injektionen einer 
Rückenmarksemulsion mit Tollwut infizierter Kaninchen, 
wobei der Virulenzgrad des Impfmaterials demjenigen eines 
4, 3 und auch 2 Tage getrockneten Kaninchenrückenmarks 
entsprach. Der Erfolg dieser zweiten Behandlungsmethode 
war in einem Falle ein vollständiges Sistieren, in 3 weiteren 
eine erhebliche Herabminderung der Frequenz der Anfälle. 
Das Beobachtungsmaterial zeigte, daß das Lyssa-Virus bei 
geeigneter Anwendung für die Epilepsie ein Mittel ist, das 
an Kraft der Wirkung die Bromsalze weit übertrifft. Auch 
die Art der Wirkung zeigte sich von der des Broms ver¬ 
schieden, indem währönd der Behandlung gleiche Frequenz, 
nach der Behandlung zuerst vorübergehende Zunahme und 
dann erst Frequenzabnahme resp. Ausbleiben der Anfälle 
eintritt. 

Kurt S.tromeyer: Zur Magnesiumbehandlung 
des Tetanus. (Münch. Mediz. Wochenschrift, Nr. 28, 1914.) 

Veröffentlicht werden 5 Fälle von Wundstarrkrampf, 
die mit Lumbalinjektionen von 4—8 ccm einer 10—15 %ig. 
Magnesiumsulfatlösung meist nach vorheriger Ausspülung 
des Lumbalsackes mit physiologischer Kochsalzlösung be¬ 
handelt wurden. Der Erfolg war schlecht — 4 Todesfälle, 
wobei allerdings 2 der Gestorbenen mit schweren Pneu¬ 
monien in die Behandlung traten. In 2 Fällen trat nach 
einigen Injektionen eine weitgehende Anästhesie auf und 
Verf. ist geneigt, den in einem dieser Fälle auftretenden 
schweren Dekubitus damit in Zusammenhang zu bringen. 
Als konstante Wirkungen der Behandlung wurden beob¬ 
achtet: Schlaf, Aufhören der Krämpfe, Herabsetzung des 
Muskeltonus und der Reflexerregbarkeit und Verlang¬ 
samung der Atmung. Die von Kocher geschilderten Ge¬ 
fahren der Therapie (Atmungsstörungen infolge Ein¬ 
wirkung des Magnesiums auf das Atemzentrum) wurden 
in keinem Falle beobachtet. Ein Urteil über den Wert der 
Therapie kann heute noch nicht, abgegeben werden. Doch 
hebt Verf. hervor, daß er bei keiner der verschiedenen Te¬ 
tanus-Therapien ein derartig promptes Abklingen der Sym¬ 
ptome und eine derartige beinahe momentan einsetzende 
Hebung des Allgemeinbefindens, Besserung der Atem¬ 
frequenz, Ermöglichung des Schluckens etc. habe eintreten 
scheu, wie bei der Magnesiumbehandlung. Zum Schlüsse 
werden weitere Versuche mit Subkutaneinspritzungen an- 
gekündigt. 



717 


Max Schmid: Erfahrungen mit Lipojodin Ciba. 

(Münch. Mediz. Wochenschrift, Nr. 28, 1914.) 

Die Tatsache, daß das Jodin in Bezug auf seine thera¬ 
peutische Anwendung die weitesten Indikationskreise um¬ 
faßt, erklärt die Suche nach neuen brauchbaren Jodverbin¬ 
dungen. Von einer solchen ist zu fordern, daß das Präparat 
nicht zu rasch resorbiert wird, daß es gewisse organotrope 
(speicherungsbegünstigende) Eigenschaften hat, daß seine 
Ausscheidung eine langsame ist und besonders, daß der Jod¬ 
gehalt ein konstanter ist. Unter solchen Bedingungen wird 
der beim Gebrauch der Jodalkalien, bei welchen der Orga¬ 
nismus außerdem noch mit Alkalien überschwemmt wird, 
so oft auftretende Jodismus vermieden werden. Die ge¬ 
wünschten Eigenschaften fand Schmid bei dem Dijod- 
brassidinsäureäthylester, der 41 % Jod enthält und in Tab¬ 
lettenform ä 0,3 g unter dem Namen Lipojodin Ciba von 
der Gesellschaft für chemische Industrie in den Handel ge¬ 
bracht wird. Es hat außerdem, abgesehen von einem sü߬ 
lichen Geschmack, keinen medikamentösen Beigeschmack. 
In einer bereits zweijährigen Anwendung leistete es dem 
Verfasser vorzügliche Dienste bei Arteriosklerose, Asthma 
bronchiale, Gelenkrheumatismus, chronischen Gelenkerkran¬ 
kungen, Psoriasis, Prostatahyi^ertrophie. Im Harne wird 
Jod nach Darreichung von Lipojodin erst nach 114 Stunden, 
nach Jodeiweißverbindungen nach % Stunden, nach Jod¬ 
alkalien schon nach 5—10 Minuten nachgewiesen. Die Aus¬ 
scheidung ist nach Jodalkalien nach 1(4 Tagen, nach Jod¬ 
eiweißpräparaten nach 2—3 Tagen, nach Lipojodin erst nach 
4—4Tagen beendet. Zum Schlüsse wird Lipojodin Ciba 
als angenehm zu nehmendes Präparat von hohem Jodgehalt, 
dessen Jodegehalt nie im Stiche lasse und Jodismus in kei¬ 
nem Falle hervorrufe, als vollwertiger Ersatz der Jod¬ 
alkalien warm empfohlen. Krell. 


Der therapeutische Wert der Cascarine Leprince. 

(Therapeut. Monatsberichte, XI. Jahrg., Heft 5; Mai 1914.) 

Das Cascarin wird aus der Kinde von Rhamnus Pur- 
shiana gewonnen. Leprince hat das wirklich abführende 
Prinzip der Pflanze isoliert und bezeichnet es unter obigem 
Namen. Das Präparat ist geruch- und geschmacklos, in 
Wasser unlöslich. Das Cascarin enthält ein freies, phenol- 
artiges Hydroxyl, das chemisch dem Resorcin sehr ähnlich 
sein muß. Deshalb wird das Mittel auch mit Calomel ver¬ 
glichen und als „Vegetable Calomel“ bezeichnet. Es wirkt 



718 


zuerst als Cholagogum und dann als Copragogum. Bei Er¬ 
wachsenen beträgt die Dosis 0,1—0,5} pro die und ist am 
bequemsten durch die fertige Pille unter dem geschützten 
Namen „Cascarine Leprince“ in Originalflaschen zu 50 
Stück erhältlich. 

H a f f n e r, Schlachthaus-Direktor: Ein Fall von 
Lymphdrüsen • Milzbrand beim Rinde. (Zeitschrift für 
Fleisch- und Milchhygiene, 1914, Heft 14.) 

Bei einer Kuh trat plötzlich eine schwere Störung des 
Allgemeinbefindens ein, verbunden mit hohem Fieber, Mus¬ 
kel-Zittern, Benommenheit u. s. w. Nach einigen Tagen ge¬ 
sellte sich zu diesen Krankheitserscheinungen noch eine Ge¬ 
schwulst am Halse. Weder bei der mikroskopischen Unter¬ 
suchung der entnommenen Blutprobe, noch bei dem Züch¬ 
tungsversuch konnte Milzbrand festgestellt werden. 

Bei der später vorgenommenen Notschlachtung des 
Tieres war die Milz etwas vergrößert, jedoch von fester 
Konsistenz. Blutungen der serösen Häute und am Herzen 
fehlten vollständig. Das Gewebe der oberen Halspartie, 
dort, wo im Leben sich die Geschwulst befand, war blutig- 
sulzig durchtränkt. Die Kehlgangslymplidrüse war stark 
vergrößert, mürbe, brüchig und in den inneren Schichten 
ziegelrot gefärbt. Die Askoli-Reaktion war negativ. Auf 
angelegten Plattenkulturen konnten Milzbrandbazillen ge¬ 
funden werden. Auch durch Impfversuche wurde die Dia¬ 
gnose Milzbrand bestätigt. 

Dieser Fall hat außerordentliche Ähnlichkeit mit den 
neuerdings bekannt gewordenen örtlichen Milzbrandformen 
beim Schweine. 

K. V a e r s t - Meiningen : Ein bemerkenswerter Fall 
von Milzbrand. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 1914, 
Heft 10.) 

Bei der Notschlachtung eines Rindes fanden sich außer 
einer Verletzung des Netzmagens durch einen Fremdkörper 
keine Veränderungen. Es fehlten insbesondere die der Sep- 
likämie und die dem Milzbrand eigentümlichen Ersehei¬ 
nungen. Als einziger pathologischer Befund kam eine 
leichte Erhabenheit an einer Stelle der Milz und eine ge¬ 
ringgradige Durchsaftung der Buglymphdrüsen in Be¬ 
tracht., ein Befund, der aber oft ohne jede weitere Bedeu¬ 
tung ist. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung wurden Milz- 
hrandbuzillen gefunden. Die Infektion kam jedenfalls von 



719 


der Verletzung, die durch den Fremdkörper verursacht 
wurde, da nur eine Kuh aus dem Bestände erkrankte, wäh¬ 
rend die übrigen gesund blieben. Dieser Fall hätte leicht 
unerkannt bleiben und zu unangenehmen Folgen führen 
können. 

Veterinärrat Dr. Va e t h - Heidelberg: Operative Ent¬ 
fernung eines Speichelsteines. (Mitteilungen des Vereins 
bad. Tierärzte, Nr. 6, 1914.) 

Ein 10—12jähriger Schimmel zeigte seit längerer Zeit 
an der rechten Ganaschengegend eine strangartige Ge¬ 
schwulst von der Dicke eines Kinderarmes. Beim Betasten 
fühlte man zwei harte Körper, die beweglich waren und 
ein reibendes Geräusch erzeugten. Es waren Speichelsteine. 
Dieselben hatten sich im Ductus Stenonianus im Verlauf 
einiger Jahre gebildet. 

Die operative Entfernung der Steine geschah unter 
lokaler Anästhesie. Sie hatten die Form von zwei läng¬ 
lichen Kartoffeln. An der Berührungsfläche waren sie glatt¬ 
geschliffen, ihre übrige Oberfläche war rauh. Trotzdem der 
Stenon’sche Gang den Abfluß des Speichels nach der Maul¬ 
höhle gestattete, bildete sich anfangs doch eine Speichel¬ 
fistel, die erst nach zirka 4 Wochen vollkommen in Heilung 
überging. 

Prof. Moussu: Kachexia aquosa infolge von Disto- 
matosis. (Recueil de Medecine veterinairc d’Alfort, 1914, 
Nr. 3.) 

Während des Winters 1910/11 grassierte die Leber¬ 
egel-Seuche in gewissen Gegenden Frankreichs in erschrek- 
kender Weise. Von den klinischen Symptomen hebt der 
Autor insbesondere das in vorgeschrittenem Stadium der 
Kachexie im Gallengange auftretende ödem hervor, das 
in der Volkssprache „1a Coule“ genannt wird., Falls die 
Tiere noch nicht gar zu erschöpft sind, läßt sich die Er¬ 
krankung mit Erfolg bekämpfen. Als bestes Mittel hat. sich 
das Extr. filicis mar. aeth. erwiesen, das morgens nüchtern 
mit der fünffachen Menge eines fetten Öles verdünnt ge¬ 
geben werden muß. Bei Schafen beträgt die Dosis 1,0 Extr. 
auf 6 Kilo Lebendgewicht. Also ungefähr 5,0 Extr. -)- 25,0 
Öl als Tagesdosis. Die Kur muß 5—6 Tage lang fortge¬ 
setzt werden. 

Beim Rinde 1,0 Extr. auf 10 Kilo Lebendgewicht, 
also 30,0—50,0 als maximale Tagesdosis. Das Eingehen 
geschieht in derselben Weise wie beim Schafe. 

Ohle r. 



720 


Verschiedenes. 

Tierärztlicher Kreisverein der Pfalz. 

Die 72. ordentliche Generalversammlung fand am Samstag 
den 27. Juni 1914 im Sitzungssaale des Direktionsgebäudes der 
Heil- und Pflegeanstalt in Homburg statt. 

Die Tagesordnung lautete: 1. Vereinsangelegenheiten, 
2. Bericht über den Verlauf der Verhandlungen des Landes-Aus- 
scliusses in Erlangen am 23. und 24. Mai dieses Jahres, 3. Wünsche 
und Anträge. 

Erschienen waren: Regierungs- u. Veterinärrat Den ri¬ 
ll a r d t als Regierungskommissar, 42 Mitglieder, 1 außerordent¬ 
liches Mitglied und 2 Gäste, nämlich: Dr. Arnold, Braun, 
Breß, Ehrensberger, Engel, Feil, Fenzel, Friek, 
G opfert, Goldmann, Dr. Haack, Harder, Herz er, 
Heuberger, Höffle, Hugo, Köhl, Kritzer, Mattern, 
Markert, A*. Mayer, P. Meyer, Dr. Musterl e, Dr. Ohler, 
Oehl, Rabus, Ritter, Rohr, Rothaar, Sauer, Sem m- 
ler, Schebler, Scheidt, Schappert, Scheuin g, Dr. 
Schrum, Steiger, Weigand, Wöhner, Dr. Z i r k e r, 
Zöllner, Herfel und als Gäste Dr. R i‘e d n e r und Dr. Wal¬ 
ther. — 

Nach Ankunft der Züge begaben sich die Teilnehmer nach 
der Heil- und Püegeanstalt, wo unter persönlicher Leitung des 
Herrn Direktors Dr. Holterbach ein Rundgang durch die An¬ 
stalt erfolgte. Im Gutshof angelangt, übernahm Herr Bezirkstier¬ 
arzt Sauer die Führung. Nach Besichtigung der Stallungen 
zeigte uns derselbe an tuberkuloseverdächtigen Kühen die Aus¬ 
führung der perkutanen Impfung, erklärte die Reaktion der Tiere 
durch Messungen der entzündlichen Impfstellen, erläuterte des 
weiteren die Methoden zur Gewinnung von Sputum verdächtiger 
Tiere und ebenso zur Gewinnung verdächtiger Milch. Ein wissen¬ 
schaftlicher Lichtbildervortrag im Konzertsaale bildete den Schluß 
der interessanten Vorführungen. Der erste Vorsitzende sprach 
im Namen des Vereines den Dank aus, insbesondere Herrn Direk¬ 
tor Holterbach für die liebenswürdige Führung und die Über¬ 
lassung der Räumlichkeiten für die Versammlung. 

Lin 2 Uhr nachmittags erüffnete der Vorsitzende, Veterinär¬ 
rat li e u b e r g e r, im Sitzungssaal des Direktionsgebäudes die 
Versammlung und begrüßte die erschienenen Kollegen, besonders 
den Vertreter der K. Regierung, Herrn Regierungsrat De nu¬ 
ll a r d t. 

Aus dem vom Vorstand erstatteten Geschäftsbericht ist zu 
entnehmen, daß der Verein 02 Mitglieder, 3 außerordentliche und 
ü Ehrenmitglieder zählt. 

Leider hat der Verein einen harten Verlust erlitten durch 
den Tod zweier allseits beliebter Mitglieder, der Distriktstierärzte 
(I e i g e r - Otterberg und G angloff - Pirmasens; in verhältnis¬ 
mäßig jungen Jahren riß der unerbittliche Tod dieselben aus dem 
Kreist 1 ihrer Lieben. Deren Gedenken zu ehren, erheben sieh die 
Anwesenden von den Sitzen. — In den Verein neu eingetreten 
sind : Regierunirsrat 1) e n n li a r d t und Distriktstierarzt Ritter: 
neu angemeldet haben sich < >borregierungsrat P r ö 1 s, Dr. R i e d- 
n e r und Dr. \Y a I t h e r. 

Die Vertretung bei dem 10. internationalen tierärztlichen 
Kongreß in London hat Bezirkstierarzt S a u e r - Homburg über¬ 
nommen. 



721 


Im Anschluß an die Ausführungen des Vorsitzenden spricht 
Regierungsrat Dennhardt seinen Dank für die herzlichen Be¬ 
grüßungsworte aus und erwidert diese in gleicher Weise, indem 
er im Namen des Herrn Regierungspräsidenten von Neuffer 
der Versammlung Grüße überbringt und den Verhandlungen den 
besten Erfolg wünscht. 

Der Verein Pfälzer Tierärzte heißt künftighin: „Tierärzt¬ 
licher Kreis verein der P f a 1 z“; als Sitz des Kreisvereins 
ist Speyer bestimmt; um Allerhöchste Verleihung der Rechts¬ 
persönlichkeit an den Kreisverein als Körperschaft des öffentlichen 
Rechtes wird eingegeben werden. 

Das Vereinsjahr soll am 1. August beginnen und bis 31. Juli 
des nächsten Jahres laufen; zur Abhaltung der Jahresversamm¬ 
lung wurden die Monate Juni oder Juli als die günstigste Zeit er¬ 
achtet. 

Betreffend „Führung der tierärztlichen Hausapotheke“ hat 
der Landesausschuß ein Merkblatt herausgegeben, welches zur 
Verteilung gelangte, desgleichen ein Merkblatt über die Schlacht¬ 
vieh- und Fleischbeschau und ebenso die Leitsätze der Trichinen¬ 
schau. — 

Im Anschluß an die Versammlung fand in dem festlich ge¬ 
schmückten Saale des „Hotels Karlsberg“ zu Ehren des am 
l.Juli in den Ruhestand tretenden K. L a n d Stall¬ 
meisters Bau werker, der dem Verein als Ehrenmitglied 
angehört, eine mit einem Fest-Essen verbundene würdige Ah¬ 
se h i e d s f e i e r statt. Veterinärrat Heuberger hob in seiner 
Rede neben den beruflichen auch die Verdienste hervor, die sich 
Bauwerker besonders als langjähriger Vorstand für den Verein 
erworben hat; er beglückwünschte ihn ferner für die von Aller¬ 
höchster Stelle ausgesprochene Anerkennung seiner ersprießlichen 
Tätigkeit durch Verleihung des Verdienstordens vom hl. Michael 
III. Klasse. Bau werker dankte für die ihm zuteil gewordene 
Ehrung und beteuerte, auch in Zukunft dem tierärztlichen Kreis¬ 
verein ein treues Mitglied bleiben zu wollen. 

Dr. M u s t e r 1 e. 


Deutscher Veterinärrat. 

Auf die an die beteiligten Kriegsiuinisterien gerichtete Ein- 
gäbe des Deutschen Veterinärrates wegen des weiteren Ausbaus 
des Veterinär-Offizierskorps und der Besserstellung der Remonte- 
depot-Veterinäre ist dem Unterzeichneten folgendes Antwort¬ 
schreiben zugegangen: 

Kriegsministerium. Berlin W. 60, den 8. Juli 1014. 

Nr. 414/5. 14. A 3. 

Betrifft Ausbau des Veterinär-Offizierskorps. 

„In der Sitzung der Budgetkommission vom 1(>. April 1.013 
hat der Vertreter des preußischen Kricgsministcriums n i c h t er¬ 
klärt, daß eine grundlegende Besserstellung der Regiments-Vete¬ 
rinäre erst eintreten würde, wenn die Veterinäroffiziere mit Abi- 
turienten-Examen zur Beförderung zum Regiments-Veterinär hei an 
seien. Vielmehr hat der Vertreter gesagt: Wenn die Gleichmäßig¬ 
keit mit dem Sanitätskorps nicht ganz durchgeführt sei, so liege 
es daran, daß die älteren Veterinäroffiziere nicht die entsprechende 



722 


Vorbildung haben; das heißt, daß aus diesem Grunde nicht von 
vornherein bei der Schaffung des Veterinäroffizierskorps eine völ¬ 
lige Gleichmäßigkeit in Frage gezogen worden sei. Zugleich hat 
der Vertreter hinzugefiigt, daß die Heeresverwaltung es sich an¬ 
gelegen sein lassen werde, für ein besseres Fortkommen der Vete¬ 
rinär-Offiziere Sorge zu tragen. 

Dies wird nach Maßgabe der dienstlichen Interessen ge¬ 
schehen. 

In der Verwaltung der Remontedepots eine grundlegende 
Änderung eintreten zu lassen, beabsichtigt das Kriegsministerium 
nicht. Die Depot-Veterinäre sind übrigens im Laufe der neueren 
Zeit hinsichtlich ihres Ranges und Einkommens ebenfalls aufge¬ 
bessert worden. gez. von Falken hay n.“ 

An den Herrn Präsidenten des Deutschen Veterinärrates in 

Köln. 

Köln, den 15. Juli 1914. 

Lothes. 


Baden-Baden, 17. Juli 191*1. 

An den Präsidenten des Deutschen Veterinärrat 
Herrn Geheimrat Dr. Lothes 

in Köln a. Rh. 

„Hochverehrter Herr Präsident! 

Für die überaus ehrende Auszeichnung, welche der Deutsche 
Veterinärrat mir im Namen der deutschen Tierärzte durch die 
Abordnung seines Herrn Präsidenten, ferner des Herrn Geheim- 
rat Dr. Vogel und des Schriftführers Herrn Regierungsrat 
Z ü n d e 1 - Straßburg, sowie durch die Überreichung des wert¬ 
vollen und sinnigen Kunstwerkes, den „Sämann“ (von Frick) dar¬ 
stellend, an meinem achtzigsten Geburtstage erwiesen hat, fühle 
ich mich zu tiefem Dank verpflichtet, dem ich dem Präsidenten 
gegenüber nur einen schwachen Ausdruck mit der Bitte zu ver¬ 
hüllen vermag, diesen meinen Dank zur Kenntnis der deutschen 
Tierärzte gefälligst bringen zu wollen. 

In vorzüglichster Hochachtung 
ergebenst 

gez. Dr. Ly dt in. Geh. Oberregierungsratd* 

Vorstehendes Schreiben unseres ersten Herrn Ehrenpräsi¬ 
denten bringe ich hiermit zur Kenntnis. 

Köln, den IS. Juli 1914. 

Lothes. 

X. Tierärztlicher Weltkongreß, London, 2.-8. August 1914. 

Für die Kongreßteilnehmer, die sich besonders für die Pferde¬ 
zucht interessieren, hat der Deutsche Veterinärrat einen Ausflug 
nach den Vollblutgestüten arrangiert, dessen Leitung der auf 
diesem Gebiete besonders erfahrene Gestütsdirektor a. D. Suckow 
übernommen Hat. 

Der Ausflug beginnt am 10. A u g u s t und hat als erstes Ziel 
das hei Leghton Buzzard befindliche Gestüt des Mr. Leopold de 



723 


Rothschild, Southcourt. An demselben Tage werden noch die 
Gestüte des Lord Rosebery, Mentmore-Stud, sowie des 
Mr. Donald Fraser, Tiekford Park-Stud bei Newport- 
Pagnell besucht. 

Am 11. A u g u s t sollen vormittags das Gestüt des Mr. J. B. 
Joel, Childwickbury-Stud bei St. Albans, und nachmit¬ 
tags Mr. Allison’s Cobham-Stud besichtigt werden. 

Für den 12. A u g u s t ist vormittags der Besuch von Mr. Sol 
JoeTs Maiden Erlegh und nachmittags der Besuch der 
Rennen in KemptonPark vorgesehen, wo „The Kenipton Park 
International Breeders Two Year Old Stakes“, eine bedeutende 
Zweijährigenprüfung, zur Entscheidung kommt. 

Der 13. A u g u s t und die folgenden Tage sollen in New- 
market verbracht werden, wo bei frühzeitiger Anmeldung (wäh¬ 
rend des Kongresses) für gutes Unterkommen gesorgt ist. Der 
Aufenthalt an diesem Orte ist der Besichtigung der historischen 
Rennbahnen, sowie der berühmten Training-Etablissements ge¬ 
widmet. Daneben sollen die Weltruf genießenden Gestüte des 
Lord Derby, sowie von Earl of Ellesmere, Lord Markus Beresford, 
Sir Ernest Cassel, Capt. Max Calmont, Sir R. Jardine, Lord Howard 
de Waiden, Mr. Pairie, Mr. E. Tanner, Mr. Robert Sherwood, Mr. 
T. Leader, Mr. M. Gurry, Messrs. Harrison, Mr. Blackwell, Mr. Joe 
Cannon und das Gestüt des Tierarztes Leach besucht werden. 

Bei ausreichender Beteiligung ist beabsichtigt, am 17. August 
von Newmarket nach Irland zu fahren, wo die wichtigsten Gestüte 
besichtigt werden sollen. Auf der Reise dorthin wird vorher der 
Zuchtstätte von Sir Tatton Sykes ein Besuch abgestattet. — 

Diejenigen Herren, die an dem Ausflug teilzunehmen wünschen, 
bitte ich um Mitteilung. 

Köln, den 14. Juli 1914. 

Lothes. 


Für diejenigen Kongreßteilnehmer, die aus dem einen oder 
anderen Grunde der kürzeren Schiffsroute Ostende - Dover den 
Vorzug geben, ist für den 1. A u g u s t eine gemeinsame über¬ 
fahrt geplant, bei der im Falle genügender Beteiligung wahr¬ 
scheinlich auch eine Fahrpreisermäßigung zu erlangen ist. 

Ausgangspunkt der Reise ist Köln, wo die Teilnehmer, die 
schon am 31. Juli hier eintreffen, Gelegenheit haben würden, die 
Werkbundausstellung zu besichtigen. Am Abend des 
31. Juli Zusammenkunft mit den einheimischen Kollegen im Hotel- 
Restaurant „Europäischer Hof“ (Ewige Lampe). 

Abreise am 1. August 7 Uhr 5ö Minuten vormittags 
nach Brüssel, Ankunft daselbst 11 Uhr 2b Minuten. Bis 2 Uhr 
Besichtigung.der Stadt. Alsdann Abfahrt nach O s t - 
e n d e, Ankunft daselbst 3 Uhr 23 Minuten nachmittags. Weiter¬ 
reise über Dover nach London, wo man 10 Uhr Ob Minuten 
abends eintreffen würde. 

Kongreßteilnehmer, die sich für diese Reise interessieren', 
bitte ich um schleunige Mitteilung. 

Köln, den 18. Juli 1914. 

L o t h e s. 



724 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 11. Juli 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 8 Regierungsbezirken (Ober¬ 
bayern, Niederbayern, Pfalz, Überpfalz, Oberfranken, Mittel¬ 
franken, Untorfranken und Schwaben) (davon 1 neu), 29 Distrikts¬ 
verwaltungsbezirken (davon 3 neu) und 54 Gemeinden (davon 10 
neu): 2 8 9 Gehöfte (davon 163 neu). 


Bttcherschan. 

Arbeiten der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde H. 19: 
Die Mitteldeutsche Rotviehzudit. Von Dr. J. Schmidt, Privat¬ 
dozent an der Kgl. landwirtschaftlichen Akademie zu Bonn. Mit 
20 Abbildungen. Hannover. 1914. Verlag von Schaper. Preis 
broschiert 4 Mk. 

Verf. bespricht in der 112 Druckseiten umfassenden Arbeit 
zuerst die Geschichte der Rotviehzucht bis zur Gründung des Ver¬ 
bandes mitteldeutscher Rotviehzüchter; daran schließt sich ein Ab¬ 
schnitt über den heutigen Stand der Rotviehzucht, und zwei weitere 
Abschnitte behandeln: Zusammenfassung über den allgemeinen Stand 
der Rotviehzucht und Mittel zur Hebung derselben. 


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725 


Yerf. liefert den Beweis, daß die Rotviehzucht von nicht zu unter¬ 
schätzender wirtschaftlicher Bedeutung ist und erklärt, daß diese Zucht 
die ihr zukommende Würdigung nicht erfahre; er erkennt aber auch 
an, daß in der mitteldeutschen Rotviehzucht noch manches ver¬ 
besserungsbedürftig ist. Zu deren Hebung kommt nach ihm in Betracht 
besonders die Verbesserung der Haltungs- und Fütterungsgrundlagen. 
Sch. gibt dann im Speziellen Mittel und Wege zur günstigen Beein¬ 
flussung der Formen, zur Hebung der Milchleistung, der Wüchsig- 
keit und Fleischleistung usw. an. 

Es muß zugestanden werden, daß das mitteldeutsche Rotvieh 
bei Beachtung der vom Verf. vorgeschlagenen Maßnahmen in abseh¬ 
barer Zeit in Bezug auf Form und Leistung einen Standpunkt ein¬ 
nehmen wird, der es befähigt in dem Konkurrenzkampf der Rindvieh¬ 
schläge Deutschlands seinen Platz zu behaupten. 

Wir empfehlen die anregend geschriebene mit sehr guten 
Bildern illustrierte Arbeit, welche auch einen vorzüglichen Einblick 
in die historische Entwicklung der Rotviehzucht in den einzelnen Zucht¬ 
gebieten, sowie eine vergleichende Beurteilung der Leistungen der 
Tiere in den genannten Rindviehzuchten gewährt, Interessenten an¬ 
gelegentlichst. A. 


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Vertretung. 

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Generalvertretung: 

R. Vollmuth, Regensbarg. 









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726 


Personalien. 

Auszeichnungen : Dem Geh. Oberregierungsrat Dr. August 
Lydtin-Baden-Baden wurde das Kommandeurkreuz II. Kl. des 
badischen Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. Den Titel 
Veterinärrat erhielten: Friedrich Bayersdörfer, Schlachthofdirektor 
in Karlsruhe; Dr. Heinrich D ö r r w r ä c h t e r, Bezirkstierarzt, 
Freiburg (Breisgau); Heinrich Fehsenmeier, Bezirkstierarzt, 
Radolfzell; Gustav Gehri, Bezirkstierarzt, Bruchsal; Emil 
Gösger, Bezirkstierarzt, Eberbach; Franz Huber, Bezirkstierarzt, 
Durlach; Johann Kramer, Bezirkstierarzt, Triberg; Oskar 
Pflanz, Bezirkstierarzt, Villingen; Friedrich Ringwald, 
Bezirkstierarzt, Kehl; Kurt Römer, Bezirkstierarzt, Limheiin; 
Franz Schaible, Bezirkstierarzt, Pforzheim; Lukas Späth, Bezirks¬ 
tierarzt, Ach er n; Joseph Welte, Bezirkstierarzt, Ettlingen; 
Fritz Zahn, Schlachthofdiroktor, Heidelberg. 

Approbiert: In Dresden die Herren: Max Albin Gläsel- 
Adorf (Schwaben); Anton Kruszka-Doch ano wo (Posen). In 
Giessen die Herren: Oskar G ein e in h ard t-H of; Oskar Sc hei ber- 
Cöln-Lindenthal; Georg Steinebach- Assen heim; Theodor 
Verg-Mosbach. In München die Herren: Emil Baßmann- 
Oberimbach; Ferdinand B r a u n - Moosburg. 

Promoviert: Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Hermann 
Wenger-Kempten. 


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bar, nur schwach riechend, frei von unange¬ 
nehmen Reizwirkungen. Innerliche Anwendung: 
Bei Atonie des Magens und Darms, bei abnormen 
Gärungen, Tympanitis, Kälberruhr, Durchfällen und an¬ 
deren infektiösen Erkrankungen des Darms. Bei Pyelitis und 
Cystitis als antiseptisches Diureticum. Bei vermin Ösen Krank¬ 
heiten und blenorrhoischen Erkrankungen der Atmungsorgane, 
als kausales, bezw. antikatarrhalisches Expektorans. 

Darreichungsform: Pulver, Pillen, Latwergen, Mischungen mit 
Ricinusöl etc., Gelatinekapseln. Dosis für Rinder: 10—30 g, Pferde: 
10—20 g, Kälber, Fohlen, Schafe, Ziegen, Schweine: 2—8 g, Hunde: 
0,1—3 g, Geflügel: 0,1—0,2 g. 


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Ds. Auf einmal zu geben. 

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lösendes Expektorans. 


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brauch stellen wir gerne kostenfrei zur Verfügung, ebenso auch Separat¬ 
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ärzte, solche einzufordern und Versuche in der Praxis anzustellen. 


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Druck von I. (iottesw inte r, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
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(früher: Tierärztliches Wochenblatt nnd Wochenschrift für TierheilKnnde und Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberrogierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsininisteriums, 
Dr. XopitHcli, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des liaiidesansachnsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 4. August 1914. Nr. 31. 


Inhalt: Originalartikel. Ott: über Knötchenseuche und Sterilität des Rindes. — 
König: Uterustorsion post partum bei einer Ziege. — Referate. Seyderhelm 
Die Ursache der perniziösen Anämie der Pferde. Mießner : Tödliche Erkrankungen 
durch Simuliurastiche und Nachweis des Puppenstadiums dieser Mücken. Brandes : 
Über das Auftreten der Kriebelmücke. Friis: Choralhydratnarkose. Lettieri: 
Über Sterilisierung der Haut. Vorschütz : Die Verabreichung von Alkalien bei 
der Behandlung septischer Prozesse. Hüssy : Eine Vereinfachung der Schwanger¬ 
schaftsdiagnose nach Abderhalden. — Nachweis der Aus- und Einrangierung in 
den preußischen Landgestüten im Kalenderjahre 1913. Beförderung von Vieh 
während der heißen Jahreszeit. — Verschiedenes. Fünfzig Jahre Tierarzt. 
86. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Hannover vom 20.—26. 
September 1914.. — Bücherschau. — Personalien. — Berichtigung. 


Ober Knötchenseuche des Rindes und Sterilität.*) 

Von Dr. Ott, Distriktstierarzt in Unterthingau. 

Es ist mir der ehrenvolle Auftrag zuteil geworden, 
in diesem Kollegenkreise ein kleines Referat über Knöt¬ 
chen-Seuche und über Unfruchtbarkeit des 
Rindes zu erstatten. Als vielbeschäftigter Landtierarzt 
bin ich nicht in der Lage, mich über alle neuesten Erschei¬ 
nungen in der Literatur auf dem Laufenden zu erhalten, 
weshalb ich zu entschuldigen bitte, wenn mein Referat 
kleine Lücken aufweisen sollte. 

I. Knötchenseuche. 

In Deutschland dürfte man sieh jetzt allenthalben auf 
die Bezeichnung „Knötchenseuche“ geeinigt haben für die 

*) Referat erstattet auf der tierärztlichen Kreisversammlung 
in Augsburg am 17. V. 1914. 









730 


Krankheit der Binder, die neben der Aphthenseuche in den 
letzten Jahren im Vordergründe des Interesses aller laud- 
und volkswirtschaftlichen Kreise gestanden hat. Da das 
Wort „Knötchenseuche“ jedoch für die bäuerliche Zunge 
schwer auszusprechen ist, werden auch wir Tierärzte nach 
Bedarf den Landwirten gegenüber die Bezeichnung „Schei- 
den-Katarrh“ weiterhin beibehalten, nachdem sich dieselbe 
als allgemeinverständlich erwiesen und eingebürgert hat. 

Wohl die wichtigsten Untersuchungen auf diesem Ge¬ 
biete sind im Kaiserlichen Gesundheitsamt zum teilweisen 
Abschluß gekommen und zwar über die Frage, ob die Knöt¬ 
chen-Seuche und der Bläschen-Ausschlag des Kindes ätio¬ 
logisch auf einheitlicher Grundlage beruhen. Professor 
Dr. Zwick stellte hiebei vorläufig fest, daß zwischen 
beiden Krankheiten keine ursächlichen 
Beziehungen bestehen, und fordert die Kollegen 
auf, ihm mit diesbezüglichen Beobachtungen Material zu 
liefern. 

Unwidersprochen dürfte jetzt die Behauptung bleiben, 
daß die Knötchenseuche noch nicht abgeheilt ist, wenn 
auf der Schleimhaut nur blasse Knötchen zu finden sind; 
denn meine zahlreichen Nachkontrollen haben deutlich ge¬ 
zeigt, daß bei gut gehaltenen solchen Tieren 2—4 Wochen 
nach normaler Geburt stets mehr oder weniger ausgeprägte 
akute Entzündungsformen der Knötchenseuche zu finden 
waren. Die Trächtigkeit wirkt bessernd, nicht heilend. Bei 
der Behandlung ganzer Viehbestände dürfen demgemäß 
hochträchtige Tiere, bei denen man wegen der bereits ein¬ 
getretenen Geburtsödeme solche Knötchen gar nicht mehr 
sehen kann, deswegen nie als gesund gelten; aus demselben 
Grunde soll man die Tiere nicht erst vor dem Deckakte 
untersuchen, da auch durch die Brunsthyperämie das wahre 
Krankheitsbild verwischt oder modifiziert ist. 

Bezüglich der Ausdehnung des Krankheitsprozesscs 
über den Genitalapparat bestehen noch große Widersprüche 
unter unseren Forschern. Dr. Pomayer hat meines 
Wissens als erster den Sitz der Knötchen ausschließlich 
auf den Teil hinter dem Orificium externum verlegt wissen 
wollen und behandelt demgemäß mit nicht zu verkennen¬ 
dem Erfolge. In den letzten Monaten jedoch hat der 
Kreis-Tierarzt Dr. Scheidegger in der Schweiz in 
einer Broschüre diese Ansicht bestritten und auf Grund 
zahlreicher Untersuchungsbefunde an geschlachteten Tieren 
behauptet, daß Knötchenseuche auf die Uterusmukosa über¬ 
greift. Von anderen Haustieren sollen Schweine für Knut- 



731 


chen-Seuche empfänglich sein, es scheint aber eine Infek¬ 
tion selten vorzukommen. 

Interessant für manchen sind die von Professor 
Dr. Eeisinger in Wien mitgeteilten Mißerfolge bei 
Kastration von 7 Kühen, von denen fünf angeblich des¬ 
wegen nachträglich geschlachtet werden mußten, weil die 
bei der Operation in die Bauchhöhle verschleppten Knöt- 
chen-Seuche-Keime dort Abszesse verursachten. 

Der Schwerpunkt unserer Behandlung ist nach meinen 
Erfahrungen auf den Deckakt, d. h. auf Belehrung und Be¬ 
aufsichtigung der Stierhalter zu legen, und es dürfte nach 
gemeinsamer Behandlung manchmal ein Gemeindebeschluß, 
daß infizierte Tiere von den Stierhaltern unbedingt zurück¬ 
gewiesen werden müssen, auch anderorts viele Infektionen 
verhindern. Noch einfacher wäre es vielleicht gewesen, 
wenn im Körgesetze die Freiheit von übertragbaren Ge¬ 
schlechtserkrankungen gefordert wäre und für solche Fälle 
der temporäre Entzug des Körscheines eintreten könnte. 

Eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Über¬ 
tragungen erfolgt dadurch, daß die Ökonomen ohne jedes 
Desinfektionsmittel ihren Viehstand Stück für Stück selbst 
untersuchen und hiebei meist das verdächtigste Tier zuerst 
prüfen. Hiegegen muß durch Belehrung angekämpft 
werden. 

Die Behandlung ganzer Viehbestände hat gezeigt, daß 
die Knötchenseuche zwar im Alter von 2 Wochen bis 18 
Jahren acquiriert werden kann, daß aber die %—5 Jahre 
alten weiblichen Tiere der Therapie am meisten trotzen und 
am häufigsten zu Rezidiven neigen. Vor Ablauf einer gan¬ 
zen Trächtigkeitsperiode dürfen solche Tiere bei jeder Kur 
überhaupt nie ganz aus der Beobachtung entlassen werden; 
denn je länger bei solchen Tieren eine Rezidive übersehen 
wird, um so schwieriger erfolgt die Heilung und um so ge¬ 
fährlicher ist deren Übertragung auf andere Tiere, beson¬ 
ders auf viel beschäftigte Zuchtstiere. In Übereinstimmung 
damit verlegt auch neuerdings der Schweizer Kollege Dr. 
Scheidegger die Hauptbehandlung auf die 2. Woche 
nach jeder Geburt. Allerdings liegen meistens Mischinfek¬ 
tionen vor, auf die ich später kommen werde. 

Ist nun die Knötchenseuche wirklich so gefährlich 
und ist es berechtigt, ihr die zahllosen Fälle von Sterilität, 
Verwerfen, Kälbersterben, Zurückhalten der Nachgeburt 
u. 8 . w. in die Schuhe zu schieben? 

Wenn die Knötchenseuchebakterien vor dem Orifi- 
cium externum Halt machen müssen, so ist doch eine Über- 



732 


tragung der Keime auf hämatogenem Wege in Uterus und 
Eierstöeke nicht ausgeschlossen. Möglich und wahrschein¬ 
lich ist auch, daß infolge einer durch sehr schmerzhafte Kli- 
toritis verursachten Mitleidenschaft der übrigen Genital-Or- 
gane Konzeptionsstörungen eintreten; denn erfahrungsgemäß 
kann eine mittelgroße Retentionszyste der Bartholini’schen 
Drüsen monatelang Trächtigkeit verhindern, und wir alle 
wissen, daß manche Rinder mit verhältnismäßig geringen 
Geburtswunden in der Scheide vor Schmerzen schäumen 
und während der Behandlungstage das Futter oft ganz ver¬ 
sagen. Der durch die akute Knötchenseuche erregte Ent¬ 
zündungsreiz an der Klitoris kann also sicher die Scheiden¬ 
nerven und damit den ganzen Nervenkomplex des Ge¬ 
schlechts - Apparates so sehr irritieren, daß Funktions¬ 
störungen eintreten müssen. Wir dürfen uns daher nicht 
wundern, wenn durch krampfhaften Verschluß des Mutter¬ 
mundes die Spermatozoen nicht zum Uterus gelangen kön¬ 
nen, wenn durch Uteruskontraktionen bei übermäßig star¬ 
ker Brunst das eben befruchtete Ei wieder ausgestoßen 
wird, wenn durch die andauernd während der Trächtigkeit 
erfolgenden Beunruhigungen der Uterus die Frucht zu früh 
ausstößt oder mit der Ausbildung des Embryo nach nor¬ 
maler Trächtigkeitszeit noch nicht fertig ist, so daß als¬ 
bald das Kalb verendet oder die Eihäute nicht abgehen, 
oder wenn die Nerven allmählich so abgestumpft werden, 
d$ß ohne erkennbare Ursache die Brunst ausbleibt und da¬ 
mit Trächtigkeit vorgetäuscht wird. Dies alles klingt doch 
recht wahrscheinlich und natürlich und war auch früher 
meine und vieler Überzeugung. 

Theoretisch ist die Knötchenseuche demnach ein 
ungemein schädlicher Faktor in unserer Viehzucht: die 
Erfahrungen in der Praxis haben uns aber etwas an¬ 
deres gelehrt. Das massenhafte Auffinden von Eierstocks¬ 
und Uterusveränderungen hat mich gar oft stutzig gemacht 
und zur Nachforschung angeeifert. Die Untersuchung der 
sämtlichen Viehbestände einer ganzen Gemeinde schien 
mir hiefür geeignet und ich setzte solches dann nach Vor¬ 
bereitung von langer Hand in der Gemeinde G. durch, wo 
mir verschiedentliche Klagen der Stierhalter begründeten 
Anlaß boten: später wurde mit Hilfe des K. Bezirksamtes 
der Seuchenstand in noch zwei weiteren Gemeinden ermit¬ 
telt, und entsprechende Behandlung eingeleitet. Das Er¬ 
gebnis war folgendes: Im ganzen wurden 3100 Stück Vieh 
untersucht; davon war bei 50% die Knötchenseuche zu 
konstatieren und nur 12 % waren hochgradig erkrankt. 



733 


Nach Ablauf von 8—16 Wochen wurden die ganzen Be¬ 
stände nachkontrolliert, wobei ich die meisten Tiere mit 
Ausfluß, Brunst- oder Konzeptions - Störungen innerlich 
untersuchte. Bei dieser und späteren Gelegenheiten mußte 
ich zu meiner Überraschung aus Befund, Anamnese und 
den am Standort jedes Tieres bei der ersten Untersuchung 
gemachten Aufzeichnungen über den damals festgestellten 
Krankheitsgrad konstatieren, daß in vielen stark und lange 
Zeit verseucht gewesenen Beständen vorher und nachher 
die geschlechtlichen Funktionen ohne auffällige Störung 
geblieben waren, während in seuchenfreien Stallungen, wie 
z. B. bei Einzelgehöften mit eigener Nachzucht, die nach¬ 
weislich auch früher nicht verseucht waren, häufig das 
Gegenteil beobachtet werden konnte. Es besteht also hier 
jedenfalls der Zusammenhang zwischen Knötchenseuche 
und Sterilität nicht in dem Grade, wie bisher angenommen 
wurde. Zweifellos spielt auch die Virulenz der Knötchen¬ 
seuche-Erreger eine große Rolle. Und da läßt sich behaup¬ 
ten, daß hochgradige Infektionen, die monatelang vernach¬ 
lässigt blieben, immer gefährlicher werden und schwer oder 
gar nicht heilbare Eierstocks- und Uterusleiden zur Folge 
haben, wenn nicht sofort der Zuchtbetrieb auf längere Zeit 
eingestellt und entsprechende Therapie eingeleitet wird. 
Aber wer beweist uns, daß sich zu dem Knötchenseuche¬ 
bakterium nicht noch ein Dutzend andere pathogene Keime 
hinzugesellt haben? Letzteres ist sogar sehr wahrschein¬ 
lich, denn der hiebei vorhandene starke Scheidenausfluß 
wäre durch die Knötchenseucheveränderungen selten ge¬ 
nügend motiviert. Also kann auch für diese Fälle von Un¬ 
fruchtbarkeit die Knötchenseuche nur teilweise verantwort¬ 
lich gemacht werden. Und ebenso können Abortus, Früh¬ 
geburt, Totgeburt, Zurückhalten der Nachgeburt anderen 
gleichzeitig vorhandenen Bakterien ihre Entstehung ver¬ 
danken, obwohl grobe Knötchenseucheinfektionen als die 
Ursache erscheinen. Das alles sind jedoch noch unbewiesene, 
nicht zu verallgemeinernde Behauptungen. Auf Grund der 
allerorts gemachten zahlreichen und genauen Untersuch¬ 
ungen,bei welchen meist die wirkliche Noxe eruiert und oft 
auch behoben werden konnte, steht aber für meinen der¬ 
zeitigen Wirkungskreis wenigstens fest, daß nur ein kleiner 
Prozentsatz der Fälle von Sterilität der Knötchenseuche 
direkt zuzurechnen sind, und ich habe deshalb auch eine 
Anfrage der Verwaltungsbehörde, ob die gemeinschaftliche 
Seuchenbestandsermittelung und -bekiimpfung für weitere 
Gemeinden angezeigt wäre, verneint mit der Begründung, 



734 


daß allenthalben schon das der Gefährlichkeit dieser Seuche 
entsprechende Interesse vorhanden sei. 

Der dänische Tierarzt Albrechtsen behauptet in 
seiner 1910 erschienenen Schrift, daß der chronische Schei¬ 
denkatarrh ein gutartiges Leiden darstelle, das in der Regel 
nur herzlich wenig Unannehmlichkeiten verursache. Ich 
erwähne dies nur des Vergleiches wegen, und bin weit ent¬ 
fernt, deswegen die dänischen Verhältnisse den unserigen 
gleichstellen zu wollen. 

Dr. Heß und andere Autoren der Schweiz fanden 
bei Knötchenseuche die Anzahl der sterilen Tiere im Ver¬ 
hältnis zu gesunden Beständen größer. 

In wohl allen deutschen tierärztlichen Zeitschriften 
wird von einzelnen Autoren die allzugroße Wichtigkeit 
und Gefährlichkeit mehr oder weniger energisch bestritten 
und in allerletzter Zeit hat Dr. Eautmann in Halle in 
überzeugender Weise der blindlings erfolgenden Scheiden¬ 
katarrh-Bekämpfung entgegen zu arbeiten gesucht und hie¬ 
bei behauptet, daß in vielen Fällen die Knötchenseucho 
überhaupt nicht das primäre Leiden sei, sondern der Folge¬ 
zustand von Krankheitsprozessen, die sich am inneren Uro- 
genital-Apparat abspielen. Er macht neben den von Oster¬ 
tag gefundenen Streptokokken andere Infektionserreger 
ebenso wie äußere Einflüsse für das Auftneten der Knöt¬ 
chen verantwortlich; dieselben seien nur die Reaktion der 
Lymphfollikel auf regionäre Reize. Weil künstliche In¬ 
fektionen mit reichlichen Reinkulturen weder Fieber noch 
Verwerfen erzeugt haben, hält er es für unwahrscheinlich, 
daß ein spezifisches Knötchenseuchegift die Uterus-Kon¬ 
traktionen bewirken könne. Er behauptet sogar, daß gar 
manches Verkalben und Umrindern erst durch die Knöt- 
chen-Seuche-Kur veranlaßt wird. Zum Schlüsse empfiehlt 
er durch eine gewissenhafte Untersuchung, die sich nie¬ 
mals auf die Scheide beschränken darf, zu ermitteln, wo¬ 
durch das Übel bedingt wird und danach zu behandeln. 
Ich konnte an dieser Stelle nicht näher auf obige Ausfüh¬ 
rungen eingelien, möchte aber jedem Interessenten raten, 
den betreffenden Vortrag des Praktikers und Bakteriologen 
in Nrn. 11 u. 12 der „Berl. Tierärztl. Wochenschrift” sich 
zur vorläufigen Richtschnur zu nehmen. 

Eine Bestätigung dieser Erfahrungen finden wir f ii r 
B a v e r n in der Entschließung des Staatsministeriums dos 
Innern vom 21. Mai 1913, die das Resultat der diesbezüg¬ 
lichen Erhebungen zusammenfassend kundgibt, daß <1 io 
Knülehonseuche nicht, mehr den Grad der Ausbreitung mul 



735 


wirtschaftlichen Schädigung besitzt, der ihr zugesprochen 
worden ist. Sie weist darauf hin, daß bei der Unfruchtbar¬ 
keit der Rinder verschiedene Erkrankungen und abnorme 
Zustände eine Rolle spielen, welche vielleicht bisher beim 
Vorhandensein der Knötchenseuche wenig beachtet worden 
sind und die jeweils eine besondere Behandlung bedingen, 
und erteilt dahingehende Weisungen. 

Zu der in den letzten Wochen in der „Berl. Tierärztl. 
Wochenschrift“ 'erschienenen Antwort auf die Ausfüh¬ 
rungen des Herrn Dr. Rautmann muß ich noch Stel¬ 
lung nehmen. Einmal dürfte es kaum angängig sein, die 
Knötchenseuche-Häufigkeit für die Provinz Sachsen des¬ 
wegen zu bestreiten, weil sie im Amtsbezirk Wolfratshausen 
und in der Schweiz gegeben ist. Sodann muß ich Herrn 
Bezirkstierarzt Dr. Schmitt doch entgegenhalten, daß 
er mit seiner Behandlung durch Entschleimen und Reini¬ 
gung des Orifieium externum und der Vagina vielleicht 
nicht doch bloß die Knötchenseucheerreger, sondern auch 
noch sämtliche anderen eventuell vorhandenen Bakterien 
aus Scheide und offenem Muttermund entfernt und also 
deswegen den Krankheitszustand unbewußt heilt, obwohl 
die Knötchenseuche das geringere Übel darstellte. Ferner 
dürfte auch Dr. Rautmann bei ernsteren Tiefen-Ansie- 
delungen im Bereiche der Klitoris dieselben nicht unbehan¬ 
delt lassen. Darin endlich muß ich Herrn Dr. Schmitt bei¬ 
stimmen, daß die Annahme, die verschiedenen Infektionen 
hätten ihren Ursprung in der stets möglichen Besudelung 
mit dem bekanntlich bakterienschwangeren Rinderkot, bei 
den Haaren herbeigezogen erscheint. 

Nach diesen neuen Gesichtspunkten wird sich in Zu¬ 
kunft auch die Therapie richten müssen. Ich darf es 
mir deshalb ersparen, hier auf Einzelheiten einzugehen, da 
sich ohnehin wohl jeder Tierarzt auf bestimmte Heilmittel 
festgelegt hat, die den gewünschten Zweck erfüllen. Bei 
dieser Gelegenheit kann ich es aber nicht unterlassen, darauf 
hinzuweisen, daß es bei den Lesern der Fachblätter stets 
einen recht ungünstigen Eindruck macht, wenn sich nach 
einer hochwissenschaftlichen Abhandlung der Verfasser 
plötzlich und harmlos als guter Geschäftsmann entwickelt 
und seine Ware anpreist. Und nicht minder zu verurteilen 
sind jene Kollegen, die ein neues Mittel an anderthalb Stück 
Vieh ausprobieren und über diese therapeutische Versuchs¬ 
reihe dann der Industrie ein glänzendes Gutachten über¬ 
liefern. Endlich sollte das Standesgefühl jeden Tierarzt, 
davon abhalten, ein Geheimmittel zu empfehlen. Ein wirk- 



736 


lieh gutes Arzneimittel findet selbst seinen Weg und seine 
Empfehlung, und ein ideales Universalmittel gegen die 
Knötchenseuche gibt es nicht. Wenn wir 10 gleichalterige, 
infizierte weibliche Tiere mit dem gleichen Mittel behan¬ 
deln, so werden alle verschieden darauf reagieren, mit Ab¬ 
wehrbewegungen, mit Reizempfindungen, mit Heilerfolgen 
u. s. w.; differieren diese Tiere aber dann in Alter, Ge¬ 
schlecht, Rasse, Verwendung und in anderen Punkten auch 
noch, dann muß die Therapie eben nach den Verhältnissen 
eingerichtet werden, sonst bleibt der Erfolg und der Klient 
aus. Daraus erklärt es sich, daß eine solche Unmenge von 
unfehlbaren Mittelchen auf den Markt geworfen werden 
und mit mehr oder weniger Reklamekosten ihren Absatz 
finden konnte, und es erklärt sich auch, warum mancher 
Viehbesitzer nach monatelangem kostspieligem Kurieren 
schließlich doch den Tierarzt ruft. 

Auf Grund unserer beruflichen Ausbildung sind eben 
nur wir Tierärzte befähigt, derartige Krankheitszustämle 
individuell zu behandeln, d. h. differentialdiagnostisch ein¬ 
wandfrei festzustellen und symptomatische und systema¬ 
tische Therapie durchzuführen, und das wird auch ferner¬ 
hin so bleiben. Ein Universalmittel kann es auch in Zu¬ 
kunft nicht geben, da die 'Knötchenseuche in den meisten 
Fällen das kleinere Übel darstellt. (Schluß folgt.) 


Uterustorsion post partum bei einer Ziege. 

Von Assistent König an der geburtshilflichen Station der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule München. 

In der „Münchener Tierärztlichen Wochenschrift“ 
(1912) beschreibt Hammerschmidt einen Fall von 
vollkommener Torsio uteri bei einer Kuh 4 Tage nach der 
Geburt, Biturei im „Progres vet.“ (1902) 2 Fälle von 
Rückwärtsdrehung eines Uterushornes bei einer Kuh eben¬ 
falls im Anschluß an Schwergeburt. 

Eine Uterustorsion nach derGeburt kam auch an der ge¬ 
burtshilflichen Abteilung der Tierärztl. Hochschule München 
bei einer Ziege zur Beobachtung. Das Tier ging zu mit der 
Anamnese, ein Junges sei bereits von einem Kollegen 
künstlich entwickelt worden, ein zweites befinde sich noch 
im Tragsack, könne aber nicht extrahiert werden. Die 
Temperatur des Tieres betrug 39,4, die Atmung 18, die 
Pulszahl 102. Das Allgemeinbefinden war gut. — Weben 
fehlten vollkommen. 



737 


Bei der äußeren Untersuchung konnte ein Junges 
nicht durchpalpiert werden, der Tragsack fühlte sich 
schwer und gefüllt an. Bei der Untersuchung per vaginam 
wurde eine vollkommene Torsio uteri mit rechtsseitiger 
Drehung festgestellt. Der Muttermund war nur schwer 
mit dem Zeigefinger bis zur Hälfte durchgängig. Das 
Muttertier wurde nun sogleich zu Boden gelegt und mehr¬ 
mals nach rechts gewälzt. Anfangs ohne Erfolg, öffnete 
sich bei erneutem Wälzen plötzlich das Orificium uteri, so 
daß der Uterus mit der ganzen Hand passierbar war. So¬ 
gleich ergossen sich mehrere Liter rötlicher Flüssigkeit, 
wahrscheinlich zum Teil zurückgebliebene Fruchtwässer, 
zum Teil Infusionsflüssigkeit, herrührend von der vorher¬ 
gegangenen Hilfeleistung durch den betreffenden Kollegen. 
Ein Junges konnte auch jetzt im Tragsack nicht gefühlt 
werden. Die Nachgeburt haftete noch fest; nach Infusion 
einer 2 %igen Kreolinlösung wurde die Ziege entlassen. 
Laut Bericht der Besitzerin gingen die Eihäute alsbald ab. 
Nachteilige Folgen traten nicht auf. 


Referate. 

K. R. Seyderhelm und Dr. med. R. Sey der- 
helm: Die Ursache der perniziösen Anämie der Pferde. 

(Sonderabdruck aus dem Archiv für experimentelle Patho¬ 
logie und Pharmakologie, Band 76‘ S. 149—200.) 

In einer besonderen Arbeit wurden von beiden Autoren 
blutpathologisch und histologisch die allernächsten Bezieh¬ 
ungen zwischen perniziöser Anämie der Pferde und des 
Menschen gefunden. Während für die menschliche perni¬ 
ziöse Anämie verschiedene ätiologische Momente, wie Bot- 
riocephalus, Lues, Schwangerschaft, in Betracht kommen, 
nimmt man bei den Pferden eine Infektionskrankheit durch 
einen filtrierbaren ultravisiblen Mikroorganismus an. 

Nach kritischer Besprechung der vorliegenden Lite¬ 
ratur beschreiben die Verfasser eingehend die zwecks Fest¬ 
stellung der Ätiologie angestellten Versuche, deren Durch¬ 
führung aus folgender Überlegung gegeben ist. Nach ihren 
eigenen und auch nach den Beobachtungen Anderer werden 
bei Sektionen perniziös anämischer Pferde außer anderen 
Zufallsbefunden an Parasiten in jedem Falle die Larven 
der Pferdebremse gefunden. Die Autoren ziehen daraus 
den Schluß, daß Gastruslarven bezw. Gastrusfliegen die 
Zwischenträger der Erreger sind. 



738 


Sie zerreiben vier Gastrus equi - Larven, die sie 
bei einem erkrankten Pferd gefunden haben, in 150 ccm 
steriler physiologischer Kochsalzlösung, filtrieren und in¬ 
jizieren dieses Filtrat sofort einem gesunden Pferde in die 
Vena jugularis. Puls- und Temperatursteigerung, Unruhe, 
häufiges Defäcieren, Schweißausbruch, Brechreiz, Atemnot, 
Schwäche der Nachhand treten ein; nach 12 Minuten Exitus 
letalis. Sektion: Blut teerartig, ungeronnen; auf sämt¬ 
lichen Schleimhäuten ausgedehnte Hämorrhagien. Milz er¬ 
weicht. 

Kaninchen, Mäuse, Hühner, Tauben, ferner auch 
Schwein, Schaf und Kuh vertragen die Injektion reaktions¬ 
los; Esel reagieren, wenn auch schwächer. 

Auf Grund vieler anderer Versuche noch wird ge¬ 
schlossen, daß die Gastruslarven eine spezifisch für das 
Pferd toxische Substanz enthalten, die bisher unbekannt 
ist. Dieses Gift erhält den Namen östrin, das auch in 
Gastruslarven, die von gesunden Pferden stammen, ent¬ 
halten ist, da auch deren Extrakt tödlich wirkt. Hunderte 
von injizierten Larven aus verschiedenen Gegenden Deutsch¬ 
lands herrührend, erhärten diesen Befund. Um ein Viel¬ 
faches toxischer noch erweist sich Gastrophilus haeinor- 
rhoidalis. 

Gastrusextrakte den verschiedensten physikalischen 
und chemischen Einflüssen ausgesetzt, wie Erhitzen im! 
Autoklaven, Einwirken von Alkohol, Äther, Chloroform, 
Azeton etc., zeigen keine Beeinträchtigung ihrer Wirkung. 

östrin in Gelatinekapseln per os verabreicht, wird 
vom Verdauungskanal aufgenommen und entfaltet eben¬ 
falls seine Wirkung. 

Weitere Versuche machen es sehr wahrscheinlich, daß 
das östrin von den Gastruslarven mit ihren Sekreten aus¬ 
geschieden wird. 

Chronisch gegebene Dosen kleiner Mengen Gastrus- 
extraktes rufen eine chronische fieberhafte Anämie der 
Pferde, die zum Tode führt, hervor. Diese Erkrankung 
zeigt klinisch, pathologisch-anatomisch und vor allem auch 
hämatologisoh und histologisch dasselbe Bild wie die per¬ 
niziöse Anämie. 

Auch die Extrakte der östrusfliegen seihst zeigen den 
Larvenextrakten gleiche Wirkung mit dem echt perniziös- 
anämischen Blutbild einschließlich Leukopenie, Lynipho- 
cytosc und Eosinophilenschwund. 

Sogar die künstlich mittels Gastrus- hezw. Östrus¬ 
extraktes erzeugte Anämie ist auf gesunde Pferde durch 



739 


deren Serum übertragbar unter Erzeugung einer gleichen 
fieberhaften, zum Tode führenden perniziösen Anämie. 
Kaninchen erkranken nicht an dieser Serumeinverleihung. 
Die Serumwirkung ist mithin spezifisch für das Pferd 
toxisch. 

Genaueste Untersuchungen des Extraktes auf Erreger 
verlaufen negativ. Erhitzte und nicht erhitzte Extrakte 
wirken gleichartig. Mithin können pathogene Mikroorga¬ 
nismen ausgeschlossen werden, da ferner auch ihr Wir¬ 
kungsmechanismus ein anderer sein müßte. Sie wirken erst 
nach Ablauf einer Inkubationszeit, während die Extrakte 
stets direkt in Anschluß an die Einverleibung im Sinne 
eines Giftes wirken. 

In der Epikrise wird auf die Schwierigkeit hinge¬ 
wiesen, die beiden Tatsachen in Zusammenhang zu bringen, 
daß auf der einen Seite die Krankheit durch Gastruslarven- 
extrakte, auf der anderen Seite mittels Serum krank ge¬ 
machter Pferde auf gesunde Pferde übertragen werden 
kann. 

Auf Grund obiger Versuche sind ultramikroskopische 
Erreger auszuschließen. Das östrin ist thermostabil, das 
ultravisihle Agens des Blutes hingegen thermolabil. Dieses 
ultravisible Agens könnte ein Erreger sein, der in einer Art 
Schlummerzustand oder in einem inaktiven Zustand vor¬ 
kommt, durch östrin frei und fortpflanzungsfähig wird, 
oder es könnte ein chemisch formulierbares Agens sein, 
das durch das östrin aus Geweben des Pferdes freigemacht 
und analog dem östrin zu wirken vermag. Weitere Ver¬ 
suche müssen darüber noch Aufklärung verschaffen. 

In therapeutischer Hinsicht wird erwähnt, daß die 
Gewinnung eines Serums mit weitgehender Heilkraft gegen 
die perniziöse Anämie der Pferde geglückt ist. 

Dr. M eye r. 


Prof. Mießner: Tödliche Erkrankungen durch Si- 
muliumstiche und Nachweis des Puppenstadiums dieser 
Mücken. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1914, Nr. 18.) 

An 2 sehr warmen Frühjahrstagen verendeten auf 
einer Weide, die 2i/o—3 Kilometer östlich des Leineflusses 
gelegen ist, von 15 Rindern 12 innerhalb 24 Stunden in¬ 
folge von Simuliumstichen. Bei allen Tieren fanden sich 
zahlreiche flohstichähnliche Flecke und Schwellungen; der 
Duls w r ar schwach und sehr frequent. Nach einem Somno¬ 
lenz-Stadium erfolgte der Tod. Haupterscheinungen hei 



740 


der Sektion: Pralle Füllung des Herzens mit flüssigem 
Blut, Petechien unter dem Epikard, Schwellung von Leber 
und Nieren. Eine infektiöse Ursache konnte bisher auf 
keine Weise nachgewiesen werden. Wahrscheinlich handelt 
es sich um Vergiftung mit einem aus den Speicheldrüsen 
der Mücken ausgeschiedenen Stoff. 

Da über die Lebensweise der Simulien nur wenig be¬ 
kannt ist, stellte Verf. auch hierüber Nachforschungen au 
und konnte feststellen, daß die Vorstadien der Mücken, 
also die Puppen, in den stehenden Gewässern in der Nähe 
der Weide nicht vorkamen. Dagegen fanden sie sich massen¬ 
haft im Ufergestrüpp der Leine, soweit sich dies im Über¬ 
schwemmungsgebiet befand; jedes vertrocknete Blatt und 
jeder vertrocknete Stengel war mit den 4 mm langen, grau¬ 
weißen Gebilden von 1—1i/o mm Durchmesser besät. 

Die Mücken stammen also anscheinend nur aus fließen¬ 
den Gewässern. Sie legen dort ihre Eier ab, die mit ihrer 
schleimigen Hülle an Wasserpflanzen haften bleiben. Es 
entwickeln sieh daraus an und unter der Wasseroberfläche 
die Larven und Puppen. Aus letzteren schlüpfen die 
Mücken, die gegen Wasser sehr empfindlich sind, erst dann 
aus, wenn die Pflanzen bei Rücktritt des Wassers trocken 
gelegt und von der Sonne bestrahlt werden. Bei raschem 
Rückgang des Wassers und großer Wärme, wie es im April 
dieses Jahres der Fall war, können so in kurzer Zeit ganz 
ungeheure Mengen von Mücken frei werden. Im allge¬ 
meinen werden sie sich nur in der Nähe der Ufer bemerk- 
1 ich machen, doch können sie durch stärkere Winde meh¬ 
rere Kilometer weit verweht werden. 

Gefährdete Weiden sind also namentlich bei warmer 
Witterung und niederem Wasserstand zu meiden oder nur 
zur Nachtzeit auszunutzen. 


Kreistierarzt Brandes: Uber das Auftreten der 
Kriebelmücke. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1014, 
Nr. 27.) 

Erst seit 10 Jahren werden im Leine- und Allertal 
Todesfälle bei Rindern infolge des Stiches der Kriebel¬ 
mücken (Sinmlia ornata und S. reptans) beobachtet. Große 
Schäden verursachte die Mücke insbesondere im heurigen 
Frühjahr. Ob die Simulien erst im Laufe der letzten IO 
Jahre eingewandert sind oder ob sie jetzt nur günstigere 
Entwicklungsbedingungen finden, muß dahingestellt blei¬ 
ben. So soll die Leine durch Verunreinigung mit Fäkalien 



741 


Bestandteile im Uferschlamm bekommen haben, die die Ent¬ 
wicklung der Mücken fördern. Andere sind der Ansicht, 
daß infolge der allgemeinen Abnahme des Fischreichtums 
die Mückenbrut nicht mehr hinreichend vertilgt wird. 

Zur Verhütung von Mückenstichen empfiehlt es sich, 
die Tiere mit einer Mischung von Holzteer, Spiritus und 
Leinöl an Kehlgang, Brust, Nabelgegend, Bauchwand und 
Innenseite der Hinterschenkel einzureiben und diese Ein¬ 
reibung nach 5—6 Tagen zu wiederholen. Verf. hat noch 
keinen einzigen Fall feststellen können, in dem derart be¬ 
handelte Tiere infolge der Mückenstiche erkrankt waren, 
während dies hei nicht behandelten, auf der gleichen Weide 
befindlichen Tieren mehrfach der Fall war. Therapeutisch 
hat sich die innerliche Verabreichung von Alkohol und die 
subkutane von Coffein, sowie die Waschung der geschwol¬ 
lenen Körperstellen mit Burow’scher Mischung bewährt. 

L i n d n e r. 


Priis: Chloralhydratnarkose. (Berl. Tierärztliche 
Wochenschrift, Nr. 24, 1914.) 

Bei 685 Pferden im Alter von 7 Monaten bis 20 Jahren 
wurde Chloralhydrat zur allgemeinen Anästhesie mit gutem 
Erfolge angewandt. Die Verabreichung per os (20—70,0) 
geschah im Trinkwasser, dem man etwas Kleie oder Zucker 
zusetzen kann. 24—48 Stunden vorher sollen, je nach der 
Jahreszeit, die Tiere nur halbe Futterration erhalten, am 
Operationstage selbst nichts, nicht einmal Wasser. 

Anmerkung des Referenten: Zu diesen 
Ausführungen möchte ich zwei weitere Fälle aus meiner 
Praxis anführen, die von Interesse sein dürften : 

Ein Pferd, das seinen früheren Besitzer erschlagen 
hatte, wurde hierher verkauft. Vor dem Beschlagen gab 
ich demselben 60,0 Chloralhydrat auf einmal. Ein Ruhiger¬ 
werden konnte ich nicht bemerken, es schlug genau so aus, 
als wenn es überhaupt nichts bekommen hätte. 

Bei einer Kuh stellten sich nach einer Uterusreposi¬ 
tion so starke Wehen ein, daß ein Teil des Tragsackes 
zwischen 2 angelegten Flessa -Verschlußstäbchen wieder 
zum Vorschein kam. Das Tier legte sich glatt auf eine 
Seite, w'ohei es die 4 Füße steif von sich streckte und unter 
lautem Stöhnen, sowie Anhalten des Atems stark preßte. 

Ich verordnete 60,0 Chloralhydrat, das geteilt nach 
einer halbstündlichen Pause eingegeben wurde. Es trat 
nicht das geringste Nachlassen des Drängens ein, selbst 
nach langem Abwarten. 



742 


Nach Anlegung einer Leine, welche ich an beiden 
Hörnern befestigte, hinter den Vorderfüßen um den Brust¬ 
korb gehen ließ und vor dem Euter um den Hinterleib, 
konnte das Nachpressen verhindert und eine lokale Be¬ 
handlung eingeleitet werden, die baldige Heilung zur Folge 
hatte. Ohler. 

Lettieri: Über Sterilisierung der Haut. (Referat 
in Nr. 28, 1914, der Münch. Mediz. Wochenschrift.) 

L. empfiehlt Jodwasserstoff (Acidum jodhydricum) zur 
Hautdesinfektion. Er führt an, eine 2—7 %ige Lösung 
leiste ausgezeichnete Dienste; sie übe keine Reizwirkung 
aus, dringe tief in die Haut ein, wobei die in den Haut¬ 
drüsen und Haarkanälchen vorhandenen Keime getötet 
werden; außerdem entfalte Jodwasserstofflösung eine be¬ 
deutende Dauerwirkung. 


Vorschütz: Die Verabreichung von Alkalien bei 
der Behandlung septischer Prozesse. (Referat in Nr. 29, 

1914, der Münch. Mediz. Wochenschrift.) 

Verf. konnte nachweisen, daß rizinvergiftete Kanin¬ 
chen, welchen gleichzeitig Normalsäurelösung eingespritzt 
worden war, am Leben blieben, wenn die Säure durch ein 
Alkali neutralisiert wurde.. Aus diesen Versuchen schloß 
V. die herabgesetzte Alkaleszenz sei Ursache, daß der sep¬ 
tische Organismus nicht dieselbe Menge Gift zu binden ver¬ 
möge, wie der normale. Mit Bezug hierauf verabreichte V. 
80 Patienten, die an septischen Prozessen laborierten. Na 
HCO., mit sehr günstigem Erfolge. Es verliefen nur fünf 
Fälle tödlich. V. glaubt die günstige Wirkung der Alkalien 
der Katalyse der Wasserretention, der starken Urinaus¬ 
scheidung und der Blutdrucksteigerung zuschreiben zu 
müssen. Er empfiehlt die Alkaliverabreichung schon bei 
Beginn der septischen Erkrankung. 


Paul Hüssy: Eine Vereinfachung der Schwanger¬ 
schaftsdiagnose nach Abderhalden. (Zentralbl. f. Gynäko¬ 
logie, Nr. 25, 1914.) 

Die his jetzt erzielten Resultate mit der Abderhalden¬ 
sohe n Schwangerschaftsdiagnose waren gute und kann das 
Verfahren nach 11. als ein wichtiges diagnostisches Hilfs¬ 
mittel bezeichnet werden. Als erschwerend bei der Aus¬ 
führung der Methode bezeichnet aber Verf. die Bereitung 



743 


des Plazentaeiweißes, indem mit der Herstellung großer 
Zeitaufwand verbunden ist und weil außerdem die feuchten 
Präparate nur beschränkt haltbar sind. 

Die Höchster Farbwerke haben nun ein Plazentaeiweiß 
siccum hergestellt, mit welchem H. Versuche anstellte. 

Das Präparat ist ein feines, gelbliches Pulver, welches 
in kleinen Röhrchen aufbewahrt wird. 

Bei den Versuchen benützte H. vergleichend die nach 
Abderhalden zubereitete Plazenta und das Plazenta¬ 
eiweiß siccum Höchst. Die verwendeten Mengen betrugen 
0,25—0,5 g. Die Resultate waren recht günstige. Das neue 
Präparat zeigte stets dieselbe Reaktion wie die vom Verf. 
verarbeitete Plazenta. Zudem fiel auf, daß die Farben¬ 
reaktion mit dem Ersatzpräparat deutlicher ausfiel, als mit 
der zubereiteten Plazenta. 

Zusammenfassend sagt Verf., daß das Höchster Prä¬ 
parat in einer Menge von 0,5 g, vielleicht sogar in gerin¬ 
gerer Dosis, einen genügenden Ersatz für die bisher ge¬ 
brauchte ausgekochte Plazenta bildet. 

(Mit Bezug auf die Ergebnisse der mitgeteilten Ver¬ 
suche dürfte auch zur Abderhalden’schen Trächtigkeits¬ 
diagnose bei Tieren die Herstellung von Plazentaeiweiß 
siccum aus tierischen Plazenten erwünscht sein. D. Ref.) 

- A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Nachweis der Ans- und Einrangierung in den preußischen 
Landgestüten im Kalenderjahre 1913. 

Bei den 18 Landgestüten befanden sich am 1. Januar 
1913 überhaupt — einschließlich 3 Eselhengste — 3578 Be¬ 
schäler. Davon kamen im Laufe des Kalenderjahres in 
Abgang: a) durch Ausmusterung, einschließlich der an 
den Königlichen Obermarstall abgegebenen Hengste 295, 
b) durch Einstellung in die Hauptgestüte 8, c) durch Tod 
78, zusammen 381 Beschäler; somit verbleiben 3197 Be¬ 
schäler. 

In die L a n d g e s t, ii t e wurden eingestellt: 

I. Aus den Hauptgestüten: 

a) Trakehnen 28, wovon nach den Landgestüten 
Rastenburg 3 Halbblut-, Braunsberg 5 Halbblut-, Georgen¬ 
burg 3 Halbblut-, Gudwallen 1 Vollblut- \ind 4 Halbblut-, 
Marienwerder 1 Vollblut- und 3 Halbblut-, Pr.-Stargard 
1 Vollblut- und 3 Halbblut- und Zirke 4 Halbblut-Hengste, 
zusammen: 28. 



744 


b) G r a d i t z 23, wovon nach den Landgestüten 
Rastenburg 1 Vollblut-, Gudwallen 2 Halbblut-, Marien¬ 
werder 4 Halbblut-, Pr.-Stargard 1 Vollblut- und 4 Halb¬ 
blut-, Zirke 1 Vollblut- und 2 Halbblut-, Gnesen 2 Halb¬ 
blut-, Leubus 1 Vollblut-, Cosel 3 Halbblut- und Celle 2 
Halbblut-Hengste, zusammen: 23. 

c) Beberbeck 10, wovon nach den Landgestüten 
Rastenburg 1 Halbblut-, Braunsberg 7 Halbblut- und Cosel 
2 Halbblut-Hengste, zusammen: 10. 

d) Georgenburg 12, die dem Landgestüt Georgen¬ 
burg überwiesen sind, das sind in Summe 73 Beschäler. 

II. Aus der Zahl der Klepper u. s. w. sind ein¬ 
rangiert: 9 Beschäler. 

III. Angekauft sind: a) Vollblut-Hengste 24. 
b) Halbblut-Hengste 251, c) Kaltblut-Hengste 83, zu¬ 
sammen : 358 Beschäler. 

Es ergibt sich hiernach am 1. Januar 1914 ein Be¬ 
stand von 3637 Beschälern, einschließlich 3 Eselhengsten, 
von denen 622 in den Hauptgestüten gezogen sind. 

Von dem Gesamt - Bestände sind: a) Vollblut 105, 
b) Halbblut 2729, c) Kaltblut 800, d) Eselhengste 3, wie 
oben: 3637 Beschäler. 

Die Eselhengste befinden sich in den Landgestüten 
Zirke, Leubus und Celle. 

Von den unter III. aufgeführten Hengsten sind an¬ 
gekauft. im Inlande: Vollblut 11, Halbblut 250, Kaltblut 
82, zusammen 343; im Auslande: Vollblut 13, Halbblut 1, 
Kaltblut 1, zusammen 15. 


Beförderung von Vieh während der heißen Jahreszeit. 

Nach Anordnung der Eisenbahndirektionen ist bei 
Viehsendungen während der heißen Jahreszeit das Folgende 
zu beachten: 1. Zu enge Verladungen sind zu verhindern: 
2. für pünktliche und schnelle Beförderung ist Sorge zu 
tragen; 3. längere Aufenthalte auf den Zwischenstationen 
sind tunlichst zu vermeiden; 4. Sendungen, deren fahrplan¬ 
mäßige Beförderung durch Zugverspätungen oder aus an¬ 
deren Gründen ohne Schuld der Absender oder Begleiter 
verzögert worden ist, sind mit den für Tiere freigegebenen 
Zügen, die die Sendungen am schnellsten den Bestimmungs¬ 
stationen zuführen, ohne Berechnung eines Frachtzuschlages 
weiter zu leiten; 5. zum Besprengen der Wagen und Tiere 
sind Wasser und bahneigene Geräte zur Verfügung zu 
stellen ; 6. für Schweine in Ladungen sind auf Antrag mög- 



745 


liehst nurWagen mit Lattenwänden zu stellen; 7. diePienst- 
stellen Vorsteher haben sich durch häufige Revisionen von 
der Beachtung der Bestimmungen zu überzeugen; die Vieh¬ 
versender sind auf die Zugverbindungen für die Tierbeför¬ 
derungen in den Nacht- und anschließenden kühleren Tages¬ 
stunden aufmerksam zu machen. 


Verschiedenes. 

Fünfzig Jahre Tierarzt. 

Ende Juli 1864 erhielten an der damaligen Zentral-Tierarznei- 
schule München 16 Veterinärkandidaten die Approbation. Von 
diesen können noch 4, die Tierärzte Albrecht, Burger, Ma¬ 
gi n und Marggraff das 50jährige Berufsjubiläum feiern. 

Professor Michael Albrecht, Sohn eines Hufschmiedes, 
geboren am 7. Mai 1843 in Stephans-Rettenberg, praktizierte nach 
erlangter Approbation im Jahre 1864/65 bei dem Bezirkstierarzte 
Strauß in Haßfurt und legte zu Ende dieses Jahres die damals 
vorgeschriebene sogenannte praktische Prüfung in Würzburg ab, 
worauf er nach Erledigung des Militärveterinär-Examens im Jahre 
1866 als Militärveterinär im 2. Kürassier-Regimente in Landshut 
angestellt wurde. Als solcher wurde er im Jahre 1868/69 auf ein 
Jahr beurlaubt und besuchte die Universität und die Technische 
Hochschule in München und arbeitete im anatomischen Institut 
der Zentral-Tierarzneischule bei Professor F r a n c k. Nach Be¬ 
endigung des Feldzuges 1870/71, welchen er, wie früher den Feld¬ 
zug 18(56, mitgemacht hatte, wurde ihm die Bezirkstierarztensstelle 
Sonthofen im Allgäu übertragen. Im Jahre 1879 erhielt er ein 
Reisestipendium zum Besuche der deutschen und österreichisch- 
ungarischen Gestüte; im Jahre 1881 wurde er als Professor an die 
damalige Zentral - Landwirtschaftsschule, jetzige Akademie in 
Weihenstephain und von da im Jahre 1892 als Professor an die 
Tierärztliche Hochschule in München berufen, woselbst er noch 
tätig ist. 

Der Landes- und Hoftierarzt a. D. Johann Burger in 
Coburg, geboren als Sohn eines Zimmermeisters am 11. September 
1843 zu Schollfeld in Unterfranken, praktizierte im Jahre 1805 bei 
Bezirkstierarzt Maisei in Geroldshofen und bestand Ende dieses 
Jahres die praktische Prüfung in Würzburg. Hierauf besuchte er 
ein Semester die Universität Wiirzburg, wurde 1866 Militärvetori- 
rtär und als solcher dem Hauptmarodedepot der mobilen Armee 
zugeteilt und später an das Remontedepot Steingaden versetzt. 
Ira Jahre 1868 Quittierte er den Militärdienst und war dann als 
praktischer und Distriktstierarzt tätig. Im Jahre 1870 wurde er 
als Landwehrveterinär einberufen und machte den Feldzug 1870/71 
mit. Nach Beendigung, des Feldzuges kehrte B. an seinen früheren 
Posten als Ziviltierarzt zurück und wurde im Jahre 1881 zum her¬ 
zoglichen Landes- und Hoftierarzt fiir Coburg - Gotha ernannt. 
Wegen Krankheit trat er im Jahre 1877 in den Ruhestand, wobei 
er durch Verleihung des Verdienstkreuzes ausgezeichnet wurde. 

Jakob Magin, Direktor a. D. des Schlacht- und Viehhofes 
München, geboren am 18. März 1845 in Speyer, praktizierte nach 
erlangter Approbation zuerst bei dem Polizeitierarzte Sonder- 



746 


mann und später bei dem Bezirkstierarzte Berchthold in 
Dorfen. Ende des Jahre3 1865 bestand er die praktische Prüfung 
in München. Hierauf war er Verweser des tierärztlichen Distriktes 
Vohburg, wurde dann Distriktstierarzt in Mittenwald, alsdann 
Grenztierarzt in Salzburg. Nach Eröffnung des neuen Schlacht¬ 
hofes in München wurde M. städtischer Tierarzt, nach 5 Jahren 
Sanitätstierarzt und Vorstand der Sanitätsanstalt am Münchener 
Schlachthofe; im Jahre 1859 erfolgte seine Beförderung zum Di¬ 
rektor des Schlacht- und Viehhofes. Gleichzeitig wurden ihm auch 
die Abhaltung der Vorlesungen und der praktische Unterricht über 
Viktualienbeschau für Studierende der Tierärztlichen Hochschule 
übertragen, außerdem wurde M. als außerordentliches Mitglied in 
den Obermedizinalausschuß berufen. An Auszeichnungen erhielt 
der Jubilar den Michaelsorden 4. Klasse mit der Krone, das Ritter¬ 
kreuz des österreichischen Franz Joseph-Ordens, ferner nach seiner 
im Jahre 1897 wegen Krankheit erfolgten Pensionierung das Luit¬ 
pold-Kreuz für 40jährige mit Treue und Eifer geleistete Dienste. 
Der tierärztliche Kreisverein von Oberbayern und der Verein 
Münchener Tierärzte ernannten ihn zum Ehrenmitgliede. 

Der Regierungs- und Veterinärrät a. D. Marggraff, ge¬ 
boren als Sohn des Bezirkstierarztes Marggraff in Kusel am 12. No¬ 
vember 1844, war, nachdem er Ende des Jahres 1865 die prak¬ 
tische Prüfung abgelegt hatte, bis zum Jahre 1872 praktischer 
Tierarzt in Haßloch und vom Jahre 1872 an Substitut des Bezirks¬ 
tierarztes in Kusel. Im Jahre 1887 erhielt er die Bezirkstierarztens- 
stelle daselbst. Vier Jahre später wurde M. Kreistierarzt bei der 
Kreisregierung in Speyer. Im Jahre 1909 erhielt er den Titel 
Regierungs- und Veterinärrat. Im Jahre 1911 trat er in den Ruhe¬ 
stand. An Auszeichnungen wurden ihm zuteil der Verdienstorden 
vom hl. Michael 4. Klasse mit der Krone, das Luitpold-Kreuz für 
40 jährige mit Eifer und Treue geleistete Dienste, die goldene 
Vereins-Denkmünze des bayerischen landwirtschaftlichen Vereins, 
sowie die landwirtschaftliche Jubiläums-Medaille. 

Nach Mitteilung der „Tierärztl. Rundschau“ erlebten außer 
den vorgenannten 4 bayerischen Tierärzten ihr 50jähriges Berufs- 
jubiläum der sächsische Tierarzt FerdinandJohann Knorr 
in Taucha und der schleswig-holsteinische Tierarzt Karl D r e w s 
in Ahrensburg. _ 

86. Versammlung Deutscher Naturforscher und Arzte in 
Hannover vom 20.—26. September 1914. 

Die diesjährige in Hannover stattfindende Naturforscherver¬ 
sammlung steht unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Fr aas-Stutt¬ 
gart. Die Geschäftsführung setzt sich zusammen aus dem 1. Ge¬ 
schäftsführer: Prof. Dr. R h e i n h o 1 d, Stellvertreter: Prof. Dr. 
Mießnor (medizinische Hauptgruppe); dem 2. Geschäftsführer: 
Prof. Dr. Ost, Stellvertreter: Prof. Dr. Briecke (naturwissen¬ 
schaftliche Haupt gruppe). 

Es ist für die Tagung folgendes Programm vorgesehen: 

Sonntag den 20. Sept.: Begrüßungsabend im neuen Rat¬ 
haus. Montag den 21. Sept.: vormittags: Erste allgemeine 
Sitzung in der Stadthalle; nachmittags: Abteilungs-Sitzungen; 
abends: Fest Vorstellung. - Dienstag den 22. Sept.: vormittags: 
Abteilungs-Sitzungen: nachmittags: Gesamt-Sitzung der medizini- 



747 


sehen Hauptgruppe; Abteilungs-Sitzungen der naturwissenschaft¬ 
lichen Hauptgruppe. — Mittwoch den 23. Sept.: vormittags: 
Gesamt-Sitzung der naturwissenschaftlichen Hauptgruppe; Ab¬ 
teilungs-Sitzungen der medizinischen Hauptgruppe; nachmittags: 
Gesamt-Sitzung der naturwissenschaftlichen Hauptgruppe; Ab¬ 
teilungs-Sitzungen der medizinischen Hauptgruppe. — Donners¬ 
tag den 24. Sept.: vormittags: Geschäftliche Sitzung; gemein¬ 
same Sitzung beider Hauptgruppen; nachmittags: Zweite allge¬ 
meine Sitzung und Schlußansprachen. — Freitag den 25. und 
Sonnabend den 26. Sept.: Besichtigungen und Ex¬ 
kursionen; als solche sind vorgesehen: 

Ausflüge nach Pyrmont, Bad Eilsen bei Bückeburg, Nenn¬ 
dorf, Naturschutzpark am Wilseder Berg (einschließlich Lüneburg), 
Hildesheim, Goslar, Helgoland, sowie eine Wasserfahrt. 

Besichtigt sollen werden: Das Landgestüt Celle, Glas¬ 
fabrik, Kaliwerke, Continental Caoutchouc- und Guttapercha-Com¬ 
pagnie. 

Vorträge: 

Für allgemeine Vorträge für die Teilnehmer sind 
in Aussicht genommen: 

Hellpach - Karlsruhe: „Die kosmische Abhängigkeit des 
Seelenlebens“; 

G a u p p - Tübingen: „Das Problem der Degeneration“ oder 

II o c h e: „Die soziale Bedeutung der Geisteskrankheiten“ oder 

L u m in q - Breslau: »»Die Verflüssigung des Kohlenstoffes“; 

B i rk e 1 an d •»Kristiania: „Die Saturnringe“; 

Ziegler-Stuttgart: „Tierpsychologie“ (eventuell Edinger- 
Frankfurt); 


Konzentriertes 

Roborin-Kraftpulver 

(Aus frischem Bluteiweiß hergestellt). 

Blutbildendes, Appetit anregende», die Verdauung 
befördernde» und die Leistungsfähigkeit stei¬ 
gerndes KRAFTBEIFUTTER mit hohem Eisen¬ 
gehalt. 

Erhöht die Ausnützung des täglichen Futterquantums und macht 
weitere Zulagen überflüssig. Gibt den Tieren gutes Aussehen und 
glattes, glänzendes Haar. Ausgezeichnet als Kräftigungsmittel für 
Tiere, die durch große Anstrengungen oder schwere Krankheiten 
(Magen- oder Darmkatarrh, Brustseuche.etc.) heruntergekommen sind. 

Elngefilhrt bei vielen Truppenteilen der dentschen Armee. 

Separatabdrücke einschlägiger Arbeiten und Gutachten hervor¬ 
ragender Sachverständiger sowie Referenzen geben wir auf Wunsch 
gerne ab. 

Lingner-Werke Aktiengesellschaft. 
Dresden, Abteilung Roborin. 







748 


S t i 11 e - Göttingen: „Der geologische Bau von Norddeutsch- 
land und die Kalilager“; 

K u b i e r s c h k y - Eisenach: „Die technische Verwertung der 
Edelsalze“. 

Für die naturwissenschaftliche Hauptgruppe 
ist das Thema „Torfmoore und Meide“ vorgesehen mit den Refe¬ 
renten : Flügel- Berlin, Weber- Bremen, Tacke- Bremen; 
ferner ein Vortrag von A. W e g n e r - Marburg über „Grönlands 
Inland-Eis“. 

Für die medizinische Hauptgruppe sind vorge¬ 
sehen: „Erfolge der Tropenmedizin“ mit Prof. N o c h t als Redner; 
ein Referat über „Hypophyse“ und über „Serodiagnose“. Als Red¬ 
ner für das letztere Thema, ist Herr Geheimer Regierungsrat Pro¬ 
fessor Dr. Schütz von der Tierärztlichen Hochschule in Berlin 
in Aussicht genommen. 

Mit Rücksicht darauf, daß die diesjährige Naturforsehervor- 
sammlung an dem Sitz einer Tierärztlichen Hochschule stattfindet, 
wird die Abteilung für angewandte Veterinärmedizin bestrebt sein, 
ein möglichst auserlesenes Programm zu bringen. 

Als Einführende der Abteilung sind gewählt: Geheimer Me¬ 
dizinalrat Prof. Dr. E s s e r - Göttingen und Magnifizenz Prof. Dr. 
M a 1 k m u s - Hannover. 

Auch in allen übrigen Ausschüssen haben Vertreter der Vete¬ 
rinärmedizin Sitz, so daß die Wünsche der Kollegen möglichste 
Berücksichtigung finden werden. Es sind ferner für die einzelnen 



und alle Dermatosen bequem 

und sauber ohne lästige Salben heilbar durch 
Höhensonnenbestrahlung nach Dr. Liebert 
tierärztliche Klinik, Hannover. Prosp. durch 

Quarzlampen-Gesellschaft 

m. b. H. Hanau 



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Juckreizstillendes und heilendes Mittel. Vorzügliches 
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Kasholz 30 b. Düsseldorf. 






749 


Sektionen, soweit möglich, Tierärzte als Einführende vorgesehen. 
So in der Abteilung für pathologische Anatomie Prof. Dr. R i e v e 1 
und in der Abteilung für Hygiene Prof. Dr. M i e ß n e r. 

Leider haben die Ordinarien für Anatomie und Physiologie 
den Vorsitz in den diesbezüglichen Sektionen abgelehnt. 

Es wäre erwünscht, w r enn an dieser Versammlung sich recht 
viele Tierärzte Deutschlands und Österreichs beteiligen. Beson¬ 
ders seien unsere Nachbarkollegen in Österreich nochmals ge¬ 
beten, hier zu erscheinen, damit wir Gelegenheit haben, die uns 
in Wien erwiesene Gastfreundschaft erwiedern zu können. Es ist 
geplant seitens des Tierärztlichen Generalvereins der Provinz 
Hannover am Dienstag den 22. September ein gemein¬ 
sames Fest zu veranstalten, zu dem später noch Einladungen 
ergehen werden. 

Gleichzeitig werden diejenigen Herren Kollegen gebeten, 
welche einen Vortrag zu halten beabsichtigen, dies möglichst bald 
dem Einführenden oder dem Unterzeichneten mitzuteilen. 

Prof. Dr. M i e ß n e r - Hannover. 


Bttcherschan. 

Handbuch der Arzneiverordnungslehre für Tierärzte. Unter be¬ 
sonderer Berücksichtigung der Dispensierkunde, bearbeitet von 
Dr. med. vet. et Dr. phil. Georg Müller, Geheimer Medi- 


Collargol 

Oft lebensrettendes Mittel für viele Formen von 

Allgetneininfektion. 

Auch in intravenösen Injektionen unschädlich, wenn 
richtig angewendet. 

Wirksames Wunddesinfiziens zur Behandlung 
schlecht heilender infizierter Wunden. 

Hervorragend wirksam bei innerlicher Darreichung 
gegen Kälberruhr. 

Wichtigste Indikationen : Morbus maculosus, Druse, Puerperal¬ 
infektion, seuchenhaftes Verkalben der Kühe, Kälberrubr, 
sowie Ruhr anderer junger Tiere. 

Neu : Sterile CoIIargol-Lösung für die intravenöse Injektion. 

Proben und Literatur kostenfrei. 

Chemische Fabrik von Heydeo, Radebenl-Dresden. 





750 


. zinalrat, ordentl. Professor der Pharmakologie und allgemeinen 
Therapie an der K. Tierärztl. Hochschule Dresden, Mit 40 Text¬ 
abbildungen. Berlin, Verlagsbuchhandlung von Paul Parey. 

Das Handbuch ging aus der tierärztlichen Rezeptier- und 
Dispensierkunde des Verfassers hervor. Derselbe hat, geäußerten 
Wünschen entsprechend, den Inhalt des allgemeinen Teiles ver¬ 
mehrt, den speziellen Teil aber, soweit ohne Beeinträchtigung der 
Vollkommenheit des Werkes zulässig, gekürzt. Eine ausführliche 
Dosentabelle, ein Verzeichnis der chemischen Unzuträglichkeiten, 
ein Auszug aus der Deutschen Arzneitaxe (1914) ersetzen den 
Wegfall im speziellen Teile. 

Neu ist für das Buch die Beigabe einer großen Zahl Abbil¬ 
dungen von pharmazeutischen Apparaten, Gebrauchsgegenständen, 
mikroskopischen Befunden von Drogenpulvem. Das Kapitel „Tier¬ 
ärztliche Handapotheke“ hat eine bedeutende Umfangsvermehrung 
erfahren. 

Die Darstellung des Inhaltes des Buches ist übersichtlich und 
knapp. Ein ausführliches Register macht dem Leser das Auffinden 
von Einzelnheiten sehr leicht. 

Wir empfehlen das musterhaft verfaßte Werk den Kollegen 
und insbesondere den Veterinärstudenten wärmstens. A. 


Erledigt. 

Die Bezirkstierarztstelle Kelheim. Bewerbungsgesuche sind 
bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen Regierung, 
Kammer des Innern, bis zum 6. August einzureiehen. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser: Bacillol-Patronen nach Dr. Jttterbock 

ver- 

Neu! besserte 

mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jttterbock. 


Alleinige Fabrikanten: 


Bacillolwerke Hamburg. 




751 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Dem Oberregierungsrat 
Hafner, Veterinärreferent im Badischen Ministerium des Innern 
in Karlsruhe das Ritterkreuz vom Badischen Orden Berthold I.; 
dem Regierungsrat F e h s e n in e i e r, Hilfsreferent im Badischen 
Ministerium des Innern und dem Bezirks- und Marstalltierarzt 
Veterinärrat Kohlhepp in Karlsruhe das Ritterkreuz 1. Kl. des 
Badischen Ordens vom Zähringer Löwen; dem Tierarzt Sigmund 
Scherzinger in Kirchzarten das Ritterkreuz II. Kl. des 
Badischen Ordens vom Zähringer Löwen, Dr. Matthias Schlegel, 
ordentlicher Professor, Vorstand des Tierhygienischen Instituts der 
Universität Freiburg im Breisgau das Ritterkreuz 1. Kl. des Badi¬ 
schen Ordens vom Zähringer Löwen. 

Ernannt : Der Professor a. D. der Kgl. Tierärztlichen Hochschule 
Dr. K i 11 in München wurde zum Honorarprofessor an der Technischen 
Hochschule in München ernannt; zum Ehrenmitglied des Royal Col¬ 
lege of Veterinary surgeons zu London wurde Geheimrat Schmaltz, 
Professor an der Tierärztlichen Hochschule Berlin ernannt. 

Approbiert: In Berlin die Herren: Angel Kiriloff Dri anowski- 
Bustschuk, Alois Galli-W inklarn , Willy Robert Kühne- 
Eilenburg, Theodor Erwin Schröder-Bromberg. In Han¬ 
nover die Herren Yrio Lethinen-Abo (Finnland) und Vaino Ar- 
mas Inho Mattila-Joensuu (Finnland). In München: Otto 
Schindler-Ettlingen. 

Promoviert: Zu Dr. med. vet. in München: Karl Fischer- 
Ludwigsburg, Georg Götz-Regensburg, Ernst Häußler- 
Ludwigsburg. 


Berichtigung: 

Auf der inneren Titelseite von Nummer 30 ist nicht Nr. 29, 
sondern „Nr. 30“ zu lesen. 



Wo Kühe 

nmrindern oder verkalben 

ist der ansteckende Scheidenkatarrh vorhanden. 

„. .. Uber 300 Kühe mit Bissulin behandelt. . sämt¬ 
lich mit gleichem Erfolg.“ „. . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach Bissulin aufgetreten.“ „. . . Ver¬ 
kalben ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben 
normal gekalbt.“ Berl. Tierärzti. Wochenschrift, 1908, Nr. 16. 

Bissulin wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch 

H. Tr ommsdorff, chem. Fabrik, Aachen 54. 




752 


Wogen Todesfall tierärztliches Instrumentarium, größtenteils 
neu, billig zu verkaufen, ebenso eine sehr gut erhaltene Gala-Uniform 
für Bezirkstierarzt. Zu besichtigen Augsburg-Annataof D 232. 


Approbierter Vertreter 

ab 9. August auf zirka 6 Wochen gesucht. Distriktstierarzt Ditt- 
horn-Dinkelsbühl. 

Tie rzueht-Assistenten-S teile. 

Die Herdbuchgesellschaft für Bayreuther Scheckvieh in Bay¬ 
reuth hat die Stelle eines technischen Assistenten zu besetzen. 

Das Jahresgehalt beträgt 1800 Mk., 
das Beiseaversum 1000 „ 

Bei zufriedenstellender Leistung ist die Exponierung des 
Assistenten nach einiger Zeit unter Gewährung einer Funktionszulage 
nach Hof vorgesehen. 

Die Bewerber müssen entweder die tierärztliche Staatsprüfung 
oder die Abgangsprüfung einer landwirtschaftlichen Hochschule be¬ 
standen haben. 

Gesuche mit Leumunds- und amtsärztlichem Gesundheitszeug¬ 
nis, ferner die Nachweise über die bestandene Prüfung und die seit¬ 
herige Tätigkeit sowie kurzer Beschreibung des Lebenslaufes sind bis 
spätestens 20. August 1914 
bei dem Unterzeichneten einzureichen. 

Bayreuth, den 26. Juli 1914. 

gez. Lutz, K. Regierungsrat, 

I. Vorsitzender der Herdbuchgesellschaft für Bayreuther Scheck vieh in Bayreuth. 


Eine gründliche Stal Ideal nfektion 

wird erreicht mit dem bekannten 

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Kannen von 4 Liter (Postkolli) 

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TJuiversiUUsbuchhandlnng, München, Odeonsplati 2 







((rüber: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzncht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Mopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Prtfls, Landstallmeister in 
Zw r eibrücken, sowie des Landesansschnsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 11. August 1914. Nr. 32. 


Inhalt: Originalartikel. Ott: Über Knötchenseuche und Sterilität des Rindes 
(Schluß). Markert: Operation einer Schenkelflstel bei einem Pferde. Abtrennung 
eines Knochenstückes vom Gelenkkopfe des Oberarmes eines Pferdes. — Referate. 
Bericht über die durch eine Spezialkommission erhobenen Ergebnisse zur Er¬ 
forschung der infektiösen Anämie der Pferde. Glässer: Kokkenähnliche Ein¬ 
schlüsse in den roten Blutkörperchen des Pferdes. Sehmey: Das Magenkarzinom 
bei Säugetieren. Maier: Über den Milchverkehr in der Stadt Konstanz im Jahre 1913. 
Cramer: Terpentinöl in der Prophylaxe puerperaler und gynäkologischer Infek¬ 
tionen. Erystipticum „Roche“. — Tierzucht und Tierhaltung. Pferdestand an 
den bayerischen Gestütsanstalten und Abfohlung im Jahre 1913. Schweinezählung 
in Preußen und im Deutschen Reiche. — Verschiedenes. Ehrung. Privat¬ 
dozentur. Rektor der Universität Bern. Promotion der Tierärzte in England. Eine 
Reisegesellschaft amerikanischer Tierärzte in Berlin. Trichinenschau. Deutscher 
Veterinärrat und Ausschuß der Preußischen Tierärztekammern. Deutscher Veterinär¬ 
rat. 86. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Hannover vom 
20.—26. September 1914. — Personalien. 


Ober Knötchensenche des Rindes nnd Sterilität. 

Von Dr. Ott, Distriktstierarzt in Unterthingau. 

(Schluß.) 

II. Sterilität. 

Ich komme zum zweiten Teile meines Referates, zur 
Sterilität des Rindes. Um Ihre Geduld nicht auf 
eine zu harte Probe zu stellen, werde ich bestrebt sein, 
mich hier kurz zu fassen. Wenn ich vorausschicke, daß in 
der Schweiz ein Infanterie-Hauptmann a. D. und Gutsbe¬ 
sitzer seit Jahren in vier Kantonen herumreist, um sterile 
Tiere zu behandeln und daß dieser Herr auch schon in 
meinem Praxisgebiete tätig war, dann werden Sie sicher 
auch für die Behandlung der Sterilität ein erhöhtes In¬ 
teresse in Zukunft zeigen müssen. 

Im Jahre 1912 behandelte ich 155 Stück Kühe und 
Rinder wegen Unfruchtbarkeit und legte hierüber und 
Uber den Erfolg eine Statistik an. Aus derselben ist zu er- 










754 


sehen, daß 125 davon wieder trächtig wurden, das sind 80 
Prozent. Es litten 59 Tiere an mehr oder weniger umfang¬ 
reichen Anfüllungen des Tragsackes, 57 Tiere zeigten Un¬ 
regelmäßigkeiten der Brunst, ohne aufzunehmen oder blie¬ 
ben nicht trächtig, 39 Tiere ließen jeden Geschlechtstrieb 
vermissen. 

Um zu zeigen, was man durch genaues Unter¬ 
suchen bei sterilen Tieren alles finden kann, will ich 
einige .Beispiele vorführen: Ein Gutsbesitzer hatte in der 
Schweiz 70 Stück junges Zuchtvieh eingekauft und zwar 
im Frühjahr 1913. Vom Juli 1913 bis zum Januar dieses 
Jahres hatte ich davon 26 Stück auf Trächtigkeit oder 
Störungen in der Geschlechtstätigkeit zu untersuchen. 
Knötehenseuche war bei wenigen Tieren und in ganz ge¬ 
ringem Maße vorhanden und wurde vom Besitzer schon 
in den ersten Tagen behandelt. 6 Tiere konzipierten nicht, 
weil gelbe Körper in einem oder beiden Eierstöcken waren, 
1 Tier zeigte zwei Zysten im rechten Eierstock, während 
der linke sklerotisch verdickt war, 3 Tiere litten an Schei¬ 
den-Ausfluß und Uterusanfüllungen, 1 Kuh hatte eine Be¬ 
ten tionszyste in der Scheide und rinderte alle 3 Wochen je 
3 Tage lang, bei 2 Tieren konstatierte ich Tuberkulose der 
Geschlechtsorgane, bei 1 Rind mußte ein direkt das Ori- 
ficium externum bedeckendes Fleischband mit dem Ketten- 
Ekraseur durchtrennt werden, um Eindringen des Sperma 
zu ermöglichen. Bei einer 4jährigen reinrassigen Zuchtkuh 
fand ich im rechten Ovar zwei gelbe Körper, während der 
linke Eierstock kaum erbsengroß war und schwer gefunden 
werden konnte, 2 Stiere litten an eitriger Vorhautentzün¬ 
dung und wurden nebst Behandlung auf 2—3 Monate von 
der Zucht ausgeschlossen. Für diese 17 Stück fehlerhafte 
Tiere kommt in Betracht, daß die ganze Herde aus vielen 
Ställen zusammengeholt wurde und daß natürlich auch die 
Schweizer Viehzüchter lieber das Stück veräußern, dem 
sie nicht recht trauen. Aber wenn ich meine übrigen Be¬ 
funde im Allgäu damit vergleiche, so dürfte der Unter¬ 
schied gegenüber dieser importierten Herde nicht allzugroß 
ausfallen. 

Von interessanteren Ergebnissen bitte ich einige aus 
den letzten Jahren erwähnen zu dürfen. Sie Alle haben 
jedenfalls mit mir die Erfahrung gemacht, daß nach über¬ 
stellen einer schweren Infektionskrankheit, z. B. der Maul¬ 
und Klauenseuche, der Fortpflanzungstrieb oft monatelang 
ausgeschaltet sein kann, ohne daß Abnormitäten am Ge- 
sehlechtsapparat festgestellt werden können. Dasselbe 



755 


konnte ich öfter bemerken bei Tieren, die in der zugeführten 
Nahrung nicht genügend mineralische Salze erhielten und 
also an der sogenannten Gliedersucht litten, oder bei Rin¬ 
dern, die als verschiedengeschlechtliche Zwillinge zur Welt 
kamen. Bei einem aus Inzestzucht hervorgegangenen Jung¬ 
rind fand ich trotz zweimaliger Untersuchung weder Uterus 
noch Ovarien. Eine 10 Jahre alte Kuh, die eine jauchige 
Metritis überstanden hatte, wies nach 4 Monaten einen 
kinderfaustgroßen Thromboseknoten in der rechten Trag¬ 
sack-Vene als Ursache völliger Geschlechtsruhe auf, wurde 
aber ohne mein Zutun später rindrig. 2 Kühen, die wegen 
des _ „weißen Flusses“ behandelt werden sollten, war nach 
dem Deckakte aus Furcht vor Knötchenseuche eine Schei- 
den-Spülung gemacht worden und zwar mit einem Gummi¬ 
schlauche, der früher zum Einlauf bei einer jauchigen Me¬ 
tritis benützt worden war. Die später verlangte Unter¬ 
suchung ergab weißen, spärlichen Scheidenausfluß und 
halbfingerweite Öffnung des Muttermundes, aber zu meiner 
Überfischung eine mit der Deckzeit übereinstimmende 
dreimonatige Trächtigkeit. Vorsichtige Spülung mit Kal. 
permanganic. beseitigte den Ausfluß und ermöglichte nor¬ 
male Geburten. In einem anderen solchen Falle hatte ich 
nicht das Glück, die Trächtigkeit zu konstatieren und be¬ 
handelte, mich auf die Anamnese verlassend. Frühgeburt 
und Vorwürfe des Besitzers waren der Erfolg. Es gibt 
überhaupt eine allein vorkommende Entzündung der Palma 
plicata beim Binde, öfter als bisher beschrieben. Was je¬ 
doch mit den nicht desinfizierbaren Gummischläuchen alles 
für Unheil massenweise angerichtet wird, das wissen die 
Bauern nicht, aber ebensowenig dürften manche Tierärzte 
bis jetzt genügend darauf geachtet haben. Gegen Knötchen¬ 
seuche, gegen frische Geburtswunden, gegen Zurückhalten 
der Nachgeburt, gegen jauchige Metritis, auch bei Geburts¬ 
hilfe und Uterus Vorfällen werden jahraus jahrein Einläufe mit 
demselben bakterienschwangeren Gummischlauche gemacht, 
ohne daß bedacht wird, daß das zugesetzte, in Bezug auf 
Konzentration für eine Schleimhaut berechnete Desinfiziens 
die anhaftenden Krankheitserreger bei weitem nicht töten, 
ja ihnen bei spröder, rissiger Beschaffenheit nicht einmal 
beilcommen kann. Ich behaupte, daß eine große Anzahl von 
Sterilitätsfällen hierin ihre Ursache haben, bemerke aber 
zugleich, daß es sehr schwierig ist, einen Bauern von dieser 
Gefahr wirksam zu überzeugen. 

Als letztes Beispiel auf diesem Gebiete möchte ich 
noch folgenden Fall anschließen: Einer Kuh sollten 



756 


die Eierstöcke geputzt werden, weil sie schon ein Jahr lang 
periodisch rinderte. Nach der Untersuchung verkündete ich 
dem Besitzer, daß die Kuh diese Woche noch kalben werde 
und daß das Kalb links hinter dem Pansen liege, was ja 
öfter vorkommt und die Feststellung der Trächtigkeit durch 
Laienhand ohnedies meist unmöglich macht. 

Diese Auswahl zum Teil noch unbeschriebener Fälle 
dürfte wohl zur Genüge beweisen, daß wir im Allgäu Steri¬ 
lität nicht mit Konzeptionsstäben nach Dr. Plate, nicht mit 
Bissulin, nicht mit einem ä la Schenkelbremse angelegten 
Brustgurt behandeln können etc., sondern individuell, welche 
Kunst ja — Gott sei Dank — der Tierarzt vor dem Laien 
voraushat. 

Bezüglich der Untersuchung und Behandlung der 
Sterilität darf ich die Kenntnis der Schriften der 
Spezialisten Zschokke und Dr. Heß und der Fach¬ 
presse voraussetzen und beschränke mich deshalb auf die 
Bekanntgabe meines diesbezüglichen Vorgehens, soweit 
es hievon abweicht. Nach kurzer Prüfung des Allgemein¬ 
befindens und Ernährungszustandes untersucht man jedes 
Tier per vaginam et per anum. Die eingeführte Hand muß 
möglichst weit in dem entleerten Mastdarm vorgehen und 
erst nach den ersten alsbald eintretenden peristaltischen 
Bewegungen beginnt die Palpation. Während derselben 
wird der Besitzer über eventuell vorangegangene Störungen 
im Genitaltraktus ausgefragt. Dann wird auf etwaiges Vor¬ 
liegen von Tuberkulose an Pansen, Ovarien, Fimbrien¬ 
taschen und den Uterushörnern untersucht. Hiebei und 
bei allem weiteren Umhertasten muß eventuell fehlende 
Übung durch viel Geduld unterstützt werden; eine vor¬ 
herige Entleerung der Blase erleichtert die Arbeit, ist aber 
selten notig. 

Wenn ich keine Abnormitäten entdecken kann, lasse 
ich hei viel durchsichtigem Scheidenschleim dem nächsten 
Deckakt eine Scheidenspülung mit schwacher Sodalösung 
vorangehen. 

Beim Vorhandensein von gelben Körpern aller Art 
drücke ich dieselben unter Fixierung der Kuh durch zwei 
Männer vorsichtig ah und gebe innerlich große Dosen von 
Natr. bicarb., um eine Besorption der die entstandene Lücke 
ausfallenden Blutgerinnsel zu befördern und damit zugleich 
die Bildung eines neuen Corpus luteum hintanzuhalten. 
Sollte die Kuh auf zwei Brunstperioden nicht aufnehmen, 
so behandle ich nochmals ebenso, aber erst etwa 8 Tage vor 
der zu erwartenden nächsten Brunstzeit, damit bei der nun 



757 


folgenden Brunst das Ovar womöglich noch in Ordnung ist. 
Von einer Behandlung während der Brunst muß 
ich ahTaten wegen der größeren Gefahr einer Verblutung, 
doch habe ich solches schon öfter ohne Nachteil gewagt. 
Daß die Diagnose, ob der Uterus normal ist, beim Vor¬ 
handensein der Brunst erschwert ist und Vorsicht erheischt, 
dürfte bekannt sein. 

Bei Scheidenausfluß und Anfüllungen des Uterus be¬ 
handelte ich früher nicht, wenn der Ausfluß übelriechend 
war, in den letzten Jahren habe ich das nun doch öfter und 
mit demselben Erfolge getan. Bei allen anderen solchen 
Krankheitszuständen versuche ich einen gelben Körper ab¬ 
zudrücken oder knete den Eierstock, massiere den Uterus 
von vorn nach rückwärts und gebe innerlich Pulv. Myrrhae 
und Natr. bicarb. Ist der Inhalt des Uterus so groß, daß 
man die Ovarien nicht erreichen kann, so stellt man das 
Tier auf die schiefe Ebene einer Gülleneinfahrt. Bei star¬ 
kem Drängen soll nach Dr. Heß das Ovar von der Scheide 
aus ergriffen werden, indem die im Mastdarm tätige Hand 
den Eierstock dorthin entgegenhringt; ich konnte aber 
hierin selten eine besondere Erleichterung der Operation 
finden, ein sicherer Weg ist es ja. Falls die Ovarien über¬ 
haupt nicht erreichbar sind oder die zweimal vorgenom¬ 
mene Behandlung keinen Erfolg hat, so entleere ich nach 
Dr. Messerli den Uterus, indem ich mit Glyzerin oder 
warmem Leinöl einen Gummisehlauch einführe und mit 
0,2°/ 00 iger Höllensteinlösung öfter Ausspülungen mache. 

In Nr. 52 des Jahrgangs 1913 der „Tierärztl. Bund- 
schau“ führt Dr. Habicht hier einen Mißerfolg darauf * 
zurück, daß Teile des Uterusinhaltes durch den starken 
Druck auf dem Wege der Eileiter in die Bauchhöhle ge¬ 
langt sind, wie das angeblich in der Humanmedizin be¬ 
fürchtet werden muß. 

Nach meinen Versuchen bei 12 geschlachteten Tieren 
und mit Hilfe einer Pumpe nach Velmelage stimmt das 
nicht. Obwohl ich den Inhalt kleiner und großer Tragsäcke 
von Endometritis chronica purulenta unter einen Druck 
von 2—3 Atmosphären setzte, blieb der ganze Eileiter beider¬ 
seits leer, dagegen konnte ich so hei gesunden trächtig ge¬ 
wesenen oder leeren Tragsäcken die Pyoktaninlösung im 
ganzen Eileiter nachweisen und mehrmals aus dem Trichter 
der Fimbrientasche abtropfen sehen. Demnach scheint der 
eiterige Inhalt dafür zu sorgen, daß der Übergangskanal 
vom Uterushorn zum Eileiter sich schließt. Fühlt sich der 
Uterus vom Mastdärm aus an wie ein mit Knochen ge- 



758 


füllter Beutel, so wird nur die Behandlung der Eierstöcke 
vorgenommen, die Massage des Uterus wäre zu gewagt und 
ist auch nicht nötig. Bei Steinfrüchten hatte dieselbe Be¬ 
handlung in zwei Fällen glatte reaktionslose Ausstoßung 
zur Folge, worüber Geheimrat Dr. Albrecht das Nähere 
in der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“ veröffentlichen 
wird *K Trotzdem Dr. Heß hiebei nie Erfolg hatte, wäre 
nach meiner Ansicht bei wertvollen Tieren ein Versuch 
stets angezeigt. 

Ist bei allen diesen Uteruserkrankungen der Inhalt 
ausgestoßen, so muß der Tierarzt vor oder nach der ersten 
Brunst die Zuchtfähigkeit des Tieres feststellen und darf 
den Sprung frühestens für die zweite Br u n s t 
erst gutheißen, wenn sich dann der Uterus klein und 
elastisch anfühlt und kein trüber Ausfluß mehr besteht. 
Für einige dieser angeführten Erkrankungen wäre vielleicht 
das Hypamin zu versuchen; ich selbst hatte hiezu noch 
nicht den Mut. 

Sind Uterus und Ovarien normal, die Zervix nicht 
ganz geschlossen und spärlicher trüber Ausfluß vorhanden, 
dann verordne ich tägliche Scheidenspülungen mit Fluorin, 
Wasserstoffsuperoxyd, Kal. permanganic. oder Mitisol und 
lasse dabei die Schamlippen einige Minuten zusammen¬ 
pressen, damit die Scheidenhöhle sich soweit füllt, daß sicher 
Teile der Spülflüssigkeit in die Zervix eindringen. 

Es blieben nun noch die Eierstocks zysten zu be¬ 
sprechen. Hier ist es das Verdienst des dänischen Kollegen 
, Albrechtsen, eine neue bessere Therapie eingeführt 
zu haben. Ich kann hierüber aber nicht urteilen, da ich 
wegen eines Mißerfolges vorläufig, trotzdem ich das teure 
Instrumentarium besitze, davon abstand und die bisherige 
Methode zu verbessern suchte. Ich drücke nämlich die 
Zysten auf, mache Uterusmassage, und wiederhole das acht 
Tage später. Dann lasse ich bei Stillochsigkeit ein Aphro¬ 
disiakum, bei Nymphomanie Natr. bicarb. reichen; sobald 
alsdann die Brunst eintritt, erhält die Kuh Kal. bromat. 
in vierstündigen Zwischenräumen und wird vor der zweiten, 
und vierten Dosis zum Stier geführt- War nur ein Ovar 
erkrankt, und wird durch magere Futterration, Zugdienst 
und anderes, Ablenkung geschaffen, so ist die Prognose 
sehr gut, im andern Falle nicht schlecht. Das Hauptge¬ 
wicht ist bei meiner Methode natürlich darauf zu legen, 

*) Siehe Bericht in Nr. 30 dieser Wochenschrift. A. 



759 


daß der Tierarzt gerufen wird, sobald die Beckenbänder 
sich senken oder Unruhe erkennbar ist. — 

Ich habe im ersten Teile behauptet, daß die 
vielen Eierstocksveränderungen auch und ebenso zahlreich 
in Einzelgehöften angetrofEen wurden, wo Knötchenseuche 
nie Eingang gefunden hatte. Die gewöhnliche Ursache der¬ 
selben muß also anderswo gesucht werden. Dr. Pomayr 
äußerte sich hierüber in Nrn. 4 u. 5 der „Mitteilungen des 
Milchwirtschaftl. Vereins“ im Vorjahre und beschuldigt die 
herabgesetzte Widerstandsfähigkeit und geringere Resorp- 
tionskraft unserer Allgäuer Milchrasse, die sich unter 
anderem auch in den Eierstöcken bemerkbar mache. Ich 
halte diese Erklärung für richtig und konnte auch eine 
unmaßgebliche Gegenprobe machen. 

Ein Käsereibesitzer überschüttete seine überdies vor¬ 
züglichen Felder mit allen möglichen Düngemitteln und 
traktierte seine Milchkühe noch dazu mit raffiniert zu- 
sammengestellten' künstlichen Futtermitteln mit dem Er¬ 
folge, daß er der bei weitem beste Milchlieferant war. Aber 
was taten seiüe Milchmaschinen? Sieben von 11 Kühen 
wurden eierstockskrank und trotzten meiner Therapie. 
Nur eine wurde wieder trächtig. Später unterkam mir 
in einem andern ähnlichen Betriebe derselbe Fall. Da 
es sich um hochwertige junge Zuchttiere handelte, 
wurde mein Rat, die Tiere mager und schlecht zu ernähren, 
trotz des Ausfalls an Milch, angenommen mit dem Erfolge, 
daß die Tiere alsbald ohne weitere Behandlung trächtig 
wurden. Es scheint also der Überfluß an Nährstoffen, be¬ 
sonders aber an aromatischen Reizkörpern, diese Nachteile 
bei durch Milchergiebigkeit überanstrengten Tieren zu 
zeitigen. — 

Wenn es sich also bestätigt, daß im Allgäu die 
Therapie der Sterilität und Knötchenseuche bisher kleine 
Mängel aufwies, so war doch damit nicht nur kein Nachteil 
verbunden, sondern es wurde neben der Heilung der Be¬ 
stände unseren Viehzüchtern ganz bedeutender Nutzen da¬ 
durch verschafft, daß sie dazu erzogen wurden, der Ge¬ 
schlechtstätigkeit ihrer Zuchttiere die nötige recht- 
z e i t i g e Aufmerksamkeit zu schenken. Und wenn wir 
Tierärzte in Zukunft bei jeder Gelegenheit diese Aufklärung 
über die besprochenen Unregelmäßigkeiten fortsetzen, so 
werden wir nicht nur den Viehbesitzern, sondern auch uns 
nützen und zugleich das unserige beitragen zur Bekämpfung 
der Fleischnot und zur Hebung des National Wohlstandes! 



760 


Operation einer Schenkeliistel bei einem Pferde. 

Von Bezirkstierarzt Markert in Neustadt a. H. 

Am 20. Juni des Vorjahres wurde mir ein schweres 
belgisches Pferd vorgeführt, das zwischen Schlauch und 
rechtem inneren Schenkel, sowie unterhalb des Mastdarms 
je eine Fistelöffnung zeigte, deren Umgebung mit zäbem, 
dickflüssigen, nicht übelriechendem Eiter stark beschmutzt 
war. Das Pferd war in recht mittelmäßigem Ernährungs¬ 
zustand und zeigte keine Bewegungsstörungen, obwohl es 
eipen Weg von 16 Kilometern hinter sich hatte. Vom Be¬ 
sitzer wurde mitgeteilt, daß das Tier im November 1911, 
also vor 8 Monaten, im Wald über einen senkrecht stehen¬ 
den Pfahl gesprungen sei, dessen abgebrochene Spitze zwi¬ 
schen Schlauch und rechtem inneren Schenkel im Fleisch 
stecken geblieben sei. Der Besitzer habe den Pfahlstumpf 
aus der Wunde herausgezogen. Die Wunde habe fort¬ 
während geeitert und sei nie ganz zugeheilt. Seit 6 Wochen 
sei eine Öffnung unterhalb des Mastdarms entstanden, aus 
der sich viel Eiter entleert habe und die noch nicht ge¬ 
schlossen sei. Auch käme das Pferd im Ernährungszustand 
immer mehr zurück und könne zur Arbeit, da alsbald Er¬ 
müdung eintrete, kaum mehr gebraucht werden. 

Ich legte das Pferd am nächsten Tag nieder und stieß 
beim Sondieren von der oberen Fistelöffnung aus auf einen 
festen Körper — einen Holzsplitter. Mit dem scharfen 
Löffel erweiterte ich die obere Fistelöffnung und hoffte, 
von hier aus den Holzsplitter entfernen zu können. Da er 
aber so fest eingekeilt war, daß seine Entfernung mit der 
Kugelzange nicht erzielt werden konnte, legte ich das Pferd 
auf den Rücken und spaltete den ganzen Fistelkanal, von 
der unteren Eintrittspforte aus und legte ihn frei, bis ich 
auf ein zwischen dem großen Gesäßbackbeinmuskel und 
dem Schamschenkelbeinmuskel eingebettetes Stück Holz 
stieß und dasselbe herausnehmen konnte. Das Holz (Kie¬ 
fern) war hart, die Oberfläche vierkantig, jedoch geglättet 
und hatte das Aussehen, als ob es erst vor ganz kurzer Zeit 
und nicht vor 8 Monaten eingedrungen wäre. Die Länge 
des Holzes betrug 20 cm, die Dicke 4—5 cm. Von der oberen 
Fistelöffnung aus wurde Jodtinktur eingespritzt, das ganze 
Operationsfeld sorgfältig gereinigt, mit Jodtinktur abge¬ 
tupft. Die Wundränder wurden mit starkem Faden ver¬ 
einigt. Die Heilung erfolgte in verhältnismäßig kurzer 
Zeit, wobei sich auch der Ernährungszustand rasch wieder 
hob. — 




761 


Abtrennung eines Knochenstttckes vom Gelenkkopfe 
des Oberarmes eines Pferdes. 

Von demselben. 

Ein Fuhrmannspferd wurde morgens unangebunden 
in seinem Stand angetroffen, nicht fähig, die linke Vorder¬ 
gliedmaße zu belasten. In der linken Schulterarmbeingegend 
befand sich eine 1cm große, die Haut perforierende Ver¬ 
letzung mit glatten Wundrändem. Da der Besitzer nachts, 
durch seinen Hund geweckt, einen Mann eilig seinen offenen 
Hof verlassen sah, vermutete er, daß sein Pferd aus Bos¬ 
heit durch einen Messerstick verletzt worden sei. Trotzdem 
keine Schwellung in der Umgebung der Wunde auf getreten 
war, war das Pferd nicht im Stande einen Schritt vorwärts 
zu gehen. Als nach 3 Tagen noch der gleiche Zustand vor¬ 
handen war und überdies eine starke ödematöse Schwellung 
sich einzustellen begann, legte ich das Tier nieder und er¬ 
weiterte die Wunde so, daß ich mit dem Finger sondieren 
konnte. Dabei stellte ich fest, daß ein scheibenförmiger Teil 
des Gelenkkopfes des Armbeins abgesprungen war und die 
beiden Knochenstücke auseinanderklafften. Die scharfen 
unebenen Flächen des Gelenkkopfes und der abgesprun¬ 
genen Scheibe wurden mit dem scharfen Löffel ahgekratzt 
und Jodtinktur eingespritzt. Nach dem Aufstehen belastete 
der Patient allerdings unter starkem Lahmen den Fuß, den 
er vor dem Ablegen ständig hochgehalten hatte. 

Durch das gewaltsame Niederlegen hatte sich die 
wahrscheinlich verlagert gewesene ahgesprungene Knochen¬ 
scheibe dem Gelenkkopf wieder angelegt und angepaßt. 
Schon nach 3 Wochen konnte das Pferd wieder bewegt 
werden und nach weiteren 3 Wochen wurde es zu jeder 
Arbeit benützt. 

Da die Sache vom Besitzer der Polizei angezeigt wurde 
und ein früherer Knecht in den Verdacht kam, das Pferd 
gestochen zu haben, gab ich, zu gutachtlicher Äußerung 
aufgefordert, mein Gutachten dahin ab, daß es als ausge¬ 
schlossen erachtet werden müsse, daß die Absplitterung 
des Gelenkkopfes durch einen Messerstich erfolgt sei. Die 
Verletzung rühre ohne Zweifel von einem Hufschlag 
(scharfer Griff) des nebenstehenden Pferdes her, in dessen 
Stand das losgekommene verletzte Pferd eindringen wollte. 



762 


Referate. 

Bericht über die durch eine Spezialkommission er¬ 
hobenen Ergebnisse zur Erforschung der infektiösen An¬ 
ämie der Pferde. (The horse administration bureau. Tokyo 
1914.) 

Einleitend werden durch die Bericht erstattende ja¬ 
panische Behörde die Institute und Mitglieder, die sich an 
der von 1909 bis 1913 erstreckenden Erforschung dieser 
Seuche beteiligt haben, namhaft gemacht, unter denen 
Tokishige, Shiga, Tsuno und Andere sich befinden. 

Durch das in den letzten Jahren gehäufte Auftreten 
der perniziösen Anämie auf allen Inseln Japans, die vielen 
Todesfälle und das Verschleppen in noch unverseuchte, 
räumlich weit entfernte Länderstriche und besonders auch 
das Erkranken vieler junger Militärpferde hat sich der ja¬ 
panische Staat veranlaßt gesehen, die Seuche näher zu er¬ 
forschen. 

Pathogenetisch wird ermittelt, daß fast ausschließlich 
die Übertragung auf der Weide von kranken auf gesunde 
Tiere durch Insekten vor sich geht. Erreger lassen sich 
mikroskopisch und kulturell weder im Blut, den Organen, 
noch im Knochenmark nachweisen. Injiziert man aber Blut, 
Organauszüge, Harn oder auch Milch Erkrankter gesunden 
Pferden, kann man dennoch in allen Fällen die charak¬ 
teristische Anämie auslösen. Kot und Schweiß enthalten 
die Erreger, die man unter den Protozoen vermutet, nicht. 
Wärme und Sonnenschein tötet die Keime ab, Kälte hin¬ 
gegen ist wirkungslos. Noch nach Jahren (reichlich vier 
Jahre bis jetzt beobachtet) ist das Blut durchgeseuchter 
Pferde infektiös. 

Durch den Plazentarkreislauf werden die Föten schon 
angesteckt, andernfalls erliegen die Fohlen durch die Milch 
der Infektion. 

Künstliche übertragungsversuche durch Blut lassen 
erkennen, daß Esel rasch der Ansteckung erliegen, ebenso 
Schweine, daß Ziegen und Schafe aber nur durch leichte 
Temperatursteigerung reagieren, während Kälber, Ratten, 
Meerschweinchen, Kaninchen und Hunde unempfänglich 
dagegen sind. 

Die Seuche ist eine ausgesprochene Weidekrankbeit, 
befällt weidende Tiere in verseuchten Distrikten und wird, 
wie ausgiebige Versuche dargetan haben, nur durch Pferde¬ 
hremsen (Tabanidae) übertragen. 

Die anal omisehen und histologischen Veränderungen 
sind ausführlich geschildert; Anämie, Hydrämie und haupt- 



763 


sächlich Septikämieerscheinungen beherrschen den Sektions¬ 
befund. 

Die Krankheit verläuft meist schleichend, chronisch. 
Die Inkubationszeit schwankt zwischen 7 und 63 Tagen. 
Mit einzelnen Fieberanfällen beginnen die Erscheinungen, 
die erst Wochen wieder aussetzen können, dann aber öfter 
auftreten. Mit der Häufigkeit der Anfälle macht sich das 
Krankheitsbild der perniziösen Anämie geltend, die unter 
hochgradiger Abmagerung sehr oft zum Tode führt. 

Die akuten, subakuten und chronischen Fälle lassen 
sich oftmals nicht scharf trennen. Immer zweifelhaft ist 
die Prognose; wenn auch scheinbar Patienten hin und 
wieder gesunden, so sind sie doch immer noch Träger des 
Ansteckungsstoffes. 

Die Diagnose ist während der Fieberanfälle leicht zu 
stellen, in der fieberfreien Zeit und zu Beginn des Leidens 
aber sehr schwer. Leider versagen hier auch alle serologi¬ 
schen Untersuchungsmethoden. 

Die Therapie ist bis jetzt noch machtlos. Alle be¬ 
kannten Chemikalien und Arzneimittel vermögen keinen 
Einfluß auszuüben, ebenso nicht Immunsera. 2 %ige Kar¬ 
bolsäurelösung tötet in vitro innerhalb einer Stunde den 
Ansteckungstoff ab; Chloroform und Toluol sind wirkungs¬ 
los. — 

Zum Schluß werden Gesetze, Abwehrmaßregeln und 
Instruktionen für die Tierbesitzer angeführt. 

Gute, zum Teil bunte Abbildungen, Tafeln und Kurven 
erhöhen den Wert der in englischer Sprache abgehandelten 
instruktiven Arbeit. 


Beim Studium der vorstehenden und der in der letzten 
Nummer der Wochenschrift referierten Arbeit drängt sich 
unwillkürlich der Gedanke auf, daß zwischen beiden Ar¬ 
beiten ein Zusammenhang bestehen muß. Es liegt mir na¬ 
türlich vollkommen fern, den Wert einer dieser Arbeiten 
zu schmälern, doch kann ich mir nicht versagen, auf die 
Übereinstimmung im klinischen und pathologischen Befund 
und auf die Disharmonie in ätiologischer Beziehung ganz 
besonders hinzu weisen. 

Aus den Schilderungen der Krankheitserscheinungen, 
dep Sektionsergebnissen, den veränderten histologischen 
tind vor allem auch blutpathologischen Befunden kann 
wohl mit Sicherheit geschlossen werden, daß hier ein und 
dieselbe Krankheit in Frage kommt. Wird diese Gleich¬ 
artigkeit nicht auch schon durch die gefundenen ätiologi- 



764 


sehen Momente angedeutet? In Japan werden die Pferde¬ 
bremsen als Zwischenträger angesehen und hier in Deutsch¬ 
land kommen deren Larven als Erreger und Ursache der 
Anämie in Betracht. Wenn die Pferdebremsen selbst die 
Erreger übertragen können, ist es dann so unwahrschein¬ 
lich, daß auch ihre Larvenformen den Infektionsstoff be¬ 
herbergen? Haben wir nicht Beispiele uns ätiologisch gut 
bekannter Seuchen ? Ich erinnere an das Weiderot (Texas¬ 
fieber) der Binder. Bei dieser Erkrankung wissen wir ein¬ 
wandfrei, daß die Seuche nicht nur durch die Zecken, son¬ 
dern auch durch die von infizierten Zecken abstammenden 
Larven und Nymphen übertragen wird. Könnte dies der 
Fall nicht auch bei der perniziösen Anämie der Pferde sein ? 

Ist der Schluß, den die beiden Seyderhelm aus 
ihren Versuchen ziehen, unbedingt zwingend? Injiziert 
man große Dosen Gastruslarvenextrakte, dann tritt rasch 
der Tod ein; injiziert man öfter nur kleine Mengen, dann 
wird das typische Krankheitsbild der perniziösen Anämie 
ausgelöst. Es kann doch außer der spezifischen Giftwirkung 
des östrins noch ein anderes erregendes Moment in Be¬ 
tracht gezogen werden, das aber natürlich langsamer im 
Sinne einer Infektion wirkt und mithin bei den großen, 
rasch tödlich wirkenden Dosen sich nicht entfalten kann, 
da hier die östrinwirkung vorherrscht. Spricht nicht auch 
die Tatsache, daß das Serum krank gemachter Pferde An¬ 
ämie wiederum auszulösen vermag, für einen Erreger irgend¬ 
welcher Art? Ebensowenig schließt die gleichartige Wir¬ 
kung erhitzter und unerhitzter Extrakte pathogene Mikro¬ 
organismen mit aller Sicherheit aus. Ferner spricht doch 
auch die Tatsache, daß das erregende Agens nur für Pferde 
und Esel pathogen ist, für lebende Erreger; denn ein che¬ 
misches Gift würde wohl auch andere Tierarten beein¬ 
flussen. 

Erst wenn das auf synthetischem Wege hergestellte Gift 
(östrin) alle die erwähnten Wirkungen entfaltet, so das 
Hervorrufen der perniziösen Anämie und ihre Übertrag¬ 
barkeit auf gesunde Tiere, kann wohl von einer Erreger¬ 
wirkung gesprochen werden. Dr. Meyer. 


G 1 ä s s e r: Kokkenähnliche Einschlüsse in den roten 
Blutkörperchen des Pferdes. (Deutsche Tierärztl. Wochen¬ 
schrift, 1914, Nr. 19.) 

Verf. hat in den roten Blutkörperchen eines Pferdes, 
das an Anämie zu Grunde ging, kokkenähnliche Einschlüsse 
gefunden, die mit Anaplasma marginale übereinstiimnten. 



765 


Wahrscheinlich handelte es sich um Reste des früheren Ery- 
throeytenkernes. Solche Einflüsse scheinen bei verschie¬ 
denen Krankheiten der Haustiere vorzukommen; J o e s t 
und Jähnichen sahen sie bei Pferden, die an Osteo- 
malacie litten. 


Schmey: Das Magenkarzinom bei Säugetieren. 

(Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1914, Nr. 24.) 

Gehören schon Karzinome des Uterus und der Ovarien 
zu den keineswegs häufigen Vorkommnissen in der Säuge¬ 
tierreihe, so sind Erkrankungen des Magens an Karzinom 
bei unseren Tieren im Gegensatz zum Menschen geradezu 
zu den äußersten Seltenheiten zu zählen. Verf. unterzieht 
die ganze einschlägige Literatur einer kritischen Würdi¬ 
gung mit dem Ergebnis, daß in der Tierpathologie nur 
6 Fälle bekannt sind, die als einwandfreie Magenkarzinome 
angesprocben werden dürfen und zwar 3 vom Pferd, 1 vom 
Hund, 1 vom Rind. Einen Fall bei einem Affen hat Verf. 
selbst beobachtet; er gibt hievon eine genaue pathologisch¬ 
anatomische Beschreibung. L i n d n e r. 


Bezirkstierarzt Maier- Konstanz: Über den Milch¬ 
verkehr in der Stadt Konstanz im Jahre 1913. (Mitteilungen 
d. Vereins bad. Tierärzte, 1914, Nr. 6.) 

Von 1024 entnommenen Milchproben wurden 250 = 
24,4% beanstandet. 13 wegen Wässerung (bis 90% Wasser), 
28 wegen Wässerung und hohem Schmutzgehalt, 10 wegen 
Entrahmung, 6 wegen Entrahmung und gleichzeitigem 
hohem Schmutzgehalt und 182 wegen hohem Schmutzgehalt. 

Bei 8 Proben lag der Fettgehalt unter 3 %, bei 499 
zwischen 3 % und 3,99 %, bei 187 bei und über 4 %. Der 
Schmutzgehalt gab zu den meisten Beanstandungen Anlaß. 

Die Gesamt-Einfuhr beträgt täglich 14 210 Liter. Bei 
einem Preise von 20 Pfennig pro Liter berechnet sich der 
Umsatz auf 1 037 330 Mark. Auf den Kopf der Bevölke¬ 
rung kommen demnach pro Jahr 185 Liter und pro Tag 
0,507 Liter. Ohler. 


(H. Cr am er: Terpentinöl in der Prophylaxe puer¬ 
peraler und gynäkologischer Infektionen. (Zentralblatt für 
Gynäkologie, Nr. 29, 1914.) 

Verf. verwendet seit 10 Jahren Ol. terebinth. lokal 
bei infektiösen Prozessen, puerperalen Geschwüren, Damm- 



766 


rissen etc. Die Erfolge waren günstig. Das Terpentinöl 
wirkt stark desinfizierend und entwicklungshemmend. Stin¬ 
kende Lochiensekretion wurde mit Terpentinöl prompt und 
dauernd beseitigt, ein Ätzschorf, der durch Sekretstauung 
die Bakterienentwioklung besonders begünstigen würde, 
wurde nie beobachtet, dagegen reagierte die ganze Wund¬ 
fläche mit Leukozytose. Die Anwendung des Terpentinöls 
geschah in der Weise, daß nach gründlicher Entleerung des 
Uterus von Plazentar- und Dezidualresten die Uterushöhle 
mit einem terpentinöl - getränkten Wattebauschen ausge¬ 
wischt wurde. Ebenso wurden puerperale Wunden und Ge¬ 
schwüre mit Terpentinöl-Wattebauschen behandelt. 


Erystipticum „Roche“. 

F e 1 d m a n n - Charlottenburg empfiehlt in Nr. 4, 
1914, der Therapeutisch. Monatshefte Erystipticum „Roche“ 
als blutstillendes Mittel. Das Präparat stellt eine Kombi¬ 
nation von Hydrastinum syntheticum, Hydrastisextrakt und 
Secacornin dar. Verf. hat mit demselben bei den verschie¬ 
densten Blutungen sehr gute Erfahrungen gemacht und 
empfiehlt es als verlässiges Mittel. Der Preis des Präparates 
stellt sich demjenigen des Hydrastisextraktes gegenüber be¬ 
deutend billiger. 


C. Bachem: Ein haltbarer Ersatz der Jodtinktur. 

(Münch. Mediz. Wochenschrift, Nr. 47, 1913.) 

In der offizineilen Jodtinktur finden nach einiger Zeit 
Zersetzungsvorgänge unter Bildung von Jodwasserstoff. 
Essigsäureäthyläther und Aldehyd statt. 

Prof. Dr. Bachem- Bonn hat nun ein Verfahren 
ausfindig gemacht, das die Möglichkeit gibt, jederzeit be¬ 
quem reine unzersetzte Jodlösung aus Salzen herzustellen. 

Hiezu verwendet er 2 Tabletten, bei deren Lösung 
in Wasser Jod abgespalten wird. Die eine Tablette enthält 
Natriumjodid und etwas Natriumnitrit, die andere etwas 
Weinsäure. Werden beide gleichzeitig aufgelöst, so wird 
aus dem Jodnatrium durch Wirkung der entstehenden sal¬ 
petrigen Säure Jod abgespalten. Die letztere wird durch 
Einwirkung der Weinsäure auf Natriumjodid in Freiheit 
gesetzt. 

Die Zusammensetzung der Tabletten ist so gewählt, 
daß 0,5 Jod frei wird. 



767 


Bei der Benützung der Tabletten zur Herstellung einer 
5 %igen Lösung werden 2 Tabletten, d. h. eine vfodnatrium- 
und eine Weinsäuretablette in lOeem Wasser in einem 
Becher- oder weithalsigen Medizinglas unter Schwenken 
des Glases gelöst. Die Lösung ist vollendet, wenn sich keine 
Gasblaeen mehr entwickeln. Das sich bei der Lösung ent¬ 
wickelnde Gas ist NO, welches sich an der Luft zu NO^ 
oxydiert. 

Die auf die genannte Weise gewonnene Jodlösung 
wird zur Desinfektion der Haut wie die gewöhnliche Jod¬ 
tinktur benützt. Die mit der Lösung überstrichene Haut¬ 
stelle trocknet alsbald ab. Hautreizung findet nicht statt. 
Unter Umständen kann sich empfehlen, der Joddesinfektion 
eine Alkoholdesinfektion vorausgehen zu lassen. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Pferdestand an den bayerischen Gestütsanstalten im Jahre 

1913. 

1. Landgestüte. 

Ende des Jahres 1913 waren bei den Landgestüten 
512 Hengste vorhanden, die sich auf die einzelnen Land¬ 
gestüte wie folgt verteilten: Ansbach 93, Augsburg 94, 
Erding 127, Landshut 137, Zweibrücken 56, Achselschwang 
5 Hengste. 

2. Stammgestüte. 

An den beiden Stammgestüten Achselsehwang und 
Zweibrücken standen Ende 1913 133 Zuchtstuten, davon 
131 aus eigener Zucht der Stammgestüte. Auf Achsel¬ 
schwang trafen 74, auf Zweibrücken 59 Stuten. 

Außerdem waren vorhanden 372 Fohlen, 273 in Achsel¬ 
schwang (einschließlich der Remontefohlen) und 99 in 
Zweibrücken. 

An Ökonomiepferden hatte Achselschwang 20, Zwei¬ 
brücken 17 Pferde. 

Abfohlung im Jahre 1912/13 an den beiden 
Statomgestüten. 

In Achselschwang begann die Abfohlung am 14. No¬ 
vember 1912 und endete am 5. Juni 1913. 

Innerhalb dieses Zeitraumes wurden: a) lebendgeboren 
54 Fohlen = 98,18 %, b) verworfen 1 Fohlen = 1,82 c /c.. 



768 


Das Trächtigkeitsverhältnis stellte sich auf 91,66 % 
gegen 79 % des Vorjahres. Von den lebend geborenen 
Fohlen waren 30 Stück Hengste = 55,6 %, 40 Stück Stuten 
= 44,4%. 

Bei 4 schwer rossenden Stuten hatte eine Einspritzung 
von 0,1 Yohimbin subkutan sehr günstig gewirkt; die Ros¬ 
sigkeit erfolgte jeweils am 2. bis 4. Tage nach der Ein¬ 
spritzung, so daß die Stuten die Hengste annahmen. 

Der Senior unter den Stammgestütshengsten „Feriz 
Beg I Ass. Nr. 2902“ hat trotz seiner 22 Jahre immer noch 
gute Nachkommen, seine Leistung steht im Stammgestüt 
Achselschwang unerreicht da und beträgt 54 Landgestüts¬ 
hengste, 42 Gestütsstuten und 41 Remonten. 

Im Stammgestüt Zweibrücken waren im Jahre 1912 
46 Stuten belegt worden, von diesen wurden 38 Stuten = 
82,61 % trächtig und 8 Stuten = 17,39 % blieben gält. 

Die 38 trächtigen Stuten haben 23 Hengst- und 14 
Stutfohlen geboren; 1 trächtige Stute hat nach einer Träch¬ 
tigkeitsdauer von 190 Tagen ein Hengstfohlen ohne nach¬ 
weisbare Ursache verfohlt. 

Die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer betrug bei 
Hengstfohlen 337 und bei Stutfohlen 334 Tage, im allge¬ 
meinen 336 Tage. 

Die längste bezw. kürzeste Trächtigkeitsdauer belief 
sich bei Hengstfohlen auf 357 bezw. 322 Tage, bei Stut¬ 
fohlen auf 346 bezw. 319 Tage. 

Das erste Fohlen wiirde am 25. November 1912, das 
letzte am 6. Juni 1913 geboren. (Bericht über den Stand 
der Pferdezucht in Bayern im Jahre 1913.) 


Schweinezählung in Preußen und im Deutschen Reiche. 

Nach Mitteilung des K. Statistischen Landesamtes 
wurde bei der am 2. Juni 1914 stattgehabten Zählung der 
Schweine in Preußen ein Bestand von 17 944 804, 15,85 % 
mehr als bei der Zählung im Jahre 1913, ermittelt. 

Das Deutsche Reich weist nach Veröffentlichung des 
„Deutschen Reichsanzeigers“ laut Zählungsergebnis vom 
2. Juni 1914 einen Schweinebestand von 25 274 326, 15,8 /V 
mehr auf als bei der Zählung im Jahre 1913. 



769 


Verschiedenes. 

Ehrung. 

Dem Professor L. Hoffmann in Stuttgart wurde in An¬ 
erkennung seiner ausgezeichneten Dienste bei Bekämpfung der 
Maul- und Klauenseuche in der schweizerischen Gemeinde Zuoz 
im Engadin seitens dieser Gemeinde ein Ehrengeschenk, bestehend 
aus einer künstlerischen Bronzefigur, überreicht. 


Priyatdozentur. 

Der Assistent am anatomischen Institute der Tierärztlichen 
Hochschule Dresden Dr. Alfred Trautmann wurde an der 
genannten Hochschule als Privatdozent für Histologie und Embryo¬ 
logie zugelassen). 


Rektor der Universität Bern. 

Zum Rektor der Universität Bern für das Studienjahr 1914/15 
wurde der Professor der veterinärmedizinischen Fakultät dieser 
Hochschule, Professor Dr. Th. 0. R u b e 1 i gewählt. 

Schon einmal seit der Vereinigung der früheren Tierarznei¬ 
schule Bern mit der Universität Bern wurde ein Mitglied der 
veterinärmedizinischen Fakultät Rektor; damals traf die Wahl 
Professor Dr. Guillebeau. 


Promotion der Tierärzte in England. 

Die englischen Kollegen konnten bis jetzt in ihrer Heimat 
den Titel eines Doktors der Veterinärmedizin nicht erlangen. 
Nunmehr hat die Universität in Liverpool in Anerken¬ 
nung der Fortschritte der wissenschaftlichen Tierheilkunde und 
zur Förderung der Beziehungen zwischen humaner und veteri¬ 
närer Medizin den Grad eines B. V. Sc. (Bachelor of Veterinary 
Science) geschaffen, den Tierärzte erwerben können. Möge diesem 
erfreulichen Vorgang das Promotionsrecht der Tierärztlichen Hoch¬ 
schulen in England selbst bald folgen. (Zeitschrift f. Fleisch- und 
Milchhygiene, 21. Heft, 1914.)_ 

Eine Reisegesellschaft amerikanischer Tierärzte in Berlin. 

Die vorletzte Juli-Woche traf eine Reisegesellschaft ameri¬ 
kanischer Tierärzte von Dresden aus in Berlin ein und wurde 
durch die Tierärztliche Gesellschaft in Berlin und den Verein der 
Tierärzte der Provinz Brandenburg am Berliner Bahnhof offiziell 
begrüßt. Am 24. Juli fand dann zu Ehren der Gäste (15 Herren 
und 4 Damen) ein von den genannten Vereinen im Ausstellungs¬ 
palaste veranstaltetes Diner statt, an welchem sich 60 Personen 
beteiligten. (Berl. Tierärztl. Wochenschrift.) 


Trichinenschau. 

Der Stadtmagistrat Straubing hat auf Grund eines vom dor¬ 
tigen Schlachthofdirektor Heiß abgegebenen Gutachtens den ein¬ 
stimmigen Beschluß gefaßt, vom 1. Januar 1915 an am Schlaclit- 
hofe Straubing die obligatorische Trichinenschau 
einzuführen. 



770 


Deutscher Veterinärrat und Ausschuß der Preussischen 

Tierärztekammern. 

Der Ausschuß des Deutschen Veterinärrates und derjenige 
der preußischen Tierärztekammem sind nach längeren Verhand¬ 
lungen dahin übereingekommen, von der Errichtung bezw. Bei¬ 
behaltung einer gemeinsamen Geschäftsstelle mit dem Sitz in 
Berlin! abzusehen. 

Es haben sich von vornherein so große Schwierigkeiten in 
einer Einigung über die Persönlichkeit des Geschäftsführers er¬ 
geben, daß dadurch Zweifel entstanden, ob man eine Einrichtung 
begründen oder beibehalten sollte, die den Keim persönlicher 
Konflikte in sich zu tragen schien. Zudem ist die Annahme, daß 
nur mit vereinten Kräften ein Geschäftsführer würde angestellt 
werden können, hinfällig geworden, da jede der beiden Körper¬ 
schaften sich in der Lage sieht, ihre Arbeitskräfte allein zu be¬ 
solden. 

Schließlich haben auch beide Ausschüsse die Notwendigkeit 
anerkennen müssen, daß der betreffende Geschäftsführer zweck¬ 
mäßig am Sitze des Präsidenten wohnt. 

Köln und! Göttingen, den 15. Juh 1914. 

Esser. Lothes. 


Deutscher Veterinärrat. 

Die Tierärztliche Zentralgeschäftsstelle ist 
nach Köln verlegt und befindet sich bis zum 1. Oktober dieses 
Jahres Liebigstraße Nr. 120B. 

Köln, den 15. Juli 1914. 

Lothes. 


86. Versammlung Deutscher Naturforscher und Arzte in 
Hannover vom 20.—26. September 1914. 

Allgemeine Tagesordnung. 

Sonntag, den 20. September 1914, vormittags 9 ühr: 
Sitzung des Vorstandes der Gesellschaft im Sitzungssaal Nr. 110 
der Technischen Hochschule; vormittags 11% Uhr: Sitzung des 
wissenschaftlichen Ausschusses im Zeichensaal Nr. 187 der Tech¬ 
nischen Hochschule; abends 8 Uhr: Begrüßung der Teilnehmer im 
neuen Rathause (tunlichst dunkler Abend-Anzug). 

Montag, den 21. September 1914, vormittags 9 Uhr: 
Erste allgemeine Versammlung in der Stadthalle; nachmittags 
3 Uhr: Konstituierung der Abteilungen- Abteilungssitzungen in 
der Technischen Hochschule; abends 7% Uhr: Festvorstellungen 
im Kgl. Theater und in der Schauburg. 

Dienstag, den 22. September 1914, vormittags 9 Uhr: 
Abteilungssitzungon in der Technischen Hochschule; nachmittags 
3 Uhr: Naturwissenschaftliche Hauptgruppe: Abteilungssitzungen 
in der Technischen Hochschule; Medizinische Hauptgruppe: Ge¬ 
samt-Sitzung im Ratsgymnasium (Georgsplatz). 

M i 11 w o c h, den 23. September 1914, vormittags 9 Uhr: 
Abteilungssitzungen in der Technischen Hochschule; nachmittags 



771 


3 Uhr: Naturwissenschaftliche Hauptgruppe: Gesamtsitzung im 
Ratsgymnasium; Medizinische Hauptgruppe: Abteilungssitzungen 
in der Technischen Hochschule; abends 8 Uhr: Empfang in der 
Stadthalle, gegeben von der Stadt Hannover (schwarzer Anzug). 

Donnerstag, den 24. September 1914, vormittags 
8% Uhr: Geschäftssitzung der Gesellschaft in der Stadthalle; 
vormittags 9% Uhr: Gemeinsame Sitzung beider Hauptgruppen 
in der Stadthalle; nachmittags 3 Uhr: Zweite allgemeine Ver¬ 
sammlung (Schlußsitzung) in der Stadthalle. 

Freitag, den 25. September 1914: Ausflüge und Be¬ 
sichtigungen. Vorgesehen sind Besichtigungen in Hannover. Aus¬ 
flüge nach Hildesheim, Pyrmont, Lüneburg, Radio-Station bei Eil¬ 
vese, Heilstätte Heidehaus, Jlseder Hütte und Peiner Walzwerk. 


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■ Sonnabend den 26. September 1914: Ausflüge nach 
Bad Eilsen, Bad Nenndorf, Kanalbauten bei Minden i. W., Kali¬ 
salzbergwerk Riedel und Landgestüt Celle. 

Sonnabend den 26. September und Sonntag den 
27. September ist bei genügender Teilnehmerzahl ein Aus- 
llug nach Helgoland vorgesehen. 

Plan der wissenschaftlichen Verhandlungen. 

I. Allgemeine Sitzungen. 

3 Uhr, in der Stadthalle am Zoologischen Garten: 1. Begrüßungs¬ 
ansprachen; 2. Vorträge: W. H e 11 p a c h -Karlsruhe: „Die kos¬ 
mische Abhängigkeit des Seelenlebens“; O. Lummer - Breslau : 
„Die Verflüssigung des Kohlenstoffes“. 

Donnerstag, den 24. September 1914, nachmittags 
3 Uhr, in der Stadthalle am Zoologischen Garten: Vorträge: 
H. S t i 11 e - Göttingen: „Das tektonische Bild des deutschen 
Bodens“; C. Kubierschky - Eisenach: Die Verwertung und 
die Weiterverwendung der Kalisalze“. Schlußansprachen. 

II. Gemeinsame Sitzung beider Hauptgruppen. 

Donnerstag, den 24. September 1914, vormittags 
9% Uhr, in der Stadthalle am Zoologischen Garten: Vorträge: 
R. G a u p p-Tübingen: „Probleme der Degeneration“; „Probleme 
der Tierpsychologie“; Referent: H. Ziegler- Stuttgart; Kor¬ 
referent : H. Dexler -Prag. 


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773 


III. Gesamtsitzung der naturwissenschaftlichen 

Hauptgruppe. 

Mittwoch, den 23. September 1914, nachmittags 8 Uhr, 
in der Aula des Ratsgymnasiums, Georgsplatz: Vorträge: Br. 
T a c k e - Bremen: „Die Entstehung und Kultivierung der Moore“ 
(mit Lichtbildern); A. W e g e n e r- Marburg i. H.: „Die Durch¬ 
querung Grönlands unter Hauptmann Koch, 1912/13“ (mit Licht¬ 
bildern). 

IV. Gesamtsitzung der medizinischen Haupt¬ 
gruppe. 

Dienstag, den 22. September 1914, nachmittags 3 Uhr, 
in der Aula des Ratsgymnasiums, Georgsplatz: Vorträge: E. Ab¬ 
derhalden- Halle a. S.: „Über die Abwehrmaßnahmen des Or¬ 
ganismus gegen blutfremde Stoffel“; W. S c h ü t z - Berlin: „Die 
Serodiagnose in der Veterinärmedizin“; A. N o c h t - Hamburg: 
„Tropenmedizinische Fragen von allgemeinerer Bedeutung“; 
H. W i e 1 an d-Straßburg: „Über Beri-Beri vom physiologisch- 
chemischen Standpunkt“. 

33. Abteilung: Angewandte Veterinärmedizin. 

Einführende: Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Hubert 
Esser-Göttingen, Prof. Dr. Bernhard Malkmus. Sitzungs¬ 
raum: Hörsaal Nr. 103 der Technischen Hochschule. Verpflegungs¬ 
stätte: Hotel Mußmann (am Bahnhof). 


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774 


Angemeldete Vorträge: 1. A b d e r h a 1 d e n - Halle 
a. d. Saale: „Über die Bedeutung der blutfremden Fermente (Ab¬ 
wehrfermente) und blutfremden Substrate bei Infektionskrank¬ 
heiten“. — 2. Bugge - Kiel: a) „Über die Kokzidiose der Rinder 
und die Entwicklung der Rinderkokzidien“; b) „über das Vor¬ 
kommen von säurefesten Stäbchen und die Bedeutung dieser Mikro¬ 
organismen bei der mikroskopischen Tuberkelbazillenfeststellung.“— 

3. E b e r - Leipzig: „Über Impfung nach der Methode Heymans.“— 

4. F o t h - Münster i. W.: „Ein neuer Rauschbrandimpfstoff.“ — 

5. F. L ü t h j e - Hannover: .Die Verwendung der Kongiutination 
zur Diagnose von Infektionskrankheiten.“ — 6. Hugo M e y e r - 
Berlin: „über Iloplometrie. Grundzüge einer systematischen Cha¬ 
rakterisierung der Hufformen des Pferdes durch Messung.“ — 


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Generalvertretung: 

R. Vollmuth, Regensburg. 







775 


7. Mieß n e r-Hannover: „Uber Simulien und die durch Simulien¬ 
stiche hervorgerufenen Erkrankungen.“ — 8. Oppermann- 

Hannover: Thema Vorbehalten. — 9. H. Raut mann- Halle a. S.: 
„Die Erfahrungen bei der Durchführung der Rindertuberkulose¬ 
tilgung nach dem staatlich anerkannten Verfahren.“ — lO.Rieck- 
in a n n - Höchst a. M.: „Beitrag zur Diagnose des Rauschbrandes.“ • 
— 11. Scheunert-Dresden: „über Osteomalacie.“ — 12. Schmey- 
. Berlin: „Die Veränderungen am Skelett seniler Hunde, insbeson¬ 
dere am Kopf.“ — 13. Schreiber- Landsberg a. W.: „Beiträge 
zur Behandlung des infektiösen Abortus des Rindes.“ — 14. M a y r- 
München: a) „Bilder aus dem Gebiete der chirurgischen Diagnostik 
und Behandlung“ (Demonstrationsvortrag mit kinematographischen 
Vorzeigungen); b) „Einige Neuerungen beim Kastrationsverfahren 
männlicher Wiederkäuer und Schweine.“ Vorläufige Mitteilungen. 

Die Abteilung ladet ein zu dem Vortrage 1: die Abtei¬ 
lungen 18 und 32, zu den Vorträgen 2 uPd 7: die Abteilung 13, 
zu dem Vortrage 5: die Abteilung 32, zu dem Vortrage 12: die 
Abteilungen 17 und 19. 

Die Abteilung ist eingeladen von Abteilung 18 zu Vor¬ 
trag 10, von Abteilung 19 zu Vortrag 13, von Abteilung 32 zu Vor¬ 
trag 2 und 3. 

Sonnabend den 26. September: Besichtigung des 
Landgestüts Celle und Vorführung der Hengstparade. 

Prof. Dr. M i e ß n e r. 


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in großem Umfange verwendet und hat sich an 
zahlreichen Stellen vortrefflich bewährt. 

Literatur zur Verfügung. 

E. Merck, Darmstadt. 











776 


Personalien. 

Auszeichnungen: Die Geheimräte DDr. von Ostertag und 
Schmaltz-Berlin, Hutyra-Budapest, Schimmel-Utrecht, 
Jen sen-Kopenhagen, Vennerholm-Stockholm wurden 
vom Londoner Royal College of Yeterinary Surgeans zu Ehren¬ 
mitgliedern ernannt. 

Ernennung: Zum Tierzuchtinspektor beim Zuchtverband für 
gelbes Frankenvieh in Bamberg (Oberfranken) wurde der Tierzucht¬ 
inspektor-Assistent Max Lex-Bayreuth ernannt. 

