Skip to main content

Full text of "Musik und Musikinstrumente im Alten Testament; eine religionsgeschichtliche Studie"

See other formats


This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world's books discoverable online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover. 

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 

We also ask that you: 

+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 

About Google Book Search 

Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web 



at |http : //books . google . com/ 




über dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Über Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 



Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen. 



j^:*\h 









-^ 



*^i 



T^P^^ 



:^ 



?-/. 



nitT' 





Religionsgeschichtliche 
Versuche und Vorarbeiten 

herausgegeben 

von 

Albrecht Dieterich und Richard Wünsch 

in Heidelberg in Giefsen 

U. Band 1. Heft 



Musik und Musikinstpumente 

im Alten Testament 



von 



Hugo greßmaim 

Lic. theol., Dr. phil. 
Privatdozent der Theologie an der Universität Kiel 




GIESZEN 

J. RICKER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG 

(ALFRED TÖPELMANN) 

-^ - 9/-^' 1903 



Religions geschichtliche 
Versuche und Vorarbeiten. 



Vorbemerkung der Herausgeber: 

Wir übergeben eine Reihe religionsgeschichtlicher Versuche und Vor- 
arbeiten gesammelt der Öffentlichkeit, weil wir hoffen, so die Publikation 
kleinerer wissenschaftlicher Untersuchungen berechtigter und wirksamer zu 
machen, die vereinzelt leicht unbeachtet bleiben würden. Eine abgeschlossene 
Gruppe von Arbeiten liegt uns vor, die im Laufe der Jahre 1903 und 
1904 in drei Bänden erscheinen sollen. 

Alle sind, bis auf eine kleinere Abhandlung aus einem uns ferner 
liegenden Gebiete, um deren Aufnahme in unsere Sammlung wir ersucht 
wurden, in Gießen entstandene Untersuchungen, die im Frühjahr 1903, 
als Professor D i e t e r i c h Gießen verließ, teils abgeschlossen vorlagen, teils 
dem Abschlüsse nahe waren. Damals mußten wir den Plan, Gießener 
philologische Arbeiten überhaupt gemeinsam zu publizieren, aufgeben und 
entschlossen uns, nur diese religionsgeschichtlichen Versuche 
zusammenzufassen, die vor andern der J. Ricker'schen Verlagsbuchhandlung 
erwünscht waren. Ob wir fortfahren werden, weitere Versuche und Vor- 
arbeiten anzuschließen, wird davon abhängen, ob uns künftig religions- 
geschichtliche Abhandlungen, deren Druck wünschenswert erscheint, zur 
Verfügung stehen. 

Es braucht kaum ausdrücklich gesagt zu werden, daß die Heraus- 
geber nur für die Druckwürdigkeit der Arbeiten im ganzen, daß die Ver- 
fasser für alles einzelne die Verantwortung tragen. 

Zunächst sind erschienen: 

I. Band: Hepding, Hugo, Assistent a. d. Großh. Universitäts- 

Bibliothek in Gießen, Attis, seine Mythen und sein Kalt. 

M. 5.-. 

II. Band, i. Heft: 6re£mann, Hugo, Lic. theo!., Dr. phiL, 

Privatdozent a. d. Universität Kiel, Mnsik und Musik- 
instrnmente im Alten Testament. M. —.75. 

II. Band, 2. Heft: Rnhl, Ludwig, Lehramtsaccessist in Gießen, 
De mortaornm iadicio. M. 1.80. 

Jede Buchhandlung nimmt Meldungen zur Abnahme der ganzen 
Sammlung entgegen, ebenso sind aber auch alle Bände und Hefte einzeln 
käuilich. 

Gießen, im Oktober 1903. 

J. Ricker'sche Verlagsbuchhandlung 

(Alfred Töpelmann). 



Musik und Musikinstrumente 

im Alten Testament 

Eine religionsgeschichtliche Studie 
von 



Hngo ^reßmann 

Lic. theol., Dr. phil. 
Privatdozent der Theologie an der Universität Kiel 



-c%^ 



GIESZEN 

J. RICKER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG 

(ALFRED TÖPELMANN) 

1903 



RELIGIONSGESCHICHTLICHE 
VERSUCHE UND VORARBEITEN 

herausgegeben 
von 

Albrecht Dieterich und Richard Wünsch 
in Heidelberg in Giefsen 

U. Band 1. Heft 




rs; s.or 



L Die Masik. 



Über die Musik der Hebräer erfahren wir aus dem Alten 
Testamente leider nur sehr wenig. Wir müssen daher zu- 
frieden sein, wenn wir die paar zufällig uns überlieferten 
Notizen zu einem mosaikartigen Bilde zusammenfügen können. 
Denn mit lebhaften Farben zu malen, müssen wir uns gemäß 
der Natur unserer Quellen versagen. Mitunter wird es 
von Nutzen sein, auf verwandte Erscheinungen anderer 
Völker, vornehmlich der Griechen, das Augenmerk zu richten. 
Gar manches, was uns bei den Israeliten fremd und unver- 
ständlich anmutet, weil die Literatur zu klein ist und die 
Nachrichten zu dürftig sind, wird von dorther sein Licht 
empfangen. Wir dürfen dies unbedenklich tun, ohne fürchten 
zu müssen, daß wir die Originalität des jüdischen Volkes be- 
einträchtigen. Denn von einer solchen wissen wir auf diesem 
Gebiete schlechterdings nichts, wie ja überhaupt die Kunst 
auf palästinischem Boden keine eigenartige Entwicklung ge- 
funden hat. Israel ist nie ein magister artium geworden, 
seine welthistorische Größe ruht einzig und allein auf seiner 
Religion und Moral. Auf diesem einen Gebiet hat es Großes 
und Selbständiges geleistet. Aber seine Musikinstrumente sind 
wie seine ganze Kultur zweifellos eine Entlehnung. Wenn 
Deuteron. 610 f. zum Volke gesagt wird: du wirst in ein Land 
kommen mit Städten, die du nicht gebaut hast, mit Häusern, 
die du nicht gefüllt hast, mit Zisternen, die du nicht ausgehauen 
hast, mit Wein- und Olivengärten, die du nicht gepflanzt hast, 
so könnte mit Fug und Recht auch hinzugefügt sein: und du 
wirst auf der Zither spielen, die du nicht erfunden hast. 

Die Musik selbst ist natürlich älter. Ihre Anfänge liegen 
in prähistorischer Zeit und sind dem Auge des Forschers 
entzogen. Nimmt man die Musik in ihrem bescheidensten 

BeligionsgescMchtliche Venuclie n. Vorarbeiten II. 1 



2 H. Greßmann [2 

Sinne, auf einer Stufe, wo sie kaum noch diesen Namen ver- 
dient, so gilt von ihr, daß sie ebenso alt ist wie der Mensch 
überhaupt. Daher haben die Israeliten in richtiger Empfindung 
ihre erste Eegung in die Urzeit zurttckverlegt. Nach den 
geringen Notizen einer vielleicht einst ausführlicheren Sage, ^) 
die den Ursprung der Kultur begreifen will, war Jabal der 
erste aller derer, die in Zelten und bei Herden wohnen, und Jubal 
der erste aller derer, die Zither und Schalmei handhaben.-) 
Beide sind leibliche Brüder, beide gehören also eng zusammen, 
wie denn ja der Hirt ohne die Hirtenflöte undenkbar ist. Ihr 
Halbbruder Thubal-Qain war der erste Schmied, dessen Kunst 
selbst in der Wüste unentbehrlich ist. 

In dieser Genealogie ist der Name Qains ohne weiteres 
durchsichtig, da dies Wort im Arabischen den „Schmied" be- 
deutet. Wir haben hier demnach die Personifikation eines 
Standes vor uns, in derselben Weise wie die Phönizier nach 
Philo Byblios ^) den ersten Jäger kyQsvg und den ersten Fischer 
'Jhevg nannten, wofür man natürlich die entsprechenden 
phönizischen Namen einsetzen muß.*) Neben Qain steht 
Jabal als der erste Hirt. Man vermutet von vornherein eine 
Identität dieses Jabal mit dem vorher neben Qain auf- 
tretenden Hebel (IßeX LXX), wie es auch Ewald, Goldziher, 
Wellhausen *^) ausgesprochen haben. Sachlich wird dies un- 
bedingt gefordert und sprachlich läßt sich diese Möglichkeit 
wenigstens wahrscheinlich machen. Die Anfangsbuchstaben 
von Hebel und Jabal differieren zwar voneinander, aber grade 
bei diesem Worte ist die Variation des ersten Buchstabens 
nachweisbar sehr stark; denn teils fehlt er ganz, teils gesellt 
sich zu n und ^ noch k dazu. Wir haben nämlich hebräisches 
b^H „Wiese" neben syrischem VSa* „Gras" ; ferner innerhalb 

des Syrischen selbst ]^^a] „Kamelherde" (arab. J-^f) neben 

lA^oi; endlich innerhalb des Hebräischen hn neben hn>, und 
schließlich nyb^^) neben Dy^n\ Die Aussprache Hebel be- 
ruht auf Volksetymologie und wurde durch die massorethische 

^) Vgl. Gunkel, Genesiskommentar * 47. •) Gen. 4 21. 

') Bei Euseb, Praep. ev. I 10 u. *) Vermutlich vn und in. 

*) Vgl. DiUmann, Genesiskommentar« 92. «) I. Chron. 655. 



3] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 3 

Punktation geheiligt. Aber schon die LXX haben mit ihrem 
^ylßek dieselbe etymologische Auffassung gehabt und es nach 
dem kurzen Leben des Trägers dieses Namens als „Hauch" 
„Nichtigkeit" gedeutet. Statt b^\ jedoch haben die LXX noch 
das ältere b:iv Clwßi]X) bewahrt, das, ebenso wie b^v neben 
bziH steht, höchst wahrscheinlich auf ein ursprüngliches b2M< 
zurückgeht und dessen Bedeutung sich aus dem genau ent- 

sprechenden arabischen v^f ergibt^) als „der Hirte, der die 
Kamele weidet". Damit ist die Analogie zu Qain, dem 
„Schmiede", vollkommen. Neben ihm steht Abel, der „Hirt", 
in der einen Erzählung als Hebel, in der anderen als Jabal 
bezeichnet, beides im Grunde Varianten desselben Namens. 
Auffallen könnte nur, daß die Etymologie allein aus dem 
Arabischen erhellt. Aber das paßt gut zu dem ganzen Tenor 
dieses Abschnittes, namentlich zu dem folgenden Lamechsliede, 
das ja eine Verherrlichung des wilden Nomadenlebens enthält, 
also vom Standpunkt des Nomaden aus gesagt ist, während 
V. 1 — 16 das Umherschweifen und die Blutrache auf einen 
göttlichen Fluch zurückführen und demnach die Anschauungs- 
weise des ansässigen Ackerbauers repräsentieren. Wir haben 
es also hier mit uralter Beduinenweisheit zu tun. 

Zu Qain und Abel gesellt sich als dritter Jubal, der 
Ei-finder der Musik. Dies Wort erinnert von selbst, wie 
Dillmann ^) mit Eecht bemerkt, an bzi^ „die Posaune". Man 
könnte versucht sein, Abel (resp. Yco/JijA) mit Jubal (resp. b^v) 
zu identifizieren. Aber einmal ist Jobel kein Hirteninstrument, 
und dann ist wahrscheinlich die Punktation von b^v als „Po- 
saune" falsch und statt dessen vielmehr Jubal zu lesen. *) Man 
darf darum kaum zweifeln, daß Jubal, der Halbbruder Qains 
und Abels, die Posaune in persona ist, wie Aharon, der blut- 
lose Schatten des Mose, nichts weiter ist als eine Personi- 
fikation des i'nx, der Bundeslade, *) oder um ein noch schlagen- 
deres, wenn auch nichthebräisches, Beispiel zu wählen, wie 
die Phönizier einen Heros KcvvvQag kennen, der einer Per- 

*) Vgl. Encyclop. Bibl. s. v. Abel. «) Genesiskom. 101. »} Vgl. u. S. 31. 
*) Mit eingeschobenem n wie D^aH : ornsN, yii: *-^0l5, tt'n: Act^ 
n. a. bekannte Beispiele. 

1* 



4 H. Greßmann [4 

soniflkation der ytiwvQcc (= lü?) seine Existenz verdankt.^) 
Die Hypostasierung der Sache ist demnach die zweite Art, 
wie man den Erfinder einer Knnst entdeckt. 

Von Geschichte kann hier keine Rede sein. Die Fähigkeit 
zu musizieren ist dem Menschen angeboren, und dieser Trieb 
sucht sich überall auszuwirken, wo er Gelegenheit dazu findet. 
Besonders waren es zu allen Zeiten und bei allen Völkern 
die Hirten, die in der eintönigen Langeweile ihres Berufes 
Zeit und Muße zu allerlei Künsten fanden. 2) David war ja 
als Saitenspieler wie als Bogenschütze gleich bekannt. Aber 
schließlich verklärte und verschönte die profane Musik von 
Anfang an das ganze Leben des Menschen und hob die Freude 
bei allen Festlichkeiten, wie Hochzeiten, Gelagen, Sieges- und 
Krönungsfeiern. ^) So war es natürlich, daß sich schon in 
alter Zeit ein besonderer Stand der Berufsmusiker heraus- 
bildete, der diese Kunst ex officio ausübte. Er war vollends 
unentbehrlich, sobald es sich um das Signalblasen und die 
Schlachtenmusik handelte. Wenn die Homer den Aufbruch 
oder das Lagern des Heeres oder die Versammlung des Volkes 
oder den Angriff auf den Feind verkündigen sollten, so konnte 
man früher so wenig wie heute beliebige Leute zu diesem 
Geschäft auflesen, sondern mußte eine darin geübte Mann- 
schaft besitzen. Wie will man sich denn vorstellen, daß bei 
der Belagerung Jerichos jeder Soldat, dem es gefiel, die Posaune 
statt des Schwertes ergriff? *) Um der Ordnung willen mußten 
die verschiedenen Funktionen des einzelnen genau geregelt 
sein, sobald wenigstens ein größerer Haufe beisammen war 
und sobald die Technik sich vervollkommnete, genau in der- 
selben Weise wie es beim Gottesdienst der Fall war, dessen 
Verrichtungen ursprünglich unter kleinen und einfachen Ver- 
hältnissen jeder Laie vollziehen konnte, während allmählich 
entsprechend der größeren Kompliziertheit und dem weiteren 
Umfange der Kultushandlungen ein eigener Stand dafür ent- 



^) So schon Movers, Phönizier I. tis- Röscher, Mythol. Lex. s. v. u. a. 
•) So schon Polybius IVgo ' f^ovoMtiv yaQ ttjv ys dXrj&oSg /uovoixrjv näat 
f*ev dvd'^cSnois o^aXos daxeZv, lA^xdai Se xdX dvayxalov xrX, 

') Näheres darüber in den Handbüchern und Archäologien. 
*) Gegen Büchler ZATW. 19ioi. 



5] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 5 

stehen mußte. ^) Solange eine scharfe Grenzlinie zwischen 
Laien und Priestern nicht existierte, konnte natürlich auch der 
Musiklaienstand bei religiösen Gelegenheiten mitwirken, z. B. 
den heiligen, für Jahve geführten Krieg intonieren, vielleicht 
sogar im Vorhof des Tempels die heiligen Gesänge des Volkes 
begleiten. ^) Als dann aber — so weit wir wissen, nach dem 
Exil — der Kultus strenger geregelt und die ganze Nation 
priesterlich regiert ward, da wurden die Laien durch die 
Zunft der Leviten aus dieser Stellung verdrängt.^) Wahr- 
scheinlich aber war ein solcher priesterlicher Stand der Musiker 
schon früher, vor dem Exil, neben dem der Laien vorhanden, 
wie die Musiker auch in Griechenland seit alters ein besonderes 
gottesdienstliches Amt bekleideten.*) Man darf sich den 
Unterschied des Kultus vor und nach dem Exil nicht allzu 
groß vorstellen.. Haben auch im einzelnen zweifellos manche 
Modifikationen stattgefunden, so ist doch im großen und ganzen 
seine Art, sein Umfang und seine verwickelte Technik die- 
selbe geblieben. Der Differenzierung von Laien und Priestern, 
die wir, wenn auch in flüssigen Formen, schon vor dem Exil 
eintreten sehen, ging vermutlich eine gleiche von Laien- und 
Priesterstand der Musiker zur Seite. 

Älter als die Verwendung der Musik im Kultus ist ihr 
Gebrauch im Dienst der Zauberei, wenn anders man ein Recht 
hat, die Zauberei in der ganzen Welt eben wegen ihrer all- 
gemeinen Verbreitung und ihrer überall wesentlich identischen 
Form für ein uraltes Erbe der Menschheit zu halten. Solche 
Spuren finden sich im Alten Testamente mehr als man ver- 
muten dürfte, aber sie sind zum größten Teil ihrer Bedeutung 
nach so sehr verwischt, daß sich nur mit Mühe der ursprüng- 
liche Sinn erkennen läßt Auf den ersten Blick möchte man 
glauben, die Erklärung der Schellen an dem Ornate des 
Hohenpriesters sei leicht zu geben. Denn es wird hinzugefügt : 
sie sollen tönen, wenn er die Schwelle des Heiligtums über- 



^) Smend, Religionsgeschichte* 71. 

*) Soweit hat Büchler a. a. 0. Recht. 

^} Vgl. auch Siegfried im „Kurzen Bibelwörterbuch" s. v. Musik. 

*) Schoemann-Lipsius, Griech. Altertümer* II^i vgl. s»- 



6 H. Greßmann [6 

tritt, damit er nicht sterbe. ^) Da er in den Tempel der 
Gottheit hineingeht, so muß sie es auch sein, die ihn eventuell 
töten könnte. Diese Möglichkeit ist aber bei der Natur 
Jahves nur dann gegeben, wenn der Eespekt ihm gegenüber 
verletzt wird. Das Klingeln scheint nach der Auffassung 
dessen, der diese Worte schrieb, ein Zeichen der Achtung zu 
sein. Die Gottheit, die in irgend einer Weise vielleicht in 
ihrer irdischen Wohnung anwesend gedacht wird, soll auf- 
merksam gemacht werden, damit kein unberufenes Auge sie 
erblicke; denn sie sehen, ist der Tod.^) Die Musik würde 
danach ein Abwehrmittel gegen den Zorn der Gottheit sein. 
Aber diese Erklärung, die uns der Autor bietet und die zu 
seiner Zeit herrschend gewesen sein mag, ist kaum die ur- 
sprüngliche. In älterer Zeit waren die Schellen und ähnliche 
Lärminstrumente Mittel, um die Dämonen zu vertreiben, die 
gern in der Nähe der Heiligtümer hausen. Auf die Ver- 
wendung der Schellen als abwehrende Amulete bei den heid- 
nischen Arabern hat Wellhausen aufmerksam gemacht ^), aber 
sie ist über den ganzen Erdkreis verbreitet: „Bei den bak- 
chischen Festen, bei den Saturnalien und Luperkalien fehlte 
es nicht am Klange der Becken und Schellen, der schädigende 
Dämonen und böse Geister vertrieb, damit sie die Zeremonien, 
die auf den Segen der Fruchtbarkeit zielten, nicht unwirksam 
machten. Lärm, Blasen und besonders Schellen- und Glocken- 
klang können die Dämonen nicht vertragen. Das wissen 
schon die Chinesen, die seit undenkbaren Zeiten Tamtam 
schlagen, mit Ketten rasseln, am hellen Tage Feuerwerk ver- 
puffen, um bei Finsternissen*) den Drachen zu verjagen, der 
Sonne und Mond verschlingt . . . Den abessinischen Christen 
Afrikas gilt das Sistrum als bloße Dämonenklapper" ^) , und 
noch heute kann man von katholischen Geistlichen in der 
Formel zur Einweihung der Kirchenglocken dieselbe Vor- 



^) Ex. 2835. ^) SoauchNowack,Archaeol.IIii8. ') Reste arab. Heid.* 165. 

*') Eine reichhaltige Sammlung klassischer Belege hierfür findet 
sich bei ügolini, Thesaurus antiquit. sacr. tom. 32, MLVIIff. 

^) Julius Stinde, Glockensang. Daheim Jahrg. 39 Nr. 8, 22 f. Im 
katholischen Gründonnerstags- und Karfreitagsgottesdienst werden die sonst 
üblichen Schellen durch hölzerne Klappern ersetzt. 



7] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 7 

Stellung aussprechen hören. ^) Fragt man nach der Entstehung 
dieses Brauches, so scheint es sich um eine Art der Abwehr 
zu handeln, die der abzuwehrenden Erscheinung vollkommen 
analog ist. Wenigstens nennen die Araber das in der Wüste 
vernehmbare Gestöhne der Dämonen 'azif al-ginn — ein Aus- 
druck, der auch von Musikinstrumenten gebraucht wird — und 
vergleichen es je nach der Stärke mit dem Donner, mit dem 
Tone der Zimbel, mit Paukenschlag, Glockensang und anderem 
Getöse. -) Der Lärm, den die ö-innen machen, wird durch den 
Lärm der Menschen vertrieben. 

