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Religionsgeschichtliche
Versuche und Vorarbeiten
herausgegeben
von
Albrecht Dieterich und Richard Wünsch
in Heidelberg in Giefsen
U. Band 1. Heft
Musik und Musikinstpumente
im Alten Testament
von
Hugo greßmaim
Lic. theol., Dr. phil.
Privatdozent der Theologie an der Universität Kiel
GIESZEN
J. RICKER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
(ALFRED TÖPELMANN)
-^ - 9/-^' 1903
Religions geschichtliche
Versuche und Vorarbeiten.
Vorbemerkung der Herausgeber:
Wir übergeben eine Reihe religionsgeschichtlicher Versuche und Vor-
arbeiten gesammelt der Öffentlichkeit, weil wir hoffen, so die Publikation
kleinerer wissenschaftlicher Untersuchungen berechtigter und wirksamer zu
machen, die vereinzelt leicht unbeachtet bleiben würden. Eine abgeschlossene
Gruppe von Arbeiten liegt uns vor, die im Laufe der Jahre 1903 und
1904 in drei Bänden erscheinen sollen.
Alle sind, bis auf eine kleinere Abhandlung aus einem uns ferner
liegenden Gebiete, um deren Aufnahme in unsere Sammlung wir ersucht
wurden, in Gießen entstandene Untersuchungen, die im Frühjahr 1903,
als Professor D i e t e r i c h Gießen verließ, teils abgeschlossen vorlagen, teils
dem Abschlüsse nahe waren. Damals mußten wir den Plan, Gießener
philologische Arbeiten überhaupt gemeinsam zu publizieren, aufgeben und
entschlossen uns, nur diese religionsgeschichtlichen Versuche
zusammenzufassen, die vor andern der J. Ricker'schen Verlagsbuchhandlung
erwünscht waren. Ob wir fortfahren werden, weitere Versuche und Vor-
arbeiten anzuschließen, wird davon abhängen, ob uns künftig religions-
geschichtliche Abhandlungen, deren Druck wünschenswert erscheint, zur
Verfügung stehen.
Es braucht kaum ausdrücklich gesagt zu werden, daß die Heraus-
geber nur für die Druckwürdigkeit der Arbeiten im ganzen, daß die Ver-
fasser für alles einzelne die Verantwortung tragen.
Zunächst sind erschienen:
I. Band: Hepding, Hugo, Assistent a. d. Großh. Universitäts-
Bibliothek in Gießen, Attis, seine Mythen und sein Kalt.
M. 5.-.
II. Band, i. Heft: 6re£mann, Hugo, Lic. theo!., Dr. phiL,
Privatdozent a. d. Universität Kiel, Mnsik und Musik-
instrnmente im Alten Testament. M. —.75.
II. Band, 2. Heft: Rnhl, Ludwig, Lehramtsaccessist in Gießen,
De mortaornm iadicio. M. 1.80.
Jede Buchhandlung nimmt Meldungen zur Abnahme der ganzen
Sammlung entgegen, ebenso sind aber auch alle Bände und Hefte einzeln
käuilich.
Gießen, im Oktober 1903.
J. Ricker'sche Verlagsbuchhandlung
(Alfred Töpelmann).
Musik und Musikinstrumente
im Alten Testament
Eine religionsgeschichtliche Studie
von
Hngo ^reßmann
Lic. theol., Dr. phil.
Privatdozent der Theologie an der Universität Kiel
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GIESZEN
J. RICKER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
(ALFRED TÖPELMANN)
1903
RELIGIONSGESCHICHTLICHE
VERSUCHE UND VORARBEITEN
herausgegeben
von
Albrecht Dieterich und Richard Wünsch
in Heidelberg in Giefsen
U. Band 1. Heft
rs; s.or
L Die Masik.
Über die Musik der Hebräer erfahren wir aus dem Alten
Testamente leider nur sehr wenig. Wir müssen daher zu-
frieden sein, wenn wir die paar zufällig uns überlieferten
Notizen zu einem mosaikartigen Bilde zusammenfügen können.
Denn mit lebhaften Farben zu malen, müssen wir uns gemäß
der Natur unserer Quellen versagen. Mitunter wird es
von Nutzen sein, auf verwandte Erscheinungen anderer
Völker, vornehmlich der Griechen, das Augenmerk zu richten.
Gar manches, was uns bei den Israeliten fremd und unver-
ständlich anmutet, weil die Literatur zu klein ist und die
Nachrichten zu dürftig sind, wird von dorther sein Licht
empfangen. Wir dürfen dies unbedenklich tun, ohne fürchten
zu müssen, daß wir die Originalität des jüdischen Volkes be-
einträchtigen. Denn von einer solchen wissen wir auf diesem
Gebiete schlechterdings nichts, wie ja überhaupt die Kunst
auf palästinischem Boden keine eigenartige Entwicklung ge-
funden hat. Israel ist nie ein magister artium geworden,
seine welthistorische Größe ruht einzig und allein auf seiner
Religion und Moral. Auf diesem einen Gebiet hat es Großes
und Selbständiges geleistet. Aber seine Musikinstrumente sind
wie seine ganze Kultur zweifellos eine Entlehnung. Wenn
Deuteron. 610 f. zum Volke gesagt wird: du wirst in ein Land
kommen mit Städten, die du nicht gebaut hast, mit Häusern,
die du nicht gefüllt hast, mit Zisternen, die du nicht ausgehauen
hast, mit Wein- und Olivengärten, die du nicht gepflanzt hast,
so könnte mit Fug und Recht auch hinzugefügt sein: und du
wirst auf der Zither spielen, die du nicht erfunden hast.
Die Musik selbst ist natürlich älter. Ihre Anfänge liegen
in prähistorischer Zeit und sind dem Auge des Forschers
entzogen. Nimmt man die Musik in ihrem bescheidensten
BeligionsgescMchtliche Venuclie n. Vorarbeiten II. 1
2 H. Greßmann [2
Sinne, auf einer Stufe, wo sie kaum noch diesen Namen ver-
dient, so gilt von ihr, daß sie ebenso alt ist wie der Mensch
überhaupt. Daher haben die Israeliten in richtiger Empfindung
ihre erste Eegung in die Urzeit zurttckverlegt. Nach den
geringen Notizen einer vielleicht einst ausführlicheren Sage, ^)
die den Ursprung der Kultur begreifen will, war Jabal der
erste aller derer, die in Zelten und bei Herden wohnen, und Jubal
der erste aller derer, die Zither und Schalmei handhaben.-)
Beide sind leibliche Brüder, beide gehören also eng zusammen,
wie denn ja der Hirt ohne die Hirtenflöte undenkbar ist. Ihr
Halbbruder Thubal-Qain war der erste Schmied, dessen Kunst
selbst in der Wüste unentbehrlich ist.
In dieser Genealogie ist der Name Qains ohne weiteres
durchsichtig, da dies Wort im Arabischen den „Schmied" be-
deutet. Wir haben hier demnach die Personifikation eines
Standes vor uns, in derselben Weise wie die Phönizier nach
Philo Byblios ^) den ersten Jäger kyQsvg und den ersten Fischer
'Jhevg nannten, wofür man natürlich die entsprechenden
phönizischen Namen einsetzen muß.*) Neben Qain steht
Jabal als der erste Hirt. Man vermutet von vornherein eine
Identität dieses Jabal mit dem vorher neben Qain auf-
tretenden Hebel (IßeX LXX), wie es auch Ewald, Goldziher,
Wellhausen *^) ausgesprochen haben. Sachlich wird dies un-
bedingt gefordert und sprachlich läßt sich diese Möglichkeit
wenigstens wahrscheinlich machen. Die Anfangsbuchstaben
von Hebel und Jabal differieren zwar voneinander, aber grade
bei diesem Worte ist die Variation des ersten Buchstabens
nachweisbar sehr stark; denn teils fehlt er ganz, teils gesellt
sich zu n und ^ noch k dazu. Wir haben nämlich hebräisches
b^H „Wiese" neben syrischem VSa* „Gras" ; ferner innerhalb
des Syrischen selbst ]^^a] „Kamelherde" (arab. J-^f) neben
lA^oi; endlich innerhalb des Hebräischen hn neben hn>, und
schließlich nyb^^) neben Dy^n\ Die Aussprache Hebel be-
ruht auf Volksetymologie und wurde durch die massorethische
^) Vgl. Gunkel, Genesiskommentar * 47. •) Gen. 4 21.
') Bei Euseb, Praep. ev. I 10 u. *) Vermutlich vn und in.
*) Vgl. DiUmann, Genesiskommentar« 92. «) I. Chron. 655.
3] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 3
Punktation geheiligt. Aber schon die LXX haben mit ihrem
^ylßek dieselbe etymologische Auffassung gehabt und es nach
dem kurzen Leben des Trägers dieses Namens als „Hauch"
„Nichtigkeit" gedeutet. Statt b^\ jedoch haben die LXX noch
das ältere b:iv Clwßi]X) bewahrt, das, ebenso wie b^v neben
bziH steht, höchst wahrscheinlich auf ein ursprüngliches b2M<
zurückgeht und dessen Bedeutung sich aus dem genau ent-
sprechenden arabischen v^f ergibt^) als „der Hirte, der die
Kamele weidet". Damit ist die Analogie zu Qain, dem
„Schmiede", vollkommen. Neben ihm steht Abel, der „Hirt",
in der einen Erzählung als Hebel, in der anderen als Jabal
bezeichnet, beides im Grunde Varianten desselben Namens.
Auffallen könnte nur, daß die Etymologie allein aus dem
Arabischen erhellt. Aber das paßt gut zu dem ganzen Tenor
dieses Abschnittes, namentlich zu dem folgenden Lamechsliede,
das ja eine Verherrlichung des wilden Nomadenlebens enthält,
also vom Standpunkt des Nomaden aus gesagt ist, während
V. 1 — 16 das Umherschweifen und die Blutrache auf einen
göttlichen Fluch zurückführen und demnach die Anschauungs-
weise des ansässigen Ackerbauers repräsentieren. Wir haben
es also hier mit uralter Beduinenweisheit zu tun.
Zu Qain und Abel gesellt sich als dritter Jubal, der
Ei-finder der Musik. Dies Wort erinnert von selbst, wie
Dillmann ^) mit Eecht bemerkt, an bzi^ „die Posaune". Man
könnte versucht sein, Abel (resp. Yco/JijA) mit Jubal (resp. b^v)
zu identifizieren. Aber einmal ist Jobel kein Hirteninstrument,
und dann ist wahrscheinlich die Punktation von b^v als „Po-
saune" falsch und statt dessen vielmehr Jubal zu lesen. *) Man
darf darum kaum zweifeln, daß Jubal, der Halbbruder Qains
und Abels, die Posaune in persona ist, wie Aharon, der blut-
lose Schatten des Mose, nichts weiter ist als eine Personi-
fikation des i'nx, der Bundeslade, *) oder um ein noch schlagen-
deres, wenn auch nichthebräisches, Beispiel zu wählen, wie
die Phönizier einen Heros KcvvvQag kennen, der einer Per-
*) Vgl. Encyclop. Bibl. s. v. Abel. «) Genesiskom. 101. »} Vgl. u. S. 31.
*) Mit eingeschobenem n wie D^aH : ornsN, yii: *-^0l5, tt'n: Act^
n. a. bekannte Beispiele.
1*
4 H. Greßmann [4
soniflkation der ytiwvQcc (= lü?) seine Existenz verdankt.^)
Die Hypostasierung der Sache ist demnach die zweite Art,
wie man den Erfinder einer Knnst entdeckt.
Von Geschichte kann hier keine Rede sein. Die Fähigkeit
zu musizieren ist dem Menschen angeboren, und dieser Trieb
sucht sich überall auszuwirken, wo er Gelegenheit dazu findet.
Besonders waren es zu allen Zeiten und bei allen Völkern
die Hirten, die in der eintönigen Langeweile ihres Berufes
Zeit und Muße zu allerlei Künsten fanden. 2) David war ja
als Saitenspieler wie als Bogenschütze gleich bekannt. Aber
schließlich verklärte und verschönte die profane Musik von
Anfang an das ganze Leben des Menschen und hob die Freude
bei allen Festlichkeiten, wie Hochzeiten, Gelagen, Sieges- und
Krönungsfeiern. ^) So war es natürlich, daß sich schon in
alter Zeit ein besonderer Stand der Berufsmusiker heraus-
bildete, der diese Kunst ex officio ausübte. Er war vollends
unentbehrlich, sobald es sich um das Signalblasen und die
Schlachtenmusik handelte. Wenn die Homer den Aufbruch
oder das Lagern des Heeres oder die Versammlung des Volkes
oder den Angriff auf den Feind verkündigen sollten, so konnte
man früher so wenig wie heute beliebige Leute zu diesem
Geschäft auflesen, sondern mußte eine darin geübte Mann-
schaft besitzen. Wie will man sich denn vorstellen, daß bei
der Belagerung Jerichos jeder Soldat, dem es gefiel, die Posaune
statt des Schwertes ergriff? *) Um der Ordnung willen mußten
die verschiedenen Funktionen des einzelnen genau geregelt
sein, sobald wenigstens ein größerer Haufe beisammen war
und sobald die Technik sich vervollkommnete, genau in der-
selben Weise wie es beim Gottesdienst der Fall war, dessen
Verrichtungen ursprünglich unter kleinen und einfachen Ver-
hältnissen jeder Laie vollziehen konnte, während allmählich
entsprechend der größeren Kompliziertheit und dem weiteren
Umfange der Kultushandlungen ein eigener Stand dafür ent-
^) So schon Movers, Phönizier I. tis- Röscher, Mythol. Lex. s. v. u. a.
•) So schon Polybius IVgo ' f^ovoMtiv yaQ ttjv ys dXrj&oSg /uovoixrjv näat
f*ev dvd'^cSnois o^aXos daxeZv, lA^xdai Se xdX dvayxalov xrX,
') Näheres darüber in den Handbüchern und Archäologien.
*) Gegen Büchler ZATW. 19ioi.
5] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 5
stehen mußte. ^) Solange eine scharfe Grenzlinie zwischen
Laien und Priestern nicht existierte, konnte natürlich auch der
Musiklaienstand bei religiösen Gelegenheiten mitwirken, z. B.
den heiligen, für Jahve geführten Krieg intonieren, vielleicht
sogar im Vorhof des Tempels die heiligen Gesänge des Volkes
begleiten. ^) Als dann aber — so weit wir wissen, nach dem
Exil — der Kultus strenger geregelt und die ganze Nation
priesterlich regiert ward, da wurden die Laien durch die
Zunft der Leviten aus dieser Stellung verdrängt.^) Wahr-
scheinlich aber war ein solcher priesterlicher Stand der Musiker
schon früher, vor dem Exil, neben dem der Laien vorhanden,
wie die Musiker auch in Griechenland seit alters ein besonderes
gottesdienstliches Amt bekleideten.*) Man darf sich den
Unterschied des Kultus vor und nach dem Exil nicht allzu
groß vorstellen.. Haben auch im einzelnen zweifellos manche
Modifikationen stattgefunden, so ist doch im großen und ganzen
seine Art, sein Umfang und seine verwickelte Technik die-
selbe geblieben. Der Differenzierung von Laien und Priestern,
die wir, wenn auch in flüssigen Formen, schon vor dem Exil
eintreten sehen, ging vermutlich eine gleiche von Laien- und
Priesterstand der Musiker zur Seite.
Älter als die Verwendung der Musik im Kultus ist ihr
Gebrauch im Dienst der Zauberei, wenn anders man ein Recht
hat, die Zauberei in der ganzen Welt eben wegen ihrer all-
gemeinen Verbreitung und ihrer überall wesentlich identischen
Form für ein uraltes Erbe der Menschheit zu halten. Solche
Spuren finden sich im Alten Testamente mehr als man ver-
muten dürfte, aber sie sind zum größten Teil ihrer Bedeutung
nach so sehr verwischt, daß sich nur mit Mühe der ursprüng-
liche Sinn erkennen läßt Auf den ersten Blick möchte man
glauben, die Erklärung der Schellen an dem Ornate des
Hohenpriesters sei leicht zu geben. Denn es wird hinzugefügt :
sie sollen tönen, wenn er die Schwelle des Heiligtums über-
^) Smend, Religionsgeschichte* 71.
*) Soweit hat Büchler a. a. 0. Recht.
^} Vgl. auch Siegfried im „Kurzen Bibelwörterbuch" s. v. Musik.
*) Schoemann-Lipsius, Griech. Altertümer* II^i vgl. s»-
6 H. Greßmann [6
tritt, damit er nicht sterbe. ^) Da er in den Tempel der
Gottheit hineingeht, so muß sie es auch sein, die ihn eventuell
töten könnte. Diese Möglichkeit ist aber bei der Natur
Jahves nur dann gegeben, wenn der Eespekt ihm gegenüber
verletzt wird. Das Klingeln scheint nach der Auffassung
dessen, der diese Worte schrieb, ein Zeichen der Achtung zu
sein. Die Gottheit, die in irgend einer Weise vielleicht in
ihrer irdischen Wohnung anwesend gedacht wird, soll auf-
merksam gemacht werden, damit kein unberufenes Auge sie
erblicke; denn sie sehen, ist der Tod.^) Die Musik würde
danach ein Abwehrmittel gegen den Zorn der Gottheit sein.
Aber diese Erklärung, die uns der Autor bietet und die zu
seiner Zeit herrschend gewesen sein mag, ist kaum die ur-
sprüngliche. In älterer Zeit waren die Schellen und ähnliche
Lärminstrumente Mittel, um die Dämonen zu vertreiben, die
gern in der Nähe der Heiligtümer hausen. Auf die Ver-
wendung der Schellen als abwehrende Amulete bei den heid-
nischen Arabern hat Wellhausen aufmerksam gemacht ^), aber
sie ist über den ganzen Erdkreis verbreitet: „Bei den bak-
chischen Festen, bei den Saturnalien und Luperkalien fehlte
es nicht am Klange der Becken und Schellen, der schädigende
Dämonen und böse Geister vertrieb, damit sie die Zeremonien,
die auf den Segen der Fruchtbarkeit zielten, nicht unwirksam
machten. Lärm, Blasen und besonders Schellen- und Glocken-
klang können die Dämonen nicht vertragen. Das wissen
schon die Chinesen, die seit undenkbaren Zeiten Tamtam
schlagen, mit Ketten rasseln, am hellen Tage Feuerwerk ver-
puffen, um bei Finsternissen*) den Drachen zu verjagen, der
Sonne und Mond verschlingt . . . Den abessinischen Christen
Afrikas gilt das Sistrum als bloße Dämonenklapper" ^) , und
noch heute kann man von katholischen Geistlichen in der
Formel zur Einweihung der Kirchenglocken dieselbe Vor-
^) Ex. 2835. ^) SoauchNowack,Archaeol.IIii8. ') Reste arab. Heid.* 165.
*') Eine reichhaltige Sammlung klassischer Belege hierfür findet
sich bei ügolini, Thesaurus antiquit. sacr. tom. 32, MLVIIff.
^) Julius Stinde, Glockensang. Daheim Jahrg. 39 Nr. 8, 22 f. Im
katholischen Gründonnerstags- und Karfreitagsgottesdienst werden die sonst
üblichen Schellen durch hölzerne Klappern ersetzt.
7] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 7
Stellung aussprechen hören. ^) Fragt man nach der Entstehung
dieses Brauches, so scheint es sich um eine Art der Abwehr
zu handeln, die der abzuwehrenden Erscheinung vollkommen
analog ist. Wenigstens nennen die Araber das in der Wüste
vernehmbare Gestöhne der Dämonen 'azif al-ginn — ein Aus-
druck, der auch von Musikinstrumenten gebraucht wird — und
vergleichen es je nach der Stärke mit dem Donner, mit dem
Tone der Zimbel, mit Paukenschlag, Glockensang und anderem
Getöse. -) Der Lärm, den die ö-innen machen, wird durch den
Lärm der Menschen vertrieben.
Fast möchte man den Satz umdrehen, wenn man die Be-
deutung der Posaunen bei der Eroberung Jerichos erklären
will. Wenigstens ließe sich a priori aus dem Wesen der
Zauberei konstruieren, der Schall der Lärmtrompeten sei die
magische Vorbildung des Getöses beim Zusammenbruch der
Mauern eben zu dem Zweck, diesen hervorzurufen, da aller
Zauberei die aus einer intensiven Empfindung hervorgegangene
Verwechslung eines psychologischen Vorganges mit einer
objektiven Tatsache und die Annahme eines realen Zusammen-
hanges beider zu Grunde liegt. Aber gegen diese ganze Er-
klärung spricht, daß sie reine Konstruktion ist. Wenigstens
sind analoge Beispiele bei anderen Völkern nicht nachzuweisen.