Approbiert: In Dresden die Herren: Erik Aström-Sibbo, 
Felix Hugo Günther-Döbeln, Friedrich Wilhelm Stütz-Neu¬ 
stadt. In Gießen die Herren Wilhelm Gebhart-Steinen, Joseph 
Humberg-Medebach; Joseph Slebioda-Olszewo, Kurt 
Uhrig - Worms. 

Veränderungen: Bei den Veterinäroffizieren im aktiven Heere: 
Der Unterveterinär Dr. Joseph Scholl des 10. Feld-Artillerie-Regts. 
wurde zum Veterinär befördert. Dem Oberveterinär Heinrich Born 
(beurlaubt) der Reserve (Ludwigshafen) wurde der Abschied bewilligt. 


Mit Rücksicht auf die Einberufungen von Tierärzten werden 
Kollegen, die in der Lage sind, auf kürzere ödere längere Zeit Ver¬ 
tretungen zu übernehmen, ersucht, sich schriftlich bei mir zu melden. 
Dr. Gastelger, K. Bezirkstierarzt im K. Staatsministerium des Innern. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser: Bacillol-Patronen nach Dr. Jttterbock 

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Neu! besserte 

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nach Dr. Jttterbock. 

Alleinige Fabrikanten: 

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Druck von I. Gottes\v Inte r. München. - Kommissionsverlag: M. Riegersche 
UuiversitiUsbuchhandluDg, München, Odeonsplatx ? 






Cfrttüer: Tierärztliches Wochenblatt nnd Wochenschrift für Tierheilkunde and Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsininisteriuni des Innern, Dr. .Ernst, Direktor der veterinär- 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriuins, 
Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Priils, Landstallmoister in 
Zweibrücken, sowie des Laiitlesauggclinsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine JSayerns. 


65. Jahrg. München, den 18. August 1914. Nr. 33. 


Inhalt: Originalartikel. Mitteilungen über mit dem Serum gegen Schweine¬ 
pest nach Hutyra und Koeves gelegentlich des Ausbruches der Schweineitest in 
der Schweinezucht- und Mastanstalt N. vollzogenen Impfungen. — Sustmann : 
Die neuen Aphrodisiaka und ihre Wirkung auf den Gesamtorganismus. — 
Referate. Masarey: Adalin im Hochgebirge und in heißen Ländern. Grom : 
Muskelkrämpfe. Adrenalin-Einfluß auf die Xokainwirkung hei lokaler Anästhesie. 
Karafla: Zur Frage des Einflusses des Kochsalzes auf die Lehenstätigkeit der 
Mikroorganismen. Cher die Milchlabhcmmprobe als diagnostisches Mittel für die 
Milch euterkranker Tiere. Wittek: Über das Verhalten der Rinderhypophyse hei 
den verschiedenen Geschlechtern in der Gravidität und nach der Kastration. 
Schnffke: Über Dauerverbände hei Sehnenverdickungeu. Eberlo, Hauptiuann, 
Knoll und Schubert : Versuche mit einem neuen Scharfmittel „Acrolin“ genannt. 
Emshoff: Allgemeiner Haarausfall nach Einreihung mit grauer Quecksilbersalbe. 
Marras: Salvarsan gegen experimentelle Wut. Finger: Die Unterscheidung des 
Corpus luteum der Ovulation von dem der Gravidität. Loeb und Zoeppritz: Die 
Beeinflussung der Fortpflanzuugsfähigkeit durch Jod. — Tierzucht und Tier¬ 
haltung. Rühenfütterung und Milchwirtschaft. Über das Milchfett altmelker 
Kühe. Dio Erzielung einer neuen Hühnerrasse auf Grund des Mendelismus. — 
Verschiedenes. Eröffnung einer ersprießlichen patriotischen Tätigkeit für 
die Tierärzte. Notprüfung. Zwei Juhilare. Titelführung. Deutscher Veterinärrat. 
Probeschlachtung. — Bücherschau. — Personalien. 


Mitteilungen über mit dem Sernm gegen Schweine¬ 
pest nach Hntyra nnd Koeves gelegentlich des 
Ansbrnches der Schweinepest in der Schweinezncht- 
nnd Mastanstalt N. vollzogenen Impinngen. 

Von Bozirkstierarzt Settele in München. 

Am 19. und 20. November 1913 verendeten in N. zwei 
Läufer (zirka 3 Monate alt), die der Verwalter unschäd¬ 
lich beseitigen ließ. Als am 22. November 1913 im Stalle V 
8 Schweine schlecht, fraßen, wurde ich um Kat ersucht. 
Die meinerseits noch am gleichen Abend vorgenommene 
Lüitersueliuug der Tiere hei der Abendfütterung ergab kein 
offenes Bild zu einer sicheren Diagnose. Einige (5) Tiere, 
die morgens das Futter versagt hatten, nahmen abends 










778 


wiederum dasselbe an. 5 weitere Tiere, die mir krank er¬ 
schienen, ließ ich in den Krankenstall bringen mit dem 
Aufträge, die Tiere dortselbst bis zur Gesundung oder bis 
zum Tode zu belassen, um eventuell durch Sektion Gewi߬ 
heit über die Art der Krankheit zu erhalten. 

Der Bestand an Schweinen in der Schweinezueht- 
und Mastanstalt N. ist ständig über 2000 Stück. 

Von am 24. November 1913 auf den Münchener 
Viehmarkt gebrachten 12 Stück Schweinen erwiesen sich 
zwei als krank und zwar war das eine nach Mitteilung des 
Schlachthofes mit chronischer Schweineseuche, das andere 
mit akuter Schweinepest behaftet. Am gleichen Tage (am 
24. November 1913) fiel auch eines der 5 in den Kranken¬ 
stall gebrachten Tiere. Der Sektionsbefund ergab hoch¬ 
gradige akute Schweinepest. 

In der Folgezeit verendeten weitere 12 Stück Schweine, 
welche teils zu Studien zwecken an die K. Tierärztliche 
Hochschule in München gebracht, teils unschädlich besei¬ 
tigt wurden. Sämtliche in der Tierärztlichen Hochschule 
sezierten Tiere wurden mit hochgradiger Schweinepest be¬ 
haftet befunden. Bei einem 1 Tag nach der Impfung am 
30. November 1913 aus Stall V plötzlich verendeten 7 Mo¬ 
nate alten Schweine wurde an der Tierärztl. Hochschule 
folgender Sektionsbefund festgestellt: Lobuläre Pneu¬ 
monie älterer Natur; hämorrhagische Nephritis; Hepatitis 
indurativa; hämorrhagische Enteritis (Blutpfröpfe im 
Darm); starke Anämie. 

Am 1. Dezember 1913 verendeten 2 Schweine aus 
Stall IV. Die Tiere hatten nur 1 Mahlzeit nicht, gefressen. 
Eines der Tiere sollte eben zum Verladen weggetrieben 
werden, als es tot umfiel. Die Sektion ergab auch liier das 
Bild der hochgradigen akuten Schweinepest. 

Daß es sich nur um Viruspest handelte, geht hervor 

1. aus dem Sektionsbefunde, 

2. aus dem teilweise stürmischen Verlaufe, 

3. daraus, daß Schweine jeglichen Alters (von 12 Wochen 
bis zu 2 Jahren), soweit sie in de» Stallungen IV u. V 
gehalten wurden, erkrankten. 

Sämtliche Sommer und Winter im Freien befindliche 
Muttertiere blieben bisher von jeglicher Krankheitserschei¬ 
nung befreit. 

Bereits am 27. November 1913 nach Beschallung dos 
Hupfs tolles wurden die Bestände der Stallungen IV und V, 
in denen Todesfälle vorgekommen waren, geimpft und zwar 
707 Schweine; ungeimpft. blieben 123 Stück. Es waren 



779 


von diesen 123 Tieren zirka 2 / 3 schon deutlich krank, zirka 
V s noch gesund, jedoch infolge beendeter Mästung ohne¬ 
hin zur alsbaldigen Schlachtung bestimmt. 

Obwohl mir schon aus früheren Versuchen bekannt 
war, daß der Impfstoff eine Heilwirkung nicht hat, so 
impfte ich unter der angegebenen Zahl von 707 Schweinen 
dennoch, um ja nichts • unversucht zu lassen, 30 kranke 
Tiere mit der je nach dem Gewichte der Tiere vorgeschrie¬ 
benen Dosis. Der Impfstoff hatte jedoch keine Heilwirkung, 
im Gegenteil trat bei sämtlichen erkrankten, heilgeimpften 
Tieren die Erkrankung stürmischer als bei den übrigen 
erkrankten und nicht geimpften Tieren auf. Während sich 
weiterhin von den erkrankten und nicht geimpften Tieren 
bei den Versuchen I—V 45 ( /o und in den verseuchten Stal¬ 
lungen zirka 55—60 % wieder erholten, mußten sämtliche 
30 heilgeimpften Tiere geschlachtet werden oder verendeten 
(5 Stück). 

Hingegen bewährte sich die Impfung bei dem übrigen 
Bestände der beiden Stallungen gut, da die zur Zeit der 
Impfung noch nicht erkrankten Tiere gesund blieben 
und ihrer Bestimmung in normaler Zeit wie sonst zuge¬ 
führt werden konnten. 

Wenn auch von den geimpften Tieren zirka 140 Stück 
noch erkrankten und alsbald geschlachtet werden mußten, 
so spricht dieses nicht gegen die Schutzwirkung des Impf¬ 
stoffes, da bei dem großen günstigen Prozentsatz (80 % der 
gesund gebliebenen Tiere) der Ausfall sicher darauf zu 
setzen ist, daß die nach der Impfung erkrankten Tiere wohl 
schon zur Zeit der Impfung infiziert gewesen waren 
oder sich erst zu spät nach der Impfung infizierten. Ein 
gleich günstiges Prozentverhältnis ergaben auch die an- 
gestellten Versuche I—V, wonach 76 % der schutzgeimpf¬ 
ten Tiere am Leben blieben. 

Nach diesen Ausführungen erholten sich also 
nach der Krankheit von den ungeimpften Tieren im Durch¬ 
schnitt zirka 52 %, während von den schutzgeimpften 
Tieren im Durchschnitt 78 % erhalten blieben. Jedoch 
spricht ohne den viel günstigeren Prozentsatz zwischen den 
erkrankten und genesenen und den schutzgeimpften und 
dadurch erhaltenen Tieren weiterhin noch für die Impfung 
die Tatsache, daß die erkrankten Tiere zumeist sehr lange 
Zeit benötigten, bis sie sich wieder erholten und allmäh¬ 
lich zur Mästung wieder eingestellt werden konnten, wäh¬ 
rend die durch die Impfung in den verseuchten Ställen er¬ 
haltenen Tiere zumeist nicht sonderlich erkrankten und in 



780 


fast normaler Weise schlachtreif wurden. Ferner ßpricht 
noch für die Impfung der Umstand, daß erkrankte und ge¬ 
nesene Tiere eine stetige weitere Gefahr für die übrigen 
Tiere bilden, da sich unter den genesenen Tieren Dauer¬ 
ausscheider befinden können. 

Bis hieher bewährte sich also die Impfung gut. Im 
Verlaufe wurden bis zum 30. Dezember 1913 auch 214 Ab¬ 
satz-Ferkel aus'Stall III bei Einstellung in den Stall V 
schutzgeimpft. Von diesen Tieren erkrankten nach Ablauf 
von im Durchschnitt 3—4 Wochen gut 45 %; die Tiere 
wurden teils mehr, teils weniger krank (mangelhafte Freß- 
lust, Traurigkeit, Diarrhoe, Abmagerung) und mußten zur 
Schlachtung gebracht werden. Von den übrigen Tieren 
blieben nur 12—15 °/o ohne Erkrankung und entwickelten 
sich gut, während der Best von 40—43 % wohl nicht offen¬ 
sichtlich erkrankte, jedoch nicht genügend zunahm, so daß 
diese Tiere als schlechte Futterverwerter bezeichnet wer¬ 
den mußten. Es entsprachen also von diesen schutzgeimpften 
Tieren 85—88 % nicht, weshalb auch weitere Impfungen 
von Absatz - Ferkeln unterblieben. Gegenüber den ange¬ 
stellten Buchtversuchen läßt sich dieser scheinbar negative 
Erfolg wissenschaftlich dahin erklären, daß sich diese Ab¬ 
satz-Ferkel nach der Impfung nicht früh genug infizieren 
konnten. Daß aber die Tiere durch den Impfstoff keinen 
lange währenden Schutz ohne alsbaldige Infizierung mit 
Virus erhielten, ging aus dem Versuche I deutlich hervor, 
wonach sämtliche 1 Monat vor der Einstellung in den ver¬ 
seuchten Stall geimpften Tiere gleichfalls geschlachtet 
werden mußten. 

Vielleicht bleibt es der Zukunft Vorbehalten, den Tieren 
durch eine geeignete Simultanimpfung einen lange währen¬ 
den Schutz gegen Ansteckung zu geben. 

Da ich schon seit 1912 mit dem Serum gegen Schweine¬ 
pest nach II u t y r a und K o e v e s Impfungen anstellte, 
so erlaube ich mir, kurz auch die Kesultate im allgemeinen 
anzufügen, die ich bei Impfungen in verseuchten Beständen 
(vorgenommen in Landgemeinden) erzielte, und die sieh 
mit den in N. gemachten Erfahrungen, die auf einwand¬ 
freien Beobachtungen beruhen, decken. 

Eine Heilwirkung kam dem Serum nicht zu: hei 
Schutzimpfungen blieben nur zirka 50 %, also ungefähr 
die gleiche Verhältniszahl wie bei ungeimpften Tieren am 
Leben. Die geimpften Tiere blieben gegenüber den unge¬ 
impften Kontrolltieren in der Entwicklung etwas zurück 
(auch Versuch 1). In Stallungen, in denen die Seuche aus- 



781 


gebrochen, war und woselbst die ersten Krankheits¬ 
erscheinungen seit länger als 8 Tagen deutlich aufgetreten 
waren, wurden durch die Impfung keinerlei günstige Re¬ 
sultate erzielt. 

Die Impfergebnisse zusammenfassend gebe ich 
mein Urteil wie folgt: 

1. Eine Heilwirkung kam dem Impfstoff auf Grund 
der gemachten Beobachtungen nicht zu. Im Gegenteile 
trat bei Impfung von schon erkrankten Tieren eine Ver¬ 
schlimmerung, stürmischer Verlauf und 80—100 % von 
Notschlachtungen gegenüber 50 c /c bei nicht geimpften 
Tieren ein. 

2. Die Schutzwirkung hielt nur kurze Zeit an, wenn 
nicht die geimpften Tiere möglichst bald nach der Impfung 
durch Aufnahme von Virus sich aktiv immunisieren konn¬ 
ten (Versuch I und Mißerfolg bei den geimpften Absatz- 
Ferkeln in N. und in E.). 

3. Genaue umfangreiche Beobachtungen ergaben, daß 
sich geimpfte Tiere gegenüber den ungeimpft gebliebenen 
Kontrolltieren in un verseuchten und unver¬ 
dächtigen Stallungen gleich entwickelten. 

4. Es hatte die Schutzimpfung Wert in großen Be¬ 
ständen, in denen möglichst unmittelbar nach den 
ersten Krankheitserscheinungen die noch vorhandenen 
Schweine der verseuchten Stallungen geimpft wurden ; 
die günstige Verhältnisziffer (78 %), sowie die gute Weiter¬ 
entwicklung der durch die Impfung geschützten Tiere be¬ 
wahrten die Besitzer größerer Schweinebestände vor em¬ 
pfindlichen Verlusten. — 

Auf Grund der seit 2 Jahren mit dem Serum ge¬ 
machten Erfahrungen werde ich für die Zukunft die Imp¬ 
fung nur empfehlen, wenn in großen Beständen die 
Impfung der vorhandenen und bedrohten Bestände kür¬ 
zeste Zeit nach den ersten Krankheitserscheinungen be¬ 
tätigt werden kann, jedoch werde ich die Impfung nur an 
absolut gesund erscheinenden Tieren dieser Bestände in 
Vorschlag bringen. In Beständen dagegen, in denen die 
Seuche bereits einige Zeit ausgebrochen ist, und woselbst 
nach den Räumlichkeiten, in denen die Tiere untergebraeht 
sind, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit angenommen wer¬ 
den muß, daß sich die Tiere mit der Krankheit schon mehr 
oder minder infiziert haben, werde ich eine Impfung auf 
Grund der ungünstigen Erfahrungen, die ich speziell in 
Beständen auf dem Lande unter den dort üblichen Verhält¬ 
nissen beobachtet habe, nicht mehr empfehlen. Desgleichen 
werde ich auch die Impfung gesunder Absatz-Ferkel und 



782 


deren Verbringung in vorher verseuchte Stallungen nicht 
anraten, da von diesen Tieren 75 % erkrankten bezw. ge¬ 
schlachtet werden mußten, nur 12—15 % gesund blieben 
und der Rest (40—43 %) mehr oder minder kümmerten. 
Den Grund des Versagens der Schutzimpfung bei diesen 
Absatz-Ferkeln suche ich in der nicht langen Schutzdauer, 
wenn eben die Tiere sich erst später und nicht alsbald nach 
der Impfung mit dem Ansteckungsstoffe infizierten. 

Versuche: 

Versuch I (Stall II), begonnen am 29. November 1913, 
nachmittags 8 Uhr. 


Alter: 

9 Wochen. 


Alter: 

13 Wochen. 


Die Tiere waren in dem nicht verseuchten Stalle II unter¬ 
gebracht und blieben bis zur Überführung in den verseuchten 
Stall V am 31. Dezember 1913 gesund. Am 30. Dezember 1913 
wurden 6 schon geimpfte und 5 bisher ungeimpftc Läufer geimpft 
und erhielten diese Tiere zur Kennzeichnung eine Kerbe im rechten 
Uhr. Alle 19 Tiere wurden am 31. Dezember 1913 in den ver¬ 
seuchten Stall V in eine vor kurzem geleerte, mit kranken Tieren 
besetzt gewesene, nicht desinfizierte Bucht gebracht. 

Es mußten von den Versuchstieren wegen Erkrankung zur 
Schlachtung gebracht werden: 

v * am 10. 1. 1914: 1 Tier mit Kerbe im rechten Ohr, also ein zwei¬ 
mal geimpftes Tier, 

□ am 10. 1. 1914: 1 Tier mit Kerbe im linken Ohr, also ein unge- 

impftes Tier, 

0 am 21. I. 1914: 1 Tier ohne Marke, also ein am 29. XL 1913 
geimpftes Tier, 

□ am 21. I. 1914: 1 Tier mit Kerbe im linken Ohr, also ein 

ungcimpft.es Tier, 

0 am 23. 1 . 1914: 2 Tiere ohne Marke, also 2 atn 29. XI. 1913 
geimpfte Tiere, 

□ am 23. J. 1914: 1 Tier mit Kerbe im linken Ohr, also ein ungo- 

impftes Tier, 

0 am 0. 11. 1914: 1 Tier ohne Marke, also ein am 29. XI. 1913 ge¬ 
impftes Tier, 


10 geimpfte gesunde Läufer (ohne Marke) 
9 ungeimpfte gesunde Läufer (1 Kerbe 
im linken Ohr) 

Ab 30. Dezember 1913 lautet der Versuch: 
** 6 zweimal (am 29. XI. und 30. XII. 
1913) geimpfte Läufer (1 Kerbe im 
rechten Ohr), 

* 5 am 30. XII. geimpfte Läufer (1 

Kerbe im linken und 1 Kerbe im 

rAoliion OVir^ 

O 4 am 29. XI. 1913 geimpfte Läufer 
(ohne Marke), 

□ -4 ungeimpfte Läufer (1 Kerbe im 
linken Ohr). 




783 


Resultat: Es mußten bis 1. April 1914 wegen Erkrankung 
notgeschlachtet werden: 

□ 3 ungeimpfte Tiere von 4 Stück ungeirnpften Tieren, 

0 4 am 29. XI. 19t3 geimpfte Tiere von 4 Stück am 29. XI. 1913 
geimpften Tieren, 

** 1 zweimal (am 29. XI. und 30. XII. 1913) geimpftes Tier von 
6 zweimal geimpften Tieren. 

Aus diesem Versuche folgerte ich, daß der Impfstoff 1. den 
am 30. XII. 1918 geimpften Tieren in 90 % Schutz zur Überstehung 
der Krankheit verlieh, 2. daß die am 29. XI. 1913 vorgenommene 
Impfung bei Überführung der Tiere in die verseuchte Stallung 
4 Wochen später keinen Schutz mehr ausübte; sämtliche 4 Stück, 
also 100%, mußten notgeschlachtet werden; 3. von den stets un- 
geimpft gebliebenen Tieren mußten 75 % notgeschlachtet werden. 

Ferner spricht der Versuch dafür, daß es sich im vorliegen¬ 
den Falle nur um eine reine Viruspest gehandelt haben kann, da 
* die am 30. XII. 1913 geimpften und der Ansteckung ausgesetzten 
Tiere in 90 % von der Krankheit verschont blieben, während hin¬ 
gegen bei Vorhandensein einer anderen Erkrankung (z. B. Vol¬ 
dagsen-Erkrankung) die Impfung einen Erfolg nicht hätte bringen 
können. Auch die Sektion der geschlachteten Tiere ergab an den 
veränderten Organen das Bild der Schweinepest. Zugleich gibt 
der Versuch darüber Aufschluß, daß die zweimal geimpften Tiere 
die Krankheit nicht besser und nicht leichter überstanden, als die 
nur am 30. XII. 1913 geimpften Tiere. Von den letzteren erkrankte 
kein Tier, von den zweimal geimpften Tieren eines. 

Ferner schien es, als ob die am 29. XI. 1913 geimpften 10 Tiere 
sich bis zum 30. XII. 1913 um ein weniges schlechter entwickelten 
als die nicht geimpften 9 Tiere. Wägunger^ wurden jedoch im An¬ 
fänge des Versuches und folglich auch später nicht gemacht. 

Tatsache ist, daß die aus diesen 10 Tieren zu dem am 30. XII. 
1913 weiterhin angestellten Versuche genommenen 4 Tiere (Ol 
sämtliche, also gleich 100 %, zur Schlachtung kamen, während 
von den überhaupt nicht geimpften Tieren 75 % notgeschlachtet 
werden mußten. 

Versuch II (Stall V, verseucht), begonnen am 30. November 
1913, vormittags 10 Uhr. 


Alter: 
11-12 
Wochen 


* 1 krankes Tier aus Stall V (Loch 

im rechten Ohr), 

** 4 geimpfte gesunde Läufer aus 
Stall III, 

O 4 geimpfte anscheinend gesunde 
Läufer aus Stall V (1 Kerbe im 
linken Ohr), ■- 

□ 3 ungeimpfte gesunde Läufer aus 
Stall III (2 Kerben im linken Ohr). 


Bucht 
Nr. 62 




784 


Die Tiere aus dem nicht verseuchten Stall III wurden am 
29. November 1913 nachmittags gehupft. In der Bucht Nr. 92 u. (»(> 
waren vorher kranke Schweine. Die Bucht wurde vor dieser Ver¬ 
suchsbesetzung nicht desinfiziert. 

* 1 krankes Schwein mit „Loch im rechten Ohr“ verendete 
am 5. Dezember 1913 morgens; am 8. Dezember 1913 wurde wie¬ 
derum ein krankes Schwein in die Bucht gebracht, welches am 
12. Dezember 1913 wegen starker Erkrankung zur Schlachtung 
gebracht werden mußte. 

Weiters mußten wegen Erkrankung zur Schlachtung gebracht 
werden: 

□ am 12. XII. 1913: 1 ungeimpfter Läufer mit 2 Kerben ini linken 
Ohr, 

** am 15. XII. 1913: 1 geimpfter Läufer (ohne Marke), 

0 am 15. XII. 1913: 1 geimpfter Läufer mit Kerbe im linken Ohr. 

(Schluß folgt). 


Die neuen Aphrodisiaka und ihre Wirkung auf den 

Gesamtorganismns. 

Von Amtstierarzt Dr. Su st mann in Dresden. 

Von jeher ist man bestrebt gewesen, die Impotenz zu 
bekämpfen und Zustände zu schaffen, die den mangelnden 
Geschlechtstrieb steigern. Außer den physikalischen 
Maßnahmen (Massage, Elektrizität etc.) waren es haupt¬ 
sächlich solche chemischer Natur, die in gewissen 
Zeitabschnitten mit wechselnden Erfolgen verwendet wurden. 
In jüngster Zeit sind nun wiederum zwei Mittel in den 
Handel gebracht worden, die die Therapie hinsichtlich der 
Störungen im Sexualapparat wesentlich unterstützen. 

Das ältere der beiden, das Yohimbin Spiegel, aus 
der Kinde des Yumbehe- oder Yumbelioa-Baumes stammend, 
wurde bereits im Jahre 1895 in der Humanmedizin und 
später auch in der Tierheilkunde erfolgreich appliziert. Die 
Wirkung dieser Drogue beruht in deren Fähigkeit, die 
Blutzirkulation im Bereiche des Geschlechtsapparates zu 
beeinflussen und die Nervenzentren der dazu gehörigen 
Organe anzuregen. Durch diese Momente ist es auch ge¬ 
lungen bei männlichen Tieren in 83,8 ( /c und hei weib¬ 
lichen in 74,7% der Fälle (3) Heilungen zu erzielen. Außer¬ 
dem liegen Berichte vor, die die therapeutische Verwendung 
des Yohimbins bei Gehärmutterentzündungen empfehlen. 
Nach den Versuchen, die in der (’ h e m i s c h e n F a h r i k 
Güstrow angestellt worden sind (1), vertritt der Autor 
den Standpunkt, daß das Yohimbin imstande sei, die Drüsen 
mit innerer Sekretion zu erhöhter Tätigkeit anzuregen. 



785 


Außer den Geschlechtsdrüsen gehören zu dieser Gruppe 
die Gehirnhypophyse, die Schild- und Nebenschilddrüsen, 
die Thymusdrüse, die Nebennieren, die Leber und die Bauch¬ 
speicheldrüse. Hand in Hand gehend mit diesen Wirkungen 
sind gleichzeitig Beeinflussungen der Herztätigkeit der Sen¬ 
sibilität und des Atmungsrythmus beobachtet worden (3). 

Das zweite ist das M u i r a c i t h i n, gewonnen aus 
dem brasilianischen Potenzholze (Lignum Muria Paama). 
Die aus diesem Holze isolierten Extraktivstoffe sind mit 
Süßholzpulver und Lecithin gemischt zu Pillen verarbeitet 
worden. Die Anwendung dieses Mittels ist zur Zeit nur in 
der Menschenheilkunde, bei Impotenz, Neur¬ 
asthenie und Amenorrhoe empfohlen worden (2). 

In der Tierheilkunde habe ich selbst hinsicht¬ 
lich des therapeutischen Wertes des Muiracithins 
praktische Versuche angestellt, über deren Ergebnisse ich 
jedoch zur Zeit nur einen vorläufigen Bericht abgeben kann. 

Die physiologische Wirkung ist ähnlich, 
wie die des Yohimbins, nur brauchen die Dosen nicht 
so scharf bemessen zu sein, da Nebenwirkungen, wie Angst, 
Zittern, Schweißausbruch, so gut wie gar nicht zur Beob¬ 
achtung gekommen sind. Außer dem Einflüsse, den das 
Muiracithin auf den Geschlechtsapparat ausübt, ist noch 
der umstimmende Effekt, der den ganzen Tierkörper be¬ 
trifft, zu berücksichtigen. Denn es war in therapeu¬ 
tischer Hinsicht nicht nur möglich die Impotenz 
zu heben, sondern auch auf anämische Prozesse und Läh¬ 
mungen günstig einzuwirken. 

Literatur: 

<1)0 he mische Fabrik Güstrow: Yohimbin Spiegel, ein 
Versuch zur Erklärung seiner Wirkungen. 1913. 

<2)Fürth: Über die Erreichung aktiver Hyperämie bei Amenor¬ 
rhoe durch Muiracithin. Österreich. Ärzte-Zeitung, 1907, Nr. 10. 
(3)St Unkel: Erfahrungen über die praktische Verwendung des 
Yohimbins und Untersuchungen über einige Nebenwirkungen 
desselben. Inaugural-Disscrtation, Hannover 1912. 


Referate. 

A. Masarey: Adalin im Hochgebirge und in heißen 
Ländern. 

Mit Adalin, das als Sedativum und leichtes Hypnoti= 
kum in der Human- wie Veterinärmedizin in den letzten 
.Tahren eine hohe Beachtung gefunden hat, stellte Verf. 
an sich selbst Versuche gelegentlich einer Heise in Ägypten 
und einer Besteigung der spanischen Sierra Nevada an. 



786 


Die unerträgliche Hitze und die quälenden Moskitos ließen 
ihn keine Nachtruhe finden, wenn er nicht zum Adalin 
griff. Auch in dem genannten Hochgebirge wurde damit 
die Schlaflosigkeit, sowie die Störungen der Atmung und 
des Herzschlages bekämpft. Immer leistete das Medikament, 
von dem bisher so wenig Nachteile bekannt wurden, Gutes. 
M. schlägt vor, Adalin bei den Bahnfahrten über die Kor¬ 
dilleren Südamerikas, wo stets bei einigen Passagieren 
schwere Fälle von Bergkrankheit Vorkommen, prophylak¬ 
tisch zu verabreichen. Da nun bekanntlich die Eisenbahn¬ 
krankheit bei unseren großen Haustieren, speziell beim 
Pferd, Symptome zeitigt, di'e denen bei der Bergkrankheit 
des Menschen in vielem recht ähneln, wäre auch hier eine 
prophylaktische Anwendung des Medikamentes versuchs¬ 
weise zu empfehlen. Dr. A. O e 11 e r. 


J. Grom, K. K. Militärtierarzt in Zagreb: Muskel¬ 
krämpfe. (österr. Wochenschrift f. Tierheilkunde, 1914, 
Nr. 17.) 

Am fünften Tage nach der Operation einer Wider¬ 
ristnekrose konnte bei einem Pferde folgendes festgestellt 
werden: Temperatur 38,3 0 0., 28 Pulsschläge in der Mi¬ 
nute. Am ganzen Körper hochgradige, kurz dauernde, mit 
Erschlaffung abwechselnde Muskelkontraktionen, starke 
Verdrehungen des Kopfes und Halses nach verschiedenen 
Richtungen. Ebenso befanden sich die Extremitäten in 
einem tetanischen und klonischen Krampfzustand. Nach 
einigen Stunden vermochte sich das Pferd zu erheben, wo¬ 
rauf es jedoch unregelmäßige Stellungen einnahm und sich 
in das Ohr greifen und auf die Krone treten ließ. 

Diagnose: Gehirnerschütterung durch Sturz beim 
Abwerfen. 

Eine an Druse erkrankte Remonte hielt plötzlich den 
linken Hinterfuß in hochgradiger Abduktionsstellung. Hei 
der Bewegung wurde dieser Fuß nachgeschleift. Die Mus¬ 
kulatur dieser Extremität befand sich in einem tetanischen 
Krampfzustand. Der Anfall ließ plötzlich nach, wieder¬ 
holte sich jedoch öfter — einmal auch auf dem rechten 
Hinterfüße. Vollkommene Heilung ist eingetreten. 

Adrenalin-Einfluß auf die Kokainwirkung bei lokaler 
Anästhesie. (Abhandl. d. Vet.Tnstitut. zu Kasan. — Öster¬ 
reich. Wochenschrift f. Tierheilkunde, 1914, Nr. 17.) 

1. Adrenalin bedingt ein schnelleres Eindringen des 
Kokains in die Nerven. 



787 


2. Zur Erlangung einer vollen Gebietsanästhesie 
soll man l%ige Kokainlösung verwenden, der man auf jeden 
Kubikzentimeter 3 Tropfen einer einpromilligen Adrenalin¬ 
lösung zusetzt. 

3. Für gewöhnlich genügt eine %%ige Kokainlösung 
und 2 Tropfen bezeichneter Adrenalinlösung. 

4. Adrenalinzusatz zur Kokainlösung ist für veterinär¬ 
chirurgische Zwecke sehr geeignet und vermindert die Blu¬ 
tung während der Operation. 

K. v. Karaffa - Korbutt: Zur Frage des Einflusses 
des Kochsalzes auf die Lebenstätigkeit der Mikroorga¬ 
nismen. (Tierärztl. Zentralblatt, 1914, Nr. 15.) 

Autor verwendete zu seinen Untersuchungen Bact. 
typhi abdom., Bact. paratyphi, Bact. col. com., Bact. enteridis 
Gärtner, Vibrio cholerae, Bact. proteus vulg., Bact. mesen- 
tericus fuscus, Torula und kam zu folgenden Schlüssen: 
Kochsalz vermag das Bakterienwachstum nur in schwachem 
Grade zu hemmen. Für die Kolibazillengruppen liegt die 
Grenze der das Wachstum hemmenden Kochsalzkonzen¬ 
tration bei 8—9 %, für die septischen Bakterien zwischen 
10—12 %. Manche Torula-Arten wachsen noch bei 25 ( /o 
Kochsalz. 

Über die Milchlabbemmprobe als diagnostisches Mittel 
für die Milch euterkranker Tiere. (Arbeit aus dem Schlacht¬ 
hof-Laboratorium in Warnsdorf. — Tierärztl. Zentralblatt, 
1914, Nr. 13.) 

Die von Prof. Dr. Scherm in der „Berliner Tier¬ 
ärztlichen Wochenschrift“ (1914, Nr. 1) veröffentlichte 
Untersuchungsmethode, nach welcher Milch von euter¬ 
kranken Kühen festgestellt werden kann, wurde in obigem 
Laboratorium nachgeprüft. 

Von den dazu benützten fünf frischen Milchproben 
stammte eine von einer Kuh, welche vor 10 Tagen an Euter¬ 
entzündung erkrankt war, die jedoch als geheilt angesehen 
werden konnte. 

Bei einem Zusatz von Viono Gramm Lab waren alle 
Proben dick geronnen mit Ausnahme der Probe IV, die 
von der bezeiehneten Kuh stammte, die Probe sah aber 
äußerlich vollständig unbedenklich aus und war die Milch 
zum Genüsse verkauft worden. 

Wurde der Labzusatz verringert, so litt die Sicherheit 
der Reaktion. 



788 


Dr. Joseph Witteck: Uber das Verhalten der 
Rinderhypophyse bei den verschiedenen Geschlechtern in 
der Gravidität und nach der Kastration. (Aus dem histol. 
und embryol. Institut der Tierärztl. Hochschule Wien. — 
Tierärztl. Zentralblatt, 1914, Nr. 13.) 

Das Ergebnis der Untersuchungen hatte folgendes 
Resultat: 

1. Das Gewicht der Rinderhypophyse nimmt im allge¬ 
meinen mit steigendem Körpergewichte zu; das Alter übt 
innerhalb bestimmter Grenzen keinen Einfluß aus. 

2. Das weibliche Rind hat unter sonst gleichen Ver¬ 
hältnissen ein bedeutend größeres Hypophysengewicht als 
das männliche Tier. 

3. Die Trächtigkeit übt weder auf das Gewicht noch 
auf die Form der Rinderhypophyse einen nachweisbaren 
Einfluß aus. 

4. Die Kastration hat heim Rinde eine Gewichtsver¬ 
mehrung der Hypophyse zur Folge. 

5. Im Vorderlappen der Rinderhypophyse sind zwei 
Zellarten, Hauptzellen und eosinophile, deren Mengenver¬ 
hältnis bei Stier und Ochse dasselbe ist. 

6. Während der Trächtigkeit tritt keinerlei Verände¬ 
rung im mikroskopischen Bau der Rinderhypophyse ein. 

Ohler. 


Schaffke: Über Dauerverbände bei Sehnenverdick- 
ungen. (Zeitschrift f. Veterinärkunde, Heft 7, 1914.) 

Verf. empfiehlt zur Behandlung von Sehnen Verdick¬ 
ungen ohne Lahmgehen die gewöhnlich mit Frießnitz-Um¬ 
schlägen, Massage, scharfen Einreibungen, Brennen etc. 
behandelt werden, Dauerverbände mit Klebebiuden. Der 
KlebestofT muß — das ist Haupterfordernis — einen dauern¬ 
den vollkommen festen Sitz der Bandagen sichern; die Bei¬ 
mengung eines Medikaments (Kampher, Jod etc.) ist nicht 
erforderlich. Vor dem Anlegen des Dauerverbandes ist die 
Gliedmaße gründlich zu reinigen; alsdann wird eine Kam¬ 
brik-Binde um das zu behandelnde Gebiet gelegt, wobei auf 
vollkommen glatte Touren zu sehen ist. Durch die Kambrik¬ 
binde soll eine die Haut genügend schützende Polsterung 
erzielt werden. Über dieselbe werden je nach der Aus¬ 
dehnung der Verdickung eine oder mehrere Klebebinden 
befestigt. Zur Erreichung eines genügend festen unver- 
sehiebbaren Sitzes müssen die Klebebinden so angelegt 
werden, daß mindestens stets die Hälfte der vorhergehen¬ 
den Lage durch eine darauf folgende gedeckt wird. Kambrik- 



789 


und Klebebinde sollen über, bezw. unter das zu behandelnde 
Gebiet hinausreichen; dadurch wird ein möglichst vollkom¬ 
mener Abschluß nach außen erreicht. 

Vorteilhaft ist über den so erzeugten Verband noch 
einen wollenen Wickel umzulegen. Mit dem in der beschrie¬ 
benen Weise hergestellten Dauerverband vermag Patient 
jeden Dienst zu verrichten. Nach einiger Zeit (1—2—3 
Wochen) beginnt sich der Verband zu lockern und muß, 
wenn noch erforderlich, erneuert werden. 

Mittels dieses Verfahrens gelang es dem Verf. seit 
Jahren stets sowohl bei Truppen- als Offizierpferden die 
sogenannten hinteren W r aden zu beseitigen und die übrigen 
Sehnenverdickungen, wenn nicht vollkommene Heilung 
eintrat, in sehr erheblichem Grade zum Verschwinden zu 
bringen. 

Dr. E b e r 1 e, Dr. Hauptmann, Dr. K n o 11 und 
Schubert: Versuche mit einem neuen Scharfmittel 
„Acrolin“ genannt. (Tierärztl. Rundschau, Nr. 15, 1914.) 

Die Verfasser haben in Nr. 15 der „Tierärztl. Rund¬ 
schau“ über weitgehende praktische Versuche mit Acrolin 
berichtet. 

Da es sich einerseits um beachtenswerte Erfolge und 
andererseits um ein bezüglich der Wirkungsweise von den 
anderen Scharfmitteln abweichendes Präparat handelt, so 
sei hierüber folgendes bemerkt : 

Das zum Patent angemeldete Präparat wird mittels 
eines sich ergiebig gestaltenden Extraktionsverfahrens aus 
(’anthariden, Sabina-Öl und Euphorbon hergestellt und prä¬ 
sentiert sich als eine ölige, hellgrüne Flüssigkeit. Während 
nun den meisten Scharfmitteln eine entweder zu geringe 
oder zu drastische Wirkungsweise zukommt und im letzten 
Palle Dermatitiden mit nachfolgendem Haarverlust und 
Narbenbildung entstehen, wurde solches von den Autoren 
nie beobachtet. 

Acrolin wurde äußerst leicht resorbiert, und erzeugte 
stets eine ergiebige und anhaltende Ausschwitzung, die da¬ 
durch besonders bemerkenswert war, daß sie keiner- 
lt*i Blasen- und Geschwürsbildung veranlaßt«. 
K s konnte in den zahlreichen behandelten Fällen n i e m a 1 s 
eine Zerstörung der Haarwurzeln wahrge- 
riornmen werden. ( 

Vom pharmakologischen Standpunkt aus sei erwähnt, 
daß das Präparat nach den Versuchen zwei Wirkungen in 
sich vereint, nämlich die rasche, ausschwitzende des Sina- 



790 


pismus und die nachhaltige einer Cantharidenapplikation. 
Beide Wirkungen kommen gleichzeitig zum Vorschein. Die 
entstandene Hautreaktion schwindet baldigst von selbst, 
kann jedoch wirksam noch durch Prießnitz’sclie Umschläge 
beseitigt werden. Zieht man diese Tatsachen in Betracht, 
so steht Acrolin über unseren gewöhnlichen Scharfmitteln. 

Die Behandlung ist einfach. Gründliche Entfernung 
der Haare an der Applikationsstelle, Reinigen der Haut 
mit Seife oder Sodawasser und folgendes Abtrocknen, so¬ 
dann ein- oder mehrmaliges Einreiben mittels Acrolin. je 
nach der Schwere des Falles. 

Acrolin wurde angewendet bei den verschiedensten 
Arten von Sehnen- und Gelenkerkrankungen, Phlegmonen. 
Gallen, Rheuma, Pleuritis und Pneumonie.. Besonders bei 
den letzten beiden Krankheiten übte es laut Versuchsergeb¬ 
nissen eine direkt spezifische Wirkung aus. Ferner wurden 
chronische Maukeformen, Piephake und Spat gut be¬ 
einflußt. 

Die Autoren schließen ihren Bericht mit der Meinung, 
daß eine recht beachtenswerte Wirkung bei Acrolin zu¬ 
stande komme und daß ihm „n i c h t d i e ii b 1 e n Nach¬ 
teile anderer drastischer scharfer Ein¬ 
reibungen, ein bleibender Haarverlust und 
Narbenbildung nebst schwerer und lang¬ 
sam sich rückbildender Dermatitis an¬ 
haft e“. 

Erwähnt sei, daß die Chemische Fabrik Schubert 
<fc Co. in Dresden-Weinböhla das Präparat zu einem bil¬ 
ligen Preis in den Handel bringt und es nur an Tierärzte 
abgibt. 


Stabsveterinär Dr. Emshoff: Allgemeiner Haar¬ 
ausfall nach Einreibung mit grüner Quecksilbersalbe. (Zeit 
schrift für Veterinärkunde, 7. Heft, 1914.) 

Im April des Vorjahres untersuchte Verf. ein Pferd, 
welches an verschiedenen Körperstellen eine Hautentzün¬ 
dung zeigte. An diesen Körperpartien (Kopf, obere ITals- 
seiten, Vnrderbrust, Flanken, Croupe etc.) fand sieb ein 
Ilautekxcm. Die Haare fehlten, die Haut war heiß und 
teilweise mit Krusten bedeckt. An Stellen, an denen sich 
das Tier gescheuert batte, fehlte die Epidermis und die ge¬ 
rötete Haut war verdickt und mit blutigen Krusten be¬ 
deckt. Als mutmaßliche Ursache wurde das Folgende fest- 
gestellt : 



791 


Das Pferd war im Winter zur Beseitigung von Läusen 
auf dreimal (Vor-, Mittel- und Nachhand) mit unverdünnter 
grauer Quecksilbersalbe eingerieben worden, worauf am 
nächsten Tage Waschung mit Wasser und Seife folgte. 

Über den weiteren Verlauf der Hautkrankheit be¬ 
richtet E. wie folgt: 

Der Haarausfall schritt vor, so daß das Tier nach TJm- 
fluß von 14 Tagen über den ganzen Körper, mit Ausnahme 
der Beine und der Maul- und Nasepgegend, haarlos war; 
auch ein Teil der Mähne war ausgefallen. An Stellen, an 
denen sich das Pferd scheuern und nagen konnte, zeigten 
sich Ekzeme mit blutigem Grunde und blutig durchsetzten 
Krusten; die Haut am Halse wies dicke Falten auf, welche 
in vertikaler Richtung verliefen. Das Allgemeinbefinden 
des Tieres war gut ; im Ernährungszustände war es aber 
zurückgegangen. 

Die Behandlung bestand in Verabreichung von Ka¬ 
lium jodatum. Innerhalb 14 Tagen wurden 80 g Jodkalium 
gegeben. Äußerlich wurden die juckenden zernagten Haut¬ 
stellen mit Benzin und Watte gereinigt und mit Tumenol- 
ammonium 25,0, Glyzerin 50,0 eingerieben. 

Nach 3 Wochen hatte sich die Haut mit neuen, äußerst 
weichen Haaren bedeckt. Mitte Mai wurde das Tier täg¬ 
lich dreimal mit Wasser und Schmierseife gebadet, dann 
gründlich geduscht und abgerieben. Daran schloß sich eine 
Einreibung "mit Pix liquid., Sap. kalin. dilut. und Aqua 
font. aa, worauf sich innerhalb 14 Tagen die Abschuppung 
und starke Faltenbildung am Halse verlor und die Haut 
eine weiche, geschmeidige Beschaffenheit erhielt. Nach ins¬ 
gesamt 10 Wochen waren die Haare wieder ersetzt, wenn 
auch an einzelnen Stellen (Kopf und Kruppe) spärlich. 
Das Haarkleid war ungleichmäßig, die Haare waren sehr 
fein und weich. 


Mar ras: Salvarsan gegen experimentelle Wut. 

(Zentralblatt für Bakteriologie, Bd. 70, 3. u. 4. Heft.) 

M. injizierte Mäusen, Ratten, Meerschweinchen, Ka¬ 
ninchen und Hunden, die mit Wutvirus infiziert worden 
waren, intravenös und subkutan Salvarsan. Die Injektion 
geschah sofort oder einige Zeit nach der Infektion, ferner 
zu Anfang der Lähmungen. Die Versuche ergaben, daß 
Salvarsan ein Immunisationsvermögen nicht besaß, gleich- 
gilt.ig, ob zur Infektion Virus fixe oder Straßen-Virus be¬ 
nutzt wurde, und gleichgiltig, ob Salvarsan 18 oder 12 
Stunden vor oder sofort nach der Infektion injiziert wurde. 



792 


Auch durch intravenöse Injektion zu Beginn der Lähmung 
nach Infektion mit fixem Virus und Straßen-Virus konnten 
weder Kaninchen noch Hunde gerettet werden. 


F. Finger- Chicago: Die Unterscheidung des Cor¬ 
pus luteum der Ovulation von dem der Gravidität. (Zentral¬ 
blatt für Gynäkologie, Nr. 25, 1914.) 

Es wurden die Ovarien von 700 nicht trächtigen und 
689 trächtigen Kühen untersucht. Da zur Zeit Kenntnisse 
über die physiologisch wirksamen Bestandteile der Corpora 
lutea fehlen und man deshalb ausschließlich aus der thera¬ 
peutischen Wirksamkeit auf die chemischen Unterschiede 
schließen muß, wurden die chemische Zusammensetzung 
und die Größe der gelben Körper beider Sorten verglichen. 
Hiebei konstatierte man, daß die von graviden Kühen stam¬ 
menden Corpora größer w T aren und untereinander erheb¬ 
lichere Größenunterschiede zeigten, als diejenigen der Ovu¬ 
lation. Beim Vergleiche der Werte getrockneter Präparate 
wurde festgestellt, daß Stickstoff, Protein, Asche und Phos¬ 
phorsäure in den gelben Körpern nicht tragender Kühe 
etw'as stärker vertreten w'aren, als in jenen von trächtigen. 
Epinephrin konnte in den gelben Körpern beider Abstam¬ 
mung nicht nachgewiesen w ? erden, die Jodreaktion fiel nicht 
stärker aus, als diejenige in anderen animalischen Ge¬ 
weben. 

O. L o e b und B. Zoeppritz: Die Beeinflussung 
der Fortpflanzungsfähigkeit durch Jod. (Zentralblatt für 
Gynäkologie, Nr. 30, 1914.) 

Verf. verabreichten trächtigen Tieren subkutan unter¬ 
toxische Dosen Jod in Lösung und fütterten an solche jod¬ 
saures Kaliumsalz. Die Folge war, daß trächtige Tiere abor¬ 
tierten. Bei nichtträchtigen wurde durch Jodeinverleibung 
vorübergehende Sterilität hervorgerufen, die noch vier 
Wochen nach Aussetzen der Verabreichung des Jodes an¬ 
hielt. Die Libido und Facultas coeundi blieben vollkommen 
erhalten. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Rübenfütterung und Milchwirtschaft. 

Als das Land der Bübenfütterung ist Nordschleswig 
anzuselien. Die Erfolg«* der dortigen Milchwirtschaft beruhen 
in der Hauptsache auf dem Bübenhau. Als noch in vielen 



793 


Gegenden die Rübenfütterung innerhalb der Milchwirtschaft 
verpönt war oder höchstens nur geduldet wurde, hatte der 
intensive Rübenbau Nordschleswigs besonders seine ersten 
Erfolge in der Milchwirtschaft zu verzeichnen. Nordsehles- 
wig ist Schleswig-Holstein und Deutschland voran, so konnte 
vor einigen Jahren berichtet werden und dieser Satz dürfte 
auch noch heute richtig sein. Nach dem Jahresberichte des 
Kontrollvereins Hadersleben vom Jahre 1912/13 betrug 
der Durchschnittsmilchertrag pro Kuh 3028 Kilogramm, der 
Fettgehalt 3,47 %, die Butterausbeute 116,72 Kilogramm, 
die Gesamtmilchmenge 2 672 746 Kilogramm, die Gesamt¬ 
butterausbeute 103 041 Kilogramm bei einem Gesamtfutter¬ 
verbrauch von 2 276 819 Futtereinheiten. Der Futterver¬ 
brauch setzt sich zusammen aus 439 620 Futtereinheiten 
Kraftfutter, 586959 Futtereinheiten Rüben, 159257 Futter¬ 
einheiten Heu, 207 513 Futtereinheiten Stroh und 903 470 
Futtereinheiten Weide. Der Durchschnittsverbrauch pro 
Kuh stellte sich nach dem im Landwirtschaftlichen Wochen¬ 
blatt für Schleswig-Holstein veröffentlichten Bericht auf 
2601 Kuttereinheiten. Demnach erzeugten 100 Futter¬ 
einheiten 116 Kilogramm Milch oder 4,49 Kilogramm 
Butter. Der Milchverbrauch zu 1 Kilogramm betrug 25,9 
Kilogramm. Die Einzelleistungen waren zum Teil ganz 
hervorragend. Als Höchstleistung wurden erzielt 6353 Kilo¬ 
gramm Milch und 210 Kilogramm Butter. Viele jüngere 
Kühe wiesen Milchleistungen von w'eit über 4000 Kilo¬ 
gramm auf; so lieferten 15 Herbststerken im Durchschnitt 
3952 Kilogramm Milch mit einem Fettgehalt von 3,10 ( /c 
und 135,37 Kilogramm Butter. Die Höchstleistung brachte 
eine Sterke mit 4898 Kilogramm Milch, 3,11 ( /c Fett und 
169 Kilogramm Butter. Diese Erfolge wurden in erster 
Linie zurückgeführt auf die Verdoppelung des Rübenver¬ 
brauchs von 334 auf 665 Futtereinheiten in einem .Jahre. 
(Milchwirtschaft!. Zentralblatt, Nr. 12, 1914.) 

Über das Milchfett altmelker Kühe. 

Dr. K. von Fodor machte die Wahrnehmung, daß 
die Butter zu gewissen Jahreszeiten (Februar und März) 
rascher verdirbt, als im Durchschnitt der übrigen Monate. 
I>a im Februar und März die altmilchenden Kühe vor¬ 
herrschen, wurde von v. F. angenommen, daß ein gewisser 
Zusammenhang dieses Umstandes mit der leichteren Ver¬ 
derbnis der Butter besteht. Bei Versuchen fand v. F., daß 
die Säurezahl (Gehalt an freier Säure im Milchfett alt- 



794 


melkender Kühe) mehr betrug als im Hilchfett. frisch¬ 
melkender. Er fand ferner, daß die Milch altmelkender 
Kühe direkt nach dem Melken keine erhöhte Säurezahl 
aufwies, daß letztere aber rasch nach dem Melken zunimmt. 

Nach v. F. hängt dies damit zusammen, daß das Milch¬ 
fett altmelkender Kühe viel rascher hydrolysiert, das heißt 
chemisch verändert wird, als die Milch neumelkender, v. F. 
glaubt, diese Tatsache stehe in Beziehung zu dem Um¬ 
stande, daß die Fettkügelchen in der Milch altmelkender 
Kühe durchschnittlich kleiner sind und damit infolge ihrer 
relativ größeren Oberfläche durch äußere Einflüsse leichter 
chemisch verändert werden. 

Die Beobachtungen von v. F. zeigen, daß das Milch¬ 
fett ältmelkender Kühe leichter zersetzt wird, als jenes 
neumelkender. 

Welcher Natur die leichtere Zersetzbarkeit ist und 
welche Bedeutung dieselbe für die Haltbarkeit der Butter 
im allgemeinen hat, konnte aus den bis jetzt gemachten 
Beobachtungen noch nicht festgestellt werden. (Österreich. 
Molkerei-Zeitung, Nr. 9, 1914.) A. 


Die Erzielung einer neuen Hühnerrasse auf Grund des 

Mendelismus. 

Zum Zwecke der Züchtung einer neuen, für Gebirgs¬ 
gegenden mit langem Winter geeigneten Hühnerrasse, die 
folgende Eigenschaften haben sollte: 1. Schutzfarbe (reb¬ 
huhnfarbig) wegen der Raubvögel, 2. kleiner Rosenkanun, 
weil dieser im Winter nicht erfriert, 3. robuster Körper¬ 
bau, 4. leichte Aufzucht, 5. gute Legeleistung, 6. Brut¬ 
tauglichkeit — kreuzte Yerf. rebhuhnfarbige Wyandottes 
mit rebhuhnfarbigen Edelhühnern (Italienern). In der 
ersten Generation erhielt er lauter rosenkämmige und echt 
rebhuhnfarbige Tiere, in der zweiten kamen dann neben 
solchen auch einfachkämmige und farbenunreine vor. Der 
Grund liegt, darin, daß man den Rosenkamm-Tieren nicht 
ansehen kann, ob der Rosenkamm konstant ist im Sinne 
M e n d eis oder nicht. 

Um rasch und unbedingt sicher zu den gewünschten 
Tieren zu kommen, wurden rosenkämmige Hähne und 
Hennen aus zweiter oder späterer Generation mit rein¬ 
rassigen ein fach kämmigen Tieren rück gekreuzt. Daraus, 
oh die Nachkommen ganz oder hälftig rosenkäinmig sind, 
läßt sich auf die Konstanz der Rosenstämmigkeit bei dem 



betreffenden Elterntier schließen. Indem man schließlich 
nur die Hähne und Hennen beibehält, die sich durch die 
Nachzucht als homozygote Rosenkamm - Tiere erwiesen 
haben, gelangt man zu einer konstant rosenkämmigen 
Zucht. (Hink in Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1914, 
Nr. 26.) L i n d n e r. 


Verschiedenes. 

Eröffnung einer ersprießlichen patriotischen Tätigkeit für 

die Tierärzte. 

Die „Münchener Neueste Nachrichten“ vom 12. August bringen 
folgende Notiz: 

„Von allen Seiten kommen Klagen, daß Landwirte und 
besonders allein zurückgebliebene Landwirtsfrauen der 
Unmöglichkeit, die Ernte mit den ihnen verbliebenen Arbeits¬ 
kräften einzubringen, untätig gegenüberstehen und 
von der in der Ministerialentschließung vom 2. August gebotenen 
Möglichkeit der Arbeiterbeschaffung kernen Ge¬ 
brauch machen. 

Nach den Mitteilungen der Arbeitsämter ist jedoch ein 
Überangebot von Arbeitskräften, und zwar so¬ 
wohl von beschäftigungslos gewordenen Arbeitern aus gewerb¬ 
lichen und industriellen Betrieben, als von Jugendorganisationen 
(Wehrkraftverein) vorhanden. Es bedarf also nur einer 
raschen Verteilung dieser Arbeitskräfte auf 
das Land, um der gegenwärtigen Notlage der Landwirtschaft 
bei Einbringung der Ernte abzuhelfen. Die Bezirksämter haben 
nun, wie ein Erlaß des Staatsministers des Innern Dr. Frei¬ 
herrn v. S o d e n an die K. Regierungen, Kammern des Innern, 
und die Bezirksämter besagt, unter tunlichster Heranziehung 
der Landwirtschaftslehrer und von freiwilligen Hilfskräften 
(landwirtschaftliche Bezirksausschüsse, Geistliche, Lehrer usw.) 
die Bürgermeister bei Erhebung des Arbeitsbedarfs zu 
unterstützen und darauf hinzuweisen, daß in den jetzigen 
ernsten Zeiten ein besonders enges Zusammenhalten 
der bäuerlichen Bevölkerung, die sich ja auch im 
Frieden nachbarlich zu unterstützen pflegt, notwendig ist, und 
daß Arbeitskräfte auch für solche Betriebe beschafft werden 
müssen, deren Leiter infolge Ungewandtheit oder Mutlosig¬ 
keit nicht fähig sind, sich selbst zu helfen.“ 

Bei dem bekannt guten Eipflusse, den die bayerischen Tier¬ 
ärzte von jeher auf die Landwirte und Landwirtsfrauen ausgeübt 
haben, darf sicher eine günstige Wirkung davon erwartet werden, 
vrenn sie es jetzt übernehmen, in dieser Hinsicht aufklärend vor¬ 
zugehen und sich freiwillig jenen Hilfskräften anzuschließen, von 
denen der Ministerialerlaß spricht. 

In dieser ernsten Zeit stellt jeder sein Bestes freudig in den 
Dienst des Vaterlandes! 

Hier aber können die Tierärzte, gestützt auf das ihnen vom 
Dandvolke entgegengebrachte Vertrauen, wahrhaft Gutes stiften 



796 


und dem Vaterlande einen großen Dienst erweisen — eine An¬ 
schauung, die auch im Kgl. Bayer. Kriegsministerium herrscht. 
Gerne werden die Tierärzte sich dieser Aufgabe unterziehen. 

_ (i. 


Notprüfung. 

Nach Mitteilung der ,,Deutschen Tierärztlichen Wochenschrift" 
werden an der Tierärztlichen Hochschule Hannover Notprüfungeii 
abgehalten. Diesen können sich Kandidaten unterziehen, die in 
der tierärztlichen Fachprüfung stehen oder sich hiezu gemeldet 
und bereits die Mobilmachungsordre erhalten haben bezw. für 
schleunigen Eintritt in das Heer in Betracht kommen. Die Not¬ 
prüfung sieht Abkürzung der in der Prüfungsordnung vorgeschrie¬ 
benen Fristen und der Wiederholungsfristen für die Fachprüfung 
vor. — 


Zwei Jubilare. 

Am 9. August feierte der Korpsstabsveterinäre a. D. A 1 o i $ 
S e s a r in Würzburg das 60 jährige Berufsjubifäu m. 
Geboren in Pfaffenhausen (Bezirksamt Ingolstadt) erhielt Sesar 
im Jahre 1854 mit 15 anderen Kandidaten, unter welchen sich die 
nachmaligen Direktoren der Zentral-Tierarzneischule bezw. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule München C. Hahn und L. Franek be¬ 
fanden, in München die Approbation als Tierarzt. Er trat zum 
Militärdienst über, rückte zum Korpsstabsveterinär des zweiten 
bayerischen Armeekorps in Wiirzburg auf und nahm nach 50jäh¬ 
riger ehrenvoller Dienstzeit im Jahre 1906 den Abschied. Seine 
Verdienste als Militärveterinär wurden von höchster Stelle durch 
Verleihung des Verdienstordens vom heiligen Michael und des 
Ehrenkreuzes des Ludwigsordens geehrt. Die Brust des Jubilars 
schmücken ferner Feldzugs-Ehrenzeichen. 

Bezirkstierarzt Karl Wankmüller in Memmingen, ge¬ 
boren im Jahre 1856 in Unterthingau (Schwaben), feierte am 
1. August sein 25jähriges Amtsjubiläum. Er erhielt im Jahre 1876 
an der Tierarzneischule in Stuttgart die Approbation, war dann 
Assistent bei dem damaligen Bezirkstierarzte M. Alb recht in 
Sonthofen, wurde praktischer Tierarzt in Rettenbach, dann Di¬ 
strikts-Tierarzt in Pfaffenhausen. Im Jahr 1889 erfolgte seine Er¬ 
nennung zum Bezirkstierarzte in Memmingen* W a n k m ü 11 e r 
erfreut sich wogen seiner Tüchtigkeit im Berufe und seines bie¬ 
deren Charakters allseitiger Wertschätzung und Hochachtung. 


Titelführung. 

Die „Tierärztliche Rundschau“ bringt die Mitteilung über Ge¬ 
nehmigung des Kaisers von Österreich, daß 

1. die landosfürstlichcn Bezirks- und Bezirksobertierärzte den 
Titel Staats- bezw. Staatsobertierarzt, die landesfiirstliclieii 
Veterinärinspektoren den Titel Staatsveterinärinspekter uml 
die in die 7. Rangklasse eingeteilten Landesveterinärreferenteii 
den Titel Staatsveterinäroberinspoktor führen dürfen: 

2. den Lando>veterinärroferoiitoii, welche in die 6. Ramrkln^c* 
eingereiht sind, wurde der Titel Regierungsrat zuerkannt: 



797 


3. endlich wurde in Österreich der Titel Veterinärrat eingeführt 
und soll derselbe verdienstvollen Angehörigen des tierärzt¬ 
lichen Standes in Anerkennung ersprießlichen Wirkens in Aus¬ 
übung des Berufes verliehen werden. 


Deutscher Veterinärrat. 

Rechnung des IX. Internationalen Tierärztlichen Kongresses 


im Haag, 1909. 

Auslagen: Gulden 

Druck der Berichte u. s. w. 17 363.14% 

Übersetzungen. 767.62 

Sitzungsberichte, Stenographie. 1861.22% 

Bureaux . 2 423.05% 

Portos, Depeschen, Spedition .. 2243.18 

Reise und Logisauslagen. 782.00 

Inkassierung und Beiträge. 108.94% 

Auslagen für Remisen. 44.38 

Empfang, Festlichkeiten, Sekretariat, Administration . 12 759.44% 

Ausflüge .1871.14 

Empfang bei der Enthüllung des Thoinassen-Denkmals 201.71 

Zurückbezahlte Beiträge. 21.50 

Ständiger Ausschuß. 516.99% 

Unvermutete. 225.71 


41 190.05 

Einnahmen: 

1478 ordentliche Mitglieder. 14 780.00 

84 außerordentliche Mitglieder. 420.00 

194 Damen - Mitglieder. 485.00 

Beiträge Niederländischer Gesellschaften. 3 497.95 

Transvaal Veterinary Medical Association. 120.15 

Departement of A^riculture of South Africa .... 38.05 

Drucksachen. 167.40 

Zinsen. 774.84 

Unvermutete. 32.80 

Subvention der Niederländischen Regierung . . . . 20 873.86 


41 190.05 


NB. Außerordentliche Subvention der Niederländischen Re¬ 
gierung behufs der Einrichtung des Ständigen Sekretariats der 
tierärztlichen Weltkongresse im Haag: Gulden 2626.14. — 

Vorstehehde, mir vom Vorsitzenden des Ständigen Ausschusses 
de : r tierärztlichen Weltkongresse zugesandte Rechnung wird hier¬ 
mit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. 

Köln, den 17. Juli 1914. 

Lothes. 


Probeschlachtungen. 

Die badische Landwirtschaftskammer hat sich bereit erklärt, 
gemeinsam mit dem badischen Bezirksverein des Deutschen Flei¬ 
scher-Verbandes Probeschlaclitungen zu veranstalten. Dadurch 
soll einwandfrei konstatiert werden, mit welcher durchschnittlichen 
Schlachtausbeute bei den verschiedenen Tiergattungen zu rechnen 
ist, je nachdem die Tiere in nüchternem Zustande, in halbniichter- 
neiu Zustande oder unmittelbar nach der Fütterung geschlachtet 





















werden. Man hofft, auf diese Weise über das Verhältnis vom 
Lebendgewicht zum Schlachtgewicht Aufklärung zu schaffen und 
dadurch den häufig zwischen Landwirten und Metzgern entstehen¬ 
den Differenzen vorzubeugen. 


Bücherschau. 

Handbuch der tierärztlichen Geburtshilfe von Dr. L. Franck; 
herausgegeben von Dr. M. Alb recht, Kgl. Geh. Hofrat, 
ord. Professor der Tierärztl. Hochschule in München. Fünfte, 
vollständig neu bearbeitete und vermehrte Auflage mit 335 
Textabbildungen. Berlin, Verlagsbuchhandlung von Paul Parey, 
1914. 

Die älteren Herren Kollegen erinnern sich noch alle in Dank¬ 
barkeit für den Autor an das „Handbuch der tierärztlichen Ge¬ 
burtshilfe 44 von Dr. L. Franck. Es war in der damaligen Zeit 
ein schätzbares Werk, das ihnen jederzeit mit Rat zur Hand ging, 
aus dein sie die Geburtshilfe theoretisch erlernten. 

Die vorliegende fünfte Auflage, herausgegeben von dem Ge¬ 
heiinen Hofrat Prof. Dr. Alb recht wurde vom Verfasser, ent¬ 
sprechend den neueren Beobachtungen und Erfahrungen auf dem 
Gebiete der tierärztlichen Geburtshilfe, nach allen Richtungen um¬ 
gearbeitet, ergänzt und vermehrt. 

Das Werk umfaßt in seinem I. Abschnitt die Anatomie des 
Beckens und der weiblichen Geschlechtsorgane. Im II. Abschnitt 
die Anatomie und Physiologie der Trächtigkeit, beginnend mit der 
Geschlechtsreife bis zur Entstehung der Geschlechter. Der III. Ab¬ 
schnitt behandelt in ausführlichster Weise die Physiologie der Ge¬ 
burt. Der IV. Abschnitt bespricht sehr eingehend die krankhaften 


Mit Rücksicht auf die Einberufungen von Tierärzten werden 
Kollegen, die in der Lage sind, auf kürzere ödere längere Zeit Ver¬ 
tretungen zu übernehmen, ersucht, sich schriftlich bei mir zu melden. 
Dr, Gasteiger, K. Bezirkstierarzt im K. Staatsministerium des Innern. 


Übernehme 

Vertretung 

von bayerischem Schlachthofdirektor oder Schlachthoftierarzt. 1911 
approbiert, 1913 amtstierärztliche Prüfung. 2jährige Tätigkeit in 
der Schlachtvieh- und Fleischbeschau. 

Dr, Kolb, Polizeitierarzt, Hamburg, Schlaehthof. 



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tierärztliche Klinik, Hannover. Prosp. durch 

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799 


Zustände während der Trächtigkeit, sowohl beim Muttertiere als 
auch bei der Frucht. Der V. Abschnitt, der selbst dem erfahrensten 
Praktiker ein zuverlässiger Ratgeber sein wird, behandelt die so 
außerordentlich wichtige Frage der Pathologie der Geburt in einer 
vorzüglichen Weise, so, wie es eben nur von einem Tierarzte ge¬ 
schehen konnte, der selbst Praktiken ist. Der letzte Abschnitt be¬ 
faßt sich mit den Krankheiten des Muttertieres und des Jungen, 
die sich nach der Geburt einstelleh,. . • 

Besonderer Wert ist in dem Buche auch auf instruktive Ab¬ 
bildungen gelegt worden, um das Verständnis der Studierenden 
und das Interesse der X J raktiker zu fördern. 

Das neue 736 Seiten umfassende, buchhändlerisch vorzüglich 
ausgestattete Lehrbuch bietet sowohl den Studierenden als auch 
den in der Praxis stehenden Tierärzten eine Fülle von Belehrung 
und Anleitung zur Ausübung der geburtshilflichen Operationen und 
kann deshalb dessen Studium Studierenden und Tierärzten nur 
auf das Wärmste empfohlen werden. Ohler. 


Personalien. 

Versetzung: Der K. Bezirkstierarzt Matthias Dorn wurde auf 
Ansuchen von Kelheim nach Gemünden versetzt. 

Verzogen: Oberveterinär a. D. Dr. Wilhelm Ho er auf von 
Weißenburg i. B. nach Augsburg; Dr. Karl Krim mel von Ebingen 
(Württemberg) nach Gedern (Großh. Hessen); Julius Simon von 


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Proben und Literatur kostenfrei. 

Chemische Fabrik von Heyden, Radebeol-Dresden. 







800 


Nürnberg nach Weißenburg i. B.; Dr. Diethelm Weitbreclit von 
Plochingen (Württemb.) nach Wurzach (Württemb.). 

Veränderungen bei den Veterinäroffizieren: Dem Ober¬ 
veterinär Hans Bauer der Reserve (III München) wurde das Aus¬ 
scheiden aus dem Beurlaubtenstande des Heeres zum Zwecke der 
Überführung zum Beurlaubtenstande der Schutztruppe für Deutsch- 
Südwestafrika genehmigt. 

Approbiert: In Berlin die Herren: Paul Eggeling-Salz- 
dahlum, Ferdinand Northoff-Beckum. In Gießen die Herren: 
Vaino K a i sl a - Pa w as t e hus (Finnland), Hans Reuß-Weideu. 
Hans Schlee-Bossendorf, August Wolbert-Miltenberg. In 
Hannover die Herren: Walter Otto Ehrström-Abo (Finnland), 
August Wilhelm Holstein-Tettnang, August Müller-Nidda, 
Erich Wilhelm Gustav Sa ager-Trep to w (Rega), In München die 
Herren: Eugen Weise-Katzenelnbogen, Alexander Stralim- 
Friesenh au sen , Srebro K an asi rski-Pliilipoppel (Bulgarien), 
Alexander Tarceanoff-Widin (Bulgarien). 

Promoviert: In Hannover: von der Tieräztl. Hochschule zum 
Dr. med. vet.: Konrad Brügge mann-La ge, Aurel Burgkard- 
Holzheim, Hans Hamdorf-Fahrenkrug, Wilhelm Meyer- 
Hannover, Leo Posselt-Hannover, Hans Rauch-Vestho, Anton 
R o h d e - P r e u ß. - 01 d e n d o r f, Lauri Sasparando-Peipotya 
(Finnland), Henri Schulz-Braunschweig, Wilhelm Sehwen¬ 
der-Tilsit, Hermann Wehmeyer-Gehrde. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

aiiNser: Bacillol-Patronen nach Dr. Jtiterbock 


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Alleinige Fabrikanten: 

Bacillolwerke Hamburg. 


Druck vüd J. Gottes w i nte r, München. — Kommissionsverlag: M. Kiegersch* 
UniversitAtabuchhandlung, München, Odeonsplau 2 





(früher: Tierärztliches Wochenblatt um Wochenschrift für Tierheilkunde nnd Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Prtfls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesanssclmsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 25. August 1914. Nr. 34. 


Inhalt: Originalartikel. Albrecht: Einiges über Nabelstrangumschlingungen. — 
Schlicker : Vorhandensein eines verirrten (erratischen) Zahnes in der Kieferhöhle.— 
Settele: Mitteilungen über mit dem Serum gegen Schweinepest nach Hutyra und 
Koeves gelegentlich des Ausbruches der Schweinepest in der Schweinezucht- und 
Mastanstalt N. vollzogenen Impfungen (Schluß). — Referate. Kausch: Über 
Coagulen. Ordelt: Über die Verwendung von „Protargol* 1 in der tierärztlichen 
Wundbehandlung. Hutyra: Schutzimpfungen gegen die Schweinepest. Berg- 
schicker: Beiträge zur medikamentösen Therapie des ansteckenden Scheiden- 
katarrhs und des seuchenhaften Verkalbens der Rinder. Seiffert und Spiegel: Über 
die Verwendung des Glyzerins zur Sterilisation von Instrumenten. — Tierzucht 
und Tierhaltung. Blaue Kornblumen als Futter für Milchkühe. Rübenblätter¬ 
fütterung und Rübenblättertrocknung. Die Milch von Holländer Kühen. — 
Verschiedenes. Mitteilung. Tierärztliche Notprüfung. Notiz. 86. Versammlung 
Deutscher Naturforscher und Ärzte in Hannover vom 20.—26. September 1914. 
Von der sächsischen Fleischbeschau. — Bücherschau. — Personalien. 


Einiges über Nabelstrangnmschlingnngen. 

Von Professor Dr. M. Albrecht. 

In der humanen Geburtshilfe werden Umschlingungen 
von Fötusteilen durch den Nabelstrang häufig beobachtet, 
während sie bei Früchten unserer Haustiere selten Vor¬ 
kommen; auch über Knotenbildungen des Naheistranges, 
wobei die noch kleine Frucht in früher Zeit der Gravidität 
durch eine Schlinge der Schnur schlüpft, wird von Human- 
Gynäkologen berichtet, während meines Wissens in der 
tierärztlichen Geburtshilfe solche nicht wahrgenommen 
wurden. 

Ich möchte in dem Folgenden über 3 Fälle von Um¬ 
schlingungen bei Tierföten, wobei in 2 Fällen Absterben 
der Früchte eintrat, berichten, vorausgehend aber einige 











802 


Notizen über das Vorkommen von Umschlingungen aus 
der humanen und tierärztlichen Literatur anführen: 

Beim Kinde beträgt die Länge der Nabelschnur im 
Durchschnitt 50 cm. Bei der geringen Entfernung der 
Frucht von der Amnionwand liegt sie geschlängelt im 
Fruchtwasser. Es kann beim Kinde die Nabelschnur auch 
vollständig fehlen *); die Gefäße verlaufen dann direkt zu 
der dem Leibe der Frucht anliegenden Plazenta. Abnorme 
Kürze des Nabelstranges ist nach Bunge 2 ) beim Kinde 
selten. Dagegen.berichtet W inckel 3 ) über mehrere Mit¬ 
teilungen von Gynäkologen über abnorme Kürze des Nabel¬ 
stranges : Dyrenfurth fand bei einem reifen Kinde 
die Nabelschnur nur 3,5cm lang; Bayer sah bei einem 
2830 g schweren, 47 cm langen Kinde einen nur 10,5 cm 
langen Strang; Werden beobachtete bei einem reifen 
Kinde einen Strang, der nur 12 cm lang war, und D e - 
brunner 2 Fälle, bei welchen der Nabelstrang von neun 
Monate getragenen Föten nur eine Länge von 17 bezw. 
27 cm aufwies etc. 

Nicht selten ist nach W inckel 4 ) eine übermäßige 
Länge der kindlichen Nabelschnur. So wurden von den 
nachbezeichneten Gynäkologen die nebenstehenden Längen 
der Nabelstränge festgestellt: Seeligmann 104 cm, 
von Dudley 150 cm, W ygotzky 168 cm, Schnei¬ 
der 187 cm, H y r 11 104, 156 und 161 cm, Weisberg 
164 cm. 

Bunge 6 ) teilt mit, daß die Länge des kindlichen 
Nabelstranges bis zu 190 cm betragen kann. 

Bei Kindergeburten beobachtet man häufig Nabel¬ 
schnurverschlingungen. Veit (zit. nach Winckel) fand 
solche bei 2250 Schädefllagen in 442 Fällen. Winckel 
selbst schätzt das Vorkommen von Umschlingungen auf 
20—25 

B r u 11 a u (zit. nach Winckel) konstatierte an der 
Dorpater Klinik bei 500 Fällen, daß fast auf jede 4. Geburt 
eine Umschlingung zu rechnen ist. 

Bumm 6 ) sagt: „Umschlingungen der Nabelschnur 
um Hals oder Extremitäten werden außerordentlich häufig, 
etwa bei jeder 4. Geburt, beobachtet.“ 


') Runge, Lehrbuch der Geburtshilfe, 1909, S. 239. 

2 ) 1. c. S. 239. 

®) Handbuch der Geburtshilfe, 2. Bd., 3. Teil, S. 1499. 

4 ) 1. c. S. 1502. 

5 ) I. e. 8. 23<S. 

'’) Grundriß zum Studium der Geburtshilfe 1902, S. 388. 



803 


Am häufigsten sind die Halsumschlingungen. Nicht 
selten zieht sich die Schnur nach Win ekel auch um Arme, 
Beine und Kumpf oder um den Hals und Extremitäten zu¬ 
gleich. Weidmann (zit. nach Winckel) zählte unter 
3379 Nabelschnurumschlingungen 96 % Halsumschling¬ 
ungen. Über eine sehr komplizierte Umschlingung berichtet 
Seeligmann (zit. nach Winck^el); bei derselben war 
der Nabelstrang 8 mal um den Hals und je 1 mal um den 
Unter- und Oberschenkel geschlungen. 

Der Tod des Kindes wird nach Veit 7 ) während der 
Schwangerschaft nur sehr ausnahmsweise herbeigeführt. 

Bei unseren Haustieren verhalten sich die Längen 
der Nabelschnüre zu denjenigen der Körperlänge nach 
F r a n c k 8) wie folgt: beim Pferde wie 1:1,8, beim Kinde 
wie 1: 4,3, beim Schweine wie 1:1,1, bei Schafen u. Ziegen 
wie 1: 5,8, bei Hunden wie 1: 2,4, bei Katzen wie 1: 3,1. 

Über Fehlen der Nabelschnur oder abnorme Kürze 
des Nabelstranges fehlen in der tierärztlichen Literatur 
Angaben. Dagegen sind einige Beobachtungen über Um¬ 
schlingungen, die immerhin eine bedeutende Länge der 
Nabelschnur zur Voraussetzung hatten, gemacht worden: 

Harms 9 ) erhielt einen Schweinsfötus eingesandt, 
welcher am linken Hinterschenkel einen spiralig um den¬ 
selben verlaufenden Eindruck zeigte, in den der reichlich 
lange Nabelstrang paßte. 

Ru eff 10 ) schreibt über Umschlingung des Nabel¬ 
stranges um den Nacken bei unter den Bauch abgebogenem 
Kopfe; er erwähnt ferner Umschlingung um eines der 
fehlerhaft unter den Leib geschlagenen Vorderbeine, außer¬ 
dem Umschlingung um die Hinterfüße bei verkehrter Lage. 

Guillebeau 11 ) teilt folgende zwei Fälle mit: Bei 
einer Ziege, die seit mehreren Tagen Geburtswehen zeigte, 
fand sich der Kopf des Zickleins auf die Brustwandung zu¬ 
rückgelegt und der Hals in der Höhe des 3.—4. Wirbels 
durch die umschlungene Nabelschnur sehr stark einge¬ 
schnürt. Der Fötus war tot, aber ausgetragen. Die Größe 
von Kopf und Hals entsprach vollkommen der Ausbildung 
des Rumpfes, so daß die Nabelschnur den Stoffwechsel der 


T ) Veit-Ohlhausen: Lehrbuch der Geburtshilfe 1902, S. 403. 
8 ) Handbuch der tierärztlichen Geburtshilfe von Franck- 
A1 brecht, 1914, S. 102. 

•) Lehrbuch der tierärztlichen Geburtshilfe 1899, S. 315. 

10 ) Die tierärztliche Geburtshilfe von Baumeister, umge¬ 
arbeitet von Ru eff, 1869, S. 282. 

n ) Schweizer Atchiv, 1890, Bd. 23, Heft 3. 



804 


umschlungenen Teile keineswegs beeinträchtigte, offenbar 
dagegen die abnorme Kopfhaltung veranlaßt hatte. Die 
Länge der Nabelschnur des Zickleins wird zu 17/100 der 
Körperlänge angegeben. — Der zweite Fall betraf ein 
Fohlen, das in normaler Weise geboren worden war. Tier¬ 
arzt Geyzi in Payern (Waadt) untersuchte das Junge 
12 Stunden nach der Geburt; es war vollständig ausge¬ 
tragen, lebend, aber am rechten Hinterfuße fehlte von der 
Mitte des Schienbeines an der Fuß. Der Metatarsus lief 
in einen kegelförmigen Amputationsstumpf aus. In der 
Streu hinter dem Muttertiere wurde der abgetrennte Teil 
des Beines vorgefunden; derselbe war mumienartig einge¬ 
trocknet. Die Phalangen befanden sich in Beugestellung. 
Die Hufkapsel fehlte. 

Bachstädt 12 * berichtet über eine Pferdegeburt, 
bei welcher die Nabelschnur und ein Teil des Amnions 
12 mal von rechts nach links um die Hinterbeine eines in 
der Beckenendlage befindlichen Fohlens geschlungen waren. 
Das Junge war mumifiziert. — 

(Schloß folgt). 


Vorhandensein eines verirrten (erratischen) Zahnes 
ln der Kieferhöhle. 

Von Distriktstierarzt Schricker in Grönenbacb. 

Ich beobachtete folgenden Fall des Vorhandenseins 
eines verirrten (erratischen) Zahnes In der Kieferhöhle: 

Ein Jährling zeigte langsam beginnende einseitige 
Atembeschwerden, die sich zuerst nur als schniebendes na¬ 
sales Geräusch bemerkbar machten, sich aber im Verlaufe 
von mehreren Wochen zu einem pfeifenden Stenosenge¬ 
räusch entwickelten; gleichzeitig bemerkte man eine an¬ 
fangs kaum merkliche, später aber immer mehr vortretende 
Hervorwölbung der rechtsseitigen Kieferhöhlenwandung. 
Nasenausfluß war nicht vorhanden, die Zahnuntersuchung 
ergab vollkommen normale Verhältnisse, übler Geruch aus 
der Maulhöhle war nicht zu beobachten. In der Annahme, 
es sei ein in den Kieferhöhlen und eventuell noch in der 
Gehirnhöhle sitzender Tumor vorhanden, wurde zur Ope¬ 
ration geschritten, die Herr Bezirkstierarzt W a n k - 
m ii 11 e r zusammen mit mir vornahm. Das Tier wurde 
auf die linke Seite gelegt,; es zeigte während der ganzen 

'•) Zeitschrift für Vetcrinärkunde, 1909,. S. 136. 



805 


Dauer der Operation bedenkliche Erscheinungen von Dys¬ 
pnoe. Nach Herausnahme eines Knochenstückes mittels 
Trepan entleerte sich eine größere Menge seröser Flüssig¬ 
keit; beim Eindringen in die Tiefe der Kieferhöhle fühlte 
der Finger einen lose auf der Unterlage sitzenden Zahn, 
der leicht von der Unterlage abgelöst werden konnte, aber 
nach Ablösung in der Tiefe der Kieferhöhle verschwand. 
Erst nachdem noch mehrere Knochenstücke herausgenom¬ 
men worden waren, so daß eine Öffnung in der Größe von 
zwei aneinandergelegten Fünfmarkstücken entstand, und 
nachdem das Tier auf die rechte Seite gelegt worden, so 
daß der Zahn näher an die Öffnung heranfiel, konnte der¬ 
selbe — ein Backenzahn, der an der Wurzel mit Granu¬ 
lationsgewebe umgeben war — nach längeren Bemühungen 
entfernt werden. Die Wunde heilte normal, die Atmungs¬ 
beschwerden verloren sich vollständig. 


Mitteilungen über mit dem Seram gegen Schweine¬ 
pest nach Hntyra nnd Koeves gelegentlich des 
Ausbruches der Schweinepest in der Schwelnezncht- 
nnd Mastanstalt N. vollzogenen Impfungen. 

Von Bezirkstierarzt Set tele in München. 

(Schluß.) 

Versuch III (Stall V, verseucht), begonnen am 30. November 
1913, vormittags 10 Uhr. 


Genau wie Versuch 

II. 


Bucht 


Nr. 66 


* Das eine kranke Tier besserte sich im Gesundheitszustände; 
am 8. Dezember 1913 wurde ein weiteres krankes Tier in die Bucht 
gesetzt. Von den Versuchstieren mußten wegen Erkrankung zur 
Schlachtung gebracht werden: 




806 


* am 12. XII. 1913: 1 krankes Tier (Loch ira rechten Ohr), 

0 am 12. XII. 1913: l geimpfter Läufer mit 1 Kerbe im linken 
Ohr, 

D am 12. XII. 1913 (Y): 1 ungeimpftes Tier mit 2 Kerben im 
linken Ohr, 

□ am 12. XII. 1913 (N): 1 ungeimpftes Tier mit 2 Kerben im 

linken Ohr, 

** am 5.1. 1914: 1 geimpftes Tier (ohne Marke) dieses Tier hatte 
auch Hodensackbruch, 

0 am 12. I. 1914: 1 geimpftes Tier mit 1 Kerbe im linken Ohr. 

Resultat aus Versuch II und III: Es verendeten 
bezw. mußten wegen Erkrankung notgeschlachtet werden: 

* 3 kranke Tiere (Locb im rechten Ohr) von 4 kranken Tieren; 

75 7», 

** 2 geimpfte Läufer aus Stall III (ohne Marke) von 8 geimpften 
aus Stall III; 257«, 

0 3 geimpfte Läufer aus Stall Y (mit Kerbe im linken Ohr) von 
8 geimpften aus Stall V; 38 7°, 

□ 3 ungeimpfte Läufer aus Stall III (mit 2 Kerben im linken Ohr) 

von 6 ungeimpften aus Stall III; 507#- 

Ferner erkrankten die übrig gebliebenen ungeimpften und 
die aus Stall V stammenden geimpften Tiere bedeutend stärker 
als die geimpften Tiere aus Stall III, die teils geringgradige, teils 
gar keine äußerlichen Krankheitserscheinungen zeigten. Die später 
genesenen ungeimpften Tiere, sowie die geimpften Tiere aus 
Stall V (verseucht) blieben im Ernährungszustände gegenüber den 
geimpften Tieren aus Stall III (unverseucht) zurück. 

Aus diesem Versuche zog ich den Schluß, daß die anscheinend 
gesunden und deshalb geimpften Tiere aus dem verseuchten 
Stalle V sich fast genau so verhielten, wie die nicht geimpften 
Tiere aus dem unverseuchten Stalle III; ferner zeigten auch diese 
Versuche, daß durch die Impfung die aus unverseuchten Ställen 
kommenden Tiere in 75 % vor der Seuche geschützt blieben. Die 
aus dem verseuchten Stalle V schutzgeimpften Schweine blieben 
in 62% von der Seuche verschont; von den ungeimpften Tieren 
kamen 50 % zur Schlachtung. Eine andere Erkrankung als reine 
Viruspest ist aus den schon vorher bei Versuch I angegebenen, 
auch hier zutreffenden Gründen auszuschließen. 

Versuch IV (Stall V, verseucht), begonnen am 30. November 
1913, vormittags 10 Uhr. 


□ 5 ungeimpfte gesunde Läufer aus 
Stall III (Kerbe im linken Ohr), 

** 10 geimpfte gesunde Läufer aus* 
Stall III, 

* 2 kranke Tiere aus Stall 5 (3 Ker¬ 
ben im rechten Ohr). 


Bucht 
Nr. 70 


Alter: 

11-12 

Wochen. 




807 


Die Tiere aus Stall III wurden am 29. November 1913 nach¬ 
mittags geimpft. 

Es mußten von den Versuchstieren wegen Erkrankung zur 
Schlachtung gebracht werden: 

□ am 9. XII. 1913: 1 ungeiinpftes Tier aus Stall III mit Kerbe 

im linken Ohr, 

□ am 10. XII. 1913: 1 ungeimpftes Tier aus Stall III mit Kerbe 

im linken Ohr, 

* am 10. XII. 1913: 1 krankes Tier aus Stall V mit 3 Kerben im 
rechten Ohr, 

** am 17. XII. 1913: 1 geiuipftes Tier aus Stall III (ohne Marke ; 
hatte auch einen Hodensackbruch), 

□ am 29. XII. 1913: 1 ungei mpftes Tier aus Stall III mit Kerbe 

im linken Ohr, 

□ am 2.1.1914: 1 ungeimpftes Tier aus Stall III mit Kerbe im 

linken Ohr, 

Versuch V (Stall V, verseucht), begonnen am 30. November 
1913, vormittags 10 Uhr. 


□ 4 ungeimpfte gesunde Läufer aus 
Stall III (1 Kerbe im linken Ohr), 

** 9 geimpfte gesunde Läufer aus 
Stall III, 

* 2 kranke Tiere aus Stall V (3 Ker¬ 
ben im rechten Ohr), 

* l schwerkrankes dem Verenden 
nahes Ferkel wurde an» 30. Novem¬ 
ber 1913 abends 6 Uhr in die Bucht 
gebracht. 


Bucht 
Nr. 72. 


Alter: 
11—12 
Wochen 


Die Tiere aus Stall III wurden am 29. November 1913 nach¬ 
mittags geimpft. 

* 1 krankes Tier aus Stall V verendete am 4. Dezember 1913 
morgens. Weiterhin mußten wegen Erkrankung zur Schlachtung 
gebracht werden: 

□ am 9. XII. 1913: 1 ungeimpftes Tier aus Stall III (1 Kerbe im 

linken Ohr), 

□ am 10. XII. 1913: 1 ungeimpftes Tier aus Stall III (1 Kerbe 

im linken Ohr), 

□ am 12. XII. 1913: 1 ungeimpftes Tier aus Stall III (1 Kerbe 

im linken Ohr), 

** am 16.1.1914: 1 geimpftes Tier aus Stall III (ohne Marke)' 

Resultat aus Versuch IV und V: Es verendeten 
bezw. mußten wegen Erkrankung notgeschlachtet werden: 

* 2 kranke Tiere aus Stall V (3 Kerben im rechten Ohr) von 

5 kranken Tieren, 40%, 




808 


** 2 geimpfte Tiere aus Stall III (ohne Marke) von 19 geimpften 
Tieren aus Stall III, 11 °/o, 

□ 8 ungeimpfte Tiere aus Stall HI (1 Kerbe im linken Ohr) von 9 
ungeimpften Tieren aus Stall III, 88°/°* 

Nach diesen Versuchen überstanden 89 % der geimpften Tiere 
die Seuche, während 88 % der ungeimpften und 40 % der kranken 
Tiere geschlachtet werden mußten- Sohin tritt auch in diesem 
Falle die günstige Schutzwirkung des Impfstoffes bei den Ver¬ 
suchstieren hervor. Dafür, daß es sich auch hier um reine Virus¬ 
pest handelte, gelten die gleichen Gründe wie bei Versuch I. 


Gesamt-Resultat inProzenten ausgedrückt: 
Die 4 Wochen vor der Uberstellung in den verseuchten Stall ge¬ 
impften und am 30. XII. 1913 ungeimpft gebliebenen 4 Tiere werden 
bei der nachfolgenden Zusammenstellung als ungeimpft gezählt, 
da der Versuch I deutlich ergeben hat, daß die am 29. XI. 1913 
vollzogene Impfung keine Schutzwirkung mehr bei der 1 Monat 
später erfolgten Überstellung in den verseuchten Stall V für die 
Tiere hatte. 


V ersuchs¬ 
tiere 

Zahl der Tiere 
bei Beginn der 
Versuche 

Zahl der am 
Leben geblie¬ 
benen Tiere 

Prozent- 

verbältnis 

Geimpfte . 

46 

38 

76% 

Ungeimpfte 

23 

5 

20% 

Kranke . . 

9 

4 

45% 


Be¬ 

merkungen 


SÄmtliche Tiere 
waren bei An¬ 
stellung derVer- 
" suche anschei¬ 
nend völlig ge¬ 
sund. 

Diese Tiere 
waren bei Ver¬ 
such s&nstellung 
krank b. schwer 
krank und wur¬ 
den in die ver¬ 
schiedenen Ver¬ 
suchsbuch len 
zur Ansteckung 
d. übrigen Tiere 
eingebraclit. 


Die Zusammenreihung der Versuche ergibt sohin, daß durch 
die Impfung ein größerer Prozentsatz (76%) der für die Krank¬ 
heit empfänglichen Tiere am Leben blieb, während von den un¬ 
geimpften Tieren 80 % geschlachtet werden mußten. 

Von den erkrankten (zumeist sehr schwer) Tieren erholten 
sich wieder 45 %. 


V e r s u c h VI (Stall IV). 

Der vorher verseucht gewesene Stall IV, in welchem die Er¬ 
krankungen nicht aufhörten und woselbst auch die geimpften Tiere 
erkrankten, wurde vollständig geräumt, gereinigt und blieb 4 Tage 
hindurch unter Desinfektion leer stehen. Die Desiufektion wurde 
äußerst sorgfältig durchgeführt. Hierauf wurde der Stall 
allmählich besetzt und zwar am 2. Februar 1914 mit 230 ungeimpf¬ 
ten und mit 34 geimpften Tieren. 

Der Stall IV wurde bis zum 13. Februar 1914 entsprechend 
der Anzahl der Absatz-Ferkel im ganzen mit 420 Stück Ferkeln 
beschickt und allmählich vollbesetzt. 









809 


Die geimpften Tiere blieben bis zum 35. April 1914, also fast 
3 Monate nach der Impfung im gleichen Schritt der Entwicklung 
wie die ungeimpften Tiere. Irgend ein Unterschied zu Gunsten 
oder zu Schaden der Impfung konnte bei diesen Tieren nicht be¬ 
obachtet werden. 

Weitere diesbezügliche Versuche habe ich noch in 
größeren Schweineheständen in E. und E 1 angestellt. Auch 
hier konnte ich die gleiche Beobachtung machen, speziell 
in E *, woselbst ein großer Betrieb (zirka 500 Stück) in 
zwei zirka 10 Minuten von einander getrennten Gehöften 
gehalten wird, konnte ich wertvolle Ergänzungsversuche 
zu Versuch VI in N. anstellen. In E 1 brach die Seuche in 
dem vom Besitzer eigens für die zugekauften Schweine ge¬ 
haltenen Kontumazstalle in der ersten Woche des Monats 
März aus. Der andere vollbesetzte Stall (eigentliche Mast¬ 
stall) beherbergte nur gesunde Tiere. Die Impfungen wur¬ 
den im Kontumazstalle bei sämtlichen vorhandenen Tieren 
mit Ausnahme der deutlich erkrankten vorgenommen; die 
erkrankten Schweine selbst wurden sofort geschlachtet. 
Auf Wunsch des Besitzers wurden dann noch weitere 32 
Stück im Maststalle befindliche Schweine, welche 8 Tage 
vor Ausbruch der Seuche noch im Kontumazstalle gewesen 
waren, auch geimpft. Diese Tiere nun, welche keiner In¬ 
fektionswahrscheinlichkeit im gesunden Stalle 'ausgesetzt 
waren, blieben in der Entwicklung gegenüber nicht ge¬ 
impften Kontrollieren und der sonst üblichen Entwicklung 
nicht zurück. 

Gleiches wurde auch bei den in E. geimpften Tieren 
beobachtet, die in die Stallungen zu einer Zeit kamen, da 
dortselbst auch nicht der geringste Verdacht einer Seuche 
ausgesprochen werden konnte. Hingegen zeigten ungefähr 
50 % der in E 1 in der Kontumazstallung geimpften Tiere 
das gleiche Verhalten wie die in die verseuchten Stallungen 
in N. eingebrachten geimpften Tiere, d. h. sie kümmerten 
ungefähr 2^—3 Wochen nach der Impfung, während sie 
sich anfangs gut entwickelten, und mußten in der Folge¬ 
zeit, da eine ökonomische Futterverwertung sich nicht 
zeigte, zur Schlachtung gebracht werden. Die anderen 50 °/o 
entwickelten sich gut, blieben gesund und wurden 5 Wochen 
nach der Impfung vom Besitzer in den Maststall überge¬ 
führt, woselbst sie sich bisher recht gut weiter entwickelten 
und sich stets gesund zeigten. Es muß wohl auch hier an¬ 
genommen werden, daß sich eben diese 50 % rechtzeitig 
nach der Impfung infizierten, während die anderen 50 
die später kümmerten, sich erst zu einer Zeit infizierten, 



810 


zu der die hnpfung keinen hinreichenden Schutz mehr gab. 

Daß die Impfung an und für sich keine Kümmerung 
bedingt, zeigten die in der nicht verseuchten Stallung ge¬ 
impften, keiner Infektion ausgesetzten Tiere. Auf Grund 
dieser umfangreichen und einer genauen Kontrolle unter¬ 
zogenen Impfungen in den 3 großen Beständen in E. £ 1 
und N. folgere ich, daß geimpfte Tiere, soferne sie einer 
Infektion nicht ausgesetzt sind, gegenüber den ungeimpften 
Tieren durch die Impfung selbst nicht beeinflußt werden. 

Einen Wert haben jedoch nach den gemachten Er¬ 
fahrungen Schutzimpfungen nur mit Serum nicht, wenn 
nur gesunde Bestände geimpft werden, da die Schutzwirkung 
nach sehr kurzer Zeit (Versuch I) aufhört und die Tiere 
dann der Krankheit wie nicht geimpfte Tiere ausgesetzt 
sind. Bei dem hohen Preise des Impfstoffes verbieten sich 
daher derartige Impfungen von selbst. 


Referate. 

Prof. W. Kausch, chirurg. Abteilung des Augusta 
Viktoria - Krankenhauses Berlin - Schöneberg: Uber Coa- 
gulen. (Deutsche Med. Wochenschrift, 1914, S. 754.) 

Das Präparat wird aus tierischen Blutplättchen her¬ 
gestellt und jeweils in frischer 5—10 %iger Lösung ver¬ 
wendet, die man am besten durch einmaliges Aufkochen 
des in Packungen von 1—10 g erhältlichen Pulvers mit 
destilliertem Wasser herstellt. Die Wundflächen werden 
zur Blutstillung mit einem Coagulentupfer bestrichen. 
Das Mittel ist unschädlich und zuverlässig. Die Wund¬ 
flächen behalten ihr unverändertes Aussehen. Auch inner¬ 
lich kann das Mittel in 5—10 %iger Lösung bei Blutungen 
aus Schlund und Speiseröhre angeweudet werden. 

Bei dem Gerinnungsprozeß des Blutes sind die Blut¬ 
plättchen wesentlich beteiligt, deshalb kann Coagulen als 
ein physiologisches Blutstillungsmittel angesehen werden. 


Obertierarzt Stefan O r d e 11 - Klagenfurt: Über 
die Verwendung von „Protargol“ in der tierärztlichen 
Wundbehandlung. (Tierärztl. Zentralblatt, Nr. 14; Wien. 
10. Mai.) 

In einer großen Anzahl von Fällen hatte Autor mit 
der Anwendung von Protargol so günstige Resultate zu 



811 


verzeichnen, daß er das Protargol als eines der wertvollsten 
Heilmittel in der chirurgischen Praxis bezeichnet. 

Ein vernachlässigter Nageltritt heilte wider Erwarten 
schnell, als eine 3 %ige wässerige Protargollösung in den 
Kanal gespritzt wurde. 

Bei einer hochgradigen Sprunggelenkentzündung war 
das Gelenk prall gefüllt und sehr schmerzhaft. Bei der Be¬ 
handlung wurde das Gelenk von oben an der stärksten Her¬ 
vorwölbung punktiert, der Inhalt bestand aus einer molkig- 
triiben Flüssigkeit. Nach Injektion einer 2 %igen Protar¬ 
gollösung wurde die Stichöffnung mit Watte und Collod. 
elast. verklebt und die Außenfläche des Gelenkes mit Jod¬ 
jodkalisalbe behandelt. Es trat vollkommene Heilung ein. 
Eine einmalige Einspritzung hatte zur Erzielung derselben 
genügt. 

Durch einen Hufschlag war das rechte Kniescheiben¬ 
gelenk geöffnet worden; es bestand reicher Ausfluß von 
klarer Synovia. Nach der zweiten Injektion von Protargol 
in 3 %iger Lösung erfolgte rasche Heilung. 

Bei 2 Knochenfisteln am Unterkiefer, die ihren Aus¬ 
gang von einer Zahnwurzel nahmen, wurde 3 %ige Protar¬ 
gollösung injiziert, nachdem der Hohlgang vorher ausge¬ 
kratzt worden war. Es trat vollständige Heilung ein, ohne 
daß Extraktion des Zahnes erforderlich wurde. 

Noch eine ganze Anzahl von Fällen sind vom Ver¬ 
fasser beschrieben, die alle durch Anwendung einer 2 bis 
3 %igen Protargollösung in Heilung übergingen. 

Ohler. 


Prof. Dr. H u t y r a: Schutzimpfungen gegen die 
Schweinepest. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1914, 
Nr. 31.) 

Verf. hat mit Dr. J. K ö v e s in Ungarn eine große 
Zahl Serumimpfungen und Simultanimpflingen gegen die 
Schweineseuche angestellt, über welche in dem Berichte 
eingehend Mitteilung erfolgt. 

Die Schlußfolgerungen auf Grund der 
Impfungsergebnisse lauten: 

Die Schweineseuche läßt sich sowohl durch Serum¬ 
impfungen als durch Simultanimpfungen mit Erfolg be¬ 
kämpfen. 

Hochwertes Immunserum schützt sowohl gegen die 
künstliche als gegen die natürliche Ansteckung durch das 



812 


filtrierte Pestserum und unmittelbar auch gegen sekundäre 
bakterielle Infektionen (Mischinfektionen). Werden mit Se¬ 
rum behandelteTiere gleichzeitig oder kurz nach der Impfung 
der Pestinfektion ausgesetzt, so erwerben sie eine dauerhafte 
aktive Immunität. Die reine Serumimpfung ist daher für 
frisch infizierte Herden angezeigt und hat ein rasches Er¬ 
löschen der Seuche zur Folge, sofern sie sofort im Beginne 
des richtig erkannten Seuchenausbruches vorgenommen 
wird. 

Durch die Simultanimpfung werden Schweine direkt 
auf die ganze Lebensdauer aktiv immunisiert. In vorher 
gesunden Beständen verursacht die Simultanimpfung ge¬ 
wöhnlich keine oder unbedeutende Verluste, jedoch lassen 
sich übermäßig heftige Impfreaktionen nicht mit. Sicher¬ 
heit ausschließen. Bis zum Ablauf der Impfreaktion sind 
Vorsichtsmaßregeln zur Hintanhaltung der Seuchen Ver¬ 
schleppung geboten. 


Dr. Bergschicker - Bartin : Beiträge zur medi¬ 
kamentösen Therapie des ansteckenden Scheidenkatarrhs 
und des seuchenhaften Verkalbens der Rinder. (Beil. Tier¬ 
ärztliche Wochenschrift, Nr. 30, 1914.) 

Verf. berichtet in dieser Arbeit über eine interne Be¬ 
handlung des seuchenhaften Verwerfens, deren Erfolge, 
vrie er sich ausdrückt, außerordentlich gute sind. 

Verfahren: Der ganze Bestand wird täglich mit 
Kalium chloricum bezw. lacticum und Hexamethylentetra¬ 
min behandelt. Die Einzelndosis ist 5,0 g bezw, 15,0 bezw. 
10,0. Als tägliche Höchstdosis kann unbedenklich 10,0 
bezw. 50,0 bezw. 40,0 gegeben werden. Eventuell kann die 
Behandlung nur jeden zweiten oder dritten Tag mit perio¬ 
dischen Pausen erfolgen. Es richtet sich dies nach der In¬ 
tensität des Abortus. 

Über den Erfolg berichtet B. im Speziellen: 

Das Verkalben kommt sofort zum Stillstand; ebenso 
werden die Folgezustände der Wirkung des Bang’sehen 
Bazillus günstig beeinflußt und bei konstanter Applikation 
verhindert als da: Zurückbleiben der Nachgeburt, weißer 
Fluß, Umrindern etc. 

Verf. ist bereit, sich mit Kollegen, die seine Resultate 
nachprüfen -wollen, ins Benehmen zu setzen. 



813 


Dr. med. Selfferi und Tierarzt Spiegel: Über 
die Verwendung des Glyzerins zur Sterilisation von Instru¬ 
menten. (Zentralblatt f. Bakteriologie, Parasitenkunde u. 
Infektionskrankheiten, 74. Bd., Heft 5/6.) 

Als bestes Verfahren Instrumente zu sterilisieren, 
galt bis jetzt Auskochen im Wasser, welchem 1 % Soda 
zugegeben worden. Nach den Verfassern ist damit eine hin¬ 
reichende Sterilität nicht zu erzielen; resistente Sporen 
von Erdbazillen werden nicht abgetötet und eine vollkom¬ 
mene Vernichtung von Tetanus und Milzbrandsporen ist 
nicht sicher. Mitteils des Conradi’schen Ölbades vermochte 
man die Instrumente zu sterilisieren. Es hat aber, wie das 
früher benützte Paraffinölbad den Nachteil, daß Öl und 
Paraffin durch Wasser nicht entfernt werden können, daß 
die Instrumente sehr glatt sind und nur langsam abgekühlt 
werden können. 

Diese Umstände veranlaßten Seiffert und Spie¬ 
gel nach einer Methode zu forschen, durch welche die In¬ 
strumente bei möglichst hoher Temperatur in einer gleich¬ 
zeitig desinfizierenden Flüssigkeit, die mit Wasser misch¬ 
bar und so leicht von den Instrumenten zu entfernen ist, 
ohne diese zu schädigen, sterilisiert werden können. 

Sie benützten zu den eingehenden Versuchen, deren 
Ausführung im Original nachgelesen werden wolle, Gly¬ 
zerin, und kamen auf Grund der Versuchsergebnisse zu 
dem Schlüsse, daß ein Glyzerinbad von 120 0 C. alle An¬ 
forderungen an ein Sterilisationsmittel erfüllt. Es tötet 
in kürzester Zeit alle Bakterien (auch die sporenhaltigen) 
ab, wobei neben der Hitze die bakterizide Kraft des Gly¬ 
zerins mitwirkt. Das Glyzerin ist von den Instrumenten, 
die es nicht schädigt, leicht zu entfernen. Seine An¬ 
wendung ist nicht kostspielig und leicht durchführbar. 

A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Blaue Kornblumen als Futter für Milchkühe. 

Bekanntlich bewirken schroffe Übergänge von einer 
Fütterung zur anderen Steigen oder Fallen der sezernierten 
Milchmenge. Eine diesbezügliche Beobachtung wurde nach 
einer Mitteilung in Nr. 9 (1914) der „Österreich. Molkerei- 
Zeitung“ im Jahre 1912 auch auf einem Gute in Mecklen- 
burg-Strelitz gemacht. Der Bericht lautet: 



814 


Auf dem Gute herrscht Stallfütterung (Dürrfutter); 
da im vorhergehenden Jahre auf einigen Koppeln der 
Weizen größtenteils ausgegangen, dafür aber auf diesen 
Koppeln Kornblumen (Centaurea cyanus) in gewaltigen 
Mengen gewachsen war, beschloß man mit Rücksicht auf 
die herrschende Futterknappheit die große Menge Korn¬ 
blumen zur Fütterung von Milchvieh zu benützien. Die 
Kornblumen wurden zur Zeit ihrer vollen Blüte gemäht 
und an Melkkühe verabreicht; die Tiere konnten davon 
nach Belieben aufnehmen. Alsbald wurden sie gerne ge¬ 
fressen. 

Die Fütterung begann im Juni und dauerte bis Mitte 
Juli. Kraftfutter wurde nicht verabreicht. Wider Erwarten 
stieg die Milchmenge bedeutend an und auch die Butter¬ 
menge stieg einige Tage nach Beginn der Kornblumen- 
fütterung an, um nach 10 Tagen wieder etwas abzusinken. 
Gegen das Ende der Kornblumenfütterung sank die Milch¬ 
menge um ein Geringes gegen die früher gelieferte Menge. 
Die während der Fütterungsperiode ermolkene Milch zeigte 
keinen abweichenden Geruch oder Geschmack und äußerte, 
selbst als Kindermilch verwendet, keine nachteiligen Wir¬ 
kungen. 


Rübenblätterfütterung und Rübenblättertrocknung. 

Nr. 58 der „Illustrierten landwirtschaftlichen Zeitung“ 
referiert über einen von dem diplomierten Landwirt Red¬ 
lich in Wien über Rübenblätterfütterung gehaltenen Vor¬ 
trag. Nach R. haben Rübenblätter als stickstoffhaltiges, 
rohfaserarmes Futtermittel einen hohen Futterwert. Die 
mitunter beobachtete abführende Wirkung ist nach ihm 
nicht der Wirkung der Oxalsäure in den Rübenblättern zu¬ 
zuschreiben,, sondern bakteriellen Toxinen. Verdauungs¬ 
störungen, Durchfall, werden durch nasse schmutzige 
Rübenblätter veranlaßt, die leicht durch Bakterien infiziert 
werden. Die Oxalsäure erhöht nach von R. angestellten 
Versuchen den Fettgehalt der Milch. 

Eine abführende Wirkung konnte bei Versuchen 
selbst durch Verabreichung von Gaben, die 180 g betrugen, 
nicht beobachtet werden; dagegen werde dem Körper durch 
Oxalsäure Kalk entzogen und aus diesem Grunde sei an¬ 
gezeigt, den Tieren bei Rübenblätterfütterung Futterkalk 
oder phosphorsauren Kalk, 50—80 g pro Tag und Stück, 
zu verabreichen. Beim Einsäuern von Rübenblättern er- 



815 


wies sich die Verwendung von Lactopülpe, einer Reinzucht 
von Mi'lchsäurebakterien, als sehr vorteilhaft. Die Gärungs¬ 
verluste betrugen dann nur 20 %, während sie sich ohne 
diese Zugabe auf 30—35 % stellten. 

Mit getrockneten Rübenblättern wurden auf 7 Höfen 
mit je 10 Kühen Fütterungsversuche angestellt. Bei einem 
Preis von 8.50 Mk. pro Doppelzentner Trockenschnitzel 
wurde durch vergleichende Fütterung der Wert des gleichen 
Gewichtes Rühen-Trockenhlätter auf 7.05 Mk. ermittelt. 
Der Sandgehalt darf aber dabei 7 —10 % nicht übersteigen. 
Die Versuche ergaben weiter, daß hei einer Gabe von 5 Kilo 
Trockenblättern an Stelle von ebensoviel Trockenschnitzeln 
der Fettgehalt der Milch um 0,4 % anstieg. 


Die Milch von Holländer Kühen. 

Gelegentlich der landwirtschaftlichen Ausstellung im 
September 1913 in Haag wurde Milch von 631 Kühen der 
Holländer Rasse untersucht. Die Laktationszeit betrug 106 
bis 673, im Mitteil 307 Tage, der Milchertrag 905 bis 7621, 
im Mittel 4137,8 Kilogramm. Die Milchleistung einer Kuh 
stellte sich durchschnittlich auf 13,08 Liter im Tage. Der 
Fettgehalt der Milch bewegte sich zwischen 2,51 bis 4,51, 
im Mittel 3,22%, der Gehalt an fettreicher Trockensubstanz 
zwischen 8,24 und 9,43, im Mittel 8,8 %. Von den unter¬ 
suchten 11 700 Milchproben hatten nur 113 = 9,66 % einen 
Fettgehalt von 3 und weniger Prozent; hei allen übrigen 
Proben lag er über 3 % ; hei 228 = 20,35 % der Proben 
lag er zwischen 3,5 bis 4 %. (Milchwirtschaft!. Zentralbl., 
Nr. 14, 1914.) A. 


Verschiedenes. 

Mitteilung. 

Der Versand der „Wochenschrift“ an die Herren 
Abonnenten, die im Felde stehen, wird vorerst noch nach 
deren bisherigen Wohnorten erfolgen. 

Recht gerne wären wir aber bereit, das Blatt den im 
Kriegsdienst befindlichen Kollegen durch die Feldpost direkt 
zuzusenden, soferne Familienangehörige die Güte hätten, 
uns Kenntnis zu geben, bei welchem Armeekorps, Division, 
Regiment etc. die Herren stehen. 



816 


Tierärztliche Notprüfung. 

Die tierärztliche Notprüfung von deren Abhaltung an den 
tierärztlichen Hochschulen Berlin und Hannover in der letzten 
Nummer der Wochenschrift berichtet worden, fand nach einer Notiz 
der Berliner Tierärztlichen Wochenschrift in der Weise abgekürzt 
statt, daß deren Abhaltung nur 1 bis 2 Tage in Anspruch nahm. Die 
Resultate waren gut; sämtliche Prüflinge haben bestanden. Jeder 
Zugelassene mußte einen Schein mit der Anerkennung unterschreiben, 
daß die abgelegte Prüfung für die spätere Erteilung des Approbations¬ 
scheines nur dann gültig wird, wenn der Unterzeichner während des 
Feldzuges in einem Truppenteil eingestellt und brauchbar be¬ 
funden wird. Die Möglichkeit zur Ablegung einer Notprüfung wird 
auch für alle diejenigen offen gehalten, die bereits sieben Semester 
studiert haben und mit Beginn des Wintersemesters 1914/15 ins 
Examen getreten wären. 

An der tierärztlichen Hochschule München wurden bis jetzt 
nur für solche zum Militärdienst einberufene Prüfungskandidaten 
Notprüfungen abgehalten, die die Prüfung im zweiten Prüfungs¬ 
abschnitt abgelegt hatten, nach der Prüfungsordnung aber in den 
dritten Abschnitt nicht eintreten konnten. Nunmehr finden in Bayern 
tierärztliche Notprüfungen unter den gleichen Voraussetzungen zur 
Zulassung für die Kandidaten und in derselben Weise wie an den 
preußischen tierärztlichen Hochschulen statt. 


Notiz. 

Nach Mitteilung der „Berliner Tierärztlichen' Wochenschrift* 
ist der Direktor der Veterinärabteilung des Kaiserlichen Gesundheits¬ 
amtes Geheimrat von Ostertag freiwillig als Regimentsveterinär 
in das Heer eingetreten. Der Vortragende Rat im Ministerium für 
Landwirtschaft Dr. von Neuer mann wurde als Stabsveterinär 
einberufen. Von Professoren der Berliner Tierärztlichen Hochschule 
wurden zum Militärdienst einberufen: Dr.Eberlei n u.Dr.Kärnbach. 


86. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in 
Hannover vom 20.—26. September 1914. 

Nach der Redaktion zugekommenen Mitteilungen soll die für 
September in Hannover anberaumte 86. Versammlung deutscher 
Naturforscher und Ärzte wahrscheinlich nicht abgehalten werden. 


Von der sächsischen Fleischbeschau. 

Die Schlachtvieh- und Fleischbeschau im Königreich Sachsen 
hat ergeben, daß im letzten Jahre 7,5% aller geschlachteten Tiere 
tuberkulös waren. Seit zwei Jahren ist eine geringe Abnahme der 
tuberkulösen Schlachttiere zu verzeichnen. Bei den Rindern, und 
zwar allen Gattungen, ist die Tuberkulose-Erkrankung besonders 
groß. Im Durchschnitt sind etwa 40% aller Rinder tuberkulös! 
Als ..bankwürdig“ werden, je nach der verschiedenen Gattung. 
93 bis 99 % der geschlachteten Tiere erklärt. Bei 0,003 % der 
Schweine wurden Trichinen gefunden. Ein behördliches Ein- 



817 


schreiten wegen Feilhaltens von verdorbenem oder mit Konser¬ 
vierungsmitteln versetztem Fleisch soll sich seltener als früher 
nötig machen. (Rundschau auf dem Gebiete der gesamten Fleisch¬ 
beschau Nr. 15, 14.) 


Bttcherschan. 

Lehrbuch der Arzneimittellehre für Tierärzte. Von Eugen Fr ohne r, 
Dr. raed. et. raed. vet. h. e., Geh. Regierungsrat und Professor, 
Direktorder medizinischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule 
Berlin. 10. neubearbeitete Auflage. Stuttgart. 1914. Verlag von 
Ferd. Enke. Preis 14 M. 

Die Besprechung der Arzneimittel in der 539 Druckseiten 
umfassenden 10. Auflage der Fröhnerschen Arzneimittellehre, die der 
9. nach kaum 8 Jahren folgt, geschieht nach folgenden Gruppen: 
Fiebermittel, Herzmittel, beruhigende Nervenmittel,erregende Nerven¬ 
mittel, Antiseptika, Metalle und Metalloide, pflanzliche Adstringen- 
tien, Bittermittel, Alkalien und Säuren, ätherisch ölige Mittel, pflanz¬ 
liche Abführmittel, pflanzliche Anthelminthika, indifferente Mittel, 
diagnostische Mittel und Impfstoffe. In der gegenwärtigen Auflage 
maßten vom Verfasser 150 neue Arzneimittel, welche die emsig 
arbeitende chemisch-pharmazeutische Industrie seit den letztver¬ 
flossenen 3 Jahren in den Verkehr gebracht hat, registriert werden; 
allerdings werden, wie. Verfasser bemerkt, nur wenige einer exakten 
Prüfung gegenüber stand halten. Zu diesen dürften zu rechnen sein 
einige Hypnotica für Hunde (Aponal, Luminal und Melubrin), das 
Verband mittel Mastisol, Mesothorium usw. Überhaupt werden in 
dem Buche neuerschienene Mittel in objektiv sachlich kritischer 
Weise beurteilt, so wie es sein soll. Erprobte Mittel finden ent¬ 
sprechende Würdigung, überschwängliche Erwartungen bezüglich 
der Leistung werden auf das richtige Maß zurückgeführt. Dies gilt 
auch für das Salvarsan, dem der Verfasser übrigens eine nicht zu 
unterschätzende Bedeutung in der Therapie, speziell in der Brust- 


Tierärztliche Notprüfung an der K. 
Tierärztlichen Hochschule München. 

Für die Kandidaten derTiermedizin, welche alle Vorbedingungen 
zur Fachprüfung erfüllt haben oder im Fachexamen stehen, finden 
im Einverständnis mit dem K. B. Staatsministerium für Kirchen- 
und Schulangelegenheiten in der Zeit zwischen dem 20.—29. August 
Notprüfungen statt. 

Die Herren, welche sich einer Notprüfung unterziehen wollen, 
haben sich bis längstens 27. August unter Beibringung der 
nötigen Belege beim Sekretariate der Hochschule anzumelden. 

Dadurch soll den für ihren Beruf gut ausgebildeten Kandidaten 
die Möglichkeit gewährt werden, nach Bedarf der Kriegs- oder 
Zivilverwaltung ihre Dienste zur Verfügung stellen zu können. 






818 

seuchetherapie, zuerkennt. Die Ausführungen über die Mallein und 
Tuberkulinprobe wurden entsprechend den Erfahrungen, welche 
die letzte Zeit betreffs deren Anwendung zur Diagnose brachte, 
ergänzt. Das Chlorbaryum anbelangend, hat Verfasser auf dessen 
Gefährlichkeit als Drastikurn hingewiesen. Dies besonders auch mit 
Rücksicht auf die Haftpflicht des Tierarztes. 

Das im Verlauf von 25 Jahren nunmehr das zehnte mal, also 
alle fünf Jahre edierte ausgezeichnete Buch der Arzneimittellehre 
von Froh ne r ist so allgemein als unentbehrliches Hilfsmittel für 
den tierärztlichen Therapeuten und Lehrbuch für Studierende bekannt 
und wird sein Wert nach beiden Richtungen so allgemein anerkannt, 
daß jegliche Empfehlung der neuen Auflage vollkommen über¬ 
flüssig ist. _ A. 


Personalien. 

Niederlassungen: Eduard Heichlinger, praktischer Tier¬ 
arzt in Kempten hat sich in Lindenberg niedergelassen; Hans 
II asge n kop f-Ochsenhausen als bezirkstierärztlicher Assistent in 
Lörrach (Baden). 

Vprlppilintlpn übernehmen die praktischen Tierärzte: Gustav Freun- 
IülUulUlilJull do rfer-Roding; M. Lachensc hin ied-München, Leon- 
rodstr. 30/o; Dr. R. Moser-Bad Tölz; Siegfrid J ung-München, 
Anglerstr 14; Oskar Schiller (Staatskonkurs 1908) Eichstätt; 
K. Rath-Windsbach, Mittelfranken; Dr. Frank-Bad Kissingen, 
Mühlstr. 1. 



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820 



Nr. 413b 31 K. Staatsmmist6rium des Innern. 


Bekanntmachung 

über die Einfuhr von Rindern und Ziegen aus der Schweiz. 

In teilweiser Abänderung der Bekanntmachung vom 26. August 
1913 („K. B. Staatsanzeiger“ No. 199) wird die Einfuhr von Rindern 
und Ziegen aus dem schweizerischen Kanton Basel-Land nach und 
durch Bayern unter den Bedingungen wieder zugelassen, die in den 
Bekanntmachungen vom 25. September und 6. Oktober 1908 (GYB1 
S. 909, 954) bezeichnet sind. 

München, den 19. August 1914. 

I. A.: Ministerialrat von Braun. 

K. B. Staatsanzeiger No. 194 (2. Blatt). 

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UuiversiUitsbuchhandlung, München, Odeonsplaiz 2 






Lihrarv. 





^ X 



(früher: Tierärztliches Wochenblatt nnü Wochenschrift für Tierheillrnnde nni Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Kopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des liandesanssclinsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 1. September 1914. Nr. 35. 


Inhalt: Originalarti kel. Liehtenstern : Neosalvarsan in der tierärztlichen Praxis.— 
Albrecht: Einiges über Nabelstrangumschlingungen (Schluß). — Haag: Leber¬ 
nekrose. — Lymphomatöse. — Bomhard : Neubildung in der Harnröhre eines Jung¬ 
rindes.— Bittner: Fibrom am Penis eines Stieres. — Fibrom am Gaumen einer Ziege. — 
Referate. Schmidt und Meyer: Die Gelatine-Therapie bei Petechialfieber des 
Pferdes. Salvisberg: Die Intra-Dermo-Reaktion von Tuberkulin. Wallenberg: 
Interessante Fälle aus der fleischbeschaulichen Praxis. Ostertag : Tuberkulose 
und Milch. Rips: Die intravenöse Anwendung des Kamphers. Albert: Erfahrungen 
mitTuberal. Engelhorn und Wintz: Über eine neue Hautreaktion in der Schwanger¬ 
schaft. Paulesco: Wirkungen künstlicher Tumoren auf die Hypophysis. — Tier¬ 
zucht und Tierhaltung. Die Bewertung des Kartoffelkrautes als Heu und 
als Sauerfutter durch Wiederkäuer. Bekämpfung der Fliegenplage in den Ställen. 
Verschiedenes. Mitteilung und Bitte. Hochschulstudierende als Ernte¬ 
arbeiter. Fürsorge. Beratungsstelle für im Felde stehende sächsische Tierärzte. 
Notprüfung. Notapprobation für Ärzte. Stand der Maul- und Klauenseuche in 
Bayern am 20. August 1914. — Bücherschau. — Personalien. 


Neosalvarsan in der tierärztlichen Praxis. 

Von Dr. Gg. Liehtenstern, Distriktstierarzt in Rotthalmünster. 

Die Arsenikalien haben „einen langen historischen 
Weg“ in der Therapie hinter sich, der vom Arsenik über 
die Fowler’sche Lösung, das Kakodyl, das Plasmarsin, über 
606 zum Neosalvarsan führte. Trotz aller Anfeindungen 
gehört Neosalvarsan zu den größten Errungenschaften un¬ 
seres Jahrhundert. Ich sehe von seiner günstigen Wirkung 
bei der Syphilis des Menschen, bei der Ilühnerspirillose, 
bei Framboesia tropica ab; die Rips’schen Angaben allein 
über dieWirkung des Salvarsans hei Brustseuche habendem 
Ehrlich’schen Dioxydiamidoarsenohenzol einen ersten Platz 
in unserer Therapie gesichert. Es bleibt ein besonderes 


822 


Verdienst für Rips, die genauen Applikationsmethoden 
zuerst angegeben zu haben, das selbst durch die Tatsache 
keine Einbuße erhält, daß die Arsenkur, sei diese nun eine 
subkutane Injektion von Atoxyl oder Plasmarsin oder aber 
eine Einverleibung von Arsenpräparaten per os bei der In¬ 
fluenza der Pferde wie auch bei Schweineseuche dem tier¬ 
ärztlichen Praktiker längst geläufig war. 

Folgende kurze Abhandlung soll dem Nachweise dienen, 
daß Neosalvarsan ohne besondere Schwierigkeit auch in der 
tierärztlichen Landpraxis angewandt werden kann. 

In einem Falle, in dem ich Neosalvarsan anwandte, 
handelte es sich um eine 4jährige wertvolle Zuchtstute, die 
10 Tage nach einer Tierschau nach einer kurzen Arbeit an 
einer hochfieberhaften Pneumonie erkrankte. Nachdem die 
Stute seit einer Woche an einer katarrhalischen Affektion 
der oberen Luftwege erkrankt war, erscheint es wahrschein¬ 
lich, daß durch Aspiration von pathogenen Keimen bei an¬ 
gestrengter Bewegung die Pneumonie ausgelöst wurde. 

Status praesens am 1. Tage der Pneumonie: 

Die sichtbaren Schleimhäute ziegelrot; die oberen 
Halslymphdrüsen und Kehlgangslymphdrüsen leicht ge¬ 
schwollen; zweistündliche Temperaturmessungen ergaben 
Schwankungen zwischen 40,5 und 41,5 0 C. Pulsfrequenz 
56. Atmungsfrequenz schwankend zwischen 76 und 84. Die 
Atmung war hauptsächlich abdominell und anscheinend 
schmerzhaft; die Auskultation ergibt verschärftes tracheales 
und vesikuläres Atmen. Die interkostale Palpation berei¬ 
tete dem Tiere Schmerzen. Anfangs bestand seröser, später 
leicht eiteriger Nasenausfluß. Die Futteraufnahme war voll¬ 
ständig unterdrückt, jedoch war die Wasseraufnahrae noch 
rege; dazu bestand Verstopfung. Harnapparat, Bewegungs¬ 
apparat, Psyche waren normal. 

Diagnose: Beginnende kruppöse Pleuropneumonie. 

Therapie: Starke Antifebrindosen in Verbindung 
mit subkutanen Kampherinjektionen vermochten das kli¬ 
nische Bild bis zum 3. Erkrankungstag nicht zu bessern; 
einer scheinbaren Besserung am 2. Tage folgte eine bedeu¬ 
tende Verschlechterung am 3. Tage, die sich neben hohem 
Fieber besonders in Dämpfung der rechten Seite bis zur 
Höhe in der Lage des Foramen venae cavae, in rasselnden 
bronchialen Atemgeräuschen, allgemeiner Schwäche usw. 
kundgab. Diese Verschlechterung veranlaßte mich Neo- 



823 


aalvarsan 1,5 g in 38 ccm 0,3 %iger lauwarmer Kochsalz¬ 
lösung gelöst intravenös zu geben. 

Der Injektion folgte in den ersten Stunden eine Ver- 
schlechterung des Allgemeinbefindens (Tempera tursteige- 
rung, große Mattigkeit). 

Am nächsten Tage aber ließ sich schon eine wesent¬ 
liche Besaerung feststellen, die sich neben Temperaturrück¬ 
gang (39,8°) in einem Schwinden der ikterischen Verfär¬ 
bung der Konjunktiva, in Sinken der Herzfrequenz und der 
Atmungsfrequenz, in Verschwinden der Atmungsgeräusche 
und der Dämpfung, Beginn der Freßlust erkennen ließ; 
gleichzeitig wurde Polyurie bemerkt. 

Die Besserung hielt an und binnen 8 Tagen war das 
• Pferd als gesund zu betrachten; nach 6 Wochen trat an der 
Außenseite eines der Hinterschenkel ein zirka 20 cm breites 
nässendes Ekzem auf, das rasch abheilte. 

Es ist die Feststellung noch von Interesse, daß von 
drei Tierärzten der Gesundheitszustand dea Tieres am Tage 
der Injektion als aussichtslos bezeichnet wurde. 

Ich habe Neosalvarsan in 2 anderen Fällen, einmal 
bei Boma’seher Krankheit und dann bei Pneumonie eines 
Fohlens verwendet. In dem einen Fall konnte zwar mit 
1,5 g eine Besserung erzielt werden. Die Besserung hielt 
aber nicht an. Vielleicht wäre die von Thum empfohlene 
mehrmalige Injektion am Platze gewesen, zu deren Kosten 
der Wert des Tieres nicht im Verhältnis stand. Bei der 
Pneumonie des Fohlens hatte der Besitzer im Anfangs¬ 
stadium einen ergiebigen Aderlaß gemacht und die natür¬ 
liche Widerstandsfähigkeit des jugendlichen Organismus so 
vermindert, daß die 0,45 g Neosalvarsan nicht mehr lebens¬ 
rettend wirken konnten. 

Die Technik der Lösung und der Injektion ist eine so 
denkbar einfache, daß sie jeder Praktiker unter allen Um¬ 
ständen wird ausführen können. 

Zwei andere hochfieberhafte Allgemeinerkrankungen 
beim Pferd, die mit serösen Gelenksentzündungen in einem 
Falle, mit Huflederhautentzündung im anderen Falle ge¬ 
sellt waren, konnten mit wiederholten Plasmarsin-Injek- 
tionen rasch geheilt werden.’ Die Identität der drei Krank¬ 
heitsformen stand fest. 



824 


Einiges über NabelstrangnmscbUngnngen. 

Von Professor Dr.M. Al brecht. 

(Schluß.) 

Nachstehend folgt nun Bericht über die eingangs be¬ 
merkten 3 Fälle von Verschlingungen bei Tierföten. Sie 
betreffen einen Kalbs-, einen Ziegen- und einen Hunds¬ 
fötus. 

Im Oktober des Vorjahres sandte mir Kollege Pißl 
in Sonthofen einen mumifizierten Kalbsfötus mit folgender 
Mitteilung: 

Am 9. Oktober wurde ich zu einer 2%jährigen Kalbin 
nach G. mit dem Berichte gerufen, die Kalbin, deren 
Trächtigkeitsdauer erst Ende des Monats November abge¬ 
laufen sei, uriniere häufig und zeige Wehen. Bei der Unter¬ 
suchung fand ich nun die beifolgende, im dicht anliegenden 
Eihautsacke eingeschlossene Steinfrucht, die durch den Zer- 
vikal-Kanal zum Teil bereits in die Scheide eingetreten war. 
Die spontane Austreibung der Frucht war durch die Enge 
der Scheide behindert. Die Extraktion geschah nach er¬ 
folgter Einfettung der Scheide und sorgsamen Zug leicht. 
Nach Eröffnung der Eihäute konstatierte ich zu meiner 
Überraschung die tief einschneidende Umschlingung der 
Frucht durch den im Verhältnis zur Länge des Fötus auf¬ 
fallend langen Nabelstrang. 

Die in München gepflogene Untersuchung ergab, daß 
die Frucht zur Zeit des Absterbens ungefähr 4—5 Monate 
alt gewesen sein dürfte. Die Länge der Steinfrucht betrug 
24 cm. Die Länge des Nabelstranges 43 cm. Bei ausge¬ 
tragenen Kälbern stellt sich die Länge der Nabelschnur 
auf beiläufig 36 cm und das Verhältnis des Nabelstranges 
zur Körperlänge verhält sich nach F ranck 18) im Durch¬ 
schnitt wie 1:4,3. Der Nabelstrang war also um 7 cm 
länger als derjenige einer reifen Frucht. Zur Körperlänge 
verhielt sich die Nabelschnur wie 1: 0,56. Diese Verhältnis¬ 
zahl ist allerdings nicht genau, da nicht angegeben werden 
kann, welche Verkürzung der Rumpf durch die Mumifi¬ 
kation erfahren hat. 

Die lange Nabelschnur zieht sich vom Nabelring an 
der linken Bauchwand dorsalwärts über, die Lende, von 
hier schief oralwärts über die rechte Bauch- und Brust¬ 
wand zum Brustbein und über dasselbe an der linken Brust- 


•) L. c. 1914, S. 102. 



825 


wand dorsalwärts bis zum Rücken. Entlang des Verlaufes 
ist der Rumpf stark stranguliert, besonders in der Lenden¬ 
gegend. — 


Eine grauscheckige Landziege an der geburtshilflichen 
Station unserer Hochschule war am 19. Oktober 1913 ge¬ 
deckt worden und gebar am 13. März 1914 ein lebendes, 
0^4 Pfund schweres Kitz; 3 Stunden später folgte die Ge¬ 
burt eines nur 2 Pfund schweren, zum Teil behaarten toten 
Kitzens. Das Kitzen zeigte folgende, jedenfalls schon vor dem 
Absterhen vorhanden gewesene abnorme Haltungen: Seiten¬ 
kopfhaltung nach links; Kniebeugehaltung beider Vorder¬ 
beine ; Hüftbeugehaltung mit vollkommen gestrecktem 
Sprunggelenke an der rechten undHüftgelenksbeugehaltung r 
mit etwas gebeugtem Sprunggelenk an der linken Hinter¬ 
gliedmaße. Das rechte Hinterbein war vom Unterschenkel ab 
gegen die linke Bauch- und Brustseite verschoben und die 
medialen Flächen der Hintergliedmaßen lagen dicht an¬ 
einander. Die Frucht war in mäßigem Grade mumifiziert. 
Sofort fiel die Länge und die eigentümliche Lagerung der 
Nabelschnur auf. Diese zog sich vom Nabelringe rechts ab 
zuerst vor dem Kniegelenk des rechten untergeschlagenen 
Beines nach links über den Unter- u. Oberschenkel des nicht 
ganz vollkommen untergeschlagenen linken Hinterbeines vor 
der Hüfte über die Lende, machte an dieser einen tiefen Ein¬ 
schnitt, wandte sich an der rechten Körperseite kaudal- 
wärts, zog dann vor dem Hodensacke nochmal auf die linke 
Seite und verlief bis fast zum Darmbein vor- und aufwärts. 
Die Schnur hatte eine Länge von 25cm; die Frucht war 
24 cm lang und ungefähr 3 14 —4 Monate alt. Die Länge 
des Nabelstranges beträgt nach Rueff 14 * bei ausgetragenen 
Kitzen bis zu 15 cm; sie war demnach bei der noch unreifen 
Frucht mindestens 10 cm läfiger als bei reifen Früchten. 
Das Verhältnis der Nabelschnur zur Körperlänge stellte 
sich auf 1: 0,96. — 


Eine Hühnerhündin konnte nicht gebären. Zur Hoch¬ 
schule gebracht, fand sich ein Junges in beiderseitiger Hüft¬ 
beugehaltung in das Becken eingetreten. Es wurde mittels 
eines am Pectenrande angelegten Hakens ausgezogen. 
Nach Umfluß von 1 14 Stunden brachte die Hündin ein 


u ) Tierärztliche Geburtshilfe, 1869, S. 57. 



826 


lebendes Junge in der Kopfendlage. y<£ Stunde nach der 
spontanen Geburt des zweiten Jungen zeigte die Hündin 
wiederum gute Weben und erhoffte man, daß sie auch das 
dritte noch im Uterus befindliche Junge selbst bringen 
werde. Es war nicht der Fall. Als nach zweistündigem Zu¬ 
warten die Wehen sistiert hatten, konstatierte man, daß 
der Gesichtsteil des Kopfes eines toten Jungen in das 
Becken eingetreten war. Die Geburt wurde nun auf kür¬ 
zestem Wege in der Weise bewerkstelligt, daß man einen 
Haken durch die Maulhöhle in eine Choane einlegte und 
das Junge auszog. 

Bei und nach der Geburtshilfeleistung konnte man 
das Folgende feststellen: 

Die Nabelschnur war links über die Bauchwand und 
Lende auf die rechte Bauchwand geschlungen und das ab¬ 
gerissene Ende des Stranges befand sich medial der Bauch¬ 
hautfalte, an der inneren Fläche des rechten Hinterschenkels 
bis zum Schenkelrande. Die Nabelschnur hatte also einen 
vollen Kreis um die hintere Abteilung des Bauches be¬ 
schrieben. Die Länge der Frucht betrug 19 cm, die Länge 
der Nabelschnur 15 cm, vorausgesetzt, daß die Schnur dicht 
ander Plazenta gerissen war. Dieses festzustellen wurde leider 
vereitelt. Es gelang der Hündin, den abgegangenen Rest 
der Nachgeburt zu erhaschen und aufzufressen. Man darf 
vermuten, daß noch ein Teil der Nabelschnur mit der Pla¬ 
zenta in Verbindung stand, so daß die Schnur etwa 10 oder 
17 cm lang war. Das Verhältnis der Nabelschnurlänge zur 
Körperlänge wäre dann 1: 1,1 gewesen. 

Franck 1B) gibt für den Hund ein Verhältnis von 
1: 2,4 an. 

Entlang des Bauches und der Lende wies der Fötus 
Einschnürungen auf; diese waren aber nicht tief, und es 
ist anzunehmen, daß die geringgradige Strangulation keinen 
Einfluß auf den Tod der Frucht, etwa durch Behinderung 
der Plazentarrespiration, hatte. 

Bei Hunden sind Umschlingungen von Körperteilen 
durch die Nabelschnur äußerst selten. Wir haben an der 
Münchener geburtshilflichen Station bei Hündinnen jedes 
Jahr (“ine Anzahl Geburtshilfen zu leisten. Ich finde in den 
vielen Protokollen keinen weiteren Fall verzeichnet. 

Die Wirkungen der Umschnürungen aubelangend. 
wurden Schlingeneindrücke bis zu den Knochen beobachtet. 


15 ) 1. c. S. 102. 



827 


In der Crede’schen Frauenklinik hatte eine 8 malige Um¬ 
schlingung des Halses hei einem ausgetragenen Kinde so 
tief ein den Hals eingeschnitten, daß dieser nur mehr die 
Dicke eines Fingers auf wies. Man beobachtete bei Um¬ 
schlingungen weiter Atrophie der von der Umschnürungs¬ 
stelle peripher gelegenen Körperteile. 

Morgagni behauptet das Vorkommen von Frak¬ 
turen infolge von Umschlingung. Amputationen werden 
nach W i n c k e 1 durch Umschlingungen, wenn überhaupt, 
so doch gewiß selten bedingt; sie sind wohl in der Regel 
durch Simonart’sche amniale Bänder bewirkt. 

Die tödlichen Folgen der Umschnürungen dürften 
meistens durch Behinderung oder vollständige Aufhebung 
der Naheistrangzirkulation infolge Kompression, seltener 
durch Sistierung oder Beeinträchtigung der Blutzirkulation 
an dem umschlungenen Körperteil, oder durch beides ver¬ 
anlaßt sein. Bezüglich des Absterbens der Föten bei den 
beiden ersten von mir angeführten Fällen, des Kalbs- und 
Ziegenfötus, ist anzunehmen, daß Aufhebung der Nabel¬ 
strangzirkulation die Ursache des Ahsterbens war. Die, 
wenn auch tiefen Einschnitte der Nabelschnur betrafen 
keine lebenswichtigen Teile des Körpers und konnten daher 
nicht Ursache des Todes der Föten sein. Daß die Strangu¬ 
lation bei dem Hundsfötus zum Leben der Frucht ohne Be¬ 
ziehung war, wurde bereits bemerkt. 


Lebernekrose. 

Von Distriktstierarzt Haag in Wörth a. I. 

Ich wurde zu einem Ochsen gerufen, der im Laufe 
eines Tages sehr schwer erkrankte. Die Temperatur betrug 
39,5, die Pulszahl 90. Das Tier atmete sehr angestrengt 
und es bestand eine hochgradige Schwäche. Außerdem 
zeigte der Ochse starken Speichelfluß, ohne daß in der Maul¬ 
und Rachenhöhle etwas Abnormes zu finden war. Die Lid¬ 
bindehaut war gelblich gefärbt. In der Lunge konnten 
keine Veränderungen festgestellt werden, dagegen war die 
Peristaltik stark unterdrückt. Die abgesetzten Fäzes ver 
breiteten einen penetranten, unangenehmen Geruch. Ich 
verordnet« Tinct. Veratr. mit Acid. hydrochlor., welche 
Arzneimischung ich in 1 Flasche Arrak öfter des Tages 
verabreichen ließ, und 500,0 Sal. Carolin. Außerdem machte 



828 


ich eine Äther-Injektion. Am nächsten Tage war in dem 
Befinden des Tieres keine Besserung eingetreten. Die Tem¬ 
peratur betrug 39,8 und die Zahl der Pulsschläge, welche 
bereits sehr schwach und unregelmäßig wurden, 110. Das 
Tier konnte sich kaum mehr erheben und atmete noch an¬ 
gestrengter wie am Tage vorher. Der Speichelfluß bestand 
fort und die Lidbindehaut zeigte jetzt deutliche Gelb¬ 
färbung. In Anbetracht der Hoffnungslosigkeit des Zu¬ 
standes ließ ich den Ochsen schlachten. 

Bei der Sektion fand sich nun die Leber stark ver¬ 
ändert. Das Organ war um das Doppelte vergrößert. Auf 
der Oberfläche waren zahlreiche talergroße, grau - gelbe, 
stark von einander abgegrenzte, dellenförmig eingezogene 
Stellen sichtbar. Die Leber fühlte sich sehr hart an und 
das Gewebe knirschte beim Durchschneiden. Auf der Durch¬ 
schnittsfläche zeigten sich ebenfalls grau-gelbe, markstiick- 
bis talergroße Stellen, welche sich deutlich von dem an¬ 
nähernd noch normalen Gewebe abhoben. In den übrigen 
Organen fand ich außer einer leichten Milzschwellung nur 
die Erscheinungen einer Blutstauung infolge großer Herz¬ 
schwäche. Die mikroskopische Untersuchung des Leberge¬ 
webes und des Milzsaftes lieferte keinen typischen Bak- 
terien-Befund. 


Lymphomatöse. 

Von demselben. 

Diese Erkrankung wurde bei der Schlachtung eines 
Ochsen festgestellt. Sämtliche Lymphdrüsen waren sehr 
stark vergrößert. Die Darmbein- und Gekröslymphdriisen 
erreichten sogar die Größe eines Kindskopfes. Die Leber, 
welche auffallend rot gefärbt war, hatte den dreifachen 
Umfang und wog zirka y<> Zentner. 


Neubildung in der Harnröhre eines Jungrlndes. 

Von Distriktstierarzt II. Bonihard in Widenburg. 

Eine interessante Erkrankung betraf ein weibliches 
Jungrind in Weidenberg. Der Besitzer ließ mich mit der 
Angabe rufen, ein etwa 4 Monate altes Jungrind setze seit 
einigen Tagen fast keinen Harn ab, es habe dabei Schmer¬ 
zen, der Appetit lasse ebenfalls zu wünschen übrig. In der 



829 


Scheide fand ich etwa 2 cm aus der Harnröhrenmündung 
hervorragend, ein kegel- oder walzenförmiges gelbliches 
Gebilde. Mit der Pinzette gelang es mir einen Teil heraus¬ 
zuziehen. Aber auch nach dessen Entfernung konnte das 
Tier keinen Harn absetzen. Ich konnte nun in der Harn¬ 
röhre noch einen weiteren Teil der gelben Masse feststellen. 
Nach einigen vergeblichen Versuchen vermochte ich, als 
das Rind gerade stark drängte, den Hauptteil zu entfernen. 
Sofort entleerte das Rind eine beträchtliche Menge Urin. 
Das ganze Gebilde war mit dem zuerst herausgezogenen 
Stück etwa 7 cm lang und zeigte eine längs-ovale Form, die 
Breite betrug an der dünnsten Stelle 1 cm, in der Mitte 
3 cm. Das Gebilde war im Innern hohl, seine Wanddicke 
betrug zirka 0,5 cm, vorn und am hinteren Ende war der 
Kegel geschlossen. Das Ganze faßte sich derb elastisch, 
knorpelig an und ließ sich wie ein Knorpel schneiden. Die 
Oberfläche war in dem der Blase näheren Teil glatt, in dem 
kaudalen Teil rauh. Die Farbe war gelb-weiß. Seit Ent¬ 
fernung der Neubildung leidet das Tier nicht mehr an 
Harnbeschwerden, Veränderungen in der Harnröhre sind 
ebenfalls nicht mehr zu bemerken. Es konnte sich, meines 
Erachtens, hier nicht um einen Krupp-Pfropf oder etwas 
ähnliches handeln, denn die Konsistenz war ausgesprochen 
knorpelig und die Oberfläche zum größten Teil glatt. Ich 
glaube vielmehr, daß die Neubildung durch embryonale Ver¬ 
lagerungen von Knorpelzellen entstanden ist und daß -sie 
der Druck des stets durchfließenden Harns zum Weiter¬ 
wachsen gereizt und ihr ihre Form verliehen hat. 


Fibrom am Penis eines Stieres. 

Von Distriktstierarzt Bittner in Leeder. 

Ein zirka 2 Jahre alter Stier hatte auf der Weide ein 
Rind gedeckt und sich hiebei eine Knickung und Verletzung 
der Rute kurz vor der S - förmigen Biegung zugezogen. 
Die Wunde heilte rasch und deckte der Stier inzwischen 
ständig. Nach längerer Zeit wurde ich wieder mit dein 
Bemerken gerufen, daß der Stier nicht mehr ausschachten 
könne. Bei der Untersuchung am niedergelegten Tier zeigte 
sich an der Stelle, an welcher die Wunde war, eine etwa 
faustgroße, derbe Geschwulst, die mit dem Penis fest ver¬ 
wachsen war. Die Geschwulst vor den Schlauch berauszu- 



830 


schieben war nicht möglich. Nach vieler Mühe gelang es 
mir, die Kette des Ekraseurs über der Geschwulst anzu¬ 
legen und sie abzutrennen. Der Heilungsverlauf war ein 
normaler. 


Fibrom am Gaumen einer Ziege. 

Yon demselben. 

Bei einer 2jährigen trächtigen Ziege zeigte sich am 
linken Maulmuskel eine gut faustgroße, derbe Geschwulst. 
Durch die nähere Untersuchung stellte sich heraus, daß 
ich es mit einem zweifaustgroßen, breit am Gaumen auf¬ 
sitzenden Fibrom zu tun hatte. Die Entfernung der Neu¬ 
bildung gestaltete sich ziemlich schwierig, da ihr bei den 
engen Raumverhältnissen in der Maulhöhle schwer beizu¬ 
kommen war. Die Blutung war ziemlich gering. Das Tier 
genas bald. 


Referate. 

Prof. Schmidt -Dresden und Meyer: Die Gela¬ 
tine-Therapie bei Petechialfieber des Pferdes. (Deutsche 
Tierärztl. Wochenschrift, 1914, Nr. 29.) 

Die von Schlampp in Nr. 15 (1911) der „Münch. 
Tierärztl. Wochenschrift“ mitgeteilte gute Wirkung des 
Adrenalins bei Petechialfieber, die auf gefäßkontrahierender 
Wirkung beruhen soll, konnten die Verfasser nicht be¬ 
stätigen. Sie suchten daher die bei dieser Krankheit schon 
grobsinnlich wahrnehmbare dünnflüssigere Konsistenz des 
Blutes zu beeinflussen und zwar durch Gelatinebehandlung. 
Das Mittel wurde subkutan oder per os gegeben. 

In 7 behandelten Fällen erzielten sie so rasche Hei¬ 
lung, 5 mal schon 1—3 Tage nach nur einer Einspritzung. 
2 mal kam es zu Rückfällen, die eine Wiederholung der 
Behandlung notwendig machten. Als Dosis für eine sub¬ 
kutane Einspritzung genügen im Mittel 400 ccm. Die im 
Anschluß hieran auf tretenden Schwellungen sind harmlos 
und verschwinden von selbst. Nach der Gelatine-Injektion 
macht, sich ein Temperaturanstieg von durchschnittlich 0,8 
bemerkbar, dem nach 20 Stunden ein Abfall auf die nor¬ 
male Temperatur folgt. Als bestes Verfahren zur Her¬ 
stellung fanden die Verfasser das folgende: In einem grö¬ 
ßeren, mit einem Wattestopfen verschlossenen Glaskolben 



831 


werden 1000 ccm Leitungswasser gekocht. Nach Abküh¬ 
lung auf 50° Zusatz von 10,0 NaCl und 10,0 Pepton Witte; 
letzteres wird zuvor mit etwas kaltem Wasser im Mörser 
zu einem dünnen Brei verrieben. Nunmehr Zugabe von 
100,0 weißer offizieller Gelatine und allmähliches Lösen 
unter ständigem Rühren. Weiterhin werden noch die Ei¬ 
weiße von 2 Hühnereiern, mit etwas Wasser innigst ver¬ 
mischt, zugesetzt. Sodann kräftiges Umschütteln. Ein¬ 
stellen des Kolbens in einen Dampfkochtopf 30 Minuten 
lang. Nach mäßiger Abkühlung der nunmehr klaren, mit 
Flocken und Gerinnseln untermischten Flüssigkeit werden 
100 ccm 2 %igen Karbol wassere zugesetzt und durch Schüt¬ 
teln gleichmäßig verteilt. An der natürlich saueren Re¬ 
aktion soll nichts geändert werden. Schließlich erfolgt noch 
Filtrieren durch gewöhnliche, mit Wasser angefeuchtete 
Papierfilter in sterile Glaskolben. Am nächsten Tage wird 
die Gelatine nochmals im Wasserbad bei 60° 20 Minuten 
lang erhitzt und dann langsam abgekühlt. Eine weitere 
Sterilisation erfolgt nicht, um die Gerinnungsfähigkeit 
nicht herabzusetzen. Vor der Injektion, die durch eine 
weite Kanüle erfolgen muß, wird die Gelatine durch Ein¬ 
stellen in heißes Wasser verflüssigt. 

In leichteren Fällen vermag auch per os gegebene 
Gelatine in Dosen von mindestens 20,0 pro die eine Heilung 
herbeizuführen. Man kann hier die gewöhnliche Speise¬ 
gelatine fein geschnitten unter das Trockenfutter mischen 
oder man rollt die Gelatineblätter zu Pillen. 

In schweren Fällen verbindet man am besten sub¬ 
kutane Einspritzung und stomachale Verabreichung. Herz¬ 
stärkende Mittel unterstützen die Wirkung. 

Zu beachten ist, daß durch Einspritzung ungenügend 
sterilisierter Gelatine Tetanus übertragen werden kann. 

L i n d n e r. 


Dr. Salvisberg- Tavannes: Die Intra - Dermo- 

Reaktion von Tuberkulin. (Schweizer Archiv für Tierheil¬ 
kunde, 1914, 7. Heft.) 

Verfasser wandte diese Methode bei 24 Tieren eines 
tuberkuloseverdächtigen Bestandes an, bestehend aus 15 
Kühen, 6 Ochsen und 3 Zuchtstieren. Der Schweif der Tiere 
-wurde im rechten Winkel zur Wirbelsäule hochgehoben. 
An einer der beiden dadurch entstehenden Hautfalten wurden 
0,2 cm 3 Tuberkulin in die Haut eingespritzt. Am nächsten 
^Morgen zeigten einige Tiere hohes Fieber, Appetitlosigkeit, 



832 


verminderte Milchleistung usw. Positiv durch Schwellung 
und Schorfbildung reagierten 6 Tiere. Nach 9 Tagen wur¬ 
den sämtliche Tiere mit Tuberkulin subkutan nachgeimpft 
Das Resultat war vollständig verschieden. Außer den sechs 
Tieren reagierten noch 7 weitere. Von diesen 13 Tieren 
wurden bis jetzt 11 geschlachtet und zeigten ausgesprochene 
Tuberkulose. 

Die Intra-Dermo-Reaktion kann also nicht als zuver¬ 
lässige Methode der Tuberkulinisierung angesprochen wer¬ 
den. Sicher scheint zu sein, daß alle auf die neue Impfung 
reagierende Tiere tuberkulös sind, daß aber nicht alle tuber¬ 
kulösen darauf reagieren. 


Dr. A. Wallenberg, Schlachthof Halle a. S.: In¬ 
teressante Fälle aus der fleischbeschaulichen Praxis. (Tier¬ 
ärztliches Zentralblatt, 1914, Nr. 15.) 

Bei zwei 5 Wochen alten Kälbern fanden sich in fast 
allen Organen und in der Muskulatur rundliche Knötchen 
von 0,3—-0,8 cm Durchmesser. Sie bestanden aus einer 
äußeren, starken Bindegewebskapsel und einer inneren 
käsigen Masse. 

Am zahlreichsten waren sie im Herzen und in den 
Lungen zu finden, während sie in der Milz und den Nieren 
vollständig fehlten. Die Muskulatur der Hinterschenkel 
war am stärksten ergriffen. Die mikroskopische Unter¬ 
suchung stellte abgestorbene Rinderfinnen fest. Die Kälber 
waren Zwillinge und wurden ausschließlich mit Mutter¬ 
milch ernährt. Der Verfasser vermutet, daß die Erkran¬ 
kung auf Ansteckung durch eine mit Bandwürmern be¬ 
haftete Warteperson zurückgefiihrt werden konnte. 


R. v. Ostertag: Tuberkulose und Milch. (Aus 
dem Bericht der in Berlin am 22.—26. Oktober 1913 abge¬ 
haltenen Tuberkulose-Konferenz. — Tierärztl. Zentralblatt, 
1914, Nr. 15.) 

Die Hauptansteckungsgefahr für den Menschen, ins¬ 
besondere für das Kind, liegt in dem Genuß von Kuhmilch, 
welche von Tieren herrührt, die an Eutertuberkulose er¬ 
krankt sind, während die Milch anderer Kühe, obgleich 
diese bei der Tuberkulinisierung als krank zu erkennen 
sind, keine Infektionsgefahr besitzt. Bei vorgeschrittener 
Eutertuberkulose kann die Milch so viele Tuberkelbazillen 
enthalten, daß sie noch in einer Verdünnung von 1: 1 Bil- 



833 


lion bei Meerschweinchen Impftuberkulose hervorruft. Da¬ 
mit ist auch der Beweis geführt, daß auch die Milch aus 
Sammelmolkereien noch gefährliche Eigenschaften besitzen 
kann. 

Außerdem kann auch die Milch von Tieren, die an 
offener Tuberkulose leiden (Lungen-, Gebärmutter- und 
Darmtuberkulose) Tuberkelbazillen enthalten. 

Zur Abwehr der Gefahr empfiehlt Ostertag die 
Milch vor der Verwendung abzukochen, insbesondere bis 
die Maßnahmen zur Tuberkulosebekämpfung ihre Wirkung 
getan haben. 


Rips: Die intravenöse Anwendung des Kamphers. 

(Zeitschrift für Veterinärkunde, Nr. 3, 1914.) 

Die schwere Löslichkeit des Mittels in Wasser be¬ 
dingt seine Anwendung in öl gelöst. Die Überführung des 
Kamphers in die Blutbahn ist dadurch erschwert. Verfasser 
wendet eine von der Firma E. M e r c k - Darmstadt herge¬ 
stellte gesättigte sterile Kampherlösung intravenös an. In 
100 cm 3 der sterilen Lösung sind 0,142 % Kampher ent¬ 
halten. 

Die Kampherwirkung tritt rascher ein und ist von 
nachhaltiger Dauer. Ohler. 


Dr. J. Albert -Wien: Erfahrungen mit Tuberal. 

(Fortschritte der Medizin, Nr. 25, 1914.) 

Allgemein, so äußert sich Verf., bricht sich gegen¬ 
wärtig die Erkenntnis Bahn, daß das Tuberkulin ein wert¬ 
volles Hilfsmittel zur Bekämpfung der Tuberkulose ist; 
es vermag die Krankheit therapeutisch stark zu beein¬ 
flussen und dem Organismus eine erhöhte antitoxische 
Fähigkeit zu verleihen; durch systematische Einverleibung 
kleinster Tuberkulindosen, die nach einem gewissen Schema 
gesteigert werden, ist man imstande den tuberkulös er¬ 
krankten Organismus dermaßen zu immunisieren, daß er 
eine erhöhte antitoxische Widerstandsfähigkeit gegen die 
bereits bestehende Erkrankung, noch mehr aber gegen eine 
spätere Bakterieninvasion erlangt. Wenn auch durch die 
Tuberkulintherapie keine dauernde Immunisierung des Kör¬ 
pers erzielt werden kann, so vermag man ihm doch mit der¬ 
selben eine so weitgehende spezifische Resistenz zu ver¬ 
leihen, daß er sich gegen eine spätere Infektion selbst zu 
schützen vermag. 



834 


Die in Anwendung gebrachten Tuberkulinpräparate 
lassen sich nach A. in 2 Haupttypen gruppieren: die einen 
sind lösliche Produkte der Tuberkelbazillen, verwandt mit 
dem Koch’schen Alttuberkulin, die anderen sind aus den 
unlöslichen Bazillenleibern gewonnene und durch das Koch- 
sche Neutuberkulin, sowie durch seine Bazillenemulsion re¬ 
präsentiert. Durch Kombination beider entstehen die Misch¬ 
tuberkuline. 

Die Anwendungsmethoden sind die subkutane, die 
intravenöse, die epidermatische und die stomachale. Die 
letztere hat in der humanen Therapie wegen ihrer be¬ 
quemen Applikation unter den Ärzten zahlreiche Anhänger 
gefunden. Es hat sich gezeigt, daß Tuberkulin intern ver¬ 
abreicht, in gleicher Weise, wenn auch weniger intensiv 
und langsamer wirkt, wie von der Haut aus. 

Von den Tuberkulinpräparaten, die sich zur internen 
Anwendung eignen, verdient nach dem Verf. das Tuberal 
eine besondere Beachtung. Es wird von Dr. T h a m m - 
Berlin aus Reinkulturen der Tuberkelbazillen hergestellt, 
nachdem diese von fiebererregenden Toxinen befreit 
worden. Die Darstellung erfolgt so, daß den Tuberkel¬ 
bazillen die in ihren Leibern und Stoffwechselprodukten 
enthaltenen Substanzen, die eine immunisierende Wirkung 
auf den Organismus ausüben, entzogen, isoliert und im 
Tuberal vereinigt werden. 

Tuberal wirkt nach dem Verf. nicht nur auf den 
tuberkulös erkrankten Organismus immunisierend, indem 
es die vitale Kapazität der Tuberkelbazillen herabsetzt und 
die Bildung von Toxinen verhindert, sondern auch durch 
den spezifischen Reiz auf das tuberkulöse Gewebe, dessen 
Resorption und Verschwinden begünstigt wird. 

Verf. beobachtete, daß sich die Wirkung des flüssigen 
Mittels bei stomaehaler Anwendung in Wasser oder Milch 
in Besserung des subjektiven Allgemeinbefindens und He¬ 
bung des Appetites und Gewichtszunahme, Abnahme der 
Tnterkostalschmerzen, der Atembeschwerden, Verschwinden 
der Nachtschweiße etc. äußerte. 

Nach Mitteilung einer Reihe von Krankengeschichten, 
welche die günstige Wirkung des Tuberais bekunden, 
kommt Verf. zu dem Schlüsse, daß Tuberal spezifische Wir¬ 
kungen auf die Tuberkulose ausübt. Rückgang der objek¬ 
tiven Symptome in den Lungen mit Verminderung des Aus¬ 
wurfes, zuweilen vollständiges Verschwinden der Tuberkel 
bazillen aus dem Sputum, gesteigerte EBlust. mit erheb¬ 
licher Zunahme des Körpergewichtes, Verschwinden der 



835 


Nachtschweiße und allmähliche Entfieberung sind nach A. 
die unverkennbaren Wirkungen des Mittels. . Wie das ob¬ 
jektive, so bessert sich auch das subjektive Befinden - der 
Patienten. 


E. Engelhorn und H. Wintz: Über eine neue 
Hautreaktion in der Schwangerschaft. (Münch. Medizin. 
Wochenschrift, Nr. 13, 1914, und Zentralblatt für Gynäko¬ 
logie, Nr. 24, 1914.) 