Fast möchte man den Satz umdrehen, wenn man die Be- 
deutung der Posaunen bei der Eroberung Jerichos erklären 
will. Wenigstens ließe sich a priori aus dem Wesen der 
Zauberei konstruieren, der Schall der Lärmtrompeten sei die 
magische Vorbildung des Getöses beim Zusammenbruch der 
Mauern eben zu dem Zweck, diesen hervorzurufen, da aller 
Zauberei die aus einer intensiven Empfindung hervorgegangene 
Verwechslung eines psychologischen Vorganges mit einer 
objektiven Tatsache und die Annahme eines realen Zusammen- 
hanges beider zu Grunde liegt. Aber gegen diese ganze Er- 
klärung spricht, daß sie reine Konstruktion ist. Wenigstens 
sind analoge Beispiele bei anderen Völkern nicht nachzuweisen. 
Jos. 6 ist jetzt einzig und allein vom Blasen der Instrumente 
und dem zuletzt sich erhebenden Kriegsgeschrei die Rede, 
das nach v. 10 um so gewaltiger wirken mußte, wenn bis 
dahin nicht einmal gesprochen werden durfte. In der vor- 
handenen Überlieferung ist der Einsturz der Mauern zu einem 
bloßen Allmachtswunder Jahves geworden. Aber eine ältere 
Auffassung scheint noch hindurch, wenn auch undeutlich und 
verschwommen. Wir fragen, wozu denn dieser Lärm? Um 
nichts ? Die Musik einfach als begleitenden Nebenumstand einer 
feierlichen Prozession anzusehen, macht ebenfalls Schwierig- 
keiten. Denn wozu dann das geheimnisvolle Schweigen? 
Beide Dinge würden sich aus der Ethnologie wohl erklären 
lassen, wenn man sich mit Klostermann ^^) entschließen kann, 

') Vgl. Rituale Rom. 107* f. 

^) Vgl. J. Goldziher, Abhandlg. zur arab. Philol. Iise Anm. i 210 if. 
, 3) Geschichte Israels 100. 



8 H. Greßmann [8 

in dem Einsturz der Mauern das Überbleibsel einer Kunde 
von einem historischen Erdbeben zu sehen. Am interessantesten 
ist folgende Nachricht, weil sie in beiden Punkten mit Jos. 6 
übereinstimmt: Auf Tobelo schlägt man beim Erdbeben die 
Tifa (Trommel), um ein Zeichen zu geben, daß die Menschen 
da seien und nicht schlafen. Hingegen darf kein Wort ge- 
sprochen werden, weil man sonst stumm werden würde. ^ In 
Gegenwart des Gottes oder des Dämons also darf man nicht 
reden, sonst wird man zur Strafe für dies crimen laesae 
maiestatis der Sprache beraubt. Muß man sich dennoch hörbar 
machen, so bedient man sich der Musik. Diese Erklärung 
beansprucht nicht mehr als eine Möglichkeit zu sein. Der 
Zusammenhang von Erdbeben und Lärmtrompeten mußte in 
der Überlieferung verdunkelt werden, weil jene Tatsache ver- 
gessen wurde. 

Mit größerer Wahrscheinlichkeit läßt sich derselbe Zweck 
bei der Num. 10 befohlenen Anwendung der Musik erschließen. 
Wenn freilich v. Iff. aufgetragen wird, beim Aufbruch des 
Lagers und bei der Einberufung der Gemeinde die Trompete 
zu blasen, so ist das ganz begreiflich; denn das Instrument 
dient hier als bloßes Signalhorn. Sehr auffällig ist aber die 
Verknüpfung der Gedanken in v. 9 f.: „Wenn ihr in eurem 
Lande in Krieg geratet mit dem Feinde, der euch bedrängt, 
und in die Posaune stoßt, so wird euer gedacht werden von 
Seiten Jahves, eures Gottes, und so werdet ihr gerettet werden 
von euren Feinden. Auch an euren Freuden- und Festtagen 
und an euren Neumonden sollt ihr in die Posaune stoßen bei 
euren Brand- und Heilsopfem, auf daß sie euch ein Gedenken 
schaffen von selten eures Gottes." ^) Die Mischna kennt auch 
die Trompete bei der Weinspende des täglichen Morgen- und 
Nachmittagsopfers. ^) Mag in späterer Zeit die Musik als 
ein bloßer Schmuck des Gottesdienstes gegolten haben, wie 
bei uns*), mag eine etwas naivere Anschauung die Musik 
ebenso wie das Opfer als ein Erinnerungszeichen für Jahve 

^) Vgl Lasch , Ursache und Bedeutung der Erdbeben im Volksglauben. 
Arch. f. Rel. Wiss. 5 391. 

«) Vgl. Jes. Sir. öOi«. Ps. 89ie. ^) Büchler ZATW. 20,09- 

*) So Büchler a. a. 0. 



9] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 9 

aufgefaßt haben, das vielleicht ebenso gut unterbleiben konnte, 
so wird doch ursprünglich das Trompetenblasen denselben 
Zweck gehabt haben wie etwa das laute Schreien und Eufen 
der Baalspriester am Karmel ^) : die Gottheit, die viel zu tun 
hat und am Ende anderswie beschäftigt ist, soll aufmerksam 
gemacht und herbeigerufen werden. Derartige Dinge finden 
sich bekanntlich bei allen Naturvölkern. Um nur ein Beispiel 
aus hunderten herauszugreifen: Auf Samoa werfen sich die 
Eingeborenen beim Erdbeben auf den Boden, beißen ins Gras, 
reißen Erde heraus und nifen in wildester Weise Mafuie, 
den Erreger des Erdbebens an, er möge ablassen. Alle Bräuche 
dienen nur dazu, sich dem Mafuie hörbar und verständlich zu 
machen. 2) Dies war ja auch die ursprüngliche Tendenz des 
Gebetes. Man „spricht" nicht mit Gott, sondern man „ruft" 
ihn an (Kip Ico), man „schreit" zu ihm (py^i) oder „jubelt" 
ihm zu (n^nri auch = Lärm). Als Hanna im Tempel ein 
leises Gebet spricht, ist dies dem Priester etwas so Außer- 
gewöhnliches, daß er auf den Verdacht kommen kann, sie sei 
trunken. ^) Wahrscheinlich war ihr Murmeln eine Art Lallen, 
wie es sich auch bei den Griechen findet.*) Jedenfalls ist 
das lautlose Beten erst eine spätere Sitte, die einem höheren 
und geistigeren Gottesbegriff entspricht. In alter Zeit galt 
der Grundsatz: Je lauter, desto besser! Genügt die mensch- 
liche Stimme nicht, so nimmt man die Posaunen zu Hilfe. 
Erst Hosea verwirft (7 ^^) neben dem Gebetsritus des Schneidens 
und Kratzens auch das „Heulen" als heidnisch und verlangt 
ein von Herzen Rufen zu Gott. 

Eine andere Vorstellung wird maßgebend gewesen sein, 
wenn die Bundeslade unter Jauchzen und Trompetenschall in 
Davids Stadt ^) oder Jahve in den Tempel zu Jemsalem ein- 
zog®), wenn das Volk am Sinai den Befehl erhielt, nur mit') 
dem Blasen der Posaunen den heiligen Berg hinanzusteigen, 
und wenn sich in die Donnerschläge und Blitze und in das 



^) I Reg. I828. ^) Lasch a. a. 0. Arch. f. Rel.Wiss. 5 24; 

») I Sam. I31. 

*) Darauf hat mich Herr Prof. Sudhaus aufmerksam gemacht. 

^) I Sam. 615. «) Ps. 47e vgl. Job SSa«. 

') So ist wohl das 2 in Ex. 19,3 zu verstehen. 



10 H. Greßmann [10 

Rauchen des Sinais das Trompetengeschmetter mischte, ^) wie 
es ursprünglich wohl überliefert war; denn im jetzigen Text 
ist das Trompetengeschmetter, wie es scheint, als eine Art 
Naturereignis aufgefaßt, das man nach dem Vorgange von 
Ebers auf das posaunengleiche Echo des Donners bezieht.^) 
Aber diese poetische Bezeichnung in einem durchaus prosaischen 
Text nimmt sich sehr sonderbar aus und ist schwerlich für 
original zu halten. Will man die Bedeutung der Musik in 
den zuletzt angeführten Beispielen verstehen, so erwäge man 
eine analoge, Ex. 3429 flf. berichtete Tatsache. Als Mose 
vom Berg herabsteigt, ist die Haut seines Antlitzes glänzend 
geworden, und die Israeliten fürchten sich, ihm zu nahe zu 
kommen. Nach beendigtem Vortrag legt Mose eine Hülle 
auf sein Angesicht die er erst wieder entfernt, als er von 
neuem mit Jahve verkehrt. Diese öö^a ist also derart, daß 
alle erschreckt vor ihr zurückweichen, weil sie sie offenbar 
nicht ansehen dürfen. Denn es ist unmöglich, auf ein Nicht- 
können zu schließen, da sie ja hinterher auf Zureden des 
Mose sich ihm doch zuwenden. Das Nichtdürfen aber muß 
auf der Erkenntnis beruhen, daß der Glanz göttlichen Ur- 
sprungs ist. Im Grunde genommen ist also das Gebahren der 
Leute nur eine unter eigenartigen Umständen modifizierte 
Anwendung des Satzes: Gott zu schauen, ist verboten; wer 
es dennoch tut, muß des Todes sterben.^) Galt dies Gesetz 
aber für alle, so war auch Mose ihm unterworfen — wenn er 
gewesen wäre wie die anderen! Nur weil er ein Ausnahme- 
mensch ist und ihm eine Gnade zu teil werden soll, die sonst 
niemandem widerfährt, darf er hüllenlos Auge in Auge mit 
seinem Gott verkehren. Zunächst bleibt er auch dem Volke 
gegenüber in seinem göttlichen Glänze, bis er die Gebote vor- 
getragen hat. Voraussetzung ist dabei wohl, daß es in heiliger 
Versammlung geschieht. Erst hinterher bedeckt er sein Ge- 
sicht, um die dö^a y>eov vor profanen Blicken zu schützen und 
das vielleicht daraus entstehende Unheil abzuwehren. Aus 
dieser Annahme dürfen wir den Schluß ziehen, daß in der 
Eegel der Mensch, wenn er einmal gezwungen ist, seinem 



*) Ex. 19 16. 20 18. 2) Vgl. die Komm. «) Ex. 19 21 u. a. 



11] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. H 

Gotte gegenüberzutreten , eine Hülle tragen muß. ^) In der 
Tat ist uns einmal ^) überliefert, daß auch die den delphischen 
ApoUon Befragenden dem Tempel mit verhülltem Haupte und 
unter dem Schalle lauter Musik nahten, um nichts Unheil- 
verkündendes zu sehen oder zu hören. Hier ist also, wie es 
scheint, der ursprüngliche Sinn der Musik wirklich derjenige, 
den das Alte Testament für das Schellengeklingel des Hohen- 
priesters — fälschlich — angibt: Sie ist entstanden und wird 
geübt aus Eespekt, aus Scheu vor der Gottheit und hat apo- 
tropäische Bedeutung. In späterer Zeit allerdings wird man 
dies kaum noch gewußt haben, sondern sah in ihr nichts weiter 
als eine wertvolle liturgische Verschönerung eines Kultaktes, 
obwohl sie schwerlich aus der Ästhetik geboren ist. 

Nach Traktat Sukka IV 9 (vgl. V5) wurde am Laubhütten- 
fest Wasser aus dem Siloahteiche geholt, unter Posaunenschall 
in den Tempel gebracht und feierlich in die Eöhren des Altars 



') Daraus erklären sich auch Jes. 45 f., die bisher unverständlich waren. 
Zu tibersetzen ist : „Und schaffen wird Jahve über der ganzen Wohnstätte 
des Berges Zion und über seiner Gemeindeversammlung eine Rauchwolke 
bei Tag und Flammenfeuerschein bei Nacht; denn über aller Herrlichkeit 
ist ein Baldachin und eine Hütte, die zum Schatten vor der Hitze (streiche 
Düv) und zum Schutz und Schirm vor Hagelschlag und Regen dient." 
Hitze und Regen sind nicht allegorische Bilder des Ungemachs, sondern 
der ganze Vers enthält einen Vergleich, um den einen Gedanken auszu- 
drücken: Gott selber wird Zion schützen gleich einer zufluchtspendenden 
Hütte. Wie einst beim Auszug aus Ägypten, wird er auch jetzt über 
seinem Volke wachen. Das Wunder der Vorzeit wird sich in der Endzeit 
wiederholen. Die Rauchsäule und der Flammenschein müssen über dem 
Tempel lagern, weil die göttliche S6^a in ihm wohnt. Gott offenbart sich 
nie so Avie er wirklich ist. Die Scheu vor dem Heiligen läßt die Menschen 
verhüllen, was es an Geheimnis in der Religion gibt. Aus diesem Grunde 
sind wohl auch die Tempel entstanden, in deren Dunkel — wie einst im 
heiligen Hain — das Götterbild geborgen wurde. 

^) Über die Sitte der Verhüllung überhaupt vgl. E. Samter, Familien- 
feste der Griechen und Römer. Berlin 1901. 4 ff. 36 ff. ist eine Menge 
Material gesammelt. Wenn Samter die Verhüllung überall als ein 
Substitut des Opfers ansieht, so scheint er darin nictt Recht zu haben. 
Bei der Verhüllung des Orakelsuchenden, des Mysten und des Priesters liegt 
doch wohl der Gedanke eines Eingehens in die Gottheit näher (durch Um- 
hüllung mit dem Fell des gottheitlichen Tieres oder dem Kleide des Gottes- 
bildes). 



12 H. Greßmann [12 

ausgegossen. Als Zweck dieser von den freisinnigen Sadduzäern 
bekämpften, von den Pharisäern aber als sinaitisch angesehenen 
Wasserspende ^) wird von den Eabbinen selber angegeben, 
für das folgende Jahr befruchtenden Eegen zu sichern. Es 
handelt sich demnach um sympathetischen Regenzauber, ^) 
d. h. man glaubte die natürliche Erscheinung dadurch hervor- 
zurufen, daß man sie in kleinerem Maßstabe vorbildete. Da- 
nach ist es sehr wahrscheinlich, daß der Posaunenschall den 
Zweck hatte, den Donner nachzuahmen und hervorzuzaubern, 
wie zuerst W. R. Smith angenommen hat. ^) 

Eine vermutlich lustrale Bedeutung ist dem viertägigen 
Gesänge der israelitischen Jungfrauen zuzuschreiben, die noch 
in späterer Zeit jährlich einmal hinauszogen, um, wie es heißt, 
die Tochter Jephthas zu beweinen.*) Aber die Geschichte 
von dem Opfer der Tochter Jephthas ist nur die ätiologische 
Motivierung für einen unverstandenen Ritus. Parallelen 
werden uns aus dem klassischen Altertum überliefert. Als 
im Beginn des Jahres 207 der Zwitter von Frusino die Gemüter 
beunruhigte,^) wurde als eine ganz außerordentliche Sühne- 
zeremonie ein Lied, das Livius Andronicus gedichtet hatte, 
von dreimal neun Jungfrauen gesungen: tum Septem et viginti 
virgines longam indutae vestem Carmen in Junonem Reginam 
canentes ibant, illa tempestate forsitan laudabile rudibus 
ingeniis, nunc abhorrens et inconditum, si referatui\®) „Wie 
einst Sparta schlimme Krankheit des Staates durch die sühnen- 
den Gesänge auswärtiger ') Musiker bannte (Terpander,Thaletas), 
wie namentlich auch das Partheneion des Lyders Alkman nur 
in diesem Zusammenhange verständlich wird, so ist in Rom 
bei den folgenden Prokurationen des Zwitterprodigiums, das 
sich natürlich noch unzählige Male wiederholte, das Jungfern- 
lied stets das wirksamste Mittel geblieben, die pax deorum 



1) Vgl. Büchler ZATW. 20 no- 

*) Über sympathetischen Zauber im A.T. vgl. Köberle, Natur u. Geist, c. 8. 
') Religion der Semiten, Übersetzung 174 f. 
*) Jdc. 11 40. *) Liv. XXVII 376. Nach Diels; vgl. u. 

•) Liv. XXVII 37,2; vgl. Festus 333 aas ff. 

') Wie hier so ist auch bei den Zauberern der auswärtige mächtiger 
als der einheimische. 



13] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 13 

ZU erlangen. Die Römer haben also erprobt, was Alkman 
singt: veüvcöeg eiQ7]vag egatäg irtißav,^ ^) 

Alle bis jetzt betrachteten Tatsachen haben uns — ab- 
gesehen von der späteren Auffassung und Umdeutung — die 
Rolle kennen gelehrt, die die primitive Musik in der alten 
Zeit gespielt hat. Sobald sie aber auf einer höheren Stufe 
der Entwicklung angelangt ist und zur wirklichen Kunst sich 
entfaltet, fließt sie aus einer starken Erregung aller Seelen- 
kräfte, deren Höhepunkt die Ekstase bildet. In Freud und 
Leid, überhaupt dann, wenn das Gefühlsleben der Menschen 
eine ungewöhnliche Steigerung einfährt, findet eine geistige 
Entladung durch die Musik statt. Das wird schon durch das 
Wort angedeutet. Denn Musik stammt von ^lovaa her; ^Kwaa 
aber, dorisch (lolaa, vom Stamme fxav- ^) ist von Röscher mit 
fidvTig und fiavla zusammengestellt worden und soll nach 
ihm ursprünglich die Inspiration bedeuten, die der improvi- 
sierende äoiöög bei seinem Vortrage nötig hat.^) Hier zeigt 
sich die Wesensverwandtschaft der Musik mit der Dichtung 
und mit der Religion, wenigstens soweit diese als Aufregungs- 
kult sich äußert.*) Die Worte, mit denen Nietzsche die In- 
spiration des Dichters beschreibt, treffen in demselben Maße 
auf den 7tQoq)^r]g und fiovacxbg evd-eog zu: ;,Mit dem geringsten 
Rest von Aberglauben in sich würde man in der Tat die 
Vorstellung, bloß Inkarnation, bloß Mundstück, bloß Medium 
übermächtiger Gewalten zu sein, kaum abzuwehren wissen. 
Der Begriff Offenbarung in dem Sinne, daß plötzlich mit un- 
säglicher Sicherheit und Feinheit etwas sichtbar, hörbar wird, 
etwas, das einen im tiefsten erschüttert und umwirft, beschreibt 
einfach den Tatbestand. Man hört — man sucht nicht; man 
nimmt — man fragt nicht, wer da gibt; wie ein Blitz leuchtet 
ein Gedanke auf, mit Notwendigkeit, in der Form ohne Zögern 
— ich habe nie eine Wahl gehabt. Eine Entzückung, deren 



1) H. Diels, SibyUinische Blätter. Berlin 1890. 90 f. 

^) Leo Meyer, Handbuch der griech, Etymol. IVgei. 

') Röscher, Myth. Lex. s. v. Musen. Von A. Dieterich bezweifelt. 

*) Auch die Araber nahmen einen Dichter- und Musikdämon an, 
der zugleich mit der prophetischen Inspiration in Verbindung stand; vgl. 
J. Goldziher, Abhandlungen zur arab. Phil. Igfi. 15 ff. 



14 H. Greßmann [14 

ungeheure Spannung sich mitunter in einen Tränenstrom aus- 
löst, bei der der Schritt unwillkürlich bald stürmt, bald langsam 
wird; ein vollkommenes Außersichsein mit dem distinktesten 
•Bewußtsein einer Unzahl feiner Schauder und Überrieselungen 
bis in die Fußzehen . . . Alles geschieht im höchsten Grade 
unfreiwillig, aber wie in einem Strom von Freiheitsgefühl, 
von ünbedingtsein, von Macht, von Göttlichkeit." ^) 

Der enge Zusammenhang zwischen Eeligion und Musik 
tritt öfter deutlich zu Tage, so z. B. in der Tatsache, daß 
fast bei allen antiken Völkern die Musik übereinstimmend 
als ein Geschenk der Gottheit bezeichnet wird. ^) Daneben 
gilt dies in besonderem Sinne für die wurzelechte Verwandt- 
schaft von Prophetie und Musik. Mit Dionysos, dem Gott der 
Begeisterung, sind unzertrennlich ^) verbunden die Musen,*) die 
nicht nur das Vergangene, sondern auch das Zukünftige 
wissen. ^) Oder man denke an Orpheus, den berühmten Spieler, 
der zugleich der älteste Musensohn und der erste Dionysos- 
priester ist. ®) Oder ein anderes Beispiel aus der phönizisch- 
hellenischen Mischreligion Kypems: Kinnyras wird nicht nur 
einer der ältesten Musiker und Sänger, sondern auch der erste 
Priester Aphroditens und Weissager genannt, wie vor allem 
seine Töchter, die Kinnyraden. ^ 

Auch bei den Hebräern ist die Zusammengehörigkeit dieser 
Dinge klar zu erkennen. Denn kb: heißt nicht nur „weis- 
sagen", sondeiTi auch „musizieren". Der Musiker, der nach der 
Chronik zur priesterlichen Zunft der Leviten gehört, ist ein 
TtQoqyrjrevwv^), vom Geiste Jahves getrieben.®) Darum ist er 
zugleich auch nin „Seher", wie die drei Sänger Asaph, Heman 
und Jeduthun genannt werden^®) und ähnelt insofern einem 
Amos oder Jesaja. Während aber jener seine Gefühle in die 
Harmonie der Töne ausklingen läßt, gibt dieser sein Schauen 

^) Fr. Nietzsche, Also sprach Zarathustra. 14—15. Tausend. Leipzig 
1899. 482 f. 