Jos. 6 ist jetzt einzig und allein vom Blasen der Instrumente
und dem zuletzt sich erhebenden Kriegsgeschrei die Rede,
das nach v. 10 um so gewaltiger wirken mußte, wenn bis
dahin nicht einmal gesprochen werden durfte. In der vor-
handenen Überlieferung ist der Einsturz der Mauern zu einem
bloßen Allmachtswunder Jahves geworden. Aber eine ältere
Auffassung scheint noch hindurch, wenn auch undeutlich und
verschwommen. Wir fragen, wozu denn dieser Lärm? Um
nichts ? Die Musik einfach als begleitenden Nebenumstand einer
feierlichen Prozession anzusehen, macht ebenfalls Schwierig-
keiten. Denn wozu dann das geheimnisvolle Schweigen?
Beide Dinge würden sich aus der Ethnologie wohl erklären
lassen, wenn man sich mit Klostermann ^^) entschließen kann,
') Vgl. Rituale Rom. 107* f.
^) Vgl. J. Goldziher, Abhandlg. zur arab. Philol. Iise Anm. i 210 if.
, 3) Geschichte Israels 100.
8 H. Greßmann [8
in dem Einsturz der Mauern das Überbleibsel einer Kunde
von einem historischen Erdbeben zu sehen. Am interessantesten
ist folgende Nachricht, weil sie in beiden Punkten mit Jos. 6
übereinstimmt: Auf Tobelo schlägt man beim Erdbeben die
Tifa (Trommel), um ein Zeichen zu geben, daß die Menschen
da seien und nicht schlafen. Hingegen darf kein Wort ge-
sprochen werden, weil man sonst stumm werden würde. ^ In
Gegenwart des Gottes oder des Dämons also darf man nicht
reden, sonst wird man zur Strafe für dies crimen laesae
maiestatis der Sprache beraubt. Muß man sich dennoch hörbar
machen, so bedient man sich der Musik. Diese Erklärung
beansprucht nicht mehr als eine Möglichkeit zu sein. Der
Zusammenhang von Erdbeben und Lärmtrompeten mußte in
der Überlieferung verdunkelt werden, weil jene Tatsache ver-
gessen wurde.
Mit größerer Wahrscheinlichkeit läßt sich derselbe Zweck
bei der Num. 10 befohlenen Anwendung der Musik erschließen.
Wenn freilich v. Iff. aufgetragen wird, beim Aufbruch des
Lagers und bei der Einberufung der Gemeinde die Trompete
zu blasen, so ist das ganz begreiflich; denn das Instrument
dient hier als bloßes Signalhorn. Sehr auffällig ist aber die
Verknüpfung der Gedanken in v. 9 f.: „Wenn ihr in eurem
Lande in Krieg geratet mit dem Feinde, der euch bedrängt,
und in die Posaune stoßt, so wird euer gedacht werden von
Seiten Jahves, eures Gottes, und so werdet ihr gerettet werden
von euren Feinden. Auch an euren Freuden- und Festtagen
und an euren Neumonden sollt ihr in die Posaune stoßen bei
euren Brand- und Heilsopfem, auf daß sie euch ein Gedenken
schaffen von selten eures Gottes." ^) Die Mischna kennt auch
die Trompete bei der Weinspende des täglichen Morgen- und
Nachmittagsopfers. ^) Mag in späterer Zeit die Musik als
ein bloßer Schmuck des Gottesdienstes gegolten haben, wie
bei uns*), mag eine etwas naivere Anschauung die Musik
ebenso wie das Opfer als ein Erinnerungszeichen für Jahve
^) Vgl Lasch , Ursache und Bedeutung der Erdbeben im Volksglauben.
Arch. f. Rel. Wiss. 5 391.
«) Vgl. Jes. Sir. öOi«. Ps. 89ie. ^) Büchler ZATW. 20,09-
*) So Büchler a. a. 0.
9] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 9
aufgefaßt haben, das vielleicht ebenso gut unterbleiben konnte,
so wird doch ursprünglich das Trompetenblasen denselben
Zweck gehabt haben wie etwa das laute Schreien und Eufen
der Baalspriester am Karmel ^) : die Gottheit, die viel zu tun
hat und am Ende anderswie beschäftigt ist, soll aufmerksam
gemacht und herbeigerufen werden. Derartige Dinge finden
sich bekanntlich bei allen Naturvölkern. Um nur ein Beispiel
aus hunderten herauszugreifen: Auf Samoa werfen sich die
Eingeborenen beim Erdbeben auf den Boden, beißen ins Gras,
reißen Erde heraus und nifen in wildester Weise Mafuie,
den Erreger des Erdbebens an, er möge ablassen. Alle Bräuche
dienen nur dazu, sich dem Mafuie hörbar und verständlich zu
machen. 2) Dies war ja auch die ursprüngliche Tendenz des
Gebetes. Man „spricht" nicht mit Gott, sondern man „ruft"
ihn an (Kip Ico), man „schreit" zu ihm (py^i) oder „jubelt"
ihm zu (n^nri auch = Lärm). Als Hanna im Tempel ein
leises Gebet spricht, ist dies dem Priester etwas so Außer-
gewöhnliches, daß er auf den Verdacht kommen kann, sie sei
trunken. ^) Wahrscheinlich war ihr Murmeln eine Art Lallen,
wie es sich auch bei den Griechen findet.*) Jedenfalls ist
das lautlose Beten erst eine spätere Sitte, die einem höheren
und geistigeren Gottesbegriff entspricht. In alter Zeit galt
der Grundsatz: Je lauter, desto besser! Genügt die mensch-
liche Stimme nicht, so nimmt man die Posaunen zu Hilfe.
Erst Hosea verwirft (7 ^^) neben dem Gebetsritus des Schneidens
und Kratzens auch das „Heulen" als heidnisch und verlangt
ein von Herzen Rufen zu Gott.
Eine andere Vorstellung wird maßgebend gewesen sein,
wenn die Bundeslade unter Jauchzen und Trompetenschall in
Davids Stadt ^) oder Jahve in den Tempel zu Jemsalem ein-
zog®), wenn das Volk am Sinai den Befehl erhielt, nur mit')
dem Blasen der Posaunen den heiligen Berg hinanzusteigen,
und wenn sich in die Donnerschläge und Blitze und in das
^) I Reg. I828. ^) Lasch a. a. 0. Arch. f. Rel.Wiss. 5 24;
») I Sam. I31.
*) Darauf hat mich Herr Prof. Sudhaus aufmerksam gemacht.
^) I Sam. 615. «) Ps. 47e vgl. Job SSa«.
') So ist wohl das 2 in Ex. 19,3 zu verstehen.
10 H. Greßmann [10
Rauchen des Sinais das Trompetengeschmetter mischte, ^) wie
es ursprünglich wohl überliefert war; denn im jetzigen Text
ist das Trompetengeschmetter, wie es scheint, als eine Art
Naturereignis aufgefaßt, das man nach dem Vorgange von
Ebers auf das posaunengleiche Echo des Donners bezieht.^)
Aber diese poetische Bezeichnung in einem durchaus prosaischen
Text nimmt sich sehr sonderbar aus und ist schwerlich für
original zu halten. Will man die Bedeutung der Musik in
den zuletzt angeführten Beispielen verstehen, so erwäge man
eine analoge, Ex. 3429 flf. berichtete Tatsache. Als Mose
vom Berg herabsteigt, ist die Haut seines Antlitzes glänzend
geworden, und die Israeliten fürchten sich, ihm zu nahe zu
kommen. Nach beendigtem Vortrag legt Mose eine Hülle
auf sein Angesicht die er erst wieder entfernt, als er von
neuem mit Jahve verkehrt. Diese öö^a ist also derart, daß
alle erschreckt vor ihr zurückweichen, weil sie sie offenbar
nicht ansehen dürfen. Denn es ist unmöglich, auf ein Nicht-
können zu schließen, da sie ja hinterher auf Zureden des
Mose sich ihm doch zuwenden. Das Nichtdürfen aber muß
auf der Erkenntnis beruhen, daß der Glanz göttlichen Ur-
sprungs ist. Im Grunde genommen ist also das Gebahren der
Leute nur eine unter eigenartigen Umständen modifizierte
Anwendung des Satzes: Gott zu schauen, ist verboten; wer
es dennoch tut, muß des Todes sterben.^) Galt dies Gesetz
aber für alle, so war auch Mose ihm unterworfen — wenn er
gewesen wäre wie die anderen! Nur weil er ein Ausnahme-
mensch ist und ihm eine Gnade zu teil werden soll, die sonst
niemandem widerfährt, darf er hüllenlos Auge in Auge mit
seinem Gott verkehren. Zunächst bleibt er auch dem Volke
gegenüber in seinem göttlichen Glänze, bis er die Gebote vor-
getragen hat. Voraussetzung ist dabei wohl, daß es in heiliger
Versammlung geschieht. Erst hinterher bedeckt er sein Ge-
sicht, um die dö^a y>eov vor profanen Blicken zu schützen und
das vielleicht daraus entstehende Unheil abzuwehren. Aus
dieser Annahme dürfen wir den Schluß ziehen, daß in der
Eegel der Mensch, wenn er einmal gezwungen ist, seinem
*) Ex. 19 16. 20 18. 2) Vgl. die Komm. «) Ex. 19 21 u. a.
11] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. H
Gotte gegenüberzutreten , eine Hülle tragen muß. ^) In der
Tat ist uns einmal ^) überliefert, daß auch die den delphischen
ApoUon Befragenden dem Tempel mit verhülltem Haupte und
unter dem Schalle lauter Musik nahten, um nichts Unheil-
verkündendes zu sehen oder zu hören. Hier ist also, wie es
scheint, der ursprüngliche Sinn der Musik wirklich derjenige,
den das Alte Testament für das Schellengeklingel des Hohen-
priesters — fälschlich — angibt: Sie ist entstanden und wird
geübt aus Eespekt, aus Scheu vor der Gottheit und hat apo-
tropäische Bedeutung. In späterer Zeit allerdings wird man
dies kaum noch gewußt haben, sondern sah in ihr nichts weiter
als eine wertvolle liturgische Verschönerung eines Kultaktes,
obwohl sie schwerlich aus der Ästhetik geboren ist.
Nach Traktat Sukka IV 9 (vgl. V5) wurde am Laubhütten-
fest Wasser aus dem Siloahteiche geholt, unter Posaunenschall
in den Tempel gebracht und feierlich in die Eöhren des Altars
') Daraus erklären sich auch Jes. 45 f., die bisher unverständlich waren.
Zu tibersetzen ist : „Und schaffen wird Jahve über der ganzen Wohnstätte
des Berges Zion und über seiner Gemeindeversammlung eine Rauchwolke
bei Tag und Flammenfeuerschein bei Nacht; denn über aller Herrlichkeit
ist ein Baldachin und eine Hütte, die zum Schatten vor der Hitze (streiche
Düv) und zum Schutz und Schirm vor Hagelschlag und Regen dient."
Hitze und Regen sind nicht allegorische Bilder des Ungemachs, sondern
der ganze Vers enthält einen Vergleich, um den einen Gedanken auszu-
drücken: Gott selber wird Zion schützen gleich einer zufluchtspendenden
Hütte. Wie einst beim Auszug aus Ägypten, wird er auch jetzt über
seinem Volke wachen. Das Wunder der Vorzeit wird sich in der Endzeit
wiederholen. Die Rauchsäule und der Flammenschein müssen über dem
Tempel lagern, weil die göttliche S6^a in ihm wohnt. Gott offenbart sich
nie so Avie er wirklich ist. Die Scheu vor dem Heiligen läßt die Menschen
verhüllen, was es an Geheimnis in der Religion gibt. Aus diesem Grunde
sind wohl auch die Tempel entstanden, in deren Dunkel — wie einst im
heiligen Hain — das Götterbild geborgen wurde.
^) Über die Sitte der Verhüllung überhaupt vgl. E. Samter, Familien-
feste der Griechen und Römer. Berlin 1901. 4 ff. 36 ff. ist eine Menge
Material gesammelt. Wenn Samter die Verhüllung überall als ein
Substitut des Opfers ansieht, so scheint er darin nictt Recht zu haben.
Bei der Verhüllung des Orakelsuchenden, des Mysten und des Priesters liegt
doch wohl der Gedanke eines Eingehens in die Gottheit näher (durch Um-
hüllung mit dem Fell des gottheitlichen Tieres oder dem Kleide des Gottes-
bildes).
12 H. Greßmann [12
ausgegossen. Als Zweck dieser von den freisinnigen Sadduzäern
bekämpften, von den Pharisäern aber als sinaitisch angesehenen
Wasserspende ^) wird von den Eabbinen selber angegeben,
für das folgende Jahr befruchtenden Eegen zu sichern. Es
handelt sich demnach um sympathetischen Regenzauber, ^)
d. h. man glaubte die natürliche Erscheinung dadurch hervor-
zurufen, daß man sie in kleinerem Maßstabe vorbildete. Da-
nach ist es sehr wahrscheinlich, daß der Posaunenschall den
Zweck hatte, den Donner nachzuahmen und hervorzuzaubern,
wie zuerst W. R. Smith angenommen hat. ^)
Eine vermutlich lustrale Bedeutung ist dem viertägigen
Gesänge der israelitischen Jungfrauen zuzuschreiben, die noch
in späterer Zeit jährlich einmal hinauszogen, um, wie es heißt,
die Tochter Jephthas zu beweinen.*) Aber die Geschichte
von dem Opfer der Tochter Jephthas ist nur die ätiologische
Motivierung für einen unverstandenen Ritus. Parallelen
werden uns aus dem klassischen Altertum überliefert. Als
im Beginn des Jahres 207 der Zwitter von Frusino die Gemüter
beunruhigte,^) wurde als eine ganz außerordentliche Sühne-
zeremonie ein Lied, das Livius Andronicus gedichtet hatte,
von dreimal neun Jungfrauen gesungen: tum Septem et viginti
virgines longam indutae vestem Carmen in Junonem Reginam
canentes ibant, illa tempestate forsitan laudabile rudibus
ingeniis, nunc abhorrens et inconditum, si referatui\®) „Wie
einst Sparta schlimme Krankheit des Staates durch die sühnen-
den Gesänge auswärtiger ') Musiker bannte (Terpander,Thaletas),
wie namentlich auch das Partheneion des Lyders Alkman nur
in diesem Zusammenhange verständlich wird, so ist in Rom
bei den folgenden Prokurationen des Zwitterprodigiums, das
sich natürlich noch unzählige Male wiederholte, das Jungfern-
lied stets das wirksamste Mittel geblieben, die pax deorum
1) Vgl. Büchler ZATW. 20 no-
*) Über sympathetischen Zauber im A.T. vgl. Köberle, Natur u. Geist, c. 8.
') Religion der Semiten, Übersetzung 174 f.
*) Jdc. 11 40. *) Liv. XXVII 376. Nach Diels; vgl. u.
•) Liv. XXVII 37,2; vgl. Festus 333 aas ff.
') Wie hier so ist auch bei den Zauberern der auswärtige mächtiger
als der einheimische.
13] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 13
ZU erlangen. Die Römer haben also erprobt, was Alkman
singt: veüvcöeg eiQ7]vag egatäg irtißav,^ ^)
Alle bis jetzt betrachteten Tatsachen haben uns — ab-
gesehen von der späteren Auffassung und Umdeutung — die
Rolle kennen gelehrt, die die primitive Musik in der alten
Zeit gespielt hat. Sobald sie aber auf einer höheren Stufe
der Entwicklung angelangt ist und zur wirklichen Kunst sich
entfaltet, fließt sie aus einer starken Erregung aller Seelen-
kräfte, deren Höhepunkt die Ekstase bildet. In Freud und
Leid, überhaupt dann, wenn das Gefühlsleben der Menschen
eine ungewöhnliche Steigerung einfährt, findet eine geistige
Entladung durch die Musik statt. Das wird schon durch das
Wort angedeutet. Denn Musik stammt von ^lovaa her; ^Kwaa
aber, dorisch (lolaa, vom Stamme fxav- ^) ist von Röscher mit
fidvTig und fiavla zusammengestellt worden und soll nach
ihm ursprünglich die Inspiration bedeuten, die der improvi-
sierende äoiöög bei seinem Vortrage nötig hat.^) Hier zeigt
sich die Wesensverwandtschaft der Musik mit der Dichtung
und mit der Religion, wenigstens soweit diese als Aufregungs-
kult sich äußert.*) Die Worte, mit denen Nietzsche die In-
spiration des Dichters beschreibt, treffen in demselben Maße
auf den 7tQoq)^r]g und fiovacxbg evd-eog zu: ;,Mit dem geringsten
Rest von Aberglauben in sich würde man in der Tat die
Vorstellung, bloß Inkarnation, bloß Mundstück, bloß Medium
übermächtiger Gewalten zu sein, kaum abzuwehren wissen.
Der Begriff Offenbarung in dem Sinne, daß plötzlich mit un-
säglicher Sicherheit und Feinheit etwas sichtbar, hörbar wird,
etwas, das einen im tiefsten erschüttert und umwirft, beschreibt
einfach den Tatbestand. Man hört — man sucht nicht; man
nimmt — man fragt nicht, wer da gibt; wie ein Blitz leuchtet
ein Gedanke auf, mit Notwendigkeit, in der Form ohne Zögern
— ich habe nie eine Wahl gehabt. Eine Entzückung, deren
1) H. Diels, SibyUinische Blätter. Berlin 1890. 90 f.
^) Leo Meyer, Handbuch der griech, Etymol. IVgei.
') Röscher, Myth. Lex. s. v. Musen. Von A. Dieterich bezweifelt.
*) Auch die Araber nahmen einen Dichter- und Musikdämon an,
der zugleich mit der prophetischen Inspiration in Verbindung stand; vgl.
J. Goldziher, Abhandlungen zur arab. Phil. Igfi. 15 ff.
14 H. Greßmann [14
ungeheure Spannung sich mitunter in einen Tränenstrom aus-
löst, bei der der Schritt unwillkürlich bald stürmt, bald langsam
wird; ein vollkommenes Außersichsein mit dem distinktesten
•Bewußtsein einer Unzahl feiner Schauder und Überrieselungen
bis in die Fußzehen . . . Alles geschieht im höchsten Grade
unfreiwillig, aber wie in einem Strom von Freiheitsgefühl,
von ünbedingtsein, von Macht, von Göttlichkeit." ^)
Der enge Zusammenhang zwischen Eeligion und Musik
tritt öfter deutlich zu Tage, so z. B. in der Tatsache, daß
fast bei allen antiken Völkern die Musik übereinstimmend
als ein Geschenk der Gottheit bezeichnet wird. ^) Daneben
gilt dies in besonderem Sinne für die wurzelechte Verwandt-
schaft von Prophetie und Musik. Mit Dionysos, dem Gott der
Begeisterung, sind unzertrennlich ^) verbunden die Musen,*) die
nicht nur das Vergangene, sondern auch das Zukünftige
wissen. ^) Oder man denke an Orpheus, den berühmten Spieler,
der zugleich der älteste Musensohn und der erste Dionysos-
priester ist. ®) Oder ein anderes Beispiel aus der phönizisch-
hellenischen Mischreligion Kypems: Kinnyras wird nicht nur
einer der ältesten Musiker und Sänger, sondern auch der erste
Priester Aphroditens und Weissager genannt, wie vor allem
seine Töchter, die Kinnyraden. ^
Auch bei den Hebräern ist die Zusammengehörigkeit dieser
Dinge klar zu erkennen. Denn kb: heißt nicht nur „weis-
sagen", sondeiTi auch „musizieren". Der Musiker, der nach der
Chronik zur priesterlichen Zunft der Leviten gehört, ist ein
TtQoqyrjrevwv^), vom Geiste Jahves getrieben.®) Darum ist er
zugleich auch nin „Seher", wie die drei Sänger Asaph, Heman
und Jeduthun genannt werden^®) und ähnelt insofern einem
Amos oder Jesaja. Während aber jener seine Gefühle in die
Harmonie der Töne ausklingen läßt, gibt dieser sein Schauen
^) Fr. Nietzsche, Also sprach Zarathustra. 14—15. Tausend. Leipzig
1899. 482 f.
') A. Möhler, Geschichte der alten u. mittelalt. Musik. 7.
*) Preller-Robert, Griech. MythoL* I485.
*) Vgl. E. Rohde, Psyche « II sg. ») Preller-Robert a. a. 0. I480.
•) PreUer-Robert a. a. 0. 1 485- ') Röscher, Myth. Lex. s. v. Kinyras.