Die Verfasser stellten aus Plazentin ein Extrakt (Pla- 
zentin genannt) her, mit welchem sie Impfutigen gravider 
und nichtgravider Frauen am Oberarme, ähnlich der Pir- 
quet’schen Tuberkulin-Impfung, ausführten. Bei positivem 
Ausfall der Reaktion tritt — am stärksten 36 Stunden nach 
der Impfung — an der Impfstelle eine entzündliche Schwel¬ 
lung und Rötung mit leicht brauner Färbung der Um¬ 
gebung auf. Aus einer der Arbeit beigefügten Tabelle gebt 
hervor, daß die Reaktion bei allen graviden Frauen, positiv, 
bei nichtschwangeren negativ war. Es trat aber auch posi¬ 
tive Reaktion bei einem Kinde auf, welches an einem 
Blasenleiden krank war. Drei kurz vor der Menstruation 
stehende Frauen reagierten mit einer leichten Reizung der 
Impfstelle. 

. Die Methode der Verf. bedarf demnach zur Fest¬ 
stellung ihres Wertes oder Unwertes noch eingehender 
weiterer Prüfungen. 


Paulesco: Wirkungen künstlicher Tumoren auf 
die Hypophysis. 

P. hat nach einem Referate in Nr. 32 der „Münch. 
Medizin. Wochenschrift“ bei jungen Hunden durch tempo¬ 
rale Trepanation den Schädel geöffnet und hinter die Hypo¬ 
physis ein Stückchen trockener sterilisierter Laminaria ein¬ 
geführt. Diese quillt auf und wird nahezu haselnußgroß, 
wodurch gewissermaßen ein Tumor der Schädelbasis, wel¬ 
cher auf die Zirbeldrüse drückt, naehgeahmt wird. Von den 
Versuchshunden lebte einer noch 45, ein zweiter 265 Tage. 
Der Eingriff hatte keine abnorme Vergrößerung des Ske¬ 
lettes und keine Veränderungen an der Schnauze und den 
Extremitäten (Akromegalie) zur Folge. A. 



836 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Bewertung des Kartoffelkrautes als Heu und als 
Sauerfutter durch Wiederkäuer. 

An der ernährungs-physiologischen Abteilung des In¬ 
stitutes für Gärungsgew’erbe in Berlin haben Dr. V ö 11 z 
und seine Mitarbeiter Versuche über die Bewertung des 
Kartoffelkrautes als Heu und Sauerfutter durch Wieder¬ 
käuer angestellt. 

Die Ergebnisse waren nach einem Referate im 
12 . Hefte (1914) von Fühling’s „Landwirtschaft. Zeitung“ 
folgende: 

1 . In 5 Einzelversuchen wurde festgestellt, daß dürres 
Kartoffelkraut, welches im Gemisch mit Wiesenheu ge¬ 
füttert wird, nach den Verdauungswerten und nach der 
chemischen Zusammensetzung ungefähr dasselbe leistete, 
wie gutes Wiesenheu. 

2 . Nach an 4 Milchkühen angestellten quantitativen 
Fütterungsversuchen leistete das Kartoffelkraut hinsicht¬ 
lich der Mengen der produzierten Milch und des Gehaltes der¬ 
selben an Milchfett und Milchtrockensubstanz zum minde¬ 
sten das gleiche, wie gutes Wiesenheu. 

3. Das bei günstigem Erntewetter zu Heu geworbene 
oder künstlich (durch Feuergase) getrocknete Kartoffel¬ 
kraut ist ein in hygienischer Beziehung einwandfreies 
Futtermittel. 

4. Auch das eingesäuerte Kartoffelkraut ist, einwand¬ 
frei hergestellt, ein von den Tieren gerne aufgenommenes 
bekömmliches Futtermittel. 

5 . Die Aberntung grünen Kartoffelkrautes, sei es für 
die Heubewerbung, für die Herstellung von Trockengut in 
Trockenapparaten oder für die Sauerfütterung, sollte nur 
unmittelbar oder nur wenige Tage vor der normalen Knol¬ 
len-Ernte erfolgen, da sonst die Entwicklung der Knollen 
Schaden leidet. 

6 . Für Futterzwecke darf nur abgemähtes Kartoffel¬ 
kraut verwendet werden. Solches mit Wurzeln, welchen 
Sandmengen anhaften, kann gesundheitsschädlich werden. 

7. Mit Rücksicht auf die angegebene Bewertung des 
Kartoffelkrautes als Futtermittel und die relativ hohen Er- 
träge (pro Hektar 30—60 Doppelzentner) sollten nach An¬ 
sicht der Versuchsanstalt weite Kreise der landwirtschaft¬ 
lichen Bevölkerung dazu bestimmt werden, das Kartoffel¬ 
kraut alljährlich zu ernten und entweder auf Kleereutern 
zu werben oder künstlich zu trocknen oder einzusäuern. 



837 


Es wird ferner darauf aufmerksam gemacht, daß mit 
der Kartoffelkrautgewinnung erhebliche Mengen an wert¬ 
voller organischer Substanz gewonnen werden können, ohne 
Ausdehnung der für Futterpflanzen bestimmten Flächen 
und ohne intensive Bewirtschaftung. Wertvolles vorhan¬ 
denes Futter, das sonst nur als Dünger verwendet wird, 
kann gewonnen werden; außerdem wäre eine wesentlich 
vermehrte Futtergewinnung im Hinblick darauf, daß wir 
bezüglich der Versorgung mit Futtermitteln und Fleisch 
noch wesentlich vom Auslande abhängig sind, in landwirt¬ 
schaftlicher und volkswirtschaftlicher Richtung sehr wün¬ 
schenswert. 


Bekämpfung der Fliegenplage in den Ställen. 

An der landwirtschaftlichen Schule Plantahof wurden 
zur Bekämpfung der Fliegenplage Versuche angestellt. 
Am besten bewährte sich bei denselben Tünchung der 
Wände mit Kalkmilch, der Alaun beigegeben worden. Die 
Mischung bestand aus 10 Liter Kalkmilch und ^—1 Kilo 
Alaun. Der Alaun wird in dem angegebenen Verhältnis 
der Kalkmilch zugesetzt, er löst sich in ihr rasch. Das Auf¬ 
bringen der Alaunkalkmilch an die Wände geschieht mit 
einem Maurerpinsel durch Anstreichen oder auch durch 
Bespritzen mit der gewöhnlichen Rebspritze. (Milchwirt¬ 
schaftliches Zentralblatt, 1914, Heft 14.) A. 


Verschiedenes. 

Mitteilung und Bitte. 

Wir teilen den Herren Kollegen, beziehungsweise den Familien 
von im Felde stehenden Kollegen mit, daß sich die nachstehend 
▼erzeichneten Herren Tierärzte zu Vertretungen bereit erklären: 
Gustav Freund orfer-Roding; M. Lachenschmied-München, 
.Leopoldstraße 30/0; D. R. Moser-Bad Tölz; Siegfried Jung- 
München, Anglerstraße 14; Oskar Schiller (Staatskonkurs 1908), 
Eichstätt; K. Rath-Windsbach, Mittelfranken; Dr. Frank-Bad 
Kissingen, Mühlstraßei; Heu er tz-Ettalbuck, (Luxemburg). 

Sehr, erwünscht wäre der Redaktion gefällige Nachricht über 
erfolgte Annahme von Vertretungen behufs Bekanntgabe in der 
'Wochenschrift. 

Zu großem Danke würden wir uns auch für feldtierärztliche 
Mitteilungen sowie für Mitteilungen über besondere Vorkommnisse 
■verpflichtet erachten, welche die Kollegen im Felde oder deren 
zurückgebliebene Familien betreffen. 



838 


Hochschulstudierende als Erntearbeiter. 

Auf Aufruf an die Hochschulstudierenden Münchens zur Be¬ 
teiligung an der Erntearbeit haben sich zahlreiche Lehrer und Stu¬ 
dierende der Hochschulen gemeldet. Das Arbeitsamt München, dem 
diese Meldungen vorschriftsmäßig überwiesen wurden, läßt den an¬ 
gemeldeten freiwilligen Helfern durch den Unterzeichneten aufrich¬ 
tigen Dank für ihre sofortige Hilfsbereitschaft übermitteln und wird 
im Bedarfsfälle von den Angeboten Gebrauch machen. Einstweilen 
ist jedoch der Bedarf an Erntearbeitern, für den das Arbeitsamt 
München zu sorgen hat, durch die seit dem Kriegsbeginne in stetem 
Wachsen begriffene Zahl der Arbeitslosen vollkommen gedeckt 
Mit herzlichem Gruß und Dank an alle hilfsbereiten KomUitionen 

gez. Prof. Dr. L o t z 

derz. Dekan der staatswissenschaftl. Fakultät. 


Fürsorge. 

Für die hiesige Universität und die Tierärztliche Hochschule 
in München sind drei aus Damen und Herren bestehende Aus¬ 
schüsse ins Leben gerufen worden, um die freiwillige Hilfsarbeit der 
Angehörigen dieser Hochschulen für folgende Zwecke zu organisieren: 

1. Familienangehörigen von Kriegsteilnehmern oder arbeitslos ge¬ 
wordenen Personen, deren Bedürftigkeit festgestellt ist, soll 
die Gelegenheit verschafft werden, gegen Bezahlung Leib¬ 
und Bettwäsche für das Rote Kreuz zu fertigen (Ausschuß zur 
Beschaffung von bezahlten Arbeitsgelegenheiten). 

2. Für Damen aus den Kreisen der Universität und der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule, die solche Wäsche (Ziff. 1) selbst nähen wollen, 
sollen die Stoffe und, wenn erwünscht, auch eine Arbeits¬ 
stätte in der Universität beschafft werden (Ausschuß zur 
Organisierung freiwilliger Arbeit für das Rote Kreuz). 

3. Fürsorge für nocl^ nicht schulpflichtige Kinder ärmerer Fami¬ 
lien. Für viele von diesen fehlt es zur Zeit an Aufsicht und 
Pflege, nicht wenige hungern. 


Beratungsstelle für im Felde stehende sächsische Tierärzte. 

In Dresden sind der Rektor der Tierärztlichen Hochschule, 
der Landestierarzt, Professoren der Tierärztlichen Hochschule, 
beamtete und andere den tierärztlichen Spezialberufen angehörende 
Tierärzte zu einer Beratungsstelle für im Felde stehende 
sächsische Tierärzte, der auch ein Jurist angehört, zusamtnen- 
getreten. Diese beabsichtigt, sowohl den YeterinäroffiKieren des 
aktiven Heeres als allen zu den Fahnen einberufenen Tierärzten 
und besonders auch deren zurückgebliebenen Angehörigen beratend 
und helfend zur Seite zu stehen. Beratung usw. wird soweit tunlich 
in allen sowohl fachtechnischen aU sonstigen Angelegenheiten ge¬ 
währt, mit Ausnahme solcher, die militärdienstliche Angelegenheiten 
betreffen. Alle Auskünfte werden nach sorgfältigen Erwägungen 
und Feststellungen, jedoch ohne Gewähr erteilt. 



839 


Die Beratungsstelle wird geleitet und vertreten durch einen 
ans ihren Mitgliedern gewählten Vorsitzenden und Geschäftsführer. 
Zum Vorsitzenden wurde Geheimer Rat Professor Dr. Ellenberger, 
zum stellvertretenden Vorsitzenden, Geheimer Medizinalrat Professor 
Dr. Edelmann, zum Geschäftsführer Oberstabsveterinär a. D. 
Schade, zum stellvertretenden Geschäftsführer Veterinärrat Red¬ 
lich gewählt. Alle Anfragen etc. sind an den Geschäftsführer (Dres- 
den-N. 23, Weinbergstr. 96) zu richten. 

Auch nicht im Felde stehenden Tierärzten wird auf Wunsch 
Rat erteilt, soweit es sich nicht um Angelegenheiten handelt, in 
denen die Königlichen Bezirkstierärzte zuständig sind. 

Durch geeignet erscheinende Maßnahmen ist angestrebt worden, 
den im Felde stehenden Kollegen Nachricht von der Einrichtung 
zukommen zu lassen. Jeder dem sich Gelegenheit bietet, ein baldiges 
Bekanntwerden namentlich bei den im Felde stehenden Tierärzten 
zu fördern, wird höflichst darum gebeten. 


Notprüfung. 

An der Tierärztlichen Hochschule Dresden wurde eine tier¬ 
ärztliche Notprüfung abgehalten und haben dieselbe in der Zeit vom 
8. bis 10. August eine Anzahl Kandidaten, die in das Heer einbe¬ 
rufen wuiden oder freiwillig eintraten oder zu anderen Diensten 
im Interesse des Vaterlandes verwendet wurden, abgelegt. 


Notapprobation für Ärzte. 

Vorübergehende Aufhebung des praktischen Jahres* 

Der Bundesrat hat in der Sitzung vom 1. August 1914 be¬ 
schlossen: 

1. die zuständigen Landeszentralbehörden — § 1 der Prüfungs¬ 
ordnung für Ärzte — zu ermächtigen, den Kandidaten der Medizin, 
die die ärztliche Prüfung abgelegt, das praktische Jahr aber noch 
nicht beendet haben, unter Befreiung von der Ableistung des Restes 
des praktischen Jahres die Approbation als Arzt sofort zu erteilen, 

2. die nach Nr. 1 erteilte Ermächtigung bis auf weiteres auch 
auf diejenigen Kandidaten der Medizin zu erstrecken, die nach dem 
Ergehen dieses Beschlusses die ärztliche Prüfung ablegen, 

3. die zuständigen Behörden zu beauftragen, den gemäß Nr. 1, 2 
zu approbierenden Kandidaten der Medizin bei Erteilung der Appro¬ 
bation zu Protokoll zu eröffnen, die Erteilung erfolge in der Er¬ 
wartung, daß die Kandidaten — soweit sie nicht heeresdienstpfiichtig. 
und -fähig sind — den Behörden zur Verwendung an solchen Orten 
zur Verfügung stehen würden, in denen eine Verstärkung des ärzt¬ 
lichen Personales erforderlich erscheine. 

Berlin, den 1. August 1914. 

Der Stellvertreter des Reichskanzlers: 

Delbrück. 



84Q 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 20. August 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 6 Regierungsbezirken (Oberbayern, 
Niederbayeru, Pfalz, Mittelfranken, Unterfranken, Schwaben) 28 
Distriktsverwaltungsbezirken (davon 5 neu) und 60 Gemeinden (davon 
15 neu): 356 Gehöfte (davon 111 neu). 


Bttcherschau. 

Haubners landwirtschaftliche Tierheilkunde. Sechszehnte, neube¬ 
arbeitete Auflage. Herausgegeben von Dr. Röder, K. hessischer 
Obermedizinalrat, ordentlicher Professor an der K. Tierärztlichen 
Hochschule zu Dresden. Mit 161 Textabbildungen, Berlin 1911 
Verlagsbuchhandlung Paul Parey. Preis 12 Mk. 

In der neuen Auflage wurden vom Herausgeber eine Anzahl 
Kapitel neu bearbeitet und ergänzt. Im Inhalte des 9. Abschnittes 
über innere Krankheiten, welcher über Infektionskrankheiten handelt, 
sind mehrere Infektionskrankheiten mit Bezug auf die Verwandt¬ 
schaft ihrer Erreger in geeigneter Reihenfolge zusammen gestellt wor¬ 
den. Einige Kapitel z. B. über die Gefiiigeldiphtherie, Geflügel pocken, 
afrikanisches Küstenfieber wurden dem Werke neu eingefügt, der 
Inhalt weniger wichtiger und nur selten vorkommender Krankheiten 
soweit zulässig gekürzt; mehrere entbehrliche Abbildungen sind 
weggelassen. Die Anordnung des Stoffes ist äußerst übersichtlich, 
klar, prägnant. Die dem Texte eingefügten Abbildungen sind durch¬ 
wegs sehr gut. Ein sorgfältig ausgearbeitetes alphabetisches Sach¬ 
register erleichtert das Studium des auch buchhändlerisch vorzüglich 
ausgestatteten Buches. ; 

Die neue Auflage des Werkes wird wie die früheren allent¬ 
halben günstige Aufnahmo und weite Verbreitung finden. A. 


Personalien. 

Ernennungen: Zu Schlachthofassistenten in Stuttgart wurden 
ernannt der bisherige Schlachthofhilfstierarzt Dr. Walter Hofstadt 
und der Schlachthofhilfstierarzt Dr. Albert Stützle daselbst. 

Verzogen: Tierarzt Joseph Anton Krenn von Schwabach 
nach Rosstal b. Nbg. 

Approbiert: In Dresden: Herr Oswin Magnus Franke- 
Kolba. In München die Herren: Friedrich Hennig-Heiligen¬ 
stadt, Ludwig He ßI er-Ve Ibu rg, Philipp Hot tner-Mü nc h en. 
Max K a n n a m ü 11 e r- PI a 111 i n g, Hans K i 11 g u s - Sc h ö m l» e r g. 
Karl Rand 1 er- A ugsburg, Hermann Sieb-Appenweier, Gott¬ 
fried Sto 11-Mü nch en, Heinrich Stü m pfler-Nü rn berg. 


Zur geil. Beachtung ! ZZ Bedaktiongsclilnß 


Druck von .1. (iottesw inte r, München. — KommiBsionaverlug: M. Rleger^che 
Tj niversitnLsbuchhandlung, München. Odeonsplatz 2 





(frülier: Tierärztliclies Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilhnnde nnd Viehzncht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. färiiNt, Direktor der veterinär¬ 
polizeiliehen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Xopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallineister in 
Zweibrücken, sowie des JLandesanaMclinatüeg der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine liayerng. 


65. Jahrg. München, den 8. September 1914. Nr. 36. 


Inhalt: Originalartikel. König: Über Temperatur vor und nach der Geburt beim 
Rind, der Ziege und dem Hunde. — Hothaar: Anschoppungskolik (Sandkolik mit 
Hftmorrhagien im Darm. Hämorrhagia ventriculi durch Fremdkörper. — Kühn: Über 
Blut- und Organpräparate, in denen die Hormone zur Wirkung kommen. — Rey: 
Erfolge mitSekron und Dia-Sekron. — Referate. Zcbokke: Über Kolik. Fröhner: 
E’folgreiche Behandlung des Petechialfiebers beim Pferde mit dänischem, polyvalen¬ 
tem Serum nach Jensen. Teipel: Beitrag zur Ursache und Behandlung nach Nagel¬ 
tritt zurückgebliebener Lahmheiten. Dressei: Zur Ätiologie und klinischen Diagnose 
der Aktlnomykose. Messerschmidt: Experimentelle Beiträge zur Frage der Ver¬ 
breitung der Typhusbazillen durch Staub und Fliegen. Hailer und Wolf: Ver¬ 
suche zur Infektion der Kaninchen mit Typhusbazillen. — Tierzucht und Tier¬ 
haltung. Bayerische Privatgestüte im Jahre 1913. Blutmehl für Futterzwecke 
in Fischzuchtnnstalten. —Verschiedenes. Deutscher Veterinärrat. Notexamen. 
Im Felde. Kliniken an der Tierärztlichen Hochschule München. Aufruf. Ver¬ 
wundet und gefallen im Felde. Die Rinderpest in Rußland. — Bücherschau. — 
Personalien. 


Über Temperatur vor und nach der Geburt beim Rind, 
der Ziege und dem Hunde. 

Von Assistent König. 

Über Temperaturen vor und nach der Geburt wurden 
von L)r. Limmer und Dr. K i 11 i g zwei umfassende Ar¬ 
beiten geliefert, außerdem waren es We b e r, P o s t und 
M e y e r, die sich mit diesem Gegenstand beschäftigten und 
über diesbezügliche Beobachtungen Mitteilung machten. 

Ich habe im Aufträge meines Vorstandes, des Herrn 
Professor Albrecht, am geburtshilflichen Institute der 
Tierärztlichen Hochschule in diesem Jahre auch wieder 
einige Messungen an Kühen, Ziegen und Hunden vorge¬ 
nommen. Abgenommen w r urden die Temperaturen längere 




842 


Zeit vor der Geburt täglich zweimal und einige Tage vor 
erhoffter Gehurt dreimal täglich. 

Es standen mir 17 Kühe zu den Messungen zur Ver¬ 
fügung. 

Einige Zeit vor der Geburt war, wie auch Dr. Lim 
m e r bei seinen Untersuchungen fand, bei 15 Stück ein 
deutlicher Temperaturanstieg zu beobachten; derselbe er¬ 
streckte sich von 0,5—1,7 0 C. und betrug im Durchschnitt 
0,8 °. Bei 2 Rindern, welche kurz vor dem Kalben einge¬ 
stellt worden waren, konnten Messungen über die Frage 
des Ansteigens der Temperatur einige Zeit vor der Geburt 
nicht gemacht werden. Bei 2 der untersuchten Kühe wur¬ 
den Temperaturen 3 bezw. 4 Tage vor der Geburt bis zu 
40,4 und 40,7 0 gemessen; etwas Krankhaftes war an ihnen 
nicht wahrzunehmen, die hohen Temperaturen waren daher 
zweifellos physiologisch. — Was die Temperaturen kurz 
vor der Geburt betrifft, so konnte bei 16 Kühen ein Sinken 
wahrgenommen werden, nur bei i Tiere wurde dieses Ver¬ 
halten vermißt. 

Der Abfall betrug 0,6—2,4° C., im Durchschnitt 1,1". 
Die Zeit vom Abfall der Temperatur bis zur Geburt lag 
zwischen 8 und 57 Stunden; Durchschnittszeit 31,5 Stunden. 

Je rascher die Temperatur abfiel, desto rascher nach 
Beginn des Abfalles erfolgte die Geburt; so konnten z. B. 
in fast der Hälfte der Fälle tags vorher in der Frühe und 
am Abend noch erhöhte Temperaturen festgestellt werden, 
während andern Tages die Temperatur sehr stark gefallen 
war. Mit Ausnahme eines Falles erfolgte noch am gleichen 
Tage die Geburt. 

Was die Temperaturmessungen nach der Geburt be¬ 
trifft, so erstreckten sich diese sowohl auf die Jungen, als 
auch auf die Muttertiere. Gemessen wurde stündlich wäh¬ 
rend einer Zeit von 12 Stunden. Bei den Muttertieren wurde 
ein Anstieg von 0,3—1,2 °, durchschnittlich von 0,71 0 fest- 
gestellt, bei den Kälbern ein allmähliches Sinken von 0,6 
bis 0,9°, durchschnittlich von 0,7°. — Der Temperatur¬ 
unterschied sogleich nach der Geburt zwischen Mutter und 
Jungen belief sich auf 0,2—1,0°, durchschnittlich 0,63" 
und zwar so, daß die Temperatur des Jungen immer höher 
war, als die des Muttertieres. ,— 

Ähnliche Resultate wie bei den Kühen ergaben die 
Messungen bei den Ziegen. Zur Verfügung standen 7 Tiere. 
Der Anstieg der Temperatur betrug in der letzten Zeit der 
Trächtigkeit 0,4—0,8°, durchschnittlich 0,6°, der Abfall 
kurz vor der Geburt 0,6—1,4°, durchschnittlich 0,92°. Die 



843 


Zeit vom Temperaturabfall bis zur Geburt betrug 16 Stun¬ 
den, durchschnittlich 22,8 Stunden. 

Interessant waren 3 Fälle, bei denen die Muttertiere 
zu früh bezw. zu spät geboren haben. Bei den ersten zwei 
Tieren erfolgten die Geburten 7 und 5 Tage vor Ablauf 
der typischen Trächtigkeitsdauer. Dennoch war bei beiden 
Tieren ein deutlicher Temperaturabfall zu beobachten, bei 
Nr. 2 sogar von 1,2° in der Frühe des Tages der Frühge¬ 
burt. Bei Nr. 3 erfolgte die Geburt zirka 11 Tage nach 
Ablauf der Trächtigkeit. Am Tage, an dem die Tragezeit 
abgelaufen war, fiel die Temperatur um 0,4°, eine Stufe, 
auf der sie dann bis zur Ausstoßung der toten Frucht nach 

11 Tagen ziemlich gleichmäßig stehen blieb. 

Nach der Geburt war die Temperatur der Kitzen stets 
höher als die des Muttertiers und zwar um 0,4—0,7 °, durch¬ 
schnittlich also um 0,47 °. — Die Temperaturen der Kitzen, 

12 Stunden lang gemessen, blieben ziemlich konstant, ein 
Sinken war nicht oder nur minimal zu beobachten. — 

Zum Schlüsse seien noch einige Temperaturbeobach¬ 
tungen bei 8 Hunden angeführt. 

Im Gegensatz zu K i 11 i g, der in 87,5 % seiner acht 
Untersuchungstiere einen Anstieg der Temperatur einige 
Zeit vor dem Werfen zu verzeichnen hatte, konnte ich einen 
solchen nur bei 1 Tiere beobachten. Bei den übrigen nur 
ein stetes leichtes Hin- und Herschwanken, eine ausge¬ 
sprochene Erhöhung aber war nicht zu beobachten. Immer, 
jedoch mit Ausnahme eines Falles, war ein gut wahrnehm¬ 
bares Sinken kurze Zeit vor dem Werfen festzustellen; die 
Temperaturminderung betrug 0,4—1,3 °, durchschnittlich 
0,82 °. Die Zeit, die vom Abfall der Temperatur bis zur 
Geburt verstrich, stellte sich auf 18—38 Stunden, im Durch¬ 
schnitt auf 27 Stunden. Die Zeitangaben erstrecken sich 
allerdings nur auf 4 Fälle, da bei den übrigen Hündinnen 
die Geburten in der Nacht vor sich gingen und die Zeit 
nicht genau festgelegt werden konnte. 


Anschoppnngskolik (Sandkolik) mit Hämorrhagien 

im Darm. 

Yon Distriktstierarzt Dr. Rothaar in Haßloch. 

Das Pferd des Th. L. hatte des öfteren Kolik, seit 
8 Tagen aber in häufigen und den Besitzer beunruhigenden 
Anfällen. Nach der Anamnese fraß das Tier schlecht, 



844 


scharrte häufig, lag manchmal ganz still mit mattem trau¬ 
rigen Blick, dann war es wieder unruhig, sah sich stöhnend 
in die Seiten und setzte harten, kleinballigen Kot ab. Bei 
der Untersuchung war der Patient ruhig, Atmung normal, 
Puls ziemlich klein, Darmgeräusche unterdrückt. Bei der 
Exploration fand sich massige Kotanschoppung in Rektum 
und Kolon, Blinddarmspitze leicht gebläht, Inhalt des Blind- 
und Grimmdarms fest und hart. 

Diagnose: Anschoppungskolik. 

Therapie: Manuelles Ausräumen des Mastdarms, 
Infusion von 10 Liter Salzwasser, innerlich 500,0 Ol. Ric-ini 
in Schleim und subkutan Eserin - Arecolin aa 0,05. Am 
nächsten Tage verschlechterte sich der Zustand, die Kly- 
stiere werden fortgesetzt, innerlich 20,0 Aloe gegeben und 
vom Mastdarm aus versucht, die angeschoppten Futter¬ 
massen zu massieren. Am 3. Tag Temperatur 39,4, Puls 90, 
Atmung 54. Darmgeräusche total unterdrückt. Der Tod 
trat nachmittags 4 Uhr ein. 

Bei der Sektion fanden sich die von der Anschop¬ 
pung betroffenen Darmabschnitte erweitert und der Darm- 
inhalt eingetrocknet. In Grimm- und Blinddarm zusammen 
57 Pfund eingedörrten Sandes. Die Darmschleimhaut war 
von Blutungen durchsetzt, die Epithelschicht nekrotisch, 
grau-gelb, „wie mit Kleie bestreut“, daneben bestanden 
zehnpfennig- bis dreimarkstückgroße nekrotische Flecke. 


Hämorhagia ventriculi durch Fremdkörper. 

Von demselben. 

Zur Behandlung einer Kuh gerufen, fand ich dieselbe 
bereits tot. Besitzer kam von einer Holzfuhre nach Hause 
und bemerkte beim Ausspannen mühsames, pumpendes At¬ 
men, Schweißausbruch und Schwanken. Nach Verbringen 
in den Stall stürzte die Kuh unter Zuckungen zusammen 
und verendete. 

Sektionsbefund: Vollständige Blutleere in 
Unterbaut und Muskulatur. In beiden Körperhöhlen nicht > 
Abnormes. Beim Eröffnen der Mägen, Ruinen und Reticu- 
lum, fanden sich diese angefüllt mit einem schwarzroten 
Blutcoagulum und nicht geronnenem Blute. In den spär¬ 
lichen Futtermassen war neben 5 Nägeln ein 4 cm langes 
und 2 cm breites, dreieckiges, an Ecken und Kanten haar¬ 
scharfes Stück Blech. An verschiedenen Stellen, so an der 
Schlundrinne, am kranialen llauptpfeiler, am Hauben 



845 


pansenpfeiler und am dorsalen Rande der Haube waren 
mehrere die Schleimhaut und Muskelhaut der Magenwand 
durchtrennende Risse und Schnitte, deren Ränder leicht 
aufgewulstet und mit Blutgerinnseln bedeckt waren. 

Todesursache: Verblutung in den Magenraum, 


Über Blnt- und Organpräparate, in denen die Hormone 
znr Wirkung kommen. 

Von Dr. med. vet. Kühn in Aachen. 

Die Beobachtung, daß Chlorose durch regelmäßigen 
Genuß von frischem Blute auffallend günstig beeinflußt 
wird, veranlaßte Obertierarzt Goslar vom hiesigen 
Schlachthofe, ein Verfahren ausfindig zu machen, nach 
welchem Blut ohne Beeinträchtigung seiner Wirksamkeit 
in eine Dauerform gebracht werden könnte. Das Ergebnis 
von G o 8 1 a r’s Bemühungen ist ein nach patentiertem Ver¬ 
fahren hergestelltes Präparat, das er mit dem Namen „Se¬ 
kron“ (von Organsekret) belegte. Das Blut wird in toto 
benützt, als Träger dient Reiskorn, das in H 2 0 2 desinfiziert 
wird. Das Trockenverfahren beruht auf der Eigenschaft 
des Klebers und des Fibrins, bei schnellem Entzug des 
Wassers bereits bei niederer Temperatur (es wird nicht 
über 35 0 0. erhitzt) zu verhornen, wodurch dann ein Pul¬ 
verisieren der in dünner Schiebt aufgetragenen Masse er¬ 
möglicht wird. Das fertige Präparat ist nicht hygroskopisch 
und dauernd haltbar; es zeigt nach einem halben Jahr keine 
Veränderung im Geruch und Geschmack. Bedenken wegen 
Bakteriengehalts bestehen nicht, da den Bakterien durch 
die absolute Trockenheit des Präparates der Nährboden ent¬ 
zogen ist. Es finden sich auch in lange aufbewahrtem Se- 
kron nur Sarzine. Das Blut wird ausgesuchten Tieren ent¬ 
nommen und sofort verarbeitet. 

Mich interessierte Sekron, nachdem ich mit dem nach 
gleichen Gesichtspunkten hergestellten Tierpräparat auf¬ 
fallende Erfolge beobachtet habe. Die Wirkung der Blut¬ 
präparate läßt sich kurz dahin zusammenfassen: Es werden 
alle jene Krankheitszustände beeinflußt, deren Ursache auf 
einer Funktionsstörung, richtiger gesagt auf einer Hypo¬ 
funktion von Blutdrüsen beruhen. Daß die Hormone tat¬ 
sächlich zur Wirkung kommen, läßt sich mit Sicherheit aus 
dem Einfluß auf die Ausscheidungsorgane schließen. So 
wirkt Sekron bei den meisten Menschen auffallend diu re- 



846 


tisch. Als ein Beleg das Ergebnis einer Harnanalyse, aus 
der auch auf einen erhöhten Stoffwechsel geschlossen werden 
darf: 


Gesamtlänge 

Vor 

Sekron kur 

Nach 

14 Tagen 

Nach 

3 Monaten 

Nach 

1 Jahr 

des Harns 

950 ccm 

2000 ccm 

1500 ccm 

1400 ccm 

der Harnsäure 

0.408 g 

0,500 g 

0,555 g 

0,483 g 

des Harnstoffs 

17.460 g 

26,24 g 

29,40 g 

35,25 g 

des Stickstoffs 

9,310 g 

14,28 g 

15,84 g 

16,66 g 

der Phosphate 

2,42 g 

3,30 g 

3,77 g 

3,892 g 


In ähnlicher Weise wird die Sekretion der Mamma 
beeinflußt. Die Milchmenge vermindert sich alsbald nach 
dem Aussetzen und vermehrt sich prompt wieder nach er¬ 
neuter Verabreichung von Sekron. Diese Tatsachen lassen 
sich durch unmittelbaren Einfluß auf Nieren und Brust¬ 
drüse sicher nicht erklären und könnten überhaupt nicht 
erklärt werden, wenn nicht die Forschung über innere Se¬ 
kretion so weit vorangeschritten wäre. Ihre Ergebnisse 
geben bequem die Lösung und finden sogar eine Bestätigung 
durch die Wirkungen, die Sekron bei verschiedenen Krank¬ 
heitszuständen ausübt: Die Ursache für gewisse Former, 
der Epilepsie ist in einer Störung der innern Sekretion er¬ 
kannt. Die Frage, welche Fälle in diese Rubrik einzureihen 
sind, ist vielfach noch strittig. Hier kommt dem Sekron 
meines Erachtens ein diagnostischer Wert zu; denn der 
Einfluß ist, sofern es sich um konstitutionelle Epilepsie 
handelt, offenkundig, und zwar äußert sich dieser durch 
oftmals bereits nach einigen Tagen auftretende ungewöhn¬ 
liche Häufung und Verstärkung der Anfälle, der ein gegen 
früher erheblich verlängerter anfallsfreier Zwischenraum 
folgt. Während neunmonatlicher Beobachtungszeit konnte 
eine gewisse Besserung auch bei chronisch dementer Epi¬ 
lepsie mit progredientem Verlaufe festgestellt werden. Im 
Durchschnitt genommen verminderten sich die Anfälle, die 
Erschöpfung nach ihnen war nicht so stark und das Allge¬ 
meinbefinden besserte sich erheblich. Am auffallendsten 
war der Einfluß auf die Psyche, indem z. B. das Erinne- 
rungs- und Auffassungsvermögen gebessert wurde (längst 
vergessene Beschäftigungen wurden wieder aufgenommen, 
die Teilnahmslosigkeit gegenüber der Umwelt war eine 
verminderte). 

Aus diesen Beobachtungen dürfte zu schließen sein, 
daß die Hormone des Blutes hier eine gewisse Heilwirkung 
auszuüben imstande sind, trotzdem sie nur in minimalen 
Spuren im Sekron enthalten sein können. Es lag daher der 
Gedanke nahe, die Wirkung des Präparates durch Zusatz 



847 

der bei der Erkrankung eine Rolle spielenden Blutdrüsen 
zu erhöhen. Zu diesem Zwecke habe ich dem Blute fein 
verriebene Schilddrüse und Nebenschilddrüsen zugesetzt. 
Besseren Einfluß konnte ich mit diesem verstärkten Prä¬ 
parate mit Sicherheit nicht festste'llen; möglicherweise war 
die Beobachtungszeit zu kurz, das Beobachtungsmaterial 
nicht geeignet und die Dosierung nicht die richtige. Bei 
anderen auf Funktionsstörung von Blutdrüsen beruhenden 
Erkrankungen ist vielleicht der Versuch, die Wirkung des 
einfachen Sekrons durch Zusatz der entsprechenden Organe 
(event. Eierstöcke, Nebeneierstöcke, laktierende Mamma, 
Hypophyse u. a.) zu erhöhen, von Erfolg. In einem Falle 
dürfte der Versuch bereits gelungen sein, und zwar bei 
Diabetes. Zum „Dia - Sekron“ wird Pankreas verwandt; 
dasselbe wird von Bindegewebe nach Möglichkeit befreit, 
fein verrieben, dem Blut Reisbrei zugesetzt und in gleicher 
Weise wie das einfache Sekron getrocknet. Es kommen die 
Organe vom Pferde zur Verwendung (sonst Blut vom Rind), 
weil diese beim Körnerfresser als besonders funktions¬ 
tüchtig in Bezug auf den Kohlehydratstoffwechsel ange¬ 
sehen werden dürften. 

Die Versuche mit Dia-Sekron sind nach Angabe des 
Herrn Dr. van Rey, den ich als Ersten um Vornahme 
von Versuchen gebeten habe, günstig ausgefallen; auch 
verschiedene andere Ärzte teilten mir neben einzelnen nega¬ 
tiven vielfach sehr gute Erfolge mit. 


Erfolge mit Sekron und Dia-Sekron. 

Von Dr. van Rey in Aachen. 

Seit ungefähr Jahresfrist verordne ich in geeigneten 
Fällen das von Herrn Dr. med. vet. Kühn-Aachen mir 
zur Verfügung gestellte Sekron. Das einfache Sekron hat 
mir sehr gute Dienste geleistet bei Entwickelungsstörungen 
und Chlorose. In einem Fall hat es die nachgelassene, bei¬ 
nahe versiegte Milchsekretion wieder hervorgerufen, so daß 
die Mutter neun Monate lang stillen konnte. In 2 Fällen 
der Fettleibigkeit trat nach 14 tägigem Gebrauch eine 
vermehrte Harnabsonderung (zirka 4 Liter täglich) ein. 
Der Bauchumfang nahm um 4—5 cm ab und das Körper¬ 
gewicht blieb dauernd um 7—8 Kilogramm vermindert. 

In 6 Fällen von Diabetes hatte ich Gelegenheit, das 
Dia-Sekron zu verwenden. Alle 6 Patienten hielten keine 
allzustrenge Zuckerdiät. Der Zuckergehalt schwankte bei 



848 


den einzelnen Patienten zwischen 2 und 6 %. In den ersten 
zwei Wochen war kein Einfluß des Dia-Sekrons auf die 
Zuckerausscheidung zu merken. Von der dritten oder vierten 
Woche an nahm aber die Zuckerausscheidung langsam und 
ständig ab, so daß zuletzt alle Patienten niemals mehr als 
5 % ausschieden. In einem Falle trat nach 2 Monaten 
wieder eine vermehrte Zuckerausscheidung auf, die aber 
nach wenigen Tagen wieder auf 0,5 % zurückging. 

Ich glaube deshalb, beide Präparate, sowohl das ein¬ 
fache Sekron, wie das Dia-Sekron, zur Nachwrüfung und 
weiteren Verordnung empfehlen zu können. 


Referate. 

Prof. Dr. KZschokke- Zürich: Über Kolik. (Fest¬ 
schrift der Dozenten der Universität Zürich, 1914.) 

Autor befaßt sich mit der wahren Kolik, d. h. jener, 
welche auf schmerzhafte Zustände im Digestionstraktus 
beruht. 

Nach Z. ist physiologisch unaufgeklärt, was Schmerz 
ist und wie er zustande kommt. Die Auffassung, daß der 
Schmerz durch eine gesteigerte Reizung der Tastnerven be¬ 
dingt wird, also nur eine erhöhte Druckempfindung dar¬ 
stelle, ist unhaltbar. Es gibt Organe, die wohl druck-, aber 
nicht schmerzempfindlich sind, z. B. die Bronchialschleim¬ 
haut. Ebensowenig wie bei den Tastnerven führt eine ver¬ 
mehrte Reizwirkung bei den Sinnesnerven, Gesicht, Gehör. 
Geruch zu Schmerz. Die Schmerzempfindlichkeit der ein 
zelnen Organe ist sehr verschieden stark'entwickelt. Weder 
hohe Temperaturen, noch Druck, noch Schnitte an der 
Darmwandung werden an der betreffenden Stelle schmerz¬ 
haft empfunden, höchstens in davon entfernten Körper¬ 
regionen. Dagegen lassen sich die Schmerzensbahnen im 
parietalen Peritoneum und im Mesenterium naehweisen. 

Der Darm selbst scheint in der Tat unschmerzhaft 
zu sein, wie es sich bei tuberkulösen Geschwüren, Nekrosen 
u. s. w. feslstellen läßt. Bei Massage prall gefüllter Darm¬ 
partien reagieren die Tiere nicht, dagegen stark, sobald das 
Gekröse gezerrt wird. Deshalb sind die Schmerzen bei der 
Kolik in der Hauptsache auf Zerrungen des Gekröses zu¬ 
rückzuführen. 

Etwas anders könnte allenfalls die Neuralgesie ein- 
gesclüitzt werden. Daß <1 ie Erregbarkeit der Nerven durch 
Toxine gesteigert werden kann (Hyperästhesie) ist bekannt. 



849 


Ob der Schmerz lediglich durch Zerrung des Gekröses oder 
auch als Folge abnorm gesteigerter Erregbarkeit der Darm¬ 
wandungen entsteht, läßt sich zur Zeit noch nicht einwand¬ 
frei beantworten. 

Hinsichtlich der Therapie stehen die Peristaltika, die 
Alkaloide, Drastika und Klystiere den Narkotika gegen¬ 
über. — 

In der Züricher Klinik waren die Erfahrungen der 
Alkaloidtherapie nicht sehr befriedigende, weshalb in un¬ 
bestimmten Kolikfällen 50—70 cm 3 Opiumtinktur in einer 
Flasche Kami'llen-Infus gereicht wird. 

Das Ergebnis war folgendes: 

Mit der früheren Therapie (Arecolin, Pilocarpin) 
wurden 668 Pferde an Kolik behandelt. Mortalität 12,0 %. 
Demgegenüber wurden 1003 Pferde mit Opium behandelt. 
Mortalität 7,4 %. 

Verfasser schließt seine Ausführungen: „Wer also 
so oder so die Kolik rasch beseitigen will, benütze die be¬ 
quemen Arecolin- und Physostigmin-Injektionen, wer aber 
das Tier zu retten gedenkt, wende sich zu den Narkotika/ 4 

Hinsichtlich der Therapie möchte ich hinzufügen, daß 
ich bereit« im Jahre 1906 in Nr. 27 dieser Wochenschrift 
über die Behandlung der Kolik mittels Opium meine Er¬ 
fahrungen mitgeteilt und im Jahre 1913 in Nr. 22 dieser 
Wochenschrift dieselben in ausführlicher Weise wiederholt 
habe. Meine Angaben werden nun durch Professor Dr. 
Zschokke bestätigt. Ich möchte dabei nicht unerwähnt 
lassen, daß ich meine im Vorjahre beschriebene Therapie 
in der Weise geändert habe, daß ich statt, Morphium nun¬ 
mehr Pantopon „Roche 44 anwende, wodtirch die von mir 
verlangte darmlähmende Wirkung besser erreicht wird und 
die nach großen Morphiumdosen eintretende Verstopfung 
vermieden werden kann. (D. Ref.) O li 1 e r. 


Prof. Dr. E. Fröhner - Berlin: Erfolgreiche Be¬ 
handlung des Petechialfiebers beim Pferde mit dänischem 
polyvalentem Serum nach Jensen. (Monatshefte f. prakt. 
Tierheilkunde, 25. Band, 1./2. Heft.) 

Mit obigem Serum wurden 12 Pferde behandelt, wo¬ 
von 9 Fälle in Heilung übergingen. Die 40—50 % be¬ 
tragende Mortalität konnte mithin auf 25 % herabgesetzt 
werden. Von den 3 letal ausgegangenen Fällen hätten 2 
bei rechtzeitiger Applikation des Serums gerettet werden 
können, während der dritte infolge eines retropharyngealen 



850 


Abszesses, sowie Blinddarmnekrose an und für sich unheil¬ 
bar war. 

Das Serum wird am besten intravenös angewandt. 
Am vorteilhaftesten wirkt es gleich am ersten Krankheits¬ 
tage in einer Dosis von 200 cm 3 , worauf besonders in 
schweren Fällen noch ein- bis zweimal je 100 cm 3 zu in¬ 
jizieren sind. 

Das Serumlaboratorium der Kopenhagener Schule 
liefert das Serum zu dem Preise von 35 h pro Liter. 


Oberveterinär Seipel: Beitrag zur Ursache und Be¬ 
handlung nach Nageltritt zurückgebliebener Lahmheiten. 

(Tierärztl. Zentralblatt, Nr. 19, 1914.) 

Ein an Nageltritt erkranktes Pferd zeigte noch nach 
3 Wochen mittelgradige Lahmheit, obwohl der Stichkanal 
völlig zugeheilt und eine Ursache des Lahmens nicht mehr 
zu ermitteln war. Eine diagnostische Einspritzung von 0,5 
Cocain, hydrochüoric.: 10,0 Aq. dest. in den Bereich deT 
Plantarnerven am Fesselgelenk bedingte eine starke Auf¬ 
regung des Tieres, durch welche eine Beurteilung des 
Ganges nicht erzielt werden konnte. 

Als das Pferd am folgenden Tage wieder vorgeführt 
wurde, hatte sich die Lahmheit bedeutend gebessert und 
nach einigen Tagen war vollkommene Heilung eingetreten. 
Verf. glaubt, daß eine Verwachsung der Hufbeinbeuge¬ 
sehne mit dem Strahlbein vorhanden war, welche sich durch 
das rücksichtslose Durchtreten des Tieres nach der Kokain¬ 
injektion getrennt hat. 

Diese Ansicht wird von Klinner unterstützt, der 
an zwei weiteren Fällen ähnliche Vorgänge beobachtete. 
In dem einen Falle ging das Pferd schon 6 Wochen lahm. 
Da erhielt es zufällig einen Schlag an den anderen Hinter¬ 
fuß. Es trat nun auf dem seither erkrankten Fuße durch 
und zeigte künftig an dem Fuße kein Lahmgehen mehr. 

Ohler. 

Dresel: Zur Ätiologie und klinischen Diagnose der 
Aktinomykose. 

Uber diesen Gegenstand stellte Dr. Dresel in der 
Sitzung des naturhistorisch-medizinischen Vereins Heidel¬ 
berg am 19. Mai folgende in Nr. 29 der „Münch. Medizin. 
Wochenschrift“ mitgeteilte Sätze auf: 

1. Die Aktinomykose des Menschen und des Rindes 
beruht, auf Infektion mit einem anaeroben Trichomyceten 
(Aktinomyces Wolff-Israel). 



851 


2. In manchen Fällen besteht eine Mischinfektion mit 
einer aerogenen Streptothrixart (Aktinomycesgruppe Bo- 
ström). 

3. Außer der echten Aktinomykose gibt es klinisch der 
Aktinomykose ähnlich verlaufende Erkrankungen, bei denen 
im sezernierten Eiter ausschließlich aerobe Streptotricheen 
gefunden werden. In diesen Fällen können drüsenähnliche 
makroskopisch sichtbare Körnchen Vorkommen, die aus 
Knäueln verfilzter Streptothrixfaden bestehen. 

4. Anderseits können in frischen Fällen von echter 
Aktinomykose, besonders bei frühzeitiger eiteriger Ein¬ 
schmelzung des Gewebes, Drüsen im sezernierten Eiter 
völlig fehlen. 

5. Die Frage, ob es sich in einem gegebenen Falle um 
echte Aktinomykose oder um Streptotrichose oder um eine 
Mischinfektion beider handelt, kann nur durch die bakterio¬ 
logische Untersuchung und aerobes Kulturverfahren mit 
Sicherheit entschieden werden. 


Th. Messerschmiedt: Experimentelle Beiträge 
zur Präge der Verbreitung der Typhusbazillen durch Staub 
und Fliegen. (Referat im Zentralblatt f. Bakteriologie etc., 
Nr. 14, 1914.) 

Verf. untersuchte Fliegen aus Typhuskrankenhäusern 
und aus einem Tierstalle, in dem ständig bis zu 20 Typhus¬ 
bazillenträger (Kaninchen) waren, die Typhusbazillen an¬ 
dauernd ausschieden. An den Füßen und Freßwerkzeugen, 
sowie in den zerdrückten Fliegen waren in keinem Falle 
Typhusbazillen durch Wachstum auf Endo - Platten nach¬ 
weisbar; auch im Staube des Tierstalles fanden sich keine 
Typhusbazillen. 

Aus diesem Untersuchungsergebnis schließt Verf., daß 
die Fliegen und der Staub für die Verbreitung der Typhus- 
bazillen keine wesentliche Rolle spielen dürften. 


Hailer und Wolf: Versuche zur Infektion des 
Kaninchens mit Typhusbazillen. (Ibidem.) 

Raubitschek hatte gefunden, daß Kaninchen und 
Hunde, die durch intraperitoneale und subkutane Einver¬ 
leibung von Bacterium prodigiosum und Choleravibrionen 
immunisiert worden waren, durch stomachale Zufuhr einer 
größeren Menge Kultur zu Dauerausscheidern der betreffen¬ 
den Keime wurden. 



852 


Die Verfasser unternahmen analoge Versuche mit 
Typhusbazillen an Kaninchen. Es wurden im ganzen 12 
Kaninchen nach Immunisierung auf intraperitonealem oder 
subkutanem oder intravenösem Wege per os größere Mengen 
Typhusbazillen zugeführt und die Fäzes während längerer 
Zeit auf diese Keime untersucht. Weder diese Kot-Unter¬ 
suchungen noch die Sektionen ergaben Anhaltspunkte da¬ 
für, daß es auf diesem Wege gelingt, Kaninchen zu Dauer¬ 
ausscheidern von Typhusbazillen zu machen. Von den unter¬ 
suchten Einverleibungen erwies sich die intravenöse Injek¬ 
tion als der relativ sicherste Weg, um Typhusbazillen in 
den Organen des Kaninchens für einige Zeit zum Haften 
zu bringen. Nach intraperitonealer Zufuhr verschwanden 
sie schon nach relativ kurzer Zeit wieder; bei subkutaner 
Impfung waren sie schon an den der Infektion folgenden 
Tagen nicht mehr nachzuweisen. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Bayerische Privatgsetüte im Jahre 1913. 

a) Oberbayern. 

1. Das Privatgestüt Leutstetten Seiner Majestät 
des Königs verfügte am Jahresschlüsse über 9 Vollblut¬ 
stuten gegen 8 Vollblutstuten im Jahre 1912, welche nach 
ihrer Abfohlung den bewährten Deckhengsten „Ard Pa¬ 
trick“, „Nuage“, „Eider“, „Hammurabi“ und „Malua“ zu¬ 
geführt werden. Jährlinge sind 4 vorhanden, von welchen 
2 von „Eider“ und je 1 von „Peking“ u. „Fels“ abstammen. 
Der Rennstall, welcher der Obhut des Trainers Winklev 
in Hoppegarten untersteht, zählt ein 4jähriges, vier 3jährige 
und zwei 2jährige Pferde. 

2. Das Gestüt Kanzlerhof bei Schaftlach im Be¬ 
sitze des K. Kämmerers und Majors a. D. Grafen M a x 
von 1) r e c h s e 1 hat einen Gesamtpferdebestand von 2, r > 
Stück gegen 20 Stück im Jahre 1912. Neben der Zucht des 
leichten ungarischen Halbblutes befaßt sich das Gestüt 
neuerdings auch mit der Aufzucht von Fohlen des ver¬ 
edelten starken Wagen Schlages. 

3. Das Gestüt Sonnenhausen bei Glonn des Kgl. 
Kämmerers Freiherrn von Büsingd’Orville betreibt 
neben der Zucht eines starken Jagdpferdes irischer Ab¬ 
stammung noch die englische Vollblutzucht. Der Bestand 
ist: 7 Vollblutstuten, 10 Ilalbblutstuten (gegen 12 Halb- 



853 


blutstuten im Jahre 1912) und 36 Pferde jüngerer Jahr¬ 
gänge. Die in Training befindlichen Pferde unterstehen 
der Obhut des Trainers Winkler in Hoppegarten.' 

4. Das Gestüt Scheuerhof bei Geisenfeid des Kgl. 
Ökonomierates und Landrates Grabmair dient der Zucht 
des edlen Halbblutes und Remontepferdes. Der Bestand 
setzt sich zusammen aus 8 Mutterstuten und 12 Pferden 
junger Jahrgänge. 

b) Niederbayern. 

1. Im Gestüte P u c h h o f des Reichsrates Dr. Karl 
von Lang-Puchhof standen 16 Vollblutstuten, von 
denen eine verendet ist und eine getötet wurde. Von den 
übrigen 14 Stuten, die sämtlich 1912 gedeckt worden waren, 
brachten zehn 8 Hengst- und 2 Stutfohlen, drei blieben galt, 
eine verfohlte. Mit Ausnahme einer Stute wurden 1913 
sämtliche wieder gedeckt, zwölf von den Vollbluthengsteu 
„Falb“, „Con - amore“, „Festino“, „Malua“, „Fels“ und 
„Beregvölgy“ und eine von dem Traberhengst „Alamito“. 

2. In dem vorzüglich eingerichteten und geleiteten 
Vollblutgestüte des Herrn Schloßgutsbesitzers Dr. August 
von Schmieder in Steina ch waren 1 Vollbluthengst 
(„Malua“) und 24 Vollblutstuten gegen 27 Vollb'lutstuten 
im Jahre 1912. Von 18 im Jahre 1912 von den Hensten 
„Malua“, „Hannrbal“, „Ard Patrick“, „William the Third“, 
„Santoi“, „Nuage“, „Wildfowler“, „Symington“ gedeckten 
Stuten brachten 5 Stuten Hengstfohlen nach den Hengsten 
„Malua“ (2), „Falb“ (1), „Santoi“ (1), „Symington“ (1) 
und 6 Stuten Stutfohlen nach den Hengsten „Malua“ (4), 
„William the Third“ (1) und „Nuage“ (1). 1913 wurden 
21 Stuten gedeckt, darunter 12 von „Malua“. Nach den be¬ 
züglichen Zusammenstellungen im ,Deutschen Sport 4 vom 
14. Februar 1914 Nr. 38 steht „Malua“ unter den Vätern 
der 1913 geborenen Vollblutstuten, geordnet nach der An¬ 
zahl ihrer lebenden Produkte, an 11. Stelle. Die auf der 
Rennbahn mit Zuchtprodukten erzielten Gewinnbeträge des 
Herrn von Schmieder bezifferten sich auf 128 330 Mk. 
(im Vorjahr betrugen die Rennpreise 213 710 Mk.). Der 
braune Hengst „Hiion“ des Herrn von Schmieder, 
ein Ard Patrick - Sohn, kam nach Abschluß seiner Renn¬ 
laufbahn, einer Mitteilung des ,Deutschen Sports 4 zufolge, 
als Deckhengst an der Seite von „Symington“ in das Gestüt 
Straffan in Irland. 

3. Das Gestüt des Herrn Grafen vonAr co-Zinne- 
berg auf Schönburg umfaßt gewöhnlich 10—12 Stuten. 



854 


c) Schwaben und Neuburg. 

Das Gestüt Stepperg des Herrn Reichsrates Ernst 
Graf von Moy besitzt: 1 englischen Vollbluthengst „No- 
mentano“, 1 Halbbluthengst „Alarich“ v. Nomentano a. d. 
Alexandra, 8 Mutterstuten (davon 5 Vollblut) gegen 12 
Mutterstuten (davon 6 Vollblut) im Jahre 1912 und 22 
Fohlen aus verschiedenen Jahrgängen. (Bericht der Kgl. 
Landgestütsverwaltung über den Stand der Pferdezucht in 
Bayern im Jahre 1913.) 


Blutmehl für Putterzwecke in Fischzuchtanstalten. 

Blutmehl ist eines der eiweißreichsten Futtermittel ; 
sein Gehalt an Eiweiß beträgt 83—90 %, der Gehalt an 
Fett 20 %. Vermöge des Eiweißgehaltes ist Blutmehl ein 
vorzüglicher Fleischbildner und spielt als Futtermittel bei 
den Fischzuchtanstalten eine nicht unwesentliche Rolle, 
allerdings nicht als alleiniges Futtermittel, sondern in Mi¬ 
schung mit anderen Futtermitteln. Auch zur Düngung der 
Teiche ist Blutmehl außerordentlich zu empfehlen, da es 
in hohem Grade zur Anreicherung der Wasserfauna bei¬ 
trägt. Bei letzterer Verwendung spielt die Sterilisierung 
und Verdaulichkeit keine erhebliche Rolle, wohl aber ist 
die Sterilisierung bei der Benützung des Blutmehles zu 
Futterzwecken eine Hauptbedingung. Sie'wird erfüllt bei 
der Herstellung von Futterb'lutmehl durch die Kraftfutter¬ 
fabrik in Hannover. Das Bluttrocknungssystem daselbst 
beruht darauf, daß durch Frischluftzufuhr in die mit Dampf 
gespeisten Heizkammern eine Überhitzung (Verhornung) 
des Blutes nicht stattfinden kann, da dasselbe nur auf 100 0 
Celsius erhitzt wird, so daß man bei dem von der Firma ge¬ 
lieferten Blutmehl vor überhitzter und unverdaulicher Ware 
geschützt ist. (Allgem. Fischerei-Zeitung, Nr. 15, 1914.) 

A. 


Verschiedenes. 

Deutscher Veterinärrat. 

Für die Dauer des Krieges übernimmt die Tierärztliche 
Zentralgeschäftsstelle (Köln, Liebigstroße 120) die 
Funktionen einer Beratungsstelle für die zu den 
F a li n e n ein berufenen deutschen Tierärzte und 
d fron A n g e h origen. Sie erteilt auf Wunsch Rat in allen 
beruflichen Angelegenheiten, soweit diese nicht den Militärdienst 
betreffen. 



855 


Daneben wird die Beratungsstelle in besonders dring¬ 
lichen Fällen auch Vertretungen vermitteln. Da hier, wenn auch 
noch vereinzelt, bereits Wünsche nach dieser Richtung von ein- 
berufenen Tierärzten vorliegen, so werden junge Kollegen, die 
nicht im Heeresdienst Verwendung finden und bereit sind, eine 
derartige Vertretung zu übernehmen, um gefällige Zuschrift ge¬ 
beten. 

Ak eine selbstverständliche Pflicht erachtet es der Deutsche 
Veterinärrat an seinem Teile zur Organisation der Fürsorge für 
die wirtschaftliche Erhaltung der Frauen und Kinder der im Felde 
stehenden Tierärzte beizutragen. Er ist zu diesem Zwecke mit 
den größeren tierärztlichen Landesorganisationen in Verbindung 
getreten und wird unverzüglich einen Beschluß seines Ständigen 
Ausschusses darüber herbeiführen, in welcher Weise die eigenen 
Mittel dieser Fürsorge dienstbar gemacht werden sollen. 

Köln, den 20. August 1914. 

Der Vorsitzende des Deutschen Veterinärrates: 

Lothes. 


Notexamen. 

An der Tierärztlichen Hochschule Dresden legten in der 
Zeit vom 8.—11. August 25 Kandidaten mit Erfolg die tierärztliche 
Notprüfung ab. 

An der Tierärztlichen Hochschule München bestanden 
16 Kandidaten die Notprüfung; 5 weitere Kandidaten haben ihre 
Gesuche um Zulassung zur Notprüfung zurückgezogen. 


Im Felde. 

Von an der Tierärztlichen Hochschule Dresden tätigen 
Professoren, Privatdozenten und Assistenten wurden nach Mit¬ 
teilung der „Tierärztl. Rundschau“ zur Fahne einberufen die Pro¬ 
fessoren DDr. Schmidt, Scheunert, Brandes u. Bruck, 
die Privatdozenten DDr. B u r o w und Hecker und die Assi¬ 
stenten Dr. B r ä u n i n g, Dr. Endres, Hey, Dr. Krieger, 
Dr. M a n i c k e, Dr. Meißner, Dr. Meyer, Müller und 
Dr. Ziegler. 

Von an der Tierärztlichen Hochschule Hannover tätigen 
Herren sind einberufen worden die Professoren DDr. Mießner 
und T e r e g und die Assistenten Dr. Borchers, Brügge¬ 
mann, Dröge, Dr. G e h w e, Dr. Gramme 11, Dr. H e r b i g, 
Dr. Lütje, Steffens und Rosenbruch. 

Vom veterinär - medizinischen Kollegium der Universität 
Gießen wurden zur Fahne einberufen: Prof. Dr. Olt; ferner 
die Leiter der veterinär-medizinischen Poliklinik bezw. ambula¬ 
torischen Klinik Dr. Fechter und Dr. Kn eil; außerdem der 
Assistent Stephan. _ 


Von den Assistenten der Tierärztlichen Hochschule München 
wurden einberufen: Bäuerle Otto, Berger Joseph, Dr. H ö 1 - 
zel Eduard (dieser als Artillerie-Offizier), König Bruno, Dr. Limmer 
Max und Mennel Eduard. — Freiwillig sind zum Kriegsdienste 
eingetreten: Prof. v. Vaer s t als Offizier und die Assistenten Dr. Baier 
Augustin, Hobmaier Michael, Leick Johann und Wittmann 
Alois. 



856 


Kliniken an der Tierärztlichen Hochschule München. 

An der Tierärztlichen Hochschule München werden vorerst 
die sämtlichen Kliniken fortbetriebeni 


Aufruf. 

Der Rektor der Wiener Tierärztlichen Hochschule hat an 
die Studentenschaft der Tierärztlichen Hochschule Wien einen 
Aufruf ergehen lassen, in welchem auf die Gefahren aufmerksam ge¬ 
macht wird, welche dem Vaterlande gerade während Kriegszeiten 
durch Tierseuchen drohen. Diesem Feinde entgegenzutreten, so 
wird in dem Aufrufe mit Recht betont, sei insbesondere Aufgabe 
der Tierärzte. Zu deren Durchführung werden aber auch Hilfs¬ 
kräfte notwendig sein und es mögen daher die Studierenden, welche 
im Dienste des Vaterlandes noch nicht Arbeit gefunden, darnach 
trachten, sich zur Bekämpfung von Seuchen zur Erhaltung der 
Volksgesundheit und Gesundheit der Kämpfer nützlich zu erweisen. 
Der Rektor ist erbötig vermittelnd tätig zu sein, damit alle ver¬ 
fügbaren Hilfskräfte an denjenigen Platz kommen, wo sie besonders 
notwendig sind. Studierende, welche noch durch keine Hilfstätig¬ 
keit in Anspruch genommen sind, werden vom Rektor ersucht, 
sich persönlich oder brieflich bei ihm zu melden. 


Aus Münster i. W. erhalten wir die nachstehenden Schreiben, 
die gewiß Beachtung verdienen: 

Münster i. W., 26. August 1914. 

p . P. 

Im Interesse einer möglichst ausgiebigen Beschäftigung der 
deutschen Volkswirtschaft überreiche ich das anliegende Rund¬ 
schreiben an die hiesigen Kollegen zur gefälligen Benutzung. 

Ich möchte anregen, daß auch an Ihrer Hochschule, soweit 
es noch nicht geschehen ist, von volkswirtschaftlicher Seite auf die 
großen Bedenken einer falschen Sparsamkeitspolitik der Einzel- 
staaten hingewiesen würde. Der Staat ist gegenwärtig der eine 
große Auftraggeber und er schädigt sich selbst, wenn er die ge¬ 
fährliche Lähmung unseres Wirtschaftslebens verstärkt. Das ist 
wichtiger als ein vorübergehendes Defizit im Staatshaushalt, das 
sich in einer solchen Zeit ertragen und überwinden läßt. 

P 1 e n g e, 

o. ö. Professor der wirtschaftlichen Staatswissenschaften aji der 
Westfälischen Wilhebns - Universität, 

Direktor des Seminars für Volkswirtschaft und Verwaltung. 


Münster i.W., 25. August 1914. 

Sehr geehrter Herr Kollege! 

Gestatten Sie mir den vielleicht überflüssigen Hinweis, daß 
es volkswirtschaftlich zweckmäßig ist, daß wir namentlich auch 
als Leiter von Seminaren und Instituten alle Rechnungen bezahlen 
und möglichst große Aufträge geben. 



857 


Buchhandel und Buchbinderei gehören zum Beispiel zu den 
vom Krieg ziemlich schwer getroffenen Gewerben. 

Das geht zwar zunächst die geisteswissenschaftlichen Institute 
an; ich zweifle aber nicht, daß bei den naturwissenschaftlichen 
ähnliche Fragen vorliegen dürften. — 

Zu diesem am 25. ds. Mts. aufgesetzten Schreiben füge ich 
hinzu, daß ich meine volkswirtschaftlichen Bedenken gegen den 
neuen Sparaamkeits - Erlaß dem Kultusministerium sofort vorge¬ 
tragen habe. 

Miit kollegialem Gruße! 

(gez.) P 1 e n g e. 


Verwundet und gefallen im Felde. 

Tierarzt Veddler aus Münster, Veterinär beim 15. Feld- 
Artillerie-Regiment, wurde verwundet. 

Getroffen von einem Granatsplitter, ist der Stabsveterinär im 
S. preußischen Ulanen-Regiment Georg Herffurth gefallen. 


Die Rinderpest in Rußland. 

Es wird mitgeteilt, daß in dem russischen Grenzbezirke Ben¬ 
din die Rinderpest ausgebrochen ist. 

Mit Rücksicht auf die Gefahr der Verschleppung der Seuche 
nach Deutschland, welche insbesonders gegenwärtig die schlimm¬ 
sten Folgen hätte, wurde von der preußischen Regierung sofort 
die Anordnung getroffen, daß die Viehbesitzer schleunigst jeden 
Verdacht eines Ausbruches der Seuche der Ortspolizeibehörde an- 
zuzeigen haben und wenn hierauf auch nur der Verdacht auf 
Rinderpest amtstierärztlich bestätigt ist, soll sofort an den Regie¬ 
rungs-Präsidenten berichtet werden, von welchem dann unverzüg¬ 
lich die nötigen Maßnahmen zur Prüfung der Angelegenheit und, 
wenn erforderlich, zur Verhütung der Ausbreitung der Seuche nach 
Deutschland getroffen werden. 


Bttcherschan. 

Heilung der Kranken und Vertilgung der Maul- und Klauenseuche 
nach meinem System. Broschüre IV von Professor L. Hoff- 
mann- Stuttgart. 1914. 

Die in Broschüre III geschilderten guten Ergebnisse der Be¬ 
kämpfung der Maul- und Klauenseuche auf der Hochalpe Faller- 
Mühle im August 1913 waren Anlaß, daß die Gemeinde Knoz (Grau¬ 
bünden) mit regierungsrätlicher Genehmigung Herrn Professor 
Hoffmann zu sich berief, der mit seiner Methode wieder vor¬ 
treffliche Erfolge erzielte. 

Die Behandlung der erkrankten Tiere, die Desinfektion etc. 
sind in der vorliegenden. Broschüre wieder äußerst interessant be¬ 
schrieben, insbesondere die Winterställe im Oberengadin. 

Neu ist die prophylaktische Verwendung des Euguforms in 
Milch, das die Kälber gerne nehmen und dabei gesund bleiben. 



858 


Den Schlußworten, die Herr Professor Dr. Zschokke in 
seinem Gutachten abgibt, kann man nur beipflichten: „Eines bleibt 
für mich fest, daß eine rationelle, sorgfältige Pflege der kranken 
Tiere den Schaden wesentlich zu heben und den Krankheitsverlauf 
zu kürzen vermag, und auf diese Tatsache durch Beispiele hinge¬ 
wiesen zu haben, bleibt ein dauerndes Verdienst von Professor 
Hoffman n‘\ 

Die Broschüre verdient es, in den weitesten Kreisen bekannt 
und beachtet zu werden. Ohler. 


Personalien. 

Approbiert: In Dresden die Herren: Hans Friedrich Bah- 
mann-Oelsnitz, Herbert Bauer-Dresden, Max Roderich Becker- 
Dresden, Adalbert Kurt Caspar i-Oelsnitz, Georg Ludwig Eh- 
mann-Biberach, Hans Wolfgang Ernesti-Chemnitz, Hermann 
Friedrich Girndt-Nieder-Peterswalden, Otto Richard Götzl- 
Oberlichtenau, Otto Oskar Gumpert-Pr. Eichwald, Johann Hell¬ 
muth H aase-Königsbrück, Kurt Erich H e i nt ze-Dresden, Klemens 
Arthur Kahre-Postschappel, Johannes Kissig-Dresden, Hermann 
Karl K1 em m-Sachsenfeld, Walter Moritz K 1 üge 1 - Wurgwitz, 
Ernst Lantzsch-Saultitz, Fritz Lindig-Grossen, Reinhard 
Meyer zu Köck er-Theesen, Otto Oelschmes-Copitz, Carl 
Ri ch ter-Holdenstedt, Walter Sc hley-Praest, Paul Schmidt- 
Witzschdorf, Alexander Süppel-Dresden, Walter Thurm -Meusel¬ 
witz, Johann Wehner-Dresden. In München die Herren: 
Albert Bu r ge r-Fristingen. Otto Eckert-Schwäbisch-IJall, Jakob 
Eigenstetter-Donaustauf, Otto Glück-Eisenberg. Hermann 
Schwanzes-Woilheim, Hans Zeller-Regensburg, Max Zeug- 
Ratibor. 


Phymatin 


Anhphymatol ] 

zur Erk.derTuberkulose 


zur Schutz-u.Heilimpfung 

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der Tierärztlichen Hochschule München. 

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(früher: Tierärztliches Wochenhlatt und Wochenschrift für TierheilKnnde nnd Yiehzncht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeiliehen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsininisteriums, 
Dr. Kopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Prols, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesanssclinsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 15. September 1914. Nr. 37. 


Inhalt: Originalartikel. Albrecht: Statistisches über die Lage der Föten bei 
Multiparen. — Korber: Überwurf. Heilung eines Unterschenkelquerbruches beim 
Fohlen. f ,Vergotinine“ bei Dämpfigkeit. Ein Fall von Drehkrankheit. — Referate. 
Eckert ' Riß im Zwerchfell. Douma: Tuberkulose der Nase beim Schweine. 
Mallebrein: Die Chlortherapie. Schröder: Über den Hunde- und Katzenspul¬ 
wurm. Douma: Nephritis fibroplastica beim Rind. Vogt: Primäre Hauttuber- 
kulose beim Rinde. Flury: Zur Chemie und Toxikologie der Askariden. Pfeiler 
und Kapfberger-. Schutzimpfungsversuche mit Seium gegen Tollwut. Frieboes: 
Über sogenannte Melkerknoten (Kuhpocken-Infektion). — Tierzuchtund Tier¬ 
haltung. Die Hinaufsetzung des Schlachtalters der Kälber in Bayern. Ergeb¬ 
nisse der durch Landgestütshengste im Jahre 1912 gedeckten Stuten und über 
die von diesen im Jahre 1913 gefallenen Fohlen. Ergebnisse der durch Privat¬ 
hengste im Jahre 1912 gedeckten Stuten und über die von diesen im Jahre 1913 
gefallenen Fohlen. Deckergebnisse mit den im Jahre 1913 in Bayern verwendeten 
Landgestütshengsten. Deckergebnisse mit den im Jahre 1913 in Bayern ver¬ 
wendeten Privathengsten. Abweichender Fettgehalt zu Beginn des Weidegangs. — 
Verschiedenes. Gefallen und verwundet. Immatrikulation ausländischer 
Studierender an den bayerischen Hochschulen. Verschiebung der Wahlen zu 
den preußischen Tierärztekammern. Rcichsverband. Maßnahmen der Stadt 
Dresden zur Fleischversorgung. Gesellschaft für Chirurgie-Mechanik. Personalien. 


Statistisches über die Lage der Föten bei fflnltiparen. 

Von Professor M. A1 b r e o li t in München. 

Bekanntlich kann die Anzahl der Früchte in den 
beiden Hörnern der Multiparen sehr verschieden sein. Ver¬ 
anlassung hiezu kann geben der Umstand, daß hei der 
Brunst nicht aus jedem der beiden Ovarien die gleiche An¬ 
zahl Eier dehisziert wird; ferner können, der Austritt der 
gleichen Anzahl Eier aus jedem Eierstocke angenommen, 
einzelne Eier nicht befruchtet, oder wenn befruchtet, nach¬ 
träglich zugrunde gehen, oder auch es kann die Ungleich¬ 
heit der Zahl der Früchte in den beiden Hörnern durch 
innere oder äußere Uberwanderung verursacht sein. 








862 


In Bezug auf die Lage der Früchte im Uterus sagt 
F ranck 1 *: „Interessant ist, daß man bezüglich der Lage 
der Föten im Uterus bei Multiparen annehmen kann, daß 
bei den aufeinander folgenden Früchten immer eine Kopf- 
endlage mit einer Beckenendlage abwechselt. Ausnahmen 
kommen jedoch vor.“ 

K e h r e r 2) fand keine regelmäßige Abwechselung 
der beiden Lagen, aber, wie er sich ausdrückt, eine durch¬ 
schnittliche gleiche Häufigkeit derselben; er konstatierte 
bei 117 Schweinen 54 % Kopfendlagen und 46 % Becken¬ 
endlagen, bei 25 Katzen 12 Kopf- und 13 Beckenendlagen 
= 48 % Kopfendlagen zu 52 % Beckenendlagen. 

Weniger gleichheitlich fand Kehrer jedoch das Ver¬ 
hältnis bei Hunden; bei 34 Hundegeburten waren 22 = 
64,3 % Welpen in der Kopf- u. 12 = 35,3 % in der Becken¬ 
endlage. 

Ich habe nun in den Geburtsberichten über die Hilfe¬ 
leistungen bei Hundegeburten an unserer Hochschule, die 
in den letzten Jahren stattfanden, die Lagen der einzelnen 
Föten eintragen lassen. Die Aufzeichnungen betreffen h6 
Hunde- und 13 Katzengeburten. Das Verhältnis der Lei 
den Geburten auf getretenen Kopf- und Beckenendlagen 
und deren Aufeinanderfolge ist aus nachstehender Liste zu 
ersehen. 

In derselben sind auch jene Geburten, hei welchen die 
Hündinnen nur mit einem Jungen tragend gingen, zu dem 
Zwecke verzeichnet, um das Prozentverhältnis der Lage 
bei Geburten von nur einem Föten anzuführen. 

Die Aufzählung der Hündinnen ist im Verzeichnis 
in der Reihenfolge ausgeführt., in welcher sie bei der ge- 
burtshilfliehen Station in Zugang kamen. 

Die Buchstaben „K“ und „B“ in der letzten Rubrik 
der Liste bezeichnen Kopf- und Beckenendlage, sowie deren 
Aufeinanderfolge bei der Geburt, z. B. „KBBK“ — erstes 
Junge in Kopf-, das zweite und dritte je in Becken- und 
das letzte wieder in Kopfendlage. 

Nebenbei sei bemerkt, daß nach dem Inhalte der 
Protokolle hei jenen Geburten, bei welchen die Mutter¬ 
tiere mit nur 1—3 Föten tragend waren, die Geburt in der 
Regel durch im Verhältnis zum Beckenrjjume sehr große 

'i Handbuch der tierärztlichen Geburtshilfe von Franc k- 
A I l> r o ein. l‘.H4, S. 127. 

2 i Meitiiigc zur vergleichenden experimentellen Geburtshilfe. 


18 Gl. 



863 


Junge, beim Vorhandensein einer größeren Zahl (5—8) 
Föten durch ungenügende Wehen behindert wurde. 

Weiter sei erwähnt, daß die größte Zahl der Partus¬ 
hunde sehr gut bis mastig genährt war. 

Das Alter der Tiere schwankte zwischen 1^ bis 7 
Jahren; die meisten waren 2 und 3 Jahre alt. 


Bezeichnung 
des Hundes 

Anzahl 

der 

Jungen 

Zahlder 

Kopf¬ 

end¬ 

lagen 

Zahlder 

Becken¬ 

end¬ 

lagen 

Reihenfolge der Lagen 

Rehpinscher 

2 

2 

■9 

K. K. 

Affenpinscher 

1 

1 


K. 

Rehpinscher 

4 

2 

2 

K. K. B. B. 

ti 

5 

3 

2 

K. K. B. B. K. 

•n 

4 

2 

2 

B. K. B. K. 

Großer Schnauzer 

8 

7 

1 

K. K. B. K. K. K. K K. 

Foxterrier 

7 

3 

4 

K. K. B. B. K. K. B. 

Rehpinscher 

3 

3 


K. K. K. 

n 

2 

1 


K. B. 

* 

2 

2 


K. K. 

Zwergbulldogge 

6 

4 

2 

K. K. K. B. B. K. 

Dachshund 

7 

5 

2 

K. B. K. K. B. K. K. 

Zwergbulidogge 

4 

2 

2 

K. B. K. B. 

Seidenpinscher 

2 

2 

— 

K. K. 

Großer Schnauzer 

2 

1 

1 

B. K. 

Affenpinscher 

2 

1 

1 

K. B. 

7t 

3 

3 


K. K. K. 

Rehpinscher 

3 

2 

Bl 

K. K. B. 

Foxterrier 

3 

2 


K. K. B. 

Dachsbracke 

6 

5 

i 

K. K. K. K. K. B. 

Pinscher 

3 

3 

— 

K. K. K. 

Affenpinscher 

2 

1 

i 

K. B. 

Foxterrier 

4 

3 

i 

K. B. K. K. 

Pinscher 

1 


i 

B. 

Rehpinscher 

1 


— 

K. 

71 

1 


i 

B. 

Seidenpinscher 

2 

2 

— 

K. K. 

Zwergpinscher 

1 

1 

— 

K. 

Dachshund 

3 

3 

— 

K. K. K. 

Pinscher 

1 

1 

— 

K. 

Rehpinscher 

2 

2 

— 

K. K. 

Zwergpinscher 

2 

2 

— 

K. K. 

Dachshurid 

3 

3 

— 

K. K. K. 

Pinscher 

4 

4 

— 

K. K. K. K. 

Bulldogge 

2 

— 

2 

B. B. 

Rehpinscher 

2 

2 

— 

K. K. 

77 

2 

— 

2 

B. B. 

Foxterrier 

5 

4 

1 

K. B. K. K. K. 

Rehpinscher 

3 

2 

1 

K. K. B. 

71 

2 

1 

1 

B. K. 

Dobermannpi nscher 

3 

2 

l 

B. K. K. 

Foxterrier 

7 

5 

2 

K. B. K. B. K. K. K. 

71 

5 

3 

2 

K. B. K. B. B. 

77 

2 

2 

— 

K. K. 


















864 


Bezeichnung 
des Hundes 

Anzahl 

der 

Jungen 

Zahlder 

Kopf¬ 

end¬ 

lagen 

Beeken- 
end- 
lagen l 

Reihenfolge der Lageu 

Foxterrier 

4 

9 

i 

K. K. K. B. 

Rehpinscher 

4 

3 

i 

B. K. K. K. 

Dachshund 

8 

4 

4 

K. B. B. B. B. K. K. K. 

A 

5 

2 

3 

K. B. K. B. K. 

Pinscher 

3 

1 

2 

B. K. B. 

Terrier 

2 

2 

— 

K. K. 


2 

1 

1 

K. B. 

Spitz 

2 

1 

l 

K. B. 

Pinscher 

2 

1 

1 

B. K. 

Seidenspitz 

2 

I 1 

1 

K. B. 

Bernhardiner 

2 

1 

1 

K. B. 

Dachshund 

5 

1 

4 

K. B. B. B. B. 

n 

4 

2 

2 

K. B. K. B. 

Pinscher 

3 

1 

2 

K. B. B. 

King Charles Spaniel 

2 

2 

— 

K. K. 

Yorkshire-Terrier 

2 

2 

— 

K. K. 

Airedal-Terrier 

2 

1 

1 

B. K. 

Pinscher 

2 

— 

2 

B. B. 

King Charles Spaniel 

5 

4 

1 

B. K. K. K. K. 

Mops 

3 

2 

1 

K. K. B. 

Pinscher 

2 

2 

— 

K. K. 

Dachshund 

2 

1 

1 

K. B. 

Pinscher 

4 

1 

3 

B. K. B. B. 

Rattenfänger 

2 

1 

1 

B. K. 

Reh pinscher 

4 

2 

2 

K. K. B. B. 

Pinscher 

2 

1 

1 

K. B. 

Rehpinscher 

5 

1 

4 

K. B. B. B. B. 

Pudel 

1 

— 

1 

B. 

Rehpinscher 

3 

1 

2 

B. B. K. 

a 

1 

1 

— 

K. 

A 

1 

1 

— 

K. 

A 

2 

2 

— 

K K. 

Affenpinscher 

3 

2 

1 

B. K. K. 

Rattenfänger 

4 

3 

1 

B. K. K. K. 

liehpinscher 

4 

2 

2 

K. K. B. B. 

Pinscher 

2 

1 

1 

B. K. 

Foxterrier 

3 

— 

3 

B. 

Rehpinseher 

5 

3 

2 

ß. K. K. K. B. 

Pinscher 

4 

2 

2 

B. K. K. B. 

Block and Tan Tcrries 

1 

1 

— 

K. 

Pinscher 

4 

2 

2 

B. K. B. K. 

Bulldogge 

4 

2 

2 

K. B. K. B. 

»Schottisehterrier 

i 

— 

1 

B. 

Terrier 

3 

3 

— 

K. K. K. 

Pinscher 

4 

3 

1 

K. K. K. B. 

Dachshund 

3 

2 

1 

K. K. B. 

Pinscher 

4 

3 

1 

K. K. K. B. 

Dachshund 

1 


1 

B. 

Pinscher, 

4 

3 

1 

K. B. K. K. 

»Spaniel 

2 

2 

— 

K. K. 

Pinscher 

2 

2 

— 

K. K. 

Zwerghulldogge 

3 

1 

2 

K. B. B. 



865 



Anzahl 

der 

Jungen 

Zahltier 

Kopf¬ 

end¬ 

lagen 

Zahlder 
Becken- 
end- 
lagen 

Reihenfolge der Lagen 

Katze 

i 


i 

B. 

j) 

i 

i 

— 

K. 


4 

2 

2 

B. K. K. B. 


4 

4 

— 

K. K. K. K. 


1 

— 

1 

B. 

r» 

5 

5 

— 

K. K. K. K. K. 

7» 

4 

2 

2 

K. B. K. B. 

rt 

1 

1 

— 

K. 

n 

3 

1 

2 

B. B. K. 

r) 

1 

— 

1 

B. 

T» 

2 

2 

— 

K. K. 

rt 

5 

5 

— 

K. K. K. K. K. 

v 

3 

— 

3 

B. B. B. 


Aus der Liste ergibt sich nun zunächst, daß die größte 
Zahl der Hündinnen (33) mit 2 Jungen trächtig gingen, 
daran schlossen sich Hündinnen, die 3 und 4 Junge trugen 
(je 18), 12 Hündinnen gingen mit 1 Frucht tragend, 8 mit 
5, 3 mit 7, 2 mit 6 und 2 mit 8 Welpen. • 

Brehm 3) sagt: „Hunde werfen 3—10, gewöhnlich 
4—6, in seltenen Fällen 20 und mehr Junge“ und S t r ö s e 
erwähnt in Bezug auf die Zahl der bei Hundegeburten ge¬ 
borenen Jungen: „Die Hündin wirft meistens 4—6, sel¬ 
tener weniger als 4 oder 12 Junge“. 

Wie aus den obigen Ziffern zu ersehen, brachten von 
den 96 Hunden 55 weniger und nur 41 4 und mehr als 4 
Junge. Die Zahl der Geburtsfälle ist allerdings keine große 
und es handelte sich um abnorme Geburten. Immerhin be¬ 
weisen die von uns gemachten Beobachtungen, daß Aus¬ 
nahmen von der durch Brehm und Ströse 4 * ange¬ 
gebenen Zahl der Jungen bei Hundegeburten nicht selten 
Vorkommen. 

Von den Katzen, bei welchen in der letzten Zeit an 
der geburtshilflichen Station der Münchener Hochschule 
Geburtshilfe geleistet wurde, gingen 5 mit 1, 1 mit 2, 2 mit 
3, 3 mit 4 und 2 mit 5 Jungen tragend. 

Brehm sagt: „Katzen werfen 1—0 Junge und nur 
ausnahmsweise nur 1 Junges“. 

Die obigen Ziffern besagen, daß die Trächtigkeit der 
Katzen mit nur einer Frucht nicht so selten ist, wie Brehm r 0 


8 ) Tierleben, Säugetiere, 2. Band, S. 103. 

4 ) Ströse, Zucht und PHege des Hundes. 2. Band, S. 26. 

5 ) Brehms Tierleben, 1. Band, S. 367. 









866 


angibt. Von den 13 Kätzinnen brachten 5 — 30 % je nur 
1 Junges. 

Was nun die Annahme von Franck betrifft, bei 
Multiparen wechseln die Lagen der Früchte in der Kegel 
ab; so ist aus dem Verzeichnis der Geburtslagen bei den 
96 Hündinnen das Folgende zu ersehen: 


Bei 15 Geburten mit 2 Jungen bestanden nur Kopfendlageu 


n 6 „ n 3 

„ l Geburt „ 4 


r» n i» 

w v rj 


Während hei den 22 Hündinnen nur Kopfendlagen 
vorkamen, waren nur Beckenendlagen selten; sie fanden 
sich nur bei 3 Hündinnen, bei einer Hündin mit 3 und bei 
zwei Hündinnen mit je 2 Jungen. 

Bei weiteren Geburten war die Reihenfolge der Lagen 
sehr verschieden. Es sei beispielsweise hingewiesen auf die 
zwei Hunde, die mit 8 Jungen tragend waren. 

In dem einen Falle folgten auf eine Kopfendlage 
4 Beckenendlagen und hierauf wieder 3 Kopfendlagen : im 
zweiten Falle befanden sich die ersten 2 Früchte in der 
Kopfendlage, das 3. Junge in der Beckenendlage und darauf 
folgten weitere 5 Kopfendlagen etc. 

Nebenbei sei angeführt, daß sich bei den Geburten 
mit nur einem Jungen 7 Föten in Kopf- und 5 in Becken¬ 
endlage befanden. 

Faßt man die Lagen bei den 96 Hundegeburten zu¬ 
sammen, so ergibt sich, daß nur hei 11 Gehurten ein regel¬ 
mäßiger Wechsel der Kopf- und Beckenendlagen im Sinne 
von F ranck vorhanden war. Die übrigen Lagen waren 
entweder nur Kopf- oder nur Beckenendlagen; nur Kopf- 
endlagen 22 und nur Beckenendlagen 3; bei dem Reste der 
Geburten beim Vorhandensein von mehr als 4 Früchten 
folgten 2 und mehrere gleiche Lagen der Welpen aufein¬ 
ander. 

Bei den Katzen fand nur in einem Falle ein regel¬ 
mäßiger Wechsel zwischen Kopf- und Beckenendlage statt. 
Interessant ist, daß bei 5 Katzengeburten nur gleiche Lageu 
beobachtet werden konnten und zwar 

Boi 1 Geburt mit 2 Jungen, 

desgleichen „ 1 „ 4 „ , 

„ „ 2 Geburten „6 „ , 


während sich bei einer Geburt mit 3 Jungen die siimtlitdion 
Früchte in Beckenendlage befanden. 

Was nun endlich das prozentuale Verhältnis der l\o Pf¬ 
und Beckenendlagen bei sämtlichen Hunden betrifft. 


S* I 



867 


fand Kehrer, wie eingangs angeführt, bei Hundegebnrten 
auf 64,3 % Kopfendlagen 35,3 °/o Beckenendlagen. 

Bei den von mir in dem Verzeichnis aufgeführten 
96 Hundegeburten wurden 293 Welpen geboren und zwar 
186 = 63,48 % in der Kopfendlage und 107 = 36,52 c /b 
in der Beckenendlage. Diese Zahlen stimmen mit den von 
Kehrer angegebenen überein. 

Bei Katzen konstatierte Kehrer ein Verhältnis der 
Kopfendlagen zu den Beckenendlagen wie 48: 52. Bei den 
Katzengeburten dahier wurden geboren 36 Föten und zwar 
in Kopfendlage 23 = 63,89 % und in Beckenendlage 13 = 
36,11 %. 

Das dahier festgestellte Verhältnis war also von dem 
durch Kehrer konstatierten abweichend. Hiezu ist aber 
zu bemerken, daß die Zahl der Geburten, auf welche sich 
die Beobachtungen Kehrer’s beziehen, 24 betrug, wäh¬ 
rend sich meine Beobachtungen nur auf 13 in der letzten 
Zeit vorgekommene Katzengeburten erstrecken. 

Zum Schlüsse sei noch bemerkt, daß bei Durchsicht 
der Geburtsberichte auch darnach geforscht wurde, ob Be¬ 
ziehungen zwischen Basse und Alter der Partusticre zu den 
Lagen vorhanden waren. Es konnte festgestellt werden, 
daß solche nicht bestanden. 


Überwurf. 

Von Distriktstierarzt Korber in Triesdorf. 

Den Überwurf, inneren Bruch, bei Stieren und Ochsen 
hatte ich im Vorjahre und in diesem Jahre 12 mal zu be¬ 
handeln. Bei 10 Tieren erfolgte die Operation mit Erfolg 
durch den Mastdarm, in 2 Fällen (bei einem älteren Ochsen 
und einem ^jährigen Stiere) mußte die Inkarzeration des 
Darmes durch Laparotomie beseitigt werden. Beide Binder 
vertrugen die Operation sehr gut; die Heilung trat per 
primam ein. Ein Fall verdient besonders erwähnt zu wer¬ 
den, da er zeigt, daß auch bei längerer Dauer des Lei¬ 
dens Aussichten auf Wiederherstellung bestehen, die 
Schlachtung also in solchen Fällen nicht eilt. Es handelte 
sich um einen zirka 214jährigen Stier, welcher 3 Tage vor 
der Untersuchung heftige Kolikerscheinungen zeigte. Die 
Exploration ergab linksseitigen Überwurf. Bei der Ope¬ 
ration war eine deutliche fibrinöse Verklebung der Darm- 



868 


schlingen unter sich und mit dem Bauchfell zu konstatieren. 
Hiebei an die Vorlesungen des Herrn Prof. Imminger 
erinnert, welcher auf dem Gebiete der Bujatrik große Er¬ 
fahrungen hatte, ließ ich dasTier, trotzdem es sehr schlimme 
»Symptome im Allgemeinbefinden zeigte, nicht schlachten. 
Alsbald nach der Operation trat Besserung ein. Der Stier 
brauchte zwar längere Zeit zu seiner Genesung, doch er¬ 
holte er sich wieder vollständig. 


Heilung eines Unterscbenkelquferbrucbes beim Fohlen. 

Von demselben. 

Daß Knochenbrüche bei jungen Tieren zu heilen sind, 
ist. allgemein bekannt; der nachstehende Fall dürfte aber 
doch interessant sein. Zu einem Fohlen gerufen, das acht 
Tage lang von einem Pfuscher mit Salben eingerieben 
worden, wurde ein Querbnich des linken Unterschenkels 
festgestellt. Nach dreiwöehtentlichem Liegen der im Gips- 
verbande fixierten Bruchenden konnte das Fohlen wieder 
auf treten. Der Bruch war unter Zurücklassung eines dicken 
Callusgewebes auf der medialen Seite geheilt, obwohl erst 
8 Tage nach dem Bruche die Fixation der Bruchenden er¬ 
folgte. Die noch längere Zeit nach Entfernung des Gips- 
verbandes vorhandene Lahmheit verlor sich allmählich 
vollkommen. 


„Vergotinlne“ bei Dämpfigkeit. 

Von demselben. 

Bei Behandlung der Dämpfigkeit hat sich mir „Vergoti- 
nine“ als recht brauchbar erwiesen. Bei einem Ojährigen 
Pferde, welches an hochgradiger Lungendämpfigkeit litt, 
und für den Pferdemetzger bestimmt war, wurde auf den 
Bat des Herrn Bezirkstierarztes Zink ein Versuch mit 
„Vergotinine“ gemacht. Dem Tiere wurde 3 Wochen lang 
Buhe gegönnt, entsprechendes Futter und täglich ..Vergo¬ 
tinine' 4 verabreicht. Nach Umlauf von 6 Wochen war der 
quälende Husten sehr gemildert und das Pferd so weit her- 
gostellt, daß es wieder arbeiten konnte und heute noch den 
Dienst versieht. 


\ 



869 


Ein Fall von Drehkrankheit 

Von demselben. 

Ein zirka 1 ^jähriger Stier, welcher an Anfällen mit 
heftigen tonisch-klonischen Krämpfen litt, wurde auf mei¬ 
nen Hat sofort geschlachtet. Bei der Sektion der Gehirn¬ 
höhle wurden Coenurusblasen in blasse vorgefunden; nicht 
weniger als 31 teils unversehrte, teils zerstörte Blasen 
konnten mit Hilfe einer Pinzette entfernt werden. Der 
Innenfläche einer jeden Blase saß eine Unzahl von Kopf¬ 
zapfen des Coenurus cerebralis auf. 


Referate. 

Oberveterinär Dr. Eckert: Riß im Zwerchfell. (Zeit¬ 
schrift f. Veterinärkunde, 25. Jahrg., Heft 8/9.) 

Ein Pferd war beim Hürdensprung gestürzt. Sofort 
trat große Atemnot ein. Bei jedem Atemzuge war ein Zu¬ 
sammenrücken des ganzen Rumpfes zu beobachten. Im 
oberen Drittel der Brusthöhle hestand verstärktes Vesikulär¬ 
atmen. Im unteren Drittel waren Dünndarmgeräusche neben 
Muskelgeräuschen wahrzunehmen. Die Perkussion ergab 
tympanitischen Ton. Puls 66, Atmung 53, Temperatur 
38,3° 0. Diagnose: Riß im Zwerchfell, Eintritt von 
Dünndarmschlingen in die Brusthöhle. 

Dem Pferde wurden täglich zweimal 0,5 Morph, hydro- 
choric. injiziert, außerdem erhielt es 50,0 Tinct. Opii simpl. 
Dadurch beruhigte sich der Patient sehr. Rauh- und Körner¬ 
futter wurden entzogen. Die Vorhand wurde höher gestellt. 

Am dritten Tage konnte mittels Auskultation und 
Perkussion das Zurücktreten der Dünndarmschlingen in die 
Bauchhöhle festgestellt, werden. Vom 7. Tage ab wurden 
die täglichen Morphiumgaben auf 0,2 reduziert. Am 11. 
Tage wurde Morphium ganz weggelassen und nach vier 
Wochen konnte das Pferd wieder geritten werden. 


S. Douna, Schlachthoftierarzt im Haag: Tuberku¬ 
lose der Nase beim Schweine. (Tierärztl. Zentralblatt, 1911, 
Nr. 21.) 

Bei einem Schweine, bei welchem Tuberkulose der 
Lungen,der bronchialen, portalen und mesenterialenLymph- 
drüsen festgestellt wurde, war die linke Nasenhöhle voll- 



870 


ständig mit einer voluminösen, starken Masse von gelb¬ 
weißem Aussehen ausgefüllt. Vom mittleren und dorsalen 
Nasengange war nichts mehr zu sehen, nur vom ventralen 
Gange war noch eine schmale Spalte übrig geblieben, die 
in der Mitte ebenfalls von der Geschwulst abgeschlossen 
war. Die Atmung war auf dieser Seite verloren. Es han¬ 
delte sich um eine tuberkulöse Geschwulst; ein mit der 
Masse subkutan geimpftes Meerschweinchen erlag an Tuber¬ 
kulose. 


Dr. Mailebrei n: Die Chlortherapie. (Zeitschrift 
für Tuberkulose, XVIII. Bd., 3. Heft.) 

Da Chlor stets von organschädigenden Eigenschaften 
begleitet ist, so konnte von dessen hervorragender, keim¬ 
tötender Wirkung nur in beschränktem Maße Gebrauch ge¬ 
macht werden. 

An tausenden von Tuberkulosefällen hat Verf. ohne 
Schädigung chlorsaures Aluminium angewandt und den 
Krankheitsprozeß zum Stillstand und zur Heilung bringen 
können. Auch bei der Inhalation wird ein Teil des gelösten 
Salzes in die Säftemasse aufgenommen. 

Bei ansteckenden Tierkrankheiten wurden mit dem 
Präparat ebenfalls Versuche gemacht. So wurde von 21 
Tieren eines Bestandes, die an Knötchenseuche erkrankt 
waren, bei 15 nach 8—14 tägiger Behandlung vollkommene 
Heilung ohne Rückfall erzielt. Es wurden hiezu Tampon- 
verwendet, die mit einer 5 %igen Lösung des Präparates 
getränkt waren. 


Dr. Karl Schröder: Über den Hunde- u. Katzen¬ 
spulwurm. (Inaugural-Dissertation, Jena 1914.) 

Autor sucht die Frage zu lösen, ob der im Darme des 
Hundes und der Katze verkommende Spulwurm (Ascaris 
mystax bezw. Ascaris marginata) identisch sind. 

Dieser Spulwurm kommt nach dem Verf. beim Ilund 
und der Katze als gleiche Spezies vor, es bestehen keine 
Abweichungen, nur in der Größe läßt sich ein Unterschied 
erkennen. Der bisher mit Ascaris marginata bezeichnet** 
Spulwurm der Katze ist also mit Ascaris mystax identisch. 



871 


S. Douma, Schlachthoftierarzt im Haag: Nephritis 
fibroplastica beim Rinde. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milch¬ 
hygiene, 1914, Heft 20.) 

Bei einer gesund aussehenden, 4jährigen Kuh zeigte 
sich nach der Schlachtung das Nierenfett stark sulzig in¬ 
filtriert; beim Anschneiden kam eine gelbe, seröse Flüssig¬ 
keit zum Vorschein. Alle Organe waren unverändert, bis 
auf die. Lungen, wo ein faustgroßer Abszeß vorhanden war, 
und die Nieren. 

Die Oberfläche der beiden Nieren war mit weißen 
Flecken, von verschiedener Größe besetzt. Die Nieren selbst 
waren nicht vergrößert, die weißen Herde prominierten. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung waren Ver¬ 
schiedenheiten zwischen den kleinen und großen Herden 
zu erkennen. Bei den kleinen Herden waren besonders am 
Rande die Harnkanälchen noch vorhanden. An der Spitze 
waren einige Glomeruli von unregelmäßiger Form zu sehen; 
sie waren von einer kleinzelligen Infiltration umgeben. Bei 
größeren Herden waren sämtliche Stadien der Bindegewebs¬ 
bildung vorhanden, von Leukozyten bis zur fertigen Binde- 
gewebsfibrille. Das Kanalwerk war ganz verschwunden. 
Die histologische Untersuchung zeigte das Bestehen einer 
interstitiellen Herdnephritis genau wie bei der Nephritis 
fibroplastica der Kälber. Die Erkrankung schien nicht em- 
bolisch durch den Lungenabszeß entstanden zu sein, da so¬ 
wohl mikroskopisch als auch durch Züchtung kein Nach¬ 
weis von Mikroorganismen erbracht werden konnte. 

Der Autor kommt zu folgenden Schlußfolge¬ 
rungen: 

1. Die Nephritis fibroplastica kommt nicht nur bei mit 
Milch gefütterten Kälbern vor, sondern auch beim erwach¬ 
senen Rinde. 

2. Sie ist nicht immer als ein Zeichen blühender Ge¬ 
sundheit aufzufassen (Guillebeau und Vaerst) und 
nicht immer auf eine nach der Geburt eintretende Bildung 
von nephrogenem Gewebe zurückzu führen. 

3. Vermutlich ist es eine hämatogen-toxisclie, paren¬ 
chymatöse und interstitielle Herdnephritis, wie das auch 
durch de B 1 i e c k angegeben ist. 

L. Vogt, Schlachthofdirektor in Weißenfels a. S.: 

Primäre Hauttuberkulose beim Rind,e. (Zeitschr. f. Fleisch- 
u. Milchhygiene, 1914, Nr. 21.) 

Eine 5jährige, gut genährte Kuh hatte an der Heuge- 
fiäche des linken Sprunggelenkes eine faustgroße, derbe. 



872 


tuberkulöse Geschwulst, die aus der äußeren Haut hervor¬ 
gewuchert und mit haarloser Haut überzogen war. ln der 
Umgebung fanden sich noch 6 kleinere Geschwülste von 
gleicher Struktur. Kleine tuberkulöse Herde fanden sich 
auch in der linken Euterlymphdrüse. Möglicherweise könnte 
nach dem Verf. hier eine Übertragung in der Weise stalt- 
gefunden haben, daß beim Liegen des Tieres die Zitzen der 
linken Euterhälfte stets auf der Geschwulst lagen. Die 
linke Ivniefaltenlymphdrüse war ebenfalls von kleinen 
tuberkulösen Herden durchsetzt. Die Kniefaltenlymphdrüse 
nimmt also Lymphgefäße der Haut auf, wie dies auch 
Baum durch Injektionen festgestellt hat. 

Ohler. 


Dr. Ferd. Flury: Zur Chemie und Toxikologie 
der Askariden. (Archiv f. experimentelle Pathologie un<i 
Pharmakologie, LXVII, 4 u. 5, und Referat in der wissen¬ 
schaftlichen Beilage der Ärztl. Mitteilungen, IH. Bd., Nr. 7. 
1914.) 

Fleury hat bei seinen Versuchen zur Chemie und 
Toxikologie der Askariden ungefähr 30 Kilo Schweine- und 
Pferdespulwürmer verarbeitet und ist hiebei zu folgenden 
Ergebnissen gekommen: 

Der Stoffwechsel der Askariden weicht von dem selb¬ 
ständiger Tiere erheblich ab. „Die aufgenommenen Nah- 
rungsstoffe werden infolge des im Darme der Wirte herr¬ 
schenden Sauerstoffmangels unvollkommen verbrannt und 
vorwiegend durch Fermente gespalten, so daß hier eine 
Reihe von Stoffwechselprodukten auf tritt, die für die an- 
oxybiotische Lebensweise charakteristisch sind. Diese von 
den Askariden hauptsächlich durch fermentativen Abbau 
gebildeten Stoffe erinnern stark an die durch anaerobe 
Spaltpilze erzeugten Substanzen, die mit den Produkten 
der Eiweißfäulnis und gewisser Kohlehydratgärungeu weit¬ 
gehende Übereinstimmung zeigen.“ 

1 )ie Bedeutung der Körperbest a n d t e i 1 e 
u n (1 de r Au s s eh e i d u n g e n der A s k a r i d e n f ii r 
d e ii W i r t schätzt Fl. recht hoch ein. Es sind verschie¬ 
dene Stolle darunter, die nicht nur örtlich Reizung, Ent¬ 
zündung. Nekrose, sondern auch erhebliche allgemeine \ er- 
giftungs- und Reizerscheinungen hervorrufen können. Zu 
den örtlich reizenden Stoffen gehören flüchtige Aldehyde 
der Fettsäuren, freie, flüchtige Fettsäuren, Alkohole und 



873 


Ester der Ätyl-, Butyl- und Amylreihe. „Diesen Steifen 
müssen vor allem die von den Zoologeu beschriebenen, bei 
der Präparation der Askariden auftretenden heftigen Keiz- 
symptome der Schleimhäute und die eigentümlichen Uber¬ 
empfindlichkeitserscheinungen zugeschriehen werden. Ge¬ 
steigerte Empfindlichkeit ist bei wiederholter Einwirkung 
von Aldehyden, die urtikariaähnlichen Erscheinungen sind 
als Folge der Gefäßwirkung von Säureestern bekannt. Daß 
diese Stoffe im Darm ganz gehörig Unheil anrichten können, 
ist leicht zu verstehen.“ 

Für die allgemeinen Vergiftungserscheinungen dürflen 
hauptsächlich Säuren in Betracht kommen und für allerlei 
ungünstige Einwirkungen auf das Zentralnervensystem die 
Aldehyde. 

Von stickstoffhaltigen Verbindungen fand Fl. u. a. 
ein saponinähnlich wirkendes Kapillargift und giftige Basen 
von atropin- und cocainartiger Wirkung. „Das Kapillar¬ 
gift bewirkt bei Hunden nach subkutaner Injektion schwere 
Darmblutungen mit letalem Ausgang. Auch die aus As¬ 
kariden isolierten Purinbasen besitzen beachtenswerte phar¬ 
makologische Wirkungen, deren Folgen in Erregungszu¬ 
ständen des Zentralnervensystems deutlich zu erkennen 
sind.“ Ähnliches gilt für Ammoniak, Merkaptane, Schwefel¬ 
wasserstoff. — Als Ursache der oft beobachteten Anämie 
kommen allerlei hämolytisch wirkende Stoffe (Ölsäure, 
Akrylsäure usw.) in Betracht — kurz, Befunde und Belege 
genug für die Schädlichkeit und Gefährlichkeit dieser viel¬ 
fach ungenügend beachteten Schmarotzer. 


Pfeiler und Kapfberger: Schutzimpfungs¬ 
versuche mit Serum gegen Tollwut. (Zeitschr. f. Fleiseh- 
u. Milchhygiene, Heft 23, 1914.) 

Nach einer Mitteilung des Kaiser Wilhelm - Institutes 
für Landwirtschaft in Bromberg über Versuche zur Her¬ 
stellung eines wirksamen Serums zum Schutze gegen die 
Tollwut ist es Pfeiler und Kapfberger gelungen, 
an Pferden ein solches herzustellen. Seine Wirkung tritt 
jedoch nur bei intraspinaler Einverleibung auf. Es schützt 
nicht mehr gegen Wut, •wenn die Seruminjektion erst fünf 
Tage vor dem Ausbruch der Wut erfolgt. Vor dieser Zeit 
ist die Schutzwirkung in fast allen Fällen konstatiert wor¬ 
den. Eine Heilwirkung des Serums konnte bisher nicht be- 



874 


obachtet werden. Es wurde nur festgestellt, daß einzelne 
Tiere, die von der Tollwut befallen waren, wenn sie der 
Seruminjektion unterworfen wurden, entgegen den son¬ 
stigen Beobachtungen längere Zeit am Leben blieben oder 
zunächst scheinbar (beim Auftreten von starken Unruhe¬ 
erscheinungen) genasen. Alle diese Tiere sind aber zum 
Schluß, oft nachdem sie keine Erscheinungen mehr gezeigt 
hatten, an Tollwut gestorben. Lähmungen konnten durch 
Anwendung des Serums in keinem Falle behoben werden. 


Frieboes: Über sogenannte Melkerknoten (Kuh¬ 
pocken - Infektion). (Zentralblatt für Bakteriologie etc., 
62. Bd., 11. Heft.) 

Bei Infektion mit Kuhpockenvirus beobachtet man 
häufig außer Pustelbildung die Entwicklung kleinster bis 
fünfpfennigstückgroßer, derber Tumoren auf reizloser oder 
leicht entzündeter Haut. Diese entsprechen den Abortiv¬ 
oder Steinpocken des Rindes. 

Die von W internitz beschriebenen Fälle von 
Knotenbildungen bei Melkerinnen, welche er auf Über¬ 
tragung von Maul- und Klauenseuche auf den Marschen 
zurückführte, sind nach dem Verf. klinisch und histologisch 
mit einem von ihm beobachteten und genau untersuchten 
Falle von abortiven Kuhpocken beim Menschen identisch, 
stimmen ferner mit den Beschreibungen solcher Fälle in 
der Literatur überein und sind daher gleichfalls als Kuh- 
pocken-Infektion mit abortiver Entwicklung der Efflores- 
zenzen aufzufassen. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Hinaufsetzung des Schlachtalters der Kälber in Bayern. 

Unterm 29. August 1914 hat das K. Staatsministerium 
des Innern an die Regierungen eine Entschließung erlassen, 
nach der die Fleischbeschauer anzuweisen sind, a 1 1 e 1\ ä 1- 
1) e r i m A 1 t e r unter 4 W o c h e n als n i e h t g c - 
n ii g e n d e n t vv i c k e 1 t nach ^ 40 ZifL 5 der Auslüh- 
ruügsbestimmungen A zum Flcischbeschaugesctze zu be¬ 
handeln und das Fleisch solcher Tiere als in seine ui 



875 


Nahrungs- und Genußwert erheblich herab¬ 
gesetzt zu erklären. Begründet wird diese Maßnahme 
mit dem Hinweis auf die gegenwärtigen ernsten Zeiten, 
die einen intensiven Weiterbetrieb der Viehzucht dringend 
gebieten. Ein solcher ist aber bei der außergewöhnlich hohen 
Abschlachtung von Kälbern, wie sie bisher in Bayern üb¬ 
lich war, nicht gut möglich. Steht doch Bayern hinsichtlich 
des relativen Verbrauchs von Schlachtkälbern an der Spitze 
der deutschen Bundesstaaten. So trafen z. B. im Jahre 1910 
auf 1000 Einwohner im Deutschen Reiche 73 Kälber Schlach¬ 
tungen, in Preußen und Hessen 62, in Württemberg 82, in 
Baden 88, in Sachsen 94 und in Bayern 115 . Während im 
gleichen Jahre in Berlin mit 2 071 257 Einwohnern nur 
156 418 Kälber geschlachtet wurden, trafen in München 
auf 596 467 Einwohner 224 756 Kälberschlachtungen. Der 
starke Kalbfleischkonsum hatte auch in Bayern von 1907 
auf 1910 einen außergewöhnlichen Rückgang der Jungvieh¬ 
zahl und zwar um 17 % zur Folge. Dieser Riickgaug ist 
am stärksten in den Bezirken mit hochentwickelter Milch¬ 
wirtschaft, besonders im Allgäu. So trafen im Jahre 1912 
auf 100 Kühe in den Allgäuer Bezirken Kaufbeuren nur 
20 aufgezogene Kälber, Kempten 22, Markt Oberdorf 20, 
Lindau 27, dagegen in Dillingen 60, Donauwörth und Nörd- 
lingen 66. 

Die Kälber werden in Bayern durchschnittlich im 
Alter von 2—3 Wochen geschlachtet. Schlachtungen unter 
14 Tagen, wie sie in Norddeutschland bis jetzt vielfach üb¬ 
lich waren, gehören in Bayern zu den Seltenheiten. Das 
durchschnittliche Schlachtgewicht beträgt 40 Kilo. Werden 
die Tiere erst in einem Alter von 4 Wochen geschlachtet, 
so kann mit einem durchschnittlichen Schlachtgewicht von 
1 Zentner gerechnet werden. Die Erhöhung des Lebend¬ 
gewichts nur um 10 Kilo pro Kalb würde in Bayern die 
Schlachtung von rund 150 000 Kälbern entbehrlich machen. 
Diese könnten der Zucht erhalten und dem Konsum 
könnte trotzdem die gleiche Menge Kalbfleisch wie bisher 
zugeführt werden. 

Es dürfte von Interesse sein, mitzuteilen, daß auch 
die Schweiz in jüngster Zeit Vorschriften über das Schlacht- 
alter der Kälber erlassen hat. Unterm 3. August 1914 hat 
der schweizerische Bundesrat mit Wirkung vom 15. August 
laufenden Jahres verfügt, daß Kälber nur geschlachtet wer¬ 
den dürfen, wenn sie mindestens 6 Wochen alt sind. 
Die Übertretung dieser Vorschrift wird nach den Straf- 



876 


bestimmungen des Bundesgesetzes vom 8. Dezember 1905, 
betreffend den Verkehr mit Lebensmitteln und Gebrauchs- 
gegenständen, geahndet. 

Es ist nur zu wünschen, daß die Maßnahme der Staats¬ 
regierung, die auf ausdrücklichen Wunsch der berufenen 
Vertreter der Landwirtschaft, des Städtetags und des Vieh¬ 
handels getroffen wurde, zur genauen Durchführung kommt 
und namentlich eine Vermehrung und Verbesserung der 
Viehzucht im Gefolge hat. Dr. A 11 i n g e r. 


Ergebnisse der durch Landgestütshengste im Jahre 1912 ge¬ 
deckten Stuten und über die von diesen im Jahre 1913 ge¬ 
fallenen Fohlen. 

Im Jahre 1912 wurden in Bayern auf 131 Beschäl¬ 
stationen von 502 Hengsten 26 261 Stuten gedeckt. Hie¬ 
von gehörten 414 Stuten dem Schlage I, 1977 dem Schlage 
II, 15 418 dem Schlage III und 8452 dem Schlage IV an. 
Die Durchschnittszahl der von einem Hengste gedeckten 
Stuten betrug 52,3. Die Gesamtzahl der im Jahre 1913 von 
den belegten Stuten geborenen Fohlen betrug 12 730; hie¬ 
von waren 5883 Hengst- und 6847 Stutfohlen. 


Ergebnisse der durch Privathengste im Jahre 1912 gedeck¬ 
ten Stuten und über die von diesen im Jahre 1913 gefallenen 

Fohlen. 

Im Jahre 1912 deckten in Bayern 277 aufgestellte 
Privatbeschäler 17 153 Stuten. Von diesen gehörten dem 
Schlage I 132, dem Schlage II 133, dem Schlage III 1137 
und dem Schlage IV 15 751 Stuten an. Von den gedeckten 
Stuten wurden 10 217 als trächtig ermittelt. Von diesen 
fielen 9023 Fohlen und zwar 4472 Hengst- und 4551 Stut¬ 
fohlen. Die Durchschnittszahl der von einem Privat Lo¬ 
sch liier gedeckten Stuten betrug 61,9. 


Deckergebnisse mit den im Jahre 1913 in Bayern ver¬ 
wendeten Landgestütshengsten. 

Während der Deckperiode im Jahre 1913 deckten in 
Bayern auf 131 Beschälstationen 504 Landgestiitsbengste 



• 877 


26 938 Stuten. Von diesen gehörten dem Schlage I 447, 
dem Schlage II 1939, dem Schlage III 15 531 und dem 
Schlage IV 9001 Stuten an. Die Durchsphnittszahl der von 
einem Hengste gedeckten Stuten betrug 53,3. 


Deckergebnisse mit den im Jahre 1913 in Bayern ver¬ 
wendeten Privathengsten. 

Während der Deckperiode im Jahre 1913 waren in 
Bayern 280 Privatbeschäler aufgestellt, von welchen 17958 
Stuten gedeckt wurden. Von den belegten Stuten gehörten 
86 dem Schlage I, 144 dem Schlage II, 2907 dem Schlage 
III und 14 821 dem Schlage IV an. Die Durchschnittszahl 
der von einem Hengste gedeckten Stuten betrug 64,1. 

(Aus dem Berichte der Kgl. Bayer. Landgestütsverwal¬ 
tung über den Stand der Pferdezucht in Bayern im Jahre 
1913.) 


Abweichender Fettgehalt zu Beginn des Weideganges. 

Nach einer Mitteilung der „Österreich. Molkerei- 
Zeitung“ berichtete Dr. Eichloff vor einigen Wochen 
im „Milchwirtschaftlichen Zentral blatte“ über die in ver¬ 
schiedenen Gegenden Pommerns gemachte Beobachtung, 
daß in die Molkereien zu Beginn des Weideganges fett¬ 
arme Milch geliefert wurde; Milch, die nur 2 % Fett auf¬ 
wies. Die Vermutung, es habe Fälschung der Milch statt¬ 
gefunden, erwies sich bei den Untersuchungen der Milch 
in der Milchwirtschaftlichen Anstalt Greifswald als nicht 
zutreffend. 

Nach E. ist es nun eine bekannte Tatsache, daß zu 
Beginn des Weideganges der Gehalt der Milch der Weide¬ 
kühe vielfach beträchtlich sinkt und längere Zeit auf einem 
niederen Stande stehen bleibt. Es wurde weiter beobachtet, 
daß diese Erscheinung stets in Jahren auftritt, in denen 
bei Beginn des Weideganges kalte Witterung herrscht. — 
E. ist geneigt, diesen Umstand als Ursache des niedrigen 
Fettgehaltes der Milch anzunehmen. Er glaubt eine Er¬ 
klärung darin zu finden, daß die Tiere bei kalter Witterung 
bedeutend mehr Wärme zu bilden haben, um die Körjier- 
wärme stabil zu erhalten, als bei warmer Witterung. Hiezu 
w r erde aber ein Teil des Futters verwendet, der sonst zur 
Milchbildung Verwendung finde. Da zur Erzeugung tieri- 



878 


scher Wärme dieselben Nährstoffe in Frage kommen, wie 
zur Bildung von tierischem Fett, so ist nach E. die Ver¬ 
minderung des Fettgehaltes der Milch beim Herrschen 
kalter Witterung* zu Beginn des Weidetriebes erklärlich. 

A. 


Verschiedenes. 

Gefallen und verwundet. 

Auf dem Felde der Ehre starben von bayerischen Kollegen 
den Heldentod: Dr. Wilhelm Hammerschmidt, prakt. 
Tierarzt und Oberleutnant der Reserve am 7. August: Georg 
S c h m i d t, Veterinär im 4.,Chev.-Regt. (Augsburg) am 10. August: 
Theodor Sch u der, Veterinär bei der Telegraphen-Munitionskolonne 
am 27. August. 

Verwundet: Dr. Emil Kuhn, Stabsveterinär im 1. Schweren 
Reiter-Regt. (München); Eugen Menne 1, Oberveterinär der 
Reserve - Ersatzabteilung des 1. Feld-Art.-Regts. (München). — 
Kollege M e n n e 1, Oberveterinär der Reserve wurde durch einen 
Granatsplitter am rechten Ellenbogengelenk verwundet. 


Immatrikulation ausländischer Studierender an den 
bayerischen Hochschulen. 

Auf Anordnung des Kgl. Bayerischen Staatsministeriums für 
Kirchen- und Schulangelegenheiten dürfen an den bayerischen 
Hochschulen vom nächsten Wintersemester an bis auf weiteres 
russische, serbische, montenegrinische, großbritannische, japa¬ 
nische, ägyptische, belgische und französische Staatsangehörige 
weder als Studierende immatrikuliert, noch als Hörer (Zuhörer 
oder Hospitanten) zugelassen werden. Ausnahmen von dieser Vor¬ 
schrift werden vom Kgl. Staatsinhiisterium auf besonderen begrün¬ 
deten Antrag nur für Deutschrussen (Balten) bewilligt werden. 


Verschiebung der Wahl zu den preuß. Tierärztekamraem. 

Geheimrat Professor Dr. Esser, der Vorsitzende der prcußi- 
sehen Tierärztekammern, beabsichtigt beim preußischen Staats¬ 
ministerium den Antrag zu stellen, die Wahlen zu den Tierärzte¬ 
kammern, welche im Verlaufe des kommenden Herbstes stattfimlen 
sollen, mit Rücksicht auf den Umstand, daß der Generalsekretär 
des Ausschusses und die Hälfte der preußischen. Tierärzte im Felde 
>telieii, aufzuschieben. 



879 


Reichsverband. 

Die nicht zur Fahne einberufenen Verbandsmitglieder werden 
gebeten, hierher Mitteilung zu machen, wenn die Familien unserer 
im Felde stehenden Kollegen des Rates und der Hilfe bedürfen. 

Ohne die Liebestätigkeit der übrigen tierärztlichen Korpora¬ 
tionen zu beeinträchtigen, bitte ich um Zuwendungen für Unter¬ 
stützungszwecke. 

Offene Stellen bitte ich mir telegraphisch zu melden, ebenso 
Stellengesuche. Der briefliche Verkehr nimmt zu viel Zeit. 

Es ist Ehrensache aller Verbandsmitglieder in dieser schweren 
und doch so großen und herrlichen Zeit sich der Pflicht der gemein¬ 
samen Arbeit im Verband zu erinnern und auch diese neue Auf¬ 
gabe mit Opferwilligkeit und Liebe zu übernehmen. 

Darmstadt, den 1. September 1914. 

Der Vorstand: 

I. A.: Dr. G a r t h. 


Maßnahmen der Stadt Dresden zur Fleischyersorgung. 

Nach Mitteilung der „Zeitschrift f. Fleisch- u. Milchhygiene“ 
haben der Rat und die Stadtverordneten von Dresden einen Aus¬ 
schuß eingesetzt, der die Versorgung der Stadt mit lebendem 
Schlachtvieh nach Befinden auf Kredit der Stadt bewirken soll. 
Es haben sich auch schon verschiedene Händler erboten, Schlacht¬ 
vieh in genügender Menge einzubringen. Hiefür, sowie für andere 
Lebensmittel wurden vorläufig 300 000 Mark bewilligt. 


Gesellschaft ffir chirurgische Mechanik. 

Die am 28. August 1914 in der Berliner Handelskammer ver¬ 
sammelten Mitglieder der Unterzeichneten Vereinigungen des me¬ 
dizinisch-chirurgischen Faches erklären einstimmig, daß die Er¬ 
schwerungen in der Fabrikation des gesamten Faches, verursacht 
durch Arbeitermangel, Fehlen und Preissteigerung der Rohmate¬ 
rialien, sowie durch die Eile, mit der das Sanitätsmaterial heran¬ 
geschafft werden muß, die Fabrikanten zwingen, einen Preis-Auf¬ 
schlag zu erheben, der um so mehr gerechtfertigt ist, als die Lage 
des Faches seit mehreren Jahren eine überaus ungünstige ist und 
Preiserhöhungen wiederholt als notwendig anerkannt wurden, je¬ 
doch infolge des wirtschaftlichen Kampfes nicht verwirklicht wer¬ 
den konnten. 

Es darf bei der Beurteilung der Lage des Faches nicht unbe¬ 
rücksichtigt bleiben, daß dieses unter dem Ausfuhrverbot für ärzt¬ 
liche Instrumente schwer leidet und das Gros der ärztlichen In¬ 
strumente auch im Inlande so gut wie keinen Absatz findet, da¬ 
gegen die durch Friedenssubmissionen stark entwerteten kriegs¬ 
chirurgischen Hilfsmittel in bedeutendem Umfange bei kürzesten 
Lieferfristen gefordert werden. 



880 


Da bestimmte Vorschriften über die not¬ 
wendigen Preiserhöhungen nicht gemacht wer¬ 
den können, richtet die Versammlung an das 
gesamte Fach die Bitte, die Aufschläge nur in 
den Höhen vorzunehmen, die zum Ausgleich der 
durch die Erschwerungen bedingten Verluste 
erforderlich sind. 

Hinsichtlich der Kreditfrage anerkennt die Versammlung die 
bisher geübte Forderung der Barzahlung bei neuen Einkäufen, 
nachdem mit Beginn der Mobilmachung die Krediteinschränkungen 
der Banken, sowie die seitens der Lieferanten von Rohmaterial 
geforderte Barzahlung bezw*. Vorauszahlung einsetzten. 

Die Versammlung spricht die Hoffnung aus. 
daß in kürzester Zeit durch die Erfolge unserer 
Armeen und die wiedereintretende Beruhigung 
bessere Kreditverhältnisse im Fach Platz grei¬ 
fenwerden. Sie fordert alle Fachgenossen auf, 
hierzu beizutragen, indem die alten Verpflich¬ 
tungen nach Möglichkeit erfüllt werden und 
für neue Lieferungen bis auf weiteres nur kurze 
Kredite beansprucht und gegeben werden. 

Gesellschaft für Chirurgie-Mechanik. — Deutsche Gesellschaft für 
Mechanik und Optik. — Verband deutscher chirurgischer Hart- und 
Weichgummiwaren - Fabriken. — Chirurgie • Instrumentenmacher-, 
Messerschmiede- u. Bandaglsten-lnnung. — Vereinigung deutscher 
Firmen für Laboratoriums-Apparate. — Verein der Verbandstoff- 
Fabrikanten Deutschlands (E. V.). — Verband Berliner Etuis- 

Fabrikanten. 


Personalien. 

Veränderungen bei den Militärveterinären: Auf 
Kriegsdauer wieder angestellt wurde der Ober-Veter. Feuerstein 
a. D.-Ulm als Ober-Veterinär unter Ernennung zum Veterinäroffizier. 

Veränderungen bei den Veterinäroffizieren im ak¬ 
tiven Heere: Es wurden befördert zu Oberveterinären die Veteri¬ 
näre Dr. Lützkendorf des 3. Chev.-Regts., Dr. Bruder des 5. Chev.- 
Regts., Dr. Röckelein des 4. Feld-Art.-Regts., Dr. Aschenbrenner 
des 8. Feld-Art.-Regts. und Bücher des 9. Feld-Art.-Regts. Im 
Beurlaubtenstande wurden befördert zum Stabsveterinär der 
Oberveterinär Paul Speiser der Landwehr 1. Aufg. (Nürnberg): zu 
Oberveterinären in der Reserve die Veterinäre Dr. Friedr. Meier- 
Bamberg, Dr. Ludwig Ruckeishausen-Ludwigshafen, l)r. Her¬ 
mann li a g e n - Kaiserslautern, Dr. Max Wimmer- Augsburg. Dr. 
Hermann Fuchs und Dr. Jakob Roßkopf-Aschaffenburg, Anton 
Lei pel-Kempten, Kurt Schönfelder-Hof, Karl M oser-Dillingen. 
Dr. Hans E i c h 1 e r - Aschaffenburg, Leonhard Hartmann -Dillingen. 
Dr. Karl Metz-Zweibrücken, Dr. Ludwig Drescher-Passau Kurt, 



(frftlier: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilhnnäe nnd Viehzncht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unt(*r ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht ini 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär- 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Nopitscli, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat .Prols, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesanssclinsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 22. September 1914. Nr. 38. 


Inhalt: Originalartikel. Knoll: Einige Worte zur Therapie des ansteckenden 
Scheidenkatarrhs mit Bezug auf den Artikel Br. Kreutzer (M. T. W. 1914, Nr. 24). — 
Referate. Müller und Ishiwara: Über den Tuberkelbazillengehalt der Musku¬ 
latur, des Blutes, der Lymphe und der fleischbeschaulich nicht infiziert er¬ 
scheinenden Organe tuberkulöser Schlachttiere. Klein: Ein Erfolg mit Serum 
nrteflciale bei Hundestaupe. Heinz: Diogenal, ein bromhaltiges Derivat des Vero- 
nals (Dibrompräpydiäthylbarbitursäure). Gaifami: Über die Giftigkeit wäs¬ 
seriger Plftzentar-Extraktc und die abschwächende Wirkung des Blutserums auf 
dieselben. — Tierzucht und Tierhaltung. Japanische Pferdezucht. Remonte- 
zuchtvereine Bayerns. — Verschiedenes. Ehrentod im Felde. Nachruf. 
Erlebnisse des aus dem Felde verwundet zurückgekommeneu Kollegen Ober- 
veterinär Mennel. Notexamen. Verbot von Fnihschlachtungen. Fischkonserven¬ 
fabriken in Südwestafrika. Stand dir Maul- und Klauenseuche in Bayern am 
5. September 1914. — Personalien. 


Einige Worte znr Therapie des ansteckenden Scheiden¬ 
katarrhs mit Bezug anf den Artikel Dr. Krentzer 
(M. T. W. 1914, Nummer 24)*). 

Von Dr. Knoll in Plauen (Vogtland). 

Herr Kollege Dr. Kreutzer hat in Nr. 24 der 
„Münch. Tierärztl. Wochenschrift“, 1914, einen sehr be¬ 
achtenswerten Artikel über die Behandlung des anstecken- 
deen Scheidenkatarrhs veröffentlicht. Im Anschluß hieran 
möchte ich mir erlauben auf den in Nr. 49, 1913, der „Berl. 
Tierärztl. Wochenschrift“ vom Kollegen Schube r t, - Öls¬ 
nitz veröffentlichten Artikel, der sich gleichfalls mit thera¬ 
peutischen Maßnahmen gegen den ansteckenden Scheiden- 

*) Der Redaktion anfangs Juli zur Veröffentlichung über¬ 
mittelt. 



882 


katarrh befaßt, Bezug zu nehmen. Darin sind die Ergeb¬ 
nisse sowohl längerer therapeutischer als auch vor allen 
Dingen praktischer Versuche Schubert’s und mir niederge¬ 
legt worden. Wir stehen vor allen Dingen auf dem »Stand¬ 
punkt des Herrn Kollegen Dr. Kreutzer, daß jene Medika¬ 
mente, die zwar gut desinfizieren (zum Teil sind sie aber 
durch Geruchsbelästigung auch besonders unangenehm), 
aber bei fortgesetzter Anwendung durch eine förmliche 
Gerbung der Scheidenschleimhaut sehr wohl die Konzep¬ 
tion hintanhalten können, zu vermeiden sind. Mögen auch 
die Ansichten bezüglich der Ursachen der Sterilität 
in Fach- und auch Gelehrtenkreisen ziemlich divergieren, 
so können doch unserer Meinung und Erfahrung nach jene 
vorhin genannten chemischen Stoffe einen immerhin nicht 
zu unterschätzenden Einfluß ausüben. 

Was nützt wohl auch eine eventuelle Heilung (falls 
nicht nur eine Scheinhicilung zustande kommt) der obli¬ 
gaten Knötchenseuche, wenn zum Schluß die vorher wahr¬ 
scheinlich noch nicht vorhandene Konzeptionsuufähigkeit 
daraus resultiert! 

Auch wir hatten jenes Moment gleich Herrn Kollegen 
Dr. Kreutzer zum Ausgangspunkt unserer diesbezüg¬ 
lichen Studien genommen. Nicht um eine Priorität geltend 
zu machen, sondern nur aus dem Grunde erwähne ich der¬ 
selben, um die nachfolgenden Erwägungen begründen zu 
können. Wenn Kreutzer der Verwendung von Bolus 
alba das Wort redet, so möchte ich hiezu folgendes sagen: 
Die Applikation von Bolus alba in der Humanmedizin gegen 
verschiedene vaginale Erkrankungen stammt nicht erst aus 
neuester Zeit. Es ist vor allen Dingen Stumpf bahn¬ 
brechend gewesen und hat auf die so schätzenswerten Eigen¬ 
schaften der Bolus hingewiesen; allerdings mit einer be¬ 
sonderen nicht zu vergessenden Anmerkung. Die gewöhn¬ 
liche Bolus alba taugt schlechthin zur Verwendung gegen 
vaginale Erkrankungen nicht, da sie ob ihrer Herkunft 
mit Unmengen Verunreinigungen, sowie mit verschie¬ 
densten pathogenen Bakterien durchsetzt ist (cf. Stumpf: 
Unters, in Merek’s Jahresbericht 1910), die imstande sind, 
schwere infektiöse Erscheinungen auszulösen. 

Es geht nun aus Kroutzcr’s Publikation nicht her¬ 
vor, ob er eine gewöhnliche Bolus verwendet oder eine 
sterilisierte. Tch muß allerdings mit großer Wahrschein¬ 
lichkeit das erstero annehmen. Ob nun die Widerstands¬ 
fähigkeit der entzündeten Vaginalschleimhaut des Kindes 
größer ist als die der menschlichen, mag ich vorerst nielit 



883 


entscheiden. Näher scheint mir allerdings die Erwägung 
zu liegen, daß die Vaginalschleirnhaut des Rindes durch 
anderweitige Vorbehandlung mit eben jenen desinfizieren¬ 
den Mitteln soweit vorgegerbt ist, daß jene in der Bolus vor¬ 
handenen pathogenen Keime einen schädlichen Einfluß nicht 
mehr ausiiben können. 

M e r ck-Darmstadt stellt auf Stumpf’s Veranlassung 
hin eine Bolus alba sterilisata „Stumpf“ her, die 
auch in der Medizin vielfache Anwendung findet (cf. Merck’s 
Jahresbericht). Es ist nun meines Erachtens nach für vete¬ 
rinär-medizinische Zwecke nicht unbedingt nötig, die Ver¬ 
wendung jener Bolus „Stumpf“ vorzunehmen. Man kann 
sich leicht eine sterile Bolus durch intensives Ausglühen 
hersteilen. 

Aus dem Gesagten halte ich die Verwendung von Bo¬ 
lus alba zur Bekämpfung des ansteckenden Scheidenkatarrhs 
m i t für sehr wertvoll. Allein es sind meines Erachtens 
nach noch einige Faktoren in Betracht zu ziehen, die unbe¬ 
dingt die nötige Beachtung verdienen. 

Die ständig stattfindende Scheiden - Sekretion kann 
eine radikale Wirkung noch so radikaler Mittel und Me¬ 
thoden zum großen Teil illusorisch machen. Es ist aus diesem 
Grunde erforderlich, daß die stark saure Reaktion dieses 
Sekretes neutralisiert wird. Ich erblicke in der Zufügung 
von Natr. bicarb. 5:100 Bolus seitens Kreutzer’», daß 
er dies damit bezweckte. Ob allerdings die einfache Bei¬ 
mischung einer verhältnismäßig geringen Menge des Salzes 
genügt, dürfte wohl bezweifelt werden. 

Schubert und ich halten es gleich anderen Autoren 
für angezeigt, vor jeder Behandlung ein ergiebiges Klysma 
einer 3 %igen Sodalösung von 20° C. zu verabfolgen. Nicht 
genug damit, nehmen wir sodann noch die Ausfrottierung 
der Scheidenwand mittels eines Leinwandtuches vor. 

Ich nehme weiter als feststehende Tatsache an, 
daß in weitaus der Mehrzahl der Fälle mit dem anstecken¬ 
den Scbeidenkatarrh auch die Sterilität verbunden ist. 
Es muß mit diesem Faktor unbedingt gerechnet werden. 
Wenn allerdings wohl von berufener Seite ein enger Kon¬ 
nex zwischen ansteckendem Scheidenkatarrh und Sterilität 
nicht anerkannt wird und andere Ursachen als maßgebend 
angezogen werden, so hat doch unbedingt die von Plate 
zuerst ausgesprochene Sentenz viel für sich. Plate fand 
nämlich (und die Erfahrung hat ihm recht gegeben), daß 
Tiere, die an Sterilität leiden, beim Eingehen in die tiefen 
f^cheidengegenden krampfartige Reizzustände der ge- 



834 


samten Scheiden- und Uterusmuskulatur erkennen lassen. 
Er fand ferner, daß beim Coitus derartiger Tiere der ein¬ 
geführte Samen eben durch jene rein reflektorisch auf¬ 
tretenden Muskelkontraktionen wieder ausgepreßt wird. Da 
aber diese Tatsache feststeht, so ist auch hierin 
eine unzweideutige Ursache für die Steri¬ 
litätgegeben. Es lag nun nahe nach geeigneten Mit¬ 
teln zu suchen, die fähig sind jene reflektorischen Muskel¬ 
krämpfe im Moment des Coitus oder noch besser perpetuell 
zu beseitigen. 

Es muß nun, wie man wohl mit einigem Hecht an¬ 
nehmen kann, daß ein Konnex zwischen ansteckendem 
Scheidenkatarrh und Sterilität besteht, dasjenige Präparat 
am geeignetsten zur Bekämpfung angesehen werden, das 
nach Möglichkeit beide pathologische Zu¬ 
stände gleichzeitig zu bekämpfen vermag. 
Schubert und ich haben es versucht diese Aufgabe ihrer 
Lösung näher zu bringen. 

Es lag zunächst daran ein chemisches Agens zu finden, 
das neben der oberflächlich austrocknenden Wirkung der 
Bolus alba steril, auf die Dauer der Einverleibung auch 
natürlich eine Abtötung der spezifischen Katarrh-Erreger 
zu verursachen imstande ist. Ich kann es mir nicht gut 
denken, daß Bolus allein, da ihr doch weder eine nur bak¬ 
terientötende noch eine Tiefenwirkung zukommt, auch eine 
wirkliche Heilung zu erzeugen imstande sein kann. 
Das geeignete Mittel zur Vernichtung der Erreger glauben 
Schubert und ich in der medizinalen Dauerhefe ge¬ 
funden zu haben. Wir stimmen hierbei mit Kreutzer 
iiherein, insofern wir kein Präparat verwenden, das eine 
auf die Schleimhaut gerbende Eigenschaft ausübt. 

Durch die den Ilefegaben innewohnenden Enzyme 
wird ein Gärungsvorgang erzeugt, der den pathogenen 
Mikroorganismen die für ihre Verpflanzung nötigen Lehens¬ 
bedingungen, nämlich die Feuchtigkeit auch in den tiefen 
Sclileimhautschichten entzieht (cf. Dr. Kn oll u. Schu¬ 
bert: Uber medizinische Dauerhefen; Münch. Tierärztl. 
Wochenschrift, Xrn. 18 u. 19, 1914). Es kann also bei der 
feststehenden spezifischen Wirkung der Hefe lediglich durch 
Abschneidung der für die Katarrh-Erreger nötigen vitalen 
Lebensbedingungen durch fortgesetzte Behandlung eine Ab¬ 
tötung wohl erreicht werden. 

Es kann jedoch nicht,wie ich besonders betonen möchte, 
j'-de beliebige Dauerliefe Verwendung finden, sondern es 
muß den TTefezellen unbedingte Lebensfähigkeit noch zu- 



m 


kommen, um jene Gärungsvorgänge erzeugen zu können. 
Es können somit nicht jene Hefen in Anwendung kommen, 
deren Hefezellen nachweislich abgestorben sind, und die 
stark mit Amylaceen vermengt sind. Zweckmäßigerweise 
setzt man nun medizinischen Dauerhefen, um ihre Gärungs¬ 
fähigkeit zu heben, chemischen, völlig reinen Traubenzucker 
in einem gewissen Prozentsatz hinzu (cf. Merck’s Jahres¬ 
berichte 1910 u. ff.). 

Die bakterienwachstumhemmende bezw. bakterien¬ 
tötende Wirkung der medizinischen Hefe wird nun noch 
durch Zufügung von Bolus alba steril, unterstützt. Mittels 
dieser beiden Agentien kann ich somit mit ziemlicher Ge¬ 
wißheit bei genügend exakter Durchführung der Behand¬ 
lung auch auf eine Beseitigung des ansteckenden Scheiden¬ 
katarrhs rechnen. 

Gelingt es nun mittels dieser Stoffe wirksam gegen 
den Scheidenkatarrh anzukämpfen, so hätte nun noch die 
Beseitigung jener vorher genannten Krampfzustände an¬ 
gestrebt zu werden. Wir glauben, daß uns dies mittels eines 
Anästhetikums gelang. 

Es kann nun also möglich sein mittels dieser Art der 
Zusammensetzung den ansteckenden Scheidenkatarrh und 
die Sterilität (jene als auf der eingangs erwähnten Ur¬ 
sache beruhend angenommen) gleichzeitig zu bekämpfen. 

Die gesamte Behandlung ist sehr einfach, erfordert 
aber eine sorgfältige Durchführung unter geeigneter inter¬ 
essierender Mitwirkung des Besitzers. Gerade auf eine 
lockere Behandlungsart ist eine große Anzahl von Mi߬ 
erfolgen auch der angeblich bewährtesten Methoden 
zu buchen. 

Wir beginnen die Behandlung abends mittels einem 
ergiebigen 3 %igen Sodalösungsklystier von 20° C., um den 
vorhandenen Scheidenschleim tunlichst zu entfernen. Darauf 
wird mittels eines Leinwandtuches die Scheidenwandung 
ordentlich ausgewischt, um ein möglichst trockenes Ope¬ 
rationsfeld zu haben. Hierauf erfolgt mittels Pulverbläsers 
die Einführung des Präparates. Wenn die eben beschrie¬ 
bene Reinigung der Scheide durchgeführt wird, so wird 
auch jene vom Kollegen Kreutzer erwähnte Zusammen¬ 
ballung des Pulvers vermieden. Die Behandlung erfolgt 
abends, damit vor allen Dingen die Hefe über Nacht ihre 
spezifische Wirksamkeit entfalten kann. Das einzig Beach¬ 
tenswerte ist nur, daß man das Präparat nicht zu lange 
liegen lassen darf, da sonst die Hefe einen üblen Geruch 
erzeugt. Es wird zweckmäßig am nächsten Vormittag das 



886 


Präparat mittels trockenen Leinwandtuches äusgewiseht 
und am nächstfolgenden Tage erneut die Behandlung auf¬ 
genommen. Die medizinische Dauerhefe in Verbindung mit 
Bolus und einem Anästhetikum wird nicht verfehlen ihre 
therapeutische Schuldigkeit zu tun. 

Von Erfolgen zu sprechen steht mir nicht zu, wohl 
aber kann die Anwendung dies Präparates anempfohlen 
werden. Das Präparat ist von uns seit einiger Zeit unter 
dem Namen „Praep. anaesthes. Visia-Vaginalhefe“ dem 
Frisia - Laboratorium Berlin-Friedenau zum Vertrieb über¬ 
geben worden. 

Zu den interessanten Ausführungen des Herrn 
Pr. Kn oll möchte ich folgendes bemerken: 

Zunächst sei betont, daß mein v Aufsatz über die Knöt- 
eheuseuehenbekämpfung bereits im Jahre 1913 geschrieben 
wurde — Bei meinen Versuchen habe ich mich wegen der 
Tetanusgefahr stets der Bolus alba sterilisata (Merck) 
bedient. Durch das übliche Aufreißen der Knötchen würde 
für den in einem nicht sterilen Boluspräparat eventuell 
vorhandenen Tetanusbazillus ein geradezu idealer Boden 
geschaffen. — Die Beimischung von 5 % Natrium bicarbo- 
nicum genügt erfahrungsgemäß vollauf zum Neutralisieren 
des saueren Scheiden - Sekretes. Höhere Konzentrationen 
reizen zu stark, was ja unter allen Umständen vermieden 
werden soll. Ich erblicke gerade in der trockenen Appli¬ 
kationsweise einen Vorzug gegenüber dem Klysma. Bei 
letzterer Methode ist, abgesehen von der allerdings sehr er¬ 
wünschten mechanischen Reinigung der Scheide nur eine 
k u r z e und oberflächliche Einwirkung der Soda¬ 
lösung möglich, da diese in den allermeisten Fällen sehr 
bald wieder entleert wird. Die dauernde und innige 
Einwirkung des Natrium bicarbonicum, als Pulver ange¬ 
wendet, läßt schon theoretisch den Vorzug dieser Appli¬ 
kationsform erkennen. Im übrigen lasse ich nach Beendi¬ 
gung des Heilverfahrens 1 Stunde vor dem Begattungsakt 
ein ergiebiges Reinigungs- bezw. Neutralisierungsklysma 
mittels Kamillentee, dem Natrium bicarbonicum (5 N ) zu 
gesetzt. ist, verabreichen. — Das vom Kollegen K null be¬ 
hufs Austrocknen der Scheide empfohlene Auswischen der¬ 
selben halte ich wegen des dadurch tunlichst verhüteten Zu- 
sammenballens der Bolus für zweckmäßig und nachahmens¬ 
wert. Dr. I\ r e u t z c r - Murnau. 

*1 Per Artikel des Herrn Kollegen Kreutzer war im De¬ 
zember 11113 eingelaufen. 



887 


Referate. 

Privatdozent Dr. M. Müller und Dr. T. Ishiwara 
(Berichterstatter: M. Müller): Uber den Tuberkelbazillen¬ 
gehalt der Muskulatur, des Blutes, der Lymphe und der 
fleischbeschaulich nicht infiziert erscheinenden Organe tu¬ 
berkulöser Schlachttiere. Ein Beitragzur fleisch¬ 
hygienischen Beurteilung tuberkulöser 
S ch 1 a ch 11 i e r e unter Berücksichtigung der 
Ausbreitung der Infektion im Tierkörper 
auf lymphogenem und hämatogenem Wege. 
(Zentralblatt für Bakteriologie usw., I. Abt., Orig.-Bd. 74, 
pag. 393—455.) 

In der vorliegenden Arbeit hat M. Müller über die 
Ergebnisse von Untersuchungen berichtet, die unter ma¬ 
nueller Beihilfe von Ishiwara angestellt wurden, um 
festzustellen, inwieweit bei schwertuberkulösen Schlacht¬ 
tieren der Blutweg oder der Lymphweg bei der Ausbreitung 
der tuberkulösen Infektion in Frage kommt. Die Unter¬ 
suchungen sollten vor allem darlegen, inwieweit sich bei 
gleichzeitiger Prüfung von Muskulatur, Blut und Lymphe 
die fleischbeschauliche Auffassung über „G enerali- 
s a t i o n“ und „abgelaufene Generalisatio n“ 
der Tuberkulose als zutreffend erweisen läßt. 

Von 50 schwertuberkulösen Schl acht tieren (38 Rin¬ 
dern, 5 Kälbern und 7 Schweinen) wurden geprüft: 69 

Muskelproben, 46 Lymphknoten, 40 Blutproben aus dem 
Herzen, 10 Milzen, 3 Lebern, 5 Euter. 

Von den 173 Impftieren gingen 13 Tiere ein. 

Die 160 Testierenden Tiere ergaben folgendes I m p f - 
resultat hinsichtlich des Keimgehaltes der ver- 
impften Preßsäfte: Von 69 Muskelpreßsäften ent¬ 
hielten Tuberkelbazillen 2 Proben, frei waren 67 Proben; 
von 41 Lymphknotenpreßsäften enthielten Tuberkelbazillen 
28 Proben, frei waren 13 Proben; von 33 Blutproben ent¬ 
hielten Tuberkelbazillen 12 Proben, frei waren 21 Proben; 
von 9 Milzpreßsäften enthielten Tuberkelbazillen 8 Proben, 
frei war 1 Probe; von 3 Leberpreßsäften enthielten Tu¬ 
berkelbazillen 3 Proben, frei war keine Probe; von 5 Euter- 
preßsäften enthielten Tuberkelbazillen 1 Probe, frei waren 
4 Proben. 

Müller kommt auf Grund der Keimhaltigkeit oder 
Keimfreiheit der verimpften Preßsäfte aus den oben ge¬ 
nannten Organen zu folgenden, die bisherige fleischbeschau¬ 
liche Auffassung invertierenden S c h lußsätze n : 



888 


1. Die Ausbreitung der tuberkulösen Infektion im Tier¬ 
körper erfolgt hauptsächlich auf lymphogenem Wege. 

2. Eine Infektion des Blutes tuberkulöser Schlachttiere 
ist in der Regel nicht nachweisbar. 

3. Das Vorkommen von Tuberkelbazillen im Blute tu¬ 
berkulöser Schlachttiere entspricht nicht der fleischbeschau¬ 
lichen Auffassung über „generalisierte“ Tuberkulose. 

4. Der als „generalisierte Tuberkulose“ angesprochene 
Beschaubefund ergibt in der Regel das Freisein des Blutes 
von Tuberkelbazillen. 

5. Das Vorhandensein von Tuberkelbazillen im Blute 
läßt sich fleischbeschaulich nicht feststellen. 

6. Trotz des Vorliegens disseminierter Miliartuberku¬ 
lose der Lunge in Verbindung mit. schwerer Tuberkulose 
anderer Organe ist eine tuberkulöse Infektion des Blutes 
am geschlachteten Tiere häufig nicht nachweisbar. 

7. Die herdförmige tuberkulöse Bronchopneumonie in 
Verbindung mit der markigen Schwellung und dissemiuier- 
ten Miliartuberkulose der Lymphknoten als auch die tuber¬ 
kulöse Infiltration mit strahliger Verkäsung sind keine 
sicheren Indikatoren für das Vorliegen einer Blutinfektion. 

8. Die tuberkulöse Infektion der intermuskulären 
Lymphknoten in allen Stadien der Erkrankung gestattet 
nicht die Annahme einer Blutinfektion. 

9. Die Muskulatur erweist sich in der Regel bei vor¬ 
handener Blutinfektion als frei von Tuberkelbazillen. In 
seltenen Fällen enthält die Muskulatur Tuberkelbazillen, 
ohne daß solche im Blute nachweisbar sind. 

10. Die Muskulatur erweist sich in allen Stadien der 
tuberkulösen Infektion der intermuskulären Lymphknoten 
fast immer frei von Tuberkelbazillen. 

11. Der tuberkulöse intermuskuläre Lymphknoten ist 
kein fleischbeschaulich brauchbarer Indikator für die An¬ 
nahme einer hämatogenen Infektion des muskulärenWurzel- 
gebietes dos Lymphknotens. 

12. Die tuberkulöse Infektion der intermuskulären 
Lymphknoten erfolgt in der Regel rein lymphogen oder 
hämatogen durch das nutritive Blutgefäß. 

13. Ein Beweis für die Richtigkeit der Anschauung, 
daß der tuberkulöse intermuskuläre Lymphknoten in der 
Regel durch lymphogenc Resorption aus dem hämatogen 
infiziert gedachten muskulären Wurzelgebiet des Lymph¬ 
knotens entstanden sei, hat sich durch die bisherigen T ntor- 
suchnngen an tul lerkulösen Sehlachttieren vermittels des 
Tierversuches nicht erbringen lassen. 



889 


14. Die fleischbeschauliche Anschauung, daß sämtliche 
Organe, die mit der Außenwelt nicht unmittelbar in Ver¬ 
bindung stehen, lediglich hämatogen entstandene, embolische 
Tuberkel enthalten, ist nicht begründet. 

15. Die als „abgelaufene Generalisation“ bezeichneten 
Befunde an den inneren Organen tuberkulöser Schlacht¬ 
tiere können nicht als Folgezustände der „Generalisation“ 
aufgefaßt werden, da die tuberkulöse Blutinfektion nur 
bei sehr weit fortgeschrittener Tuberkulose nachweisbar ist. 

16. Die tuberkulösen Erkrankungen der Milz und der 
intermuskulären Lymphknoten bei jungen Schlachttieren 
sind als lymphogene Infektionen aufzufassen, deren Vor¬ 
herrschen gegenüber hämatogenen Infektionen durch die 
lymphatische Konstitution jugendlicher Tiere bedingt ist. 

17. Bei schwertuberkulösen Tieren bietet der fleisch¬ 
beschaulich negative Befund keine Gewähr für das Frei¬ 
sein normal erscheinender Organe von tuberkulöser Infek¬ 
tion, da die Milz, die Leber und die intermuskulären Lymph¬ 
knoten häufig latent infiziert sind. 

18. Im schwertuberkulösen Tierkörper kompliziert sich 
das Wechselspiel der lymphogenen und hämatogenen Aus¬ 
breitung der Tuberkulose von einem lymphogen entstan¬ 
denen Primärherd aus und das gleiche Wechselspiel von 
einem hämatogen entstandenen Primärherd aus derartig, 
daß die gewöhnliche fleischbeschauliche Prüfung zwischen 
hämatogener und lymphogener Infektion der einzelnen Or¬ 
gane nicht zu differenzieren vermag. — 

Bezüglich der Einzelheiten, insbesondere der Kritik 
der Befunde der 50 untersuchten Fälle, muß auf die Ori¬ 
ginal-Arbeit verwiesen werden. 


Dr. Klein- Burgbrohe: Ein Erfolg mit Serum arte- 
ficiale bei Hundestaupe. (Berl. Tierärztl. Wochenschrift, 
Nr. 37, 1914.) 

Verf. behandelte einen Hund, %jährigen Teckel, wel¬ 
cher an der gastroenteritischen Form dier Staupe mit be¬ 
reits vorhandenen nervösen Symptomen litt, mit Serum 
arteficiale, nachdem sich eine Reihe Mittel, darunter Bis- 
muth. subnitric., Kalomel, Opium, Argent. nitric., erfolglos 
erwiesen hatten. K. injizierte dem Tiere eine 8%ige sterili¬ 
sierte physiologische Kochsalzlösung und zwar am ersten 
Tag 20 g, am zweiten 25 g, am dritten 30 g und an den fol¬ 
genden Tagen je 40 g. Schon am ersten Tage nach dieser 
Behandlung besserte sich der Zustand des Hundes; der Ap- 



890 


petit stellt© sich allmählich wieder ein, die ungünstigen 
Magen- und Darmerschieinungen verminderten eich, bis auf 
den übelriechenden Durchfall, der nach der fünften Injek¬ 
tion ebenfalls verschwunden war; die nervösen Erschei¬ 
nungen traten nicht mehr auf und die schon bei Beginn des 
Leidens vorhanden gewesene Konjunktivitis war ebenfalls 
verschwunden. Der Nährzustand besserte sich und nach der 
achten Injektion konnte das Tier als vollkommen herge¬ 
stellt bezeichnet werden. 

R. Heinz: Diogenal, ein bromhaltiges Derivat des 
Veronals (Dibrompräpydiäthylbarbitursäure). (Fortschritte 
der Medizin, Nr. 30, 1914.) 

Diogenal ist nach Heinz lokal indifferent und dem¬ 
entsprechend kein Protoplasmagift. Die Allgemeinwirkung 
äußert sich beim Kaninchen im allgemeinen analog der des 
Veronals, nur sind zur Erzeugung der gleichen Wirkung 
weit größere Dosen des Diogenals erforderlich. Von Vero- 
nal führen 0,25 g per os Schlaf, ein 1,0 g den Tod herbei: 
von Diogenal bewirkt erst 1 g Schlaf und erst Dosen über 
3 g erzeugen tiefstes, eventuell in den Tod übergehendes 
Koma. Ähnlich waren die Resultate bei anderen kleinen 
Versuchstieren und bei Hunden. Das Diogenal erwies sich 
stets viermal weniger giftig als Veronal. In therapeutischer 
Dosis ist die Wirkung dies ersteren milder. Funktions- und 
Organstörungen zeigten sich auf öftere Verabreiehumr 
mittlerer bis großer Dosen bei keinem Tiere. Blut und Urin 
blieben normal, desgleichen Puls und Blutdruck, letzterer 
war auch im Stadium tiefster Betäubung unverändert. Hie 
mittlere schlafbringende Dosis für den Menschen (Erwach¬ 
sene) beträgt 1,0 g. 

Verf. glaubt, daß das Diogenal noch aussichtsvoller 
als Sedativum sei. Seine Unschädlichkeit erlaube einerseits 
größere einmalige Dosen, anderseits längere Verabreichung. 

Gaif ami - Bern : Über die Giftigkeit wässeriger 
Plazentar-Extrakte und die abschwächende Wirkung des 
Blutserums auf dieselben. (Zentralblatt, für Gynäkologie, 
Nr. 31, 1914.) 

G. stellte aus gut ausgehlut-eteu Plazenten ein wässe¬ 
riges Extrakt her und konstatierte, daß dasselbe Kaninchen 
von 1200 g schon bei intrakardialer Einverleibung von nur 
0.2 ccm tötete, während Meerschweinchen im Gewicht von 
250 g 1 —2 ccm vertrugen. Die Tiere starben entweder ganz 
plötzlich oder gingen unter Krämpfen rasch zugrmfde. 



891 


Es wurde nun festgestellt, daß Blutserum auf das Ex¬ 
trakt entgiftend wirkt. Am bedeutendsten entgiftend er¬ 
wies sich Blutserum von Frauen (schwangeren und nicht- 
schwangeren), geringer fötales Serum; keine entgiftende 
Wirksamkeit zeigte Pferdeserum. Ein Extrakt aus der 
Lunge eines 6 monatlichen Fötus wirkte ebenfalls toxisch 
auf Kaninchen. Seine Giftigkeit konnte durch Blutserum 
ebenfalls abgeschwächt werden. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Japanische Pferdezucht. 

über die japanische Pferdezucht teilt M i e e k 1 e y 
in Heft 8 der „Zeitschrift für Gestütskunde“ das Folgende 
mit: 

In Japan erfährt die Pferdezucht aus militärischen 
Gründen eine hervorragende Aufmerksamkeit. Man hat 
seit dem russisch-japanischen Kriege ein „Horse admini- 
stration Bureau“ errichtet, viele Verox*dnungen zur Förde¬ 
rung der Pferdezucht erlassen und den Rennsport begün¬ 
stigt. Die im Jahre 1911 vorhandenen 1 576 114 Pferde 
sind Kreuzungsprodukte der alten mongolischen Rasse mit 
den etwa vor 300 Jahren eingeführten persischen Pferden. 
Den Vorzug haben Nambu-Pferde aus den Präfekturen 
Aomari und Iwati als die größeren, stärkern und ausdauern¬ 
den. Die Sendai-Pferde, als am stärksten mit persischen 
Pferden gekreuzt, sind schwächer; die kleinsten sind die 
Kagosehima-Pferde. 

Japan unterhält ein Landgestüt (Hengstedepot, das 
zirka 13 Stationen besetzt, und besitzt seit dem Jahre 1897 
eine Körordnung. Für die Armee werden jährlich 4000 bis 
5000 Pferde im Durchschnittspreis von 150 Yen angekauft, 
während die heimischen Pferde für 70—80 Yen zu haben 
sind. Im Jahre 1911 waren 5265 Hengste vorhanden, von 
denen 1698 ausländischen Rassen angehören. 1912 führte 
.Japan 173 Pferde im Werte von 358 821 Yen ein. 73 davon 
kamen aus Australien, 31 aus Großbritannien, die übrigen 
verteilen sich auf Frankreich, Deutschland und Ungarn. 

Remontezuchtvereine in Bayern. 

Der Remontezuchtverein Freystadt (Oberpfalz), 
welcher 69 Mitglieder mit 58 Stuten zählt, hatte am Jahres- 
sehluß in seiner Aufzuchtsanstalt 100 Fohlen. Er verkaufte 
•JO Pferde an die Remontierungskommission. 



892 


Der Remontezuchtverein Fürstenfeldbruck 
(Oberbayern) zählt 113 Mitglieder mit 47 Remontezucht- 
stuten, von welchen 34 von der Militärverwaltung abge¬ 
geben und 13 eigene Vereinsstuten sind. Die Militärver¬ 
waltung erwarb 1913 vom Verein 15 Pferde. Die vom Verein 
betriebene Fohlenaufzuchtsanstalt war im Sommer mit 28, 
im Winter mit 32 Pferden besetzt. 

Der Remontezuchtverein Geisenfeid (Oberbayern) 
zählt 278 Mitglieder mit 93 Remontezuchtstuten, wovon 62 
vom Remontedepot abgegebene und 31 eigene Vereinsstuten 
sind. Aus dem Zuchtgebiet des Vereins wurden 1913 64 
Pferde durch die Militärverwaltung angekauft zu einem 
Durchschnittspreise von 1075 Mark. 

Der Remontezuchtverein Neuburg a. D. (Schwaben) 
besteht aus 234 Mitgliedern mit 47 Zuchtstuten. 

Der Remontezuchtverein Rain (Schwaben) zählt 86 
Mitglieder und 16 Zuchtstuten. 

Der Remontezuchtverein Uffenheim (Mittel- 
franken) mit 60 Mitgliedern und 26 Stuten (davon 7 im 
Berichtsjahre neu zugegangen) führte der Remonteankaufs- 
kommission 9 Pferde vor, von welchen 8 angekauft wurden. 

Der Remontezuchtverein W indsbach (Mittel¬ 
franken) zählte am Schlüsse des Berichtsjahres 154 Mit¬ 
glieder mit 65 angekörten Stuten. Die Fohlenaufzuchts¬ 
anstalt weist einen Bestand von 127 Fohlen und 2 Zucht¬ 
stuten auf, von denen 121 Eigentum des Vereins sind. Der 
Remonteankaufskommission wurden 40 Pferde vorgeführt, 
von welchen 35 = 88 % gekauft wurden. 

An der Zucht von Remonten betätigen sich in Bayern 
auch die Edelzuchtvereine Deggendorf, Osterhofen 
und Aidenbach, sowie die Oberfränkische Zuchtbuch¬ 
vereinigung für das edle Halbblutpferd. 

(Aus dem Berichte der Kgl. Landgestütsverwaltung 
über den Stand der Pferdezucht in Bayern im Jahre 1913 ) 

A. 


Verschiedenes. 

Ehrentod im Felde. 

Auf dem Felde der Ehre gestorben ist der Stabsvete¬ 
rinär im sächsischen Husaren-Regiment Nr. 18 Dr. med. vet. 
B r e t ■ s c h n c i d e r. 

Verwundet wurden : L ü h r s, Stabsveterinär (Sehulter- 
schüsse), I\ u p k e, Oberveterinär der Landwehr (Sw'lniß 
durch das Gesicht), Weichei, Oberveterinär der Land- 



893 


wehr (Lendenschuß), Dr. Na tu sch, Oberveterinär beim 
Stabe des Feld-Art.-Regts. Nr. 14, Haas, Kreistierarzt in 
Holzminden. 