') A. Möhler, Geschichte der alten u. mittelalt. Musik. 7. 
*) Preller-Robert, Griech. MythoL* I485. 

*) Vgl. E. Rohde, Psyche « II sg. ») Preller-Robert a. a. 0. I480. 

•) PreUer-Robert a. a. 0. 1 485- ') Röscher, Myth. Lex. s. v. Kinyras. 
8) I Chron. 25 1, 2, 3. ») II Chron. 20 u- 

^«) I Chron. 255. II Chron. 29 20, 35 15. 



15] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 15 

in Worten wieder, die darum freilich ebensowenig des Rhythmus 
und der Melodie entbehren. Denn in so außergewöhnlicher 
Stimmung redet kein Zauberer, geschweige denn der /ndvrig 
die Sprache des Alltags, sondern er dichtet,^) wie auch der 
arabische Kähin im sag^ d. h. in gereimter Prosa spricht — 
ein Wort, mit dem das über den Propheten ausgesagte yiitrD 
„verrückt" etymologisch zusammenhängt.^) Sein Orakelwort 
heißt KK^, der „Gesang". Denn Ktrön ife^ ist der Dirigent, 
der Äpx^v iwv ^dwv.^) Schon in der späten Chronik hat 
jemand den Ausdruck mißverstanden — ein Beweis dafür, 
daß sie trotz ihrer unhistorischen Gesamtauffassung doch 
älteres, kostbares Gut mitunter bewahrt hat — und ihn so 
erklärt, wie es noch heute durchgängig geschieht, als „Oberst 
der Last". So erklärt sich die wunderliche Tatsache, daß 
die Leviten, „die sich auf Musikinstrumente verstehen", beim 
salomonischen Tempelbau als Oberaufseher der Arbeiter fun- 
gieren.*) KtTD aber bedeutet nicht nur das „Aufheben" der 
Last und dann die „Last" selber, sondern auch das „Auf- 
heben" des Hauptes zur feierlich-rhythmischen ävacptüvrjais 
bei Gesang, Klagelied, Gebet und endlich den „Gesang" selbst. 
Prophetie und Musik sind sonach untrennbar verbunden, 
wie ja die Griechen beides zu dem einen Worte xqriaii(^ö6g 
komponieren und damit den inspii'ierten ^eofzawcg von dem 
berufsmäßigen fidvrig oder xqiqaiJLoldYog unterschieden.^) So 
war es von frühen Zeiten her, und wenn auch der älteste 
Psalm des Alten Testamentes nicht von der Prophetin Debora 
selbst herrührt, so besteht doch ihre Tätigkeit nach v. 12 (LXX!) 
darin, daß sie ein Lied singt und durch religiös-patriotische 
Hymnen den Baraq und seine Mannen zum heiligen Kampf 
begeistert. Gleich ihr stimmt auch die Prophetin Mirjam den 
Wechselgesang an unter Pauken und Keigen Gott, dem Eetter, 
zu Ehren, ®) und noch die späteren Nebiim begleiten die Leiden 
und Freuden des Volkes mit ihrer Poesie. Das letzte mir 



*) Schol. Thukyd. II g. *) Georg Hoffmann ZATVT. 3 gg. 

*) I Chron. 1022, 27- vgl. LXX. Das syrische ] tV|O^Vp ist nach 
Analogie von hb^d gebildet. 

*) II Chron. 34 12 f. *) Schoemann-Lipsius * II au. Anm. 1. 

•) Ex. 15 20 f. 



16 H. Greßmann [16 

bekannte Zeugnis von der Ekstase der Musiker findet sich 
in den gnostischen Thomasakten, wo berichtet wird, daß eine 
hebräische Flötenspielerin eine Stunde lang stehend hinter 
Thomas geblasen habe, bis dieser in Verzückung geriet. Kein 
Anwesender verstand die geredeten Worte und durfte es nicht; 
denn Thomas schilderte Geheimnisse, die nicht für profane 
Ohren bestimmt waren. Eine Ausnahme macht nur die Flöten- 
spielerin — ein Zeichen dafür, daß auch sie an der Ekstase 
teil hat. ^) 

Während nun bei den echten Propheten die Begeisterung 
ungesucht sich einstellt, ohne daß man weiß, von wannen 
sie kommt, wird sie bei den anderen mit künstlichen 
Mitteln herbeizuführen gesucht. Diesen Zweck erfüllt neben 
Fasten, Tanzen, Honig ^) und Eauschtrank vor allem die Musik, 
die, selber aus der Begeisterung geboren, TtoLsl Tag xpvxag 
kvdvvaiaGTiTidg, wie Aristoteles sagt. ^) Sie ist aber in diesem 
Fall nicht die gleichberechtigte Schwester,. sondern die dienende 
Magd der Mantik. Im Dionysoskult erscheint sie als Mit- 
helferin zur bakchischen Raserei und die S-voaytöoc fiacvdösg 
sind die berufenen Trägerinnen der Begeisterungsmantik, die 
gleich einer Kassandra und Pythia „weissagenden Mundes" 
die Zukunft verkünden.^) Vor allem waren es phrygische 
Flöten, die zu diesem Zwecke benutzt wurden, und man kann 
sich die beabsichtigte Wirkung bei diesem Instrumente am 
besten vorstellen, wenn man sich seine schrille, durchdringende 
Stimme und dazu etwa eine eintönige, einschläfernde Melodie 
vergegenwärtigt, wie es heute noch bei den Derwischen Brauch 
ist. In Israel leisteten sicher auch Flöten dieselben Dienste, 
wie wir soeben erst — allerdings aus einer späten Quelle — 
von einer begeisterten und begeisternden Flötenspielerin ge- 
hört haben. Daneben aber kommen auch andere Instrumente 
in Betracht. Aus dem Alten Testament selbst erfahren wir, 
daß der Haufe der Propheten, auf die Saul stößt, von lärmenden 



^) Act. ap. apocr. ed. Lipsius-Bonnet Hg 108; vgl. ZNTW. 8287^. 
*) Vgl. den Namen der „Prophetin" Debora = Biene; dazu den Aufsatz 
von Usener, „Jfilch und Honig" im Ehein. Mus. für Philol. N. F. LVII 177 ff. 
8) Politeia 1340 a 10. *) Rohde a. a. 0. II, 9, 21 n. ö. 



17] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 17 

Musikern angeführt wird.^) Wenn wir uns auch kaum ver- 
ständlich machen können, wie die Musik eine derartig be- 
täubende und nervenerregende Wirkung ausüben kann, daß 
die Hörer in Easerei geraten, sich wie wild die Kleider vom 
Leibe reißen und nackt einen ganzen Tag und eine ganze 
Nacht liegen bleiben, ^) so dürfen wir dennoch die Tatsache 
nicht leugnen, sondern müssen bekennen, daß die Psyche des 
Südländers anders ist als unsere kalte, nordische Seele, oder 
daß am Ende der Wechsel der Zeiten Leidenschaften und 
Empfindungen gewandelt und modifiziert hat. Auch über Elisa 
kam jedesmal, wenn das Saitenspiel ertönte, die Hand, d. h. 
die Kraft Gottes. ^) König hat die Kausalität dieses Geschehens 
leugnen wollen und behauptet, daß das Zitherspiel, welches 
Elisa sich bestellte, nur eine negative, d. h. die Unruhe der 
Seele beschwichtigende Aufgabe hatte. Diese Erklärung ist 
verwandt mit der des Talmuds, wonach der prophetische Geist 
den Elisa verlassen hatte, weil er in Zorn geraten sei. Die 
Macht der Töne sollte dann den Zorn besänftigen. Das ist 
modern gedacht, von einer solchen Wirkung der antiken Musik 
wissen wir schlechterdings nichts; im Gegenteil, alle Mit- 
teilungen, die wir über diesen Gegenstand besitzen — und 
wir haben deren aus der klassischen Literatur wenigstens 
einige*) — stimmen darin überein, daß bei ekstatisch ver- 
anlagten Menschen,^) zu denen der „Prophet" Elisa ohne 
weiteres®) zu rechnen ist, die Musik die Erregerin der Ver- 
zückung ist. 

Auch das Beispiel Sauls kann man nicht dagegen anführen. 
Von ihm wird uns erzählt, daß er am Anfang seines öffent- 
lichen Auftretens vom guten Geiste Jahves besessen, d. h. 



1) I Sam. 10 5. 

^) I Sam. 19 24 in^ Znsammenhang mit der eben erwähnten SteUe! 

') n Kön. 3 15. *) ZnsammengesteUt bei Rohde, Psyche^ n^g« 

^) Diese ansdrücklich von mir gemachte Einschränkung ist wohl zu 
beachten ! 

*) Das beweist schon seine Zugehörigkeit zu den rasenden Nebi'im. 
Man darf Elisa nicht nach der Art eines Jeremia beurteilen. Bei den 
großen und späteren Propheten tritt die Ekstase viel mehr in den Hinter- 
grund, wenn sie auch nie völlig verschwindet. 

ReligionBgeschichtliche Versuche u. Vorarbeiten II. 2 



18 H. Greßmann [18 

Enthusiast gewesen sei, daß ihn aber später ein periodischer 
Wahnsinn befallen habe, der vom bösen Geiste Jahves aus- 
gegangen sei. Obwohl die Überlieferung nichts mehr davon 
weiß, sondern die Krankheit Sauls als eine Strafe Gottes für 
ein begangenes Unrecht darstellt, berechtigen uns doch unsere 
psychopathischen Kenntnisse, beides in ursächlichen Zusammen- 
hang zu setzen. Die enthusiastische Erregung, die überhaupt 
nur bei völlig nervösen Menschen denkbar erscheint, wird 
leicht zum Wahnsinn,^) wie es auch sprachlich nicht unmöglich 
ist, daß fzdvTcg mit ^alvofiai zusammengehört. ^) Es ist häufig 
beobachtet worden, daß bei ekstatisch veranlagten Menschen 
eine morbide Anlage zu plötzlichen Störungen des normalen 
Seelenlebens zurückbleibt. So sieht der Leidende (pavraalah 
verfällt in heftige Aufregung oder trübe Melancholie. Wie 
bei Saul, vermag auch sonst nur die Kraft der Musik, sei es 
Zither oder Flöte, diese fiavia zu heilen. Sie war aber nach 
allen Nachrichten, die wir sonst haben — so seltsam es zu- 
nächst erscheint — nicht ein Beruhigungs-, sondern ein Er- 
regungsmittel, steigerte den krankhaften Trieb, brachte dann 
die Ekstase zum Durchbruch und schuf so homöopathisch durch 
eine vehemente Entladung Erleichterung.^) So treffend der 
Satz Buddes ist,*) daß wir in der geistigen Trübung Sauls 
„eine Entartung und Überspannung derselben seelischen An- 
lage erkennen müssen, die ihn zum Propheten gemacht hatte", 
so unzutreffend ist die folgende Bemerkung : „In »Wirklichkeit 
wird ihn aller Wahrscheinlichkeit nach die prophetische Be- 
geisterung auch neben dem Trübsinn je und dann besucht 
haben" ; vielmehr handelt es sich nicht um ein Neben-, sondern 
um ein ursächliches Nacheinander. Vielleicht könnte man 
versucht sein, die Musik auch hier als bloßes dämonenver- 



^) Vgl. auch Fr. Kauffmann, Untersuchungen für altgennanische 
Beligionsgeschichte. I. Balder. 190. 

') So heißt un Hebr. dasselbe Verb „weissagen" im Hithpa. „verrückt 
sein". Zur Erklärung von udvng verweist mich A. Dieterich auf die an- 
sprechende Herleitung Osthoffs aus V wcf-„schauen" mit infixem Nasal, mit- 
geteilt im Heidelberger Tageblatt vom 28. Jan. 1901. 

') Eohde a. a. 0. 11 47 ff; Schoemann-Lipsius a. a. 0. IIsss. 

*) Die Bücher Samuel. KHC von Marti 118. 



19] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 19 

treibendes Zaubermittel aufzufassen. Aber dagegen spricht doch 
einmal, daß wir es hier mit einer zweifellos ekstatischen 
Krankheit zu tun haben, wie das Wort N3jnn I Sam. IS^o 
(= sich wie ein Ekstatiker gebärden) beweist. Die Methode 
der Heilung, anfänglich wohl als Zaubermittel entstanden, 
scheint doch bei dieser Krankheit auch physische Linderung 
gebracht zu haben. Wir befinden uns auf einer Übergangs- 
stufe von der Zauberei zur Medizin. Zweitens ist es kaum 
erlaubt, den bösen Geist „Jahves" einfach für einen Dämon 
zu erklären, wenn auch im allgemeinen beide Vorstellungen 
ineinander übergehen und verschwimmen.^) Jener mag in 
der religionsgeschichtlichen Entwicklung diesen abgelöst und 
seine Funktionen übernommen haben, aber damit war auch 
eine andere Auffassung der Sache gegeben. Mit alledem soll 
natürlich nicht geleugnet werden, daß die Musik überhaupt 
keine beruhigende Wirkung ausgeübt habe. Das eben Gesagte 
gilt nur von ekstatisch veranlagten Menschen. Anders ist 
es, wenn wir im Talmud von einer Vorrichtung erfahren, 
durch die fortwährend Wassertropfen auf ein metallenes Gefäß 
herabfallen. Durch dieses monotone Geräusch, das nicht un- 
ähnlich sein sollte dem Schall der Zamzume, wurde der Kranke 
eingeschläfert und so der Genesung entgegengefahrt. ^) 

Damit ist das überlieferte Material erschöpft. Versuchen 
wir zum Schluß zusammenfassend einen kurzen geschichtlichen 
Überblick zu geben. Die Anfänge der Musik liegen in prä- 
historischem Dunkel. Ursprünglich wird sie wohl nur von Laien 
ausgeübt; bald bildet sich aber ein besonderer Berufsstand der 
Musiker, der zunächst auch die Pflege der religiösen Kultmusik 
übernimmt, diese später jedoch an eine besondere Zunft abtritt. 
Die Laienmusik hat von vornherein und durch die Jahrhunderte 
hindurch, mag auch die Art des Vortrags gewechselt haben, 
stets denselben Sinn gehabt: in Freud und Leid das Leben 
der Menschen zu verschönen, und da die Religion denselben 
Zweck verfolgt, so ist ein Gottesdienst ohne Musik undenkbar. 
Zugleich steht die Musik im Dienst der Zauberei und hat — 

^) Vgl. Smend, Alttest. Rel. 442. 454.' 

^) Erub. 104 a; vgl. Leopold Low, Beiträge zur jüd. Altertumskunde. 
Szegedin 1875. 11304. 

2* 



20 H. Greßmann [20 

mehr Lärm als Kunst — bald die Aufgabe, den Donner nach- 
zuahmen und hervorzurufen, bald aber die Dämonen abzuwehren 
und Unheil abzuwenden. Auf der anderen Seite jedoch soll 
sie die Gottheit aufmerksam machen und herbeirufen, oder 
wenn diese zugegen ist, scheuem Eespekt Ausdruck verleihen. 
Diese Bräuche, die äußerlich mit zähem Konservativismus be- 
stehen bleiben, werden in der Folge innerlich umgewertet, 
entsprechend der höheren religiösen Auffassung. Teils sinken 
sie zu Erinnerungszeichen für die Gottheit herab, teils gelten 
sie nur noch als ein ästhetischer Schmuck, als eine kostbare 
Zierde des Gottesdienstes. Daneben wird die Musik von früh 
an als Heilszauber gegen den Wahnsinn benutzt und nähert 
sich damit der künstlerischen Entwicklungsstufe. Denn wie 
Pi'ophetie und Dichtung wird sie als Kunst aus einer enthusia- 
stischen Erregung des Gefühls geboren und ist darum zugleich 
ein wertvolles Mittel, diese Ekstase hervorzurufen. 

Über die Instrumente erfahren wir aus dem Alten Testa- 
mente noch weniger als über die Musik; wir sind daher auf 
andere, meist spätere Nachrichten angewiesen. Leider hilft 
uns die Etymologie auch nicht viel weiter; sie lehrt uns ge- 
wöhnlich nur das Material kennen, aus dem das Instrument 
gefertigt worden ist. 



n. Die Masikinstramente. 



A. Die Saiteninstrumente. 

1. b2:. 

VV 

b2: wird öfter von „irdenen" Krügen oder Gefäßen ge- 
braucht Zweimal ^) wird es von der LXX mit äai^ög wieder- 
gegeben, und obwohl es nicht notwendig diese Bedeutung 
gehabt zu haben braucht,-) ist das doch sehr wahrscheinlich, 
weil es auch auf die Wolken des Himmels übertragen wird 
und weil dies aus der Idee des Schlauches eher zu erklären 
ist. Krug und Schlauch haben beide dieselbe bauchförmige 
Gestalt, und eben deswegen wird dasselbe Wort das Musik- 
instrument bezeichnen. Diese Auffassung wird bestätigt durch 
das Femininum r\b2:, der „Leichnam", ursprünglich gedacht 
als das „uneigentliche bauchförmige Gefäß". Denn der Leich- 
nam ist identisch mit dem seelenlosen Körper; man vergleiche 
unser „Leib", das lat. corpus, das gr. ayifjyog (axiyVw^a) öfter 
= ac&juö, bei Euseb = Leichnam.*) 

Zum besseren Verständnis seien einige Worte darüber 
gestattet. Um das Verhältnis des Körpers zur Seele zu be- 
zeichnen, hat die antike Anschauung verschiedene Bilder. Das 
eben erwähnte aiif}vog faßt die Seele auf als die Einwohnerin 
in dem Zelte des Körpers. Anderwärts gilt die Seele als 
das in der Scheide des Körpers steckende Ich.*) Sehr ver- 



^) I Sam. 10 8. Jer. 13 12. «) So Ges.-Buhl^» s. v. 

') Namentlich bei den Pytiiagoreem; vgl. Timaeus Lokr. 100 a u. ö.; 
femer Eusebins Werke Bd. I ed. Heikel, Index s. v. 

*) pi Dan. 7 15; vgl. außerdem ^io QJIO : <w^a3 Georg Hoffmann, 
Phon. Inschr. 5. 



22 H. Greßmann [22 

breitet ist ferner die Vorstellung von dem die Seele als Kleid 
umgebenden Körper. Bekanntlich ist das* deutsche Leichnam 
aus lih-hamo „das Hemd des Ich" entstellt. ^) Ebenso bekannt 
ist die Anschauung des Paulus, der I Kor. 15 bei der Parusie, 
n Kor. 5 aber nach seinem Tode einen himmlischen Überwurf 
über seinen irdischen Leibrock erwartet,^) ferner die Rolle, 
die das Lichtkleid in der Eeligion des Judentums, ^) im Hymnus 
an die Seele, *) bei den Manichäern, ^) Mandäem ^) und in der 
Kabbala ') spielt. Nach einer anderen, fast ebenso weit ver- 
breiteten Ansicht ist der Körper ein Gefäß, in dem sich die 
Seele befindet. Diese muß also als Flüssigkeit gedacht sein 
und ist demnach identisch mit dem Blute, dem Sitze des 
Lebens.®) Sehr lehrreich ist, was uns Petermann von den 
Drusen erzählt:®) „Sie sagen, so wie das Hemde das Kleid 
des Körpers ist, welches verändert und abgenutzt wird, so 
ist der Körper das Kleid der Seele; es wird verändert und 
abgenutzt. Sie vergleichen auch die Seele mit Flüssigkeiten, 



*) Wackernagel m Haupts Zeitschr. VI 293 f • Grimms Wörterbuch s. v. 

2) in-Bvbvaaod'ai ^. Für den angegebenen Termin in II Kor. 5 
spricht einmal der conj. aor. kav ^aralv&fi = fut. perf., dann der Zusammenhang 
von n Kor. 4 7 ff. mit öj ff. ÜberaU wird Paulus verfolgt und gequält, aber 
doch nicht erdrückt und entmutigt und soUte ihm selbst das Allerschlimmste, 
der Tod, begegnen, so weiß er auch dafür einen Trost. Denn er braucht 
ja nur den Himmelsleib, der seit Ewigkeit parat liegt, nach seinem Tode 
über den irdischen Körper anzuziehen, um sofort und ohne Schmerzen (4 b) 
zum Herrn einzugehen. — Titius, Seligkeit Ileof- faßt fälschlich ixSvaa- 
ad'ai = Sterben. Beides ist nicht identisch, sondern findet nacheinander 
statt. Die Seele verweilt nach dem Tode noch längere Zeit in den Gliedern 
bis die Auflösung des Körpers vollzogen ist (vgl. Euseb, Theoph. I72). Viel- 
leicht liegt dieselbe VorsteUung zu Grunde, wenn dem Juden befohlen wird, 
dem Toten nicht ts^s: mn^s^ oy die Augen zuzudrücken und den Mund zu 
verschließen. Man soll warten, bis die Seele tatsächlich, nicht bloß schein- 
bar beim letzten Hauche, den Leib verlassen hat. Jener Befehl wäre 
allerdings ungenau ausgedrückt. 

») Bousset, Rel. des Jud. 265 f. Archiv f. Rel.Wiss. IV 23$ f. 

*) ed. Bevan 9, 14, 40, 72, 82 ff- 

«^j Flügel, Mani 100 f. 

«) Brandt, Jahrb. f. prot. Theol. XVIII580. 