8) I Chron. 25 1, 2, 3. ») II Chron. 20 u-
^«) I Chron. 255. II Chron. 29 20, 35 15.
15] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 15
in Worten wieder, die darum freilich ebensowenig des Rhythmus
und der Melodie entbehren. Denn in so außergewöhnlicher
Stimmung redet kein Zauberer, geschweige denn der /ndvrig
die Sprache des Alltags, sondern er dichtet,^) wie auch der
arabische Kähin im sag^ d. h. in gereimter Prosa spricht —
ein Wort, mit dem das über den Propheten ausgesagte yiitrD
„verrückt" etymologisch zusammenhängt.^) Sein Orakelwort
heißt KK^, der „Gesang". Denn Ktrön ife^ ist der Dirigent,
der Äpx^v iwv ^dwv.^) Schon in der späten Chronik hat
jemand den Ausdruck mißverstanden — ein Beweis dafür,
daß sie trotz ihrer unhistorischen Gesamtauffassung doch
älteres, kostbares Gut mitunter bewahrt hat — und ihn so
erklärt, wie es noch heute durchgängig geschieht, als „Oberst
der Last". So erklärt sich die wunderliche Tatsache, daß
die Leviten, „die sich auf Musikinstrumente verstehen", beim
salomonischen Tempelbau als Oberaufseher der Arbeiter fun-
gieren.*) KtTD aber bedeutet nicht nur das „Aufheben" der
Last und dann die „Last" selber, sondern auch das „Auf-
heben" des Hauptes zur feierlich-rhythmischen ävacptüvrjais
bei Gesang, Klagelied, Gebet und endlich den „Gesang" selbst.
Prophetie und Musik sind sonach untrennbar verbunden,
wie ja die Griechen beides zu dem einen Worte xqriaii(^ö6g
komponieren und damit den inspii'ierten ^eofzawcg von dem
berufsmäßigen fidvrig oder xqiqaiJLoldYog unterschieden.^) So
war es von frühen Zeiten her, und wenn auch der älteste
Psalm des Alten Testamentes nicht von der Prophetin Debora
selbst herrührt, so besteht doch ihre Tätigkeit nach v. 12 (LXX!)
darin, daß sie ein Lied singt und durch religiös-patriotische
Hymnen den Baraq und seine Mannen zum heiligen Kampf
begeistert. Gleich ihr stimmt auch die Prophetin Mirjam den
Wechselgesang an unter Pauken und Keigen Gott, dem Eetter,
zu Ehren, ®) und noch die späteren Nebiim begleiten die Leiden
und Freuden des Volkes mit ihrer Poesie. Das letzte mir
*) Schol. Thukyd. II g. *) Georg Hoffmann ZATVT. 3 gg.
*) I Chron. 1022, 27- vgl. LXX. Das syrische ] tV|O^Vp ist nach
Analogie von hb^d gebildet.
*) II Chron. 34 12 f. *) Schoemann-Lipsius * II au. Anm. 1.
•) Ex. 15 20 f.
16 H. Greßmann [16
bekannte Zeugnis von der Ekstase der Musiker findet sich
in den gnostischen Thomasakten, wo berichtet wird, daß eine
hebräische Flötenspielerin eine Stunde lang stehend hinter
Thomas geblasen habe, bis dieser in Verzückung geriet. Kein
Anwesender verstand die geredeten Worte und durfte es nicht;
denn Thomas schilderte Geheimnisse, die nicht für profane
Ohren bestimmt waren. Eine Ausnahme macht nur die Flöten-
spielerin — ein Zeichen dafür, daß auch sie an der Ekstase
teil hat. ^)
Während nun bei den echten Propheten die Begeisterung
ungesucht sich einstellt, ohne daß man weiß, von wannen
sie kommt, wird sie bei den anderen mit künstlichen
Mitteln herbeizuführen gesucht. Diesen Zweck erfüllt neben
Fasten, Tanzen, Honig ^) und Eauschtrank vor allem die Musik,
die, selber aus der Begeisterung geboren, TtoLsl Tag xpvxag
kvdvvaiaGTiTidg, wie Aristoteles sagt. ^) Sie ist aber in diesem
Fall nicht die gleichberechtigte Schwester,. sondern die dienende
Magd der Mantik. Im Dionysoskult erscheint sie als Mit-
helferin zur bakchischen Raserei und die S-voaytöoc fiacvdösg
sind die berufenen Trägerinnen der Begeisterungsmantik, die
gleich einer Kassandra und Pythia „weissagenden Mundes"
die Zukunft verkünden.^) Vor allem waren es phrygische
Flöten, die zu diesem Zwecke benutzt wurden, und man kann
sich die beabsichtigte Wirkung bei diesem Instrumente am
besten vorstellen, wenn man sich seine schrille, durchdringende
Stimme und dazu etwa eine eintönige, einschläfernde Melodie
vergegenwärtigt, wie es heute noch bei den Derwischen Brauch
ist. In Israel leisteten sicher auch Flöten dieselben Dienste,
wie wir soeben erst — allerdings aus einer späten Quelle —
von einer begeisterten und begeisternden Flötenspielerin ge-
hört haben. Daneben aber kommen auch andere Instrumente
in Betracht. Aus dem Alten Testament selbst erfahren wir,
daß der Haufe der Propheten, auf die Saul stößt, von lärmenden
^) Act. ap. apocr. ed. Lipsius-Bonnet Hg 108; vgl. ZNTW. 8287^.
*) Vgl. den Namen der „Prophetin" Debora = Biene; dazu den Aufsatz
von Usener, „Jfilch und Honig" im Ehein. Mus. für Philol. N. F. LVII 177 ff.
8) Politeia 1340 a 10. *) Rohde a. a. 0. II, 9, 21 n. ö.
17] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 17
Musikern angeführt wird.^) Wenn wir uns auch kaum ver-
ständlich machen können, wie die Musik eine derartig be-
täubende und nervenerregende Wirkung ausüben kann, daß
die Hörer in Easerei geraten, sich wie wild die Kleider vom
Leibe reißen und nackt einen ganzen Tag und eine ganze
Nacht liegen bleiben, ^) so dürfen wir dennoch die Tatsache
nicht leugnen, sondern müssen bekennen, daß die Psyche des
Südländers anders ist als unsere kalte, nordische Seele, oder
daß am Ende der Wechsel der Zeiten Leidenschaften und
Empfindungen gewandelt und modifiziert hat. Auch über Elisa
kam jedesmal, wenn das Saitenspiel ertönte, die Hand, d. h.
die Kraft Gottes. ^) König hat die Kausalität dieses Geschehens
leugnen wollen und behauptet, daß das Zitherspiel, welches
Elisa sich bestellte, nur eine negative, d. h. die Unruhe der
Seele beschwichtigende Aufgabe hatte. Diese Erklärung ist
verwandt mit der des Talmuds, wonach der prophetische Geist
den Elisa verlassen hatte, weil er in Zorn geraten sei. Die
Macht der Töne sollte dann den Zorn besänftigen. Das ist
modern gedacht, von einer solchen Wirkung der antiken Musik
wissen wir schlechterdings nichts; im Gegenteil, alle Mit-
teilungen, die wir über diesen Gegenstand besitzen — und
wir haben deren aus der klassischen Literatur wenigstens
einige*) — stimmen darin überein, daß bei ekstatisch ver-
anlagten Menschen,^) zu denen der „Prophet" Elisa ohne
weiteres®) zu rechnen ist, die Musik die Erregerin der Ver-
zückung ist.
Auch das Beispiel Sauls kann man nicht dagegen anführen.
Von ihm wird uns erzählt, daß er am Anfang seines öffent-
lichen Auftretens vom guten Geiste Jahves besessen, d. h.
1) I Sam. 10 5.
^) I Sam. 19 24 in^ Znsammenhang mit der eben erwähnten SteUe!
') n Kön. 3 15. *) ZnsammengesteUt bei Rohde, Psyche^ n^g«
^) Diese ansdrücklich von mir gemachte Einschränkung ist wohl zu
beachten !
*) Das beweist schon seine Zugehörigkeit zu den rasenden Nebi'im.
Man darf Elisa nicht nach der Art eines Jeremia beurteilen. Bei den
großen und späteren Propheten tritt die Ekstase viel mehr in den Hinter-
grund, wenn sie auch nie völlig verschwindet.
ReligionBgeschichtliche Versuche u. Vorarbeiten II. 2
18 H. Greßmann [18
Enthusiast gewesen sei, daß ihn aber später ein periodischer
Wahnsinn befallen habe, der vom bösen Geiste Jahves aus-
gegangen sei. Obwohl die Überlieferung nichts mehr davon
weiß, sondern die Krankheit Sauls als eine Strafe Gottes für
ein begangenes Unrecht darstellt, berechtigen uns doch unsere
psychopathischen Kenntnisse, beides in ursächlichen Zusammen-
hang zu setzen. Die enthusiastische Erregung, die überhaupt
nur bei völlig nervösen Menschen denkbar erscheint, wird
leicht zum Wahnsinn,^) wie es auch sprachlich nicht unmöglich
ist, daß fzdvTcg mit ^alvofiai zusammengehört. ^) Es ist häufig
beobachtet worden, daß bei ekstatisch veranlagten Menschen
eine morbide Anlage zu plötzlichen Störungen des normalen
Seelenlebens zurückbleibt. So sieht der Leidende (pavraalah
verfällt in heftige Aufregung oder trübe Melancholie. Wie
bei Saul, vermag auch sonst nur die Kraft der Musik, sei es
Zither oder Flöte, diese fiavia zu heilen. Sie war aber nach
allen Nachrichten, die wir sonst haben — so seltsam es zu-
nächst erscheint — nicht ein Beruhigungs-, sondern ein Er-
regungsmittel, steigerte den krankhaften Trieb, brachte dann
die Ekstase zum Durchbruch und schuf so homöopathisch durch
eine vehemente Entladung Erleichterung.^) So treffend der
Satz Buddes ist,*) daß wir in der geistigen Trübung Sauls
„eine Entartung und Überspannung derselben seelischen An-
lage erkennen müssen, die ihn zum Propheten gemacht hatte",
so unzutreffend ist die folgende Bemerkung : „In »Wirklichkeit
wird ihn aller Wahrscheinlichkeit nach die prophetische Be-
geisterung auch neben dem Trübsinn je und dann besucht
haben" ; vielmehr handelt es sich nicht um ein Neben-, sondern
um ein ursächliches Nacheinander. Vielleicht könnte man
versucht sein, die Musik auch hier als bloßes dämonenver-
^) Vgl. auch Fr. Kauffmann, Untersuchungen für altgennanische
Beligionsgeschichte. I. Balder. 190.
') So heißt un Hebr. dasselbe Verb „weissagen" im Hithpa. „verrückt
sein". Zur Erklärung von udvng verweist mich A. Dieterich auf die an-
sprechende Herleitung Osthoffs aus V wcf-„schauen" mit infixem Nasal, mit-
geteilt im Heidelberger Tageblatt vom 28. Jan. 1901.
') Eohde a. a. 0. 11 47 ff; Schoemann-Lipsius a. a. 0. IIsss.
*) Die Bücher Samuel. KHC von Marti 118.
19] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 19
treibendes Zaubermittel aufzufassen. Aber dagegen spricht doch
einmal, daß wir es hier mit einer zweifellos ekstatischen
Krankheit zu tun haben, wie das Wort N3jnn I Sam. IS^o
(= sich wie ein Ekstatiker gebärden) beweist. Die Methode
der Heilung, anfänglich wohl als Zaubermittel entstanden,
scheint doch bei dieser Krankheit auch physische Linderung
gebracht zu haben. Wir befinden uns auf einer Übergangs-
stufe von der Zauberei zur Medizin. Zweitens ist es kaum
erlaubt, den bösen Geist „Jahves" einfach für einen Dämon
zu erklären, wenn auch im allgemeinen beide Vorstellungen
ineinander übergehen und verschwimmen.^) Jener mag in
der religionsgeschichtlichen Entwicklung diesen abgelöst und
seine Funktionen übernommen haben, aber damit war auch
eine andere Auffassung der Sache gegeben. Mit alledem soll
natürlich nicht geleugnet werden, daß die Musik überhaupt
keine beruhigende Wirkung ausgeübt habe. Das eben Gesagte
gilt nur von ekstatisch veranlagten Menschen. Anders ist
es, wenn wir im Talmud von einer Vorrichtung erfahren,
durch die fortwährend Wassertropfen auf ein metallenes Gefäß
herabfallen. Durch dieses monotone Geräusch, das nicht un-
ähnlich sein sollte dem Schall der Zamzume, wurde der Kranke
eingeschläfert und so der Genesung entgegengefahrt. ^)
Damit ist das überlieferte Material erschöpft. Versuchen
wir zum Schluß zusammenfassend einen kurzen geschichtlichen
Überblick zu geben. Die Anfänge der Musik liegen in prä-
historischem Dunkel. Ursprünglich wird sie wohl nur von Laien
ausgeübt; bald bildet sich aber ein besonderer Berufsstand der
Musiker, der zunächst auch die Pflege der religiösen Kultmusik
übernimmt, diese später jedoch an eine besondere Zunft abtritt.
Die Laienmusik hat von vornherein und durch die Jahrhunderte
hindurch, mag auch die Art des Vortrags gewechselt haben,
stets denselben Sinn gehabt: in Freud und Leid das Leben
der Menschen zu verschönen, und da die Religion denselben
Zweck verfolgt, so ist ein Gottesdienst ohne Musik undenkbar.
Zugleich steht die Musik im Dienst der Zauberei und hat —
^) Vgl. Smend, Alttest. Rel. 442. 454.'
^) Erub. 104 a; vgl. Leopold Low, Beiträge zur jüd. Altertumskunde.
Szegedin 1875. 11304.
2*
20 H. Greßmann [20
mehr Lärm als Kunst — bald die Aufgabe, den Donner nach-
zuahmen und hervorzurufen, bald aber die Dämonen abzuwehren
und Unheil abzuwenden. Auf der anderen Seite jedoch soll
sie die Gottheit aufmerksam machen und herbeirufen, oder
wenn diese zugegen ist, scheuem Eespekt Ausdruck verleihen.
Diese Bräuche, die äußerlich mit zähem Konservativismus be-
stehen bleiben, werden in der Folge innerlich umgewertet,
entsprechend der höheren religiösen Auffassung. Teils sinken
sie zu Erinnerungszeichen für die Gottheit herab, teils gelten
sie nur noch als ein ästhetischer Schmuck, als eine kostbare
Zierde des Gottesdienstes. Daneben wird die Musik von früh
an als Heilszauber gegen den Wahnsinn benutzt und nähert
sich damit der künstlerischen Entwicklungsstufe. Denn wie
Pi'ophetie und Dichtung wird sie als Kunst aus einer enthusia-
stischen Erregung des Gefühls geboren und ist darum zugleich
ein wertvolles Mittel, diese Ekstase hervorzurufen.
Über die Instrumente erfahren wir aus dem Alten Testa-
mente noch weniger als über die Musik; wir sind daher auf
andere, meist spätere Nachrichten angewiesen. Leider hilft
uns die Etymologie auch nicht viel weiter; sie lehrt uns ge-
wöhnlich nur das Material kennen, aus dem das Instrument
gefertigt worden ist.
n. Die Masikinstramente.
A. Die Saiteninstrumente.
1. b2:.
VV
b2: wird öfter von „irdenen" Krügen oder Gefäßen ge-
braucht Zweimal ^) wird es von der LXX mit äai^ög wieder-
gegeben, und obwohl es nicht notwendig diese Bedeutung
gehabt zu haben braucht,-) ist das doch sehr wahrscheinlich,
weil es auch auf die Wolken des Himmels übertragen wird
und weil dies aus der Idee des Schlauches eher zu erklären
ist. Krug und Schlauch haben beide dieselbe bauchförmige
Gestalt, und eben deswegen wird dasselbe Wort das Musik-
instrument bezeichnen. Diese Auffassung wird bestätigt durch
das Femininum r\b2:, der „Leichnam", ursprünglich gedacht
als das „uneigentliche bauchförmige Gefäß". Denn der Leich-
nam ist identisch mit dem seelenlosen Körper; man vergleiche
unser „Leib", das lat. corpus, das gr. ayifjyog (axiyVw^a) öfter
= ac&juö, bei Euseb = Leichnam.*)
Zum besseren Verständnis seien einige Worte darüber
gestattet. Um das Verhältnis des Körpers zur Seele zu be-
zeichnen, hat die antike Anschauung verschiedene Bilder. Das
eben erwähnte aiif}vog faßt die Seele auf als die Einwohnerin
in dem Zelte des Körpers. Anderwärts gilt die Seele als
das in der Scheide des Körpers steckende Ich.*) Sehr ver-
^) I Sam. 10 8. Jer. 13 12. «) So Ges.-Buhl^» s. v.
') Namentlich bei den Pytiiagoreem; vgl. Timaeus Lokr. 100 a u. ö.;
femer Eusebins Werke Bd. I ed. Heikel, Index s. v.
*) pi Dan. 7 15; vgl. außerdem ^io QJIO : <w^a3 Georg Hoffmann,
Phon. Inschr. 5.
22 H. Greßmann [22
breitet ist ferner die Vorstellung von dem die Seele als Kleid
umgebenden Körper. Bekanntlich ist das* deutsche Leichnam
aus lih-hamo „das Hemd des Ich" entstellt. ^) Ebenso bekannt
ist die Anschauung des Paulus, der I Kor. 15 bei der Parusie,
n Kor. 5 aber nach seinem Tode einen himmlischen Überwurf
über seinen irdischen Leibrock erwartet,^) ferner die Rolle,
die das Lichtkleid in der Eeligion des Judentums, ^) im Hymnus
an die Seele, *) bei den Manichäern, ^) Mandäem ^) und in der
Kabbala ') spielt. Nach einer anderen, fast ebenso weit ver-
breiteten Ansicht ist der Körper ein Gefäß, in dem sich die
Seele befindet. Diese muß also als Flüssigkeit gedacht sein
und ist demnach identisch mit dem Blute, dem Sitze des
Lebens.®) Sehr lehrreich ist, was uns Petermann von den
Drusen erzählt:®) „Sie sagen, so wie das Hemde das Kleid
des Körpers ist, welches verändert und abgenutzt wird, so
ist der Körper das Kleid der Seele; es wird verändert und
abgenutzt. Sie vergleichen auch die Seele mit Flüssigkeiten,
*) Wackernagel m Haupts Zeitschr. VI 293 f • Grimms Wörterbuch s. v.
2) in-Bvbvaaod'ai ^. Für den angegebenen Termin in II Kor. 5
spricht einmal der conj. aor. kav ^aralv&fi = fut. perf., dann der Zusammenhang
von n Kor. 4 7 ff. mit öj ff. ÜberaU wird Paulus verfolgt und gequält, aber
doch nicht erdrückt und entmutigt und soUte ihm selbst das Allerschlimmste,
der Tod, begegnen, so weiß er auch dafür einen Trost. Denn er braucht
ja nur den Himmelsleib, der seit Ewigkeit parat liegt, nach seinem Tode
über den irdischen Körper anzuziehen, um sofort und ohne Schmerzen (4 b)
zum Herrn einzugehen. — Titius, Seligkeit Ileof- faßt fälschlich ixSvaa-
ad'ai = Sterben. Beides ist nicht identisch, sondern findet nacheinander
statt. Die Seele verweilt nach dem Tode noch längere Zeit in den Gliedern
bis die Auflösung des Körpers vollzogen ist (vgl. Euseb, Theoph. I72). Viel-
leicht liegt dieselbe VorsteUung zu Grunde, wenn dem Juden befohlen wird,
dem Toten nicht ts^s: mn^s^ oy die Augen zuzudrücken und den Mund zu
verschließen. Man soll warten, bis die Seele tatsächlich, nicht bloß schein-
bar beim letzten Hauche, den Leib verlassen hat. Jener Befehl wäre
allerdings ungenau ausgedrückt.
») Bousset, Rel. des Jud. 265 f. Archiv f. Rel.Wiss. IV 23$ f.
*) ed. Bevan 9, 14, 40, 72, 82 ff-
«^j Flügel, Mani 100 f.
«) Brandt, Jahrb. f. prot. Theol. XVIII580.
') z. B. Kabbala denudata, Francofurti 1684. tom. II 107 u. a. vgl.
ZDMG. 21 560 ff. ®) vgl. "ityBi nivn „er goß seine Seele aus" = er starb.
®) Reisen im Orient I879.
23] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 23
die eines Gefäßes bedürfen, sie zusammenzuhalten; wenn dies
zerbricht, muß die Flüssigkeit von einem anderen Gefäß auf-
genommen werden, damit sie nicht ausfließe und verloren
gehe." Diese Vorstellung von der Flüssigkeit der Seele hat
ihre besondere Ausprägung gefunden in der Lehre der Metangis-
moniten. ^) (mevog wird der Körper IV Esra Tgg, II Kor. 4,,
z. B. auch bei Euseb, der damit die menschliche Erscheinungs-
form des Logos ausdrückt, ^) bei den Manichäern *) u. s. w.
genannt. Ob aber das Wort in späterer Zeit überall denselben
Sinn hat, mag man bezweifeln. Wahrscheinlich hat es mehr
die Bedeutung des Gerätes oder Instrumentes, dessen sich die
Seele zu ihrer Betätigung bedient, zieht doch Euseb z. B.
den Vergleich eines Musikers und sein Verhältnis zu einem
Instrumente heran, um die Beziehung des Logos zu seinem
„Menschen" zu veranschaulichen.*) Jedenfalls läßt sich nach
alledem kaum leugnen, daß rh^} ursprünglich das uneigentliche
(bauchförmige) Gefäß bedeutet, wobei die Uneigentlichkeit
durch das Femininum ausgedrückt wird. ^)
b^:, meist mit Harfe übersetzt, ist auch ins Griechische
und Lateinische übergegangen teils in der alten Form vdßXay
vdßXag,^) nablium, teils mit späterer Erweichung des 2 zu i
als vaüXa. Bei den Griechen galt dies Instrument als eine
Erfindung der Phönizier, ') genauer der Sidonier, wie über-
haupt Sidon wegen seiner Musik gerühmt wird. ®) Über seine
Form läßt sich nichts Sicheres ausmachen; alle Identifikationen
mit antiken Abbildungen, die man bis jetzt versucht hat, sind
^) Acta Archelai c. 9.
*) Texte u. Unters, von Gebhardt-Harnack, NF. VIII, 20.
8) Flügel, Mani 100. *) z. B. Theoph. IIIsq.
*) z. B. IV Wald: mr Waldhonig (Archäol. Material beiMaass: Die
Griechen und Semiten auf dem Isthmus von Korinth. 1903 passim); mp
Bauch: '^ s 5 Schlauch; ätkaSiEi: ^yU Sproß. VieUeicht ist auch »b:
n^ ^3 so zu verstehen. Vgl. überhaupt Georg Hoffmann, Phöniz. Inschr. 27.
*) Leo Meyer a. a. 0. IV 266.
') SopatrOS bei Athen. IV176 B vdßXa^ 6v fTjat EcoTtar^os 6 Tta^epdog . . .
^otvixcov elvai xal rovrcav evQrjfia.
^) Philo Byblios bei Euseb. Praep. ev. 1 10^ 'WWlL''AWy/^^<^^^^^^
ev^tovias ttqcoti^ vfivov fpSfje evQBV.
24 H. Greßmann [24
reine Vermutung. Nur so viel ist sicher, daß es ein Saiten-
instrument war, nach dem Alten Testament^) mit 10, nach
Josephus ^) mit 12 Seiten versehen.
2. -li-;?.
Das Wort -nJD hängt etymologisch zusammen mit dem
syrischen ?f^ dem arabisch-persischen Aj^ „der Lotos".^)
Als Obstbaum aus der Familie der Rhamnaceen hat der Lotos
schwarzes, sehr festes Holz, das zu mancherlei Drechsler-
arbeiten verwendet wird, zumal es der Fäulnis gar nicht
unterworfen ist. ^) Also wird das Instrument bezeichnet nach
dem Holz, aus dem es gefertigt ist,*^) genau so wie im
Griechischen IwTog einmal verschiedene Lotospflanzen und dann
die aus Lotosholz gemachte Flöte bedeutet. •) Das hebräische
Instrument hat zweifellos Saiten gehabt, da es „mit der Hand
geschlagen" wird.')
Durch Vermittlung der Phönizier ist dies Wort zu den
Griechen gekommen als Substantivum mwvqay und davon ab-
geleitet ist das Verbum xiwvQOfiai = wehklagen. -njD wird
im Alten Testament nur einmal Jes. 16 u als typisches Trauer-
instrument zum Vergleiche herangezogen. Aber in der Parallel-
stelle Jer. 4886 sind statt dessen passender*) die Flöten
genannt. Da auch in der mischnischen Zeit die Flöte zu den
unentbehrlichen Bestandteilen eines Leichenbegängnisses ge-
hört, so daß sogar dem armen Ehemanne auferlegt wurde, bei
der Bestattung seiner Frau mindestens die Kosten für ein
1) Ps. 332. 144». 2) Jos. Ant. VH 12,.
*) Nach Low, Aram. Pflanz. 283 = Zizyphus Spina Christi L., nach
Woenig, Die Pflanzen im Alten Ägypten. Leipzig 1888. 335 = Celtis
australis L. Übrigens findet sich neben f^AxT" auchjLo (vgl. Lagarde,
Übersicht 89 f.) nnd yfy (vgl. Barth, Nominalbüdung 65).
*) Karl Koch, Die Bäume nnd Sträucher des Alten Griechenlands.
Stuttgart 1879. 259.
^) Vgl. das aUgemeine O^ 1) Holz 2) Laute ; ferner hautbois : Oboe.
«) Leo Meyer a. a. 0. IV 5$? f- "O I Sam. loa,.
•) Gegen Giesebrecht, Kom. z. St. Richtig Encycl. Bibl. s. v. Music.
25] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 25
Flötenduett zu tragen, ^) so hat Movers ^) wohl mit Recht ge-
schlossen, daß 11 JD bei den Phöniziern eine Bezeichnung für
die Flöte gewesen sei. Jedenfalls wissen wir auch von Doppel-
pfeifen, die bei der Totenfeier um Adonis geblasen wurden.^)
Mit diesem Worte hängt ferner der Name der Stadt
nTiJS am See Genezareth, der früher nnJD D^ hieß, zusammen.
Bisweilen erklärt man, daß der See die Gestalt einer Zither
habe und daß infolgedessen die Stadt nach ihm benannt sei.
Aber davon kann keine Eede sein; denn der See hat
auch nicht die geringste Ähnlichkeit mit einer Zither, und
diese müßte doch gerade hervorstechend sein, wenn der Name
danach gedeutet werden soll, wie z. B. gar kein Zweifel
darüber aufkommen kann, daß die Insel Korkyra dQSTtdvrj hieß
wegen ihrer sichelförmigen Gestalt. ^) Man muß also bei der
Erklärung von der Stadt ausgehen, wie jetzt meist geschieht.
Verschiedene Möglichkeiten stehen zur Wahl. Wenig
wahrscheinlich ist, daß sie den Namen von ihrer zitherförmigen
Anlage hatte, weil man sich das schlecht vorstellen kann,
oder von den zitherkundigen Einwohnern, mögen sie nun das
Instrument gespielt oder es verfertigt *) oder damit gehandelt
haben, wie es in späterer Zeit dort eine Stadt der „eingepökelten
Fische" Taricheai (von TaQlxrj) gab. Mehr für sich hat die
Annahme, daß die Stadt nach dem Heros Eponymos Kiw^gag
ihren Namen führte wie auf Kypern ein wohl sicher so zu
erklärendes KtwvQBia erwähnt wird.®) Von Kinnyras wissen
wir, daß er auf Kypern, in Byblos und Umgegend, nament-
lich zu Aphaka auf dem Libanon, verehrt wurde.') Es macht
keine Schwierigkeiten für frühere Zeiten eine noch weitere
Verbreitung dieses phönikischen oder vielleicht allgemein
kanaanitischen Heros vorauszusetzen, wird uns doch auch Dtn.
3 9 ein spezifisch phönikischer Name des Hermon mitgeteilt.
') Ketub. 45. Matth. 9 23- Mark. 5 33; vgl. Leopold Low a.a.O. II 310.
«) Die Phönizier. I248. ') Athen. IV 174. PoUux IV 10.
*) Nach Fr. Lübker, ReaUexikon' s. v. Korkyra.
*) In Griechenland gab es ein besonderes Gewerbe der Iv^onotoi und
avXonoioi Vgl. K. F. Hermann, Lehrbuch der gr. Antiqu. Bd. 4 (1882) 412.
•) Plinius n. h. 5 130. Nonnus D 13451; vgl. Röscher, Myth. Lex. s. v.
Kinyras.
') Vgl. Pind. Pyth. 2 15. Strabo 16,55. Lukian, de dea Syr. 9 u. a.
26 H. Greßmann [26
Die pluralische Form findet sich ebenso in dem Stadtnamen
nlDJV, den Pietschmann ^) wohl richtig mit der Göttin njy
zusammenbringt. Freilich ist es ebenso gut möglich, daß nnjD
auf die ursprüngliche Bedeutung von ] ^ j.3 zurückgeht und
die „Lotosstadt" bezeichnet. Man könnte dafür verweisen
auf Meg. 6a: sie führe deshalb den Namen, weil ihre
Früchte so süß seien wie Lotosfrucht. ^) Es liegt in der Natur
der Sache, daß Sicherheit bei der Erklärung so alter Orts-
namen versagt bleibt.
3. ND5t?f.
Nach Athen. IV 175 e und Strabo X S^^ ist Gafißmrj
ein barbarisches resp. syrisches Wort und auch Leo Meyer ^)
hält es für zweifellos ungriechischen Ursprungs. Demgemäß
verweist man auf hebräisches nD3b^ „Flechtwerk".*) Man könnte
an die geflochtenen oder festgehefteten (syr. ^Äflo) Saiten
denken und als griechisches Analogon TtrjytTlg^) anführen. oagißvTir]
müßte dann wohl aus einem ursprünglichen XDntr entstanden
sein. Gegen diese Form ließe sich an und für sich nichts
einwenden vgl. xnnx, xinöi, xnn^s, j^^^* Aber da sie
nicht überliefert ist, so ist eben deswegen semitischer Ur-
sprung dieses Wortes wenig wahrscheinlich, um so unwahr-
scheinlicher, da XD3K^ nur in dem spätem, der Makkabäerzeit an-
gehörigen Buche Daniel neben dem echt griechischen int^JDS
= xpahtriqtov und njjboiD = av^icpiavLa vorkommt. Eher wird
man es kombinieren dürfen mit sambücus (Nebenform sdbucus\
dem „Holunderstrauch", dessen Stamm bei zunehmendem Alter
so dick werden kann „wie ein Kopf samt dem Hute". ®) Ge-
trocknet ist das Holz sehr schön fest und dauerhaft, fast dem
^) Geschichte der Phönizier bei Oncken I 42 150.
*) Low, Aram. Pflanzen 284. ») a. a. 0. IV 39 f.
*) Vgl. Ges.-Buhl s. v.
*) Wie „pagina" in anderem Sinne die „befestigte Seite" bedeutet
(Leo Meyer).
*) Theophrast. bist, plant. lEE 184, vgl. Lenz, Botanik der Griechen
und Römer. Gotha 1859. 500.
27] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 27
Buxbaum gleichgeschätzt. Daß man aus den Ruten das Mark
stoßen und daraus leichte Spazierstöcke machen kann, be-
richtet schon Theophrast. ^) An dies junge Holz muß man
wohl denken bei sambicca, aus dem im Mittelalter Flöten ge-
fertigt wurden.^) Erinnert man sich an njD, das bei den
Phöniziern die Flöte, bei den Hebräern die Harfe gewesen
zu sein scheint, so ist kein Grund einzusehen, warum nicht
ebenso das älteste, für Drechslerarbeiten wohl geeignete Holz
des Holunders als Material filr andere Musikinstrumente ge-
dient haben soll.
Zur etymologischen Erklärung des Wortes aafißvTiri resp.
sambucus sei der Vorschlag erlaubt, es mit dem Stamme sand-
zusammen zu stellen. Denn gerade hier ist der Wechsel von
vd und f^ß bezeugt. Als dialektische Nebenform (äolisch) zu
advdaXov wird odfißaXov überliefert:^) „die starke*) Holz-
sohle, zum Unterbinden unter die Füße", verfertigt aus Jj^aao
(pers. JuXacw,*^) dem rötlichen Sandelholz (Lignum santali-
num), das als Hauptbestandteil einen harzigen Farbstoff, das
Sandelrot, enthält. In Europa wird das Holz fast nur zum
Färben und zu feinen Möbel- und Drechslerarbeiten verwandt,
da es eine schöne Politur annimmt. Das Wort lautet syr.
5|.J., sanskr. gandana, hat also überall verschiedene Endung,
aber der Stamm sand- scheint die Bedeutung „rot" zu haben.
Gdvdv^ bezeichnet Mennige oder Bleirot®) und ferner einen
^) Vgl. oben.
*) Isidorus Orig. lib. 2 cap. 20. ; beachte ferner die Identifizierung von
„Schwegel" (Flöte) mit sambuca, Grimms Wörterbuch s. v.
') Leo Meyer a. a. 0. IV a vergleicht noch TiefiTie neben nevre,
*) Die suffixale Endung wie xvcoSaXov „starkes" Tier (Leo Meyer
fälschlich „schädliches, gefährliches" Tier), wie xv^ßaXov, x^oraXov, xQCfi-
ßakov die „starken", lauten Lärminstrumente. Leo Meyer führt zwar
regelmäßig Analogieformen an, aber er sucht nicht das Urwort von der
markantesten Bedeutung zu finden, nach dessen Bildung sich die übrigen
gerichtet haben — wie hier wohl nach f^aydlo — (trotz der abweichenden
Betonung). Auf dies für das Semitische ebenso wichtige Prinzip hat mich
zuerst Georg Hoffmann aufmerksam gemacht. Vgl. auch unten S. 29 A. 5.
^) Pott, Zeitschr. f. Kde. d. Morgenl. Vso-
^) Vgl. auch Joh. Lyd. de magistr. Illei» aavSvxog Sh x^^fß t?«
/Sordprjg xaraßanTOvres avrove (sc. rovg xircjvas), aa^xoetS'^g Sk 6 x^f>^
28 H. Greßmann [28
nicht näher zu bestimmenden Strauch mit rötlicher Blüte.
oavöagdar] ist roter Arsenik, und danach würde der sambucus
dann seinen Namen führen von dem roten Beerensafte des
Zwergholunders, der schon im Altertum zum Färben der
Menschen und Götter benutzt wurde. ^)
B. Blasinstrumente.
I. Die Flöten.
Die Flöte wurde aus verschiedenem Material gefertigt:
^ vXrj tCjv ailwv xükafxog 7] x<x^^og i) kwtbg r] Ttv^og fj Y.eqag
fj öaxovv eX&(pov ^ ddq)vrig Tfjg %aiJLaLC,rikov xXddog.^) Daher
heißt also kwTÖg auch das aus diesem Holz geschnitzte In-
strument, daher tibia die aus „Schienbein" gemachte Pfeife,
daher ^^^n die aus „hohlem Eohr" bestehende Flöte.
Anderer Art, wir wissen nicht welcher, war 3>iy, ge-
wöhnlich erklärt als das Instrument mit den „einschmeicheln-
den" Tönen. ^) Aber einmal wird wie den Griechen, so auch
den Hebräern die fiovaa ßaqvßqofiog avlCbv^) allein bekannt
gewesen sein, zum andern heißt n:iy nicht „lieblich sein" oder
„lieben", sondern hat den viel stärkeren Sinn „brünstig sein".
Darum wird man es als das Brunstinstruraent verstehen müssen
und können, in Erinnerung daran, daß ja gerade die Flöten
zum Lieblingsspiel der Buhlerinnen gehörten; äußerst be-
rüchtigt waren die Ambubajen, d. h. syrische Flötenspiele-
rinnen zu Eom. In der Tat wird ^y\v von den Rabbinen mit
«DUN identifiziert. Verwiesen sei ferner auf Aristides, *) der
von der naxofiovala der Phönizier redet, die nur geeignet sei,
Tfjg ßotdvris, also Hemden von fleischroter Farbe, mit der Wurzel des
adv8vi gefärbt.
^) Lenz, Botanik der Griechen und Römer. 449. ^) PoUux IV 9.
') Vgl. Ges.-Buhl s. v. *) Aristophanes, Wolken 312.
^) ne^l fwvatxjjg ed. Jahn 1X72: TidXiv Se olg sig rb Tzagä fvaw
diaoT^dipfi rd rijs fiovatrtrjey eis yavXoxTjra xal xaxofiovaiav, ol fikv to Itt«-
d^firjTMov &8^t(7isvovT8Sf tds Tfi xpv%ds sloi Uav dveifisvoi xal td atafiaTa
ov 8iov capat^ovreg, tog oi t« ne^i rrjv ^oivixrjv xal ol zovrcav xard trj^
Aißvriv txyovoi xrX.
29] Musik und Musikinstrumente im Alten Test. 29
die Sinnlichkeit aufzuregen und die Nervenkraft zu schwächen.
Vielleicht hat er bei diesem Wort vor allem an die Flöten
gedacht, von deren ekstatischer Eauschwirkung oben die Rede
war, denen auch Aristoteles^) die Beiwörter öqytaaTiyidg und
TtadTjTixög gibt.
Damit hängt vielleicht die Tatsache zusammen, daß die
Flöte, die in älterer Zeit auch bei religiösen Gelegenheiten
wie Wallfahrten und Festreigen Verwendung fand, später
infolge religiöser Scheu aus dem Kultus entfernt wurde. In
der Chronik fehlt sie ganz, nach dem Talmud spielt sie
beim Gottesdienst nur eine beschränkte Rolle. ^) Interessant
ist nun, daß der D:ny in Ps. löO^ neben anderen liturgischen
Instrumenten erwähnt wird. Danach scheinen also die Psalmen
(und sogar der letzte) noch eine andere und ältere Epoche
der Tempelmusik vorauszusetzen als die Chronik. Leider ist
es bei unseren dürftigen Nachrichten ganz unmöglich, eine
Geschichte der Instrumente zu schreiben, hier aber wird das
Dunkel einmal durch einen flüchtigen Lichtstrahl unterbrochen.
Das später fixierte Gesetz hat die Flöten ebenso wie z. B.
den Reigen um den Altar ^) oder den Gang zum Tempelberg
in der festlichen Weihenacht *) mit Stillschweigen übergangen.
Eine dritte Flötenart ist die nur im Buche Daniel genann-
te Nn^piit^ö, gewöhnlich nach dem Vorgange Theodotions mit
avQiy^^) identifiziert. Sie heißt so nach pit^ „zischen", „pfeifen".
2. Die Trompeten.
iDlK^ die „krumme" Trompete®) erklärt man jetzt viel-
leicht richtig durch jL ^ „Widderhörner", ') da ja Hörner als
Blasinstrumente weit verbreitet sind. Möglich ist aber
auch die Ableitung aus der Grundbedeutung von JL. „rein",
blank (daher idk^ „schön") „fegen", dann „rein, hell klingen" ;
man vergleiche ^i. „rein machen" mit Vjo „rein klingen".
1) Pol. 2,8. «) Vgl. Nowack, Archäol. Ig,,. «) Ps. 26«. *) Jes. 30 jg.
*) avpty^ ist wie fOQiuyl, aaXmy^j d'cjfuy^ nach Analogie von or^ofiy^
gebüdet nnd so drückt schon das Snffix das „Gedrehte^ aus.
«) Vgl. de Wette, Archaeol.* 438. ') Vgl. Ges.-Buhl s. v.
30 H. Greßmann [30
Dagegen ist man über die Bedeutung von nn^iun noch
vollständig im Unklaren. Nur so viel ist allgemein anerkannt,
daß es wahrscheinlich aus msiiin kontrahiert ist. Wenn im
folgenden eine Erklärung versucht wird, so bleibt das Be-
wußtsein, daß es trotz aller Mühe und alles Kombinierens
eben weiter nichts ist als ein „Versuch". Da es hölzerne
Trompeten gibt, z. B. Alpenhörner aus ausgebohrten jungen
Tannenbäumen^), so könnte man eine Benennung nach der
Holzart erwarten. Aber 'Sy^ic^ ist „grünes" Gemüse, „grüner"
Seetang^) u. a.; ^^^ sind Baumstämme zum „Einhegen".