Nachruf. 

Auf dem Felde der Ehre gefallen ist Herr Tierarzt 
Dr. Hammerschmidt aus Pasing bei München. Der¬ 
selbe hatte schon vor Eintritt in den tierärztlichen Beruf 
seinen Einjährigendienst mit der Qualifikation zum Reserve- 
Offizier erledigt. Als Tierarzt war er Assistent bei Herrn 
Bezirkstierarzt St enger in Würzburg und sodann Distrikts¬ 
tierarzt in Königshofen. Seine kurze Tätigkeit dahier ließ 
ihn als eine Zierde unseres Standes erscheinen; es wäre aus 
ihm sicher ein hervorragender Fachmann geworden. Die 
„Normannia“ hielt er hoch in Ehren. Als Reserve-Offizier 
war er der Maschinengewehrabteilung zugeteilt. Gefallen 
ist Hammerschmidt als Oberleutnant. Ehre seinem 
Andenken! 

Königshofen im Grabfeld. Grün. 


Erlebnisse des aus dem Felde verwundet zurückgekom¬ 
menen Kollegen Oberveterinär M e n n e 1. 

Kollege Mennel teilt uns das Folgende mit: 

Am Sonntag den 16. August, mittag 1 Uhr 57 Minuten, 
verließ ich vom Laimer Bahnhof aus den Standort München. 
Die Fahrt ging in der Richtung nach Straßburg. An allen 
Stationen, an welchen unser Zug Aufenthalt hatte, wurden 
wir mit Liebesgaben förmlich überschüttet. Kurz vor Stra߬ 
burg kam der Befehl zum Ausparkieren und es ging dann 
auf dem Landmarsch in südlicher Richtung. In Gengenbacb 
wurde einquartiert. Tags darauf, in der Frühe um 4 Uhr, 
mußte unsere Abteilung die Marschrichtung ändern. Es 
wurde uns der Befehl, nach Straßburg zu marschieren. Wir 
durchzogen Straßburg ohne Aufenthalt, um am gleichen 
Tage bei Geispolsheim Quartier zu beziehen. Tags darauf 
marschierten wir nach Schlettstadt, machten eine Kehrt- 
schwonkung und biwakierten bei Scherviller. Von da aus 
gings am folgenden Tage in die Vogesen. Hier kam unsere 
I. Batterie sofort ins Gefecht, nachdem schon eine Batterie 
des 10. Feld-Artillerie-Regiments von der Paßhöhe aus den 
Feind beschossen hatte. Dabei verlor diese Batterie 1 Fahrer 
und 2 Pferde. Als Gegner hatten wir nur feindliche In¬ 
fanterie. Auf dem Schlachtfeld, das mit toten Franzosen 
und Deutschen besät war, biwakierten wir. Die ganze 
Gegend war durch zwei brennende Gehöfte magisch be- 



894 


leuchtet. In der Frühe um 3 Uhr begann das Verfolgungs- 
gefeeht in der Richtung Markireh, wo wir in Fortelbaeh 
kurz vor Markireh mit 4 Geschützen auf einem Berg in 
Stellung gingen, um feindliche Infanterie, die von Paß Col 
de St. Marie auf Markireh zu in Anmarsch war, unter P'euer 
zu nehmen. Der Feind zog sich bald über die Paßhöhe zu¬ 
rück, so daß unser Hauptmann den Befehl gab, nach’ Mar- 
kirch abzurücken. Dort angekommen, erhielten wir den 
Abteilungsbefehl, wieder in die vorherige Stellung zurück¬ 
zugehen, da der Feind neuerdings den Versuch machte, die 
Paßhöhe zu besetzen. Von dieser Stellung aus glückte es 
uns, eine feindliche Batterie im Auffahren vollständig 
niederzufeuern, bevor sie Gelegenheit hatte, nur einen 
Schuß abzugeben. Abends 7 Uhr verließen wir die Stellung 
und fuhren durch Markireh auf die halbe Paßhöhe vom 
Col de St. Marie. Dort bekamen wir Befehl umzukehren 
und in Markireh Quartiere zu beziehen. Dies geschah 
nachts 12 Uhr. Die Bewohner von Markireh erzählten uns, 
daß sich die Franzosen im Orte schon ganz häuslich nieder¬ 
gelassen hätten, ja selbst eine Reunion veranstalteten und 
sich so aufführten, als wenn Markireh schon fest in ihren 
Händen wäre. Alles wurde nach französischem Muster ein¬ 
geführt. Die Nacht verlief ruhig. Unsere II. Batterie 
hatte den Befehl, morgens 3 Uhr auf der Paßhöhe Stellung 
zu nehmen, unterstützt von Infanterie. Die I. Batterie ging 
inzwischen beim Friedhof von Markireh in Stellung, von 
wo aus sie die ganze Paßhöhe beherrschen konnte. Schon 
nach ein paar Stunden mußte die II. Batterie infolge der 
feindlichen Übermacht die Stellung am Paß räumen, kam 
aber am Rückmarsch auf der halben Paßhöbe in feind¬ 
liches Maschinengewehrfeuer und verlor dabei die Batterie 
3 Mann und viele Pferde (Pferdebestand der Batterie 141 
Pferde). Auf der Paßhöhe selbst war der Batteriechef am 
Fuß verwundet und außer Gefecht gesetzt worden. F.in 
Leutnant wurde durch einen Lungenschuß verletzt. Fr starb 
kurz darauf in Markireh. Die Geschütze und Munitions¬ 
wagen konnten im Laufe des Tages unter Beihilfe der In¬ 
fanterie wieder vollzählig nach Markireh und von da aus 
nach Kestenholz gebracht werden, wo die Batterie wieder 
ergänzt, wurde. Im Laufe des Tages wurde die Paßhöh'- 
von 3 Batterien unter Feuer genommen. Nachmittags wurde 
gemeldet, daß ein französischer Divisions-General mit sei¬ 
nem Adjutanten auf der Paßhöhe gefallen sei. Sein Auto¬ 
mobil wurde von der Infanterie weggenommen. Nacht?» 
blieben wir in Feuerstellung. Der folgende lag brachte 




895 


bis abends nichts besonderes. Erst als wir abends abkochen 
wollten, und schon die obligate Erbsensuppe und die Kon¬ 
serven zum essen fertig waren, kam der Befehl der Division, 
alles liegen und stehen zu lassen und sofort den Marsch 
anzutreten, weil eine feindliche Division von der Richtung 
Reichenweiler gemeldet worden war. Kaum hatten unsere 
2 ersten Geschütze Leberau erreicht, als aus den Häusern 
und aus dem Wald heftig gefeuert wurde. Allem Anschein 
nach handelte es sich um verkleidete französische Infan¬ 
teristen, die sich ins Dorf eingeschlichen hatten. 

Hier sei erwähnt, daß die französischen Infanteristen 
in ihren Tornistern zum großen Teil Zivilkleider mit sich 
führen, überhaupt ist die Kampfesweise der französischen 
Infanterie eine nicht besonders heldenhafte. Sie sitzen auf 
den Bäumen oder in sonstigen Verstecken, lassen die 
Truppen vorbeiziehen und schießen dann von rückwärts 
hauptsächlich auf die Offiziere. Es ist daher sehr gefähr¬ 
lich, Offiziersabzeichen zu tragen. Zum Beweis für den 
Charakter der Franzosen diene folgende kleine Episode: 
Ein Sanitätsunteroffizier verband einen verwundeten Fran¬ 
zosen und dieser bat ihn um etwas zu trinken; während sich 
der Unteroffizier nach seiner Feldflasche umwandte, richtete 
der Verwundete eine Pistole, die er versteckt hatte, auf den 
Unteroffizier, ein in nächster Nähe stehender Infanterist 
sah diese Bewegung und konnte mit seinem Gewehrkolben 
noch zur rechten Zeit den Schädel des Franzosen zer¬ 
trümmern. 

Das Feuer in Leberau wurde von uns mit Pistolen 
und von der die Bagage begleitenden Infanterie erwidert 
und bald zum Schweigen gebracht. Im ganzen verloren wir 
nur 1 Infanteristen und 6 Pferde. Wir setzten den Marsch 
fort, bis einige Kilometer vor Kestenholz. Nachts 2 Uhr 
erhielten wir Befehl, wieder umzukehren. Nachdem wir 
eine Stunde auf der Straße geschlafen hatten, traten wir 
um 4 Uhr morgens den Marsch nach Markirch an. Von 
dort aus rückten wir auf den Paß. Hier konnten wir die 
Wirkung unseres gestrigen Artilleriefeuers sehen. Der An¬ 
blick der zahlreichen toten Franzosen und Pferdekadaver 
w r ar geradezu ein grauenhafter. Das Gasthaus an der Grenze 
zeigte das Bild der Verwüstung. Auch hier waren noch 
die Spuren zu sehen, wie sich die Franzosen mög¬ 
lichst häuslich eingerichtet hatten. Gepolsterte Stühle, 
Lehnsessel, Wiegenstühle, Matratzen und eine Unzahl leerer 
Sektflaschen, ja selbst ganz moderne Damenhüte lagen zer¬ 
streut umher. Dahinter trafen wir französische Munitions- 



8§6 


wagen, gefüllt mit Munition, und unbrauchbar gewordene 
Geschütze. An dieser Stelle wurde auch die erste franzö¬ 
sische Fahne erobert. Hinter der Paßhöhe mußten wir bi¬ 
wakieren, was deshalb sehr unangenehm war, weil die Luft 
durch den Leichen- und Kadavergeruch ganz verpestet war. 
Abends hatte eine feindliche Batterie noch kurze Zeit auf 
unsere Haubitzbatterie geschossen, doch ohne jeden Erfolg. 
Bei Tagesanbruch ging es unter ständigem Stellungswechsel 
an die Verfolgung des Feindes. So kamen wir gegen 7 Uhr 
abends in die Gegend vom Entre deux Eaux und blieben 
hier nachts über bei strömendem Regen in Stellung. Unsere 
Verpflegung ließ infolge des raschen Vormarsches stark zu 
wünschen übrig. Der eiserne Bestand war fast vollständig 
aufgebraucht und wir mußten uns mit schwarzem Kaffee 
ohne Zucker und wenig Kommißbrot begnügen. Trotzdem 
verlor die Mannschaft den Humor nicht, obwohl sie schon 
mehrere Tage nicht mehr aus der Uniform gekommen war. 
Im Verein mit unserer tapferen, überaus schneidigen In¬ 
fanterie gelang es uns jedesmal den Feind aus seinen äußerst 
vorteilhaften Verschanzungen herauszuwerfen (nach Aus¬ 
sagen der Gefangenen hatten die Franzosen schon seit An¬ 
fang Juli die Versclianzungen vorbereitet). So zog sich 
der Feind gegen Abend zu über Saulcy hinaus zurück. Wir 
folgten bis Saulcy und blieben nachts über auf der Straße 
in Bereitschaft. Hier hatte ich das Glück, von einem Bäcker, 
der gezwungen wurde, die ganze Nacht durchzubacken, 
einen frischen Laib Weißbrot für 80 Pfennig zu erstehen, 
außerdem ein herrenloses Faß Rotwein zu entdecken, das 
von unserer Batterie mit lautem Jubel in Empfang ge¬ 
nommen wurde. 

Der Ort war nachts über von unserer Infanterie stark 
besetzt, da man sich auf einen Angriff von seiten der Fran¬ 
zosen gefaßt machen mußte. Die Nacht verlief jedoch ohue 
jeden Zwischenfall. Am 28. August morgens Uhr be¬ 
setzten wir östlich von Saulcy einen Bergabhang. Schon 
um 7 Uhr konnten wir feindliche Infanterie, die auf das 
Dorf einen Angriff machte, unter wirksames Feuer nehmen, 
so daß sie sich gegen Mittag unter großen Verlusten zuriiek- 
zielien mußte. Nachmittag fielen plötzlich in der Nähe un¬ 
serer Batteriestellung feindliche Artilleriegeschosse ein. 
zunächst in der Richtung der Haubitzbatterie, die südlich 
zirka 500 Meter von uns Stellung genommen hatte. Dann 
aber begann das Feuer auf unsere eigene Batterie. Ich 
hatte mit den Vorratspferden zirka 100 Meter seitlich und 
hinter der Batterie als Standplatz einen kleinen Bauernhof 



89t 


ausgewählt, der durch einen Hügel gegen den Feind hin 
gedeckt war. In unmittelbarer Nähe stand die Staffel der 
Batterie. Trotzdem die Stellung als eine gegen den Feind 
hin gut verdeckte anzusehen war, fielen die Geschosse mit 
einer unglaublichen Sicherheit ein. Wie sich nachträglich 
herausstellte, war unsere Stellung durch Bauern, die der 
gerechten Strafe nicht entgingen, dem Feind verraten 
worden. 2^ Stunden waren wir einem fürchterlichen 
Granatfeuer ausgesetzt, ohne das Feuer wirksam erwidern 
zu können, da die Stellung der feindlichen Geschütze nicht 
ausfindig zu machen war. Zudem war der Munitionsersatz 
infolge des Feuerns sehr erschwert. Als die Kanoniere die 
Geschütze aus der Stellung zurückzubringen suchten, gab 
es zahlreiche mehr oder minder Schwerverletzte und einen 
Toten. 

Wir hatten bei der Abteilung nur einen Unterarzt 
und zwei 7. Semester als Sanitäter. Infolgedessen beteiligte 
ich mich am Verband der Verwundeten. Ich blieb bei dem 
Hause und verband eben mit Hilfe eines Sanitäts-Unter¬ 
offiziers einen Kanonier mit Kopfverletzung, als plötzlich 
eine Granate in das Zimmer einschlug, den Sanitäts-Unter¬ 
offizier in der Mitte auseinanderriß und mir ein Granat¬ 
splitter das Ellbogengelenk verletzte. Ich empfand einen 
starken Schlag an dem Ellbogen und bemerkte erst nach 
einiger Zeit, daß ich stark blutete. Ich legte mir selbst 
einen Notverband an und ging dann weiter ans Verbinden 
der Verwundeten. Da die sterilen Morphium - Injektionen 
des Arztes durch die Granate zerstört waren, benützte ich 
meine für Pferde bestimmte Injektionen, indem ich den 
zehnten Teil der Dosis nahm. Einen Kanonier, dessen 
Unterfuß durch einen Granatschuß zerschmettert war, 
mußte ich chloroformieren, um den Fuß für den Transport 
einschindeln zu können, da der Mann vor Schmerzen bei 
jeder Berührung laut aufschrie. 

Gegen Abend zu wurde ich vom Batteriechef beauf¬ 
tragt, den Verwundetentransport nach dem Ort Saulcy, wo 
ein Feldlazarett eingerichtet war, zu leiten. Es wurde ein 
Leiterwagen mit einem Pferde requiriert und die Rotkreuz¬ 
flagge aufgehißt. Trotzdem wurde der Transport vom Feinde 
mit Schrappnell beschossen. Dabei trafen unser Pferd zwei 
Kugeln am Hinterschenkel, wodurch jedoch die Bewegungs¬ 
fähigkeit nicht wesentlich beeinträchtigt wurde. Im Trab 
erreichten wir Saulcy, wo wir im Schloß frisch verbunden 
wurden; erst jetzt verspürte ich Schmerzen an meinem Arm. 
Nachts über verblieben wir dortselbst im Lazarett, am an- 



898 


dern Tage merkten wir, daß in der Nähe des Schlosses 
feindliche Artilleriegeschosse einfielen. Zunächst dachten 
wir, es seien Fehlgänger, da doch das Schloß mit der Rot¬ 
kreuzfahne versehen war. Bald aber mußten wir einsehen, 
daß es sich um ein absichtliches Beschießen des Schlosses 
handelte, denn von zirka I/^IO IJhr ab schlug eine Granate 
nach der andern im Schloß ein. Es wurde daher der Befehl 
gegeben, daß alles, was noch laufen konnte, möglichst rasch 
das Schloß verlassen sollte. Die Schwerverwundeten wurden 
in den Keller gebracht. Von zirka 160 Verwundeten konnten 
sich, wie mir nachträglich mitgeteilt wurde, nur zirka 100 
retten. Ich selbst konnte nur noch meinen Säbel an mich 
nehmen und vom Hochparterre aus in den Hof springen. 
Unten angelangt erhielt ich durch den Luftdruck einer 
krepierenden Granate einen heftigen Druck auf den Kopf, 
dessen Folgen ich heute noch verspüre. Es ging nun im 
Laufschritt längs einer Mauer nach Coinche. Von dort mit¬ 
tels Krankentransport nach Bertrimoutier und von da nach 
Lubine. Vorher waren wir noch in unser eigenes Infanterie¬ 
feuer gekommen, ohne Schaden zu nehmen. Nach 3 Tagen 
wurden wir per Ochsenwagen nach Saales transportiert, um 
von hier aus per Bahn über Straßburg nach München zu ge¬ 
langen. Unterwegs waren wir an den einzelnen Stationen 
von den Anwesenden in liebenswürdigster Weise gepflegt 
und verproviantiert worden. Dadurch wurde die lange 
Fahrt wesentlich abgekürzt und angenehm gestaltet. Vier 
Tage nachdem ich in München angelangt war, kam auch 
mein Koffer an, den ich seit Verlassen der Garnison nicht 
mehr zu Gesicht bekommen hatte. 

Not-Examen. 

An der Tierärztlichen Hochschule Hannover traten 
64 Kandidaten in das Not-Examen ein. Von diesen be¬ 
standen 55 die Prüfung, während 9 Kandidaten nicht l»e- 
standen bezw. zurücktraten. 

Verbot von Frühschlachtungen. 

Nach dem Kriegsausbruch sind übereilt Schlachtungen 
von noch nicht schlachtreifen Rindern trotz der reichlichen 
Versorgung Deutschlands mit Schlachtvieh, besonders mit 
Schweinen, vorgenommen worden. Zur Sicherstellung «1er 
künftigen Fleischversorgung und Erhaltung des Nachwuch¬ 
ses hat daher der Bundesrat angeordnet, daß S c h 1 a e h - 
t u n g e n vo n K ii 1 b e r n m i t, weniger als 75 K i 1 *>- 
g r a m m Ti e b e n d g e w i c h t und von w e i b I i c h e i» 
n o ch n i oh t 7 .1 a h r e alten Rindern für die Itancr 



899 


von drei Monaten, vom 11. September ab gerechnet, 
verboten sind. Das Verbot findet keine Anwendung 
auf Weidenutzvieh, auf vom Ausland eingeführtes Schlacht¬ 
vieh und auf Notschlachtungen. Ausnahmen können in 
Einzelfällen zugelassen werden. 


Fleischkonservenfabriken in Südwestafrika. 

Nach Mitteilung der „Kolonial-Zeitschrift“ sind im 
Verlaufe einer kurzen Zeit in Swakopmund, Karibib und 
Okahandja Fleischkonservenfabriken entstanden, die sämt¬ 
liche recht gut arbeiten. Auf diese Weise besteht die Mög¬ 
lichkeit, den Überschuß an Vieh, welchen unser Schutzge¬ 
biet auf weist, in nutzbringender Weise zu verwerten und 
die Farmer werden in absehbarer Zeit mit besseren Vieh¬ 
preisen rechnen können. Aufgabe des Mutterlandes muß 
sein, durch Bevorzugung der südwestafrikanischen Fleisch¬ 
konserven den jungen, verheißungsvollen Unternehmungen 
den Ausatz in der Heimat zu sichern. (Zeitsehr. f. Fleisch- 
u. Milchhygiene, Heft 23, 1914.) 

Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 5. September 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 8 Regierungsbezirken 
(Oberbayern, Niederbayern, Pfalz, Oberpfalz, Oberfranken, 

Bekanntmachung 

Landesansschuß der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. 

Betreff Kriegsfürsorge. 

Laut telegraphischer und schriftlicher Mitteilung sind Tier¬ 
ärzte erforderlich für den Schlachthofdienst in Lübeck (Meldung mit 
Gehaltsansprüchen an die Verwaltung des öffentlichen Schlachthofes 
in Lübeck); und Montabaur, Ueg.-Bezirk Wiesbaden (l)r. Schirmer, 
Kreistierarzt, Gelutzausen, Hessen-Nassau); ferner ein Tierarzt für 
den Schlachthof Mannheim (kann sofort eintreten oder bei Garth- 
Mannheim sich melden); und für den allgemeinen tierärztlichen 
Dienst in Immenstadt, Bezirksamt Sonthofen, sowie in Weilburg 
(Meldung an Veteriniirrat Kreistierarzt Emmerich in Weilburg). 

Wünsche und Anträge in Sachen Kriegsfürsorge bitte ich 
unmittelbar an mich übermitteln zu wollen. 

Wo 1 f r a tsh auso n , den 15. September 1914. 

Br. Schmitt. 

Ab 1. November ist bei mir die 

ständige 

Assistenten-, bezw. bezahlte Praktikantenstelle 

zu besetzen. Offerten an den Kgl. Bezirkstierarzt HanSler, 
Schwabach. 






900 


Mittelfranken, Unterfranken, Schwaben) (davon 1 neu), 
37 Distriktsverwaltungsbezirken (davon 11 neu) und 80 
Gemeinden (davon 32 neu) : 502 Gehöfte (davon 231 
neu). __ 

Personalien. 

Ernennung: Der praktische Tierarzt Auer-Plattling wurde 
zum Kgl. Bezirkstierarzt in Kelheim ernannt. 

Approbationen: In Gießen approbiert die Herren: Ernst Adler- 
Neustrelitz, Heinrich Arcular i us-Schotten, Ferdinand Beyde- 
m ü 11 e r-Frankfurt a. M.. Hugo Bossler-Queckborn, Peter Braun- 
Brigden, Ludwig Burgauer-München, Franz Burchhardt-Worms, 
Johann Baptist Coumont-Neundorf, Heinrich Di11 mann-Gadern¬ 
heim, Haus Eli rle- Kötzting, Wilhelm Frey-Urach. Hermann Frank- 
Ludwigsburg, Albert G a d o w - Frankfurt a. M., Nikolaus H^agel- 
Messenfeld, Johann Hay-Biebelnheim, Gustav Höfels-Viersen, 
Georg Köppelen-Rodern, Anton König-Dresden, Wenzislaus 
Lap i s-Wongrowitz, Franz Lei er-Oberhausen, Robert Marloff- 
Melbach, Eduard Mas er-Schaafheim, Otto Meiski-ülrichstein. 
Theodor Mo 11 - Darmstadt, Louis Müller-Linden, Johann Baptist 
Neef-Mainz, Walter Saalfelder-Vogelsberg, Gottfried Sch mäling- 
Gütersloh, Guido Schott-Bretton, Bernhard VerbücheIn-Borg- 
liees, Gustav Wenz-Haßloch. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser: Bacillol-Patronen nach Dr. Jtiterbock 

ver- 

Neu! ^ esserte 

mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jüterbock. 

Alleinige Fabrikanten: 

Bacillolwerke Hamburg. 


Druck von I. Gottesw inte r, München. — Kommissionsverlag: M. Kiegersche 
UaiversitiUsbuchhftiulluDg, München. Odeonsplau 2 






(früher: Tierärztliches Wochenblatt and Wocaeasclirilt für Tierheilkunde and Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär- 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Kopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land- 
gestiitsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des liandesansschnsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 29. September 1914. Nr. 39. 


Inhalt: Originalartikel. Kreutzer: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — 
Referate. Gerstner: Zur Behandlung des Tragsackvorfalles. Herffurth: Über 
Behandlung der Herzschwäche bei Kolikerkrankungen durch Einverleibung physio¬ 
logischer Kochsalzlösung. Reinhardt: Erfahrungen bei der Behandlung der 
Sterilität der weiblichen Rinder. Reclus: Jodtinktur als Antiseptikum. Mutschen- 
bacher: Stillung parenchymatöser Blutungen mit Koagulen Kocher-Fonio. Ham¬ 
mer: Das neue Wundpulver, Scobitost (ScobiB tosta cribrata). Ihlder: Ein ein¬ 
facher Verband bei langer andauernden Eiterungen. — Tierzucht und Tier¬ 
haltung. Schweiuefiitterungsversueh zum Vergleich von unerhitzter und er¬ 
hitzter Magermilch und mit Trockenhefe bei Ferkeln. Schlachtvieh- und Fleisch¬ 
beschau im Deutschen Reiche. — Verschiedenes. Angliederung der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule München an die Universität München. Audienz. Auf dem 
Felde der Ehre gefallen *. Verwundungen und Verletzungen von Kollegen im Felde. 
Verbot vorzeitiger Viehschlachtungen. Vertretungen. — Bücherschau. — 
Personalien. 


Karze Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Dr. Kreutzer in Murnau. 

1. Ein Fall von Heilung einer beginnen¬ 
den Leberzirrhose mit Chinarsanil. 

Bei einem Pferde einer hiesigen Brauerei zeigten sich 
die Symptome beginnender Leberzirrhose. Alle Mittel 
(Futterwechsel, Sal. Carol. factit., subkutane Injektionen 
von 10 %igem Jodipin) blieben wirkungslos. Der Zustand 
des Patienten wurde immer bedenklicher. Auf Drängen des 
Jlesitzers, der von der Schlachtung des wertvollen Tieres 
nichts wissen wollte, machte ich einen letzten Versuch mit 
Chinarsanil. Ich injizierte 20 ccm Chinarsanil. War es nun 
ein Zufall oder bewährte sich das Mittel, diese Frage lasse 
ich offen. Jedenfalls trat bei obigem Patienten eine so 
rasche und gründliche Besserung ein, die mich selbst außer- 







902 


ordentlich überraschte. Ich bedauere, in hiesiger Gegend die 
Leberzirrhose sehr selten zur Behandlung zu bekommen. — 
Es wäre wohl angezeigt, Chinarsanil wenigstens versuchs¬ 
weise bei der so häufig tödlichen Pferdeerkrankung auf 
seinen Wert oder Unwert zu prüfen. — 

2. Periodische Augenentzündung. 

Die Behandlung der periodischen Augenentzündung 
ist bisher eine ziemlich bescheidene. Bekanntlich bildet die 
wichtigste Erscheinung der periodischen Augenentzündung 
das Exsudat in der vorderen Augenkammer. Ich schließe 
daraus, daß der Humor aquaeus bei den augenkranken Pfer¬ 
den nicht widerstandsfähig genug ist, was vielleicht auf 
Vererbung zurückgeführt werden kann. Es ist daher logisch, 
diese Schwäche durch Zufuhr von Organpräparaten zu be¬ 
heben. Die Organotherapie hat in den letzten Jahren einen 
gewaltigen Aufschwung genommen. Durch bereitwilliges 
Entgegenkommen der Berliner Fabrik für organtherapeu¬ 
tische Präparate von Dr. Freund und Dr. Redlich 
war es mir möglich, neue Versuche durchzuführen. Das 
angewandte Heilmittel ist Humor aquaeus von Augen ge¬ 
sunder älterer Pferde und wird dem Patienten täglich ein- 
bis zweimal ins Auge geträufelt. Der Erfolg war nicht 
ganz befriedigend. Ich kombinierte daher zur Erhöhung 
der Resorptionsfähigkeit das Organpräparat mit einigen 
Tropfen einer Atropin- bezw. Scopolaminlösung und glaube 
damit ein recht brauchbares Mittel gegen die periodische 
Augenentzündung gefunden zu haben. Auch prophylaktisch 
angewandt — alle 8 Tage einige Kubikzentimeter ins Auge 
geträufelt — konnte die Wiederkehr der Anfälle hintange¬ 
halten werden. 

3. Ein Fall von Conval larin -Vergiftung 
bei einem Pferde. 

Ein Pferd erkrankte plötzlich unter folgenden schweren 
Symptomen: Speicheln, unregelmäßiger, kaum fühlbarer 
Puls, Lähmung, psychische Depression, Nystagmus, Unruhe. 
Krämpfe. Es handelte sich hier offenbar um eine Vergif¬ 
tung; zunächst dachte ich an eine Digitalisvergiftung. Auf 
Anfrage berichtete der Besitzer, daß fragliches Pferd tags 
zuvor an einem Waldsaume dort befindliche Pflanzen fraß. 
Bei Augenscheinnahme des betreffenden Platzes fand ich 
zwar keine Fingerhutpflanzen, dagegen eine Anzahl teils 
abgebrochener, teils vollständig erhaltener Exemplare von 
l'olygonatum multifolium (vielblütige Weißw’urz). Nun war 



903 


die Diagnose gesichert. Es handelte sich also um eine Con- 
vallarin-Vergiftung. Die Behandlung war rein symptoma¬ 
tisch: Tannin, Kampherinjektionen, Milch. Das Pferd er¬ 
holte sich zwar langsam, aber nicht vollständig; es magerte 
zusehends ab, war schließlich außer Stande, aus eigener 
Kraft aufzustehen und wurde deshalb getötet. 

4. Ein interessanter Fall von Gebärparese 

bei einer Kuh. 

Eine Kuh, die bei zwei aufeinander folgenden Ge¬ 
burten zirka 48 Stunden nach dem Abkalben an Gebär¬ 
parese erkrankte, erkrankte auch in diesem Jahre wieder 
an dem Leiden. Bisher gelang es, durch eine einmalige Luft¬ 
infusion die Krankheit zu beheben. Dies schien auch dies¬ 
mal der Fall zu sein.. Nach der ersten Luftbehandlung er¬ 
holte sich das Tier rasch, wie bei den früheren Fällen. 
Kaum einige Stunden nach der Genesung trat ein Pro¬ 
lapsus vaginae ein, der wieder zurückgebracht wurde. 16 
Stunden später wiederholten sich die Symptome der Gebär¬ 
parese, die, nach der bekannten Methode behandelt, baldigst 
wieder verschwanden. Doch zeigten sich Erscheinungen 
einer beginnenden Metritis, auch drängte das Tier sehr 
stark. Die Behandlung wurde in der üblichen Weise durch¬ 
geführt, worauf Besserung einzutreten schien. Zirka 20 
Stunden nach der letzten Luftinfusiop erkrankte die Kuh 
neuerdings schwer: hohes Fieber (41,4° C.), kleiner Puls, 
heftiges Atmen, große Hinfälligkeit und übelriechender 
Ausfluß aus der Scheide waren die Hauptsymptome. Es ent¬ 
stand nun die Frage, ob es sich um ein Rezidiv von Gebär¬ 
parese oder um Metritis handle. Der Besitzer bekam 
Angst und wollte das Tier schlachten, ehe es verende. 
Gleichwohl machte ich nochmals einen Versuch mit meiner 
Luftpumpe; die Kuh genas und blieb gesund. 

5. Behandlung der Splenitis acuta hyper- 

a e m i c a. 

Prof. Dr. Ü b e 1 e - Stuttgart schreibt in seinem 
„Handlexikon der tierärztlichen Praxis“, daß durch Chini- 
num hydrochloricum Milz- und Lyinphdrüsenschwellungen 
erheblich reduziert werden. In hiesiger Gegend kommt nun 
eine Krankheit bei Kälbern vor, die im Volksmunde als 
„Gemilzt“ bezeichnet wird. In Wirklichkeit handelt es sich 
um eine Splenitis acuta hyperaemica, verursacht durch 
Druck, Stoß oder Quetschung von außen her. Die Krank- 



904 


heit äußert sich wie folgt: Sehr hohes Fieber, vollständige 
Appetitlosigkeit, Stöhnen, besonders auf Druck in die 
Nabelgegend, große Hinfälligkeit. Das Leiden setzt sehr 
rasch ein und endet in den allermeisten Fällen innerhalb 
24 Stunden tödlich. 

Ich habe nun versucht, Chinin bei diesem Zu¬ 
stande therapeutisch zu verwerten. Der Erfolg war, daß 
etwa 55 % der erkrankten Kälber wieder genasen. Voraus¬ 
setzung ist allerdings, daß die Anwendung des Chinins in 
den ersten Stunden der Erkrankung erfolgt. In Anwendung 
kam stets das folgende Rezept: 

Chinin, hydrochlor. 15,0 
Spirit, vini 30,0 

Aq. cinnamomi 450,0. 

M. D. S. Alle 1—2 Stunden dem Kalbe den 4. Teil 

zu geben. 

6. Über Anwendung von Fibrolysin-Suppo- 
sitorien bei einem Hunde. 

Das Schoßhündchen einer Dame litt schwer unter 
Harnröhrenstrikturen. Ich beabsichtigte nun das Leiden 
mittels Fibrolysin-Injektionen zu behandeln. Dies gab je¬ 
doch die Besitzerin nicht zu, da das Einstechen mit der 
Nadel ihrem Liebling Schmerzen verursache. Nun wollte 
ich doch auf das wirksame Medikament Fibrolysin nicht 
verzichten und gab deshalb dasselbe in Form von Stuhl¬ 
zäpfchen, hergestellt von der Firma E. Merck - Darmstadt 
unter dem Namen: Fibrolysin-Suppositorien nach Dr. F. 
Mendel- Essen. Jedes Zäpfchen enthält 0,3 g Fibrolysin. 
Alle drei Tage kam nach einem Reinigungsklystier ein 
Zäpfchen zur Anwendung. Schon nach dem fünften Zäpf¬ 
chen ließen die Beschwerden beim Urinieren nennenswert 
nach. Allmählich verschwanden sie fast vollständig. Die 
Behandlung wurde 4 Wochen lang fortgesetzt; wegen Ab¬ 
reise der Besitzerin wurde sie abgebrochen. Laut brief¬ 
lichem Bericht der letzteren ist das Tierchen nunmehr bei 
gutem Wohlbefinden. 

7. Über Anwendung von „U z a r a“. 

In Nr. 40 der „Medizin. Wochenschrift“, 1912, ver¬ 
öffentlicht Otto Hirz einen interessanten Aufsatz: 
„Therapeutische Erfahrungen über Uzara“. Uzara, ein aus 
einer afrikanischen Droge hergestelltes, alkaloidfreies Arz¬ 
neimittel. ist, so schreibt II i r z, ein Heilmittel, das wegen 
der Vielseitigkeit seiner Wirkungen und seiner spezifischen 



905 


ätiotropen wie organotropen Eigenschaften wohl verdient, 
ein Allgemeingut der medizinischen Welt zu werden. Das 
Mittel hat hervorragende Eigenschaften als Antidiarrhoi- 
cum, als schmerzlinderndes Antispasmodicum; seine prompte 
Zuverlässigkeit ist erprobt: 1. bei Diarrhöen verschiedenen 
Grades und Ursprungs, 2. bei Magenschmerzen und Darm¬ 
koliken, 3. bei dystnenorrhoischen Beschwerden, insbeson¬ 
dere durch Beeinflussung des Wehenschmerzes bei gravidem 
Uterus. 

Nach Kenntnis der Literatur war es mir Bedürfnis 
Uzara auch in der Tiermedizin zu versuchen. Ich benützte 
es hauptsächlich bei Kälbern, Hunden und Schweinen und 
zwar als Antidiarrhoicum. Die Uzara-Gesellschaft in Mel¬ 
sungen hatte die Güte, mir genügend Versuchsproben zur 
Verfügung zu stellen. Als Dosis wählte ich bei täglich drei¬ 
maliger Anwendung bei Kälbern 50—70 Tropfen, bei Hun¬ 
den 20—40 Tropfen, bei Saugschweinen bezw. Frischlingen 
10—20 Tropfen. In allen Fällen — es waren deren etwa 
30 — nahmen die Entleerungen rasch an Zahl ab, der Kot 
wurde normal und es trat nach 2—3 Tagen wieder Ge¬ 
nesung ein. Ich glaube auf Grund meiner Versuche die 
(nebenbei erwähnt) sehr bequeme Anwendung von Uzara 
in Tropfenform bei diarrhöischen Erkrankungen unserer 
kleinen Haustiere empfehlen zu können. 

8. Verschiedene Heilmittel. 

Bei der so häufigen Nabelentzündung der Kälber be¬ 
diene ich mich stets der neben der üblichen lokalen Behand¬ 
lung folgenden, von mir auch bei Splenitis empfohlenen 
Mixtur: 


Chinin, hydrochloric. 

15,0 

Spiritus vini 

30,0 

Tinct. Valerian. 

15,0 

Aqu. Cinnamomi 

400,0. 


M. D. S. Alle 6 Stunden den 4. Teil eingeben. 

Nach meinen Beobachtungen ist bei dieser Therapie 
die Mortalitätsziffer ganz bedeutend geringer als bei nur 
örtlicher Behandlung. 

Bei der so häufigen Indigestion des Rindes bewährt 
sich, wie ich in vielen Fällen beobachten konnte, folgende 
Rezeptur: 

Rp. Tartar, stibiat. 6—9,0 

Aqu. foenicul. 270,0 

Solve adde 



906 


Tinct. Valerian. 

Tinct. Veratri aa 15,0. 

M. D. S. Alle 2 Stunden den 3. Teil mit % warmem 

Kamillentee einschütten. 

Bei Nichterfolg war in der Regel ein unheilbarem 
Leiden (Peritonitis etc.) vorhanden. Bei richtiger Diagnose¬ 
stellung versagte das Medikament niemals; es kann also 
eventuell auch als diagnostisches Hilfsmittel verwendet 
werden. 

Außerdem habe ich bei der Indigestion des 
Rindes mit Erfolg auch die folgende Rezeptur ange¬ 
wandt : 

Rp. Baryi chlorat. 18,0 

Tinct. Veratr. 40,0 

Aqu. dest. 260,0. 

M. f. sol. D. S. Auf zweimal mit Leinsamenschleim zu 

geben. 

In neuerer Zeit versuchte ich diese Mittel behufs 
rascherer Wirkung subkutan und zwar: 

Rp. Baryi chlorat. 1,0 

Veratrin. pur. 0,05 

Aqu. dest. 9,0. 

M. f. sol. D. S. Zur subkutanen Injektion. 

Die Lösung ist bequem steril auf die Praxis mitzu¬ 
führen und wird auf zweimal innerhalb 10 Minuten sub¬ 
kutan injiziert. Bei den Versuchen zeigte sich, daß die Me¬ 
thode viel rascher zum Ziele führt, als die bisher übliche 
stomachale. 


Referate. 

Rudolf Gerstner, k. k. Bezirksobertierarzt in 
St. Johann (Salzburg): Zur Behandlung des Tragsackvor¬ 
falles. (Tierärztl. Zentralblatt, 1914, Nr. 24.) 

Wenn bei einem Vorfälle keine Verletzungen vor¬ 
handen sind, so will der Verfasser den Uterus nach der 
Reposition ohne Zwangsmittel in seiner natürlichen Lage 
erhalten. Das geschieht auf folgende Art: In den zuriick- 
gebraehten, bis vor kurzem noch durch das Gewicht des 
Kalbes, Fruchtwassers und der Eihäute belastet gewesenen 
Tragsack wird eine entsprechende große Quantität lau¬ 
warmen, sterilen Wassers ohne einen Zusatz irgend welchen 
Desinfektionsmittels infundiert. Dann wird das Tier aut 
einem künstlichen Bretterboden hinten höher gestellt. Die 



907 


Bretter müssen 3 Meter lang sein; die mittlere Unterlage 
soll 10 cm, die hintere 20 cm Durchmesser haben. Die so 
nach vorn abfallende schiefe Ebene ist mit einer Wasser¬ 
wage zu nivellieren (!). Der Höhenunterschied am hinteren 
Ende soll zur Horizontalen 6—7 cm betragen. Zwischen 
den Unterlagshölzern muß strohiger Dung eingestampft 
werden. Damit sich die Kuh auch entsprechend der Länge 
der Bretter nach legt, müssen die Seiten verplankt werden. 
Ir. diesem Standort bleibt die Kuh bis zur Heilung stehen. 


Stabsveterinär Herffurth: Uber Behandlung der 
Herzschwäche bei Kolikerkrankungen durch Einverleibung 
physiologischer Kochsalzlösung. (Tierärztl. Zentralblatt, 
1914, Nr. 24.) 

Der letale Ausgang einer großen Anzahl von Kolik¬ 
fällen ist nach H. auf die einsetzende Herzschwäche zurück¬ 
zuführen. Bei zwei schweren Kolikfällen, in deren Verlauf 
bereits eine sekundäre, von hohem Fieber und auffallender 
Herzschwäche begleitete Xfarmentzündung einsetzte, wirkte 
eine 0,6 %ige Kochsalzlösung lehensrettend. Jedes Pferd 
bekam l 1 ^ Liter 0,6 %ig. Kochsalzlösung, die durch viertel¬ 
stündiges Kochen sterilisiert und auf 40 0 C. abgekühlt 
wurde, subkutan injiziert. Ohler. 


Prof. Dr. Reinhardt -Rostock: Erfahrungen bei 
der Behandlung der Sterilität der weiblichen Rinder. (Mo¬ 
natsschrift f. prakt. Tierheilkunde, XXV. Bd., 11./12. Heft, 
1914.) 

Verf. weist zunächst darauf hin, daß die Sterilität 
durch verschiedene Ursachen veranlaßt sein kann und daß 
daher zur Bekämpfung eine den durch eingehende Unter¬ 
suchung festgestellten Veränderungen und Abweichungen 
angepaßte individualisierende Behandlung notwendig sei. 

Von inneren Mitteln gegen die Sterilität bespricht 
Verf. die Anwendung der Plastica, Excitantia und Aphro- 
disiaca hei Aussetzen der Brunst oder zu schwacher Brunst 
und nennt hier die zur Anwendung kommenden Kantha- 
riden bezw. deren Tinktur und das Yohimbin. Mit den 
ersteren hat er dann, wenn der Nichteintritt der Brunst 
durch unrationelle Fütterung, phlegmatisches Temperament, 
Fettsucht bedingt war, Erfolg erzielt. 

Von den sedativen Mitteln hei zu häufiger und heftiger 
Brunst hat R. einigemale günstige Wirkungen bei An¬ 
wendung des Bromkaliums gesehen. 



908 


Beim Vorhandensein von Eierstockzysten in Fällen, 
bei welchen der Besitzer die Vornahme des Zerdrückens 
der Zysten nicht wünschte, ließ Verf. nach dem Vorschläge 
von B e r t s h y 01. terebinth. in Milch oder Schleim, jedoch 
regelmäßig ohne Erfolg, verabreichen. 

Beim Vorliegen eines Corpus luteum hypertrophieuni 
hat Verf. die Behandlung von Fra sch (siehe unten) in 
Anwendung gebracht, wenn die operative Behandlung nicht 
gewünscht "wurde; ebenso benützt er dieses Verfahren bei 
Endometritis chronica, catarrhalis oder purulenta. 

F rasch empfiehlt die Verabreichung von Balsamus 
copaivae et 01. terebinth. aa und zwar 2 Eßlöffel voll der 
Mischung in Schleim, Milch oder Hefelösung morgens 
nüchtern. Daneben können zur Entfernung des in der 
Scheide sich ansammelnden Uterussekretes Scheiden-Spii- 
lungen mit 2 %iger Therapogenlösung gemacht werden. 

Verf. teilt mit, daß F rasch diese Behandlung bei 
150 Tieren in Anwendung brachte und damit 90—95 % 
Heilungen erzielte. Bei den der Behandlung vorgängigen 
Untersuchungen der Tiere konstatierte F. Zysten und Cor¬ 
pora lutea resistentia, ferner mehr oder weniger starke 
Ausweitung der Uterushörner, Schwellung und Vergröße¬ 
rung der ganzen Portio vaginalis uteri, Hyperplasie der 
Zervikalschleimhaut, schleimigen oder eiterigen Ausfluß 
aus dem Muttermunde. Auf die Behandlung umrde der Aus¬ 
fluß zunächst reichlicher, ging aber dann zurück und hörte 
auf; die Uterushörner verkleinerten sich, die Zysten und 
Corpora lutea der Eierstöcke, sowie die Zervixhyperplasie 
bildeten sich zurück und die Endometritis kam — abge¬ 
sehen von einigen wenigen alten Fällen — zur Heilung; 
Milchertrag und Nährzustand hoben sich und nach durch¬ 
schnittlich 6 Wochen trat normale Brunst und Befruch¬ 
tung ein. 

Reinhardt hat bei einer größeren Anzahl Tiere, 
die an Endometritis chronica litten und fast regelmäßig 
Veränderungen an der Zervix und Eierstoekzysten oder 
Corpora lutea resistentia aufwiesen, das Mittel versucht 
und kann dessen günstige Wirkung bestätigen. Nachdem 
das Medikament 0—8 Tage gegeben worden, wurde fast 
in allen Fällen der Ausfluß reichlicher. In mehreren Fällen 
traten wehenartige Symptome auf, in deren Verlauf der 
abnorme Inhalt des Uterus stoßweise ausgepreßt wurde. 
Nach 14 Tage dauernder Behandlung wurde der Ausfluß 
spärlich, verschwand innerhalb 4—8 Wochen und es wurde 



909 


in sehr vielen Fällen Heilung, Wiedereintritt der Brunst, 
Konzeption erzielt. 

R. konnte hiebei Rückbildung und Verschwinden der 
Eierstockzysten, der Corpora lutea, sowie der Anomalien 
des Uterus und der Zervix feststellen; er empfiehlt das Ver¬ 
fahren nach F. in den Fällen, wo eine Behandlung an Ort 
und Stelle nicht möglich ist und wo infolge dessen zur 
inneren Medikation gegriffen werden muß. 

Bezüglich der Art der Wirkung der beiden Medika¬ 
mente glaubt B. zusammenfassend, daß diese die Entzün¬ 
dung und Exsudation hemmen, die Resorption steigern und 
die Lebenstätigkeit der Leukozyten fördern. 

Im weiteren kommt Verf. auf die lokalen und chirur¬ 
gisch - operativen Behandlungsmethoden der Sterilität zu 
sprechen. 

Was die von Grabensee u. A. gegen Akonzeption 
empfohlenen Spülungen der Scheide mit einer 0,5 %igen 
Lösung von Natrium bicarbonicum betrifft, so kann man 
dem Verf. nur beistimmen, wenn er sagt, daß diese nur dann 
von Wirkung seien, wenn es sich um Ansammlung von ab¬ 
normem Sekret im Scheidengrunde handle, welches die 
Lebensfähigkeit der Spermatozoen und ihre Wanderung 
gegen den Zervikalkanal beeinträchtige. Hier komme auch 
die saure Reaktion des Scheidenschleimes in Betracht, welche 
aber nach den Erfahrungen des Verf. äußerst selten ist. 
Das letztere hat R. durch eine Anzahl Untersuchungen 
festgestellt. Ich habe ebenfalls eine große Zahl hierauf be¬ 
zügliche Untersuchungen durch meine Assistenten anstellen 
lassen. Das Ergebnis derselben steht in voller Übereinstim¬ 
mung mit demjenigen von Reinhardt. 

Am häufigsten fand R., wie Heß, Zschokke, 
Albrechtsen etc., als Ursache der Sterilität Erkran¬ 
kungen des Uterus mit sehr oft gleichzeitig vorhandenen 
Veränderungen der Zervix, ferner Eierstockzysten oder ein 
Corpus luteum persistens hypertrophicum. 

Gegen diese Leiden kommen verschiedene Behand¬ 
lungsweisen zur Anwendung, so Zerdrücken der Eierstock¬ 
zysten, Enukleation des gelben Körpers vom Mastdarm aus. 

Verf. hat beide Methoden des öfteren und zwar im 
allgemeinen mit Erfolg angewandt, wenigstens soweit es 
sich um die Entfernung des Corpus luteum handelte. Mit 
dem Zerdrücken der Eierstockzysten hatte er in einigen 
Fällen Mißerfolg, zuweilen trotz mehrfacher Wiederholung. 

Verf. erwähnt, daß den beiden wertvollen und nütz¬ 
lichen Operationen doch Nachteile und Gefahren anhaften; 



910 


Einmal könne trotz lege artis ausgeführter Operation der 
Erfolg ausbleiben; ferner sei es in manchen Fällen unmög¬ 
lich, festzustellen, ob eine Zyste oder ein Ovarialabszeß vor¬ 
liege. Wenn das letztere der Fall, so veranlasse das Zer¬ 
drücken der Abszeßwand eine Peritonitis. Verf. führt 
einen solchen Fall an, der tödlich verlief; auch Zerreißung 
des Mastdarmes und Abreißen des Eierstackes seien vorge¬ 
kommen, welch letzteres — abgesehen vom Verluste des 
Organs — heftige Blutungen, selbst Verblutungen im Ge¬ 
folge hatte; endlich können Fälle vorliegen, bei welchen 
dem Eierstocke überhaupt nicht beizukommen sei, z. B. bei 
starker Ausdehnung des Tragsackes infolge starker An¬ 
füllung mit abnormem Inhalt und tiefer Lagerung des Trag¬ 
sackes in der Bauchhöhle. 

Verf. versuchte nun auch die Methode von Al- 
brechtsen, welcher das Vorhandensein einer Metritis 
catarrhalis oder purulenta mit oder ohne gleichzeitige Ver¬ 
änderung der Cervix uteri oder an den Ovarien als die weit¬ 
aus häufigste Ursache der Sterilität bezeichnet. 

R. erwähnt hiebei, daß nach Albrechtsen die 
Ovarialleiden als Ursache der Sterilität in den Hintergrund 
zu treten haben; in erster Linie kommen in Betracht Er¬ 
krankungen des Uterus und der Zervix. Albrechtsen 
bezeichne Gebärmuttererkrankungen als das primäre und 
Erkrankungen des Eierstockes, von einem pathologischen 
Zustande des Tragsackes ausgehend, alä das sekundäre 
Leiden. Verf. schließt sich der Ansicht. Albrechtsen'? 
an. Er geht nun auf die Behandlungsmethode von A 1 - 
brechtsen ein, die bekanntlich in Folgendem bestellt: 
Zurückziehen der Zervix mittels einer Hakenzange, Ein¬ 
legen eines Scheidenspanners, Einführen eines mit Rück¬ 
fluß-Öffnung versehenen Metallkatheters durch den Zervikal¬ 
kanal, Spülungen mit Sodalösung oder verdünntem Spiritus 
unter Entfernung des abnormen Inhaltes des Tragsackes, 
dann Einspritzung von Jodjodkaliumlösung, Behandlung der 
verdickten geschwollenen Zervixschleimhaut durch Ab- 
wischen mit verdünntem Spiritus und Bestreichen mit Lu- 
gol’scher Lösung etc. 

Verf. erwähnt, daß er Fälle von Sterilität beobachtete, 
bei welchen er keine Abnormitäten des Genitaltraktus finden 
konnte. Er vermochte bei vielen derartigen Fällen durch 
(‘ine einmalige Anwendung der Methode von Albrechtsen 
Heilung zu erzielen und glaubt, daß es sich in solchen Fällen 
um eine latent verlaufende Endometritis handelte, deren 
Symptome so geringfügiger Natur waren, daß sie mittels 



911 


der diagnostischen Hilfsmittel klinisch nicht konstatiert 
werden konnten. 

Die eingehende Arbeit Reinhard t’a schließt mit 
der Bemerkung, daß die Erfolge, welche er mit der Be¬ 
handlung der Sterilität nach Albrechtsen hatte, sehr 
gute waren. In vielen Fällen trat bei Fluor albus der ge¬ 
wünschte Erfolg schon nach einer einmaligen Behandlung 
ein; in schweren, insbesönders älteren Fällen sei eine zwei- 
bis dreimalige Wiederholung erforderlich. 

R. ist der Überzeugung, daß die Methode bei der Be¬ 
handlung der Sterilität der Rinder von den praktischen 
Tierärzten mehr als bisher angewandt zu werden verdiene. 


Reel us: Jodtinktur als Antiseptikum. (Fortschritte 
der Medizin, Nr. 29, 1914.) 

R e c 1 u s ist der Ansicht, daß die gewöhnliche zehn- 
prozentige .Todtinktur als Antiseptikum zu stark sei und 
die Haut zu sehr angreife. Er empfiehlt eine Tinktur mit 
1 Teil Jod auf 15 Teile Alkohol herzustellen. Frische Wun¬ 
den bepinselt er mit dieser Tinktur vor Anlage der Naht; 
wenn die Wunde offen bleibt, so soll sie täglich ein- bis 
zweimal bepinselt werden. Bei Phlegmonen inzidiert R. 
mit dem Thermokauter und stopft die Inzisionswunde mit 
Watte, welche mit Jodtinktur getränkt worden, aus. 


Th. v. Mutschenbacher: Stillung parenchyma¬ 
töser Blutungen mit Koagulen Kocher-Fonio. (Münch. Med. 
Wochenschrift, Nr. 34, 1914.) 

M. wendet das Mittel in 5- und 10 %iger und in kon¬ 
zentrierterer Wasserlösung an den blutenden Stellen lokal 
an, indem er es auf die blutende Stelle spritzt oder auf diese 
einen in der Lösung eingeweichten Tampon auf drückt. — 
Farenchymatöse Blutungen kommen bei dieser Behandlung 
in etwa 20—30 Sek. zum Stehen; auch blutende Venen von 
Heftnadelstärke werden in einigen Minuten thrombosiert. 
Das Koagulin eignet sich nach M. besonders auch zur Blut¬ 
stillung in Körperhöhlen und in nach Operationen ent¬ 
standenen toten Höhlen. 


Dr. Hammer- Stuttgart: Das neue Wundpulver 
Scobitosi (Scobis tosta cribrata). (Ibidem.) 

Scobitost, geröstetes Sägmehl, dürfte nach dem Verf. 
in der Kriegschirurgie eine große Bedeutung erlangen. 
Für größere mit starker Zertrümmerung der Gewebe ver- 



912 


bundene Wunden ist ein Verbandmittel erforderlich, das 
die Infektion und Jaucbung bintanhält. Diesem Bedürfnis 
entspricht Scobitost; sie vereinigt die stark aufsaugen- 
den Eigenschaften des Sägmehls mit den antiseptischen der 
Kohle. Das Pulver ist außerordentlich leicht, massig und 
hält deshalb die Wunden für den Sekretionsabfluß offen. 
Er regelt in äußerst gründlicher Weise den Feuchtigkeits¬ 
grad der Wunde, indem es nicht zu abschließenden Krusten, 
unter welchen sich leicht weiter schreitende Eiterung ent¬ 
wickelt, eintrocknet, sondern es leitet die Sekrete in den 
Verband; außerdem ist es sehr billig; es wird einfach mit 
dem Löffel eingefüllt und etwas in die Wundspalten einge¬ 
drückt, worauf Anlage des Verbandes erfolgt. Für schon 
infizierte Wunden empfiehlt sich die Beimengung von 10- 
prozentigem Jodoform. Der Verband ist dann täglich ein- 
bis zweimal zu erneuern. 


Dr. 1 h 1 d e r - Bozen: Ein einfacher Verband bei län¬ 
ger andauernden Eiterungen. (Münch. Med. Wochen sehr., 
Nr. 35, 1914.) 

Verf. hat zur Behandlung länger andauernder Eite¬ 
rungen ein Verbandmaterial, wie folgt, hergestellt: 

Hemdentuch, in mehrfache Lagen zusammengelegt, 
wird mit Walrat, welches in einer Pfanne geschmolzen 
worden, übergossen. Die heiße Masse dringt durch die 
Lagen des Tuches auf einen untergelegten Teller, fettet 
dieselben ein und desinfiziert sie gleichzeitig. Eine Lage 
wird dann abgenommen und ein Stück in der Größe, daß 
es die eiternde Stelle nach allen Seiten um 1 cm über¬ 
ragt, auf diese gelegt, nachdem sie mit Verbandwatte ge¬ 
reinigt worden. Die Befestigung geschieht mit einer ein- 
oder mehrköpfigen Binde, event. mit Heftpflasterstreifen. 
Je nach dem Grade der Eiterung wird der Verband zvei- 
oder mehrstündlich erneuert. 

Verf. hat früher zur Herstellung solchen Verband¬ 
materials auch Paraffin, Talg und Unschlitt benützt; da die 
letzteren Materialien auch im Kriege leicht erhältlich sind, 
kann man sich nach seiner Ansicht auch mittels dieser Stoffe 
ein indifferentes Verbandmaterial hersteilen, welches nahezu 
einen Trockenverband bildet und sich durch Sauberkeit 
auszeichnet. A. 



913 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Schweinefütterungsversuch zum Vergleich von unerhitzter 
und erhitzter Magermilch und mit Trockenhefe bei Ferkeln. 

Prof. Dr. K1 e i n - Prockau berichtet in Nr. 14 des 
„Milchwirtschaftl. Zentralblattes“ über diesen Versuch und 
entnehme ich dem Berichte auszugsweise das Folgende: 

Zum Zwecke der Seuchenbekämpfung ist die Erhitzung 
der Magermilch für alle Sammelmolkereien vorgeschrieben. 
Von mehreren Seiten neigt man sich der Ansicht zu, die 
Milch werde durch Erhitzen schwerer verdaulich, es habe 
dies besonders für die Ernährung der Kinder Bedeutung; 
in geringerem Maße soll es auch für den Verbrauch als 
Nahrungsmittel bei Erwachsenen Geltung haben. Bei Füt¬ 
terungsversuchen mit Tieren ist ein solcher Unterschied 
noch nicht hervorgetreten. Verf. ist jedoch der Ansicht, 
daß die diesbezüglichen Versuche noch nicht zahlreich ge¬ 
nug seien, um diese Frage als endgültig entschieden zu er¬ 
achten. Durch einen von ihm mit Ferkeln angestellten 
Fütterungsversuch trat er dem Gegenstände näher. Auch 
die Beurteilung der Trockenhefe als Futtermittel für 
Schweine erheischt nach Kl. noch einer weiteren Prüfung. 
Verf. hielt insbesondere für angezeigt, zu prüfen, wie sich 
die Hefe im Vergleich zu süßer Magermilch bei Tieren im 
Ferkelalter verhalten würde und ob sie, wenn die erstere 
ohne Anstand aufgenommen, ebenso günstig auf die körper¬ 
liche Entwicklung wirken würde, wie Magermilch. 

Kl. stellte nun mit 14 sieben Wochen alten Ferkeln 
(je zur Hälfte kastrierte männliche und weibliche Tiere 
des deutschen Edelschweines) Fütterungsversuche an. Die 
Ferkel wurden in 3 Gruppen — Gruppe I aus 4 und die 
Gruppen II und III aus je 5 Tieren bestehend — abgeteilt. 
Von den kastrierten und den weiblichen Ferkeln fiel im 
Durchschnitt pro Kopf das gleiche Lebendgewicht. Ver¬ 
füttert wurden außer Magermilch, w r elche bei Gruppe III 
zum Teil durch Trockenhefe ersetzt wurde, in den ersten 
4 Wochen Kartoffelflocken, in den weiteren 8 Wochen der 
Versuchsdauer noch Gerstenschleim. Gruppe I erhielt un¬ 
erhitzte, Gruppe II erhitzte Milch, Gruppe III zugleich 
neben unerhitzter Milch Trockenhefe. Der Nährstoffgehalt 
der von Woche zu Woche geänderten täglichen Rationen 
wurde für die 3 Gruppen möglichst gleich bemessen. 

Aus dem Versuche mit Gruppe I u. II (Verabreichung 
von erhitzter bezw. unerhitzter Milch) ergab sich nun kein 



914 


Unterschied in der Wirkung zwischen erhitzter und 
unerhitzter Magermilch. Bei dem Versuch III (Prüfung 
des Wertes der Trockenhefe für die Ferkelaufzucht im Ver¬ 
gleiche mit Magermilch) konstatierte der Verf., daß die 
Ferkel, welche eine Zufuhr von Trockenhefe an Stelle eines 
Teiles der Magermilch erhielten, gegenüber denjenigen, 
welche Magermilch bekamen, in der Entwicklung zurück¬ 
blieben. 

Bei der Kostenberechnung für das Kilo erzeugten 
Lebendgewichtes fiel dieselbe zugunsten der Magermilch, 
also zu ungunsten der Trockenhefefütterung aus. Die 
Magermilch berechnete Verf. zu 3 Pfg. pro Liter. 


Schlachtvieh- und Fleischbeschau im Deutschen Reiche. 

Nach der Zusammenstellung des Kaiserl. Statistischen 
Amtes im 2. Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen 
Reiches wurden im 1. Vierteljahre 1914 der Schlachtvieh- 
und Fleischbeschau unterzogen: 



im 1. 

Vierteljahr 


1914 

1913 

Pferde und andere Einhufer . . 

40 326 

48 280 

Ochsen. 

125 342 

125 524 

Bullen. 

122 642 

110 942 

Kühe. 

396 461 

419 079 

Jungrinder über 3 Monate alt . 

185 765 

199 137 

Kälber unter 3 Monate alt . . 

963 027 

1 039 717 

Schweine. 

4 841 224 

4 349 243 

Schafe . 

404 811 

451 696 

Ziegen .. 

152 494 

131 149 

Hunde. 

2 490 

2 517. 
A. 


Verschiedenes. 

Angliederung der Tierärztlichen Hochschule München 
an die Universität München. 

Schon verschiedene Male wurde in dieser „Wochen¬ 
schrift “ die überaus erfreuliche Tatsache berichtet, in 
welch’ hohem Maße der tierärztliche Stand und die Tier¬ 
ärztliche Hoch sch ule München seit vielen Jahren sieh der 
Gnade Seiner Königlichen Hoheit des damaligen Kron¬ 
prinzen und nun Seiner Majestät des Königs zu erfreuen 










915 


hatte und wie sehr die Tierärzte und die Hochschule Seiner 
Majestät zu Dank verpflichtet sind. 

Seine Majestät haben nun auch den lang gehegten 
Wunsch der Tierärztlichen Hochschule, an die Universität 
München angeschlossen zu werden, erfüllt. 

Dieser neue Gnadenakt wird uns Tierärzten ein dop¬ 
pelter Ansporn zu regem, wissenschaftlichem Streben und 
treuer Pflichterfüllung zum Wohle der Landwirtschaft und 
zum Gemeinwohle sein! 

Der Dank der Tierärzte und die Verehrung für unsern 
erhabenen Herrscher wird für alle Zeit unauslöschlich 
bleiben! 


A 1 1erhöchs t e Verfügung: 

Seine Majestät der König hat angeordnet wie folgt: 

1. Die Tierärztliche Hochschule München wird vom 
1. Oktober 1914 an als selbständige Staatsanstalt aufge¬ 
hoben und der Ludwig Maximilians - Universität München 
als tierärztliche Fakultät angegliedert. 

2. Die an der Tierärztlichen Hochschule bestehende 
Lehrschmiede wird vom gleichen Tage ab von der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule abgetrennt und unter dem Namen „Kgl. 
Hufbeschlagschule München“ als selbständige 
Staatsanstalt der K. Regierung, Kammer des Innern, von 
Oberbayern unterstellt. 

3. Die bisherigen ordentlichen Professoren an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule: Geheimer Hof rat Dr. Michael 
A1 b r e ch t, Geh. Hofrat Dr. Erwin Voit, Dr. Joseph 
B r a n d 1, Dr. Bruno Hofer, Dr. Karl Giesen- 
h a g e n, Dr. Anton Stoß, Dr. Joseph Mayr und 
Dr. Franz Schmitt werden vom 1. Oktober 1914 ab 
ohne Änderung ihrer Lehraufträge zu ordentlichen Pro¬ 
fessoren in der tierärztlichen Fakultät der Universität 
München in etatsmäßiger Weise ernannt- 

4. Der mit dem Titel und Rang eines ordentlichen Pro¬ 
fessors bekleidete außerordentliche Professor an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule Hofrat Dr. Gustav von Vaerst 
wird vom gleichen Tag ab ohne Änderung seines Lehr-Auf¬ 
trages zum außerordentlichen Professor in der tierärztlichen 
Fakultät der Universität München in etatsmäßiger Weise 
ernannt und ihm Titel und Rang eines ordentlichen Uni¬ 
versitätsprofessors verliehen. 

5. Der außerordentliche Professor an der Tierärztlichen 
Hochschule Dr. E r w i n M o s e r wird vom gleichen Tag ab 
zum außerordentlichen Professor für Hufkrankheiten, 



916 


Theorie des Hufbeschlags und der Beschirrungslehre in 
der tierärztlichen Fakultät der Universität München in 
etatsmäßiger Weise ernannt. 

6. Es wird genehmigt, daß der Privatdozent an der 
Tierärztlichen Hochschule Dr. med. vet. Max Müller als 
Privatdozent für Pathologie und Fleischhygiene in die tier¬ 
ärztliche Fakultät der Universität München aufgenommen 
werde. 

7. Das durch K. Verordnung vom 12. Juni 1910 der 
Tierärztlichen Hochschule gewährte R e ch t zur Verleihung 
der Würde eines Doktors und Ehrendoktors 
der veterinär-medizinischen Wissenschaften — Doctor me- 
dicinae veterinariae — geht auf die tierärztliche Fakultät 
der Universität München über. 

8. In allen übrigen Beziehungen hat das K. Staats¬ 
ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegen¬ 
heiten das Weitere hinsichtlich der Angliederung der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule an die Universität München zu ver¬ 
fügen. 


Audienz. 

Seine Majestät der König haben am 23. September 
eine Deputation der Tierärztlichen Hochschule, bestehend 
aus dem Rektor V o i t und den Professoren Albreeht 
und Hofer, empfangen und den von der Deputation im 
Kamen des Lehrkörpers dargebrachten Dank für die An¬ 
gliederung der Hochschule an die Universität huldvollst 
entgegenzunehmen geruht. 


Auf dem Felde der Ehre gefallen: 

Veterinär Dr. Gerstner aus Mainz. 


Verwundungen und Verletzungen von Kollegen im Felde. 

Verwundet wurden: Oberveterinär Dr. Kranich 
(Schrapnellschuß in die Hand), Unterveterinär Dr. Beh¬ 
rens (Schrapnellschuß in den Oberschenkel), Oberveteri¬ 
när der Landwehr Heinrich Feldmann, Stabsvete¬ 
rinär Rudolf Bronold (schwer verletzt) im 2. bayer. 
Artillerie-Regiment, Stabsveterinär Karl Schmidt vom 
prcuß.Ulancn-Regiment Nr. 6, Stabsveterinär Otto Läufle 
im 1). Feld-Art.-Regt. 

Verletzt wurden durch Sturz vom Pferde: Obervete¬ 
rinär Dr. Buchal (Armbruch), Unterveterinär Dr. Drahn 
(Armbruch), Oberveterinär Dr. Rieken (schwere Schädel- 
Verletzung). 



917 


Geheimrat Professor Dr. Schütz hatte am 15. Sep¬ 
tember den 75. Geburtstag. 

Geheimrat Dr. Nevermann ist aus dem Felde, 
wo er an einer Anzahl von Gefechten teilnahm, zur Tätig¬ 
keit im preußischen Kriegs- und Landwirtschaftsministe- 
riura zurückberufen worden. 

Geheimrat Professor Dr. S c h m a 11 z ist als Haupt¬ 
mann und Führer der 6. Kompagnie des Reserve-Regiments 
Nr. 201 ins Feld abgezogen. 

Prof. Dr. Frosch von der Tierärztl. Hochschule 
Perlin wurde zum Militärdienst einberufen, desgleichen 
Prof. Dr. Scheunert von der Tierärztl. Hochschule 
Dresden; letzterer als Chef einer Batterie. 


Verbot vorzeitiger Viehschlachtungen. 

Nr. 37 und 38 der Wochenschrift brachten bereits 
Mitteilungen über behördliche Verfügungen, betreffend vor¬ 
zeitige Schlachtungen von Kälbern unter 75 Kilo Lebend¬ 
gewicht und Rindern im Alter von weniger als 7 Jahren. 
Nachstehend folgen die diesbezüglichen Verfügungen des 
bayerischen Staatsministeriums des Innern im Zusammen¬ 
hänge mit den Ausnahmsbestimmungen im Wortlaute: 

K. Staatsministerium des Innern. 
Ausführungsbestimmungen zur Bekanntmachung des 
Bundesrats vom 1. September 1914, betreffend Verbot des 
vorzeitigen Schlachtens von Vieh (RGBl. S. 405). 

1 . 

Verboten ist für die Dauer von drei Monaten, d. i. bis 
zum 19. Dezember 1914, die Schlachtung 

a) von Kälbern, die weniger als 75 Kilogramm Lebend¬ 
gewicht haben, 

b) von weiblichen, noch nicht 7 Jahre alten Rin¬ 
dern (Jungrindern, Kalbinnen und Kühen), 

c) von Schweinen, die weniger als 60 Kilogramm 
Lebendgewicht haben (BB. § 4 Abs. 2). 

2 . 

Für die Berechnung des Lebendgewichts (Ziff. la u. c) 
ist das Gewicht zugrunde zu legen, welches das Tier bei der 
Einlieferung in den Schlacht- und Viehhof oder unmittel¬ 
bar vor der Schlachtung hat. Hierbei ist zu beachten, daß 
beim Versand von Tieren Gewichtsverluste eintreten, die 



918 


bei nüchtern versandten Tieren geringer sind als bei stark 
angefütterten. 

3. 

Ausnahmen von dem Verbote (Ziff. 1) können, ab¬ 
gesehen von den in § 3 der Bundesratsbekanntmachung vor¬ 
gesehenen Fällen zugelassen werden, wenn in Einzelfällen 
hei Vorliegen eines dringenden wirtschaftlichen Bedürf¬ 
nisses 

a) der Besitzer von Tieren (Ziff. la u. c) glaubhaft naeh- 
weist, daß er wegen Raummangels nicht in der Lage 
ist, das Tier so lange zu behalten, bis es das vorge- 
scbriebene Mindestlebendgewicht erreicht hat, und 
wenn er ferner den Nachweis erbracht hat, daß es 
ihm trotz aller Versuche nicht mögich war, das Tier 
in einem anderen Betrieb zur weiteren Haltung unter¬ 
zubringen ; 

Handelt es sich hierbei um Kälber, so findet unter 
allen Umständen die Vorschrift der Ministerial-Ent¬ 
schließung vom 29. August 1914 Nr. 410 a/82 An¬ 
wendung. 

b) das Muttertier bei der Geburt zugrunde geht oder 
nach der Geburt verendet oder so erkrankt, daß es 
seine Nachzucht nicht ernähren kann; 

c) das Tier an einer übertragbaren Krankheit leidet, die 
eine baldige Abschlachtung .angezeigt erscheinen läßt; 

d) der Besitzer wegen nachgewiesenen Futtermangels 
oder infolge elementarer Ereignisse nicht in der Lage 
ist, das Tier länger zu halten; 

e) der Besitzer sich in einer wirtschaftlichen Notlage be¬ 
findet und sich die zum Lebensunterhalt und zur Auf¬ 
rechterhaltung seines Betriebs notwendige Einnahme 
sonst nicht verschaffen kann. 

4. 

Zuständige Behörde im Sinne der §§ 2 u. 3 der Bundes¬ 
ratsbekanntmachung ist die Distriktsverwaltungs¬ 
behörde. 

5. 

Die vorstehenden Ausführungs bestimmun gen treten 
am 19. September 1914 in Kraft. 

München, 17. September 1914. 

Dr. Frlir. von Soden-Fra unhofen. 

Angefügt sei noch das Folgende: 

Um gering bemittelten Landwirten, die durch «Lis 
Schlachtverbot trotz der Ausnahmebewilligungen besonders 



919 


schwer getroffen würden, nach Möglichkeit Erleichterung 
zu schaffen, hat das Staatsministerium des Innern die Tier¬ 
zuchtverbände und landwirtschaftlichen Bezirksvereine, 
Weidegenossenschaften, Dar'lehenskassenvereine etc., die 
über Stallungen verfügen, angewiesen, solchen Landwirten 
die zur Aufzucht geeigneten Kälber abzukaufen und auf 
ihren Weidehöfen sachgemäß aufzuziehen. Die für diesen 
Zweck nötigen Mittel werden den genannten Körperschaften 
vom Ministerium des Innern nach Maßgabe der verfügbaren 
Mittel in der Form gering verzinslicher Vorschüsse ge¬ 
währt werden. 

Ferner wurden die Zuchtverbände angewiesen, den 
Landwirten, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob sie Mit¬ 
glieder der Zuchtverbände sind, bei der Vermittlung von 
Zuchtkälbern an die Hand zu gehen, solche im Bedarfsfälle 
selbst anzukaufen und auf den Verbandsgütern aufzuziehen, 
um sie im nächsten Jahre wieder an die Landwirte abzu¬ 
geben. Durch die getroffenen Anordnungen wird es wohl 
gelingen, allenfalls beim Vollzug der Bundesratsverordnung 
sich ergebende Schwierigkeiten zu beseitigen. 

Vertretungen. 

Vertreter gesucht für eine Amtstierarztensstelle 
und eine Schlachthoftierarztensstelle. Anfragen an Herrn 
Veterinärrat Departementstierarzt Dr. Lothes in Köln. 


Bttcherschan. 

Lehrbuch der Fleisdihygiene mit besonderer Berücksichtigung der 
Schlachtvieh- und Fleischbeschau. Für Studierende der Veterinär¬ 
medizin. Tierärzte, Ärzte und Verwaltungsbeamte. Von Geheimen 
Medizinalrat Dr. phil. Richard Edelmann, Vortragender Rat für 
Veterinärsachen (Landestierarzt) im Kgl. Ministerium des Innern, 
ordentlicher Honorarprofessor an der Tierärztlichen Hochschule in 
Dresden. 3. umgearbeitete Auflage. Mit 4 Farbentafeln und 
221 Textabbildungen. Verlag von G. Fischer in Jena. Preis bro¬ 
schiert 13 Mk. gebunden 14 Mk. 

Der Inhalt der vorliegenden 3. Auflage des Lehrbuches der 
Fleischhygiene von Edelmann zerfällt in folgende 12 Kapitel: 
1. Herkunft und Gewinnung der Fleischnahrung, 2. Morphologie und 
Chemie der wichtigsten Gewebe und Organe der Schlachttiere, 3. Ver¬ 
arbeitung, Zubereitung und Konservierung des Fleisches; 4. Gesetz¬ 
liche Grundlagen zur Durchführung von Maßnahmen auf dem Ge¬ 
biete der Fleischhygiene, 5. Organisation und Ausführung der Schlacht¬ 
vieh- und Fleischbeschau, 6. Entscheidungen der Fleischbeschau und 
Behandlung des beschlagnahmten Fleisches, 7. Abnorme Zustände 
und Krankheiten der Schlachttiere, 8. Postmortale Veränderungen 
des Fleisches, 9. Untersuchung und Beurteilung von zubereitetem 
und konserviertem Fleisches, sowie von Geflügel, Wildpret, Fischen, 



920 


Amphibien, Krusten- und Weichtieren, 10. Fleischvergiftungen, 11. Ge¬ 
schichte der Fleischhygiene und 12. Schlacht- und Viehhöfe. 

ln der neuen Auflage haben fast alle Kapitel eine gründliche 
Umarbeitung erfahren. Bei den Abschnitten über Untersuchung und 
Beurteilung von zubereitetem und konserviertem Fleische, sowie des 
nicht von Schlachttieren stammenden Fleisches (Wildpret, Fische usw.) 
fand eine vollständige Neubearbeitung statt. Desgleichen sind die 
Kapitel Invasionskrankheiten, Tuberkulose, Milzbrand, Blutvergif¬ 
tungen, Schweineseuche, Schweinepest, postmortale Veränderungen 
des Fleisches und Fleischvergiftungen beim Menschen, gründlich neu 
bearbeitet worden. Die Zahl der vorzüglichen Textabbildungen ist 
um 20 vermehrt worden. Der Gesamtzahl der Textabbildungen 
wurden zahlreiche farbige Figuren eingefügt. 

Das klassische seit Jahren insjEnglische übersetzte Buch, welches 
demnächst in die ungarische Sprache übersetzt werden wird, be¬ 
handelt die für die Gesundheit des Einzelnen und des Gesaintwohls 
so überaus wichtige Fleischhygiene in so eingehender, allen Erfah¬ 
rungen und Forschungsergebnissen Rechnung tragender und dabei 
leicht verständlicher, jegliche überflüssige Ausweitungen vermei¬ 
dender Weise, daß es für Studierende als vorzügliches Unterrichts¬ 
buch und als ein ebensolches Nachschlagebuch für Tierärzte, Arzte 
und Verwaltungsbeamte bezeichnet werden muß; der am Schlüsse 
der Vorrede vom Verf. geäußerte Wunsch, das Werk möchte in der 
Studierstube und in der Praxis reiche Früchte tragen, zum Nutzen 
der Allgemeinheit und zur weiteren Förderung der Fleischhygiene, 
wird in Erfüllung gehen. A. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser : Bacillol-Patronen nach Dr. Jtiterbock 

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mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jtiterbock. 

Alleinige Fabrikanten: 

Bacillolwerke Hamburg. 


Druck vod J. tiottoHw inte r, München. — Kommissionsverlag. M. R1eger e che 
UniveraitiUsbuchhandlung, München, Odeonxplau V 







(frftüer: Tierärztlicbes Wochenblatt nnä Wochenschrift Ihr Tierheilhnnäe and Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär- 
polizeilichen Anstalt. Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Kopitsch, Regierungs- und Veteriuärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Öberregierungsrat Prols, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesausscliusses der tierärzt¬ 
lichen Kreis vereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 6. Oktober 1914. Nr. 40. 


Inhalt: Ori gi n al arti kel. Wolf: Einiges zum Referate Flüssen? über Hufmessungen 
und Bewegung am Tragrande im volaren Teile der Tracbtenwand regelmäßig ge¬ 
formter, gesunder Hufe, die mit normalen Hufeisen beschlagen sind. — Günther: 
Vergiftung durch Vogelwickensamen. Scheidt: Aktinomykose bei zwei Kühen. — 
Referate. Kuntschik: Über Str> r chotin. Lukas: Das Vorkommen von Tetanus¬ 
keimen in den Exkrementen des Pferdes. Keller: Über das Dialysierverfahren 
nach Abderhalden zur Diagnose der Trächtigkeit mit Berücksichtigung seiner 
praktischen Bedeutung. Titze und Lindner: Das Vorkommen von Tuberkelbazillen 
in deu nicht tuberkulösen Atmungswegen des Rindes mit dem Nebenbefunde 
von Kapseldiplokokken. Netschert: Studien über den Wert und die Wirkung der 
Tinctura Veratri auf die Tätigkeit des Wiederkäuermagens. — Tierzucht und 
Tierhaltung. Über den Einfluß längerer Aufbewahrung und Lagerung von 
Wiesen- und Kleeheu auf deren Zusammensetzung und Verdaulichheit. Der 
Hengst ..Festino“ eingegangen. — Verschiedenes. Angliedcrung der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule München an die Universität München. Verlustliste. Hinden- 
burg. ,,Sammelt Gold für die Reichshank!“ Futtermittelvorrat. Verbot vor¬ 
zeitiger Schlachtungen. Universität Gießen. Semesterbeginn. — Personalien. 


Einiges zum Referate Flnssers über Hnfmessnngen 
und Bewegung am Tragrande im volaren Teile der 
Trachtenwand regelmäßig geformter, gesunder Hnfe, 
die mit normalen Hnfeisen beschlagen sind. 

Von Dr. A. V. Wolf, k. k. Obertierarzt bei der k. k. Statthalterei 

in Wien.*) 

In diesem Referate, das in der heurigen Nummer 7 
der „Tierärztlichen Rundschau“ enthalten ist, beklagt es 
Fl u s s e r, daß ich in meiner Dissertation die Maße vom 
Hornschuhe und Hufe nicht beachtet habe. Diese Maße, 
welche in Verhältniszahlen ausgedrückt werden, haben 


*) Eingesandt im Mai 1914. 






922 


weder praktischen noch theoretischen Wert, da ihnen eine 
wissenschaftliche Grundlage überhaupt fehlt. 

In welcher Weise diese Verhältniszahlen konstruiert 
worden sind, wurde bis heute von niemandem, selbst von 
jenen nicht, die sie gerne in’s Treffen führten, begründet. 

Es wurde eben nach solchen Verhältniszahlen gesucht, 
um eine Schablone zu besitzen. Solche empirische Metho¬ 
den in der Huf künde, welche Flusser an der Wiener 
Schule studierte, an der sie noch heute, womöglich noch in¬ 
tensiver gelehrt werden, lassen einwandsfreie Schlüsse nicht 
zu. Sie sind e.ben nicht auf den elementaren wissenschaft¬ 
lichen Begriffen aufgebaut. 

So bietet auch das von Flusser zitierte Maß „das 
Verhältnis des Tragrandumfanges zum Kronenrandumfange 
einen recht greifbaren Beweis für das Gesagte, über meinen 
auf wissenschaftlicher Basis experimentell bekräftigten Satz 
— „die beiden Hornröhrehen der Hornwand eines soge¬ 
nannten Achsenschnittes würden sich bei ihrer Verlänge¬ 
rung über den Kronenrand in einem Punkte treffen, der 
von der Tragrandfläche in ziemlich großer Entfernuug 
liegt“ — sagt Flusser, daß er nur als Irrtum gelten 
mag. Denn nur bei einiger Betrachtung des schief abge¬ 
stutzten Hufkegels geht hervor, daß der Treff- oder Scheitel¬ 
punkt über die vierfache Trachtenhöhe nicht hinausgehen 
kann, da der Tragrandumfang zu dem Umfange des Kronen¬ 
randes sich wie 3: 2 verhält, die Steigung der Wand daher 
gegeben ist“. 

Durch ein einfaches Experiment kann jedermann sieh 
überzeugen, daß das Verhältnis des Tragrandumfanges zum 
Kronenrandumfange durchaus nicht maßgebend für die Be¬ 
stimmung der Entfernung der Spitze von der Bodenfläche 
sein kann. Man nehme einen zylindrischen Holzstab, zum 
Beispiele einen zylindrischen Bleistift; dessen Querschnitte 
an den beiden Enden zeigen kreisförmig abgegrenzte 
Flächen. 

Vorausschicken muß ich einige elementare Begriffe 
aus der Geometrie. Als Mantelfläche eines Zylinders be¬ 
zeichnet man dessen gebogene Seitenfläche. Diese ist aus 
parallel aneinander gereihten Linien zusammengesetzt. Diese 
Linien nennt man Leitstrahlen. Die Mantelfläche ist nach 
oben und unten von den Bodenflächen abgegrenzt. Die Ver¬ 
bindungsgerade der geometrischen Mittelpunkte beider 
Bodenflächen bezeichnet man als Achse. Die Achse bei dem 
Zylinder ist zu den Leitstrahlen parallel gerichtet. 



923 


Bei dem Bleistifte, der als Experiment dienen soll, 
wäre die Miene als Achse anzusehen. Steht die Achse auf 
den Bodenflächen senkrecht, dann sind die Bodenflächen 
am Bleistifte kreisförmig abgegrenzt. Wird nun ein solcher 
Bleistift derart durchschnitten, daß die Miene zur Schnitt¬ 
fläche geneigt ist, dann ist sie elliptisch abgegrenzt. Der 
kleinste Durchmesser dieser Ellipse — Querdurchmesser 
genannt — ist gleich dem Durchmesser der kreisförmigen 
Bodenfläche. Der Längendurchmesser der Ellipse wird je¬ 
doch um so größer sein, je schräger die Schnittfläche zur 
Bleistiftmiene geführt wird. 

Es ist bekannt, daß die Länge der Durchmesser eines 
Kreises oder einer Ellipse zum Umfange dieser in . einem 
geraden Verhältnisse stehen; d. h. je länger der Längen- 
und Querdurchmesser, um so größer der Umfang der Ellipse 
bezw. je länger der Durchmesser, um so größer der Umfang 
des Kreises. 

Man ist in der Lage am Bleistifte je nach der Schräg- 
fiihrung der Schnittfläche zur Miene einen verschieden 
langen Längendurchmesser bei gleich bleibendem Quer¬ 
durchmesser der Ellipsen zu erhalten. Hieraus ergibt sich, 
daß der Umfang der elliptischen Schnittfläche um so größer 
wird, je schräger die Schnittfläche zur Miene des Bleistiftes 
(Achse) geführt wurde. 

Dem Experimentierenden ist sonach die Möglichkeit 
gegeben ein Verhältnis des Umfanges der Bodenfläche zum 
Umfange der Schnittfläche am Bleistifte von 2: 3 herzu¬ 
stellen. 

Wer könnte nun behaupten, daß sich wegen dieses 
Umfangsverhältnisses die Lage der Leitstrahlen der Mantel¬ 
fläche zur Achse veränderten, oder wer könnte es beweisen, 
daß die Leitstrahlen bei ihrer Verlängerung über die obere 
Bodenfläche sich in einem Punkte treffen würden, der von 
der Schnittfläche nicht über die vierfache Länge des kür¬ 
zesten Leitstrahles entfernt ist ? 

Wenn man nun einen Huf betrachtet, findet man, daß 
die Tragrandfläche beiläufig die Abgrenzung einer nicht ge¬ 
schlossenen Ellipse hat und der Kronenrandumfang einem 
nicht geschossenen Kreise am nächsten kommt. Während 
die Tragrandfläche zur Hufachse mehr oder weniger ge¬ 
neigt ist, steht die Kronenrandfläche zur beiläufigen Huf¬ 
achse annähernd senkrecht. — Hier sind also analoge Ver¬ 
hältnisse gegeben, wie bei dem Bleistiftexperiment zwischen 
der Schnittfläche und den Bodenflächen. Auch am Hufe ist 
der Umfang der ellipsenartig begrenzten Tragrandfliiche 



924 


größer als der beiläufig kreisförmig gestaltete Kronenrand¬ 
umfang. 

Ich sprach von einer „beiläufigen Achse des Hufes“. 
In meiner früher genannten Abhandlung habe ich die Achse 
des Hufes auch so genannt. 

Wenn nach den Grundsätzen der Mittelpunktsbestim¬ 
mung an den geometrischen Gebilden der Ellipse bezw. an 
den Kreis der Mittelpunkt der Tragrandfläche bezw. der 
Kronenrandfläche zu suchen ist, dann wird man in der el¬ 
lipsenartigen Tragrandfläche und in der beiläufig kreis¬ 
förmig abgegrenzten Kronenrandfläche nur beiläufige Mittel¬ 
punkte erhalten. 

Wenn man demnach die Tragrandkurve von den bei¬ 
den Umbiegungsstellen in die Eckstreben in mehrere gleiche 
Teile teilt, und die diametralen Teilungspunkte verbindet, 
dann wird man wohl keinen einheitlichen Schnittpunkt aller 
Verbindungsgeraden erhalten. Die Schnittpunkte werden 
aber auch die Verbindungsgeraden metrisch nicht genau 
halbieren. Es wird sich zeigen, daß die Schnittpunkte auf 
ein ganz kleines Feld beschränkt bleiben. Der zentral ge¬ 
legene Punkt in diesem Felde wird die mittlere Fehlquelle 
bilden. Sie ist daher auf ein solches Minimum herabge¬ 
drückt, daß man wohl von einem beiläufigen Mittelpunkte 
der Tragrandfläche sprechen darf. 

Die gleichen Verhältnisse ergeben sich auf der Kronen¬ 
randfläche. Die Verbindungslinie der beiden beiläufigen 
Mittelpunkte der Tragrand- und der Kronenrandfläche bil¬ 
det die beiläufige Achse des Hufes. 

Hiemit ist der theoretische und experimentell wohl 
einwandsfrei durchführbare Beweis geführt, daß in streng 
wissenschaftlichem Sinne nur von einer beiläufigen Huf¬ 
achse die Rede sein kann. 

Aus diesem Grunde sei daher des Interesses halber 
hier der Wortlaut aus dem Referate Flusser’s zitiert: 
„Die Aussprüche — in der mehrfach genannten Dissertation 
angeführt —: Der Schnittpunkt (der größten Länge und 

Breite der Huffläche) gibt den sog. Mittelpunkt an,. 

bei dieser Bestimmung des Mittelpunktes werden sich immer 
Schwankungen ergeben, die aber durch Übung auf ein Mi¬ 
nimum hcrabgedrückt werden können.eine für alle Hxif- 

formen verwendbare Mittelpunktbestimmung und Tragrand¬ 
einstellung dürfte jene sein, nach welcher man die Trag¬ 
randkurve von der einen Eckwand bis zur anderen in 10 
gleiche Teile teilt und die diametralen Teilungspunkte mit 
Geraden verbindet. Der beiläufige Schnittpunkt dieser Ver- 




925 


bindungslinien stellt den Mittelpunkt dar — beweisen so 
recht die Unfähigkeit das zu beweisen, was nicht zu be¬ 
weisen ist: das Vorhandensein des Mittelpunktes.“ 

Sonderbar ist aber die Zumutung in diesem Referate, 
ich wisse ganz genau, daß die im Hufe einfallende Last auf 
die Winkelung und Deformation der Hornwand keinen* 
Einfluß nimmt! Dagegen muß ich doch ganz energisch 
Stellung nehmen! Nicht nur, daß ich in meiner mehrfach 
genannten Arbeit die experimentellen Untersuchungen über 
die kombinierten Bewegungen der Hornwand genau aua- 
fuhrte, habe ich solche Experimente an den Tierärztlichen 
Hochschulen in Wien und Dresden mit den von mir kon¬ 
struierten Apparaten vorgeführt. Wenn aber Flusse r 
sagt, daß seine Onychometrie eine Mechanik des Tragrandes 
nicht anerkennen kann, so möge er dies experimentell nach- 
weisen und wissenschaftlich erhärten. Diesfalls würde ich 
gewiß zu den Ersten gehören, die sich überzeugen lassen. 

Schließlich sei noch angeführt, daß ich über den Wert 
und die Nachteile der anderen Maße am Hufe, sowie über 
die Lehren der empirischen Hufkunde überhaupt — wie sie 
leider noch gelehrt werden — mich später ausführlich 
äußern werde. 


Vergütung durch Vogelwickensamen. 

Von Distriktstierarzt Günther in Arnstorf. 

Begünstigt durch die feuchte Witterung wucherte vor 
zwei Jahren in den Kornäckern die Vogelwicke in ganz be¬ 
sonderer Üppigkeit. Ein Einödbauer trieurte Korn und 
schüttete den Abfall (2—3 Zentner), bestehend zumeist aüs 
Viciasamen, in ein Wasserloch auf der anstoßenden Hof¬ 
wiese. Am nächsten Tage nahmen dort zwei der täglich dort 
weidenden Kühe von den bereits gequollenen Wicken' große 
Mengen (zirka 20—30 Pfund pro Kopf) auf. Die eine Kuh 
erkrankte bereits am gleichen Abend und verendete bis 
nächsten früh 8 Uhr, die andere erkrankte während der 
Nacht und kam in schwerkrankem Zustande morgens 9 Uhr 
zur Untersuchung. 

Befund: Das Tier kann sich kaum mehr erheben, 
hält sich zitternd mühsam auf den gespreizten Füßen, Blick 
stier, Zähneknirschen, Speichelfluß, Herzschlag matt, Tem¬ 
peratur 38,6; mit dem dünnbreiigen grünen Kote werden 
zahlreiche unverdaute Viciasamen entleert. Mittags 2 Uhr 
mußte das Tier geschlachtet werden. Innere pathologische 



926 


Veränderungen fanden sieh nicht vor. Magen und Gedärme 
enthielten große Mengen unverdauter Vogelwicken. Den 
gleichen Befund ergab die Sektion der verendeten Kuh. 

Die K. Agrikulturbotanische Anstalt, der ein Quantum 
der Samen zur Untersuchung übersandt wurde, stellte im 
allgemeinen die Unverdächtigkeit derselben fest, ließ je¬ 
doch die Frage offen, ob es sich nicht um Blausäurevergif¬ 
tung handelte. (Blausäure als Abspaltungsprodukt des in 
vielleicht besonders großer Menge in den Wicken enthal¬ 
tenen Bittermandelöls.) 

Das Wasser in dem fraglichen Loche war rein, cs war 
Quellwasser, von welchem die Weidetiere täglich zu sich 
nahmen. 


Aktinomykose bei zwei Kühen. 

Von Distriktstierarzt Scheidt in Hermersberg. 

1. Eine Kuh zeigte schlechte Freßlust, Geifern, Spei¬ 
chelfluß und Verdauungsstörungen. Da im vorigen Jahre¬ 
in dem Stalle, in welchem die Kuh stand, die Maul- und 
Klauenseuche stark geherrscht hatte, die Kuh aber erst 
später zugekauft wurde, war äußerste Vorsicht geboten. 
Es wurden zwar keine Blasen gefunden, wohl aber Ero¬ 
sionen rechts und links an der Maulspalte. Einige der stark 
verhornten Papillen waren sogar zugrunde gegangen. Durch 
Waschen mit Essig und Verabreichung von Salzsäure und 
Tinct. Veratr. besserte sich der Zustand, um nach zirka 
6 Wochen sich wieder zu verschlimmern. Das Tier war 
außerdem noch so störrisch, daß es bei den Untersuchungen 
jedesmal von 4—5 Mann gehalten werden mußte. Die Fre߬ 
lust lag nun vollkommen darnieder, auch Getränk wurde 
vielfach verschmäht, so daß der Besitzer gezwungen war. 
die Kuh zu veräußern. Ich konnte nun in Erfahrung 
bringen, daß am Kehlkopf eine fast faustgroße, steinharte 
Geschwulst vorhanden war; vermutlich handelte cs sich um 
eine Aktinomykose. Durch die Schluckboschwerden und 
die Versuche zu fressen, wurde die Maulschleimhaut immer 
stärker gereizt, teilweise auch durch die Zähne verletzt, 
oder aber, es sind von der Geschwulst aus neue Infektions¬ 
herde gebildet worden, die an der Oberfläche abszedierten. 

2. Eine Kuh zeigte Schluckbeschwerden während dos 
Treufressens, später auch beim Saufen. Dann stellten sieh 
auch während des Fahrens Atembeschwerden ein, die Kuh 
riß das Maul auf und blieb stehen, obwohl sie vorher eine 



927 


ausgezeichnete Fahrkuh war. Bei meiner ersten Unter¬ 
suchung konnte ich nichts Positives feststellen, nur die Be¬ 
schwerden beim Fressen konnte ich beobachten; zirka vier 
Wochen später bildete sich jedoch unter dem linken Auge 
eine Erhabenheit, die sich ganz allmählich vergrößerte. 
Gleichzeitig konnte nun auch die Wahrnehmung gemacht 
werden, daß das Tier nicht mehr durch das linke Nasenloch 
atmen konnte. Es wurde nun die Diagnose auf eine Neu¬ 
bildung in der Nase, vermutlich Aktinomykose, gestellt, 
was dann auch durch die Schlachtung bestätigt wurde. 


Referate. 

Fritz Kuntschi ck, Bezirkstierarzt in Staab: Über 
Strychotin. (österr. Wochenschrift f. Tierheilkunde, 15)14, 
Nr. 33.) 

Unter dem Namen Vergotinine wurde von Frankreich 
aus ein aus Veratrin, Ergotin und Strychnin in Glyzerin 
gelöstes Präparat in den Handel gebracht, das gegen 
Dämpfigkeit, chronische Bronchitis etc. Verwendung fand. 
Das von der Firma Krewel & Comp, in Köln a. Rli. 
unter dem Namen Strychotin in den Handel gebrachte 
Präparat ist mit ersterem identisch. 

Nach den Erfahrungen des Verfassers, die sich aller¬ 
dings nur auf zwei Fälle erstrecken, kann Strychotin mit 
gutem Erfolg gegen veraltete Bronchialerkrankungen an¬ 
gewandt werden, während es bei Behandlung des Emphy¬ 
sems versagte. 


Dr. J ö h. Lukas: Das Vorkommen von Tetanus¬ 
keimen in den Exkrementen des Pferdes. (Inaugural-Disser- 
tation, Jena 1914.) 

Verfasser konnte feststellen, daß die schon längst be¬ 
stehenden Vermutungen und teilweise bewiesenen Angaben 
auf Richtigkeit beruhen, daß nämlich die Pferdeexkremente 
den Tetanuserreger fast immer beherbergen. 

Zu den Untersuchungen kam fast ausschließlich die 
Züchtung auf flüssigen Nährböden in Betracht. Die festen 
Nährböden eignen sich weniger gut, da sie in hoher Schicht 
durch die Gase zerrissen werden. Untersucht wurden 21 
Kotproben von 17 Pferden. Die Resultate waren folgende: 

Der Tetanuserreger ist in den Exkrementen fast eines 
jeden Pferdes enthalten. (Bei 16 von 17 untersuchten Pfer¬ 
den = 94 %.) 



928 


Es erklärt sich somit, daß Acker- und gedüngte Erde 
stark tetanushaltig sind im Gegensatz zu ungedüngten Erd¬ 
sorten. 

Zum Nachweis der Tetanusbazillen sind für praktische 
Zwecke die komplizierten Verfahren mit anaeroben Kul¬ 
turen entbehrlich. 

Der Tetanuserreger gedeiht auch gut aerob bei Gegen¬ 
wart von reduzierenden Stoffen und in Mischkulturen. 

Ohler. 


Prof. Dr. Keller: über das Dialysierverfahren nach 
Abderhalden zur Diagnose der Trächtigkeit mit Berück¬ 
sichtigung seiner praktischen Bedeutung. (Wiener Tier¬ 
ärztliche Wochenschrift, Heft 9, 1914.) 

Verfasser bespricht zunächst die wissenschaftliche 
Grundlage, auf welche die Abderhalden’sche Methode zur 
Festsetzung der Gravidität fußt, beschreibt dann nach Hin¬ 
weis auf die wenig benützte optische Methode zur Trächtig¬ 
keitsdiagnose die Technik der hiezu am häufigsten ausge¬ 
führten Dialysiermethode in ihren Einzelheiten und behan¬ 
delt hiebei besonders die Umstände, welchen sorgfältigste 
Beachtung gezollt werden muß, wenn aus den Unter¬ 
suchungsresultaten ein sicheresUrteil abgegeben werden soll. 

Nachdem im weiteren die Ergebnisse des Abderhalden¬ 
sehen Verfahrens in der Humangynäkologie und auch zur 
Diagnose bei gewissen Krankheitszuständen (Tumoren, Kon¬ 
stitutions- und Infektionskrankheiten etc.) gestreift worden, 
kommt Keller auf die Versuche, welche von Richter 
und Schwarz mittels des Dialysierverfahrens bei Rin¬ 
dern angestellt worden, zu sprechen. Richter und 
Schwarz beobachteten bei 4—8 Monate tragenden, mit¬ 
tels des Dialysierverfahrens untersuchten Kühen ausnahms¬ 
los deutliche positive Reaktionen. Die sechswöchentliche 
Trächtigkeit war mit dem Verfahren nur in 50 % der Fälle, 
die vierwöchentliche in keinem Falle nachzuweisen. Im 
letzten Trächtigkeitsmonate waren die Reaktionsergebnisse 
mitunter undeutlich. In der Zeit bis zur vierten Woche 
post partum wurde noch positiver Ausfall der Probe er¬ 
zielt. Richter und Schwarz erklären: „Aus einem 
positiven Ergebnis der Reaktion kann man nur mit großer 
Wahrscheinlichkeit schließen, daß das betreffende Tier im 
Zustande der Gravidität oder im Puerperium stehe. Das 
Dialysierverfahren allein gestattet demnach nicht die Stel¬ 
lung der Diagnose „Gravidität oder Nichtgravidität“. Ver¬ 
fasser weist weiter auf eine große Reihe Fehlresultate, 



929 


welche Bohne hei von ihm am Kieler Schlachthof ausge¬ 
führten Experimenten nach Abderhalden hatte. Von 12 
trächtigen Kühen lieferten bei den von B e h n e ausge 
führten Proben nur 6 positiven Ausfall; hei 4 Kühen, die 
im zweiten Trächtigkeitsmonate standen, waren die Resul¬ 
tate negativ; bei 6 weiteren Kühen fiel die Probe teils nur 
schwach positiv, teils zweifelhaft aus; von 9 nichtträchtigen 
Rindern erhielt B e h n e nur fünfmal negative Resultate. 

Auf Grund der mitgeteilten Beobachtungen und der 
Resultate eigener Untersuchungen verneint Keller die 
Frage, oh das Dialysierverfahren in seiner 
derzeitigen Form für die tierärztliche 
Praxis von B e-d eutung und ob es die bis¬ 
herigen einfachen physikalischen Unter¬ 
au ch u n g s m e t h o d e n zur Diagnose der Träch¬ 
tigkeit und besonderer Funktions zustände 
bezw. krankhafter Zustände de.s Genitales 
überlegen sei. 

Verf. begründet dieses sein Urteil und, wie wir bei¬ 
fügen möchten, in jeder Richtung stichhaltig, wie folgt: 

Er betont in erster Linie die schwierige Technik des 
Dialysierverfahrens, zu dessen Ausführung ein entsprechend 
ausgestattetes Laboratorium erforderlich sei; im speziellen 
weist Verf. darauf hin, daß die Dialysierhülse ein unverlä߬ 
liches Hilfsmittel sei, welches ständige Prüfungen und Kon¬ 
trollen erfordere, damit Fehlresultate möglichst vermieden 
werden. Für die einwandsfreie Probeanstellung unerlä߬ 
liche Bedingungen können vielfach überhaupt nicht erfüllt 
werden; so sei manchmal nicht möglich, von dem zu unter¬ 
suchenden Tiere hämoglobinfreies Serum zu bekommen, 
andernfalls sei ein Versuchsresultat mit Serum eines kach- 
ektischen oder einen großen Eiterherd beherbergenden 
Tieres schon von vornherein als zweifelhaft zu erachten, 
so z. B. wenn es sich darum handle, Pyometra von Gravi¬ 
dität zu unterscheiden; auch gelte ein 24 Stunden altes 
Serum nicht mehr als vollkommen einwandsfrei, wodurch 
die Anwendbarkeit der Methode beschränkt bleibe, weil ein 
solch kurzer Zeitraum bei Einsendung des Serums aus der 
Praxis zum Laboratorium oft überschritten werden müsse. 

Verf. reflektiert dann auf die erwähnten Versuche 
von Richter und Schwarz, welche besagen, daß die 
Probe bei vierwöchentlichem Bestände ’ der Trächtigkeit 
nicht einmal positiv und bei zweimonatlicher Tragezeit nur 
in 50 % der Fälle positiv ausfiel. Erst bei viermonatlicher 
Gravidität ergaben die Untersuchungen ein sicheres Re- 



930 


sultat, also erst zu einer Zeit, zu welcher die Trächtigkeit 
durch rektale Untersuchung leicht und sicher festgestellt 
Werden könne. (Geübte vermögen die Gravidität schon nach 
zweimonatlichem Bestände mittels manueller Rektal-Unter- 
suchung zu konstatieren.) 

Nun sei auch zu würdigen, daß der positive Ausfall 
der Ninhydrinreaktion nur das Vorhandensein einer mit 
dem mütterlichen Organismus in Verbindung stehenden. 
Plazenta, aber nicht die Anwesenheit eines Fötus beweise, 
was doch bei der Trächtigkeitsdiagnose die Hauptsache sei. 

In Betracht komme auch der Umstand, daß eine künst¬ 
liche Einverleibung von Plazentareiweiß auf parenteralem 
Wege ebenso die Bildung von Abwehrfermenten hervor- 
rufen könne, wie die normale Gravidität, eine Tatsache, die 
in betrügerischer Absicht in der Weise einer Verwertung 
zugänglich wäre, daß Tieren Plazentareiweiß einverleiht 
werden würde. . 

Im weiteren sei zu erwägen, daß sich die Abwelir- 
fermente auch noch eine Zeit nach der Geburt im Blute 
vorfinden, nach Richter und Schwarz noch etwa vier 
Wochen nach der Geburt. Damit sei die Sicherheit der Ab- 
derhalden’schen Methode weiter eingeengt und dargetan, 
daß auch solche Tiere die Graviditätsreaktion geben können, 
die kurz vor Ausführung der Untersuchung abortiert haben. 

Was das Dialysierverfahren bei kleinen Tieren anbe¬ 
trifft, so äußert Verf. am Schlüsse seiner Ausführungen die 
Ansicht, daß gewiß bei Kleintieren die Frühdiagnose sicherer 
im Reagensglase zu stellen wäre, als durch äußere Betastung. 
Leider sei aber die Gewinnung der für die Reaktion 
notwendigen Blutmenge gerade bei kleinen Zwerghunden 
schwierig. Gewöhnlich gelinge dies nur nach Bioslegung 
der Jugularis. Nun handle es sich aber um Patienten und 
nicht um Versuchstiere und es existieren in der Regel Um¬ 
stände, die einen solchen Eingriff nicht gestatten. 

Titze und Lindner: Das Vorkommen von Tu¬ 
berkelbazillen in den nicht tuberkulösen Atmungswegen des 
Rindes mit dem Nebenbefunde von Kapseldiplokokken. 

(Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte, referiert in 
Nr. 16, 1914, des Zentralblattes für Bakteriologie etc.) 

Die Verf. erklären, daß die Entnahme von Lungen¬ 
schleim nach S c h a r r und O p a 1 k a zur bakteriologischen 
Fesstcllung der offenen Lungentuberkulose nicht als völlig 
harmloser Eingriff bezeichnet werden könne. 



931 


Aus dem Nachweise von vereinzelten Tuberkelbazillen 
dürfe an sich ohne Mitberücksichtigung des klinischen Be¬ 
fundes nicht auf das Vorhandensein von offener Lungen¬ 
tuberkulose geschlossen werden. Es war dem Verf. ge¬ 
lungen in 45 Fällen 4 mal Tuberkelbazillen nachzuweisen, 
ohne daß tuberkulöse Veränderungen in den Lungen oder 
Atmungswegen festgestellt werden konnten. Das Schwer¬ 
gewicht der Diagnose ist nach dem Verf. vielmehr auf den 
gesamten klinischen Befund zu legen, wozu der bakterio¬ 
logische als allerdings notwendige Ergänzung hinzukommt. 
In den Atmungsorganen von 51 Rindern, die keine Krank¬ 
heitserscheinungen zeigten, wurden 15 mal Kapsel - Diplo¬ 
kokken gefunden. 

A. Netschert: Studien über den Wert und die 
Wirkung der Tinctura Veratri auf die Tätigkeit des Wieder¬ 
käuermagens. (Inaugural-Dissertation, Gießen.) 

Verf. stellte methodisch durchgeführte Versuche über 
die Wirkung der Tinctura Veratri auf die Tätigkeit des 
W r iederkäuermagens an und faßt das Ergebnis seiner 
Lntersuchungen in folgende Sätze zusammen: 

1. Die Tinctura Veratri übt keinen günstigen Einfluß 
auf die Pansentätigkeit aus. 

2. Die Wirkung der Tinktur auf den Wiederkäuer¬ 
magen ist nicht konstant. 

3. Die größte Empfindlichkeit gegen die Tinctura 
Veratri besitzt das Schaf. 

4. Der Einfluß des Medikaments auf die Pansenmotili- 
tät ist nicht nur generell, sondern auch individuell ver¬ 
schieden. 

5. Die Wirkung der Tinktur auf die motorische Tätig¬ 
keit der Wiederkäuermagen besteht entweder nur in einer 
Frequenzabnahme der Pansenkontraktionen oder in einer 
Frequenzabnahme mit nachfolgender Frequenzerhöhung, 
womit jedoch meistens eine Intensitätsabnahme der Pausen¬ 
bewegungen einhergeht, oder aber in einem Sinken der Be¬ 
wegungszahlen nach anfänglicher unbedeutender Steigerung 
derselben. 

6. Die pansenlähmende Wirkung ist vorherrschend und 
selbst in seltenen Fällen, in denen die Tinctura Veratri so¬ 
wohl Erniedrigung als Erhöhung der Bewegungszahlen be¬ 
wirkt., überwiegt der lähmende Effekt. 

7. Die Tinctura Veratri ist als Ruminatorium zu ver¬ 
werfen. A. 



932 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Über den Einfluß längerer Aufbewahrung und Lagerung 
von Wiesen- und Kleeheu auf deren Zusammensetzung und 

Verdaulichkeit. 

Dr. Wolff 1 ' sagte weiland: „Bei längerer Aufbe¬ 
wahrung des Futters unter Beobachtung aller erforder¬ 
lichen Vorsichtsmaßregeln, z. B. in einem trockenen und 
luftigen Bodenraum, kann sich sowohl die Verdaulichkeit 
wie die Schmackhaftigkeit derselben verringern. Wenig¬ 
stens ist dies Versuchen zu entnehmen, die in Hohenheim 
ausgeführt wurden, indem von dem Rohprotein eines 
Wiesengrummets bald nach der Ernte 62 %, dagegen drei 
Monate später nur 56 und im Frühjahr nur 54 % der Ge¬ 
samtmenge bei der Verfütterung an die gleichen Tiere zur 
Verdauung gelangten, während die Verdauungskoeffizienten 
für die übrigen Futterbestandteile ziemlich gleich blieben. 
Ähnliches wurde auch in Dresden von Hoffmeister 
beobachtet. Dieses Verhalten war in den vorliegenden 
Fällen weniger durch chemische Veränderung der Trocken¬ 
substanz bedingt, als durch mechanisches Abblättern von 
Pflanzenteilen, womit häufig eine Abnahme im prozentigen 
N-Gehalte verbunden ist; ob aber die aus der Praxis be¬ 
kannte, selbst bei anscheinend guter Aufbewahrung auf¬ 
fallend geringe Nährwirkung von überjährigem Heu und 
Stroh wirklich durch eine wesentliche Veränderung in dem 
ursprünglichen chemischen Gehalte veranlaßt wird, oder 
hauptsächlich nur in mechanischen Ursachen und in der 
verminderten Schmackhaftigkeit des Futters zu suchen ist. 
darüber können erst weitere Untersuchungen und Beob¬ 
achtungen entscheiden.“ 

Prof. Dr. R o 11 2 ' erklärt: „Es ist nicht empfehlens¬ 
wert, Heu zu lange lagern zu lassen, weil dadurch der Ge¬ 
halt. an Nährstoffen und deren Verdaulichkeit — kurz ge¬ 
sagt — der Nährwert beträchtlich vermindert wird, über- 
jiihriges, brüchig gewordenes Heu ist sogar meistens ein 
recht ungedeihliches Futter.“ 

Prof. Dr. Kellner 3 ' dagegen ist der Ansicht, daß 
das ITeu, nachdem es die Gährung durchgemacht hat, bei 
geeigneter Aufbewahrung in niedriger, wenig gepreßter 

‘) Dr. K. Wolff: Die rationelle Fütterung der landwirtschaft¬ 
liche Nutztiere, 1894. S. 88. 

*) 1* o 11, Handbuch der tierischen Ernährung und die landwirt¬ 
schaftlichen Futtermittel. II. Band S. 50. 

3 ) Kellner: Ernährung der landwirtschaftlichen Nutztiere. 



933 


Schicht auf trockenem luftigem Boden lange Zeit hindurch 
weder die Zusammensetzung noch die Verdaulichkeit ver¬ 
ändert. 

Auch Prof. Dr. Kühn 4 ) erklärt, daß die Heuernten 
lange Zeit ohne Verlust an Nährstoffen konserviert werden 
können. — 

In Nr. 55, 1914, der „Illustrierten landwirtschaftlichen 
Zmtung“ finde ich nun die Mitteilung über interessante 
Versuche, welche über die vorstehende Frage an der Land¬ 
wirtschaftlichen Versuchsstation Rostock von F. Hon¬ 
kamp, H. Müller und B. S t a n angestellt wurden. 
Wichtig ist besonders, daß sich die Versuchsdauer auf eine 
lange Zeit, nämlich bei Wiesenheu auf drei, bei Kleeheu 
auf zwei Jahre erstreckte. Bei dem zum Versuche ver¬ 
wendeten Heu wurde die Aufbewahrung so eingerichtet, 
daß alle schädigenden Einflüsse und Blätterverluste ausge¬ 
schlossen waren. Es zeigte sich, daß bei solcher luftigen 
Lagerung und Aufbewahrung weder in der chemischen Zu¬ 
sammensetzung noch in der Verdaulichkeit während der 
langen Versuchsdauer Veränderungen eintraten. 

Dieses Ergebnis der Versuche steht im Einklang mit 
den Behauptungen von Kellner und Kühn. Die von 
Wolff als nicht spruchreif erklärte Frage, ob bei guter 
Aufbewahrung des Heues die in der Praxis beobachtete 
geringere Nährwirkung des überjährigen Heues durch Ver¬ 
änderungen in dem ursprünglichen chemischen Gehalte und 
verminderte Schmackhaftigkeit bedingt werde, ist nach den 
Resultaten der Rostocker Versuche zu verneinen. 

Aus den Versuchen erhellt aber, d^aß eine zweckmäßige 
Aufbewahrung des Heues zur Erhaltung von dessen Nähr¬ 
wert und Verdaulichkeit von größter Wichtigkeit ist. A. 


Der Hengst „Festino“ eingegangen. 

Die Sportzeitung teilt mit, daß der berühmte Deck¬ 
hengst „Festino“ von Ayrshire a. d. Festa eingegangen ist. 

Dieses vorzügliche Vatertier des Herrn v. Wein¬ 
berg war das erste Produkt der berühmten Mutterstute 
Festa; er zählte zu den erfolgreichsten Pferden und hatte 
eine Gewinnsumme von 306 000 Mark aufzuweisen. Er ge¬ 
wann u. a. 1904 die ,Prince of Wales - Stakes' in Baden- 
Baden und das ,Renard - Rennen', 1906 den ,Großen Preis 
von Berlin'. Im Derby 1905 unterlag er gegen die unbe- 

4 ) Kühn: Landwirtschaftliche Versuchsstationen, 44. Band, 
1894, S. 22 und 291. 



934 


siegt gebliebene Patience. „Festino** war ein Hengst von 
bestechend schönem Äußeren; seine Produkte, von denen 
Orelio, der Sieger des diesjährigen ,Großen Preises von 
Berlin*, Metastasio, JSTikias, Carino und Festtarok die besten 
waren, besaßen alle gute Rennfähigkeiten, waren aber leider 
zum Teil nicht ganz einwandfrei im Temperament. 

Verschiedenes. 

Angliederung der Tierärztlichen Hochschule München 
an die Universität München. 

Durch die Angliederung der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule an die Universität, über welche in der vorigen Num¬ 
mer der „Wochenschrift** berichtet worden, tritt keine 
Änderung in dem Betriebe der Institute und Kliniken ein: 
diese werden der Universität zur Benützung für Zwecke 
der tierärztlichen Fakultät überwiesen. Die Institute und 
Kliniken werden zu einer Verwaltungs-Einheit zusammen¬ 
gefaßt, an deren Spitze ein von den ordentlichen Professoren 
der tierärztlichen Fakultät auf drei Jahre gewählter Vor¬ 
stand bezw. stellvertretender Vorstand tritt. Der Vorstand 
hat die Verwaltungsangelegenheiten für sämtliche Institute 
und Kliniken der tierärztlichen Fakultät zu leiten. Er 
untersteht dem Verwaltungsausschuß und dem Senat der 
Universität in gleicher Weise wie beispielsweise der Vor¬ 
stand der Universitäts-Poliklinik. 

In der Reihenfolge der Fakultäten hat die tierärzt¬ 
liche Fakultät ihren Platz nach der medizinischen Fakultät: 
sie ist demnach die fünfte Fakultät und die philosophische 
Fakultät tritt an die sechste Stelle. Die Amtstracht der 
Mitglieder der neuen Fakultät ist die gleiche wie die der 
übrigen Fakultäten; als Farbe für Talar und Barett wurde 
braun gewählt. Die Fakultät hat das Recht, wie jede Fa¬ 
kultät, einen Dekan und zwei Senatoren zu wählen. Die 
ersten Wahlen für diese Ehrenämter werden nach Beginn 
des kommenden Wintersemesters erfolgen. Durch die An¬ 
gliederung der neuen Fakultät wird der Lehrkörper der 
Universität um acht ordentliche Professoren, zwei außer¬ 
ordentliche Professoren und einen Privatdozenten ver¬ 
mehrt. Eine Erhöhung der Besoldung der Professoren 
tritt nicht ein, da schon bisher die Besoldung der Profes¬ 
soren der Tierärztlichen Hochschule derjenigen der Pro¬ 
fessoren der Universität gleich war. Die Professoren der 
tierärztlichen Fakultät erwerben alle Rechte der Universi¬ 
täts-Professoren, auch das Recht der Emeritierung mit 



935 


vollem Gehalt bei einem Alter von 65 Jahren; ebenso wer¬ 
den sie ab 1. Oktober 1914 Mitglieder der Witwen- und 
Waisenkasse an der Universität München. 


Auf dem Felde der Ehre gefallen: Dr. G 1 a ß m e r, 

Stabsveterinär im 56. Artill.-Regt., II. Abtlg.; Dr. Leve- 
d a g, Oberveterinär d. R.; Gotthard W a n n e r, Obervete¬ 
rinär im Feld-Artilb-Regt. Nr. 44; W. Ruth, Veterinär 
im Grenadier-Regt. zu Pferd Nr. 3, Bromberg; Rudolf 
M i 11 m a n n, Oberstabs veterinär. 

Verwundet: Otto Läufle, Stabs- u. Regimentsvete¬ 
rinär im 9. Feld-Art.-Regt.; Dr. Müller, Veterinär im 
Husaren-Regt. Nr. 12; Dr. Schulze, Oberveterinär b. d. 
1. Landwehr-Eskadron; Fritz H a a s e, Stabsveterinär im 
Feld-Art.-Regt. Nr. 50; Oskar S 1 o m k e, Stabsveterinär 
im 3. Feld-Art.-Regt.; Dr. Geh ne, Veterinär d. R. im 
sächs. Reserve-Ulanen-Regt. 

Erkrankt: Arthur Hüther, Oberveterinär d. R.; 
Hans Grüner, Korps - Stabsveterinär; Max S c h w a b, 
Veterinär d. R. 

Durch Sturz mit dem Pferde verletzt: Dr. Buch al, 
Oberveterinär d. R. 

Vermißt: Dr. Albert Hartmann, Stabsveterinär b. 
Husaren-Regt. Nr. 4. 


Hindenburg. 

Hind e n b u r g, der geniale preußische Heerfüh rer, 
wurde von sämtlichen Fakultäten der Königsberger Uni¬ 
versität zum Ehrendoktor ernannt; außerdem ernannte ihn 
die Stadt Königsberg zum Ehrenbürger. (Berl. Tierärztl. 
W ochenschrif t. 


„Sammelt Gold für die Reichsbank!“ 

Die Redaktion wurde ersucht, im vaterländischen In¬ 
teresse folgenden Artikel zu veröffentlichen: 

„Bei Beginn des Krieges hat die Reichsbank wieder¬ 
holt öffentlich darum ersucht, das vorhandene Gold an sie 
zwecks Stärkung ihres Goldbestandes abzuführen. Trotz¬ 
dem haben zweifellos viele ängstliche und kurzsichtige 
Leute Gold für sich gesammelt, inzwischen aber wohl ein¬ 
gesehen, daß Banknoten und Kassenscheine genau den 
gleichen Wert haben. 



936 


Wenn eich trotzdem heute noch 2000 — 3000 Mil¬ 
lionen Mark in Goldstücken ä 10 und 20 Mark 
im Verkehr befinden, so bedeutet dieses, daß, im Durch¬ 
schnitt gerechnet, jeder der 66 Millionen Einwohner des 
Deutschen Reiches noch 30—40 Mark in Gold besitzen 
müßte. 

Die weitaus meisten Menschen werden sich nicht da¬ 
rüber klar sein, daß es ihre vaterländische Pflicht ist, dieses 
Gold, je früher, desto besser, bei der Reichsbank, einer 
Großbank oder Postanstalt gegen gleichwertige Scheine 
einzutauschen und abzuliefern, und daß sie ein Unrecht be¬ 
gehen, wenn sie aus Gleichgültigkeit oder aus anderen 
Gründen das Gold in ihrem Besitz behalten. Es kann nicht 
oft genug darauf hingewiesen werden, daß jedes 10- oder 
20 Mark - Stück, das die Reichsbank mehr bekommt, den 
Goldbestand, d. h. auch ihren Kriegsschatz verstärkt, weil 
sie dadurch auch in die Lage versetzt wird, den dreifachen 
Betrag in Scheinen verausgaben zu können. 

Tausende von Männern und Frauen, jungen Mädchen 
und jungen Leuten haben zur Zeit den starken Wunsch, 
sich vaterländisch zu betätigen, ohne zu wissen, in welcher 
Weise dieses ihnen möglich wäre. Würde jeder einzelne, 
ob jung oder alt, zunächst das noch in seinem Besitz befind¬ 
liche Gold zur Reichsbank tragen, dann aber vor allen 
Dingen in seinem Bekanntenkreise, in allen Ladengeschäften 
und Wirtschaften systematisch Rückfrage halten, ob man 
nicht Gold für Papiergeld geben könne, so würden ohne 
Schwierigkeit große Summen Goldes ermittelt und 
der Reichsbank zugeführt werden können. 

In erster Linie müßten allerdings auch die Besitzer 
von Gasthöfen, Speise- und Kaffeehäusern, von Ladenge¬ 
schäften und Warenhäusern in diesem Sinne wirken und 
es ihren Angestellten zur Pflicht machen, Gleiches zu tun. 
Auch die Versicherungsgesellschaften durch ihre Vertreter 
(Kollekteure), sow T ie auch namentlich die Kellner müßten 
jedes nur erzielbare Goldstück sammeln und abführen. Es 
erscheint mir, als wenn sich speziell auch bei den Bewoh¬ 
nern auf dem Lande noch viel Gold befände, und könnten 
hier namentlich die Geistlichen und Lehrer aufklärend und 
sammelnd wirken. 

W i e gute Resultate nach der Richtung hin zu er¬ 
zielen sind, beweist der Umstand, daß der Schreiber dieser 
Zeilen innerhalb nur eines Tages für 2500 Mark Gold¬ 
stücke eingesammelt und an die Reichsbank abgeführt hat. 



937 


Würden in allen Städten und Orten Deutschlands Tausende, 
ja Millionen von Menschen eine derartige Tätigkeit nur 
während einiger Zeit ausüben, dann müßte es mit Bestimmt¬ 
heit möglich sein, den Goldschatz der Reichsbank um wenig¬ 
stens 1—2 Milliarden Mark noch zu erhöhen. Dies würde 
aber nicht nur für die gesamte Wirtschaftslage, sondern 
namentlich für den Krieg und insbesondere auch dem Aus¬ 
lande gegenüber von ganz außerordentlichem Werte sein. 

Ein jeder muß sich vor Augen halten, daß er mit 
einer solchen Tätigkeit im vaterländischen Sinne ein gutes 
Werk tut! 

„Sammelt daher Gold für die Reichs- 

bank!“ 

Alex. Mi ehe, Hamburg.“ 


P uttermittel Vorräte. 

Die bayerischen Staatsministerien des K. Hauses und 
des Äußern und Innern haben zur Ermittlung der Futter¬ 
mittelvorräte den Distriktspolizeibehörden folgenden Er¬ 
laß zugehen lassen: 

„Auf Grund der Verordnung des Bundesrats vom 
24. August 1914 — RGBl. S. 382 — sind die am 1. Oktober 
1914 vorhandenen Vorräte an Futtermitteln festzustellen. 
Die Erhebung hat sich auf die Vorräte zu erstrecken, die 
sich nicht im Besitze der Verbraucher befinden, also insbe¬ 
sondere auf die Vorräte der Genossenschaften, der land¬ 
wirtschaftlichen Lagerhäuser, der Futtermittelhändler und 
der Futtermittelfahriken. Soweit nicht ohnehin bekannt, 
sind die in Betracht kommenden Handels- und Fabrikfirmen 
im Benehmen mit den Handelskammern vorher zu ermitteln. 
Dabei sind aber nur jene Firmen zur Erhebung heranzu¬ 
ziehen, von denen angenommen werden kann, daß sie im 
Besitze nennenswerter Vorräte sind. 

Die Auskünfte sind von den Befragten in doppelter 
Ausfertigung bei den Distriktsverwaltungsbehörden einzu¬ 
reichen. Ein Stück verbleibt bei diesen, das zweite ist von 
den Distriktsverwaltungsbehörden sofort an das K. Statis¬ 
tische Landesamt einzusenden. 

Die erforderlichen Erhebungsblätter werden den Di¬ 
striktsverwaltungsbehörden rechtzeitig durch das K. Sta¬ 
tistische Landesamt zugehen.“ 



938 


Verbot vorzeitiger Schlachtungen. 

Das K. Staatsministerium des Innern hat zu den Aus¬ 
führungsbestimmungen, betreffend das Verbot vorzeitiger 
Schlachtungen, in Ergänzung der Ziffer 3 das Folgende 
verfügt: 

„In Ergänzung der Ziffer 3 der Ausführungsbestim- 
mungen vom 17. September 1914 Nr. 41U a/99 (Bayerische 
Staatszeitung Nr. 219) werden die Distriktsverwaltungsbe- 
horden ermächtigt, in Einzelfällen Ausnahmen auch dann 
zuzulassen, wenn 

1. es sich bei glaubhaft nachgewiesenem Raummangel um 
weibliche, noch nicht 7 Jahre alte Rinder handelt 
(Ziffer 3 a), 

2. durch ortspolizeiliche Bescheinigung der Nachweis er¬ 
bracht wird, daß ein Tier trotz wiederholten Belegens 
nicht trächtig geworden ist und daß es sich in mast- 
reifem Zustande befindet. Die ortspolizeiliche Beschei¬ 
nigung darf nur dann ausgestellt werden, wenn aus dein 
Deckverzeichnis einwandfrei hervorgeht, daß das Tier 
wiederholt belegt worden ist.“ 


Universität Gießen. 

Vorlesungen für Veterinär-Mediziner 
im Wintersemester 1914/15. 

Privatdozent Dr. Becher:’ Einheimische Wirbel¬ 
tiere, IT. Teil; Übersicht über Bau und Funktion de» 
Nervensystems der Tiere. — Geh. Med.-Rat Professor Dr. 
Bostroem: Allgemeine Pathologie und pathologische 
Anatomie. — Geh. Hofrat Prof. Dr. Elbs: Organische F.x- 
perimentalchemie; chemische Übungen. — Prof. Dr. G a r- 
ten: Physiologie, II. Teil; Physiologisches Praktikum (in 
Gemeinschaft mit Dr. Sülze) ; Einführung in die Physio¬ 
logie. — Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Geppert: Toxikologie: 
Pharmazeutisch-pharmakognostischer Kursus. — Prof. Dr. 
G i s e v i u s: Allgemeine Tierproduktionslehre u. Gestüts¬ 
wesen; Enzyklopädie der Landwirtschaft (Betriebsorgan i- 
sation u. Übersicht über die Tierzucht). — Prof. Dr. G mei¬ 
ner: Medizinische Klinik; Spezielle Pathologie u.Therapie: 
Praktikum und Anleitung zu wissenschaftlichen Arbeiten.— 
Geh. Jlofrat. Prof. Dr. II a n s e n: Die Familien der Blüten 
pllanzen; Die Pflanzen des Deutschen Arzneihuche». — 
Privatdozent Dr. Kleberger: Tierernährungslchrc timl 



939 


Fütterungslehre (Agrikulturchemie II. Teil). — Kreiavete- 
rinärarzt Dr. Kn eil: [Poliklinik (ambulato rische Klinik) ; 
Geburtshilfe, mit Übungen am Phantom; Besprechungen 
poliklinischer Fälle; Viehversicherungen. — Prof. Dr. 
König: Experimentalphysik, II. Teil (Elektrizität und 
Optik); Physikalisches Praktikum. — Prof. Dr. Martin: 
Systematische und topographische Anatomie des Pferdes 
und des Rindes; Einführungskurs in das anatomische Prä¬ 
parieren (Präparierübungen I); Präparierübungen II, ein¬ 
schließlich Situs der Eingeweide, für Studierende, welche 
Präparierübungen I erledigt haben; Anatomische Präparier-. 
Übungen III, einschl. Situs der Eingeweide, für Studierende, 
welche genötigt sind, die Präparierübungen in einem Se¬ 
mester zu erledigen; Ausgewählte Teile aus der angewandten 
Anatomie einschl. Situs der Eingeweide. — Prof. Dr. Olt: 
Spezielle pathologische Anatomie der Haustiere; Fleisch¬ 
beschau und Milchkunde mit Demonstrationen; Patho¬ 
logisch - anatomische Demonstrationen und Sektionen. — 
Prof. Dr. Pfeiffer: Chirurgische Klinik und Poliklinik; 
Spezielle Chirurgie einschl. Augenkrankheiten; Operations¬ 
übungen; Theorie des Hufbeschlags mit praktischen Üb¬ 
ungen. — Assistent Dr. Schauder: Geschichte der Tier¬ 
heilkunde; Allgemeine Anatomie der Haustiere. — Prof. 
Dr. S ch a u m: Anorganische Experimentalchemie. — Prof. 
Dr. Schmidt: Hygiene und Infektionskrankheiten mit 
Einschluß der Immunitätslehre. — Assistent Dr. Schramm: 
Repetitorium der Botanik. — Geh. Hofrat Prof, Dr. Spen- 
g e 1: Zoologie und vergleichende Anatomie, II. Teil; Zoo¬ 
logische Übungen und Demonstrationen. — Privatdozent 
Dr. Sülze: Physiologische Besprechungen; Stoffwechsel 
und innere Sekretion. — Privatdozent Dr. Walther: 
Einführung in die exakte Erblichkeitsforschung. 


Semesterbeginn. 

An der Universität München beginnen die Vor¬ 
lesungen am 21. Oktober, an der Technischen Hochschule 
am 3. November. 

An der Tierärztlichen Hochschule Dresden ist der 
Beginn des Wintersemesters auf den 2. November fest¬ 
gesetzt. 



940 


Personalien. 

Verzogen: Tierarzt A ich inge r-Halberstadt als Vertreter 
nach Bobingen (Schwaben), Bartmann-München als Vertreter nach 
Mannheim (.Schlachthof), Siegfried Jung als Vertreter nach Schwab* 
raünchen. 

Approbiert: In Dresden die Herren: Fritz Müller-Adorf, 
Ernst Paul Bet sch-Dresden, Alfred Willy Teutschbein-Pau- 
pitscli. In Gießen die Herren: Sebastian Fon d-Niederschönenfeld, 
Alois Neher-Untermedlingen, Reinhard Nuß-Rimbach, Otto Hege¬ 
mann-Oberkalkofen und Eduard Maus-Lumda. In Hannover die 
Herren: Joseph Aue-Borsuni, Hermann Ballmann-Rommersheim. 
Hubert Baum garten-Linderte, Hajis Max Bee ck-Hamburg, 
Hermann Bo 11 i nger-Bernkastel, Karl Braun-Hannover, Philipp 
Briefbach-Kruft, Heinrich von der Broeck-Bürbach, Robert 
Claassen-Hohegaste, Johann D ah m en-Köln-Nippes, Heinrich 
Dernaun-Lünsfeld. Friedr. Deth 1 off-Gresenhorst,Gg. Dierschke- 
Knischwitz, Peter Dürwald-Ingendorf, Fritz Eichstädt-Stettin. 
Gretus Enninger Westermarsch, Hubert Even-Karst, Max Faass- 
Conweiler, Gustav Feldforth-Langen, Leo Fischer-Oberbroch¬ 
hagen, Waldemar Fo 11 ri chs-Holte, Gottfried Forst-Ederen, 
Heinrich FrerichsPetkumer-Münte, Robert Friedrich s- 
Lievershausen. 


Gegen Scheidenkatarrh 
COLPITIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. G. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 26 

Tölzerstratie 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 


Druck vod .1. Gottes w I n te r, München. — Kommissionsverlag: M. Rtegersche 
UuiversiUUsbuchhandlung, München, Odeonsplata ? 






(früher: TierärzUiches wochenblau und Wochenschrift für Tierheilkunde nnd Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär- 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrsehniiede, Konsulent des Kriegsininisteriums, 
Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesnassclinsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 13. Oktober 1914. Nr. 41. 


Inhalt: Originalartikel. Märtel 1: Zur Geschichte des Kgl. Hauptgestiites Graditz. 
Stein: Selbstleuchtende Thermometer. — Referate. Wyßmann: Das Atoxvl beim 
bösartigen Katarrhalfleber. Hofmann: Ein krebsartiges Papillom an der linken, 
hinteren Fesselfläche eines Pferdes. Eber. Ergebnisse der im Veterinärinstitnt der 
Universität Leipzig ausgeführten Untersuchungen über die Beziehungen zwischen 
Menschen- und Rindertuberkulose. Siipfle: Grotan und Festalkohol zur Hünde- 
desinfektion. Lindecke: Die Erkrankungen der Vormägen der Rinder und ihre 
Beeinfiußung durch Veratrin. Wobst: Wurmaneurysma. Haffner und Nagamacki: 
Zur physiologischen Wirksamkeit von Organextrakten. — Verschiedenes. An¬ 
gliederung der Tierärztlichen Hochschule München an die Universität München. 
Verlustliste. Der Sanitätshund. Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst in 
Bayern. Vorlesungen und Übungen an der K. Tierärztlichen Hochschule Han¬ 
nover. Rückgang des Kalbfleischkonsums. — Bücherschau. — Personalien. 


Zar Geschichte des Kgl. Haaptgesttttes Graditz. 

Von Dr. Paul Mart eil in Rerlin-Halensee. 

• 

Die Geschichte des für Preußens Pferdezucht so hoch¬ 
bedeutsamen Kgl. Hauptgestüts Graditz bietet so viele be¬ 
merkenswerte Einzelheiten, daß auch die Gegenwart hier 
nicht uninteressiert sein kann, zumal ja manches im 
Stande unserer heutigen Pferdezucht erst durch die 
Kenntnis bestimmter historischer Begebenheiten klar ver¬ 
ständlich wird. Vorweg sei bemerkt, daß das Kgl. Haupt¬ 
gestüt Graditz weiter aus den Vorwerken, Döhlen, Neu- 
131essern und Kepitz besteht. Die Gründung von Graditz 
geht auf den Kurfürsten Johann Georg III. von Sachsen 
mittelbar zurück, der zur Hebung der sächsischen 
Pferdezucht im Jahre 1691 das Gestüt Kepitz und im 










942 


Jahre 1691 das Gestüt Döhlen erbauen ließ; im weiteren 
Verlauf folgte im Jahre 1722 das Gestüt Graditz selbst, 
dem sich ein Jahr später die Errichtung des Gestüts Krey- 
schau anschloß. 

Bei der Errichtung der ersten Gestüte hatte der säch¬ 
sische Kurfürst mit den für den Grunderwerb in Betracht 
kommenden Besitzern gewisse Schwierigkeiten zu über¬ 
winden, die aber schließlich doch bei der endgültigen 1 hirch- 
fiihrung der Gestütaerrichtung ohne Bedeutung blieben. 
Nach Ausweis der alten Kirchenblätter gehörten die Ih>- 
mänen-Ländereien von Kreyschau vor der Reformationszeit 
den Herren von II o 1 d a u ; im Jahre 1580 kamen diese 
Ländereien in den Besitz der Familie von P o nick a u, 
bis im Jahre 1680 dieser Grund und Boden als ein kurfürst¬ 
lich sächsisches Kammergut erscheint. Am 25. Februar 1686 
ließ die sächsische Regierung an das Amt zu Torgau den 
Auftrag ergehen, mit den Besitzern der Repitzer Wiesen, 
ebenso wegen einiger bei Torgau gelegener Grundstücke 
zwecks Kauf zu verhandeln. Man kam denn überein, für 
die Wiesen, Gärten und Hutung den Preis von 9065 Gulden 
zu zahlen, was jedoch nicht in bar geschehen sollte, viel¬ 
mehr durch Übernahme und Abschreibung von 584 Steuer- 
Schocken. 

Im März 1686 hatten der kurfürstlich sächsische Ober¬ 
landstallmeister Johann Georg v. S c h 1 e i n i t z und 
der Kammerrat v. H o y m ein Gutachten dahin abgegeben, 
daß das Gebiet von Repitz sieh zur Anlage einer Stuterei 
in jeder Hinsicht eigne. Bei der Grundstückerwerhung 
griff auch der Kurfürst Johann Georg ITT. selbst ein. in¬ 
dem er an den Hauptmann Hundt auf Pr a t a einen 
eigenhändigen Brief richtete, da der Genannte für sein 
Land und seine Wiesen einen zu hohen Kaufpreis forderte. 
Um dieselbe Zeit erhielt der Amtsschreiber in Torgau An¬ 
weisung, eine Regulierung der Elbe-Ffer zu veranlassen: 
auch sollte ein durch die Überschwemmung zerstörter Weg 
zur Stuterei Repitz wieder hergestellt werden. 

Während also die Gestüte Repitz und Döhlen »‘ine 
Schöpfung des kriegerisch veranlagten sächsischen Kur¬ 
fürsten Johann Georg ITT. (1080—1691) waren, erfolgte 
die Errichtung von Graditz und Kreyschau unter d»*r Re¬ 
gierung von Friedrich August 1. (1694—1768), bekannt 
als König August der Starke, Herrscher des Polenreielus. 

Die Vorarbeiten für die Gründung der Gestüte Gra¬ 
ditz und Neu-Blessern reichen his in den September 1718 
zurück, wo August der Starke eine Kommission unler dem 



943 


Vorsitz des Oberhof marschalls v. Löwenthal und des 
Obersten v. Thiel au mit der .Aufgabe zusammentreten 
ließ, die Vorwerke Graditz und Neu-Blessern dahin zu 
prüfen, ob sie für ein Gestüt die geeignete Unterlage ab¬ 
geben können. Der in Frage kommende Grund und Boden 
befand sieh damals in Pacht des Bittmeisters v. P 1 ö t z. 
Durch ein Kgl. Sachs. Beskript vom 17. Juni 1721 an den 
Amtshauptmann v. Leipziger in Torgau wird dieser 
aufgefordert, sich hinsichtlich der Ämter Graditz und Döh¬ 
len über Eignung derselben zu Stutereien zu äußern. Aus 
einem damaligen Bericht ist weiter zu entnehmen, daß die 
in Graditz geplante „Stuterei“ mit 102 Pferden eröffnet 
werden sollte. Aus einer wirtschaftlichen Übersicht ist zu 
entnehmen, daß man auf 60 Stuten etwa 20 Fohlen jährlich 
rechnete und veranschlagte man jedes an den Kgl. Marstall 
überlassene Pferd zu 50 Taler. Aus einem vom 5. Juli 1721 
erhaltenen Entwurf, der von dem Oberlandstallmeister von 
Thielen in Verbindung mit dem Kammer- und Bergrat, 
v. Haxthause n, dem Land-Kammerrat v. Wichman n 
und dem Kommissionsrat Buchen herrührte, wird der 
geplante Ausbau des kursächsischen Gestütswesens deut¬ 
licher. Dieser Entwurf setzte für die Stutereien Graditz 
und Kreyschau einen Bestand von 120 Stuten zur Zucht 
und 120 Stück ein- bis vierjährigen Pferden fest. Derselbe 
Bestand wurde für Döhlen angenommen, doch sollte hier 
außerdem die Maultierzucht gepflegt werden, zu welchem 
Zweck 20 Maultierstuten und 40 Maultierfohlen eingestellt 
werden sollten. Bepitz wurde zur Aufnahme von 40 Be¬ 
schälern und 200 Hengstfohlen bestimmt. Am 4. März 1722 
bestimmte ein Kgl. Befehl die Errichtung des Gestüts Gra¬ 
ditz und zwar wurde an dem genannten Tage der Ober-Land- 
baumeister P ö p e 1 m a n n angewiesen, die erforderlichen 
Bauarbeiten unverzüglich einzuleiten. Es sollte ein Kosten¬ 
anschlag aufgestellt und über den Bezug von Baumateria¬ 
lien, deren Preise,Transportmöglichkeiten berichtet werden. 
Die Gestütsbauten sollten tunlichst noch im Jahre 1722 be¬ 
endet werden und begann man mit denselben auch ohne 
Verzug. Nachdem am, 20. April 1722 die Übernahme der 
Vorwerke erfolgt war, hatten die Graditzer Bauten bis zum 
August 1722 an Kosten 10 387,12 Taler verursacht, welche 
Summe man gegen Zinsen aufgenommen hatte. Der Bau 
der Ställe erforderte jedoch noch einen Kostenaufwand von 
6000 Talern. Im Jahre 1721 setzte man den gesamten Pferde¬ 
bestand der vier Gestüte Graditz, Blessem, Kreyschau und 
Döhlen auf 647 Stück fest. 



944 


Interessant ist eine aus dem Jahre 1723 erhaltene 
Aufstellung, die uns über die Zusammensetzung der ein¬ 
zelnen Pferdebestände Aufschluß gibt. So befanden sich 
unter den in Graditz stehenden alten Stuten 26 Engländer 
und 34 Türken; in Blessern waren unter den alten Stuten 
14 perlfarbige u. 6 lichtfahle, ferner 14 zweijährige Stuten; 
in Kreyschau umfaßten die alten Stuten 40 Sch ul pferde, 
17 hirschfahle Stuten und 15 Rotschimmel, während sich 
in Döhlen der ältere Stutenbestand aus 24 Rappen, 24 Licht- 
braunen, IG Kastanienbraunen, 20 Mausefalben und 20 
Mohrenköpfen zusammensetzte. Die Zahl der einjährigen 
Fohlen bewegte sich in allen Gestüten zwischen 32 und 34. 
Der Bestand in Repitz zeigte 32 Beschäler und 4 Probier¬ 
hengste. Am 2. April 1726 hatten alle Gestüte einen Be¬ 
stand von 757 Pferden. Wiederholt wurde der Grund und 
Boden für die Gestüte erweitert; so wurden im April 1727 
von dem Kommissionsrat Job in Äcker und Wiesen an¬ 
gekauft und folgte im Jahre 1731 für 7000 Taler und 1000 
Taler Schlüsselgeld der Ankauf des Ileegerhauses auf dem 
Rittergute Pulswerda, das dem Leutnant v. Seydewitz 
gehörte. 

Sämtliche Stutereien wurden am 7. April 1729 dem 
Kammerjunker und Amtshauptmann Heinrich von 
Leipziger zu Torgau übertragen, der zum Stallmeister 
ernannt worden war. Die Oberaufsicht lag in den Händen 
des Wirkl. Geh. Rats v. L o ß. Durch Kgl. Erlaß vom 
17. Februar 1748 wurden die Stutereien Neu-Blessern und 
Kreyschau aufgehoben und gleichzeitig der Pferdebestand 
für Graditz auf 192, für Döhlen ebenfalls auf 192 und für 
Repitz auf 101 Stück festgesetzt. Damals standen in dem 
Dienst der kursächsischen Pferdezucht noch die Gestüte 
Wendelstein und Veßra, letzteres im Erfurter Bezirk. Da¬ 
mals wurde die ünterhaltungssumme der Gestüte von 23 726 
Talern auf 21 259 Taler herabgesetzt. 

In der Folgezeit gaben die Schwierigkeiten in der 
Futterbeschail’ung Veranlassung, den Pferdebestand etwas 
herabziisctzon. Dagegen sollten die kursächsischen Stute¬ 
reien zu Merseburg, Wendelstein und Veßra entsprechend 
vergrößert, werden. In der Folgezeit ließen die sächsischen 
Kurfürsten in den Gestüten zu Paudritzsch und Zelle vor¬ 
übergehend Maulfierzucht betreiben. Im Jahre 1799 ließ 
der sächsische Kurfürst Friedrich August an die staatlichen 
Gestüte den Befehl geben, die Zucht, leichter Jagdpferde 
aufzunehmen, zu welchem Zweck Graditz Pferde aus der 
Vkraine überwiesen erhielt. Die damalige Ilauptaufgal>e 



945 


des Graditzer Gestüts bestand darin, die Landbescbäler des 
sächsischen Landes, das notwendige Pferdematerial, zu 
züchten, ebenso die erforderlichen Pferde für den Kgl. Mar- 
stall nach Dresden zu liefern. Die Zucht der damaligen 
Wagenpferde stützte sich auf neapolitanisches, spanisches 
und dänisches Blut, während die Reitpferde in der Regel 
orientalischer Abstammung waren. 

Die napoleonischen Kriege hatten übrigens den Pferde¬ 
bestand der sächsischen Gestüte zum Teil in einer Weise 
gelichtet, daß von einem geregelten Gestütsbetrieb kaum 
noch gesprochen werden konnte. — 

So weit die Geschichte von Graditz unter sächsischer 
Herrschaft, denn das Jahr 1815 sollte aus politischen Grün¬ 
den eine bedeutsame Wandlung in dem Geschicke von Gra¬ 
ditz herbeiführen. Da nämlich im Jahre 1815 das Herzog¬ 
tum Sachsen an Preußen abgetreten wurde, kam nunmehr 
das Gestüt Graditz unter preußische Verwaltung und als¬ 
bald beschloß König Wilhelm HI. auf Betreiben des da¬ 
maligen Oberlandstallmeisters v. Jagow eine Wieder¬ 
errichtung des durch den Krieg fast aufgelösten Gestüts 
eintreten zu lassen. 

Durch den eingetretenen politischen Besitzwechsel des 
Herzogtums Sachsens waren im Jahre 1815 in erster Linie 
Torgauer Gestüte an Preußen gekommen, welche die drei 
Gestütshöfe Graditz, Döhlen mit Neu-Blessern und Repitz 
umfaßten. Diese standen bei der Übergabe unter Leitung 
des sächsischen Majors Zirkel. Weiter war an Preußen 
das Gestüt Merseburg, Gestüt Veßra in der Grafschaft 
Henneberg und Gestüt Wendelstein in Thüringen ge¬ 
kommen. Bei einer im Juli 1815 vorgenommenen Besich¬ 
tigung der sächsischen Gestüte durch den preußischen Ober¬ 
landstallmeister v. Jagow äußerte sieh dieser über die 
baulichen Anlagen von Graditz sehr anerkennend und em¬ 
pfahl letzteres der weiteren staatlichen Fürsorge. Es sollten 
lediglich noch einige hochgelegene Wiesen angekauft wer¬ 
den, damit im Sommer kein Weidemangel eintreten konnte, 
weil alljährlich ein großer Teil der Gestütswiesen im Som¬ 
mer durch die nahe Elhe infolge Überschwemmung unter 
Wasser gesetzt wurde. Bei der im Jahre 1815 erfolgten 
Übergabe batten die sächsischen Gestüte jede größere Be¬ 
deutung eingebüßt: in Graditz fand sich damals ein Be¬ 
stand von 8 Hauptbeschälern, 186 Mutterstuten, von denen 
jedoch 85 ausrangiert werden mußten, so daß nur 101 Mut¬ 
ter-Stuten verblieben. Graditz erhielt damals neues Zucht¬ 
material in der Hauptsache aus dem brandenburgischen 



946 


Friedrich Wilhelm-Gestüt zu Neustadt a. d. Dosse xind aus 
Trakehnen. Von den erwähnten 8 Hauptbeschälern waren 
drei in dem Neustadter Gestüt, zwei in Trakehnen gezogen: 
die anderen drei waren Araber von unbekannter Herkunft. 
Die Mutterstuten entstammten den Gestüten zu Merse¬ 
burg, Wendelstein, Graditz, Neustadt., Trakehnen und Zwei¬ 
brückern Ferner befanden sich darunter 14 Stuten aus der 
Normandie. Das Kgl. Friedrich Wilhelm - Gestüt zu Neu¬ 
stadt a. d. Dosse gab im Jahre 1815 an Graditz 32 Mutter- 
Stuten edler Abkunft ab. Die zur Zucht untauglichen Pferde 
gelangten zum Verkaufe; so wurden im August 1815 dem 
Pittmeister Grafen zu Eulenburg von 42 in Döhlen 
befindlichen jungen Pferden allein 31 als Remonten über¬ 
lassen. Der durchschnittliche Preis für eine Remonte be¬ 
trug etwa 103 Taler. Die züchterische Beschaffenheit der 
damaligen sächsischen Gestütspferde w r ar im allgemeinen 
nicht befriedigend. Ein erheblicher Teil der Pferde mußte 
auf Auktion gegeben werden. 

Im Januar 1816 wurde die Zahl der Mutterstuten in 
Graditz von 160 auf 200 gebracht. Um dieselbe Zeit wurde 
der ungünstigen Bodenverhältnisse wegen das Gestüt Wen¬ 
delstein aufgehoben; bald darauf erhielt 1817 Graditz durch 
einen Antrag v. J a g o w’s an den Fürsten Hardenberg 
zur Abrundung des Gestütsgeländes weitere zur Domäne 
Kreyschau gehörige Wiesen überlassen. Da die Zuchtergeb¬ 
nisse anfangs in Graditz nicht befriedigten, gab das Fried¬ 
rich Wilhelm - Gestüt im Januar 1819 weitere 20 edle 
Mutterstuten an Graditz ab. 

Tm Juli 1822 wurde auf dem Gestütshof Neu-Blessern 
das Hafermagazin und Stallgebäude durch einen Blitz zer¬ 
stör!. Wenngleich zum Glück kein Pferdeverlust ein trat, 
so war der Futterverlust um so erheblicher. Die damalige 
Leitung von Graditz lag in den Händen des Landstallmeisters 
Major a. D. Zirkel, der 1832 von dem Landstallmeister 
v. 1 h i e 1 a u abgelöst wurde. Das Jahr 1828 brachte die 
Verlegung dos Landgestüts Merseburg nach Repitz. Der 
Landslallmeister v. T h i el a u hat dem Gestüt Graditz bis 
zum Jahre 1860 vorgestandeu; für die nächsten sechs Jahre 
wurde die Leitung des Gestüts dem Landstallmeister A. v. 
Götzen anvertraut, bis am 26. Dezember 1866 Graf 
(! e o r g v o n L o li n «I o r f f folgte. 

Fs sei hier einer geschichtlichen Episode gedacht, dir 
mit einer hippologischeu Würdigung von Graditz an sieb 
nirlits zu tun hat, dennoch aber Erwähnung verdient. Der 
Großherzog Karl August von Sachsen-Weimar weilte im 



947 


Juni 1828 zum Besuch des Oberlandstallmeisters und Gene¬ 
rals der Infanterie v. Jagow in Graditz und sollte hier 
unerwartet nach kurzer Krankheit am 14. Juni vom Tode 
ereilt werden. Unter großer Feierlichkeit wurde der Tote 
als einer der größten und hochherzigsten Förderer der deut¬ 
schen Literatur nach Weimar übergeführt und diente dem 
Leichenzuge des Großherzogs eine Eskadron Zietenhusaren, 
ein Bataillon Infanterie und eine Batterie als Geleit. Noch 
heute wird das Sterbezimmer des Großherzogs auf Schloß 
Graditz pietätvoll unverändert erhalten. Ein von dem Land¬ 
stallmeister v. T h i e 1 a u, dem Schwiegersohn v. J agow’s, 
gestiftetes Gemälde des verstorbenen Großherzogs, das irn 
Sterbezimmer hängt, erinnert besonders an die geschicht¬ 
lichen Vorgänge. 

(Schluß folgt). 


Selbstlenchtende Thermometer. 

Von P. Paul Stein. 

Solange auch Thermometer jeder Art und für jeden 
Verwendungszweck geschaffen und solche, gleich für welche 
Dienste benutzt "werden, besteht bei ungünstigen oder 
schlechten Lichtverhältnissen ein allgemeines Verlangen 
nach einem Thermometer, bei dem selbst in völliger Dunkel¬ 
heit ein genaues und sicheres Ablesen desQuecksilberstandes 
bezw. der Grade ohne Zuhilfenahme irgend einer fremden 
Lichtquelle möglich ist. 

Es mußte also eine Vorrichtung gefunden werden, die 
es erlaubte, nicht nur augenblicklich, sondern auch unbe¬ 
dingt zuverlässig die jeweilige Temperatur jederzeit abzu¬ 
lesen. 

Durch meine neue Erfindung: ,,S e l b s t 1 e u oh t e n d e 
Thermometer“ ist diese Forderung erfüllt und ver¬ 
einigen diese alle erdenklichen Vorzüge, wovon ich nur 
einige zur allgemeinen Beurteilung kurz schildern möchte: 

Dadurch, daß die Thermometer-Skalen, sowie die Ka¬ 
pillarröhren in geeigneter Weise mit einem leuchtenden 
radiumhaltigen Stoff versehen sind, wird erreicht, daß sic 
in der Dunkelheit eine äußerst günstige Lichtentfaltung 
zeigen und somit den jeweiligen Quecksilberstand ohne Zu¬ 
hilfenahme irgend einer Lichtquelle deutlich erkennen 
lassen. 

Außerdem kann in den- Kapillarröhre des Thermo¬ 
meters, je nach der Art derselben, ein selbst leuchtender 



948 


radioaktiver Schwimmkörper angeordnet werden, der am 
dem Quecksilber oder irgend einer anderen Flüssigkeit ruht 
und mit dieser, je nach der Temperatur, unbehindert steigt 
und fällt. Der betreffende selhstleuchtende Schwimmkörper 
ist in seiner Form so präzise gestaltet, daß er sich voll¬ 
kommen reibungsfrei in der Kapillarröhre bewegt und sich 
somit immer nur auf der Oberfläche des Quecksilbers be¬ 
findet. 

Das von dem selbstleuchtenden Schwimmkörper aus¬ 
gehende Licht erhellt die nähere Umgebung des Schwim¬ 
mers derart, daß der Temperaturstand selbst bei vollkom¬ 
mener Dunkelheit schnell und exakt von der Skala abge¬ 
lesen werden kann. 

Die hier beschriebenen selbstleuchtenden Thermo¬ 
meter bieten daher eine untrügliche Gewähr für ein un¬ 
bedingt genaues und sicheres Ablesen der Temperatur bei 
Tag und Nacht. 

Da diese neuen Thermometer in jeder Art und für 
jeden Verwendungszweck hergestellt werden, sind sie ihrer 
besonderen Vorzüge wegen jedem A r z t e, K rank e n - 
hause, Laboratorium, industriellen, technischen. 
Berg- und Hüttenwerken etc. aufs beste zu empfehlen. 

Von weiterer grundlegender Bedeutung sind meine 
neuen, patentamtlich geschützten Quecksilber- 
Thermometer mit farbiger, aufgefüllter 
Anzeigeflüssigkeit (D. R. P. a); nachfolgende 
Einzelheiten werden die praktischen Vorzüge derselben 
deutlich erkennen lassen: 

Bei Quecksilber-Thermometern der verschiedensten 
Arten, besonders bei solchen mit engen Kapillarröhren, 
läßt sich der Quecksilberstand oft nur mühsam erkennen. 
Diesem Übelstand hat man bereits dadurch abzuhelfen ver¬ 
sucht, daß man Kapillarröhren mit einem auf der Unter¬ 
seite befindlichen farbigen Längsstreifen verwendete. Doch 
läßt auch diese Verwendung farbig belegter Kapillarröhren 
noch manche Wünsche in Bezug auf schnelle und sichere 
Ablesbarkeit des Thermometerstandes unbefriedigt. 

Aus dem Bestreben, allen diesen Mißhelligkeiten zu 
begegnen, ist die in folgendem beschriebene Neuheit 
„Q uceksilber-Thcrmometer mit farbiger, 
a u f g e f ü 111 e r An z e i g e f 1 ü s s i g k e i t“ entstanden. 

Die Neuerung bezieht sich auf ein Thermometer be¬ 
liebiger Art und besteht darin, daß auf ein in gewöhnlicher 
Weise mit Queeksilber gefülltes Thermometer eine farbige 



949 


Flüssigkeit aufgefüllt wird, die je nach der Temperatur mit 
dem Quecksilber unbehindert steigt und fällt. 

Durch eine intensive Färbung der in entsprechender 
Menge auf das Quecksilber aufgefüllten Flüssigkeit wird 
nun erreicht, daß diese sich von dem darunter befindlichen 
weißglänzenden Quecksilber scharf abhebt und beim Ge¬ 
brauch des Thermometers sofort sichtbar ins Auge fällt. 
Die Oberfläche des Quecksilbers, welche natürlich wie bis¬ 
her für das Ablesen der Temperatur maßgebend ist, ergibt, 
mit dem Endpunkt der intensiv gefärbten Flüssigkeit eine 
scharf abgegrenzte und sofort deutlich erkennbare Tren¬ 
nungslinie, die ein augenblickliches und unbedingt sicheres 
A.blesen des jeweiligen Quecksilberstandes gewährleistet, 
besonders auch dann, wenn ungünstige Lichtverhältnisse 
bestehen. Das bisherige langwierige Suchen des Endpunktes 
des Quecksilberfadens fällt nunmehr durch die neue Vor¬ 
richtung gänzlich fort. — 

Die neuen Thermometer werden von der Firma P. Paul 
Stein in Bonn, Glas-Apparate für wissenschaftliche und 
industrielle Laboratorien, in den Handel gebracht. 

Bei irgend welchen Anfragen wolle man stets an¬ 
geben, welche Arten von Thermometern gewünscht werden. 


Referate. 

Dr. E. Wyßmann: Das Atoxyl beim bösartigen 
Katarrhalfieber. (Schweizer Archiv, 1913, Nr. 7.) 

Die Behandlung des bösartigen Katarrhalfiebers beim 
Rinde gehört mit zu den undankbarsten Aufgaben des 
praktizierenden Tierarztes; denn nur in 20-*-25 % der Fälle 
ist ein Erfolg zu verzeichnen. 

Von der Voraussetzung ausgehend, daß das bösartige 
Katarrhalfieber auf einer bakteriellen Toxämie beruht., soll 
nach W. durch physiologische Kochsalzinfusionen, denen 
Atoxyl zugesetzt wird, eine ausgedehnte Blutdesinfektion 
erzielt werden können. 

Nahe am oberen Halsrand wird mit einer Hohlnadel 
eingestochen, an welcher ein l 1 /-» Meter langer Gummi¬ 
schlauch befestigt ist. Auf diesen wird ein Trichter auf¬ 
gesetzt und mit der Infusion begonnen. 

Die Infusionsflüssigkeit besteht aus 2—3 Litern lau¬ 
warmer physiologischer Kochsalzlösung, welcher kurz vor¬ 
her 10—15 cm 3 einer 10 %igen wässerigen Atoxyllösung 



950 


beigesetzt werden. Durch leichte Massage wird die Flüssig¬ 
keit. verteilt. 

In der Regel genügen 1—3 Infusionen, die in zeitlich 
wenig begrenzten Intervallen vorgenommen werden, uin 
eine weitgehende Sicherheit gegenüber Rezidiven zu be¬ 
kommen. Das Atoxyl ist in dieser Form- ein wertvolles 
Mittel zur erfolgreichen Behandlung des bösartigen Katar¬ 
rhalfiebers beim Rinde. 

Ad. Hof mann, landschaftl. Tierarzt in Werfen 
(Salzburg) : Bin krebsartiges Papillom an der linken, hin¬ 
teren Fesselfläche eines Pferdes, (österr. Wochenschrift f. 
Tierheilkunde, Nr. 34, 1914.) 

Das betreffende Pferd hatte an der linken, hinteren 
Fessellage eine eiterige Hautentzündung, welche mit pilz- 
artigen, gestielten Neubildungen blumenkoblartig dicht be¬ 
setzt war. Außerdem bestand eine metastatische leichte 
Schwellung der linken Ohrspeicheldrüse bei einer Körper¬ 
temperatur von 39,1 0 C. Das Tier wurde als unheilbar er¬ 
klärt und geschlachtet. Die Sektion ergab außer den er¬ 
wähnten Veränderungen noch eine leichte Milzschwellung. 