') z. B. Kabbala denudata, Francofurti 1684. tom. II 107 u. a. vgl. 
ZDMG. 21 560 ff. ®) vgl. "ityBi nivn „er goß seine Seele aus" = er starb. 

®) Reisen im Orient I879. 



23] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 23 

die eines Gefäßes bedürfen, sie zusammenzuhalten; wenn dies 
zerbricht, muß die Flüssigkeit von einem anderen Gefäß auf- 
genommen werden, damit sie nicht ausfließe und verloren 
gehe." Diese Vorstellung von der Flüssigkeit der Seele hat 
ihre besondere Ausprägung gefunden in der Lehre der Metangis- 
moniten. ^) (mevog wird der Körper IV Esra Tgg, II Kor. 4,, 
z. B. auch bei Euseb, der damit die menschliche Erscheinungs- 
form des Logos ausdrückt, ^) bei den Manichäern *) u. s. w. 
genannt. Ob aber das Wort in späterer Zeit überall denselben 
Sinn hat, mag man bezweifeln. Wahrscheinlich hat es mehr 
die Bedeutung des Gerätes oder Instrumentes, dessen sich die 
Seele zu ihrer Betätigung bedient, zieht doch Euseb z. B. 
den Vergleich eines Musikers und sein Verhältnis zu einem 
Instrumente heran, um die Beziehung des Logos zu seinem 
„Menschen" zu veranschaulichen.*) Jedenfalls läßt sich nach 
alledem kaum leugnen, daß rh^} ursprünglich das uneigentliche 
(bauchförmige) Gefäß bedeutet, wobei die Uneigentlichkeit 
durch das Femininum ausgedrückt wird. ^) 

b^:, meist mit Harfe übersetzt, ist auch ins Griechische 
und Lateinische übergegangen teils in der alten Form vdßXay 
vdßXag,^) nablium, teils mit späterer Erweichung des 2 zu i 
als vaüXa. Bei den Griechen galt dies Instrument als eine 
Erfindung der Phönizier, ') genauer der Sidonier, wie über- 
haupt Sidon wegen seiner Musik gerühmt wird. ®) Über seine 
Form läßt sich nichts Sicheres ausmachen; alle Identifikationen 
mit antiken Abbildungen, die man bis jetzt versucht hat, sind 



^) Acta Archelai c. 9. 

*) Texte u. Unters, von Gebhardt-Harnack, NF. VIII, 20. 
8) Flügel, Mani 100. *) z. B. Theoph. IIIsq. 

*) z. B. IV Wald: mr Waldhonig (Archäol. Material beiMaass: Die 
Griechen und Semiten auf dem Isthmus von Korinth. 1903 passim); mp 

Bauch: '^ s 5 Schlauch; ätkaSiEi: ^yU Sproß. VieUeicht ist auch »b: 

n^ ^3 so zu verstehen. Vgl. überhaupt Georg Hoffmann, Phöniz. Inschr. 27. 
*) Leo Meyer a. a. 0. IV 266. 

') SopatrOS bei Athen. IV176 B vdßXa^ 6v fTjat EcoTtar^os 6 Tta^epdog . . . 
^otvixcov elvai xal rovrcav evQrjfia. 

^) Philo Byblios bei Euseb. Praep. ev. 1 10^ 'WWlL''AWy/^^<^^^^^^ 
ev^tovias ttqcoti^ vfivov fpSfje evQBV. 




24 H. Greßmann [24 

reine Vermutung. Nur so viel ist sicher, daß es ein Saiten- 
instrument war, nach dem Alten Testament^) mit 10, nach 
Josephus ^) mit 12 Seiten versehen. 

2. -li-;?. 

Das Wort -nJD hängt etymologisch zusammen mit dem 
syrischen ?f^ dem arabisch-persischen Aj^ „der Lotos".^) 

Als Obstbaum aus der Familie der Rhamnaceen hat der Lotos 
schwarzes, sehr festes Holz, das zu mancherlei Drechsler- 
arbeiten verwendet wird, zumal es der Fäulnis gar nicht 
unterworfen ist. ^) Also wird das Instrument bezeichnet nach 
dem Holz, aus dem es gefertigt ist,*^) genau so wie im 
Griechischen IwTog einmal verschiedene Lotospflanzen und dann 
die aus Lotosholz gemachte Flöte bedeutet. •) Das hebräische 
Instrument hat zweifellos Saiten gehabt, da es „mit der Hand 
geschlagen" wird.') 

Durch Vermittlung der Phönizier ist dies Wort zu den 
Griechen gekommen als Substantivum mwvqay und davon ab- 
geleitet ist das Verbum xiwvQOfiai = wehklagen. -njD wird 
im Alten Testament nur einmal Jes. 16 u als typisches Trauer- 
instrument zum Vergleiche herangezogen. Aber in der Parallel- 
stelle Jer. 4886 sind statt dessen passender*) die Flöten 
genannt. Da auch in der mischnischen Zeit die Flöte zu den 
unentbehrlichen Bestandteilen eines Leichenbegängnisses ge- 
hört, so daß sogar dem armen Ehemanne auferlegt wurde, bei 
der Bestattung seiner Frau mindestens die Kosten für ein 



1) Ps. 332. 144». 2) Jos. Ant. VH 12,. 

*) Nach Low, Aram. Pflanz. 283 = Zizyphus Spina Christi L., nach 
Woenig, Die Pflanzen im Alten Ägypten. Leipzig 1888. 335 = Celtis 

australis L. Übrigens findet sich neben f^AxT" auchjLo (vgl. Lagarde, 

Übersicht 89 f.) nnd yfy (vgl. Barth, Nominalbüdung 65). 

*) Karl Koch, Die Bäume nnd Sträucher des Alten Griechenlands. 
Stuttgart 1879. 259. 

^) Vgl. das aUgemeine O^ 1) Holz 2) Laute ; ferner hautbois : Oboe. 

«) Leo Meyer a. a. 0. IV 5$? f- "O I Sam. loa,. 

•) Gegen Giesebrecht, Kom. z. St. Richtig Encycl. Bibl. s. v. Music. 



25] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 25 

Flötenduett zu tragen, ^) so hat Movers ^) wohl mit Recht ge- 
schlossen, daß 11 JD bei den Phöniziern eine Bezeichnung für 
die Flöte gewesen sei. Jedenfalls wissen wir auch von Doppel- 
pfeifen, die bei der Totenfeier um Adonis geblasen wurden.^) 
Mit diesem Worte hängt ferner der Name der Stadt 
nTiJS am See Genezareth, der früher nnJD D^ hieß, zusammen. 
Bisweilen erklärt man, daß der See die Gestalt einer Zither 
habe und daß infolgedessen die Stadt nach ihm benannt sei. 
Aber davon kann keine Eede sein; denn der See hat 
auch nicht die geringste Ähnlichkeit mit einer Zither, und 
diese müßte doch gerade hervorstechend sein, wenn der Name 
danach gedeutet werden soll, wie z. B. gar kein Zweifel 
darüber aufkommen kann, daß die Insel Korkyra dQSTtdvrj hieß 
wegen ihrer sichelförmigen Gestalt. ^) Man muß also bei der 
Erklärung von der Stadt ausgehen, wie jetzt meist geschieht. 
Verschiedene Möglichkeiten stehen zur Wahl. Wenig 
wahrscheinlich ist, daß sie den Namen von ihrer zitherförmigen 
Anlage hatte, weil man sich das schlecht vorstellen kann, 
oder von den zitherkundigen Einwohnern, mögen sie nun das 
Instrument gespielt oder es verfertigt *) oder damit gehandelt 
haben, wie es in späterer Zeit dort eine Stadt der „eingepökelten 
Fische" Taricheai (von TaQlxrj) gab. Mehr für sich hat die 
Annahme, daß die Stadt nach dem Heros Eponymos Kiw^gag 
ihren Namen führte wie auf Kypern ein wohl sicher so zu 
erklärendes KtwvQBia erwähnt wird.®) Von Kinnyras wissen 
wir, daß er auf Kypern, in Byblos und Umgegend, nament- 
lich zu Aphaka auf dem Libanon, verehrt wurde.') Es macht 
keine Schwierigkeiten für frühere Zeiten eine noch weitere 
Verbreitung dieses phönikischen oder vielleicht allgemein 
kanaanitischen Heros vorauszusetzen, wird uns doch auch Dtn. 
3 9 ein spezifisch phönikischer Name des Hermon mitgeteilt. 

') Ketub. 45. Matth. 9 23- Mark. 5 33; vgl. Leopold Low a.a.O. II 310. 

«) Die Phönizier. I248. ') Athen. IV 174. PoUux IV 10. 

*) Nach Fr. Lübker, ReaUexikon' s. v. Korkyra. 

*) In Griechenland gab es ein besonderes Gewerbe der Iv^onotoi und 
avXonoioi Vgl. K. F. Hermann, Lehrbuch der gr. Antiqu. Bd. 4 (1882) 412. 

•) Plinius n. h. 5 130. Nonnus D 13451; vgl. Röscher, Myth. Lex. s. v. 
Kinyras. 

') Vgl. Pind. Pyth. 2 15. Strabo 16,55. Lukian, de dea Syr. 9 u. a. 



26 H. Greßmann [26 

Die pluralische Form findet sich ebenso in dem Stadtnamen 
nlDJV, den Pietschmann ^) wohl richtig mit der Göttin njy 
zusammenbringt. Freilich ist es ebenso gut möglich, daß nnjD 

auf die ursprüngliche Bedeutung von ] ^ j.3 zurückgeht und 

die „Lotosstadt" bezeichnet. Man könnte dafür verweisen 
auf Meg. 6a: sie führe deshalb den Namen, weil ihre 
Früchte so süß seien wie Lotosfrucht. ^) Es liegt in der Natur 
der Sache, daß Sicherheit bei der Erklärung so alter Orts- 
namen versagt bleibt. 



3. ND5t?f. 

Nach Athen. IV 175 e und Strabo X S^^ ist Gafißmrj 
ein barbarisches resp. syrisches Wort und auch Leo Meyer ^) 
hält es für zweifellos ungriechischen Ursprungs. Demgemäß 
verweist man auf hebräisches nD3b^ „Flechtwerk".*) Man könnte 
an die geflochtenen oder festgehefteten (syr. ^Äflo) Saiten 
denken und als griechisches Analogon TtrjytTlg^) anführen. oagißvTir] 
müßte dann wohl aus einem ursprünglichen XDntr entstanden 
sein. Gegen diese Form ließe sich an und für sich nichts 
einwenden vgl. xnnx, xinöi, xnn^s, j^^^* Aber da sie 
nicht überliefert ist, so ist eben deswegen semitischer Ur- 
sprung dieses Wortes wenig wahrscheinlich, um so unwahr- 
scheinlicher, da XD3K^ nur in dem spätem, der Makkabäerzeit an- 
gehörigen Buche Daniel neben dem echt griechischen int^JDS 
= xpahtriqtov und njjboiD = av^icpiavLa vorkommt. Eher wird 
man es kombinieren dürfen mit sambücus (Nebenform sdbucus\ 
dem „Holunderstrauch", dessen Stamm bei zunehmendem Alter 
so dick werden kann „wie ein Kopf samt dem Hute". ®) Ge- 
trocknet ist das Holz sehr schön fest und dauerhaft, fast dem 



^) Geschichte der Phönizier bei Oncken I 42 150. 

*) Low, Aram. Pflanzen 284. ») a. a. 0. IV 39 f. 

*) Vgl. Ges.-Buhl s. v. 

*) Wie „pagina" in anderem Sinne die „befestigte Seite" bedeutet 
(Leo Meyer). 

*) Theophrast. bist, plant. lEE 184, vgl. Lenz, Botanik der Griechen 
und Römer. Gotha 1859. 500. 



27] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 27 

Buxbaum gleichgeschätzt. Daß man aus den Ruten das Mark 
stoßen und daraus leichte Spazierstöcke machen kann, be- 
richtet schon Theophrast. ^) An dies junge Holz muß man 
wohl denken bei sambicca, aus dem im Mittelalter Flöten ge- 
fertigt wurden.^) Erinnert man sich an njD, das bei den 
Phöniziern die Flöte, bei den Hebräern die Harfe gewesen 
zu sein scheint, so ist kein Grund einzusehen, warum nicht 
ebenso das älteste, für Drechslerarbeiten wohl geeignete Holz 
des Holunders als Material filr andere Musikinstrumente ge- 
dient haben soll. 

Zur etymologischen Erklärung des Wortes aafißvTiri resp. 
sambucus sei der Vorschlag erlaubt, es mit dem Stamme sand- 
zusammen zu stellen. Denn gerade hier ist der Wechsel von 
vd und f^ß bezeugt. Als dialektische Nebenform (äolisch) zu 
advdaXov wird odfißaXov überliefert:^) „die starke*) Holz- 
sohle, zum Unterbinden unter die Füße", verfertigt aus Jj^aao 
(pers. JuXacw,*^) dem rötlichen Sandelholz (Lignum santali- 
num), das als Hauptbestandteil einen harzigen Farbstoff, das 
Sandelrot, enthält. In Europa wird das Holz fast nur zum 
Färben und zu feinen Möbel- und Drechslerarbeiten verwandt, 
da es eine schöne Politur annimmt. Das Wort lautet syr. 

5|.J., sanskr. gandana, hat also überall verschiedene Endung, 

aber der Stamm sand- scheint die Bedeutung „rot" zu haben. 
Gdvdv^ bezeichnet Mennige oder Bleirot®) und ferner einen 

^) Vgl. oben. 

*) Isidorus Orig. lib. 2 cap. 20. ; beachte ferner die Identifizierung von 
„Schwegel" (Flöte) mit sambuca, Grimms Wörterbuch s. v. 

') Leo Meyer a. a. 0. IV a vergleicht noch TiefiTie neben nevre, 

*) Die suffixale Endung wie xvcoSaXov „starkes" Tier (Leo Meyer 
fälschlich „schädliches, gefährliches" Tier), wie xv^ßaXov, x^oraXov, xQCfi- 
ßakov die „starken", lauten Lärminstrumente. Leo Meyer führt zwar 
regelmäßig Analogieformen an, aber er sucht nicht das Urwort von der 
markantesten Bedeutung zu finden, nach dessen Bildung sich die übrigen 
gerichtet haben — wie hier wohl nach f^aydlo — (trotz der abweichenden 
Betonung). Auf dies für das Semitische ebenso wichtige Prinzip hat mich 
zuerst Georg Hoffmann aufmerksam gemacht. Vgl. auch unten S. 29 A. 5. 

^) Pott, Zeitschr. f. Kde. d. Morgenl. Vso- 

^) Vgl. auch Joh. Lyd. de magistr. Illei» aavSvxog Sh x^^fß t?« 
/Sordprjg xaraßanTOvres avrove (sc. rovg xircjvas), aa^xoetS'^g Sk 6 x^f>^ 



28 H. Greßmann [28 

nicht näher zu bestimmenden Strauch mit rötlicher Blüte. 
oavöagdar] ist roter Arsenik, und danach würde der sambucus 
dann seinen Namen führen von dem roten Beerensafte des 
Zwergholunders, der schon im Altertum zum Färben der 
Menschen und Götter benutzt wurde. ^) 



B. Blasinstrumente. 

I. Die Flöten. 

Die Flöte wurde aus verschiedenem Material gefertigt: 
^ vXrj tCjv ailwv xükafxog 7] x<x^^og i) kwtbg r] Ttv^og fj Y.eqag 
fj öaxovv eX&(pov ^ ddq)vrig Tfjg %aiJLaLC,rikov xXddog.^) Daher 
heißt also kwTÖg auch das aus diesem Holz geschnitzte In- 
strument, daher tibia die aus „Schienbein" gemachte Pfeife, 
daher ^^^n die aus „hohlem Eohr" bestehende Flöte. 

Anderer Art, wir wissen nicht welcher, war 3>iy, ge- 
wöhnlich erklärt als das Instrument mit den „einschmeicheln- 
den" Tönen. ^) Aber einmal wird wie den Griechen, so auch 
den Hebräern die fiovaa ßaqvßqofiog avlCbv^) allein bekannt 
gewesen sein, zum andern heißt n:iy nicht „lieblich sein" oder 
„lieben", sondern hat den viel stärkeren Sinn „brünstig sein". 
Darum wird man es als das Brunstinstruraent verstehen müssen 
und können, in Erinnerung daran, daß ja gerade die Flöten 
zum Lieblingsspiel der Buhlerinnen gehörten; äußerst be- 
rüchtigt waren die Ambubajen, d. h. syrische Flötenspiele- 
rinnen zu Eom. In der Tat wird ^y\v von den Rabbinen mit 
«DUN identifiziert. Verwiesen sei ferner auf Aristides, *) der 
von der naxofiovala der Phönizier redet, die nur geeignet sei, 

Tfjg ßotdvris, also Hemden von fleischroter Farbe, mit der Wurzel des 
adv8vi gefärbt. 

^) Lenz, Botanik der Griechen und Römer. 449. ^) PoUux IV 9. 

') Vgl. Ges.-Buhl s. v. *) Aristophanes, Wolken 312. 

^) ne^l fwvatxjjg ed. Jahn 1X72: TidXiv Se olg sig rb Tzagä fvaw 
diaoT^dipfi rd rijs fiovatrtrjey eis yavXoxTjra xal xaxofiovaiav, ol fikv to Itt«- 
d^firjTMov &8^t(7isvovT8Sf tds Tfi xpv%ds sloi Uav dveifisvoi xal td atafiaTa 
ov 8iov capat^ovreg, tog oi t« ne^i rrjv ^oivixrjv xal ol zovrcav xard trj^ 
Aißvriv txyovoi xrX. 



29] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 29 

die Sinnlichkeit aufzuregen und die Nervenkraft zu schwächen. 
Vielleicht hat er bei diesem Wort vor allem an die Flöten 
gedacht, von deren ekstatischer Eauschwirkung oben die Rede 
war, denen auch Aristoteles^) die Beiwörter öqytaaTiyidg und 
TtadTjTixög gibt. 

Damit hängt vielleicht die Tatsache zusammen, daß die 
Flöte, die in älterer Zeit auch bei religiösen Gelegenheiten 
wie Wallfahrten und Festreigen Verwendung fand, später 
infolge religiöser Scheu aus dem Kultus entfernt wurde. In 
der Chronik fehlt sie ganz, nach dem Talmud spielt sie 
beim Gottesdienst nur eine beschränkte Rolle. ^) Interessant 
ist nun, daß der D:ny in Ps. löO^ neben anderen liturgischen 
Instrumenten erwähnt wird. Danach scheinen also die Psalmen 
(und sogar der letzte) noch eine andere und ältere Epoche 
der Tempelmusik vorauszusetzen als die Chronik. Leider ist 
es bei unseren dürftigen Nachrichten ganz unmöglich, eine 
Geschichte der Instrumente zu schreiben, hier aber wird das 
Dunkel einmal durch einen flüchtigen Lichtstrahl unterbrochen. 
Das später fixierte Gesetz hat die Flöten ebenso wie z. B. 
den Reigen um den Altar ^) oder den Gang zum Tempelberg 
in der festlichen Weihenacht *) mit Stillschweigen übergangen. 

Eine dritte Flötenart ist die nur im Buche Daniel genann- 
te Nn^piit^ö, gewöhnlich nach dem Vorgange Theodotions mit 
avQiy^^) identifiziert. Sie heißt so nach pit^ „zischen", „pfeifen". 

2. Die Trompeten. 

iDlK^ die „krumme" Trompete®) erklärt man jetzt viel- 
leicht richtig durch jL ^ „Widderhörner", ') da ja Hörner als 

Blasinstrumente weit verbreitet sind. Möglich ist aber 
auch die Ableitung aus der Grundbedeutung von JL. „rein", 
blank (daher idk^ „schön") „fegen", dann „rein, hell klingen" ; 

man vergleiche ^i. „rein machen" mit Vjo „rein klingen". 

1) Pol. 2,8. «) Vgl. Nowack, Archäol. Ig,,. «) Ps. 26«. *) Jes. 30 jg. 
*) avpty^ ist wie fOQiuyl, aaXmy^j d'cjfuy^ nach Analogie von or^ofiy^ 

gebüdet nnd so drückt schon das Snffix das „Gedrehte^ aus. 

«) Vgl. de Wette, Archaeol.* 438. ') Vgl. Ges.-Buhl s. v. 



30 H. Greßmann [30 

Dagegen ist man über die Bedeutung von nn^iun noch 
vollständig im Unklaren. Nur so viel ist allgemein anerkannt, 
daß es wahrscheinlich aus msiiin kontrahiert ist. Wenn im 
folgenden eine Erklärung versucht wird, so bleibt das Be- 
wußtsein, daß es trotz aller Mühe und alles Kombinierens 
eben weiter nichts ist als ein „Versuch". Da es hölzerne 
Trompeten gibt, z. B. Alpenhörner aus ausgebohrten jungen 
Tannenbäumen^), so könnte man eine Benennung nach der 
Holzart erwarten. Aber 'Sy^ic^ ist „grünes" Gemüse, „grüner" 
Seetang^) u. a.; ^^^ sind Baumstämme zum „Einhegen". 
Das Wort aus der Form des Instrumentes zu erklären, ist 
ebenfalls nicht angängig; denn ^/ai- bezeichnet weder das 
Gerade noch das Krumme, was für die Art der Trompete be- 

deutsam wäre, sondern das „Kurze" ; vgl. j-a^aä- der „kurze" 

Finger, t^assl^ der „kürzeste" Weg, j,^^^/^ mit „gekürztem" 
Fuß u. s. w. Da j.Aa^ wohl nicht in Betracht kommt, so 
bleibt nur die Ableitung von jio:^ möglich. ^) Seine Grund- 
bedeutung ist „eng"; vgl. ^^ „Eng"brüstigkeit, jUaa» 

„enger" Sessel, j.^a3:^ „eng" gewebt, ^^ „eng", daher be- 

klommen, stockend in seiner Rede, ./oä. „eng", ängstlich seine 

Schätze hüten, daher geizig sein u. s. w. Somit könnte man 
msisn deuten als das „enge" und darum „gellende" Instru- 

ment;*) man vergleiche den Zusammenhang von jJ^^ »eng" 
mit j^^, Tor innerer „Enge" und Beklommenheit „heulen". 