Das Wort aus der Form des Instrumentes zu erklären, ist
ebenfalls nicht angängig; denn ^/ai- bezeichnet weder das
Gerade noch das Krumme, was für die Art der Trompete be-
deutsam wäre, sondern das „Kurze" ; vgl. j-a^aä- der „kurze"
Finger, t^assl^ der „kürzeste" Weg, j,^^^/^ mit „gekürztem"
Fuß u. s. w. Da j.Aa^ wohl nicht in Betracht kommt, so
bleibt nur die Ableitung von jio:^ möglich. ^) Seine Grund-
bedeutung ist „eng"; vgl. ^^ „Eng"brüstigkeit, jUaa»
„enger" Sessel, j.^a3:^ „eng" gewebt, ^^ „eng", daher be-
klommen, stockend in seiner Rede, ./oä. „eng", ängstlich seine
Schätze hüten, daher geizig sein u. s. w. Somit könnte man
msisn deuten als das „enge" und darum „gellende" Instru-
ment;*) man vergleiche den Zusammenhang von jJ^^ »eng"
mit j^^, Tor innerer „Enge" und Beklommenheit „heulen".
^) A. Eeißmaim, Illustrierte Geschichte der deutschen Musik. Leipzig
1881. 11. 54. 2) Vgl. Low, Aram. Pflanzen. 236 f.
') Bei der Etymologie vom Arabischen auszugehen, ist, wenn man
das prinzipieUe Recht auch nicht zugeben wiU, praktisch doch in diesem
FaUe allein möglich.
*) Vgl. die adlmy^ o^fCDvos, Guhl Und Eoner, Leben der Griechen
und Bömer.' 240.
31] Musik und Musikinstramente im Alten Test. 31
Auf diese Weise wird auch die Form miin'in verständlich, die
auf einer onomatopoetischen Klangmalerei zu beruhen scheint,
wie wir Reduplikationen haben in D^yjyjD, D^^i:^!:, Vssz*^,
f*r^> OtAailAö, fioQfivQO), ftiTtl^w, tintinnabulum u. a. m.
Daran, daß ^51^ den „Führer" der Herde, den „Widder"
bezeichnen kann, ^) und daß es in dieser Bedeutung tatsäch-
lich sich auf einer phönizischen Inschrift findet,^) ist nicht
zu zweifeln, wenn auch sein Vorkommen im Arabischen eine
„jüdische Fabel" ^) sein mag. bnvn pp ist also mit Recht
„das Widderhorn". Den nur Jos. 6 vorhandenen Ausdruck
ü'h2V nnsiK^ muß man für eine Variante handschriftlicher Art
halten wie in v. 1 m:iD neben m:iDD oder wie Gen. 2 4 flF. mn^
D^n^x. Demnach ist nicht bloß Ex. 19^3, sondern auch hier ein
bloßes biv in dem Sinne von „Trompete" vorauszusetzen.
Klostermann hat nun mit vollem Rechte die Bedeutungsent-
wicklung von „Widder" zu „Widderhorn" auffällig gefunden.
Wenn er aber von der Form ^5i> ausgehend „Trompetenbläser"
als ursprüngliche Bedeutung vermutet,*) so kann ihm darin
nicht folgen, wem eben in Jos. 6 die Existenz eines gleich-
bedeutenden bnv neben isik^ bezeugt zu sein scheint, ganz
abgesehen von dem unwahrscheinlichen Qal. Daher wird
die Punktation im Unrecht und b^v oder ^nv (nach Analogie
von Dfiy) zu lesen sein, das entweder Kanal oder das mit einem
Kanal versehene Instrument bedeutet, wie avXög und „schwegel".
Mit ^51^ hat das Wort zunächst nichts zu tun, sondern der
Anklang ist ein rein zufälliger, der vielleicht die Massorethen
zu ihrem Irrtum veranlaßt hat. Als Bestätigung dafür darf
man den Namen des ersten Musikers i^n^i^ verwerten. ^)
i) Vgl. h\H von \J Ges.-ßuhl.
') Lidzbarski, Handb. d. nordsem. Epigraphik. 285.
'») Klostermann, Pentateuch. 435. *) ebd. 438. *) Vgl. 0. S. 3.
32 H. Greßmann. [32
C. Die Schlaginstrumente.
Die sprachliche Form der Wörter für die Zimbeln, Kastag-
netten u. s. w. ist überwiegend schallnachahmend. ^) Neben
arabischem vj^-a:^ steht hebräisches ü^b^b^ von \^ „klingen,"
„schwirren", und d^^^^j^jd von yj = yu „schütteln" wie oelatQov
von aeio). Die Zimbeln bestanden aus zwei (daher der Dual
in ü^n^Sö) halbrunden blechernen oder erzenen Scheiben, die
zusammengeschlagen wurden, während bei den Schüttelinstru-
menten wohl metallene Ringe eine Art Geklingel verursachten.
Endlich gab es hölzerne mit Fellen überspannte Reifen, Hand-
pauken, die mit Fingern gespielt wurden. Das Wort hierfür,
^in, kommt nicht von Fisn her, da dies vielmehr von jenem
abgeleitet ist, sondern hängt, obwohl das n kaum ursprünglich
ist, nach arabischem ^J^^ mit L>io zusammen d. h. „mit
ausgespannten Flügeln fliegen" und bedeutet daher „die aus-
gespannte Seite" (vgl. '^50 ; l^j; assyr. thuppu)^). Endlich
wird einmal ^) der w^^'^h^^ Erwähnung getan. Man bringt sie nach
der Etymologie (von ^\b^) mit dem Athen. IV 23 als syrische
Erfindung genannten TQlyojvov zusammen. Da aber ein drei-
eckiges Schüttelinstrument im Altertum nicht nachweisbar
ist, *) so wird wohl die Etymologie falsch sein. Es liegt auch
mindestens eben so nahe, an das arabische (jjuuvXa«3 zu denken,
d. h. „mit Ringen verziert sein", ^) die ja sehr häufig an die
Reifen der Handpauken gehängt wurden.
^) über die griechischen Wörter s. 0. S. 27. A. 4.
*) Wie samar. hdd^'?!) Gen. 421 und syr. ] \r\^ „Trommel" von gr.
TtXdx-a {nXdS) nach mündlicher Mitteilung G. Hoffmanns abzuleiten sind.
') I Sam. 18 6. *) Nowack, Archaeol. I278.
*) Wellhausen, Lieder der Hudsaü 104,.
Verlagsbericht
der
J. Ricker'schen Verlagsbuchhandlung
(Alfred Töpelmann)
No. 1. Giessen Oktober 1903.
Dieser erste Bericht utnfasst in der Hauptsache unsre Verlagstätigkeit während
des laufenden Jahres. Daran schliessen sich noch einige wertvoUe Werhe aus den
letzten Jahren,
Die künftigen Nummern erscheinen in zwangloser Folge; alle Interessenten erhalten
sie auf ihren Wunsch kostenlos.
Jede grössere Buchhandlung kann die hier genannten Werke zuvieist auch zur
Ansicht vorlegen.
Das Inhaltsverzeichnis befindet sich auf Seite 24.
Soeben gelangen sur Ausgabe:
Adolf Harnack, Reden und Aufsätze
2 Bde. gr. 8*^ auf starkem holzfreiem Papier (X, 349 und VIII, 379 S.)
M. 10.— ; in Leinen geb. M. 12. —
In dieser Sammlung seiner „Reden und Aufsätze" wendet sich Harnack an
einen weiteren Leserkreis als den seiner Fachgenossen. Die aufgenommenen Stücke
umspannen einen Zeitraum von über zwanzig Jahren ; obschon der Verfasser dieses oder
jenes Thema heute etwas anders behandeln würde, hat er den einzielnen Stücken doch ihre
ursprüngliche Gestalt gelassen, da ihm kein einziges in seinen Grundgedanken fremd
geworden ist. Die „Reden" des ersten Bandes sind so geordnet, daß sie einen Gang
durch die Kirchengeschichte darstellen; die des zweiten Bandes beziehen sich vornehmlich
auf wichtige kirchliche Probleme der Gegenwart.
Mit gütiger Zustimmung des Herrn Verfassers drucken wir hier einen Aufsatz
des zweiten Bandes ab und hoffen, den Empfangern unsers Berichts damit eine will-
kommene Gabe zu bieten.
Einige Bemerkungen
zur Geschichte der Entstehung des Neuen Testaments.
Die Geschichte der Entstehung des Neuen Testaments ist im letzten Jahrhundert
mit erstaunlichem Fleiß und ausgezeichnetem Erfolg untersucht worden; aber es sind
einige Fragen übrig geblieben, und zwar sehr wichtige. Sie sind übrig geblieben, weil
das, woran man sich gewöhnt hat, als das selbstverständliche erscheint, und daher die
Untersuchung nicht herausfordert. Drei solche Fragen will ich hier aufwerfen, um sie
dem Nachdenken zu empfehlen, und ich will versuchen, ihrer Lösung näher zu kommen.
\. Warum haben wir im Neuen Testament vier Evangelien und nicht eines?
Die Antwort: ,,Es ist ein unerklärlicher Zufall", genügt nicht; denn der Gottes-
dienst, die Katechese usw. verlangten ein Evangelium. So war es in der ältesten
Zeit — die Judenchristen hatten ein Evangelium (das HebräerevangeHum), ebenso die
Marcioniten, die Ägypter etc., — und so ist es auch in der mittleren und neueren Zeit;
denn man macht fQr den Unterricht und die evangelische Überlieferung aus den vier
Evangelien noch jetzt künstlich ein einziges.
Auch die Antwort ist ungenügend, man habe die vier Evangelien zusammen-
gestellt, um verschiedenen theologischen Standpunkten gerecht zu werden und sie zu
vermitteln ; denn die drei ersten Evangelien sind in bezug auf ihren theologischen Stand-
punkt nur wenig verschieden. Aber auch das vierte Evangelium kann jener alten Zeit
nicht so verschieden erschienen sein, wie uns. Man bemerkte wohl einen Unterschied
der Stufe — eine kleine Partei hat auch sachliche bedeutende Unterschiede erkannt,
— aber nicht dogmatische Verschiedenheiten.
Sind aber die beiden versuchten Antworten ungenügend, so bleibt nur noch eine
übrig, nämlich daß die vier Evangelien zusammengestellt wurden, um sie in eines zu
verarbeiten, daß aber dann rasch Verhältnisse eintraten, welche eine solche einheitliche
Verarbeitung unratsam machten und hemmten.
Beweise :
1. Daß ein einheitliches Evangelium zu besitzen, stets das letzte Ziel sein mußte,
liegt in der Natur der Sache (s. oben).
2. Unser l. und 3. Evangelium setzen sicher, unser 2. und 4. Evangelium setzen
höchst wahrscheinlich bereits kürzere Evangehen voraus, aus denen sie zusammen-
gearbeitet worden sind, Sie sind selbst schon Evangelienharmonien.
3. Dieser Prozeß, nus mehreren Evangelien eines zu machen, hat sich auch fort-
gesetzt, als unsere Evangelien bereits nebeneinander standen. Justin hat um das Jahr
150 wahrscheinlich eine Harmonie aus mehreren Evangelien benützt, unter denen sich
unsere befanden, und von Tatian wissen wir gewiß, daß er aus unseren 4 Evangelien
eine Harmonie, ein „Diatessaron", verfertigt hat. Dieses Diatessaron ist bis zum An-
fang des 5« Jahrhunderts das Evangelium der syrischen Kirche und ihrer Tochter-
kirchen gewesen.
4. Den hemmenden Faktor, der es verhinderte, daß sich das Diatessaron oder
ein ähnliches Buch in den Kirchen durchsetzte, können wir sicher angeben, — es ist
der Gnostizismus. Er nötigte die Kirchen, ihre Urkunden nicht weiter mehr zu ver-
ändern, um möglichst authentische Urkunden zu bewahren. Diese Rücksicht wurde
stärker als das praktische Bedürfnis, ein einheitliches Evangelium zu besitzen, und
hemmte so den Prozeß, aus den vier Evangelien eines zu machen. Indem diese Absicht
durchkreuzt wurde, blieb die Kirche in bezug auf das praktische Bedürfnis in einer
unvollkommenen und schwierigen Situation stecken, — sie mußte fortan das Evangehum
aus 4 Büchern lesen — , aber die Hemmung gewährte der Folgezeit den großen Vorteil,
daß sie das Evangelium in einer relativ ursprünglicheren Gestalt erhielt und dauernd
bewahrte. Unsere Kenntnis von Jesus Christus und seinem Evangelium wäre eine sehr
viel unsicherere geworden, wenn wir statt der 4 Evangelien ein Diatessaron erhalten
hatten. Dem Gnostizismus gegenüber wurde der Buchstabe der 4 Evangelien geheiligt
imd damit bewahrt.
NB. Warum um das Jahr I20 — 130 (um diese Zeit handelt es sich) gerade
diese 4 Evangelien, und nicht 3 oder 5 oder andere in Kleinasien zusammengestellt
worden sind, um sie einheitlich zu bearbeiten, das entzieht sich unsrer Kenntnis ganz.
Im besten Fall kann man darüber einige Vermutungen aufstellen. Daß aber in Klein-
asien die Zusammenstellung erfolgt ist, läßt sich sehr wahrscheinlich machen.
II. Wie konnten apostolische Briefe, namentlich Paulusbriefe, mit gleicher Würde
und gleichem Ansehen neben die Evangelien gestellt werden ?
Diese Tatsache, die wir im Neuen Testamente vollzogen sehen, ist vielleicht
das Paradoxeste, was die Sammlung bietet: Briefe, zum Teil ganz individuellen Inhalts,
stehen mit gleichem Ansehen neben dem Herrn wort I ! Wie ist die Tatsache zu er-
klären? Aus der inneren Geschichte der großen Kirche ist sie unerklärbar. Die
Antwort, der Apostolos sei den Evangelien beigegeben worden, wie die Propheten
den Büchern Mosis, erklärt den Ursprung der Zusammenstellung nicht; denn diese
Vergleichung ist erst gemacht worden, nachdem Evangelien und Briefe bereits zusammen-
gestellt waren. Nur das Eine läßt sich sagen — und das ist nicht unwichtig — :
Briefe von Aposteln (aber auch von anderen Geistesträgern) sind frühe gesammelt und
in den Gemeindegottesdiensten verlesen worden, nicht nur einmal, sondern wiederholt
und regelmäßig. Dadurch kamen sie örtlich und auch der Bedeutung nach in die
Nähe der Evangelien. Aber daß sie ihnen gleichgestellt und kanonisch wurden, ist
damit doch nicht erklärt.
Der Ursprung der Verbindung ist dort zu suchen, wo Paulus ein ähnliches
Ansehen genoß und genießen mußte, wie Jesus Christus selbst, also bei den Gnostikern
und vor allem bei den Marcioniten. Ihnen war Paulus der authentische Interpret
Christi und zugleich der Reformator gegenüber einer „judaistischen" Fassung des
Christentums, welche Marcion sogar den Uraposteln vorwarf. Bei Marcion finden wir
auch wirklich zuerst, daß er das Evangelium und Paulus-Briefe verbunden und diesen
dasselbe Ansehen gegeben hat wie jenem. Für mehrere gnostische Vereine dürfen
wir vermuten, daß sie dasselbe getan haben. Auch ihnen war Paulus der Interpret
Christi und der Reformator.
Aber wie? sollen wir annehmen, daß die große Kirche dem Marcion und den
Gnostikern, ihren Todfeinden, gefolgt ist, und ihre Ansicht und Ordnung nachgeahmt
hat? Gewiß nicht! Die Sache machte sich vielmehr ganz von selbst. Die große Kirche
konnte den Paulus nicht niedriger schätzen als es Marcion und die Gnostiker taten;
damit hätte sie ihn denselben ausgeliefert. Allmählich, aber sicher mußten die pauli-
nischen Briefe dieselbe Schätzung in der großen Kirche gewinnen wie in den häretischen.
Ohne merklich zu werden, konnte sich diese Wandlung vollziehen; denn die Paulus-
Briefe wurden ja (s. oben) in dem Gottesdienst der großen Kirche gelesen. Natürlich
suchte diese aber Briefe urapostolischer Männer den Paulus - Briefen hinzuzufügen.
Ein schönes äußeres Zeugnis des Prozesses, der sich zwischen 160 und 190
vollzogen haben muß, besitzen wir noch in den Akten der Märtyrer von Scili, die aus
dem Jahre 181 stammen. Auf die Frage des Prokonsuls: „Quae sunt res in capsa
vestra," antwortet Speratus: „Libri et epistulae Pauli viri iusti." Die „Bücher" sind
das Alte Testament und die Evangelien. Die Paulus-Briefe werden bereits neben ihnen
genannt, aber doch noch von ihnen unterschieden. So hätte man um das Jahr 160
noch nicht, und um das Jahr 200 nicht mehr gesprochen.
Verlagsberichi der J. Ricker' sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. i.
III. Wie ist es gekommen, daß die Kirchen ein einheitliches Neues Testament
erhalten haben?
Bei Beantwortung dieser Frage muß man eine Unterscheidung machen. Daß
die Sammlung von 27 Schriften, wie wir sie jetzt besitzen, zuerst in Ägypten (Alexan-
drien) zustande gekommen ist, und sich im Laufe des 4. und 5. Jahrhunderts — be-
sonders durch die Autorität des Athanasius — in den anderen orientalischen Kirchen
und im Abendland durchgesetzt hat, steht fest. Aber schon vor dieser Zeit, nämlich
in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts, hatten fast alle Kirchen einen gemeinsamen
Grundstock des Neuen Testaments, nämlich eine Sammlung von 20 bez. 22 Schriften
(es fehlten II. und III. Joh., II. Petrus, Jakobus, Hebräerbrief, bez. auch Apokalypse
und Judas). Wie ist dieser Grundstock entstanden? Er weist eine ganz bestimmte
Struktur auf, nämlich in der Mitte stehen die Apostelgeschichte und, mit ihr verbunden,
Schriften der Urapostel; den rechten Flügel bilden die Evangelien und den linken die
Paulus-Briefe.
Fragt man, wo dieses Neue Testament entstanden ist, so scheiden die syrische,
die alexandrinische , die gallische und die nordafrikanische Kirche aus; denn es ist
nachweisbar, daß sie diese Sammlung später erhalten haben, bez. von anderen Kirchen
abhängig waren. Es bleiben nur "die kleinasiatische und die römische Kirche übrig.
Die Sammlung, wie sie nicht ein formloses Aggregat darstellt, sondern einen deutlichen
Plan zeigt, kann nicht zufällig und an mehreren Orten zugleich entstanden sein, sondern
muß einen bestimmten Ursprung haben. Dann aber ist es höchst wahrscheinlich, daß
sie in Rom entstanden ist (vielleicht unter Teilnahme kleinasiatischer Bischöfe).
In Rom nämlich sind: i. nachweisbar die beiden anderen apostolisch -katho-
lischen Maßstäbe um dieselbe Zeit entstanden, die apostolisch -katholische Glaubens-
regel und die Auffassung vom apostolischen Amte der Bischöfe. Mit diesen beiden
Maßstäben ist die apostolisch -katholische Schriftensammlung aufs nächste verwandt.
2. In Rom ist zuerst die Sammlung von 22 Schriften sicher nachweisbar. Es
entspricht aber auch dem Charakter der römischen Kirche, solche formale Ordnungen
und Gesetze aufzustellen; denn das Charisma dieser Kirche ist stets — und auch im
Altertum — nicht die Theologie gewesen, sondern die Ordnung und das Gesetz. Im
Kampf gegen den Gnostizismus hat Rom die Grenzen und Ordnungen des Christlichen
festgestellt, und von Rom aus sind diese Maßstäbe in den Jahren 190 — 250 auch zu
den anderen Kirchen gekommen und von ihnen adoptiert worden.
Dies sind die drei Fragen, welche ich vorlegen und dem Nachdenken übergeben
wollte. Die Lösungen, welche ich versucht habe, halte ich nicht für wissenschaft-
lich bewiesen, aber für sehr wahrscheinlich. Nicht erwähnt habe ich die wichtigste
Frage, wie es überhaupt zu einem Neuen Testamente gekommen ist? Bedenkt man,
daß weder Christus noch die Apostel etwas Ähnliches angeordnet haben ( — wie
anders steht es im Islam I man denke an den Koran! — ), und daß die Kirche ja be-
reits eine umfangreiche „littera scripta* in dem Alten Testamente besaß, so erscheint
die Schöpfung des Neuen Testaments als ein großes Problem, zugleich aber auch als
eine große Tat der Freiheit und der Selbständigkeit der Kirche. Ohne Beziehung
freilich auf den Gegensatz, die häretischen Bewegungen, wird man die Entstehung des
Neuen Testaments nicht erklären können.
OäUCr^ Walter, Lic.theoL, Privatdozent an der Universität Marburg,
Der Apostolos der Syrer in der Zeit von der Mitte des
vierten Jahrhunderts bis zur Spaltung der syrischen Kirche.