Für den Praktiker ist es in einem solchen Falle von 
Interesse zu wissen, ob solche Krebskrankheiten durch ent¬ 
sprechende Behandlung auf gewisse Grenzen beschränkt 
bleiben oder gar zur Heilung gebracht werden können. 

Von großem Werte sind deshalb die Beobachtungen, 
die der Leiter des bakteriologischen Laboratoriums der 
indischen Regierung in Muklesar, Holmes, anläßlich der 
Behandlung der Trypanosomiasis der Pferde mittels arse- 
niger Säure gemacht hat. 

Ein Ponny litt an einem Vorderfuße an llufkrebs. 
Die ganze Sohle war mit Krebswucherungen bedeckt. II o 1- 
m e s schenkte dieser Krankheit wenig Beachtung, ließ nur 
von Zeit zu Zeit einen Teerverband anlegen und widmete 
sein Hauptaugenmerk der Trypanosomiasis. 

Nach der ersten Kur (10 Arsenikdosen) konnte das 
Ponny als geheilt angesehen werden. Nach einiger Zeit 
kam es zum Rückfall, der eine zweite Arsenikkur not¬ 
wendig machte. 

Nach dieser Kur waren auch die krebsigen Neubil¬ 
dungen am Hufe verschwunden und hatten einer festen, 
gesunden Ilufbeschailenheit Platz gemacht. Ein Rückfall 
trat nicht mehr ein. 

Dieselbe Beobachtung hat Holmes noch an einer 
Reihe von Pferden gemacht. Die innerliche Verabreichung 



951 


des Arseniks in hoher Dosis und in gewissen Intervallen 
(sei es in Form der arsenigen Säure als Pulver oder durch 
subkutane Atoxylinjektionen oder durch kombiniertes Ver¬ 
fahren) hat stets zur Besserung bezw. zur Heilung des II uf- 
krebses geführt. 

Auch Hufe mit schlechter Beschaffenheit, abgetre¬ 
tenem Tragrande, langen Sprüngen, dünner Sohle etc. 
wurden durch die Arsenikkuren auffallend gut. 

Eine weitere interessante Beobachtung konnte 11 ol- 
m e s bei melanotischen Geschwülsten machen. Nach der 
ersten Kur waien die kleinen Geschwülste verschwunden, 
nach der zweiten waren auch die größeren zurückgegangen. 

Im eingangs erwähnten Falle hätten angesichts dieser 
\ <>n Holmes beobachteten Tatsachen ebenfalls Versuche 
mit Arsenikgaben gemacht werden sollen. Vielleicht hätte 
noch ein Abtragen der Neubildungen mittels Schere oder 
Bistouri mit nachheriger Einreibung von Arsenikpaste oder 
Arseniksalbe die innerliche Behandlung unterstützt und die 
Krankheit zur Heilung gebracht. 

Ohle r. 

E b e r - Leipzig: Ergebnisse der im Veterinärinstitut 
der Universität Leipzig ausgeführten Untersuchungen übet; 
die Beziehungen zwischen Menschen- und Rindertuberku¬ 
lose. (Zentralbl. f. Bakteriologie, Bd. 70, Heft 4—G.) 

Nach dem Verf. kommt der Kindertuberkulose als T T r- 
sache der Menschentuberkulose eine sehr beachtenswerte 
Bedeutung zu, besonders in Bezug auf die Ätiologie der 
Tuberkulose der" Kinder. Die bei diesen durch Kinder¬ 
tuberkelbazillen hervorgerufenen Veränderungen können 
gutartig sein und lokal bleiben, sie können sieb aber auch 
im Körper ausbreiten und den Tod veranlassen. 

Auch bei Tuberkulose Erwachsener können virulente 
Tuberkelbazillen des Kindes alleinige Krankheitsursache 
werden. Es ist dem Verf. gelungen, durch systematische 
intraperitoneale oder subkutane Verimpfung von rinder¬ 
virulentem tuberkulösem Material vom Menschen oder mit 
lieinkulturen aus solchem auf junge Kinder eine Virulenz¬ 
steigerung zu erzielen. 

Verf. glaubt aus dieser Tatsache schließen zu dürfen, 
daß eine nahe Verwandtschaft der beiden als Typus bovinus 
und Typus humanus bczeiclmeten Tuberkelstämme bestehe. 



952 


Dr. S ü p f 1 e: Grotan und Festalkohol zur Hände¬ 
desinfektion. (Münch. Mediz. Wochenschrift, Kr. 39, 1914.) 

Bei den Untersuchungen des Verf. über die bakteri¬ 
zide Wirksamkeit des Grotans (eine komplexe p-Chlor-m- 
Kresolverbindung) fand Verf., daß eine 0,3 c /c ige Grotan- 
losung Suspensionen von Baet. coli innerhalb 1 Minute ab¬ 
tötet. Staphylokokken, deren Resistenz gegen 1 % iges Phe- 
.nol zirka 3 Stunden betrug, wurden von 0,3 %iger Grotan- 
lösung in 8 Minuten, von 0,4 %iger Grotanlösung nach 
1—2 höchstens 3 Minuten abgetötet. 

S. empfiehlt daher Grotan in 0,4 %iger Lösung für 
alle jene Fälle als rasch wirkendes Desinfektionsmittel, b 'i 
denen Sublimat oder Sublimat-Ersatzpräparate angewendet 
zu werden pflegen: im Seuchendienste zur HändedesinAk¬ 
tion, zur Desinfektion infizierter Gebrauchsgegenstände, so¬ 
wie zur chirurgischen Händedesinfektion 
unter der Voraussetzung, daß die Hände, wie üblich, min¬ 
destens 5 Minuten ausgiebig gebürstet werden. Gegenüber 
Sublimat, dessen bakterielles Vermögen in l°/ 0 „ iger Lösung 
nach neueren im hygienischen Institut der Universität 
München betätigten Untersuchungen außerordentlich über¬ 
schätzt wird, bietet Grotan noch den weiteren Vorteil, daß 
es Metalle nicht angreift. 

Als Ersatz des flüssigen Alkohols zur c h i r u r {ti¬ 
sch e n Händedesinfektion empfiehlt Verf. die feste Alko¬ 
hol-Seifenpaste „Festalkohol“. Je 3 Stücke Alkoholseife 
im Gewichte von zirka 17 Gramm, deren Alkoholgehalt 
nach Untersuchungen im oben genannten Institute SOS 
beträgt, sollen laut Gebrauchsanweisung nach Beendigung 
des Waschens der Hände mit Wasser und'Seife eines nach 
dem andern mit den noch feuchten Händen zerdrückt und 
sorgfältig verrieben werden. Ein Vorteil ist hierbei, daß 
die Prozedur 4—6 Minuten in Anspruch nimmt, demnach 
die Desinfektionsdauer automatisch reguliert wird. 

Die vorhergehende Waschung mit Wasser und Seife 
darf nicht unterbleiben, da erst die an den Händen haftende 
Wassermengc mit dem Alkohol des Festalkohols eine bak¬ 
terizide Alkoholverdünnung ergibt. Bei Einhaltung der mil¬ 
geleilten Gebrauchsanweisung ist nach S. die bakterizide 
Wirkung des Festalkohols eine sichere und rasche. 

Dr. Lindecke: Die Erkrankungen der Vormagen 
des Rindes und ihre Beeinflussung durch Veratrin. (Disser¬ 
tation, Gießen.) 

L i n d e c k e hat über die Wirkung des Veratrins an 
kranken, mit Verdauungsleiden behafteten Rindern experi- 



953 


men teile Untersuchungen angestellt. Zu denselben dienten 
10 Kühe, 1 Jungrind und 1 Kalb. 

Aus den Untersuchungsergebnissen zieht 
der Verfasser folgende Schlüsse: 

1. Der Einfluß des Veratrins auf die motorische Tätig¬ 
keit des Magens ist individuell wie graduell sehr verschieden. 

2. Das Veratrin übt auf die Motilität des Rindermagens 
eine atypische, inkonstante Wirkung aus. 

3. Diese Wirkung auf die Frequenz der Wanstbeweg¬ 
ungen bei medizinaler Dosis ist meist eine indifferente oder 
eine lähmende oder endlich, aber nur in Ausnahmefällen, 
eine schwach anregende. 

4. Nur die Intensität der Wanstbewegungen erfährt 
häufiger eine Verstärkung, welche im Vergleiche zu der 
nach Darreichung typischer Ruminatoria auftretenden als 
niedergradig bezeichnet werden muß. 

5. Da Lähmungen der Pansentätigkeit nach medizinalen 
(Jähen oftmals zur Beobachtung kommen, da das Mittel 
vielfach den Wanst nach ebenso hohen Dosen unbeeinflußt 
läßt, da toxische Erscheinungen schon nach den üblichen 
Dosen sich einstellen können, da endlich der ruminatorische 
Effekt — wenn er in Ausnahmefällen sich geltend macht — 
nur kurz anhält und einen niederen Grad erreicht, kann 
das Veratrin nicht mehr als Ruminatorium angesehen bezw. 
empfohlen werden. 

Es ist daher aus dem Arzneischatze zu streichen. 


Amtstierarzt Wobst- Zittau : Wurmaneurysma. (Be¬ 
richt über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen für 
das Jahr 1913.) 

Verf. beobachtete folgenden Fall: 

Ein Gutsbesitzer ließ seine Fohlen auf einem Weide¬ 
platz tummeln, der an einer Stelle sumpfig war. .Plötzlich 
erkrankte ein Fohlen. Das Tier versagte das Futter, legte 
sich und konnte nicht mehr zum Aufstehen gebracht werden, 
da die Nachhand versagte. Reaktion auf Nadelstiche an 
derselben war nicht vorhanden. Das Fohlen verendete. 

Bei der Sektion fand man die Intima der hinteren Ge- 
krös-Arterie zernagt, das Lumen vollständig mit Fibrin- 
pfröpfen und Strongvliden ausgefüllt. 



954 


P. Haff ner und A. Nagamacki: Zur physio¬ 
logischen Wirksamkeit von Organextrakten. (Biocliem. Zeit¬ 
schrift u. Zentralblatt f. Bakteriologie etc., Bd. 62, Nr. 15.) 

Verf. prüften die Wirkung wässeriger, mit Alkohol 
gefällter Extrakte aus Binderschilddrüsen- und ovarien, so¬ 
wie der durch Ätheraussehüttelung getrennten ätherischen 
und wässerigen Fraktionen auf den isolierten Uterus von 
Meerschweinchen und Batten, auf Arterienstreifen vorn 
Binde, sowie auf Blutdruck und Atmung von Katzen und 
Kaninchen bei intravenöser Injektion. 

Aus den Versuchen resultiert, daß Schilddrüsen- und 
Ovarienextrakte vollkommen gleich wirken. Die physio¬ 
logischen Wirkungen der Organextrakte scheinen daher zu 
den vitalen Funktionen in keiner Beziehung zu stehen. 
Nach dem Verf. entstehen die wirksamen Substanzen der 
Extrakte vielleicht erst hei der Extraktdarstellung. 

Die Wirksamkeit der ätherischen Fraktionen beruht 
nach dem Verf. ausschließlich auf ihrem Gehalte an Fett¬ 
säuren und Seifen. Die wirksamen Bestandteile der wässe¬ 
rigen Fraktionen sind keine Seifen; auch gehören sie nicht 
zu den Substanzen der Cholingruppe, vielleicht aber zu den 
proteinogenen Aminen. A. 


Verschiedenes. 

Angliederung der Tierärztlichen Hochschule München 
an die Universität München. 

Am 1. Oktober, dem ersten Tage der nunmehr voll¬ 
zogenen Angliederung der Tierärztlichen Hochschule Mün¬ 
chen an die Universität München, fand an der Universität 
eine in Anbetracht des gegenwärtigen Krieges ein¬ 
fache akademische Feim- des Anschlusses statt. Bei der¬ 
selben hielten der Uektor der Universität, Staatssekretär 
zu Dienst Prof. Dr. v. M a y r, der Prorektor der Univer¬ 
sität Prof. Dr. G a reis und der bisherige Bektnr der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule Geh. Hofrat Brof. Dr. Vo i t (letz¬ 
terer namens der nunmehrigen tierärztlichen Fakultät) 
Ansprachen. 

Am Schlüsse der Feier wurde an Seine Majestät den 
König, dessen Initiative die Angliederung der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule an die Universität zu danken ist, ein 
iluldigungs- und Dankestelegramm abgesandt. 



95h 


Seine Majestät (1er König geruhten von Bergstetten 
aus an Se. Magnifizenz den Rektor der Universität I)r. von 
M a y r folgende Antwort zu richten: 

„Für die bei der Feier des Geburtstages der tier¬ 
ärztlichen Fakultät der Universität München darge¬ 
brachte Huldigung sage ich den Herren Vertretern des 
akademischen Senates und der neuen Fakultät herzlichen 
Dank. Ich freue mich über die nunmehr vollzogene An¬ 
gliederung der Tierärztlichen Hochschule an die Uni¬ 
versität München, in der ich einen für unsere Volks¬ 
wirtschaft, wesentlichen Fortschritt erblicke. 

Lud wi g.“ 


Auf dem Schlachtfelde Verwundete: Unterveterinär 
Eberhard Alexander Heinich vorn Feld-Artill.-Regt. Nr. 39, 
Ersatzabtlg., 2. Batterie; Unterveterinär Heinrich Deeken 
von der 3. Feldtrain-Komp. III. Armeekorps; Oberveterinär 
Bernhard Schulze im Stabe der Ersatzabtlg. des Feld- 
Artill.-Regts. Nr. 77; Oberveterinär Reinhard Rönnes der 
Ersatzabtlg. des Feld-Art.-Regts. Nr. 77, 2. Eskadron; Paul 
Abendroth, Stabsveterinär vom 2. Garde-Dragoner-Regt. 
Berlin. 


Kaiser - Wilhelm - Jubiläums - Stiftung. 

(II ohenzollernschloß Abenberg). 

Der Arbeitsausschuß der Stiftung teilt uns mit, daß, 
so anerkennenswert auch die für die Stiftung eingegangenen 
Beträge sind, die nötigen Mittel dennoch bei weitem nicht 
erreicht worden sind. Die Stiftung bezweckt die Einrich¬ 
tung des Hohenzollern-Stammschlosses Abenberg als Vetc- 
ranen-IIeirn. Sie erfüllt somit einen der Zwecke des Roten 
Kreuzes. Sic enthält aber auch eine, dankbare Anerkennung 
für die geradezu unvergleichliche Haltung unseres allver¬ 
ehrten Kaisers Wilhelm 11. als Friedensfürst vor dem Kriege 
und als Held während des Krieges. Die Stiftung bittet des¬ 
halb schnell und reichlich zu gehen und die Spenden an die 
Deutsche Bank, Depositenkasse (\ Berlin, Potsdamer- 
Straße 134 a, zu richten. 


Die Redaktion. 



956 


Der Sanitätshund. 

Rittmeister A. von Crey tz*) sagt über die Auf¬ 
gabe des Sanitätshundes: Der Sanitätshund hat vornehm¬ 
lich die Aufgabe, Versteckte (Verwundete) im Gelände, 
insbesondere bei Dunkelheit, aufzusuchen. Es ist eine be¬ 
kannte Erfahrung, daß Schwerverletzte sich vor den rings¬ 
um einschlagenden Geschossen, vor dem Donner der weiter- 
tobenden Schlacht in ihnen erreichbare Schlupfwinkel zu 
retten versuchen. So mancher wird an schwer sichtbaren 
Stellen niedersinken. Bei der gegenwärtigen Wirkung der 
Feuerwaffen muß der Soldat möglichst Deckungen suchen, 
die das Aufsuchen Verwundeter ungemein erschweren. 
Außerdem wird das Infanteriegefecht heute in der Regel 
durch die Feuerwirkung entschieden; diese aber kommt zu 
vollständiger Ausnutzung nur in der zerstreuten Ordnung 
und die natürliche Folge ist die, daß die Verwundeten auf 
einem sich sehr weit ausdehnenden Gelände zu suchen sind. 
Die Sanitätsdetachements bedürfen demgemäß außerordent¬ 
licher Hilfe und diese kann ihnen der Sanitätshund bringen. 
Die Tätigkeit des Menschen soll er hier durch seine feineren 
Sinne, durch seine größere Beweglichkeit ergänzen, er¬ 
leichtern. Behender und sinnesschärfer als der Kranken¬ 
träger kann der Hund die Zwischenräume zwischen dem in 
geöffneter Linie zum Aufsuchen der Verwundeten vorgehen¬ 
den Sanitätspersonal absuchen und er wird sich hierbei be¬ 
sonders in unübersichtlichem Gelände wertvoll erweisen. 
Hier kann er durchs Dickicht schlüpfen, Gräben absuchen, 
die Verbindung zwischen den einzeln vorgehenden Leuten 
aufrechterhalten. So wird er zum Auffinden manches Ver¬ 
letzten beitragen, der in dem von ihm aufgesuchten Ver¬ 
steck übersehen worden wäre, der unfähig war, sich dem 
suchenden Sanitätspersonal selbst bemerkbar zu machen. 

Was nun die Ausrüstung des Sanitätshundes anbelangt, 
so sind hier zwei Meinungen vertreten. B u u g a r t z rüstet 
den Sanitätshund zum Samariterdienst ganz besonders aus. 
Das Adjusjement ist vielseitig und sehr gebrauchsfähig. 
Verbandzeug, Labeflasche u. a. m. fehlen natürlich hierbei 
nicht, v. S t e p h a n i I z dagegen verwirft die Ausrüstung 
des Sanitätshundes ganz und gar, indem er hierzu Nach¬ 
stehendes ausfiilirt: Bei einer Beschränkung auf vorerwähnte 
Suche erübrigt sich auch eine Ausrüstung und damit Be¬ 
lastung des Sanitätshundes mit Verbandzeug und Labe¬ 
llasche. Je schneller ein aufgefundener Verwundeter der 


*) A. v. (’reytz: Die Dressur des Hundes, 1911, S. 185. 



957 


ärztlichen Behandlung zugeführt wird, desto besser für ihn. 
Der Verwundete aber, der sich aus dem vom Sanitätshund 
überbrachten Verbandzeug selbst noch einen Notverband 
herrichten könnte, braucht, ganz abgesehen davon, daß jeder 
Mann das nötige Verbandzeug bei sich trägt, ein Auf gesucht¬ 
werden durch den Hund überhaupt nicht. Er ist dann auch 
in der Lage, die Krankenträger selbst herbeizurufen, soll 
daher die fernere, Anderen zugute kommende Arbeit des 
Hundes nicht unnötig aufhalten. Zu berücksichtigen ist. 
auch, daß jede Ausrüstung des Hundes, sei’s mit den ge¬ 
nannten Stücken, sei’s mit Binden mit dem Genfer Kreuz, 
dem Hunde seine Arbeit im Dickicht oder an anderen un¬ 
gangbaren Orten wesentlich erschwert, ja dem Hunde und 
damit dem Verwundeten, dem er Rettung bringen soll, zum 
Verhängnis werden kann. 

Die Sanitätshunde, welche nach Zeitungsberichten 
dieser Tage in Bayern angekauft wurden und den Land¬ 
sturm-Bataillonen zugeteilt werden, gehören verschiedenen 
Rassen an. Unter ihnen sind einige Dobermanns, die be¬ 
sonders für den Aufsuchungsdienst, taugen. Die Hunde 
werden im Sinne von Bungartz von der Zentral-Kriegs- 
Sanitätskommission feldmäßig ausgerüstet. Sie erhalten 
einen Leibgurt mit zwei zu beiden Seiten befindlichen ziem¬ 
lich großen Taschen. Die eine davon enthält Verbandzeug, 
Heftpflaster, Schere, Bindfaden und anderes zur Selbst¬ 
hilfe für den ersten Augenblick nötige Material, ln der 
zweiten Tasche befinden sich Labemittel, wie kalter Tee, 
Kaffee, ein kleines Fläschen Wein und Rum, Zucker und 
Schokolade. Alle diese Sachen sind wohlverpackt und mit 
Aufschriften versehen und dienen zweierlei Zwecken: 
erstens, daß ein Leichtverwundeter, sobald er von dem 
Hunde auf gef unden wird, sich sofort selbst nach den in 
der Tasche befindlichen Anweisungen helfen kann, um so 
einer Wundfiebergefahr vorzubeugen, und zweitens, daß, 
falls ein Hund einen Schwerverwundeten verbellt, der 
daraufhin' erscheinende Helfer sofort dem Aufgefundenen 
eine erste tatkräftige Hilfe leisten kann. Es wird dadurch, 
besonders bei versprengten oder irgendwo einsam liegenden 
Verwundeten, manches Leben gerettet, das sonst verloren 
wäre. 

Die Anwendung von Sanitätshunden stammt aus der 
Schweiz, wo man vor etwa 10 Jahren die ersten Versuche 
bei den Manövern machte und nicht nur befriedigende, son¬ 
dern auch überraschende Resultate erzielte. Hier zeigten 



958 


sich die Dobermanns und die glatthaarigen Doggen auf 
dem Gebiet der Verwundetenpflege. als besonders geeignet, 
die kleineren Rassen dienen mehr zur Suche nach Ver¬ 
wundeten oder Vermißten und treten nur in Begleitung 
von Mannschaften ihren Dienst an, während die größeren 
mit Hilfa- und Labemitteln ausgerüsteten Hunde selbst¬ 
ständig arbeiten. Jedenfalls bedeutet die Einführung von 
Sanitiitshunden in die bayerische Armee einen großen Fort¬ 
schritt auf dem Gebiete der Verwundetenpßege. 

Anmerkung: A. von Creytz**) äußert sich über 
die Frage: „Welcher Hund eignet sich vornehmlich zum 
Sanitätshund?“ wie folgt: „Die Seitwärts- und Vorwärts¬ 
suche, der Wandel, das rastlose Hin und Her unter scharfer 
Musterung der Umgebung steckt im Blute des deutschen 
Schäferhundes. Die deutschen Schäferhunde bedürfen so¬ 
mit. keiner wesentlichen Abrichtung für diese Art des 
Suehens, der deutsche Schäferhund ist zugleich der ge¬ 
borene Sanitätshund.“ 

Der Deutsche Verein für Sanitätshunde mit dem Sitze 
in Oberoltendorf am Rhein läßt derartige Sanitätshunde 
ausbilden, um sie, abgerichtet, an freiwillige Sanitäts¬ 
kolonnen abzugeben. Hatte er bisher nur Colliers in den 
Dienst gestellt, so ist er nunmehr zum deutschen Schäfer¬ 
hund übergegangen. A. 

Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst in Bayern. 

Diese Woche und die vorige fand in München die 
Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst in Bayern statt. 
An derselben beteiligten sich 9 Tierärzte. 


Vorlesungen und Übungen an der K. Tierärztlichen Hoch¬ 
schule Hannover. 

W inte r s e m e s t e r 1914/15. Beginn 15. Oktober 1914. 

1 >r. Tereg: Geschichte der Tierheilkunde: Physio 
logie: Physiologische Chemie: Physiologisches Prkatikum. 
— 1 >r. A r n o 1 d : Anorganische Chemie; Chemische Fb- 
itngen. --- Boot her: Anatomie der Haustiere; Anato¬ 
mische 'Übungen. —- I >r. M a I k in u s: Spezielle Pathologie 
und Therapie; Medizinisch-propiideutise he Klinik; Spital 
klinik für große Haustiere (Medizinische Klinik). — 1 *r. 


**l I. r. S. IST. 



959 


Fr ick: Theorie des Hufbeschlages; Spezielle Chirurgie; 
Chirurgisch-propädeutische Klinik; Spitalklinik für große 
Haustiere (Chirurgische Klinik); Operationsübungen. — 
Dr. Rievel: Fleischbeschau mit Demonstrationen; Spe¬ 
zielle pathologische Anatomie; Milch und Milchkontrolle; 
Pathologisch-anatomische Demonstrationen; Pathologisch¬ 
anatomischer Kursus mit Anleitung zu Obduktionen; Ob¬ 
duktionen. — Dr. Künnemann: Arzneimittellehre 
(Pharmakognosie und Pharmakodynamik) ; Spitalklinik für 
kleine Haustiere. — Dr. Mießner: Diätetik (Hygiene); 
Hygienische und seuchenklinische Übungen und Demon¬ 
strationen; Übungen im Anfertigen von Berichten. — Dr. 
O ppcrraann: Embryotomische Übungen ; Bujatrik; Am¬ 
bulatorische Klinik. — Haeseler: Physik; Physikalische 
Übungen. — Dr. Stümpke: Über das Wesen und die 
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten des Menschen und 
sonstige hygienische Fragen. — Dr. TT de: Zoologie. — 
K o c h : Fleischbeschaukurse auf dem hiesigen Schlacht¬ 
hofe. — Dr. G e r k e: Pharmazeutische Übungen; Botanik. 


Rückgang des Kalbfleischkonsums. 

Während früher am Schlachthofe München stets ein 
Wochen-Zutrieb von reichlich 4000 Stück notwendig war, 
tun den hiesigen Bedarf an Kälbern zu decken und um die 
Preise zu halten, genügte vorletzte Woche ein Angebot von 
2800 Stück. Früher, d. h. vor Erlassung des Verbots des 
vorzeitigen Schlachten» von Vieh war ein Sechstel, höch¬ 
stens aber ein Fünftel des Vorrats gute Qualität, jetzt da¬ 
gegen ist reichlich die Hälfte gut. Es hat also das Verbot 
bereits seine günstige Wirkung gezeigt und andererseits 
läßt sieh auch bei den Konsumenten eine verständnisvolle 
"Würdigung des von Behörden und Presse ausgehenden Be¬ 
strebens, den Kalbfleischkonsum möglichst einzuschränken, 
erkennen. Erfreulich ist auch, daß dies Kälberpreise gegen¬ 
über der gleichen Zeit im Vorjahre nur eine unwesentliche 
Änderung erfuhren. So kosteten z. B. Ende September 
vorigen Jahres am hiesigen Schlacht- und Viehhof Kälber 
je nach vorhandener Qualität 52—04 Mark pro Zentner 
Lebendgewicht, während die Preise am letzten Montags- 
TTauptmarkt zwischen 45 und 50 Mark schwankten. 



BücherschaiL 

Der Ablauf der Magenverdauung des normal gefütterten und ge¬ 
tränkten Pferdes. Nach Versuchen, gemeinsam ausgeführt mit 
Dr. A. Schattke, von Dr. A. Scheunert'o. Professor und 
Abteilungsvorsteher am physiologischen Institut der Kgl. sächsi¬ 
schen Tierärztlichen Hochschule, Dresden. Mit 20 Abbildungen 
im Text. Verlag von Gustav Fischer, Jena. Preis 2 Mk. 

In der vorliegenden Arbeit sind die interessanten Ergebnisse 
von Versuchen über die Magenverdauung beim Pferde mitgeteilt. 
Besprechung finden zunächst die Methoden der Untersuchungen, daran 
schließen sich eingehende Ausführungen über die Reaktionen des 
Inhalts und des Fassungsvermögens des Magens, des Gewichtes des 
Mageninhaltes, der Mechanik bei der Magenfüllung, des Wasser¬ 
gehaltes des Mageninhaltes, ferner über die Weiterbeförderung des 
aufgenommenen Trinkwassers durch den Verdauungsapparat, den 
Ablauf der Kohlehydrat- und Eiweißverdauung usw. 

Die mühevolle Arbeit bedeutet eine wesentliche Bereicherung 
der Physiologie der Verdauung beim Pferde; sie gibt eine voll¬ 
ständige Einsicht in den VerdauungsVorgang dieser Tierart, sie er¬ 
möglicht die Bewertung der Aufeinanderfolge der Futterzeiten und 
der Aufeinanderfolge des Tiänkens, vor, während und nach der 
Fütterung, der Verabreichung von Arzneimitteln u. A. Wir empfehlen 
die wissenschaftlich auch für den Praktiker wertvolle Monographie 
zum Studium. A. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dem Stabsveterinär Rudolf Bronold- 
Würzburg wurde das Eiserne Kreuz verliehen. Ferner erhielten 
das Eiserne Kreuz 2. Klasse Dr. Max Flemming im Jäger-Regt. 
zu Pferd Nr. 7 in Trier (Rheinprov.), Dr. Otto Budnowsk i, Stabs¬ 
veterinär in der Train-Abtlg. Nr. 3 Spandau, August Reck, Korps¬ 
stabsveterinär beim Generalkommando des 18. Armeekorps in Frank¬ 
furt a. M. 

Verzogen: Hermann Bürchner, k. Bezirkstierarzt a. D., 
Utting nach München, Dr. Karl Hall-Sinsheim (Baden) nach Nen- 
dingcn (Württemberg). 

Approbiert: In Hannover die Herren: Franziskus Gaul- 
Petersberg, Paul Friedrich Glander-Marsdorf, Friedrich Gräfe- 
Wetzen, Bernhard H a y e n - Geestemünde , Richard Heller- 
Hannover, Karl Heß- Papenburg, Gustav H i 1 d e b r a n d - Giehler¬ 
mühlen, Georg Horn in-Höchst a. M., Ignatz Maria Hünermund- 
Kleinbartloff, Koiirad IIus m an n-Melle, Wilhelm Jacob i-Bergedorf, 
Hermann Jane k e-Warmenau, Theodor Janssen - Pewsum, Nis 
Johansen-Baurup, Fritz Kei lbar-Saalfeld, Ernst Kiehn- 
Hohenhorn, Bruno Knüper-Dortmund, Hermann Kuhlmann- 
Brünnighausen, Johannes Kurth -Viehöven, Hermann Ladend orf- 
Waren, Christian 1.appe-Wernigerode, Ernst Leh mann - Dornburg. 
Wilhelm Le i fert-Stokum, Wilhelm Looft-Tiehensee, Werner 
1. ii t je-Hannover, llayo Meen t s-Friedrichsgrode, Heinrich Mer- 
t e n s- Börlinghausen, I[ans Metz-Bremen, Georg Meye r-Haunover, 
Artur Mül ler-Falkenburg, Georg Mü 11 er-Rongelrode, Heinrich 


T)rnr.k von J. Go tte r wi nter, Mönchen. Kommissionsverlag: M. Rlegersche 
rnivcrsUktHbuchhamllung, Mönchen. Odeonsplftts 2 



(frflüer: Tierärztlicbes Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde nnd Viehzncht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesanssclinsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 20. Oktober 1914. Nr. 42. 


Inhalt: Originalartikel. Martell: Zur Geschichte des Kgl. Hauptgestütes Graditz 
(Schluß). — Münich: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — Referate. Heß: 
Neue Versuche über Lichtreaktionen bei Tieren und Pflanzen. Bernheim: Über 
Afridolseife. Ziegler: Erfahrungen mit Providoform. Lipp: Eine einfache Me¬ 
thode zum Nachweis von GallenfarbstofF und Hämoglobin im Harn. Esch: Ver¬ 
dient die kutane oder die intrakutane Tuberkulinreaktion den Vorzug beim 
Tuberkulosenachweis durch den Meerschweinebenversuch? Otto: Therapogen 
hei Retentio secundinarum. Hartenstein: Gebärparese vor der Geburt. Lange : 
Karzinomatose bei einem Pferde. Manukin: Die Heilwirkung der durch Milz¬ 
bestrahlung hervorgerufenen Leukozytolyse. — Verschiedenes. An die Leser 
der Wochenschrift im neutralen Auslande! Verlustliste. Verzeichnis der Vor¬ 
lesungen und praktischen Übungen an der K. Tierärztlichen Hochschule zu Berlin 
im Winter-Semester 1914/15. Verzeichnis der Vorlesungen und Übungen an der 
K. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden im Wintersemester 1914/15. — Bücher¬ 
schau. — Personalien. 


Zur Geschichte des Kgl. Hauptgestütes Graditz. 

Von Dr. Paul Martell in Berlin-Halensee. 

(Schluß.) 

Die weitere Entwicklung von Graditz vollzog sich nun¬ 
mehr im nächsten Jahrzehnt in ruhigen Bahnen. Der Pferde¬ 
bestand von Graditz betrug im Jahre 1840 562 Pferde, 1844 
nur 441 Pferde und 1859 wieder 525 Pferde. Auf die letzt¬ 
genannte Zahl entfielen 8 Hauptbeschäler und 170 Mutter¬ 
stuten ; der Rest waren Fohlen. 

Während wir über die ältere Geschichte von Graditz 
durch das Werk von J. v. Schwartz einigermaßen unter¬ 
richtet sind, fehlt es an einer geschlossenen geschichtlichen 
Darstellung von Graditz über die letzten Jahrzehnte fast 
gänzlich. 

Nachdem sich im Jahne 1866 die preußische Staats¬ 
verwaltung entschlossen hatte, die bis dahin in allen drei 








962 


staatlichen Hauptgestüten Trakehnen, Beberbeck und Gra- 
ditz betriebene Vollblutzucht in einem einzigen Gestüt zu 
vereinen, wurde Graditz mit der Durchführung dieser Auf¬ 
gabe betraut, deren verwickelte und schwierige Lösung dem 
damals neu ernannten Landstallmeister Grafen Lehn¬ 
dorff überlassen wurde. Graditz wurde hierdurch zu 
einem Vollblutgestüt erklärt und erhielt aus diesem Grunde 
von Trakehnen 24, vom Neustadter Gestüt 20 Vollblutstuten 
überwiesen, so daß sich zusammen mit den in Graditz vor¬ 
handenen 14 ein Gesamtbestand von 58 Vollblutstuten er¬ 
gab. Das in dieser Weise zusammengebrachte Stutenmate¬ 
rial erwies sich jedoch als außerordentlich mangelhaft, so 
daß nach drei Jahren nur noch 20 von diesen Stuten vor¬ 
handen - waren. In verständiger Weise hatte man alles nicht 
erstklassige Material im Interesse einer hochwertigen Zucht, 
ausgemerzt. In der ersten Zeit unter preußischer Verwal¬ 
tung hatte Graditz hauptsächlich orientalische Hengste be¬ 
nutzt, die später von englischem Blut abgelöst wurden. Die 
bedeutendsten Hengste um 1815 waren in Graditz „Bayard 4 * 
und „Swaran“, die von dem im Neustadter Gestüt so er¬ 
folgreich gewesenen Araber „Turk-Main-Atty“ abstammten : 
ferner sind zu nennen die Hengste „Alcides“, „Rinaldo“ 
(Söhne des Bayard), „Fedor“, „Tandem“, „Tudor“, die Tra¬ 
kehner „Y. Oronocco“, „Sabal“, der ausgezeichnete Natio- 
nal-Araber „Madim“, „Herosion“, „Koylan“, „Bucephalus“. 
„Hidalgo“, „Phönix“, „Abgar“ und „Elector“. Vom Jahre 
1826 ab übernahmen das Deckgeschäft die englischen Voll¬ 
blüter „Black - Amor“, „Hogard“, „Dicky“, während in 
den 1830 er Jahren in der gleichen Eigenschaft wirkten : 
„J. Whisker“, „Toaster“, „Gulliver“, „Constant“, ..Pre¬ 
mier“, „Sherif“, „Michle-Fell“ und der sehr ausdauernde 
„Locomotive“. In den 1850 er Jahren waren in Graditz als 
Vollbluthengste tätig: der von Lord Derby in England 
gezogene „Fazzoletto“, der von Lord Durham gezogene 
„The Wizard“, ein sehr erfolgreicher Renner, ferner der 
vom Grafen von Lehndorff vom Baron M eyer R o t- 
schild angekaufte „Tweedale“ und endlich ebenfalls der 
englische Hengst „Savernake“. Unter den damals tätigen 
ITalbbluthcngston verdienen die in Graditz geborenen ..Leo¬ 
pard“ und „Mario“ hervorgehoben zu w T erden neben dem in 
England vielfach prämiierten Halbblüter „Prince Arthur“. 
Tn den 1860 er Jahren erfolgte auf dem Vorwerk Döhlen 
ausschließlich Ilalbblutzucht, die später nach Repitz ver¬ 
legt, wurde: Döhlen fiel hierauf die Aufgabe eines Fohlen¬ 
hofes zu. 



963 


Zur Erprobung des eigenen Zuchtmaterials batte 
Graf Lehndorff bald nach seinem Amtsantritt eine 
Trainieranstalt und Rennbahn errichtet und wurde ein 
Pferd erst alsdann zur Zucht zugelassen, wenn es seine 
Probe auf der Rennbahn befriedigend bestanden hatte. 

Unter den weiteren älteren Hengsten, die für die 
Vollblutzucht von Graditz von Bedeutung wurden, sind die 
in England gekauften Hengste „The Palmer“ „Rustic“ und 
„Chamant“ zu nennen. 

Bis zum Jahre 1881 gab es in Graditz keinen eigent¬ 
lichen Trainer, denn den mit 1200 Mark Gehalt ausgestat¬ 
teten Futtermeister kann man nicht hierfür annehmen. Das 
Training lag vielmehr in den Händen des Landstallmeisters 
selbst. Auf alle größeren Zuchterfolge von Graditz einzu¬ 
gehen, ist hier nicht der Raum. Nur einzelnes kann heraus¬ 
gegriffen werden. In diesem Sinne ist die 1868 in Graditz 
von Cavendish a. d. Vanessa gezogene Stute „Das Veilchen“ 
zu nennen, die eines der schönsten historisch gewordenen 
Zuchtprodukte von Graditz war. Die Stute lief und gewann 
achtmal; das Gestüt verdankte ihr 11, zum Teil sehr wert¬ 
volle, Zuchtprodukte. Unter den von ihr stammenden 7 
Mutterstuten ist besonders „Vergißmeinnicht“, die Mutter 
des berühmten Hengstes „Weltmann“ zu erwähnen. Als 
die Stute „Das Veilchen“ zum Zwecke eines Rennens nach 
England verschifft worden war, scheute sie in Harwich auf 
Deck des Dampfers infolge Vorüberfahrens eines anderen 
Schiffes und sprang über Bord. Die Stute hielt sich als 
Zeugnis ihrer ungewöhnlichen Ausdauer und Kraft schwim¬ 
mend zwei Stunden über Wasser, lediglich vom Bord durch 
Hochhalten des Kopfes unterstützt; erst dann konnte sie 
gerettet werden. 

Die Tätigkeit des Kgl. Hauptgestüts Graditz zur 
Hebung der Landespferdezucht muß in jedem Fall als her¬ 
vorragend bezeichnet werden. Abgesehen von der im Laufe 
der Jahrzehnte erzielten stattlichen Zahl von Hauptbeschä¬ 
lern, sind natürlich vorwiegend Landbeschäler erzielt worden. 
Als ältere geschichtlich interessierende, aus der Graditzer 
Zucht hervorgegangene Hauptbeschäler seien genannt der 
Hauptbeschäler „Weltmann“ (Graditz 1884), ferner „Po- 
trimpos“ (Graditz 1886), „Hartenfels“ (Trakehnen 1887), 
„Inselberg“ (Graditz 1889), „Hortari“ (Beberbeck 1889), 
„Marder“ (Graditz 1890), „Panther“ (Trakehnen 1890). 
Hiervon hat „Inselberg“ zum Teil auch Landbesehälerfunk- 
tion ausgeübt. 



964 


Einer der ersten großen Erfolge der seit 1866 in Gra* 
ditz betriebenen Vollblutzucht war der 1881 in Graditz 
geborene Dunkelfuchs „Weltmann“ von Chamant a. d. 
Vergißmeinnicht, der wegen seiner mächtigen und regel¬ 
mäßigen Formen als ein Vollbluthengst erster Klasse galt. 

Anfangs der 1890er Jahre standen in Graditz 5 Haupt¬ 
beschäler und zwar der Fuchs „Flageolet“, 1870 in Frank¬ 
reich geboren von Plutus a. d. La Favorite, der 1879 eben¬ 
falls in Frankreich geborene „Dandin“ von Gabier a. d. 
Dulce Dornum, ferner der bereits erwähnte „Weltmann“ 
und der schon genannte, 1885 in Graditz geborene „Insel¬ 
berg“ von Dandin a. d. Prinzessin Ilse, ferner der Fuchs 
„Potrimpos“, 1883 geboren von Chamant a. d. Pulcherrima, 
ebenfalls ein Graditzer Produkt. Bald darauf wurde der 
berühmte „Saint Gatien“ zum Preise von 280 000 Mark für 
Graditz angekauft. Der kastanienbraune, englische Voll¬ 
blüter „Saint Gatien“ war in England geboren. Damals 
wurden außer den Gestütsstuten jährlich noch etwa 60 
Privatstuten gedeckt und betrug das Deckgeld 300 Mark. 

Unter den damaligen 44 Mutterstuten waren die be¬ 
rühmtesten „Pulcherrima“ und „Vergißmeinnicht“. 

Im Jahre 1897 deckten in Graditz die naehgenaunten 
sechs englischen Vollblüter: „Chamant“, „Delphos“, „Fla¬ 
geolet“, „Le Destrier“, „Le Justicier“ und „Saint Gatien“. 

Interessant ist die nachfolgende statistische Übersicht 
der von Graditz in den letzten Jahrzehnten gewonnenen 
Geldpreise: 


Jahr 

Gewinn 

Jahr Gewinn 

1871: 

44 319 Mk., 

1892 : 223 960 Mk.. 

1872: 

25 485 „ 

1893: 241493 

99 

1873: 

64 580 „ 

1894 : 211956 

99 

1874: 

9192 „ 

1895: 115 247 

99 

1875: 

37 432 „ 

1896 : 34 628 

99 

1876: 

76 943 „ 

1897: 385 -U)3 

99 

1877: 

31 660 „ 

1898 : 380 840 

91 

1878: 

16 320 „ 

1899: 168 126 

99 

1879: 

34 830 „ 

1900: 157 936 

99 

1880: 

51030 „ 

1901: 172 643 

99 

1881: 

33160 „ 

1902 : 83 859 

99 

1882: 

34 410 „ 

1903: 112165 

9 ! 

1883: 

189 339 „ 

1904: 326251 

9 9 

1884: 

99 949 .. 

1905 : 215 333 

99 

1885: 

167 005 ,. 

1906: 185 788 

99 

1886: 

169 331 

1907: 357 621 

99 

1887: 

193 480 „ 

1908 : 601930 

«9 

1888: 

198 365 .. 

1909: 762 549 

9 9 

1889: 

175 415 

1910: 653 965 


1890: 

282 416 „ 

1911: 514 410 


1891: 

250 039 „ 

1912: 811170 

99 



965 


Die geringe Gewinnsumme des Jahres 1874 ist darauf 
zurückzuführen, daß in dem Etat von 1874 das Haus der 
Abgeordneten die Rennprämien strich. Der plötzliche Auf¬ 
schwung vom Jahre 1883 ab ist darauf zurückzuführen, 
daß von dem genannten Jahre ab Graditz die Mittel für 
einen Trainer bewilligt erhielt. Der große Rückgang im 
Jahre 1895 erklärt sich dadurch, daß die Graditzer Pferde 
in dem erwähnten Jahre an einer staupeartigen Krankheit, 
Maulfäule und Magenverstimmung litten, so daß der größte 
Teil der Rennen nicht wahrgenommen werden konnte. 

Bekannt ist, daß der unvergeßliche Leiter und Wieder¬ 
begründer des neuzeitlichen Graditz, Graf Lehndorff, 
keine Mittel scheute, wenn es galt, der deutschen Pferde¬ 
zucht erstklassige Pferde zu erwerben. Hier war kein Preis 
zu hoch; es sei nur an die Ankäufe von „Galtee More“ für 
280 000 Mark und an den berühmten Hengst „Ard Patrick“ 
erinnert, der gar für 420 000 Mark angekauft wurde; ein¬ 
schließlich der auf gewendeten Versicherungssummen ist der 
Betrag dann über eine halbe Million Mark hinausgegangen. 

Die glänzenden Zuchterfolge von Graditz haben heute 
längst bewiesen, daß diese Riesensummen im Interesse der 
deutschen Pferdezucht nicht vergeblich gewesen sind und 
daß wir in der Gegenwart Graditz dank einer genialen Lei¬ 
tung als eine klassische Stätte deutscher Pferdezucht anzu¬ 
sprechen haben. Soweit die ältere Geschichte von Graditz. 
Die beiden letzten Jahrzehnte, welche Graditz in seinen 
züchterischen Erfolgen auf einen Höhepunkt führten, weisen 
eine solche Fülle geschichtlichen Materials auf, daß dieses 
sich nur schwer in dem Rahmen eines kurzen Aufsatzes 
vereinigen läßt. 


Karze Mitteilungen aas der Praxis. 

Von Tierarzt Dr. Munich. 

1. Herzklopfen bei einem Pferde. 

Eines Tages wurde ich zu einem Pferde geholt, das 
nach Ansicht des Besitzers Kolik hatte. Bei meiner Ankunft 
fand ich ein Pferd, das mit den Vorderfüßen sehr aufgeregt 
den Boden kratzte und an der Schultermuskulatur heftig 
zitterte. -Der abgesetzte Kot war von normaler Beschaffen¬ 
heit und Menge. Plötzlich fiel das Tier um, streckte die 
Füße zitternd von sich und drohte zu verenden. Unerwarteter 
Weise erhob es sich auf einmal wieder und taumelte nach 
links, wo es an eine große Futterkiste stieß und, sich dort 



966 


anlehnend, stehen blieb. Aus der Futterkiste uahm es zu 
unserm Erstaunen ein Maul voll Heu und kaute es sehr 
heftig. Ich versuchte, so gut es möglich war, die Auskul¬ 
tation auszuführen, als das Pferd plötzlich, die Füße hoch¬ 
hebend und wie im Wasser gehend, ständig nach rechts im 
Kreise zu gehen begann. Vier Männer konnten das Tier, 
das immer noch seinen Heubündel nervös kaute, ab und 
zu etwas Harn und Kot absetzte, unmöglich zum Stehen 
bringen. Die Augen traten weit aus den Höhlen, der Blick 
war äußerst ängstlich. Unter Mühe konnte ich endlich 
konstatieren, daß die Pulszahl 140 betrug. Das Herz schlug 
pochend, Atmung war mäßig beschleunigt und betrug etwa 
18 Atemzüge pro Minute. Darmgeräusche waren deutlich 
hörbar. Die Temperatur, die trotz der ständigen Bewegung 
des Pferdes abgenommen werden konnte, betrug 37,9. Die 
Diagnose lautete auf nervöses Herzklopfen. Der Grund für 
die abnorme Herztätigkeit war wahrscheinlich der Umstand, 
daß, als das Pferd eben eingespannt werden sollte, beim 
Führen desselben aus dem Stalle in den Hof mit großer 
Geschwindigkeit ein Automobil, fast geräuschlos, vorbeifuhr. 
Medikamente wurden nicht angewendet, denn bis ich mit 
denselben fertig war, hatte sich das Befinden des Pferdes 
bereits ganz gebessert. Der Anfall trat nicht mehr ein. 

2. Eine Bruchoperation. 

Eine sehr schwierige Bruchoperation machte ich bei 
einem Fohlen, das sich beim Überspringen eines Zaunes 
eine Latte dicht hinter den falschen Rippen in die Bauch¬ 
gegend gerannt hatte, sodaß nur die Fleischteile, nicht aber 
die Haut durchtrennt wurden. Der Vorfall hatte sich schon 
ein Jahr zuvor ereignet, und waren bereits die verschieden¬ 
sten Heilversuche angestellt worden. Bei meiner ersten 
Untersuchung hatte der Bruch nur die Größe eines Klein¬ 
kinderkopfes. Bei der Operation selbst aber, die erst vier 
Wochen später vörgenommen werden konnte, war der Bruch 
schon gut mannskopfgroß. Er hatte die Form einer Pyramide. 
Ich legte das chloroformierte Fohlen auf den Rücken, rasierte 
die ganze Bauchgegend ab und desinfizierte mit .Jodtinktur. 
Hierauf spaltete ich die Haut und dann den inneren Bruch¬ 
sack. Der »Schnitt in der äußeren Haut war 21 cm lang. 
Das Durchtrennen des inneren Bruchsackes war insofern 
ziemlich schwierig und mußte sorgfältig geschehen, weil 
Dannschlingen angewachsen waren. Einmal drängte das 
Fohlen trotz der Narkose — ich traute mir nicht mehr 
weiter Chloroform nachzugeben, weil ich fürchtete, es könnte 



967 


die Zunge, wegen des Liegens auf dem Rücken, eventuell 
zurückfallen — sehr und es kamen eine gute Zigarren¬ 
schachtel voll Därme aus der Wunde. Sie wurden sorg¬ 
fältig zurückgeschoben. Hierauf vernähte ich den inneren 
Bruchsack so knapp wie nur möglich und kluppte unter 
Einschaltung eines Drainrohres die äußere Haut ab. Das 
Fohlen vertrug diesen Eingriff sehr gut, Radikalheilung 
erfolgte aber leider nicht. An der Operationsstelle zeigt 
sich immer nöch eine leichte Vorwölbung, die aber seit 
®/4 Jahren nicht mehr größer wurde. 


Referate. 

C. Heß: Neue Versuche über Lichtreaktionen bei 
Tieren und Pflanzen. (Münch. Mediz. Wochenschrift, 1914, 
Nr. 27.) 

H. erwähnt eingangs seine Untersuchungsbefunde über 
die Akkomodation der Alciopiden, 3—8 cm langer mariner 
Wiirmer, bei deren hochentwickelten Augen Hesse und 
D e m o 11 anatomisch muskulöse Elemente gefunden haben 
wollten und diese für den Akkomodationsvorgang in An¬ 
spruch nahmen. Demgegenüber sagt H., daß die die Vorder¬ 
fläche der Augenhüllen in der Umgebung der Linse über¬ 
ziehenden zahlreichen feinen, irrigerweise als Muskeln be- 
zeichneten Streifen Gebilde sind, die einerseits nach Art 
der Iris den Eintritt diffusen Lichtes in das Auge er¬ 
schweren, andererseits die Augen vor einem Feinde un¬ 
sichtbar machen. Durch Untersuchung überlebender und 
isolierter Alciopidenaugen konnte Verf. nun nachweisen, 
daß sich bei Reizung (Licht, elektr. Strom) die Linse gegen 
die Hornhaut zu verschiebt, daß also dieses Auge eine ak¬ 
tive Nahakkomodation besitzt. Der Vorgang dieser Orts¬ 
veränderung ist hochinteressant; das Alciopidenauge hat 
einen doppelten Glaskörper, dessen vorderer, zähflüssiger 
Teil scharf von dem hinteren Glaskörperraum gesondert lind 
mit den Augenhüllen innig verbunden ist. An der unteren 
Seite, der einzigen Stelle der Augenwand, die kontraktile 
Elemente enthält, hat dieser vordere Glaskörper eine am¬ 
pullenartige Ausstülpung, die bei Lichtreizung ihren Inhalt 
in das Auge hineinpreßt und dadurch die Linse etwas nach 
vorwärts hebt. 

Sodann verbreitet sich der Vortragende über die von 
ihm neu gefundenen Lichtreaktionen bei den Echinodermen. 
Systematische Untersuchungen ergaben eine hochgradige 



968 


Lichtempfindlichkeit der Füßchen der Seesterne, die im 
Dunkeln ausgestreckt, bei Belichtung lebhaft eingezogen 
werden. Farbige Lichter haben ähnliche oder gleiche rela¬ 
tive Reizwerte wie für das total farbenblinde Menschen¬ 
auge. Ohne Unterschied der Helligkeit werden rot als 
dunkel, blau und grün als hell empfunden. Ebenso ver¬ 
halten sich die See-Igel, bei denen am aboralen Pole stehende 
hellviolette kölbchenartige Gebilde bei Lichtstärke-Vermin- 
derung rotierende Bewegungen zeigen. Auch feie sind farben¬ 
blind. 

Da H. bei diesen Untersuchungen die objektiven Licht¬ 
reaktionen bei Tieren zu den subjektiven Helligkeitsempfin¬ 
dungen des Menschen in Beziehung brachte und hieraus 
Einwände gegen seine Befunde erhoben wurden, zog er bei 
einer zweiten Untersuchungsmethode zum Vergleiche eben¬ 
falls eine objektive Reaktion am Menschenauge heran, 
nämlich die durch das Licht hervorgerufene Änderung der 
Pupillen weite. Zu diesem Zwecke konstruierte er einen 
Apparat, das Differential-Pupilloskop, mit Hilfe dessen es 
möglich ist, an einem meßbaren vartablen, farblosen Ver¬ 
gleichslichte die von der Helligkeit abhängigen motorischen 
Reizwerte verschiedener farbiger Lichter für das Menschen- 
und Tierauge genau zu bestimmen. Mit dieser einwand¬ 
freien objektiven Methode konnte H. nachweisen, daß die 
Tagvögel vorwiegend rote Lichter ähnlich oder ganz so 
sehen wie die Menschen, daß sie dagegen infolge Vorlage¬ 
rung rot und gelb gefärbter ölkugeln vor den optischen 
Empfangsapparat relativ blaublind sind. Verfasser folgert 
daraus und hat es für den Schmetterlingsfinken bestätigt, 
daß dessen schönes Blau keine Schmuckfarbe sein kann. 
Dagegen zeigten sich die Nachtvögel, die Bienen, sowie alb* 
untersuchten Wirbellosen total farbenblind. 

Endlich teilt H. zwei neue Methoden zur Untersuchung 
des Heliotropismus der Pflanzen mit und widerlegt durch 
seine Befunde die Loeb’sche Lehre von der Identität des 
tierischen und pflanzlichen Heliotropismus. Werden neben¬ 
einander stehende Keimlinge von einer Seite von einem 
farblosen Vergleichslichte, von der anderen Seite von einem 
Nernstlichtspektrum beleuchtet, so drehen sich die vom Rot 
und Gelbgrün belichteten nach dem farblosen Vergleichs¬ 
lichte, die im Grünblau und Blauviolett nach dem Spektrum, 
die im Violett und Ultraviolett wieder nach dem Vergleiche¬ 
nd» te. Hieraus folgt, daß im Blau bezw. Anfang das Violett 
das Ma ximum für die Pflanzen liegt, während es für die 
Wirbellosen im Gelbgrün gefunden wurde. Die gleichen 



969 


Ergebnisse erhielt H., wenn er Tiere und Pflanzen zu¬ 
sammen zwischen zwei Pappscheiben stellte, von denen die 
eine gelbgrün, die andere blau gefärbt ist: während die 
Tiere zum Gelbgrün wandern, neigen sich die Pflanzen zum 
Blau. — 

Zum Schlüsse weist H. den Vorwurf zurück, daß er 
Theorien aufgestellt habe und stellt fest, daß er lediglich 
leicht nachzuweisende Tatsachen mitgeteilt habe. Der blüten¬ 
biologischen Forschung, die seit mehr als 100 Jahren im 
Banne der selbst von Darwin für richtig gehaltenen Lehre 
von den Beziehungen zwischen Blütenfarben und Insekten¬ 
besuch stehe, erwachse aus den neuen Befunden die wich¬ 
tige Aufgabe, nunmehr die wahre Bedeutung der Farben¬ 
pracht der Blüten aufzudeeken. 

Wie wir hören, hatte Herr Geheimrat von H e ß die 
Liebenswürdigkeit, einen Vortrag mit Demonstrationen 
über dieses Thema für die erste Sitzung des Vereins Mün¬ 
chener Tierärzte zuzusagen. Dr. Krell. 


Bernheim: Uber Afridolseife. (Medizin. Klinik, 
Nr. 35, 1914.) 

Die von Schrauth und Schöller zusammenge¬ 
stellte, von den Fabriken Bayer & Cie. in den Handel ge¬ 
brachte Afridolseife besteht aus gesättigten Fettsäuren mit 
einem Zusatz von 4°/o oxymercuri - o - toluylsaurem Na¬ 
trium. 

Die von Bernheim vorgenommenen Untersuch¬ 
ungen der Seife ergaben, daß sie allen Anforderungen ent¬ 
spricht, die an eine gute Quecksilberseife gestellt werden 
können und daß durch Anwendung derselben eine Reihe 
Hautaffektioneü, besonders oberflächliche Staphylokok- 
kcsen, impetiginöse Affektionen, oberflächliche Pilzerkran¬ 
kungen der Haut günstig beeinflußt werden können. Die 
Tiefenwirkung der Seife ist nicht bedeutend. Störende 
Nebenwirkungen, besonders solche, die auf giftige Queck¬ 
silberwirkung bezogen werden könnten, wurden nicht be¬ 
obachtet. Instrumente werden durch die Seife nicht an¬ 
gegriffen. 

Dr Ziegler: Erfahrungen mit Providoform. (Münch¬ 
ner Medizinische Wochenschrift Nr. 37, 1914.) 

Verf. hat mit Providoform (Tribromnaphtol) in der 
humanmedizinischen Praxis sehr gute Erfahrungen gemacht. 

Vorausgehend bemerkt Ziegler, daß das Präparat nach 
Versuchen von Prof. Bechhold noch in 1 prozentiger Lösung 



970 


Eitererreger, Staphylokokken und Streptokokken innerhalb 
einer Minute abtötet und in einer Verdünnung von 1:400000 
ihre Entwicklung hemmt; er hat ein Verfahren ausgebildet, 
das geeignet ist, mittels Providoform die Haut keimfrei zu 
erhalten. 

Bei chirurgischen Eingriffen benützte Ziegler Tri- 
bromnaphtol in alkoholischer Lösung (öprozentig) zur Be- 
pinsehmg der Haut an Stelle der Jodtinktur. Hierbei findet 
Reizung der Haut nicht statt, das Operationsfeld bleibt voll¬ 
kommen ungefärbt, die Wäsche wird nicht beschmutzt, die 
ganze Prozedur ist geruchlos und belästigt die Schleim¬ 
häute der Atmungsorgane in keiner Weise. 

Bei verunreinigten Wunden und Eiterherden (Abszesse, 
Furunkeln) sah Verf. in einer Anzahl von Fällen, welche 
sich der bisherigen Behandlung mit Sublimat, Vioformterol 
etc. gegenüber refraktär verhalten hatten, nach Anwendung 
des Providoforms eklatante Wendung zum Bessern eintreten. 
Hierbei wurde Providoformstreupulver auf die vorher mög¬ 
lichst von Eiter befreiten Wundflechten aufgestreut und 
hierauf ein Verband mit steriler Gaze und Watte angelegt. 
Es hat sich hierbei gezeigt, daß von dem aufgestreuten 
Pulver im Verlauf von mehreren Tagen nur sehr geringe 
Mengen aufgelöst und resorbiert worden waren, sodaß es 
ausreichend erscheint, wenn die Wunde und ihre nächste 
Umgebung nur ganz leicht mit dem Pulver bepudert wird. 
Dieses Bepudern ist nach Z. besonders vorteilhaft bei aus¬ 
gedehnten Brandwunden, da wegen der Ungiftigkeit des 
Mittels bei sehr großen Wundflächen Intoxikation absolut 
nicht zu befürchten ist. Verf. hatte auch den Eindruck, 
daß Providoform die Granulation wesentlich anregt. Z. war 
auch mit der Wirkung des Präparates ausgezeichnet zufrieden 
bei Anwendung desselben mittelst der Zerstäubung in 1 pro¬ 
zentiger alkoholwässeriger Lösung bei Stomatitis, Rhinitis. 
Angina, selbst Diphtherie. 

Besonders günstige Erfolge hatte Z. bei Behandlung 
von Eiterungen aus dem äußeren Gehörgange und auch bei 
Mittelohreiterungen Bei Eiterungen im äußeren Gehörgange 
genügte es, nach vorhergegangener sorgfältiger Reinigung 
eine lnsufflation mit feinstem Providoformpulver zu machen. 
Bei Mittelohreiterung nach spontaner Perforation oder Para¬ 
zentese des Trommelfells beobachtete der Verf. sehr gute Er¬ 
folge bei Ausführung des folgenden Verfahrens: Sterile Ver¬ 
bandwatte wird in 1 cm breite und 10 cm lange Streifen ge- 
schnitten und diese worden in lOprozentige rein alkoholische 
Providoformlüsung, der eine geringe Menge Glycerin, puriss. 



971 


beigefügt worden, getaucht, worauf man trocknen läßt. Das 
Glyzerin erhält die Providoformgaze nach dem Trocknen 
leicht hygroskopisch und bewirkt, daß das Providoform in 
feuchter Verteilung an der Gaze haftet. Das Ohr wird 
mit sterilen Wattetupfern gereinigt; alsdann füllt man den 
äußeren Gehörgang mit 3 prozentiger Wasserstoffsuperoxyd¬ 
lösung aus. Nun wird gewartet, bis sich keine Sauerstoff¬ 
blasen mehr entwickeln, dann läßt man die Lösung aus- 
laufen, tupft den Gehörgang mit steriler Watte trocken und 
stopft ihn dann mit einem Streifen Providoformgaze aus; 
hierbei sucht man möglichst nahe an das Trommelfell zu 
kommen. (Wäre bei Hunden mit Mittelohreiterung zu ver¬ 
suchen. D. Ref.) 

Dr. Ha n s L ipp- Waldstetten; Eine einfache Methode 
zum Nachweis von Gallenfarbstoff und Hämoglobin im 
Harn. (Münchner Medizinische Wochenschrift Nr. 38 1914). 

Zum Nachweis von Gallenfarbstoff kommen am 
häufigsten die Chloroform- und Gmelin’sche Probe in An¬ 
wendung. Für klinische Zwecke eignet sich nach dem 
Verf. besonders die Jodprobe: Man überschichtet den Harn 
mit verdünnter Jodtinktur (1 Teil Jod auf 9 Teile verdünn¬ 
ten Alkohol). Bei Anwesenheit von Gallenfarbstoff bildet 
sich an der Berührungsstelle ein grüner Ring. 

Dem Verf. ist nun gelungen, eine Methode ausfindig 
zu machen, die es dem Arzte ermöglicht, auf die schnellste 
und sicherste Weise Gallenfarbstoffe und Hämoglobin im 
Harne nachzuweisen. Dabei ging er von der sehr hand¬ 
lichen Modifikation der Gmelinsehen Probe aus: Man 
bringt auf eine Platte von unglasiertem, weißem Tone einige 
Tropfen Harn. Während die Flüssigkeit in die Platte ein¬ 
dringt, bleibt das Bilirubin als golber Belag auf der Ober¬ 
fläche und gibt beim Betupfen mit Salpetersäuregemisch 
das bekannte Farbenspiel. Verf. benützt nun statt der Ton¬ 
platte eine zirka 3 cm dicke, auf einen Teller ausgebreitete 
Schichte weißen Sandes und bringt darauf eine kleine Menge 
von dem verdächtigen Urine. Ist im Harne Farbstoff ent¬ 
halten, so bleibt in dem weißen Sande ein Fleck zurück, 
der bei H aemoglobingehalt braun, beim Vorhanden¬ 
sein von Gallenfarbstoff mit einem Stiche ins Grünliche, 
ausgezeichnet ist. Die Methode, vom Verf. Sandprobe genannt, 
ist nach Li pp sehr zuverlässig und hat den großen Vor¬ 
zug, daß sie ohne Chemikalien, ohne Filter und ohne Spe- 
troskop ausgeführt werden kann. 



972 


Dr. Esch -Marburg. Verdient die kutane oder die 
intrakutane Tuberkulinreaktion den Vorzug beim Tuber¬ 
kulosenachweis durch den Meerschweinchenversuch ? 

(Münchner Medizinische Wochenschrift 1914 Nr. 18). 

Esch stellte Versuche mittelst der kutanen und intra¬ 
kutanen Tuberkulinreaktion bei Meerschweinchen an und 
konstatierte, daß die intrakutane Methode der kutanen vor¬ 
zuziehen sei. Schon bei den ersten Versuchen konnte er 
am 9. Tage nach der Infektion der Versuchstiere bei Aus¬ 
führung der intrakutanen Methode positive Reaktionen fest¬ 
stellen, während die kutane zu dieser Zeit eine solche nicht 
ergab. Bei der Sektion konstatierte man bei den Versuchs¬ 
tieren das Vorhandensein allgemeiner Tuberkulose im An¬ 
fangsstadium. Die kutane Impfung lieferte erst bei vorge¬ 
schrittener Tuberkulose ein positives Ergebnis. Außerdem 
ergab die intrakutane Reaktion weit vollkommenere lokale 
Symptome (Quaddelbildung). 


Veterinärrat Dr. 011 o - Dresden: Therapogen bei 
Retentio secundinarum. (Bericht über das Veterinärwesen 
im Königreich Sachsen für das Jahr 1913). 

Dr. Otto hat im Jahre 1913 bei Kühen die Nach¬ 
geburt 30 mal mit gutem Erfolge abgelöst. Die Ablösung 
geschah meistens am 2. Tage. Nach Reinigung der äußeren 
Geschlechtsteile wurde die Nachgeburt mit der desinfizierten 
Hand abgelöst und bei stark erweiterter, erschlaffter Gebär¬ 
mutter der Uterus durch Zug an den Eihäuten zur Kon¬ 
traktion angeregt. Nach gründlicher Entfernung der Nach¬ 
geburt wurde dann von einer Ausspülung des Uterus Um¬ 
gang genommen. Die Desinfektion der Hände und Arme 
erfolgte stets mit Therapogen. O. gewann die Überzeugung, 
daß das Therapogen in der geburtshilflichen tierärztlichen 
Praxis ein sehr schätzenswertes und besonders dazu geeig¬ 
netes Mittel ist, bei Geburtshilfen die nach geburtshilflichen 
Operationen auftretenden Hautentzündungen zu verhüten. 


Veterinärrat H arten stein- Döbeln: Gebärparese 
vor der Geburt. (Bericht über das Veterinärwesen in Sachsen 
lur das Jahr 1913.) 

Mine zum zweiten Male tragende Kuh sollte gebären. 
Die Geburt machte jedoch keine Fortschritte. Es traten 
vielmehr Lühmungserseheinungen und die typischen Symp¬ 
tome der Gebürparese auf. Der Muttermund war nur 



973 


wenig geöffnet. Es wurde Luft in das Euter eingepumpt. 
4 Stunden nach der Insufflation kehrte bei dem Tiere das 
Bewußtsein wieder; es stellten sich starke Wehen ein, der 
Zervikalkanal öffnete sich und die Geburt eines lebenden 
Kalbes erfolgte ohne Schwierigkeit. Nach weiteren 6 Stunden 
war die Kuh vollständig gesund. Erkundigungen ergaben, 
daß die Kuh wegen starker Schwellung des Euters am Tage 
vorher häufig ausgemolken worden war. Dieser Umstand 
dürfte nach H. als Ursache der Krankheit angesehen werden. 


Bezirkstierarzt Dr. Lange-F reiberg: Karzinoma- 
tose bei einem Pferde. (Bericht über das Veterinärwesen 
in Sachsen für das Jahr 1913.) 

Verfasser beobachtete das Leiden bei einem 7jährigen 
schweren Arbeitspferde. Das Tier war wiederholt wegen 
Atemnot behandelt worden. Wegen Vorhandensein starker 
Stenosengeräusche glaubte ein Sachverständiger zunächst 
an das Vorhandensein von Druse. Allmählich verlor sich 
der Ausfluß und das Stenosengeräusch. Das letztere trat 
nur mehr bei anstrengender Arbeit auf. Dabei magerte das 
Tier aber trotz regem Appetit bei gutem Futter schnell ab 
und verendete nachdem es kurz aufeinanderfolgende 
Schwindelanfälle gezeigt hatte, nach einer schweren, aber 
nur kurz andauernden Arbeitsleistung. 

Bei der Sektion konstatierte man multiple Karzino- 
matose. Bis faustgroße Karzinome waren in Milz, Darm, 
Leber und Lunge zahlreich vorhanden; ein kindskopfgroßes 
Karzinom füllte den Brusteingang vollständig aus und 
hatte die Trachea seitlich zusammengedrückt. Die Trachea 
selbst, Nasen- und Rachenhöhle waren frei von pathologi¬ 
schen Veränderungen und es war daher das vorhanden ge¬ 
wesene Stenosengeräusch durch Druck der Geschwulst am 
Brusteingang auf die Luftröhre bedingt. 

Mannkln: Die Heilwirkung der durch Milzbestrah¬ 
lung hervorgerufenen Leukozytolyse. (Fortschritte d. Me¬ 
dizin, Nr. 23, 1914.) 

Nach Manukin spielt die Leukozytenauflösung im 
Kampfe des Organismus gegen Gifte und Infektionen eine 
Hauptrolle. Davon ausgehend sucht er die Tätigkeit des 
Leukozytolysine bildenden Organes, das ist der Milz, zu 
studieren und verwendet zu diesem Zweck Röntgenbestrah¬ 
lung in bestimmter Dosierung (lmal), die er in vier- bis 
fünftägigen Zwischenpausen wiederholt. Die von dem Ver- 



974 


fasser mittelst dieses Verfahrens bei Influenza-Pneumonie, 
schwerer Lungentuberkulose, Purpura haemorrhagica be¬ 
obachteten Erfolge waren befriedigend. A. 


Verschiedenes. 

An die Leser der Wochenschrift im neutralen Auslande! 

Wir bitten die geehrten Leser der Wocheuschrift im 
neutralen Auslande, wo immer nur möglich den 

englischen, französischen und russischen L&gen 
und Verleumdungen, 

welche den Zweck haben sollen, Deutschland herabzuwür- 
digen, sowie sittlich und wirtschaftlich schwer zu schädigen, 
durch Mitteilung der wahren Tatsachen entgegen zu treten. 

Nach zuverlässigen amtlichen Feststellungen befanden 
sich bis zum 15. September 1914 

Ober 300000 Gefangene 
und Aber 2000 Geschütze 

in den Händen der Deutschen. Inzwischen hat sich die Zahl 
der Gefangenen und Geschütze besonders durch den Fall 
von Antwerpen ganz bedeutend vermehrt. 

Von der Kriegsflotte der Engländer sind bis zum 
24. September 

15 große gepanzerte Kriegsschiffe 

vernichtet worden. 

Deutschland kämpft in gerechter Sache für die 
gesittete Welt, gegen Haß, Neid, Lüge, Verleumdung, 
Heuchelei, Gemeinheit, Raub, Meuchelmord, Sklaventum, 
gelbe Gefahr I _ 


Auf dem Felde der Ehre fielen fürs Vaterland : Ober¬ 
veterinär d. R. Dr. O. Paul, (Schlachthof-Assistenztierarzt. 
Görlitz); E. Gosse, stud. med. vet., Unterveterinär d. R. 
im FeldArtill.-Regt. Nr. 40. 

Verwundet: Dr. Heinrich Behrens, Unteroffizierd. R. 
im Feld-Artill.-Regt. Nr. 60; Tierarzt Hermann C , u s, 
Einj.-Freiw. im Fuß-Artill.-Regt. Nr. 73; Mergel, (Kreis¬ 
tierarzt, Kammin) Oberleutnant und Komp.-Führer im Land- 
wehr-Inf.-Regt. ; Haeseler, Unterveterinär d. R. bei der 
Mun.-Kol. des Fuß-Artill.-Regt. Nr. 20; H. Krexa, Stabs¬ 
veterinär d. R. im Fuß-Artill.-Regt. Nr. 61; Tierarzt d. R. 
Dr. K. Deckert, Veterinär d. R.; Fr. Köhn, Oberveter: är 
im Tlusaren-Itegt. Nr. 11, kommandiert zum 8. Res?:ve¬ 
il usaren-Regt. 



975 


Verzeichnis der Vorlesungen und praktischen Uebungen 
an der Königlichen Tierärztlichen Hochschule zu Berlin 
im Winter-Semester 1914/15. 

Beginn: 15. Oktober. Ende: 15. M9rz. 

Dr. Schütz, Geh. Regierungsrat, Professor: Spezielle 
pathologische Anatomie, Sektionsübungen, mit Repetitor 
Dr. Carl. — Dr. Eggeling, Geh. Regierungsrat, Professor 
Geburtshilfe und Übungen am Phantom, Ambulatorische 
Klinik, Bujatrische Klinik, Spezielle Schweine-, Schaf- und 
Ziegenzucht. — Dr. Fröhner, Geh. Regierungsrat, Pro¬ 
fessor: Spezielle Pathologie und Therapie, Klinik für große 
Haustiere, Abteilung für innere Krankheiten und Gewähr¬ 
mängel, Propädeutik der mediziu. Klinik. — Dr. Schmaltz, 
Geh. Regierungsrat, Professor: Vergleichende Anatomie, 
Anatomie des Pferdes, Anatomische Präparierübungen, mit 
Dr. Thieke, Exzenterierübungen. — Dr. Eberlein, 
Professor: Spezielle Chirurgie einschließlich Augenheil¬ 
kunde, Klinik für große Haustiere, Abteilung für äußere 
Krankheiten, Operationsübungen, mit Repetitor Dr. Harms, 
Propädeutik der chirurgischen Klinik. — Dr. Regenbogen, 
Geh. Regierungsrat, Professor: Pharmakologie und Toxiko¬ 
logie, Klinik imd Poliklinik für kleine Haustiere, Geflügel¬ 
zucht und Geflügelkrankheiten, Propädeutik der Klinik für 
kleine Haustiere, Rezeptierkunde. — Dr. Frosch, Geh. 
Medizinal rat, Professor: Allgemeine Seuchenlehre und Bak¬ 
teriologie, Bakteriolog. Übungen, mit Repetitor Dr. Schlem¬ 
mer. — Dr. Kärnbach , Professor: Krankheiten des 
Hufes, Übungen am Hufe, Poliklinik für große Haustiere. 

— Dr. Schroeter, Professor, Organische Chemie, Che¬ 
mische Übungen. — Dr. C r e m e r, Professor: Physi¬ 
kalische Physiologie, Physiologisches Praktikum, Leitung 
wissenschaftlicher Arbeiten auf dem Gebiete der Biologie. 

— Bongert, Professor: Ordentliche Fleischbeschau und 
Fleischbeschaugesetzgebung, Demonstrationen der Fleisch¬ 
beschau in der Demonstrationshalle der Hochschule, 
Demonstrationen der außerordentlichen Fleischbeschau und 
animalischen Nahrungsmittelkunde sowie Schlachthaus¬ 
kunde. — Dr. Wittmack, Geh. Regierungsrat, Professor: 
Anatomie und Physiologie der Pflanzen. — Dr. Regener, 
Professor: Physik. — Dr. Nevermann, Geh. Regierungs¬ 
rat -und Vortragender Rat im Ministerium für Landwirt¬ 
schaft, Domänen und Forsten: Veterinärpolizei und Seuchen¬ 
gesetzgebung. — Dr. Knuth, Professor, Vorsteher der 
Tropenabteilung am Hygienischen Institut: Übungen in 
der Protozoenkunde, Arbeiten im Laboratorium für Tropen- 



976 


hygiene. Spezialkurse, Kolloquium und Praktikum für 
außerordentliche Hörer nach Bedarf. — Dr. Harms, Re¬ 
petitor der Chirurgischen Klinik: Operationsübuugen mit 
Professor Dr. Eberlein, Übungen mit dem Augenspiegel, 
Kursus über Massage und Verbandlehre. — Dr. Kleinert, 
Repetitor des Pharmakologischen Instituts und der Klinik 
für kleine Haustiere. Praktischer Kursus der Harnunter¬ 
suchungen, Pharmakognostische Repetitorien. — Dr. Frese, 
Repetitor der Medizinischen Klinik: Kursus der Auskultation 
und Perkussion. — Dr. Seuffert, Repetitor: Einführung 
in das physiologische Praktikum, Physiologische Repetitorien. 
Dr. Müller, Repetitor des Chemischen Instituts: {Ein¬ 
führung in die Chemie, Chemische Übungen mit Professor 
Dr. Schroeter, Chemische Repetitorien. — Kiehn, 
Apotheker: Pharmazeutische Übungen. 


Verzeichnis der Vorlesungen und Uebungen an der K. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule Dresden im Wintersemester 1914/15. 

Semesterbeginn am 2. November 1914. 

Dr. Ellenberger, Geheimer Rat, o. Professor: 
Physiologie (gemeinschaftlich mit Professor Scheunert); 
Gewebelehre; Entwicklungsgeschichte; Physiologisches Prak¬ 
tikum (gemeinschaftlich mit Professor Scheunert und den 
Institutsassistenten); Arbeiten für Fortgeschrittenere im 
Physiologischen Institut und in der Physiologisch-chemischen 
Versuchsstation. (Privatissime.) — Dr. Müller, Geheimer 
Medizinalrat, o. Professor: Pharmakologie (spezieller Teil) 
mit Einschluß der Toxikologie und Pharmakognosie; Klinik 
und Poliklinik für kleine Haustiere. — Dr. Baum, Ober¬ 
medizinalrat, o. Professor: Systematische Anatomie (Osteolo¬ 
gie, Myologie und Splanchnologie); Anatomische Präparier¬ 
übungen (gemeinschaftlich mit dem Prosektor); Arbeiten für 
Fortgeschrittenere im Institute. (Privatissime.) — Dr. Röder, 
Obermedizinalrat, o. Professor: Spezielle Chirurgie; Augen¬ 
heilkunde; Operationskursus; Chirurgische Klinik und Poli¬ 
klinik für große Haustiere; Arbeiten für Fortgeschrittenere 
im klinischen Laboratorium. (Privatissime.) — Dr. Kunz- 
Krause, Obermedizinalrat, o. Professor: Organ; Experimen- 
tal-Chemio; Gerichtliche Chemie; Arbeiten im Laboratorium 
des chemischen Instituts für Fortgeschrittenere. (Privatissime ! 
Dr. Schmidt, Medizinalrat, o. Professor: Spezielle Patho¬ 
logie und Therapie der Haussäugetiere; Gerichtliche Tier¬ 
medizin; Gefiügelkrankheiten: Medizinische Klinik für große 
Haustiere; Arbeiten im klinischen Laboratorium (Privatissime.) 



977 


Dr. Lungwitz, Hofrat, o. Professor: Hufkrankheiten, Be¬ 
schirrung und Bekleidung der Haustiere; Arbeiten für Fort¬ 
geschrittenere im Institut. (Privatissime.) — Dr. Kl immer, 
Medizinalrat, o. Professor: Fütterungslehre; Übungen in der 
Fütterungslehre; Milchkunde und Milchhygiene; Gesund¬ 
heitspflege; Milchuntersuchungskursus bezw. Übungen in 
der Gesundheitspflege; Arbeiten im Hygienischen Institut 
und in der Seucheuversuchsanstalt für Fortgeschrittenere. 
(Privatissime.) — Dr. Joest, Obermedizinalrat, o. Professor: 
Spezielle pathologische Anatomie; Pathologisch-anatomischer 
Kursus mit Anleitung zu Obduktionen; Pathologisch-histo¬ 
logischer Kursus; Arbeiten im Pathologischen Institut für 
Fortgeschrittenere. (Privatissime.) — Dr. Richter, o. Pro¬ 
fessor : Besondere Tierzucht mit Kursus für praktisch-züch¬ 
terische Beurteilung der Haustiere; Geburtshilfliche Klinik'; 
Arbeiten für Fortgeschrittenere. (Privatissime.)— Dr. Edel¬ 
mann, Geheimer Medizinalrat, o. Honorar - Professor: 
Veterinärpolizei und Seuchenlehre; Fleischbeschaukurse. — 
Dr. Biedermann, Hofrat, a. o. Professor: Physik (Elektri¬ 
zität und Licht). — Dr. N a um an n, a. o. Professor: Botanik; 
Lichtbilddemonstrationen zur Ergänzung des Kollegs über 
Kryptogamen: Algen, Moose, Farne. — Dr. Scheunert, 
a. o. Professor: Physiologie einschließlich physiologischer 
Chemie; Physiologisches Praktikum (in Gemeinschaft mit 
Geheimen Rat Professor Dr. Ellenberger); Arbeiten im 
physiologisch-chemischen Laboratorium. (Privatissime.) — 
Dr. Brandes, a. o. Professor: Der heutige Stand der Des¬ 
zendeuzlehre. — Dr. Weber, a. o. Professor: Geschichte 
der Tiermedizin; Ambulatorische Klinik; Propädeutische 
Klinik am Rind; Praktischer Kursus in der Veterinärpolizei.— 
Dr. Seeliger, Dozent: Pharmazeutischer Kursus. — 
Dittrich, Professor: Veterinärtechnisches Zeichnen. — 
Dr. Bruck, Professor: Deutsche Malerei der Neuzeit (mit 
Lichtbild-Demonstration). — Dr. Walzql, Geheimer Hofrat, 
Professor: Die Tragödie. — Dr. Baum, Professor: Allge¬ 
meine Rechtskunde unter besonderer Berücksichtigung der 
Viehmängelgesetzgebung; Die Reichsversicherungsordnung. 
— Dr. Steglich, Regierungsrat, Professor: Landwirtschafts¬ 
lehre und Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre. — 
Dr. K e 11 i n g, Professor, Privat'lozent: Erste Hilfe bei inneren 
Erkrankungen. — Dr. Wandolleck, Professor, Privat¬ 
dozent: Fischkunde. — Dr. Müller, Professor, Privatdozent: 
Vererbung von Krankheiten. — Dr. St ruhe 11 , Professor, 
Privatdozent: Innere Krankheiten des Menschen, II. Teil; 
Kursus über Immunreaktionen. — Dr. von Pflugk, 



978 


Professor, Privatdozent: Ophtlialmologisch-histologische Ar¬ 
beiten. — Dr. Dieterich, Privatdozent: Die Drogen aus 
dem Tierreich und ihre Nutzanwendung für die Medizin. — 
Dr. Burow, Privatdozent: Ausgewählte Kapitel der Impf¬ 
therapie. — Dr. Hecker, Privatdozent: Weltgeschichte seit 
1900 in Überblicken; Deutschlands Stellung in der Welt¬ 
politik seit 1890; Übungen zur Geschichte der deutschen 
Kolonien. — Dr. Grimmer, Privatdozent: Grundlagen der 
physiologischen Chemie, Kolloquium; Frauenmilch und ihre 
Ersatzmittel (Kuhmilch und Milchpräparate) als Säuglings¬ 
nahrung. — Dr. Haupt, Privatdozent: Beurlaubt. — 
Dr. Trautmann, Privatdozent: Über innersekretorische 
Organe. _ 


Bücherschan. 

Allgemeine Nahrungsmittelkunde. Volksausgabe. Von Dr. Geo rg 
Leb bin, staatlich geprüfter Nahrungsuiittelchemiker, öffentlich 
angestellter und beeidigter Handelschemiker für den Bezirk der 
Berliner Handelskammern. Mit zahlreichen Abbildungen im Texte. 
Berlin, Verlag von Leonhard Simson Nachf. 1914. Preis bro¬ 
schiert 5 Mk., gebunden 5.60 Mk. 

Das Buch behandelt in 54 Kapiteln auf 523 Seiten alle tieri¬ 
schen und pflanzlichen Nahrungsmittel und die aus denselben ge¬ 
wonnenen zum Konsum gelangenden Erzeugnisse. Es schildert deren 
Ursprung, Herstellung, Handelssorten und Eigenschaften, die Unter¬ 
schiede der einzelnen Qualitäten und die Handelswege, erforder¬ 
lichen Falles zeigt es auch, wie Unterschiebungen und Verfälschungen 
erkannt werden können. 

Das Werk ist in erster Linie bestimmt, dem Gewerbetreibenden 
die Erlangung umfassender Fachkenntnisse zu erleichtern. Von gros¬ 
sem Werte ist dasselbe aber auch für den Gelehrten und für Richter, 
welche sich mit Angelegenheiten des Lebensmittelgewerbes zu be¬ 
schäftigen haben. Man darf weiter gehen und sagen, das Buch hat 
für jeden Gebildeten Interesse und bietet insbesondere auch den 
Hausfrauen, die sich mit der Küche zu beschäftigen haben, Belehrung 
über die Nahrungsmittel und deren in gesundheitlicher Beziehung 
zu fordernde Beschaffenheit. 

Die Darstellung des reichen Inhaltes ist populär und daher für 
Jedermann leicht verständlich. Der Abschnitt Fische weist eine 
Anzahl sehr guter Abbildungen auf. Ein sorgfältig bearbeitetes 
alphabetisches Sachregister erleichtert die Orientierung beim Studium 
des Buches. Der Preis des auch buchhändlerisch sehr gut ausge¬ 
statteten Werkes ist ein recht mäßiger. Das Buch verdient warme 
Empfehlung. _ _ A. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Das Eiserne Kreuz II. Klasse wurde ver¬ 
liehen: Dem Stabsveterinär ira Hus.-Reg. Nr. 4 in Ohlau Hermann 
Becker, dem Korpsstabsveterinär vet. techn. Referenten iin Kriegs¬ 
ministerium in Berlin Emil Grammlich, dem Stabsveterinär im 
6. Res.-Ul.-Rog. Dr. Joest, dem Stabsveterinär Berthold Krüger 



979 


dem Korpsstabsveterinär des 9. Armeekorps Wilhelm Lud ewig, 
dem Oberveterinär im IIus.-Reg. Nr. 13 Ernst Mül lau er, dem 
Kriegsfreiwilligen im 1. Säcbs. Ul.-Reg. Nr. 93 Max Reichenbach 
in Leipzig. 

Ernannt: Zum Assistenten am Tierhygienischen Institut der 
Universität Freiburg Dr. Konstantin Lei ber-Griessen (Baden). 

Approbiert: In Hannover Herr.Stojan Georgieft-Stara-Jagora 
(Bulgarien). 



Veranlaßt durch Anfragen aus unserem 
verehrliehen Abnehmerkreise bringen wir zur Kennt¬ 
nis, daß wir trotz Einberufung einer großen Anzahl 
unserer Angestellten unseren Betrieb in vollem Um¬ 
fänge weiterführen und daher 


stets erhältlich sind. 

Während wir den Versand einlaufender Aufträge 
nach wie vor pünktlich vornehmen werden, können die 
Postsendungen während des Krieges nicht so regel¬ 
mäßig und prompt wie in Friedenszeiten bestellt 
werden, w r eshalb wir unseren verehrlichen Kunden ent¬ 
sprechende Vorsorge durch vorzeitige Bestellung oder 
Lagerhaltung empfehlen. 

Uneröffnete Originalpackungen von Impfstoffen, 
die nicht verbraucht wurden, werden wir zum be¬ 
rechneten Preis zurücknehmen. 


Oberursel a. T, 


Assistentenfttelle z u besetzen. Motorfahrer bevorzugt. 
Angebote mit Gehaltsansprüchen an 1 <. Rücker, Bezirkstierarzt, 

Aicliacli. 


Mit einer Bestellkarte für den Tierärztlichen 
Taschen kniender 1915, den wir unseren Lesern wegen 
seines reichen Inhaltes zur Anschaffung empfehlen. 


980 


Bekanntmachung 

Gemäß § 29 unserer Satzungen berufen wir eine Gemeral- 
versammlung für Sonntag, den 1. November 1914, vormittags IV ja Uhr 
nach Hannover, Hotel Stadt Amsterdam, Klagesmarkt 3, mit fol¬ 
gender Tagesordnung: 

1. Geschäftliches. 

2. Genehmigung der Jahresrechnung für 1913/14. 

Verteilung des Gewinnes, Entlastung für Vorstand 
und Aufsichtsrat. 

3. Wünsche und Anträge der Mitglieder. 

Wirtschaftsgenossenschaft Deutscher Tierärzte e. G. m. b. H., 
Hannover, Ludwigstrasse 20/20 a. 

Marks Arnous Dr.Frick. 

Tierärztliche Praxis 

in größerem Amtssitze Oberbayerns an tüchtigeu Tierarzt zu über¬ 
geben. Übernahme der Apotheke, Mietwohnung, des Telephons und 
eventuell fast neuen Autos sehr erwünscht. Anfragen unter K 32 
an die Expedition. 


■ ll A| (t X nnnllu || M ll (gesetzlich geschützt, dauernd haltbar). Auer- 
,,™H alöirUllUJIlll kannt bestes und bequemstes Wurmmittel für 
Pferde gegen Askariden und Strongyliden. Herstellung und Versand durch 

Tierarzt Graulich in Neckarbischofsheim (Baden). 



Gegen Scheidenkatarrh 

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COLPITIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. G. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 


Druck von J. Gotteswinter, München. Kommissionsverlag: M. Rlegerscbo 
UniversltAtsbuchhandlung, München, OdeonsplaU % 






(früher: Tierärztliches Wochenblatt nnd Wochenschrift für Tierheilkunde nnd Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand^der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsininisteriums, 
Dr. Mopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Prffls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesansscliugges der tierärzt* 
liehen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 27. Oktober 1914. Nr. 43. 


Inhalt: Originalartikel. Ohler: Über Frühgeburten nicht infektiösen Ursprungs. — 
Panzer: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — Referate. Adelraann: Allerlei aus 
der Praxis. Roziös: Pferdeserum. Pelz: Bluterguß im Rüekenmarkskanal. Otto : 
Eine Neubildung in der Bauchspeicheldrüse. Ribemont: Die Schmerzlosigkeit in 
der Geburtshilfe. — Tierzuchtund Tierhaltung. KartofTelheu. Einfluß wässe¬ 
riger Futtermittel auf die Menge und Zusammensetzung der Milch. Eicheln als 
Hühnerfutter. — Verschiedenes. Verlustliste. Auszeichnungen. Professor 
Dr. Klimmer. Beamtete Tierärzte im Felde. Die tierärztliche Notprüfung. Tier¬ 
ärztliche Zentralgeschäftsstelle. Kriegsfürsorgefonds des Deutschen Veterinärrates. 
Erklärungen des Ausschusses spezialärztlicher Organisationen Groß-Berlins und 
der Gesellschaft für Chirurgie-Mechanik als Ergänzung der Resolution der Fach- 
veroinigungen der wissenschaftlichen Instrumentenindustrie vom 20. August 1. Jrs. 
Verbot vorzeitigen Schlaohtens von Sauen. Stand dir Maul- und Klauenseuche 
in Bayern am 3. Oktober 1914. — Personalien. 


Über Frühgeburten nicht infektiösen Ursprungs. 

Von Dr. Ohler in Neustadt a. H. 

Die Ursachen, welche einen Abortus bedingen können, 
sind, außer den infektiösen, so zahlreich, daß Frühge¬ 
burten, die nicht durch eine Infektion hervorgerufen wer¬ 
den, die weitaus größte Anzahl bilden dürften. Meine fol¬ 
genden Ausführungen erstrecken sieh lediglich auf Beob¬ 
achtungen beim Rinde, wo ich in ca. 100 Fällen teils beim 
Eintritt des Abortus, teils schon vorher, teils zu Nach¬ 
krankheiten gerufen wurde. 

Vor allem kommt der nichtinfektiöse Abortus in den 
zwei ersten Monaten der Trächtigkeit weit mehr vor, als 
man anzunehmen pflegt. Er wird nur sehr selten als solcher 
erkannt, sondern vielfach als ein Zeichen der Brunst an¬ 
gesehen. Das ist besonders der Fall, wenn der Abortus 



982 


innerhalb der 2.—7. Woche eintritt. Der Besitzer bemerkt 
den Abgang von Blut, was er als ein Zeichen der Nicht- 
trächtigkeit bezw. als ein Zeichen sich bald einstellender 
Brunst bezeichnet. 

Letzteres trifft auch sehr häufig zu, insbesondere wenn 
der Abgang von Blut zwischen dem 18.—31. Tage nach der 
Befruchtung zu beobachten ist, oder in Zeiträumen inner¬ 
halb der ersten beiden Monate, die von der Brünstigkeit an 
gerechnet, mit der Zahl 9 teilbar sind. Es scheint die Aus¬ 
stoßung des Embryo sodann mit der sich einstellenden Brunst 
zusammenzufallen. Die Zahl 9 scheint im Geschlechtsleben 
des Rindes überhaupt eine Rolle zu spielen. Außer den 
folgenden Beobachtungen hinsichtlich des Eintrittes von 
Frühgeburten konnte ich bei genau 100 Kühen, die öfter 
brünstig wurden, in 69 Fällen Zwischenpausen feststellen, 
die mit 9 teilbar waren. 

Wenn man den vorher erwähnten Abgang von Blut 
unter dem Mikroskope untersucht, so findet man Epithel¬ 
stücke, welche nur von einem Embryo herrühren können. 
Dieser Befund würde allein schon genügen, um zu beweisen, 
daß es sich in sehr vielen Fällen von Blutabgang beim Rinde 
nicht lediglich um Erscheinungen der Brunst handelt, son¬ 
dern daß auch ein frühzeitiger Abortus vorliegen kann. 

Ferner kann man Fluor albus bei Kühen beobachten, 
bei welchen zuvor keinerlei Nachgeburtsstörungen vor¬ 
handen gewesen sind und bei welchen nach der Geburt 
nicht der geringste Ausfluß zu bemerken war. Der weiße 
Fluß ist vielmehr erst eingetreten, nachdem die Kuh zum 
Bullen gebracht worden war. Bei näheren Erkundigungen 
erfährt man meistens „vom Personal, daß bei dem jeweiligen 
Tiere mehr oder weniger starker Blutabgang zu bemerken 
gewesen ist. 

Nicht selten findet man einen eitrig-schleimigen Aus¬ 
fluß bei Tieren, die noch nie geboren haben. Untersucht 
man mit dem Scheidenspekulum, so konstatiert man, daß der 
Ausfluß aus dem nicht vollständig geschlossenen Zervikal¬ 
kanal stammt. Stets sind solche Tiere kürzere oder längere 
Zeit vorher heim Bullen gewesen und fast immer wurde 
auch der Abgang von Blut beobachtet, der auch hier durch 
einen Abortus bedingt war und nicht infolge der Brunst 
eintrat. 

Wenn einer derartigen Frühgeburt auch kein beson¬ 
deres Gewicht beigelogt wird, da der Schaden noch kein be¬ 
trächtlicher ist, so gewinnt ein solcher Abortus ein desto 
größeres Interesse für den untersuchenden Tierarzt. Bei 



983 


Tieren nämlich, die ständig brünstig werden, aber nicht 
konzipieren, läßt sich durch eine genaue Untersuchung und 
Beobachtung feststellen, ob bei denselben überhaupt keine 
Befruchtung erfolgt oder ob in den ersten Monaten Früh¬ 
geburten eine normale Trächtigkeit verhindern. 

In den von mir beobachteten Fällen wurde ein großer 
Teil der Frühgeburten durch psychische Einflüsse bedingt. 
Als Sachverständiger verschiedener Feuerversicherungsge- 
sellsehaften war mir Gelegenheit geboten bei Blitz- und 
Brandschäden zahlreiche Beobachtungen zu machen. Im 
folgenden seien nur einige Fälle angeführt: 

Frühgeburten, die durch psychische Einwirkungen be¬ 
dingt werden, sind meines Erachtens keine Folge einer 
Blutdruckstörung, sondern einer nervösen Beizung. Die 
Noxe wirkt nicht direkt auf den Uterus ein, sondern in¬ 
direkt auf dem Wege durch den Eierstock. Diese Annahme 
dürfte deshalb begründet sein, da in allen von mir beob¬ 
achteten Fällen der Abortus nicht 1—3 Tage nach der schä¬ 
digenden Ursache eintrat, sondern ausschließlich zwischen 
dem 8.—9. Tage. In den nachfolgenden Fällen war jede 
andere Ursache einer Frühgeburt auszuschließen, und es 
konnte mit aller Sicherheit Schrecken als solche angenom¬ 
men werden. 

In der Westpfalz wurde ein IPferd in der Stallung 
durch Blitz erschlagen, die beiden nebenstehenden kamen 
heil davon. In dem Nebenstalle, in welchem das Rindvieh 
untergebracht war, konnte ich am folgenden Tage, anlä߬ 
lich der Taxierung des gesamten Viehbestandes, bei keinem 
Tiere etwas besonderes beobachten. Am 9. Tage erhielt 
die Gesellschaft die Nachricht, daß die (näher bezeichnete) 
Kuh nach der 27. Trächtigkeitswoche verkalbt habe. Der 
Blitzstrahl, der zudem eine hohe Kiefer neben der Stallung 
zerschmetterte, soll von einem furchtbaren Donnerschlage 
begleitet gewesen sein. 

In einem weiteren Falle schlug der Blitz in einen 
Nußbaum, unter welchem eine Frau mit ihrem Wagen, der 
mit.2 Kühen bespannt war, Schutz gesucht hatte. Der Blitz¬ 
strahl sprang vom Baumstamm über und tötete die Frau 
nebst einer Kuh. Die noch lebende Kuh war 31 Wochen 
trächtig. Als ich am zweiten Tage nach dem Unfall die Kuh 
taxierte, konnte ich nichts besonderes an dem Tiere beob¬ 
achten, doch machte ich die Feuerversicherungsgesellschaft 
auf einen eventuell noch eintretenden Abortus bei dem 
Tiere aufmerksam. Zwischen dem 8.—9. Tage ist derselbe 
auch prompt eingetreten. 



984 


In einer hessischen Gemeinde wurde in einer Stallung 
ein Bulle und zw r ei Pferde durch Blitz getötet. In der Stal¬ 
lung standen noch mehrere Kühe und Rinder. Von 3 träch¬ 
tigen Tieren verkalbte ein Rind nach 21 wöchentlicher 
Trächtigkeit zwischen dem 8.—9. Tage. Die übrigen Tiere 
haben normal ausgetragen. 

Nach verschiedenen Feuersbrünsten konnte ich zwi¬ 
schen dem 8.—9. Tage den Eintritt von Frühgeburten be¬ 
obachten. Meist wurden die Tiere durch die eindringenden, 
meist schreienden Löschmannschaften stark erschreckt. So 
sprang in einem Falle eine hoch trächtige Kuh mitsamt ihrem 
Retter eine verhältnismäßig hohe, steinerne Treppe hinauf, 
von wo sie nur mit aller Mühe heruntergebracht wurde. 
Sie verkalbte in der 36. Woche zwischen dem 8.—9. Tage 
nach dem Unfall. 

Es würde zu weit führen, alle einzelnen Fälle, die ich 
bei Blitz- und Feuerschäden beobachtete, anzuführen; ich 
beschränke mich daher nur noch auf 2 andere interessante 
Fäiler 

In eine Stallung, in welcher sich 3 Kühe und 1 Ochse 
befanden, kam ich gegen 4 Uhr nachmittags. Die Tiere 
lagen und wiederkäuten. An den Durchzugsbalken stand 
eine Leiter angelehnt, auf welcher der Sohn des Hauses 
stand und ein Brettchen befestigte, um den Schwaben den 
Nestbau zu erleichtern. Plötzlich rutschte die Leiter unten 
aus und der junge Mann stürzte herunter. Die Tiere 
sprangen erschreckt auf, gleich als wollten sie auf die 
Krippe springen. Ich habe den ganzen Vorgang beobachtet 
und machte den Besitzer auf die eventuellen Folgen des 
Schreckens bei seinen beiden trächtigen Tieren aufmerk¬ 
sam. Des Interesses w'egen blieb ich noch eine Zeit lang 
im Stalle und beobachtete die Tiere. Nach zirka Stunde 
fingen alle Tiere, mit Ausnahme einer Kuh, zu Wiederkauen 
an. Nächsten Tages berichtete mir der Besitzer, daß auch 
diese Kuh in der Nacht wieder normal wiedergekaut habe. 
Zwischen dem 8.—9. Tage trat bei dieser Kuh Abortus ein 
in der 33. Woche der Trächtigkeit. 

In einem naheliegenden Dorfe herrscht die Sitte, daß 
anläßlich einer Hochzeit beim Herannahen des Zuges ge¬ 
schossen wird. So krachten über dem Fenster einer Stallung 
2 heftige Schüsse aus alten Chassepotgewehren. Am 9. Tage 
nach diesem Vorfall wurde ich in die Stallung gerufen, wo 
eine Kuh nach 38 1 ,/» Wochen Tragezeit verkalbte. Daß ich 
in der Annahme, die Kuh sei durch das Schießen erschreckt 
worden, nicht fehlging, bewiesen mir noch 2 weitere Früh- 




985 


gebürten, zu denen ich am gleichen Tage in gleicher Straße 
gerufen wurde. — 

Zu schädigenden Einflüssen, die direkt auf den Uterus 
einwirken, zähle ich frühzeitiges, fortgesetztes Ausmelken 
hochträchtiger Tiere vor der Geburt, insoferne sie längere 
Zeit trocken gestanden sind. 

Von der menschlichen Geburtshilfe ist bekannt, daß 
Reizungen der Brustwarzen bei Wöchnerinnen, z. B. durch 
Saugen der Kinder beim Stillen, mehr oder minder leb¬ 
hafte Zusammenziehungen der Gebärmutter bedingen kön¬ 
nen. Ferner, daß die Rückbildung der Gebärmutter bei 
stillenden Frauen viel rascher vor sich gehe als bei nicht¬ 
stillenden. Bei den Tieren scheint zwischen dem Euter und 
der Gebärmutter dieselbe Verbindung zu bestehen. 

Nachdem mir öfter bei Fällen von Retentio secund. 
berichtet wurde, daß das betreffende Tier aus irgend wel¬ 
chem Grunde seit 1—3 Tagen vor der Geburt ausgemolken 
wurde, habe ich besonderes Augenmerk auf die Folgen des 
frühzeitigen Ausmelkens gerichtet. Dazu gab mir folgen¬ 
der Fall erst recht Veranlassung: 

Eine Kuh erkrankte an Mastitis vor der Geburt und 
konnte sich nicht mehr erheben. Die Kuh mußte öfter aus¬ 
gemolken werden. Am zweiten Tage berichtete mir der Be¬ 
sitzer, daß die Kuh gekalbt habe. (Am 276. Tage.) Die 
Nachgeburt blieb zurück und mußte nachträglich entfernt 
werden. 

In einigen Fällen habe ich selbst durch frühzei¬ 
tiges und fortgesetztes Ausmelkenlassen den Ein¬ 
tritt einer Geburt zu beschleunigen vermocht. 

Eine Kuh konnte sich nach 38 Wochen und 2 Tagen 
ihrer Trächtigkeit nicht mehr erheben. Freßlust war vor¬ 
handen, es bestand kein Fieber und kein Anzeichen einer 
inneren Erkrankung, außer den bekannten Stauungserschei¬ 
nungen an den Gelenken, wie sie bei hochträchtigen Tieren 
öfter beobachtet werden können. Als sich das Tier nach Ab¬ 
lauf von 10 Tagen noch nicht erhob, wegen seines Um¬ 
fanges auch schwer und nicht ohne Gefahr herumzulegen 
war, als sich ferner Decubitus zeigte, ließ ich die Kuh 
am Abend vollständig ausmelken und sodann das Melken 
täglich zweimal fortsetzen. Schon am zweiten Abend kalbte 
die Kuh. Nach einem weiteren Tage erhob sie sich. Die 
Eihäute mußten am vierten Tage abgenommen werden. 
Heilung trat vollkommen ein. 

Eine andere Kuh war in der 39. Woche der Trächtig 
keit an Gastro-Enteritis erkrankt, als deren Ursache mit 



986 


Sicherheit ein Fremdkörper angenommen werden konnte. 
Da das Tier festlag und nicht in die Höhe zu bringen war, 
versuchte ich mit dem gleichen Verfahren, nämlich durch 
gründliches und fortgesetztes Ausmelken dessen Erhebung 
zu erzielen. Schon nach 24 Stunden trat die Geburt ein. 
Die Eihäute mußten ebenfalls abgelöst werden. 

Durch Wärmestauung habe ich beim Rinde nie Abor- 
tus eintreten sehen. In den ersten Monaten der Trächtigkeit 
ist die Temperatur, im äußeren Muttermund gemessen, l /„, 
bis 2 /io Grad Celsius höher als die Rektaltemperatur. In 
den letzten Monaten beträgt sie nach verschiedenen von 
mir gemachten Beobachtungen 3 / 10 bis 5 /io Grad Celsius 
mehr als die Rektaltemperatur. Man könnte nun an¬ 
nehmen, daß bei fieberhaften Erkrankungen während der 
Trächtigkeit eine Überhitzung des Blutes bei der Frucht 
stattfinden könnte, umsomehr, da dieselbe von warmem 
Fruchtwasser umgeben ist und zudem noch selbst Wärme 
erzeugt. Doch scheint sich die Frucht beim Rinde höheren 
Temperaturen leicht zu akkommodieren, weil durch den 
anatomischen Bau der Plazenta die Wärmesteigerung keine 
sehr rasche sein kann. So kommt es auch, daß Fieber von 
41 0 C. und noch darüber, wie solches bei Mastitis, Peri¬ 
tonitis und durch Tuberkulinreaktionen bedingt wird, ohne 
Schaden vom Jungen ertragen wird. 

Ebenso kann man oft beobachten, daß sehr starke 
mechanische Einwirkungen ohne Schaden für die Frucht 
bleiben. 

Bei 100 Frühgeburten wurden von mir folgende Be¬ 
obachtungen gemacht: 

7 Rinder verkalbten innerhalb der ersten beiden Monate; 
5 wurden wieder trächtig, bei 3 blieb Fluor albus 
zurück; 

19 Kühe verkalbten innerhalb der ersten beiden Monate. 
10 wurden ohne weiteres Zutun nach öfteren» Be¬ 
legen wieder trächtig. Bei 7 trat Trächtigkeit erst 
nach Ausspülungen mit physiologischer Kochsalzlösung 
und doppeltkohlensaurem Natron, kurz vor dem Be¬ 
legen ein; 

23 Kühe und Rinder verkalbten durch Schrecken zwischen 
dem 8.—0. Tage; 

(* Kühe und 1 Rind infolge von frühzeitigem Ausmelken. 

Bei 2 Fällen ist Knötchenseuche als Ursache nicht 
auszuschließen. 



In 11 Fällen (verteilt auf 2 Stallungen) traten Früh¬ 
geburten infolge seuchenhaften Verwerfens ein, in 1 Fall 
infolge Neubildungen an der Zervix, in einem weiteren 
Fall infolge einer faustgroßen Zyste an der linken Scheiden¬ 
wand. 

In 1 Falle riß sich der Bulle nachts los und sprang 
mehrmals auf die beiden im Stalle befindlichen Kühe. Die 
eine war 18 Wochen trächtig und verkalbte am 3. Tage. 

2 Fälle (zu gleicher Zeit in einem Stall), jedenfalls 
infolge Fütterung von Mutterkorn in Abfällen vom Korn¬ 
reinigen einer Mühle. 

2 Fälle infolge Peritonitis. 

Bei den übrigen Fällen konnte die Ursache mit Sicher¬ 
heit nicht angegeben werden. 


Kurze Mitteilungen aus der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Panzer in Kipfenberg. 

1. Periostitis bezw. Fissur am linken Unterschenkel 

eines Pferdes. 

Ein Pferd wurde in einer Wirtschaftsstallung durch 
Hufschlag seines Nachbarpferdes an der medialen Fläche 
des linken Unterschenkelbeines verletzt, so daß eine unge¬ 
fähr 2 cm große Hautwunde entstand und an der muskel¬ 
armen Stelle das Bein bioslag. Der Fuß wurde in keiner 
Weise belastet, die Berührung der lädierten Stelle war für 
das Tier sehr schmerzhaft. Knochensplitter konnten nicht 
nachgewiesen werden. Mit Rücksicht auf die große Schmerz¬ 
haftigkeit wurde das Bestehen einer Knochenfissur ver¬ 
mutet und dürfte auch eine solche vorhanden gewesen sein. 
Das Pferd wurde in eine Hängematte gebracht, die Knochen¬ 
wunde gereinigt und anfangs mit Tinctura Jodi behandelt, 
außerdem wurden kalte Umschläge ordiniert. Nach Ver¬ 
lauf von 8 Tagen war das Tier sehr stark abgemagert. 
Jeden 3. Tag ließ man dasselbe zum Niederlegen aus der 
Hängematte bringen; beim Aufstehen wurde es unterstützt. 
Nachdem sich der Zustand nicht änderte, wurde eine scharfe 
Einreibung auf das Unterschenkelbein appliziert, worauf 
allmählich Besserung eintrat. Nach Verlauf von 6 Wochen 
konnte das Pferd wieder unter Schonung zur Arbeit ver¬ 
wendet werden, doch zeigt das Untcrschenkelbein eine 
wesentliche Verdickung. 



988 


$ 


2. Hernia ventralis bei einer Kuh. 

Folgenden Fall einer Hernia ventralis bei einer Kuh 
möchte ich wegen des bedeutenden Umfanges derselben er¬ 
wähnen : Ungefähr 6 Wochen nach demKalben wurde ein un¬ 
bedeutender Bauchbruch vor dem Euter in der Linea alba be¬ 
obachtet. Nach der Geburt, die normal vonstatten ging, ver¬ 
größerte sich infolge weiterer Zerreißung der Bauchmus¬ 
keln der Bruch derartig, daß die untere Bauehwand bei der 
ziemlich großen hochbeinigen Kuh nur mehr 10 cm vom 
Boden entfernt war. In den Flankenpartien war die Kuh 
durch Senkung der Eingeweide stark eingefallen. Das All¬ 
gemeinbefinden blieb dabei nicht ungestört. Nach dem Ab¬ 
melken wurde das Tier zum Schlachten abgegeben. 

3. Speichelgangfistel bei einem Ochsen. 

Bei einem Ochsen trat nach Abszedierung eines Ak- 
tinomykoms in der Parotisgegend eine Speichelgangfistel 
auf. Der Speichelfluß, der hauptsächlich während der Futter¬ 
aufnahme sehr augenfällig war und in der Unterkiefer¬ 
gegend eine haarlose, talergroße Stelle hatte entstehen 
lassen, wurde zu verhindern gesucht durch Auffriachen des 
Fistelganges und Ätzen mit Höllenstein, um eine Entzün¬ 
dung und eine Verschwellung herbeizuführen. Da kein 
Verschluß erzielt wurde und die Sekretion weiter bestand, 
machte ich wiederholt Injektionen von Jodkaliumlösuug in 
die Fistelöffnung, was zur Sistierung der Speichelsekretion 
der Drüse und zur Verödung derselben führte. 


Referate. 

Bezirkstierarzt Dr. Adelmann -Stockach: Allerlei 
aus der Praxis. (Mitteilungen des Vereins badischer Tier¬ 
ärzte.) 

A u ß c r g e w ö h n 1 i c h schwere Verletzung e n 
mit A u s g a n g in völlige Heilung per p r i - 

m a m. 

Ein Pferd, das vor einem Auto scheute, rannte in eine 
Wagendeichsel, die seitlich vom Euter eindrang und die 
ganze Muskulatur des rechten Hinterschenkels durchbohrte. 
Die Austrittsstellc lag etwa 10 cm unterhalb des rechten 
Sitzbeinhöckers. 



989 


Die Behandlung erfolgte nach den allgemeinen Regeln 
der Chirurgie, wobei jedoch statt der Desinfektionsmittel 
schwache essigsaure Tonerdelösung verwendet wurde. Nach 
einigen Wochen ist Heilung per primam eingetreten. 


Eine Zuchtkuh hatte sich auf unaufgeklärte Weise 
eine schwere Verletzung zugezogen. Die Wunde begann 
an der vorderen Basis des Euters und erstreckte sich bis 
zum Mittelfleisch, wo sie etwa 5 cm unter der Vulva aus¬ 
mündete. Aus dem Wundkanal wurden 2 Holzstücke von 
30 cm Länge und 2^ cm Breite entfernt. Auch hier trat 
nach Behandlung der Verletzung mit Liq. Alum. acet. inner¬ 
halb 14 Tagen Heilung per primam ein. 


Ein Pferd brachte einen Hinterfuß in die Halskette 
und zog sich neben einer starken Quetschung eine partielle 
Zerreißung des Musculus trapezius und splenius am Halse 
zu. Das Pferd vermochte den Kopf nicht mehr zu erheben, 
was zu einer Stauungsschwellung und einer beängstigenden 
Dyspnoe führte. Kopf und Hals wurden nun durch gut 
wattierte Binden, die an der Decke befestigt wurden, unter¬ 
stützt und das Pferd selbst in eine Hängematte gebracht. 
Die Stellen der Muskelzerreißungen wurden mit Eis ge¬ 
kühlt, die Wunden mit Desinfizientien behandelt. 

Nach 5—6 Tagen konnte das Tier den Kopf etwas 
heben. Nach 16 Tagen wurde der Kopf ohne Unterstützung 
gelassen. Nach 4 Wochen trat völlige Heilung ein. 


Übertragung von Herpes tonsurans crusta- 
ceus des Rindes auf den Menschen. 

In einem Rinderbestande trat Borkenflechte auf. 

Die erkrankten Tiere wurden isoliert, geschoren und die 
Borken mit Schmierseife aufgeweicht. Hierauf wurden die 
Rinder mit Cresolliniment, dem etwas Tinct. Jodi beige¬ 
geben worden, behandelt. Mit dieser Behandlung wurde 
rasche Heilung erzielt. 

Trotz Belehrung über die Übertragbarkeit dieser Flechte 
auf den Menschen erkrankten der Besitzer nebst seinen 
beiden Söhnen im Gesicht, an der Schulter, den Armen und 
Händen an Herpes in solchem Maße, daß sie sich selbst 
einer Kur unterziehen mußten. 



990 


Zur Therapie des akuten Gelenkrheuma¬ 
tismus. 

In den heißen Monaten des Jahres 1911 kamen viele 
Fälle von akutem Gelenkrheumatismus bei Kälbern und 
Jungrindern vor, der sich im Versagen der Futteraufnahme, 
Unvermögen sich zu erheben, starken Gelenkschmerzen bei 
Palpation, fieberhafter Temperatur, frequentem Pulse usw. 
äußerte. 

Die Behandlung wurde mit Tinct. Colchici täglich 
zweimal 5 Tropfen, steigend bis zu zweimal 20 Tropfen 
täglich, mit befriedigendem Erfolge durchgeführt. 


H. Rozi&s: Pferdeserum. (Kinisch - therapeutische 
Wochenschrift; referiert in der Österreich. Wochenschrift, 
für Tierheilkunde, Nr. 38, 1914.) 

Das normale Pferdeserum besitzt antiseptische, repa¬ 
rative und sedative Eigenschaften. Die antiseptische Wir¬ 
kung beruht auf der Hervorrufung von Leukozytose, die 
reparative auf raschem Versiegen der Eiterung und dem 
Eintritt schneller Vernarbung. Die schmerzstillende Wir¬ 
kung wurde bei Brandwunden, Anthrax, Panaritien u. s. f. 
konstatiert. Es gibt verschiedene Serum-Arten, die sowohl 
im flüssigen, wie im pulverisierten Zustand zur Verwendung 
kommen. Das Pferdeserum hat weder unangenehme Neben¬ 
wirkungen noch Kontraindikationen; es ist bei allen Ver¬ 
letzungsarten angezeigt, z. B. bei Brandwunden, Phleg¬ 
monen, Panaritien usw. Ebenso bewährte es sich bei An¬ 
thrax, Unterschenkelgeschwüren, Knochenfisteln, Abszessen 
sowie. prophylaktisch zur Verhütung von Infektionen bei 
frischen Wunden. . Ohler. 


Dr. Pelz- Stollberg: Bluterguß im Rückenmarks¬ 
kanal. (Bericht über das Veterinärwesen in Sachsen für 
das Jahr 1913.) 

Verfasser beobachtete folgenden Fall: Ein wegen Ge¬ 
hirn-Rückenmarksentzündung gemeldetes Pferd war seit 
etwa 10 Tagen unter den Erscheinungen des Rheumatismus 
erkrankt. Das Tier vermochte nur schwer aufzustehen und 
nachdem es sich erhoben, stand es wie angewurzelt auf den 
Hinterbeinen. Vorn rechts knickte es beim Herumtroten 
stöhnend zusammen; mit diesem Beine schlug es im Stehen 
ständig nach vorn. Die Temperatur betrug 39° C\; die 
Pulsfrequenz war etwas erhöht, das Bewußtsein vollkommen 
frei, die Futteraufnahme verringert. 



991 


Bei der auf Veranlassung des Besitzers vorgenom¬ 
menen Schlachtung fanden sich im Rückenmarkskanale 
an verschiedenen Stellen ziemlich ausgebreitete blutig-sulzige 
Ergüsse. 

Veterinärrat Dr. Otto- Dresden: Eine Neubildung 
in der Bauchspeicheldrüse. (Bericht über das Veterinär¬ 
wesen in Sachsen für das Jahr 1913.) 

Dr. Otto behandelte einen Hund, welcher plötzlich 
unter häufigem Erbrechen erkrankte und nach 2 Tagen 
verendete. Bei der Sektion fand sich eine sarkomartige 
Neubildung in der Bauchspeicheldrüse, welche sich auch 
auf den anliegenden Teil des Dünndarms fortpflanzte. Die 
Muskulatur des Darmes war starr und unnachgiebig, die 
Schleimhaut der betreffenden Partie des Darmes geschwellt, 
in wulstige Falten gelegt und durch Gefäßinjektion hoch¬ 
gerötet. Die Neubildung hatte eine vollständige Lähmung 
des Darmes und .dadurch den Tod des Tieres veranlaßt, 

Ribemont -Dessaignes: Die Schmerzlosigkeit in 
der Geburtshilfe. (Münch. Medizin. Wochenschrift, Nr. 40, 
1914.) 

Die „Münch. Medizin. Wochenschrift“ referiert in 
Nr. 40 eine Mitteilung von Ribemont - Dessaignes, laut 
welcher es gelungen sein soll, in der humanen Geburtshilfe 
Unterdrückung der Schmerzen bei völliger Erhaltung der 
Kontraktionen zu erzielen. 

Das in Anwendung kommende Mittel ist ein Derivat 
des Morphium hydrochloricum (durch Einwirkung der Bier¬ 
hefe aus einer Lösung desselben gewonnen). Das Präparat 
wird Frauen nach Beginn der Erweiterung des Zervix- 
kanales in Dosen von 1—3 ccm am Oberschenkel subkutan 
injiziert. Nach 5—6 Minuten soll vollkommene Sistierung 
des durch die Wehen erzeugten Schmerzes eingetreten sein. 
Die Gebärende schläft oder befindet sich' in leichter Somno¬ 
lenz und die Geburt nimmt ihren Fortgang. A. 

/ - 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Kartoffelheu. 

In Nr. 35 der Wochenschrift brachten wir eine Mit¬ 
teilung über Fütterungsversuche von Dr. V ö 11 z, betreffend 
die Verwertung der Kartoffelkräuter als Kartoffelheu im 
eingesäuerten Zustande. 



992 


Nr. 69 der „Ulustr. landwirtschaftl. Zeitung“ enthält 
eine Reihe statistischer Angaben von Dr. Baudrexel - 
Berlin über die Verwertung des Kartoffelkrautes als Kar¬ 
toffel-Heu. Eine Zusammenstellung der Ausführungen von 
B. in Stück 36 der „Mitteilungen der Deutschen Landwirt¬ 
schafts-Gesellschaft“ lautet wie folgt: 

Unter denjenigen Futtermitteln, welche bisher nur in 
verhältnismäßig sehr geringem Umfang Verwendung in der 
landwirtschaftlichen Praxis gefunden haben, ist in erster 
Linie das Kartoffelkraut zu nennen, das hinsichtlich der 
Masse — im Jahre 1913 waren mit Kartoffeln allein rund 
3,3 Millionen Hektar im Deutschen Reiche bebaut — alle 
übrigen noch in Betracht kommenden Futterstoffe bei 
weitem übertrifft. 

Was den Futterwert des Kartoffelkrautes anbelangt, 
so gingen die Ansichten der Sachverständigen bis vor kur¬ 
zem, hauptsächlich gestützt auf Versuche von W i 1 d t, da¬ 
hin, daß das Kartoffelkraut nur einen verhältnismäßig ge¬ 
ringen Nährwert habe. 

Aus neueren, sehr umfangreichen Untersuchungen 
aber, welche an der Ernährungsphysiologischen Abteilung 
des Institutes für Gärungsgewerbe mit mehreren Sorten 
Kartoffelkraut ausgeführt wurden, hat sich herausgestellt, 
daß das Kartoffelkraut hinsichtlich seines Futterwertes bis¬ 
her weit unterschätzt wurde. 

Die im Reich mit Kartoffeln angebaute Fläche be¬ 
trägt rund 3,3 Millionen Hektar. Nehmen wir an, daß für 
die Zeit des Krieges von etwa der Hälfte dieser Fläche, 
also 1,64 Millionen Hektar, das Kartoffelkraut zur Heu¬ 
bereitung verwendet würde, so würde dasselbe ohne Abzug 
der Ernte- und Trocknungskosten einen Wert von 474 Mil¬ 
lionen Mark, nach Abzug der Ernte- und Trocknungskosten 

von rund 300 Millionen Mark betragen. 

• 

Diese 1,64 Millionen Hektar' Kartoffelland, also die 
Hälfte der auf der angebauten Fläche gewonnenen Quanti¬ 
tät Kartoffelkraut-Heu, würde dtasreichen, um 1 170 000 
Rinder zu je 500 Kilogramm Lebendgewicht, hinsichtlich 
der Stückzahl rund 5 % des ganzeh Bestandes im Reiche, 
das ganze Jahr hindurch zu ernähren. 

Erwähnt sei ferner noch, daß durch Versuche an 
Milchkühen, die Kartoffelkraut sowohl in Kombination mit 
anderen Futtermitteln wie auch als alleinige Nahrung er¬ 
hielten, sich in gleicher Weise ergeben hat, daß das Kar- 




993 


toffelkraut in Bezug auf die produzierte Milchmenge gutem 
Wiesenheu vollkommen ebenbürtig ist. 


Einfluß wässeriger Futtermittel auf die Menge und Zu¬ 
sammensetzung der Milch. 

An /der Kgl. ungarischen tierphysiologischen Ver¬ 
suchsstation Ofen-Pest wurden Fütterungsversuche durch¬ 
geführt, um zu prüfen, ob die Verabreichung stark wasser¬ 
haltiger Futtermittel die Sekretion einer wässerigen Milch 
zur Folge habe. Es wurden zum Vergleiche mit Trocken¬ 
futter Maisschlempe, Futterkürbis, Futterrüben, Kartoffeln 
und grüne Luzerne geprüft. Tränkwasser stand den Ver¬ 
suchstieren zu beliebiger Aufnahme zur Verfügung. Bei 
den Versuchen ergab sich, daß die einzelnen Futtermittel 
ihre spezifischen Wirkungen zwar insoferne äußerten, als 
z. B. Futterkürbis ungünstig, dagegen Rüben und Luzerne 
günstig auf den Milchertrag wirkten. Durch den Wasser¬ 
gehalt der Futtermittel allein bezw. bedeutende Wasser¬ 
aufnahme der Kühe wurde aber die Sekretion einer wässe¬ 
rigen Milch nicht hervorgerufen. 


Eicheln als Hühnerfutter. 

Nach Kellner*) enthalten die gedörrten Eicheln 
an verdaulichen Nährstoffen 5,2 Rohprotein, 4,0 Fett, 
60,3 stickstofffreie Extraktstoffe, 4,8 Rohfaser bei 98 % 
W ertigkeit. 

Über die gedörrten Eicheln als Hühnerfutter sagt 
Pott**): Zur Hühnerfütterung können gedörrte und 
gemahlene Eicheln über die anderen Futtermittel ge¬ 
streut werden und ist das Ganze gut anzufeuchten, damit 
das Mehl haften bleibt, oder es wird — wie z. B. im Nassau - 
ischen — aus dem Eichelmehl mit Ölkuchenmehl, Roggen¬ 
oder Weizenkleie und mit Leinsamenabsud oder warmem 
Wasser ein Teig bereitet, aus welchem man handgroße 
Brötchen formt und im Backofen trocknet. Die Brote 
müssen vor der Verfütterung an Hühner aufgeweicht wer¬ 
den. Das Eichelmehl soll bei den Hühnern das Eierlegen 
befördern. 


*) Kellner, Ernährung der landwirtschaftlichen Haustiere, 
1905, S. 562. 

**) Handbuch der tierischen Ernährung und der landwirt¬ 
schaftlichen Futtermittel, 1907, S. 570. 



994 


Die „Süddeutsche Tierbörse“ schreibt in Nr. 35, 1914: 
Eicheln können als Hühnerfutter sehr wohl verwendet 
werden, müssen aber zuvor im Backofen getrocknet und 
hierauf möglichst fein zerkleinert werden. Wegen ihres 
bedeutenden Stärkegehaltes, der fettbildend wirkt, dürfen 
dem täglichen Futter für je 10 Hühner nur zwei E߬ 
lölfel voll Eichelschrot beigegeben werden; mehr zu füttern 
ist auch wegen des Gerbstoffgehaltes der Eicheln nicht röt¬ 
lich, weil sonst der Dotter eine grünliche Farbe annimmt. 
Dieser Umstand wird durch die Wirkung der Gerbsäure 
auf den Eisengehalt des Dotters veranlaßt. Als Beigabe 
zu Eicheln empfehlen sich eiweißreiche Futtermittel, z. B. 
Erdnußkuchen, Fleisch- und Fischmehl, sowie Schrot von 
frischen Knochen. A. 


Verschiedenes. 

Fürs Vaterland auf dem Felde der Ehre gefallen: Wil¬ 
helm L a m b a r d t,. Veterinär d. R. (Polizeitierarzt in 
Hamburg); Schäuffele, einjährig-freiwill. Tierarzt im 
3. württemb. Feld-Art.-Regt. Nr. 49; Neys es, Veterinär 
beim Feld-Art.-Regt. Nr. 26. 

Vermißt: Stabsveterinär E. Rode im Dragoner-Regi¬ 
ment Nr. 10. 

Verwundet: J. And ree, Oberveterinär im Jäger- 
Regt. z. Pf. Nr. 7; Karl Kugler, Stabsveterinär im 
10. Feld-Art.-Regt.; Dr. W. Jakob, Unterveterinär d. R. 
im Feld-Art.-Regt. Nr. 47; W. Kühne, einjähr.-freiwill. 
Veterinär-Aspirant im Ul.-Regt. Nr. 5; Dr. Macharski. 
Veterinär im Drag.-Regt. Nr. 4. 

Auszeichnungen. 

Professor Dr. H e ß an der Universität Bern hatte 
bei der schweizerischen Landes-Ausstellung eine große 
Sammlung verschiedener auf Hygiene, Pathologie und 
Chirurgie bezügliche Instrumente, darunter auch sein neues 
Kastrationsinstrument „Evaccator“, ausgestellt. 

Die Sammlung fand allseitig äußerst günstige Be¬ 
urteilung und Anerkennung. Professor Heß wurde für 
seine Leistung mit dem höchsten Preis, dem „Großen Aus¬ 
stellungspreis“ ausgezeichnet. 


Dem Inhaber des bekannten Serumwerkes Gans in 
Oberurscl a. T., Herrn Rittmeister d. L. Ludwig v o u 




995 


Gans, als Mitglied des Kaiserlichen Freiwilligen Auto¬ 
mobil-Korps zum Generalkommande des XXI. Armeekorps 
kommandiert, wurde das Eiserne Kreuz verliehen. 


Professor Dr. K I i m m e r. 

Medizinalrat Prof. Dr. Kl immer der Tierärztlichen 
Hochschule Dresden ist als Korpsstabsveterinär des XXVII. 
Reservekorps ins Feld gezogen. 


Beamtete Tierärzte im Felde. 

Nach Mitteilung der „Deutschen Tierarzt!. Wochen¬ 
schrift“ sollen zur Zeit von den 500 beamteten Tierärzten 
Preußens 200 im Felde stehen. 


Die tierärztliche Notprüfung. 

Durch das Reichsamt des Innern ist für die ärztlichen, 
zahnärztlichen und pharmazeutischen Notprüfungen das 
Folgende verfügt worden: 

1. Das Nichtbestehen einer Notprüfung ist für die spä¬ 
tere Zulassung zu der normalen Prüfung ohne jede Bedeu¬ 
tung. 

2. Wiederholung einer Notprüfung ist nicht angängig. 

3. Kandidaten, welche wegen unzureichender Kennt¬ 
nisse die Notprüfung nicht bestanden haben, müssen die 
normale Prüfung nach Maßgabe der in Betracht kommen¬ 
den Prüfungsordnung in allen Fächern ablegen. 

(Vorschriften für das Veterinärwesen in Bayern.) 


Tierärztliche Zentralgeschäftsstelle. 

Köln, Liebigstraße 120. 

Nach meiner Bekanntmachung vom 19. August 1914 
übernimmt die Beratungsstelle für die zu den 
Fahnen einberufenen deutschen Tierärzte 
und deren Angehörige in besonders dringlichen 
Fällen auch die Vermittlung von Vertretungen. Da An¬ 
gehörige einberufener beamteter, sowie in der ambulanten 
Fleischbeschau tätiger Tierärzte namentlich aus der Rhein¬ 
provinz hier bis in die letzten Tage um Besorgung von 
Vertretern in einer Reihe von Fällen vorstellig geworden 
sind, so bitte ich junge Kollegen, die zur Übernahme der- 



artiger Stellen bereit sind, um unverzügliche Mitteilung 
ihrer Adressen. 

Köln, den 12. Oktober 1914. 

Der Vo rsitzende des Deutschen Ve terinär- 

r a t e s: 

Lothes. 

Kriegsfürsorge des Deutschen Veterinärrates. 

Der geschäftsführende Ausschuß des Deutschen Vete¬ 
rinärrates hat beschlossen mit den ihm zur Verfügung 
stehenden Mitteln einen Kriegsfürsorgefonds für Tierärzte 
zu schaffen, für den 25 000 Mark bereitgestellt sind. Der 
Ausschuß vertritt die Ansicht, daß die Fürsorge für die 
wirtschaftliche Erhaltung der Frauen und Kinder der im 
Felde stehenden Tierärzte in erster Linie den zuständigen 
tierärztlichen Landes-Vertretungen (Tierärztekammern, 
Landesvereine etc.) obliegt. 

Zunächst müssen die örtlichen tierärztlichen Vereini¬ 
gungen den Angehörigen der einberufenen Kollegen in der 
Praxis nach Kräften beistehen und sie in Vertretungs¬ 
fragen sowie namentlich auch im Rechnungswesen und in 
Bezug von Arzneien und Instrumenten durch Vertrauens¬ 
männer beraten lassen. Auf diese Weise wird es gelingen 
die wirtschaftliche Lage der Betreffenden zu sichern und 
damit die Fürsorge durch die Standesvertretungen wesent¬ 
lich einzusehränken. 

Was nun die Organisation der geldlichen Fürsorge 
anbelangt, so sind nach den Mitteilungen der Fachpresse 
bereits eine Reihe von tierärztlichen Verbänden in Über¬ 
einstimmung mit den Vorschlägen des Deutschen Veterinär¬ 
rates dazu übergegangen, Mittel zur Unterstützung bedürf¬ 
tiger Familien der im Felde stehenden Tierärzte zu sam¬ 
meln. Bei der Aufbringung dieser Mittel kommen in erster 
Linie die nicht, zu den Fahnen einberufenen Tierärzte, so¬ 
wie die in der Heimat befindlichen Veterinäroffiziere des 
Beurlaubtenstandes in Betracht. Um eine wirksame Für¬ 
sorge entfalten zu können, wird von diesen Mitgliedern der 
tierärztlichen Landesvertretungen durchschnittlich ein Bei¬ 
trag von 50 Mark aufzubringen sein. Da die leistungs¬ 
fähigeren Mitglieder bei ihren Spenden diesen Betrag 
zweifelsohne um das Mehrfache überschreiten werden. s*> 
können sich, ohne das Endresultat zu gefährden, die weniger 
leistungsfähigen mit einem entsprechend niedrigeren Bei¬ 
trag an der Sammlung beteiligen. 



99 1 


Der Fürsorgefonds des Deutschen Veterinärrates tritt 
als Ausgleichsfonds erst dann ein, wenn die durch den vor¬ 
erwähnten Beitrag von 50 Mark aufgebrachten Mittel zur 
Beseitigung der Notstände nicht ausreichen, die im Bezirk der 
betreffenden tierärztlichen Landesvertretungen bei den An¬ 
gehörigen von im Felde befindlichen Tierärzten hervorge¬ 
treten sind. 

über die Anträge um Bewilligung von Unterstütz¬ 
ungen aus dem Kriegsfürsorgefonds des Deutschen Veteri¬ 
närrates, die durch die tierärztlichen Landesvertretungen 
an den Unterzeichneten zu richten sind, entscheidet der ge¬ 
schäftsführende Ausschuß. 

Köln, den 12. Oktober 1914. 

Der Vorsitzende des Deutschen Veterinär- 

r a t e s: 

Lothes. 


Erklärungen des Ausschusses spezialärztlicher Organi¬ 
sationen Groß-Berlins und der Gesellschaft für Chirurgie- 
Mechanik als Ergänzung der Resolution der Fachvereini¬ 
gungen der wissenschaftlichen Instrumenten-Industrie vom 

20. August 1. Jrs. 

Unmittelbar nach dem Ausbruch des Krieges wurde 
von verschiedenen Instrumenten- u. Verbandstoffgeschäften 
durch Rundschreiben bekannt gegeben, daß sie sich an die 
bisherigen Verkaufspreise nicht mehr halten und in Zu¬ 
kunft Ware nur gegen Barzahlung liefern könnten. Be¬ 
gründet wurde diese Maßnahme mit der durch den Krieg 
entstandenen Notlage und mit dem Verhalten der meisten 
Großfabrikanten, die seit dem Ausbruch des Krieges ihre 
Preise wesentlich erhöht hätten und auch nur gegen Bar¬ 
zahlung lieferten. 

Da diese Mitteilung in Ärztekreisen lebhafte Beun¬ 
ruhigung hervorrief, ersuchte der mitunterzeichnete Vor¬ 
sitzende des Zentral-Ausschusses spezialärztlicher Organi¬ 
sationen Groß-Berlins die Herren Fritz D e w i 1.1, Vor¬ 
sitzender der Gesellschaft für Chirurgie-Mechanik, Kom¬ 
merzienrat Hauptner (in Firma H. Hauptner), Hof¬ 
lieferant Max W i n d 1 e r (in Firma H. Windler), Direk¬ 
tor H e n i u s von dem Medizinischen Warenhaus Aktien- 
Gesellschaft, sämtlich in Berlin, um eine Unterredung, in 
der einstimmig folgende Erklärung beschlossen wurde: 



998 


„Die Preissteigerungen und verschärften Zahlungs¬ 
bedingungen, die in den ersten Tagen nach dem Aus¬ 
bruch des Krieges von den Großfabrikanten bekannt ge¬ 
geben wurden und die die Wiederverkaufsgeschäfte zu 
ähnlichen Maßnahmen zwangen, konnten teilweise wie¬ 
der gemildert werden. Jedoch machen die Schwierig¬ 
keiten, mit denen die mit der Herstellung von Instru¬ 
menten und Verbandstoffen beschäftigten Betriebe in¬ 
folge des Krieges zu kämpfen haben (Verteuerung der 
Rohmaterialien, der Arbeitslöhne, Kreditschwierigkeiten, 
Aufhebung des Exportgeschäftes usw.) Preisaufschläge 
notwendig. Diese sollen aber nicht über die durch die 
Erhöhung der Selbstkosten gebotene Grenze hinaus¬ 
gehen und werden nach gegenseitiger Vereinbarung 
einen Aufschlag von 10—15 % nicht überschreiten. Für 
gewisse Artikel jedoch wird durch das sprunghafte 
Steigen der Materialpreise, deren Höhe zur Zeit noch 
nicht abzusehen ist, eine weitere Preiserhöhung vielleicht 
unvermeidlich sein. Die mitunterzeichnete Fachvereini¬ 
gung wird sich bemühen, dafür Sorge zu tragen, daß alle 
Firmen des Faches sich an diese Abmachungen halten 
und daß den Herren Ärzten nach wie vor in Bezug auf 
die Kreditgewährungen größtmöglichstes Entgegen¬ 
kommen gewährt wird. 

Die Herren Kollegen aber werden im Namen des 
Zentral - Ausschusses spezialärztlicher Organisationen 
aufs dringendste gebeten, in Anerkennung des dankens¬ 
werten Entgegenkommens der mitunterzeichneten Fach¬ 
vereinigung auch ihrerseits den großen Schwierigkeiten, 
mit welchen die Instrumenten- und Verbandstoffindustrie 
augenblicklich zu kämpfen haben, Rechnung zu tragen. 
In dieser schweren Zeit ist es Ehrenpflicht, alte Rech¬ 
nungen, soweit als nur irgend möglich, zu begleichen 
und neue Ware tunlichst nur gegen Barzahlung zu ent¬ 
nehmen.“ 

Berlin, den 28. September 1914. 

Zentral-Ausschuß spezialärztlicher 
Organisationen: 

Professor Dr. A. Kuttner, Vorsitzender. 

Gesell s eh a f t für Chirurgie -Mechanik: 

Fritz Dewitt, Vorsitzender. 



999 


Verbot vorzeitigen Schl achtens von Sauen. 

Im Nach gange zu den Verboten vorzeitigen Schlach- 
tens von Kälbern, Schweinen und Rindern hat das Kgl. 
Staatsministerium des Innern unter dem 14. Oktober 1. Js. 
an die Kgl. Regierungen, Kammern des Innern, und die 
Distriktsverwaltungsbehörden nachstehende Verfügung, 
„Verbot des vorzeitigen Schlachtens von Sauen betr.“, 
erlassen: 

Auf Grund des § 4 Abs. 2 der Bekanntmachung des 
Bundesrats vom 11. September 1914, betr. das Verbot des 
vorzeitigen Schlachtens von Vieh (RGBl. S. 405), wird fol¬ 
gendes bestimmt: 


§ 1 . 

Das Schlachten von trächtigen Sauen ist für die Zeit 
bis zum 19. Dezember 1914 verboten. 


§ 2 . 

Das Verbot findet keine Anwendung auf Schlach¬ 
tungen, die erfolgen, weil zu befürchten ist, daß das Tier 
an einer Erkrankung verenden werde, oder weil es infolge 
eines Unglücksfalles sofort getötet werden muß. Solche 
Schlachtungen sind jedoch der für den Schlachtungsort zu¬ 
ständigen Distriktspolizeibehörde spätestens innerhalb 
dreier Tage nach dem Schlachten von dem Besitzer des 
Tieres anzuzeigen. 

Ferner findet das Verbot keine Anwendung auf das 
aus dem Auslande eingeführte Schlachtvieh. 

§ 3. 

Übertretungen dieser Vorschrift werden gemäß § 6 
der eingangs erwähnten Bekanntmachung mit Geldstrafe 
bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft. 


§ 4 . 

Die Vorschrift tritt mit dem Tage ihrer Veröffent¬ 
lichung in der „Bayer. Staatszeitung“ (16. Oktober 1. Js.) 
in Kraft. Hiervon sind die Gemeindenbehörden, Tierärzte 
und Fleischbeschauer sofort zu verständigen. 



iöoö 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 3. Oktober 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 8 Regierungsbezirken 
(davon 1 neu), 53 Distriktsverwaltungsbezirken (davon 10 
neu) und 162 Gemeinden (davon 54 neu): 1196 Gehöfte 
(davon 626 neu). 


Personalien. 

Auszeidmungen : Verliehen wurde die Großherzogliche hessi¬ 
sche Medaille für Tapferkeit dem Korpsstabsveterinär des 18. Armee¬ 
korps in Frankfurt a. M. August Reck. Das Eiserne Kreuz er¬ 
hielten: Becker, Stabsveterinär im Hus.-Reg. Nr. 4, Engelki, 
Oberstabsveterinär im Drag.-Reg. 8, Grimme, Stabsveterinär d. L., 
im Fuß-Art.-Reg. Nr. 20, E. Gr o sc he, Stabsveterinär im Feld-Art.- 
Reg. Nr. 5, Güntherberg, Korpsstabsveterinär des 10. Armee¬ 
korps, Hack, Stabsveterinär bei der Trainabt. Nr. 10, Kr am eil 
Stabsveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 9, Dr. Krüger, Stabsveterinär 
(bisher an der Offiz.-Reitsch. in Soltau), Kugler, Stabsveterinär im 
10. Feld-Art.-Reg.. Dr. Neven, Oberveterinär d. L., Dr. von Oster¬ 
tag, Regiments-Veterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 18, Dr. Perl ich, 
Leutnant d. R. im Feld-Art.-Reg. Nr. 64, Prenzel, Stabsveterinär 
im Leib-Kür.-Reg. Nr. 1, Reiche n bach , z. Z. Kriegsfreiwilliger im 
1. sächs. Ulanen-Reg.Nr. 93, Dr. Riebe, Oberveterinär d. R. im Res.- 
Ulanen-lteg. Nr. 2, Rust, Stabsveterinär d. L. im Res.-Feld-Art.-lieg. 
Nr. 12, Dr. Sonnenbrodt, Leutnant d. Res., Stürzbecher, Stabs¬ 
veterinär im Drag.-Reg. Nr. 1. Wenzel, Stabsveterinär beim Res.- 
Feld-Art.-Reg. Nr. 25, Westphale Joseph-Lemgo (Lippe). 

Approbiert: ln Gießen die Herren: Richard Brintzel- 
Schwersenz, Ludwig Hummel, Baunheim. 


Vertretung. 

Vertreter mit Staatsprüfung gesucht. Fuhrwerk, Auto, even- 
. tuell Rad stehen zur Verfügung. Offerten mit Angabe der Gehalts¬ 
ansprüche bei Wohnung und vollständig freier Verpflegung an die 
Redaktion. 

Nr. 408a 69 K. Staatsministerium des Innern. 

Bekanntmachung 

über die Einfuhr von Nutz* und Zuchtvieh aus Österreich in das 
bayerische Grenzgebiet. 

Da die Maul- und Klauenseuche in dem österreichischen Be¬ 
zirke Imst ausgebrochen ist, wird in teilweiser Abänderung der Be¬ 
kanntmachung vom 5. Januar 1914 („K. B. Staatsanzeiger“ Nr. 4) die 
Erlaubnis zur Einfuhr von Rindvieh zu Nutz- und Zuchtzwecken aus 
diesem Bezirke zeitweilig zurückgezogen. 

München, den 15. Oktober 1914. 

I. A.: Ministerialrat von Braun. 


Druck von J. Gottes winter, München. Kommissionsverlag: M R leger srbe 
UniversIt&Ubuchhamllung, München, Odeonsplals 2 





(früher: Tierärztliches Wochenblatt nnd Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attlnger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsiniuisterium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Sopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesaassclinsses der tierärzt* 
liehen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 3. November 1914. Nr. 44. 


Inhalt: Originalartikel. Sustmann: Die Kanicchenkokzidiose und deren Be¬ 
handlung. — Miinich: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — Referate. Fehsen- 
meier: Zur Behandlung maul- und klauenseuchekranker Rinder mit Mal leb rein. 
Fröhner: Toxische Rehe durch Rizinissamen. Kärnbach und Habersang: Über 
Lathyrismus bei Pferden. Lindner: Tuberkulinreaktionen beim Schwein. Toyojiro : 
Druckmessungen im Muskelmagen der Vögel. — Tierzu cht und Tierhaltung. 
Rennvereine in Bayern. Beschaffung argentinischer Pferde. Kupieren der Pferde. 
Kartoffeln als Pferdefutter. Schweinemast mit gedämpften Kartoffeln. Vieh¬ 
zählung am 1. September 1918. Viehzählung im Königreich Sachsen. — Ver¬ 
schiedenes. Verlustliste. Geheimrat Dr. von Ostertag. Vertretungen. Vor¬ 
lesungen und Kurse an der tierärztlichen Fakultät der Universität München pro 
1914/15. — Bücherschau. — Personalien. 


Die Kaninchenkokzidiose nnd deren Behandlung. 

Von Amtstierarzt Dr. Sustmann in Dresden. 

Von den vielen Krankheiten, die unter den Kaninchen 
seuchenhaft auftreten, ist wohl an erster Stelle die Kok¬ 
zidiose zu nennen. Da dieses Leiden häufig ganze Be¬ 
stände in wenigen Tagen hinwegrafft, so ist es sicherlich 
von großem • Interesse, daß auch tierärztlicherseits dieser 
Seuche ein besonderes Augenmerk gewidmet wird. Denn 
wie ich schon an anderer Stelle hervorgehoben habe, ist die 
Kaninchenzucht auch iu Deutschland in ein Stadium ge¬ 
treten, das es nicht nur notwendig macht, sich mit den Ka¬ 
ninchenkrankheiten zu befassen, sondern das auch dem Tier¬ 
arzt ein nicht zu unterschätzendes Erwerbsfeld eröffnet. 
Der Grund hierzu ist darin zu suchen, daß sich die 
Mehrzahl der Züchter in der Hauptsache mit der Rasse- 
und Sport -Kaninchenzucht befaßt. Infolge Ehr¬ 
geiz, Geschäftstaktik, Kaninchenausstellungen usw. steigt 









1002 


der Wert der Rassetiere oft derartig, daß Preise von 100 
Mark und mehr für das Einzeltier keine Seltenheit bilden. 
Der Wert einer solchen Zucht muß es daher mit sich 
bringen, daß der Tierarzt mehr als bisher zur Behandlung 
von kranken Kaninchen herangezogen wird. Wenn ich da¬ 
her im Nachstehenden über die Kaninchen-Kokzi¬ 
diose berichte, so will ich dadurch die Praktiker in erster 
Linie für die Kaninchenkrankheiten überhaupt zu inter¬ 
essieren suchen. 

Von der Kokzidiose werden in der Hauptsache nur 
jüngere und weniger widerstandsfähige Kaninchen be¬ 
fallen bezw. es verläuft eine Infektion eines älteren Tieres 
in der Regel gutartig. Außer beim Kaninchen kommt die 
Kokzidiose auch bei anderen Tieren zur Beobachtung. 
Neben gewissen Säugetieren, bei denen dieses Leiden kon¬ 
statiert werden konnte, kommen weiterhin das Geflügel 
(Hühner, Tauben, Gänse, Puten etc.) noch in Frage. 

Die Krankheitserscheinungen sind nicht 
immer einheitlicher Natur. Diese decken sich vielfach mit 
denen, die wir noch bei einigen anderen Krankheiten 
der Kaninchen (Kaninchenseptikämie, Lungenwurmseuche, 
Speichelfluß etc.) feststellen können. Bei der Kokzidiose 
haben wir es hauptsächlich mit einer Erkrankung des Dar¬ 
mes und seiner Anhangsdrüsen zu tun. Von hier aus wird 
das Leiden jedoch häufig auf den Respirationsapparat, die 
Lidbindehäute und durch die Eustachische Tube selbst auf 
das Mittelohr übertragen. Vielfach sind aber außer dem 
Darmkanal, der Lunge noch sämtliche Kopfschleimhäute 
gleichzeitig miterkrankt. 

__ Die erkrankten Tiere sind traurig, zeigen gesträubtes 
Haar und glanzlose und matte Augen und haben nur 
geringen Appetit, dagegen erhöhtes Durstgefühl. Die Lid¬ 
bindehäute sind anfangs höher gerötet, im Endstadium 
jedoch blässer gefärbt. Zeitweise sind auch die Augenlider 
verklebt und mit eingetrockneten Schleimmassen bedeckt. 
Beim öffnen der Augenlider durch lauwarme Bähungen 
läßt sich aus dem inneren Augenwinkel angesammelter, 
weißer, dicker Schleim entfernen. Die Nasenhöhlen zeigen 
nahezu das gleiche Bild. Aus den Nasenöffnungen fließt 
anfangs schwach, später aber reichlicher, ein wässeriger, 
nach und nach aber dickflüssiger werdender Schleim ab. 
Audi aus der Maulöffnung kommt es zum Abfließen von 
schaumigen Flüssigkeitsmassen, die aber in der Haupt¬ 
sache aus nicht abgeschlucktem Speichel bestehen. Durch 
diese Absonderungen werden die Lippen, die Brust und 



1003 


die Läufe durchnäßt. Die Tiere seihst niesen häufig, 
reiben sich mit den Pfoten am Kopfe oder scheuern sich 
an festen Gegenständen. Da durch das Reiben das Fell 
der Läufe an der geriebenen, inneren Seite feucht wird, 
so sagt der Züchter das Tier hat gewischt und be¬ 
trachtet dieses Merkmal gleichzeitig als ein Symptom der 
Kokzidiose bezw. des Kaninchenschnupfens, wie 
dieses Leiden in der Laiensprache benannt wird. 

Mit dem Fortschreiten der Krankheit wird meist die 
Atmung beschleunigt, die Temperatur gesteigert (normale 
Temperatur höchstens 39,2 0 C.) und ein häufiges Knirschen 
mit den Zähnen macht sich bemerkbar. Die Tiere magern 
dann auch schnell ab, legen sich auf die Seite und sterben 
unter den Erscheinungen von Krämpfen. In akutSn Fällen 
ist der Tod schon in wenigen Stunden zu erwarten. Die 
Mortalitätsziffer ist dann gewöhnlich 100%. 

Die Erkrankung des Darmkanales kennzeichnet 
sich nach außen hin lediglich durch die bestehende Durch¬ 
fälligkeit. Die Kotmassen sind dünnflüssig und enthalten 
teilweise Schleim, teils andere Beimengungen (Blut). In¬ 
folge dieser Abgänge wird das Fell in der Umgebung des 
Afters und der Hinterläufe beschmutzt, die Haut feucht 
und durch die Eintrocknung des Kotes die Haare verklebt. 

Ist die Krankheit auf das Mittelohr übergegangen, so 
halten die Tiere meist den Kopf schief oder schütteln auch 
zeitweise mit dem Kopfe, ein Symptom, das auch bei der 
Ohrräude der Kaninchen zur Beobachtung gelangt. 

Bei der Sektion wird man außer den entzündlichen 
Veränderungen in den entsprechenden Organen meist Ver¬ 
änderungen an der Leber antreffen. Die Leber zeigt dann 
mehr oder weniger zahlreiche, Stecknadelkopf- bis hanfkorn¬ 
große, weißliche, über die Leberoberfläche hervorragende 
Knötchen. Bei näherer und mikroskopischer Untersuchung 
wird man feststellen können,- daß es sich bei diesen Phäno¬ 
menen um erweiterte Gallengänge handelt. 

Die Veranlassung zu dieser Gallengangerweiterung 
ist auch gleichzeitig die Ursache der Krankheit, 
die in der Einwanderung von Kokzidien (C o c c l d i u m 
oviforme) zu suchen ist. Die in dem Grünfutter, im 
Wasser etc. befindlichen Schmarotzer gelangen mit dem 
Futter in den Magen und Darm und von hier aus in die 
Leber. Vom Darmkanal aus werden die Kokzidien, sowie 
deren Fortpflanzungsprodukte, die Sporen, mit dem Kote 
wieder nach außen gebracht und können durch das mit sol¬ 
chem Kote besudelte Futter bei anderen Tieren eine Neu- 



1004 


infektion zur Folge haben. Da nun diejenigen Kaninchen, 
die die Kokzidiose überstanden haben, die Kokzidien 
dauernd in den erweiterten Gallengängen mit sich führen, 
so bleiben diese Tiere wegen der in den Darm gelangenden 
sporenhaltigen Galle auch dauernde Überträger der Kok¬ 
zidiose. Die Kokzidien sind anderseits auch in dem Nasen- 
und Augenschleim nachweisbar. 

Die Ansteckung kann demnach von zwei Seiten 
erfolgen. Einmal von außen her durch das Futter, zum 
anderen durch -den Kot und die schleimigen Abgänge in¬ 
fizierter Tiere. 

Die Diagnose ist somit leicht zu stellen, da man 
nur den.Kot oder den Nasen- und Augenschleim auf das 
Vorhandensein von Kokzidien oder deren Sporen zu unter¬ 
suchen braucht. 

Schwieriger als die Feststellung ist die Behand¬ 
lung des Leidens. Von je her sind die verschiedensten 
Mittel versucht worden, aber ein endgültiger Erfolg ist 
niemals zutage getreten. Es sind zwar, wenn man wirklich 
ein positives Resultat annehmen will, durch die eingelei¬ 
teten therapeutischen Maßnahmen die äußeren Merkmale 
der Krankheit (Nasenausfluß, Niesen etc.) nahezu zum Ver¬ 
schwinden gebracht worden, aber der eigentliche Krank¬ 
heitsherd in der Leber ist nicht im geringsten gestört. Em¬ 
pfohlen werden das Ausspritzen der Rachen- und Maul¬ 
höhle mit einer 3—4 %igen wässerigen Lösung von Kalium 
chloricum; außerdem die Einatmung von Teerwasser bezw. 
Teerdämpfen oder schwachen Karbolsäuredämpfen. Ander¬ 
seits wird von der Firma Schubert & Co., Weinböhla 
in Sachsen, eine Desinflidlösung empfohlen. Außer 
mit der vorerwähnten Desinflidlösung habe ich selbst mit 
Extractum Filicis und dem vom Impfstoff- 
werkMünchen hergestellten Fasciolin weitgehende 
Versuche, namentlich bei der chronischen Form dieser 
Krankheit, vorgenommen, jedoch ohne irgend einen Erfolg 
zu erreichen. 

Die beste Behandlung ist und bleibt daher zur Zeit 
immer noch die Vorbeuge. Jedem Züchter ist in dieser 
Hinsicht anzuraten, nur Tiere zu kaufen, deren Kot und 
Schleim frei von Kokzidien ist. Ferner sind nur solche 
Grünfuttermittel zu füttern, die nicht von sumpfigen oder 
feuchten Wiesen stammen. Desgleichen ist auf etwa vor¬ 
handenes Geflügel ein ebensolches Augenmerk zu richten. 

Sind natürlich schon kranke Tiere in dem betreffenden 
Bestände, so sind dieselben sofort zu töten und die erkrankten 



1005 


Teile zu verbrennen. Die gesunden Kanineben sind unter 
Quarantäne zu stellen und die Stallräume der kranken Tiere 
gründlich zu desinfizieren, wenn man nicht eine vollständige 
Vernichtung durch Feuer vorziehen will. 

Ob in Zukunft eine innerliche Behandlung, um die 
Abtötung der Kokzidien an Ort und Stelle (Leber) zu er¬ 
reichen, gefunden werden wird, ist trotzdem noch nicht aus 
dem Bereiche der Möglichkeiten auszuscheiden. 


Kurze Mitteilungen aus der Praxis. 

Von Tierarzt Dr. Miln ich in Straubing. 

1. Ein eigentümliches Atmungs¬ 
phänomen. 

Ein eigentümliches Atmungsphänomen konnte ich bei 
einer Kuh beobachten. Es wurde eben gefüttert, da stand 
eine nichtträchtige Kuh plötzlich zurück und drohte zu er¬ 
sticken. Ich war sehr schnell zu Stelle und fand folgendes: 
Der Brustkorb ist ad maximum erweitert, so daß hinter den 
Hippen eine deutliche Abschnürung zu erkennen ist. Beim 
Atmen bewegte sich der Brustkorb nicht, nur der Bauch 
wurde ein wenig gehoben; die Atmung war sehr schwach, 
der Kopf vorgestreckt, die Nasenöffnungen erweitert. Der 
Blick war sehr ängstlich. Zeitweise riß das Tier das Maul 
auf. Die Auskultation ergab kein anormales Atmungsge¬ 
räusch, überhaupt waren die Atmungsgeräusche nur sehr 
schwer zu hören; die Zahl der Atemzüge betrug 30 pro Mi¬ 
nute, die Pulsfrequenz 90, Herztöne sind nicht leicht hör¬ 
bar, Temperatur 38,9. Ich ließ das Tier aus dem Stalle 
führen, damit es in bessere Luft käme und bemerkte dabei, 
daß die Atmung sofort besser wurde, als die Kuh mit dem 
Hinterteile etwa 25 cm höher stand als mit dem Vorder¬ 
teile. Diese Beobachtung machte ich mir zu nutze und ließ 
die Kuh an die sehr abschüssige Dunggrube bringen, wo 
sie mit dem Vorderteil nach abwärts und mit dem Hinter¬ 
teil nach aufwärts stehen mußte. So lange diese Stellung 
eingehalten wurde, konnte man so ohne weiteres fast keine 
Krankheit an dem Tiere erkennen, drehte man sie aber um, 
so traten sofort die schweren Atmungsbeschwerden ein. 
Am schlechtesten war das Befinden, wenn das Vorderteil 
höher war. Ich weiß heute noch nicht, um was es sich bei 
dieser Kuh gehandelt hat. Bei der Beobachtung im Stalle 
glaubte ich zuerst an eine Zerreißung des Zwerchfelles, 



1006 


nachdem aber das Befinden durch Höherstellen des Hinter¬ 
teiles besser wurde, mußte ich diese Ansicht wieder auf¬ 
geben. Heute glaube ich, daß es sich um eine vorüber¬ 
gehende Lähmung des Zwerchfelles gehandelt hat, denn 
nach 6 Stunden war von der ganzen Erscheinung nicht mehr 
das Geringste zu bemerken. Das Leiden hörte fast ebenso 
schnell auf, wie es gekommen war. Ich stelle mir die Sache 
so vor, daß durch das Höherstellen des Hinterteiles die Ein¬ 
geweide nach vorwärts gedrängt wurden; die Rippenmusku¬ 
latur war scheinbar nicht gelähmt. Durch das Gewicht der 
Eingeweide wurde nun das Zwerchfell nach vorne gedrängt, 
wodurch die Ausatmung durch Druck auf Zwerchfell und 
Lunge begünstigt wurde. Die Einatmung erfolgte durch 
Kontraktion der Rippenmuskeln. Die Kuh lebt heute noch 
und der Anfall hat sich nicht mehr wiederholt. Ob ich mit 
meiner Diagnose recht habe, weiß ich nicht, anders aber 
konnte ich mir das Phänomen nicht erklären und wäre für 
eine Aufklärung sehr dankbar. 

2. Operation einer Fistel. 

Ein Pferd zeigte seit fünf Wochen dicht neben der 
Schweifwurzel eine Beule. Nach weiteren 14 Tagen kam 
etwas Eiter zum Vorschein. Von der Öffnung führte, ein 
Fistelkanal oralwärts, dessen vorderes Ende mit der Sonde 
nicht zu erreichen war. Als ich tags darauf mit einer be¬ 
sonders langen Sonde untersuchte, ergab sich, daß der 
Fistelkanal 27 cm lang war. Ich legte das Pferd nieder und 
spaltete den Kanal. Er verlief genau neben den Kreuzbein¬ 
wirbelfortsätzen links, hatte ganz glatte Wände, bog dann 
in einer Entfernung von 27 cm nach rechts und ging zwi¬ 
schen zwei Wirbelfortsätzen durch. Auf dieser rechten 
Seite fand sich dann eine nußgroße Höhlung mit ebenfalls 
ganz glatten Wänden. Ein Fremdkörper — ich dachte, zu¬ 
erst an einen Schuß oder einen erratischen Zahn — wurde 
nicht gefunden, ebensowenig, irgend ein anderer Finstand, 
der als Veranlassung für diese ungewöhnliche Fistel hätte 
angesprochen werden können. Der Kanal verlief etwa 3 bis 
4 cm unter der Haut. Ich kratzte den ganzen Kanal und 
die Höhlung gründlich aus, tupfte mit Chlorzinklösung ah 
und vernähte nach Einlegung eines harten Schlauches fest. 
Leider wetzte sich das Pferd den Schlauch schon nach sechs 
Tagen aus der Wunde und ist bis heute — Zwischenzeit 
14 Jahr — noch keine vollkommene Heilung der Fistel 
ein getreten. Der Schnitt heilte allerdings schnell, doch 
kommt ab und zu wieder ein Tröpfchen Eiter zum Vor¬ 
schein. 