^) A. Eeißmaim, Illustrierte Geschichte der deutschen Musik. Leipzig 
1881. 11. 54. 2) Vgl. Low, Aram. Pflanzen. 236 f. 

') Bei der Etymologie vom Arabischen auszugehen, ist, wenn man 
das prinzipieUe Recht auch nicht zugeben wiU, praktisch doch in diesem 
FaUe allein möglich. 

*) Vgl. die adlmy^ o^fCDvos, Guhl Und Eoner, Leben der Griechen 
und Bömer.' 240. 



31] Musik und Musikinstramente im Alten Test. 31 

Auf diese Weise wird auch die Form miin'in verständlich, die 
auf einer onomatopoetischen Klangmalerei zu beruhen scheint, 
wie wir Reduplikationen haben in D^yjyjD, D^^i:^!:, Vssz*^, 
f*r^> OtAailAö, fioQfivQO), ftiTtl^w, tintinnabulum u. a. m. 

Daran, daß ^51^ den „Führer" der Herde, den „Widder" 
bezeichnen kann, ^) und daß es in dieser Bedeutung tatsäch- 
lich sich auf einer phönizischen Inschrift findet,^) ist nicht 
zu zweifeln, wenn auch sein Vorkommen im Arabischen eine 
„jüdische Fabel" ^) sein mag. bnvn pp ist also mit Recht 
„das Widderhorn". Den nur Jos. 6 vorhandenen Ausdruck 
ü'h2V nnsiK^ muß man für eine Variante handschriftlicher Art 
halten wie in v. 1 m:iD neben m:iDD oder wie Gen. 2 4 flF. mn^ 
D^n^x. Demnach ist nicht bloß Ex. 19^3, sondern auch hier ein 
bloßes biv in dem Sinne von „Trompete" vorauszusetzen. 
Klostermann hat nun mit vollem Rechte die Bedeutungsent- 
wicklung von „Widder" zu „Widderhorn" auffällig gefunden. 
Wenn er aber von der Form ^5i> ausgehend „Trompetenbläser" 
als ursprüngliche Bedeutung vermutet,*) so kann ihm darin 
nicht folgen, wem eben in Jos. 6 die Existenz eines gleich- 
bedeutenden bnv neben isik^ bezeugt zu sein scheint, ganz 
abgesehen von dem unwahrscheinlichen Qal. Daher wird 
die Punktation im Unrecht und b^v oder ^nv (nach Analogie 
von Dfiy) zu lesen sein, das entweder Kanal oder das mit einem 
Kanal versehene Instrument bedeutet, wie avXög und „schwegel". 
Mit ^51^ hat das Wort zunächst nichts zu tun, sondern der 
Anklang ist ein rein zufälliger, der vielleicht die Massorethen 
zu ihrem Irrtum veranlaßt hat. Als Bestätigung dafür darf 
man den Namen des ersten Musikers i^n^i^ verwerten. ^) 



i) Vgl. h\H von \J Ges.-ßuhl. 

') Lidzbarski, Handb. d. nordsem. Epigraphik. 285. 

'») Klostermann, Pentateuch. 435. *) ebd. 438. *) Vgl. 0. S. 3. 



32 H. Greßmann. [32 



C. Die Schlaginstrumente. 

Die sprachliche Form der Wörter für die Zimbeln, Kastag- 
netten u. s. w. ist überwiegend schallnachahmend. ^) Neben 

arabischem vj^-a:^ steht hebräisches ü^b^b^ von \^ „klingen," 

„schwirren", und d^^^^j^jd von yj = yu „schütteln" wie oelatQov 
von aeio). Die Zimbeln bestanden aus zwei (daher der Dual 
in ü^n^Sö) halbrunden blechernen oder erzenen Scheiben, die 
zusammengeschlagen wurden, während bei den Schüttelinstru- 
menten wohl metallene Ringe eine Art Geklingel verursachten. 
Endlich gab es hölzerne mit Fellen überspannte Reifen, Hand- 
pauken, die mit Fingern gespielt wurden. Das Wort hierfür, 
^in, kommt nicht von Fisn her, da dies vielmehr von jenem 
abgeleitet ist, sondern hängt, obwohl das n kaum ursprünglich 

ist, nach arabischem ^J^^ mit L>io zusammen d. h. „mit 
ausgespannten Flügeln fliegen" und bedeutet daher „die aus- 
gespannte Seite" (vgl. '^50 ; l^j; assyr. thuppu)^). Endlich 

wird einmal ^) der w^^'^h^^ Erwähnung getan. Man bringt sie nach 
der Etymologie (von ^\b^) mit dem Athen. IV 23 als syrische 
Erfindung genannten TQlyojvov zusammen. Da aber ein drei- 
eckiges Schüttelinstrument im Altertum nicht nachweisbar 
ist, *) so wird wohl die Etymologie falsch sein. Es liegt auch 

mindestens eben so nahe, an das arabische (jjuuvXa«3 zu denken, 

d. h. „mit Ringen verziert sein", ^) die ja sehr häufig an die 
Reifen der Handpauken gehängt wurden. 

^) über die griechischen Wörter s. 0. S. 27. A. 4. 

*) Wie samar. hdd^'?!) Gen. 421 und syr. ] \r\^ „Trommel" von gr. 

TtXdx-a {nXdS) nach mündlicher Mitteilung G. Hoffmanns abzuleiten sind. 
') I Sam. 18 6. *) Nowack, Archaeol. I278. 

*) Wellhausen, Lieder der Hudsaü 104,. 



Verlagsbericht 

der 

J. Ricker'schen Verlagsbuchhandlung 

(Alfred Töpelmann) 
No. 1. Giessen Oktober 1903. 

Dieser erste Bericht utnfasst in der Hauptsache unsre Verlagstätigkeit während 
des laufenden Jahres. Daran schliessen sich noch einige wertvoUe Werhe aus den 
letzten Jahren, 

Die künftigen Nummern erscheinen in zwangloser Folge; alle Interessenten erhalten 
sie auf ihren Wunsch kostenlos. 

Jede grössere Buchhandlung kann die hier genannten Werke zuvieist auch zur 
Ansicht vorlegen. 

Das Inhaltsverzeichnis befindet sich auf Seite 24. 

Soeben gelangen sur Ausgabe: 

Adolf Harnack, Reden und Aufsätze 

2 Bde. gr. 8*^ auf starkem holzfreiem Papier (X, 349 und VIII, 379 S.) 

M. 10.— ; in Leinen geb. M. 12. — 

In dieser Sammlung seiner „Reden und Aufsätze" wendet sich Harnack an 
einen weiteren Leserkreis als den seiner Fachgenossen. Die aufgenommenen Stücke 
umspannen einen Zeitraum von über zwanzig Jahren ; obschon der Verfasser dieses oder 
jenes Thema heute etwas anders behandeln würde, hat er den einzielnen Stücken doch ihre 
ursprüngliche Gestalt gelassen, da ihm kein einziges in seinen Grundgedanken fremd 
geworden ist. Die „Reden" des ersten Bandes sind so geordnet, daß sie einen Gang 
durch die Kirchengeschichte darstellen; die des zweiten Bandes beziehen sich vornehmlich 
auf wichtige kirchliche Probleme der Gegenwart. 

Mit gütiger Zustimmung des Herrn Verfassers drucken wir hier einen Aufsatz 
des zweiten Bandes ab und hoffen, den Empfangern unsers Berichts damit eine will- 
kommene Gabe zu bieten. 

Einige Bemerkungen 
zur Geschichte der Entstehung des Neuen Testaments. 

Die Geschichte der Entstehung des Neuen Testaments ist im letzten Jahrhundert 
mit erstaunlichem Fleiß und ausgezeichnetem Erfolg untersucht worden; aber es sind 
einige Fragen übrig geblieben, und zwar sehr wichtige. Sie sind übrig geblieben, weil 
das, woran man sich gewöhnt hat, als das selbstverständliche erscheint, und daher die 
Untersuchung nicht herausfordert. Drei solche Fragen will ich hier aufwerfen, um sie 
dem Nachdenken zu empfehlen, und ich will versuchen, ihrer Lösung näher zu kommen. 



\. Warum haben wir im Neuen Testament vier Evangelien und nicht eines? 
Die Antwort: ,,Es ist ein unerklärlicher Zufall", genügt nicht; denn der Gottes- 
dienst, die Katechese usw. verlangten ein Evangelium. So war es in der ältesten 



Zeit — die Judenchristen hatten ein Evangelium (das HebräerevangeHum), ebenso die 
Marcioniten, die Ägypter etc., — und so ist es auch in der mittleren und neueren Zeit; 
denn man macht fQr den Unterricht und die evangelische Überlieferung aus den vier 
Evangelien noch jetzt künstlich ein einziges. 

Auch die Antwort ist ungenügend, man habe die vier Evangelien zusammen- 
gestellt, um verschiedenen theologischen Standpunkten gerecht zu werden und sie zu 
vermitteln ; denn die drei ersten Evangelien sind in bezug auf ihren theologischen Stand- 
punkt nur wenig verschieden. Aber auch das vierte Evangelium kann jener alten Zeit 
nicht so verschieden erschienen sein, wie uns. Man bemerkte wohl einen Unterschied 
der Stufe — eine kleine Partei hat auch sachliche bedeutende Unterschiede erkannt, 
— aber nicht dogmatische Verschiedenheiten. 

Sind aber die beiden versuchten Antworten ungenügend, so bleibt nur noch eine 
übrig, nämlich daß die vier Evangelien zusammengestellt wurden, um sie in eines zu 
verarbeiten, daß aber dann rasch Verhältnisse eintraten, welche eine solche einheitliche 
Verarbeitung unratsam machten und hemmten. 

Beweise : 

1. Daß ein einheitliches Evangelium zu besitzen, stets das letzte Ziel sein mußte, 
liegt in der Natur der Sache (s. oben). 

2. Unser l. und 3. Evangelium setzen sicher, unser 2. und 4. Evangelium setzen 
höchst wahrscheinlich bereits kürzere Evangehen voraus, aus denen sie zusammen- 
gearbeitet worden sind, Sie sind selbst schon Evangelienharmonien. 

3. Dieser Prozeß, nus mehreren Evangelien eines zu machen, hat sich auch fort- 
gesetzt, als unsere Evangelien bereits nebeneinander standen. Justin hat um das Jahr 
150 wahrscheinlich eine Harmonie aus mehreren Evangelien benützt, unter denen sich 
unsere befanden, und von Tatian wissen wir gewiß, daß er aus unseren 4 Evangelien 
eine Harmonie, ein „Diatessaron", verfertigt hat. Dieses Diatessaron ist bis zum An- 
fang des 5« Jahrhunderts das Evangelium der syrischen Kirche und ihrer Tochter- 
kirchen gewesen. 

4. Den hemmenden Faktor, der es verhinderte, daß sich das Diatessaron oder 
ein ähnliches Buch in den Kirchen durchsetzte, können wir sicher angeben, — es ist 
der Gnostizismus. Er nötigte die Kirchen, ihre Urkunden nicht weiter mehr zu ver- 
ändern, um möglichst authentische Urkunden zu bewahren. Diese Rücksicht wurde 
stärker als das praktische Bedürfnis, ein einheitliches Evangelium zu besitzen, und 
hemmte so den Prozeß, aus den vier Evangelien eines zu machen. Indem diese Absicht 
durchkreuzt wurde, blieb die Kirche in bezug auf das praktische Bedürfnis in einer 
unvollkommenen und schwierigen Situation stecken, — sie mußte fortan das Evangehum 
aus 4 Büchern lesen — , aber die Hemmung gewährte der Folgezeit den großen Vorteil, 
daß sie das Evangelium in einer relativ ursprünglicheren Gestalt erhielt und dauernd 
bewahrte. Unsere Kenntnis von Jesus Christus und seinem Evangelium wäre eine sehr 
viel unsicherere geworden, wenn wir statt der 4 Evangelien ein Diatessaron erhalten 
hatten. Dem Gnostizismus gegenüber wurde der Buchstabe der 4 Evangelien geheiligt 
imd damit bewahrt. 



NB. Warum um das Jahr I20 — 130 (um diese Zeit handelt es sich) gerade 
diese 4 Evangelien, und nicht 3 oder 5 oder andere in Kleinasien zusammengestellt 
worden sind, um sie einheitlich zu bearbeiten, das entzieht sich unsrer Kenntnis ganz. 
Im besten Fall kann man darüber einige Vermutungen aufstellen. Daß aber in Klein- 
asien die Zusammenstellung erfolgt ist, läßt sich sehr wahrscheinlich machen. 



II. Wie konnten apostolische Briefe, namentlich Paulusbriefe, mit gleicher Würde 
und gleichem Ansehen neben die Evangelien gestellt werden ? 

Diese Tatsache, die wir im Neuen Testamente vollzogen sehen, ist vielleicht 
das Paradoxeste, was die Sammlung bietet: Briefe, zum Teil ganz individuellen Inhalts, 
stehen mit gleichem Ansehen neben dem Herrn wort I ! Wie ist die Tatsache zu er- 
klären? Aus der inneren Geschichte der großen Kirche ist sie unerklärbar. Die 
Antwort, der Apostolos sei den Evangelien beigegeben worden, wie die Propheten 
den Büchern Mosis, erklärt den Ursprung der Zusammenstellung nicht; denn diese 
Vergleichung ist erst gemacht worden, nachdem Evangelien und Briefe bereits zusammen- 
gestellt waren. Nur das Eine läßt sich sagen — und das ist nicht unwichtig — : 
Briefe von Aposteln (aber auch von anderen Geistesträgern) sind frühe gesammelt und 
in den Gemeindegottesdiensten verlesen worden, nicht nur einmal, sondern wiederholt 
und regelmäßig. Dadurch kamen sie örtlich und auch der Bedeutung nach in die 
Nähe der Evangelien. Aber daß sie ihnen gleichgestellt und kanonisch wurden, ist 
damit doch nicht erklärt. 

Der Ursprung der Verbindung ist dort zu suchen, wo Paulus ein ähnliches 
Ansehen genoß und genießen mußte, wie Jesus Christus selbst, also bei den Gnostikern 
und vor allem bei den Marcioniten. Ihnen war Paulus der authentische Interpret 
Christi und zugleich der Reformator gegenüber einer „judaistischen" Fassung des 
Christentums, welche Marcion sogar den Uraposteln vorwarf. Bei Marcion finden wir 
auch wirklich zuerst, daß er das Evangelium und Paulus-Briefe verbunden und diesen 
dasselbe Ansehen gegeben hat wie jenem. Für mehrere gnostische Vereine dürfen 
wir vermuten, daß sie dasselbe getan haben. Auch ihnen war Paulus der Interpret 
Christi und der Reformator. 

Aber wie? sollen wir annehmen, daß die große Kirche dem Marcion und den 
Gnostikern, ihren Todfeinden, gefolgt ist, und ihre Ansicht und Ordnung nachgeahmt 
hat? Gewiß nicht! Die Sache machte sich vielmehr ganz von selbst. Die große Kirche 
konnte den Paulus nicht niedriger schätzen als es Marcion und die Gnostiker taten; 
damit hätte sie ihn denselben ausgeliefert. Allmählich, aber sicher mußten die pauli- 
nischen Briefe dieselbe Schätzung in der großen Kirche gewinnen wie in den häretischen. 
Ohne merklich zu werden, konnte sich diese Wandlung vollziehen; denn die Paulus- 
Briefe wurden ja (s. oben) in dem Gottesdienst der großen Kirche gelesen. Natürlich 
suchte diese aber Briefe urapostolischer Männer den Paulus - Briefen hinzuzufügen. 

Ein schönes äußeres Zeugnis des Prozesses, der sich zwischen 160 und 190 
vollzogen haben muß, besitzen wir noch in den Akten der Märtyrer von Scili, die aus 
dem Jahre 181 stammen. Auf die Frage des Prokonsuls: „Quae sunt res in capsa 
vestra," antwortet Speratus: „Libri et epistulae Pauli viri iusti." Die „Bücher" sind 
das Alte Testament und die Evangelien. Die Paulus-Briefe werden bereits neben ihnen 
genannt, aber doch noch von ihnen unterschieden. So hätte man um das Jahr 160 
noch nicht, und um das Jahr 200 nicht mehr gesprochen. 



Verlagsberichi der J. Ricker' sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. i. 



III. Wie ist es gekommen, daß die Kirchen ein einheitliches Neues Testament 
erhalten haben? 

Bei Beantwortung dieser Frage muß man eine Unterscheidung machen. Daß 
die Sammlung von 27 Schriften, wie wir sie jetzt besitzen, zuerst in Ägypten (Alexan- 
drien) zustande gekommen ist, und sich im Laufe des 4. und 5. Jahrhunderts — be- 
sonders durch die Autorität des Athanasius — in den anderen orientalischen Kirchen 
und im Abendland durchgesetzt hat, steht fest. Aber schon vor dieser Zeit, nämlich 
in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts, hatten fast alle Kirchen einen gemeinsamen 
Grundstock des Neuen Testaments, nämlich eine Sammlung von 20 bez. 22 Schriften 
(es fehlten II. und III. Joh., II. Petrus, Jakobus, Hebräerbrief, bez. auch Apokalypse 
und Judas). Wie ist dieser Grundstock entstanden? Er weist eine ganz bestimmte 
Struktur auf, nämlich in der Mitte stehen die Apostelgeschichte und, mit ihr verbunden, 
Schriften der Urapostel; den rechten Flügel bilden die Evangelien und den linken die 
Paulus-Briefe. 

Fragt man, wo dieses Neue Testament entstanden ist, so scheiden die syrische, 
die alexandrinische , die gallische und die nordafrikanische Kirche aus; denn es ist 
nachweisbar, daß sie diese Sammlung später erhalten haben, bez. von anderen Kirchen 
abhängig waren. Es bleiben nur "die kleinasiatische und die römische Kirche übrig. 
Die Sammlung, wie sie nicht ein formloses Aggregat darstellt, sondern einen deutlichen 
Plan zeigt, kann nicht zufällig und an mehreren Orten zugleich entstanden sein, sondern 
muß einen bestimmten Ursprung haben. Dann aber ist es höchst wahrscheinlich, daß 
sie in Rom entstanden ist (vielleicht unter Teilnahme kleinasiatischer Bischöfe). 

In Rom nämlich sind: i. nachweisbar die beiden anderen apostolisch -katho- 
lischen Maßstäbe um dieselbe Zeit entstanden, die apostolisch -katholische Glaubens- 
regel und die Auffassung vom apostolischen Amte der Bischöfe. Mit diesen beiden 
Maßstäben ist die apostolisch -katholische Schriftensammlung aufs nächste verwandt. 

2. In Rom ist zuerst die Sammlung von 22 Schriften sicher nachweisbar. Es 
entspricht aber auch dem Charakter der römischen Kirche, solche formale Ordnungen 
und Gesetze aufzustellen; denn das Charisma dieser Kirche ist stets — und auch im 
Altertum — nicht die Theologie gewesen, sondern die Ordnung und das Gesetz. Im 
Kampf gegen den Gnostizismus hat Rom die Grenzen und Ordnungen des Christlichen 
festgestellt, und von Rom aus sind diese Maßstäbe in den Jahren 190 — 250 auch zu 
den anderen Kirchen gekommen und von ihnen adoptiert worden. 



Dies sind die drei Fragen, welche ich vorlegen und dem Nachdenken übergeben 
wollte. Die Lösungen, welche ich versucht habe, halte ich nicht für wissenschaft- 
lich bewiesen, aber für sehr wahrscheinlich. Nicht erwähnt habe ich die wichtigste 
Frage, wie es überhaupt zu einem Neuen Testamente gekommen ist? Bedenkt man, 
daß weder Christus noch die Apostel etwas Ähnliches angeordnet haben ( — wie 
anders steht es im Islam I man denke an den Koran! — ), und daß die Kirche ja be- 
reits eine umfangreiche „littera scripta* in dem Alten Testamente besaß, so erscheint 
die Schöpfung des Neuen Testaments als ein großes Problem, zugleich aber auch als 
eine große Tat der Freiheit und der Selbständigkeit der Kirche. Ohne Beziehung 
freilich auf den Gegensatz, die häretischen Bewegungen, wird man die Entstehung des 
Neuen Testaments nicht erklären können. 



OäUCr^ Walter, Lic.theoL, Privatdozent an der Universität Marburg, 

Der Apostolos der Syrer in der Zeit von der Mitte des 
vierten Jahrhunderts bis zur Spaltung der syrischen Kirche. 