Gr.8^ (IVu. 8oS.) M. 1.80
Nicht nur das Bewußtsein, eine in der Tat vorhandene Lücke mit einer aus-
föhrlichen, alles umfassenden Untersuchung des Problems auszufallen, zu dessen Lösung
zwar schon hin und wieder Beiträge geboten worden sind, hat den Verfasser bestimmt,
gerade diese Epoche der syrischen Kanonsgeschichte einer genauem Betrachtung zu
unterziehen, vielmehr sind verschiedene Umstände geeignet, das Interesse in besonderm
Maße zu wecken.
Einmal ist die bezeichnete Periode die Blütezeit syrisch - theologischer Gelehr-
samkeit gewesen, deren dominierender Einfluß weit über die Grenzen des Vaterlandes
hinaus verspürt wurde. Auf das geistige Leben hat Sjrrien niemals vorher oder nachher
so gewirkt, wie in dem Jahrhundert von etwa 350 — 450.
Sodann stehen wir vor dem Faktum, daß zu Anfang der Epoche die Bildung
des Kanons im griechischen Westen und im Süden bei den Nachbarn der Syrer so
gut wie abgeschlossen ist. Allenfalls werden dort noch Zweifel über die Berechtigung
der Johannesapokalypse laut, die übrigen 26 Bücher haben Heimatrecht im Kanon er-
worben. Ganz anders steht es mit den Kirchen Syriens. Hier ist noch vieles im
Fluß. Nur der Kern des Neuen Testaments hat sich allgemeine Geltung erworben.
Um das Jahr 450 sind die syrischen Christen lange nicht so weit wie ihre westUchen
Glaubensbrüder etwa ICX) Jahre früher.
Die Anlage der Schrift erhellt aus dem hierunter im Umriß mitgeteilten Inhalts-
verzeichnis:
Einleitung: Die Aufgabe. — Die Quellen. — Abhandlimg: a) Apostelgeschichten,
b) Paulusbriefe, c) Katholische Briefe, d) Apokalypsen. — Zusammenfassung der
Resultate und abschließende Betrachtung. — Anhang: A. Harnacks Hypothese über
Diodor von Tarsus.
BUgge, Chr. A., Dr. theol. in Christiania, Die HaUpt - Parabeln
Jesu. Mit einer Einleitung über die Methode der Parabel -Aus-
legung, n. Hälfte. Gr. 8«. (VIII u. S. 241-502.) M. 5-60
Dasselbe. Vollständig. Gr. 8^ (VIII u. 502 S.) M. 1 1.-
Inhalt: Vorwort. — Methode, i. Das Problem. 2. Versuch einer Lösung. —
I. Teil. Die Parabeln von den Geheimnissen des Reiches Gottes, i. Abschnitt. Aus-
legung der Parabeln von den Geheimnissen des Himmelreichs. 2. Abschnitt. Die
Geheimnisparabeln und die Reichgottes-Idee. — II. Teil. Die späteren Reichsparabeln
bei Matthäus. — III. Teil. Die Individual-Parabeln bei Lucas. — Stellenregister. — Namen-
register. — Sachregister. — Literatur zur Parabel -Auslegung.
Mit dieser U. Hälfte ist das Buggesche Parabelwerk, dessen I. Hälfte wir dem
gelehrten Publikum im Mai d. J. vorlegen konnten, abgeschlossen.
Verlagsbtricht der J. Ricker^ sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. /.
Auch dieses Buch scheint uns, um H. Holtzmanns a. a. O. und bei anderer Ge-
legenheit (Theolog. Literaturzeitung 1903, 13, Sp. 369) gebrauchte Worte hier einmal
anzuwenden, „der jetzt eben mächtig emporstrebenden religionsgeschichtlichen Er-
forschung der neutestamentlichen Ideenwelt abermals kräftigen Vorschub zu leisten**.
Denn „gerade im selbständigen und fruchtbaren Verwerten des jüdischen Volksbodens
zur Deutung und Auslegung der Lehre Jesu liegt die Bedeutung dieses Buches, und
zwar sieht man hier einmal die Wirkung, auch für die gelehrteste Forschung, mit
überraschender Deutlichkeit. Mit viel Geist und großer Gelehrsamkeit hatte seinerzeit
JOlicher die Gleichnisse Jesu von griechischen Voraussetzungen aus nach einer
aristotelischen Formel als erweiterte ,Metaphem' imter radikaler Verwerfung alles
, Allegorischen' einseitig gedeutet, mit viel alten Annahmen heilsam aufräumend, aber
dem tiefer Grabenden viel Bedenken verursachend. Nun zeigt Bugge, im ganzen wohl
unwiderleglich, dafi der geschichtliche Jesus eben — kein Aristoteliker war, sondern
vom jüdischen Volksboden aus in der jüdischen Spruchweisheit (Mascha!) lediglich Ver-
anlassung zur Verbindung von Metapher und Allegorie fand, und daß auch dies, und
nur dies, zu seiner geschichtlich gegebenen Lehrgestalt trefiflich stinunt. So wird nun
auch die gelehrte Theologie hier viel Anregung zu immer weiterem Fragen, Lernen
und Lehren finden.* [Wiss. Beil. d. Leipz. Ztg. 1903, 63, S. 2$$ f.]
The Ezpository Times vol. XIV, No. 12, S. 549 f. (September 1903):
"The first volume of a new and most important work on the Parables of our
Lord has just been published. The author ist Dr. Chr. A. Bugge, who, since the
lamented death of Professor Petersen, is generally recognized as the ablest of Norwegian
theologians. . . . The present work, however (Die Haupt-Parabeln Jesu), will once for
all establish his reputation, and will have to be taken account of by all subsequent
workers in this department. In his Preface Dr. Bugge easily disposes of the objection
that we have already a superfluity of books on the Parables, and in particular that
the great work of Jülicher leaves no room and no need for further labours of the
kind. We are sure that many of our readers will feel, with Dr. Bugge, that, greatly
as they admire Jülicher, there are very serious objections to be taken to his essentially
one-sided conception of the Parable, as well as to the grounds on which he accepts
or rejects the genuinesses of whole sections of the Gospels. In fact, the great value
of Bugge's Introduction consists in the way in which he rescues its real meaning for
the term Tarable*. Jülicher has built up his conception of the Parable under the
influence of Greek rather than Jewish rhetoricians, whereas it is becoming increasingly
clear that it is only an intimate acquaintance with contemporary Jewish currents of
ideas and methods of teaching that will enable us to understand Jesus as a teacher.
We commend to the careful attention of our readers all that Dr. Bugge has to say
on Metaphor, Allegory, Paradox, etc., for we are persuaded that he is entirely on the
right lines. When he comes to the treatment of the individual Parables, he wastes
no words and does not load his pages with quotations and refiitations of other com-
mentators, At the same time, nothing of importance from this point of view is left
out, and at the close of each Parable some typical illustrations are given of its treatment
by the great exegetes of the Church in days gone by/*
LirCWSj Paul, D., ord. Professor der praktischen Theologie an
der Universität Gießen, Die Predigt im 19. Jahrhundert
Kritische Bemerkungen und praktische Winke. [Vorträge der
theologischen Konferenz zu Gießen, 19. Folge.] Gr. 8®. (2 Bll.
u. 59 S.) M. I.-
Der Verfasser beschränkt sich in seinem kurzen Referat darauf, uns die £nt-
Wicklung der Predigt im Laufe des 19. Jahrhunderts unter einem einzigen Gesichts-
punkt darzustellen, der, weil sich jene mehr oder weniger bestimmt darin spiegelt,
besonders interessant ist. Dieser Gesichtspunkt ist der Gegenstand der Predigt. Es
ist auch nicht zwecklos, ihn zu verfolgen, weil sich aus seiner Geschichte allerlei Be-
herzigenswertes fQr die Predigt der Zukunft lernen läßt. Hören wir den Verfasser am
Schlüsse seines Referates selbst, welcher Art es sei:
„Wir wissen, daß das Evangelium, an sich so einfach und so schUcht, ins Leben
umgesetzt, in tausend Strahlen sich bricht, daß es jedem Menschen, jedem Geschlecht
etwas Besonderes zu sagen hat, immer neu erfaßt und errungen sein will. Die Predigt,
als persönliche Bezeugung des Evangeliums, soll Helfersdienste tun — sie wird es
nur können, wenn sie neben dem Allgemeinen, Zentralen auch das Einzelne und
Spezielle zu seinem Rechte kommen läßt. Wir haben lebendiger erkannt, daß jede
Gemeinde ihre Individualität hat und daß jeder gerade in ihrer Weise das Evangelium
muß verkündigt werden. ... Es liegt viel Wahres in dem Löflflerschen Worte, daß
jede Predigt eine Gelegenheitsrede sein soll; das gilt es anzuerkennen, auch wenn das
Wort aus der Feder eines Rationalisten kommt.
Es wäre töricht zu fordern : Nun predigt nur nach speziellen Themen ! Das kann,
wie alles, geistlos, öde, weil nachgeahmt, und mechanisch geschehen, und dann wirds
ohne Segen sein. Nie werden, nie dürfen zentrale Gegenstände ganz verschwinden.
Sie haben ihr bleibendes Recht. Aber das läßt sich mit Schleiermacher als Ziel auf-
stellen, daß jede wirkungsvolle Predigt aus einer Synthese von Prediger, Text und
Gemeinde entstehen soll. Die Persönlichkeit wird dabei immer das Bestimmende sein.
Ihre Macht liegt im völligen Ernst, der nicht in steifer Feierlichkeit, sondern in reiner
SachUchkeit besteht, der man es abftthlt, daß die Wahrheit die beherrschende Macht
über sie geworden ist."
ClDflCu^ Rud., D., Konsistorialrat und Dekan in Dotzheim, UoSCr
Volk und die Bibel. Ein Nachwort zum Bibel- und Babelstreit.
[Vorträge der theologischen Konferenz zu Gießen, 20. Folge.]
Gr. 8^ (39 S.) M. -.60
Leitsätze: i) Der Bibel- imd Babelstreit erinnert unsere Kirche wieder an
ihre Pflicht, miserm Volke die Bibel zu vollerer Aneignung zu bringen. 2) Die
Schwierigkeiten der Erfüllung dieser Pflicht liegen in dem notwendigerweise kritischen
Betriebe der theologischen Wissensehaft , in den praktisch kirchlichen Rücksichten, die
das geistliche Amt bewegen, und in dem Nachwirken früherer Entwicklungen im Leben
unsrer Gemeinden. 3) Die durch diese Pflicht gestellte Aufgabe besteht darin, daß
unsre Gemeinden in der Bibel Gottes Wort besser unterscheiden, erkennen und lieben
lernen. 4) Die Wege zur Erfüllung dieser Aufgabe sind in der Theologie das Fest-
Vtrlagsbericht der J. Rick er* sehen Verlagsbuckhandlung in dessen No. i. 'V
halten an der Bibel als der wichtigsten Urkunde der Offenbarung und an Jesu als dem
Christ; in d&r Predigt die Darbietung der Einheit «»^/ Mannigfaltigkeit des Evangeliums;
im Unterricht das Hervorkehren des Religiösen und Bleibenden vor dem Geschicht-
lichen imd Zufalligen; in der kirchlichen Gemeinschaft das Festhalten an der Einigkeit
im Geist durch das Band des Friedens.
Herzog, Johannes, Pfarrer in Gerungen, Der Begriff der Be-
kehrung im Lichte der heiligen Schrift, der Kirchengeschichte und
der Forderungen des heutigen Lebens. Gr.8^ (VIII u. 120 S.) M. 2.—
Inhaltsübersicht: Leitsätze. — Einleitung. — I. Der biblische Stoff, i) Die
aus dem AT. zu entnehmenden Grundlinien. 2) Das Neue Testament. >- H. Die
kirchengeschichtlichen Beispiele. i) Augustin. 2) Franz von Assisi. 3) Luther.
4) Francke. 5) Moser. 6) Wesley. 7) Finney. — III. Das Problem der Bekehrung
im Lichte der Forderungen der Gegenwart. Querschnitt durch die heutige Situation,
i) Die Notwendigkeit der Bekehrung. 2) Der Umfang des Begriffs. 3) Der Vollzug
der Bekehrung. 4) Die Möglichkeit und Durchführbarkeit der Bekehrung. — Schluß.
Aus dem Vorworte:
»Das Absehen des Verfassers ist hauptsächlich darauf gerichtet, Klarheit in die
Frage zu bringen, ob dieses Datum des innern Lebens vorbehaltlich seiner mannig-
fachen individuellen Modifikationen und psychologischen Vermittlungen eine solche
innere Tatsache darstelle, welche nicht in diesen Vermittlungen und Entwicklungen
restlos aufgeht, sondern den Einschlag der göttlichen Kraftwirkung bekundet. Daß
nun die Zeugnisse der Schrift, die Bildergalerie der kirchengeschichtlichen Zeugen,
die Forderungen der Gegenwart übereinstimmend auf die Wichtigkeit und Unentbehr-
lichkeit dieses supranaturalen Koeffizienten hinweisen, daß mit andern Worten die
Bekehrung ein göttlich -menschliches Geschehen sei, ist, kurz gesagt, das Ergebnis
dieser Untersuchung. Es kommt überein mit der merkwürdigen Gleichung, die der
Apostel Paulus vollzogen hat (Eph. i, 19. 20) zwischen der Gottestat in Christus und
der Gotteswirkung in den Gläubigen, und mit dem Paradoxon des tiefsinnigen Hamann:
,Alle Wunder der heiligen Schrift geschehen in unserer Seele'."
Der Inhalt dieses Aufsatzes kam nur teilweise zum Vortrag bei der am 5« Juni
stattgefundenen Zusammenkunft der „Freunde der christlichen Welt aus Süddeutschland
imd der Schweiz" in Heppenheim a. B. Er fand dort in seinem Grundgedanken so
lebhafte Zustimmung und wurde von Rade als eine so reife, vollkommene Frucht um-
fassenden Studiums und tiefen Nachdenkens bezeichnet, daß wir hoffen dürfen, mit
seiner Drucklegung nicht nur den Hörern einen Dienst zu erweisen, sondern jedem —
stehe er auf dem sogenannten altgläubigen oder modernem Standpunkte — , dem es
darum zu tun ist, für die Forderungen der Gegenwart, so vielgestaltig und verwickelt
sie sein mögen, eine solide Grundlage und richtige Norm zu gewinnen, auf der und
nach der die Verkündigung des Evangeliums zu operieren hat.
JflStrOWj Morris, jr., Dr. phil., Professor der semitischen Sprachen
an der Universität zu Philadelphia, Die Religion BabylOflienS
und Assyriens. Vom Verfasser vollständig durchgesehene und
durch Um- und Überarbeitung auf den neuesten Stand der Forschung
gebrachte deutsche Übersetzung. Vierte und fünfte Lieferung.
Gr. 8^ (S. 225—304 u. 305— 3Ö4) je M. 1.50
Abgeschlossen in etwa 10 Lieferungen zum Preise von je M. 1.50, die ins-
gesamt fiber 50 Druckbogen umfassen werden.
8
Der Subskriptionspreis erlischt mit der Aasgabe der letzten Lieferung; als-
dann tritt eine bedeutende Erhöhung des Preises ffirs vollstflndige Werk ein.
Unsere Abonnenten wurden beim Erscheinen der 3. Lieferung von dem zwischen
dem Verfasser und der Verlagsbuchhandlung erwogenen Plan unterrichtet, das Ver-
ständnis des Textes zu unterstützen durch die Herausgabe von getreuen Abbildungen
der wichtigsten I>enkmäler der babylonisch^asagrischen KuUur^ die
durch die in jüngster Zeit mit so großem Eifer betriebenen Grabungsarbeiten wieder
zu Tage gefördert worden sind.
Die Auswahl der Abbildungen sollte ganz in den Händen des Verfassers liegen,
um den Subskribenten dadurch den Erwerb einer der wissenscliaftlichen Durcharbeitung
des Textes würdig sich anreihenden Sammlung von Illustrationen zu sichern.
Schon heute nach Ablauf eines Vierteljahrs können wir zu unserer Freude mit-
teilen, daß die Herstellung der nach dem Abschlüsse des Werks auszugebenden Ab-
bildungen durch die auf unsre Umfrage bei den Abonnenten zahlreich eingegangenen
Subskriptionen gesichert ist. Jene werden den Bestellern also, wie angekündigt, zu mäßigem
Preise geliefert imd können zu demselben auch von allen übrigen bezogen werden, die
sich bis zum Erscheinen der letzten Textlieferung als Abnehmer gemeldet haben. Später
werden sie nicht mehr für sich allein, sondern nur noch mit dem Textbande zusammen
käuflich sein. Deshalb seien alle, die sich bisher noch ablehnend verhalten haben, in
ihrem eigenen Interesse gebeten, sich vor dem genannten Zeitpunkt schlüssig zu machen,
um der dargebotenen Vergünstigung noch teilhaftig werden zu können. Der 4. Lieferung
haben wir nochmals eine Bestellkarte zur geil. Benutzung beigegeben.
Religionsgeschichtliche Versuche und Vor-
flrbeiten, herausgegeben von Albrechf Dieterich in
Heidelberg und Richard WuOSCh in Gießen. Gr. 8^ I. Band
(ca. 15 Bogen) ca. M. 5.60; II. Band i. Heft (i El. u. 32 S ) M. — .75,
2. Heft (IV u. 73 S.) M. 1.80.
Vorbemerkung der Herausgeber:
Wir übergeben eine Reihe religionsgeschichtlicher Versuche und Vorarbeiten
gesammelt der Öffentlichkeit, weil wir hoffen, so die Publikation kleinerer wissenschaft-
licher Untersuchungen berechtigter und wirksamer zu machen, die vereinzelt leicht un-
beachtet bleiben würden. Eine abgeschlossene Gruppe von Arbeiten liegt uns vor, die
im Laufe der Jahre 1903 u. 1904 in drei Bänden erscheinen sollen.
Alle sind, bis auf eine kleinere Abhandlung aus einem uns ferner liegenden
Gebiete, um deren Aufnahme in unsere Sammlung wir ersucht wurden, in Giemen ent-
standene Untersuchungen, die im Frühjahr 1903, als Professor Dieterich Giemen ver-
ließ, teils abgeschlossen vorlagen, teils dem Abschlüsse nahe waren. Damals mußten
wir den Plan, Gießener philologische Arbeiten überhaupt gemeinsam zu publizieren,
anheben imd entschlossen uns, nur diese religionsgeschichtlichen Versuche zu-
sammenzufassen, die vor andern der J. Ricker'schen Verlagsbuchhandlung erwünscht
waren. Ob wir fortfahren werden, weitere Versuche und Vorarbeiten anzuschließen,
wird davon abhängen, ob uns künftig religionsgeschichtliche Abhandlungen, deren Druck
wünschenswert erscheint, zur Verfügung stehen.
Vtrlagsbericht der J. Ricker^ sehen Verlagsbuchhandlutig in dessen No. i. 9
Es braucht kaum ausdrücklich gesagt zu werden, dafi die Herausgeber nur fOr
die DruckwOrdigkeit der Arbeiten im ganzen, daß die Verfasser für alles einzelne die
Verantwortung tragen.
Noch im Herbst erscheinen:
I. Band: Hepdlllg, Hugo, Dr. phil, Assistent a.d. Großh.
Universitäts-Bibliothek in Gießen, Aftis, Seine Mythen Und
sein Kult. Gr. 8^ (ca. 15 Bogen) Etwa M. 5.60
A. Dieterich hat am Ende seines Vortrags über den Ursprung des Sarapis
(Verhandlungen der 44. Philol. -Vers, zu Dresden 1 897) darauf hingewiesen, dafi
die nächste wichtige Vorarbeit für die dringend nötige Geschichte des Synkretis-
mus der antiken Religionen die gründliche Sammlung der Urkunden der einzelnen
Kulte, die für den Synkretismus in Betracht kommen, sein müsse. Vorbildlich
ist dabei das großartige Quellenwerk über den Mithraskult von Franz Cumont.
Die vorliegende Schrift bietet eine Sammlung der literarischen und inschrifUichen
Quellen des Attiskults. Daran schließen sich einige Kapitel über Mythus und
Verehrung dieses Gottes und über die Geschichte der phrygischen Religion
überhaupt, die neben dem Mithrasdienst am längsten und kräftigsten dem Vor-
dringen und Siege des Christentums Widerstand geleistet hat.
II. Band I. Heft: QreSStnann, Hugo,Lic. theoL, Dr. phil.,
Privatdozent der Theologie an der Universität Kiel, Musik
und Musikinstrumente im Alten Testament. Eine reli-
gionsgeschichtliche Studie. Gr. 8^. (i Bl. u. 32 S.) M. — .75
Aus den einleitenden Worten des Verfassers:
Über die Musik der Hebräer erfahren wir aus dem A.T. leider nur sehr wenig.