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Referate. 

Bezirkstierarzt H. Fehsenmeier in Radolfszell: 
Zur Behandlung maul- und klauenseuchekranker Rinder 
mit Mallebrein. (Mitteilungen des Vereins badischer Tier¬ 
ärzte, 1914, Nr. 9.) 

11 Rinder erhielten täglich fünfmal je 50 g Mallebrein 
in % Liter Wasser innerlich, mithin 250 g täglich, was einer 
Menge von 62,5 g chlorsaurem Aluminium entspricht. 

Die behandelten Tiere erkrankten ebenso heftig als 
das Kontrolltier, obgleich das Mittel bei mehreren Rindern 
schon vor Ausbruch der Erkrankung verabreicht wurde. 

Bei 38 Tieren wurde Mallebrein äußerlich in An¬ 
wendung gebracht und täglich mehrmals die Maulhöhle und 
die Klauenspalten der erkrankten Tiere gereinigt und zwar 
unter Benützung verschiedener Verdünnungen. Dabei waren 
gute Erfolge zu verzeichnen. Die Schorfbildung trat rasch 
ein, die Rinder nahmen bald wieder Futter auf und kamen 
in ihrem Ernährungszustände nicht zurück. Je konzen¬ 
trierter die Lösungen waren (1 Liter Mallebrein auf 2y 2 
Liter Wasser, entsprechend einer 10 %igen Lösung von 
Al (C10 3 ) 3 ), desto deutlicher waren die Heilerfolge sicht¬ 
bar. Auch in Pulverform wurde das Mittel zur Desinfektion 
der Maulhöhle angewandt. Nachteilige Folgen waren bei 
keiner Anwendungsweise zu beobachten. 

Ohler. 


Prof. Dr. Fröhner: Toxische Rehe durch Rizinus¬ 
samen. (Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde, 1. u. 2. Heft, 
1914.) 

Verf. erwähnt die durch einen Giftstoff im Futter 
(Gerste, Roggen) entstehende Futterrehe und kommt dann 
auf die toxische Rehe im engeren Sinne zu sprechen. 

Zu der letzteren sind zu rechnen die bei Pferden durch 
Verbitterung von Wiesenschaumkraut (Cardamine praten¬ 
sis) bedingte Rehe, ferner die bei Weidevieh in Südafrika 
nach Aufnahme von Crotalaria burheana enzootisch auf¬ 
tretende reheartige Klauenentzündung, welche als „Stijf- 
ziekte“ bezeichnet wird. Auch Aloe scheint in großen Dosen 
sowie in Verbindung mit Brechweinstein Rehe zu erzexigen. 

In jüngster Zeit hat nun Fröhner einen Fall von 
toxischer Rehe beobachtet, der anscheinend durch Rizinus¬ 
samen verursacht wurde. Er führt über den Fall das Fol¬ 
gende an: 



In einer Rizinusölfabrik hatten vier der dort beschäf¬ 
tigten Pferde mit dem Futter Rizinusbohnen, welche in den 
Futtertrog gelegt waren, aufgenommen. Zwei von den Pfer¬ 
den zeigten am nächsten Tage starken Durchfall; das eine 
derselben stürzte am darauffolgenden Tage unterwegs zu¬ 
sammen und verendete nach kurzer Zeit. Die beiden an¬ 
deren Pferde verweigerten am Tage nach der Aufnahme 
der Rizinusbohnen die Futteraufnahme; eines derselben er¬ 
krankte zudem an Rehe. Die Untersuchung an der Klinik 
ergab Rehe an beiden Vorderbeinen. Das Sensorium war 
getrübt. Das Tier zeigte Schläfrigkeit und ließ den Kopf 
hängen. Die Futteraufnähme war auf die Hälfte vermin¬ 
dert. Der Harn enthielt Spuren von Eiweiß; ferner bestand 
starke Hyperleukozytose. Durchfall wurde nicht beobachtet. 
Durch die Behandlung, welche in Arekolin- und Kampheröl- 
injektionen bestand, wurde Heilung erzielt. 


Kärnbach und Habersang: Über Lathyrismus 
bei Pferden. (Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde, Bd. 25, 
1914, S. 289.) 

Bekanntlich beobachtet man mitunter bei Pferden 
Erkrankungen, wenn sie Lathyrus sativus (die weiße Varie¬ 
tät) als Futter erhalten. 

Die Vergiftung äußert sich durch plötzlich auftretende 
Atemnot unter gleichzeitigem Kehlkopf pfeifen, Schreck¬ 
haftigkeit, allgemeine Erregung, pochenden Herzschlag, 
Kreuzschwäche. Die ersten Krankheitserscheinungen treten 
nach 6—8 wöchentlicher Fütterung der Platterbsen auf, 
meistens aber später, erst nach 3—4 Monaten, aber auch 
längere Zeit nach dem Aufhören der Platterbsenfütterung 
können noch Erkrankungen Vorkommen. In der Regel er¬ 
kranken nicht sämtliche Pferde eines mit Lathyrus gefüt¬ 
terten Pferdebestandes, sondern nur etwa 33 %. 

Von vier Pferden, mit welchen Verf. Versuche an¬ 
stellten, und die als Beifutter täglich während der Dauer 
von 8 Monaten 2—4 Pfund Platterbsen erhielten, erkrankte 
nur eines nach 6 Monaten. 

Mit Platterbsen gefütterte Tauben, Hühner, Enten 
erkrankten nicht. 

Mittels Extraktion von Platterbsen mit schwefelsäure¬ 
haltigem Wasser und mit salzsaurem Alkohol konnte ein 
leicht zersetzlicher giftiger Stoff von alkaloidartigem Cha¬ 
rakter gewonnen werden, der eine spezifische Wirkung 
aufwies. 



1009 


Di© Prognose ist nach den Yerf. im allgemeinen un¬ 
günstig zu stellen. 

Das pathologisch-anatomische Bild bestand in Atro¬ 
phie der linksseitigen Kehlkopfmuskeln, ödem der Larynx- 
schleimhaut und fettiger Degeneration des Herzmuskels. 


Stabsveterinär Lindner: Tuberkulin - Reaktionen 
beim Schwein. (Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheits¬ 
amte, 48. Bd., 2. Heft.) 

Verf. machte im Kaiserlichen Gesundheitsamte Ver¬ 
suche über Tuherkulinreaktionen heim Schwein. 

Das Ergebnis der Versuche zur Tuberkulosediagnose 
mittelst Subkutaninjektionen von Tuberkulin faßt er in 
folgende Sätze zusammen: 

1. Die Temperatur gesunder veredelter Läuferschweine 
mittlerer Wüchsigkeit schwankt im Alter von 3 Monaten 
in der Regel zwischen 39 und 40° C.; sie kann vorüber¬ 
gehend um einige Zehntel mehr betragen. Etwa vom vierten 
Lebensmonate an bewegt sich die Temperatur zwischen 38,7 
und 39,5 0 ; 40,0 0 werden nicht mehr überschritten. 

2. Subkutane Einspritzung von 0,1—0,3 Tuberkulin 
kann zuweilen auch hei gesunden Schweinen eine Tempera¬ 
tursteigerung bis zu 41,0 0 zur Folge haben. 

3. Eine nach der Einspritzung von Tuberkulin erfol¬ 
gende Temperatursteigerung von mehr als 41,0 °, wobei die 
Differenz gegen die vorhergehende Abendtemperatur min¬ 
destens 1,0° beträgt, ist bei Läuferschweinen als positive 
Tnberkulinreaktion anzusehen; bei älteren Schweinen dürfte 
dies schon für Temperaturen gelten, die höher liegen als 
40,5 0 C. 

4. Von 16 sicher tuberkulösen und reaktionsfähigen 
Schweinen zeigten sämtliche nach subkutaner Einspritzung 
eine nach obigem typische Tuberkulinreaktion. Das Tempe¬ 
ratur-Maximum wurde nach 10—16 Stunden erreicht; 40,0 0 
jedoch zuweilen schon nach 6 Stunden überschritten. 


Dr. Toyojlro -Kato: Druckmessungen im Muskel¬ 
magen der Vögel. (Pflüger’s Archiv für die gesamte Phy¬ 
siologie des Menschen und der Tiere, 159. Band, 1914, 

S. 6 u. f.) 

Verf. gibt zunächst einen geschichtlichen Rückblick 
über die bereits von R e a u m u r und Spallanzani 
über den Druck des Muskelmagens körnerfressender Vögel 



1010 


angestellten Versuche, bespricht dann weiter die Versuche 
von R e d i und Magalotti, welche fanden, daß Hühner, 
Enten und Tauben in ihrem Magen Kristallkugeln in kleine 
Stücke und Pulver zermalmen und zwar, wenn sie hohl sind, 
schon in kurzer Zeit, solche aus massivem Glas dagegen in 
einigen Wochen. In Spallanzani’s Versuchen wurden 
kleine Glaskugeln, die — ohne zu zerbrechen — gewaltsam 
auf den Boden geworfen werden konnten, im Magen eines 
Kapaunes oder einer Henne binnen 3 Stunden in sehr kleine 
Stücke zermalmt und die Ränder waren nicht mehr scharf, 
sondern die Ecken erwiesen sich so stumpf, als wären sie 
auf einem Schleifsteine abgerundet worden. Je länger die 
Kugeln im Magen blieben, um so feiner war das aus ihnen 
entstandene Pulver. Bei größeren Vögeln^wie Gans) ging 
die Zermalmung schneller vor sich als bei kleineren, bei der 
Taube langsamer als beim Huhn. Der Truthahnmagen zer¬ 
brach 12 Stahlnadeln in l 1 /^ Tagen, 6 anatomische Lan¬ 
zetten in 16 Stunden; diese begannen schon 2 Stunden 
nach dem Einbringen in den Magen zu zerbrechen. Ein 
Granat mit 12 Ecken wurde im Taubenmagen in 1 Monat 
vollkommen abgeschliffen. 

In Reaumur’s Versuchen wurden Blechröhren, 
welche in ihnen enthaltene Nahrungsproben schützen soll¬ 
ten, verbogen. 

Verf. stellte nun genaue Messungen des Druckes im 
Muskelmagen der Vögel an. 

Die Methodik bestand im wesentlichen darin, daß er 
eine Ballonsonde in den Muskelmagen einführte und die 
Druckschwankungen durch Verbindung mit einem Mano¬ 
meter registrierte. 

Im weiteren beschreibt Verf. die von ihm ausgeführten 
zahlreichen Einzelversuche, welche hier wegen Raummangel 
nicht näher referiert werden können. Sie erstreckten sieb 
auf Magendruck und Konsistenz der Nahrung, den Magen¬ 
druck in verschiedenen Verdauungsstadien, Druck und 
Frequenz im Muskelmagen von Huhn, Gans und Ente. 
Magendruck und Muskelmasse, aktiven Magendruck und 
Magenspannung, Magendruck und Vagus. 

Die Zusammenfassung der Versuchs- 
ergebnisse lautet: 

Die durchschnittliche Größe der aktiven Magendruck¬ 
steigerung im Muskelmagen der Hühner beträgt bei einer 
durchschnittlichen Dauer der einzelnen Magenperiode von 
25 Sekunden 138 mm Hg. Bei der Gans betragen diese 
Werte 257 mm Hg. und 17 Sekunden, bei der Ente 



1011 


178 mm Hg. und 19 Sekunden. Es steigen also Druck und 
Frequenz des Muskelmagens mit der Größe der Tiere. 

Die Größe der den Magenkontraktionen entsprechen¬ 
den aktiven Drucksteigerungen ist abhängig 

1. von der Konsistenz der Nahrung. Bei den wochenlang 
fortgesetzten Parallelversuchen an 4 Hennen mit vier 
aufeinander folgenden Futterperioden (Weizen, Gerste, 
gekochte Kartoffeln, Gerste) erfolgten bei den Über¬ 
gängen von einem Futter zum andern gleichsinnige 
Veränderungen des Kontraktionsdruckes. Beim Über¬ 
gange von Weizen auf Gerste (mittelweich und hart) 
trat gleichzeitig mit einer Frequenzerhöhung eine Stei¬ 
gerung der Druckwerte um rund 50 %, heim Übergang 
von Gerste zu gekochten Kartoffeln (hart, weich) wie¬ 
der ein Absinken der Druckwerte ein; 

2. vom Stadium der Verdauung: Im Hungerzustan'de 
(24—36 Stunden nach der letzten Fütterung) ergaben 
sich ausnahmslos höhere Werte; 

3. von der Wandspannung: Erhöhung des intra-stoma- 
chalen Druckes hatte auf die aktiven Druckleistungen 
des Muskelmagens einen regelmäßigen Einfluß. Das 
Maximum des aktiven Kontraktionsdruckes lag in allen 
Versuchs - Reihen bei einem Überdruck von etwa 
90 mm Hg; 

4. von der Innervation: Periphere Vagusreizung vor oder 

nach der Durchschneidung hatte nur etwa halb so große 
Kontraktionsdrücke zur Folge wie die normale Inner¬ 
vation. Nach einseitiger Vagusdurchschneidung er¬ 
reichten die Druckwerte der spontanen Kontraktionen 
ebenso wie die Frequenz erst nach einigen Tagen 
wieder die normale Größe. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Rennvereine in Bayern. 

Die Leistungen der Pferde betreffen Schnelligkeit und 
Ausdauer v unter dem Reiter und im Wagen; ferner Lei¬ 
stungen im langsamen, mittelschweren und schweren Zuge. 

Ein wesentliches Mittel, das Leistungsvermögen des 
Pferdes in Bezug auf Schnelligkeit kennen zu lernen, sind 
die Prüfungen bei Rennen. In Bayern bestanden im Jahre 
1913 folgende Rennvereine: 



1012 


Münchener Kennverein. 

Der Verein zählte am Jahresschluß 4 Ehrenmitglieder, 
128 ordentliche und 2100 außerordentliche Mitglieder. Es 
wurden im vergangenen Jahre auf der Rennbahn in Riem 
13 Renntage und in Landshut 1 Renntag ahgehalten und 
dabei 84 Rennen gelaufen. An Rennpreisen wurden 250 600 
Mark ausbezahlt; hievon entfielen 130 900 Mark auf Flach¬ 
rennen und von diesen wieder 64 500 Mark für inländische 
bezw. inländische und österreich-ungarische und 62 400 Mk. 
auf Pferde aller Länder. Für Hindernisrennen wurden 
117 700 Mark verausgabt und zwar 29 500 Mark für in¬ 
ländische bezw. inländische und österreich-ungarische und 
88 200 Mark für Pferde aller Länder. Außer den Renn¬ 
preisen kamen noch 4947 Mark für Züchterprämien zur 
Auszahlung. An Ehrenpreisen wurden gegeben 2 Züchter¬ 
preise, 5 Ehrenpreise für Besitzer von Siegern, 51 Ehren¬ 
preise und 18 Erinnerungsbecher für die Reiter. Der Um¬ 
satz am Totalisator betrug 1 413 315 Mark. 

Münchener Trabrenn- und Zuchtverein. 

Der Verein zählte 3 Ehrenmitglieder, 52 ordentliche 
und 1614 außerordentliche Mitglieder. Es wurden an 15 
Renntagen 96 Rennen abgehalten und insgesamt 185 770 
Mark an Rennpreisen verausgabt. Von diesen Preisen ent¬ 
fielen 115 050 Mark auf bayerische Pferde,. 59 770 Mark 
auf deutsche Pferde, 5400 Mark auf österreich-ungarische 
Pferde, 3650 Mark auf französische und 1900 Mark auf 
italienische Pferde. Außerdem wurden noch 3000 Mark als 
Züchterprämien verausgabt. Der Umsatz am Totalisator 
betrug 1 645 705 Mark. Zu Zwecken der Traberzucht war 
von seiten des K. Landgestüts Erding der französische 
Traberhengst „Carentan“ auf der Beschälstation Riem auf¬ 
gestellt. Derselbe belegte 62 Stuten zu einer Deckgebühr 
von je 30 Mark. 

PfälzischerRennvereinZweibrücken (e.V.). 

Der Verein hatte am Jahresschluß einen Mitglieder¬ 
stand von 490; gegenüber dem Stande vom Jahre vorher 
mit 520 bedeutet dies eine Abnahme um 30 Mitglieder. 
Der Verein hat im verflossenen Jahre drei Renntage und 
zwar am 21., 25. und 28. September abgehalten und hat an 
diesen Tagen 18 Hindernis- sowie ein sogenanntes land¬ 
wirtschaftliches Flachrennen laufen lassen, welche insge¬ 
samt mit 23 650 Mark und 8 Ehrenpreisen dotiert waren. 



1013 


Von letzteren wurde der Ehrenpreis Seiner Majestät des 
Königs von Bayern in dem Bennen um den Preis von Zwei¬ 
brücken (Hindernisrennen) gegeben und durch den Beiter 
des siegenden Pferdes „Marder“, dunkelbrauner Hengst von 
Undolf aus der Marmelade, gewonnen. Die übrigen Ehren¬ 
preise waren teils durch den Verein, teils durch verschiedene 
Gönner des Vereins gestiftet worden. Der Beinertrag des 
Totalisators betrug an den drei Benntagen 4863 Mark, der 
aus der Pferdelotterie 2976 Mark. 

Pfälzischer Benn verein Haßloch (e. V.). 

Der Verein wies Ende 1913 einen Stand von 430 Mit¬ 
gliedern auf gegen 435 im Jahre vorher. Auf „seiner Benn- 
bahn in Haßloch hat der Verein im abgelaufenen Jahre 
zwei Benntage und zwar am 1. Mai und am 12. Oktober 
abgehalten, an welchen im ganzen 11 Hindernisrennen, da¬ 
runter ein sogenanntes „Fuchs in Sicht“- Bennen, sowie drei 
Flachrennen, darunter das Pfälzische Zuchtrennen und ein 
landwirtschaftliches Galopprennen, gelaufen wurden. Diese 
Bennen waren im ganzen dotiert mit 13 550 Mark und mit 
10 Ehrenpreisen. Unter letzteren war ein Ehrenpreis ge¬ 
geben von Seiner Majestät König Ludwig LH. und einer 
von Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen Bupprecht 
von Bayern. Der Stand des Vereinsvermögens wird mit 
25 000 Mark angegeben, der Beinertrag der Pferdelotterie 
belief sich auf 535 Mk. 43 Pfg. In der Trainieranstalt des 
Vereins zu Haßloch waren während des Sommers 28, wäh¬ 
rend des Winters 18 Pferde untergebracht; bei einem 
Privattrainer standen außerdem noch während des Sommers 
15 Pferde in Arbeit. 

Bennverein Begensburg. 

Der Verein hielt neben anderen Bennen aller Art 
ein Inländer-Zuchtrennen ab, bei welchem ein Staatszuschuß 
von 3000 Mark zur Verwendung kam. 

(Aus dem Berichte der Kgl. Landgestüts Verwaltung 
über den Stand der Pferdezucht in Bayern im Jahre 1913.) 


Beschaffung argentinischer Pferde. 

Zu diesem Gegenstände teilt Veterinärrat Mieckley 
in Nr. 8 der „Zeitschrift für Gestütskunde“ das Folgende 
mit: Es wurde in der letzten Zeit für die Beschaffung argen¬ 
tinischer Pferde Propaganda gemacht, besonders seitdem 
die russischen Grenzen für die Pferdeausfuhr gesperrt sind. 



1014 


Man schlug vor, die Pferde von Argentinien nach Emden 
zu bringen, sie daselbst auszuladen, eine Zeit lang zur Er¬ 
holung auf die dortigen Weiden zu bringen und sie dann 
später zu veräußern. Die Kosten für derartige argentinische 
Pferde belaufen sich auf 400—450 Mark pro Stück. Argen¬ 
tinien besitzt einen gewissen Pferdereichtum (zirka 8 Mil¬ 
lionen) und es sind die argentinischen Pferde außerordent¬ 
lich zähe und widerstandsfähig; sie akklimatisieren sich 
leicht, wenn sie 2 t/ 2 - oder ßjährig importiert werden. 


Kupieren der Pferde. 

Gegen das Kupieren der Pferde hat der Senat der Stadt 
Bremen in nachahmungswürdiger Weise Stellung genom¬ 
men. Er beschloß in seiner letzten Sitzung, daß auf Bremer 
Märkten Pferde mit kupierten Schwänzen nicht mehr 
zum Verkaufe gestellt und daß von Bremer Behörden Pferde 
mit kupierten Schwänzen nicht mehr angekauft werden 
dürfen. (Der Pferdefreund, Nr. 17, 1914.) 


Kartoffeln als Pferdefutter. 

Plagemann -Sandhof empfiehlt zu dem Zwecke, 
daß dem Heere die größtmögliche Menge Haber für die 
Pferde gestellt werden kann, Fütterung von Kartoffeln 
oder Kartoffelflocken unter Beigabe von Gerste, Roggen. 
Erbsen oder Bohnen. PI. erklärt, daß er seit 2 Jahren nicht 
allein an seine Arbeits- und Wagenpferde, sondern auch 
an sein Reitpferd unter Beigabe von Erbsen und Roggen 
und gedämpfter Kartoffeln — diese von Oktober bis etwa 
Februar — von da ah bis zur nächsten Kartoffelernte Kar¬ 
tviffelflocken verfüttere. Auf Kopf und Tag wurden ver¬ 
füttert, je nach geforderter Arbeitsleistung der Pferde 4 bis 
8 Pfund *1 etwa 24 Stunden eingeweichte Erbsen und 
Roggen und 8—12 Pfd. Kartoffelflocken oder 20—30 Pfd. 
gedämpfter Kartoffeln, natürlich stärkehaltige. Die Pferde 
müssen jeden Tag ihre Arbeit tun, entweder Feldarbeit ver¬ 
richten oder schwere Holzfuhren bewegen, sie sind durch¬ 
aus leistungsfähig, in einem sehr guten Futterzustand und 
haben immer Freßlust. 

Bei dieser Fütterung hat PI. nie Kolikkranke gehabt, 
obgleich ein Pferd (Schlucker) darunter ist, das bei Hafer 
fütterung häufig und bei Verfütterung von gequetschtem 
Hafer sehr oft Kolik hatte. 

Die eingeweichten Erbsen, Roggen oder die gedämpf¬ 
ten Kartoffeln oder Flocken werden mit Stroh- oder Heu- 



1015 


heckerling angemengt verfüttert. Im Sommer erhalten die 
Pferde als Rauhfutter „Grün“, im Winter „Heu“ daneben. 
(Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.) 

** Anmerk.: Nach früher in dieser Wochenschrift ge¬ 
brachten Mitteilungen über die Fütterung der Pferde mit 
Kartoffeln konstatierte Weißermel, daß Arbeitspferde 
bei ausschließlicher Fütterung mit Kartoffeln und Heu er¬ 
nährt werden konnten, ohne daß dieselben im Nährzustande 
und in der Arbeitsleistung eine Einbuße zeigten. Auf jeden 
Fall dürfte man bei Mitfütterung von gutem Heu mit einer 
geringeren Gabe von Getreide bezw. Erbsen in der Ration 
ausreichen. Das Brotgetreide (Roggen) an Pferde zu füt¬ 
tern kann gegenwärtig kaum als angängig erachtet -werden. 

_ A. 


Schweinemast mit gedämpften Kartoffeln. 

ökonomierat Schmidt berichtet in Nr. 17 der „Mit¬ 
teilungen der Vereinigung deutscher Schweinezüchter“ über 
Schweinemast mit gedämpften Kartoffeln bezw. Kartoffel¬ 
flocken wie folgt: 

Eine größere Anzahl Mastläufer wurde im Gewicht 
von etwa 100 Pfund eingestellt und 10y 2 Wochen hindurch 
gemästet. Sie erhielten pro Tag und Stück: in der 1.Woche 
10 Pfund gedämpfte" Kartoffeln bezw. 3 Pfund Kartoffel¬ 
flocken, in der 2. Woche 11 Pfund gedämpfte Kartoffeln 
bezw. S 1 /^ Pfund Kartoffelflocken, in der 3.—1014. Woche 
12 Pfund gedämpfte Kartoffeln bezw. 31/2 Pfund Kartoffel¬ 
flocken, außerdem während der Dauer der Mast iy> Pfund 
Gerstenschrot, % Pfund Bohnenschrot und 21/2 Liter Mager¬ 
milch pro Tag und Stück. 


Lebendgewichts-Zunahme 

Anfangs- End- 
Gewicht 

bei Kartoffelfütterung 100 Pfd. 218 Pfd. 

„ Flockenfütterung 100 „ 221 „ 


in 73 Tagen: 


Zunahme 

insgesamt pro Tag 
118 Pfd. 1,6 Pfd. 
121 „ 1,6 „ 


Die Zunahme bei Fütterung mit gedämpften Kar¬ 
toffeln auf der einen Seite und Kartoffelflocken auf der 
anderen Seite hielten sich fast das Gleichgewicht. 

Die Zunahme von 1,6 Pfund pro Tag ist eine sehr 
erkleckliche und dürfte sich daher die von Schmidt zu¬ 
sammengestellte Ration zur Mast von Läufern sehr em¬ 
pfehlen. (Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Ge¬ 
sellschaft.) 



1016 



Viehzählung am 1. September 1913. 

einer Zusammenstellung des Viehstandes seitens 
. Statistischen Amtes waren am 1. September 
ern vorhanden: 3702735 Rinder, 491871 Schafe, 
ehweine und 326 381 Ziegen. ». 

Viehbestand in Preußen betrug am genannten 
640 Pferde, 12 301 175 Rinder, 3 832 909 Schafe 
142 Schweine. 


Viehzählung im Königreich Sachsen. 

dem Ergebnis der Viehzählung im Königreich 
1. Dezember 1913 sind in Sachsen in 172 297 
gen 176 116 Pferde, 713 928 Rinder, 760 291 
58 271 Schafe und 136 272 Ziegen ermittelt 
haben seit dem Jahre 1912 die Pferde um 0,5, 
um 0,7, die Schweine um 15,7, die Schafe um 
Ziegen um 2,5 % zugenommen. (Bericht über 
ärwesen im Königreich Sachsen für das Jahr 

A. 


Verschiedenes. 

aterland auf dem Felde der Ehre gefallen: Kreis- 
> r g e 11 - Kammin (wurde in Nr. 42 d. Wochen- 
erwundet gemeldet) ist seinen Wunden erlegen. 

idet: Stabsveterinär a. D. Ludwig G r ö t z, Regi¬ 
onär im Feld-Artill.-Regt. Nr. 15; Dr. Emil 
eterinär im Drag.-Regt. Nr. 2; Korpsstabsvete- 
1 e s, Inspizient a. d. Militär-Veterinär-Akademie 
Dr. Hermann W u 11, einj.-freiwill. Tierarzt im 
Abtlg. des Feld-Art.-Regts. Nr. 14 in Karlsruhe; 
Steinberg, Veterinär d. R.; Oberveterinär 
s o w beim Stab d. Feld-Art.-Regts. Nr. 6, 2. Ab- 
*bsveterinär Felix Joglonek im Hus.-Regt. 



Geheimrat Dr. von Ostertag, 

iments -Veterinär im Feld-Artillerie-Regiment 
de zum leitenden Veterinär beim General-Gou- 
in Brüssel ernannt. 






1017 


Vertretungen. 

Die Polizeibehörde Hamburg sucht für den Schlacht- 
und Viehhof mehrere Tierärzte als Vertreter gegen eine 
monatliche Bezahlung von 2B0 Mark. 

Für den Schlacht- und Viehhof Mannheim wird ein 
Tierarzt zum sofortigen Eintritt gesucht. 

Es gelangen fortlaufend Anfragen wegen Vertre¬ 
tungen an die ßedaktion der Wochenschrift. Wir bitten 
Kollegen, die in der Lage und gewillt sind, Vertretungen 
anzunehmen, um gefällige Mitteilung. 


Vorlesungen und Kurse an der tierärztlichen Fakultät der 
Universität München pro 1914/15. 

Ordentliche öffentliche Professoren: 

Dr. Albrecht: 1. Exterieur, Mo. und Do. 2—3, 2 sh priv. 
— 2. Tierzuchtlehre II, Di., Do., Sa. 8—9, Mi. und Fr. 
2—3, 5 st. priv. 

Dr. Vo i t: Physiologie I, Mo. und Do. 8—9, Di., ML, Fr., 
Sa. 9—10, 6 st. priv. — Physiolog. Kurs, Mi. ynd Do. 
4—6, 4 st. priv. — Arbeiten im Laboratorium iür Ge¬ 
übtere, täglich, privatissime. 

Dr. Br an dl: 1. Chemischer Kurs, Mo. und Do. 9—11, 
4 st. priv. — 2. Arzneimittellehre, Mo. 5—6, Di. und 
Fr.. 4—5, 3 st. priv. — 3. Bezeptier- und Dispensier¬ 
kunde, Di. 5—6, 1 st. priv. — 4. Pharmazeut. Übungen, 
täglich 11—12, priv. — Arbeiten im Laboratorium, täg¬ 
lich, privatissime. 

Dr. Hofer: 1. Zoologie, Md. bis Do. 4—5, 4 st. priv. — 
2. Naturgeschichte der Fische und ihre Zucht, Mo. und 
Di. 5—6, 2 st. priv. 

Dr. Giesenhagen: 1. Botanik, Mo. bis Do. 5—6, 4st. 
priv. — 2. Futter- u. Giftpflanzen, Fr. 5—6, 1 st. priv. 

Dr. Stoß: 1. Anatomie, Mo. bis Fr. 11—12, Sa. 10—12, 
7 st. priv. — 2. Präparier-Übungen, Mo. bis Fr. 2—4, 
priv. — 3. Arbeiten im Laboratorium, täglich, privatis¬ 
sime. — 4. Topograph. Anatomie, Di. 10—11, Ist. priv. 

Dr. Mayr: 1. Chirurgische Klinik, Mo. bis Sa. 9—10, 6 st. 
priv. — 2. Poliklinik, Mo. bis Sa. 11—12 und 4—5 
(gruppenweise), priv. — 3. Spezielle Chirurgie, Mo., 
Mi., Fr. 8—9, Di. u. Do. 11—12, 5 st. priv. -— 4. Augen¬ 
heilkunde, Fr. 3—4, 1 st. priv. — 5. Ophthalmoskopie, 
üo. 6—-7, priv. — 6. Ophthalmoskop. Kurs, Fr. 5—6, 
1 st. priv. — 7. Klinische Behandlung, Mo. bis Sa. 11 



1018 


bis 12, gratis. — 8. Arbeiten im Laboratorium, täglich, 
privatissime. 

Dr. Schmitt: 1. Spezielle Pathologie und Therapie I, 
Mo., Mi., Do. 3—4, 3 st. priv. — 2. Medizin. Klinik, 
Mo. his Sa. 10—11, 6 st. priv. — 3. Medizin. Poliklinik, 
Mo. bis Sa. 11—12 und 4—5 (gruppenweise), priv. — 

4. Klinische Behandlung, Mo. bis Sa. 11—12, gratis. — 

5. Arbeiten im Laboratorium, täglich, privatissime. 

Dr. v. Vaerst: 1. Ambulatorische Klinik, an noch zu be¬ 
stimmenden Tagen und Stunden, 2 st. priv. — 2. Unter¬ 
suchungen auf Gewährsmängel, Fr. 2—4, 2 st. priv. — 

3. Veterinärpolizei, Mi., Do., Fr. 8—9, 3 st. priv. — 

4. Praktikum in der Staatstierheilkunde, Mi. 3—5, 2 st. 
priv. — Abhaltung der Vorlesungen zweifelhaft: Mit¬ 
teilung erfolgt am Schwarzen Brett. 

Honorarprofessor an der Technischen 
Hochschule: 

Dr. Kitt: 1. Spezielle pathologische Anatomie, Mo., Mi., 
F^ Sa. 11—12, Mo. 4—5, 5 st. priv. — 2. Sektions- 
Ümingen und patholog.-anatom. Demonstrationen, Do. 
2—4, 2 st. priv. — 3. Sektionen, täglich, publ. — 4. Ar¬ 
beiten im Laboratorium, täglich, privatissime. 

Etatsmäßiger außerordentlicher Pro¬ 
fessor: 

Dr. Moser: 1. Hufkunde I, Fr. und Sa. 10—11, 2 st. priv. 
— 2. Hufkunde II, Do. und Fr. 4—5, 2 st. priv. — 

3. Praktikum in der Hufkunde, Di. 3—5, 2 st. priv. — 

4. Arbeiten im Laboratorium, täglich, privatissime. 

Privatdozent: 

Dr. Müller: Infektion unter besonderer Berücksichtigung 
der Fleischhygiene, Do. 6—7, 1 st. priv. (Im Hörsaal 
des Instituts für Hufkunde.) 


Bttcherschan. 

Handbuch der tierärztlichen Chirurgie und Geburtshilfe. Heraus - 
gegeben von Professor Dr Bayer-Wien und Prof. Dr. Fröhner- 
Berlin. IV. Band, III. Teil. 

Extremitäten, Hufe, Klauen. Krankheiten des Hufes (ausschließlich 
llufentzündung, Hufknorpelerkrankungen und Strahlkrebs). Von 



1019 


Veterinärrat A. Lun g w i tz in Dresden. Neu bearbeitet von Hof¬ 
rat, Professor Dr. Lungwitz in Dresden. 

Klauenkrankheiteil. Von Professor Dr. Hess in Bern. 

Krankheiten des Schweifes. Von Professor Dr. Theodor Schmidt 
in Wien. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 354 Text¬ 
abbildungen und 4 Tafeln. Wien. Verlag von W. Braumöller. 
1913. Preis 16 Mk. geb. 18 Mk. 

Die erste im Jahre 1903 erschienene Ausgabe der Krankheiten 
des Hufes im Handbuch der tierärztlichen Chirurgie und Geburts¬ 
hilfe wurde von Veterinärrat A. Lungwitz-Dresden bearbeitet. 
Professor Dr. M. Lungwitz in Dresden hat die Bearbeitung der 
nunmehrigen Auflage übernommen und in derselben die einzelnen 
Kapitel ergänzt, sowie die neuen Beobachtungen und Erfahrungen 
anf dem Gebiete der Hufkrankheiten eingefügt. 

Die zweite von Professor Dr. Hess-Bern neu bearbeitete 
Auflage über Klauenkrankheiten hat neue umfassende Ergänzung 
und Vermehrung erfahren. Als neue Kapitel enthält die Neube¬ 
arbeitung unter Anderem die Tuberkulose der Zehenglieder, die 
Reflektion der Klaue u. A. Von den in der ersten Auflage enthaltenen 
168 Abbildungen wurden 36 durch neue nach der Natur aufgenom¬ 
mene ersetzt und außerdem wurden 39 neue Abbildungen aufge¬ 
nommen. Noch mehr wie die erste Ausgabe der Arbeit von Heß 
bildet die neubearbeitete Ausgabe dieses erfahrenen Praktikers einen 
wohl nie versagenden Ratgeber bei Erkrankungen der Klauen des 
Rindes und wird das Werk den Kollegen höchst willkommen sein. 

Die von Professor Dr. Schmidt-Wien neubearbeitete Auf¬ 
lage über Krankheiten deB Schweifes wurde von dem Autor ergänzt, 
verbessert und durch Einfügung der neueren Beobachtungen über 
Erkrankungen des Schweifes vermehrt. Zahlreiche, sehr gute Ab¬ 
bildungen erläutern den Text. A. 


Personalien. 

Auszeichnungen : Das Eiserne Kreuz erhielten: Georg Biermann, 
Stabsveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 83; Hugo Büller, Veterinär im 
Feld-Art.-Reg. Nr. 79; Dr. Richard Eberlein, Professor an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule, Berlin, Korpsveterinär beim Generalkommando 
des VIII. Res.-Armeekorps; Gustav Fränzel, Korpsstabsveterinär des 
II. Armeekorps; Arthur Garbe, Stabsveterinär im Leib-Kür-Reg. 
Nr. 1; Ludwig Grötz, Stabs- und Regimentsveterinär im Res.-Feld- 
Art.-Reg. Nr. 15; Dr. Paul Hummel, Stabsveterinär d. L.; Max 
Ferke, Stabsveterinär im Hus.-Reg. Nr. 6; Otto Kirsch, Ober¬ 
veterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 29; Dr. Gustav Kuhn, Stabsveterinär 
im Hus.-Reg. Nr. 15; Adalbert Lauck-Berlin-Wilmersdorf; Berthold 
Lew in, Korpsstabsveterinär des I. Armeekorps; Job. Ohm, Stabs¬ 
und Regimentsveterinär im Kür.-Reg. Nr. 3; Dr. Franz Peters, 
Unterveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 1; Ernst Rott sch alk, Korps¬ 
stabsveterinär des 8. Armeekorps; Georg Sckeike, Oberveterinär 
im Hus.-Reg. Nr. 6: Hermann Seiffert, Stabsveterinär im Husaren- 
Reg. Nr. 6; Dr. Adolf Späth, Oberveterinär d. R.; Alfred Tromms¬ 
dorff, Stabsveterinär d. R.; Dr. Rudolf Zier old, Kreistierarzt, 
Johannisburg. 



1020 


Veränderungen bei den Veterinäroffizieren im ak¬ 
tiven Heere: Dem Oberstabsveterinär Johann Rößert, Regi- 
mentsveterintr des 1. Ulanen-Reg. wurde der Abschied bewilligt mit 
der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Forttrageu der bis¬ 
herigen Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Ab¬ 
zeichen; befördert zum Stabsveterinär der Oberveterinär Berthold 
Leiber des 5. Feld-Art.-Reg.; im Beurlaubtenstande wurde wieder 
angestellt der Stabsveterinär der Landwehr a. D. Dr. Joh. At¬ 
ting er mit seinem früheren Patent in der Landwehr 1. Aufgebots II 
München. 


Die Stelle eines 

Assistenten 

der veterinär-medizinischen Poliklinik der Universität Gießen ist um¬ 
gehend zu besetzen. Gehalt 1640 Mk. Bewerbungen sind zu richten 
an Professor Dr. Gmelner. 

Vertreter 

(approbiert) sofort auf längere Zeit gesucht. Offerte an Wöhner, 
Distriktstierarzt, Hornbach (Pfalz). 


Gegen Scheidenkatarrh 

iiiiiiiiiiiiiinniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiiuiimimmiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiii 


COLPITIS STÄBCHEN 

und 

COLPITIS OVALE 

(„Colpoval“ D. R. G. M. Nr. 163449) 


JULIUS ASTHAUSEN, München 25 

Tölzerstraße 145 

Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate. 


Druck von J. Gotteswinter, München. Kommissionsverlag: M. Rlegerscfce 
Universitfttflbuchhandlung, München, OdeonsplaU 2 






(früher: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Ttiopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Ijandesaussclinsses der tierärzt* 
liehen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 10. November 1914. Nr. 45. 


Inhalt: Ori gin alartikel. Oeller: Vestibularläsion mit Atrophie der Augäpfel bei 
einem Kanarienvogel. Münich : Wanstschnitt. — Referate. Hendrickx : Anaesthe- 
sierung. Zietschmann: Darmverschlingung. Dehne : Verändertes Wiederkäuen. 
Noack : Herzmuskel-Zerreißung bei einem Pferde. Sauvan: Heilung eines Falles 
von Blutfleckenkrankheit. Seil: Wichtige Ernährungsfragen im Lichte der fort¬ 
schreitenden Wissenschaft. Fröhner: Eigentümliche Nebenwirkungen des Supra- 
renins beim Pferde (Schweißausbruch, Haarausfall, W’eißfärbung der Haare an 
der Injektionsstelle). Ein neuartiges Heizmittel. — Tierzucht und Tierhal¬ 
tung. Aufforderung zur Verfütterung der Rübenmelasse. Betriebsresultate der 
Hauptgestüte des preußischen Staates in den Jahren 1909/1910 bis einschließlich 
1911/1912. Melassefütterung. Futtervergiftung in einem Rindviehbestand. — Ver¬ 
schiedenes Tierärztliche Fakultät der Universität München. Professor Kärn- 
bach f. Verlustliste. Erreger der Maul- und Klauenseuche. Deutscher Veterinär¬ 
rat. Stand dir Maul- und Klauenseuche in Bayern am 17. Oktober 1914. — 
Bücherschau. — Personalien. 


Vestibnlarläsion mit Atrophie der Augäpfel bei einem 

Kanarienvogel. 

Von Dr. A. Oeller in München. 

Nerven- oder Gehirnerkrankungen, die mit Roll- und 
Wälzbewegungen einhergehen, gehören speziell in der 
Kleintierpraxis nicht zu den Seltenheiten. Sie basieren 
fast ausnahmslos auf einem einseitigen Defekt der Klein¬ 
hirnhemisphäre, der Medulla oblongata und insbesondere 
des kleinen Hörnervenastes, des Nervus vestibuli. Als ur¬ 
sächliche Momente kommen Blutergüsse, Tumoren und na¬ 
mentlich, im Anschluß an Otitis media, Entzündungen des 
Ohrlabyrinthes und der Bogengänge, sowie Felsenbein¬ 
karies in Betracht. Auch hei Hühnerpest und Geflügel¬ 
diphtherie konnten einzelne Fälle beobachtet werden. In¬ 
folge der geringen Aussicht auf Heilung und wegen der 
Länge der zu erwartenden Dauer einer Behandlung, nicht 
zuletzt endlich, weil in den meisten Fällen eine solche gar 








1022 


nicht oder fast nicht durchführbar ist, wird sie von Seiten 
der Besitzer in der Regel auch abgelehnt. Deshalb mag 
ein von mir während nahezu zehn Monaten beobachteter 
Fall interessieren: 

Am 8. September vorigen Jahres wurde ich zu einem 
zirka 3jährigen männlichen Kanarienvogel gerufen, der, 
sonst ein guter Roller, seit etwa zwei Wochen aufgehört 
hatte zu singen und ebensolange den Hals in seiner Längs¬ 
achse um 180 0 gedreht hielt, so daß das Unterkiefer nach 
oben, Schädel und Oberkiefer nach abwärts zu liegen 
kamen. Bei Beunruhigungen machte der Vogel mit dem 



Kopf rasche pendelnde Bewegungen, die vielfach durch 
Schwingen des Kopfes im Kreise unterbrochen waren. Das 
Schwingen geschah wie das Drehen des Kopfes stets von 
links nach rechts. Dabei flatterte das Tierchen, versuchte 
vorwärts zu gehen und zu fliegen, um sich jedesmal ein- 
oder mehrmals nach vorne und links zu überschlagen. Nach 
zehn bis zwanzig Flügelschlägen trat tvieder Beruhigung 
ein und mit mehr oder minder ausgebreiteten Flügeln bau¬ 
melte es nur noch ungefähr eine Minute laug mit dem Kopf 
hin und her, bis auch das langsam aufhörte und der Patient 
in der vorher erwähnten abnormen Kopfstellung ruhig ver¬ 
harrte. Nur hie und da drehte er den Kopf mehr oder 
weniger in seine alte Lage zurück und guckte rechts und 
links umher. Bei neuerlicher Störung durch Berühren oder 
Stoß an den Käfig, oder auch, wenn er selbst eine Lage¬ 
veränderung vornehmen wollte, wiederholte sich der Vor¬ 
gang in gleicher Weise. Auf die Sitzstange gehoben, suchte 



1023 


der Vogel unsicher und oft mit geschlossenen Krallen Halt, 
konnte sich aber, wenn er langsam und vorsichtig ausge¬ 
lassen wurde, auf ihr behaupten. Bisweilen war es ihm so¬ 
gar möglich, auf die nahe dem Boden angebrachten Stangen 
selbst zu kommen. Das Gehör schien er ganz verloren zu 
haben, denn während er früher auf den Ruf seines Herrn 
stets antwortete und herbeikam, reagierte er jetzt auf Zu¬ 
ruf in keiner Weise mehr. Auch andere Geräusche, wie 
Klatschen mit den Händen, blieben unbeachtet. Während 
aber das linke Auge, das — wenn die Drehung des Halses 
nur im Winkel von 90° ausgeführt wurde — nach abwärts 
schaute, anscheinend gesund war, konnte beim rechten 
Auge eine Atrophie des Bulbus konstatiert werden. Auf 
diesem kranken Auge, das mäßig tränte, schien auch die 
Sensibilität stark abgestumpft zu sein, wenigstens waren 
die Lider soweit es die Atrophie ermöglichte, geöffnet, ob¬ 
wohl die tränendurchfeuchteten Federchen der Umgebung 
die Kornea berührten. Der Appetit war seit ein paar Tagen 
beeinträchtigt, nur die Verdauung ließ nichts zu wünschen 
übrig. Eine weitere Untersuchung, speziell des Ohres, war 
bei der Kleinheit des Objektes nur ganz oberflächlich mög¬ 
lich und es sei allein noch bemerkt, daß die äußerliche Be¬ 
sichtigung desselben keine Anomalien- erkennen ließ. 

Dieser Befund berechtigte mich wohl in erster Linie 
zu der Annahme, daß eine linksseitige Läsion der Vestibu- 
larbahn vorlag. Solche Defekte zeitigen nun allerdings 
äußere Gleichgewichtsstörungen, auch Strabismus, und zwar 
die sehr charakteristische Hertwig - Magendie’sehe Schiel- 
stellung. Einerseits aber habe ich persönlich dieselbe bei 
Vögeln noch nie gesehen und kann auch in der Literatur 
eine diesbezügliche klare Angabe nicht finden, anderseits" 
ist es fraglich, ob sie bei so kleinen Vögeln, wie es Kana¬ 
rienvögel sind, überhaupt wahrgenommen werden kann, 
wenn es sich nicht gleich um eine ganz schwere krampfhafte 
Verdrehung der Augen handelt. Zudem besitzen die Vögel 
statt sieben Muskeln des Augapfels, wie die Säuger, deren 
nur sechs, es fehlt ihnen der Refraktor bulbi und es ist 
nicht ausgeschlossen, daß auch dadurch Zwangsbewegungen 
der Augen beeinträchtigt werden. Viel wichtiger und merk¬ 
würdiger erschien mir hingegen der Umstand, daß gerade 
das rechte Auge die Bulbusatrophie aufwies, während doch 
die Kopfdrehung und das Fallen nach links den Sitz der 
Krankheit auf dieser Seite erwarten ließ. Es mußten somit, 
wenn nicht etwa die Atrophie als Ersatz für die Magendie- 
sche Stellung zu betrachten ist, noch andere Nerven oder 



1024 


Gehirnpartien in .Mitleidenschaft gezogen sein, da äußer¬ 
liche Veranlassungen zur Atrophie nicht gegeben waren. 
Die Magendie’sche Augenstellung kann experimentell er¬ 
zeugt werden durch einseitige Verletzung eines mittleren 
Kleinhirnstieles (Crus cerebelli ad pontem) und zwar rich¬ 
ten sich die Augen so ein, daß das Auge der verletzten Seite 
nach vorn und unten, das der gesunden nach hinten und 
oben fixiert ist. Beim physiologischen Experiment sind die 
Garantieen gegeben, daß die Läsion nur einseitig ist. Den¬ 
noch wird dabei ein Einfluß auf die Augenstellung der ge¬ 
sunden Seite ausgeübt. Somit ist die Möglichkeit, daß auch 
im vorliegenden Fall die rechtseitige Bulbusatrophie mit 
der linksseitigen Vestibularparese oder -läsion im Zusam¬ 
menhang steht und zwar ohne daß weitere Nerven- und 
Gehirnpartien ergriffen sind, nicht von der Hand zu weisen. 
Dieser Annahme und ferner auch der Ansicht, daß die 
Bulbusatrophie im vorliegenden Falle wenigstens — zu 
einer Verallgemeinerung des Satzes für die Vögel wäre 
ein umfangreiches Beobachtungsmaterial nötig — ein Er¬ 
satz für die Magendie’sche Schielstellung ist, neige ich 
heute mehr als damals zu, weil nunmehr, nach 10 Monaten, 
auch der linke Augapfel atrophierte. 

Da bei der ersten Untersuchung eine Behandlung ge¬ 
wünscht wurde, verordnete ich, um die Resorption einer 
möglicherweise vorhandenen Blutung zu fördern, eine zehn¬ 
prozentige Jodkalilösung zur tropfenweisen Beimengung 
ins Trinkwasser und Aufstellung des Käfigs an einem ab¬ 
solut ruhigen, mäßig hellen Orte. Der Vogel wurde auf 
den Boden des Käfigs gesetzt, der mit Flanell in mehr¬ 
facher Lage ausgekleidet war. Bezüglich der Prognose 
mußte ich mich sehr vorsichtig und ungünstig aussprechen. 
Aber schon nach wenigen Tagen, am 12. September, war 
eine merkliche Besserung in der Freßlust zu verzeichnen, 
die auch weiterhin anhielt. Allmählich richtete sich auch 
das Köpfchen wieder auf und als nach fünf Wochen, am 
16. Oktober, die neue Besitzerin des Patienten, die ihn aus 
Mitleid zu sich genommen hatte, versuchte, ihm mittels 
eines Pfeifchens den Gesang eines anderen Kanarienvogels 
vorzutäuschen, gab er zum erstenmal wieder einen Laut 
von sich. In der Folge besserte sich der Zustand des Pa¬ 
tienten immer mehr, er sang und hüpfte lustig und schien 
bis auf das atrophierte Auge wieder völlig gesund zu sein. 
Da trat am 20. April dieses Jahres unvermittelt ein Rück¬ 
schlag ein. Zwar war der Kopf diesmal nur um ungefähr 
90 ° gedreht, aber die Erregbarkeit des Tieres war bei Stö- 



1025 


rungen durch Berühren usw. viel höher als das erstemal. 
Kopfdrehung und Sturzbewegungen erfolgten nach der 
gleichen Seite wie früher, der Appetit war diesmal nicht 
beeinträchtigt. Unter der gleichen Behandlung wie im Vor¬ 
jahre schien anfangs nochmal eine Besse rum* eintreten zu 
wollen, bald aber verschlechterte sich der Zustand immer 
mehr und der Vogel fand nur Ruhe, wenn er den Kopf ganz 
auf den Boden stützen konnte. In einer Ecke des Käfigs 
war ein Näpfchen mit Vogelbisquit auf den Boden gestellt 
und dicht daneben, kaum 2 cm über dem Boden befand sich 
eine Sitzstange. Auf diese Stange kroch der Patient in 
den letzten Tagen, wenn er schlafen wollte und legte das 
tief herabhängende Köpfchen in den Napf auf die Bisquit- 
krumen. Am 26. Juni wurden zum erstenmal Kotverhal¬ 
tung und Verminderung der Freßlust wahrgenommen, eine 
Emulsion aus Ol. Ricini, Gummi arab. und Aq., die in 
ganz geringen Mengen aufgenommen wurde, schuf keine 
Besserung. Vier Tage später, am 30. Juni, zeigte sich auch 
auf dem bisher noch gesunden linken Auge beginnende 
Atrophie. Da das Tierchen jetzt völlig erblindet war, wurde 
es mittels Äthernarkose getötet. Leider konnte ich, da der 
Vogel zum Ausstopfen gegeben wurde, die interessante 
histologische Untersuchung des Falles nicht durchführen. 


Wanstschnltt. 

Yon Tierarzt Dr. Münich in Straubing. 

Ein Bauer hatte bei einer Kuh den Wanstschnitt ge¬ 
macht. Seine Kühe waren mit jungem Klee gefüttert wor¬ 
den und wurden infolgedessen stark gebläht. Weil eine 
derselben bereits erstickt war, machte er in Überhast bei 
einer zweiten, sehr gefährlich aufgeblähten Kuh mit einem 
langen Messer den Schnitt. Im Moment der Ausführung 
desselben sprang die Kuh mit dem Hinterteil in die Höhe, 
was zur Folge hatte, daß Haut, Fleisch, Bauchfell und 
Wanst senkrecht in einer Länge von 20 cm getrennt wurden. 
Diese Verletzung machte den Bauern nicht ängstlich, wohl 
aber der Umstand, daß der größte Teil des aufgenommenen 
Futters und Wassers wieder aus der Wunde austrat, nament¬ 
lich beim Niederlegen, veranlaßte ihn, mich am 9. Tage 
nach Ausführung des Wanstschnittes zu Rate zu ziehen. 

Der Befund war recht ungünstig. Abgesehen von der 
ausgedehnten Verletzung, die einen sehr schlechten Ein¬ 
druck machte, hatte sich nach abwärts zwischen Magen und 



1026 


Bauchfell eine 18 cm tiefe Tasche gebildet, die mit Futter¬ 
brei gefüllt war. Die Wundrandpartien standen einander 
nahe, doch hatte sich oben zwischen Wanst und Bauchfell 
eine zweifingerdicke, gelbe, sulzige Masse gebildet, die heim 
Zusammen pressen viel Wasser von üblem Gerüche abgab. 
Ich vernähte nun, so gut es ging, mittels Seide die Wanst¬ 
ränder so, daß die Serosafläcben miteinander in Berührung 
kamen. Um dies ausführen zu können, mußte ich eine große 
.Menge des beschriebenen schwartigen Zwischenbelags, etwa 
2 Liter, entfernen. Die Haut- und Muskelwunde wurden 
vorerst nicht vernäht, um dehn Exsudat Abfluß zu ge¬ 
währen. Leider hielten, wie vorauszusehen war, die Wanst¬ 
nähte nur 4 Tage. Ich kam nochmals zu dem Patienten und 
schnitt nun Haut und Muskulatur bis zum unteren Bande 
der Tasche durch und vernähte die ursprüngliche Wunde 
mit Messingdraht unter Zuhilfenahme von Blech plättehon. 
Dabei durchstach ich hier jeweils Haut, Fleisch, Bauchfell 
und Wanst zugleich und wollte so erreichen, daß diese sämt¬ 
lichen Teile mit einander fest fixiert werden. Es waren 10 
solche Nähte nötig. Der neu gemachte Schnitt wurde am 
unteren Ende einige Zentimeter offen gelassen, damit 
Abfluß stattfinden konnte. Der Besitzer mußte nun häufige 
Ausspritzungen mit Therapogenlösung machen. Nach vier 
Wochen war die Wunde bis auf die Abflußöffnung verheilt, 
außerdem ist eine kleine Magenfistel zurückgeblieben und 
trotzt jeder Behandlung. Die Kuh war während der ganzen 
Zeit trächtig und kommt in nächster Zeit mit dem Kalbe. 
Sie hat sich ausgezeichnet erholt, zeigt aber bei ausschlie߬ 
licher Verabreichung von Dürrfutter hie und da nieder- 
gradige Verdauungsstörungen. 


Referate. 

Prof. F. Hendrickx: Anästhesierung. (Bericht 
zum X. internationalen tierärztlichen Kongreß iu London; 
referiert in der Österreich. Wochenschrift f. Tierheilkunde, 
Nr. 38, 1014.) 

Die Hauptmittel, welche bei unseren chirurgischen 
Eingriffen benützt werden, sind Äther tind Chloroform. Bei 
der Allgemeinwirkung beider Mittel unterscheidet man drei 
Bladion: 1. das Erregungsstadium, 2. das Stadium der Em¬ 
pfindungslosigkeit und 3. das toxische Stadium. 

Gelegentliche Begleiterscheinungen der Anästhesie¬ 
rung sind Ilustenanfälle und beim Hunde Erbrechen. Bei 



1027 


einigen Tieren treten sofort schwere Erscheinungen auf, 
sobald die ersten Dämpfe des Medikamentes in den Respi¬ 
rations-Apparat eindringen. Neben den schweren Zufällen 
werden als Begleiterscheinungen beobachtet: 1. Rhinitis, 

2. Bronchitis und Pneumonie infolge von zu konzentrierten 
Dämpfen oder nach Anwendung von unreinem Chloroform, 

3. Degeneration der Nieren, des Herzens oder der Leber 
nach mehreren Narkosen nacheinander oder nach einer lang¬ 
dauernden Narkose. 

Diese Zufälle können bei • Beachtung der folgenden 
Maßnahmen vermieden werden: 1. es sollen nur Tiere mit 
gesundem Herzen narkotisiert, 2. nur Tiere in nüchternem 
Zustande operiert werden, 3. ferner sind nur reine Medika¬ 
mente zu verwenden, 4. die Respirationswege sind genügend 
frei zu lassen, 5. es sind nicht zu große Dosen zu verwehden, 
6. bei kleineren Tieren ist eine vorherige subkutane Injek¬ 
tion von Morphium und Atropin vorzunehmen, 7. der Ver¬ 
lauf der Narkose ist durch Beobachtung des Kornealreflexes 
und des Pulses genau zu beobachten, 8. bei den geringsten 
Warnungszeichen ist die Narkose zu unterbrechen. 

Chloralhydrat erzeugt keine allgemeine Anästhesie¬ 
rung, sondern setzt nur die Empfindlichkeit stark herab und 
bewirkt eine zur Ausschaltung gewalttätiger Bewegungen 
ausreichende Muskelerschlaffung. Die Anwendung des 
Chloralhydrats geschieht am besten in Form rektaler In¬ 
fusionen von 80 bis 100 g auf 1 Liter auf 38—34° C. 
Temperatur erwärmten Wassers. 

Zur lokalen Anästhesie eignet sich am besten Kokain, 
das nach folgendem Rezept eine vorteilhafte Wirkung 
ausübt: 

Cocain, hydrochlor. 0,3, 

Sol. adrenal. hydrochlor. 1 % gtt. V, 

Aqua destill. ad 10,0. 

Eine Injektion dieses Mittels in die Bahn eines sen¬ 
siblen Nerven oder an die Austrittstelle eines Nerven aus 
dem Rückenmarkskanale oder unter die Rückenmarkshäute 
erzeugt die gewünschte Unempfindlichkeit. 

Ohler. 

Bezirkstierarzt Dr Zietzschmann in Kamenz: 
Darmverschlingung. (Bericht über das Veterinärwesen im 
Königreich Sachsen für das Jahr 1913.) 

Verf. beobachtete folgenden seltenen Fall einer Darm¬ 
verschlingung bei einem unter mäßigen Kolikerscheinungen 
verendeten Pferde: Das Ileum war von einem 20cm langen 



1028 


etwa bleistiftdicken, ligamentösen Strange umschnürt wor¬ 
den. Dadurch wurde eine starke Einklemmung des Darmes 
und Verschlingung verursacht. Der Strang, welcher un¬ 
mittelbar aus den Bindegewebszügen eines Längsstreifens 
der ventralen Querlage des Kolons hervorging, zog sich bis 
zur rechten unteren Bauchwand und ging in das parietale 
Blatt des Bauchfells über. Erscheinungen einer abgelau¬ 
fenen Peritonitis konnten nicht festgestellt werden, es 
stellte der Strang demnach eine. kongenitale Bildung dar. 

Über die klinischen Symptome im Leben des Tieres 
berichtet Z.: Die Koliksymptome waren nur mäßig. Der 
Kotabsatz war verzögert, die Darmgeräusche beiderseits 
vermindert. Herzschlag und Puls erwiesen sich schon bei 
Beginn des Leidens als sehr schwach. Der Tod trat nach 
zwanzigstündiger Krankheitsdauer ein. 

Bezirkstierarzt Dehne in Oelsnitz: Verändertes 
Wiederkäuen. (Bericht über das Veterinärwesen im König¬ 
reich Sachsen für das Jahr 1913.) 

Verfasser berichtet über eine höchst eigentümliche 
Art des Wiederkauens bei einer Kuh. 

Die gesund erscheinende Kuh nahm das Futter normal 
auf. Beim Wiederkauen aber verhielt sie sich wie folgt: 
Das Futter wurde regelmäßig in die Maulhöhle befördert 
und daselbst gekaut, dagegen unterblieb das Abschlucken 
des Bissens. Diesen ließ das Tier aus dem Maule heraus¬ 
fallen, so daß sich am Boden vor der Krippe ein kleiner 
Haufep von wiedergekautem Futter ansammelte. Nach¬ 
dem die Kuh den Akt des Wiederkauens beendet hatte, fraß 
sie das vor ihr liegende Futter auf; wurde sie hiebei ge¬ 
stört oder wurde ihr die Aufnahme eine zeitlang unmög¬ 
lich gemacht, so ließ sie den Futterbrei liegen. 


Veterinärrat Dr. N o a c k - Leipzig: Herzmuskel-Zer¬ 
reißung bei einem Pferde. (Bericht über das Veterinür- 
wesen im Königreich Sachsen für das Jahr 1913.) 

Noack beobachtete bei einem 14jährigen Wallach, 
der 7 Jahre lang gute Dienste geleistet hatte, Herzmuskel¬ 
zerreißung. Ohne vorherige Krankheitssymptome verendete 
das Tier plötzlich. Bei der Sektion fand sich in der linken 
Herzkammer Blutgerinnsel, welches aus einem Piß im 
Endokard, der sieb in die Muskulatur der Kammerwand 
fortsetzte und mit diesem in Verbindung stand, herrührte. 
Eine Ursache für diesen Unfall konnte nicht gefunden 
werden. 



Stabsveterinär S a u v a n: Heilung eines Falles von 
Blutfleckenkrankheit. (Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1914, 
8. u. 9. Heft.) 

Angeregt durch die günstigen Erfolge, welche Pro¬ 
fessor Fröhner mit dem Jensen’schen Heilserum bei Be¬ 
handlung der Blutfleckenkrankheit erzielte, behandelte der 
Verfasser ein am genannten Leiden krankes Pferd mit dem 
Serum. 

Die Erkrankung war im Anschluß an einen leichten 
Katarrh erfolgt. Beide Vorderfüße schwollen bis zur Unter¬ 
brust hochgradig am Die Temperatur betrug 39,4° C., der 
Puls war beschleunigt und die Atmung angestrengt; die 
Anzahl der Atemzüge betrug 22 in der Minute. Auf der 
Nasenschleimhaut zeigten sich die bekannten Petechien. 
Aus den Nasenöffnungen entleerte sich eine gelb-rötliche 
zähe Flüssigkeit. Die Hinterbeine waren ebenfalls, aber 
nur niedergradig, geschwollen. 

Das Tier erhielt am 3. Krankheitstage 250 ccm Jen- 
sen’sches Serum in die Jugularis. Am nächsten Tage schon 
war Besserung eingetreten; sie bekundete sich durch Ver¬ 
minderung der Schwellung, Rückgang der Innenwärme auf 
38,9 0 C., sowie ruhigere und weniger angestrengte At¬ 
mung. Zwei Tage später wurde eine zweite Infusion von 
250 ccm gemacht. 24 Stunden später konstatierte man über¬ 
raschende Besserung. Die Beine waren abgeschwollen und 
das Pferd bewegte sich frei in der Boxe; Appetit, Atmung, 
Puls und Temperatur waren normal. Die Flecken auf der 
Nasenschleimhaut waren zu hellroter Farbe abgeblaßt. 
Nach noch achttägiger Schonung konnte Patient wieder 
zum Dienst eingestellt werden. 


Dr. Seil- Eleonorenheilstätte: Wichtige Ernährungs¬ 
fragen im Lichte der fortschreitenden Wissenschaft. (Fort¬ 
schritte der Medizin, Nrn. 26 u. 27, 1914.) 

Verf. entwickelt zu dem vorstehenden Gegenstände 
interessante, praktisch wichtige Ausführungen, besonders 
über die Eiweißfrage und über die Frage der Mineralstoffe 
bei der Ernährung. 

In dem Nachstehenden sei aus def Abhandlung über 
den letzteren Gegenstand und zwar speziell über die Be¬ 
deutung des Kalkes, dessen Stoffwechsel und dessen Ein¬ 
flüsse auf den Organismus am besten studiert sind, das 
Wichtigste herausgegriffen. 



1030 


Verf. sagt: „Es ist bekannt, daß das Kalzium haupt¬ 
sächlich in den Zellkernen enthalten ist. Nach De la 
Camp sind es hauptsächlich die Zellkerne, welche die ver¬ 
schiedenen X-Strahlen absorbieren und es läßt sich vermuten, 
daß dies mit dem Reichtum der Kerne an Mineralstoffen 
zusammenhängt,. Die Leistungen der Minerale, hier zu¬ 
nächst des Kalkes, sind im einzelnen noch nicht bekannt, 
offenbar aber für die Intensität des Lebensprozesses von 
höchster Bedeutung; denn je höher die Lebensfunktion 
eines Organes ist, desto kernreicher und kalkhaltiger er¬ 
weist sich dasselbe. Dies gilt von der grauen Gehirn-Sub¬ 
stanz im Vergleiche zu der weißen, ferner von den großen 
Drüsen (Leber, Milz etc.). .Nur der Herzmuskel macht eine 
Ausnahme; sein Kalziumgehalt entspricht demjenigen der 
Drüsen, d. h. er ist etwa dreimal so groß als der der Körper¬ 
muskulatur.“ 

Verf. führt dann Beobachtungen von Autoren über 
die Bedeutung des Kalkes für die Ernährung des Herz¬ 
muskels an: Gottlieb,'Horst und Meyer betonen 
die Wichtigkeit der Kalksalze für die Herzfunktion. Nach 
ihnen bewirkt das Kalzium Verstärkung der Herztätigkeit, 
Zunahme der Kontraktionsgröße und energischere Systole. 
Nach Hamburger stellt ein exstirpiertes Herz, in reine 
Kochsalzlösung gebracht, sein Weiterarbeiten ein, fängt 
aber sofort wieder zu schlagen an, wenn man der Lösung 
eine Spur Kalzium beifügt, Langendorf und Huck 
konstatierten, daß auch beim lebenden Tiere 0,05 %iger Zu¬ 
satz von CaCl-Lösung zum Blute die Herztätigkeit für 
mehrere Stunden hebt und den Blutdruck steigert. Verf. 
glaubt, daß die Giftwirkung der Oxalsäure, welche bekannt¬ 
lich rasch zum Herzstillstände führt, mit Rücksicht auf die 
starke Avidität zum Kalzium höchstwahrscheinlich durch 
Kalkentzug bedingt werde. 

Eine hochwichtige Kalziumwirkung ist nach Seil 
die Herabsetzung der Erregbarkeit des Nervensystems. 
Man kann nach ihm bei Oxalsäurevergiftung eine enorme 
Überempfindlichkeit der sympathischen Nerven nachweisen. 
Durch geringe Zufuhr von Kalk läßt sich diese leicht auf- 
heben. Verf. erwähnt weiter, daß das Schlafbedürfnis der 
Säuglinge mit dem größeren Gehalte der Gehirnrinde der¬ 
selben an Kalzium in Beziehung gebracht wird; er betont 
dann die schmerzstillende Wirkung des Kalkes bei Ver¬ 
brennungen, die reizmildernde bei Halsentzündungen, die 
krampfstillende bei Spasmophilie und Tetanie, bei Ileu- 
astlima und Bronchialasthma. 



1031 


1 


Im weiteren führt Verf. folgende Forschungsergeb¬ 
nisse an: Hamburger zeigte, daß Kalziumsalze die 
Phagozytose steigern, die kernreiehen Leukozyten ent¬ 
wickeln bei Kalziumzufuhr höchste Aktivität. Emmerich 
und Loew berichten über Versuchsergebnisse bei Milz¬ 
brand und Schweinerotlauf; mit Chlorkalzium vorbehan¬ 
delte Tiere zeigten eine viel größere Widerstandsfähigkeit 
gegen künstliche Infektion als nicht behandelte. Die phy¬ 
siologische Erklärung dazu lautet: In den Säften und Ge¬ 
weben der Kalktiere fanden sich viel weniger Bakterien als 
bei den Kontrollieren, die vorhandenen zeigten eine durch 
verändertes Reagieren auf Färbung erkennbare Einbuße 
an Virulenz. Schaps, Finkeistein und Meyer 
haben beobachtet, daß Kochsalzzufuhr bei Säuglingen leicht 
Fieber auslöst, daß dieses jedoch nicht eintritt, wenn dem 
NaCl eine geringe Menge Kalziumsalz beigegeben wird. 

Mit Rücksicht auf diese Tatsachen wurde die Ein¬ 
führung des Kalziums in die Therapie der fieberhaften 
Krankheiten, zunächst der akuten Infektionskrankheiten, 
empfohlen, aber auch für die chronisch-infektiöse Tuberku¬ 
lose. Kalziumzusatz soll auch die verschiedenen Gefahren 
des Diphtherieserums aufheben. Für die therapeutische 
Anwendung des Kalkes spricht nach Seil auch der Um¬ 
stand, daß nach den Feststellungen von C h i a r i und .T a - 
n u s c h k e reichlicher Kalkgehalt des Organismus die Per¬ 
meabilität der Gefäße herabsetzt und das Entstehen von 
Ödemen, z. B. Serumexanthem, verhütet und auch lang¬ 
samer Ödembildung bei Nephritis entgegenwirkt etc. 

Wir dürfen, so schließt Verfasser, die Ansichten der 
wissenschaftlichen Welt über das Kalzium dahin zusammen¬ 
fassen, daß es dem Organismus auf allen Ge¬ 
bieten eine größereWiderstandskraft ver¬ 
leiht, ihn in jeder Hinsicht kerniger und 
härter macht und die Konstitution ver¬ 
bessert. _ 

Fröhner: Eigentümliche Nebenwirkungen des 
Suprarenins beim Pferde (Schweißausbruch, Haarausfall, 
Weißfärbung der Haare an der Injektionsstelle). (Monats¬ 
hefte für prakt. Tierheilkunde, 26. Bd., 1. u. 2. Heft.) 

Adrenalin wird zur Zeit nicht mehr lediglich in der 
Chirurgie als lokales Anästhetikuin und Hämostatikum, 
sondern auch in der internen Medizin als blutstillendes 
Mittel bei Blutungen innerer Organe angewandt, ferner 
als Exzitans bei Plerzscliwäche, septischer Infektion und 



Vergiftung, überhaupt bei allen Krankheiten mit starkem 
Sinken des Blutdruckes (Gebärpareseh 

F r ö h n e r konstatierte in den letzten Jahren beson¬ 
ders die blutstillende Wirkung des Mittels bei Blasen¬ 
blutung, Luftsackblutung und Nasenblutung. Er verab¬ 
reichte das Adrenalin in Form subkutaner Injektionen von 
durchschnittlich 10 ccm Suprareninlösung (1:1000), 0,01 
des reinen Adrenalins. 

Als Belege für die vorzügliche Wirkung des Mittels 
als Anästhetikum führt F. folgende Fälle an: 

Die Einführung des Laryngoskops veranlaßte bei 
einem sehr unruhigen Pferde eine schwere Verletzung der 
Nasenhöhle, die eine U/k Stunden andauernde starke Blu¬ 
tung im Gefolge hatte. Behandlung: Subkutane Injektion 
von 10 ccm Adrenalin (1:1000). Nach 10 Minuten stand 
die Blutung dauernd. — Pferd Et mit chronischen rezidi¬ 
vierenden starken Blutungen aus dem Luftsacke behaftet, 
wurde trotz eingetretener hochgradiger Anämie mittelst 
zweimaliger subkutaner Adrenalin - Injektion geheilt. — 
Pferd III hatte eine schwere Blasenblutung, die sich im 
Verlaufe von 6 Wochen siebenmal wiederholte. Die Blu¬ 
tung sistierte nach Adrenalin-Einspritzung jedesmal sofort. 

Verf. beobachtete als Nebenwirkung der Suprarenin- 
Injektion zum Teil örtlichen, auf die Injektionsstelle be¬ 
schränkten, zum Teil allgemeinen Schweißausbruch. Die 
örtliche Hyperhidrose dauerte einige bis 24 Stunden, der all¬ 
gemeine Schweißausbruch fand in hohem Grade über den 
ganzen Körper statt- und trat V* Stunde nach der Injektion 
ein. Das Allgemeinbefinden war dabei nicht gestört. Das 
Suprarenin ist also für das Pferd auch ein wichtiges 
schweißtreibendes Mittel. 

Eine zweite Nebenwirkung bestand darin, daß die 
Haare an der Injektionsstelle ausfielen. Der Haarausfall 
ist nach dem Verf. als eine toxische Alopecie aufzufassen, 
bedingt durch die lokale vasokonstrikt-orische Wirkung des 
Adrenalins auf die Hautgefäße. Als weitere, wohl auf der¬ 
selben Wirkung beruhende Erscheinung traten mehrere 
Wochen nach der Injektion an der Injektionsstelle weiße 
H aare auf, die persistierten. Mit Bezug auf die beobach¬ 
tete letztgenannte Nebenwirkung der Suprarenin - Injek¬ 
tionen machte Fr. einen Versuch, indem er Adrenalin zur 
Erzeugung eines weißen Abzeichens bei einem Versuchs¬ 
pferde an der Stirne einspritzte; der Versuch entsprach 
der Voraussetzung. Es entstand an der Stirne eine blei¬ 
bende Flocke. 



1Ö33 


Ein neuartiges Heizmittel. Als solches verwendet man 
Hexamethylentetramin-Tabletten. Man legt eine Tablette 
auf eine Platte und zündet sie an. Hiebei entsteht eine 
rauchlose Flamme, welche ausreicht, um eine kleine Menge 
Wasser in einer Probierröhre in einer halben Minute zum 
Kochen zu bringen. Nach Benützung der Flamme wird sie 
ausgeblasen und es kann die Tablette später in derselben 
Weise wieder verwendet werden. (Pharmazeut. Zentral¬ 
halle, Nr. 39, 1914.) A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Aufforderung zur Verfütterung der Rübenmelasse. 

Der preußische Minister für Landwirtschaft, Domänen 
und Forsten versendet die folgende Aufforderung: 

„Infolge des Krieges entsteht bei den verfügbaren 
Futterbeständen Deutschlands wegen des Fehlens der Ein¬ 
fuhr von Futtergerste, Kleie, Mais, Ölkuchen und anderen 
Futterstoffen ein großer Ausfall. Wenn auch durch spar¬ 
same Ausnutzung des in der eigenen Wirtschaft erzeugten 
Futters (Einsäuern von Rübenblättern usw.) und durch die 
Heranziehung der Kartoffeln und der von ihr gewonnenen 
Produkte ein großer Teil des Ausfalles wird gedeckt wer¬ 
den können, so müssen doch noch weitere Ersatzstoffe heran¬ 
gezogen werden. In erster Linie kommt dabei die Rüben- 
melasse in Betracht. Hiervon werden in diesem Jahre 
nach Abzug der zur Entzuckerung und zur Spiritus-Erzeu¬ 
gung verwendeten Mengen voraussichtlich mit Einrechnung 
der vorhandenen Bestände soviel zur Verfügung stehen, 
daß dadurch annähernd der zehnte Teil des durch die feh¬ 
lende Einfuhr bedingten Ausfalls an Futtermitteln gedeckt 
werden kann. 

Da die Melasse ein gut eingeführtes, allen Vieh¬ 
gattungen bekömmliches und namentlich zum Ersatz der 
stärkemehlreichen Futterarten geeignetes Futter darstellt, 
richte ich an die Zuckerindustrie, den Futterhandel und die 
Landwirtschaft die dringende Aufforderung, mit Rücksicht 
auf die durch den Krieg bedingten Verhältnisse und im 
Interesse der Ernährung von Armee und Volk durch Er¬ 
zeugnisse der einheimischen Landwirtschaft eine möglichst 
große Menge von Melasse zur Verfütterung zu bringen.“ 
(Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, 
1914, Stück 43.) _ 



1034 


Betriebs- 

der Hauptgestüte des preußischen Staates in den 

Mitgeteilt von Regierungsrat 


Hauptbe- Mutter- 
schaler stuten 

waren waren 

vor- vor¬ 
handen handen 

Bezeich- , j m j a i ire j ni Jahre 
nuug der 

Von diesen wurden 
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geboren im Jahre 

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Hengste 

Stuten 

Stück 

Trakelinen 19 

20 

1 

18 345 330 337 

1511164 

134 137 136 118 

34 

27 17 

Graditz 14 

15 

17 197 202195 

63 

78 

58 

62 

58 

53 

9 

9 B 

Beberbeck 5 

6 

(5 99 91 100 

33 

39 

33 

47 

40 

28 

7 

3 6 

Neustadt 











a. «1. D. 3 

3 

3 60 58 56 

11 

22 

16 

16 

16 

17 

3 

4 4 

Georgen- 











lang 1 

2 

2 561 57 54 

16 

25 

20 

18 

21 

13 

1 

4 5 

S u m m e 42 

46 

46 757 738 742 

274 328 2611280 2711229 

54 

47 37 


I 


I 







1035 


Resultate 

Jahren 1909/1910 bis einschließlich 1911/1912. 

Dr. N o p i t s c h. 


Aus der Aufzucht des Gestüts 
wurden als 






Land¬ 

beschäler 

Mutter¬ 

stuten 

AlsOber- 
! marstall- 

Ausgemustert und deshalb 
verkauft wurden im J all re 

einge¬ 

stellt 

einge¬ 

stellt 

remonten 
, abgegeben 






19101911 

1 

1912 1910 

1 

1911 

1912 1910 1911 1912 

_1 1 

1910 

1911 

* 1912 

Stück 

Stück 

Stück 

alte junge 

alte 

1 

junge 

alte 

junge 








Pferde 

Pferde 

Pferde 

34 

27 

85 

44 

39 

43 

9 9 6 

42 168 

! 32 

: 134 

! 27 

150 









einschließlich 










11 | 18 

7 

20 

4 

| 28 








in die Ackergespanne eingestellte Pferde 

24 

36 

42 

20 

19 

23 

1 2 — 

24 58 

28 

48 

19 

54 

13 

4 

11 

11 

13 

3 

- 2 ,- 

3 24 

7 

36 

1 12 

1 

34 

5 

4 

1 4 1 

J 

5 

4 


6 13 

| 

i 3 

14 

8 

26 








ein- | 
schl. i 



oin- 

schl. 









2 



2 









Acker¬ 
pferde i 



Acker- 

Ipferde 


3 

5 


3 | 

5 

6 

- 1 - 

8 12 

14 

15 

12 

13 








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247 

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277 








1036 


Melasseffitterung. 

Eine Melassefabrik hatte für einen größeren Pferde¬ 
bestand Melasse geliefert. Schon nach der ersten Fütte¬ 
rung der Melasse traten bei den meisten Pferden Kolik¬ 
erscheinungen auf und wurde daher die weitere Verab¬ 
reichung des Futtermittels sistiert und dasselbe der Fabrik 
zur Verfügung gestellt. Die Untersuchung der Melasse er¬ 
gab, daß sie einen hohen Prozentsatz von Reisspelzen ent¬ 
hielt. Diese sind bekanntlich geeignet auf mechanischem 
Wege durch ihre scharfen und spitzen Ränder Reizung der 
Darmschleimhaut bezw. Entzündung und Kolik zu verur¬ 
sachen. (Bezirkstierarzt Dr. Otto in dem Berichte über 
das Veterinärwesen in Sachsen pro 1913.) A. 


Puttervergiftung bei einem Rindviehbestand. 

Drei Kühe, welche die Abfälle aus einer Kaserne seit¬ 
her ohne Nachteil als Tränke gereicht bekamen, sind plötz¬ 
lich erkrankt. Sie waren leicht aufgebläht und konnten 
sich nicht mehr erheben. Eine Kuh verendete alsbald, die 
anderen lagen in somnolentem Zustande im Stalle bei kaum 
fühlbarem Pulse. 

Die Abfälle aus der Kaserne bestanden aus Brot. 
Fleisch teilen, Wurststücken, gepökeltem Fleisch usw. Die 
Soldaten waren bereits ins Feld ausgerückt und in der Ka¬ 
serne befanden sich Kriegsfreiwillige und Reserveleute, die 
von der Heimat aus anscheinend so reichlich mit Mundvorrat 
versehen wurden, daß bei der heißen Witterung viele Eß- 
vorräte ungenießbar wurden und in die Abfall-Eimer wun¬ 
derten. Die anderen Kühe des Bestandes, die von der Tränke 
nichts nahmen, blieben gesund. 

Die erkrankten Tiere erholten sich nach der Behand¬ 
lung mit Coffein, Alkohol, Magnes. usta und nassen Um¬ 
schlägen auf den Kopf. 

Bei der Obduktion der verendeten Kuh fanden sieb 
die genannten Teile der Tränke im Magen und Dünndarm. 
Daneben bestand Milztumor, Leberschwelluug, Hiimorrha- 
gien der Nierenrinde und Petechien am Epicard des 
Herzens. (Veterinärrat S eh u em a ch e r in „Mitteilungen 
des Vereins badischer Tierärzte, 1914, Nr. 9.) Ohle r. 



1037 


Verschiedenes. 

Tierärztliche Fakultät der Universität München. 

Zum Dekan der tierärztlichen Fakultät der Universität 
München wurde für die Amtsperiode 1914/15 gewählt der 
Rektor der bisherigen Tierärztlichen Hochschule Geheimrat 
Dr. Voit; zu Senatoren wurden gewählt: Professor Dr. Voit 
und Professor Dr. Hofer. _ 

Prof. Kärnbach f. 

Nach Mitteilung der „Berliner Tierärztl. Wochen¬ 
schrift“, Nr. 44, 1914, verschied am 26. Oktober im Garni¬ 
sons-Lazarett zu Bromberg der ordentliche Professor und 
Direktor der Poliklinik für große Haustiere an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule Berlin Dr. Kurt Kärnbach im 
Alter von 37 Jahren. Kärnbach war zu Beginn des 
Krieges als Stabsveterinär der Reserve ins Feld gezogen 
und hatte an den ruhmreichen Kämpfen der Ostarmee in 
Ostpreußen teilgenommen, ohne daß ihm Schlimmes zuge¬ 
stoßen wäre. Erst nachher befiel ihn eine schwere Krank¬ 
heit, der er erlag. 


Auf dem Felde der Ehre fürs Vaterland gefallen: 

Stabsveterinär im Drag.-Reg. Nr. 10 E. Rode; stud. med. 
vet. Fritz Knuth (Hannover); Stabsveterinär Karl Schön, 
Regimentsveterinär im Magdeburger Husaren-Regiment. 

Verwundet, verletzt (erkrankt) sind gemeldet: Der 
städtische Tierarzt Hermann Eckardt, Leutnant d. R. im 
Reserve-lnf.-Reg. Nr. 116; Obertierarzt Karl Kelhauer, 
Stabsveterinär im Reserve-Hus.-Reg. Nr. 7; Stabsveterinär 
Louis Grabenteich vom Feld-Art.-Reg.-Nr. 66 in Lahr; 
Schlachthoftierarzt Adolf Haeseler, Unterveterinär der 
leichten Munitionskolonne des Fuß-Art.-Reg. Nr. 20, 1. Ba¬ 
taillon; Kreistierarzt Dr. Wilhelm Stenzel, Oberveterinär 
d. L.; Tierarzt Hermann Achilles, erkrankt und beur¬ 
laubt wurden: Geh. Regierungsrat Professor Dr. Schmaltz, 
Hauptmann u. Kompagniechef im Inf.-Reg. Nr. 1, XXII. Res.- 
Armeekorps; Stabs- und Reg.-Veterinär Paul Kramell im 
Feld-Artillerie-Regiment Nr. 9. 


Erreger der Maul- und Klauenseuche? 

Zu Ende des Vorjahres wurde von Prof. Dr. Stauf ¬ 
facher in Frauenfeld (Schweiz) mitgeteilt, daß er als 
Erreger der Maul- und Klauenseuche ein mikroskopisches 



1038 


Kleinwesen, aber nicht — was er besonders betonte — einen 
Mikrophyten (Bakterium), sondern einen Protozoen ent¬ 
deckt habe. 

In einer neuerlichen Mitteilung macht l)r. St. nun 
bekannt, daß es ihm mit Hilfe eines verbesserten Färbe¬ 
verfahrens gelungen sei, den Erreger genau zu studieren. 
Er fand angeblich in verschiedenen Körperteilen von 25 
an Maul- und Klauenseuche erkrankten Kühen und 1 Stiere 
tierische Lebewesen, welche mit dem Erreger der Aleppo¬ 
beule (Leishmania) und der Schlafkrankheit (Trypano¬ 
somen) nahe verwandt sind. Pie gefundenen Protozoen 
(Flagellaten) wurden von Pr. St. weiter gezüchtet. Sie ver¬ 
mehren sich nach ihm rasch und zeigen ein außerordentlich 
großes Bedürfnis nach Sauerstoff. Impf versuche hatten 
positiven Erfolg. Pie geimjiften Versuchstiere erkrankten 
am 4. Tage nach der Impfung an Maul- und Klauenseuche. 


Deutscher Veterinärrat. 

Von privattierärztlicher Seite war hier Klage darüber 
geführt worden, daß von den stellvertretenden Korps- 
Kommandos vereinzelt den Tierärzten die Freigabe von 
Benzin verweigert worden sei. Ich habe mich darauf sofort 
mit einer Eingabe an das Kriegsministerium gewandt, auf 
die mir der nachstehende Bescheid geworden ist: 

Kriegsministerium. Berlin W. GO, 15. X. 14. 

A11 gernei nes K riegsdepartement. 

Nr. 1233/9.14 A 7 V. 

„Auf das gefällige Schreiben vom 10. September 1914 
erwidert das Departement ergebenst, daß, soweit hier 
Zweifel zur Sprache gebracht wurden, die betreffenden 
Dienststellen ersucht worden sind, den Tierärzten gleich¬ 
wie den Ärzten Benzin freizugeben. 

Inzwischen sind übrigens die den Heeresbedarf über¬ 
steigenden Vorräte an Benzin und Benzol allgemein 
freigegeben worden, so daß die Versorgung mit Be¬ 
triebsstoff den Tierärzten keine Schwierigkeiten mehr 
bereiten dürfte. 

LA.: gez. Meyer.“ 

An den Herrn Präsidenten des Deutschen Veterinär¬ 
rates in Köln. 

Köln, 20. Oktober 1914. 

L o t h e s. 




1039 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 17. Oktober 1914. 

Im ganzen sind verseucht in 8 Regierungsbezirken, 
76 Distriktsverwaltungsbezirken (davon 28 neu) und 279 
Gemeinden (davon 136 neu): 2032 Gehöfte (davon 
1129 neu). [Bayer. Staatszeitung, Nr. 257.] 


Bticherschau. 

Das Hannoversche Pferd. Von Dr. Friedrich Schüttler, Kreis¬ 
tierarzt in Oberndorf-Oste. Mit 1 Karte, 5 Tafeln und 79 Abbil¬ 
dungen im Text. Hannover, Verlag von M. & H. Schaper. Preis 
gebunden 5 Mk. 

Der Inhalt der Monographie von Schüttler, „Das Han¬ 
noversche Pferd“ ist in folgende 9 Abschnitte eingeteilt: 1. Boden 
und Klima des Zuchtgebietes; Stand der Pferdezucht in den ver¬ 
schiedenen Bezirken; 2. Geschichtliches; 3. Allgemeines über die 
Zucht und Haltung; 4. Blutlinien; 5. Das Zeller Landgestüt; 6. Ma߬ 
nahmen zur Fürderung der Zucht; 7. Absatzverhältnisse und Preise ; 
8 . Verbreitung des Hannoveraners und 9. Leistungen der Hannover¬ 
schen Halbblüter. 

Wenn von der Pferdezucht Deutschlands, von den wichtigsten 
Pferdezuchtterritorien Deutschlands, von den Bezugsquellen zur 
Remontierung der deutschen Armee gesprochen wird, so hürt man 
in erster Linie die Pferdezucht in Ostpreußen und das hannoversche 
Pferd nennen. Der Verf. hat es übernommen, die in den verschie¬ 
densten hippologischen, wirtschaftlichen und militärischen Schriften 
niedergelegten Mitteilungen über die Entwicklung und den derzeitigen 
Stand des hannoverschen Pferdes niedergelegten Mitteilungen in 
übersichtlicher, systematischer und, wie die obige Inhaltsangabe 
zeigt, gründlicher Weise zusammenzustellen. 

Für jeden Pferdefreund, für jeden Pferdezüchter wird das 
Studium der Monographie, deren Text durch eine große Zahl vor¬ 
züglicher Abbildungen illustriert ist, ein Genuß sein. Pferdezüchter 
finden in der Arbeit eine Reihe von Belehrungen über zielbewußte, 
mit Erfolgen gekrönte Maßnahmen bei der Zucht des Halbblut¬ 
pferdes. Wir empfehlen Pferdefreunden, Pferdezüchtern und Kol¬ 
legen die auch buchhändlerisch sehr gut ausgestattete und mit Rück¬ 
sicht auf die vielen Abbildungen zu mäßigem Preise berechnete 
Monographie Schüttlers wärmstens. A. 



1Ö40 


Personalien. 

Auszeichnungen: Professor Dr. Robert von Ostertag, Ge¬ 
heimer Regierungsrat, Direktor im Kaiserlichen Gesundheitsamt in 
BerliD erhielt das Offlzierkreuz des sächsischen Albrechtsordens; 
Dr. Sington, Oberveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 24 in Neustrelitz 
(Mecklenbrg. Str.) erhielt das Großherzogi. Mecklenbg.-Strel. „Kreuz 
für Auszeichnung im Krieg.“ 

Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten: Dr. Ammelounx, Ober¬ 
veterinär bei der Militär-Yeterinär-Akademie, Berlin; Karl Aue, 
Veterinär d. R.; Dr. Braedel, Stabsveterinär d. L.; Dr. Bruder, 
Oberveterinär im 5. Chev.-Reg. (Saargemünd); Paul Dehne. Stabs¬ 
veterinär d. R. im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 24; Hermann Eekardt, 
Leutnant d. R. im Inf.-Reg. Nr. 116; Friedr. Flöge, Oberveterinär 
d. L. I; Dr. Fr anzen, Veterinär d. R. im 8. Res.-Korps; Dr. Rein¬ 
hard Fröhner, Stabsveterinär d. L.; Karl Frost, Feldunterveten- 
när; Emil Fünfstück, Stabsveterinär in der 2. schweren Proviant¬ 
kolonne des 12. Armeekorps; Erich Gerl ach, Veterinär bei der 
Res.-Fuhrpark-Kolonne Nr. 1 des 9. Res.-Korps; Dr. Gerspach, 
Oberveterinär d. L. im Res.-Fußart.-Reg. Nr. 10; Louis Gräben- 
t e i c h, Stabsveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 66; Dr. G u t h k e. Ober¬ 
leutnant d. R.; Karl Hamann, Stabsveterinär im Feld-Art.-Reg. 
Nr. 61; Dr. Hempel, Leutnant d. R. im Res.-Inf.-Reg. Nr. 78; Dr. 
Herbig, Stabsveterinär bei der 10. Trainabt. des 10. Armeekorps; 
Dr. Jerke, Oberleutnant und Regiments-Adjutant im Landw.-Inf.- 
Reg. Nr. 80; Dr. Kantorowicz, Oberveterinär d. L. im lteserve- 
Drag.-Reg. Nr. 2; Dr. Kn eil, Stabsveterinär im Res.-Feld-Art -Reg. 
Nr. 25; Dr. Kortmann, Oberveterinär d. R. im Fuß-Art.-Reg. Nr. 10; 
Kurt Lehmann, Stabsveterinär in der Train-Abt. Nr. 21; Dr. Lie¬ 
be rt, Stabsveterinär d. R.; Dr. Lührs, Stabsveterinär im 1. Garde- 
Feld-Art.-Reg.; Dr. Luttschwager, Oberveterinär im Feld-Art.- 
Reg. Nr. 10; Meyrowitz, Stabsveterinär im Drag.-Reg. Nr. 19: 
Dr. Müller, Stabsveterinär d. L. im Res.-Fuß-Art.-Reg. Nr. 3; 
Pantke, Stabs- und Regiments veterinär im Ul.-Reg. Nr. 10; Dr. 
Priebatsch, Veterinär der Landsturm-Feld-Art.-Abt. der 70. gern. 
Landwehrbrigade; Reiseneder, Stabsveterinär bei der Res.-Fern- 
sprech-Abt. I des 1. Kgl. bayer. Reservekorps; Dr. Richter, Stabs¬ 
veterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 64: Rudolph, Korpsstabsveterinär 
beim Generalkommando des 12. (1. K. L.) Armeekorps; Saar, Unter- 
veterinär bei der Fuhrpark-Kolonne 4 des 5. Armeekorps; Ludwig 
Schlögel. Veterinär im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 29; Dr. Schwarz, 
Oberveterinär d. R. im Feld-Art.-Reg. Nr. 84; Dr. S i egert, Veterinär 
d. R in der Landwehr-Eskadron des Garde-Reiter-Reg.: Dr. Stark. 
Stabsveterinär im Kgl. bayer. Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 1; Dr. Stenzei, 
Stabsveterinär d. R.; Tetzner, Korpsstabsveterinär beim General¬ 
kommando des Garuekorps in Berlin; Wob ersinn, Stabsveterinär 
d. R., Zimmermann, Stadttierarzt in Glogau (Schlesien). 

Verzogen: Ludwig Ze y er - Buttenwiesen als Vertreter nach 
Tegernsee. 

Approbiert: In Dresden die Herren: Arno Oskar Höckert- 
Schweden; Walter, Hermann Langer-Annaberg. In Gießen die 
Herren: Heinrich Bernhard G roß-Zimmern; August Hülsbruch - 
llasslinghauscn. 


Druck von J. (iotteswinter, München. KommiHslousverlag: M. Riegersebe 
UniverslUitHbuehharullung, München, Odeonsplats 2 



(früher: Tieräntliches wochenhlatt nnd Wochenschrift für Tierheilhnnde nnd VieMncht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. JKrnat, Direktor der veterinär- 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschiniede, Konsulent des Kriegsininisteriums, 
Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsraf Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des LaiidesansMclinsseK der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 17. November 1914. Nr. 46. 


InhaltrOriginalartikeL Bierling: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — Referate. 
Dalrymple: Milzbrand. Kownatzki: Behandlung der Hämoglobinämie der Pferde 
mit Trypanblau. Meller: Vergleichende experimentelle Untersuchungen über den 
bakteriziden Effekt von Subliman und Snblimanseife im Gegensatz zu Queck¬ 
silbersublimat und Sublimatseife, Heddäus: Beiträge zur Heilserumbehandlung 
des Tetanus. Sänger: Die Dysenterie. Billet: Händedesinfektion mit Jodalkohol 
ohne vorhergehende Waschung. Frank: Anwendung der Jodtinktur in der 
Bauchchirurgie. — Tierzucht und Tierhaltung. Abgabe französischer 
Beutepferde. Praktische Erfindung eines Berner Handwerksmeisters. Betriebsresul¬ 
tate der Landgestüte des Staates in den Jahren 19011/1910 bis einschließlich 1911/1912, 
Kraftfutterzulage für Kälber und Kühe beim Weidegang. Ersatz der Futtergerste 
bei der Schweinemast. Schädigung durch verunreinigte Kleie. — Verschiedenes. 
Trauerfeier für Professor Kärnbach. Verlustliste. Wirtschaftsgenossenschaft. — 
Bücherschau. — Personalien. 


Kurze Mitteilungen aus der Praxis. 

Von Tierarzt Bierling in Velden. 

1. Verletzung eines Pferdes, hervorge¬ 
rufen durch eine Zaunlatte. 

Im Juni 1910 wurde ich zu einem Jährling gerufen, 
der sich beim Übersetzen eines Zaunes eine Verwundung 
an der Unterbrust zugezogen hatte, die darin bestand, daß 
er sieh eine Zaunlatte von zirka 6 cm Breite und 3 cm Dicke 
dicht hinter dem Schaufelknorpel etwas links von der 
Mittellinie in den Bauch gerannt und dieselbe mitgezogen 
hatte. Der Bauer mußte beim Herausziehen der Latte ziem¬ 
liche Gewalt anwenden. Nach seiner Angabe steckte sie in 
der Bichtung nach auf- und vorwärts. Wie man an der 
Latte selbst • erkennen konnte, war sie 40 cm tief in den 
Leib gedrungen. 












1042 


Die Öffnung hinter dem Schaufelknorpel war für zwei 
Finger bequem passierbar; aus derselben hing ein zirka 
10 cm langes Stück Netz. Das Allgemeinbefinden des Tieres 
war im Verhältnis zu dem Geschehenen gut; Puls und At¬ 
mung waren natürlich erhöht. Das vorgefallene Netz unter¬ 
band ich, das heraushängende Stück wurde weggeschnitten 
und der gereinigte Stumpf reponiert. Die Umgebung der 
Wunde wurde nach den Regeln der Chirurgie behandelt, 
die Wundhöhle selbst tamponierte ich mit Jodoformgaze 
und legte eine widerstandsfähige Naht an, um ein Vor¬ 
fällen von Darmschlingen zu verhindern. 

In den nächsten Tagen wurde die Wunde täglich mit 
^%iger Borlösung irrigiert und mit Jodoformgaze tam¬ 
poniert; es floß ständig eine Menge Sekret ab. Die Tempe¬ 
ratur ging in den ersten Tagen etwas in die Höhe (bis 39,5), 
um bald zur Norm zurückzukehren. Die Wunde heilte 
rasch und das Fohlen zeigte sich völlig genesen. Nach voll¬ 
ständiger Vernarbung der Wunde bildete sich ein hühnerei¬ 
großer Bruch aus, der mit Chromsäure ziemlich zum Schwin¬ 
den gebracht wurde. Das Tier blieb gesund und zeigte nach 
Angabe des Bauern nie Krankheitserscheinungen. Im 
August 1912 verkaufte er das Fohlen. Bei dem neuen Be 
sitzer erkrankte es schon nach 8 Tagen an Kolikersehei¬ 
nungen und verendete tags darauf. 

Bei der von mir vorgenommenen Sektion ergab sich 
im unteren Drittel des Zwerchfells, ungefähr in der Median¬ 
linie ein rundes Loch von zirka 5 cm Durchmesser mit 
schwieligen Rändern. Durch dieses Loch war eine Dünn¬ 
darmschlinge von zirka l 1 /*» Meter Länge in den Brustraum 
vorgefallen und eingeklemmt worden, wodurch Gangrän 
und der-Tod hervorgerufen worden war. 

Die Verletzung im Zwerchfell rührte ohne Zweifel 
vön dem Unfall im Juni 1909 her. Im sehnigen Teil des¬ 
selben war eine Verheilung nicht eingetreten; der Vorfall 
der Darmschlinge scheint beim neuen Besitzer erfolgt zu 
sein, da der frühere Besitzer nie Krankheitserscheinungen 
oder Atembeschwerden wahrgenommen hatte. 

2. Perniziöse Anämie. 

Ein Bauer hatte im Spätsommer 1910 von einem Händ¬ 
ler zwei Folden gekauft. Die Fohlen gingen den Winter 
über irn Nährzustande stark zurück; Fütterung, Wart und 
rtlege ließen nichts zu wünschen. Ende Februar 1911 
wurde ich gerufen. Das eine Fohlen hatte Ödeme am Unter¬ 
hauch, Euter und am Wurf. Die sichtbaren Schleimhäute 



1043 


waren rein weiß. Das Tier war so matt, daß es schon seit 
3 Wochen aufgehoben werden mußte. Das aus der Jugu- 
laris entnommene Blut zeigte bei der mikroskopischen 
Untersuchung neben normalen auch zerfallene, deformierte 
rote Blutkörperchen; die Zahl der weißen Blutkörperchen 
war stark vermehrt. Das Blut war sehr wässerig. Am 
4. März 1912 verendete dieses Fohlen ohne Todeskampf. 

Das zweite Fohlen war bei der ersten Untersuchung 
ebenfalls sehr anämisch, konnte sich jedoch noch ohne Bei¬ 
hilfe erheben. Auch hier war der Schlauch schon ödematös 
geschwollen. 

Dem Befunde des Blutes nach, der gleich demjenigen 
des Blutes des ersten Fohlens war, handelte es sich um per¬ 
niziöse Anämie, deren Ursache ich nicht feststellen konnte. 
Langes Weiden auf nassen Wiesen scheint die Krankheit 
begünstigt zu haben. 

Die Behandlung des zweiten Fohlens bestand in Ab- 
scheeren der Haare, täglich zweimaligem Frottieren mit 
Kampherspiritus und 01. Terebinth., innerlicher Anwen¬ 
dung von Arsen und Eisenpräparaten, ferner innerlicher 
Anwendung von Stomacbicis amaris zur Rege-Erhaltung 
der Freßlust und schließlich von kleinen Aderlässen in 
Zwischenzeiten von 8 Tagen. Anfänglich schien es, als ob 
das Tier gerettet werden könnte, bald aber verschlimmerte 
sich der Zustand, um dann wieder einer anscheinend wesent¬ 
lichen Besserung Platz zu machen. Nach einigen Monaten 
stellte sich beim Bewegen des Fohlens, von beiden Schul¬ 
tern ausgehend, ein eigentümliches Krachen ein, ähnlich 
demjenigen, wenn ein schweres Tor in den Angeln 
knarrt. Das Tier konnte sich schließlich nicht mehr aus 
eigenen Kräften vom Lager erheben. Da der Zustand sich 
nicht besserte, wurde es im September 1912 getötet. 

Die Sektion ergab bei beiden Fohlen außer hoch¬ 
gradiger Anämie sämtlicher Organe nichts besonderes. 

3. W i n d k o 1 i k. 

Im März des Vorjahres wurde ich zu einer groß- 
trächtigen Stute gerufen, die seit 6 Stunden an Kolik er¬ 
krankt war. Bei meinem Eintreffen war das Pferd sehr 
unruhig und schwitzte am ganzen Körper. Die Pulszahl 
betrug 60 Schläge in der Minute; der Hinterleib war auf¬ 
getrieben, namentlich rechts; Darmgeräusche unterdrückt, 
krampfhaft; Kotabgang seit Beginn der Krankheit sistiert. 
Durch Exploration per rectum fühlte ich den Dickdarm 



prall mit Gasen gefüllt. Die Therapie bestand znnächst in 
Frottationen des Hinterleibes mit Spirit, camphor. und Ol. 
terebinth., innerlicher Verabreichung einer Aloepille und 
subkutaner Einspritzung von Arecolin-Eserin-Lösung (0,05 
+ 0,05:10,0). Nach 6 Stunden wurde mir gemeldet, daß 
der Zustand sich nicht gebessert habe. Durch erneute Unter¬ 
suchung fand ich die Pulszahl auf 90 Schläge gestiegen. 
Kot war nicht abgegangen, Darmgase nur in geringer Zahl. 
Ich entschloß mich zur Punktion des Blinddarmes. Nach 
Abrasieren der Haare, Reinigung mit Benzin und Des¬ 
infektion mit Jodtinktur stieß ich einen ausgekochten Ex- 
plorativtroikar in der rechten Hungergrube ein, durch 
welchen sich eine Menge Darmgase entleerten. Bald da¬ 
rauf setzten auch normale Darmgeräusche ein; durch den 
After gingen Gase ab und nach zirka einer halben Stunde 
kam bereits dünnbreiiger Kot. Zur Verhütung einer Peri¬ 
tonitis ordnete ich Prießnitz’sche Umschläge an. Innerlich 
gab ich Kalomel und Opium in Latwergenform. Nach Ver¬ 
lauf von 3 Tagen war das Tier gesund. 

4. Eine bösartige Neubildung. 

Bei einem 3jährigen Wallachen bildete sich, infolge 
unzweckmäßiger Behandlung, unterhalb des linken Sprung¬ 
gelenkes auf der Außenseite eine zirka hühnereigroße Wu¬ 
cherung. Dieselbe wurde durch Ätzung mit Plumb. nitr. 
beseitigt; allein sie wuchs immer wieder nach und auch 
am Sprunggelenk selbst, etwas vor und oberhalb des Sprung¬ 
gelenkhöckers bildete sich unter der Haut eine derbe Ge¬ 
schwulst von der Größe eines Enten-Eies. Ich schlug dem 
Besitzer vor, beide Geschwülste operativ beseitigen zu 
lassen, worein derselbe einwilligte. An dem niedergelegten 
ind mit Chloroform narkotisierten Tier wurden beide Ge¬ 
schwülste mit dem Messer entfernt und die entstandenen 
Höhlungen mit dem Schleifenmesser ausgekratzt. Hierauf 
wurde an beiden Stellen ein fester Brandschorf gebrannt. 
Die untere Wunde verheilte verhältnismäßig rasch, aber an 
der oberen bildeten sich neue höckerige Geschwülste von 
Haselnuß- bis Ilühnereigröße, die nach 3 Wochen neuer¬ 
dings operativ beseitigt wurden. Der Grund der Wund¬ 
höhle wurde abermals fest gebrannt. Nachdem noch ein 
drittes Mal eine zirka welschnußgroße Wucherung auf 
gleiche Weise entfernt worden war, trat vollständige Hei¬ 
lung ein und zwar so, daß man kaum noch merkt, daß hier 
eine krankhafte Veränderung bestanden hat. 



1045 


5. Hornsäule. 

Bei einem 2jährigen Pferd des Bauern W. in E. war 
infolge eines vernachlässigten Hufabszesses an der Zehen¬ 
wand eine Hornsäule entstanden. Da durch Anhringen 
einer Gegenöffnung im oberen Drittel der Zehenwand eine 
Heilung nicht erzielt werden konnte, entfernte ich an dem 
niedergelegten und narkotisierten Tiere die ganze Wand in 
einer Breite von 4 cm. Unter Jodverbänden trocknete das 
Operationsfeld bald ab, nur in der Gegend des vorderen 
Hufbeinrandes war eine zweimalige Ätzung mit 10 %iger 
Chlorzinklösung notwendig. Nach 14 Tagen wurde ein ge¬ 
schlossenes Eisen aufgelegt, mit zwei Seitenlappen ver¬ 
sehen, um einer zu starken Erweiterung des Hufes vorzu¬ 
beugen. Das Herunterwachsen des Hornes von der Krone 
bis zur Sohle beanspruchte etwa % Jahre. 

6. Faulfrüchte. 

In Ausübung der Geburtshilfe hatte ich im Verlaufe 
des Jahres bei 5 Kühen mit Faulfrucht Hilfe zu leisten. 
Die Tiere standen im letzten Drittel der Trächtigkeit. 
Durch langsame Erweiterung des Z^rvikalkanals gelang es 
bei 4 Kühen, die Frucht zu entwickeln. Nach Extraktion 
des Fötus wurde jedesmal eine reichliche, gut warme Spü¬ 
lung mit 2 %iger Therapogenlösung vorgenommen, die 
Scheide mit Lugol’scher Lösung ausgetupft und hierauf mit 
steril gemachtem Bindschmalz ausgestrichen. Die Nachge¬ 
burt nahm ich nicht ab, da ich früher schlimme Erfahrungen 
hiemit gemacht hatte. Bei täglichen Therapogenspülungen 
war bei 3 Kühen die Lebensgefahr in 8 Tagen beseitigt und 
in zirka 14 Tagen Ausheilung erfolgt. 


Innerlich gab ich: 

Chinin, hydroghloric. 12,0, 

Acid. hydrochloric. 5,0, 

Spiritus vini 100,0, 

Tinct. Gentian. ad 250,0. 


M. f. sol. D. S. 2 mal täglich den 5. Teil in je !/•» Liter 

Kümmelabsud. 

Bei den anderen beiden Kühen war der Ausgang töd¬ 
lich. In einem Falle wurde auf den Bat eines Pfuschers 
so lange zugewartet, bis bereits Allgemein-Infektion ein¬ 
getreten war. Im zweiten Fall handelte es sieh um vor¬ 
zeitige Wehen. Der Besitzer, selbst ein Geburtshelfer, 
glaubte eine künstliche Öffnung machen zu müssen; es ge- 



1046 


lang ihm auch, die Fruchtblase zu erreichen und mit dem 
Fingernagel aufzukratzen, so daß Fruchtwasser abfloß. Die 
erwartete weitere Eröffnung zum Durchgänge der Frucht 
trat aber nicht ein. Am nächsten Tag wurde ich gerufen. 
Ich konnte mit zwei Fingern durch den lädierten Zervikal¬ 
kanal in den Uterus gelangen. Das Kalb war tot. Da das 
Allgemeinbefinden der Mutter gut war, entschloß ich mich 
noch zuzuwarten und ordnete nur warme Leinsamen-Ab¬ 
kochungen als Scheideninfus an. Als am nächsten Tag be¬ 
reits stinkender Ausfluß sich einstellte und das Tier zu 
stöhnen anfing, erweiterte ich künstlich und es gelang, die 
Frucht zu extrahieren. Aber beim Ausziehen trat eine Per¬ 
foration an der operativ gemachten Einschnittstelle ein und 
am folgenden Tag verendete die Kuh. 

7. Magenentzündung bei Ferkeln infolge 
Verfütterung von Fettgrieben. 

Zirka 3 Monate alte Ferkel erhielten mit heißem 
Wasser aufgeweichte Fettgrieben als Futter vorgelegt. 
Tags darauf waren von den 9 Ferkeln 4 Stück hochgradig 
erkrankt. Sie hatten aufgetriebenen Bauch, gingen im 
Kreise und taumelten. 2 davon wurden alsbald geschlachtet. 
Bei der Untersuchung fand ich die Magenschleimhaut ge¬ 
schwollen und intensiv gerötet. Auch die beiden anderen 
Ferkeln ließ ich schlachten, da wenig Aussicht auf Heilung 
bestand. Sie zeigten die gleichen Entzündungserschei¬ 
nungen im Magen. Die übrigen fünf leichter erkrankten 
Ferkel erhielten Milch mit Leinsamenschleim, dem etwas 
Karlsbadersalz beigegeben wurde. Nach Verlauf von einigen 
Tagen waren sie wieder gesund. Ohne Zweifel hat die Ver¬ 
abreichung von Fettgrieben, die aus einer Seifensiederei ge¬ 
kauft wurden, die Krankheit verursacht. 

* 

8. Eine seuchenhafte Erkrankung bei 

Gänsen. 

Ein Bäcker hatte sich im Herbst von einem sogen. 
Gänsetreiber 60 Gänse zum Mästen gekauft. Von den 60 
Stück gingen in den ersten acht Tagen 23 Stück ein. Die 
Sektion ergab eine käsige Pneumonie. Die übrigen Gänse 
blieben gesund. Ut. aliquid fiat hatte ich Ammon, chlorat. 
im Futter und Trinkwasser verordnet. 




1047 


Referate. 

Dr. W. H. Dalrymple: Milzbrand. (Bericht zum 
X. internationalen tierärztlichen Kongreß in London. — 
Österreich. Wochenschrift f. Tierheilkunde, Nr. 40, 1914.) 

Milzbrand kann durch verschiedene Tiere und Vögel 
übertragen werden. Bussarde und Krähen können Milz¬ 
brand zwar nicht durch ihre Faeces, wohl aber durch ihre 
Füße, ihren Schnabel und durch ihr Gebreche übertragen, 
wenn sie zuvor von Fleisch milzbrandkranker Tiere ge¬ 
fressen haben. 

In dem Digestionsapparat des Hundes ließen sich 
Milzbrandsporen noch 6 Tage nach der Verfütterung naeh- 
v/eisen. Beim Schweine noch nach 5 Tagen. Vier Tage 
nach der Verfütterung von Milzbrandkeimen an Katzen 
waren diese noch in den Exkrementen der Katzen nachzu¬ 
weisen und nach 48 Tagen nach der Aufnahme von Keimen 
in den Exkreten des Haushuhnes. 

Ferner können Milzbrandkeime am Körper, den Füßen 
und in den Erkrementen der Fliegen Vorkommen, die an 
milzbrandkrankem Material gesessen oder davon gefressen. 

Die Impfung gegen Milzbrand wird in den infizierten 
Gegenden der Vereinigten Staaten Nordamerikas jedes 
Frühjahr rechtzeitig, das heißt, bevor die wärmere Jahres¬ 
zeit einsetzt, ausgeführt und zwar in der trockenen P"orm 
(angeblich aus totem Milzbrandmaterial hergestellt) und 
in Form der Lymphe (abgeschwächtes Virus). Die Simultan¬ 
impfung Sobernheims wird in denVereinigten Staaten 
wenig gebraucht. _ Ohler. 

Stabsveterinär Kownatzki: Behandlung der Hämo- 
globinämie der Pferde mit Trypanblau. (Zeitschrift f. Vete¬ 
rinärkunde, 8./9. Heft, 1914.) 

Die Erfolge, welche N u 11 a 1 in Cambridge bei Piro- 
plasmase des Hundes und Theiler, Evers und Berg- 
s ch ick er bei der Piroplasmase des Kindes mittelst In¬ 
jektionen von Trypanblau erzielten, veranlaßten den Verf. 
Trypanblau auch bei der Hämoglobinämie des Pferdes zu 
versuchen. 

Bei einem typischen Fall dieses Leidens, der so hoch¬ 
gradig war, daß Verf. das Tier verloren erachtete, injizierte 
er dem betreffenden Pferde 100 ccm einer 1 %igen Trypan- 
blaulösung in die linke Achselvene und nach 2—3 Minuten 
ließ er eine zweite Injektion von 30 g Ozonal folgen. Nach 
der zweiten Injektion trat lebhafte Beschleunigung und 



1048 


Anstrengung der Atmung ein, die sich aber allmählich ver¬ 
lor und bedeutungslos war. Bei einem anderen Patienten, 
welchem nur Trypanblau und kein Ozonal eingespritzt 
worden, trat die genannte Erscheinung im Respirations¬ 
apparate nicht ein. Außer dem Trypanblau und Ozonal 
spritzte Verf. dem zuerst erwähnten Patienten noch 10,0 g 
Coffein natrio-benzoic. als Herzmittel und 0,5 g Morph, 
muriat. zur Schmerzlinderung ein. Der Erfolg der Medi¬ 
kation war ein günstiger. Das am Boden liegende Pferd 
konnte 3 Stunden nach der Injektion auf die Beine ge¬ 
bracht werden und ebenso ein zweites Mal im Verlaufe des 
Tages. Am nächsten Tage vermochte das Tier selbst aufzu¬ 
stehen und zu gehen, der Harn hatte aber noch eine braun¬ 
rote Farbe; diese verlor sich erst vollkommen am 4. Tage. 

Verf. gibt zu, daß die schon nach 24 Stunden erfolgte 
Heilung des schwer erkrankten Patienten weitgehende 
Schlüsse bezüglich des Wertes der Trypanblaubehandlung 
nicht zuläßt. 

Bei einem zweiten Falle hatte die Injektion von Try¬ 
panblau, die aber erst 24 Stunden nach Beginn der Krank¬ 
heit geschah, den Erfolg, daß die Lähmung nach 20 Stunden 
verschwand; sie setzte aber nach weiteren 24 Stunden ein 
zweites Mal ein, so daß der Enderfolg ungünstig war. 

Kownatzki empfiehlt die Anstellung weiterer Ver¬ 
suche. 


Willy Meller - Danzig: Vergleichende experimen¬ 
telle Untersuchungen über den bakteriziden Effekt von 
Sublamin und Sublaminseife im Gegensatz zu Quecksilber¬ 
sublimat und Sublimatseife. (Dissertation, Zürich 1913.) 

Verf. stellte eine Reihe eingehender, vergleichender 
Versuche über die bakterizide Wirkung der vorgenannten 
Desinfizientien gegenüber Streptokokken, Staphylokokken. 
Bakterium coli etc. an. Die Ergebnisse der Untersuchungen 
faßt er in folgende Schlüsse zusammen: 

a) Sublamin und Sublimat: 

1. Sublamin, ein nach dem deutschen Reichs - Patent 
Nr. 125095 hergestelltes Präparat, ist als gutes Desinfiziens 
zu bezeichnen. 

2. Es hat unter gewöhnlichen Verhältnissen in 2 °/ iM ,iger 
Lösung n i e h t dieselbe Desinfektionskraft wie Sublimat 
in l°/ 00 iger Lösung. 



1049 


3. Bei Gegenwart von Eiweiß dagegen und zwar be¬ 
sonders in eiweißreichen Flüssigkeiten zeigt, sich das Sub- 
lamin dem Sublimat gegenüber erheblich überlegen. 

b) Sublamin - und Sublimatseife: 

1. Die 2 %ige Sublaminseife hat ungefähr dieselbe 
Desinfektionskraft wie eine frische (nicht graue) l c /oige 
Sublimatseife. 

2. Nach längerem Lagern wird indessen bei der Sub¬ 
limatseife der Desinfektionswert herabgesetzt, was bei der 
Sublaminseife selbst nach einjähriger Aufbewahrung nicht 
nachgewiesen werden kann. 


Dr. H e d d ä u s: Beiträge zur Heilserumbehandlung 
des Tetanus. (Münch. Medizinische Wochenschrift, Nr. 44, 
1914.) 

Verf. erklärt zunächst, daß er sich nicht zu denjenigen 
rechne, welche bezüglich der Wirksamkeit des Tetanusheil¬ 
serums eine ablehnende Stellung einnehmen, sondern er sei 
von dem therapeutischen Werte desselben überzeugt; er 
gründe seine Ansicht auf früher beobachtete und in der 
„Münchener Medizin. Wochenschrift“ veröffentlichte Fälle 
und auf Erfahrungen, die er seit Beginn des Krieges bei 
Soldaten in acht Fällen gemacht habe; in sechs derselben 
(75 %) gelang es ihm Heilung zu erzielen. 

Außer der intravenösen und subduralen (lumbalen) 
Anwendung des Serums hat Verf. noch einen anderen Weg 
der Benützung desselben eingeschlagen. 

Ausgehend von der Überlegung, daß nach überein¬ 
stimmendem Urteil die hauptsächlichste Vergiftung zere¬ 
braler Lokalisation ist, hat er den Weg gewählt, der am 
kürzesten zum Gehirn führt und am sichersten alle Teile 
des Gehirnes erreicht, den intraarteriellen. Meist 
hat er damit gleichzeitig die subdurale Applikation des 
Serums kombiniert, um dem Erreger des Leidens auf zwei 
Seiten entgegenzutreten. 

Die bei dem intraarteriellen Verfahren in Anwendung 
gekommene Technik war folgende: Man legt die Carotis 
entweder in Narkose oder in Lokalanästhesie, je nach Art 
des Falles, frei und spritzt, die Nadel schief in der Rich¬ 
tung des Blutstromes einführend, die entsprechende Menge 
Heilserum in das Blut. In keinem Falle trat bei dieser 
Applikation irgendwelche unangenehme Nebenerscheinung 
ein. Die kleine Hautwunde wird mit der Herff’schen Klam¬ 
mer geschlossen. 



1050 


Verf. berichtet nun über die sechs Fälle, welche von 
ihm in letzter Zeit mittelst intraarterieller, subduraler und 
teilweise auch intravenöser Antitoxinanwendung zur Hei¬ 
lung gebracht wurden. 

Bei den letzten zwei Fällen wandte er die intra- 
arterielle Injektion an beiden Seiten des Halses an. 

In Bezug auf die Wirkung des Tetanusgiftes ist Verf. 
der Ansicht, das Gift wirke wie eine Apoplexie; es werden 
Zerstörungen von Zellkomplexen im Gehirn und Rücken¬ 
mark erzeugt, die längere Zeit zu ihrer Regeneration be¬ 
dürfen. Daraus erkläre sich die lange Dauer der Erkran¬ 
kung und ihr allmähliches Abklingen. Man sei deswegen 
nicht imstande mit irgend einer Medikation sofort den 
ganzen Symptomenkomplex zu beseitigen, sondern vermöge 
nur dem Fortschreiten der Erkrankung Einhalt zu tun, in¬ 
dem man weitere Giftwirkungen aufhebe. 


Prof. Dr. Sanger-Wien: Die Dysenterie. (Mediz. 
Klinik, Nr. 44, 1914.) 

Verf. bespricht in der vorgenannten Abhandlung ein¬ 
gehend die Ätiologie, Behandlung und Prophylaxis der Dys¬ 
enterie unter besonderer Bezugnahme auf das Auftreten 
des Leidens bei den Soldaten im Felde. 

Im Kapitel „Therapie“ finde ich einen Passus, der sich 
neben der therapeutischen Würdigung der Bolus alba bei 
dey Dysenterie mit der Wirkung der Tierkohle befaßt. 
Nachstehend die diesbezügliche Erörterung des Verfassers: 

Sänger sagt, der kausalen Indikation bei der Be¬ 
handlung der Dysenterie könne man auch auf oralem Wege 
gerecht werden. Dazu empfiehlt er die Bolus alba (in 
großen Dosen), von der die Untersuchungen S t u m p f’s 
erwiesen haben, welch’ guten Einfluß, sie besonders bei 
toxischen und infektiösen Darmprozessen ausübe. Weiter 
nennt Verf. die Kohle, und zwar die Tierkohle als Dys¬ 
enterie-Heilmittel und knüpft daran das Nachstehende: 

Von der Darreichung der Kohlenpräparate machen 
vir schon seit langem Gebrauch und mit großem Nutzen 
verwende ich sie bei toxischen, mit vermehrten intestinalen 
Zersetzungsprozessen einhergehenden Darmzuständen. Die 
Kohlentherapie ist schon sehr alt. Vor mehreren Jahren 
hat. T, i c h t w i t z in Göttingen die Kohlentherapie aus der 
Vergessenheit hervorgeholt und mitgeteilt, daß der franzö¬ 
sische Apotheker T h a u e r y schon im Jahre 1830. der von 
der entgiftenden Wirkung der Kohle überzeugt, war, an sich 



1051 


das Experiment ausführte, daß er 1 g Strychnin mit 15 g 
Tierkohle zu sich nahm. Er blieb dabei gesund. 

L i c h t w i t z hat die Kohlenwirkung eingehend stu¬ 
diert und gezeigt, daß hiebei hauptsächlich absorptive Wir¬ 
kungen zutage treten. 

Wiechowski und Adler in Prag haben auf dem 
letzten Kongreß für innere Medizin nachgewiesen, daß 
namentlich anorganische Gifte vollständig unschädlich ge¬ 
macht werden können, wenn sie an Tierkohle gebunden, 
eingeführt werden und daß sich die Bindung so fest er¬ 
weist, daß sie irreversibel bezeichnet werden muß. 

Wiechowski hat bei dem genannten Kongresse 
darauf hingewiesen, daß sich die Wirkungen der Tierkohle, 
die sich gegenüber anorganischen Giften so evident zeigen, 
auch auf die organischen Gifte erwarten lassen. 

Prof. Sänger glaubt, daß sich diese Wirkung nicht 
nur auf die Toxine und Toxalbumine beschränkt, sondern 
daß auch die Bakterienleiher einfach unschädlich gemacht 
werden. Nach S. haben Kohle und aber auch Bolus alba 
für die Dysenterietherapie auch die sehr wichtige Eigen¬ 
schaft, daß sie unlöslich sind und daher auf große Strecken 
mit der Oberfläche des Darmes in Berührung kommen und 
ihre absorptive Wirkung entfalten. 


Billet: Händedesinfektion mit Jodalkohol ohne 
vorhergehende Waschung. (Zentralblatt für Gynäkologie, 
Nr. 42, 1914.) 

Verf. empfiehlt auf Grund längerer Versuche zur 
Händedesinfektion eine Lösung von 5 ccm 10 %iger Jod¬ 
tinktur in 1 Liter 90 %igem Alkohol. Damit kann nach ihm 
ohne vorhergehende Seifenwaschung in längstens 5 Mi¬ 
nuten vollständige Keimfreiheit der Hände erzielt werden. 
Die Lösung greift die Hände nicht an; einfache Seifen- 
waschung genügt zur nachträglichen Reinigung. 


*) Bezüglich der abaorptiven Wirkung der Tierkohje im Innern 
des Körpers sind die Ansichten nicht einstimmig. Es wird geradezu 
behauptet, daß die innerlich verabreichte Kohle, sobald sie ange¬ 
feuchtet sei, ihre absorbierende Wirkung verliere. Versuche mit 
Tierkohle bei Dysenterie unserer Haustiere wären angezeigt. 

(D. Ref.) 



1052 


Louis Frank: Anwendung der Jodtinktur in der 
Bauchchirurgie. (Zentralblatt f. Gynäkologie, Nr. 42, 1914.) 

Vor einiger Zeit ward© die intraperitoneale Verwen¬ 
dung der Jodtinktur empfohlen. Frank hat nun bei 50 
Hunden Versuche, betreffend die Verwendung der Jodtink¬ 
tur in der Bauchchirurgie angestellt. Die Ergebnisse der 
Versuche stehen mit den bis jetzt gemachten angeblich gün¬ 
stigen Erfahrungen nicht im Einklang. Fr. fand, daß die 
Berührung der Därme mit Jodtinktur nicht allein zur Ad¬ 
häsionsbildung führt, sondern daß auch sowohl die wässerige 
als alkoholische Jodlösung bei intraperitonealer Applikation 
sehr leicht ausgesprochen toxisch wirkt. 

A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Abgabe französischer Beutepferde. 

In überaus anerkennenswerter Weise wurde seitens 
des K. Kriegsministeriums die Bestimmung getroffen, daß 
Beutepferde, soweit sie sich für die Landwirtschaft eignen, 
dieser zugeführt werden. 

Um der Landwirtschaft eine wirkliche Hilfe ange¬ 
deihen zu lassen, ist von preistreibenden Versteigerungen 
abzusehen. 

Durch das II. Armeekorps sind nun bisher 4 Trans : 
porte französischer Beutepferde eingetroffen, von denn: 
die ersten 3 in Ansbach und der letzte in Landshut duojÜt 
Verlosung abgegeben wurden. 

Von einer durch das K. Kriegsministerium bestimmtet 
Schätzungskommission werden die Pferde gemustert uil4 
zu einem niedrig gehaltenen Wert abgeschätzt. Brauch* 
bares Zuchtmaterial wird an Züchtervereinigungen abg«» 
geben, die sich mit der Zucht des entsprechenden Pferde 
materials befassen. Hiefür kamen zunächst in Betracht detr 
Pferdezuchtverein des kaltblütigen mittelschweren Arbeit®* 
pferdes für den Ochsenfurt-Marktbreiter Gau und der Ver¬ 
ein zur Förderung der Zucht des schweren kaltblütigen 
Arbeitspferdes in Nordschwaben. Das wenige zur Remonte- 
zucht geeignete Material wurde an die Remontezuchtvereine 
in TTffenheim und Windsbach abgegeben. 

An der Verlosung durften nur solche Ökonomen teil¬ 
nehmen, welche durch eine amtliche Bestätigung den schrift¬ 
lichen Nachweis erbrachten, daß sie Pferde an die Militär 
Verwaltung abgegeben hatten und solche zu ihrer Feld- 



1053 


arbeit dringend bedürfen. Ein Weiterverkauf der Pferde 
ist verboten. Die 3 nacb Ansbach gekommenen Transporte 
setzten sich in der Hauptsache aus leichten Ardennern und 
deren Kreuzungsprodukten zusammen. Da die Pferde «eh 
lange Zeit herrenlos auf den Feldern herumgetrieben hatten, 
waren sie vielfach mit Druse behaftet und ihr Ernährungs¬ 
zustand, besonders jener der Fohlen, ein schlechter. Auf¬ 
fallend war der gute Gang der Pferde und daß sie alle 
einen gut hervortretenden Widerrist besaßen, so daß die 
glücklichen Gewinner brauchbare Arbeitspferde erhielten. 
Der Hufpflege muß ein besonderes Augenmerk zugewendet 
werden, denn diese war schon lange Zeit vor Ausbruch des 
Krieges sehr vernachlässigt worden. Während die Ans¬ 
bacher Transporte (177 Stück) aus Französisch-Lothringen 
stammten, war der Landshuter Transport (73 Stück) aus 
Nordfrankreich und stand dieses Material dem reinen Bel¬ 
gier nicht nach. Hierunter befanden sich zwei sehr gute 
Zuchthengste, welche von der K. Landgestüts Verwaltung 
für das K. Landgestüt Landshut erworben wurden. 

Dr. Nopitsch. 


Praktische Erfindung eines Berner Handwerks¬ 
meisters. 

Philipp Schnell, Wagenschmied in Bern, Hol¬ 
lingenstraße 25, hat eine Vormechanik konstruiert, welche 
vom Bock aus gehandhabt wird und viel wirksamer funk¬ 
tioniert als die bisher üblichen Mechaniken. Die Schnell’sche 
Bremse ist imstande, nötigenfalls einen Wagen sofort zum 
Stehen zu bringen; sie verhütet auf abschüssigen Straßen 
das lästige und die Pferde beunruhigende Nachstoßen. Die 
Zugstränge bleiben bei ihrer Anwendung immer gleich¬ 
mäßig gespannt. Die Mechanik bietet für Pferde und 
Fahrende die größtmögliche Sicherheit. Die Bremsplatten 
werden durch Spannschrauben in den Zugstangen reguliert 
und es können dieselben sehr leicht und rasch, je nach den 
Straßenverhältnissen, näher oder weiter an den Radkranz 
gelegt werden. Ein weiterer Vorzug der Schnell’schen 
Bremse ist ihre leichte Handhabung vom Bock aus. Der 
Vorwagen kann mit absoluter Sicherheit gewendet werden, 
während die Mechanik angezogen ist. Die schweizerische 
Postverwaltung hat im Dezember einen solchen Apparat 
an einem Postwagen erprobt und es hat diese Probe vollauf 
befriedigt. (Der Pferdefreund, Nr. 21, 1914.) A. 



1 


1054 


Betriebs- 

der Landgestüte des Staates in den Jahren 

Mitgeteiit von Regierungsrat 


Bezeichnung 

des 

Landgestüts 

Zahl der 
vorhan¬ 
denen 
Beschäler 
im Jahre 

Zahl der 
vom Land¬ 
gestüt be¬ 
setzten 
Deck¬ 
stationen 
im Jahre 

Von den Landbeschälern 
sind gedeckt worden 
im Jahre 

1910 

1911 

1912 

1910 1911 1912 

! 1 

1909 

1910 

1911 

1912 

• 

Stück 

Stück 

Stuten 

Ostpreußisches in Rastenburg 

183 

193 

188 

64 

68 


9658 

10543 

11425 

11626 

Ostpreußisches in Braunsberg 

; 166 

158 

167 

63 

65 

61 

9085 

9581 

9078 

äQQCi 

Litauisches in Georgenburg . 

220 

229 

230 

55 

66 

56 

13714 

14709 

15845 

16217 

Litauisches in Gudwallen . . 

218 

220 

227 

45 

46 

48 

12707 

12638 

13064 

1SÖ69 

Westpreußisch. in Marienwerder 

160 

172 

168 

54 

54 

56 

7539 

7808 

8031 

8422 

Westpreußisches in Pr.-Stargard 

| 154 

163 

163 

51 

51 

66 

7755 

8110 

8517 

8752 

Brandenburgisches .... 

224 

232 

230 

99 

102 


10224 

10139 

10367 

9537 

Pommersches. 

1 171 

175 

172 

64 

66 

63 

8696 

8559 

8326 

7969 

Posensches in Zirke .... 

192 

191 

194 

59 

59 

57 

11252 

12010 

11315 

1C929 

Posensches in Gnesen . . . 

218 

223 

232 

64 

64 

64 

14818 

15072 

14586 

14791 

Niederschlesisches. 

1 187 

186 

185 

69 

71 

70 

9764 

10504 

11146 

11204 

Oberschlesisches. 

208 

204 

207 

62 

61 

61 

11153 

12930 

13418 

13248 

Sächsisches. 

. 141 

148 

146 

64 

66 

69 

6.568 

6469 

6999 

6971 

Schleswig-Holsteinisches . . 

1 128 

130 

134 

47 

47 

47 

6486 

6895 

7329 

6879 

Hannoversches. 

ll 337 

357 

369 

76 

76 

79 

20687 

1 21201 

22404 

! 22436 

Westfälisches. 

1 187 

190 

190 

76 

77 

76 

11132 

11400 

11369 

10946 

Hessen-Nassauisches .... 

l| 156 

148 

155 

58 

58 

67 

8243 

8801 

9044 

! 9486 

Rheinisches. 

1 205 

208 

211 

90 

91 

89 

11014 

1087S 

12137 

1 11*57 

i_ 

Zusammen: 

I | 

3430 3527 

3568 1160 

1178 1179 

190395 

198250 


ms 

1 















1055 


Resultate 

1909/1910 bis einschließlich 1911/1912. 

Dr. N o p i t s c h. 


Von den gedeckten 
Stuten Bind tragend 
geworden aus der 
Bedeckung von 

Von den tragend gewordenen Stuten 

haben verworfen 
aus der Bedeckung 
von 

sind lebende Füllen 
geboren aus der 
Bedeckung von 

sind bezw. ge¬ 
storben, verkauft 
oder sonst nicht 
nacbgewiesen 

1900/10 

1910/11 

1911/12 

1909/10 

1910/11 

1911/12 

1900/10 

1910/11 

1911/12 

1909/10 


mm 

BSS 

Stuten 

Stück 

Stück 

Stück 

7719 

8054 

8692 

880 

964 

918 

6096 

6110 

6878 

1117 

1484 

1845 

6884 

6608 

6888 

756 

679 

588 

6716 

5428 

5828 

578 

974 

726 

10774 

11729 

12908 

997 

1139 

1267 

9102 

9780 

10911 

928 

1166 

944 

9408 

9884 

10176 

794 

1026 

902 

8615 

8227 

8767 

774 

778 

708 

5352 

5076 

5862 

408 

443 

461 

4259 

4228 

4555 

418 

646 

557 

5114 

6162 

5508 

877 

872 

844 

4456 

4561 

4909 

478 

400 

448 

6381 

6097 

6691 

545 

410 

559 

5880 

5458 

5714 

724 

532 

596 

5564 

5168 

5848 

328 

427 

476 

4049 

4529 

4669 

310 

356 

S31 

8174 

8284 

7914 

890 


673 

6755 

6896 


796 

810 

751 

9789 

9919 

9782 



985 

8727 

8148 


1085 

1124 

1008 

5666 

6872 

6890 



521 

4886 

5507 


566 

687 

570 

6280 

7068 

7848 



405 

5885 

6809 


814 

794 

772 

4248 

4086 

4196 



475 

3677 

8459 

8577 

241 

243 

260 

4582 

4680 

4625 

481 

396 

299 

4054 

3991 

4068 

335 

386 

461 

12496 

12669 

18708 

1108 

1182 

1245 

11050 

11158 

12060 

581 

581 

680 

6888 

! 6828 

1 

6566 

841 

575 

459 | 

6322 

5964 

6826 

330 

504 

511 

4171 

4475 

4559 

840 

396 

338 

8729 

3962 

4086 

205 

226 

278 

6236 

6106 

1 

6529 

561 

527 

555 

5897 


6713 

545 

475 

566 

12561 * 

128664 


11064 

11688 

11414 

1109066 

190601 

114696 

10826 

12110 j 

11507 

























1056 


Kraftfutterzulage für Kälber und Kühe beim Weidegang. 

Prof. Hoff mann beantwortet in Nr. 19 der Öster¬ 
reich. Molkerei-Zeitung die Frage: Unter welchen Voraus¬ 
setzungen ist eine Kraftfutterzulage beim Weidegang der 
Kälber und Kühe geboten? wie folgt: 

Eine Kraftfutterzulage kann geboten sein 

1. bei hoher Fleischverwertung und niedrigen Kraft¬ 
futtermittelpreisen ; 

2. bei höchster Milchverwertung stark milchender Kühe: 

3. bei zu starkem Besatz der Weide, namentlich wenn die 
Ergiebigkeit und Bekömmlichkeit derselben nachläßt 
a) infolge anhaltender Trockenheit, b) bei Eintritt 
des Nachsommers etc.; 

4. bei unzweckmäßiger Anlage und Einrichtung der 
Weide; 

5. bei anhaltender nasser Witterung; 

6. bei Bullenkälbern über 6 Monate alt; 

7. bei Kälbern unter 3 Monaten, sofern es sich nicht um 
Genossenschaftsweiden handelt, da auf letzteren eine 
rationelle Beifütterung schwerlich durchführbar ist. 

Die Frage, ob es richtig ist, die im Anfänge des Jahres 
geborenen Kälber im folgenden Sommer im Stalle zu halten 
oder auf die Weide zu bringen, beschäftigt nach H. noch 
die interessierten Kreise. 

Neuere Versuche in Kleinhof-Tapian bestätigen die 
Vermutung nicht, daß Kälber, die im ersten Sommer Weide¬ 
gang haben, im zweiten Sommer eine höhere Gewichts-Zu¬ 
nahme aufweisen als die im Stalle gehaltenen Kälber. 

Immerhin ist nach H. anzustreben, das Jungvieh, wo 
angängig, spätestens vom 6. Lebensmonat ab auf die Weide 
zu bringen; denn das Weidefutter scheine außer der näh¬ 
renden noch spezifische Wirkungen auf wachsende Tiere 
zu enthalten, die hauptsächlich durch bestimmte organische 
Phosphorverbindungen (Lezithin) bedingt und in besonders 
hohem Grade in Heu von ordnungsmäßig angelegten Hoch¬ 
moorwiesen festgestellt wurden. 


Ersatz der Puttergerste bei der Schweinemast. 

Popp und T e 11 i n g haben an der Landwirtschaft¬ 
lichen Versuchstation Oldenburg über den Ersatz der 
Futtergerste bei der Schweinemast Versuche angestellt. 
Tliebei hat sich die Fütterung von Gerste, Fischmehl und 
Kartoffeln am besten bewährt. Wurde nur Gerstenschrot 
und Fischmehl gefüttert, so betrug die Gewichtszunahme 


1057 


57,41 Kilo. Fütterte man die gleiche Menge Nährstoffe in 
Form von Gerste, Kartoffeln und Fischmehl, so stellte sich 
die Gewichtszunahme auf 67,13 Kilo, also auf 10,28 Kilo 
höher als ohne Ersatz eines Teiles der Gerste durch Kar¬ 
toffeln. Diese Beobachtung zeigt, daß die Schweinemast 
mit Gerstenfütterung allein, bezw. Gerstenfütterung mit 
Fischmehl, nicht die vorteilhafteste ist. 

In manchen Gegenden glaubt man durch die Fütte¬ 
rung von Roggenschrot neben Gerstenschrot die besten Re¬ 
sultate zu erzielen. Nach den Versuchen ergab sich, daß 
dieses nur in beschränktem Maße zutreffend ist. Wurde 
ein Teil der Gerste durch Roggen ersetzt, so betrug die 
Gewichtszunahme 60,94 Kilo; sie war demnach höher als 
bei reiner Gerstenfütterung, aber doch 6,19 Kilo geringer 
als bei dem Versuche, hei welchem ein Teil der Gerste 
durch Kartoffeln ersetzt worden war. (Mitteilungen der 
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, 1914, Stück 48.) 


Schädigung durch verunreinigte Kleie. 

Bei einem Ökonomen verendete plötzlich ein Schwein 
infolge blutigen Durchfalles und ein zweites mußte wegen 
desselben Leidens notgeschlachtet werden. Bei der Schlach¬ 
tung konstatierte man hochgradige hämorrhagische Darm¬ 
entzündung im Dünn- und Dickdarm; die Leber war ver¬ 
größert, teilweise stark bluthaltig, teilweise mit gelb-grau- 
roten, trockenen Herden durchsetzt; in einer Kehlgangs¬ 
drüse fand sich ein trockener, grüner Herd ohne Bazillen. 
Die neuangekaufte Kleie war nach Mitteilung des chemisch¬ 
physiologischen Institutes in Dresden mit Sand-, Pilz- und 
Brandsporen, Milben und Parasiteneiern durchsetzt. Ein 
benachbarter Viehhesitzer hatte Kleie der gleichen Her¬ 
kunft an seine 3 Schweine gefüttert, worauf sämtliche 
ebenfalls schwer an blutigen Durchfällen erkrankten. (Be¬ 
zirkstierarzt Dr. Pelz- Stollberg im Bericht über das 
Veterinärwesen im Königreich Sachsen im Jahre 1913.) 

A. 


Verschiedenes. 

Trauerfeier für Prof. Kärnbach. 

Am 31. Oktober fand -in der Aula der Tierärztlichen 
Hochschule Berlin die Trauerfeier für den im Felde ver¬ 
storbenen Prof. Dr. Kärnbach statt. Mit den Familien- 



1058 


angehörigen hatten sich das gesamte Dozentenkollegium, 
sowie Studierende der Hochschule, außerdem Freunde und 
Kollegen des Verstorbenen zu dem traurigen Akte einge¬ 
funden. Das preußische Landwirtschaftsministerium war 
durch den Unterstaatssekretär Küster, den Ministerial¬ 
rat Schroeter und den Geh. Regierungsrat Never- 
m a n n, die Militär-Veterinär-Akademie durch den General¬ 
veterinär S c h 1 a k e und Professor Troester vertreten. 
Pastor Bö lke, ein Jugendfreund des Verstorbenen, hielt 
die Trauerrede, worauf der Rektor der Hochschule, Prof. 
Cremer, dem Kollegen einen ehrenden, tiefempfundenen 
Nachruf widmete. Die Beisetzung erfolgte auf dem Jeru¬ 
salems-Kirchhof. Nach der Einsegnung hielt dem Dahin¬ 
gegangenen noch ein Mitglied des Korps „Teutonia“ einen 
Nachruf und legte ihm Mütze und Band ins Grab. 


Auf dem Felde der Ehre fürs Vaterland gefallen: Der 

K. K. Untertierarzt d. R. Desider Demeny; stud. med. vet. 
Oswald Horst, Reservekadett des Inf.-Regts. Nr. 8. 

Verwundet: Tierarzt Andreas Palm, Unterveterinär 
der Reserve. 


Wirtschaftsgenossenschaft. 

Am 1. November d. J. tagte die ordentliche General 
Versammlung der Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tier¬ 
ärzte (e. G. m. b. H.) zu Hannover. 

Nach dem Geschäftsbericht für das am 30. September 
abgelaufene Geschäftsjahr 1913/14 ist bis dahin das 2330. 
Mitglied eingetragen worden. Die Zahl der im Berichts¬ 
jahr ausgeschiedenen Mitglieder betrug 39, hiervon 29 durch 
Tod, 5 durch Ausschluß. Der Zugang betrug 243 Kollegen. 

Die von der letzten Generalversammlung beschlossene 
Aufnahme der Bestimmungen über das Sterbegeld in den 
Satzungen ist gerichtlich eingetragen worden. Die Ange¬ 
hörigen aller Mitglieder haben nunmehr satzungsmäßig bei 
dem Ableben des betreffenden Kollegen einen Anspruch 
auf 500 Mark Sterbegeld, von welchem Betrage beim Tode 
innerhalb der ersten 15 Jahre für jedes Jahr 5 Mark bezw. 
entsprechend weniger bei späterem Todesfall in Abzug 
kommen. Im Berichtsjahre sind an Sterbegeldern 94t»o 
Mark verausgabt worden, einige Sterbefälle sind noch nicht 
verrechnet. 



1059 


Die Generalversammlung betrachtete es bei der Ver¬ 
teilung des Gewinns des letzten Jahres als vornehme Pflicht 
der Genossenschaft für die allgemeine Wohlfahrt in dieser 
harten Zeit nach Kräften zu wirken und stiftete für die 
Zwecke des Roten Kreuzes (Zentralstelle) 10 000 Mark. 

Nach angemessenen Rücklagen für die Sterbekasse 
wurde aus dem Gewinn ein Betrag von 45 000 Mark zum 
Zwecke der Linderung von Not zurückgestellt, die der Krieg 
für die deutschen Tierärzte bezw. für deren Angehörige 
bedingt. 

Für die Bezüge der Genossen bei B e n g e n und 
Schreiber im Jahre 1918/14 wurde eine besondere Um¬ 
satzvergütung von 5 % für die Mitglieder bewilligt. Hier¬ 
mit erreichten die Genossen auf die Listenpreise im ganzen 
15 % Rabatt. 

Nach angemessenen Abschreibungen und Rück¬ 
stellungen wurden schließlich für die dividendenberech¬ 
tigten Geschäftsanteile der Genossen 10 % Dividende be¬ 
willigt. Die nach erfolgter Gewinnverteilung von der Ge¬ 
neralversammlung genehmigte Vermögensaufstellung wird 
satzungsgemäß in der Fachpresse veröffentlicht werden. 

Das sehr günstige Ergebnis des letzten Geschäfts¬ 
jahres/welches durch das treue Zusammenhalten der'Kol¬ 
legen erzielt worden ist, dürfte im jetzigen Geschäftsjahr 
infolge des Krieges nicht erreicht werden, weil ein großer 
Teil der Kollegen seiner vaterländischen Ehrenpflicht in 
der Front nachkommt und das Auslandsgeschäft ganz 
stockt. Immerhin geht es aber besser, als es zu Beginn des 
Krieges den Anschein hatte und wir können im Großen und 
Ganzen mit der Geschäftslage zufrieden sein. Die Haupt¬ 
sache, die dauernd unser Aller Denken bewegt, ist der end¬ 
gültige Sieg über alle unsere Feinde. Daneben verschwindet 
alles andere. 

Es lebe der Kaiser und die heilige deutsche Sache! 

Marks- Hannover. 


Bttcherschan. 

Mercks Jahresbericht Ober Neuerungen auf dem Gebiete der Phar- 
mako-Therapie und Pharmazie 1913. 27. Jahrgang. E. Merck, 

chemische Fabrik, Darmstadt 1914. 

Der 601 Druckseiten umfassende 27. Jahresbericht der chemi¬ 
schen Fabrik Merck bringt an der Spitze auf 43 Druckseiten einen 
hochinteressanten Abschnitt über Nuklein und Nukleinsäuren. Der 



1060 


2. Abschnitt handelt über Kontrastmittel bei der Röntgenuntersuchung. 
Der 3. reichhaltige 479 Seiten umfassende Abschnitt behandelt Präpa¬ 
rate und Drogen. Den Schluß des Berichtes bilden ein alphabetisches 
Inhaltsverzeichnis, ein Verzeichnis der Indikationen, das Autoren¬ 
register und das Literaturverzeichnis. 

Der Bericht gibt wieder eingehende Auskunft über Arznei¬ 
mittel, welche sich bislang in der Therapie bewährt haben, dann 
aber und insbesondere über alles Neue, was im Jahre 1913 auf dem Ge¬ 
biete der Pharmakotherapie und Pharmazie erschienen ist. Damit 
ist zum Ausdruck gebracht, daß auch die in der Tierheilkunde neu 
aufgetauchten Medikamente und deren Anwendung volle sachliche 
Besprechung erfahren haben. Als eine sehr zweckmäßige Beigabe 
zum Berichte muß das alphabetische Verzeichnis der Indikationen 
genannt werden. An der Hand derselben vermögen Arzt und Tier¬ 
arzt sich über neue bei dem jeweiligen Krankheitsfälle zu verwen¬ 
dende Arzneimittel rasch zu orientieren. A. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Stabs- und Regimentsveterinär Brose im 
Drag.-Reg. Nr. 20 erhielt das Ritterkreuz 2. Klasse mit Eichenlaub 
und Schwertern des Badischen Ordens vom Zähringer Löwen; Dr. 
Georg Siegert, Veterinär d. R. in der Landw.-Eskadron des Garde- 
Reiter-Reg. erhielt das sächsische Albertskreuz mit Schwertern 2 Kl.; 
das Eiserne Kreuz wurde verliehen: Dr. Albert Blasse, Kreistier¬ 
arzt in Altenkirchen (Rheinprovinz); Dr. Friedr. Kirsten, Stabs¬ 
und Regimentsveterinär im 5. Feld-Art.-Reg. (Landau); Adolf Lösch, 
Oberveterinär d. L. I beim Stab der Res.-Munit -Kol.-Abt. 28 des 
XIV. Res.-Korps; Hermann Nabel, Oberveterinär d. R.; Dr. Sigmund 
Sommer, Veterinär im 10. Feld-Artillerie-Iiegiment. 



JOISORPTOL „SCHÜRHOLZ“ 

Von Autoritäten glänzend begutachtet! 
llbertrifft an Wirksamkeit die bisher ge« 
bränchlichen Scharfsalben! 
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Neueste Literatur: 2‘/s Jahre Josorptol-Thermple, T. K. 

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J. Scliiirholz, chemisch. Laboratorium, Köln a. Rh*. 

Dasselstraße Nr. 69. 



Zu r geil. B eac htung! 


Donnerstag Mittag: 

ZZ Redaktionggclilnß! ” 


Druck von J. Notteswinter, München. Kommissionsverlag: M. Hiegersche 
UniversitAtHbuchhantlluDg. München. Odeonsplat* 2 


(früher: Tierärztliches Wochenblatt niil Wochenschrift für Tierheilkunde nnd Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesansschnsses der tierärzt* 
liehen Kreisvereine .Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 24. November 1914. Nr. 47. 


Inhalt: Originalartikel. Albrecht: Über einige Versuche mit Ilypophysenextrakt 
zur Hervorrufung von Geburtsweben bei Hunden. — Ist das Militär-Dienstein¬ 
kommen des Tierarztes steuerpflichtig? — Referate. Lignieres: Durch Zecken 
übertragene Krankheiten. Walther: Wasserstoffsuperoxyd und seine Präparate in 
der Wundbehandlung. Otto: Muskatnußleber. Lange: Karzinomatose des Dick¬ 
darmes bei einer Kuh. Koch: Über experimentelle Rachitis. Mandler: Uteramin. 
Tierzucht und Tierhaltung. Pferdcausfuhrverbot für Belgien. Futterzucker. 
Entschließung des K. Staatsministeriums d. I. vom 5. August 1914 Nr. 6203 über 
die Erhaltung der männlichen Zuchttiere an die K. Regierungen, Kammern des 
Innern. Gewährung von Mitteln zur Hebung der Tierzucht. — Verschiedenes. 
Landesausschuß der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. Verlustliste. Wirtschafts¬ 
genossenschaft. Personalien. 


Über einige Versuche mit Hypophysen-Extrakt znr 
Hervorrnfnng von Geburtswehen bei Hunden. 

Von Professor Albrecht. 

Im Verlaufe des vorigen Semesters wurden an der 
geburtshilflichen Station der Münchener Tierärztlichen Hoch¬ 
schule mehrere Versuche mit Hypophvsen-Extrakt zur Her¬ 
vorrufung von Wehen bei Hundegeburten hezw. zur Ver¬ 
stärkung von Wehen ausgeführt, über deren Ergebnis hier 
berichtet werden soll. 

Dem Berichte sei Einiges über die Hypophyse, über 
Veränderungen, welche an diesem Organe hei Menschen 
und Tieren während der Gravidität beobachtet werden, 
über Erscheinungen am Körper, welche wahrscheinlich mit 
diesen Veränderungen im Zusammenhänge stehen, u. A. 
vorausgeschickt. 











1062 


Die nachstehenden diesbezüglichen Ausführungen sind 
hauptsächlich der jüngst erschienenen Arbeit von Professor 
Dr. Seitz-Erlangen: „Innere Sekretion und Schwanger¬ 
schaft“ entnommen. 

Schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts haben fran¬ 
zösische Forscher darauf hingewiesen, daß sich die Hypo¬ 
physe während der Gravidität vergrößert und ihre Struktur 
verändert. Erdheim und Stumme (cit. nach Seitz) 
führten Untersuchungen an einem großen Menschenmateriale 
aus und konnten die Beobachtungen der französischen 
Forscher bestätigen. Das gleiche Ergebnis hatten Unter¬ 
suchungen von K o 1 d e - Erlangen an Meerschweinchen und 
Kaninchen, sowie an menschlichen Leichen. 

Die Hypophyse weist während der Schwangerschaft 
eine Zunahme der Größe und des Gewichtes des Vorder¬ 
lappens auf, während der Hinterlappen — die Neurophvse — 
nicht hypertrophiert. 

Die histologische Untersuchung zeigt nach Seitz, 
daß die Vergrößerung des Vorderlappens im Wesentlichen 
durch Vermehrung der Hauptzellen erfolgt, die im Verlaufe 
der Schwangerschaft fort und fort einen größeren Umfang 
annehmen; außerdem erleiden auch die Anordnung und 
Struktur der Zellen eine Veränderung; sie rücken weiter 
auseinander und ordnen sich zum Teil in großen Haufen 
und Strängen an. Einige Zellen weisen deutliche Granula 
und Vacuolen auf. 

Nach der Geburt tritt allmähliche Zurückbildung 
dieser Zellen, von Erdheim „Schwangerschaftszellen“ 
genannt, ein. 

Artifiziell kann durch Entfernung einer anderen Drüse 
mit innerer Sekretion, des Ovars und des Hodens, eine 
Hypertrophie und Hyperplasie der Hypophyse hervor¬ 
gerufen werden. Kolde machte diese Beobachtung an ka¬ 
strierten Meerschweinchen und Kaninchen, Fischer und 
Jutaka (cit. nach Seitz) an kastrierten Frauen. Rößle 1 ) 
berichtet, daß bei jugendlichen Personen schon kurze Zeit 
nach Entfernung der Ovarien eine ausgesprochene Ver¬ 
änderung der Hypophyse stattfindet. Histologisch macht 
sich vor allem ein Überreichtum an eosinophilen Zellen 
bemerkbar; sie werden auch größer und treten an Stellen 
auf, wo man sie sonst nicht findet. Auch die Exstirpation 
der Schilddrüse hat nach Untersuchungen von Stieda u. A. 
(cit. nach Seitz) an Kaninchen eine Vergrößerung der 

') Münchener Mediz. Wochenschrift, Nr. 17, 1913. 



1063 


Hypophyse im Gefolge. Für einen Zusammenhang beider 
Organe spricht nach Ewald und Schnitzler*) auch die 
Tatsache, daß der Nachweis von Jod auch in der Hypophyse 
gelungen ist*). 

Man glaubte früher, der Gehimanhang sei zum Leben 
absolut notwendig, da die Versuchstiere nach Exstirpation 
desselben zu Grunde gingen. In neuerer Zeit ist es jedoch 
gelungen, derart operierte Tiere am Leben zu erhalten. 
As coli und Legani 8 ) haben bei 70 Hunden die Hypo¬ 
physe exstirpiert und die Wirkung der Operation im Ver¬ 
gleiche zu Kontrollieren derselben Würfe beobachtet. Die 
meisten Versuchstiere gingen innerhalb 2—3 Tagen zu 
gründe. An überlebenden, im jugendlichen Alter hypo- 
physektomierten Tieren wurde konstatiert, daß sie ungefähr 
die Größe behielten, welche sie zur Zeit der Operation 
hatten. Die Knochen blieben kleiner und schwächer; die 
Ossifikation und Dentifikation wurden verzögert; die Tiere 
waren träge und es stellte sich in der überwiegenden 
Mehrzahl der Fälle auffallende Fettsucht ein, die sekun¬ 
dären Geschlechtscharaktere entwickelten sich nicht, die 
Genitalien bewahrten ihren kindlichen Charakter; der Uterus, 
die Ovarien bezw. Hoden blieben klein, das Samönepithel 
differenzierte sich nicht, und die Eibildung blieb auf dem 
Standpunkte des Primärfollikels stehen. Der Geschlechts¬ 
trieb bildete sich nicht aus, nie trat Konzeption ein. 

Beim erwachsenen Tiere bewirkt die Operation nach 
Aschner (cit. nach Seitz) nur leichte Degenerations¬ 
erscheinungen an den Ovarialfollikeln und vorübergehende 
Abnahme des Fettes der interstitiellen Eierstocksdrüse. 
Die Veränderungen genügen die Brunst abzuschwächen 
und den Eintritt der Schwangerschaft zu verhindern. 
Weiter beobachtete Aschner, daß bei drei Hunden nach 
Exstirpation der Hypophyse die Gravidität unterbrochen 
wurde. 


*) Cit. nach Ellenberger und Scheunert, Physiologie, 
1910, S. 253. 

*) Vor Kurzem stellte Tierarzt Dr.|Wittek Untersuchungen 
über das Verhalten der Hypophyse bei tragenden Rindern an. Das 
Ergebnis derselben steht mit oben mitgeteilten Beobachtungen bei 
Frauen und bei Tieren nicht im Einklang. W. konnte bei graviden 
Rindern Veränderungen der Hypophyse, wie sie beschrieben, nicht 
konstatieren. Seine Beobachtungen gründen sich auf ein großes 
Material. W. hat insbesondere auch das relative Gewicht berück¬ 
sichtigt. (Inauguraldissertation Wien 1913). 

*) Die Folgen der Exstirpation der Hypophyse, Münchener 
med. Wochenschr. 1912 Nr. 10. 



1064 


In der menschlichen Pathologie herrscht nach S e i t z 
die Ansicht, daß Hypofunktion der Hypophyse Ursache 
der Dysplasia adiposogenitalis, die sich durch starken Fett¬ 
ansatz und Atrophie der Genitalien äußert, sei und daß 
auch gewisse Formen des Zwergwuchses auf Hypofunktion 
zurückzuführen seien. Im Gegensätze hiezu führt Hyper- 
pituarismus nach ziemlich allgemein herrschender Ansicht 
zum Riesenwuchs, zur Akromegalie. 

Poindecker 4 ) fand bei einem Manne, der die 
typischen Zeichen der Akromegalie zeigte, histologische 
Veränderungen der Hypophyse, wie sie Erdheim und 
Stumme als typisch für die Schwangerschaft des Weibes 
beschrieben haben. Die akromophilen Elemente entsprechen 
den sogenannten Schwangerschaftszellen und die adenom¬ 
artigen zirkumskripten Anhäufungen waren mit den von 
Erdheim beschriebenen Gebilden in eine Paralelle zu 
stellen. 

Die Gravidität beeinflußt sicher auch das Knochen¬ 
wachstum. Nach den Untersuchungen von Löschke 
(cit. nach Seitz) ist die sinnfällige Verbreiterung der 
Hüften bei jüngern Schwängern nicht allein durch eine Ver¬ 
dickung der Weichteile und Vermehrung des Fettansatzes 
bedingt, sondern hängt auch mit Vermehrung der Knochen¬ 
masse des Beckens zusammen. Es wurde durch Löschke 
an menschlichen Leichen festgestellt, daß bei jüngern 
Individuen und Erstgebärenden in höherem Grade als bei 
älteren und Mehrgebärenden an den Knochenwachstums¬ 
linien der Articulatio-sacro-iliaca Wucherungen und Wachs¬ 
tumsvorgänge mit Neubildung von Knochen vor sich gehen, 
die mit Verbreiterung der Kapsel eine nicht unerhebliche 
Verbreiterung des Beckens im Gefolge haben. In geringerem 
Grade lassen sich auch Wachstumsvorgänge an den Wachs¬ 
tumslinien der Rippen konstatieren. Sehr bekannt ist 
ferner die bei Graviden eintretende Ablagerung von Knochen¬ 
substanz an der Innenfläche des Schädeldaches. Man nimmt 
als Ursache der Knochenwachstumsvorgänge die spezifische 
Hypertrophie und Hyperplasie der Schwangerschaftszellen an. 

Veränderungen des Umfanges des Beckens etc. werden 
selbstverständlich auch bei jungen Tieren während der 
ersten Trächtigkeit und nach der ersten Geburt beobachtet. 

Schmaltz 5 ) vermutete, die Unterschiede in der 
Beckenform vor der ersten Trächtigkeit und nach der ersten 


*) Wiener klin. Wochen sehr. Nr. 19/13. 

r ‘i Schmaltz, das Geschlechtsleben der Haustiere 1912 S. 399. 