Gr.8^ (IVu. 8oS.) M. 1.80 

Nicht nur das Bewußtsein, eine in der Tat vorhandene Lücke mit einer aus- 
föhrlichen, alles umfassenden Untersuchung des Problems auszufallen, zu dessen Lösung 
zwar schon hin und wieder Beiträge geboten worden sind, hat den Verfasser bestimmt, 
gerade diese Epoche der syrischen Kanonsgeschichte einer genauem Betrachtung zu 
unterziehen, vielmehr sind verschiedene Umstände geeignet, das Interesse in besonderm 
Maße zu wecken. 

Einmal ist die bezeichnete Periode die Blütezeit syrisch - theologischer Gelehr- 
samkeit gewesen, deren dominierender Einfluß weit über die Grenzen des Vaterlandes 
hinaus verspürt wurde. Auf das geistige Leben hat Sjrrien niemals vorher oder nachher 
so gewirkt, wie in dem Jahrhundert von etwa 350 — 450. 

Sodann stehen wir vor dem Faktum, daß zu Anfang der Epoche die Bildung 
des Kanons im griechischen Westen und im Süden bei den Nachbarn der Syrer so 
gut wie abgeschlossen ist. Allenfalls werden dort noch Zweifel über die Berechtigung 
der Johannesapokalypse laut, die übrigen 26 Bücher haben Heimatrecht im Kanon er- 
worben. Ganz anders steht es mit den Kirchen Syriens. Hier ist noch vieles im 
Fluß. Nur der Kern des Neuen Testaments hat sich allgemeine Geltung erworben. 
Um das Jahr 450 sind die syrischen Christen lange nicht so weit wie ihre westUchen 
Glaubensbrüder etwa ICX) Jahre früher. 

Die Anlage der Schrift erhellt aus dem hierunter im Umriß mitgeteilten Inhalts- 
verzeichnis: 

Einleitung: Die Aufgabe. — Die Quellen. — Abhandlimg: a) Apostelgeschichten, 
b) Paulusbriefe, c) Katholische Briefe, d) Apokalypsen. — Zusammenfassung der 
Resultate und abschließende Betrachtung. — Anhang: A. Harnacks Hypothese über 
Diodor von Tarsus. 

BUgge, Chr. A., Dr. theol. in Christiania, Die HaUpt - Parabeln 

Jesu. Mit einer Einleitung über die Methode der Parabel -Aus- 
legung, n. Hälfte. Gr. 8«. (VIII u. S. 241-502.) M. 5-60 
Dasselbe. Vollständig. Gr. 8^ (VIII u. 502 S.) M. 1 1.- 

Inhalt: Vorwort. — Methode, i. Das Problem. 2. Versuch einer Lösung. — 
I. Teil. Die Parabeln von den Geheimnissen des Reiches Gottes, i. Abschnitt. Aus- 
legung der Parabeln von den Geheimnissen des Himmelreichs. 2. Abschnitt. Die 
Geheimnisparabeln und die Reichgottes-Idee. — II. Teil. Die späteren Reichsparabeln 
bei Matthäus. — III. Teil. Die Individual-Parabeln bei Lucas. — Stellenregister. — Namen- 
register. — Sachregister. — Literatur zur Parabel -Auslegung. 

Mit dieser U. Hälfte ist das Buggesche Parabelwerk, dessen I. Hälfte wir dem 
gelehrten Publikum im Mai d. J. vorlegen konnten, abgeschlossen. 

Verlagsbtricht der J. Ricker^ sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. /. 



Auch dieses Buch scheint uns, um H. Holtzmanns a. a. O. und bei anderer Ge- 
legenheit (Theolog. Literaturzeitung 1903, 13, Sp. 369) gebrauchte Worte hier einmal 
anzuwenden, „der jetzt eben mächtig emporstrebenden religionsgeschichtlichen Er- 
forschung der neutestamentlichen Ideenwelt abermals kräftigen Vorschub zu leisten**. 
Denn „gerade im selbständigen und fruchtbaren Verwerten des jüdischen Volksbodens 
zur Deutung und Auslegung der Lehre Jesu liegt die Bedeutung dieses Buches, und 
zwar sieht man hier einmal die Wirkung, auch für die gelehrteste Forschung, mit 
überraschender Deutlichkeit. Mit viel Geist und großer Gelehrsamkeit hatte seinerzeit 
JOlicher die Gleichnisse Jesu von griechischen Voraussetzungen aus nach einer 
aristotelischen Formel als erweiterte ,Metaphem' imter radikaler Verwerfung alles 
, Allegorischen' einseitig gedeutet, mit viel alten Annahmen heilsam aufräumend, aber 
dem tiefer Grabenden viel Bedenken verursachend. Nun zeigt Bugge, im ganzen wohl 
unwiderleglich, dafi der geschichtliche Jesus eben — kein Aristoteliker war, sondern 
vom jüdischen Volksboden aus in der jüdischen Spruchweisheit (Mascha!) lediglich Ver- 
anlassung zur Verbindung von Metapher und Allegorie fand, und daß auch dies, und 
nur dies, zu seiner geschichtlich gegebenen Lehrgestalt trefiflich stinunt. So wird nun 
auch die gelehrte Theologie hier viel Anregung zu immer weiterem Fragen, Lernen 
und Lehren finden.* [Wiss. Beil. d. Leipz. Ztg. 1903, 63, S. 2$$ f.] 



The Ezpository Times vol. XIV, No. 12, S. 549 f. (September 1903): 

"The first volume of a new and most important work on the Parables of our 
Lord has just been published. The author ist Dr. Chr. A. Bugge, who, since the 
lamented death of Professor Petersen, is generally recognized as the ablest of Norwegian 
theologians. . . . The present work, however (Die Haupt-Parabeln Jesu), will once for 
all establish his reputation, and will have to be taken account of by all subsequent 
workers in this department. In his Preface Dr. Bugge easily disposes of the objection 
that we have already a superfluity of books on the Parables, and in particular that 
the great work of Jülicher leaves no room and no need for further labours of the 
kind. We are sure that many of our readers will feel, with Dr. Bugge, that, greatly 
as they admire Jülicher, there are very serious objections to be taken to his essentially 
one-sided conception of the Parable, as well as to the grounds on which he accepts 
or rejects the genuinesses of whole sections of the Gospels. In fact, the great value 
of Bugge's Introduction consists in the way in which he rescues its real meaning for 
the term Tarable*. Jülicher has built up his conception of the Parable under the 
influence of Greek rather than Jewish rhetoricians, whereas it is becoming increasingly 
clear that it is only an intimate acquaintance with contemporary Jewish currents of 
ideas and methods of teaching that will enable us to understand Jesus as a teacher. 
We commend to the careful attention of our readers all that Dr. Bugge has to say 
on Metaphor, Allegory, Paradox, etc., for we are persuaded that he is entirely on the 
right lines. When he comes to the treatment of the individual Parables, he wastes 
no words and does not load his pages with quotations and refiitations of other com- 
mentators, At the same time, nothing of importance from this point of view is left 
out, and at the close of each Parable some typical illustrations are given of its treatment 
by the great exegetes of the Church in days gone by/* 



LirCWSj Paul, D., ord. Professor der praktischen Theologie an 

der Universität Gießen, Die Predigt im 19. Jahrhundert 

Kritische Bemerkungen und praktische Winke. [Vorträge der 
theologischen Konferenz zu Gießen, 19. Folge.] Gr. 8®. (2 Bll. 
u. 59 S.) M. I.- 

Der Verfasser beschränkt sich in seinem kurzen Referat darauf, uns die £nt- 
Wicklung der Predigt im Laufe des 19. Jahrhunderts unter einem einzigen Gesichts- 
punkt darzustellen, der, weil sich jene mehr oder weniger bestimmt darin spiegelt, 
besonders interessant ist. Dieser Gesichtspunkt ist der Gegenstand der Predigt. Es 
ist auch nicht zwecklos, ihn zu verfolgen, weil sich aus seiner Geschichte allerlei Be- 
herzigenswertes fQr die Predigt der Zukunft lernen läßt. Hören wir den Verfasser am 
Schlüsse seines Referates selbst, welcher Art es sei: 

„Wir wissen, daß das Evangelium, an sich so einfach und so schUcht, ins Leben 
umgesetzt, in tausend Strahlen sich bricht, daß es jedem Menschen, jedem Geschlecht 
etwas Besonderes zu sagen hat, immer neu erfaßt und errungen sein will. Die Predigt, 
als persönliche Bezeugung des Evangeliums, soll Helfersdienste tun — sie wird es 
nur können, wenn sie neben dem Allgemeinen, Zentralen auch das Einzelne und 
Spezielle zu seinem Rechte kommen läßt. Wir haben lebendiger erkannt, daß jede 
Gemeinde ihre Individualität hat und daß jeder gerade in ihrer Weise das Evangelium 
muß verkündigt werden. ... Es liegt viel Wahres in dem Löflflerschen Worte, daß 
jede Predigt eine Gelegenheitsrede sein soll; das gilt es anzuerkennen, auch wenn das 
Wort aus der Feder eines Rationalisten kommt. 

Es wäre töricht zu fordern : Nun predigt nur nach speziellen Themen ! Das kann, 
wie alles, geistlos, öde, weil nachgeahmt, und mechanisch geschehen, und dann wirds 
ohne Segen sein. Nie werden, nie dürfen zentrale Gegenstände ganz verschwinden. 
Sie haben ihr bleibendes Recht. Aber das läßt sich mit Schleiermacher als Ziel auf- 
stellen, daß jede wirkungsvolle Predigt aus einer Synthese von Prediger, Text und 
Gemeinde entstehen soll. Die Persönlichkeit wird dabei immer das Bestimmende sein. 
Ihre Macht liegt im völligen Ernst, der nicht in steifer Feierlichkeit, sondern in reiner 
SachUchkeit besteht, der man es abftthlt, daß die Wahrheit die beherrschende Macht 
über sie geworden ist." 

ClDflCu^ Rud., D., Konsistorialrat und Dekan in Dotzheim, UoSCr 
Volk und die Bibel. Ein Nachwort zum Bibel- und Babelstreit. 
[Vorträge der theologischen Konferenz zu Gießen, 20. Folge.] 
Gr. 8^ (39 S.) M. -.60 

Leitsätze: i) Der Bibel- imd Babelstreit erinnert unsere Kirche wieder an 
ihre Pflicht, miserm Volke die Bibel zu vollerer Aneignung zu bringen. 2) Die 
Schwierigkeiten der Erfüllung dieser Pflicht liegen in dem notwendigerweise kritischen 
Betriebe der theologischen Wissensehaft , in den praktisch kirchlichen Rücksichten, die 
das geistliche Amt bewegen, und in dem Nachwirken früherer Entwicklungen im Leben 
unsrer Gemeinden. 3) Die durch diese Pflicht gestellte Aufgabe besteht darin, daß 
unsre Gemeinden in der Bibel Gottes Wort besser unterscheiden, erkennen und lieben 
lernen. 4) Die Wege zur Erfüllung dieser Aufgabe sind in der Theologie das Fest- 

Vtrlagsbericht der J. Rick er* sehen Verlagsbuckhandlung in dessen No. i. 'V 



halten an der Bibel als der wichtigsten Urkunde der Offenbarung und an Jesu als dem 
Christ; in d&r Predigt die Darbietung der Einheit «»^/ Mannigfaltigkeit des Evangeliums; 
im Unterricht das Hervorkehren des Religiösen und Bleibenden vor dem Geschicht- 
lichen imd Zufalligen; in der kirchlichen Gemeinschaft das Festhalten an der Einigkeit 
im Geist durch das Band des Friedens. 

Herzog, Johannes, Pfarrer in Gerungen, Der Begriff der Be- 
kehrung im Lichte der heiligen Schrift, der Kirchengeschichte und 
der Forderungen des heutigen Lebens. Gr.8^ (VIII u. 120 S.) M. 2.— 

Inhaltsübersicht: Leitsätze. — Einleitung. — I. Der biblische Stoff, i) Die 
aus dem AT. zu entnehmenden Grundlinien. 2) Das Neue Testament. >- H. Die 
kirchengeschichtlichen Beispiele. i) Augustin. 2) Franz von Assisi. 3) Luther. 
4) Francke. 5) Moser. 6) Wesley. 7) Finney. — III. Das Problem der Bekehrung 
im Lichte der Forderungen der Gegenwart. Querschnitt durch die heutige Situation, 
i) Die Notwendigkeit der Bekehrung. 2) Der Umfang des Begriffs. 3) Der Vollzug 
der Bekehrung. 4) Die Möglichkeit und Durchführbarkeit der Bekehrung. — Schluß. 

Aus dem Vorworte: 

»Das Absehen des Verfassers ist hauptsächlich darauf gerichtet, Klarheit in die 
Frage zu bringen, ob dieses Datum des innern Lebens vorbehaltlich seiner mannig- 
fachen individuellen Modifikationen und psychologischen Vermittlungen eine solche 
innere Tatsache darstelle, welche nicht in diesen Vermittlungen und Entwicklungen 
restlos aufgeht, sondern den Einschlag der göttlichen Kraftwirkung bekundet. Daß 
nun die Zeugnisse der Schrift, die Bildergalerie der kirchengeschichtlichen Zeugen, 
die Forderungen der Gegenwart übereinstimmend auf die Wichtigkeit und Unentbehr- 
lichkeit dieses supranaturalen Koeffizienten hinweisen, daß mit andern Worten die 
Bekehrung ein göttlich -menschliches Geschehen sei, ist, kurz gesagt, das Ergebnis 
dieser Untersuchung. Es kommt überein mit der merkwürdigen Gleichung, die der 
Apostel Paulus vollzogen hat (Eph. i, 19. 20) zwischen der Gottestat in Christus und 
der Gotteswirkung in den Gläubigen, und mit dem Paradoxon des tiefsinnigen Hamann: 
,Alle Wunder der heiligen Schrift geschehen in unserer Seele'." 

Der Inhalt dieses Aufsatzes kam nur teilweise zum Vortrag bei der am 5« Juni 
stattgefundenen Zusammenkunft der „Freunde der christlichen Welt aus Süddeutschland 
imd der Schweiz" in Heppenheim a. B. Er fand dort in seinem Grundgedanken so 
lebhafte Zustimmung und wurde von Rade als eine so reife, vollkommene Frucht um- 
fassenden Studiums und tiefen Nachdenkens bezeichnet, daß wir hoffen dürfen, mit 
seiner Drucklegung nicht nur den Hörern einen Dienst zu erweisen, sondern jedem — 
stehe er auf dem sogenannten altgläubigen oder modernem Standpunkte — , dem es 
darum zu tun ist, für die Forderungen der Gegenwart, so vielgestaltig und verwickelt 
sie sein mögen, eine solide Grundlage und richtige Norm zu gewinnen, auf der und 
nach der die Verkündigung des Evangeliums zu operieren hat. 

JflStrOWj Morris, jr., Dr. phil., Professor der semitischen Sprachen 

an der Universität zu Philadelphia, Die Religion BabylOflienS 

und Assyriens. Vom Verfasser vollständig durchgesehene und 

durch Um- und Überarbeitung auf den neuesten Stand der Forschung 

gebrachte deutsche Übersetzung. Vierte und fünfte Lieferung. 

Gr. 8^ (S. 225—304 u. 305— 3Ö4) je M. 1.50 

Abgeschlossen in etwa 10 Lieferungen zum Preise von je M. 1.50, die ins- 
gesamt fiber 50 Druckbogen umfassen werden. 

8 



Der Subskriptionspreis erlischt mit der Aasgabe der letzten Lieferung; als- 
dann tritt eine bedeutende Erhöhung des Preises ffirs vollstflndige Werk ein. 

Unsere Abonnenten wurden beim Erscheinen der 3. Lieferung von dem zwischen 
dem Verfasser und der Verlagsbuchhandlung erwogenen Plan unterrichtet, das Ver- 
ständnis des Textes zu unterstützen durch die Herausgabe von getreuen Abbildungen 
der wichtigsten I>enkmäler der babylonisch^asagrischen KuUur^ die 

durch die in jüngster Zeit mit so großem Eifer betriebenen Grabungsarbeiten wieder 
zu Tage gefördert worden sind. 

Die Auswahl der Abbildungen sollte ganz in den Händen des Verfassers liegen, 
um den Subskribenten dadurch den Erwerb einer der wissenscliaftlichen Durcharbeitung 
des Textes würdig sich anreihenden Sammlung von Illustrationen zu sichern. 

Schon heute nach Ablauf eines Vierteljahrs können wir zu unserer Freude mit- 
teilen, daß die Herstellung der nach dem Abschlüsse des Werks auszugebenden Ab- 
bildungen durch die auf unsre Umfrage bei den Abonnenten zahlreich eingegangenen 
Subskriptionen gesichert ist. Jene werden den Bestellern also, wie angekündigt, zu mäßigem 
Preise geliefert imd können zu demselben auch von allen übrigen bezogen werden, die 
sich bis zum Erscheinen der letzten Textlieferung als Abnehmer gemeldet haben. Später 
werden sie nicht mehr für sich allein, sondern nur noch mit dem Textbande zusammen 
käuflich sein. Deshalb seien alle, die sich bisher noch ablehnend verhalten haben, in 
ihrem eigenen Interesse gebeten, sich vor dem genannten Zeitpunkt schlüssig zu machen, 
um der dargebotenen Vergünstigung noch teilhaftig werden zu können. Der 4. Lieferung 
haben wir nochmals eine Bestellkarte zur geil. Benutzung beigegeben. 

Religionsgeschichtliche Versuche und Vor- 

flrbeiten, herausgegeben von Albrechf Dieterich in 

Heidelberg und Richard WuOSCh in Gießen. Gr. 8^ I. Band 
(ca. 15 Bogen) ca. M. 5.60; II. Band i. Heft (i El. u. 32 S ) M. — .75, 
2. Heft (IV u. 73 S.) M. 1.80. 

Vorbemerkung der Herausgeber: 

Wir übergeben eine Reihe religionsgeschichtlicher Versuche und Vorarbeiten 
gesammelt der Öffentlichkeit, weil wir hoffen, so die Publikation kleinerer wissenschaft- 
licher Untersuchungen berechtigter und wirksamer zu machen, die vereinzelt leicht un- 
beachtet bleiben würden. Eine abgeschlossene Gruppe von Arbeiten liegt uns vor, die 
im Laufe der Jahre 1903 u. 1904 in drei Bänden erscheinen sollen. 

Alle sind, bis auf eine kleinere Abhandlung aus einem uns ferner liegenden 
Gebiete, um deren Aufnahme in unsere Sammlung wir ersucht wurden, in Giemen ent- 
standene Untersuchungen, die im Frühjahr 1903, als Professor Dieterich Giemen ver- 
ließ, teils abgeschlossen vorlagen, teils dem Abschlüsse nahe waren. Damals mußten 
wir den Plan, Gießener philologische Arbeiten überhaupt gemeinsam zu publizieren, 
anheben imd entschlossen uns, nur diese religionsgeschichtlichen Versuche zu- 
sammenzufassen, die vor andern der J. Ricker'schen Verlagsbuchhandlung erwünscht 
waren. Ob wir fortfahren werden, weitere Versuche und Vorarbeiten anzuschließen, 
wird davon abhängen, ob uns künftig religionsgeschichtliche Abhandlungen, deren Druck 
wünschenswert erscheint, zur Verfügung stehen. 

Vtrlagsbericht der J. Ricker^ sehen Verlagsbuchhandlutig in dessen No. i. 9 



Es braucht kaum ausdrücklich gesagt zu werden, dafi die Herausgeber nur fOr 
die DruckwOrdigkeit der Arbeiten im ganzen, daß die Verfasser für alles einzelne die 
Verantwortung tragen. 

Noch im Herbst erscheinen: 

I. Band: Hepdlllg, Hugo, Dr. phil, Assistent a.d. Großh. 
Universitäts-Bibliothek in Gießen, Aftis, Seine Mythen Und 
sein Kult. Gr. 8^ (ca. 15 Bogen) Etwa M. 5.60 

A. Dieterich hat am Ende seines Vortrags über den Ursprung des Sarapis 
(Verhandlungen der 44. Philol. -Vers, zu Dresden 1 897) darauf hingewiesen, dafi 
die nächste wichtige Vorarbeit für die dringend nötige Geschichte des Synkretis- 
mus der antiken Religionen die gründliche Sammlung der Urkunden der einzelnen 
Kulte, die für den Synkretismus in Betracht kommen, sein müsse. Vorbildlich 
ist dabei das großartige Quellenwerk über den Mithraskult von Franz Cumont. 
Die vorliegende Schrift bietet eine Sammlung der literarischen und inschrifUichen 
Quellen des Attiskults. Daran schließen sich einige Kapitel über Mythus und 
Verehrung dieses Gottes und über die Geschichte der phrygischen Religion 
überhaupt, die neben dem Mithrasdienst am längsten und kräftigsten dem Vor- 
dringen und Siege des Christentums Widerstand geleistet hat. 