Wir müssen daher zufrieden sein, wenn wir die paar zußdlig uns überlieferten
Notizen zu einem mosaikartigen Bilde zusammenfQgen können. Denn mit leb-
haften Farben zu malen, müssen wir uns gemäß der Natur unserer Quellen ver-
sagen. Mitunter wird es von Nutzen sein, auf verwandte Erscheinungen anderer
Völker, vornehmlich der Griechen, das Augenmerk zu richten. Gar manches,
was uns bei den Israeliten fremd und unverständlich anmutet, weil die Literatur
zu klein ist und die Nachrichten zu dürftig sind, wird von dorther sein Licht
empfangen. Wir dürfen dies unbedenklich tun, ohne fürchten zu müssen, dafi
wir die Originalität des jüdischen Volkes beeinträchtigen. Denn von einer
solchen wissen wir auf diesem Gebiete schlechterdings nichts, wie ja überhaupt
die Kunst auf palästinischem Boden keine eigenartige Entwicklimg gefunden hat.
Israel ist nie ein magister artium geworden, seine welthistorische Größe ruht
einzig und allein auf seiner Religion und Moral. Auf diesem einen Gebiet hat
es Großes und Selbständiges geleistet. Aber seine Musikinstrumente sind wie
seine ganze Kultur zweifellos eine Entlehnung.
IL Band 2. Heft: Ruhl, Ludwig, Dr. phil. in Gießen, De
mortuorum iudicio. Gr. 8^. (iv u. 73 s.) M. 1.80
Die antiken Zeugnisse über die Vorstellung von einem Gericht, das in der
Unterwelt über die Seelen der Verstorbenen gehalten wird, sind aus der Literatur
und den Denkmälern in dieser Arbeit gesammelt, und es wird der Versuch gemacht,
den historischen Zusammenhang zwischen den einzelnen Dokumenten klarzulegen.
Kap. I behandelt den griechischen, Kap. II den römischen Anschauungskreis;
ein angefttgter Exkurs zeigt, welche Rolle die Vorstellung von einem Buche
des Gerichts im Altertum gespielt hat.
Bflder, Karl, Dr.phü., Großh. Hofbibliothek-Sekretär in Darmstadt,
Turm- und GlOCkenbfichleia. Eine Wanderung durch deutsche
Glocken- und Wächterstuben. Gr. 8^ Etwa 15 Bogen mit 20 Ab-
bildungen. Titelblatt und Einband sowie der sonstige Buchschmuck
von Bernhard Wenig. Etwa M. 3.60; schön geb. etwa M. 4.50
Was wir datin finden, sagt uns der Titelzusatz in den Worten : eine Wanderung
durch deutsclie Glocken- und Wächterstuben. In der Tat führt der Verfasser den
Leser an, um und in die gewaltigen Turmbauten, und er rechnet gewifi nicht mit Un-
recht auf zahheiche Beteiligung bei dieser geistigen Turmbesteigung, bei der den Inter-
essen des wissenschafUichen Forschers ebenso Rechnung getragen wird, wie denen
derjenigen Leser, die sich aus Neugier, aber mit offenem Sinn und Gemüt anschließen.
Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, in populärer Form alles ftlr die weiten
Schichten der Gebildeten Wissenswerte von Kirchen- und Domtürmen und ihren ehernen
Bewohnern, den Glocken, zu bringen, und was er bietet, ist in der Art der
Zusammenstellung sicherlich neu. Besonders beachtet wurden auch die Sagen, die
die gewaltigen Bauwerke und die Glocken umweben, was als Beitrag zur Volkskunde
gerade in unsern Tagen willkommen sein wird. Neu sind auch die Abbildungen von
Glocken, die in der vortrefflichen Otteschen Glockenkunde nur genannt und besprochen,
aber nicht anschaulich dargestellt sind.
Bader erläutert uns den Turm als Ganzes und erklärt seine Teile; er führt uns
in sein Inneres, zeigt ims die Glocken und stellt uns den Wächtern vor. £r flUu-t
uns schließlich in schwindelnde] Höhe zur höchsten Turmspitze und erzählt da manch
artig Stücklein. Möchte er, da er vieles bringt, manchem etwas Wertvolles bringen,
dem Architekten, dem Kulturhistoriker, dem Glockengießer, dem Geistlichen einerlei
welcher Konfession, jedem endUch, der sich einen Sinn für die gewaltigen Denkmäler
der Vergangenheit am und im Kirchturm in Erz und Stein bewahrt hat.
Mutter und Kind, wie man heUde Gegenstände mit Kindern
behandeln kann. Nellie schriebs holländisch; J. Grimm hat
es verdeutscht. 8^ (42 S.) Hübsch gebunden M. —.75
Professor Dr. Qeorg Sficker» dem Verfasser des schon in 2. vermehrter Auf-
lage (1903) bei uns erschienenen Buches: Gesundheit und Erziehung (s. S. 15),
hat das Manuskript des Schriftchens vorgelegen; er schrieb uns darüber:
„Mich dOnkt, daß das Büchlein wohl wert ist, verbreitet zu "werden. Es wird
jeden, der fQr den Gegenstand ein Herz hat, ergreifen und zu innigem Nachdenken
und ernster Nutzanwendimg anregen. Viele werden wohl beim Lesen hier und da
stutzen und sich fragen: Muß man in der Befriedigung der kindhchen Neugier so weit
gehen, wie es der Verfasser tut? Und sicher werden die Eltern, denen das moralische
Übergewicht über ihre Kinder abgeht, lieber dem Zufall die Aufklärung der Kinder
überlassen. Aber die Eltern, die ihre Pflicht als natürUche Beschützer und Berater
ihrer Kinder ernst nehmen, werden einsehen, daß gegenüber der unbarmherzigen Neu-
gier der kleinen Frager kein Mittel ehrlicher und unschädlicher ist als das, welches
der Verfiasser darlegt"
Vtrlagshericht der J. Ricker^ sehen Verlagsbuehkandlung in Güssen N0. r. H
Voranzeige, Im Frühjahr i^o^f. erscheint:
Paulus
Sein Leben und Wirken
geschildert von
Prof. Lic. Dr. Carl CleiTien in Bonn a/Rh.
2 Teile. Etwa 40 Bogen gr. 8^
Mit einer Karte der Missionsreisen des Apostels.
Ein dem heutigen Stande der wissenschaftlichen Forschung entsprechendes Leben
des Apostels wird allerseits als dringendes Bedürfnis empfunden; haben wir doch in
Deutschland seit Hausrath kein wissenschaftliches Leben des Paulus mehr bekommen.
Die Verlagsbuchhandlung hofft deshalb mit dem unter der Presse befindlichen Werke
der berechtigten Forderung nach einer neuen Darstellung des Lebens und Wirkens
jener gewaltigen Persönlichkeit Genüge zu leisten.
Das Buch zerfällt in einen untersuchenden und einen darstellenden Teil, zwischen
denen eine völlige Trennung konsequent durchgeführt ist. Im ersten Teile behandelt
Giemen alle Fragen, die erörtert sein müssen, bevor eine zusammenhängende Dar-
stellung gegeben werden kann. Im zweiten Teile gibt der Verfasser sodann die in sich
geschlossene Darstellung. Sie ist unbeschadet ihres wissenschaftlichen Gehaltes so
geschrieben, daß sie auch die weitern Kreise der gebildeten Laien anzuziehen vermag.
Im Frühjahr und Sommer ig 03 sind erschienen:
BaUtnann, Eberhard, Lic. theo!., Pastor in Plön, Der AufbaU
der AmOSreden. Gr. 8^. (X u. 69 S.) [Beihefte z. Zeitschr. f. d.
alttest Wiss. VII.] M. 2.40
Ein wertvoller Beitrag zu den jetzt eifrig gepflegten „Studien zur hebräischen
Metrik'-^ stark beeinflußt durch die „Untersuchungen zum Buch Amos" von M. Löhr
(Gießen 1901, M. 2.50) und das epochemachende Werk von Sievers (Leipzig 1901).
IjUQQC, Karl, D., ord. Prof. d. Theologie an der Universität Marburg,
Das Alte Testament und die Ausgrabungen. Ein Beitrag
zum Streit um Babel und Bibel. 2. Auflage mit vielen Anmerkungen
und einem Vorworte statt des Nachworts. Gr. 8^ (52 S.) M. —.90
„Es ist selbstverständlich, daß Budde [in der 2. Aufl.], 'was die Zwischenzeit
an Wertvollem beigesteuert, oder was man gegen seine AusfQhrimgen eingewendet
hat, in zahlreichen Anmerkungen sorgfältig berücksichtigt hat*. — Doch wichtiger als
12
diese vielen Anmerkungen erscheint uns das Vorwort, das aus dem Eindruck heraus
geschrieben ist, 'daß die überwältigende Mehrheit auch der Gebildeten in unserm
evangelischen Volke die Verbalinspiration für die verpflichtende Lehre ihrer Kirche
halten und ihr gegenüber ein böses Gewissen haben, wenn sie an diesem Satze irre
geworden sind'. Das letztere kommt aber daher, daß die Verbalinspiration mit dem
religiösen Begriflf der göttlichen Offenbarung vereinerleit wird. Dem gegenüber zeigt
Budde, daß die symbolischen Bücher der lutherischen Kirche von der Verbalinspiration
nichts wissen und daß der Glaube der Babylonier an die Offenbarung ihrer Götter
gerade die Unentbehrlichkeit des Offenbarungsglaubens für jede Religion beweist. Ihn
ablehnen, heißt Gott leugnen. ..." [Kirchenbl. f. d. reform. Schweiz 1 8. Jahrg. No. 29.]
DibcHUS, Otto, Dr. phil, in Großlichterfelde, DaS Vaterunser.
Umrisse zu einer Geschichte des Gebets in der alten und mittleren
Kirche. Gr. 8^. (XII u. 180 S.) M. 4.80
Unter dem Haupttitel sind hier drei Studien zusammengefaßt. Die erste ist den
„Vorstellungen vom Gehet in der alten griechischen Kirche** gewidmet; die zweite bietet
y^Die Auffassung des V, U, bei griechischen Schriftstellern** und endlich die dritte, die
den praktischen Geistlichen am meisten interessieren wird, stellt „</öj Verhältnis von
Luthers Vaterunsererklärung im kleinen Katechismus zu den althochdeutschen Auslegungen
des g. — //. Jahrhunderts** dar. Recht wertvoll ist der Anhang, der ungedruckte Vater-
unsererklärungen aus dem ausgehenden Mittelalter bietet.
===== Ausführlicher Prospekt steht zu Diensten. ==
LllCttriCn^ Gustav, Lic. Dr., Pastor an der Heilandskirche in
Berlin, Die oestoriaoische Taufliturgie ins Deutsche übersetzt
und unter Verwertung der] neusten handschriftlichen Funde histo-
risch-kritisch erforscht. Gr. 8^. (XXXI u. 103 S.) M. 4.-
Die nestorianische Taufliturgie ist das fllteste Kindertaafiitoal der Christen-
heit» fcut ein Jahrtausend älter als die ältesten Parallelerscheinungen des Abendlandes.
In den Expository Times vol. XIV No. 12 (Sept. 1903) besprochen.
UlCttriCll) Gustav, Lic. Dr., Pastor an der Heilandskirche in
Berlin, Die oeusteo Angrifle auf die religiösen und sittlichen
Vorstellungen des Alten Testamentes. Ein Vortrag aus dem
Kampfe um Babel und Bibel. Gr. 8^. (24 S.) M. —.50
Sächsisches Kirchen- and Schulblatt 1903 No. 37 (Beilage):
„Ein sehr guter Vortrag, dessen leitender Gedanke ist: Der Widerspruch von
Glauben und Wissen mag in der Welt im grossen bestehen, in der Welt im kleinen,
d. h. in einer einzelnen Menschenbrust, ist er beim geringsten Maße von Aufrichtigkeit
jundenkbar oder doch wenigstens unhaltbar.*'
llflrilflCK^ Adolf, D., ord. Professor der Kirchengeschichte an der
Universität Berlin, AugUStinS KonfeSSionen. 3- Auflage. Gr. 8^.
(32 S.) M. —.60
Dos MÖnchtum, seine Ideale und seine Geschichte. 6. Auflage.
Gr. 8^ (64 S.) M. 1.20
Vtrlagibericht der J. Ricker'' sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. i. W
IVflttdlDllSCll^ Ferdinand, D., ord. Professor der Theologie an
der Universität Gießen, Von Schleieroiacher ZU Ritschi. Zur
Orientierung über die Dogmatik des 19. Jahrhunderts. 3. vielfach
veränderte Auflage mit einem Nachtrag über die neueste Entwick-
lung. Gr. 8«. (88 S.) M. 1.75
Der Verfasser hat sich, nachdem er anfänglich geschwankt, ob er den vor 1 2 Jahren
gehaltenen Vortrag, wenn er ihn jetzt noch einmal ausgehen liefie, nicht völlig um-
gestalten sollte, doch aus gewichtigen Gründen zur Beibehaltung der ursprünglichen Form
entschlossen. — In einem Nachtrag deutet K. an, wie er die letzten Bewegungen auf
dem Gebiete der systematischen Theologie, die neue „religionsgeschichtliche'' Richtung
(Trokltsch) als Historiker ansieht.
LlQZDflrSKl^ Mark, Dr. phil, Privatdozent an der Universität Kiel,
Ephemeris für semitische Epigraphik. IL Band 1. Heft. Mit
einer Schrifttafel und 6 Abbildungen im Text. Gr. 8^ (S. i — 124)
M. 5—
Mehrere Hefte von etwa 25 Bogen Umfang bilden einen Band; Preis desselben ca, 75 Mark,
Inhalt: Semitische Kosenamen. — Altnordarabisches. — Phönizische Inschriften.
Punische Inschriften. — Neupunische Inschriften. — Hebräische Inschriften. — Nabatäische
Inschriften. — Palmyrenische Inschriften. — Griechische und lateinische Inschriften.
Südarabische Inschriften. — Archäologische Arbeiten und Funde. — Miszellen. —
Berichte und Besprechungen.
Früher erschien:
Erster Band. Mit 49 Abbildungen. 1900—1902.
Preis: 15 Mark (aacta in 3 in sich abgeschlossenen Heften zu je 5 Mark).
Was die „Ephemeris" zu Anfang ihres Erscheinens versprochen, hat sie vollauf
gehalten, dessen sind der erfreulich wachsende Stamm fester Abnehmer und die des
Lobes vollen Anzeigen von berufener Seite beredte Zeugen : „Diese sorgfältige Bearbeitung
des gesamten neuen Inschriftenmaterials aus dem semitischen Orient ist nicht zu entbehren.*^
(Deutsche Litteraturzeitung 1902 Sp. 88.)
NÖldeke, o., Pastor in Mechtshausen, Die kirchliche Beerdigung
der Selbstmörder. Mit einem Vorworte von Professor D. O. Baum-
garten in Kiel. Gr. 8^ (80 S.) M. 1.40
Die Schrift zeichnet sich aus durch eine Fülle statistischer, sitten- imd kirchen-
geschichtlicher Notizen, durch ruhige Objektivität, vor allem aber durch eine konsequente
evangeUsche Wertung des Begräbnis wesens als eines Dienstes an den Hinterbliebenen.
Die Schlußthese : Kirchliche Beerdigung aller Selbstmörder ! im Verein mit einer nüchternen
Einschränkung der unwahren Grab- bezw. Lobreden würde den Geistlichen aus einem
Konflikt humaner und kirchlicher Pflichten befreien, in dem unser christlicher Charakter
zumeist verkannt wrird.
14
I GflDOQy^ Francis G., Professor an der Harvard-Universität in
Cambridge, JesUS ChristUS UOd die soziale Frage. Autorisierte
Übersetzung von E. Müllen hoff. Gr. 8^ (3 BU. u. 328 S.)
Geh. M. 5.— ; geb. M. 6.—
Zfircheriscbe Freitagszeitong 1903 No. 31:
„'Denn wo das Strenge mit dem Zarten, wo Starkes sich und Mildes paarten,
da gibt es einen guten Klang,' — singt Schiller. Solch einen guten Klang hört man
auch aus dem vorliegenden Werk Peabodys heraus, insofern sich in seinem Geiste der
praktisch -nüchterne Sinn des Amerikaners mit dem idealen Schwung des Germanen
gepaart hat. Auf dieser Verbindung beruht der eigentümliche Reiz des Buches. Ob
ein nationalokonomischer Fachmann die darin entwickelten Gedanken als originale er-
kennen wird, kann ich sicher nicht ermessen, wer sich hingegen von Peabody in
dieses Gebiet erst einführen lä&t, der fühlt sich beständig und fruchtbar angeregt. Der
Verfasser beginnt mit einem geschichtlichen Überblick über die verschiedenen Wege,
auf denen bis dahin versucht worden ist, die soziale Frage nach Mafigabe des EvangeUums
zu lösen, und übt an diesen Versuchen ehrerbietige und aufrichtige Kritik. Hieran
schlieft sich, ausführlich aber nicht weitläufig, die eigene Behandlung des Problems,
und zwar so, dafi nacheinander Jesu Lehre von der Familie, über die Reichen, über
die Fürsorge fQr die Armen und über die industrielle Ordnung dargestellt wird. Dabei
ist Peabody hauptsächlich bemüht, dem Leser einzuprägen, wie Jesus diese Verhältnisse
von oben her betrachtet, mit einem weiten Blick, der nicht bei der momentanen Notlage
haften bleibt, wie er desgleichen die Menschen zu einer nicht durch Gesetze und Regeln
erzwungenen, sondern aus dem Innern quellenden Wirksamkeit anleitet und alle Kräfte
für die heiUge Genossenschaft des Reiches Gottes in Anspruch nimmt. Von den Er-
gebnissen, zu denen der Verfasser gelangt, nenne ich nur das eine praktische Haupt-
ergebnis: er flöfit uns Mut und Hoffnung ein; er erweckt in uns die begründete Über-
zeugung, dafi weder das Evangelium abdanken, noch auch die Entwicklung der sozialen
und industriellen Verhältnisse stillgestellt werden mufi. Peabody zeigt uns, dafi man sich
kühn in den Strom des modernen Lebens hineinwerfen und gerade als treuer Jünger
Christi sich darin am besten über Wasser halten kann. — Dem Buch ist ein sehr
wertvolles Literaturverzeichnis beigegeben.*
PreUSChen, Erwin, Uc. Dr., in Darmstadt, MÖnchtum UOd
Sflrapiskult. Eine religionsgeschichtliche Abhandlung. 2. vielfach
berichtigte Ausgabe. Gr. 8®. (IV u. 68 S.) M. 1.40
Dieser feinsinnigen Abhandlung, deren gelehrter Apparat in 129 Anmerkungen
hinter den Text verwiesen ist, liegt eine schon von sachkundigster Seite willkommen
geheifiene Programmabhandlung von 1899 zugrunde, die inzwischen mannigfache Be-
richtigungen und Erweiterungen erfahren hat.
otlCKCr^ Georg, Dr. med., a. o. Prof. der inneren Medizin an der
Universität Gießen. Gesundheit Ufld Erziehung. Eine Vorschule
der Ehe. Zweite vermehrte Auflage. Gr. 8^ (2 BU. u. 275 S.)
Schön gebunden M. 5. —
Akademische Monatsblätter 15. Jahrgang (1903) No. 9:
Daß ein Buch, welches nicht der Unterhaltung gewidmet ist, sondern ernste
Fragen der Erziehungslehre und der Moral ernst behandelt und dem Zeitgeist keinerlei
Konzessionen macht, schon nach 2 Jahren eine neue Auflage nötig hat, spricht nicht
nur für die Vortrefflichkeit des Buches an sich, sondern auch für die Wichtigkeit und
V§riag»htricht der % Kicker 'sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. i. 15
die Anziehungskraft des in ihm behandelten Themas. Der Verfasser, Professor der
Medizin, dabei auch ein tüchtiger Pädagoge, geht von dem Grundsatz aus, daß nur in
einem gesunden Körper eine kraftvolle Seele webe; es komme darum weniger darauf
an, das Leben und die Gesundheit der Kinder zu behüten, als daftir zu sorgen, daü
keine kranken Kinder mehr auf die Welt kommen. Von den Eltern hänge es ab, ob
ihre Kinder gesund und schön, weise und gut, ob sie Blüten der Menschheit oder ihr
Abschaum sein werden. Jenes wird nur dann .der Fall sein, wenn die Menschheit als
Ganzes und der Einzelne im besonderen mit aller Kraft den drei schUmmsten Feinden,
von denen das kommende Leben im Keime verdorben wird, entgegen tritt. . Es sind
dies die Schwindsucht, die Lustseuche und der Alkohol, in dem Buche als Weingeist
bezeichnet. Diese drei Geißeln der Menschheit, deren entsetzliche Folgen ausführlich
geschildert werden, können nur dann verschwinden, wenn die zukünftigen Eltern in
Reinlichkeit, in Mäßigkeit und Keuschheit erzogen werden, Tugenden, die von den
meisten Frauen noch geübt werden, unter der Männerwelt dagegen vielfach vernach-
lässigt werden. Soll die Menschheit wieder regeneriert werden, so muß jedes Kind
in diesen Grundtugenden erzogen werden. Obgleich der Verfasser zunächst als Leibes-
arzt gesprochen hat, so läßt er sich, da nach Diderots Ausspruch alles die Gesundheits-
lehre Angehende auch die Sittenlehre angeht, schließlich auch den Vorwurf eines
Moralpredigers gefallen. Denn so beschränkt ist sein Standpunkt nicht, daß ihm Leben
und Gesundheit die einzigen Güter für das menschliche Dasein wären; sie sind ihm
nur die Grundlage, auf der „die übersinnlichen Früchte des Geistes und der Sitte, der
Wissenschaft, Kunst und Religion sich voll entwickeln können'*.