1065 


Geburt könnten infolge der Geburt veranlaßt werden und 
zwar durch Auseinanderd rängen der Symphyse, die syndes- 
motisch und synchondrotisch, daher nachgiebig ist. Nach 
der Geburt könnte die durch die Erweiterung entstandene 
Lücke in der Symphyse durch Knochen masse ausgefüllt 
werden; in zweiter Linie könnte dann in Betracht kommen 
Empordrängen des Kreuzbeins durch Verschiebung der 
Gelenkflächen des Kreuzdarmbeingelenkes, was ebenfalls 
wegen des der Synchondrose sich nähernden Charakters 
möglich erscheine. 

Die hier angeführten Deduktionen von Schmaltz 
müssen als zutreffend erachtet werden und es ist daran 
zu denken, daß außer Knochenwachstumssteigerung des 
Beckens im Sinne von Löschke auch die von Schmaltz 
vermutete Art der Erweiterung des Beckens während der 
Geburt die besprochenen Unterschiede zwischen dem jung¬ 
fräulichen und dem Becken während der ersten Schwanger¬ 
schaft und bezw. nach der ersten Geburt mitbedingt. 

Nach Erd heim und Stumme kann die bei der 
Schwangerschaft auftretende Hypertrophie des Vorder¬ 
lappens der Hypophyse so bedeutend sein, daß ihr Umfang 
das Dreifache des ursprünglichen Volumens beträgt. Trotz¬ 
dem entstehen fast nie Druckerscheinüngen auf die um¬ 
gebende Gehirnsubstanz und das Chiasma. 

Seitz (C. und S. 168) teilt mit, daß er in einem Falle 
von Osteomalacie eine über das Dreifache des Normalen 
gesteigerte Vergrößerung der Hypophyse festgestellt habe, 
so daß die Hypophyse bei der Autopsie ganz aus dem. 
Türkensattel herausquoll, trotzdem waren Gehirnsymptome 
nicht eingetreten. 

Ausnahmsweise scheint aber doch die Schwellung der 
Hypophyse so bedeutend zu werden, daß durch sie ein 
Druck auf die umgebende Gehirnsubstanz und das Chiasma 
ausgeübt wird. So deutet wenigstens Reuß (zitiert nach 
Seitz) einen Fall bei einer Mehrgebärenden. Bei dieser 
trat während den letzten vier Schwangerschaftsmonaten 
regelmäßig eine bitemporale Hemianopsie ein, die jedesmal 
nach der Geburt wieder zurückging. Da eine Sektion nicht 
vorliegt, ist nicht zu sagen, ob die Deutung richtig ist. 

Man ist der Meinung, daß mit Veränderungen der 
Hypophyse auch die bei der Schwangerschaft auftretenden 
Akroparaesthesien im Zusammenhänge stehen. Dieser 
Zustand äußert sich dadurch, daß sich meist in den letzten 
Monaten der Gravidität an den Fingern und Händen das 
Gefühl von Pelzigsein und Kribbeln einstellt. Die Haut 



1066 


der Finger ist leicht gerötet, derb und hart; außerdem sind 
die Finger verdickt. Die Störungen gehen regelmäßig nach 
der Geburt spontan zurück. Selbstverständlich könnten 
hier auch andere Ursachen in Betracht kommen. Die An¬ 
schauung, es spiele die Hypophyse die Hauptrolle, basiert 
sich hauptsächlich auf die Verdickung der Finger, also auf 
ein Symptom der Akromegalie. Von örtlicher Akromegalie 
während der Gravidität, die man auf Veränderungen der 
Hypophyse zu schreiben geneigt ist, werden außer Ver¬ 
größerung der Finger Vergrößerung der Nase und des 
Kinns angeführt. Über einen besonders ausgeprägten Fall 
von lokaler Akromegalie berichtet Marek (zit. nach S e i t z): 

Eine Erstgebärende bemerkte im 8. Schwangerschafts¬ 
monate, daß ihre Kleidungsstücke, Handschuhe, Schuhe 
usw. zu enge wurden. Die Verdickung der Finger war so 
bedeutend, daß sie sich die Ringe durchschneiden lassen 
mußte. Lippen und Nase wurden dicker und größer. Der 
Unterkiefer ragte über den Oberkiefer vor; auch die Zähne 
waren verdickt. Nach der Geburt traten diese Symptome 
spontan zurück. 

Aus zeitlichem Zusammentreffen derartiger Fälle mit 
dem die Hypophyse treffenden Wachtumsimpulse wird von 
verschiedenen Seiten geschlossen, daß dieser auch zu einem 
blastomatösen Wachstum ausarten könne. Ob diese aetio- 
logische Auffassung zutrifft, muß die Zukunft lehren. 

Am Hinterlappen der Hypophyse, der sogenannten 
Neurophyse konnten bis jetzt in der Schwangerschaft keine 
morphologischen Veränderungen konstatiert werden. Diese 
Tatsache muß besonders deswegen als höchst befremdend 
erachtet werden, weil gerade die Extrakte des Hinterlappen- 
Pituitrins (Parke und Davis) Pituglandol (Hoffmann la Roche- 
Kreuznach) wie eine große Zahl von Beobachtungen und 
Versuchen lehren, Wehen usw. hervorzubringen vermögen. 

Pituitrin wird aus dem Hinterlappen der Hypophyse 
nicht trächtiger Tiere hergestellt. Man benötigt 0,1 g Drüse 
zur Gewinnung von 1 ccm des Extraktes. 

Außer dem [Einfluß auf den Uterus entfaltet dasselbe 
auch eine Steigerung der Erregbarkeit der glatten Musku¬ 
latur anderer Organe, namentlich der Blase. Ferner bewirkt 
es Erhöhung des Blutdruckes, ähnlich dem Adrenalin, eine 
Verstärkung und Verlangsamung der Herztätigkeit und Ver¬ 
mehrung der Harnmenge. Ob das Extrakt der Hypophyse 
gravider Tiere nicht eine bedeutendere Wirkung ausübt, als 
dasjenige nichtträchtiger, ist zur Stunde noch nicht bekannt. 



1067 


Der wirksame Bestandteil des Pitruitins soll ein Stoff 
aus der Aminogruppe sein, der dem aus dem Histin durch 
Bakterienwirkung gewonnenen jS-Jmidazolylaethylamin, das 
auch im Mutterkorn enthalten ist, nahe steht. 

Seitz faßt das vorstehend im Auszuge über die 
biologischen und physiologischen Verhältnisse der Hypophyse 
Mitgeteilte in folgende Sätze zusammen: 

1. Der Vorderlappen der Hypophyse erfährt während 
der Gravidität regelmäßig eine sehr beträchtliche Hyper¬ 
trophie, die hauptsächlich durch Vermehrung und Ver¬ 
größerung der Hauptzellen bedingt ist. 

2. Die Entfernung der Hypophyse beim wachsenden 
Tiere hat außer anderen Erscheinungen (allgemeiner Wachs¬ 
tumsstillstand usw.) einen Stillstand des Wachstums der 
Genitalien, beim erwachsenen Tiere wenigstens eine Schädi¬ 
gung der Ovarien im Gefolge. 

3. Die Hypertrophie des Vorderlappens in der Schwan¬ 
gerschaft ist wahrscheinlich die Ursache des gesteigerten 
Wachstums des Beckens und vielleicht der Vergrößerung 
des schwangeren Uterus. 

4. Ein ungewöhnlich starkes Wachstum der Hypophyse 
in der Schwangerschaft kann Veranlassung zu bestimmten 
zerebralen Erscheinungen geben. 

5. Es kommen in der Gravidität gelegentlich akrome¬ 
galieähnliche Symptome mit Vergrößerung der Füße und 
Hände, oder typische Akromegalie vor, die durch die 
Schwangerschaft als solche verursacht sind. 

6. Am Hinterlappen der Hypophyse sind bisher in 
der Schwangerschaft keine Vergrößerungen, keine Ver¬ 
änderungen festgestellt worden. 

7. Das aus dem Hinterlappen der Hypophyse ge¬ 

wonnene Pituitrin vermag vorhandene Wehen in regel¬ 
mäßiger Weise zu verstärken. (Fortsetzung folgt.) 


Ist das Militär-Diensteinkommen des Tierarztes 
steuerpflichtig ? 

Von Dr. jur. W. Stein. 

Eine große Anzahl Tierärzte ist während des Krieges 
von der Militärbehörde übernommen worden. Da vielfach 
Unklarheit darüber herrscht, ob der Sold, den sie während 
ihrer Dienstleistung beziehen, der Versteuerung unterliegt, 
sind einige auf klärende Worte hierüber sicher am Platze. 



1068 


Der Sold ist nicht steuerpflichtig. Vor mir liegt das 
Preußische Einkommensteuergesetz und das Sächsische Ein¬ 
kommensteuergesetz. Beide enthalten klare Bestimmungen 
über die angeschnittene Frage. Es ist auch mit Sicherheit 
anzunehmen, daß sich die gleichen Bestimmungen in den 
Steuergesetzen der übrigen Bundesstaaten befinden. 

Das Preußische Einkommensteuergesetz bestimmt in 
§ 5 Ziffer 3: Von der Besteuerung ist ausgeschlossen das 
Militär-Einkommen aller Angehörigen des aktiven Heeres 
und der aktiven Marine während der Zugehörigkeit zu 
einem in Kriegsformation befindlichen Truppenteil. Zu 
diesen Personen gehören selbstverständlich auch die einbe- 
rufenen Tierärzte. 

Noch deutlicher ist die Steuerfreiheit derselben im 
Sächsischen Einkommensteuergesetz ausgesprochen. Hier 
heißt es in § 6 Ziffer 4: Von der Einkommensteuer befreit 
sind Offiziere, Ärzte und Beamte des Heeres und der Ma¬ 
rine für die Zeit, während welcher sie mobil gemacht sind 
oder zur immobilen Fuß-Artillerie, zu Ersatz-Abteilungen 
mobiler Truppen oder zur Besetzung im Kriegszustände be¬ 
findlicher Festungen gehören, hinsichtlich ihres Militär- 
Einkommens. 

Kann demnach die Steuerfreiheit des Militär-Ein¬ 
kommens der Tierärzte keinem Zweifel unterliegen, so ist 
die Frage praktisch wichtig, wie sich der Tierarzt nunmehr 
einzuschätzen hat. In der überwältigenden Mehrheit der 
Fälle wird der bei den Fahnen stehende Tierarzt seine Zivil¬ 
praxis nicht ausüben können. Jedes Einkommen aus der¬ 
selben während des Krieges fällt daher fort. Daraus ergibt 
sich nun aber keine Steuerfreiheit etwa für ein halbes oder 
ein ganzes Jahr. Der Einschätzung wird bekanntlich der 
Durchschnitt der letzten drei Jahre zugrunde gelegt. Für 
die Steuererklärung für das Jahr 1915 muß der Tierarzt 
also den Jahresverdienst der Jahre 1912 bis 1914 angeben. 
Jedes Jahr muß als Steuerperiode 12 Monate umfassen. 
Hat der Tierarzt aus seiner Praxis während eines Jahres 
kein Einkommen, so empfiehlt es sieh für ihn, sich nicht 
darauf zu beschränken, diese Rubrik der Steuererklärung 
nicht auszufüllen, sondern behufs Vermeidung irgend 
welcher Rückfrage den Vermerk hinzuzufügen: „Meinen 
Lebensunterhalt bestreite ich aus meinem Militärdienst¬ 
einkomnien.“ 

Endlich sei noch auf einen Punkt aufmerksam ge¬ 
macht. Wir alle wissen, daß die Steuerbehörde die einzelne 
Person zwar ohne Ansehen von Rang und Stand behandelt. 



1069 


indessen nur zu leicht geneigt ist, die wirtschaftlichen 
Verhältnisse der Tierärzte zu überschätzen. Im Frieden 
ist es bekanntlich mit vielen Scherereien und mannigfachen 
Schreibereien verknüpft, einer zu hohen Veranlagung zu 
entgehen oder gar bereits bezahlte Steuern zurückzu¬ 
erhalten. Anders während des Krieges. Mancher im Felde 
stehende Tierarzt wird gar nicht in der Lage sein, sich jetzt 
um seine Steuerangelegenheiten zu kümmern. Erfolgt seine 
Einschätzung nun zwar auch wie gewöhnlich, so darf er 
doch ohne Sorge sein, daß er etwa die Reklamationsfrist, 
versäumt. Die Rückzahlung zu Unrecht erhobener Steuern 
erfolgt nämlich von Amtswegen und ist nicht von recht¬ 
zeitiger Anfechtung der Veranlagung durch die ordent¬ 
lichen Rechtsmittel abhängig zu machen. 


Referate. 

Prof. J. Lignieres: Durch Zecken übertragene 
Krankheiten. (Bericht zum X. internationalen tierärztl. 
Kongreß in London in der Österreich. Wochenschrift für 
Tierheilkunde, Kr. 40, 1914.) 

Bei Rindern, die vom Texasfieber befallen wurden, 
hat man seither 3 verschiedene Parasiten gefunden: 1. Piro- 
plasma bigeminum, 2. Piroplasma argentinum, 3. Anaplasma 
argentinum. 

Jedes von ihnen verursacht eine besondere Erkran¬ 
kung, wie wohl erkrankte Tiere oft alle drei Parasiten be¬ 
herbergen. 

Das Piroplasma bigeminum ist in den roten Blut¬ 
körperchen nachweisbar, sobald Fieber einsetzt. Die be¬ 
fallenen roten Blutkörperchen gehen massenhaft zugrunde, 
der Harn nimmt häufig eine rote Farbe au. 

Bei Piroplasma argentinum besteht mehrere Tage 
sehr hohes Fieber, zu welcher Zeit man den Parasiten in 
den Blutkörperchen sehr selten findet. Der Harn ist in den 
weitaus meisten Fällen nicht rot gefärbt. 

Die Inkubation der Anaplasmose dauert sehr lange, 
20—30 Tage und darüber. Die Erkrankung ist bösartiger 
als die Piroplasmose. Gegen Ende der Krisis lassen sich die 
Anaplasmen überall im Blute nach weisen, oft sind 45 c /c 
der Blutkörperchen von ihnen befallen. Der Harn ist trotz 
des Zerfalls der zahlreichen roten Blutkörperchen nicht 
oder sehr selten rot gefärbt. 



1070 


Die Infektion mit P. bigeminum und argentinum 
vermitteln die Larven von Margaropus microplus oder Boo- 
philus annulatus. Die Anaplasmose wird auf diese Weise 
sehr selten übertragen; als Vermittler gilt vielmehr eine 
Zecke von der Gattung Amblyomma. Bei der Anaplasmose 
besteht meist Mischinfektion, doch wurde auch reine Ana¬ 
plasmose angetroffen bei Bindern, welche auschließlich von 
Amblyomma befallen waren. 

Bei Anaplasmose bedürfen die Tiere vollkommenster 
Bube. Man schützt sie vor Einwirkung der Sonnenstrahlen 
und reicht ihnen leicht verdauliches Futter in kleinen Ba- 
tionen. Während der Fieberperiode ist die subkutane An¬ 
wendung von Fiebermitteln angezeigt, in der Bekonvaleszenz 
A rsen-Eisenpräparate. 

Das Trypanblau, welches gegen P. bigeminum sehr 
wirksam ist, wirkt gegen P. argentinum und Anaplasma 
wenig oder gar nicht. Bei letzterer Erkrankung sind die 
Zecken durch Arsenbäder abzutöten. 

Prophylaktisch muß darauf geachtet werden, daß kein 
mit Zecken besetztes Bind in ein zeckenfreies Gebiet 
kommt. 

Während gegen Piroplasmose die Tiere einer Schutz¬ 
impfung unterzogen werden können, ist gegen Anaplasmose 
noch ein geeignetes Impfverfahren zu erfinden. 

Ohler. 


Prof. Dr. Walther- Gießen: Wasserstoffsuperoxyd 
und seine Präparate in der Wundbehandlung. (Münch. 
Medizin. Wochenschrift, Nr. 44, 1914.) 

Verf. erklärt als wesentlichen Fortschritt, daß man 
bei der Wundbehandlung von der übertriebenen Antisepsis 
abgekommen sei; wenn auch antiseptische Mittel nicht 
ganz ausgeschaltet werden können, so seien doch die un¬ 
nützen Irrigationen der Wunde mit giftigen, leicht resor¬ 
bierbaren Mitteln — von Karbolsäure, die wohl nirgends 
mehr genannt werde, gar nicht zu reden — zu vermeiden: 
auch Sublimatlösungen sollten ferngehalten oder nur mit 
starker Verdünnung gebraucht werden. 

Für die Irrigationen breiter Wundflächen hat Wal - 
t h e r Phobrol - Boche (= Chlormetakresol) als vortreff¬ 
lich wirkendes Antiseptikum in der Stärke von 5 ccm auf 
1 Liter Wasser schätzen gelernt. Als vorzügliches Mittel 
empfiehlt er aber das offizinelle Hydrogenium peroxydatum. 
Das Mittel ist ungiftig und reizt die Wunde nicht. Dabei 



1071 


bietet es den Vorteil, daß es das schädliche Auswischen der 
Wunde durch seine schäumende, also mechanische Wirkung 
entbehrlich macht. Es vollzieht sich ganz spontan eine me¬ 
chanische Reinigung der Wunde, indem selbst beim Auf¬ 
gießen wässeriger Lösungen, einer Lösung von 1H 2 0 2 auf 
10—15 Teile Wasser Aufschäumen entsteht. Hiedurch wer¬ 
den Gerinnsel, nekrotische und andere Teile schonend ent¬ 
fernt. Die schäumende Wirkung entsteht dadurch, daß bei 
Berührung der Wundfläche mit dem Wasserstoffsuperoxyd 
Abspaltung von O in statu nascendi statthat, ein Vorgang, 
welcher, wie schon von Bruns Jiervorgehoben wurde, 
zweifellos einen stimulierenden Einfluß auf die Gewebe aus¬ 
übt und ihre Reaktion stärkt. Mit der mechanischen Wir¬ 
kung verbindet sich, wie von Bruns, Honseil und 
D e c i u s dargetan, noch eine antiseptische und, was be¬ 
sonders für jauchende Weichteilverletzungen in Betracht 
kommt, desodorisierende Wirkung. Von anderer Seite wird 
auch eine hämostyptische Wirkung des Mittels betont. 

W. benützt in der.Regel das reine, angeblich 3 %ige 
Wasserstoff - Superoxyd. Nach seinen Wahrnehmungen 
schwankt mitunter der Gehalt von 0,8—2 %. Aber auch 
bei Anwendung des Mittels von geringerem Gehalte und 
selbst bei Benützung verdünnter Lösung, z. B. 1 Teil 
Wasserstoffsuperoxyd und 2 Teile Borsäurelösung, erfolgte 
intensive Reinigung der Wunde ohne Reizung derselben 
und der Umgebung. Im übrigen wird die Wunde, falls die 
Umgebung derselben vorher gereinigt worden (Rasieren, 
Reinigen mit Benzin oder Alkohol, Bestreichen mit Jod¬ 
tinktur), weiter aseptisch behandelt: Verband lediglich 
mit aseptischer Gaze. Wechsel des Verbandes je nach dem 
Einzelnfalle in einigen Tagen. Feuchter Verband nur aus¬ 
nahmsweise und zwar mit Wasserstoffsuperoxyd-Borsäure¬ 
lösung 1: 2 bei entzündlicher Infiltration des umgebenden 
Gewebes. 

Sehr erwünscht war dem Verf., als er vor kurzem ein 
Präparat mit Wasserstoffsuperoxyd in fester Form erhalten 
konnte. In dieser Form liefert die Firma Bayer & Co. 
Wasserstoffsuperoxyd in einem „Ortizon“ genannten Prä¬ 
parate. Dieses etwa 30 %ige Präparat — ähnlich dem Per- 
hydrit Merck, eine Verbindung von Wasserstoffsuperoxyd 
mit Carbamid (Harnstoff) ist in Wasser leicht löslich. Es 
werden 5 g granuliertes Ortizon in 3 Eßlöffel voll möglichst 
heißem Wasser gelöst.. Mittels der Lösung kann die be¬ 
schriebene schäumende, mechanische, reizlose Reinigung der 
Wunde vollkommen erzielt werden. 



1072 


Bezüglich, der Trockenbehandlung von Wunden, die 
sich in beginnender Granulation befinden, empfiehlt Verf. 
schließlich als vorzüglich reinigendes und desinfizierendes 
Mittel Zink-Perhydrol Merck. Y erfahren: Auf streuen 
ganz geringer Mengen, Auflegen von sterilem MuH. Die 
adstringierende Wirkung des Zinksuperoxyds und diejenige 
des H 2 0 2 befördern die Wundheilung in hohem Maße. 
Gerade H 2 0 2 in fester Form ergibt durch die Katalyse eine 
intensive O-Entwicklung. Das Zinkperhydrol hat noch eine 
nicht zu unterschätzende anästhesierende und hämostatische 
Wirkung. Es verursacht im Gegensätze zu anderen Anti- 
septicis keine Gerinnung des Gewebseiweißes, bedingt Leu¬ 
kozytose und begünstigt somit die Phagozytose. Das Prä¬ 
parat ist absolut reizlos, ungiftig und haltbar. 

Verf. ist der Überzeugung, daß H 2 0 2 die für Wunden 
nicht ganz einwandfreie essigsaure Tonerde, welche sich in 
einigen Tagen zersetzen kann, verdrängen wird. Die Ton¬ 
erdelösung leistet zu Umschlägen bei Entzündungen ohne 
Wunden sehr gute Dienste. Die Verwendung derselben bei 
offenen Wunden ist aber nach W. nicht zu empfehlen. 


Veterinärrat Dr. O 11 o - Dresden : Muskatnußleber. 
(Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen 
für das Jahr 1913.) 

Otto beobachtete folgenden Fall: Ein Handelspferd 
erkrankte einige Tage nach der Ankunft unter den Er¬ 
scheinungen hochgradiger Herzschwäche und verendete 
bald. Bei der Sektion fand man die Leber außergewöhnlich 
groß; sie hatte ein Gewicht von 78 Pfund. Die- nähere 
Untersuchung ergab, daß eine sogenannte Muskatnußleber 
vorlag, deren Entstehung anscheinend mit einer vorhan¬ 
denen Herzerweiterung in Beziehung stand. 


Dr. Lange-F reiberg: Karzinomatose des Dickdarms 
bei einer Kuh. (Jahresbericht über das Veterinärwesen in 
Sachsen pro 1913.) 

Lange stellte bei einer Kuh, die zwei Tage nach 
sehr schwerer Geburt verendet war, Karzinoinatose des 
Dickdarmes fest. Das Tier hatte beim Besitzer fünf Male 
gekalbt. Die Geburten gingen schwer von statten. Jedes¬ 
mal mußte starker Zug angewandt werden. Nach dem vor¬ 
letzten Kalben war die Kuh wiederholt von jüngeren Bul¬ 
len, die den Deckakt nicht zur Ausführung bringen konnten. 



1073 


erfolglos besprungen worden. Später wurde das Tier durch 
den Sprung eines 314 jährigen Bullen wieder tragend. Beim 
letzten Kalben zeigte sich, daß die Geburtswege zu eng 
waren und es konnte das Kalb nur durch sehr starken Zug 
entwickelt werden. 

Bei der Sektion nun fand sich die Beckenhöhle nahezu 
vollständig mit Krebstumoren des Dickdarmes angefüllt; 
sie setzten sich etwa 40 cm weit als eine große zusammen¬ 
hängende Masse in die Bauchhöhle fort. Mehrere Karzi¬ 
nome waren teilweise vom Darm abgetrennt und hatten zu 
innerer Verblutung geführt. 


Joseph Koch: Über experimentelle Rachitis. (Re- 
ferat im Zentralblatt für Bakteriologie etc., Nr. 20, 1914.) 

Untersuchungen an jungen Hunden ergaben, daß In¬ 
halationen der Tiere mit Streptococcus longus Erkran¬ 
kungen des Knochensystemes zur Folge haben können, die 
denjenigen der Rachitis vollkommen analog sind. Aus den 
Versuchen geht hervor, daß dabei die Domestikation der 
Tiere eine begünstigende Wirkung auf die Entstehung der 
Knochen Veränderungen ausübt. Auch Misch- und Sekunda 1 - 
infektionen können im gleichen Sinne wirksam sein. 


Dr. M a n d 1 e r - Wien: Uteramin. (Münch. Mediz. 
Wochenschrift, Nr. 44, 1914.) 

Uteramin - Zyma stellt das salzsaure Salz des Para- 
oxyphenvläthylamins, eines Hauptvertreters der wirksamen 
Substanzen des Mutterkornes dar. Es erweist sich nach M. 
in der human-gynäkologischen Praxis als sehr brauchbares 
Styptikum. Den anderen Secalepräparaten gegenüber hat 
es den Vorzug, daß es eine wasserhelle durchsichtige Lö¬ 
sung bildet und vollkommen ungiftig ist. Außerdem er¬ 
weist es sich für die Injektionsstelle vollständig reizlos. 

A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Pferdeausfuhrverbot für Belgien. 

Das Gouvernement von Belgien hat die Ausfuhr bel¬ 
gischer Pferde auch über Holland oder Luxemburg ver¬ 
boten. Zuwiderhandelnde setzen sich der Bestrafung und 
der Beschlagnahme der Pferde aus. 



1074 


Putterzucker. 

ökonomierat Dr. Lothar Meyer bespricht in 
Nr. 82 der „Illustr. landwirtschaftl. Zeitung“ die infolge 
verminderter Zuckerausfuhr gegebene Überproduktion von 
Zucker in Deutschland und erörtert die Frage, unter wel¬ 
chen Voraussetzungen und in welchem Umfange Zucker 
als Mitfuttermittel zur Produktion des unserem Volke un¬ 
entbehrlich gewordenen Schweinefleisches heranzuziehen 
sei. Diese Frage hat ihre große Bedeutung besonders mit 
Rücksicht auf die Tatsache, daß für diesen Winter die vor¬ 
wiegend als Schweinefuttermittel dienenden 3 Millionen 
Tonnen russischer Futtergerste fehlen. 

Was die futtertechnische Seite anbelangt, so wurden 
bereits zu Anfang dieses Jahrhunderts, als der Zucker auf 
dem Weltmärkte einen unerhört niedrigen Preis auf wies. 
Versuche angestellt, um die Einführung nicht unerheblicher 
Mengen von Futterzucker in die Schweinefutterration zu 
erproben. Diese Versuche, speziell die auf der Versuchs¬ 
wirtschaft Lauchstedt angestellten, ergaben bei den nied¬ 
rigen Zuckerpreisen rechnerisch günstige Resultate. 

Nach dem Verf. erscheint es ganz ausgeschlossen, daß 
unsere diesjährige Zuckerproduktion innerhalb des Reiches 
und außerhalb desselben in der beschränkten Zahl der¬ 
jenigen neutralen Länder, die für unsern Zucker aufnahme¬ 
fähig sind, untergebracht werden könne. Es muß daher, so 
erklärt Meyer, überall im ganzen Lande und von allen 
berufenen Stellen aus darauf hingearbeitet werden, daß 
dem Zucker in der Schweinefutterration die ihm gebührende 
Rolle zugeteilt wird. Im weiteren sagt Verf.: 

„Auf die Denaturierung mit unnützen Ballaststoffen, 
wie z. B. Holzkohle, sollte überhaupt nicht zurückgegriffen 
werden, sondern nur nützliche, eiweißreiche Stoffe zuge¬ 
setzt werden. In erster Linie müßte zu diesem Zwecke der 
Staat Hand auf die vorhandenen Vorräte von Fisch- und 
Fleischmehl legen, von denen 10—20 % zugesetzt werden 
könnten, wodurch einerseits sicher der Benutzung zur 
menschlichen Ernährung vorgebeugt würde, andererseits 
keine unnötigen Kosten entstünden, denn die Vermischung 
müßte schließlich doch auf dem Speicher des einzelnen 
Schweinemästers vorgenommen werden. Will und muß man 
von Staatswegen kapitalschwachen Fabriken entgegen- 
kommen, so bedürfte es noch der Errichtung großer steuer¬ 
freier Lager, auf denen ein gutes Teil denaturiert zur 
prompten Abgabe an die von Monat zu Monat ihre Nach- 



1075 


frage steigernde Landwirtschaft bereit gehalten werden 
müßte, während das übrige je nach Bedarf auch später ver¬ 
steuert zur menschlichen Ernährung herausgegeben werden 
könnte. Es bedürfte dann bloß noch der Lombardierung 
dieser Lager durch die Darlehenskassen oder andere öffent¬ 
liche Institute, um dem enormen Geldbedürfnis der Fab¬ 
riken während der Kampagne Genüge zu leisten. Die Be¬ 
lehnung könnte eine erhebliche Höhe ersteigen, denn es ist 
ganz ausgeschlossen, daß die Futtermittelnot, wie sie uns 
das erste Quartal des neuen Jahres unter allen Umständen 
bringen muß, niedrige Preise für Futterzucker zuläßt.“ 


Entschließung des K. Staatsministeriums des Innern vom 
5. August 1914 Nr. 6203 über die Erhaltung der männlichen 
Zuchttiere an die K. Regierungen, Kammern des Innern. 

(Vorschriften für das Veterinärwesen in Bayern, Nrn. 10 

und 11, 1914.) 

Durch Einberufung zahlreicher Bullen- und Eber¬ 
halter zum Militärdienst besteht Gefahr, daß viele männ¬ 
liche Zuchttiere abgeschafft werden, ohne daß für Ersatz 
gesorgt wird. Hierdurch würde die Viehzucht und damit 
die Fleischversorgung schwer geschädigt werden. Die Kgl. 
Regierungen, Kammern des Innern, werden daher ange¬ 
wiesen, die beteiligten Stellen und Fachberater zu beauf¬ 
tragen, in den Gemeinden mit vollem Nachdruck eine Unter¬ 
brechung des Zuchtbetriebes hintanzuhalten und nament¬ 
lich auf die Erhaltung der männlichen Zuchttiere hinzu- 
wirken. Besonderes Augenmerk ist der Hebung der 
Schweinezucht zuzuwenden. 


Gewährung von Mitteln zur Hebung der Tierzucht. 

Der Landrat von Schwaben und Neuburg hat zur 
Hebung der Tierzucht folgende Zuschüsse gewährt: 

3000 Mark zur Prämiierung von Privatbeschälern im 
Kreise Schwaben, 

2000 Mark an die Allgäuer Herdebuch-Ges^llschaft, 

1000 Mark für bedürftige Gemeinden zur Bullenbeschaf¬ 
fung und 

3000 Mark zur Förderung der Schweinezucht und -mast. 

A. 




1076 


Verschiedenes. 

Landesausschuß der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. 

Betreff: Kriegsfürsorge für die bayerischen 

Tierärzte. 

Das Ergebnis der bisher gepflogenen Erhebungen und 
Beratungen zwingt den Landesausschuß eine durch die 
Kriegszeit gesteigerte Notlage in den Kreisen der bayerischen 
Tierärzte anzuerkennen. Um eine Minderung nach Mög¬ 
lichkeit zu erreichen, fühlt sich der Landesausschuß ver¬ 
pflichtet, die Durchführung der nachstehenden Aufgaben 
zu übernehmen. 

1. Der Landesausschuß übernimmt ohne Kosten¬ 
berechnung für die Beteiligten die Vermittlung tierärztlicher 
Stellen und Vertretungen. Alle Tierärzte, die in Arbeits¬ 
gebieten und Stellungen ohne genügende Beschäftigung 
und ohne ausreichende Entlohnung oder Einnahme sind, 
sind ersucht, ihre Änderungsangebote für standesgemäß 
ausreichende Stellungen an die Kriegsfürsorgestelle zu über¬ 
mitteln. Zur Zeit stehen Vertretungen zur Verfügung mit 
einer Monatsentlohnung bis zu JH 300.—. 

2. Der Landesausschuß verpflichtet alle bayerischen 
Tierärzte, die Familienvorstände sind, zum Beitritt, zum 
Unterstützungsverein für die Hinterbliebenen bayerischer 
Tierärzte. Der im Jahre 1857 begründete und im Jahre 
1880 mit staatlicher Unterstützung in Tätigkeit getretene 
Unterstützungsverein besitzt ein Barvermögen von rund 
JH 1.000.000.— und darf als der bestausgebaute Unter¬ 
stützungsverein aller deutschen Vereine bezeichnet werden. 
Jeder bayerische Tierarzt trägt die Verantwortung für die 
eigene wirtschaftliche Lage und die seiner Familie und soll 
daher nicht zögern, von dieser Wohlfahrtseinrichtung um 
gehend Gebrauch zu machen. 

3. Der Landesausschuß wird weiterhin dafür sorgen, 
daß die beruflich erforderlichen Hilfsmittel ohne Barbe¬ 
zahlung oder Nachnahme durch die Anlieferer zu erhalten 
sind und daß die üblichen Zahlungsfristen eingeräumt und 
beibehalten werden. Alle bekannten größeren Anlieferer 
räumen ihren älteren Kunden die bisherigen Vergünstigungen 
wieder ein. Gleichzeitig ist der Landesausschuß bestrebt, 
übertriebene Preisaufschläge auf die tierärztlichen Hilfs¬ 
mittel, Instrumente, Arzneimittel, Impfstoffe usw. zurück¬ 
zuweisen. Die Aufschläge für Reparaturen usw. sind von 
den beteiligten Firmen für fernere Lieferungen eingestellt. 



1077 


4. Der Landesausschuß ist bestrebt, den weniger be¬ 
mittelten Kollegen Darlehen mit geringer Verzinsung zu 
gewähren, um die Möglichkeit zu geben, dringende Ver¬ 
pflichtungen erledigen zu können. Die für diese Zwecke 
notwendigen Mittel sollen durch freiwillige Beiträge der 
bayerischen Tierärzte und deren Freunde aufgebracht werden 
und zwar durch die Einbezahlung unverzinslicher Darlehen, 
die in mindestens 3 Jahren zurückzubezahlen sind. Zah¬ 
lungsstelle ist Dr. Schmitt-Wolfratshausen und soll jede 
Einzahlung durch Postscheck auf das Konto Nr. 3355 bei 
dem Postscheckamt in München erfolgen. Dr. Schmitt 
haftet für die eingezahlten Beträge mit seinem Gesamtver¬ 
mögen bis zur anderweitigen vertraglichen Vereinbarung. 
Darlehensuchende bayerische Tierärzte müssen ihr Gesuch 
mit Belegen an die Kriegsfürsorgestelle einreichen und be¬ 
dürfen zur Sicherstellung des Gesuches der Bürgschaft von 
zwei Kollegen. Voraussetzung für Darlehensgewährungen 
ist die Mitgliedschaft bei einem Kreisvereine und bei Tier¬ 
ärzten mit der Eigenschaft eines Familienvorstandes, die 
Mitgliedschaft bei dem Unterstützungsverein für die Hinter¬ 
bliebenen bayerischer Tierärzte. 

5. Der Landesausschuß gewährt in besonders gelagerten 
Fällen Zuschüsse ohne Rückerstattung. 

Im Sinne der Beschlüsse der Beratung des Vorstandes 
des Landesausschusses vom 1. November 1914 ergeht an 
alle bayerischen Tierärzte die Bitte, dem Landesausschuß 
hinreichende Mittel zur Verfügung stellen zu wollen, um 
die oben angeführten Aufgaben erledigen zu können. Die 
beiliegenden Zahlkarten können zur kostenlosen Einzahlung 
von Beträgen in unbeschränkter Höhe bei allen Postan¬ 
stalten Verwendung finden. Über die Verwendungsein¬ 
reihung des eingezahlten Betrages, ob Darlehen oder 
Schenkung, möge auf der Rückseite der Zahlkarte die ent¬ 
sprechende Verfügung getroffen werden. 

Weitere Wünsche und Anträge in Sachen Kriegs¬ 
fürsorge mögen unmittelbar an die „Kriegsfürsorgestelle 
Wolfratshausen“ gerichtet werden. 

Dr. Hans Schmitt, Vorsitzender. 



1078 


Auf dem Felde der Ehre fürs Vaterland gefallen: 

August Weisse, Oberveterinär im Feld-Art.-Hegt. Nr. 35; 
Willy Schindler, Unteroffizier d. R. im Feld-Art.-Regt. 
Nr. 54 (stud. med. vet.) 

Schwer verwundet: Dr. Pomayer, Stabsveterinär 
d. R. im 1. bayer. Feld-Art.-Regt. 


Wirtschafts-Genossenschaft. 

Die am 1. November ds. Js. stattgehabte General 
Versammlung der Wirtschaftsgenosseuschaft deutscher Tier¬ 
ärzte e. G. m. b. H. zu Hannover beschloß die Bekanntgabe 
folgender Vermögensaufstellung für den 30. September ds. Js.: 

Besitz.: 

Geschäftsguth. b. d. Proy.-Gen. Kasse 3 750.00 Mk. 

Bankkonto. 207 274.76 „ 

Schuldner i. 1. Rechn. einschl. Beteilig. 1 647 097.85 „ 1 858 122.61 Mk. 

Schulden: 

Geschäftsguthabon der Genossen . 1355 880.00 Mk. 

Reserve. 40 000.00 „ 

Betriebsrücklage. 40000.00 * 

Wohlfahrtsrücklage (Sterbekasse) . 59 607.85 „ 

Stipendienrücklage. 3 000.00 „ 

Kriegsnotrücklage ....... 45000.00 „ 

Gläubiger i. If. Rechnung .... 304 390.47 „ 

Vortrag auf neue Rechnung . . 10 244.29 » 1858122.61 Mk. 


Die Zahl der gerichtlich eingetragenen Genossen be¬ 
trug am 30. September 1914: 2214 mit 26116 Anteilen und 
3 917 400 Mark Haftsamme. Zugang im Geschäftsjahr 
1913/14: 243 Genossen, Abgang 39. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Mit dem Eisernen Kreuz wurden ausge¬ 
zeichnet: Dr. Karl Kiesewetter. Veterinär im Drag.-Reg. Nr. 24: 
Hermann Köhl, Stabsveterinär d. R. im 2. bayer. Fuß-Art.-Reg.: 
Engen Kohle, Oberveterinär d. R. im Fuß-Art.-Reg. Nr. 13; Dr. Emil 
Krüger, Stabsveterinär d. L. im Feld-Art.-Reg. Nr. 31: Dr. Paul 
Senfort, Oberveterinär d. R. im Kür.-Reg. Nr.4; Dr. Job. Peters. 
Stabsveterinär d. R. im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 16; der Miiitär- 
verdienstorden 4. Klasse mit der Krone und Schwertern wurde ver¬ 
lieben dem Stabsveterinär Dr. Back m und , Regimentsveterinär des 
f>. ('hevauleger-Regiments. 









1079 


Beförderung: Der Bezirkstierarzt im Egl. Staatsministerium 
des Innern Dr. Karl Gasteiger wird ab 1. Dezember zum Re¬ 
gierungsrat befördert. 

Veränderungen bei den Veterinäroffizieren: Der Ab¬ 
schied ist bewilligt: dem Stabsveterinär d. R. Friedrich Schub 
(II. München); befördert zu Stabsveterinären: die Ober¬ 
veterinäre Oskar Pröscholdt und Richard Kulow (Hof) und 
Dr. Wilhelm Ernst (II. München) in d. R.; Karl Huß (Landshut); 
Wilhelm Polin er (Aschaffenburg); Dr. Albert Georgi (Hof) und 
Arthur Hüther (Augsburg) in der Landwehr 1. Aufgebots; Christian 
Wirth und Friedrich Eichner (Kempten); Gottlieb Bernhard 
(Gunzenhausen); Friedrich Löhe (Hof) und Dr. Maximilian 
Kreutzer (Weilheim) in der Landwehr des 2. Aufgebots; zu 
Veterinären: die Unterveterinäre Dr. Karl Frese und Mathias 
Rieger(U. München); Alfred Arnold (Kaiserslautern); Dr. Alfons 
Reichert (II. München); Dr. Joseph Werr (Bamberg); Dr. Julius 
Carl (Erlangen); Bruno König, Adalbert Uffinger und Dr. Her¬ 
mann Braun (II. München); Dr. Joseph Schütz (Straubing): Dr. 
Ignaz Stöck 1 (Rosenheim); Dr. Anton Hohenstein (II. München); 
Martin Hempfer (Aschaffenburg); Dr. Joseph Girisch (Wasser¬ 
burg) ; Alfons F o s c h k o (Ansbach); Dr. Sigmund Sommer (Er¬ 
langen); Johann Hueber (II. München); Franz Lönne, Dr. Ernst 
Kattenbeck, Alfred Weißenberger, Albert Burger, Georg 
Völkel und Ludwig Hofmeister in der Reserve: Dr. Johannes 
Schmid (Ansbach) und Georg Knapp (Landshut) in der Land¬ 
wehr 2 Aufgebots: wieder angestellt bei den Veterinär¬ 
offizieren der Landwehr 1. Aufgebots: die Oberveterinäre 
der Landwehr a. D. Johannes Trott (Hof) diesen unter Beförderung 
zum Stabsveterinär und Albert Marggraff (Bayreuth) diesen mit 
Patent vom 18. September 1900; in die Reserve zurückver¬ 
setzt wurde der Oberveterinär der Landwehr 1. Aufgebots Johann 
Hatz old (Bamberg). 


—> Verein Münchener Tierärzte. <==- 

Die 1. Monatsversammlung findet Donnerstag den 26. No¬ 
vember 1914, abends 8'/* Uhr, im „Hotel Union“ (Lesezimmer) statt. 

Tagesordnung: 

Vereinsangelegenheiten und gesellige Unterhaltung. 

Der Ausschuß. 

Verlag von -A-iag-ULSt HirecErwald. in Berlin. 

Soeben erschien: 

Handbuch der vergleichenden Anatomie 
der Haustiere. 

Bearbeitet von 

Prof. W. Ellenberger und Prof. H. Baum. 

Vierzehnte Auflage. 

Mit. 1163 Textfiguren. Gebunden 38 Mk. 


1915. 


gr. 8. 






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gegen 


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Rheinische Serum-Gesellschaft m. b. H., Cöln. 

Telegp.-Adr.: Rheinserum. Fernsprecher B 9056. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser: Bacillol-Patronen nach Dr. Jttterbock 

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mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jttterbock. 


Alleinige Fabrikanten: 


Bacillolwerke Hamburg. 






(früher: Tierärztliches Wochenblatt nnd Wochenschrift für TierheilKnnde nnd Viehzncht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. ftfriiMt, Direktor der veterinär- 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär IIoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Nopitscli, Regierungs- und Veterinärrat boi der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat. Landstallmeister in 

Zweibrücken, sowie des LanileNniiMNclinsses der tierärzt¬ 
lichen Kreittvereine Bayerns. 

65. Jahrg. München, den 1. Dezember 1914. Nr. 48. 


Inhalt: Originalarti kel. Albrecht: über einige Versucht mit Hypophyscnextrakt 
zur Hervorrufung von Geburtswehen bei Hunden (Fortsetzung). — Referate. 
Rudovsky: Über Maul- und Klauenseuche. Rlumenthal: Kurze Bemerkungen 
zur Symptomatologie und Therapie des Tetanus. Göhre: Pyoktaninvergiftung. 
Kowarschik und Keitler: Die Diathermie hei gynäkologischen Krkrnnkungen. — 
Tierzucht und Tierhaltung. Das Vollblutpferd. Zusammensetzung der 
Schafmilch. — Verschiedenes. Landesausschuß der tierärztlichen Kreisvereine 
Bayerns. Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Gießen. — Bücherschau. — 
Personalien. 


Ober einige Versnobe mit Hypophysen-Extrakt znr 
Hervorrnfnng von Gebnrtswehen bei Hnnden. 

Von Professor Albrecht. 

(Fortsetzung.) 

Wie oben erwähnt, werden dem Hypophysisextrakt 
außer Steigerung des Blutdruckes Verstärkung der Kon¬ 
traktionen des Uterus während des Partus und im Puer¬ 
perium und auch Steigerung der Diurese zugeschrieben. 

Die letztgenannte Wirkung wird von It. v. d e n 
Ve Iden °) verneint. Er will bei gesunden Personen nach 
Anwendung von Hypophysenextrakt (Pituitrin) Herab¬ 
setzung der Diurese mit Kochsalzretention, die der Wasser¬ 
retention parallel ging, beobachtet haben. 


°) v. (1. Velden: Die Nierenwirkungen des Hypophysen 
extraktes. Berliner klinische Wochenschrift Nr. 45. 





1082 


Versuche mit Hypophysisextrakt zur Erforschung 
von dessen Wirkung wurden nach C. Hahl 7 ) bereits im 
Jahre.1904 von Oliver und Schäfer angestellt. Von 
diesen konnte schon damals schnelle und konstante Wir 
kung des Extraktes, welches zuerst nicht nur aus dem In- 
fundibularteil, sondern aus der ganzen Drüse bereitet 
wurde, auf den Blutdruck festgestellt werden. Daß der 
Infundibularteil, die sogenannte Neurohypophyse, die wirk¬ 
samen Bestandteile enthält, fand später H o w e 11. 

Im J ahre 1909 wiesen dann Blair Bell und D a 1 e 
nach, daß das Extrakt der Hypophyse den Uterus zu Kon¬ 
traktionen anrege. 

W. Blair Bell in England, A. Foges und Iv. 
Hofstätter in Deutschland waren nach Hahl (1. c.) 
die ersten, die ihre Erfahrungen bei Anwendung von Hypo- 
physen-Extrakt in der Geburtshilfe in der Fachpresse be¬ 
kannt gaben. Ersterer hatte in 3 Fällen bei Blutungen 
X>ost partum und 2 Kaiserschnitten ganz frappante Wir¬ 
kung des Extraktes auf den Uterus und weiter bei Tier¬ 
experimenten durch Blutung erzeugtem Kollaps eine wäh¬ 
rend mehrerer Stunden fortdauernde Erhöhung des Blut¬ 
druckes beobachtet. Die letzteren gaben das Mittel zuerst 
per os in Dosen von 30 g ohne irgend welche schädliche 
Wirkung, jedoch auch ohne besonderen Effekt auf den 
Uterus. Dagegen hatten sie bei intramuskulärer und intra¬ 
venöser Injektion vorzügliche Erfolge bei Uterusblutungen 
(siehe unten). 

Inzwischen sind nun eine Reihe von Versuchen mit 
Ilypophysisextrakten angestellt und eine große Zahl von 
Beobachtungen bei der therapeutischen Verwendung der 
Extrakte in der Geburtshilfe und Gynäkologie gemacht 
und in der Literatur veröffentlicht worden, von welchen 
unten einige angeführt werden sollen. 

Die experimentell und therapeutisch in Anwendung 
kommenden Hypophysenextrakte sind: Pituitrin, Pituglan- 
do'l, Glanduitrin und Hypophysin. 

Das Hypophysin enthält im Gegensätze zu den ein 
Extrakt aus dem Infundibularteil der Hypophyse darstel¬ 
lenden erstgenannten Präparaten, Pituitrin etc. die wirk¬ 
samen Bestandteile dieses Hypophysenteiles isoliert an 
schwefelsaure Salze gebunden. Im wissenschaftlichen La- 


7 ) 0. Ilalil: Die Verwendbarkeit des Pituitrins in der Geburts¬ 
hilfe. Praktische Ergebnisse in der Geburtshilfe und Gynäkologie 
1912, 8. 243. 



1083 


boratorium von Meister, Lucius und Brüning in Höchst 
ist es nach Prof. Dr. Führer 8 )- Freiburg i. Br. gelungen, 
den eiweißfreien Teil des Extraktes aus dem Infundibular- 
teil in 8 verschiedene Bestandteile zu zerlegen, davon lassen 
sich 4 durch Fällung mit Phosphorwolframsäure in ein 
Sulfat überführen, das genau dosierbar und unter dem 
Namen Hypophysin im Handel ist. Diesem reinen, krystal- 
lisierbaren, schwefelsauren Salze kommen nach F. die Ge¬ 
samtwirkungen der Hypophysenextrakte auf die Gebär¬ 
mutter, den Blutdruck etc. zu. 

J. Senge 9 ) schildert das Präparat als gutes Mittel, 
sowohl zur Bekämpfung der primären als sekundären 
Wehenschwäche. Es ist auch gelungen, mit dem Präparate 
die Geburt einzuleiten. 

Von den oben angedeuteten zahlreichen Publikationen 
über Hypophysenextrakte seien nachfolgend nur einige an¬ 
geführt : 

C. H a h 1 (1. c. S. 248 u. f.) berichtet über 34 Geburts¬ 
fälle, bei welchen er Pituitrin in Anwendung brachte. Sein 
Urteil lautet dahin, daß das Präparat ein wertvolles, wenn 
auch nicht untrügliches Mittel sei, den Uterus im Verlauf 
von einigen Minuten zu kräftigen Kontraktionen zu brin¬ 
gen, welche — wenn die benützte Dosis nicht zu hoch ist — 
nicht tetanusartig werden, sondern völlig normal bleiben. 

Brandy 10 ) wandte Pituitrin in 10 Fällen an, bei 
welchen das Mittel nur einmal versagte. 

Vogt 11 ) benützte Hypophysenextrakt in 100 Fällen 
und hatte vorzügliche' Erfolge. 

Hamm 12 ) wandte das Extrakt bei Wehenschwäche 
der Gebärenden in 40 Fällen an. In fast allen war der Er¬ 
folg ein eklatanter. Schon 2—5 Minuten nach der Injek¬ 
tion setzten die Wehen ein. 

Hofbauer 13 ) berichtet in einer Arbeit über 12 
und in einer zweiten über 66 Geburtsfälle, bei welchen er 
Pituitrin als Mittel zur Wehenerzeugung in Anwendung 
brachte; er konstatierte fast in allen Fällen frappante 
W irkung. 


8 ) Führer: Über die isolierten wirksamen Substanzen der Hypo¬ 
physe. Deutsche medizinische Wochenschrift 1913, S. 491. 

®) Deutsche medizinische Wochenschrift Nr. 38, 1913. 

,0 ) Berliner klinische Wochenschrift, 1912, S. 1411. 
u ) Münchener medizinische Wochenschrift 1912, S. 2734. 

**) Münchener medizinsche Wochenschrift. 

18 ) Zentralblatt für Gynäkologie 1911, S. 137 und Monatschrift 
für Geburtshilfe und Gynäkologie, 1912, S. 75, 



1084 


Schäfer 14 ) benützte in 24 Fällen statt Pituitrin 
das Pituglandol Roche und berichtet von vorzüglichen Er¬ 
folgen, besonders in.der Austreibungsperiode. Einen Unter¬ 
schied in der Wirkung des Pituglandols gegenüber dem Pi¬ 
tuitrin konnte er nicht wahrnehmen. 

Broadheat 16 ) teilt mit, daß er bei Wehenschwäche 
in 40 Fällen Hypophysenextrakt mit Erfolg ohne Schädi¬ 
gung der Mutter oder Frucht benützt habe. 

T u r e n n e 16 ) erklärt: Zur Einleitung von Abort ist 
Hypophysenextrakt ein wenig brauchbares Mittel. Bei der 
Geburt erweist es sich aber als hervorragendes Wehen¬ 
mittel. Es sollte erst dann angewandt werden, wenn der 
Muttermund schon eine gewisse Weite hat, ferner wenn 
kein mechanisches Hindernis oder Weichteilhindernis vor¬ 
handen ist. 

F i s a h 1T ) empfiehlt besonders Pituglandol Roche 
und rät, es mit Pantopon zu verabreichen. Die Wirkung, 
Steigerung der Wehen, werde durch Pantopon nicht ver¬ 
ringert, wohl aber die Geburtsschmerzen. 

Auch Bosse 18 ) empfiehlt Hypophysenextrakt als 
Wehenmittel mit Pantopon zu verwenden. 

Mehrere Gynäkologen empfehlen auch die eventuelle 
Verwendung des Hypophysenextraktes in der Nachgeburts¬ 
periode. Es mögen ein paar diesbezügliche, auf Erfahrung 
begründete Beobachtungen angeführt sein: 

E. Herz 19 ) spricht der Benützung des Extraktes in 
der Nachgeburtsperiode bei atonischen Blutungen das Wort* 
Er empfiehlt, das Präparat mit Secacornin oder Ergotin — 
1 ccm Pituitrin und 2 ccm Secacornin — anzuwenden. 

Klotz 20 ) benützte Hypophysenextrakt 18 Male bei 
atonischen Blutungen und hatte sehr gute Erfolge; ebenso 
wandte H. Schmid 21 ) Pituitrin bei Gebärmutteratonic 
als Hämostatikum an. Bei 13 Fällen hörte die Blutung in 
7 Fällen sofort auf und der schlaffe Uterus wurde hart. 

F o g e s und Hochstätter 22 ) fanden nach Kahl 


w ) Münchener medizinische Wochenschrift 1912, S. 75. 

,s ) Zentralblatt für Gynäkologie, Nr. 34, 1914. 

*•) Ibidem. 

1T ) Medizinische Klinik 1914. 

18 ) Deutsche medizinische Wochenschrift Nr. 26, 1913. 
ie ) Hypophysonextrakt bei Plazenta pravia. Zentralblatt für 
Gynäkologie 1913, Nr. 41. 

*°) Gynäkologische Rundschau 1912, S. 563. 

S1 ) Münchener medizinische Wochenschrift 1912, S. 1119. 

**) Zentralblatt für Gynäkologie Nr. 46, 1910 und Praktische 
Ergebnisse der Geburtshilfe und Gynäkologie 1912, S. 244. 



1085 


bei intramuskulärer und intravenöser Verwendung von 1 
bis 2 ccm Pituitrin in 50 Fällen von akuter Blutung nach 
Partus und in 13 Fällen von Blutung bei Abort, daß sich 
der vorher erschlaffte Uterus einige Minuten nach der In¬ 
jektion kontrahierte und lange Zeit kontrahiert blieb. 
Wurde die Gebärmutter wieder schlaff, so genügte eine 
leichte Massage derselben, um eine neue anhaltende Kon¬ 
traktion hervorzurufen. Bei Fällen von Sectio caesarea 
konnte man direkt sehen, wie sich der Uterus nach der In¬ 
jektion stark kontrahierte. 

Vogt 23 ) hat in, der Nachgeburtsperiode Pituitrin 
— selbst wenn es während der Geburt schon mehrmals in¬ 
jiziert worden — benützt und beobachtet, daß es die Los¬ 
lösung der Nachgeburt fördert. 

V. gibt geradezu den Rat bei Nichtabgang der Nach¬ 
geburt Pituitrin zu versuchen, ehe man zur manuellen Ab¬ 
lösung schreitet. 

Anwendung von Ilypophysenextrakt zur 
Erzeugung von Frühgeburt. 

Stern 24 ) teilt mit, daß er Pituitrin auch zur Ein¬ 
leitung der Frühgeburt bei zwei kranken Personen mit Er¬ 
folg in Anwendung gebracht habe und zwar, ohne daß für die¬ 
selben Nachteile entstanden. In einem Falle von Nephritis 
injizierte er 5 mal innerhalb 3 Tagen 0,6 ccm, in einem 
Falle von Lungentuberkulose die gleiche Dosis 6 mal in 
4 Tagen. Die Wirkung trat 3—4 Minuten nach der Injek¬ 
tion ein und dauerte 3 Stunden. Es wurde der Zweck er¬ 
reicht und Frühgeburt erzielt. In einem Falle von Lungen¬ 
tuberkulose gelang die Hervorruf ung der Frühgeburt 
nicht. Es wurden in diesem Falle innerhalb 3 Tagen 11 In¬ 
jektionen ohne besonderen Effekt, aber auch ohne Nachteil 
gemacht. Nach einer Injektion von 3 ccm auf einmal stell¬ 
ten sich Wehen ein, welche einige Stunden anhielten. 

Zum Schlüsse sei noch eine Beobachtung von Har- 
v e y 25 ) angeführt: 

Harvey berichtet über Anwendung von Hypo- 
physen-Präparaten unter postoperativen Bedingungen. Laut 
Mitteilung hat sich Harvey Pituitrin in 30 Fällen post- 
operativer Beschwerden, z. B. bei Stillstand der Darmperi- 


8S ) Deutsche medizinische Wochenschrift, Nr. 13. S. 49. 

* 4 ) Cit. nach C. Hahl: Praktische Ergebnisse der Geburtshilfe 
und Gynäkologie 1912, S. 246. 

* 6 ) Referat im Zentralblatt für Gynäkologie Nr. 25, 1914. 



1086 


staltik und Unmöglichkeit spontaner Blasenentleerung 
glänzend bewährt. Er maß dem Pituitrin in einzelnen 
Fällen peritonitischer Darmlähmung einen geradezu lebens¬ 
rettenden Einfluß zu. — 

Den Inhalt der vorstehenden Zitate zusammenfassend 
wurden also Hypophysenextrakte mit Erfolg zur Erzeugung 
und Verstärkung von Geburtswehen in der Eröffnungs- und 
Austreibungsperiode, hier auch inVerbindung mit Pantopon 
benützt, ferner in der Nachgeburtsperiode gegen atonische 
Blutungen, hier allenfalls unter Mitverwendung von Ergo- 
tin oder Secacornin, dann zur Förderung der Loslösung 
der Secundinae. Außerdem wird Hypophysenextrakt gegen 
peritonitische Darmlähmung nach gewissen geburtshilf¬ 
lichen Operationen empfohlen. Auch zur Einleitung von 
Frühgeburten kam das Extrakt in ein paar Fällen (Stern) 
mit positivem Ergebnis in Anwendung, dagegen soll es zur 
Einleitung von Abort wenig oder gar nicht brauchbar sein. 
Bei Entbindungen durch Sectio caesarea dürfte sieh die 
Anwendung des Extraktes nützlich erweisen. 

In der tierärztlichen Literatur über Geburtshilfe be¬ 
richtet Kose- Berlin 2Ö ) über die Anwendung von Hypo- 
physen-Extrakt in zwei Fällen: 

Eine kleine Partushündin hatte keine Wehen und Rose 
injizierte zur Hervorrufung von solchen 1 ccm Pitu- 
glandol Roche; %—% Stunden nach der Injektion traten 
Wehen ein. Zur Verstärkung der Wehen wurde noch 1 ccm 
Secacornin in Anwendung gebracht, worauf die Geburt nach 
1 y> Stunden erfolgte. Beim zweiten Falle war die Frucht 
tot und die Partushündin fieberte; es wurden 2 ccm Pitu- 
glandol eingespritzt. Nach kurzer Zeit zeigte die Hündin 
Wehen, welche R. wiederum durch Verabreichung von 
Secacornin zu verstärken suchte. Wegen Verlagerung des 
Fötus erfolgte in diesem Falle die Geburt nicht; die Wehen 
hörten allmählich auf und das Tier ging an Sepsis zugrunde. 

Verf. erwähnt noch, daß die Verabreichung der beiden 
Wehenmittel nicht auf einmal, sondern nach Zwischen¬ 
zeiten geschah, innerhalb welcher ist nicht angegeben; 
außerdem führt er an, daß er nach der Applikation an den 
Partus-Tieren außer Steigerung der Atemfrequenz nichts 
Auffälliges beobachten konnte. 

L i v e s e y - H o h e 2T ) macht Mitteilung über An¬ 
wendung von Pituitrin als Wehenmittel bei Hunden und 

M ) Tierärztliche Rundschau 1918, Nr. 44. 

S7 ) Referat von Sustmann in Nr. 40, 1913, der Deutschen 
tierärztlichen Wochenschrift. 



1087 


Katzen. Die Versuche erstreckten sich auf 23 Schwerge¬ 
burten bei Hunden und Katzen. Es wurden 8 Tropfen bis 
1 ccm mehrmals in Abständen nach einander in der Schul¬ 
ter-Gegend subkutan injiziert. Die Wirkung trat in der 
Regel innerhalb einer Stunde ein. Die Geburten gingen 
dann glatt von statten. Die Tiere vertragen 3 ccm pro Tag 
ohne Schaden. L. bezeichnet Pituitrin als sicheres wert¬ 
volles Mittel in der Geburtshilfe. Die Wirkung soll schnell, 
schon 20 Minuten nach der Injektion beginnen und eine 
halbe Stunde anhalten. (Nach der obigen Angabe trat die 
Wirkung erst 1 Stunde nach der Applikation des Pituitrins 
ein!) Wiederholte Injektionen verstärken die wehen treiben¬ 
den Kräfte bis zu einem gewissen Grade, von da an werden 
sie schwach oder gar nicht bemerkbar. Durch weitere In¬ 
jektionen von Ergotin citratum kann die Wehentätigkeit 
wieder angeregt werden. 

Eine weitere Mitteilung über Anwendung von Hypü- 
physen-Extrakt in der tierärztlichen Geburtshilfe und zwar 
bei Kühen macht H. Hützel 28 ) in Gödöllö. Er benützte zu¬ 
erst Pituitrin von Parke, Davis & Co., später Glanduitrin 
von Richter. Nach H. übt Glanduitrin eine ganz vorzüg¬ 
liche Wirkung auf den Uterus aus, indem es die Wehen 
gewaltig steigert. Verf. erwähnt laut Referat davon nichts, 
ob es beim Rinde Wehen bei vollständigem Mangel an sol¬ 
chen auch hervorruft. Auf den nichtgraviden und trächtigen 
Uterus vor dem Beginn der Geburt übt es keine Wirkung 
aus und eignet sich daher nicht zur Hervorrufung von 
Abortus. Die Grunddosis für eine Kuh beträgt 4,4 ccm. 
Es kann diese Dosis in 10—15 Minuten ohne Nachteil bis 
zu 12 ccm gesteigert werden. Das Extrakt kann bei Kühen 
in Anwendung kommen bei primärer und sekundärer Atonie 
des Uterus; ferner kombiniert mit Extract. secal. cornuti 
oder Secacornin zur Beschleunigung der Involution, end¬ 
lich bei Verwundungen der Uterusschleimhaut zur Vermin¬ 
derung der Blutung. Glanduitrin Richter wird in Schach¬ 
teln mit 3 bezw. 6 Ampullen in den Verkehr gebracht,. Der 
Preis beträgt 2,5 resp. 4 Kronen. 

In der neueren Zeit wurde nun auch durch die Che¬ 
mische Fabrik Aubing ein Hypophysenextrakt, Hypamin 
genannt, hergestellt. Das Präparat wird in Ampullen von 
10, 5, 2 und 1 ccm Inhalt abgegeben und soll sich dauernd 
haltbar erweisen. 


* s ) Glanduitrin in der tierärztlichen Praxis. Referat in Nr. 37, 
1913, der Berliner tierärztlichen Wochenschrift. 



1088 


Versuche, die vorzügliche Resultate ergaben, wurden 
von den Tierärzten Dr. Schmitt -Wolfratshausen und 
dessen Assistenten K o p p beim Rinde und Pferde, ferner 
von Tierarzt Dr. Gottschal k-Brunsholm bei Schweinen 
angestellt. 

Schmitt und Kopp 28 ) wandten das Hypophysis¬ 
extrakt Aubing bei Geburten bei 1 Kuh, 3 Kalbinnen und 
1 Stute behufs Hervorrufung der Geburtswehen mit Er¬ 
folg an. Von den beiden Kalbinnen hatten zwei je 9 und 
die dritte 10 Zentner Lebendgewicht, die Kuh war 11 Zent¬ 
ner schwer; zwei Tiere waren mit Uterustorsion behaftet 
und fehlten nach deren Beseitigung Wehen. Bei 2 Tieren, 
darunter das eine mit Uterustorsion, waren die Früchte ab¬ 
gestorben. Zur Zeit der Anwendung des Hypamins w r ar bei 
den 4 Tieren Eröffnung des Muttermundes nicht vorhanden. 
Die zu den Injektionen b.enützte Einzelndosis des Extraktes 
betrug 10 ccm; die Einspritzung geschah subkutan. Bei einer 
der behandelten Kalbinnen wurden 2, bei einer Kuh und 
einer Kalbin je 3 Einspritzungen nach Zwischenpausen von 
10 bezw. 15 Minuten gemacht, während bei einer weiteren 
Kalbin eine einmalige Einspritzung genügte. Die Stute 
erhielt ebenfalls 2 Injektionen. Ungünstige Nebenwirkun¬ 
gen wurden nicht beobachtet. In sämtlichen Fällen gelang 
cs durch die Injektionen Wehen hervorzurufen. 

Außerdem benützten Schm, und K. Hypamin Aubing 
mit Erfolg zu einem Versuche bei einer Kuh mit Metritis 
purulenta. Das 12 Zentner schwere Tier zeigte neben den 
bekannten Erscheinungen des Leidens eine hochgradige Er¬ 
schlaffung der Metra; diese war so . bedeutend, daß 
Drängen auf heiße Spülungen nicht im mindesten erfolgte. 
Versuch: Injektion von 10 ccm Hypophysisextrakt; 5 Mi¬ 
nuten nach der Injektion konstatierte man kräftige Kon¬ 
traktion des Tragsackes. Die Zusammenziehungen dauer¬ 
ten 10 Minuten unter kräftiger Entleerung der in den 
Tragsack infundierten Flüssigkeit. Bei der Untersuchung 
per rectum konnte man jetzt einen gut kontrahierten Uterus 
mit scharfer Umgrenzung fühlen. 

Dr. Gottschalk -Brunsholm 30 ) berichtet über 
4 Fälle von Geburtshilfeleistungen bei Muttersauen, bei 
welchen er Hypamin Aubing zur Wehenerzeugung in An¬ 
wendung brachte. Eine Muttersau hatte bereits Junge ge- 


2i> ) Die Hormone der Hypophysis in der tierärztlichen Geburts¬ 
hilfe. Münchener tierärztliche Wochenschrift Nr. 36, 1918. 

3 ") Berliner tierärztliche Wochenschrift, 29. Jahrgang, Nr. 38. 



1089 


worfen, bei zweien konnten die Föten in den Geburtswegen 
gefühlt werden. Bei sämtlichen fehlten Wehen. Verf. in¬ 
jizierte nun im ersten Falle zunächst 5,0 g Extrakt und, da 
Wehen nicht eintraten, nach 15 Minuten die gleiche Dosis. 
15 Minuten später erfolgten Kontraktionen mit Austrei¬ 
bung von noch 3 im Uterus vorhandenen Jungen. In den 
beiden anderen Fällen wurden sofort je 10,0 g Extrakt in¬ 
jiziert. In beiden Fällen bewirkten die intramuskulär aus¬ 
geführten Injektionen nach 10 bezw. 25 Minuten Wehen 
und Vollendung der Geburt. 

Beim vierten Falle wurden zunächst 10,0 g Hypamin 
uud nach einer halben Stunde weitere 10 g intramuskulär 
eingespritzt. Wehen traten nicht ein und es stellte sich 
heraus, daß sich überhaupt keine Frucht mehr im Trag¬ 
sacke befand. 

Nebenwirkungen beobachtete G. nicht und es beweist 
insbesondere der letzte Fall, * daß Schweinsmütter hohe 
Dosen (hier 20 g) Hypamin ohne Nachteile vertragen. 

Nach den Beobachtungen des Verfassers dürfte bei 
Wehenmangel bei Muttersauen die Dosis von 10 g, intra¬ 
muskulär appliziert, als die geeignete zu bezeichnen sein. 

(Fortsetzung folgt) 


Referate. 

Dr. med. vet. Joseph Rudovsky: Über Maul¬ 
und Klauenseuche. (Bericht zum X. internationalen tier¬ 
ärztlichen Kongreß in London. — Österreich. Wochenschr. 
f. Tierheilkunde, Nr. 39, 1914.) 

In Österreich folgte auf einen Zeitraum von zweimal 
fünf Jahren mit geringer Verseuchung ein Zeitraum mit 
starker Verseuchung. 

Während der letzten fünf Jahre hat die Seuche wieder 
in großer Verbreitung geherrscht und allem Anscheine nach 
wird sie, wenn auch ihr Höhepunkt bereits überschritten 
ist, auch noch während des Quinquenniums von 1913 bis 
1917 in ziemlich beträchtlichem Umfange bestehen bleiben. 

' Die Feststellung des Bestandes einer gewissen Regel¬ 
mäßigkeit im Auftreten dieser Seuche wäre von großer Be¬ 
deutung für ihre Bekämpfung. 

Selbst während der größten Verbreitung war nur ein 
verhältnismäßig kleiner Teil eines Staates wie Österreich 
befallen. Im Jahre 1889, nämlich einem Jahre größter Ver¬ 
breitung, waren kaum 12 Prozent sämtlicher Orte mit nicht 



1090 


ganz 41/2 Prozent des ganzen Rindviehbestandes von der 
Seuche befallen. Auch in kleineren Gebieten, wie Mähren, 
blieb selbst bei ausgedehntester Verbreitung ein wesent¬ 
licher Teil der Orte von der Seuche verschont. So waren 
im Jahre 1911 von allen 3374 Orten kaum 40 Prozent und 
vom Gesamtviehbestande nur 14,85 Prozent verseucht. 

Im Jahre 1B96 waren kaum 30 Prozent aller Orte und 
nur 8,65 Prozent des Gesamtviehhestandes von der Seuche 
ergriffen. 

Bei der Invasion von 1910 bis Ende 1912 würde in 
Mähren beobachtet, daß die Maul- und Klauenseuche in 
122 Gehöften zweimal, in 22 Gehöften dreimal, in 8 Ge¬ 
höften viermal, in 3 Gehöften fünfmal und in je 1 Gehöfte 
sechs- und siebenmal ausgebrochen ist. Diese wiederholten 
Seuchenausbrüche sind zumeist in Stallungen durch Neu- 
einste'llungen von Rindern vorgekommen, wo sich durch¬ 
seuchte Rinder befanden. 

Nahezu die Hälfte der verzeichneten Fälle einer 
zweiten Verseuchung wurde 9—13 Monate nach dem ersten 
Auftreten der Seuche beobachtet. 

Von Rindern, die die Seuche schon durchgemacht 
hatten, sind in 29 Gehöften 829 Stück zum zweitenmale (3 
bis 19 Monate nach der ersten Verseuchung), in 3 Gehöften 
85 Stück zum drittenmale (8—12 Monate nach der zweiten 
Verseuchung) wieder erkrankt. 

Andrerseits sind in 70 Gehöften, wo die Seuche ein 
zweites Mal aufgetreten ist, 3600 Stück 1—19 Monate vor¬ 
her durchseuchter Rinder gesund geblieben; und bei einer 
dritten Verseuchung in 7 Gehöften 522 Stück, die 2—11 
Monate vorher die Seuche durchgemacht hatten. Die Zahl 
der durch ein einmaliges Pberstehen der Seuche hervorge¬ 
rufenen Immunität kann ungefähr auf 81 Prozent ange¬ 
geben werden. 

Den durch die Seuche verursachten Schaden müßte 
man in Österreich mit einem jährlichen Verluste von rund 
7 Millionen Kronen angeben; in Mähren mit 1 Million. 

Ohler. 


Prof. Dr. Blumenthal: Kurze Bemerkungen zur 
Symptomatologie und Therapie des Tetanus. (Medizinische 
Klinik, Nr. 44, 1914.) 

Verf. bespricht zunächst die Ursachen und die Sym¬ 
ptome des Tetanus beim Menschen. In Bezug auf die Ur¬ 
sachen erwähnt er mit Rücksicht auf das häufige Vorkom¬ 
men des Starrkrampfes bei verwundeten Soldaten, daß die 



1091 


Schützengräben, in welchen sich die Soldaten aufzuhalten 
haben, eine Hauptquelle des Tetanus abgeben, desgleichen 
auch Holzsplitter, Kleidungsstücke, besonders die der Füße 
und Hände. Weiter erörtert Verf. die dem Tetanus der 
Tiere analogen Symptome des Starrkrampfes beim Men¬ 
schen. Hiebei macht er auf Frühsymptome beim Menschen 
aufmerksam, welche sich der Wahrnehmung bei unseren 
Haustieren entziehen, nämlich auf Schmerzgefühl in der 
Kiefergegend und Schluckbeschwerden. Die Beachtung der 
Frühsymptome ist äußerst wichtig, denn, so sagt B.: „So¬ 
bald auch nur der Verdacht auf Tetanus aufsteigt, muß das 
Heilserum angewandt werden; mit jeder Stunde des Ab¬ 
wartens schwindet die Heilungsmöglichkeit um ein Viel¬ 
faches. Die Prognose bezeichnet Verf. nur für jene Fälle 
günstig, bei welchen der Tetanus lokal bleibt, sich nur auf 
die der Eintrittspforte des Virus benachbarten Muskel- 
giuppen beschränkt.“ 

Die Prognose steht nach B. auch im Zusammenhänge 
mit der Inkubationsdauer. Je kürzer die Inkubationsdauer, 
desto ungünstiger die Prognose. Bei einer Inkubation von 
einer Woche beträgt die Mortalität 80 %, bei zwei wöchent¬ 
licher Dauer der Inkubationszeit 50 % und bei längerer 
Dauer derselben gelingt es, die meisten Patienten zu retten. 

Die Behandlung anbelangend, weist Verf. darauf hin, 
daß die Amputation des infizierten Gliedes, was früher statt¬ 
fand, absolut zu verwerfen sei. Vom Gesichtspunkte der 
Unschädlichmachung des Giftes in der Wunde gebe das 
Heilserum ein mildes und rationelles Mittel. Man bringt 
die Bockenheimersche Salbe (auf 100 g Salbenmasse eine 
Flasche Behrings Antitoxin = 100 A.-E.) in Form eines 
Verbandes auf die Wunde. Behring und Calmette 
empfehlen trockenes Antitoxin als Pulver auf die Wunde 
zu streuen. Bei der weiteren Behandlung konkurrieren 
zwei Methoden, die nach B. am besten neben einander an¬ 
gewandt werden. Es sind dies die von dem Verf. und von 
Paul Jacob angegebene Duralinfusion des Heil¬ 
serums und die endoneurale Applikation nach H. 
Meyer. Von der angeblich bei Tieren günstig befundenen 
cerebralen Anwendung rät Verf. direkt ab. Die sub¬ 
kutane Anwendung hat sich nach ihm als ungenügend 
herausgestellt. 

Das Serum vermag bei der subkutanen Injektion die 
Nervenzentren nicht in genügender Menge zu treffen. Bes¬ 
seres leistet nach B. die intravenöse Infusion großer Mengen 
Heilserum. Bei der endoneuralen Applikation wird das 



1092 


Antitoxin (100 A.-E.) in den mit der Wunde kommunizie¬ 
renden Nervenast eingebracht. 

Von den gegen die tetanischen Krämpfe in Anwen¬ 
dung kommenden Narkoticis zieht Verf. das Morphium allen 
übrigen vor. 

Auch die neueren Mittel gegen die Krämpfe bespricht 
Verf., nämlich die in Anwendung kommenden Magnesium¬ 
salze und Curaril. K r e u t e r verhält sich bekanntlich der 
Magnesiumsalztherapie gegenüber ablehnend, während sie 
Kocher, We i n t r a u t und Falk empfehlen. Kocher 
empfiehlt die intralumbale Einspritzung von 5—10 ccm 
einer 10—15 %igen Lösung von Magnesiumsulfat. Nach 
Weintraut und Falk kann die intralumbale Injektion 
entbehrt und durch die subkutane ersetzt werden. Hiebei 
ist das Magnes. sulfuric. crystallis. Ph. G. in Dosen von ö 
bis 8 g anzuwenden, d. h. 20—40 ccm einer 20 %igen Lö¬ 
sung. Nach Weintraut genügen 3—4 Injektionen von 
3—4 g innerhalb 24 Stunden. . 

Curaril ist ein einheitliches Curarepläparat. Die Ver¬ 
suche mit dem Präparat, welche Verf. seinerzeit auf der 
Leydenschen Klinik mitbeobachtete, zeigten eine ausge¬ 
sprochen günstige Wirkung auf die Krämpfe tetanischer 
Tiere; auch beim menschlichen Tetanus schien sich das 
Mittel symptomatisch zu bewähren. Die Behandlung Te¬ 
tanus-Kranker mit Karbolsäure hält Verf. für absolut 
wertlos. 


Veterinärrat Dr. G ö h r e - Großenhain: Pyoctanin- 
vergiftung. (Bericht über das Veterinärwesen in Sachsen 
für das Jahr 1913.) 

Eine Kuh hatte an Metritis chronica gelitten und in¬ 
folge dessen nicht konzipiert. Von Seite eines Sachverstän¬ 
digen wurden nun zu Heilzwecken Tragsackspülungen mit 
Pyoctanin. aureum vorgenommen. Vor der Irrigation war 
die Kuh vollkommen gesund und hatte gut gemolken. 
Einige Stunden nach derselben trat starkes Pressen ein, 
welchem Futterversagung, Niedergeschlagenheit, kurz, 
schwere Allgemeinerkrankung folgten. Nach 24 Stunden 
trat der Tod apoplektiform ein. 

Obduktion: Blut ungeronnen, Leber, Niere und 
Herzmuskel zeigen trübe Schwellung; die Milzpulpa ist 
t.corartig schmierig; in der Brusthöhle findet sich Erguß 
von blutig-wässeriger Flüssigkeit, außerdem besteht Lab¬ 
magen-Entzündung und blutwässerige Durchtränkung dos 



1093 


Euterparenchyms. Der Uterus enthält eine mäßige Menge 
schleimiger, gelber Flüssigkeit. Die Schleimhaut ist mäßig 
rauh, gerötet und verdickt. 


J. Kowarschik und H. Keitler-W ien: Die 
Diathermie bei gynäkologischen Erkrankungen. (Münch. 
Medizin. Wochenschrift, Nr. 45, 1914.) 

Verfasser berichten über 40 Fälle, bei welchen Dia¬ 
thermie längere Zeit in Anwendung zu kommen hatte. 23 
Behandelte wurden geheilt, 8 wesentlich und 9 mäßig ge¬ 
bessert. Die Indikation für Diathermie ist die der Wärme¬ 
behandlung überhaupt: Förderung der Resorption im nicht 
akuten Stadium der entzüridlich exsudativen Prozesse und 
Schmerzstillung, die anfangs meist vorübergehend, später 
aber dauernd wird. Als Kontraindikation sind alle frischen, 
besonders die fieberhaften Infektionen, vor allem die eite¬ 
rigen, zu bezeichnen, ferner alle, auch die geringsten Blu¬ 
tungen. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Das Vollblutpferd. 

Beitrag zur Geschichte des Rennsports. 

Die Vollblutzucht läßt sich bis ins alte Griechenland 
zurückführen, wo bei den olympischen, pythischen, nemei- 
schen und isthmischen Spielen die Pferderennen eine Rolle 
spielten. In Rom stand der Rennsport besonders in der 
Kaiserzeit in Blüte. Kaiser Severus hielt in den Jahren 
206—210 in England die ersten Rennen mit importierten 
Pferden ab. 

In England begann die planmäßige Zucht des Renn¬ 
pferdes im 17. Jahrhundert. Um diese Zeit führte man 
orientalische Pferde ein in der Absicht, ein Rennpferd zu 
züchten. 

Von Wichtigkeit war ein Import von 30—40 orien¬ 
talischen Stuten, den Royal mares, welche Karl II. 1670 ein¬ 
führte und welche in den Stammbäumen aller lebenden 
Vollblutpferde Vorkommen. Zur Auffrischung der Zucht 
wurden im 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts 26 
orientalische Hengste eingeführt. 

In England fanden die ersten Gestütsaufzeichnungen 
statt und im Jahre 1727 erschien der erste Rennkalender. 



1094 


Aus diesen Aufzeichnungen ergibt sich die Tatsache, daß 
von den vielen orientalischen Hengsten, welche als Väter 
des heutigen Vollblutpferdes aufzufassen sind, nur drei 
Hengste sich bis auf den heutigen Tag vererbt haben: 
„Byerly Turc“, „Darley Arabian“ und „Godophin Ara- 
bian“; letzterer wird als das wertvollste Kennpferd be¬ 
zeichnet. Unter dem Triumvirat, von dem alle heutigen 
Vollblutpferde abstammen, hat „Darley Arabian“ einen be¬ 
sonderen Vorsprung erlangt und tatsächlich gehen etwa 
90 °/c aller Vollblüter auf diesen Hengst zurück. 

Eine ähnliche Konzentration der Kasse auf wenige 
Stammtiere findet sich auch bei den Stuten. Nach Dr. A r - 
thur von Weinberg waren es ursprünglich 52 Stuten 
rein orientalischer Abstammung, auf welche sich die Voll¬ 
blutzucht auf baute. Die größere Zahl ist in ihrer direkten 
weiblichen Nachkommenschaft ausgestorben und heute 
stammt mehr als die Hälfte aller Vollblüter von 5 Stuten 
ab, während sich der Eest im wesentlichen auf etw r a 12 
andere verteilt. (Dr. Schröder -Salzwedel in Nr. 38, 
1914, der österr. Wochenschr. f. Tierheilkunde.) Ohle r. 


Zusammensetzung der Schafmilch. 

Über die Zusammensetzung der Schafmilch bringt die 
„Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene“, Heft I, 1914. 
folgende der Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs¬ 
und Genußmittel entstammende Mitteilung: Die Schaf¬ 
milch ist in den Städten der großen ungarischen Tiefebene 
ein ständiger Marktartikel. Bei 262 Schafmilchproben des 
Kecskemeter Marktes wurde die nachfolgende Zusammen¬ 
setzung der Schafmilch ermittelt: 


Bestandteile usw. 

Niedrigster 

Gehalt 

Höchster 

Gehalt 

Mittel 

Spezifisches Gewicht 




der Milch . . . . 

1,0326 

1,0406 

1,0361 

des Serums . . . . 

1,0302 

1,0355 

1,0330 

der Trockensubstanz 

1,1597 

1,2649 

1,2210 

Trockensubstanz. 

17,09 °/o 

22,98 7® 

19,70°/» 

Fett. 

5,65 °/o 

10.457« 

7,87 °/o 

Fettfreie Trockensubstanz . . 

9,48 °/o 

13,827® 

11.85 7® 

Asche .... . 

0,68 7® 

0,88 7® 

0,757® 




A. 






1095 


Verschiedenes. 

Landesausschuß der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns. 

Die tierärztliche Darlehenswirtschaft, hier die Gründung einer 
Darlehenskasse für Bayern. 

Die wirtschaftliche Kraft des tierärztlichen Berufes liegt 
in der persönlichen Bewegungs- und Arbeitsfreiheit des 
Einzel-Tierarztes. Seine Arbeit muß daher wie jede freie 
gewinnbringende Tätigkeit wirtschaftliche Güter erzeugen. 
Ihm allein obliegt die Verantwortlich keit für die eigene 
Lage, die durch Steigerung des Aibeitsfleißes und des Spar¬ 
sinnes sich einen steten Fortschritt im Wirtschaftsleben si¬ 
chern soll. Der Hauptzweck seiner Arbeit ist so zu wirt¬ 
schaften, daß er mit den gegebenen Kräften und mit mög¬ 
lichst geringen Opfern möglichst viele wirtschaftliche Güter 
erreicht, damit er die wachsenden Bedürfnisse einer stei¬ 
genden Kultur, der. Veredelung des menschlichen Lebens 
und Strebens, befriedigen kann. 

Je gesicherter die tierärztliche Einzelwirtschaft ist, 
umso erfolgreicher sind die wissenschaftlichen und technisch 
künstlerischen Anforderungen des Berufes zu erfüllen, die 
wiederum die allgemeine Volkswirtschaft wie die Staats¬ 
wirtschaft fördern. Je mehr die tierärztliche Wirtschaft 
Güter zu erzeugen, imstande ist, umso mehr steigert sich 
die wirtschaftliche Kraft des Berufes und damit der Ein¬ 
fluß auf andere Einzelwirtschaften und deren Vereinigungen 
und somit auf die Allgemeinheit. 

Die Gesamtwirtschaft der Tierärzte muß daher eine 
tüchtige Erziehung des Einzeltierarztes in sittlich-wirtschaft¬ 
licher Kraft fordern, die Hebung der wirtschaftlichen Güter 
anstreben und die tierärztliche Arbeit vor Ausbeutung 
schützen. 

Jeder Tierarzt mit auf selbständiger Tätigkeit aufge¬ 
bauter Wirtschaft bedarf zur Befriedigung seiner Bedürfnisse 
einer geordneten Bewirtschaftung der erzeugten Güter. Zu 
diesem Zwecke muß er alle den Wirtschaftsbetrieb be¬ 
treffenden Vorgänge in übersichtlicher Weise in solcher 
Zusammenstellung aufzeichnen, daß jederzeit Einnahmen 
und Ausgaben, Schulden und Forderungen und etwaige 
Betriebserfolge oder Verluste feststellbar sind. Die Grund¬ 
sätze einer ordnungsmäßigen tierärztlichen Buchführung 
sind in der Sonderabhandlung Nr. 7 der Münchener Tier¬ 
ärztlichen Wochenschrift, Jahrgang 1914 von mir nieder¬ 
gelegt und bedürfen keiner weiteren Erörterung oder Er¬ 
gänzung. 



1096 


Die tierärztliche Geld Wirtschaft gründet sich auf die 
ßarbezahlung der Gebühren als Gegenleistungen für die 
privatrechtlichen Forderungen öffentlichen Gepräges der 
tierärztlichen Arbeit. Gewohnheitsmäßig und gt brauchs¬ 
üblich verzögert sich diese Barbezahlung und muß der Tier¬ 
arzt bei nahezu allen seinen Leistungen Kr;dit gewähren. 
Der Tierarzt muß seinem Schuldner das Vertrauen ein¬ 
räumen, daß dieser die Verbindlichkeit bei gegebener Zeit 
erfüllen wird. Bei dieser Borgwirtschaft kann jederzeit 
Stockung und Unordnung im Berufe und Haushalte des 
Tierarztes eintreten und tritt vorübergehend tatsächlich in 
vielen Fällen ein. 

Mit Ausbruch des Krieges sind die Außenstände von 
den Schuldnern nur schwer oder überhaupt nicht einzu¬ 
ziehen und sind die beteiligten Tierärzte durch diese Ein¬ 
führung schwer geschädigt. Trotz des umlaufenden Kapi¬ 
tales — Rechnungsforderungen an die Tierbesitzer für Be¬ 
mühungen, Auslagen und Arzneimittel; Rechnungsforder¬ 
ungen an Vereine des öffentlichen Rechtes, an die staat¬ 
lichen Tier- und Pferdeversicherungsvereine; Forderungen 
für bereits erfolgte Leistungen für das Körgeschäft, für die 
Fleischbeschau usw., die nach Ablauf bestimmter Fristen 
erst zur Ausbezahlung kommen — können daher viele Tier¬ 
ärzte ihre Verpflichtungen gegen andere Betriebswirtschaften 
nicht in der gewünschten und gewohnten Weise erfüllen. 

In allen den Fällen, in denen umlaufendes Kapital wirt¬ 
schaftlich nicht nutzbar ist und gleichzeitig Fleiß, Geschick¬ 
lichkeit und Redlichkeit die Bürgschaft für einen ordnungs¬ 
mäßigen Wirtschaftsbetrieb bieten, ist es Pflicht der Standes¬ 
genossen, Darlehen zu gewähren, um eine Ausnützung der 
wirtschaftlich bedrängten Kollegen zu verhüten. Durch den 
Zwang der gesellschaftlichen Standesachtung sind die Stan¬ 
desgenossen gegenüber anderen Darlehensgebern verstärkt 
gesichert und müssen solche Darlehen zu bescheidenen 
Zinsleistungen, höchstens 3°/o, gewährt werden. Mit der 
richtigen Bemessung der Kreditwürdigkeit und des Kredit¬ 
bedarfes ist gleichzeitig die Rückzahlungsfähigkeit des 
Schuldners zu berücksichtigen. Bei der Gewährung von 
Darlehen tierärztlichen Wirtschaftsgeldes der Gesamtheit, 
kommen, abgesehen von dem Vertrauen zur Person des 
Schuldners und von der allgemeinen Vermögenslage nach¬ 
stehende Forderungen zur Bedingung: Der Darlehens¬ 
nehmer muß Mitglied eines der Kreisvereine und als Fami¬ 
lienvorstand Mitglied des Bayerischen Unterstützungsvereines 
sein und eine geordnete Buchführung mit den erforderlichen 
Belegen besitzen. 



1097 


Zur Befriedigung der Ansprüche der Darlehensnehmer 
soll die Darlehenskasse des Landesausschusses tätig sein, 
die diese Vermittlung der Darlehen übernimmt, die Durch¬ 
führung der Bedingungen überwacht und die Rückbezahlung 
durch entsprechende Darlehensverträge sichert. Der Be- 
Bestand der Darlehenskasse würde rund 20000 Mk. zu um¬ 
fassen haben und soll durch freiwillige Beiträge der rund 
586 Mitglieder der 8 Kreisvereine aufgebracht werden. 
Als durchschnittliche Darlehensleistung der 200 Amtstier¬ 
ärzte dürften je 50 Mk. in Voranschlag kommen; während 
der Restbetrag durch Darlehenbeträge der übrigen Mit¬ 
glieder der 8 Kreisvereine, der Vereinigungen der prak¬ 
tischen Tierärzte, des Vereines der Münchener Tierärzte 
und der stets opferbereiten Alttierärzte und der Freunde 
der Tierärzte aufzubringen wäre. 

Zur Überschickung der Beiträge sollen die Zahlkarten 
Verwendung finden und mögen auf der Rückseite der Zahl¬ 
karte die entsprechenden Verfügungen getroffen werden. 

Die bisher erfolgten Einbezahlungen berechtigen zit 
der Annahme, daß die Wohlfahrtseinrichtung einer tierärzt¬ 
lichen Darlehenskasse gesichert ist. 

Wolfratshausen, den 25. November 1914. 

Dr. Hans Schmitt, Vorsitzender. 


Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Gießen. 

An der Universität Gießen wurde das bisher eine Ab¬ 
teilung der medizinischen Fakultät bildende veterinärmedi¬ 
zinische Kollegium mit Beginn des laufenden Winter¬ 
semesters in eine eigene selbständige Fakultät mit der Be¬ 
zeichnung „Veterinärmedizinische Fakultät der Universität 
Gießen“ umgewandelt. 

Als Dekan für 1914 fungiert der ordentliche Professor 
I)r. G m e i n e r. 


Druckfehlerberichtigung: Auf Seite 1062, Zeile 16 von oben 
und auf Seite 1066, Zeile 18 von unten soll es heißen: „Neurohypo- 
pliyse“ statt „Neurophyse“. Auf Seite 1065, Seite 23 von oben soll 
es lauten: „Cit. n. Seitz)“ statt „(C. u. S. 168)“. 



1098 


Bttcherschau. 

Deutscher Veterinärkalender für das Jahr 1914/15. 26. Jahrgang. 

Herausgegeben in 8 Teilen von Dr. R.Schmaltz, Geh.Regierungs¬ 
rat. Mit Beiträgen von Regierungs- und Veterinärrat Dr. Arndt (f), 
Bezirkstierarzt; Veterinärrat Dr. Ellinger; Prof.Glage; Bezirks¬ 
tierarzt Veterinärrat Hartenstein; Geh. Regierungsrat Prof. 
Dr. Regenbogen; Oberstabsveterinär Schade; Prof. Dr. Schle¬ 
gel und Marstalls-Oberstabsveterinär Dr. Toepper. Berlin. 1914. 
Verlag von R. Schoetz. Preis 6 Mk. 

Der erste Abschnitt im 1. Teile des Kalenders lautet: 
-Veterinärpolizei.“ Er umfaßt das Viehseuchengesetz, die Aus¬ 
führungsbestimmungen des Bundesrates und die hierzu erlassenen 
Verordnungen der einzelnen Bundesstaaten. Diese sind dem Ka¬ 
lender in Einlageheften beigegeben. Eine außerordentlich zweck¬ 
mäßige Einrichtung! 

Weitere Abschnitte handeln über die Gewährleistung im Vieh¬ 
handel, die Fleischbeschau, das Gesetz betr. die Beseitigung von 
Tierkadavern mit den Ausführungsbestimmungen des Bundesrates. 
Daran schließt sich die Übersicht über die Behandlung der wichtigsten 
Tierkrankheiten, ein alphabetisches Verzeichnis der Arzneimittel, 
Tabellen über Löslichkeit, Maß, Gewicht, Körpertemperatur u. A. 

Der zweite gesondert beigegebene Teil enthält Ausführungen, 
die sich auf den tierärztlichen Stand beziehen, feiner wissenschaft¬ 
liche Beiträge: Diagnostik der wichtigsten Krankheitserreger, Harn¬ 
untersuchung, Milch- und Butteruntersuchung usw. 

Wie die Inhaltsangabe zeigt, weist der deutsche Veterinär¬ 
kalender eine Fülle von Material aus allen Zweigen der amtlichen 
und der tierärztlich praktischen Tätigkeit übersichtlich geordnet auf. 
Dem amtlichen und dem praktischen Tierarzt ist der Kalender ein 
vorzüglicher Ratgeber. Als solcher wird er seit 25 Jahren in den 
Kreisen der Kollegen allseitig geschätzt. Eine Empfehlung des vor¬ 
nehm ausgestatteten Hilfsbuches ist daher vollkommen überflüssig. 

A. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Das Großherzogi. Mecklenburg. Verdienst¬ 
kreuz erhielten für Auszeichnung vor dem Feinde: Karl Achter- 
berg, Stabsveterinär im Drag.-Reg. Nr. 18; Dr. Wilhelm Beek. 
Veterinär im Drag.-Reg. Nr. 17; Georg Kraus, Veterinär im Drag.- 
Reg. Nr. 18; Dr. Julius Kranich, Oberveterinär im Drag.-Reg. 
Nr. 24 erhielt die Großherzogi. Heß. Tapferkeitsmedaille; Stadttier¬ 
arzt Ludwig Schlögel in Baden-Baden erhielt das Ritterkreuz 
2. Klasse mit Schwertern des Bad. Ordens vom Zähringer Löwen; das 
eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten: Dr. Jos. Finkenbrink. Stabs¬ 
veterinär d. L. I im Feld-Art.-Reg. Nr. 8; Dr. Fried. H örr, Veterinär 
d. R. beim Stabe der Res.-Munitions-Kol. Abt. 26; Hans Liebert. 
Stabsveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 66; Heinrich Teschauer. 
Oberveterinär d. R. im Fuß-Art.-Reg. Nr. 9. 

Verzogen: Adolf Götzinger-Hungheim als Vetreter an den 
Schlachthof nach Mannheim; Dr. Karl Sch nee b er ger-Breiten¬ 
brunn als Vetreter an den Schlachthof Mannheim. 

Gestorben . Der kgl. Bezirkßtierarzt Otto Weidmann in 
Eschenbach (Oberpfalz). 


Wichtig: Packungen nur echt mit Fabrikmarke 


1099 


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Tierarzt Graulich in Neckarbischofsheim (Baden). 

Dieser Nummer liegt eine Zahlkarte des Landes¬ 
ausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns bei, 






1100 


Nr. 4osa 86 K. Staatsministerium des Innern. 

Bekanntmachung 

über die Einfuhr von Nutz- und Zuchtvieh ans Österreich in das 
bayerische Grenzgebiet. 

Da die Maul- und Klauenseuche in dem österreichischen poli¬ 
tischen Bezirk Asch ausgebrochen ist, wird in teilweiser Abänderung 
der Bekanntmachung vom 5. Januar 1914 („K. B. Staatsanzeiger“ Nr. 4) 
die Erlaubnis zur Einfuhr von Rindvieh zu Nutz- und Zuchtzweeken 
aus diesem Bezirke zeitweilig zurückgezogen. 

München, 18. November 1914. 

I. A.: K. Ministerialrat Luxenburger. 

Nr. 408a 87 K. Staatsministerium des Innern. 

Bekanntmachung 

Uber die Einfuhr von Nntz- und Zuchtvieh aus Österreich iu das 

bayerische Grenzgebiet. 

Da die Maul- und Klauenseuche in dem österreichischen Be¬ 
zirke Linz-Bezirkshauptmannschaft aiisgebrochen ist, wird in Ab¬ 
änderung der Bekanntmachung vom 19. Februar 1914 (K. B. Staats¬ 
anzeiger Nr. 42) die Erlaubnis zur Einfuhr von Rindvieh zu Nutz- 
und Zuchtzwecken aus diesem Bezirke zeitweilig zurückgezogen. 
München, 20. November 1914. 

I. A.: K. Ministerialrat von Braun. 




Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser: Bacillol-Patronen nach Dr. Jäterbock 


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mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jnterbock. 


Alleinige Fabrikanten: 

Bacillolwerke Hamburg. 


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Druck von J. <i o ttcnw in lor, München. koiumiHsiouKverlttK A4. Kiegcrfcci.i 
Uoiversitfttsbuchhandlung. München, OdeonspUls 2 




(frflber: Tiarärztlicües Wochenblatt ond Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor fiir Tierzucht im 
Kgl Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hochstetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Di;. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Landesausschnsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 8. Dezember 1914. Nr. 49. 


Inhalts Orlginalarti kel. Albrecht: Über einige Versucht mit Hypophysonextrakt 
zur Hervorrufung von Geburtswehen bei Hunden (Fortsetzung). — Referate. 
Stürzbacher: Erfahrungen über Wundbehandlung mit Mastisol. Lange: Jauche¬ 
vergiftung. Moulin: Die Biologie der Tumoren. Ersatz des Kanadabalsams. — 
Tierzucht und Tierhaltung. Unsere Pferdeversorgung. Belegen fremder 
Stuten an den Gestüten Graditz und Neustadt a. Dosse. Mindestschlachtgewicht 
für Kälber. Melasse für trächtige Mutterschweine. — Verschiedenes. Verlust¬ 
liste. 25 Jahre Vorstand eines landwirtschaftlichen Vereines. Auszeichnung. 
Personalien. 


Über einige Versuche mit Hypophysen-Extrakt zur 
Hervorrnlnng von Gebartswehen bei Hunden. 

Von Professor Albrecht. 

(Fortsetzung.) 

Faßt man die Beobachtungen der tierärztlichen Au¬ 
toren zusammen, so ergibt sich, daß sie mit Injektionen von 
Hypophysisextrakten (Pituglandol, Glanduitrin und Hyp- 
amin) Erfolge erzielten; sie vermochten bei den von ihnen 
behandelten, im Geburtsakte stehenden Tieren mittels des 
Verfahrens Kontraktionen der Gebärmutter hervorzurufen. 
Mit Hypamin wurde dies in 4 Fällen schon vor dem Ein¬ 
tritt der Eröffnung des Muttermundes erzielt. 

Bei nicht tragenden Kühen und bei einer Muttersau, 
die unmittelbar vor der Injektion von Hypophysisextrakt, 
geboren und kein Ferkel mehr im Uterus hatte, bewirkte 
das Extrakt keine Wehen. 













1102 


Eigene Beobachtungen. 

Um zu erfahren, oh das Hypophysisextrakt Pituitrin 
hei nicht trächtigen Kleintieren und bei solchen tragenden, 
nicht im Geburtsakte stehenden eine Wirkung auf den 
Genitalapparat ausübe bezw. Kontraktionen des Uterus her- 
vorrufe, ferner ob relativ große Dosen des Extraktes keinen 
Nachteil für die Tiere im Gefolge haben, etwa Abortus bei 
tragenden Tieren hervorrufen, wurden einige Versuche 
angestellt und hiezu 2 Hunde, 1 Ziege, 1 Kaninchen und 
mehrere Meerschweinchen benützt. 

In Anwendung kam das von Parke, Davis <Sr C o. 
hergestellte Pituitrin. Das Extrakt wird in Ampullen von 
0,5—1,0 ccm abgegeben. Es stellt eine klare, wasserhelle 
Flüssigkeit dar. 

1. Versuche mit nicht trächtigen Tieren. 

Einer Hündin, Foxterrier, 12 Pfund schwer, wurde 
vormittags 10 Uhr 0,5 ccm Pituitrin unter die Haut ge¬ 
spritzt; nachmittags 3 Uhr desselben Tages erhielt das Tier 
eine zweite Dosis von 1 ccm. Keine Erscheinungen von 
Wehen. Keine Veränderung der Farbe der Vorhof sehleim¬ 
haut, keine Störung des Allgemeinbefindens, also keine un- 
physiologischen Symptome bezüglich Pulsfrequenz, At¬ 
mungsfrequenz und Rektaltemperatur. 

Einer zweiten Hündin und Tochter der vorigen, 1213 
Pfund schwer, wurden 2 ccm Pituitrin auf einmal injiziert. 
Ergebnis wie oben. 

Ein Kaninchen, 5 Pfund schwer, erhielt 0,5 ccm Pi¬ 
tuitrin und am nächsten Tage 1 ccm. Keine Reaktion. 

Ein Meerschweinchen, V/> Pfund schwer, bekam 
0,5 ccm. Keine Reaktion. 

Anhang: Einer Henne, 5 Pfund schwer, spritzte 
man 0,5 ccm Pituitrin ein. Keine Reaktion. 

2. Vers \iche mit tragenden Tieren. 

Einer 2P> Monate tragenden, 70 Pfund schweren 
Ziege injizierte man 2 ccm Pituitrin . Keine Erscheinungen 
von Wehen, keine Veränderung der Farbe der Vorhol- 
schlcirnhaut. 

Bei der Ziege wurde vor dem Versuche Pulsfrequenz. 
Atomfrequenz und die Rektaltemperatur bestimmt, der¬ 
gleichen dreimal von 3 zu 3 Stunden nach der Injektion. 
]>ie<o Feststellungen lieferten nur physiologische Werte. 
Pie qualitativ-chemische Untersuchung des Urinos der 
Ziege — aufgefangen 4 Stunden nach der Injektion — er- 



1103 


gab nichts Abnormes. Futteraufnahme und Wiederkauen 
unverändert. 

Fünf trächtige Meerschweinchen reagierten sämt¬ 
liche auf Pituitrin-Injektionen mit Abortus. Drei dieser 
Versuchstiere hatten die Hälfte der Tragezeit hinter sich, 
eines derselben war etwa 2 / 3 der Tragezeit trächtig und 
das fünfte hochträchtig. 

Das erste Kaninchen erhielt 0,25 ccm Pituitrin und 
zeigte auf die Injektion nichts Besonderes. Am- nächsten 
l äge injizierte man 0,5 ccm Pituitrin. Nach 1% Stunden 
hat Abortus ein. 

Drei Meerschweinchen wurden sofort je 0,5 ccm Pitui¬ 
trin injiziert; sie abortierten D/ 2 —2 Stunden nach der In¬ 
jektion. 

Einem Meerschweinchen wurde 0,25 ccm Pituitrin 
( ingespritzt. Als eine Reaktion nicht eintrat, bekam es am 
gleichen Tage 8 Stunden später 0,5 ccm Pituitrin. Keine 
Reaktion. Am nächsten Tage injizierte man 1 ccm. Zwei 
Stunden später verwarf das Tier. 

Den Verlauf des Abortus anlangend wurde Folgendes 
beobachtet: % Stunde vor der Ausstoßung der Früchte 
kauerten die Tiere zusammen, fraßen nicht mehr und ver¬ 
steckten sich unter die Streu des Käfigs. Kurze Zeit nach 
dem Abortus waren sie wieder munter. Nach etwa zwei 
Stunden nahmen sie Futter auf. Keines der Versuchstiere 
erkrankte. 

Erwähnt sei, daß bei keinem der zu den Versuchen 
benützten Kleintieren an den Injektionsstellen eine Re¬ 
aktion zu bemerken war. 

Beobachtungen über die Wir k u ng d e s 
Pituitrins bei Hundegeburten. 

Vorausgeschickt sei, daß bei den- sämtlichen nach¬ 
stehend mitgeteilten Geburten Hilfeleistung erforderlich 
war. Ich beschränke mich daher nicht lediglich auf die 
Angabe des Verhaltens der Hündinnen nach der Einsprit¬ 
zung des Pituitrins, sondern teile jeweils den ganzen Ge¬ 
burtsverlauf mit. Einzelnen Geburtsberichten füge ich, ob¬ 
wohl eigentlich nicht zur Sache gehörig, Mitteilung über 
das Verhältnis des Gewichtes der Muttertiere zum Gewichte 
der Jungen an. 

F. Fall: Eine vor der Geburt stehende rasselose Hün¬ 
din, Eigentum der geburtshilflichen Station, wies eine 
außergewöhnlich starke Seiten- und Tiefenausdehnung des 
Bauches, kurz, eiu Außeres auf, welches das Vorhanden' 



1104 


sein einer größeren Zahl Junger im Uterus anzeigte. Das 
Tier war im übrigen vollständig gesund. Man vermutete, 
daß bei der hochgradigen Ausdehnung des Uterus die Ge¬ 
burtswehen wahrscheinlich schwach sein werden und daß 
sich die Hündin daher zu Pituitrinversuchen eigne. Es 
sollte insbesondere eruiert werden, ob es gelinge, in den 
wehelosen Zwischenzeiten der Geburt mit Pituitrin Wehen 
hervorzurufen und ferner, ob die Benützung größerer Dosen 
Pituitrin für das Tier keinen Nachteil, etwa tetanische 
Wehen etc., bringe. 

Am 31. VII. 14, 9 Uhr 30 Minuten, trat die Geburt 
ein und brachte die Hündin ein männliches Junge in der 
Kopfendlage. 

Als bis 11 Uhr 20 Minuten die Wehen sistiert hatten, 
wurde 1 ccm Pituitrin subkutan injiziert. Schon 5 Minuten 
später traten starke Wehen ein und nach 15 Minuten er¬ 
folgte die Geburt eines zweiten männlichen Jungen in der 
Beckenendlage; nach einer weiteren Viertelstunde wurde 
das dritte, ebenfalls männliche Junge in der Beckenendlage 
geboren. 

Um 1 Uhr 45 Minuten gebar die Hündin die vierte 
Frucht in der Kopfendlage (männlich). Nun sistierten die 
Wehen. Zur Wiederhervorrufung derselben bekam das Tier 
um 3 Uhr 32 Minuten wieder 1 ccm Pituitrin unter die 
Haut. Um 3 Uhr 40 Minuten Eintritt starker Wehen. Nach 
20 Minuten Geburt des fünften Jungen in der Kopfendlage 
(weiblich). Geburt der sechsten Welpe um 4 Uhr 55 Mi¬ 
nuten in der Beckenendlage (männlich). Die Wehen dauern 
mit kurzen Zwischenpausen an. 

Um 6 Uhr 45 Minuten Geburt des siebenten Jungen 
(weiblich) in der Beckenendlage. 

Nun Sistierung der Wehen. Um 7 Uhr 50 Minuten 
1 ccm Pituitrin. Nach 10 Minuten Wehen. Untersuchung 
um 9 Uhr 15 Minuten: Eine Frucht liegt nicht vor; der 
gleiche Befund wird um 11 Uhr 50 Minuten konstatiert. 
Die Hündin wird für die übrige Dauer der Nacht sich selbst 
überlassen. 

Am nächsten Morgen zwischen 5 und 6 Uhr gebärt 
die Hündin das achte Junge (weiblich). Jetzt Wehenstill¬ 
stand bis 3 Uhr. Uni 3 Uhr Injektion von 1 ccm Pituitrin. 
Nach 10 Minuten starke Wehen. Da trotz derselben die 
Gehurl einer weiteren Frucht nicht eintritt, wird unter¬ 
sucht und festgestellt, daß ein Junges in der Querlage vor 
dem Muttermund liegt,. 



1105 


Hilfeleistung: Beibringung des Vorder- oder Hinterteils 
der Frucht gelingt nicht, daher Durchtrennung der Bauch¬ 
wand der Frucht mit einein kleinen Hakenmesser, Ausziehen 
der ausgetretenen Eingeweide mit der Pfotenzange; hierauf 
gelingt es mit einem Haken das Vorderteil der Frucht in 
das mütterliche Becken zu bringen und die Frucht (männ¬ 
lich) mittels eines in deren Maulhöhle fixierten Hakens 
auszuziehen. Kurze Zeit nach der Extraktion treten spon¬ 
tan wieder Wehen auf, die sich in kurzen Zwischenpausen 
wiederholen. Um 5 Uhr 45 Minuten Geburt des zehnten 
Jungen (weiblich) in der Beckenendlage. 

Die Palpation der Bauchwandung ergibt, daß sich 
noch ein Junges im Tragsacke befindet. 

Nachdem die Hündin trotz ziemlich starker Wehen 
die letzte Frucht nicht bringen zu können scheint, wird um 
8 Uhr 45 Minuten untersucht und festgestellt, daß eine 
Gliedmaße in das Becken eingetreten ist. 

Um den lange andauernden Geburtsakt zum Ab¬ 
schlüsse zu bringen, wird nicht mehr abgewartet, sondern 
Hilfe geleistet : Zug mit der Pfotenzange am Beine. Es 
wird jetzt konstatiert, daß es sich um ein Hinterbein han¬ 
delt. Unter Fortsetzung des Zuges wird das fötale Becken 
an den Eingang des mütterlichen gebracht. Da man nicht 
darauf bedacht ist, ein lebendes Junge zu erhalten, wird zur 
Abkürzung der Geburtshilfeleistung unter Fortdauer der 
Fixierung des Beines des Jungen ein scharfer Haken am 
fötalen Becken angebracht und um 9 Uhr 5 Minuten ein 
totes männliches Junge, die elfte Frucht, ausgezogen. 

Die Geburt der 11 Welpen hatte 2 Tage gedauert. 

Das Muttertier ist munter, frißt und nimmt Wasser 
auf. Die äußeren Geburtswege sind mäßig geschwollen. 
Die Innenwärme beträgt 39,5 0 C. 

Es möge hier nebenbei das Verhältnis des Gewichtes 
der Hündin zu demjenigen der Welpen angeführt sein: 
Die Mutter wog nach der Geburt 6725 g, die Jungen in der 
Reihenfolge, wie sie geboren wurden, 195, 210, 197, 237, 
177, 159, 157, 154, 175, 225, 188 g; zusammen 2074 g. Die 
leichteste Nachgeburt wog 24, die schwerste 33 g. 

Verhältnis des Gewichtes der Mutter zu dem der 
Jungen 6725: 2074 = 3,24:1. 

Der Fall zeigt, daß es mittels Pituitrin-Injektionen 
gelingt bei länger andauernder Wehenpause Wehen hervor¬ 
zurufen und damit die Geburt abzukürzen. Weiter ist aus 
dem Geburtsberichte zu ersehen, daß Partushündinnen 



1106 


relativ große Pituitrindosen — die Hündin bekam im Ver¬ 
laufe der Geburt viermal je 1 ccm — ohne Nachteil ver- 
1 ragen. 

II. Fall: Eine französische Zwergbulldogge, bei wel¬ 
cher bereits im Vorjahre wegen Schwergeburt Hilfe ge¬ 
leistet. worden, war am Tage des Zuganges von früh mor¬ 
gens bis abends unruhig gewesen. Die Unruhe kennzeich¬ 
nete sieh durch häufiges Aufstehen, Herumgehen und 
Wiederniederlcgen etc. 

Untersuchung abends 5 Uhr: Das sehr gut genährte 
Tier zeigt eine starke Ausdehnung des Bauches, durch 
dessen Wandung Junge gefühlt werden können. Die An¬ 
zahl der Pulse betrug 85, die Zahl der Atemzüge 20 in der 
Minute, die Rektaltemperatur 38,2. Appetit bestand. 1 >ie 
Vaginaluntersuchung ergab beginnende Eröffnung des Zer- 
vikal-Kanales. Äußerlich durch Kontraktion der Bauch¬ 
presse erkennbare Wehen fehlten. 

Abends 9 Uhr zweitmalige Vaginaluntersuchung. Be¬ 
fund wie bei der Untersuchung um 5 Uhr. Während der 
Nacht blieb der Zustand der gleiche, nur die Unruhe 
erscheinungen waren geringer; dagegen wurde die Hündin 
am nächsten Morgen wieder recht unruhig. Dabei fraß sie 
nicht und war gegen Zurufe und Liebkosungen vollkommen 
apathisch. Die Erscheinungen im Zirkulations- und Bespi- 
rations-Apparate zeigten gegenüber dem vorher gegangenen 
läge keine Änderung; die Mastdarmtemperatur war um 
einen halben Grad angestiegen. 

Bei der Untersuchung der Geburtswege um 9 Uhr vor¬ 
mittags fand man jetzt den Muttermund vollkommen offen, 
ein .Junges konnte nicht gefühlt werden. Wehen fehlten 
fast vollkommen. 

Das Tier erhielt nun zunächst um 10 Uhr Extraet. 
secal. cornuti 1,0 per os. Verstärkung der Wehen wurde 
damit nicht erzielt und man injizierte daher um 11 Uhr 
35 Minuten 0,5 ccm Pituitrin, worauf, aber erst nach 20 
Minuten, ziemlich kräftige Wehen eintraten, die mit kurzen 
Intervallen fortdauerten. Wiederholte Untersuchungen er¬ 
gaben jetzt das Anliegen des Kopfes einer Frucht am 
Bockeneingang der Hündin. Nachdem man sich nach län¬ 
gerem Zmvarten überzeugt hatte, daß die Hündin trotz 
guter Wehen das Einbringen des Kopfes in das mütterliche 
Becken nicht: vermöge, wurde zur Hilfeleistung geschritten. 

I >as Anhringon der Geburtszange an dem im Uterus befind¬ 
lichen Kopie mißlang, auch das Einbringen des großen, 
breiten Kopfes der Frucht in das Becken durch Zug au 



1107 


einer am Unterkiefer angebrachten Zange gelang nicht, 
dagegen wurde die Extraktion möglich durch Zug an einem 
in die Maulhöhle eingebrachten, am Gaumen befestigten 
Haken **). Das nach dem Ausziehen noch lebende männ¬ 
liche Junge starb nach einigen Minuten. 

Nach kurzer Zeit setzten wieder Wehen von mäßiger 
Stärke ein und alsbald fühlte man den Kopf einer zweiten 
Frucht am Beckeneingange. Als auch diesmal nach zwei¬ 
stündigem Zuwarten der starke Kopf des Fötus nicht in 
das mütterliche Becken eingebracht worden, wurde die Ex¬ 
traktion einer männlichen toten Frucht wie bei der vorigen 
Hilfeleistung bewerkstelligt. Leichte Wehen bestanden 
fort. Um 5 Uhr fühlte man Hinterbeine im Becken. Das 
fötale Becken war aber in das mütterliche nicht einge¬ 
treten. Als sich der Zustand nach Umfluß von 50 Minuten 
gleich geblieben war, mußte geschlossen werden, daß die 
Hündin auch dieses Junge nicht gebären könne. 

Ifurch abwechselnden Zug in schiefer Richtung an 
den Hinterbeinen mittelst Pfotenzangen gelang es, zu¬ 
nächst das Becken der Frucht in das mütterliche Becken 
zu bringen und hierauf das tote männliche Junge an den 
Beinen auszuziehen. Nach einer halben Stunde beobachtete 
man wieder leichte Wehen und bei der Untersuchung 30 
Minuten später waren wieder die Hinterbeine eines Fötus 
im mütterlichen Becken zu fühlen. Längeres Zuwarten er¬ 
schien nicht angebracht und es wurde die tote weibliche 
Frucht in derselben Weise wie die vorige entwickelt. Um 
8 Uhr konstatierte man bei der Untersuchung den Kopf 
eines Jungen wieder vor dem Beckeneingange. Da die 
Wehen sehr niedergradig waren, erhielt die Hündin 0,5 
Pituitrin und man konnte nach 18 Minuten ausgeprägte 
Verstärkung der Wehen konstatieren. Bei der Unter¬ 
suchung nach halbstündiger Dauer der kräftigen Wehen 

**) Anmerkung. Bei Hundegeburten ist man nicht selten 
bemüßigt, die Frucht aus dem Tragsack zu extrahieren, weil die 
Muttertiere nicht vermögen, sie in ihr Becken einzubringen; die An¬ 
lage von Instrumenten an die Föten ist in solchen Fällen äußerst 
schwierig, wenn es nicht gelingt, die Früchte am Beckeneingang der 
Mütter zu fixieren. Dies ist mittels des folgenden Verfahrens in der 
Regel möglich; eine Person legt, das Gesicht dem Hilfeleistenden 
zugewendet, die Fingerspitzen der rechten Hand an die linke, die¬ 
jenigen der linken Hand an die rechte untere Abteilung der Bauch¬ 
wand der Hündin an. Das am Beckeneingang der Mutter befind¬ 
liche Junge ist zu fühlen; es wird mit den Fingerspitzen der beiden 
Hände festgehalten und an den mütterlichen Beckeneingang ange¬ 
drückt, so daß es beim Anlegen von Instrumenten nicht orahvärts 
der Mutter in den Uterus geschoben werden kann. 



1108 


fand man den Kopf der Frucht in das mütterliche Becken 
eingetrieben. 

Nachdem nun aber nach längerem Zuwarten die Ge* 
hurt nicht fortschritt, war die Entwicklung der Frucht 
seitens der Mutter nicht zu erhoffen. Es gelang das noch 
lebende weibliche Junge mittelst der am Kopfe angelegten 
Zange in der Schulterbeugehaltung auszuziehen. 

Um 7 Uhr 30 Minuten hatte die Hündin den sechsten 
Fötus an den Beckeneingang gebracht und 30 Minuten 
später war der nicht große Kopf in das mütterliche Becken 
eingetreten. Die Wehen waren schwach geworden. Aus¬ 
pressen der Frucht konnte man nicht erwarten und es wurde 
dieselbe daher — ein weiblicher toter Fötus t— wie im 
vorigen Falle entwickelt. Um 9 Uhr war mit der Finger¬ 
spitze eine Frucht am Beckeneingang zu fühlen. Das Tier 
zeigt aber ab und zu nach verhältnismäßig langen Zwischen¬ 
zeiten sehr schwache Wehen. Um 10 Uhr stand der Kopf 
eines weiteren Fötus vor dem Beckeneingang. Da mit Rück¬ 
sicht auf die kaum wahrnehmbaren Wehen Fortschreiten 
der Geburt nicht in Aussicht stand, spritzte man der Hün¬ 
din 1 ccm Pituitrin ein. Nach 15 Minuten bemerkt man 
Verstärkung der bisherigen Wehen; sie wurden aber erst 
nach weiteren 16 Minuten sehr kräftig. Durch dieselben 
hatte die Mutter nach einer halben Stunde den Kopf des 
Jungen in das Becken einzubringen vermocht. Nachdem 
um 11 Uhr 15 Minuten die Geburt nicht weiter vorgeschrit¬ 
ten war, zog man auch das siebente, weibliche, lebende Junge 
wie die beiden vorigen in der Schulterbeugehaltung aus. 

Die Temperatur des ziemlich abgematteten Mutter¬ 
tieres betrug 38,8. Die Hündin nahm Wasser auf, was üb¬ 
rigens auch schon vorher wiederholt stattgefunden hatte, 
und zeigte etwas Appetit. 

Das Gewicht der Mutter betrug nach der Geburt 18,5 
Pfund, die Gewichte der Jungen: 1 = 228, 2 = 241, 3 = 
233, 4 = 238, 5 = 222, 6 = 225 und 7 = 220 g; Gesamt¬ 
gewicht der Jungen = 1607 g. 

Gewicht der Nachgeburten: 1 = 36, 2 = 37, 3 == 47, 
4 = 40, 5 = 57, 6 = 50 und 7 = 40 g; in Summe 307 g. 

Gewicht der Mutter zum Gewicht der Jungen 9250 g: 
1007 = 5,134:1. 

Der vorstehend beschriebene Geburtsfall zeigt, daß 
Pituitrin-Injektionen geeignet sind, Wehen zu verstärken 
und die Geburt zu beschleunigen. Daß die Hündin trotz 
Steigerung der Wehenkraft die Jungen nicht selbst zu 



1109 


bringen vermochte, war durch den großen Kopfumfang der 
Föten bei verhältnismäßig engem Becken der Mutter be¬ 
dingt. Daß der erstere Umstand gerade bei den französi¬ 
schen Bulldoggen die Geburt nicht selten erschwert, wird 
jeder Kollege, der bei Geburten von Tieren dieser Rasse 
Hilfe zu leisten hatte, beobachtet haben. 

Am 25. VII. 14, morgens 9 Uhr, brachte der Privatier 
M. von G. eine Rehpinscherhündin und berichtete, das Tier 
habe sich bereits gestern etwas unruhig gezeigt, und glaubte 
man zu bemerken, daß es etwas drängte; um 6 Uhr früh 
seien dann deutliche Wehen eingetreten und nach einiger 
Zeit habe man Abgang von Fruchtwasser beobachtet. 

Untersuchung: Pulszahl 120, Zahl der Atemzüge 21 
pro Minute, Mastdarmtemperatur 38,5. 

Appetit besteht nicht. Das Tier zeigt sich matt. 

Vaginaluntersuchung: Muttermund geöffnet. Mit der 
Fingerspitze fühlt man ein Junges. 

Nachdem die Hündin während einer zweistündigen 
Beobachtung ohne Geburtswehen zugebracht hatte, verab¬ 
reichte man versuchsweise per os 0,5 Extract. secal. cornuti. 
Kein Erfolg. 

Nach Ablauf einer Stunde injizierte man 0,5 ccm Pi¬ 
tuitrin. Kein Erfolg. 

Nach Umfluß einer weiteren Stunde gab man wieder 
subkutan 1 ccm Pituitrin. Kein Erfolg. Befund bei der 
Vaginaluntersuchung ohne Änderung. 

Es wurde jetzt indirekte Massage des Uterus durch 
Palpation der Bauchwand ausgeführt und in die Geburts¬ 
wege eine starke Kreolinemulsion infundiert. Keine Wehen. 
Nun machte man — es waren 1 */> Stunden seit der zweiten 
Pituitrin-Injektion vergangen — eine nochmalige Einsprit¬ 
zung von 1 ccm Pituitrin. Nach 16 Minuten traten Wehen 
ein und zwar sehr kräftige. 

Bei der inneren Untersuchung der Geburtswege nach 
halbstündiger Dauer der Wehen kann man nun leicht einen 
mäßig weichen Körper am Beckeneingang fühlen, aber nicht 
feststellen, welche Partie der Frucht vorliegt. 

Die Wehen dauern in mäßigem Grade fort. Bei der 
weiteren nach 5 / 4 Stunden gepflogenen Untersuchung durch 
die Scheide fühlte man zu großer Überraschung in dieser 
Eingeweide. Die nähere Prüfung derselben ergab, daß es 
sich um Gedärme und die Leber des Fötus handelte. Kein 
Zweifel, es war die Bauchhöhle der Frucht geplatzt. Die 
weitere Untersuchung ergab das Vorhandensein einer Quer¬ 
lage des Jungen. Es gelang unschwer mittelst eines Hakens 



die Wirbelsäule des faulen Fötus zu durchtrennen. Nach 
deren Trennung hakte man auf gut Glück an einem der 
Wirbelstümpfe ein — es war, wie sich herausstellte, der 
zur hinteren Rumpfabteilung gehörige — und zog an; hie¬ 
bei rissen die noch restigen Weichteile durch und die hin¬ 
tere Rumpfabteilung konnte ausgezogen werden; die vor¬ 
dere Abteilung wurde hierauf mittelst eines an dem anderen 
Wirbelstumpfe angebrachten Hakens ebenfalls ausgezogen. 

Das Tier zeigte nach der Geburt keine beunruhigenden 
Symptome. Die Rektaltemperatur war auf 39,5 0 ange¬ 
stiegen. Ausspülung der Geburtswege mit Therapogen- 
lösung. Abgang am nächsten Tage. (Schluß folgt.) 


Referate. 

Stabsveterinär Stürzbacher: Erfahrungen über 
Wundbehandlung mit Mastisol. (Zeitschrift f. Veterinär¬ 
kunde, Heft 8/9, 1914.) 

Verf. weist zunächst auf die glänzenden Resultate. 
Avelche man während des Balkankrieges bei Behandlung 
der Wunden mit Mastisol erreichte. Mastisol, zum größten 
Teile aus Mastixharz bestehend*), wurde vielfach ohne 
vorhergegangene Desinfektion aufgepinselt. Man führt die 
günstige Wirkung darauf zurück, daß durch das Präparat, 
welches alsbald nach der Aufpinselung antrockne, alle 
Keime und Fremdkörper auf der Haut in der Wunde und 
der Umgebung der Wunde fixiert und unschädlich gemacht 
werden, so daß die meisten Verletzungen ohne Eiterung 
zur Heilung gelangten **). 

Verf. hat Mastisol bei Verwundungen wiederholt in 
Anwendung gebracht und führt folgende Fälle an: 

*) Mastisol ist eine Lösung von Mastix in Chloroform um! Benzin. 

**) Anmerkung. Fröhnor schreibt in der neuen Auflage 
seines Lehrbuches der Arzneimittellehre über Mastisol folgendes: 
Das Mastisol wirkt durch das Bepinseln der Wundränder und der 
Wunduingebung fixiertem!, entwicklungshemmend und antisoptiseh 
auf Bakterien; der auf die Wunde gelegte Mull oder Köperstoff 
sitzt sehr fest. Nach M. Meyer (Monatshefte für praktische Tier¬ 
heilkunde, XXV. B., Dissert., Berlin 1913) übertrifft der Mastisol- 
verband beim Pferde durch Einfachheit <1 er Technik und Schnellig¬ 
keit der Ausführung alle übrigen Verbands- und Sterilisierungs¬ 
methoden, er besitzt eine stark austrockende Wirkung und große 
Klehekraft. liegt sehr fest an. bietet hinreichende Sicherheit gegen 
Sekundiirinfektinnen, ist ohne Beizwirkung, läßt sieh an jeder Stelle 
anlegen, ermöglicht große Ersparnisse an Desinfektionsmitteln und 
Verbandstoffen und der Verbandwechsel kann schnell und einfach 
erfolgen. A. 



1111 


Ein Pferd hatte sieh im Marschquartier einen an der 
Wand vorstehenden Drahtnagel quer durch den Augapfel 
gestoßen. In die Augenhöhle war bedeutend Blutung ein¬ 
getreten, welche Verdrängung des Augapfels bedingte. 
Dieser war ebenfalls mit Blut ungefüllt. Große Schmerz¬ 
haftigkeit am Auge und in dessen Umgebung. Behandlung: 
Beide Augenlider und die anstoßenden Hautpartien wurden 
mit Mastisol gepinselt, außerdem wurde zweimal im Tage 
eine 1 % ige Lösung von Argent. proteinic. in den Lidsack 
geträufelt. Dabei fand Verdunkelung des Stalles etc. statt. 
Nach Verlauf von 3 Wochen konnte das Auge als gerettet 
bezeichnet werden und nach Ablauf eines Vierteljahres war 
festzustellen, daß sich die Sehkraft zum größten Teile 
wieder eingestellt hatte. 

Ein zweites Pferd hatte einen so heftigen Hufschlag 
gegen das rechte Auge erhalten, daß die Cornea auf die 
Länge von 1,5 cm aufplatzte und der Inhalt der vorderen 
Augenkammer entleert wurde. Auch in diesem Falle trat 
nach erfolgter Mastisolpinselung keine Eiterung ein und 
die Hornhautwunde heilte. Im weiteren Verlaufe erfolgte 
aber doch Atrophie des Augapfels mit Sehverlust. 

Ein dagdpferd war durch gegangen, gestürzt und hatte 
sich infolge des Sturzes zahlreiche teilweise die Haut durch¬ 
dringende Abschürfungen zugezogen. Die lädierten Stellen 
wurden mit Mastisol bestrichen und schon am nächsten 
Tag konnte das Tier wider Erwarten der Sachverstän¬ 
digen, welche die Verletzungen gesehen hatten, zur Huber¬ 
tus-,Jagd geritten werden. An keiner der verletzten Stellen 
war auch nur eine Spur von Anschwellung eingetreten. 

Bei operativen Arbeiten wird nach St. durch die vor¬ 
herige Mastisolbehandlung des Operationsfeldes die Durch¬ 
führung von Asepsis bezw. Antisepsis wesentlich erleichtert. 

Als Beispiele führt er an: Kasche Heilung der Ope¬ 
rationswunde bei einem operierten 3jährigen einseitigen 
Kryptorchiden und bei einem wegen Brustbeule operierten 
Pferde: 

Eine kindskopfgroße Brustbeule wurde nach Bepin- 
selung des Operationsfeldes mit Mastisol ausgeschält, hie¬ 
rauf folgte Auspinselung der Wundhöhle mit Mastisol, 
welche am nächsten Tage wiederholt wurde. Eiterung trat 
nicht ein, und Heilung erfolgte in kürzerer Zeit als bei 
anderer Behandlung. 

Bei Manövern sind Verletzungen der Pferde durch 
Sattel- oder Geschirrteile, Watten, Woilach, Streichen etc. 



1112 


häufig. Nach der bisher durch Behandlung mit Mastisol 
bei derlei Verletzungen gemachten Erfahrungen glaubt St... 
daß Mastisol mehr als alle bisher in solchen Fällen gebräuch¬ 
lichen Mittel (Kollodium, Pyoktanin, essigsaure Tonerde 
u. s. w.) berufen sei, eine vorbeugende bezw. heilende Wir¬ 
kung zu entfalten. Dazu komme, daß dessen Anwendung 
eine höchst einfache sei und dem Fahnenschmied etc. über¬ 
lassen werden könne. 

In der Humanchirurgie scheint Mastisol häufig be¬ 
nützt zu werden. Eine größere Zahl Berichte über Wund¬ 
behandlung im Felde sprechen von der Anwendung des 
Mittels. So schreibt Dr.- O. N o r d m a n n in der Medizin. 
Klinik“: „Neuerdings ist auf ein Mittel hingewiesen wor¬ 
den, mittelst dessen Verbandstoffe an solchen Körperstellen, 
an welchen Bindenverbände erfahrungsgemäß schlecht zu 
sitzen pflegen, sehr leicht fixiert werden können, ohne daß 
sie sich später verschieben. Es ist dies eine von (Dettingen 
empfohlene und verbesserte Mastixlösung, Mastisol ge¬ 
nannt. Wenn man diese Lösung auf die Umgebung der 
Wunde aufpinselt und einige Zeit verdunsten läßt, so können 
damit Gazelagen oder Zellstoffkissen sicher fixiert werden. 

Dr. H. A 1 b r e c h t schreibt in einem Artikel in 
Nr. 41 der „Münch. Medizin. Wochenschrift“: „Die erst¬ 
malige Einrichtung unseres Feldlazarettes“ das Folgende: 

Die Wundbehandlung wurde durchwegs so ausge¬ 
führt, daß nach Entfernung grober Schmutzpartikel mit 
Pinzette und feuchten sterilen Tupfern die Wunde mit Jod¬ 
tinktur betupft, die Umgebung derselben mit Mastisol, am 
besten mittels Pinzette und Tupfer bestrichen, eine sterile 
Kompresse aufgedeckt, darauf sterile Watte und eine Binde 
gelegt wurde; zur Sicherung des Verbandes gegen Zu¬ 
sammen- oder Abrutschen kommt senkrecht zur Binden¬ 
richtung ein kleines Streifchen Heftpflaster. Die von (Det¬ 
tingen***) empfohlene Verwendung des Mastisols zur 
Keimarretierung und zur Fixation des Verbandes hat sieh 
uns in jeder Hinsicht bewährt; sie erleichtert die Anlegung 
des Verbandes und gewährt die beste Sicherung gegen eine 
allenfallsige nachherige Entblößung der Wunde bei den 
oft nötigen Umparkierungen der Verwundeten. 

***) Wir machen die Kollegen darauf aufmerksam, daß die 
Firma llauptner-Berlin ein Mastisol „Mastisol-Eberlem“ für die Tier¬ 
heilkunde zur Behandlung von Wunden, Fixierung von Verband¬ 
stoffen und Sterilisierung des Operationsfeldes liefert. (Siebe An¬ 
nonce llauptner in dieser Wochenschrift). Ausführliche Beschreibung 
kann von der Firma auf Wunsch kostenfrei bezogen werden. 



1113 


Dr. Lange- Freiberg: Jauchevergiftung. (Bericht 
über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen pro 1913.) 

In zwei Gehöften wurden zahlreiche Vergiftungen 
bei Hühnern, die Stalljauche aufgenommen hatten, beob¬ 
achtet. In beiden Fällen vermuteten die Besitzer Hühner¬ 
pest. Die Krankheit setzte mit allgemeiner Mattigkeit und 
Schlafsucht ein, dann begannen der Kamm und die Kinn¬ 
lappen sich zu entfärben, dazu gesellten sich weiter Durch¬ 
fall und starker Durst; schließlich beobachtete man vor 
dem schnell eintretenden Tode Taumeln und Unvermögen 
zu stehen. Bei der Sektion fielen besonders Jauchegeruch 
und Blutzersetzung auf. Der Vorbericht ergab, daß die 
Hühner des einen Gehöftes den Garten stets dann am 
liebsten aufsuchten, wenn frisch gejaucht worden war; 
schon öfters waren, wie der Besitzer auf Befragen mit¬ 
teilte, darnach Todesfälle eingetreten. Das Zusammen¬ 
treffen beider Tatsachen hatte jedoch keine Beachtung ge¬ 
funden. 


Mo ul in: Die Biologie der Tumoren. (Referat im 

Zentralblatt f. Gynäkologie, Nr. 44, 1914.) 

M. ist der Ansicht, daß der Umstand, ob eine Ge¬ 
schwulst einen gutartigen oder bösartigen Charakter be¬ 
komme, von dem Grade der Reife der Zellen des Mutter¬ 
bodens abhänge. Wenn die Zellen voll entwickelt seien, 
entstehe nur ein gutartiger Tumor; umgekehrt verhalte es 
sich, wenn sich die Zellen im unreifen, embryonalen und 
daher rapide wachsenden Zustande befinden. Die normale 
Weiterentwicklung der Gewebszellen hänge von chemischen 
noch nicht genau bekannten Einflüssen ab. Werden diese 
durch fremde schädliche oder im Organismus selbst ent¬ 
stehende schädliche Stoffe (Alter) gestört, so höre die nor¬ 
male Weiterentwicklung auf, das Wachstum dauere aber 
trotzdem fort und es entstehe die Geschwulst. 

Ersatz des Kanadabalsams. 

Th. Vaternahm-Frankfurt a. M. berichtet in 
Nr. 45, 1914, der „Münch. Medizin. Wochenschrift“ über 
den Ersatz für Kanadabalsam folgendes: 

Bei Einbettung mikroskopischer Präparate bildet 
Mastisol-Oettingen für den Kanadabalsam einen 
sehr guten Notbehelf, beinahe einen Ersatz. Die Masse 
erstarrt fast sofort und das Deckgläschen haftet nach einigen 
Stunden so fest, daß man das Präparat ohne Gefahr trans¬ 
portieren oder verschicken kann. Die Färbung erleidet 



1114 


keine Einbuße und die leicht rötliche Färbung des Masti- 
i'ols verschwindet infolge der dünnen Ausbreitung der¬ 
selben völlig. Ein weiterer Vorteil ist, daß man das Prä¬ 
parat sofort untersuchen kann, ohne, wie beim Kanada- 
sols verschwindet infolge der dünnen Ausbreitung dcs- 
Mikroskops abläuft; aus diesem Grunde eignet sich Masti- 
sol besonders bei solchen Präparaten, welche man in Gly¬ 
zerin etc. ohne Deckglas untersucht. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Unsere Pferdeversorgung. 

Die „Tageszeitung für Brauerei“ schreibt, daß uns 
im Deutschen Reiche, nicht gerechnet die Eiufuhrziifern, 
ein Pferdematerial von rund Millionen Stück zur Ver¬ 
fügung stehen, und daß deshalb der gegenwärtige Kriegs¬ 
zustand zu Besorgnissen wegen der Pferdeversorgung der 
deutschen Brauereien keine Veranlassung gibt. Bei diesem 
verfügbaren Bestände an Pferden war noch nicht einmal 
in Rücksicht gezogen, daß im Falle eintretenden Bedarfs 
und bei für die Einfuhr lohnenden Preisen das befreundete 
Österreich-Ungarn und vor allem die neutralen Länder uns 
gern von ihren Pferdebeständen abgeben werden. Diese 
Bestände sind gar nicht so unbeträchtlich und ein Abfluß 
aus ihnen nach Deutschland erscheint sehr wohl möglich. 
1 )abei ist zu berücksichtigen, daß die Heeresverwaltung 
noch über die in den okkupierten Gebieten Belgiens und 
Nordfrankreichs vorhandenen Bestände verfügt, die sie sieh 
durch ein für Belgien erlassenes besonderes Ausfuhrverbot 
gesichert hat. Das befreundete Österreich-Ungarn verfügt 
nämlich allein ebenfalls über einen Bestand von über 4 Mil¬ 
lionen, und die neutralen europäischen Länder, soweit deren 
Bestände bei Bedarf nuschwierig herangezogen werden 
können, weisen nach den neuesten Zählungen zusammen 
ebenfalls über 4 Millionen Pferde auf. Diese Zahlen ver¬ 
mögen nur unsere früheren Ausführungen zu bestätigen, 
so daß wir uns auch bei einem länger dauernden Kriege 
um den Pferdeersatz für das Heer und die Privatwirtschaft 
nicht zu sorgen brauchen. (Der Pferdefreund.) 

Belegen fremder Stuten an den Gestüten Graditz und 
Neustadt a. Dosse. 

Die „Zeitschrift für Pferdezucht und -Sport“ teilt mit. 
daß im Kgl. Hauptgestüt Graditz und im Friedrich Wil- 



1115 


helm-Gestüt Neustadt a. Dosse während der Decksaison 
1915 keine fremden Stuten zum Decken aufgenommen 
werden können, da an beiden Gestüten seuchenhaftes Ver¬ 
werfen aufgetreten ist. Graditz wird auch von den eigenen 
Vollblutstuten vollständig geräumt werden müssen; diese 
werden teils nach Römerhof, teils nach Hoppegarten ver¬ 
bracht werden und zwar wird in Hoppegarten, um das 
ohnehin stark in Anspruch genommene Uniongestüt zu ent¬ 
lasten, das der Gestütsverwaltung gehörende an der Idea- 
bahn gelegene Grundstück, das sonst den Graditzer Renn¬ 
stall beherbergte, als ‘Beschälstation eingerichtet. Welche 
der Graditzer Hengste nach Hoppegarten übersiedeln wer¬ 
den, steht noch dahin; ebenso ist noch unbestimmt, wohin 
der sonst in Neustadt aüfgestellte Vollbluthengst „Caius“ 
verlegt werden wird. 

Mindestschlachtgewicht für Kälber. 

In der 7. Plenarsitzung des bayerischen Landwirt¬ 
schaftsrates kam die Verfügung, betreffend das Mindest¬ 
schlachtgewicht für Kälber (150 Pfund), zur Sprache und 
stellte Gutsbesitzer v. Schilcher in Übereinstimmung 
mit sämtlichen Diskussionsrednern die Forderung, daß mit 
allen Mitteln danach getrachtet werden müsse, eine Er¬ 
neuerung dieses die Landwirtschaft schwer schädigenden 
lind der Allgemeinheit wenig nützenden Verbotes unmög¬ 
lich zu machen. Sein Antrag, der einstimmig Annahme 
fand, lautet wie folgt: 

„Der Bayerische Landwirtschaftsrat spricht sich 
gegen eine Erneuerung des Verbots der Schlachtung 
von Kälbern in der bisher geltenden Form ab 19. De¬ 
zember aus und ersucht die Kgl. Staatsregierung, cs zu 
ermöglichen, daß von diesem Zeitpunkt an in Bayern 
nur mehr eine Beschränkung im Schlacht - A 1 t e r der 
Kälber bestehe.“ 

Melasse für trächtige Mutterschweine. 

In Nr. 87, 1914, der „Deutschen landwirtschaftlichen 
Presse“ schreibt Neubauer - Minden über die Verwen¬ 
dung von Melasse zur Fütterung trächtiger Mutterschweine 
Folgendes: 

An trächtige Sauen können pro Tag und 100 Kilo¬ 
gramm Lebendgewicht KU —1 Kilo Melasse ohne Nachteil 
verfüttert werden; für Mastschweine 1—D/ü Kilo. Diese 
Angaben beziehen sich auf reine Melasse. Vorteilhafter 



1116 


ist jedenfalls die angegebene Menge im Verhältnis von 1: 6 
mit Wasser zu verdünnen und dann mit irgend einem Me¬ 
lasse-Träger, sei es Gersten- oder Weizenkaff, zu vermengen; 
Torf eignet sich ebenfalls hiezu. Zum Selbstherstellen eines 
Melassefuttermittels würde ich Gersten- oder Weizenkaff 
(Rübsamenspreu kann auch verwendet werden) vorziehen. 
Die Tröge müssen stets sorgfältig rein gehalten werden. 

A. 


Verschiedenes. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben : Stabsveterinär 
F. Zoglowek im Thüringer Husaren-Reg. Nr. 12; Stabs¬ 
veterinär d. L. S chli wa (Schlachthofdirektor in Brieg); cand. 
med. vet. Hugo Merkel im Res.-Inf.-Reg. Nr. 243 und 
cand. med. vet. Thümmler, Offiziersstellvertreter. 

Verwundet: Stabsveterinär Dr. Alfred Hoffmann, 
Reg.-Vet. im Feld-Art.-Reg. Nr. 7; Stabsveterinär im Res.- 
Fuß-Art.-Reg. Nr. 9 Dr. Peter Jakobs (Porz); Tierarzt 
Rudolf Geissler, Leutnant d. R. und Kompagnieführer; 
Tierarzt Philipp Leistner, Veterinär einer Landsturm¬ 
batterie ; Tierarzt Heinrich D o b 1 e r, Oberveterinär d. R. in 
der 2. württemb. Landwehr-Eskadron; Veterinär d. R. Dr. 
Eil er; Oberveterinär d. L. bei der leichten Prov.-Kol. 6 
d. H. A.-K., Otto Peinemann. 


25 Jahre Vorstand eines landwirtschaftlichen Vereins. 

Auf eine 25jährige Tätigkeit als Vorstand des land¬ 
wirtschaftlichen Vereins Ebern in Unterfranken kann 
Kollege Veterinärrat Andreas Humann in Ebern 
zurückblicken. 

Nachdem am 1. Juli 1889 auf Anregung einer Anzahl 
Mitglieder des landwirtschaftlichen Vereins Baunach-Ebern 
Trennung des Vereins in die beiden landwirtschaftlichen 
Vereine der Distrikte Baunacb und Ebern erfolgt war, 
wurde am 31. Juli des genannten Jahres der Bezirkstierarzt 
Humann in Ebern zum Vorstande des landwirtschaft¬ 
lichen Vereins Ebern gewählt und seit dieser Zeit ist er 
ununterbrochen Leiter des Vereins. 

Mit klarem, weitsehendem Blick erfaßte er die große 
Bedeutung des Genossenschaftswesens, der genossenschaft¬ 
lichen Vereinigungen zur Hebung der Landwirtschaft, der 
Viehzucht und des landwirtschaftlichen Kreditwesens. In 
rascher Folge gründete er Saatzuchtmärkte, Obstbau- und 
Acker bau-Ve reine, Orts -Viehver9icherungs-Vereine. einen 



1117 


Pferdeversicherungs-Verein, Zuchtstier - Genossenschaften, 
einen Regie-Stierzuchthaltungsverein, und errichtete Eber¬ 
stationen. 

Um dem kleinen Landwirte die Benützung von Dresch¬ 
maschinen zu ermöglichen, gründete er die erste Dampf- 
Dreschmaschinen-Gesellschaft und zur Hebung des Kredites 
etc. Raiffeispn-Vereine. Ganz besonders ist zu betonen die 
durch H. erzielte Gründung und Inbetriebsetzung des ersten 
bayerischen Vereins-Lagerhauses (1895), dessen Betriebs¬ 
ergebnisse nach den öffentlich bekannt gegebenen Ab¬ 
schlüssen vorzügliche sind. 

Zur Verbreitung von Kenntnissen in der Landwirt¬ 
schaft und Viehzucht, zur gegenseitigen Aneiferung der 
Landwirte behufs Erzielung beruflicher Fortschritte wur¬ 
den eine große Zahl Wanderversammlungen mit sachdien¬ 
lichen Vorträgen, Verlosungen von landwirtschaftlichen 
Gebrauchsgegenständen etc. abgehalten, außerdem veran¬ 
staltete H. eine Anzahl von Bezirks-Tierschauen und Lokal- 
Tierausstellungen. 

Wie sehr das Interesse für die Landwirtschaft durch 
die mitgeteilten Maßnahmen des Vereinsvorstandes im land¬ 
wirtschaftlichen Vereine Ebern gehoben wurde, zeigt der 
Umstand, daß die Anzahl der Mitglieder, welche zur Zeit 
der Trennung der Vereine Baunach-Ebern 46 betrug, nun¬ 
mehr auf 560 gestiegen ist. Diese starke Anteilnahme fußt 
auf den Erfolgen der tatkräftigen Bemühungen des Vereins¬ 
vorstandes. 

Die Neubegründung des landwirtschaftlichen Vereins 
Ebern sollte im September dieses Jahres durch ein land¬ 
wirtschaftliches Bezirksfest gefeiert werden, dessen Glanz¬ 
punkt eine Tierausstellung und eine Ausstellung landwirt¬ 
schaftlicher Produkte gebildet hätte. Groß und umfangreich, 
entsprechend den Erfolgen des Vereins, waren von der Vor¬ 
standschaft die Vorbereitungsarbeiten in die Wege geleitet 
und wurde bereits auf einer am 20. Juli abgehaltenen Fest¬ 
komitee-Sitzung das offizielle Festprogramm festgesetzt, als 
der unerwartete Kriegsausbruch das beabsichtigte Unter¬ 
nehmen zu Fall brachte und der Verein Veranlassung 
nehmen mußte, die Abhaltung des so schön gedachten 
Wiegenfestes auf bessere Zeiten zu verlegen. 

Die seitherige Tätigkeit des Kollegen II u m a n n 
fand durch den Bayerischen Landwirtschaftsrat wiederholt 
Anerkennung. Es wurde ihm schon im Jahre 1885 die kleine 
silberne Vereins-Denkmünze, im Jahre 1890 die große sil- 



ins 


Itcrne und im Jahre 1895 die goldene Vereins-Denkmiinze 
mit je einem Ehrendiplom verliehen. 

Der Vereinsausschuß dankte dem Kollegen wieder¬ 
holt für seine erfolgreiche Tätigkeit und dedizierte ihm 
zur Bekundung der Anerkennung für dieselbe eine goldene 
Remontoir-Uhr mit goldener Kette. Für die Wahlperiode 
1914/19 wurde H. für den Bezirk Ebern zum Mitglied des 
landwirtschaftlichen Kreisausschusses für Unterfranken 
und Aschaffenburg gewählt. 

Wir beglückwünschen den verehrten Kollegen zu den 
weitbekannten Erfolgen seiner Tätigkeit als Vorsitzender 
des landwirtschaftlichen Vereins Ebern während der ver¬ 
gangenen 25 Jahre und wünschen, daß es ihm noch lange 
gegönnt sein möge, sein so ersprießliches Wirken fortzu¬ 
setzen! D. Kerl. 

Auszeichnung. 

Dem Geheimen Regierungsrate Dr. Arnold, Pro¬ 
fessor an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, wurde 
vou Seiner Majestät dem Kaiser von Österreich das Komtur¬ 
kreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Den Militärverdienstorden 4. Klasse mit 
Krone und Schwertern erhielt der Korps-Stabsveterinär Z i x, Korps- 
Veterinär des III. Armeekorps; der Militärverdienstorden 4. Klasse 
mit Schwertern wurde verliehen dem Oberveterinär der Kos. Jos. 
Falkenbach (Kaiserslautern); dem Stabsveterinär OttoGöhel. 
Regiments-Veterinär des 8. Feld-Art.-Keg.; dem Oberveterinär d. lies. 
Dr. Georg G ö t z; dem Veterinär Kausch d. 1. Schweren Reiter-Keg.; 
dem Stabsveterinär Dr. Koßmüller, Regiments-Veterinär des 
2. Ulancn-Keg.; das Ritterkreuz 2. Klasse mit Schwertern des Bad. 
Ordens vom Zähringer Löwen erhielt Otto Hümmerich. Stabs¬ 
und Regiments-Veterinär im Res.-Drag.-Reg. Nr, 8. 

Das Eiserne Kreuz II. Klasse erhielten: Karl Aul ich, Stabs¬ 
veterinär im Feld-Art.-lleg. Nr. 5; Rieh. Barth, Stabs- und Reg.- 
Voterinär im Feld-Art.-lleg. Nr. 52; Wilhelm Baumgart, Stabs¬ 
veterinär im 7. t'hev.-Reg.; Fugen B e ck , Stabsveterinär d. L.: Her¬ 
mann Berger, Stabsveterinär d. L.; Jul. Biesterfeld, Stabs¬ 
veterinär im Feld-Art.-lleg. Nr. 71; Dr. Emil Bräun ing. Stabs¬ 
veterinär im Feld-Art.-lleg. Nr. 68; Willi. E i c k el m a n n, Veterinär 
im Fuß-Art.-lieg. Nr. 4. 8. Fehlbattorie; Dr. Oskar Frank , Veterinär 
beim Stahe d. 2. Mun -Kol - Abt.; Veterinär Rudolf G ei s sler, Leutnant 
(I. R. und Kompagnieführer; Dr. lleinh. G ö tze: Hans Hart m a n n- 
Yeterinür im Jäger-Keg. z. Pferd Nr. 4; Hermann II i 1 d o r s c h e i >1. 
Reg.-Veterinär im Feld-Art.-lleg. Nr. 43: Dr. Alfred lloffniann. 
Stabs- mul Keg.-Veterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 7; Otto Hum. 



1119 


merich, Stabs- und Reg.-Veterinär im Res.-Drag.-Reg. Nr. 8; Hans 
Jakobson, Stabsveterinär d. R. im Feld-Art.-Reg. Nr. 46; Dr. Ernst 
Jahn, Oberveterinär im Drag.-Reg. Nr. 25; Alex Tarmatz, Stabs¬ 
veterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 24; Georg Kli mm er, Stabsveterinär 
im Feld-Art.-Reg. Nr. 55; Otto Krüger, Oberveterinär d. L. I; Willi. 
Külpcr, Stabsveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 62; Otto Lehmann, 
Oberveterinär im Fuß-Art.-Reg. Nr. 1; Philipp Leistner, Veterinär 
bei einer Landsturmbatterie; Hermann Loyer, Veterinär d. R. im 
Res.-Husaren-Regt. Nr. 6; Georg Ludwig, Stabsveterinär d. L.; 
Dr. Heinrich Müder, Stabsveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 54; Fritz 
Mrowska, Stabsveterinär im 8. Garde-Ul-Reg.; Willy Müller, 
Stabs- und Regiments-Veterinär im 2. Ganle-Ulanen-Regiment. 

Gestorben: Fritz Göbel, Distriktstierarzt, Euerdorf. 


Soeben erschien: 

Tierärztlicher Taschenkalender 1915 

Von Geheimrat Professor Dr. M. Albrecht und H. Bfirchner, Bezirkstierarzt a. D. 

Buchdruckerei J. Gotteswinter, München, 

Theatinerstraüe 18. 


9 Die B ez * r ^ s ^ ,erarz ^ s ^ e ^ e m Eschenbach. Bewer- 
JJl nUtllglJ* bungsgesuche sind bei der für den Wohnsitz des 
Bewerbers zuständigen Regierung, Kammer des Innern, bis zum 
10. Dezember 1914 einzureichen. 


Gegen Scheidenkatarrh: 

ausser : Bacillol-Patronen nach Dr. Jttterbock 


Neu! besserte HlOllpill 
mit desinfizierender Hülle 

nach Dr. Jttterbock. 


Alleinige Fabrikanten: 

Bacillolwerke Hamburg. 









1120 


Tierärztliche Vorprüfungen an der tierärzt¬ 
lichen Fakultät der Ludwig-Maximilians- 
Universität München. 

Anfangs Januar 1915 finden tierärztliche Vorprüfungen älterer 
und neuerer Ordnung statt. Gesuche um Zulassung sind mit den 
vorschriftsmäßigen Belegen und der Angabe des Grundes für die 
Behinderung zur Ablegung der Prüfung an früheren Terminen 

bis zum 20. Dezember 1914 


bei den Prüfungskommissionen der naturwissenschaftlichen Prüfung 
(älterer Ordnung) bezw. tierärztlichen Vorprüfung (neuerer Ordnung) 
unter der Adresse: Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians- 
Universität München, Veterinärstraße 6. einzureichen zugleich mit 
Angabe der genauen Adresse zwecks Zusendung der Einladung zur 
Prüfung. _ 



Arsenossaplast 

Indik.: Rhachitis, Rekonvale- 
szens, Schwächezustände der 
Haustiere, vornehml d. Hunde. 


Bandwurmpillen 

Indik.: Erkrankung an Einge¬ 
weidewürmern, insbesondere 
an Taeniaspezies der Hunde. 


Räudecrgme 

Indik.: Räude, Krätze, insbe¬ 
sondere Sarkoptesräude. 


Wurmpillen 

gegen alle Arten von Ein¬ 
geweidewürmern der Uunde 
bestens empfohlen. 


Proben den Herren Tierärzten jederzeit zu Diensten, desgl. Literatur. 


Krewel & Co., G.m. b. H., Chemische Fabrik, Cöln a. Rh. 

Haupt-Detail-Depot für Berlin und Umgegend: 

Arkona-Apotheke, Berlin N28, Arkonapl ., Fernsp.-Amt Horden. iVr. 8711 . 

Vertreter für Hamburg und Umgegend: 

Apotheke E. Niemitz , Hamburg , Georgsplatz gegenüber Hauptbahnhof. 


pruok von J.'Jolle bwI nter, München. KommiftsioiiRverlag M. Rleeer*che 
UoivemiUUÄhuc'hhanaUuug, München, iMonnspInt* i 











(früler: Tierärztliches Wochenblatt nnd Wochenschrift Iftr Tierheilhnnile nnd Viehzncht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriutns, 
Dr. Kopitscli, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des Eandesausschnsses der tierärxt* 
liehen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 15. Dezember 1914. Nr. 50. 


Inhalt: Oriffinalartikel. Albrecht: Über einige Versuche mit Hypophysenextrakt 
zur Hervorriifung von Geburtswehen bei Hunden (Fortsetzung statt Schluß). — 
Stein : Der Schutz gegen Verjährung der Honorarforderungen während des Krieges. 
Referate. Schumann und Ilieronvmi: Klinische Untersuchungen über den 
Scheidenkatarrh und die Sterilität des Rindes und bakteriologische Untersuchungen 
über den infektiösen Abortus des Rindes. Wyßmann: Aus der Praxis derTorsio 
uteri. Ruegger: Untersuchungen über die Wirkung des Sennatins bei den Haus¬ 
tieren. Herzog: Zur Anwendung der Jodtinktur. — Tierzucht und Tier¬ 
haltung. Wollerzeugung. Verwertung des Trcberpreßsaftes als Viehfutter. — 
Verschiedenes. Verlustliste. Die Bezirkstierärzte des Königreichs Sachsen. 
Absolventen der landwirtschaftlichan Schulen und das tierärztliche Studium in 
Frankreich. Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 14. November 1914. 
Personalien. 


Über einige Versuche mit Hypophysen-Extrakt znr 
Hervorrnlnng von Gebnrtswehen bei Hunden. 

Von Professor AI brecht. 

(Fortsetzung statt Schluß). 

IV. Fall: Eine schottische Terrierhündin des Tape¬ 
zierers Iv. in M. ging am 5.VII. 14 vormittags 10 Uhr mit 
dem Vorberichte zu, die Hündin habe seit Mittag des ver¬ 
gangenen Tages Wehen gezeigt und auch Fruchtwasser sei 
abgegangen. Heute, am Tage des Zuganges, sei Drängen 
nicht mehr beobachtet worden. 

Untersuchung: Pulszahl 86, Zahl der Atemzüge 21 in 
der Minute. Innenwärme 38,6. Appetit gering. Wehen 
bestehen nicht. Im übrigen zeigt sich das Tier ziemlich 
munter. Bei der innerlichen Untersuchung der Geburtswege 
findet man eine starke tote Frucht in der Schulterbeuge- 








1122 


Haltung in das mütterliche Becken eingetreten. Sie wurde 
mittelst eines in die Maulhöhle eingeführten und in der 
Choanengegend befestigten Hakens um 11 Uhr ausgezogen. 

In der Erwartung, daß die Geburt fortschreiten werde, 
wartete man bis 1 Uhr zu. Nachdem während der 2 Stunden 
keine Spur von Wehen eintrat, erhielt das Tier um 1 Uhr 
30 Minuten 1 ccm Pituitrin unter die Haut. Die Wirkung 
trat nach 18 Minuten ein. Die Hündin hatte jetzt kräftige 
Wehen; sie wiederholten sich nach Zwischenpausen von je 
2—5 Minuten. 

Vaginaluntersuchung um 2 Uhr 10 Minuten: Man 
fühlt den Kopf eines Fötus im Beckeneingang. Trotz Fort¬ 
dauer der Wehen war der Stand der Geburt nach Verlauf 
einer Stunde der gleiche. Eintreten des Fötus in das mütter¬ 
liche Becken war nicht zu erw’arten und es ■wurde daher das 
tote Junge wie das vorige mittelst eines in die Maulhöhle 
eingebrachten und in der Choanengegend fixierten Hakens 
ausgezogen. 

Um t/44 Uhr traten wieder Wehen ein, durch welche 
alsbald ein in der Beckenendlage befindlicher Fötus in das 
mütterliche Becken eingetrieben wurde. Die Extraktion 
der weiblichen toten Frucht durch Zug an den Beinen ge¬ 
lang leicht. 

Nach Stunden beobachtete man Wiedereintritt 
der Wehen und konstatierte bei der Vaginaluntersuehung 
den starken Kopf einer Frucht im Becken-Eingange. 
Nachdem die Geburt nach einstündigem Zuwarten keinen 
Fortschritt zeigte und die Wehen nachzulassen begannen, 
wurden zu deren Verstärkung 0,5 ccm Pituitrin injiziert. 
Wirkung trat ein. Die Wehen wurden nach 10 Minuten 
kräftiger, gleichwohl war nach einer Stunde der Stand der 
Geburt der gleiche und mußte das tote männliche Junge 
wie der Fötus Nr. II aus dem Uterus extrahiert werden. 
Abgang. 

Rektaltemperatur der Hündin nach der Geburt 38,9. 
Das Tier zeigte sich ziemlich munter und nahm Wasser 
auf. Gewicht der Mutter nach der Geburt 10 250 g; Ge¬ 
wicht der Jungen: 1 = 217, 2 = 202, 3 = 212, 4 = 208 g. 
im ganzen 839 g. 

Gewicht der Mutter zum Gewicht der Jungen 10 250 g; 
839 g — 12,22 : 1. 

Zwei Tage später ging die Hündin mit der Mitteilung 
des Eigentümers wieder zu, das Tier fresse nicht. Unter¬ 
suchung: 120 Pulse und 20 Atemzüge pro Minute. Rekial- 
tcmperatur 40,4. Palpation des Uterus von der Bauchwand 



1123 


ans ergibt nichts Abnormes. Bei der Vaginaluntersuchung 
findet man graurötlichen übelriechenden Ausfluß. Diagnose: 
Sapraemie. Behandlung: Zunächst. Ausspülung der Geburts¬ 
wege. Bei der Entleerung der Spülflüssigkeit ( 2 c /o ige Thera- 
pogen-Lösung) gingen Teile der in Zersetzung übergegan¬ 
genen Nachgeburt ab. Am nächsten Tage Besserung. 
Innenwärme 38,9. Fortsetzung der Uterusspülungen. Nach 
3 Tagen Genesung. 