II. Band I. Heft: QreSStnann, Hugo,Lic. theoL, Dr. phil., 

Privatdozent der Theologie an der Universität Kiel, Musik 

und Musikinstrumente im Alten Testament. Eine reli- 
gionsgeschichtliche Studie. Gr. 8^. (i Bl. u. 32 S.) M. — .75 

Aus den einleitenden Worten des Verfassers: 
Über die Musik der Hebräer erfahren wir aus dem A.T. leider nur sehr wenig. 
Wir müssen daher zufrieden sein, wenn wir die paar zußdlig uns überlieferten 
Notizen zu einem mosaikartigen Bilde zusammenfQgen können. Denn mit leb- 
haften Farben zu malen, müssen wir uns gemäß der Natur unserer Quellen ver- 
sagen. Mitunter wird es von Nutzen sein, auf verwandte Erscheinungen anderer 
Völker, vornehmlich der Griechen, das Augenmerk zu richten. Gar manches, 
was uns bei den Israeliten fremd und unverständlich anmutet, weil die Literatur 
zu klein ist und die Nachrichten zu dürftig sind, wird von dorther sein Licht 
empfangen. Wir dürfen dies unbedenklich tun, ohne fürchten zu müssen, dafi 
wir die Originalität des jüdischen Volkes beeinträchtigen. Denn von einer 
solchen wissen wir auf diesem Gebiete schlechterdings nichts, wie ja überhaupt 
die Kunst auf palästinischem Boden keine eigenartige Entwicklimg gefunden hat. 
Israel ist nie ein magister artium geworden, seine welthistorische Größe ruht 
einzig und allein auf seiner Religion und Moral. Auf diesem einen Gebiet hat 
es Großes und Selbständiges geleistet. Aber seine Musikinstrumente sind wie 
seine ganze Kultur zweifellos eine Entlehnung. 

IL Band 2. Heft: Ruhl, Ludwig, Dr. phil. in Gießen, De 

mortuorum iudicio. Gr. 8^. (iv u. 73 s.) M. 1.80 

Die antiken Zeugnisse über die Vorstellung von einem Gericht, das in der 
Unterwelt über die Seelen der Verstorbenen gehalten wird, sind aus der Literatur 
und den Denkmälern in dieser Arbeit gesammelt, und es wird der Versuch gemacht, 
den historischen Zusammenhang zwischen den einzelnen Dokumenten klarzulegen. 
Kap. I behandelt den griechischen, Kap. II den römischen Anschauungskreis; 
ein angefttgter Exkurs zeigt, welche Rolle die Vorstellung von einem Buche 
des Gerichts im Altertum gespielt hat. 



Bflder, Karl, Dr.phü., Großh. Hofbibliothek-Sekretär in Darmstadt, 
Turm- und GlOCkenbfichleia. Eine Wanderung durch deutsche 
Glocken- und Wächterstuben. Gr. 8^ Etwa 15 Bogen mit 20 Ab- 
bildungen. Titelblatt und Einband sowie der sonstige Buchschmuck 
von Bernhard Wenig. Etwa M. 3.60; schön geb. etwa M. 4.50 

Was wir datin finden, sagt uns der Titelzusatz in den Worten : eine Wanderung 
durch deutsclie Glocken- und Wächterstuben. In der Tat führt der Verfasser den 
Leser an, um und in die gewaltigen Turmbauten, und er rechnet gewifi nicht mit Un- 
recht auf zahheiche Beteiligung bei dieser geistigen Turmbesteigung, bei der den Inter- 
essen des wissenschafUichen Forschers ebenso Rechnung getragen wird, wie denen 
derjenigen Leser, die sich aus Neugier, aber mit offenem Sinn und Gemüt anschließen. 
Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, in populärer Form alles ftlr die weiten 
Schichten der Gebildeten Wissenswerte von Kirchen- und Domtürmen und ihren ehernen 
Bewohnern, den Glocken, zu bringen, und was er bietet, ist in der Art der 
Zusammenstellung sicherlich neu. Besonders beachtet wurden auch die Sagen, die 
die gewaltigen Bauwerke und die Glocken umweben, was als Beitrag zur Volkskunde 
gerade in unsern Tagen willkommen sein wird. Neu sind auch die Abbildungen von 
Glocken, die in der vortrefflichen Otteschen Glockenkunde nur genannt und besprochen, 
aber nicht anschaulich dargestellt sind. 

Bader erläutert uns den Turm als Ganzes und erklärt seine Teile; er führt uns 
in sein Inneres, zeigt ims die Glocken und stellt uns den Wächtern vor. £r flUu-t 
uns schließlich in schwindelnde] Höhe zur höchsten Turmspitze und erzählt da manch 
artig Stücklein. Möchte er, da er vieles bringt, manchem etwas Wertvolles bringen, 
dem Architekten, dem Kulturhistoriker, dem Glockengießer, dem Geistlichen einerlei 
welcher Konfession, jedem endUch, der sich einen Sinn für die gewaltigen Denkmäler 
der Vergangenheit am und im Kirchturm in Erz und Stein bewahrt hat. 

Mutter und Kind, wie man heUde Gegenstände mit Kindern 
behandeln kann. Nellie schriebs holländisch; J. Grimm hat 
es verdeutscht. 8^ (42 S.) Hübsch gebunden M. —.75 

Professor Dr. Qeorg Sficker» dem Verfasser des schon in 2. vermehrter Auf- 
lage (1903) bei uns erschienenen Buches: Gesundheit und Erziehung (s. S. 15), 
hat das Manuskript des Schriftchens vorgelegen; er schrieb uns darüber: 

„Mich dOnkt, daß das Büchlein wohl wert ist, verbreitet zu "werden. Es wird 
jeden, der fQr den Gegenstand ein Herz hat, ergreifen und zu innigem Nachdenken 
und ernster Nutzanwendimg anregen. Viele werden wohl beim Lesen hier und da 
stutzen und sich fragen: Muß man in der Befriedigung der kindhchen Neugier so weit 
gehen, wie es der Verfasser tut? Und sicher werden die Eltern, denen das moralische 
Übergewicht über ihre Kinder abgeht, lieber dem Zufall die Aufklärung der Kinder 
überlassen. Aber die Eltern, die ihre Pflicht als natürUche Beschützer und Berater 
ihrer Kinder ernst nehmen, werden einsehen, daß gegenüber der unbarmherzigen Neu- 
gier der kleinen Frager kein Mittel ehrlicher und unschädlicher ist als das, welches 
der Verfiasser darlegt" 

Vtrlagshericht der J. Ricker^ sehen Verlagsbuehkandlung in Güssen N0. r. H 



Voranzeige, Im Frühjahr i^o^f. erscheint: 

Paulus 

Sein Leben und Wirken 

geschildert von 

Prof. Lic. Dr. Carl CleiTien in Bonn a/Rh. 
2 Teile. Etwa 40 Bogen gr. 8^ 

Mit einer Karte der Missionsreisen des Apostels. 



Ein dem heutigen Stande der wissenschaftlichen Forschung entsprechendes Leben 
des Apostels wird allerseits als dringendes Bedürfnis empfunden; haben wir doch in 
Deutschland seit Hausrath kein wissenschaftliches Leben des Paulus mehr bekommen. 
Die Verlagsbuchhandlung hofft deshalb mit dem unter der Presse befindlichen Werke 
der berechtigten Forderung nach einer neuen Darstellung des Lebens und Wirkens 
jener gewaltigen Persönlichkeit Genüge zu leisten. 

Das Buch zerfällt in einen untersuchenden und einen darstellenden Teil, zwischen 
denen eine völlige Trennung konsequent durchgeführt ist. Im ersten Teile behandelt 
Giemen alle Fragen, die erörtert sein müssen, bevor eine zusammenhängende Dar- 
stellung gegeben werden kann. Im zweiten Teile gibt der Verfasser sodann die in sich 
geschlossene Darstellung. Sie ist unbeschadet ihres wissenschaftlichen Gehaltes so 
geschrieben, daß sie auch die weitern Kreise der gebildeten Laien anzuziehen vermag. 

Im Frühjahr und Sommer ig 03 sind erschienen: 

BaUtnann, Eberhard, Lic. theo!., Pastor in Plön, Der AufbaU 
der AmOSreden. Gr. 8^. (X u. 69 S.) [Beihefte z. Zeitschr. f. d. 
alttest Wiss. VII.] M. 2.40 

Ein wertvoller Beitrag zu den jetzt eifrig gepflegten „Studien zur hebräischen 
Metrik'-^ stark beeinflußt durch die „Untersuchungen zum Buch Amos" von M. Löhr 
(Gießen 1901, M. 2.50) und das epochemachende Werk von Sievers (Leipzig 1901). 

IjUQQC, Karl, D., ord. Prof. d. Theologie an der Universität Marburg, 

Das Alte Testament und die Ausgrabungen. Ein Beitrag 

zum Streit um Babel und Bibel. 2. Auflage mit vielen Anmerkungen 
und einem Vorworte statt des Nachworts. Gr. 8^ (52 S.) M. —.90 

„Es ist selbstverständlich, daß Budde [in der 2. Aufl.], 'was die Zwischenzeit 
an Wertvollem beigesteuert, oder was man gegen seine AusfQhrimgen eingewendet 
hat, in zahlreichen Anmerkungen sorgfältig berücksichtigt hat*. — Doch wichtiger als 

12 



diese vielen Anmerkungen erscheint uns das Vorwort, das aus dem Eindruck heraus 
geschrieben ist, 'daß die überwältigende Mehrheit auch der Gebildeten in unserm 
evangelischen Volke die Verbalinspiration für die verpflichtende Lehre ihrer Kirche 
halten und ihr gegenüber ein böses Gewissen haben, wenn sie an diesem Satze irre 
geworden sind'. Das letztere kommt aber daher, daß die Verbalinspiration mit dem 
religiösen Begriflf der göttlichen Offenbarung vereinerleit wird. Dem gegenüber zeigt 
Budde, daß die symbolischen Bücher der lutherischen Kirche von der Verbalinspiration 
nichts wissen und daß der Glaube der Babylonier an die Offenbarung ihrer Götter 
gerade die Unentbehrlichkeit des Offenbarungsglaubens für jede Religion beweist. Ihn 
ablehnen, heißt Gott leugnen. ..." [Kirchenbl. f. d. reform. Schweiz 1 8. Jahrg. No. 29.] 

DibcHUS, Otto, Dr. phil, in Großlichterfelde, DaS Vaterunser. 

Umrisse zu einer Geschichte des Gebets in der alten und mittleren 
Kirche. Gr. 8^. (XII u. 180 S.) M. 4.80 

Unter dem Haupttitel sind hier drei Studien zusammengefaßt. Die erste ist den 
„Vorstellungen vom Gehet in der alten griechischen Kirche** gewidmet; die zweite bietet 
y^Die Auffassung des V, U, bei griechischen Schriftstellern** und endlich die dritte, die 
den praktischen Geistlichen am meisten interessieren wird, stellt „</öj Verhältnis von 
Luthers Vaterunsererklärung im kleinen Katechismus zu den althochdeutschen Auslegungen 
des g. — //. Jahrhunderts** dar. Recht wertvoll ist der Anhang, der ungedruckte Vater- 
unsererklärungen aus dem ausgehenden Mittelalter bietet. 

===== Ausführlicher Prospekt steht zu Diensten. == 

LllCttriCn^ Gustav, Lic. Dr., Pastor an der Heilandskirche in 
Berlin, Die oestoriaoische Taufliturgie ins Deutsche übersetzt 
und unter Verwertung der] neusten handschriftlichen Funde histo- 
risch-kritisch erforscht. Gr. 8^. (XXXI u. 103 S.) M. 4.- 

Die nestorianische Taufliturgie ist das fllteste Kindertaafiitoal der Christen- 
heit» fcut ein Jahrtausend älter als die ältesten Parallelerscheinungen des Abendlandes. 
In den Expository Times vol. XIV No. 12 (Sept. 1903) besprochen. 

UlCttriCll) Gustav, Lic. Dr., Pastor an der Heilandskirche in 

Berlin, Die oeusteo Angrifle auf die religiösen und sittlichen 
Vorstellungen des Alten Testamentes. Ein Vortrag aus dem 

Kampfe um Babel und Bibel. Gr. 8^. (24 S.) M. —.50 

Sächsisches Kirchen- and Schulblatt 1903 No. 37 (Beilage): 

„Ein sehr guter Vortrag, dessen leitender Gedanke ist: Der Widerspruch von 
Glauben und Wissen mag in der Welt im grossen bestehen, in der Welt im kleinen, 
d. h. in einer einzelnen Menschenbrust, ist er beim geringsten Maße von Aufrichtigkeit 
jundenkbar oder doch wenigstens unhaltbar.*' 

llflrilflCK^ Adolf, D., ord. Professor der Kirchengeschichte an der 
Universität Berlin, AugUStinS KonfeSSionen. 3- Auflage. Gr. 8^. 
(32 S.) M. —.60 

Dos MÖnchtum, seine Ideale und seine Geschichte. 6. Auflage. 

Gr. 8^ (64 S.) M. 1.20 

Vtrlagibericht der J. Ricker'' sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. i. W 



IVflttdlDllSCll^ Ferdinand, D., ord. Professor der Theologie an 

der Universität Gießen, Von Schleieroiacher ZU Ritschi. Zur 

Orientierung über die Dogmatik des 19. Jahrhunderts. 3. vielfach 
veränderte Auflage mit einem Nachtrag über die neueste Entwick- 
lung. Gr. 8«. (88 S.) M. 1.75 

Der Verfasser hat sich, nachdem er anfänglich geschwankt, ob er den vor 1 2 Jahren 
gehaltenen Vortrag, wenn er ihn jetzt noch einmal ausgehen liefie, nicht völlig um- 
gestalten sollte, doch aus gewichtigen Gründen zur Beibehaltung der ursprünglichen Form 
entschlossen. — In einem Nachtrag deutet K. an, wie er die letzten Bewegungen auf 
dem Gebiete der systematischen Theologie, die neue „religionsgeschichtliche'' Richtung 
(Trokltsch) als Historiker ansieht. 

LlQZDflrSKl^ Mark, Dr. phil, Privatdozent an der Universität Kiel, 

Ephemeris für semitische Epigraphik. IL Band 1. Heft. Mit 

einer Schrifttafel und 6 Abbildungen im Text. Gr. 8^ (S. i — 124) 

M. 5— 

Mehrere Hefte von etwa 25 Bogen Umfang bilden einen Band; Preis desselben ca, 75 Mark, 

Inhalt: Semitische Kosenamen. — Altnordarabisches. — Phönizische Inschriften. 
Punische Inschriften. — Neupunische Inschriften. — Hebräische Inschriften. — Nabatäische 
Inschriften. — Palmyrenische Inschriften. — Griechische und lateinische Inschriften. 
Südarabische Inschriften. — Archäologische Arbeiten und Funde. — Miszellen. — 
Berichte und Besprechungen. 

Früher erschien: 

Erster Band. Mit 49 Abbildungen. 1900—1902. 
Preis: 15 Mark (aacta in 3 in sich abgeschlossenen Heften zu je 5 Mark). 



Was die „Ephemeris" zu Anfang ihres Erscheinens versprochen, hat sie vollauf 
gehalten, dessen sind der erfreulich wachsende Stamm fester Abnehmer und die des 
Lobes vollen Anzeigen von berufener Seite beredte Zeugen : „Diese sorgfältige Bearbeitung 
des gesamten neuen Inschriftenmaterials aus dem semitischen Orient ist nicht zu entbehren.*^ 

(Deutsche Litteraturzeitung 1902 Sp. 88.) 

NÖldeke, o., Pastor in Mechtshausen, Die kirchliche Beerdigung 

der Selbstmörder. Mit einem Vorworte von Professor D. O. Baum- 
garten in Kiel. Gr. 8^ (80 S.) M. 1.40 

Die Schrift zeichnet sich aus durch eine Fülle statistischer, sitten- imd kirchen- 
geschichtlicher Notizen, durch ruhige Objektivität, vor allem aber durch eine konsequente 
evangeUsche Wertung des Begräbnis wesens als eines Dienstes an den Hinterbliebenen. 
Die Schlußthese : Kirchliche Beerdigung aller Selbstmörder ! im Verein mit einer nüchternen 
Einschränkung der unwahren Grab- bezw. Lobreden würde den Geistlichen aus einem 
Konflikt humaner und kirchlicher Pflichten befreien, in dem unser christlicher Charakter 
zumeist verkannt wrird. 

14 



I GflDOQy^ Francis G., Professor an der Harvard-Universität in 
Cambridge, JesUS ChristUS UOd die soziale Frage. Autorisierte 
Übersetzung von E. Müllen hoff. Gr. 8^ (3 BU. u. 328 S.) 

Geh. M. 5.— ; geb. M. 6.— 
Zfircheriscbe Freitagszeitong 1903 No. 31: 
„'Denn wo das Strenge mit dem Zarten, wo Starkes sich und Mildes paarten, 
da gibt es einen guten Klang,' — singt Schiller. Solch einen guten Klang hört man 
auch aus dem vorliegenden Werk Peabodys heraus, insofern sich in seinem Geiste der 
praktisch -nüchterne Sinn des Amerikaners mit dem idealen Schwung des Germanen 
gepaart hat. Auf dieser Verbindung beruht der eigentümliche Reiz des Buches. Ob 
ein nationalokonomischer Fachmann die darin entwickelten Gedanken als originale er- 
kennen wird, kann ich sicher nicht ermessen, wer sich hingegen von Peabody in 
dieses Gebiet erst einführen lä&t, der fühlt sich beständig und fruchtbar angeregt. Der 
Verfasser beginnt mit einem geschichtlichen Überblick über die verschiedenen Wege, 
auf denen bis dahin versucht worden ist, die soziale Frage nach Mafigabe des EvangeUums 
zu lösen, und übt an diesen Versuchen ehrerbietige und aufrichtige Kritik. Hieran 
schlieft sich, ausführlich aber nicht weitläufig, die eigene Behandlung des Problems, 
und zwar so, dafi nacheinander Jesu Lehre von der Familie, über die Reichen, über 
die Fürsorge fQr die Armen und über die industrielle Ordnung dargestellt wird. Dabei 
ist Peabody hauptsächlich bemüht, dem Leser einzuprägen, wie Jesus diese Verhältnisse 
von oben her betrachtet, mit einem weiten Blick, der nicht bei der momentanen Notlage 
haften bleibt, wie er desgleichen die Menschen zu einer nicht durch Gesetze und Regeln 
erzwungenen, sondern aus dem Innern quellenden Wirksamkeit anleitet und alle Kräfte 
für die heiUge Genossenschaft des Reiches Gottes in Anspruch nimmt. Von den Er- 
gebnissen, zu denen der Verfasser gelangt, nenne ich nur das eine praktische Haupt- 
ergebnis: er flöfit uns Mut und Hoffnung ein; er erweckt in uns die begründete Über- 
zeugung, dafi weder das Evangelium abdanken, noch auch die Entwicklung der sozialen 
und industriellen Verhältnisse stillgestellt werden mufi. Peabody zeigt uns, dafi man sich 
kühn in den Strom des modernen Lebens hineinwerfen und gerade als treuer Jünger 
Christi sich darin am besten über Wasser halten kann. — Dem Buch ist ein sehr 
wertvolles Literaturverzeichnis beigegeben.* 

PreUSChen, Erwin, Uc. Dr., in Darmstadt, MÖnchtum UOd 

Sflrapiskult. Eine religionsgeschichtliche Abhandlung. 2. vielfach 
berichtigte Ausgabe. Gr. 8®. (IV u. 68 S.) M. 1.40 

Dieser feinsinnigen Abhandlung, deren gelehrter Apparat in 129 Anmerkungen 
hinter den Text verwiesen ist, liegt eine schon von sachkundigster Seite willkommen 
geheifiene Programmabhandlung von 1899 zugrunde, die inzwischen mannigfache Be- 
richtigungen und Erweiterungen erfahren hat. 

otlCKCr^ Georg, Dr. med., a. o. Prof. der inneren Medizin an der 
Universität Gießen. Gesundheit Ufld Erziehung. Eine Vorschule 
der Ehe. Zweite vermehrte Auflage. Gr. 8^ (2 BU. u. 275 S.) 

Schön gebunden M. 5. — 
Akademische Monatsblätter 15. Jahrgang (1903) No. 9: 

Daß ein Buch, welches nicht der Unterhaltung gewidmet ist, sondern ernste 
Fragen der Erziehungslehre und der Moral ernst behandelt und dem Zeitgeist keinerlei 
Konzessionen macht, schon nach 2 Jahren eine neue Auflage nötig hat, spricht nicht 
nur für die Vortrefflichkeit des Buches an sich, sondern auch für die Wichtigkeit und 

V§riag»htricht der % Kicker 'sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. i. 15 



die Anziehungskraft des in ihm behandelten Themas. Der Verfasser, Professor der 
Medizin, dabei auch ein tüchtiger Pädagoge, geht von dem Grundsatz aus, daß nur in 
einem gesunden Körper eine kraftvolle Seele webe; es komme darum weniger darauf 
an, das Leben und die Gesundheit der Kinder zu behüten, als daftir zu sorgen, daü 
keine kranken Kinder mehr auf die Welt kommen. Von den Eltern hänge es ab, ob 
ihre Kinder gesund und schön, weise und gut, ob sie Blüten der Menschheit oder ihr 
Abschaum sein werden. Jenes wird nur dann .der Fall sein, wenn die Menschheit als 
Ganzes und der Einzelne im besonderen mit aller Kraft den drei schUmmsten Feinden, 
von denen das kommende Leben im Keime verdorben wird, entgegen tritt. . Es sind 
dies die Schwindsucht, die Lustseuche und der Alkohol, in dem Buche als Weingeist 
bezeichnet. Diese drei Geißeln der Menschheit, deren entsetzliche Folgen ausführlich 
geschildert werden, können nur dann verschwinden, wenn die zukünftigen Eltern in 
Reinlichkeit, in Mäßigkeit und Keuschheit erzogen werden, Tugenden, die von den 
meisten Frauen noch geübt werden, unter der Männerwelt dagegen vielfach vernach- 
lässigt werden. Soll die Menschheit wieder regeneriert werden, so muß jedes Kind 
in diesen Grundtugenden erzogen werden. Obgleich der Verfasser zunächst als Leibes- 
arzt gesprochen hat, so läßt er sich, da nach Diderots Ausspruch alles die Gesundheits- 
lehre Angehende auch die Sittenlehre angeht, schließlich auch den Vorwurf eines 
Moralpredigers gefallen. Denn so beschränkt ist sein Standpunkt nicht, daß ihm Leben 
und Gesundheit die einzigen Güter für das menschliche Dasein wären; sie sind ihm 
nur die Grundlage, auf der „die übersinnlichen Früchte des Geistes und der Sitte, der 
Wissenschaft, Kunst und Religion sich voll entwickeln können'*. 