Dem Ergebnis seiner auf zwingende Logik und eine Fülle von Erfahrungstat-
sachen gestützten Untersuchungen wird man fast durchweg beitreten, die wohhneinende
Absicht, die Freimütigkeit und den sittlichen Ernst des Autors unter allen Umständen
anerkennen müssen. ,
Die große Bedeutsamkeit des Buches für die heranreifende Jugend braucht nicht
länger dargelegt zu werden. „Gesundheit", so heißt es in den Einleitungsworten, „ist
eine Tugend . . . Vollendete Tugend ist nur da, wo vollendete Einsicht besteht."
Mangelnde Einsicht ist aber in vielen Fällen die Schuld, daß ein junges Menschenleben
von der Pest des Alkoholismus und Syphilismus ergriffen und an Leib und Seele zu-
gnmde gerichtet wird. Stickers Buch aber ist zweifellos geeignet, manchem Jüngling
in den gefährlichen Jahren ein sorgsamer Ratgeber zu sein und ihn vor Abwegen zu
behüten — ihm und seinen späteren Kindern zum Heil und zum Segen.
Zeitschrift für d. alttestamentliche Wissen-
SChaft, herausgegeben von D. Bernhard Stade, Geh. Kirchen-
rat u. Professor der Theologie zu Gießen. 23. Jahrgang 1903. Preis
des Jahrgangs von zwei Heften 10 Mark.
Inhalt des i. Heftes:
Bender t Das Lied Exodus 15. 1 Kloster mantiy Onomasticum Marchalianum.
Zillesserif Die crux temporum in d. griech. | Pretischeny Doeg als Inkubant.
Übersetzungen des Jesaja (c. 40 — 66) und ^ Schill, Genesis 2,3.
ihren Zeugen. ■■ v. Galt, Eine Spur von Regenzauber.
Mittwochy Aus einer arab. Obersetzung und ; Meissner ^ Zu Jos. 7,21.
Erklärung der Psalmen. | Stade, Streiflichter auf die Entstehung der
ZilUssettf Berichtigungen zu Mandelkerns | jetzigen Gestalt d. alttestam. Propheten-
kleiner Konkordanz. Schriften.
V, Gally Nachtrag dazu. ; Stade, Der Mythus vom Paradies Gn. 2. 3
J/a/M«, Der Sühnegedanke bei d. Sündopfern. , und die Zeit seiner Einwanderung in
Mattkesy Miszellen. Israel.
Nestle, Miszellen. Bibliographie.
16
Inhalt des 2. Heftes:
Liebmann, Der Text zu Jesaja 24 — 27.
Eppenstein, Ein Fragment aus dem Psalmen-
kommentar des Tanhüm aus Jerusalem.
KrausSy Die Legende des Königs Manasse.
Nestle, Miszellen.
V. Gally Ein neuer hebräischer Text der
Zehn Gebote und des Schma .
Lambert, Berichtigungen zur kleinen (und
großen) Konkordanz von Mandelkern.
t/. Gally I. Nachtrag.
Nestle, II. Nachtrag.
Algyogyi-Hirschy Über das angebliche Vor-
kommen des biblischen Gottesnamens nin»
in altbabylonischen Inschriften.
Bibliographie.
Die vollständigen Jahrgänge 1—22 können in geschlossener
Reihe noch sämtlich geliefert werden; die Einzelabgabe früherer
Jahrgänge hängt vom Vorrat ab.
Zeitschrift für d. neutestamentliche Wissen-
schaft und die Kunde des Urchristentums,
herausgegeben von Dr. EfWin PreuSCheo in Darmstadt. 4. Jahr-
gang 1903, Heft 1—3. Preis des Jahrgangs von vier Heften 10 Mark.
Inhalt:
1. Heft:
Usener, Geburt und Kindheit Christi.
Corssen, Die Urgestalt der Paulusakten.
Schwär tz. Zu Eusebius Kirchengeschichte.
Preuschen, Bibelzitate bei Origenes.
Schfött, Eine religionsphilosophische Stelle
bei Paulus (Rom i, 18 — 20).
Butler, An Hippolytus Fragment and a word
on the Tractatus Origenis.
Preuschen, Miszellen.
2. Heft:
Bugge, Das Gesetz und Christus nach der An-
schauung der ältesten Christengemeinde.
Kattenbuschy Der Märtyrertitel.
Soltau, Die Herkunft der Reden in der
Apostelgeschichte.
Corssen, Zur Chronologie des Irenaeus.
Vischer, Die Zahl 666 Apc 13, 18.
Miszellen :
Nestle, Eine lateinische Evangelienhand-
schrift des X. Jahrhunderts.
Linder, 0, Holtzmann und A". Goetz, Zur
Salbung Jesu in Bethanien.
Förster, Nochmals Jesu Gebiu-t in einer
Höhle.
Nestle, Zur Genealogie in Lukas 3.
Sulzbach, „Die Schlüssel des Himmelreichs".
3. Heft:
Deissmann, ^IXaonfiptoc iXaaTT)piov.
Strack, M.L.y Die Müllerinnung inAlexandrien.
Hauschildt, üpeaßuTepoi in Ägypten im
I . — 3. Jahrhundert n. Chr.
Rodenbusch, Die Komposition von Lukas 1 6.
Nestle, Neue Lesarten zu den Evangelien.
Miszellen :
Corssen, Zur Verständigung über Apok 1 3, 1 8.
Hoss, Zu den Reiseplänen des Apostels
Paulus in Kor. I und IL
Nestle, Ein Andreasbrief im N. T.
Nestle, Sykophantin im biblischen Griechisch.
Nestle, Der süße Geruch alä Erweis d. Geistes.
Die Zeitschrift erscheint jährHch in vier Heften in der Stärke
von je etwa 6 Bogen, die im Februar, Mai, August und November
ausgegeben werden. Die Jahrgänge I bis III können zum Preise von
je 10 Mark nachbezogen werden.
V*riagsbericht der J. Ricker' sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. i.
17
Bücher aus den letzten Jahren:
Das spätere Judentum als Vorstufe des Christentums
1900. von Prof. D. W. Baldensperger in Gießen. M. — .60.
Die Religion des Volkes Israel
bis zur Verbannung
von Prof. D. Karl Budde in Marburg.
Geh. M. 5.—. 1900. Geb. M. 6. — .
Der Kanon des Alten Testamentes*
Ein Abriß
1900. von Prof. D. Karl Budde in Marburg. M. 1.40.
Die Ebed- Jahwe-Lieder
und die Bedeutung des Knechtes Jahwe's (in Jes. 40 — 55)
1900. von Prof. D. Karl Budde in Marburg. M. 1.50.
Das Christentum als Religion des Fortschritts*
Zwei Abhandlungen:
„Das soziale Programm des Apostels Paulus" — »Die Inspiration der heiligen Schrift*.
1900. Von Dr. theol. Chr. A^ Bugge in Christiania. M. 1.40.
Einleitung in das Buch Jesaia.
Von Prof. D. T. K* Cheyne in Oxford.
Deutsche Übersetzung von Lic. Dr. Julius Böhmer.
Geh. M. 12.— . 1897. Geb. M. 13.50.
Das religiöse Leben der Juden
nach dem Exil
von Prof. D. T» K. Cheyne in Oxford.
Deutsche Übersetzung von Pfarrer H. Stocks.
Geh. M. 5 — . 1899. Geb. M. 6.20.
Niedergefahren zu den Toten*
Ein Beitrag zur Würdigung des Apostolikums
1900. von Prof. Lic. Dr. Carl Giemen in Bonn. M. 5. — .
18
Die sprachliche Erforschung der griechischen Bibel
ihr gegenwärtiger Stand und ihre Aufgaben
1898. von Prof. D. G* A« Deissmann in Heidelberg. M. —.80.
Zur Geschichte des Gottesdienstes
und der gottesdienstlichen Handlungen in Hessen
von Lic. theol. Wilhelm DiehU ^r. phil.
Geh. M. 5.-. 1899. Geb. M. 6.—.
Zur Geschichte der Konfirmation*
Beiträge aus der hessischen Kirchengeschichte
von Lic. theol. Wilhelm Diehl, Dr. phil.
Geh. M. 2.60. 1897. Geb. M. 3.50.
Die Bedeutung der beiden Definitorialordnungen
von 1628 und 1743
für die Geschichte des Darmstädter Definitoriums
1900. von Lic. theol. Wilhelm Diehl, Dr. phil. M. 1.60.
Eine jakobitische Einleitung in den Psalter
in Verbindung mit zwei Homilien aus dem großen Psalmenkommentar des Daniel von Sala^
zum ersten Male herausgegeben, Obersetzt und bearbeitet von
Pfarrer Lic. Dr. G. Diettrich in Berlin (früher London).
Groß-Oktav. 1901. M. 6.50.
Isö^dadh^s Stellung in der Auslegungsgeschichte
des Alten Testamentes an seinen Kommentaren zu Hosea, Joel, Jona, Sacharja 9 — 14
und einigen angehängten Psalmen veranschaulicht von
Pfarrer Lic. Dr. G» Diettrich in Berlin (früher London).
Groß-Oktav. 1902. M. 7.50.
Das Leben Jesu bei Paulus
1900. von Dr. Richard Drescher^ Pfarrer. M. 1.80.
Die Anschauungen Luthers vom Beruf*
Ein Beitrag zur Ethik Luthers
1900. von Prof. Lic. Karl Eger in Friedberg. M. 3.60.
Luthers Auslegung des Ahen Testaments
nach ihren Grundsätzen und ihrem Charakter untersucht an der Hand seiner Predigten
Ober das I. und 2. Buch Mose (1524 FF.)
1900. von Prof. Lic. Karl Eger in Friedberg. M. 1.40.
Vtrlrtgsbtricht der J. Ricker' ichen V'erlagibuchhaudlnng in dessen No. i. 19
Festgruss Bernhard Stade
zur Feier seiner 25 jährigen Wirksamkeit als Professor dargebracht
1900. von seinen Schülern. M. lo.«
Die Rechtslage des deutschen Protestantismus
1800 und 1900
1900. von Pfarrer Erich Foefstef in Frankfurt a. M. M. — .80.
Die Datierung der Psalmen Salomos
Ein Beitrag zur jüdischen Geschichte
1896. von Pfarrer W# Frankenbergt Lic theol. M. 3.20.
Schleiermachers Religionsbegriff und religiöse Stellung
zur Zeit der ersten Ausgabe der Reden (1799 — 1806).
1901. Von Lic. Emil Fuchs in Giessen. M. 2.-
Die Herrlichkeit Gottes.
Eine biblisch-theologische Untersuchung, ausgedehnt über
das Alte Testament, die Targume, Apokryphen, Apokalypsen und das Neue Testament
von Lic. theol. Aug. Ffciherrn von Gall, Dr. phil.
Groß-Oktav. 1900. M. 3.20.
Zusammensetzung und Herkunft der Bileamperikope
in Num. 22 — 24
1900. von Lic. theol. Atig* Ffciherrn von Gall, Dr. phil. M. 1.50.
Altisraelitische Kultstätten
von
1898. Lic. theol. Aug. Ffciherrn von Gall, Dr. phil. M.
Das Christentum Cyprians.
Eine historisch-kritische Untersuchung
1896. von Pfarrer Lic. K, G* Goetz, Priv.-Doz. in Basel. M. 3.60.
Der ästhetische Genuss
von
Prof. Dr. Karl Gfoos in Gießen.
Geh. M. 4;8o. 1902. Geb. M. 6. — .
20
Die religiösen und philosophischen
Grundanschauungen der Inder*
Aus den Sanskritquellen vom völkergeschichtl. Standpunkte des Christentums aus
dargestellt und beurteilt
1902. von Pfarrer Julius Happel in Heubach. M. 10.— .
Schriften von Adolf Harnack.
Martin Luther
in seiner Bedeutung ftir die Geschichte der Wissenschaft
3. Auflage. und der Bildung. M. — .60.
Sokrates und die alte Kirche«
1901. Rektoratsrede. M. —.50.
Die Aufgabe der theologischen Fakultäten
I. — 3. Auflage. und die allgemeine Religionsgeschichte. M. — .50.
Synopse der drei ersten kanonischen Evangelien
mit Parallelen aus dem Johannes-Evangelium
von Reinold Heineke*
Geh. M. 3.—. 3 Teile. Geb. M. 4.50.
Religionsgeschichtliche Vorträge
von Prof. D. Oscar Holtzmann in Gießen.
Geh. M. 3.—. 1902. Geb. M. 4— .
Das Messiasbewusstsein Jesu
und seine neueste Bestreitung
1902. von Prof. D. Oscar Holtzmann in Gießen. M. — .50.
Die jüdische Schriftgelehrsamkeit zur Zeit Jesu
von
1901. Prof D. Oscar Holtzmann in Gießen. M. — .70.
Luthers religiöses Interesse
an seiner Lehre von der Realpräsenz,
Eine historisch-dogmatische Studie
1900. von Oberlehrer Lic. Karl Jäger in Friedberg. M. 2. — ,
Verlagsbericht der % Ricker' sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. i. 21
Kultus- und Gcschichtsreligion
(Pelagianismus und Augustinismus).
Ein Beitrag zur religiösen Psychologie und Volkskunde
i90[. von Lic. Johannes Jüngst^ Pfarrer. M. 1.60.
Ausgewählte christliche Reden
von SÖren Kierkegaard*
Übersetzt von Julie von Reincke.
Geh. M. 3. — . Mit einem Bilde Kierkegaards und seines Vaters. Geb. M. ^.
Zwei ethisch-religiöse Abhandlungen
von
Sören Kierkegaard*
I. Darf ein Mensch sich für die Wahrheit töten lassen?
2. Über den Unterschied zwischen einem Genie und einem Apostel.
1901. Übersetzt von JuHe von Reincke. M. 1.60.
Joh* Fr* Herbart
Sein Leben und seine Philosophie
dargestellt von
Priv.-Doz. Dr. Walter Kinkel in Gießen.
Geh. M. 3.—. 1903. Geb. M. 4. — .
Die neuen Funde auf dem Gebiete der ältesten
Kirchengeschichte (J889— J898)
1898. von Prof. D. Gustav Krüger in Gießen. M. — .60.
Wilhelm von St* Thierry
ein Repräsentant der mittelalterlichen Frömmigkeit
1898. von Lic. Hermann Kutter. M. 4.50.
Clemens Alexandrinus und das neue Testament
1897. von Lic. Hermann Kutter. M. 3.60.
Untersuchungen zum Buch Amos
von
1901. D. Dr. Max Löhr, Prof. i. Breslau. M. 2.50.
22
Der deutsche Protestantismus
und die Heidenmission im J9. Jahrhundert
1896. von Prof. D.Karl Mirbt in Marburg. M. I.20.
Abendstunden,
Religiöse Betrachtungen
von Prof. Fr, G, Pcabody in Cambridge.
Deutsch vou E. Miilleuhoflf, mit einem Vorwort von Prof. D O. Baumgasten in Kiel.
Groß-Oktav. 1902. Geb. M. 2.50.
Antilegomena*
Die Reste der außerkanonischen Evangelien
und urchristlichen Überlieferungen
herausgegeben und übersetzt
1901. von Lic. Dr. Erwin Preuschen, M. 3.—.
Die apokryphen gnostischen Adamschriften
aus dem Armenischen übersetzt und untersucht
1900. von Lic. Dr. Erwin Prcuschcn, M. 2.50.
Palladius und Rufinus.
Ein Beitrag zur Quellenkunde des ältesten Mönchtums.
Texte und Untersuchungen
1897. von Lic. Dr. Erwin Prcuschcn, M. 12.— .
Religion und Moral
Streitsätze für Theologen
1898. von Priv.-Doz. D.Martin Rade in Marburg. M. — .00
Konnte Jesus irren?
1896. von Prof. Dr. Paul Schwartzkopff in Wernigerode. M. l. — .
Ausgewählte akademische Reden und Abhandlungen
von Prof. D. Bernhard Stade in Gießen.
Geh. M. 6.— . 1899. Geb. M. 7.25.
Die Entstehung des Volkes Israel
1899. von Prof. D. Bernhard Stade in Gießen. M. — .bo.
V^lagskericht der % Ricker^scktn Verlagslmchkandlung in dessen No. /. 1.^ .
The Composition and historical Valuc of Ezra-Nehemiah
1896.
1898.
1900.
by Dr. Charles C» Toffcy in New Haven.
Arnos und Hosea«
Ein Kapitel aus der Geschichte der israelitischen Religion
von Prof. Dr. J. J. P. Valcton jr. in Utrecht.
Deutsche Übersetzung von Fr. K. E c h t e r n a c h t.
Die Bildersprache Jesu
in ihrer Bedeutung für die Erforschung seines inneren Lebens
von Lic. Dr. Heinrich WcincI^ Priv.-Doz. in Bonn.
M. 2.40.
M. 3.60.
M. 1.20.
1900.
Die Idee des Reiches Gottes in der Theologie
von Prof. D. Johannes Weiss in Marburg.
Oktav. M. 3.—.
Die Flugschrift „Onus ecclesiae^^ (15 19)
mit einem Anhang über sozial- und kirchenpolitische Prophetien
1901. von Dr. phil. Heinrich Werner» M. 2.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
1 I
• 5
, 12
Hader, Turm- und Glockenbüchlein
Hauer, Der Apostolos der Syrer
HautnanUf Aufbau der Amosreden
Btidde, Das AT. und die Ausgrabungen.
2. Aufl 12
Bttffge, Die Haupt-Parabeln Jesu ... 5
Giemen, Paulus. Sein Leben und Wirken 1 2
Dihelius, Das Vaterunser 13
Dleih'ich, Die nestorianische Taufliturgie 1 3
— ■ Die neusten Angriffe 13
Dreu's, Die Predigt im 19. Jahrhundert 7
Eibach, Unser Volk und die Bibel . . 7
Gressmann, Musik und Musikinstrumente
im AT IC)
Uamaek, Ad., Reden und Aufsätze l
— Das Mönchtum, 6. Aufl. ... 13
— Augustins Konfessionen, 3. Aufl. 13
Hepding, Attis, seine Mythen und sein
Kult 10
Herzog, Der Begriff der Bekehrung . 8
Seite
fTaatrowjr,, M. Die Religion Babyloniens
und Assyriens. Deutsche Ausgabe 8
Kattenbiiach , Von Schleiermacher zu
Ritschi. 3. Aufl 14
Lidzbaraki, Ephemeris für semitische
Epigraphik. II. Band i . Heft ...14
Neliie, Mutter und Kind II
Nöldeke, Die kirchliche Beerdigung der
Selbstmörder 14
JPeabody, Jesus Christus und die soziale
Frage 15
Preuschen, Mönchtum und Sarapiskult.
2. Ausg 15
RüMf De mortuorum iudicio .... 10
Sticker, Gesundheit u. Erziehung. 2. Aufl. 1 5
Versuche und Vorarbeiten, religions-
geschichtliche 9
Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissen-
schafl 16
Zeitschrift f.d. neutestamentliche Wissen-
schaft 17
Verlagslitrtckt der J. Ricker^ sehen Verlagsbuchhandlung in dessen No. /.
24
Der anhängende Verlagsbericht
sei besonderer Beachtung empfohlen.
Der anhängende Verlagsbericht
sei besonderer Beachtung empfohlen.
I Lippert & Co. (G. Pätz'sche Buchdruckerei), Naumburg a. S.
P^B ur1s72i
— t-
3 2044 069 566 693