V. Fall: Am 22. VII. 14 vormittags 9 Uhr brachte 
der Privatier K. in M. eine Pinscherhündin zur Geburts¬ 
hilfeleistung an die Station. Laut Bericht wurde das Tier 
am Abend des vorhergehenden Tages unruhig' und schickte 
sich zur Geburt an. Am Morgen beobachtete der Be¬ 
sitzer starkes Drängen, welches mit Unterbrechungen bis 
T V 2 Uhr andauerte, dann aber aufhörte. Abgang von 
Fruchtwasser wurde nicht beobachtet. 

Untersuchung: Allgemeinbefinden gut. Zahl der Pulse 
90 und Zahl der Atemzüge 18 in der Minute. Rektaltempe¬ 
ratur 38,4. 

Vaginaluntersuchung: Der Muttermund ist geöffnet: 
mit der Fingerspitze fühlt man ein Junges am Beckenein- 
ffang. 

Als nach 2 Stunden — um 11 Uhr — Geburtsweben 
immer noch fehlten, injizierte man der Hündin 0,5 ccm Pi¬ 
tuitrin. Um 11 Uhr 16 Minuten beobachtete man das Auf¬ 
treten von leichtem Drängen, das sich nach 10 Minuten 
wesentlich steigerte, um 12 Uhr brachte die Hündin ein 
weibliches lebendes Junge in der Beckenendlage. Um 12 
Uhr 45 Minuten setzten wieder starke Treibwehen ein und 
nach V-> Stunde gebar die Hündin ein zweites weibliches 
Junge in der Beckenendlage. 

1% Stunden nach diesem Geburtsakte traten wieder, 
aber kaum wahrnehmbare, Wehen auf, die sich auf eine 
nochmalige Injektion von 0,5 ccm Pituitrin nach 10 Mi¬ 
nuten steigerten und zur Geburt einer dritten männlichen 
Frucht, wiederum in der Beckenendlage, aber erst nach 
Umfluß von V /4 Stunden führten. 

Rektaltemperatur nach der Geburt 38,9. 

Gewicht der Hündin nach der Geburt 6250 g. 

Gewichte der Jungen : 1 = 160, 2 — 95, 3 - 160 g: 
Summe 415 g. 

Gewicht der Mutter zum Gewichte der Jungen 6250; 
415 = 15:1. 



1124 


VI. Fall: Am 25. IV. 14 vormittags 9 Uhr ging eine 
Dachshündin der Frau Regierungsrat S. in M. zu. Anam¬ 
nese : Am vorhergehenden Tage mittags wurde die bereits 
70 Tage trächtige Hündin unruhig, wechselte häutig den 
Platz, legte sich, stand wieder auf, scharrte etc. Im Laufe 
der Nacht traten Geburtsw r ehen auf, die auch noch am Mor¬ 
gen früh beobachtet wurden. Fruchtwasserabgang wurde 
nicht wahrgenommen. 

Untersuchung: Allgemeinbefinden gut. Pulszahl 87. 
Zahl der Atemzüge 19 in der Minute; Mastdarmtemperatur 
38,6. Das Tier nimmt etwas von vorgehaltenem Fleisch 
auf. Vaginaluntersuchung: Der Muttermund ist geöffnet: 
eine Frucht kann nicht gefühlt werden. 

Die Hündin wurde beobachtet. Während der drei¬ 
stündigen Beobachtung zeigte das Tier keine Wehen. 

Zweite Untersuchung um 12 Uhr 25 Minuten. Zu¬ 
stand wie um 9 Uhr, nur mit der Abweichung, daß mit der 
Fingerspitze ein Fötus gefühlt werden konnte. Der Hündin 
wurden jetzt 0,5 ccm Pituitrin subkutan verabreicht. Um 
12 Uhr 46 Minuten, also 21 Minuten nach der Injektion, 
konnte man ziemlich kräftige Wehen wahrnehmen und bei 
der Untersuchung per vaginam um 1 Uhr 56 Minuten fühlte 
man beide in das Becken eingetretene Hinterbeine und das 
fötale Beckep am Eingang in das mütterliche. Vielleicht 
wäre es der Hündin möglich gewesen, die Geburt der Frucht 
aus eigener Kraft zu beenden. Man zog jedoch vor. zur 
Abkürzung der Geburt und Schonung des Muttertieres Hilfe 
zu leisten. Durch abwechselnden Zug mittelst der Pfoten¬ 
zange an den Beinen gelang es, das fötale Becken in da¬ 
mütterliche zu bringen und hierauf ein lebendes weibliches 
Junge auszuziehen. Nun setzten die Wehen während der 
Dauer von 1% Stunden fast vollkommen aus, traten dann 
aber nach einer nochmaligen Injektion von 0,5 ccm Pituitrin 
verstärkt auf und nach einstündiger Dauer konnte man 
wieder die Hinterbeine einer Frucht im mütterlichen 
Hecken fcststellcn. 

Hilfeleistung wie bei der Entwicklung des ersten 
Jungen. Das weibliche Junge lebte. 

Gewichte der Jungen: 1 = 253, 2 = 268 g: Summe 
521 g. Gewichte der Nachgeburten je 32 g. 

Gewicht der Hündin nach der Geburt 18 Pfund. 

Gewicht der Mutter zum Gewicht der Jungen 9060: 
521 =r: 17,27: 1. 



1125 


VII. Fall: Am 15. V. 14 wurde eine schwarzscheckige 
Hauskatze zur Geburtshilfeleistung mit der Anamnese ein- 
gebx-acht, das Tier habe seit 2 Tagen wiederholt Wehen ge¬ 
zeigt, könne aber nicht gebären. Jetzt bestehen keine Wehen 
mehr. 

Untersuchung: Benehmen traurig, Pulsfrequenz 130 
bis 140 Schläge pro Minute. Atemzüge 30—35 in der Mi¬ 
nute, Rektaltemperatur 39,9. Die Vaginal Untersuchung er¬ 
gab Vorhandensein eines Hinterbeines in der Scheide und 
des fötalen Beckens am Eingang in das mütterliche. 

Hilfeleistung: Ausziehen des Beines mit der Pfoten¬ 
zange soweit hinter die Scham, daß es mit einer Spagat¬ 
schlinge fixiert werden konnte; Herbeiholung des in Hüft- 
beugehaltung befindlichen zweiten Hinterbeines mit dem 
stumpfen Haken, Extraktion des Jungen an beiden 
Hinterbeinen. Der weibliche tote Fötus war in beginnender 
Fäulnis. Die Palpation des Bauches ergab, daß sich noch 
weitere Früchte im Tragsacke befinden. 

Da das Tier nach D/^stündigem Zuwarten keine Wehen 
zeigte, wurden 0,3 ccm Pituitrin subkutan injiziert. 8 Mi¬ 
nuten nach der Injektion traten leichte Wehen ein, die all¬ 
mählich stärker wurden, aber zur Austreibung doch nicht 
kräftig genug waren. Bei der Untersuchung fühlte man eine 
starke Frucht in normaler Beckenendlage im mütterlichen 
Becken; sie wurde mittelst Zange und Haken entwickelt. 
Das weibliche Junge war tot. 9 Minuten später preßte das 
Muttertier die zwei Nachgeburten unter leichtem Drängen 
aus. Rektaltemperatur 40,2. 

Nunmehr sistierten die Wehen, traten aber nach einer 
Stunde wieder in mäßigem Grade auf. Nachdem sie jetzt 
eine halbe Stunde mit Unterbrechungen angedauert hatten, 
fühlte man bei der Untersuchung eine Frucht und zwar 
wieder in normaler Beckenendlage im mütterlichen Becken. 
Die leichten Wehen dauerten an, waren aber wiederum zum 
Auspressen des Fötus nicht hinreichend. Hilfeleistung: 
Zug im Wechsel an einer und dann an der anderen Ilinter- 
gliedmaße mit der Pfotenzange his hinter die Scham und 
hierauf vollständige Entwicklung des Fötus mittelst des 
schiefen Zuges. Daran anschließend Entfernung der Nach¬ 
geburt und Ausspülung des Uterus mit 2 ( /< iger Therapogen- 
lösung. Auch diese dritte tote Frucht war weiblich. Tem¬ 
peratur nach der Extraktion der dritten Frucht 41,2. 

Die Katze zeigte sich kurze Zeit nach der Geburt munter, 
nahm 2 Stunden später etwas Milch auf und die Mastdarm- 
temperatnr fiel nach 5 Stunden auf 39,4 ab. 



1126 


Abgang am nächsten Tage nach nochmaliger Aus¬ 
spülung der Geburtswege mit Therapogenlösung. 

Gewicht der Mutter nach der Geburt 2775 g. 

Gewicht der Jungen: 1 = 120, 2 = 130, 3 = 107 g; 
Gtisamtgewicht 357 g. 

Gewicht der Mutter zum Gewicht der Jungen 2775: 
357 = 7,77: 1. (Schluß folgt.) 


Der Schatz gegen Verjährung der Honorarforderangen 
während des Krieges. 

Von Dr.jur. W. Stein. 

Die Honorarforderungen der Tierärzte verjähren be¬ 
kanntlich in zwei Jahren. Wäre der Krieg nicht ausge¬ 
brochen, so würden am 1. Januar 1915 alle die Ansprüche 
nicht mehr geltend gemacht werden können, die im Laufe 
des Jahres 1912 entstanden sind. Da aber zahlreiche Tier¬ 
ärzte durch Einberufung zum Kriegsdienst an der Ergrei¬ 
fung der gesetzlich vorgesch rieben en Maßnahmen zur 
Wahrung ihrer Rechte zur Unterbrechung der drohenden 
Verjährung verhindert werden, so ist es sicherlich am 
Platze, an dieser Stelle auf das bekannte Kriegs-Notgesetz 
vom 4. August 1914 hinzuweisen, in welchem zu Gunsten 
der Kriegsteilnehmer das Ruhen der Verjährung angeord¬ 
net ist. Indessen soll diese nicht etwa durchweg bis zur 
Beendigung des Kriegszustandes gehemmt sein, sondern 
nur so lange, als das militärische Dienstverhältnis des Ein¬ 
zelnen dauert. Kehrt der etwa am 1. September einge- 
zogene Schuldner als dienstunbrauchbar entlassen am 1. De¬ 
zember zurück, so weiß der Gläubiger, der Tierarzt, daß 
sich die Verjährungsfrist um die Zeit der tatsächlich ge¬ 
leisteten militärischen Dienste, in diesem Falle also um 
drei Monate verlängert. Er kann nunmehr die gesetzlichen 
Maßnahmen zum Schutz gegen die Verjährung ergreifen. 

Leider aber gibt es gar manchen Schuldner, der den 
ihm gesetzlich zustehenden Verjährungseinwand, wo immer 
er kann, geltend macht, obwohl es gewiß nicht für eine vor¬ 
nehme Gesinnung spricht, sich dadurch von einer Verbind¬ 
lichkeit zu befreien. Solchen Leuten bietet sich dazu wäh¬ 
rend des Krieges eine günstige Gelegenheit. Teilen sie 
dem Tierarzt ihr Ausscheiden aus dem Dienst nicht mit. 



1127 


verschweigen sie ihre Rückkehr, lassen sie ihn in dem Wahn, 
der durch den Wortlaut des Gesetzes gefördert wird, daß 
die Verjährung bis zur Beendigung des Kriegszustandes 
gehemmt sei, so werden sie in vielen Fällen dem Tierarzt 
später mit Erfolg die Verjährungs-Einrede entgegenhalten 
können. Diese wenig anständige Handlungsweise dürfte 
noch eine Förderung erfahren, die Erleichterung des Zwecks 
dadurch erleichtert werden, daß viele Tierärzte aus lobens¬ 
werter Vaterlandsliebe zögern werden, alsbald nach Be¬ 
endigung des Krieges oder sogleich nach Rückkehr des 
vielleicht verwundeten Schuldners gegen diesen gerichtlich 
vorzugehen. Sie laufen Gefahr, als Dank für ihre Gut¬ 
mütigkeit und ihr sorgloses Vertrauen Schaden davon zu 
tragen, denn das Gesetz schützt sie, w 7 enn ihre Forderung 
verjährt ist, nicht. 

Somit wird es dem Tierarzt niemand verargen wollen, 
wenn er auf eine Sicherung seines Anspruchs bedacht ist, 
die bei einigem guten Willen des Schuldners auch leicht 
zu erreichen ist. Braucht er doch nur die Schuld in irgend 
einer Form anzuerkennen. Es genügt, wenn er auf eine 
höfliche Erinnerung hin eine kleine Abschlagszahlung 
leistet, wenn er sich zu der berechtigten Verzinsung des 
Schuldbetrages versteht, sie nur verspricht, oder wenn er 
eine bescheidene Sicherheit stellt. Ist solche aber durchaus 
nicht zu erreichen, hüllt sich der Schuldner in beharrliches 
Schweigen, so bleibt dem Tierarzt, will er als feinfühliger 
Mann den Weg der auch während des Krieges zulässigen 
Klageerhebung nicht beschreiten, die einfachere und für 
den Schuldner wesentlich billigere Zustellung eines Zah¬ 
lungsbefehls im Mahnverfahren. Dem w r eit, verbreiteten 
Irrtum, als könnte ein solcher während des Krieges an 
Kriegsteilnehmer nicht zugestellt und damit sein Zweck, 
die Unterbrechung der Verjährung herbeizuführen, nicht 
erreicht werden, muß entgegengetreten werden. 

Ist der im Felde stehende Schuldner Offizier, so führt 
gegen ihn der Weg der sogenannten Ersatzzustellung sicher 
zum Ziele. Wird nämlich der Schuldner in seiner Woh¬ 
nung oder in seinem Geschäftslokal nicht angetroffen, so 
muß er eine Zustellung an die im Gesetz genannten Ersatz¬ 
personen gegen sich gelten lassen: an einen zur Familie 
gehörenden erwachsenen Hausgenossen, an eine in der Fa¬ 
milie dienende erwachsene Person oder auch, falls diese 
zur Annahme bereit sind, an Hauswirt oder Vermieter. 
Die Gefahr des Nichtempfangs des Schriftstücks ist dem 
Adressaten aufgebürdet. Dabei ist es ganz gleichgültig. 



1128 


aus welchen Gründen er von dein zustellenden Beamten 
nicht angetroffen wird. Auch wenn er auf Monate verreist 
ist, ist die Zustellung eines Zahlungsbefehles an den Haus¬ 
genossen oder den Vermieter wirksam. 

Ein gleiches muß folgerichtig für die Zustellung eines 
Zahlungsbefehls an Unteroffiziere und Gemeine des aktiven 
Heeres und der aktiven Marine gelten. Allerdings findet 
sich in der Zivilprozeßordnung (§172) die Vorschrift, daß 
die Zustellung an solche Personen an den Chef der zu¬ 
nächst Vorgesetzten Kommandobehörde, also den Haupt¬ 
mann oder den Rittmeister als Chef der Kompagnie, Eska¬ 
dron, Batterie usw. erfolgt. Hoch schließt diese sowohl 
für den Frieden wie für den Krieg gegebene Anordnung 
weder die persönliche Zustellung etwa imKompagnie-R«evier, 
noch die oben erwähnte Ersatzzustellung aus. Wer also 
seinen im Felde stehenden Schuldner aus begreiflichen 
Gründen nicht mit einem Zahlungsbefehl bedenken will, 
mag den Weg der Ersatzzustellung wählen, zumal bei der 
Überbiirdung der Feldpost der Schuldner im Felde nicht 
sicher zu erreichen sein wird. 

Eine Ersatzzustellung kann aber oft nicht möglich 
sein; der Gläubiger kann vielleicht den Truppenteil nicht 
kennen, dem sein Schuldner angehört. Diesen Fall hat das 
Gesetz durch die Bestimmung vorgesehen, daß gegenüber 
solchen Personen, welche zu einem im Ausland befindlichen 
oder zu einem mobilen Truppenteil oder zur Besatzung 
eines in den Dienst gestellten Kriegsfahrzeuges gehören, 
die Zustellung durch Ersuchen der oberen Kommandobe¬ 
hörde, im allgemeinen wohl also durch das Armeekorps, 
betrieben werden kann. Allerdings wird in diesem Falle 
die Verjährung nicht schon durch die Übergabe des Zah¬ 
lungsbefehls an die Behörde, sondern erst durch dessen 
Einhändigung an den Adressaten unterbrochen. Dieser 
Weg ist also reichlich unsicher. 

Die öffentliche Zustellung ist das letzte Mittel, wel¬ 
ches der Gläubiger zur Wahrung seiner Rechte wählen 
kann. Auch sie bewirkt die Unterbrechung der Verjährung. 
Sie erfolgt aber nur dann, wenn der Gläubiger nachzu¬ 
weisen in der Lage ist, daß alle seine Bemühungen, den 
Aufenthaltsort des Schuldners zu erkunden, erfolglos ge¬ 
blichen sind. Unter Aufenthaltsort ist hier nicht der je¬ 
weilige geographische Standort, sondern die nähere Be¬ 
zeichnung des im Felde befindlichen Truppenteils, Armee¬ 
korps, Regiment, Kompanie, dem der Schuldner angehört, 
zu versieben. 



1129 


Was für Offiziere und Mannschaften gesagt ist, gilt 
in gleicher Weise für alle dem Heere angehörenden Militär¬ 
personen, Ärzte, Militärbeamte usw. 

Hat der Schuldner aber in der Heimat einen bevoll¬ 
mächtigten Vertreter, so genügt die Zustellung natürlich 
an diesen. 

Ist nun nicht der Schuldner, sondern der Tierarzt 
selbst zum Heere einberufen, so verlängert sich gleichfalls 
die Verjährungsfrist um die Zeit seiner militärischen 
Dienstleistung. Hier ist also jeder Zweifel ausgeschlossen. 

Das Jahr neigt sich seinem Ende zu; der Zeitpunkt 
rückt heran, an welchem erfahrungsgemäß jeder Geschäfts¬ 
mann seine Bücher auf rückständige Forderungen durch¬ 
sieht. Niemand wird es dem Tierarzt verargen dürfen, 
wenn er versucht, seinem Anspruch für alle Fälle die recht¬ 
liche Grundlage zu sichern. Denn wenn etwa der Schuld¬ 
ner im Kriege fällt, so können sich auch die Erben auf die 
Verjährung berufen, und sie werden vielleicht aus wirt¬ 
schaftlicher Notlage heraus unter Umständen dazu geneigt 
sein, um sich auf diese Weise der Zahlungspflicht zu ent¬ 
ziehen. 


Referate. 

Dr. P. Schumann und Dr. E. Hieronymi: 
Klinische Untersuchungen über den Scheidenkatarrh und 
die Sterilität des Rindes und bakteriologische Untersuch¬ 
ungen über den infektiösen Abortus des Rindes. (Archiv 
f. Wissenschaft!, und prakt. Tierheilkunde, 40. Bd., 3. Heft.) 

Zur Klärung vieler strittiger Fragen über den an¬ 
steckenden Scheidenkatarrh dürften die Von den Verfassern 
an 2715 Tieren angestellten Untersuchungen beitragen. 
Diese lauten im Auszuge: 

Die Diagnose kann nicht durch Besichtigung der 
Scheiden einiger Tiere gestellt werden, sondern es ist eine 
eingehende Untersuchung des ganzen Bestandes per rectum 
und per vaginam vorzunehmen. Der bloße Befund von gelb- 
roten Knötchen in der Scheidenschleimhaut ist nicht aus¬ 
schlaggebend. 

Sind die Knötchen abgeblaßt oder verschwunden und 
ist die Zahl der gestörten Konzeptionen, die auf kein orga¬ 
nisches Leiden zurückgeführt werden können, ganz gering 
geworden, so darf die Krankheit als abgeheilt gelten. Auf 
völliges Verschwinden der Knötchen braucht nicht ge rech- 



1130 


net zu werden, da dieselben oft sehr lange persistieren. was 
dann als harmlose Erscheinung aufgefaßt werden kann. 

Die Zahl der Sterilitätsfälle in einem Scheidenkatarrli- 
bestande ist eine relativ große. Dieselben lassen sich jedoch 
nicht in einen kausalen Zusammenhang mit der Knötchen¬ 
bildung in der Scheide bringen. Die meisten sterilen Tiere 
weisen Veränderungen an den Ovarien, am Uterus und an 
der Zervix auf, die allein als Ursache der Sterilität in Frage 
kommen. 

Der Scheidenkatarrh ist häutig kombiniert mit dem 
A bortus infectiosus. 

Von Interesse ist die Tatsache, daß in Scheidenkatarrh¬ 
beständen bei einer größeren Anzahl von Tieren, die von 
den Besitzern wegen öfteren Umrinderns zum Ausmerzen 
aufgestellt waren, Trächtigkeiten in den verschiedenen 
Perioden festgestellt worden sind. 

Der ursächliche Erreger des infektiösen Abortus des 
Kindes ist das Korynebakt<jrium abortus infectiosi Bang. 
Aus abortierten Föten gelingt die Züchtung unschwer. I >ic 
Infektion braucht keinen Abortus zur Folge zu haben, sie 
kann lediglich in Form einer Antikörperbildung zum Aus¬ 
druck kommen. Diese können nach Ablauf von 6 Monaten 
aus dem Blutserum verschwinden oder sich lange Zeit (bis 
zu 2 Jahren und 10 Monaten) im Blute unverändert vor- 
tinden. 

Der Scheidenkatarrh hat keine ursächlichen Be¬ 
ziehungen zum Abortus. 

Ohler. 


Dr. W y ß m a n n - Neuenegg: Aus der Praxis der 
Torsio uteri. (Berl. Tierärztl. Wochenschrift, Nr. 32, 1914.) 

Verf. beobachtete Torsio uteri 100 mal bei Kühen, 
l i mal bei Rindern und Imal bei einer Ziege. Auf 100 
Schwergeburten in der Praxis des Verf. trafen 38 auf Ute¬ 
rus-Torsionen; auf 91 Linksdrehungen kamen 22 Rechts¬ 
drehungen, demnach ereigneten sich die Linksdrehungen 
Imal öfter, als die entgegengesetzten. Der Grad der 
Drehung bewegte sich zwischen 90—360 Graden. W. fand 
4 Viertels-, 8 halbe, 65 Dreiviertel-, 1 Fünfachtels-, 5 Sieben- 
aditels- und 8 ganze Linksdrehungen. Von den Rechts¬ 
drehungen bildeten 20 Dreiviertelsdrehungen das Haupt- 
kontingent. 

ln 100 Fällen war die Frucht in der Kopfendlage und 
nur 12 mal in der Beckcnendlage. Bei 2 Geburten gingen 



1131 


die Muttertiere mit Zwillingen tragend, von welchen drei 
Kopfendlagen und 1 Beckenendlage aufwies. 

Das Geschlecht der Kälber betreffend, waren 58 % 
männlich und 42 % weiblich. 

Die Sterblichkeit der Föten stellte sich auf 31 %. 

In der Kopfendlage wurden 71 Kälber lebend und 29 
tot geboren; die Mortalität betrug somit 29 %. In der 
Beckenendlage konnten 5 lebend und 7 tot entwickelt wer¬ 
den; demnach war die Mortalität bei Beckenendlagen 58 %. 

Die Hilfeleistung leitete Verf. durch Retorsion beim 
stehenden Tiere ein; sie gelang mittels dieses Verfahrens 
in den 114 Fällen 78 mal, also in 67,8%. Knüsel kam 
bei Anwendung dieser Methode in 80 % und Wyßraann 
senior in 75 % der Fälle zum Ziele. In 60 Fällen erwies 
sich die Torsion leicht bis ziemlich leicht, 18 mal schwer 
und in 36 Fällen war sie unausführbar. 

Bei Drehungen nach links (Kopf des Fötus in der 
rechten Flanke) benützte Verf. jeweils den linken und bei 
Drehungen nach rechts den rechten Arm. Kam er mit dem 
besprochenen Verfahren nicht alsbald zum Ziele, so führte 
er die Wälzung aus. Bei Linksdrehung wird das Muttertier 
auf die linke Seite gelegt, der Kopf mit der tief einge¬ 
führten linken Hand fixiert und die Kuh vorsichtig über 
den Rücken gedreht; bei Rechtsdrehungen wird nach Ein¬ 
führung des rechten Armes umgekehrt verfahren. 

Mit der extraabdominalen Methode nach Bach, welche 
W. 10 mal ausführte, erreichte er nur 4 mal ein positives 
Resultat. 

Die Mortalität der Muttertiere betrug bei den von W. 
behandelten Fällen 14 % . 

Die Ursachen der Mißerfolge waren verschieden. In 
den meisten Fällen war zu spät Hilfe gefordert worden. 
Iri 3 Fällen war der Fötus stinkend und faul und es bestand 
schon Metritis, in 2 Fällen versagte die Behandlung wegen 
präzervikaler Drehung und Metritis, in 1 Falle war nur 
das linke Horn gedreht. Es bestand Einklemmung des 
Kopfes in eine Falte und hochgradige Metritis; in 3 Fällen 
konnte Retorsion nicht erzielt werden; in 5 Fällen ent¬ 
standen während der Extraktion Risse im Gebärmutter- 
liulse oder in der Scheide; in 1 Falle war ein Riß schon vor 
der Aufdrehung vorhanden und in einem Falle entstand 
nachträglich eine hochgradige septische Metritis. 

4 Torsionen waren 1—4 Wochen vor dem Ende der 
Trächtigkeit aufgetreten; zwei dieser Muttertiere konnten 
nicht gerettet werden. 



1132 


Verf. macht auf die Wichtigkeit und Notwendigkeit 
aufmerksam, nach erfolgter Aufdrehung die natürliche 
Auspressung der Frucht abzuwarten. Bei Wehenschwäche 
und beim Vorhandensein toter Früchte empfiehlt er vor¬ 
sichtige Unterstützung des Muttertieres mit schwacher Zug¬ 
kraft. — 

Als seltenes Vorkommnis erwähnt Verf. ein mit der 
Torsion gleichzeitiges Bestehen eines Harnblasenvorfalles. 
In einem Falle entstand bei einer Kuh eine Torsion, nach¬ 
dem diese vom Besitzer wegen Festliegen mehrmals über 
den Bauch gewälzt worden war. Bei 2 Kühen beobachtet? 
Verf. das Auftreten einer Dreiviertelstorsion 2 Jahre nach¬ 
einander. In einem Falle ging der Fötus deswegen zu¬ 
grunde, weil sich die Nabelschnur hoch oben um das l'e- 
muro-Tibialgelenk gedreht hatte, ln 5 Fällen folgte der 
Retorsion Retentio placentarum, die jedesmal einen guten 
Verlauf nahm. 

Bei der Eingangs erwähnten Ziege konnte die Trag¬ 
sackdrehung im Stehen des Tieres beseitigt werden. 


Rvegger - Zürich: Untersuchungen über die Wir¬ 
kung des Sennatins bei Haustieren. (Dissertation, Zürich 
1914.) 

Verf. prüfte das von der Chemischen Fabrik Helfen¬ 
berg zur Anregung der Darmtätigkeit bezw. Darmentleerung 
hergestellte Präparat, Sennatin genannt, an 5 Kaninchen. 
3 Hunden, 2 Katzen, 1 Ziege und 2 Pferden. Die Appli¬ 
kation des Sennatins geschah teils subkutan, Jeils intra- 
peritoneal. 

Br. faßt die Resultate seiner Untersuchungen für die 
einzelnen Tierarten wie folgt zusammen : 

Beim Kaninchen hatte das Sennatin sowohl subkutan 
als intraperitoneal injiziert eine gute und besonders bei der 
letzten Applikationsart sehr rasche Wirkung. Die Dosis 
zur subkutanen Injektion beträgt 0,3—0,8 und zur intra- 
peritonealen 0.2—0,7 pro Kilo Körpergewicht. 

Bei der Katze bewirkte die subkutane Injektion von 
0,5 ccm pro Kilo Körpergewicht eine ziemlich rasch oin- 
setzende und langandauernde Abführwirkung, die von 
keinerlei nachteiligen Nebenerscheinungen begleitet war. 

Beim Hund folgte auf subkutane Injektionen von 0.15 
bis 0,3 ccm pro Kilo Körpergewicht nach 6 und auf intra- 
peritoneale von 0,1—0,25 nach 4 Stunden die erwünschte, 
je nach der Dosis länger oder kürzer anhaltende Wirkung. 



1133 


Da das Sennatin die Nieren in keiner Weise reizt, 
wird es besonders in den beim Hunde ziemlich häufigen 
Fällen, wo Darm- und Nierenerkrankungen zugleich vor¬ 
handen sind, empfehlenswert sein. Die vortreffliche Darm¬ 
wirkung war aber oft von Nebenerscheinungen begleitet, 
die bei wertvolleren Tieren nicht ohne Bedeutung gewesen 
wären. 

Wir beobachteten nämlich häufig leichte Trübung des 
Allgemeinbefindens, sowie an den Applikationsstellen bei 
subkutaner Anwendung mehr oder weniger starke Ödeme, 
bei Injektionen von 6,0 ccm an sogar solche, die Residuen 
hinterließen. 

Schon aus diesem Grunde verdient die intraperitoneale 
Injektion vor der subkutanen den Vorzug. 

Bei der Ziege konnte durch solche Dosen, die nicht 
von bedeutenden Nebenerscheinungen begleitet waren, 
keine Änderung der Darmfunktion hervorgerufen werden. 

Bei Rind und Pferd wurde die Peristaltik durch sub¬ 
kutane Injektionen nicht beeinflußt. 

An den Applikationsstellen traten stärkere oder 
schwächere Ödeme auf und zwar meistens solche, die blei¬ 
bende Hautverdickungen zurückließen. 

Das Sennatin wirkt also in subkutaner und intra¬ 
peritonealer Applikation nur bei kleinen Haustieren (Ka¬ 
ninchen, Katze und Hund) als gutes Abführmittel. 


Prof. Dr. Herzog: Zur Anwendung der Jodtinktur. 

(Münch. Mediz. Wochenschrift, Nr. 48, 1914.) 

Verf. bezeichnet die Anwendung der Jodtinktur zur 
schnellen Desinfektion der Haut als einen wirklichen Fort¬ 
schritt. Während man sonst die wünschenswerte Desinfek¬ 
tion durch langes Waschen mit Seife und Bürste, Alkohol 
und antiseptische Abwaschung zustande bringt, wird so 
ziemlich dieselbe Wirkung durch einen einmaligen Jod¬ 
anstrich erreicht, «.ein Vorteil, der besonders in Fällen in 
Betracht kommt, bei welchen die Indikation zum sofortigen 
Operieren besteht, oder wenn die zu behandelnde Körper¬ 
stelle sehr schmerzhaft ist. 

H. beobachtete aber auch, daß die Jodtinktur-Anwen- 
dung Nachteile bringen kann; er konstatiert, daß Wunden 
nach Verwendung der Jodtinktur gereizt aussahen, daß in 
deren Umgebung Dermatitis, sogar starke Blasenbildung 
auf trat. 

Die offizinelle Jodtinktur ist 10 %ig; dies dürfte 
nach H. die äußerste Grenze sein, in der sie behufs Haut- 



1134 


dcsinfektion zur Anwendung kommen darf; in vielen Fallen 
ist nach H. schon diese Konzentration zu stark und wird 
nicht ertragen. 

Verf. hat nun beobachtet, daß Jodtinktur in Kliniken 
und im Felde in eine offene Schale gegossen und daß dann 
ein Tupfer oder Kompressenbausch in sie eingetaucht und 
damit die betreffende Hautpartie angestrichen wird. Dieses 
Verfahren erregt großes Bedenken. Wenn nämlich die Jod¬ 
tinktur offen in flachen Schalen stehen bleibt, tritt so¬ 
fort eine starke Verdunstung des Alkohols und ein 
höherer Prozentgehalt des Jodes in der Tinktur ein. 
Werden zum Anstreichen noch Watte- oder Mulltupfer be¬ 
nützt, in denen der Alkohol sogleich verdunstet oder in 
tiefe Teile einsickert, das Jod aber oben liegen bleibt, so 
ist, wenn die Tinktur auf die Haut gelangt, die normale 
Konzentration weit überschritten und es muß an der be¬ 
handelten Stelle mehr oder weniger starke Reizung oin- 
treten. 

Als schädlich bezeichnet Verf. ferner das Einbringen 
von # Jodtinktur in die Wunden behufs Desinfektion. 

H. empfiehlt mit Rücksicht auf die vorstehenden Dar¬ 
legungen Jodtinktur mit äußerster Vorsicht anzuwenden, 
sie nur 5 %ig zu benützen und nur einmal aufzutragen: 
öfteres Aufträgen hält er für unnötig und schädlich. Weiter 
soll Sorge getragen werden, daß sich die Konzentration 
nicht ändere. Stehenlassen der Tinktur in offenen Schalen 
ist aus den angeführten Gründen zu vermeiden. 

Am besten ist nach H. folgende Art der Anwendung: 
Es werden kleine Wattetupfer, ähnlich den ohrenärztlichen 
Tupfern, bei welchen Watte um das eine Ende eines Holz¬ 
stäbchens gewickelt ist, hergestellt. Diese taucht man in 
die Jodtinkturflasche und schließt diese dann sofort wieder. 
Außerdem können am Stöpsel der Flasche angebrachte 
Pinsel verwendet werden. Das Einbringen von Jodtinktur 
in frische Wunden soll nach dem Verf. vermieden werden. 

* A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Wollerzeugung. 

Zu diesem Gegenstände enthält ein Artikel in den 
..Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" 
folgende Bemerkung; Es droht uns die Gefahr des Mangel*- 
an Schafwolle. Deutschland importiert jahraus jahrein 
enorme Quantitäten Schafwolle aus Argentinien, Südafrika 



1135 


und Australien. Die aus den beiden letzteren Erdteilen im¬ 
portierte Wolle wird namentlich als Tuchwolle, vorzugs¬ 
weise zur Herstellung von Militärtuch verwendet. Gegen¬ 
wärtig ist jede Einfuhr unterbunden. Bei dem jetzigen 
kolossalen Bedarf an Wolle solle jedes Pfund Wolle im 
eigenen Lande gespart werden. Mit Bezug hierauf sollte 
die Schlachtung von Schafen und Lämmern unterbleiben. 
Die Aufzucht der Lämmer würde für den Züchter kein 
schlechtes Geschäft sein, denn es unterliegt keinem Zweifel, 
daß die Wolle im nächsten Jahre einen noch bedeutend 
höheren Preis haben wird, als gegenwärtig. Angezeigt 
wäre der Erlaß eines Schlachtverbotes für Schafe und 
Lämmer. 


Verwertung des Treberprefisaftes als Viehfutter. 

In der „Tageszeitung für Brauerei“ wird auf die Ver¬ 
wertung des Treberprefisaftes als Viehfutter hingewiesen. 
Gemeint ist der Saft, welcher beim Auspressen der Na߬ 
treber vor dem Trocknen abfließt und in den meisten Bren¬ 
nereien ungenützt in den Kanal läuft. Dieser Saft, der 
durch weiße unlösliche Massen, die nach dem Verzuckern 
der Stärke und dem Auslaugen des Zuckers übrigbleiben¬ 
den Reste des Mehlkörpers getrübt ist, enthält nicht unbe¬ 
trächtliche Mengen Nährstoffe, die nicht ungenützt bleiben 
sollten. Der Gehalt an solchen ist um so höher, je stärker 
die Treber ausgepreßt werden. 

Prof. W i n d i s c h - Hohenheim untersuchte jüngst 
Trebersaft aus der Praxis. Dieser enthielt im Liter 30 g 
Extrakt (Trockenmasse), 11g Eiweiß und 1,4g Mineral¬ 
stoffe. Die unlöslichen Bestandteile des Treberprefisaftes, 
welche die Nährstoffe enthalten, setzen sich rasch ab. Wenn 
man die über dem Bodensätze stehende klare Flüssigkeit 
zu 2 / 3 abhebt, bleibt eine weiße, dickflüssige Masse, die in 
ihrem Nährwert der Magermilch mit 9 % Trockensubstanz 
und 3,5 c /c Eiweiß nahekommt. Der Treberpreßsaft ist, 
nach W. ein vortreffliches Futtermittel, das namentlich 
von Schweinen begierig aufgenommen wird und es ist da¬ 
her seine allgemeine Verwendung sehr zu empfehlen. 
(Illustr. landwirtschaftl. Zeitung, Nr. 87, 1914.) A. 


Verschiedenes. 

Auf dem Felde der Ehre verwundet : Nord¬ 
heim, Oberstabs- und Regiments - Veterinär im Feld- 
Art.-Regt. Nr. 56; Kurt Fröhlich, Oberveterinär im 



1136 


Feld-Art.-Regt. Nr. 56; W. Stiibbe, Reserveveterinär im 
Res.-Feld-Art.-Regt. Nr. 49; Emil Dönges, Oberveterinär 
beim Stabe der 2. Abteilung des Feld-Art.-Regts. Nr. 71. 


Die Bezirkstierärzte des Königreichs Sachsen 

haben ihrem Landestierarzte, Herrn Geh. Medizinal rat 
Prof. Dr. Edelmann, Vortragender Rat im K. Ministe¬ 
rium des Innern, in dankbarer Anerkennung seiner her¬ 
vorragenden Verdienste um den Ausbau des sächsischen 
Veterinärwesens und insbesondere um die Förderung und 
Hebung der Stellung der beamteten Tierärzte eine Ehren¬ 
gabe in Gestalt eines wertvollen, künstlerisch ausgefiili rten 
dreiteiligen silbernen Tafelaufsatzes mit Widmung durch 
eine Abordnung unter Führung des Herrn Veterinärrates 
Deich in Grimma überreichen lassen. 

Auf eine Feier unter Mitbeteiligung aller beamteten 
Tierärzte Sachsens, die gelegentlich der Silberhochzeit des 
Herrn Geheimrats Ende August dieses Jahres in Aussicht 
genommen war, hat man auf dessen Wunsch und in Rück¬ 
sicht auf die schwere Kriegszeit verzichtet. (Deutsche Tier¬ 
ärztliche Wochenschrift, Nr. 48, 1914.) 


Absolventen der landwirtschaftlichen Schulen und der tier¬ 
ärztlichen Studien in Frankreich. 

Nr. 47, 1914 der „Österreich. Wochenschrift für Tier¬ 
heilkunde“ bringt in einem Referate die Mitteilung, daß 
in einer Sitzung der französischen Deputiertenkammer 
beim Abschlüsse der Debatte über das Gesetz, betreffend 
die Organisation des landwirtschaftlichen Unterrichtes ein 
von der Agricultur-Kommission angenommenes Amende¬ 
ment votiert wurde, nach welchen diplomierte Schüler 
der nationalen Ackerbauschulen und des agronomischen 
Institutes auf ihr Ansuchen, ohne daß sie das Baccalaureat 
nachzuweisen haben, zur Aufnahmsprüfung in die natio¬ 
nalen Veterinärschulen zuzulassen sind. 

Dieser Ivammerbesehluß, der ohne Erholung gutacht¬ 
licher Äußerungen der kompetenten Faktoren zustande kam. 
hat natürlich allgemeine Erregung und Unwillen bei den 
französischen Tierärzten hervorgerufen. Sie erblicken in 
dem Beschluß eine unverdiente und verhängnisvolle I>e- 
gradation des tierärztlichen Fachstudiums. In allen Län¬ 
dern der ganzen Welt, so wird erklärt, habe man in den 
letzten 30 Jahren die Maturitätsprüfung nach absolviertem 
Mittolschulstudium als Vorbedingung zur Aufnahme in die 



1137 


Veterinärschulen als unumgänglich notwendig erachtet; 
französischen Tierärzte kämpfen für die Erlangung des 
Doktorates der Veterinärmedizin, welches ihnen auch in 
Aussicht gestellt wurde, und nun die unerwartete Reaktion. 
Man hält es nicht für möglich, daß dieser unglückselige 
und willkürliche Beschluß aufrecht erhalten werde. Es 
wird als angezeigt erachtet, daß die gesamten französischen 
Tierärzte zusammenstehen und beim Senate Revision des 
Beschlusses verlangen. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Der Militärverdienstorden 4. Klasse mit der 
Krone und mit Schwertern wurde verliehen dem Oberstabsveterinär 
Dr. von Bommel, Regimentsveterinär des 2. Feld-Art.-Reg.; den 
bayerischen Militärverdienstorden 4. Klasse mit Schwertern erhielten: 
Gottlieb Borst (Nördlingen) Stabsveterinär d. R.; Normann Metz 
(Haag) Stabsveterinär d.L. I; Steinbrüchel, Reg.-Veterinär des 
3. Chev.-Reg.; Dr. Zimraermann, Stabsveterinär d. 3. Train-Abt.; 
Aug. Nagler, Stabsveterinär d. R. (II Münster); die Oberveterinäre 
Jäger des 3. Chev.-Reg.; Kurt Rei mann, d. R. (Rosenheim); Dr. 
Max Wimmer d. R. (Augsburg); Hermann Mayr d. DI (Rosen¬ 
heil»); Jos. Sandtner d. L. I (Deggendorf); Guido Böhme d. L. II 
(Weilheim); Veterinär d. R. Dr. Friedrich Engel (Mindelheim). 

Das Eiserne Kreuz II. Klasse erhielten: Stabsveterinär Ach¬ 
leitner, Reg.-Veterinär des 1. Chev.-Reg.; Dr. Adolf Albrecht, 
Stabs-Reg.-Veterinär im 6. Garde-Feld-Art.-Reg.; Arfert, Stabs¬ 
und Reg.-Veterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 72; Paul Back, Veterinär 
im 1. Garde-Ul.-Reg.; Dr. Oskar Blau, Stabsveterinär d. R.; Theo¬ 
phil Breitenreiter, Stabsveterinär im Hus.-Reg. Nr. 5; Dr. Fischer, 
Stabs- und Reg.-Veterinär im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 1; Max Fül- 
bier, Oberveterinär d. R.; Dr. Clemens Giese, Stabsveterinär beim 
Stabe der 1. Mun.-Kol.-Abt. des Gardekorps; Dr. Walter Greyer, 
Veterinär d. L.; Gustav Ha heck. Oberveterinär im Garde-Iles.-Ul.- 
Reg.; Johann Hansmann, Stabsveterinär im Hus.-Reg. Nr. 8; Gu¬ 
stav Ha wich, Oberveterinär im Leib-Garde-Hus.-Reg.; Franz 
Herda, Oberveterinär im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 3; Dr. Karl 
Hertha, Oberveterinär beim Stabe einer Res.-Mun.-Kol.: Dr. Daniel 
Holzapfel, Oberveterinär im Fuß-Art.-Reg. Nr.9; Joh. Hueber, 
Unterveterinär v. Res.-Inf.-Reg. Nr. 2; Theod. K a 1 k o f f, Korpsstabs¬ 
veterinär, Korpsveterinär beim Generalkommando des 19. Armeekorps; 
Dr. Kurt Klimm eck, Veterinär d. R. bei der Fuhrparkkolonne 
Nr. 5 des 17. Armeekorps; Dr. Berthold Knobbe, Oberveterinär im 
Feld-Art.-Reg. Nr. 25; Hermann Köhl, Stabsveterinär d. R. (Kaisers¬ 
lautern); Dr. Aug. Köster, Veterinär d. R. im Feld-Art.-Reg. Nr. 78; 
Leo Lang, Stabsveterinär d. L. I. A. (Aschaffenbürg); Dr. Heinrich 
Mammen, Veterinär d.L.; Theod. Meschede, Unterveterinär d.R.; 
Dr. Ferd. Mette, Veterinär d. R. im Fuß-Art.-Reg. Nr. 4; Dr. Georg 
Meyfarth, Stabsveterinär d. L.: Joh.Müller, Oberveterinär im 
Ul.-Reg. Nr. 5; Albert Müther Oberveterinär d. L.; Richard Neu¬ 
gebauer, Oberveteriuär bei der Magazin-Fuhrpark-Kolonne 6 des 
Landwehr-Korps; Dr. Karl Ne uh aus, Stabsveterinär d. R. im Fuß- 
Art.-Reg. Nr. 7; Georg Nickel, Oberveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 26; 



1138 


Oberstabsveterinär Trunk, Regimentsveterinär im 6. Chev.-Reg.; 
Stabsveterinär Alfred Tro m msdor ff (Würzburg); Ernst Wagner, 
Stabs- und Regimentsveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 29; Dr. Fritz 
Weit zig, Stabsveterinär im Drag.-Reg. Nr. 26; Adolf W endler, 
Stabs- und Regimentsveterinär im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 25; Ernst 
W e wer, Veterinär d. R.; Dr. Oskar W orch, Stabsveterinär d. L. I: 
Dr. Rudolf Ziero 1 d, Unterveterinär im Res.-Fuß-Art.-lleg. Nr. 2; 
Fritz Zimmerm ann, cand. med. vet, Unteroffizier d. R. im 1. bayer. 
Inf.-Reg.; Willi. Zimmermann, Bezirkstierarzt, Meßkirch; Dr. Hans 
Zoeger, Veterinär im Hus.-lteg. Nr. 5; Dr. Adolf Zöllner, Stabs¬ 
veterinär im Husareu-Regiment Nr. 7. 


Verein Münchner Tierärzte. 


Die 2. Monatsversammlung findet Donnerstag, den 17. Dezember, 
abends 8 1 /« Uhr, im „Hotel Union“ (Lesezimmer) statt. 

Tagesordnung: 

1. Vereinsangelegenheiten. 

2. Herr Amtstierarzt Dr. Stroh-Augsburg: „Selbst¬ 
heilung von Knochenschüssen beiin Wilde.“ Lieht- 
bi lder vortrag. 

München, den 10. Dezember 1914. 


Der Ausschuß während des Krieges: 
Vorsitzender und zugleich Schriftführer: K. Veterinärrat L. Himmel¬ 
stoß, Nymphenburgerstraße 137/2. Kassier: Städt. Amtstierarzt 
Michael Sclunid, Zenettistraße 2. 



Schweineseuche 

Schweinepest 

Ferkeltyphus 

Schweinerotlauf 

Druse 

Brustseuche 

Starrkrampf 

Hundestaupe 

Milzbrand 


Bei der z. Zt. starken Ver¬ 
seuchung der Bestände len¬ 
ken wir die Aufmerksam¬ 
keit besonders auf: 

Schweinepestserum neu 

nach Uhlenhuth 
gewonnen von Schweinen 
durch Verimpfung von 


Sept. Pneumonie 
Kälberruhr 
Scheidenkatarrh 
Seuchenh. Abortus 
Paratyphus 
Piroplasmose 
Rauschbrand 
Geflügelcholera 
Streptokok.Erkr. 


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Tuberkulose. Rotz. 
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1139 


Tierärztlicher Kreisverein von Oberbayern. 

Gegründet 6. Januar 1846. 


Ich gestatte mir die Einladung zu der ordentlichen Mitglieder¬ 
versammlung für das Jahr 1914 für Sonntag, den 20. Dezember 1914, 
Vormittag 7 * 2 10 Uhr s. t., in München in der Ratsherren Trinkstube, 
neues Rathaus, Eingang Marienplatz, zu übermitteln. 

Tagesordnung: 

1. Entgegennahme des Berichtes des Vorstandes. § 13. 1. 

2. Rechnungslegung und Ptüfung der Rechnungen und 
Entlastung des Rechnungsführers. $ 13. 2. 

3. Genehmigung des Voranschlages. § 13. 3. 

4. Festsetzung der Höhe und der Fälligkeit des Jahres¬ 
beitrages für das Jahr 1915. § 5. 

5. Wahl der Vorstandschaft für das Jahr 1915. § 8. 

6. Wahl des Vertretungsausschusses für das Jahr 1915. $ 10. 

7. Wahl der Vertreter für die übrigen Körperschaften 
$ 13. 4. 

8. Bericht über die Kriegsfürsorgeeinrichtungen für die 
bayerischen Tierärzte. 

9. Wirtschaftliche Schutzmaßnahmen für die praktisch¬ 
tätigen Tierärzte. 

10. Entgegennahme der Anträge der Mitglieder § 14. 1. 

Wolf rats hausen den 3. Dezember 1914. 


I)r. Hans Schmitt 

Vorstand. 





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Tierarzt Graulich in Neckarbischofsheim (Baden). 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. 

1915 erscheint: 

Archiv 

für wissenschaftliche und praktisciie 

Tierheilkunde, 

herausgegeben von Prof. Dr. M. Casper in Breslau, Prof. Dr. R. Eber¬ 
lein in Berlin, Prof Dr. W.Ellenberger in Dresden, Prof. Dr. H. Mlessner 
in Hannover, Prof. Dr. J. W. Schütz in Berlin, 
und unter Mitwirkung von R. Eberlein, redigiert von J. W. Schütz. 
1 Band. 6 Hefte, gr. 8. Mit lithogr. Tafeln. 18 M. 

Abonnement bei allen Buchhandlungen und Postanstalten. 

Zur gell. Beachtung i “ Redaktiongschlnß! z 

Druck von J. H o tte 8win te r, München. Kommissionsverlag. M. Riegersebe 
nniversittttsbuchhandlung, München. Odeonsplatz 2 



(früher: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilhunde und Viehzucht.) 


Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Ernst, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Xopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Fröls, Landstallineister in 
Zweibrücken, sowie des Eandesaasschnsses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 22. Dezember 1914. Nr. 51. 


Inhalt : Abonnements-Einladung. Originalartikel. Sustmann: Über akute Magen- 
Darmkatarrhe und deren Folgen bei Pferden. — Albrecht: Über einige Versuche 
mit Hypophysenextrakt zur Hervorrufung von Geburtswehen bei Hunden (Schluß). 
Referate. Regner: Die Tuberkulose. Frühner . Weitere acht Fälle von Heilung 
des Petechialfiebers. Deich : Chronische Bleivergiftung. Frei: Versuche zur Ver¬ 
hütung und Heilung der Maul- und Klauenseuche. Oberst: Zur Technik des 
ersten WTindverhandes im Felde. Grosse: Pathologisch-anatomische Verände¬ 
rungen des Darmes und der Lunge des Affen durch tierische Parasiten. — Tier¬ 
zucht und Tierhaltung. Herstellung von Blutmehl. — Verschiedenes. 
Tierärztliche Hochschule München. Verlustliste. Preissteigerung für tierärztliche 
Instrumente. Eine merkwürdige Reklame. Verbot vorzeitigen Schlachtens von 
Vieh. Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 28. November 1914. — 
Personalien. 


-Ä-looxinei^Lents-E ixila-d/cLxig:- 

Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochenschrift 
durch die Post beziehen, geht mit der nächsten Nummer 
das Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unter¬ 
brechungen in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonne¬ 
ment für das I. Semester 1915 bei der nächsten Postanstalt 
baldigst zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amt¬ 
lichen Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern 
unter Nr. 863, in der Preisliste des Reichsgebietes unter 
Nr. 8252, für Österreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 
Abonnementspreis bei Bezug durch die Post halbjährig 
5 it. Im Buchhandel zu beziehen durch die M. Rieger’- 
sche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 






1142 


Ober aknte Magen-Darmkatarrhe und deren Folgen 

bei Pferden. 

Von Amtstierarzt Dr. Sustmann in Dresden. 

Es ist wohl eine bekannte Erscheinung, daß sich im 
Anschluß an akute Erkrankungen im Bereiche des Darm¬ 
kanales bei fehlerhafter Haltung und Pflege der Rekon¬ 
valeszenten häufig Leiden einstellen, die, da sie die Dienst¬ 
brauchbarkeit der Patienten später sehr fraglich machen, 
für den Pferdebesitzer von nicht zu unterschätzender Be¬ 
deutung sind. Folgekrankheiten kommen nun zwar auch 
bei anderen Krankheiten als bei Magen- und Darmkatarrhen 
vor, aber das Auftreten derselben nach letzteren ist für den 
Pferdebesitzer nicht so einleuchtend, als daß er die Vor¬ 
beugungsmaßnahmen des Sachverständigen nicht im vollen 
Umfange berücksichtigen zu müssen glaubt. 

Da ich selbst im letzten Sommer gerade sehr viele an 
Magen-Darmkatarrh leidende Pferde in Behandlung hatte, 
so war mir auch Gelegenheit geboten, eine Reihe von Folge¬ 
krankheiten zu beobachten, deren Ursachen lediglich auf 
Unvorsichtigkeiten der Pferdebesitzer zurückgeführt wer¬ 
den mußten. 

Ohne auf die Symptomatologie und die Hauptbehand¬ 
lung der Magen-Darmkatarrhe näher einzugehen, will ich 
nur noch daran erinnern, daß die Ursachen hierzu in den 
meisten Fällen auch für die übrigen Organe und Gewebe 
des Tierkörpers pathologisch wirken können, ganz abge¬ 
sehen davon* daß ein kranker Organismus so wie so weniger 
widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen ist. Da nun 
im Stadium der Rekonvaleszenz die Widerstandskraft auch 
erst nach und nach ihre alte Höhe wieder erreicht, so ist 
während dieser Zeit der krankmachenden Wirkung durch 
die im Tierkörper verschleppten toxischen Stolle die gün¬ 
stigste Gelegenheit gegeben. In dieser Hinsicht habe ich 
bei vorgenannten Krankheitsprozessen auf das Rekonvale¬ 
szenz-Stadium das größte Augenmerk gerichtet. Obwohl 
ich nicht in allen Fällen vermeiden konnte, daß infolge 
mangelnder Überzeugung der Pferdebesitzer betreffs meiner 
Warnungen die schwersten Schäden entstanden sind, habe 
ich auf der anderen Seite durch meine richtige Voraussage 
wider die größten Vorteile in der Steigerung des Vertrauens 
zu meinen Anordnungen errungen. 

Die F e h 1 e r der Pferdebesitzer waren hauptsächlich 
darin zu suchen, daß sie die Rekonvaleszenten z\i früh 
wieder zum Dienste heranzogen. Man glaubte nämlich, daß 



1143 


mit dem Schwinden der offensichtlichen Krankheits-Sym¬ 
ptome auch die Krankheit selbst gehoben sei, ein Irrtum, 
der sich gewöhnlich bitter rächte. Denn kaum hatten die 
Tiere einige Stunden — selten Tage — gearbeitet, so mu߬ 
ten dieselben wegen Hinfälligkeit etc, in den Stall zurück 
gebracht werden. 

Die nähere Untersuchung ergab dann meist, 
daß die Pferde verschlagen hatten. In einigen Fällen konnte 
ich Rehe auf einen oder beiden Vorderhufen konstatieren, 
zweimal jedoch auch Kreuzlahme und einmal Läh¬ 
mung eines Hinterschenkels wahrnehmen. 
Das Bedauerliche war nun an der Sache, daß die einge¬ 
leitete Behandlung selten einen vollen Erfolg brachte 
ganz abgesehen davon, daß die Außerdienststellung der 
Tiere jetzt zum mindesten einige Wochen beanspruchte. 
Betreffe der anderen Folgen konnte ich zweimal Lungen¬ 
entzündung, einmal Blasenkatarrh (Stute) und 
einmal Rheumatismus diagnostizieren. 

Ein weiterer Fehler der Eigentümer bestand 
ferner darin, daß die Pferde trotz Verbotes zu früh ihr ge¬ 
wohntes Futter erhielten. Die Folge davon war entweder 
ein Rückfall des Magen-Darmkatarrhes oder 
Kolik infolge Dickdarmlähmung. Nicht mit Sicherheit 
konnte ich nachweisen, ob ein Fall von Petechialfie- 
b e r als ein solcher Folgezustand aufzufassen war. 

Nach meinen gemachten Erfahrungen 
soll man daher beim Vorliegen von akuten 
Magen-Darmkatarrhen außer diätetischen 
Maßnahmen die Außerdienststellung der 
Tiere noch mehrere Tage lang nach dem 
Schwinden der sichtbaren Krankheits¬ 
symptome anraten. Die vorgenannte Er¬ 
holungszeit hat sich natürlich nach der 
Schwiere der Krankheit und nach der Art 
der Arbeit zu richten. 


Ober einige Versuche mit Hypophysen - Extrakt zur 
Hervorrnfnng von Gebnrtswehen bei Hnnden. 

Von Professor Al brecht. 

(Schluß.) 

Während Pituitrin in den besprochenen 7.Fällen gute 
Wirkungen entfaltete, versagte es in den folgenden zwei 
Fällen, wie übrigens nicht anders zu erwarten war, voll¬ 
kommen : 



1144 


Fall Vm. Ein brauner Hühnerhund des Dr. M. in 
M. ging am 3. VI. 14 mit der Anamnese zu, das Tier habe 
seit etwa 3 Tagen ab und zu Wehen gezeigt, könne aber 
nicht gebären. 

Untersuchung: Trauriges Benehmen; 106 mäßig kleine 
Pulse in der Minute, Zahl der Atemzüge 23 in derselben 
Zeit; Rektaltemperatur 39,9; Neigung zur Futteraufnähme 
besteht nicht. Das Tier erbricht sich. Bei der Palpation 
der gespannten Bauchwand fühlt man eine Frucht, die Va¬ 
ginaluntersuchung ergibt offenen Muttermund und das Vor- 
handensein einer übelriechenden Flüssigkeit in geringer 
Menge in der Scheide. Wehen sind nicht vorhanden. Eine 
Frucht konnte mit dem Finger nicht gefühlt werden. Die 
vorhandene lag, wie die äußere Untersuchung zeigte, weit 
rückwärts vom Muttermunde im Uterushorn. 

Die Anamnese und die angegebenen Symptome ließen 
außer auf das Vorhandensein einer faulen Frucht im Trag¬ 
sacke auf eine bereits bestehende Metritis schließen. Be¬ 
handlung: Der übelriechende Inhalt der Gebärmutter wird 
mittelst Spülung entfernt. Die Hündin erhält innerlich 
Chinin, hydrochloric. Einige Zeit später injizierte man 
1 ccm Pituitrin. Wirkung trat nicht ein, desgleichen nicht 
auf eine zweite Dosis von 1 ccm, die 1 Stunde später sub¬ 
kutan verabreicht wurde. Die jetzt gepflogene Vaginal¬ 
untersuchung liefert das gleiche Ergebnis wie die erst¬ 
malige. 

Die Vornahme der Sectio caesarea wird vom Eigen¬ 
tümer nicht gewünscht. Die Hündin erhält nach 2 V<* Stun¬ 
den nochmal Pituitrin und zwar 2 ccm. Wehen treten auch 
jetzt nicht auf. Ebenso zwecklos zur Wehenerzeugung er¬ 
wiesen sich Creolin-Infusionen in den Uterus, Einführung 
eines Glyzerintampons in die Scheide bezw. in den Mutter¬ 
mund und Massage des Uterus von der Bauchwand aus. 

Bemerkt sei, daß das Tier nach den jedesmaligen Pi¬ 
tuitrin-Injektionen keine Symptome — von Wehenerschei¬ 
nung abgesehen — zeigte, die dem Präparate hätten zu ge¬ 
schrieben werden können. Es wurde speziell auf eine allen- 
fallsige Wirkung auf die Herztätigkeit, auf die Beschaffen¬ 
heit des vor der letzten Pituitrin-Injektion 122 Schläge pro 
Minute betragenden Pulses untersucht. Jeder Einfluß auf 
den Blutdruck (vollere Pulswelle etc.) wnrde vermißt. 

Am nächsten Tage abends verendete die Hündin. Bei 
der Sektion- fand sich im rechten Home eine sehr volumi¬ 
nöse faule emphysematische Frucht; außerdem bestand sep¬ 
tische Metritis. 



1145 


Fall IX: Ein Analogon zu dem besprochenen Falle 
bildet der folgende: 

Am 27. XI. 13 wurde eine Airedale-Terrier-Hündin 
des Dr. L. in N. mit dem Berichte zur Hochschule ge¬ 
bracht, das Tier habe vor 3 Tagen ein lebendes und tags 
darauf ein totes Junge geworfen. Es seien dann noch 
wiederholt leichte Wehen auf getreten, die man, nachdem 
ein sachverständiger Züchter erklärt hatte, Junge seien im 
Tragsacke nicht mehr vorhanden, als Nach wehen auf faßte. 
Seit einem Tage sei das Tier bedenklich krank, sehr matt 
und fresse nichts. 

Untersuchung: Trauriges Benehmen, trüber matter 
Blick. Die Bewegung mehr oder weniger schwankend. 
Durch die mäßig gespannte Bauchwand konnten Junge 
durchgefühlt werden. Die Zahl der mäßig kleinen Pulse 
stellte sich auf 130, die Zahl der Atemzüge auf 30 in der 
Minute. Die Mastdarmtemperatur betrug 40,5. Bei der 
Vaginaluntersuchung konnte kein Junges gefühlt werden. 
Aus der Scheide entleerte sich eine geringe Menge sehmut- 
zig-grau-roter Flüssigkeit von fauligem Gerüche. 

Obwohl eine Behandlung so gut wie aussichtslos war, 
wurde doch eine solche eingeleitet. Das Tier konnte noch 
zu einem Versuche mit Pituitrin dienen. Zunächst wurden 
die Geburtswege mit 2%iger Therapogenlösung ausgespült, 
worauf man innerlich eine Solution von Chinin, bydrochlor. 
verabreichte. 

Daran schloß sich nach Umfluß von 1*4 Stunden die 
Injektion von 1 ccm Pituitrin. Wehen traten nicht ein. 

Nach Ablauf von % Stunden um 8 Uhr abends erhielt 
die Hündin wieder 1 ccm Pituitrin. Auch diese Injektion 
bewirkte keine Uteruskontraktionen, dagegen war einige 
Zeit nach deren Applikation die Pulszahl auf 120 Schläge 
in der Minute gefallen, auch schien der Puls etwas kräf¬ 
tiger zu sein; die Mastdarmtemperatur war um 0,4° C. nied¬ 
riger als beim Zugänge. 

Die Vaginaluntersuchung zeitigte den gleichen Be¬ 
fund, wie die erstmalige Untersuchung. Futteraufnahme 
bestand nicht, dagegen nahm die Hündin etwas Wasser- 
auf. Nach einer nochmaligen Ausspülung der Geburtswege, 
diesmal mittelst Creolinliniment, wurde die Hündin wäh¬ 
rend der Nacht sich selbst überlassen. 

Am nächsten Morgen war die Zahl des ziemlich kleinen 
Pulses wieder auf 130 in der Minute angestiegen. Die 
Atemfrequenz in derselben Zeit betrug 30 Atemzüge. 
Futterversagung. Schwäche wie am Vortage. Rektaltempe- 



1146 


ratur 40,4° C. Die Scheidenuntersuchung ergab den glei¬ 
chen Befund wie gestern, nur mit dem Unterschiede, daß 
jetzt mit der Fingerspitze ein fester Körper, ein Junges, 
gefühlt werden konnte. Es schien, als hätten in der Nacht 
Uteruskontraktionen stattgefunden; mit Bezug hierauf hielt 
man für. möglich, daß vielleicht durch Verabreichung einer 
doppelten Dosis Pituitrin Wehen zu erzielen wären, und es 
erhielt die Hündin früh 8 Uhr 2 ccm Pituitrin auf einmal. 
Uteruskontraktionen traten nicht ein. Dagegen fiel die 
Pulsfrequenz nach y 2 Stunde auf 120 Schläge in der Mi¬ 
nute und der Puls schien etwas voller zu sein, auch die Zahl 
der Atemzüge war auf 25 in der Minute gefallen; ferner 
schien das Tier etwas kräftiger zu sein; es erhob sich vom 
Lagerplatze und ging auf und ab. Gegen Mittag trat wieder 
Verschlimmerung ein. Die Hündin wurde allmählich voll¬ 
ständig apathisch, die Pulsfrequenz stieg wieder an, die 
Pulswelle wurde sehr klein, wiederholt aufgenommenes 
Wasser wurde alsbald erbrochen; abends fiel die Tempera¬ 
tur ab und wurde subnormal. Exitus am Morgen des 
nächsten Tages. 

Sektion: Septische Metritis.- Im Tragsacke 4 faule 
Föten, je zwei in jedem Hörne. Das bei der Vaginal Unter¬ 
suchung mit der Fingerspitze fühlbar gewesene Junge be¬ 
fand sich in Hüftbeugehaltung; dicht neben dem Hinter¬ 
teile desselben lag der Kopf eines in der Kopfendlage be¬ 
findlichen Fötus des anderen Hornes. 

Dieser und der vorige Fall lehren, daß man beim Vor¬ 
handensein von Erscheinungen der Metritis — ob es sieh 
beim Zugänge der Hündin bereits um septische Metritis 
handelte, war mit Sicherheit nicht festzustellen — bei gra¬ 
viden Hündinnen selbst bei Anwendung hoher Dosen Pi¬ 
tuitrin Wehen nicht hervorzurufen vermag und daß in sol¬ 
chen Fällen nur mehr die Sectio caesarea mit Exstirpation 
des Uterus zu versuchen wäre. Der Versuch dürfte aber 
selten von Erfolg sein. Er wurde von mir in einer An¬ 
zahl von Fällen, bei vorhandener septischer Metritis sorg¬ 
fältig ausgeführt, aber ausnahmslos mit negativem Erfolge. 

Auffallend war, daß sich die schwer kranke Pa¬ 
tientin nach der letzten Pituitrin-Injektion momentan an¬ 
scheinend etwas besser zeigte, und daß die Pulsfrequenz 
etwas abfiel etc., es schien, als ob das Pituitrin trotz der 
schweren Erkrankung einen günstigen Einfluß auf den 
Blutdruck ausübte. Die eine Beobachtung besagt natür¬ 
lich nichts und müssen weitere Beobachtungen lehren, ob 



1147 


Pituitrin nach dieser Richtung eine günstige Wirkung zu 
entfalten vermag. — 

Fasse ich die Ergebnisse, welche die Anwendung 
des Pituitrins bei den mitgeteilten Versuchen mit Klein¬ 
tieren und bei Schwergeburten bei solchen zeitigte, zu¬ 
sammen, so lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 

1. Nichttragende Kleintiere zeigen auf relativ hohe 
subkutan angewandte Pituitringaben keine Reaktion. 
Äußerlich durch Kontraktionen der Bauchpresse zum Aus¬ 
druck kommende Wehen sind nicht wahrzunehmen. Ob 
solche des Tragsackes für sich nicht bestanden, konnte 
nicht festgestellt werden. Ausgeschlossen ist diese Mög¬ 
lichkeit nicht. Einen hyperämischen Zustand der Geburts¬ 
wege bewirkt Pituitrin nicht. Es kann nach Anwendung 
von Pituitrin bei nicht tragenden Kleintieren nicht die 
Spur erhöhter Rötung der Schleimhaut der Scheide bezw. 
des Vorhofes wahrgenommen werden. 

2. Tragende und nichttragende Kleintiere vertragen 
relativ hohe Pituitringaben ohne jegliche Störung des All¬ 
gemeinbefindens. 

3. Bei Meerschweinchen bewirkt Pituitrin prompt 
Abortus. Per analogiam zu schließen, dürfte diese Wirkung 
auch bei anderen Tieren zu erzielen sein. Jedenfalls wären 
aber hiezu sehr hohe Dosen des Extraktes erforderlich, da 
man zur Hervorrufung von Abortus bei 1^ Pfd. schweren 
Meerschweinchen schon eine solche von 0,5—1 ccm be¬ 
nötigt. 

4. Pituitrin empfiehlt sich zur Anwendung in der Ge¬ 
burtshilfe der Hunde, um Steigerung schwacher Wehen zu 
erzielen und zur Hervorrufung mangelnder Wehen*). 

5. Der Eintritt der Wehen erfolgt verschieden lange 
nach der Injektion. Die Zwischenzeiten betragen einige 
bis 21 Minuten. 

6. Die bei Hunden zu verwendende Dosis dürfte 0,5 
bis 1,0 ccm betragen. Wiederholte Injektionen selbst der 
letztgenannten Dosis bei mittelgroßen Hündinnen nach 

*) Bezüglich der Hervorrufung von Weben ist allerdings frag¬ 
lich, ob bei Wehenmangel in einzelnen der berichteten Falle der 
nach Pituitrininjektionen beobachtete Weheneintritt nicht auch ohne 
Anwendung derselben erfolgt wäre. Man kann nämlich bei Hunde- 
geburten, besonders dann, wenn die Hündinnen schwer trächtig sind, 
wenn also die Zahl der Föten eine große ist, nicht selten wahr¬ 
nehmen. daß Treibwehen stundenlang aussetzon und dann ohne 
medizinische oder mechanisch therapeutische Maßnahmen (Massage 
des Uterus von der Bauchwand aus, Reizung des Orific. uteri extern.) 
sich wider Erwarten einstellen. 



1148 


nicht langen Zwischenzeiten bringen keinen Nachteil. Ab¬ 
norme Wehen, Sturm wehen, tetanische Wehen treten nicht 
ein. Das Allgemeinbefinden zeigt keine Änderung**). 

7. Bei Entzündungszuständen des Uterus erweist sich 
das Pituitrin unwirksam. Schon das Vorhandensein fauler 
Früchte im Tragsacke scheint die Wirkung des Mittels zu 
beeinträchtigen ***). 

Die vorstehenden Schlüsse basieren auf einer nur ge¬ 
ringen Zahl von Beobachtungen. Weitere Versuche und 
Beobachtungen sind erforderlich, um zu prüfen, ob den 
Schlußfolgerungen allgemeine Giltigkeit zukommt. An ge¬ 
zeigt sind ferner vergleichende Untersuchungen bei Tieren 
über die Wirkungen der Extrakte, des Pituitrins, Pitu- 
glandols, Glanduitrins, Hypophysins und Hypamins. End¬ 
lich wären auch bei Tieren Untersuchungen über die Wir¬ 
kung der Extrakte in der Nachgeburtsperiode anzustellen. 


Referate. 

G. Regner: Die Tuberkulose. (Bericht zum X. 
internationalen tierärztlichen Kongreß in London. — Öster¬ 
reich. Wochenschrift f. Tierheilkunde, Nr. 45, 1914.) 

Regner erklärt: 

Unter gewissen Bedingungen kann die Rindertuber¬ 
kulose auf den Menschen übergehen. Der Standpunkt, den 
die Mehrzahl der Fachleute einnehmen, ist folgjender: 


**) Es sei erwähnt, daß in der Humangynäkologie unerwünschte 
Folgen nach Pituitrininjektionen beobachtet wurden. Eisenbach 
(Münchener Medizinische Wochenschrift 1912, Nr. 45) berichtet über 
derartige Vorkommnisse. Er beobachtete in Einzelnfallen nach 
Pituitriniujektionen eklamptische Krämpfe, mitunter Sturmwehen 
bis zur Tetanie. Einzelne Gebärende klagten über Ohrensausen, 
Angst, Beklommenheit. Die letztgenannten Symptome wären bei 
Tieren selbstverständlich nicht mit Sicherheit festzustellen. Unruhe, 
verstörter Blick, Herzklopfen könnten allenfalls als solche gelten. 
Man konnte bei den Partushunden, über welche berichtet worden, 
auch nicht die Spur von derartigen Erscheinungen feststellen. 

***) Für die Beeinträchtigung der Wirkung des Pituitrins durch 
Faulfrüchte spricht Fall III, bei welchem ein fauler Fötus vorlag. 
Pituitrin versagte zunächst als Wehenmittel vollständig, und erst bei 
wiederholter Anwendung einer hohen Dosis des Mittels wurden 
Wehen ausgelöst. Fall VII, bei welchem nach Injektion von 0,3 Pi¬ 
tuitrin schon nach 8 Minuten Wehen auftraten, scheint dagegen zu 
sprechen. Hei der Beurteilung kommt aber in Betracht, daß es sich 
in diesem Falle nicht um vollkommene Fäulnis des Fötus wie im 
Fall 111 handelte, sondern um erst beginnende. 



1149 


1. Die menschliche Tuberkulose entsteht in erster Linie 
durch Ansteckung von Mensch zu Mensch. 

2. Die menschliche Tuberkulose kann die Folge einer 
Ansteckung von Kindern mit offener Tuberkulose und spe¬ 
ziell mit Eutertuberkulose sein. 

3. In diesen Fällen ist die Milch, insbesondere bei Kin¬ 
dern, Überträgerin der Tuberkulose. 

4. Der Kampf gegen die menschliche Tuberkulose muß 
sich vor allem gegen eine Übertragung der Erkrankung 
durch den kranken Menschen richten, wobei die Maßnahmen 
gegen die Übertragung durch tierische Tuberkulose nicht 
vernachlässigt werden dürfen. 

In erster Linie muß die für Kinder bestimmte Kuh¬ 
milch frei von Tuberkulosebazillen sein. Die nicht tuber¬ 
kulösen Bestände müssen herausgesucht und zur Milch¬ 
produktion benützt werden. Derartige Bestände, die oft 
weniger intelligenten und kapitalkräftigen Landwirten ge¬ 
hören, sind durch öffentliche Mittel zu begünstigen, indem 
solchen Landwirten unentgeltlich Tuberkulin und Tier¬ 
ärzte zur Verfügung gestellt werden. Ohler. 


Prof. Dr. Fröhner: Weitere acht Falle von Hei¬ 
lung des Petechialfiebers. (Monatshefte f. prakt. Tierheil¬ 
kunde, 26. Bd.) 

Wie in dieser Wochenschrift referiert, hatte Prof. 
Fröhner bei Behandlung des Petechialfiebers mit däni¬ 
schem Heilserum schon vor einiger Zeit eine vorzügliche 
therapeutische Wirkung zu verzeichnen. 

Fröhner berichtet nun über weitere acht Fälle, 
bei deren Behandlung der Erfolg noch günstiger war. 
Sämtliche 8 Patienten wurden geheilt. Selbst schwere, 
scheinbar aussichtslose Fälle von Lungen- und Darmblutung 
konnten mittelst des Serums zur Heilung gebracht werden. 
Angezeigt ist aber bei hartnäckigen rezidivierenden Fällen 
die Serumbehandlung tagtäglich in Anwendung zu bringen. 


Veterinärrat Deich- Grimma: Chronische Bleiver¬ 
giftung. (Ibidem.) 

In der Stadt N. traten unter der Einwohnerschaft 
zahlreiche Erkrankungen auf, die auf Bleigeb alt des Was¬ 
sers zurückgeführt werden mußten. Die Untersuchung des 
Wassers ergab nämlich, daß in ihm eine größere Menge 
bleilöslicher Kohlensäure enthalten war, und da die Haus- 



1150 


anschlüsse aus Bleiröhren liergestellt waren, erklärte sich 
der Bleigehalt des Trinkwassers. Nach kurzer Zeit wurden 
auch unerklärliche Erkrankungen bei Rindern und Pferden 
gemeldet. Die Rinder eines Bestandes gingen im Milch¬ 
ertrag erheblich zurück und zeigten unter den Erscheinun¬ 
gen von Haarsträuben und Schüttelfrost Widerwillen- gegen 
verabreichtes Leitungswasser, während sie Regenwasser, das 
sonst von den Tieren verschmäht wird, aufnahmen. Pferde¬ 
besitzer klagten über Mattigkeit ihrer Pferde und außerdem 
beobachteten sie, daß auch die Pferde das Leitungswasser 
ungerne aufnahmen. 

Durch Einbauen von Marmorfiltern wurde die blei¬ 
lösliche Kohlensäure gebunden, so daß weitere Erkran¬ 
kungen nicht mehr vorkamen. 


Prof. Walter Frei: Versuche zur Verhütung und 
Heilung der Maul- und Klauenseuche. (Schweizer Archiv, 
10. und 11. Heft, 1914.) 

Verfasser prüfte mehrere als Protozoengifte be¬ 
kannte, gegen Maul- und Klauenseuche empfohlene Mittel, 
konnte aber Erfolge nicht verzeichnen. 

Er machte auch viele Versuche mit dem Impfstoff 
von Dr. K r a f f t in München. Derselbe verspricht Immu¬ 
nisierung. Der Krafft’sche Impfstoff bewährte sich nicht. 

Mit Bezug darauf, daß die Pocken und die Maul- und 
Klauenseuche akute Hautexantheme sind, impfte F. ver¬ 
suchsweise mit Pockenvirus. Die Versuche fielen unbefrie¬ 
digend aus. 

Ferner versuchte Verf. durch Tierpassage einen ge¬ 
milderten Ansteckungsstoff behufs Erzeugung einer aktiven 
Immunität zu gewinnen. Auch dieses Verfahren lieferte 
keinen brauchbaren Nutzen. 


Prof. Dr. O b e r s t - Freiburg i. B.: Zur Technik des 
ersten Wundverbandes im Felde. (Münch. Med. Wochen¬ 
schrift, Nr. 48, 1914.) 

Dr. Oberst bemerkt zunächst, daß größere Ri߬ 
oder Quetschwunden im Felde als infizierte Wunden zu er¬ 
achten seien. Das Ausspülen solcher Wunden mit flüssigen 
Pesinfizientien im Felde bezeichnet er als zweckwidrig. 

Verf. hat nun ein Mittel zur Behandlung infizierter 
Wunden, das sich ihm in der Friedenspraxis bewährt hat., 
mit. Erfolg in die Kriegspraxis übertragen, nämlich den 
Perubalsam. Man darf nach 0. die Wirkung des Peru- 



1151 


balsams nicht der eines Antiseptikums gleichstellen. Der 
Balsam wirkt in erster Linie physikalisch; die harzigen 
Stoffe desselben durchdringen alle in ihrer Ernährung ge¬ 
schädigten und bereits abgestorbenen Teile und verhüten 
di durch Fäulnis und Zersetzung; sie entziehen so den Bak¬ 
terien den für dieselben günstigen Nährboden. 

Die Anwendung des Balsames ist die denkbar ein¬ 
fachste: Bei oberflächlich und gut klaffenden Wunden wer¬ 
den direkt aus der Flasche je nach Bedarf einige Tropfen 
oder Kubikzentimeter der dicken Flüssigkeit auf alle Teile 
der Wunde gegossen, worauf man lockere Gaze auf legt. 
Sind Höhlen oder Taschen vorhanden oder klafft die Wunde 
nicht genügend, so zieht man die Ränder derselben mit dem 
Haken schonend auseinander, um den Balsam in alle 
Taschen, Buchten, Gelenkhöhlen etc. zu bringen. Nähte 
werden nicht angelegt. 

Verf. hat nun, wie erwähnt, diese zur Friedenszeit be¬ 
nützte Wundbehandlung auch im Kriege angewandt. Es 
wurden nicht nur Weichteilwunden mit Perubalsam be- 
sehiclA, sondern er kam auch bei komplizierten Knochen¬ 
brüchen und Gelenkverletzungen mit Erfolg zur Verwen¬ 
dung; ferner hat der Verf. bei Schädelstreifschüssen — 
Frakturprellschüssen — nach Entfernung der Splitter und 
genügender Freilegung den Perubalsam direkt auf das ver¬ 
letzte Gehirn aufgebracht. Soweit die behandelten Fälle 
bis jetzt verfolgt, werden konnten, war das Resultat gut. 

Die Wunden blieben immer offen und es wuirde auf 
ihnen nur eine Lage Verbandstoff mit Hilfe von Mastix 
und Stücken von Cambricbinden befestigt; darüber kam 
nach Bedarf ein aufsaugendes Verbandkissen, das mit Bin¬ 
den oder Tüchern befestigt wurde. 

H. Grosse: Pathologisch - anatomische Verände¬ 
rungen des Darmes und der Lunge des Affen durch tierische 
Parasiten. (Zeitschr. f. Infektions- und parasitäre Krank¬ 
heiten und Hygiene der Haustiere, Bd. 15, 1914.) 

Verf. fand bei der Sektion mehrerer eingegangener 
Affen zahlreiche Knötchen im Darme: sie sahen aus wie 
kleine Abszesse. Jedes Knötchen enthielt je einen wenige 
Millimeter langen, y 2 —1 Millimeter dicken Wurm, der als 
Oesophagostoma dentaturn Rtid. bestimmt ■wurde. In den 
Lungen fanden sich gelbe, linsengroße Knötchen, welchen 
auf dem Durchschnitte ebensoviele Kavernen entsprachen. 
In den Kavernen wurde eine Milbe, Pneumonyssus Grif¬ 
ft thi, festgestellt. A. 



1152 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Herstellung von Blutmehl. 

Die Landwirtschaftskammer von Hannover hat an 
das preußische Staatsministerium für Landwirtschaft und 
Domänen eine Eingabe gerichtet, in welcher dargetan wird, 
daß bei längerer Dauer des Krieges ein Mangel an Futter¬ 
mitteln eintreten werde, welche die zur Fütterung speziell 
der Schweine und des Milchviehes notwendige Eiweißmenge, 
dieses unentbehrlichen Nährstoffes, enthalten. 

Die Landwirtschaftskammer bittet das Ministerium 
mit Bezug auf diesen schwerwiegenden Umstand eine 
Sammlung des in den Schlachthöfen gewonnenen Tier¬ 
blutes, sowie dessen Verarbeitung zu Blutmehl herbeizu¬ 
führen und das Blutmehl der Landwirtschaft zu einem 
festen Preise bereitstellen lassen zu wollen. 

Die Begründung des Gesuches, welche wir Nr. 48 der 
„Berl. Tierärztl. Wochenschrift“ entnehmen, lautet wört¬ 
lich: * 

„Infolge des Kriegszustandes ist das Deutsche Reich 
in der Warenzufuhr zum größten Teile von dem Ausland 
abgeschnitten. In der Landwirtschaft ist dieser Umstand 
bei der Beschaffung von Kraftfuttermitteln (Ölkuchen. 
Fleischfuttermehl usw.) und von Futtergerste und Mais 
fühlbar. Besonders die eiweißreichen Futtermittel, wie 
Ölkuchen, das Fisch- und Fleischfuttermehl sind für die 
Tierernährung unentbehrlich. Jeder über das notwendige 
Maß hinausgehende Abzug an Eiweiß hat bei allen Nutz¬ 
tieren, insbesondere bei wachsenden Tieren und Milchvieh, 
eine Verminderung der Fleisch- bezw. Milcherzeugung im 
Gefolge. Augenblicklich tritt ein Mangel an eiweißreichen 
Futtermitteln nicht so stark hervor, weil die Landwirtschaft 
noch von dem vorhandenen Bestände zehrt. Die Vorräte 
an Futtermitteln werden aber bald erschöpft sein. Es muß 
daher bei längerer Dauer des Kriegszustandes ein Mangel 
eintreten, dem vorzubeugen jetzt unsere heiligste Pflicht 
ist. Neben beschränkten Mengen von Müllereiabfällen 
(Kleie, Futtermehle) werden dann nur noch geringe Zu¬ 
fuhren an Fleischfuttermehl und kleine, im Lande gewon¬ 
nene Posten an getrockneter Hefe und an Kadaverniehl 
verfügbar sein. Aber diese Mengen sind im Verhältnis zum 
Bedarf verschwindend klein. Dagegen steht in dem auf den 
Schlachthöfen gewonnenen Blute eine Eiwriißquelle zur 
Verfügung, die, wenn in ausgiebigster Weise gewonnen. 



1153 


den Mangel völlig ausgleichen könnte. Ein großer Teil des 
auf den Schlachthöfen anfallenden Blutes geht jetzt durch 
die Unachtsamkeit von Schlächtergesellen verloren; ein 
kleiner Teil wird zur Bereitung von Nahrungsmitteln be¬ 
nutzt; sehr viel Blut wird auch auf Dünger verarbeitet, 
während die Herstellung des als Viehfutter bestgeeigneten 
Blutmehls nur einen verschwindend kleinen Umfang be¬ 
sitzt. Es könnten aber alle Blutmengen, die nicht unmittel¬ 
bar der menschlichen Ernährung durch Verarbeiten auf 
Nahrungsmittel dienen, zur Herstellung von Blutmehl be¬ 
nutzt werden. 

In der jetzigen Notlage, wo jeder denkende Landwirt 
sich nach einem gesunden, den Tieren bekömmlichen eiwei߬ 
reichen Futtermittel vergeblich umsieht, bleibt das Blut¬ 
mehl das einzige Futtermittel, das, wenn in ausreichenden 
Mengen beschafft, die Not der Landwirte lindern kann 
und muß. 

Bislang gelangte an junge Mastschweine hauptsäch¬ 
lich Gerste unter Beigabe von Fischfuttermehl oder auch 
Fleischfuttermehl zur Verfütterung. An Rindvieh wurde 
in größtem Umfang eiweißreicher Ölkuchen gefüttert. In 
Zukunft werden als Schweinefutter vornehmlich die eiwei߬ 
armen frischen oder getrockneten Kartoffeln, als Futter¬ 
mittel für Milchvieh die Müllereiabfälle (Kleie, Futter¬ 
mehle) und Fabrikationsrückstände (Rübenschnitzel, Zuk- 
ker-Schnitzel, Melasse usw.) zur Verfügung stehen.“ 

Nun folgt dem Vorstehenden ein tabellarisches Ver¬ 
zeichnis des Gehaltes der gegenwärtig noch zur Verfügung 
stehenden Futtermittel an Nährstoffen, speziell an Eiweiß, 
und der Futtermittel, auf welche der Landwirt später, bei 
längerer Dauer des Krieges angewiesen ist. Aus der Zu¬ 
sammenstellung erhellt, daß die in den letzteren Futter¬ 
mitteln enthaltene Eiweißmenge zu einer wirtschaftlich 
rationellen Fütterung der Schweine und des Milchviehes 
nicht ausreichend ist. Im weiteren enthält die Tabelle die 
Angabe der Nährstoffe des Blutmehles, welche zeigt, daß 
dieses von allen in Betracht kommenden Futtermitteln am 
eiweißreichsten ist und sich daher zum Ersatz von Eiweiß 
in den Futterrationen vorzüglich eignet. Dazu kommt, daß 
es von allen Viehgattungen ohne Widerwillen aufgenommen 
wird. A. 



1154 




Verschiedenes. 

Tierärztliche Fakultät der Universität München. 

Mit Ministerialentschließung vom 12. Dezember wurde 
dem Privatdozenten Dr. Karl Süpfle der Universität 
München ein jederzeit widerruflicher Lehrauftrag für Hy¬ 
giene an der tierärztlichen Fakultät der genannten Univer¬ 
sität erteilt. 


Den Heldentod fürs Vaterland starben: Heinrich 
Spekker, Veterinär d. R.; Richard Bern dt, Kriegs¬ 
freiwilliger im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 53 (stud. med. vet.); 
Hans Bode, Kriegsfreiwilliger iin Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 44 
(stud. med. vet.); Hans Stamp, Kriegsfreiwilliger im Landw.- 
Inf.-Reg. Nr. .11 (stud. med. vet.). 

Verwundet: Stabsveterinär Frz. Wiedmann im Ul.- 
Regiment Nr. 12, 

Preissteigerung für tierärztliche Instrumente. 

Wie früher in der Wochenschrift mitgeteilt, waren 
die Fabriken chirurgischer Instrumente mit Rücksicht auf 
die Preissteigerungen der zur Herstellung der Instrumente 
erforderlichen Rohmaterialien, der Verbrauehsmaterialien, 
sowie Steigerung der Arbeitslöhne und Sistierung des Ex¬ 
portes etc. bemüßigt, eine Erhöhung der Preise für die In¬ 
strumente eintreten zu lassen und die Zahlungsbedingungen 
infolge von Kreditschwierigkeiten zu verschärfen. 

Nach den uns zugekommenen Verzeichnissen der 
früheren und jetzigen Preise der Rohmaterialien und Ver¬ 
brauchsmaterialien sind beide im Preise ganz erheblich ge¬ 
stiegen. Was Rohgummi und Mischungen anbelangt, so 
sind diese in den Gummifabriken von der Militärbehörde 
beschlagnahmt worden und es dürfen von jetzt ab die ge¬ 
nannten Materialien nur noch für Heeres-, Marine-, Sani¬ 
tät«- und Eisenbahnlieferungen Verwendung finden. Trotz 
der genannten für die Fabriken chirurgischer Instrumente 
ungünstigen Verhältnisse haben diese, soweit nur möglich. 
Milderung der oben erwähnten Preisaufschläge für Instru¬ 
mente und der Zahlungsbedingungen gewährt. Das Ver¬ 
fahren verdient Anerkennung und wird zweifelsohne den 
Flickt haben, daß auch die Abnehmer chirurgischer Instru¬ 
mente den Fabrikanten nach Tunlichkeit, entgegenkommen. 




1155 


Eine merkwürdige Reklame. 

Nr. 230 des „Würzburger Generalanzeigers“ enthält 
folgendes an die Landwirte gerichtetes Inserat: 

MtnnQ! fiKbmittr! 

di« @djlngrr gegen feie 3R««(* 

«nfe ftfanenfendie! 

ÜJtadj bcr neueften ©tatiftif ift bie SJlaul» unb ftlauenfeudje 
in Söabem in bebauerlid&em Sunc^mcn begriffen, 3259 ©efjöfte 
fmb berfeudjt, 170 föauStiere ftnb bereits gefallen. 2)iefe enor® 
men Serlufte fmb auSgefdjloffen, wenn Sie mein gefefclicb 
gefdjü&teS ©pc)ia(*£eil«, Zdmfr u. lUgungämtttel 

2lnta*>l>tafait 

anwenben laffen. Jcb garantiere für fofortige Abheilung unb 
Ausrottung ber ©eudje. — SDtein feit 15 3abren praftifcb er« 
probteS SJHttel wirft aufcerorbentlicb prägiS unb fteHt alle bis« 
berigen §eil« unb StilgungSmetboben gegen biefe ©embe in 
ben ©ebatten. 

©länjenbe 3eugniffe über berborragenbe pofitibe Erfolge 
fteben gur Verfügung. 3ebe weitere Ausbreitung ber SWaul® 
unb Älauenfeudje ift auSgefcbloffen. 

®ie Soften ber föebanblung betragen 1.00 ÜJM. für 
jebeS ©tiief, ohne SRücffubt auf bie Entfernung beS Xier* 
balterS. 3eber Serfudj beftätigt obige Angaben. 

©. p«k(l, jirakt. litrarjt, 

ftülSbeim (SBaben), Amt SBcrtbeim am ÜJtain. 

XtUppon Xu 2* ttleptyon Wr. 2* 

Seit Jahrzehnten sind eine große Zahl von Heilmitteln 
gegen die Maul- und Klauenseuche in Anwendung ge¬ 
kommen; es ist ja Tatsache, daß sich mehrere bei ratio¬ 
neller Behandlung der erkrankten Tiere nützlich erwiesen 
haben. Ein Universalmittel gegen das Leiden konnte aber 
bis zur Stunde nicht gefunden werden. 

Wie der Inhalt des vorstehenden Inserates zeigt, 
scheint dies dem Tierarzte Papst Vorbehalten gewesen 
zu sein. 

Derselbe will in einem, von ihm „Antaphasan“ ge¬ 
nannten Mittel einen — wie er sich ausdrückt — „Schlager“ 
gegen die Maul- und Klauenseuche entdeckt haben. Er 
behauptet, sein Mittel wirke außerordentlich präzis und 
stelle alle bisher gegen die Seuche angewandten Heil- und 
Tilgungsverfahren in den Schatten. 

Der Passus, das Mittel stelle auch die bisherigen 
Tilgungsmethoden gegen die Seuche in den Schatten, be- 



1156 


sagt, daß dies auch bezüglich der bislang zur Tilgung der 
Seuche in Anwendung gekommenen polizeilichen Ma߬ 
nahmen gilt, so daß diese bei Anwendung des Mittels in 
Wegfall kommen könnten. Da das Mittel auch Schutz¬ 
mittel gegen die Seuche sein soll, wären natürlich bei dessen 
Anwendung auch Schutzimpfungen gegen die Seuche über¬ 
flüssig. 

Papst garantiert für sofortige Abheilung und 
Ausrottung der Seuche. 

Kein Tierarzt, kein Landwirt, Niemand, der die Maul¬ 
und Klauenseuche, deren Verlauf, deren Infektiosität 
kennen gelernt, kann an die von Papst geschilderte phä¬ 
nomenale Wirkung seines Mittels glauben. Bestünde eine 
solche, so hätte sich Papst die größten Verdienste um die 
die Landwirtschaft erworben. 

Es ist ja möglich, daß sein Mittel bei der Behandlung 
der Maul- und Klauenseuche, wie manche andere, gute 
Dienste leistet, unmöglich ist aber, daß es die universelle 
Wirkung entfaltet, die ihm Papst zuschreibt, und man 
geht daher nicht zu weit, wenn man sich herausnimmt, das 
von ihm veröffentlichte Inserat als eine rn arkt- 
schreierische Reklame zu bezeichnen. 


Verbot des vorzeitigen Schlachtens von Vieh. 

Das Königliche Staatsministerium des Innern hat an 
die Kgl. Regierungen, Kammern des Innern, folgenden Be¬ 
schluß ergehen lassen: 

„Die Verordnung des Bundesrats vom 11. September 
1914 (Reichsgesetzblatt, Seite 405), Verbot des vorzeitigen 
Schlachtens von Vieh betreffend, erlischt am 19. Dezember 
laufenden Jahres. Die Erneuerung des Verbots ist bis jetzt 
nicht beabsichtigt. Es treten daher am gleichen Tage auch 
die bayerischen Ausführungsbestimmungen vom 17. und 
24. September und vom 14. Oktober laufenden Jahres 
(Staatsanzeiger Nr. 219, 226, 243) außer Kraft. 

Dagegen treten vom 19. Dezember dieses Jahres ab 
die Vorschriften der Ministerial - Entschließung vom 29. 
August 1914 Nr. 410 a/82 wieder in Wirksamkeit. Tlierzu 
wird ergänzend bemerkt, daß für die Altersbestimmung 
der Kälber außer dem Vo rhandensein der acht Milch¬ 
soll neidezäh ne auch zu fordern ist, daß sämtliche Schaufeln 
deutlich aus dem Zahnfleisch herausgetreten sind. 

Vorstehendes ist den Viehbesitzern, Fleischbeschauern 
und Sehlachthofverwaltungen sogleich in geeigneter Form 
bekannt zu machen.“ 



1157 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern 

am 28. November 1914. 

Bedauerlicher Weise hat die Ausbreitung der Maul¬ 
und Klauenseuche in Bayern zugenommen. Im ganzen sind 
verseucht in 8 Regierungsbezirken 130 Distrikts Verwaltungen 
(davon 28. neu) und 631 Gemeinden (davon 176 neu): 
2917 Gehöfte (davon 1072 neu). 


Personalien. 

Auszeichnungen: Der Militärverdienstorden 4. Klasse mit 
Schwertern wurde verliehen: Dem Stabsveterinär im 2. Fuß-Art.-Reg. 
Hermann Schm id; dem Oberveterinär d. R. Friedr. Leinberger 
(Kempten). Das Militärverdienstkreuz 2. Kl. mit Schwertern erhielt 
der Unterveterinär d. R. Hans Hu eher beim Res.-Inf.-Reg. Nr. 2. 

Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten: Dr. Max Bärner, 
Stabs- und Reg.-Veterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 12; Friedr. Bauer, 
Oberveterinär im Feld-Art.-Reg. Nr.68; Gustav Berdel, Stabsveteri¬ 
när im Res.-Art.-Reg. Nr. 21: Friedr. Bertram, Veterinär d. R. im 
Res.-Fuß-Art.-Reg. Nr. 7; Gottlob Borst, Stabsveterinär d. R. Max 
Burau, Stabsveterinär im Ul.-Reg. Nr. 16; Dr. Peter Daners, Vet. 
d. R. i. 2. Gard.-Res.-Fuß-Art.-Reg.; Heinr. Dreymann, Stabsvetinär 
d. L. ; Dr. Alfred Eie hl er, Oberveterinär d. L.; Dr. Ernst Enes- 
hoff, Stabsveterinär im Teleg.-Bat.Nr. 7; Dr. Artur Fischer, Stabs¬ 
veterinär im Garde-Reiter-Reg.; Walter Fischer, Unterveterinär 
im Fuß-Art.-Reg. Nr. 18; Franz Forthuber, Korpsstabsveterinär 
des2. bay. A.-K.; Leopold Fr icke, 0berveterinär d.R.; Hans Fried¬ 
rich, Oberveterinär, Reg.-Veterinär des Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 29; 
Dr. Ant. Fremme, Stabsveterinär im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 16; 
Alfred Gern, Veterinär im Feld-Art.-Reg. Nr. 14; Dr. Max Genne, 
Veterinär d. R. im sächs. Res.-Ul.-Reg.; Heinrich Goslar, Ober¬ 
veterinär d. L. bei der 2. Schweren Prov.-Kolonne des 8. Armeekorps; 
Osk«r Grimm, Oberveterinär, Abteil.-Yeterinär der Fernsprech-Abt. 
des 14. Res.-Korps; Hans Grimmer, Korpsstabsveterinär, Korps¬ 
veterinär im Generalkommando; Dr. Georg Haenisch, Veterinär 
d. R. bei der Ersatz-Abt. des Feld-Art.-Reg. Nr. 34 ; Kaspar Han¬ 
nappel, Oberveterinär d. R.; Adolf Heger, Stabsveterinär d. L. im 
Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 52; Arth. Hellmuth, Stabs- und Regiments¬ 
veterinär im 2. Garde-Drag.-Reg.: Wilhelm Heydt, Stabsveterinär 
im Feld-Art.-Reg. Nr. 84; Georg Jakob, Oberveterinär im 4. Garde- 
Feld-Art.-Reg.; Rud. Jähnichen, Stabsveterinär im Ul.-Reg. Nr. 18; 
Dr. Xaver Ott, Bataillonsveterinär im 1. bayer. Fuß-Art.-Regiment; 
Dr. Ed. Sigl, Oberstabs- und Reg.-Veterinär im 2. Schw.-Reit.-Reg.; 
Dr. Willy Ohmke, Oberveterinär im 2. Garde-Drag.-Reg.; Dr. Paul 
Oehmke, Stabsveterinär im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 19; Dr. Oskar 
Petschel, Leutnant d. R. im Feld-Art.-Reg. Nr. 6; Max Pichl, 
Stabsveterinär d. L.; Dr. Paul Pöntzsch, Veterinär im Feld-Art.- 
Reg. Nr. 48; Wilhelm Puschke, Veterinär d. R.; Friedr. Rand- 





1158 

bahn, Hauptmann <1. L.; Karl Reinhardt, Oberstabsveterinär im 
Hus.-Reg. Nr. 5; Friedrich Reu, Stabsveterinär d. R.; Dr. Johannes 
Schmidt, Etappenveterinär bei der Etappen-Insp. III; Dr. Albert 
Schwarz, Veterinär im Res.-Art.-Reg. Nr. 29; Julius Siinmat, 
Oberstabsveterinär d. R.; E. Steinhoff, eand. med. vet., Kriegs¬ 
freiwilliger im Res.-Jägerbat. Nr. 20; Dr. Friedr. Tauch e rt, Ober¬ 
veterinär im Fuß-Art.-Reg. Nr. 1; Hermann Thieringer, Stabs¬ 
veterinär im Drag.-Reg. Nr. 25; Erich Tiede, Stabsveterinär d. L. 
im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 12; Dr. Karl Trothe, Unterveterinär d. R. 
Oberveterinär Dr. Ludwig Drescher; Karl Kürschner, Stabs¬ 
veterinär beim Etappentrain der 6. Armee: Unterveterinär Fritz 
Schlumprecht; Oberveterinär Anton Weinhart der Landwehr 
1. Aufgebots (Mindelheim); Veterinär d. R. Dr. Math. Ziegler (Hofj. 

Approbationen: In München: Wenzel Krupczynski aus 
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(früher: Tierärztliches Wochenblatt und Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 

Herausgeber: 

Geh. Hofrat Professor Dr. M. Albrecht-München 

unter ständiger Mitarbeit von 

Oberregierungsrat Dr. Attinger, Landesinspektor für Tierzucht im 
Kgl. Staatsministerium des Innern, Dr. Brust, Direktor der veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt, Korpsstabsveterinär Hoclistetter, technischer 
Vorstand der Militärlehrschmiede, Konsulent des Kriegsministeriums, 
Dr. Nopitsch, Regierungs- und Veterinärrat bei der Kgl. Land¬ 
gestütsverwaltung, Oberregierungsrat Pröls, Landstallmeister in 
Zweibrücken, sowie des LandesaussclniMses der tierärzt¬ 
lichen Kreisvereine Bayerns. 


65. Jahrg. München, den 29. Dezember 1914. Nr. 52. 


Inhalt: Abonnements-Einladung. Original Artikel. Schenkl: Kurze Mitteilungen 
aus der Praxis. Schmitt: Petechialfieber bei einem Ochsen. Ein Fremdkörper. 
Referate. Walter: Therapie der Gehirn-Rückenmarks-Entzündung der Pferde 
(Bornasche Krankheit). May : Vorsicht beim Belegen frisch gekalkter Ställe mit 
Schweinen. Reinhardt: Einige ätiologisch noch ungeklärte Tierkrankheiten im 
Lichte der Lehre von den Vitaminen. Kuhn : Azetylenvergiftung. Bailag: Zur 
Bekämpfung der Infektionen durch den Bacillus pyocyaneus. — Tierzucht 
und Tierhaltung. Ausnutzung der Futterstoffe. ,,Festino“ tot. — Ver¬ 
schiedenes. Aus dem Felde. Verlustliste. Frequenz der Studierenden an 
Tierärztlichen Hochschulen. Verzeichnis über die im Jahre 1915 stattfindenden 
Hengstkörungen und Prämiierungen. Hengstkörung in Oldenburg. Bücherschau. 
Zum Jahreswechsel. Personalien. 


-A-loorLn.encLexits-E3 inladung. 

Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochen¬ 
schrift durch die Post beziehen, geht mit dieser Nummer 
das Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unter¬ 
brechungen in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonne¬ 
ment für das I. Semester 1915 bei der nächsten Postanstalt 
baldigst zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amt¬ 
lichen Zeituugskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern 
unter Nr. 863, in der Preisliste des Reichsgebietes unter 
Nr. 8252, für Österreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 
Abonnementspreis bei Bezug durch die Post halbjährig 
5 JVt. Im Buchhandel zu beziehen durch die M. Rieger’- 
sche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 









1162 


Kurze Mitteilungen aus der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Dr. S c h e n k 1 - Geiselhöring. 

1. Carcinoma vulvae bei der Stute. 

Eine Stute hatte an der linken Schamlippe sowie am 
unteren Schamwinkel eine fast 2 faustgroße weiche Wuche¬ 
rung von schmutzig grauroter Farbe und stark zerklüfteter, 
warziger Oberfläche, die einen äußerst üblen Geruch ver¬ 
breitete. Die Haut in der Gegend der Gesäßbeinhöcker, 
sowie der Schweifunterfläche war infolge der Berührung 
mit der Neubildung ebenfalls geschwürig verändert. Ventral 
vom unteren Schamwinkel entleerte sich aus 2 Öffnungen 
eine weißgelbe, dünne Flüssigkeit in geringer Menge. Be¬ 
handelt wurde die Neubildung durch Aufpudern von Alaun 
und Auripigment und Bepinselung mit einer von einem 
Nachbarkollegen abgegebenen Flüssigkeit, anscheinend 
Argent. nitric. enthaltend, ohne jeglichen Erfolg. Es wurde 
nun ein kartoffelgroßes Stück zur makro- und mikroskopischen 
Untersuchung weggenommen; makroskopisch sah man auf 
der Schnittfläche in der roten fleischigweichen Grundsub¬ 
stanz sehr zahlreiche, halbstecknadelkopfgroße, weich¬ 
schmierige Einlagerungen, die sich unter dem Mikroskop 
als Epithelzellennester erwiesen, so, daß die Diagnose auf 
Carcinoma vulvae zu stellen war. Diese wurde vom pathol.- 
anatomischen Institut der Tierärztlichen Hochschule in 
München auch bestätigt. 

2. Eihautwassersucht. 

Eine 9 Jahre alte Kuh, 7 Monate trächtig, hatte einen 
derart enormen Bauchumfang, daß sie sich nur mehr mit 
großer Anstrengung und nach wiederholten Versuchen 
erheben konnte. Die starke Ausdehnung des Bauches war 
auf eine übergroße Ansammlung von Eihautflüssigkeit zurück¬ 
zuführen. Da zu erwarten stand, daß die Kuh infolge Fest- 
liegens zugrunde gehen werde, wurde die Frühgeburt ein¬ 
geleitet. Der mit einem Finger passierbare Muttermund 
wurde langsam erweitert, bis es gelang mit der Hand ein¬ 
zudringen. Die Eihäute zerrissen leicht und nun entleerten 
sich ungefähr 120—150 Liter klare, gelbe Flüssigkeit; trotz¬ 
dem nach und nach der ganze Arm in die Geburtswege 
eingeführt werden konnte, war kein Fötus fühlbar. Da 
immer noch Fruchtwasser kam, so hoffte ich am nächsten 
Tag den Foetus entfernen zu können. Es war aber von 
diesem auch jetzt nichts fühlbar, nur ein größeres Stück 
der Secundinae ging ab. Da fast gar keine Kontraktion 



1163 


des stark ausgedehnten Uterus eingetreten wär, so vermutete 
ich, daß die sehr kleine Frucht sehr weit nach vorne 
gelegen sei. Ich ließ daher durch 2 Mann an die Nabel¬ 
gegend der Kuh ein Brett legen und unter Schiefstellen 
desselben einen Druck nach rückwärts und aufwärts aus¬ 
üben. Währenddessen hatte ich den Arm in die Geburts¬ 
wege eingeführt und es gelang auf diese Weise mit Mühe 
einen Fuß des Kalbes zu erreichen und dann dieses, das 
nur die Größe eines Lammes hatte, zu entwickeln. Der 
Rest der Secundinae ging nicht ab; leider stellte sich eine 
Metritis ein, der die Kuh am dritten Tage erlag. 


3. Ein Drahtstück im Schlunde einer Kuh. 

Eine Kuh verweigerte die Futteraufnahme seit 2 Tagen. 
Der Besitzer konsultierte mich mit dem Bemerken, das Tier 
habe Harnbeschwerden. Bei der Untersuchung fiel mir 
eine Umfangsvermehrung in der Kehlgegend auf. Die 
Palpation des Schlundkopfes war für die Kuh schmerzhaft; 
ich führte daher nach Einlegung eines Maulgatters die 
Hand in den Schlundkopf ein und stieß auf einen Fremd¬ 
körper, der herausbefördert, sich als ein dickes 8 cm langes 
Drahtstück entpuppte, welches von einem Ballen zerkauten 
Grünfutters umgeben war. Die Kuh zeigte hierauf sogleich 
Freßlust. 

4. Ohrfistel bei einem Pferde (Halskiemenfistel). 

Bei einer dreijährigen Stute vermutete der Besitzer 
am Grunde des rechten Ohres einen Drüsenabsceß und bat 
tun Untersuchung des Pferdes. Ich fand an der bezeich- 
neten Stelle eine nußgroße weiche Geschwulst, deren Inhalt 
sich bei Druck 5 cm höher am Rande der Ohrmuschel durch 
eine feine Öffnung in Gestalt einer schleimigen, klaren 
Flüssigkeit entleerte, w T elche. zu graubraunen Krusten ver¬ 
trocknete. Am niedergelegten Tier wurde die Fistel bis 
zum Grunde gespalten und ihre Auskleidung, die ein 2 mm 
dickes, weißes, mit dem Ohrknorpel fest verbundenes Häut¬ 
chen darstellte, entfernt. Eine hierbei auftretende starke 
venöse Blutung mußte durch Tamponade gestillt werden. 
Die Operationswunde, die durch dichte Nähte geschlossen 
wurde, war nach 14 Tagen geheilt. Nachdem sich noch 
3 Wochen lang tropfenweise schleimige Flüssigkeit entleert 
hatte (zurückzuführen auf Sehleimhautreste, welche am Ohr¬ 
knorpel zurückgeblieben), war die Fistel dauernd beseitigt. 



1164 


5. Hufknorpel-Fistel. 

Ein mittelschwerer brauner Wallach verletzte sich am 
inneren Ballen des rechten Vorderhufes mit dem Eisen 
eines Hinterhufes derart, daß der Hufknorpel teilweise 
freilag. Die große Wunde heilte mit starker Narbenbildung 
in 6 Wochen bis auf eine auf den Hufknorpel reichende 
Fistel. Da der Besitzer der Ansicht w T ar, daß die Fistel 
auch ohne Operation heile, so wurde ein Versuch mit Ein¬ 
spritzung von 5°/o Protargol - Lösung in den Fistelgang 
gemacht. Diese Behandlung hatte aber keinen Erfolg. 
Deshalb war die Exstirpation des Hufknorpels angezeigt. 
Am niedergelegten Pferd wurde nach entsprechender 
Befestigung und Lagerung des kranken Fußes die innere 
Fesselgegend von der Hufkrone aufwärts gereinigt, rasiert 
und mit Sublimatlösung desinfiziert. Ein Centimeter über 
der Krone wurde parallel mit dieser ein 12 cm langer 
Schnitt bis auf den Hufknorpel angelegt und dessen Enden 
durch einen bogenförmigen Schnitt verbunden, sodaß ein 
halbmondförmiges Hautstück umgrenzt war. 

Nach Loslösung desselben lag ein großer Teil des 
Knorpels bloß. Dieser wurde nunmehr mittels Lorbeerblatt- 
und Schleifenmessers stückweise entfernt. Hierbei zeigte 
sich, daß dort, wo ausgeheilte Fisteln lagen, an Stelle des 
Knorpelgewebes derbes, fibröses Narbengewebe getreten 
war. Die Herausnahme des Knorpels auch in der Tiefe 
an der Ansatzstelle am Hufbein bot keine besonderen 
Schwierigkeiten, obwohl auch an einer Stelle das Hul'bein abge¬ 
kratzt werden mußte. Mit Beendigung der Operation war eine 
über 5 cm tiefe, 12 cm lange grubige Vertiefung entstanden. 
Die Operationswunde wurde mit Jodtinktur übergossen, 
tamponiert und dann ein Verband angelegt. Der erste 
Verbandwechsel erfolgte nach 4 Tagen. Die Wundhöhle 
hatte sich schon wesentlich verkleinert ; der Verband wurde 
nun alle 4—6 Tage erneuert. Nach zirka 4 Wochen war 
die Wunde soweit geheilt, daß das Pferd zu leichter Arbeit 
hätte Verwendung finden können. Lahmheit ini Trab 
bestand noch etwa 6 Wochen lang. Ich führte diese nicht 
auf die Operation zurück, sondern auf die Deformität des 
Hufes, die dadurch eingetreten war, daß die Operation so 
lange hinausgeschoben worden war. Es bestand nämlich 
eine Verlagerung der Krone im Bereich des erkrankten 
Ilufknorpels nach oben und es blieb auch nach der Operation 
der Huf dauernd höher als der gesunde war; während der 
linke Huf spitzgewinkelt war, war der rechte nunmehr 
stumpfgewinkelt. 



1165 


6. Hufknorpel-Verletzung. 

Ein Pferd hatte sich auf der medialen Seite des linken 
Hinterfußes durch eine eiserne Deichselspitzo eine sehr 
bedeutende Verletzung zugezogen. Von der Krone des 
inneren Ballens zog sich entlang dem Rande des Huf¬ 
knorpels nach vorwärts und aufwärts eine 10 cm lange 
unregelmäßig ausgezackte Wunde, in deren Tiefe ein noch 
lose hängendes über 5 Markstück großes Stück Hufknorpel 
lag. Das Knorpelstück wurde mit Schere und Messer ent¬ 
fernt und nach Reinigung und Desinfektion mit 2°/o Subli¬ 
matlösung ein Verband angelegt. Lahmheit und ^Eiterung 
waren nicht bedeutend. Die Wunde schloß sich nach 
einigen Wochen bis auf den vorderen Winkel, wo die 
Heilung durch das Freiliegen des Hufknorpels verzögert 
wurde. Hier bestand noch 8 Wochen nach dem Unfall 
Eiterung, erst dann war die Verletzung geheilt, ohne daß, 
wie nach Art der Verletzung zu erwarten stand, sich eine 
Hufknorpelfistel entwickelte. An der Fersenwand, wo die 
Verletzung zur Hufkrone reichte, blieb eine dauernde Verun¬ 
staltung des Hufes durch Bildung einer fingerdicken 
Hornleiste. 

7. Sohnenscheiden-Ver 1 etzungen. 

Eine Stute verletzte sich durch einen Eggenzalm 
auf der Rückseite des Fessels des rechten Hinterfußes 
dicht am Sporn. Die untere Beugesehnenscheide wurde 
hierbei geöffnet. Als der Besitzer am 4. Tage tierärzt¬ 
liche Hilfe in Anspruch nahm, war die Lahmheit nicht 
bedeutend. Die Behandlung bestand in Ausspritzung der 
Wunde mit l°/o Snblimatlösung, Füllung der Wundhöhle 
mit 10°/o Jodvasogen und Anlage eines Verbandes. Im 
weiteren Verlaufe trat für einige Tage sehr große Schmerz¬ 
haftigkeit ein, sowie starke Lahmheit, welche wieder nachließ, 
als sich auf der äußeren Seite des Fesselgelenkes der zu¬ 
rückgehaltene Eiter einen Ausweg gesucht hatte. Beim 
Einspritzen von Sublimatlösung in die Abseeßöffnung floß 
dieselbe durch die erste Wunde wieder ab. Nach 14 Tagen 
schloß sich die Abseeßöffnung, nur aus der ersten Wunde 
entleerte sich immer noch Sehnenscheidenflüssigkeit. Da 
sich mir zur Unterbrechung des Ausflusses in früheren 
Fällen gesättigte Lösung von acid. tannie. gut bewährt hatte, 
wurde eine solche zweimal mit einer Injektions-Spritze und 
langer Kanüle in die Sehnenscheide eingespritzt. Nach der 
2. Einspritzung hörte der Ausfluß auf und die Wunde blieb 



1166 


am 27. Behandlungstage trocken. Lahmheit im Trab war 
nur mehr in geringem Maße kenntlich. 

Zu einer stark lahmenden Kalbin gerufen, traf ich 
diese auf der rechten Seite liegend an; im rechten Hinter¬ 
fuß stak auf der medialen Seite dicht unter dem Fessel¬ 
gelenk ein eiserner Gegenstand. Dieser konnte erst nach 
mehrmaligem Hin- und Herbewegen ausgezogen werden. 
Eine kurze Messerklinge, von welcher die Schalen des 
Griffes abgefallen waren, war ungefähr 6 cm tief durch die 
Haut gegen die Beugesehnen eingedrungen. Das Messer 
selbst war stark verrostet und am eingedrungenen Teil mit 
einer dicken Erdschicht bedeckt. Durch die 3 cm lange, 
stark klaffende Wunde waren die Beugesehnen sichtbar. 
Die Wunde war die ersten 8 Tage trocken, dann erst setzte 
sehr starke Eiterung ein. Die Belastung des Fußes geschah 
nur mit der Klauenspitze. Die Wunde wurde mit Sublimat¬ 
lösung (1 °/o) und Jodvasoliment (10°/o) behandelt. Nach 
14 Tagen wurde unterhalb der Afterklauen eine Gegen¬ 
öffnung gemacht und in der Folge mußten noch 2 Abszesse 
über dem Fesselgelenk auf der lateralen Seite des Fußes 
geöffnet werden. Sechs Wochen nach erfolgter Verletzung 
war vollständige Heilung eingetreten; es hinterblieb nur 
eine unbedeutende Verdickung. 

8. Tetanus bei einem Fohlen. 

Bei dem Ökonomen B. in 0., dem vor mehreren 
Monaten ein Pferd an Tetanus verendet war, erkrankte 
neuerdings ein Fohlen an Starrkrampf. Verletzung wurde 
keine aufgefunden. Trismus war so weit ausgeprägt, daß 
die Schneidezähne der Kiefer noch 3 cm von einander 
entfernt werden konnten. Dem Tiere war es daher noch 
möglich, flüssige Nahrung aufzunehmen. Das Fohlen bekam 
innerhalb 8 Tagen subkutan 50 A. E. Tetanus anti- 
toxin, 200,0 Acid. carbolic. 20°/o und 100,0 Jodipin 10°/o. 
Nach Umfluß von 6 Wochen waren die Krankheits¬ 
erscheinungen vollkommen gewichen. 

9. Plasmarsin und Arsinosolvin. 

Bei einem durch zu frühe und ühermäßige Benützung 
zur Arbeit arg herabgekommenen Fuchshengst konnte 
durch Ruhe, gute Fütterung, Gaben von Sal. Carol. factit. 
und Liqu. kal. arsenicos. eine Besserung nicht erzielt 
werden. Es wurde nun innerhalb 10 Tagen 2 mal eine 
Dosis Plasmarsin unter die Haut gespritzt. Der Erfolg 
war ein deutlicher. Es besserte sich das Allgemeinbetinden 
zusehends und die Erscheinungen der Anämie, die Ab¬ 
magerung und Mattigkeit verschwanden völlig. 



1167 


Bei Tetanus einer Kuh wandte ich, angeregt durch 
einen Artikel in der Deutschen Tierärztlichen Wochen¬ 
schrift 1913 Seite 593, Arsinosolvin (Bengen) an; der Erfolg 
blieb jedoch aus. _ 


Petechialfieber bei einem Ochsen. 

Von Distriktstierarzt Schmitt in Auerbach. 

Der Ochse fraß seit 14 Tagen schlecht und zeigte bei 
der Untersuchung folgende Erscheinungen: Temperatur 
39,4, Atmung 36, Puls 52, gut fühlbar. Im Bereiche der 
Lunge beiderseits Rasselgeräusche; Atmung röchelnd, At- 
mungsluft stinkend, Husten, Zittern am ganzen Körper; 
Allgemeinbefinden schlecht. Schleim fließt aus Maul und 
Nase. Auf Nasen- und Maulschleimhaut zahlreiche Blu¬ 
tungspunkte, Sklera tief rot, blutig; in der Umgehung des 
Afters ebenfalls verschiedene Blutungspunkte verschie¬ 
dener Größe. Während der Nacht schlachtete der Besitzer 
das Tier. 

Befund: Lunge mit Blutungspunkten in allen 
Größen gesprenkelt, beiderseitig Lungenödem. Kehlkopf 
und Nasenschleimhaut stark geschwollen, getüpfeltes Aus¬ 
sehen. Herz-Epikard wie mit hellroter, glänzender Lack¬ 
farbe überzogen, Herzmuskulatur und Herzfett ebenfalls 
mit Blutungspunkten durchsetzt; ebenso Leber, Magen, 
Eingeweide, Nieren. Die rechte Niere zeigt beim Durch¬ 
schneiden mit Blutgerinsel gefüllte Hohlräume. Die ganze 
Nierengegend ist hellrot gefärbt. Milz vollständig unver¬ 
ändert, nicht vergrößert und nicht erweicht. Darminhalt 
dünnflüssig ohne Blutbeimengung. Muskulatur, nament¬ 
lich am Hals und an der Kruppe, mit Blutungspunkten 
von Linsen- bis Markstückgröße stark durchsetzt. Blasen¬ 
überzug ebenfalls getüpfeltes Aussehen. Der mikroskopische 
Befund von Blutproben aus Milz, Nieren, Leber in Bezug 
auf die bei dieser Erkrankung difl'erentialdiagnostisch in 
Betracht kommenden Krankheiten negativ. Das Fleisch 
wurde auf den Wasen verwiesen. 


Ein Fremdkörper. 

Yon demselben. 

Bei einer Kuh, die an der rechten Brustwandung in 
der Höhe des rechten Ellenbogenhöckers eine etwas mehr 
als wallnußgroße Geschwulst hatte, entleerte sich nach deren 



1168 


Spaltung eine große Menge grauer, mit Gewebsfetzen durch¬ 
mischter, stinkender Flüssigkeit. Bei der Sondierung mit 
dem Finger stieß ich auf ein 10 cm langes Drahtstück, das 
sich durch die Brustwandung einen Weg nach außen ge¬ 
bahnt hatte. Nach Entfernung des Drahtstücks und häu¬ 
tiger Ausspülung der Höhlung trat, nach 14 Tagen völlige 
Heilung ein. 


Referate. 

Walter- Leipzig: Therapie der Gehirn - Rücken¬ 
marks-Entzündung der Pferde (Borna’sche Krankheit). 

(Österreich. Wochenschrift f. Tierheilkunde, 1914, Nr. 30.) 

Als therapeutisches Novum empfiehlt Autor das nach 
seinem Erfinder benannte Mallebrein. 

Dieses neue, Chlor und Sauerstoff abspaltende Präpa¬ 
rat gehört zu den kräftig wirkenden Desinfizientien, die zur 
Behandlung verschiedener bakterieller Krankheiten in An¬ 
wendung sind. 

Bei 3 brustseuchekranken Pferden wurden durch das 
Präparat vom Verfasser überraschend gute Erfolge erzielt. 

Bei der Behandlung eines an Gehirn-Rückeninarks- 
entzündung erkrankten Pferdes wurde Alumin. chloric. 
medic. solut. 25 %ig verordnet. 15,0 dieser Lösung wurden 
mit 40,0 Aq. dest. unter die Haut gespritzt. Ferner erhielt 
der Patient von der 25 %igen wässerigen Lösung täglich 
100,0 in 300,0 Wasser gelöst in der Weise, daß stündlich 
60,0 mit Kamillentee eingegeben wurden. 

Der sich bildende Speichel wurde abgeschluckt: nach 
6 Stunden waren die Krankheitserscheinungen zum Still¬ 
stand gebracht. Am zweiten Tage trat Besserung ein, das 
Sensorium wurde freier, die krampfhaften Bewegungen 
verschwanden. Am 28. Tage konnte der Patient als geheilt 
entlassen werden. 

Dr. May, Schlachthofdirektor in Krefeld: Vorsicht 
beim Belegen frisch gekalkter Ställe mit Schweinen. (Zeit¬ 
schrift f. Fleisch- u. Milchhygiene, Heft 2, 1914.) 

Ein Transport Schweine wurde in eine frisch gekalkte 
Stallung gebracht, ohne daß der frisch gekalkte Boden mit 
Slivuwerk bedeckt, worden war. 

Am anderen Morgen zeigten die Schweine alle Stadien 
der Verbrennung bezw.Verätzung. Handtellergroße Fläelmn 
waren in eine abgestorbene, verschorfte Masse verwandelt. 



1169 


Andere Stellen zeigten nur eine leichtere Rötung. Infolge 
der Entfernung der krankhaft veränderten Schwarte wur¬ 
den die Schweine bei der Schlachtung stark entwertet. 

Ohler. 

Prof. Dr. Reinhardt: Einige ätiologisch noch un¬ 
geklärte Tierkrankheiten im Lichte der Lehre von den 
Vitaminen. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., Nrn. 37 und 38, 
1914.) 

Die Lehre von den Vitaminen hat Kasimir Funk*), 
Leiter des physiologischen Laboratoriums des „Cancer Ho¬ 
spital Research Institut“ in London aufgestellt. Funk 
machte heim Studium der Beriberi-Krankheit, des Skorbuts 
und anderer von ihm als Avitaminosen hezeichneten Er¬ 
krankungen Beobachtungen, die ihn zu dem Schlüsse führ¬ 
ten, daß die Nahrungsmittel außer den bekannten Nähr¬ 
stoffen (Eiweiß, Kohlehydrate, Fette, Salze) noch andere, 
bisher unbekannte lebenswichtige Stoffe enthalten, die er 
Vitamine nennt. Wenn diese Substanzen in der Nahrung 
fehlen, so treten nach F. die vorgenannten Krankheiten 
auf und führen ohne entsprechende Behandlung zum Tode. 

Die Vitamine sind phosphorfreie, stickstoffhaltige, 
sehr kompliziert gebaute kristallinische Körper. Nach 
Funk handelt es sich um einen neuen Typus von Pyrimi¬ 
dinbasen in Kombination mit gewissen Pyridinderivaten. 
Die Art der Wirkung ist noch nicht geklärt. Funk nimmt 
an, daß. sie in dem Zustande, in welchem sie sich in der 
Nahrung finde , unwirksam seien und erst beim Durch¬ 
gang durch den Körper aktiviert werden; vielleicht erfolge 
die Aktivierung in innersekretorischen Organen (Schild¬ 
drüsen, Nebenschilddrüsen, Thymus, Hypophyse etc.); sie 
spielen nach ihm im Stoffwechsel eine vermittelnde Rolle 
und liefern das Ausgangsmaterial von Hormonen. Funk 
hält es auch für möglich, daß infolge von Vitaminmangel 
giftige Produkte im Körper entstehen. Jedenfalls spielen 
nach ihm die Vitamine bei der Ernährung besonders bezüg¬ 
lich des Wachstums nicht nur eine hervorragende Rolle, 
sondern sie sind geradezu unentbehrlich. 

Prof. Reinhardt ist unter Bezugnahme auf die 
Funk’sche Lehre von den Vitaminen und unter Würdigung 
derselben nun der Meinung, daß gewisse Krankheiten un¬ 
serer Haustiere, deren Ätiologie nicht mit Bestimmtheit 

*) Funk: Die Vitamine, und ihre Bedeutung für die Physiologie. 
Wiesbaden. 1914. 



1170 


erforscht ist, auf Vitaminmangel im Futter zurückzuführen, 
also als Avimatinosen aufzufassen sein dürften. Als solche 
nennt er neben anderen die in unserer Literatur so viel 
besprochene Lecksucht. 

Verf. führt zuerst die bekannten Erscheinungen des 
Leidens an und geht dann zur Aufzählung der von ver¬ 
schiedenen Autoren beschuldigten Ursachen der Lecksucht. 
Es besteht die Annahme, daß Mangel gewisser Salze im 
Futter Ursache sei. O s t e r t a g und Z u n t z beschuldigen 
auf Grund der Ergebnisse von ihnen in der Johannisberger 
Heide angestellten Untersuchungen ein beim Trocknen des 
Heues entstehendes Futtergift als Ursache der Krankheit. 
Soxleth fand bei Untersuchung von Moorwiesenheu. 
daß die Ursache der Ernährungsstörungen bei lecksüchtigen 
Hindern nicht in einem Mangel an phosjihorsaurem Kalk. 
Natron oder Eisen bestehe. 

L ö t s c h, der die Krankheit im sächsischen Erzge¬ 
birge studierte, faßt das Leiden als Salzhunger auf, be¬ 
dingt durch ein nährsalzarmes, meist schwer verdauliches 
Futter, das.zudem oft noch in ungenügender Menge verab¬ 
reicht werde. Er beobachtete, daß die Krankheit nur irn 
Winter bei Heufütterung auftrat, bei Grasfütterung nur 
dann, wenn. das Gras überreif und hartstengelig und da¬ 
durch schwer verdaulich geworden tvar. 

Reinhardt konnte die gleichen Beobachtungen 
während seiner mehrjährigen tierärztlichen Tätigkeit im 
württembergischen Schwarzwalde machen. Es trat dort die 
Lecksucht (meist verbunden mit Knochenbrüchigkeit) in 
ganz bestimmten Örtlichkeiten bei reiner Heufütterung 
auf. Wenn die Tiere im Frühjahre wieder Gras bekamen 
und nicht zu sehr zurüekgekommen waren, erholten sie sich 
wieder und zwar auch dann, wenn das Gras nicht bei Weide¬ 
trieb, sondern im Stalle aufgenommen wurde. Gaben von 
Kraftfuttermitteln und phosphorsaurem Kalk hatten auch 
im Anfangsstadium der Krankheit keinen durchschlagenden 
Erfolg. Dagegen sah R. öfters bei Behandlung mit Milch 
Besserung und Heilung eintreten. 

Erwägt man nun, so sagt Verf., daß die Lecksucht 
nur auftritt, wenn Moorwiesenheu während des Winters 
\erabrcicht worden, so kommt man zu dem Schlüsse, daß 
dem Heu Stoffe fehlen, die vorher im Grase vorhanden 
waren und durch das Trocknen beseitigt wurden. 

Soxleth vermutet, beim Trocknen gehen gewisse 
leicht zerstörbare Substanzen grüner Pflanzen, z. B. orga¬ 
nische P.-Verbindungen, wie Lezithin, zu Grunde. 



1171 


R. glaubt, daß es sich um Mangel an gewissen Vita¬ 
minen oder ähnlichen Stoffen, die durch Trocknen und 
Lagern zerstört werden, handle. Er wies darauf hin, daß 
Appetitmangel, der sich bei Lecksucht bald einstellt, ein 
Frühsymptom vitaminarmer Nahrung ist. Wenn die Leck¬ 
sucht nur an bestimmten Örtlichkeiten auftrete, so spreche 
dieses nicht gegen seine Auffassung. Die Krankheit trete 
an bestimmten Örtlichkeiten auf, wo offenbar an und für 
sich schon vitaminarmes Futter wachse, dessen Vitaminge¬ 
halt beim Heumachen noch mehr verringert werde bezw. 
vollständig verloren gehe. 

Der Umstand, daß Braunheu weniger schädlich (Be¬ 
obachtung von Zuntz und Oster tag), spreche eben¬ 
falls nicht dagegen, denn die Vitamine können Tempera¬ 
turen, wie sie beim Braunheu entstehen (60—80° C.) und 
höhere ohne Schaden ertragen. Wenn nach den Untersuch¬ 
ungen von Oster tag und Zuntz Heu durch Behand¬ 
lung mit siedendem Wasser (Dämpfen) bekömmlicher ge¬ 
macht werde, so spreche dies auch nicht gegen die Annahme 
des Verf. Man könne annehmen, daß durch das Befeuchten 
des Heues beim Dämpfen, die durch das Trocknen desselben 
unwirksam gemachten Vitamine wieder aktiviert werden. 

Ähnliches habe Fürst beim Haber beobachtet; er 
habe konstatiert, daß sich im Haber während des Keimens 
eine Substanz bildet, die gegen Skorbut schützt. Diese 
Wirksamkeit gehe beim Eintrocknen verloren, trete aber 
heim Anfeuchten wieder auf. 

Verf. ist der Ansicht, daß die Lecksucht nicht durch 
Vergiftung oder durch Salzmangel hervorgerufen werde, 
sondern als eine Avitaminose aufzufassen sei. Fasse man 
das Leiden als solche auf, so lassen sich alle Symptome, 
ihre Entstehung, ihr ganzer Verlauf und auch ihre Heilung 
erklären. Vielleicht, so schließt R. diesen Teil seiner Ab¬ 
handlung, kann sich die Therapie der Lecksucht die An¬ 
schauung, die Krankheit sei eine Avitaminose, zunutze 
machen. Es wäre nach ihm zu versuchen, ob die Lecksucht 
durch Gaben von auch im Winter erhältlichen vitamin¬ 
reichen Stoffe, z. B. frischen Vegetabilien (Kohl, Rüben, 
rohe Kartoffeln u.dergl.), eingesäuerten Rübenblättern, 
Milch und insbesondere Hefe nicht günstig beeinflußt wer¬ 
den könnte. 

Reinhardt kommt dann weiter auf Rachitis und 
Osteomalacie zu sprechen und erwähnt, daß diese Krank¬ 
heiten mit der Lecksucht verwandt seien. Tatsache sei, daß 
die erstgenannten Krankheiten in denselben Gegenden vor- 



1172 


kommen, in welchen auch die Lecksucht beobachtet werde. 
Rachitis und Osteomalacie beruhen unzweifelhaft auf un¬ 
zureichender Kalkassimilation, die wahrscheinlich von inner¬ 
sekretorischen Organen beeinflußt und beherrscht werde. 
Funktionsstörungen der letzteren bedingen Störungen des 
Kalkstoffwechsels. 

Nach Funk sind aber die Vitamine von großem Ein¬ 
fluß auf die Tätigkeit innersekretorischer Organe und es 
tritt Hypofunktion derselben ein, w r enn Vitamine fehlen. 
Dies kommt insbesonders auch für die Kalkausnützung in 
Betracht. Nach F. sind die beim Menschen verkommende 
Rachitis und die Osteomalacie als Avitaminosen aufzu¬ 
fassen. Dieser Schluß dürfte nach R. auch für diese beiden 
Krankheiten der Tiere gelten. 

In Bezug auf gewisse Untugenden der Tiere: Auf¬ 
fressen der Nachgeburt bei Pflanzenfressern, Ferkelfressen 
der Sauen, Eier- und Federfressen des Geflügels.Woll fressen 
der Schafe neigt Reinhardt ebenfalls zu der Ansicht, 
daß diese Untugenden infolge Verabreichung einer zu ein¬ 
seitigen vitaminarmen Nahrung entstehen, demnach als 
Ausdruck des Vitaminhungers zu betrachten seien. 

Verf. hält ferner für möglich, daß der Morbus macu- 
losus des Rindes desgleichen der Morbus maeulosus bezw. 
Skorbut beim Hunde, bei der Ziege und beim Schafe mit 
Verabreichung vitaminarmer Nahrung Zusammenhängen 
könnten. 

Am Schlüsse der Arbeit bemerkt R., daß er mit der 
Annahme, es könne .sich bei den angeführten Krankheiten 
der Haustiere um Avitaminosen handeln, nur eine Vermu¬ 
tung ausgesprochen habe; seine Absicht sei lediglich, die 
Aufmerksamkeit der tierärztlichen Kreise auf die Lehre 
von den Vitaminen und ihre große Bedeutung für die Pa 
thologie zu lenken und an der Hand von Beispielen zu 
zeigen, daß dadurch ein Umschwung in der Auffassung von 
der Ätiologie und dem Wesen eintreten könne, der mög¬ 
licherweise auch für die Therapie und Prophylaxe Bedeu¬ 
tung habe. 

Verf. hat mit dieser seiner Arbeit entschieden An¬ 
regung gegeben, der Lehre über die Vitamine im Sinne 
F u n k’s auch in tierärztlichen Kreisen Aufmerksamkeit 
zu zollen und zu deren Klärung beizutragen. 



1173 


Veterinärrat Kuhn-Flöha: Azetylenvergiftung. (Be¬ 
richt über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen für 
das Jahr 1913.) 

K. beobachtete folgenden Fall: In einem Gehöft hatte 
der Besitzer den Inhalt seiner Fahrlampe (Azetylenlampe) 
auf den Hof geschüttet. Am gleichen Tage verendeten 4 
Gänse des Gehöftes nach kurzem Kranksein. Die Tiere 
hatten von dem Lampeninhalte gefressen. 


Dr. KariBollag -Basel: Zur Bekämpfung der 
Infektion durch den Bacillus pyocyaneus. (Münch. Mediz. 
Wochenschrift, Nr. 49, 1914.) 

Der Bacillus pyocyaneus kommt auf der Haut häufig 
vor; beim Menschen besonders an Stellen stärkerer Schwei߬ 
sekretion und in deren Umgebung. Bei genähten Wunden 
wird nach B. der Wundverlauf durch den Bacillus nicht 
wesentlich beeinflußt; er ruft meistens nur leichte Stich¬ 
kanaleiterungen hervor. Anders bei granulierenden Wun¬ 
den. Hier erregt er eine äußerst störende erhebliche Wund¬ 
sekretion und bildet auf den offenen Wundflächen fibrinöse 
Beläge, so daß Überhäutung nicht möglich ist. Die Be¬ 
kämpfung wird durch die große Widerstandsfähigkeit der 
Bazillen gegenüber antiseptischen Stoffen erschwert. Bis¬ 
lang sind Alkohol und Jodoformpulver als die wirksamsten 
Bekämpfungsmittel in Anwendung gekommen. 

Verf. empfiehlt nun als — wie er sich ausdrückt — 
billigstes und wirksamstes Mittel die gewöhnliche essig¬ 
saure Tonerde. Ist der Pyocyaneus aufgetreten, so läßt 
B o 11 a g die infizierten Verbandstoffe sofort entfernen. 
Die Haut in der Umgebung der Wunde wird mit Chloro¬ 
form abgewaschen; auf die Wunde selbst und ihr Gebiet 
kommt der neue Verband, welcher mit einer 2 %igen Lö¬ 
sung von Liquor aluminii acetici durchtränkt ist. Darüber 
wird etwas Krull und die schließende Binde gelegt. Am 
ersten Tage soll der Verband wiederholt gewechselt werden. 
In der Regel sind schon nach zwei Tagen alle durch den 
Pyocyaneus erzeugten Störungen behob:n. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Ausnutzung der Futterstoffe. 

In landwirtschaftlichen und tierärztlichen Fach¬ 
schriften wird mit Rücksicht auf die Kriegslage und das 
vielleicht im Gefolge des Krieges eintretende Manko an 



1174 


Futter die Notwendigkeit einer rationellen Ausnützung 
der Futtermittel bei der Fütterung unserer landwirtschaft¬ 
lichen Haustiere betont. 

Diesen Punkt betreffend äußerte sich Geheim rat 
l)r. Zuntz in einem Vortrage wie folgt: 

„Eine wichtige Seite der Ökonomie ist die rationelle 
Verteilung der vorhandenen Futterstoffe entsprechend den 
Leistungen der Tiere. Soweit es nur darauf ankommt, 
Tiere für Zuchtzwecke oder für spätere Arbeitsleistungen 
zu erhalten, kann man dieselben mit sehr knappem Futter, 
bei Wiederkäuern speziell mit Rauhfutter allein ernähren. 
Wenn es dabei zu einer mäßigen Gewichtsabnahme kommt, 
so ist das kein großer Nachteil. Wir haben ja oft in schlech¬ 
ten Zeiten Tiere durch den Winter durchgehungert. Direkt 
Einspruch ist zu erheben gegen die Üppigkeit, mit der viel¬ 
fach wenig arbeitende Pferde gefüttert werden. In nor¬ 
malen Zeiten kann man die Eitelkeit, besonders gut im 
Futter stehende Pferde präsentieren zu können, wohl ver¬ 
stehen. Jetzt sollte man den Hafer und ähnliche, sonst im 
Überschuß an Pferde verfütterte Körner den Milchtieren 
und eventuell auch den Mastschweinen zukommen lassen. 
Diese Mahnung möchte ich um so schärfer betonen, als ich 
bei unseren eigenen Untersuchungen über den Stoffwechsel 
des Pferdes gefunden habe, daß diese Tiergattung über¬ 
schüssig verabreichtes Futter zum größten Teil durch ge¬ 
steigerte Unruhe äußert und sehr wenig davon l'iir 
künftige Arbeitsleistungen aufspeichert. Gerade beiin 
Pferde sollte man nur nach Leistung füttern, mit der Ma߬ 
gabe, daß man eher eine geringe Gewichtsabnahme als eine 
Zunahme erzielt. Sehr große Ersparnisse für andere Nutz¬ 
tiere lassen sich auch dadurch gewinnen, daß man einen 
großen Teil, bei geringer Arbeit sogar das ganze Körner¬ 
futter des Pferdes durch Kartoffeln, Rüben und größere 
Rauhfuttermengen ersetzt. Auch Melasse läßt sich in 
Mengen bis zu 2 Kilo pro Kopf mit großem Nutzen an 
Pferde verfüttern. Bei dem großen Überschuß an Zucker 
empfiehlt sich die Verwendung des denaturierten Futter¬ 
zuckers, besonders bei der Schweinemast, aber auch unter 
Umständen bei Milchtieren. Seine Hauptbedeutung liegt 
darin, daß relativ geringe Mengen durch ihren Wohlge¬ 
schmack fade und den Tieren wenig gewohnte Nahrungs¬ 
mittel genießbarer machen, am wirksamsten, wenn man den 
Zucker in Lösung mit den Nahrungsstoffen vermischt." 

(Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesell¬ 
schaft, Stück 50, 1014.) 



1175 


„Festino“ tot. 

Die „Zeitschrift für Gestütskunde“ teilt in Nr. 11 mit, 
daß der berühmte Hengst „Festino“, Ayrshire-Sohn a. d. 
Festa, des Gestüts Waldfried der Herreu v. Weinberg 
wegen Beckenbruch getötet werden mußte. 

Während der Tätigkeit des im Jahre 1902 geborenen 
Hengstes auf der Rennbahn lief er 2jährig 1904 bis zu 
seinem 5. Lebensjahre 1907 im ganzen 28 mal, darunter 
18 mal siegreich und brachte seinem Stall einen Gewinn 
von 368 975 Mark. Seine Glanzperiode war die während 
seines 4. Jahres. Er kam 1906 9 mal heraus und gewann 
S mal. Die Gewinnsumme betrug 137 175 Mark. 

Mieckley schildert das Tier als den hervorragend¬ 
sten Repräsentanten des vornehmen edlen Vollblutes, voller 
Energie, rassig. Er verlangte eine ganz eigene Behandlung 
Seinen zuweilen launigen Charakter übertrug er gerne auf 
seine Nachkommen, die alle ein bedeutendes Rennvermögen 
besitzen. 52 Kinder von ihm sind gelaufen, die in zusammen 
67 Siegen 648 088 Mark gewannen. Als seine bedeutendsten 
Söhne gelten: „Festtarok“, „Carino“, „Metastasio“, „Ni- 
kias“ und „Orelio“. A. 


Verschiedenes. 

Aus dem Felde. 

Kollege Dr. Muenich teilte uns soeben mit, daß 
Oberveterinär Diethorn Vormaniae in Fortequene 
(Nordfrankreich) am 16. ds. Mts. ein ganz neues französisches 
Flugzeug erbeutete und 2 französische Offiziere mit einer 
wichtigen Meldung gefangen nahm. Alle Ehrel 


Den Heldentod fürs Vaterland starb: Dr. Rudolf 
Salewski, Veterinär im Drag.-Regt. Nr. 80. 

Verwundet: Karl Wieth lichter, Oberveterinär 
d. Res. im Feld-Art.-Regt. Nr. 80; Eugen S c h u d t, Ober- 
veterinär d. Res.; Franz W iedmann, Stabsveterinär im 
Ulanen-Regiment Nr. 12. 


Frequenz der Studierenden an Tierärztlichen Hochschulen. 

Die Frequenz beträgt an der Tierärztlichen Hochschule 
Dresden pro Wintersemester 1914/15 31 incl. 1 Militär¬ 
akademiker. Mitgerechnet sind Examenskandidaten. Neu- 
eingetreten in das erste Semester sind keine Studierenden. 



1176 


Die Tierärztliche Hochschule Hannover zählt für 
das laufende Wintersemester 108 Studenten inclusive 9 
Examenskandidaten. In das erste Semester neu eingetreten 
sind 13 Studierende. 

An der Tierärztlichen Hochschule Berlin studieren 
im Wintersemester 1914/15 incl. 24 Militärakademikern 
96 Herren. In das erste Semester neu eingetreten sind 12 
Studierende. 


Verzeichnis über die im Jahre 1915 stattfindenden Hengst¬ 
körungen und Prämiierungen. 

I. Oberbayern: 

Januar: 8. in Pfaffenhofen a. Um, 11 Uhr vor¬ 
mittags; 9. in Friedberg, 10(4 Uhr vorm.; 12. in 
Taufkirchen a. V., 11 Uhr vorm.; 13. in Neu- 
markt a. R., 12 Uhr mitt.; 14. in Mühldorf. 11 Uhr 
vorm.; 18. in R o s e n h e i m, 11 Uhr vorm.; 19. in 

T r o s t b e r g, 9 40 Uhr vorm.; 20. in Traunstein. 

12 Uhr mitt.; 21. in M a r k t- Grafing, 11 Uhr vorm.; 
22. in Scbongau, 12 50 Uhr nachm.; 23. in Lands- 
b e r g, 8 45 Uhr vorm.; 28. in Wolfratshausen. 
1 30 Uhr nachm.; 29. in Mi e sh ach, 11 Uhr vorm.: 
30. in Moosburg, 10 Uhr vorm. — Februar: 10. in 
Erding (Nachkörung), 10 Uhr vormittags. 


n. Niederbayern: 

Januar: 11. in Griesbach, 10 Uhr vorm.; 12. in 
Pfarrkirchen, 9 (4 Uhr vorm.; 13. in Eggen- 
f e 1 d e n, 9 Uhr vorm.; 14. in V i 1 s b i b u r g, 8 1 -> Uhr 
vorm.; 15. in Pfaffenhausen, 9% Uhr vormittags: 
16. in La n_d s h u t, 10 Uhr vorm.; 18. in V i e c h t a e h. 
9 Uhr vorm.; 19. in Straubing, 10(4 Uhr vormittags; 
20. in Vilshofen, 10% Uhr vorm. — Februar: 6. in 
Landshut (Nachkörung), 10 Uhr vormittags. 

III. Pfalz: 

Januar: 28. in Altenglan, 8(4 Uhr vormittags; 
28 . in Rockenliausen, 2 Uhr nachm.; 29. in F r a n 
k e n t h a 1, 9(4 Ulir vorm.; 30. in Roh r b a c h, 9 1 -j Uhr 
vormittags. — Februar: 1. in Zweibrücken (Nach¬ 
körung), 1 Uhr nachmittags. 



1177 


IV. Oberpfalz: 

Januar: 21. in Amberg, 4 Uhr nachm.; 22. in 
Cha m, 11)4 Ghr vorm.; 23. in Regensburg, 10 Uhr 
vormittags; 23. in H a g e 1 s t a d t, 2)4 Uhr nachmittags. 

V. Mittelfranken: 

Januar: 25. in Merkendorf, 12 Uhr mittags; 

20. in E i c h s t ä 11, 11 Uhr vorm. — Februar: 6. in A n s- 
bach (Nachkörung), 9 Uhr vormittags. 

VI. Unterfranken: 

Februar: 1. in Rentweinsdorf, 3% Uhr nach¬ 
mittags; 2. in H o f h e i m, 2)4. Uhr, nachm.; 3. in Kö¬ 
nigsdorf i. G., 10 Uhr vorm.; 4. in Gerolzhof en, 
9)4 Uhr vorm.; 5. in 0*c hsenfurt, 12 Uhr mittags. 

VII. Schwaben: 

Januar: 11. in N e u b u r g, 8% Uhr vormittags; 
12. in Nördlingen, 8)4 Uhr vorm.; 13. in W e r - 

tingen, 9 Uhr vorm.; 14. in Günzburg, 10)4 Uhr 
vorm.; 15. in M a r k t O b e r d o r f, 9 )4 Uhr v orm.; 
10. in Füssen, 9 Uhr vorm.; 18. in Kempten, 9 Uhr 
vorm.; 19. in M i n d e 1 h e i m, 9 Uhr vorm.; 30. in A u g s- 
burg (Nachkörung), 10 Uhr vormittags. 


Hengstkörung In Oldenburg. 

Die nächste Hengstkörung in Oldenburg und der große 
Uengstmarkt daselbst finden am 3., 4. und allenfalls auch 
noch am 5. Februar 1915 statt. Zur Vorführung ge¬ 
langen ungefähr 150 Hengste des großen schweren olden- 
burgischen Kutschschlages. 


Bttcherschan. 

Veterinärkalender für das Jahr 1915. Unter Mitwirkung von Stabs¬ 
veterinär Dr. Albrecht, Prof. Dr. Edelmann, Regierungsrat 
Holzhauer, Veterinärrat Mieckley, Prof. Dr. Dammann, 
Oberveterinär Fritze, Hochschulprofessor K i e h n und Prof. 
Dr. Mi eßner herausgegeben von Stabsveterinär Dr. M. Rauten¬ 
berg, Berlin-Treptow. 

In dem Veterinärkalender für das Jahr 1915 von Rauten- 
berg wurden im pharmazeutischen Teile die Preise für Arzneimittel 
vollständig neu aufgestellt und im therapeutischen Teile die zur Zeit 



1178 


an den einzelnen Kliniken der Berliner Hochschule gebräuchlichen 
Rezepte ausgenommen; außerdem sind die im Armee -Verordnungs¬ 
blatte in diesem Jahre erlassenen Bestimmungen (und Verfügungen 
bei den einzelnen Paragraphen als Anmerkungen mitgeteilt. 

Der außerordentlich reichhaltige Inhalt des Kalenders berücksich¬ 
tigt alle wichtigen für die praktische und amtliche Tätigkeit des Tier¬ 
arztes in Betracht kommenden fachlichen Fragen und erweist sich 
der Kalender durch diese Eigenschaft sowohl für den praktischen wie 
für den amtlichen Tierarzt als vorzügliches Nachschlagebueh. Er 
kann daher Kollegen warm empfohlen werden. Bemerkt sei, daß der 
III. Teil des Kalenders, das Personalverzeichnis, bis jetzt nicht 
erschienen ist, den Abnehmern des Kalenders aber später unent¬ 
geltlich nachgeliefert wird. A. 


Zum Jahreswechsel! 

Den Herren Lesern und Mitarbeitern der Wochen¬ 
schrift sende ich die 

herzlichsten (Blüekmün&dje 
zum Jahreswechsel 

mit der Bitte> das Blatt auch im neuen fahre unter¬ 
stützen zu wollen. Al brecht. 


Personalien. 

Auszeichnungen : Das eiserne Kreuz wurde verliehen: Hein¬ 
rich Ahiert, Oberveterinär d. L. bei einer Munitionskolonne; Otto 
Amhoff, Stabs- und Regimentsveterinär im Ul.-Reg. Nr. 19; Otto 
Bauer, Stabs- und Regimentsveterinär im Res.-Drag.-Reg.: Adolf 
Behnke, Stabsveterinär d. R. im Res.-Feld-Art.-Reg. Nr. 10; 
Dr. Arthur Bern dt, Stabs-Regimentsveterinär im 3. Garde-Feld- 
Art.-Reg.; Heinrich Bresser, Oberveterinär d.L.; Dr. Hans Bumann. 
Veterinär im llus.-Reg. Nr. 11; Ant. Hirt, Oberveterinär d. R. beim 
Stab der Munitionskolonnen, Abt. 1 des Fuß-Art.-Reg. Nr. 18; Otto 
Jäger, Oberveterinär im 3. Chev.-Reg.; Erich Kohles, Ober- 
veterinär im 3. Feld-Art.-Keg.; Max K o ß m a g, Stabs- und Hegiments- 
veterinär im 3. Feld-Art.-Reg.; Dr. Heinrich Löffler, Oberveteriniir 
im Feld-Art-Reg. Nr. 83.; Dr. Albert Ohl, Veterinär im 2. bayer. 
Feld-Art.-Reg.; Dr. Kurt Poppe, Abteilungsveterinär im 1. bayer. 
Feld-Art.-Reg. 



1179 



Wo Kühe 

umrindern oder verkalben 

ist der ansteckende ScheidenkataiTh vorhanden. 


. . über 300 Kühe mit Bissulin behandelt . . sämt¬ 
lich mit gleichem Erfolg.“ „. . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach Bissulin aufgetreten.“ „. . . Ver¬ 
kalben ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben 
normal gekalbt.“ Berl. Tierärztl. Wochenschrift, 1908, Nr. ic. 

Bissulin wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch 


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Separatabdrock aas der Münchener Tierärztlichen Wochenschrift. 

65. Jahrgang 1914, Nr. 10. 


Der „Universal-Pulverbläser“. 

Von Dr. Hans Schmitt in Wolfratshausen. 

Seit 3 Jahren bediene ich mich des Universal-Pulver- 
bläsers zum Zerstäuben pulverförmiger Arzneimittel. Der 
Universal-Pulverbläser besteht aus einem Luftpumpenge¬ 
bläse und einer Pulverkammer, die durch ein Ventil mit 
Gummirohrdichtung verbunden sind. Das Gebläse treibt 
Luft in den Pulverbehälter und bringt das Pulver in fein¬ 
ster Verteilung durch den Entleerungsstutzen zur Verstäu- 
bung. Durch Auf setzen entsprechender Gummistücke kann 
das Pulver auf 10 Meter Entfernung und nach allen Rich¬ 
tungen zum Zerstäuben gebracht werden. Die Entleerung 
des Pulvers erfolgt unter mäßiger Druckspannung der ein¬ 
gepumpten Luft, die sich bei Widerstand in geschlossenen 
Räumen steigert und zu einer erheblichen Ausdehnung der 
behandelten Räume führt. Das Verbindungsmetallrohr 
zwischen Luftgebläse und Pulverkammer besitzt eine kleine 
Durchgangsöffnung für die einzupressende Luft, deren Zu¬ 
rückweichen gleichwie jeder Übertritt sonstiger flüssiger 
oder pulverförmiger Stoffe in das Luftpumpengebläse durch 
ein über das Metallrohr übergestülptes Gummischläuchchen 
ständig und sicher zu verhüten ist. Bei längerem Gebrauche 
des Pulverbläsers — ungefähr nach 4 bis 5 Monaten — ist 
die Erneuerung des Gummischläuchchens geboten und muß 



2 


das Schläuchehen so gut dichten, daß die eingepumpte Luft 
des Gebläses hörbar durchgepreßt wird. 

Der Universal-Pulverbläser ist ständig gebrauchs¬ 
fertig und gibt bei Massenbehandlungen keinerlei Versagen, 
wenn die Grundbedingung einer ständigen guten Ölung der 
Kolbenrohre der Luftpumpe nicht mißachtet wird. Emp¬ 
fehlenswert ist daher das Mitführen eines kleinen Fahrrad¬ 
ölkännchens mit bestem Maschinenschmieröl. Die Pulver¬ 
kammer enthält 60 ccm Rauminhalt und erfolgt die Füllung 
durch wegnehmbare Aufsatzstücke, die durch Bajonettver¬ 
schluß luftdicht zu befestigen sind. Zur Erleichterung der 
Herstellung eines dichten Abschlusses dienen zwei kräftige 



Kugelansätze, die durch Schiebebewegungen nach Belieben 
zu ändern sind. Die Nachprüfung der unbedingt erforder¬ 
lichen Dichtigkeit des Pulverbläsers erfolgt durch Ver¬ 
schluß der Entleerungsstutzenöffnung mit dem Finger und 
gleichzeitigem Eintreiben von Luft durch 4—6 Kolben¬ 
stoße; bei Entfernung des Verschlußfingers muß eine deut¬ 
lich hörbare Zerteilung der angcsammelten Druckluftmenge 
erfolgen. Allen Anforderungen entspricht nach Größe, Form 
und Aufmachung das durch Handarbeit besonders wider¬ 
standsfähig bearbeitete Modell 1013 der Firma H. Haupt ne r- 
Berlin-München. Die Verwendbarkeit des Universal-Pulver- 
bläsers ist eine uneingeschränkte. Durch Aufsetzen ver¬ 
schiedener bald mehr, bald minder starrer Ansatzstücke ist 
die Bearbeitung aller erreichbarer Körperräume ermöglicht. 


I 



3 


Besondere Bewertung besitzt derüniversal-Pulverbläser 
in der klassischen Behandlung des ansteckenden Scheiden- 
katarrbes *) und der Behandlung mit pulverförmigen Arz¬ 
neimitteln der Milchdrüse, des äußeren Gehörganges, des 
Pansens u. s. w. Bei der Behandlung des ansteckenden 
Scheidenkatarrhes mit pulverförmigen Arzneimitteln ist die 
Verwendung „starrer Bruckschiäuche“ unentbehrlich und 
ist die Benützung halbstarrer oder weicher Schläuche wenig 
oder überhaupt nicht angezeigt. Das Anbringen besonderer 
Ansatzstücke aus Elfenbein oder Hartgummi in jeglicher 
Form ist zu verwerfen, da alle Ansatzstücke bei längerem 
Gebrauche Veranlassung zum Anlagern von Pulvermassen 
und zum Verstopfen der Auspuff Öffnung geben. Bei rund 
2000 Behandlungen hat sich meinen Mitarbeitern und mir 
die Verwendung von 35 cm langen, starren Bruckschläuchen 
bestens bewährt, die nach jedem Gebrauche bei einem be¬ 
handelten Tiere mit Brennspiritus von anhaftenden Auf¬ 
lagerungen von Pulver u. 8. w. gereinigt werden. Die Rei¬ 
nigung mit Wasser oder Sodalösungen ist ausgeschlossen 
und kann nur bei Gelegenheit eines genügend langen Zeit¬ 
raumes für Nachtrocknung erfolgen. Der Druckschlauch 
wird in den Scheidenraum eingeführt und bedarf keinerlei 
Befestigungs- oder Haltevorrichtung, da er durch den 
Scheidenschluß gut abgedichtet, selbsttätig gehalten ist. 

Bei Massenbehandlung ist das Mitführen von je einem 
Schlauchstück für 4 Tiere erforderlich und bei Behandlung 
in verschiedenen Gehöften muß jedes Gehöft mindestens 
einen Schlauch zum eigenen Gebrauche besitzen, um jede 
übertragungsmöglichkeit auszuschließen. 

Das Aufsetzen knieförmiger Gummimuffen auf den 
Entleerungsstutzen gestattet durch Drehen eine Verlegung 
der Ausstäubeöffnung nach allen Richtungen in völlig 
freiem Belieben, die bei den Behandlungsverfahren der 
Bepuderung großer Wund flächen, des Milchdrüsengewebes 
u. s. w. in durch keine andere Vorrichtung zu erreichender 
Einfachheit zu vollziehen ist. 

Die Eintreibung von Luft unter Druck mit oder ohne 
gleichzeitige Verwendung von Arzneimitteln ermöglicht 
die Zugänglichkeit von zu behandelnden Räumen und Stel¬ 
len, die bisher nur schwer oder überhaupt nicht zugänglich 
waren. 

*) IDT. W. 1913, M. T. W. 1911, M. M. W. 1908 usw. 



4 


Beachtenswert bleibt bei der Handhabung des Uni- 
versal-Pulverbläsers stets die gute Dichtung und die gute 
Führung des Luftpumpengebläses, die durch reichliche 
Ölung zu erhalten ist. 

Der Preis des Universal-Pulverbläsers*) 
in der neuen, verbesserten Ausführung (Modell 1013) ist 
13,60 Mark, der der Druckschläuche von 35 cm 
Länge 0,75 Mark das Stück. 


*) Pulverbläser und Schläuche werden geliefert von der Instru¬ 
mentenfabrik IT. Hanptner, Berlin NW. 6 oder deren Filialen in 
Hannover und München. 


Druck von J. (iotteswinter, München. 



65. Jahrgang. Nr. 1. _ 6. Januar 1914. 



(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 

Redaktion und Verlag: j f 

Professor Dr. M. Albrecht-Münchfrvfft 


Die Münchener Tierärztliche Wochenschrift erscheint wöchentlich. nncir *nts 

preis halbj. 5 Mk. excl. Zustellgebühr. — In den amtlichen auf jedes »st tation * 
Aufliegenden Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Ravern unter °f.3, r 
das Reichsgebiet unter Nr. 8252, für Oesterreich-Ungarn unter Nr. -1202 ein . 

Anzeigen: 50 Pfg. die einspaltige Nonpareillezeile oder deren Raum. — Beilag ; nach 
Vereinbarung. — Betrüge für kleinere Inserate werden durch T '.nähme erhoben. 


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Literatur. B. T. W. 08 Nr. 2, , \ 

M. T. W. 08 Nr. 16, D. T. W. 00 
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65. Jahrgang 


Nr. 52 


29. Dezember 1914. 



(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht.) 
Redaktion und Verlag: 

Professor Dr. M. Albrecht-München. 


Die Münchener Tierärztliche Wochenschrift erscheint wöchentlich. — Abonnements¬ 
preis halbj. 5 Mk. excl. Zustellgebühr. — In den amtlichen auf jeder Poststation 
Aufliegenden Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern unter Nr. 863, für 
das Reichsgebiet unter Nr. 8252, für Oesterreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 

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