Dem Ergebnis seiner auf zwingende Logik und eine Fülle von Erfahrungstat- 
sachen gestützten Untersuchungen wird man fast durchweg beitreten, die wohhneinende 
Absicht, die Freimütigkeit und den sittlichen Ernst des Autors unter allen Umständen 
anerkennen müssen. , 

Die große Bedeutsamkeit des Buches für die heranreifende Jugend braucht nicht 
länger dargelegt zu werden. „Gesundheit", so heißt es in den Einleitungsworten, „ist 
eine Tugend . . . Vollendete Tugend ist nur da, wo vollendete Einsicht besteht." 
Mangelnde Einsicht ist aber in vielen Fällen die Schuld, daß ein junges Menschenleben 
von der Pest des Alkoholismus und Syphilismus ergriffen und an Leib und Seele zu- 
gnmde gerichtet wird. Stickers Buch aber ist zweifellos geeignet, manchem Jüngling 
in den gefährlichen Jahren ein sorgsamer Ratgeber zu sein und ihn vor Abwegen zu 
behüten — ihm und seinen späteren Kindern zum Heil und zum Segen. 

Zeitschrift für d. alttestamentliche Wissen- 

SChaft, herausgegeben von D. Bernhard Stade, Geh. Kirchen- 
rat u. Professor der Theologie zu Gießen. 23. Jahrgang 1903. Preis 
des Jahrgangs von zwei Heften 10 Mark. 

Inhalt des i. Heftes: 

Bender t Das Lied Exodus 15. 1 Kloster mantiy Onomasticum Marchalianum. 

Zillesserif Die crux temporum in d. griech. | Pretischeny Doeg als Inkubant. 
Übersetzungen des Jesaja (c. 40 — 66) und ^ Schill, Genesis 2,3. 
ihren Zeugen. ■■ v. Galt, Eine Spur von Regenzauber. 

Mittwochy Aus einer arab. Obersetzung und ; Meissner ^ Zu Jos. 7,21. 

Erklärung der Psalmen. | Stade, Streiflichter auf die Entstehung der 

ZilUssettf Berichtigungen zu Mandelkerns | jetzigen Gestalt d. alttestam. Propheten- 
kleiner Konkordanz. Schriften. 

V, Gally Nachtrag dazu. ; Stade, Der Mythus vom Paradies Gn. 2. 3 

J/a/M«, Der Sühnegedanke bei d. Sündopfern. , und die Zeit seiner Einwanderung in 

Mattkesy Miszellen. Israel. 

Nestle, Miszellen. Bibliographie. 

16 



Inhalt des 2. Heftes: 
Liebmann, Der Text zu Jesaja 24 — 27. 
Eppenstein, Ein Fragment aus dem Psalmen- 



kommentar des Tanhüm aus Jerusalem. 
KrausSy Die Legende des Königs Manasse. 
Nestle, Miszellen. 
V. Gally Ein neuer hebräischer Text der 

Zehn Gebote und des Schma . 



Lambert, Berichtigungen zur kleinen (und 
großen) Konkordanz von Mandelkern. 

t/. Gally I. Nachtrag. 

Nestle, II. Nachtrag. 

Algyogyi-Hirschy Über das angebliche Vor- 
kommen des biblischen Gottesnamens nin» 
in altbabylonischen Inschriften. 

Bibliographie. 



Die vollständigen Jahrgänge 1—22 können in geschlossener 
Reihe noch sämtlich geliefert werden; die Einzelabgabe früherer 
Jahrgänge hängt vom Vorrat ab. 

Zeitschrift für d. neutestamentliche Wissen- 
schaft und die Kunde des Urchristentums, 

herausgegeben von Dr. EfWin PreuSCheo in Darmstadt. 4. Jahr- 
gang 1903, Heft 1—3. Preis des Jahrgangs von vier Heften 10 Mark. 



Inhalt: 



1. Heft: 

Usener, Geburt und Kindheit Christi. 
Corssen, Die Urgestalt der Paulusakten. 
Schwär tz. Zu Eusebius Kirchengeschichte. 
Preuschen, Bibelzitate bei Origenes. 
Schfött, Eine religionsphilosophische Stelle 

bei Paulus (Rom i, 18 — 20). 
Butler, An Hippolytus Fragment and a word 

on the Tractatus Origenis. 
Preuschen, Miszellen. 

2. Heft: 

Bugge, Das Gesetz und Christus nach der An- 
schauung der ältesten Christengemeinde. 

Kattenbuschy Der Märtyrertitel. 

Soltau, Die Herkunft der Reden in der 
Apostelgeschichte. 

Corssen, Zur Chronologie des Irenaeus. 

Vischer, Die Zahl 666 Apc 13, 18. 

Miszellen : 
Nestle, Eine lateinische Evangelienhand- 
schrift des X. Jahrhunderts. 



Linder, 0, Holtzmann und A". Goetz, Zur 

Salbung Jesu in Bethanien. 
Förster, Nochmals Jesu Gebiu-t in einer 

Höhle. 
Nestle, Zur Genealogie in Lukas 3. 
Sulzbach, „Die Schlüssel des Himmelreichs". 

3. Heft: 
Deissmann, ^IXaonfiptoc iXaaTT)piov. 
Strack, M.L.y Die Müllerinnung inAlexandrien. 
Hauschildt, üpeaßuTepoi in Ägypten im 

I . — 3. Jahrhundert n. Chr. 
Rodenbusch, Die Komposition von Lukas 1 6. 
Nestle, Neue Lesarten zu den Evangelien. 

Miszellen : 
Corssen, Zur Verständigung über Apok 1 3, 1 8. 
Hoss, Zu den Reiseplänen des Apostels 

Paulus in Kor. I und IL 
Nestle, Ein Andreasbrief im N. T. 
Nestle, Sykophantin im biblischen Griechisch. 
Nestle, Der süße Geruch alä Erweis d. Geistes. 



Die Zeitschrift erscheint jährHch in vier Heften in der Stärke 
von je etwa 6 Bogen, die im Februar, Mai, August und November 
ausgegeben werden. Die Jahrgänge I bis III können zum Preise von 
je 10 Mark nachbezogen werden. 



V*riagsbericht der J. Ricker' sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. i. 



17 



Bücher aus den letzten Jahren: 



Das spätere Judentum als Vorstufe des Christentums 

1900. von Prof. D. W. Baldensperger in Gießen. M. — .60. 



Die Religion des Volkes Israel 

bis zur Verbannung 

von Prof. D. Karl Budde in Marburg. 

Geh. M. 5.—. 1900. Geb. M. 6. — . 



Der Kanon des Alten Testamentes* 

Ein Abriß 
1900. von Prof. D. Karl Budde in Marburg. M. 1.40. 



Die Ebed- Jahwe-Lieder 

und die Bedeutung des Knechtes Jahwe's (in Jes. 40 — 55) 
1900. von Prof. D. Karl Budde in Marburg. M. 1.50. 



Das Christentum als Religion des Fortschritts* 

Zwei Abhandlungen: 
„Das soziale Programm des Apostels Paulus" — »Die Inspiration der heiligen Schrift*. 
1900. Von Dr. theol. Chr. A^ Bugge in Christiania. M. 1.40. 



Einleitung in das Buch Jesaia. 

Von Prof. D. T. K* Cheyne in Oxford. 

Deutsche Übersetzung von Lic. Dr. Julius Böhmer. 
Geh. M. 12.— . 1897. Geb. M. 13.50. 



Das religiöse Leben der Juden 

nach dem Exil 

von Prof. D. T» K. Cheyne in Oxford. 

Deutsche Übersetzung von Pfarrer H. Stocks. 

Geh. M. 5 — . 1899. Geb. M. 6.20. 



Niedergefahren zu den Toten* 

Ein Beitrag zur Würdigung des Apostolikums 
1900. von Prof. Lic. Dr. Carl Giemen in Bonn. M. 5. — . 



18 



Die sprachliche Erforschung der griechischen Bibel 

ihr gegenwärtiger Stand und ihre Aufgaben 
1898. von Prof. D. G* A« Deissmann in Heidelberg. M. —.80. 



Zur Geschichte des Gottesdienstes 

und der gottesdienstlichen Handlungen in Hessen 

von Lic. theol. Wilhelm DiehU ^r. phil. 

Geh. M. 5.-. 1899. Geb. M. 6.—. 



Zur Geschichte der Konfirmation* 

Beiträge aus der hessischen Kirchengeschichte 

von Lic. theol. Wilhelm Diehl, Dr. phil. 

Geh. M. 2.60. 1897. Geb. M. 3.50. 



Die Bedeutung der beiden Definitorialordnungen 

von 1628 und 1743 

für die Geschichte des Darmstädter Definitoriums 
1900. von Lic. theol. Wilhelm Diehl, Dr. phil. M. 1.60. 



Eine jakobitische Einleitung in den Psalter 

in Verbindung mit zwei Homilien aus dem großen Psalmenkommentar des Daniel von Sala^ 

zum ersten Male herausgegeben, Obersetzt und bearbeitet von 

Pfarrer Lic. Dr. G. Diettrich in Berlin (früher London). 

Groß-Oktav. 1901. M. 6.50. 

Isö^dadh^s Stellung in der Auslegungsgeschichte 

des Alten Testamentes an seinen Kommentaren zu Hosea, Joel, Jona, Sacharja 9 — 14 

und einigen angehängten Psalmen veranschaulicht von 

Pfarrer Lic. Dr. G» Diettrich in Berlin (früher London). 

Groß-Oktav. 1902. M. 7.50. 



Das Leben Jesu bei Paulus 

1900. von Dr. Richard Drescher^ Pfarrer. M. 1.80. 

Die Anschauungen Luthers vom Beruf* 

Ein Beitrag zur Ethik Luthers 
1900. von Prof. Lic. Karl Eger in Friedberg. M. 3.60. 



Luthers Auslegung des Ahen Testaments 

nach ihren Grundsätzen und ihrem Charakter untersucht an der Hand seiner Predigten 

Ober das I. und 2. Buch Mose (1524 FF.) 
1900. von Prof. Lic. Karl Eger in Friedberg. M. 1.40. 



Vtrlrtgsbtricht der J. Ricker' ichen V'erlagibuchhaudlnng in dessen No. i. 19 



Festgruss Bernhard Stade 

zur Feier seiner 25 jährigen Wirksamkeit als Professor dargebracht 
1900. von seinen Schülern. M. lo.« 



Die Rechtslage des deutschen Protestantismus 

1800 und 1900 
1900. von Pfarrer Erich Foefstef in Frankfurt a. M. M. — .80. 



Die Datierung der Psalmen Salomos 

Ein Beitrag zur jüdischen Geschichte 
1896. von Pfarrer W# Frankenbergt Lic theol. M. 3.20. 



Schleiermachers Religionsbegriff und religiöse Stellung 

zur Zeit der ersten Ausgabe der Reden (1799 — 1806). 
1901. Von Lic. Emil Fuchs in Giessen. M. 2.- 



Die Herrlichkeit Gottes. 

Eine biblisch-theologische Untersuchung, ausgedehnt über 
das Alte Testament, die Targume, Apokryphen, Apokalypsen und das Neue Testament 

von Lic. theol. Aug. Ffciherrn von Gall, Dr. phil. 
Groß-Oktav. 1900. M. 3.20. 



Zusammensetzung und Herkunft der Bileamperikope 

in Num. 22 — 24 
1900. von Lic. theol. Atig* Ffciherrn von Gall, Dr. phil. M. 1.50. 



Altisraelitische Kultstätten 

von 

1898. Lic. theol. Aug. Ffciherrn von Gall, Dr. phil. M. 



Das Christentum Cyprians. 

Eine historisch-kritische Untersuchung 
1896. von Pfarrer Lic. K, G* Goetz, Priv.-Doz. in Basel. M. 3.60. 

Der ästhetische Genuss 

von 

Prof. Dr. Karl Gfoos in Gießen. 

Geh. M. 4;8o. 1902. Geb. M. 6. — . 



20 



Die religiösen und philosophischen 
Grundanschauungen der Inder* 

Aus den Sanskritquellen vom völkergeschichtl. Standpunkte des Christentums aus 

dargestellt und beurteilt 

1902. von Pfarrer Julius Happel in Heubach. M. 10.— . 

Schriften von Adolf Harnack. 

Martin Luther 

in seiner Bedeutung ftir die Geschichte der Wissenschaft 
3. Auflage. und der Bildung. M. — .60. 



Sokrates und die alte Kirche« 

1901. Rektoratsrede. M. —.50. 

Die Aufgabe der theologischen Fakultäten 

I. — 3. Auflage. und die allgemeine Religionsgeschichte. M. — .50. 

Synopse der drei ersten kanonischen Evangelien 

mit Parallelen aus dem Johannes-Evangelium 

von Reinold Heineke* 

Geh. M. 3.—. 3 Teile. Geb. M. 4.50. 



Religionsgeschichtliche Vorträge 

von Prof. D. Oscar Holtzmann in Gießen. 
Geh. M. 3.—. 1902. Geb. M. 4— . 

Das Messiasbewusstsein Jesu 

und seine neueste Bestreitung 
1902. von Prof. D. Oscar Holtzmann in Gießen. M. — .50. 



Die jüdische Schriftgelehrsamkeit zur Zeit Jesu 



von 



1901. Prof D. Oscar Holtzmann in Gießen. M. — .70. 

Luthers religiöses Interesse 
an seiner Lehre von der Realpräsenz, 

Eine historisch-dogmatische Studie 
1900. von Oberlehrer Lic. Karl Jäger in Friedberg. M. 2. — , 



Verlagsbericht der % Ricker' sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. i. 21 



Kultus- und Gcschichtsreligion 

(Pelagianismus und Augustinismus). 

Ein Beitrag zur religiösen Psychologie und Volkskunde 

i90[. von Lic. Johannes Jüngst^ Pfarrer. M. 1.60. 



Ausgewählte christliche Reden 

von SÖren Kierkegaard* 
Übersetzt von Julie von Reincke. 
Geh. M. 3. — . Mit einem Bilde Kierkegaards und seines Vaters. Geb. M. ^. 



Zwei ethisch-religiöse Abhandlungen 

von 

Sören Kierkegaard* 

I. Darf ein Mensch sich für die Wahrheit töten lassen? 

2. Über den Unterschied zwischen einem Genie und einem Apostel. 

1901. Übersetzt von JuHe von Reincke. M. 1.60. 



Joh* Fr* Herbart 

Sein Leben und seine Philosophie 

dargestellt von 

Priv.-Doz. Dr. Walter Kinkel in Gießen. 

Geh. M. 3.—. 1903. Geb. M. 4. — . 



Die neuen Funde auf dem Gebiete der ältesten 
Kirchengeschichte (J889— J898) 

1898. von Prof. D. Gustav Krüger in Gießen. M. — .60. 

Wilhelm von St* Thierry 

ein Repräsentant der mittelalterlichen Frömmigkeit 
1898. von Lic. Hermann Kutter. M. 4.50. 



Clemens Alexandrinus und das neue Testament 

1897. von Lic. Hermann Kutter. M. 3.60. 



Untersuchungen zum Buch Amos 

von 
1901. D. Dr. Max Löhr, Prof. i. Breslau. M. 2.50. 

22 



Der deutsche Protestantismus 
und die Heidenmission im J9. Jahrhundert 

1896. von Prof. D.Karl Mirbt in Marburg. M. I.20. 



Abendstunden, 

Religiöse Betrachtungen 

von Prof. Fr, G, Pcabody in Cambridge. 

Deutsch vou E. Miilleuhoflf, mit einem Vorwort von Prof. D O. Baumgasten in Kiel. 

Groß-Oktav. 1902. Geb. M. 2.50. 



Antilegomena* 

Die Reste der außerkanonischen Evangelien 
und urchristlichen Überlieferungen 

herausgegeben und übersetzt 
1901. von Lic. Dr. Erwin Preuschen, M. 3.—. 

Die apokryphen gnostischen Adamschriften 

aus dem Armenischen übersetzt und untersucht 
1900. von Lic. Dr. Erwin Prcuschcn, M. 2.50. 

Palladius und Rufinus. 

Ein Beitrag zur Quellenkunde des ältesten Mönchtums. 

Texte und Untersuchungen 

1897. von Lic. Dr. Erwin Prcuschcn, M. 12.— . 

Religion und Moral 

Streitsätze für Theologen 

1898. von Priv.-Doz. D.Martin Rade in Marburg. M. — .00 

Konnte Jesus irren? 

1896. von Prof. Dr. Paul Schwartzkopff in Wernigerode. M. l. — . 

Ausgewählte akademische Reden und Abhandlungen 

von Prof. D. Bernhard Stade in Gießen. 
Geh. M. 6.— . 1899. Geb. M. 7.25. 

Die Entstehung des Volkes Israel 

1899. von Prof. D. Bernhard Stade in Gießen. M. — .bo. 
V^lagskericht der % Ricker^scktn Verlagslmchkandlung in dessen No. /. 1.^ . 



The Composition and historical Valuc of Ezra-Nehemiah 



1896. 



1898. 



1900. 



by Dr. Charles C» Toffcy in New Haven. 



Arnos und Hosea« 

Ein Kapitel aus der Geschichte der israelitischen Religion 

von Prof. Dr. J. J. P. Valcton jr. in Utrecht. 

Deutsche Übersetzung von Fr. K. E c h t e r n a c h t. 



Die Bildersprache Jesu 

in ihrer Bedeutung für die Erforschung seines inneren Lebens 
von Lic. Dr. Heinrich WcincI^ Priv.-Doz. in Bonn. 



M. 2.40. 



M. 3.60. 



M. 1.20. 



1900. 



Die Idee des Reiches Gottes in der Theologie 

von Prof. D. Johannes Weiss in Marburg. 

Oktav. M. 3.—. 



Die Flugschrift „Onus ecclesiae^^ (15 19) 

mit einem Anhang über sozial- und kirchenpolitische Prophetien 
1901. von Dr. phil. Heinrich Werner» M. 2. 



Inhaltsverzeichnis. 



Seite 
1 I 

• 5 
, 12 



Hader, Turm- und Glockenbüchlein 
Hauer, Der Apostolos der Syrer 
HautnanUf Aufbau der Amosreden 
Btidde, Das AT. und die Ausgrabungen. 

2. Aufl 12 

Bttffge, Die Haupt-Parabeln Jesu ... 5 

Giemen, Paulus. Sein Leben und Wirken 1 2 

Dihelius, Das Vaterunser 13 

Dleih'ich, Die nestorianische Taufliturgie 1 3 

— ■ Die neusten Angriffe 13 

Dreu's, Die Predigt im 19. Jahrhundert 7 

Eibach, Unser Volk und die Bibel . . 7 
Gressmann, Musik und Musikinstrumente 

im AT IC) 

Uamaek, Ad., Reden und Aufsätze l 

— Das Mönchtum, 6. Aufl. ... 13 

— Augustins Konfessionen, 3. Aufl. 13 
Hepding, Attis, seine Mythen und sein 

Kult 10 

Herzog, Der Begriff der Bekehrung . 8 



Seite 
fTaatrowjr,, M. Die Religion Babyloniens 

und Assyriens. Deutsche Ausgabe 8 
Kattenbiiach , Von Schleiermacher zu 

Ritschi. 3. Aufl 14 

Lidzbaraki, Ephemeris für semitische 

Epigraphik. II. Band i . Heft ...14 

Neliie, Mutter und Kind II 

Nöldeke, Die kirchliche Beerdigung der 

Selbstmörder 14 

JPeabody, Jesus Christus und die soziale 

Frage 15 

Preuschen, Mönchtum und Sarapiskult. 

2. Ausg 15 

RüMf De mortuorum iudicio .... 10 
Sticker, Gesundheit u. Erziehung. 2. Aufl. 1 5 
Versuche und Vorarbeiten, religions- 

geschichtliche 9 

Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissen- 

schafl 16 

Zeitschrift f.d. neutestamentliche Wissen- 
schaft 17 



Verlagslitrtckt der J. Ricker^ sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. /. 



24 



Der anhängende Verlagsbericht 

sei besonderer Beachtung empfohlen. 



Der anhängende Verlagsbericht 

sei besonderer Beachtung empfohlen. 



I Lippert & Co. (G. Pätz'sche Buchdruckerei), Naumburg a. S. 






P^B ur1s72i 




— t- 



3 2044 069 566 693